131 29
German Pages [423] Year 1960
HERMES ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE PHILOLOGIE
EINZELSCHRIFTEN ∙ HEFT 14
DIE QUELLEN DER ILIAS (TROISCHER SAGENKREIS) VON
WOLFGANG KULLMANN
FRANZ STEINER VERLAG GMBH ∙ WIESBADEN
1960
KULLMANN · DIE QUELLEN DER ILIAS
HERMES ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE PHILOLOGIE
EINZELSCHRIFTEN HERAUSGEGEBEN VON
KARL BÜCHNER · HERMANN GUNDERT
HERBERT NESSELHAUF
HEFT 14
DIE QUELLEN DER ILIAS (TROISCHER SAGENKREIS)
VON WOLFGANG KULLMANN
FRANZ STEINER VERLAG GMBH · WIESBADEN
1960
DIE
QUELLEN
DER
ILIAS
(TROISCHER SAGENKREIS) VON
WOLFGANG KULLMANN
FRANZ STEINER VERLAG GMBH · WIESBADEN
1960
Alle Rechte vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, einzelne Teile des Werkes auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie usw.) zu vervielfältigen © 1960 by Franz Steiner Verlag GmbH, Wiesbaden Gesamtherstellung: Buchdruckerei J. J. Augustin, Glückstadt, Holstein Als Habilitationsschrift auf Empfehlung der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Printed in Germany
VORWORT
Die vorliegende Arbeit, die im Sommer 1957 von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg als Habilitationsschrift angenommen wurde, berücksichtigt nur den troischen Sagenkreis. Die Behandlung der nichttroischen Sagen soll einer besonderen Darstellung vorbehalten bleiben. Diese Aufteilung ergab sich aus praktischen Erwägungen: Die Frage, in welchem Umfang die Ilias troische Sage voraussetzt, hängt sehr von der Beurteilung der kyklischen Epen ab, was für die Frage, wie weit auch nichttroische Sagen der Ilias vorausliegen, nicht gilt. Indem so der epische Kyklos in den Vordergrund tritt, ergänzt die Arbeit zugleich den ersten Teil der in Vorbereitung befindlichen Neuedition der „ , der die Fragmente der griechischen Epiker“ Fragmente des epischen Kyklos enthält. Die Darstellung des Verhältnisses der Ilias zudennichttroischen Sagen wird dann zudemzweiten Teil der Fragmentsammlung (u. a. Eumelos, Panyassis) in mancher Beziehung in einem ähnlichen Verhältnis stehen, wie die vorliegende Arbeit zu der Edition der Kyklosfragmente, wenn sich im einzelnen auch die Problematik verschiebt. Die Zitierweise der Epenexzerpte des Proklos ist in dieser Arbeit dieselbe wiein derAusgabe der Epikerfragmente. In vielem wird die vorgelegte Arbeit unzeitgemäß erscheinen, weil sie im wesentlichen auf der (sogenannten) ‚positivistischen‘ Einzelforschung des 19. undbeginnenden 20. Jahrhunderts aufbaut. Wenn eine solche Arbeitsweise nicht vermieden wurde, so sprach dabei die Ansicht mit, daß das Sehen von Strukturen und der Sinn für poetische Werte bereits eine solche Stärkung erfahren haben, daß es nun möglich (und sogar zweckmäßig) ist, die vielen reichen Einzelergebnisse derWissenschaft derälteren Generation unbekümmert wieder aufzugreifen und weiterzuführen und dadurch womöglich dasmehr intuitiv gewonnene neue Bild von der frühgriechischen Dichtung in einigen Punkten einer Nachprüfung entgegenzuführen. Es wurde dabei versucht, von apodiktischen Behauptungen allgemeineren Charakters möglichst Abstand zu nehmen undmehr den Wahrscheinlichkeitsgrad bestimmter Ansichten herauszuarbeiten. Aus Gründen der Raumersparnis wurde vielfach auf Gedankengänge und Argumente (selbst komplizierterer Natur), die zwar für den Gang der Untersuchung konstitutiv sind, aber schon früher in der Literatur geäußert wurden,
VI
Vorwort
lediglich in den Anmerkungen durch bloße Nennung der betreffenden Arbeiten verwiesen. Die Argumentation der vorliegenden Untersuchung ist also immer imZusammenhang mit derArgumentation derzitierten Literatur zuverstehen. Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor HERMANN GUNDERT, der durch viele sehr wertvolle Anregungen und kritische Hinweise die Arbeit in allen Teilen gefördert hat. Danken möchte ich außerdem Herrn Professor ROLAND HAMPE für einige wichtige archäologische Nachweise und Herrn Dr. HELLMUT FLASHAR fürseine eingehende Durchsicht desManuskripts. Während derDrucklegung half mir meine Frau. Herr DR.PETER SCHMIDT hat freundlicherweise eine Korrektur mitgelesen. Den Herausgebern der ‚Hermes-Einzelschriften‘ fühle ich mich für ihre Unterstützung sehr verpflichtet.
Freiburg i. Br.
WOLFGANG KULLMANN
INHALTSVERZEICHNIS V
Vorwort Inhaltsverzeichnis Abkürzungen Einleitung 1
VII
IX
Kapitel I: Thema der Arbeit und Problemgeschichte
1. Der zugrundegelegte Quellenbegriff 2. Überblick über die Anspielungen der Ilias auf Ereignisse der Ante-
4 4
homerica und Posthomerica 5 3. Kriterien für die Beurteilung der Anspielungen 18 4. Geschichte des Problems der kyklischen Epen 29 5. Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘ 6. Die Zitierweise der kyklischen Epen. Paragrapheneinteilung des Proklosexzerpts 50
11
Kapitel II: Prosopographie der Achaier in der Ilias 1. Kriterien für das Alter einer Sagengestalt
2. Das Problem des Schiffskatalogs 3. Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in der Ilias und in
Ante- und Posthomerica außerhalb der Ilias 4. Zur Analyse einiger in Abschnitt 3 benutzter später Autoren, die für die Rekonstruktion älterer Ante- und Posthomerica wichtig sind 5. Zusammenfassung der Ergebnisse des Abschnitts 3 6. Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in der Ilias undin Ante- und Posthomerica außerhalb der Ilias Freierkatalog des Apollodor und die Ilias Der 7. 8. Analyse der übrigen Freierkataloge 9. Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs 10. Zusammenfassung
Kapitel III: Prosopographie der Troer in der Ilias 1. Das Problem des Troerkatalogs
2. Versuch einer Analyse des Troerkatalogs
58 58 63 68 118 122
124 137 154 157 168 169 169 173
VIII
Inhaltsverzeichnis
3. Die Rolle einiger im Troerkatalog nicht erwähnter Troer in der Ilias 177 undin Posthomerica außerhalb der Ilias innerhalb und Astyanax und Andromache Hektor, von Rolle 4. Die außerhalb der Ilias
5. Zusammenfassung Kapitel IV: Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias 1. Die Teuthranische Expedition in den Kyprien 2. Hinweise auf dieerste Abfahrt vonAulis nach Teuthranien in der Ilias 3. Widerlegung möglicher Einwände
4. Zusammenfassung Kapitel V: Zur Struktur des epischen Kyklos 1. Beurteilung der Proklosexzerpte zu den Kyprien 2. Beziehungen zwischen dem Stoff der Kyprien und dem der Aithiopis und der Persisdichtungen 3. Die posthomerischen Epen 4. Zum Stil der kyklischen Epen 5. Die Unabhängigkeit des Strukturgefüges der kyklischen Epen von der Ilias
Kapitel VI: Die kyklischen Epen und die Ilias
182 188
189 189 162 200 202
204 204 212 215 221 225
1. Vorbemerkung
227 227
2. Antehomerica
227
3. Posthomerica
303
Kapitel VII: Schlußfolgerungen
1. Allgemeine Schlußfolgerungen 2. Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien 3. Bemerkung zur Historizität derHeldensage 4. Bemerkung zur Datierung der Ilias 5. Folgerungen für die Interpretation der Ilias Register 1. Autoren, Texte und Stellen; Konkordanzen
2. Namen 3. Wörter und Sachen
358 358 360 379 380 382
391 391 401 405
ABKÜRZUNGEN Die griechischen Texte werden im allgemeinen nach den Abkürzungen bei Liddell-Scott-Jones Greek-English Lexicon zitiert. Für die Sekundärliteratur gilt das Abkürzungsverzeichnis des Gnomon 29 1957 XIXf. Außerdem werden für die häufiger zitierten Arbeiten folgende Abkürzungen gebraucht: ALLEN
=
THOMAS
Oxford 1924 ALLEN Catalogue AMEIS-HENTZE =
W.
ALLEN Homer.
The Origins and the Transmission
= TH.W. ALLEN The Homeric Catalogue of Ships 1921 KARL FRIEDRICH AMEIS – CARL HENTZE – PAUL CAUER
Homers Ilias für den Schulgebrauch erklärt BASSETT = SAMUEL ELIOT BASSETT The Poetry of Homer (Sather Classical
Lectures 15) Berkeley 1938 BERGK = THEODOR BERGK Griechische Literaturgeschichte I 1872 BETHE = ERICH BETHE Homer Bd. II Leipzig-Berlin 11922 (21929) BETHE Theb. Heldenlieder = ERICH BETHE Thebanische Heldenlieder Leipzig 1891 BOWRA = CECIL MAURICE BOWRA Tradition and Design in the Iliad Oxford 1930 BOWRA Forerunners = SIR MAURICE BOWRA Homer and his Forerunners Edinburgh 1955 BOWRA Heroic Poetry = CECIL MAURICE BOWRA Heroic Poetry London 1952 BÜCHNER = KARL BÜCHNER Der Schicksalsgedanke bei Vergil Freiburg 1946
BURR =
VIKTOR
Klio Beih. 39 1944 Λ Ο Γ Ο Σ Α Τ Α Ν Κ Ω Ε BURRΝ
RHYS CARPENTER Folk Tale, Fiction and Saga in the Homeric Epics (Sather Classical Lectures 20) Berkeley 1946 CAUER = PAUL CAUER Grundfragen der Homerkritik Leipzig 31923 CHANTRAINE = PIERRE CHANTRAINE Grammaire homérique I Phonétique et morphologie Paris 21948
CARPENTER =
COMBALLACK
=
FREDERIC M. COMBALLACK Homer and Hector AJPh 65
1944 209ff. Unitarians and Originality = FREDERIC M. COMBALLACK Contemporary Unitarians and Homeric Originality AJPh 71 1950 337ff. DIRLMEIER = FRANZ DIRLMEIER Apollon, Gott und Erzieher des hellenischen Adels ARW 36 1939 277ff. COMBALLACK
X
Abkürzungen
DUCKWORTH =
GEORGE ECKEL DUCKWORTH Foreshadowing and Suspense in
the Epics of Homer, Apollonius, and Vergil Diss. Princeton 1933
I. II =
GEORG FINSLER Homer Leipzig I 31924, II 21918 FRIEDRICH FOCKE La nouvelle Clio 3 1951 335 ff. FORSDYKE = JOHN FORSDYKE Greece before Homer London 1956 FRÄNKEL = HERMANN FRÄNKEL Dichtung und Philosophie des frühen Grie-
FINSLER
FOCKE =
chentums (Philological Monographs publ. by the American Philological Association XIII) 1951 ED. FRAENKEL = EDUARD FRAENKEL Vergil und die Aithiopis Philologus 87 1932 242 ff. FRAZER = JAMES GEORGE FRAZER Apollodorus. The Library (Loeb Classical Library) I. II 1921 (1954) FRIEDLÄNDER = P. FRIEDLÄNDER Kritische Untersuchungen zur Geschichte der Heldensage RhM NF 69 1914 299ff. W. H. FRIEDRICH = WOLF-HARTMUT FRIEDRICH Verwundung und Tod in der Ilias (= Abh. Gött. Nr. 38) Göttingen 1956 GEFFCKEN = JOHANNES GEFFCKEN Timaios’ Geographie des Westens (= Philologische Untersuchungen H. 13) Berlin 1892 GOMME = A. W. GOMME The Greek Attitude to Poetry and History (Sather Classical Lectures 27) Berkeley 1954 GUNDERT = HERMANN GUNDERT Rez. von H. Fränkel Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums Gnomon 27 1955 465ff. GRUPPE = OTTO GRUPPE Griechische Mythologie und Religionsgeschichte I München 1906 (Handbuch der Altertumswissenschaft) HAMPE = ROLAND HAMPE Die homerische Welt im Lichte der neuen Ausgrabungen: Nestor in: REINHARD HERBIG Vermächtnis derantiken Kunst Heidelberg 1950 HARTMANN = ALBERT HARTMANN Untersuchungen über die Sagen vom Tod des Odysseus München 1917 HEINZE = RICHARD HEINZE Virgils epische Technik 3Leipzig 1915 (= 4Darmstadt 1957) HERTER = HANSHERTER Theseus der Ionier RhM NF 85 1936 177ff. 193ff. HEUBECK = ALFRED HEUBECK Studien zur Struktur der Ilias Gymnasium Fridericianum Festschrift zur Feier des 200-jährigen Bestehens desHum. Gymnasiums Erlangen Erlangen 1950 385ff. HEUBECK Odyssee-Dichter = ALFRED HEUBECK Der Odyssee-Dichter und die Ilias Erlangen 1954 HÖLSCHER = UVOHÖLSCHER Rez. von W. Schadewaldt Von Homers Welt und Werk Stuttgart 21951 Gnomon 27 1955 385ff. HOWALD = ERNST HOWALD Der Dichter der Ilias Erlenbach-Zürich 1946
Abkürzungen
XI
= OTTO IMMISCH Klaros. Forschungen über griechische Stiftungssagen Jahrbb. f. cl. Phil. Suppl. 17 Lpz. 1890 JACHMANN = GÜNTHER JACHMANN Homerische Einzellieder Symbola Coloniensia Josepho Kroll oblata Köln 1949 [JACHMANN Schiffskatalog = GÜNTHER JACHMANN Der homerische Schiffskatalog und die Ilias (= Wiss. Abh. d. Arbeitsgem. f. Forsch. d. Land. Nordrh.-Westf. Bd. 5) 1958] JACOBY = FELIX JACOBY Die Einschaltung des Schiffskatalogs in die Ilias
IMMISCH
SBBerl 1932 572ff. Researches (skrifter utg. av kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Lund) Lund 1949 KERÉNYI = K. KERÉNYI DieGeburt derHelena Mnemosyne 3. Serie 7 1939 164ff. (KULLMANN) Das Wirken der Götter in der Ilias = WOLFGANG KULLMANN Das Wirken der Götter in der Ilias (Schriften der Sektion für Altertumswissenschaft beiderDeutschen Akademie derWissenschaften 1)Berlin 1956 LEAF = WALTER LEAF Homer and History London 1915 LENDLE = OTTO LENDLE Die „Pandorasage“ bei Hesiod Würzburg 1957 (= Diss. Marburg 1953) LESKY = ALBIN LESKY Die Homerforschung in der Gegenwart Wien 1952 LESKY Peleus = ALBIN LESKY RE XIX 1937 271ff. s. v. Peleus [LESKY Literaturgeschichte = ALBIN LESKY Geschichte dergriechischen Literatur Bern 1957/58] LEUMANN = MANULEUMANN Homerische Wörter (= Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft H. 3) Basel 1950 LfgrE = Lexikon desfrühgriechischen Epos hrsg. vonSNELL-METTE-FLEISCHER Göttingen 1955ff. MACKAY = LOUIS ALEXANDER MACKAY The Wrath of Homer University of Toronto Press 1948 MALTEN = LUDOLF MALTEN Kyrene (Philologische Untersuchungen 20) 1911 MARG= WALTER MARGDas erste Lied des Demodokos Navicula Chiloniensis Festschrift für F. Jacoby Leiden 1956 16ff. MAZON = PAUL MAZON Introduction à l’Iliade Paris 1942 (Collection Budé) MERKELBACH = REINHOLD MERKELBACH Untersuchungen zur Odyssee (ZeteKAKRIDIS =
JOHANNES THEOPHIL KAKRIDIS Homeric
mata 2) München 1951 = HANS-JOACHIM METTE Der Pfeilschuß des Pandaros Halle 1951 E. MEYER = EDUARD MEYER Geschichte des Altertums Darmstadt II 31952, METTE
III
31954
MÜLDER = DIETRICH MÜLDER Die
Ilias und ihre Quellen 1910
MURRAY = GILBERT MURRAY The Rise of the Greek Epic Oxford 41934 (11907)
NIESE
=
BENEDICTUS NIESE
Der homerische Schiffskatalog als historische
Quelle betrachtet Kiel 1873
XII
Abkürzungen
NIESE Entwicklung
=
BENEDICTUS NIESE
Die Entwicklung der homerischen
Poesie Berlin 1882 NILSSON = MARTIN PERSSON NILSSON Homer and Mycenae London
1933 PESTALOZZI =
HEINRICH PESTALOZZI Die Achilleis als Quelle der
Ilias Erlen-
bach-Zürich 1945 POHLENZ
= MAXPOHLENZ Die griechische Tragödie Göttingen
21954
REINHARDT = KARL REINHARDT Von Werken und Formen Godesberg 1948
= CARLROBERT Die griechische Heldensage Berlin 41920 ff. Bild und Lied = CARL ROBERT Bild und Lied (Philologische Untersuchungen 5) Berlin 1881 ROBERT Homerische Becher = CARLROBERT Homerische Becher 50. Winckelmann-Programm Berlin 1890 1ff.
ROBERT
ROBERT
ROBERT Oidipus = CARL ROBERT Oidipus Berlin I. II 1915
RML = W. H. ROSCHER Ausführliches Lexikon zurgriechischen undrömischen Mythologie Leipzig 1884 ff. HERBERT JENNINGS ROSE Griechische Mythologie München 1955 (engl. Urfassung: A Handbook of Greek Mythology 11928,51953) ROTHE = CARLROTHE Die Ilias als Dichtung Paderborn 1910 ROSE =
RZACH
=
RZACH
SCHADEWALDT =
RE XI 1922 Sp. 2347ff. s. v. Kyklos WOLFGANG SCHADEWALDT Von Homers Welt
und Werk
Stuttgart 21951, [31959] SCHADEWALDT Iliasstudien = WOLFGANG SCHADEWALDT Iliasstudien (AbhLeipz 1938 43,6) Leipzig 1938 SCHADEWALDT Hektor = WOLFGANG SCHADEWALDT Hektor in der Ilias WSt 69 1956 5 ff. SCHEER = E. SCHEER Lycophronis Alexandra II 1908 (Scholia) SCHELIHA = RENATA V. SCHELIHA Patroklos. Gedanken über Homers Dichtung und Gestalten Basel 1943 W. SCHMID = WILHELM SCHMID Die Quelle des homerischen Schiffskatalogs Philologus 80 1925 67 ff. MAXSCHMIDT = MAXSCHMIDT Troika. Archäologische Beiträge zu den Epen des troischen Sagenkreises Diss. Göttingen 1917 SCHWABL =
HANS SCHWABL RE s. v. Weltschöpfung 1958
ED. SCHWARTZ = EDUARD SCHWARTZ Zur Entstehung der Ilias Schr. d. wiss.
Ges. z. Straßburg 1918 = JOHN W. SCOTT The Unity of Homer (Sather Classical Lectures 1) Berkeley 1921 SEECK = OTTOSEECK Die Quellen der Odyssee Berlin 1887 SEVERYNS = ALBERT SEVERYNS Homère III L’artiste Bruxelles 1948 (Collection Lebègue) SCOTT
Abkürzungen
XIII
SEVERYNS Cycle épique = ALBERT SEVERYNS Le Cycle épique dans l’école
d’Aristarque (Bibl. de la faculté de Philosophie et Lettres de l’université de Liége XL) Liége-Paris 1928 SHEWAN = ALEXANDER SHEWAN Homeric Essays Oxford 1935 SNELL = BRUNO SNELL Die Entdeckung des Geistes 3Göttingen 1955 SOLMSEN = FRIEDRICH SOLMSEN Hesiod and Aeschylus New York 1949 (Cornell Studies in Classical Philology 30) STRASBURGER = GISELA STRASBURGER Die kleinen Kämpfer in der Ilias Diss. Frankfurt 1954 THEILER = WILLY THEILER Die Dichter der Ilias Festschrift Ed. Tièche 1947
125ff. THEILER Festschrift Ida Kapp = WILLY THEILER Noch einmal die Dichter der Ilias Thesaurismata Festschrift Ida Kapp München 1954 TREU = MAXTREUVon Homer zur Lyrik (Zetemata 12) 1955 VALETON = MATHAEUS VALETON DeIliadis fontibus et compositione Leiden 1915 VALGIGLIO = ERNESTO VALGIGLIO Achille eroe implacabile Torino 1956 VAN DER VALK = MARCHINUS VAN DER VALK Ajax and Diomede in the Iliad Mnemosyne 4. Serie 5 1952 269ff. VON DER MÜHLL = PETER VON DER MÜHLL Kritisches Hypomnema zur Ilias (= Schweiz. Beitr. z. Altertumsw. H. 4) Basel 1952 VON DER MÜHLL Festschrift TSCHUDI = PETER VON DER MÜHLL Zur Frage, wie sich die Kyprien zur Odyssee verhalten Festschrift TSCHUDI Wies-
baden 1954 J. WACKERNAGEL Forschungen zur griechischen und lateinischen Grammatik IV 1916 WADE-GERY = H. T. WADE-GERY The Poet of the Iliad Cambridge 1952 WAGNER = RICHARD WAGNER Epitome Vaticana Leipzig 1891 [WEBSTER = T. B. L. WEBSTER From Mycenae to Homer London 1958] WELCKER = FRIEDRICH GOTTLIEB WELCKER Der epische Cyclus II 11849
WACKERNAGEL =
(21882)
= CEDRIC H. WHITMAN Homer and the Heroic Tradition Harvard UP 1958]
[WHITMAN
WILAMOWITZ = ULRICH V. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF Die
Ilias und Homer
Berlin 1916 WILAMOWITZ
Homerische Untersuchungen = ULRICH V. WILAMOWITZHomerische Untersuchungen (Philologische Untersu-
MOELLENDORFF
chungen
7) Berlin 1884
Isyllos = ULRICH V. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF Isyllos von Epidauros (Philologische Untersuchungen 9) 1896 WÜST = ERNST WÜSTDie Seelenwägung in Ägypten und Griechenland ARW
WILAMOWITZ
36 1939 162 ff.
XIV
Abkürzungen
a. a. O. = am
angegebenen Ort: bezieht sich auf die oben gegebene kürzungsliste, niemals auf ein vorangegangenes Zitat ebd. = ebenda: bezieht sich auf ein vorangegangenes Zitat
Ab-
am 1. 3. 1958 abgeschlossen. Seitdem erschienene Literatur konnte zum Teil noch in Korrekturzusätzen, die durch Das Manuskript
wurde endgültig
eckige Klammern gekennzeichnet sind, Berücksichtigung finden.
EINLEITUNG Schon im Jahre 1910 erschien aus der Feder von DIETRICH MÜLDER ein Buch . Wenn diese Arbeit auch im Die Ilias und ihre Quellen“ unter dem Titel „ Ganzen zu etwas seltsamen Ergebnissen undFolgerungen kommt, so hatte der streitlustige MÜLDER doch den heute sehr fruchtbar erscheinenden Gedanken, die Einheit der Ilias aus den Gesetzen ihrer poetischen Genesis abzuleiten. Er glaubte zeigen zu können, daß dieses Epos das Produkt einer rein poetischen Phantasie sei und unter Zuhilfenahme mannigfaltiger Motive anderer Sagenkreise entworfen wurde. Als erster hat MÜLDER klar erkannt, daß die Schaffung einer Dichtung wie der Ilias auch den Gesetzen einer spezifisch dichterischen Technik unterliegt, die (neben dem vorgegebenen Stoff, wie wir heute betonen müssen) vor allem vorgegebene Motive verarbeitet. Mit Recht wendet er sich (an einer anderen Stelle) gegen dieAnnahme: „alles, was in der Ilias berichtet wird, muß als Stoff bereits vor aller Dichtung existiert haben und verbreitet 1. Freilich fällt er gegenüber seinen Vorgängern in das andere gewesen sein“ ... Diese Ansicht von der Ilias als einem reinen Werke Extrem, wenn er sagt2: „ der Kunst schließt den Gedanken, der troische Krieg sei eine geschichtliche Tatsache, unbedingt aus. Sie schließt ferner den Gedanken aus, es habe vor ihr Lieder und Dichtungen gegeben, die den troischen Krieg oder Teile desselben . Gerade in der neuen Gestaltung vorgegebener Stoffe zum Gegenstand hatten“ besteht ja vornehmlich das künstlerische Schaffen. Im folgenden sollen deshalb zunächst gerade die ‚troischen‘ Quellen der Ilias behandelt werden. Aber wenn auch MÜLDER wegen vieler allzu gewagter Hypothesen heute keineswegs mehr uneingeschränkte Glaubwürdigkeit beanspruchen kann, so berühren sich seine methodischen Ansätze doch stark mit denen der modernen ‚Neoanalytiker‘, die unsere Ilias mit allen ihren Widersprüchen u. a. gerade durch Aufdeckung ihrer motivischen Vorbilder als eine Einheit zu begreifen suchen und zu denen sich auch der Verfasser dieser Arbeit unter gewissen Einschränkungen rechnet. Damit taucht die Frage auf, wie diese Arbeit sich zu dem Problem der Einheit der Ilias überhaupt stellt. Die Fronten stehen sich in dieser Frage mit unverminderter Heftigkeit gegenüber, und es könnte scheinen, als sei eine communis opinio niemals zu erreichen. Aber der Fortschritt der Forschung hat doch wenigstens eine gewisse Klarheit über die verschiedenen Standpunkte ge1 RE IX 1914 s.v. Ilias Sp. 1036. 2 ebd. Sp. 1002. 1 Hermes-Einzelschriften, Heft 14
2
Einleitung
bracht. Man kann heute sagen, in welcher Weise Analytiker und Unitarier weiterforschen müssen, um möglicherweise ihre Ansichten zu verifizieren. Besonders klar hat sich darüber H. GUNDERT in seiner Besprechung des Buches von HERMANN FRÄNKEL, Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums1, geäußert. Seine Worte zu Kap. 2a und2c dieses Buches seien wegen ihrer prinzipiellen Bedeutung hier ausgeschrieben2: Es ist ein glänzendes Bild der Voraussetzungen und Tendenzen, die die Geschichte des „ Epos bestimmen, ein Bild, vor dem sich jede Analyse zu bewähren hat und aus dem sich z. B. für die Position von SCHADEWALDT die Frage ergibt, wie weit die Neuerfindung eines Großepos nur auf Grund einer allgemeinen Motivtradition, ohne Vorstufen für dasselbe Thema, also die Gleichzeitigkeit von Erfindung und Fixierung, in einer noch lebendigen Epik überhaupt denkbar ist. Was jedoch bei F. völlig ausfällt, das ist die umgekehrte Frage, die seit SCHADEWALDTS Iliasstudien unausweichlich geworden ist: wie steht innerhalb der ‚fließenden‘ Epik die unverkennbar ‚bauende‘ Dichtweise der Ilias? Denn daß hier nicht eine Episode erzählt wird, sondern ein ‚Drama‘, dessen Grundplan fest ist, das scheint doch etwas Neues und Singuläres, was aus der Tradition der einfachen Episodenvariation herausspringt. Drängt eine solche Dichtung nicht aus sich selbst zum Großepos und zur Fixierung, und bedeutet das ein Erstarren und Erlahmen (30) oder vielmehr ein τέ λ ο ςder Epik? Liegt der Vorrang Homers vor dem Kyklos nicht doch eher in diesem poetischen Griff als darin, daß die andern beim Hineinstopfen der ‚besten Stücke‘zu spät kamen (32)?“3
Die vorliegende Arbeit will nicht versuchen, eine ‚Patentlösung‘in demeinen oder anderen Sinne anzubieten, sondern hofft vielmehr, von ihrer spezifischen Fragestellung aus, über die gleich noch zu reden sein wird, von beiden Seiten die Lösung des Problems voranzutreiben. Das bedeutet, daß die Einheit der Ilias, die der Verfasser an anderer Stelle zum Ausgangspunkt seiner Untersuchungen gemacht hat4, hier im allgemeinen nicht vorausgesetzt werden soll. Es ist nicht sinnvoll, die feste subjektive Meinung, die Ilias sei eine Einheit, wenn sie noch nicht beweisbar ist, in Untersuchungen zum Ausgangspunkt zu 1 Philological Monographs Published by the American Philological Association No. XIII New-York–Frankfurt 1951. 2 Gnomon 27 1955 469. 3 Ähnlich charakterisiert auch H. DILLER DLZ 76 1955 412 die Lage der Homerforschung. Er wendet sich gegen einen kritiklosen Vergleich mit der auf Schallplatten aufgenommenen südslawischen Epik, wie sie durch MILMAN PARRY bekannt wurde, und meint, die Entstehungsgeschichte der homerischen Epen in der uns vorliegenden Form habe sich in ihnen unmittelbar niedergeschlagen, und zwar nicht nur in Wandlungen ihres Stoffes, „ sondern auch in ihrer Form. Was wir vor uns haben, ist nicht nur eine individuelle Leistung innerhalb einer kollektiven Tradition, übergeführt aus dem Fluß mündlicher Überlieferung in die plötzliche Erstarrung schriftlicher Aufzeichnung, sondern der Niederschlag eines Prozesses, in dem das Prinzip der Schriftlichkeit gegenüber der mündlichen Überlieferung schrittweise an Boden gewinnt. Ob die Homer-Analyse den möglichen Komplikationen des Tatbestandes je auch nur annähernd gerecht werden kann, ist eine andere Frage.“ 4 Das Wirken der Götter in der Ilias Berlin 1956 (= Schriften der Sektion für Altertumswissenschaft bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Heft 1).
Einleitung
3
machen, in denen die Argumentation unabhängig von ihr geführt werden kann. Wenn dennoch von ‚dem Iliasdichter‘bzw. ‚Homer‘die Rede ist, so liegt dem nur ein hermeneutisches Prinzip zugrunde. Da nicht an jeder Stelle die Auseinandersetzung mit allen bestehenden und allen möglichen Homeranalysen erfolgen kann, wird der Einfachheit halber die Diktion ‚Homer‘, ‚Iliasdichter‘ usw. beibehalten. Bei größeren Stellensammlungen mag dann jeder Analytiker selbst prüfen, in welcher Weise er diese Stellen auf seine einzelnen Schichten aufteilen will. Nur in Ausnahmefällen wird von der Einheit der Ilias ausgegangen, wenn es sich darum handelt, einen bestimmten Sachverhalt zu behandeln, der sich sonst gänzlich der Darstellbarkeit entziehen würde1. In diesen Fällen wird ausdrücklich darauf hingewiesen. 1 Vgl. z. B. Kap. IV.
Kapitel I
THEMA DER ARBEIT UND PROBLEMGESCHICHTE
1. DER ZUGRUNDEGELEGTE QUELLENBEGRIFF ‚Quellen‘ sollen in dieser Arbeit alle vorhomerischen Dichtungen genannt werden, aus denen die Ilias – etwa im Sinne MÜLDERS – Motive entlehnt oder auf deren Inhalt sie anspielt. Dabei soll esgleichgültig sein, ob diese Dichtungen in mündlicher oder schriftlicher Form existierten, ob die Überlieferung ‚fließend‘ oder ‚fest‘war. Dieser Begriff der Quelle impliziert keine ‚Wertung‘ der Ilias; denn Übernahme von Motiven und Anspielungen auf den Stoff fremder Werke gibt es in jeder Art von Dichtung. Er unterscheidet sich darin von jenem Quellenbegriff, der häufig auf die Vorlagen unselbständiger Schriftsteller, die unter Umständen mehr oder weniger wörtlich ausgeschrieben wurden, angewendet wird. Von der Psychologie des Dichters her gesehen, kann die in dieser Arbeit gemeinte Quellenbenutzung sogar unbewußt bzw. durch bloße Assoziation zustandegekommen sein. Die Frage nach diesen ‚Quellen der Ilias‘ist geeignet, eine Überprüfung sowohl der unitarischen als auch der analytischen Positionen herbeizuführen. Insofern unter ‚Quellen‘ die Dichtungen verstanden werden, die der Ilias motivische Vorbilder geliefert haben, dient die Suche nach ihnen der Erfüllung der Forderung GUNDERTS an die Unitarier, zu zeigen, wie die Entstehung der Ilias rein aufgrund einer allgemeinen Motivtradition möglich ist1. Insofern mit ‚Quellen‘ aber dichterische Gestaltungen gemeint sind, auf deren Stoff die Ilias ‚anspielt‘, trägt ihr Aufweis dazu bei, die von GUNDERT gerügte Außerachtlassung desdramatischen Aufbaus der Ilias2 durch dieAnalytiker einer Kor1 Sollte sich zeigen, daß die übernommenen ‚Motive‘nur aus ursprünglichen Fassungen ‚unserer‘Ilias stammen, so würde das u. U. sogar zur Aufgabe des unitarischen Standpunkts zwingen. 2 Zum dramatischen Aufbau der Ilias vergleiche man vor allem Arist. Po. 1448b 35 ... ders. Po. 1459a 30: ν ε α τιϰ σ μ σ ε ιςδρα ίη ή ο ιμ ςἐπ ὰ ὶμ α ὰκ λ λ μ ὖἀ ό ιε ν ρο ὰ ὐ ο ςγ τ χὅ ρ ε ίπ α νϰ ο δ ὲτὸ η νπόλεμ μ , τῷ ς λ ο υ λ ςἄ ὺ το ὰ ρ α ίηὍ ςπ ο ... κα ρ ε ιο έσ ςἂ ν η νφ π ὶτα α μ εσ ύ ῃθ τ ς ο π τ ο ϰεὐσύν α ὶο ὐ ςκ α γ έ ία ρἂ νγ ὰ νμ ιπ σ ο α ιε ῆ ῖνὅ ν– λ λ ο ιχ ειρ ςἐπ ο ὶ τέλ α νκ ὴ ρ χ αἀ τ ν ἔ ο χ ῦ ,ν νδ ίᾳ ιλ έ ν ο ιϰ ντ μ ᾽ ο ῇπ γ ε λ π ε π τα αϰα τ ν ζο ιά ε τρ γ έ ε ιμ ε θ θ ῦ ο ς– ἢτῷμ ιὁμ α θ εσ λ ε νἔσ λ ε ἔμ ις λ ο λ ὶἄ α κ ῳ γ ό λ τα α νϰ ῶ ε νν ἷο ,ο ῖς ο λ λ ο νπ τῶ ὐ ιςϰ ο δίο εισ ια α νἐπ ὼ β τ η α λ ο π ρ ςἀ ρ ο έ έχ νμ ἕ
...,
Überblick über die Anspielungen der Ilias auf AH und PH
5
rektur entgegenzuführen. Denn der Nachweis chronologisch erzählender Quellen, auf die die Fülle der ‚Anspielungen‘der Ilias zubeziehen ist1, führt zwangsläufig zu der Frage, wiediese Quellen sich zu den Vorlagen, die die Iliasdichter nach Meinung der Analyse jeweils für ihr eigenes Thema hatten (also den ‚Uriliaden‘), verhalten. Mußmannicht damit rechnen, daß aus solchen Quellen auch Motive auf die jeweiligen Iliasdichtungen eingewirkt haben unddaß demnach die Entwicklung von der ‚Urilias‘zur heutigen Ilias nicht ausschließlich in der ungestörten Entfaltung der ursprünglichen Motivik (etwa des ‚AchillzornThemas‘) bestanden haben kann? Ist nicht überhaupt die Menge der Anspielungen der Ilias auf vorgegebene Quellen eine Folge der dramatischen Gestaltung einer einzelnen aus der Fülle der allgemeinen Überlieferung herausgehobenen (oder in sie hineinerfundenen) Episode?2 Alle diese Fragen sollen bei der folgenden Untersuchung im Auge behalten werden.
2. ÜBERBLICK ÜBER DIE ANSPIELUNGEN DER ILIAS AUF EREIGNISSE DER ANTEHOMERICA UND POSTHOMERICA
Da Motivuntersuchungen immer ein schwieriges Unterfangen sind, soll mit demzweiten Teil unseres Anliegens begonnen werden. Unsere Frage soll lauten: Welches Bild gewinnt man aus der Ilias vomganzen troischen Krieg, also von der Handlung, die sagenchronologisch den Ereignissen der Ilias voraufgeht bzw. ihr folgt? Wir wollen unszunächst mit einer einfachen Zusammenstellung begnügen und die Frage unerörtert lassen, inwieweit dieses Bild vom Iliasdichter selbst entworfen oder aber aufgrund epischer Überlieferung, die ihm vorlag, so gezeichnet wurde. ία ρ ὶμ νπρᾶ β ἐ π ε ισ ε ξ ιν ά ὴ ο ν μ νπ δίο ιςδια ε ιτ ο ὰπ σ α ίη λ ιν λ λ , vgl. ders. Po. 1451a 28f.: ... ἀ α δ . ὴ νἸλιά ὶτ μ α ντ ε νσυνέσ σ ια ε σ ε ίω τη σ , ὁμ ο ςδ νὈ δ ύ ν ὲϰ ὴ νλέγο ο ἵα In neuerer Zeit haben den dramatischen Aufbau der Ilias außer GUNDERT a. a. O. und SCHADEWALDT betont: P. MAZON Introduction à l’I liade 1942 254, J.TH. KAKRIDIS Ὁ ιϰ ρ η μ ς ε ἐρ ε υ ν ςAthen 1944 122, ders. Homeric Researches Lund 1949 91, RHYS CARPENTER Folk ε Tale, Fiction and Saga in the Homeric Epics (= Sather Classical Lectures 20) 1946 78ff., A. W. GOMME The Greek Attitude to Poetry and History (= Sather Classical Lectures 27) 1954 24. 1 Dieser Nachweis ist natürlich nur dann geglückt, wenn die Möglichkeit, daß die Anspielungen nur Erfindungen der jeweiligen Iliasdichter sind, ausgeschlossen ist. 2 Man muß bedenken, daß die Ilias nur sieben Tage innerhalb eines Zeitraums von wenigen Wochen schildert (Tag des Streits, erster Kampftag B-Η , zweiter Kampftag Θ -Ι, dritter Kampftag Λ -Σ , vierter Kampftag T-X, Tag der Bestattung des Patroklos, Tag der Leichenspiele unddes Bittgangs des Priamos) undan diesem kleinen Ausschnitt den ganzen Krieg transparent macht.
6
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
In der folgenden Aufstellung1 ist alles das, was nicht eindeutig, d. h. ohne Kombination mit anderen Iliasstellen oder außeriliadischen Stellen, auf Ereignisse der Antehomerica und Posthomerica2 zu beziehen ist, in Klammern gesetzt. ANTEHOMERICA
Zeusplan, die Heroen durch den troischen Krieg zu vernichten: Α 3 ff., (Μ 22f.).
Thetis wird von Zeus und Hera zur Heirat mit Peleus gezwungen: Σ85, Σ429ff., Ω 59ff.
An der Hochzeit nehmen alle Götter teil, Apollon spielt die Phorminx: Ω 62f. Die Teilnehmer an der Hochzeit bringen dem Peleus Hochzeitsgeschenke: (Ρ194ff.), Σ 866f.), (Ρ443f.), (Ψ 84f.: Rüstung; (Π 140 ff.): 276ff.): Pferde; (Π Lanze des Cheiron. (Die um die Helena freienden Achaier schließen mit Tyndareos) Verträge und Abmachungen und schwören Eide (den gewählten Bräutigam in der Verteidigung seiner Braut zeitlebens zu unterstützen): Β339ff. Paris lobt unter den Göttinnen, die zu ihm aufs Gehöft kommen, diejenige, die ihm schlimme Wollust zu verschaffen verspricht (Parisurteil): Ω 25ff. Cheiron unterrichtet Achill
830ff. in der Heilkunst: Λ
Peleus überläßt altgeworden seinem Sohn die Götterwaffen: Ρ196f. 1Eine Zusammenstellung dieser Art, so einfach sie auch ist, fehlte bislang. F. G.WELCKER Der epische Cyclus II 1849 notierte zwar in seinen Abschnitten ‚Vergleichung mit Homer‘ (112 ff. 188ff. 251ff. 283 ff.) auch viele der Stellen, aber nicht alle, und vor allem auch nicht übersichtlich genug, um eine genaue Information zu ermöglichen. A. SEVERYNS Homère III L’artiste Brüssel 1948 (Collection Lebègue) zeichnet zwar von manchen Abschnitten der Vorgeschichte ein sehr lebendiges Bild (Rapt et mobilisation 15ff., Du côté de chez Agamemnon 19 ff., Du côté de chez Priam 31 ff., La drôle de guerre 35 ff.), aber dieses Bild ist nicht frei von Hypothesen und Modernismen und sondert nicht das von der Vorgeschichte Erzählte von dem ethopoietischen Kolor der Ilias und dem ganz andersartigen Bild der Odyssee. Ein genaues Bild von Antehomerica und Posthomerica im Spiegel der Ilias kann daher auch diese Arbeit nicht liefern. Ausgelassen sind in unserer Aufstellung Ereignisse, die mit dem Gang der Handlung in keinem Zusammenhang stehen, also z. B. die Hochzeit Hektors mit Andromache Χ471ff. oder die Hochzeit zwischen Alkathoos, dem Sohn des Aisyetes, und Hippodameia, der ältesten Tochter des Anchises Ν 427 ff., vor allem aber bloße genealogische Angaben. Eine gleichartige Liste für alle anderen Sagenstoffe soll im zweiten Teil der Arbeit gegeben werden. 2 Unter Antehomerica (abgekürzt AH) und Posthomerica (abgekürzt PH) werden in dieser Arbeit nicht irgendwelche Dichtungen verstanden, sondern lediglich die Ereignisse, die sagenchronologisch der Ilias voraufgehen oder ihr folgen, wobei unberücksichtigt bleibt, ob sie vom Iliasdichter oder jemand anderem ‚erfunden‘oder dargestellt sind.
Überblick über die Anspielungen der Ilias auf AH und PH
7
Phereklos hat dem Paris die Schiffe gebaut, die den Troern Leid brachten (mit denen er die Helena geholt hat): Ε59ff.
Paris beachtete (bei seiner Abfahrt mit den Schiffen) die Weissagungen der Götter nicht (d.h. die Prophezeiungen des Helenos undder Kassandra?): Ε63 f.
Paris raubt Helena unter Mitnahme der Schätze und Zurücklassung ihres Kindes: (Β160ff. = 176ff.), (Β356 = 590), (Γ27 f.), Γ46 ff., (Γ69 ff. = 90ff.), 626 f., Χ114 ff., (Γ139 f.), Γ173ff., (Γ351 ff.), (Γ403 f.), (Η 362 ff., Ν 350 f.), Η Ω 765 f.
Auf der Insel Kranae genießt Paris Helenas Liebe: Γ443ff. Auf der Fahrt nach Troia mit Helena macht Paris in Sidon Station und bringt von dort sidonische Textilarbeiterinnen nach Troia: Ζ289ff. Helenas Brüder Kastor und Polydeukes sind während ihrer Abwesenheit gestorben (bei einer Auseinandersetzung mit den Apharetiden?): Γ236ff.
26ff. Hera sammelt zu Wagen das Heer gegen Priamos und seine Kinder: Δ Agamemnon sammelt Truppen:
Ι338.
Nestor und Odysseus sammeln ebenfalls im achaiischen Land das Volk gegen Troia: Λ 770.
Nestor und Odysseus kommen auf ihrer Reise zur Sammlung des achaiischen Heeres zu Peleus, der sie bewirtet und Achilleus, Patroklos und Phoinix* mit127 f., Ι252 ff., Ι438 ff., Λ765 ff. schicken will: Η Achill verspricht dem Menoitios (vor dem Aufbruch nach Troia), er werde den Patroklos nach der Eroberung Troias mit seinem Beuteanteil nach Opoeis
(zurück)führen:** Σ324 ff.
Thetis, die während der Jugend Achills bei Peleus geblieben ist, gibt ihrem Sohn eine Kiste mit Kleidung und Decken mit auf die Reise: Α 396, Π 221ff., Σ 439, (Τ 422). Euchenor, der Sohn des reichen Sehers Polyidos, hat die Wahl, entweder zu Hause an einer schleichenden Krankheit zu sterben oder vor Troia zu fallen. Um die Krankheit und zugleich die hohe Geldbuße für die Freistellung vom Wehrdienst zu vermeiden, folgt er den Achaiern: Ν 663ff. * Phoinix war vor dem Zorn seines Vaters geflohen, mit dessen Nebenfrau er sich auf Anstiften seiner Mutter eingelassen hat, und hatte bei Peleus Aufnahme gefunden, wo er sich der Erziehung des Achilleus widmete: Ι447ff. ** Patroklos war von seinem Vater Menoitios zu Peleus gebracht worden, weil er beim Astragalspiel versehentlich einen Spielkameraden getötet hatte: Ψ 85 ff.
8
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Der reiche Echepolos aus Korinth gibt Agamemnon die Stute Aithe, um vom 295 ff. Wehrdienst loszukommen: Ψ Kinyras vonZypern schickt Agamemnon einen Panzer als Geschenk, als er hört, daß die Achaier mit ihren Schiffen gegen Troia segeln wollen: Λ 19ff.
In Aulis kommen von überall her die achaiischen Schiffe mit ihren Führern zusammen:1 Α 158ff., Β303 f., (Β494 ff.), Σ57ff. Die Achaier versprechen, mit Agamemnon nach Troia zuziehen underst nach 266f. Eroberung der Stadt wieder heimzukehren: Β286ff., Δ Während sich die Schiffe in Aulis versammeln, deutet Kalchas das Sperlingswunder: Die Versteinerung der Schlange, die die Sperlingsmutter undihre acht Jungen verschlang, bedeutet, daß nach neun Jahren Krieg Troia im zehnten Jahr genommen wird: Β299ff. Schon vor dem Unglück, das die Achaier mit der Pest befällt, wurde man einmalabgeschlagen undmußte nach Hause zurückkehren (auf derteuthranischen Expedition?): Α 59f. Achill nimmt (auf der Rückfahrt von Teuthranien?) Skyros ein; dem Patroklos wird aus der Beute Iphis zugesprochen: Ι666ff. Achilleus zeugt auf Skyros den Neoptolemos:
Τ326f.
Kalchas zeigt durch seine Sehergabe den Schiffen der Achaier den Weg nach Ilion (indem er zur Opferung der Iphigenie rät, bei der zweiten Abfahrt von Aulis): Α 106ff.). 70ff., (Α
AmTage der (endgültigen, zweiten) Abfahrt von Aulis sendet Zeus ein günstiges Blitzzeichen: Β350ff. (Auf derÜberfahrt nach Troia) wird Tenedos von Achilleus zerstört. Dabei wird Hekamede demNestor für seine Leistung im Rat zugesprochen: Λ 624ff.
Auf Lemnos wird (bevor man Troia endgültig ansegelt) ein großes Gelage veranstaltet, bei demmanbezüglich desAusgangs desKampfes sehr zuversichtlich ist: Θ229 ff. Philoktet wird auf Lemnos zurückgelassen, weil er sich durch den Biß einer Wasserschlange eine (übel riechende) Wunde zugezogen hat: Β721ff.
(Der Priamide Polites beobachtet vomGrabhügel desAisyetes ausdieLandung
der Achaier: Β791ff.). 1 Die Einzelangaben des Schiffskatalogs sind hier nicht mitaufgezählt, um die Übersichtlichkeit nicht zu gefährden. Sie ergeben auch für den Handlungsfortgang nichts. Vgl. jedoch unten S. 69 ff.
Überblick über die Anspielungen der Ilias auf AH und PH
9
Als dieSchiffe derDanaer in der Troas landen, kommen Imbrios, ein Schwiegersohn des Priamos, aus Pedaios und Melanippos aus Perkote dem Priamos zu Hilfe. Sie wohnen bei Priamos und werden von ihm wie seine Kinder geehrt: Ν 171ff., Ο 547ff.
denWillen seines Vaters Lykaon kommt derTroerführer Pandaros nicht zu Wagen nach Troia, sondern, im Vertrauen auf seine Bogenschießkunst, zu Fuß: Ε197ff. Gegen
Bei der Landung der Achaier wird Protesilaos, als er als erster an Land sprang, von einem dardanischen Mann getötet: Β698ff. Odysseus und Menelaos kommen als Gesandte nach Troia und fordern in Reden die Rückgabe der Helena. Antenor hat diese Gesandtschaft miterlebt (und sich für die Rückgabe der Helena und gegen Antimachos für die Unverletzlichkeit der Gesandten eingesetzt?): Γ205ff.
Antimachos verhindert, von Paris bestochen, die Rückgabe der Helena und 123ff., Λ setzt sich für dieTötung desMenelaos ein: Λ 138ff.
(Im Heer herrscht Unzufriedenheit: Β72.) Der Priamide Troilos wird getötet: (Χ45), Ω 257.
Der Priamide Lykaon wird von Achilleus im väterlichen Weingarten überrascht, gefangengenommen und für einen silbernen Krater durch Patroklos nach Lemmos verkauft: Φ 34ff., Φ 54ff., (Χ45), Ψ 751ff.). 740ff., (Ω Andere Priamiden werden
von Achilleus nach Samos und Imbros verkauft:
102), (Χ (Φ 45), Ω 751. Achilleus überfällt vor der Einnahme von Lyrnessos den auf dem Ida Rinder 89ff., Υ weidenden Aineias, der nach Lyrnessos entkommen kann: Υ 187ff.
Die auf dem Ida Schafe weidenden Priamossöhne Isos und Antiphos werden 101ff. vonAchilleus gefangen undgegen Lösegeld freigelassen: Λ DerPriamide Mestor wird(beiderVerfolgung desAineias?) getötet: (Χ 257. 44f.), Ω Achilleus zerstört 12 Städte auf den Inseln und 11 in der Troas. Dabei macht er viele Beute an Frauen und Schätzen: (Α 123 ff.), (Β 226ff.), Ι323 ff., (Ι365ff.),
Σ339ff.
hat u. a. Lesbos genommen. Ausder Beute erhielt Agamemnon viele Frauen: Ι128ff. = 270 ff.
Achilleus
Achilleus
Ι664 f.
hat sich bei der Einnahme vonLesbos selbst dieDiomede genommen:
10
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Achilleus zerstört Lyrnessos, erbeutet viele Frauen, unter ihnen auch Briseis, tötet deren Mann undihre drei Brüder. Auch der Herrscher der Stadt, Mynes, (Mann der Briseis???), und sein Bruder Epistrophos werden getötet: Β688ff. 89ff., Υ188 ff. Τ59 f., Τ291ff., Υ
Aineias entkommt auch aus Lyrnessos: Achilleus zerstört auch Pedasos:
Υ 194.
Υ 92.
Achilleus nimmt Thebe underbeutet
u. a. die Chryseis, die Agamemnon erhält:
Α 366ff., Β690f.
Bei der Einnahme von Thebe tötet Achilleus den Herrscher der Stadt, Eetion, denVater derAndromache, undsieben Brüder der Andromache. Andromaches Mutter wird erbeutet, aber später freigekauft und stirbt zu Hause: (Ζ 394 ff.), Ζ414 ff., Ψ 828. Aus der Stadt des Eetion hat Achilleus dessen Phorminx als Beute mitgenommen: Ι186ff.
Aus der Stadt des Eetion stammt auch das Beutepferd Pedasos, das zum Gespann des Achilleus gehört: Π 152ff. Den Solos, der später als Preis ausgesetzt wird, warf Eetion, ehe ihn Achilleus tötete: Ψ 826ff. Hektor traut sich nur bis zum skaiischen Tor und zur Eiche heraus, weil er einen Kampf vermeiden will. Nur einmal stellt er sich Achilleus – der vor ihm sogar Angst hat –, entkommt aber nur mit Mühe: (Ε787 ff.), Η 111 ff., Ι353ff.
ZumSchutz der Stadt Troia sammelt Hektor (im weiteren Verlauf desKrieges?) zahlreiche Bundesgenossen, die die Troer durch Stellung von Geschenken und Proviant bei Laune halten müssen:1 (Β130 f.), (Β840 ff.), Ρ220 ff.
Die Lykier unter Glaukos und Sarpedon sind von besonders weit her gekommen: Ε477 ff. Der Antenoride Iphidamas, der bei seinem Großvater mütterlicherseits in Thrakien erzogen wird und mit dessen Tochter (also seiner leiblichen Tante) vermählt wird, geht gegen dessen Willen nach Troia, als er von den Achaiern hört. Seine 12 Schiffe läßt er in Perkote und begibt sich mit seinen Leuten zu Fuß in die Stadt: Λ 221ff. Othryoneus stößt jung aus Kabesos zu den Troern, als er Kunde vom Krieg hört, und beteiligt sich für die Zusicherung, die Kassandra zur Frau zu erhalten, am Krieg, mit demVersprechen, die Achaier zu vertreiben: Ν 363ff. 1 Die Einzeldaten, die sich für das Aufgebot der Bundesgenossen aus dem Troerkatalog gewinnen ließen, sind wiederum nicht mitaufgezählt. Vgl. o. S. 8 Anm. 1. Zum Troerkatalog vgl. u. S. 173 ff.
Kriterien für die Beurteilung der Anspielungen
11
POSTHOMERICA
Achilleus fällt durch Paris und Apollon am skaiischen Tor: Π 707ff., (Ρ406 ff.), (Σ 54ff.), Σ96, (Τ328ff.), Τ408ff., Υ 337, (Φ 80f., 110), Φ 277f., Χ358ff., Ψ Ω
85
f.,
Ω
131
f.
Die Achaier erinnern sich des in Lemnos zurückgelassenen Philoktet (ohne dessen Hilfe sie nach der Prophezeiung des gefangenen Helenos nicht Troia nehmen können, und holen ihn herbei): Β721ff. Troia wird durch die Pläne der Athene genommen (indem sie Epeios zum Bau des Hölzernen Pferdes inspiriert, durch das die Troer überlistet werden):
Ο 69ff. Aineias überlebt dieEinnahme der Stadt (indem er vorzeitig, durch das Schicksal des Laokoon gewarnt, aus der Stadt flieht): Υ 300ff.
Troia wird genommen: Β299 ff., (Β350ff.), (Δ163 ff.), (Ζ447ff.), Μ 10ff., Ο 69 ff., (Π 707 ff.), (Χ410 f.). Priamos und sein Geschlecht überleben den Fall Troias nicht: Υ 306.
3. KRITERIEN FÜR DIE BEURTEILUNG DER ANSPIELUNGEN Welche Beobachtungen lassen sich an der eben gegebenen Zusammenstellung ablesen? Zunächst die, daß diese Angaben erstaunlich detailliert gegeben werden. Es liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei allen diesen Einzelheiten nicht ausschließlich um die Erfindungen des Iliasdichters handeln kann. Aber ist es nicht vielleicht denkbar, daß es sich um sukzessive Erfindungen und Motivierungen einzelner Iliasdichter handelt? Könnte vielleicht von einem Urepos mit relativ geringen ‚Nachträgen‘ der Vorgeschichte über immer weitere Zudichtungen mit immer neuen Motivierungen desin der Ilias Geschilderten (und Anspielungen auf das Kommende) allmählich jenes Bild von den ‚Voraussetzungen‘ der Ilias entstanden sein, das im vorigen Abschnitt zusammengestellt ist? Auch diese Fragen müssen verneint werden1, wenn wir uns einmal die Situation eines Zuhörers dieses Epos klarmachen. Jemand, der noch nie Gedichte vom troischen Krieg gehört hat, merkt gar nicht, wenn er Α 1 mit dem Lesen oder Hören des Epos beginnt, um was es sich eigentlich handelt. Ein kurzer Blick auf unsere Stellen kann jeden belehren, daß die Angaben 1 Tatsächlich hat jedoch B. NIESE Die Entwicklung der homerischen Poesie Berlin 1882 26 ff. anhand einer kleinen, willkürlichen Auswahl von Stellen gewaltsam die extreme These durchzufechten versucht, das Bild von den Ereignissen außerhalb der Ilias sei das reine Produkt der dichterischen Phantasie des Dichters der Urilias bzw. seiner Fortsetzer.
12
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
über die Vorgeschichte, über die inhaltlichen Voraussetzungen, auf denen die Iliashandlung überhaupt aufgebaut ist, keineswegs ausschließlich oder auch nur vorwiegend in den ersten Iliasbüchern (etwa A–H) erfolgen. Auf das Parisurteil ist z. B. erst im letzten Buch des Epos deutlich angespielt. Viele Anspielungen‘ auf die Vorgeschichte sind zudem überhaupt nur begreifdieser ‚ lich, wenn wir das allgemeine Bild, das wir alle vom troischen Krieg haben, ständig dazudenken. Andere sind zwar nach genauer Interpretation verständlich, aber doch so abgekürzt erzählt, daß man unbedingt mit einem Vorwissen des Dichters und des Hörers um diese Dinge rechnen muß. Das Erstaunliche ist, daß man sich weder im Altertum noch in der Neuzeit genauer über diese an sich selbstverständliche Tatsache Rechenschaft gegeben hat. Von Jugend auf mit der antiken Mythologie vertraut, entgeht uns, daß wir ohne diese Kenntnis nicht hinreichend imstande wären, die Ilias zu verstehen. Der troische Krieg selbst und die Ursachen seines Zustandekommens werden z. B., umnur das Auffallendste zunennen, imA der Ilias überhaupt nicht exponiert. Auch für das Altertum galt Ähnliches wie für uns. Die Stoffe der Tragiker, die kyklischen Epen, Exzerpte aus ihnen, mythographische Handbücher usw. sorgten unbewußt dafür, die Ilias und ihre Voraussetzungen verständlich zu machen. So ist eben der Irrtum Aristarchs begreiflich, der meinte, es sei . Aber auch wenn Aristarch durch ιν ίζε ν η φ υσα ο ρ ή μ ξὉ νἐ ο möglich, Ὅ ρ η μ gekünstelte Erklärungen und Athetesen viele Anspielungen auf kyklischen Stoff weginterpretierte bzw. tilgte, ging er unbewußt bei seiner Interpretation dennoch von Voraussetzungen aus, die ihm letztlich nur durch die kyklischen Epen vermittelt sein konnten. Das, was für das naive Textverständnis gilt, gilt entsprechend und mit Einschränkungen sogar für die ‚höhere Homerkritik‘. Werke wie FINSLERS Homer I, BUCHHOLZ’ Realien, LÜBKERS Lexikon, The Oxford Classical Dictionary, ROBERTS Heldensage, ja dieRE undROSCHERS mythologisches Lexikon unterrichten zwar ständig über Voraussetzungen Homers, aber bei der Interpretation der Ilias wird allgemein zwischen dem Stoff, den sie voraussetzt, und dem Stoff, den sie selbst exponiert, nicht scharf unterschieden. Das soll aber hier geschehen. Es kann, wie gesagt, keinem Zweifel unterliegen, daß der Iliasdichter überhaupt Kenntnis vom troischen Krieg voraussetzt. Die vergleichende Epenforschung zeigt ebenfalls, wie stark epische Poesie in ihrem Stoffhorizont durch die Tradition bestimmt zu sein pflegt1. Es existieren gewöhnlich bestimmte Sagenkreise, innerhalb deren sich dann die Einzeldichtung entfalten kann. Auch von dieser Seite her erscheint es also sinnvoll, den von Homer vorausgesetzten Faktenkanon zu ermitteln. Nehmen wir an, wir hätten es vor Homer mit einer im Fluß befindlichen Epik zu tun, so ist doch mit einem solchen allgemeinen ‚Faktenkanon‘ zu rechnen, 1 Vgl. C. M. BOWRA Heroic Poetry London 1952 passim, bes. 368 ff. 443 ff.
Kriterien für die Beurteilung der Anspielungen
13
der von aller Dichtung schon vorausgesetzt wurde und auf den dann die einzelnen Sänger immer rekurrierten, wenn sie die Voraussetzungen der jeweils von ihnen besungenen Episode ihren Hörern verständlich machen wollten1. Aber auch wenn die epische Überlieferung schon ‚fest‘war, muß Homer einen Faktenkanon voraussetzen, der dann durch eine repräsentative Quelle gegeben war (oder mehrere Quellen). Die zweite Frage, die wir zu der oben gegebenen Zusammenstellung uns vorlegen müssen, ist die, ob wir irgendwelche aus der Ilias selbst abgeleitete Kriterien haben, ‚Homerisches‘ von ‚Vorausgesetztem‘ und Überkommenem unter diesen Fakten zu scheiden. Sind bestimmte dieser von uns gesammelten Geschichten so strukturiert, daß eine ad-hoc-Erfindung durch den Iliasdichter oder – mit einem anderen Wort – ein ‚Autoschediasma‘2 von vornherein einwandfrei ausgeschlossen werden kann? Diese Frage muß bejaht werden. Das wichtigste Kriterium ist der Anspielungscharakter einer Stelle. In allen den Fällen, wo eine Bemerkung über die Voraussetzungen des Dargestellten nicht voll verständlich ist und eine Extrapolation vorgenommen werden muß, etwa unter Zuhilfenahme von später überlieferten Mythen, rekurriert Homer auf denvonihmvorausgesetzten Faktenkanon bzw. auf irgendwelche dichterischen Quellen. Nun erklären sich manche dieser Stellen immerhin gegenseitig. Wenn Achill Σ 324ff., um ein Beispiel zu bringen, davon spricht, daß er seinerzeit dem Menoitios versprochen habe, seinen Sohn Patroklos nach Opoeis fortzubringen, so wird diese Rede, die für sich genommen sinnlos erscheinen kann, verständlich, wenn man die Worte des als εἴδω λ ο νdem Achilleus im Traum 85ff.), in denen er erzählt, daß ihn erscheinenden Patroklos hinzunimmt (Ψ sein Vater Menoitios einst an den Hof des Peleus gebracht habe, weil er als Kind einstmals einen Spielkameraden beim Astragalosspielen versehentlich getötet habe. Aber auch in diesen Fällen der sich ‚stückweis einander ergänzenden Berichte‘3 muß mit dem Zurückgreifen auf den vorhomerischen Faktenkanon bzw. eine vorhomerische Quelle gerechnet werden. Das ist bei Annahme der Einheit der Ilias in all den Fällen völlig klar, in denen die sich ‚stückweis ergänzenden Berichte‘ nicht die Form einer allmählichen Exposition haben;
1Vgl. SIR MAURICE BOWRA Homer and his Forerunners Edinburgh 1955 passim, bes. 39f. 2 Diesen antiken Begriff, der von Aristoteles in seiner Poetik für jede Art von improvisierter Dichtung gebraucht wird, verwendet vor allem P. VONDER MÜHLL Kritisches Hypomnema zur Ilias (Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft Heft 4) Basel 1952 im Sinne einer ad-hoc-Erfindung. 3 Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 26 mit Anm. 1, ebd. weitere Literatur (dazu noch SEVERYNS 50). Eine bewußte Technik, wie sie von manchen Unitariern angenommen wird, vermag ich allerdings in diesem Zusammenstimmen verschiedener Stellen nicht
zusehen.
14
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
unddassind sogut wiealle Fälle1. Es ist aber auch bei Annahme verschiedener Dichter meist sehr wahrscheinlich. Von vornherein gilt nämlich der Grundsatz, daß bei ‚Anspielungen‘ auf die Vorgeschichte die Benutzung einer ‚Originaldichtung‘ als Quelle näherliegt als ein Anknüpfen an frühere ‚Anspielungen‘, da eine ausführliche Erzählung, die sich innerhalb der Zeitebene des ganzen Gedichts bewegt, ein viel größeres Maß von Anschauung vermittelt als eine bloße Anspielung auf ein Faktum, das außerhalb derHandlung liegt, unddaher auch traditionsmächtiger ist. Nurdann, wenn die eine von zwei sich ergänzenden Stellen sich als primär erweist und für den Dichter der anderen bestimmte Gründe bestanden, die dort erzählte Geschichte in seinem Sinne weiterzuspinnen, kann die Annahme der Bezugnahme auf außeriliadische Erzählungen ausgeschlossen werden. Für den Fall, daß der Analytiker beide Stellen derselben ‚Schicht‘zuweist, gilt für ihn dieselbe Argumentation wie für die Unitarier. In dem genannten Fall des Patroklos ist die Annahme, daß dessen Lebensschicksal der Ilias schon überliefert war, auch deshalb zwingend, weil beim ersten Auftreten des Patroklos im A (in den ‚ältesten‘ Schichten der Analytiker) die Identität von Menoitiade und Patroklos schon vorausgesetzt ist2, ebenso wie das Freundschaftsverhältnis beider Helden, das in den im der Ilias erwähnten Ereignissen seine Wurzel haben muß. Aber wir werden Ψ auf die Frage des Patroklos noch zurückkommen. Eine weitere Frage ist, wie weit im einzelnen solche Anspielungen auf außeriliadische Voraussetzungen zurückgehen; denn es ist ja klar, daß wir manchmal auch mit einer teilweisen Modifikation bzw. Fortführung übernommener Geschichten zu rechnen haben, wo die Ilias das Übernommene in ihrem Sinne fortspinnt. In diesen Fällen spielt der Verknüpfungspunkt eine große Rolle, der die Iliashandlung mit dem Gegenstand der Anspielung verbindet. Dieser kann auch übernommen sein, braucht es aber nicht. Wenn zum 826ff. den Beispiel Achilleus bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos Ψ Solos aussetzt, den einst Eetion, der Herrscher von Thebe geschleudert hat, ehe ihn Achilleus bei der Einnahme der Stadt tötete, so ist anzunehmen, daß der Verknüpfungspunkt von Gegenwart und Vergangenheit, der Solos, vom Iliasdichter erfunden worden ist. Denn es ist unwahrscheinlich, daß eine vorgegebene Schilderung von der Eroberung einer Stadt die Erbeutung eines relativ unbedeutenden Gegenstandes, wie es ein Solos ist, beschrieben haben 1 Ich lasse die relativ unwahrscheinliche Möglichkeit einmal beiseite, daß durch Unachtsamkeit des Dichters die ‚Anspielung‘ auf ein von ihm selbst erfundenes, außerhalb der Iliashandlung liegendes Ereignis schlecht gelungen ist, wodurch der falsche Eindruck entstehen könnte, es handle sich um eine bekannte Sache. Gerade bei Erfindung außerhalb der Handlung liegender Fakten erwartet man Sorgfalt, auch dann, wenn man damit rechnet, daß derselbe Dichter einzelne Teile des Epos zu verschiedenen Zeiten abgefaßt hat. 2 Vgl. u. S. 44 f.
Kriterien für die Beurteilung der Anspielungen
15
wird. Umgekehrt besteht für den frühgriechischen Dichter ein gewisser Zwang, von jedem Werk der Techne, das er schildert, seinen Hörern auch etwas über die Herkunft oder Entstehung zu sagen. (Die Einnahme der Stadt selbst dagegen gehört bestimmt zu den Voraussetzungen der Ilias, wie sich aus anderen Gründen ergibt, wahrscheinlich auch der Tod des Eetion1.) Wenn dagegen Β721ff. bei der Beschreibung des Kontingents des Philoktet und dem Bericht von seiner Aussetzung in Lemnos gesagt wird, die Achaier würden sich gar bald seiner wieder erinnern, so ist der Verknüpfungspunkt der Zukunftsanspielung mit der Ilias, das Fehlen des Kontingentsführers und seine Aussetzung auf Lemnos, aus vielerlei Gründen nicht vom Iliasdichter erfunden, sondern mitüberkommen. Daraus folgt, daß auch das Verknüpfte, die Anspielung auf die späte Rückholung des Philoktet selbst, vorgegeben sein muß. In den Fällen nun, in denen der Verknüpfungspunkt eindeutig Erfindung des Iliasdichters ist, kann auch der Verweis auf das Außeriliadische, also das Vergangene oder Zukünftige, noch Erfindung des Iliasdichters sein2. Wir hätten es dann mit einer ‚Interpolation des Faktenkanons‘ durch den Iliasdichter zu tun, wenn man einmal diese Formulierung gebrauchen darf. In dem oben erwähnten Beispiel vom Solos des Eetion war das zwar nicht der Fall, unter anderem weil die Einnahme von Thebe, der Stadt des Eetion, durch Achilleus auch an anderen Iliasstellen erwähnt ist, es liegt aber doch anderswo durchaus im Bereich der Möglichkeit. Nehmen wir das Schicksal des Euchenor, das uns Ν 663ff. erzählt wird. Der Verknüpfungspunkt, der Tod des Euchenor, ist aus Gründen, die noch zu erörtern sein werden, Erfindung des Iliasdichters. Die Geschichte von der Voraussage seines Vaters, entweder würde er zu Hause an einer schleichenden Krankheit dahinsiechen oder vor Troia fallen, und von seinem Entschluß, das Letztere zu wählen, um wenigstens den Preis für die Freistellung vom Kriegsdienst zu sparen, könnte nun theoretisch entweder vom Iliasdichter selbst stammen oder von ihm übernommen sein. Die Entscheidung zugunsten der ersteren Möglichkeit ergibt sich aber aus derFunktion, die diese Geschichte im Rahmen der Iliashandlung hat. Sie dient dazu, die Tragik des Heldentums darzustellen und ordnet sich damit einem allgemeinen 1
Vgl.
u.
S.
287
ff.
2 Ein interessanter Fall außerhalb des troischen Sagenkreises ist die Rolle der Thetis bei 396 ff. die Rede ist. Durch die angebliche Hilfeder Verschwörung gegen Zeus, von der Α leistung der Thetis für Zeus ist die Ilias mit dem Mythos von der olympischen Revolte gegen Zeus verknüpft. Daß diese Hilfeleistung ad hoc erfunden ist, liegt bei dem in der Ilias geschilderten Vorhaben der Thetis, Zeus zur Unterstützung Achills zu bewegen, nahe und wird durch die Gleichsetzung des Zeushelfers Briareos mit einem Mann der Thetis (Aigaion) bestätigt. Daß aber auch der Teilnehmerkreis an der Revolte (wenn auch nicht die Revolte selbst) vom Iliasdichter stammt, kann durch Kombination mit Φ 444 und außeriliadischen Nachrichten einwandfrei erschlossen werden. Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 14ff.
16
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Thema der Ilias unter. Die (gewollte) Parallele zum Schicksal des Achilleus, der nach seinen Worten Ι410ff. ebenfalls vor eine Alternative gestellt wurde, macht das deutlich. Es besteht nur der Unterschied, daß die beiden Möglichkeiten des Achilleus positiver sind als die des Euchenor: Er hat ein langes und glückliches Leben zu Hause und ein ruhmvolles Ende vor Troia zur Wahl. Der ‚Funktionswert‘ (Funktion sowohl innerhalb der allgemeinen Thematik als auch im unmittelbaren Handlungsfortgang1) ist natürlich auch für die Frage der Originalität des Verknüpfungspunkts selbst entscheidend. Wenn etwa im Schiffskatalog erwähnt wird, daß das Kontingent des Philoktet verwaist ist, so hat das weder für den Handlungsfortgang noch für die Gesamtthematik der Ilias irgendeine Bedeutung. Daraus ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß dieser Sagenzug schon überkommen ist. Umgekehrt dient der Tod des Euchenor dem Handlungsfortgang, insofern er die Rache des Paris für den kurz zuvor durch Meriones getöteten Gastfreund des Paris, Harpalion, darstellt2, und als ‚Tod‘auch der allgemeinen Thematik der Androktasie, die in der Ilias eine große Rolle spielt und in ihr eine spezifisch homerische Färbung erhalten hat. Er hat also einen starken ‚Funktionswert‘, wasdafür spricht, daß die Geschichte im Iliaszusammenhang originell ist. Für denselben Fall, daß sowohl der Verknüpfungspunkt als auch die Anspielung auf Außeriliadisches selbst Erfindung des Iliasdichters sind, sei noch ein Beispiel beigebracht. ν ο νvor Trauer fortwirft, Χ470ff. ist geschildert, wie Andromache das ϰρήδεμ das ihr Aphrodite am Hochzeitstage geschenkt hatte. Der Verknüpfungspunkt, ν ο , ist fast sicher Erfindung des Iliasdichters: Das Fortwerfen des ν εμ δ ή das ϰρ νfügt sich gut in die geschilderte Klageszene ein. Die daran angeν ο εμ ή δ ϰ ρ knüpfte Geschichte: ‚Aphrodite schenkte es am Tage der Hochzeit mit Hektor im Hause ihres Vaters Eetion‘muß aber auch auf den Dichter der Ilias selbst zurückgeführt werden: Andromache ist keine so bekannte mythische Gestalt wieetwa Peleus, daß eine Göttin bei ihrer Hochzeit leibhaftig zugegen gewesen sein könnte, vielmehr dient das Motiv des ‚Göttergeschenks‘3 nur zur CharakGöttlichkeit‘der Liebe terisierung der ‚Göttlichkeit‘ dieser Hochzeit (und der ‚ zwischen beiden) und soll im Rahmen der Klageszene denGegensatz zwischen ‚einst‘ und ‚jetzt‘ aufzeigen. Der ‚götterferne‘ Tod Hektors wird durch die ‚götternahe‘ Hochzeit kontrastiert und damit die Polarität des Lebens überhaupt aufgewiesen. Das einzige, washier Voraussetzung sein könnte (aber nicht brauchte), wäre das Faktum der Hochzeit selbst. Da die Entscheidung hierüber von der Beurteilung der Gestalt der Andromache überhaupt abhängt, über die später zu reden sein wird, sei diese Frage hier beiseite gelassen. 1 Der Begriff ‚Funktion‘wird in dieser Arbeit also in einer umfassenderen Bedeutung gebraucht, als von GISELA STRASBURGER Die Kleinen Kämpfer in der Ilias Diss. Frankfurt 1954, wo der ‚Affektwert‘ einer Gestalt und ihrer Geschichte noch vom ‚Funktionswert‘ 2 Vgl. auch STRASBURGER 76. unterschieden wird. 3 Über dieses vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 58. 63.
Kriterien für die Beurteilung der Anspielungen
17
Aus den Beispielen ergibt sich, daß wir in der Tat schon aus der Art des Referats gewisse Aufschlüsse darüber gewinnen können, ob bestimmte Erwähnungen vor- oder nachhomerischer Ereignisse Erfindungen des Iliasdichters sind oder auf Quellenvoraussetzungen beruhen. Freilich werden wir in vielen Fällen über Wahrscheinlichkeiten nicht hinauskommen, in manchen Fällen uns sogar mit Möglichkeiten begnügen müssen. Aber auch das einmal festzustellen, ist m. E. für die Weiterbehandlung der Homerischen Frage ein großer Gewinn. Eins sei noch betont: Auch in den Fällen, wowir den Eindruck haben, es handle sich ausschließlich umfreie Erfindung durch den Iliasdichter, ist auch schon vom Iliasdichter ein allgemeiner Geschehenshorizont mitgedacht, der vor ihm in irgendeiner Form, die uns im einzelnen nicht mehr erkennbar sein mag, konkrete Gestalt gehabt haben muß. Unddamit kommen wirzueiner dritten Frage, die sich bei der Betrachtung des Bildes erhebt, das sich aus der Ilias von Ante- und Posthomerica ergibt. Deckt sichdieser allgemeine Geschehenshorizont nicht inetwamitdemInhalt der kyklischen Epen, die die Vorgeschichte zur Ilias in den Kyprien erzählten und die sagenchronologisch folgenden Ereignisse in Aithiopis und Iliupersis bzw. Kleiner Ilias behandelten? Undwenn, was schwerlich zu bestreiten sein wird, diese Frage bejaht werden muß, wieverhalten sich diese Epen zudenstofflichen Voraussetzungen der Ilias? Ist nicht die Annahme widersinnig, daß die kyklischen Epen ihren Stoff ausschließlich aus der Ilias übernommen haben, wenn die Ilias selbst die in Frage kommenden Fakten aus einer viel reicheren und ausführlicheren Tradition geschöpft hat? Soll man leugnen, daß die Tradition, auf der die Ilias aufbaut, auch unabhängig vonihr auf die kyklischen Epen fortgewirkt haben kann? Mit diesen Fragen wird das Problem der stofflichen Voraussetzungen Homers unversehens zu einem Problem der kyklischen Epen. Es wird darauf ankommen, einen möglichst umfassenden Vergleich zwischen ihnen und der Ilias durchzuführen. Daß dieses Vorgehen durchaus in der Linie der Forschung liegt, ergibt sich aus der Betrachtung der Geschichte des Problems der kyklischen Epen, die im folgenden in großen Zügen gegeben werden soll.
2
Hermes-Einzelschriften, Heft 14
18
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
4. GESCHICHTE DES PROBLEMS DER KYKLISCHEN EPEN Aristarch vertrat rigoros den Standpunkt, daß gut gleich alt sei und daß Homer deshalb am Anfang stehen müsse. Von dieser Prämisse her sind seine ganzen weiteren Schlußfolgerungen verständlich, die er in bezug auf das Verhältnis der Ilias zu den kyklischen Epen zog1. Um die Frühdatierung Homers nicht zu gefährden, glaubte er, wohl in Auseinandersetzung mit dem entgegengesetzten Bestreben des Zenodot, alle Stellen athetieren zu müssen, die innerhalb der Ilias auf die kyklischen Epen anzuspielen schienen, sofern sie nicht anders interpretiert werden konnten (wobei er allerdings auch vor den gewaltsamsten Interpretationen nicht zurückschreckte)2. Es sei also festgestellt, daß seine Datierung der Ilias und Odyssee vor die kyklischen Epen auf rein theoretischen Überlegungen beruht und keinerlei spezifisch historischen Wert hat, wenn man auch einem antiken Gelehrten wie ihm, schon darum weil er zeitlich Homer viel näher stand als wir, eine gewisse Urteilskraft bzw. Autorität zubilligen muß. Die Datierung Aristarchs ist in neuerer Zeit im wesentlichen kanonisch geworden durch dasbedeutende undauch heute noch maßgebende Werk über den epischen Kyklos von F. G. WELCKER: Der epische Cyclus I. II3. Methodisch macht WELCKER gegenüber dem Vorgehen Aristarchs bereits wichtige EinDie Troische Sage hat schon vor Homer schränkungen. Für ihn steht fest4: „ eine Entfaltung und innere Ausbildung, besonders auch eine so innige Verschmelzung mit anderen Sagenstoffen und zugleich eine so schöne Abrundung erfahren wie keine andere.“E r erkennt klar die Schwächen der aristarchischen Konzeption: „ So ließ man oft neben dem wirklich erst später Ausgesponnenen auch die Punkte, die ursprünglich oder vor Homer gegeben waren, mit denen der Inhalt seiner Poesie in organischer Verbindung stand, als seine Erfindungen 1 Vgl. A. SEVERYNS Le Cycle épique dans l’école d’Aristarque (Bibliothèque de la faculté de philosophie et lettres de l’université de Liége fasc. XL) Liége-Paris 1928. Die umfassende Arbeit stellt das Material vollständig zusammen. In dem Abschnitt ‚Deux principes d’exégèse‘ heißt es zusammenfassend (100): „Nous avons vu ainsi Aristarque appliquant deux des grands principes de son exégèse homérique: en premier lieu, séparer nettement εώ d’Homère les Ν τε ρ ο ιqui le plus souvent, n’en furent que des imitateurs maladroits; en second lieu, lutter contre une méthode représentée par Zénodote, qui explicait Homère par ρ ο ι ... Pour mieux faire ressortir la beauté d’Homère, il a combattu sans ménaτε εώ les Ν gement le Cycle épique ...“ 2Vgl. etwa die Athetesen von Γ144, Ω 23–30 (Parisurteil) durch Aristarch und die Fehlinterpretationen von Α 6 mit Α 5 führt, auch ab6, Α 59 und Ε59f. Die Verbindung von Α gesehen vom Sprachlichen, zu unhaltbaren Konsequenzen, wie Philologus 99 1955 169 ςdie Geschichte α γ ν τ θ έ χ α λ π ιμ λ α Anm. 3 gezeigt. Über Α 59, woaus falsch Verstandenem π von der teuthranischen Expedition entwickelt worden sein soll, s. u. S. 195. 3 erschienen Bonn I 11835 (21865), II 11849 (21882). Die Beurteilung des epischen Kyklos 4 WELCKER 17. vor WELCKER behandelt dieser selbst a. a. O. I2 392 ff.
Geschichte des Problems der kyklischen Epen
19
und gelegentlich hingeworfene Annahmen gelten. Ilias und Odyssee sollten die Keime fast aller Dichtungen des cyclischen Epos enthalten; ... Aber dieß waren meisthenteils nicht Keime, sondern die Spitzen ganzer Gewächse, die Aus untergegangen sind ...“1. So ist für WELCKER der Schluß unausbleiblich: „ Gehalt vieler der vorhomeTheil zum sich ergiebt den cyclischen Gedichten rischer Dichtungen, ebenbürtig denen worauf die Ilias und die Odyssee selbst 2. Diese Zweiteilung des Inhalts der kyklischen Epen in Themen, sich gründen“ die auf vorhomerische Dichtung zurückgehen, und solche, die aus den Andeutungen der Ilias herausgesponnen sind, beherrscht seit WELCKER in starkem Maße die Forschung bis auf den heutigen Tag. Sie erklärt sich aus einem Kompromiß zwischen den romantischen Anschauungen von der allmählichen Entwicklung der ‚Sage‘, die die Zeit WELCKERS beherrschten und Sagen grundsätzlich für ‚früh‘ hielten, und den durch die Scholien tradierten Ansichten Aristarchs, die der Ilias unbedingte Priorität einräumen und insofern auch wieder einem anderen (klassisch-)romantischen Ideal entgegenkommen, dem der Originalität desDichters. DieEntscheidung im Einzelfall überließ WELCKER mehr oder weniger seinem Stilgefühl: Der Zeusplan am Anfang der Kyprien war wohl aus Α 5 ‚herausgesponnen‘ (welcher Ausdruck seit WELCKER terminologisch geworden ist), das Parisurteil dagegen schon vorhomerisch. Im einzelnen war er der Meinung, die Kyprien seien mit Bezug auf die Ilias undals deren Einleitung gedichtet3, und die Aithiopis und Iliupersis hätten eine Einheit gebildet, die sich mit der Kleinen Ilias zum Teil überschnitt4. Eine neue Wendung erhielt die Frage durch die Homeranalyse. Indem diese mit einer allmählichen Entstehung der Ilias selbst rechnet, ist sie in der Lage, mit etwas größerer Unbefangenheit ihr Urteil über das Verhältnis kyklischer Stoffe zu einzelnen Stellen der Ilias abzugeben: Die kyklischen Themen sind für sie manchen (späten) Teilen der Ilias bekannt, manchen dagegen nicht. Schon von vornherein kann man sagen, daß die Objektivität der Analytiker in Fragen einzelner Beziehungen zwischen der Ilias und dem Kyklos etwas größer sein mußals im Durchschnitt die der Unitarier, weil sie immer die Möglichkeit haben, eine Iliasstelle, die Kenntnis der kyklischen Epen oder auch nur kyklischen Stoffes zeigt, für das Werk eines späten Dichters oder Bearbeiters zu erklären. Ihre Grundansicht ist nicht so unmittelbar von der Frage des Kyklos abhängig5 wie die ihrer Gegner, für die eins der schwersten Probleme darin besteht, ein Bild von den Vorgängern Homers zu entwerfen, das alles ‚Kyklische‘ unddeshalb für spät Geltende ausschließt. (Diese allgemeine Feststellung darf uns freilich nicht davon abhalten, im Einzelfall beider Argumentation ge1 ebd. 19. 2 ebd. 20. 3 ebd. 149. 4 ebd. 196 ff. 5 Freilich ist gerade auch die Ansicht, die die Analytiker im Ganzen von den Voraussetzungen der Ilias haben, sehr verschwommen, wie o. S. 4 f. ausgeführt, nur daß dieses Bild nie in Frage gestellt wurde.
20
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
nauestens zuuntersuchen). Umein Beispiel zugeben: Für BETHE und WILAMOeine Eindichtung in die Ilias, u. a. weil es die ‚Memnonis‘ WITZist das Buch Θ voraussetzt1. Auch für den Schiffskatalog rechnet letzterer mit Kenntnis der Kyprien, wasihmkeine Schwierigkeiten bereitet, weil für ihn auch der Katalog eine Einlage ist2. Von dem Analytiker BETHE stammt auch das bedeutendste Werk über den Kyklos selbst, das nach WELCKERS Arbeit erschienen ist; es ist Teil des zweiten Bandes seines ‚Homer‘3. Es ist auch nach WELCKER die einzige zusammenhängende Abhandlung über den Kyklos geblieben und macht das Werk WELCKERS keineswegs überflüssig. BETHE sah gegenüber WELCKER, daß starke Fäden die einzelnen kyklischen Epen miteinander verbinden und ging daher von der Annahme ab, daß Kyprien, Aithiopis + Iliupersis, Kleine Ilias jeweils selbständig waren undvon verschiedenen Verfassern stammten, und nahm für alle einen einzigen Dichter an, der unter Benutzung mannigfacher, z. T. vorhomerischer Einzeldichtungen eine einheitliche Komposition schuf, denKyklos, innerhalb dessen dann auch die Ilias in der Mitte ihren festen Platz finden konnte4. Es ist unbegreiflich, daß die Forschung sich mit diesem Gesamtbild BETHES gar nicht auseinandergesetzt hat, so sehr sie auch in den Einzelergebnissen und hinsichtlich der Fragmentsammlung seine Untersuchungen zur eigenen Grundlage machte, obwohl dieses Gesamtbild zu allem Einzelnen die unabdingbare Voraussetzung ist. Meistens wird nicht beachtet, daß WELCKERS These, die Kyprien seien vorwiegend mit Bezug auf die Ilias gedichtet, und BETHES Analyse des Kyklos, die demengen stofflichen Zusammenhang zwischen Kyprien und Aithiopis + Iliupersis (bzw. Kleine Ilias) gerecht zu werden versucht, sich gegenseitig ausschließen. Ergänzend ist zu BETHE zu sagen, daß er nur sehr partiell damit zu rechnen scheint, daß der Kyklos vorhomerische Sagen aufbewahrt hat. Das erklärt sich daraus, daß er ja auch die Ilias selbst als einen Kyklos betrachtet, der abschließend von einem großen Dichter redigiert ist5. Den Unterschied, daß die Ilias nur den dramatischen Bericht weniger Kampftage bringt, während alle übrigen Epen längere Zeiträume umfassen, berücksichtigt er nicht. In dieser Frage versuchte wenigstens EDUARD SCHWARTZ eine analytische Erklärung6. Er glaubte, es habe eine allmähliche 1 BETHE Homer I Berlin 1914 110 f., WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen (Philologische Untersuchungen Heft 7) Berlin 1884 372, ders. Die Ilias und Homer Berlin 1916 45f. 3 erschienen Berlin 1922. 2 Homerische Untersuchungen 374. 4 a. a. O. 207 ff. Nur für Nosten und Telegonie nahm auch BETHE andere Verfasser an (a. a. O. 212. 258 ff.). 5 Vgl. BETHE 286: „ ... So ist die Ilias gewissermaßen der erste Kyklos; will sie doch im Rahmen der Menis, wie ich gezeigt (Ι67), ein künstlerisches Bild vom ganzen Krieg geben. Aber sie regte den Drang zur Kyklosbildung nur noch mehr an. Die Ilias, der erste Kreis, wurde zum Kern, und umihn wurde der weitere gebildet, der ‚troische Kyklos‘.“ 6 Zur Entstehung der Ilias Schriften der wiss. Ges. z. Straßburg 1918.
Geschichte des Problems der kyklischen Epen
21
Historisierung der Epik stattgefunden, für die die Bereicherung desalten Zorn, das den historischen Horizont erweitere, Ε Δ gedichts durch das Kleinepos Γ ein Beispiel sei, unddie sich in denkyklischen Epen, die nunnochgrößere Zeiträume umfassen, fortsetze. Wie verhielten sich inzwischen die Unitarier zum epischen Kyklos? Sie blieben mit denverschiedensten Variationen im einzelnen etwa auf dem Standpunkt WELCKERS. Ohne sich um BETHES Nachweis der engen Beziehungen zwischen Kyprien undAithiopis, Kleiner Ilias, Iliupersis zu kümmern, sahen sie vielfach die Kyprien als eine ausschließlich auf die Ilias hin entworfene und dieser ‚vorgeschuhte‘Dichtung an1. Auch machte sich eine Tendenz bemerkbar, von den Analytikern gefundene nachkyklische Teile der Ilias wieder als vorkyklisch zu erweisen, um die Einheit der Ilias nicht zugefährden, da die These von der späten Abfassung des Kyklos inzwischen kanonische Geltung erlangt der Ilias hatte. SCHADEWALDT betrachtete in seinen ‚Iliasstudien‘das Buch Θ Obwohl Aithiopis. der Szene wieder als primär gegenüber der vergleichbaren diese These inzwischen von ihm widerrufen ist, seien seine Worte wegen ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung angeführt:
„ ...
Der Dichter der Aithiopis, der den Tod des Antilochos zu erzählen hatte, kann aufgegriffen und pathetisch geebensogut die vorübergehende Gefährdung Nestors im Θ steigert haben. Pathetisierung scheint auch sonst für das nachhomerische Epos bezeichnend
...“2
Das Parisurteil sieht er jedoch unter dem Einfluß REINHARDTS3 wieWELCKER als vorhomerisch an. Gelegentlich gingen dieUnitarier noch überdiese communis opinio hinaus in ihrer Leugnung der Priorität bestimmter kyklischer Stoffe. Der Grund mag neben ihrer Abwehrstellung gegen dieAnalytiker auch in derin der Zwischenkriegszeit vorherrschenden ästhetisierenden, kryptoromantischen Strömung in der Philologie liegen, der sie verhaftet sind unddie die besondere Originalität Homers herausstellen will4. Sie nähern sich damit immer mehr wieder Aristarch an, wobei allerdings ihre Ansichten über die Voraussetzungen Homers immer ungenauer werden. Einen bedeutsamen Versuch, ein (unitarisches) Bild von den VoraussetzungenHomers zuzeichnen, unternahm in neuerer Zeit A. SEVERYNS5. Leider geht er von der petitio principii aus, daß alles das, was Homer an kyklischen Sagen nicht erwähnt, nachhomerisch sein muß6. Auch er ist in dieser Hinsicht stark 1 Z. B. F. DORNSEIFF Homerphilologie Hermes 70 1935 243, SCHADEWALDT 176 Anm. 1.
2 (Abh. d. Sächs. Akad. d. Wiss.) Leipzig 1938 97 Anm. 2.
3 S. u. S. 28.
4 Die Gefährlichkeit dieses Strebens, in allem die Originalität Homers beweisen zu wollen, ist vor allem von F. M. COMBELLACK Contemporary Unitarians and Homeric Originality AJPh 71 1950 337ff. scharf herausgearbeitet worden. 5 S. o. S. 6 Anm. 1. 6 Auch COMBELLACK Unitarians and Originality 347 und A. LESKY Die Homerforschung in der Gegenwart Wien 1952 71 finden diese Ansicht problematisch.
22
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
von Aristarch beeinflußt, dem er selbst eine wichtige Studie gewidmet hat1 (wohl die beste, die es über Aristarch gibt). Er rechnet mit einer Fülle von Einzelliedern und Kleinepen vor Homer, die zum Teil natürlich schon kyklische Stoffe enthielten. Hinsichtlich der Reihenfolge der nachhomerischen, kyklischen Epen, die er wieder verschiedenen Verfassern zuweist, hält er die Kleine Ilias für früher als die Kyprien2. Damit erreicht er einen gewissen Kompromiß zwischen den Thesen WELCKERS und denen BETHES. Nach SEVERYNS hatte also der Kypriendichter außer der Ilias auch die Kleine Ilias vor Augen. Einen originellen Gedanken, der das entgegengesetzte Extrem zu SEVERYNS unddenübrigen Unitariern darstellt, vertrat einige Zeit früher TH. W. ALLEN3. Er rechnete mit einem ‚heroic chronicle‘ in Hexametern, das Homer und den Kyklikern vorlag und deren Gesamtstoff umfaßte. Inhaltlich liege es noch ziemlich rein bei Dictys vor. Dieser Gedanke ist aber einerseits überlieferungsgeschichtlich etwas phantastisch, zumindestens gar nicht begründet, zum andern erklärt er dengrundlegenden Unterschied zwischen Ilias und Kyklos auch nicht, daß nämlich die dargestellte Zeit in der Ilias episodenhaft kurz ist, im Kyklos dagegen 20 Jahre beträgt (die Nosten noch nicht mitgerechnet). Sollte die ‚historische Überlieferung‘, diedemHomer vorlag, in allen Einzelheiten, die Dictys überliefert, die episodenhaften Ereignisse der wenigen Tage, die die Ilias schildert, schon behandelt haben? Immerhin wird ALLENS Hypothese der engen Beziehung zwischen den ‚Voraussetzungen‘ der Ilias und dem Kyklos weitgehend gerecht. Gute allgemeine Gedanken zum Thema ‚sources of the Iliad‘finden sich bei G. MURRAY, der betont, daß mindestens große Teile des Sagenstoffes der kyklischen Epen vor der Ilias liegen4, undbei RENATA V. SCHELIHA, die in neuerer Zeit ähnliche Beobachtungen anstellte5. Als nachhomerische Erfindungen wertet die kyklischen Motive ohne Ausnahme wieder JOHN FORSDYKE in seinem kurzen Überblick über ‚Cyclic Characters‘6. Da er die homerischen Gedichte mit Herodot in die zweite Hälfte des 9. Jh. datiert, gewinnt er Spielraum für die von ihm vermutete Mythenschöpfung der kyklischen Dichter. In einigen eklatanten Fällen, in denen nicht geleugnet werden kann, daß die Ilias auf kyklischen Stoff anspielt, behilft er sich (mit Berufung auf Aristarch!) mit der Annahme von Interpolationen. Es bleibt noch übrig, ein Wort zu den neueren analytischen Arbeiten zu sagen, die im Gegenschlag gegen die Unitarier seit dem Erscheinen von SCHA1 S. o. S. 18 Anm. 1. 3 HOMER. The Origins
2 SEVERYNS 58.
and the Transmission Oxford 1924 130ff. 4 The Rise of the Greek Epic London 41934 (11907) 169 ff. 5 Patroklos. Gedanken über Homers Dichtung und Gestalten Basel 1943, bes. Kap. III Die Läuterung der älteren Sage durch Homer 79ff. 6 JOHN FORSDYKE Greece before Homer London 1956 110 ff.
Geschichte des Problems der kyklischen Epen
23
Iliasstudien entstanden sind. Auch sie machen sich, wie die ältere Generation der Analytiker, den rigorosen unitarischen Standpunkt, der gesamte Kyklos sei ausnahmslos nachhomerisch, nicht zu eigen, sondern führen das Verfahren fort, Teile des Kyklos irgendwie zwischen einzelne späte Schichten der Ilias einzuschieben, oder Verse der Ilias als Interpolationen aus kyklischen Epen zu betrachten. W. THEILER sagt ausdrücklich, daß „junge . Die Schichten die kyklischen Gedichte kennen“ z. B. wieder das Buch Θ 1, Verse Π 452–458. Π 666–683 dagegen erklärt er zum ‚Zusatz‘, weil sie ebenfalls ein Motiv der Aithiopis verwenden2. Auch Σ26f., 39–51 seien „Ersatzstücke aus der kyklischen Aithiopis“und die Verse Χ381–390 aus demselben Epos „interpoliert“3.Allerdings ist er zu der Annahme von Interpolationen erst unter dem Eindruck der modernen Neoanalyse gedrängt worden, auf die wir noch eingehen werden. Wir haben seine Ansicht vorangestellt, weil er im Grundsätzlichen noch völlig der Alten Analyse verhaftet ist. Was Homers stoffliche Voraussetzungen betrifft, auf die angespielt wird, so scheint er – wie lange vor ihm B. NIESE4 – damit zu rechnen, daß sie von Dichtern der Ilias erfunden wurden, nicht von Dichtern des troischen Krieges in seiner vollen zeitlichen Ausdehnung. Dasganze (oder doch fast dasganze) Bild vomtroischen Krieg, das wir uns aus Ilias und Odyssee bilden können, wäre demnach von Dichtern entworfen, die die Menis Achills besangen! Eine sehr merkwürdige Folgerung!5 Weiter ausgebaut ist das von THEILER sehr zurückhaltend geübte Verfahren, den kyklischen Stoff in Vor- undNachhomerisches aufzuteilen, von P. VONDER MÜHLL in seinem Kritischen Hypomnema zur Ilias6. VONDERMÜHLL kann, indem er mit zwei Dichtern rechnet, Homer (= A) und Iliasdichter (= B), mit größter Unbefangenheit kyklischen Stoff in der Ilias finden, da der Abschluß DEWALDTS
1 Die Dichter der Ilias Festschrift Tièche 126f. 156 Anm. 2. 2 a. a. O. 167 Anm. 76, ders. DLZ 1956 Sp. 349 Rez. von A. HEUBECK Der Odysseenur noch von „jüngeren Erweiterungen“die Dichter und die Ilias, wo bezüglich des Θ Rede ist (!). 3 Noch einmal die Dichter der Ilias Festschrift Ida Kapp München 1954 141 Anm. 47. 4 NIESE Entwicklung 46 f. 5 So sagt THEILER DLZ 1956 Sp. 349: „ Es ist nicht so, wie es sich H. vorstellt, daß ungeheuer stoffreiche Epen vom Ilionskrieg schon früher existiert haben. Natürlich gab es Vorversuche, am Anfang mündlich tradiert, aber das Großepos bildet sich von Stufe zu Stufe, und zwar geht der Erweiterungsprozeß der Ilias und der im Grundstock etwas jüngeren Odyssee weitgehend gleichzeitig vor sich, wie denn etwa K und Ω die damals noch freischwebende Telemachie benutzten. So ändert sich grundlegend die Vorstellung von der schöpferischen Imitation. Nicht gab es vor unserer Ilias die schon als Großepos zu bezeichnende Memnonis ...“D iesen Hypothesen sind die (verwandten) Anschauungen von ED. SCHWARTZ teilweise überlegen. SCHWARTZ setzt z. B. die Kleine Ilias (die in THEILERs Terminologie ein Großepos genannt werden müßte) vor ‚unsere‘ Ilias (a. a. O. 26. 35
Anm. 2).
6 a. a. O.
24
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
des Epos durch den Iliasdichter nach seiner Theorie erst in dieZeit um600 nach Attika fällt. Allerdings rechnet er nicht mit der Benutzung der fertigen kyklischen Gedichte durch seinen Dichter B, sondern nur mit der Heranziehung von ‚Präkyprien‘ und ‚Uraithiopis‘1, Dichtungen, die in den Kyprien und der eigentlichen Aithiopis aufgegangen seien. Er nähert sich somit etwas dem unitarischen Standpunkt in dieser Frage. Auf die Kompliziertheit seiner Theorien, die dadurch entsteht, daß er auch innerhalb des ‚Präkyklos‘, umeinmal diesen Ausdruck zu gebrauchen, zwei Schichten scheidet, die er teilweise denselben Dichtern wie die Ilias, nämlich A und B zuweist2, soll hier nicht ausführlich eingegangen werden. Sein theoretischer Standpunkt sei aber noch etwas erläutert. Er rechnet nur für seinen Dichter B mit einer Beeinflussung durch das, was wir Sage nennen, wobei er unter ‚Sage‘ den „Consensus bei 3 Dichtern und Hörern über den allgemeinen Verlauf des Troianischen Krieges“ versteht. Merkwürdig ist nun, wie er demgegenüber dieVoraussetzungen seines Dichters A charakterisiert:4 „Stoffe aus der Geschichte vom Troianischen Krieg, die außerhalb der Grenzen der Ilias liegen, waren längst imLied dichterisch behandelt. Dann aber wird auch Homer (= Dichter A) selber, neben anderen, älteren ‚Epikern‘an der epischen Gestaltung von Einzelstücken beteiligt gewesen sein: Achills Ende, Waffenstreit undAias’Selbstmord, Hölzernes Roß (θ 499 ff.) und Iliupersis; auch an andere Themen der Antehomerica (etwa Parisurteil und Raub der Helena, Troilos) und Posthomerica läßt sich denken. Zu diesen Stücken verhielten sich die ‚kyklischen‘ Epen vom Troiakrieg nicht anders als die Ilias Bs zu den Vorlagen A, auch in ihnen war Echthomerisches und Nicht- oder Nachhomerisches einbezogen und aufgereiht. Die kyklische ‚Iliupersis‘ wird nicht sehr weit über ein solches Einzelgedicht hinausgegangen sein.“
Worin unterscheiden sich nun, so muß man fragen, grundsätzlich die Voraussetzungen von A und B? ‚Grundsätzlich‘ offenbar überhaupt nicht. Auch quantitativ wohl nicht allzu stark, denn was bleibt nach Abzug dessen, was A schon kannte oder selbst dichtete, an wirklich konstitutivem kyklischen Stoff überhaupt noch übrig? Viel ist es gar nicht: vor allem wohl die teuthranische Expedition. Umso mehr überrascht es, wenn die meisten Stellen, an denen auf Einzelheiten kyklischer Themen angespielt wird, ‚B‘ zugeschrieben werden. Man wird dabei den Verdacht nicht los, daß diese Sagenstoffe für VONDER MÜHLL nur deswegen spät sind, weil sie in den ‚verdächtigen‘ Partien stehen, während wieder andere Partien verdächtig sind, weil sie diese Anspielungen enthalten. Auf einige unhaltbare Thesen von VONDERMÜHLL wird noch ausführlich eingegangen werden; es soll hier aber bei aller Kritik doch betont werden, daß VONDERMÜHLL – von den wenigen neoanalytischen Arbeiten abgesehen – noch amstärksten undumsichtigsten die Frage nach kyklischem Ein1 Präkyprien: a. a. O. 142. 200. 203 Anm. 3, Uraithiopis: a. a. O. 270. vgl. 196, ‚Vorlagen‘von Aithiopis und Kyprien: a. a. O. 361. 2 a. a. O. 5 Anm. 6. 3 a. a. O. 6. 4 a. a. O. 4 f.
Geschichte des Problems der kyklischen Epen
25
fluß bzw. nach dem Verhältnis vom Kyklos zu den Voraussetzungen Homers berücksichtigt hat, ja daß sogar seine Analyse weitgehend wegen der Umsicht, mit der er die Bekanntschaft der Ilias mit angeblich späten kyklischen Motiven herausstellte, so fragwürdig geworden ist. Ehe wir zur Behandlung des Neuansatzes in der Frage der Voraussetzungen Homers übergehen, der von der Neoanalyse gemacht wurde, seien noch einmal abschließend die Ergebnisse der Unitarier und Analytiker zu den von uns behandelten Fragen zusammengefaßt. Die Unitarier lehnen die Annahme, daß Teile der kyklischen Epen der Ilias schon bekannt gewesen seien, strikt ab. In denkyklischen Epen habe manesmit Pathetisierungen und Romantisierungen von Iliasmotiven zu tun1. Lediglich ein kleiner Teil des Stoffes der kyklischen Epen habe in völlig anderer Form auch dem Iliasdichter Homer vorgelegen. Die Analytiker rechnen im allgemeinen mit einer Benutzung der kyklischen Epen in den späten Schichten der Ilias, allerdings ebenfalls meist mit nur geringer Kenntnis kyklischen Stoffes in den Kernpartien des Epos. VONDER MÜHLL nimmt eine Mittelstellung ein, indem er für seinen Dichter B die Kenntnis der Vorformen der kyklischen Epen (nicht bloß der in ihnen enthaltenen Motive) annimmt, nicht aber die Kenntnis der kyklischen Epen selbst. Die Analytiker scheinen bei der Behandlung von Einzelfragen, etwa der Priorität eines Motivs, eine größere Unbefangenheit aufzuweisen als die Unitarier, während diese, indem sie diekyklischen Epen ganz rigoros später datieren undauch die Annahme von alten Motiven in den kyklischen Epen auf ein Minimum zu beschränken suchen, doch dergrundsätzlichen Andersartigkeit vonkyklischem, chronologisch erzähltem Stoff und der Dramatik der Iliashandlung mehr gerecht werden. Die Analytiker rechnen daneben vielfach damit, daß viele Geschichten von Ante- und Posthomerica in der Ilias junge Motivierungen anderer älterer Anspielungen in der Ilias sind, daß also die Tradition überAnteund Posthomerica der Iliastradition weitgehend immanent ist (auf die Fragwürdigkeit gerade dieses Gedankens ist oben schon hingewiesen worden), die Unitarier dagegen geben sich über das Ausmaß der Übereinstimmung der Anspielungen auf AH und PH in der Ilias mit den kyklischen Themen entweder gar nicht genügend Rechenschaft, oder lassen so gut wie alle Anspielungen Erfindungen des einen Genies Homer sein, die von den Kyklikern weiter ausgesponnen wurden, ohne sich überhaupt ein Bild von Homers stofflichen Voraussetzungen zu machen, d. h. ohne die Dichtungen Homers überhaupt literarhistorisch zusehen. Schematisch ließen sich die verschiedenen Standpunkte, stark vereinfacht, vielleicht etwa so wiedergeben:2 1 Vgl. u. S. 48. 2 Es kommt uns hier mehr auf das Grundsätzliche und Allgemeine, nicht auf die spezielle Meinung eines bestimmten Forschers an.
26
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Unitarier
(vgl. SCHADEWALDT)
Analytiker
(vgl. THEILER)
Mittlere These (etwa VON DER MÜHLL)
Die Frage der stofflichen Voraussetzungen Homers ist nun aber durch eine Reihe von Einzeluntersuchungen in ein helleres Licht gerückt worden, die sich durch den Terminus Neoanalyse auf einen Nenner bringen lassen. Die ihnen zugrunde liegende Methode, deren Zielsetzung von KAKRIDIS in seinem Homerbuch näher gekennzeichnet ist1, bemüht sich, die Probleme der Komposition und der Kompositionsfugen der Ilias durch den Nachweis von unmittelbaren Quellen Homers und der Übernahme von Motiven aus ihnen zu lösen, mit dem Nebenziel, dadurch auf indirektem Wege die Einheit der Ilias zu beweisen. Sie bedeutet natürlich faktisch eine Abkehr von der streng unitarischen Richtung, die jede Art von Fugen undUnebenheiten im homerischen Werk leugnete. Das Neue gegenüber dem Vorgehen von MÜLDER, das eingangs besprochen wurde, besteht darin, daß nun nicht nur nach Motiven aus anderen Sagenbereichen, wie Heraklesdichtung (oder auch Meleagerdichtung) gesucht wird, die in der 1 a. a. O. 7 ff.
Geschichte des Problems der kyklischen Epen
27
Ilias übernommen sein könnten, sondern auch nach Motiven, die aus der Sage vom troischen Krieg selbst in die Ilias gelangt sind. Angeregt sind diese Un, mit tersuchungen vielfach durch die Analytiker, die immer schon, etwa im Θ einem Einfluß kyklischer Epik gerechnet hatten. Damit wenden sie sich gegen das unitarische, seit Aristarch bestehende und von WELCKER gefestigte Dogma, daß diekyklischen Epen notwendig spät sein müßten, welches für dieAnalytiker allerdings nur deshalb nicht verbindlich war, weil für sie die Einheit der Ilias überhaupt nicht verbindlich war. Für ihren geheimen ‚Homer‘, ihre Urilias oder ist für ‚unverfälschte‘ Ilias, ließen auch sie das Dogma ja gelten: Das Buch Θ WILAMOWITZ wegen seiner kyklischen Elemente eben eine ‚Zudichtung‘ zu ‚Homer‘, der selbst Kyklisches nicht kannte. Allerdings hat ‚Homer‘in WILAMOWITZ’Augen auch nur an Älteres angedichtet, aber in großartiger Weise.
Die wichtigsten drei Arbeiten sind:
1. J. TH. KAKRIDIS Ὁ ιϰ ςAthen 1944, bzw. Homeric Researches ε ρ ν η μ ςἘρευ ε Lund 1949 (skrifter utg. av kungl. Hum. Vet. i Lund XLV)1. 2. H. PESTALOZZI Die Achilleis als Quelle der Ilias Erlenbach-Zürich 19452. 3. W. SCHADEWALDT Einblick in die Erfindung der Ilias. Ilias undMemnonis in: Von Homers Welt und Werk 21951 155ff.3.
In allen drei Arbeiten handelt es sich vor allem umdie Priorität der ‚Memnonis‘, des zweiten Teils der Aithiopis4. Sie wandeln damit in den Bahnen von O. GRUPPE, der in seiner Griechischen Mythologie und Religionsgeschichte Ι680 schon im Jahre 1906 die Priorität der gesamten Aithiopis behauptete, aber unbeachtet blieb5. KAKRIDIS knüpft an seine Spezialuntersuchungen noch einige wichtige allgemeine Bemerkungen über den epischen Kyklos. Er unterscheidet zwischen einem ‚dramatischen‘ Stil des Epos, und einem ‚chronographischen‘ Stil (Kyklos) und stellt die Frage, ob der dramatische Stil ohne ein Voraufgehen des chronographischen denkbar ist. Im Zusammenhang damit fordert er eine unvoreingenommene Untersuchung des Verhältnisses der Ilias zum epischen Kyklos. 1 Aus Prioritätsgründen ist besonders der Hinweis auf das 1944 geschriebene Buch in griechischer Sprache wichtig. Sonst soll hier aber der Bequemlichkeit halber nach der englischen Neubearbeitung zitiert werden (dazu LESKY 39f.). 2Dazu LESKY 38f. Vgl. auch die weiterführenden Arbeiten von E. HOWALD Der Dichter der Ilias Erlenbach-Zürich 1946, ders. MusHelv 8 1951 13 ff. Nicht entscheidet sich E. VALGIGLIO Achille eroe implacabile Torino 1956 85 Anm. 1. Positiv äußert sich H. 3 Dazu LESKY 52. J. METTE Der Pfeilschuß des Pandaros Halle 1951 11. 4 Daneben enthalten sie noch kleinere andere Beobachtungen, die hier übergangen werden können, weil sich die im folgenden unter 2–4 aufgeführten Arbeiten im Einzelnen mit ihnen auseinandersetzen. 5 Eine Ausnahme machte E. WÜST Die Seelenwägung in Ägypten und Griechenland ARW 36 1939 165; vgl. auch BETHE Homer III 32.
28
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Zudengenannten Untersuchungen kommen einige andere Arbeiten, die zwar – vorsichtigerweise – nicht die Priorität ganzer Teile der kyklischen Epen behaupten, die aber doch die Priorität ganzer Motivketten der kyklischen Epen aufzuweisen suchen, so daßdie Frage nach der Priorität dieser Epen (oder ihrer Vorformen) vor der Ilias ernstlich gestellt werden muß. Es handelt sich um folgende Untersuchungen: REINHARDT Das Parisurteil 1937, jetzt in: Von Werken und Formen Godesberg 1948 11ff. führt im Gefolge von WELCKER1, aber im Ganzen vielleicht etwas konsequenter, nochmals den Nachweis, daß die Ilias das Parisurteil nicht nur kennt, sondern in ihrer ganzen Komposition ständig voraussetzt (schon in Verbindung mit dem Raub der Helena). 2. A. HEUBECK Studien zur Struktur der Ilias in: Gymnasium Fridericianum
1. K.
Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestehens des Hum. Gymn. Erlangen Erlangen 1950 17ff. vertritt ebenfalls dieThese von demVorliegen eines Teils des Memnonstoffes (nicht der ‚Memnonis‘) bei Entstehung der Ilias2. DieProbe desAchaierheeres in der Ilias“MusHelv 12 3. In einem Aufsatz über „ 1955 253ff. versuchte ich selbst nachzuweisen, daß die Unstimmigkeiten des Buches B sich durch die Benutzung von Motiven einerseits der Kyprien, andererseits der Amazonia, also des ersten Teils der Aithiopis, bzw. deren Quellen (!) erklären lassen3. Ein vorhomerisches Motiv im Iliasproömium“legte 4. In einem Aufsatz über „ ή υ λ in der Ilias ςβο ιὸ ich dar, daß das aus den Kyprien bekannte Motiv der Δ vorausgesetzt ist undin Α 5 zitiert wird: Philologus 99 1955 167ff.4. Durch diese Untersuchungen scheint der von GUNDERT geforderte Nachweis zu einem Teil schon erfüllt zu werden, daß die Entstehung der Ilias aufgrund einer allgemeinen Motivtradition ohne Vorstufen desselben Stoffes möglich ist. Da aber alle diese Arbeiten keine vollständige Theorie über den epischen Kyklos enthalten, sondern ihn im Grunde auch nur wieder analysieren, wie man früher die Ilias analysierte, seien, bevor die Frage nach dem Kyklos als Ganzem gestellt wird, zunächst erst einmal alle Einwände gegen die einzelnen Argumente derNeoanalyse durchgesprochen, soweit sie bisher erhoben wurden. 1 WELCKER 113 ff.
2 Darüber hinaus macht er das Menis-Motiv in der Ilias von der Geschichte vom Streit zwischen Achill und Agamemnon auf Tenedos abhängig, das uns in den Kyprien entgegentritt (a. a. O. 33 f.). Vgl. zum Ganzen auch vom selben Verfasser Der Odyssee-Dichter und die Ilias Erlangen 1954 88 ff. (Kap. VIII Ilias-Odyssee-Kyklos). 3 Zustimmend J. TH. KAKRIDIS Ἑλ η ν λ ιϰ α95 1957 183. 4 Dazu vgl. Zur Δ ιὸ ςβο υ ήdes Iliasproömiums Philologus λ
100 1956 132 f. [Die These ist T. B. L. WEBSTER From
soeben aufgegriffen und noch weiter begründet worden von Mycenae to Homer London 1958 86. 180f.]
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
29
5. DIE WIDERLEGUNG DER EINWÄNDE GEGEN DIE ERGEBNISSE DER ‚NEOANALYSE‘ Die Einwände gegen die Arbeit von REINHARDT sind die geringsten. G. JACHaus sprachlichen MANNundA. SEVERYNS begnügen sich damit, die Verse im Ω Gründen undstilistischen Bedenken zu tilgen, ohne gleichzeitig damit leugnen zu wollen, daß die Geschichte vomParisurteil an undfür sich der Ilias bekannt war1. Dabei ist dasArgument von JACHMANN, daß die Feindschaft des Poseidon gegen Paris nicht motiviert sei, sondern nur die der beiden Göttinnen Hera und Athene, nicht durchschlagend; denn der Haß Poseidons gegen Troia ist mit seinem Haß gegen die Nachfahren des Königs Laomedon, der ihn bei seiner Fronarbeit am Bau der troischen Mauern schlecht behandelte, sehr gut bespeziell wegen desParis Troia hassen soll, hat gründet. Daß der Gott hier im Ω zwar keinen Anhaltspunkt in der Tradition, erklärt sich aber gut aus den allgemeinen Intentionen der Ilias heraus, die die Feindschaft der meisten Götter gegen Troia und die scheinbare Freundschaft des Zeus für die Troer herausstellt. Die leichte Ungenauigkeit ist also eine Anpassung der überkommenen Sage an dieThematik der Ilias und entspricht einer allgemeinen Tendenz dieses Epos, vorliegende Sagen mehr oder weniger gewaltsam ihrem eigenen Thema interpoliert sind anzugleichen. Für uns kann die Frage, ob einige Verse im Ω oder nicht, verhältnismäßig gleichgültig sein, wenn nur anerkannt wird, daß die Geschichte vom Parisurteil auf die Gesamtkomposition der Ilias einen großen Einfluß hatte, daß also „ohne Parisurteil keine Ilias“ 2 denkbar ist. Eben das ist allerdings von H. J. ROSE3, E. BICKEL4 und F. FOCKE5 bestritten worden. Leider bringen diese Gelehrten nur allgemeine stilistische Argumente vor. ROSE sieht in den besagten Versen eine Anspielung auf eine andere Sage, BICKEL meint, die Ilias sträube sich gegen die ‚ägyptisch-kretisch-mykenische Novellistik‘mehr als die Odyssee und diese mehr als der Kyklos. Folglich gäbe 1 G. JACHMANN Homerische Einzellieder Symbola Coloniensia Josepho Kroll oblata Köln 1949 16f. tilgt die Verse 28–30, SEVERYNS 84 Anm. 4 (mit Aristarch) 23–30. Cet épisode, qui primitivement n’a pas de rapport avec la Guerre de Troie, Letzterer sagt: „ 23–30. Mais il y était condamné par Aristarque pour mille est pourtant mentionné en Ω bonnes raisons. Là où nous ne pouvons suivre le grand critique, c’est quand il déclaire la légende postérieure à Homère. L’omission d’ Homère n’est pas ignorance; introduire l’allusion dans son poème était une faute de goût, imputable à un épigone.“Vgl. auch dens. Cycle épique 262 ff. Gegen Athetesen aus sprachlichen Gründen gut schon R. PEPPMÜLLER Commentar des vierundzwanzigsten Buches der Ilias Bln 1876 z. St. 2 Formulierung von REINHARDT 32.
3 De loco Homerico male intellecto Humanitas III 1951 (Coimbra) 281ff., ders. Griechische Mythologie 1955 101 f. (engl. Urfassung: A Handbook of Greek Mythology 11928, 4 Homer. Die Lösung der homerischen Frage Bonn 1949 57. 122 (Anm. 42). 51953). 5 Zum I der Ilias Hermes 82 1954 273 f.
30
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Die Motive der es auch eine Ilias ohne Parisurteil. FOCKE wiederum sagt: „ Achilleusdichtung sind denn auch von einer Großheit des Entwurfs und der , macht Durchführung, daß darin für private Verärgerungen kaum Platz war“ es sei denn, man wollte allerdings dann die entscheidende Einschränkung: „ ‚ ovellistische‘Element völlig aufannehmen, daß iliadische Katalysatoren das n gelöst hätten“ . Sicherlich ist in der Ilias alles Novellistische weit zurückgedrängt, wenn man überhaupt mit einem solchen Element vorhomerischer Poesie zu rechnen hat. Aber die entscheidende Tatsache, daß das Zeusdekret am Anund seine Aufhebung am Anfang des Buches T überhaupt fang des Buches Θ nur verständlich wird, wenn ein ganz bestimmter, im Persönlichen wurzelnder Haß derbeiden befreundeten Göttinnen Hera undAthene wesentlich dasMovens des ganzen gegen Troia sich wendenden Verhängnisses ist, der nur einmal zeitweilig vonZeusgestoppt werden muß, damit Achill durch einen troischen Erfolg indirekt Genugtuung erhält, ist von BICKEL und FOCKE überhaupt nicht gewürdigt worden. Gäbe es das Parisurteil nicht, wäre gar nicht zu verstehen, warum der Dichter sich die Durchführung seines Themas durch die Annahme eines persönlichen Hasses der beiden Göttinnen gegen Troia so sehr erschwert haben sollte. Die Vermutung FOCKES, hier klängen alte ‚Kultkonkurrenzen‘1 an, ist gewißlich noch fernerliegend als die Annahme des Einwirkens ‚novellistischer‘Elemente auf die Ilias. Gegen die ‚Memnonishypothese‘ (KAKRIDIS, PESTALOZZI, HEUBECK, SCHADEWALDT) sind bisher die zahlreichsten Angriffe vorgetragen worden, und es wird notwendig sein, sie der Reihe nach durchzusprechen2. a) Der erste Einwand richtet sich gegen die Heraushebung der ‚Memnonis’ aus der Aithiopis, bzw. der Masse der kyklischen Epen3. Wenn die ‚Memnonis’ vorhomerisch ist, warum sind es die anderen Teile des Kyklos, vor allem die Amazonia, nicht? Kann ferner die Aithiopis überhaupt scharf vom Streit des Odysseus und Aias um dieWaffen desAchilleus getrennt werden? Diese Argumente sind m. E. vollauf berechtigt4. In der Tat sind bis jetzt für eine Sonderstellung der Memnonis noch keine Beweise erbracht worden. Auch dann, wenn man die Memnonis zwar für nachhomerisch, ihren Inhalt aber für vorhomerisch hält, müßten äußere Indizien diese These rechtfertigen. Allerdings handelt es sich bei diesen Überlegungen nicht unbedingt um einen ‚Einwand‘, sondern
1 ebd. 274. 2 Im wesentlichen erfolgt die Auseinandersetzung mit U. HÖLSCHER (Rez. von SCHADEWALDT Von Homers Welt und Werk 2. Aufl.) Gnomon 27 1955 391 ff., dessen besonderes Verdienst es ist, die Diskussion auf die entscheidenden Detailfragen zurückgeführt zu haben.
3 PESTALOZZI 5 f., SCHADEWALDT 156 f. FOCKE Homerisches.
4 Sie wurden vorgebracht von F.
HÖLSCHER a. a. O. 391 f.
La nouvelle Clio 3 1951 335ff.,
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
31
eher umweiterführende Fragen, die dieeinzelnen Argumente derMemnonisthese nicht notwendig entkräften müssen. Wir werden im Verlaufe dieser Arbeit noch ausführlich auf das Problem zurückkommen. b) Ein weiterer Einwand richtet sich gegen die von der Alten Analyse übernommene Annahme der Neoanalytiker, daß die Schilderung der Rettung 80 ff. aus der Memnonis das Motiv des Opfertodes Nestors durch Diomedes Θ des Antilochos verwende und abbiege1. FOCKES Bedenken treffen nicht den Kern der Argumentation und widersprechen sich. Zunächst hielt er eine klare Entscheidung über die Priorität nicht für möglich2, um in seiner neueren 467ff. undω 76ff. die Ilias voneiner Arbeit aufgrund seiner Beurteilung von λ „Vorstufe zum Epos des Milesiers“abhängig sein zu lassen3 (wenn ich seine teilweise widersprüchlichen Ausführungen richtig verstehe). Eine solche Modifikation (wie die letztere) ist aber für die Gesamtthese der Neoanalytiker veres fragt hältnismäßig irrelevant4. Über FOCKE hinaus geht HÖLSCHER. Er sagt: „ Motiventwertung‘ sich doch sehr, ob mandiese Andersartigkeit (sc. der Ilias) als ‚ verstehen muß. Dann wäre wohl auch Odysseus’ Verprügelung des Thersites 5 Mit dieser eine Motiventwertung gegen Achills Totschlag in der Amazonie?“ ‚rhetorischen‘ Frage, auf die eine verneinende Antwort wie selbstverständlich erwartet wird, wird aber kein Argument gegen die Neoanalytiker (und die Anhänger der Alten Analyse) beigebracht, sondern nur die Frage aus dem Konkreten ins Grundsätzliche abgebogen, über das dann das individuelle Stilgefühl des Forschers zur Entscheidung aufgerufen wird. Das bedeutet aber leider bei der gewaltigen Divergenz, die in Stilfragen unter den Homerforschern besteht, daß wir auf dieser Basis niemals zu einer allgemeinverbindlichen, objektiven Lösung kommen können, unbeschadet der möglichen Richtigkeit des subjektiven Stilempfindens. Speziell zu Thersites ist m. E. tatsächlich sehr ernsthaft zu prüfen, ob nicht die Ilias gegenüber der Aithiopis sekundär ist (darüber s. u.). Die Frage der größeren Stimmigkeit des Rettungsmotivs bzw. der konsequenteren Durchführung, auf die die Neoanalytiker ihre Beweisführung hauptsächlich stützten, wird leider von den Gegnern nicht untersucht. Daß das Motiv auch in der Ilias einen ‚Sinn‘ hat, ist etwas, was die Neoanalyse gewiß nicht bestreiten wird, im Gegenteil, eine neue Sinnintention ist überhaupt die Bedingung der Möglichkeit einer Motivübernahme. Aber es fragt sich eben, wo das Motiv einen ‚einfacheren‘ Sinn hat. Schon von der Psychologie des Dichters her gesehen bliebe die Kompliziertheit der Durchführung des Motivs in der Ilias ohne Erklärung. Welche Funktion hat in der Ilias die 1 PESTALOZZI 9 ff., SCHADEWALDT 163, vgl. METTE 11, JACHMANN 3 Anm. 4,
[CEDRIC
H. WHITMAN Homer and the Heroic Tradition Harvard UP 1958 166]. 2 a. a. O. 340 oben. 3 Hermes 82 1954 267. 269 Anm. 1. 4 Auch HEUBECK 26 f. rechnet nur mit der Vorlage der Motive, [WHITMAN denkt an 5 a. a. O. 392. gemeinsame Quellen von Aithiopis und Ilias].
32
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Aufforderung des Diomedes an Odysseus, bei der Rettung Nestors zu helfen, da doch Diomedes im folgenden die Rettung allein zuwege bringt? Mankönnte vielleicht sagen, sie diene derHerausarbeitung dercharakterlichen Verschiedenheit der beiden Helden. Aber das kann höchstens eine Teilfunktion sein bzw. eine sekundäre Funktion, denn der ganze Handlungsverlauf, innerhalb dessen diese Szene steht, hat mit demMotiv des Charaktergegensatzes zwischen Diomedes und Odysseus nicht das geringste zu tun. Aber wie, wenn eine solche Aufforderung zur Unterstützung in der Quelle Homers von Antilochos an irgendeinen anderen Achaier ergangen wäre, der sie ignoriert hätte? Dann würde sie funktionell voll ‚belastet‘ sein, wie ich einmal sagen möchte; denn sie diente dann dazu, die Notwendigkeit des Todes des Antilochos begreiflich zu machen: Erst da ihm niemand hilft, reift in ihm der Entschluß, sich für den Vater zu opfern1. Fragen des dichterischen Werts werden durch solche Erwägungen natürlich überhaupt nicht berührt. Aber der Nachweis eines nicht durchgeführten Motivs bzw. Teilmotivs, des Hauptkriteriums zur Entscheidung der Priorität in Motivfragen2, wäre damit geliefert3. Die ‚Unstimmigkeit‘ desMotivs in der Ilias bleibt dabei völlig außerhalb desdichterisch Relevanten, eine Möglichkeit, die HÖLSCHER nicht einkalkuliert hat4. c) Das zweite der sieben Motive, die SCHADEWALDT zur Stützung der Memnonisthese heranzieht, ist das der Kerostasie5. Gegen die Priorität dieses Motivs im Sagenzusammenhang der Aithiopis wird eingewandt, daß die Waage eher in die Hand des Zeus gehöre (so in der Ilias) als in die des Hermes (so in der Aithiopis)6. Dieser Einwand scheint mir aber nicht schlüssig zu sein. Nur dann, wenn es besondere in der Handlung der Aithiopis liegende Gründe gäbe, die eine Übertragung der Funktion von Zeus auf Hermes hätten notwendig machen können, wäre der Schluß möglich. Vielmehr scheint der umgekehrte Gedanke die größere Wahrscheinlichkeit zu besitzen. Wenn mannämlich nach der Herkunft des Motivs der Kerostasie fragt7, wird man zunächst auf das
1 Zu dieser Vermutung stimmt gut, daß der die Aithiopis benutzende Pindar P. 6,37 f. ὐ ο τ ῦμέν ω ν ). das Ausharren des Antilochos besonders betont (α 2 Über die größere oder geringere ‚Richtigkeit‘von Motivelementen als Merkmal für die Feststellung von Prioritäten vgl. auch W. SCHADEWALDT Hermes 80 1952 66 Anm. 1. 3 Ein ähnlicher weiterer Nachweis wird unten S. 314 f. gegeben werden. 4 a. a. O. 394. Auch die weitere Interpretation der Iliasszene kann von dem ‚Quellennachweis‘ unberührt bleiben. Die schnelle Bewegungsführung etwa ist ja im großen und ganzen der ϰ ό λ ο ςμ ά ηangemessen. (Allerdings taucht auch dabei die Frage auf, ob nicht χ das Rufen des Nestor in der Aithiopis gegenüber dem abgeblaßten ε ε ρὀ σ ἰμ η ὴἂ ὺνό ξ primär sein muß).
5 PESTALOZZI 12, SCHADEWALDT 164.
6 So HÖLSCHER 392. Vgl. FOCKE 340: „Hermes also eine sinnleere Hilfsfigur“. 7 Die Einwände von FOCKE 340 gegen PESTALOZZI 11, der meinte, daß die Kerostasie nicht Volksglauben, sondern Erfindung eines großen Dichters sei, sind natürlich sehr berechtigt.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
33
ägyptische Totengericht verwiesen1; und wer spannt dort die Waage? Keinesfalls Osiris, der dort meist der oberste Gerichtsherr ist. Wie uns das Totenbuch und bildliche Darstellungen lehren, wägt vielmehr der Totengott Anubis das Herz des Toten gegen die Wahrheit ab, die durch eine Straußenfeder (die Hieroglyphe für das Wort Wahrheit) symbolisiert wird. Osiris (und der Tote selbst) schaut nur zu, die Atef-Krone auf dem Haupt und Zepter und Geißel in der Hand. Vor allem ist bei der Wägung noch Thot anwesend, der als Leiter der Wägung den Wiegezettel ausstellt. Selbst wenn die ägyptische Darstellung gar nichts mit der griechischen Kerostasie zu tun hätte, widerlegt sie doch die ... Ohnehin wird ein Gerichtsherr, der auf Behauptung FOCKES, der sagt: „ Rechtssymbolik noch etwas gibt, die Betätigung der Schicksalswage nicht dem Diener überlassen“2. Es ist zwar richtig, daß Hermes nicht von vornherein für eine solche Wägung zuständig war. Aber einmal vorausgesetzt, daß ein ägyptisches Motiv ins Griechische umzusetzen war3, eignet sich der Psychopompos nicht ganz gut dazu, die Rolle des ägyptischen ‚Psychopompos‘ Thot oder doch des Totengottes Anubis zu spielen4? So scheint sich der Einwand von FOCKE und HÖLSCHER gegen PESTALOZZI und SCHADEWALDT in einen Beweis für sie zu verwandeln. Die Beteiligung des Hermes scheint gerade das Primäre zu sein. Zusätzlich bringt HÖLSCHER noch ein weiteres Argument. In der Aithiopis, wo Zeus, der oberste Gott, die Entscheidung allein der Waage überließ, , weil mit der komme die „Antinomie im Götter- undSchicksalsglauben zutage“ Wägung nur ‚das Schicksal‘entscheide. In ‚Zeus mit der Waage‘ (in der Ilias) 5. Aber ist nicht gerade die Fassung, woein Motiv „ war sie höchstens latent da“ nur latent vorhanden ist, die sekundäre6? Auch wenn HÖLSCHER von Zeus meint: „Denn wenn er schließlich, nach dem ‚Spiel‘um den ‚Anteil‘, die Waage zur Hand nimmt, repräsentiert er selber die Schicksalsordnung: Zeus und die 1 Totenbuch Kap. 125, Pap. Ani Taf. 3 BUDGE (= H. BONNET Bilderatlas zur Religionsgeschichte 2–4. Lieferung Ägyptische Religion Leipzig–Erlangen 1924 Abb. 138), J. SPIEGEL Die Idee des Totengerichts in der ägyptischen Religion (Leipziger ägypt. Studien H. 2) 1935 51ff. und vor allem WÜST a. a. O. (von FOCKE und HÖLSCHER nicht herangezogen), [ders. RE XXIII 1959 s. v. Psychostasie Sp. 1441 ff.] 2 FOCKE 340. 3 Es kann kaum Zufall sein, daß das ägyptische Motiv der Psychostasie gerade in Verbindung mit dem äthiopischen König Memnon auftaucht (WÜST 168, [ders. RE XXIII Sp. 1446]). 4 WÜST 167 weist mit Recht darauf hin, daß auch sonst Hermes ‚interpretatio Graeca‘ 5 a. a. O. 392. des Thot ist; [vgl. RE XXIII Sp. 1445 f.]. 6 Daß das ‚Zutagetreten‘ der Antinomie zwischen Götter- und Schicksalsglauben in der Aithiopis keineswegs ein ‚junger‘ Zug im Verhältnis zur Ilias zu sein braucht, bestätigt HÖLSCHER indirekt selbst, wenn er das T-Schol. Θ η έ ν ὐ τ ὸ 69 zur Ilias heranzieht: τα νεἱμαρμ ϰ α ὶΖ ε ς ύ . Denn dieses Scholion ist stoisch (StVF II 931, vgl. I 28,23, II 179,36; 305,38; 315,8 ARNIM usw.), und man kann die Lehre der Stoa wohl kaum als ursprünglicher und weniger reflektiert als das Weltbild der Aithiopis ansehen.
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
34
Waage sind eines. – In der Aithiopis dagegen zweierlei“ ist das nicht ein1, leuchtend. Ist nicht gerade das Indiehandnehmen der Waage ein Abrücken von der Entscheidung, – vielleicht sogar ein stärkeres als das Überlassen der Waage an Hermes in der Aithiopis, das nur die Würde des obersten Himmelsgottes unterstreicht? In jedem Fall repräsentiert die Waage eine von Zeus unabhängige Entscheidungskraft. Das Wesen jeder Wägung ist es ja, eine bestimmte Entscheidung zu objektivieren und von dem subjektiven Dafürhalten unabhängig zumachen. Das aber ist gerade etwas, wasin der Ilias nicht mehr nötig war, wo die Entscheidung schon längst gefallen war. So erledigen sich auch zu diesem Punkt die Einwände der Kritiker. d) Der nächste Punkt betrifft das Motiv der Entrückung (SCHADEWALDTS drittes Motiv2): In der Ilias wird Sarpedon durch Schlaf und Tod entrückt, in der Aithiopis Memnon auf dieselbe Weise. Was bedeutet eine solche Entraffung durch Schlaf und Tod? Sie kann doch nur bedeuten, daß der betreffende Held, umdenes geht, zwar tot ist, denTodauf ‚normale‘Weise erlangt hat, daß aber sein Tod aufgrund göttlicher Pläne und Überlegungen nur ein Schlaf sein soll, bzw. eine Unsterblichkeit. Daß Schlaf, biologisch gesehen, etwas Ähnliches ist wie der Tod, kann nicht, wieetwa HÖLSCHER argumentiert3, eine Entrückung durch Schlaf undTod erklären, kann überhaupt nicht ein gemeinsames Agieren der beiden mythischen Gestalten verständlich machen. Wenn HÖLSCHER zur η τ λ ο β μ ῳ ξ ύ ν θ π 231 zitiert: ἔν ’Ὕ Erläuterung seines Gedankens aus der Ilias Ξ SchlafKoppelung der Priorität die liege hier meint, ι und ο ῳ θ ο α ν τ ά τ ή ϰ α ιγ σ ν Tod, weil der sonst nicht persönlich gedachte Schlaf hier als Person vorgestellt werden soll und es eben die mythologische Vorstellung vom Schlaf ist, daß er ςmit kleinem Anfangsbuchα το ν ά Bruder des Todes ist (HÖLSCHER druckt θ staben!), ist seine Argumentation deshalb besonders gewagt, weil wirmit diesem Vers wahrscheinlich in den Zusammenhang eines alten Heraklesepos geraten, in dem Hypnos eine feste mythische Gestalt war und deshalb gut auch bereits als Bruder des Todes in einen genealogischen Zusammenhang gerückt gewesen sein kann, z. B. in denselben, in dem er auch bei Hesiod mehrfach erscheint (Th. 212. 756. 758ff.). Doch nun zur Frage der Priorität. Die oben beschriebene Bedeutung hat das Entraffungsmotiv nur in der Aithiopis, für die Schlaf und Tod durch eine Reihe von Vasenbildern gesichert ist4. Denn nur dort bekommt der Held Unsterblichkeit von Zeus, auf Bitten seiner Mutter Eos. In der Ilias aber ist Sarpedon tot, soll in seine Heimat geleitet, dort einbalsamiert und ηbeschenkt werden, wie es sich für Tote gezieme. Die λ β ο ςund στή mit τύμ 1 a. a. O. 393.
3 a. a. O. 393:
„ ...
2 PESTALOZZI 13 ff., SCHADEWALDT 165 f.
und doch ist der Schlaf als ‚Bruder des Todes‘ ohne Zweifel alte mythisch-allegorische erklärende Redeweise, entsprungen aus einer Anschauung wie Od. ιϰ ο ἐ γ α τ ισ ἄ χ .“ ς ώ τῳ ά ν 13,80 ὕπ ςθα ο ν 4 Die Einwände HÖLSCHERS gegen diesen Nachweis bleiben allgemein.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
35
Kombination von Hypnos und Thanatos verliert damit ihren eigentlichen Sinn1. HÖLSCHER wendet sich ferner gegen die Annahme, die Genealogie von Thanatos und Hypnos als Brüdern der Eos sei alt und der Grund, warum in der Aithiopis Hypnos und Thanatos den Memnon entraffen2. Ich möchte bei ihr bleiben und sogar vermuten, daß die Herausstellung dieser Genealogie eine Grundidee des Dichters der Aithiopis bzw. deren Quelle zeigt. Denn in demselben Epos scheinen auch zwei Söhne der Eos als Helfer aufgetreten zu sein: die beiden Winde Boreas undZephyr. Wir verdanken es KAKRIDIS, für die Aithiopis, bzw. deren Vorlage (wie wir immer wieder betonen müssen) eine Szene nachgewiesen zu haben, in der Iris den Winden den Befehl des Zeus übermitteln mußte, den nicht brennen wollenden Scheiterhaufen des Achilleus zu entfachen, was sie zugunsten ihrer Mutter, der Eos, bisher unterlassen hatten3. Damit haben wir für die Quelle Homers eine schöne Parallele zu der Koppelung Eos–Thanatos, Hypnos. Offenbar hat der vorhomerische Dichter die Göttin Eos mit einer ganzen Reihe ‚allegorischer‘ Gestalten umgeben (man denke auch an Iris!), die ihr zu Diensten stehen4. Thanatos und Hypnos knüpfen dabei an die zeitliche Komponente der Vorstellung von der Göttin ‚Morgenröte‘ an, Boreas und Zephyr an die örtliche, kosmologische (so wenig Zephyr und Boreas auch im Osten, dem Sitz der Morgenröte, zu suchen sind)5. 1 Eine solche Herabminderung der Unsterblichkeit zum Heroenkult entspricht durchaus in der Ilias, die von menschlicher Unsterblichkeit nichts wissen will: Iphigenie wird nicht erwähnt, Herakles’ Unsterblichkeit wird ignoriert usw. Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 34. 131. Wichtig ist, daß das Motiv in der Ilias durch seine leichte Veränderung seines ursprünglichen Sinns weitgehend verlustig geht und damit die Prioritätsfrage zugunsten der Aithiopisform des Motivs (wann und in welchem Zusammenhang diese auch immer aufgetreten sein mag) entschieden werden muß. Auch WILAMOWITZ’ Ansicht, erst die Vasenmaler hätten das Motiv aus der Ilias auf Memnon übertragen, wird dadurch hinfällig (WILAMOWITZ 141, die richtige Auswertung des archäologischen Materials bei E. LÖWY Zur Aithiopis NJbb 17 1914 81 ff.). 2 a. a. O. 393 gegen SCHADEWALDT 165 und O. GRUPPE Griechische Mythologie und Religionsgeschichte Ι682 Anm. 1. 3 a. a. O. 75 ff., – Daß Hermes in Homers Vorlage die Rolle der Iris in der Ilias einnahm, wie bei Q. S. (was KAKRIDIS für möglich hält), glaube ich nicht, da nur Iris so gut in den kosmologischen Rahmen der ganzen Szene paßt. Iris scheint dort viel ursprünglicher aufgefaßt zu sein als im allgemeinen in der Ilias: Der Regenbogen verbindet nicht Götter und Menschen, sondern zwei gleich weit entfernte Punkte am Horizont (also z. B. Zeus mit den Winden). 4 Dafür, daß in der Aithiopis sowohl die Brüder als auch die Söhne der Eos halfen, spricht die Verwechselung, die sich bei Q. S. II 549ff. findet, wo die Leiche Memnons durch die Winde weggetragen wird (anstatt durch Hypnos und Thanatos)! einer allgemeinen Tendenz
5 Über die Genealogie als ‚mythische Denkform‘ vgl. PAULA PHILIPPSON S Oslo Suppl. 7 1936, FRIEDRICH SOLMSEN Hesiod and Aeschylus New York 1949 64 Anm. 213.
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
36
Die Verknüpfung von Schlaf und Tod mit der Morgenröte ist natürlich durch die Kontamination zweier verschiedener mythologischer Gedankengänge entstanden. Einmal ist Eos ein Kind der ‚Nacht‘1, zum andern sind auch ‚Schlaf‘ und ‚Tod‘K inder der ‚Nacht‘2. Die Nacht gebiert sowohl die Morgenröte, wenn man den Ablauf der Zeit im Auge hat, als auch Schlaf und Tod, wenn man an das Schicksal der Menschen in ihr denkt. Erst sekundär ergibt sich daraus, daß Eos mit Hypnos und Thanatos verschwistert ist. Das hindert nicht, daß auch eine solche Verknüpfung ihrerseits wieder einen mythologischen Sinn erhält, wie offensichtlich in der Aithiopis. Damit sind auch die Einwände gegen die neoanalytische Beurteilung desEntraffungsmotivs zurückgewiesen. Obwirklich schon die kyklische Aithiopis vorhomerisch ist, oder nur in ihr enthaltene Sagenmotive, kann freilich weder an Hand des Beispiels der Kerostasie noch des der Entrückung entschieden werden, überhaupt wohl mittels keines der von PESTALOZZI und SCHADEWALDT aufgeführten Motive.
e) Die stärkste Unebenheit, die man an Thetis’Klage in der Ilias beobachtet viertes Motiv)3, haben die Kritiker der Neoanalyse bisher nicht erklären können: Daß auf das bloße Jammern und Stöhnen des Achilleus hin Thetis und die Nereiden in der Tiefe des Meeres ein Wehklagen anfangen, eine Totenklage, ohne überhaupt zu wissen, was dem Achill zugestoßen ist. Am Schluß ihrer Worte zu den Nereiden gibt Thetis überhaupt erst ihre Absicht zu erkennen, zu Achilleus zu gehen und zu hören, welch Leid ihn ereilt hat. Um das zu erfahren, begleiten sie dann die über 33 Nereiden. Während HÖLSCHER sich zu dem Punkt überhaupt nicht äußert, spricht FOCKE in diesem 4. HÖLSCHER bringt noch Zusammenhang von einer „überaus sinnigen Fügung“ das methodische Argument, man könne ein Motiv nicht auf eine Vorlage zurückführen, das man zugleich in der Nachahmung völlig überzeugend finde5. Man müsse dort tadeln, wo man eine Abhängigkeit von einer Vorlage erweisen wolle. Hierbei übersieht HÖLSCHER wieder, daß es das Wesen der rhapsodischen Kunst und das Erbe der einstigen ‚oral poetry‘ist, ganze Verspartien von Vorgängern zu übernehmen, Motive in mehr oder weniger starker Abwandlung zu benutzen. In dem Falle der Geste, mit der Thetis Achills Haupt faßt, mag HÖLSCHER Recht haben, wenn er meint, es lasse sich in diesem Falle nicht erweisen, ob es sich um eine Geste bei der Totenklage handle6. Die größte Unebenheit besteht hier gar nicht darin, daß Elemente der Totenklage bei der Schilderung des Mitgefühls mit dem Unglück eines Lebenden gebraucht sind, sondern darin, daß die Klage der Thetis und der Nereiden einzig durch das (SCHADEWALDTS
1 Q. S. II 626 (wohl nach der Aithiopis: GRUPPE 682 Anm. 1). Anders allerdings Hes. Th. 372 (dort ist sie Kind der Theia und des Hyperion), dazu SOLMSEN 44. 2 Hes. Th. 758 f.
3 PESTALOZZI 26, SCHADEWALDT 166.
4 a. a. O. 347. Auch W. MARG Gnomon 28 1956 13 hat sich für die Priorität der Ilias 5 a. a. O. 394. ausgesprochen. 6 a. a. O. ebd.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
37
Jammern Achills ausgelöst ist, für das manden Grund noch nicht kennen kann, im Unterschied zur Aithiopis, wo Thetis um das ihrem Sohn bevorstehende Geschick weiß. Dazu kommt noch eine weitere Unstimmigkeit. Um Patroklos klagt in der Ilias nicht nur Achill, sondern auch die Dienerinnen. Trotzdem hört man in der Meerestiefe wunderlich genug nur den Achill, was mit der , wollte man es nachrechnen, gar nicht zu vereinbaren wäre. Situation des Σ (Stöhnte Achill als einziger lauter als die Dienerinnen?)1. Der Grund für diese Unebenheit ist klar: Der Iliasdichter konnte nicht die Nereidenklage durch die Dienerinnen ausgelöst sein lassen, die den Patroklos beweinen, weil die Dienerinnen und Patroklos zu Thetis überhaupt keine Beziehung haben. Anstelle der Klage desganzen Achaierheeres, die in der Aithiopis vermutlich geschildert war, konnte er nur die isolierte Klage des Achill allein einführen. Trotzdem ist m. E. der Iliasdichter nicht zu tadeln, weil alle Unebenheiten innerhalb jenes Unschärfebereichs bleiben, den man aller rhapsodischen, epischen Kunst billigerweise zugestehen muß2. Diese speziellen Beobachtungen verifizieren, wieich glaube, dieallgemeineren Argumente von KAKRIDIS, PESTALOZZI und SCHADEWALDT, und berechtigen uns dazu, das Gesamtthema einer ‚Klage um das Unglück eines Lebenden‘als Umformung deseinfachen Themas der ‚Klage umdentoten Achill‘aufzufassen. Über die Form, in der die Sage von der ‚Klage der Thetis um ihren Sohn‘alt ist, ist wiederum nichts auszusagen. f) Auch die Ableitung des Motivs der Todeswarnung Σ96 aus der Aithiopis (SCHADEWALDTS fünftes Motiv)3 ist von FOCKE und HÖLSCHER angegriffen worden. HÖLSCHER4 ist insofern ungenau, als er die Bedeutung von α ὐ τίϰ α aus einem ‚sofort‘ zu einem ‚alsbald‘ abschwächt. Ferner meint er, γ ὰ ρἔπ ιτ ε α beziehe sich genau auf Vers 95 und 90f, und man werde doch zögern, „ die gleichen Sinnbezüge auch für dieAithiopis vorauszusetzen“ 5. Aber warum soll mandabei zögern? Denn gerade diese Sinnbezüge sind ja für dieAithiopis sicher erschlossen. Wie es schon WELCKER und SCHADEWALDT6 und viele andere ausgesprochen haben, können die Worte τ ὰϰ α τ ὰτὸ νΜ έμ ν ο ν απ ρ ο λ έ γ ι bei ε Proklos 587 nicht eine Warnung vor Memnon bedeuten, wie HÖLSCHER sie beharrlich faßt, sondern nur eine Warnung vor dem, wasmit Memnon zusammenhängt. WELCKER sagt: „ Die Wahrsagung der Thetis beschränkte sich gewiß nicht, wieman aus den Worten des Proklos einseitig schließen könnte, auf den Memnon selbst, sondern umfaßte, was mit dessen Tode zusammenhieng, das 8. Vordringen des Achilleus bis an das Skäische Thor und dessen eigenen Tod“
1 Die Schwierigkeit für die Ilias bestand darin, daß in ihr statt eines Todes vielmehr der Schmerz über einen Tod Gegenstand der Nereidenklage ist. 2 Vgl. BOWRA Heroic Poetry 299 ff. 3 PESTALOZZI 9, SCHADEWALDT 167. 4 a. a. O. 394. 5a. a. O. 395. 6 a. a. O. 159 (zu Szene 2). 7 Über die Zitierweise von Proklos in dieser Arbeit vgl. u. S. 50ff. 8a. a. O. 173.
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
38
Und wenn HÖLSCHER weiter argumentiert: „ In Wahrheit ist der Ausdruck von V. 96 so präzis, daß von sorgloser Übernahme – undalso von Übernahme 1, berücksichtigt er m. E. wiederum überhaupt – nicht die Rede sein kann“ nicht die Möglichkeiten, die durch die Technik der Iterierung, das Erbgut der ‚oral poetry‘, dem Iliasdichter offen sind. Wenn wir solche Übernahmen von Sinnbezügen, ganzen Versgruppen nicht rekonstruieren könnten, müßten wir sie hypothetisch erschließen. Das Motiv der Kurzlebigkeit des Achilleus tauchte ja auch im Zusammenhang der Verse Σ 54ff. auf, und muß auch dort als eine durch Quellenbenutzung bedingte Unebenheit verstanden werden, da dort Thetis noch nichts über den Grund der Trauer ihres Sohnes weiß. So stützen sich die beiden Quellenvermutungen gegenseitig. Auch in der Frage von Σ26 μ ε γ ω λ α ςμ α σ ὶ τα γ τ ίς(SCHADEWALDTS ε έ ν θ υ σ sechstem Motiv)2 scheint mir HÖLSCHER3 nicht unbedingt recht zu haben. Es wäre doch ein merkwürdiger Zufall, wenn der Odysseedichter ω 40 die Worte ϰ ε ῖσ ομ έ νebenfalls von Achill gesagt ν γ π ο σ υ ά ω ο ςἱπ ν α ςμ έ ε μ γ α σ λ ω ί, λελα σ τ hätte, ohne eine Achillstelle bei diesem Iterat vor Augen zu haben, also (wie HÖLSCHER es will) nur nach Kenntnis von Π 776, wo in der Tat der Zusatz λ ε λ α μ σ ν έ ο ςἱπ π ο ν σ ν υ ω ά im Unterschied zu Σ26 ebenfalls steht, aber in bezug auf Kebriones. Vielmehr spricht doch die größere Übereinstimmung zwischen π ο ςἱπ ο ν σ υ ά ω ν Π 776 undω 40 einerseits (wobeide Male noch dieWorte λελασμέν folgen) und die Achillbezogenheit von ω 40 und Σ26 andererseits schlagend dafür, daß für alle drei Stellen eine Quelle postuliert werden muß, die sowohl denVers in der größeren, volleren Fassung als auch auf Achill bezogen brachte. Damit wäre dann in der Sage vom Tod Achills (bzw. in der Aithiopis, wenn diese in diesem Zusammenhang altes Versgut gehabt hätte) davon die Rede gewesen, daß Achilleus bei seinem Tod ‚die ἱπ ηvergessen hätte‘. Ist π ν σ ύ ο dieser Gedanke wirklich so abwegig, wie es HÖLSCHER hinzustellen sucht? Ich denke vielmehr, daß der Vers auf denBesitzer der unsterblichen Rosse Xanthos und Balios, des Göttergeschenks bei der Hochzeit des Peleus, sehr gut paßt4. ηbedeutet allerdings nicht so sehr ‚Pferdelenkerei‘, wie HÖLSCHER ν ἱπ π ο σ ύ übersetzt, um den Ausdruck auf Kebriones zu beschränken, sondern einfach die Kunst, mit Pferden richtig umgehen zu können und vomWagen herab zu kämpfen (Δ ς ). Infolgeία το ν α νπ α ξ ςἐδίδα α ν ύ σ ο π 303, Λ 307f. ἱπ 503, vgl. Ψ 1 a. a. O. ebd.
2 PESTALOZZI 18, SCHADEWALDT 168, KAKRIDIS 84 f.
3 a. a. O. ebd. Vgl. u. S. 330. 4 Anders urteilt jetzt W. H. FRIEDRICH Verwundung und Tod in der Ilias Göttingen 1956 106 zugunsten der ein wenig schroffen Hypothese, die Worte seien ursprünglich von einem dem Asios wesensverwandten Helden (der mit unseren Stellen nichts zu tun hat) gesagt worden. Richtig stellt aber auch W. H. FRIEDRICH fest, daß die Worte nicht auf Kebriones passen. ν α θ νξάν ιο β λ Achill als Pferdekundigen kennt auch Alkaios fr. 74,14 D. (Β10 LP.): ὄ ἐ λ ά τη [ρ απώ λ ω . ν
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
39
dessen ist dieser Vers keineswegs ausschließlich auf denWagenlenker Kebriones gemünzt. g) Als siebentes Hauptmotiv hatte SCHADEWALDT einen alten analytischen Anstoß aufgreifend1 zum Beweis der Priorität der Aithiopis die Rede des Achilleus Χ378ff. herangezogen. Dort entwickelt Achill zunächst seinen Plan, gegen Troia vorzustoßen, unterbricht sich dann aber selbst (385ff.) und beschließt, sich dem Patroklos und der Rache für ihn bzw. der Siegesfeier zu widmen. SCHADEWALDT meint, das in der Ilias abgebogene Motiv sei in der Quelle ursprünglich ausgeführt gewesen: in der Memnonis wäre Achilleus weiter gegen Troia vorgestürmt, um am skaiischen Tor zu fallen, was in der Ilias nicht möglich war, da diese auf die Ereignisse der Memnonis Rücksicht nahm2. HÖLSCHER wendet gegen diese Argumentation ein: „Diese Argumentation unterscheidet sich in nichts von der früheren analytischen Methode, die etwa die Fußwaschungsszene der Odyssee in einen Anagnorismos mit Penelope auslaufen ließ (so neuerdings wieder Merkelbach), jeden ‚Ansatz‘einer Handlung, wie der Ausgräber ein Mauerstück, gleich als Wink nehmend, sie in gradliniger Fortsetzung zu ‚ergänzen‘. Dabei könnte (das ist eine einfache methodische Regel) Achills Absicht Troia anzugreifen, nur dann als Relikt eines wirklichen Angriffs in der Aithiopis erkannt werden, wenn sie hier störend, unmotiviert, sinnlos erscheint; aber das behauptet Sch. in seiner früheren Interpretation der Szene selber nicht“3.
tut hier wieder deutlich etwas, was auch sonst gelegentlich seine Argumentation kennzeichnet: Durch Warnung vor den Folgen der Annahme der neoanalytischen Argumente glaubt er der genauen Nachprüfung ihrer Richtigkeit oder Unrichtigkeit enthoben zu sein. Wenn die Thesen SCHADEWALDTS richtig sind, so meint er, würde daraus folgen, daß die Motive innerhalb der Ilias sinnlos sind, und da das nicht sein kann und darf, können auch die Thesen nicht stimmen. Das feststehende subjektive Werturteil über eine Dichtung wird also als Kriterium für dieAnalyse literarhistorischer Zusammenhänge benutzt. Die Gefahr falscher Schlußfolgerungen liegt m. E. auf der Hand4. Um zur Sache zu kommen: Ich finde es in der Tat unmotiviert, daß Achill in einer Rede an die Führer, in der er seinen Plan entwickelt, weiter gegen Troia vorzustoßen, sich plötzlich selbst unterbricht, um das Gegenteil vorzuschlagen. Für die Schilderung einer nur psychologisch deutbaren Affektreaktion des Achilleus – denn um eine solche handelt es sich doch offensichtlich, wenn mandie Stelle scharf faßt – besteht hier imganzen Zusammenhang HÖLSCHER
1 ED. SCHWARTZ 27 f.
2 a. a. O. 168 f.
3 a. a. O. ebd.
4 Vgl. auch COMBELLACK Unitarians and Analytics passim, bes. 354. Die Notwendigkeit des richtigen Zusammenspiels von geschichtlicher Analyse und Werkanalyse einer Dichtung hat überzeugend jetzt auch HUGOFRIEDRICH in seinem Vortrag: ‚Dichtung und die Methoden ihrer Deutung‘ anläßlich der 500-Jahrfeier der Universität Freiburg 1957 herausgestellt.
40
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
des X nicht die geringste Veranlassung. Mankönnte sich innerhalb des X zwe Möglichkeiten der Gedankenführung vorstellen: Achill überlegt bei sich, ob er weiter gegen Troia ziehen oder ob er sich dem Patroklos widmen soll; es erscheint ihm aber ambesten, das letztere zutun. Oder 2. Achill hält eine Rede an die Führer, in der er darlegt: Obwohl es strategisch das Günstigste wäre, sofort gegen Troia weiter vorzurücken, gebietet es doch die Pflicht der Pietät, zunächst zuPatroklos zurückzukehren usw.–Beide Möglichkeiten werden nicht ergriffen, stattdessen vermischen sich Angriffsaufforderung undSelbstreflexion, was streng genommen unmotiviert ist1. Bedeutet das nun, daß man diese Partie der Ilias unbedingt tadeln muß? Auch abgesehen davon, daß das Ergebnis der Analyse durch den Zwang zum Tadeln nicht beeinträchtigt werden kann, glaube ich es nicht. Es ist nochmals darauf hinzuweisen, daß es ein Prinzip der epischen Technik ist, mit übernommenen Versen undübernommenen Motiven zu arbeiten, und daraus ergibt sich notwendig ein spezifisch epischer Unschärfebereich, der größer ist als in anderen Dichtungsgattungen, wenngleich er auch in diesen vorhanden ist. Die 150 Jahre alte Homeranalyse kann uns m. E. darüber belehren, daß die Hoffnung, die Ilias als ein bis ins letzte und allerkleinste rational durchgeformtes Kunstwerk begreifen zu können, eine Utopie ist. Aus dem Zusammenhang des ganzen X heraus wird der an dieEpik gewöhnte Leser oder Hörer ohne weiteres dieRede desAchilleus im Sinne einer der beiden Möglichkeiten bzw. im Sinne beider Möglichkeiten interpretieren, selbst gegen den genauen Wortlaut. Der genaue Wortlaut freilich ist in seiner Genesis – wenn wir nicht zu den Methoden der Alten Analyse greifen wollen – nur mit den Mitteln der Neoanalyse zu begreifen: Zunächst kann kein Zweifel darüber herrschen, daß eine ursprüngliche Aufforderung zum das Geschehen in die für den Schluß des Gedichts geSturm auf Troia, um „ plante Richtung zu lenken“2, sekundär vom Iliasdichter unterbrochen wurde. Die sonstigen Beziehungen zwischen Ilias undAithiopissage und die Tatsache, daß in der Aithiopis Achill nach Memnons Tod bis zumskaiischen Tor vordrang, berechtigen dann zu dem weiteren Schluß, daß die Rede des Achill in der Ilias durch Einwirken von Aithiopisstoff den Teilcharakter einer Angriffsaufforderung erhielt. Nicht wird man entscheiden können, ob die Memnonis oder nur eine Vorlage der Memnonis sie zuerst enthielt. h) Ein Haupteinwand FOCKES richtet sich gegen die Auswertung von ω 78f. für die Rekonstruktion der Aithiopis, wo es heißt, Achill habe Antilochos nach Patroklos am meisten geliebt. Der Bericht in der zweiten Nekyia, die von einer Bestattung des Achilleus weiß, stimme nicht zu den Angaben des Proklos, die 1 Bezeichnenderweise kommt der Formelvers Χ385 ἀ λ λ ὰ τίημ ο ιτα ῦ τ α ςδιελέξ τ ο α ίλ ο φ ς; der den Übergang von der Angriffsaufforderung zur Selbstreflexion bildet, sonst ό μ υ θ 407, Ρ97, Φ in der Ilias nur in reinen Selbstreflexionen vor: Λ 562, Χ122. 2 So formulierte SCHADEWALDT 325 schon vor PESTALOZZI.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
41
von einer Entraffung des Achilleus auf die Weiße Insel sprechen1. So könne, 92, in der Achilleus zuwie HÖLSCHER hinzufügt, auch die ‚goldene Urne‘Ψ sammen mit Patroklos beigesetzt sein wolle, nicht aus der Aithiopis stammen2. Die Einwände beider Gelehrten würden sich wahrscheinlich wiederholen, wenn man die Rekonstruktion der Verbrennungsszene in der Aithiopis durch KAKRIDIS aufgrund der Analyse der Iliasszene ‚Iris mit den Winden‘ heranziehen würde3, die SCHADEWALDT merkwürdigerweise nicht berücksichtigt hat. SCHADEWALDT half sich bei der Erklärung der Doppelheit der Verbrennung des Leichnams bzw. des Beisetzens der Urne einerseits und der Entraffung andererseits mit der Annahme, daß Thetis nur das Eidolon des Achilleus entrückte4. Gegen diese Vermutung wandte man wiederum ein, daß man ein Eidolon nicht entraffe5. Ich glaube aber, daßdieWidersprüchlichkeit derbeiden Motive nur eine scheinbare ist. In anderem Zusammenhang werden wir noch feststellen, daß solche Motivdoppelungen gerade ein Charakteristicum der kyklischen Epen sind (wie alt diese auch immer sein mögen), und daß in den kyklischen Epen geradezu eine Technik entwickelt gewesen sein muß, das Unvereinbare miteinander zu vereinbaren6. Wenn wir einmal die Frage stellen, ob im griechischen Bereich überhaupt eine Schilderung denkbar war, wie ein Held entrückt wurde und das Grab bzw. der Scheiterhaufen plötzlich leer war, müssen wir diese Frage wohl im wesentlichen verneinen. Für Iphigenie wurde von der Göttin Artemis bei ihrer Opferung in Aulis eine Hindin an ihre Stelle gesetzt. Nur von Herakles ist bei D. S. IV 38,4 so etwas überliefert. Aber bei Herakles rückt damit gleichzeitig der ganze Mythos in einen Heilszusammenhang, der fast als eine Parallele zur christlichen Glaubenslehre aufzufassen ist. Dennoch wird auch nur an dieser einen Stelle unter den zahlreichen Herakleserwähnungen in der griechischen Literatur über den Verbleib der Gebeine des Herakles reflektiert. So wird man auch in der Aithiopis damit rechnen müssen, daß die theologische Frage nach den Gebeinen des Achilleus nicht weiter behandelt wurde. Daß die Schwierigkeit keineswegs nurdarin besteht, denBericht derzweiten Nekyia mit Proklos zuvereinbaren, sondern sich auch aufgrund des Proklostextes selbst ergibt, ist merkwürdigerweise von den Kritikern nicht geα ὶμ ε τ ὰ τα ῦ sehen worden. Es heißt bei Proklos 66–677 ϰ τ α ϰ ἐ τ ῆ ςπ ρ υ ᾶ ςἡΘ έ τις ὴ ννῆ σ ο ν δια ϰ ϰ ο μ ευ ίζ Λ ἱδ ν ε ι, ο ὴ ὲἈχα ἰςτ ν ιο π ῖδ ε α α ὶτὸ τὸ α π σ ρ α α σ ά ν ἀ ντά φ ο ν έ α ι. Wozu schütten dieAchaier einen Grabhügel auf, wenn σ α ν τιθ ῶ γ ςἀ ε τ ν α σ ώ χ nicht für die Gebeine des Achilleus? Von einem Kenotaph ist nirgends die Rede! Die Schwierigkeit ist also auf jeden Fall schon eine Schwierigkeit der Aithiopis selbst und kann deshalb von uns vernachlässigt werden. – Die ‚ge1 Hermes 82 1954 270 Anm. 2 gegen PESTALOZZI 23 ff. und SCHADEWALDT 162 m.
Anm. 2.
2 a. a. O. 396. 6 Vgl. u. S. 224.
3 a. a. O. 75 ff. 5 HÖLSCHER 396. 4 a. a. O. 162 Anm. 2. 7 Über die Zitierweise von Proklos in dieser Arbeit vgl. u. S. 50 ff.
42
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
trennte Bestattung‘findet sich bei Proklos 64 undin der Odyssee in gleicher 76ff.: Weise: Antilochos und Achilleus sind im Tode nicht vereint1. Es heißt ω
ϰὀσ ιλεύ έ τ α... εῖτ α ιϰ ο ῷ τ ντ ἐ μ ίγ δ αδ ϰ λ ο ιο... ὲΠ α ό τρ ᾽... ιο ὶςδ ο ρ χ ό ω χ τιλ ᾽Ἀν Lediglich der gemeinsame Grabhügel aller drei ist eine Neuerung der Odyssee. Wahrscheinlich soll durch sie die Version der Aithiopis mit der der Ilias ausgeglichen werden: Die Aithiopis berichtete von der getrennten Bestattung des Antilochos und des Achill, die Ilias von der gemeinsamen Urne des Patroklos und des Achill. Da Antilochos dem Achill der Aithiopis genau so nahe steht, wie Patroklos dem Achill der Ilias, soll in der Odyssee Antilochos durch die getrennte Bestattung nicht zurückgesetzt erscheinen. Also eint ein gemeinsamer Grabhügel alle drei. i) Auch daß die hephaistische Rüstung Memnons Vorbild für die Hoplopoiie derIlias sein kann2, wurde von HÖLSCHER bestritten3. Er meint, göttliche Waffen als Motiv bedeuteten Unüberwindlichkeit, Memnon werde aber gerade überwunden; also sei die Ilias primär, in der Achilleus die göttlichen Waffen im Kampf mit Hektor trage, den er überwinde. Nun bedeuten aber göttliche Waffen m. E. gar nicht unbedingt Unüberwindlichkeit, bzw. – wenn man an Angriffswaffen denkt – unübertreffliche Wirksamkeit. Pandaros, dem‚Apollon selbst den Bogen gegeben hat‘ (Β827), vermag Ε95ff. keineswegs den Diomedes zu töten, nach seiner eigenen Meinung wohl deshalb nicht, weil ein anderer Gott grollte (Ε191). Achill wird schon in der Ilias trotz seiner guten Rüstung der Tod vorausgesagt, und der Streit um die Waffen des Achilleus kann sehr wohl ein altes Motiv sein. Auch des Teukros Bogen ist eine Gabe 467ff. sehr des Apollon (Ο 441) und dennoch hat er nicht immer Erfolg, wie Ο drastisch zeigt. Auch der Helm Hektors, ebenfalls eine Gabe des Apollon (Λ 353) rettete diesen nicht vom Tode. Sollte Hephaistos mächtiger sein als Apollon? Doch wohl kaum. Der Wortlaut des Proklos spricht dafür, daßvonder Rüstung des Memnon im Zusammenhang mit seiner Expedition die Rede war. Eos mag die Rüstung von Hephaistos besorgt haben4. Unbedingte Priorität der Aithiopis oder auch nur der in ihr enthaltenen ‚Sage‘ist hier freilich ebensowenig zu beweisen wie eine Priorität des Motivs in der Ilias. k) Stellung genommen werden muß auch gegen die Beweisführung, die HÖLSCHER in der Frage des Alters der Sagengestalt des Hektor vornimmt. ... auch der Kampf um Troia kann nicht erzählt worden HÖLSCHER sagt: „ sein, ohne die Hauptgestalt eines troischen Helden, dessen Tod den Untergang 1 Anders AMEIS-HENTZE z. St.
3 a. a. O. 396.
2 PESTALOZZI 43, SCHADEWALDT 171.
4 S. u. S. 307 Anm. 4.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
43
der Stadt besiegelte“1. Nun ist aber schon längst durch ROBERT2, SCOTT3, SEVERYNS4 und VANDERVALK5 darauf hingewiesen worden, daß wir ja einen solchen Helden kennen: Paris. Durch dessen Tod, hervorgerufen durch die ‚Waffen des Herakles‘, den Bogen, den Philoktet führt, wird Troias Untergang besiegelt. Nirgends ist die Rede davon, daß Hektors Tod den Untergang der Stadt bedeutet. Mit diesen Feststellungen ist natürlich noch nicht bewiesen, daß Hektor unbedingt eine vomIliasdichter erfundene Gestalt ist (darüber s.u.). Auch der Einwand REINHARDTS zu diesem Punkt schlägt nicht durch: Durch das Motiv des ungleichen Brüderpaares sei Hektor fest mit Paris verbunden und deshalb alt6. Sicher ist das Motiv des ungleichen Brüderpaares als solches alt, aber muß es deshalb in seiner Anwendung auf Hektor–Paris alt sein7? Kann der Iliasdichter nicht eine ethische Abwertung des Paris vorgenommen haben, um Hektor zu heben, und kann ihm nicht dabei das fremde Motiv der ungleichen Brüder zu Hilfe gekommen sein8? Daß freilich schon ihr Nicht stichhaltig ist auch die Bemerkung THEILERS: „ Held (sc. der Aithiopis) wie das Gegenstück, die Nordlandkönigin Penthesileia, den Stempel später Überbietung tragen .., sei nur bei Wege bemerkt“9. Auch die in dieselbe Richtung gehenden Charakteristica, die FOCKE für den Stil der Aithiopis von älteren Arbeiten aufgreift: Pathetisierung und Romantisierung, können nicht anerkannt werden10. Nach der Aufdeckung des weitgehenden Einflusses orientalischer Poesie auf die frühgriechische Epik (sei es direkt, sei es, waswahrscheinlicher ist, indirekt) mußbezweifelt werden, daß dieAufnahme einer Gestalt wie der des Aithiopenkönigs Memnon in die epische Dichtung unbedingt etwas ‚Spätes‘ist. Aber selbst wenn sie spät wäre: Kann die Ilias nicht noch später sein? Ist nicht die Ilias in jedem Falle ein relativ spätes Produkt der rhapsodischen Poesie? Kennen wir die Entwicklung der epischen Poesie so gut, daß wir a priori aus stilistischen Beobachtungen Datierungen gewinnen können? Die Fragen beantworten sich, wiemir scheint, von selbst. – Umgekehrt braucht übrigens das Motiv der Schönheit des Memnon gerade nicht alt zu sein11. Denn auch Achill, Agamemnon, Hektor, Paris, Nireus, 1 a. a. O. 397 gegen SCHADEWALDT 177 f.
2 Griechische Heldensage Berlin 41921 ff. 977. 3 The Unity of Homer (Sather Classical Lectures 1) Berkeley 1921 205 ff. Ihm hat sich S. E. BASSETT The Poetry of Homer (Sather Classical Lectures 15) Berkeley 1938 185 m. 4 a. a. O. 83 f. Anm. 10 angeschlossen. 5 Mnemosyne 4. Serie 5 1952 172 m. Anm. 6. Studium Generale 4 1951 339. 7 Vgl. die Parallelen bei W. SCHMID Geschichte der griechischen Literatur I 1929 (Handbuch der Altertumswissenschaft) 63 f. 8 Vgl. über Hektor u. S. 182ff. 9 Festschrift Ida Kapp 117 Anm. 7, vgl. FORSDYKE 130. 10 a. a. O. 337. Ähnlich wie FOCKE auch HÖLSCHER 392, FORSDYKE 118. 11 wie HÖLSCHER 396 behauptet.
44
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Ganymed, Odysseus, Telemach und Eurypylos heißen in den homerischen Gedichten ‚schön‘1. Aus dem Namen Hektor = Halter (der Stadt? vgl. Ζ403) ist m. E. kein Indiz für das Alter der mythologischen Gestalt Hektor zu gewinnen, zumal wenn auf den Linear-B-Tafeln jetzt der Name Hektor als gewöhnlicher Männername belegt sein sollte2, was allerdings fraglich ist3. 1) Nicht zu widerlegen ist der Einwand HÖLSCHERS gegen SCHADEWALDTS Annahme, auch Patroklos sei eine erst vom Iliasdichter erfundene Gestalt4. Denn Patroklos wird in der Ilias tatsächlich überhaupt nicht exponiert. Er 307), ohne daßeinununterheißt bei seinem ersten Vorkommen Menoitiade (Α richteter Hörer ahnen konnte, daß der erst 337 genannte Patroklos mit ihm identisch ist. VONDERMÜHLL sucht die Frage dadurch zu lösen, daß er mit einer anderen Fassung der Ilias vom selben Dichter Homer rechnet, die dieser ursprünglich vorgetragen habe5. Aber das ist natürlich, so wichtig die Beobachtung auch selbst ist, eine Verlegenheitslösung. Schon SEVERYNS hatte auf einen stichhaltigen Gund für das Alter des Patroklos hingewiesen: daß er in der Ilias eine ‚Legende‘ besitzt, daß also von seiner Jugend und seinem Verhältnis zu Achill ausführlich die Rede ist6. Aus diesen Feststellungen folgt nun aber noch nicht, daß Antilochos gegenüber Patroklos sekundär ist, auf welchen Schluß es HÖLSCHER gerade ankommt. Denn die Rolle, die Patroklos in der Ilias spielt, ist eine zweifache: er ist einmal (wir können sagen: imwesentlichen), wie es SCHADEWALDT herausgestellt hat, der ‚jugendliche Freund‘ des Achilleus7, zum andern ist er aber auch der ‚ältere Mahner‘. Das größere Alter des Patroklos ergibt sich eindeutig aus Λ 7868: Menoitios sagt zu seinem Sohn: 1 Achill: Β674, Φ108 (hier auch Lykaon eingeschlossen), Agamemnon: Γ169, Hektor: Λ352, Χ321, Paris: Γ39 ff., Nireus: Β673, Ganymed: Υ232 f., Odysseus: ζ276, Telemach α301, Eurypylos: λ522 (neben Memnon genannt). Zu dem Motiv und seiner Geschichte vgl. H. SCHRADE Götter und Menschen Homers 261ff., M. TREU Von Homer zur Lyrik (Zetemata 12) 1955 35 ff., W. KULLMANN Gymnasium 65 1958 547. 2 VENTRIS-CHADWICK Documents in Mycenaean Greek Cambridge 1956 105, A. LESKY AnzAW 1955 136, R. HAMPE Die Homerische Welt im Lichte der neuesten Ausgrabungen Gymnasium 63 1956 38; vgl. BOWRA Forerunners 26. 3 Der Entzifferungsversuch ist nach der Rezension von E. GRUMACH Orientalistische Literaturzeitung 52 1957 Sp. 193ff. wieder unsicher geworden, wenn auch wohl kaum gescheitert. [Vgl. jetzt F. SCHACHERMEYR AnzAW 11 1958 199 ff.] 4 a. a. O. 397 gegen SCHADEWALDT 178 ff.
5 a. a. O. 25.
6 a. a. O. 51 f., wonach die Herkunft des Patroklos aus dem lokrischen Opoeis alt, die jung‘ist (dies richtig gegen ROBERT 1028 f.). Bezeichnung ‚Myrmidone‘ (Σ 10) ‚ 7 SCHADEWALDT 178 ff.
8 Vgl. auch das A-Schol. Ψ σ ις σ η ρ ο φ ν ώ 94 (Achill zu Patroklos: ... ἠθ ή...): π λ ε ίηϰεφ α λ ο ο ν νὅ . δῆ τ ς ϰ λ . ο ιπρεσβύτερ ο ςἈχιλ ςὁΠά ο τρ έ ω λ ςπρεσβύτερ ὸ ρ ν έ ο υπ
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
45
ό ρ ε τε νὑπ έρ ςἐσ ὲ ῇμ , γεν ν ν τινἈχιλ ο νἐμ ό ‚τέϰ λ ε ύ ς , ίῃδ ὅγ επολ ύἐσ ι β σ λ ὸ ὲσ νἀ ςδ β ύ μ ο είν τε ρ π ρ εσ ω ν . δ ςἠ ο νἔπ ιν ϰ υ ιπ λ ι α λ α ἀ θ έσ θ σ ᾽ὑποθ ά ἱφ ὖο ᾽ε ·ὸ ᾽ ιε ε τα ἰςἀ ὲπ είσ γ α θ ό νπ ϰ α ὶο ἱσημαίνεινὁδ ε ρ .᾽ · als ‚jugendlicher Freund‘ für Achilleus in die Andererseits springt Patroklos Bresche und achtet die Mahnungen seines ‚Patrons‘ (wie man sagen müßte) nicht, als Hektor bis zu den Schiffen vorgedrungen ist. Später, als man das Verhältnis des Achilleus zu Patroklos erotisch umdeutete, hat man denn auch ε μ ν ο ώ ςoder ἐρα ή σ τ ςdes Achilleus geschwankt, ob man Patroklos zum ἐρ machen solle. Je nachdem, unter welchem Aspekt man ihn sah, unter dem des ‚jugendlichen Freundes‘ oder des ‚älteren Mahners‘ entschied man sich. Aischylos wählte in seiner Achilleis (fr. 135N.2 = 228 METTE der ‚Myrmidonen‘) das erstere, Platon Smp. 179 E, 180 A unter Kritik an Aischylos das letztere. Der Befund der Ilias ist aus ihr selbst heraus gar nicht zu erklären. Erst die die Memnonisthese schafft eine Möglichkeit des Verständnisses. Wenn wir annehmen, daß Patroklos in der Rolle des jugendlichen Freundes ein zweiter Antilochos, aber nach der Tradition der ältere Mahner des Achilleus ist, wird seine Rolle in der Ilias klar. Wir werden im folgenden noch auf die Frage des Patroklos zurückkommen1. m) Die Frage HÖLSCHERS, warum Homer überhaupt eine ähnliche Geschichte wie die Memnonis mit anderen Personen (Patroklos statt Antilochos) erzählt haben soll2, muß im Zusammenhang der ganzen Frage nach dem Verhältnis des Kyklos zur Ilias beantwortet werden3. Es ergibt sich also, daß die Argumente gegen die ‚Memnonisthese‘ nicht stichhaltig sind, wenn man unter ihr nur die Behauptung der Priorität des Sagenstoffes des zweiten Teils der Aithiopis versteht. Die Frage, ob auch die Form, in der dieser Stoff in der uns noch erkenn- und teilweise rekonstruierbaren Aithiopis erschien, vorhomerisch ist, ist durch die Neoanalyse keineswegs einer Lösung nahegebracht. Aber daß der Inhalt der ‚Memnonis‘, wenigstens soweit er uns noch erkennbar ist bzw., wie oben abgehandelt, Beziehungenzur Ilias aufweist (sei es daß es sich umAnspielungen, sei es daß es sich um Motivparallelen handelt), aller Wahrscheinlichkeit nach gegenüber der Ilias primär ist, genau so wie das Parisurteil und der Raub der Helena, darf wohl behauptet werden. Und um die möglichst vollständige Bestimmung dieser stofflichen Voraussetzungen der Ilias geht es uns ja zunächst. 1 u. S. 193 f. Vgl. auch o. S. 13 über die Unmöglichkeit, daß die Herkunft des Patroklos 2 a. a. O. 397. aus Opoeis Erfindung des Iliasdichters sein kann. 3 Es ist aber wohl von vornherein klar, daß die Ilias durchaus ein ‚Motiv‘benutzen kann, um es in Übertragung auf eine andere Person ihrem andersartigen ‚Thema‘ (Zorn des Achill) dienstbar zu machen. Antilochos’ Tod neu zu motivieren, wenn es ihn einmal gab, verbot die Achtung vor der überkommenen Sagentradition gewißlich. Benutzung von Motiven schlechthin aber ist die Bedingung der Möglichkeit jeder literarischen Tradition.
46
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Auch gegen die Priorität des Sagenstoffes derAmazonia sind schon Bedenken geäußert worden, die wir jetzt kurz berühren wollen. a) FOCKE behauptet, daß der Eingangsvers derAithiopis in denletzten Iliasvers eingehakt ist1. Dagegen hat aber schon KAKRIDIS auf die Möglichkeit hingewiesen, daß die als Eingangsvers der Aithiopis betrachtete varia lectio von ὼ ζ ν|Ἄρ α δρ ή ν ο το ςἀ ρ γ α λ ο ) das ε ό ν ο ιο φ εδἈμ ρμ θ η λ τ ἦ 804 (.... ά Ω γ υ ςθ ο η Werk eines späten Kompilators sein könnte2, der eine vorhomerische Aithiopis ᾽ an die Ilias anschließen wollte, oder doch eine Aithiopis, die nicht die unmittelbare Fortsetzung der Ilias war. Wir kommen auf diese Frage noch einmal zurück, das Argument FOCKES reicht aber nicht aus. b) FOCKE behauptet ferner, die in der Aithiopis zugrundegelegte Auffassung der Penthesileia als einer Thrakerin sei sekundär gegenüber der geläufigeren als einer Bewohnerin des Pontos (am Thermodon), die auch die Ilias Γ189 vorauszusetzen scheine. Infolgedessen müsse der Stoff der Amazonia später als die Ilias sein3. Auch das scheint mir nicht bewiesen. Die Ilias bezieht sich Γ189 möglicherweise auf ein vorhomerisches Heraklesepos, auf jeden Fall aber auf einen nicht spezifisch troischen Sagenkomplex (‚troisch‘im Sinne des Krieges der Achaier um Helena verstanden). Die thrakische Herkunft hängt zwar mit der Einbeziehung der Amazonen in die troische Sage zusammen, braucht aber deswegen nicht nachhomerisch zu sein. Das wäre nur dann zwingend, wenn die pontische Herkunft der Amazonen ein konstitutives Element in der Ilias wäre. Davon kann aber keine Rede sein4. c) Die Behauptung, daß der ‚Stil‘ von Achilleusgegnern in der Aithiopis (Penthesileia, Memnon) ‚jünger‘ sei, verglichen mit denen der Ilias5, beruht m. E. auf einer petitio principii. d) Das gilt auch für die Behauptung, Thersites sei aus einem gemeinen Mann (bei Homer) zu einem Prinzen gemacht worden6. Solche rein stilistischen Erwägungen können bei derDivergenz der Homerforscher in Stilfragen m.E. nicht isoliert beweisend sein. e) Auch die Behauptung, erotische Motive wie das der Liebe Achills zu Penthesileia (vgl. auch das Parisurteil) seien ein Zeichen für ‚späte‘(d. i. nachhomerische) Erfindung7, ist m. E. willkürlich. Ein Vergleich ägyptischer und althebräischer Liebesdichtung würde z. B. eher zu dem umgekehrten Schluß 1 a. a. O. 336. 2 a. a. O. 90. 3 a. a. O. 336, ähnlich FORSDYKE 104 f. 4 Der Myrinahügel Β814, auf den FOCKE auch verweist, setzt vielmehr thrakische Amazonen als troische Verbündete schon voraus. S. u. S. 303. Es ist mir unverständlich, wie Β814 den Anstoß für die Einreihung der Amazonen unter die Thraker gegeben haben soll, wodie Ilias weder die Bezeichnung Thraker noch die Bezeichnung Amazonen an dieser 5 FOCKE 337, vgl. FORSDYKE 97 ff. Stelle verwendet. 6 ROSE 244, FORSDYKE 131f. Wir werden u. S.146 ff. noch Gelegenheit haben, diese Be7 So zuletzt FORSDYKE 131. hauptung im einzelnen zu widerlegen.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
47
führen. DerGrund für dasZurücktreten deserotischen Elements in derIlias ist ο ν ‘zusuchen. m. E. in einer bewußten Beachtung des ‚πρέπ So wird es wohl dabei bleiben müssen, daß auch der Stoff der Amazonia schon in vorhomerischer Troiaepik behandelt war, zumindest aber, daß es bis jetzt kein Gegenargument gegen diese Behauptung gibt. Gegen das Beziehen des Iliasproömiums auf den Kyprienmythos im ersten Fragment (d. h. auf diesen Sagenstoff) wendet sich W. BURKERT, jedoch ohne stärker ins Detail zu gehen1. So sei deshalb noch einmal auf die Argumentation im Philologus 99 1955 167ff., Philologus 100 1956 132f. verwiesen2.
1 Zum altgriechischen Mitleidsbegriff 80 Anm. 1, Gnomon 29 1957 167. BURKERTS Annahme, die genauere Motivierung des Zeusplanes in den Kyprien sei gegenüber der Ilias eine weitere Stufe der Religiosität, die aus der homerischen Religion heraus zu rationaler Götterspekulation führe, wird durch die Einsichten hinfällig, die uns die jetzt sichtbar werdenden Verbindungen zwischen alter orientalischer und griechischer Götterspekulation vermitteln: ‚Rationale Götterspekulation‘ ist z. T. sehr viel älter als Homer und Vorstufe zu Homer. Vgl. z. B. H. SCHWABL RE s.v. Weltschöpfung Sonderdruck 1958 passim. 2 Es ist vor allem nötig, sich klarzumachen, in welchem Verhältnis überhaupt die Ilias zu dem alten Mythos vom Untergang der Heroen (bzw. Halbgötter) steht [Korr. Zus.: Vgl. dazu jetzt auch WEBSTER 181]. Dieser Mythos begegnet im alten Epos außerhalb der Ilias an drei Stellen: Im Kyprienproömium, in Hesiods Erga 156 ff., in Hesiods Katalogen fr. 96, 56ff. An allen drei Stellen ist es Zeus, der die Katastrophe herbeiführt; in den Erga steht es 161ff. zwar nicht direkt da, ergibt sich aber indirekt aus Vers 180 (vgl. 122). Am ursprünglichsten mag der Mythos in den Katalogen erzählt sein. Dort faßt Zeus den Entschluß zur Vernichtung der Heroen (= ἡ ι) anläßlich der Geburt der Hermione, weil er ο ε ίθ μ nicht will, daß sich die Kinder der Götter weiterhin mit den Sterblichen vermählen. Hier ίθ μ hängt das Motiv des Untergangs der Helden noch unmittelbar mit demWortsinn von ἡ ε ο ι = Halbgötter zusammen. Dem Zustand der Gemeinsamkeit von Göttern und Menschen ίθ (P. Oxy 2354, 6 f.) wird ein Ende bereitet. Da die Ilias Μ ε ι ο 23 aber vom Untergang der ἡμ spricht, ohne dieses Wort noch in seinem präzisen ursprünglichen Sinn auf die Kinder eines Gottes oder einer Göttin eingeschränkt zu gebrauchen, muß dieser Mythos älter als die Ilias und ihrem Dichter bekannt sein. Wenn nun Α 5 der Tod der Heroen vor Troia auf ήzurückgeführt wird, wenn im Zusammenhang des Mythos vom Untergang υ λ ςβο ιὸ eine Δ ήfällt, wenn dieser Ausdruck ιὸ υ ςβο λ der Heroen in den Kyprien ebenfalls der Ausdruck Δ schließlich auch in Hesiods Erga in verwandtem Zusammenhang unabhängig von der Ilias vorkommt (122), so sehe ich keine andere Möglichkeit, als das Iliasproömium im Sinne des Mythos vom Untergang der Heroen zu verstehen. Tatsächlich setzt, wie ich gezeigt habe, die Ilias auch an einer Fülle anderer Stellen diesen Mythos als bekannt voraus. Die schönste Stelle, an der die Ilias diesen Mythos berührt, ist Ξ85ff., weil dort das Motiv am stärksten ‚ethisiert‘ist. Odysseus spricht in schwerer Lage von seinen Mitkämpfern als denen, ο ἶσ ινἄ α ς ρ ε ὺ Ζ α ςτολυπ ρ ε ύ ςγῆ ιν α ε ὶἐ εϰ ϰ τ ο ω ςἔδ εό ϰ τη ν ἐ ρ γ α λ ἀ έ ο υ ,ὄ ς ςπολέμ ο υ α σ σ θ τ ἕϰ μ ε α ρ αφ ο ς . φ ιό θ
Da ich im Zusammenhang eines Aufsatzes über Hesiods Kataloge auf das Problem noch zurückkomme, kann ich mich hier auf diese Ausführungen beschränken.
48
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
So scheinen sich diebisherigen Versuche der Neoanalyse zubewähren. Zumindest zeigt sich, daß es keine Gegenargumente gegen die Behauptung gibt, daß in denaufgeführten Fällen die Ilias den Stoff von Teilen kyklischer Epen schon kennt. Freilich ist damit – nochmals sei es betont – genau so wenig wie bei den direkten Hinweisen auf AH und PH irgend etwas darüber ausgesagt, ob auch die dichterische Gestaltung des Stoffes in den kyklischen Epen und damit diese Epen selbst (oder Teile von ihnen) schon vorhomerisch sind. Ein genauer Vergleich der Anspielungen auf AH und PH in der Ilias mit den kyklischen Epen undeine genaue Untersuchung aller Fälle möglicher Motivübertragungen in der Ilias muß uns da weiterhelfen. Eine allgemeine Beobachtung schließt sich aber zunächst hier an. Wenn wir fragen, wie sich das Gesamtbild, das sich uns aus der vorläufigen Betrachtung von Motivübertragungen aus dem Komplex der AH und PH ergibt, zum Stoff der Ilias selbst verhält, sehen wir, daß aus der Masse des kyklischen Stoffes unter anderem gerade die besonders mythenhaften Elemente der troischen Sage vor Homer zu liegen scheinen1. Während in der Ilias die geschilderte Wirklichkeit offensichtlich nicht mythisch begriffen wird (was sich gerade auch
in der Art undWeise der Übertragung zeigt, der die zu übernehmenden Motive unterworfen werden), sondern eher rational, mit einem ganz fest umgrenzbaren und beschränkten theologischen Überbau, haben wir in dem Zeusplan, dem Parisurteil, dem Raub der Helena, der Speisung des Achaierheeres durch die Oinotropen2, der Hilfe der Amazonenkönigin Penthesileia, der Hilfe des Sohnes der Morgenröte Memnon, der Entraffung des Memnon und Achilleus Geschichten mit einem ausgesprochen fabulösen Einschlag. Sind diese Mythen vorhomerisch – und es hat nach den Arbeiten der Neoanalytiker ganz den Anschein – so ergibt sich eine weitgehende Verschiebung unserer Vorstellungen von der Entwicklung des dichterischen Stils in der griechischen Frühzeit. Bisher hielt man diese Geschichten immer für späte Pathetisierungen, Übertreibungen, Romantisierungen, Historisierungen dessen, was – in viel schlichterer Form – in der Ilias vorliegt3. Ist das neue Bild, das sich zu ergeben scheint (und das durch folgende Untersuchungen noch verifiziert werden muß) wirklich so unglaubwürdig, wie es die Kritiker weitgehend hinstellen? Es sollten in dieser Hinsicht die Verschiebungen unseres Geschichtsbildes, die sich in jüngster Zeit durch weitgehende Aufhellung der Beziehungen des frühen 1 Das stimmt genau zu dem, was BOWRA Heroic Poetry 5 ff. über die vorheroische, ‚schamanistische‘ Vorstufe der Heldendichtung ausgemacht hat, worauf nachdrücklichst hingewiesen sei. Der von BOWRA konstatierte Übergang von einer Dichtung, die eine noch magische, von übermenschlichen Kräften bestimmte Welt schilderte, zu einer Dichtung mit einer mehr anthropozentrischen Weltsicht scheint mir an dem Verhältnis Homers zu seinen Vorstufen deutlich ablesbar zu sein. 2 MusHelv 12 1955 260 f. 3 Vgl. o. S. 25.43 m. Anm. 10. Über nachhomerische Historisierung des Epos E. SCHWARTZ a. a. O., B. SNELL Die Entdeckung des Geistes 31955 211.
Widerlegung der Einwände gegen die Ergebnisse der ‚Neoanalyse‘
49
Griechentums zu den jetzt mehr undmehr bekannten orientalischen Kulturen ergaben, doch zu denken geben. Wir sehen jetzt, daß etwa die religiösen Vorstellungen der griechischen Frühzeit in hohem Grade das Produkt eines Synkretismus großen Ausmaßes sind, der durchaus mit ähnlichen Erscheinungen der Spätantike verglichen werden kann1. Wir sehen ferner ganz konkret, daß auch der griechische Mythos weitgehend durch hethitisch-churritische2 und altphönizische3 Mythen angeregt ist. Wenn wir also jetzt z. B. weitgehende Übereinstimmung des hethitischen Mythos vomKönigtum im Himmel mit der entsprechenden Erzählung bei Hesiod feststellen können, so bedeutet das für uns, daß wir uns von der Vorstellung eines organischen Wachstums des griechischen Mythos und der griechischen Religion, ja der griechischen Kultur überhaupt, völlig freimachen müssen. Die erstaunliche Fähigkeit der Griechen, Fremdes völlig zu assimilieren, hat diese Tatsachen bisher immer wieder verschleiert. Ist also der troische Krieg im Kyprienproömium im Unterschied zur Ilias zu einem historisch-kosmologischen Ereignis gemacht, so bedeutet das angesichts vergleichbarer orientalischer Erzählungen viel früheren Datums nichts für das Altersverhältnis des Kyprienproömiums bzw. seines Inhalts zur Ilias überhaupt. Ganz unbewiesen und auch unwahrscheinlich ist der Gedanke, das Epos habe sich zu bestimmten Zeiten gegen die Aufnahme orientalischer Elemente in den griechischen Mythos gesträubt und erst allmählich immer mehr Fremdes aufgenommen. Denn eine Szene wie die der Thetisbitte an Zeus setzt mit ihrer Bezugnahme auf den Mythos der Zeusfesselung schon den ganzen fremden Mythos vom Kampf um die Königsherrschaft im Himmel voraus4. Damit ist zugleich die Meinung THEILERS widerlegt, die Tatsache, daß Zeus erst in den ςheißt, nicht dagegen in der Ilias, spiegele unbeύ ε ιλ Kyprien fr. 7 (VII), 3 β σ α dingt eine späte, d. h. nachhomerische Entwicklung wider5. Wenn Hesiod im Zusammenhang seiner Erzählung von der Ablösung der Kronosherrschaft für ύ ςverwendet, bezeugt er etwas Altes, in der Ilias Vorausε ιλ σ α Zeus denTitel β ύ ςfür Zeus nicht gebraucht, ist ε ιλ α σ gesetztes6. Daß die Ilias zufällig das Wort β 1 Vgl. A. LESKY Gymnasium 62 1955 11 (aus Anzeiger d.Ost. Akad. d. Wiss. 91 1954 Nr. 6). 2 H. G. GÜTERBOCK Kumarbi. Mythen vom churritischen Kronos (= Istambuler Schriften 16) Zürich–New York 1946, ders. AJA 52 1948 135 ff., J. B. PRITCHARD Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament 1950 120 ff., A. LESKY Anzeiger d. Ost. Akad. d. Wiss. 87 1950 137 ff., U. HÖLSCHER Hermes 81 1953 391 ff., A. HEUBECK Gymnasium 62 1955 508 ff., P. WALCOT ClQ NS 6 1956 198 ff., SCHWABL a. a. O. 3 C. H. GORDON AJA 1952 93 f., F. DIRLMEIER Homerisches Epos und Orient RhM NF 98 1955 18ff., Das Wirken der Götter in der Ilias 13 Anm. 2, SCHWABL a. a. O. 4 Das Wirken der Götter in der Ilias 21. Vgl. auch DIRLMEIER RhM NF 98 1955 26 unter Nr. 7! SOLMSENS Angriff gegen die Ansetzung einer Titanendichtung vor Homer und Hesiod (a. a. O. 18) ist nach der Entdeckung der Kumarbimythen gegenstandslos. Vgl. 5 THEILER 156 Anm. 1. Teil II und SCHWABL a. a. O. 6 Vgl. zur Frage NILSSON Homer and Mycenae London 1933 266 ff., SOLMSEN 7.
50
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
nicht besonders verwunderlich. Schon aus thematischen Gründen gehört der Begriff eher in die Theogonie. Denn er bezeichnet vor allem die Herrschaft im Himmel, nicht so sehr die Herrschaft über die ganze Welt oder wenigstens über ε ι, Th. 462 ... ἐ ιλ ύ ε α β σ ῷἐμ ν ισ α ά ιν ν νἀ θ το α die Menschen (vgl. Th. 71 ὁδ ᾽ οὐρ β ῳ , α 883 σ ῆ ι ι λ ο ρ π ν τ έ ρ ῶ ε θ ή ..., ff. ν δ ή ... ῥ μ ι α ό τ α τ δ τ ί η 486 λ ι σ ι βα ἔ ο χ ᾽ ιν| Γα ε σ ά σ ςφ ο ρ α δμ ν ν σ ύ ῃ ὲἀ ύ δ ίη ινὈ λ σ μ ιο π νεὐρύο νἠ ε μ υ έ ε π . ιλ α σ νβα ο ν υ ὤ τρ ὺ ς ε , Op. 111 (sc. Κρόν ιλ α σ β ν ῶ ε ῷ ὲθ β ςδ ἐμ ο ς ε ὺ α ) οὐρ ῆ νἀ σ Ζ α ν ν , 886 Ζ ίθ ν α ά τω ς; anders nur Th. 897. 923 θ ύ ε ιλ σ νβα ω ν ε ά ὺ τ ςἀ θ α λ ευ ε ν , 668 Ζ ῆ α ιλ σ νβα ῶ ε ν ). In der Ilias steht die Königsherrschaft des Zeus im Himmel ῶ ρ δ ν ὶἀ α (-ι) ϰ ιλ σ ε ύ ςbezeichnet zuwerden braucht. so fest, daß Zeus nicht ausdrücklich als βα Eine Notwendigkeit, seine rechtliche Stellung ausführlich zu diskutieren, be, ist die ‚königliche Rolle‘ steht nicht. Wo Ansätze dazu da sind, z. B. Anfang Θ desZeus eindeutig. Selbst die von Hesiod leicht abweichenden Verse Ο 187ff., die berichten, daß nach Poseidons Auffassung die Herrschaft über die Welt durch das Los auf Zeus, Poseidon und Hades aufgeteilt wurde, beeinträchtigen nicht die Vorstellung, daß Zeus mit der Herrschaft im Himmel eben die β α σ ιήbekommen hat1. η ὶςτιμ λ
6. DIE ZITIERWEISE DER KYKLISCHEN EPEN. PARAGRAPHENEINTEILUNG DES PROKLOSEXZERPTS
In denfolgenden Kapiteln wird es zunehmend notwendig sein, diekyklischen Epen zu zitieren. Da die von mir geplante Neuausgabe noch nicht vorliegt, soll der Einfachheit halber die Fragmentzählung von BETHE kombiniert mit der von ALLEN angewandt werden (letztere mit römischen Zahlen in Klammern)2, ohne daß damit irgend etwas über meine Auffassung über die Zuweisung eines Fragments zueinem bestimmten kyklischen Epos gesagt sein soll3. Insbesondere sei darauf hingewiesen, daß ich mir BETHES Theorie über die Einheitlichkeit des epischen Kyklos und die Leugnung der Existenz zweier Darstellungen der 1 SNELL 73 meint mit Bezug auf Th. 71, daß erst bei Hesiod Zeus „im vollen Sinn ‚ein König, der im Himmel herrscht‘ ist. Ich bin angesichts der zahlreichen Iliasszenen, die seine Mitgötter vor Augen führen, anderer Ansicht und uns die Herrschaft des Zeus über“ glaube, daß – wie in so vielen Fällen – Hesiod hier morphologisch das Ältere bietet. Das gilt natürlich nicht für die von SNELL überzeugend herausgestellte Idee des Hesiod, den Zeus zum Repräsentanten einer sinnvollen Ordnung in der Welt schlechthin zu machen. Sie ist gewiß etwas ausgesprochen Hesiodeisches. 2 E. BETHE Homer II 149 ff., TH. W. ALLEN Homeri opera tom. V Oxford 1912 (OCT). Wo diese Sammlungen unvollständig sind, wird gelegentlich auch auf G. KINKEL Epicorum Graecorum fragmenta I Leipzig 1877 zurückgegriffen. 3 Bei den häufigen Differenzen über die Fragmentzuweisung in den beiden zitierten Ausgaben beachte man, daß die Eposangabe vor der Bezeichnung ‚fr.‘Übereinstimmung über die Zuweisung des Fragments zu einem Epos, nach ihr Nichtübereinstimmung andeuten soll.
Die Zitierweise der kyklischen Epen. Paragrapheneinteilung des Proklosexzerpts 51 Iliupersis nicht zu eigen mache1, ohne daß ich mich nun damit wieder im einzelnen den Anschauungen von ROBERT2 und MAX SCHMIDT3 anschließen will4. Schwieriger als bei den Fragmenten liegt die Sache noch bei den Inhaltsangaben von Proklos. Da es eine verbindliche Zitierweise nicht gibt und die endgültige Ausgabe von SEVERYNS5 noch nicht erschienen ist, deren geplante Anordnung überdies für die hier verfolgten Zwecke unpraktisch ist6, sei auch in dieser Arbeit schon die Zitierweise meiner kommentierten Ausgabe angewendet, die auf einer Einteilung der Exzerpte in Paragraphen mit durchgehender Zählung beruht. Warum diese Paragraphen in der Ausgabe nicht in die übrigen Fragmente eingereiht werden7, braucht hier nicht im einzelnen begründet zu werden. Gewisse Unsicherheiten über die Richtigkeit der Zuweisungen des Proklos zu deneinzelnen Epen undanderes spielen dabei eine Rolle. Der Proklostext wird wiefolgt eingeteilt (Text von ALLEN8): 1 Vgl. bes. a. a. O. 212 ff. 2 Bild und Lied (Philologische Untersuchungen 5) 1881, Griechische Heldensage passim. 3 Troika. Archäologische Beiträge zu den Epen des troischen Sagenkreises. Diss. Göttingen 1917. 4 Die Rekonstruktionen konkurrierender Versionen einzelner Szenen sind m. E. in den 5 Recherches sur la Chrestomathie de Proclos III, 2. meisten Fällen nicht gelungen. 6 SEVERYNS plant nur eine Zeilenzählung. Vgl. die Beilage in dem Band Recherches sur la Chrestomathie de Proclos III La Vita Homeri et les sommaires du Cycle Paris 1953 7 So etwa forderte es F. JACOBY SBBerl. 1932 576 Anm. 2. p. I–XII. 8 mit folgenden Abweichungen: Proklos 1 †Θ ς Heyne, Allen, ο ιδ έμ ς(codd.: Θ ο τιδ έ ῷ τ ὐ ῖς(α το ὐ σ ινalii, Allen), Proklos 5 α τη ίσ Severyns), Proklos 2 ἀ Severyns: ἐν σ ιν(Ν τη ίσ ν α έ σ σ υ δ ι leg. Allen, al.), Proklos 22 Ὀ ε λ λ γ έ γ α ν ε ι (ἀ λ λ έ γ γ Heyne, Allen), Proklos 17 ἀ , Severyns: ῖ(Ν ε falso edd.), Proklos 25 ἐϰ α θ έ σ η σ υ δ Ὀ ο ν ὸ β (codd. ut recte cont. Severyns: τ νAllen), Proklos 95–100 ο ρ τε σ ς(ὕ ο ρ τε ς ci. Heyne, Allen), Proklos 34 ὕσ α σ ή θ η ο β ἐϰ α τ ν α χ λ ά transposui (Comparetti, Severyns: Allen 100. 97. 98. 99. 95. 96), Proklos 105,2 Κ (Meineke: Τειρ εσ ία νcodd. Allen, Severyns). Vgl. zum Text auch J. A. DAVISON ClRev NS V 1955 154, A. SEVERYNS Quelques remarques sur la tradition imprimée de textes anciens Bulletin de l’Academie royale de Belgique (classe des lettres) 1956 508ff., ders. En confrontant deux apparats critiques AntCl 26 1957 5 ff.
52
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Υ Π Κ Ρ ΙΑ (Zeile 84 ff. SEVERYNS)
ῦ|π ο ιϰ ὶτο ρ ῦΤρω (1) Ζ ς†Θ ε ε ςπ τ ε ὺ ῆ α τ ὰτ ο ςβουλεύε ιμ ·| υ ο έμ τιδ λ έ ο νθ ῖς|Π ντῶ ω ε νἐ ῶ ντο ν έ μ υ ο χ (2) παρα εν γ ις μ ηδ ιςεὐω μ ο ν ο έ ςγά ρ ω έ ὲἜ λ η ᾷ ,Ἥ ν η ᾳ|ϰ ινἈθ σ , ῃ τη ν ε ο ςπ ίσ ῖϰ ίτ ε δ ρ ρ ν ο ὶϰά λ λ ρ ο ςἀ υ ὶἈφ α ιὸ ς|π ὰΔ τ α ῃϰ νὑ δ ὴ φ νἼ νἐ ρ ὸ ἳπ γ ςἈλέξα ο ρ ν δ (3) .. α τα ο σ ρ ς ὸ ρ ῦπ ο μ ᾽Ἑρ go ι|τ ε ὶςτο ε ῖςἙλέν ρ θ η ς α νἐπ ὴ νϰρίσ ιν η ν ἄ γ ο ὶπροϰρίν ίτ τ τ α ι·ϰ α δ ο ρ νἈφ ὴ γ ά μ ο ιςἈλέξα ν . | δ ς ρ ο γ ε η ῖτ α η ςν υ ν π α ι, έ εμ (4) ἔπ ιτ ε α δ ςὑποθ ὲἈφ η ρ ο ίτ δ ι. ε ὐ να ε το θ ω σ ίζ ο π ρ τ ῖςπ ὶ|Ἕ α (5) ϰ νμελλόν ὶτῶ ρ ε ςπ ο ν ε λ ι. ε ύ ε ῷ ϰ ε λ ὐ τ ῖνα ε λ π (6) ϰ α ὶἡἈφ νσυμ ρ ο|δ ία ε ἰν ηΑ ίτ ῖ. | η ο λ ρ νπ ο δ ω τ α ὶΚασσάν (7) ϰ ὶ|τ ρ ε δ ρ α π νμελλόν ῶ ᾳ Ἀ λ έ ξ ν α δ ρ ο ς ξ ε ν ί ζ ε τ ι|π α ὰ ρ ίδ ςδ δ α , ιβ (8) ἐπ α ις ὲτ ν ί ο μ ῖςΤυν ο ι ὰ τ Λ δ α ῇ ε α ϰ ρ α ῃπ ν α έ ὶἙλ α ρ ῳϰ ὰ ρ ὰ| Μ ῃπ α (9) ... ϰ τ ὶμ ε ρ α ά τ ὰτα ῇΣπ ντ ῦ τ αἐ ά ελ εν · αὁἈλέξ|α ρ . ς ιδῶ ο ρ ω σ δ ν τ νδίδ ία νεὐω χ ὴ νἐϰ ή η τ ρ π λ ἰςΚ ε ῖ, ϰελεύ|σ ςε ντο η ν ο έ α λ ὶμ α ε τ ὰτα (10) ϰ νἙ ῖς ὴ ῦ έλ τ εν αΜ ςτ α ν|ἀ ςἂ ιν ω ,ἕ ε . έ χ ρ 100 α π ιν ε ια δ σ ῶ γ ιτή ιςτ ὰἐπ α ο λ έν λ ξ π α ῷ|Ἀλ ῳ . ϰ ὴ νἙλέν ῳ α η ιτ ντ γ ε ὶμ δ ά ε τ ἐἈφ ὰ ντο ησυν ρ (11) ἐ ρ ο δ ίτ ν δ ύ ε ξ ά τ έ θ ν α τ ἐ α μ υ έο ι. | λ σ π ο π ίξ ιντ τή ὴ ςἀ νμ τ ὰπ ὸ ινυϰ τ ε λ ῖσ τ αϰ ν ο ε |μ ιν ν ιὁἈλέξ σ ίς Σιδῶ ν α ε τη ὶπροσενεχθ α (12) χειμ ίσ ὐ το ῶ ν ῖςἐφ δ ὲα α .ϰ α ρ Ἥ . νπόλ ιν ὴ δ ρ ο ςα ε ῖτ ἱρ εσ ε .| τέλ ν ε υ ςτ η ςἐπ ο α (13) ϰ ὶἀ ςἙλέν ς|ε εύ σ α νγάμ ῆ π λ ο π ιο ἰςἼλ ῳδ ὲΚ ε τ ὰΠ λ υ δ ε ο ρμ ύ ϰ ά ω υ σ ο ςτ ὶ|Λ τ δ α ὰ αϰ ςἼ ντο ύ τ (14) Ἐ ο ς ῦ ςβ ω ϰ έ γ υ . ὑ ν φ ιρ α α ν ιἐφ ε ο ο μ σ ύ η θ ρ ά ω ςὑ α ὲ ρμ ν| ὑ ὶΚ α π ὸ ω ά σ τ (15) ϰ ὺ ςδ α ὶ Ἴδ ϰ ε ι, Λ γ εῖτ υ ὲϰ ιρ α α ν δ αἀ ῦἼ ὸτο π Π ο υ|δ λ ς· υ ο ϰ ύ ε ε νν ρ ο α ὴ νἀθ έ μ ὶΖ ε (16) ϰ ὐ το ῖςἑτερήμ α ε ιτ ὺ ςα ν α .| ία ν σ 110 (17) ϰ ῳ τ ὰ α ὶμ ε ῷ τ ὰ τα Μ ῦ εν ε λ τ α ά . ν νοἶϰ ο λ ε ιτ τὸ ὰ έλ ϰ α τ ό τ α γ γ ιςἀ ρ |γεγον Ἶ μ ε ὲπ ό α ρ α γ εν ν ο ε ρ ὶτ (18) ὁδ ςπ ὰ τ ε τ ςἐ ο ῆ ῦ π ιμ α τ ςβουλεύε ία τε α τρ ᾽|Ἴλ νσ ιο λ ε δ ἀ φ ο ῦ , α ὶπ ρ ὸ ς|Ν (19) ϰ ε α ο τ έλ εν ς .| α ιΜ ίν γ α ρ α π α ρ το έσ ῷ ὡ ςἘπ ω π ε ὺ ι δ β ς| φ ε ι η ά γ ε σ ῖ ϰ τ ι ὐ α α τ ε ν π ρ ὲἐ α ρδ ω έ σ τ ςτ ν α ὴ (20) Ν είρ θ Λ ϰ ύ ο υθ γ υ α η τ ή ,ϰ έ θ ρ αἐξεπορθ α ὶτ ε ρ ὶ|Ο ὰπ υ ς ο έ λ ϰ α ὶτ ρ α Ἡ ν νϰ ὴ υ ο ἰδίπ μ α ν ία νϰ α ὶτ ὰπ ε ρ ὶΘ η έ σ α|ϰ .| ν η ν δ ὶἈριά α (21) ἔπ ε ιτ ατο ίζο ρ ο ν α ὺ ςἡγεμό ςἀ θ υ σ ινἐπ ε λ θ ό ν τ ε ςτὴ ν|Ἑλ . α δ ά λ 120 (22) ϰ α ὶ μαίνεσ ι προσποιησάμεν θ α υ δ ο έ νὈ σ σ α ύ ἐ ὶ|τ π ε α τ ε ινσυσ τρ ὴθέλ μ ῷ εσ θ α ιἐφ ή δ ο υ ώ ρ ςὑπο|θ α σ α μ λ ν ,Π α α α λ ὶϰό έμ α π λ νἐ ο χ Τη ν ἱὁ νυ ο υτὸ ν έ εμ ινἐξα σ ρ π ν τε ά α σ ς .| α ὶμ (23) Κ ε τ ύ ὰτα θ ν ε ςε α ό τ ο ἰςΑ θ ίδ ὐ υ λ σ ιϰ ελ ῦ ν τ υ α σ ν τ α ὶ|τ α ϰ ο νδρά ὶτὸ ρ ε ὰπ ϰ α ὶ το ὺ ςστρουθ ν ε αδείϰ|ν ο ὺ ςγενόμ η β π ο ὶ τῶ νἀ ρ ε ςπ λ α χ ά ὶ· Κ α ι, ϰ τα υ ὐ το .| μ ῖς σ ο έ ν ω νπρολέγ ι, α ε 84
Die Zitierweise der kyklischen Epen. Paragrapeneinteilung des Proklosexzerpts
53
. ν υ ο ό θ ρ ἐ π ν ὶταύ|τ ιο α ίσ ιϰ ο σ ρ υ σ ο χ π ςἼλ ὡ ν η ν ίᾳ α ρ ςΤευθ ε τ ν έ θ ιτ α α ν ε ἀ χ (24) ἔπ α ὶα ι, ϰ ε ὐ τ ὸ ς ςϰτείν υ ο είϰ ν υ ν λ ό ο ρ δ νΠ ν α σ ετὸ ὲἐϰ έρ ο ςδ (25) Τήλεφ ῖΘ |τ ε θ η ο β ι| α τ ε ςτι|τ ω ϰ έ σ λ ώ ρ ὸἈχιλ π ὑ ν τα ι. υ ν ν ά εδ ϰ σ ὶδια ι|π α ἐ π ν ὼ ιϰ ε ειμ τ ς χ ία ίπ σ υ ϰ τ ςΜ ῆ ῖςἐ ὐ το ὲα ιδ υ έο σ ο λ π π (26) ἀ δ ά ϊ η Δ α ρ έ τ α γ υ θ ς υ ο δ ή μ ο ϰ υ Λ ν ὴ ῖτ ν|γα ε ὼ ὲΣ σ σ χ ὺ ςδ μ ο ε λ ρ π ῳ (27) Ἀχιλ ϰ ρ ύ .| ν εια μ ς ὺ ε ἰς|Ἄρ ε ν ν ο ε ιἈχιλλ μ ό α εν τ γ νπαρα ςἰᾶ ία τε ο ν α μ ὰ τ γ ϰ α ε ο ν φ λ ιτ Τή α ε (28) ἔπ π ο ντο ῦἐ ν ε .| όμ η σ ῦ ο εν γ α ό ν λ ὡ ςἡγεμ νπ ιο ᾽|Ἴλ ὶ π νἐ ω ν ι | Ἀγα ίδ έμ λ ὐ μ νΑ υἐ ο λ ῦστό υτο ο ισ μ έ ν ο ρ νἠθ ο ὶτ α (29) Κ ὸδεύτερ ὲ δ α σ σ α ί ν η μ . ν ε σ η ι ν ἔ ι φ μ ε ν λ τ ε λ ὴ β ά ὶ ρ ε α τ π νὑ νἔλα ο φ ὼ |ϰ λ Ἄρ ςβα α ρ ή θ . α σ υ ο π ἡθ ε έμ ὸ ιπ ςἐπ ςἐπ α ν έσ ε χ να ςτο ὺ ὐ το ῦ|π ῦχειμῶ ο λ ς ο τ ν α νϰελεύσ εια έν ιγ ὶἸφ α ινϰ ν ῆ ν| τ ςτὴ ο ῦμ (30) Κά τ ο λ ό ν ὲεἰπ ε χ α ν ςδ το ςθ ῆ ι|θ ο ν ε μ ιν140 ά ψ ε ύ εμ π ε τα ῖμ ε λ Ἀχιλ ὴ ν τ ὐ ῇ να ο μ |Ἀρ ὶγά ςἐ π ι, ὡ ιδ ιντ ε τέμ ύ θ . ιχ ιν ο π ειρ ἐ ῦ σ ν το α ν ά ὶἀθ α ιϰ ε ίζ μ ο ϰ τα ε ἰς| Τα ςμ αε σ υ σ α ά ρ π ο ρ ύ (31) Ἄρ νἐξα ὴ τ ὐ ὲα ιςδ μ τε μ .| ω ῷ ῷβ ιε ῖ, ἔλα ὶ|τ π ο ιτ τ ν σ ὲἀ η νδ ο φ τ ίσ ρ ςϰ α ῆ ςπ η ρ ό ν . ἰςΤένεδο ινε σ υ έο λ π τα α ϰ ιτ α ε π (32) Ἔ σ ο νδυσ ὴ τ ιὰ ὶςδ ε γ η ςὑ φ η τ λ τή ϰ ω ν|α ν έ υπ μ ὶεὐω υ ο α χ ο (33) ϰ νΦιλο ῶ τ ὐ ᾽ὕδρ μ είφ η , ία λ θ ν|ἐ ϰ ῳ α τε ν μ ή νΛ . α ν ο ν έμ ὶςδια|φ ε η θ λ ςϰ ςἈγαμ ο ὸ ρ ρ τε ςὕσ ὺ ὶἈχιλλ α ε ιπ α (34) ϰ τ ε έρ ιν|ο , ς σ ε νεἴργου ιο ῶ ἰςἼλ ὺ ςε ὐ το ςα ν ο τα ἱΤρ ίν β α (35) ἔπ ε ιτ αἀ ο π ςὑ ο α ίλ φ ιΠ ε ρ ῄ ω τεσ σ ϰ α (36) ϰ ν ὶθ . ς ο ϰτορ ᾽Ἕ , |ϰ ς ο ν ῶ ειδ σ ο ν Π ὶ150 α ντὸ ο ν νΚύϰ ὼ λ ιἀνε α τ ε ςτρέπ ὺ (37) ἔπ ιτ ε α το ὐ ςα ὺ ε |Ἀχιλλ ι· | α τ ν ῦ ο ιρ ὺ ςἀ ν α ο ςνεϰρ ὺ το α τ α μ ν|ϰ η τή ς ὰϰ α , τ νἙλέν ὶτ ὴ ςΤρῶ ρ ιπ ὸ ςτο ὺ α α (38) ϰ β ε ύ ο ν τ α εσ ὶ δια ρ π ε . ς ν τ ῦ ιτο ἀ π α .| ιν ο σ ῦ α χ εῖν ι, |ἐντα ο ή α ϰ νἐϰ σ ὴτειχομ ο υ (39) ὡ δ ςδ α ὲο ὐ θ χὑπ ῦ .| ις ε λ ό ςπ υ ς|π ο ὶτὰ α ιϰ σ ίϰ ῦ ο ιο (40) ἔπ ό ν ε ςπορθ τ ε ερ ὴ ιτ νχώ α τ νἐπεξελθ ρ α ε ν γ α γ ή ι, |ϰ α θ σ α σ εά υ μ ε ῖθ ιθ νἐπ ὶ συν η α ὺ ςἙλέν (41) ϰ ε α ε ὶμ τ ὰτα ῦ τ αἈχιλλ .| τις έ ὶΘ α ηϰ ίτ ο δ ρ ὸἈφ ἰςτ ὸα ὐ τ ςε ὺ ὐ α το ι. ε χ τέ α ὺ ςἈχιλ|λ ςἈχαιο ςϰ έν ο υ ςτο ὺ ὺ ημ ἶτ (42) ε μ ε ρ ο ῖνὡ α ν ε π ο σ ἀ τ 160 , ς α (43) ϰ υβὸ ίο ἄ ἰν ςΑ ε ὰ π ιτ ε ιτ α ε ἀ ε λ ύ π α ν ν|π ω ίδ ιϰ ιο , ν ερ ω ε π ν λ ό ὶσυχ α ςτῶ ῖϰ ὰ ε ν δ ή α θ σ ο ρ ν π ο α ὶ|Λ ὶ, Π α (44) ϰ ϰ ν ὸ σ η σ ν ρ υ ι. | ε ο νφ ίλ ύ α ὶΤρω ε (45) ϰ ο ν ᾷ ,| λ ο π εμ γ α γ ὼ νἀ π νἀ ο ν ῆμ ἰςΛ ςε ο ϰ λ ο ο ν τρ ά εΠ ά τ (46) Λυϰά α ίδ η ς α ρ ι, Χρυσ έ ε γ ν η ί α δ ι σ ρ Β ν ὲ ςμ ὺ ε α ὶἐ ω νἈχιλλ ρ ύ (47) ϰ ϰ νλαφ τ ῶ |λαμβά .| ν ω ν έμ μ δ ὲἈγα ς ,| το ή α ν δ υ ά ο ςθ μ ε ιτ λ α α (48) ἔπ ά τιΠ σ ἐ ῃτο ὺ ςΤρ ῶ α ςἈχιλ|λ ς ία α χ π ὴὅ ω ίσ ςἐπιϰουφ (49) ϰ α ὶΔ λ ιὸ υ ςβο ςσυμμ ατ ῆ έ ,| ς σ α τή ο σ π ςἀ ῆ τ ςἙλληνιϰ ῆ 169 .| α ν η ω σ χ ά τ ν ὶσυμμ (50) ϰ α σ ὶϰα ω ςτῶ ντο ο γ τά ῖςΤρ ο λ
54
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
Α ΙΘ ΙΟ ΙΣ Π Ἀρ ϰ τίν ο υ (Zeile 175 ff. SEVERYNS)
175
180
190
200
203
ιαπ εσ ίλ θ ε ε ιΤρ α εν α τ ρ α ίν ω γ νΠ ὼ α σ ζ ὶ συμμ (51) Ἀμ α ή|σ χ , Ἄρ α σ υ ο ν ὲ ςμ ω ε ᾷ σ σ αδ ὲτὸγέν ο ς· ρ ,Θ ρ η γ ά τ θ υ ισ νἈχιλ ὴ νἀ σ α ρ υ ο λ ι| α τεύ ε ύ ε ὐ τ ς , τείν (52) ϰ α ὶϰ νθ ά π τὴ ι. | ὐ το υ ςα σ ε ῶ ἱδ (53) ο ὲΤρ ερ ῖ, λοιδορηθ ε ιρ ὺ ςΘ σ ν α η νἀ ε ε ὶςπ ίτ (54) ϰ ρ ὸ α ὶἈχιλλ ς|α ειδισ θ ε ὶς α ὶὀν ῦϰ ο τ ὐ · λ ε γ ό μ ε ν ο ν|ἔρω ίᾳ ε ε ιλ σ θ εν τα ὶτ ῇΠ π νἐ τὸ ιτο α ε τ ῖςἈ χ ιο α τά ιςγίν ῖςπ υσ σ ο ύ τ α ε ὶἐ ϰ ρ ὶ|το το (55) ϰ υφ ο ίτ σ .| ν ο υ ό ερ ῦΘ νπ β ο λ ε ῖ, ϰ έσ ς|Ἀπ ἰςΛ α ὶθ ύ α σ ςε ὺ ε αἈχιλλ τ ῦ ρ ιϰ ὶἈ ν α ω ὲτα λ ε ὰδ λ τ ό (56) μ ιτο ῦ α ε τ θ α ίρ ῖϰ α η ο τ ὶΛ α ιϰ υὑ ο π .| ιδ ν ό ς τέμ |φ ω έ σ σ υ δ ᾽Ὀ ο ςυ ῦ ὲὁἨ νδ ω ϰ το ν τό νπαν|ο ι έμ ισ (57) Μ τευ ίν ε τ α α γ α ρ α νπ ἱὸ νἡφ ία ω λ χ ςἔ π ν ή ω σ θ η ὶβο σ ω ῖςΤρ το ῷ|π ν ν ο α ι. | π έμ ρ νΜ ο ε λ έ γ έ τὸ τιςτ α ὶΘ ὰ α τ (58) ϰ ὰ ὶτ ιδ α ·ϰ ο τίλ ν η ςἈν χ ο ςὑ ν ὸΜ ο ν π ο ς|ἀ ςγενομ έ έμ ῆ β ο λ ι, μ α υ εῖτ ὶσ α (59) ϰ ιρ α ν ε ι· τείν ϰ ν α ν ο έμ ὺ ςΜ ε ιτ αἈχιλλ ε (60) ἔπ ι. | σ νδίδω ῳ ία ν σ α ηἀθα μ έν α ύ τ ςα ὶτο α ἰτησ ιὸ (61) ϰ νἨ ὲ ὰΔ |μ ρ α ςπ ὼ ὴ ν π ό ὸ ς νὑ π ἰ τ ι σ ε ὼ ε π σ ε ϰ α ὶ ν ς α υ δ ρ ῶ ν ο ς ᾽Ἀχιλλ ε μ ςΤ ά ὺ ινσ ςτο ὺ (62) τρεψ ε |λ ο ν ω ς· | λ λ ό α ῖτ ὶἈπ ιϰ ε α ιρ α ν ςἀ ο ιδ Π ά ρ ςἰσ ρ χ υ η ᾶ ςἀν|ε ςμ ν ά ἴα έ ςΑ η χ ο ν ςἐ ε ὶτ π ὰ μ ς ό λ ρ ὶτο μ ςγενομ ε π α ῦ τώ το ὶπ α (63) ϰ ν ο έ υ|το μ α μ ο .| χ ο π ίν ςἀ μ ίζ ι, Ὀ δ ω σ ο ε ω ν α ῦ ςϰ υ σ έ σ ῖςΤρ ε ϰ ν ν ρ ὶτὸ ὸ α ν το ῦ|Ἀχιλ ιϰ σ υ ι| ν ε τα το τίθ π ο ρ ο ά Ἀν ν τίλ εθ ςπ τ α ό χ ω ειτ έ (64) ἔπ λ ὶτα α ε ῖςἀ λ ῖς|θρη ιςϰ δ α α α φ νπ α ῖδ σ ύ ῖ τὸ ε ο ν νΜ ὺ τιςἀ έ ησ μ ν ο έ ὶΘ ιϰ α φ (65) ϰ ·· ἰςτ έ τις| ἀ ῖδ αε α ν νπ ὴ ςἡΘ ατὸ σ ᾶ α ρ σ ά υ π ρ ε τ ὰτα α ῦ αἐ τ ν ὶμ ϰτῆ ςπ α (66) ϰ ι. | ῆ ε νν ὴ ϰ σ ίζ ο ο νδια μ ϰ ευ Λ γ ῶ ςἀ ν α ε τιθ έ α τ ι, | σ ν α σ ντά ὶτὸ νχώ ἱδ ὲἈχα ιο ο (67) ο φ ις|ἐμ τά σ υ δ σ ε τισ σ ῖϰ α ν νὈ ὶΑ ἴα ω ι. | λ ε τ ίπ ςὅπ π ε ρ ὶτῶ νἈχιλ ω ὶπ α λ έ (68) ϰ
ΙΚ ΣΜ ΑΛ Ρ έσ ΙΑ ΙΛ ε χ ω (Zeile 208 ff. SEVERYNS)
208 210
ς ν ᾶ Ἀθη ιν δ υ σ ὶὈ σ ὺ η ε ὰ| βούλ σ ςϰα α τ ιϰ α τ ε ίσ ιςγίν ρ νϰ ω λ νὅπ (69) ἡτῶ ι, ε ν ά β μ α λ ίν ε α ιϰ ὶ τ α α νλυμ ιῶ α χ ελεία νἈ ντ ντῶ ή ς τ ο ςδ ἴα (70) Α ςγενόμεν ὴ ν α ᾽ἐμμ ε ῖ. | ιρ α ν νἀ υ τὸ ἑα ι, | ε ν β ά μ ο νλα ςἝλεν α σ ή ο χ ςλ ὺ ε σ σ δυ ὰτα τ ῦ αὈ τ ε (71) μ ή ν ο υ|Φιλοϰ ήμ Λ ϰ τ ςἐ η ή δ το υΔιομ ςτού ω ε σ ώ λ ςἁ ε ρ ὶτ ςπ ν το ῆ ὶχρήσα α (72) ϰ ι. ά ε ν γ νἀ η τ ι· ε ϰ τείν ῳ ρ δ ν ν ο ο ὶμ α ςϰ ο ν ο ςἈλεξά ά α χ α ὶςδ ὲο ὗ ε ὸΜ σ (73) ἰα τ ο ςὑ π α θ χ ή |μ ἱ ινο σ υ ιθ ά π ο το ν ε μ ό λ ε ν αἀ τ ν έ θ υ| ϰ ισ ο λ ά ε ιϰ εν ὸΜ τα νὑ π ὸ ρ α ννεϰ α (74) ϰ ὶ τὸ .| Τ ς ρ ε ῶ ῖ. | ε μ α νγ η ςἙλέν (75) μ ο β ε ίφ η αΔ τ τ ο ὲτα ῦ ὰδ
Die Zitierweise der kyklischen Epen. Paragrapheneinteilung des Proklosexzerpts 55
ϰΣϰ ιτ ὰτο ε ὺ ςἐ ω σ ῦ σ σ ὰ|ὅ δ υ ντ ίδ νὈ δ ὼ ο γ α γ α μ λ ε λ υἀ π τό ο π εο ὶΝ ρ α ύ (76) ϰ ς · ό π α τρ ι. | α τ ῷ ν ε τά φ ζ α τ ὐ ςα ὺ ε ὶἈχιλλ α (77) ϰ ῖςΤρ ω ὶπαρα|γ σ ςτο ο 220 ρ υ ο ι, τα ίϰ ε υἐπ ο ίν ὲὁΤηλέφ (78) Εὐρύπ ςδ ο λ υ ο π τ ό λ ε ε μ ο Ν . ς ι ε ν τεί ϰ ο π νἀ ὸ τ ὐ α α τ ν | ο τεύ ὶἀρισ α (79) ϰ ι·| ν τ α ϰ ο ρ ῦ ιο λ ο ςπ ε ῶ ἱΤρ ὶο α (80) ϰ νδούρειο ν ιντὸ ϰ α τα σ ευ ν σ ϰ ε ο π ίρ α ο ρ τ ι ε α ζ ςπ ά ςϰ ᾶ ιὸ ε ν α ὶἘπ η | |ἵπ (81) ϰ ᾽Ἀθ ϰ ο σ π ο τά α ςε ἰς|Ἴλ ϰ ν ὶ τὸ ίν ε τ υ ρ α γ α ςἑα ο ν νπ ε μ ά ισ ιο ·αι, ϰα ἰϰ εα ςτ ύ ε υ δ σ σ (82) Ὀ ςσυν ω τίθ ε ίε τε τ ι, ϰ α λ ό ςτ ω ε ςπ ῆ σ ώ ὶ|τ λ ρ ε φ ὶςὑ ε ςἁ ςπ θ ισ η ρ ω ῆ ν γ ν α ἀ ᾽Ἑλέν ςἀ ι. | α ε ῖτ ιϰ ν ῦ φ α ςν ὰ ν|Τρ ὶτ π ν α ςτ νἑ ςτῶ έτιν α ω ώ δ ά ιο λ νἐϰ ϰ ο|μ λ α ὸπ ιτ ε δ ή ϰ .| τ μ ιἐ υ ίο ῆ ςἸλ ιο ε νΔ ίζ ὺ ασ τ ῦ ε τ ὶμ ὰτα α (83) ϰ το υ ίσ ςἐμ|β ρ ςτ ε ν ά ςἀ ὰ ςτ ς230 ὺ τ ν εσϰη ν το α ο σ π ά νἵπ ιβ νδούρειο ἰςτὸ ε ιτ α ε (84) ἔπ γ ο ν ν ά νἀ τ α ι· | ο ἰςΤένεδ νε ω ν|Ἑλλ ὶτῶ ν ο ή ἱλοιπ ςο ε ϰ α τ τα ν α έξ λ φ ςἀ ε τ ν ό β ν ο α π λ ο ν|τ νἵπ ϰ νὑπ ῶ α νϰ ιτό α ςτῶ θ ά ε χ λ ῶ λ εδούρειο ἱδ η ὲΤρ π (85) ο ς| μ ε τ ς υ ,ϰ α ι ο ὶεὐω α ν τ ι, διελόν τείχ ῦ δ έ ν τα ςτιτο ῦ χ ο ε ἰςτ ο ο ὴ χ νπ εἰσ ρ ό ιν έ λ ς|Ἕλλην ὺ .| ςτο ε ς τ ϰ ό η α ὡ ςνενιϰ 236 ΙΛ ΙΟ ΥΠ Ε ΙΣ Ρ Σ ο υ Ἀ ρϰτίν (Zeile 241 ff. SEVERYNS)
ςἔχον ω τ π ε ό τ ς|π π ςὑ ε ῶ ἱΤρ νο ο π νἵπ ὶτὸ ρ ο ν ε ισ τά ν ςβουλεύ ε ὰπ τ ςτ ερ - 241 (86) ὡ α ὶ το ῖςμ ν|δο ὲ η μ ν ίσ ϰ ρ α τα ῖν ϰ ῖϰ α ε ια ιε ϰ ο ὐ ὴπ τό ν , το ῖςδ ρ ὲ τι χ ι, ὅ τα ᾷἀ ν ν|α ὸ α ε ῖντ ν η ὲἱ·ερ νδ ῆ τεθ ἱδ ν ῇἈθ ι· ϰ α α ,ο σ α ὶ α ϰ ειν α τα νἔφ γ έ λ φ τὸ ὐ ᾷ|ἡτού . |τρα η μ ἰςεὐφ ν ώ ὲε ςδ νγ ε ω ρ τ ο ν τ σ ύ ν η έ νεὐω ο π χ ῦ ν ιϰ τ α ι λ ο ςν τέ .| υ ο έμ λ ὡ ο λ|λ ςἀ η ῦπ π ιτο ο ν έ μ γ α ύ ῳ δ οδρά ν έ τ ε ϰ ν ςτό ν ο ν|τ τ ε α ςἐπιφ ύ τ ῷ δ ὲτο ϰ τ α ο ό ω ὐ ν α εΛ ϰ τ ὶτὸ α να ν (87) ἐ νδιαφ ω είρ ἕ ίδ θ ο τε α ρ νπ υ σ ντῶ ιν | ο ε ία ὶτὸ ἰν νΑ ρ ν|ὑπ ε ή ῷτέρ τιδυσφ σ ν ἱπ α α ε ρ τ ς ο ·ο ὲτ ὴ ὶδ ν250 π ἰςτ νε ῆ λ θ ο (88) ἐ εξ ν| η Ἴδ ιο ῖς , π ῖςἈχα σ ρ υ ρ ὺ ςἀ ίσ ο ν ό|τ ςπ ὺ ι το ε χ ντο ω ὶΣ α θ ὼ ς (89) ϰ ο νεἰσεληλυ ρ ε ·ίν .| ς το ίη π σ ο ο ρ π ἱἐ ϰ ῦδου|ρ το ὶο λ ε ύ υπροσπ α ο σ α ν δ τ ε ςϰ έ Τεν ϰ ὲἐ ἱδ π ο ίπ υἵπ υἐπ ιπ ίο ε (90) ο ,ϰ α ὶπολλ ις ν π ό ιν λ ίο ϰ ο εμ ὺ λ ςἀν|ε α ο ςτὴ τ ε το υ ιτο ῖςπ σ ὰ ϰ ρ τ ν ά το β ό ςλα ά μ λ ν ο υ σ ι. | νἐ μ ο ὶτὸ π νἀ ία π ν|το ὲ ο ςμ ϰ ρ ο τείν μ ε ιΠ ε λ τό π εο ὶΝ α ςτο ε ιὸ ίο υ ῦἑρϰ (91) ϰ ῦΔ β ω μ ὸ νϰ α τα .| ν τ α ό γ υ φ ςϰ α α ῦ τά νἙλέν η ε ὼ γ ν ςν ι, |Δ ρ ἐ π ὰ ὶτ υ ε ν ὲἀ ςδ ο α έλ ίφ β ν ο ν η ε ύ σ . |260 ο ε α ς ν φ ο (92) Μ νἀ π ο ία σ π ῶ ν| συνεφ ςὁἸλ έ ω ςπ ἴα ρ ὸ ςβ ὲΑ νδ α ρ δ ν ά σ σ ε ὸτ τ ϰ ιτ α λ (93) Κα έ ῆ ς Ἀθ η ν ᾶ ςξόα ν ν ο ς|ο εῦ ε λ τα σ τ α ιβουλεύον (94) ἐ ςϰα φ ε έ θ ν τ ν α ι τὸ υ νΑ ξ ἴα ν τ α ο , ἱἝλλη ρ α ᾽ᾧπ ·ν ῴ ὶ | τὸ é ἐ ὸ τα νϰα μ π ζε ὁδ ςβω ε τ ᾶ φ ν ύ ε η γ ιϰ α ιἐ α ὶδια ϰτο ςἈθ σ ῆ ῦ| ντ .| υ ο υϰινδύν ν ο έ ειμ ιϰ π ἐ
56
270
274
Thema der Arbeit und Problemgeschichte
ε ς , έο υ ἱἝλλην λ π σ ινο α ο ιτ ἀ π ε (95) ἔπ ι. | ν ᾶ τα α η χ ςμ γ ο ὸπέλα ὰ τ τ ϰ α τ ο να ὐ ᾶ ῖς|ἡἈθ ὰ ὶφ ρ α ο ν θ η (96) ϰ έ ά η νγ χ ν το ό ςἈνδρομ ς| Ν λ ε ο μ ν α ἀ τ ε ϰ α λ ν ςἈστυά ω έ τό π δ σ υ σ ὶὈ εο α (97) ϰ ι. | ε ν β ά μ ρ α ςλα ι·| ν τ α ο έμ ν ια ὰ λ δ ά ὶτ ὰ α λ ιπ ο ρ α υ φ (98) ϰ ι|μ υ σ ο γ ε τ ςἄ ο ὶἈ ὲϰ νεὑρόν μ α νδ φ ῶ θ η α ε ρ .| ν (99) Δ ἴθ τῶ υ ςΑ ϰ α ᾽ἑα μ ά ὶ τὸ π ινἐ υ σ ντο ιν| Π ζο λ νπό ιά ή ὴ γ ῦ σ α ν νσφ α ρ τ η π ε ιτ αἐμ ςτ ε ν έ υ λ ξ ο (100) ἔπ Ἀχιλ λ έ ω ςτάφ ο ν .| Τ Ο Σ ΙἈ Ν Ο γ ίο υ (Zeile 279 ff. SEVERYNS)
ἰςἔρ α ο νε έλ ϰ ῦἔϰ θ ίσ|τ ιν α εν π λ ὶτο ο υ μ .| έμ α ὶΜ ρ Ἀγ ν ο ᾶ ν ϰ η ν α ε α θ ιπ σ η 279 (101) Ἀ ι, | ς|χό ν ε έ ο ν ε ν μ η ᾶ ςἐξιλα ό ιμ ω σ νμ ὲ έμ ν μ νο ὖ α ντὸ ντ ςἈθ νἐπ ῆ ο λ (102) Ἀγ ι· | τα ν ζο ἰςτ ὴ νοἰ|ϰ ε ςε ῴ τ ν έ α σ ν θ η ςδ ὲϰ δ χ α ή ὶΝ έσ ρἀ ω μ τ ιο νδια ία ε (103) Δ ίε τ ὰπ ςμ έ ο ν εῶ ν| ε εν α τ γ έλ νπαρα ε θ εν το π σ α ςὁΜ υ (104) μ ἰςΑ εύ λ π ἴγ ςἐϰ ὓ ᾽ο νν ι. | εῶ ῶ ν ε ν|ἐ ε τα ι, τῶ εισ γ ιπ νδια ο ῶ νλ ρ ά α λ θ φ ε π ῷ ντ ϰ ν|π έ α ν τ η ν α ὶΠ ο ο ίτ έ λ υ π τ ε ςε εο ἰς ε ά λ ὲπ ὶΚ ρ ἱδ ὶΛ χ α α ν ϰ τ α ζ (105) ο ῇπορευθ ε Κ ο λ ο υ λ ε φ ν ῶ αΚά λ τε α θ ι. | χ ῦ σ α υ ν τα τ α ἐν π το ά αθ ν τ α ή σ |τ 290 Ἀχιλ|λ ν ω ν τ εό λ π ο π αἀ ν ο ν λ ο νἐπιφ έμ ςεἴδω νἈγαμ ω ὶτὸ έ ρ α ν ὲ ν ε νδ ὲπ ῶ (106) τ .| α ν ὰ|σ ντ ο ε γ μ έ λ ό σ ο η ω ύ ρ ϰ λ ε ινπ β ᾶ ειρ τ ιδια π α μ υ τ ιχει|μ α ςδηλοῦ α τρ έ ἶθ ςπ ν ἴα τ α ο ςφ ὶἡΑ α ίδ νϰ (107) ε ὼ ρ ὰ ο ρ θ η ςΚα φ ὰ ὶτ ρ ε ᾽ὁπ .| ῦ ο ρ ϰ τ ο ο ῦΛ έ η ν ςπ εμ ζ ε θ εο ιεῖ|τ ο ο (108) Ν ῇπ π ὲΘ ο ςδ τό ε μ έ λ ςὑπ ο τιδ ν ία ε ρ ο νπ ὴ ιτ α ρ ε ν ἰςΘ μ ο ςε ό α έ εν ᾴ ρ γ σ ε ὶπ α α β ν ιἐ α σ ά ντ υ δ μ (109) ϰ ῇΜ α ν ε νὈ α λ η τα ϰ ίᾳ |ϰα , ·ρω ίν ο ιϰ ν αΦ ε τ νἀ ιτ α ύ αθ ὶτ ὸ ν ὸλοιπ ς|ὁδ ά π ῆ τ ε ι· (110) ϰ ὶτελευτήσα α ,ϰ ῦ ο ο λ ο σ|σ ἰςΜ ὸ ςδ ὲε λ ε η τ ὐ ῖ. | τ ιΠ ε α ιϰ ίζ φ ρ ςἀ ω ὺ ν γ ο α ν ςἀ ο ν ε όμ 300 (111) α ν ὸΑ ν έμ ο π ο ςὑ εθ ιτ ε αἈγαμ ὶ Κλυται|μ έ ο υϰα ν (112) ἔπ θ τ ίσ ο ς ςἀ ν α α ιρ ἰγ σ τρ ή ν ω ρ ί μ α , ι τ υ ο δ π ά ὑ λ Π υ ὶ α ϰ υ ο τ | έσ ρ ᾽Ὀ ία νἀ .| ε ν ή ϰ ο μ α ιδ ἰςτ ὴ νοἰϰ ο α ὶΜ υε εν ε λ ά 303 (113) ϰ ΤΗ Λ Ε ΓΟ ΙΑΕὐ Ν ς ο ν ω μ γ μ ά (Zeile 308 ff. SEVERYNS)
308 310
ϰ ν ό ςὑ η ι· | ή ε νθ ω ά σ ὸτῶ τ α το ρ π π τ ν σ ἱμ ν ο ρ το νπ (114) ο ῖ|ἐπισ ινἀ λ ε ὺ ςθ μ ἰςἮ λ π δ ε ύ ιςε ύ υ π ο ὶὈ σ σ σ α α φ α ςΝ (115) ϰ μ ό ε ψ ν ο ςτ β ε ο ϰ ὰ υ ϰ ό λ ια , ῳ|δῶ α ὶξεν ν έ υ ιπ α ξ ρ λ τ α ίζ ε ὰΠ ο (116) ϰ ε ν ιϰ ρ α ρ ντ ελαμβά ό τῆ ρ α , ῳ τ ὰπ ε ρ ὶΤρο|φ α ὶἐ π ὶτο ύ τ (117) ϰ νϰ η δ α ή ὶΑ μ α ὶἈγα νϰ ιο ν ώ .| έ ν γ α ὐ ε ιτ (118) ἔπ ἰςἸθ α ε Τειρ εσ ὸ ςτ ίο π υ|ῥ α ὰ ςὑ σ εύ λ π ά τα α ϰ ε ςτελ ῖθ υ α ν είσ θ σ η ία η ς .| ϰ ἰςΘ ε ε α ε α σ ὶμ τ π τ ὰ ῦ ρ τα ω το (119) ϰ ὺ ςἀ ε ῖτ ν ι ιϰ α φ α ὶγα ε ῖ |Κα (120) ϰ μ ιδ λ .| λ ν ω τῶ ρ εσ π α ίδ τ νΘ ῶ ιλ σ ίϰ νβα η μ ο ςσυνίσ ε ιτ ε (121) ἔπ ό λ α π τα τα ιτο ῖςΘ ρ ς|Βρύγο ε ὸ ω ρ σ ῖςπ π τ ο δ υ ω σ σ ς έ ,Ὀ ς υ ἡ γ ο υ μ έν ο υ ·
Die Zitierweise der kyklischen Epen. Paragrapheneinteilung des Proklosexzerpts 57
(122) (123) (124) (125) (126) (127) (128) (129) (130)
ε ῷ ἰςμ ά τ χ ὐ η ὶα ν α ι, ϰ τα ε ὶ | τὸ ν ἐ ρ έ σ ατρέπ τα θ αἌ ε σ ῦ υ δ ςπ ὺ ςτο η νὈ ρ ι · Ἀθ η ν ᾶ ίσ ϰ θ α τα α |τ 320 νδια ω λ λ ύ ό ε ι. | λ το νἈπ ύ ὲ το ςμ υ ιδ λ λ μ ε νΚα τ ὴ ὰδ ὲτ ν| δια ντ ὲ νβασιλεία ὴ νμ ίϰ ὴ ο λ ιΠ υ τ α τ ε ςτελευ χ η έ δ ςυἱό ω έ σ σ υ δ ςὈ η ίτ π ο , ς α ὐ τ ὸ ςδ ἰςἸθ ι· | α ᾽ε ά ῖτ ε ν|ἀ ν η ιϰ ϰ φ ῳ Τη λ έ γ ο ν ο ϰ ςἐ ἀ ντο ύ π τ ὶ ζήτη σ ιντο ῦπ α τρ ὸ , |ἀ ςπ λ έ ω ν ἰςτ ςε ὰ β ν ὴ ο π Ἰθ ῆ σ ο ν νν ὴ ιτ ε ν ά ντέμ η ϰ ςδ α σ ή ἐϰ θ ὸ η ιδ ςἀ α ῦπ ν ο α ιρ β ὸτο π ε ὺ ῖτ ε α τ α ιϰ σ ᾽|Ὀ σ .| ν υ δ ·ςὑ ᾽ἄγνοια Τη λ έγ ο ν ο ςδ ὴ ν μ ἁ ί ν ρ α ς α ὺ τ τ τ ό ο τ ν ε γ τ ι ο ῦπ α τρ ᾽ἐπ ς| σ ὸ ὶ τὸ α ν αϰ μ ῶ Τη λ έμ α νϰ ὶτ χ α ο η ν ὴ νΠ ε λ ό π η νπ ρ ὸ ςτ ὴ νμ η τέ ρ α|μ ιν η σ τ ίσ θ ε ἡδ ὲα ὐ το ὺ ςἀθ ν α ςπ ά υ το ο ιε ῖ, · ϰ ε α ῖτ ὶσυνοιϰ ῇ|μ ῃδ ὲΤηλ έμ α ε ο ν λ η ό χ .| ῃΤηλέγον ο ς π ς νΠ , Κίρ ὲ ϰ 330
Kapitel II
PROSOPOGRAPHIE DER ACHAIER IN DER ILIAS 1. KRITERIEN FÜR DAS ALTER EINER SAGENGESTALT Die Betrachtungen des vorigen Kapitels schienen darauf hinzudeuten, daß die Kernstücke des griechischen Mythos, so wie er uns in den mannigfachsten Ausprägungen bei Lyrikern, Tragikern und in den mythologischen Handbüchern usw. entgegentritt, in viel größerem Maße vorhomerisch sind, als es bisher geglaubt wurde. Es erhebt sich die Frage, ob sich aus dieser Feststellung nicht weitere Gesichtspunkte für unsere Untersuchung ergeben können. Können wir nicht aus der Art der Mythenbehandlung in der Ilias selbst Aufschluß über die Quellen Homers gewinnen? Durch die Erkenntnis NILSSONS1, die inzwischen durch neue archäologische Entdeckungen noch überraschende zusätzliche Bestätigungen erfahren hat2, daß nämlich die Zentren der großen Sagenkreise mit den bedeutenden archäologischen Fundstätten zusammenfallen, steht ohnehin fest, daß die historischen Wurzeln der griechischen Mythologie weitgehend in mykenischer Zeit liegen. Durch HOWALDS Untersuchungen3 ist klar geworden, daß man sich auch für die homerische Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit die dichterische Weiterführung und Vertiefung alter Themen durchaus ähnlich wie in der nachhomerischen bis hin zur hellenistischen Zeit vorzustellen hat. Freilich wäre es kaum möglich, eine Untersuchung des ganzen troischen Mythos vorzunehmen. Das Problem der Analyse der griechischen Heldensage4 wird noch lange ein Problem bleiben. Ausgangspunkt soll vielmehr die mythische Person sein. Die oben gegebene Zusammenstellung der Nachrichten der Ilias über AH und PH und die Behandlung der Motivübertragungen zeigte uns eine Fülle von Namen, die alle eine individuelle Geschichte verkörpern, mag diese auch im Einzelfall bald mehr, bald weniger weitläufig sein. Die Tatsache, daß die mythischen Namen vielfach im Laufe der Entwicklung des griechischen Geistes zu Bezeichnungen menschlicher 1 M. P. NILSSON The Mycenaean Origin of Greek Mythology 1932. HAMPE Die homerische Welt im Lichte der neuen Ausgrabungen: Nestor in: REINHARD HERBIG Vermächtnis der antiken Kunst 1950 11ff., ders. Gymnasium 63 1956 3 Der Mythos als Dichtung 1937. 21ff. über Pylos. 4 Vgl. darüber WILAMOWITZ Die griechische Heldensage I SBBerl 1925 41ff.
2 Vgl. R.
Kriterien für das Alter einer Sagengestalt
59
Typen und menschlicher Möglichkeiten überhaupt geworden sind, zeigt, daß ihnen schon von alter Zeit her eine unvertauschbare Geschichte, ein unvertauschbarer Mythos anhaften muß unddaß umgekehrt die Mythen gerade von den Personen her, von denen sie handeln, wesentlich verstanden werden müssen. Man kann die Konkretheit der Geschichte eines jeden Helden auch durch ihre möglicherweise weitgehende Historizität erklären; wir möchten
aber diese Möglichkeit zunächst einmal ausklammern und nur die dichterische Seite dieser Geschichten betrachten, wozu wir uns aufgrund der Tatsache berechtigt halten, daß die Tradition der Heldennamen undder Geschichten ihrer Träger vorwiegend durch die epische Dichtung erfolgt sein muß, sich also in jedem Falle dichterischen Entwicklungsgesetzen unterworfen hat1. Konkret lautet unsere Frage: Wieweit stellt das, wasvoneiner Person in der Ilias (meist einem Führer) berichtet wird, den eigentlichen Mythos dieser Person dar, bzw. – wenn sich ergibt, daß das vonihr Erzählte nurwenig wesentlich ist undsich nicht zu einem Bilde rundet – wieweit ist ein solcher Mythos dem Iliasdichter schon bekannt? Denn im Einzelfall mag man verschiedener Meinung sein; die Tatsache, daß überhaupt schon irgendwelche Helden der Ilias in vorhomerischer Dichtung eine Rolle spielten, ist wohl unbestritten. Bis vor kurzem hat es allerdings an einem auch nur annähernd stichhaltigen Kriterium für das Vorkommen einer Gestalt in vorhomerischer Dichtung gefehlt2. Erst der Versuch von Ilias in einem Abhängigkeitsverhältnis zudemHauptteil der Aithiopis (der ‚Memnonis‘) steht, brachte etwas Neues. PESTALOZZI und SCHADEWALDT meinten, daß einerseits einzelne Motive der Aithiopis in die Ilias übernommen seien und andererseits die Ilias in ihrer fiktiven Chronologie auf die Aithiopis Rücksicht nehme, d. h. gewissermaßen zu ihr die Vorgeschichte erzähle (die freilich an innerer Bedeutsamkeit das nachfolgende Geschehen überrage3). Es ergab sich für sie, daß Patroklos’ und Hektors Tod in der Aithiopis im Tode des Antilochos und des Memnon ihre Entsprechung haben und daß Achills Ende jeweils mit dem eines Gegners gekoppelt ist, aber nur in der Aithiopis wirklich geschildert wurde. Hektor und Patroklos schienen Geschöpfe Homers zu sein, Achill aber neben Aias, Odysseus, Nestor, Antilochos, Paris, Glaukos, Aineias, Laodokos u. a. aus dem älteren Sagenzusammenhang der Aithiopis zu stammen. Hektor und Patroklos, so meinten die beiden Gelehrten, seien in gewissem Sinne dem Memnon und Antilochos nachgebildet und darum freie Erfindungen des Iliasdichters ohne selbständigen mythologischen und historischen Hintergrund, H. PESTALOZZI und W. SCHADEWALDT, nachzuweisen, daß die
1 Vgl. GOMME 1ff., der sich gerade auch mit dem Verhältnis Homers zur Geschichte auseinandersetzt und ein starkes historisches Bewußtsein des Dichters für die Genauigkeit seiner Berichte verantwortlich macht. 2 Vgl. auch COMBELLACK Unitarians and Originality passim. 3 Vgl. bes. PESTALOZZI 40 f., wo jedes Wort wichtig ist.
60
Prosopographie der Achaier in der Ilias
das Wirken der übrigen genannten Helden dagegen sei unter Berücksichtigung ihres Schicksals in der Aithiopis beschrieben. Auf die Einwände gegen diese These sind wir schon eingegangen. Abgesehen davon, daß es uns nur sinnvoll schien, von dem vorhomerischen Charakter der in der Aithiopis enthaltenen Sagen zu sprechen, weil die Frage nach der Form der Aithiopis nur im Zusammenhang mit einer Strukturuntersuchung des ganzen epischen Kyklos gelöst werden kann, schienen im Falle desPatroklos auch die konkreten Gegengründe gegen diese These überzeugend1. Für unsere augenblickliche Frage scheinen mir aber mehr bestimmte methodische als materielle Erkenntnisse der beiden Gelehrten wichtig, so daß wir von Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Einzelnen absehen können. Die am Verhältnis zum Stoff der Aithiopis gezeigte Rücksichtnahme der Ilias auf die dichterisch vorgegebene ‚Sagenchronologie‘ muß es möglich machen, aus Tod und Weiterleben eines Helden in der Ilias auf dessen eventuelle Rolle in vorhomerischer Dichtung Rückschlüsse zu ziehen. Schon PESTALOZZI hat ausgeführt2, daß Achilleus, Antilochos, Deiphobos, Helenos, Paris, Glaukos, Aineias in der Ilias gewissermaßen nicht sterben durften, umihrem Tododer sonstigen Schicksal in derAithiopis entgegengehen zu können, anders als Hektor und Patroklos, die erst von Homer erfunden seien. Hinzufügen könnte man gleich den Thersites, der auch in der Aithiopis ums Leben kam und deshalb den Zank in der Ilias überleben mußte3. So gewagt diese Hypothesen manchem vielleicht trotz derim vorigen Kapitel durchgeführten Zurückweisung aller bisherigen Einwände gegen die ‚Memnonisthese‘ erscheinen mögen, so scheint ihnen doch schon aus allgemeinen Erwägungen heraus eine gewisse Wahrscheinlichkeit zuzukommen. Betrachten wir das Auftreten der Helden näher, so sehen wir, daß das allgemeine, ‚konventionelle‘ Mittel, einen Helden zu charakterisieren, zu loben, darin besteht, ihm eine Aristie zu geben. Die Größe und Bedeutung der Aristie wird dabei durch die Zahl und Bedeutung der erschlagenen Gegner bestimmt, die wieder in ihrem heldischen Wert (ihrer ἀ ή ) durch den Gegner, der sie besiegt, charakterisiert τ ε ρ sind. Dasgilt nicht nur für dieFülle der Kleinen Kämpfer, sondern auch für die ‚Großen‘der Ilias. Die Reihenfolge, in der sich Tlepolemos, Sarpedon, Patroklos, Hektor, Achilleus nacheinander töten, gibt eine ganz feste heldische Wertskala wieder, diein allen geschilderten Einzelheiten gewahrt ist (wenn auch das Heldische speziell in der Ilias nicht mehr der letzte Wertmaßstab alles Menschlichen ist4). Wenn ein Großer einmal durch einen Geringeren besiegt wird, muß ein Gott seine Hand im Spiel haben (z. B. bei Achills Tod). Das alles zeigt die zentrale Bedeutung, diegerade der Tod des Helden für das Leben, den Mythos 1 Zur Frage des Laodokos und der übrigen Antenoriden vgl. u. S. 177ff. 2 a. a. O. 19. 40 f. 3 MusHelv 12 1955 270 ff. 4 Vgl. W. KULLMANN Ist die Ilias ein Heldenepos? Freiburger Antrittsvorlesung vom 4. 12. 1957 (Druck in Vorbereitung).
Kriterien für das Alter einer Sagengestalt
61
des Helden besitzt. Aber auch wegen der Art der griechischen Mythentradition verdient dasvon uns aufgestellte Kriterium Beachtung. Wenn mandie spätere Behandlung des Mythos bei Lyrikern und Tragikern untersucht, beobachtet man eine weitgehende, bisweilen fast ängstlich anmutende Rücksichtnahme auf den vorgegebenen allgemeinen mythologischen Rahmen1. Mythologische Änderungen sind da keineswegs durch denrein künstlerischen Effekt bedingt, sondern durch das Bestreben, der alten Geschichte oder altbekannten Gestalt eine neue Deutung zugeben. Die Mythenkritik oder Mythenveränderung, wenn sie überhaupt vorhanden ist, orientiert sich immer amWesenskern desMythos selbst. Selbst wenn Pindar den Fluch desTantalos neu begründete (O.1,36 ff.)2 und Stesichoros, gefolgt von Euripides, die wahre Helena nach Ägypten versetzte, um den Achaiern und Troern nur ihr Schattenbild zu lassen, glaubten sie immer noch und gerade, der Wahrheit der Geschichte gedient zu haben, ςsagt ϰἐσ ο ὔ τ᾽ἔτυ τ ὗ ςο ο γ ο ςλό μ freilich der Wahrheit, wie sie sie verstanden. ο Stesichoros fr. 11 D. zu den homerischen Berichten, denen er sich zuerst angeschlossen hatte3. Soweit die neue Wahrheit ‚subjektiv‘war, finden wirnatürlich Verschiebungen des mythischen Kerns. Immerhin zeigt der Tatbestand, daß die Gestalten der Sage in einem ganz anderen Maße im Bewußtsein des Volkes lebendig waren, als sie als ausschließliche Produkte und Gegenstände rein ‚künstlerischer‘Absichten hätten sein dürfen und daß es meist einer ausdrücklichen Polemik bedurfte, um größere Änderungen dem Publikum begreiflich zu machen4. Die meisten Änderungen in der Auffassung der Heroen beschränken sich denn auch auf deren Charaktere5 und erstrecken sich nicht auf deren 1 Vgl. M. POHLENZ Die griechische Tragödie Göttingen 21954 32 über das Festhalten an der Tradition. 2 Dazu H. GUNDERT Pindar und sein Dichterberuf (= Frankf. Studien z. Religion u. Kultur d. Antike X) Frankfurt 1935 48. GUNDERT hat – z. T. gegen WILAMOWITZ – gut herausgearbeitet, wie Pindar aus Ehrfurcht vor dem Überlieferten vielfach nur durch die Verhüllung und Verschweigung von Einzelzügen seine Mythenkritik zum Ausdruck brachte (47ff.). 3 POHLENZ II 159 bringt zu Stesichoros die wissenschaftlichen Nachweise. 4 Vgl. auch GOMME passim, der hauptsächlich das Bewußtsein des Dichters und seines Publikums, es bei den Mythen mit historischen Stoffen zu tun haben, für dieses Festhalten an der Tradition verantwortlich macht (z. B. 6. 13f.). In der Sache stimme ich ihm zu, aber ich sähe den Begriff ‚historisch‘ gern vermieden, weil er zu leicht eine realistische Geschichtsvorstellung impliziert, während die Geschichtsvorstellung der Dichter mit einer prinzipiellen historischen Andersartigkeit der Heroenzeit und -welt im Verhältnis zur Gegenwart zu rechnen scheint; d. h. die Dichter sehen die Vergangenheit eben nicht ‚historisch‘ in unserem Sinne. In diesem Punkte besteht m. E. auch ein gewisser Unterschied zu dem von GOMME herangezogenen Shakespeare. Wenn also GOMME auf S. 3 wörtand it matters not a whit, that we in our wisdom may doubt the historical truth lich sagt: “ of the Trojan War, whether altogether or in its details; what matters is that Homer believed it to be historical”, so ist das m. E. nicht ganz richtig. 5 Selbst für diese erhebt Aristoteles in der Poetik 1454a 24 die Forderung, daß sie der ητέττα Überlieferung ähnlich gestaltet werden müssen (π ινὧ ρ ρ τ θ άἐσ ὶδ ε νδ ε ῖ ὲτ ὰἤ σ το χ ά ζεσ τρ ο ιο ίτ θ ι ν α ο ). νδ ὲτὸὅμ
...
62
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Lebensschicksal. Auf unsere Führer undHelden in der Ilias bezogen, bedeutet das, daß wir tatsächlich im Sinne der Hypothesen PESTALOZZIS mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit annehmen können, daß die Helden, die in der Ilias sterben, nicht in vorhomerischer Dichtung zu einem späteren Zeitpunkt der ‚Sagenchronologie‘ weiterlebten und daß umgekehrt – mit einem geringeren Grad an Wahrscheinlichkeit – die Helden, die die Ereignisse der Ilias überleben, auch im Bewußtsein der Zuhörer noch am weiteren Geschehen beteiligt waren und schon in früherer Dichtung zu einem sagenchronologisch hinter der Ilias liegenden Zeitpunkt eine Rolle spielten. Bei vielen griechischen Sagengestalten vermeinen wir geradezu zu sehen, wieihre ursprüngliche Konzeption auf ihren Tod hin angelegt ist1, was die Wahrscheinlichkeit, daß Homer Gestalten erfindet, ohne sie in seiner Dichtung auch wieder sterben zu lassen, vermindert. Wir haben da den Tod zum Ruhm, aus Hybris, nach langem Glück ohne Ruhm, durch tragische Verstrickung. Ein anderer Kristallisationspunkt der Geschichte einer mythischen Gestalt ist etwa die Herkunft oder Geburt. So sind Telemachos und Neoptolemos und wohl auch Orestes durch ihre Väter mythologisch bedeutsam geworden, was bei den beiden erstgenannten auch durch ihre Namen nahegelegt wird, die auf ihre Väter bezogen zu sein scheinen. Diese – an Zahl geringeren – Fälle müssen natürlich gesondert betrachtet werden. Aber dasanscheinende Überwiegen der Komposition vonHeldengestalten auf ihren Tod hin legt es nahe, selbst unabhängig von der Memnonisthese einmal den Versuch zu machen, Tod und Weiterleben eines Helden in der Ilias als ein Präjudiz (nicht etwa mehr) über vorhomerische oder erst homerische Einführung einer Gestalt in die Epik zu werten. Zu diesem Kriterium müßten dann in jedem Falle andere gewichtige philologische Daten hinzukommen, wenn eine Entscheidung herbeigeführt werden soll. Bevor wir zu unserer eigentlichen Untersuchung kommen, sei die Frage aufgeworfen, ob wir nicht schon bestimmte Erkenntnisse hinsichtlich der Art besitzen, wie sich Homer selbst zu den alten, ihm überkommenen Mythen verhält, die das eben entwickelte allgemeine Prinzip der Mythenbehandlung bei den griechischen Dichtern unter Umständen wieder relativieren könnten. In der Tat kann man die Feststellung machen, daß Homer zahlreiche Abweichungen von der alten Sage darbietet2. Entweder sind es Kürzungen bzw. Erweiterungen oder direkte Änderungen des vorgegebenen Stoffes bzw. Verhüllungen einzelner Elemente, die diese Abweichungen kennzeichnen. Aber – unddasist das Entscheidende – die Gründe, warum Homer abweicht, sind wenige und 1 Wiederum sparen wir die Frage nach der Historizität eines Helden auf. Aber es ist wohl klar, daß auch der gewöhnliche Mensch auf einer naiven Bewußtseinsstufe weitgehend sich und seine Mitmenschen von ihrem Tode her begreift, als der sozusagen charakteristischsten existentiellen Grenzsituation, um das Schlagwort der Existenzphilosophie zu. gebrauchen. 2 Das Wirken der Götter in der Ilias 39ff.
Das Problem des Schiffskatalogs
63
deutlich zu umschreibende. Entweder handelt es sich darum, bestimmte als Exempla dienende Mythen mit denin der Ilias geschilderten Ereignissen zuparallelisieren, oder es ist eine ganz bestimmte Mythenkritik am Werke, die sich gegen eine Gruppe phantastischer, grober Fabeln richtet, die – meist aus der bäuerlichen Sphäre stammend – mit dem ‚aufgeklärteren‘ Weltbild der Ilias nicht mehr zu vereinbaren ist. Glücklicherweise trifft beides für den größten Teil der für uns in Frage kommenden Mythen nicht zu, sodaß unser Kriterium in dem oben präzisierten Sinn durchaus einmal auf die Ilias angewandt werden kann. Nunist die Frage der Führer, – undzwar der achaiischen, die in diesem Kapitel allein behandelt werden sollen, – engmit demProblem des Schiffskatalogs verbunden, der durch seine Namensnennungen unstreitig in ‚unserer‘Ilias, so wie sie uns jetzt vorliegt, die Exposition desAchaierheeres liefert, dasin den darauffolgenden Büchern in Aktion gezeigt wird. Es ist deshalb angebracht, daß wir uns bei unserer Untersuchung der Rollen der Achaierhelden zunächst mit ihm beschäftigen. Vor allem demVerhältnis zwischen seinen Angaben und dem Bild der übrigen Ilias von den genannten Achaiern kommt besondere Bedeutung zu.
2. DAS PROBLEM DES SCHIFFSKATALOGS Über die Sonderstellung des Schiffskatalogs innerhalb unserer Ilias besteht
in der Forschung seit langem Einmütigkeit. Analytiker wie Unitarier bemühen sich, den Interpretationsschwierigkeiten jeweils auf ihre Weise beizukommen. Der Hauptanstoß in dem Katalog wird daran genommen, daß statt der erwarteten Schilderung der sich zum Angriff formierenden Achaierkontingente eine Aufzählung der Führer, ihrer Heimat und der Zahl der Schiffe gegeben wird. Man würde eine solche Aufzählung anläßlich der Schilderung der Abfahrt in Aulis erwarten, nicht aber im zehnten Kriegsjahr, in das uns die Ilias versetzt. Selbst wenn man eine künstlerische Absicht des Iliasdichters in Rechnung stellt, durch den Katalog eine Exposition des achaiischen Heeres zu geben, bleibt die Nennung der Schiffszahl und vor allem die Art und Weise dieser Nennung1 ungeklärt. Ein zweiter wichtiger Anstoß besteht darin, daß der Katalog der Führernamen mit dem Bild, das die Ilias sonst von den Führern des Achaierheeres bietet, nicht recht zusammenzuklingen scheint. Wenigstens kommen viele Führer des Katalogs sonst in der Ilias entweder gar nicht oder aber nur gelegentlich vor, und umgekehrt sind viele Achaierführer, die uns sonst in der Ilias begegnen, im Schiffskatalog nicht erwähnt.
1 TH. BERGK Griechische Literaturgeschichte I 1872 Anm. 12, MAZON 152 m. Anm. 2.
64
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Die wichtigsten Lösungsversuche seien kurz genannt:1 1. BENEDICTUS NIESE nahm an, der Mann, der denKatalog in die Ilias eindichtete, habe ein hexametrisches Verzeichnis der griechischen Landschaften, Städte undVölker sowie eine Kriegsteilnehmeraufzählung aus den Kyprien benutzt und kontaminiert2. 2. DIETRICH MÜLDER rechnete mit verschiedenen epischen Quellen des Schiffskatalogs, die den Quellen der übrigen Ilias entsprächen: der thebanischargivischen, der kalydonischen, der pylisch-epeiischen, der lykisch-rhodischen Quelle sowie der Achilleis3. 3. WALTER LEAF hielt den Katalog für das (später in die Ilias eingefügte) Werk eines böotischen ‚Cataloguer‘, der dem troischen Krieg eine nationale Tendenz unterlegen wollte und sich den Aufmarsch der Achaier auf stammesmäßiger Grundlage zustandegekommen dachte4. 4. T. W. ALLEN hielt den Schiffskatalog für ein altes historisches Dokument, dasHomer in die Ilias einfügte5. Diese Ansicht fand in neuerer Zeit in VIKTOR BURR einen energischen Verfechter6, und auch R. HAMPES Ansichten7 gehen weitgehend in diese Richtung. 5. WILHELM SCHMID glaubte, der ganze Katalog habe ursprünglich in den Kyprien gestanden und sei nachträglich in die Ilias eingepaßt worden8. 1 Einen ausführlichen Bericht über den Stand der Forschung bis 1944 findet man bei Α Τ ΝΚ Α ΓΟ Λ Ο BURR Ν EΩ ΣKlio Beiheft 39 1944 6 ff. Vgl. auch den Überblick bei
Y. BEQUIGNON La vallée du Spercheios des origines au IVe siècle (Bibl. des écoles françaises à Athènes et de Rome fasc. 144) Paris 1937 130 ff. Zu nennen wäre noch M. VALETON De Iliadis fontibus et compositione Leiden 1915, der 13f. die Meinung vertritt, daß in dem Urkatalog Achill, Agamemnon, Menelaos, Diomedes, Nestor mit Söhnen, Odysseus, Idomeneus, Meriones, Tlepolemos, Podaleirios, Machaon, Philoktet, Eurypylos, Polypoites, Leonteus, Elephenor fehlten und erst bei Einfügung des Katalogs in die Ilias zugefügt wurden. Wegen des stark hypothetischen Charakters der Arbeit einerseits und der Verwandtschaft mit anderen Arbeiten andererseits übergehe ich sie in meiner Aufzählung. 2 Derhomerische Schiffskatalog alshistorische Quelle betrachtet Kiel 1873. 3a. a. O.92ff. 4 Homer and History London 1915 passim, bes. 311 ff. Dazu vgl. A. SHEWAN Homeric Essays Oxford 1935 103–196. 5 JHS 30 1910 292 ff., ders. The Homeric Catalogue of Ships 1921. Ähnlich C. M. BOWRA Tradition and Design in the Iliad Oxford 1930 70ff., MACKAY The Wrath of Homer University of Toronto Press 1948 24 ff., H. L. LORIMER Homer and the Monuments 1950 6 a. a. O. 1 ff. 45 ff. 7 Gymnasium 63 1956 1ff. HAMPE sieht in den Linear-B-Täfelchen den besten Beweis für BURRS These, daß Homer ein altes Teilnehmerverzeichnis der Achaierhelden benutzt und durch genealogische Zusätze usw. dem epischen Stil angeglichen habe. [Korr.-Zus.: Gegen ALLEN und BURR wendet sich das neue Buch von G. JACHMANN Der homerische Schiffskatalog und die Ilias 1958. JACHMANN hält Schiffs- und Troerkatalog für das frei erfundene Machwerk eines nachhomerischen ‚Katalogisten‘]. 8 Philologus 80 1925 67 ff. Vgl. G. MURRAY 179 f. “we may fairly suppose that our Catalogue, wherever its origin, stood at one time in the Cypria” .
Das Problem des Schiffskatalogs
65
6. A. SEVERYNS1 undP. VONDERMÜHLL2 denken an eine selbständige Rhapsodie als Quelle des Katalogs, die die Aufzählung der achaiischen Helden bei der Abfahrt in Aulis enthielt. Dem Hörer dieser Sonderrhapsodie war der ‚Trojanische Krieg‘geläufig. Diese Quelle wurde mit erheblichen Änderungen in die Ilias eingebaut. An eine vorhomerische „epische Bearbeitung“ des troischen Krieges als Quelle denkt A. HEUBECK3. Von einer communis opinio ist man also noch weit entfernt. Allerdings scheint ein Teilproblem durch die Forschung einer Lösung sehr nahegebracht worden zu sein: Es hat sich gezeigt, daß der Katalog kaum mechanisch als Interpolation aus der Ilias ausgeschieden werden kann, wie FELIX JACOBY4 das wollte, sondern stärker in dem Zusammenhang des Ganzen verzahnt ist5. Wir gehen zunächst vorwiegend auf die Frage der Führer ein, hoffen aber, auf diese Weise den ganzen Problemkomplex einer Lösung näherzubringen6. Der Schiffskatalog nennt 46 Führer. Unter ihnen befinden sich auch Protesilaos undPhiloktet, deren Erwähnung ganz deutlich auf ihre nichthomerischepische Herkunft weist. Das von ihnen berichtete Schicksal, der Tod des Protesilaos, als er als erster an Land sprang (Β699ff.) und das Zurückbleiben des Philoktet auf Lemnos (Β721ff.) wegen seiner üblen Wunde, sowie der Vorverweis auf die Rückholung Philoktets in das Lager der Griechen (724 ff.) muß, da es ganz aus der lokalen Sphäre der Helden losgelöst ist, nach einem epischen Zusammenhang erzählt sein, der sich inhaltlich in etwa mit dem der Kyprien und Iliupersis (bzw. Kleinen Ilias) deckt. Aber wiesteht es mit denübrigen 44? Von ihnen sterben in der Ilias 10. Wenn wir uns ganz auf unser im vorigen Abschnitt entwickeltes ‚Kriterium‘verließen, würde das erstens bedeuten, daß sie vom Iliasdichter erfundene (bzw. ins Epos eingeführte) Gestalten sind. Da1 a. a. O. 12: „ La Revue de la Flotte appartient à cette masse de récits épiques isolés qui, avant Homère, couraient sur la Guerre de Troie. Que son auteur ait utilisé des sources plus anciennes encore, cela ne paraît pas douteux ...“ 2 a. a. O. 51ff. Ähnlich H. T. WADE-GERY The Poet of the Iliad 1952 55. 3 a. a. O. 31.
4 SBBerl 1932 572 ff. An
JACOBY haben sich allerdings angeschlossen C. FALTER Der Dichter und sein Gott 1934 6 f., L. WEBER Philologus 90 1935 396, E. BORNEMANN Die alten Sprachen 6 1941 8 ff., THEILER 130. 5 SCHADEWALDT Iliasstudien 152 Anm. 3, BURR 6 ff., A. HEUBECK Gnomon 21 1949 198, ders. Gymnasium 56 1949 242 ff., F. FOCKE Gymnasium 57 1950 256 ff., LESKY 37, M. VANDERVALK Festschrift Zucker 1954 391 ff., W. KULLMANN Die Probe des Achaierheeres in der Ilias MusHelv 12 1955 269. Extrem äußert sich BASSETT 212 sogar dahingehend, daß der Iliasdichter Schiffs- und Troerkatalog völlig frei schuf, – wenn ich ihn recht verstehe. Eine sehr gute Widerlegung von JACOBY gibt WADE-GERY 51 ff. 6 [Korr.-Zus.: Es ist ein Nachteil der Arbeit von JACHMANN über den Schiffskatalog, daß sie zwar gegen Unzulänglichkeiten der Arbeit von BURR in erschöpfender Weise polemisiert, aber eine Reihe anderer wichtiger Probleme des Schiffskatalogs außer acht läßt. So ist die Frage der Führer der Kontingente nicht zusammenhängend behandelt.]
66
Prosopographie der Achaier in der Ilias
mit wäre immerhin dieAnsicht widerlegt, der Katalog stamme vollständig oder auch nur zumgrößten Teil aus vorhomerischer Troiaepik (bzw. er sei im Sinne von SEVERYNS und VONDERMÜHLL eine Sonderrhapsodie gewesen). Zweitens würde sich die Folgerung ergeben, daß die restlichen 34 Helden neben Protesilaos und Philoktet aus vorhomerischer Literatur stammen, weil ihr Tod in der Ilias noch aufgespart würde; das würde für den Katalog bedeuten, daß der Teil, in dem sie erwähnt werden, vorhomerisch sein könnte, aber nicht zu sein brauchte. Drittens würde sich ergeben, daß eine nachhomerische Entstehung des Katalogs undEinfügung in die Ilias auf sehr komplizierte Weise vor sich gegangen sein müßte; denn der Katalogdichter müßte einmal auf 9 nichthomerische Namen zurückgegriffen haben, da neun Namen in der übrigen Ilias nicht mehr vorkommen, andererseits müßte er die Namen der 10 in der Ilias sterbenden Helden direkt aus dieser genommen haben (wobei, wie wir unten sehen werden, das Prinzip seiner Auswahl aus der Fülle der in der Ilias fallenden Achaierhelden wunderlich genug wäre), während er die übrigen 25 Namen (bzw. 27, wenn man Philoktet und Protesilaos mitzählt) sowohl aus der Ilias, als auch aus nichthomerischer Poesie haben könnte. Die Richtigkeit unseres Kriteriums vorausgesetzt, würde sich als die wahrscheinlichste Lösung des Katalogproblems ergeben, daß der Iliasdichter den größeren Teil des Katalogs, wenn auch einen etwas geringeren als VON DER MÜHLL veranschlagte, aus älterer Troiaepik kannte, aber stark modifizierte oder erweiterte. Ausgeschlossen sind dagegen dann folgende Möglichkeiten: 1. daß der Katalog eine völlig freie Schöpfung des Iliasdichters ist, weil sich dann die 9 nicht in der übrigen Ilias vorkommenden Namen nicht mehr erklären. 2. daß der Iliasdichter auf ein altes, rein historisches Dokument zurückgriff. Diese Annahme wird schon durch die Anwendung unserer Hypothese, daß Tod und Weiterleben eines Helden in der Ilias Rückschlüsse auf eine frühere dichterische Verwendung erlaubt, ausgeschlossen. Allerdings ergibt diese probeweise Anwendung unseres Kriteriums, daß die Verhältnisse sehr kompliziert liegen müssen, – wenn dieses Kriterium überhaupt richtig ist. Diese Kompliziertheit muß aber notwendigerweise den Glauben an seine Anwendbarkeit in der Frage des Schiffskatalogs erschüttern. Nur wenn ein ganz eindeutiger Befund vorgelegen hätte, hätte schon aufgrund der Statistik eine Aussage über den Schiffskatalog gemacht werden können. Wirmüssen unsalso nach Daten umsehen, diegeeignet sind, in jedem Einzelfall unsere jeweilige Annahme zu verifizieren, daß entweder (bei Tod in der Ilias) die Gestalt eine Schöpfung Homers ist oder (beim Überleben der Iliashandlung) aus vorhomerischer Dichtung stammt. Das bedeutet aber, daß wir
Das Problem des Schiffskatalogs
67
in voller Breite die Frage nach dem ‚mythologischen Schicksal‘ eines jeden Helden stellen müssen1. Im folgenden sollen also, da das von der Ilias selbst geschilderte Stück ‚Sagenzeit‘nurwenig ‚mythologisch‘belangvolle Ereignisse berücksichtigt, vor allem außeriliadische Ante- und Posthomerica zur Grundlage der Untersuchung gemacht werden, also die Sagen bzw. Schilderungen von Ereignissen, die sagenchronologisch dem Geschehen der Ilias voraufgehen bzw. ihm folgen, soweit sie uns unabhängig von Homer erhalten sind. Als Quellen werden uns vor allem die Reste der sogenannten kyklischen Epen dienen, von denen feststeht, daß sie außer (vielleicht nur vermeintlicher) Benutzung der beiden homerischen Epen auch viele alte Sagen verwertet bzw. gesammelt haben. Daneben werden wir aber auch noch viel spätere Dichtungen heranziehen, soweit sie uns noch altes Sagengut bewahrt zu haben scheinen. Die Schwierigkeit, für die Frage, was altes Sagengut ist undwas nicht, auch nur einigermaßen zuverlässige Kriterien zu finden, ist freilich sehr groß. Aber in all den Fällen, woes sich um Homerimitation und Homernachfolge nicht handeln kann, wird man mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß altes Gut erhalten ist. Das Bild, das wir auf diese Weise vom Wirken einer Gestalt in Ante- und Posthomerica gewinnen, werden wir dann mit dem Bild, das uns die Ilias bietet, vergleichen. Neben der Frage, wo der Tod eines Helden im Ablauf des troischen Krieges seinen Platz hatte, werden uns vor allem Motivparallelen interessieren. Bei diesen Parallelen werden wir festzustellen suchen, in welchem inhaltlichen Zusammenhang das Motiv ursprünglich ist und daraus unsere Schlüsse ziehen. Hierbei werden wir nicht nur auf die bisherigen Ergebnisse der Neoanalyse hinweisen, die oben z. T. besprochen sind, bzw. neue Ergebnisse vorlegen, sondern auch bloße Möglichkeiten oderWahrscheinlichkeiten derQuellenbenutzung genau konstatieren. Denn es kommt in unserem Zusammenhang nicht auf einzelne neoanalytische Ergebnisse an, sondern wir wollen versuchen festzustellen, ob die Rolle einer Gestalt als ganze in der Ilias mythologisch primär oder sekundär ist, bzw. überhaupt nur, ob dasfür eine Gruppe vonHelden gilt. Ganz besonders wird uns natürlich der Befund bei jenen zehn Helden wichtig sein, deren Tod in der Ilias selbst geschildert wird. Wenn es so ist, daß sie in den Antehomerica (und Posthomerica) überhaupt nicht vorkommen, während 1 Für die anschließende Untersuchung stehen uns folgende Hilfsmittel zur Verfügung: PAPE-BENSELER Wörterbuch der griechischen Eigennamen Braunschweig 31875, SNELLFLEISCHER-METTE Lexikon des frühgriechischen Epos Göttingen 1954 ff. (Abk.: LfgrE), RE, RML (beide jeweils mit den einschlägigen Artikeln). Dazu kommt C. ROBERT Die griechische Heldensage passim. Durch diese Arbeiten ist es möglich, ein zuverlässiges Bild von der Behandlung einer mythischen Gestalt in der griechischen Literatur zu gewinnen. [Korr.-Zus.: Nach Abschluß des Ms. erschien das Buch von CHARLES VELLAY Les légendes du cycle Troyen 2 Bd. insg. 672 S. Monaco 1958, das in diesem Zusammenhang ebenfalls genannt zu werden verdient. Ich werde es im Gnomon besprechen.]
68
Prosopographie der Achaier in der Ilias
die 34 (bzw. 36) in der Ilias nicht sterbenden Helden ein von der Ilias unabhängiges poetisch-mythisches ‚Schicksal‘ b esitzen, spräche das sehr für die Richtigkeit unseres ‚Kriteriums‘ und die auf seiner Grundlage aufgestellte Hypothese, daß der größte Teil des Katalogs aus vorhomerischer Troiaepik stammt. Zum völligen Beweis – das muß man freilich jetzt schon sagen – würde auch das nicht ausreichen, sondern dazu müßten dann noch weitere Überlegungen und Untersuchungen angestellt werden. Bei der Wahl unserer Quellen werden wir alle Nachrichten, die uns nur lokale Züge zu berichten scheinen, sehr zögernd heranziehen. Also etwa Berichte vom Grab (oder Kenotaph) eines Helden bei Prosaikern werden wir nur am Rande erwähnen, weil sie von der Dichtung überhaupt unabhängig sein oder unabhängig geworden sein können. Rein technisch soll unsere Untersuchung so angelegt sein, daß zunächst jeweils ein Überblick über das Schicksal desHelden in der Ilias gegeben wird (a), dann dasmythologisch-poetische Vorkommen eines Helden in außeriliadischen Ante- und Posthomerica (AH und PH) behandelt wird (b)1 und schließlich der Befund von beidem miteinander verglichen wird (c). Ein Kreuz vor dem Namen eines Helden († ) deutet an, daß die Ilias seinen Tod schildert. Der Teil a) ist bei einigen der Haupthelden relativ etwas kürzer gehalten, um die Aufstellungen nicht unnütz lang werden zu lassen. Bei ihnen wird man ohnehin dievorhomerisch-epische Behandlung kaum anzweifeln.
3. DIE ROLLE DER ACHAIERFÜHRER DES SCHIFFSKATALOGS IN DER ILIAS UND IN ANTE- UND POSTHOMERICA AUSSERHALB DER ILIAS
Es ist noch darauf hinzuweisen, daß in der folgenden Liste manches wiederholt werden muß, was schon behandelt wurde oder wasweiter unten noch genauer durchgesprochen werden wird. Man mag sich vielleicht fragen, warum allbekannte Tatsachen, die in den einschlägigen Nachschlagewerken viel detaillierter verzeichnet sind, hier noch einmal (unvollständig) aufgeführt werden. Es kommt uns aber vor allem darauf an, einen praktischen Überblick über das Material zu geben, der das Problem: Wie verhält sich die ‚Sage‘von den einzelnen Heroen zu ihrer Darstellung in der Ilias, möglichst scharf ins Licht rückt. Das Ergebnis, daß die Wurzeln einer Gestalt schon vor ‚Homer‘liegen, mag im Einzelfall immer schon bekannt gewesen sein, aber in welchem Maße 1 Daß es sich um von der Ilias unabhängige Ante- und Posthomerica handelt, wird bei den Abkürzungen AH und PH in diesem Kapitel nicht jedes Mal besonders erwähnt, sondern versteht sich von selbst (vgl. oben S. 6 Anm. 2). Die Inhaltsangaben der kyklischen Epen, die Proklos gibt, werden (u. U. ohne Epenbezeichnung) nach der oben S. 50ff. angegebenen Paragrapheneinteilung zitiert.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
69
dieses ‚Vorhomerische‘ mit dem ‚Kyklischen‘ identisch ist – oder im großen und ganzen identisch sein muß, weil es keine Spuren anderer Sagen gibt, die das Homerische ‚erklären‘könnten –, ist m. E. noch nicht in das allgemeine Bewußtsein gedrungen. Die unter c) aufgeführten Schlußfolgerungen sollen nicht als schlechthin verbindlich aufgefaßt werden, sondern nur Anhaltspunkt für die Gesamtbeurteilung der Quellenlage sein. So ist der ganze Abschnitt auch als Hilfsmittel für die folgenden Kapitel gedacht, die die Frage nach dem Verhältnis der kyklischen Epen zu den Quellen der Ilias insgesamt stellen und von der Sagengeschichte eines einzelnen Heros absehen.
Boioter )
4
9
Β( 1.4 Peneleos1
+
a) wird von Poseidon Ν92 zum Kampf ermuntert, tötet Ξ487 ff. den Ilioneus und Π335ff. den Lykon, zieht sich Ρ597 beim Kampf um die Leiche des Patroklos zurück, spielt aber im Ganzen keine bedeutende Rolle. b) wird bei Q. S. VII 104 und Dict. IV 17 von dem Myser Eurypylos, der (nach Penthesileia und Memnon) dem Priamos zu Hilfe kam (soweit auch Proklos 78), getötet. Bei Tryph. befindet er sich noch unter den Insassen des Hölzernen Pferdes. Bei Paus. IX 5,15 wird Peneleos bei der zweiten Abfahrt von Aulis an die Stelle des gefallenen Thersandros gewählt. Nach Ps. Arist. Peplos 21 hat er in Boiotien ein Grab.
c) Über das Verhältnis Homers zu den PH ist hier wenig auszusagen. Da Eurypylos nach Proklos in der Kleinen Ilias eine Aristie hatte, liegt der Schluß nahe, daß Peneleos auch schon in der Kleinen Ilias von Eurypylos getötet wurde2. Die abweichende Version bei Tryph. geht mit den anderen Nachrichten wenigstens darin konform, daß Peneleos noch in PH lebte. Ein Einfluß der Ilias auf diese Erwähnungen des Helden in den PH liegt gewiß nicht vor. Also ist Vorkommen des Helden in vor-
2. Leitos3 (Β 494)
homerischer Dichtung wahrscheinlich. a) hat eine kleine Aristie Ζ 35 f., wird von Poseidon Ν 91 zum Kampf ermuntert und Ρ601ff. von Hektor beim Kampf um die Leiche des Patroklos verwundet.
1 E. WÜST RE IX Sp. 459 f., TURK RML s.v. + Dieses Zeichen weist darauf hin, daß der betreffende Held bei Apollodor auch als Helenafreier genannt ist. Näheres u. S. 137 ff. 2 WILAMOWITZ Isyllos von Epidauros (= Philologische Untersuchungen 9) 1896 48, O. IMMISCH Klaros. Forschungen über griechische Stiftungssagen Jahrbb. f. Cl. Philol. Suppl. 17 1890 132, ROBERT 1223 Anm. 3. 3 W. KROLL RE XII Sp. 1871, SEELIGER RML s.v.
70
Prosopographie der Achaier in der Ilias
+
b) spielt in den PH keine Rolle. In die AH fällt seine merkwürdige Hervorhebung bei E. ΙΑ 259f., wo er der Führer der boiotischen Kontingente ist (Λ ή ιτ ο ςδ ὴ ς|ἆ ᾽ὁγηγεν ρ χ ε ν α ΐο υσ τρ α το ῦ ). c) Obwohl über die Rolle des Leitos in den PH nichts
berichtet ist, läßt es die spezifische Erwähnung bei Euripides doch als möglich erscheinen, daß Leitos für Homer schon eine alte mythische Ge-
stalt ist1. a) wird Ο 329 beim Schiffskampf von Hektor getötet. b) spielt in AH und PH keine Rolle3. c) er ist wahrscheinlich Erfindung des Iliasdichters4. a) wird Ξ450ff. von Polydamas, der auf den Lokrer Aias
Arkesilaos2 3. † (Β495)
4. †Prothoenor5 (Β495)
zielt, getötet. b) spielt in AH und PH keine Rolle.
c) er ist sehr wahrscheinlich Erfindung des Iliasdichters6. a) wird Ο 340 beim Schiffskampf von Agenor getötet. b) spielt in AH und PH keine Rolle.
5. †Klonios7 (Β495)
c) er ist sehr wahrscheinlich Erfindung des Iliasdichters.
Minyer 6. † Askalaphos8 (Β512)
a) befindet sich zusammen mit seinem Bruder Ialmenos (Nr. 7) Ι 82 auf Außenwache, geht Ν 478 ff. mit Idomeneus gegen Aineias und Alkathoos vor, wird aber Ν 518 f. von Deiphobos getötet, zum großen Schmerz seines Vaters 110 ff.). Er ist in der Ilias durch die Schilderung des Ares (Ο Schmerzes seines Vaters über seinen Tod besonders her-
+
vorgehoben.
b) holt bei Dict. III 12 noch Holz für Patroklos’Scheiterhaufen und kämpft IV 2 gegen die Scharen der Penthesileia. Ferner gibt es mythographische Notizen über seinen Nostos9.
1 Zur Analyse der Euripidesstelle vgl. unten S. 120 f. 2 HOEFER RE II Sp. 1162, STOLL RML s.v. 3 Daß die Gebeine des Arkesilaos nach Paus. IX 39,3 von Leitos nach Lebadeia zurückgebracht worden sein sollen, ist eine lokale, nicht-epische Legende, die wohl erst aufgrund der Ilias entstanden ist. 4 Unter ‚Erfindung‘ wird hier und in ähnlichen Fällen die Einführung einer Gestalt ins Epos verstanden. Daß lokale, vorhomerische Legende vorliegt, wird also damit nicht ausgeschlossen (wenn es auch hier vielleicht ebenfalls unwahrscheinlich ist). 5 VIKTOR GEBHARD RE
XXIII
Sp. 976, HOEFER RML s.v. 7 SCHERLING RE XI Sp. 876, STOLL RML s.v. 8 DÜMMLER RE II Sp. 1608 f., SCHIRMER RML s.v.
6 Vgl. auch u. S. 180 Anm. 3.
9 Solche mythographischen Notizen, wie wir sie über die Nosten vieler Helden haben (bei Str. Lyc. Schol. Lyc.Eust. usw.) können hier quellenmäßig nicht weiter analysiert werden. Sie beruhen aber teilweise ganz offensichtlich auf Quellen hohen Alters und sind
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH undPH
71
Nach Ps. Arist. Pepl. 19 ist er zusammen mit seinem Bruder Ialmenos in Boiotien begraben1, muß also dorthin als Toter überführt worden sein.
c) Hier steht die Ilias im Gegensatz zur Tradition, indem sie Askalaphos sterben läßt. Die Rolle des Askalaphos in denPH ist nicht sehr markant, aber offensichtlich von der Ilias unabhängig. In ihnen tritt er immer zusammen mit seinem Bruder Ialmenos auf. Das ist auch im Schiffskatalog der 518 ff., der Fall und im I der Ilias, nicht aber Ν einzigen Stelle, wo er in der Ilias stärker im Vordergrund steht und stirbt (!). So ist Askalaphos trotz seines Todes in der Ilias mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit schon eine Figur der vorhomerischen Dichtung, und nur der Tod ist Erfindung des Iliasdichters, der sich in diesem Fall einmal über die (nicht sehr ausgeprägte) Tradition hin-
7. Ialmenos2 (Β512)
+
weggesetzt hat. a) befindet sich I 82 mit seinem Bruder Askalaphos (Nr. 6) auf Wache und wird sonst nicht erwähnt. b) bei Dict. III 12 und IV 2 mit seinem Bruder vereint, bei Q. S. im Hölzernen Pferd. Mythographische Notizen über seinen Nostos (nach Str. IX 2,42 p. 416 nach Pontos verschlagen). Nach Ps. Arist. Pepl. 19 ist er mit Askalaphos in Boiotien begraben, soll also wahrscheinlich mit der Leiche des Bruders zurückgekehrt und zu Hause selbst gestorben sein.
c) Wahrscheinlich Gestalt vorhomerischer Dichtung.
Phoker 8. †Schedios3 (Β517)
+
a) Sohn des Iphitos, stirbt Ρ306 durch Hektor4. b) fällt nach Lyc. 1067ff. und Tz. z. St. mit seinem Bruder Epistrophos vor Troia (PH), kommt aber nach Schol. Lyc.
historisch von außerordentlicher Bedeutung. Sie scheinen vielfach lokalen, von kyklischer Tradition unabhängigen Quellen zu folgen und sind deshalb für unsere Fragestellung nur insofern wichtig, als sie als solche immer auch möglicher Kyklosinhalt sein können. Über den Historiker des 4. und 3. Jh. Timaios als mögliche Quelle für Lyc. handelt J. GEFFCKEN Timaios’ Geographie des Westens (= Philologische Untersuchungen 13) Berlin 1892 1ff., FELIX JACOBY Fragmente der griechischen Historiker III b S. 527f. m. Anm. 14. In unserem Falle freilich mag die Auswanderung nach Palästina und muß die Benennung des Landes Samaria (δ υ ιτῷ α ) ein nachchristσ ἱῷ νἌρ ιῆ ὸ ο ὸἐϰ τ ιὰτ ε α νπ ῖσ μ η ᾶ 1 Zur Analyse dieses Werkes vgl. u. S. 121. licher Zug sein (Eust. p. 1001,31). 2 GUNDEL RE IX Sp. 625 ff., SEELIGER RML s.v. 3 ZWICKER RE II A Sp. 403 f., HOEFER RML s.v. 4 Bezüglich des Namens Schedios herrscht in der Ilias eine gewisse Verwirrung. Ο 515 tötet Hektor ebenfalls einen Schedios, der aber Sohn des Perimedes genannt wird. Auch
Prosopographie der Achaier in der Ilias
72
Marc. et Neap. 1067 mit Epistrophos (Nr. 9) nach Unteritalien1, wo Temesa gegründet wird. Er war in der Lesche der Knidier in Delphi von Polygnot auf den ‚Nekyia‘ dargestellt (Paus. X 30,8).
c) Die Ilias steht wohl im Gegensatz zur Tradition, wenn sie Schedios sterben läßt. Vorkommen in 9. Epistrophos2 (Β517)
+
vorhomerischer Dichtung also nicht ausgeschlossen. a) Bruder des Schedios, wird in der Ilias nicht mehr erwähnt. b) kommt nach Schol. Lyc. Marc et Neap. mit seinem Bruder Schedios nach Unteritalien bzw. fällt nach Tz. zu Lyc. 1067 mit Bruder vor Troia. c) Vorhomerisches dichterisches Vorkommen des Epistrophos kann nicht ausgeschlossen werden.
Lokrer 10.
Aias3
(Β 527)
a) Sohn des Oileus, einer der Haupthelden der Ilias, ist *Β 4064 im Gerontenrat, wird *Δ273 ff. von Agamemnon bei der Musterung gelobt, treibt *Ε519 mit anderen die Danaer an, flößt *Ζ436 der Helena und anderen Furcht ein, erhebt sich *Η164 mit anderen, zum Zweikampf mit Hektor bereit, flieht *Θ79 mit anderen, geht *Θ 262 mit anderen wieder vor. Die Aianten befehligen *Μ 265 den Mauerkampf. Der Telamonier Aias läßt Μ 354 ff. den Lokrer Aias und Lykomedes zur Befehligung des Mauerkampfes zurück, um selbst dem Menestheus zu helfen. *Ν 46 ff. spornt Poseidon die Aianten zum Widerstand an, beide unterhalten sich über den göttlichen Charakter der Paränese. Um sie scharen sich *Ν126 die Phalangen der Achaier, *Ν 197 bringen die Aianten den toten Imbrios in Sicherheit, um ihn zu berauben, *Ν 307 ff. wenden sich Idomeneus und Meriones nach links, weil in der Mitte die 681 stehen des Lokrers Schiffe beiden Aianten kämpfen, Ν Hektor gegenüber5, *Ν 701ff. stehen dieAianten zusammen
ή ω ν(Ο ρ χ ὸ Φ ν ϰ ω 516). Die Scholien rechnen hier mit diesen Schedios nennt der Iliasdichter ἀ 643, A-Schol. Ο 515, T-Schol. Ρ306), und diese Erklärung einer Homonymie (BT-Schol. Ν kann auch akzeptiert werden, wenn auch eine gewisse Unklarheit des Dichters für ihre 195, 516 und Ν Entstehung verantwortlich sein mag. – Über den Versuch im T-Schol. Ο 195 ίω νzu machen und entsprechend für Stichios Ν α η ν θ Ἀ ν ὸ ρ χ aus Schedios Ο 516 einen ἀ Schedios zu konjizieren, handelt gut SCHADEWALDT Iliasstudien 59 Anm. 1. 1 Vgl. die Ausgabe von E. SCHEER Lycophronis Alexandra II 1908 p. 325,8 ff. – Nach Lyc. und Tz. zu Lyc. gelangen nur die Mannschaften des Schedios und Epistrophos nach Temesa. Quelle für Lyc. wohl Timaios: GEFFCKEN 21. 2 HOEFER RE VI Sp. 204, SCHULTZ RML s.v. 3 TOEPFER RE I Sp. 936 ff., FLEISCHER RML s. v., M. VAN DER VALK
LfgrE.
4 Durch das Zeichen * soll darauf hingewiesen werden, daß der Lokrer Aias an den betreffenden Stellen zusammen mit den Telamonier Aias genannt ist. 5 Hier ist nicht etwa der Telamonier gemeint: Vgl. J. CUILLANDRE La droite et la gauche dans les poèmes homérique Paris 1944 94.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
+
73
(Pfluggleichnis), Ξ442 erschlägt der Lokrer Aias den Satnios, Ξ520 erlegt er sehr viele Feinde, durch seine Schnelligkeit begünstigt. Ο333 ist von seinem Halbbruder Medon die Rede, Π330 tötet er Kleobulos, *Π 555 vergewissert sich Patroklos der Hilfe der Aianten, Ρ256 kommt der Lokrer dem Telamonier Aias zu Hilfe. Die Aianten stehen fest zusammen*: Ρ507, 531, 668, 707, 473 ff. findet ein Streitge732, 747, 752, Σ157, 163. – Ψ spräch zwischen dem Lokrer Aias und Idomeneus wegen der Chancen im Wagenrennen statt, Ψ 754ff. verliert der Lokrer im Lauf gegen Odysseus. Erwähnung auch im *K. b) hat in den PH eine große Bedeutung. Er ist bei Q. S. Insasse des Hölzernen Pferdes, begeht Proklos 93f. den Frevel an Kassandra und scheitert deshalb in den Nosten an den kapherischen Felsen, vom Zorn Athenas verfolgt, und ertrinkt, nachdem er Poseidon, der ihn unterstützt hatte, gehöhnt hat und dieser darauf das Felsstück, das ihn gerettet hat, ins Meer fallen läßt (Proklos 107)1.
c) In der Ilias wird der Lokrer Aias meist nur im Verein mit dem Telamonier gezeigt, bzw. mit ihm kontrastiert (vgl. bes. Ν 46ff., Ν 701ff.). Deutlicher wird seine Gestalt einzig bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos. Dort wird in der Charakterzeichnung deutlich auf PH angespielt. Sein schlechter Charakter, in den PH faktisch im Frevel gegen die Götter zumAusdruck kommend, ist dort in dem Gespräch mit Idomeneus ins mehr Psychische transponiert. Sein Ausgleiten beim Wettlauf wird in der Ilias auf Athenes Eingreifen zurückgeführt, deren Feindschaft gegen ihn nur in den PH näher begründet ist. Es ist auch wegen der genealogischen Angaben über den Lokrer Aias, die sich in der Ilias finden, sicher, daß er schon in vorhomerischer Dichtung vorkam. Sein Schicksal in der Ilias ist gegenüber diesen älteren Sagen eindeutig sekundär.
Euboier Elephenor2 11. † (Β540)
+
a) wird Δ463 ff. beim Versuch, den von Antilochos getöteten Echepolos zu berauben, von Agenor getötet. b) Elephenor konnte nach Lyc. 1034 ff. wegen einer Blutschuld nicht nach Hause und rief deshalb die Seinen von
1 Auf die Einzelheiten braucht hier nicht eingegangen zu werden. Vgl. etwa 1450 ff.
2 HILLER v. GAERTRINGEN RE V Sp. 2325 f., SCHULTZ RML s.v.
ROBERT
Prosopographie der Achaier in der Ilias
74
einer Klippe vor Euboia zum Kampf gegen Troia auf. Nach dem Feldzug zog er aus, um eine Kolonie zu gründen (er fiel also nicht: vgl. Schol. Lyc. 1034 p. 319 f. SCHEER). Nach Plu. Thes. 35 und Paus. Ι 17,6 waren die Söhne des Theseus vor den Dioskuren zu Elephenor nach Euboia geflohen. Auch in Lokalsagen kommt er vor.
c) vorhomerisches Vorkommen in einer Dichtung trotz Tod in der Ilias nicht ausgeschlossen. Insbesondere dieBeziehung Elephenors zudenThesiden, die zur Ilias sogar in einem gewissen Widerspruch steht, weil diese die Thesiden nicht erwähnt, läßt es als möglich erscheinen, daß Elephenor schon eine ältere Sagengestalt ist.
Athener [2. Menestheus1 (Β552)
a) Menestheus spielt bei der Epipolesis Δ327 als Führer der 331ff. die Aianten holen; der Athener eine Rolle. Er läßt Μ Telamonier und Teukros kommen schließlich. Er bringt Ν195 ff. mit seinem athenischen Mitführer Stichios die Leiche des Amphimachos vom Schlachtfeld und führt auch 690 ausdrücklich den Verband der Athener (mit StichiΝ
+
os). Ο331 wird sein Gefährte Stichios getötet (durch Hektor). b) Menestheus mag ursprünglich mythischer Hauptrepräsentant Athens gewesen sein, als man sich vielleicht Theseus noch in Aphidna ansässig dachte.2 Das war anders, μ ςAthens zugeschrieben wurde. ό ισ ιϰ υ ν ο als Theseus der σ Schon in den Kyprien scheint erzählt worden zu sein, wie Menestheus erst nach dem Feldzug der Dioskuren gegen Athen die Herrschaft übernahm, als diese die von Theseus geraubte Helena zurückerobern wollten. Denn die Kyprien berücksichtigen hinsichtlich der Lokalisierung des Überfalls der Dioskuren die bereits durch die Kypseloslade (Paus. V 19,2 f.), Alkman fr. 13 Bgk., Pindar fr. 243 + 258 Sn. = 201. 202 TURYN belegte Version, nach der Athen Schauplatz der Auseinandersetzung war, gleichen sie freilich mit der Version, nach der nur Aphidna überfallen wurde (vgl. z.B. Paus. II 22,6, Hellanikos FGrHist4 F 134 und andere) aus: fr. 9 C 2 p. 191 BETHE (fr. X)3.
1 J. SCHMIDT RE XV Sp. 850 ff., STOLL RML s.v. 2 Vgl. H. HERTER Theseus der Ionier RhM NF 85 1936 201 ff., BURR 42. 3 Dieses lautet: (= AD-Schol. Γ242) Ἑλ γ ν ο ὸ ο ατ σ υἀ ῦ ο ρ δ ν αὑ π ὸἈλεξά ῖσ σ θ ε α π ρ ηἁ ν έ σ υ μ β η εβ ὴ ϰ τ ιδ ε ι᾽α ςα ὐ ν ςμ ῆ η , ὑπολαμβά ν τα ύ ε ξ ν ό ὺτο ιςϰαϰ ῖςἀ ο χ ςμ ὸ δ ἰσ ε λ ο ῖςΔιοσϰούρ φ π επ ο ρ ε ῦ σ θ α ιτούτο θ α τ ι. α η η ,ϰ υ σ θ ςεἰςἼλιο ά είρ ςἡρπ έ ο σ ρ η ω ρ ςὑ ὸΘ ω π ρ ο τέ ὴπ ςπ ιδ ε ν , ἐπ ᾽ὡ ϰ ε τ α ρτ ὶ τιτρώ σ ι ιὰγ ὰ ὴ δ α ντό τ εγενομέν ι, ϰ η α ὴ ῖτ νἌφ ε νἁ γ θ π ρ ρ α ο ςπ ττιϰ ῆ ιςἈ λ ό απ ν ιδ Κ ά σ τ ρὑ ω π η σ ὸἈφ έ ρ ιΘ ς ο ω ίδ ρ ν η ό ὲΔιόσϰου ο υτο ἱδ .ο ν α ὰ τ έ τὸ νμ ῦτό ω ςϰ ιλ νδεξ ιὸ σ τ εβα μ ὴτυχόν τ ε ςλα ω ν ίο ο λ εμ ῖςΠ ις υ ρ φ α γ γ ω ὰτο ο ρ α π ῦ ία ρ σ το ιτὰ α ν ς(Α : Ἀφ ςD). ἡἱσ ςἈθή ίδ α ν ἢτο ῖς(Α :ἤ τ ο ιD) ϰυϰ ρ ίαπ το α ρ ῷ (ἡἱσ ὰ λ ιϰ ο ρ υ ιϰ ᾶ λ ν ῷ ιτ ῖςϰ υ ςπ ο ρ α ὰἈλϰμ α π ὸμέρ ὶἀ
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH undPH
75
Auf jeden Fall setzen sie Theseus als Repräsentanten Athens schon voraus, und Menestheus kann danach, wenn überhaupt, nur im Kampf gegen Theseus an die Macht gekommen sein. (Zudieser Geschichte vgl. u. a. Piu. Thes. 32. 33, Paus. Ι 17,5, Apollod. Epit. 1,23, Ael. VH 4,5). In den PH ist in diesem Zusammenhang vor allem die Version wichtig, nach der die Theseussöhne Demophon und Akamas mit dem Kontingent des Elephenor von Euboia, wohin sie sich geflüchtet hatten (vgl. Paus. I 17,6), nach Troia zogen und nach dem Tode des Menestheus Gelegenheit hatten, die Herrschaft des Vaters wieder zu übernehmen, nachdem sie mit Aithra und Klymene heimgekehrt waren (vgl. Plu. Thes. 35,7). Man möchte annehmen, daß diese Version kyklisch war. Durch Zufall sind uns einige Verse der Kleinen Ilias erhalten1, die sowohl die Thesiden als auch Menestheus nennen. Iliup. fr. 3 (III = Schol. E. Tr. 31): είδ σ η Θ α μ ιςδ ρ α έμ ν ε ίω ε ϰ ω ρ ν Ἀγ ν ρ α ν ῶ δ ᾽ἔπο ἠ δ ὲΜ ε ν εσ ι, μ ῆ ε γ θ α λ ή το ρ ι, π ο ιμ έ ν ιλα ῶ ν . Aus dem Fragment, das durch den hervorragenden Grammatiker Lysimachos2 erhalten ist, scheint hervorzugehen, daß in der Kleinen Ilias der Gegensatz zwischen Theseuspartei und Dioskurenpartei nach deren Tode keine allzu große Rolle mehr spielte. Das Euripidesscholion, das Lysimachos anführt, behandelt freilich nur die Frage, ob die Thesiden außer der Aithra auch noch Beute bekamen: ϰ α ὶ ὲ νἈρϰ τ ὰ ςμ ςδ ὲΘ , τὰ ς εσ ά σ α λ ὸ ςλ ε ώ ς|εἴλ ίω ντ ε η χ α ν η ᾽Ἀθ μ ό ι] ἔν ρ ο ιπ η α ιο σ ε ῖδ Θ ιτα ῦ τ ά φ α ρ σ ιπ ὸ ςχά σ θ α ῆ ιν θ ι. μη ρ εἰρ ὲ ν γ ὰ ρεἰληφ έ ν α ιτο ςπ ὺ ε ρ ὶἈ ϰ α ἐ τῶ ο τ μ ν η ῶ ν φ ὶΔ α ϰ αϰ τ ν α άμ λ α ρ η ντὴ ύ ω ν φ λ ὰμό , ἀ λ ν νΑ ἴθ ρ α , δ ν ι᾽ ἣ οε τ ο ν ἰς ὶἀ α φ ίϰ νϰ ςἡγουμέν έ θ ιο ε νΜ εσ ω ν Ἴλ ο υ .Λ υ σ ίμ α ςδ ὲτ ὸ χ ο ν τ σ ὴ π ιδ ν έρ α π ε π ϰ αφ ο ιη ό η τ ὶγράφ σ ε ινοὕ τ ς ω . μ ω ν ίο ιςpro Π ω ίο ιςcod. Vat. 915 ν λ εμ ο ϰ υ ϰ λ ο ιϰ ῖςcod. Leidensis Voss. 64 VALCKENAER, τελα BAUMEISTER Philologus 11 1856 168). Vgl. dazu G. WENTZEL Epithalamion Passow Göttingen 1890 22 f., BETHE 232, HERTER 194. 1 Wir verdanken ROBERT Bild und Lied 230 den Nachweis, daß u. a. dieses Fragment
unter allen Umständen der Kleinen Ilias (Lesches) und nicht der Iliupersis (Arktinos) zuzuweisen ist, da alle Lysimachoszitate in den Scholien nur die Kleine Ilias bezeugen. Der ιςbezieht sich nur auf den letzten Teil desselben Gedichts (wie schon bei σ έρ Ausdruck π Arist. Po. 1459b6). Vgl. auch ED. SCHWARTZ 25 Anm. 2. Den Schluß, den dann O. SEECK Die Quellen der Odyssee Berlin 1887 393 und BETHE 209 gezogen haben, daß beide Dichtungen identisch seien, kann ich nicht anerkennen. Beide berücksichtigen die Verteilung der PH auf verschiedene Dichter bei Proklos und vor allem die peripatetische Theorie bei υτιθ ο ε Phainias nicht (fr. 33 WEHRLI = Clem. Al. Str. Ι 131,6: Φ ὶς ὸΤερπάνδρ ρ ςδ ία ὲπ α ν π α Τέρ ν ν ιτὸ ε δρ ρ ο ν ρ ο τε έ , διημμιλλᾶσ εώ ν φ υν θ ό α ο ιο χ έσ β ὲτὸνΛ η ν ιδ Ἀρ ιλ χ ν χ έσ Λ ν τὸ ν η χ έσ Λ ϰ τίν Ἀρ α ὶν η ϰ ϰ ε έν α ι). Beide Autoren bezeugen in jedem Falle die Existenz inhaltlich ῳ ν ιϰ konkurrierender Epen, mag der Name Lesches auch Erfindung sein. Zur ganzen Frage vgl. Kap. V Zur Struktur des epischen Kyklos 204 ff., bes. S. 219 mit Anm. 1. 2 Vgl. GUDEMAN RE XIV s. v. Nr. 20 Sp. 32 ff. (mit Literatur).
76
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Wie in der Kleinen Ilias die Position der Thesiden im einzelnen war, zeigt besser ein anderes Fragment der Kleinen ρ α ν ἴθ Α ςτ ν ὴ ὲἐ ςδ σ ε ω χ έ Ilias:1 fr. Iliup. 14 (Kl. Il. XVIII) Λ α τ ό τρ ὸσ σ ἐ α ςτ -· τ ε ν ϰ ο Ἴλ ιο ίσ ν , ὑπεξελθοῦ λ ἐπ σ ἡ ο ίη ε , ἡν ν α ίϰ ίδ ω ν α ὶὑ α ὸτῶ νπ π νϰ ω ν ὸἙλλή ιτ α θ έσ να ὴ ιϰ ο νἀφ δ ὐ τ ε π σ α ι. ἰτή ρ α ,ϰ έ ω ς ὶὡ α ςα γ σ ο ν ισ ςπ ν ρ ῆ η ω θ ν α ιτῶ Θ ν ᾽Ἀγαμέμνο ιή ο ι, π α θ ίζεσ ρ ινχα ε μ ῳ ὲ νἐθέλ . ὁδ ο ή μ ν φ ῶ η ν α ὐ τ ίν Δ ε ᾽ἐϰ α ν ι τ τείλ σ ο η εῖσ π νπ ρ α ι. ἀ ὶνἙλέν νἔ ηπ ο φ ὲο ὐπρότερ ινδ σ ε έ η Ἑλ . ν ν τ ιν ε ρ ϰ ῷ ν ά ὴ χ ω ἔδ τ α ὐ ϰ ὲα δ υ ρ ϰ ή Helena (Dioskurenpartei) hat also ein Mitspracherecht. Man einigt sich gütlich. Der Darstellung der Kleinen Ilias folgte auch Polygnot auf seinem Bild der Iliupersis, wo Demophon nach dem Bericht des Pausanias in Nachdenken versunken war, ob er die Aithra werde sehen können. Mit dem Bericht der Kleinen Ilias stimmt Q. S. überein, insofern Menestheus bei ihm noch im Hölzernen Pferd erscheint (XII 317). Die Nachrichten über das weitere Schicksal des Menestheus gehen auseinander. Entweder soll er vor Troia den Tod gefunden haben (Plu. Thes. 35,8 u. a.) oder nach Athen zurückgekehrt sein (Tod dort nach Ps. Arist. Pepl. 34, vgl. Dict. VI 4) oder auf der Rückreise in Melos die Herrschaft angetreten (Apollod. Epit. 6,15b = Tz. Lyc. 911 p.
c)
293,31 f. Sch.) oder Elaia gegründet haben (Str.). In derIlias fällt imZusammenhang mitMenestheus zweierlei auf; einmal daß Menestheus (und nicht
etwa Theseus) Repräsentant der Athener ist, und zum anderen, daß Athen und die Athener keine geringe Rolle in der Ilias spielen. Die Bedeutung des Menestheus läßt sich auf zweierlei Weise erklären. Entweder ist Menestheus noch Repräsentant eines ursprünglichen, kleineren Athens vor dem Synoikismos, oder er ist erst durch den Feldzug
der Dioskuren an die Macht gekommen2. Nur die 1 Daß kein Widerspruch zu dem eben genannten Fragment besteht, haben SEECK 396 und BETHE 215 richtig hervorgehoben. 2 Die Versuche der Analyse, Menestheus in der Ilias durch Athetese überhaupt zu beseitigen, sind gescheitert: Vgl. VONDER MÜHLL 85 (vgl. 55 ff.). Wieso allerdings die Beschreibung des Menestheus gegenüber der anderer Führer so exzeptionell sein soll, daß daraus notwendig auf die athenische Herkunft des Dichters geschlossen werden muß, wieVONDER MÜHLL glaubt, sehe ich nicht. Der Schiffskatalog z. B. weiß für viele Helden rühmende Prädikate; vgl. u. a. Β577 ff. (Agamemnon), 732 (Podaleirios, Machaon), 763 ff. (Eumelos, Aias T.). [Korr.-Zus.: Zum Thema ‚Ilias und Athen’ ist jetzt auch die besonnene Diskussion bei WHITMAN 59 ff. 67 ff. zu vergleichen, der mit Recht ausführt, daß Homers Bild eines bedeutenden Athens gerade einen relativ alten historischen Zustand widerspiegelt.]
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
77
letztere Möglichkeit paßt aber zu der zweiten Eigentümlichkeit, daß Athen als einzige Stadt Attikas in der Ilias (im Schiffskatalog) vorkommt und außer den Athenern auch keine anderen Bewohner Attikas in der Ilias genannt werden, was eigentlich die Einigung Attikas unter Athens Führung voraussetzt. Wenn in der Ilias dieTheseusmutter Aithra und die Peirithoostochter Klymene vor Troia als Dienerinnen der Helena auftreten (Γ144)1 und The265)2, so sind seus als ein Toter erwähnt wird (Α offensichtlich die chronologischen Verhältnisse der Kyprien vorausgesetzt, also die Rückoberung der Helena durch die Dioskuren und die gleichzeitige Gefangennahme der Aithra und Klymene. Diese Grundsituation bestimmt auch die Schilderung der Mauerschau im Γder Ilias: Helena hält Ausschau nach ihren Brüdern, und der Dichter kommentiert das in seiner knappen, die Tragik des Ganzen mehr verhüllenden als bloßlegenden Weise mit den Worten (Γ243f.): ἶα ςα ο ο ίζ σ υ νφ ε χ τε ςδ ὺ , το ο ὣ ςφ ά τ ηκά δ ᾽ἤ . ίῃ α ιγ ίδ τρ α νπ ῃἐ ι, φ ίλ θ ὖ ια ν ο ίμ α εδ κ α νΛ ἐ der Rolle der Anbetracht in Das schließt aber Athener in der Ilias und der Führerfunktion des Menestheus mit ein, daß das letzte Ziel des Feldzuges der Dioskuren zur Wiedergewinnung der Helena seinerzeit Athen war. Man kann sich nicht denken, daß der Dichter sich Menestheus als König von Athen und später Führer eines ganz Attika vertretenden Kontingents von Athenern dachte und völlig unabhängig davon die Vorstellung 1 Richtig beurteilen auch WILAMOWITZ SBBerl 1925 236 und VON DER MÜHLL 69 den entscheidenden Vers Γ144. 2 Über die Echtheit des Verses richtig WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen 141, a. a. O. 250 Anm. 2. 420, HERTER Theseus der Ionier RhM NF 85 1936 222f. mit ausführlicher Erörterung, VONDER MÜHLL 24 Anm. 29 (mit weiterer Literatur), anders WILAMOWITZ SBBerl 1925 237, ED. MEYER Hermes 27 1892 374ff., G. M. BOLLING External Evidence for Interpolation in Homer 1925 16. Das Fehlen des Verses in manchen Handschriften (Venetus A) führt mit Recht auf aristarchischen Einfluß zurück M. VANDER VALK Textual Criticism of the Odyssey Leiden 1949 284.
78
Prosopographie der Achaier in der Ilias
hatte, daß Theseus in Aphidna residierte und dieHelena raubte, die dann während seiner Abwesenheit die Dioskuren von eben dort mit Aithra und Klymene wieder fortführten1. Vielmehr müssen schon die Quellen der Ilias den Menestheus als nach dem Dioskurenzug zur Macht gekommenen Herrscher gekannt haben. Daß die Ilias keine Anspielung auf Demophon und Akamas, die Thesiden, bringt, mag mit der Schwierigkeit zusammenhängen, ihr Verhältnis zum Feinde ihres Vaters, Menestheus, zu bestimmen. Auf eine Verbindung des Menestheus mit den Dioskuren deutet vielleicht auch hin, daß seine ῆ σ α ιἵπ μ Β554 gerühmten Fähigkeiten: ϰ ο σ π ο υ ς α ςἀ ὶ ἀνέρ ιώ σ α ιδ τ π α ς der Kennzeichnung τ εϰ ή der Dioskuren als ϰ μ το ρ ο ελ σ α ῶ νentsprechen (Γ236). Das hier behauptete Verhältnis der Theseussagen zur Ilias ist nicht umkehrbar. Man kann nicht annehmen, daß erst nach Homer Aithra und Klymene mit Theseus in Verbindung gebracht wurden, unter Berücksichtigung des Menestheus! Wir sehen hier ganz deutlich, wie die Prosopographie der Ilias erst durch die Heranziehung der außeriliadischen Sagen ihren Sinn erhält. Mit der einfachen Namensnennung ‚Aithra und Klymene‘ für die Dienerinnen der Helena ist das ganze Theseusschicksal, sind Akamas und Demophon, Menestheus’ Usurpation in Athen mit Hilfe der Dioskuren undschließlich die Rückkehr der beiden Frauen nach Kriegsschluß notwendigerweise mit vorgegeben, magnun der Iliasdichter diese Fakten 1 Ich kann also HERTERS vorzüglicher Arbeit nicht ganz folgen, wenn er sagt (a. a. O. ... daß dieser [sc. Menestheus] und nicht Theseus die Führung des attischen Kon202): „ tingents im trojanischen Krieg hat, entspricht durchaus den historischen Verhältnissen einer Zeit, in der Theseus noch seinen Hauptsitz in der Diakria hatte. Erst durch den Synoikismos ist er zum König von Athen geworden, und nun füllten seine Taten Ruhmesblätter der athenischen Geschichte.“ Schon die ‚laudes Athenarum‘ im Schiffskatalog setzen den Synoikismos des Theseus m. E. voraus und damit auch die Einsetzung des Menestheus durch die Dioskuren.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
79
bewußt verschwiegen haben oder als selbstverständlich bekannt voraussetzen1.
Salaminier 13. Aias2 (Β557)
a) Der Telamonier Aias ist einer der Haupthelden der Ilias. Α138, 145 wird er beiläufig erwähnt. Β406 wird er zu den Geronten gezählt, Β768 gilt er in Abwesenheit Achills als μ γ έ ςder Achaier, Γ225 ff. wird er von Helena geο τ ισ ρ ᾽ἄ sehen, während sie von der troischen Mauer herabschaut, ιπ ώ λ η σ ις Δ273ff. braucht er von Agamemnon bei der ἐπ nicht getadelt zu werden. Δ 473ff. tötet er den Simoeisios, als es gilt, den Pandarosschuß zu rächen. Ε519 treibt er mit anderen die Danaer an, Ε610 ff. rächt er zwei Achaier durch die Tötung des Amphios von Paisos, Ζ5 tut er sich mit der Tötung des Akamas hervor. Ζ436 fürchtet sich 164ff. findet Andromache unter anderen auch vor ihm. Η der berühmte Zweikampf zwischen Aias und Hektor statt, 79 muß auch Aias fliehen. der unentschieden ausgeht. Θ Θ224 ist vom Zelt des Aias die Rede, das sich an dem einen Ende des Schiffslagers befindet und von dem Rufen der Hera erreicht wird, die sich in dessen Mitte befindet. 268ff. deckt er den 262 geht Aias mit anderen vor, Θ Θ Teukros mit seinem Schild, ebenso 321 ff., als dieser von Hektor getroffen wird. Auf Vorschlag Nestors schließt er sich Ι 169 ff. der Bittgesandtschaft zu Achilleus an, mit Odysseus. Er nickt Ι 223 dem Phoinix zu. Seine Rede 624 ff. ist im Gegensatz zu der des Odysseus und des Phoinix in schärferem Ton gehalten. Das Rufen der Eris ist Λ 7 am Zelt des Aias genau so zu hören wie das der Hera 465 auf Gebot des Menelaos dem 224. Aias kommt Λ Θ Odysseus zu Hilfe undwütet unter den Troern. Als man auf ihn aufmerksam wird (Λ526), ist er zum Rückzug ge265 im Mauerzwungen (544 ff.). Die Aianten befehligen Μ kampf. Menestheus ruft sie Μ 335 ff. zu Hilfe. Der Telamonier läßt den Lokrer mit Lykomedes zurück, um selbst Menestheus zu helfen (Μ 366ff.), wobei er mit Teukros gemeinsame Sache macht (Μ 370 ff.). Ν 46 ff. spornt Poseidon die Aianten zum Widerstand an, beide unterhalten sich über den göttlichen Charakter der Paränese. Um sie scharen sich Ν126ff. die Phalangen der Achaier. Aias
1 Auch sonst läßt sich wahrscheinlich machen, daß dieIlias die spezielle ‚attisch-lakonische Sagenkontamination‘ der kyklischen Epen schon voraussetzt (zu dieser vgl. G. WENTZEL Epithalamion Passow Göttingen 1890 21 ff., HERTER 194, bes. 196). So läßt sich zum Beispiel der Tatsache, daß die Ilias das Motiv der Thetishochzeit in der ‚Dankbarkeitsvariante‘ kennt, entnehmen, daß dem Iliasdichter Nemesis als Mutter der Helena neben Leda bekannt war. Vgl. u. S. 256. 370 Anm. 1. Auch K. KERÉNYI Die Geburt der Helena Mnemosyne 3. Serie 7 1939 177 betont, daß die Mutter der Helena schon vor Homer als Nemesis aufgefaßt worden sein muß. 2 ROSSBACH RE I Sp. 930 ff., FLEISCHER RML s.v., M. VAN DER VALK LfgrE s.v.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
80
+
greift vergeblich den Hektor an. Den toten Feind Imbrios 197ff.). bringen beide A. zur Beraubung in Sicherheit (Ν Idomeneus und Meriones wenden sich 307ff. nach links, weil die Aianten in der Mitte der Schiffe seien. Die beiden 809 ff. Aianten stehen 701ff. zusammen (Pfluggleichnis). Ν haben wir eine Wechselrede zwischen Aias und Hektor. Aias schlägt Ξ402ff. im Kampf den Hektor durch einen Steinwurf zu Boden. Ξ459 ff. rächt er den Tod des Prothoenor an dem Antenoriden Archelochos. Ξ511 tötet er 301 um Aias und den Hyrtios. Die Achaier formieren sich Ο andere Führer, nachdem sich Hektor vom Steinwurf des 249ff. dem Apollon berichtet, mit Aias, über den er Ο göttlicher Hilfe wieder erholt hat. Ο 415 ff. Schiffskampf Aias-Hektor. Die Fortsetzung der Erzählung findet sich Π102ff. Beim Umschlag des Kampfglücks wendet sich 358 ff.). Patroklos vergewissert sich Aias gegen Hektor (Π der Hilfe der Aianten 555ff. Nachdem Menelaos ihn herbeigeholt hat, wird Aias zur Zentralfigur des Rückzugs und der Deckung des Leichnams des Patroklos (Ρ 102 ff.). Beide Aianten sind vereint: Ρ507, 531, 668, 707, 732, 747, 752, Σ157, 163. Bei den Leichenspielen kommt es dann Ψ708ff. zum Ringkampf zwischen Odysseus und Aias, 811 ff. zum bewaffneten Zweikampf zwischen Diomedes Ψ und Aias. Erwähnung auch im K. b) Aias ist auch eine zentrale Figur in den PH. Er hatte eine überragende Bedeutung bei der Rettung der Leiche des Achilleus, die in der Aithiopis geschildert war. Proklos 63 und Vasendarstellungen berichten uns davon. Aus der Kleinen Ilias ist sein Streit mit Odysseus um die Waffen des Achilleus berühmt (Proklos 69, fr. 3 (II)). Die Entscheidung wird dort durch ein Schiedsgericht unter Nestors Vorsitz herbeigeführt. Man sendet einen Späher aus, der die troische Meinung über die beiden Männer erkunden soll. Dieser berichtet von einem Gespräch zweier troischer Mädchen, in dem Odysseus’ Rolle bei der Bergung der Leiche Achills günstiger beurteilt wird als die des Aias. Daraufhin wird die Rüstung dem Odysseus zugesprochen. In der Iliupersis war auch der Wahnsinn des Aias behandelt. Podaleirios erkennt nach fr. 2 (V) als Arzt zuerst die Erkrankung. Auf den Wahnsinn folgte dann nach Proklos 70 die Tötung der Rinder, an die sich der Selbstmord im Morgengrauen anschloß (Aithiopis fr. 2 (II)). Die Verbrennung der Leiche des Aias wird in der Kleinen Ilias von Agamemnon hintertrieben (fr. 4 (III)). Über Apollod. Epit. 5,5 s. u. c).
c) Daß des Aias’ Wirken im P dem Rückzug mit Achills Leiche in der ‚Aithiopis‘ (oder ihrer Vorlage) nachgebildet ist, haben SCHADEWALDT und
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
81
Aber auch, wenn Aias im Λ schrittweise zurückweicht2, während die anderen Helden verwundet werden, oder wenn Aias in NO unerschütterlich standhält, scheinen freiere Nachbildungen desselben Motivs vorzuliegen. Im Λ spricht dafür auch die Tatsache, daß es Paris ist, der nacheinander Diomedes, Machaon, Eurypylos mit Pfeilen verwundet, eben der Paris, dessen mit Achills Tötung begonnene Aristie in der Aithiopis geschildert worden sein muß. Auch Diomedes, Machaon, Eurypylos passen gut in diesen Zusammenhang der Aithiopis (bzw. den durch sie definierten Stoffhorizont), ebenso die Zusammenarbeit zwischen Aias und Odysseus: denn der vorn kämpfende Odysseus erhält im Λdie Hilfe des Aias, ähnlich wie Odysseus in der Aithiopis vorn kämpft, um – umgekehrt – den Rückzug des Aias mit Achills Leichnam zu decken. Wahrscheinlich ist auch der Zweikampf AiasOdysseus bei den Leichenspielen nicht ohne Einfluß von PH entstanden: Die Betonung, die auf den unentschiedenen Ausgang des Wettkampfes gelegt wird, in dem Achill selbst die Entscheidung Unentschieden‘ fällt und die Kampfpreise der des ‚ Gerechtigkeit halber verdoppelt, scheint ein bewußter Vorverweis auf den Waffenstreit in PH zu sein3, ja nicht nur ein Vorverweis, sondern gleichzeitig eine Kritik an der dortigen Entscheidung zugunsten des Odysseus. Die Beschreibung der Kampfart beider in der Ilias entspricht der Schilderung ihrer Rolle in den kyklischen Epen: Aias ist der starke Mann, Odysseus wiegt die Stärke durch List auf. Nunsind zwar die Leichenspiele zu Ehren des Patroklos nach den Ergebnissen PESTALOZZIS und SCHADEWALDTS denen zu Ehren des Achilleus (die uns aus der Aithiopis bekannt sind) nachgebildet. Aber es ist sehr charakteristisch, daß der Zweikampf zwischen Aias und Odysseus dort keine Entsprechung hat. Nach Apollod. Epit. 5,5 war PESTALOZZI erwiesen1.
1 PESTALOZZI 20 ff., SCHADEWALDT 170. 2 Vgl. PESTALOZZI 22, SCHADEWALDT 170. 3 PESTALOZZI 51, VON DER MÜHLL 361 (?; anders 364 f.!), [vgl. WHITMAN 169].
82
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Aias dort nur als Sieger im Diskuswurf erwähnt. Der Ringkampf beider Helden ist also wahrscheinlich frei gestaltet, um dem späteren Streit einen Hintergrund zu geben. Wenn wir uns der Schilderung von Apollodors Epitome anvertrauen, schloß sich in den Sagen der PH die Aussetzung der Rüstung Achills als Siegespreis für den ersten Hel-
den unmittelbar an die Leichenspiele an. Es heißt έ α σ ιδ ᾧ ὲἐ π dort vonAchill: ... τιθ ν ῶ ν γ ,ἐ α ἀ ῷ τ ὐ ᾽α ᾷ Εὔ η μ λ ο ςἵπ π ο ή ις δ η , Διομ ςσ τα δ ιϰ ν ἴα ίῳ ςδίσ ,Α ϰ , ῳ ῳ ν ιϰ Τεῦ é πα η . ἡδ ν ο ῷ ῳ π ἀ ία λ ρ ίσ α ὐ τ τ ο ῦ τ ξ ςτό ο ρ ϰ β ε ι, ϰ ὶ ϰα τα α α τα ίν ντίθ ο υ σ ινε ἰςἅμιλ ιο λ ἴα ρ νΑ α ς τή ... (Epit. 5, 5 f.). Diese Koppelung ύ ς δ υ σ ε ϰ α ὶὈ σ derLeichenspiele unddesWaffenstreits macht einen Zweikampf beider Helden bei den Leichenspielen ohnehin unwahrscheinlich1. Noch eine andere Szene gewinnt auf demHintergrund des späteren Zwistes desAias und desOdysseus um die Waffen des Achilleus Farbe: die Presbeia. Die Grundsituation der PH: Aias und Odysseus die ersten nach Achilleus, ist hier übernommen. Mit Ausnahme des Zweikampfes Aias-Hektor im H, der deutlich dem Zweikampf MenelaosParis im Γnachgebildet ist2, wird jetzt das ganze Auftreten des Aias von den Quellen her verständlich, wenn wir uns die oben skizzierten Hypothesen zu eigen machen: Die einmalige Tat der Rettung des Achilleusleichnams in der Aithiopis ist rein stofflich die Voraussetzung für das ganze Ethos des und im O und P, wo die Helden. Nicht nur im Λ Reflexe des Aithiopisstoffes noch am deutlichsten sind, sondern auch in seinem übrigen Auftreten mit 1 Merkwürdigerweise spricht SCHADEWALDT von der Beziehung zwischen dem Ringkampf Aias-Odysseus und dem Waffenstreit in den PH nicht. An ihr zeigt sich aber, daß die Frage der Iliasvorlage nicht auf die ‚Memnonis‘eingeschränkt werden kann, sondern auf den ganzen Kyklos ausgedehnt werden muß. Über das Problem des Verhältnisses der einzelnen posthomerischen Epen des Kyklos zueinander s. u. S. 215 ff. 2 VONDERMÜHLL 131. 136 mit Literatur (die Werturteile VONDERMÜHLLS mache ich mir nicht zu eigen), vgl. auch HEDWIG JORDAN Der Erzählungsstil in den Kampfszenen der Ilias. Diss. Zürich 1905 50, W. H. FRIEDRICH 90 ff. (dessen Analyse mich allerdings nicht in allen Detailfragen überzeugt).
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
83
und ohne den kleinen Aias ist der Telamonier der große Held des Rückzugs, auch des Standhaltens, als der er sich in der Aithiopis erwies. Die Zähigkeit seines Kämpfens ist hier wie dort von der Wendigkeit des Odysseus abgehoben, dort bei der und Rückführung des toten Achilleus, hier im Λ im Ψ . Auch die Reden beider Helden auf ihrer Bittgesandtschaft spiegeln die Gegensätzlichkeit ihres Ethos wider. Daß Aias aus einem vorhomerischen dichterischen Zusammenhang stammt, der sich inhaltlich mit der Aithiopis mehr oder weniger deckte, ist nach dem Gesagten wohl gewiß. Mag im Einzelfall die Priorität nicht immer sicher sein, so bestehen über das Gesamtbild der Figur doch kaum Zweifel. Schon die relative Unprägnanz der Aiashandlungen der Ilias gegenüber dem Aithiopisstoff spricht für die ‚Übernahme‘. In den PH hängen Rettung der Leiche des Achilleus (zusammen mit Odysseus), Waffenstreit, Wahnsinn und Selbstmord fest miteinander zusammen undergeben sich mit einer gewissen Folgerichtigkeit auseinander. Das Wirken des Aias in der Ilias gewinnt seinen ‚Sinn‘ nur, wenn es vom Dichter schon in Anlehnung an eine dichterische Konzeption entworfen wurde. Wollten wir die Aiassagen der PH als ‚aus der Ilias herausgesponnen‘ betrachten, bliebe für Aias überhaupt kein mythologischer Hintergrund mehr. Andererseits müßten wir den Kyklikern eine geradezu ausschweifende Phantasie zutrauen, wenn wir annehmen wollten, sie hätten erst ausder Koppelung Aias-Odysseus und derVerbindung dieses Paares mit der Gestalt des Achilleus, so wiees uns in lockerer Form die Ilias schildert, die Anregung für ihre stofflich sehr massiven Inhalte bekommen. Vielmehr ist es eben so, daß das Motiv ‚Aias und Odysseus in Rivalität um den ersten Platz nach Achilleus’ in der Ilias nicht bis zum Ende durchgeführt ist, wohl aber im Zusammenhang der PH. In der Ilias erfährt es eine steigernde Variation im Ι, Ρ ,Ψ , deren letzte Stufe ausbleibt. Es wird also
84
Prosopographie der Achaier in der Ilias
erst verständlich im Hinblick auf die PH. Darin liegt kein Tadel, wenn die Ilias bewußt ihre Handlung in die der PH einmünden lassen wollte. Fraglich bleibt, ob Aias in der Quelle Salaminier war, ob überhaupt Β557 undΒ558 echt sind, und wenn Β557 echt ist, ob dann nicht Β558 später interpoliert wurde. Nach Meinung vieler Gelehrten können die Verse nicht vor Peisistratos, zumindest aber nicht vor Solon gedichtet worden sein1: sie setzten den Streit Athens undMegaras um Salamis voraus, und Salamis sei erst unter Peisistratos athenisch geworden, bzw. habe erst unter Solon seinen Anspruch geltend gemacht. Zunächst ist festzustellen, daß die Beziehung des Aias zu Sala199 vorhanden ist, wo Aias sich seiner mis auch Η Herkunft rühmt. Sie muß auch Μ 364 vorausgesetzt werden, wo der Telamonier dem Ersuchen des Menestheus um Hilfe stattgibt. Auch Ο 430f. scheint sie berücksichtigt zu sein, woes heißt, daß der Lykophron aus Kythera zu Aias floh. (Auf keinen Fall ist er hier heimatlos oder im Norden ansässig2.) Was das Alter des Streits um Salamis betrifft, ist leider ein Terminus ante quem non noch nicht zu gewinnen. Im Gegenteil, aus den Worten Solons fr. 2, 7 f.D. ἴο μ νἐ ε ςΣα λ μ α ῖν αμ α χ η σ ό μ ε ν ὶνή ο ρ ιπ ε σ ο υ ἱμ ε ρ τ ντ ό π ε ῆ ςχα λ ν ο ι. ε μ ό σ ω ἶσ ςἀ π χ ο ᾽α muß auf einen ‚jahrzehntealten‘ Streit geschlossen werden3. Auch scheint mir die absolute Leug-
1 U. a. auch nach VONDERMÜHLL 58 in seiner sonst so besonnenen Beurteilung der Frage. [Gegen diese Annahme richtet sich entschieden WHITMAN 67 f. 71]. Vgl. auch R. MERKELBACH Die pisistratische Redaktion RhM NF 95 1952 23 ff. und J. A. DAVISON TAPhA 86 1955 1ff., mit Polemik gegen MERKELBACH. Für die Echtheit von Β558 tritt mit Recht außer VONDERMÜHLL auch VANDER VALK 281ff. ein. L. WEBER WSt 45 1926/7 Die attische Interpolation im Schiffskatalog 137 ff. rechnet zwar mit einer attischen Interpolation, hält diese aber für sehr alt und stellt fest, daß man nicht einzelne Verse der Stelle gesondert athetieren darf (auf welche Fest2 Vgl. SEVERYNS 25 m. Anm. 5. stellung es uns hier ankommt). 3 So richtig E. MEYER Geschichte des Altertums III 31954 598 Anm. 2. Damit rückt das Datum des Streits um Salamis durchaus in die Nähe des mutmaßlichen Entstehungsdatums unserer Ilias (bzw. auch die Ilias letzter Fassung braucht nicht mehr mit VONDER MÜHLL
um 600 angesetzt zu werden).
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH undPH
85
nung jeden historischen Kerns der athenischen ‚Salamislegende‘, daß die Insel einst athenisch war (und Megara noch nicht dorisch), zuweit zugehen1. Konnte nicht vielleicht der Anspruch in der uns bekannten Form überhaupt nur erhoben werden, weil noch ein Bewußtsein dafür vorhanden war, daß die Insel einmal allein von Ioniern besiedelt wurde, als die Dorer überhaupt noch nicht eingewandert waren? Undwird nicht die dorische Wanderung mit ihren Folgen eins der beherrschenden politischen Themen im 9.–7. Jahrhundert gewesen sein? Ist doch Attika wahrscheinlich eine Art Refugium und Widerstandszentrum gegen die Dorer gewesen2 (Hdt. 5,65 Flucht der Pylier nach Athen3, 5,76 Abwehr der Dorer unter Kodros). Eine (Spät-) Datierung der Ilias oder die Annahme ), H, Mwird man auf von Interpolationen in B, (Δ diesem unsicheren Boden jedenfalls nicht aufbauen können.
Argeier 14. Diomedes4 (Β563)
a) Diomedes wird Δ365 ff. von Agamemnon mitsamt seinem Kontingent gemustert und hält sich diszipliniert zurück, als er von ihm getadelt wird. Im E wird seine Aristie geschildert, er vertritt gewissermaßen die Rolle des ausgeschiedenen Achilleus. 1ff. steht er an der Spitze, tötet den Phegeus. Während seiner Aristie wird er von Pandaros verwundet, aber von Athene unterstützt; mit deren Hilfe gelingt es ihm, den Pandaros zu töten und damit den Eidbruch zu rächen (85 ff.). Aineias kann ihm mit Aphrodites Hilfe entkommen (311 ff.). Diomedes verwundet Aphrodite (318ff.). Der Warnung Apollons folgend läßt er von Aineias
1 WILAMOWITZ Hermes 9 1874 319 ff.
2 Man vgl. auch BURR 41: „Am Ende der mykenischen Periode saß auf der Akropolis ein Geschlecht, das über einen gefestigten Staat herrschte. Der Kern der Theseussage, die genealogische Überlieferung und die Anlage der ältesten Gräber legen dafür Zeugnis ab. So konnten auch die Dorer erfolgreich abgewehrt werden (Herodot IX 73). Es ist nicht einzusehen, warum Athen in der Quelle nicht genannt und warum Attika nur im ersten Jahrtausend geeint gewesen sein soll. Aus der Tatsache, daß von den Städten nur Athen aufgezählt wird, kann keine Schlußfolgerung für den Zeitpunkt der Entstehung der Katalogquelle gezogen werden.“Daß die Einigung Athens auf keinen Fall ein spontanes Ereignis relativ späten Datums gewesen ist, betont auch HERTER 183f. (dort weitere Literatur.) 3 Dazu vgl. HAMPE 52 ff. (mit Literatur), [WHITMAN 51]. Vgl. dens. a. a. O. 234. 4 BETHE RE V Sp. 815 ff., v. SYBEL RML s.v.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
86
ab (432ff.). Vor Ares weicht er zurück (596 ff.). Zusammen mit Athene, die ihn an den Ruhm seines Vaters erinnert hat, geht er gegen Ares vor, der verwundet das Kampffeld verlassen muß (793 ff.). Ζ12ff. tötet er den Axylos und π ά ω ερ νKalesios, 119ff. trifft er auf dem Schlachtdessen θ feld mit seinem Gastfreund Glaukos zusammen undtauscht mit ihm die Rüstung. Man trennt sich ohne Kampf. Η 163 ist er bereit, mit Hektor zu kämpfen, Η 399ff. setzt er sich für die Ablehnung des Friedensangebots der Troer ein. 90 ff. rettet er den bedrohten Nestor aus der Gefahr. Ι32 Θ wendet sich Diomedes gegen Agamemnons Fluchtgedan-
+
ken, Ι 696ff. hält er das Weiterkämpfen auch ohne Achilleus für sinnvoll. Im K unternimmt er mit Odysseus die tritt er zusammen Expedition in dasfeindliche Lager. Im Λ mit Odysseus auf (312 ff.), bis er von Paris durch einen Pfeilschuß verwundet wird und, von Odysseus gedeckt, das Schlachtfeld verläßt (369 ff.). Ξ109 ff. nimmt er seine 290ff. ist er wieder gesund Rolle als Mahner wieder auf, Ψ und siegt im Wagenrennen, ferner ist er im Turnierkampf mit Aias einem Sieg nahe, als Achilleus den Kampf unentschieden abbrechen läßt (812 ff.). b) In den AH ist vor allem die gemeinsame Aktion des Diomedes mit Odysseus zu nennen, durch die Palamedes beseitigt wird. Sie hat in den Kyprien gestanden (Proklos 48, fr. 16 (XXI)). In der Aithiopis setzte sich Diomedes wahrscheinlich gegen Achilleus für seinen Anverwandten Thersites ein, als dieser den Achilleus wegen der Penthesileia gehöhnt hat und deshalb von Achilleus erschlagen wird (vgl. Proklos 55, Q. S. Ι 767 ff.). Schol. Lyc. 999 wirft er die Leiche der Penthesileia in den Skamander. Beim Rückzug mit Achills Leiche scheint er dem Aineias gegenüber gestanden zu haben (dazu s. u. S. 350 Anm. 3). Nach Proklos 72 holt er den Philoktet aus Lemnos herbei, und nach Proklos 83 unternimmt er mit Odysseus den Raub des Palladions. In den Nosten (Proklos 103) kommt er ohne Aufenthalte unbeschädigt nach Hause zurück (vielleicht wird die Sagenversion berücksichtigt, nach der Diomedes nach seiner Rückkehr den Zug nach Aitolien unternimmt, um den alten Oineus zu befreien und dessen Familie wieder in die Herrschaft einzusetzen: Hyg. fab. 175, Antonin. lib. 37, Dict. VI 2. Nach der Sagenversion der ‚Alkmaionis‘ dagegen erfolgt der Zug nach Aitolien vor dem troischen Krieg). Zu Apollod. Epit. 5,5 s. u. c).
c) Diomedes ist sicherlich eine Gestalt der vorhomerischen Dichtung. Nicht nur seine Teilnahme am und E thebanischen Krieg, auf die die Ilias im Δ anspielt (s. die Reden des Agamemnon und der
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
87
Athene1), sondern auch seine Rolle im troischen Krieg ist durch die Tradition vorgegeben2. Seine im I zutage tretende Animosität gegen Achilleus und seine auffällig betonte Führerrolle von E bis Z erklären sich, wenn man ein Wissen des Dichters umden Streit unddie Rivalität beider Helden voraussetzt, die sich im Sagenzusammenhang anläßlich des Totschlags des Thersites durch Achill einstellte. Wie in ähnlichen Fällen muß der reale Gegensatz beider Helden in dem Aithiopisthema gegenüber dem mehr stimmungsmäßigen in der Ilias als ursprünglich betrachtet werden. Auch das übrige Auftreten des Diomedes in der Ilias ist aus AH und PH erklärbar. Sein Wagensieg und sein Turnierkampf mit Aias bei den Leichenspielen für Patroklos haben inseinem Laufsieg bei denLeichenspielen zu Ehren desAchilleus in denPH ihre Entsprechung (Apollod. Epit. 5,5). Das Verlieren der Peitsche mag in der Vorlage unwiderruflich gewesen sein, so daß dort Eumelos siegen konnte3. angedeutete Beziehung zu Odysseus Auch die imΛ (vgl. auch Ε519, Θ 92ff.), die im (vielleicht späteren) K besonders deutlich hervortritt, hat in dem gemeinsamen Handeln beider Helden bei der Ermordung des Palamedes in den AH und der wohl gemeinsam unternommenen Rückholung des Philoktet und dem Palladionraub ihr Vorbild. Diomedes’Kampf mit Aineias magin einer Szene vom Rückzug mit Achills Leiche (für die Aithiopis durch die chalkidische Amphora [RUMPF Taf. 12] bezeugt) ihr Vorbild haben, vielleicht auch seine Begegnung mit Glaukos (der auch auf dieser Amphora 1 Auch P. FRIEDLÄNDER RhM 69 1914 318 ff., VON DER MÜHLL 97 Anm. 27 rechnen
in der Ilias mit fester Kenntnis thebanischer Sage bzw. Epik. SEVERYNS 68 hält (wie schon WELCKER, WILAMOWITZ 339,) überhaupt die ‚Thebais‘ für vorhomerisch, die ‚Epigonoi‘ freilich für nachhomerisch (70, letztere mit z. T. vorhomerischem Stoff). Mit der Möglichkeit, daß die ‚Thebais‘ vorhomerisch ist, rechnet auch W. SCHMID Griechische Literaturgeschichte Ι 203 (Handb. d. Altertumsw.). Vgl. auch Teil II. 2 Vgl. im einzelnen auch E. HOWALD Der Mythos als Dichtung 1937 33 ff., VONDER MÜHLL 90: „ Als Gewinner des Palladion, an dem Troias Existenz hängt, mag er in alten Liedern von der Eroberung der Stadt eine überragende, durch die uns geläufige Sage ver3 S. u. S. 334. dunkelte Rolle gespielt haben.“
88
Prosopographie der Achaier in der Ilias
zu sehen ist). Daß die Hilfe für Nestor im Θ zwar nicht unmittelbar, aber doch motivisch in dem Aithiopisstoff wurzelt, ist oben S. 31 f. mit neuen Gründen bewiesen worden: sie trägt Züge des Opfertodes des Antilochos für seinen Vater. Es bleibt noch die Aristie im E, Diomedes’ Kampf gegen Aphrodite und Ares und sein Auftreten bei der Epipolesis im Δ . Wahrscheinlich muß man für diesen Rest nach Vorbildern in thebanischer Sage suchen. In ihr spielte ja das Verhältnis zu den Göttern, speziell der Götterfrevel eine besondere Rolle (Kapaneus usw.). So ist auch die Rolle des Diomedes in der Ilias ohne Rest verständlich, wenn man sein Auftreten in Thebaika, AH und PH als dem Iliasdichter in den Grundzügen bekannt voraussetzt. Umgekehrt ist das Bild des Diomedes in dengenannten Sagenkomplexen aus der Ilias nicht ableitbar. Nicht vorhomerisch ist möglicherweise die Untreue der Aigialeia, da Ε411ff. nicht darauf angespielt sein kann, wie man z. T. gemeint hat. Dort tröstet Dione ihre verwundete Tochter mit dem Gedanken, daß nicht lange lebt, wer gegen Götter kämpft. So soll auch der Tydide sich in acht nehmen, daß kein Besserer (sc. Gott) gegen ihn kämpfe und Aigialeia nicht vor Sehnsucht nach ihm klagend aus dem Schlaf schrecke und ihre Diener wecke (obwohl er tot sei). Diese Worte widersprechen der Ehebruchsgeschichte zu sehr, als daß diese aufihnen fußen könnte. Sie werden überhaupt nicht als ‚vaticinium ex eventu‘zu verstehen sein, sondern als bloße Warnung1. Hinsichtlich der aitolischen Sage, in der ja Diomedes ebenfalls eine Rolle spielt, setzt die Ilias offenbar die Grundsituation der ‚Alkmeonis‘ voraus2. Nach diesem Epos fanden die Wiedereinsetzung des Oineus bzw. die Übertragung der Herr1 WILAMOWITZ 339 Anm. 1, VON DER MÜHLL 97 halten diesen Passus ebenfalls für homerische Erfindung. Näheres über die mutmaßlichen Gründe der Erfindung bei TREU 23 f. 2 Vgl. E. BETHE Thebanische Heldenlieder Leipzig 1891 130 ff. über Ephoros bei Str. VII 7,7 p. 325 f.und Χ2,25 p. 462 als Quelle der Alkmaionis. S. auch u. S. 143 ff.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
89
schaft auf dessen Schwiegersohn Andraimon und der Übergang der Regierung wiederum auf dessen Sohn Thoas, die nach dem übereinstimmenden Bericht aller Quellen irgendwie durch ein Unternehmen des Diomedes ermöglicht wurde, vor dem troischen Krieg statt. Allerdings wird ein solches 113ff. nicht ausdrücklich erwähnt. Unternehmen Ξ
15. Sthenelos1 (Β564)
+
a) Sohn des Kapaneus, tritt in der Ilias nur als Begleiter des Diomedes auf und wird nicht näher charakterisiert. Am individuellsten ist er noch Δ367ff., bzw. 403 ff. gekennzeichnet. Dort weist er den Tadel des Agamemnon an Diomedes scharf zurück: Diomedes und er seien besser als ihre Väter, da sie im Unterschied zu ihnen trotz geringerer Streitmacht Theben eingenommen hätten und obendrein keine Hybris gezeigt hätten. Wagenlenker des Diomedes ist Sthenelos in E, Θ ,Ψ . Diomedes fühlt sich ihm auch Ι48 verbunden. b) In den PH tritt Sthenelos ähnlich wie in der Ilias als Begleiter des Diomedes in Erscheinung. So kämpft er mit ihm bei Q. S. Ι267 ff. (vgl. auch IV 574f.) zusammen und steigt mit ihm ins Hölzerne Pferd (XII 316). Daß er in der Aithiopis beim Kampf um die Leiche des Achilleus erwähnt wurde, legt seine Darstellung auf der chalkidischen Amphora (Taf. 12 RUMPF) nahe. Auch im ‚Roman‘des Dictys spielt Sthenelos eine gewisse Rolle. Er bewährt sich dort zusammen mit dem Lokrer Aias im Kampf um die Leiche des Achilleus (IV 12). Nach Lyc. 433 ff. befand sich in Kolophon das Grab des Sthenelos, was den Schluß möglich erscheinen läßt, daß Sthenelos auch in den Nosten dort starb2. Von einem Grab in Argos berichtet Ps. Arist. Pepl. 35.
c) Auch Sthenelos ist sehr wahrscheinlich vorhomerisch. Sein einziges ‚individuelleres‘Auftreten im Δ ist durch den Hinweis auf die thebanischen Sagen erklärt, auf die die Stelle direkt anspielt, wenn λ ία τα α σ θ ιdes Kadort Sthenelos ausführt, die ἀ paneus und anderer kämen in der jüngeren Generation nicht mehr vor. Aber auch in troischer Sage scheint er vorhomerisch zu sein, wie sein aus Ilias und thebanischer Sage nicht ableitbares Vorkommen in PH zu erweisen scheint3. 1 GEBHARD RE III 2 Vgl. IMMISCH 133.
A Sp. 2471 ff., LAMER RML s.v. 3 Anders anscheinend FRIEDLÄNDER 322.
90
16. Euryalos1 (Β565)
Prosopographie der Achaier in der Ilias
a) Sohn des Mekisteus, hat Ζ20ff. eine kleine Aristie und 677 ff. im Faustkampf mit Epeios. unterliegt Ψ b) Es muß als möglich gelten, daß die Darstellung Polygnots von dem verwundeten Euryalos auf seiner Iliupersis (Paus. Χ25,6) auf die Kleine Ilias zurückgeht, die nach der Auskunft des Pausanias Polygnot in anderen Fällen benutzt hat. Bei Q. S. befindet sich Euryalos im Hölzernen Pferd und tritt auch sonst hervor (u. a. siegt er bei den Leichenspielen für Achilleus im Speerwurf (IV 472 ff.)). Im thebanischen Sagenkreis gehörte er oft wie Diomedes und Sthenelos zu den Epigonen (so wahrscheinlich in der ίγ ο ν ι). Er hat nach ο Alkmaionis, dagegen nicht in den Ἐπ Ps. Arist. Pepl. 35 ein Grab in Argos. c) Seine vorhomerische Existenz in troischer Sage erscheint möglich2. Sein Vorhandensein in voriliadischer thebanischer Sage kann nicht bestritten werden. Seine Gemeinschaft mit Diomedes wird durch die Fürsorge des letzteren bei seinem Zweikampf unterstrichen. Die klägliche Rolle, die Euryalos bei den Leichenspielen im Ψspielt, könnte kontrastierende Parallele des Iliasdichters zu einem siegreichen Auftreten seines Vaters Mekisteus bei denLeichenspielen für Oidipus in der thebanischen Sage sein3; Q. S. (und ggf. dieKleine Ilias) geht möglicherweise ausschließlich auf die Ilias zurück.
Mykenaier, Korinther usw. a) tritt als oberster Führer der Achaier naturgemäß sehr 17. Agamemnon4 häufig auf. Seine Hauptauftritte seien kurz aufgezählt: Im (Β576)
A gerät er wegen eines Spruchs des Kalchas in Streit mit Achilleus. Im B stellt er das Heer auf die Probe, im Γwird er von Helena dem alten Priamos gezeigt, er schließt dann mit diesem einen Vertrag, daß durch den Zweikampf Menelaos-Paris der Krieg entschieden werden solle. Im Δ mustert er das Heer, nachdem er gerade den Verrat des Pandaros und die Verwundung seines Bruders Menelaos miterlebt hat. Im Z beeinflußt Agamemnon seinen Bruder Menelaos, den Adrastos nicht gefangen zu nehmen, son-
1 WAGNER RE VI Sp. 1317, SEELIGER RML s.v. 2 Vgl. jedoch FRIEDLÄNDER 318 ff. und u. S. 148 f. 3 FRIEDLÄNDER 320. 4 WERNICKE RE I Sp. 721 ff., A. FURTWÄNGLER RML s.v., M. VAN DER VALK LfgrE
s.v. – Hier soll keine vollständige Übersicht über Agamemnons Wirken in der Ilias gegeben werden, auch seine Rolle in der Sage außerhalb der Ilias wird nur skizziert. Bei den kleineren Führern ist eine größere Ausführlichkeit der Angaben wichtiger als bei den großen, bei denen vorhomerisches Vorkommen in der Sage meist a priori feststeht.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
91
dern zu töten. Im H hält er ihn davon ab, mit Hektor zu kämpfen. In der Gerontenversammlung im I erklärt er sich mit der Bittgesandtschaft zu Achilleus einverstanden und ist zur Rückgabe der Briseis bereit. Auch am Anfang des K spielt er bei der Beratung des nächtlichen Spähunternehmens eine Rolle. Λ122ff. tötet er die Söhne des Antimachos, Peisandros und Hippolochos, deren Vater den Menelaos auf seiner Gesandtschaft töten lassen wollte, obwohl sie um Gefangennahme bitten. Vom Antenoriden Koon verwundet, muß er den Kampfplatz verlassen. Sein Vorschlag heimzufahren, wird im Ξaufgegeben. Im T vererhält er den Speerwurfsöhnt er sich mit Achilleus. Im Ψ preis ohne Kampf von Achilleus zugesprochen. b) Agamemnon spielt selbstverständlich in AH und PH eine hervorragende Rolle. Er berät seinen Bruder in den Kyprien nach dem Raub der Helena (Proklos 18) und übernimmt den Oberbefehl über das zusammengerufene Heer. Bei der zweiten Abfahrt von Aulis opfert er auf den Spruch des Kalchas hin seine Tochter Iphigenie, um den Zorn der Artemis zu beschwichtigen und guten Wind für die Überfahrt nach Troia zu haben (Proklos 29 f.). Vor beiden Abfahrten befragt er, wohl auch in den Kyprien, den Apollon in Delphi1. Während der (zweiten) Fahrt hat er auf Tenedos Streit mit Achilleus (Proklos 34, Kyprien fr. 13 KINKEL (XVI), vgl. fr. inc. sed. 10 KINKEL2). Vor Troia hat er bei einer Aufforderung zum Sturm auf die Stadt eine Meuterei zu überwinden, was mit Hilfe der Oinotropen gelingt, die die Hungersnot, die den Anlaß der Meuterei darstellte, beseitigen können (Proklos 42, Kyprien fr. 17 (XX)). Nach Proklos 47 erhält er aus der Beute Chryseis zugeteilt. In der Kleinen Ilias wird auf sein Betreiben der Leichnam des Aias nicht verbrannt (fr. 4 (III)). Nach der Einnahme der Stadt erklärt er sich damit einverstanden, daß Demophon die Aithra zugesprochen wird, falls Helena darin einwillige (fr. Iliup. 14 (Kl. Il. XVIII)). In den Nosten trennt er sich bei der Rückfahrt von seinem Bruder Menelaos im Streit (Proklos 101) und wird, zu Hause (mit Kassandra als Beutefrau) angekommen, von Aigisthos und Klytaimnestra ermordet, von Orest und Pylades gerächt (Proklos 112). Vgl. auch Iliup. fr. 3 (III).
c) Daß Agamemnon eine vorhomerische Gestalt ist, bedarf keines Beweises3. Aber es zeigt sich, daß das Wirken des Agamemnon in der Ilias nicht nur 1 Vgl. VON DER MÜHLL Zur Frage, wie sich die Kyprien zur Odyssee verhalten Festschrift TSCHUDI Wiesbaden 1954 4 (mit Hinweis auf θ 79ff. und Lyc. Alex. 206ff.). 2 Falls dieses Fragment mit BERGK 677 Anm. 56 und VONDER MÜHLL Festschrift TSCHUDI 3 Anm. 3 in diese Partie der Kyprien gestellt werden muß und nicht in die PH in 3 Vgl. auch ROTHE 149. den Zusammenhang von Proklos 81, Apollod. Epit. 5,14 gehört.
92
Prosopographie der Achaier in der Ilias
durch die allgemeinen Funktionen, die er in AH und PH hatte, vorbestimmt ist, die sich aus der Rolle des Oberbefehlshabers und der des ‚Bruders des Menelaos‘ zwangsläufig ergaben, sondern daß es uns nur auf dem Hintergrund ganzer Motivzusammenhänge, die wir in den kyklischen Epen finden, verständlich wird. Zwar können wir nichts Definitives darüber aussagen, in welchem Verhältnis der uns aus den Kyprien bekannte Streit zwischen Agamemnon undAchilleus zu demStreit der beiden Helden im A steht1 – in beiden Erzählungen spielen ‚Protokollfragen‘ eine Rolle –, aber in anderen Fällen kommen wir weiter. Im B, I, K, Ξerscheint Agamemnon in merkwürdig resignierter Stimmung. Im B (72) ist er sich seines
Heeres nicht sicher, unternimmt aber wenigstens den Versuch, das Heer zum Kampf zu begeistern, der für eine Zeit lang gelingt. In I, K verstärkt sich seine Resignation. Nunhängt diese allmählich sich verstärkende Resignation des Agamemnon notwendigerweise mit dem Motiv des Achilleuszornes zusammen und erklärt sich insofern aus der Ilias selbst heraus. Für die erste Szene im B, von der die anderen abhängig sind, läßt sich aber nachweisen, erstens, daß in ihr ein Motiv, das wir aus den Kyprien kennen, benutzt und umgeformt ist: das Meutereimotiv, und zweitens, daß diese Meuterei auch beim Hörer als bekannt vorausgesetzt wird und deshalb gleichzeitig – als ein der Ilias unmittelbar vorausliegendes Ereignis – im Aufbau der Handlung stofflich berücksichtigt wird2. Dadurch werden alle Schwierigkeiten des Textes im B, die sonst nicht zu erklären sind, aufgeklärt. Letztlich ist also die ganze Rolle des ‚resignierenden Agamemnon‘in der Ilias durch das Kyprienthema (in welcher Gestalt es dem Iliasdichter auch immer bekannt gewesen sein mag) angeregt.
1 Vgl. HEUBECK 33f., dessen Vermutung, daß die μ ιςder Ilias nach demMuster der ῆ ν άauf Tenedos geschildert ist, immerhin ziemlich viel für sich hat. Vgl. u. S. 271. ρ δια ο φ
2 MusHelv 12 1955 260ff. – Wir haben hier also eine Gleichzeitigkeit von ‚Anspielung‘ und ‚Motivparallele‘.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
93
Die Animosität des Agamemnon gegen Kalchas imA wird aufdemHintergrund der Geschichte von der Opferung der Iphigenie verständlich, bei der Kalchas den Rat zur Opferung gab. Die Opferung selbst ist in der Ilias in den Versen Α 71f. angedeutet1. Auf die Nosten weisen die Verse 29ff. Der Gedanke Agamemnons, Chryseis als Beutefrau mit nach Argos zu nehmen, scheint in tragischer Ironie die unglückliche Heimkehr mit Kassandra vorwegzunehmen2. Klytaimnestra ist ebenfalls eine dem 113), so daß auch das Dichter bekannte Gestalt (Α Grundthema der Nosten: ‚Das ungleiche Schicksal der beiden Brüder Agamemnon und Menelaos unddas ungleiche Schicksal der beiden Schwestern Klytaimnestra undHelena‘bekannt zuseinscheint. Der Vertragsabschluß durch Agamemnon im Γ , der den Krieg durch einen Zweikampf zwischen Menelaos und Paris beenden soll, scheint ebenfalls von alter Troiamotivik angeregt zu sein. Wenigstens ist er zeitlich im Zusammenhang unserer Ilias unpassend und gehörte eher an den Anfang des Krieges (unbenommen der künstlerischen Absicht, die seiner Einführung in die Ilias zugrunde lag). Das übrige Auftreten des Agamemnon erklärt sich aus dem Handlungsablauf der Ilias selbst. Trotz der Häufigkeit seines Auftretens besitzt Agamemnon in der Ilias kein besonderes Schicksal: Seine Situation nach dem Streit mit Achilleus ist die gleiche wievor dem Streit. Sein Auftreten wird aber auf dem Hintergrund des kyklischen Sagenstoffes auch dort erklärbar, wo die spezielle Iliashandlung es nicht verständlich erscheinen läßt.
Lakedaimonier 18. Menelaos3
(Β586)
1 Vgl. u. S. 198. 2 Vgl. u. S. 356 f.
a) Auch Menelaos spielt eine Hauptrolle in der Ilias. Im Γ findet der Zweikampf zwischen ihm und Paris statt. Im Δ wird er durch den verräterischen Pandarosschuß verwundet. Auf den Rat seines Bruders tötet er im Z den gefangenen Adrestos und läßt er im H von dem Plan ab, mit Hektor zu kämpfen. Im K holt er die Führer der Achaier zur Versammlung zusammen. Agamemnon ver3 J.
SCHMIDT
RE XV Sp. 808 ff., STOLL RML s.v.
94
Prosopographie der Achaier in der Ilias
+
teidigt ihn ebenda gegen Nestors Vorwürfe. Im Λwird Odysseus unter dem Schutz des Aias durch Menelaos aus der Schlacht geführt, als er verwundet ist. Im N verwundet Menelaos den Helenos und tötet den Peisandros. Im P verteidigt Menelaos den Leichnam des Patroklos und tötet den Patroklostöter Euphorbos; dann holt er den Aias zu Hilfe, und später noch andere Achaier. Athene ermuntert ihn in einer Paränese, und es gelingt ihm im folgenden, den Leichnam des Patroklos in die Schar der Achaier herüberzuziehen. Auf Weisung des Aias sucht er später den Antilochos auf und gibt ihm den Auftrag, Achilleus vom Tode des Patroklos zu benachrichtigen. Von den Aianten gedeckt bringen Menelaos und Meriones schließlich den Leichnam aus dem Kampf. Im Ψgerät Menelaos mit Antilochos in einen Streit, ob er fair von ihm besiegt worden sei. Schließlich versöhnt man sich. b) In den Kyprien fährt Menelaos während des Besuches des Paris nach Kreta ab (Proklos 10), so daß Aphrodite den Paris ungehindert mit Helena zusammenbringen unddieser dann mit ihr abfahren kann (Proklos 11). Durch Iris wird er von dem Vorgefallenen unterrichtet (Proklos 17). Er berät sich mit seinem Bruder (Proklos 18) und sucht Nestor auf, der ihn mit vier mythischen Exempla tröstet und ihn auffordert, durch Wein seinen Gram vergessen zu machen (Proklos 19. 20, fr. 12 (XIII)). Dann sammelt man gemeinsam die griechischen Führer zum Zug gegen Troia (Proklos 21). – Außerdem mag es auch außerhalb der Ilias in AH das Motiv eines Zweikampfes zwischen Menelaos und Paris gegeben haben (wohl im Zusammenhang einer Gesandtschaft nach Troia mit Odysseus, die für die Kyprien belegt ist). – In den PH mißhandelt Menelaos die Leiche des Paris (Proklos 74). Bei der Eroberung der Stadt tötet er den Deiphobos und bemächtigt sich der Helena (Proklos 92). In den Nosten entzweit er sich mit seinem Bruder über die Abfahrt (Proklos 101) und kommt – im Gegensatz zu diesem – mit Helena wohlbehalten nach Hause (Proklos 113), wenn auch nach langer Irrfahrt über Ägypten (Proklos 104). – Cf. Kl. Il. 14
c) Daß auch die Gestalt des Menelaos schon in vorhomerischer Poesie vorkam, daran kann grundsätzlich ebenfalls kein Zweifel bestehen. Im einzelnen ist der Nachweis von Motivvorlagen bei ihm etwas schwieriger. Der Zweikampf mit Paris geht, wie schon gesagt, sehr wahrscheinlich auf ein altes Motiv zurück, wenn auch ein solches für die Kyprien nicht belegt ist (und nicht einmal notwendig aus troischer Sage zu stammen braucht). Seine
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
95
Rolle bei der Rückholung des toten Patroklos mag auf ein Motiv desAithiopisstoffes zurückgehen, obwohl dafür jeder außeriliadische Anhaltspunkt zu fehlen scheint. Auch sein Verhältnis zu Antilochos kann von demAithiopisstoff angeregt sein; denn es
ist merkwürdig, daß Menelaos diesem
sowohl
den
Auftrag gibt, Achill vom Tode des Patroklos zu benachrichtigen, als auch mit ihm die lange, schließlich gut ausgehende Auseinandersetzung hinsichtlich des Wagenrennens hat. Aber auch das mußhypothetisch bleiben. Die Rolle, die Menelaos in den Kyprien spielt, ist der Ilias bekannt und wird vorausgesetzt. So kann bei Menelaos zwar nicht seine ganze Rolle in der Ilias eindeutig auf Motive ausAHund PH zurückgeführt werden, auch da nicht, wodiese Rolle sich nicht unbedingt aus dem Gang der Iliashandlung zu ergeben scheint, aber umgekehrt ist auch kein Menelaosmotiv der Ilias so markant, daß es auf das Menelaosbild der AHund PH anregend gewirkt haben könnte.
Pylier 19. Nestor1 (Β 601)
a) Nestor tritt Α 247 ff. als Schlichter im Streit zwischen den beiden Helden Agamemnon und Achilleus auf und unterstützt im B den Versuch Agamemnons, das Heer zum Kämpfen zu bewegen. Im Δwird er bei der Inspektion durch Agamemnon belobigt. Ζ66 ff. richtet er eine kurze Paränese an die Achaier, ähnlich Η 123 ff., als niemand die Herausforderung Hektors annehmen will; 324 ff. macht er den Vorschlag, nach Beerdigung der Toten eine Mauer um gerät er im Kampf in Gedas Schiffslager zu bauen. Im Θ fahr, wird aber von Diomedes aus der Schlacht gerettet. Im I regt er die Bittgesandtschaft zu Achilleus an. Im K nimmt Nestor an den Beratungen mit Agamemnon und Menelaos teil. Im Λ bringt Nestor den Machaon, auf dessen Verwundung er von Idomeneus aufmerksam gemacht wurde, in sein Zelt, wo die schöne Hekamede den Kykeon bereithält, und fordert den anfragenden Patroklos auf, seinen Einfluß bei Achilleus geltend zu machen, daß dieser von seinem Zorn abläßt, oder wenigstens selbst in den Kampf einzugreifen. Dabei erzählt er sein Jugendabenteuer, den Kampf gegen die Epeier. Im Ξ nimmt er wieder
1 JOHANNES SCHMIDT RE XVIII Sp. 108 ff., WEIZSÄCKER RML s.v., vgl. HAMPE a. a. O., der besonders für die Frage der Historizität Nestors wichtig ist.
96
Prosopographie der Achaier in der Ilias
b)
an den Beratungen, die wegen der bedrohlichen Wendung des Kampfes nötig sind, teil. Im O hält er noch einmal eine Paränese. Bei den Leichenspielen zu Ehren des gibt er seinem Sohn Ermahnungen und Patroklos im Ψ Ratschläge für seine Teilnahme am Wagenrennen. In den AH ist seine Rolle als Tröster des Menelaos hervorzuheben, als dieser zu ihm kommt. Er führt vier mythische Schicksale als Exempla an, als er vom Raub der Helena erfährt, und empfiehlt den Wein als Trostmittel (Proklos 19. 20, fr. 12 (XIII)). Wahrscheinlich war er in den Kyprien, in denen alle diese Ereignisse erzählt wurden, auch an der Niederwerfung der Meuterei durch den Rat maßgebend beteiligt, die Oinotropen zu holen und so dem Hunger zu steuern1. In den PH spielte in der Aithiopis seine Rettung durch den Opfertod seines Sohnes eine große Rolle (Proklos 59). Er leitet in der Kleinen Ilias das Schiedsgericht über den Waffenstreit zwischen Aias und Odysseus (fr. 3 (II)). In den Nosten gelangte er ohne Schwierigkeiten in seine Heimat (Proklos 103).
c) Die Rolle des Nestor im B erklärt sich wahrscheinlich aus seiner vermutlichen Rolle bei der Niederwerfung der Meuterei. Die Rettung durch hat ihr Vorbild in der Rettung Diomedes im Θ durch Antilochos in dem Sagenzusammenhang, den die Aithiopis erzählt2. Seine Rede im Λzu Patroklos erinnert in ihrer Weitschweifigkeit andie Rede zu Menelaos, die Proklos 20 für die Kyprien bezeugt. Hier wie dort werden mythische Exempla in die Rede aufgenommen. Allerdings sind dieBeispiele in den Kypria mindestens z. T. unmittelbar die Erzählung vom Feldsituationsbezogen3, im Λ zug gegen die Epeier dagegen nicht. Diese erfüllt mehr eine ‚ethische‘ Funktion4, die aber für den Handlungsfortgang keine Bedeutung hat. Das spricht für Priorität des ‚Nestor-Exkurs-Motivs‘ im Zusammenhang der AH. Rein stimmungsmäßig sind sich beide Szenen ähnlich, da in beiden das Motiv vomWein als Sorgenbrecher verwandt wird5. 1 MusHelv 12 1955 267. 269. 3 Vgl. WELCKER 98f. 2 S. o. S. 31f. (unter b). 4 Das hat natürlich nichts mit ihrem historischen Aussagewert zu tun. Es ist mit der Einwirkung einer von der Troiaepik wohl unabhängigen Nestorquelle zu rechnen (die nicht unbedingt ein Epos gewesen sein muß). Vgl. HAMPE 28 f. mit Anm. 79, Das Wirken der Götter in der Ilias 39 mit Anm. 1. 5 Allerdings nimmt HEUBECK Odyssee-Dichter 89 f. das umgekehrte Verhältnis an. Er Die Auswahl der Sagen und vor allem das Bestreben, durch die Vierzahl der sagt u. a.: „
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
97
Die Rolle des Nestor als Vermittlers und Mahners, die in der Ilias mehr für das Ethos des Nestor als für den Handlungsfortgang entscheidend ist, erklärt sich zwanglos, wenn mandie besagten Szenen der Kyprien (nach dem Helenaraub, bei der Meuterei) und die Schiedsrichterrolle in der Kleinen Ilias beim Streit um die Waffen Achills als vorhomerisch betrachtet. Wir hätten dann wie oft eine Motivverallgemeinerung, die für sekundäre Benutzung von Motiven charakteristisch ist.
Arkader 20. Agapenor1 (Β609)
+
a) wird in der Ilias sonst nicht erwähnt. b) siegt bei Q. S. IV 466 in den Leichenspielen zu Ehren des Achilleus und ist bei ihm Insasse des Hölzernen Pferdes. Lyc. 479 ff. mit Schol., Paus. VIII 5,2, Apollod. Epit. 6,15 Schol. Lyc. 484 p. 175, 17f. Sch. berichten von seinem ~ Nostos, auf dem er nach Kypros verschlagen sein und die Stadt Paphos nebst Aphroditetempel gegründet haben soll (vgl. auch Ps. Arist. Pepl. 30). In ganz anderem Zusammenhang wird Arsinoë dem Agapenor nach Tegea als Sklavin gegeben.
c) Sein Vorkommen in vorhomerischer Dichtung ist wahrscheinlich. Auf keinen Fall ist der Held Erfindung des Iliasdichters, da Agapenor mindestens in lokalen historischen Zusammenhängen eine Rolle spielte. Seine Auswanderung von Arkadien nach Kypros spiegelt ja denselben historischen Zusammenhang wieder, den wir auch in der Verwandtschaft des arkadischen und kyprischen Dialekts fassen. Sagen, also doch wohl durch eine rein quantitative Ausweitung desVorbildes eben dieses Vorbild zu überbieten, ist das Zeichen erstarrenden Epigonentums.“Aber die Argumente HEUBECKS sind m. E. nicht stichhaltig. Ob die Exempla ausführlich erzählt wurden, weiß man nicht, ist auch bei der sonstigen Stoffülle der Kyprien (die mit einem knappem Stil verbunden gewesen zu sein scheint) zu bezweifeln. Mag nun der Situationsbezug bei den beiden mittleren Beispielen auch rein künstlich sein (Ähnliches gibt es ja auch in der Ilias!), er ist immerhin vorhanden, was für die iliadische Nestoris wirklich nicht behauptet werden kann (mag diese auch künstlerisch unendlich feiner und raffinierter sein, indem sie der Exposition Nestors dient und der Retardation der Erzählung usw.). Zumindest muß m. E. zugegeben werden, daß das umgekehrte Verhältnis genausogut denkbar ist – und auf mehr kommt es in unserem Zusammenhang jetzt nicht an. 1 KNAAK RE I Sp. 733 f., ROSCHER RML s.v. 7 Hermes-Einzelschriften, Heft 14
Prosopographie der Achaier in der Ilias
98
Epeier Amphimachos1 21. † (Β 620)
+
a) Ν 185 ff. tötet ihn Hektor statt des Teukros. Stichios und Menestheus ziehen den Leichnam aus dem Kampf. Poseidon erzürnt sich über den Tod seines Enkels (206ff.). b) Bei Q. S. ist er noch Insasse des Hölzernen Pferdes. Anderswo wird sein Grab in Elis genannt. c) Trotz Tod in der Ilias erscheint Amphimachos in PH. Vorhomerisches Vorkommen in der Dichtung also nicht ausgeschlossen, wenn die Tradition hier
stärker als die Iliasimitation war. Vgl. den ähnlichen Fall Askalaphos (6).
22. Thalpios2 (Β620)
a) Vetter des Amphimachos. Wird in der Ilias sonst nicht
+
erwähnt.
b) Bei Q. S. ist er ebenfalls Insasse des Hölzernen Pferdes. Nach Ps. Arist. Pepl. 36 ist er in Elis begraben. c) Sein Vorkommen in vorhomerischer Poesie wahrscheinlich.
a) wird Δ517 von dem Thraker Peiroos erschlagen.
23. † Diores3
b) kommt in den PH nicht vor, auch bei Q. S. nicht, fehlt auch in AH4.
(Β622)
c) Diores ist also wahrscheinlich erst vom Iliasdichter in die Dichtung eingeführt. 24. Polyxenos5 (Β623)
+
a) Augeiasenkel, kommt sonst in der Ilias nicht vor. b) Bei Q. S. fehlt er auch. Von seiner Rückkehr in die Heimat wird berichtet. In der Telegonie besucht ihn Odysseus in Elis und wird von ihm mit einem Krater beschenkt, auf dem die Geschichte von Augeias, Trophonios und Agamedes dargestellt war (Proklos 116, vgl. Charax FGrHist 103 F 5 = Schol. Ar. Nu. 808). Nach Ps. Arist. Pepl. 36 ist er in Elis begraben. c) Man muß mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß Polyxenos in vorhomerischer dichterischer Tradition eine Rolle spielte6.
1 HOEFER RE I Sp. 1941, STOLL RML s.v. 2 SCHERLING RE V A Sp. 1230, OSTERN RML s.v. 3 O. ROSSBACH RE V Sp. 1079, STOLL RML s.v.
4 Paus. V 3,4 bezieht sich bei seiner Erwähnung des Diores ausdrücklich auf den Schiffskatalog. Ebenso spricht Str. VIII 3,8 p. 340 nur mit Beziehung auf die Vierzahl der elischen ςvon Elis. Vgl. u. S. 162. ε ίδ ρ ε Führer von den vier μ 5 HANS SCHAEFER RE XXI Sp. 1853 ff., HOEFER RML s.v. 6 So auch WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen 185 f.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
Dulichier usw. 25. Meges1
99
a) Sohn des Phyleus, tötet Ε69ff. den Pedaios, wird Ν 692 als Anführer der Epeier erwähnt, offenbar, weil die Bewohner der im Schiffskatalog genannten Inseln ebenfalls
(Β627)
+
Epeier waren (die einst mit Phyleus nach Dulichion zogen, als dieser wegen seiner Freundlichkeit zu Herakles von seinem Vater Augeias des Landes verwiesen wurde2). Ο 518ff. 302 folgt er mit anderen der Paränese des Thoas. Ο wird der Freund des Meges, Otos, getötet. Meges will ihn an Polydamas rächen, trifft statt seiner aber nur den Kroismos tödlich. Der Panzer seines Vaters, aus Ephyra vom Selleeis stammend3, bewahrt ihn vor dem Ansturm des Dolops Ο 528 ff. Π313 tötet er den Amphiklos. Τ239 gehört Meges zu den Führern, die die Sühnegeschenke des Agamemnon zu Achilleus bringen. b) Bei Polygnot und in der Kleinen Ilias: fr. Iliup. 4 (Kl. Il. XIII) wurde Meges von Admetos verwundet, nach Dict. III 10 schon früher. Nach Arist. Pepl. 25 kam er auf der Heimfahrt um4.
c) vorhomerisch-dichterische Tradition über
Meges
sehr wahrscheinlich.
Kephallener 26. Odysseus5 631) (Β
a) gehört wieder zu den Haupthelden der Ilias. Er führt Α311 ff. die Versöhnungsgesandtschaft zu Chryses, hilft im B Agamemnon bei dem Versuch, das Heer zum Kämpfen zu bewegen und wird im Γvon der Helena bei der Mauerschau dem Priamos gezeigt. Im Δ erhält er zunächst einen Tadel des Agamemnon bei der Epipolesis. Im E rächt er den Tod des Tlepolemos durch eine gewaltige Androktasie unter den Lykiern; er hat eine kleine Aristie im Z, und Θ 97 ff. flieht er trotz der Mahnrufe desDiomedes, der den Nestor in Bedrängnis findet. Im I beteiligt er sich zusammen mit Aias und Phoinix an der Bittgesandtschaft zu Achilleus. Im K unternimmt Odysseus zusammen mit Diomedes die Exkursion in das troische Lager und hilft bei der Tötung des Rhesos und seiner Mannen. Im Λ kämpfen Odysseus und Diomedes Seite an Seite, bis Diomedes verwundet wird und aus dem Kampf ausschei-
1 gr. KRUSE RE XV Sp. 327 f., SCHIRMER RML s.v. 2 Das übersieht LEAF 161 [und neuerdings JACHMANN Schiffskatalog 42 Anm. 45], vgl. SHEWAN Homeric Essays Oxford 1935 183. Die analytischen Anstöße sind hinfällig. Zu den Einzelheiten s. u. S. 161 m. Anm. 3. 3 Auch dieses Detail zeigt, daß der Iliasdichter die epeiischen Beziehungen des Meges im Auge hat. 4 Die Konjektur Μ έ γ η ςbei Apollod. Epit. 6, 15a (= Schol. Lyc. 902) statt des überlieferα γ ς έ ) ist wohl falsch. Wäre sie richtig, wäre Meges mit Prothoos an ς(bzw. Μ ε τ η ν γ ά ten Μ den Kapherischen Klippen gescheitert. 5 ERNST WÜST RE XVII Sp. 1905 ff., JOHANN SCHMIDT RML s.v.
100
Prosopographie der Achaier in der Ilias
+
det (401). Odysseus kämpft dann allein weiter, bis er von Sokos ebenfalls verwundet wird. Als er ermattet, nachdem er diesen Widersacher trotz Verwundung noch getötet hat, wird er auf Veranlassung des Menelaos durch Aias entsetzt, als ihn die Troer schon umzingelt haben. Im Ξist es Odysseus, der gegen die Resignation des Agamemnon auftritt, während in der entsprechenden Situation im I Diomedes diese Funktion ausübt. Im T rät Odysseus von einem voreiligen Kampf ab, ehe das Heer verpflegt ist. Im geht der Ringkampf mit dem Telamonier Aias unentΨ schieden aus, während Odysseus gegen den Lokrer Aias und gegen Antilochos siegt. b) In den Kyprien war geschildert, wie Odysseus sich bei seiner ‚Einberufung‘ wahnsinnig stellt und erst wieder davon abläßt, als man sich auf den Rat des Palamedes den Telemachos als Pfand nimmt (Proklos 22). Auf Tenedos stritt er sich in den Kyprien offenbar mit Achill, ob Troia 75 ff.1). Nach durch List oder Gewalt zu nehmen sei (θ der Landung war er in den Kyprien zusammen mit Menelaos anscheinend auch an der Gesandtschaft nach Troia beteiligt (Proklos 38, Apollod. Epit. 3,28). Mit Diomedes zusammen bringt er den Palamedes während der Kämpfe vor Troia um, gegen den er wegen des einstigen Rats, sich des Telemachos zu bemächtigen, um ihn zum Feldzug zu zwingen, eine alte Feindschaft hegt (Proklos 48, fr. 16 (XXI)). In der Aithiopis reinigte Odysseus den Achill von dem Mord an Thersites (Proklos 56). Nach dem Tode des Achill deckt er den Rückzug und die Bergung der Leiche durch Aias (Proklos 63). Um Achills Waffen entbrennt ein Streit zwischen ihm und Aias (Proklos 69). In der Kleinen Ilias bzw. Iliupersis war geschildert, wie der Waffenstreit zugunsten des Odysseus ausgeht, Aias wahnsinnig wird, die Rinder tötet und Selbstmord begeht (Proklos 70, Iliup. fr. 2 (V)). Odysseus nahm dann den Helenos gefangen (Proklos 71), dem er aufgelauert hatte. Er holte schließlich den Neoptolemos von Skyros nach Troia (Proklos 76). Als Späher dringt er in Verkleidung nach Troia ein undberät sich mit Helena über die Einnahme der Stadt und tötet auf dem Rückweg zu den Schiffen einige Troer (Proklos 82). Mit Diomedes raubt er aus Troia das Palladion (Proklos 83). Er dirigiert die List mit dem Hölzernen Pferd (Proklos 84, Apollod. Epit. 5,14 (= Kl. Il. fr.10 (XXII)). Bei der Eroberung der Stadt tötet er den Astyanax (Proklos 97). Auf der Rückfahrt trifft ihn in den Nosten Neoptolemos in Maroneia (Proklos 109).
1 Vgl. Schol. θ75, Plu. Ages. 5,6, Ath. Ι 17E, S. Syndeipnoi fr. 141N.2 = 566 PEARSON, fr. inc. sed 10 KINKEL, dazu VON DER MÜHLL Festschrift TSCHUDI 2 f.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AHundPH 101
c) Die Fahrt nach Chryse im A entspricht motivisch der Fahrt nach Lesbos zur Entsühnung des Achilleus in vielen Punkten. Da die letztere wegen der Priorität der Thersitessage der Aithiopis älter sein muß1, müssen wir in der Betrauung desOdysseus mit der Fahrt nach Chryse wahrscheinlich eineAnregung der Aithiopissagen in ihrer vorhomerischen Gestalt erblicken. Das Wirken des Odysseus im B ist dem des Achilleus in der vorhomerischen Meutereiszene nachgebildet, die einer Szene der Kyprien entsprochen haben muß2. Die Rolle des Odysseus im Ξ , woer sich gegen dieFluchtabsichten des Agamemnon so entschieden wendet, ist Weiterführung seiner Rolle im B. Wirhaben eshier wieder mit einer für Homer typischen Motiverweiterung zu tun (bzw. Motivverallgemeinerung). Die Gemeinschaftlichkeit zwischen Diomedes und Odysseus, und Λmehr ‚zufällig‘ und situationsdie in Θ gebunden ist, ist in AH und PH auf gemeinsame Taten gegründet: die Ermordung des Palamedes und den Raub des Palladions. Unmöglich können diese durch die Ilias angeregt sein. Auch im K wird diese Gemeinsamkeit beider Helden thematisch , wo Odysseus von Aias wirksam. Die Szene des Λ gedeckt wird, bringt die sekundäre Umkehrung der Rollenverteilung in dem Aithiopisstoff, wo Aias von Odysseus gedeckt wird, als er den Leichnam des Achill aus dem Kampf trägt. Der unentschieweist auf denWaffendene Ringkampf beider imΨ streit voraus, ebenso wie ihre gemeinsame Bittgesandtschaft zu Achill im I. Das Auftreten des Odysseus im Γund T ist mehr für das Charakterbild des Odysseus wichtig, als für den weiteren Handlungsablauf bestimmend. Es setzt insofern auch schon Odysseustaten voraus. Somit erklären sich alle Schwierigkeiten der Odysseusrolle durch die Annahme von Umformungen älterer Odysseustaten, undzwar solcher, die uns aus den Epen der Ante- undPosthomerica bekannt sind. 1 MusHelv 12 1955 270 ff.
2 ebd. 260 ff.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
102
Aitoler 27. Thoas1 (Β638)
a) tötet den Peiroos Δ527 ff., um Diores zu rächen. Η168 meldet er sich unter anderen zum Zweikampf mit Hektor. Ν 92 treibt Poseidon ihn unter anderen zum Kampf an. Ν 216ff. gebraucht Poseidon selbst die Stimme des Thoas 281ff. ruft Thoas zum Widerstand in seiner Paränese. Ο gegen den genesenen Hektor auf, Τ239 bringt er mit anderen die Sühnegeschenke zu Achilleus.
b) In den PH ist Thoas für die Kleine Ilias belegt, in der er den Odysseus auf dessen Geheiß für seinen Spähgang nach Troia unkenntlich macht (fr. 8 (VIII)). Bei Q. S. ist er häufig erwähnt, u. a. auch als Insasse des Hölzernen Pferdes. Auch Dictys erwähnt ihn in der Friedensgesandtschaft V 10. Nach Lyc. 1011 ff. kam er auf der Heimkehr von Troia nach Libyen und Illyrien in die Gegend von Pola (zusammen mit Nireus). Nach Apollod. Epit. 7,40 besuchte ihn nach der Rückkehr von Troia Odysseus in Aitolien2 und heiratete seine Tochter.
c) Sein vorhomerisches Vorkommen in den PH kann nicht ausgeschlossen werden. Allerdings wäre sein Vorkommen in einer Situation wie der der Aithiopis problematisch. Dort besteht zwischen Diomedes und dem Aitoler Thersites als Verwandten Freundschaft. Ist doch Thersites ein Onkel zweiten Grades des Diomedes nach dem Stammbaum, den Pherekydes überliefert hatte. Diomedes ergreift dort beim Streit nach demTotschlag des Thersites die Partei seines Verwandten, so daß es zu einer ιςim Achaierheer kommt3. Die Anwesenheit σ τά σ ςvorTroia ύ ε ιλ σ des Thersites alseines aitolischen βα schließt nun die gleichzeitige Anwesenheit des Thoas aus. Denn die Gestalt des Thoas setzt die aitolische Sagenversion voraus, daß Diomedes die Söhne des Agrios, zu denen Thersites gehört und die den alten Oineus abgesetzt hatten, um selber die Herrschaft zu usurpieren, zusammen mit Alkmaion wieder vertreibt und die Herrschaft dem Schwiegersohn des Oineus, dem Andraimon überläßt, dessen Sohn dann Thoas ist (Apollod. Ι 8,6, Ephoros FGrHist 70 F 123b bzw. 123 a bei 1 KARL SCHERLING RE Suppl. VII Sp. 1561ff. IMMISCH RML s.v. 2 Von IMMISCHS Konjektur Ἰτα ν bin ich nicht überία λ ἰτω λ ία νstatt des überlieferten Α zeugt.
3MusHelv 12 1955 270 ff.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
Kreter 28. Idomeneus3 (Β645)
103
Str. VII 7,7. Χ2,25: nach der Alkmaionis1). Schließt man sich ihr an, kann man nicht den Diomedes als Helfer des aitolischen Prinzen oder Königs Thersites schildern2. Nur die andere Version, daß Diomedes den Zug nach Aitolien nach dem troischen Krieg unternimmt, wäre mit der Aithiopis zu vereinbaren. In der Ilias ist Thersites landsmännisch nicht festgelegt, was sich als sekundär erweist undin anderem Zusammenhang erneut erweisen wird. Damit wäre dann nachgewiesen, daß Thoas mindestens in einem Strang der vorhomerischen PH nicht vorkommen konnte. a) wird Δ250 ff. von Agamemnon gelobt. Ε 43 ff. erschlägt 110 ff. wird auf die Bezwingung des er den Phaistos, Μ 210ff. spornt PoseiAsios durch Idomeneus angespielt. Ν don in Gestalt des Thoas den Idomeneus zum Kampf an und unterhält sich mit ihm über die Gründe der Niederερ ά π ω ν lage. Auf demWeg in die Schlacht trifft er seinen θ Meriones und führt mit ihm eine längere Unterhaltung. Es folgt eine Aristie des Idomeneus mit der Erschlagung des Othryoneus, des Asios, des Alkathoos und des Oinomaos und zwischendrin einem Zweikampf mit Aineias. Π345 tötet Idomeneus den Erymas. Ρ605 ff. gelingt es ihm und Meriones, dem gefährlichen Gefecht mit Hektor zu entkommen. Ψ 450 ff. gerät Idomeneus mit dem Lokrer Aias in Streit über den voraussichtlichen Sieger im Wagenrennen. Auch sonst bewährt sich Idomeneus. Er gehört auch dem Gerontenrat an. b) Idomeneus hat vielleicht als Gastfreund des Menelaos in AH Bedeutung. Vielleicht hat Menelaos ihn besucht, als er Helena in Sparta allein mit Paris zurückließ. In den Versen Γ232f., die dann natürlich die Kypriensituationen zum Hintergrund hätten, berichtet umgekehrt Helena von den häufigen Besuchen des Idomeneus in Sparta4. Aber das Ganze muß sehr fraglich bleiben, da die mythologische
1 Vgl. IMMISCH 182ff., BETHE Thebanische Heldenlieder 130 ff., u. S. 143 ff. 2 Selbst der späte Q. S. vermeidet geflissentlich ein Auftreten des Thoas bei den Ereignissen um Penthesileia und Thersites. Erst in Buch IV tritt er bei ihm auf! 3 GUNDEL RE IX Sp. 906 ff., WEIZSÄCKER RML s.v.
4 Aus Proklos 10 geht nicht hervor, was Menelaos in den Kyprien in Kreta vorhatte. Daß er zu Idomeneus fuhr, wie das SEVERYNS fest behauptet, läßt sich nicht beweisen (a. a. O. ὰ Μ ρ ε ν α ε λ ὶςπ ε θ ά ,τ ισ ῳ ῇδεϰ εν ςδ α ξ α ά τ ῃ έ ρ ν φ έ 16 Anm. 4). Nach Apollod. Epit. 3,3 (ἐ ᾽ἐν ᾽ἡμ α έ ,π είθ ρ α α τρ Κ ε το π ά ιτὴ η ο ν Ἑ τρ λ μ έ ν σ ιτὸ α η ν εῦ δ νἀ η π υϰ η ο α ν είν γ ή ἐϰ τ ο τ ςε έν υ θ ἰςΚ ρ ε ρ π ο ) mußte er zur Beerdigung seines Großvaters. So mußdie Sache im ungeγ ε ῖνσ α ὺ υ τῷ ν ἑ α wissen bleiben, wenn auch die apollodorische Version gut auf die Kyprien gehen kann.
104
Prosopographie der Achaier in der Ilias Tradition die Reise des Menelaos nach Kreta anders motiviert. Für die PH ist γ191 wichtig, wo von der glücklichen Rückkehr des Idomeneus mit sämtlichen Gefährten die Rede ist, vielleicht im Anschluß an die Nosten. Sonst scheint Idomeneus in den PH eine geringe Rolle gespielt zu haben. Proklos nennt ihn in seinen Kyklosexzerpten nicht. Q. S. und Dictys nennen ihn häufiger, was bei letzterem vor allem durch seine ‚kretische‘ Tendenz bedingt ist1. Bei Q. S. ist Idomeneus auch Insasse des Hölzernen Pferdes. Für die Szene, die die Tötung des Phaistos schilderte, hat man wegen des Namens des Gegners an ein Vorbild in kretischer Lokalsage gedacht2.
c) Das Vorkommen des Idomeneus in vorhomerischen AH und PH ist möglich. In der Ilias entsteht kein sehr profiliertes Bild von ihm, in AH undPH aber auch nicht. In der Ilias hebt ihn seine Aristie im N immerhin aus der Masse der kleinen Kämpfer heraus. Philostrats Version, daßIdomeneus überhaupt nicht vor Troia war, bezeugt schwerlich eine alte mythologische Variante.
29. Meriones3 (Β651)
a) ist in der Ilias im wesentlichen als Begleiter des Idomeneus gekennzeichnet. Ε59ff. tötet er den Phereklos. Κ 260 gibt Meriones dem Odysseus Bogen und Pfeile für sein nächtliches Unternehmen, sowie Schwert und Eberzahnhelm. Ν156 ff. kommt es zu einem Kampf zwischen ihm und Deiphobos. Ν246 ff. begegnet er seinem Gefolgsherrn Idomeneus, als er aus dessen Zelt einen neuen Speer holen will. Es kommt zwischen beiden zu einem Gespräch über Kampfmoral. Eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Aineias mit Beschimpfungen wird durch ein Mahnwort des Patroklos beendet, der ihn zum Kämpfen auffordert. Im P bringen Meriones und Idomeneus zusammen den toten Wagenlenker des Meriones, Koiranos, in das Achaierlager (Ρ620 ff.). Ρ722 ff. birgt Meriones zusammen mit Menelaos nach Aufforderung durch Aias den Leichnam
1 Entsprechend finden wir in Philostrats Gegenschrift zu Dictys, dem Heroikos, eine Herabsetzung des Idomeneus und die Behauptung, er sei überhaupt nicht in Troia dabeigewesen (vgl. F. HUHNund E. BETHE Philostrat und Dictys Hermes 52 1917 618 f.). Wegen der wahrscheinlichen Anti-Dictys-Tendenz Philostrats kann diese Version leider kaum mit der Blaßheit der Rolle des Idomeneus in der Ilias und in AH und PH der Frühzeit in Verbindung gebracht werden. 2 Vgl. ROBERT Studien zur Ilias 1901 108 ff., WILAMOWITZ 294 Anm. 2, ROBERT a. a. O. 1061f., BETHE Homer III 65, WILAMOWITZ Glaube der Hellenen I 21955 70 Anm. 2; VONDER MÜHLL 91 hält den Namen Phaistos für spielerisch vom Iliasdichter ad hoc erfunden. 3 KRISCHAN RE XV Sp. 1031 ff., WEIZSÄCKER RML s.v., vgl. W. H. FRIEDRICH 56 f.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
105
des Patroklos. Ψ112 ff. übernimmt er das Kommando über die Holzfäller, die Holz für den Scheiterhaufen des Patroklos sammeln müssen. Bei den Leichenspielen nimmt er am Wagenrennen teil, in dem er vor dem favorisierten Eumelos noch vierter wird, da diesem das Joch zerbrach. 850 ff. ist Teukros sein Konkurrent. Beim Bogenschießen Ψ Der erste Preis ist dembestimmt, der die Taube, die an den Mast eines Schiffes gebunden ist, trifft, der zweite dem, der den Strick, mit dem sie befestigt ist, trifft. Teukros beginnt und trifft den Strick. Meriones trifft dann die Taube selbst im Flug und erhält dafür den ersten Preis. Er wird genannt. ,Θ ,Η ,Π , Ι, Ξ ,Ο auch im B, Δ b) E. IA 201 ist Meriones in Aulis zur Abfahrt bereit. Auch in den PH teilt Meriones wie in der Ilias das Schicksal des Idomeneus. Er befindet sich bei Q. S. im Hölzernen Pferd wie dieser und scheint nach einer bestimmten Tradition auch mit ihm wohlbehalten nach Kreta gekommen zu sein (nach D. S. 5,79 haben sie ein gemeinsames Grab in Knossos, vgl. auch Ps. Arist. Pepl. 15).
c) Vorhomerische Tradition im Znsammenhang mit Idomeneus ist möglich. Für den Bogenwettkampf der Ilias mußman eine Quelle annehmen, in im Ψ der dasTreffen des Stricks, mit dem dieTaube befestigt war, nicht die Bedingung für den zweiten Preis war, sondern sich erst aus der Situation ergab. Das wahrscheinlichste Vorbild ist wohl die entsprechende Szene bei den Leichenspielen des Achilleus, diewir für denKyklos noch ausApollod. Epit. 5,5 erschließen können. Danach siegte in dem Bogenkampf Teukros, der ja auch in der Ilias beteiligt ist, aber dort auf den zweiten Platz kommt. Wahrscheinlich hat der Iliasdichter, dem dieser Stoff inhaltlich bekannt gewesen war (wenn wir uns die Memnonisthese zu eigen machen), abwechselungshalber einmal denMeriones siegen lassen, wobei ihmdie Ungeschicklichkeit unterlaufen ist, das, was sich in der Vorlage überraschend entwickelte, daß nämlich nur der Strick der Taube getroffen wurde und daß der zweite den Vogel dann im Flug tötete, in die Wettbewerbsbedingungen aufzunehmen1. Ob aber mit diesem Motiv auch die Gestalt des Meriones selbst als vorhomerisch anzusehen ist, bleibt fraglich. Immerhin ist es im Hinblick auf die 1 S. u. S. 334.
106
Prosopographie der Achaier in der Ilias
‚Memnonishypothese‘ naheliegend, nicht an andere Leichenspiele als Vorlage zu denken, zumal auch Teukros in der Aithiopis beim Bogenschießen dabeigewesen zu sein scheint. Leider ist Meriones für sie nicht belegt, er wird auch bei Apollod. Epit. nicht genannt.
Rhodier Tlepolemos1 30. † 653) (Β
a) Heraklide, floh wegen einer Blutschuld nach Rhodos. Er wird Ε628 ff. von dem Lykier Sarpedon getötet. b) Tlepolemos spielt in AH und PH keine große Rolle. Lediglich späte Sagen berichten davon, daß seine Gemahlin an den heimkehrenden Menelaos und Helena wegen des Todes ihres Mannes Rache zu nehmen versuchte. Apollod. Epit. 6,15 b = Tz. Lyc. 911 p. 294,2 ff. Sch. berichtet vom Nostos der Leute des Tlepolemos, die nach vergeblichem Bemühen, Kreta zu erreichen, auf den iberischen Inseln, zu denen sie abgetrieben wurden, siedeln. Nur bei Ps.-Arist. Mirab. Ausc. 107 wird sein Tod übersehen: Am Sybarisfluß soll Philoktet dem Tlepolemos zu Hilfe gekommen sein. Eine größere Rolle scheint Tlepolemos in korinthischer bzw. rhodischer Lokalsage gespielt zu haben, wie schon Pindar O. 7,27 ff. zeigt, wo von ihm im Zusammenhang mit der Kolonisierung von Rhodos die Rede ist2. Ob er in den Kyprien im Zusammenhang mit Telephos, seinem Halbbruder, eine Rolle spielte, kann aufgrund von Philostr. Her. 2,14 (p. 157,7 KAYSER) schwer entschieden werden3. Dort benachrichtigt er den Telephos über die erste Abfahrt von Aulis und fordert ihn auf, auf Seiten der Griechen zu kämpfen, was er wegen seiner Verwandtschaft mit Priamos ablehnt. Ähnlich Dict. II 5. c) Vorhomerisches Vorkommen in troischer Sage kann trotz Tod in der Ilias nicht ausgeschlossen werden. Jedoch überrascht das Überwiegen rein lokaler Sagenzüge. Auch für seinen Kampf im E
1 E. WÜST RE VI A Sp. 1614 ff., JOHANNES SCHMIDT RML s.v.
2 Mit der Projizierung einer Sage von lykisch-rhodischen Kämpfen in die Ilias rechnen ROBERT Bild und Lied 1881 118 Anm. 52, WILAMOWITZ Isyllos 1896 51 f., ROBERT Studien zur Ilias 1901 402, WILAMOWITZ a. a. O. 135, ROBERT a. a. O. 651, P. CAUER Grundfragen der Homerkritik 3Leipzig 1923 679, BETHE Homer III 65, FRÄNKEL 67 f., W. H. FRIEDRICH 109 Anm. 1; vgl. E. WÜST RE VI A Sp. 1617, VONDER MÜHLL 100. 3 Gegenüber den Versuchen von WELCKER 139f. und WILAMOWITZ Isyllos 48, Philostrats Heroikos zur Rekonstruktion der Kyprien heranzuziehen, ist insofern Skepsis angebracht, als man Philostrat offensichtlich mit ROBERT 1149 ff. für weitgehend abhängig von den pergamenischen Hofdichtern der Attaliden halten muß. Wieweit diese selbst noch Altes aufgreifen konnten, ist weitgehend unsicher. Über die möglichen Konsequenzen für die frühe Sagengeschichte vgl. u. S. 141.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
107
der Ilias mit Sarpedon rechnet manja mit der Einwirkung lokaler Sagen1. Je nachdem, wie man die Quellenlage Philostrats beurteilt, wäre auch die Entscheidung über die Frage zu fällen, ob Homer nur lokale Überlieferung über Tlepolemos (und andere Inselbewohner) berücksichtigt oder ob die Gestalt schon ‚episch‘ ist. Die Verbindung des ‚Herakliden‘ Tlepolemos mit dem ‚Herakliden‘ Telephos ist jedenfalls schwerlich aus Homer herausentwickelt, sondern muß, wenn sie nicht epischvorhomerisch ist, in lokalen Legenden ihren Ur-
Symer 31. Nireus2 (Β671)
sprung haben.
a) wird im Schiffskatalog als schönster Mann vor Ilion charakterisiert, kommt aber sonst in der Ilias nicht vor. b) spielt bei Q. S. eine größere Rolle. Nach Ptolemaios Chennos ist er Liebling bzw. Sohn des Herakles, was gut zu der Herleitung der übrigen Nesioten Tlepolemos, Antiphos und Pheidippos von Herakles passen würde. Nach Lyc. 1011 ff. (vgl. Tz. zu 1021 p. 315 f. Sch.) überlebt Nireus den troischen Krieg, und findet nach langer Irrfahrt zusammen mit Thoas eine neue Heimat in Pola. Ob er in den Kyprien vorkam, hängt von der Beurteilung von Philostr. Her. 2,18 (p. 160,5 KAYSER) ab, wonach Nireus auf der teuthranischen Expedition die Myserin Hiera tötete. Hält man das für kyklisch, muß man wohl den Tod durch Eurypylos, von dem Q. S. VI 372 erzählt, auch in die Kleine Ilias setzen (und umgekehrt)3. Eurypylos hätte dann in diesem Epos also Rache genommen für den Tod seiner Landsmännin und insg. drei Achaier getötet: Peneleos, Nireus, Machaon. Nireus wäre dann wohl nicht Heraklide.
c) Vorhomerisches Vorkommen in der Dichtung möglich. Für Nireus gilt Entsprechendes wie für Tlepolemos (s. o. Nr. 30c). Bewohner von Nisyros, Karpathos, Kasos, Kos, Kalydnai a) Sohn des Herakliden Thessalos. Er kommt in der 32. Pheidippos4 sonst nicht vor. (Β678)
Ilias
b) Dict. II 5 schließt er sich mit seinem Bruder Antiphos dem Tlepolemos bei seiner Gesandtschaft zu Telephos an. Nach
1 wie bei Idomeneus-Phaistos (s. o. S. 104 m. Anm. 2) undMachaon-Eurypylos (Verwechselung des Koers Eurypylos mit dem Myser in der Kleinen Ilias bzw. Aufspaltung der Person): WILAMOWITZ Isyllos 51 f. 2 KARL KEYSSNER RE XVIII Sp. 708 f., HOEFER RML s.v. 3 So WILAMOWITZ Isyllos 48. 4 KARL SCHERLING RE IX Sp. 1936 ff., HOEFER RML s.v.
108
Prosopographie der Achaier in der Ilias Apollod. Epit. 6,15 b (= Tz. Lyc. 911 p. 293, 34 f. Sch.) gelangt er nach längeren Irrfahrten nach Zypern.
c) Vorkommen in vorhomerischer Dichtung nicht ausgeschlossen1. Vgl. zuTlepolemos o. Nr. 30c. 33. Antiphos2 (Β678)
Myrmidonen 34. Achilleus5 (Β688)
a) Bruder des Pheidippos. Er kommt in der Ilias sonst nicht vor. b) Nach Dict. II 5 geht er mit zu Tlepolemos (s. Pheidippos Nr. 32b). Nach Apollod. Epit. 6,15b (= Tz. Lyc. 911 p. 293, 33 f. Sch.) gelangt er nach dem Krieg nach Thessalien undnennt es nach seinem Vater Thessalos, dem Sohn des Herakles, Thessalien. c) Homer scheint die Sage von dem ‚Nostos‘ des Antiphos nach Thessalien zu kennen, da er im Schiffskatalog (und sonst in der Ilias) den Namen Thessalien nicht gebraucht3. Über eine evtl. Rolle in vorhomerischer Epik4 vgl. zu Tlepolemos o. Nr. 30 c.
a) Hauptperson der Ilias. Im A Streit mit Agamemnon und Ankündigung der Kampfenthaltung. Im I vergebliche Bittgesandtschaft des Odysseus, Aias, Phoinix zu ihm. Im Λläßt er durch Patroklos nachsehen, wen Nestor mit Verwundungen aus der Schlacht führt. Im Πwird ihm von Patroklos über die schlechte Lage der Achaier berichtet, und er erklärt sich damit einverstanden, daß Patroklos mit seiner eigenen Rüstung an der Spitze der Myrmidonen in den Kampf eingreift. Anfang Σmeldet ihm Antilochos den Tod des Patroklos. Er klagt seiner Mutter sein Leid, die ihm für den Fall, daß er Hektor tötet, den eigenen Tod voraussagt. Sie verspricht ihm, nachdem er sich zum Kampf mit Hektor entschlossen hat, um seinen Freund Patroklos zu rächen, neue Waffen von Hephaistos zu besorgen. Im T bringt sie ihm die versprochenen Waffen. Es folgt die Versöhnung zwischen Agamemnon und Achilleus. Achill lehnt es ab, der Aufforderung des Odysseus nachzukommen, und Speise und Trank zu sich zu nehmen. Im T greift Achilleus dann selbst in den Kampf ein und wendet sich gegen Aineias, der durch Intervention der Götter aus dem Kampf entkommt, und nach anderen auch gegen Hektor, der aber durch Apollons Eingreifen gerettet wird. Im Φbesteht er den Kampf mit dem Flußgott Skamandros. Im X schließlich kommt es zum Entscheidungs-
1 An ein solches glaubt NIESE 25.
3 NIESE 25. 44.
2 WAGNER RE I Sp. 2530, SCHIRMER RML s.v.
4 S. o. Anm. 1.
5 ESCHER RE I Sp. 221 ff., FLEISCHER RML s.v.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
109
kampf mit Hektor. Nach seinem Tode bindet Achilleus ihn an seinen Wagen und schleift ihn durch den Staub. Im Ψ erscheint ihm Patroklos im Traum, bittet ihn um baldige Bestattung undprophezeit ihm sein baldiges Ende. Er spricht schließlich den Wunsch aus, mit ihm zusammen bestattet zu werden. Achill befolgt dann im weiteren Verdie Mahnung des Patroklos und richtet dessen lauf des Ψ Verbrennung aus. Zuseinen Ehren veranstaltet er Leichenkommt er der Bitte des greisen Priamos nach spiele. Im Ω und gibt den Leichnam des Hektor frei. b) Für die AH berichtet Proklos 25 aus den Kyprien von der Verwundung des Telephos durch Achill. Auf der Heimfahrt von der teuthranischen Expedition kommt Achill nach
Skyros und heiratet dort die Tochter des Lykomedes, Deidameia (Proklos 27). Dann heilt er den Telephos, der nach einem Orakelspruch des Apollon nach Argos gelangt und als Entgelt für die Heilung den Achaiern den Weg zeigen muß (Proklos 28). Um Iphigenie opfern zu können, wird ihr gegenüber der Anschein erweckt, sie solle mit Achill vermählt werden (Proklos 30). Während der endgültigen Überfahrt nach Troia entzweit sich Achill mit Agamemnon, weil dieser das ‚Protokoll‘nicht beachtet hat und ihn zu spät rief, und mit Odysseus (Proklos 34, Kyprien fr. inc. 9 Β2 p. 190 BETHE (XVI), vgl. fr. inc. sed. 10 KINKEL). Nach der Landung in der Troas verbessert er durch Tötung des Kyknos die Lage der Achaier (Proklos 37). Durch Vermittlung der Thetis und Aphrodite kann er vor Troia die ‚Ursache‘ der langen Kämpfe, Helena, schauen (Proklos 41). Bei einer Meuterei gelingt es ihm, das Heer von der Abfahrt fernzuhalten (Proklos 42). Bei Streifzügen in die Umgebung tut er sich besonders hervor (Proklos 43–47). Der Bericht des Proklos über die Kyprien wird u. a. ergänzt durch Pindar O. 9, 70 ff. und ein Vasenbild, die den Patroklos schon im Kampf gegen Telephos in Mysien dem Achilleus an die Seite stellen. Das Vasenbild erzählt, wie Achilleus den verwundeten Patroklos heilt. Wahrscheinlich geht auch Apollod. Epit. 3,26 in Zusammenhang mit Proklos 32 auf die Kyprien: Achill tötet auf Tenedos den Tenes, obwohl Thetis ihm geweissagt hat, er werde durch Apollon sterben, wenn er das tue. Proklos 49 faßt Zeus den Entschluß, die Troer zu erleichtern, indem er Achill zum (zeitweiligen) Abfall veranlaßt. Für die PH wird das Folgende berichtet. Achill tötet in der Aithiopis Penthesileia bei ihrer Aristie (Proklos 52). Nach Proklos 54 tötet er ferner den Thersites, der ihn wegen seiner angeblichen Liebe zu Penthesileia geschmäht hatte. Um den Tod des Thersites . Damit scheint die Δ ήvon ις ςβο υ λ σ ιὸ τά entsteht eine σ Proklos 49 in Erfüllung gegangen zu sein: Achill enthält
110
Prosopographie der Achaier in der Ilias sich des Kampfes. Im folgenden fährt er nach Lesbos und wird dort von Odysseus vom Morde ‚gereinigt‘(Proklos 56). Danach tötet er (obwohl ihn Thetis gewarnt hat) den Memnon, nachdem dieser den Antilochos getötet hat: Proklos 58–60. Als er sich daraufhin gegen die Troer und die Stadt Troia wendet, fällt er selbst durch Paris und Apollon (Proklos 62). Der Leichnam wird zunächst aufgebahrt und von Thetis, den Musen und den Nereiden beklagt (Proklos 64f.). Thetis entrückt ihn dann auf die Weiße Insel (Proklos 66). Zu seinen Ehren werden Leichenspiele veranstaltet (Proklos 67). Als Toter erscheint er dem Neoptolemos (Proklos 77). Sein εἴδω νweissagt warnend ο λ dem Agamemnon die Zukunft (Proklos 106).
c)1 Ob der Streit Achills mit Agamemnon in der Ilias und der in den Kyprien etwas miteinander zu tun haben, ist schwer zu entscheiden. Immerhin handelt es sich in beiden Fällen um Fragen der Rangordnung undheldisch-ritterlichen Ehre2. Es ist also möglich. Die Voraussage der Thetis in der Ilias hat ihr Vorbild in der entsprechenden Szene der Aithiopis bzw. deren Quelle3. Ähnlich wie Memnons Waffen von Hephaistos stammen, werden auch Achills Waffen in der Ilias auf die Bitte der Thetis hin von Hephaistos angefertigt4. Die Leichenspiele, die Achilleus dem Patroklos ausrichtet, haben ihr motivisches Vorbild in den Leichenspielen, die für Achill selbst ausgerichtet werden, von denen die Aithiopis berichtete5. Das Verhältnis des Achilleus zu Patroklos ist seinem Verhältnis zu Antilochos in der Memnonsage nachgebildet6. Wie die Telephosgeschichte, die ebenfalls den Achill zu Patroklos in Beziehung setzt, sich zur Ilias und zur Memnon-Antilochos-Geschichte verhält, ist dabei schwer zu sagen7. Der Flußkampf in der Ilias hat möglicherweise in der Heraklessage sein Vorbild8, wenn er nicht durch einen Flußkampf in der Aithiopis angeregt ist9, 1 Hier kann nur kurz zusam mengefaßt werden, was an anderen Stellen der Arbeit aus3 S. o. S. 37 f. 2 S. o. S. 92 m. Anm. 1. 4 Vgl. o. S. 42. 5 S. o. S. 81 ff. 6 7 Vgl. u. S. 193 f. Vgl. o. S. 44 f. 8 in Herakles’Kampf mit demAcheloos. Vgl. BERGK 635, MÜLDER 233f., VONDERMÜHLL 316, s. a. CAUER 267, Das Wirken der Götter in der Ilias 31. 9 Wegen Β860 f. 874 f. hält NIESE 52 es für möglich, daß auch die Aithiopis eine μ ά ηπ ρ χ α α π ο τά μ ιο ςenthielt.
führlicher abgehandelt ist.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH 111
von dem wir freilich nichts wissen. Wo Achill in der Ilias sonst noch hervortritt, ergibt sich sein Auftreten zwanglos aus dem Handlungsablauf der Ilias. Das Bild, das die Ilias von Achilleus bietet, ist also im großen und ganzen durchaus aus der Motivtradition der AH und PH erklärbar. Es scheint gegenüber dem Bild dieses Helden im Kyklos (in der groben Form, in der es uns allein noch erkennbar ist) sekundär zu sein. Wenn bisher auch kaum geleugnet worden ist, daß Achills Rolle in der Ilias alte Achillsage voraussetzt1, so bietet der Vergleich der Ilias mit dem Kyklos jetzt doch die Möglichkeit, das in Einzelheiten zu sehen. Damit ist freilich nicht gesagt, daß in jedem Fall eine eindeutige Entscheidung gefällt werden kann.
Bewohner von Phylake, Pyrasos usw. (Phthiotis) a) Sohn des Iphiklos, kommt in der Ilias sonst nicht mehr 35. Protesilaos2 vor, da sein Tod voraufgegangen ist. Sein Schiff wird aber (Β698)
+
mehrmals erwähnt und seines Todes durch einen dardanischen Mann gedacht (Ν 681, Ο 705, Π 286). b) Nach Philostr. 2,15 ff. (p. 157,13 ff. KAYSER) zeichnete er sich im Kampf gegen die Myser besonders aus. Nach Proklos 36 fällt er in den Kyprien von Hektors3 Hand. Damit stimmt überein, daß nach Apollod. Epit. 3,29 Thetis den Tod des ersten Achaiers, der an Land springt, vorausgesagt hatte. Kyprien fr. 15 (XVII) nennt den Überwinder des Protesilaos nicht, unddie Divergenz derMeinungen über den Protesilaostöter, die das A-Schol. Β701 herausstellt, spricht eigentlich gegen die Annahme, daß Proklos und Apollodor Epit. 3,30 Kyprienstoff referieren, wenn sie in dem Δά ρ ο ςἀ ή ρder Ilias (Β701), der den ν δα ν Protesilaos tötete, so bestimmt den Hektor sehen. Alte Tradition ist diese Rolle des Hektor also möglicherweise nicht4.
1 Vgl. ROTHE 149. 2 GERHARD RADKE RE XXIII Sp. 932 ff., TÜRK RML s.v. 4 Dazu s. u. S. 184 f. 4 Richtig wohl BETHE Homer III 29 f. Das Beziehen von Δάρδα ρin Β 701 ή ν ςἀ ο ν auf Euphorbos ist ganz durchsichtig. Es erfolgt mit Rücksicht auf Π 807, woEuphorbos als ρbezeichnet wird. Ähnlich verhält es sich mit Aineias als Töter des Protesilaos. ή ν ςἀ ο ν δα ρ ά Δ Diese Version ist durch Β819 entstanden, wo Aineias als Dardanerführer bezeichnet ist. Eine ähnliche Kombination mag auch der Nennung des Aineiassohnes Achates zugrundeίηdie Kyprienν ίηund Δαρδα ρ ο liegen. Daß Aristarch durch seine Unterscheidung von Τ version, daß Hektor der Tötende war, zurückweisen wollte, wie SEVERYNS Cycle épique 19f. 303 meint, läßt sich nicht beweisen. Es ist nach demWortlaut des Scholions zu Β701
Prosopographie der Achaier in der Ilias
112
c) Daß Protesilaos in vorhomerischer Sage eine Rolle spielte, ist so gut wie sicher. Die Frage seiner Beteiligung am Kampf gegen Telephos in alten AH hängt von der Beurteilung der Quellenlage Philostrats ab. a) Sohn des Iphiklos, Bruder und Stellvertreter des Prote-
36. Podarkes1 (Β704)
silaos, bzw. sein Nachfolger. Ν693 ff. wird er als Führer der Phthier genannt (‚Phthier‘ hier im Sinne der späteren Landschaftsbezeichnung Phthiotis allgemein genommen; jedenfalls ist nicht unter Anlehnung an Β683 an einen Teil der achilleischen Streitmacht gedacht2). b) wird Q. S. Ι233 ff. von Penthesileia getötet. Nach Apollod. I 9,12 wird er dem Iphiklos als erstes Kind nach Beseitigung der Kinderlosigkeit des Iphiklos durch Melampus geboren. Hes. fr. 94,35 ist er überhaupt nicht Bruder des Protesilaos, nimmt allerdings an der Freite um Helena teil. (Darüber s. u. S. 156). c) in vorhomerischer Dichtung möglich3.
Bewohner von Pherai usw. (östliche Pelasgiotis) a) Sohn des Admetos. Seine Pferde sind nach denen des Achill 37. Eumelos4 (Β 714)
+
die besten vor Troia (Β763 ff.). Er hat beim Wagenrennen, obgleich er favorisiert ist, Unglück; sein Wagenjoch zerbricht. Trotzdem wird er von Achilleus ausgezeichnet (Ψ 288 ff. 354 ff. 532ff.). b) kommt bei Q. S. vor (bei den Leichenspielen für Achilleus, auch im Hölzernen Pferd), ebenfalls bei Dictys. Er siegte wahrscheinlich in der Aithiopis im Wagenrennen (so Apollod. Epit. 5,5).
c) Sein Vorkommen in vorhomerischer Dichtung ist wahrscheinlich. Der tatsächliche Sieg in der Aithiopis erscheint – rein stofflich – gegenüber der bloßen Erwartung des Sieges in der Ilias primär. . Beide Β763ff. weisen die Pferde schon auf das Ψ Stellen aber weisen auf den Aithiopisstoff, zumal die Ilias sonst Eumelos nicht verwendet. sogar unwahrscheinlich, daß man mit einer solchen Kyprienversion rechnete. Das Scholion zeigt vielmehr mit seinen vielen Versionen, daß man keine sichere Überlieferung über den Gegner des Protesilaos mehr hatte. Lediglich S. Π ςfr. 457 N.2 = 497 PEARSON ε έ ν ιμ ο nannte Hektor (Schol. Lyc. 530 p. 190,20 ff. Sch.; ebd. auch die Konjektur des Demetrios . τὸ ς ή νδ λ ιτε ο ςἝ ϰ τω ρ ιμ ). Vgl. u. S. 185 ίδ ςἡμ α εφ ο μ ν von Skepsis zu Β701: ϰ α ὶ δό τα ᾽ἔϰ 1 HEDWIG KENNER RE XXI Sp. 1142 f., STOLL RML s.v. Anm. 3.
2 zum ‚Phthia-Problem‘ vgl. BURR 91 ff.
8 WILAMOWITZ denkt 1900 844.
wegen Q. S. zumindest an eine Rolle in der Kleinen Ilias: AbhBerl 4 HOEFER RE VI Sp. 1079, F. A. VOIGT RML s.v.
Die Rolle der Achaierführer Schiffskatalogs in der Ilias, AH und PH 113
Bewohner von Methone usw. (Magnesia) a) wird in der Ilias sonst 38. Philoktet1
nicht mehr erwähnt, da er ja auch laut Bericht des Schiffskatalogs auf Lemnos zurückge-
(Β 718)
+
lassen wurde.
b) wurde in den Kyprien in Lemnos wegen seiner schwärenden Wunde, die er sich durch einen Schlangenbiß auf Tenedos zugezogen hatte, zurückgelassen (Proklos 33). In der Kleinen Ilias holt ihn Diomedes aufgrund einer Prophezeiung des von Odysseus gefangenen Helenos aus Lemnos wieder ab (Proklos 72), worauf er von Machaon geheilt wird und im Zweikampf den Alexandros tötet (Proklos 73). In den Nosten gelangte er wahrscheinlich glücklich nach
Hause (γ 190). c) es ist so gut wie sicher, daß Philoktet schon eine Gestalt der vorhomerischen Dichtung war. Für seine Erwähnung im Schiffskatalog läge sonst nicht der geringste Grund vor.
Medon2 39. † (Β727)
a) Bastard des Oileus, Stellvertreter des Philoktet. Er be693 ff. zusammen mit Podarkes Phthier und soll fehligt Ν
in Phylake wohnen, also im Gebiet des Protesilaos. Er wird Ο 332 ff. von Aineias getötet. Der Begriff Phthier ist hier möglicherweise wieder ganz allgemein gebraucht, so daß auch die Landschaft Magnesia eingeschlossen ist. Oder aber Medon hat im Schiffskatalog nur zeitweilig die Aufgabe, das Kontingent des Philoktet zu ordnen, übernommen und kümmert sich im übrigen zusammen mit Podarkes um das Kontingent des Protesilaos aus der Achaia Phthiotis. Die Frage ist dadurch kompliziert, daß Medon in Phylake in der Phthiotis auch nicht ursprünglich zu Hause ist, sondern nur deshalb dort wohnt, weil er wegen eines Totschlags aus seiner Heimat Lokris fliehen mußte 695 ff. = Ο (Ν 334ff.)3. b) spielt sonst in Poesie und Sage keine Rolle.
c) Daß Medon in vorhomerischer Dichtung vorkam, ist unwahrscheinlich. Die genauen genealogischen Angaben und andere Umstände deuten aber darauf hin, daß Medon in lokaler Sage vielleicht eine gewisse Rolle spielte. 1 FIEHN RE XIX Sp. 2500 ff., TURK RML s. v., vgl. auch o. S. 15 f. 2 OLDFATHER RE XV Sp. 109 ff., SCHIRMER RML s.v.
3 Wie man sieht, gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten. Auf keinen Fall darf man m. E. mit VALETON 5 f. voreilig analytische Folgerungen ziehen. Daß wegen des „Phthiers Achilleus“Medon im Katalog im Unterschied zum N nicht führen durfte, ist sehr unwahrscheinlich. Die Probleme der Aufteilung Thessaliens auf die verschiedenen Führer sind bekanntlich viel komplizierter. 8 Hermes-Einzelschriften, Heft 14
Prosopographie der Achaier in der Ilias
114
Bewohner von Trikka, Ithome usw. (Hestiaiotis) a) Λ833 kann Podaleirios nach den Worten des Patroklos 40. Podaleirios1 dem verwundeten Eurypylos nicht helfen, da er sich im (Β732)
+
Kampf befindet. Sonst wird Podaleirios in der Ilias nicht erwähnt. b) In der Iliupersis fr. 2 (V) erkennt er als erster den Wahnsinn des Aias, da im Diagnostizieren seine Stärke lag, während sein Bruder Machaon mehr auf chirurgischem Gebiet tätig war. Während nach Proklos 73 nur Machaon an der Heilung des Philoktet beteiligt ist, ist es nach S. Philoktet 1333 u. a. auch Podaleirios, nach Apollod. Epit. 5,8 und Q. S. IX 463 sogar ausschließlich Podaleirios. Nach Q. S. IV 397. 539 heilt Podaleirios auch den Epeios, Thoas und Eurypylos, als diese verwundet werden. Auf die Nosten gehen vielleicht die Nachrichten zurück, daß er sich nach demtroischen Kriege mit Amphilochos, Kalchas, Leonteus und Polypoites nach Kolophon begab, den dort gestorbenen Kalchas begrub und sich dann aufgrund eines delphischen Spruches im karischen Chersones ansiedelte: Apollod. Epit. 6,2 und 6,18 (~ Schol. Lyc. 427. 980. 1047 p. 157,30 ff. 308,15 ff. 321,20 ff. Sch.), oder schiffbrüchig dort ankam: Paus. III 26,10 (? ?2). Bei Dict. II 6 behandelt ei mit Machaon bereits den Telephos.
c) Die beiläufige Erwähnung des Podaleirios in der Ilias erklärt sich nur, wenn dieser als ‚mythischer Arzt‘mit besonderen Fähigkeiten und Leistungen schon vorgegeben war. EinArzt, dernicht inAktion tritt, aber einmal flüchtig erwähnt wird, kann nicht Erfindung eines Ependichters sein. Mindestens die Diagnose des Aias in der Iliupersis ist offenbar dem Iliasdichter vorgegeben3. Vielleicht war auch die Unterschiedlichkeit der ärztlichen Begabung der beiden Brüder Machaon und Podaleirios schon dem Iliasdichter bekannt. Ansprechend erklären wenigstens die BT-Schol. Λ 515 die Beauftragung des Machaon mit der Heilung des Menelaos im Δ damit, daß dieStärke desPodaleirios eben nicht auf demGebiet derChirurgie lagundführen zumBeweis das oben genannte Fragment aus derIliupersis an4. 1 HEDWIG KENNER RE XXI Sp. 1131 ff., TURK RML s.v. 2 IMMISCH 168 verbindet die Befragung des delphischen Orakels Apollod. Epit. 6,18 mit der Pausaniasnotiz. Aber da bei Apollod. Epit. 6,18 die Nennung des Podaleirios nur im Zusammenhang mit 6,2 gesehen und interpretiert werden kann, entfällt für Apollodor die Version vom Schiffbruch des Podaleirios ganz. 3 S. u. S. 336. 4 Vgl. WILAMOWITZ Isyllos 51 f.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH und PH
115
a) Bruder des Podaleirios, heilt Δ193ff. die Wunden des Menelaos, die der Pandarosschuß verursacht hat. Er wird Λ505 ff. von Paris verwundet und von Nestor in dessen Zelt gebracht undmit demKykeon derHekamede gestärkt. Wegen seiner Verwundung kann er auch nicht demebenfalls
41. Machaon1 (Β732)
+
verwundeten Eurypylos helfen, so daß Patroklos, auf dem 834 f). Rückweg von Nestor zu Achilleus, einspringenmuß (Λ Ξ1 ff. empfiehlt Nestor den Machaon der weiteren Pflege der Hekamede und begibt sich wieder an den Kampfort. b) Nach Proklos 73 heilt er den aus Lemnos herbeigeholten Philoktet. Näher charakterisiert ist er Iliup. fr. 2 (V): Im Gegensatz zu Podaleirios lag seine Stärke mehr auf chirurgischem Gebiet. Nach Kleine Ilias fr. 7 (VII) tötet ihn der Myser Eurypylos (ähnlich Q. S. VI 408). Nach Apollod. Epit. 5,1 wird Machaon bereits von Penthesileia getötet. Wieder anders berichtet Hipp. Epist. 27 (Epist. Gr. HERCHER 318): Er sei beim Ausstieg aus dem Hölzernen Pferd als erster gefallen. Bei Dictys hat Machaon schon mit Podaleirios in den AH eine Rolle: Er behandelt die Wunde des Telephos (II 6).
c) Ähnlich wie bei Podaleirios erscheint es ausgeschlossen, daß die Rolle des Machaon im epischen Kyklos aus der Ilias herausentwickelt ist. Die ungemein anschauliche Art der Charakteristik des Machaon (und Podaleirios) in der Iliup. fr. 2 (V) erhellt vielmehr erst seine Rolle im Δder Ilias. Ferner: sobald das Schicksal des Philoktet vorgegeben war, muß auch eine ‚Heilung des Philoktet‘ vorgegeben sein (wenigstens ist das sehr wahrscheinlich), und da kommen dann am ehesten Machaon und Podaleirios als Heilende in Frage. So setzt also die Ilias aus vielerlei Gründen wahrscheinlich die Funktion, die Machaon im Kyklos einnimmt, schon voraus2. Auch die Doppelheit der Ärzte scheint alt zu sein, so daß mit Podaleirios immer auch Machaon bekannt sein würde. Die Frage, ob die Ärzte ursprünglich Asklepiossöhne (so die Ilias) oder Poseidonsöhne (so die Iliupersis) waren, ist durch die Spezialforschung bisher nicht überzeugend beantwortet worden3. Sowohl eine Entmythisierung wie eine ‚pathetische Steigerung‘ wäre in der Ilias theoretisch denkbar. 1 VANDER KOLF RE XIV Sp. 144 ff., HOEFER RML s.v. 2 S. u. S. 337 f. 3 Die Problematik ist gut ausgebreitet bei E. u. L. EDELSTEIN Asclepius 1945 II 10ff., die aber im Banne traditioneller Homerauffassungen stehen.
116
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Machaons Kampf mit Eurypylos scheint darauf hinzudeuten, daß sich hinter dem Myser der Koer Eurypylos verbirgt, von dem die Ilias Β677 berichtet1.
Bewohner von Ormenion usw. a) Sohn des Euaimon, tötet Ε76ff. den Hypsenor, Ζ36 den 42. Eurypylos2 Melanthios, meldet sich Η 167 zum Zweikampf mit Hektor, (Β736) folgt Θ265 dem vordringenden Diomedes mit anderen. Bei dem Versuch, den Aias zu entlasten, tötet er den Apisaon undwird bei demweiteren Versuch, dessen Waffen zu erbeuten, von Paris verwundet. Zur Deckung seines
+
Rückzugs ruft er die Aianten herbei (Λ 575 ff.). Λ809 ff. trifft ihn Patroklos auf derRückkehr vonNestor undnimmt ihn in sein Zelt, um ihn zu verbinden. b) Im Kyklos tötet Eurypylos den Axion, Sohn des Priamos (fr. Iliup. 12 (Kl. Il. XVI)), offenbar während der Einnahme der Stadt. Bei Q. S. kommt er ebenfalls häufiger vor undist auch Insasse des Hölzernen Pferdes. Nach Schol. Lyc. 897. 899 p. 289,31 ff. 290,18 ff. Sch. gelangt er mit Guneus und Prothoos nach Libyen (Nosten?).
c) Es ist wahrscheinlich, daß Homer diese Gestalt aus vorhomerischer Dichtung kannte, da dem Eurypylos in der Ilias keine entscheidende Rolle zukommt, die die Erfindung einer neuen Gestalt gelohnt hätte. Die selbstverständliche Art, in der der Iliasdichter diesen Helden seinen Zuhörern vorführt, deutet darauf hin, daß es sich um eine bekannte Figur handelt3. Die Notizen über Eurypylos’ Nostos deuten darauf hin, daß er mit dem Poseidonsohn Eurypylos, dem Gründer von Kyrene, ‚verwandt‘ war, also an der libyschen Kolonisierung beteiligt war4. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, daß die Ilias den Nostos bereits irgendwie kennt. 1 S. o. S. 107 Anm. 1. 2 TÜMPEL RE VI Sp. 1347, v. SYBEL RML s.v. 3 Anders LEAF 134, der trotz seiner sonstigen Vorsicht den Eurypylos gerade als Muster einer originalen Erfindung betrachtet. Ausschlaggebend für LEAF ist seine ‚Heimatlosigkeit‘ (?) und seine konstruktive Bedeutung im Λ . Entscheidend für uns sind aber die Nachrichten seines Auftretens in PH. 4 Die ursprünglich thessalische Besiedlung Kyrenes steht m. E. fest, vor allem durch die Kyreneehöe Hes. fr. 128 mit der Rekonstruktion von F. STUDNICZKA Kyrene, eine altgriechische Göttin Lpz. 1890 42, L. MALTEN Kyrene (= Philologische Untersuchungen H. 20) 1911 1–26. Über die Parallelität bzw. Identität des homerischen Eurypylos mit dem kyrenäischen Eurypylos MALTEN 133. 139 f.; vgl. auch H. DREXLER Hermes 66 1939 461.
Die Rolle der Achaierführer des Schiffskatalogs in Ilias, AH, PH
117
Bewohner von Argissa usw. (Perrhaibia) 127ff. a) Lapithensohn, tötet Ζ29 den Astyalos, bewacht Μ mit Leonteus die Tore der achaiischen Lagermauer, hat 836 ff. Μ 182ff. zusammen mit Leonteus eine Aristie, siegt Ψ im Soloswurf. b) Bei Q. S. kommt er vor, auch als Insasse des Hölzernen Pferdes. In den Nosten (Proklos 105) kommt er zusammen mit Kalchas und Leonteus nach Kolophon, wo Kalchas stirbt und beerdigt wird. Apollod. Epit. 6,2 nennt noch den Amphilochos und den Podaleirios als zusätzliche Begleiter. Nach Tz. Lyc. 980. 1047 kehrt er nach Kalchas’ Tod mit Leonteus nach Griechenland zurück und ist nach Ps. Arist. Pepl. 27 f. mit ihm im Mutterlande gestorben. Nach Eust. 334,28 gründete er mit Leonteus Aspendos in Pamphylien (wohl nach den Nosten?). c) Es ist wahrscheinlich, daß Polypoites in vorhomerischer Dichtung vorkam, da dieWanderung in den Nosten m. E. für die Sagengestalt eher relevant ist
43. Polypoites1 (Β740)
+
als das Bild, das die Ilias von ihm zeichnet. a) Enkel des Lapithenkönigs Kaineus. Er verteidigt mit seinem Genossen Polypoites Μ127ff. die achaiischen Mauern und hat Μ188ff. wie Polypoites eine kleine Aristie. Ψ 837 ff. beteiligt er sich auch am Soloswurf, wo er als zweiter an der Reihe ist. b) In den Nosten begleitet er den Polypoites (s. d.). Bei Q. S. kommt er ebenfalls vor undist auch Insasse des Hölzernen
44. Leonteus2 (Β745)
+
Pferdes.
c) Sein Vorkommen in vorhomerischer Dichtung ist wahrscheinlich. Vgl. Polypoites u. Nr. 43c.
Enienen, Perrhaiber 45. Guneus3 (Β748)
a) kommt in der Ilias sonst nicht vor. b) Auch in AH und PH begegnet er nicht, auch nicht bei Q. S. Nur nach Apollod. Epit. 6,15 a (= Tz. Lyc. 902 p. 291, 25 ff. Sch.) kommt er nach dem Krieg nach Libyen, nach Lyc. und Schol. Lyc. 899 p. 290, 18ff. Sch. sogar mit Prothoos und Eurypylos. Daß diese Nachrichten auf die Nosten oder irgendwelche Nosten zurückgehen4, ist möglich5.
c) Vorhomerische Rolle ungewiß6. 1 ERNST WÜST RE Sp. 1826 ff., HOEFER RML s.v.
2 KROLL RE XII Sp. 2038, STOLL-HOEFER RML s.v. 3 TÜMPEL RE VII Sp. 1940 f., STOLL RML s.v. 4 An ein Nostengedicht als Quelle denkt auch WILAMOWITZ Hermes 30 1895 196, ders. a. a. O. 512 Anm. 1. 5 Leider läßt sich gar nichts über die Quelle von Lykophron sagen. Die Annahme, Timaios sei die Quelle, ist ganz unsicher (GEFFCKEN 25). 6 Die Beziehung des Eurypylos, Guneus und Prothoos zu Libyen ist sicher alt. Vgl. MALTEN 133 f. Sie kann vorhomerisch sein.
118
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Magneten 46. Prothoos1 (Β 756)
in der Ilias sonst nicht mehr vor. In AH und PH, auch bei Q. S. und Dict. begegnet er nicht. Nur nach Apollod. Epit. 6,15 a erlitt er am euboiischen Kaphereusgebirge Schiffbruch (= Tz. Lyc. 902), nach Lyc. und Schol. Lyc. 899 (vgl. Schol. 897) kommt er mit Guneus und Eurypylos nach Libyen. Vorhomerische Rolle ungewiß2. Die Liste der Namen des Schiffskatalogs ist damit beendet. a) kommt
4. ZUR ANALYSE EINIGER IN ABSCHNITT 3 BENUTZTER SPÄTER AUTOREN, DIE FÜR DIE REKONSTRUKTION ÄLTERER ANTE- UND POSTHOMERICA WICHTIG SIND3 Kurz sei noch auf einige von uns unter b) benutzte Autoren eingegangen. Zunächst verdienen die von uns gelegentlich herangezogenen Listen der Insassen des Hölzernen Pferdes eine nähere Charakterisierung, da ihr Wert für die Rekonstruktion ‚alter‘Mythologie umstritten ist4. Während die Kleine Ilias mit 3000 Insassen des Pferdes rechnete und infolge der Größe der Zahl keine namentliche Aufzählung hatte (fr. 10 (XXII)), nennt Vergil Aen. II 261ff. (ähnlich Hyg. fab. 108 p. 98 M. SCHMIDT) neun Namen5 und Q. S. dreißig Namen, die wir genauer betrachten müssen.
Bei Vergil werden genannt: Thessandrus6 Sthenelus Ulixes
Acamas Thoas Neoptolemus
Machaon Menelaus
Epeos
Bei Q. S. werden genannt: Neoptolemos Menelaos Odysseus Sthenelos Diomedes 1 VIKTOR GEBHARD RE
XXIII
Philoktet Antiklos Menestheus Thoas Polypoites
Aias Eurypylos Thrasymedes Meriones Idomeneus
Sp. 977, HOEFER RML s.v.
2 S. o. S. 117 Anm. 6.
3 Zu Lykophron vgl. o. S. 70 Anm. 9, zu Philostrats Herikos vgl. o. S. 104 Anm. 1 und S. 106 Anm. 3, zu Tz. in Schol. Lyc. vgl. S. 399. 4 Die Ausführungen ROBERTS über sie (a. a. O. 1238 f.) sind m. E. in keiner Weise zutreffend.
5 R.
HEINZE Virgils epische Technik 3Lpz 1915 23 Anm. 2 mag recht haben, wenn er meint, daß Vergil nicht beabsichtigte, in seiner Liste vollständig zu sein. 6 Wohl mit Servius z. St. als Thersandrus zu verstehen.
c) b)
Zur Analyse einiger in Abschnitt 3 benutzter später Autoren Podaleirios Eurymachos Teukros Ialmenos Thalpios
Antimachos Leonteus Eumelos Euryalos Demophon
119
Amphimachos Agapenor Akamas Meges
Epeios
Zunächst erhebt sich die Frage, wie sich die beiden Listen zueinander verhalten. Wie man, wie ROBERT es tut, behaupten kann, daß Q. S. von Vergils Liste ausgegangen ist, und diese erweitert hätte, sehe ich nicht. Ganz unabhängig davon, wie man das Verhältnis des Q. S. zu Vergil im allgemeinen auch bestimmen mag, muß man zu der Überzeugung kommen, daß Q. S. undVergil für den Katalog der Insassen des Hölzernen Pferdes verschiedene Quellen benutzt haben, bzw. daß Vergils Liste ohne größeren Sinn für Feinheiten der mythologischen Tradition zusammengestellt ist1. Daß nämlich bei ihmDiomedes neben Sthenelos fehlt, ist unbegreiflich. Es wurde sogar von Hygin, der Vergil in der Liste sonst folgt, korrigiert. Ferner war Thersandros nach aller griechischen Überlieferung in Mysien gefallen und Akamas sowohl in der Kleinen Ilias wiein sonstiger griechischer Überlieferung immer von Demophon begleitet, der sogar eine größere Rolle als sein Bruder gespielt zu haben scheint. Der einzige ‚genuine‘ Zug bei Vergil – wenn man diesen Ausdruck einmal für die griechische mythologische Tradition gebrauchen darf – ist, daß Machaon als erster aus dem Pferd gestiegen sei. Dies steht zur griechischen Vulgata im Widerspruch, hat aber in der Darstellung von Hipp. Ep. 27 (s. o. Nr. 41b) eine gute Parallele. Gerade diese Abweichung zeigt aber, daß unter gar keinen Umständen Vergil die Quelle für Q. S. gewesen sein kann, bzw. beide dieselbe Quelle gehabt haben können. Auch ein anderes Urteil ROBERTS2 über die Liste bei Q. S. ist bedenklich: Daß Q. S. Pausanias’ Beschreibung von Polygnots Iliupersis benutzt habe. Denn da Q. S. ohnehin den Schiffskatalog benutzt hat, wird er wohl auch die Namen, die bei Pausanias stehen, aus dem Schiffskatalog haben (das gilt für die meisten Namen). Bemerkenswert an der Liste des Q. S. ist vielmehr folgendes: 1. Neben dem Schiffskatalog benutzt hier Q. S. Quellen, die letztlich auf die Kleine Ilias zurückgehen müssen3. Das Vorhandensein der Thesiden, das Fehlen des Machaon zeigt es. Ähnliches magfür Antiklos undEurymachos gelten. Auch derNestoride Thrasymedes scheint unabhängig von der Ilias in die Liste gekommen zu sein. 2. Auch dort, wo Q. S. mit dem Schiffskatalog übereinstimmt, kann er einen Zeugniswert hinsichtlich der Rekonstruktion älterer Dichtung haben (wenn 1 Die Bemerkung von HEINZE 23 Anm. 2: „Die Namen entlehnt er der Tradition“ist un2 a. a. O. 1239. zureichend. 3 nicht auf eine Liste der Insassen des Hölzernen Pferdes, da die Kleine Ilias, wie gesagt, keine solche hatte. Vielmehr ist damit zu rechnen, daß die Mythographie selbständig aus dem Personenbestand dieses Epos eine Liste zusammenstellte.
120
Prosopographie der Achaier in der Ilias
dieser auch nicht konkret nachgewiesen werden kann). Das ergibt sich aus der Tatsache, daß er nicht restlos mit dem Schiffskatalog übereinstimmt. 3. Das Vorkommen des Epeiers Amphimachos (trotz Tod in der Ilias), scheint darauf hinzudeuten, daß dieser Held im Gegensatz zur Ilias in der Kleinen Ilias oder anderer alter Tradition noch vorkam (wir kommen auf die Frage des Amphimachos und ähnlicher Fälle gleich noch zurück). Auf die Liste bei Tryphiodor 152ff. möchte ich nicht eingehen. Wichtig ist in ihr etwa das Vorkommen des Peneleos und vielleicht das des Kyanippos,
Sohnes des Aigialeus. Allgemein muß man m. E. von dem allzu schematischen quellenkritischen Denken auch bei diesen späten Autoren abgehen. Die alten Heroen waren auch für sie im Einzelfall mehr oder weniger lebendig, und es ist daher schwer, sie genau zu analysieren. Andererseits haben ihre Bezeugungen, wenn man sie nicht isoliert und nicht überbelastet, immer ein gewisses Gewicht, wenn es um die Analyse älterer mythologischer Zusammenhänge geht. Ähnliches gilt m. E. auch für den Troiaroman des ‚Dictys‘1. Mit Recht ... denn selbst bei Diktys findet man in der Spreu noch sagt WILAMOWITZ:2 „ . Indem ich mich dieser Meinung anschließe, ist zugleich hie und da ein Korn“ gesagt, daß ich den geistreichen, aber phantastischen Versuch von ALLEN3 ablehne, ‚Dictys‘ letztlich von einem ‚heroic chronicle‘ abhängig sein zu lassen, das der Ilias schon voraufging und die Dinge historisch richtig darstellte. ALLEN kann in keinem Falle eine Übereinstimmung zwischen Dictys und einem der griechischen Historiker (die die Chronik auch z. T. benutzt haben sollen) nachweisen, die Homer fremd ist und nicht aus dem epischen Kyklos genommen sein kann. Auch ist der Gedanke deplaziert, daß es eine bis Dictys (bzw. dem Verfasser des griechischen Originals) tradierte Verschronik vomtroischen Krieg gab, von der uns nichts bekannt wurde. Die antike Überlieferung, daß Homer Vorgänger hatte, beruht auf reiner (wenn auch richtiger) Hypothese. Schließlich sei auf die Unwahrscheinlichkeit hingewiesen, daß Homer keine epischen Dichtungen (wie sie schon aufgrund der Sagentradition anzunehmen sind), sondern eine Chronik vorgelegen hat4. Im übrigen aber wird es notwendig sein, auf den Anregungen ALLENS weiterbauend, ‚Dictys‘noch genauer zu analysieren. In dieser Arbeit kann das allerdings nicht mehr geleistet werden. Wichtig ist z. B. die Rolle, die Askalaphos bei Dictys spielt (s. u.). 164 ff.ist für uns Der euripideische Katalog der Achaierführer E. ΙΑ des das Alter des für Leitos besonders wichtig, die wegen der Hervorhebung Leitos als Sagengestalt spricht, da sie nicht recht durch Annahme von Ilias1 [Er ist jetzt in der neuen Teubner-Ausgabe von W. EISENHUT Lpz 1958 bequem zu2 SBBerl 1925 47. gänglich.] 3 a. a. O. 130 ff. 4 Bedenken gegen ALLENS Hypothese äußert auch BOWRA Forerunners 1 m. Anm. 2. Gute allgemeine Charakterisierung des ‚Dictys‘bei FORSDYKE 153ff.
Zur Analyse einiger in Abschnitt 3 benutzter später Autoren
121
einfluß erklärbar ist. Im übrigen scheint Euripides weitgehend der Liste des Schiffskatalogs gefolgt zu sein. Er zählt auf:
Menelaos beide Aianten Protesilaos Palamedes Diomedes Meriones Odysseus Achilleus Eumelos
Euryalos Sthenelos ein ungenannter Theside Leitos Agamemnon Adrastos (?) Nestor Guneus Meges
Es sind also 19 Namen, diemit Ausnahme desThesiden (der wohl ausnationaler Rücksichtnahme statt Menestheus genannt wird), des zweifelhaften Adrastos ό ςci. Markland) und Palamedes dem Schiffskatalog angehören. φ (v. 268 ἀδελ Das hindert freilich nicht, daß im einzelnen wie z. B. bei Leitos kyklische Züge eingeflossen sein können, die durch die Tragödien längst weitertradiert wurden, bzw. daß das ‚Kyklische‘ im Einzelfall für die Namenauswahl bestimmend wurde. Unbezweifelbar ist das bei Palamedes der Fall1. Der unter dem Namen des Aristoteles überlieferte Peplos ist als Ganzes nicht ohne Interesse. Diese Liste von Grabepigrammen vor Troia gefallener Helden ist ein gutes Zeugnis für das Interesse, das man in späterer Zeit an der mythologischen Prosopographie, insbesondere am letzten Schicksal der einzelnen Personen hatte. Als Fundgrube für älteres Mythengut ist der ‚Peplos‘nicht sehr ergiebig; denn es ist offenkundig, daß seine mythographischen Vorlagen2 weitgehend der Ilias bzw. dem Schiffskatalog (vgl. das Epigramm Nr. 17 auf Nireus) verpflichtet sind. Immerhin ergänzen manche seiner Angaben gut unsere übrigen Nachrichten über das Schicksal einzelner Helden. Bemerkenswert sind etwa folgende Auskünfte von ihm: Peneleos in Boiotien begraben (als einziger Boioter genannt!), Sthenelos (und Euryalos) in Argos begraben, Agapenor auf Kypros, Meges erst auf der Heimfahrt umgekommen.
1 Etwas zu optimistisch beurteilt den Wert des Katalogs zur Rekonstruktion früher Epik wohl MURRAY 179 Anm. 1. Vgl. auch ALLEN Catalogue 23 f. 2 Vgl. dazu C. A. FORBES RE XIX 1937 Sp. 561 f. s.v. Peplos.
122
Prosopographie der Achaier in der Ilias
5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE DES ABSCHNITTS 3 Welche Ergebnisse bringen die Aufstellungen des dritten Abschnitts? Zunächst sei eine statistische Gliederung vorgenommen. 1. Alle 36 Helden, die in der Ilias nicht sterben, kommen irgendwo außerhalb der Ilias in AH und PH vor. Bei 11 von ihnen, nämlich bei Aias (dem Lokrer), Menestheus, Aias (dem Salaminier), Diomedes, Agamemnon, Menelaos, Nestor, Odysseus, Achilleus, Protesilaos, Philoktet ist so gut wie sicher, daß sie schon in vorhomerischer Troiaepik eine Rolle spielten; bei Sthenelos ist das nur wahrscheinlich und bei Euryalos nur möglich, während bei beiden sicher ist, daß sie in thebanischer Dichtung schon vorkamen; bei Thoas scheint zumindest gesichert, daß er in aitolischer Sage vor Homer schon eine Rolle spielte. Bei den restlichen 22 besteht teils die Möglichkeit, teils die Wahrscheinlichkeit, daß sie Gestalten vorhomerischer Dichtung sind. Da 9 von den 22 nur im Schiffskatalog erwähnt sind1, braucht nur bei 13 geklärt zu werden, ob sie erst Homer erfunden hat. Bei 9 von diesen 13 war eine vorhomerische Rolle wahrscheinlich, bei
4 möglich2. 2. Von den 10 in der Ilias sterbenden Helden kommen 5 außerhalb der Ilias in AH und PH überhaupt nicht vor. Es sind das Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores, Medon. 4 spielen trotz ihres Todes in der Ilias außerhalb dieses Epos in PH eine Rolle: Es sind das Askalaphos, Schedios, Amphimachos, Elephenor. Der übrigbleibende Tlepolemos wird für AH außerhalb der Ilias erwähnt. Diese Ergebnisse sind nun sehr interessant. Zum ersten Punkt ist zu sagen, daß kaum in einem der übriggebliebenen Fälle (13) sich in der Ilias irgendwie ein plastisches Bild vom Auftreten des Helden ergibt, das Ausgangspunkt für das Wirken dieser Gestalten in späteren PH gewesen sein könnte. Ihr Mythos, 1 Es handelt sich um Epistrophos, Agapenor, Thalpios, Polyxenos, Nireus, Pheidippos, Antiphos, Guneus, Prothoos, die alle in der übrigen Ilias nicht genannt werden. Bei ihnen ist so gut wie sicher, daß sie nicht von Homer ‚erfunden‘sind, da sie keinen Funktionswert haben (außer als Repräsentanten ihrer jeweiligen Heimat). Wenn sie also im Einzelfall schon nicht episch sein sollten, so stammen sie wohl aus lokaler Tradition. Sie können auch einer vorhomerischen Version des Katalogs angehört haben. Vgl. u. S. 137ff. 2 Wahrscheinlich: Peneleos, Ialmenos, Meges, Eumelos, Podaleirios, Machaon, Eurypylos, Polypoites, Leonteus. Bei allen scheint wie bei den bekannten Hauptfiguren das von der Ilias Berichtete nicht für das sich in der Mythologie an ihnen äußernde Interesse konstitutiv zu sein. Möglich: Leitos, Idomeneus, Meriones, Podarkes. Das von ihnen Erzählte reicht nicht aus, um irgendeine Entscheidung über die Priorität ihres Bildes in der Ilias oder in der sonstigen ‚Mythologie‘herbeizuführen. Auf alle Fälle gibt auch die Ilias keine ausführliche Schilderung ihrer Viten.
Zusammenfassung der Ergebnisse des Abschnitts 3
123
soweit man überhaupt bei den einzelnen Helden davon sprechen kann, scheint vorhomerisch zusein. Somit ist auch bei ihnen die Möglichkeit gegeben, daß sie schon einer vorhomerischen Form des Schiffskatalogs angehört haben. Ausdem zweiten Punkt muß gefolgert werden, daß fünf Namen offenbar Erfindung1 des Iliasdichters sind. Die vier Helden, die trotz ihres Todes in der Ilias in späteren PH weiterleben: Askalaphos, Schedios, Amphimachos, Elephenor, scheinen dagegen ausvorhomerischer Poesie zustammen. Denn daßgerade in diesen Fällen die nachhomerischen Autoren sich über die homerische Sagenversion hinweggesetzt hätten, ohne einen Anhaltspunkt an anderen, von Homer abweichenden Sagenformen zubesitzen, ist bei ihrer sonstigen, mehr oder weniger starken Anlehnung an die homerischen Sagenfassungen kaum denkbar. Auch aus anderen Gründen ist unwahrscheinlich, daß der Tod in der Ilias bei diesen Helden das Ursprüngliche ist: Askalaphos und Schedios erscheinen in enger Verbindung mit ihren Brüdern Ialmenos und Epistrophos und können von diesen nicht getrennt werden. Amphimachos ist mit Thalpios dadurch eng verbunden, daß beide Söhne der Aktorionen sind: das macht wahrscheinlich, daß ihr Schicksal ähnlich wiedasdieser Zwillinge ein gemeinsames war. Bei demNamen Schedios kommt hinzu, daß das der einzige Name der Ilias ist, bei dem der Iliasdichter offenbar in einer gewissen Verwirrung befangen war, ihn also vielleicht nur ‚aus Versehen‘sterben ließ, was man bei Askalaphos und Amphimachos nicht sagen kann2. Bei Elephenor könnte neben der einmaligen Erwähnung seines Überlebens auch seine Rolle in AH, die aus der Ilias nicht entwickelt sein kann, dafür sprechen, daß er eine ältere epische Figur ist. Bei Tlepolemos3 ist die Entscheidung schwierig, es sei daher von ihm einmal abgesehen. Für das o. S. 59ff. aufgestellte ‚Kriterium‘ergibt sich also, daß es nur teilweise stichhaltig ist; in gewissen der Zahl nach begrenzten Fällen setzt sich eben der Iliasdichter doch über die Tradition hinweg. Immer noch müssen unsere Ergebnisse als hypothetisch betrachtet werden. Vor allem ein Einwand gegen unsere Aufstellungen wird sofort erhoben werden. Was soll denn der Grund sein, daß Homer die Namen Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores, Medon erfunden oder aus lokaler Sage übernommen hat? Eine poetische Absicht kann sich doch damit kaum verbinden, da diese Führer in der Iliashandlung keine besondere Rolle spielen! Ich behaupte nun, daß diese fünf Führer zu dem einzigen Zweck existieren, daß sie von der Hand eines Gegners wieder fallen können. Um den engen Zusammenhang zwischen Tod in der Ilias ‚tatisten‘ undErfindung durch den Iliasdichter unddas Interesse desDichters, S zu bekommen, die in der Ilias den Tod finden können, zu demonstrieren, seien jetzt auch die Rollen aller Achaier, die im Schiffskatalog nicht vorkommen, kurz 1 zum Erfindungsbegriff s. o. S. 70 Anm. 4. 2 S. o. S. 71 Anm. 4. 3 Zu Tlepolemos vgl. u. S. 140 f.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
124
untersucht1. Dabei wollen wirzugleich darauf achten, ob dergeographische Horizont, der durch die Heimat der Stammesführer des Katalogs gebildet wird, auch von den im Schiffskatalog nicht aufgeführten Vertretern der einzelnen Kontingente ausgefüllt wird. Die andere wichtige Frage, warum die 5vom Iliasdichter erfundenen Helden neben ihrer Verwendung im Verlauf der Iliashandlung auch noch im Katalog aufgenommen sind, wollen wir später wieder aufgreifen.
6. DIE ROLLE DER NICHT IM SCHIFFSKATALOG GENANNTEN ACHAIER IN DER ILIAS UND IN ANTEUND POSTHOMERICA AUSSERHALB DER ILIAS ) vermerkt, ob der Tod In der folgenden Aufstellung wird durch ein Kreuz († des Helden in der Ilias berichtet wird. I. An Helden, deren Heimat erkennbar zu sein scheint, kommen in der Ilias vor:
Boioter:
Oresbios aus Hyle Ε707ff. (†durch Hektor) Menesthios aus Arne, Sohn des Areithoos, Η 9 (†durch Paris)2
1 Es sei allerdings darauf hingewiesen, daß ALLEN 185, GOMME 7. 9 gerade in der Fülle der ‚Kleinen Kämpfer‘, die meist in den Namenskatalogen vorkommen, alte Überlieferung sahen, während GISELA STRASBURGER 20 Anm. 1 überhaupt bezweifelt, daß man die Frage, ob Tradition oder Erfindung, in diesen Fällen lösen kann (richtiger sagt sie m. E. 11f.: „Solche Kämpfer waren wohl dem Iliasdichter zum größten Teil nicht mit einem von ihm ). Trotz verwendeten Sagenstoff gegeben, sondern er schuf sie frei für die jeweilige Szene“ diesen Stimmen hoffe ich, das Problem weitgehend im Sinne von ‚Erfindung‘ lösen zu können. Daß diese Namen erfunden sind, ist auch die Meinung von BASSETT 211f., der mit Recht die allgemeine Überlegung anstellt, daß sich das auch der Zahl von ungefähr 1000 (943) Eigennamen, von denen 543 nur je einmal begegnen, ansehen lasse (es treten allerdings nur rund 350 Personen auf). Richtig auch die Stellungnahme von MACKAY 52 f. zu den Kleinen Kämpfern, und schon früher von LEAF 323. 2 Η136ff. schildert Nestor, wie er einst gegen Ereuthalion kämpfte, der die Keule trug, π er war, im Kampf mit Areithoos erbeutet und, ά ω ν ερ die einst sein Herr Lykurgos, dessen θ ihm, als er alterte, geschenkt hatte. Nestor verlegt den Kampf mit Ereuthalion in seine eigene Jugendzeit. Diese Angaben vertragen sich nicht mit dem Tod eines Areithoossohnes Η9, der dann über 100 Jahre alt gewesen sein müßte. Aristarch (vgl. A-Schol. Η9. 10, Η138) rechnete daher wieder mit zwei Areithooi (vgl. o. S. 71 Anm. 4 zu Schedios). Aber sehr richtig hat SEVERYNS betont, daß hier eben einmal ein Versehen des Dichters vorliegt und „l’étonnant est que cela ne lui arrive pas plus souvent“(a. a. O. 49 Anm. 6); eine ausführliche Stellungnahme zu dem Problem findet sich auch in seinem Aufsatz Curiosités biographiques dans les poèmes d’Homère (Bulletin de la classe des lettres de l’Académie royale de Belgique 5 esérie-tome XXXIV 1948 430 f.). An diesem Fall zeigt sich gut, wie man sich das Zustandekommen der vielen ‚Kleinen Kämpfer‘ der Ilias zu denken hat. Um die Liste, deren Form durch die Tradition der epischen Technik vorgegeben ist (vgl. STRASBURGER 15 ff.), zu füllen, knüpft der Dichter an
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH 125
Boioter:
Promachos, Alegenoride, Ξ476ff. (†durch Akamas)1 ή ω ρ ν χ ςΦ , nicht mit dem Phoker Scheὸ ω ϰ Schedios, Sohn des Perimedes, ἀ dios des Katalogs zu verwechseln, Ο 515 (†durch Hektor) 195, Ν 691 (im Stammeskatalog des N), Ο Stichios Ν Athener: 329 (†durch Hektor) 691 (im Stammeskatalog des N) Pheidas Ν 691 (im Stammeskatalog des N) Bias Ν Iasos, Sohn des Bukoliden Sphelos, Ο 332ff. (†durch Aineias) 638 (†durch Hektor) Mykenaier: Periphetes Ο 663 ff. (†durch Hektor)2 Korinther: Euchenor, Sohn des Polyidos, Ν [Sikyonier: Echepolos, Sohn des Anchises3, nicht vor Troia, s. u. S. 261. Kytherier: Lykophron s. u. Aufstellung II 3 Pylier: Krethon aus Pherai Ε542 (†durch Aineias) Orsilochos aus Pherai Ε542 (†durch Aineias) 692 (im Stammeskatalog des N) Epeier: Amphion Ν Drakios Ν 692 (im Stammeskatalog des N) Otos aus Kyllene Ο 518 (†durch Polydamas) Trechos Ε706 (†durch Hektor in Androktasie) Aitoler: Periphas, Sohn des Ochesios, Ε842 ff. (†durch Ares) Koiranos aus Lyktos Ρ611ff. (†durch Hektor statt Idomeneus) Kreter:4
Phoker:
ihm bekannte Namen an. Areithoos war für ihn vielleicht eine bekannte Sagengestalt lokalen Charakters, über deren chronologisches Verhältnis zur allgemeinen Sagengeschichte er sich wahrscheinlich nicht besonders Rechenschaft gab. Er erfindet dazu einen Sohn Menesthios (auch ein Myrmidone heißt so), ohne zunächst an Ereuthalion zu denken. Diesen läßt er auch in Arne in Boiotien wohnen, obwohl Areithoos sonst Arkader ist. Etwas später ergibt sich die Gelegenheit, die Geschichte vom Kampf Lykurgs mit Areithoos anzubringen. Daß hier ad-hoc-Erfindung des Iliasdichters und evtl. psychologisch verständlicher ‚Nachbareinfluß‘ beider Stellen eine Rolle spielt, liegt auf der Hand. 1 Auch bei dem Namen Promachos ist Erfindung durch den Iliasdichter naheliegend. Promachos ist der Name eines anderen berühmten Boioters, des Sohnes des Parthenopaios, der zu den Epigonen gehört. Um nachträglich eine Gleichsetzung auszuschließen, wird der Promachos der Ilias, der Ξ476 ohne Vatersnamen eingeführt ist, vielleicht 503 zum Alegenoriden gemacht. Beweisen läßt sich ein solches rein assozatives Vorgehen desDichters natürlich nicht. S. u. S. 150. 2 Vgl. o. S. 15 f. Pherekydes erwähnt FGrHist 3 F 115 a (= T-Schol. Ν 663), daß zwei Söhne des Polyidos, Kleitos undEuchenor, erst mit denEpigonen gegen Theben, dann gegen Troia zogen undzählt die Geschlechterfolge Melampus, Mantios, Kleitos, Koiranos, Polyidos auf. Es ist möglich, daß das alles Erfindung ist, um Polyidos in den Stammbaum der Melampodiden hineinzubringen (so C. ROBERT Oidipus Berlin 1915 II 50 f. Anm. 41). Aber auch wenn Pherekydes bei seiner Erwähnung des Epigonenfeldzuges ältere Nachrichten berücksichtigt, muß man annehmen, daß er nur eine Beteiligung des Kleitos kannte und Euchenor erst sekundär aus der Ilias in den Epigonenzug brachte, da er umgekehrt den Kleitos, den die Ilias nicht erwähnt, vor Troia sein ließ. Für eine evtl. vorhomerische Rolle des Euchenor in der Sage läßt sich also aus Pherekydes nichts beweisen. [3 nicht identisch mit dem Vater des Aineias, wie WHITMAN 29 meint: vgl. SCHADEWALDT Iliasstudien 59 Anm. 1.] 4 Die kretische Herkunft der mit einem Fragezeichen gekennzeichneten Namen ist rein aufgrund der Tatsache unterstellt, daßsieneben anderen Kretern stehen, bzw. daßLykomedes nach außeriliadischer Überlieferung Kreter ist.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
126
Kreter:
366, Ρ345, 346, Τ240 ? Lykomedes, Kreontiade, Ι 84, Μ ? Aphareus, Kaletoride Ι 83, Ν 478, Ν 541 (†durch Aineias) ? Deipyros Ι 83, Ν 92, Ν 478, Ν 576 (†durch Helenos) ῖρ ο ςdes Lykomedes Ρ345 († durch ? Leiokritos, Sohn des Arisbas1, ἑτα Aineias)
? Hypsenor, Hippaside, Ν 411 (†durch Deiphobos statt Idomeneus) ) s. u. Liste II 1. 3 ς ο ῖρ ξbzw. ἑτα υ ρ ή Ithakesier: Leukos, Eurybates (ϰ Myrmidonen: Menesthios Π173 (Myrmidonenkatalog) Eudoros Π179 (Myrmidonenkatalog) Peisandros Π193 (Myrmidonenkatalog) Phoinix Ι 168ff., 432 ff., Π196, (Ρ555ff.) (davon Π196 im Myrmidonenkatalog) Alkimedon Π197 (Myrmidonenkatalog), Ρ467 ff., (Τ392), (Ω 474), (574) (an den drei letzten Stellen unter der Bezeichnung Alkimos) Automedon s. u. Liste II 3 Bathykles, Sohn des Chalkon, Π 594 (†durch Glaukos) 571 (†durch Hektor) Epeigeus, Sohn des Agakles, Π
Es zeigt sich, daß sich Führer der verschiedensten Stämme in einer gewissen Streuung über die ganze Ilias verteilen und daß sie landschaftlich etwa den Gebieten zugeordnet sind, die auch im Katalog erwähnt werden, so daß sich in dieser Beziehung der Katalog von der Praxis der Ilias nicht viel unterscheidet. Höchstens für Thessalien hätte man außer den Myrmidonen vielleicht auch noch andere Stämme erwartet. Neben diesen landschaftlich fixierten Helden nennt die Ilias Achaier, die nur oder wenigstens vorwiegend durch ihr Amt gekennzeichnet sind.
II. Es handelt sich um folgende Namen: 342 (von Menestheus geschickt) 1. Herolde: Thootes Μ
2.
Seher:
Eurybates Α320, Ι 170 (zu Agamemnon gehörig) Talthybios Α320, Γ118, Δ192, Η276, Τ196, 250 (zu Agamemnon gehörig) Eurybates, Ithakesier Β184 (zu Odysseus gehörig) Odios Ι 170 (zu Agamemnon gehörig?) Kalchas Α69, 86, 105, Β300, 322, (Ν 70)
1 Wohl kaum mit dem Arisbas Hes. fr. 144 identisch, der in Argos wohnte, da Hesiod wohl nicht dem Gefährten des Lykomedes, Leiokritos, eine andere Heimat als Lykomedes selbst gegeben hätte. Denn Lykomedes ist bei ihm Kreter (fr. 95). Unbegründeterweise zweifelt ROBERT 1062 mit Anm. 8 daran, daß Lykomedes in der Ilias als Kreter gedacht ist. Er meint, da Hesiod die Heimat des Arisbas nach Argos verlegt, könnte auch Lykomedes ursprünglich Argeier sein. Dabei werden wir aber doch gerade durch Hesiod auf Kreta als die Heimat des Lykomedes verwiesen! Hier liegt ein methodischer Fehler vor. – Wenn man annimmt, daß Leiokritos, da er in der Ilias stirbt, vom Iliasdichter erfunden ist, bereitet auch der Name Arisbas keine Schwierigkeiten. Er ist vom Iliasdichter dazu erfunden, bzw. von einer anderen Gestalt, meinetwegen dem Argeier Arisbas, auf seinen neuen Träger übertragen worden. Damit erübrigen sich auch alle Spekulationen, die Arisbas durchaus mit einer der Arisbe heißenden Städte zusammenbringen wollen (ROBERT a. a. O., WILAMOWITZ SBBerl 1900 847).
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH 127 ι:1 ο χ ίο ν ,ἡ ς τε ν ο π ι, θερά ο ῖρ 3. ἑτα
Patroklos (Achill)2 (†Π855), passim Teukros (Aias) passim Automedon, Myrmidone passim (Achilleus) Eurymedon, Sohn des Ptolemaios (Agamemnon) Δ228 Eurymedon (Nestor) Θ 114, Λ620 Otos aus Kyllene (Meges) s. o. Liste I (Epeier) Noemon (Antilochos) Ψ 612 Pandion (Teukros) Μ 372 430 ff. (†durch Hektor statt Aias)3 Lykophron aus Kythera (Aias T.) Ο Laodokos (Menelaos) Ρ699 Leukos (Odysseus) Δ491 (†durch Priamiden Antiphos statt Odysseus) Mekisteus (Teukros) Θ 333, Ν iteriert), Ο 339 (†durch Polyda422 (aus Θ mas), vgl. III e) Alastor (Teukros) Θ iteriert) 333, Ν 422 (aus Θ Leiokritos (Lykomedes) s. o. Liste I (Kreter) Stichios (Menestheus) vgl. u. Liste III e) Alkimedon-Alkimos (Achilleus) s. o. Liste I (Myrmidonen) Pelagon Alastor Chromios ιdes Nestor ο ῖρ Katalog der ἑτα
Anchialos
Δ295 f.
Bias 4. Söhne des Nestor (vgl. auch Τ238): Thrasymedes Ι 81, Κ255, Ξ10, Π321, Ρ378, Ρ705 Antilochos passim
ς: ο μ τό το υ ϰ 5. [σ
ςdes Aias Η ο 220, aber wohl nicht ϰ ά Tychios aus Hyle in Boiotien, machte σ vor Troia anwesend.]
III. Dazu kommen nun die Helden in einigen ‚Androktasien‘, denen weder eine Heimat noch eine Dienststellung zugeordnet ist4. Haimon
a)
Menesthes
Ε609 (†durch Hektor)
1 Daß die Bezeichnungen ἑτα ῖρ ο ι und θερά π ο ν τ ε ςdenselben Personenkreis bezeichnen, ίο χ ο ιsind dienur von verschiedenem Aspekt her, hat NILSSON 232 ff. erwiesen. Auch die ἡν selben Personen, nur als solche im Augenblick mit einer bestimmten Funktion betraut. 2 In Klammern ist hier immer angegeben, wem die genannten Personen zugeordnet sind. 3 S. o. S. 84 m. Anm. 2. 4 Soweit diese Androktasienlisten nebenbei auch Helden mit Herkunftsangabe enthalten, sind deren Namen noch einmal dazugeschrieben. Die angeführten Androktasien sind die wesentlichsten der Ilias, so weit es sich um gefallene Achaier handelt. Die anderen Achaier, die fallen, finden meist in Einzelkämpfen den Tod. Ausnahmen wären die 2-MannAndroktasien Ο 515ff., Ε542ff. undderTyp desabwechselnden Tötens vonFreund undFeind. Die Mehrzahl der Androktasien der Ilias betrifft allerdings Troer. Leider konnte ich die Arbeit von R. SCHRÖTER Die Aristie als Grundform homerischer Dichtung und der Freiermord in der Odyssee ungedr. Diss. Marburg 1950 noch nicht einsehen.
128
Prosopographie der Achaier in der Ilias
b) Teuthras Orestes
o. s.
Liste 705 ff. († durch Hektor und Ares) I (Aitoler) Ε Oinomaos Helenos, Oinopide Oresbios s. o. Liste I (Boioter) c) Menesthios s. o. Liste I (Boioter) 11 (†durch Hektor) Eioneus Η Iphinoos, Dexiade Η14 (†durch Glaukos) d) Asaios Autonoos Opites Dolops, Klytide Λ301ff. (†durch Hektor) Opheltios Agelaos Aisymnos Oros Hipponoos Ο 329 (†durch Hektor) e)1 Stichios, (Menestheus) Trechos
1 Die Androktasie Ο 329ff. ist besonders interessant. In ihr fallen drei Helden aus dem Schiffskatalog: Arkesilaos, Medon, Klonios; ferner der Athener Stichios und Mekisteus, die α π ξλεγόμ ε ν ι. Wenn man nicht anο beide schon mehrfach erwähnt waren. Daneben einige ἅ nehmen will, daß der Schiffskatalog von hier angeregt worden ist (so WILAMOWITZ 237), ist das Gedächtnis des Dichters erstaunlich, das einzelne Führer davor bewahrt, daß sie auch in einer anderen Androktasie noch fallen, und das sie bis hierher aufgespart hat. Selbst wenn man annehmen wollte, daß der Schiffskatalog die Namen hierher hat (und Klonios erst nachträglich zum Boioter gemacht hätte, im Unterschied zu Arkesilaos, der auch hier schon zweimal erwähnt ist und Mekisteus, als Boioter erscheint), blieben Stichios, der im Ν das Ursprüngliche schon vorkam. Oder soll auch in diesen beiden Fällen das Ο der im Θ sein? Das ist wohl schwer glaublich. Umgekehrt muß man Echios unbedingt als eine Erfindung für diese Stelle ansehen, da man noch die Assoziation sieht, der er seine Existenz heißt Mekisteus der Sohn des Echios, während Echios hier und Ν verdankt. Denn im Θ offensichtlich ein fremder Kampfgenosse des Mekisteus ist. Das kann kein Redaktor gemacht haben, der bestimmt sorgfältiger gearbeitet hätte, sondern ist Fehler einer falschen Assoziation, wie sie wahrscheinlich für einen Dichter, der seine Dichtung sukzessive und mündlich konzipiert, charakteristisch ist. Der Katalog bietet noch mehr Interessantes. Bei dem Athener Iasos hat man an eine historische Anspielung gedacht: Iasos ist Bukolide, und in Athen gibt es die Geschlechter der Butaden und Buzygen (WILAMOWITZ 237, VONDERMÜHLL 231). Auch hier, glaube ich, verhält es sich wie mit dem Sohn des Areithoos, Menesthios (s. o. S. 124 Anm. 2): Der Dichter knüpft an eine bekannte Genealogie an und erfindet einen Sohn, den er im Kampf denTod finden läßt. Das entspricht seiner allgemeinen Tendenz, die Ereignisse des troischen Krieges in ihrer personalen und historischen Verflochtenheit mit der ganzen griechischen Welt zu zeigen. Natürlich kann dabei von einer ‚Bevorzugung‘ der Athener keine Rede sein, die WILAMOWITZ konstatieren zu müssen glaubte. Noch einmal sei gesagt, daß ich in der ganzen Ilias keine solche finden kann. Manche anderen Stämme werden viel stärker hervorgehoben. Zu Deiochos schließlich hat WILAMOWITZ 237 Anm. 2 mit Recht gesagt, daß er Erfindung des Iliasdichters sein muß η ν ῶ νσ υ ἐ ν ο ν ξ Ἀθ μ ιΣά ο ῴ ν ο γ ό ν : Eine nachträgliche α π σ η ἱἀ ϰ υο ο τ 341 τού trotz des T-Schol. Ο Bosheit gegen Samos muß hinter diesem Scholion stecken, wie eine andere Bemerkung ῆ σ θ α ι. εβεβλ ιθ ή π ν ω ὄ λ ν ο νφ Ἑλ το ν ῦ τό ν α ιν σ 342) zeigt: μό desselben Scholions (≈ B-Schol. Ο
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH 129 329 (†durch Hektor) Arkesilaos (Schiffskat. Nr. 3) Ο Medon (Schiffskat. Nr. 39) Ο 332 (†durch Aineias) Iasos (s. o. Liste I, Athener) Ο332 (†durch Aineias) Mekisteus (s. o. Liste II 3) Ο 339 (†durch Polydamas) Ο Echios 339 (†durch Polites) Klonios (s. Schiffskat. Nr. 5) Ο 340 (†durch Agenor) Ο Deiochos 341 (†durch Paris) IV. Schließlich bleiben noch ein paar einzelne Namen übrig: Thersites (Aitoler??) Β212 ff. Melanippos Τ240 (Gruppenauftrag) 394 (†durch Sarpedon) Alkmaon, Thestoride, wohl Bruder des Kalchas, Μ 838 ff. 665 ff., Ψ Epeios, Sohn des Panopeus, Ψ
Damit wäre die ‚Prosopographie‘ der Achaier erschöpft. Welche Schlußfolgerungen ergeben sich aus ihr? Zunächst ist festzustellen, daß weitaus die meisten aller nicht im Schiffskatalog aufgeführten Achaier in der Ilias lediglich als Statisten den Tod finden. Ihr einziges Schicksal besteht darin, von der Hand eines Gegners zu fallen und diesen dadurch zu charakterisieren bzw. überhaupt die für die Troer günstige Kampflage zu illustrieren. Meist werden sie in Androktasienlisten genannt, gelegentlich auch in differenzierter ausgestalteten Schlachtschilderungen, die aber formal aus den einfachen Gefallenenkatalogen hervorgegangen sind1. Alle sind sie in der ‚Mythologie‘unbedeutend, d. h. sie kommen in von Homer unabhängigen Schilderungen nicht vor. Das läßt in Verbindung mit der Tatsache, daß sie in der Ilias nur einen Funktionswert besitzen, nur den Schluß zu, daß sie von Homer erfunden sind. Lediglich die Genealogie, an die sie manchmal angeschlossen sind, könnte gelegentlich ‚historisch‘, jedenfalls vorhomerisch sein2. Damit werden die Untersuchungen über die Führer des Schiffskatalogs bestätigt, insbesondere gewinnt die Behauptung, daß Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores undMedon, die in der Ilias denTod finden, vom Iliasdichter erfunden sind, an Wahrscheinlichkeit. Da einige der Statisten, die in der Ilias den Tod finden, vorher noch in anderen listenhaften Aufzählungen verwendet sind, ist auch die Tatsache, daß einige fallende Achaier im Schiffskatalog nochmals 1 Darüber ausführlich STRASBURGER 62 ff.
2 Daß auch das wahrscheinlich die Ausnahme ist, zeigen gut die Beobachtungen, die SCHADEWALDT Iliasstudien 59 Anm. 1 angestellt hat. Er weist dort nicht nur auf Homonyma hin, sondern auch auf Verwendung des gleichen Patronyms für verschiedene Helden. Er ςan, das Ρ348 einem Apisaon, Ν ίδ η σ α π 411 einem führt z. B. das Patronymikon Ἱπ ψ Ἱπ ρ ο π α σ ίδ η ςund den Hypsenor zugeschrieben wurde. Ergänzend muß man noch den Χά ςhinzufügen, die Λ426f. genannt werden. η ίδ σ α π ςἹπ ο ϰ ῶ Σ Auch die weiteren Beobachtungen SCHADEWALDTS über die Technik der Namenvariation in der Ilias, die naturgemäß bei den Troernamen stärker in Erscheinung tritt, sind dazu angetan, unsere Behauptung zu bestätigen, daß die in der Ilias sterbenden Helden Erfindungen des Iliasdichters sind.
130
Prosopographie der Achaier in der Ilias
genannt sind, nicht mehr merkwürdig: Die Einmaligkeit des Vorkommens eines Helden ist kein Kriterium für ‚Erfindung durch den Iliasdichter‛. Wie steht es nun mit denjenigen Achaiern außerhalb des Schiffskatalogs, die in der Ilias nicht den Tod finden? Da sind zunächst diejenigen Helden zu nennen, die nur in Gruppenaufzählungen vorkommen, ohne doch erschlagen zu werden. Es sind das einige Leute ῖρ ο ιdes Nestor und im Stammeskatalog des N, alle Leute im Katalog der ἑτα Melanippos, die Füllfigur im Gruppenauftrag des T. Auch sie haben nur einen ‚Funktionswert‘ und besitzen kein ‚mythologisches Schicksal‘ außerhalb der Ilias. Auch in ihrem Falle muß man mit Erfindung durch den Iliasdichter rechnen, zugleich macht es ihr Erscheinen in diesen Gruppenaufzählungen verständlich, daß der Iliasdichter sie nicht mehr als ‚Todeskandidaten‘ verwertete: Sie haben schon in den Gedanken des Dichters keinen Schein von Individualität besessen. Eine weitere Gruppe von Helden außerhalb des Schiffskatalogs, die in der Ilias nicht den Tod finden, sind manche Herolde und Diener. Auch diese besitzen weitgehend nur Funktionswert und kommen außerhalb der Ilias nicht vor. Bei ihnen ist es ebenfalls sehr verständlich, wenn der Iliasdichter sie ‚leben ließ‘. Es wäre von der Erfindung der ganzen Handlung her widersinnig, wenn alle Herolde und Diener, die namentlich genannt werden, den Tod finden würden. Trotzdem sind sie wohl, mit Ausnahme des Talthybios1 und Eurymedon2, die zu Agamemnon gehören, meist Erfindung des Iliasdichters. Allerdings fehlen uns in ihrem Falle fast ganz die Kriterien, etwas über ihr eventuelles Vorkommen in vorhomerischer Dichtung auszusagen. Es gibt ferner eine Reihe von Helden, deren Wirken über das eines Statisten hinausgeht und die dennoch nicht im Schiffskatalog erscheinen. Es sind das Thersites, Antilochos, Teukros, Patroklos, Kalchas, Epeios, Phoinix, Alkimedon, Automedon. Die letzten drei müssen zusammen mit dem Myrmidonenkatalog besprochen werden. Zunächst Thersites und Antilochos. Bei beiden Helden ist schon gezeigt worden, wie ihre Rolle in der Ilias sich in ihrer Entstehung nur erklärt, wenn man annimmt, daß das, was von ihnen in der Aithiopis erzählt wurde, mindestens stofflich dem Iliasdichter vorgegeben war3. Charakteristisch ist, daß 457 überhaupt nicht exponiert wird. Antilochos bei seinem ersten Auftreten Δ Nicht einmal der Vatersname ist genannt. Bei Teukros4 scheint der Fall ganz ähnlich zu liegen. Wenigstens siegt er nach Apollod. Epit. 5,5 bei den Leichenspielen zu Ehren des Achilleus im 1 Vgl. v.
GEISAN RE IV A Sp. 2088 ff. s. v., ROBERT 1024, unten S. 199, 264. 2 Vgl. VON DER MÜHLL 84.
3 Zu Thersites vgl. MusHelv 12 1955 270 ff., u. S. 146 ff. (s. a. S. 87), zu Antilochos 4 F. SCHWENN RE V A Sp. 1123 ff. vgl. o. S. 44 f. und S. 314 ff.
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH
131
Bogenschießen, welche Nachricht auf die Aithiopis zurückzugehen scheint. Schon oben S. 105f. ist in diesem Zusammenhang vermutet worden, daß die Ilias in ihrer Version des Bogenschießens (bei den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos) sich an eine epische Szene angeschlossen hat, die sich inhaltlich mit der Schilderung der Leichenspiele für Achill in der Aithiopis deckt. Nach Q. S., der ihn häufiger erwähnt, war Teukros auch Insasse des Hölzernen Pferdes. Auch das eherne Abbild des Strongylion auf der Akropolis vom ausgehenden 5. Jh. stellte ihn mit Menestheus und den Söhnen des Theseus im Hölzernen Pferd dar (Paus. Ι 23,8). Die Nosten haben möglicherweise seine Rückkehr 284 ergibt sich, daß Homer ihn schon als Sohn nach Salamis geschildert1. AusΘ derHesione kannte2. Alles dasmacht eswieder wahrscheinlich, daßauchTeukros eine Gestalt vorhomerischer Dichtung ist. Der einzige der in der Ilias wichtigen Helden unter den Achaiern, der den Tod findet, ist Patroklos. Tatsächlich hat man in Bezug auf ihn die Vermutung ausgesprochen, er sei eine vom Iliasdichter erfundene Gestalt3, was zu unserem ‚Kriterium‘so gut passen würde. Da aber sein ganzes Auftreten so auf das spezifische Thema der Ilias zugeschnitten ist und deshalb so stark im Mittelpunkt der Handlung steht, muß man damit rechnen, daß auch dann, wenn Patroklos vorhomerisch ist, kaum noch von der Ilias unabhängige Spuren seines ‚Mythos‘ in nachhomerischen AH und PH zu finden sein werden. Immerhin kommt er im Zusammenhang der teuthranischen Expedition vor (s. u.), undvor allem sprechen bestimmte Gründe, die sich aus der Iliasinterpretation direkt ergeben, dafür, daß Patroklos schon vorhomerisch ist4. Kalchas5 stammt so gut wie sicher aus vorhomerischer Epik über den troischen Krieg. Die Ilias spielt auf sein Sperlingsorakel bei der ersten Abfahrt vonAulis an und auch auf seinen zweiten Spruch bei der zweiten Abfahrt (daß Iphigenie geopfert werden müsse), welche Sagen auch in den Kyprien erzählt wurden (auch darauf kommen wir noch zurück). Außerdem scheint die Animosität des Agamemnon gegen Kalchas im A der Ilias in diesem Rat, die Iphigenie zu opfern, begründet zu sein. In derKleinen Ilias hat er denAchaiern vielleicht ςῥυομέν ὺ ο υ ς den Rat gegeben, den Helenos gefangenzunehmen, weil dieser το ςwüßte (Apollod. Epit. 5,9). In denNosten (Proklos 105) kam ύ η μ σ ο χρ ιν λ ό π ν ὴ τ er mit Leonteus und Polypoites (und wohl auch mit Amphilochos undPodaleirios: Apollod. Epit. 6,2) zu Fuß nach Kolophon und starb dort nach einem Seherwettstreit mit Mopsos (vgl. auch Apollod. Epit. 6,2–4). Sein Auftreten in 1 Vgl. F. G. WELCKER Griechische Tragödie Bonn 1841 Ι 191, der das aufgrund der Tragödienstoffe vermutet. Nicht ganz auszuschließen ist, daß die Nosten auch die Gründungslegende von Salamis auf Zypern behandelten (vgl. Pi. N. 4,46, A. Pers. 895). 2 Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 29. 3 SCHADEWALDT 178f. 4 S. o. S. 44 f. 5 HECKENBACH RE X Sp. 1552 ff., STOLL-IMMISCH RML s.v.
132
Prosopographie der Achaier in der Ilias
der Ilias im A macht gegenüber den anderen von ihm berichteten Schicksalen in AH und PH eher einen abgeleiteten Eindruck. Epeios1 wird in der Ilias nicht exponiert. Er fordert Ψ 664ff. mit groben Worten zum Faustkampf heraus (der am wenigsten geachteten Sportart also) 838ff. dagegen macht er sich beim Soloswurf und bezwingt den Euryalos. Ψ lächerlich. Interessant ist Epeios’ Feststellung, daß er am Kampf nicht teilnimmt (670f.). Das setzt seine Rolle in PH schon voraus:2 Proklos 81 verfertigt er mit Athenes Unterstützung das Hölzerne Pferd (vgl. Apollod. Epit. 5,14), welche Aufgabe ihm Athene zur Verbesserung seines schlechten Ansehens im Heer gegeben haben soll, das mit seiner sonstigen Knechtsrolle zusammenεγ ιρ ρα ϰ ὰ τε ὐ νὕ ὸ τ δ ω ρἀ ὶφ ε hängt (vgl. Stesichoros fr. 9 D. ᾤ ρ έο ο ν τ αΔ ιὸ ς , wohlimAnschluß an den Kyklos, unddas Sprichwort Ἐπ ε ιν ιο σ εῦ ῦ ϰ β α ο σ ιλ ρ ύ α ο ς; auch Platon R. 620 C setzt bei der Schilderung der Wiedergeburt ό τερ ειλ δ des Epeios als dienstfertiger Frau die Rolle des lächerlichen, unkriegerischen Künstlers voraus). Bei Q. S. besteigt er auch das Hölzerne Pferd selbst und öffnet es beim Verlassen. Nach Lyc. 930 mit Schol. und [Arist.] Mir. 107 f. gründete er Langaria in Unteritalien (beide wohl aus Timaios3, vielleicht nach Nosten (?)). Es müssen jetzt die Myrmidonen besprochen werden. Der Myrmidonenkatalog könnte im Ganzen aus fremdem Zusammenhang genommen sein4; denn drei Helden: Menesthios5, Eudoros6, Peisandros7 kommen sonst in 1 Vgl. WAGNER RE V Sp. 2717 f. ROBERT 1227 f, VON DER MÜHLL 361. 2 Vgl. auch VALETON 17. 3 So GEFFCKEN 3. 18. 90 nach dem Vorgang von GÜNTHER De ea, quae inter Timaeum
et Lycophronem intercedit, ratione Diss. Lpz. 1889 51. 4 Auf die Ähnlichkeit des Myrmidonenkatalogs mit dem Schiffskatalog hat vor allem A. HEUBECK Gymnasium 56 1949 246 f. hingewiesen. Diese Ähnlichkeit erstreckt sich nun nicht nur auf die formale Stellung im ganzen Zusammenhang und auf den Katalogstil, sondern auch auf das Verhältnis der Katalognamen zur übrigen Ilias (HEUBECK ebd. 247). Wie das zu erklären ist, ist unsicher. Die Termini ‚Komplementierung‘ (HEUBECK), ‚stückweise Ergänzung‘ (SCHADEWALDT) dienen zunächst nur der phänomenologischen Beschreibung des Tatbestandes der Zusammengehörigkeit der beiden Kataloge, erklären aber nicht die Genesis. Man könnte daran denken, daß eine Quelle des Katalogs (wenn es eine solche gab, s. u.) auch die Myrmidonennamen enthalten hätte. Allerdings wird wohl immer ein Unterschied zwischen den Myrmidonenführern und den Schiffskatalog-Führern bestanden haben, insofern die 5 Myrmidonenführer Achill eindeutig untergeordnet sind. Gerade diese große Zahl von Unterführern würde aber zu der Rolle des bedeutendsten Achaierführers nach Agamemnon in AH und PH gut passen (wenn, wie gesagt, eine Quelle des Schiffskatalogs mit diesem Sagenhintergrund existiert hat). 5 Über Menesthios’Genealogie SEVERYNS 88. Daß bei allen drei Myrmidonen Genealogie und Herkunft stark betont sind, beweist zumindest (zusammen mit der Tatsache, daß sie sonst in der Ilias nicht vorkommen), daß sie in Lokaltradition eine Rolle spielen. 6 JESSEN RE VI 914 f. 7 v. GEISAN RE XIX Sp. 141 (ohne weitere Angaben).
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH
133
der Ilias nicht mehr vor und sterben also in ihr auch nicht, während zwei andere Myrmidonen: Epeigeus und Bathykles, in ihr den Tod finden, ohne im Katalog erwähnt zu sein. Die potentielle Rolle der drei als Funktionsträger (durch ihren Tod) ist also nicht ausgenutzt und d. h.: bei ihrer Nennung im Katalog nicht intendiert, was auf Übernahme der Gestalten aus anderem Zusammenhang schließen läßt. Die beiden restlichen Myrmidonenführer des Katalogs spielen auch sonst in der Ilias eine Rolle: Phoinix und Alkimedon: Phoinix1 nimmt an der Bittgesandtschaft zu Achilleus im I der Ilias teil. Dort führt er demAchilleus das Schicksal des Meleager als warnendes Beispiel vor Augen. Im P spricht die Göttin Athene in seiner Gestalt dem Menelaos wird er von Achill als Kampfrichter verwendet. Auch in den Mut zu, undimΨ Kyprien kam er vor. Er soll dort fr. 13 (XIV) den Sohn desAchilleus mit dem τι ν έ ο ςπ ὺ ε ςἡλιϰ ίᾳἔ ο λ εμ Namen Neoptolemos benannt haben, ὅ ε τιἈχιλλ ῖν ἤ ρ ξ α τ ο . Auch in den PH war er bei den Leichenspielen (für Achill) anwesend: Q. S. IV 293 (vielleicht primärer Zug). In denNosten begrub Neoptolemos aufdem Rückweg von Troia in Thrakien den Phoinix (Proklos 110). Die Verbindung mit Neoptolemos in Kyprien und Nosten ist motivisch parallel der Freundschaft mit Achilleus in der Ilias. Auch bei Q. S. spielt er eine Rolle. Sein Vorkommen in vorhomerischer Dichtung muß als Möglichkeit in Erwägung gezogen werden. Auch Alkimedon2 kommt nicht nur im Myrmidonenkatalog vor. Ρ466 ff. trifft er auf den Automedon, der den Wagen des Achilleus nach Patroklos’ Tod allein lenkt und deshalb nicht imstande ist, gleichzeitig zu kämpfen. Er besteigt den Wagen undtötet von ihm herab den Aretos, der sich in Begleitung Hektors undAineias’befindet. Auch Τ392, Ω 474, 574 scheint er zusammen mit Automedon in Achills Nähe aufzutreten. Außerhalb der Iliashandlung spielt Alkimedon in der Sage kaum eine Rolle, obwohl es für sein Vorkommen in vorhomerischer Troiaepik gewisse Anhaltspunkte geben könnte3. Schließlich bleibt nochAutomedon4 übrig, der im Myrmidonenkatalog selbst wegen seiner engen Beziehung zu Achilleus, dessen Wagenlenker er ist (entsprechend im Π des Patroklos), nicht als Führer auftreten kann. Schon Ι209 erscheint er dem Achill verbunden, wenn er ihm dort beim Tranchieren eines Schweines hilft. Im Π begleitet er Patroklos auf demWagen in seinem Kampf gegen Sarpedon und Hektor. Als Ρ429ff. die Rosse des Achilleus nach demTode des Patroklos nicht mehr von der Stelle wollen, gibt ihnen Zeus Kraft ein, mit Automedon zu entkommen. Alkimedon steigt alsbald herzu, um den Wagen 1 ERNST WÜST RE XX Sp. 404 ff. 2 WERNICKE RE I Sp. 1540 (ohne nähere Angaben).
3 Es ist evtl. daran zu denken, daß die Szene der Rückführung des Gespanns des Achilleus Ρ466 ff. durch eine entsprechende Darstellung der Sage von Achills Tod angeregt worden ist (so vermutete auch SCHADEWALDT in seinem Homerkolleg im WS 1950/51 in Berlin). S. a. S. 329. 4 ESCHER RE Sp. 2605.
134
Prosopographie der Achaier in der Ilias
zu machen. Durch das Dazwischentreten der Aianten werdendann beide demZugriff desHektor undAineias entzogen, Automedon kann noch die Rüstung des Aretos an sich nehmen. Τ392ff. spannt er zusammen mit 474, 574 gehören beide bei dem BeAlkimedon die Pferde des Achilleus an. Ω Begleitung. Automedon spielt auch außerengster Achills zu such des Priamos halb der Ilias als Wagenlenker des Achilleus eine Rolle. Vor allem ist er auch auf der Françoisvase dargestellt, was auf sein Vorkommen in kyklischem Zusammenhang Rückschlüsse zuläßt. Die Möglichkeit kann nicht von der Hand gewiesen werden, daß ihm in vorhomerischem Sagenzusammenhang – vielleicht schon zusammen mit Alkimedon – eine größere Rolle beim Tode des Achilleus zufiel, vonderseine Rolle beim Tode des Patroklos nurein Nachklang wäre. Das Motiv ‚Automedon und die Pferde des Achilleus‘, das in der Ilias lediglich Situationskolorit gibt, könnte dort unmittelbar für die Handlung und deren Illustration wichtig gewesen sein. Q. S. VIII 33ff., IX 213ff. und Tz. Posth. 547 ist Automedon auch Wagenlenker des Neoptolemos, was ebenfalls für ein größeres Alter dieser Gestalt sprechen könnte. Es hat sich also ergeben, daß auch diejenigen Helden außerhalb des Schiffskatalogs, die in der Iliashandlung eine größere Bedeutung gewinnen (ohne zu sterben), aus vorhomerischer Dichtung stammen. Sie fehlen offenbar deshalb im Schiffskatalog, weil sie anderen Führern untergeordnet sind und nicht als selbständige Befehlshaber von Kontingenten fungieren können. Andererseits kann der Myrmidonenkatalog als Ganzes in einem vorhomerischen Schiffskatalog in etwas anderer Gestalt gestanden haben. Es ist noch Thrasymedes1, der Nestorsohn, zu besprechen. Er tritt in der Ilias nicht stark hervor, scheint aber doch vorhomerisch zu sein, da er nicht fällt und in der Odyssee im γ(freilich in keiner bedeutenden Rolle) und anderswo wieder auftaucht. Möglicherweise geht die Mahnung Nestors an Thrasymedes, seinen Bruder Antilochos zu rächen, von der Q. S. II 267ff. berichtet, auf die Aithiopis zurück. Bei Q. S. ist Thrasymedes auch Insasse des Hölzernen wieder kampffähig
Pferdes. Es bleibt nun noch ein Führer übrig, der in der Ilias auch nicht viel mehr als ν ω ερ π ά eine Statistenrolle spielt, aber dabei doch nicht stirbt oder etwa nur als θ bedeutsam ist oder lediglich Füllfigur einer einzigen Liste ist. Es handelt sich um Lykomedes2, eine merkwürdige Ausnahme. Betrachten wir sein Auftreten genauer: Ι 84 befindet er sich unter den Führern für die Wachen. Mit ihm werden ‚tatisten‘wieAphareus undDeipyros. Helden des Schiffskatalogs genannt und S Μ 366 wird er vom Telamonier Aias zusammen mit dem Oiliaden Aias aufgefordert, die Danaer anzutreiben. 1 BERNERT RE VI A Sp. 593 f.
2 KOCK RE XIII Sp. 2298 f.
Die Rolle der nicht im Schiffskatalog genannten Achaier in Ilias, AH, PH
135
Ρ344ff. heißt es wörtlich: ί, ρ εδου θ σ ν ἔ ειώ νοὔτα ςΛ ο ία τ᾽Α ὖ ε ιτ ρ ᾽α ἰν ϰ ήδ ε ο ςἐσθ λ . ὸ νἑτα ῖρ ν ο μ ϰ ο ν το ς υ ,Λ νἈρίσβα υ ἱὸ η δ ς ή , μ ϰ ο υ ςΛ ο ίφ ιλ η τ ν ό ρ εσ νἀ ὲπ νδ ὸ ε τ σ η έ ᾽ἐλ ῷ , ρ ὶφ υ ειν εδο α τισ ν ό ϰ ὶἀ λ α ά νϰ ὲμ τ σ ῆδ ςἰὼ ὺ γ ᾽ἐγ ν α . έ λ α ν α ,π ῶ ν οιμ νἈπισάο η π α ίδ σ ε νἹπ λ ϰ ὶβά α Τ240 gehört Lykomedes neben den Nestorsöhnen, Meges, Thoas, Meriones und demvomIliasdichter bestimmt erfundenen Melanippos zu der Gruppe, die für Achill die Sühnegeschenke des Agamemnon aus dessen Zelt herausholt. Diese viermalige Nennung des Lykomedes hebt diesen keineswegs aus der Fülle jener Helden heraus, die die große Masse der in Gruppenaufzählungen, speziell Androktasien, genannten Achaier ausmachen, bzw. sonst als Statisten verwandt werden undin außeriliadischer Sage samt und sonders nicht nachgewiesen werden können. Er ist der typische ‚Kleine Kämpfer‘. Was ihn von diesen unterscheidet, ist, daß er nicht stirbt. Das ist sonst bei allen Helden in den Listen I undIII sowie manchen der Liste II der Fall, ausgenommen allein einige Helden, die im Stammeskatalog des N einmalig vorkommen, der dem Schiffskatalog etwas ähnlich ist, bzw. dem Myrmidonenkatalog, für den wir mit vorhomerischen Einflüssen ebenso rechnen müssen. Diese Besonderheit teilt Lykomedes mit Melanippos, der in Liste IV aufgeführt ist und der nur Τ240 vorkommt, und zwar zusammen mit Lykomedes. Melanippos kann mit Lykomedes aber gar nicht verglichen werden. Homer verwendet ihn als Aller276, Ο weltsnamen. Drei Troer heißen so, die Θ 576, Π 695 von Teukros, Antilochos, Patroklos getötet werden. Von diesen ist nur Melanippos Nr. II etwas individueller gezeichnet, insofern von seiner Herkunft berichtet undeine Scheltrede Hektors an ihn geschildert wird. Melanippos Nr. I undNr. III stehen in bloßen Androktasienlisten. Wenn es also überhaupt ein Prinzip des Iliasdichters war, die von ihm erfundenen Helden wieder sterben zu lassen, so wäre es sehr einleuchtend, wenn er das bei dem Melanippos Nr. IV, dem Achaier, einfach vergessen hätte, nachdem er schon drei troische Namensvetter getreulich hatte den Tod finden lassen. Bei Lykomedes, der keinen Namensvetter in der Ilias besitzt und auch immerhin an vier Stellen des Epos (beiläufig) vorkommt, ist das ganz etwas anderes. Er steht da wirklich isoliert. Undnun ist es das Überraschende, daß dieser unscheinbare Lykomedes, als einziger seinesgleichen sozusagen, in unserer mythologischen Tradition vorkommt! In der Kleinen Ilias fr. Iliup. 5 (fr. Kl. Il. XIII) war offensichtlich von einer Verwundung des Lykomedes durch Agenor die Rede, was Polygnot zu der Darstellung: ... Λ ή η δ ςπ υ ϰ ρ ο α μ ὰ ῷ τὸ ν Μ η ϰ έ γ Κ ρ έο τ ν α ὁ τ ο ῷ α ςἔ μ α ν ῦ ἐ ω τρ α π ὶτ ρ χ π veranlaßte (Paus. Χ 25,6). Auchimhesiodeischen Katalog derHelenafreier (fr. 95 = T-Schol. Τ240) kam er vor. Zu der dort stehenden Angabe, er sei Kreter, paßt gut, daß er Ι84 und Τ240 eng zusammen mit dem Kreter Meriones er-
136
Prosopographie der Achaier in der Ilias
scheint. Es ist nun völlig ausgeschlossen, daß die Rolle des Lykomedes in der Kleinen Ilias und bei Hesiod erst durch die Homerstellen angeregt worden ist. Für denjenigen, für den der Name Lykomedes nicht schon ein Begriff war, mußte die Tatsache, daß er in der Ilias nicht stirbt (und deshalb im Geschehen der PH eine Rolle spielen könnte), in der Fülle der genannten Namen und Ereignisse untergehen. Ihm konnte überhaupt der unter Hunderten von Achaierund Troernamen an vier unwesentlichen Stellen erwähnte Lykomedes nicht in deutlicher Erinnerung geblieben sein. Der Schluß ist unausweichlich, daß der Iliasdichter auf schon vorliegende troische Dichtung Rücksicht nahm, in der Lykomedes vorkam, undihn deshalb nicht sterben ließ. Den Reflex dieser vorhomerischen Dichtung haben wir dann in der Kleinen Ilias vor uns. Es kann nicht umgekehrt sein, daß spätere Dichter, an die Ilias anknüpfend, die Gestalt des Lykomedes zu größerer Bedeutung gebracht hätten, da nicht einzusehen ist, wasihr Interesse an ihm hätte wecken sollen. Einen genauso guten Namen hätte auch der Unfähigste unter den Nachfahren Homers selbst sich ausdenken können. Daß es sich bei demNamen in der Kleinen Ilias und bei Hesiod lediglich umein Homonym handelte unddaß also das T-Schol. Τ240 Unrecht hätte, wenn es beide Namensträger identifizierte, ist wegen der Nachbarschaft des Meriones in der Ilias durchaus unwahrscheinlich, ganz abgesehen von der sich dann ergebenden Frage, woher denn dieser andere Lykomedes in die Kleine Ilias gekommen sein soll. Nachträglich sieht manauch, daßdieunkommentierte Nennung desLykomedes Μ 366, woer von demTelamonier Aias zusammen mit dem Lokrer Aias genannt wird, geradezu nach der Erklärung verlangt, bei Lykomedes handle es sich umeine übernommene Sagenfigur, die an Bedeutung für dieGesamthandlung der Ilias eingebüßt hat undsozusagen ‚abgesunken‘ist1. Der Fall des Lykomedes bestätigt also glänzend unsere Überlegungen über den engen Zusammenhang von Tod in der Ilias undErfindung der Gestalt durch den Iliasdichter (bzw. Einführung in die Epik), die dadurch nicht widerlegt werden, daß auch Melanippos Nr. IV und ein paar Helden des Stammeskatalogs des N nicht sterben. Denn mit Ausnahmen muß man trotz des Prinzips bei der Fülle der Namen natürlich rechnen2. Unsere Behauptung, daß 1 Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang die mehr formale Betrachtungsweise des Auftretens des Lykomedes, die STRASBURGER 107 Anm. 3 anstellt. Sie notiert dort Lykomedes als eine ‚Ausnahme‘ aus der Regel, daß Nebenfiguren keine Siege erringen (wie das bei Lykomedes Ρ348 der Fall ist!). Wir können jetzt diese Ausnahme erklären. Lykomedes ist zwar formal-stilistisch, aber nicht mythologisch eine Nebenfigur. Der Fall zeigt zugleich die (von STRASBURGER durchaus beachteten) Grenzen, die der rein stilistischen Betrachtungsweise gesetzt sind: der ‚Name‘ ist immer auch ein ‚Inhalt‘, niemals rein stilistisches Mittel.
2 Bei den in der Arbeit im einzelnen nicht behandelten Troern, die vom Dichter gegenüber den Achaiern allgemein etwas vernachlässigt werden, gibt es noch etwas mehr Aus-
nahmen.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
137
Arkesilaos, Prothoenor und Klonios, ferner Diores undMedon vom Iliasdichter erfunden oder ins Epos eingeführt sind, erfährt jedenfalls nochmals eine gute
Bestätigung. Bevor wir uns darüber Gedanken machen, warum gerade diese fünf aus der Fülle der vom Iliasdichter erfundenen und in der Ilias sterbenden Helden in den Schiffskatalog aufgenommen worden sind, wollen wir uns aber noch mit der Prosopographie des Schiffskatalogs im Ganzen beschäftigen. Die Ergebnisse des Abschnitts 3 sind in vielen Punkten noch zu unsicher gewesen, als daß sie über die Entstehung des Katalogs genauere Auskunft hätten geben können.
7. DER FREIERKATALOG DES APOLLODOR1 UND DIE ILIAS Die Frage, die wir für jeden Helden einzeln gestellt haben: ‚Wie verhält sich sein Bild in derIlias zudemBild in der Sage überhaupt?‘wollen wir auch für den Katalog alsGanzes aufwerfen. Nunsinddiekatalogartigen Zusammenstellungen, die wir sonst von den nach Troia gezogenen Helden besitzen, meist völlig abhängig von demSchiffskatalog der Ilias. Das trifft für die Liste bei Apollod. Epit. 3,11 ff.vondensich inAulis versammelnden Führern zu,sowie fürdieAufstellung bei Hygin fab. 972. Aber welcher Kreis vonAchaiern hatte überhaupt Veranlassung, sich in Aulis zu versammeln? Nach den Kyprien waren das, wie BETHE nachgewiesen hat, die Leute, die sich einst um die Helena beworben und die tyndarischen Eide abgelegt hatten3. Auch die Ilias scheint diese Sage schon zu kennen: Α 152ff. spricht Achilleus aus, daß er nur, umMenelaos zu rächen, vor Troia liege. UndΒ339ff erinnert Nestor sogar ausdrücklich an die tyndarischen Eide4, um das Heer zum Gehorsam gegenüber Agamemnon zu bewegen, allerdings ohne daß der Name Tyndareos selbst fällt: ; ιν μ τα ε σ ή ιἥ π ε σ ῇδ θ ία ιαβ ϰ ὴσυν ιτ εϰ α ὶὅρ ά τ᾽ἀ ε δ ή λ α ίτ εγενοία τ ομ , ν ὴβου ῶ ρ ὶδ δ ρ ν υ νπ ἐ . ν ε μ ιθ έπ ὶτ᾽ἄ ςἐπ α δ ν ο σ π ί, ᾗ ὶδεξια α ιϰ ο τ η ρ ϰ Diese Stellen einerseits und das, was wir für die Kyprien andererseits erschließen können, legen es nahe, daß die Sage, nach der es die Helenafreier waren, die gegen Troia zogen, schon fest zu dem von Homer vorausgesetzten 1 Der Name ‚Apollodor‘ wird in dieser Arbeit immer für den Verfasser der pseudoapollodorischen Bibliothek gebraucht. Daß die ‚Bibliothek‘ nicht von dem berühmten athenischen Grammatiker Apollodor stammt, steht seit der Arbeit von C. ROBERT De Apollodori bibliotheca Diss. Berlin 1873 fest. [Vgl. jetzt auch M. VAN DER VALK On Apollodori Bibliotheca REG 71 1958 101. 167]. 2 Hygini fabulae ed. MAURICIUS SCHMIDT Jena 1872 p. 90 ff., ed. H. J. ROSE Leiden 1934. 3 a. a. O. 230, vgl. W. SCHMID a. a. O. 79.
4 Die bisher weit verbreitete Ansicht, aus Β337ff. seien die tyndarischen Eide herausentwickelt worden, wird sich nicht halten lassen.
138
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Faktenkanon des troischen Krieges gehörte1. Sehen wir uns nach diesen Überlegungen den Katalog der Freier der Helena bei Apollodor III 10, 8 an2. Dieser Katalog soll – das ist nach der Untersuchung WILHELM SCHMIDS über den Schiffskatalog die allgemeine Meinung3 – vom Schiffskatalog der Ilias völlig abhängig sein und eine bloße Verkürzung desselben darstellen, nicht aber eine von Homer unabhängige Achaierliste wiedergeben, die etwa in den Kyprien gestanden hätte. Ich möchte gegenüber dieser Ansicht zunächst einmal die Forderung erheben, diese Liste als das ernst zu nehmen, was sie bestimmt selbst sein will, nämlich eine Liste der fürstlichen Personen, die nach alter Überlieferung um Helena freiten. Irgendwie repräsentiert doch dieser Katalog eine bestimmte Auffassung über den Personenkreis der Helenafreier. Bei dem regen Interesse, das die Griechen – vielfach schon aus lokalpatriotischen Gründen – an den einzelnen Helden der Sage hatten, ist es undenkbar, daß die Leser (und natürlich auch der Verfasser selbst) nicht das Vorhandensein bzw. Fehlen irgendeines Namens mit ihrer Anteilnahme begleitet hätten. Und wenn die Namensliste eine Verkürzung der Aufstellung des Schiffskatalogs ist, wird man gewiß damit rechnen können, daß sich das Lesepublikum für die Art und Weise der Verkürzung interessierte, und das heißt eben, daß auch der Verfasser bei seinem Vorgehen von einer bestimmten Ansicht geleitet gewesen sein muß. Manmacht es sich überhaupt bei der Beurteilung der Mythographen m. E. zu einfach, wenn man sie lediglich als mechanische Abschreiber betrachtet. Apollodor zählt 31 Namen auf. Gegenüber dem Schiffskatalog fehlen 19 Namen und kommen 4 Namen hinzu. Die fehlenden Namen sind, nach später zu erklärenden Gruppen geordnet, folgende: 1. Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores, Medon 2. Tlepolemos, Nireus, Pheidippos, Antiphos 3. Idomeneus, Meriones 1 Achill selbst scheint nach der Ilias nicht durch dieselben Eide gebunden zu sein, wie die übrigen Helden. Denn ihm wird im A nicht eine Verletzung seiner Verpflichtungen vorgeworfen wie den Achaiern insgesamt von Nestor im B. Über die möglichen Gründe für diesen Unterschied s. u. S. 152f. 2 παρεγένο ν τ οδ ὲε ἰς Σ π ά ρ η τ ν ὶ τὸ ἐπ , ν Ἑλέν μ ο ςἙλ η ς γά νο τ ε λ ἱ βασιλεύον ά δ ο ς ς Τυδέω ς , Ἀν ή δ η τίλ ο , Διομ χ ρ υ ο έ το ς α ςΛ ε ὺ ἦ . Ὀδυσσ σ ε ἵδ ιο α ο ν ε νδ σ μ η ἱμ ὲο ν τε υ ό άλπ ,Θ ιο υ ς α α το π τεά ν έ ίμ , Ἀμ χ ο ςΚ ς Κα φ ω ς ο , Σθένελ υ ίο α Ἀγϰ ή ρ ν ω π , Ἀγα ς Ν έσ το ρ ο ςϰα ίο ὶ δ , Σ ε ε ώ χ ε τ ςΠ θ εσ ε ὺ ε ν , Μ ρ υ ά ο ια ίλ ο ο ςἈ μφ χ , Ἀμφ ς ω έ λ υ η ςΦ γ έ , Μ υ ρ ύ το Εὐ , Ἀ σϰάλα ς έ ω φ ἴα ςὈιλ ο , Α ς ς ιτ ο ή , Λ ς ε ω η λ έ ν , Π ς υ ο έ ν ςἈγα θ ο , Πολύξεν σ ς ο ο φ τρ ίσ Ἐπ ειρ ίθ η ςΠ ο , ίτ ή ο π υ υ το ο , Π λ υ η ο ςἈδμ λ , Εὔμ ς ϰ ώ δ ο ν το λ ρΧα ή ν ω ςᾌ ο ϰ α ὶἸάλμεν , Ἐλεφ ς ο ε ρ λ ο ς , Εὐρύπυ ία ν το ς ο η ςΠ ϰ τ τή ο ιλ η π ιο ,Φ λ ῦ ϰ α α ὶΜ Ἀσ χ ά ω ν ςϰ ιο είρ λ α δ ο ,Π υ ν ο ςΚορώ υ ε τ ν εό Λ α ὶ Τεῦϰ , ςϰ ς ο ῶ μ ν ἴα , Α ς ςἈτρέω ςἸ φ ο ο α α λ ςΤελα ίλ έ εν ο ρ ω τεσ , Μ , Π ρ υ ς ο ο ν ο λ ίμ Εὐ α ίϰ . υ ο ιτίο ε ν Π ά ϰ λ ο ςΜ τρ ο 3 W. SCHMID 78, BURR 114, HEUBECK Gnomon 21 1949 210. Bedenken aber schon bei NIESE 26.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
139
4. Podarkes 5. Thoas
6. Euryalos 7. Guneus, Prothoos 8. Agamemnon, Nestor, Achilleus Zusätzlich werden aufgezählt:
A) Amphilochos B) Antilochos, Patroklos C) Teukros Diese Zusammenstellung lehrt schon auf denersten Blick, daß diese Liste des Apollodor unmöglich eine mechanische, zufällige Verkürzung des Namenbestandes des Schiffskatalogs darbieten kann. Die unter 1. aufgezählten Helden sind gerade diejenigen, die in der Ilias den Tod finden und bei denen wir auf Erfindung oder ‚Einführung in die troische Epik‘durch Homer plädierten. Schon diese Feststellung wirft die Frage auf, ob Apollodor sich hier nicht mit einer repräsentativen Quelle in Übereinstimmung befindet. Diese Quelle könnte ein Freierkatalog der Kyprien gewesen sein, der dann bestimmte vorhomerische Sagen kanonisiert hätte1. Diese Vermutung wird nicht dadurch widerlegt, daß die Kyprien wahrscheinlich auch einen Schiffskatalog enthalten haben, der schilderte, wie die einzelnen Kontingente sich in Aulis versammelten2. Es können in einem Epos wie den Kyprien durchaus zwei Kataloge ähnlicher Art gestanden haben3. Kann man doch die Katalogdichtung geradezu eine Lieblingsform der archaischen Poesie nennen4. Aber 1 Auch Stesichoros fr. 28 Bgk. erzählte von der Freite um Helena und den tyndarischen Eiden, sicher nach epischen Vorlagen. 2 Die Einwände JACOBYS a. a. O. 576 f. gegen W. SCHMIDS Behauptung, die Kyprien hätten einen Achaierkatalog enthalten, gehen am Kern des Problems vorbei. Proklos 21 widerspricht dieser Annahme nicht: Das Aufgebot schließt die nachträgliche Sammlung in Aulis nicht aus, bzw. eine Schilderung des sukzessiven Eintreffens der Kontingente. Die einzelnen Führer, die zunächst aufgesucht wurden, mußten ja erst ihre Mannschaft aufbieten. Aus dem Schweigen des Proklos zur Versammlung der Kontingente in Aulis ist deshalb kein Argument zu gewinnen, weil Proklos’Tendenz, eine Einleitung in die Ilias zu bieten, offenkundig ist (Proklos 12 widerspricht sogar Kyprien fr. 10 (XII)) und daher der Katalog mit Rücksicht auf den Schiffskatalog der Ilias ausgefallen sein kann. Daß Apollod. Epit. 3,11 ff. den Schiffskatalog der Ilias ausschreibt, ist bei der starken Berücksichtigung Homers bei den Mythographen selbstverständlich. Wenn Proklos einen Troerkatalog der Kyprien erwähnt (50), obwohl die Ilias wie im Falle des Achaierkatalogs auch zu ihm ein Pendant hat, so liegt der Grund wahrscheinlich in dem andersartigen Charakter des Troerkatalogs der Kyprien, der nur die Verbündeten aufzählte. (Apollod. Epit. 3,34 f. spricht mit seiner Anlehnung an die Ilias wiederum nicht dagegen, da deren Einfluß natürlich übermächtig war). Freilich ist es schwer, für die Existenz eines solchen Katalogs in den Kyprien den strikten Beweis zu liefern. Näheres zu dieser Frage s. u. S. 169 ff. 3 So mit Recht W. SCHMID 79. 4 Vgl. BOWRA 69.
140
Prosopographie der Achaier in der Ilias
es ist natürlich auch denkbar, daß diese Liste der Helenafreier
gewissermaßen
aus einer Liste der Achaierkontingente bei der Abfahrt von Aulis, die in den Kyprien stand, ‚rekonstruiert‘ist. Auch in diesem Falle würde es sich umeinen vorhomerischen Namenbestand handeln. Selbst dann, wenn die Liste bei Apollodor überhaupt nichts mit den Kyprien zu tun hätte, von denen wir wissen, daß sie zumindest in ihrem Inhalt sehr viel Nichthomerisches aufbewahrt haben, bleibt, daß sie sehr wahrscheinlich ein vorhomerisches Ensemble von Akteuren des troischen Krieges aufzählt, das Homer umdie in Gruppe 1 aufgezählten 5 Personen vergrößert hat; denn daß bei Apollodor diese Personen ‚zufällig‘ fehlen, ist nicht denkbar, zumal er seine Namen überhaupt in einer ganz anderen Reihenfolge aufzählt, als sie im Schiffskatalog vorkommen. Auch kann Apollodor diese Helden nicht wegen ihres Todes in der Ilias ausgeschlossen haben, weil das völlig sinnlos wäre. Aber wie steht es mit den übrigen, bei Apolloder fehlenden Gruppen von Helden (2–8)? Es wird nötig sein, die Gruppen jeweils einzeln durchzusprechen unddabei jeweils zuklären, ob ihr Fehlen etwas ‚Primäres‘ist oder durch eine mechanische Verringerung der Personenzahl der Ilias zustandegekommen ist, was für die Priorität des Schiffskatalogs der Ilias sprechen würde. Zunächst sei die Gruppe 2. betrachtet. Zu ihr gehören diejenigen Achaierführer, die innerhalb des Schiffskatalogs die geographische Ordnung sprengen. Im allgemeinen werden die Achaierkontingente nach der geographischen Lage ihrer Heimatländer, so wie diese sich von Aulis her südwärts aneinander anschließen, aufgezählt1. Diese kreisähnliche Anordnung wird durch die Kykladeninseln unterbrochen. Zwar ist in der Aufzählung ein gewisser Ruhepunkt mit der Nennung Aitoliens erreicht, insofern im folgenden gleich nach Thessalien hinübergesprungen werden muß, weil das kontinentale Verbindungsstück zur Zeit des Dichters nicht mehr von Achaiern besiedelt gewesen sein konnte, aber die Nennung so entfernter Inseln wie Kos und Rhodos zerstört doch ohne Zweifel jedes geographische Prinzip. Allenfalls könnte man noch die Nennung Kretas an dieser Stelle verstehen, doch darüber s. u. Der Befund könnte also dafür sprechen, daß diese Gruppe erst vom Iliasdichter erfunden wurde, was dann zur Folge gehabt hätte, daß sie von Apollodor, der einen älteren Sagenstand repräsentiert, nicht berücksichtigt wurde. Aber es fällt von denvier ihr angehörenden Helden nur einer, Tlepolemos, während die anderen 1 Ich kann mich also der bekannten These (zustimmend anscheinend HAMPE Gymnasium 63 1956 2) nicht anschließen, die Kontingente seien in der Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeführt. Das wäre nur dann der Fall, wenn alle am gleichen Tage und zu gleicher Stunde abgefahren wären, was kaum denkbar ist. Gegen diese Ansicht u. a. auch FOCKE Gymnasium 57 1950 257, [JACHMANN Schiffskatalog 19ff.]. Allerdings ist festzustellen, daß BURR 107. 129. 151f. usw. diese These nicht so einseitig formuliert hat, wie es nach Darstellung seiner Kritiker [insb. auch JACHMANNS fehlerhaftem Referat] aussieht.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
141
drei in der Ilias sonst überhaupt nicht mehr erwähnt werden. Näher liegt daher die Vermutung, daß Homer hier aus lokalem Zusammenhang Namen in den Schiffskatalog eingefügt hat. Die (allerdings spät überlieferte) Sage vom Nostos des Pheidippos und Antiphos paßt, wenn sie alt ist, ohnehin schlecht zu einem Katalog der Freier der Helena; denn nach ihr hätten die beiden erst nach der Eroberung Troias Thessalien gegründet, wohin sie verschlagen wurden. Dieses Spekulieren mit der weiten Entfernung der Heimatinseln dieser Helden scheint doch eine vor dem Krieg liegende Beziehung zum Festland, wie sie eine Freite um Helena ist, auszuschließen. Es ist sogar zu fragen, ob es sich mit einer Versammlung in Aulis verträgt. Hinzu kommt, daß alle vier Helden noch aus einem anderen Grunde eine Sonderstellung einnehmen. Sie haben alle etwas mit Herakles zutun. Pheidippos undAntiphos sind Heraklesenkel, Tlepolemos gar Heraklessohn und auch Nireus wird gelegentlich mit Herakles in Verbindung gebracht1. Herakles hat nun sehr wenig mit Helena zu tun, und Tlepolemos, der von den vier Vertretern der Inseln derjenige ist, dessen Rolle in lokaler Sage wir am besten überschauen können, kann schon deshalb unmöglich an der Werbung um Helena teilgenommen haben, weil er wegen eines Totschlags in jungen Jahren seine Heimatstadt Korinth verlassen mußte unddann vollauf damit beschäftigt war, Rhodos zu besiedeln. Die offizielle Teilnahme dieser Herakliden an der von Aulis ausgehenden Expedition ist also sagengeschichtlich nur dann möglich, wenn die Motivierung des Troiazugs aller Achaier durch die tyndarischen Eide zurücktritt; und das ist in der Ilias der Fall, die die tyndarischen Eide zwar zu kennen scheint, sie aber nicht betont. Nur ein Anschluß an die Achaier nach deren Krieg gegen Telephos ist in älterer Troiasage denkbar (wofür manches bei Dictys und Philostrat2 sprechen könnte)3; aber in diesem Falle würden sie ohnehin nicht im Freierkatalog und Auliskatalog eines vorhomerischen Epos erscheinen. – Durch die Hinzufügung dieser vier Vertreter der Kykladen zu den Kontingentführern des Schiffskatalogs bekommt das Unternehmen gegen Troia jedenfalls 1 So heißt es bei dem Peripatetiker Ptolemaios Chennos, der sich von der ‚Schwindelὴἱσ ιν α το ρ ία literatur‘ seiner Zeit durch sorgfältigere Quellenbenutzung abhebt, in der Κ σ ά νἐρώ γ α τ οτὸ α ςἦ ϰ τειρ γ υ ςἩρα υ ο α ὶσ ῖο έ ν α μ λ ςϰ ϰ ε ο μ ν υ ςὁΣ II 7 p. 21: ὡςΝ ὺ ε ιρ ί. Vgl. ANTON CHATZIS Der Philosoph έ α σ α φ ιρ Ν ,ο ϰ ςτὸ ν λ έ ο υ ιϰ α ἱδ ὲυ Ἑλ ώ ρ ν ιο ν λ έο ἱὸ ν α Ἡ τ ν und Grammatiker Ptolemaios Chennos in: Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums VII 2 1914. 2 Philostrat spricht z. B. Her. 2,14 (p. 157 KAYSER) von einer Unterrichtung des Telephos durch Tlepolemos über die Heeresversammlung in Aulis. Das widerspricht dem Bericht der Kyprien, daß die Achaier unabsichtlich dort landeten (vgl. Philostr. ebd. p. 156 KAYSER), kann aber vielleicht darauf hindeuten, daß zwischen Tlepolemos und Telephos in älterer Sage eine enge Beziehung bestand. 3 Die Voraussetzung wäre, daß dieser Krieg gegen Telephos vorhomerisch ist (darüber vgl. u. Kap. IV).
142
Prosopographie der Achaier in der Ilias
einen ‚national-politischen‘ Charakter, der ganz gut zu den sonstigen Tendenzen Homers zu einer mit Entmythisierung verbundenen Historisierung passen würde. So spricht, wie man sich auch entscheiden mag, alles dafür, daß das Fehlen von Tlepolemos, Nireus, Pheidippos, Antiphos im Freierkatalog nicht zufällig ist, sondern sich aus dem Sagenzusammenhang, in dem der Freierkatalog steht, zwangsläufig ergeben mußte. Schwieriger ist das Fehlen von Idomeneus und Meriones unter den Freiern der Helena zu erklären (Gruppe 3). Idomeneus wird bei Hesiod sogar im Freierkatalog der Ehöen genannt (fr. 96,16 ff.). Vielleicht fehlt er bei Apollodor deshalb, weil er im Verhältnis zu den anderen Helden vor Troia besonders alt ist. ιο ς(Ν λ ό ιπ εσ α Er heißt in der Ilias ja μ 361). Mit demHinweis aufΝ 361 wendet sich auch das T-Schol. Ν 516 gegen Ibykos (fr. 346 Bgk.) und Simonides (fr. 208 Bgk.), bei denen Idomeneus als Liebhaber der Helena genannt gewesen sei, also wohl umsie gefreit hat. Möglicherweise erklärt sich auch diebesondere Freundschaft zwischen Menelaos undIdomeneus aus einem Fehlen des Idomeneus bei der Freite um Helena. Für ein solches Fehlen könnten natürlich die mannigfaltigsten Gründe mythischer oder historischer Art maßgebend gewesen sein, wenn auch diese angeführten Gründe schon ausreichen würden, den Tatbestand zuverstehen. Obτ182. 192f. ein direktes Fahren von Kreta nach Troia (ohne denUmweg über Aulis) gemeint ist, ist sehr fraglich1. Wenn ja, könnte es natürlich darauf hindeuten, daß Idomeneus nicht aufgrund eines Zwanges vor Troia ist, zum Kreis der Helenafreier also nicht gehörte und erst vom Iliasdichter in den ‚Schiffskatalog‘ aufgenommen wurde (in dessen Urform er fehlte)2. Daß Idomeneus nach Philostrats Heroikos überhaupt nicht vor Troia war, ist merkwürdig, aber wohl nur der ‚Anti-Dictys-Tendenz‘ dieses Autors zuzuschreiben. Zu erwähnen ist noch, daß auch die Nennung Kretas geographisch schlecht in die kreisförmige Anordnung der griechischen Landschaften paßt, die der Schiffskatalog sonst vornimmt. Immerhin ist es nicht ganz abwegig, diese Insel vor dem Sprung nach Thessalien anzuschließen, wenn sie schon die natürliche geographische Anordnung stören muß. So würde ich meinen, daß in der alten Liste, die Homer vorlag, – wenn es denn eine solche gab –, Kreta vielleicht eingefügt war, die übrigen Inseln aber kaum eingefügt gewesen sein können.
1 Ich bin in diesem Punkte nicht so sicher wie LEAF 100 und FOCKE Gymnasium 57 μ 1950 257. Es heißt doch τ183 von Idomeneus, daß er ἅ ιν nach Troia geht, was σ ῃ ΐδ ε ᾽Ἀτρ eigentlich zeigt, daß von Idomeneus’ Fahrt τ182. 193 nur allgemein die Rede ist und der Weg über Aulis nicht ausgeschlossen wird. Das gilt auch für Odysseus-Aithons Fahrt, der auf seinem Weg von den westgriechischen Inseln nach Aulis durchaus nach Kreta verschlagen sein kann. Vgl. auch SHEWAN 123 f. 2 Vgl. auch die Bemerkungen von W. H. FRIEDRICH 55 ff. zu Meriones, nach denen dieser Held in der Ilias relativ ‚jung‘sein soll.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
143
Unter der Nummer 4. der bei Apollodor fehlenden Namen hatten wir den Podarkes aufgeführt, den Bruder und Stellvertreter bzw. Nachfolger des Protesilaos. Dieser Podarkes stirbt nun in der Ilias nicht (was ein Indiz dafür gewesen wäre, daß er erst vomIliasdichter in die troische Sage eingeführt wurde), er führt vielmehr nach Auskunft des Stammeskatalogs im N die Phthier (offenbar im allgemeinen Sinne des Wortes). Aber es scheint nun eben doch so zu sein, daß er erst durch den Tod seines Bruders in die Reihe der Führer aufgestiegen ist, daß also erst Homer den Podarkes mit der Vertretung des Protesilaos ‚beauftragt‘hat, weil Protesilaos in Aulis bei der Abfahrt, auf die sich Homers Vorlage bezogen haben muß, und erst recht bei der Freite um Helena noch am Leben war. Podarkes’genaue Genealogie lehrt freilich, daß seine Familie mindestens auch schon in vorhomerischer lokaler Überlieferung eine Rolle spielte. Wir kommen auf ihn noch einmal zurück. Als nächster ist Thoas (Nr. 5) zu besprechen. Warum fehlt er unter den Helenafreiern? Zur Beantwortung dieser Frage ist es nötig, etwas tiefer in die aitolische Sagengeschichte einzudringen. Der für uns wichtige Stoff liegt in mehreren Versionen vor. Die Hauptversion ist durch die scharfsinnigen Analysen von IMMISCH und BETHE1 auf das alte Epos der Alkmaionis zurückgeführt worden. Sie wird repräsentiert durch Apollod. Ι 8,62 in Verbindung mit Alkmaionis fr. 4 KINKEL3 und Ephoros FGrHist 70 F 123b bzw. 123a bei 1 IMMISCH 182 f., BETHE Theb. Heldenlieder 130 f., ders. RE I Sp. 1562 ff. s.v. Alkmaionis; zustimmend ROBERT Oidipus II 53 Anm. 62, RZACH R XI 1922 Sp. 2378 s.v. Kyklos. Zur Frage der Datierung der Alkmaionis vgl. unten S. 380 f. Zu einem wichtigen Problem der Rekonstruktion vgl. unten S. 148ff. 2ο ἱδ ὲἈγρ ίο υπ α ῖδ ε ςΘ ε ρ ίτ σ η ςὈ γ η σ ρ ό θ ο χ τ ὸ ςΠ ο ςΚελ ε ύ τ ρΛ ω ϰ υ ω π ε ςΜ π ὺ ά ο λ ιπ ε ν ς α ὶπ ρ ,ϰ α ν ο σ έ τ ὶἔδοσ ιζῶ α τρ π ντῷ ν ὴ τ ὸ νΟ α τ νΟ ἰν εία ἰν είρ ξ ιτ ϰ α ιλ α θ έ έ α ο σ ν ἀ μ ε ν ω ςβα ό ε λ φ εν γ μ ό α ε ρ ξἌργ ν ςἐ ε η ο ςμ τ᾽Ἀλ α δ ή ςπ ο μ ε ρ ϰ τε ο ιο ο νδ . ὕσ ὲΔ ς(ci. HEYNE: ςᾐ τ τ ε ο ν ν ίω α μ ίζο ϰ γ η σ χ ὶςὈ τ , χω ρ α ὶΘ α ς ο ρ σ ῦϰ ε ίτ ῖδ α ύ υπ ) ϰρ ο υπ ίο π τειν ε α ά ςἀ έϰ το φ α ν ρ ν τ ὺ ὲ γ υΑ ςμ ἄ λ ο νἈ λ ), τ ιὸ γ ςἦ ο ν ὴγερα νὁ ὴ νδ σ ιλ νἔφ υ ο εία ε ιδ σ ὲβα ν , ἐπ α ν σ τ ρφ ε ςε ά θ ὰ ἰςΠελοπόννη ιγ ο τ ὗ (ο α μ ν ή τιδέδω ρ α το ὴ ῦΟ τέ α τ γ νθ ο ἰν έ ςγ υ ίμ ω ϰ ε ν , τὸ ιτῷ α δρ , Ἀν νδ ς ὲΟ α ε Ο ε λ ο π ό ύ έ ἰν ν ἰςΠ ε ἰν ν ςἐνεδρεύσα τ ςπ ῖδ ε ρ α ε ε υπ ὶτ ε ν ἱδ . ο ντ ὲδιαφ τία ςἈγρίο ὴ ε γ νΤηλέφ υἑσ ό ν τ ο ῆ ς υ νἦγ ο σ η ν ςτὸ ία δ α η ὲτὸ ςδ ϰ ή δ ννεϰ νπ ρ Ἀρ εσ β ύ ψ ρ ὸ ε νε η . Διομ ν , τ α τειν ν νἀ π έϰ ἰςἌρ α ςἔθ α ίσ μ ο ςϰ ο γ α μ ςΑἰγιά λ ε α ὶ γή ια ντ ι, ϰ α εῖτ ό π λ λ ιςἀ νπ ῦ α , ὡ νἐσ ία τρ ά α ὶΤρο β α ςϰ τε υ ε . ή ιτὴ σ α ίφ εΘ ίτ λ έ π νἈιγια ,ἐ ἔν ς ιο ω Daß der Epigonenzug gegen Theben noch bevorsteht, widerspricht der Darstellung des Ephoros bei Strabon, würde aber sehr gut zur Chronologie der Ilias passen. S. unten
S. 145 m. Anm. 1. 3 (= Apollod. Ι8,5,2) Τυδ ςγενν ργενόμεν ο α ῖο ςδ ὴ ε ὺ ὲἀ ν ςἐφ ε τιν ς έ ν γ α δ ,ὡ υ τείν α ς ε ςμ ύ ηϰ θ μ νἈλϰ α ιν ,ἀ δ ιω σ ε ὲὁτὴ ς λ ίδ ο ςδ ν α ν υ αγεγρα λ ο έ , ὡ , το γ φ φ ς λ έ ὺ ςΜ ὸ ο ν ώ νΟ ἰν έ ςἈλϰάθο ω ςἐπ έρ λ ιβ ο υ α α λ π ε α ύ ο λ ο ῖδ ο νὙ π ν νἈν ο α π τίο αΕὐρύα τ α η η έ ςΟ ν νΣτέρν ή δ ῖΦ ε χ ἰν ο νΕὐμ Ξά π ο ν θ ιπ ν Σ εν θ έ α λ ο ν . Durch dieses Fragment, das bei Apollodor dem oben Anm. 2 zitierten Bericht unmittelbar voraufgeht, ist der Inhalt dieses Berichts als Inhalt der Alkmaionis gesichert. Vgl. IMMISCH 191.
144
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Strabon VII 7,7 p. 325 f. bzw. Χ2,25 p. 4621 in Verbindung mit Alkmaionis fr. 5 KINKEL (= Strabon Χ2,9 p. 452)2. Es wird u. a. folgendes erzählt: Oineus wird von den Söhnen des Agrios, unter ihnen Thersites, aus seiner Herrschaft vertrieben und gefangengesetzt. Erst sein Enkel Diomedes befreit ihn mit Alkmaion und setzt, da er schon zu alt zum Regieren ist, den Andraimon ein, dem er die Frau des Oineus, Gorge, also seine Tante, zur Frau gibt. Von Agamemnon aufgefordert zieht dann Diomedes gegen Troia zu Felde, während Alkmaion in Akarnanien Argos gründet, das er nach seinem Bruder das Amphilochische nennt. Offenbar ist dieser Version auch Euripides in seinem Oineus fr. 558ff. N.2 (vgl. Schol. Ar. Ach. 418) gefolgt3. Nach einer zweiten, vielleicht erst späten, Version wird Aitolien von Diomedes erst nach seiner Rückkehr vonTroia zurückerobert (bei Anton. Lib. 37, Hyg. 175, Paus. IV 35,1). Auch Th. II 684befindet sich im Gegensatz zur ersten Version, der ‚Alkmaionisversion,‘ wenn er das Amphilochische Argos nach demtroischen Krieg von dem Troiaheimkehrer Amphilochos selbst gegründet sein läßt5. Im Unterschied zu 1 VII 7,7: μ ς ο ν ίω α μ ε ϰ Ἀλ τ α μ ὰ τίσ δ ,ϰ ὲτ ό ν ο χιϰ ὴ ιλ β ρ α ϰ νἈμ ία ὸἈμφ ντ ὸἌρ ὶτ τ ςἐσ ο γ ς β α ή ςΘ π ὶτὰ νἐ ό ν ω ιγ ὰτ ε τ νἘπ ὴ αμ ίω ν α μ ϰ ϰ σ ιτὸ νἈλ α η ὖ νφ ὲ ὶτῶ ςμ νο ο ρ ίδ ω ν .Ἔ α νπ ο φ ι, α θ σ α τήσ ϰ τα α ὶσυγϰα ϰ ῷ τ ὐ ία να λ ἰτω ε ῖνε ἰςΑ ή δ ο υ ςσυνελθ σ α ὸΔιομ τ π η ὑ τρ ν θ έ ϰ λ ρ α α α τε π ία ν , ς ο ο ν ν έμ μ Ἀγα ν ο μ ε λ ό π ν ὸ ιϰ ω Τρ ν ὶτὸ π λ ο ο ςδ ῦ ν τ α ρ ν ν ία ν ςἐ . ϰα ὺ ὶτ ο ϰα α τ Ἀ ὐ ὴ ν τα εϰ ύ η ν τ τ ᾽α ὸἌρ ς ο γ ίᾳτ ν α ν ρ ϰα ῇἈ ντ αἐ τ ν νδ ῆ υ α ι, τὸ αμείνα ε ν θ ίω ν ρ α ο μ ηπ ή δ μ ϰ ιο τ ὸ νμ ὲ νΔ ᾽ Ἀλ ς α ρ ςχώ ῆ ιὰτ νδ ὲτὸ νδ ο χ ϰ , Ἴνα ο τίσ λ ῦ δε φ ῦἀ μ ντο ο α έσ ι, δ υ α λ ν ι, ϰα νἐπώ ὸ ο ιϰ χ ιλ φ ᾽ Ἀμ ῥ έο ν τ ι. α α σ ῦ ε ρ π ο ο γ τα α μ σ ο ὸ ρ νπ νε ἰςτ τ ὸ ὰ νϰ τ ὸτο α ό π π ὴ λ ο νἈργεία ῦϰ νἀ α ν ίω α ) · Ἀλ μ ς ϰ α ν ν ᾶ ρ ϰα ςἈ ὺ ντο ιο ὶἼλ π ι(scil. ἐ α σ τεῦ α τρ σ υ ισ σ η ςδ ὔφ ο Χ2,25: Ἔφ ρ ο ᾽ο ώ θ ρ ο θ ὶϰα α νϰ ό ν ω ιγ νἘπ λ ω λ νἄ ὶτῶ α ή υ δ ο ςϰ μ γ ὰ ε ρτ Δ ιο τ ὰ αμ ὸ α α τ τεύ σ ν ιά ρ τρ ε νἈμφ σ ω ς τ ε ὺ σ ιμ α α σ θ ή ῦτο ρ α ο ὶ τιμ ω τ ὐ ᾽α ῖνΔιομήδει, ϰ ίο ο νσυνελθ υ σ α α ςπόλεμ ε β ν η τ ςΘ ατὸ ρ ὸ νπ ῖν ε θ λ ε ρ α νπ ία ν α ν ρ ϰα νἈ ὴ ἰςτ ὸ νε τ ὐ να ία λ ἰτω Ο ό νΑ ἰν α δ ν αδ τ ρ α έ ο ,π ύ ω ςἐχθ ρ ς ιςτὴ ο είν ᾽ἐϰ σα ῆ ι τ α ρ ν ο νϰ ε έμ ιςἐπιθ είο γ ῖςἈρ ο ϰ τ α ὶ τα ο αδ ν α ύ η τα σ τ νϰ τρ έφ ι. Ἀγαμέμν θ α εσ τῳ ύ ντο ᾽ἐ ᾳ ῥ δ ίω ςτῶ νπ ς λ η σ είσ ύ ο εσ τ ιπ νδ ὸ ρ ω ντο νἐπ ά ν τω σ ϰ ο λ ο . μιϰ ο η υ ν ή θ ρ ῖςπ δ ησυνα μ ιο ρ ε ὶΔ τε ᾽ὕσ ἱ εο δ α ςοἴϰ ε τ νἐπανελθόν ία α τε τ τρ τ ὰ νσ ὴ α ῦϰ τ ο ὐ ο ςα ν τ π ό μ ὴἀ α ν τ τ π ςἐ ῆ υδείσα ο δ νἐξό ιο ᾽Ἴλ ά τ α ) ϰ ιν μ η νδύνα έ μ ν μ α τρ ὸ υ εσ τ νσ ν ὐ ρ η νπ ὶα ε λ ά γ ε ιμ α θ εσ ρἀ ύ ὰ ϰ ο ὶγ α η(ϰ ή δ μ ιο π ε ρ ὶ τὸ νΔ ς ὸ τρ α ῦπ ὲτο νδ , τὸ υ ο σ τ ρἈδρά ὰ ή ν(τ ὲ νγ ὐ ὸ τ ρ νμ ή ο ῖςἀ ϰ να χ α ο σ υ σ σ χ ο ο ιε ρ π ντ α τ ά λ ισ ὴ νμ ιν ψ η λ ό π ςἀ υ ο ῦἌργ ετ ντο ίτ ὴ π ςἐ λ ε ῖνα ὺ ὐ το αϰα τ ὴδιανοηθέν τ αδ ῦ ο ν μ ρ ό ο ), τα ν η ε ἶν α λ ιϰ , ς τεία α τρ ςσ ῆ ῖντ σ ε χ τα ε αμ τ ν έ θ εισ ηπ ϰ α ή δ ὶτ μ ὴ ιο νΔ νϰοινω ὖ υ ο νο ν ία ὲ λ έμ ντο ο ῦπ νμ · τὸ ι. α αμ τίσ ὴφ ο ν τ ρ μ ϰ το ῦ ν τ ὸ νδ ϰ α ίω α ν α γ ὲἈλ ν αἀ 2 Ὁδ ὲτ ὴ νἈλ ϰ μ , ο ύ α ιδ α ιω θ ῖςγενέσ ἱε ν ςυ ίδ ὸ τρ α ςπ αγρά η ψ η ν ε π λ α ό ίο ςἸϰα ρ υτο ῦΠ ν ω τ . Τού ς ό τρ α ῦπ ο τ ὰ τ ε ςμ υ το ύ το Ἀ λ ίᾳ ν υ ιδ α α ζ α ϰ ὶΛευϰάδιο σ ν ρ έ α , δυνα σ τεῦ ν ϰα ῇἈ ντ ᾽ἐ ϰ ε ῖ (FGrHist 70 F 124). ι, δο α ςλέγεσθ ο ιςἜ ρ ε λ ὖ φ ο ο νἐπ ό ο υ ςτὰ μ ω ςπ ύ ν Dieses Fragment bestätigt die Richtigkeit der Rückführung der Ephoroszitate auf die Alkmaionis. Vgl. IMMISCH 183, BETHE Theb. Heldenlieder 131 f., ders. RE I Sp. 1563 s.v. Alkmaionis. 3 So richtig IMMISCH 191 Anm. 3 gegen WELCKER Griechische Tragödie II 585. 4 Mit Thukydides stimmt Paus. II 18,5 überein. Vgl. auch Hekataios FGrHist 1 F 109. 5 Nach den Forschungen IMMISCHS (bes. a. a. O. 182ff.) ist es wahrscheinlich, daß Thukydides’ Version über die Gründung von Argos Amphilochikon die ursprüngliche ist. Der Name der Stadt erklärt sich am besten, wenn Amphilochos selbst und allein die Stadt
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
145
der zweiten Version berichtet Thukydides aber dabei nichts über das Unternehmen nach Aitolien. Das Vorkommen des Thoas in der Ilias und sein Fehlen im Freierkatalog muß m. E. vor dem Hintergrund dieser ganzen aitolischen Sagengeschichte gesehen werden: Die Nennung des Thoas in der Ilias bedeutet, daß nach der Vorstellung ihres Dichters der Aitolienfeldzug demtroischen Krieg voraufgeht, sein Fehlen im Freierkatalog, daß nach der Sagenversion, der dieser Katalog zugeordnet werden muß, der aitolische Feldzug demtroischen Krieg nicht vor115ff.) einen Stammausgegangen sein kann. Die Ilias gibt an anderer Stelle (Ξ desDiomedes Aitolienfeldzug baum desaitolischen Königshauses, derzwar den nicht erwähnt, aber doch sonst eine genaue Berücksichtigung der aitolischen Sagengeschichte zu verraten scheint. Der Grund für das Verschweigen des Aitolienfeldzuges magder sein, daß es in jedem Fall für die Ilias schwierig ist, die Chronologie der dem troischen Krieg voraufgehenden Expedition nach Aitolien mit der eigenen Chronologie in Einklang zubringen. Denn Thoas kann frühestens einige Zeit nach der Vertreibung der Agriossöhne geboren worden sein, der troische Feldzug soll sich aber nach der Alkmaionis sehr bald angeschlossen haben1. gründete. Die Beteiligung des Alkmaion an der Gründung dagegen zeigt deutlich eine korinthische Tendenz, wie sie auch sonst für die Alkmaionis kennzeichnend ist; denn Alkmaion ist vielfach mit korinthischem Einflußgebiet verbunden. Die Gründung von Argos Amphilochikon erscheint dadurch zumindest nicht mehr als eigenständig. In der Alkmaionis müssen also Alkmaion und Amphilochos (unter Oberleitung des Alkmaion) zusammen das neue Argos gegründet haben. IMMISCHS Schluß, daß in diesem Epos Amphilochos, der Bruder des Alkmaion, nicht dabei war, weil Strabon ihn in seinem Ephoroszitat nicht nennt (a. a. O. 186. 189) ist falsch. Wo sollte er sich sonst befinden? Auf keinen Fall kann er wie bei Thukydides vor Troia gewesen sein; denn es heißt ausdrücklich, daß nur Diomedes der Aufforderung des Agamemnon Folge leistete. Auch Aelius Aristides 38,21 KEIL kennt den Amphilochos offenbar als fest zu Aitolien gehörig, wenn er von seinen Orakeln und Epiphanien dort berichtet. Auch ein Epos mit ausgesprochen korinthischer Tendenz konnte eine durch den Epigonenzug so wichtig gewordene Figur nicht ignorieren. Der jüngere Amphilochos, Sohn des Alkmaion, ist offenbar eine Erfindung des Euripides in seinem Drama Ἀλ μ ϰ έ ω ν ὁδ ίν ρ ιὰ θ Κ ο ο υp. 380 N.2 (= Apollod. III 7,7). Indem Euripides diesen Amphilochos die Stadt gründen läßt, verhalf er der korinthischen Tendenz zu noch stärkerer Geltung. Richtig nennt IMMISCH diesen Alkmaionsohn a. a. O. 167 ein Autoschediasma des Euripides, freilich im Widerspruch zu seiner Äußerung a. a. O. 189. Die Alkmaionis kann den jüngeren Amphilochos nicht gekannt haben, weil der ältere Amphilochos untergebracht werden mußte. 1 Man könnte sich, wenn man will, immerhin vorstellen, daß Thoas erst bei der zweiten Abfahrt von Aulis zu den anderen hinzustieß. Wichtiger ist, sich klarzumachen, daß ein Dichter bei aller chronologischen Großzügigkeit, die man ihm zubilligen muß, nur dann auf Thoas als Vertreter der Aitoler verfallen konnte, wenn dieser vor dem troischen Krieg geboren wurde.
146
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Daß auf keinen Fall diese letztere chronologische Schwierigkeit es ist, die im Freierkatalog ihren Ausdruck im Fehlen des Thoas gefunden hat, geht nun aus anderen, mit dem Problem Thoas zusammenhängenden Differenzen unserer epischen Überlieferung hervor: Wir müssen die Rolle des Thersites in der epischen Überlieferung berücksichtigen. Nach der Aithiopis war Thersites ein α σ ε ύ ιλ ςund einVerSohn des Agrios, also ein aitolischer Adliger oder gar ein β wandter des Diomedes, und um seinen Tod entstand eine σ τά σ ις , in der Diomedes seine Partei ergreift (das ergibt sich klar aus der Kombination von Proklos 55, Pherekydes FGrHist 3 F 123 (= B-Schol. Β212) und Q. S. I 718ff.)1. Das schließt aus, daß Diomedes schon in Aitolien war, die Agriossöhne vertrieb und Oineus befreite, bzw. Andraimon und Gorge einsetzte, und daß Thoas geboren war. Damit gehörte der Aithiopisstoff, von dessen vorhomerischem Charakter wir aus anderweitigen Untersuchungen schon wissen2, zu demselben Sagengefüge wie der Freierkatalog und evtl. die ‚zweite Version des Aitolienfeldzugs‘3. Die Liste des Apollodor ist damit wiederum glänzend in ihrem Alter bestätigt. Eine sekundäre Sagenform wäre dann die Vorverlegung des Aitolienfeldzugs vor den troischen Krieg, die für uns durch die Alkmaionis repräsentiert wird. Damit fällt Licht auf die Ilias, die Thersites weder als einen α Aitoler noch als einen Adligen noch als einen β σ ιλ ε ύ ςkennt und andererseits sein geführt das aitolische Kontingent von Thoas läßt. Beides erklärt sich, wenn wir annehmen, daß Homer das von ihm im allgemeinen berücksichtigte ältere Sagengefüge, das durch den Freierkatalog, den Aithiopisstoff und evtl. die ‚zweite Version des Aitolienfeldzugs‘ repräsentiert wird, mit der speziellen ‚Alkmaionisversion‘ verbunden hat. Dabei kann es für unsere Fragestellung gleichgültig sein, ob Homer bei dieser Berücksichtigung des Alkmaionisstoffes primär die Umwertung des Thersites im Auge hatte, die die Einführung des Thoas dann zwangsläufig nach sich zog, oder ob er mehr, um das chronologische Gerüst derAlkmaionis-Version zuberücksichtigen, denThoas im Schiffskatalog zum Vertreter der Aitoler machte, was dann die Ab- und Umwertung des Thersites erforderlich machte4. Eine Umkehrung der Reihenfolge: 1. Älteres Sagengefüge (Aithiopisstoff + Freierkatalog), 2. Alkmaionisstoff, 3. Ilias ist 1 Die Parteinahme des Diomedes für Thersites in der Aithiopis ist zwar nicht ausdrückτά ις σ lich bezeugt, ergibt sich aus den Zeugnissen aber mit Zwangsläufigkeit. Wenn eine σ um den Tod des Thersites entsteht, muß es Parteigänger geben, und da kommt zuallererst 2 Vgl. MusHelv 12 1955 270 ff. (auch zum Folgenden). Diomedes in Frage. 3 Diese zweite Version, die den Feldzug des Diomedes erst nach dem troischen Krieg ansetzt, ließe sich mit dem Inhalt der Aithiopis vereinbaren. Allerdings ist es fraglich, ob das durch die Aithiopis repräsentierte Sagengefüge überhaupt die aitolische Königsnachfolge berücksichtigte und entsprechende Sagen kannte. 4 Interessant ist, daß auch WADE-GERY 57 offenbar den Thoas für eine homerische Neuerung (gegenüber der Quelle, dem ‚Aulis poem‘) hält, freilich aus anderen Grinden. Er ς ρ ο ). γ α έ λ ε glaubt, daß ursprünglich Meleagros genannt war (wegen 642: ... θ ςΜ ὸ θ ὲξαν εδ ν ά
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
147
jedenfalls nur unter folgenden, ganz unwahrscheinlichen Voraussetzungen denkbar: 1. Daß Apollod. in seinem Freierkatalog den Thoas ‚zufällig‘vergaß. 2. Daß Homer vergaß, demThersites eine Genealogie zu geben bzw. eindeutig ίzu kennzeichnen. als Angehörigen der λ α ο 3. Daß derkomplizierte Aufbau desB der Ilias ‚zufällig‘zustandegekommen ist. 4. Daß Thersites in der Aithiopis ‚pathetisch gesteigert‘worden ist und sekundär zum Aitolerfürsten avanciert ist. 5. Daß Thersites aufgrund der Augenblickserfindung des Aithiopisdichters in den aitolischen Stammbaum und die übrige aitolische Sage gekommen ist1. 6. Daß die Revolte gegen Oineus und ihre Niederschlagung durch Diomedes erst sekundär erfunden wurden, Andraimon also ursprünglich in friedlicher Sukzession die Herrschaft übernahm. Jede dieser Voraussetzungen, die noch vermehrt werden können, ist für sich unhaltbar, und die Häufung dieser Unmöglichkeiten erspart es uns, auf die Frage noch weiter einzugehen. Die Frage, wer vor Homer von den Aitolern um Helena freite, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Aber warum kann es nicht vielleicht Thersites gewesen sein?2 Wir müssen unsnurvondemThersitesbild der Ilias freimachen3. Gerade die Ethopoiie der Ilias gehört sicherlich zu denoriginellsten Schöpfungen ihres Dichters. Daß Thersites bei Apollodor nicht als Freier genannt sein kann, auch wenn er in dieser Rolle alt ist, bedarf keines langen Kommentares: Das Thersitesbild der Ilias ist so beherrschend geworden, daß die Vorstellung, daß Thersites um Helena freite, nicht mehr möglich 1 Zur aitolischen Sage vergleiche man außer den genannten Stellen vor allem auch Paus. II 25,2. 2 Der Güte von Herrn Professor HAMPE verdanke ich den Hinweis auf den neugefundenen Tarentiner Kelchkrater aus dem frühen 4. Jh. (A. D. TRENDALL, Suppl. to the JHS 76 1956 61 f. Taf. Va, B. NEUTSCH, Archäol. Fundbericht AA 1956 223 ff.), der diese Vermutung offenbar bestätigt. Auf ihm ist Leda mit Helena auf dem Schoß abgebildet, ein großes Ei haltend, daneben Odysseus, oberhalb ein jugendlicher(!) Thersites (alle durch Beischrift gesichert), und eine sitzende Figur mit zwei Speeren (Beischrift: Μ λ έ ). Schließlich ν [ε ο ς ]α schließen Aphrodite und Eros, und einer der berittenen Dioskuren die Szene oben undunten ab. Man muß die Szene mit der Freite um Helena in Verbindung bringen. 3 Wenn Pherekydes FGrHist 3 F 123 die Verunstaltung des Thersites damit motiviert, daß ihn Meleager einst von einer Anhöhe herabgestürzt habe, so bemüht er sich offensichtlich, das Thersitesbild der Ilias mit der älteren aitolischen Überlieferung auszugleichen. Dieses Vorgehen würde dem auf S. 125 Anm. 2 vermuteten Ausgleich zwischen der Ilias und thebanischer Überlieferung entsprechen. Immer wieder muß die Behauptung zurückgewiesen werden, Thersites sei ein „sprechen, und das beweise, daß die Gestalt Erfindung des Iliasdichters sei. Der Name der Name“ fügt sich nicht nur bestens in die griechische Namengebung ein (vgl. etwa Thersandros, Thrasymedes), sondern ist sogar mehrfach in thessalischen Inschriften als gewöhnlicher Personenname belegt: IG IX 2 332,2.517,77. 580,7. 1228,24. Das hat HEUBECK Gymnasium 58 1951 377 übersehen.
148
Prosopographie der Achaier in der Ilias
war. Selbst Quintus Smyrnaeus greift auf dieses Thersitesbild teilweise zurück; obwohl sein Stoff: der Totschlag des Thersites und die σ τά σ ιςwegen Achaierheer im seines Todes sich im Grunde mit diesem Bild nicht verträgt.
Stammbaum des aitolischen Königsgeschlechts
Die unterstrichenen Namen werden in der Ilias genannt. Warum fehlt in der Freieraufzählung Euryalos (Nr. 6)? Diese Frage weist uns wieder auf den Sagenzusammenhang der Alkmaionis. Denn nur in diesem Epos war Euryalos als Epigone genannt, nicht dagegen in denälteren Epen der Thebais und der Epigonoi. Durch BETHE sind die überkommenen Epigonenlisten bei Apollod. III 7,2 f. und im BT-Schol. Δ404 den verschiedenen Versionen des Epigonenzuges in der Alkmaionis und in dem Doppelepos ThebaisEpigonoi zugewiesen worden1, und nur in der ersteren begegnet uns Euryalos2. 1 Theb. Heldenlieder 112 ff., ders. RE I Sp. 1563 s.v. Alkmaionis. 2 BETHES Rekonstruktion ist in diesem Punkte von ROBERT Oidipus bestritten worden, m. E. ohne Berechtigung. Das BT-Schol. Δ404 geht schwerlich auf die Aufzählung bei A. Sept. 375–652 (oder Aischylos’ Epigonoi) zurück, da es entgegen der Behauptung von ROBERT Oidipus Ι240. 244 zusätzlich den Aigialeus, Sohn des Adrast, aufführt. Auch die Listen bei E. Ph. 120 ff., 1104 ff., Apollod. III 6,3,1 und die argivischen Statuen (Paus. II 20,5) haben Adrast und lassen dafür den Eteoklos weg. Daß sie nichtsdestoweniger an Aischylos orientiert sind, hat ROBERT nicht erwiesen. Sie sind viel mehr als unabhängige Belege zu werten und bezeugen vermutlich wie Aischylos selbst die Thebais (wobei man sich streiten kann, ob diese den Eteoklos nannte oder nicht). Der Hauptgrund, warum ROBERT unbedingt die Liste bei Apollod. III 7,2 f. (und die delphische Statuengruppe Paus. Χ10,4), gegen alle anderen Zeugen für die Thebais bzw. die Epigonen reklamieren möchte, ist die petitio principii, daß Mekisteus und sein Sohn Euryalos wegen ihrer Erwähnung in der Ilias unbedingt auch in den Listen der Thebais bzw. der Epigonoi gestanden haben müssen (Oidipus I 240 f.). Gerade dieser Grund wird aber hinfällig durch unseren Nachweis, daß die Ilias keineswegs der ‚Vulgata‘der thebanischen undaitolischen
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
149
Der Iliasdichter scheint also mit Euryalos ähnlich wie mit Thoas eine neue Person aus dem Sagenzusammenhang der Alkmaionis in die Ilias eingeführt zu haben, die in der alten Tradition der Troiakämpfer (die durch die Freite um Helena in ihrem Umfang bestimmt ist) keinen Platz hatte. Sein Fehlen im Freierkatalog muß nun wohl auch im Zusammenhang mit dem Vorkommen eines anderen Epigonen in diesem Katalog gesehen werden, der seinerseits in der Ilias fehlt: des Amphilochos (Nr. A). Auch Amphilochos weist wieder auf den Sagenzusammenhang der Alkmaionis; er ist ja als Amphiaraossohn ein Bruder des Alkmaion und in der Alkmaionis offensichtlich mit dabei, als dieser in Akarnanien eine Stadt Argos mit dem Beinamen Amphilochikon gründet, auf keinen Fall war er nach diesem Epos vor Troia1. Wiederum drängt sich der Schluß auf, daß der Iliasdichter ihn abweichend von demälteren Sagengefüge der Troiasagen, das durch Freierkatalog undAithiopisstoff repräsentiert wird, in seinem Epos nicht auftreten ließ, weil er den Sagenkomplex der Alkmaionis berücksichtigte. Dieser Schluß wird verifiziert durch verschiedene von der Ilias unabhängige Nachrichten, die den Amphilochos tatsächlich als Troiakämpfer bezeugen. So berichtet Th. II 68,3 von seiner Teilnahme am Feldzug (vielleicht nach den Kyprien), und auch im Zusammenhang der Nostensagen begegnet er (Apollod. Epit. 6,22.) Dadurch bestätigt sich wieder der enge ZusamSagen überall folgt. So bleibt es also etwa bei dem, wasBETHE 110 ff. undFRIEDLÄNDER 332 behauptet haben: daß die Liste, die Apollod. III 7,2 f. bietet, mit ihrer Voranstellung des Alkmaion, wahrscheinlich auf eine Darstellung oder Erwähnung des Epigonenzuges in der Alkmaionis zurückgeht. Die Bedenken von ROBERT Oidipus II 81 Anm. 116, ders. a. a. O. 965 Anm. 2 verfangen nicht. Die Führung des Zuges durch Alkmaion ist für die Quelle der apollodorischen Liste durch Apollod. III 7,2,1 sicher bezeugt. Daß in den Epigonoi aber nicht Alkmaion Führer war, sondern Aigialeus, ist nach Schol. Δ404, wo dieser an der Spitze der Liste steht, und nach E. Suppl. 1216 doch recht wahrscheinlich. Also kann die apollodorische Liste schwerlich auf die Thebais zurückgehen. – ROBERT hat seine Meinung auch 1 S. o. S. 144 Anm. 5. Heldensage 949 ff. (mit unwesentlichen Korrekturen) dargelegt. 2 Ein Irrtum ist FRAZER II 463 (im Index) unterlaufen, wenn er die Stelle auf Amphilochos, den Sohn des Alkmaion, bezieht. Richtig WAGNER Apollodori Bibliotheca 21925 (Teubner) 277 (Index), ders. a. a. O. 291. IMMISCHS Annahme, nur die Melampodie Hes. fr. 160 Rz.3 habe Amphilochos, den Sohn des Amphiaraos, nach Klaros kommen lassen, nicht die Nosten, ist unbewiesen (a. a. O. 168f.). Wenn Proklos den Amphilochos nicht nennt, so tut er es vielleicht absichtlich nicht, um den Widerspruch zur Ilias, die Amphilochos als Troiakämpfer nicht kennt, nicht offenkundig werden zu lassen. Die Nennung des Amphilochos (und Podaleirios) unter den Begleitern des Kalchas bei Apollod. Epit. 6,2 ist in Anbetracht der Version der Melampodie keineswegs nur „ ή ϰ ε υ σ der [Epit. 6,18 f.] ρ α α ρ π ο π folgenden Geschichte“(WILAMOWITZ Isyllos 50, durch IMMISCH 169 von Podaleirios auf Amphilochos ausgedehnt); vielmehr berücksichtigt Apollod. Epit. 6,19 über Amphilochos, den Sohn des Alkmaion, offensichtlich eine Sonderversion, wie sich an dem ϰ ςund α ά τιν τ α dem ὥ ςτιν ε ςλέγου σ ινzeigt. Eine προπ ήkann nicht zu einem groben Widerspruch υ ε ϰ σ α ρ α führen, d. h. der zu Fuß reisende Amphilochos Epit. 6,2 muß von dem zu Schiff kommenden jüngeren Amphilochos auch nach Apollodors Meinung verschieden sein. Vgl. auch H. GASSE De Lycophrone mythographo Diss. Lpz. 1910 36 ff.– Zu Podaleirios vgl. o. S. 114 m.Anm.2.
150
Prosopographie der Achaier in der Ilias
menhang von Freierkatalog, Kyprien und PH (Aithiopis, bzw. Nosten). So scheint bei Homer Euryalos gewissermaßen die Stelle des Amphilochos eingenommen zu haben. Das aber führt zu einer wichtigen allgemeinen Frage: Welches Prinzip liegt der Auswahl der drei Epigonen Diomedes, Sthenelos undEuryalos in der Ilias zugrunde?1 Wenn wir diese Auswahl nicht als zufällig ansehen oder durch analytische Überlegungen relativieren, ergibt sich eine deutliche Beziehung zur Sagenform der Alkmaionis. Bei Apollod. III 7,2 f. werden als ‚Epigonen‘genannt: Alkmaion, Amphilochos, Aigialeus, Diomedes, Promachos, Sthenelos, Thersandros, Euryalos. Von diesen Namen sind also in der Ilias Diomedes, Sthenelos, Euryalos vorhanden. Aigialeus war nach der thebanischen Sage schon bei der Eroberung von Theben gefallen, kann also in der Ilias, wenn diese die Alkmaionis stofflich voraussetzt, nicht vorgekommen sein. Wenn Alkmaionisstoff vorausgesetzt ist, müssen auch Alkmaion und Amphilochos fehlen, weil sie durch den Feldzug in Akarnanien in Anspruch genommen sind. Promachos, der nur in der Alkmaionis vorkommt, nicht aber in der Parallelüberlieferung des Epos Epigonoi, liegt nach Pausanias IX 19,2 bei Glisas in Boiotien begraben. Er scheidet also aus, wenn dieser Tod wirklich in der Alkmaionis erzählt wurde, was nicht ganz sicher ist2. Es bleibt noch der Name des Thersandros. Thersandros wurde nach der Eroberung Thebens als neuer König eingesetzt (Paus. IX 5,14. 8,7) und könnte also als Führer des Boioterkontingents erscheinen. Allerdings fiel er in den Kyprien im Kampf gegen Telephos (Proklos 25). Falls die Ilias diesen Kampf voraussetzen würde (und wir hoffen, im Kapitel IV den Nachweis führen zu können), wäre damit eine völlige Übereinstimmung zwischen dem Namenbestand der ‚Alkmaionis‘ und der Epigonenbeteiligung am troischen Feldzug nach der Ilias erreicht: Die letzten, nach den Ereignissen der Alkmaionissage noch verfügbaren Epigonen waren in der Ilias am Kampf gegen Troia beteiligt. Ausder Tatsache, daß Amphilochos in der Ilias fehlt, obwohl er sowohl als Helenafreier als auch als Troiakämpfer bezeugt ist (letzteres wohl nach Kyprien und Nosten) und 1 FRIEDLÄNDER 322 hat sicher recht, wenn er Diomedes, Sthenelos und Euryalos ursprünglich allein in der thebanischen Sage beheimatet glaubt. Aber es muß sehr betont werden, daß die Ilias eine troische Rolle des Diomedes so gut wie sicher voraussetzt, auch wenn Diomedes in der Ilias selbst nicht „etwas ganz Entscheidendes“tut. Das gleiche gilt (nicht ganz so sicher) für Sthenelos. Für Euryalos besteht die Annahme FRIEDLÄNDERS a. a. O. 318ff. 322, seine Rolle in der Ilias weise auf direkte Entlehnung der Gestalt aus thebanischer Sage, zu recht (s. o. S. 148f.). 2 Merkwürdigerweise kennt auch die Ilias einen Promachos, der Ξ476 ff. durch Akamas den Tod findet. Auch dieser Promachos ist ein Boioter. Allerdings wird er, nachdem er zunächst ohne Patronym eingeführt ist, Alegenoride genannt, so daß er nicht der berühmte Sohn des Parthenopaios sein kann. Immerhin scheint hier eine Assoziation vorzuliegen, die zeigen würde, daß Promachos als Epigone dem Iliasdichter geläufig war.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
151
daß Euryalos, der nur nach der Alkmaionis am Epigonenzug beteiligt war, genannt wird, wird ausgeschlossen, daß die Auswahl aus dem Kreis der ‚Söhne der 7‘, die die Ilias vornimmt, ‚zufällig‘ist. Das ältere Gefüge troischer Sagen, auf das die Ilias sonst immer rekurriert, steht also in der Behandlung der thebanisch-aitolischen Sage der Ilias schroff gegenüber, weil diese in diesem Punkt der speziellen Sagenversion der Alkmaionis den Vorzug gibt1. Als Gruppe 7 der in der Freierliste des Apollodor fehlenden Namen des Schiffskatalogs hatten wir Guneus und Prothoos angeführt. Bei diesen beiden Helden, diedenSchiffskatalog beschließen, kommen wirwieder ingeographische Schwierigkeiten. Sie sind Führer der Ainianen und Perrhaiber, bzw. der Magneten, die erst nach demtroischen Krieg imZuge der großen Wanderungen Westgriechenland geräumt und– mit wohl einziger Ausnahme von Dodona – nichtgriechischen Völkern überlassen haben2. Daß als Wohnsitz der Ainianen und Perrhaiber sowohl das im Westen liegende Dodona als auch das Gebiet am Titaressosfluß genannt sind, das eigentlich das Gebiet des Polypoites ist, und daß das Gebiet des Prothoos an Peneios und Pelion eigentlich zum Bereich des Philoktet gehören sollte, ist ein offensichtlicher Anachronismus, der 1 Es erhebt sich natürlich nachträglich die minder wichtige Frage, welche Auswahl der Freierkatalog und die kyklischen Epen aus ihrer Epigonenliste getroffen haben, die nur die überkommene der Thebais und der Epigonen gewesen sein kann und die folgende Namen umfaßte (Schol. Δ404): Aigialeus Thersandros Diomedes Sthenelos Alkmaion Aigialeus und Alkmaion fallen auch hier
Amphilochos
Stratolaos Polydoros Medon, Sohn des Eteoklos
als Freier aus. (Des letzteren Erwähnung im Freierkatalog der Ehöen ist eine Singularität, die schwerlich auf alter Sage beruht; vgl. u. S. 156 Anm. 4). Diomedes, Sthenelos, Amphilochos sind erwähnt. Vielleicht stand auch der Name des Thersandros als des Königs des neuen Theben in der ursprünglichen Liste der Freier. Er müßte dann von Apollodor mit Rücksicht auf sein Fehlen in der Ilias wieder ausgelassen sein. Die restlichen Epigonen waren sicherlich im ‚Freierkatalog der alten Epik‘, wenn ich einmal so sagen darf, nicht berücksichtigt, weil durch eine vollständige Aufnahme aller übriggebliebenen Epigonen ein Mißverhältnis in der Vertretung der einzelnen Gegenden eingetreten wäre: Denn die Epigonen konnten lediglich Argos und Theben bei der Freite repräsentieren bzw. nur Argos, wenn sie vor dem thebanischen Feldzug stattfand, was chronologisch am besten passen würde. (Allenfalls könnte man sich noch Stratolaos als Repräsentanten Arkadiens vorstellen.) Diese Überlegungen, die sehr gut geeignet sind, das Fehlen des Euryalos im Freierkatalog des Apollodor plausibel zu machen, werden natürlich hinfällig, wenn das von uns analysierte (vorhomerische) Sagengefüge überhaupt keine Kenntnis des Sageninhalts von Thebais und Epigonoi besaß. Allerdings spricht manches dafür, daß der thebanische Krieg, der sagenchronologisch dem troischen voraufgeht, auch sagengeschichtlich der ältere ist, 2 E. MEYER II 271. d. h. sehr früh poetisch behandelt wurde.
152
Prosopographie der Achaier in der Ilias
den geographischen und stammesgeschichtlichen Gegebenheiten der Zeit des Dichters Rechnung trägt1. So mögen sie ursprünglich nicht zum Kreis der Troiakämpfer bzw. Helenafreier gehört haben, indem wir annehmen, daß der Freierkatalog bzw. das durch ihn repräsentierte Sagengefüge noch den älteren Stand widerspiegelte, als die Ainianen, Perrhaiber und Magneten noch nicht nach Thessalien eingewandert waren und in Westgriechenland zu weit ab saßen, umin die Sagengeschichte verwickelt zu sein. Erst der Iliasdichter hat dann vielleicht, bei seiner Tendenz, durch Berücksichtigung möglichst vieler Landschaften demtroischen Krieg ein mehr nationales Gepräge zu geben, den neueingewanderten Stämmen in seinem Katalog eine Vertretung gegeben, vielleicht unter Berücksichtigung von Lokalsagen über die Kolonisation dieser Stämme in Libyen2, auf die die ‚Nosten‘ dieser Helden zu weisen scheinen. Dieses Vorgehen, so wenig es auch strikt beweisbar ist, hätte eine gewisse Parallele in der Aufnahme der dorischen Inseln und der Nennung der dort herrschenden Herakliden, die auch nicht zu dem ursprünglichen Kreis der Helenafreier gehört haben mögen. Freilich können auch andere Gründe dafür maßgebend gewesen sein, daß die beiden Helden trotz einer alten Rolle in der Sage nicht Helenafreier waren. Wir wissen es nicht. Für uns genügt es, nachzuweisen, daß Guneus und Prothoos eine Sonderstellung im Schiffskatalog einnehmen, die die These, daß sie nachträglich zugefügt sind, möglich macht, oder zumindest die These nicht umwirft, daß die Freierliste des Apollodor alt ist. Und das ist hier erreicht. Damit wären nun die ‚Auslassungen‘ Apollodors erklärt. Wie steht es nun mit seinen Zusätzen? Der unter A) aufgeführte Amphilochos ist schon bei der Besprechung desFehlens desEuryalos mitbehandelt worden. Dazu kommt jetzt als Gruppe B) Antilochos und Patroklos. Beider Erscheinen auf der Freite ist offenbar erforderlich, um das Erscheinen des Nestor und des Achilleus vor Troia begreiflich zu machen. Nestor selbst konnte sich nicht mehr um Helena bewerben, weil er dazu nach der Sagenchronologie zu alt war, Achilleus umgekehrt deshalb nicht, weil er zu jung war. Das Vorkommen des Antilochos im Freierkatalog bestätigt noch einmal dieenge Beziehung desFreierkatalogs zum Stoff des epischen Kyklos, hier speziell zu demder Aithiopis, in der Antilochos, anders als in der Ilias, eine hervorragende Rolle spielte. Daß Patroklos keine vomIliasdichter erfundene Gestalt ist, ist schon festgestellt worden. Hier haben wir in seiner Rolle als Freier der Helena eine weitere Bestätigung dafür. Vermutlich hat sich Patroklos von Phthia aus umHelena beworben. Übrigens läßt sich dieTatsache, daßAchill in der Ilias in demGehorsam gegenüber Agamemnon sehr säumig ist (vgl. etwa auch seine Rede I 337 ff.), während Patroklos 1 Vgl. zu diesem Problem vor allem ALLEN Catalogue 130 ff., Y. BEQUIGNON La vallée du Spercheios 1937 148ff. 2 Vgl. MALTEN 129 ff.
Der Freierkatalog des Apollodor und die Ilias
153
zum Kampf drängt, mit diesem Tatbestand recht gut vereinbaren1. Wenn die Kyprien schildern, wie Achill durch Vermittlung seiner Mutter und Aphrodites die Helena schauen kann (Proklos 41), so ist das m. E. eine deutliche Bezugnahme auf die Tatsache, daß Achill als einziger die Helena noch nicht geschaut hat, weil er wegen seines Alters an der Freite um Helena noch nicht beteiligt war. Das bedeutet, daß auch die Kyprien dieselbe Sagentradition repräsentieren, wie derFreierkatalog, was sich u. a. auch an der Rolle desThersandros in den Kyprien zeigte. Das Schauen der Helena in den Kyprien ist für Achill also die nachgeholte ‚Freite um Helena‘. Da wir schon mehrfach Gelegenheit hatten, auf ‚Vorhomerisches‘in den Kyprien hinzuweisen, werden wir das festzuhalten haben, wenn wir diese Frage grundsätzlich untersuchen. Es bleibt jetzt von den bei Apollodor zusätzlich genannten Freiern nur noch Teukros zu besprechen (C). Die Diskrepanz zwischen Freierkatalog und Schiffskatalog ist hier etwas schwer erklärlich. Aber im Schiffskatalog wäre für das geringe Kontingent der kleinen Insel Salamis ein zweiter Führer sehr verwunderlich, während die Bedeutung des Herkunftsortes bei der Freite doch nicht ganz so wichtig ist. Noch eine Bemerkung zum Namensregister des Freierkatalogs sei angeschlossen. In der Nennung des Schedios, Askalaphos, Amphimachos und Elephenor stimmt der Freierkatalog mit dem Schiffskatalog überein. Dadurch fällt neues Licht auf die Tatsache, daß alle vier Helden in der Ilias den Tod finden, obwohl bestimmte Nennungen in PH auf ein Weiterleben deuten, wie oben ausgeführt (S. 123). Der Freierkatalog des Apollodor bestätigt das sagengeschichtliche ‚Alter‘ der vier. Der Iliasdichter hat sich mit derSchilderung ihres Todes über die Tradition hinweggesetzt (oder mindestens eine ‚Lücke‘der Tradition ausgefüllt, wenn mandie Nachrichten über ihr Weiterleben in PH für spätere Willkür hält). – Aufdie überraschende Bestätigung dessagengeschichtlichen ‚Alters‘ des Menestheus2 und anderer Helden durch den Freierkatalog kann nur kurz hingewiesen werden. – Die Liste des Schiffskatalogs zeigt im Ganzen also einen ähnlichen Befund wie die einzelnen Helden, die der Katalog aufzählt: Die Ilias ist – sowohl in 1 Die ganze μ ῆ ν ιςmuß vielleicht vor diesem Hintergrund gesehen werden. Daß Achill gegenüber Agamemnon so selbstherrlich sein kann, beruht darauf, daß er durch die ὲ ντ α ψ εμ ς ῆ ὲἔγρ ςδ ο ρ η μ tyndarischen Eide nicht gebunden ist. Vgl. Paus. III 24,11: Ὅ ε ϰἐν ὶο μ ὐ χ ό ε α ῖς ν ο ςτο ὶϰ ςπα ισ ω έ τρ ῖςἈ ςτο π ςχα ν ο μ μ ε ε ὺ ρ ιζό ρ ο σ ό ε ςἀ ςἈχιλλ ε ν ςὡ ο ιή ω χ έ ν ιτ οἐ ςΤρο γ ο α ρ ία ν(vgl. Α158ff.). ρ α ῖςΤυνδά ε π ω ϰ ιςτο ρ ο ὅ 2 [Korr.-Zus.: Mit dem Menestheusabschnitt der mir nachträglich bekannt gewordenen Dissertation von E. J. WINTER Die Kampfszenen in den Gesängen MNO der Ilias Frankfurt 1955 (vervielfältigt 1956) 178ff. stimme ich soweit überein, als ich glaube, daß auch die Lokalsage von der Gründung von Elaia bei Str. XIII 3,5 p. 622 darauf hindeuten kann, daß Menestheus als Sagenfigur alt ist. Die Isolierung dieser einen Menestheussage ist jedoch m. E. nicht gerechtfertigt.]
154
Prosopographie der Achaier in der Ilias
der Behandlung jeder einzelnen Gestalt innerhalb des Epos als eben auch in ihrem Schiffskatalog – sekundär gegenüber der ‚Mythologie‘, wenn ich einmal diese sehr vage Formulierung gebrauchen darf. Wie das Schicksal, das die kyklischen Epen von den einzelnen Gestalten, die der Schiffskatalog aufführt, erzählen, stofflich primär ist gegenüber dem, was die Ilias – oft mit einer erstaunlichen psychologischen Vertiefung undHinwendung zur Charakterisierung – von ihnen berichtet, so entspricht auch die Namensliste des apollodorischen Freierkatalogs weit mehr dem anzusetzenden vorhomerischen ‚TroiakämpferEnsemble‘ als die des Schiffskatalogs. Dieser verhält sich also als Ganzes zur mythologischen Überlieferung genau so wie das Bild, das der Iliasdichter von jedem einzelnen Helden zeichnet.
8. ANALYSE DER ÜBRIGEN FREIERKATALOGE
Es sind uns außer bei Apollod. noch weitere ‚Freierkataloge‘bekannt, deren Verhältnis zu dem von uns zugrundegelegten es zu bestimmen gilt, ehe wir fortfahren. Zunächst sei Hygin fab. 81 (p. 82 SCHMIDT) behandelt. Dort werden 38 Namen aufgezählt: Antilochus, Ascalaphus, Aiax Oileus, , Amphimachus (Antiphus, Amphimachus SCHMIDT: Antimachus F: Amphimachus ROSE), †Ancaeus (Aeacaeus F: corr. SCHAEFFER, ROSE), †Blanirus, Agapenor, Aiax Telamonius, Clytius (F: Clonius falso ci. MUNCKER, MAURICIUS, SCHMIDT), Guneus (MUNCKER: cyanaeus), Menelaus, Patroclus, Diomedes, Peneleus, †Phemius, Nireus, Polypoetes, Elephenor, Eumelus, Sthenelus, Tlepolemus, Protesilaus, Podalirius, Eurypylus, Idomeneus, Te (suppl. SCHMIDT), Leonteus, Thalpius, Polyxenus, Prothous, Menestheus, Machaon, Thoas, Ulisses, Phidippus, Meriones, Meges, Philoctetes. alia veteres. Gegenüber dem Schiffskatalog fehlen sind überzählig Antilochus Agamemnon Leitos Clytius Prothoenor Nestor Arkesilaos Diores Patroclus Achilles Ancaeus † Ialmenos Schedios Podarkes Blanirus † Epistrophos Medon Phemius † Teucer Euryalos So verwirrt diese Liste auch erscheinen mag, wenn man sie mit Apollodor vergleicht, folgende Namen fehlen in beiden Listen (nach der Einteilung S. 138f.): 1. Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores, Medon
4. Podarkes 6. Euryalos 8. Agamemnon, Nestor, Achilleus
Analyse der übrigen Freierkataloge
155
Zusätzlich stehen in beiden Listen:
B) Antilochos, Patroklos C) Teukros (?) Wir können also sagen, daß diese Liste, wenn sie, waskaum bezweifelt werden kann, von Apollodor unabhängig ist, weitgehend unsere Untersuchungen stützt. Es zeigt sich, daß die Bemerkung von ROSE Hygini fabulae Leiden 1934 ... quin ut in Argonautarum numero nobilissimus quisque 61 zu LXXXI: „ Graecorum aliquem ex maioribus suis fuisse semper dictitabat, ita inter Helenae procos, quos vulgatum erat omnis summo genere natos et virtute, opibus, pulchritudine insignes“nicht ausreicht, die Aufzählung der Freier verständzu machen. – Aufgrund der Zusammenstellung in Punkt 1. kann die Konjektur von MUNCKER Clonius für Clytius mit größter Wahrscheinlichkeit zurückgewiesen werden. Wenn hinter Clytius nicht noch eine andere Verderbnis steckt, hätten wir in ihm einen Vertreter Aitoliens; denn von einem Sohn des Thestios dieses Namens, den Meleager auf der Eberjagd getötet haben soll, beιPOxy 2359 fr. 1,4. Diese richten das T-Schol. I 567 und Stesichoros Συο ρ α ῆ θ Kombination ist im Hinblick auf die Möglichkeit, daß auch Thersites einmal Freier der Helena war, von einigem Interesse (dazu s. oben). Auch Stesichoros hatte einen Freierkatalog (fr. 28 Bgk. = 10 C. D.). Aber leider wissen wir über ihn nichts Näheres. Es bleibt noch der Freierkatalog der Ehöen zu besprechen. In fr. 94–96 Rz.3 sind noch 11 Namen erkennbar1: Menelaos, Alkmaion, Amphilochos ), Odysseus, Podarkes (Sohn des Iphiklos), ProtesilaSöhne des Amphiaraos“ („ os (Aktoride), Menestheus, Lykomedes (von Kreta), Aias (aus Salamis), Elephenor, Idomeneus. Offensichtlich ist einiges anders. Es fällt 1. auf, daß Podarkes hier zusammen mit Protesilaos auf Freite ist. Ist das im Anschluß an den Schiffskatalog entstanden oder unabhängig von diesem? Da der Freierkatalog im Ganzen jüngere Züge trägt, kann eine Benutzung des Schiffskatalogs nicht ausgeschlossen werden2. Allerdings scheint Protesilaos als Aktoride alt zu sein und von der Ilias unabhängig (s. u.). Anschluß an die Ilias mag 2. auch im Auftreten des Idomeneus (im Unterschied zu Apollodor) zu sehen sein. Die Beteiligung des Alkmaion stößt auf größte Schwierigkeiten, wenn man sie mit der Sagengeschichte in Einklang bringen will. So zeigt sich auch hier wieder wie so oft der apokryphe Charakter der Ehöen. Wahrscheinlich hat man mit unbekümmerter Neuschilderung des alten Stoffes zu rechnen. Die Art der Charak1 Pap. Berol. 9739, T-Schol. Ι 240, Pap. Berol. 10560 = G 1–5, H MERKELBACH Die Hesiodfragmente auf Papyrus Lpz 1957 21ff. 2 Vgl. dazu WILAMOWITZ Berliner Klassikertexte V 1 1907 28ff., der allerdings in seiner Herabdatierung zu weit geht. Vermutlich richtig datiert jetzt M. TREU Das Proömium der hesiodischen Frauenkataloge RhM 100 1957 184 f. An attische Interpolation im Freierkatalog glaube ich jedoch nicht.
Prosopographie der Achaier in der Ilias
156
terisierung der einzelnen Freier zeigt auch, daß das dichterische Interesse ganz woanders lag, als in der genauen Berücksichtigung der Sagentradition1. Trotzdem scheint in vielem doch eine gewisse Übereinstimmung mit Apollodor zu bestehen. Leider ist der hesiodeische Katalog nicht vollständig erhalten. Aber geht man von dem Vorhandenen einmal aus, so fehlen doch in ihm ebenfalls die (für unsere Argumentation wesentlichen) Gruppen: 1. Arkesilaos, Prothoenor, Klonios, Diores, Medon 2. Tlepolemos, Nireus, Pheidippos, Antiphos
5. Thoas2 6. Euryalos 7. Guneus, Prothoos
8. Agamemnon, Nestor, Achilleus (Übereinstimmung im Fehlen des Achilleus bei der Freite war bestimmt vorhanden, da dieses Fehlen in fr. 96,51 ff. ausdrücklich mit der Jugend des Achilleus motiviert wird.) Übereinstimmung besteht schließlich (gegen die Ilias) im Vorhandensein des Amphilochos unter den Freiern (A). Die Frage nach demVerhältnis der Liste bei Apollodor zu den Katalogen hat noch eine grundsätzliche Bedeutung. MERKELBACH hat darauf aufmerksam gemacht, daß die apollodorische Bibliothek im ganzen in Anlage und Inhalt weitgehend demVorbild der hesiodeischen Kataloge zu folgen scheint, undeine eingehende Rekonstruktion der Kataloge versprochen3. Es wäre demnach denkbar, daß Hesiod speziell in seinem Freierkatalog Quelle des Apollodor war. Dagegen spricht aber vor allem, daß nach Hesiod im Unterschied zu Apollodor Alkmaion und Podarkes auf der Freite waren. Alkmaion ist in Dichtung und Mythologie nirgends als Troiakämpfer bekannt oder auch nur denkbar. Wenn ihn Hesiod trotzdem als Freier aufführt, obwohl ihm der motivische Zusammenhang der Freite mit den tyndarischen Eiden, der Abfahrt in Aulis und dem Kampf vor Troia im allgemeinen vor Augen steht (vgl. Hes. fr. 94,20 ff, fr. 96,40 ff.), so liegt darin eine Ungenauigkeit, die zu dem Schluß berechtigt, daß Apollodors Quelle älter als Hesiod ist und daß Alkmaion erst vonHesiod mit seinem Bruder Amphilochos vereint alsFreier aufgeführt wurde4. Ähnlich verhält es sich mit Podarkes. Auch er ist nach derTradition kein Troiakämpfer, sondern erst von dem Iliasdichter zu einem solchen gemacht worden. 1 Zur dichterischen Absicht des Freierkatalogs des Hesiod vgl. auch J. G. FRAZER Apollodoros The Library (Loeb) II 26 Anm. 1. 2 Das Fehlen des Thoas verdient vor allem deshalb besondere Beachtung, als dieser Held sonst von Hesiod erwähnt wird: fr. 118. 3 Gnomon 27 1955 6, ders. Die Hesiodfragmente auf Papyrus 2. 4 Hesiod konnte eine solche Neuerung, wie sie die Freite des Alkmaion ist, um so unbekümmerter vornehmen, als er in seinem Zusammenhang den Feldzug gegen Troia nicht ausführlich schilderte.
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
157
Wenn Hesiod ihn doch als Freier erwähnt, so muß er darin vom Schiffskatalog der Ilias abhängig sein. So hat also die Analyse des hesiodeischen Freierkatalogs auf die Beurteilung der Liste bei Apollodor keinen Einfluß. Auf das Verhältnis der Ilias zu den Katalogen kann hier nicht näher eingegangen werden1. Es kann aber doch kein Zweifel bestehen, daß die Ilias z. B. bereits große Teile des Aiolidenstemmas, das in Buch I der Kataloge behandelt war, voraussetzt. Aus einer inhaltlichen Übereinstimmung kann jedoch nicht auf Kenntnis der Kataloge selbst geschlossen werden, da Hesiod auf keinen Fall der Erfinder dieses Stemmas sein kann. Beim Weiberkatalog der Odyssee liegt die Sache vielleicht anders2, weil 1. λ249f. mit Pap. Tebt. 271 = C Merk. 2f. wörtlich übereinstimmt. 2. dieNamenreihe nurdurch eine gemeinsame Genealogie, dienurHesiod gibt, zusammengehalten wird. 3. die Odyssee auch sonst ‚Hesiod‘zu kennen scheint. Er setzt möglicherweise die Ehöen voraus.
9. ZUM STIL UND ZUR STRUKTUR DES SCHIFFSKATALOGS Wir kommen wieder zur Ausgangsfrage nach der Entstehung des Schiffskatalogs zurück. Wieweit ist dieser eine Erfindung des Iliasdichters? Zunächst ist zu sagen, daß sich gegen die These von der nachträglichen Einführung in die Ilias folgende gewichtige Bedenken erheben: 1. Die Helden der Ilias werden nicht exponiert, wenn nicht durch den Schiffskatalog, ihr Wirken bleibt ohne diesen weitgehend unverständlich. 2. Der Katalog hat ein ganz ähnliches Verhältnis zur mythologischen Tradition wiedieübrige Ilias, wasdasEnsemble derAkteure betrifft. Dasist derThese einer nachhomerischen Entstehung oder Einschaltung nicht günstig. Diese Einwände verweisen uns zunächst einmal auf die andere Möglichkeit, daß der Katalog vom Iliasdichter in mehr oder weniger freier Anlehnung an eine Quelle geschaffen wurde. Für eine weitgehende Anlehnung an eine Quelle spricht vor allem der auf S. 63 angeführte Grund, daß die Form des Schiffskatalogs gerade zur Abfahrt in Aulis am besten paßt3. Sicher vom Iliasdichter 1 Näheres darüber in Teil II und einem an anderer Stelle erscheinenden Aufsatz über die Kataloge. 2 Dazu R. PFEIFFER Philologus 92 1937 1 ff., MERKELBACH Untersuchungen zur Odyssee (= Zetemata H. 2) München 1951 188, D. L. PAGE The Homeric Odyssey 1955 38, M. TREU RhM 100 1957 174. 184; vgl. jedoch HEUBECK Odysseedichter 21 f., der den Frauenkatalog und die Tyroehöe von einer gemeinsamen Vorlage abhängen läßt. 3 [Korr.-Zus.: Die Form des Schiffskatalogs paßt auch dann noch am besten zu dem Sagenkomplex, der durch das Stichwort ‚Aulis‘ bezeichnet wird, wenn Formen wie β ῖν α ο ν (510), ἔμ ιν β α ο ν(619), ἔβαιν ο ν(611) das Besteigen der Schiffe bei der Abfahrt aus dem
158
Prosopographie der Achaier in der Ilias
müssen die folgenden Stellen stammen, die auf die spezielle Handlung der Ilias Rücksicht nehmen, wie schon vielfach gesehen wurde: 1. 525 f., 558, 577–580 (oder 578 b–?), 587 b– 590, 673–675(?). Die Verse sich also gut in dieHandfügen Bezug, Heeres des nehmen auf dieAufstellung lung des B ein und widersprechen dem Motiv der Schiffsaufzählung1. 2. 686–694. Hier wird das Fernbleiben des Achilleus begründet und auf die ganze Thematik der Ilias verwiesen1. 3. 699–709. Hier wird auf den vor der Iliashandlung liegenden Tod des Protesilaos hingewiesen. Da eine Quelle sicher einen anderen Zeitpunkt schilderte als der Katalog innerhalb der Ilias, muß dieser Hinweis vom Iliasdichter stammen2. 4. 721–728. Die Aussetzung auf Lemnos wird als Grund für die Abwesenheit des Philoktet genannt2. Aufschlußreich ist, in welcher Weise die Bezugnahmen auf die Aufstellung desHeeres in denZusammenhang des Ganzen eingebettet sind. Schon derÜbergang vom Musenanruf zum Katalog muß betrachtet werden. Es heißt 484ff.:
Ἔ σ π ε τ ιαδώ εν μ ο μ α ῦ ιὈ λ π σ ύ ῦ νμ ι, Μ α τ ο ι– α σ ᾽ἔχου ετ επ τ ν μ ε ῖςγ ά έτ εἴσ ὑ τ ε σ τ α ὰ ε ρ ε ά ρθ α ίἐσ ,π , τ ἡ μ ε – ῖςδ ὲϰ λ έ ε νο ο ε μ ὐ δ έτιἴδμ ςο ο ύ ο ν νἀ ϰ ἶο ιἦσ ν ὶϰοίρα ο ν α α νϰ ῶ ν ε α ςἡγεμό ἵτιν ν ε ςΔα ο η θ ὺ νδ λ δ π ὐ ιο μ α ο σ ή θ ·ω υ , ὼμ ν ή γ νἐ μ ϰἂ ο ὐ ᾽ο ᾽ὀν ὐ δ ι, δέϰ αδ ὲσ ο α τό μ σ α λ τ᾽εἶε νγ σ ῶ ὲ αμ ιδέϰ ο , ν ἴμ ᾽ε το ίη ε ρἐν , ιἦ ο έμ νδ ο ε ϰ λ ὴδ , χά ς ν ω το φ ϰ η ρ ρ ᾽ἄ ὴὈ λ υ μ ἰγ π ιά ιό ιὸ ςα ἰμ δ ε ςΜ ο ῦ ι, Δ ε σ α ιο χ ο θ η ία σ α γ ς , μν α ε υ τέρ θ λ θ ν ο νἦ ιο ὸἼλ π ιὑ ο σ ᾽ὅ ῆ ν η έ ῶ ω νἐρ ὖν ρ ςα ἀ ο ὺ χ ο π ρ ά επ σ ς α . · ςτ ά
Nach Vers 487 und wohl auch noch nach Vers 492 erwartet man im folgenden einen Katalog derAchaierführer. Das stimmt auch gut zudemVorangegangenen. Nestor hatte in seiner Rede dem Agamemnon den Vorschlag gemacht (362 f.): ϰ ρ ῖν τρ τ ὰφ ή α α ν ς ὰφ , τ , Ἀγάμ ο α ν ςϰ λ ῦ α ρ εμ ,ϰ α ρ δ ν ᾽ἄ η η ή ή τ ρ τ ρ ὡ ή γ ῃ ςφ φ ρ φ ινἀ ,φ ρ ρ ῦ λ αδ ὲφ ις λ ο ύ .
Das Wirken der Athene 446ff. und die mittelbar den Erfolg ihres Eingreifens ausmalende Gleichniskette 455ff. hatten das Zusammenströmen des Heeres deutlich gemacht, und man erwartet nun, daß die Führer als Exponenten der Heimatlande wiedergeben, wie JACHMANN Schiffskatalog 190ff. behauptet. Warum kann nicht bei der Schilderung der Abfahrt in Aulis davon berichtet worden sein, daß einst beim Aufbruch aus der Heimat die betreffenden Kontingente in die Schiffe gestiegen waren? Wer darauf besteht, daß dann auch die Pause in Aulis erwähnt gewesen sein müßte, mag an einen Katalog der in Aulis ankommenden Kontingente denken, was für unsere Unter1 VON DER MÜHLL 53 f. suchung ohne Belang ist.] 2 LEAF 81 ff., MURRAY 179, VON DER MÜHLL 54, WADE-GERY 53 f.
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
159
ῆ τρα ιwird manbei der ρ genannt werden. Ein Eingehen auf die φ α λ ῦ einzelnen φ Masse, die da zusammenströmt, ohnehin nicht erwarten. Nun aber fällt der Vers 493 störend auf. Dabei wird man sich nicht so sehr an dem Wechsel vom ω έ ) stoßen, als vielmehr an der leichten, aber ρ Musenanruf zur ersten Person (ἐ unleugbaren Verschiebung des Themas, die der Dichter vornimmt. Es sollen jetzt plötzlich nicht nur die Führer, sondern auch die Schiffe aufgezählt werden. Wir haben also eine dreistufige Entwicklung: Zunächst die zusammenströmenden Massen. Dann der Musenanruf mit der Einschränkung des Interesses auf die Führer mit einer plausiblen Entschuldigung. Und schließlich wieder die Erweiterung auf die Schiffe. Diese ganze Art der Umbiegung des Themas legt in hohem Maße den Schluß nahe, daß der Iliasdichter einen Schiffskatalog fremder Herkunft in seine Dichtung einarbeiten will. Dasselbe Schwanken zwischen ‚Schiffskatalog‘ und ‚Katalog der sich formierenden Achaierkontingente‘ findet sich nun auch in dem Zusammenhang der oben unter 1) aufgeführten undsicher demIliasdichter zuzuweisenden Partien desKatalogs. Die Verse 525f. entsprechen denErwartungen, diedieWorte des Nestor 362f., die Gleichnisse und der Musenanruf erwecken. Sie sind aber an die in den meisten Fällen das Referat über ein Kontingent abschließende Angabe der Schiffszahl1 locker angefügt. Dasselbe gilt für den fast unverständlichen Vers 558:
ε ς . γ γ λ οφ α τ ν ά ν , ἵν σ τ γ ω εδἄ σ ῆ νἵστα ίω α ν η ᾽Ἀθ
Wen stellt hier Aias auf? ᾽ dieSchiffe? Ganz unmotiviert ist auch nach demBericht über das Kontingent 578 der Hinweis darauf, daß Agamemnon sich selbst rüstete. Damit wird nachträglich impliziert, daß sich das Kontigent des Agamemnon, von dem 569–578 die Rede ist, auch rüstete2. Dieselbe Zurechtbiegung begegnet uns in den Versen 587b–590, wo sich das ϑ ν ο τ ή σ σ οin der ρ ω etwas unklaren Konstruktion grammatisch wieder eigentlich auf die Schiffe bezieht. Alle diese Stellen zeigen, wie sich umeine Grundmasse kleinere Zusätze legen, die den Katalog den Gegebenheiten der Ilias anpassen3. Dieses Vorgehen paßt vollkommen zu dem, was wir nach den neueren Erkenntnissen über die Technik der epischen Dichtung auch für Homer postulieren müssen4. Hervor1 z. B. 545: τ ῷ δἅ τ ο . ν ο ςἕπ α σ ε τεσ ῆ μ α ρ ιν ά α α ιν ϰ λ μ έ ο ν τ α
2 [Korr.-Zus.: Durch diese Anpassung der Kontingentsangabe an die Aufmarsch᾽ situation des B entsteht nun für JACHMANN Schiffskatalog 231 f. der Anstoß, daß man sich rückblickend Agamemnon Β445 f. 477 ff. gegen die nächstliegende Interpretation als noch unbewaffnet vorzustellen hat. U. E. bleibt diese Unebenheit innerhalb des epischen Unschärfebereichs, der für eine aus der ‚oral poetry‘ sich herleitende Dichtung charakteristisch ist.] 3 Auch einige weitere Abschnitte könnten solche ‚Zusätze‘des Iliasdichters sein, etwa die Thamyrisepisode Β594–600, wofür die Verwechselung von Dotion (Hes. fr. 246 Rz.) mit Dorion in Vers 594 sprechen würde. Erweislich ist das nicht. 4 Vgl. bes. BOWRA Heroic Poetry 312f.
160
Prosopographie der Achaier in der Ilias
zuheben ist nur die besonders souveräne Handhabung dieser Technik durch den Iliasdichter, die sich erst nach genauerer philologischer Untersuchung unserem analysierenden Verständnis erschließt. Wir kommen jetzt wieder auf unsere Aufstellungen über die Achaierführer zurück undbetrachten diejenigen Stellen des Katalogs, an denen die von uns als homerische Neuerungen in der Troiaepik nachgewiesenen Führernamen vorkommen. Zunächst sei vondenauf S. 138f. aufgestellten Gruppen die Gruppe
Nr. 1 betrachtet. Drei der fünf Namen: Arkesilaos, Prothoenor, Klonios entfallen allein auf Vers 495. Was hat das zu bedeuten? Das kann nur den Schluß nahelegen, daß dieser Vers vom Iliasdichter in die von ihm benutzte Vorlage eingefügt ist. Dieses Ergebnis aber erleichtert das Verständnis gerade des ‚boiotischen‘Teils des Schiffskatalogs. Es ist schon immer aufgefallen, daß dasboiotische Kontingent mit seinen fünf Führern, die alle in der Ilias keine so große Rolle spielen, etwas ausdemRahmen fällt1. Sollten also ursprünglich nur Peneleos und Leitos – Arkesilaos, Prothoenor, Klonios kommen ja in der ganzen antiken Tradition nicht mehr unabhängig von Homer vor – die boiotischen Führer gewesen sein? Denkbar wäre es. Aber restlos würde uns das bei dem bedeutenden Kontingent von 50 Schiffen nicht befriedigen, wenn es nur von zwei relativ unbekannten Führern geführt wurde. Hierbei entsinnen wir uns, daß die mythologische Tradition neben Leitos und Peneleos noch einen anderen, prominenteren Boioterführer kennt, den aus der thebanischen Sage bekannten Epigonen Thersandros, Sohn des Polyneikes, der nach den Kyprien (Proklos 25) beim Kampf gegen Telephos während der teuthranischen Expedition fiel. Sollte der Iliasdichter diesen bedeutenden Helden hier durch drei neue Namen ersetzt haben? Das hängt davon ab, ob er die teuthranische Expedition kennt und wie er sich zu ihr verhält. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden wir dieses Problem ausführlich behandeln, aber schon jetzt läßt sich sagen, daß die These, hier habe in einer Vorlage einmal Thersandros gestanden, hohe Wahrscheinlichkeit besitzt2. Ein solches Zusammentreffen: drei Namen, die vom Iliasdichter erfunden sind, in einem einzigen Vers, an einer Stelle, woder Tradition nach ein anderer, berühmterer Führer erwartet werden kann3 und 1 Die Verlegenheitserklärung von SEVERYNS 26 Anm. 2 (vgl. auch SEVERYNS Homère I2 77), die große Zahl der Boioter beruhe auf einem ‚patriotisme éolien‘, der im Katalog zu finden sei, erübrigt sich also. Ähnlich wie SEVERYNS auch schon LEAF 105. 314. 2 NIESE 27 macht auch schon auf das Fehlen des Thersandros aufmerksam. Er vermutet, daß die Quelle des Schiffskatalogs in den Kyprien erst nach der zweiten Abfahrt in Aulis gestanden hat und daher den Thersandros, der vorher in Mysien gefallen war, nicht enthielt. Das ist aber unwahrscheinlich. Ein solcher Katalog gehört zur ersten Sammlung und Abfahrt, und es ist doch selbstverständlich, daß für die Handlung der Ilias der Katalog den Thersandros nicht enthalten durfte. 3 Daß Thersandros in troischem Sagenzusammenhang relativ alt ist, betont auch FRIEDLÄNDER 326, der auf sein Heroengrab in Elaia aufmerksam macht (Paus IX 5, 14).
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
161
wo – nach den sonstigen Proportionen des Katalogs – ein bis zwei Namen zu viel sind, das kann kein Zufall sein1. Innerhalb der zweiten Gruppe von S. 138 ist jetzt der Name des Diores zu besprechen. Auch bei diesem Helden drängt sich der Gedanke an einen Zusatz des Iliasdichters zum Text der Katalogquelle geradezu auf. Vers 622 läßt sich ν ὲτετά ρ ω νδ τ ῶ sehr gut ausscheiden, und in Vers 623 ist in dem gekünstelten τ έentsprechen, νδ ν(620) muß ein τῶ ὲ νμ ῶ die Retouche noch erkennbar. Dem τ das man aufgrund unserer Untersuchungen nur nicht in Vers 622, sondern in ν ὖ ῶ α τέσ σ α ε ρ ςἀρχο ὶ, Vers 623 suchen muß. Freilich mußdann auch Vers 618 (τ ν ) geändert worden sein. Hier müssen wir noch einen Augenblick bei der α ἔσ Gestalt des Diores verweilen. Daß dieser Held nicht völlig freie Erfindung des Iliasdichters sein kann, beweist seine Genealogie: er wird als Sohn desAmarynkeus eingeführt. Dieser ist gewißlich eine alte legendarische Figur. Die Ilias weiß 629 ff., daß von den Leichenspielen anläßlich seines Todes. Nestor berichtet Ψ er damals den Sohn des Enops, Klytomedes, den Pleuronier Ankaios, den Iphiklos, denPhyleus, undden Polydoros besiegt habe; nur die Aktorionen seien zu Pferde schneller als er gewesen. Die Preise hätten die Kinder des Amarynkeus, (also auch Diores,) ausgesetzt. Wenn auch die Heldentaten des Nestor ad hoc erfunden sein mögen, wenigstens zum Teil, so wird die Kenntnis des Ereignisses dieser glanzvollen Spiele selbst auf vorhomerische Quellen zurückgehen. Die Anwesenheit der Aktorionen würde nun das Ereignis vor das Auftreten desHerakles datieren, vondemdieAktorionen imKampf getötet werden. Auch die Anwesenheit des Phyleus könnte zunächst darauf hindeuten, daß der Herakleszug noch nicht stattgefunden hat; denn nach Β629 war dieser nach der Insel Dulichion ausgewandert, weil er seinem Vater zürnte, wozu das ASchol. z. St. die Begründung lieferte: Augeias habe demHerakles denLohn vorenthalten, wasPhyleus für ungerecht hielt2. Aber eine andere Deutung ist denn doch wahrscheinlicher: nämlich die, daß die Spiele nach dem Auftreten des Herakles stattfanden. Herakles hatte ja dem Phyleus nach seinem Sieg über Augeias dieHerrschaft über Elis übertragen (Apollod. II 7,2, Paus. V 3,1)3, und 1 Daß die Boioter im Verlauf der Iliashandlung eine so geringe Bedeutung haben, beruht also darauf, daß Thersandros nicht mehr unter ihnen weilt. Irgendeine antiäolische und ionierfreundliche Tendenz vermag ich also im Gegensatz zu VANDER VALK 270 f. nicht darin zu sehen. VANDER VALKS Verdienst, auf die Bedeutung der Herkunft der Helden aufmerksam gemacht zu haben, wird durch diese Kritik nicht geschmälert. 2 Damit erweist sich die Geschichte der Reinigung des Augiasstalles gegen die communis opinio als alter Bestandteil desHerakleszyklus. Die Darstellungen der Olympiametope (vgl. F. BROMMER Herakles 1953 28 f.) undPindars (O. 10,28 f.) beruhen also auf alter Sagentradition. [Vgl. jetzt auch GUNTRAM BECKEL Götterbeistand in der Bildüberlieferung griechischer Heldensagen Diss. phil. Heidelberg 1958, Kapitel ‘Herakles’, Abschnitt ‘Augiasstall’]. 3 Daß erst Kallimachos fr. 76. 77 PFEIFFER (mit Testimonia) den Phyleus nach Elis zurückgebracht hat, wie ROBERT 544 meint, und nicht Homer schon dieses Faktum voraussetzt, ist ganz unwahrscheinlich. Wenn in der Ilias Phyleus an den Leichenspielen für
162
Prosopographie der Achaier in der Ilias
nach Paus. V 3,4 hat Amarynkeus den Krieg gegen Herakles überlebt. Das bedeutet, daß die Leichenspiele ihm zu Ehren später sein müssen1. Die Aktorionen 709. 750 vom Iliasdichter unter Inkaufnahme eines werden also ähnlich wie Λ Anachronismus in die Geschichte hineingebracht worden sein2. Die historische Verzahnung dieser Sagensplitter macht es wahrscheinlich, daß Amarynkeus 631 hervorgeht. tatsächlich nach alter Tradition Kinder gehabt hat, wie ausΨ Trotzdem braucht Diores nicht unbedingt als Sagenfigur ‚alt‘zu sein. Wenigstens sind alle nachhomerischen Nennungen vom Schiffskatalog abhängig, insb. auch seine Erwähnung bei Paus. V 3,4, der den Schiffskatalog ausdrücklich zitiert. Auch Strabons Ausführungen (VIII 3,8 p. 340) im Anschluß an den Kommentar desApollodor zum Schiffskatalog sprechen gegen eine Unabhängigkeit der 4-Gruppeneinteilung der Epeier von Homer. So mag nun den Ilias629ff. dichter das Bild, das er von den Verhältnissen in Elis hat und das unsΨ ausschnittweise entgegentritt, dazu bewogen haben, im Schiffskatalog den Diores, Sohn des Amarynkeus, als Eleier aufzunehmen, sei es daß er diesen Namen aus einer apokryphen legendarischen Lokaltradition übernahm, sei es daß er ihn überhaupt erfand und an Amarynkeus anknüpfte. Daß Diores sonst keine epische Figur war, dafür ist das Schweigen von (Ps.-)Apollodors Biblio-
thek über ihn noch eine gute Bestätigung. Als letzter Name der ersten Gruppe von S. 138 bleibt Medon. Medon wird Β727 gerade in dem Teil des Katalogs genannt, der wegen des Hinweises auf das Schicksal des Philoktet sicher vom Iliasdichter stammen muß (S. 158 u. Nr. 4). So ist es offenkundig, daß er vom Iliasdichter zusätzlich eingeführt wurde. Auch in seinem Falle mag ein Rückgriff auf lokale Sagentraditionen vorliegen, wie die Erwähnung seiner Abstammung von dem Lokrer Oileus zu verraten scheint3. Interessant ist, in welcher Weise der Iliasdichter den Medon einführt. Nach dem Bericht über das Schicksal des Philoktet heißt es (726 f.): Amarynkeus beteiligt ist, früher aber nach Dulichion ausgewandert war, wo sein Sohn Meges später die Herrschaft übernahm, so setzt das die Vertreibung des Augeias von Elis durch Phyleus und Herakles, die Übernahme der Herrschaft in Elis durch Phyleus unddie Rückkehr nach Dulichion und Einsetzung seines Bruders Agasthenes schon voraus. Ich sehe nicht, wie man das anders erklären will. Das Dogma, daß der größte Teil der griechischen Mythologie aus dem Homer herausgesponnen ist, fällt auch hier in nichts zusammen. 1 Auch die angebliche Stiftung der olympischen Spiele durch Herakles (Apollod. II 7,2, Pi. O. 2,3 f. 6,67 ff. 10,43 ff. u. a.) mag vielleicht zu diesen Leichenspielen eine Parallelversion sein, was auch mehr für die ‚Spätdatierung‘ sprechen würde. 2 Das Wirken der Götter in der Ilias 31. Die beiden Anachronismen erklären sich sozusagen gegenseitig. Analytische Schlüsse wie bei LEAF 162 (oder auch bei VALETON 13 über
den Urkatalog) erübrigen sich also. 3 Ob wirklich eine alte Parallelität der Halbbruderschaft Medon-Lokrer Aias und Teukros-Salaminier Aias im Zusammenhang mit troischer Heldensage besteht, wie SEVERYNS 65ff. geistreich vermutet, möchte ich in anbetracht der unsicheren Zeugnisse noch bezwei441 überzeugt mich nicht (a. a. O. 66 Anm. 1). feln. SEVERYNS Deu tung von Ο
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
163
ὲ νἀ εμ νγ ρ ό ε χ ν ό , πόθ ν ο ὐ δ δ νο ὐ α ὲμ ὲ ιἔσ ο ρ χ α ν ἳἄ ᾽ο θ ςνό ο ῆ ο ςυ νὈ ϊλ ε σ η μ σ ό ω νϰ δ ἱό έ ὰΜ λ λ . ἀ · ς
Die ganze Diktion zeigt, daß Medon nur darum eingeführt wird, umdas Kontingent desPhiloktet nicht führerlos zulassen. Er ist nicht etwa einzweiter Führer des Kontingents, der nur für die Dauer der Abwesenheit denAlleinbefehl über,‘ ο σ μ εῖν nimmt, sondern ein neu auftauchender Stellvertreter, der nur das ‚ϰ übernimmt, also nicht einmal notwendig im Gebiet des Philoktet ansässig zu 696 seinen Wohnsitz in Phylake, das sein braucht (tatsächlich hat er nach Ν zum Gebiet desProtesilaos gehört!). So bestätigt auch bei Medon der Kontext, in dem im Schiffskatalog sein Name auftaucht, daß der Iliasdichter der Einfüger undNeuerer war, wenn auch vielleicht nicht der Erfinder seines Namens, da auch die Herkunft aus einem anderen Gebiet auf Lokaltradition weist. Die schon mehrmals angeschnittene Frage, warum die fünf Namen der Gruppe 1 (S. 138) außer in der Iliashandlung auch imKatalog vorkommen, kann nunmehr als beantwortet gelten. Wir springen jetzt gleich zu Podarkes, der in unserer Aufstellung die Nr. 4 trägt. Bei ihmliegt derFall ganz ähnlich wiebei Medon. Während dieser in der Partie des Schiffskatalogs vorkommt, die wegen der Erwähnung des Schicksals des Philoktet direkt auf den Iliasdichter zurückgehen muß, wird Podarkes in dem Abschnitt erwähnt, der den Tod des Protesilaos behandelt, was auch nur in einem Katalog möglich ist, der sagenchronologisch auf den Beginn des Iliasgeschehens ausgerichtet ist. Die Einführung des Podarkes erfolgt mit denselben Versen, wiedie desMedon. Es heißt nach demBericht vomTode desProtesilaos Β
703
ff.:
νἀ νο ὲ ρ ὲ εμ ὐ νγ ό ό χ ν δ ε ὲμ δ ο ὐ , πόθ ν α ιἔσ ο χ ρ α ν ᾽oἳἄ ζ ο ςἌρ ς ,ὄ άσφ η λ ἀ λ ϰ η ε ά ρ α ο δ εΠ ςϰ σ μ ό σ , ς ο η · Ἰφ λ υυ ίϰ ο α . ίδ ο ϰ α λ υ υΦ ο λ ή ἱὸ μ υ λ ο ςπ
Wenn sowohl Protesilaos als auch Podarkes von Anfang an Führer des Kontingents gewesen wären, also auch in der mutmaßlichen Quelle, was aber schon durch das Fehlen des Podarkes im apollodorischen Freierkatalog so gut wie ausgeschlossen erscheint, so würde man die Erwähnung des Podarkes unmittelbar nach Vers 698 erwarten underst dann dieErzählung vomTode desProtesilaos. Völlig frei erfunden scheint der Name des Podarkes wieder nicht zu sein, denn er wird der Sohn des Phylakiden Iphiklos genannt und Bruder des Protesilaos, also an einen bekannten Stammbaum angeschlossen. Nun ist es bemerkenswert, daß nach demBericht desApollodor I 9,12 Podarkes undnicht Protesilaos das Kind ist, das dem Iphiklos geboren wird, nachdem ihm der Seher Melampus mit Erfolg geraten hat, wieer seine Kinderlosigkeit beseitigen könne. Freilich steht dazu im Gegensatz die ausdrückliche Bezeugung Homers, daß Protesilaos der Ältere war (Β707). So muß die Rolle, die Podarkes in lokaler, nichttroischer Sage spielte, noch im Ungewissen bleiben. In troischer
164
Prosopographie der Achaier in der Ilias
Sage war er gewiß noch nicht bekannt, auch wenn er zufällig (vielleicht mit Rücksicht auf Lokaltraditionen) in der Ilias nicht fällt. Das lehrt Apollodors Freierkatalog und der Kontext, in demPodarkes innerhalb des Schiffskatalogs erwähnt wird. Eine Möglichkeit, wie sich vielleicht die Frage des Podarkes klärt, sei noch kurz erwähnt. Es könnte sein, daß Protesilaos nach ursprünglicher Sage ein Aktoride war, wie es die hesiodeischen Kataloge wollen, die nur den Podarkes als Sohn des Iphiklos belassen1. Protesilaos heißt weder Β698 noch sonst in der Ilias ein Sohn des Iphiklos. Man kann das aus Β706 nur indirekt erschließen: Nur Podarkes wird zunächst Sohn des Iphiklos genannt und erst dann hinzugefügt, daß er der Bruder des Protesilaos sei. Vielleicht ist also diese Bruderschaft eine Erfindung des Iliasdichters, die dazu dienen soll, die Stellvertretung desPodarkes verständlich zumachen. Dann wäre damit auch erneut erwiesen, daß Podarkes erst von Homer zumTeilnehmer destroischen Feldzugs gemacht wurde. Daß umgekehrt im ps.arist. Peplos, in dem Protesilaos nicht erwähnt wird, gerade Podarkes zumAktoriden gemacht wird, ist in Anbetracht der Zeugnisse Homers, Hesiods undApollodors ein ganz offensichtlicher Irrtum undbraucht uns nicht zuverwirren, kann sogar alsZeugnis für dasnicht-brüderliche Verhältnis beider Helden gelten. NachLage derDinge mußaber dieVermutung, Protesilaos sei erst von Homer zum Sohn des Iphiklos gemacht worden, um die Stellvertreterschaft des nur als Iphiklossohn bekannten Podarkes zu motivieren, hypothetisch bleiben. Daß die Verse 653–680 gegenüber der Hauptmasse des Katalogs sekundär sind, also (wie wir jetzt sagen können) vom Iliasdichter selbst stammen, ist schon vielfach behauptet worden. Die besonders ausführlichen Angaben über die Lebensgeschichte des Tlepolemos und die Hinweise auf die Kolonisationsgeschichte von Rhodos sprengen auch etwas den Rahmen des ganzen Katalogs und verstärken den Verdacht, daß bestimmte national-politische Gedanken die Einfügung der Herakliden veranlaßt haben. Zur Frage der Einführung der beiden kretischen Führer (Nr. 3) läßt sich aus dem Text selbst kein Anhaltspunkt gewinnen. Interessant ist die Einfügung des Thoas (Nr. 5). Für seine Nennung wird eine ausdrückliche Begründung gegeben, was unseren Nachweis, daß er erst vom Iliasdichter als Vertreter des aitolischen Kontingents eingeführt wurde, gut bestätigt2. Es heißt 641f.: σ ο ὐγ ὰ α ν ρἔ ε ςἦ τ ςυἱέ ο ρ ή το λ α γ ε ςμ ο ῆ ἰν ᾽Ο . ς ο ρ γ έ α ε λ ο ὐ δ ὸ ςΜ θ ὲξαν εδ ν ά ρ ,θ ν ᾽ἄ ςἔη τ ὸ τ ᾽ἔ ὐ ᾽α 1 Man müßte dann sagen, daß Podarkes bei Hesiod zwar im Anschluß an seine iliadische Rolle als Troiakämpfer zum Teilnehmer der Freite um Helena gemacht wird, aber im Ge2 S. o. S. 146 Anm. 4. gensatz zur Ilias Aktoride bleibt.
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
165
ςin Vers 642 erklärt, warum überhaupt Thoas ο ρ γ έα λ ε ςΜ ὸ ὲξαν θ εδ ν ά Das θ erscheint. Es erklärt leider nicht, warum dieses Erscheinen desThoas nicht ohne weiteres selbstverständlich ist. Das müssen wir erst aus der mythographischen Tradition erschließen. Aber offensichtlich sind ganz bestimmte Ereignisse der aitolischen Sagengeschichte mitgedacht, die nicht expliziert werden. DieRolle, die Thersites und seine Brüder in der aitolischen Sagengeschichte gespielt haben, konnte natürlich nicht erläutert werden, da Thersites zu einem Demagogen unbekannter Herkunft umgedichtet worden war. ZurEinführung des Euryalos (Nr. 6) bzw. der eventuellen Verdrängung des Amphilochos sind aus dem Textzusammenhang keine neuen Anzeichen zu gewinnen. Das gleiche gilt auch für Guneus und Prothoos (Nr. 7), deren Nennung im Schiffskatalog höchstens insofern exponiert ist, als sie ganz am Schluß erscheinen, was mit unserer Behauptung, daß sie auch erst vom Iliasdichter in den älteren, von ihm übernommenen Zusammenhang eingefügt sind, natürlich ganz gut im Einklang wäre. Im großen undganzen werden also unsere Beobachtungen über dasAlter der einzelnen Helden bei Betrachtung der Struktur des Katalogs bestätigt, soweit solche mehr stilistische Untersuchungen überhaupt als Kriterien gewertet werden können. Ein Nachtrag zur Frage des übernommenen Bestandes an Achaierführern ist noch zumachen. Es ist möglich, daß esin diesem Katalog noch einige Lücken gegenüber seiner Quelle gibt. Im Falle des Thersandros und desAmphilochos hatten wir solche schon erschlossen. Der apollodorische Freierkatalog kann uns, wie gesagt, dabei kaum eine Hilfe sein, da er ja, von seiner Benutzung alter Quellen abgesehen, in jedem Fall an der Ilias orientiert ist, und entsprechend auch Namen weglassen kann. Wenn Thersites einmal statt Thoas, der dafür wegen seines Alters nicht in Frage kommt, Freier der Helena war – und diese Möglichkeit kann nicht ganzausgeschlossen werden, wiewirschon feststellten – konnte er gewiß nicht bei Apollodor erwähnt werden, der sich so stark an die ganze Mythologie der Ilias anschließt. So bleibt nur übrig, einmal auf das Ensemble der Akteure in den kyklischen Epen zu schauen und zu sehen, ob da etwa noch irgendein wichtiger Führer auftritt, der in der Ilias selbst nicht erwähnt wird. Undda fällt allerdings sofort ein Name auf, denmansich eigentlich in der Prosopographie des troischen Krieges als alt denkt: Palamedes1. Palamedes gelingt es in den Kyprien bekanntlich, den sich wahnsinnig stellenden Odysseus zur Teilnahme am Feldzug zu bewegen (Proklos 22). Gegen Ende der Kyprien war dann davon die Rede, wie Odysseus aus Rache zusammen mit Diomedes den Palamedes beim Fischfang erdrosselt (Proklos 48). Daß Palamedes auch dann, wenn sein Schicksal demIliasdichter bekannt gewesen war, 1 Vgl. E. WÜST RE XVIII Sp. 2500 ff. s.v. Palamedes.
166
Prosopographie der Achaier in der Ilias
in der Ilias nicht erwähnt sein kann, hängt mit der radikalen Umwertung zusammen, der Homer die Odysseusgestalt unterworfen hat1. Motive der Palamedesgeschichte schimmern vielleicht ein paar mal in der Ilias durch. Die Freundschaft zwischen Odysseus und Diomedes etwa ist in der Ilias nicht motiviert, sondern nur in kyklischen Stoffen, neben demgemeinsamen Palladionraub etwa in dem gemeinsamen Palamedesmord. Auch in der Diapeira scheint ein ‚kyklischer Motivzusammenhang‘ vorausgesetzt zu sein, in dem Palamedes vorkam2. Dafür daß Palamedes in der Quelle des Schiffskatalogs gestanden hat, könnte möglicherweise ein Anstoß innerhalb der Diomedespartie des Katalogs sprechen. Es fehlt dort der Name der Stadt Nauplia, deren Eponym Nauplios der Vater des Palamedes ist3, wenn nicht alles trügt. Nauplia war natürlich als Hafen für Argos von großer Bedeutung. Mit der Möglichkeit, daß Palamedes in Homers Quelle stand und auch Freier der Helena war, dann im Schiffskatalog aber ersatzlos ausgefallen ist, muß gerechnet werden. Was ergibt sich aus allem für die Frage des Katalogs im Ganzen? Zunächst bestätigt sich dieAnsicht, der Katalog sei mit gewissen Änderungen einer Quelle entnommen. Allerdings reichen die Änderungen, Zusätze und Auslassungen noch weiter als man bisher angenommen hat. Es bleibt noch die Frage, von welcher Art diese Quelle gewesen ist und ob sie durch unsere Rekonstruktion erschöpft ist, d. h. etwa im Sinne von SEVERYNS, VONDERMÜHLL undWADEGERY eine ‚Sonderrhapsodie‘ darstellt. DasHauptargument VONDERMÜHLLS für diese These entfällt: Der Musenanruf, auch der „ältere Teil“4, kann nicht übernommen sein, sondern lenkt vielmehr von der Situation des B, die eigentlich eine Schilderung des Aufmarsches des Heeres erwarten läßt, stufenweise zu dem (durch die Quelle als solchem konstituierten) Schiffskatalog über. So liegt der Verdacht nahe, daß unsere ‚Quelle‘nur Teil eines umfassenden vorhomerischen Troiaepos war. Dafür spricht auch die starke Verzahnung dieser Quelle mit bestimmten anderen troischen Sagenstoffen, die sich allein durch die der Zusammenstellung zugrundeliegende Auswahl der Helden ergibt (vgl. die Frage der aitolischen Führung, der Epigonen usw.). Die Schwierigkeit einer solchen Annahme liegt darin, daß die Kyprien nicht in Frage zu kommen scheinen, da sie bisher als nachhomerisches Epos aufgefaßt werden. So können wir nun zwar 1 Vgl. RENATA V. SCHELIHA Patroklos Basel 1943 101 ff., PAULA PHILIPPSON Die vorhomerische und die homerische Gestalt des Odysseus MusHelv 4 1947 8 ff. (mit falschen Schlußfolgerungen), B. MARZULLO Il problema Omerico 1952 80 und unten S. 383 ff. 2 MusHelv 12 1955 269. 3 Darauf weist auch M. VANDERVALK Festschrift Zucker 1954 362 hin. Daß Palamedes in den Kyprien von Nauplios (aus Nauplia) abstammte, wird vor allem durch Strab. VIII 6,2 p. 368 wahrscheinlich (Quelle wohl Aristarch). 4 Von einem solchen spricht VONDER MÜHLL 51 f. Der ist aber gerade jung, weil er von η ῶ ρ ὶν ο νredet, also auf die Situation des B χ ι, nicht von den ἀ ν ο ςund ϰοίρα ε ν den ἡγεμό Bezug nimmt.
Zum Stil und zur Struktur des Schiffskatalogs
167
unseren Rumpfkatalog in das bisher durch die neoanalytischen Arbeiten rekonstruierte Sagengefüge einreihen, das Homer vorfand; wir werden aber schon stärker als bei diesen Versuchen zur Frage nach der formalen Struktur, in der diese Tradition dem Iliasdichter vorlag, gedrängt. Die Annahme, sie habe nur in variablen Einzelliedern ihren Ausdruck gefunden, die schon im Hinblick auf diebisherigen neoanalytischen Arbeiten nicht befriedigte, rückt noch ferner. In denselben epischen Zusammenhang wie der Katalog scheinen auch Parisurteil, Helenaraub, Oinotropen, ja vielleicht die Telephosepisode mit der ersten Abfahrt in Aulis und der Aithiopisstoff, sowie aus dem Geschehen der Iliupersis der Waffenstreit, der Wahnsinn und Selbstmord des Aias, die Rückholung des Philoktet, die Eroberung der Stadt undder Frevel deskleinen Aias zu gehören. Also vieles weist auf ein denKyprien im Inhalt ähnliches vorhomerisches Epos. Kurzum, die Frage nach der epischen Form der von Homer benutzten Überlieferung wird dringend. Mit Sicherheit wird durch unsere bisherigen Untersuchungen die Meinung widerlegt, der Schiffskatalog benutze ein ‚historisches Dokument‘ als Quelle. Schien das schon vorher vielen unwahrscheinlich, weil wir in jedem Fall mit alten epischen Traditionen auch historischer Art rechnen müssen, die das Zu‚ istorische‘ Quellen überflüssig erscheinen lassen, rückgreifen auf außerepische h bzw. weil die Annahme von ‚Zusätzen‘durch den Iliasdichter eine ältere hexametrische Quelle impliziert1, so wird es durch den Nachweis der ‚mythologischen‘Hintergründe des Katalogs und der hexametrischen Form seiner Quelle widerlegt. Das bedeutet nicht, – unddas soll nachdrücklich festgestellt werden –, daß der Katalog dadurch als historische Quelle weniger wichtig würde. Die historischen Untersuchungen über ihn behalten nicht nur volle Gültigkeit, sondern gewinnen durch denNachweis, daß er vorwiegend ‚älter‘als Homer ist, noch an Bedeutung.
1Vgl. bes. HEUBECK Gnomon 21 1949 210, FOCKE Gymnasium 57 1950 256ff., LESKY 37, WADE-GERY 54 ff. (mit guter Widerlegung von BURR), Jula KERSCHENSTEINER Pylostafeln und homerischer Schiffskatalog Münchener Studien zur Sprachwissenschaft Heft 9 1956 53f. (die mit Recht auch die Versuche zurückweist, die Pylostafeln als Beweis für BURRS These vom dokumentarischen Charakter des Schiffskatalogs unmittelbar auszuwerten).
168
Prosopographie der Achaier in der Ilias
10. ZUSAMMENFASSUNG
Die Untersuchung derProsopographie derAchaier ist hauptsächlich amLeitfaden der Aufzählung des Schiffskatalogs im B der Ilias verlaufen. Es zeigte sich, daß der Schiffskatalog einmal die Exposition derAchaierführer zumindest für die ‚Ilias in der vorliegenden Form‘bringt, zumandern aber in seinem Kern aus einer Quelle genommen zu sein scheint, die ihrerseits auch wieder auf den ganzen Krieg Bezug nahm. Vom unitarischen Standpunkt bleibt also nur die Möglichkeit anzunehmen, daß auch der Dichter der Ilias seinen Bestand an Akteuren und ihr Auftreten aus dieser Schiffskatalogquelle (und dem, was sie impliziert bzw. dem, wasmit ihr an mythischen Stoffen evtl. in einem dichterischen Zusammenhang stand) herausentwickelt hat. Die besondere Beachtung desTodes der einzelnen Helden gab uns wichtige Anhalte nicht nur für die Beantwortung der Frage, ob diese Helden überhaupt vorhomerisch sind, sondern auch, wie sie vor Homer gestaltet waren. Es zeigte sich, daß das, was wir an mythischen Fakten (sofern sievonder Ilias unabhängig sind) vondiesen Helden wissen, durchaus ausreicht, um das Auftreten der Helden in der Ilias zu verstehen unddaß umgekehrt das, wasin der Ilias von ihnen berichtet wird, nicht ausreicht, ihr Auftreten in den kyklischen Epen und Ähnlichem zu erklären. Da das Nichtiliadische unmöglich in großem Maße nachhomerische Erfindung sein kann, ist nicht einzusehen, warum es in irgendeiner Form (die wir noch zu bestimmen haben werden) nicht auf die Ilias gewirkt haben soll, und warum unbedingt das, was in der Ilias von den Helden berichtet wird, auf uns unbekannten Voraussetzungen beruhen muß. Das, was wir anfangs von der ganzen Ilias mit Nachdruck im Anschluß an Aristoteles konstatiert haben, daß sie nicht denganzen troischen Krieg erzählt, nicht einmal einen kleineren Abschnitt des Krieges, sondern einen Teil herausgreift, der nur eine winzige Episode im Gesamtablauf der zwanzig (oder zehn) Jahre bedeutet, das gilt mut. mut. auch für die einzelnen Heroen. Auch ihr Schicksal wird in der Ilias nurin einem Ausschnitt sichtbar, einem Ausschnitt freilich, der dann auch Licht auf das Vergangene und Künftige wirft.
Kapitel III
PROSOPOGRAPHIE DER TROER IN DER ILIAS
1. DAS PROBLEM DES TROERKATALOGS Die Troer der Ilias brauchen nach der ausführlichen Behandlung der Achaier nicht so eingehend besprochen zu werden. Die Dinge liegen in vielem gleich, wasErfindung durch den Iliasdichter undÜbernahme aus Vorlagen anbetrifft. Umso mehr sollen aber die Punkte, woder Sachverhalt anders ist als bei den Achaierhelden, herausgestellt werden. Ähnlich wie für die Achaier der Schiffskatalog ist für die Troer der Ilias der ‚Troerkatalog‘ als Exposition wichtig. So wie der Schiffskatalog dazu dient, uns ein anschauliches Bild vom Aufmarsch des achaiischen Heeres zu geben, soll offenbar der Troerkatalog einen Eindruck vom Aufmarsch derTroer und ihrer Bundesgenossen vermitteln. Man kann sich sofort überzeugen, daß der Troerkatalog diese Aufgabe besser erfüllt als entsprechend der Schiffskatalog. ινder Kontingente gesprochen, was ε γ ,ἄ ι, ἄρχειν α Es wird immer vom ἡγεῖσθ im Schiffskatalog ähnlich nur in den ‚jungen‘ (vom Iliasdichter dem Text der Quelle zugefügten) Partien der Fall ist. Nur Bemerkungen wie Β849: und Β856f.:
ς ,ἀ ν ο π λ ό δ ῶ θ ε νἐ τη υ ξἈμ τ ο ς ὺῥέον ρ ῦεὐ ιο ξ ᾽Ἀ ίσ ίο τρ ςϰ ο ὶἘπ δ α νὈ φ ο ςἦρ ω ν α ὐ χ τ ὰ ρἉλιζώ ο ν
νἀ υἐσ θ ύ ὶ γενέθ η ς ε ρ ο , ὅ ρ γ τ β η λ ύ νἐ λ ό θ ε τη ξἈλ (vgl. 863. 877) machen den Eindruck, als bezögen sie sich auf die Ankunft dieser Kontingente vor Troia und nicht auf einen Aufmarsch mitten im Krieg. Die Sache wäre, wenn man über diese geringen Unstimmigkeiten hinwegsähe, ohne Problematik, wenn es nicht in den Kyprien einen ähnlichen Katalog gegeben hätte (wie es scheint). Wenigstens berichtet uns Proklos 50 ω ῖςΤρ σ ὶσυμμα ο τ ν γ ο ο ςτῶ λ τά η χ σ ά ν ὶϰα α τω ν . (Schluß desKyprienexzerpts): ϰ Man könnte nun vermuten, daß der Troerkatalog der Ilias auf einen ihm ähnlichen Katalog der troischen Bundesgenossen zurückgeht. ZurWiderlegung dieser Annahme hat jedoch BETHE1 Apollod. Epit. 3,34 f. herangezogen, woan der Stelle, die dem Proklostext entspricht, ebenfalls von den Bundesgenossen 1 a. a. O. 212.
170
Prosopographie der Troer in der Ilias
der Troer die Rede ist, aber zusätzlich ihre Namen einzeln aufgezählt werden, die überraschenderweise mit den Namen des Troerkatalogs der Ilias identisch sind. BETHE folgert aus dem Befund, daß die Angabe des Proklos Relikt eines ausführlicheren Berichts ist, der um die Namensliste mit den Namen des Iliaskataloges sekundär verkürzt wurde, und daß Apollodor und der ‚verkürzte‘ Bericht des Proklos auf ein unddieselbe mythographische Quelle zurückgehen, die an der Ilias, nicht an den Kyprien orientiert war. Für BETHE spricht, daß in der Tat die Kyprien kaum genau dieselbe Namensliste wiedie Ilias enthalten haben können. Trotzdem erscheint mir sein Schluß nicht berechtigt. Er läßt die Tatsache völlig unerklärt, daß überhaupt jemand in dem mythologischen Zusammenhang, dendas Kyprienende gibt, einen solchen Katalog einsetzen kann. Selbst wenn Proklos an dieser Stelle nur auf eine beliebige mythographische Quelle zurückgeht, ist zu fragen, warum dann diese mythographische Quelle den Iliaskatalog an dieser Stelle als Bundesgenossenkatalog verwertete und ihn nicht in dem Zusammenhang beließ, in dem er in der Ilias steht. BETHE meint dazu, die Mythographen hätten die „Umstellung der Achaier- und Troerkataloge an die ihnen angemessenen Stellen“vorgenommen. Aber was heißt hier ‚angemessene Stellen‘? Wir kommen damit zu dem entscheidenden Problem zurück. Der Troerkatalog ist in der Ilias seiner Funktion nach kein Katalog der zu Hilfe eilenden Bundesgenossen, sondern ein Katalog der sich zur Verteidigung formierenden Troer undihrer Bundesgenossen. Wenn man ihn trotzdem zur Not an eine andere Stelle rücken kann, so ist doch vielleicht der Grund der, daß ein vorhomerischer Katalog der später gekommenen troischen Bundesgenossen durch den Iliaskatalog noch durchschimmert und nur für die Ilias für seine neue Funktion abgewandelt wurde. Das bedeutet für die Kyprien, daß sie völlig unabhängig von der Ilias einen Katalog der troischen Bundesgenossen haben konnten, sofern sie, wie jetzt immer wahrscheinlicher wird, tatsächlich weitgehend von der Ilias unabhängige vorhomerische Elemente enthalten. Und gesetzt denFall, daß es in den Kyprien einen Bundesgenossenkatalog mit anderen Namen als in der Ilias gab, so ist es vollkommen verständlich, wenn Apollodor diesen Katalog nach der hauptsächlichsten und maßgeblichsten Quelle, die einem Mythographen zur Verfügung steht, der Ilias, revidierte oder daß er, falls ihm nur eine Hypothesis der Kyprien zur Verfügung stand, die keine Namensliste enthielt, eine solche durch Benutzung der Ilias herstellte1. Wir müssen doch zunächst einmal den Intentionen der Verfasser folgen: Proklos will eine Inhaltsangabe der Kyprien geben, Apollodor aber einen mytho1 Vgl. auch die Polemik gegen BETHE bei HARTMANN Untersuchungen über die Sagen vom Tod des Odysseus 1917 22 f., der darauf hinweist, daß Apollodor offenbar mehrfach Kataloge zu der von ihm vermutlich benutzten Hypothesis der kyklischen Epen hinzufügt.
Das Problem des Troerkatalogs
171
graphischen Abriß1. Daß die Mythographen Anschluß an die Versionen der Ilias suchten, wosie nur konnten, läßt sich durch einen Vergleich des Katalogs der Helenafreier bei Apollod. III 10, 8 mit dem ‚Schiffskatalog‘ bei Apollod. Epit. 3,11 ff. beweisen. Beide Namenslisten müßten aufgrund der mythologischen Beziehung zwischen dem Eid der Helenafreier und dem Kreis der Mitkämpfer vorTroia identisch sein, sind es aber faktisch nicht, weil der Freierkatalog kein Pendant in der Ilias hat, wohl aber der ‚Schiffskatalog‘2; dieser wurde an die Ilias angeschlossen. Auch eine andere Tatsache muß uns stutzig machen, wenn wir den Kyprien einen Bundesgenossenkatalog der Troer absprechen wollen: Proklos erwähnt zwar einen Bundesgenossenkatalog, nicht aber einen Schiffskatalog. Wenn man das Streben des Proklos berücksichtigt, den Inhalt der Kyprien so zu erzählen, daß er sich möglichst an die Ilias anpaßte und als ihre Einleitung verstanden werden konnte, besteht immerhin die Möglichkeit, daß ein Schiffskatalog der Kyprien wegen starker Übereinstimmung mit der Ilias als Dublette zum Katalog im Buch B übergangen wurde, der Bundesgenossenkatalog aber wegen seiner geringeren Übereinstimmung mit der Ilias nicht mit demTroerkatalog imB in Verbindung gebracht unddeswegen erwähnt wurde. Jedenfalls besteht kein Grund, dieAngabe bei Proklos 50 für unglaubwürdig zuhalten. Aber weshalb soll überhaupt der Bundesgenossenkatalog der Kyprien wesentlich anders als der Troerkatalog der Ilias gewesen sein?3 Das hat WELCKER schon klar erkannt: Manmußdamit rechnen, daß der Katalog der troischen Bundesgenossen bereits im Hinblick auf die Handlung der Posthomerica angelegt war4. Nach Proklos war in der Aithiopis das Zuhilfeeilen der Penthesileia unddes Memnon geschildert, in der Kleinen Ilias das des 1 Der Unterschied, der gerade auch zwischen der ‚Epitome‘ und Proklos besteht, ist m. E. ganz eindeutig. ‚Apollodor‘ bietet auch in der Epitome keine ‚Parallelüberlieferung‘ zu Proklos, sondern repräsentiert ein ganz anderes literarisches Genos. Der Einfluß von Tragikerversionen auf seinen Inhalt (im Unterschied zu Proklos) kann nicht im geringsten zweifelhaft sein, bei aller Bedeutung, die er, wohl auf Grund der Benutzung einer ausführιςder kyklischen Epen, als sie Proklos darstellt, für die Rekonstruktion des σ ό θ ε licheren ὑ π Kyklos hat. Hier stimme ich einmal JACOBY zu (a. a. O. 611 Anm. 4). Auch eine mittelbare Benutzung von Hellanikos’ Troika durch die Epitome halte ich in einigen Fällen nicht für völlig ausgeschlossen. Über Hellanikos als Quelle für die Epitome vgl. WADE-GERY 85 Anm. 115. Herr Professor WADE-GERY schrieb mir (mit Post vom 28. 5. 57), daß er seine Meinung dahingehend modifiziere, daß Hellanikos nur eine letzte (mittelbare) Quelle für die Epitome ist, und hat mich freundlicherweise ermächtigt, dies mitzuteilen. [Korr.-Zus.: Über die Abhängigkeit der troischen Geschichten in Bibl. III von Hellanikos handelt jetzt vorzüglich M. VANDER VALK in seiner ausgezeichneten Studie On Apollodori Bibliotheca REG 71 1958 134 ff.]. 2 Vgl. o. S. 137. 3 Völlig ausscheiden muß die Annahme, der Kypriendichter habe den Katalog an den Schluß seines Werkes gestellt, ummit ihm absichtlich sein Werk in das der Ilias einmünden zu lassen. Was sollten wohl, wenn Kyprien und Ilias einen Zusammenhang bilden sollen, 4 a. a. O. 157. zwei Troerkataloge hintereinander?
172
Prosopographie der Troer in der Ilias
Mysers Eurypylos. Zur Unterstützung dieser Ansicht
ist die Konjektur
1, nicht einmal nötig: α ν ν η ό σ τω ὶσυμμ χ ω σ ῖςΤρ το ν ςτῶ ο γ ο λ τά ὶϰα α WELCKERS: ϰ
Die Kyprien geben den Katalog derer, die ‚seinerzeit vor Troia denTroern zu Hilfe gekommen waren‘. Stellen wirunsaufdenBoden dieser Annahme, lösen sich alle Probleme sehr gut. Daß trotzdem natürlich eine gewisse Ähnlichkeit des Katalogs mit demder Ilias bestanden haben mag (s. Abschn. 2), ist davon unberührt. DieÜbereinstimmung ist nurnicht sogroß gewesen, wiemöglicherweise im Falle des Achaierkatalogs, was Proklos dann evtl. zu einem verschiedenen Vorgehen beim Bericht über den Kyprieninhalt veranlaßt hat (wenn, wasnoch nicht bewiesen ist, die Kyprien einen Achaierkatalog enthalten haben, der mit der Quelle des iliadischen Schiffskatalogs nahezu identisch war). Aber wir brauchen uns nicht mit diesen Kombinationen zu begnügen. Ein Blick auf die Stelle in der Epitome des Apollodor erläutert unsere Überν ό υδιελθ ο ν ὲχρό ςδ ῦ ε το legungen ambesten. Apollodor Epit. 3,34 heißt es: ἐν ν α μ α ι· ἐ ϰ νπ μ ῶ ερ ς.... τ ιο ο χ νAἰνεία ύ ω ίϰ ω ό ε ὶσ νπ λ ω σ ιτο ῖςΤρ α τ ν ο ίν γ το ςπαρα Der Mythograph versteht hier also seine Liste als eine Liste der troischen Bundesgenossen, die im neunten Kriegsjahr zu den Troern stießen. Nun hat aber die Liste, die die Ilias bietet (und die in der Epitome abgeschrieben ist), keineswegs nur Bundesgenossen der Troer zum Inhalt. Sie nennt außer Hektor, der als einziger der homerischen Namen bei Apollodor fehlt, auch Aineias, die Antenoriden Archelochos und Akamas, Pandaros, Adrestos, Amphios, Asios, alles Führer, die entweder selbst Troer sind oder doch zu dem unmittelbaren troischen Einflußgebiet gehören, das seine Kontingente keineswegs erst im neunten Kriegsjahr gestellt hat2. Aineias ist zwar wohl auch erst seit dem neunten Kriegsjahr in der Stadt, aber er ist μ α μ χ ο ύ ς . Über seine Auseinandersetzungen mit Achill, die er in dennoch kein σ der Umgebung von Troia hatte, berichtet ja die Ilias an anderen Stellen. Man kann also nicht sagen, daß er sich erst im neunten Kriegsjahr der troischen Partei anschloß. Bei Apollodor sind also ganz offensichtlich zwei Dinge kontaminiert: Der Troerkatalog der Ilias, der einen Überblick über die Streitkräfte der troischen Partei geben will, und die Nachricht, daß im neunten Kriegsjahr Bundesgenossen zu den Troern stießen, die vorher nicht da waren. Diese Nachricht ist in der Ilias höchstens ganz implizit angedeutet. Daß es vielleicht auch
1 a. a. O. 157. 2 Es ist erfreulich, daß auch BURR 137f. 146f. aus geographischen Gründen streng zwischen den beiden Teilen des Troerkatalogs scheidet. Dabei ist es für unsere Fragestellung belanglos, ob man den zweiten Abschnitt mit BURR erst mit den Thrakern beginnen lassen soll, oder schon mit den Pelasgern, was ich mit H. M. CHADWICK The Heroic Age Cambridge 1912 244 vorziehe. Auch JACOBY 611 Anm. 4 scheint der Meinung zu sein, daß der Troerkatalog der Ilias ein ausgebauter Bundesgenossenkatalog der Kyprien ist. Vgl. auch die unsichere Stellungnahme von VON DER MÜHLL 62.
Versuch einer Analyse des Troerkatalogs
173
bei den Mythographen noch irgendwo eine von der Ilias unabhängige Aufzählung der Bundesgenossen gab, dafür könnte der Katalog bei Vergil VII 641ff. sprechen, der die Bundesgenossen der Latiner aufzählt, unter anderen auch Turnus und Camilla, die Memnon und Penthesileia, den mutmaßlichen Figuren des Bundesgenossenkatalogs der Kyprien, in gewissem Sinne nachgebildet sind1. Über die Konsequenzen, die sich für die Kyprien aus der Tatsache ergeben, daß sie am Schluß noch einen Katalog der troischen Bundesgenossen hatten, kommen wir noch in anderem Zusammenhang zu sprechen. Es wird sich dabei zeigen, wie die Annahme, daß die Kyprien sich den Anschluß an die Ilias als Aufgabe (ja, als einzige Aufgabe) gestellt hatten, sehr fragwürdig ist.
2. VERSUCH EINER ANALYSE DES TROERKATALOGS Wir bemerkten schon, daß der Troerkatalog, wiemanimmer gesehen hat, in zwei Teile zerfällt: der eine umfaßt alle Troerführer im weiteren Sinn, der andere die Bundesgenossen. Das Ergebnis der Untersuchung des vorigen Abschnitts war, daß die Kyprien tatsächlich, wie Proklos 50 berichtet, einen Katalog troischer Bundesgenossen hatten, der als ein reiner Bundesgenossenkatalogunabhängig vonder Ilias oder doch anders als ihr Troerkatalog gewesen sein muß. Da nun, wie wir feststellten, gewisse Unstimmigkeiten des Troerkatalogs zu dem Eindruck verhalfen, als bezögen sich manche Nennungen vonBundesgenossen (im zweiten Teil des Katalogs) auf die Ankunft ihrer Kontingente und nicht auf die im B geschilderte Kampfaufstellung, muß der Frage, ob die Ilias nicht von einem vorhomerischen Katalog der troischen Bundesgenossen beeinflußt ist, der andererseits auch in den Kyprien seinen Niederschlag gefunden hat, im einzelnen nachgegangen werden. Wenn wir ähnlich wie beim Schiffskatalog unser ‚Kriterium‘hier in Anwendung bringen, daß der Tod eines Führers in der Ilias ein Präjudiz für Erfindung oder Neueinführung der betreffenden Gestalt durch den Iliasdichter ist, ergibt sich folgendes Bild: Die Vertreter der Troer im weiteren Sinne finden, abgesehen von Aineias, ausnahmslos in der Ilias den Tod: Hektor, die Antenoriden Archelochos und Akamas, Pandaros, Adrestos, Amphios, Asios. Das würde gut zu der Hypothese passen, die Ilias benutzte einen Bundesgenossenkatalog. Denn eine solche Quelle kann die Namen dieser troischen Vertreter nicht enthalten haben. Von denübrigen Führern sterben auch eine ganze Reihe, aber eben nicht alle. VondenPelasgern stirbt nur Hippothoos, während Pylaios sonst nicht mehr vorkommt. Hippothoos könnte also hinzuerfunden sein. 1 Vgl. ED. FRAENKEL Philologus 87 1932 242 ff.
174
Prosopographie der Troer in der Ilias
Die Thraker Akamas und Peiroos1 fallen beide. In der Quelle könnte die Thrakerin Penthesileia gestanden haben. Der Kikonenführer Euphemos wird in der Ilias nicht mehr erwähnt. Das würde zu der Annahme einer Quelle passen, in der er vorkam2. Der Paionier Pyraichmes wird getötet. Stand das Kontingent der Paionier nicht in der Quelle?3 Vgl. jedoch o. S. 169 zuΒ849. Der Paphlagonier Pylaimenes wird getötet. War das Kontingent vielleicht ebenfalls in der Quelle nicht vertreten? Von den Halizonen wird Odios getötet, Epistrophos nicht mehr erwähnt. Odios ist vielleicht hinzuerfunden (zu dem, was aus der Quelle übernommen wurde). Die Myser Chromis und Ennomos sollen nach Angabe des Katalogs ‚von Achill im Fluß bezwungen‘ worden sein. Sie werden aber im Flußkampf der Ilias nicht erwähnt. Man könnte also mit NIESE an einen Flußkampf des
1 Peiroos muß, bevor er Δ527 erschlagen wird, noch den Diores töten, der ebenfalls erst vom Iliasdichter in die Dichtung eingeführt ist. Da auch Thoas erst durch Homer zum Troiakämpfer wurde, ist somit die ganze Szene mit ‚eigenem Personal‘ des Dichters bestritten. Die ‚Erfindung‘ wird dann noch einmal fortgesponnen mit der Einführung eines 485 von Achill erschlagen wird. Sohnes des Peiroos, Rhigmos, der Υ 2 Wenn Ρ73 statt Euphemos ein Kikonenführer Mentes erwähnt, so entspricht das durchaus unserer Hypothese: Mentes ist vermutlich Augenblickserfindung des Iliasdichters, Euphemos hatte möglicherweise eine Rolle in vorhomerischen PH. [JACHMANNS Schlußfolgerungen (Schiffskatalog 131) werden dadurch hinfällig.] 3 Man könnte auch fragen, warum statt Pyraichmes nicht Asteropaios genannt wird, der genau wie dieser eine Erfindung des Iliasdichters zu sein scheint, da er im Φdurch Achill den Tod findet [Korr.-Zus.: Vgl. JACHMANN Schiffskatalog 130 ff.]. Die nächstliegende Erklärung ist wohl die, daß der Dichter zunächst nur einen Paionier vorgeplant hat, vielleicht schon im Hinblick auf ein Hauptstück seiner Dichtung, die Patroklie, in der 287 den Tod findet, und daß Asteropaios ad hoc, d. h. für die Dichtung des Pyraichmes Π Flußkampfes zu dessen Vorbereitung erfunden bzw. aus lokaler Sage aufgegriffen wurde. 102 mit Asteropaios’ Nennung einsetzen. MerkFreilich würde die Vorbereitung schon Μ würdig ist, daß Asteropaios Ρ217 mit Chromios und Ennomos, d. h. doch wohl den beiden Mysern des Troerkatalogs, zusammengenannt wird, die nach Β860 f. von Achill im Fluß selbst ‚vergessen‘sind (vgl. u. S. 175 m. Anm. 2). bezwungen worden sein sollen, aber im Φ Der Tatbestand ist im einzelnen schwer zu analysieren, läßt sich m. E. aber eher aus den Assoziationsreihen eines einzelnen Dichters als aus der Tätigkeit von klitternden Redaktoren und Überarbeitern erklären. Möglicherweise liegt eine allmähliche Planverschiebung vor: Das Schicksal, das zunächst Chromios und Ennomos zugedacht war, wird auf Asteropaios übertragen, mit Rücksicht auf den benötigten Zorn seines Großvaters, des Flußgottes; und Ρ217f. markiert gerade den Angelpunkt der (wohl unbewußten) Planverschiebung: Der Dichter schwankt noch, er nennt Asteropaios mit Chromios und Ennomos zusammen, nachdem er ihn im M schon einmal allein erwähnt hatte. Über die möglichen (unepischen) mythischen Hintergründe der Gestalt des Asteropaios vgl. G. SCHEIBNER Der Aufbau des 20. und 21. Buches der Ilias Lpz 1939 118 Anm. 1. [Über die Interpolation von Β848a richtig JACHMANN Schiffskatalog 132.]
Versuch einer Analyse des Troerkatalogs
175
Aithiopisstoffes denken (von dem aber nichts überliefert ist)1, oder man muß annehmen, daß der Iliasdichter ihr Sterben im Fluß hier erfunden hat, sie bewußt oder unbewußt nicht besonders aufgeführt aber im Flußkampf des Φ hat2 (wenn man analytische Schlußfolgerungen alter Art vermeiden will). Stand in der Quelle vielleicht der Myser Eurypylos? Von den Phrygern fällt Phorkys undwird Askanios nur Ν 792 noch erwähnt (ohne zu fallen). Ist Phorkys hinzuerfunden und Askanios der Quelle entnom-
men?3
Die Maionier (d. h. Lyder) Mesthles und Antiphos sterben beide in der Ilias nicht. Antiphos wird gar nicht mehr erwähnt, Mesthles nur in der Aufzählung Ρ216. Das würde für Übernahme aus der Quelle sprechen. Von den Karern Nastes undAmphimachos, die beide in der Ilias nicht mehr vorkommen, soll Nastes wie Chromis und Ennomos, die Myser, von Achilleus im Fluß bezwungen worden sein. Er kommt aber ebenfalls weder imFlußkampf noch sonst in der Ilias noch vor. Ist er also hinzuerfunden oder fiel er nach Darstellung der Katalogquelle in einem Flußkampf? VondenLykiern fällt Sarpedon undbleibt Glaukos am Leben. Beide spielen in der Ilias eine größere Rolle. Da Glaukos auch außerhalb der Ilias in PH vorkommt, ist hier die Annahme, daß der Katalog auf einer Quelle fußt (und Sarpedon hinzugenommen ist?4) wahrscheinlich. 1 a. a. O. 52. 2 Ρ218 müssen mit Chromios und Ennomos wohl dieselben Personen gemeint sein, da der auch im Troerkatalog unmittelbar im Anschluß an die Myser genannte Phorkys im selben Vers erwähnt wird. Dieser Chromios (= Chromis) ist dann wohl auch Ρ494 und 534 gemeint. Phorkys fällt nun Ρ312, während Chromios und Ennomos am Leben bleiben, d. h. vielleicht bis zum Flußkampf aufgespart sind und dann doch ‚vergessen‘ bzw. durch Asteropaios ersetzt werden (was verständlich wäre, da ihre Namen auch für andere Namensträger gebraucht werden). Vgl. o. S. 174 Anm. 3. 3 Daß Askanios Ν 792 gerade erst aus Askanien gekommen sein soll, läßt sich wieder am ehesten aus (leicht fehlerhafter) Assoziation erklären. Allerdings wäre dann zu überlegen, ob er nicht doch wie Phorkys Erfindung des Iliasdichters sein kann, so daß möglicherweise das ganze Kontingent vom Iliasdichter hinzugesetzt wurde. [Korr.-Zus.: Was JACHMANN Schiffskatalog 141 f. jetzt über das Verhältnis beider Askaniosstellen zueinander sagt, ist ohne Beweiskraft.] 4 Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß Sarpedon (vielleicht zusammen mit Tlepolemos) aus lokaler Sage in die Ilias eingeführt worden ist. Dazu stimmt gut, daß sein Auftreten in der Ilias allenthalben einen abgeleiteten Eindruck macht, vgl. W. H. FRIEDRICH 103ff. Daß man seinen Tod schon im E erwartet, mag mit der Benutzung einer lykisch-rhodischen Quelle zusammenhängen. Das stilistisch ungeschickte Nachklappen der Bitte an Glaukos Π 492ff. könnte sich wohl daraus erklären, daß zunächst Sarpedons Tod analog zu Asios’ Tod oder zu einem außeriliadischen Vorbild erzählt wird (so richtig W. H. FRIEDRICH a. a. O.) und dann Anschluß an die Memnongeschichte gesucht wird, die vor allem für das Entrückungsmotiv als engere Vorlage gedient zu haben scheint. Das muß vage Hypothese bleiben, zeigt aber m. E., daß W. H. FRIEDRICHS Dreischichtenhypothese (a. a. O. 112) keineswegs erforderlich ist, um Sarpedons Rolle in der Ilias zu erklären.
176
Prosopographie der Troer in der Ilias
Ausdieser Aufstellung ergibt sich, daß unser ‚Kriterium‘sehr wohl vieles in diesem Katalog erklären kann1. Nur die Verifizierung der Ergebnisse ist meist unmöglich, da uns außeriliadische Nachrichten über die nicht fallenden Namensträger des Katalogs kaum zur Verfügung stehen. Ein weiterer entscheidender Anstoß kommt zu unseren Beobachtungen aber noch hinzu, der die Annahme, hier sei ein Bundesgenossenkatalog benutzt, noch wahrscheinlicher macht: Die Hauptführer derTroer werden außer Hektor undAineias gar nicht aufgezählt. Es fehlen sämtliche Priamiden außer Hektor, darunter auch die berühmten wie etwa Paris, der sonst in der Ilias mehrfach in Troerführerkatalogen genannt ist, es fehlen die berühmteren Antenoriden wie etwa Agenor, es fehlen schließlich die drei Panthoiden Polydamas, Hyperenor, Euphorbos. Wenn wirklich die eigentliche Absicht durchgeführt worden wäre, die Führer von Troern undBundesgenossen aufzuzählen (vgl. Β815), so wären sicherlich die Troer stärker berücksichtigt worden2. Auch gegen die Ansicht, daß der Troerkatalog nachträglich unter weitgehender Benutzung von Stellen der übrigen Ilias in das Epos eingefügt worden ist, einen Lieblingsgedanken der Alten Analyse3, richtet sich das Argument. In diesem Fall wäre sicherlich eine größere Übereinstimmung mit der übrigen Ilias oder doch mindestens eine stärkere Berücksichtigung der Troerführer im engeren Sinne zu konstatieren. Nicht nur die Führer der Kontingente sind nicht die gleichen, sondern auch die aufgezählten Völkerschaften entsprechen sich zum Teil nicht4. Andererseits ist der Troerkatalog im Zusammenhang der uns vorliegenden Ilias unentbehrlich, weil er immerhin so wichtige Führer wie Aineias, Glaukos, Sarpedon exponiert. 1 Eine vollständige Analyse des Troerkatalogs ist mit der Aufstellung freilich nicht geleistet. Dazu wäre eine eindringende Behandlung der geographischen Probleme vonnöten. Manche von ihnen sind wohl mit Hilfe der Untersuchungen über die Kontingentführer lösbar.
2 Da die Gliederung nach Landstrichen und Städten durch den Charakter der Quelle als eines Bundesgenossenkatalogs vorgegeben war, konnten also die Troer selbst nur soweit berücksichtigt werden, als sie sich ebenfalls geographisch aufgliedern ließen. Das war außer bei Aineias, der durch seine posthomerischen Schicksale (und seine Geburt) von vornherein auf den Ida verwiesen war, nur bei neuerfundenen Helden möglich. 3 KÖCHLY De catalogi Homerici genuina forma Zürcher Lektionsverzeichnis 1853 32, NIESE 51, vgl. THEILER 133, [JACHMANN Schiffskatalog passim; gegen JACHMANN sei betont, daß prinzipiell nichts dagegen spricht, daß nicht der Iliasdichter auch bereits fertige Teile seiner eigenen Dichtung bei Anfertigung des Troerkatalogs benutzt haben kann, obwohl ein solches Vorgehen gerade beim Troerkatalog recht fraglich ist. JACHMANN rechnet bei sprachlichen Unebenheiten überhaupt nicht mit der Einwirkung voriliadischer Vorlagen, obwohl eine solche doch gerade bei Dichtung aufzählenden Charakters immer 4 Vgl. NIESE 50f. naheliegt].
Die Rolle einiger im Troerkatalog nicht erwähnter Troer in Ilias und PH 177
3. DIE ROLLE EINIGER IM TROERKATALOG NICHT ERWÄHNTER TROER IN DER ILIAS UND IN POSTHOMERI CA AUSSERHALB DER ILIAS Wir kommen jetzt zu den Troern, die nicht im Katalog stehen. Die meisten der sonst in der Ilias genannten Troer fallen von der Hand der Feinde, ähnlich wie das bei den Achaiern der Fall ist. Da wir bei diesen ausführlicher auf die einzelnen Androktasien eingegangen sind, können wir uns hier mit einem Hinweis auf die ähnliche Situation dort begnügen. Im Gegensatz zu den Achaiern ist aber die Zahl derjenigen nicht im Katalog vorkommenden Troer, die in der Ilias eine größere Rolle spielen (und meist nicht sterben) doch prozentual bedeutend höher. Das muß damit zusammenhängen, daß die Vorlage des Dichters hier nicht dieganze Troerseite repräsentierte, sondern nur die nachträglich hinzugekommenen Bundesgenossen. So wollen wir ausdenin Frage kommenden Führern die Antenoriden1 und Panthoiden herausgreifen, die Priamiden und Aineias aber unberücksichtigt lassen. Eine Spezialuntersuchung muß für letztere einmal klären, wieweit das, was von ihnen an Nachhomerischem und Nichthomerischem berichtet wird, auf ‚historischen‘ Quellen beruht. Denn es kann gar kein Zweifel bestehen, daß die Logographen wiePherekydes undHellanikos mancherlei lokale Überlieferung oder Erfindung zusammengetragen haben, die gerade diePriamiden betrifft. Besonders desletzteren Troika mögen viel derartiges enthalten haben. Erst wenn man diese ‚historische‘ Überlieferung analysiert hat und auch Dictys in das rechte Licht gerückt ist, wird man u. U. einiges über die Behandlung der Priamiden in den kyklischen Epen aussagen können, was dann wieder stärker an die Frage der stofflichen Voraussetzungen Homers heranführt2. Die Frage der Antenoriden ist deshalb so wichtig, weil die Literatur sich kürzlich schon damit – nicht ganz angemessen – befaßt hat. PESTALOZZI wies darauf hin, daß Laodokos – im Gegensatz zu zahlreichen ihm nachgebildeten Antenorsöhnen – nie im Kampf auftrete, weil er mit Rücksicht auf die Memnonis nicht vorzeitig fallen durfte. „Antenorsöhne erfindet der Dichter in großer Zahl als Opfer der Schlacht, Laodokos aber, ihr Prototyp, bleibt mit Rücksicht auf die Achilleis aufgespart3.“ Gegen diese Ansicht PESTALOZZIS, die auch für unser ‚Kriterium‘für eventuelle vorhomerische Herkunft von Helden 1 Daß Antenor selbst eine vorhomerische Sagengestalt ist, ist ohne weiteres deutlich. Er wird in der Ilias bei seinem ersten Auftreten Γ148. 203 ff. nicht exponiert. Die Ilias spielt auf seine Rolle in AH an. Seine Rolle in der Kleinen Ilias und in Nostensagen kann nicht σ ιςist ίτη α π ςἀ η aus der Ilias abgeleitet sein. Auch seine Rolle im Zusammenhang der Ἑλέν höchstwahrscheinlich nicht aus der Ilias herausentwickelt. Vgl. u. S. 179 Anm. 4. 2 Vgl. ALLEN a. a. O. zu Dictys, ROBERT passim, bes. 974 ff. (über die Priamiden), 999 ff. (über Aineias), s. a. E. KALINKA Das troische Königshaus ARW 21 1922 18ff. 3 a. a. O. 40.
Prosopographie der Troer in der Ilias
178
Von den acht Brüdern bedeutsam ist, hat sich FOCKE gewandt. Er sagt u. a.: „ 1. Diese Feststelbleibt übrigens er nicht allein am Leben. Es fallen nur vier“ lung müßte mit ihrer gleichen Anzahl von Helden, diefallen unddie nicht fallen, hinsichtlich unseres Kriteriums zu Bedenken Anlaß geben, wenn sie stimmte. Das ist aber nicht der Fall. Die Ilias kennt vielmehr 11 (elf) Antenorsöhne2, und von diesen fallen sieben, so daß sich das Verhältnis doch in Richtung auf die Feststellung von PESTALOZZI verschiebt. Zehn davon sind echtbürtig, dazu . Es handelt sich dabei umfolgende Helden: ο ς θ ό kommt ein ν 100 (~ Β823, Katalog der Troerführer), Ξ 464 1. Archelochos, Β823, Μ (†durch Aias). 60 (mit Polybos undAgenor in einem Katalog derTroer2. Akamas, Β823, Λ 342 (†durch führer), Ξ 476ff. Akamas tötet den Boioter Promachos, Π Meriones). 3. Helikaon, wird Γ123 als Gemahl der Priamostochter Laodike erwähnt, in deren Gestalt Aphrodite der Helena erscheint. 4. Laodokos, Δ87 erscheint Athene in seiner Gestalt demPandaros und veranlaßt ihn zu dem verhängnisvollen Schuß. 5. Agenor, erschlägt Δ467 (nicht als Antenoride gekennzeichnet) den Elephenor bei der Bergung der Leiche des Echepolos, wird Λ59 im Troer93, tritt Ν führerkatalog genannt (jetzt als Antenoride), ähnlich Μ 490 zusammen mit Deiphobos und Paris auf, hilft 598 dem verwundeten 340 wird Klonios von Helenos. Ξ 425 deckt er mit anderen den Hektor. Ο 474 wird 535 befindet er sich in einer Gruppe von Troern, Υ ihmgetötet. Π 545 wird Agenor von Apollon sein Sohn Echeklos von Achilleus getötet. Φ dem Achill entgegengestellt, bis schließlich Apollon selbst Agenors Gestalt annimmt. 59 in dem Troerführerkatalog neben den beiden an6. Polybos, tritt nur Λ deren Antenoriden Akamas und Agenor auf. 221ff. Agamemnon zu verwunden, wird aber von 7. Iphidamas, versucht Λ ihm durch einen Schwerthieb getötet. 8. Koon, kommt Λ248ff. herbei, um seinen Bruder Iphidamas zu rächen, verwundet Agamemnon, der ihn aber noch töten kann. 516f. (†durch Aias). 9. Laodamas, Ο 395ff. (†durch Achilleus). 10. Demoleon, Υ . ο ς 11. Pedaios, Ε69ff. (†durch Meges): νόθ Ausdieser Zusammenstellung ergibt sich natürlich, daß die Feststellung von PESTALOZZI, Laodokos sei der Prototyp aller anderen Antenorsöhne, nicht 1 a. a. O.
342.
2 Archelochos und Akamas kommen davon auch im Troerkatalog vor. Zu den Antenoriden im Ganzen, die sicher wie die Aineiaden usw. ein historisches Geschlecht darstellten vgl. MACKAY 72 ff.
Die Rolle einiger im Troerkatalog nicht erwähnter Troer in Ilias und PH 179
ganz richtig sein kann. Vor allem Agenor fällt da völlig aus dem Rahmen1. Sein Auftreten in PH außerhalb der Ilias ist noch besser als das des Laodokos2 belegt: In der Kleinen Ilias verwundet er denLykomedes: fr. Iliup. 5 (Kl. Il. XIII) und wird selbst von Neoptolemos erschlagen: fr. Iliup. 10 (Kl. Il. XVI). Da die Ilias denAgenor bei seinem ersten Auftreten wieselbstverständlich einführt, ohne ihn überhaupt als Antenoriden zu kennzeichnen, und da sie auch sein Zusammentreffen mit Achill abbricht, ohne dieses Motiv der Begegnung zu Ende zu verfolgen, ist es sehr wohl möglich, daß die Kleine Ilias mit ihrer Schilderung desAuftretens des Agenor einen vorhomerischen Sagenzug wiedergibt. Wenigstens ist das wahrscheinlicher als eine analytische Lösung. Das Treffen mit Achill scheint auch schon auf die Begegnung mit Neoptolemos hin komponiert zusein: Der Gegner, dender Sohn erledigt, mußauch schon einmal vom Vater in die Flucht geschlagen worden sein. Laodokos ist demgegenüber nur durch die bekannte chalkidische Amphora für die Aithiopis gesichert. Es zeigt sich eben wieder einmal, daß die Quellenfrage nicht nur für die ‚Aithiopis‘ die von PESTALOZZI aufgedeckten Probleme aufweist, sondern für alle kyklischen Epen. In allen Fällen muß geprüft werden, wieweit die Motive schon aus vorhomerischer Epik stammen, und die Ansicht, sie seien aus der Ilias übernommen worden, gegebenenfalls zurückgewiesen werden. Übrigens ist auch noch ein dritter der vier in der Ilias nicht sterbenden Antenoriden in kyklischem Zusammenhang belegt: Helikaon3. Die Erwähnung des Helikaon in der Ilias hat überhaupt keinen Funktionswert. Es liegt, wenn man die Stelle betrachtet, auf der Hand, daß er eine aus vorhomerischer Troiaepik übernommene Gestalt ist. Aphrodite nähert sich der Helena in der Gestalt der Laodike, unddiese wird eben dadurch näher gekennzeichnet, daß sie die Gemahlin desAntenoriden Helikaon ist, der somit denHörern bekannt gewesen sein muß. Es ist daher naheliegend, daß das, was von ihm in der Kleinen Ilias erzählt wurde, daß er in der Nyktomachie von Odysseus als Sohn des achaierfreundt lichen Antenor erkannt und trotz Verwundung aus der Schlacht herausgeführwird, auf vorhomerischen Quellen beruht: fr. Iliup. 8 (Kl. Il. XIV)4. Wenigstens wäre es nicht im geringsten verständlich, wenn Homer das alles selbst erfunden hätte, aber spätere Dichter mit philologischer Genauigkeit höchst unselbständig auch diekleinsten abgerissenen Fäden der Ilias wieder aufgenommen und weitergesponnen hätten, – von der Merkwürdigkeit, daß sie abgerissen wurden, ganz zu schweigen. So bleibt nur noch Polybos übrig, wenn man 1 Vgl. DÜMMLER RE I Sp, 775 s. 1i). 2 Vgl. LAMER RE XII Sp. 727, RML s.v.; die Identität des Antenoriden mit der Figur der chalkidischen Vase ist m. E. nicht zu bezweifeln. Wer sollte auf der Vase sonst gemeint 3 WEICKER RE VII Sp. 2855, STOLL RML s.v. sein? 4 Möglicherweise spielte er auch in den Nosten eine Rolle. Wenigstens wird bei Serv. zu Aen. I 241 (Mart. 10,93) berichtet, daß er zusammen mit seinem Vater nach Venetien kam.
180
Prosopographie der Troer in der Ilias
annimmt, daßdiesieben in der Ilias sterbenden Antenoriden (die auch gar nicht individuell gekennzeichnet sind, wohl aber starken Funktionswert haben) vom Iliasdichter erfunden wurden. Er mag Augenblickserfindung des Dichters für 59 sein und aus Versehen nicht mehr als seine katalogartige Aufzählung Λ Füllfigur einer Androktasie benutzt worden sein1, oder aber auch schon in voriliadischem Zusammenhang vorhanden gewesen sein, von demwir nichts mehr wissen2. – Wenn also PESTALOZZI auch korrigiert werden muß, das ‚Kriterium‘,
daß Tod in der Ilias Erfindung, Überleben dagegen Übernahme aus Tradition bedeutet, gewinnt gerade in seiner Anwendung auf dieAntenoriden neue Wahrscheinlichkeit3. Wenden wir uns jetzt den Panthoiden zu. Der Vater, Panthoos selber, begegnet einmal in der Ilias unter den Geronten Γ146 am skaiischen Tor. Er hat folgende drei Söhne: 57 imTroerführerkatalog auf, ohne exponiert 1. Polydamas4, tritt erstmalig Λ 60ff. zumZurücklassen der Pferde undzumKämpfen zu Fuß, zu sein, rät Μ 725ff. unter rät Μ 210ff. gegen Hektors Meinung vomSchiffskampf ab, rät Ν ή , deckt Ξ425 mit anderen den verwundeten λ υ ο Billigung Hektors zur β Hektor, tötet Ξ 449ff. den Prothoenor undhat eine Auseinandersetzung mit 339 den Mekisteus, Aias, der statt seiner den Archelochos tötet, tötet Ο Ο 518ff. denOtos, wobei Apollon verhindert, daß Meges ihn seinerseits tötet, er wird Π 534ff. zur Rettung des Leichnams des Sarpedon mit anderen auf249ff. zur Rückkehr gefordert, verwundet Ρ597ff. denPeneleos schwer, rät Σ in die Stadt, ohne sich gegenüber Hektor durchzusetzen, Hektor stellt sich Χ100 ausFurcht vor den Schimpfreden desPolydamas demAchill entgegen. Auch in Kampfgruppen kommt er sonst noch vor. In PH außerhalb der Ilias kommt Polydamas bei Q. S., Dictys und Dares vor. Bei Q. S. II 41ff. rät Polydamas, Helena den Griechen zurückzugeben 1 Allerdings kommt Polybos auch bei Q. S. VIII 86 vor, wo er von der Hand des Neoptolemos fällt. 2 Die Vermutung, daß eine größere Zahl von Antenoriden nach alter, von der Ilias unabhängiger Sage den Krieg überlebte, wird durch die Sage von der Siedlung von Antenoriden in Kyrene bestätigt, von der Pi. P. 5,83 ff. berichtet. Die Schol. Pi. P. 5,108 und Tzetzes Lyc. 874 (z. T. Lysimachos) nennen allerdings fremde Namen bis auf Akamas, der dort im Widerspruch zur Ilias noch am Leben ist (möglicherweise also doch keine von Homer erfundene Gestalt ist, so daß er zu den wenigen Ausnahmen gehörte, wo Homer sich über die Tradition hinweggesetzt hat, vgl. die Achaier Elephenor, Askalaphos). 3 Dafür daß die Gestalt des Archelochos (1) erst vom Iliasdichter erfunden ist, läßt sich noch ein Indiz aus dem Zusammenhang der Stelle, die von seinem Tode handelt (Ξ464) gewinnen: der Tod des Archelochos durch Aias, den Telamonier, ist Rache für den Tod des Boioterführers Prothoenor. Da aber Prothoenor sich – ganz unabhängig von dieser Stelle – als eine vom Iliasdichter erfundene Gestalt erwiesen hat, ist es naheliegend, daß auch der Troer, der zum Racheobjekt für ihn ausersehen ist, eine vom Iliasdichter erfundene 4 KARL SCHERLING RE XXI Sp. 1599 ff., HOEFER RML s.v. Figur ist.
Die Rolle einiger im Troerkatalog nicht erwähnter Troer in Ilias und PH 181
undwird deshalb von Paris wegen seiner unkriegerischen Haltung gescholten. Q. S. VI 505 wird er vom Lokrer Aias verwundet, Dict. IV 7 fällt er von seiner Hand. Bei Dares ist er mit Paris am Raub der Helena beteiligt. 2. Euphorbos1, tötet zusammen mit Hektor und Apollon den Patroklos 806ff., wird alsbald von Menelaos getötet Ρ1ff. – Kommt in AHundPH Π außerhalb der Ilias nicht vor. 3. Hyperenor2, wird von Menelaos Ξ516ff. getötet. Auf seinen Tod nimmt Menelaos in seinem Streitgespräch mit dessen Bruder Euphorbos, den er dann ebenfalls tötet, Bezug (Ρ24ff.). – Kommt in AH und PH außerhalb der Ilias nicht vor. Ausdieser Zusammenstellung geht hervor, daß Euphorbos undHyperenor mit großer Wahrscheinlichkeit Erfindungen des Iliasdichters sind, zumal sie in der ohne Exposition eingeführt Ilias denTodfinden, daß aber Polydamas, derimΛ wird, möglicherweise schon vorgegeben ist. Seine Auseinandersetzung mit Paris wegen Rückgabe der Helena bei Q. S. II 63 maggegenüber seinen Auseinandersetzungen mit Hektor älter sein, wenn auch viele Züge an Polydamas ihn als ‚Zweiten nach Hektor‘ charakterisieren und ihn insofern zu einer stark vom Iliasdichter geformten Kontrastfigur des Patroklos (und anderer) machen. Zu Hyperenor ist allerdings noch zu bemerken, daß er bei seiner Tötung nicht als Panthoide gekennzeichnet ist, ja daß der Tötende auch nur als Atride gekennzeichnet wird. Die Bezüge ‚Panthoide‘ und ‚Menelaos‘ergeben sich erst aus Ρ24ff. Die nächstliegende Lösung ist wohl die, daß Hyperenor im Ξad hoc erfunden wurde undim P wiederum adhoc zumPanthoiden gestempelt wurde3. So zeigt sich wiederum an Antenoriden und Panthoiden, daß die Ilias in ihrer Prosopographie meist auf alter Tradition zu fußen scheint und nur teilweise relativ belanglose Gestalten neu erfindet, die in ihr wieder den Tod finden, also lediglich Statistenrollen spielen. 1 Vgl. HOEFER RE VI Sp. 1173. Ob man mit VONDER MÜHLL 255 Euphorbos für alt halten muß, weil Pythagoras sich als dessen Neuverkörperung aufgefaßt haben soll (so berichtet u. a. Heraclid. Pont. fr. 89 WEHRLI), scheint mir fraglich. Die Darstellung des Knidischen Tellers mit dem Zweikampf Euphorbos–Menelaos (PFUHL Malerei und Zeichnung Abb. 117), und die Aufbewahrung des Schildes des Euphorbos in Argos (Paus. II 17,3) 2 SITTIG RE IX Sp. 286. sind jedenfalls bestimmt von der Ilias beeinflußt. 3 Richtig VON DER MÜHLL 254 gegen die analy tischen Erwägungen vonWILAMOWITZ 143.
182
Prosopographie der Troer in der Ilias
4. DIE ROLLE VON HEKTOR, ANDROMACHE UND ASTYANAX INNERHALB UND AUSSERHALB DER ILIAS Zum Schluß seien Hektor, Andromache und Astyanax behandelt, weil die Einschätzung ihrer Rolle im alten Mythos für die ganze homerische Frage und vor allem auch für das Thema unserer Arbeit von höchster Bedeutung ist. Ist Hektor1 (mit dem wir uns zunächst beschäftigen wollen) eine vom Iliasdichter erfundene Gestalt oder ist er schon durch die Sagentradition vorgegeben?2 Das von uns aufgestellte Kriterium würde für Erfindung durch den Iliasdichter sprechen, obwohl gerade in dem parallelen Fall des Patroklos die Dinge anders liegen. Drei Fragen sind, wie mir scheint, zunächst zu beantworten: 1. Wie wird Hektor in der Ilias eingeführt? 2. Was berichtet die Ilias von seinem Wirken vor dem Zeitpunkt der Ilias, d. h. wospielt sie auf AH an, in denen Hektor eine Rolle spielt? 3. Welche Bedeutung hat Hektor in sonstigen AH? 242. Dort heißt es: Zu 1.: Hektor begegnet in der Ilias zuerst Α 240ff.) ἦ (Α
ἷα ςἈ χ ιῶ α ιυ ν α τ ὴἵξε θ ο ςπ ο ῆ τ᾽Ἀχιλ λ ο π ν ό ε σ ςπ μ ε ρ ιἀ ύ εδ ν α τ ε χ . τό σ ς ή τα ν α π μ ύ ιδυν ὔτ ᾽ο
ὖ τ ,ε ῖν ε ὶὑ φ μ ο ισ λ ιο ο δρ ρα ν ν ο ό χ φ ςἀ ο νπολ ρ ᾽ἂ ϰτο ᾽Ἕ ῄ σ ϰ ο ν ίπ θ ν ςπ τω τ ε σ ι
. ..
· eingeführt, sondern lediglich als geHektor wird hier also nicht als Priamide fährlicher (oder gefährlichster) Troer gekennzeichnet. Wir zählen die folgenden Stellen auf: ὲῥ εδ δ τ᾽ἐπ ι, ὧ ι· έ ξ α α μ ο λ ιτέλ ϰτορ, σοὶδὲμάλισ (Β802ff.) Ἕ λ ο ὶγ ὰ ρϰ λ α π ο τ ὰ ἄ ο γ μ σ έ ρ ιά υἐπ αΠ τ υμ υ ίϰ ο ρ ο ι, ἄ λ λ ηδ ρ ν νἀ θ π ω ω ν ώ έ ερ π σ υ λ ο ῶ σ σ απ λ νγ ω λ λ ᾽ἄ έ ινἕϰ α ὴ ιν τ ω μ ο ἷσ ῖσ α ίπ σ ρσ η το ε ςἀ το ρἄ ν ρ ι, · ε χ τα . ς ο λ ιή ε ν ο ςπ μ ά νδ σ η μ τῶ ο σ ϰ ω θ ᾽ἐξηγείσ Hektor wird hier von demPriamiden Polites (hinter dem sich Iris verbirgt, was für unsere Frage jetzt nebensächlich ist) nach Priamos angeredet und auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß jetzt jeder Führer seine Leute zur Schlacht ordnet. Es ist möglich, daß bei der kurzen Anrede des Priamiden mitgedacht ist, daß dieser seinen Bruder anredet, aber ausgesprochen wird das wiederum nicht. 1 Hektor wird außer von den S. 43 Z. 1 f. zitierten Gelehrten für eine ‚junge‘ Sagenfigur gehalten von M. P. NILSSON Antike 14 1938 32, SCHELIHA 220 ff., HEUBECK 35 Anm. 2, WADE-GERY 36 und J. TH. KAKRIDIS WSt 69 1956 (Festschrift Lesky) 32 (mit Einschränkungen, vgl. ebd. Anm. 8). Gegen SCOTT nahm Stellung F. M. COMBELLACK AJPh 65 1944 209ff., ders. Unitarians and Originality 337 ff. Allgemein vgl. zu Hektor HECKENBACH RE VII 1912 Sp. 2806 ff., 2 Vgl. auch S. 44 m. Anm. 2. 3. LEHNERDT RML s.v.
Die Rolle von Hektor, Andromache und Astyanax
183
(Β807ff.) ὣ ςἔφ ν ε , ςἠγνοίησ ο θ ςἔπ α ᾶ ρδ ε ω τ ϰ ὔτιθ ᾽, Ἕ ᾽ο ε αδ π ὶτεύ χ ὲλ σ ῦ αδ ἶψ · α ο τ νἐ ν ο ή ύ ε ορ σ γ ᾽ἐσ ᾽ἀ π ᾶ σ α ιδ ·ύλ ϰδ . ς ό ι, ἐ α ολα τ ᾽ὠ υ σ οπ τ ᾽ἔσ ν υ ν ίγ Auch hier wird explizit noch nichts über Hektor gesagt, implizit aber ergibt sich, daß Hektor den Oberbefehl über die Troer hat.
(Β816ff.)
ςϰορυθ α ίο γ α έ ε λ ο υ εμ ςἝ ϰ τ ω ρ νἡγεμόν ὲ ὶμ ω σ Τρ ῷ γ επ λ ὺπ ε ο λ ῖσ το ιϰ α ισ η ς· ἅ ὶἄ μ ατ ρ ίδ Π ρ ια μ το ι σ ι. ε ςἐγ ό εμ τ ν α ή σ σ ο τ ομ λ α χ είῃ ρ ο ω ὶθ
Hier wird Hektor zwar kurz, aber eindeutig als Priamide und hauptsächlicher Troerführer gekennzeichnet. Mankann diese Stelle durchaus als Exposition der Gestalt des Hektor auffassen. Im Ganzen ergibt sich, daß die Frage, ob Hektor eine ältere Sagenfigur ist oder nicht, von seiner Einführung in der Ilias her nicht ganz schlüssig beantwortet werden kann1. Mankönnte für den Sachverhalt, wollte manihnunitarisch erklären, verschiedene Entstehung der einzelnen Partien verantwortlich machen. Immerhin erfolgt im Troerkatalog eine Exposition Hektors, so daß die Annahme, er sei eine ältere Sagengestalt, zur Erklärung der Schwierigkeiten nicht unbedingt erforderlich ist2. Bei Patroklos liegt der Fall in dieser Beziehung ja anders. Er wird nirgends exponiert (bzw. höchstens im Ψ , wo er dem Achill nur noch im Traum als Eidolon erscheint). Wir kommen auf die Frage im Schlußkapitel noch einmal zurück. Zu 2.: Drei Stellen weisen auf Taten Hektors in AH zurück3.
111ff.) (Η
ι δ θ α ά εσ η χ ιφ ὶμ μ ν τ ω ο ῦἀμείν ε λ ςσ ε ο ᾽ἔθ ξἔριδ ᾽ἐ ι λ ο α ῃ υ ὶἄλ ίδ , τό ιϰ σ ντ μ έο εσ γ τυ ια ρ ιΠ ρ ϰτο Ἕ ϰ α ὶδ ῳ γ ῃ ίρ εμ ε ν ά ιϰυδια ν χ ῃἔ ύ τ ςτο ὺ ε ᾽Ἀχιλ . ν ω είν μ νἀ ὸ λ ρσ έ οπολ ε ιγ ι, ὅπ ρ α λ σ ο ῆ ἔρ τιβ ν ᾽ἀ
Auch Achill soll vor Hektor Angst gehabt haben. Theoretisch könnte das auf vorhomerische Dichtung von AH zurückgehen. Hier kommt es aber allein darauf an, daß Menelaos sich nicht in den Kampf mit Hektor einläßt. So hat die Stelle reinen Funktionswert undwird sich deshalb wohl nicht auf ein Detail des vorausgesetzten Faktenkanons beziehen4. 1 Vgl. auch BOWRA 3 f., COMBELLACK a. a. O. 211.
2 Wollte man die beiläufigen Nennungen Hektors vorher als ‚allmähliche Exposition‘ erklären, so müßte man zugeben, daß sie nicht sehr geschickt erfolgt ist. 3 COMBELLACK erwähnt noch Ε473 f. Aber ‘φ ς ῆ ᾽heißt nicht ‚du sagtest‘, sondern ‚du dachtest‘, wie Β37 zeigt (vgl. BT-Schol. Ε473). Ο 721 ff., das COMBELLACK a. a. O. 213 auch anführt, kann auf die Warnungen des Polydamas gehen. 4 S. u. S. 274. Zur Stelle vgl. auch COMBELLACK 212.
184
Prosopographie der Troer in der Ilias
ιο ο ρ ο δ ν ό ν φ ςἀ ο ρ ϰτο ςἝ ο ν έ λ ισθ α (Ι351ff.) ἀλ τ δ ὐ ςδύνα ᾽ο ᾽ὣ ἴσ χεινὄ ν ο ιζ ρ αδ φ έμ λ ο ινπ τ ε μ ῖσ ὼ γ ιο ᾽ἐ ᾽Ἀχα ο ϰ ϰἐθ ὐ εμ νἝ μ ε , ά ρ ϰ ω τ η νἀ χ π ὸτείχ ο ςὀρνύ ε ·έλεσ ν ε λ λ νἵϰ α ν ἀ γ ὸ η ὶφ α λ α ύ ςϰ επ ςτ ιά α ϰ ςΣ νἐ ο σ ᾽ὅ ·ή υἔϰ . ε ν έμ τ᾽ο ιςδ ο ό γ ,μ απ ε θ ν ν ἔ ιμ νὁρμ ε γ νἔμ υ ἶο φ
An dieser Stelle spricht Achilleus davon, daß Hektor sich einmal bis zum skaiischen Tor hinausgewagt habe, ihm dort aber nur mit Mühe entkommen sei. Es braucht auch hier keine Vorlage ‚zitiert‘zu sein, da diese Stelle einen starken Funktionswert hat. Sie dient dazu, denVerlust, denAgamemnon durch das Fernbleiben Achills erfahren hat, ins rechte Licht zu setzen. Da das Vorstürmen Hektors in der Ilias geradezu zum Symbol der Erfüllung des Thetisversprechens gemacht ist, mußunbedingt darauf hingewiesen werden, daß Hektor zuder Zeit, woAchilleus noch kämpfte, sich nicht hervorwagte. Dieser Hinweis hat auch im Hinblick auf die Ereignisse des X einen starken Funktionswert: Als Hektor es doch einmal auf sich nimmt, mit Achilleus zu kämpfen, findet er den Tod.1
ω ν ρ ύ ο ιϰ νἐπ ω ν υ ρ ιϰ τιό ερ ε υ τ ,μ ίαφ λ απ λ ῦ έϰ (Ρ220 ff.) ϰ ω ν· ὲχα τίζ δ ὐ ο ςο ὰ ρἐ ὼ η ὺ νδιζήμεν ο ὐγ γ λ π θ , ν το σ α αἕϰ δ ά θ ἐν νἤγειρ ίω λ ο νπ φ ω ᾽ἀ ρ τέ ε ᾽ὑμ ν α ϰ ι τ α έ π ή ὶν α λ ἀ λ ςϰ υ ό ο λ νἀ χ ω ώ ιΤρ ο αμ ᾽ἵν π νὑ ω μ θ έ εφ λ π το ο ιλ ω ρ ο ν έ π ςῥύοισ ο . φ ρ ν ιῶ ᾽Ἀχα δ ω ὶἐδ ῇ α α ϰ τα τρ ύ ω χ νδώ ισ ι, ϰ τ ὰφ ω ρ ο ν έ ρ ο λ α νἀ ύ ς έ ο , ὑμ τε ρ ὸ νδ ο μ ὲἑϰ υ υθ ά σ το . ω ξ έ Hier wendet sich Hektor an die ἐπ ιund fordert sie zu stärkerem Kämpο ρ υ ο ίϰ fen auf. Er weist darauf hin, daß er sie zum Schutz der troischen Frauen und Kinder aufgeboten habe, entlohne undbeköstige. Auch hier bleibt die Tätigkeit ιν , die dem Hektor für die AH zugeschrieben wird, ganz allgemein ε είρ γ des ἀ und macht die Schlußfolgerung, hier sei auf eine epische Vorlage angespielt, keineswegs erforderlich. Zu 3.: Hektors Wirken in außeriliadischen AH konzentriert sich vor allem auf folgende zwei Geschichten: I. Nach Proklos 36, Apollod. Epit. 3,30, S. Π ςfr. 457 N.2= 497 PEARSON ε ν έ ιμ ο fällt Protesilaos von Hektors Hand, als er als erster an Land springt. Es ergeben sich folgende beiden Möglichkeiten der Beurteilung dieser Überlieferung: 1. Es handelt sich um eine nachhomerische Neuerung, die den in der Ilias namenlosen Töter des Protesilaos mit Hektor identifiziert2. 2. Die Kyprien haben hier einen vorhomerischen Zug aufbewahrt. Dann ist Hektor eine vom Iliasdichter aus dichterischer Tradition übernommene Gestalt. 1 vgl. jedoch COMBELLACK 213.
2 So J. A. SCOTT ClPh 8 1913 165.
Die Rolle von Hektor, Andromache und Astyanax
185
Die zweite Möglichkeit ist deshalb unwahrscheinlich, weil nicht einzusehen ist, warum Hektor, wenn er nach der Tradition Protesilaostöter ist, nicht auch in der Ilias als solcher bezeichnet wird, undwarum stattdessen ein dardanischer Mann unbekannten Namens diesen Achaier tötete1. Änderungen Homers gegenüber demihm vorliegenden ‚Faktenkanon‘ müssen immer begründet sein. Ein Grund ist hier aber nicht zuerkennen. Wiesteht es mit derersten Möglichkeit? Auch gegen sie erheben sich Bedenken. Denn eine solche Neuerung kann man einem Werk, das nach Homer auf die Ilias hin gedichtet ist, schwer zutrauen, wie es die zur Debatte stehenden Kyprien nach allgemeiner Meinung sein sollen2. Aber es ist ja nicht unbedingt nötig, anzunehmen, daß schon die Kyprien dieNeuerung einführten. Auch Sophokles kann eine kurze Episode der Kyprien
in seinem Drama behandelt und um die Gestalt des Hektor bereichert haben, was dem ‚homerischsten Tragiker‘ wohl ansteht. Proklos würde dann nicht einmal ‚falsch‘referiert haben, sondern nur den unbekannten Töter als Hektor spezifiziert haben3, wassicherlich im Sinne der Mythographie kein zu tadelnder Verstoß gewesen wäre. II. Nach der bekannten Darstellung der François-Vase ist Hektor an dem Kampf um die Rettung des Troilos beteiligt gewesen4. Da sonst nichts Literarisches über diese, für die Troilosgeschichte belanglose Beteiligung des Hektor bekannt ist, braucht dieser Zug nicht auf die Kyprien zurückzugehen, sondern kann von den Malern erfunden sein. Das enthebt uns der Mühe zu fragen, ob die Kyprien damit etwas Altes bieten. Ausdiesem Material ergibt sich, daß dieAnnahme, Hektor sei eine alte Sagenfigur, die die Ilias schon kennt, nicht besonders wahrscheinlich ist, wenn auch zu einer definitiven Entscheidung das Material nicht ausreicht5. 1 Vgl. dazu SCOTT ebd. [Korr.-Zus.: Daß unter Δάρδα ν ρHektor zu verstehen ist, ο ὴ ςἀ ν wie JACHMANN Schiffskatalog 119 ff. behauptet, ist wenig plausibel. Gewiß fällt es aus dem Rahmen des Üblichen, wenn ein berühmter Held durch einen Unbekannten getötet wird. Aber vielleicht war gerade das das Besondere des Schicksals des Protesilaos, daß er aufgrund eines Orakelspruches fiel, der dem, der zuerst an Land sprang, den Tod durch einen Unbekannten verhieß, also ein besonders trauriges Schicksal zudachte.] 2 Falls sich die Kyprien als etwas anderes herausstellen sollten, verschiebt sich natürlich die Argumentation. 3 S. o. S. 111 Anm. 4. COMBELLACK 231 Anm. 20, der BETHE angreift, berücksichtigt die nachweisbare Unschärfe des Kyprienexzerpts (dazu u. S. 204 ff.) nicht. 4 FURTWÄNGLER–REICHHOLD Taf. 11 u. 12, vgl. ROBERT 1123 Anm. 1.
5 Im Hinblick auf die Frage Astyanax-Skamandrios (s. u. S. 187 Anm. 4) und den hier dargelegten Tatbestand möchte ich mich der Formulierung von HEUBECK 35 anschließen: Mag die vorhomerische Überlieferung dem Dichter der Ilias unter den Priamos-Söhnen „ auch Namen und Gestalt Hektors dargeboten haben, so fehlt doch der geringste Anhalt, daß sich hinter seinem Wesen, hinter seinen Taten irgendwelche mythisch-vorhomerische Elemente bergen.“
186
Prosopographie der Troer in der Ilias
Wir müssen aber auch Andromache1 undAstyanax2 daraufhin prüfen, ob sie ‚alt‘sind; denn sie sind mit Hektor so unlöslich verbunden, daß das Alter eines vonihnen in der Sage notwendig dasAlter der Sagengestalt Hektors impliziert. Andromache wird bei ihrem ersten Auftreten Ζ 371ff. 395ff. genau exponiert. Sie ist die Tochter des Kilikerfürsten Eetion, den Achill tötete. Bei ihrer Klage beim Tode des Hektor Χ462ff. reißt sie sich das Kredemnon ab, das ihr Aphrodite bei ihrer Hochzeit geschenkt hat. Bei der feierlichen Totenklage Ω 725ff. malt sie sich das schreckliche Schicksal aus, das ihrem Sohn Astyanax bevorsteht. Die genauen Angaben über Eetion können nun schwerlich vom Iliasdichter erfunden worden sein. Aber dennoch braucht Andromache selbst nicht aus der Tradition zu stammen; denn auch das Mädchen Chryseis kommt aus der Stadt des Eetion, Thebe. Die Eroberung dieser Stadt ist also vorgegeben. Das Kredemnon derAphrodite dagegen ist sicher vomDichter ad hoc erfunden3. Auch in PH kommt Andromache vor: In der Kleinen Ilias fr. 13 (XIX) wird geschildert, wie Neoptolemos sie zu den Schiffen führt4. Dieses Auftreten der Andromache läßt sich am besten als eine Fortführung der Iliashandlung verstehen: Achill tötet Hektor, sein Sohn erbeutet dessen Frau. Auch die Apollod. Epit. 6,12 erwähnte Sagenversion, daß Andromache zur Stammutter der Molosserdynastie geworden ist, wird nicht alt sein. So erwachsen aus der Betrachtung der Rolle der Andromache in und außerhalb der Ilias keine neuen Argumente gegen die Annahme, Hektor sei erst vom Iliasdichter erfunden. Es bleibt noch Astyanax zu untersuchen. Über ihn stellt, wie gesagt, Andromache Χ484ff. Ω 726ff. Betrachtungen an, wie sich sein Schicksal wohl gestalten würde, wenn Hektor fiele. Grundsätzlich müßte man hier mit der Möglichkeit rechnen, daß die Ilias auf Sagen vordeutet, dievomTode desAstyanax schon vor der Ilias handelten5. Aber die verschiedenen, von Andromache angedeuteten Möglichkeiten entsprechen nicht der Version, die in der Kleinen Ilias fr. 13 (XIX + Iliup. II) gegeben wird. Während sie im X überhaupt nicht auf die Möglichkeit näher eingeht, daß ihr Sohn in Feindeshand fällt, sondern nur sein Waisenschicksal ausmalt, zählt sie bei ihrer Klage um Hektor eine ganze Reihe von Möglichkeiten auf, die ihren Sohn erwarten: 1. Ihr Sohn wird ihr in die Knechtschaft folgen; 2. er wird vom Turm geworfen werden a) von jemand, dem Hektor den Bruder getötet hat b) von jemand, dem er den Vater getötet 1 WAGNER RE I Sp. 2151 f.
2 WAGNER RE II Sp. 1866 f.
3 S. o. S. 16.
4 Gegen die Verbindung der Verse 6 ff., die Schol. E. Andr. 14 der Gorgo des Simmias zugeschrieben werden, mit den vorhergehenden Versen wandten sich mit Recht WELCKER 538 f., SEECK 395 f., MAX SCHMIDT 44 f. (mit Widerlegung von H. FRÄNKEL De Simia Rhodio Diss. Göttingen 1915 37 ff.), BETHE 175. 216 Anm. 11, ROBERT 1276 Anm. 3, ED. SCHWARTZ 25 Anm. 2. Es handelt sich um einen Irrtum des Tzetzes, der Schol. Lyc. 1232 p. 352, 28 Sch. noch einmal auftaucht. Anders RZACH 2417 und neuerdings wieder M. POHLENZ Griechische Tragödie 21954 Ι284 (beide ohne Begründung). 5 Vgl. etwa WOLFGANG SCHADEWALDT Hektor in der Ilias WSt 69 1956 24.
Die Rolle von Hektor, Andromache und Astyanax
187
hat, c) dem er den Sohn getötet hat. Keine dieser Möglichkeiten trifft auf Neoptolemos zu. Hätte Homer schon die Sage von Astyanax‘ Schicksal gekannt, hätte er sicher dieses ‚vaticinium ex eventu‘etwas deutlicher gemacht, wie er auch den Achill die Art seines Todes in deutlicher Anspielung auf die bekannte Sage als Möglichkeit erahnen läßt1. Nur der Zug, daß Astyanax von der Mauer herabgestürzt wird, ist parallel zur Kleinen Ilias, aber er kann gerade der Ausgangspunkt für die weitere Erfindung gewesen sein2. Da die Ilias sich, wenn sie auf frühere Sagen anspielt, im allgemeinen genau an die gegebenen Versionen anschließt (vgl. z. B. Philoktet, Parisurteil), undnur, wennbestimmte ‚weltanschauliche‘ oder kompositionelle Gründe vorliegen, Änderungen vornimmt3, ist auch nicht anzunehmen, daßderIliasdichter dieVersion derKleinen Ilias zwar kennt, aber in eigener Umgestaltung erzählt. Denn die Schilderung des Neoptolemos als Töter des Astyanax steht in direktem Widerspruch zur Ilias, da Neoptolemos sich nicht unter die von Andromache aufgezählten möglichen Täter einreihen läßt, undein solcher Widerspruch wäre sicher vermieden worden. Neben der Version vom Tode des Astyanax gab es noch eine andere Version, nach der dieser ein neues Troia gegründet hätte. Das steht sowohl zu den deutlich erkennbaren Intentionen des Iliasdichters im Gegensatz als auch zu der Fassung der Kleinen Ilias, so daß es wohl vernachlässigt werden kann (überliefert bei Str. XIII 1,52 p. 607, wo aber nur von ‚Skamandrios‘ die Rede ist (vgl. XIV 5,29 p. 680), wenn auch als einem Sohn Hektors, T-Schol.
Ω 735)4.
1 Achill spricht Φ110 ff. im Gespräch mit Lykaon von seinem Ende: · ὶθά α ο α ν ἀ τ ο ςϰ ὶμ λ ο λ ῖρ ϰ ρ α α ὶἐμ α τα ιή ιϰ ο ιτ π ᾽ἔ έ σ ἦ μ ο α ν ρ ηἢμ ςἢδείλ ὼ ἔσ σ ι, ἢἠ ε τα ῖοἌ ε α ὶἐμ η μ ὸ τ α ι, ὁ π π ϰ θ υ νἕλ ό τ ετ ιςϰ ῃἐ ρ ἢὅ γ εδο υ ρ ὶβα λ ὼ ἢἀ ν π ῆ ὸ . ν ρ υ ε ιν φ ὀ τῷ ϊσ Sehr sorgfältig hat also hier der Dichter das Faktum des Pfeilschusses hinter der Möglichkeit 2. verborgen. 2 Unrichtig m. E. POHLENZ II 119 (zu S. 284 Z. 6 v. u.): „Das Herabschleudern des Astyanax ist schon für den Dichter des Ω fest gegeben, der daraus v. 734 feinfühlig eine . Ahnung Andromaches macht“ 3 Vgl. die Behandlung der Geschichte des Bellerophontes und die Paradeigmata der Ilias. S. a. Das Wirken der Götter in der Ilias 39ff. 4 Allerdings rechnet wohl WILAMOWITZ SBBerl 1925 239 Anm. 3 mit größerem Alter des Skamandrios als Sagenfigur. Aber es ist m. E. die Frage, ob man Skamandrios immer als ‚Hektorsohn‘ aufgefaßt hat (wie L. MALTEN ARW 1931 33 Anm. 1 zu meinen scheint). Die Gleichsetzung Skamandrios-Astyanax wird sicher homerische Neuerung sein (so auch SCHELIHA 364 Anm. zu S. 111 f.; vgl. zu diesen Doppelnamen auch A. HEUBECK Die homerische Göttersprache Würzburger Jahrbücher f. d. Altertumswissenschaft 4 1949/1950 216, speziell zur Gleichsetzung Aigaion-Briareos Das Wirken der Götter in der Ilias 16 m. Anm. 2).
188
Prosopographie der Troer in der Ilias
Insgesamt zeigt sich, daß die stärksten Anstöße, die manan der Originalität Hektors in der Ilias nehmen kann, in der mangelnden Exposition seiner Person an dendrei Stellen vor demTroerkatalog sowie in derProklosüberlieferung, daß er in den Kyprien den Protesilaos getötet haben soll, liegen. Wir werden die hier behandelten Fragen, die zu denzentralen unseres Themas gehören, weiterhin im Auge behalten.
5. ZUSAMMENFASSUNG Ein Wort sei noch zudemTroerkatalog gesagt. Wir vermuteten eine Quelle, die die Bundesgenossen der Troer aufzählte. Eine solche Quelle könnte nun noch viel weniger als ein Schiffskatalog eine ‚Sonderrhapsodie‘ gewesen sein, die isoliert oder in einer fließenden Epik in wechselndem Zusammenhang vorgetragen wurde, sondern müßte noch viel eher Teil eines größeren Epos gewesen sein. Denn ein solcher Katalog hat nur Sinn in einem ganz spezifischen epischen Zusammenhang, in dem nachträglich denbedrängten Troern Bundesgenossen zuströmten. So werden wir wieder auf die Frage verwiesen, ob die Homer überkommene ‚Sage‘sich nicht in einer ganz bestimmten formalen Gestaltung darbot und welcher Art diese Gestaltung war.
Kapitel IV
DIE EXPEDITION NACH TEUTHRANIEN IN KYPRIEN UND ILIAS 1. DIE TEUTHRANISCHE EXPEDITION IN DEN KYPRIEN Über dieAbfahrt der Griechen vonAulis erfahren wirinnerhalb desBuches B nähere Einzelheiten. Odysseus erinnert in seiner Ansprache an das achaiische Heer im Zusammenhang der Diapeira Β284ff. unter anderem an das Sperlingsorakel kurze Zeit vor der Abfahrt von Aulis und seine Ausdeutung durch Kalchas, durch die klar wurde, daß Troia erst im zehnten Jahr fallen werde (299ff.). Auch die Kyprien scheinen eine entsprechende Schilderung von der Abfahrt der Achaier gegeben zu haben. Wenigstens berichtet Proklos 23 in ἰςAὐ τα ὰ ν ε τ τ ε ῦ ςε τ ελ α θ σ ν ό υ ὶμ λ ίδ α seinem Epenexzerpt Folgendes: ϰ α θ ύ ι· υ ο σ ν ν υ ε α δ ι, ϰ είϰ τα θ ο ὺ υ ςγενόμ α ὶΚά ὶτο ο ϰ ϰ α α α τρ λ ὶτ ςσ ὺ τ ν νδράϰο ὰπ χ ρ α ε ὶ τὸ ς . Der Bericht des Proklos über die ὐ ῖς το ρ ο ια λ έ γ ε νπ ω ν μ έ ο σ η β π ε ρ ὶ τῶ νἀ ο π Kyprien stimmt genau mit der Schilderung der Ilias überein: Opfer, Schlange und Spatzen und die Prophezeiung des Kalchas. Man hat nun vermutet, daß die Kyprien diese Schilderung aus dem B der Ilias übernommen haben1. Aber diese Annahme ist doch recht unwahrscheinlich. Vielmehr scheint umgekehrt die Ilias überlieferte Sage zu erwähnen. Das Zeuszeichen, von dem Nestor Β350ff. berichtet (auf das wir noch zurückkommen werden), hätte für die Zwecke der Iliashandlung genügt, wenn es lediglich auf das Motiv der Siegesverheißung angekommen wäre. Aber es scheint ein gewisser Zwang für den Iliasdichter zu bestehen, die Einzelheiten der Kalchasprophezeiung zu bringen. Doch können wir das zunächst auf sich beruhen lassen. Über das in der Ilias im B Berichtete hinaus erzählten nun nach Proklos π ρ ο σ ίσ ὶ α χ ο υ ν σ ιϰ ρ ίᾳ α ν ιτ έ ε αἀνα θ τ χ ςΤευθ ε 24–31 die Kyprien Folgendes: ἔπ ύ η νὡ . / Τήλεφ τα τ νἐπόρθο ς Ἴλ ιο ν υ ὲ ἐϰ ςδ ο ν ὸ τ ῖ ε ε τ ν θ ό η Θ ρ ο δ β ν α σ έρ Π ο λ υ ν είϰ ο υ τ ω ε λ έ ι. / ἀ ςϰ ςτιτρώ α τείν ε ϰ ὲ ιϰ ὐ ςὑ ὸ σ ὶα τ ὸἈχιλ α π λ έο ιδ ο π υ σ π 1 Zuletzt ohne Argumente HÖLSCHER 397f. Richtig dagegen VONDERMÜHLL 47: „man hat hier den Eindruck, der Dichter spiele auf ausgeführte und bekannte Vorgeschichte des Troianischen Krieges an“ .
190
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
ίπ νἐπ ιπ τ ε ὼ ιϰ α ὶ δια α ὐ το εδ σ ϰ ὲ ῖςἐ ά ςχειμ ν ν υ ν τα ι. / Ἀχιλλ ϰτ ία υ σ ῆ ςΜ ε ὺ ςδ Σ ή δ ο υ μ ςθ υ γ ϰ ο ά μ εια η ιδ . / ἔπ α ν υ ρ τέ ῖ τὴ αΔ νΛ ε μ ϰ ειτ . α ο σ νγα ρ σ ῳπ ὼ χ ρ ύ Τή λ ε ε μ ό ν ν ε ο νε γ ἰςἌρ φ νπαρα ο νϰ α ία ν τ τε ὰμ α ό ν ςἡγεμ α ςὡ ὺ ε ιἈχιλλ ςἰᾶ ο τα γ ε γ ν η ό μ σ ε ν ν έ ο ισ μ ο ντο ρ υτο ο ῦσ νἠθ λ ῦἐ τό ο π ο υ ὸδεύτερ ./Κ ὶτ α ῦ ο λ νπ ιο ᾽Ἴλ λ ὼ νἔλα ή ρ α ςβα ὶθ β ά π ινἔφ νὑπ λ ε ο ερ λ νἐ φ ω ν ὴ εϰ η σ α ν ὶτ έμ νAὐ λ ίδ μ ἐ ι Ἀγα π ο υ σ έμ ./ ιπ α ῦ ὺ ςτο λ ο ν το ῦ π ῶ ὐ α ςἐπ ειμ να χ ε χ έσ ςἐπ ὸ ε ὲἡθ δ α σ α ίσ ν η .μ ιν τεμ Ἄρ Κ ά λ ινϰ ὶ Ἰφ ν α ῆ ν ιγ τ ντ χ έν ια νϰελεύσα ε ε ο α ν ο ςθ ςθ τ ῦμ ῆ ύ ο ςτὴ ο ε ιν ςδ ν τ ό ὲεἰπ ὴ νἈχιλ ινἐπ ε ε ὐ μ ν τ ψ ιθ ά ύ να ο λ ε ε τα ο π ιχ ῖμ τ μ εμ ὶ γά τέμ ιδ π ῇἈρ ι, ὡ ε ςἐ ιρ ο ρ ύ ε ιϰ ε ἰςΤα υ ςμ ϰ ε ῦ ο τα μ ίζ α ὶἀθ ο α ιν ά σ σ π α σ ά . / Ἄρ ν ρ α το νἐξα ν ὴ τ ὐ ὲα ιςδ μ τε ῷ . β ω μ π ο ῷ ιε ῖ, ἔλα ὶτ ι τ τ ςϰ ν ῆ νδ ο η σ φ ὲἀ τ σ ί ρ α π · ς η ρ ό Nach dieser Schilderung ist also die Abfahrt, von der im B der Ilias Odysseus
berichtet und von der in den oben zitierten Worten des Proklos die Rede ist, gar nicht die endgültige Abfahrt gewesen, sondern die Expedition ging zunächst fehl; manzerstörte Teuthranien in derAnnahme, es sei Troia, undwurde auf der Rückfahrt durch einen Sturm verschlagen, so daß schließlich eine erneute Sammlung des Heeres notwendig wurde. Die zweite Abfahrt wird dann durch ungünstige Winde solange verzögert, bis Agamemnon auf den Rat des. Kalchas seine Tochter Iphigenie der erzürnten Göttin Artemis zum Opfer bringt. Die Frage, die sofort auftaucht, ist, ob diese stoffreiche Geschichte auch von demDichter der Ilias vorausgesetzt wird oder ob sie erst vom Kypriendichter erfunden bzw. in die troische Epik aus lokalen, apokryphen Sagentraditionen aufgenommen wurde1. In der Tat wird in der Ilias der Name des Telephos nirgends erwähnt, auch Iphigenie kommt in ihr nicht vor. Obendrein macht diese Expedition ganz den Eindruck, als ob sie nachträglich die Langwierigkeit des troischen Krieges, die vielleicht durch die Notwendigkeit gegeben war, daß der Achilleussohn Neoptolemos erst heranwachsen mußte, motivieren sollte. Bevor wir in die Diskussion dieser Fragen eintreten, ist erst die Klärung der Frage notwendig, ob wir in dem Proklostext eine genaue Angabe des Kyprieninhalts vor uns haben. Das ist keineswegs unbestritten geblieben. Die Zweifel entstanden bei der Interpretation des Scholions zu Τ326, das deshalb ausgeschrieben sei: τιν ρ νμιϰ ὴ ὰ ν ε ῖ ἐϰ ν ῆ ὲ νἐϰ α ια ὲτ ὐ ςμ τεθ ὲ τ ὸ νὑ ὸΘ π ο , ὁδ έ ς τιδ Ἰλ ιά δ αἀνα νἀ ὸΤηλέφ π τὸ ὐ ν ζευ ο ῆ ν αα ιἐϰ υπ γ ύ τ α ν ρ ε ισ ῖ (fr. 5 (IV)) θ ο μ σ ο ρ νδ η είδ λ η Π εΣϰ ρ αφ έ ῆ λ α · ε λ ύ εθ χιλ δ ᾽Ἀ ν ό ρ ῦ . ς η ν έ είν μ ϰ ι θ ἐ ς ν ὸ λ ἔ τ ν ϰ υ ο έ ν λ ο τ α ε γ γ ρ ᾽ὅ ᾽ἐ ᾽ἵϰ ςἀ ,ᾤ ν ἔ σ σ ο ςπ τιδ ὲνῆ ρ ςτ ὸ ὶΚρήσιο ῇEὐ νϰ α ιο ν ε Ἀχίλ λ α σ α σ η υ ςἔχο ϰ α ο β , λιμέν ίᾳ ο ῖρ αΘ εσ , μ σ ς εο ῦπ ὸ . Ν μ ὸτο α ς ε α λ ῶ ο ςδ τρ ν π π ὲἐ ε ὲἀ δ να τό λ ο π ὐ τ . ὶ Δόλ α ῇϰ ὠ ν ό μ α η σ ν.. BTEust. ἡδ σ ε . ς ω τα έμ τ ι, ὅ λ ὲἑτέ ο ιοὕ νἐπ ε ία ἔ τιν ρ έ ο ςὤ ρ ἱσ χ α το ν ς α ν τ ο ςἈγαμ ν ω έμ νϰ α εξ ὶΜ εν ςἝλλη Ἀλ η νἁρπάσα έλ ὺ ά ν α δ ο ςτο ρ υἙλέν ο 1 WELCKER 136 („ Die größte Bereicherung der Geschichte ist die durch den Teuthranischen Krieg“), BETHE 233, SEVERYNS 55 ff.
Die Teuthranische Expedition in den Kyprien
191
ϰ ω ιν ώ σ νὅ γ ο ρ τ ιμ ὲπ ο ιρ η λ ε ὺ ςδ ίδ . Π η ν ιο σ το γ α λ ό α ν τρ νἐσ ω νἦ ώ νΤρ ϰ α τ ὰτῶ ῖνἈχιλ ε έ ν λ α α , π εν α γ ρ α ἰςΣ ή δ η ντὸ μ ϰ ςε ο ο ν ν υ ε ςΛ μ ὸ ίᾳθ ρ ϰ ό ο ρ νΤ νπ ἔ ο ρ ῦ β α σ ιλ ῆ τ αἀμφ νἐσθ έ απ ιά ε τ α οτὸ έθ ρ σ α ςα νἈχιλ λ έ . ὁδ α ὲγυναιϰεία ὐ τ ὸ νὡ ς ὴ ο μ τ ς ν ἁ λ έ θ ώ ο σ δ ε ὲ σ δ θ ῦ ὴ ο α ι ν μ τ η σ . ρ ν χ ω ρ έ τ α γ υ θ ν ῶ τ ὰ τ ε μ ε φ ε ρ τ έ ν νἀ η ρ ϰ ό η ςΠ ὸ ρ λ αὈ έ νὑ σ έμ η α δ νπ υ , ἐπ φ σ θ ς ω ω φ ε ὺ ς σ έ ν λ ή ὶςἈχιλ ρ νχω ιο Ἴλ λ ᾽ Ἑλ ρ α υπ ο ω ςἀρνουμέν έ λ . το ῦδ η ὲΠ ρ έσ τω Φ νπ ο α ῷτὸ ιξϰ ὶΝ ῖν ῖδ α αμ ὴ τ ὑ ᾽α ε τ ὰτῶ ςμ νπαρθ ε τ ν έ ν ω ἰςΣϰ ντὸ ν ε τ έ ςε ν , πορευθ ιν ε ν γ ὶ ὑπονοήσα ά χ α τυ νϰ ο ρ ῦ λ ιςὅ π αϰ α α ϰ ὶ τα ή λ ά ρ ο υ ςἔρριψ Ἀχιλ ῖςὈ ςὑποθ ω θ ι, τα δ α λ εσ υ έ σ έ ατρέφ σ α ν ς ,α ἱμ ο ν ῶ ν ὲ νο ε ἆ νϰ ντο ε θ είο ο ῦπαρθ ιςἔμ π σ ρ λ ῖςἐργα ο ιϰ γ ρ υ νἱσ το ὺ σ ὶ π ιἐ α ρ ό ςτ ο ά , ὁδ ςἀνελόμεν ὰὅ νϰ ὶτ ὰλοιπ σ α α η ὺ π λ μ α ρ ε ςὥ υ ρ ο ά λ ςτα ὺ το ᾽ Ἀχιλλ ὲτα νδ ῖςπαρθέν ο ρ ο ιςσυνδια τε ό ρ ϰ α ὶ συν . π α εϰ εσ τ ο τά ν α ο σ τρ α τεύ ρ ω ο φ ςγέγ ὐ το ῦἐγένν ξα τιςἐ δ ή ο η υ ς ,ἥ εΠ σ μ ύ ϰ ο ρ υ νΛ ρ ὴ ε ο μ ια ά ν τ η ν ιδ τὸ ν εΔ νἔφ ω ιρ ε θ ίβ τρ έ ο ςὤ ιν σ η νσυν λ ε σ λ τρ ῖςἝ α τεύ η τιςτο θ έν , ὅσ τ α νϰλ μ ο σ ε λ α εο τό τ ο π νΝ ο ρ τε σ ὕ ιϰ λ ο ϰ ῖς υ . D. ῖςϰ το ὰ ρ π α ία ρ μ ε τ ὰθ ά ν το α τ ο .Β . ἡἱσ ς ντο ὸ ῦπ α τρ Man hat aufgrund dieses Scholions die Angaben des Proklos bezweifelt und ία vonderAussetzung desAchilleus unter denTöchtern desLykomedes, ρ die ἱσ το die durch Polygnots Gemälde bei Paus. I 22,6 immerhin als vortragisch erwiesen ist1, für die Kyprien in Anspruch genommen2. Dafür schien auch zu sprechen, daß gerade im Zusammenhang dieser Geschichte von ‚Achill unter den Töchtern des Lykomedes‘ von der Doppelheit des Namens PyrrhosNeoptolemos gesprochen wird, die durch Paus. Χ26,4 für die Kyprien belegt ist. Allein dieser Schluß ist nicht zwingend. Gerade die Teile des Epenexzerpts des Proklos, die zur Ilias keine direkten Beziehungen aufweisen, haben Anspruch darauf, als tatsächlicher Inhalt der Kyprien zu gelten. Es ist nicht einzusehen, warum die Geschichte von der Aussetzung unter die Töchter des το ία ρ π α ρ ὰ το ῖς Lykomedes lediglich aufgrund desZusatzes desD-Scholions ἡἱσ ῖςund dem Bericht über die doppelte Namengebung für Achills Sohn, ο ιϰ ϰ υ ϰ λ diein beide Geschichten gleich gut paßt, eher denKyprien zugesprochen werden soll3, als dieausdrücklich den Kyprien zugeschriebene Variante desProklos. Daß die Kleine Ilias notwendigerweise von den Kyprien abweichen muß, ist unbewiesen. Eine originelle Lösung des Problems, wie man die Notiz des Proklos mit ία des Scholions miteinander vereinbaren soll, hat nach dem ρ το der zweiten ἱσ Vorgang von PRELLER4 SEVERYNS versucht5. Er meinte, Achill hatte bei seiner 1 Falsch also FORSDYKE 111: “The story ... has the sentimentality of a Hellenistic 2 Zuletzt SEVERYNS 61. Richtig WELCKER 141, BETHE 234 Anm. 14. intervention”. 3 Die Frage ist, wie diese Geschichte entstand. Ich vermute, daß das Motiv des Versuchs, sich dem Kriegsdienst zu entziehen, sekundär von Odysseus, auf den es viel besser paßt, auf Achill übertragen wurde. Der Zug, daß Peleus voraussah, daß es für Achilleus θ α ν ε ῖν ο ίᾳ , kann aus der Ilias genommen sein, wo Thetis mehrfach davon νἐ νΤρ ιο ίδ μ νἦ ο ιρ spricht. Die Weiberkleidung Achills läßt sich durch Benutzung eines volkstümlichen 4 PRELLER Hallische Literatur-Zeitung 1837 Ι 125. Motivs erklären. 5 SEVERYNS 61 f.
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
192
Aussetzung unter den Töchtern des Lykomedes nur ein ‚Verhältnis‘ mit Deidameia, das er erst nach der zufälligen Rückkunft nach Skyros im Anschluß an die Expedition nach Teuthranien durch eine Eheschließung im bürgerlichen Sinne ‚legalisierte‘, als er sah, daß diese Verbindung Folgen gehabt hatte. Leider ist für eine derartige Antizipation moderner Sozialstrukturen in der griechischen Epik keine Parallele aus der griechischen Literatur bekannt. So wird es wohl dabei bleiben müssen, daß der Proklosbericht für die Skyrosepisode nach dem Stande unseres Wissens den Kyprieninhalt am zuverlässigsten überliefert.
2. HINWEISE AUF DIE ERSTE ABFAHRT VON AULIS NACH TEUTHRANIEN IN DER ILIAS Wie verhält sich nun die Ilias gegenüber den Mythen von der teuthranischen Expedition (Proklos 23–31). Obschon, wie bereits gesagt, für Telephos und Iphigenie keinerlei ausdrückliche Bezeugungen vorliegen, scheinen doch einige Stellen und Tatsachen indirekt eine Kenntnis Homers von diesen Erzählungen zu bezeugen. Sie seien jetzt kurz durchgesprochen. 1. Ω765 f.
ἤ δ ηγ ὰ ρν νμ ο ῦ ιτό δ ὶν νἔ ςἐσ τ το τδ σ ο ᾽ἐειϰ ή θ α λ υ π ῆ λ ά ς π ε ἀ τρ η . ς μ ϰ ὶ α ἐ ν η β ν ἔ ε ὗϰεῖθ ξο ἐ Diese Worte spricht Helena in ihrer Klage um Hektor. Wie sind die zwanzig Jahre zu verstehen, wenn der Kampf um Troia erst neun Jahre währt (vgl. Β134, 295, 328f.)? Eine wenig glaubliche Erklärung hat SEVERYNS versucht. Er meint, zehn Jahre hätte es gebraucht, bis sich die Flotte in Aulis versammelt hatte1. Diese Erklärung ist m. E. weder historisch glaublich noch poetisch sinnvoll. Man nahm deshalb wohl auch eine Interpolation an2. Aber auch das ist kaum wahrscheinlich, da sich die Verse nur schwer aus demZusammenhang ρ ίνin Vers 764 an. So bleibt lösen lassen. Sie schließen offensichtlich an das π nur die Möglichkeit, daß hier die Fahrt nach Mysien undder lange zweite Aufenthalt in Aulis, als widrige Winde die Achaier von der Abfahrt zurückhielten (bis zur Opferung der Iphigenie), vorausgesetzt ist3. Hinsichtlich der zehn Jahre 1 a. a. O. 35, ders. Curiosités biographiques dans les poèmes d’Homère Bulletin de la classe des lettres de l’Académie royale de Belgique t. XXXIV 1948 433f. Vgl. auch die Scholien.
2 z. B. WAGNER 188. 3 WELCKER 123 f., VONDER MÜHLL 389, ders. Festschrift Tschudi 5 Anm. 5. [Schwerlich einleuchtend ist JACHMANNs Erklärung Schiffskatalog 133(f) Anm. 188: „So empfindet Helena hier die Herzensgüte, welche der nunmehr dahingegangene Hektor ihr ständig erzeigt hat, als unermeßlich groß, und so spricht sie denn in überwallendem Gefühl von zwanzig Jahren, während derer sich seine edle Haltung unwandelbar an ihr be-
Hinweise auf die erste Abfahrt von Aulis nach Teuthranien in der Ilias 193
vor der endgültigen Abfahrt rechnet zwar Apollod. Epit. 3,18 damit, daß man erst 8 Jahre nach der Fahrt nach Mysien in Aulis wieder zusammentrifft. Aber dem Wortlaut der Epitome ist wohl zu entnehmen, daß das erst eine späte Spekulation ist, die die 20 Jahre rationalistisch erklären will. Dafür daß man ursprünglich mit einem längeren Aufenthalt in Aulis rechnete, zumindest mit einem vonunbestimmter Länge, spricht eigentlich die Iphigeniegeschichte selbst. Auf ein paar Wochen oder Monate wäre es den Griechen nach der Schlappe in Teuthranien sicherlich nicht mehr angekommen. Aber Kalchas hatte ihnen ja gesagt, daß sie niemals nach Troia kommen könnten, wenn sie nicht die Iphigenie opferten; die Pointe dieser Geschichte setzt eine längere Wartezeit voraus. Bei Aischylos Agamemnon 196ff. wird die Länge der Zeit sehr drastisch zum Ausdruck gebracht, wenn es dort von den Winden heißt: π α λ ιμ μ ή η ϰ ςἈργεί|ω θ ο νἄν ο ιν α τέξ ῳϰα . Auch die Sage von ι|τρ λ τ α νϰ ῖσ ε ντιθ ο ν ό ίβ χρ der Erfindung des Brettspiels durch Palamedes in Aulis soll ja die Länge der Zeit, die man dort zubrachte, veranschaulichen. Neben der unbestimmt langen Wartezeit vor Aulis sprach man abstrakt imZusammenhang mit Neoptolemos von 20 Jahren. Beides paßt gut zusammen. 2. Β299 ff.
Aus den Versen geht in keiner Weise hervor, daß die Fahrt direkt gegen Troia ging. Die Verse 303f. ιῶ ν ςἈ α χ ε ίζ ῆ ω ρ ν ὶπ α α ίδ εϰ τ λ άτ ὐ ιζ θ ᾽, ὅ χ ςΑ ᾽ἐ ι · ἠ ῳ ϰ γ ὶΤρ α ω ερ σ ὶφ έθ μ ο ιά έρ ν ρ ϰ ὰΠ ο υ τ α σα οϰ bezeichnen nur die Absicht, nach Troia zu fahren undlassen durchaus die Möglichkeit zu, daß man versehentlich doch in Mysien landete1. Vgl. unten Nr. 12.
3. Patroklos. Wir haben schon festgestellt, daß Patroklos als Begleiter des Achilleus nicht eine Erfindung des Iliasdichters ist, da er in der Ilias nicht exponiert wird, aber andererseits eine Legende besitzt. Auch daß sich sein größeres Alter mit seiner auf eine andere Quelle zurückführbaren Rolle als (jugendlicher) Freund des währt habe.“Im übrigen seien die Worte aus τ222f. iteriert. Es müßte schon merkwürdig zugegangen sein, wenn Helena hier per Zufall 20 Jahre gesagt, aber 10 Jahre ‚gemeint‘ hätte und die Mythographen (von denen JACHMANN in diesem Zusammenhang ebenfalls spricht) daraufhin die teuthranische Expedition vollkommen erfunden hätten. Schon das zu sprechen, da es in ihm den volleren ηscheint für die Ursprünglichkeit des Ω ρ τ Wort π ά Affektgehalt hat (im τkommt es ja nur im Zusammenhang der Lügengeschichte des ιΩ ο ἱτ222, das dem μ 765 entspricht, ungeschickter als Odysseus vor). Außerdem ist das ο dieses: Nicht nur für Odysseus ist es angeblich das 20. Jahr, daß er Kreta verließ, sondern auch für Aithon sind seitdem 20 Jahre vergangen.] 1 Gegen die buchstäbliche Interpretation von Β303 und die daran angeknüpften analytischen Folgerungen (LEAF 99) mit Recht SHEWAN 122f.; vgl. auch die ausführliche Behandlung der Stelle bei TREU 128.
194
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
Achilleus nicht verträgt, ist dafür eine gute Bestätigung1. Wenn aber Patroklos eine ‚traditionelle‘ Sagenfigur ist, muß er noch ein anderes ‚mythologisches Schicksal‘ innerhalb des troischen Krieges gehabt haben. Wo, so muß man fragen, spielt Patroklos im troischen Krieg sonst noch eine Rolle? Die Antwort lautet: bei der teuthranischen Expedition2. Darüber berichtet uns Pindar in Ο . 9,70 ff. Folgendes: μ ῖςἅ α ῦπ ις α , το ν ᾽Ἀτρείδ ίτιο ο ν ε εΜ ςτ α ίν Aἰγ Τεύ θ ρ α ν τ ο ςπ ε δ ίο νμ ο λ νἔσ ὼ τ ασ ὺ νἈχιλ λ ε ῖ μ ό ν ο ς ,ὅ τ α ιςἁ ςτρέψ ὺ ο λ ία ςΔανα ισ τ α ν ε ά ιν ϰ λ ᾽ἀ ο β ςἔμ ε ν ιςΤήλεφ α λ α ν μ ύ ρ π ὥ σ τ ι α ιδεῖξ ν ο ρ ᾽ἔμφ · μ α θ ε ῖνΠ α ϰ τρ λ ό ο υβια τ ὰ νν ό ο ν μ ιν τιο ς†γό νἌρ έ ὗΘ ἐ ξο λ ίῳ ὐ ςο ο ν ι, ε ·ἐ ήπ ῖτ π ο ρ ε ομ α ρ α γ ο ε τ σ ετα ςἄ θ ρ α τε τέ ρ ε φ ιο θ ξ ῦ σ α ι β ρ ό το δ α μ ιμ υα α ἰχ σ μ ᾶ ς· Die Sosiasschale stellt in Übereinstimmung mit Pindar auf dem Innenbilde dar, wie der verwundete Patroklos von Achilleus verbunden wurde3. Das alles muß auf eine Szene der Kyprien zurückgehen, wie allgemein anerkannt wird4; (die Mahnung des Achilleus an Patroklos, niemals ohne ihn in den Kampf zu 89 von Pindar hinzuerfunden worden5). Die Beziehen, ist natürlich nach Π handlung der Gestalt des Patroklos in der Ilias legt es uns nahe, den Inhalt eben dieser Kyprienszene als vorhomerisch zu postulieren; denn das ist, abgesehen von dem Verkauf des Lykaon, einer unwichtigen Szene, die einzige Rolle, die Patroklos außerhalb der Ilias und unabhängig von dieser in der Sage
spielt.
4. Thersandros. Wie wir oben gesehen haben6, deutet der Befund des Schiffskatalogs Β495, wenn man ihn im Zusammenhang mit der Prosopographie der Achaier in der Ilias und dem Verhältnisse der Ilias zur thebanischen Sage betrachtet, darauf hin, daß in der von Homer vorausgesetzten Form des Schiffskatalogs der Name des Thersandros stand. Die Auslassung dieses Namens bzw. seine Ersetzung durch Arkesilaos, Prothoenor und Klonios kann nur so ausgelegt werden, daß dem Iliasdichter der Heldentod des Thersandros im Kampf gegen Telephos bekannt war, von dem Proklos 25 berichtet. 1 Vgl. o. S. 44 f. 2 Seine Funktion beim Verkauf des Lykaon (Proklos 46) kann nur als eine Nebenrolle angesehen werden, die die Ilias freilich auch schon voraussetzt: S. u. S. 293 ff. 3 FURTWÄNGLER-REICHHOLD Taf. 123.
4 WELCKER 138 f., ROBERT 1148, SCHELIHA 239. 5 Vgl. WILAMOWITZ Pindaros Berlin 1922 352.
6 S. 160.
Hinweise auf die erste Abfahrt von Aulis nach Teuthranien in der Ilias 195
59 ff. 5. Α
ινπ λ επ λ γ ά α θ μ έ μ ν χ τ ῦ η νἄ ,ν α Ἀ τρ ε ΐδ ςὀ ΐω α ν τό νγ ε ά νθ εφ ἴϰ ,ε ιν ύ γ ε ιμ ο σ ε ν ο σ τή ν , ο π ἀ ψ ἂ ᾷϰ α ὶλ ο ὴὁ ιμ μ ε ό μ ςτ εδα ο μ ῦπ λ ὸ ό ςἈχα ιο ε ἰδ ύ ς·
Diese Worte richtet Achilleus an Agamemnon. Die Interpretation dieser Verse ιμ α λ π λ α γ χ θ έν τ α ςundbehauphat Schwierigkeiten bereitet. Aristarch schrieb π sei Expedition aus eben dieser Stelle tete, die Geschichte der Teuthranischen
aufgrund falscher Worttrennung herausgesponnen worden1. In neuerer Zeit machte man die Folgerung aus Aristarchs Schreibung nicht mit (auf die es Aristarch bei seiner gewaltsamen Interpretation allein ankam), behielt aber die Schreibung selbst bei, um Homer wenigstens die Kenntnis der teuthranischen Expedition absprechen zu können, wenn manschon nicht mehr wagte, die von der Ilias unabhängige Entstehung dieser Sage zu leugnen. Wie sind diese Verse λ ιν undἄ ψ . Beide zuinterpretieren? Die Schwierigkeit der Deutung liegt bei πά Wörter können bei Homer sowohl ‚zurück‘als auch ‚wiederum‘ bedeuten2. In ihrer Doppelheit wird man sich dahingehend zu entscheiden haben, daß sie beide etwas Verschiedenes bedeuten, daß also das eine Wort ‚zurück‘das an5 f. die Wendung dere tatsächlich ‚wiederum‘heißt. Nun wird in der Odyssee ν von Α 59f. so pointiert iteriert, daß man geneigt ist, sie zur Interpretation der ινin der Bedeutung ‚wiederum‘ λ ά Ilias heranzuziehen. Dort ist zweifellos das π Da dunun in meinerzschwelliges, zu verstehen: Alkinoos meint zu Odysseus: „ hochgedecktes Haus gekommen bist, so glaube ich, daß du nicht wiederum verschlagen wirst, ehe du nach Hause zurückkehrst, wenn du auch (bisher) schon sehr vieles durchgemacht hast.“Alkinoos hält es also für einen speziellen Glücksumstand für Odysseus, daß er zu den Phaiaken gelangt ist, der ihn vor nochmaligem Unglück bewahrt. Mir ist unverständlich, wie die Stelle interν τ έ α θ ‘mit CAUER als ‚zurückγ α χ λ ινπ λ pretiert werden kann, wenn man ‚π ά getrieben‘ faßt3. Mit dem Iterat ist doch offensichtlich auch ein Anklang an ηbeabsichtigt. Daß wir diese Deutung auf Α59f. θ α1f. ... π γ λ ά χ π ὰ λ λ ο übertragen müssen, dafür spricht nunaber auch derZusammenhang vonΑ 59f. λ π γ ςals ‚zurückgeschlagen‘ = ‚zurückα ιν ν α έ τ λ ά χθ selbst. Faßt man nämlich π getrieben‘, so wäre π ω ά ζ λ rein lokal gebraucht, obwohl Subjekt des Zuινπ λ ά rücktreibens die Abstrakta ‚Krieg und Pest‘sind. Für einen solchen Sprachgebrauch gibt es aber weder Parallelen noch Analogien. Alles wird verständlich, annimmt: Die Achaier wurden ιν λ ά wenn mandie Bedeutung ‚wiederum‘für π Gefahr ist groß, daß sie hier die und abgeschlagen, in Teuthranien ganz real unter der doppelten Einwirkung des Krieges und der Pest wieder abgeschlagen ζ hat nach dieser Interλ ω ά werden und nach Aulis zurückkehren müssen. π 1 Vgl. SEVERYNS Cycle épique 113. 292. 2 Wenn auch Aristarch für πά λ ιν das leugnete. Vgl. jedoch die modernen Lexika. 3 Homers Odyssee, erkl. v. AMEIS-HENTZE bearbeitet von P. CAUER 91928 z. St.
196
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
pretation keinen so ausgesprochen lokalen Sinn mehr und kann sich andererseits auf die Niederlage in Mysien mitbeziehen, wodurch die Abstraktheit der Subjektsvorstellung gemildert erscheint. – Genauere Betrachtung der Stelle lehrt also, daß Homer hier auf die teuthranische Expedition anspielt1.
6. Ι666ff. Π ά τρ ϰ ο λ ο ςδ ·π ὰ ρδ έ ξ α τ ο νἐλ ε θ ῷ ᾽ἑτέρω ὶτ α ρ αϰ ᾽ἄ
ε ὺ ς ςἈχιλλ ῖο εδ ρ ό ἱπ νο , τή ς ο ν ζω ιςἐΰ Ἶφ Σ ῆ ο ς π τ ο ν υ λ Ἐ ί ῖ ν α , ε θ ε ρ ο ν . π ἰ ϰ α ν ὼ λ ἑ ν ο ρ ῦ Hier wird von dem Mädchen des Patroklos gesagt, daß er es bei der Einnahme von Skyros von Achilleus bekommen habe. Wie verhält sich diese Stelle zum Referat des Proklos? Kann sich der Kypriendichter an diese Stelle angelehnt haben? Zunächst ist festzustellen, daß ein Widerspruch zumReferat desProklos nicht besteht. Daß das Unternehmen kriegerisch verlief, steht zwar bei Proklos nicht, läßt sich aber mit seinem Bericht vereinbaren. Denn warum soll es nicht zu einem Friedensschluß gekommen sein, der durch die Heirat mit der Königstochter besiegelt wurde? (Daß in den Kyprien das Unternehmen friedlich endete, ergibt sich freilich daraus, daß sich Lykomedes an der Namensnennung des Sohnes seiner Tochter beteiligte; das bedeutet nicht, daß es auch friedlich ῆ ο ςπ ρ anfing). Auch daß Skyros bei Homer Ἐν λ ίεθ το ο νgenannt wird, braucht υ zu der Tatsache, daß die Kyprien offensichtlich Lykomedes als einheimischen König kennen, nicht im Widerspruch zu stehen, wie man manchmal gemeint hat. Denn Enyeus ist vermutlich der sagenhafte Gründer der Stadt, der längst verstorben war, als Achill dort ankam. Die ‚Stadt des Enyeus‘ bleibt Skyros für alle Zeiten2. Die verschiedenen Erklärungen der Scholien zu dieser Homerstelle sind für uns nicht verbindlich, da ihre Tendenz, die Kykliker auszuschließen, das Hauptanliegen des Aristarch, unverkennbar ist. Eine Sagenversion wird allerdings durch die Homerstelle bestimmt ausgeschlossen: daß Achilleus in dem hier geschilderten Zusammenhang schon zum zweiten Mal nachSkyros kam und die Verbindung mit seiner alten Freundin nunmehr lediglich ‚legalisierte‘3. Aber daß das nicht die Version der Kyprien gewesen sein kann, haben 1 Anders WELCKER 124, VONDER MÜHLL Festschrift Tschudi 5 Anm. 5, die meisten Iliasausgaben. 2 Auch wenn man Theben die ‚Stadt des Kadmos‘nennt, impliziert man nicht in jedem ςgesprochen, ο ῆ ε μ ο ςἘρ χθ Fall, daß Kadmos noch lebt. So wird Β547 von Athen als dem δῆ obwohl Erechtheus nicht mehr lebt, in demselben Sinn wie von Sikyon Β572 gesagt ist: ὅ θἄ ῶ ρ τ ε ςπ υ ο ε ν . So ist auch Kos die πό τ ίλ σ λ ιςEὐ ρἌδρησ ᾽ ἐμβα , obwohl die ιο ο λ ύ π υ ρ Führer dieser Stadt schon Pheidippos und Antiphos sind. Manchmal kann natürlich die ᾽ Stadt auch nach Lebenden heißen: Lyrnessos, Stadt des Mynes; Thebe, Stadt des Eetion. Auch außerhalb der Ilias ist die Nennung der Stadt nach dem verstorbenen Heros geιςfür Athen (Belege bei HERTER 178) u. a. ό λ ςπ ω έ σ η bräuchlich. Vgl. etwa Θ 3 Das ergibt sich auch aus Λ769 ff., wo geschildert wird, wie Nestor und Odysseus in den Palast des Peleus kommen, um Achill zu werben und sich kein Widerstand dagegen erhebt.
Hinweise auf die erste Abfahrt von Aulis nach Teuthranien in der Ilias 197
wir oben schon festgestellt1. Was an der Homerstelle nun die Iphis betrifft, so kann man es dahingestellt sein lassen, ob sie eine Erfindung des Iliasdichters ist oder nicht. Für das Verhältnis der Homerstelle zu den Kyprien ergibt sich nun Folgendes: Der Anspielungscharakter der Homerstelle ist offenkundig, sie bezieht sich aufAußerhomerisches undrepräsentiert wieder in einem Stück den von Homer vorausgesetzten Faktenkanon; daher muß mit Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß der Stoff der betreffenden Kyprienszene sich mit denvon Homer vorausgesetzten Fakten deckt. Daß Ilias undKyprien hier zwei verschiedene Versionen desselben Stoffes bringen, kann mit den über die Kyprien vorhandenen Nachrichten nicht bewiesen werden, sie reichen dazu nicht aus. Allenfalls läßt sich behaupten, daß die Ilias in ihrer Schilderung die genaueren Umstände absichtlich etwas im Dunkeln läßt, wie sie das ganze Unternehmen nach Mysien und die anschließende Opferung der Iphigenie etwas verhüllt (vgl. dazu u. Nr. 8 u. 9). – Gut paßt auch zudenKyprien, daß es gerade Patroklos ist, von demhier gesprochen wird; denn Patroklos spielte wahrscheinlich auch im Kampf gegen Telephos eine große Rolle (vgl. o. S. 193 f. Nr. 3).
7. Τ326 f.
ςυἱό ο ίλ ιφ , α ς τ ε ιτρέφ ιἔν ο ῳμ ςΣ ϰ νὃ ρ ύ ὲτὸ ἠ 2. ς ειδή εο ςθ ο μ ε π λ τό εο εΝ ιγ ἴπ ο υἔ ε ε τιζώ
In Verbindung mit Ι666ff. ergibt sich aus der Stelle, daß Achilleus den Neoptolemos nicht vor der Abfahrt in Aulis gezeugt haben kann. So scheint auch diese Stelle wieder ‚Kyprieninhalt‘vorauszusetzen. Wenn im folgenden (328ff.) Achilleus sagt, er habe gehofft, Patroklos könne den Neoptolemos einst von Skyros nach Phthia bringen und ihm seinen ererbten Besitz zeigen, wenn er, Achilleus, tot sein werde, so schließt das deutlich die Version des Skyrosabenteuers bei demT-Scholiasten zu Ι668 aus, der meinte, dieses sei von Achilleus vor der Abfahrt nach Aulis unternommen worden, um die zum Herrschaftsbereich des Peleus gehörenden, dort ansässigen Doloper wieder zuunterwerfen; denn in diesem Falle müßten wir eine enge Bindung der Insel an Peleus nach Achills Eingreifen voraussetzen, die ein Erscheinen des Patroklos überflüssig gemacht hätte. So scheint vielmehr an dieser Stelle schon die spätere Fahrt des Odysseus nach Skyros zur Abholung des Neoptolemos (Proklos 76) motivisch 1 S. 191f. SEVERYNS Ansicht (a. a. O. 39. 60ff.), daß Achill nach Homers Meinung Skyros auf seinen Feldzügen von der Troas aus einnahm, ist schon wegen der geographischen Lage der Insel an der griechischen Küste vor Euboia mehr als unwahrscheinlich. Wenn die Scholien ein Skyros in Kilikien nennen, so ist das eine Verlegenheitsauskunft, die auf alle Fälle die Kyprienversion für Homer ausschließen soll. Zu den verschiedenen Scholienerklärungen vgl. SEVERYNS Cycle épique 285ff. 2 Die v. 1. ant. (A-Schol. Τ327) Π νhat WILAMOWITZ SBBerl 1925 ο ειπ λ τέ α ὸ ςὃ νϰ ςἐμ η ρ ύ η ςder Pyrrhos der ρ ύ 240 mit Recht in Zweifel gezogen. Sicherlich verbirgt sich hinter Π Kyprien, aber es wird sich wohl um eine (zenodoteische?) Konjektur handeln.
198
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
Anspielungscharakter‘derIliasbenutzt worden zusein. Wiederum schließt der ‚ verse Erfindung des Iliasdichters aus, und der Kyprieninhalt deckt sich mit den stofflichen Voraussetzungen der Ilias. 8.
Α
70
ff.
τ ατ άτ ἐσσόμ ε ν α ρ π ότἐόν ςᾔ ὃ τ , άτἐόν α ητ δ ε ή σ σ ϰ ὶν α τ ἴσ α ιο ω νε σ νἼλ ή ιῶ ᾽α ᾽ ᾽᾽ἡγ ᾽Ἀχ ἱπ ό νο ρ εΦ ο ο ή ῖβ ςἈπ ό λ ,τ ν λ η ω ν . ν ύ σ το ν α ιὰμ νδ ἣ
Was ist damit gemeint, wenn hier gesagt wird, Kalchas habe den Schiffen der Achaier durch seine Seherkunst den Weg nach Ilion gewiesen? Das kann sich nicht auf die ‚erste‘Abfahrt beziehen, also auf die, vonder auch in der Ilias, im Buch B, die Rede ist. Denn damals gab Kalchas nur eine Voraussage über die mutmaßliche Dauer des Krieges, ohne über die Art und Weise der Abfahrt 299ff.). Die Verse werden vielmehr überhaupt erst auf etwas zu prophezeien (Β demHintergrund des Kyprienberichts des Proklos verständlich: Widrige Winde halten die Achaier jahrelang fest, bis Kalchas durch den Rat, die Iphigenie zu opfern, den Schiffen den Weg nach Ilion freimacht1. Man kann sich fragen, warum diese ‚Anspielung‘auf die Opferung der Iphigenie nicht deutlicher ausgefallen ist2; daß es sich um eine solche Anspielung handelt, kann nicht bestritten werden. So stimmt hier der Kyprieninhalt wiederum mit dem von Homer Vorausgesetzten überein. 9. Α106ff.
ιτ ν ,ο ϰ ο ῶ π ο τ έμ ὐπ ώ μ ιϰ α ν ὸϰρήγ τ ά υ νεἶπ ο α ς· ϰ ἐσ ά αφ ρ ε εσ σ ὶμ ν α τεύ ὰϰ θ ι, α ιτ ίλ ὶφ ίτο τ ἰε α ςἔπ ο ςο νδ α ὔ τ᾽ἐτέλ ἶπ ὸ ε λ ω θ ἐσ ίπ . ετ ς α τ σ σ ὔ ε ᾽ο
᾽ Kalchas vor, er habe ihm noch niemals Seher dem Hier wirft Agamemnon etwas Vorteilhaftes prophezeit. Worauf spielt Agamemnon an? Offenbar hat doch Agamemnon mit den Prophezeiungen des Kalchas schlechte Erfahrungen gemacht. Die Prophezeiung, daß der Krieg zehn Jahre dauern werde, oder gar die Deutung des Blitzeszeichens am Abfahrtstag auf einen günstigen Ausgang des Unternehmens (die übrigens nicht dem Kalchas zugeschrieben wird) können hier nicht gemeint sein. So bleibt auch hier nichts anderes übrig, als daß auf die Aufforderung des Kalchas angespielt ist3, man solle Iphigenie opfern, damit die widrigen Winde aufhören. So ergänzt diese Stelle gut die vorige, die auch schon auf die Rolle des Kalchas bei der endgültigen Abfahrt der Achaier einging. Der Kyprieninhalt wird in diesem Punkte wiederum als alt erwiesen. 1 Richtig FINSLER II 13, DIRLMEIER ARW 36 1939 282 Anm. 3. Anders WELCKER 144 und SEVERYNS 35 Anm. 4. 59, die die Worte ἣ νnicht verstehen. Vgl. auch η α μ ν σ ν ύ το ιὰ νδ 2 Vgl. dazu Das Wirken der Götter in der Ilias 39. VONDER MÜHLL 19 Anm. 20. 3 Anders WELCKER 144 Anm. 79, vgl. VON DER MÜHLL 19 Anm. 20.
Hinweise auf die erste Abfahrt von Aulis nach Teuthranien in der Ilias 199 10.
Ι
144
ff.
ῳ , ή ϰ τ ῳ ἐ υ π ρ γ ά ε ὶμ ν ςἐ ε τρ α γ ύ ιθ ίεἰσ έμ ο ε ῖςδ τρ δ ο Χρ ὶΛ α , α ιςϰ α υ θ μ σ σ ε σ ό α ν ιά ὶἸφ ίϰ α ηϰ ω θ νἀ γ έ σ ο ν εδ ά ν νἀ η ίλ ιφ νἥ ω νϰἐθ σ ά ῃ τ λ έ ω σ ώ δ ὼ δ γ α ἐ ι , ς ο ῆ λ είλ η νΠ ὶμ ο ἶϰ ςο ὸ π ρ π ᾽ἐ ᾽ υ ί. γ α τρ ϰ εθ ω δ έ ῇἐπ λ ά ὰμ λ ο λ π σ σ τιςἑ ώ ᾽, ὅ ὔπ ᾽ο Hier bietet Agamemnon demAchilleus an, eine seiner drei Töchter als Ehefrau zu wählen. Wegen der in der Ilias vorausgesetzten Heirat mit der Tochter des Lykomedes, Deidameia (Proklos 27), ist es unwahrscheinlich, daß dies ein traditioneller Zugist. Vielmehr scheint hier dasMotiv ausder Iphigeniegeschichte, daß demMädchen die Heirat mit Achill vorgespiegelt wird, damit sie freiwillig zumOpfer kommt, benutzt zu sein. Ausder fingierten Hochzeit wäre dann eine angebotene Hochzeit geworden. Ein sicherer Schluß auf die Priorität des Kyprienstoffes ist vondieser Stelle her aber nicht zuziehen1. 11. Α 320 ff. Agamemnon beauftragt den Talthybios und Eurybates, die Briseis aus dem Zelt des Achilleus zu holen. Achill gibt ihnen das Mädchen heraus. Diese Szene ist eine Motivparallele zur Herausgabe der Iphigenie in den Kyprien. Dort kamen, wenn man demBericht von Apollod. Epit. 3,22 folgen darf, Talthybios undOdysseus zuKlytaimnestra undforderten dieIphigenie unter demVorwand, sie sei dem Achill als Lohn für seine Beteiligung am Feldzug versprochen. Sowohl die Situation als auch das Ensemble der handelnden Personen sind in beiden Szenen ähnlich. Talthybios, Agamemnon und Achill spielen in beiden Zusammenhängen eine Rolle. Talthybios hat fast dieselbe Funktion. So scheinen auch Einzelheiten dieser Kyprienszene in der Ilias bekannt (und benutzt)
zu sein.
12. Β 350 ff.
ε ν έ αΚρονίω μ ν ερ α π ιὑ εῦ σ α ν α τα νϰ ὖ ρο ὰ ὶγ μ η φ ἤ μ α ῷ τιτ ὅ τ εν η υ σ ὶνἐ νὠ ϰ υ π ό ρ ισ ινἔβαιν ο ο ν Ἀρ γ ε ῖο ιΤρώ ε σ σ ιφ ὶϰ ό ν α νϰ ο ς ε τ ν ο α έρ ρ φ ῆ ἀ σ τρ ά π ω νἐπ ι᾽, ἐν τ ιδ έ ξ . ν τ μ αφ ω α ίν ή α σ α ιμ ίσ α
Diese Stelle mit dem hier berichteten Zeichen des Zeus bei der Abfahrt von Aulis ist von den Analytikern für eine schlechte Parallele zu dem Sperlings1 Nicht stichhaltig ist das Argument, durch diese Stelle werde die Opferung der Iphigenie ausgeschlossen, weil statt Iphigeneia hier Iphianassa eingetreten sei wie umgekehrt Iphigeneia für Iphianassa bei E. Or. 23. In Sophokles᾽ Elektra 157 haben wir ebenso wie in Kyprien fr. 14 (XV) vier Töchter, zu denen sich Orest als fünftes Kind gesellt. Richtig beurteilt die Stelle auch VONDERMÜHLL 165 m. Anm. 15. Daß auch die Nennung des Orest in der Ilias (I 142. 284) den Muttermord und damit die Opferung der Iphigenie voraussetzt, wie VONDER MÜHLL meint, halte auch ich für sehr wahrscheinlich.
200
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
Β299ff. gehalten worden1. Es gibt jedoch durchaus eine andere Erklärungsmöglichkeit. Während es bei dem Sperlingswunder hieß, daß es stattfand, als die Achaier sich in Aulis sammelten, umdemPriamos unddenTroern Übles zubringen, wird das Zeuszeichen auf denTag datiert, an demdie Achaier ). Das scheint doch die doppelte ν ο ιν β α tatsächlich gegen die Troer abfahren (ἔ Abfahrt von Aulis einzuschließen. Das gute Zeichen steht über dem Tag der endgültigen Abfahrt nach Troia, das Sperlingswunder gibt nur die relative Zeit an (wenn man nach Troia kommt, wird der Kampf zehn Jahre dauern) und liegt vor der Abfahrt nach Mysien. Mit dieser Hypothese (um mehr handelt es sich natürlich nicht), wird gleichzeitig ein Problem derAnalyse in unitarischem, bzw. neoanalytischem Sinne gelöst2 und die These, daß Homer hier die teuthranische Expedition kennt, neu erhärtet3. So scheint die Ilias alle Hauptpunkte der Teuthranienexpedition schon vorauszusetzen. Die fünf wesentlichsten Motive: Erste Abfahrt – Telephos und der Kampf in Mysien – Abstecher des Achill nach Skyros auf der Rückreise – Opferung der Iphigenie – zweite, endgültige Abfahrt scheinen vorhomerisch zu sein. wunder
3. WIDERLEGUNG MÖGLICHER EINWÄNDE Einige Einwände ließen sich noch erheben, auf die wir noch eingehen wollen. Widerstreitet nicht das von Kalchas bei der ersten Abfahrt in Aulis gegebene stehenden Worten Datum für die Einnahme Troias (‚in zehn Jahren‘) denim Ω der Helena, sie sei im zwanzigsten Jahr vonTroia fort? Ich glaube, nicht. Nach dem Text des Proklos würde dieselbe Schwierigkeit auch für die Kyprien bestehen. Dort ist zwar nicht geradezu die Zahl zehn genannt, sie muß aber wohl für die Kyprien aufgrund des Spatzenorakels postuliert werden. Wenn wir uns den Iliastext ansehen, sehen wir, daß Kalchas nicht von einer Einnahme in zehn Jahren gesprochen hat, sondern von einer Einnahme nach zehnjährigem Kampf an Ort undStelle. Denn es heißt Β328f.:
ῦ τ ε ῖςτοσσα ςἡμ ὣ να θ ίξ ε ι, εμ μ ὖ ο λ το π α ε τ ᾽ἔ ῳ δ ὲπ ό ινα λ ή ἰρ σ ο ϰ μ ε ῷ τ νεὐρυά ε ά δ τ γ υ ια ν . 1NIESE Entwicklung 69, JACOBY 594, VONDERMÜHLL 47 („ ), THEILER triviale Dublette“ Festschrift Ida Kapp 129. Ob Β112f. auf dasselbe Zeuszeichen geht, lasse ich dahingestellt. 2 HEUBECKS Interpretation wird dadurch gleichzeitig noch bestätigt und vereinfacht: Gymnasium 56 1949 243. Vgl. ergänzend auch MusHelv 12 1955 267 f. 273. 3 Natürlich sind beide Abfahrten von Aulis Dubletten, von denen eine einmal primär gewesen sein muß. Aber daß sich auch in den Kyprien das nur mit zehn Jahren rechnende Sperlingswunder bei der ersten Abfahrt in Aulis ereignete, zeigt eben, daß man sie vereinen konnte und daß prinzipielle Bedenken gegen die Annahme, auch die Ilias setze diesen Handlungsverlauf schon voraus, nicht bestehen können. Über das Problem der Dubletten s. S. 224.
Widerlegung möglicher Einwände
201
Auch bei Apollod. Epit. Vat. et Sabb. heißt es ja: Κ ά λ η ρ α ς... τεϰμ χ ά μ ε ν ο ςἐ ϰ ῳδ ε ία ῖνΤρο νἁ λ ν ῶ α ι. Das ist gewißlich in ῖ χρ ε ό ν τ ε α νἔ ω ό τ ηδεϰ φ νγεγον τῶ demselben Sinne aufzulösen wie bei Homer: Die zehn Jahre meinen nur die Zeit vor Troia. Noch eine andere Frage kann auftauchen. Ist es nicht möglich, daß Homer die Opferung der Iphigenie isoliert kannte, daß diese sich also in demvon Homer vorausgesetzten Sagenzusammenhang unmittelbar an das Spatzenorakel des Kalchas anschloß? Mankönnte sich dafür vielleicht auf Apollod. fr. Sabb. berufen, in dem tatsächlich die teuthranische Expedition ausgelassen ist, nicht aber die Opferung der Iphigenie. Dort besteht folgender Zusammenhang: η ινγεγονέν σ ςβούλ α ιὸ ια Δ ὐ το α ὰ τ νϰ ῖςτ ὼ ὸ Epit. 3, 15. 16. 21: Κά ὲεἰπ ςδ α λ χ ῳ δ ε ῖν ε Τρ ε ν τ ῖχρ ω ἔ ηδεϰα ο ό τ ία ν ε φ ό γ ο ο ν ςἐ γ ν ν ν η ε ϰ ρ τῶ μ ο ντοῦ τ , τεϰμ ά ῖο ε μ η σ ν ω ν ο έμ μ ν ὖ α ὐ . Ἀγα ν τὸ ὼ ςἡγεμ ν ν ευ ζο ά τ ὶΤροία το ο ϰ π ὶπ ἐ εσ α λ ρ ε π ῖν α ῦ ι. ϰ α ν ῶ λ ἁ ιδ έ ϰ ϰ η α α ε τ ν ςτυγχά ε τε ρ υ ά α ιδ ε ν χ ςπ , ἐν ςσ ο τρ α τ υ ν τ ο ω ν . ν ῦἦ ὲ π α μ ύ σ ᾽Ἀχιλλ ςδύνασ ϰἄ ω λ λ ὐ ηο νϰ α ὖ λ ὲἔ ά θ τε ῖχ α ιπ . Κ φ ςδ α λ ε λ ν χ νσ ο ιαο ετὸ τό ῖν ο λ π ἄ τισ τεύ ο υ σ αϰά νἡϰρα ω γ ρ α τέ υ ν ο ςθ λ ἰμ λ ε ισφ ,ε ς ὴτῶ νἈγαμέμνο ά ιο ύ γ ν το α ὐ ιδ ο Ἀρ ςπ τέμ α ρ α σ τ λ . Aber es scheint mir hier deutlich erkennbar zu τ ῇϰ sein, daß kein echter Überlieferungszusammenhang vorliegt, sondern eine ausführliche mythographische Vorlage (etwa die epit. Vat.) verkürzt ist. Die doppelte Rolle des Kalchas ist ganz unmotiviert. Das Spatzenorakel setzt eine unmittelbar bevorstehende Abfahrt voraus und kann nicht ursprünglich vor der Retardation durch ἄ ιαseinen Platz gehabt haben, die die Opferung der ο λ π Iphigenie einleitete. Die Geschichte von der Opferung der Iphigenie ist in keiner Weise mit dem Bericht der Ilias über die (erste) Abfahrt der Achaier zu vereinbaren. Das gilt sowohl für dieses Fragment wie für jede mögliche Quelle mit diesem Inhalt. Abgesehen davon läßt sich eine Kenntnis Homers von dem Feldzug gegen Teuthranien auch schon aufgrund der oben beigebrachten Stellen nicht leugnen. Noch einen Einwand wird man erheben. Ist nicht die doppelte Abfahrt literarkritisch gesprochen eine bloße ‚Dublette‘? Sicherlich. Aber über ihr Alter ist mit der Feststellung nicht das geringste ausgesagt. Nach den Untersuchungen HOWALDS besteht ein großer Teil der griechischen Mythologie überhaupt nur aus Dubletten1. Auf die Frage dieser ‚Motivdoppelungen‘ (wie wir wegen des abwertenden Nebensinns von ‚Dubletten‘ lieber sagen wollen), soweit sie in denkyklischen Epen bzw. den Quellen Homers bestehen, werden wir noch in anderem Zusammenhang zurückkommen. 1 Der Mythos als Dichtung Zürich 1937 passim.
202
Die Expedition nach Teuthranien in Kyprien und Ilias
4. ZUSAMMENFASSUNG Wiederum ist ein Teil des Kyprieninhalts als vorhomerisch erwiesen worden. Die Lücken, die evtl. nachhomerisch sein könnten, was den Stoff dieses Epos betrifft, werden geringer. Was haben wir davon zu halten? Sollten die Kyprien, an deren nachhomerischer Entstehung seit Aristarch niemand gezweifelt hat, in ihrem Inhalt vollständig vorhomerisch sein und nur in ihrer äußeren Form ein nachhomerisches Gepräge getragen haben? Noch können wir auf diese
Fragen keine Antwort geben, weil unser Material noch nicht ausreicht. Aber eine andere Überlegung ist geeignet, uns in noch höherem Maße über unsere Ergebnisse stutzig werden zu lassen. Ist eine solche Geschichte wie die teuthranische Expedition überhaupt außerhalb des Kyprienepos isoliert denkbar? Erfordert sie nicht zwangsläufig einen Zusammenhang wie den der Kyprien, in den sie eingebettet sein muß? Bei dieser Überlegung werden wir zugleich an das Ergebnis unserer Untersuchungen im vorigen Kapitel erinnert, in dem wir einen vorhomerischen Schiffskatalog rekonstruierten, der ebenfalls in einen viel größeren Zusammenhang eingebaut gewesen sein mußte. Auch die prosopographischen Untersuchungen zeigten uns einen so engen Zusammenhang der stofflichen Voraussetzungen der Ilias mit den kyklischen Epen, daß die Annahme gemeinsamer Quellen von Ilias und Kyprien in diesen Punkten an Wahrscheinlichkeit verlieren muß. Bei der teuthranischen Expedition kommt ein Umstand hinzu, der die Annahme, diese Erzählung habe vor der Ilias in der Form einer Sonderrhapsodie oder eines Einzelliedes existiert, besonders unwahrscheinlich macht: Eine Expedition, die gegen Troia gehen soll, aber in Unkenntnis der geographischen Verhältnisse fälschlich gegen ein anderes Land geht, ist fast nur denkbar im Zusammenhang des ganzen troischen Krieges. Mankann sich zwar vorstellen, daß der Zuggegen Teuthranien einmal selbständig für sich bestand, ohne Zusammenhang mit den troischen Ereignissen, aber dann muß Teuthranien von vornherein das eigentliche Ziel gewesen sein1. Sekundär kann dann ein Dichter diesen Feldzug in den troischen Sagenkreis eingebaut haben, indem er ausder beabsichtigten Expedition nachTeuthranien eine unbeabsichtigte machte. Aber das muß doch wohl das Werk eines Dichters gewesen sein, der den ganzen Krieg im Auge hatte und beschrieb, und nicht des Dichters eines Einzelliedes oder einer ‚Sonderrhapsodie‘. Das ist auch bisher meist so beurteilt worden, undman sah gerade in diesem merkwürdigen Feldzug nach Mysien originelle 1 CARPENTER a. a. O. 54ff. will zeigen, wie eine ganze Reihe von Einzelheiten in der Ilias den Kampf in Teuthranien als ursprünglich gegenüber dem Kampf umTroia erweisen. Seine Ausführungen stützen im ganzen manche von mir vorgetragenen Vermutungen. In vielen Punkten kann ich CARPENTER jedoch nicht zustimmen.
Zusammenfassung
203
Arbeit des Kypriendichters1. Überraschend ist jetzt nur, daß schon der Iliasdichter ihn kennt. Aber ehe wir uns in voreilige Spekulationen über diese Tatsachen verlieren, ist es vielleicht angebracht, erst einmal Näheres über die kyklischen Epen und besonders über die Kyprien in Erfahrung zu bringen, das uns ein weiterreichendes Urteil erlauben würde. Wieweit ist überhaupt eine Rekonstruktion dieser kyklischen Epen möglich? Was können wir noch über ihreKomposition, dieAbsichten ihrer Dichter undihrVerhältnis zueinander ausmachen? Diese Fragen gilt es, einmal unabhängig von denBeziehungen dieser Epen zur Ilias, ins Auge zu fassen. Damit wollen wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen. 1 Vgl. S. 190 Anm. 1.
Kapitel V
ZUR STRUKTUR DES EPISCHEN KYKLOS 1. BEURTEILUNG DER PROKLOSEXZERPTE ZU DEN KYPRIEN Bei der Rekonstruktion der kyklischen Epen sind wir im wesentlichen auf die Inhaltsangaben der Chrestomathie des Proklos angewiesen. Leider ist die Zuverlässigkeit dieser Exzerpte umstritten, deshalb ist ihre genaue Analyse die Grundlage für alles Weitere. In einem Fall ist ein fehlerhaftes Referat desProklos1 nachgewiesen, der sofort genannt sei; auf mögliche andere Fälle werden wir im Verlauf dieses Kapitels noch zurückkommen. Herodot II 116 = Kyprien fr. 10 (XII) berichtet davon, daß nach den Kyprien Paris in drei Tagen von Sparta nach Troia gelangt sei, während Proklos 12 noch von einem Seesturm und einem dadurch erfolgten Umweg über Sidon, das Paris einnimmt, zu berichten weiß. Als Erklärung für Proklos muß man wohl die Version der Ilias heranziehen, die von den π π λ έ ο ιberichtet, demWerk sidonischer Frauen, die Paris auf seinem Weg von Sparta über Sidon mitgebracht habe (Ζ289ff.)2. Proklos scheint also im Falle zweier unterschiedlicher Versionen über eine bestimmte Geschichte der Ilias den Vorzug zu geben. Das würde sich auch sehr gut aus der Absicht der Auszüge erklären, als Ergänzung zur Ilias zu dienen. Was hat es für einen Zweck, wenn der Iliasleser unnötigerweise über eine abweichende Version der Kyprien unterrichtet wird, die ihn nur verwirren kann!3 Gegen diese Er1 Proklos wird hier und sonst in dieser Arbeit nicht von seinen Quellen geschieden. Wieweit zurück die ihm im folgenden zugeschriebenen Tendenzen zu datieren sind, ist für die vorliegende Untersuchung ohne Belang. Jedenfalls scheint mir die eigentliche Funktion der Epenexzerpte derjenigen Funktion, die sie nach Proklos auf jeden Fall gewannen, zu ähneln, nämlich als Prolegomena zur Iliaslektüre zu dienen. 2 Vgl. auch u. S. 253. 3 Der Fehler ist noch geringer, wenn man annimmt, daß die knappen Angaben der Kyprien über die dreitägige Überfahrt von Proklos (oder seiner Quelle) übersehen worden sind. In diesem Fall hätte Proklos nur eine Art Ergänzung oder Spezifizierung des Kyprieninhalts geben wollen (wie vielleicht im Fall der Identifizierung eines namenlosen Protesilaostöters mit Hektor).
Beurteilung der Proklosexzerpte zu den Kyprien
205
klärung hat maneingewandt, daß nach Proklos ein Seesturm, der von Hera erregt war, Schuld an demUmweg hatte, unddaß von dieser Ursache in der Ilias nicht berichtet wird1. Also habe Proklos recht und Herodot aus irgendeinem Grunde unrecht. Dieser Schluß scheint mir jedoch nicht zwingend. Da Herodot die Frage der Verfasserschaft der Kyprien an diesen Unterschied der beiden Epen geknüpft hat, verdient er m. E. hohe Glaubwürdigkeit. Der Seesturm könnte ad hoc von Proklos oder seiner Quelle erfunden worden sein, tatsächlich wird er aber auf eine alte Ausschmückung der Iliasversion zurückgehen, wie die Parallele zwischen Proklos und Apollod. Epit. 3,4 zeigt2. Nicht übereinstimmend mit Apollodor freilich ist die Version des Proklos, daß Sidon ‚genommen‘wurde, die auch in einem fundamentalen Gegensatz zur historischen Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit steht3. Andererseits macht die Iliasstelle denEindruck, als sei die Exkursion des Paris undder Helena adhocvom Iliasdichter erfunden undberuhte nicht auf irgendeiner, dem Iliasdichter schon vorgegebenen Überlieferung. Denn was wird geschildert? Hekabe will ein Geι, dasWerk λ ο π έ schenk für Athene aus der Kammer holen; da gerät sie an die π sidonischer Frauen. Ganz offensichtlich galten die phönizischen Textilien als besonders kostbar, und wenn die Königin Hekabe etwas Kostbares aus ihrer ςsein. Und da es π ο έ λ Kammer holt, muß es eben mindestens ein sidonischer π zu den Grundsätzen homerischer (und wohl überhaupt epischer) Charakterisierungstechnik gehört, alles Handwerkliche genau zubeschreiben undmöglichst immer die Herkunft – oft auch die Herstellung – der Dinge zu erwähnen, hat Homer die Geschichte von dem Umweg des Paris über Sidon hinzuerfunden. Dieses Bedürfnis, die Herkunft oder Herstellung eines Bechers, einer Rüstung, hier eines Gewandes zu beschreiben, ergibt sich zwingend aus der Wertschätzung, die der archaische Mensch allen Produkten der τέχ ι, den Gradα ν messern der menschlichen Kultur, entgegenbrachte4. Erst bei den Sophisten ι. So ist der ‚Anα und bei Platon haben wir ja eine Abwertung der alten τέχν spielungscharakter‘ der Homerverse gerade in diesem Fall, wo die Herkunft der sidonischen Arbeiterinnen erwähnt wird, irreführend. Zu erklären bliebe, wie die Erweiterung dieses homerischen Mythologems bei Proklos und Apollodor zu deuten ist. Wenn es auch wohl kaum gelingen wird, darüber detaillierte Auskunft zu geben, so ist doch grundsätzlich damit zu rechnen, daß 1 Vgl. ROBERT 1083ff. über die Einzelheiten des Problems. 2 Auch die Möglichkeit einer nachherodoteischen Interpolation des Kyprientextes, die die Absicht befolgt hätte, die Übereinstimmung mit der Ilias herauszustellen, will ich nicht prinzipiell ausschließen (dazu WELCKER 95, ROBERT 1085). Für unser Problem, die Frage der Glaubwürdigkeit des Proklostextes im Hinblick auf die kyklischen Epen in ihrer ursprünglichen Form, ändert sich dadurch nur wenig. Es wird lediglich eine Verschiebung der Argumentation nötig. 3 Vgl. die Scholien zu Ζ291, deren Versionen mit der historischen Wirklichkeit eher zu 4 Vgl. WELCKER 94. vereinbaren sind.
206
Zur Struktur des epischen Kyklos
Lyrik, Tragödie oder auch erst Mythographie an der Ausgestaltung der homerischen Version beteiligt waren. Der Seesturm, den Hera offensichtlich gesandt hatte, weil sie als Hüterin der Ehe über den Ehebruch des Paris erzürnt war,wirkt indieser anzunehmenden Begründung ja auchnicht ebenalt. DaßParis Sidon ‚eingenommen hat‘, steht weder bei Homer noch bei Apollodor und mag ungenaues Referat desProklos sein. Soscheint deutlich, daßProklos sich hier an die homerische Version anschließt, wenn auch in ihrer fortentwickelten Form1. Auch bei dem Spatzenorakel, das wir im vorigen Kapitel behandelt hatten, kann die Möglichkeit nicht restlos ausgeschlossen werden, daß Proklos hier in Anlehnung an die Ilias erzählt. Das wäre wenigstens wahrscheinlicher, als die Annahme, die Kyprien hätten sich ihrerseits ganz engan Homer angeschlossen, wie das oben behandelte Problem von fr. 10 (XII) lehrt. Trotzdem ist eine Anlehnung des Proklos an die Ilias in diesem Fall schwer glaublich, weil in der Ilias eine Fülle von Nebenumständen des Geschehensablaufes angegeben werden, die keinerlei Funktionswert besitzen. Man ist daher versucht, die enge Übereinstimmung zwischen Proklos und Ilias so zu deuten, daß Proklos zwar nicht vom Inhalt der Kyprien abweicht, aber doch in diesem Falle besonders detailliert erzählt, weil die Ilias auf dieses Ereignis anspielt. Denselben Eindruck hat man etwa Proklos 43ff., worauf gleich noch zurückzukommen ist. Immerhin kann bei der Analyse der kyklischen Epen die Gefahr nicht ganz ausgeschlossen werden, daß man statt ihrer nur die Proklosexzerpte2 analysiert. Auch im Falle desTodes desProtesilaos durch Hektor Proklos 36 konnten wir diese Möglichkeit nicht ausschließen. Und selbst am Anfang des Exzerpts (Proklos 1) besteht die Möglichkeit, daß Proklos (oder auch die ihm etwa zugrundeliegende ὑ ό ε π θ σ ιςder Kyprien) mit dem Satz Ζ ὰτ τ ε ς ῆ ιμ ε τ α ύ ε ὺ ε ςβουλ Θ έ τιδ ο ςπ ε ρ ὶτο Τρ ω ιϰ ῦ ο έ ῦ λ ο μ π ο υ nureine Analogie zumA der Ilias schaffen und dieses dadurch verständlicher machen wollte3. Andererseits – das mußimmer wieder betont werden – heben sich die Proklosexzerpte in ihrer Zuverlässigkeit doch weit über irgendwelche mythographische Literatur hinaus, gerade auch über die ps.-apollodorische Epitome, deren Analyse schwierig ist, weil sie verschiedene Quellen benutzt4. 1 Vgl. auch HARTMANN 23 ff., der zu weit geht, wenn er annimmt, daß die Irrfahrt des Paris überhaupt nichts mit der Iliasstelle zu tun hat. Selbst wenn HARTMANN damit recht hätte, daß die Irrfahrt des Paris unabhängig von der Ilias erfunden wurde, muß es immer noch als sehr wahrscheinlich gelten, daß Proklos oder seine Quelle diese Geschichte als die ausführliche Erzählung der Iliasversion betrachtet hat, genau wie auch Herodot und die ABT-Schol. zu Ζ291 Varianten, die mit Proklos 12 verwandt sind, in die Ilias hinein2 oder späte Interpolationen in die Kyprien; vgl. o. S. 205 Anm. 2. interpretieren. 3 Dazu vgl. Philologus 99 1955 180 ff.
4 Vgl. auch o. S. 171 Anm. 1 und R. WAGNER Epitome Vaticana Leipzig 1891, J. G. FRAZER Apollodorus. The Library. Loeb 1921 Vol. II 127 ff. Es kann im Rahmen dieser Arbeit nicht das Ziel sein, die Bedeutung der ps.-apollodorischen Epitome für die Rekonstruktion der kyklischen Epen im einzelnen zu unter-
Beurteilung der Proklosexzerpte zu den Kyprien
207
Alle diese Fragen gilt esjetzt imAugezubehalten, wennwirzurBesprechung des Kyprienschlusses übergehen, bei dem sich die Probleme fast unentwirrbar verknäueln. Hier wird die Frage akut, (1) ob die Sätze überhaupt als Vorbereitung auf die Ilias interpretiert werden müssen und wenn ja, ob (2) nur Proklos2 die Ilias vorbereiten will, ohne daß der Inhalt der Kyprien dieser Intention entsprach, oder ob (3) schon die Kyprien selbst die Ilias vorbereiten wollten. Proklos 43–47 berichtet Folgendes: δ ή α ὶΠ σ α ο νϰ νπορ σ ὸ η σ ε θ ιτ ῖ ςAἰνείο ς ε ὰ α , / ϰ ν υβό ὶ Λυρν α ϰ ἄ ιτ ε π αἀπελαύ ά ι. / Λ νφ ε ο ε ύ ν ΐλ ϰ ν ο υ ά ο νπ ω άτ ίδ εΠ ό ω ε ν λ ,/ϰ ιϰ ὶΤρω ιο ρ α ε ϰ α ὶσυχ νπ ςτῶ ὰ ν ᾷ , /ϰ α νλ ε ὺ ϰτῶ ςμ νἈχιλλ ω ὶἐ ρ φ ύ α ὲ ν π ο λ εμ γ ὼ νἀ π γ α νἀ ο ν ἰςΛ ῆμ ςε ο λ ϰ ο τρ . ν ω ν έμ ι, Χρ ε μ υ ν η σ ίδ ά αδ β ὲἈγα μ ςλα α αγέρ ίδ η ισ Βρ Von diesem Bericht könnte möglicherweise das Fragment 18 (XVIII) abὸ ν weichen (= T-Schol. Π 57). Das Scholion lautet im vollen Wortlaut: τ ειω μ τέ η ό ν . σ ο νδ ὲ εΛυρνησσ ςδ ί, α τα ὸ ιη ὐ νπ τ ίω ο π ρ υ νΚ ἱ τῶ νο ο σ δ α ή Π Τ ρ ν ο ν μ ο ί ε ί ο ὐ ό α ε ὐ ι ί τ ν ε η υ ν ὅ τ ἐ ο , ε ρ τ ε χ Τ ί ν ο ” ό ι χ ῷ λ ι ο π ς . ὸ„δ σ ςτ ὸ ρ οπ τ ῦ το Sehen wir unsan, in welcher Weise es auf denVers 57 zubeziehen ist, bzw. betrachten wir denganzen Passus, in demderVers 57 steht. DieVerse 56ff. lauten: ϰ ο νἄ ύ ρ η ρ νἣ αμ νυ ἷε ςἈχα ο ιγέρ ο ιῶ α ςἔξελ ν ,
έ τειχ απ έρ , σ ς α ινεὐ ὶδ ἐ λ υ ρ ό δο σ απ ά τισ ϰ τε ῷ μ ν ω ν . μ έμ νἈγα ίω ε ρ ε τ οϰ τ ψ νἕλ ϰχειρ ῶ ἐ νἂ ὴ ᾽ ιν ό λ . Wie von vornherein deutlich, bezieht sich das Scholion auf das Wort π Die Stadt, die Homer im Auge hat, ist Lyrnessos; das ergibt sich aus Β690, Τ60. Bezieht sich aber nun das Scholion nur auf den zweiten Teil des Verses undmeint es lediglich, daß die Stadt, die Achilleus zerstörte, nach den Kyprien Pedasos war, und daß er Lyrnessos also dort nicht zerstörte? Dafür könnte der έ τειχ α beSchlußpassus des Scholions sprechen, der sich auf das Adjektiv εὐ Näher liegt war1. angewendet den Kyprien Pedasos auf in vielleicht das zieht, allerdings doch der Schluß, daß der Scholiast zum Ausdruck bringen will, daß die Heimatstadt der Briseis in den Kyprien im Unterschied zur Ilias Pedasos 57 war. So ist die Stelle auch im allgemeinen aufgefaßt worden. Das T-Schol. Π stimmt also in etwa mit Proklos 44 und 47 überein, so daß man Proklos hier wohl nicht die Tendenz, gegen den Kyprieninhalt die Ilias vorbereiten zu wollen, zusprechen kann. Die nächste Frage zu diesen Proklossätzen ist nun, ob die Kyprien hier die Ilias vorbereiten oder nicht. Wie erklärt sich die Abweichung der Kyprien von suchen. Zu diesem Problem sei auf die in Vorbereitung befindliche Neuedition der griechischen Epikerfragmente hingewiesen. Überhaupt soll der Inhalt der kyklischen Epen, soweit er nicht durch Proklos und die gesammelten Fragmente belegt ist, nur insoweit Berücksichtigung finden, wie er für die Frage nach den Quellen der Ilias relevant ist. 1 bzw. die i‚nterpolierten‘ Kyprien. 2 So WELCKER 106.
Zur Struktur des epischen Kyklos
208
der Ilias in der Frage der Herkunft der Briseis? Es gibt m. E. zwei Möglichkeiten: 1. Die Kyprien verwechseln aus Versehen die Orte Pedasos undLyrnessos, die sie in der Ilias vorgefunden haben. 2. Die Ilias referiert hier eine vorhomerische Quelle falsch, die die Kyprien richtig benutzen1. Um zwischen diesen Möglichkeiten zu entscheiden, muß zunächst geklärt werden, ob in der Ilias überhaupt die Einnahme von Lyrnessos und Pedasos und die Erbeutung der Briseis schon aus einer Quelle bekannt sind oder von Homer erst neu erfunden wurden. Nachdem Briseis ist, ist von diesem
Rede: a) Β688ff.
im A viermal ohne Angabe ihres Herkunftortes erwähnt im Zusammenhang mit ihr an folgenden vier Stellen die
ε ὺ ς ςἈχιλλ ῖο ςδ η ϰ ιπ ο δ ε ά σ σ ρ ή ϰ ε ῖτογ ὰ νν ρἐ ϰ ο ύ η ρ ςχω ςἠυ ο ίδ η μ ε ό ν ο ςΒρισ ϰ , ιο ο μ ό ή σ α ς , ο γ ὰμ λ λ ε τ οπο η σ ῦἐξείλ ν σ Λ υ ο ρ ϰ τ νἐ ὴ αΘ ε ς , ὶτείχ η η ν α Λ υ ρ β ή σ σ α ςϰ σ ὸ νδια θ ρ π ο ή ϰ ὰ δδ ὲΜ ύ ν η , ς τ᾽ἔβα υ ο ρ ώ ιμ ο νἐγ εσ χ τρ ο φ ίσ ὶἘπ α νϰ ε λ υ ς· ἱέ α ςEὐ το ϰ α ν οἄ α δ ιά π η ῖοΣελ ο ν η . ν λ ε λ ε ιἔμ εσ α σ θ τή σ ν εῖτ εϰ τ ςὅγ ῆ αδ ἀ χ , τά ν ω έ χ ᾽ἀ
b) Π 56ff. (s. o. S. 207) c) Τ59f. d) Τ295ff.
᾽
νἌρ ε ιςἰῷ μ νὄφ μ τά ϰ ὴ ε λ τα α τε τ ιϰ σ σ ε ή νν ᾽ἐ . έσ ς σ λ α ν ὀ σ σ ὸ η ν ρ υ Λ τ ὅ ν ῷ η μ ό λ νἑ τιτ ᾽ἐγ ὼ α μ ἤ ο ὐ δ νο ὲμ ὲ ρἐμ ὐ ν δ δ έμἔα τἄ ,ὅ ς ε ϰ σ ς ὺ ε λ ςἈχιλ ὺ ϰ νὠ ὸ ς ο η τ ν ε ν ,π έρ ιοΜ σ ε νδ ὲπ είο τειν ινθ ό λ ἔϰ ᾽ ᾽ ᾽ύ ϰ λ ίε α ιν ,ἀ λ λ άμ ιο ίο ε ο ςθ ῆ λ ςἈχιλ ε ϰ σ ᾽ἔφ α
....
Wie selbstverständlich rechnen diese Stellen mit der Herkunft der Briseis aus Lyrnessos (a–d), der Stadt des Mynes (a, d), der von Achill getötet wurde (a). Der ‚Anspielungscharakter‘ der Stellen kann keinem Zweifel unterliegen. Homer kann diese Daten nicht alle ‚erfunden‘ haben. Dazu sind sie im Verhältnis zu ihrem ‚Funktionswert‘ zu detailliert. Die Zerstörung von Lyrnessos durch Achill, die Tötung des Mynes müssen vorhomerisch sein. Damit wird die Möglichkeit, daß Briseis Erfindung ist, schon sehr eingeengt. Sie wird ausgeschlossen, wenn wir uns klar machen, daß Briseis an diesen vier Stellen nicht etwa neu vorgestellt wird, sondern schon im A viermal ohne den Herkunftsort genannt warundhier nachträglich mit Lyrnessos verbunden wird. Wenigstens für die Unitarier ist m. E. der Schluß unausweichlich, daß sie schon in vorhomerischer Dichtung als Beutefrau vorkam. Bei Personen, die frei erfunden sind, er1 bzw. die Kyprien sind vorhomerisch, und die Ilias referiert die Kyprien falsch.
Beurteilung der Proklosexzerpte zu den Kyprien
209
wartet mankeine ‚nachträgliche Exposition‘1, wie sie hier mit der Nennung des Heimatortes erfolgt. Wenn aber Briseis bereits bekannt ist, stellt sich die Frage, ob der Iliasdichter sie mit Recht aus Lyrnessos herkommen läßt. Und da ist es nun viel wahrscheinlicher, daß ihm ein Versehen unterlaufen ist, als daß die Kyprien sich hier an die Ilias angelehnt und die wenigen, in ihr am Rande gegebenen Fakten über AH noch modifiziert hätten. Eine Verwechselung ist doch in den Fällen viel leichter möglich, wo auf etwas außerhalb der Handlung Liegendes angespielt wird, als woetwas thematisch behandelt wird. Vielleicht war Briseis auch vor Homer genealogisch nicht festgelegt; in der Ilias jedenfalls spielt ihre Herkunft2 bei ihrer Funktion als Gegenstand des Streits der Könige keine große Rolle, undso wäre eine Verwechselung auch von der Psychologie des Dichters her verständlich. Freilich überrascht in dem Referat des Proklos die demonstrative Hervorhebung der Chryseis und Briseis. Aber diese mag gerade auf das Konto des Proklos gehen, der ja eine Ergänzung zu der Ilias geben will. Wenn wiruns eine 191ff. ansehen, so scheint es, daß Achill nach demvorausgesetzten Stelle wie Υ Faktenkanon bei der Einnahme der verschiedenen Städte viele Frauen erbeutete und daß diese vielleicht schon vor Homer katalogartig aufgezählt wurden: Homer könnte dann aus deren Zahl die Briseis herausgesucht haben. Undwas sich für Homers ‚Quellen‘ hypothetisch erschließen läßt, könnte auch für die Kyprien gelten; aber das muß natürlich ungewiß bleiben. In einem weiteren Fall ist die Eigenmächtigkeit des Proklos noch überraschender. Proklos spricht erst von der Einnahme von Lyrnessos und Pedasos und später von der Erbeutung der Chryseis und Briseis, ohne diese den beiden genannten Städten zuzuν ω π ιο ιϰ ίδ ό ερ λ ε ω νπ ν ὰ ςτῶ υ ν χ schreiben oder erkennen zulassen, daß sie in die σ gehören. Wie ist das zu erklären? Ich glaube nur so, daß Proklos hier einen Ausgleich zwischen den Kyprien undder Ilias erzielen will. Da Briseis nach der Ilias ausLyrnessos, nach den Kyprien aber aus Pedasos stammt, referiert er so, daß unklar bleibt, welches der Heimatort der Briseis ist. So scheint also unsere Grundfrage dahingehend beantwortet, daßdieKyprien unabhängig von der Ilias die Einnahme von Lyrnessos und Pedasos erzählten, daß die Ilias die Einnahme beider Städte durch Achilleus schon kennt, aber den Herkunftsort der Briseis verwechselt, und daß Proklos in seinem Referat des Kyprieninhalts Chryseis und Briseis besonders heraushebt, weil sie in der Iliashandlung Bedeutung gewinnen, aber ihre Herkunft absichtlich in der Schwebe läßt, um den Widerspruch zwischen Kyprien und Ilias in diesem Punkte zu verwischen. 1 Selbst bei Hektor war es wegen der sehr zögernd gegebenen Exposition schon problematisch, ob er eine von Homer frei erfundene Figur sein kann. S. o. S. 152 ff. 2 Daß ihr Mann Mynes war, ist übrigens eine noch nicht bewiesene Hypothese von SEVERYNS (nach D-Schol. Β 692).
210
Zur Struktur des epischen Kyklos
Wir fahren in der Besprechung des Kyprienschlusses bei Proklos fort. ή δ μ ο υ α ςθ λ ά α ἐ ιτ σ τιΠ ά ε ν α το Proklos 48–50 heißt es: ἔπ ς , |ϰ ή ,ὅ π λ ω ς ςβου ιὸ α ὶΔ ἐπ ιϰ ο υ ῃ ίσ φ το ῶ α ςἈχιλ ὺ ςΤρ α λ έ τ α μ ῆ ςσ μ υ χ ία ςτ ν ιϰ η ςἙλ ῆ λ σ ο α ς π σ τή , ϰ ῆ ςἀ α ὶ ϰ α τά λ ο γ ο ςτῶ ντο ῖςΤρ ω μ σ ὶσ υ μ α ν . Der Tod desPalamedes hat keine η τω ά ν σ χ Beziehung zur Iliashandlung undkann deshalb gleich übergangen werden, dain allen Fällen, in denen Proklos von der Ilias unabhängige Geschichten erwähnt, kein Grund besteht, seine Glaubwürdigkeit anzuzweifeln, undüber dasVerhältnis derKyprien zurIlias nichts ausgesagt werden kann. Anders liegt esbei demZeusplan, dieTroer dadurch zuunterstützen, daßAchilleus vonderhellenischen Bundesgenossenschaft zumAbfall gebracht wird. Worauf bezieht sich diese Notiz? Schon an anderer Stelle hatten wir Gelegenheit, die drei in Frage kommenden Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen1. Sie seien hier noch einmal wiederholt: 1. Die Kyprien (oder ein später Zusatz zuihnen) wollen die Ilias vorbereiten und den Vers 5b Δ ήauf ihre Weise erläutern. λ υ ςδ ιὸ οβο τ είε ᾽ἐτελ 2. Die Notiz geht auf Proklos oder sonstige Mythographie zurück und soll nur das Epenexzerpt als Einleitung in die Ilias geeignet erscheinen lassen, ist also auch eigenwillige Erläuterung zu Α 5. 3. Die Kyprien berichten hier unabhängig von der Ilias eine unbekannte Geschichte.
Die erste unserer drei aufgestellten Möglichkeiten ist zweifellos diejenige, die der zur Zeit bestehenden communis opinio am nächsten kommt. Gewiß erinnert dieser Zeusplan sehr stark an das Iliasthema. Auch in der Ilias zieht sich Achilleus von seinen achaiischen Waffengefährten zurück und erfahren die Troer in ihrer Bedrängnis durch das Fernbleiben des Achill eine gewisse Erleichterung. Allein schon WELCKER hat auf die Widersprüche hingewiesen, die zwischen der Iliashandlung und diesem Zeusplan der Kyprien bestehen2. Grund und Folge sind nach dem Proklosexzerpt umgekehrt wie in der Ilias. Nach Proklos 49 will Zeus die Troer unterstützen und bringt deshalb den Achilleus zumAbfall, nach der Ilias will Zeus den Achill ehren und unterstützt auf diese Weise wider seinen und seiner Gattin Hera Willen die Troer. Auch würde der von Proklos berichtete Zeusplan die Ereignisse ja vorwegnehmen und chronologisch nur Verwirrung stiften. Denn wie kann Zeus einen Plan bezüglich des Achilleus und der Troer (von den feinen Unterschieden zwischen Proklos und Ilias sehen wir einmal ab) schon haben, bevor überhaupt Achilleus beleidigt worden ist und Thetis zu ihm gekommen ist! Mit Recht hat daher WELCKER die Vermutung ausgesprochen, daß man diesen Schluß der ήvon fr. 1 derKyprien verbinden müßte oder λ υ Kyprien auch mit der Δ ςβο ιὸ könnte. Aber daß er neben diesem Rückverweis auf das Kyprienproömium auch noch gleichzeitig die Ilias vorbereiten kann, bestreite ich entschieden. 1 Philologus 99 1955 178.
2 a. a. O. 149.
Beurteilung der Proklosexzerpte zu den Kyprien
211
Wie soll mansich die dichterische Gestaltung eines solchen Zeusplans denken? Höchstens beim Lesen der dürren Worte des Proklosberichts kann man doch desProömiums der ή υ λ ιὸ ςβο auf den Gedanken kommen, daß gleichzeitig die Δ Kyprien und die Handlung der Ilias im Blick ist. So scheint sich vielmehr wieder der Verdacht anzubieten, daß Proklos einen Zeusplan am Schluß der Kyprien in solcher Weise nacherzählt, daß der Leser gleich eine Assoziation an die Ilias haben konnte. Das würde der Art entsprechen, die wir soeben für sein Referat über die Eroberung von Lyrnessos und Pedasos als die seine erschlossen haben. Auf jeden Fall gelten die Schwierigkeiten, die sich der Annahme entgegenstellen, daß die Kyprien mit diesem Zeusplan die Ilias vorbereiten, auch für die zweite der oben angeführten Möglichkeiten. Auch Proklos kann mit seinen Worten nicht daseinzige Ziel verfolgt haben, die Ilias vorzubereiten, sonst hätte er seine Worte treffender gewählt; er muß also irgendwie doch auf die Kyprien Bezug nehmen. Wenden wir uns der dritten Möglichkeit zu, daß die Kyprien hier einen von der Ilias unabhängigen Mythos erzählt haben. Was für ein Mythos könnte das sein? Wo enthielt sich Achilleus sonst noch des Kampfes, wenn die Ilias ausscheiden muß? Wir denken da sofort an die Aithiopis. Dort hatte Achilleus zunächst Streit mit einem Teil der Achaier wegen des Totschlags des Thersites. Wahrscheinlich griff er dort in den Kampf erst wieder ein, als sein bester Freund Antilochos denOpfertod für seinen Vater Nestor erlitten hatte. Zwar findet vor Memnons Auftreten eine Entsühnung vomMorddurch Odysseus statt (Proklos 56); aber es ist keineswegs gesagt, daß ιςvöllig beseitigt war. Wenn schon mit der persönlichen Entsühnung die σ σ τά Patroklos in Antilochos eine ältere Entsprechung hat, kann auch die Kampfenthaltung des Achill in beiden Fällen gleich sein1. Es bleibt also durchaus eine Möglichkeit, die Worte des Proklos zu verstehen, auch wenn man sie nicht mit der Ilias in Verbindung bringen will. Doch ehe wir uns in Spekulationen über diese Möglichkeit einlassen, sei noch der letzte Satz bei Proklos berührt (50). Wir sahen in dem Kapitel über die Troernamen in der Ilias, daß wir es bei dieser Notiz des Proklos keineswegs mit einer eingedrungenen mythographischen Variante zu tun haben, und wir kamen zu dem Schluß, daß die Kyprien hier wahrscheinlich das Erscheinen der troischen Bundesgenossen Penthesileia, Memnon, Eurypylos exponieren. Auch hier scheinen also die Kyprien nicht so sehr die Ilias als vielmehr den Stoff der Aithiopis vorzubereiten. 1 Hier weiche ich von SCHADEWALDT ab. Lediglich durch die Vorhersage der Thetis ist eine Kampfenthaltung des Achill m. E. nicht ausreichend motiviert.
212
Zur Struktur des epischen Kyklos
2. BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEM STOFF DER KYPRIEN UND DEM DER AITHIOPIS UND DER PERSISDICHTUNGEN Wie sollen wir den neu gewonnenen Gesichtspunkt verstehen, zu dem uns die Betrachtung des Kyprienschlusses geführt hat? Lassen wir zunächst das Verhältnis der Kyprien zur Ilias aus dem Spiel und verfolgen wir einmal den neu gewonnenen Gesichtspunkt. Welche Zusammenhänge bestehen abgesehen von den beiden möglichen Fällen am Schluß der Kyprien zwischen Kyprien und Posthomerica? Um möglichst rasch zu Ergebnissen zu kommen, wollen wir darauf verzichten, zu fragen, ob bestimmten inhaltlichen Zusammenhängen auch ein stilistischer Zusammenhang entsprach. Unssollen also nur die rein inhaltlichen (stofflichen) Beziehungen zwischen Kyprien und Aithiopis, Kleiner Ilias, Iliupersis interessieren. Es handelt sich umfolgende Hauptpunkte. (Weniger Wichtiges wird weggelassen). 1. Der Zeusplan von fr. 1 (I) impliziert den ganzen Krieg, insb. das Ende Troias, wenn nicht sogar schon die Nosten. Das Proömium der Kyprien scheint also nicht nur die Handlung dieses Epos einzuleiten. 2. Das Parisurteil und der Raub der Helena scheinen ebenfalls die Eroberung Troias vorzubereiten, insofern sie den Zorn Heras undAthenes erregen, der zu dem Untergang dieser Stadt führt. 3. Die Prophezeiung der Kassandra (Proklos 7) richtete sich – im Unterschied zur Prophezeiung des Helenos, die den Abreisenden galt – an die Daheimgebliebenen undbetraf denUntergang der Stadt, verband also auch wieder das Geschehen der Antehomerica mit dem der Posthomerica. (Diese Deutung der Kassandrawahrsagung ergibt sich aus Bakchylides fr. 8a Sn. mit Wahrscheinlichkeit1). 4. Der Nachdruck, der in den Kyprien auf die Zeugung des Neoptolemos durch Achilleus auf Skyros gelegt wurde (doppelte Namengebung fr. 13 (XIV)), macht wahrscheinlich, daß die Herbeiholung des Neoptolemos durch Odysseus unddie Übergabe der Waffen seines Vaters an ihn schon im Blick ist, die Proklos für die Kleine Ilias notiert (76). Manist versucht zu sagen, daß die Erfindung des Neoptolemos sich aus demTod des Achilleus zwangsläufig ergibt, wenn auch die kommenden Ereignisse noch geschildert werden sollen: Der erste Held der Achaier muß einen legitimen Nachfolger haben. Noch in eine andere Motivkette scheint Neoptolemos hineinzugehören: Achill tötet in der Aithiopis nacheinander die beiden zu Hilfe eilenden Bundesgenossen der Troer Penthesileia und Memnon, Neoptolemos den dritten: Eurypylos, Sohn des Telephos. – Damit kommen wir aber zugleich zueinem weiteren Motiv, dasAHundPHmiteinander verbindet (Nr.6). 5. Die Aussetzung des Philoktet auf Lemnos in den Kyprien (Proklos 33) 1 Vgl. WELCKER 91 m. Anm. 6.
Stoff
der Kyprien und Stoff der Aithiopis und der Persisdichtungen
213
entbehrt ohne die Rückführung des Philoktet in der Kleinen Ilias (Proklos 72) des Sinnes. 6. Telephos hatte nach der Version von Schol. Iuv. VI 655 für sich und seine Nachkommen versprechen müssen, nicht gegen Troia zu kämpfen. Es ist durchaus möglich, daß diese Version alt ist undauf dieKyprien zurückgeht1. Jedenfalls fällt Eurypylos Proklos 79 von der Hand des Neoptolemos. Genau wie in den Kyprien die Väter, so stehen sich in der Handlung der Posthomerica die Söhne gegenüber. Für die Kyprien beweist diese Entsprechung nicht unbedingt etwas, wohl aber für die Posthomerica. Sie setzen die Kyprienhandlung voraus. 7. GRUPPE und BETHE hatten mit Recht für die Kyprien die Geschichte in Anspruch genommen, die bei Apollod. Epit. 3,26 erzählt wird2. Es heißt λ λ ω ν ε π ῖρ εβά η ςἀ γ νΤέν ῶ ρ ν ςὁ α ῳ το ὺ ςἝλλη dort: π έ δ ρ ο σ ν νΤεν π έο τ λ α ςο ὖ ι, ϰ α ε ίτ ι ο ϰ ή σ ν ὸστῆ ςθ ὰτ τ ο α θ ε ὶςϰ γ η λ ιπ π έ ε τρ ςξίφ ο υ ω έ ς λ ,ϰ ὸἈχιλ ὶὑ α π εσ ρὑ ή ξ θ ὰ ιγ π ὸ α ν . τεθ ν η ι Τέν α ϰτεῖν Θ έ τιδ ο ὴ ςπ ςἈχιλ ο η ύ ρ ειπ σ ο ῖμ ε λ Ἀπ . ό η ν λ λ ω ν ῃΤέν ο ίν ςα ὐ τό ν , ἐὰ τε νϰ Hier wird also derTod desAchilleus von derTötung desTenes abhängig gemacht. Andererseits wissen wir, daß der Tod des Achill in der Aithiopis an die Erschlagung des Memnon geknüpft ist. Das eine Mal prophezeit Thetis ihrem Sohn, daß er durch Apollon sterben werde, das andere Mal, daß ihn Paris töten werde. Sein Tod wird aber schließlich durch Paris und Apollon herbeigeführt. Diese doppelte Verursachung erklärt sich nur, wenn Achills Kampf und Sieg über Tenes dem Aithiopisdichter schon bekannt war. Umgekehrt verlangt dieThetisprophezeiung über die Folgen desTodes des Tenes eine Schilderung vom Tode des Achilleus. Natürlich taucht mit diesen Feststellungen sofort die Frage auf, welches Epos primär ist: die Kyprien, die von der Aithiopis fortgesetzt werden, oder die Aithiopis, die durch die Kyprien präludiert wird, oder wiemansich das Verhältnis beider Epen zueinander sonst denken soll. Diese Frage soll aber zunächst noch zurückgestellt werden undlediglich die wechselseitige Bedingtheit des Sagenstoffes festgestellt sein. Natürlich handelt es sich bei dieser doppelten Begründung für Achills Tod um eine Motivdublette. Einmal ist Achill der ‚Theomachos‘, das andere Malder Heros mit demtragischen Schicksal, fern der Heimat nach dem Plan des Zeus zugrundegehen zu müssen. Aber die Art und Weise, wie Achill nun in der Aithiopis stirbt, zeigt, wie man beide Varianten zuverbinden wußte. Die kyklischen Epen scheinen geradezu eine Technik entwickelt zu haben, sich ursprünglich ausschließende Sagen1 Vgl. auch Kleine Ilias fr. 6,4. 2 GRUPPE 670 m. Anm. 2 (der in Weiterführung und Modifikation von WAGNER 195f. aus Apollod. Epit. erschließt, daß in den Kyprien Tenes Sohn des Apollon gewesen sein wird), BETHE Homer
III 92.
214
Zur Struktur des epischen Kyklos
versionen miteinander zu vereinen. Auf ähnliche Fälle wie den Tod des Achilleus werden wir noch zurückkommen. 8. Der Zeusplan am Ende des Kyprienexzerpts des Proklos (49) scheint sich auf eine Kampfenthaltung des Achilleus im Anschluß an den Tod des Thersites zu beziehen, die bis zumTode des Antilochos dauert1. 9. Der Bundesgenossenkatalog vom Ende des Kyprienexzerpts (50) scheint die Hilfeleistung der Penthesileia (Proklos 51), des Memnon (Proklos 57), des Eurypylos (Proklos 78) vorzubereiten undeinzuleiten2. 10. Die Freundschaft Diomedes–Odysseus, die sich in dem gemeinsamen Unternehmen zum Raub des Palladions (Proklos 83) zeigt, hat in den Kyprien in der gemeinsamen Beteiligung am Mord des Palamedes ihre genaue Analogie (Proklos 48). 11. Die Schicksalswägung in der Aithiopis paßt gut mit dem Dezimierungsmythos am Anfang der Kyprien zusammen. Zeus überläßt die Entscheidung, wer sterben muß, der Wägung durch Hermes. Daß jemand sterben muß, steht für ihn aber außer Frage. Die Erfüllung seines Planes muß in jedem Falle gewährleistet sein. Die Seltsamkeit des alten Motivs verliert gerade im Hinblick auf den Dezimierungsmythos am Anfang der Kyprien viel von ihrer Schärfe; das Wägen der Keren der beiden Helden demonstriert dann, daß Zeus nur noch über die Modalitäten seines Planes, nicht aber über den Plan selbst mit sich reden läßt. 12. Polyxena kam in den Kyprien vor, offenbar in Verbindung mit Troilos3. Sie ist durch fr. 24 (XXVI) für sie belegt4. Nach Proklos zur Iliupersis 100 wird sie am Grabe Achills nach Anzündung der Stadt geopfert. So scheinen also die allgemeinen Ansichten über die Struktur der kyklischen Epen in wichtigen Punkten einer Modifikation zubedürfen. Es geht nicht mehr an, ihren Hauptsinn in der Anlehnung an die Ilias zu sehen. Mannigfaltige inhaltliche Bezüge verbinden die Epen miteinander5, nicht aber mit der Ilias. 1 Vgl. o. S. 210 f. 2 Vgl. o. S. 171 f. 3 Vgl. ROBERT 1123 m. Anm. 1 zu den Einzelheiten. 4 E. WÜST hat in dem Aufsatz Wer war Polyxene? Gymnasium 56 1949 206 aus der Angabe des Fragments, daß Polyxene nach den Kyprien von Odysseus und Diomedes bei der Eroberung der Stadt ‚tödlich verwundet‘ worden sei, geschlossen, daß die Kyprien die Opferung der Polyxena am Grabe des Achill nicht kannten. Daß sie tödlich verwundet worden sei, steht aber in dem Fragment nicht (ungenaue Formulierung auch bei RZACH ς ω ε λ ό ςπ 2394). Der Wortlaut des Fragments: ὑ ντ ςἐ ῆ ῇτ ή υ δ ο ὶ Διομ α ςϰ έ ω σ σ δ υ π ὸὈ ἁ λ ώ σ ε ιτρα υ μ α τισ θ υschließt m. E. nicht aus, ο μ ε ῖσ α νἀπολέσθ έ π το λ εο ι, ταφ α ῆ α ν ιδ ὲὑ ὸΝ π daß Polyxena nach ihrer Verwundung noch am Grabe Achills geopfert wurde. Da dies Fragment nur durch Vermittlung eines schwer zu identifizierenden Glaukos in die Euripidesscholien gelangt ist undüberdies die Kyprien das Ereignis nur exkursweise behandelt haben können, weil es die Einnahme Troias betrifft (dazu vgl. R. FÖRSTER Hermes 18 1883 475 ff., SEECK 475), muß mit einer großen Ungenauigkeit des Referats gerechnet werden. 5 Alle sich aus der Prosopographie ergebenden Bezüge, wie z. B. die Rolle Antenors bei ίτη σ ιςund dessen Schonung in der Persis (dazu VONDERMÜHLL 70) sind α π η ςἀ der Ἑλέν hier ausgelassen. Vgl. aber etwa Eurydike als Gemahlin des Aineias in den Kyprien fr. 20 (XXII) und der Kleinen Ilias fr. Iliup. 6 (Kl. Il. XX).
Die posthomerischen Epen
215
3. DIE POSTHOMERISCHEN EPEN Nachdem wir längst gesehen hatten, wie unsicher alle Aussagen über die Struktur der Kyprien sind, die sich einseitig auf Proklos’ Akzentuierung des Kyprienstoffes verlassen, und nachdem wir gleichzeitig erkannt hatten, daß die Kyprien auch Posthomerica vorzubereiten scheinen, wollen wir uns jetzt mit der Struktur der Aithiopis, Kleinen Ilias und Iliupersis beschäftigen bzw. festzustellen suchen, wieweit die Rekonstruktion dieser Epen überhaupt auf sicherem Boden steht. Wenn wir uns die Epenexzerpte des Proklos ansehen, so schließen sie jeweils lückenlos aneinander. Das, was als Inhalt dieser Epen angegeben wird, ergibt eine genaue chronologische, folgerichtige Geschichte. Als Einzelepen sind sie eigentlich in dieser Form nicht denkbar. Die Leichenspiele zu Ehren Achills und der Streit um die Waffen des Achilleus (beides wird von Proklos für die Aithiopis erzählt) hängen eng mit dem Wahnsinn des Aias zusammen, den Proklos der Kleinen Ilias zuweist. Ebenso ist die Anfertigung des Hölzernen Pferdes (von Proklos der Kleinen Ilias zugeschrieben) als poetisches Motiv sinnlos ohne die Hereinnahme nach Troia undderen für die Troer schrecklichen Folgen (was nach Proklos in der Iliupersis stand). BETHE hat daraus den Schluß gezogen, diese Epen bildeten überhaupt ein Ganzes und rührten zusammen mit den Kyprien von einem einzigen Verfasser her, der auch noch die Ilias inseinen ‚Kyklos‘ hineinnahm1. Das nächstliegende Argument gegen diese These aber ist, daß Proklos seine drei posthomerischen Epen (von den Nosten einmal ganz abgesehen) verschiedenen Verfassern zuweist: Die Aithiopis stamme von Arktinos, die Kleine Ilias von Lesches, die Iliupersis aber wieder von Arktinos. Das Gegenargument, diese Verfassernamen seien willkürliche Erfindungen der Alexandriner oder anderer Gelehrter und müßten deshalb ignoriert werden, ist nicht ganz stichhaltig. Selbst wenn die Verfassernamen als solche nicht stimmen2, enthält doch ihre merkwürdige Verteilung auf die Epen implizit eine wichtige Aussage. Wenn Aithiopis und Iliupersis demselben Verfasser zugeschrieben werden (Arktinos), die bei Proklos zwischen beiden Epen einge1 a. a. O. passim, bes. 207 ff. 2 Das hat gelegentlich WILAMOWITZ behauptet: Homerische Untersuchungen 344. 351. Anders ders. a. a. O. 405 m. Anm. 1. Vgl. auch MERKELBACH 138 ff. Ich selbst neige dazu, am ehesten den Namen Arktinos für alt zu halten, den Phainias hatte (s. u. S. 216). Phainias nennt als agonalen Gegner des Arktinos den Lesches aus Pyrrha auf Lesbos. Aber da auch Phainias selbst von dieser Insel stammte, kann sein Lokalpatriotismus daran schuld sein, daß ein Lesches als Dichter der Kleinen Ilias genannt wird. Einziges Indiz für höheres Alter des Namens wäre der falsche Nominativ bei Pauσ έ χ ε ω sanias Λ ς , der vielleicht auf den ionischen Genitiv Λ έσ χ ε ω zurückgeht, also wohl auf ionische Logographen (W. SCHMID Lesches RhM NF 48 1893 626ff.), die natürlich nicht unbedingt zuverlässig sind. Ein ähnliches Indiz hätte man, wenn man der m. E. falschen
216
Zur Struktur des epischen Kyklos
schobene Kleine Ilias aber einem anderen (Lesches), so bedeutet doch das in jedem Fall, daß man inhaltlich Aithiopis und Iliupersis als enger zusammengehörig empfand als eins dieser beiden Epen mit der Kleinen Ilias. Auch wenn im Schol. Pi. I. 3,53 der Selbstmord des Aias in die Aithiopis gesetzt wird, so spricht das für einen engeren Zusammenhang zwischen Aithiopis und Iliupersis; denn diese Zuweisung, die, streng genommen, bestimmt falsch ist, wird erklärlich, wenn die Bezeichnungen ‚Aithiopis‘ und ‚Iliupersis‘ nur die beiden Teile des einen Epos des ‚Arktinos‘ ungefähr abgrenzen sollten. Der enge inhaltliche Zusammenhang zwischen den Leichenspielen zu Ehren des Achill (Proklos 67) und dem Waffenstreit und Selbstmord des Aias, wie er für ‚Arktinos‘anzunehmen ist, wird auch durch Apollod. Epit. 5,5 f. deutlich (s. o. S. 82). Auch die Anekdote des Peripatetikers Phainias von einem Wettkampf zwischen ‚Arktinos‘ und ‚Lesches‘ (fr. 33 WEHRLI = Clem. Alex. Strom. I c. 21 131,6) weist auf unterschiedliche Verfasser von Aithiopis/Iliupersis und Kleiner Ilias1. Schon WELCKER hat aus diesem Tatbestand die m. E. einzig mögliche Folgerung gezogen, daß wir mit konkurrierenden Darstellungen des Geschehens der Zerstörung Troias zu rechnen haben. Durch die Arbeiten von ROBERT2 und MAX SCHMIDT3 hat diese Ansicht noch eine weitere Begründung erfahren. Es zeigt sich, daß ‚Arktinos‘(unter welchem Namen ich von jetzt ab Aithiopis und Iliupersis zusammenfasse, ohne mich damit unbedingt auf die Echtheit des Namens als solchen festlegen zu wollen) möglicherweise über den Tod des ςgerade für ω ε σ χ έ Argumentation von IMMISCH RhM NF 48 1893 290ff. folgen würde, der Λ den ursprünglichen und alten Nominativ hält. Beides ist jedoch hinfällig, wenn man mit REGENBOGEN an eine pseudo-ionische Preziosität des Paus. denkt (RE Suppl. VIII 1056). Nicht unbedingt für alt halte ich auch den Namen des Stasinos (trotz WILAMOWITZ 428 Anm. 2, MERKELBACH 141). Daß Pindar im Zusammenhang von fr. 265 Sn. den Stasinos ιαgenannt hat, ist nicht sicher. Vor Herodot ist sonst kein Zitat ρ π ύ als Verfasser der Κ eines Werkes mit Titel mit Sicherheit nachweisbar, wie J. A. DAVISON Quotations and Allusions in Early Greek Literature Eranos 53 1956 133f. ausgeführt hat. Auch könnte Pindar einen anderen Namen genannt haben. Merkwürdig ist, daß drei ‚Kykliker‘einen Namen auf -ῖν ςgehabt haben sollen: Stasinos, ο Arktinos, Hegesinos (der Vater des Lesches heißt noch Aischylinos). Anders als bei Aithiopis und Iliupersis (wenn mit diesem Terminus nicht der zweite Teil der Kleinen Ilias gemeint ist), die nur dem Arktinos zugeschrieben werden, schwanken bei den Kyprien die Angaben zwischen Homer, Stasinos, Hegesinos, Hegesias, ‚einem Kyprier‘ und ‚anonym‘. BETHE 153 hat darauf hingewiesen, daß nur einmal, fr. 1 (I), dieses Epos ausschließlich dem Stasinos zugesprochen wird, und auch dort wohl aus Nachlässigkeit. 1 Vgl. o. S. 75 Anm. 1. Mit Recht vermutet F. WEHRLI Die Schule des Aristoteles IX 1957 39, daß der bei Plu. Convivium septem sapientium 153f. erwähnte Wettkampf zwischen Lesches und Hesiod den bei Phainias erwähnten voraussetzt und daß Phainias 2 Insb. Bild und Lied Berlin 1881, Heldensage passim. Volksgut benutzt hat. 3 Troika. Diss. Göttingen 1917. Auch RZACH nimmt konkurrierende Epen an [und in letzter Zeit überzeugend auch A. LESKY Geschichte der griechischen Literatur Bern 1957/58 78].
Die posthomerischen Epen
217
Priamos eine andere Version bot als ‚Lesches‘ in seiner Kleinen Ilias. Durch Pindar undEuripides (und vielleicht auch Pausanias) sind uns von Lesches abweichende Sagenfassungen bekannt, die sehr wahrscheinlich auf eine andere epische Quelle zurückgehen müssen, und da kommt nur ‚Arktinos‘ in Frage1. Eine Bestätigung erfährt diese These durch Vasendarstellungen, die gegen ‚Lesches‘ mit der konkurrierenden Version übereinstimmen. Die Möglichkeit, daß es sich lediglich um eine Neuerung des eigenwilligen Stesichoros handelt, ist deshalb nicht wahrscheinlich, weil ein Einfluß des Stesichoros auf die Vasenmalerei in hohem Maße unwahrscheinlich ist2. Anders verhält essichmit demTod des Astyanax, für den ROBERT, FRAZER und MAX SCHMIDT ebenfalls zwei Versionen nachweisen wollten: Für die angebliche Version des ‚Arktinos‘läßt sich durch Vasenbilder keine Bestätigung gewinnen3. Auch hinsichtlich desAuszugs des Aineias ist es nicht möglich, eine doppelte Version zu rekonstruieren. Ebensowenig kann der Nachweis einer doppelten Version des Waffenstreits nach dem Einspruch BETHES4 als gesichert gelten. Die Entscheidung hängt in diesem Falle davon ab, ob wir einem Dichter das Recht bestreiten können, daß er erst den Nestor einige Späher nach Troia schicken läßt zur Befragung der troischen Mädchen über die Tapferkeit der beiden Helden Aias und Odysseus undnach deren Rückkunft undBericht nochmals eine Abstimmung derAchaier 1 BETHES Gegenargumente a. a. O. 205. 218 überzeugen nicht. Die ‚wörtliche Übereinstimmung‘ von Proklos (Arktinos, Iliupersis) 91: ϰ α ὶΝ ε ο π τό μ ο ςμ λ ε ὲ νἀ ὶτὸ ο ἐ π μ ν ντο π ία ο ϰ ρ ῦΔ τείν ιὸ ιΠ ε ςτο μ ὸ νϰα ῦἑρϰ τα είο υβω γ υ φ ό ν τ α . mit dem Homerischen Becher J (WINTER JdI 13 1898 80 ff. Taf. V; vgl. C. ROBERT Homerische Becher 50. Winckelmannsprogramm 1890 42): ϰ α ὴ τ νΛ έσ ὰπ ιη ο τ η χ ρ νἐ ςἸλιά δ ᾶ ϰτ ο ς . ϰα τα ῆ ςμιϰ φ γ υ ό ν τ ο ςτο ρ μ ιά π ο υἐ ῦΠ ὶ τὸ νβω μ ὸ ν ςἀ π μ ιὸ ςἀ ο ο π υΔ σ ὸτο ε π ε π ο τό λ ίο σ ε ά α ςὁΝ ῦβ ω μ το ῦἑρϰ ο ϰ α τέσ ῦπ ρ ὸ ςτ φ α ξ ε ῇο ν ἰϰ ίᾳ . ist m. E. zu gering, um zu sagen, daß Proklos auf dieselbe Quelle zurückgeht wie der Homerische Becher. Die partielle Übereinstimmung erklärt sich aus dem gleichen beschriebenen Gegenstand. Die Abweichung, daß Priamos auf dem Altar und nicht vor seinem Haus getötet wird, findet sich auch Apollod. Epit. 5,21, E. Hec. 23, Vergil Aen. II 501, Pi. pae VI 113 ff. und scheint auch bei Paus. Χ27,2 impliziert zu sein (Π ϰἀ π ο μ ο θ α ὲο ὐ ε ία νδ ν ρ ῖνἔφ η ὶτ π χ ρ ά σ ῇἐσ ᾳ ςἐ τ ο ,ἀ ε ω υ έ ῦἑρϰ λ λ χ είο Λ ὰ ...), wenn auch dort vielleicht nach Stesichoros. Vgl. auch J. G. FRAZER Pausanias’s Description of Greece 1898 V 371, ROBERT 1257 f. Ein völlig eindeutiges Ergebnis läßt sich nicht gewinnen. 2 Die Vasen sind von MAX SCHMIDT aufgezählt (36f.). 3 Vgl. BETHE 217; SEECK 397f. weist mit Recht darauf hin, daß das fr. 13 (XIX) in seiner Kürze nicht die eigentliche Schilderung des Todes des Astyanax gewesen sein wird. Infolgedessen braucht diese Stelle nicht notwendigerweise mit dem genauen Inhalt der Kleinen Ilias im Einzelnen übereinzustimmen. Es empfiehlt sich aber, überhaupt nicht die Übereinstimmung zwischen Proklos und dem Fragment zu suchen, sondern gegen MAX SCHMIDT 34 mit BETHE in Proklos 97 Euripideseinfluß anzunehmen (E. Tro. 721 ν ᾷδ ιϰ ᾽ Ὀ δ υ σ σ ε ὺ ςἐ νΠανέλ λ η σ ινλέγω ν ), woran dann auch bei Pausanias’ Bemerkung Χ25,9 (ο ὐ ὴ μ νὑ π ὸδόγμ α τ ό ςγ Ν εἙλλήν ε ο π τό ω ν , ἀ λ λ λ ὰἰδ μ ε ο ίᾳ ςα ὐ τό χ ε ιρ αἐθ ῆ σ α ε ι γενέσθ λ ι) zu α 4 a. a. O. 216 Anm. 11 gegen MAX SCHMIDT 12ff. denken ist.
218
Zur Struktur des epischen Kyklos
über diesen Fall schildert. Aus Kl. Il. fr. 3 (II) ergibt sich, daß in dem Epos durch die Vorsorge der Athene ein Mädchen für Odysseus fälschlich günstig aussagte. Da scheint also vor allem Athene die Betrügerin zusein, während nach den Schilderungen über die Abstimmung auch ein Betrug der Atriden mit im Spiel war. Wenn nun Athene auf den Vasenbildern bei der Abstimmung anwesend ist, setzt das natürlich nicht die Befragung der Mädchen notwendig voraus, sondern es könnte sein, daß Athene lediglich als Schutzgöttin desOdysseus anwesend ist. Aber es spricht doch immerhin eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Vasenmaler zwei Szenen kontaminieren wollte: diebetrügerische Beeinflussung der Troerin durch Athene und die Abstimmung. Mindestens seit Aischylos sind beide Motive fest verbunden1. So steht nun zwar eine doppelte Fassung der Ereignisse der Iliupersis fest, eine ältere, die also durch den Namen ‚Arktinos‘gekennzeichnet ist, und eine jüngere, die der Kleinen Ilias. Aber wir haben m. E. gar keine Möglichkeit, an Hand des Proklostextes Aussagen über die alte Iliupersis zu machen. Die Tatsache, daß bei Proklos die Epen lückenlos ineinander übergehen, zeigt m. E., daß wir nicht damit rechnen können, daß da, wo Proklos nun die Kleine Ilias erzählen will, unbedingt auch die Kleine Ilias erzählt wird und nicht etwa auch Versionen des ‚Arktinos‘einfließen, und umgekehrt, daß Proklos unter ‚Iliupersis des Arktinos‘wirklich nur Stoff dieses Epenzusammenhangs und nicht auch Versionen des ‚Lesches‘einfließen läßt. So wird man wohl hinsichtlich der Rekonstruktion dieser Epen viel pessimistischer sein müssen, als es WELCKER, ROBERT, MAX SCHMIDT, RZACH einerseits und BETHE andererseits waren. Wenn es also konkurrierende Versionen von Posthomerica gab, welche Auswirkungen hat diese Feststellung auf unsere Untersuchungen der Beziehungen zwischen Kyprien undPosthomerica? Eine irgendwie geartete Wiederaufnahme der BETHEschen Hypothesen über die Identität der Verfasser der kyklischen Epen, die ihm wegen dieser Beziehungen notwendig erschien (soweit er sie selbst schon erkannt hatte), kann sich doch nun nur entweder auf ‚Arktinos‘ oder ‚Lesches‘beziehen. Nunist die Tatsache, daß ‚Lesches‘kein einheitliches Epos darstellt, sehr unwahrscheinlich. Denn wir besitzen das Proömium der Kleinen Ilias. So bleiben nur Aithiopis und Iliupersis übrig. Wie, wenn diese Epen zusammen mit den Kyprien eine Einheit bildeten? Wie stünde es dann mit dem Verhältnis dieses Epenkomplexes zur Ilias? Könnte er nicht vorhomerisch sein? Es fällt auf, daß die Nachrichten über die Arktinosdichtung im Gegensatz zu 1 Vgl. über die Einzelheiten ROBERT 1200 f. (mit fraglichen Schlußfolgerungen!). SEVERYNS Cycle épique 331 weist nur den Bericht des HQV-Schol. λ547 der angeblichen Aithiopisfassung zu. Aber BETHE 245 wird recht haben, daß die troischen Kriegsgefangenen des Scholions (statt troischer Mädchen) eine Fehldeutung von π α ῖδ ε ςΤρ ώ ω νin λ547 sind.
Die posthomerischen Epen
219
den Belegen für die Kleine Ilias sehr spärlich sind. Folgende Zeugnisse kommen für ‚Arktinos‘nur in Frage:1 1. Phainias fr. 33 WEHRLI (= Clem. Alex. Strom. I c. 21, 131,6) 2. D. H. I 68,2 (Iliup. fr. 1 (I)) 515 (Iliup. fr. 2 (V)) 3. Schol. BT Eust. Λ I. 3,53 (Aith. fr. 2 (II)) 4. Schol. Pi. 5. Proklos zur Aithiopis (da die Kleine Ilias keine Darstellung der Ereignisse bis zumTode desAchilleus enthalten zu haben scheint, so daß sich die Unzuverlässigkeit des Proklos, der den Inhalt der Kleinen Ilias und der Iliupersis (d.h. des ‚Lesches‘und des ‚Arktinos‘) durcheinanderwirft, hier nicht auswirkt.
6. Darstellungen der Vasen. 7. Pindar (?). Diesem geringen Material stehen zahlreiche Angaben über den Inhalt der Kleinen Ilias gegenüber, die im Unterschied zu ‚Arktinos‘ eine relativ große Wirkung gehabt zu haben scheint (Polygnot, Tragödie, vgl. Arist. usw.). Der 1 In dem entscheidenden Punkte, was bei Pausanias im zehnten Buch unter Λ έ σ χ ε ω ςἐ ν ιδ ίο υπ σ ιzu verstehen ist, schließe ich mich also ganz an ROBERT an (vgl. Bild undLied Ἰλ έρ 222 ff., Homerische Becher 64 ff.). Ich glaube also, daß damit die ‚Kleine Ilias‘gemeint ist. Das ergibt sich 1. aus der Tatsache, daß sonst allgemein dem Lesches die ‚Kleine Ilias‘zuιςnur eine Inhaltsangabe zu σ geschrieben wird; 2. daraus, daß die Bezeichnung Ἰλ έρ υπ ίο sein braucht, wie schon bei Arist. Po. 23 1459b 6, und kein Titel sein muß. Auch der in den Lykophron- und Euripidesscholien benutzte Lysimachos gebrauchte die Bezeichnungen ιςals Inhaltsangabe. Mit Ἰλ σ ιὰ ρ ςμιϰ έρ ά υπ und Ἰλ ιςpromiscue, verstand also Ἰλ σ ίο ίο έρ υπ J. A. DAVISON Peisistratos and Homer TAPhA 86 1955 13 Anm. 18 stimme ich in diesem Punkte nicht überein. DAVISON glaubt (ähnlich wie früher WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen 342 und J. G. FRAZER Pausanias’s Description of Greece 1898 V 362f.), daß Pausanias eine ‚Kleine Ilias‘eines unbekannten Verfassers von der ‚Iliupersis des Lesches‘ schied. Er berücksichtigt dabei ROBERTS ausführliche Erörterung der Zitate Paus. III 26,9 und vor allem Χ26,2 nicht. ROBERT hat sicher recht, wenn er meint, daß die Bezeichnung Kleine Ilias auf die ersten Partien und die Bezeichnung Iliupersis auf die Schlußpartien desselben Epos weist, entsprechend dem jeweiligen Inhalt. Auch das Problem, warum nur bei ‚Iliupersis‘ und nicht bei ‚Kleine Ilias‘von Pausanias der Name Lescheos hinzugefügt wird, löst ROBERT leicht: Stimmt die Vermutung, daß der Nominativ Λ ε χ έσ ω ςfalsch aus dem Genitiv Λ έσ έσ χ ε χ ω ε ω gebildet ist, kann er nur aus einer Einzelerwähnung des Genitivs Λ abgeleitet sein, d. h. aus einer Schrift stammen, die niemals den Nominativ hatte. Da nun unwahrscheinlich ist, daß die Quelle des Pausanias im zehnten Buch immer nur den Genitiv hatte, wird Pausanias ihn anderswoher genommen haben, um den daraus abgeleiteten Nominativ Λ έσ χ ε ω ςzur Unterscheidung des kyklischen Gedichts von der Iliupersis des Stesichoros zu verwenden, während seine Quelle Ἰλ ρ άohne Verςμιϰ ιὰ ιςund Ἰλ σ έρ υπ ίο fassernamen für Teile desselben Epos nebeneinander gebrauchte. Aber auch wenn die Vermutung der falschen Nominativbildung nicht zutrifft, ist es möglich, daß der Name Lescheos zur Unterscheidung von der Iliupersis des Stesichoros hinzugefügt ist. Vgl. zum Ganzen auch ED. SCHWARTZ 25 Anm. 2.
220
Zur Struktur des epischen Kyklos
Befund ließe durchaus den Schluß zu, daß Arktinos (+ Kyprien) unabhängig von Homer ist, Lesches dagegen jünger und abhängig1. Daß letzterer jünger als Homer ist, ergibt sich deutlich aus Kl. Il. fr. 13 (XIX + Iliup. II). Der Tod des Astyanax wird hier deutlich in Anlehnung an Ilias Ω 734ff. erzählt. Das sein2. Verhältnis kann nicht umgekehrt Was wäre der Sinn eines neuen Epos über Troias Ende gewesen? Nach WELCKER, ROBERT, MAXSCHMIDT eine Verfeinerung gegenüber den gröberen Versionen des ‚Arktinos‘. Aber wer will in solchen Stilneuerungen die Absicht eines neuen Epos sehen! Wenn dagegen ‚Arktinos‘ von Homer unbeeinflußt gewesen wäre, ergäbe sich sehr wohl eine sinnvolle Aufgabe für ein neues Epos: Es mußten die neuen Motivlinien, die sich aus der Ilias ergaben, in den alten Stoff der PH hineingearbeitet werden; z. B. war das Schicksal der Andromache und des Astyanax zu beschreiben3, da die alte Iliupersis das durch Schaffung derIlias geweckte Interesse an der Familie Hektors nicht befriedigen konnte4. 1Auch Eusebios rechnet mit einem größeren Alter des Arktinos im Verhältnis zu Lesches. Bei der Annahme von zwei verschiedenen Persisschilderungen taucht die Frage auf, ob Lesches überhaupt den ‚Aithiopisstoff‘ erzählt hat. Man muß das dann aufgrund von Arist. Po. 1459 b 5 für unwahrscheinlich halten, da dessen Themenliste mit der ὅπ ίσ ρ ις λ ω νϰ 2 S. o. S. 186 f. beginnt. Vgl. auch HARTMANN 26. 3 Auch sonst scheint die Kleine Ilias die Prosopographie der Ilias zu berücksichtigen. So erwähnt sie fr. 8 (VIII) (in Verbindung mit Odysseus) den Thoas, der bei ‚Stasinos‘ und ‚Arktinos‘ nicht nachweisbar ist und auch in der Urfassung (Quelle) des Schiffskatalogs, und d. h. wohl in der vorhomerischen Troiadichtung überhaupt, nicht vorkam. Auch die Erwähnung des vor Troia kämpfenden Thoas in der Odyssee ξ499ff. (ebenfalls im Zusammenhang mit Odysseus) muß wohl als Nachklang der Ilias interpretiert werden. Freilich ist mit gleichzeitiger Einwirkung lokalen Sagenstoffes zu rechnen; denn eine Verbindung des Odysseus mit Thoas besteht auch in aitolischer Sage: Nach Apollod. Epit. 7,40 wandert Odysseus nach Aitolien aus und heiratet dort die Tochter des Thoas (Apollod. η σ geht hier wahrscheinlich auf Arist. Ἰθ ίω νπ ο α ϰ λ ιτ ε ίαzurück, vgl. fr. 508 ROSE, HARTMANN142f., und bietet sicher alte Lokaltradition). 168 einmal den Thoas scheinbar zufällig mit Odysseus Übrigens nennt auch die Ilias Η zusammen. Das zeigt, wie genau sie den ‚aitolischen Sagenkreis‘ abweichend von ihren ‚troischen‘ Quellen berücksichtigt. [4 Korr.-Zus.: Auf der gleichen Linie würde es liegen, wenn die Kleine Ilias in der Schilderung der Ankunft der Koroibos undseines Todes durch Diomedes (fr. Iliup. 10 (XVI)) Motive des ‘homerischen’ Margites fortgesponnen hätte, wie H. LANGERBECK Margites HarvSt 63 1958 44 f. ansprechend unter Kombination des Fragments der Kleinen Ilias mit Kallimachos fr. 587 und 397 PFEIFFER vermutet.]
Zum Stil der kyklischen Epen
221
4. ZUM STIL DER KYKLISCHEN EPEN Zunächst sollen noch einige Stilfragen der kyklischen Epen besprochen werden. Hierbei werden wir einige Male zur Ergänzung auch die Kleine Ilias heranziehen, die ja in jedem Falle auch als Zeugnis für ‚Arktinos‘zu gelten hat, bzw. wir werden berücksichtigen, was Proklos als Inhalt der Kleinen Ilias des ‚Lesches‘anzugeben weiß, so schwer es auch ist, diesen Stoff einem oder beiden Epen mit Sicherheit zuzusprechen. Ein stilistisches Mittel undnicht nurein religiöses Bekenntnis sehe ich in den zahlreichen Orakeln und Prophezeiungen, von denen uns die kyklischen Epen Kunde geben. Denn mit Hilfe der Orakel undsonstigen Vordeutungen kannman vorzüglich durchgehende Motivlinien schaffen, sie sind Orientierungspunkte der Handlung, die bei solchen Sagenkomplexen, wie sie nun eben die kyklischen Epen darstellen, sehr nützlich, um nicht zu sagen, unentbehrlich sind1. Folgende Orakel und Terata werden die kyklischen Epen (ohne Nosten und Telegonie) enthalten haben:2
1. Das Orakel des Helenos an den abfahrenden Paris über seine zu erwartenden Erlebnisse (Proklos 5). 2. Die Prophezeiung der Kassandra über das Troia bevorstehende Unglück (Proklos 7). 3. Das delphische Orakel an Agamemnon, er solle dem Dionysos Sphaltes opfern (? Lyc. 206 ff.)3. 4. Das von Kalchas gedeutete Spatzenwunder (Proklos 23). 5. Das Orakel des Apollon an Telephos über die Möglichkeiten seiner Heilung (Proklos 28). 6. Das Orakel an Agamemnon in Delphi, das den Untergang Troias an einen Streit zwischen Odysseus und Achilleus knüpft (vgl. θ 79ff.4 = Nr. 19 PARKE and WORMELL The Delphic Oracle). 1 Man vgl. auch, wie bei Vergil durch ähnliche Voraussagen und ‚prodigia‘eine Gliederung des Stoffes zustandekommt. Freilich schließt das die philosophisch-religiöse Bedeutung dieser Elemente keineswegs aus. Vielmehr ist es wohl so, daß jeder Dichter, der einen längeren Handlungsablauf im Auge hat und schildert, immer auch dieses Geschehen teή , bei Vergil im Sinne der ‚fata‘), λ ςβου ιὸ leologisch deuten will (im Kyklos im Sinne der Δ wasfür Homer nicht zutrifft, weil er ein vergleichsweise punktuelles Geschehen zumThema erhebt. Zu Vergils ‚Fatalismus‘ vgl. vor allem K. BÜCHNER Der Schicksalsgedanke bei Vergil Freiburg 1946. 2 Die auffallende Rolle des Orakelwesens in den Kyprien konstatiert auch VONDER MÜHLL Festschrift Tschudi 4. Vgl. auch DIRLMEIER 282 m. Anm. 3; über ‚delphischen‘ Einfluß auf die Aithiopis vgl. ders. a. a. O. 286. 3 Vgl. VON DER MÜHLL Festschrift TSCHUDI 4. 4 Dazu vgl. VONDERMÜHLL Festschrift TSCHUDI Wiesbaden 1954 1ff. Gegen einen Zusammenhang der Odysseestelle mit einem Kyprienthema hat sich W. MARGDas erste Lied
222
Zur Struktur des epischen Kyklos
7. Die Prophezeiung des Kalchas, daß nur die Opferung der Iphigenie die Abfahrt von Aulis ermöglicht (Proklos 30).
8. Anios prophezeit, daß die Achaier erst im 10. Jahr Troia nehmen würden undbietet ihnen für diese Zeit Gastfreundschaft auf Delos an (? Schol. Lyc. 570, Pherekydes FGrHist 3 F 140, vgl. auch ζ ff.)1. 9. Thetis sagt dem Achilleus seinen Tod durch Apollon voraus für den Fall, daß er den Tenes, den Sohn des Apollon, tötet (Apollod. Epit. 3,26). 10. Der Tod dessen, der als erster vor Troia an Land springt, ist vorausbestimmt (Apollod. Epit. 3,29, vgl. Schol. Lyc. 245 p. 110,15 ff. SCHEER, Ov. Her. XIII 93f.). ϰ ά α Μ ν ὰ τ έμ ο ν ν τ ὸ α vorausgesagt (d.h. daßer durch 11. Achill wirdvonThetis τ Paris fallen werde): Proklos 58. 12. Die Prophezeiung des Kalchas, daß man Helenos gefangennehmen müsse, ιν λ ό π ν η μ ὴ σ ο χ ρ ύ ςwisse (? Apollod. Epit. 5,9)2. ςτ υ ο ςῥυομέν ὺ der το des Demodokos Festschrift JACOBY Leiden 1956 16ff. gewandt (vgl. dens. Homer über die Dichtung (= Orbis Antiquus H. 11) 1957 39 Anm. 9. Aber gegen seine methodisch sehr interessante Annahme, daß in der Odyssee θ74 ff. ein Autoschediasma und eine Anspielung auf das Thema der Ilias vorliegt, erheben sich doch viele Bedenken. 1. Die Personen ε ῶ νἐ νδα ιτ ὶθ α λ ε ίῃ , d. h. des Streits sind nicht parallel. 2. Der Streit der Ilias findet nicht θ λ ςweist nicht auf Α β υ ὰ ο υδ ιὰ ο λ ςμεγά ιὸ 5 zurück, sonbeim (Opfer) mahl, statt. 3. Vers 82 Δ dern, wie auch Hes. Op. 122. 180 (vgl. Th. 465) nahelegen, auf den Mythos, den das Kyprienproömium erzählt (in welcher Form auch immer er vor der Odyssee erzählt sein mag). -Stelle zu 4. Die aus S. Syndeipnoi zu gewinnende Version paßt genau zu der für die θ postulierende Quelle. Warum sollte sich Agamemnon in den Kyprien anfänglich nicht mit gefreut haben, als er Achill mit Odysseus Achill gestritten haben und sich nachher doch ν ῳ ό ῳkann doch gerade eine geheime Freude des sich erinnernden ενό in Streit sah? Das ‚χα ῖρ ‘ Vgl. SNELL 31. Agamemnons sehr gut wiedergeben. Wenn der Dichter der Odyssee wirklich auf die Ilias hätte anspielen wollen, hätte er m. E. vom Streit zwischen Agamemnon und Achill singen lassen müssen. Die Anspielung ist sonst in Anbetracht der vielen Streitthemen der frühen Epik nicht verständlich (vgl. die Zusammenstellung bei P. GIRARD REG 15 1902 245 f., dazu kommt der Zorn des Meleager, der Zorn des Paris Ζ 326 u. a.). Der ‚Witz‘ kommt nur bei einem eindeutigen Zitat zustande. Die Odysseestelle ist m. E. auch schlecht geeignet, als „urkundlicher Beweis für dieExistenz epischer Einzellieder“zu dienen (so MERKELBACH 171 Anm. 1). Wie auch sonst ‚archaisiert‘ der Odysseedichter, indem er Stoff der Großepik zum Inhalt von Einzelliedern der heldischen Vorzeit macht. Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 11 Anm. 1. Wenn man den Schluß zieht, daß die Stelle ein Wissen des Dichters davon bezeugt, daßepische Einzellieder irgendwo und irgendwann existierten, stimme ich zu. 1 Vgl. auch O. IMMISCH Ad Cypria Carmen RhM NF 44 1889 299ff., DIRLMEIER 282 Anm. 3. 2 Die Prophezeiung, daß an den Waffen des Herakles Troias Ende hänge, wurde nach Apollod. Epit. 5,8 ebenfalls von Kalchas gegeben, wird aber von Proklos 72 wohl richtiger (d.h. nach der ursprünglicheren Version) dem Helenos zugeschrieben. Ob man mit ROBERT 1207 m. Anm. 2. 1208. 1216 f. zwei verschiedene Versionen für Aithiopis (d. h. ‚Arktinos‘)
Zum Stil der kyklischen Epen
223
13. Helenos wird gefangen genommen und verkündet die Bedingungen, an die Troias Untergang geknüpft ist (Herbeiholung des Philoktet und des Neoptolemos): Proklos 72. 14. Der tote Achill erscheint seinem Sohn Neoptolemos vor Troia: Proklos 771. 15. Kassandra warnt vor dem Hölzernen Pferd (Apollod. Epit. 5,17, Tab. Iliaca2).
ςdes Laokoon, das den Untergang Troias andeutet und Aineias α 16. Das τέρ veranlaßt, auszuwandern: Proklos 87. 17. Achills Eidolon versucht unter Voraussage desZukünftigen denAgamemnon und seine Leute von der Abfahrt abzuhalten: Proklos 106. Aufgrund dieser zahlreichen Prophezeiungen erhält natürlich die kyklische Epik einen stark deterministischen Charakter. Diesen darf mantrotz derstilistischen Bedeutung der Vorhersagen nicht rein als ‚zufällig‘ betrachten. Denn in der Zusammenfassung zahlreicher disparater Sagen, so wie sie uns in den kyklischen Epen tatsächlich vorliegt, spricht sich doch ein ganz bestimmtes Zeitbewußtsein, um nicht zu sagen historisches Bewußtsein aus, so daß der stilistische Aspekt von demreligiös-weltanschaulichen bei der Beurteilung dieser vielen Vordeutungen nicht zu trennen ist. In einem merkwürdigen, aber doch verständlichen Gegensatz zu den Prophezeiungen steht das Interesse der kyklischen Epen an der Realistik des Krieges. Man vergleiche in den Kyprien die Wunde des Philoktet, die Streifzüge des Achill in der Troas, das Interesse für die Beute (insb. für die Frauen), die Hungersnot der Achaier, die Meuterei. Auch in den verschiedenen Ausprägungen des Persisstoffes spielt diese Realistik des Krieges eine Rolle. Man denke an die Ermordung des Priamos, die Schändung der Kassandra, den Brand der Stadt, die Flucht des Aineias (in der Kleinen Ilias kommt noch das Schicksal der Hektorfamilie hinzu). Diese Realistik paßt gut zu der breiten Behandlung der Grundmotive desParisurteils, des Frauenraubs, des Hölzernen Pferdes, die wir in den kyklischen Epen voraussetzen müssen und die trotz der Mythenhaftigkeit der Motive ebenfalls einen realistischen Eindruck hervorruft3. Dieser Realismus hängt sicher auch mit dem wachsenden Sinn für das Historische zusammen, der für die kyklischen Epen kennzeichnend ist. Die Ilias hat den Sinn für das Historische gewiß auch, aber er tritt nicht so deutlich hervor, weil es ihr mehr auf das ‚Innere‘ und ‚Psychische‘ des Geschehens ankommt. und Kleine Ilias (‚Lesches‘) gewinnen kann, deren eine die Prophezeiung durch Kalchas erfolgen ließ und das Zerwürfnis des Helenos mit Deiphobos wegen Helena miteinschloß (Aithiopis), ist zu bezweifeln. 1Ob er schon das Opfer der Polyxena forderte wie bei Simonides (fr. 207 Bgk.), ist durchaus unsicher: Vgl. E. WÜST Gymnasium 56 1949 206. 2 Vgl. auch ROBERT 997 m. Anm. 3. 3 Vgl. auch Das Wirken der Götter in der Ilias 45 f.
224
Zur Struktur des epischen Kyklos
Eine weitere Eigentümlichkeit der kyklischen Epen besteht darin, daß sie zahlreiche Motivdubletten enthalten. Diese Eigenart erklärt sich ebenfalls durch die Verarbeitung verschiedener Sagenversionen zu einem einheitlichen Bilde. Wir sahen schon, daß die teuthranische Expedition in einer gewissen Konkurrenz zumtroischen Krieg überhaupt steht. Vielleicht – das sei einmal rein hypothetisch angenommen – ging die Entwicklung folgendermaßen: Ursprünglich spielte Achill in der Sage überhaupt nur in Teuthranien eine Rolle, dann brachte man ihn mit dem troischen Krieg in Verbindung, schließlich ergab sich für den Kypriendichter die Notwendigkeit, die ursprünglich unabhängige Expedition gegen Teuthranien zu einer mißglückten, aus Versehen zustandegekommenen Troiaexpedition umzugestalten1. Ebenso waren in den Kyprien drei Ratgeber bzw. Erzieher des Achilleus vereint: Cheiron (im Vergleich zur älteren Sage wohl schon sehr zurücktretend), Phoinix, Patroklos. Sicherlich sind sie einmal mythologisch in Konkurrenz stehende Helden gewesen, die sich in ihrer Beziehung zu Achill gegenseitig ausschlossen. Auch die doppelte Begründung des Todes des Achilleus, die doppelte Verursachung des letztlichen Untergangs Troias durch die Herbeiholung sowohl des Philoktet als auch des Neoptolemos, die Verdoppelung der Aiasgestalt usw. fallen unter diese Rubrik. Schließlich scheint zweimal eine Hungersnot im achaiischen Heer ausgebrochen zu sein, die einmal durch die Herbeiholung der Oinotropen, das andere Mal durch den Fischfang des Palamedes angegangen wurde. Auch abgesehen von diesen ausgesprochenen Parallelmotiven gibt es eine Reihe von Doppelungen in den kyklischen Epen. Der Kontrapost ist geradezu ein Charakteristikum dieser Epik2. Mandenke nur an die beiden Heldenmütter Thetis und Eos, die vor Zeus für ihre beiden Söhne bitten. Im Hinblick auf die Ilias mußmansagen, daß diese Erscheinung zwar etwas Spätes sein kann, aber nicht notwendig etwas Späteres als die Ilias zu sein braucht. Bei einer stilistischen Untersuchung bzw. Charakterisierung der kyklischen Epen darf der Zeusplan vom Anfang der Kyprien, der darin besteht, die Generation der Heroen durch den troischen Krieg zu vernichten, nicht fehlen, der gewiß noch zusätzlich das ganze Geschehen umTroia unter einem einheitlichen Gesichtspunkt und Leitgedanken zusammenfaßte. So wäre damit der vielfach bestehende Eindruck, diese ‚Dichtungen‘wären ohne jede poetische Durchgestaltung, der angesichts der homerischen Epen und des negativen Verdikts desAristoteles undder aristarchischen Schule bis hin zu Horaz aufkommen konnte, widerlegt, soweit das bei unserem spärlichen Material heute überhaupt noch möglich ist3. Daneben ergabt sich die Merkwürdigkeit, daßin Kyprien undPH derselbe Stil vorhanden zusein scheint. 1 Vgl. HOWALD 125 f., der das schon klar herausstellt. Anders SCHELIHA 115 f., PESTA-
48. 2Für dieAithiopis hebt das auch REINHARDT Studium Generale 4 1951 339hervor. 3 HEUBECKS Charakterisierung der kyklischen Epen, Der Odyssee-Dichter und die
LOZZI
Die Unabhängigkeit des Strukturgefüges der kyklischen Epen von der Ilias
225
5. DIE UNABHÄNGIGKEIT DES STRUKTURGEFÜGES DER KYKLISCHEN EPEN VON DER ILIAS Die Untersuchungen und Überlegungen der vorigen Abschnitte führen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Wenn man die kyklischen Epen rein für sich betrachtet, lassen sie sich als ein zusammenhängendes Gebilde verstehen, das in Inhalt und Stil durchaus homogen ist. Die durch die antike Einteilung isolierten Einheiten beziehen sich aufeinander. Folgende Zusammenhänge treten
uns entgegen:
1. Zwischen AH (Kyprien) undPH im allgemeinen. 2. Zwischen Kyprien und Aithiopis. 3. Zwischen ‚Amazonia‘und ‚Memnonis‘innerhalb der Aithiopis. 4. Zwischen Aithiopis und Iliupersis (bzw. auch dem Stoff der Kleinen Ilias, soweit er alt ist). Das bedeutet, das etwa folgender Geschehensablauf denkbar ist: Zeus fürchtet (am Schluß der Kyprien) ein baldiges Ende des Krieges undbeschließt, umdie Dezimierung der Menschen, die er am Anfang der Kyprien zur Unterstützung der beschwerten Erde geplant hatte, ganz durchzuführen, eine Erleichterung der Troer aufgrund der Kampfenthaltung Achills (und einer gleichzeitigen Verstärkung der Troer durch den Zuzug von Bundesgenossen?). Die Bundesgenossen brechen ausihren Heimatländern auf. Penthesileia erscheint als erste. Sie wird von Achill getötet, der sich in sie verliebt. Thersites höhnt und ιςanläßlich seines σ τά schmäht Achill und wird von diesem getötet. Eine σ Todes führt zu einer Kampfenthaltung Achills. Odysseus stellt sich auf Seiten des Achilleus undentsühnt ihn auf Lesbos. Als nächster Bundesgenosse kommt Memnon. Thetis eröffnet Achill, daß ein Töten Memnons (und ein Aufgeben seiner Kampfenthaltung) zu seinem eigenen baldigen Tode durch Paris führen würde1. Achill denkt ohnehin nicht an Kampf, auch nicht als Memnon vordringt, greift aber trotz Thetis’Warnung ein, als Antilochos fällt, und unterliegt im Kampf mit Paris. Zum Schluß der Leichenspiele, die zu seinen Ehren Ilias 93, die weitverbreiteten Ansichten entspricht, kann also nicht übernommen werden. Von der Idee einheitlicher Komposition, straffer Linienführung und strenDort heißt es: „ ger Konzentration, die den Odysseedichter so eng mit dem großen Vorbild verbindet [gemeint ist die Ilias], fehlt im Kyklos jede Spur. Den großen leitenden Gedanken, das alles beherrschende Motiv, die innere und äußere Gruppierung der Handlung um dieses . Motiv, kurz die einheitliche Handlung – all das kennt der Kykliker nicht“ Man vergleiche demgegenüber auch die schönen Worte WELCKERS zum Stil der Kyprien (a. a. O. 159ff.) und der Aithiopis/Iliupersis (a. a. O. 196ff., bes. 235f.). 1 Vgl. zu den Möglichkeiten der Rekonstruktion unten die Belege zu Proklos 58. Vieles bleibt sehr hypothetisch, aber daß Kyprien, Amazonia und Memnonis stofflich verzahnt scheint doch ziemlich gewiß. S. Heft waren, 15 Hermesa. o. S. 211 14 m. Anm. 1.
Einzelschriften,
226
Zur Struktur des epischen Kyklos
ρ ισ τ ο ςausveranstaltet werden, wird seine Rüstung als Kampfpreis für den ἄ gesetzt (vgl. o. S. 82). Als Odysseus sie erhält, wird Aias wahnsinnig. Im weiteren Verlauf der Kämpfe erscheint der Telephossohn Eurypylos als Bundesgenosse vor Troia usw. Dieser Sagenkomplex, der in einem einheitlichen Epos gestanden haben könnte, und der auf jeden Fall unabhängig von der Ilias, wie der Abriß zeigt, eine plausible Abfolge der Sagen darbietet, ist u. a. dadurch gekennzeichnet, daß eine aus der Ilias bekannte angebliche Hauptgestalt der ‚Sage‘, Hektor, fehlt. Wenigstens ist für ‚Arktinos‘weder er noch Andromache noch Astyanax nachweisbar. Das bedeutet auf jeden Fall, daß die Geschichte vom Kampf um Ilion auch in detaillierter Gestalt ohne diese Personen denkbar ist, die der Ilias ihr besonderes Gepräge geben (vgl. o. S. 42 f. 182ff.). Damit erhebt sich rein aus der Betrachtung des Strukturgefüges der kyklischen Epen heraus die Frage, die sich in ganz anderem Zusammenhang schon mehrfach aufdrängte: Sind die kyklischen Epen vorhomerisch? Die teuthranische Expedition, in den Kyprien erzählt, war sicher vorhomerisch. Da sie kaum als Thema eines Einzelliedes in einer fließenden Epik denkbar ist, sondern einen festen größeren epischen Zusammenhang vorauszusetzen scheint, wie ihn die Kyprien bieten, wird diese Frage besonders dringlich. Ähnlich wie mit der teuthranischen Expedition verhält es sich mit der (für die Kyprien erschlossenen?) Quelle des Schiffskatalogs. Auch sie hat in ihrer spezifischen Form nur in einem festen epischen Zusammenhang Sinn und kann nicht recht als Bestandteil eines Faktenkanons betrachtet werden, der nur in der Form variabler Einzellieder realisiert wird. Es kann also festgestellt werden, daß sich aus dem Strukturgefüge der kyklischen Epen (mit Ausnahme der Kleinen Ilias) nichts für eine Kenntnis und Berücksichtigung der Ilias beweisen läßt. Bei der Interpretation der inneren Chronologie dieser Epen kann von der Ilias abgesehen werden1. Um die Frage ihres Verhältnisses zur Ilias im einzelnen zu lösen oder doch einer Lösung näherzubringen, wird es nötig sein, die kyklischen Epen und die Ilias systematisch zu vergleichen. Inwieweit ist der Inhalt der Kyprien und übrigen kyklischen Epen dem Iliasdichter bekannt und inwieweit ist die Ilias etwa doch ihrerseits vom Kyklos vorausgesetzt?
1 Da die Ereignisse um Hektor in der Ilias nur wenige Tage einnehmen, kann man auch nicht sagen, daß dieser Held irgendwie für die Zeitdauer des Krieges relevant ist.
Kapitel VI
DIE KYKLISCHEN EPEN UND DIE ILIAS 1. VORBEMERKUNG
Im folgenden soll untersucht werden, inwieweit der Inhalt (nicht die Form!) der kyklischen Epen auch in der Ilias bekannt bzw. berücksichtigt ist1. Soweit schon frühere Kapitel bzw. separate Aufsätze das Material zusammengetragen haben, wird auf diese Stellen verwiesen. Wiederholungen von Einzelheiten sollen jedoch der Übersichtlichkeit halber nicht ganz vermieden werden. Die Untersuchung ist so angelegt, daß zu den jeweiligen Fragmenten die Stellen aus der Ilias notiert werden, die zu ihrem Inhalt in irgendeiner Beziehung stehen. Darunter fallen alle Anspielungen auf den kyklischen Stoff, alle motivischen Parallelen und schließlich alle Stellen, die indirekt eine Kenntnis des Stoffes verraten oder auch im Widerspruch zu ihm stehen. Die Liste oben S. 6–11, diedie eindeutigsten, direkten Anspielungen der Ilias aufAHundPH enthält, aber unabhängig vomKyklos geordnet ist, sollte mit demFolgenden verglichen werden. Ein solcher Vergleich kann lehren, daß die Frage nach den ‚stofflichen Voraussetzungen‘ der Ilias, nach ihren ‚Quellen‘, soweit sie den troischen Sagenkreis betreffen, mit der Frage nach ihrem stofflichen Verhältnis zu den kyklischen Epen nahezu identisch ist. 2. ANTEHOMERICA (Kyprien) fr. 1 (I), 1f., vgl. AD-Schol. Α 5. 6 1.
Α
503
f.
Mp.2
ε ῦπ ά „Ζ τε ρ ἴπ ε ,ε τ᾽ἀ ήσ ο εμ εδ τ η σ α ινὄν ισ το ά ν α θ ἢἔπ ῳ ε , τό ιἢἔρ γ δ εμ ο ιϰρήη ν ο νἐέλ δ ω ρ... 1 Nachdrücklich muß darauf hingewiesen werden, daß hier (und auch sonst in dieser Arbeit) auf umstrittene Fragen der Rekonstruktion des Kyklos nicht eingegangen werden soll, sofern nicht der homerische Sachverhalt das erfordert. In der Regel werden also nur die einzelnen Paragraphen des Proklos (s. o. S. 52ff.) und die Fragmente nach BETHE (ALLEN) herangezogen. Nur in Ausnahmefällen wird auf Apollod. Epit. hingewiesen. – Auch die bildlichen Darstellungen bleiben im allgemeinen unberücksichtigt. 2 Durch die Abkürzung Mp. sind also solche Stellen gekennzeichnet, die nicht direkt den Inhalt der kyklischen Epen repräsentieren, sondern lediglich Motivparallelen darstellen.
15*
Die kyklischen Epen und die Ilias
228
Die Bitte derThetis umHilfe fürAchill scheint eine Motivparallele zuder Geschichte vonderBitte der Gaia umdieHilfe desZeus zusein, diewahrscheinlich in den Kyprien im Anschluß an das Proömium erzählt war1. Falls in den Kyprien Gaia zur Verstärkung ihrer Bitte auch auf ihre einst dem Zeus beim Titanenkampf gegebene Unterstützung hingewiesen hat, was nach Hes. Th. 626 (vgl. 474 ff.) immerhin denkbar ist, wäre in der Ilias auch der Hinweis der Thetis auf die eigene demZeus einst geleistete Hilfe, von der Α 396ff. Achill ausführlich berichtet, Motivparallele zum Stoff der Kyprien.
fr. 1 (I), 3 ff., vgl. fr. 22 (XXIII) 1ff. A. Hauptbeleg Α Ἀ ε ιλ ιά ω δ χ η ῆ ο ς η λ ε ε ,Π ειδ ά ,θ ινἄ ν ῆ Μ χ α ιο ῖςἄλ γ ε ρ ίἈ η ν , ἣμυ έν μ ο λ ὐ , ο ε ϰ η ᾽ἔθ ν ε ψ ιπροία δ ςᾌ ςδ ὰ υ ὰ χ λ λ ο ςψ π υ ο ίμ θ ᾽ἰφ ᾽ἑλώ ιν εσ σ ν ύ ῦ εϰ ια τε χ ρ ὲ ςδ ὺ το ὐ ,α ν ω ώ ρ ἡ , ή ιὸ λ εδα ῖσ ίτ ν ῖτ ,Δ ο α ἰω ο ςδ οβου τ είε ᾽ἐτελ ν ε η τ νἐρίσα τ σ ἐ ὖδ τή ξο αδια ῶ τ ρ ὰ π ὴτ Ἀ τρ είδ η ςτ ν . εἄ α ξἀ ύ ν ς δ ε ρ ῶ ὶδ νϰ α ῖο ςἈχιλλ
Der Zorn des Achilleus soll Gegenstand des Epos sein. Über ihn wird ausgesagt, daß er viele Heroen in den Hades gebracht hat, womit der Plan des Zeus sich weiterhin erfüllte (Imperfekt!)2. Das Zorngeschehen, von dem in der Ilias hauptsächlich die Rede ist, wird in einen weiteren Zusammenhang eingeordnet, der das Iliasgeschehen überschreitet. Der Zorn dient nämlich dazu, dem Plan des Zeus, die Heroen zu vernichten, seinerseits zur Erfüllung zu verhelfen, in dem auch er vieler Heroen Tod veranlaßt. Soweit reicht die Interpretation rein aus dem IliaszusammenήdesKyprienfragments 1 (I) hat aber ebenfalls λ υ ιὸ ςβο hang heraus. Die Δ denUntergang derHeroen zumZiel undrepräsentiert somit das Rahmenthema, in das die Ilias ihr spezielles Thema des Achillzornes einordnet. Also wird sie stofflich in der Ilias als bekannt vorausgesetzt3.
Wird eine Motivparallele festgestellt, so ist damit natürlich noch nicht ohne weiteres entschieden, in welchem Sagenzusammenhang das Motiv primär ist. Dazu bedarf es meist 1 Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 21. zusätzlicher Überlegungen. 2 In Kyprien fr. 1 (I) bezieht sich ἐτελείε τ οsogar auf den ganzen Krieg. 3 Über alle weiteren mit der Stelle verbundenen Probleme vgl. Philologus 99 1955 186. 189. ινin fr. Speziell zu ἔρ
1 (I),5 vgl. u. S. 232 Beleg Nr. 1 zu Proklos 2, fr. 3 (III).
Antehomerica
B. Sonstige
229
direkte Belege.
1. Β3 f. 2. Β37ff. 52 ff. 3. Λ 13ff. 4. Μ 20ff. 5. Μ
vgl. Philologus 99 1955 170 f. ebd. 171f. ebd. 172. ebd. 172f. ebd. 173 f.
6. Ν222 ff.
ebd. 174.
7. Τ86ff. 8. Τ270ff.
ebd. 175. ebd. 175. ebd. 175f.
21 9. Υ
Philologus 100 1956 132 f.,vgl. o. S. 47 Anm. 2.
10. Ξ83 ff. 11. Ρ647
ebd. 133.
C. Indirekte Belege. 1. Β110 ff. 2. Ι 17ff.
Philologus 99 1955 190.
3. Μ231 ff. 4. Ξ69 ff.
ebd. 191. ebd. 191.
5. Χ208 ff. 6. π ιοτα ία ς μ ο λ ο έμ
84, Τ224, vgl. ebd. 188. Δ
ebd. 190f.
ebd. 192.
D. Mp. 1. Α 524 ff. Auch das Thetisversprechen kann im weitesten Sinne des Wortes als ήder Kyprien betrachtet werden, insofern es λ υ ςβο ιὸ Motivparallele zur Δ wie diese das Geschehen des ganzen Epos bestimmt. Freilich kann ή vonΑ υ λ Α ςβο ιὸ 5 inVerbindung gebracht werden. 524ff. nicht mit der Δ Vgl. auch Philologus 99 1955 189. Der Dezimierungsmythos, den die Kyprien erzählen, muß als der Ilias bekannt gelten1.
Proklos 1
vgl. ebd. 180–185: Test. ist unsicher
fr. 2 (II) 1. Α503 ff.
Mp.
Die Erfüllung der Thetisbitte scheint die einstige Liebe des Zeus zur Thetis vorauszusetzen. Die Angst des Zeus, daß Hera den Besuch der Thetis merken könnte (Α 522f.), und die Empfindlichkeit der Hera 1 Von der Analyse aus gesehen ist die einzig konsequente These die Streichung von A 3–5 (DÜNTZER Homerische Abhandlungen 1872 164 ff.), bzw. 4. 5 (ED. SCHWARTZ Adversaria Göttingen 1908 9).
230
Die kyklischen Epen und die Ilias
(Α 540ff. 552ff.) weisen deutlich auf eine Vorgeschichte der Beziehungen des Zeus zur Thetis. Man kann vielleicht die Frage aufwerfen, ob diese Iliasstelle auch mit der speziellen Kyprienversion über die Vorgeschichte der Thetishochzeit zuvereinbaren ist1. In den Kyprien war ja abweichend von anderen Sagenversionen erzählt, daß Thetis der Hera zu Gefallen die Hochzeit mit Zeus mied, worauf dann Zeus zornig geworden sei und den Eid geschworen habe, Thetis werde einen Sterblichen heiraten müssen2. Aber es ist nicht einzusehen, warum sich die Ilias mit dieser Version nicht vertragen sollte. Die Hochzeit der Thetis mit Peleus war längst eingetreten, und der Zorn des Zeus gegen Thetis hätte keinen realen Hintergrund mehr gehabt. Was natürlich blieb, war die Affektion des Zeus, und auf diese spekuliert Thetis. Daß sie von ihm etwas anderes erreichen wollte als die Erfüllung ihrer konkreten Wünsche, die ihren Sohn betreffen, davon kann ja keine Rede sein. Von einer speziellen Unfreundlichkeit der Thetis gegen Hera steht ebenfalls in der Ilias nichts. Befangen gegenüber Hera ist nur Zeus. Daß diese Interpretation richtig ist, werden auch die folgenden Stellen erweisen. 2. Σ85
ν λ νεὐ ο ο . ςἔμβα ῇ τ ο ῦἀνέρ εβρο εσ τ ὅ ῷ τιτ α μ ἤ Die Formulierung zeigt, daß Thetis offenbar gegen ihren Willen zur Hochzeit mit Peleus gezwungen wurde. Die Stelle setzt trotzdem eindeutig die spezielle Kyprienversion über die Vorgeschichte der Heirat voraus und schließt die ‚Themisvariante‘ bei Apollod. III 13,5,1 aus, zu der die „sich verwandelnde Thetis“gehört3.
3. Σ429 ff.
, ῳ π ίεἰσ μ α ε ύ λ ιθ α νὈ σ ,ὅ ᾽ἐ ήτις δ α ρ τ᾽, ἦἄ ισ α φ Ἥ ή δ ε αλ γ ρ υ ά , ινἀ ν έσ σ οϰ ε χ τ ὶνᾗ ε σ vὶφ ρ δἐ ά σ σ το ε ὺ ςἄ λ γ ε ςΖ η ίδ ν ο ρ νΚ ; σ έ ω α ϰπ ν ε ὶἐ ο ϰ σἐμ σ ὅ ᾽ἔδω ᾽ ν , ε α σ σ ὶδάμ ρ δ ν νἀ ω νμ έ ιά λ ϰμ ἐ νἁ ω ά λ λ ᾽ἀ ᾽ α ὶ ἔτλ ῆ ι, ϰ Α ἰα ϰ η ν ίδ ὴ νἀ η λ ῃΠ ν έ ρ ν ο ςεὐ ά λ λ ὰμ π ο λ . α σ υ ο λ έ ϰἐθ ὐ ᾽ο
Diese Verse bestätigen deutlich, daß der Zorn des Zeus (und wohl auch sein Schwur) an Thetis’ Heirat mit einem Sterblichen Schuld war (also nicht ein Orakel). Daß die Verse 433f. die Verwandlung der Thetis voraussetzen, ist ebensowenig wahrscheinlich, wie, daß die Kyprien sie voraussetzen. Das ἔτ ν drückt nur aus, daß sie ihr Schicksal auf sich nahm. η λ 1 Deren Kenntnis verdanken wir einem herkulanischen Bruchstück, das R. REITZENSTEIN Hermes 35 1900 73ff. behandelt hat. 2 Darüber informiert u. a. BETHE 225f. 3 So auch A. LESKY RE XIX Sp. 292 s.v. Peleus, VONDERMÜHLL 272 m. Anm. 16.
Antehomerica 4.
Ω
59
231
ff.
ὴ ὐ τ νἐ γ ὼ α ,ἣ ς ο ᾶ ςγόν ε ςἐσ ύ τιθ ε ρἈχιλλ ὰ α ὐ τ
, ρ π ϰ ο ιν α ιτ ν ά ρ ο ὶπό ρ δ ἰἀν ϰ α α λ η τίτ ὶἀ α εϰ τ ψ α ρ έ θ τ᾽ἀ ε ι. ὶϰ ισ ρ ςγέν ε ο ίλ ςπ το ά ιφ ι, ὃ ν έ η ρ λ Π α ῆ θ Hera spricht hier davon, daß sie am Zustandekommen der Hochzeit zwischen Thetis undPeleus selbst beteiligt war, weil sie Thetis einst aufgezogen habe. Das stimmt durchaus zu der Kyprienversion (Dankbarν “ , diedurch ο μ γ ν ὸ ά ὐ ο τ α τ ῦ ιν ε ν γ η εύ έ ν φ μ ιζο ρ α ᾳ χ ... Ἥ keitsvariante) „ ρ ὲ ςδ ὲ Apollod. III 13,5,2 noch ausführlicher so wiedergegeben wird: τιν ςὑ π ὸἭ ε ῖνὡ ιὶσυνελ θ ν ,Δ ία α ιΔ ῖσ α ν ε ῆ φ θ ςτρα η α ρ γ ο υ λ έ σ ιΘ έτινμ ὴβουλ ι. Auch das Moment des Aufο ιϰ ίσ ν α νσ ὴ υ ὐ τ ινα ε λ έ θ ῷ τ η ν θ δ ὲὀργισθ τ α έ ν ziehens der Thetis durch Hera stand also in den Kyprien, wie auch A. R. IV 790ff. wahrscheinlich macht1. 5.
Ω
534
ff.
ρ α ῶ ὰδ α λ γ σ νἀ α ὶδό ε ο ιθ ῆ λ η ὶΠ α νϰ ὲ ὣ ςμ ο π ρἐ α σ τ ὰ έϰ ςγ ςἐϰ α υ τ ο ν π ά ώ ρ θ τ ς·π ε ῆ ν ν ε γ ϰ ᾽ἀ ἐ ι, ιδ ό εσ σ ν μ σ , ἄνα ρ σ ε εδ υ ῳ τ ὲΜ τ ύ ο λ επ τ ῳ β λ ὄ . ιτιν ϰ ο σ νἄ νπ α ίη ο ὰ ε ιθ τ ν ἐό ῷ τ η ν ἱθ ϰ α ίο ϰ ν ὔτ ό ,ὅ τ ιο ἱο τ ι ὸ ςϰα ε εθ ϰ ῆ θ ῷ λ λ ἀ ὶτ α ὶϰ π ᾽ἐ ὴγέν ν ν ε , ο τω τ οϰρειόν ι, γ ισ ο ρ ά γ ε νμ νἐ ω π α ίδ ε νγ ὐ δ έν υτό νο ριο ν α ώ νπα ε λ ατέϰ λ ἀ ῖδ α απ ν ᾽ἕ · η ς τρ ιπ ά ό θ ά λ ατηλ ὶμ ε , ἐπ ω ίζ μ ο αϰ ν τ ϰ ο η ρ ά σ γ ή δ δ ἧ ω νἠ ὲσ μ ὰτέϰ . α ν α ιἐ ν ὶ Τρο εϰ έτ ίῃ ,σ Auch hier ist die Hochzeit mit Thetis vorausgesetzt. Die voraufgehende Fässerallegorie scheint vorbereitende Andeutung des Peleusmotivs zu sein.
Die Ilias kennt also nicht irgendeine, sondern die spezielle Kyprienversion über dasZustandekommen der Ehe zwischen Thetis undPeleus. Es ist kaum denkbar, daß die Kyprien diese Sage aus denAndeutungen der Ilias fortentwickelt haben. Sie hätten, wenn sie sich an die Ilias angelehnt hätten, die Thetisszene im A zum Ausgangspunkt genommen, die ihrerseits schon eine freie Weiterentwicklung alter Motive darstellt und deshalb nicht zu den in den Kyprien vorhandenen Ergebnissen geführt hätte. Manwürde z. B. in den Kyprien eine Berücksichtigung des Motivs der Thetishilfe bei der Zeusrevolte erwarten2. Wenn man also die Ilias nicht von den Kyprien abhängig 1 Die Übereinstimmung des Belegs mit den Kyprien betonten vor allem ROBERT Bild und Lied 129, LESKY Peleus 292. 2 Dieses läßt sich als eine genuin homerische Neuerung erweisen: Das Wirken der Götter in der Ilias 16 mit weiterer Literatur.
Die kyklischen Epen und die Ilias
232
sein lassen will, bleibt nur die Möglichkeit, daß beide unabhängig hier auf die gleiche Quelle Bezug nehmen. Proklos 2, fr. 3 (Eris)
1. Λ 3 ff.
(III), Vasenbilder Mp. Ζ ε ὺ ςδ ὰ ο ςἐ εθ λ λ ῆ α π ὶν ςἈ ΐα ο ρ χ π α ιῶ α ν ιδ ρ ᾽Ἔ ιοτέρ ο έμ α ε λ ςμ ο τ ὰ ,π ν η χ ερ έ λ σ γ α ἀ ρ ὶνἔχουσ α ν . ή ε η τ ϊν ῒμελαίν τ ῃ σ ῆδ α ϰ , γ ε ςμ ο σ ῆ π σ ᾽ἐ υ δ ᾽Ὀ ἥῥἐ ῳ εγεγω ἔ ϰ σ ν έμ ε νἀ τ ά σ εσ μ νμ φ ο τέρ ω σ ε , ε λ Τ ς μ α ω ι ν α ί ά δ σ ι α ο ’νἐ λ ςϰ π ο τ ὲ ν μ ἠ ἴα ᾽Α ἠ δ χ α τ ῆ α ίῥ, ἔσ ν α ςἐΐσ π ᾽ἐ , το ς ο α ς ῆ λ ᾽Ἀχιλ ’ ῃπ ίσ ν υ ο ιϰ α ὶϰ ρ έ ν , ἠνο υ σ α εἴρ ῶ ν . ϊ χειρ τε ρ ά εδειν γ ατ έ ντ ό ε τ ᾶ σ θ ὰμ ασ ν ε ἔ εθ σ υ ᾽ἤ θ έ ν σ α ο γ α λ ςἔμβ έ ὲμ ι᾽, Ἀχα ρ θ ὄ ινδ ῖσ ῳ ιο τ σ ά ᾽ἑϰ δ ινἠ ε ϰ α ίζ ὲμ ρ δ εμ ά λ ο νπ τ χ εσ ο ϰ θ η ι. α λ λ ίῃ ,ἄ ςγλυϰ ο μ ίω ε ό λ α ρπ νγέν φ ε τ ιδἄ ῖσ το ι α θ ὲνέεσ ᾽ἠ νἐ η ςπ α ίλ ρ ιφ τρ ίδ αγα υ σ ῖα ῇ φ ν ὶγλα . υ σ ννη ἐ
᾽ Eris wird hier so selbstverständlich von Zeus entsandt, damit sie die Achaier zum Kampf hetze, daß man meint, hier sei ihre Funktion beim Parisurteil, wie wir sie für die Kyprien aus Proklos und Vasenbildern1 rekonstruieren können, schon als bekannt vorausgesetzt. Der halb allegorische Charakter, den Eris hier hat, entspricht durchaus dem, was wir für die Kyprien annehmen müssen: Die Vasenbilder zeigen Eris nur am oberen Bildrand, wie sie das ganze Geschehen beobachtet und steuert. Auch die Rolle, die Eris sonst in der Ilias spielt, ist zu vergleichen: Δ440, Ε518, Υ48 (vgl. Σ535) erscheint sie ebenfalls personifiziert, teilweise unter anderen Göttern des Kampfes. Falls der Vers 5 des fr. 1 (I) der Kyprien (π ια Ἰλ νἔpiν η γ ά λ ε ο υμ μ έ ο λ ϰ ο ῖο ) mit derweiteren Rolle derEris in diesem Epos schon imZusammenhang steht, bzw.sie vorbereitet, würde auch er durch Λ 3ff. gut illustriert. (Geschenk der Rüstung)
2. Ρ194 ff.
ε ν αδῦ ε ύ χ τε α τ ... ὁδ᾽ἄμβρο ο ε ὶΟ ω ε ὐ ρ ἱθ είδ ίω λ α ν ν ε η ς ο ,ἅ Π ς ο ῆ ιλ χ Ἀ ῳ ἔπ ορ νὁδ ο ὶφ ρ τ ίλ α π α σ ε σ ὶὄπ ιδ α ᾧ π α ρ ᾽ἄ η γ ρ ά λ λ ς ,ἀ ή ρ α . ὸ ςἐγ ὐ χυ τρ α ιπ σ ᾽ο τε ἱ·ὸ νἔν ςἐ
Die Waffen des Achilleus, die hier Patroklos benutzt, sind dem Peleus von den Himmlischen übergeben worden. Der Anlaß kann eigentlich nur 1 Zu diesen ROBERT 1073 m. Anm. 1.
Antehomerica
233
die Hochzeit desPeleus mit Thetis gewesen sein, die demnach demIliasdichter bekannt ist (vgl. Beleg Nr. 3)1.
3. Σ84 f. (vgl. Beleg Nr. 2 zu fr. 2 (II)) ὰδ ῶ ρ α(sc. τεύχ ῆ ιθ λ α ... τὰμ ε γ σ ὶδό ὲ ο α νἀ νΠ η λ ε ) α ν ο νεὐ λ . ῇ ςἔμβα ο ρ έ ν ῦἀ το εβρο εσ τ ῷὅ τιτ α μ ἤ Hier ist explizit ausgesprochen, was in Beleg Nr. 2 auch angenommen werden mußte: Daß die Rüstung ein Hochzeitsgeschenk der Götter war. Die offizielle Hochzeit zwischen Peleus und Thetis gehört also zu den festen stofflichen Voraussetzungen der Ilias, wassich indirekt auch schon aus denBelegen zufr. 2 (II) erschließen ließ. (Geschenk der Pferde)
380 f. (381 = 867) 4. Π ι ο π ςἵπ έε ϰ νὠ ο ὺδ ρ ρ ν τιϰ ἀ νὑπέρθο ο ρ φ τά α ρ ᾽ἄ . ρ α ῶ ὰ δ α λ , θ γ ε ἀ ο ν ὶ δ α ό σ ι ῆ η ι, ο λ β ο ρ ο τ ὓ ςΠ μ ἄ Hier gelten nun neben den Waffen auch die unsterblichen Rosse der Achilleus als Geschenk der Götter2. Aus den Kyprien ist uns zwar nicht genau bekannt, welche Geschenke die Götter dort zur Hochzeit darbrachten (außer der Lanze des Cheiron). Denkbar wäre, daß dem Iliasdichter erst angesichts der wohl traditionellen Lanze des Achilleus des Gedanke gekommen ist, auch die Waffen und Rosse des Helden zu göttlichen Hochzeitsgeschenken zu machen (daß es sich um Hochzeitsgeschenke handelt, wird zwar hier bei denRossen nicht gesagt, ist aber wohl gemeint1). Gegen diese Möglichkeit spricht aber u. a. Apollodors Schilderung (Bibl. III 13,5), nach der Poseidon die Rosse Balios und Xanthos dem Peleus zur Hochzeit schenkt.
5. Ρ443 f.
ϰ ν τι α ιἄ ῆ λ η νΠ ,τ ε ώ ίσ μ ιδό φ ῶ ἆδειλ ῷ μ ε ,ὑ ῖςδ ε; η τ τ θ ν ω τ ρ ω ή τ γ ά νἀ ν ὸ τ α ᾽ἐσ ᾽ἀθ
Hier scheint es so, als habe Zeus selbst die beiden göttlichen Pferde dem Peleus zum Geschenk gemacht (oder doch alle Götter gemeinsam, entsprechend Beleg Nr. 4). Das widerspricht allerdings dem Beleg Nr. 6. Dieser leichte Widerspruch (‚Götter‘, Zeus, Poseidon) erklärt sich aber aus dem verschiedenen Aspekt, unter demdiePferde an dendrei Stellen betrachtet werden3. 1 So auch LESKY Peleus 292. 2 Eine Abhängigkeit des Verses 381 von Σ ό ςsie λ α γ 84, wie H. J. METTE in LfgrE s. v. ἀ annahm, ist jedoch nicht erweislich. Vgl. HERMANN FRÄNKEL Gnomon 29 1957 487. 3 Mit Recht hält SEVERYNS 87 m. Anm. 1 diese leichten Widersprüche für unerheblich.
Die kyklischen Epen und die Ilias
234
6. Ψ 276 ff. ἴσ ὰ έγ τ ρὅσ σ ο νἐμ ε λ το νἵπ ι· ὶἀρ ο ο ά λ π ε τ ιβ ερ ῇπ ν α ἀ θ ά τ ο ίτ εγ ά ρεἰσ ι, Π ό ὲπ ρ νδ ο ω σ ειδ ά ς ὺ το ὐ ᾽α
ῷΠ π α τρ ὶἐ μ ιξ λ λ η . ν ε ι, ὁδα ῆ ο ὶ, ἐγγυά ὖ τ ἐμ ᾽
Hier werden die Pferde des Achilleus als eine Gabe des Poseidon bezeichnet. Das scheint den Belegen 4 und 5 zu widersprechen. Die Herkunft der Pferde von Poseidon erklärt sich aus der Beziehung Poseidons zumPferd. Ob an dieser Stelle überhaupt an ein Hochzeitsgeschenk gedacht ist (was in Beleg Nr. 4 nahelag), kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Vgl. aber Apollod. III 13,5. (Geschenk der Lanze) 7. Π140 ff.
(141–144 = Τ 388–391) ϰ ίδ α ο , ἰα ςΑ ε τ ὐ ο χἕλ ν ςδο ο γ χ ἔ νἀμύμο ἶο ᾽ο β ρ ιθ ὺμ έ γ αστιβαρό ντ τ α ὐδύν νο ν ιῶ ὲ χ ὸμ α ςἈ ο λ ᾽ἄλ ᾽ ύ ς λ , ε π ά λ λ ειν ,ἀ ι, Ἀχιλ α λ λ λ άμ ινο ἶ·ο οπ ςἐπ ῆ ίσ τα τ ό ρ εΧείρ π ῳ ω ν η ιά Π λ δ ίη ν ε λ αμ ,τ ίλ ὶφ νπ α τρ ὴ εσ Π η λ ίο . ιν σ ιἡρώ υἐ α ϰϰορυφ ῆ ς ,φ ν ό νἔμμεν ο
Auch hier wird nicht gesagt, wie Peleus in den Besitz dieser Lanze des 140 verweisen aber dazu auf ist. Die ABD-Schol. Π die Kyprien. Da die Hochzeit des Peleus mit Thetis auf jeden Fall in der Ilias als bekannt vorausgesetzt ist, da ferner die Waffen des Achilleus als Hochzeitsgeschenk vorgegeben sind, auch wenn sie gelegentlich nur als ‚Gaben der Götter‘ deklariert werden1, die Kyprien aber die Lanze von Cheiron dem Peleus zur Hochzeit überreichen ließen, ist es naheliegend, daß auch die Ilias diese Version voraussetzt2. Daß die Kyprien aus dieser isolierten Stelle die Sage ‚herausspannen‘, daß Cheiron die Lanze zur Hochzeit überreichte, ist ganz unwahrscheinlich, es sei denn, man wollte annehmen, daß die Kyprien Π140 ff. mit Σ84 f. kombinierten. Vielmehr muß man mit Wahrscheinlichkeit eine gemeinsame Quelle annehmen, wenn man nicht die Ilias von den Kyprien abhängig
Cheiron gekommen
machen will. In unserer vorläufigen Terminologie können wir sagen, daß die von Cheiron dem Peleus bei der Hochzeit überreichte Lanze zu dem von Homer vorausgesetzten Faktenkanon gehört. In den Kyprien hat
1 Daß eine ‚Gabe der Götter‘ vorzugsweise ein Hochzeitsgeschenk ist, zeigt auch das ο νder Andromache. ν von Aphrodite geschenkte ϰρήδεμ 2 LESKY Peleus 292. 306f. äußert die Vermutung, Homer könnte hier evtl. noch eine ältere Variante berücksichtigen, nach der Cheiron die Lanze dem Peleus bei einem Jagdabenteuer schenkte, und vergleicht Pi. N. 3,33. Aber bei den starken sonstigen Übereinstimmungen mit den Kyprien liegt es nahe, auch hier an Übereinstimmung mit fr. 3 (III) zu denken.
Antehomerica
235
diese Lanze im Unterschied zur Ilias noch eine ganz bestimmte Funktion, bzw. ein bestimmtes Schicksal: Es ist die Lanze, mit der Telephos verwundet wird und deren Rost letztlich wieder zu seiner Heilung beiträgt, wiees dasdelphische Orakel demTelephos geweissagt hatte. Auch in der Kleinen Ilias hat diese Lanze wohl eine Rolle gespielt: fr. 2 (V). Damit ist noch einmal mehr bewiesen, daß die Lanze ‚alt‘ist. Ganz unabhängig von der Heranziehung der kyklischen Epen ergibt sich das auch aus der Art, wie sie in der Ilias eingeführt wird: Patroklos übernimmt die ganze Rüstung des Achilleus, nur die Lanze nicht, weil die nur Achilleus allein schwingen kann. Die Funktion, die in poetischer Hinsicht die Lanze in ήdes Achilleus von der des ε ρ der Ilias bekommen soll: sie soll die ἀ τ Patroklos abheben, ist nicht so bedeutend, daß sie eine völlig neue Erfindung einer von Cheiron dem Achilleus überreichten Lanze recht-
fertigen würde.
8. Υ 277. Φ 162. Χ133 Die Π ιὰ η λ ςμελ wird erwähnt; ihre Geschichte ist offensichtlich auch an ίη diesen Stellen in irgendeiner Form bekannt. (Hochzeitsgesellschaft)
62f. 9. Ω
ι υ ῖσ ·ἐ νδ ὲσ ὺτο μ ο ά ί, γ ςδ ε ο ν ε τ ά π ,θ ε θ σ α τιά ν ᾽ἀ ίν υ νἕτα δ α ϰ ῶ ρ α . ,ϰ α γ ε τ ιγ ισ μ π ρ νἄ ό νφ ἰὲ ω χ ᾽ἔ ᾽, α
Hier wird uns von der Teilnahme aller Götter an der Hochzeit des Peleus berichtet1. Apollon habe auf diesem Fest die Phorminx gespielt. Das bestätigt wieder denProklosbericht im allgemeinen, der von einem Schmaus der Götter bei der Hochzeit berichtet.
Aus diesen ‚stückweis sich ergänzenden‘ Berichten ergibt sich, daß die Ilias von einem fest geformten Bild der Hochzeit des Peleus und der Thetis ausgeht2. Dieses Bild scheint sich genau mit dem Inhalt der kyklischen Epen zu 1VONDER MÜHLL 31 vermutet, daß es sich vielleicht umeinen Motiveinfluß der Kyprien 603f. bei einem normalen Göttermahl sich hören handelt, wenn Apollon und die Musen Α lassen. Dagegen ist aber auf Hesiods Theogonieproömium zu verweisen, aus dem ersichtlich ist, daß es geradezu die Funktion der Musen war, vor Zeus (Th. 36ff. 75) und beim Göttermahl (65 f.) zu singen. 2 Freilich behauptete NIESE Entwicklung 41, die Vorstellung von der Hochzeit des Peleus gewinne erst im Laufe der Dichtung Bestimmtheit und Geltung. Zunächst sei von Geschenken der Götter an Peleus ohne Erwähnung der Hochzeit die Rede (Belege Nr. 4,2,5), erst im Σ finde sich die Gelegenheit, bei der die Geschenke gemacht werden (Beleg Nr. 3), und diese Gelegenheit, die Hochzeit des Peleus, werde dann im Ω weiterverwandt Beleg Nr. 9). Nur aus methodischen Gründen sei darauf kurz eingegangen. Sofort ist folgendes zu sagen: Abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit, daß der Kypriendichter umständlich die
236
Die kyklischen Epen und die Ilias
decken. Im Fall der Lanze des Achilleus ergibt sich nur durch umständliche Kombination aus der Ilias selbst, daß sie von Cheiron gerade am Tage der Hochzeit dem Peleus übergeben wurde. Es ist aber unwahrscheinlich, daß erst der Kypriendichter eine solche Kombination vornahm, die in keiner Weise einer irgendwie üblichen dichterischen Praxis entsprechen würde. So scheint die Tatsache, daß die Kyprien diese Lanze als Hochzeitsgeschenk kennen, unabhängig von der Ilias erklärt werden zu müssen. Im Falle der Rosse des Achilleus kann nicht mit Sicherheit ermittelt werden, ob sie nach Meinung des Dichters am Tage der Hochzeit übergeben wurden, wenn das auch dem ganzen mythologischen Zusammenhang nach am wahrscheinlichsten ist. Entsprechend ist auch nicht ganz sicher, daß nicht doch Erfindung des Iliasdichters vorliegt1. Leider wissen wir für die Kyprien nur, daß außer der Lanze des Cheiron dem Peleus noch andere Geschenke überreicht wurden, aber nicht welche. So ist also der Nachweis der Kongruenz von Kyprieninhalt und Quellen der Ilias in diesem Punkte nicht weiterzuführen. Auf Eris’Rolle bei der Hochzeit und dem Streit der Göttinnen (für den sich nur mittelbar aus den Belegen für das Parisurteil erschließen läßt, daß er dem Iliasdichter bekannt ist), finden sich keine direkten Anspielungen. Die Rolle der Eris in der Ilias würde aber verständlicher, wenn ihre Mitwirkung an der Entwicklung des Krieges vorausgesetzt wäre.
Proklos 3, fr. 4. 5 (IV. V)2. 5 A (BETHE 21929 p. 158)
1. Α 55f.
ϰ ῆ εθ ε ὰλευϰώ λ ε ν ο ὶθ ςἭ ε ὶφ σ π ρ γ ὰ ρἐ τῷ η ρ · ή δ ε τ ογ ϰ ρΔα ὰ ν α ν ῶ ,ὅ τ ιῥ ῄ αθ σ ν ϰ ο ν τα ςὁρᾶ το .
Die Sorge der Hera um die Achaier erklärt sich ausihrer durch dasParisurteil bedingten Parteinahme gegen die Troer. verschiedenen Iliasstellen kombinierte und gleichzeitig phantasievolle Geschichten zu ihnen hinzuersann, spricht die Erwähnung des Peleus selbst dagegen, die sich aus der Ilias heraus nicht erklärt. Ferner berücksichtigt NIESE die Lanze des Peleus nicht (Belege Nr. 7 und 8), deren Beachtung zu einer Fülle von unwahrscheinlichen Hilfshypothesen zwingen würde. Schließlich ist die Thetishochzeit bereits Α503 ff. vorausgesetzt (Beleg Nr. 1 zu fr. 2 (II)). Wenn man dann die Frage in größerem Rahmen sieht, kommt man auch an dem Schluß nicht vorbei, daß alle Stellen, die das Parisurteil bezeugen, indirekt das Motiv der Thetishochzeit voraussetzen: Nur durch den Streit bei der Hochzeitsfeier wurde das Parisund Ω urteil ausgelöst usw. Außerdem setzt die im Σ berücksichtigte Variante der Thetishochzeit bereits die ältere Themisvariante voraus, wie die Sagenananalyse lehrt, und dadurch ist ad-hoc-Erfindung der Thetishochzeit im Σebenfalls ausgeschlossen. Die kühne Hypothese NIESES ist ein besonders lehrreiches Beispiel dafür, zu welchen Fehlurteilen man gelangen kann, wenn man keine genaue Sagenanalyse vornimmt. 1 Daß die Rosse des Achill überhaupt vorhomerisch sind, ergibt sich aber auch aus ihrer vermutlichen Rolle in der Aithiopis mit Wahrscheinlichkeit: vgl. Beleg Nr. 10 zu Proklos 63. 2 Zu den sprachlichen Beziehungen, die zwischen den beiden Fragmenten undderübrigen
Antehomerica
237
ϰ εθ ε ὰ λ ευ ϰ ώ λ ε ν ο ςἭ η ρ ρ ὸδ π έμἧ ητ ε ν . έ μ δο η εϰ άτ σ ῷ υ έο μ ιλ φ υ ςθ ῶ μ ὁ μ ω φ ἄ
᾽ Die Gemeinsamkeit der Hera undAthene wird ohne weitere Motivierung hervorgehoben. Im Zusammenhang mit den folgenden Stellen liegt der Schluß nahe, daß diese Gemeinschaft durch den gemeinsamen Ärger der beiden Göttinnen über ihr schlechtes Abschneiden beim Parisurteil zustandegekommen ist. ρ ό μ ο αν σ τ ο ςἐτύχ έρ π γ είο ισ ινὑ , η νἈρ θ ε θ αϰ ν ἔ ν νἭ η α ίη ὴἈθ ἰμ ε ν ε ο νἔειπ θ ςμῦ ὸ ρ ηπ ρ ιό ἰγ ό π ο ι, α ὢ π τώ , ιὸ ςτέϰ ν χ ο ς ο , Ἀτρυ ιοΔ ·η ν δ εφ ό ὴοἶϰ νἐ ςπ α η ο τρ ίλ ὕ ίδ α ῖα γ ω δ ν τ α Ἀ ρ γ ε ῖο ιφ ε ύ ξ ο ν τ α ιἐ π , η ς ά σ σ α λ α θ ῶ τ ν α έ ρ ᾽εὐ ῳ ϰ ϰ α ὰ ὶΤρ δδ έϰ ε νεὐχω ω μ σ ιά ὴ νΠ ρ ὶλίπο λ ιε ν Ἀρ γ ε ίη νἙλέν η ν ε ϰ ,ἧ απολ λ ὶἈχα ςεἵν ο ιῶ ν π ό λ ο ν τ ο ,φ η ςἀ ίλ π νΤρ ο ὸπ ἐ ίῃἀ α ίδ τρ ς . ςα ἴη ο Auch hier finden wir wieder die Gemeinsamkeit der beiden Göttinnen Hera undAthene. In ihren Worten anAthene bringt Hera zumAusdruck, daß der Triumph der Troer unddes Priamos über die Achaier wegen des Bleibens der Helena unbedingt vermieden werden müsse. Die pointierte Nennung der Helena macht den Verdacht, daß das Parisurteil vorausgesetzt ist, noch dringender. Epik bestehen, hat sich O. LENDLE Die „Pandorasage“bei Hesiod Würzburg 1957 geäußert. Seine Argumentation ist dadurch gekennzeichnet, daß sie (z. T. schon von hypothetischen Datierungen der frühgriechischen Dichtung ausgehend) versucht, anhand von kleinsten Iteratbezügen eine relative Chronologie verschiedener Dichtungen und Dichtungsteile (z. B. Interpolationen) aufzustellen. Die meisten Argumente erscheinen mir trotz ihrer außerordentlichen Scharfsinnigkeit überspitzt. Mit der Möglichkeit gemeinsamer Vorbilder für einzelne Versteile wird kaum gerechnet. Die Erkenntnisse über die dichterischen Mittel einer aus der ‚oral poetry‘abgeleiteten Epik werden m. E. nicht berücksichtigt. Z. B. ist die Behauptung LENDLES 39, die Wendung ἄ ινin fr. 4 (IV), 2 ῖσ ο ιν ρ ινεἰα σ ε θ ν stamme aus Β89, unbegründet. Es läßt sich aus einer so punktuellen Übereinstimmung m. E. überhaupt nichts über eine Beziehung zwischen beiden Stellen aussagen. Überdies passen Chariten und Horen genausogut zu Frühlingsblumen wie die Bienen im Gleichnis des B. Eine weitere Behauptung LENDLES (45), das Motiv des Gewandes der Chariten und Horen sei aus dem homerischen Vers Ε338 entlehnt, in dem erzählt wird, daß der Speer des Tydiden die Haut der Liebesgöttin durch den Peplos hindurch ritzte, den die Chariten selbst verfertigt hatten, ist nicht überzeugender. Wenn man überhaupt beide Stellen vergleichen will, so ergibt sich, daß die Erwähnung der Chariten in den Kyprien näher lag als in der Ilias, weil es nur dort beim Parisurteil auf die ‚Charis‘der Aphrodite ankam. Was die Kränze von fr. 5 (V), 2 f. mit σ193f. zu tun haben könnten (LENDLE 34), Β 155 fff nicht. ich 208 3. sehe Α 2.
Die kyklischen Epen und die Ilias
238
5ff. 4. Δ
ᾶ τ οΚ ρ ο ν ίδ η νἭ π ειρ ςἐρεθ ε μ ίζέ ν η ρ τίϰἐ ὐ α ύ ω ν ε ϰ ερ μ ίο το ιςἐπ ρ νἀ έ ε η γ ο σ ι, π σ β δ α ή ρ λ α ᾽ ῳ ἀ ρ η γ ό ν ε ςεἰσ ω ν ὶθ εά , · ε λ ν ά ε νΜ ὲ ὶμ ια „δο . η ν ή ῒςἈθ η ν ε μ ο ϰ λ ὶἈλα α ίηϰ ε ητ ᾽Ἀργ ρ Ἥ σ α ι μ ε ν ιεἰσορόω ή α θ α λ λ ἀ ι, ϰ φ ὶνόσ ιτα ο τ ᾽ἤ ῷ δ η ίτ ο δ ρ ςἈφ ὴ ντ θ ο εσ ειδ π μ μ ο τέρ εφ ιλ τ ὖ ᾽α ϰ ε ὶ ϰ α ὐ ω α λ β τ ῦ ο ι μ ε · μ έ ρ ν ύ α μ ὶπ ἀ ἰε α ς α ρ ϰ ῆ · ι“. α νἐξεσ ε σ θ ῦ ε νὀιόμεν ν έ ϰ ὶν ά ω σ α ο νθ α
Hier sind in demselben Zusammenhang alle drei am Parisurteil beteiligε έ σ ιdeutet im Zuσ ιςἐπ ίο μ ερ ten Göttinnen genannt. Der Ausdruck ϰ το sammenhang mit dem Wort ἐρ ε ιζ θ έ μ νdarauf hin, daß hier auf eine beε sonders heikle Frage angespielt ist. Zeus spricht hier nicht davon, daß die Göttinnen Hera undAthene auf Seiten derAchaier standen, was man erwarten müßte, wenn die Götterparteiung der Ilias Ausdruck nationalpolitischer Tendenzen wäre1, sondern daß Hera und Athene ‚Helfer des Menelaos‘sind. Wie soll man den Ausdruck anders erklären als durch den Hinweis auf das Parisurteil? Zwar hilft Athene dem Menelaos auch sonst in der Ilias, und man könnte daraufhin vermuten, daß sie die Schutzgöttin des Menelaos ist, so wie sie in der Ilias auch als Schutzgöttin des Achilleus, Odysseus und Diomedes erscheint; aber die Nennung der Hera ist damit in keiner Weise erklärt. Dem Liebling der Hera und Athene stellt Zeus den Liebling der Aphrodite, Paris, gegenüber. Alles das ist nur erklärlich, wenn das Parisurteil schon zu den Voraussetzungen der Ilias gehört.
5. Δ24ff. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 21) δ α ύ η · σ ο ρ π ὰ λ λ ,ἀ ν ο ςχόλ ο θ τῆ εσ δ α ϰἔχ ὐ ῃδ ᾽ο ρ Ἥ ς ό τα ε · εΚρον ίδ τ η ἰν ,π „α ο ῖο νἔειπ ντὸ θ νμῦ ο έ λ ε ιςἅ ιο ςἐθ λ π ῶ νθ ε ῖν δ , α ιπό νἠ ν ν ο το εσ τέλ ᾽ἀ ι ο π θ ρ ῶ ἱδ ιἵπ ο ῳ έμ ,ϰ νδ η έ μ τ α ω σ ό γ αμ νἵδρ ᾽ὃ νἀ . ῳ λ ὸ γ ειρ α ίν ϰ ϰ ο ισ άτο ύ ῃ α σ α επ ,Π ῖότ ρ ιά μ .
ι” ἕρ δ ἀ τὰ ρο ο ὔτο λ ιπ λ ά ὶἄ ν ο τ ε ε ςἐπ ε νθ μ έο ιν α
Hera hält hier᾽·demZeus ihre Mühevor, diesie bei ihrem Wirken zurAufbietung der Mannen der Achaier gegen Priamos undseine Kinder gehabt habe. Unabhängig von der Frage, ob hier von Homer auf einen bestimmten mythischen Sachverhalt angespielt ist oder ein ‚Autoschediasma‘des Dichters vorliegt, drängt sich die Frage auf, welche allgemeine Situation 1 So WILAMOWITZ 285 ff., ders. Glaube der Hellenen 11931 Ι320 ff., 21955 314 ff., ähnlich zuletzt FOCKE (vgl. o. S. 30).
Antehomerica
239
hier vom Iliasdichter vorausgesetzt ist. Zuwelchem Zweck hat Hera hier die Achaier aufgeboten bzw. angestachelt? Warum wird so betont gesagt, daß sie das dem Priamos und seinen Kindern zum Schaden getan habe? Wieder kann dieAntwort nur lauten: wegen ihres durch das Parisurteil hervorgerufenen Grolls. Daß sie Schutzgöttin der Achaier ist, kann diesen Groll nicht genügend motivieren. Die Tatsache, daß Athene die Meinung vertritt, daß auch alle anderen Götter gegen Zeus sein werden, spricht nicht gegen diese Interpretation. Denn man muß sie als eine Zweckübertreibung betrachten. Durch den Verlauf der Ilias selbst wird ja bewiesen, daß diese Behauptung der Göttin mit den Tatsachen nicht übereinstimmt. 6.
Ε
418
ff.α ο ρ ό ω σ ιἈ α ὶἭ α εϰ ἱδαὖ τ εἰσ ίητ α η ν ρ η θ η νἐρέθ ιζ ίδ ν ο ν ρ ο . Κ ϰ ε ία ρ σ έε ιΔ το σ μ ίο ᾽ιςἐπ ᾽ · ή η ν ϰ υ λ ιςἈθ α ῶ π γ ὰ ε ρ εθ χ νἦ ω θ ιδ ῖσ ὲμύ το „Ζ ε ῦπ ά τε ρ , ἦῥ ά τ ίμ ο ιϰ ε χ ο λ ώ σ ε α ι, ὅ τ τιϰ ε νε ἴπ ω ; ἦμ ά λ ήτιν αδ αΚ ύ π ρ ιςἈχα ιιά ιε ῖσ δ ω νἀ ν α Τρ ω σ ὶνἅ γ μ ῦ λ νἔϰ π ὺ ςν α ασ ι, το π έσ αφ θ α η ε σ ίλ , έ λ π ω νἐυπ ν ω δ ιιά υ σ αἈχα έζο ρ ϰ ρ α α ντιν τῶ ύ ξ μ α τ οχε ῖρ τα α ρ .‛ α ἀ ιήν α ῃϰ ν ό π ρ ὸ ςχρ σ υ ῇπερ
In diesen Versen haben wir die Kehrseite des Grolls der beiden verbündeten Göttinnen: ihren Spott über die von Diomedes verwundete und Schmerzen leidende Aphrodite. Wenn hier davon die Rede ist, daß Aphrodite jetzt die Troer so schrecklich liebt, so ist damit ohne Zweifel auf ein ganz bestimmtes (den Hörern bekanntes) auslösendes Moment angespielt. Offensichtlich ist hier von einem Einzelfall eine komisch wirkende Verallgemeinerung und Inbeziehungsetzung zu der augenblicklichen Situation der Verwundung der Aphrodite vorgenommen worden. Verallgemeinerung: Aphrodite wird wohl irgendeine der Achaierinnen bewegt haben, den Troern zu folgen; Bezugnahme auf die konkrete Situation: Während sie diese streichelte, wird sie sich die Hand verletzt haben. Da ist der Schluß wieder kaum von der Hand zu weisen, daß es sich umeine Anspielung auf dieUnterstützung derTroer durch Aphrodite wegen der Helena handelt. Bezeichnend ist, daßgerade der für Aphrodite charakteristische Zug weiblicher Schwäche, der zu ihrem Sieg im Parisurteil komplementär ist, hier besonders von ihren Gegnerinnen ironisiert wird. 7. Ε714ff. ὢπ η ς , Ἀτρυ τώ , ο ν ιὸ ςτέϰ ιό ιοΔ ο χ ἰγ ια ο π ό ἦῥἅ ε ν λ ε μ ε νΜ ιο λ ντὸ νμῦ έσ τη θ ο νὑπ ά , ῳ ’ ν σ τ α έρ νἐϰ π ιο ι, Ἴλ θ α έεσ ν ο π νἀ ο ε ᾽εὐτείχ ἰο ε νἌρ λ ο ὕ μ εσ θ τ α ίν ιἐά α ω ε νοὖ μ ο σ . α η
Die kyklischen Epen und die Ilias
240
In diesen Worten, diewiederum Hera anAphrodite richtet, ist voneinem Versprechen der beiden Göttinnen Hera und Athene an Menelaos die Rede, daß er nach Zerstörung von Troia in seine Heimat zurückkehren werde. Diese Konstellation: Hera–Athene einerseits, Menelaos andererseits ist überhaupt nur durch das Parisurteil erklärbar. Daß hier nicht ausdrücklich von einem Versprechen der Rückgabe der Helena die Rede ist, erklärt sich natürlich aus demZusammenhang der ganzen Situation: Hera und Athene sind zunächst nur daran interessiert, die augenblickliche Gefahr eines Sieges der Troer durch die Hilfe des Ares zu bannen und wollen unmittelbar auf Troias Ende hinarbeiten. Die Rückgabe der Helena ist für sie erst in zweiter Linie wichtig. – Das gemeinsame Agieren der beiden Göttinnen setzt sich dann noch im folgenden fort: Beide wirken durch Paränesen auf den Kampfesmut der Achaier ein, um gegen das Wirken des Ares ein Gegengewicht zu schaffen. Diese Gemeinsamkeit kann ebenfalls nur mit demParisurteil und der sich daraus ergebenden Parteiung zusammenhängen. 8. Θ 350 ff. Der gemeinsame Versuch der Hera undAthene, sich über das Zeusdekret hinwegzusetzen, mißlingt: Nach der von Zeus verfügten Intervention der Iris kehren die Göttinnen mit ihrem Wagen wieder um. Die Gemeinsamkeit des Interesses am Sieg der Achaier und an der Niederlage der Troer ist wieder Ausdruck der durch das Parisurteil bestimmten Stimmung.
9. Ξ ff.
„ ἦῥ ά ν ύμ ο ίτ ιπ ίθ ο ιο ,φ ίλ ο ντέϰ ο ς ,ὅ τ τ ιϰ ε νεἴπ ω , ἦ έϰ ε νἀ ρ ν ή σ α ιο , ϰοτεσσαμ έ ῷ ν , ητ όγ εθ υ μ ϰἐ ε ο ὕ ν Δ γ ὼ α ν ῖσ ι, σ α ο εις;‛ ή ὺδ γ ὲΤρώ εσ ινἀ ρ σ είβ ε τ᾽ἔπ η ίτ · δ ρἈφ ο η τ ρ τ νδ ἠμ υ γ ά ςθ ὴ ιὸ αΔ ιτ ε ᾽ „Ἥ ρ η ,π ρ έ σ β αθ ε ά ,θ ύ γ α τ ε ρμ ε γ ά λ ο ιοΚρόνο ιο , ᾽ὅτ ν ε ω ν γ ὸ ςἄ μ ιφ , υ ὔ δ α ις έ α ε σ ιδ εθ · τελ έμ έ α ρ ο ν μ ἰδύνα ε α ιτελέσ εϰ ιγ α νἐσ ἰτετελεσμέν ο .” α ὶε τίν ὴ νδ ὲδολοφ τ ν έο η ύ ρ υ δ ια ο ν σ απ ρ ο σ απ ό τ η · ρ Ἡ Nachdem Hera den Plan gefaßt hat, Zeus zu einem Schäferstündchen zu überreden, um dem Poseidon zur Unterstützung der Achaier freie Bahn zu schaffen (Ξ153ff.), begibt sie sich zu Aphrodite und richtet die hier wiedergegebene Frage an sie, ob sie zur Gewährung einer Bitte bereit sei, was diese bejaht. Im folgenden bittet Hera umihren Liebesgürtel, unter dem Vorwand, zu Okeanos und Tethys gehen und deren Ehestreit lösen zu wollen (Ξ198ff.). Die Bitte wird ihr gewährt (211ff.). Die Gegnerschaft der drei Göttinnen (hier der Hera und der Aphrodite) besteht hier nicht offen, sondern im Geheimen: Hera wendet eine Lüge an,
Antehomerica
241
α ) gelingen zu lassen. σ υ έο um ihre beabsichtigte List (197 δολοφ ν ο ρ Gerade das aber erwartet man aufgrund des Parisurteils. Die List (bei scheinbarer Freundlichkeit) gesellt sich also zu dem Spott (Beleg Nr. 6). Die Stelle ist zwar nicht – ebenso wenig wie einige andere – für sich beweisend, zusammen mit den übrigen macht sie aber deutlich, daß die durch das Parisurteil bestimmte Situation in der Götterfamilie in der Ilias vorausgesetzt ist. 10.
Π
440
ff.
νἔειπ ε ο . θ ς ντὸ νμῦ ,π ο η ῖο ίδ ό εΚρον ἰν τ α τ α
να ν μ έ ἴσ ο ω ῃ ε ρ π , νἐόν λ ιπ ὸ α η τ τ α ,π ά ρ ν θ δ α ν ἄ η λ ςἐξα ῦ σ ν α ι; έ ο α χ ιοδυσ ά ν το ιςθ α ε λ έ ἐθ ψ ἂ ε ο ὶἄ νθ λ ε λ μ ιν έο ο ι. α ε ςἐπ ἕρ δἀ ν τ ά ιπ ὔτο ρο ὰ τ
Hera wieder die Partei der Achaier: Sarpedon darf Auch hier ergreift ᾽· nach ihrer Meinung von Zeus nicht geschont werden, obwohl er dessen Sohn ist. Der Untergang Troias ist beschlossene Sache; er ist ja dem Menelaos versprochen worden (Beleg Nr. 7). Wenn Hera meint, alle anderen Götter würden das nicht billigen, so ist das eine subjektiv verständliche Übertreibung. Keineswegs lassen sich daraus Schlüsse auf eine allgemeine Empörung gegen Zeus ziehen. Daß Poseidon denbeiden Göttinnen hilft, ist ja in seiner schlechten Behandlung durch Laomedon begründet. Wenn er also mit Hera undAthene gemeinsame Sache macht, beruht das auf reinen Zweckmäßigkeitserwägungen.
11. Ρ 553ff. ρ π ῶ νδ το ύ δ α , η υ ο σ σ ν ρ ο απ ύ τρ ο νἐπ ἱὸ ςυ ο έ ᾽Ἀτρ άο ἱἐγγύ – ὁγ ε θ ν– ά ε νἦ ρῥ έλ εν α ν ο νΜ ο ἴφ ιμ θ ιδέμ εἰσ ηΦ ο ίν ιϰ ν μ έ α α ςϰ ν α ὶἀ έ ή τειρ αφ ν ω „σ ο ὶμ ὲ νδ ή ,Μ εν έλ α ε ,ϰ α τη φ ε ίηϰ α ὶὄν ειδ ο ς · ῆ ο ςἀ γ α υ ο ῦπ ισ τ ὸ νἑτα ῖρ ν ο ἴϰἈχιλ ι, ε ε τ α ἔσ σ ή σ ο . υ ιν σ ώ οΤρ ςἐλ ϰ π ε ώ ντα ν ιὕ ε ςϰύ ε έ τείχ χ ᾽ τ ν α π ”. α λ νἅ λ ὲλ α ὸ ἀ εδ ν υ , ὄτρ ς ῶ τερ α ρ ᾽ἔχ οϰ ε
Athene spornt hier den Menelaos an. Im Lichte der anderen Stellen muß man auch hier annehmen, daß das Parisurteil vorausgesetzt ist. Athene hilft hier Menelaos, dem durch Aphrodite hauptsächlich Geschädigten.
12. Σ357 ff.
„ἔπ ρ η ξ α ςϰ α ὶἔπ ειτ α ,β ο ῶ π ιςπ ό τν ιαἭ , η ρ
ά ν υσ ε ῖο σ α σ ν σ ἀ τή νἦῥ α ςταχύ δ ό π α ῆ ᾽Ἀχιλ ν τ οϰ . “ τ ξα ὐ ί ςἐγένο ἐ ο ῆ Ἀ ι χ α ς ε τ ν ω ό ηϰομ ρ ά · νδ τὸ ια ε τ ό τν ιςπ π είβ η · αβοῶ ρ Ἥ ιτ ᾽ἠμ ε ᾽ἔπ ό „α ἰν τα η ρ εHermesΚ ν ίδ ,inzelschriften, τ ο π ο ε νHeft ειπ ς ντὸ θ ῖο νμῦ ο ἔ . 14 16 E
242
Die kyklischen Epen und die Ilias
ήπ ο ύτιςμέλλ ϰ τ ὸ ὶμ α ε ι, βρο ὲ νδ ςἀν δ ρ ὶτελ έσ σ ι, α ὅ ςπ ε ρθ ν η τ ό ςτ ή δ ε ε· αο ἶδ σ ὐτό αμ ὶο α ὶϰ τ ᾽ἐσ ὴἔγ ω γ π ῶ ςδ νἀ ε η ίσ , ρ μ τ νἔμ ω ά ε ιθ μ η ᾽, ἥφ ε ε ϰ μ ασ ἀ ὶοὕν ν εϰ α φ ό ο τερ , γεν ῇτ ὴπ ις ιτ α ρ ϰ ο ά ϰ έϰ η λ μ α ι, σ ὺδ ὲπ ε ιμ ᾶ σ τ , ις ε σ ά ν σ ἀ ν ι σ ι ο ά τ ν α θ ᾽ἀ ο τεσ ϰ ηϰ ὰῥά έ ϰὄφ ν σ μ α α εσ ι, ϰ ο ὐ σ νΤρώ λ ο ε ι;“ ψ α Zeus äußert sich ironisch über die Hilfe, die Hera demAchilleus zukommenläßt, als ob dieAchaier vonihr selbst entsprossen seien. Gerade diese Ironie zeigt, daß Hera eben nicht als die nationale Göttin der Achaier aufgefaßt wird, sondern für ihren Groll gegen die Troer einen anderen Grund haben muß. So fällt ihre Erwiderung an Zeus entsprechend flach aus: Was den Sterblichen recht ist, ist den Göttern billig; so wiediese sich gelegentlich gegen einen Mitmenschen etwas herausnehmen, so könnte sie als Göttin umso mehr den Troern aus Groll Übles antun. Das ϰ ο τεσ ηwird wiederum nicht weiter motiviert, kann aber nur durch ν έ μ α σ das Parisurteil erklärt werden.
13. Υ313 ff. (Υ315 ff. = Φ374 ff.) ἤ τ ο ιμ ὲ νγ ὰ ρν ιπολ ῶ νὅρϰ έ α ό ε ςὠ μ σ μ ο σ υ α ς η ή ν , λ ὰ ςἈθ α λ ὶΠ α ϰ ὼ ε γ ,ἐ π τ ᾶ ιμ σ ιν ισ το ά ν α θ ᾽ἀ ήπ μ ο α τ ρ ϰ , νἦμ ὸ ινϰα ε ή σ ξ ε λ ινἀ σ σ ε ὶ Τρώ π ᾽ἐ μ η δ ᾶ σ ὶπ αδά ρ υ η τ π ι α ῷ ρ ε λ τ᾽ἂ ό π ᾽ὁ ίημα ο νΤρ ϰ α ιο μ έ η ν ,ϰ ίω α ιδ σ . ιῶ ν ςἈχα ἷε ιυ ιο ή ρ ᾽ἀ
Die Eide der beiden Göttinnen erklären sich nur aus ihrer Verärgerung über das Parisurteil1.
14. Φ 418ff. ε λ ε ν ο ςἭ ςο η σ εθ ὰλευϰώ τ ό ὖ νἐν νδ ὡ ὴ , η ρ η ν ίη α νἔπ ε α π τερ η ύ ν τ α δ α π ρ ο ό ε σ · ὐ τίϰἈθ α
᾽ „ὢ π ό π ο ι, α ἰγ ο ό χ ο ιοΔ ιὸ ςτέϰ ο ς , Ἀτρ υ τώ η ν ,
᾽
ὴα ϰ α ὶδ ὖ θ νἌ ὸ ιβροτολοιγ ε γ ἄ ια υ μ α η ρ ᾽ἡϰυνά δ η ίο υἐ νἀ .“ ϰ ιοϰ ν ο α λ ό π ϰ ε ο τ ὰ ο έμ θ λ έτελ ὰμ λ λ ·ο ῷ , ὣ ςφ μ υ ά ὲθ τ᾽, Ἀθ εδ , χα ῖρ υ τ τέσ σ ε ὲμ ίηδ α ν η ιπαχείῃ ιρ ε α θ ε ϰ α ὶῥἐπιεισαμ ὸ ςσ χ ρ ηπ τή ν έ ἤ ’· τ λ α σ ε . ρ το ῆ ςδ νἦ ὶφ ο ϰ α ίλ α α τ ογούν τ ύ ῦλ ο τ ὐ ᾽α , ῃ νἄ ρ μ ὲ τ ὼ ρ ί ε τ ο β υ λ υ ο π ὶ ᾽ἄ ν ο θ χ ὶ π ἐ ο τ ν ῖ ε ϰ ω φ μ ἡδ ν τ᾽ἀ ε ό τερ π α ε ρ ᾽ἄ ε· ηἔπ υ ε ν έ ρ ό γ ευ ᾽ἐπ ’χομ „το ιο ῦ τ ο ιν ῦ ν π ά ν τε ς ,ὅ σ ο ιΤρώ εσ σ ιν ἀ ρ ω γ ο ί, ε ϰ τῇ , ἶε ν ιν ,ὅ η τ ρ σ ω οθ τ ία ο α χ ιμ ισ ᾽Ἀρ είο γ 1 Auch VONDERMÜHLL 301 m. Anm. 28 überlegt, ob das Parisurteil hier vorliegt.
Antehomerica
243
ε ς ,ὡ ο ν ςἈφ μ η ή ρ ο δ ίτ ὶτλ α ιϰ ο έ λ ὧ δ έτ α εθ ρ σ α ἦ λ θ έ μ ν ε ε ῷ ιἀ ν νἌ τιό ω σ α · μ ςἐ ρ ο υ ο ίϰ ῃἐπ ρ υ θ ε σ ε μ μ ά ςἐπα α ιο π έμ ο λ , μ το ι, ἄ α τ ε νδ ῶ ϰ ὴπάλ νπ ν ο ε ίεθ το ρ λ ν .“ ο τίμ ςἐυϰ ε ν τ α σ έρ Ἰλ ίο π υἐϰ ϰ ώ υ ν ε λ ε ο ςἭ λ ὰ ε ὲθ νδ ε σ η . η είδ ὥ ςφ ρ ά ο ,μ τ
Auch an dieser Stelle ist die Gegnerschaft zwischen Hera und Athene einerseits und Aphrodite andererseits Thema. Als Aphrodite den verwundeten Ares aus dem Kampf führen will, schickt Hera denbeiden die Athene hinterher, und auf diese Weise liegen schließlich beide Troerυ ν μ ά ια= Hundsfliege wird υ freunde am Boden. Mit der Bezeichnung ϰ von Hera die Unverschämtheit der Aphrodite gekennzeichnet. Wiederum gibt es kaum einen Mythos von Aphrodite, auf den dieses Wort im Mund der Hera besser Bezug nehmen würde als das Parisurteil. Auch die Bekämpfung derAphrodite unddieArt derBekämpfung (Athene schlägt gegen die Brust) und der anschließende Erfolg, der noch dazu in Zusammenhang mit dem Untergang Troias gebracht wird (432f.), lassen diese Szene wieeine Rache für einen spezifisch weiblichen Triumph der Liebesgöttin über ihre Rivalinnen erscheinen. Der ‚nationale Charakter‘ der Göttinnen reicht jedenfalls nicht aus, ihren gemeinsamen Groll gegen die Troer zu erklären undihre Feindschaft gegen Aphrodite verständlich zu machen. Auch hier ist die ganze Situation nur durch das Parisurteil erklärlich. Denn ohne dieses würde man zu den merkwürdigsten religionswissenschaftlichen Schlußfolgerungen bei der Interpretation dieser Szene genötigt. Eine unbegründete Gegnerschaft oder eine ständige Gegnerschaft von Volksgottheiten verträgt sich überhaupt nicht mit der Konzeption des homerischen Götterhimmels und der homerischen (griechischen) Göttergesellschaft. Wiederum zeigt das Lächeln der Hera, daß es sich bei diesem Kampf nur um einen Familienstreit und nicht um eine grundsätzliche Auseinandersetzung handelt.
15. Χ178ff.
ὦ π ά ε ρ τ , ἀργιϰ έ ἷο ν ς ε ,ο ἔ ειπ ς· , ϰελαινεφ ε ν υ α έρ ἄ ν δ ρ α θ ν η τ ὸ ν ν τ α ἐό ,π ά λ α ιπ ε π ρ ω μ έ ν ο ν α ἴσ ῃ , η ιοδυσ ο ά έ ςἐξα ν το χ α ιςθ ν ε λ α λ ῦ έ σ ι; θ α ἐ ψ ἂ ε τ ςἐπ ν ιπ ά ιν έο α μ δ ἀ ὔτο ε νθ ε ἔρ τ ὰ ρο ο ὶἄ λ λ ι. ο
᾽· Hier dringt Athene auf denTod des Hektor, undZeus bringt im Folgenden zum Ausdruck, daß er sich dem nicht entgegenstellen will. Die Parteinahme der Athene zielt auch hier wieder auf die Einnahme Troias.
244 16.
Die kyklischen Epen und die Ilias Ω
25
ff.
ν ε ν ,ο ὐ δ έπ θ ο ινἑήνδα θ σ ν ᾶ νπ ἔ ὲ ιςμ ο λ λ ᾽Ἥ ᾽ἄ ῃ ρ ν ω ά ειδ ο σ ο ὐ δ ὲΠ ῃ , ρ ύ ο ιϰ ιδ π ϰ ώ υ α ὲγλ δ ὐ ᾽ο λ λ ἀ ή νἀ ε π θ ο χ τ τ ὴ ῶ ιο οἼλ ρ ςἱρ ινπ φ ςσ νὥ ο ᾽ἔχ μ ία ο α ὶλ ςἈλεξά ϰ α ὶΠ ρ ςϰ α ὸ ν δ ρ ο ϰἄ υἕν ε , ς η τ ὃ ςνείϰ ά ς , ὅ ε ε σ εθ εο σ τ ἱ μέσσαυ λ νἵϰ ο ο ν τ ο , ᾽ ν . ή ειν νἀ γ λ η ε τ νδ ν ύ ὴ σ ο λ χ εμα σ η ρ ό ἱπ ᾽ᾔν ᾽ἥο
Hier wird nunexpressis verbis auf dasParisurteil Bezug genommen. Daß die Stelle weder anders interpretiert werden noch als Interpolation getilgt werden kann, wurde oben dargelegt1. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Bekanntschaft des Iliasdichters mit der Geschichte vom Parisurteil nicht geleugnet werden kann2. Es wird einmal direkt zitiert (16), fünfmal wird eindeutig darauf angespielt (4–7,13, vgl. 1), die Gemeinschaft im Handeln, die zwischen Athene und Hera besteht, erklärt sich schließlich am leichtesten durch die Annahme, daß das Parisurteil zugrunde liegt (2–4, 6–8, 14,16). Wenn man Beleg Nr. 10, 11 und 15 zusammennimmt, erkennt manauch an diesen Stellen die vomParisurteil her bestimmte Gemeinsamkeit des Interesses der beiden Göttinnen. Auch die doppelte List gegen Zeus undAphrodite (9) undder trotz desHohns des Zeus nicht motivierte Groll der Hera gegen die Troer (offenbar will Hera das Eingeständnis der Niederlage im Schönheitsstreit vermeiden) (12) lassen sich am einfachsten durch das Parisurteil erklären. Damit wäre also gezeigt, daß die Ilias den Inhalt von Proklos 3 vollauf kennt und berücksichtigt. Es fehlt in ihr nur ein Hinweis darauf, daß das Parisurteil auf den Befehl desZeus zustandekam unddurch Hermes vermittelt wurde. Aber daß auf diese Einzelheiten in der Ilias angespielt wird, können wir auch bei der Annahme, daß der Iliasdichter diese Sagen genaustens kannte, nicht erwarten. Dasselbe gilt für fr. 4. 5 (IV. V). 5A, die Schmückung der Aphrodite zumUrteil. Immerhin zeigt der Liebesgürtel, den sich Hera mit List ausleiht, und der immer wieder betonte besondere Liebreiz unddiebesondere Zartheit der Göttin (z. B. Γ396f., vgl. Beleg Nr. 6, 14), daß Aphrodites Schönheit und ihre Fähigkeit sich schön zu machen, von der Tradition vorgegeben ist.
Proklos 4, Apollod. Epit. 3,2, fr. 9 D 3 p. 195 BETHE 21929 η Μ ρ η ςδ ιό ὲΦέρεϰ ν λ ή ο ρ ν α ν τ ο ἐ , Τέϰ το ν ν ο ςυ ἱὸ Ἁρ μ ο ν ίδ ε ω ,ὃ ςχερ σ ίσ ὶνἐπ τα τ λ απ ν οδαίδα ά τ α η ή ν τεύ ινἔξ ὰ χε ςἈθ · λ λ α οΠ ἐφ τ α ιν ίλ ο γ ά ρμ α χ
1 S. o. S. 29 f., vgl. Das·Wirken der Götter in der Ilias 36 Anm. 2. 2 Vgl. vor allem auch WELCKER 113ff., an den sich K. REINHARDT Von Werken und Formen 11ff., J. ΕIRMSCHER Götterzorn bei Homer Leipzig 1950 59 40ff. anschlossen.
1.
Antehomerica
245
ῆ α ςἐίσ ον τ α ν ϰ τή ῳ α ς τε ρ δ ν ὃ ςϰ α ὶἈλεξά
ο ν τ ε σ σ ιγένο νΤρώ ὸ ϰ ιϰα σ ᾶ ἀ ρ ἳπ ε ϰ χ ϰ ά ο υ ,α ς
. έσ ϰθ η α φ α τ δ νἐ ᾔ ῶ ε ιθ ὔτ ὶο ἷτ ε ο , ἐπ ῷ τ ὐ ᾽α Hier wird der Baumeister der Schiffe desAlexandros getötet1, der diesem die Schiffe baute, die die Helena nach Troia brachten. Die ganze Stelle hat eigentlich nur Sinn, wenn der Schiffsbaumeister selbst (mag er nun Phereklos heißen oder nicht), dem Hörer des Epos bekannt war. Sonst würde sich derAnspielungscharakter der Stelle überhaupt nicht erklären. Zumindest aber muß dem Hörer der Schiffsbau und die Abfahrt des
Alexandros selbst bekannt gewesen sein, die ja ausdrücklich erwähnt ϰ ϰ ε ο υ ά ς , mit dem die Schiffe des ρ wird. Interessant ist das Wort ἀ χ Alexandros belegt werden: Diese Schiffe sind also der Beginn des troischen Unheils gewesen.
Über den Rat der Aphrodite, die Schiffe zu bauen, von dem Proklos berichtet, steht nichts in der Ilias, undes lassen sich auch keine Anspielungen darauf finden. Das ist aber bei einer so speziellen Sache auch nicht zu erwarten. Die Verbundenheit derAphrodite mit Paris zeigt sich in der Ilias neben ihrer allgemeinen Parteinahme für die Troer auch darin, daß sie den Paris dem Zweikampf mit Menelaos im entscheidenden Augenblick in die Kammer entrückt, woer Helena erwarten soll, die von der Göttin herbeigeholt wird
(Γ373ff. 448ff.). Proklos 5
1. Ε63 f. (s. Beleg Nr. 1 zu Proklos 4) Es ist davon die Rede, daß der Schiffsbau des Alexandros schließlich auch ihm selbst zumVerderben gereichte, weil er die ‚Weissagungen der Götter nicht wußte‘, d. h. doch ‚nicht behielt‘, ‚nicht achtete‘, ‚nicht
1 Aristarch wollte den Relativsatz in Vers 60 an Ἁρμ ο ν ίδ ε ω anschließen, das er aus einem Patronym zum Eigennamen machte, offenbar wiederum um die ‚kyklische Interpretation‘ auszuschließen, nach der Phereklos Baumeister der Schiffe war (vgl. AD-Schol. Γ443). Diese durchsichtige Tendenz des Aristarch konnten wir schon häufig erkennen. Vgl. zu den Einzeldaten den vorzüglichen Überblick bei SEVERYNS Cycle épique 265 f. Richtig übersetzt die Verse 59 f. auch VONDER MÜHLL 91 m. Anm. 6. Daß Phereklos getötet wird, darf hier nicht als Kriterium homerischer Erfindung genommen werden, da es sich bei Phereklos um keinen Krieger handelt, dem ein bestimmter Tod unbedingt von der Tradition hätte bestimmt sein müssen. Der Ausgangspunkt für seine Erfindung in Homers Quelle ist seine Funktion als Schiffsbaumeister des Paris. Vers 64 ο möchte STRASBURGER 33 Anm. 2 auf Phereklos beziehen, aber sie berückἷτ τῷ ὐ ᾽α sichtigt weder Proklos 5 noch die (offenbar) aristarchische Tilgung des Verses, die vielleicht u. a. gerade deshalb erfolgte, weil sich der Vers auf Paris bezieht. Es würde wohl auch keinen rechten Sinn geben, wenn die Schiffe des Phereklos ein Übel waren, weil er die Göttersprüche nicht wußte oder beachtete. Denn sie waren für ihn auf jeden Fall von Übel, weil er Paris’Verhalten nicht beeinflussen konnte.
246
Die kyklischen Epen und die Ilias
nach ihnen handelte‘1. Damit können eigentlich, zumal im Zusammenhang mit dem Schiffsbau, nur die Weissagungen des Helenos gemeint sein, die wahrscheinlich das persönliche Schicksal des Paris zum Inhalt hatten2.
2. Ζ75 ff.
(Mp.?)
Vielleicht ist Helenos’ Rede zu Aineias und Hektor Motivparallele zu seiner Rolle bei derAbfahrt desParis. Typisch homerisch ist, daß er nicht ι, sondern praktische Ratschläge gibt. ε ίζ π εσ θ ο ρ π
Zur Unterstützung der Behauptung, daß die Wahrsagung des Helenos in den Kyprien inhaltlich dem Iliasdichter bekannt gewesen ist, könnte vielleicht noch der Umstand angeführt werden, daß die Figur des Helenos in der Ilias bei ihrem ersten Auftreten Ζ76 kaum exponiert wird3. Die Autorität, mit der er dort dem Hektor den Rat gibt, in die Stadt zu gehen usw., verlangte eine genauere Exposition, wenner alsdichterische Gestalt neuerfunden wäre. So ist es auch von dieser Seite her möglich und in gewissem Sinne wahrscheinlich, daß die Ilias eine bestimmte Rolle des Helenos, die er amAnfang destroischen Geschehens spielt, als bekannt voraussetzt4. 1 ‚Wissen‘ impliziert nach archaischer Vorstellung vielfach das Handeln, genau wie ιαο ρ γ ἶδ ε ν(Ω 41), weiß ‚vergessen‘ das Sich-Drücken vor einer Handlung. Der Löwe, der ἄ nicht nur um das Wilde, sondern handelt auch danach, er gebärdet und betätigt sich wild. ιzu verstehen. Auch χά ν εἰδέ α ια τ ίσ εμ θ εἰδ ιν έν ,ἀ α ρ ι, φ α ιμ ίλ α ἴσ Ähnlich sind die Ausdrücke α εἰδέ ιgehen nicht nur auf die Gesinnung, sondern beziehen gleichzeitig dasHandeln mit ein. α ν το υnicht nur ein ‚vergessen‘ von , νόσ ιο ο μ λ , γά ιἄ ς η α θ εσ ν ά θ ϰ ν Umgekehrt bedeutet ein λα Kampf, Heiraten und Heimkehr, sondern auch ein ‚ablassen davon‘. Ich hoffe, in anderem Zusammenhang auf diese Eigentümlichkeit näher eingehen zu können. 2 VONDER MÜHLL scheint die Anspielung nicht erkannt zu haben, wenn er sagt: „ 64 . Der Grund, scheint auf eine bestimmte Geschichte anzuspielen; Aristarch tilgte den Vers“ warum Aristarch tilgte, scheint nun nicht so sehr in dem sprachlichen Anstoß zu liegen, den die Scholien vermerken, sondern in dem Bestreben, die ‚interpretatio cyclica‘ auszuschließen. Dieses Bestreben zeigte sich ja auch in der Umdeutung von Vers 59 f. Freilich ist eine Anspielung auf ein kyklisches Thema für VONDER MÜHLLS These, daß das Buch E eine alte Sonderrhapsodie ist, wenig günstig. 3 Von einem achaiischen Oinopssohn Helenos, den Hektor tötet, ist schon Ε707 die Rede. Der Vatersname maghier wegen des als bekannt vorausgesetzten Priamiden Helenos zur besseren Unterscheidung hinzugefügt worden sein. 4 JACHMANN 3. 45 glaubte, dem Helenos in der Urilias den Charakter des Sehers absprechen zu müssen, da er nur Ζ76 und Η 44ff. als solcher erscheine, sonst aber nur als gewöhnlicher Held bekannt sei. Er verwies dabei auf die Tatsache, daß auch Kassandra in der Ilias (noch) nicht Seherin sei. JACHMANNS Beobachtungen sind ausgezeichnet, wersein den aber von ihm falsch interpretiert. Das Zurücktreten der Eigenschaft des Sehers („ zaghaftes Auftreten als solcher“im H: JACHMANN 45) entspricht vielmehr der allgemeinen Tendenz der ‚Entmythologisierung‘, die die Ilias bestimmt. Vgl. u. S. 247. 387. ZuΗ 44ff. vgl. auch Das Wirken der Götter in der Ilias 118 Anm. 2.
247
Antehomerica
Proklos 6
Nach den Kyprien hat Aphrodite ihren Sohn aufgefordert, Paris auf seiner Fahrt zubegleiten. Die Ilias schildert zwar Aphrodite als Mutter und Helferin des Aineias, erwähnt jedoch diese Mitfahrt nicht, so daß es nicht entschieden werden kann, ob der Iliasdichter diesen Sagenzug kennt1. Proklos 7 Auch für diese Prophezeiung der Kassandra lassen sich aus der Ilias keine Belege beibringen. Kassandra ist in der Ilias zweimal erwähnt, einmal als künftige Gattin des Othryoneus aus Kabesos, der aber vorzeitig von der 697ff., wo sie vor allen anderen 363), und Ω Hand des Idomeneus fällt (Ν Männern erkennt, wie Priamos auf demWagen stehend von seinem schweren Gang zu Achilleus wegen des Hektor zurückkehrt. An dieser Stelle scheint die Sehergabe der Kassandra in merkwürdiger Weise rationalisiert. Sie sieht hier nicht die Zukunft voraus, sondern sieht nur besser in die Ferne, hat also einen schärferen Blick. Diese Tatsache kann unseinen Hinweis geben, warum die Prophezeiungen des Helenos und der Kassandra, die der Abfahrt nach Sparta vorausgingen, dem Iliasdichter bekannt gewesen sein können, ohne daß er sie erwähnte:2 Offenbar hat er eine rationale, in seinem Weltbild wurzelnde Abneigung gegen Prophezeiungen aller Art, die direkt an einzelne Menschen gerichtet sind. Dazu würde gut die indirekte, zwischen Prophezeiung und persönlichem Rat schwankende Art passen, in der Helenos Η 44ff. die Götterweisung weitergibt, daß Hektor einen Achaier zum Zweikampf fordern soll. Auch die an das Spatzenorakel sich anschließende Deutung des Kalchas ist ja sehr allgemein gehalten und keineswegs den vielen sonstigen Prophezeiungen, die die kyklischen Epen bieten, vergleichbar.
Proklos 8
Von einem Aufenthalt des Alexandros bei denTyndariden, vor der Ankunft bei Menelaos, steht in der Ilias nichts. Da es sich um einen nebensächlichen Zug handelt, kann aus dem Schweigen des Iliasdichters nicht geschlossen werden, daß er die Geschichte nicht kennt. fr. 9 C 2 (p. 191 BETHE = p. 193 BETHE 21929) (X) 1. Γ 143 f.
ν ο τ ο , ύἕπ ιδ ο λ ο ίπ μ ὶἀμφ α α τ ,ἅ εϰ ἴη ο ϰ ο ῇγ ὐ ο εβ ητ ῶ π ν ις έ · ρ , Κλυμ ῆ η Α ἴθ η γ ά τ ο υ ρ , Π ιτθ ςθ
᾽
1 Die Meinung von HOWALD MusHelv 4 1947 69, daß Aineias um seines Sohnesverhältn isses zu Aphrodite willen in die Ilias eingeführt wurde, kann ich nicht teilen. 2 Vgl. auch SCHELIHA 113. Aristarch, der meint, Homer sei die Prophetengabe der Kass andra noch nicht bekannt gewesen, hat also wohl unrecht (BT-Schol. Ω 699, dazu SEVERYNS Cycle épique 266). S. a. o. S. 246 Anm. 4.
Die kyklischen Epen und die Ilias
248
Mit der Anwesenheit der Theseusmutter Aithra und der Peirithoosschwester Klymene vor Troia sind der Raub der Helena durch Theseus undihre Befreiung durch die Dioskuren mit anschließender Versklavung der Aithra und Klymene, die in den Kyprien exkursweise erzählt gewesen sein werden, vorausgesetzt. Wiederum ist also Kyprienstoff dem Iliasdichter bekannt1. Proklos 9
Auch von den Gastgeschenken des Paris wird in der Ilias nichts erwähnt. Proklos 10
Mp.? Es wäre möglich, daßwirhier eine Umkehrung der Situation der Kyprien haben. Wie dort vielleicht Menelaos zu Idomeneus nach Kreta fährt, so wird hier von Besuchen des Idomeneus bei Menelaos berichtet2. Jedoch spricht Apollod. Epit. 3,3 dagegen, wo Menelaos nicht um Idomeneus zu besuchen, sondern zur Bestattung seines Großvaters Katreus nach Kreta fährt. Wenn das auf die Kyprien zurückgeht, haben wir also keinen Beleg für Proklos 10.
1. Γ232 ff.
Proklos 11, fr. 5 B (BETHE 21929 p. 158), Apollod. Epit. 3,36
1. Β160ff. (= 176 ff.) ϰ ὰ ῳ ϰ δδ α ὶΤρ έϰ ε ω νεὐχω σ ὴ ὶλίπ νΠ ιά μ ρ λ ο ιε ν Ἀρ ε γ ςεἴν ίη νἙλέν ϰ ε α π ο λ η ο ν λ ὶἈ ,ἧ ιῶ χ α ν π ό λ ο ν ο τ η ίδ ,φ ὸπ ςα ςἀ π α ο ἴη ς· ίλ τρ ίῃἀ ο νΤρ ἐ
Der Raub der Helena ist hier in Heras Worten anAthene vorausgesetzt. 2. Β354ff. (356 = 590) έ θ ο ι, σ ω ἶϰ ειγ α ό ὶνἐπ ν δ ενέεσθ ρ ήτιςπ μ ῶ τ ῳϰ α ῆ τα η ν ϰ ο ιμ θ α ι, νἀ ω λ ό ώ χ ὰ ρΤρ απ ίντιν π ρ
. ιδ μ τ α άτ εστονα ε α θ ςτ ή ά α χ σ τείσ ςὁρμ η ᾽Ἑλέν Auch hier ist der Raub der Helena offensichtlich vorausgesetzt. Eine μ ή α τ ά η ςὁρμ τ εστονα χ ά ςτ έ ν schwierige Frage ist allerdings, wie das Ἑλ ε aufzufassen ist. Entweder (1)folgte Helena demParis nurwiderwillig (gen. subj.) oder (2) es ist hier die Mühe der Achaier umHelena gemeint (gen. obj.); auch könnte (3) evtl. an eine spätere Reue der Helena, wie sie in der Ilias tatsächlich geschildert wird, gedacht sein (gen. subj.)3. Unsere Stelle würde am ehesten für die zweite Möglichkeit sprechen: Die troi1 S. o. S. 77 f., ROBERT 1079.
2Daß dieser Schluß von SEVERYNS ganz ungewiß 3 So AMEIS-HENTZE z. St., VON DER MÜHLL 47.
ist, wurde auf S. 103 Anm. 4 dargetan.
Antehomerica
249
schen Beutefrauen sind ein willkommenes Objekt der Rache für die langjährigen Mühen um Helena, die ihrerseits erbeutet wurde. Die Parallele ῷ μ υ θ ο τ δ ὲἵε α τ α σ ισ |τείσ λ ά 589) ... μ Β590 bezieht sich auf Menelaos: (Β . undwäredaher ambesten durch dieerste Möglichkeit erklärt. Aber λ τ ιϰ α θ keine derbeiden Stellen läßt sich sicher deuten. Leider ist indieser Hinsicht über die Kyprien nichts Genaues zu ermitteln. Sie werden vermutlich überhaupt nicht stark über Helenas Einstellung zu Paris reflektiert haben Auf jeden Fall liegt kein Grund vor, hier einen Widerspruch zwischen der Ilias und den Kyprien zu konstruieren. 3. Γ27 f.
ὣ ςἐχ ηΜ εν έλ ρ εο ά ειδ έ α α ο ν ςἈλέξα δ ρ ο νθ ινἰδώ . ν η νφ ῖσ μ ο ὀ λ είτ θ α λ φ ιἀ α θ ρτείσεσ ὰ ογ τ ά · Vor dem Zweikampf mit Paris um Helena freut sich Menelaos, weil er sich an dem Frevler zu rächen hofft. Wiederum wird also auf denRaub der Helena hingewiesen. S. a. Beleg Nr. 4.
4. Γ46 ff.
ἦτοιό σ δ εἐὼ νἐ νπ ο ν ι σ το ισ ινέεσ ό ρ ο π ιπ λ α ς , π ό ν το ν ἐ π είρ ώ ςἀ γ α σ ρ α ς ςἐρίη , ἑτάρ υ ο μ ιχ θ ε ὶςἀ λ λ ο δ έἀ α π ς ε ο γ ῆ ῖσ ιγυνα ῖϰεὐειδ ν ν ίη η ω ς τά ςγα ,ν υ να ἰχ ὸ ν μ νἀ δ ῶ ρ ίη π ἐ ξἀ ᾽ ᾽α , μ ῳ εσ ίτ π α τρ εδή μ ῷ έ ίτ γ ν ίτ επ τ α η π λ ό μ α π ῆ δ υ έ ν ινμ σ μ ε σ νδ ῷ ὲ νχά ε ίη ο ὲσ ὶα ὐ τ φ ; ρ μ α ,ϰ α τη
Hektor höhnt Paris. Er traut ihm den Raub der Helena gar nicht mehr recht zu.
5. Γ69ff.
μ ρἔ ν α ο ὰ έλ ὐ ν τ ε α νΜ η ίφ ο ῳϰ ιλ α ὶἀ ρ έ σ σ νμ ᾽ἐ β ε λ ά τ᾽ἀ μ ι. υ θ α σ εσ ά χ ιμ σ ᾶ ιπ σ α μ τή μ φ ὶϰ α ῃϰ ν έ ᾽Ἑλ ὁ π π ή ό σ τε ρ ῃϰ ο ςδ έϰ ρ είσ η εγ έ ν σ ω ντ τα ι, ενιϰ ϰ τήμ α θ α δ εοἴϰ τ ά α ῖϰ ν τ αγυν ὖπ ά νε ὼ ω · ᾽ἑλ θ έσ γ ᾽ἀ
Neben Helena selbst sind auch die von Paris mitgenommenen Schätze Kampfpreis für den Zweikampf Paris–Menelaos.
6. Γ90f. ν ὸ νδ ὐ τ ο α α λ ν έ ε ϰ ῳ νΜ α ὶἀρηίφιλ ο σ σ έ νμ ᾽ἐ μ υ ςἀ ἴο ο φ ι. εσ θ ά α ιμ χ σ ᾶ ιπ α σ μ τή ὶϰ α ῃϰ ν έ ᾽Ἑλ
92f. = 71f. (Beleg Nr. 5) Hektor wiederholt dieWorte seines Bruders Paris (90f.~ 69f.).
Die kyklischen Epen und die Ilias
250 7. Γ 139 f.
ῷ μ υ εθ α λ νἔμβ ο ρ ε νἵμ ϰ ὺ υ γ λ ὰ ε αθ ο σ ῦ ςεἰπ ὣ ή ω ν δ ϰ ὶἄ ὲτο ο ρ ο α σ τε ςἠ υϰ ν δ ρ ό ο τέ ἀ ρ ςτ επ · Auch hier wird auf denRaub der Helena angespielt. Darüber hinaus mag der nur bei Apollod. Epit. 3,3 überlieferte Zug, daß Helena ihre Tochter Hermione zurückließ, vorausgesetzt sein (s. a. Beleg Nr. 8), wenigstens ςliegen. ο ε σ τ könnte das in ἄ
8. Γ173ff. ιἁ ο ῖνϰα ςμ δ ε τό α ν ά νθ ε ρ ο λ ὣ ςδφ ε ϰ εδεῦ τ ό π ςὁπ ὸ η ν μ ῷἑπ ,θ ό ά ο λ ω ο νγν το μ ύ α ςτ ῦ ελιπ σ α ισ υ ἱέ ιϰ ν . ή ὶ ὁμ η α λ η νϰ γ έ υ τ ετηλ π άτ α ῖδ τειν νἐρα ίη Hier ist neben der Anspielung auf die Entführung ein deutlicher Hinweis auf die Zurücklassung der Tochter Hermione, die allerdings nicht mit Namen genannt wird (auch sonst nicht in der Ilias). S. a. Beleg Nr. 7.
9. Γ383ff.
Mp.
α ὐ τ ὴδ σ υ έο νδ λ ὴ νϰα θ η ὖ ᾽α ᾽ἐϰ ᾽ἴε· τ ε ᾽Ἑλέν ν α ίχ ῳ σ ιςἦ α ὶἅ λ α ν ῳ ἐ φ ὲΤρ ὶδ ρ ε ,π γ ῷ ρ ύ π λ η ᾽ὑψ β ῦ ο σ α , ελα α ν ο ῦἐτίν ξ υἑα ιδ ο έ ρ ὲνεϰ τα 385 χειρ · ε ιπ ν έ ρ ο ν έειπ ιγ ε σ λ α υ ῖα π α γ η ὶδ ἐιϰ ρ έμ ιν τα ιε ῃ ώ σ εἰρ α ιν ο ν ο ίμ α εδ ϰ α ἱΛ , ἥο ϰ ῳ μ ό ἤ σ ϰ ε ινεἴρ ιαϰα ε· λ ισ ϰ ά λ ε ά ινφ έ ,μ τ σ ιλ αδ έμ ρ ο δ ίτ η · ηπροσεφ ν έ ῖ Ἀφ εδ ε ν ώ ινἐεισαμ τ ῇμ ρ ι. α ’ οἶϰ θ δ εν έεσ ν ό ῖ ε λ α εϰ ςσ ό ρ δ ν ᾽ἴθ α έξ 390 „ δεῦ ᾽. Ἀλ ϰ ε ῖν ο ςὅγ ῳ ϰ ω ῖσ ιλ α το έ ὶ διν χ ε ι, σ σ μ ά λ α νθ ᾽ἐ ϰ ά λ λ ε ΐτ εσ β εφ ω νϰ ὐ δ έϰ τίλ α ὶ εἵμασιν ο ς α ίη α ντό ὶμ ν ο νγ ν δ ρ μ ε ἀ χ εσ σ ά ε δ ν ὰχορό λ λ ,ἀ ῖν θ ᾽ἐλ ·ε .“ ίζειν α θ ϰ ν α τ ο γ ή ν λ ο έ θ ῖον ο εσ χ ὲχορ ἔρ ᾽, ἠ ε· ινὄριν σ εσ θ τή ὶσ ν νἐ ὸ μ ῇδ ,τ υ το ά αθ 395 ὣςφ ρ ᾽ἄ ὴ ν έ αδειρ λ ϰ α ὶῥὡ ε ᾶ ςπεριϰαλ εθ η σ νἐνό ὖ ςο ’ά ίρ ε θ ο θ ν α μ τ α , σ τή μ α ρ τ α μ α ὶὄμ α ϰ α τ ν ε ό ερ ᾽ἱμ β η θ σ ά μ έ ντ᾽ἄ ςτ᾽ἔφ ο αἔπ ρ ιτ ε τ᾽ἔ ε· α ζ ᾽ἔπ α μ ϰτ ό ᾽ὀν ερ ο π ε ιν ε ύ ; ιἠπ ίε α ετα ίη , τί μ τ αλιλα ῦ ιμν „δ α ω ν ν ά ε μ ιο ὖνα νε ίω λ ο ωπ ρ τέ ο ρ επ ῄμ 400 ἦ π ῆ ρ ἄ ςἐρα ῃ ς , ξ ε ις υ ν ίη , ἢΦ γ ο ίη ςἢΜ τειν ε ἴ τίςτο θ ιϰ ν ρ ν ὶϰ νἀ ώ ω α ιφ ε ερ ό ω π ῖθ π ο ςμ ίλ εν έλ α έξ ν δ νΜ α ρ ὴν ο ο ς · νδ ῦ ϰ ῖο νἈλ ο ε αδ ὕ ν ή σ α νἐ ςἐθ ὴ μ ὲοἴϰ δ έ α λ ε ισ ν ιϰ τυ γ ε ρ ι, α θ εσ γ ᾽ἄ ς; η σ τ π έ α α ρ υ σ έο ν ο ρ οδολοφ ρ νδεῦ ῦ αδ ὴν ϰ ε 405 τοὔν
Antehomerica
251
ἧ σ οπ α ρ νδ ῶ ε ,θ α σ νἰοῦ ὸ τ ὐ εϰελεύθ ο ᾽α ιϰ υ , ό ε π ᾽ἀ τρ εια σ π έψ ο η δ ινὑ μ ςὌ σ εσ δ λ υ ό μ π ο ν ιπ , ῖσ ο τι σ ᾽ἔ νὀ ο ὶἑφ λ λ α ἀ λ α ύ σ εϰ ε ὶϰεῖν σ , υ ρ ε ίζ ὶπ ἰε ᾽α ι, ἢὅγ εδούλ τα έσ ε η σ ν . ἰςὅϰ ε ιή ο νπ ο ο χ λ ᾽ἢἄ ε σ μ σ η ε ν τ ό ν δ έ ϰ ε ν ε ἴη– ι– ἶμ ε ϰ ὐ εδ νο ῖσ ὼ γ ᾽ἐ 410 ϰε ῳ α ὶδ έμ έ αλ ς· Τρ υ σ ο χ υπορσανέο ϰ είν ο ω ίσ σ ᾽ὀπ ε χ ή ι· ἔ ν σ τ ο α μ π ω ωδἄ ᾶ ιμ χ α σ .“ ᾽ἄ ῷ μ υ αθ ιτ ρ ϰ εδ ε ῖ Ἀφ ν ηπροσεφ ώ ίτ η ρ ο δ ν · έ ὲχολωσαμ τ νδ ὴ ᾽χω „μ ήμ ᾽ ἔρεθ ε ,σ χ ε τλ ίη , μ ὴ σ α μ έ ν ησ εμ ε θ ε ίω , ᾽ π γ α λ α η ϰ σ α , λ φ ί ἔ ν ῦ ν ς ὡ ω έσ ρ θ ή ςδ ὼ χ ε 415 τ π ᾽ἀ ῳ δ ιἔχ α μ ο θ τίσ ε αλ υ γ ρ ά , η μ έ σ σ νμ ω ρ τέ ο μ φ ᾽ἀ νϰ ε α ϰ έϰ ὸ ν ,σ νο ὺδ ν ῶ α ἶτο νὄ η ίΔα α λ α Τρ ώ ω νϰ ι.“ ςἐϰ ιὸ ὣ ςἔφ τ᾽, ἔδεισ α νδ ε . ηΔ ῖα υ ν α έ γ ε γ ᾽Ἑλ Die Stelle ist motivische Nachbildung des Kyprienthemas1. Das Lager mit Paris ist hier sozusagen die für dieIlias gültige, symbolische Wiederholung der ersten Vereinigung mit ihm in dem Kyprienstoff2. Stoff der Kyprien ist sowohl als bekannt vorausgesetzt wie auch in der Motivik neu aufgegriffen. Γ443 ff. (Beleg Nr. 10, s. d.) spricht nicht dagegen: Dort ist keineswegs davon die Rede, daß es sich auf der Insel Kranae um das erste Zusammensein handelte. – Die Stelle scheint darüber hinaus zu bezeugen, daß die Ilias auch die Rolle der Aphrodite bei der Zusammenführung des Paares in den Kyprien kennt. Es ist eindeutig, daß das Motiv in dem ‚inhaltlichen‘Zusammenhang der Kyprien primär ist, nicht in dem der Ilias, in der es sich nur umein beliebiges, für den Handlungsablauf der Ilias (nicht kompositorisch3) belangloses Zusammensein der Helena mit Paris handelt. 10.
Γ
442
ff.
ν ρπ ώ , ά π έμ ε ο τ ψ λ υ ὐγ ά ο εϰ ςἀμφ α ν έγ έ ρ δ ςφ ω ᾽ὧ ᾽ἔρ ο ὐ δ ο ν ο ῆ ς ίμ ςἐ α ξἐρα τειν εδ ϰ νΛα το ῶ ρ επ εσ τ ᾽ὅ ιν ισ έ ε σ ι, ο ρ σ π ό ν το ο νπ ςἐ α ά ξ νἁρπ ο ε λ ἒπ ῳ δἐ ή ν σ η ό τ λ τ ϰ ι α ν ν ι ὐ ὶ ε η φ , γ ῇ ί α ν ῇἐμ νΚρα ὥ ςσ ε ον εγλυ μα νἔρα ῦ ίμ α ιϰ ϰ ε ῖ. ἱρ ςα ο ε ρ ςἵμ ὺ
᾽ Auch hier ist vom Raub der Helena und der Abfahrt die Rede. Manhat in der Stelle eine Anspielung auf die erste Liebesverbindung des Paares sehen wollen4. Daswürde einen gewissen Widerspruch zudenKyprien bedeuten, die nach Proklos von der Vereinigung vor der Abfahrt berichten5 (wenn der Bericht des Proklos nicht überhaupt zu kurz ist, umSchlüsse 1 Vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 113f. 2 Vgl. auch den Thalamos Γ423 mit fr. 5B. 4 VON DER MÜHLL 75.
3 ebd. (s. Anm. 1) 114 Anm. 1.
5 So schon A-Schol. Γ 445, ROBERT 1081.
Die kyklischen Epen und die Ilias
252
ρ ῶ το ‘ ν zugestatten1). Diese Deutung ist aber keineswegs zwingend. Das ‚π η ν in Vers 445, sondern gehört ίγ inVers 443 bezieht sich keineswegs auf ἐμ zuἔπ ο ε ν λ als ich dich gerade geraubt hatte“ , vgl. cumprimum). ἁ ρ π ά ς(„ ξ α So braucht zu dem Kyprieninhalt kein Widerspruch zu bestehen, wenn auch das Abenteuer auf Kranae ‚Autoschediasma‘ des Iliasdichters sein kann (nicht zu sein braucht!). 11. Δ104 ff.
Mp.
Der Pandarosschuß dient wie der Raub der Helena dazu, die Troer moralisch ins Unrecht zusetzen unddenUntergang ihrer Stadt zubesiegeln. Er wiederholt gleichsam diesen Vorgang für die Ilias.
12. Ζ 55ff. ή δ ε α ιοὕ ε ὲσ α , τίηδ λ έ τ εν ὺϰ ὦ π έ Μ π ω ν ο ,ὦ ς τ ε ίη α π ισ π ο τ ιϰ ρ α α ὶἄ τ ὰο ο ἶϰ ν ρ ; ἦσ ῶ δ ο ν ν ἀ ν ; ω π ρ ὸ ώ ςΤρ
Hier haben wir eine ironische Anspielung des Agamemnon auf denRaub der Helena durch die Troer.
13. Η 350f. δ ε ῦ τ᾽ἄ η νϰ α α ὶϰ θ τήμ νἙλέν ίη τ᾽, Ἀρ ε ε γ γ μ ᾽ἅ ῇ τ ὐ ᾽α ινἄγειν ... σ δώ μ ο ε νἈτρεΐδῃ
·
.
Antenor ist bereit, Helena mitsamt ihren mitgeführten Schätzen herauszugeben. Wiederum sind die Schätze von der Ilias vorausgesetzt
(s. a. Beleg Nr. 5). 14. Η 363 f. (~Η389 ff.) ϰ μ τή α αδ τ σ σ ξἌργ τε ο ῶ νἐ ρ έ νδ ᾽ὅ η ςἡμ μ ο ε ό γ ᾽ἀ π ά ν τ᾽ἐθ α ιϰ ὶοἴϰο α ν ε θ ε μ νἄ λ λ δό ω λ έ ι. α ῖν ε ιθ ᾽ἐπ Paris will Helena behalten, erklärt sich aber zur Herausgabe der ϰ μ α τή τ α bereit. An dieser Stelle wird noch klarer, daß es sich um die von Paris geraubten Schätze handelt.
15. Ν 626f.
νἄ λ ο χ ο νϰ α ο ε υϰουριδίη ἵμ ὶϰ μ τή α τ απο λ λ ὰ μ ψ ὰ ο ἴχ ε θ σ ὶφ ε , ἐπ ς τε ν ιλ ο έε γ σ θ ά επ α ρ ν ᾽ἀ τ . ὐ ῇ ᾽α Auch hier beklagt sich Menelaos über den Raub der Helena unddie Mitnahme der Schätze. 1 Das meint VONDERMÜHLL 75 Anm. 40, der die Stelle mit den Kyprien kombinieren will.
Antehomerica
16. Χ114ff.
253
ϰ ίο ό α α ἱὑπ θ σ ὶϰτήμ α νϰ μ χ η ω α ιἙλέν μ ᾽ἅ , ῇ τ ὐ ᾽α έξ α ίλ ά ν λ ο ο ῃ ςϰ δ ρ αμ ςἐ ν τ ν η υ π ά ὶν σ ὶν τ Ἀλ α σ σ ᾽ὅ ἠ γ ά γ ε τ οΤροίην δ ο ςἀ . ε ή ρ , ἥτ χ ᾽᾽ ονείϰ τ ε λ ᾽ἔπ
Hektor spielt mit demGedanken, demAchill die Herausgabe der Helena und der von Alexandros mitgeführten Schätze anzubieten. Auch hier haben wir wieder eine ausdrückliche Bezugnahme auf die Entführung der Schätze. 17. Ω260 ff.
νἀ ὲ π ε ώ λ ὺ ςμ σ το ι, τα ειπ λ έ αλ τ ν ά ὰδ απ ε χ ,τ γ ᾽Ἄρ ς έ η ᾽ἐλ ψ ε ῦ σ τ α ίτ᾽ὀρ σ ινἄ ισ ρ τ ο ι ίῃ , χοροιτυπ ε ίτ α η σ τ χ δ νἠ ν ῶ ϰ ρ τῆ ἀ α π . ε ρ ρ ς ιἁ ιο μ ή ιδ νἐπ ω ᾽ἐρίφ
In Priamos’ Scheltrede scheint wieder eine Anspielung auf Paris verborgen zu sein. In der Erregung wird offenbar aus dem Frauenraub ein gemeiner Viehdiebstahl.
18. Ω 765f.
ἤ δ ηγ ὰ ρν ῦ νμ ο ιτό δ ςἔσ ο τ τιν νἔ τὸ σ ο ᾽ἐειϰ ή λ υ θ λ ε α ῆ π ςἀ π α ὶἐμ ά . νϰ η ς η τρ νἔβ ε ῖθ ε ὗϰ ξο ἐ
Hier findet sich noch einmal eine ausdrückliche Erwähnung des (freiwilligen?) Weggangs der Helena von Sparta. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Thema der Abfahrt der Helena mitsamt den Schätzen durch zahlreiche Anspielungen und Motivparallelen als vorhomerisch erwiesen wird. Die Weisung der Aphrodite scheint ebenfalls dem Iliasdichter bekannt gewesen zu sein, wie sich aus der Motivparallele im Γergibt (9).
Proklos 12, fr. 10 (XII)
1. Ζ289ff. ν ῶ ιϰ α αγυν γ ρ ἔ α ιλ ίϰ ο π μ α ιπ θ ν λ ο ἔ έπ ἱπ νο α ᾽ἔσ ὴ ς ειδ εο ςθ ο ρ δ , τὰ ν ν Σ ιδ ίω ν ςα ςἈλέξα ο ὐ ὸ τ ἤ γ α γ , εΣιδονίηθ ν απόντο έ ρ ε ν , ἐπ ὼ ςεὐ λ ιπ . ν α τέρ εια νεὐπ ε γ α γ ή ν νπ ε ρἀ η νἣ ὸ δ νὁ νἙλέν ὴ τ Der Bericht der Ilias stimmt zwar zu Proklos, aber nicht zu fr. 10 (XII). Das Referat des Proklos scheint hier den Inhalt der Kyprien nicht korrekt wiederzugeben (zumindest nicht der ursprünglichen Kyprien), sondern ihn der Ilias anzupassen1. 1S.
o.
S.
204
ff
Die kyklischen Epen und die Ilias
254 Proklos 13
Aus der Ilias ist für diesen (relativ unwichtigen) Zug wiederum kein Beleg zu erbringen. Proklos 14, fr. 11 (XI)
Auch für den Raub der Rinder derApharetiden durch dieDioskuren und ihre Entdeckung durch Lynkeus gibt es in der Ilias keine Belege. Proklos 15. 16, fr. 6 (VI), vgl. fr. 7 (VII)1, 11 (XI)
1. Γ236ff.
ν α ῶ ελ ρ το ή μ ο σ ινϰ ε δ ιὼ δ ο ιἰδέ α μ ὐδύνα ᾽ο ϰ ε α , ε ύ δ υ λ ο Π ν ὸ θ ά ὺ θ ξἀγα ρ Κ ά σ το ὶπ α ϰ ν ο μ α δ ό π ᾽ἱπ ρ . η ή τ α τ ομ γ είν ία ιμ ο μ ή τ ω ,τ ώ ν ιγ α ϰ σ ὐ το α 1 Schwierig ist das Verhältnis von fr. 7 (VII), 11f. zu h. Ven. 4 f. zu bestimmen. 59 hält die Formulierung des Aphroditehymnus
...
LENDLE.
ρ ίαπά η ν α τ α ὶθ ϰ ἠ μ ὲ νὅ σ . ς ο δ τ έ ν ό ιἠ ε λ τρ λ ὰ φ απ ο ςπο σ ε ιρ ᾽ὅ ᾽ἤπ für das Vorbild der Bemerkung der Kyprien über Nemesis (11 f.): γ ίγ ε ν τ οα ἰε ὶ . ιν ιν ο γ ύ α φ ρ ε ι, ὄ ρ σ φ η θ ὰτρέφ ἰν ςα ο ί, ὅ ειρ ᾽ἤπ ᾽ Vers 12 des Kyprienfragments die vollere Form des HymnusLENDLE hat Recht, daß verses 5 voraussetzt, da Nemesis gerade auch in Fischgestalt erscheint und sich nicht nur in Festlandtiere verwandelt. Aber muß die Formel „alle Tiere zu Wasser und zu Lande“ wirklich zuerst im Hinblick auf Aphrodites Macht geprägt worden sein? Warum kann sie nicht in älterer Dichtung schon vorgekommen sein, die uns nicht erhalten ist? Hes. Th. 582: σ ᾽ἤπ ειρ ο ςπο λ λ ὰτρέφ σ λ σ ε α ὲθ ά δ α ιἠ ϰ ν ώ δ α λ‚ὅ und spricht für ihr Alter. LENDLES Athetese von Hes. Th. zeigt die Gängigkeit der Formel ᾽ 581–584 (a. a. O. 35ff.: „nachhesiodeischer Einschub“) zeigt, auf welch komplizierten Voraussetzungen die kühne Annahme, die Formel sei im Aphroditehymnus primär, beruht. LENDLE sieht sich aber zu ihr genötigt, weil er sonst den Hymnendichter von Hesiod abhängig sein läßt (59 Anm. 24). Dabei sei betont, daß auch der Aphroditehymnus noch nicht sicher datiert ist. K. REINHARDT Zum homerischen Aphroditehymnus Festschrift Snell 1956 1ff. hält gar den Iliasdichter selbst für den Verfasser des Hymnus. Der Zufall will es, daß wir sogar eine ältere Quelle mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit noch nachweisen können, die der Kypriendichter benutzte, wodurch sowohl die Priorität des Hymnus hinfällig als auch die Athetese der Hesiodverse überflüssig wird: die vorhomerische Erzählung von der Thetishochzeit in der sog. ‚Themisvariante‘. Vgl. LESKY Peleus 298 (s. u. S. 370 Anm. 1), der eine Einwirkung dieser Erzählung auf die Stelle der Kyprien wahrscheinlich gemacht hat. Das Meermädchen Thetis hat sich sicher in alle Tiere verwandelt, auch in die des Meeres. – Selbst der allgemeine Zusammenhang mit dem alten Motiv der ‚magischen Flucht‘ (vgl. dazu KERÉNYI 161ff.) könnte u. U. auf eine ältere Vorlage schließen lassen, die die Verse 11f. in vollständigerer Form hatte. Über die Schwierigkeiten, die sich der Annahme entgegenstellen, daß die homerischen Hymnen ausschließlich an Homer und Hesiod anknüpfen, vgl. auch M.FORDERER Gnomon 30 1958 94 ff. [Gegen LENDLES Athetese von Hes. Th. 581–584 jetzt auch J. H. KÜHN Gnomon 116.] 1959
...
31
Antehomerica
255
ἢο ὐ χἑσπ έσ η θ νΛα εδ ίμ ϰ α ο ν ο ςἐ τειν ξἐρα ῆ ς , ἢδεύ ρ ωμ ὲ νἕπ ο ν τ ον ε σ έ σ ι, ισ ο ρ ό π το ν ο ιπ ν ᾽ἔ ιἀ ν α ε ν δρ ῶ ν μ , ν ύ δ ν ῦ τ᾽ο ϰ α α ὖ τα ν η ά χ ιμ σ υ ο λ έ ἐθ ϰ ὐ λ ε α π ό λ ὶὀνείδ α ςϰ ε τ ἴσ ειδιό α δ ε α χ .“ τιν ίἐσ ο μ ᾽ἅ δ ηϰ ά τε χ ε νφ υ σ ίζ ο ο ςα ἶα ὺ ςδ ἤ , το το ςφ ὣ ά . ιγ α ίῃ ίδ τρ ι, φ ῃἐ νπ α ν ια ο θ ίλ δ ίμ ὖ ε α ϰ α νΛ ἐ ᾽ Der Tod der Dioskuren wird eindeutig erwähnt und muß nach Homers Anschauung in Abwesenheit der Helena eingetreten sein. Das stimmt durchaus mit der Version der Kyprien überein, die wohl schilderten, wie beim Mahl mit Paris in Amyklai zwischen Tyndariden und Apharetiden ein Streit ausbrach und nach Weiterreise des Paris seine Fortsetzung fand. Dichterisch war dieser Streit notwendig, um die Dioskuren für die Zeit des Helenaraubs möglichst von ihrer Schwester zu isolieren. Gerade auf diese Isolierung weisen die Worte, die Helena hier in der Ilias spricht, hin. Die Bemerkung der Ilias, daß beide Brüder der Helena tot seien, steht nicht unbedingt im Widerspruch zu den Kyprien, die Polydeukes die Unsterblichkeit zusprachen und von dem Tag um Tag abwechselnden Weiterleben eines Helden berichteten. Das theologische Element der Geschichte muß von demFaktum des Todes der beiden durch die Apharetiden getrennt werden, weil es naturgemäß in der Ilias mit ihrer andersartigen theologischen Tendenz nicht unbedingt in gleicher Weise übernommen zu sein braucht. Daran, daß die Ilias den Tod der Dioskuren nicht selber erfindet, kann kein Zweifel bestehen, da der Funktionswert der Dioskurenerwähnung in der Ilias nicht sehr groß ist. Umgekehrt können die Kyprien ihre Dioskurengeschichten nicht aus den wenigen, in der Ilias berichteten Fakten herausentwickelt haben.
fr. 7–9 (VII–VIII) ιδ ὺ ς μ ιο ή α ςἈχα ν ὶἐυϰ α ςϰ α ῶ ιςΤρ σ ε ο ὐ ν έμ α π ά σ ε ιν γ . χ ε νἄλ ο ν νχρό ὺ λ ιῇ ὶ πο το δ ιϰ ὶγυνα φ μ ᾽ἀ Das sind die Worte, die die Troer auf der Mauer zueinander sprechen, als sie Helena sehen. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, daß in der Formu) der Gedanke, daß ἴη ε ν ε lierung ο ὐ έϰ ν δ έμ ν ε ις... (vgl. Γ410 ν σ τ ὸ η σ εσ εμ Freilich ist das niemals Nemesis Mutter der Helena ist, mitschwingt1. exakt nachweisbar. 1 Vgl. auch KERÉNYI 176; ferner HERTER RE XVI Sp. 2344 s. v. Nemesis über den möglichen Sinn der Nemesisabstammung in den Kyprien. Es versteht sich wohl von selbst, daß die Möglichkeit eines solchen Wortspiels (wie es ja ιςmit ν σ ε εμ ε έμ σ ά ω etymoauch Kyprien fr. 7 (VII), 6 vorliegt) davon unabhängig ist, ob Ν Γ 156 1. logisch zusammenhängt. f.
256
Die kyklischen Epen und die Ilias
2. Γ237 f.
Κ ϰ ε α , ά εύ ο λ υ νΠ σ ρ δ θ το ά ὸ θ ὺ ξἀγα ὶπ α ϰ ν ο μ α δ ό π ᾽ἱπ η ρ ή τ . α τ ομ είν ία γ ή ιμ τ ω ,τ μ ο ν ώ ιγ α ϰ σ το ὐ α
Der Name der Mutter der Helena fällt nicht, wahrscheinlich weil die Verwandlung der Nemesis und das Ei der Leda, und damit die Verdoppelung der Mutter, Homers ‚Mythenkritik‘ nicht standhielten. Ein Widerspruch zu den Kyprien besteht hier wahrscheinlich nicht1. Nemesis als auch Leda in ihren Rollen als Mütter der Helena kennt. Dafür scheint auch zu sprechen, daß die Ilias aus älterer Quelle die ‚Dankbarkeitsvariante‘ der Thetishochzeit übernimmt; denn diese ist wahrscheinlich aus einer Umformung der Themisvariante entstanden, und diese Umformung war möglicherweise mit der Übertragung des Verwandlungsmotivs von Thetis auf Nemesis gekoppelt2.
Es ist möglich, daß die Ilias sowohl
Proklos 17
Keine Belege in der Ilias. Die Rolle der Iris als Götterbotin ist aber älter als die Ilias. Sie ist schon für die Aithiopis bzw. deren Vorstufe zu erschließen3.
Proklos 18
Kein Beleg in der Ilias. 1 Die Kyprien haben anscheinend in recht skurriler Form sowohl Nemesis als auch Leda ὴ ν als Mütter Helenas betrachtet. Apollod. III 10,7,3 sagt in rationalistischer Weise: ... τ σ ινεὑρό σ ε λ ν ῖςἄ π οδ ο τ ντο τ τεϰ ε ῖν ὲἐ ατιν ςἀ ῦ ία σ , το ο υ υ ν ϰτ ὸνἐ ὰ ῆ ςσ )ᾠ ιν εσ έμ ὲ(sc. Ν δ ῳ ϰ α ὶχρ θ ή α α δ ο ό ϰ τ ν ῦ ϰ α ιν ι, τ σ ε α ν ν α σ α φ ά ίσ λ μ ν η υ ὴ δ ε ϰ ὲϰαταθεμέν ᾳ ο ν ἰςλάρν ή δ έ α Λ π ο ιμ ν ςἐξα νὡ η , ohne übrigens zu erläutern, ιν ε ρ ατρέφ α τ γ έ α νἙλέν υ η θ τ ςθ ϰ ε ῖσ ὑ ο ν ῆ τι, γεν ν wie denn die Dioskuren geboren wurden. Besser (d. h. älter in der Motivik) wohl σ α ε ειϰ θ ὶςὁΖ π ε ῳἀ ὺ ῇὨ ςΝ ν ο ϰεα εμ έσ ῦσυνῆλθ ε ι, τ , ἐξἧ ε ν τ ςγενν ᾶ α ι ν ϰ ύ Schol. Lyc. 88 ϰ ᾠ ό ν , ὅ π ε ρλα β ή ο δ ῦ αἐθ σ μ α αἡΛ ιν έρ εϰ α ὶἔ τεϰ ρ υ ο ο ς ύ ετ α . M. E. ὶτο η νϰ ὺ ςΔιοσϰ νἙλέν ὴ läßt sich letztere Version mit Kyprien fr. 7 (VII) gut vereinbaren. Vers 1 ist von Leda die Rede. In derLücke nach Vers 1 wurde auf Helena näher eingegangen, die ja imMittelpunkt derHandlung steht. Weil sie mit demtroischen Krieg inVerbindung gebracht werden soll, ist dann von ihrer Geburt auch durch Nemesis die Rede. Vgl. auch HERTER RE XVI Sp. 2344 s.v. Nemesis, der aber vielleicht zu weit geht, wenn er annimmt, daß in den Kyprien die Geburt der Dioskuren genauestens spezifiziert gewesen war; wieder anders KERÉNYI 171 Anm. 1.
Nach der vorgetragenen Interpretation stimmt das Kyprienfragment gut zu Γ238. Die ‚eine Mutter‘ könnte sowohl Leda als auch Nemesis sein. (‚Eine‘ ist hier soviel wie ‚dieselbe‘: Helena und die Dioskuren sind nicht Halbgeschwister.)
2 S. u. S. 370.
3 Vgl. o. S. 35.
Antehomerica
257
Proklos 19, fr. 12 (XIII)1
1. Λ632 ff. Mp. Hekamede setzt dem Nestor u. a. seinen Taubenpokal vor, den nur er . Das Motiv ‚Nestor ν ε ώ ϰ υ ohne Mühe heben konnte, und bereitet den ϰ als Weinliebhaber‘ könnte schon überkommen sein, der Becher schon in der Vorgeschichte eine Rolle gespielt haben2.
Proklos 20
Mp. 670 ff. 1. Λ Der lange Exkurs des Nestor, der die Redseligkeit seines Alters gut kennzeichnet, hat in der Digression Nestors in seiner Rede an Menelaos in den Kyprien eine gute Parallele. Dort erläutert Nestor das Schicksal des Epopeus, des Oidipus, den Wahnsinn des Herakles und die Geschichte von Theseus und Ariadne. Da die Geschichten dort in mehr oder weniger der Ilias enger Verbindung mit dem Fall des Menelaos stehen, die im Λ erzählte Geschichte aber nur ‚ethisch‘ mit der Iliashandlung in Zusammenhang steht, würde das eher für die Priorität des Kyprienstoffes sprechen, welche Behauptung freilich um so schwerwiegender wäre, als damit nicht nur eine Entscheidung über die Priorität des Kyprieninhalts getroffen wäre, sondern über die des Gedichtes selbst. Denn solch ein Exkurs muß in jedem Fall als eine individuelle Leistung eines Dich1 Das Fragment lautet: α ρ σ νἄ ισ ίη ο ο τ ὶπ ν ο ε Ο ἶν ε , θ α ό λ έ ν ε ντο ι, Μ σα εδά ϰ ι μελεδῶ σ ο . ν α π ς ἀ ιν ισ ο π ώ ρ θ ῖςἀ ο ν τ η θ ν Es ist schon von HEYNE dem Nestor zugewiesen worden und wird von WELCKER 99 überzeugend im Zusammenhang mit Proklos 19. 20 interpretiert. 2 Große Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang die Inschrift des Nestorbechers aus Ischia (vgl. BUCHNER-RUSSO La coppa di Nestore Rend. Acc. Linc. 1955 215 ff.). [Der Güte von Herrn Professor SCHADEWALDT verdanke ich die Möglichkeit, in die Fahnen der 3. Aufl. (1959) seines Werkes über Homers Welt und Werk Einblick zu Homer und der Becher von Ischia“handelt. SCHADEWALDT nehmen, in der er S. 413 ff. über „ derIlias nicht erweislich führt überzeugend aus, daß eine Abhängigkeit der Inschrift vomΛ ist, wohl aber eine Nähe zur Ilias besteht. Wenn die Geschichte, daß Nestor den Menelaos mit dem Hinweis auf den Sorgenbrecher Wein über die Entführung der Helena tröstet (Kyprien fr. 12 (XIII)), schon älter als Homer ist, wird eine direkte Abhängigkeit des Ischiabechers von der Ilias noch unwahrscheinlicher. Denn es ist sehr wohl möglich, daß im Verlauf dieser Geschichte (also auch im Zusammenhang von Kyprien fr. 12 (XIII)) Nestor dem zu Besuch weilenden Menelaos aus seinem Becher einen Trunk anbot. WELCKER 99 vermutet (unter Vergleich von Proklos 116. 117) sogar, daß die von Nestor Proklos 20 erzählten Geschichten auf seinem Becher dargestellt waren. Diesem Becher, der den Menelaos von seinen Sorgen befreien sollte, mag der Schreiber der Inschrift auf dem Ischiabecher seinen Becher gegenübergestellt haben, der die Sehnsucht nach Aphrodite erweckt. (Ich entscheide mich also für die erste der beiden von SCHADEWALDT ebd. 414 vorgeschlagenen Übersetzungen).] 17 HermesHeft14 Einzelschriften,
258
Die kyklischen Epen und die Ilias
ters angesehen werden, und kann kaum zum festen Repertoire einer ‚fließenden Epik‘ gehört haben. Freilich ist die Entscheidung nicht in eindeutiger Weise zu fällen1. – Noch eine weitere Berührung gibt es: In beiden Erzählungen Nestors spielt Herakles eine Rolle. Der Wahnsinn des Herakles hat nur dann eine direkte Beziehung zur Geschichte des Menelaos, wenn er bereits in dem größeren aus Euripides bekannten Zusammenhang erzählt wurde, wenn also vorher der Usurpator Lykos die Megara belästigte und durch Herakles den Tod fand, als dieser vom Kerberosabenteuer aus der Unterwelt zurückkehrte2. Proklos 21
26ff. (vgl. Beleg Nr. 5 zu Proklos 3) 1. Δ Hera erzählt von ihrer Mühe beim Sammeln der Mannen zum Feldzug gegen Troia. Wenn auch bei Proklos von der Sammlung der Führer die Rede ist undes keineswegs ausgemacht ist, daß die Homerstelle nicht ein ‚Autoschediasma‘ ist, so kennzeichnen die Worte der Hera an Zeus doch gut die von der Ilias vorausgesetzte allgemeine Situation des Aufgebots der achaiischen Kontingente und stimmen insofern mit Proklos überein. 2. Η127 f.
125
(...
...)
Π η λ ε ύ ς
γ έμ ο τ έ ὅ ςπ ὶο ν ςμ ο νᾧἐ ε ε ἴϰ , ῳ ᾽εἰρόμεν ᾽ἐγήθ ή ντ ϰ ο ετό ε ντ ε . νγεν νἐρ ω έ ίω ε γ νἈρ π ν τ ω ά Nestor erzählt von Peleus. Er kann kaum eine andere Zusammenkunft mit ihm meinen als die, als er (mit Odysseus) die Führer zum Krieg gegen Troia aufbot. S. Beleg Nr. 3. 7663) 3. Ι252ff. (Ι253 = Ι439 = Λ ὴ ρἐπ ὺ ε λ ς η ε ε λ τέλ νσ επ α τ τ οΠ ὲ ίγ ο ν , ἦμ ὦ π έ π ο ἤ μ ῷὅ α τ τι τ εσ ε ι μ π · ν ο ν π έ μ έ μ α γ Ἀ η ς ί θ ϰΦ ᾽ἐ 1 S. o. S. 96 Anm. 5. 2 Vgl. WELCKER 98. Das widerspräche natürlich der Analyse der Heraklessage durch WILAMOWITZ Euripides ’Herakles [21959 II 83 ff.] und der communis opinio über die Entwicklung der Sage (vgl. POHLENZ 295 f.). Wenn man sich darüber hinwegsetzte, bliebe noch die Frage, in welchem genauen kausalen Verhältnis der Wahnsinn des Herakles zur Lykosepisode gestanden haben könnte. Bei Euripides findet sich dazu nichts. 3 SEVERYNS 29 Anm. 2 weist mit Recht darauf hin, daß aus diesem Iteratvers keineswegs geschlossen werden kann, daß diese Rede erst am Tag der definitiven Abfahrt gehalten wurde, sondern daß manannehmen muß, sie sei am Tag des ‚Aufgebots‘vorgetragen Le vers identique prononcé par Ulysse et par Nestor pour worden. Er sagt wörtlich: „ introduire ces discours (Ι253 = Λ 766) ne justifie pas l’erreur: l’imparfait employé dans ce vers n’a pas la valeur d’un aoriste“.
259
Antehomerica „τέϰ ν ο νἐμ ό ν ,ϰ ὶἭ α ίητ εϰ ά α ρ ν η τ ο ςμ ὲ νἈθ η ρ
ν ὸ μ υ θ α ρ το ή λ υ σ ὲμεγα δ ο ώ σ ὺδ ι, σ σ ω λ έ ἴ ϰἐθ ᾽, α .“ ν ω είν μ ρἀ ὰ ηγ θ ε νσ σ ν ι· φ τή ύ ινἐ σ ο ἴσ ιλ ο σ ε ρ χ φ
᾽ ιτ α ί. Andiese Worte desPeleus erinnert Odysseus denAchilleus in denΛ Sie beziehen sich auf denTag, als Odysseus undNestor zuPeleus kamen, um Achill zumKrieg gegen Troia zu werben, nicht dagegen auf den Tag der tatsächlichen Abreise von Phthia1. Das ergibt sich aus demVergleich mit den übrigen Belegen. Eine gewisse Besonderheit gegenüber Proklos besteht darin, daß auch Odysseus an der Werbung beteiligt war, und nicht nur von Agamemnon, Menelaos, Nestor die Rede ist (Proklos 18–20). In der Chrestomathie wird erst Proklos 22 von Odysseus gesprochen, und zwar ausgerechnet bezüglich seines Versuchs, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Nun glaube ich nicht, daß man Proklos so scharf interpretieren kann unddarf, daß eine Abweichung von der Ilias herausspringt. Offenbar ist es doch so, daß Menelaos zunächst zu Agamemnon kommt, und dann (evtl. mit Agamemnon) zu Nestor unddaß man daraufhin das Aufgebot der Führer in größerem Maßstab betreibt. Manmagzunächst den in der Nähe befindlichen Palamedes aus Nauplia herbeigezogen und zusammen mit ihm Odysseus zur Kriegsfolge veranlaßt haben, worauf dann vielleicht Nestor mit Odysseus allein nach Thessalien zog. Daß Odysseus erst nach der Überlistung mitmachte, braucht seine Rolle als Werber nicht auszuschließen, zumal ja feststeht, daß die kyklischen Epen die verschiedensten Motive miteinander verknüpft haben2 und kein Grund dagegen spricht, daß solche Verknüpfungen auch schon sehr alt sein können. Die Beteiligung des Odysseus an den verschiedensten Unternehmungen während des Krieges macht es unwahrscheinlich, daß sein Widerstand gegen denFeldzug noch länger anhielt. Freilich kann die Rede des Peleus selbst wegen ihrer funktionellen Bedeutung im Rahmen der Iliashandlung ‚Autoschediasma‘ des Iliasdichters sein. Nur der allgemeine Rahmen des Handlungsverlaufs war mit Sicherheit vorgegeben.
4. Ι338f.
... τίδ ὲλ ή α γ ὸ νἀ α γ ν ε νἐνθ ά δ ς α είρ γ ᾽ἀ Ἀ τρ ΐδ η ε ς ;
Auch hier ist vom Aufgebot des Heeres die Rede, wenn auch nicht speziell auf die Führer eingeschränkt. 1 SEVERYNS 29 mit ausführlicher Begründung.
2 S. o. S. 212 ff.
260
Die kyklischen Epen und die Ilias
5. Ι438ff.
... σ ὶδ έμ ο η λ ά τ α π νἱπ ω εγέρ π μ ς ὺ ε ε λ η Π ᾽ἔπ ἤ μ ῷ α ὅ τ τ ε ιτ σ ο ν ιπ έ μ ςἈγαμέμν π ε ίη θ ϰΦ ᾽ἐ ό εἰδ θ ω ν ὔπ ή ,ο π ιο ν ιο . ο έμ λ ο υπ ιίο ο ᾽ὁμ
Ähnlich wie in Beleg Nr. 3 Odysseus, erzählt hier Phoinix von dem Augenblick, wo Peleus seine Einwilligung zur Beteiligung Achills am Feldzug gab. Auch hier kann das Detail Erfindung des Iliasdichters sein (wegen seines Funktionswerts), die Situation der Werbung selbst ist sicherlich vorausgesetzt.
6. Λ 765ff. ίτιο ο δ ν νσ ε ςὦ εΜ ὲ ο ίγ , ἦμ ν ο π έ ὦπ ν ε λ τελ έ ᾽ἐπ ἤ μ α τ ιτ ῷ ὅ τ εσ . ν ιπ ν έμ ο ε έμ π ςἈγαμ ίη θ Φ ϰ ᾽ἐ δ υ α ὶδ ῖο ϰ ςὈ ς ,ἐ ὼ γ σ σ ε ε ς , τ ύ νἐόν ο δ ιδ ν ῶ ὲἔν ύ ο μ ε νὡ ο ςἐπ ν έτελ ε λ λ ά ν τ αμ π ά ιςἠϰ ο ρ ά γ ε νμ ᾽ἐ ςδ ο ῆ η λ Π ς τ α ὖναιετάον ςε υ ο ᾽ἱϰ αδόμ θ σ ε μ ό . ν α α τ ό τειρ ςϰ β ε τ ν υ λ ο υ ο π είρ α γ νἀ ᾽Ἀχα ιίδ ὸ α 770 λ νἔν μ ε ν δ ο νεὔρο ιθ ε ιο ίτ ο ν ε Μ α ω ρ δἔπ α θ ν ἔ ᾽ἥ ἠ δ ὲσ έ ,π ὰ ρδ ω νδ ρ έ ε ς ὺ λ α ·γ η ῆ αΠ τ ά ιλ λ χ η π ᾽Ἀ ᾽ἱπ ᾽ ῳ ιὶτερπιϰερα ύ ν ο ὸ ςΔ ῖεβ α ϰ ία ρ η αμ ν ίο π ῳἔ λ εισ ἄ ν ν ο , ὲχρύσειο εδ χ ρ τ ν ό ςἐ χ ῆ λ ὐ α ·α ῖσ ι. ἐ π ο ν ο ιςἱερ ο ἶν ο έν μ π ο ο ἴθ α ν ᾽αἰθ ω δ ν έ 775 σπ ιδ ῶ ρ ,ν έ ϰ α ε το ν ςἕπ ὸ ο μ ὶβ φ ἀ ν ὲ α ιμ ιτ σ ῶ ε φ ᾽ἔπ , ς ύ ισ ι· τα ο ε νδ ἀ λ ρ ὼ ύ νἈχιλ φ ν ε ό ρ θ ο υ σ ο ρ ὶπ ν νἐ σ τῆ ε μ δ ὰ ε , γ ϰ α τ ω , ν ν ἄ ι ώ α θ λ σ α ἑ ά ς ι ὸ ρ ρ ςδ ἐ δ ι ἑ ε ᾽ εχ γ ᾽ἄ ᾽ . ιςἐσ μ τ ιςθ έ ιά ο τίν εξείν ν ,ἅ ε τ ϰ είν ξ η ὖπαρέθ ᾽ε ὲπ ο δ τῆ ς ςἠ ο το , ρ νἐδητύ ὶτά ε ε μ η π ρἐπ ὰ τ ὐ 780 α ἦ ρ χ ο νἐ μ ύ γ ὼ θ ο ιο , ϰελ ε νὔ ω μ μ ύ ι· μ α θ ᾽ἅ σ ε ᾽ἕπ λ ά δ ὲμ . δ ,τ ὼ ν σ ὼ ν το φ ε ο λ λ έλ λ ό λ π ω μ φ έτε ᾽ἠθ ᾽ἄ ᾽ἐπ π ιδ α ὶγέρ νᾧ νἐπ έ ω τε λ λ ςμ ὲ ε ὺ λ η Π ι ῆ ιλ χ ᾽Ἀ α ὶὑπ είρ ε ινϰ να ο ν νἔμμ ε ω λ λ ο ιἄ ύ χ τε ισ ρ νἀ α ἰὲ ·υ ς ο τ ρ ϰ ο , Ἄ ς ο ι τ ί ἱό ο ν ς· ε ὶδ ο εΜ λ θ λ ὖ δ ᾽α έτε 785 σ ᾽ὧ ᾽ἐπ „τέϰ ν ο νἐμ ό ν , γεν ε ῇμ ὲ νὑπ έρ τε ρ ό ςἐσ ύ ς , ε λ τινἈχιλ ὲσ ρ ςδ . τε ο ύἐσ ν ύ ω β ίῃδ σ ι· β είν εσ π ρ μ λ ὸ νἀ επολ ᾽ὅγ δ ςἠ ο λ νἔπ ἀ λ ὸ ι ιπυϰιν α α θ θ έσ σ ά ἱφ ὖο ᾽ὑποθ ᾽ε .“ ϰ α ίο ἱσημαίνεινὁδ ὲπ είσ ρ ἰςἀ ε ε ιε τ νπ α γ ό α θ · Aus dieser Stelle, an der Nestor den Patroklos an die Stunde seines Besuches in Phthia erinnert, geht nunmehr eindeutig hervor, daß es sich um den Tag des Aufgebots und das an ihm stattfindende Mahl handelt, undnicht umdenTag der Abreise. Da es umdie Teilnahme desAchilleus α γ νἀ ὸ είρ ε ινim Vers 770 nicht und Patroklos geht, ist klar, daß das λ
Antehomerica
261
so zu verstehen ist, als wollten Nestor und Odysseus sofort selbst Truppen ausheben. Vielmehr kann (in Übereinstimmung mit Proklos, ε ν ςspricht) nur an die Veranlassung der nur vom ἀ ρ ο ίζ θ ε ινder ἡγεμό einer Truppenaushebung gedacht sein.
γ α ο ν ρ δ ό ὴ νἈγαμεμνον η ντὸ Α ἴθ η νἑ εΠ ντ έ ό ντ χισ η ω λ ιά ςἘχέπ ο δ ς· ϰἈγ ιδῶ ν ο τ νἈγαμέμν ὴ . ν σ α εσ ό εμ ιθ δ ῶ ρ ο νἠν ἱἕπ ήο ιο αμ ὸἼλ π ᾽, ἵν ᾽ὑ
᾽
Echepolos hat sich durch die Stute Aithe vom Kriegsdienst losgekauft. ε ςvoraussetzen. Allerdings geDas könnte auch das Sammeln derἡγεμό ν hört Echepolos, da er aus Sikyon kommt, wohl ohnehin zum Reich des Agamemnon und braucht nicht aufgefordert zu werden1. So fällt die Stelle möglicherweise doch aus. Insgesamt ist also der Stoff von Proklos 21 gut belegt. Agamemnon wird in Beleg Nr. 4 genannt (und 7), Nestor in Beleg Nr. 2, 6, zusätzlich Odysseus in Beleg Nr. 3, 6. Zugleich zeigt sich, daß die bekannte Frage eines Großkönigstums des Agamemnon2 komplizierter wird, wenn man die Stellen im mythologischen Zusammenhang desKyprienstoffes sieht, wodieMotivierung durch die tyndarischen Eide eine Rolle spielt.
Proklos 22
μ η δ μ ν η έ . ν ο ςεἴη ὴ ρϰεϰλ α τ ιοπ ά ο χ εμ τιΤηλ ᾽ἔ Odysseus meint hier, er möchte nicht mehr der Vater des Telemachos heißen, wenn er nicht den Thersites bei weiterem Widerstand ganz empfindlich züchtigen würde. Diese rätselhafte Formulierung ‚Vater des Telemachos‘ scheint auf eine besondere Bedeutung des Telemachos hinzuweisen, bzw. ein Ereignis, um dessentwillen sich Odysseus in sonst nicht gebräuchlicher Weise nach seinem Sohn nennt. So ist nicht ausgeschlossen, daß hier tatsächlich auf einen Vorgang wie Proklos 22 angespielt wird. Freilich ist keinerlei Sicherheit oder auch nur größere Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Τη λ εμ ά χ ο ιοφ ίλ νπ ο τ α . α ρ έ ά τ α μ π ο ρ ιμιγέν ισ χ ο Auch hier nennt sich Odysseus wie Beleg Nr. 1 ‚Vater des Telemachos‘. Es gilt das Gleiche wie für Β260. 1 E. BETHE RhM 80 1931 229 f. 2 Darüber E. MEYER II 1 249 f., NILSSON 215 ff. 229 ff., V. BARTOLETTI Il re Omerico
StudIt 12 1935 193 f., SCHADEWALDT Iliasstudien 38 Anm. 1; vgl. auch SHEWAN 130 ff., STRASBURGER 75, G. JACHMANN Das homerische Königtum Maia 4 1953 241ff., VALGIGLIO
1, [JACHMANN Anm. 354 295 260 Ψ Β 7. 2. 1. 40 m. Δ
ff.
Schiffskatalog 85 ff.].
Die kyklischen Epen und die Ilias
262
So kann das Thema von Proklos 22 in der Ilias nicht als bekannt nachgewiesen werden. Es gibt aber auch keine Argumente gegen die Annahme, daß die Ilias diese Geschichte kannte. Die Beteiligung des Odysseus an der Werbung, die durch die Belege Nr. 3 und 6 zu Proklos 21 gegeben ist, kann durchausnach derschwierigen Werbung desOdysseus selbst erfolgt sein, wieschon festgestellt wurde. Proklos 23 (Zusammenkunft in Aulis undDeutung des Spatzenwunders) 1.
Α
158
ff.
γἀ λ ὰσ μ ο ί, ὦ έ λ ἀ ιδ α , ς ὺχα ν ασ ῃ ίρ ρ ε φ μ ό ,ἅ θ, ὄ ς π έ μἑσ ᾽ ῳ σ ο π α , ίτε ι εν , ϰυνῶ ε ο λ ὴ νἀρνύμεν ά τιμ ᾽Μ π ρ ὸ ςΤρώ ω ντ δ ὐ ε ῃο νο ὔτιμ τα ῶ έ π τρ . ις ε ίζ γ ε λ ᾽ἀ
·θ Hier ist mit dem ἕπ εσ ιvielleicht auf die Zusammenkunft in Aulis beα reits leise angespielt. 2. Β286ff. (vgl. o. S. 193 Nr. 2) ο ὐ δ έτο ν ιἐϰ έσ α τ έο ινὑπ ρὑπ υ ό ε τελ σ σ ε χ σ ινἥ νπ θ , ά δ ιο ἐν το ό π β ςἀ ε τ ν ο ο π τείχ ισ τ ςἱπ ο ᾽ἔ ᾽Ἄργ ε ιο νἐϰ Ἴλ ι. τ᾽εὐ ν α π έρ α θ σ έεσ ν ο π νἀ ο ε τείχ ς ε ὥ ςτ εγ εγυναῖϰ ε ςνεα ὰ α ῖδ ρ ὶχῆ ο ίτ ρ α ρἢπ 290 ἀλ λ ή λ ο ισ ινὀδύρον τ α ιοἶϰ ό ν ι. δ α ενέεσθ ἦμ ὴ νϰ α ὶπ ν ό ο ςἐσ ι· α ὶνἀνιηθ θ τ έ ν τ ανέεσ ϰ α ὶγ ά ρτίςθ ό λ ςἀ χ ιο ο ὸἧ π νἀ ω αμέν ν ῆ αμ ν ᾽ἕ ῳ ι ρἄελ λ α ,ὅ νπ ε ᾳσ ὶπ η ο υ νν λ ζ ύ ὺ γ ἀ σ λ χα ά α σ σ · α λ ά ητ ν εθ έ ινὀρινομ έω σ ιεἰλ ια έρ ειμ χ 295ἡμ ῖνδ ᾽εἴνα τ ό ςἐσ τ ιπ ὸ ς υ τ ερ ιτρ ο π νἐνια ω έ ιμ ν ό τε σ ι· τ μ ν σ ο θ εμ ά δ ῶ ε ίζ ἐν ο ὐν εμ σ ς ὺ ιο ᾽Ἀχα ὰϰ η λ α ὶἔμ ς π λ ἀ σ η χα υ λ ά σ ὰν ὶϰορω ρ ν ίσ α α νπ ινἀ ι. θ α έεσ εν ντ ε ό ντ εμ ινϰεν ἰσ ρ ντο έν ε ρ ό α χ ιδη ·ό ῆ ε τ ,φ είν α ὶμ τ ίλ α ν τλ ο ι, ϰ ε μ ῶ αδα ρ ,ὄ φ ν ο ὶχρόν π ᾽ἐ ὸ νΚ ὶο α ὐ ϰ ί. ά λ α χ ν α ςμ τε ύ ε τα ι, ἦεϰ 300 ἢ ἐτε ὴτό ε ὖγ ὰ ε νἐ ρδ δ εἴδμ ς ε ν τ ν ὶφ ά ὲπ ὲδ , ἐσ ρ τ εσ ίν μ ά ρ τυ ρ ο ι, ο ὴϰ ςμ ι· ὓ α υ σ ο έρ ιοφ το ά ν α νθ α ςἔβ ε ρ ῆ ν ιῶ ω εϰ α ρ ὶπ άτ ςἈχα ιζ ε θ ῆ ίζ χ ν α τ ίδ λ ὐ ᾽, ὅ ςΑ ᾽ἐ ἠ γ ερ έ θ ο ῳ ν ϰ τ α ο ϰ ϰ α ὶΤρ ω ὶφ ὰ Π σ ρ υ ι, ιά ο σ α μ έρ ὺ ς μ ο ὰβω τ α νἱερ η ο ὺ ςϰ ν ὶϰρή ρ ε ῖςδ ἀ μ ὶπ ε φ 305ἡμ α ς , β μ ε νἀ ἕρ δ ο θ ν μ ά α το ισ ιτεληέσ τό α σ α ςἑϰ ᾽ὸπ ῥ ῳ έ ν ν γ ρ λ α ὸ ε ἀ ὕ δ ω ,ὅ · ϰ α λ θ ε ν ῇὑ π ν ίσ τ λ α τα ἔ ν θ , ς ό α δ ιν α τ ο ῶ φ ν ὶ π ν ἐ α σ μ ρ ϰ γ α · ω δ ά έ ῆ ημ ν ά ᾽ἐφ εφ ϰ ό ω σ δ ε , ςἧ δ ερ λ ιο έ α μ σ νῥα ὐ μ π ο τὸ λ ύ ς , τό ςὈ ’τά μ ω ο ῦὑπ . ΐξ ν ε α α ςπ ρ ό υ σ ο ςῥ ρ ὄ ν λ π α α ο ισ ν τ ’ 310 β . α ν τέϰ ια δ θ α ν π ἔ ή εο ί, ν ν σ σ ο ῖο ο θ υ ο τρ σ ν α ᾽ἔσ
Antehomerica
263
ς , τε ῶ π τη ε π ο π ιςὑ ῳ ἐ π ο λ τά ζ ε ὄ ,π ῳ τ ᾽ἀ τἀ ο ρ ϰ . έ τέ ν, ἣ τέϰ ν α ϰ τη ἦ ά ν τηρ ἐ ή ρμ τὰ τώ, ἀ ϰ ὀ ῶ τ ς· α ιετετριγ θ σ τή α ὰϰ θ ν ςἐλεειν ἔ ὺ ετο ᾽ὅγ · α ν ηφ ίλ ατέϰ ν έ οὀδυρομ τ ᾶ ρδ τ η ο τ ή ιπ φ μ 315 μ ᾽ἀ . ν νἀμ ε β ια φ ῖα υ χ ςλά ο γ υ τέρ ςπ ο τ νδ ὴ ᾽ἐλελιξάμεν , ν ὐ τή ὶα ῖοϰ α ο εσ ο θ υ τρ γ αφ ά ν ὰτέϰ τ α ὶϰ ε ρἐπ ὰ τ ὐ α ό ς , ὅ ε ςπ ϰ ε νθ ῆ ε ρἔφ ε· ν η νθ ο λ ίζη ρ νἀ ὲ νμ τὸ ω ε ή τ · μ ο ιςἀ ά λ υπ ϰ υ γ ο ν εΚρό ϰ η ινἔθ ρμ ά λ ᾶ α νγ νἐτύ . ἷο η νο ε χ θ μ ζο ά μ υ ῖςδ ε α ςθ ε τ ό 320 ἡμ τα ᾽ἑσ λ θ νεἰσῆ ῶ ε αθ ρ ω , λ ς έ α β ὰπ νδειν ὡ ςο ὖ μ τό α ᾽ἑϰ ρ ε ε · γ ό υ νἀ έ ω ο π εο ρ π θ α ιτ ε λ ά α ςδ Κ χ ᾽αὐτίϰἔπ
„τίπ τἄ ί; ιο α χ ςἈ ε τ ν ω ό μ ο ηϰ ,ϰ ρ ε ά θ σ έν γ ἐ ῳ ε ᾽ν ᾽ε ἡ μ ῖνμ , ί η ε τ ς μ ε ύ ὲ τ Ζ γ α α ντό έ μ δ ς α ετέρ ν η ᾽ἔφ ςο έ ο ὔπ ο τ υϰλ ο ,ὅ ν το ι. εσ α ῖτ ιτέλ ε λ , ὀψ ᾽ὀ ν ο ιμ 325ὄ ψ , ν ο ή ῖο ϰ θ ὶα υ α ὐ ο τ τρ εσ γ α ά ν φ ϰ ὰ τέ ὡ ςο α τ ὗ τ ςϰ ο ν , ἣτέϰ έτέϰ ν α , ηἦ τ ά ρἐν η τ ή ρμ ὰ τ ,ἀ τ ώ ϰ ὀ ι, θ ὖ ε να μ ίξ ο τ εμ ῦ α λ ε ῖςτοσσ το ςἡμ απ ὣ ε τ ᾽ἔ σ νεὐρυά ή μ ε ο .“ ια ν γ ἱρ υ ινα λ ό ῳδ ὲπ τ ά τ ῷδεϰ ν ν ὴ ῦ π ν ά τ α ὰ δ τε λ ε ῖτα ι. ετ υ ε ρ ό γ ςἀ ςτὼ ο 330 ϰεῖν ·
Das Versprechen und die Zusammenkunft in Aulis entsprechen dem ίδ α des Proklos und müssen auf VorἰςἈυλ ςε ε ν τ ε τ ὰ ϰ α ὶμ τα ό θ ελ ῦ τ ν α υ σ homerisches zurückgehen. Es taucht aber die Frage auf, ob auch ab 299ff. noch Quellenbenutzung vorliegt, da diese Partie wegen ihrer Ausführlichkeit und eines gewissen Funktionswertes auch ein Autoschediasma des Dichters sein kann. Auch Proklos kann nicht unbedingt auf die Kyprien zurückgeführt werden, da er genau die Iliasstelle referiert. Dennoch spricht der detaillierte Bericht der Ilias, dessen Einzelheiten keineswegs für die Iliashandlung bedeutsam sind, wie wir S. 206 feststellten, dafür, daß auch hier Vorhomerisches erzählt wird. Auch diegleichzeitige Verwendung des Motives des Zeusblitzes Β350ff legt es nahe, daß der Dichter das Spatzenwunder aufgrund eines gewissen Traditionszwanges erzählt (vgl. auch o. S. 199 f.).
3. Β494ff.
Mp.
Der Schiffskatalog ist Motivparallele zur Sammlung in Aulis1. 4. Π221 ff.
...........
η λ ο ῦδ χ μ ῶ ὸπ π ᾽ἀ ε γ ω έ ν ᾽ἀ
έ τιςἀ ἱΘ ρ ν ο γ ή υ ρ ό π ,τ ς ζ ε α η έ λ α ῆ ιδ ςδα ϰ α λ
ῆ ϰἐ θ α ι, ἐ ὺπλήσ σ αχιτώ ν ω ςἄγεσθα ν ὸ η ὶν π ω ντ λ ετα ή ν . νοὔ τω π ω έ π ε ϰ ντ ω σ ά ο ιν α λ εμ χ ν ᾽ἀ 1 S. o. S. 63 ff.
᾽
Die kyklischen Epen und die Ilias
264
Thetis hat dem Achill eine Kiste mit Kleidung (nach Aulis) für die Schiffsreise mitgegeben. Auch hier ist wie in Beleg Nr. 5 allgemein auf die Abfahrtsituation angespielt. Im einzelnen wird alles freie Erfindung des Iliasdichters sein, zumal die Erzählung einen starken Funktionswert hat: Das bedeutungsvolle Gebet des Achill zu Zeus Π 233ff. gewinnt dadurch an Feierlichkeit und innerem Gewicht, daß die Herkunft des Bechers, der für die Trankspende gebraucht wird, die dem Gebet vorausgeht, genau beschrieben wird1.
439f.) 58f. (= Σ 5. Σ ϰ ν ίσ αϰορω ινἼλ ιο ὶνἐπιπροέη η υ σ νε ν ἴσ ω Τρ ω α εν . η μ ο ν σ ό σ ὶμ χ
Thetis hat ihren Sohn (nach Aulis) geschickt. Auf die Sammlung ist wieder indirekt angespielt. Apollod. Epit. 3,92
19ff. 1. Λ ρ ὶσ ε ϰ απ η θ ε τή σ ρ σ ώ ινἔδυ ὖθ ν να ύ ρ ο ε δ ε τε , εξειν ή ιο ϰ νεἶν η ςδῶ ι, α ρ ἱΚινύ έο τ ο νπ ό τ γ έ αϰ εμ λ ν δ έ ο ς , οὕν χ ϰἈ α ιο ρΚύπρο ε ὰ ὶ ε ογ π ε ύ θ τ εσ εύ π λ ν α σ ἀ θ ιἔμελλ ιν α εσ σ ή ο ν · ν ν ίη ἐ ςΤρο ᾽ μ ῆ ε ι. ν ιζό σ ιλ ο ςβα ρ εχα ϰ ῶ νδ ἱ τὸ άο ϰ ε ν ὔ το Kinyras schickt von Zypern Agamemnon einen Panzer, als er vom geplanten Feldzug hört. Ob der Dichter schon von der Gesandtschaft des Menelaos und Odysseus (mit Talthybios) und dem nicht eingehaltenen Versprechen des Kinyras, 50 Schiffe zu schicken, wußte, läßt sich nicht ermitteln. Möglich ist es. Allerdings läßt sich noch nicht sagen, wieweit der Bericht des Apollodor im einzelnen auf die Kyprien zurückgeht. Evtl. könnte auch die Gesandtschaft des Talthybios und Eurybates zu Achill wegen Herausgabe der Briseis Α 320ff. von der Gesandtschaft des Talthybios, Menelaos undOdysseus zu Kinyras mitbeeinflußt sein, wenn auch wahrscheinlich der Einfluß des bei Apollod. Epit. 3,22 Erzählten für die Szene Α 320ff. entscheidend war. Proklos 24
Keine Belege in der Ilias. 1 Vgl. den Abschnitt über ‚Dinge in Nebenhandlungen‘ bei HELMUTH SAUTER Die Beschreibungen Homers und ihre dichterische Funktion masch. schr. Diss. Tübingen 1953 267
ff.
271
Anm.
1.
2 Daß die Kinyrasgeschichte auf die Kyprien zurückgeht, ist schon von WAGNER 181 ff. nachgewiesen worden. Auch FRAZER II 179 Anm. 3 hält das für wahrsche inlich.
265
Antehomerica
Proklos 25
1. Β495 Aus der großen Zahl der im Schiffskatalog erwähnten Boioterführer (5) und der Tatsache, daß die drei in diesem Vers genannten Führer, da sie in der Ilias fallen, offensichtlich Erfindungen bzw. Neuerungen des Iliasdichters sind, ergibt sich die Vermutung, daß in der Vorlage des Schiffskatalogs Thersandros statt Arkesilaos, Prothoenor, Klonios gestanden hat1.
2. Eine Untersuchung der Sagen von der Beteiligung der ‚Epigonen‘ am troischen Feldzug und ihres Verhältnisses zur Ilias scheint ebenfalls zu ergeben, daß Thersandros am Feldzug teilnahm und somit also der Tod des Thersandros auf der Expedition nach Teuthranien demIliasdichter bekannt war.2
3. Β653ff. Da die Einführung der Herakliden vermutlich auf den Iliasdichter zurückgeht, ist leicht erkenntlich, warum Telephos in der Ilias nicht erwähnt wurde: er kann als Heraklide schlecht auf der Gegenpartei stehen.
4. Χ276 ff.
Mp.??
Schwerlich ist das Motiv des ‚feindlichen Gottes‘hier aus einer Schilderung desKampfes desAchill mit Telephos entlehnt, in demDionysos den Telephos über eine Weinrebe straucheln läßt, umihn dem Achill preiszugeben3.
Aus dem Ganzen ergibt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit, daß der Iliasdichter von den Kämpfen mit Telephos und dem Tod des Thersandros weiß. Beleg Nr. 4 kann die Bekanntschaft des Iliasdichters mit der Geschichte von der Verwundung des Telephos durch die Weinrebe des Dionysos nicht beweisen. Denn die Ähnlichkeit der Iliasszene mit der Geschichte von der Verwundung des Telephos ist nur sehr gering. Nur wenn die teuthranische Expedition auch sonst weitgehend Vorbild der Iliashandlung wäre (und nicht lediglich bei der Zusammenstellung der Akteure und in der Chronologie mitberücksichtigt würde), käme der Motivparallele größere Bedeutung zu. Proklos 26, vgl. A-Schol. Α 59 (fr. 9 D 1 p. 192 BETHE = p. 194 BETHE 21929)
Ἀ τρ ε ίδ μ επ ιν η μ ά λ π ν ἄ λ γ ,ν α ῦ χ θ έ ν τ α ςὀ ίω ν νθ ά α τ ε ό νγ ἴϰ εφ ,ε ιν ε ύ γ σ ε ο ιμ ν . τή ν ο σ ο π ἀ ψ ἂ Hier scheint auf den Rückschlag von der theutranischen Expedition angespielt zu sein4. 1 S. o. S. 160.
2 S. o. S. 150 f. 194.
3 Das vermutete CARPENTER a. Α 1. a. O. 59 56.
f. 4 S.
o. S. 195.
Die kyklischen Epen und die Ilias
266
Proklos 27, fr. 13 (XIV)
1. Ι666 ff.
ὰ ρδ λ ο ςδ ϰ Π ά τρ ο το π α έξ ὶτῷ νἐλ α ε αϰ θ ρ ᾽ἄ ᾽ἑτέρω
·Ἀχιλ ς ὺ ε λ ς ῖο εδ ρ ό ἱπ νο , τή ς ο ν ζω ιςἐύ φ Ἶ . ν ο ρ ίεθ το λ Σ ςπ ο ῆ , Ἐνυ ν ῖα ε ἰπ ϰ να ὼ νἑλ ο ρ ῦ
Hier ist ohne Zweifel der auf der Expedition nach Teuthranien bzw. der Rückfahrt erfolgende Abstecher nach Skyros gemeint. Unser Material reicht nicht aus, einen Widerspruch zwischen der Ilias und den Kyprien
zu konstruieren1. 2. Τ326 f.
ἠ ὲτὸ νὃ ςΣ ϰ ῳ μ ο ιἔ ν ιτρέφ ε τ ιφ α ρ ίλ ύ ςυἱό ο , ς ή εο . ς π ε τό ο ειδ μ ςθ ο εΝ ε λ ιγ ιζώ ε υἔ τ ο ε ἴπ
Auch hier ist die Fahrt nach Skyros und die Heirat mit Deidameia, der Tochter des Lykomedes, als bekannt vorausgesetzt2.
465 ff. 3. Ω
ν ς , ο είω λ η ηδ α ν τ αΠ τύ ὲγούν β α νλ ώ θ ᾽εἰσελ ϰ α ίμ ινὑ π ὲ η ρπ α ρ ο τρ α ὶμ τέ ςἠυ ὸ ςϰ ϰ ιο ο μ ό . ῃ ς , ἵν νὀρίν αο ε ς ο ἱσ ὸ α ὶτέϰ ὺ μ ε οϰ νθ υ ίσ σ λ
Aus diesem Rat des Hermes geht wiederum hervor, daß Achilleus einen Sohn hat. Wir haben eine klare Anspielung auf Neoptolemos. Die Geburt desNeoptolemos konnte die Ilias nicht übergehen, auch wenn sie sonst vielleicht geneigt war, die teuthranische Expedition in den Hintergrund treten zu lassen; denn dem Neoptolemos war am Ende des Feldzugs in der Überlieferung eine entscheidende Rolle zugedacht. So mußte sie von dem ganzen Unternehmen nach Teuthranien wenigstens den Teil ausdrücklich erwähnen, der mit der Geburt des Neoptolemos unmittelbar zusammenhängt, also das Skyrosabenteuer. Da sich nun alle Versuche, diesen Abstecher nach Skyros anders zu erklären, nicht halten lassen, ist aber damit ein Präjudiz für das Alter der Teuthraniengeschichte gefällt. Der zweite Name des Neoptolemos, Pyrrhos, ist in der Ilias nicht belegt. Vgl. jedoch v. 1. Τ327.
Proklos 28
277. Φ162. Χ133 = Belege Nr. 7 und 8 zu 1. Π 140ff.3 (vgl. Τ388ff. Υ Proklos 2, fr. 3 (III)) Die Erwähnung dieser von Cheiron dem Peleus wohl zur Hochzeit geschenkten Lanze scheint anzudeuten, daß diese Lanze noch über ihre 1 S. o. S. 196 f.
2 S. o. S. 197 f.
3 S. o. S. 234.
Antehomerica
267
Rolle als Geschenk hinaus, vor Homer eine große Bedeutung hatte. Das würde gut zu ihrer Rolle in den Kyprien passen, wo sie in der Hand des Achilleus denTelephos verwundet undnach der Reise des Telephos nach Argos aufgrund eines apollinischen Orakels auch wieder heilt. Irgendeine Sicherheit darüber, daß die Proklosstelle dem Iliasdichter ihrem Inhalt bekannt ist, ist freilich nicht zu gewinnen.
in
fr. 14 (XV) 1. Ι144f. (s. o. S. 199) Diese Stelle steht zum Fragment keineswegs im Widerspruch, sondern bestätigt es eher. Agamemnon kann natürlich nicht die geopferte Iphigenie demAchilleus zur Frau anbieten1.
Proklos 29
ἤ δ ηγ ὰ ρν ῦ ιτό δ ο ὶν νμ τ ςἐσ ο τ νἔ ὸ τ ᾽ἐειϰοσ η ς· θ ά υ α π τρ ςἀπελήλ ῆ νϰ α ὶἐμ η ε ῖθ ε νἔβ ἐ ὗϰ ξο Die zwanzig Jahre, die Helena schon von Hause weg ist, erklären sich nur, wenn der Iliasdichter neben der teuthranischen Expedition auch den langen Aufenthalt vor derendgültigen Abfahrt in Aulis schon als bekannt voraussetzt2. Beleidigung und Zorn der Artemis sind in der Ilias nicht belegt.
108 (fr. 9 D 2 p. 192 BETHE = Proklos 30, Apollod. Epit. 3,22, vgl. A-Schol. Α p. 195 BETHE 21929)
70 ff. (s. o. S. 198) 1. Α Hier ist ohne Zweifel auf die Rolle des Kalchas bei der zweiten Abfahrt von Aulis angespielt. 106ff. (s. o. S. 198) 2. Α Auch hier kann nur der Rat des Kalchas an Agamemnon, er solle Iphigenie opfern, gemeint sein.
Mp. 320ff. (s. o. S. 199) 3. Α Die Gesandtschaft der Herolde Talthybios und Eurybates zu Achill wegen Herausgabe der Briseis ist Motivparallele zu der Apollod. Epit. 3,22 berichteten Gesandtschaft zu Klytaimnestra wegen Herausgabe der Iphigenie.
Mp. 4. Ι144ff. (s. o. S. 199, Beleg Nr. 1 zu fr. 14 (XV)) Hier mag das Motiv der Hochzeit zwischen Achilleus und Iphigenie benutzt worden sein, nur daß aus einer vorgetäuschten eine ‚angebotene‘ Hochzeit geworden ist. 1 S. Ω a. 765 Beleg Nr. 3 zu Proklos 30.
2 S. o. S. 192f.f.
Die kyklischen Epen und die Ilias
268
So mußes also für wahrscheinlich gelten, daß der Iliasdichter das Opfer der Iphigenie kannte; und damit ist wieder ein Präjudiz dafür gegeben, daß er auch die teuthranische Expedition vor Augen hatte. Denn er kann sich nicht vorgestellt haben, daß die Opferung der Iphigenie im Zusammenhang mit denEreignissen dervonihmimB berührten Abfahrt stattfand: Das Spatzenorakel des Kalchas setzt ja eine unmittelbar folgende Abfahrt voraus, so daß sein Rat, Iphigenie zu opfern, in einer anderen Abfahrtsituation gegeben worden sein muß. Proklos 31 Keine Belege in der Ilias. Die dauernde Entraffung durch die Gottheit ist überhaupt ein Zug, der in Widerspruch zu denreligiösen Überzeugungen des Iliasdichters steht, der nur die zeitweilige Entrückung gelten läßt1. Proklos 32, Apollod. Epit. 3,26
1. Β350 ff. (s. o. S. 199 f.) Hier wird von der endgültigen Abfahrt nach Troia gesprochen. 2. Λ624 ff.
ιδ η , ῖσ ὲτεῦ ή ιῶ δ ἐυ ε ϰ π λ ϰ α μ το μ υ ό ο ϰα ςἙ εϰ χ τ ε νἈχιλ ε ύ ς σ λ ρ ε , νἄ τ έρ επ ὴ ν ,ὅ τ ω ιογέρ ο έδ Τεν ϰ ᾽ἐ γ α υ τέ ρ θ ή ,ἣ ρ το ο ς ἱἈχα ιο ὶ γ α λ νο ε υμ ο ό ᾽Ἀρσιν λ υ ν ν . νἁ εσ ε π τω ϰ ισ ά ρ ν ῇἀ , οὕν αβο ο ϰ τεύ ε ελ ἔξ Die hier berichtete Zerstörung von Tenedos paßt genau zu der Version der Kyprien, wie wir sie aus Proklos und der Epitome des Apollodor rekonstruieren müssen. Ausdem Wort π έρ ε σ ν ergibt sich, daß die Landung auf der Insel zunächst kriegerisch verlief, der Tod des Eponymen der Insel, des Apollonsohnes Tenes also sehr wohl bekannt sein kann, der den landenden Achaiern nach Apollodors Bericht zunächst Widerstand leistete2. Ob Hekamede, der Verknüpfungspunkt, selbst schon mitübernommen ist, bleibt offen. Mp. 787 ff. 3. Π Die Beteiligung des Apollon am Tode des Patroklos ist nachgewiesenermaßen eine Nachbildung der Rolle, die Apollon beim Tode des Achilleus neben Paris spielte, die uns aus der Aithiopis bekannt ist (Proklos 62). Der Iliasdichter setzt also die doppelte Verursachung des Todes des Achilleus schon voraus. Damit ist auch die Nachricht des Apollodor, daß Apollon dem Achill wegen der Tötung seines Sohnes Tenes zürnte, als 1 Das Wirken der Götter in der Ilias 125. 131. 2 S. o. S. 109 und vor allem S. 213 m. Anm. 2.
Antehomerica
269
vorhomerisch gegeben. Denn dieser Mythenzug ist die notwendige Voraussetzung für den Tod des Achilleus auch durch Apollon. Vgl. Beleg
Nr. 2, 4 und 5.
4. Ρ406 ff. (vgl. Beleg Nr. 5 zu Proklos 58) Wenn Achill hier davon spricht, daß Thetis ihm häufig seinen Tod vor der Einnahme Troias prophezeit hat, kann die ‚Tenesprophezeiung‘ verallgemeinert sein, zumal die ‚Hektorprophezeiung‘noch aussteht (Σ 95f.).
275ff. 5. Φ
ν ν ρ ιώ ω α ν , ὐ ςΟ ςδ ο ἴτιο λ να λ ἄ ο σ ιτό ο ὔτίςμ ᾽ο
δ εσ γ ύ λ ε ε ε ν ιν ἔθ σ εψ η ρ , ἣμ ή τ ημ ὰ ίλ λ λ φ ἀ ἥμ ϰ τά η ω ρ ω ιθ ε ὸτείχ π νὑ ω ώ οΤρ τ α ᾽ἔφ ·ν έεσ η ιν ρ ο ῖςὀλέεσ σ . λ α ιψ ο ςβελ λ ω ν θ ιἈπόλ α
Hier in Achills Worten wird Paris als Überwinder Achills nicht erwähnt. Wenn man die Thetisvorhersagen in der Ilias mustert, kann man sich dem Schlusse nicht entziehen, daß hier auf eine Vorhersage außerhalb derIlias angespielt ist, daausschließlich Apollon als Tötender genannt ist. Amehesten kommt dann die Voraussage hinsichtlich des Tenes in Frage1. Hätte der Dichter diese außerhalb der Iliashandlung liegende Prophezeiung selbst erfunden, hätte er keinen Grund gehabt, die Mitbeteiligung des Paris an der Tat (neben Apollon) zu übergehen. Vgl. Beleg Nr. 12 zu Proklos 58 (u. S. 312). Proklos 32 (Apollod. Epit. 3,26) ist also ohne Zweifel schon seinem Inhalt nach dem Iliasdichter bekannt. Vgl. auch die Belege Nr. 1, 6, 8, 10, 11, 13, 14, 16 zu Proklos 58, wodem Achill das frühe Ende (von Geburt) als schicksalhaft vorbestimmt erscheint. Neben der ‚Memnonprophezeiung‘ kann auch die ‚Tenesprophezeiung‘ dabei motivisch eingewirkt haben2. Proklos 33
1. Β721ff. ρ ἀ λ λ έ ϰ ε τ ῳ ῖτ οϰρα , ά σ ν ω απ ε χ γ σ ή λ νν ᾽ἄ νἐ ὲ ᾽ὁμ ῳ ἐ νἠγα θ μ ή ν Λ ςἈ ν ἶε χ ιῶ α νυ ο ινλίπ έ ιμ θ ,ὅ ῃ ῷ ὀ λ ο ό ςὕδρ ο ν ο υ ο · φ ρ ϰ ιμοχθ ε ν ίζο ϰ τ α ϰ α ἕλ εσ ιἔμελ θ α λ σ ή ο ν ν ὲμ αδ χ θ ν ἔ ῖτ᾽ἀχέω ε εϰ ντά ᾽ὅγ Ἀρ γ ε ϰ τ . ς α ο ῖο ν οἄ α ιπ τ η ϰ α ρ υ τή ὰ ν ο σ ὶ·Φιλ Diese Stelle entspricht dem Testimonium des Proklos durchaus. Allerdings scheint mit ihr die Nachricht bei Apollod. Epit. 3,27 unvereinbar, daß nur Odysseus auf Befehl Agamemnons den Philoktet in Lemnos ausgesetzt hat. Denn es heißt in der Ilias, daß die Achaier ihn dort zurück1 So auch BETHE Homer III 92.
2 Vgl. vor allem u. S. 313.
Die kyklischen Epen und die Ilias
270
ließen, was ihre Anwesenheit voraussetzt. Apollodors Fassung der Sage ist wohl erst imAnschluß an S. Ph. 1ff. entstanden. Bei Sophokles erklärt sich nämlich die Sonderrolle des Odysseus bei der Aussetzung des Philoktet aus der Thematik des ganzen Dramas, braucht also kein alter Sagenzug zu sein. Allerdings wird dort Philoktet auch nicht auf Tenedos gebissen, sondern auf der kleinen Insel Chryse (wohl nach einer alten Sagenversion, vgl. A-Schol. Β722)1. Kompliziert wird die Sachlage dadurch, daß Proklos 33 nicht ganz einω μ έ ν ω να υ ὐ χο νanstatt auf τ ῶ deutig ist. Man könnte nämlich das εὐ Tenedos auch auf Lemnos beziehen, was zu Beleg Nr. 2 passen könnte. Immerhin ist diese Interpretation die unwahrscheinlichere. 2. Θ229 ff.
ι, ἄ α νεἶν ε μ ὴφ ά ι, εδ ισ το λ ί, ὅ α τ ω ρ χ νεὐ α π ῇἔβ ε θ , ε ςἠγοράασ υ έ εα χ εν ϰ ῳ ό τ ςὁπ ἃ ν μ ή νΛ ᾽ἐ ω ν ά , ιρ ρ ϰ α ο θ ρ ν ὀ ο ῶ β ὰ λ λ π ο έ α ρ ςϰ ε τ ν ο θ ἔσ , ιο ο η τῆ ςοἴν ρ ισ ςἐπ έ α ρ α τεφ ε ςϰ τ ν ο ίν π Τρ α εἕϰ ώ σ ο ω τ νἀ ντ ς ν θ ίω σ ο εδιηϰ ντ τό α ᾽ἑϰ θ σ ε σ ή . ῳ τ σ μ έ λ ο π ν ᾽ἐ
Ausdieser Stelle geht eindeutig hervor, daß die gesamten Achaier auf der Insel Lemnos Station machten, zu der sie später auch vonderTroas aus Beziehungen unterhielten und von der sie sich Wein kommen ließen (Η 467ff.), bzw. nach der sie Kriegsgefangene als Sklaven verkauften 751ff.). (Lykaon: Φ 40 ff., Ψ 741ff., allgemein: Ω Wenn wir annehmen, daß in den Kyprien Philoktet auf Tenedos gebissen und auf Lemnos von den Achaiern ausgesetzt wurde, als seine Wunde sich stärker bemerkbar machte, so steht dazu die Ilias in keinem Widerspruch. Beleg Nr. 2 schließt nämlich keinesfalls aus, daß Philoktet auch nach der Ilias schon auf Tenedos gebissen wurde. Es ist sogar möglich, daß die Prahlereien der Achaier auf Lemnos, von denen die Ilias berichtet, mit dem Zurückbleiben desPhiloktet zusammenhingen: Sie rühmten sich vielleicht, auch ohne Philoktet Troia nehmen zu können. Die Schwierigkeit, wie man sich das Robinsonleben des Philoktet auf der bewohnten Insel Lemnos vorzustellen hat, bestand auch für die Tragiker in ihren Philoktetdramen. Es ist zwar möglich, daß Philoktet einmal auf der unbewohnten Insel Chryse ausgesetzt wurde; schon für die Homer überkommene Fassung der Sage gilt das nicht mehr. 1 Vgl. P. CORSSEN Philologus 66 1907 346, dessen Schlußfolgerungen für die Kyprien ich nicht anerkennen kann.
271
Antehomerica
Proklos 34, fr. inc. 9 Β2 (p. 190 BETHE = p. 192 BETHE 21929) sed. 10 KINKEL (fehlt bei BETHE und ALLEN) 1. Α1 ff.
(XVI), fr. inc.
Mp.
Die Ilias hat vielleicht den Zorn des Achilleus gegen Agamemnon dem Streit auf der Insel Tenedos, der uns aus den Kyprien bekannt ist, nachgebildet oder wurde durch ihn angeregt. Der Streit fand in den Kyprien wohl bei dem Mahl statt, bei dem Philoktet gebissen wurde. Das Gemeinsame der beiden Zornschilderungen ist, daß es sich um ‚Protokollfragen‘handelt1. 2. Ι311 ff.
ε ν ο ιἄλλο ε μ ν ἄ λ θ ή λ . η ο α ρ τ επ ς ιτρύ ζ ο ήμ ὡ ςμ ςἈ ίδ ῶ α οπ ῃ μ ύ λ σ ιν εῖν ςὁ ο ο ι, ϰ ρμ ά ςγ ὸ ρ ἐ θ χ λ ,ἄ λ οδ ίν ὶφ ὲεἴπ ῃ . ε σ ὅ ν ρ ςχ ῃἐ θ νϰεύ ὲ νμ ο ᾽ἕτερ
Diese Verse könnten eine Anspielung auf den Streit auf Tenedos sein und sich somit gegen Odysseus’ voraufgegangene Rede richten2. Denn in
den Kyprien versuchte vielleicht Odysseus ebenfalls, Achill von seinem Entschluß, auf eine Teilnahme am Feldzug zu verzichten, abzubringen (wenn diese Szene in Sophokles’ Syndeipnoi, wie wahrscheinlich, auf die Kyprien zurückgeht), under magdabei ähnlich argumentiert haben (vgl. S. Syndeipnoi fr. 141 N2. = 566 PEARSON). Da die Iliasverse aber funktionell gut belastet sind, ist diese Annahme nicht erweislich.
3. Ι346f.
ιλ σ ινβα ε ισ ο ῦ λ λ ὶἄ α σ ι εϰ ίτ λ λ ο ἀ νσ ὺ ,σ ῦ ε σ υ δ ᾽, Ὀ
. ιο νπ ρ ῦ ν ιδή ε α έμ εξ λ ινἀ σ σ ε ή ν ω θ σ ζέ α ρ φ 1
S.
o.
S.
92
m.
Anm.
1,
S.
110.
2 Nicht möglich scheint mir die Auffassung von MARG 19, daß der Wettstreit OdysseusAchill in den Kyprien in dieser Stelle seinen Keim hat und zusammen mit dem Demodokosgesang θ 72ff. den Anstoß zu der ganzen Szene gegeben hat. Der folgende Satz von MARG, der den Hintergrund dieser Annahme erhellt und einer auch sonst verbreiteten Ansicht entspricht, ist durch unsere Untersuchung ohnehin schon sehr fragwürdig geworden. MARG Das entspräche ganz der Eigenart der kyklischen Epen, auch sagt ohne Einzelbeispiele: „ kleine Anspielungen und Augenblickserfindungen aus Ilias und Odyssee zu breiterer Thematik umzuformen“ . Bisher ist uns noch kein solcher Fall begegnet, wenn man einmal vom Tod des Astyanax absieht. Überhaupt scheint mir der Streit um die Kriegstaktik, der in den Kyprien vorliegt, keinerlei solcher ‚Anregung‘ bedurft zu haben, sondern sich aus der Sache zu ergeben, bzw. er entspricht einem volkstümlichen Motiv des Gegensatzes von Kraft und List (vgl. auch Amphion und Zethos). Eher als MARGS Standpunkt läßt sich allerdings die Ansicht von E. T. OWENThe Story of the Iliad as Told in the Iliad London 1946 96f. vertreten: “this declaration here ... is not as it has been taken, a comment on Odysseus’ speech (which was a straightforward genuine appeal) but is, as the γ ρshows, his characteristically violent apology for his plain ά speeking etc.”So muß die Deutung der Stelle für uns offen bleiben.
Die kyklischen Epen und die Ilias
272
Auch hinter diesem Rat des abweisenden Achilleus kann sich eine Anspielung auf den in der Odyssee (θ 75ff.) berichteten Streit des Odysseus und Achilleus verbergen, der wahrscheinlich auf Kyprienstoff zurückgeht und das Mahl auf Tenedos betraf. Dort stritten sich vermutlich zunächst Agamemnon und Achilleus, bis schließlich Odysseus die Partei des Agamemnon ergriff und dem Achilleus vorwarf, er benutze die verspätete Einladung nur als Vorwand, um sich dem Krieg überhaupt entziehen zu können1. Ob diese Deutung dieser Iliasstelle zutrifft, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden; jedenfalls hat Aristarch sie mit der Odysseestelle in Zusammenhang gebracht, die auf den Kyprienstoff anspielt (θ 75ff.), wenn auch nicht mit den Kyprien, wasbei seiner ganzen Einstellung gegenüber den kyklischen Epen nicht verwunderlich ist2. Wenn also auch keine direkte Anspielung auf den kyklischen Stoff vorliegt, so mußdoch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß er dem Iliasdichter bekannt war. Proklos 35
1. Β791ff.
z. T. Mp.? ρ ἷιΠ νυ ὴ ε ἴσ α τ οδ ὲφ γ γ θ ο ῃ , ίτ λ ιά ο ιοΠ ο μ σ ιπ ε π ο ιθ ε ,π ϰ είῃ νσ ο δ ώ ω ω ϰ ς ὃ ώ ο π ὸ ςἷζ , ςΤρ ῳ ἐ π το ς , β ογέρον α τ ή μ υ τύ ἰσ Α ῳ ᾽ἀ τ ά τ ο ρ ϰ ί· νἈχαιο η θ ε ῖε μ ῦ ρ ινἀ ο ενα φ ό τ φ π ςὁπ ο ν ε μ γ δ έ ςὠ ϰ έ ηπ ό δ α έαἾρ ηπροσ φ ν έ ινἐεισαμ μ ῷ ις· τ „ὦ γ έρ ο ν ,α ἰε ίτο ιμῦ θ ο ιφ ίλ ο ιἄ ιν , ίεἰσ ο ιτ ρ ϰ ὥ ςπ ο τ ςδ ο .” μ ν ε ε ρ λ ςὄρω ό το σ ς·π ία η λ π ν ή ᾽ἐ ᾽ἀ ᾽εἰρ
Hier wird vielleicht auf die Rolle des Polites bei der Landung in der Troas angespielt. Die Verse machen den Eindruck, als seien sie aus troischer Epik iteriert. Das Grab des Aisyetes ist geographisch gesehen eine Küstenwache, kein Posten im Kampf gegen das Landungsheer. Auch die Anfangsworte des Polites-Iris passen besser auf den Anfang des Krieges, als auf das neunte Kriegsjahr. Die Feststellung, ein hartnäckiger Krieg habe sich erhoben, ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich völlig überflüssig3.
1 Vgl. VONDER MÜHLL Festschrift Tschudi 3. 2 A-Schol. Ι 347. 3 JACOBY 609 hat das ausführlich dargelegt. Vgl. auch FRÄNKEL 96 Anm. 4. Das Schweigen Aristarchs berechtigt m. E. aber nicht zu dem Schluß, daß die Kyprien Polites in dieser Rolle nicht kannten (richtig VONDERMÜHLL 61 Anm. 84). Es gibt viel ‚Kyklisches‘ in der Ilias, das der erhaltene Aristarch nicht notierte, wenn er etwas (wie Β791–795) athetierte. Noch eine zweite Quellenvermutung gibt es übrigens zu diesen Versen, die meist mit der oben gegebenen vermengt wird: daß eine Rolle des Polites im Zusammenhang der Troilosgeschichte hier quellenmäßig zugrundeliegt. Nach der Darstellung der François-Vase
Antehomerica
273
So können die Verse 792–794 als direkte Anspielung auf die Vorgeschichte verstanden werden, während die ganze Szene möglicherweise eine Nachbildung einer Landungsszene in vorhomerischer Epik war. Das würde gut zu dem, was wir über die Kyprien wissen, bzw. was wir für sie postulieren müssen, passen, so daß also auch hier die Ilias möglicherweise Kyprieninhalt kennt. Proklos 36, fr. 15 (XVII)
1. Β698ff. ε υ ε ςἡγεμόν ιο ή ρ ςἀ ο α ίλ ω τεσ ρ ὖΠ να ῶ τ ζ ω ὸ ςἐώ . ντό λ ιν α έ α μ εδ α τ α ῖ γ α ϰ τ ά ν ε ἔ χ η δ ᾽ἤ ῃἐλ έ λ ειπ τ ο ο ϰ λ ά ςΦυλ ο χ ςἄ ὴ υ φ μ ιδρ φ α ὲϰ ῦδ το ·ὶἀ νδ ή ς · τὸ ὴ ρ μ λ ο ςἡμ ϰ ὶδό ν α ιτε ςἀ ν ο εΔάρδα ν τα ᾽ἔϰ ῴ ϰ σ ο ρ ώ ν ὺπ νἈχα λ τισ ο . ο τ τ π ιῶ ν α η ὸ ςἀ ν θ ρ π ο Hier haben wir eine ganz eindeutige Anspielung auf das Schicksal des Protesilaos. Dessen Tod ist also auch schon in der Ilias vorausgesetzt, und zwar der Tod bei der Landung in der Troas. Im Unterschied zu Proklos’ Bericht ist aber der Tötende nicht Hektor, sondern ein ‚dardanischer Mann‘. Da weder eindeutig bewiesen werden kann, ob die Fassung des Proklos wirklich die der Kyprien ist noch ob Hektor eine vom Iliasdichter erfundene Gestalt ist, mußes unentschieden bleiben, ob hier eine Divergenz zwischen dem Inhalt der Kyprien und den Quellen der Ilias besteht1. 2. Ν681
υ . ο ω ά ρ ιλ τεσ ὶΠ α ςϰ ε ν έ ἴα τ εν ό ςτ Α vθ ἔ ἔ σ ν α Auch hier werden ᾽ dieSchiffe desProtesilaos genannt, wird alsoProtesilaos undsein Tod vorausgesetzt. 3. Ο704 ff.
, ςν ιο η ρ ο ό ν π ν το ο οπ τ α ε ὲπρύμ ρδ ω τ ϰ ςἥψ Ἕ ὸ ρ ν ω ε α ο νἔνειϰ τεσ ίλ , ἣΠ υ ο υ λ ϰ ά ῆ ςὠ λ ϰ α
. ν ῖα γ α ίδ α ὐ δ ,ο ν α τρ επ γ α γ ή ἐ ςΤροίη π τιςἀ ὖ ᾽α (ROBERT 1123 Anm. 1 unter Nr. 2) kommt neben Hektor auch Polites dem Bruder Troilos zu Hilfe. Diese Darstellung könnte auf die Kyprien zurückgehen und auf unsere Iliasstelle ebenfalls das Troilos-Polites-Motiv eingewirkt haben (ROBERT Bild und Lied 17 Anm. 11, a. a. O. 1122 ff. nimmt Β791ff. in diesem Sinne direkten Kyprieneinfluß an!). Allein, die Troilosepisode war nicht der erste Vorfall außerhalb der Stadtmauer in den Kyprien (wie ROBERT glaubt), sondern gehört in den späteren Verlauf des Krieges, wie aus Proklos 45 und Apollod. Epit. 3,32 eindeutig hervorgeht. Die Ilias kann natürlich auch diese Szene schon gekannt haben; aber die Verse Β796 f. werden doch wohl besser erklärt, wenn eine Rolle des Polites bei der Landung in der Troas vorausgesetzt ist. 1 S.Hermes-Einzelschriften, o. S. 111 Anm. 4, Heft S. 185. 14
274
Die kyklischen Epen und die Ilias
Hier wird ausdrücklich auf den Tod des Protesilaos angespielt. Daßsich hier gerade Hektor dem Schiff des Protesilaos nähert, ebenso wieHektor nach Proklos den Protesilaos selbst getötet haben soll, kann reiner Zufall sein. Denkbar wären aber auch zwei andere Möglichkeiten: Einmal könnte Proklos bzw. eine Darstellung des Stoffes, auf die Proklos letztlich zurückgeht (oder der Kypriendichter) diese Stelle im Auge haben zum anderen könnte die Ilias hier auf den Tod des Protesilaos gerade durch Hektor anspielen und hätte sich dann Β701 nur (bewußt oder unbewußt) unbestimmt ausgedrückt. Sicheres ist darüber nicht auszumachen. Letzteres ist aber unwahrscheinlich [: vgl. o. S. 185 Anm. 1].
286 4. Π
ν η ῃμεγαθ ὶπ ν μ ρ π ύ ά α ρ ιλ . υ ά τεσ ο ω ρ υΠ ο μ ύ
Hier dient (wie in Beleg Nr. 2) das Schiff des Protesilaos nur als Orientierungspunkt. Immerhin ist wohl auch hier der Tod des Protesilaos vorausgesetzt. Die Stelle steht auch zu Ο 704 ff. (Beleg Nr. 3) in Beziehung.
Im wesentlichen ist also auch hier der Kyprieninhalt vorausgesetzt, wenn auch die Frage der Beteiligung Hektors ungeklärt sein mag. Über die Frau des Protesilaos berichtet die Ilias naturgemäß nichts: das liegt für sie zu weit vomThema ab. Proklos 37
111ff. (s. o. S. 183) 1. Η Diese Worte, die Agamemnon an seinen Bruder richtet, können möglicherweise auf eine der Ilias vorausliegende Begebenheit hinweisen. Sie sind allerdings sehr allgemein gehalten. Von der Angst des Achilleus wird ohne Orts- und Zeitangabe berichtet. WELCKER vermutete jedoch, daß sich die Stelle auf ein Auftreten Hektors in der Landungsschlacht bezieht1. Wenn das auch nicht völlig ausgeschlossen werden kann (auch die Troilosepisode käme in Frage), so liegt doch die Annahme, der Iliasdichter habe hier eine allgemeine Feststellung über dieTapferkeit Hektors fällen wollen, näher. 2. Η375 ff.
Mp.
Diese Stelle ist eine, freilich sehr allgemeine, Motivparallele zur Bestattung der Toten im Anschluß an die Landungsschlacht. Sie kann aber rein zufällig, weil sachlich bedingt, zustande gekommen sein.
So scheint diese ganze Begebenheit in der Ilias ohne eindeutige Belege. Da sie aber im Sagenzusammenhang sehr isoliert ist, sagt dasnichts darüber aus, ob sie nicht doch schon in vorhomerischer Troiaepik behandelt war. 1 a. a. O. 125.
Antehomerica
275
Proklos 38, Apollod. Epit. 3,29, [Korinth. Astarita-Krater1]. 1. Γ 58 ff.
Mp.
Eine sehr allgemeine Motivparallele zur Gesandtschaft nach Troia ist dieser Zweikampf zwischen Paris und Menelaos. Beides sind Versuche einer friedlichen Regelung des Streitfalles. Ob die Gesandtschaft motivisch irgendwie den Zweikampf beeinflußt hat, ist ungewiß. Aber auch derZweikampf ist wiedie Gesandtschaft ein zumKriegsanfang passendes Motiv. 2. Γ 205 ff.
210
220
ἤ δ ηγ ὰ ρϰ α ὶδεῦ ρ όπ ο τ᾽ἤλ υ σ δ σ ςὈ ε ὺ ς ῖο εδ θ υ ῳ · ά ῳΜ εν ελ ίλ ιφ η ρ ςσ νἀ ὺ ίη γ ε λ γ ϰἀ ε ε ῦἕν σ ιφ ισ ρ ο ά ίλ η γ σ α , ε νμ ὶἐ ςδ α ὺ ϰ το α σ ισ είν ἐξ ὼ γ ᾽ἐ ᾽ ε α π ϰ δ υ ή ν ά . ὶμ α νϰ η νἐδά ὴ ὲφ νδ υ ω ρ τέ μ ο φ ἀ ισ ινἔμιχθ ο ν έ μ ε ν , ο ρ γ νἀ ινἐ σ εσ λ λ ἀ ὴΤρώ εδ τ ᾽ὅ έ α ςὤ νεὐρ ε ε χ είρ ςὑπ α ο έλ εν νΜ ὲ ς νμ υ , ο μ ω ν τ σ τά νὈ δ υ ε σ σ ε ύ ς· ςἦ ο ρ μ δ ἄ ω ώ τε φ ρ α ερ γ ω ν έ ᾽ἑζομ ινὕφ ιν σ α ο ᾶ ν , απ ἀ λ λ ε δ ή ὶμ α ςϰ υ ο εδ τ ὴμύθ ᾽ὅ ἤ τ ο ιμ ὲ ε υ ε νΜ ό ρ ε γ , ν νἀ έλ η α ο ςἐπ δ ιτρ ο ά χ ὶο ὐπολύμυ ε , ἐπ θ ς ο ω έ ς ιγ λ α ά λ ν λ ὰμ ,ἀ ὲ λ ρ αμ π α ῦ ε ο ςἦ ρ ν . τε ιὕσ ε ο ὐ δ ὶγέν α ε ρ το ·ἦϰ ς α ή μ π α φ ᾽ἀ νὈ σ δ υ ύ σ ε ς , ιε ε ἀ λ λ ΐξ α ν τιςἀ η μ ύ λ ο ὴπ εδ τ ᾽ὅ μ ὸ ςὄμ α ν ο τ θ ὰ α χ τ α εϰ ϰ ή π ξ α ὲἴδεσ ,ὑ ὶδ ν α ε ς ϰ , σ π σ τά ῆ π τρ ο νδ σ ϰ ςἐν ὲ επροπ ν η τ τ᾽ὀπ , ὔ α ὔ μ ο ᾽ο ώ ω ίσ τ ὶἐοιϰ ἀ λ λ ω ϊφ ε ρ ίδ ν ε ,ἀ ϰ ςἔχεσ ὲ ς· φ ώ τεμ σ ᾽ἀ άτ᾽α ν ο έτιν ντ ρ τό ιἄφ ο ϰ α εζά ςϰ . α ς φ τω ὔ ίη ᾽ἔμμεν ςε ο ἵη ε θ λ τή ἀ λ ϰσ η νἐ λ γ ά ε εμ ατ π ὴὄ εδ τ ᾽ὅ ιν σ , ϰ α ὶἔπ ιφ ερ ε ν ίῃ α ά εσ δ ινἐοιϰ σ ειμ ό α τ χ ιτ ςἄ ο ϰἂ ε τὸ λ λ ὐ ο νἔπ ς · ίγ ῆ ιεβρο ε ᾽Ὀδυσ ᾽ἐρίσσ ο ὐτό τ εγ θ ε μ ά . σ ς τε σ α ςἰδόν ο γ ςἀ ο δ ῆ ᾽ὧ ᾽εἶδ σ δυ ᾽Ὀ
Hier wird eindeutig auf eine der Ilias voraufliegende Gesandtschaft des Odysseus und des Menelaos nach Troia wegen der Helena Bezug genommen. Da das Referat, das Antenor von diesem Ereignis gibt, sehr ausführlich ist, könnte der Verdacht auftauchen, daß es einen starken Funktionswert hat und daß die Ilias deshalb hier erfindet. Dieser Verdacht verliert jedoch an Wahrscheinlichkeit, wenn wir uns klarmachen, daß dem Iliasdichter mehr als an den Fakten an der Charakterisierung [1 Vgl. J. D. BEAZLEY Ἑλέν η ςἀ η σ α ίτ π ιςProceedings of the British Academy Bd. 43 1958 233 ff. (mir durch Herrn Prof. HAMPE bekannt). Gute Farbtafel der Vase jetzt in Enciclopedia dell’Arte Antica II 1959 848 s.v. Corinzi Vasi.]
276
Die kyklischen Epen und die Ilias
desOdysseus liegt, ander Herausstellung seiner Rednergabe, dieAntenor sehr ausführlich beschreibt, ohne auf den Inhalt seiner Reden einzugehen. So fehlt der Stelle gerade in demPunkt, auf den es ankommt, der Tatsache der Gesandtschaft wegen der Helena, ihr ‚Anspielungscharakter‘keineswegs. [3. Ζ297ff. Mp. Hier könnte die Grundsituation: ‚Theano als Athenapriesterin‘ aus älterer Troiaepik übernommen sein. Wenn man sich auf Bakchylides Ἀν ν τη ο ρ ίδ ι (dithyr. 15) und die Darstellung der Astarita-Vase stützen α will (die sich wohl an die Kyprien anschließen), spielte Theano als η ν έ ςἀ π ιςeine besonAthenapriesterin im Zusammenhang der Ἑλ ίτη α σ dere Rolle1. Ihr Wirken dort scheint einen größeren Funktionswert als ihr Wirken in der Ilias zu besitzen2, also älter zusein.] 4. Λ123 ff.
ΐφ ,ὅ ςῥ ν ο ς ρ ο μ ά ιοδα α λ ισ ά ο χ τ α τιμ υ ἱέ α ςἈν ν λ ο , ἀγ ς έ α ὰδῶ ρ α , ιοδεδεγμ ο ρ δ ν νἈλεξά ὸ σ υ χρ ε ῷΜ ν ε θ ν ῳ . λ ά ιξα α σ χ ϰεἴα ο ὐ νδόμεν η ᾽Ἑλέν
Auch diese Stelle spielt eindeutig auf die Gesandtschaft wegen der Herausgabe der Helena an, die der Iliashandlung voraufliegen muß. Antimachos habe sich ammeisten gegen die Herausgabe der Helena gewandt,
von Alexandros bestochen. 5. Λ138ff.
ΐφ ςυἱέ ε ν ο ά ρ ο ςἐστό ἰμ χ ο ιοδα ε ὲ νδ τιμ ν , ὴἈν
νἄ ο τ᾽ἐν α ν ςπ ο λ ω γ ε ν , ὅ έ ρ εν ο γ ῇΜ νἀ ω ώ ὶΤρ ῳ Ὀ δ υ σ ῆ ι, ν έ τιθ ν νἀ α σ ὺ τ νἐλθό ίη λ ε γ γ ἀ η δ ιμ ϰ α α ὖ θ ιϰα τα τεῖν ἐ ςἈχα ψ . ύ ς ιο νἂ ε ᾽ἐξέμ Hier begründet Agamemnon gegenüber den Antimachossöhnen das Abschlagen ihrer Bitte, sie gefangenzunehmen undnicht zutöten, damit, daß ihr Vater sich seinerzeit bei der Gesandtschaft wegen der Helena dafür eingesetzt habe, den Menelaos nicht wieder frei abziehen zu lassen, sondern ihn zu töten. Auch diese Stelle spricht deutlich dafür, daß die von Proklos referierte Erzählung über die achaiische Gesandtschaft am Anfang des Krieges in ihrem Inhalt vom Dichter der Ilias schon voraus[1 Vgl. J. D. BEAZLEY Proceedings of the British Academy 43 1958 241f. 2 Die Anstöße der Analyse (vgl. VONDERMÜHLL 120) lassen sich ‚neoanalytisch‘deuten: Theano ist nicht „ von ‚B‘eingeschwärzt“(so VONDERMÜHLL), sondern die Ilias biegt hier von ihrer vermutlich ‚originellen‘ Hektor-Hekabe-Szene in die für das Athenaheiligtum durch ältere Troiaepik gegebene Grundsituation ein.]
Antehomerica
277
gesetzt ist. Die Eigentümlichkeit, auf vorausgesetzte Sagen dadurch anzuspielen, daß man von den Söhnen der vorausgesetzten Hauptpersonen redet, ist für die Ilias charakteristisch. Durch diese Gegenüberstellungen der Generationen gewinnt das Epos eine besondere historische Dimension.1 –Die Söhne des Antimachos werden Erfindung des Iliasdichters sein. 6.
Η
345
ff.
Mp.
Τρ ώ ω να ὖ τ τ ε ιἄ ε λ ὴγέν ό νπ υἐ ρ ο ίο γ ᾽ἀ , ῃ ᾽Ἰλ ρ ϰ ὴτετρ ρ η ὰΠ ρ ιν ῖα ,π α δε υ χ ι· ῃ σ ρ ιά ύ ιοθ ο μ ρ ν ο ςἦ το ῖσ χ έ ινδ μ υ ν επ ιν ε ρπ ύ ω ε ν ρ ο τή γ ᾽ἀ ᾽Ἀν ρ δα ὶΔά δ ε ν α „ϰ έϰ λ ῶ ςϰ ο ιἠ υ τ υ ε έμ , Τρ ι, ρ υ ο ίϰ ᾽ἐπ ·ο ε λ ι. ὶσ ε ύ ε ν θ εσ μ ὸ τή ςἐ υ ἴπ εθ ι, ϰ σ ω τ άμ ὄ ρε φ ῦ τ α α θ νϰ ὶϰ η τήμ νἙλέν τ ε γ ᾽ἄ μ ᾽ἅ ῇ τ ὐ ᾽, Ἀργείη ᾽α 350 δε ᾽ δ ώ νδ ῦ μ ιν εινν ο σ ἄ γ ε νἈτρείδῃ ὰ τ ισ π ια ϰ ᾽ὅρ ψ ε υ σ ά μ ε ν ο ιμ α εσ θ α μ ·τ ύτιϰ ὔν χ ό ῖν μ νἡ ιο δ ·ῶο έρ ὴῥέξο μ λ α ἔ π μ ο ι, ἵν ιἐϰ α α έεσ θ τελ μ ε νὧ .“ δ ε ἤ το ιὅγ α τ νϰ ὼ ςεἰπ ᾽ὣ ιδ ρ ῖσ η · το τ ο ᾽ἄ τ σ έ ν ᾽ἀ ᾽ἕζε ῖο ςπ ό η ςἈλέξα ιςἠυϰ σ ο δ ρ ς ν , Ἑλέν , ιο ο μ ό 355 δ μ π ε ε τερ ό ν ο α ςἔπ ό ὅ ςμ ινἀ ε μ ειβ ν τ απ ρ ύ δ ο η α σ · „Ἀ ν τῆ ν ο ρ ,σ ὺμ ὲ νοὐ ϰ έ τ ο ὶφ ᾽ἐμ ίλ α τα ῦ τ ις · ε ύ ε ρ ο γ ᾽ἀ ο ἶσ θ α ϰ α ὶἄλ ο νἀμείν ν ο θ λ ο α νμῦ το ῦ ῆ δ σ ενο ι. α ε ἰδ ὸσ π ο ῆ ςἀ υ π δ γ νἀ ο ὴτοῦ το ρ ε ις ύ ε , νδ ὸ ᾽ἐτε ὶφ ο ε έ ιἔπ θ ν ήτο ιτ ρ ε α α ρ ςὤ ξἄ α δ ἐ λ ε σ α να ί, ὐ το 360 ὐ τ α ὰ ρἐ θ Τρ ε ιμ γ ε ὼ ώ σ σ ω σ · ύ ε ιςἀ γ ρ ο ο μ ά δ ο π ᾽ἱπ ἀ ν τιϰ ρ ὺδ ὲ αμ νο ϰἀ α ῖϰ ὐ π δ ο ώ ω σ ι, γυν · μ η ό φ π ᾽ἀ ϰ τή μ α τ αδ ῶ νδ σ ο σ ρ ᾽ὅ τε έ ξἌργ νἐ ςἡμ η ο ε μ ό γ ᾽ἀ π ά ν τ᾽ἐθ α ιϰ ὶοἴϰο θ ε ν α νἄ ε λ μ λ ό δ ω λ έ ι.“ α ῖν ε ιθ ᾽ἐπ Diese Szene scheint in ihrem Aufbau einer Szene aus vorhomerischer Epik entsprochen zu haben, in der ebenfalls über die Rückgabe der Helena verhandelt wurde. Durch den Beleg Nr. 2 ist klar, daß vor allem die Rolle des Antenor ganz parallel war. Beide Male ist Antenor achaierfreundlich gestimmt. Wie hier im H scheint Alexandros auch in der vor1 Vgl. z. B. die Tötung des Antenoriden Iphidamas Λ221ff., dessen Erwähnung dazu dient, die Lage der troischen Bundesgenossen, ihre verwandtschaftliche Verflechtung mit den troischen Familien, speziell die Herkunft der Antenorgattin Theano zu beleuchten und die Tragik des edlen Achaierfreundes Antenor herauszustellen. Bis zueinem gewissen Grade haben auch manche Erwähnungen des Diomedes, Sthenelos und Glaukos den Sinn, auf die Taten ihrer Väter anzuspielen. Eine ähnliche Funktion wie die ‚Söhne berühmter Eltern‘ hat Nestor in der Ilias. Durch sein Alter reicht er in eine ältere Zeit hinein und macht diese anschaulich.
278
Die kyklischen Epen und die Ilias ausgesetzten Geschichte von der Gesandtschaft reagiert zuhaben: er war mit der Rückgabe der Schätze einverstanden, nicht aber mit der Rückgabe der Helena1. Diese Rückgabediskussion ist sozusagen die für die Ilias bestimmte symbolische Wiederholung einer Rückgabeszene vom Anfang des Krieges.
Aus diesen Stellen ergibt sich mit Gewißheit, daß der Iliasdichter die Gesandtschaft zur Herausgabe der Helena bereits in einer Quelle geschildert fand.
Proklos 39
Mp. 1. Γ146ff. Das Motiv der Mauerschau paßt besser als zur Situation der Ilias zum Beginn der Belagerung. So scheint es irgendwie Proklos 39 widerzuspiegeln. Ob die Kyprien eine Mauerschau schilderten oder vielleicht eine allgemeine Bemerkung über die Zuschauer von der Mauer machten, ist unbekannt.
Mp. 1 Ζ Ε 2. Δ Die in diesen Büchern geschilderten Kämpfe scheinen Parallele zu den ersten Kämpfen im Anschluß an die Belagerung zu sein. Insbesondere macht den Eindruck, ein Reflex vorhomerischer Epik ις imΔ η σ λ ώ ιπ dieἐπ vom Anfang des Krieges zu sein, entsprechend dem, was für Proklos 39 anzusetzen ist.
Daß dem Iliasdichter die Belagerung der Stadt bereits bekannt war, geht nicht nur aus Beleg Nr. 1 und 2 hervor, sondern ergibt sich aus der ganzen Grundsituation der Ilias. Proklos 40
Um welche Unternehmungen es sich hier handelt, ist nicht mehr rekonstruierbar. Dasselbe, washier für die Zeit vor der Begegnung mit Helena (Proklos 41) und der Meuterei (Proklos 42) erzählt wird, wird auch für die Zeit daὶσυχ α ν ὰ ς ῖϰ θ ε ή δ α σ νπορ ο α ὶΠ νϰ ὸ nach berichtet: Proklos 44: ϰ σ σ η ὶΛυρν α ν ω . Auch aus Apollodors Epitome ist darüber kein Aufε ό λ νπ ω ίδ ιϰ ιο ερ νπ τ ῶ schluß zu gewinnen, da dort von der Begegnung des Achilleus mit Helena und der Meuterei überhaupt nichts berichtet wird. Daß die Ilias überhaupt mit der Zerstörung der umliegenden Städte vor der Iliashandlung rechnet, ergibt sich aus den Belegen, die unten zu Proklos 44 aufgeführt sind. Auf sie sei also auch für Proklos 40 verwiesen. 1 Vgl. HOWALD 42, VON DER MÜHLL 139.
279
Antehomerica
Proklos 41 Keine Belege in der Ilias. Vgl. jedoch S. 153 m. Anm. 1. Proklos 42, fr. 17 (XX) 1. Β72
νυ ἷα ε μ ςἈχαιῶ ο ξ ή ν . ρ ω ἀ λ λ ςθ ω νπ τ᾽, α έ ε γ ἴϰ ᾽ἄ Die Unsicherheit Agamemnons über den Kampfeswillen der Achaier erklärt sich durch die in der Sage voraufgegangene und vom Dichter als bekannt vorausgesetzte Meuterei1.
2. Β116 ff.
ιφ ν έ ε μ ίλ ερ ο νεἶν ιὑπ ε λ α ι, ιὶμέλ ο ὕ υΔ ω π τ ο υ εϰ σ τέλ α νϰ ίω ὃ ὴπ λ ο ςδ νπ ω ά ο λ λ ν α η ρ ά ἠ δ ςἐσ τ ο ρϰρά τ ὰ ὶμ έ γ ισ ῦγ το . ν ι·το ε σ ύ ὶλ α ιϰ τ ᾽ἔ . . . ν ι έ ο σ ι μ π υ θ εγ έ σ ο ἐ σ σ θ δ α ι ὶ ρτό ὰ α νγ ϰ ἰσ ὸ ρ α χ ὶ τ ᾽ἐσ Diese Worte weisen rein nach ihrer Konstruktion schon auf eine Quelle,
in der sie vielleicht mit Ausnahme von Β116, dem eine bestimmtere Formulierung entsprochen haben muß, als Aufforderung zum Kampf verwendet wurden2. Eine Meuterei in der Vorgeschichte setzt eine Agamemnonrede als ihren Anlaß mit Notwendigkeit voraus, so daß die auf Kampf gestimmten Worte der Agamemnonrede der Ilias als von dieser Rede beeinflußt gelten können.
3. Β200ff.
Mp. νμῦ λ ω θ νἄ ο λ ϰ ο υ ε ὶἄ , ν ό ι᾽, ἀ α ιμ οϰ δ α σ ςἧ α μ έ τρ ο ἳσ έ οφ ι, σ ὺδ ίεἰσ ρ ο τε έρ μ ο ςϰ α ϰ ις , λ ὶἄνα ε λ τό π ᾽ἀ ιο ὔ ςο τ᾽ἐ μ ίθ ρ α ῳ ἐν ο τ᾽ἐ ὔ τ επ ο , μ λ έ ῇ λ ὶβου ν ο νπ νἐνθ ί· μ ε ο σ εύ ά δ ιλ σ ςβα ε ν τ ά ςπ ω νπ έ ὐμ ο ᾽Ἀχαιο ·ε ἷςϰοίρα α ίη ν ν ο ςἔσ ϰ ο υ ιρ ϰἀ λ νπ ο γ ὸ ο ὐ α θ τ ω , ν υπ ιςἀ ο ά εΚρό ϰ ἷςβασιλεύ δ ῶ ε ς ,ᾧ γ ϰ υ λ ή μ ο τ ε ω ῃ ῆ σ ι. π ντ᾽ἠ τρ ό ε , ἵν ς σ ϰ α ύ σ ιβουλ ισ τα φ ίσ έμ ὲθ δ
Ähnliche Worte scheinen in der Quelle Homers statt von Odysseus von Achilleus gesprochen worden zu sein. Odysseus vertritt ja bei der ‚Probe‘ gewissermaßen den Achilleus. Die Worte passen besser in den Zusammenhang einer Meuterei; denn im Zusammenhang der Probe hat niemand demAgamemnon den Oberbefehl streitig gemacht undeigene Vorschläge unterbreitet, sondern manwareinfach davongelaufen3. 1 Vgl. MusHelv 12 1955 259.
2 Vgl. ebd. 1955 264.
3 ebd. 266. 269.
280
Die kyklischen Epen und die Ilias
4. Β284ff.
Mp. , ἄν α ήσ ε λ ξ έ υ ινἈχα , ἐθ ο σ ιο νδ ῦ ὶ ,ν η εΐδ τρ Ἀ ν ερ ε α έμ ιμ ό ε π σ ιβρο το γ έ νθ σ το ῖσ χισ ιν , π ινἐλ ᾶ σ έτο ιἐϰ υ ινὑπ ό ο ὐ δ έο σ σ τελ ε ινἥ σ ε ρὑπ χ έσ νπ ν τ α δ ά θ π ἐν ςἀ ε τ , ιο ό το β ιστείχον τ ο ᾽ἔ π ςἱπ ο ᾽Ἄργ ε ν τ σ α νἐϰ έρ π ι. ιο θ α Ἴλ έεσ ν ο π νἀ ο ε ᾽εὐτείχ ὥ ςτ εγ α ῖδ ὰ ρἢπ ε ςνεα ε ς ρ ο ὶχῆ ρ ίτ εγυνα ῖϰ α ινὀδύρον ισ ι. λ ν ενέεσθ α ό δ ή ο τ ιοἶϰ α λ λ ἀ
Auch diese Worte passen nicht völlig in den Zusammenhang der π ε ῖρ α , erklären sich aber gut, wenn sie aus dem Zusammenhang der Meuterei hierher übernommen worden sind. Daß Agamemnon hier zum Beschimpftesten aller Achaier werden soll, paßt eher in eine Meutereiszene, da hier in der Ilias Agamemnon sich tatsächlich unklar über seine Absichten geäußert hat. Auch das Jammern der Achaier hat im Iliastext keinen Anhalt, paßt aber gut in den Zusammenhang, der in den Kyprien geschildert war und auch von Homer vorausgesetzt ist, wenn es sich dort auf das Klagen wegen der Hungersnot bezieht1. 5.
Β
337
ff.
„ὦ π ό π ο ι, ἦδ ὴπ α ισ ὶνἐοιϰ ό τ ε ςἀ γ ο ρ ά α σ θ ε ιαἔρ ή γ . α ιπ εμ ο ε λ λ ιά έ η π ις ἷςο ν χ ο ,ο ὔτιμ ιν ή ; τ σ ε α ιἥμ ιαβ ϰ ὶὅρ π α εϰ ιτ ία ῇδ εσ ὴσυνθ ε άτ᾽ἀ ή δ τ ομ εγενοία ίτ λ α ὴβου ὶδ ρ υ , νπ ν ἐ ῶ δρ ν ν ε μ ίτ σ π ο ν δ α ιθ π έ ςἐπ ὶδεξια α ί, ᾗ ᾽ἄ ιϰ ο τ η ρ ϰ ῆ ο χ έε α ςγ ὰ ρἐπ σ ὔ τω σ έτιμ δ ὐ ,ο ν ε ᾽ἐριδαίνομ ·ς ν εὑ ρ έμ ε α ιδυνάμ δ θ ά εσ α , πο νχρό ὺ λ νἐνθ ο ν . ς τε ᾽ἐόν Ἀ τρ ε ίδ η ,σ ὺδ ν ὴ λ αβου έ φ τεμ σ θ νἀ ᾽ἔ ω χ ὶνἔ ρ ςπ ᾽ὡ , ς α ςὑσμίν ὰ ρ ρ υ ἄ ε τε χ ὰϰρα τ α ιϰ ισ είο γ ᾽Ἀρ ν ιῶ νἈχα ε ύ ο , το ίϰ α ὶδ ϰ ,ἕ α ν εδἔ δ σ ειν θ ύ ύ το α ιν θ φ ν ό σ ν – λ ε ω ινβου ύ ια τῶ φ σ ὐ τ α ε ϰἔσ σ ὐ ιςδο σ υ ν ᾽– ἄ
...
᾽
Auch diese Worte Nestors scheinen aus ᾽ dem Zusammenhang der benutzten Meutereiszene hierher gekommen zu sein. Ein ausgesprochenes ρ ά α θ α ιfindet im Iliaszusammenhang nicht statt, da die Flucht soγ ο σ ἀ fort nach der Agamemnonrede einsetzt. Das fruchtlose Streiten mit Worten 342 bleibt in der Ilias unerklärlich, hat aber in Verbindung mit der Meuterei seinen guten Sinn. Auch das nicht gefundene ‚Mittel‘, von dem derselbe Vers spricht, erhält überhaupt erst im Zusammenhang der Meuterei seinen Sinn, in demes umdie Stillung des Hungers der Achaier geht2. 1 Vgl. MusHelv 12 1955 266 f. 269.
2 ebd. 267 f.
Antehomerica
5. Β370 ff.
281
ἦμ ὰ να ὖ τ᾽ἀ ιῶ ν . ςἈχα ἷα ,υ ν ο ρ γ ο ῇνιϰ , γέρ ς ᾷ α ἲγ ὰ ρΖ ὶἌπολ α ε ῦτ ίηϰ α ν λ ο ν η επ ά ὶἈθ τ ε ρϰ α νἈ χ ιῶ α ἶε ν ςε ε ν ιο ιδέϰ ο ῦ τ ο το αμ δμ ο ισυμφ ά ρ ϰ ετά τ ῶ χ ρ ς· το ϰ ιςΠ λ ό ιεπ ε ιά σ ύ ιοἄνα ο μ ᾽ἠμ ητ . έ ν ε επερθομ τ ά σ ῦ φ ὶνὑ ο σ λ ερ χ ινἁ σ ῃ τέρ ε ᾽ἡμ ἀ λ λ άμ ο ια ε γ ε ςἄλ ὺ ἰγ ίο ςΖ η χ ο ςΚρονίδ , ν ε ϰ ᾽ἔδω ὅ β ςμ εμ ε ά ε τ λ ε α λ ι ϰ . ί ε ν ὶ α ϰ ς α δ ι ς ρ ϰ τ ἔ υ ο ή ρ π ᾽ἀ
Die Freude des Agamemnon über den Vorschlag des Nestor kommt etwas unvermittelt. Sie erklärt sich erst bei dem Ratschlag, die Oinotropen zu holen, der für die Quelle der Ilias anzunehmen ist. Die Klage des Agamemnon über ‚Streitigkeiten, die nichts fruchten‘ paßt auch π ε ιρ α überhaupt nicht nicht auf die Ilias, wo im Zusammenhang der διά gestritten wurde, wohl aber auf die Meuterei der benutzten Quelle, der gewiß heftige Reden vorausgegangen sein müssen bzw. die sich in allgemeinem Streit äußerte. Der Zusammenhang mit dem A der Ilias ist sekundär1. AusdemBeleg Nr. 1 ergibt sich, daß die Ilias eine schlechte Kampfmoral als ihre Anfangssituation sozusagen voraussetzt, was schon darauf deutet, daß sie eine Meuterei als zeitlich der Ilias voraufliegend kennt. Auch die διά ε π ιρ α der Ilias (Beleg Nr. 2–6) berücksichtigt den Stoff der Meutereiszene, die wir für die Kyprien rekonstruieren können, und ist außerdem eine nahe Motivparallele zu ihr (wobei die Parallelität sich auf eine Fülle von Einzelheiten erstreckt). Statt Achilleus in den Kyprien hat in der Ilias Odysseus die Funktion, die Achaier zurückzuhalten. Statt der tatsächlichen Meuterei in den Kyprien haben wir in der Ilias ein Aufdieprobestellen des Heeres mit eingeplantem negativem Ausgang. Eins der beiden Themen mußvomandern abhängen. Die komplexere Situation der Ilias und einige in der Ilias nicht erklärbare Unstimmigkeiten2 entscheiden die Prioritätsfrage letztlich zugunsten des Meutereithemas, so daß also auch in diesem Punkt die Ilias Kyprieninhalt kennt undberücksichtigt3. Proklos 43
1. Ε297 ff. 445 ff. Mp. Das Entkommen des Aineias kann demEntkommen vor Achill in den Kyprien genau so entsprechend wie wohl die Bewahrung vor Achill 1 Vgl. MusHelv 12 1955 268 f. 2 Diese hat man früher analytisch erklären wollen: VONDERMÜHLL MusHelv 3 1946 197 ff. (≈ a.a.O. 32 ff.), F. LÄMMLI MusHelv 5 1948 83 ff.; dagegen MusHelv 12 1955 253 ff. 3 Vgl. zum Ganzen auch HEUBECK 32.
Die kyklischen Epen und die Ilias
282
durch Poseidon im Y dem Entkommen aus dem zum Untergang bestimmten Troia Proklos 88 (siehe Beleg Nr. 3) entspricht. Die Konfrontierung des Aineias mit Diomedes statt mit Achill und das Stattfinden eines Kampfes haben hingegen anscheinend in einer Kampfszene der Aithiopis eine Parallele (s. Beleg Nr. 1 zu Proklos 63, chalkid. Amphora, Weihgeschenk der Apolloniaten in Olympia Paus. V 21,2). 2. Υ89 ff.
ν τ ςἄ ο ε ϰ ώ ρ ῶ τ α π ο δ νπ ῦ ρν ὰ νγ ὲ ὐμ ς ο ο ῆ ᾽Ἀχιλ ν ὶφ η υ ε ρ β σ ό εδο τ ο λ λ σ μα ο λ λ ι, ἀ ὶἄ σ τή α εϰ ημ δ ᾽ἤ ε τέρ ῃ ι, σ νἡμ ε θ ή λ υ ὶνἐπ σ εβου τ ,ὅ ς η ξἼδ ἐ ή δα σ να ο α νϰ ὶΠ ὸ η σ σ π έ ρ ὐ τ ὰ ρἐ σ εδ μ ν ὺ ς ὲΖ ε ρ υ ὲΛ εἰρ ύ σ η ρ α ά θ τ εγοῦ ι·ψ ν α . ςλα ο εμέν ρ σ ῶ ιἐπ ο ςμ ᾽, ὅ ἦϰ εδά μ η νὑ π ὸχερ ή η α ν ςϰ ς ο , ῆ ὶνἈχιλ ὶ Ἀθ σ λ ἥο ἱπρόσ θ ῦ νἰο ε σ α τίθ ιφ ε δ ςἠ ά ο ν ε υ ε έλ ᾽ἐϰ Λ έ λ ε γ α ςϰ ῶ ιν ὶΤρ α ε α ςἐνα ίρ . ίῳ ε ϰ λ ϊχα ε χ ἔγ
An dieser Stelle ist eindeutig auf eine vor der Ilias liegende Begegnung des Aineias mit Achilleus hingewiesen, die Proklos 43 entspricht. In welchem Umfang die in der Ilias berichtete Fassung der Geschichte vom Rinderraub schon aus einer Quelle übernommen ist, kann nicht entschieden werden. Die Erwähnung etwa der Athene kann auf Konto des Iliasdichters gehen1. 3.
Υ
187
ff.
ἤ δ ημ ὲ νσ έγ έφ η μ ιϰ α ὶἄ ρ ὶφ ῆ λ υ λ τ εδο ο σ ι. β α ο ἦο ὐμέμ ν ῃὅ τ επ έ ρσ εβ ο νἄ ῶ π ομοῦ ν ο νἐό ν τ α , π ό δ ε σ σ ι ι α σ σ ϰ τ ε α α ῦ ν τ έ ε ω έ χ ρ σ ὀ ν ίω ᾽Ἰδα ϰ α π ρ ω α ίμ ς; τό λ εδ τ . ν ε οφ ω ίζ ύ γ λ ε α π ο τρ τα ε ὔτιμ ᾽ο νδ ε νὑ π θ ὸ σ τ ν ὼ σ ἔν η γ ὴ ρἐ ὰ ν τ ὐ ρ υ ς· α έϰ ε ςΛ γ υ ᾽ἐ φ ιὶπ π έ ε ὶςσ α ὶΔ ρ θ ν ῃϰ α ή σ η τρ ί, αμ ὺ μ νἈθ θ ρ ε ο μ α ρἀ ιά π δ ο ύ η α ςἐλεύθ νἦ α ςδ ρ λ ε ρ ο α ς ὲγυναῖϰ ἦγ ο νἀ ςἐρρύσ ε ὺ ε ο ὶθ ὶἄ α λ ι. λ ο α τ οϰ ὲΖ ὰ ρσ τ Auch an dieser· Stelle ist auf dasselbe Ereignis Bezug genommen. Hier wird noch ausführlicher davon berichtet, daß Achilleus den Aineias bis nach Lyrnessos trieb, daß dieser aber auch nach der folgenden Eroberung von Lyrnessos entkommen konnte. Ob diese Einzelzüge mit der Schilderung der Kyprien in Einklang standen, kann nicht mehr entschieden werden, da wir nichts Genaues über deren Schilderung mehr ermitteln können; auch Apollodors Epitome ist in diesem Punkt nicht ausführlicher. Gegen eine solche Übereinstimmung spricht aber nichts. 1 Das Wirken der Götter in der Ilias 135.
Antehomerica
283
Der Proklos 43 zugrundeliegende Sagenstoff wird offenbar vom Iliasdichter vorausgesetzt1.
fr. 20 (XXII) Keine Belege in der Ilias. Apollod. Epit. 3,32:
ο μ ιά υτὰ ρ ρ α τ ο ῦΠ ή σ το ς ὶΜ α ςϰ α τείν ό λ ο υ ςϰ ςβουϰ ὺ ῦτο το ὐ ὲα ςδ ο τ ν ό γ υ φ β ό α ςἐλ ι... α ε ν ύ 1.
Ω
255
ff.
ρ ίσ ςἀ ἷα το υ ς νυ ε ὶ τέϰ ο ὤμ ιἐ , ἐπ ο ς ο ά ν π τμ γ π ο ὼ α νεὐρ ε Τ ρ ο ῖφ ι, ε ίῃἐ α θ ιλελ νδ μ ίῃ , τῶ η άφ ὔτιν ᾽ο η μ ν . ιο ρ ά π χ νἱπ ο ή ίλ σ Μ το ρ ά τ ὶΤρω α νϰ ο ε ᾽ἀντίθ
Mestors Tod wird hier offenbar wie der des Troilos als der Iliashandlung vorausliegend betrachtet. Da die Kyprien über ihn gehandelt zu haben
1 Der Nachweis, daß das Verhältnis umgekehrt ist, ist von HOWALD MusHelv 4 1947 69 ff., HEUBECK 18, ders. Der Odyssee-Dichter und die Ilias 99, nicht erbracht. Die Prophezeiung über das Weiterleben der Aineiaden kann zwar, wie MALTEN ARW 29 1931 33ff. u. a. meinten, durch das tatsächliche Vorhandensein von Geschlechtern, die sich als Nachfahren des Aineias fühlten, angeregt sein, aber deswegen wird doch der Auszug des Aineias in der Ilias bereits aus epischer Quelle stammen (s. u. zu Proklos 88). Der Dichter konnte lebende Geschlechter nur an heldische Vorfahren anschließen, die nach der Sagengeschichte entkommen waren. Abänderungen der Überlieferung anzunehmen, liegt kein Grund vor. Die Einnahme von Lyrnessos ist ohnehin sicher aus epischer Quelle bekannt. Hier wie sonst führt eine von der Sagengeschichte absehende historisierende Interpretation in die Irre. Richtig übrigens PESTALOZZI 49. Schon die Tatsache, daß Nachkommen des Skamandrios, die sich als Hektornachfahren (= Priamiden) auffassen, nach Strabon XIII 1,52 p. 607 gegen den Wortlaut der Iliasstelle den Krieg genau so überleben wie Aineiaden, hätte davor warnen müssen, die Iliasstelle als bloße historische Anspielung aufzufassen. Wenn Homer keine epische Überlieferung vor sich gehabt und nur an historische Aineiaden seiner Zeit gedacht hätte, hätte er die Existenz historischer Priamiden seiner Zeit nicht leugnen können. Strabon selbst betont mit Recht, daß Homer mit diesen Lokalgeschichten nicht übereinstimmt (XIII 1,53 p. 608). Gegen die historische Zuverlässigkeit der (von Demetrios von Skepsis überlieferten) Lokalsage von der neuen Stadtgründung des Skamandrios undAskanios wendet sich überzeugend auch K. REINHARDT Zumhomerischen Aphroditehymnus Festschrift Snell 1956 2 f. Bestreitet man aber diesen Nachrichten bei Strabon ihren Zeugniswert für die Ilias, entfällt zunächst einmal der Grund, diesen Vorverweis der Ilias anders als alle anderen Vorverweise zu betrachten; d. h. man muß wie bei den Hinweisen auf das Ende des Priamos, das Hölzerne Pferd, den Untergang der Stadt auch bei dem Hinweis auf ein Entkommen des Aineias an vorliegende epische Sagengestaltungen denken. Die Annahme, daß Homer neben seinem Bestreben, auf die Rolle des Aineias in PH hinzuweisen, auch noch zeitgenössischen Aineiaden ein Kompliment machen wollte, behält als Hypothese ihren Wert. Zu Aineias vgl. auch Beleg Nr. 1 zu Proklos 63 und S. 326 Anm. 3, S. 330 Anm. 2.
Die kyklischen Epen und die Ilias
284
scheinen, ist er wahrscheinlich nicht vom Iliasdichter erfunden, sondern aus einer Quelle bekannt. Vgl. auch die Belege Nr. 3, 6–8 zu Proklos 45 (Tötung von Priamiden durch Achill im allgemeinen).
Proklos 44, fr. 18 (XVIII), Apollod. Epit. 3,33
ῖ) ε θ ο ρ ν... (π a) ϰ σ ὸ ὶΛυρνησ α 1. Β688ff. ε ςἈχιλ λ ύ ς , ῖο ςδ η ϰ ρ ε ή σ ιποδά σ ὰ ρἐ ογ νν ῖτ ε ϰ η ϰ ο ύ ρ ςχω ίδ ο η ςἠυϰ ν ο ε ςΒρισ μ ό , ιο ο μ ό ή σ α ς , γ ο ὰμ λ λ οπο ε η τ σ σ ο ῦἐξείλ τ ϰ Λ υ ρ ν νἐ ὴ η ς β , ή Θ α ε ή ὶτείχ η σ σ α ςϰ α σ ν θ ὸ υ ρ π ο ρ Λ νδια ϰ ὰ δδ ὲΜ ύ ν , η ς υ τ ο ρ ώ ιμ ο νἐγ εσ τρ ο χ φ ίσ ὶἘπ α νϰ ε λ ᾽ἔβα υ . ἱέ ς το ϰ ςΕὐην ιά α ο ῖοΣελ η δ α π α ν οἄ Hier wird von der Zerstörung von Lyrnessos berichtet und von der Erbeutung der Briseis, die in den Kyprien im Gegensatz zur Ilias aus Pedasos stammt1.
2. Τ59f. νἌρ ε μ τά ϰ νὄφ ὴ ε λ τα α ιςἰῷ τ μ τε ι, ϰ , σ ννήεσ ᾽ἐ . έσ ς α σ νὀλ ὸ σ σ η ν ρ υ νΛ τ᾽ἐ η ῷὅ μ ό νἑλ τιτ ὼ α γ μ ἤ Auch hier spricht Achilleus davon, daß er die Briseis bei der Einnahme von Lyrnessos erbeutet habe, die nun die Schuld an dem ganzen Zerwürfnis zwischen ihm und dem Agamemnon habe.
3. Τ291ff.
η ρ ή τ ν ιαμ ό τ ὶπ α ὴ νᾧἔδο επ ρϰ ρ ὲ αμ α δ σ ά νμ ν τ ἄ ε ρ ιχα ἶδ ο νπ έ όπ λ ϊγ ξ μ ιο έ τό λ ν νὀ ςδεδα ο ϰ , ῷ η ρ , ή τ ομ α τ είν γ ία ή το ιμ υ ς , το ύ ςμ ο ν ιγ σ εϰα ῖςτ ε τρ . ν ο έσ π υ μ ρἐπ ς α είο δ ν , oἳπ ά η ε ςὀλέθ τ ιο ϰ ρ νἦ έμ νο δ ὐ έ δ ὲμ ὐ ο ς ὺ τ ,ὅ ς ε ε ϰ σ ρ δ ᾽ἔα νὠ ν ὸ ϰ ςἈχιλλ ᾽ἄ ὺ ᾽ἐμ το η ν ς , ύ ιοΜ είο ινθ ν ε ,π ὲπ λ έρ ό ε νδ σ τειν ἔϰ ιν ,ἀ ϰ λ α ίε λ λ ιο άμ είο ςθ ο ῆ λ ςἈχιλ ε ϰ σ α ᾽ἔφ ϰ ο υ ιδ ρ ίη νἄ λ ο ή ειν σ ,ἄ χ νθ ο ιντ ε ξ ὶν σ ινηυ ν ᾽ἐ ι. ε ν σ σ ό ιδ μ ρ υ ν , δα ὰΜ ίη ε τ μ ίσ ε ινδ ὲγά νμ ο θ ςΦ ἐ ί. ἰε να ιχ ο είλ σ η ό ,μ ῶ τ τ α ν τεθ ίω α νϰλ ο τ ο ᾽ἄμ
Hier erzählt Briseis in ihrer Klage um Patroklos von dem Trost, den Patroklos ihr bei der Einnahme von Lyrnessos zukommen ließ. Die Grundsituation ist mit der der Kyprien identisch. 1 Vgl. u. S. 299 f.
285
Antehomerica
89ff. (vgl. Beleg Nr. 2 zu Proklos 43) 4. Υ Auch hier ist vonder Zerstörung von Lyrnessos die Rede, die demRaub der Rinder des Aineias folgt.
5. Υ188ff. (vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 43) Die Einnahme von Lyrnessos wird hier ausführlicher beschrieben. Die Frauen wurden erbeutet, Aineias, der sich nach der Auseinandersetzung wegen der Rinder auf dem Ida hierher geflüchtet hatte, kann aber entkommen. Briseis wird nicht speziell erwähnt, kann aber natürlich unter den gefangenen Frauen miteinbegriffen sein.
Da das angegebene Detail der Zerstörung von Lyrnessos in der Ilias funktionell kaum bedeutsam ist, ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit, daß dieEinnahme von Lyrnessos dem Iliasdichter aus einer Quelle bekannt war, die 57. sich mit denKyprien inhaltlich in Übereinstimmung befindet. Vgl. auch Π
θ ρ ε ο ῖ, vgl. fr. 18 (XVIII) δ α νπ ή σ ο b) ... ϰ α ὶΠ 1. Υ 92 (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 44a))
ὲΖ ε μ ή δα ὐ ρἐ ύ να τ ὰ π έ ρ σ ο σ εδ ς... ὲΛυρνησ ὶΠ α σ νϰ ὸ ·
Hier wird auch die Einnahme von Pedasos erwähnt. Offenbar erfolgt sie nach der Vorstellung des Iliasdichters im Zusammenhang mit der von Lyrnessos, entsprechend dem Inhalt der Kyprien.1 ε λ ν ω νπ , vgl. Apollod. Epit 3,332 ω ό ίδ ιϰ ὰ ιο ὶσυχ ν ςτῶ α νπ ο ρ θ ερ ε ῖ) ϰ c) (... π 123ff. 1. Α ρτο μ ά ιδώ ο ιἈ π ῶ ςγ ιο θ υ α χ σ ο ςμεγά ί; υ α ιγέρ σ ά · υἴδμ ο είμ ίπ ια λ λ ϰ ε ν α έτ π ο ή ο ὐ δ ε νξυν ὲ νπ ὰμ ο ὰδέδα ὰ τ ἀ λ λ λ ,τ ίω νἐξεπράθ ν ε σ ι, μ ο τα λ α ο ὺ ςδ ῦ τ᾽ἐπ γ ατα λ ο ίλ . λ α επ ειν ιϰ έο είρ ϰἐπ γ ὐ α ᾽ο Achilleus weist hier darauf hin, daß keine Beute nach der Zerstörung der umliegenden Städte mehr zur Verfügung steht. Der ‚Anspielungscharakter‘ der Stelle, d. h. der abgekürzte, nur mit einem Vorwissen verständliche Hinweis, beweist, daß die Zerstörung dieser Städte als bekannt vorausgesetzt wird.
1 Daß die Stadt nach der festen Vorstellung des Dichters zum troischen Einflußbereich gehört, zeigen auch zwei weitere Stellen: Ζ 34f., wo Homer den von ihm erfundenen Troer Elatos aus Pedasos stammen läßt, und Φ 87, wonach Altes, der Vater der Lykaonmutter Laothoe über Pedasos herrscht. Insbesondere die letztere Stelle weist darauf hin, daß Homer Pedasos schon in dieser Quelle vorfand, da ihm auch Lykaons Schicksal aus einer 2 Speziell zu Lesbos und Thebe vgl. unter d) und e). Quelle bekannt ist.
Die kyklischen Epen und die Ilias
286
ε ς α ὶδ λ ὲγυνα ῖϰ ισ ία ι, πολ λ ϰ ίτο ο ῖα ιχα ῦϰ λ ε π λ ιἈχα ι, ἅ ιο ςτο ὶ ισ ε το λ ἰσ ὶνἐ ν ὶϰ ε ίρ ςἐξα ίῃ ῳ δίδο ε ν μ ὖ ,ε τ . ν ε π ρ ω τίσ τ μ ω νἕλ ο ρ ίεθ λ το νπ ᾽ἂ Auch hier wird deutlich, daß die Einnahme der umliegenden Städte ganz selbstverständlich als der Iliashandlung voraufgehend betrachtet wird. 4. 2. 3.
ff. 365
Ι
226 Ι Β 323
ff. 339 ff. ςδὄ ὡ ι σ ῃ έρ ο φ ρ ιπ ῖσ ο σ σ ο ε ιν σ ῆ τ π ιςἀ ν ρ ῃ ι, ϰ α μ ά β σ σ τ ά ελ ίγ τ , ὐ ε π ῇ ϰ ια ε λ ϰ, ἐ ςδ έ ῶ ἱπ ο α ρ ᾽ἄ ᾽α ο ν , α ςἴαυ ϰ τ ςν νἀ υ ύ ὲ ν ο π ύ ςμ ὰ λ λ ο π ὼ ὶ᾽ γ α ἐ ὣ ςϰ ἤ μ α τ α δ ν , ω ίζ εμ η νπ λ σ ο ρ ο σ αδιέπ τ ν ε τό α ἱμ ᾽α ο ςὀά ν ε ν μ . ρ ά ιμα ά σ ν ω δρ ν ά ἀ τερ ε ασφ ϰ ε νἕν ω ρ ϰ δ ώ δ ε αδ ιςἀ υ λ ε σ ό λ π ὶπ ά α ὴσ ννη ξ ὺ , ν ω π ώ ρ θ ν ᾽ἀ β ω ν λ ο . ί η ν ε ζ ὸ ςδ ἐ ρ Τ ρ ο ί π α τ ὰ ϰ , ι μ η άφ ϰ ᾽ἕνδε ια ὰ λ λ ή π ὶἐσ θ ο λ ϰ ειμ λ α νἐ ὰ ϰ ω π ω νϰ τά α σ έ ϰ ν ν ιδόσ ο ,ϰ η ν ο μ α ό ὶπ ε λ ά ν τ αφ ἐξ νἈγαμέμν ρ ω έ Ἀ τρ ε ΐδ ῃ . Σ
Hier spricht Achilleus selbst von seinen Taten. Er habe 12 Städte auf Inseln genommen und 11 in der Troas und dabei Frauen und Schätze erbeutet. Es erhebt sich dabei die Frage, ob das aus einer Quelle stammt und um welche Städte es sich dabei handelt. Das erstere ergibt sich aus den übrigen Belegen. Hinsichtlich der Städte kann nicht ausgeschlossen werden, daß Achill hier auch die Städte auf den Inseln meint, die er im Verlauf der Expedition nach Teuthranien und auf der Fahrt der Achaier in die Troas zerstört hat. Also Skyros und Tenedos wären dann mitgemeint. Hinzu kämen Lesbos (s. u. d.) und in der Troas neben Lyrnessos und Pedasos auch das bei Proklos nicht genannte Thebe (s. u. e). Die Stelle zeigt m. E. ganz deutlich, daß Homer die Achilleustaten nicht selbst erfindet.
νδ λ ο λ ἄ ν ρ ὸ εχρυ ϰ νἐρυθ ὸ σ ὶχα α νϰ λ ὸ δ έν ᾽ἐνθ ἠ δ ὲγυνα ῖϰ α ςἐυζώ ν ο υ ςπ ο ιό λ ντ ρ εσίδη ο ν ιἅ σ σ α μ ο ξ ἄ . ε νγ ό α χ ᾽ἔλ Wenn Achill von seiner Beute spricht, so steht das ebenfalls Streifzüge in die Umgebung voraus. ῳ α ὶϰ α ὶΔα μ ἀ ρ δ φ ὶδ α ὲσ ν ίδ ὲΤρ ε ςβα θ ύ ϰ ο λ π ι ο ϰ λ α ύ σ ο ν τα ινύϰ τ α ςτ ὶἤμ εϰ α α τ αδά ι, α υχέουσ ρ ϰ ὰ ςα τ ὐ τ ο μ ὶϰαμ ό ε σ θ αβίη φ ίτ ῷ εδο , υ ίτ ρ εμ α ϰ ρ ιείρ π α ςπέρθο ν τ επ ό λ ε ιςμ ερ ό π ω νἀ ν θ ρ ώ π ω ν .
Antehomerica
287
So spricht Achill angesichts des toten Patroklos. Auch hier ist also von der Erbeutung der Frauen bei der Zerstörung der umliegenden Städte die Rede. d) Einnahme von Lesbos, vgl. Apollod. Epit. 3,33 1. Ι 128 ff. (≈ 270 ff.)
ν αἔρ ο μ γ αἰδυία δ ώ σ ω δ ύ ςἀμ ς , α α ῖϰ ν υ γ α τ π ᾽ἕ β Λ εσ ίδ α ς ,ἃ έ η ϰ ν ςὅ νἐυ τιμ νἕλ ο β τ εΛ έσ ε να ὐ τὸ ς νφ ω ν ά η λ ,α ἳϰ αγυν λ ιἐνίϰ λ ε ῦ α μ . ό ω λ ίϰ ν ε ἐξ Agamemnon spricht hier vonFrauen, die vonAchill aufLesbos erbeutet wurden und die sich unter demBeuteanteil des Agamemnon befinden. Manmußvermuten, daßLesbos auch zudenumliegenden Städten gehört, dienach Proklos zerstört wurden. Apollod. Epit. 3,33 nennt in derTat auch Lesbos unter diesen Städten.
2. Ι664f. ῷ δ θ β ε ε ό ν νἦγ , τὴ εσ ή , τ νΛ ν ογυ τ ϰ ε τέλ α ϰ ρ α π α ρ ᾽ἄ β Φ ό α ρ ν λ ιπ λ ῃ ηϰα ο τ ά . ή ς ο δ ρ ςθ υ μ ιο γ ά ρ η ,Δ τ Auch Achilleus hat, wie sich aus dieser Stelle ergibt, eine Beutefrau aus Lesbos mitgebracht, Diomede. Ob sie selbst schon in der Quelle stand, oder nur die allgemeine Situation dem Iliasdichter vorgegeben war, kann nicht entschieden werden.
e) Einnahme von Thebe, vgl. fr. 19 (XIX), Apollod. Epit. 3,33 1.
Α
366
ff.
ν ο ε ς , τίω ᾠ ινἨ ε θ ό μ χ λ ό νπ ὴ , ἱερ ν η β ή ςΘ ᾽ἐ νἐνθ επ ά ε δ ν τα μ ά ς μ έ ὶἤγο ντ εϰ α νδ ὴ ὲδιεπράθο · τ ϰ ιῶ ν , α ὶτ ςἈχα ἷε ὖδάσσα ὰμ νε σ ὲ ὰ ινυ ε τ ίσ ν ομ τ φ . ῃ ν ο ά ιπ ρ λ ϰδ λ ἐ αϰα ΐδ η υ σ ῃΧρ ΐδ ε τρ νἈ ο ᾽ἕλ Achill berichtet seiner Mutter von der Einnahme der Stadt Thebe, der Stadt des Eetion. Offenbar lehnt sich hier der Dichter an eine Quelle an1. Ob das auch speziell für die Gefangennahme der Chryseis gilt, kann von dieser Stelle aus nicht entschieden werden. Aber die an anderen Stellen erwähnte Herkunft der in Thebe erbeuteten Chryseis aus Chryse bzw. Rückgabe nach Chryse spricht dafür, daß auch Chryseis keine Erfindung desIliasdichters ist, da ein original schaffender Dichter entweder Heimat
1 Das geht schon aus dem knappen Stil hervor. An der Stelle ist mindestens mit einem Vorwissen des Hörers um den allgemeinen Hintergrund des geschilderten Ereignisses gerechnet. Auch uns wird die Stelle, wenn wir nicht an die Kyprien denken, nur verständlich, wenn wir spätere Iliasstellen vergleichend heranziehen. Vgl. a. u. S. 290 Anm. 1.
288
Die kyklischen Epen und die Ilias
und Erbeutungsort zusammengelegt hätte oder motiviert hätte, warum Chryseis nicht in ihrer Heimat erbeutet wurde. Das Fehlen einer Motivation in derIlias macht es wahrscheinlich, daßdie Ilias die Situation, die die Kyprien schildern, schon als bekannt vorausgesetzt. Dort weilt Chryseis auf Besuch in Theben, umder Artemis zu opfern1.
2. Β690f. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 44 a)) Auch hier wird allgemein von der Erstürmung der Mauern von Thebe geredet. 1 Mit den Problemen dieser Stelle hat sich auch die Analyse beschäftigt. Für VONDER 16 ist es ungelegen, daß die Erbeutung der Chryseis in Theben gerade in einer APartie steht, und zwar in einer, die für ‚A‘konstitutiv ist und unter allen Umständen ‚A‘ sein muß. Briseis wird zwar auch bei ‚A‘als Beutefrau genannt, aber ohne Heimat, ihre Heimat wird erst Β690, Τ60 mit Lyrnessos angegeben, und diese Stellen kann VONDER MÜHLL a. a. O. ohne Bedenken für ‚B‘erklären. So greift er a. a. O. 16f. für Chryseis zu fol-
MÜHLL
gender Lösung:
„ Die einfachste Lösung ist, anzunehmen, in 366ff. sei auf eine größere Unternehmung Achills, wobei auch Chryse geplündert wurde, verkürzt angespielt und nur das Hauptziel Theben genannt. Dann hat eben A ältere Dichtung der Achillzüge gekannt (vgl. Ι 328f.), wie bei der Erbeutung der Briseis, Tochter des Briseus [die bei ‚A‘aus Brisa auf Lesbos stammen soll]; bezeichnend, daß diejüngeren dies verwischt haben. DerDichter denkt sich das Unternehmen als kurz vor der Handlung des A liegend und setzt bei den Hörern voraus, daß sie von Beutezügen der Achäer in die Umgegend, wobei auch Frauen geraubt wurden, wissen, vgl. 125.“ Schon ein kurzes Durchdenken dieser Sätze macht m. E. deutlich, auf wie schwankendem Boden die ganze Analyse VONDERMÜHLLS steht. Warum soll das, was Chryseis recht ist, nicht Briseis billig sein, warum ist Briseis’ genannter Erbeutungsort im Gegensatz zu dem der Chryseis ‚spät‘? Lyrnessos und Theben gehören in Ilias und Kyklos immer zusammen. Vor allem aber ist die Hypothese von einer verkürzten Anspielung auf die Einnahme von Chryse, bei der Chryseis erbeutet sein soll, nicht haltbar. Achill hat in seiner Rede 365 ff. nur Theben im Auge. Er spricht ausdrücklich 366 f. von der Mitnahme der Beute aus dieser ὴ π ό ρ ν λ ιν Stadt (ἱε Ἠ τίω ε ν ς ο ). Ausdieser Beute habe er für Agamemnon die Chryseis ‚herausgenommen‘. Es bleibt also dabei: Chryseis wurde in Theben erbeutet, stammt aber von Chryse. Genauer betrachtet ist überhaupt die zeitweilige Abwesenheit des Mädchens von der Heimat die Bedingung der Möglichkeit des Auftretens des Vaters Chryses in der Ilias. Denn Chryses hätte ja in Chryse viel günstiger seine Bedenken gleich bei Wegnahme seiner Tochter geltend machen können als erst viel später im Achaierlager vor Troia, wenn er als Mann nicht überhaupt totgeschlagen worden wäre (nach antikem Kriegsbrauch werden ja die Männer meist getötet, wenn die Frauen geraubt werden). Das im Vergleich zur Erbeutung seiner Tochter späte Erscheinen des Chryses setzt jedenfalls notwendig voraus, daß seine Tochter ohne sein Dabeisein an einem fremden Ort geraubt wurde. Es kann sich also um keine Nachlässigkeit des Iliasdichters handeln, wenn Heimat- und Erbeutungsort getrennt werden. Man würde aber trotzdem noch an keine Quellenbenutzung denken und könnte ohne weiteres annehmen, daß der Iliasdichter die Chryseisgeschichte erfunden und in die bekannten Achillstreifzüge hineinprojiziert hat, wenn er
Antehomerica 3.
Ζ
414
289
ff.
415
420
425
, ς ύ ε λ ςἈχιλ ῖο εδ ν ἤ τ ο τα ιγ ρ έ ὰ τ ρπ α έϰ π νἀ ὸ μ ᾽ἁ , ν α υ σ ε ο ι ά α τ ν ὖ ε ν ω ϰ ί λ ι Κ ν ε σ έρ ϰδ ἐ ινπ ὲπ λ ό , α ν α ε νἨ τίω τ ε ὰδ ἔϰ ν τα νϰ ο νὑψίπυλ η β ή Θ ᾽σ ῷ , μ υ εθ ὰ ρτ όγ ογ τ α σ ά εβ ,σ ε ι·ξ ρ ά ινἐξεν ὐ δ έμ ο ιν ισ έο λ α ιδ ιδα σ τε ἀ λ λ τέ α νἔν ὺ ινϰ εσ αμ ρ η ᾽ἄ ϰ ν α έ σ α λ ςἐφ ύ τευ τε ἠ ε ρ ὶδ ὲπ δ μ ῆ ᾽ἐπ ὶ, σ νπ ᾽ἔχεε · . ο ι ό ι γ ἰ ο χ α ς ὸ ι Δ ι α ρ ῦ ο ϰ , ς ε δ ν ύ μ τιά φ ιὀρεσ α , ιν ισ ο ρ ά γ ε νμ νἐ α ιἔσ η το ν ίγ σ α ὰϰ τ π ο ἳδ έμ ι, ἑ ο · ω ἴσ ςε ο τιἌιδ α ϰ νἤμ ίο ςἰῷ ε ν τ ά νπ ὲ ἱμ ο ὺ ς ε ςἈχιλλ ῖο ςδ η ϰ ρ ά δ ο ε επ ν φ τέπ ρϰα ν τ ὰ π ά α ςγ β ο υ ι. ν σ σ ὶνἐ ίεσ ςὀ ῇ π ὶἀργεν α ιϰ ε σ σ δ ό ᾽εἰλιπ ῳ ὑ λ η έσ ῃ , σ ϰ ά λ ὸΠ π νὑ ε υ ε ίλ η μ τέ σ ρ α δ, ἣβα ᾽ , ιν σ τεσ ρ ὶἂ ρδεῦ ε τεά νἐπ ὴ τ γ ιϰ α ισ ο ᾽ἤγ μ λ λ ᾽ἅ ᾽ἄ ι᾽ἄ είσ ερ , α π νἀ ιν ὼ ο β π α ελ σ υ λ έ π ετ νἀ ὅγ ὴ ψ ἂ . α ιρ λ ά έα χ ιβ ὸ ςδ π α τρ ισ ο ρ ιςἰο ά μ γ ε ᾽Ἄρ τε νμ ᾽ἐ
Hier schildert Andromache sehr ausführlich, wie Achilleus in ihrer Heimatstadt wirkte: Der Vater Eetion und die sieben Brüder wurden getötet, auch die Mutter starb zu Hause, nachdem sie aus der Beute des Achilleus freigekauft worden war, so daß sie jetzt ganz allein und nur Hektor noch ihr Halt ist. Es kann kaum ein Zweifel sein, daß die Erdiese Trennung selbst näher erklären würde. Aber er erwähnt die Erbeutung in Theben ohne den leisesten Hinweis darauf, warum Chryseis gerade in Theben und nicht in Chryse war. Das geht m. E. nicht anders zu erklären, als daß die Ilias eine bestimmte Motivierung des Aufenthalts der Chryseis in Theben schon stillschweigend voraussetzt. So bleibt nur die Schlußfolgerung, daß die Version der Kyprien, die die Motivierung für den Thebenaufenthalt der Chryseis gaben, vorhomerisch und von Homer als selbstverständlich bekannt vor-
ausgesetzt ist.
Wenn man die in den Kyprien erkennbaren dichterischen Tendenzen auch für Homers Quellen voraussetzen darf, so mag der Raub der Chryseis in die Reihe der aus Unachtsamkeit begangenen Apollonfrevel hineingehören (Tenes, Troilos), für die Achill später mit seinem Tode büßen muß. Stimmte diese Annahme, so hätte der Iliasdichter vielleicht eine entscheidende Umdeutung vorgenommen: Agamemnon begeht anstatt Achill den Frevel an Apollon. WILAMOWITZ’ Ausführungen Homerische Untersuchungen 411, ders. a. a. O. 253 zu diesen Punkt widersprechen sich offensichtlich. Auch HEUBECK Der Odyssee-Dichter und die Ilias 99 argumentiert hier unscharf, wenn 366 das Dilemma zu erklären, wieso er sagt: „Die Kyprien ... suchen im Anschluß an Α Chryseis nicht in ihrer Heimat Chryse, sondern in Thebe erbeutet wurde.“Die Frage ist vielmehr, wie wir uns das Dilemma in der Ilias erklären müssen, das bei originaler Erfindung ganz undenkbar wäre. Und daß man die Voraussetzungen der Ilias isoliert von den kyklischen Epen betrachtet, will ja HEUBECK selbst an anderen Stellen nicht. 19 Hermes-Einzelschriften, Heft 14
Die kyklischen Epen und die Ilias
290
oberung Thebens vorgegeben ist1, wenn auch die Ausschmückung auf den Iliasdichter zurückgehen kann (nicht muß), da es ihm auf die Vereinsamung der Andromache entscheidend ankommt. Sehr wichtig wäre, ob Andromache (Verknüpfungspunkt) aus der Quelle schon mitübernommen ist. Aus dieser Stelle ist jedoch kein Anhalt dafür zu gewinnen, da von Andromaches Heirat mit Hektor und dem Zeitpunkt der Heirat überhaupt nichts berichtet ist. Sappho fr. 55 D. berichtet zwar später von der Heimführung der Andromache durch Hektor, aber das braucht nicht auf alter dichterischer Tradition zu beruhen, sondern kann Weiterdichtung an dem Stoff und Umkreis der Ilias sein. 4. Ι 186 ff.
ο νφρ έ ν μ ό π ε ν α τερ ο ιγ νφ ιλ γ ε ιγ νδεὖρ μ τὸ ρ ό ίῃ , ϰ α λ λ ῆ ᾽δαιδα , ν ε ὶδ έ π ,ἐ ῃ νἦ ὸ γ νζυ ο ε ρ ύ γ ρ ᾽ἀ ε ρ νἄ τ᾽ἐ ὴ τ έ ς· ςὀλ σ α ν ο σ τίω ε ινἨ λ ό νπ ω ρ ξἐνά νἔτερπ ν ,ἄ ὸ ε ιδ ε μ τ υ εδ εθ ῇὅγ . ν ῶ δρ ν αἀ έ λ ϰ α ρ ᾽ἄ
Die Phorminx des Achilleus wird hier als Beute von der Einnahme der Stadt des Eetion (Thebe) her bezeichnet, die also auch hier als bekannt vorausgesetzt ist. Die ‚Phorminx des Eetion‘selbst kann ein ‚Autoschediasma‘des Iliasdichters sein2.
152 5.Π
ff. ή δα ο σ νἵε ινἀμ ι σ μ ο ν ύ αΠ ρ ο ίῃ η ρ α ὲπ νδ ἐ ά π ο τ γ α γ ινἤ λ ό , νῥ νπ ς ὼ τό λ ύ ςἑ ε ο ν λ τίω ε ᾽Ἀχιλ ᾽Ἠ η ὶθ ν τ ὸ ςἐὼ ὃ ςϰ α νἕπ ε θ ι. ισ ν ά το α θ ιςἀ ο π ᾽ἵπ
Auch das (sterbliche) Pferd des Achill namens Pedasos stammt aus der Beute von der Stadt des Eetion, also aus Thebe. Die Einnahme dieser Stadt ist auch hier vorgegeben. Anders wird es sich mit dem Pedasos verhalten. Da das Pferd neben den Götterpferden des Achill nur dazu da ist, den Tod zu finden und einer Kampfepisode Kolorit zu geben, muß manihm einen großen Funktionswert innerhalb der Ilias zusprechen und es für Erfindung des Iliasdichters halten3. 1 Dafür spricht auch, daß die Chryseisgeschichte in Theben, der Stadt des Eetion spielt, obwohl sie mit der Andromachegeschichte nicht das geringste zu tun hat. Wenn zwei so wichtige Motivlinien der Ilias, wie die der Chryseisgeschichte und der Andromachegeschichte, unabhängig voneinander denselben Geschehenshintergrund haben, muß mindestens dieser Hintergrund vorgegeben sein. Auch die Belege Nr. 4–6 weisen auf diesen Hintergrund, ohne mit den Belegen 1 und 3 in Zusammenhang zu stehen. 2 Auf die Bedeutung, die der ‚Herkunft‘ der Gegenstände der τέχ ηin der Ilias beigeν messen wird, ist schon hingewiesen worden. Die Herkunftsangabe spricht also nicht gegen die Annahme eines ‚Autoschediasma‘. 3 Ähnlich wie bei den Helden kann auch hier beim Pferd aus dem ‚Tod in der Ilias‘auf Erfindung durch den Iliasdichter geschlossen werden. Über zusätzliche Indizien für diesen Schluß vgl. unten Beleg Nr. 3 zu Proklos 59.
Antehomerica
291
826ff. 6. Ψ ῆ ϰ ε νσό ω ν λ ο ο ὐ ό ν να , το χ η ςθ η ε λ ΐδ ρΠ ὰ ὐ τ α ε ν ο τίω ς· ίπ έ γ ν ο ςἨ έ ασθ ϰ εμ σ τα ὲ νῥ ὶνμ νπ ρ ὃ ς , ςἈχιλλεύ ῖο η ςδ ϰ λ λ ἀ εποδάρ ν νπέφ ιτὸ το ᾽ἤ ι. σ ά τε σ τε ιϰ νδ τ ό ισ ο λ λ νἄ ὺ ισ τ᾽ἐ σ ε σ γ ε ή ᾽ἄ νν
Den Solos, den Eetion geworfen haben soll, setzt Achill für den Kampf bei denLeichenspielen desPatroklos aus. Es ist wahrscheinlich, daß dem Iliasdichter hier keine Quelle vorlag, in der speziell von dem Solos des Eetion die Rede war, aber die Einnahme von Thebe ist gewiß auch hier als bekannt vorausgesetzt undnicht vomIliasdichter erfunden1. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß dem Iliasdichter unbedingt Quellen über dieEinnahme von Städten, die umTroia herumliegen, bekannt gewesen sein müssen. Mit der einzigen Ausnahme der Heimat der Briseis (in den Kyprien Pedasos) stimmt das, wasHomer voraussetzt, mit Proklos bzw. den Kyprien überein, soweit sie noch rekonstruierbar sind. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Homer an allen diesen Stellen eigene Erfindungen bringt. Solche Erfindungen können immer in einem Einzelfall vorliegen (und sind dann gewissermaßen als ‚Interpolationen‘ des vorausgesetzten Faktenkanons zu betrachten), nicht aber bei wiederholten Anspielungen verschiedenster Art, wie etwa im Falle der Einnahme der Stadt des Eetion. Dichterische Erfindung, die sich außerhalb des Zeitschemas der eigentlichen Darstellung bewegt, pflegt in einer einfachen, von allem Barock noch fernen Dichtung nur punktuell zu sein, was für die ‚Stadt des Eetion‘gerade nicht
gilt.
Im Falle der Differenz über den Ursprungsort der Briseis zwischen Kyprien und Ilias war es wahrscheinlich (vgl. o. S. 208f.), daß der Ilias eine Verwechslung desihr vorgegebenen Pedasos mit demin anderem Zusammenhang vorgegebenen Lyrnessos unterlaufen ist. Auf die Frage, wie der genaue Verlauf der Expeditionen nach Kyprien und Ilias im einzelnen zu denken ist, kommen wir nach der Besprechung von Proklos 45–47 noch zurück. Proklos 45, fr. 24 (XXVI), vgl. A-Schol. Ω 257 (fr. 9 D. 3 p. 193 BETHE = fr. D. 4 p. 195 BETHE 21929), Vasendarstellungen, insb. Françoisvase.
111 ff. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 37) 1. Η Wegen ihres Funktionswertes scheidet die Stelle als Bezeugung für das Troilosabenteuer aus. Daß Hektor in denKyprien beim Troilosabenteuer beteiligt war, ist nicht sehr wahrscheinlich. 1 S. o. S. 14.
292
Die kyklischen Epen und die Ilias
2. Ι351ff. (s. o. S. 184) Auch hier wird es sich um ein ‚Autoschediasma‘ handeln und nicht an eine Verwicklung Hektors in das Troilosabenteuer gedacht sein.
3. Χ44f. (= Beleg Nr.7 zu Proklos 46)
Achill hat viele Priamiden getötet und verkauft, zu denen auch Troilos gehören kann.
4. Χ147ff.
ϰ ρ ο υ ν ὼ δ ρ ό ωἔν ιρ λ λ α ϰ ν ο γ α ὶ η ν α δ ὲπ α θ ᾽ἵϰ
·υ ν ά δ ρ ή ο ε ν διν υ ΐσ το σ ο σ ι, Σϰαμ ς . α ν ὶἀ ια δο ἡμ ὲ ν γ ὰ ρ θ ῥ έ ε ι, ἀ μ ῷ φ ὶδ εϰαπ ν ὸ ρ ς ιλια τ α ᾽ὕδ ιἐ ὐ τ α τ ξα ε ἰπ υ ν ρ ν ῆ ςε ὸ ςα ἰθ μ ο ςὡ ο έ ιο ίγ γ · ἡδ ϊπ ε ιἐιϰ έ ρ ρ ο ε υ ῖαχα ηθέρ ῃ λ ζ ά ᾽ἑτέρ ἢχιό ν ιψ υ χ ρ ῇ ῳ . , ἢἐ ξὕδα τ ο ςϰρυσ τά λ λ ὐ τά λ ν ω υ νπ ο ὶεὐρ έ ε ςἐγ γ ὺ ςἔα σ ι αδἐπα θ ν ἔ ο ι, ὅ ε ΐν ιεἵμ θ α τ ὶ᾽λα α ν ο ιγ ό α ε λ σ λ τ α ϰ α νΤρ ώ ο ϰ ω νἄ εσ λ ο ν ίτ ιϰα λ α γ ύ χ ο α εθ ύ π λ τρ ε ς ν π ἐ Ἀ ὶ ς ν ἷ ε υ α ρ χ α ιῶ ν . ὶνἐλθῖ τ ὸπ ρ ,π ς η ᾽εἰρήν
Die hier beschriebenen Skamanderquellen können die Gegend bezeichnen, wo der Brunnen war, von dem Polyxena Wasser holte1. Ob Polyxena und Troilos hier mitgedacht sind, muß natürlich fraglich bleiben.
255ff. 5. Ω
ς , ἐπ ο ιἐ ε ν ά π ὶτέϰ ο γ ὼ π α ὤμ ο τμ ἷα ςἀ ρ ίσ νυ το ο υ ς νεὐ ρ ε Τ ρ ο ίῃἐ ίῃ νδ ῖφ ε , τῶ λ θ ε ιλ μ η άφ α ὔτιν ι, ᾽ο ή σ το ρ ά τ Μ ν η ιο . μ ίλ π ρ ν ά ο ἱπ χ ὶΤρω ϰ α ν ε ο τίθ ν ᾽ἀ
Das Schicksal des Troilos ist hier eindeutig als bekannt vorausgesetzt2. Es ist erstens nicht denkbar, daß der Iliasdichter hier einen Namen und ein Schicksal erfindet; dazu wäre der poetische Zweck, der hier mit der Namensnennung angestrebt ist, nicht groß genug. Und es ist zweitens 1 Vgl. ROBERT 1122 mit Anm. 6. Anders VON DER MÜHLL 335 f., TREU 91 ff. (der ver-
sucht, den Funktionswert der Quellen herauszuarbeiten). TREUS Beobachtungen sind ausgezeichnet, aber dennoch wohl nicht ausreichend, um völlige Neuerfindung des Iliasdichters zu erweisen. 2 Leider ist dergenaue Sinn desBeiwortes ἱπ π ιο η ςΩ μ ρ χ ά 257 nicht klar. ROBERT schwankt α μ ο ς ό χ π ‛(a. a. O. 1125 Anm. 4). Im letzteren Falle zwischen ‚rossefroh‘ (a. a. O. 989) und ἱπ ’ könnte man außerdem sowohl an einen Kampf zu Wagen wie an einen Kampf zu Pferde denken. Auf jeden Fall läßt sich das Beiwort, das von Priamos offensichtlich im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit Achill gebraucht ist, gut mit dem vereinbaren, was wir aus den verschiedenen Vasendarstellungen mit mehr oder weniger großer Sicherheit für die Kyprien erschließen können. Ein ‚Pferdekämpfer‘ oder ‚Wagenkämpfer‘ wäre Troilos freilich nur in Anführungsstrichen.
Antehomerica
293
nicht denkbar, daß ein späterer Dichter aus dieser isolierten Bemerkung das ganze Schicksal desTroilos ‚herausgesponnen‘hat. Es kann eben nicht der größte Teil der griechischen Mythologie aus dem Homer ‚herausgesponnen‘sein, wie sich auch hier wieder zeigt.
6. Ω 478f.
εχεῖρ ς α σ ύ ὶϰ α ... ϰ . ς ἷα ν υ ο ϰ τ ά ν ς έ α λ ο π ἱ ἵ ο α , ς υ ο ν ὰ ςἀνδροφ ό δ ειν
Hier ist wenigstens die allgemeine Situation, daß Achill Priamiden tötet, vorausgesetzt. Allerdings ist neben Troilos wohl auch an Polydoros und Lykaon zu denken. 7. Ω520 f.
ὺ ς ο ςτ εϰ ὶἐσθ λ α α έ ιπολ ςτο ,ὅ ς ὺ ο μ λ α θ ςὀφ ςἐ ὸ ρ δ ἀ ν
α ; ιξ υ ρ ἱέ ά α ςἐξεν Vgl. Beleg Nr. 6. 8. Ω542
ἧ μ α ιἐ ἠ δ ν ή ὲσ δ ω ν ὶΤρο ὰ τέϰ ν α . ίῃ εϰ έτ ,σ
Vgl. Beleg Nr. 6.
Die Grundtatsache, daß Homer eine Troilosgeschichte kennt, d. h. als bekannt voraussetzt, ist durch Beleg Nr. 5 gesichert. Polyxena wird in der Ilias nicht namentlich genannt.
Proklos 46 δ ε ύ ινἔδυ εσ τε σ ν ν ε ρ να ϰ ο η ὶ στήθ απ ρ ε ὖθ ρ ώ
εδ ή σ ϰ α Λ ο ιγ ν υ ἶοϰ το ά ο ν ο ς σ ιο ο ·ἥρμ . ῷ τ ὐ ᾽α Paris legt den Panzer seines Bruders Lykaon an, da er, wie sich aus Vers 17 ergibt, aus Leichtfertigkeit oder Eitelkeit den eignen nicht bei sich hat. Hier kann unmöglich Lykaon vomIliasdichter erfunden sein, da ein besonderer Grund für die Einführung eines neuen Priamossohnes hier gar nicht vorliegt. Daß die Lykaonszene imΦ vorbereitet werden soll, ist ausgeschlossen, da über Lykaon nichts Näheres mitgeteilt wird (auch über seinen Aufenthaltsort verlautet nichts). Die nächstliegende Erklärung ist die, daß der Dichter den Stoff von Proklos 46 voraussetzt, da es andere Lykaongeschichten in der Sage nicht gibt.
81 ff. 2. Υ Apollon reizt in Lykaons Gestalt den Aineias wegen seiner angeblichen vor Achill. Γ Da Lykaon selbst in der Ilias noch nicht aufgetreten
Angst 1.
332f.
Die kyklischen Epen und die Ilias
294
ist, soll manwohl an Lykaons unrühmliche Gefangennahme durch Achill in den AHdenken. Zugleich soll der besondere Effekt des Auftretens des vorbereitet werden: Der Hörer des Epos erfährt hier noch Lykaon im Φ nichts über das Entkommen des Lykaon und seine Rückkehr nach Troia (es ist ja nur von Apollon die Rede). Gleichzeitig wird aber schon die geSelbstüberschätzung, die dem Lykaon eigentümlich ist und sich im Φ nauer zeigt, hervorgehoben; denn der Gott nimmt ja mit der Gestalt auch den Charakter des Lykaon täuschend an. 34 ff. 3. Φ
α ο ίδ ν ν ε τ ή τ οΔαρδα ιοσυν ο μ θ ν ιά ἔ ρ ἷιΠ ᾽υ υ τι, Λ ν γ ο ο τ π ά ο ῦφ εύ ϰ μ τα ο π ϰ ἐ ά ς νῥ ὸ ο τ ό ὐ ν ᾽α ι, τ ἦ γ ελ β α ὼ ν ἐ ϰ π α ῆ τρ ςο ὸ ςἀ λ ω ϰ ἐθ έλ ὐ ο ν τ α δ ῷ ν ύ νὁ ἐν ώ ςπρομολ ιο ϰ χ λ ιχα έ ξ ὀ ν ὸ ε ᾽ἐριν ν , ἵν ς ϰ η ν υ ςὄρπ ενέο ἶε τά μ ε ςε γ ςἄντυ ο μ α τ ρ ᾽ἅ ·α ῷ δ ύ . ε Ἀ λ λ ῖ ο δ ς ι ε χ θ λ υ τ ἤ ν ὸ ϰ νϰα ρ ·ς ο τ ᾽ἄ ισ ώ ν ᾽ἀ νἐπ έρ η ν ν ῆμ α ο έ νἐυ ϰ τιμ ϰ σ α ὶτό σ ε ινΛ εμ τ έ νμ υ η σ ὶνἄ γ ω ν ν ,ἀ ε· τ ρυ ὰ ϰ νἔδω ο ν ςὦ ο ν ἱὸ ςἸήσω ϰ ε ῖθ ε νδ ινἐλ ὲξεῖν ό σ ύ ςμ α λ τ , πο λ ὰδ ο , ν ε ϰ ᾽ἔδω ν η β σ ί δ ρ ν Ἀ ε ν ψ α ῖ μ δ έ ς π ἐ ᾽ , ν ω ί τ ε Ἠ ς ο ι ρ β Ἴμ ῴ ιο ν ἵϰ ε τ οδῶ μ α . · ϰ ε π ρ π ο π ν α ὑ τρ ν ε ὼ θ γ φ υ ἔν ϰ ε α δ δ ἕν ιν ι σ ἷ ι λ ο σ ί ο ο ε τ π φ ρ έ τ ν ἐ ὸ μ υ θ α τ α ᾽ἤμ ε ὖ ν δ ϰ ή μ τις ο ιο ινα · δυω ά έμ ϰΛ ῃδ νἐ τ ὼ θ λ ἐ ινἔμ ςμ ε , ὅ λ λ ε ν λ ε ςἔμβα ὸ ε ῆ ο ςθ λ ὶνἈχιλ σ ερ χ ινε ε ψ ἰςἈ έμ π ίδ α οϰ α ὶο ι. ϰἐθ λ ν α έ ο τ θ ανέεσ ὐ
Von dem Priamiden Lykaon wird hier berichtet, er sei seinerzeit von Achill imväterlichen Weingarten überrascht undgefangengenommen und anschließend in die Sklaverei nach Lemnos verkauft worden, von wo er nach Arisbe weiterverkauft wurde, um von dort endlich nach Troia fliehen zu können. Dieser Bericht stimmt genau zu dem, was Proklos berichtet. Wenn man –z.B. ausanalytischen Gründen –einmal vonBeleg Nr. 1 und2 absähe, könnte man vielleicht fragen, ob es wahrscheinlicher ist, daß der Kypriendichter das, was hier die Ilias andeutend als Vorgeschichte desLykaon erzählt, ausgesponnen hat, oder daßderIliasdichter das, was er in seinen Quellen vorfand,‚fortgesetzt‘hat. Bemerkenswert ist im Lichte der letzteren Möglichkeit dann aber die Tatsache, daß die Rückkunft des Lykaon nach Troia in die Zeit der Iliashandlung fällt (‚vor 11 Tagen‘). Wenn der Dichter auf keine Quelle hätte Rücksicht nehmen müssen, hätte er Lykaon auch schon vor elf Wochen ankommen lassen können. Dazu vgl. auch Beleg Nr. 4.
Antehomerica
4. Φ54ff.
295
δ ατό μ α αθ ῦ γ έ μ ι· α ῶ ι, ἦμ ινὁρ ὢ π ό π ο ῖσ μ ο λ α θ ᾽ὀφ ή το ρ ε ς ἦμ ,ο α λ ε γ ὕ ά ςμ ε ςπ ῶ λ ὴΤρ ε α ρἔπεφ δ ν ν ο , υἠερόεν φ ο ὸζό το π ς ιὑ , α τ ν ο σ τή σ α ν ιςἀ α ὖ τ λ θ εφ υ ὼ γ ν ὕ π ον η λ ε ὲ ςἦμ α ρ , δἦ ὶὅ α δ ν ἶο ο ὴϰ έ ν ο μ ς·ο η ὐ δ ερ έμ π ιν ε π ν ἔ σ η έ χ ε ςἠγαθ ἐ ν ν μ ο ῆ Λ ςἀ α έ ν ο έϰ τ , ὃπολ α ςἐρύϰ ς ε ι. ιῆ λ ο π ς᾽ ὸ ν τ ο ςἁ λ ό π ω ε τέρ ϰ ιο ο ςἀ ςἡμ ῆ ὸ ρ ϰ ἀ λ λ ὶδου α ὴϰ εδ γ ᾽ἄ δ ὶφ ε ινἠ ρ ὲδα ν σ ιἐ ε α ίω μ ω ἴδ α ρ ι, ὄ γ ε ύ φ σ ε τ α ἢἄ ἦ μ ι ι , ν ρ ε α τ σ ἐ ύ ρ ύ ε λ ξ ε ι ν ἐ ε θ ῖ ε ϰ ὶ α ςϰ ῶ μ ᾽ὁ ρ ό νπ τε ε ὰϰρα ρἐρ τ α εϰ ϰ ε ύ ι. γ , ἥτ ς ο ῆφ ίζο υ σ
Achill drückt hier seine Überraschung über das unerwartete Erscheinen des Lykaon aus. Er wähnt ihn in Lemnos, weit über demMeer undtrifft ihn nun plötzlich hier. Die Frage, die sich bei dem vorigen Beleg stellte, scheint sich hier zu beantworten: Der Witz der Stelle scheint gerade darin zu liegen, daß eine dem Hörer bekannte Gestalt hier wieder auftaucht – unerwartet für den Hörer (nur durch Beleg 1 und 2 kunstvoll vorbereitet).
78 f. 5. Φ
ν ω π γ ἄ α ε ν τρ θ ό ςτ ϰ εφ α ςἄνευ ὶμ α επ έρ σ α σ ίλ ω ν τ ε β ο ιο ν μ δ α έτο τό , ἑϰ ν η έ ιἦλφ ςἠγαθ μ ν ν ἐ ῆ ο ο ν . Λ
Auch hier ist auf den Verkauf nach Lemnos angespielt1.
6. Φ 100ff. νἐπ λ ο ϰ ο ισ π ῖνα τρ ε ά α ρ ἴσ ρΠ , ὰ ιμ νἦμ π ρ ο ὶνμ ὲ νγ ὶφ ν ρ ε σ ὶφ ν ι, ἐ ίλ θ α τε ρ ο νἦε ιδέσ ιπεφ ο ίμ τό ρ α τ φ ὲπ έρ Τρ ςἕλ ο ὺ νἠδ α ώ ςζω ο ὺ ο ω ὶπολλ σ α ν ,ϰ σ α . Achill hat nur zu Lebzeiten des Patroklos Troer gegen Lösegeld freigelassen. Wiein Beleg Nr. 8 könnte auch hier auf des Patroklos Beteiligung speziell am Verkauf des Lykaon indirekt angespielt sein. Die Stelle ist im übrigen wieder bezeichnend dafür, wie der Iliasdichter das Pragmatische seiner Quelle ‚ethisiert‘.
7. Χ44f. (= Beleg Nr. 3 zu Proklos 45) ὃ ςμ ὶ ἐσ α νεὖ εϰ λ θ ντ ῶ ν ῶ λ ινἔθ η ϰ ε , νπολ ἱῶ ᾽υ νἔ ή σ ιτηλεδα ω π ν ὰ ςν ερ ὶπ π α ά ϰ ω ν ν ω . ϰ τείν 1 Mit Recht betont COMBELLACK 239 gegen SCOTT 235, daß unter gar keinen Umständen bezüglich des Verkaufs des Lykaon ein Widerspruch zwischen Ilias und Kyprien besteht, Φ78 also nicht wörtlich auf Achill zu beziehen ist.
296
Die kyklischen Epen und die Ilias
Wenn hier Priamos, in Sorge um Lykaon und Polydoros, von seinen in die Sklaverei verkauften Söhnen spricht, ist Lykaons früheres Schicksal mitgemeint.
8. Ψ 740ff. η λ εΐδ Π η ςδ λ α υ τῆ ςἄεθ χ ιτα ο τ ε ἶψ τίθ α ᾽α λ λ ᾽ἄ ξδ νἓ α ρ , τετυγμένο νϰρητῆ ο ε ρ ύ γ ρ ἀ έ τρ α αμ ρ ᾽ἄ ιἐν α ίϰ ε λ ᾶ σ α νἐ π ρϰάλ ὰ τ ὐ ,α ν ε ν δα ν ά χ ν ἶα ᾽α ·π ε ν ςπολυδαίδα ὶ Σιδό ε π λ ο λ λ ό ν ιε ὖἤσ ο , ἐπ ϰ η σ α ν , Φ ο ίν ιϰ ε ςδ π ε ςἐ ρ δ ν ἄ ν ν το ν π ό έ α , ο γ ᾽ἄ ᾽ἠεροειδ ό α ν τιδ ὲδῶ ρ ο νἔδω ι, Θ σ εσ ϰ νδ α ν ν α σ τῆ έ σ . νλιμ ᾽ἐ ν ο ςὦ ιοΛυϰάο μ ο ν ιά ο νἔδ ρ υ ἷο ςδ ὲΠ ε ϰ ω ἥ ρ ῳ ω ι Ἰησονίδ η ςΕὔν η ο ς Π . α ϰ τρ λ ό
Auch hier ist auf den Verkauf des Lykaon angespielt, aber in ganz anderem Zusammenhang. Es dreht sich hier um den Kaufpreis, der seinerzeit demAchilleus für denLykaon gezahlt wurde, einen silbernen Krater, der jetzt anläßlich der Leichenspiele des Patroklos von Achilleus ausgesetzt wurde. Die Beziehung zu Patroklos ergibt sich daraus, daß Patroklos seinerzeit den Kaufpreis in Empfang genommen hat (vgl. Ψ 748)1. Die Stelle ist nur durch die Kyprien bzw. Proklos’Bericht darüber ganz verständlich. Denn daß Patroklos im Auftrage des Achilleus nach Lemnos gefahren ist, steht so expressis verbis nicht da. Ob auch der Krater schon auf Tradition beruht, muß wegen seines ‚Funktionswertes‘ fraglich bleiben. In jedem Fall ist vomDichter geschickt dieVerbindung zuPatroklos, dem zu Ehren ja die Spiele stattfinden, hergestellt worden.
751ff. 9. Ω
ο ὺ ςπ α ςἐμ α ῖδ ὰ ρπ ό δ α νγ ςὠ ὲ λ λ ο υ ςμ ἄ ς ϰ ὺ ε ςἈχιλλ ὺ ν α σ έρ π χ νἁ η λ ὸ ςἀ τρ υ γ έ ρ ιο το , έ ,π ε ϰ ντιν ᾽, ὅ ᾽ἕλεσ
ςτ᾽Ἴμ νἔ ο μ νἀμιχθ μ ν ά ο ῆ ἐ ςΣ α λ ό εσ σ ν . α ὶΛ α νϰ ο ρ β Hier ist wenigstens die allgemeine Tatsache des Verkaufs von Priamosin die Sklaverei vorausgesetzt. Manbeachte insb. die Erwähnung
söhnen
von Lemnos. Auch hier scheint sich zubestätigen, daß diestofflichen Voraussetzungen der Ilias weitgehend mit dem Inhalt der Kyprien identisch sind. Auch in der Einzelheit, daß Patroklos über den Verkauf des Lykaon verhandelt, stimmt die Ilias, wie Beleg Nr. 8 zeigt, mit Proklos überein, wenn auch der Bericht der Ilias so knapp ist, daß er ohne Proklos kaum verständlich wird. – Der 1 Auch hier scheint die Ilias Patroklos schon aus einer Quelle als ἑτα ςdes Achilleus ῖρ ο zu kennen! Vgl. o. S. 44 f. 193 f.
Antehomerica
297
Loskauf unddieRückkunft nach Troia werden ad hoc vom Iliasdichter erfunden sein; im übrigen wird die Ilias diese Geschichte aus einer Quelle übernommen haben.
Proklos 47, fr. 19 (XIX)
9 ff. 1. Α
ιχολω ιὸ ῆ ςυ ὶΔ α ιλ θ ςϰ ε ῦ ὶς η το σ Λ ρβα ἱό ὰ ς·ὁγ ή ν , ὀλέϰ ο ν ϰ τ ὦ ρ οδ ν ὰ σ σ τρ εϰα ν α ν τὸ ὲλ ν ἀ ο σ ο ῦ α ο ὶ, ἠ τίμ η τ α σ ε ν ν ἀ ρ η ῆ ρ α Χρ ύ σ ν ὸ τ α ϰ ε ν ο ὕ ῆ α ςἈχα λ θ εθ ὶν η ο ὰ ς ςἐ π ΐδ ὰ ρἦ · ὁγ Ἀ ιῶ ν τρ ε γ α ντ᾽ἀ ύ τρ αφ ω εθ ρ ςτ έ ό ν ε μ ό ι᾽ἄ υ σ λ είσ ερ , π α ιν ο π ο ς ν λ ω τ᾽ἔ λ α ό μ ὶνἑϰ σ υἈπ τέμ ο σ λ νχερ ό νἐ β ω χ η ῳ ,ϰ α ὶλ ίσ ή ε π σ τρ τ οπ ά ν τ α ἀ ν ὰ ϰ ςἈ σ χ ιο α ύ ς ... έῳ σ υ ρ χ Bereits hier am Anfang der Ilias ist vorausgesetzt, daß Agamemnon die Tochter des Chryses als Beute an sich genommen hat. Wo ist das passiert? Warum kommt Chryses erst jetzt wegen seiner Tochter zu den Schiffen der Achaier undhat seinen Einspruch undseine Bedenken nicht gleich bei der Mitnahme seiner Tochter vorgebracht? Die Ilias gibt auf diese Fragen hier noch keine Antwort. Müssen wir schon hier annehmen, daß Chryseis gar nicht in ihrer Heimat in die Hände der Achaier fiel? Es ist wohl das Nächstliegende. Merkwürdig ist hier auch, daß die Heimat des Chryses gar nicht genannt wird, daß sie also wohl als dem Hörer bekannt vorausgesetzt ist. Das von der Ilias Vorausgesetzte könnte sich mit dem Inhalt der Kyprien decken1. 2.
Α
93
ff.
ιοὔ ω λ χ τα έμ ε ιμ θἑϰ ῆ ςἐπ φ ς , η β μ α τό ρὅγεὐ ο ὔ τἄ η σ μ ἠ ί τ ν ὅ η τ , ς ρ ο ῆ ρ ἀ ω ν ν μ έ λ μ λ α ᾽ ἀ γ Ἀ ᾽ ϰ ε ᾽ἕν ᾽ ᾽ έξ ε δ α π ϰἀ τ᾽ἄ ὐ ὶο ϰ α α δ ο ὐ τρ α γ ύ , εθ α σ ιν υ ο π έλ π ᾽ἀ ᾽ ἄ ρ ϰ ε ε ν δ γ ἠ νἑϰ τοὔ ᾽ἄλ ᾽ἔδω ς ᾽ἔ ε ο ϰ λ ι· ε ό σ β ιδώ η τ ὸ ιγ νἀ π ο λ ώ ι, έ α σ ε ειϰ ινἀ ῖσ ὐ δ ο ο ν α ὶνΔα ρ επ ᾽ὅγ ᾽ ιϰ ιἑλ ώ α ιδ ε ν π αϰού μ ν η ρ ό δ ῳ ρ ίνγ π ίλ ὶφ τρ α ὸπ π ᾽ἀ ινθ ε ιν ο π ν γ νἀνά ο ,ἄ η η β ν τ ιά ἀ π ρ μ α τό νἑϰ ὴ ᾽ἱερ ε ν ο ιπ μ ε π ίθ ά σ σ ο ιμ ε ν . α ινἱλ ν τό η νμ έ εϰ τ ςΧρύσ ἐ ·
Kalchas prophezeit hier, daß die Pest nicht eher aufhören könne, ehe nicht Agamemnon die Tochter des Apollonpriesters nach Chryse zurückbringe. Auch hier ist vorausgesetzt, daß die Tochter des Priesters Beutefrau des Agamemnon ist. Immer noch ist der Name des Mädchens, der auch in Beleg Nr. 1 nicht genannt war, nicht erwähnt. Ist er als bekannt vorausgesetzt? Unbedingt sicher ist dieser Schluß aufgrund dieser 1 Vgl. o. S. 288 Anm. 1.
Die kyklischen Epen und die Ilias
298
Erwägung noch nicht, da bislang nicht unbedingt einAnlaß zurNamensnennung vorliegt. Erst in der Stellungnahme des Agamemnon (s. Beleg Nr. 3: Α 111), der durch die Nennung (statt dasMädchen nach demVater zu bezeichnen) seinen Besitzanspruch unterstreicht, ist dieser Anlaß gegeben. Aber überraschend bleibt dieser Mangel an Exposition auf jeden
Fall. 109ff. 3. Α
γ νἀ ο ρ ω εύ ις π έ ε ο ρ εο π ῖσ ιθ ο ν α νἐ νΔα ϰ ὶν ῦ α ὡ ςδ δ ῦ ὴτο ι, ύ ε α ε τε χ γ ινἑϰ ςἄλ φ άσ ϰ ο λ ε ό β η ᾽ἕν λ άἄ ο ίδ ςἀγ π ιν α η ο ςΧρυσ η ρ ύ ϰἐ ο ϰ ε ὼ ν γ ὕ ο μ ια α ν... ὴ ὐ ὺβούλο ὶπ ο λ τ ι, ἐπ ε α νδέξασθ ο ϰἔθελ ο ὐ ᾽ ᾽ Hier spricht Agamemnon den Namen des Mädchens aus: Chryseis. Die Erwähnung des Lösegeldes für Chryseis zeigt wieder, daß das Mädchen zur Kriegsbeute gezählt wird. Auch hier stimmt der allgemeine Rahmen mit dem, wasProklos berichtet, überein.
183ff. 4. Α
η ΐ τ᾽ἐ ι ισ νν ρ ο γ ὺ σ ὲ νἐ ὼ ῖςἑτά νμ ὴ ο τ ὶἐμ α μ ῇϰ λ ιπ ῃ λ ά ρ ο ν αϰα ίδ η ψ ω ,ἐ έϰἄ δ ισ γ ὼ Βρ έμ γ ω π ,ὄ ς α ρ φ ν ε ,τ δ ὸσ νγέρ ὸ ίη ισ λ νϰ ὸ ςἰὼ ὐ τ α ... ἰδ ς ῇ ὺε ᾽ἐ ᾽ Agamemnon droht hier, als Ersatz für die Chryseis sich die Briseis, den Beuteanteil des Achilleus, zu nehmen. Über die Herkunft der Briseis wird nichts gesagt; es ist aber klar, daß auch Briseis wie Chryseis als Beutefrau vorausgesetzt ist, daß also in diesem Punkt wieder Übereinstimmung mit Proklos besteht.
366ff. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 44 e)) 5. Α ᾠ χ ό μ ε θ νπ ό η ν ὴ λ ινἨ β , ἱερ ε τίω ᾽ἐ ή ν ο ςΘ ς , μ ε νἐνθ επ ά ντ δ α ὶἤγο ά ν έ εϰ τ μ α ο · νδ ὲδιεπράθ ὴ τ ϰ α ὶτ ὖδά ὰσφ ὰμ τ ὲ νε ε σ ν τ σ α ομ ίσ ινυ ἷε , ςἈχα ν ιῶ ϰ δ ἐ ι π ῃ . α ρ ν ί δ ϰ λ ά ο α λ η σ υ ρ Χ ῃ νἈτρείδ ο ᾽ἕλ Χρ ύ η σ ςδ ν ς ω ο υἈπ λ ο λ λ ό ό β τη α θ ὖ ςἑϰ ᾽α ὺ ε ᾽ἱερ ἦ λ θ εθ ο ὰ ςἐ ῆ π α ὶν ςἈ χ ιῶ νχα α ϰ λ ο χ ιτώ ν ω ν λ υ ε ν ό μ σ ό ςτ γ εθ ύ α τρ αφ ντ ω έ ρ ι᾽ἄ είσ ερ π , α ᾽ἀ ιν ο π μ α τ᾽ἔ σ τέμ . ο ς ν ω ὶνἐϰ λ λ ό σ νχερ υἈπ ο νἐ λ ω ό χ β η ῳ ,ϰ α ή π ὶλ ίσ τρ ῳ σ ἀ ε ν ὰσ ϰ τ οπά ν τ α . ςἈχαιο ς ύ έ σ υ ρ χ Hier wird nunmehr die Gelegenheit genannt, bei der Chryseis in die Hände der Achaier fiel: bei der Einnahme der Stadt Thebe. Wenn man diese Stelle mit Beleg Nr. 2, Α 37, Α 390 zusammennimmt, woebenfalls
Antehomerica
299
die Stadt Chryse erwähnt ist, bleibt nur die schon bei Beleg Nr. 1 postulierte Lösung, daß Chryseis bei ihrer Gefangennahme nicht bei ihrem Vater war, daß also die Kyprien hier inhaltlich das von Homer Vorausgesetzte bieten. Für eine Schichtenscheidung besteht m. E. keine Möglichkeit, da dieselbe Schwierigkeit schon in Beleg Nr. 1 latent, aber doch unverkennbar vorhanden ist. Auch die Möglichkeit, daß Homer auf eine genauere Motivierung verzichten wollte und erst die Kyprien diese nachgetragen hätten, läßt sich nicht halten. Das Faktum, daß die Differenz zwischen Heimatort undOrt der Gefangennahme überhaupt nicht erläutert wird, obwohl sie recht deutlich zutage tritt, zeigt, daß die Motivierung schon vorausgesetzt ist. 6. Α391 f.
ς νϰ ε α νἔβ τ ε ν θ ο γ ίη λ ισ ο νϰ έ ὲν ςἄ ε νδ ὴ ϰ υ τ ρ ή . ν ιῶ ςἈχα ιδό ἷε ο νυ σ α η νΒρισ ϰ νμ ο ύ ρ ὴ ο ,τ ῆ ς Achill erzählt von der Wegnahme der Briseis, die ihm die Achaier gaben. Dieser Beleg bezieht sich wie Beleg Nr. 4 mit Vers 392 offenbar wieder auf eine als bekannt vorausgesetzte Situation der AH, in der Briseis erbeutet wurde.
7. Β226 ff.
ε ς ῖϰ α ὶδ ὲγυνα λ ι, πολ ία ισ λ ιχα ῦϰ ο ίτο ϰ λ ῖα ε λ π ιο ὶ ιἈχα ι, ἅ ςτο ισ ν ε το ὶϰ λ ὶνἐ εἰσ ίρ ςἐξα ίῃ ῳ δίδο ὖ ,ε τ ν μ ε ν . ε μ ω τ νἕλ π ρ ω τίσ ο ρ ίεθ λ το νπ ᾽ἂ ἦἔ τ ιϰ α ὶχρυ έτιςοἴσ ι, ε νϰ ι, ὅ ε ε ύ α ιδ σ ο ῦἐπ Τρ ώ ω νἱπ π ο δ ά ιν α μ , π ο ω ςἄ νἐ ἷο ξἸλ ίο υυ ή ε νἐ , σ γ ὼ ν α νϰ δ ιῶ ἢἄλ ςἀ ὅ λ ο ςἈχα γ ά γ ω ἠ ὲγυν α ῖϰ ανέη ν , ἵν αμ ίσ γ ε α ιἐ νφ η τι. ιλ ό τ
Diese Verse, die Thersites spricht, kennzeichnen gut die allgemeine Situation der Beuteverteilung bei den der Ilias voraufliegenden Streifzügen durch die Troas, in die auch Chryseis’und Briseis’ Schicksal hineingehören. Wiederum wird sehr deutlich, daß der Dichter hier schon ein ganzes Bild dieser Streifzüge voraussetzt und keineswegs neu erfindet.
8. Β688ff. (s. o. S. 208) Hier erfahren wir Genaueres über die Erbeutung der Briseis. Sie wurde bei derEroberung vonLyrnessos mitgenommen, als die Städte Lyrnessos undThebe zerstört wurden. Bei deren Einnahme fielen Mynes undEpistrophos, Söhne des Selepiaden Euenos. Diese Nachricht bestätigt noch genauer den Proklos, wenn auch nicht die Kyprien, die die Briseis aus
Die kyklischen Epen und die Ilias
300
Pedasos herleiteten. Proklos läßt die Herkunft offenbar dahingestellt, um einen Widerspruch zwischen der Ilias und seiner Inhaltsangabe der kyklischen Epen zu vermeiden (S. o. S. 209):Pedasos war ursprünglich der Herkunftsort der Briseis unddie Kyprien sind in diesem Punkte also altertümlicher als die Ilias. Allerdings zeigt die Verwechselung, die die Ilias vorgenommen hat, wohl, daß Briseis im Gegensatz zu Chryseis vor Homer keine allzugroße Rolle spielte.
56f. 9. Π
ϰ νἣ ο ύ η ρ νἄ ρ αμ ο ιγέρ α ςἔξελ ςἈχα ἷε νυ ο , ν ιῶ δο υ ρ ὶδ σ έ α α ς . π έρ ϰ τειχ ῷ τε ά ινεὐ τισ , πό σ λ α μ ᾽ἐ
Hier spricht Achill selbst davon, daß er Briseis bei der Zerstörung von Lyrnessos erbeutete, wenn auch weder der Name der Briseis noch der von Lyrnessos selbst fällt. Die Fakten werden aber als bekannt vorausgesetzt.
10. Τ59f. (= Beleg Nr. 2 zu Proklos 44 a)) Achill verflucht hier denTag, an demer bei der Einnahme von Lyrnessos die Briseis nahm. Auch hier ist also die Erbeutung des Mädchens fern von ihrem Vater vorausgesetzt.
11. Τ291 ff. (vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 44 a)) Hier erfahren wir aus demMunde der Briseis Näheres über die Einnahme der ‚Stadt des Mynes‘, des Mannes, der auch Β692 schon genannt war. Bei dieser Stadt dürfte es sich, wenn wir nicht willkürlich einen Widerspruch zwischen den einzelnen Iliasstellen konstruieren wollen, um die Stadt Lyrnessos handeln. Ob allerdings auch nach Homers Vorlage Lyrnessos die Stadt des Mynes war, das läßt sich nicht unbedingt behaupten. Denn wenn nach den Kyprien und der homerischen Quelle Pedasos die Heimat der Briseis war, kann vielleicht auch Mynes vom Iliasdichter der falschen Stadt zugeschrieben worden sein1.
191ff. (vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 43, Nr. 5 zu Proklos 44 a)) 12. Υ ν... τ ὼ γ ὴ ρἐ νδ ε π ὰ θ νὑ τ ὸ ὐ ἔν σ σ η ν ς· α ρ ε υ έϰ γ ςΛ υ ᾽ἐ φ Hier wird von der Flucht des Aineias nach Lyrnessos berichtet, das darauf von Achill zerstört wurde. Achill erwähnt zwar nicht den Raub der Briseis, spricht aber doch davon, daß er Beutefrauen hinwegführte, während Aineias ihm wiederum entkommen konnte. So ist auch hier die bei Proklos beschriebene Grundsituation vorausgesetzt2. 1 Wenn der Vater der Laothoe, Altes, der nach Φ 87 über Pedasos herrscht, schon aus einer Quelle übernommen ist (vgl. o. S. 285 Anm. 1), so muß aber Homer hier exakt sein. 2 Vgl. hierzu auch die Argumentation o. S. 209.
Antehomerica
301
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß auf alle Fälle die Erbeutung von Frauen bei den Expeditionen gegen die umliegenden Städte vorgegeben ist. Imeinzelnen darf aber auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß Chryseis schon aus einer Quelle übernommen wurde. Die Art undWeise, wie amAnfang der Ilias nachträglich der Vater der Chryseis, der Priester Chryses, sich um die Herausgabe seiner Tochter bemüht, läßt, im Zusammenhang mit Beleg Nr. 5 gesehen, nur den Schluß zu, daß die spezielle Version der Kyprien, die von einem zufälligen Besuch der Chryseis in Thebe sprachen, bei dem sie von dem Ansturm der Achaier überrascht wurde, der Ilias bekannt ist. Bei Briseis ist die Entscheidung nicht ganz so einfach, weil Kyprien und Ilias hinsichtlich ihres Herkunftsortes differieren. Aber es ergab sich doch die wahrscheinlichere Lösung, daß Pedasos als Herkunftsort der Briseis das Ursprünglichere ist und daß somit Briseis undihre Gefangennahme von Homer schon übernommen ist, d. h. nicht von den Kyprien aus der Ilias herausgesponnen sein kann.
Zu Proklos 43–47 Die Reihenfolge der Ereignisse ist bei Proklos offensichtlich gestört. Nach Apollod. Epit. 3,32f. war die Reihenfolge so: Troilos im Heiligtum des Thymbraiischen Apollon getötet, Lykaon gefangen, Aineias am Ida gestellt, Zerstörung von Thebe, Lyrnessos (und Pedasos?). Es ist anzunehmen, daß auch für die Kyprien diese Reihenfolge galt. 43–45 sind demgegenüber etwas nachlässig formuliert, 47 ist wahrscheinlich im Hinblick auf die Ilias so pointiert hinzugefügt. Die Ilias stimmt durchaus mit dieser Reihenfolge des Apollodor und der Kyprien zusammen. Proklos 48, fr. 16 (XXI)
Einen direkten Beleg für Palamedes haben wir in der Ilias nicht. Dafür daß er als Sagengestalt alt ist, sprechen in der Ilias folgende Daten1:
1. Im Schiffskatalog fällt im Gebiet des Diomedes das Fehlen von Nauplia, der mutmaßlichen Heimat des Palamedes, auf2. 2. Im B scheint die Rolle des Palamedes bei der Herbeiholung der Oinotropen bekannt zu sein3. 1 Eine wichtige Bemerkung, Palamedes betreffend, findet sich bei J. A. DAVISON Rez. VONDER MÜHLL Kritisches Hypomnema zur Ilias NGA 1954 44. DAVISON bezieht den Streit θ 75 (dazu s. o. S. 221 Anm. 4) auf die Geschichte von der Ermordung des Palamedes. Daß Achill über diesen Mord sehr erbost war, ist nach S. fr. 438 N.2, Philostr. Her. Χ7. 8 p. 182 KAYSER (vgl. ROBERT 1134) in Sophokles’ Tragödie denkbar, wenn auch kaum schon in den Kyprien, wo der Mord heimlich vor sich ging. Wichtig ist der Gedanke DAε ο ῆ ῖϰ ς ν ιςdes Achilleus in der Ilias ge-Motiv die μ VISONS, daß nach einem kyklischen ν macht sein könnte, was ich unter Verschiebung des ν εῖϰ ςauf die Tenedosepisode auch ο glaube (mit HEUBECK).
2 S. o. S. 166.
3 MusHelv 12 1955 269.
Die kyklischen Epen und die Ilias
302
zwischen Odysseus und Diomedes kann auf ihrem Zusammengehen bei der Ermordung des Palamedes beruhen1.
3. Die Freundschaft
4. Da der Inhalt der Nosten an einigen Stellen der Ilias vorausgesetzt zu
sein scheint, ist die Vermutung möglich, daß auch der Zorn des Nauplios, des Vaters des Palamedes, bekannt ist, der für die Handlung der Nosten wahrscheinlich konstitutiv war und die Katastrophe der Griechenflotte mitbegründete (Apollod. Epit. 6,7; vgl. Nosten fr. 1 (I))2. Sollte diese, freilich äußerst hypothetische, Kombination stimmen, wäre auch der Inhalt vonProklos 48 demIliasdichter bekannt gewesen. Für Palamedes1 Ermordung gibt es also in der Ilias keinen direkten Beleg, wie überhaupt nicht für seine Existenz. Man kann aber sagen, daß es aufgrund der vier aufgezählten Punkte möglich ist, daß Homer den Palamedes und seine Ermordung kennt. Proklos 49
Wenn dieses Testimonium des Proklos auf die Kyprien zurückgeht, dann scheinen hier die Kyprien die Kampfenthaltung desAchilleus in der Aithiopis vorzubereiten. Unmittelbar läßt es sich mit dem Inhalt der Ilias nicht vereinbaren, da von einer Absicht des Zeus, die Troer zu erleichtern, in der Ilias im Rahmen der Menishandlung nicht die Rede ist und nach dem Tode des Patroklos erst recht nicht. Motivisch ist natürlich dieKampfenthaltung wegen des Zorns gegen Agamemnon mit dem Kyprienmotiv verwandt (Mp.). Da in den Kyprien das Motiv außer auf die Aithiopis auch auf den Anfang dieses Epos zurückzuweisen scheint (dieMenschenvernichtung wird durch den neuen Plan fortgesetzt), in der Ilias dagegen isoliert ist, ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Motiv in dem Zusammenhang, in dem es in den Kyprien steht, primär, also vorhomerisch ist, größer als das Umgekehrte3. Proklos 50
1. Troerkatalog Β840–877. Mp. Wenn auch der Troerkatalog, vor allem in seinem ersten Teil, stärker als der Schiffskatalog echte Dichtung des Iliasdichters zu sein scheint, so ist er doch im ganzen motivisch gewiß nicht genuin homerisch. Denn es werden vor allem auch die Kontingente der Bundesgenossen genau beschrieben, so daß es sich statt des zu erwartenden Troerkataloges um einen Bundesgenossenkatalog zu handeln scheint. Das weist auf einen reinen Bundesgenossenkatalog als Quelle, in der Art, wieihn die Kyprien nach Proklos 50 besaßen4.
fr. 21–23 (XXIII–XXV), fr. 9 Α 4 (p. 189 BETHE = p. 191 BETHE 21929) Keine Belege in der Ilias. Auch in den Kyprien schwer zulokalisieren. 1 S. o. S. 87, S. 101.
2 Vgl. ROBERT 1292 f., ROSE 246. 3
S. o. S. 210 f.
4 S. o. S. 169 ff.
Posthomerica
303
3. POSTHOMERICA
(Aithiopis) Proklos 51
1. Β811 ff.1 ε ἰπ ῖα ςα ϰ ιο ο λ ώ λ η ν , ό επ ιθ έτιςπροπάρο τιδ σ ἔ μ ο ςἔν θ ο α ίδρ ϰ ἀ ερ π ε α ά ευ θ ,π ν ὶἔν θ α , ίῳ δ ε νπ ἐ ή ϰ σ ο υ σ ιν , νϰιϰλ ια τίε ςΒα ε ιἄνδρ ο τ τ νἤ ὴ υ σ λ ο π α μ . εσ ς η ῆ έτ ιδ ίν ρ ο υ τ α ν ϰ ά ιοΜ θ ο ἀ μ θ ρ ά Myrina ist eine Amazone (Schol. z. St.). Es kann sich bei derBezeichnung ςeigentlich nur um einen Anachronismus η σ μ απολυσϰάρθ ίν ῆ ρ υ ιοΜ ο μ handeln, indem die Ilias den Zuzug der Amazonen in den PH schon vorwegnimmt. Die Amazonen, von denen Priamos Γ189 erzählt, waren nicht bis nach Troia gekommen, sondern wurden in Phrygien abgewehrt. Sie können also das σ vor Troia nicht erklären. So könnte Proklos 51 inα μ ῆ haltlich schon bekannt sein2. Vgl. auch Beleg Nr. 1 zu Proklos 50, aus dem hervorgeht, daß die Ilias einen Katalog troischer Bundesgenossen kannte, womit auch Penthesileia vorhomerisch sein kann. S. a. die Belege zu Proklos 54.
Proklos 52
Keine Belege in der Ilias.
Proklos 53 Keine Belege in der Ilias.
Proklos 54 1. Β 220
τ ισ ςδ λ ο τ ά ισ ἔ θ χ ιμ ῆ δ νἠ ιλ χ ι. σ ῆ ᾽ἦ υ ᾽Ἀ δ ᾽Ὀ
In diesem Vers wird deutlich, daß nicht nur zwischen Odysseus und Thersites, sondern auch zwischen Achill und Thersites Feindschaft besteht. Da innerhalb der Ilias keinerlei Motivation für diese letztere Feindschaft gegeben wird, liegt der Schluß nahe, daß auf eine Achill-Thersitesfeindschaft außerhalb der Ilias angespielt ist. Eine solche ist in der griechischen Mythologie aber nur für den Zusammenhang, den Proklos 54 bietet, belegt. Der Schluß ist also nicht von der Hand zu weisen, daß diese Proklosnotiz ihrem Inhalt (Stoff) nach schon voriliadisch ist3. 1 S. o. S. 46 m. Anm. 4.
2 Eine andere Deutung desAusdrucks σ ςhat A. HEUBECK Würzburger Jahrη ίν ρ υ Μ α μ ῆ bücher 1949/50 202 ff. versucht.
3 MusHelv 12 1955 270.
Die kyklischen Epen und die Ilias
304 2. Β225 ff.
Ἀ τρ ΐδ η ,τ ε έ ὴα οδ ὖ τ ις; ε δ ὲχ ιἠ α τίζ έμ ε α φ ιμ ᾽ἐπ ίτο ιχα ῖα ε ισ λ ϰ ο λ ία π λ ῦϰ ς ι, πολ ε λ ὶδ α ὲγυνα ῖϰ ισ vὶϰ ὶνἐ λ εισ χ ιο α ε ὶ το ι, ἅ ίρ ι, Ἀ ςἐξα ςτο ίῃ ῳ δίδο μ ε ν ,ε ὖ τ᾽ἂ π ρ ω τίσ τ . ν ε μ ω νἕλ ρ ο ίεθ λ το νπ Diese Worte sind im Iliaszusammenhang nicht voll verständlich. Thersites hat keinen Grund anzunehmen, daß Agamemnon etwas will. Denn Odysseus und Agamemnon haben die Leute zurückgehalten. Es scheint, daß diese Worte auseinem Zusammenhang übernommen sind, in demsie an Achilleus gerichtet waren, also einem Zusammenhang, wie er nur für die Aithiopis belegt ist1.
3. Β246ff.
ῖτ᾽ἀ ή ς , σ ερ Θ η τ γ ρ νἀ ο ρἐὼ ε ςπ ύ , λιγ ε θ υ ιτόμ ρ ϰ ἴσ η δ ε ,μ χ ο ε ιλ ιν ῦ σ σ ιβα α λ ε ᾽ἔθ ςἐριζέμεν ἶο ᾽ο τὸ ὼ νβρο ν γ έ νἄλ λ ρἐ οφ σ ὶχερειότερ ὰ μ ο η ο ὐγ ·ο . ν ο μ ιἅ ο ι, ὅσ σ ιο νἦλθ να οἼλ ε π μ ςὑ ῃ ἔμ ᾽Ἀτρεΐδ ῆ ὰσ α ν ςἀ τό ιλ σ νβα , ϰἂ ις ὐ ο ο ῶ ύ μ τ ε ρ ο γ νἀ ω χ ᾽ἔ ϰ α ὶσ ινὀν είδ φ ε ά τ επ ρ ο ντ ις , νόσ . τ ο εφ ις σ ο λ ά σ ο έρ φ υ
σ ιλ ε ύ ςist. Hier fällt auf, wie pointiert gesagt ist, daß Thersites kein βα Vgl. auch 214. Dadurch wird die Stellung weitgehend unklar, die Thersites im Heer einnimmt. Wie ist seine Rolle denkbar, wenn er nur ein Angehöriger der λ α ο ίist? Wie soll man verstehen, daß seine Herkunft überhaupt nicht angegeben ist, wassonst selbst bei vielen Helden, die nur
einmal in einer Androktasie als Sterbende erwähnt werden, geschieht. Diese mangelnde Exposition der Gestalt des Thersites macht es wahrscheinlich, daß die Genealogie, die ihn in die aitolische Herrscherfamilie einreiht, zwar bekannt ist, aber bewußt verschwiegen wird, um die in der Ilias angewandte Charakterisierung zu ermöglichen und ihn zu isolieren. Diese Isolierung ist nötig, wenn nicht der Parteienstreit, der in der Aithiopis nach demTode des Thersites (zwischen Achill als dem Mörder des Thersites und Diomedes) aufbricht, und auch dem Iliasdichter offenbar bekannt gewesen war, schon im Zusammenhang der Diapeira aufleben soll. Das aber wollte der Iliasdichter gewiß vermeiden; denn es hätte einen Streit zwischen Diomedes, dem Verwandten des Thersites, und Odysseus bedeutet, was weder in die Menishandlung im speziellen paßt, die die absolute Isolierung des Achilleus herausstellt, um diesen dadurch besonders zu heben, noch überhaupt in die Situation der Ilias, die die Zusammenarbeit des Odysseus mit Diomedes gern betont. Im 1
Ebd. 271.
Posthomerica
305
Zusammenhang mit diesen Fragen muß auch die Rolle des Thoas als Führer des Aitolerkontingents betrachtet werden, die eine gleichzeitige Anwesenheit eines Aitolers Thersites ausschließt1.
μ ω ὶὤ ὲϰ α δ νἠ ῳ ο δ ὲμετάφ ν ε ρ ρ ςἄ ὣ τρ π ή ϰ ,σ η ᾽ἔφ εδά σ ε ῆ ν π ε ξ λ π · ὁδ ἱἔϰ έο νδ ὸ ρ ε λ α · ,θ η υ θ ώ ρ ϰ ᾽ἰδν η τ σ έ ν ιξδ υἐξυπα δ ῶ ο μ ν σ έ ρ αμεταφ σ σ ε τό α ἱμ ᾽α ή π τρ ο υὕ π ντ ε, οχρυσέο έ σ ϰ σ η υὁδ β ρ ρ οτά ᾽ἄ τ ε ᾽ἕζ ή σ α λ γ ςδ ἀ οδά τ α ξ ρ ό μ ο π νἀ ὼ . νἰδ ῖο υ ε ρ ρ χ ᾽ἀ ϰ ᾽ In diesen Worten wird die Züchtigung des Thersites durch Odysseus beschrieben. In der ähnlichen Szene der Aithiopis führt die Mißhandlung des Thersites durch Achilleus zum Tode des ersteren. Eine Schilderung mußvon der anderen abhängig sein. Da der Tod immer ein Präjudiz für die Erfindung einer Gestalt ist, würde das wiederum bedeuten, daß die Ilias den inhaltlichen Zusammenhang, den die Aithiopis bietet, schon kennt und berücksichtigt. Vgl. auch Beleg Nr. 2 zu Proklos 96. Insgesamt kann man sagen, daß mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen ist, daß die Ilias den Stoff von Proklos 54 kennt. Die Unmotiviertheit der Worte des Thersites (Beleg Nr. 2), die mangelnde Exposition des Thersites in der Ilias (Beleg Nr. 3), das Präjudiz des Todes des Thersites in der Aithiopis (Beleg Nr. 4) und schließlich der Hinweis auf eine Feindschaft zwischen Achilleus undThersites (Beleg Nr.1)lassen keinen anderen Schluß zu.
Proklos 55
1. Ε1ff. Im Buch E spielt Diomedes die wichtigste Rolle. Er hat sozusagen die Stelle Achills eingenommen (vgl. auch Ζ99). Besteht ein Gegensatz zwischen ihm und Achill (wie in der Aithiopis)?2 697 ff. Ι 265 4. 2. Β
ν , ο τ ε ,ἄ ν α ξἀ ν ρ δ νἈγάμεμν ῶ Ἀτρεΐδηϰύδισ μ ὴὄφ ε λ ε ςλίσσεσ , εΐω ν α λ θ η ιἀμ μ ύ ο ν α αΠ μ υ ρ ίαδ ῶ ρ αδιδο ύ ς· ὁδ . ς ω λ λ ὶἄ α ὶϰ τ ρἐσ ω ν ή γ ᾽ἀ ῆ ϰ α ς . ν ῦ να ινπ ὖμ ινἐν σ ο λ ὺμ ᾶ λ λ ο η νἀ ν ο γ ρ ίῃ ἀ λ λ ιν , νἴῃσ ε ῖν ε ὲ νἐά νμ ν , ἤϰ ιϰ ο ε μ σ ο το ᾽ἤ ἤϰ εμ έ ν ῃ .
1 Vgl. o. S. 87 und vor allem S. 145 ff. 2 Auf jeden Fall läßt sich die exzeptionelle Stellung des Diomedes im E besser mit dem Hinweis auf seine mutmaßliche Rolle in der Aithiopis (neben seiner Rolle in Thebaika) erklären als durch die Annahme eines zwar von Homer (‚A‘) stammenden, aber außerhalb der Urilias stehenden Ur-E, das erst vom Iliasdichter in die Ilias eingefügt wurde (so VONDER MÜHLL
90.
108).
20 Hermes-Einzelschriften, Heft 14
Die kyklischen Epen und die Ilias
306
In diesen Worten klingt eine gewisse Animosität
gegen Achilleus durch.
Dem entspricht die Rolle, die Diomedes im Buch E (Beleg Nr. 1) spielt, woer an der Spitze der Achaier die Troer in die Flucht schlägt undsogar den Kampf mit ihrer Schutzgöttin Aphrodite aufnimmt. Da diese Betonung der Unabhängigkeit von Achilleus und der Vorwurf des Hochmuts im Rahmen der Iliashandlung nicht besonders stark motiviert ist, könnte hier eine Motivübernahme, bzw. eine Vorbereitung und Anspielung auf den Streit zwischen Diomedes undAchilleus vorliegen, so wieer uns für die Aithiopis durch Proklos undergänzende Quellen belegt ist1. Auch von diesen Stellen her kann die Annahme nicht ausgeschlossen werden, daß die Ilias von der Stasis um den Tod des Thersites weiß, wenn das nicht überhaupt schon durch die Belege zu Proklos 54 impliziert ist. Proklos 56
1. Α 308 ff. 430 ff.
Mp.
Odysseus übernimmt die Leitung der Rückführung der Chryseis zuihrem Vater Chryses. Diese Funktion desunparteiischen Helfers spielt Odysseus auch Proklos 56. Hier wie dort leitet er eine Gesandtschaft, die weiteres Unheil abwenden soll. In der Ilias befreit er durch die Rückgabe der Chryseis das ganze Heer von der Befleckung der Pest, die durch die Entehrung des Priesters Chryses auf den Achaiern liegt, in der Aithiopis den Achilleus von der Befleckung durch den Mord des Thersites. Es handelt sich m. E. um eine Motivparallele. Wenn die Thersitesgeschichte der Aithiopis ihrer Konzeption nach vorhomerisch ist, so würde das für die Priorität der Achilleus-Sühnung sprechen. Der exkurshafte Charakter und vielgerügte Stil2 der Iliasszene Α 430ff. wäre damit gut erklärt.
So besteht also auch hier die Möglichkeit, daß Proklos 56 seinem Inhalt nach vorhomerisch ist. Sicherheit ist von diesem Beleg allein freilich nicht zu gewinnen. Proklos 57
ῖο ο ν ω ρ ῦΤιθ α ο υ νπ α ω γ έ ᾽ἀ χ ε λ ϰ ςδ Ἠ ὼ ᾽ἐ θ υ ὄ ρ ν ι. ρ ῖσ ο δ το ὲβ ι, ἠ ο ςφ έρ ω ιφ ό ισ ᾽, ἵν το ά ν α θ ᾽ἀ
Die Ehe der Eos mit Tithonos ist hier vorausgesetzt. Memnon, Sohn der Eos unddesTithonos, braucht also nicht unbekannt zu sein. 1 MusHelv 12 1955 272 A. 52. Das Hervortreten des Diomedes braucht also nicht auf einer speziell ‚ionischen Tendenz‘zu beruhen, wie VANDERVALK 269ff. annimmt. 2 WILAMOWITZ 256 f., VON DER MÜHLL 28 (Interpolation von ‚B‘). Vgl. auch MAZON 144f., der den Stil der Szene allgemein auf Quellenbenutzung zurückführt, was gut zu Hypothese stimmt. unserer Λ f. 1 1.
Posthomerica
307
2. Λ 19–46
Mp. (?) Man hat vermutet, daß in der Beschreibung von Agamemnons Panzer ein Reflex der Geschichte dervonHephaistos demMemnon hergestellten Rüstung vorliegt1. Allerdings ist diese Beziehung auf keinen Fall total, dain derNennung desKinyras zumindest eine Anspielung aufeine andere außerhalb der Iliashandlung liegende Geschichte zu sehen ist (vgl. Beleg Nr. 1 zu Apollod. Epit. 3,9 (S. 264)).
Mp. (?) 478ff. 3. Σ Die Herstellung des Schildes desAchilleus ist vielleicht Parallele zueiner entsprechenden Szene der Aithiopis, wodann die Rüstung des Memnon angefertigt wurde2. Eine Sicherheit für diese Vermutung ist nicht zu gewinnen.3 20* 4.Υ237
μ ια ό ντ ρ ε . ε τ οΠ ντέϰ νδ μ έ δ ω Λ α ο ὸ ν ω Τιθ α ρ ᾽ἄ
Hier erscheinen Tithonos und Priamos als Söhne des Laomedon und damit als Geschwister. Damit erweist sich die genealogische Grundvoraussetzung, die in der Aithiopis zur Hilfeleistung des Memnon, des Sohnes des Tithonos, führt, als auch für die Ilias gegeben. Sie kann demnach schon übernommen sein.
Aus diesen Belegen ergibt sich, daß Memnon dem Iliasdichter bekannt gewesen sein kann, auch wenn dieser ihn nicht erwähnt. Zu einer ausdrücklichen Nennung bot sich in der Ilias, die sagenchronologisch den Ereignissen um Memnon vorausliegt, kaum eine Möglichkeit. Ob die Aithiopis wirklich eine Waffenherstellung durch Hephaistos en detail schilderte4 und dann die Entstehung der Hephaistoswaffen desAchilleus eine Motivparallele darstellt, kann nicht entschieden werden, auch nicht, welche Konzeption bei Richtigkeit dieser Annahme primär ist.5 1 SCHADEWALDT 171.
2 PESTALOZZI 8. 43 f., SCHADEWALDT 171. Vgl. o. S. 42.
3 Allerdings scheint mir diese Vermutung wahrscheinlicher als die unter Nr. 2 referierte, da im Σund in der Aithiopis auch die handelnden Personen ‚parallel‘ sind, während die Beschreibung vonWaffen undGerätschaften anundfür sich ein allgemein episches Thema ist. 4 Daß ἡφ α ισ τό τε υ ϰ τ ο ςπα ν ο ία λ π keine reine ‚façon de parler‘ist, dafür spricht allerdings die Bitte der Venus an Vulcanus um eine Rüstung für Aeneas bei Vergil Aen. 8,383 f.: ...te filia Nerei, te potuit lacrimis Tithonia flectere coniunx, auf die ED. FRAENKEL 242 hinweist.
5 Folgendes muß aber betont werden. Auch wenn es eine vorhomerische Hoplopoiie gab, ist es durchaus wahrscheinlich, daß Homer unter Verwendung des Motivs seine Szene im einzelnen völlig frei gestaltet hat. Übernahme eines Motivs bedeutet nicht Übernahme einer ganzen Szene. Leider hat K. REINHARDT anläßlich seiner Kritik an der Memnonisthese in seinem Aufsatz Der Schild des Achilleus Freundesgabe für Ernst Robert Curtius 1956 76f. diese literarkritische Unterscheidung nicht gemacht.
Die kyklischen Epen und die Ilias
308 Proklos 58
1. Α 351ff.
Mp.
α τ ὶφ οχεῖρ η τρ ῃἠρήσ ίλ ὲμ ὰδ π ο λ λ α ςὀρεγν ύ , ς
„μ ῆ τε ρ , ἐπ ε ίμ ᾽ἔτεϰ νπ ά ιό δ ε ρἐό εμινυνθ ν τ α ...” ςγ έ
Das Motiv des Zwiegesprächs der göttlichen Mutter mit demsterblichen Sohn kann hier aus dem Aithiopisstoff eingedrungen sein. Achills Kurzlebigkeit ist betont (Α 352. 416 f.).
2. Ι410 ff.
Mp.? έφ ή η έμ τ ργ ρτ μ η ά ιθ ε σ ὰΘ έτιςἀ γ ρ ρ υ ό π ζ ε α ςϰῆ ία διχ ν ά θ α δ α το νθ ιοτέλ ε ο μ σ δ έ ε . ςφ ερ α ρ νΤρ έ ν ω ώ ω νπ ε ἰμ έ νϰαὖθ ό λ ινἀ ι, μ μ φ ιμ ά ι, μ χ α ω ό σ το ρϰλ ιν ὰ ο ς ,ἀ τ έ νμ ὤ ο έ λ ε τ ομ ςἄφ θ ιτ ο νἔσ ι· τα ᾽ δ ε νοἴϰ ἰδ έϰ α ε νἐ ίδ η ςπ α τρ αγα ν , ῖα ίλ ιφ μ ω ᾽ἵϰ ὤ λ ε έ λ λ ιϰ ο ςἐσθ ν ό ,ἐ τόμ ο ὶδη ρ π ὸ νδ έμ ο ια ἰὼ ν έμ έϰ δ ὐ ι, ο ἔ ε σ σ τ α . ιχ ν ιοϰ ά το ίη α ε ςθ ο λ τέ α ϰ ᾽ὦ
Die Prophezeiung der Thetis, auf die Achilleus hier anspielt, steht nicht in der Ilias. Die Entscheidung, vor die sie den Achilleus stellt, kommt hier auch gar nicht zur Ausführung. Auch als Patroklos fällt, spielt die hier genannte Alternative keine Rolle für die Entscheidung des Achilleus einzugreifen; vielmehr handelt es sich dort nurumdieFrage, obAchilleus den Zorn gegen Agamemnon vergessen soll. Ferner steht die genannte Alternative in einem gewissen Gegensatz zu der von vornherein feststehenden, schicksalhaften Kurzlebigkeit des Achill, die u. a. in Beleg Nr. 1 erwähnt ist. So mag die Interpretation der Stelle schwierig erscheinen und zu analytischen oder neoanalytischen Erwägungen Anlaß geben. Dennoch fügen sich die Worte Achills gut in den Handlungsgang
ein und bezeichnen sogar einen Höhepunkt in der Schilderung der Entwicklung Achills1. Zwar steht das Schicksal Achills, ein kurzes, ruhmvolles Leben zu führen, von vornherein fest, aber hier im I befindet sich Achill in einer Krise, er ist nahe daran, sich selbst untreu zu werden. Er kann sich für sein Schicksal, und er kann sich gegen sein Schicksal entscheiden. Durch diese Alternative erscheint sein Leben gleichzeitig als schicksalhaft festgelegt und als in freier, ethischer Entscheidung gewählt. Insofern besteht kein ausgesprochener Widerspruch zu dem Motiv der schicksalhaften Kurzlebigkeit. 1 Bei der Interpretation der Stelle folge ich den Anregungen, die mir ein Gespräch mit Herrn Professor GUNDERT gegeben hat. Vgl. auch H. GUNDERT Charakter und Schicksal homerischer Helden NJbb 115 1940 232 ff.
Posthomerica
309
Lediglich die Vorstellung, daß Achill schon von Thetis als kurzlebig ist, steht in leichtem Gegensatz zu der Tatsache, daß es nichtsdestoweniger Thetis ist, die von den beiden Keren spricht. Mag dieser Widerspruch für die Interpretation belanglos sein, so deutet er doch wohl darauf hin, daß das Motiv der Wahl zwischen Glück und Ruhm aus älterem Zusammenhang hier aufgegriffen ist (da das Motiv der schicksalhaften Kurzlebigkeit anscheinend spezifisch homerisch ist). Seine Verbindung mit Thetis könnte an den Aithiopisstoff als Quelle denken lassen, wo Achilleus sich wahrscheinlich ähnlich wie in der Ilias vom Kampf zurückhielt und erst durch den Tod des Antilochos zum Eingreifen bewegt wurde. Dort könnte Thetis mit der hier von Achill berichteten Alternative tatsächlich ihren Sohn vom Kampf zurückgehalten haben1. Freilich liegt es näher, daßdieProphezeiung derThetis in derAithiopis sich auf die Andeutung der Folgen einer Tötung Memnons beschränkt hat, daderToddesAchill, nimmt mandie Kyprien hinzu, schon mit dem Tode des Tenes feststand. Auch die Motivparallele Ν 663ff. (Tod des Euchenor) zum Tod des Achill durch Paris (Beleg Nr. 4 zu Proklos 62; vgl. auch o. S. 15f.) spricht eher dafür, daß hier im I eine vor der Abfahrt nach Troia verkündete Alternative von Achill künstlich aktualisiert ist; denn auch Euchenor wurde vor dem Aufbruch nach Troia prophezeit, er werde entweder zu Hause an einer Krankheit sterben oder vor Troia fallen. Damit würde diese Stelle als Beleg für Proklos 58 hinfällig.
geboren
3. Λ794 f.
Mp.
ε ἰδ έτιν εο ιθ α σ π νἀ ὶνᾗ ε λ ρ σ ρ ίη εείν ο φ π ε ι ϰ α ὶτιν ςἐπ ὸ άο ν ρΖη ὰ έφ ἱπ επ ό δ ρ α τν ιαμήτηρ .... Hier vermutet Nestor eine Vorhersage der Thetis als Grund für die Kampfenthaltung desAchilleus. Da diese im Rahmen der Ilias durch den Zorn gegen Agamemnon motiviert ist, kann es sich nur umein übernommenes Motiv handeln. Die Stelle könnte an und für sich auf den Beleg Nr. 2 zurückverweisen, der seinerseits aus dem Rahmen der Ilias hinauswies. Aber bemerkenswert ist, daß gerade für den Fall der θ εο π ρ ο π ίη vorgeschlagen wird, Achill solle den Patroklos an seiner Stelle bewaffnen. Da der Tod des Achillfreundes bei Kampfenthaltung des Achilleus eins
der Motive ist, bei dem die Übernahme aus dem Sagenzusammenhang der Aithiopis am sichersten nachzuweisen ist, ist damit auch das Motiv 1 Merkwürdigerweise ist die Stelle von der Neoanalyse nirgends näher interpretiert worden. SCHADEWALDT berücksichtigt sie allerdings in seiner graphischen Darstellung a. a. O. 173, wenn ich richtig sehe.
Die kyklischen Epen und die Ilias
310
mit großer Wahrscheinlichkeit auf diesen Sagenzusammenίη π ο π ρ εο derθ hang zurückgeführt, wo es wegen seiner funktionellen Bedeutung primär sein muß.
794f.) 36 f. (= Λ 4. Π
Mp.
Patroklos wiederholt hier die Argumente des Nestor gegenüber Achilleus. ρ π ίηaber zurück (49ff.). εο ο π Achill weist den Gedanken an eine θ
Mp.? 5. Ρ406 ff. (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 32) ν α μ π δ ὐ ά ὶο ὲτ οπ τ ε ε π ὸἔλ ... ἐπ ῷ . ὐ τ ν α ν ὺ , ε ο ὲ σ δ θ ὐ ἕ υ ε ν ἄ θ ρ ν ε ο ί λ ο τ π ιν ε σ έρ π ἐϰ , ν ω ινἀ ϰ θ ε ονόσ ύ τ φ ο εύ ςἐπ ὸ η τρ εμ όγ ρτ ά ιγ ϰ π ο λ λ ά ἥο ἱἀ π . α α μ γ γ έλ λ ο λ ε σ ιονόη ϰ ιὸ εΔ ςμεγά Nach denWorten desDichters hat Achill oft vonseiner Mutter gehört, er werde dasEnde Troias nicht erleben. Der Widerspruch zuderAlternative, vor die Achill nach seinen eigenen Worten Ι410ff. (Beleg Nr. 2) durch seine Mutter gestellt ist, ist nur scheinbar. Das Schicksal Achills steht fest, die Alternative desI macht nur deutlich, daß es gleichzeitig die freie Entscheidung Achills ist, wenn er sein Schicksal erfüllt. Man kann also nicht annehmen, daß Achill sich ‚inzwischen‘(seit demI) für Ruhm statt Leben entschieden hat1unddaß die Prophezeiungen der Thetis alle nach demI gegeben wurden (dazu wäre gar keine Zeit gewesen). In der Stelle könnte man eine Motivparallele zur Thetisprophezeiung der Aithiopis sehen. Das Motiv wäre dann hier verallgemeinert worden μ α ). η ό ιον ο λ γ ά ε ςμ ιὸ ι, Δ ϰ ά (π λ λ ο Allerdings läßt sich die Stelle mit vielleicht noch größerem Recht als Rückverweis auf die ‚Tenesprophezeiung‘ verstehen (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 32). Doch auch dann bliebe die Verallgemeinerung zu beachten. Vielleicht ist die Stelle auch gleichzeitig Rückverweis auf die Tenesprophezeiung undMotivparallele bzw.anachronistische Vorwegnahme der Memnonprophezeiung (und der ihr nachgebildeten Hektorprophezeiung), wenn man nicht überhaupt von einer Umsetzung der Konkretheit vorgegebener Prophezeiungen ins allgemein Schicksalhafte sprechen will. 6.
Σ
54
ff.
, ια ε ϰ ισ α ρ σ το τό ο ιἐ ή ι, δυ , ὤμ ειλ γ ὼ ο δ ὤμ , ντε ό ρ ἥτ᾽ἐπ τε εϰρα ν ά τ ο μ ύ νἀμ ἱὸ νυ ο ρτέϰ ὶἂ ε · ς ο ϊἶσ ε ν νἔρ ε μ α δρ έ ν νὁδἀ ω ἔξ ο νἡρώ ο χ ῆ ς , ω λ ἀ ῷ ν υ ςγο νὣ τὸ α σ υ α ,φ θ ὼ τὸ νμ ὲ νἐ γ ·ρέψ ᾽ 1 So merkwürdigerweise AMEIS-HENTZE z. St.
311
Posthomerica
ω ἴσ νε ιο η υ ϰ ν σ ὶνἐπ ιπ ρ ίσ ινἼλ ο έ η α ϰ ρ ω ν ο Τρ ω σ ὶμαχησόμενο ὖ τις ντὸ ια α μ νδ ο ξ έ δ ο ὐ χὑπ ᾽ο . ω νεἴσ ιο ή λ σ α ν η τ ενοσ τή α μ ο νΠ ο α δ δ ἴϰ ·ό
Auch hier, während der Klage um Patroklos’Tod, sieht Thetis den Tod ihres Sohnes voraus. Die Stelle nimmt den Beleg Nr. 5 wieder auf.
7. Σ95 f.
Mp.
ις· ε ύ ε ο ρ γ ἶἀ ι, ο α ε σ , ἔσ ς ο ι, τέϰ ο ήμ ςδ ο ρ ο ϰ ύμ ὠ . ς ο ὐ ιτ αμ ε θ α τίϰ α γ ά ρτο ιἔπ ε ςἑτοῖμ ο τμ ό π α ρ ϰτο ᾽Ἕ
᾽
Im Verlauf ihrer Begegnung mit ihrem Sohn, die, wie Beleg Nr. 1, auch im Ganzen gesehen ein Reflex der Aithiopissage zu sein scheint, prophezeit Thetis dem Achilleus den Tod sofort nach Hektor. Diese Prophezeiung hat Ähnlichkeit mit der Prophezeiung, um die es sich in Beleg Nr. 2 handelt, verträgt sich aber auch mit den Belegen 5 und 6. Eine Alternative ist nur latent vorhanden und als nur für den genauen Zeitpunkt des in jedem Fall unvermeidlichen Todes bedeutsam gedacht. Die ὐ τίϰ α erklärt sich ausder Iliashandlung nicht, sondern weist Zeitangabe α wiederum eindeutig auf den Memnonzusammenhang, in dem Achilleus tatsächlich unmittelbar nach dem Tod seines Gegners, also des Memnon,
fällt.
8. Σ 329ff.
Mp. ι α σ νἐρεῦ νγα ῖα ίη ο ιὁμ μ ω τ έ π α ρ ρπ ἄ γ ὰ φ ω α ὐ το ῦἐ ὶΤρο ν α τ ν δ α ὐ σ ὶο ε ίῃ , ἐπ τή ένοσ ᾽ ἐμ ε ὺ λ ς η ε γ έ ε τ ιἐ νμ δ ξ ά αΠ α ρ τ η λ ά ο ισ ιγ έ π ρ νἱπ ω ή τ η ὐ δ ὲΘ ι. ρ ο ε έ ,ἀ τιςμ λ ξ λ έ θ α ϰ ῖα α ῦγ ο τ ὐ ᾽α
Achill ist sich seines Todes gewiß. Offenbar ist auf die Thetisprophezeiungen (der Ilias, Kyprien undAithiopis) angespielt.
Mp. 9. Τ3 ff. Die erneute Begegnung der Thetis mit ihrem Sohn anläßlich der Waffenübergabe ist wieder Verallgemeinerung des aus der Aithiopis bekannten Motivs, das als vonder Ilias vorausgesetzt gelten muß. 10.
Τ
421
ff.
Mp.
ε ὖν υτ ἶδ ὸο α ϰ ὶα α δ ά ὐ ςἐνθ τ ο ὸ ό ρ ιμ ςὅμ ο ι, α ᾽ὀλέσθ ν ό σ ιφ φ ὶἔμ η α ίλ υπ ϰ π α ς ο τρ ὸ ςϰ η ὰ α ὶμ τέρ λ ο ς λ ·ἀ ο ὐλ ή π ξ ω ρ ὶνΤρ ῶ α ςἅ ιο . δ η νἐλά ο έμ λ ο σ ιπ α Auch hier spielt Achill in seiner Antwort an denprophezeienden Xanthos auf das Wissen über seinen Todan, daser bereits durch seine Mutter hat.
Die kyklischen Epen und die Ilias
312
110 ff. 11. Φ
Mp. · λ λ ἀ ὶθ ῖρ ιή ν α ϰ ρ ο ο α τα ά α α ὶμ τ ὶἐμ ο ςϰ α ιϰ ιτο π ᾽ἔ ιἢἠ α ρ έ α τ νἦμ , σ ε ηἢμ ο σ ἔσ ςἢδείλ ὼ ὁ π π ό ετιςϰ τ α ὶἐμ ε ῖοἌ η τα ι, νἕλ ὸ μ υ ϰθ ῃἐ ρ ἢὅγ εδο υ ρ ὶβα λ ὼ νἢἀ π ὸνευρῆ ῷ . φ ινὀισ τ
Hier hat Achill die Gewißheit seines Todes ähnlich wiein Beleg Nr. 1, 5, 6. Zwar wird hier nichts von Thetis gesagt und von der Art des Todes; im Hintergrund stehen aber auch hier diese Fakten.
275ff. (vgl. Beleg Nr. 5 zu Proklos 32) 12. Φ Mp.? Höchst bemerkenswert ist, daß Thetis hier dem Achilleus den Tod durch die Geschosse des Apollon vor der Mauer prophezeit haben soll. Diese Prophezeiung ist nirgends in der Ilias geschildert. Lediglich der sterbende Hektor wird Χ359f. eine Prophezeiung ähnlichen Inhalts in seiner Todesminute aussprechen. So bleiben zwei Möglichkeiten: einmal, daß der Iliasdichter hier dasMotiv ausdemZusammenhang der Memnongeschichte (anachronistisch) übernimmt1, zum andern, daß auf die Thetisprophezeiung anläßlich der Ereignisse auf der Insel Tenedos angespielt ist. Da Thetis auf Tenedos nur Apollon als Tötenden nannte, Paris wiehier aber nicht erwähnt wurde, hat diese Möglichkeit diegrößere Wahrscheinlichkeit2.
13. Ψ 144ff.
Mp. ή σ α τ οΠ η λ ύ ε ς ὴ , ρἠρ επ ω ίγ α ςσ ο τ λ Σ π ερ λ ε χ ί, ἄ ᾽νοσ ν σ τ γ ν α αφ νἐ α α ῖα ίδ η τρ ςπ α ίλ ϰ ε ῖσ ε τή έμ , ν η β ίτ εϰ μ ο σ ινθ τό ινῥέξ ε α ε έ νἑϰ ὴ ερ νϰ η μ ᾽ ἱερ ό ϰ ο ν τ αδἔνο π ε ν τή λ ῆ ρ ρ π α α χ ιν ε ι, μ ᾽ ἱερεύσ ᾽αὐτόθ . ις ε ή ό εθ υ μ ςτ ο ςβω ιτέμεν ιτο θ ,ὅ ς ά γ η ἐ ςπ ᾽ ᾶ θ ὣ ςἠρ . εσ ς ϰἐτέλ α σ νο ὐ ό ο ἱν έο ,σ ὺδ ν ω ᾽ὁγέρ ν ῦ νδ , γ ῖα α α ν ίδ α εφ ςπ τρ νἐ ίγ η α μ ίλ ὐνέο ὶο ε ᾽ἐπ ἥ ρ ιϰ ω ῳ ϰ λ ι. Π α τρ ό θ α εσ ιφ έρ ιμ α ά σ νὀπ η μ ό
Auch hier besteht für Achill die völlige Gewißheit seines Todes. Die Thetisprophezeiungen (s. o. Beleg Nr. 8) stehen im Hintergrund. 14. Ψ243 f.
Mp.
ῷ ϰ α ὶτ μ ὲ νἐ η ὰμ νχρυ σ ιδ ϰ λ α ὶδίπ α ῃϰ λ ιά ῃφ έ μ ι. ύ θ ω α θ είο ε να ε μ ε ν ἰςὅϰ ,ε ὐ ιϰ τὸ ςἐ ώ γ νἌ ιδ Wieder rechnet Achill mit seinem Tod (Thetisprophezeiungen!). 1 Auf Σ95 f., wo das Aithiopismotiv bereits von der Ilias übernommen wird, kann sich der Beleg nicht beziehen, da dort der Ort des Todes und Apollon als Tötender nicht er2 Vgl. außer S. 269 f. auch S. 213 m. Anm. 2. wähnt sind.
Posthomerica
15. Ω 126 ff.
313
Mp.
ἡδ ὲμ ά λ η ρ ή τ , ιαμ ν τ ό οπ τ ε ζ γ έ χ ᾽ἄ θ ῖοϰα το ὐ ᾽α ιτ έμ ινϰα ε ξ ε νἔπ τέρ ο ςτ τ α ε· ειρ χ ᾽ἔφ ζ τ α ϰ μ ό ᾽ἔ ᾽ ὀν „τέϰ ν ο νἐμ ό ν , τέ ομ έ χ ρ ιςὀδυρόμ ὶἀ α ε ν ο ςϰ χ ε ύ ω ν υ ετισίτο ὔ τ ςο ο ν έ ημ ν εμ ν ,μ δίη ιϰρα α νἔδε ὴ σ η τι τ ό ιλ ρἐ νφ ε ίπ ο ὔ τ ιϰ ὲγυνα νδ ὸ θ ς; ἀγα ῆ ν ᾽εὐ η δ ίσ μ ιἤ εσ γ θο ο ιδη τ ρ ά ο νβ ὸ ρμ λ ά ὐγ λ έ ,ἀ ῃ .” ή ᾽·έσ τ α ι ϰ ρ α ρ α ῖ ο μ ν ά ὶ α θ ϰ α ν τ ο ς ἄ γ ιπ α ρ ϰ ε χ τη Auch hier scheint es sich wieder um eine Motivverallgemeinerung zu handeln: Das Motiv der Thetis-Achilleus-Begegnung, das wir aus dem Aithiopiszusammenhang kennen, ist hier in freier Abwandlung benutzt.
16. Ω 540 ff.
Mp.
... υτό ε νγ έν δ ὐ λ λ ἀ νο ριο νπα ν α ώ ε ατέϰ ῖδ α απ ν ᾽ἕ ·τηλ η ς η ρ ά ϰ ά τρ γ σ ο ιπ ν θ ό τ α ϰ ο μ ίζ ω , ἐπ α λ ε ὶμ ά ἧ μ α ιἐ ν ὶΤρο . α ή ν δ ὰ τέϰ δ ὲσ ω νἠ ίῃ ,σ εϰ έτ
An dieser Stelle rechnet Achill wiederum mit seinem Tod. Die verschiedenen Thetisprophezeiungen stehen im Hintergrund. Insgesamt ergibt sich also, daß Proklos 58 seinem Inhalt nach dem Iliasdichter bekannt ist. Neben Verallgemeinerungen des Motivs (Thetisbesuch schlechthin) (Beleg Nr. 1, 9, 15) haben wir die direkte Übernahme (Beleg Nr. 7). Die Belege Nr. 3 und 4 weisen ebenfalls auf den Aithiopisstoff. Während in der Aithiopis Achill sich tatsächlich wegen einer θ ίηvorüberπ εο ρ ο π gehend des Kampfes enthielt, wird in der Ilias dies nur als möglicher Beweggrund Achills vermutet (und von diesem zurückgewiesen). Das Faktische wird ins Psychische transponiert. Ob die in der Ilias handlungsmäßig nicht verwertete Alternativprophezeiung der Thetis, von der Achill im I spricht (Beleg Nr. 2) in der Aithiopis eine Rolle gespielt hat, ist sehr ungewiß. – Neben diesen Belegen, bei denen es sich immer nur um bedingte Prophezeiungen handelt (Nr. 2, 3, 4, 7), kennt die Ilias auch die Erwähnung unbedingter Prophezeiungen des Todes desAchill in Beleg Nr. 5 und 12, die man anstatt als Motivparallelen zu Proklos 58 aber wohl besser als Anspielungen aufdenStoff vonProklos 32,Ap.Epit. 3,26 auffaßt. Daneben steht dieGewißheit seines frühen Todes (Belege Nr. 1, 6, 8, 10, 11, 13, 14, 16)1. Es scheint so, als ob dieses letztere Motiv spezifisch homerisch ist undbereits eine Weiterbildung der ‚Memnonprophezeiung‘, der nach ihrem Vorbild gestalteten ‚Hektorprophezeiung‘ undder ‚Tenesprophezeiung‘ darstellt. Statt konkrete 1 Nicht aufgeführt sind die Stellen, an denen Achill aufgrund seiner subjektiven Einstellung und Empfindung sein Überleben für unmöglich hält: Σ88 ff., Σ98 ff., Τ328 ff.
Die kyklischen Epen und die Ilias
314
Voraussagen des Todes zu den Hauptentscheidungspunkten der Handlung zu machen, läßt die Ilias Achill von Anfang an als schicksalhaft zu einem frühen Todbestimmt erscheinen. Dieses Schicksal desAchill, früh zu sterben, scheint in der Sicht des Iliasdichters anders als in seinen Quellen von Geburt an festzustehen. Bei dieser ‚Motivverschiebung‘ mag noch die alte Sage von dem vergeblichen Versuch der Thetis, dem Achill Unsterblichkeit zu verleihen1 (die sicher auch in den Kyprien fehlte) mitschwingen (vgl. in diesem Zusammenhang besonders die Belege Nr. 1, 6 und 16).
So ist also Proklos 58 seinem Inhalt nach voriliadisch2. Proklos 59
1. Ε565ff.
Mp. γ ε ,μ ς ο νδ ο χ ςυἱό τὸ τίλ ο ρ α το νἈν , ε έσ ς ϑ υΝ ᾽ἴδ ο μ ύ ῆδ β ὲδ ιὰ π ρ ο ,π μ ά ὶγ ε ρ ὰ ρδ ίεπ ν ιμ , έ ν ιλα ο ῶ χ ω ν ήτιπά μ θ ι, μ γ ο έ αδ έσ ν ό ο ιο ιεπ ε . λ φ α ςἀ σ ή π ο φ
Antilochos eilt demMenelaos zu Hilfe, weil er umdessen Leben fürchtet. Hier haben wir offenbar einen Reflex des Themas von Proklos 593. Daß gerade Antilochos als hilfsbereit im Kampf geschildert wird, scheint Spiegelung seiner Opferbereitschaft im Sagenzusammenhang der Aithiopis zu sein, wo er um das Leben seines Vaters fürchten mußte. Vielleicht ist auch sein Mut Ν 418ff. noch vergleichbar, mit dem er sich für die Bergung des toten Hypsenor einsetzt. (Daß die Verse Ν 419ff. aus Θ 330ff. iteriert sind, braucht daran nichts zu ändern).
Mp. 80 ff. (vgl. o. S. 31 f.) 2. Θ Durch den Vergleich der Iliasszene mit Proklos 59 und Pi. P. 6,23ff., die auf die Aithiopis zurückgehen, ergibt sich, daß die Ilias hier das Motiv des in Not geratenden Nestor in freier Abwandlung benutzt. Statt des Opfertodes des Antilochos haben wir hier das folgenlos bleibende Eingreifen des Diomedes. Das Vorbeilaufen des Odysseus4, und die Beipferdhandlung (s. Beleg Nr. 3) bleiben dabei unmotiviert (Beweis für Quellenbenutzung).
Mp. ‚Sarpedon tötet das (sterbliche) Beipferd Pedasos des Patroklos. Automedon löst das tote Beipferd mit dem Schwert von den beiden göttlichen Pferden undmacht den Wagen wieder frei.‘ I n dieser Schilderung
462 ff. 3. Π
1 Vgl. Hes. fr. 185, Apollod. III 13,6, A. R. IV 865 ff. 2 Vgl. zum Ganzen auch G. E. DUCKWORTH Foreshadowing and Suspense in the Epics of Homer, Apollonius ... Princeton 1933 28 f. 3 So auch VON DER MÜHLL 100.
4 S. o. S. 32.
Posthomerica
315
ο ρ ‘auffällig. Das Wort π ο ς ή α ή ρ ρ ο α ρ ο ςbegegnet noch ist das Beipferd ‚π 80ff. eine 156 in der Bedeutung ‚ausgestreckt‘, andererseits bietet Θ Η ή ο ρ ρ α ο ςfällt (nur von π ιist ία Beipferdszene, ohne daß das Wort π η ο ρ ρ α die Rede). LEUMANN hat daraus den Schluß gezogen, der Dichter von habe die Π Η Θ -Stelle benutzt, ohne den Sinn des Wortes zu verstehen, σ ιals „da er ausή ο ρ ο νϰονίῃ ςἐ ρ und den Satz (Π α οπ ῖτ ε ὴϰ ὶδ ε 471) ἐπ gestreckt im Staub lag“verstanden1. Nun ist aber die Annahme näherliegend, daß hier wie in Beleg Nr. 1 und 2 ein Reflex der anzusetzenden vorhomerischen Nestor-Antilochosszene vorliegt. Auch in der Aithiopis wurde ein Pferd des Nestor von Paris getroffen, wie aus Pi. P. 6,32 hervorgeht. Es wird zwar nicht berichtet, daß es ein Beipferd war, aber die Situation der Aithiopissage ist die einzige, die das Beipferdmotiv geradezu fordert: Nur dort muß jemand ein Mißgeschick mit seinem Gespann haben und trotzdem noch daraus so befreit werden, daß er mit demGespann mühelos wieder zurückkehren kann2. Im Θ wird das Beipferdmotiv nicht ausgenutzt, da Nestor nicht mit seinem eigenen Gespann, sondern mit dem des Diomedes zurückfährt; der Tod eines der beiden Hauptpferde hätte fast denselben Handlungsablauf ergeben können. Im Π hat das Beipferdmotiv ebenfalls keinen großen Funktionswert: Der Tod des Pferdes bleibt ohne Folgen und gibt nur Situationskolorit. Das Beipferdmotiv kann auch nicht aus einer vorhomerischen Automedonszene im Zusammenhang mit Achills Tod (vgl. etwa Beleg Nr. 10 zuProklos 63) stammen, da der die Aithiopissage berücksichtigende Iliasdichter im Π kaum ein zweites Mal ein sterbliches Pferd zu Xanthos und Balios hätte hinzuerfinden können, wenn etwas derartiges schon durch die Tradition gegeben gewesen wäre3.
Mp. 818 ff. 4. Π Der Tod des Patroklos durch Hektor entspricht dem Tod des Antilochos durch Memnon4. Die Priorität des Motives des Freundestods muß dem Memnoniskomplex zugesprochen werden, da nur dort die Rache unmit1 Homerische Wörter Basel 1950 228. 2 Das ist von LEUMANN 227 Anm. 21 nicht berücksichtigt. 3 Ist also eine vorhomerische Szene im Sinne von Proklos 59 Quelle für H Θ , so Π taucht für den Unitarier das auch von LEUMANN 228 berührte allgemeinere Problem auf, wie es möglich ist, daß derselbe Dichter anscheinend einmal πα ), ή ρ ο ο ρ ςnicht versteht (H Θ einmal versteht (Π ; das Wort begegnet außer Π 471 auch Π 474). Es ist schwer, sich ein Bild von der Psychologie eines Ependichters zu machen. Es wäre aber zu überlegen und zu untersuchen, ob nicht psychologisch betrachtet in dem einen Fall eine falsche Assoziation vorliegen kann und trotzdem im andern Fall, etwa infolge engerer Anlehnung an denWortlaut der Ouelle, das Richtige getroffen sein kann; dabei könnte noch offen bleiben, ob sich der Dichter im H nicht mehr oder weniger der Katachrese bewußt war oder aber im Π 4 HEUBECK 29, SCHADEWALDT 176. mehr oder weniger zufällig das Richtige traf.
Die kyklischen Epen und die Ilias
316
telbar auf diesen Tod folgt (mit der Erschlagung des Memnon). Offenbar empfand auch derIliasdichter diepoetische Notwendigkeit, in irgendeiner Weise den Tod des Patroklos unmittelbar zu rächen. Da Hektor für die spätere Begegnung mit Achilleus, die aus zwingenden poetischen Gründen nicht vorverlegt werden konnte, noch am Leben bleiben mußte, hat er offenbar den Euphorbos als dritten Tötenden (neben Apollon und Hektor) und unmittelbares Objekt der Rache eingeführt1. Denn Euphorbos wird beim Rückzugsgefecht Ρ1 ff. von Menelaos erschlagen. 5. Σ2. 32 f.
Antilochos überbringt Achill die Botschaft vom Tode des Patroklos und klagt mit Achill über ihn, dessen Hände er hält. Mit dieser Schilderung scheint der Dichter gewissermaßen einen Hinweis auf seine Motivübertragung in Beleg Nr. 4 zu geben und zugleich einen poetischen Ausgleich mit dem Aithiopisstoff herbeizuführen2.
6. Ψ 301ff. 755ff. Die auffällige Rolle, die Antilochos hier spielt, undseine Freundschaft zu Achill bereiten offenbar bewußt den Aithiopisstoff vor, der somit als bekannt vorausgesetzt ist3.
Wenn auch über den Tod des Antilochos in der Ilias nichts Direktes berichtet wird, läßt sich die Kenntnis dieses Motives bzw. Motivkomplexes für die Ilias doch erweisen. Proklos 60, Psychostasie4
a) Psychostasie 1. Θ 68 ff. ἦ μ ο ςδ ή ϰ ε ι, εβ ν νοὐρα ὸ ο νἀ σ μ ιβ έ φ ςμ ιο έλ ᾽Ἠ ὴ ρἐτίτα π ια α τ ε ετά ιν ϰ λ α ὶτό ὴχρύσ α ν τεδ τα · οϰ ύ ιδ έ ιο ε γ ο ά ε ν το ςθ α , λ η ὲτίθ ν νδ ἐ ετα ρ ῆ νθ Τρ ω ώ ὶἈ χ νϰ α ιῶ α νχα ω ϰ ο μ ν ω λ ν , ιτώ ά χ δ ο π ᾽ἱπ έ π εδ .ῥ β ώ ν α σ αλ έ σ εδ ϰ ὲμ ἕ λ μ α ρἈχα νἦ ο ιμ . ν ἴσ ιῶ ᾽α νϰῆ ιῶ νἈχα ὲ ἱμ α ὶχθ ν ὶπ ο β ίρ τε ῃ π ο ο υ λ υ ςἐ ε ρ ἑζέσ η νδ θ ν ω ώ ὲπ , Τρ ρ ὸ ςοὐρα ν ὸ νεὐ ρ ὺ νἄερθ ε ν . 1 Vgl. auch STRASBURGER 35. Ob allerdings „die Bedeutung der Dreizahl in dieser Szene“ für die Einführung des Euphorbos bestimmend war, darf bezweifelt werden. 2 PESTALOZZI 10. Analytische Erwägungen (s. VONDERMÜHLL 268) erübrigen sich somit. 3 VON DER MÜHLL 361.
4 Unvollständige Aufzählung der Vasenbilder bei WÜST 164 f. (Nr. 1–9). Dazu kommt z. B. die Schale des Epiktet aus Caere (vgl. SCHADEWALDT 160 m. Abb. 22). Außer den Vasenbildern geht auch Aischyglos fr. 205ff. M. mit Wahrscheinlichkeit auf die Aithiopis zurück.
317
Posthomerica
Die Beendigung des Kampfes wird hier durch das Spannen der Schicksalswaage durch Zeus herbeigeführt. Schon flüchtige Betrachtung dieser Stelle lehrt, daß das Motiv hier uneigentlich verwandt wird. In Vers 70 wird von zwei Keren gesprochen, die in die Waagschalen geworfen werden. In Vers 71 werden diese Keren näher bestimmt als die der Achaier und Troer. Was sind das für merkwürdige Keren? Nirgendswo sonst begegnen m. E. solche „Kollektivseelen“ . Die beste Erklärung ist der Schluß, daß hier das Motiv der Kerenwägung verallgemeinert worden ist. Da es in der griechischen Literatur und Mythologie sonst nur mit der Wägung der Seelen des Achilleus und Memnon verbunden ist, liegt es nahe, daß dieser Mythos hier bereits von der Ilias benutzt worden ist.
658 2. Π
...
ῷ γ ὰ ρΔ ιὸ ὰ ν ςἱρ λ τά α ιγ ν τ α α . εν έμ γ ςφ α ευ ῶ Τρ · des Zeus offensichtlich noch allgemeiner Hier ist das Motiv der Waage und‚abgekürzter‘verwandt. Wiein Beleg Nr. 1 ist aber nicht das Schicksal einzelner Menschen Gegenstand der Wägung, sondern wieder Sieg und Niederlage der beiden Parteien. Das Motiv selbst wird auch durch diese Stelle als schon bekannt erwiesen. 3. Τ223 f.
τ ν α ῃ ιτά λ α ἄ μ η το ίν σ ςδ λ νϰ ὴ , ἐπ ς το ισ ίγ ᾽ὀλ Ζ ε ύ ο ιοτέτυ ς ,ὅ ςτ ϰ τ ι. α ςπολέμ ίη μ ντα ω π ώ ρ θ ν ᾽ἀ
Auch an dieser sonst etwas unklaren Stelle scheint die Wägung nicht einzelnen Seelen, sondern dem Erfolg der kämpfenden Parteien zu gelten, wie in Beleg Nr. 1–2.
4. Χ208ff.
ςἀ ὺ ο φ ίϰ ν τ ο , ο ὶϰρουν νἐ π ο τ ρ λ ἀ λ ὸτέτα ὴτ εδ τ ᾽ὅ ν λ α τ ετά α , ιν ϰ α ὴ ρἐτίτα ὶτό εδ τ α π τ ια ε ὴχρύσ ά ν το α ςθ οϰ έ ο ύ γ ε ιδ λ ε η ιο ὲτίθ νδ ν ετα ἐ ρ , ῆ ῆ ο ς , τ ιο , μ ο λ Ἀ δ λ ν μ ν ὴ ν ὲ ι ο ὴ π χ π τ ςἱ δά ο ρ ϰτο ᾽Ἕ ῥ έ π ε δ ᾽Ἕ ϰτο ρ ο ςα ἴσ ιμ α ο νἦμ ρ . ν ώ έ σ σ αλαβ εδ ὲμ ϰ ἕ λ ·
69f. 72 übereinstimmen, Hier, wodie Verse 209f. 212 mit den Versen Θ ist das Motiv der Kerenwägung nicht in übertragenem Sinne gebraucht, sondern auf die Seelen des Achilleus und Hektor bezogen. Da der Tod Hektors schon beschlossene Sache ist, wie die olympische Szene Χ168ff. aufs deutlichste zeigt, wird die Wägung aber funktionslos, funktionsloser vielleicht als an den Stellen, wodas Motiv uneigentlich gebraucht wurde. Das deutet auf Übernahme aus einem anderen Zusammenhang. Damit sei nicht behauptet, daß die Schilderung der Wägung überhaupt keine
Die kyklischen Epen und die Ilias
318
Sie ist nur als Motiv nicht mehr voll ausgelastet. So ergibt sich mit Sicherheit, daß hier auf den Memnonzusammenhang zurückgegriffen wird.
poetische Funktion hätte.
Insgesamt ist also die Kerenwägung bezüglich des Achilleus und Memnon stofflich dem Iliasdichter bekannt1.
b) Proklos 60, Vasenbilder (vgl. G. E. LUNG Memnon 1912 28ff.) 1. Π419 ff.
Mp.
Der Tod des Sarpedon durch Patroklos entspricht demTod des Memnon durch Achill2. Auch das Göttergespräch vorher mag auf Anregung des Aithiopisthemas zurückgehen3. Vgl. auch die Belege zu Proklos 61. 2. Χ297ff. Mp. Der Tod Hektors entspricht ebenfalls motivisch demTod Memnons. So wie sich in der Aithiopis Achilleus wegen des Todes des Antilochos an Memnon rächt, rächt er sich in der Ilias wegen Patroklos’Tod an Hektor. DiePriorität desSagenzusammenhanges, dendieAithiopis bietet, vor der Schilderung der Ilias ergibt sich aus der Untersuchung des Gesamtproblems, und aus der Verzögerung des Todes des Achilleus, den die Ilias zeigt4.
Proklos 61, Vasenbilder (= Szene 9 und 10 1. Ε 314 ff.
SCHADEWALDT
160, LUNG 48ff.)
Mp.
Aphrodite trägt ihren verwundeten Sohn Aineias aus der Schlacht, um ihn durch Apollon ganz in Sicherheit bringen zu lassen. Es ist möglich, daß hier das Motiv der sorgenden Mutter aus der Memnongeschichte frei übernommen ist5. 2. Ξ231
ῳ Θ α ν ά ή το τ ν ιο ιγ . τ ο ,ϰ σ η α λ β θ μ ν ἔ ύ ξ ῳ ν π ᾽Ὕ 1 Vgl. o. S. 32 f. mit Anmm. Die Stellen, an denen dasMotiv am uneigentlichsten verwendet wird, stehen hier gerade in den ersten Partien der Ilias. Mit dieser Tatsache müssen sich die Unitarier, die die Neoanalyse ablehnen, auseinandersetzen, wenn sie nicht die Reihenfolge der Abfassung der Bücher von der Reihenfolge, in der sie in der Ilias aufeinander,Π ,Τ folgen, trennen wollen. Es wäre vielleicht glaubhaft zu machen, daß das Motiv in Θ nach dem Vorbild des X gestaltet ist, es ist aber bestimmt nicht zu beweisen, daß das Motiv im X sekundär ist. Die Neoanalyse bietet hier für die Unitarier also die einzige Möglichkeit, der Schlußfolgerung zu entgehen, daß die Stellen in Θ Π Τalle vom Dichter später als die Stelle im X gedichtet sind. 2 Vgl. PESTALOZZI 13 ff. 44 f., HEUBECK 27 ff., SCHADEWALDT 169, HOWALD 85 f. S. a. o. S. 175 Anm. 4. 3 Hierzu HEUBECK 35 m. Anm. 1. 4 Vgl. PESTALOZZI 45, HEUBECK 35 f., SCHADEWALDT 176 f.
5 Das Wirken der Götter in der Ilias 126.
Posthomerica
319
Die Charakterisierung des Schlafes als Bruder des Todes erklärt sich aus der Ilias selbst heraus nicht. So kann eine Anspielung auf denAithiopisstoff vorliegen, wenn auch in einem solchen Falle eine definitive Entscheidung schwer sein dürfte.
450ff. 3. Π
Mp. νδ ὸ το ρ , ιἦ τ α ε τί, τε λ ρ λ ύ ἀ ςἐσ ο ίλ ιφ ᾽ὀλοφ ἴ το ᾽ε ἤ τ ο ιμ έ ρ νμ τε ινἔα ῃ ῇὑσμ ὶϰρα ίν ν σ ο νἐ ῆ ν α δ ι· α μ οδα ιτιά ο ν ε ιοΜ ο λ ϰ σ ρ έ ό χ τρ α οΠ π ᾽ὕ υ ήτ εϰ ὶα α χ ἰώ ῃψ ν , ίπ ελ νγ ὴτό ὐ τ ὰ ρἐπ ὴ α νδ ή δ υ μ ο νὝ α ὶν π ινϰ ε ν ο ν , ντ εφ έρ α ε τό ινμ ν π έμ π ά ινΘ ν ω νἵϰ τα ο μ ι, ε ἰςὅϰ εδ ὴΛ υ ςδῆ ϰ ςεὐρείη ίη εἔ ιτ τ ε α ίτ η τ ο ν ίγ σ α ιϰ σ υ ἑτα α ο θ ρ ν σ ύ ἔ χ ῳ τ εσ ςἐσ α ὶθ ε τ ῃτ ν λ α ργέρ τή ό β ὰ ν τω ὸγ ·τ μ ν τύ .
Die hier in Aussicht genommene Entraffung des Sarpedon durch Schlaf und Tod in seine Heimat entspricht der Entraffung des Memnon durch Schlaf und Tod, wie sie uns die Vasenbilder darstellen und wie wir sie für die Aithiopis postulieren müssen. Im Unterschied zur Aithiopis, wo sie Brüder der Eos sind, sind in der Ilias die Figuren Schlaf und Tod unmotiviert. Daraus ergibt sich ihre Priorität als Gehilfen der Eos bei der Bergung des Memnon. Statt der Unsterblichkeit handelt es sich in der Ilias bezüglich des Sarpedon nur noch um Heroenkult, wozu die Figuren Schlaf und Tod ebenfalls nicht so recht passen. 666ff. 4. Π
ϰ α ὶτό τ έ ερ ε Ζ τ η γ ύ α ε ς λ · ηνεφ έ ρ ν ο σ α π ω φ ᾽Ἀπόλλ „ε ἰδ ἄ ϰ ά α ὲ ἷμ θ η ςα ρ , ϰελαινεφ ε ο ν ῖβ ο γ εν ν ,φ ῦ εΦ ίλ ινἔπ ὶμ α ιτ ε ,ϰ α νΣαρπ η ν νἐ έ δό α ὼ ϰβελ ω θ ἐλ ᾽ π ο λ λ ὸ νἀ π ο π ρ ὸφ μ ο ο τα ῖοῥο έ νλοῦ νπ ω ρ ο σ ι ῇ σ 670 ἕ σ α σ ντ᾽ἀ ο ν τ ό α ῖσ αεἵμ ρ σ ὶδ ο τ χ ρ ρ ο ε β ρ β ίῃ ,π μ ᾽ἄμ π έ μ π εδ έμ ινπ ο μ π ιπ ρ α ο ν ϰ ῖσ ο ῖσ ινἅ μ α ιφ εσ έρ θ ι, · α άμ ινὦ ῳ ϰ διδυ α ,ο ῳ ϰ ιν ἵῥ μ α ὶΘ ά ο σ α ν ά τ ν π Ὕ ή σ ο υ θ σ ῳ , μ ιδή ν ίο υ ςπ νΛ ᾽ἐ ϰ ςεὐρείη ίη εἔ ίτ τ ο α ιτ τ ε η ἑτα ν ίγ α σ θ ρ ιϰα ν υ σ ύ σ ο ἔ χ 675 τύ ῳ τ εσ ή ῃτ λ τ ε·τ β μ α ςἐσ τ ὸγ ν ργέρ ὶθ α ὰ ό ν τω .“ ν ὣ ςἔφ α τ᾽, ο ε νἈπόλλ ω ν . σ σ τη ύ ο ϰ η ν δ ὐ ςἀ ὸ τρ α π α ρ ᾽ἄ β ῆδ ὲϰ α τ ή ν , ιναἰν λ ο π ω νἐ ςφ ύ νὀρ έ ίω ᾽Ἰδα α ὐ τίϰ αδἐ ῖο αδ ν νἀ ό δ η έ ω είρ νΣα ϰβελ ρ π α ς π ο λ λ ὸ νἀ π ο π ρ ὸφ ο νπ μ νλοῦ τα ο ω ρ έ ε σ ῖοῥο ι σ ῇ ᾽
Die kyklischen Epen und die Ilias
320
680 χρῖσ έ ντ᾽ἀ β ρ ο μ σ ὶδ ρ ίῃ ε ,π σ ε· α ἵμ τ αἕσ ε α τ ο ρ β μ ᾽ἄ π έ μ π εδ έμ ινπ π ο μ ο ῖσ ινἅ μ ϰ α ρ ιπ ν α ο ῖσ ιφ έρ εσ θ ι, α ῳδιδυμ άμ ινὦ ά ο σ ϰ ιν α ϰ ῳ ὶΘ ,ο α ἵῥ ν α ά τ ν π Ὕ ϰ ά τθ ῳ ε σ . α νἐ νΛ υ μ ιδή ν ίο ςπ ϰ ςεὐρείη ίη
Wie bei Beleg Nr. 3 wird hier offensichtlich wieder auf das Motiv des Aithiopisstoffs (Entrückung durch Schlaf und Tod) zurückgegriffen. Zwischen Apollon, der mit der Betreuung des toten Sarpedon beauftragt wird, und Schlaf und Tod besteht keine verwandtschaftliche Beziehung wie zwischen Eos und Schlaf und Tod. Auch das unterstreicht nochmals diePriorität desMotivs imZusammenhang mit derBergung desMemnon. Damit ist die Priorität des Sageninhalts von Proklos 611erwiesen.
Proklos 62
1. Α 352 (Vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 58) Die Kurzlebigkeit Achills wird vorausgesetzt. 2. Α505 ff.
ρ ώ ο τα το μ ςἄ λ ν λ υ ω ϰ ςὠ ν ,ὃ ιυἱό ο νμ ό η σ τίμ ν ω ν μ έμ νἈγα ῶ ρ α δ ν ξἀ ν εἄ νγ ῦ ινν ρμ ε τ ἀ λ ά ἔ π τ ἠ τίμ η σ ε ν .
᾽·
Wiederum rechnet Thetis des Achilleus.
in ihrer Rede an Zeus mit dem baldigen Tod
3. Ι410ff. (vgl. Beleg Nr. 2 zu Proklos 58) Wiederum eine indirekte Bezeugung für Achills Tod.
Mp. 660ff. 4. Ν Der Tod des Euchenor durch Paris ist vielleicht eine Motivparallele zum Tode des Achill durch Paris (und Apollon)2. Sowohl Euchenor als auch Achill ist der Tod vor Troia prophezeit worden. Ob man aus der Alternative, vor die Euchenor gestellt ist (Tod wegen schwerer Krankheit oder ohne Krankheit vor dem Feind) stofflich etwas für die Alternative, vor die Achill gestellt ist, entnehmen kann, ist schwer zusagen. Wahrscheinlich ist nicht die ‚Memnonprophezeiung‘ Achills die Parallele zur Prophezeiung, die dem Euchenor zuteil wird, sondern eine dem Achill vor dem Aufbruch nach Troia gegebene Prophezeiung (wie bei Euchenor; vgl. auch Beleg Nr. 2 zu Proklos 58). 1 Über die weitere Problematik vgl. o. S. 34f. m. Anm. 2 A-Schol. Ν663, STRASBURGER 75f., die vielfach zeigt, wie sich im Schicksal der ‚Kleinen‘bei Homer oft das Schicksal der ‚Großen‘spiegelt.
Posthomerica
707ff. 5. Π
321
ια ἶσ α ε ς· ο ύτο ε λ ϰ ὔν ό α τρ ςΠ ὲ , διογεν ο ε ζ ά χ ῷ ὑ ερ ὸδο ό π υ ὶπ ινπ ώ ρ λ νἀ έρ ω γ θ ιΤρ ώ α , ν ω χ σ . ν ω ο ὐ δ είν μ νἀ ὸ λ έ οπολ ρσ ε ςπ ,ὅ ς ο ῆ π λ ᾽ὑ ᾽Ἀχιλ
Apollon weist hier auf denToddesAchilleus hin, demes ebensowenig wie dem Patroklos beschieden sei, Troia zu nehmen.
6. Π 712. 787 ff.
Mp. Die Beteiligung des Apollon am Tode des Patroklos ist nicht ausdrücklich motiviert. Im Gegenteil, die Warnung Apollons, vom Versuch der Erstürmung Troias abzulassen (698 ff.), befolgt Patroklos durchaus, so daß das erneute Eingreifen desApollon nur allgemein aus seiner Vorliebe für die troische Partei erklärbar ist. Unter diesen Umständen liegt es nahe, an eine Übertragung des Motivs der Doppeltötung aus dem Sagenzusammenhang, den die Aithiopis bietet, zu denken. Da dort offenbar das Eingreifen des Apollon durch den Totschlag des Tenes und die Tötung desTroilos im Heiligtum desApollon motiviert war, ist das Motiv in der ἶσ Ilias sekundär. Die Parallelität der α α des Patroklos unddesAchilleus wurde in Beleg Nr. 1 ausdrücklich hervorgehoben. Auch das skaiische Tor kommt in beiden Zusammenhängen vor (vgl. Σ453).1 – Über den Reflex, den das Motiv des Antilochostodes auf diese selbe Stelle ausgeübt hat, vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 59.
...
197
ὐ λο λ χυ ἀ ςἐγ ὸ α τρ ιπ . α ή σ ρ τε ἱὸ νἔν ςἐ Vorverweis auf Achills Tod: Achill wird nicht wie sein Vater im Besitz der Waffen alt werden. Ρ
8. Ρ406 ff. (vgl. Beleg Nr. 5 zu Proklos 58) ... ἐπ ε ὶο δ ὐ ὲτ , ν ὸἔλ α π μ π ε ά τ οπ · ίεθ ρ νἄ ε υἕθ ο ν λ το ε ινπ ε ν ,ο σ έρ π ὐ δ ὲσ ναὐ τῷ ἐϰ ὺ π ο λ ϰ ιγ ρτ λ ὰ όγ η ά εμ τρ ὸ ςἐπ ε ύ , θ ε ν τ ω ονόσ ύ ο ϰ ινἀ φ ἥο ἱἀ π α γ γ έ λ λ ε σ ϰ ιὸ εΔ ςμ ε γ ά λ ο ιον μ η α . ό Dieser Beleg für die Thetisprophezeiung ist auch Beleg für den Tod des Achilleus.
54ff. (vgl. Beleg Nr. 6 zu Proklos 58) 9. Σ Auch durch diesen Beleg für die Voraussicht der Thetis ist der Tod des Achill mitbelegt. 1 Vgl. auch GRUPPE 682 Anm. 5, KAKRIDIS 86 ff., PESTALOZZI 16, HEUBECK 29, SCHADE-
169, [WHITMAN 345 Anm. 52], die vielleicht deshalb noch nicht überall überzeugt haben, weil sie das Motiv der Doppeltötung in der Aithiopis noch nicht zureichend erklärten.
WALDT
21 Hermes.Einzelschriften, Heft 14
Die kyklischen Epen und die Ilias
322
10. Σ95 f. (vgl. Beleg Nr. 7 zu Proklos 58) Auch diese Stelle deutet auf Achills Ende voraus. 11. Σ329 ff. (vgl. Beleg Nr. 8 zu Proklos 58) Der Tod Achills ist im Blick.
12. Σ 440f. ... Τρ ω σ ὶμαχησόμενο ντ νδ ὸ ις ια ὖ τ μ α ο έ ξ δ ο ὐ χὑπ ᾽ο ο ι ή ἴ ν ε ἴϰ ο α δ ν δ μ λ σ α τ α ό η ω ενοσ σ ο Π ν . τή ·
Auch in ihrer Rede an Hephaistos spricht Thetis von dem bevorstehenden Ende ihres Sohnes.
13. Σ 458 ῳ δό μ ε νἀ ῷ ϰ ὠ υ μ ό ρ σ ἱε υ ῖἐ π ίδ μ α ϰ ὶτρυφ α ά λ εια . ν Nochmals betont Thetis die Kurzlebigkeit ihres Sohnes.
14. Σ464 ff.
ινθ α ν ά το ιοδυσ η χ έ ο η α ςὧ ν ἲγ εδυνα ίμ δ ά ρμ ν ό σ ινμ ι, ὅ α εμ ψ τ ό ρ ινἀ ὸ φ ἰν ςἱϰ ύ ο ςα ρ ά ϰ ν π ο ο ι,
ὥ ςο ἱτεύ έσ ρ π α ὰ ε λ σ α ϰ τα ι, ο χ ε α ἷά τιςα ὖ τ ε μ υ ά νθ α ω σ έ ε νἴδη τα σ ε ι. θ ρ ώ π ω νπολ τα ι, ὅ ςϰ ἀ ν Auch Hephaistos kalkuliert das Ende des Achill wie selbstverständlich
in seine Überlegungen mit ein. 15. Τ408ff. (vgl. Beleg Nr. 10 zu Proklos 58)
410
415
420
ῦ „ϰ α ὶλ ίη νσ · ιμ ρ , ὄβ ν ε μ ο ώ σ εσα νγ ῦ ε ιν τ ᾽ἔ ᾽Ἀχιλλ ἀ λ λ ά θ ε μ το νἦ ιἐγγύ α ρὀλέθριο νο έτο ιἡμ δ ὐ ῖς ε ό ε ρ . ςτ ϰ α τα ιή α εμ έ ὰθ γ ῖρ λ λ α α ι, ἀ ςϰ ὶΜ ἴτιο α ·ο ε ο ὐ δ ὲγ ε τέ ῃβρα ὰ ρ δ υ ρἡμ τ ῆ λ ω τίτ εν ε ίῃτ χ Τρ ῶ ε ςἀ π ε ϰ λ ο υτεύ χ ό α τρ ιινΠ · ο ο μ τ ν ο ᾽ὤ ᾽ἕλ ἀ λ λ ὰθ ε ο μ ισ η ῶ ο ώ τ ρ ςτέϰ εΛ , νὤ το ς ,ὃ νἠύϰ . ε ςἔδω ϰ ο δ ῦ ιϰ ὶἝ α ρ ,ϰ ϰτο ν τα ἔϰ ι ισ ο ά χ μ ο ρ ὶπ ν ᾽ἐ ν ῶ ιδ μ ὲϰ νἅ α ε α ν π ν ὶϰ ε ιῇΖεφ , ο ιμ έο ιοθ ύ ρ ο ῷ νφ ὐ τ η ὶα ά σ ο τ ὰσ λ τά ο λ ρ φ ι· ἀ α ρἐλα ν ε ε μ νπ ἥ ᾽ἔμ μ ό ῷ ρ ιμ τ σ εϰ ό α νἐσ ὶἀ ῆ ν α ι.“ ε ν έ ρ ιἶφ τιθ μ ιδα . ὣ ςἄ ν ή ν ρ ςἘριν α το ή σ ε αφ ύ δ ςἔσχεθ ὐ να ω ν ο τὸ νδ ὲμ έ γ ςὠ α δ ό έ ηπ φ ςπροσ α σ ή ς ύ ε ϰ · ᾽ὀχθ λ ςἈχιλ ὺ . ή ε το νμ θ ιθάνα α ν ,τ ν εχ ά ο έτίσ τε ι; ο ρ ίμ ύ ε δ α ὐ „Ξ ε ὖν υτ ὸο ἶδ ϰ ὶα ὐ α α ὸ τ ςὅμ ο ιμό ά δ ρ ο ςἐνθ ι, α ᾽ὀλέσθ ν ό σ ιφ φ η ς ίλ π ο ὸ ὶἔμ α τρ α ϰ α υπ ςϰ η ὶμ τέρ ὰ ο ς λ λ ·ἀ .“ ιο α ῶ ςἅ ο η δ νἐλά έμ ή ξ ω π λ ρ ιπ ὶνΤρ σ ο α ὐλ ο
Posthomerica
323
In dieser Prophezeiung des Götterpferdes Xanthos wird ausdrücklich der Tod des Patroklos undAchilleus verglichen undin Parallele gesetzt, wie in Beleg Nr.4. Es wirdaber imUnterschied zujenem Beleg noch eine genauere Parallele gezogen: Beide Helden werden durch das Zusammenwirken von Gott und Mensch den Tod finden. Offenbar ist auch der Tod durch Paris schon mitgemeint. Wie aus den letzten Worten hervorgeht, weiß Achill sein Ende auch selbst. 16. Υ125 ff.
ς ε ε ςδ ν τ ν τ ω π ά τιό ν μ ε νἀ ο θ λ τή ιοϰα ο π μ ύ λ ὐ ᾽Ο ι σ ῃ θ ά ιπ ε σ σ ε ὰ Τρ τ ώ ήτιμ η ς ά , ἵν χ αμ εμ δ τῆ σ α ἴσ ἱΑ ο νὕσ ο ερ σ α σ ιἅ ήμ α ε τ είσ ετ ὰ π ὖ σ ρ ο να τ τε ῳ ἐ ῳ η . π , ή ρ ὅ τ έ εμ εμ ϰ ιντέ ν η σ · γ ιγ μ έ ν ελίν τ ν ο λ ε ὺ ςο ε ἰδ Ἀχιλ φ ὐτα ιὀμ ς , ῆ ε ύ τα σ ε π ῦ ϰ τ αθ ε ῶ νἐ ῃ θ ςἔλ ε ὸ τ είσ δ ε νθ ιο τίβ ν ειθ ντιςἐνα ᾽ἔπ έ εϰ τ ᾽, ὅ ᾽ολέμ ῳχα . ῖς ε γ ρ ιἐνα α θ νπ εσ ὶφ ἐ ίν α ο ε ὲθ ὶδ ο π ε λ
·
Auch die Gesamtheit der Götter will sich, wieaus Heras Worten hervorgeht, dem Schicksal desAchill nicht entgegenstemmen.
17. Υ 332 ff.
Α ἰν ε ία , τίςσ ι ε ύ ε λ ε ϰ α τ ν τέο νἀ ῶ ε εθ δ ᾽ὧ ΐω ε η λ ι, ν ο α ἀ ν τίαΠ ςὑπ μ ιομ ά θ ύ ο ερ θ εσ χ ; ιν ισ το ά ν α μ α ϰ ὃ ςσ ε θ ῦἅ ρ είσ ςἀ ο ρ σ ω τε νϰ α ὶφ ίλ ῷ , ὐ τ ια α ε σ λ ή λ ἀ β λ μ υ νσ ε εϰ τ ι, ὅ ῆ α σ ρ ω χ α ν ᾽ἀ α ὴϰ ὶὑ π ὲ μ ρμ ο α ῖρ ιδ φ α ςεἰσ ο μ ο νδό νἌ ι. ίϰ α η , ῃ ίσ π νἐπ ίϰἈχιλ ο ε α ὐ τ ὰ ρἐπ τμ ό ὶπ ε α ὺ ο νϰ ςθάνα τ θ ή ὴἔπ α σ ρ α σ ςδ ε ι. ιτ α αμ θ ά ε εσ χ τ ὰ ρ π ώ ιμ το ισ
᾽
Auch in diesen Worten des Poseidon erscheint der Tod des Achilleus beschlossene Sache, ist somit auch vomDichter vorausgesetzt.
18. Φ110 ff. (vgl. Beleg Nr. 11 zu Proklos 58) Hier rechnet Achill selbst mit seinem nahen Tode. Speziell erscheint der Pfeilschuß des Paris vorausgesetzt. Seine Erbarmungslosigkeit gegen seinen Gegner Lykaon begründet er sogar mit seiner Todeserwartung. Diese Todesgewißheit hat Achill durch die Prophezeiungen seiner Mutter erhalten (vgl. die Belege zu Proklos 58).
19. Φ 275ff. (vgl. Beleg Nr. 12 zu Proklos 58) Hier wird zum ersten Mal in der Ilias der Tod des Achill am skaiischen Tor ausdrücklich erwähnt.
Die kyklischen Epen und die Ilias
324
20. Χ358ff. ιμ α γ ν ή έ ν ι ω μ α νμ ῶ ε ίτιθ ήτο ,μ ν ῦ ον ε ζ ά ρ φ ο ῖβ ὶΦ ο α ςἈπόλ λ ιςϰ ν ω ρ ά νσ εΠ έ εϰ ὅ τ ῷ τιτ α μ ἤ ν ἐσ θ λ νἐό τ ὸ ιῇ ιπ α . σ ύ ῃ λ ϰ ιν σ ὶΣ ν ινἐ ω σ έσ ᾽ὀλ
Hier haben wir die deutlichste Anspielung auf das Ende des Achilleus: Der sterbende Hektor prophezeit seinem Gegner denTod durch Paris und Apollon am skaiischen Tor. Da der Tod durch Apollon im Rahmen der Ilias nicht motiviert ist, kann die Schilderung des Achilleustodes in der Aithiopis nicht aus dieser Stelle herausgesponnen sein.
21. Χ376 ff.
Mp. ς , ςἈχιλλεύ ςδῖο η ϰ ρ ν ά δ ὸ ο επ τ δ ιξ ὶἐξενάρ ε ᾽ἐπ ν τ ε ό π ε α τερ ινἔπ ῖσ ν ιο ε ὰ ςἐ νἈχα σ τ υ ε ρ ό γ ᾽ἀ „ὦ φ ίλ ο ι, Ἀρ γ ε ίω νἡγ ή το ρ ε ςἠ δ ὲμ έδ ο ν τε ς , · ϰ ν , ιἔδω α α θ ὴτό δ ν ὶδ π ε ἐ ὶδαμάσα ο ε αθ ρ δ ν ᾽ἄ ϰ ὰπο λ λ ὃ ςϰ α λ ι, λ ἱἄ ο ςο ε σ τ ,ὅ ν ν α ε π ᾽ἔρρεξ ὐσύμ ᾽ο ε ἰδ ν ε , μ ω έ θ η ρ ι ε π ι σ ε ύ ε χ τ ν ὺ ε τ σ ν γ ι λ ᾽ἄ ό π ὶ φ μ ἀ ᾽ ντιν ,ὅ ν ο ω ννό ώ νΤρ ε μ ὄ , ρ αϰἔ ῶ φ ν ιν τιγ ᾽ἔχουσ ἢϰα τα λ είψ ο υ σ ινπ λ ό ινἄ , ς ν ό το εσ επ δ ῦ ντο η ρ ϰ ᾽ ἦ εμέν ε ινμ εμ ά α σ ιϰ α ὶἝ ςοὐϰ ϰτο ο έ τ ρ . ς το ᾽ἐόν μ ό ς; ...“ υ ἀ λ λ ὰ έξ α τ οθ τίημ ο ιτα τ α ῦ ςδιελ ίλ φ ο
Die Selbstunterbrechung des Achilleus, die ihn zur Reflexion über die Rache für Patroklos bringt, scheint eine Fuge der Komposition der Szene überhaupt zu bezeichnen. Eine Aufforderung zum Sturm auf Troia mit darauffolgendem Sturm scheint in der Ilias zu einem bloßen unausgeführten Gedanken des Achilleus umgebogen zu sein. Beleg Nr. 1 legt ebenfalls nahe, daß man sich Achills Verhalten ganz ähnlich dem des Patroklos vorzustellen hat, der auch den Versuch machte, Troia einzunehmen. Die Mischung zwischen Offiziersparänese und Selbstreflexion in Form eines Selbstgesprächs, die das Wesen der Achilleusrede ausmacht, ist nur durch die Annahme zu erklären, daß der Sturm des Achilleus auf Troia dem Iliasdichter bekannt war und hier als abgewandeltes Motiv übernommen ist1. Der Sturm auf Troia ist natürlich indirekt auch schon durch den Todesort: skaiisches Tor, belegt (Beleg Nr.
10,
11,
vgl. 22).
22. Ψ80 f.
ϰ α ὶδ ὲσ μ ῷ ο ο ὶα ῖρ ὐ α τ ,θ ε ε λ ο ῖςἐπιείϰ , ῦ ε ᾽Ἀχιλλ ιὑ τείχ ε π ὸΤρ ω νεὐηφ ώ ι. θ α έσ λ ο π ν νἀ ε έ ω 1 S. o. S. 39 f.
Posthomerica
325
Das Traumbild des Patroklos weissagt demAchilleus ebenfalls das Ende vor der troischen Mauer. 23. Ψ 144ff. (vgl. Beleg Nr. 13 zu Proklos 58) Auch in seiner Rede an Spercheios rechnet Achill wie selbstverständlich mit seinem Ende.
24. Ψ 243f. (vgl. Beleg Nr. 14 zu Proklos 58) Achills Anordnungen für sein Begräbnis gehen von der Voraussetzung seines baldigen Endes aus.
25. Ω 84ff.
ἡδ ς ῃ σ έσ ὶμ ν ᾽ἐ ϰ λ α ῖεμό ρ ο νο ὗπ ιδ μ ύ ο ὸ ν ςἀμ ο α ς ἱἔμελ ,ὅ ςο λ ε . ιπ η ά ς θ τρ ό ι, τηλ ϰ α λ θ σ ε ίσ θ φ ίῃἐριβώ ο νΤρ ᾽ἐ
Iris sucht hier die Thetis auf undfindet sie in der Grotte mit den anderen Meergöttinnen, wie sie schon um den noch lebenden Achill weint. Der baldige Tod des Achill ist im Blick.
131f. (vgl. Beleg Nr. 15 zu Proklos 58) 26. Ω ... ο ὐγ ὰ ρμ ο ιδη ρ ὸ νβ η δ άτο ιἤ λ λ έῃ ,ἀ . γ ἄ έσ ιπ α ρ ρ ιή χ α ε ϰ ϰ τα τη νθ α ῖρ ά ν α τ α ο ὶμ ο ςϰ
An dieser Stelle prophezeit ihm Thetis zum letzten Mal seinen bevorstehenden Tod.
27. Ω 540ff. (vgl. Beleg Nr. 16 zu Proklos 58) Hier wird zumletzten Malin der Ilias auf Achills Tod angespielt. Absichtιο lich ist diese Anspielung sehr unbestimmt (Achill nennt sich π ν ώ ρ ς α α ), weil sie in Achills eigener Rede auftritt.
Wie man sieht, ist in der Ilias an einer Fülle von Stellen auf den Tod des Achilleus hingewiesen1. Bei näherem Zusehen bemerkt man, daß genau der Inhalt von Proklos 62 gemeint ist. Die Verfolgung der Troer und der Versuch der Einnahme der Stadt ergibt sich aus Beleg Nr. 5, 13 und der Ortsangabe: skaiisches Tor, für den Tod des Achilleus (Beleg Nr. 19, 20 vgl. 22) bzw. den des Patroklos (Beleg Nr. 6: Π 712, vgl. Σ 453). Die Beteiligung des Nr. Beleg durch 20 wird (Prophezeiung des Hektor) und inParis am Tode direkt durch Nr. 4, Nr. 15 (Prophezeiung des Pferdes Xanthos), Nr. 18 belegt. Die Beteiligung Apollons am Tode geht aus Beleg Nr. 6, 19, 20 und indirekt aus Beleg Nr. 5 hervor. Die Tatsache des Todes an sich steht auch durch die Masse der übrigen Belege fest. Was die Frage der Priorität angeht, so muß es als in hohem Maße unwahrscheinlich gelten, daß der Iliasdichter den Tod des Achilleus erfunden, aber nicht dargestellt hat. Die Prophe1 Vgl. zum Ganzen DUCKWORTH 28 ff.
Die kyklischen Epen und die Ilias
326
zeiungen, diedemAchill zuteil werden, haben, literarisch gesprochen, alle den Charakter der Anspielung: es werden Hörer vorausgesetzt, die den Tod des Achilleus kennen. Der Gedanke, daß spätere Dichter das Ende Achills aus diesen Andeutungen herausgesponnen haben1, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Beweisen läßt sich diePriorität desInhalts vonProklos 62 (inirgendeiner Form) durch die Unmotiviertheit der Beteiligung Apollons am Tode des Patroklos, durch die Kompliziertheit der Szenengestaltung des Patroklostodes (Beleg Nr. 6), die zu der Schlußfolgerung zwingt, daß hier Reflexe einer Schilderung vomTode desAchilleus vorliegen (was auch durch die ausdrückliche Parallelisierung des Todes beider Helden unterstrichen wird: Beleg Nr. 5, 15, 22), und schließlich durch die auffällige, in ihrer Komposition unverständliche Rede des Achilleus an die Achaierführer im X (Beleg
Nr. 21). Proklos 63, Apollod. Epit. 5,4, chalkidische Amphora (RUMPF Chalkidische Vasen Taf. 12)2, andere Vasen.
1. Ε166ff. 432 ff. Mp. Der Kampf zwischen Diomedes undAineias kann einem entsprechenden Kampf in der Aithiopis ähnlich sein. Über die Priorität läßt sich von dieser Stelle aus nichts sagen3. 2. Λ 401 ff.
Mp.
ῷ ηδ υ ,ο λ ό έτιςα ς ὐ ὐ θ τ δ τ ἰώ ο ςδουριϰ ὺ ε σ υ δ ᾽Ὀ ν ε , ἐπ ὶφ ε ειν έμ ρ νπ α β ο ίω ςἔλ ό Ἀρ γ ε β επ ν λ ά τ α ς· α ὀ ςδ ή ή σ α ν το ό θ λ μ χ ρ θ α υ ςὃ νμεγα ὸ ρ επ ἶπ ε α ρ ᾽ἄ „ὤ μ ο ιἐ γ ώ , τίπ ά θ ω ;μ έ γ αμ ὲ νϰα ϰ ό να ἴϰ εφ μ ι α έβ ·ω 1 Vgl. auch die richtige Kritik von DUCKWORTH 29 Anm. 74 an WILAMOWITZ 79, der an eine Ilias mit einem Achilltod dachte, und an BOWRA 104 ff., der in den Hinweisen auf Achills Tod nur eine bewußte Illusionierung des Zuschauers (bzw. Zuhörers) zu sehen schien, die mit dem Schluß der Ilias absichtlich aufgegeben wurde (: Achill stirbt doch
nicht). 2 Der Glaukos bei Apollod. und auf der chalk. Amphora ist der ‚Glaukos der Ilias‘und darf nicht mit dem in der Ilias (weil nach der Vulgata zujung) nicht genannten Antenoriden Glaukos verwechselt werden (Polygnots Iliupersis Paus. Χ 27,3, Apollod. Epit. 5,21, [Astarita-Krater]). 3 Dafür, daß die Aithiopis einen Kampf zwischen Diomedes und Aineias kannte, spricht – im Zusammenhang mit der Darstellung der chalkidischen Amphora – die Konfrontierung beider auf dem Weihgeschenk der Apolloniaten in Olympia (Paus. V 21,2), das nur kyklischen Stoff darstellte [Rekonstruktion und Erläuterung der neu entdeckten Überreste bei FELIX ECKSTEIN Studien zu den figürlichen Weihgeschenken im Heiligtum von Olympia Habil.-Schr. Freiburg 1959]; zu Aineias vgl. GRUPPE 682 Anm. 5, SCHADEWALDT 161, die ihn beide als dem Homer vorgegeben betrachten.
Posthomerica
327
ή σ α ς·τ β ὸδ ὲῥ η θ ὺ ντα ρ π λ ω ώ λ νἁ ε ἴϰ να ιο ίγ
405
. ν μ ο ν ο ς·το ῦ ςδ ὺ εΚρονίω σ η ςἐφ β ὺ ο ό ςΔανα υ ο ᾽ἄλλ ιτα αφ ο τ ο ῦ ςδιελ ίλ έξ ς; ό μ α τ υ λ οθ ὰ τίημ λ ἀ , νἀ ὶμ ὲ π ιο ο ϰ ίχ ο ο ιϰα τ τ έμ ρὅ ο ν λ α γ ὰ ιπ ο ο ἶδ τ α ῃ σ ιμ ά ῃἔν χ ι, τ ὼ ε ὸ α ρ νδ λ ισ χ ὲμ ά ὃ ςδ ρ τε ύ έϰἀ λ λ ο ν .“ ῶ ς , ἤδἔβ ἑσ ρ α τερ ιϰ τά ε ν μ α λἄ α τ᾽ἤτ᾽ἔβ η λ ᾽α ἧ ο ςὁτ ῦ θ ν , ό μ υ θ ὰ τ ὰ α α τ α ὶϰ ϰ εϰ φ ρ έ ν α ιν ᾽ὥρμα ᾽ ᾽ , ν ω τά ισ θ π ο νἀ σ ςἤλυ ε τίχ δ α νσ ρ ω τό φ ώ ὶΤρ π ᾽ἐ . ς ε τ ν έ ὰ θ ε τ σ ι μ π ι τ α ίσ ῆ μ φ νδ α σ ι, ἔλ ισ ο σ σ έ νμ ᾽ἐ
Die Isolierung des Odysseus und seine Schwierigkeiten im Kampf gegen die troischen Feinde berühren sich im Motiv mit demAbwehrkampf, den Odysseus in der Aithiopis gegen die Troer zur Deckung des Rückzugs mit der Leiche desAchilleus führt. Die Priorität des Motivs in seiner Anwendung auf den Rückzug mit Achills Leichnam ist wahrscheinlich, da es dort, nicht aber in der Ilias, funktionell bedeutsam ist. Sie kann jedoch nicht strikt bewiesen werden.
Mp. 434 ff., bes. 472 ff. 3. Λ Die Hilfe des Aias für Odysseus entspricht demZusammenstehen beider Helden in der Aithiopis1. Der Unterschied liegt darin, daß dort Aias der Bedrohte ist (d. h. der durch den Leichnam des Achilleus Behinderte), während in der Ilias Odysseus sich in Not befindet undwegen seiner Verwundung eines Schutzes bedarf. Da das Motiv der gegenseitigen Hilfe im Zusammenhang derAithiopis sehr relevant ist, nicht dagegen in der Ilias, scheint es in der Anwendung auf den Rückzug mit Achills Leiche primär zusein undin der Ilias sekundär mit Vertauschung der Rollen. Mp. 415ff. 126 ff. (vgl. 46 ff.). 701ff. Ο 544 ff. Ν 4. Λ In allen diesen Kampfszenen ist dieWiderstandskraft undDefensivstärke des Aias (der z. T. mit dem Lokrer Aias oder mit Teukros vereint ist) hervorgehoben. Vorbild scheint auch hier die Bewährung des Aias beim Kampf um die Leiche Achills zu sein. Es handelt sich also umeine Umdeutung des Einmaligen zum Charakteristischen und damit wieder um eine ‚Psychologisierung‘.
567f. 5. Π
Mp. Ζ ε ὺ ςδἐ ὶν ύ ϰ ῃ , π τ ίν μ ρ τε ῇὑσ εϰρα σ υ ν ντά ὴ ο ᾽ὀλ ῳ π ε ρ ὶπ α ιδ . ὶμ ἴη ά ὄ η ςὀλ ο ςε ν ρ α ςπό χ ο ὸ φ ίλ φ
᾽
1
S.
o.
S.
82
f.,
S.
101.
Die kyklischen Epen und die Ilias
328
Der Sturmwind, der in der Aithiopis wohl dem Kampf ein Ende gesetzt hat, hat hier im Kampf umden Leichnam des Sarpedon seine Parallele1. Statt des Sturmwinds breitet hier Zeus verderbliche Nacht aus. 6. Ρ268ff.
Mp.
...
μ ἀ φ ὶδ ι σ φ α ρ ᾽ἄ
μ π ρ λ α νἠ ίω ε σ ύ θ ιΚρον ο ρ σ ῇ σ ινϰ ν ὴ λ λ ο π α ρ έ επ ιρ ρ νἤχθ α ά , η ο ε ςγ δ ιτιά ο ν ὶο ε ὐ δ ε ὲΜ ε χ ῦ, ἐπ
’
ϰ ἰα ίδ α νΑ ο · νἦ ε ρ ά π ω ὄ νθ ὸ ω ζ ςἐὼ ρ φ α μ ίσ η ε σ νδἄ υ σ ὶϰ νϰ ΐω η ινδ ι ρ αμ α θ έσ αγεν μ ρ ύ ῇσ ιντ Τρῳ ρ ε νἑτα σ . νὦ ίρ ς ε υ ο έμ ν υ μ ἱἀ ϰ α ίο ῶ
᾽ · Auch hier dient ein Nebel, von Zeus geschickt, dazu, den Achaiern den Kampf um die Leiche des Patroklos zu erleichtern. Da dieses Motiv in der Ilias in mehrfacher Brechung auftaucht, scheint es in der Aithiopisthematik primär zu sein, wo es wohl die letzte entscheidende Wendung im Kampf umden Leichnam des Achill herbeigeführt hat.
7. Ρ288ff.
Mp. ἤ το ιτὸ νΛ ή θ ο ιοΠ ε λ ο α γ σ ο ςυἱό ῦφ ίδιμ α , ς η ν ὴ νὑσμίν , Ἱπ π ό θ ο α ϰ ρ ρ ο τε τ α ς ὰ ϰ εϰ ,π ο ὸ δ ςἕλ ὰσφ μ α νἀ ρ ιπ ὸ . τα ν ρ ς μ ὶτένον η σ ῶ υ φ δ ά μ ε ν ο ςτελα
Wie in der Aithiopis Glaukos, wird hier ein Hippothoos von Aias beim Versuch, sich des umkämpften Leichnams zu bemächtigen (dort des Achilleus, hier des Patroklos), getötet. Der bedeutendere Gegner, Glaukos, den die Ilias leben läßt (offenbar weil sie seinen späteren Tod beim Kampf umdie Leiche desAchilleus berücksichtigt), wird derprimäre sein2.
8. Ρ366ff.
Mp. ὣ ςο ἱμ νμάρνα ὲ ν α έϰ εφ τ ςπ ὐ οδέμ ς δ υ ρ ,ο ό ς ίη α ο επ η ν ὔ τ ο ν τ᾽ἠ ή λ ε ιο ν εσ ε α ὔ τ μ νἔμ ῶ νσ ιο έλ ·τ ισ ο ι ρ ἄ ν ίθὅσ ο σ π ςἐ η ά ομ χ τ ν ο χ τέ ρϰα ὰ ἠ ιγ ρ έ ἕσ τα σ νἀ μ α ε ιτιά φ ν η ὶΜ ο ῃϰ ῶ α δ ν τι. τα θ τε
᾽
Auch an dieser Stelle taucht wieder das Motiv des Nebels auf, der den Leichnam des Patroklos verhüllt, wenn der Nebel auch nicht mehr von einer Gottheit gesandt ist und nicht mehr einen Vorteil für die Achaier bedeutet. 1 Vgl. zu Beleg Nr. 5, 6, 8, 9, 11 auch PESTALOZZI 21, SCHADEWALDT 170. 2 Vgl. GRUPPE 682 Anm. 5, PESTALOZZI 20, SCHADEWALDT 170.
Posthomerica
9. Ρ375f.
329
Mp.
ῳ ἄ λ γ εἔπ α σ σ έ χ ο ν ὶδἐνμ ... το ιχα λ έ η ὲν οδ λ ῷ τ . ν ϰ ,᾽τείρο ῳ μ έ λ ο ὶπ α ἠ ιϰ ρ έ
Hier wird das Motiv von Beleg Nr. 8 fortgeführt. 10.
Ρ
426
ff.
Mp.
Möglicherweise ist das Motiv ‚Automedon und die göttlichen Rosse Achills’ in irgendeiner Form schon im Sagenzusammenhang des Achilίς leustodes vorgebildet gewesen. Der 475f. ausgeführte Gedanke: ... τ ῆ ο ς έ ν νἐχέμ σ ίντ εμ ω τ ά ν νδμ ε ς|ἵπ α ο ῖο θ λ ο νἄλ ςὁμ ιῶ νἀ α ω χ ιἈ γ ά ρτο π ... würde besser zu Achilleus passen1. ε|ε ϰ τ λ ο ς ο τρ ά ὴΠ ἰμ 11.
Ρ
643
ff.
Mp.
το νἈ χ α ιῶ ιντοιοῦ ν ἀ λ λ ιἰδέε α μ ῃδύνα ὔπ ᾽ο ·ι. α ίἵπ ίτ εϰ ο π ο τ ὐ ςα ῶ μ ιὁ α τ ν ο χ τέ ρϰα ὰ ἠ ιγ ρ έ Ζ ε ιὑ ῦπ π α σ ά τε ρ ὺῥῦ ,ἀ ὰσ λ λ , ν ιῶ ςἈχα ᾽ἠ ἷα ςυ ο έρ μ λ ο ῖσ ινἰδέσθα θ α σ ο νδ ι. ίη π ο ςδ ὀφ ὸ ,δ ν η ρ ἴθ ᾽α
Hier taucht wiederum das Motiv des ᾽ Nebels auf. Die Auswirkung ist hier sogar ausgesprochen unangenehm fürAias unddieAchaier, sodaß ersterer Zeus um Licht bittet, was ihm Zeus erfüllt (648ff.). Die Ähnlichkeit mit dem Sturmwind der Aithiopis ist hier nur noch sehr entfernt. Ein Zusammenhang muß (wie auch schon bei den Belegen Nr. 8 und 9) fraglich bleiben.
12. Ρ717ff.
Mp. ο δ ύ ν εμ τ η ςὑπ ν ά λ ιό η ρ ὰσ ἀ λ λ ὶΜ ὺμ ὲ α νϰ α ϰ ᾽ὦ ν ε ϰ ρ νἀείρα ὸ ςφ ε ε ν τ έ ρ τ ρὄπισ ὰ ὐ τ ε θ υ ·α ο ν ό ϰπ ᾽ἐ ν ῶ ιμ α χ η ὶἝ ρ ϰτο σ ιδ α ό εϰ μ ε θ Τρ ίν τ α ω σ ίῳ , νθ υ μ ἶσ ο ὸ ἳτ νἔχον ὸπ ι, ο ά μ ρ ο υ ο ε ν ςπ τ ςὁμ ώ ε ρ μ ίμ ν ο μ ε νὀ ξ ύ νἌ ν ν . ιμ έ ο τε ς ρ α η απ ισ ρ ο λ ή λ λ ᾽ἀ
In den Worten des Telamoniers Aias an Menelaos wird sichtbar, wie die Rollen sich im Kampf um die Leiche des Patroklos verteilen: Menelaos und Meriones tragen den Leichnam, die Aianten verteidigen den Rückzug. Wir haben hier eine genaue Motivparallele zur Handlung der Aithiopis, nur mit Verdoppelung der dortigen Rollen des Aias und Odysseus undim Falle des Telamoniers Aias mit einer Vertauschung seiner Rolle2. Odysseus konnte, wenn das Motiv im Zusammenhang des Todes des Achilleus primär ist, wie sich aus der Rollenverdoppelung in der Ilias zu verergeben scheint, in der Ilias freilich nicht dabei sein, da er im Λ 1 Vgl. o. S. 133 m. Anm. 3. 134.
2 PESTALOZZI 22, SCHADEWALDT 170.
Die kyklischen Epen und die Ilias
330
wundet wurde und aus dem Kampf ausschied. Daß Aias hier die Verteidigerrolle übernimmt, könnte eine Anspielung auf den Waffenstreit sein, woihm die Rüstung desAchilleus abgesprochen wurde, weil er ‚nur‘ die Leiche getragen hatte. Aber das bleibt reine Vermutung. Immerhin wird auch beim Ringkampf zwischen Aias undOdysseus bei denLeichenspielen des Patroklos die Gleichwertigkeit beider Helden betont – mit deutlicher Anspielung auf den Waffenstreit.
13. Σ 26 α γ α έ γ ε ςμ λ ω ιμ σ σ τ ὶτα ν α υ ὐ τ ὸ ςδ σ θ ὶς ε ίῃ ν ο ϰ ν ᾽ἐ (ϰ ε ῖτ ο ,φ ὲχερ ιδ ῃ σ ίλ σ ὶϰ ν ίζ ω .) εδα ν νᾔσχυ η μ ό Dieser Vers, von dem wahrscheinlich gemacht werden kann, daß er in dem Sagenzusammenhang, den wir in der Aithiopis fassen, einmal auf den gefallenen Achill angewendet wurde, wird auch hier von Achill gebraucht, aber nicht von dem wirklich gefallenen, sondern von dem um Patroklos betrübten. Das Motiv ist hier „dem Boden seiner Tatsächlichkeit entrückt, jedoch bedeutungsvoll in jenen Niederbruch hinein gespiegelt, mit dem Achilleus lebendigen Leibs den ‚Tod‘ des Schmerzes
1. stirbt“
Der Inhalt sämtlicher Motive der Aithiopisszene, die durch Proklos 63 umschrieben ist, scheint auch der Ilias bekannt: der im Staub liegende LeichnamdesAchilleus (Beleg Nr. 13), der Kampf zwischen Diomedes undAineias (Beleg Nr. 12), die Tötung des Glaukos durch Aias (Beleg Nr. 7), die Bergung der Leiche durch Aias undOdysseus (Beleg Nr. 2–4, 12) undder Sturmwind, den Zeus schickt, um dem Kampf ein Ende zu bereiten (Beleg Nr. 5, 6, 8, 9, 11). Allerdings ergibt sich die Priorität der Motive im Zusammenhang des Achilleustodes nur hinsichtlich des im Staub liegenden Achilleus mit Sicherheit. In den übrigen Fällen besteht nur die Wahrscheinlichkeit, daß die Motive in der Ilias übernommen sind. Diese ergibt sich aus der geringeren funktionellen Bedeutung der Iliasstellen. Im Falle des Sturmwinds spricht auch die mehrfache Benutzung des Motivs, wenn auch jeweils in stark abgewandelter Form, dafür, im Falle des Rückzugs mit der Leiche allgemein die Verdoppelung der Träger (Menelaos, Meriones statt Telamonier Aias) und der Verteidiger (die zwei Aianten statt Odysseus). Ob auch das Motiv der Rückkehr der göttlichen Rosse Achills mit Automedon zur Sage vom Achilltod gehörte undvon daher in die Ilias eingedrungen ist (Beleg Nr. 10), ist nicht so sicher zu erweisen. 1 SCHADEWALDT 168. Vgl. auch PESTALOZZI 18, KAKRIDIS 84 f., o. S. 38 f.
2 Für Aineias ist wichtig, daß er auch im P vorkommt, das wegen Beleg Nr. 10 ohnehin stark auf den Aithiopisstoff als Quelle weist. Vgl. auch GRUPPE 682 Anm. 5.
Posthomerica
331
Proklos 64
1. Σ232 ff.
Mp. ν ω έ λ ἐρ ύ ε σ β α ν τ ϰ ε ς π ὲ ὑ ν ο λ ϰ ο ίω ςΠ ά π α σ τρ ἀ σ ϰ ά ε τθ σ α νἐ ιφ νλεχέεσ σ ι ο ῖρ ιδ νἑτα ο α τ ίλ έσ ᾽ἀμφ ·φ μ υ ρ ό μ ε ν ι· μ ε ο τ ὰδ έσ δ ιπ ο τ ε ώ ς ὺ ςεἵπ ᾽Ἀχιλλ ε η ϰ ισ τὸ επ νἑτα δά ιδ . ν ῖρ ο ὶ εἴσ ε , ἐπ ν ὰχέω μ ρ ε αθ υ ρ ϰ
Die Aufbahrung und Beklagung des toten Patroklos hat ihre Entsprechung in der Aufbahrung des Achilleus in der Aithiopis.
2. Σ343 ff. Mp. Die Waschung und Salbung, erneute Aufbahrung und nochmalige Beweinung des Patroklos (vgl. auch 314 ff.) scheint ebenfalls mit der Behandlung des toten Achilleus übereingestimmt zu haben. Mp. 1 ff. 108ff. 3. Ψ Die Bestattungszeremonien nehmen nach dem Schlachtentag, der den Tod des Hektor brachte, ihren Fortgang. Insbesondere wird die Haarschur der Myrmidonen (135) und des Achilleus selbst erwähnt (141). Vermutlich war die Bestattung des Achilleus in der Aithiopis ähnlich
erzählt.
Die Bestattungsriten für Patroklos sind über mehrere Bücher verteilt und durch Einschübe unterbrochen, die Bestattung des Achilleus war dagegen geschlossen erzählt1. Daraus folgt wieder die Priorität der Aithiopis oder ihrer Vorlage. So ist also auch der Inhalt von Proklos 64 dem Iliasdichter vorgegeben, zummindesten, wasAchill angeht; über Antilochos’Bestattung gibt die Ilias weder direkt noch indirekt Aufschluß. Patroklos ‚ersetzt‘zwar Antilochos, seine Bestattung ist aber nicht der des Antilochos, sondern der des Achill nachgebildet. Proklos 65
35ff. 1. Σ
Mp.
η ή ρ τ ιαμ ν ό τ ὲπ εδ νδ ο έ σ λ υ δα ο ερ ϰ μ σ νἄ ᾽ᾤμωξε
38 50
ὶγέρο τρ ν α π τι, ὰ ρ α ς ὸ λ ἁ ιν εσ σ νβένθ ηἐ ν έ μ ἡ ·π ϰ ϰ ντ ώ υ έ τ σ ν , ο μ ο ἀ έρ γ ν α φ ι μ έ δ ὶ α ε ρ θ · ᾽ἄ α τ ι ε π ἔ ᾽ η ΐ ε ἦ δ ρ η ς σ ... ν α β έν θ ο ςἁ ὸ ςΝ π λ α τ ὰ ᾶ σ ιϰ α ιὅ σ α
ἱδ έ ο ςα τ ο σ π ῆ λ π ν ε ο ὶἀργύφ δ α ὲϰ ν τ ῶ ι α σ π ᾶ α μ ᾽ἅ ·χ ,Θ έ γ ν τιςδ ή ο ο τ λ π ε ιο π ε α ο θ ό · εγ ρ τή σ ᾽ἐξῆ „ϰ λ ῦ τ ε , ϰα σ ίγ ν η τ α ιΝ η ρ η ΐδ ε ς ,ὄ φ ρ ι α π σ ᾶ ὺ ᾽ἐ ῷ . ή δ ε α θ ε ἴδ υ ε μ τ σ ιὅ α ιϰ σ ν ἔ ῷ ᾽ἀϰούου μ ᾽ἐ μ ιδυσ ο ισ ,ὤ ή ρ το τό α ϰ ε ια ειλ ὼ δ , μ ο ιἐ γ ὤ
1 Vgl. PESTALOZZI 30, SCHADEWALDT 170.
Die kyklischen Epen und die Ilias
332
ο ν νἀμύμ ά τ εϰρα ἱὸ ο νυ ρτέϰ τε ρ ὶἂ ό ε ε ν , τ ᾽ἐπ 55 ἥτ ϊἶσ μ ε νἔρ ε ν έδρ α ν ο ς · ο νὁδἀ ἔξ νἡρώ ω ο χ ῷ ἀ λ ῆ ω ς σ ν α α ,φ ν ὣ υ ςγο ὸ ρ τ θ υ ὼ γ ἐ ν ὲ τὸ νμ ·έψ ᾽ϰορω η υ ν σ ίσ ινἼλ ιο ν ϰ νεἴσ ὶνἐπ ιπ η ρ α ο έ ω Τρ ω ντ ὶμαχησόμεν σ ο δ ν ὸ ὖ τις ια μ α έξ ο δ ο ὐ χὑπ ᾽ο 60 ιο ή νεἴσ νΠ η ο ν λ τ α ω . ενοστήσα ο α δ ἴϰ ·δόμ ᾷ φ ά ιο ο ςἠελίο ρ α ὶὁ ιϰ ε ιζώ ο ὄ έμ δ ρ α φ ἄ ν χ τα υ ῆ ιχραισμ μ α σ α ιἰοῦ . σ α ἱδύνα έτίο δ ὐ ι, ο ἶμ λ λε δ ἀ ς ,ἠ ο ντέϰ ο ιφ ίλ μ ω ω σ ύ αἴδ ρ ο φ ϰ ᾽, ὄ α ᾽ἐπ ὅ τ ινἵϰ ιμ ὸπ τ π ςἀ θ ο ε τ οπέν το ιομ έμ ο λ έ ν ο ν .“ α τ ᾽ 65 ὣ εσ ·α ίπ π έ ἱδ λ α σ α ο ή σ ςἄ ρ αφ ς ὲσ ὺ να ω ν ὐ τ ῇ έσφ ὶδ ε εσ ρ ό ν ,π υ α σ α ιἴσ δ ϰ ρ α ισ ιϰ ς η σ σ ά λ α θ α μ ῦ λ ο εδ ίη νἵϰ τ νἐρίβω ο ὴΤρο ν τ ο , ὶδὅ . τα ο τ υ ν γ ή ῥ ισ νἐπ ε ρ ο θ α θ χ ώ ια α μ ε , ἔν ὶ νεἰσανέβαιν ὴ τ ϰ ἀ ᾽ ν Μ υ ρ ιδό ν μ νεἴρυ ω ον έ τ ε ςτα μ χ ὺ νἀ φ . α ῆ ᾽Ἀχιλ
Hier wird geschildert, wie Thetis und die Nereiden die Klage des Achill vernehmen undihrerseits eine Totenklage anstimmen, wobei dann Thetis um ihren Sohn und seinen baldigen Tod klagt. Das überraschende ist, daß Thetis und ihre Schwestern gar nicht wissen können, was dem Achilleus zugestoßen ist unddaß etwa durch den Tod des Patroklos nun auch der Tod des Achilleus selbst naherückt. Entsprechend sagt schließlich Thetis auch selbst, daß sie nun hinaufsteigen und sehen will, was für ein Leid ihn befallen hat, der er doch dem Kampf fernblieb (63f.). Die Schwierigkeiten, die unmotivierte Klage zu verstehen, die die Göttinnen erheben, lösen sich, wenn wir an die Motivparallele denken, die in der Aithiopis Proklos 65 vorliegt. Statt der Beklagung des Achilleus im voraus haben wir dort die tatsächliche Klage der Nereiden umAchilleus, denen sich noch die Musen zugesellen. Die Unstimmigkeiten in der Ilias erklären sich bei der Annahme der Priorität der tatsächlichen Klage vor der vorweggenommenen Klage1. Proklos 66 1. Ψ192 ff.
Merkwürdig ist hier, daß Iris Boreas und Zephyr bemühen muß, damit der Scheiterhaufen des Patroklos Feuer fangen kann. Auch ist das Nichtbrennen des Scheiterhaufens in der Ilias in keiner Weise motiviert. Nun hat in der Aithiopis im Rahmen der durch Proklos 66 angegebenen Handlung offensichtlich (wie sich durch Q. S. III 665ff. ergibt) eine Szene gestanden, in der Iris (bei Q. S. Hermes) im Auftrag des Zeus die Winde 1 S. o. S. 36 f.
Posthomerica
333
herbeiholte, die als Söhne der Eos und damit Widersacher des Achilleus in Streik getreten waren undden Scheiterhaufen nicht entfachen wollten. Daswäre eine genaue Motivparallele zur Ilias, woessich umden Scheiterhaufen des Patroklos handelt. Die fehlende Motivierung in der Ilias spricht für Priorität des Aithiopiszusammenhangs und erweist die Verbrennung des Achilleus als vom Iliasdichter vorausgesetzt1. Wenn auch keine weiteren Belege für das durch Proklos 66 wiedergegebene Aithiopismotiv vorliegen, so entspricht doch die Verbrennung des Patroklos
so genau der des Achill, daß im Zusammenhang mit den anderen Indizien hinsichtlich des Todes des Achilleus die genaue Kenntnis des Verbrennungsmotivs in der Form, wie wir es für die Aithiopis annehmen müssen, für die Ilias vorauszusetzen ist. (Es ist dabei zu beachten, daß eine Parallele zwischen Patroklos unddemAntilochos derAithiopis bezüglich der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen wohl nicht besteht). Die Entraffung des Achilleus vom Scheiterhaufen spiegelt sich naturgemäß nicht in einer Entraffung des Patroklos, da dieses Motiv in der Ilias generell der homerischen Mythenkritik zum Opfer fällt (vgl. das Verschweigen der Entraffung Iphigenies).
Proklos 67, Apollod. Epit. 5,5
235ff. 1. Ψ
Mp.
In seiner Rede setzt Achilleus selbst den Tod des Patroklos zu seinem Tod in Parallele. Er möchte, daß erst nach seinem Tode der Grabhügel des Patroklos größer gebaut wird, vorläufig soll er normale Größe behalten. Nach den Anweisungen des Achilleus wird dann der Grabhügel aufgeschüttet, nachdem die aufgesammelten Gebeine des Patroklos in goldener Urne bestattet sind. Die Bestattung der Überreste des Patroklos ist offenbar nach demVorbild der Bestattung desAchilleus, nicht der des Antilochos, gestaltet. Auch der Tod des Patroklos und die Leichenspiele sind ja nicht analog zu Antilochos, sondern analog zu Achilleus selbst erzählt. Die Priorität des Aithiopisstoffes ergibt sich allerdings nicht aus dieser Stelle selbst, sondern wird nur im Zusammenhang mit anderen Indizien deutlich. 2. Ψ257 ff.
Mp.
Die Leichenspiele zu Ehren des Patroklos sind offensichtlich denen zu Ehren des Achilleus nachgebildet2. Ihre Stellung im Aufbau der Ilias ist befremdend, wenn man nicht mit Berücksichtigung der Sage rechnet, daß Achill erst nach Memnon stirbt. Denn rein von der Iliashandlung her ist der Tod des Achilleus unmittelbar nach Hektors Tod gefordert und die Retardation durch die Leichenspiele zu Ehren des Patroklos kompositorisch unverständlich. 1 S. o. S. 35 m. Anm. 3. 2 S. o. S. 81 ff. 110.
Die kyklischen Epen und die Ilias
334
288 ff. 3. Ψ Eumelos verliert im Wagenrennen, obwohl er favorisiert ist, weil ihm sein Wagenjoch zerbricht. In der Aithiopis siegt er tatsächlich. Offensichtlich ist seine Teilnahme am Wagenrennen bei den Leichenspielen zu Ehren des Achilleus das Primäre; der Iliasdichter hat dann das Geschehen dramatisiert, indem er zwar den Sieg des Eumelos durch den Lokrer Aias erwartet sein läßt, aber durch einen Unglücksfall (Athene zerbricht ihm das Wagenjoch) vereitelt wissen will. Eine Umkehru ng der Priorität ist kaum denkbar. Es wäre sehr einfallslos (und entspräche auch gar nicht der demAithiopisdichter zugeschriebenen Tendenz zur Pathetisierung), wäre der verhinderte Sieg in einen tatsächlichen Sieg umgebogen worden. Hinzu kommt, daß auch Diomedes’Verlieren der Peitsche eigentlich ein Motiv ist, das auf einen an der Spitze Liegenden zugeschnitten ist. So mag in der Quelle (Aithiopis?) Diomedes vorn gelegen, aber seine Peitsche verloren haben, so daß Eumelos siegte1.
850 ff. 4. Ψ Hier siegt Meriones im Kampf gegen Teukros. Die Beteiligung des Teukros ist der Ilias und der Aithiopis gemeinsam; ob auch die des Meriones, läßt sich nicht ermitteln. Die Szene der Ilias weist gewisse Gewaltsamkeiten auf, die sich nur durch Benutzung einer Quelle erklären lassen. Nach Achills Worten soll erster Sieger sein, wer die Taube selbst trifft, zweiter Sieger, wer ‚nur‘den Strick trifft, mit dem sie am Mastbaum befestigt ist. Diese Bestimmung ist natürlich sinnlos; denn als Zielaufgabe ist gewiß das Treffen des Strickes viel schwieriger als das Treffen der so viel größeren Taube. Offensichtlich ist hier das, was sich bei einem anderen Wettschießen durch Zufall ereignet hat, in die Kampfbestimmungen aufgenommen worden. Irgendwo war geschildert worden, wiedie Taube sich löste, da nur der Strick getroffen wurde, undwie dann der zweite Schütze sie im Flug traf, und wie bei diesem Kampf auch der erste Schütze belohnt wurde. In der Ilias wird dieses gar nicht vorausberechenbare Ereignis schon in der Preisaussetzung berücksichtigt. Der Schluß ist nach allem sehr naheliegend, daß eine Quelle mit dem Aithiopisstoff dem Iliasdichter vorgelegen hat und die gesuchte Vorlage enthielt. Der Schluß ist zwar nicht zwingend, aber die einfachste Erklärungsmöglichkeit; denn eine Beziehung zwischen der Thematik der Aithiopis undder Ilias liegt in jedem Falle vor: beide Male handelt es sich umeinen Wettbewerb im Bogenschießen bei Leichenspielen, beide Maleist Teukros beteiligt2. 1 Vgl. VONDER MÜHLL 363 m. Anm. 54.
2 Vgl. HEINZE 164, WILAMOWITZ 69, SCHADEWALDT Iliasstudien 156 Anm. 3, VON DER
MÜHLL 367.
Posthomerica
335
Aus diesen Zeugnissen läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit erschließen, daß Proklos 67 dem Iliasdichter seinem Inhalt nach bekannt gewesen ist. Das gilt sowohl für die Aufschüttung des Grabhügels für Achilleus als auch für die Leichenspiele. Proklos 68, Apollod. Epit. 5,6
1. Ψ 708 ff. Der unentschiedene Ausgang des von Achill angesetzten Ringkampfes zwischen Aias und Odysseus scheint eine Anspielung auf den Waffenstreit zwischen den beiden Helden zu sein. Ein ähnlicher Kampf hat in der Aithiopis wohl nicht stattgefunden, vielmehr schloß sich dort anscheinend der Waffenstreit unmittelbar an die Leichenspiele an. Trifft diese Vermutung zu, daß wir es mit einer Anspielung zu tun haben, so würden das Motiv des unentschiedenen Kampfes unddie abschließenden Worte Achills bedeuten, daß Achill beide Helden für gleich würdig erachtet. Achill sagt zum Abschluß dieses Kampfes (Ψ 735ff.): „μ η ϰ έ τ᾽ἐρείδεσθ η δ ν ο ,μ ὲτρίβεσ ῖσ ι· ο ϰ α θ εϰ ν ἀ έ θ λ ι α δ ς ν ίϰ ι ε τ ισ ο ηδ ᾽ἶσ τέρ ο ᾽ἀνελόν ᾽ἀμφ ί.“ ιο α ινἈ χ ω σ ύ ε λ ιἀεθ ἔρ θ ο εσ χ ὶἄλ α ϰ α ρ φ ᾽, ὄ ·λ
So besteht die Möglichkeit, daß auch der Waffenstreit von der Ilias gekannt und berücksichtigt ist1. Auch die anscheinende Umkehrung der Kampfgemeinschaft beider Helden im Λ im Verhältnis zur Rückzugsszene der Aithiopis könnte die Gleichheit der beiden Helden betonen und daher als Indiz für die Bekanntschaft des Iliasdichters mit dem Aithiopisstoff gewertet werden.
(Kleine Ilias) fr. 1 (I)
Keine Belege in der Ilias.
fr. 2 (V)2 1. Π 140ff. (vgl. Beleg Nr. 7 zu Proklos 2) Die Stelle scheint die vorhomerische Rolle der Lanze vorauszusetzen. 277. Φ 2. Υ 162. Χ133 (vgl. Beleg Nr. 8 zu Proklos 2) Es gilt dasselbe wiezu Beleg Nr. 1. 1 Vgl. o. S. 81 f. 2 Daß dieses Fragment im Schol. Pi. N. 6,85b nicht zur Memnongeschichte gehört, obwohl die Pindarstelle selbst auf diese Bezug nimmt, hat in eingehender Diskussion ED. FRAENKEL 244 ff. erwiesen.
Die kyklischen Epen und die Ilias
336
Da unbekannt ist, in welchem Zusammenhang die Kleine Ilias auf die Lanze einging, kann nicht entschieden werden, ob dieIlias neben derFunktion der Waffe als Telephoswaffe noch eine posthomerische Funktion kannte. Proklos 69, fr. 3 (II), Apollod. Epit. 5,6
1. Ψ 708ff. Vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 68. Sonst keine Belege in der Ilias. Evtl. setzt auch die Figur des konzilianten Nestor in der Ilias seine Rolle als Schiedsrichter bei der ὅ π ω νϰ λ ρ ίσ ιςvoraus.
Proklos 70, Aithiopis fr. 2 (II), Iliup. fr. 2 (V)
833ff. 1. Λ
δ ὲΜ α ν ςἠ ιο ω , χ ά είρ λ α δ ο ρΠ ὰ γ ν ὶμ ὲ τρ ο ἰη ινὀ ϰ σ ιἕλ ο μ α ςἔχον ίο τ α , ισ ίῃ λ ὶϰ ν νἐ ὲ νμ τὸ ςἰητῆ ν ο ο μ ρ ς... ο ύ νἀμ τὸ ὐ ὶα α ν τ αϰ ΐζο η ρ χ Hier werden, ähnlich wie schon im Schiffskatalog, Machaon und Podaleirios als Ärzte vor Troia genannt. Podaleirios wird sonst in der Ilias überhaupt nicht erwähnt, aber gerade hier als Arzt der Achaier wie selbstverständlich eingeführt. Mit der Person muß aber auch eine Rolle desArztes, eine Aristie sozusagen, vorgegeben sein (es gäbe keinen Grund für den Iliasdichter, hier den Podaleirios zu erfinden). Und da bietet sich aus der umfangreichen Mythentradition nur die Diagnose auf Wahnsinn an, die Podaleirios in der Iliupersis als erster bezüglich des Aias gestellt hat. So kann also die Anwesenheit des Podaleirios vor Troia, wie sie in der Ilias geschildert wird, als ein gewisses Indiz für die Bekanntschaft des Iliasdichters mit der Erzählung von Aias’Wahnsinn gewertet werden, jedenfalls so lange, als nicht ein besserer ‚Podaleiriosmythos‘ nachweisbar ist, der das Auftreten des Podaleirios in der Ilias angeregt haben könnte. Absolute Sicherheit ist natürlich nicht zu gewinnen1.
Die Mißhandlung des Beuteviehs der Achaier durch Aias ist aus der Ilias naturgemäß weder direkt noch indirekt zu belegen.
fr. 4 (III) Keine Belege in der Ilias. Proklos 71 Keine Belege in der Ilias. Vgl. auch zu Proklos 5. 1 S. o. S. 114.
Posthomerica
337
Proklos 72
1. Β721ff. ϰ ε ῖτ ῳ οϰ ρ α τ έ ρ λ λ ἀ σ ή , ν νν σ ω ά χ νἐ π α ὲ ε γ ᾽ἄλ ᾽ὁμ ῳἐ νἠγα θ μ ν ή Λ έῃ ςἈ ινλ ιμ ίπ ἷε ο νυ ,ὅ θ ν ιῶ α χ ῷ ὀ λ ο ό ἕ λ ϰ ε ιμ ο ν ϰ τ ϰ φ ίζο α θ α ρ χ ν ο ο ςὕδρ υ ο · ν θ ἔ ν λ ο ιἔμελ θ α εσ σ ή ῖτ᾽ἀχέω ε εϰ ὲμν α δ χ ᾽ὅγ ντά Ἀ ρ γ ε ῖο ιπ α ρ ὰ η υ ν σ ὶ·Φιλοϰ τ τή α . οἄνα ϰ το ς
Hier haben wir eine Anspielung auf die Rückholung des Philoktet. Da Philoktet zu einem bestimmten Zweck auf einen bestimmten Anlaß hin zurückgeholt worden sein muß, ist anzunehmen, daß auch die Prophezeiung des Helenos1, durch den Bogen des Herakles werde Troia fallen, in der vorliegenden Quelle ähnlich wiein der Kleinen Ilias erzählt war. Proklos 73, Iliup. fr. 2 (V) 1. Λ502 ff.
Mp.
ρ έρ ε μ αῥ ινὁμ ιμ ῖσ ίλ ε ὰτο ε τ νμ έ ζ ω ν ὲ ρμ ω τ ϰ Ἕ
ΐθ γ ε νδ ἔ χ ω έ ,ν ῃτε ν ύ ς γ α γ σ λ α ο εφ ά · π ζ α π ᾽ἱπ ᾽ἀλά ο ὐ δ ί, ιἈχα ιο θ ῖο ο υδ οϰελεύ τ ν ζο ω ά χ π ν ᾽ἄ ὴἈλέξα ε ἰμ ν δ ρ ο ςἙλέν η ςπ ό σ ιςἠυϰ ιο ο μ ό π α ῦ σ ε νἀρισ τεύ ν ο τ αΜ α χ ά ν έ ο ν αλα α , ποιμ ν ῶ , λ ὼ νϰ λ ιβα ιγ ώ α ιὸ τρ ιν τ ὰδεξ χ νὦ μ . ν ο ἰῷ
Hier scheint auf Ereignisse der Persis Bezug genommen zusein. Der dortigen Heilung des Parisüberwinders Philoktet durch Machaon entspricht hier die Verwundung des Machaon durch Paris. So kann nunnachträglich die Tötung des Paris durch den geheilten Philoktet wie eine vom Schicksal gefügte Vergeltung für die Verwundung des Machaon erscheinen. 2. Λ514 f.
ἰη τρ ὸ ὴ λ ρπ λ ῶ ο ςγ νἀ ὰ ν ρἀ ιο ν τά ςἄ ν λ λ ω ξ
ἰο ύ ςτ᾽ἐϰ . ιν ίτ ε π ἐ σ σ ά ιν π α ε ϰ ν α μ μ τά ρ ά φ ια π ᾽ἤ
Hier wird im Hinblick auf Machaon dem Arzt speziell die Fähigkeit zugeschrieben, Wunden zuheilen, wozu man schon im Altertum unter Hinweis auf das Iliupersisfragment mit Recht bemerkt hat, daß damit keineswegs jegliche ärztliche Tätigkeit gemeint sei. Die Rolle desMachaon in derIlias ist nun etwas blaß. Machaon heilt denMenelaos vomPandarosschuß, tritt aber sonst ärztlich nicht in Aktion. So erwartet man,ähnlich wie für Podaleirios, eine ‚Aristie‘, d. h. eine besondere ärztliche Tat, für 1 Über Helenos als Seher s. o. S. 246 m. Anm. 4. Mit der Helenosprophezeiung kann auch vor Homer schon die ‚Kalchasprophezeiung‘, die zu ihr führt (Apollod. Epit. 5,9), zusammengehangen haben.
Die kyklischen Epen und die Ilias
338
Machaon in AH oder PH. Das Lob, das hier Idomeneus dem Machaon spendet, mußauf irgendetwas Besonderes gegründet sein. Und da bietet sich aus der mythologischen Tradition nur die Heilung des Philoktet an. Sie mußin irgendeiner Form vorhomerisch sein, da die sicher übernommene Aussetzung des Philoktet auf Lemnos wegen einer schwärenden Wunde sowohl ein späteres Seherwort voraussetzt, das den Entschluß, ihn zurückzuholen, auslöst, als auch eine Heilung von besonders kompetenter Seite, damit der Grund, dessenthalben er ausgesetzt wurde, hinfällig wird. Und wenn die Ilias ohnehin irgendeine Machaontat kennen muß, ist es naheliegend, daß sie die Heilung des Philoktet schon in der Version der Kleinen Ilias bzw. Iliupersis kennt, nach dersie von Machaon durchgeführt wird1.
So ergeben verschiedene Überlegungen die hohe Wahrscheinlichkeit, daß Homer den Inhalt von Proklos 73 unddemFragment gekannt hat. Auch der Zweikampf des Philoktet gerade mit Paris liegt nahe, weil Paris nun einmal der repräsentativste Vertreter der Troer ist (wenn Hektor ausscheidet). Stimmt man diesen Argumenten zu, so ist sehr bezeichnend, daß es in der Ilias gerade Paris ist, der den Machaon verwundet, eben den Machaon also, der in Kürze seinen eigenen Überwinder Philoktet heilen und kampffähig machen wird. Dichterisch handelt es sich also gewissermaßen um eine ‚vorweggenommene Rache‘. Dabei magdahingestellt bleiben, ob es sich umeine bloße Assoziation oder eine bewußte Kombination handelt. Proklos 74
1. Χ367 ff.
Mp.
ἦῥ α ,ϰ α ὶἐ ϰ ν ε ϰ ρ ν ο ῖοἐρύσσ γ , ἔ ο ς ο ε χ ϰ α λ τ ο ά χ ϰ α ὶτ όγ η χ νἔθ ε θ ε ᾽ἄνευ χ α λ ύ ᾽, ὁδ ντεύ π ω ᾽ἐσ μ ᾽ἀ ᾽ὤ , ν ςἈχα α τό ιῶ ἱμ ε ν α ἷε τ ἄ νυ ο μ ίδρ α ιδ ερ λ ὲπ ο λ ὶθ ή ο α η ν ἳϰ σ ὸ η τ α γ ν τ ςἀ οφ ο α ὶεἶδ ὴ νϰ υ · . η τ σ έ ρ α επ ο ρ ίγ ς ·᾽ο τ ὐ ϰτο δ Ἕ τη υ ο ν ἵτιςἀ ο α ρ ᾽ἄ ὧ δ εδ έτιςεἴπ ν ο λ λ νἄ ίο εσ σ ϰ ὼ η ε νἐ νἰδ λ ςπ „ὢ π ό π ο ι, ἦμ ά λ αδ ὴμ α λ α ϰ ώ τε ρ ο ςἀμφ α φ ά ι σ θ α ·α .“ έῳ λ η ὶϰ ρ υ ῆ α νπ ςἐνέπρη ε τ σ ω εν ρἢὅ τ ϰ Ἕ Die Mißhandlung des Leichnams Hektors durch Achilleus und die übrigen Achaier hat in der Mißhandlung des toten Paris durch Menelaos eine Parallele. Eine Priorität des Motivs in dem einen oder anderen Zusammenhang kann nicht festgestellt werden. 1 Vgl. auch S. 115.
Posthomerica
339
Proklos 75 1. Χ226 ff.
Mp.
Athene nimmt die Gestalt desDeiphobos an undspiegelt demHektor in seinem Kampf mit Achilleus auf diese Weise eine falsche Sicherheit vor. Die Szene zeigt, daß zwischen Hektor und Deiphobos eine besondere Verbundenheit besteht, die auch durch das Bruderverhältnis äußerlich gegeben ist. Das charakterisiert den Deiphobos als einen der ersten Helden der Troer. Einmal ist er auch unmittelbar mit Paris zusammen genannt (Ν 251). So wäre es auch von der Ilias her gut 490, vgl. auch Ω denkbar, daß Deiphobos nach Paris’ Tod die Helena zur Frau nimmt. Beweisen läßt sich natürlich nichts.
Proklos 76, fr. 5 (IV)1
1. Υ 326ff. (vgl. Beleg Nr. 2 zu Proklos 27) ἠ ὲτὸ νὃ ςΣ ϰ μ ῳ ο ιἔ ν ιτρέφ ιφ α ο ςυἱό ίλ τ ε ρ ύ , ς ή . ς ειδ ςθ εο ε ἴπ ο υἔ ο εΝ εο π ε μ τ λ τό ιζώ ιγ ε ι ε ε σ ινἐώ σ π θ λ ὶνμ ὲ ρ ιθ υ μ ὸ ὶσ π νγ ο ςἐ ν τή ά ρμ ο μ νἐ ἶο ὲφ π ιἀ θ ίσ ιο εσ θ α το ό β ο π ςἱπ ο ε ᾽Ἄργ ι, α ενέεσθ δ ν ὶΤρο ίη ν θ ῦἐ ὐ το α εΦ έτ ὲδ ίῃ ,σ ῇἐ ν ὶν ὶμελα η ῃ ίν ὡ ςἄ νμ ο ιτὸ ο νπ ῖδ α θ α Σ ϰ υ ρ ό θ ε νἐξα ςἕϰ , α τ α σ ιςϰ ἱδείξεια α ίο γ γ ά ο ϰ τῆ ινἐμ σ ὴ . α μ νδμ ῶ δ γ α έ ε ςμ φ ὲ ερ ῶ ὶὑψ α εϰ ςτ ά Die Stelle zeigt, daßNeoptolemos’ Geburt undwohl auch seine Rolle, die er im troischen Krieg noch spielen wird, schon aus Quellen bekannt ist. Insbesondere ist das Eingehen auf die Möglichkeit, daß Patroklos Neoptolemos von Skyros nach Phthia bringen undihm sein Erbe zeigen könnte, dichterisch dann sehr wirkungsvoll undgut erklärbar, wenn das spätere Eingreifen des Neoptolemos vor Troia vorausgesetzt ist, wo Neoptolemos schließlich in anderem Sinne das ‚Erbe seines Vaters‘ übernimmt. Genaueres ist der Stelle nicht zu entnehmen.
Proklos 77
65ff. Mp. 1. Ψ Die Erscheinung des Patroklos steht in einer ungefähren Parallele zudem Erscheinen desAchilleus vor seinem Sohn. Ob daraus auf eine Beziehung irgendeiner Art geschlossen werden darf, die zwischen beiden Szenen bestanden hätte, ist zweifelhaft. 1 Das Fragment stand offensichtlich in einem Exkurs. Das ergibt sich schon aus dem rückweisenden ἐϰ ςin Vers 2. είν η
340
Die kyklischen Epen und die Ilias
Proklos 78, fr. 6 (VI) Keine Belege in der Ilias1.
fr. 7 (VII) Keine Belege in der Ilias. Vgl. Beleg 1 zu Proklos 73.
Proklos 79 Keine Belege in der Ilias2.
Proklos 80 Keine besonderen Belege. Vgl. Proklos 81.
Proklos 81
ν ῶ η ν ίω ρ π ὰ λ ιν α α ξ π α ιτ ε ιἔπ ντο ο ῦδἄ τ ϰ ἐ ιο ὶ ἰςὅϰἈχα έ ς ,ε ερ π ιδιαμ νἐ ὼ γ ύ τε ιμ ἰὲ α χ ο ᾽ὺἕλο β ο υ ν ίη ςδ . ιὰ λ ς ά η α Ἴλ ιο νἈθ να ἰπ ιε ᾽ In dieser großen Vorhersage des Zeus ist bereits auf das Ende Troias Bezug genommen. Die Pläne der Athene, nach denen Troia genommen wird, können sich nur auf den Bau des Hölzernen Pferdes beziehen. So ist auch diese Geschichte von der Ilias eindeutig vorausgesetzt. 664 ff. 838ff. 2. Ψ Auch die Gestalt des Epeios ist offenbar schon in der Charakterisierung, die auf die Kleine Ilias zurückgeht, aus einer Quelle bekannt3. Proklos 82, fr. 8 (VIII) Keine besonderen Belege4. Das Auftreten des Thoas widerstreitet dem Thersitesstreit in der Aithiopis, und es weist auch nichts darauf hin, daß es Homer schon aus einer Quelle bekannt ist5. 1 Vgl. o. S. 213 (Nr. 6). 2 ebd. (Nr. 4). 3 S. o. S. 132. Epeios nennt sich bei seiner Herausforderung zum Faustkampf unkundig im Kampf. Seine Worte 670 f. scheinen Ausdruck eines Minderwertigkeitsgefühls zu sein. Er sagt dort: ἦο ὐ χἅ λ ι; ο α ιςὅ μ ὐ δ ο ύ ε ιδ ν τ ςἐπ η ά ςἦ τ χ ω π ιμ α ρ ᾽ἄ ἐ νπ ά ι. α ν θ έσ εν τε γ α αφ τ ῶ σ ν ο σ μ ή ιδα ισ ο γ ᾽ἔρ
Der Faustkampf soll offensichtlich dazu dienen, sein Renommee wieder zu stärken. Während er im Faustkampf den Sieg davonträgt, macht er sich schon bei seiner Beteiligung am Soloswurf wieder lächerlich (840). Da er nicht genauer eingeführt wird (er heißt 665 nur Sohn des Panopeus, eine Herkunftsangabe fehlt), ist es wahrscheinlich, daß dem Iliasdichter schon die Rolle bekannt war, die er in den kyklischen Gedichten spielte: die Rolle des tölpelhaften Knechts und Feiglings, dem Athene aus Mitleid zur Erfindung des Hölzernen Pferdes verhilft. Daß das Bild des Epeios in der Ilias das Sekundäre ist, ergibt sich auch aus der nur andeutenden Art der Charakterisierung (nur 670f. 840 sind für ihn bezeichnend), die für den Entwurf der rekonstruierbaren Epeiosgestalt des griechischen Mythos (wie sie schon vor der Komödie zu fassen ist) keine ausreichende Basis hätte ab4Ο Vgl. auch o. S. 220 Anm. 3. geben können. 569 S. ff. o. S. 143 ff.
1.
Posthomerica
341
Proklos 83, fr. 9 (IX), Iliup. fr. 1 (I)
1.
Ζ 86
ff.Ἕ ὲδἔπ ε τέρ ε ο , εἰπ χ εμ δ ιτ α ε ὺπόλιν ρσ ὰ τ ,ἀ ρ το ϰ ὲξυ ν ά γ ῇἡδ ο υ σ αγερ α ι᾽ ὰ ς η ισ μ τέ ρ ὶἐμ α ῇϰ ι δ ο ς ν π ό λ ε ι ϰ ἐ υ ώ π α ςγλ ίη α ν η η ὸ νἈθ ν ἄ , ῃ ρ ϰ · ιο ο , ῖοδόμ ο ρ α ςἱερ ύ ιθ ῖδ η λ ϰ α α σ ἴξ ο δ ιχα έ γ ισ ἱδοϰ ὲμ π έ ε σ τα έ ιέ ν το ςἠ λ ο ρ π ,ὅ ςο τ ο ς ῳ ϰ ίο α ἱπ ο λ ὺφ ίλ τα ρ γ ά ε τ ο ςα ὶμ ὐ τ ε ἶν ιἐ ν α ῇ , ὶγούνα ςἐ ινἠυ ν ίη σ η α π ιἈθ ε ῖν α θ ϰ , ιο ο μ ό ϰ α ῷ ίο ἱὑπ ο σ α ο χ έσ ιδυοϰ ίδ ε ϰ η ῦ θ α αβ ν ὶν ςἐ ἤ ν ιςἠϰ έσ τ α ςἱερευσέμ ε ν ,α ἴϰἐλε ῃ ή σ ἄ ὶΤρ σ α ώ ω νἀ υτ τ εϰ ή λ ια π ό ὶν α ςϰ τέϰ χ υ ο ν α .
᾽
Hier rät Helenos demHektor, zuveranlassen, daß der Athene ein Peplos als Opfer dargebracht wird. Die Stelle setzt die Anwesenheit des Palladions in Troia voraus. Es besteht eine Wahrscheinlichkeit, daß Proklos 83 ganz vorausgesetzt ist. Proklos 84, fr. 10 (XXII)
Keine Belege in der Ilias. Proklos 85, fr. 11 (XII)
Keine Belege in der Ilias.
(Iliupersis) Proklos 86 Keine Belege in der Ilias.
Proklos 87
Keine Belege in der Ilias. Proklos 88
1. Ν Mp. 362 ff. 424 ff. In der gegensätzlichen Charakterisierung des Othryoneus, der um die Priamostochter Kassandra freit, unddesAlkathoos, der mit derAnchisestochter und Aineiasschwester Hippodameia verheiratet ist, spiegelt sich vielleicht bereits der Gegensatz der Aineiaden und Priamiden, der vor allem in ihrem gegensätzlichen Schicksal in der Iliupersis seinen Ausdruck findet1. Othryoneus und Alkathoos (schon Μ 93 einmal erwähnt) 1 So sagt W. H. FRIEDRICH 22 m. Anm. 2: „Dem hoffärtigen Möchtegernschwiegersohn ς τ ο , der wohl wert ist, die schönste und geliebteste Tochter ισ ρ ρὥ ὴ ν des Priamos wird der ἀ des Anchises zu heiraten, absichtsvoll genug gegenübergestellt.“Als Gegenbild zu Hektor faßt dagegen den Alkathoos auf STRASBURGER 74.
Die kyklischen Epen und die Ilias
342
sind höchstwahrscheinlich beide Erfindungen des Iliasdichters, wie ihr Tod imN undihr starker ‚Funktionswert‘nahelegen.
2. Ν 460
f.
α ἰε ὶγ ρΠ ὰ ρ ιεδ ν εμ ή ἐπ ῳ ιά ίῳ , μ ν . ε ρ ιτίεσϰ τ ε ὔτ μ α τ ινο ϰἄ ν σ ε ν ο ὕ νἐό ὸ λ ᾽ἀνδρά ᾽ἐσθ Auch hier (es ist von Aineias die Rede) ist auf einen Gegensatz zwischen ᾽ Aineiaden undPriamiden angespielt. Damit kann gleichzeitig schon das unterschiedliche Schicksal beider Familienzweige bei der Eroberung vorausgesetzt sein. Vgl. Beleg Nr. 41. .......
Mp. 332 ff. 3. Υ158ff. Υ Dieganze Begegnung zwischen Achill undAineias ist vielleicht als Motivparallele zum Entkommen des Aineias in der Iliupersis anzusprechen. Hier wiedort entkommt Aineias der Katastrophe. Demabschreckenden 332 ff. ςin der Iliupersis entspricht hier die Warnung des Poseidon Υ ρ α τέ Gleichzeitig mag auch die antehomerische Begegnung des Achill und Aineias, auf die Achill 187ff. selbst anspielt (vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 43) die Iliasszene beeinflußt haben.
300ff. 4. Υ
ν , μ ε ω γ ά γ υἀ ο τ ά ν θ α ϰ ὲ π ινὑ λ λ ἀ ρμ έ θ ε γ ῖςπ ε ᾽ἄ ᾽ἡμ ς ε νἈχιλλ ὺ ε ἴϰ ε ςϰ ο λ ι, α χ ώ η τ α ε σ ήπ ω ςϰ α ὶΚρονίδ μ μ ό ρ ι μ ο ν δ έο ἵἐσ τ ῃ ι, α εϰαταϰτείν ᾽ἀλέασθ δ ν τό ·ςγεν ι τ α η α ὶἄφ ὴϰ ςὄλ ν ο τ α ε μ ο ὴἄσ ερ π αμ ὄ ρ φ , ν α ίδ ω α τ οπ ίλ ὶπ ρ ν νφ τ ω ε ά ςπ η ν ο υ Δ α ρ δ ά ,ὃ νΚρονίδ . ν ω η τά ν ντ εθ ῶ ιϰ ν νἐξεγένο ογυνα τ ε ἳἕθ ο ἤ ηγ δ ὰ ν ἤ ρΠ ίω ν η ρ ν ρ εΚ ρ χ θ ο ιά ὴ μ ε ο υγεν ι ε · εσ ξ σ ινἀνά ίηΤρώ ἰν ία ὴΑ ε οβ ὲδ ν νδ ῦ ι. ν τα εγένω θ ισ ετό π νμ ϰ ε α ὶπ α ίδ ω νπ ίϰ α ῖδ , το ε ς
Poseidon seine Sorge umden von Achilleus gefährdeten Aineias zum Ausdruck. Sie enthalten die berühmte Prophezeiung vomUntergang derPriamiden undvomWeiterleben derAineiaden. Es kann aufgrund dieser Stelle kaum bezweifelt werden, daß die Flucht des Aineias undseiner Leute aus der Stadt vor der Einnahme hier schon beim Hörer als bekannt vorausgesetzt ist; ob in der Fassung, die Proklos für die Iliupersis angibt, kann freilich nicht entschieden werden2.
In diesen Worten bringt
Proklos 89
Keine Belege in der Ilias. 1 Den Zusammenhang beider Belege erwähnt auch VONDERMÜHLL 216. 2 Zu Aineias s. o. S. 283 Anm. 1, S. 326 Anm. 3, S. 330 Anm. 2.
Posthomerica
343
Proklos 90
1. Β29 ff. (~ 12ff. ~ 66ff.) ινεὐρυ λ ό γ ιςπ ά γ ο ια ν υ νἕλ ε ... ν νγ ά ρϰ ῦ Τρ ώ ω νο μ δ ώ α τ᾽ἔχον ια ρἔ ὰ τ ὐγ π μ ύ λ ς ε τ ὶςὈ φ μ ᾽ἀ ρ ὰ γ ν ε ἅ ψ ν π θ ά α ἀ τ ι μ α ο ν α ν τ γ ρ ζ α φ ά ο ς έ ν ι τ α π · ἐ · δ ε ή ι ὲϰ α τ π ῆ ιδ ᾽ἐφ σ σ ε , Τρώ η ηλισσομέν ρ Ἥ ιό ϰΔ ἐ ς· ἀ η δ έσ λ λ ὰσ ί, μ ή θ η ὺσ ελ ε σ εφ ρ ῇ ινἔ χ σ ίτ ε ω ,ε ἱρ ὖ α ῃ τ . ή ν ςἀ ο ν νὕπ ω ίφ ρ λ ε εμ νσ ᾽ἄ
In diesem Trugtraum des Zeus wird dem Agamemnon vorgegaukelt, er könnte jetzt Troia nehmen. Dieser an sich trügerische Traum impliziert aber, wenn manihn mit denfolgenden Belegen zusammennimmt, bereits das Ende Troias (zu einem späteren Zeitpunkt).
2. Β37ff.
ινἤμ λ ό υπ ο α μ τιϰείν ιά ῳ ρ ρὅγ ὰ ινΠ ῆγ ε σ ή φ ἱρ ᾽α ιο ή π ς ν ,ο ὐ δ ὲτ ᾔ δ ηἅῥ ε ή τ ὰ δ οἔρ ε ὺ ςμ αΖ γ α · η έμ ε σ ν θ α ιγ ὰ ρἔμελ λ ε νἔ τ εστονα τ ά χ ά ςτ ε ε γ ᾽ἄλ Τρ ω σ ίτ εϰ α ὶΔα ν α ο ῖσ ιὰ ϰ ρ ιδ α τε ρ ὰ ςὑσμίν α . ς
Auch hier wird durch das ἔ ι(39) impliziert, daß das Ende Troias zwar τ kommen wird, aber erst nach vielen Verlusten (aufgrund des Zeusplans)1.
3. Β111ff. (= Ι17ff.) Ζ ε ύ ςμ εμ έ γ αΚρονίδ εβα η σ ρ ῃἐν έδ ςἄ η ε τ ίῃ , σ ιο έ τλ χ ς ,ὃ ςπ έσ ιὑπ ε τ οϰ ὶϰα ρ ο α χ ὶνμ έ νμ τέν ευ σ ε ν ιο Ἴλ νἐϰ π έρ σ α ν τ᾽εὐ ι, θ α έεσ ν ο π νἀ ο ε τείχ ὴ νἀ ν νδ ῦ ὲϰα ϰ π ά τ η νβουλεύ σ α τ ο ,ϰ α ίμ εϰελεύ ε ι δ υ ϰ σ λ έ αἌρ νὤ ὺ λ λ ὶπο ε ε γ ι, ἐπ σ ο ςἱϰ α α λ έσ θ α ό ν .
Hier erwähnt Agamemnon ein früheres Versprechen des Zeus, Troia zu nehmen. Das mag sich auf das Zeichen bei der zweiten Abfahrt von Aulis beziehen (Beleg Nr. 5), oder, was unwahrscheinlicher ist, auf das Sperlingswunder bei der ersten Versammlung in Aulis (Beleg Nr. 4)2.
4. Β299ff. (vgl. Beleg Nr. 2 zu Proklos 23) Odysseus erinnert hier an das Sperlingswunder bei der ersten Heeresversammlung in Aulis, aus demhervorgeht, daß Troia im zehnten Jahr der Belagerung fallen werde. Die Stelle umreißt den Rahmen des Geschehens, in dendie Ilias gestellt ist. Indem hier auf die erste Sammlung in Aulis verwiesen ist, wird gleichzeitig das Ende des Krieges sichtbar, dasin der Einnahme der belagerten Stadt gipfelt. 1 Vgl. Philologus 99 1955 171 m. Anm. 1.
2 Vgl. Philologus 99 1955 190.
Die kyklischen Epen und die Ilias
344
5. Β350ff. (s. o. S. 199) Auch bei der zweiten Abfahrt von Aulis gab es nach den Worten des Nestor ein Zeichen des Zeus, das ein siegreiches Ende des Kampfes verhieß1.
6. Δ5 ff. Zeus reizt seine Gattin Hera mit dem Gedanken, eventuell doch ein friedliches Ende des Kampfes herbeizuführen. Hera ist sogar bereit, ihre Lieblingsstädte Argos, Sparta und Mykene für die Einnahme Troias zu opfern. Schließlich willigt Zeus ein, die Troer zum Eidbruch zu veranlassen. Da deutlich ist, daßZeus nur, umHera zu reizen, denVorschlag macht, die Stadt des Priamos heil zulassen (18), ist das Ende Troias als im Grunde unverrückbar betrachtet. 7.
Δ
f.163f
ν ό μ υ θ ὰ τ α ὶϰ α ϰ α ν έ ρ ὰ φ τ α ϰ α ἶδ εο δ τό ὼ γ ρἐ ὰ ε ὖγ ὴ ςἱρ ιο τ ρὅ α μ ιἦ ῃἼλ α τ τ ε ο λ ἔσ σ ώ νπ ᾽ἄ ᾽ὀλ · , ιο ο μ ιά ρ Π ίω ςἐυμμελ ὸ α ὶλ α ςϰ ο μ ία ρ ϰ α ὶΠ , ν ίω ινα ρ έ , αἰθ ς ο γ ίζυ ςὑψ η έσ ιΚρονίδ ςδ ὺ φ ε Ζ ι σ ᾶ π α δ ί γ ἰ α ν ὴ ν ινἐρεμ σ είῃ σ ισ ςἐπ ὸ τ ὐ α . α τ σ ε τέλ ϰἀ ὐ ιο α τ ε σ ὲ νἔσ ὰμ ντ δ τῆ σ ςϰοτέω η τ ά π ᾽ἀ · durch Eidbruchs des wegen Troias Ende das hier Agamemnon erwartet den Pandarosschuß. Diese seherische Vorwegnahme der Zukunft durch Agamemnon ist poetisch nur sinnvoll, wenn der Dichter das Ende Troias vor Augen hat. 8.
Ζ
447
ff.εὖγὰ ν ό μ υ ὰθ τ α ὶϰ α αϰ ν έ ρ ὰφ τ α ϰ ἶδ α τό εο ὼ δ ρἐ γ · ὴ ςἱρ ιο τ᾽ἄ ρὅ α μ ιἦ α τ τ᾽ὀλ ε ῃἼλ ο σ ἔσ λ νπ ώ . ιο ο μ ιά ρ Π ίω λ ε μ ςἐυμ ὸ α ὶλ ςϰ α ο μ ία ρ ϰ α ὶΠ , ω σ ίσ π ςὀ ο γ λ ιἄ ε λ έ νμ ο σ ντόσ ω λ λ ἀ ώ ιΤρ ο ὔμ ᾽ο
ς ο τ ϰ ιοἄνα ο μ ο ιά ὔ τ ρ εΠ τ ςἙ ῆ τ ὔ ὐ ςο ᾽α η ϰ β ά ὶ ο λ θ σ ἐ ὶ α ϰ ε τ ς ε έ λ ο π ν ε ϰ ἵ ο , ν ή ω τ ν ιγ σ εϰα ο ὔ τ , ιν π νὑ έσ ιε ο ιδυσμενέεσσ ιπ σ σ ά δρ ν νϰονίῃ ἐ ᾽ἀ ῦ... ε νσ ὅ σ ο σ derIlias, spricht hier Hektor Mitdenselben Worten wieAgamemnon imΔ von seinem Wissen um Troias Untergang. Auch an dieser Stelle ist der tatsächliche Untergang Troias impliziert, d. h. beim Hörer als bekannt vorausgesetzt. Die weiterführenden Worte Hektors an Andromache, daß er nicht so sehr um Hekabe, Priamos und seine Brüder als um sie Sorge trage, machen wahrscheinlich, daß gerade auch der Tod dieser Personen in der Vorlage Homers behandelt war. 1 S. a. Beleg Nr. 1 zu Proklos 32.
Posthomerica
350ff. 9. Η
345
α θ δ ε ῦ τ᾽ἄ τήμ ὶϰ α νϰ η τ᾽, Ἀρ νἙλέν ε γ μ ίη ε ᾽ἅ γ ῇ τ ὐ ᾽α ινἄγεινν μ ε σ δ ώ ο νἈτρεΐδῃ ῦ νδ ὰ τ ισ π ια ϰ ᾽ὅρ ψ ε υ σ ά μ ·ῶ ε ν ο ιμ α χ ό μ εσ θ α ·τ ύτιϰ ο ὔν ῖν μ νἡ ιο δ έρ ῥ ὴ . ε δ μ ὧ ι, ἵν α έξο μ ε ν α θ έεσ ιἐϰ α μ τελ ο π λ ἔ
In der Warnung Antenors, die Helena nach dem Eidbruch durch den Pandarosschuß zu behalten, spiegelt sich bereits das Ende Troias. 10.
Η
400
ff.
ή μ τἄ θ ω ιοδεχέσ ο ρ δ ν ά τ᾽Ἀλ ξ α έ μ τή νϰ ῦ ρτιςν μ ή θ ιό ςἐσ π ή , τιν ά λ ςμ ν α ὶὃ νδ α ὸ ὲϰ ω τ ν νγ η ᾽Ἑλέν ᾽δ ηΤρώ ὡ ςἤ ε σ ινὀλέθ α τ ρ ο υπ είρ ι. α τ π ῆ ᾽ἐφ ·σ
Die Stelle nimmt das Motiv des Belegs Nr. 9 wieder auf. Auch Diomedes empfindet, daß der Pandarosschuß das Ende Troias bedingt. Dieses ist somit vorgegeben. 11. Μ10 ff.
ν ι᾽Ἀχιλ ή ὶμ α νϰ η ὸ ςἔ ρζω ω τ ϰ ὲ νἝ αμ ὄ ρ ς ὺ ε φ λ ϰ α ὶΠ ρ ιά μ η ϰ ο ν το ςπ ιςἔπ ιοἄ α τ ό ςἀ θ ο λ ό ρ π λ ε ν , νἔμ ιῶ ῖχ α τε ςἈ χ . ο ν α γ ε έ τό ρ α ὶμ αδ φ νἦ ὲϰ ο δ ε π ν ο νθά νὅσ α ὐ τ ὰ ρἐπ ω ιἄ ρ ισ ώ σ ο το ε νΤρ ι, ὶϰ ὲ α ὰμ τ λ λ ο ὶδ π ο ο ν τ ο , ὲλίπ ,ο ν ἱδ ε μ νδά ὲ ἱμ νο ίω ε γ ᾽Ἀρ ῷ , ῳ ἐ ν ια υ έρ θ ε τ π τ οδ ιοπ ιά μ ό ὲΠ ρ ιςδεϰ ο λ ά τ Ἀρ γ ε ῖο ιδ ἐ ίδ υ ὶφ η σ νἐ τρ α η ςπ ίλ νν , ν α σ η ᾽ἔβ ὴτό τ εμ η τιό ω ν τ οΠ ο ὶἈπ ν σ ειδ α ω ά ω νϰ ό λ λ δ ᾽λδῦν ι. α α ςἀμ ο τεῖχ
Hier ist von einer Beratung des Poseidon und des Apollon nach der Zerstörung Troias die Rede. Offenbar handelt es sich umein ‚Autoschediasma‘ auf dem Hintergrund des in einer Quelle geschilderten Endes der Stadt. 12. Ν622 ff.
η ςτ β η ςμ εϰ ὲ νλ ώ α λ ἄ λ ὶα εῖς ἴσ , υ ε ϰἐπ ςο ιδ ε χ ο ὐ
ῷ μ υ ιθ ς έτ ε ,ο δ ν ὐ ύ ϰ ὶϰ ε α , ϰα θ σ α ή σ β ὲλω μ νἐ ἣ Ζ η ν ὸ ςἐριβρεμ έ τ ε ω ὴ νἐδείσ ῆ χ α ν ιν λ ε π α εμ τ ίο υ ,ὅ ή ν . ξ ειν ςτ έπ ο τ ἰπ ινα λ ιπό ε σ έρ θ ιδιαφ μ μ ᾽ὔ Hier leitet Menelaos aus demBruch des Gastrechts durch Paris die Gewißheit ab, daß Zeus dasEnde Troias herbeiführen werde. Ohne eine vorliegende Erzählung vonTroias Ende ist diese Schilderung nicht denkbar.
Die kyklischen Epen und die Ilias
346 13.
Ν
815
ff.
ἦϰ επ ο λ ὺφ ὴ ηπό ιςὑ μ λ θ έ ν ὖναιομ α ίηε . ητε έ ομ ν επερθ άτ σ ῦ ο λ ινἁ σ φ ῃ ὶνὑ σ ερ τέρ χ ε ᾽ἡμ ι, ὁπ π ό ν α ν ε τ εφ ω σ γ ο ίδ ύ ε νἔμμ ὸ δ ε ὶσ χ μ η ῷ φ τ ὐ ᾽α ισ ν θ ά το α ι α ιςἀ ή ὶἄλλ ιὶπ ὶϰ ο ἀ σ ῃΔ α τρ ρ ϰ ή ω νἔμεν ιϰα α ίτρ ιχ λ λ θ α ςἵπ ά π σ ο σ ο ν υ α ς , ςἰρ ιο δ ίο . ο ἵσ εδ επόλιν ςπ ε τ ιϰονίον σ υ ᾽οἴσο Auch in diesen Worten des Aias, die er in der höchsten Not demHektor entgegnet, spiegelt sich das Ende Troias. Zwar liegt es im Wesen solcher Scheltreden der Helden, auch falsche Voraussagen der Zukunft zum Inhalt zu haben, aber hier gewinnen die Worte des Aias doch eine tiefere Bedeutung, wie auch der Hinweis auf diebevorstehende (und tatsächlich bald eintretende) Flucht Hektors zeigt.
14. Ο 69ff. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 81) Hier prophezeit Zeus expressis verbis das Ende der Stadt1. 15. Ο212 ff.
ῷ · εθυμ όγ τ σ ω ή ειλ π ὶἀ α ἄ λ λ ,ϰ οδ έτο ω ιἐρ έ γ ςἀ ε λ ε ίη ς ίη , α ν η ὶἈθ α νϰ ε υἐμέθ ε ν νἄ ε ἴϰ α ς , ϰ α το ν ιοἄ το ίσ α φ ὶἩ α εϰ τ ίω ε ςἙρμ η ρ Ἥ Ἰλ δ ίο ῆ ὐ εφ ςπ ή υα σ ἰπ ειν ε ιδ τα ι, ο ι ε σ ή λ ε ᾽ἐθ ςἈργείοισ ιν , το ά ρ ϰ έ γ α ὲμ ιδ ι, δοῦ α ν α σ έρ π ἐϰ ἴσ τ ω το ῦ θ ο εσ ςχό λ ϰ ςἔσ ο ή τ ι. τ α ν ινἀ ῶ τιν ᾽, ὅ Poseidon besteht auf seinem Recht, daß Troia zerstört wird.
16. Π 707 ff.
ύτο ια ἶσ α ὔν ε ε ς· ο λ ϰ ό α τρ ὲ ςΠ , διογεν ο ε ζ ά χ ῷὑ π ὸδο νἀ ω γ ερ ώ σ υ ινπ ρ ὶπ έρ ώ λ ιΤρ ό θ , ν α ω χ ο ὐ δ . ν ω ν ί ε ν μ ὸ ἀ λ λ ὸ π ο έ σ ρ , ς ε π ο π ῆ ᾽ὑ ς ὅ ᾽Ἀχιλλ
In der Warnung desApollon, weder Patroklos noch Achilleus werde Troia nehmen, ist das Ende Troias wie selbstverständlich impliziert. 17. Υ29 f.
ν ῦ νδ , ς ε υχώ ῶ τ ια ἰν ο νἑτα α ίρ μ ὸ υ α ὶθ ὴϰ εδ τ ᾽ὅ λ δ ε ίδ ω μ . π νἐξα α ῃ ά ο ρ ξ μ ο έρ ὴϰ ςὑπ ὶτεῖχ α ο
ρ ο ν μ ο In der Befürchtung desZeus, Achilleus könne Troias Mauern ὑπ έρ zerstören, ist impliziert, daß es μ ο ῖρ α ist, daß erst nach Achills Tod Troia zerstört wird. Vgl. Φ 517. 1 S. u. S. 387.
Posthomerica
18. Υ 313ff.
347
ἤ τ ο ιμ ὲ νγ ὰ ρν ῶ ιπολ έ α ςὠ μ ό σ σ α μ ε νὅρϰ ο υ ς η ή ν ε , τ ιμ ϰ α ὶ Παλ λ π ὼ ὰ ᾶ σ γ ςἈθ ι, ἐ ισ το ά ν α θ ᾽ἀ ήπ μ ο τ α ϰ ρ ινϰα ὸ ε νἦμ ή σ , λ ε ξ ινἀ σ εσ ὶΤρώ π ᾽ἐ η δ μ υ ρ ὶπ ῷ π ᾶ σ δ η α ά τα ι ρ ε λ τ ό α π ᾽ὁ ίημ ο νΤρ ᾽ἂ ϰα μ ιο έ η ν , ϰα ίω ιδ σ ςἈχαιῶ ν . ἷε ιυ ιο ή ρ ᾽ἀ
Der Eid der Hera undAthene, der durch das Parisurteil ausgelöst wurde, nimmt Troias Ende vorweg. 19.
Χ
59
ff.
έο ν ν ιφ ο ρ τ τ νἔ ςδ ο ρ ὸ ν π νδύστη , ν ὲτὸ ο μ ᾽ἐ ᾽ἐλέησ η ςἐ π ὶγήρ ρΚρονίδ ὴ α νῥ ο ςο ,ὅ α τ ν μ ο ρ ο ὐ ύ σ απ δ δ ῷ α ἴσ ῃἐ λ λ ό ὰ π λ ϰ νἀργα α ϰ , ι ε σ ί θ ῃφ , έ α τ ν ό ιδ ᾽ἐπ ύ είσ α γ ςτ εθ α τρ α ἷα ςτ ς , υ ςἑλϰηθ υ ο ᾽ὀλλυμέν π ια ϰ α ὶνή α ὶθα μ έν υ ϊζο ο ς ,ϰ λ τέ μ υ ά ο ςϰερα ϰ ν α β α λ λ ό μ ε ν απ να ρ ἰν ο τ ὶγ α τῆ ῇδηιο ίῃἐ τι, 65 ἑλ ϰ ο μ έ ν ο α ςτ ο ὺ ςὀλ ενυ ὸχερ σ ὶνἈχα ςὑ ῇ π ιῶ ν . ν ε ρ ςπ ώ τ ῃ εϰύ σ ιθ ύ ρ ῃ α ὐ τ ὸ νδἂ νμ ό σ α τ ιν μ ύ νπ η έτιςὀξ μ σ ὠ ίϰ τ έ ϊχα , ἐπ α ε ὶἐρύουσ ιν λ ϰ ῷ ᾽ ὲβα λ ὼ νῥεθ μ ὸ έ ϰ θ υ νἕλ ω νἐ η τ α ι. ψ α ςἠ τύ 60
In der Mahnung desgreisen Priamos an seinen Sohn Hektor, vomKampf mit Achilleus abzustehen, nimmt die Vorahnung des kommenden Unheils den größten Raum ein. 20. Χ410 f.
τ ισ λ ά ν ὲμ ,ὡ ἰἅ ςε π α δ σ ιο τῷ α ϰ ίγ λ ρ ᾽ἄ νἐνα η ᾽ἔ ύ ιτ ιο οϰ ο α ςὀφ χ Ἴλ ὶσμ ρ τ υ π ε ό ρ υ σ α σ ᾽ἄ . ς η ρ ϰ Hier gebärdet sich Priamos so, als ob ganz Troia in Flammen stünde. Man muß verstehen „schon in Flammen stünde“ , sonst ist der Vergleich sinnlos. 21. Ω726 ff.
... π , ς ιςδ ά τω ὔ ςα ιο τινήπ ᾽ἔ νσ ντέϰ μ ε ύτ ὃ ο ινο ἴω έμ δ ὐ ι, ο ο ρ ο μ μ ά εδυσ τ ώ γ ᾽ἐ β ἥ η νἵξεσθ α ιπ εϰ α δ τ ιςἥ ρ ὶν γ ὰ ρπ ό λ ᾽ἄϰ ς η ρ ε τα π έρ σ ι... ·
Andromache sieht in ihrer Klage um den gefallenen Mann das Ende des Krieges und die Zerstörung der Stadt voraus. Dies Motiv ist wiederum ohne die Kenntnis desUntergangs der Stadt dichterisch sinnlos.
Während für die Rückkehr aus dem Versteck von Tenedos und den Ausfall aus dem Hölzernen Pferd keine Belege aus der Ilias beigebracht werden
Die kyklischen Epen und die Ilias
348
können (abgesehen von Beleg Nr. 1 zu Proklos 81), ist auf die Einnahme Troias im allgemeinen an äußerst zahlreichen Stellen angespielt. Dabei erscheint der Fall der Stadt als ein feststehendes Faktum der epischen Überlieferung. Die unter Nr. 1–21 aufgeführten Stellen sind nur diehauptsächlichsten Stellen1. In Wirklichkeit durchzieht die Beziehung des Geschehens auf den Untergang Troias die gesamte Ilias. Vor allem alle Stellen, woHera und Athene den Untergang Troias wegen des Parisurteils erstreben, wären noch zu nennen2. Daß das gesamte Epos diesen Untergang der Stadt aus Quellen kennt und voraussetzt, gehört wohl zu den wenigen unbestrittenen Fakten in der Frage der Vorlagen der Ilias. Aus diesem Grunde läßt sich gut die Frage anknüpfen, ob nicht in anderen Fällen die Dinge analog liegen
müssen.
fr. Kl. Il. 12, fr. Iliup. 4–10 (Kl. Il. XIII–XVI. XX) Keine Belege in der Ilias. Vgl. jedoch die Prosopographie in Kapitel II und III. Proklos 91, fr. Iliup. 11. 12 (Kl. Il. XVI)
1. Ζ 447ff. (447–449 = Δ 163–165) (vgl. Beleg Nr. 8 zu Proklos 90) Hier scheint nicht nur das Ende Troias impliziert zu sein, sondern auch das der Hekabe, des Priamos und der Priamiden in irgendeiner ganz bestimmten Form. Genaueres läßt sich nicht zu der Stelle sagen. 2. Υ306
ἤ δ ηγ η ρ εΚρονίω νἤχθ ὴ ὰ ν . ρΠ μ ο υγεν ε ρ ιά Im Rahmen der Prophezeiung vom Weiterleben des Aineias erwähnt Poseidon auch den Haß des Zeus gegen das Geschlecht des Priamos.
Diese ausdrückliche Erwähnung scheint ebenfalls eine detaillierte Darstellung des Endes Troias vorauszusetzen, die eine Darstellung des Priamostodes einschloß (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 88). 3.
Χ
59
ff.
Χ59–68 = Beleg Nr. 19 zu Proklos 90 ῆ α υ ςθ ρ α ζ ε ω ρ ύ ο ς , π ιτρα ισ γ ά ρ ο ε νμ νἐ ὓ ςτρέφ ο ο ῷ μ υ ε ὶθ ςπ ρ ύ ν ε λ σ ο τ σ ςἀ ε ν τ ιό ο ἵ ϰ ἐμ απ ἷμ να ὸ ῳ δ έτ επ ά ν τ ϰ είσ ο ν τ έ ι. ν ν ισ ο ε ρ ύ θ ιϰ ο ρ έο νπ ᾽ἐ ᾽ἐπ ᾽ ῳ ὀ ῷ ξ έ ϊχα ῳ , δεδα ϰ ϊγ λ μ έ ν ν έ μ ιϰ τα η ρ ἀ 1 Vgl. zu vielen dieser
Stellen auch DUCKWORTH 30 f.,
SCHADEWALDT Iliasstudien 153 ff.
2 Nicht erwähnt worden sind Stellen, wo ein rein subjektiver Hinweis einer Person auf 215ff. spricht Polydamas unbestimmt von bevordas mögliche Ende Troias vorliegt: Μ stehenden Verlusten (vgl. Philologus 99 1955 191), Χ485ff. bezieht Andromache in ihren Erwägungen über Astyanax auch Troias Ende mit ein, Ω 244ff. denkt Priamos in seiner Rede an die übriggebliebenen Söhne ebenfalls an Troias Ende.
Posthomerica
349
ῃ · ή ϰ ε ῖσ θ α ι· π ν ε ρ τιπ ν ό ,ὅ α ν ὰθ τ ά τ λ αδ ὲϰ α τιφαν εϰ λ ντ λ ν ἀ ιό εγένειο ντ ὴπολ ιό εδ ηπολ τ ρ ά ᾽ὅ ιογέρον ν ο έ το μ τα ς τ , ςϰ ῶ ε ν ἰδ α ιϰύ σ ω ν ύ χ ἰσ ᾽α ὴοἴϰ ε ιδειλ λ τ ο ρ α το ῦ τ οδ έ ιβ ῖσ ο τισ το νπ τ ο ῖσ ιν . Auch diese Warnung des Priamos mit ihrer ausführlichen Schilderung dessen, was die Troer nach Hektors Tod durch die bevorstehende Einnahme der Stadt erwartet, erklärt sich ambesten, wenn eine Schilderung von Troias Ende vorliegt, wobei freilich völlig offen bleiben muß, wieweit diese Vorlage mit der Iliasschilderung übereinstimmte. Das Ende des Priamos selbst scheint aber bekannt.
4. Χ408ff. (vgl. Beleg Nr. 20 zu Proklos 90) ᾤ μ ω ξ ε νδ ᾽ἐλεειν ὰπ ὴ α ρφ τ ίλ ο ς ,ἀ μ φ ὶδ ὲλ α ο ὶ ῷ τ ῇϰ ϰ ω ϰ υ α τ τ ὰ ἄ σ τ . υ γ ω ὶοἰμ α οϰ τ ν ᾽εἴχο δ ὲμ ά ισ ῷ λ τ ἰἅ τ π ςε α ,ὡ σ ν α ιο ϰ ίγ λ ρ ᾽ἄ νἐνα η ᾽ἔ ιο Ἴλ ςὀφ ρ υ ό ε σ ύ π υ ρ ὶσμ σ α ιτ α χ οϰ ο τ ᾽ἄ . ς η ρ ϰ Die Trauer soll so gewesen sein, wiewenn ganz Troia in Flammen stünde. Im Lichte der Hinweise auf das Ende Troias betrachtet, kann das nur heißen, daß das Verhalten des Priamos schon so war, als wenn das Ende Troias herbeigekommen wäre. Die Situation der Iliupersis, so will es der Iliasdichter, ist hier für einen Augenblick vorweggenommen. 5. Ω550
f.οὐγά ςυ ο ν ε μ ς , α ο ϰ ή ή ρ ιςἀ χ ρτιπ ε ξ ἷο ςἑῆ ϰ νἄ ὸ λ ὶϰα α λ οπά ῃ ὶνϰ θ ρ ινἀ σ . ,π θ α ις ν σ ε έμ σ δ τή ο ὐ
Hier macht Achill eine Bemerkung zum möglichen Ende des Priamos1. Der Dichter mag hier auf das sagenchronologisch tatsächlich bevorstehende Ende des Priamos anspielen. Aus den Belegen ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit, daß eine detaillierte Darstellung von Priamos’Tod bei Einnahme der Stadt dem Iliasdichter vor Augen stand. Auch der Tod des Axion kann nach Beleg 1–3 vorgegeben sein. Für Neoptolemos als Tötenden unddenAltar desZeus ergeben sich aus der Ilias keine besonderen Anhaltspunkte. Aber auch sie könnten schon bekannt sein. Proklos 92, fr. Kl. Il. 14 (Kl. Il. XVII) Keine Belege in der Ilias2. Vgl. zuDeiphobos jedoch Beleg Nr. 1 zuProklos 75. 1 Die Worte Achills sind nicht als Drohung zu verstehen, wie bei AMEIS-HENTZE richtig bemerkt; falsch HOWALD 113. 2 Evtl. könnte man eine äußere Strukturähnlichkeit der Ilias und Iliupersis darin er716 ff.). blicken, daß beide Epen gegen den Schluß zu Helena wieder auftreten lassen (vgl. Ω
Die kyklischen Epen und die Ilias
350 Proklos 93
1. Ψ 473ff. Mp. In der Auseinandersetzung mit Idomeneus über den zu erwartenden Sieger im Wagenrennen ist der Lokrer Aias als rechthaberischer und streitsüchtiger Mensch geschildert, also deutlich negativ bewertet. Da diese Charakterisierung durch keine Vorfälle in der Ilias begründet ist, ist zu vermuten, daß sie außerhalb der Ilias ihre Voraussetzungen hat. Die Sagen vom Palladionfrevel desAias undderLästerung desPoseidon (im Sagenzusammenhang von Proklos 107) sind solche Stoffe, zu denen die Charakterisierung des Lokrers in der Ilias gut paßt1. 2. Ψ754 ff.
Mp.
Beim Wettlauf verliert der Lokrer Aias gegen Odysseus, weil er beim Laufen ausgleitet. Als Begründung wird dazu angegeben: βλ ψ ά ε νγ ὰ ρ Ἀθ ή ν η(774). Auch hier scheint in der Feindschaft der Athene die spätere Feindschaft aufgrund des Aiasfrevels am Xoanon der Athene vorweggenommen
zu sein.
Wenn man beide Stellen zusammennimmt, ist es wahrscheinlich, daß der Inhalt von Proklos 93 im Ψ vorausgesetzt ist. Sowohl die Herabsetzung in Beleg Nr. 1, die aus demBild vom Lokrer Aias in der Ilias eigentlich herausfällt, woer immer gleichwertig neben dem Salaminier Aias erscheint, als auch die Feindschaft der Athene erklären sich gut bei der Annahme, daß die Szene der PH ihrem Inhalt nach vorausgesetzt ist. Daß Kassandras Rolle in der Ilias wohl auch nur auf dem Hintergrund älterer Troiaepik mit kyklischem Inhalt denkbar ist, ist schon zu Proklos 7 bemerkt worden. Proklos 94
Keine Belege in der Ilias. Proklos 95
Vgl. die Belege zu den Nosten. Proklos 96 (Nosten?)2 1 S. o. S. 73, vgl. VON DER MÜHLL 361.
2 Proklos 96 ist von G. WISSOWA Hermes 19 1884 208, BETHE 210 Anm. 3 athetiert
worden; noch rigoroser ist WAGNER 249 ff., der glaubt, daß Proklos 94–96 am falschen Platz in den Text eingedrungen seien. Wie die Abgrenzung zwischen Iliupersis und Nosten zu verstehen ist, soll hier nicht behandelt werden. Eine reine Athetese löst jedoch das Problem nicht, da Proklos 102 auf Proklos 96 zurückweist. Proklos erzählt die Epen auch hier ‚durchgehend‘. So mag man die Belege zu Proklos 96 auch schon als zu den Nosten gehörig betrachten. Zur Reihenfolge der Paragraphen 95–100 vgl. D. COMPARETTI Homeri Ilias cum scholiis ... Leyden 1901 1ff., A. SEVERYNS Recherches sur la Chrestomathie de Proclos III 1, 77 ff.
351
Posthomerica
1. Β110ff. = Ι17ff. ~Ξ69ff. (vgl. Beleg Nr. 3 zu Proklos 90) Der Pessimismus Agamemnons ist zwar vordergründig unangebracht, hintergründig nimmt er in tragischer Ironie das Ende desganzen Krieges und die unglückliche Heimfahrt vorweg. 2. Β 252 f.
εἔρ ω ςἔσ δ ιτά ω σ π α τ ά νὅ ε γ μ ίπ α ἴδ φ α έτ ὐ δ ο ἢε ὖἦ εϰ α ϰ ιῶ . ν νυ ἷε ςἈχα ε μ σ ο τή ςνοσ ῶ Hier in Odysseus’Worten an Thersites scheint bereits auf Nostenstoff angespielt zu sein1. Möglich wäre an sich auch, daß nur auf den Tod des Thersites vorausgedeutet werden soll (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 54). In diesem Fall bestünde jedoch die weitere Möglichkeit, daß die Verse schon aus ‚Aithiopissage‘ iteriert sind und ursprünglich von Achill gesprochen wurden. Dann müßten die Verse in der Quelle der Ilias auf Nostenstoff angespielt haben. 3.
Β
357
ff.
ἰδ ε έτιςἐϰπ α ι, ενέεσθ ιοἶϰ ν δ λ ό ω έ λ ςἐθ ε γ ά η ς , ίν α λ ε ιομ ὸ ςἐυσσέλμ ο η ςν ἧ ω θ π τέ σ ἁ νἐπ ο ίσ ῃ . π τμ ό ὶπ α θ νϰ σ ό ρ το ὄ α ρ απ ν φ ά νθ ω λ λ ᾽ἄ
In Vers 359 ist ganz eindeutig vorausgesetzt, daß den Achaiern auf der Heimfahrt größtenteils der Untergang beschieden ist2.
Es ist denkbar, daß auch dasMotiv derdenAchaiern denUntergang planendenAthene mit diesen Belegen schon vorgegeben ist. Aufjeden Fall scheinen die Worte desAgamemnon, da sie auch vonder Heimkehr handeln, sich über die Iliupersis hinaus auch auf ‚Nostenhandlung‘ zubeziehen, was für Beleg 2 und 3 ohnehin gilt. Vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 105. Proklos 97 (?)3, Kl. Il. fr. 13, fr. Iliup. 15 (Kl. Il. XIX, Iliup.
1. Χ484
ff.
II)
π ιςδ ἔ ά ςα ὔ ω τ ς ιο π ή τιν ᾽ ῳ εσ ὺτο ὔ τ ύ ι· ο ντέϰ ε νσ τ μ ο ύτ ο ρ ο μ μ ά εδυσ τ ώ γ ᾽ἐ 485 ὃ εσ ὔ τ ο ὶο ,ο ὗ ς το ε ν ς . ά ὶθ ρ , ἐπ ε εια , ὄν ἔσ ρ ϰ το σ ι, Ἕ ε α ἤ νπ ε ργ ὰ ρπ ό ϰ ρ υ νἈχα λ εμ ό εφ νγ ῃπολύδα ιῶ ύ γ ν , ή δ ε ὀπ ῳ γ ίσ σ ω επ ό ν ο ςϰ ὶϰ α ἰε ίτο ιτο ύ α τ ύ ρ α ρ ο ς ινἀ . ο υ σ σ ίσ ρ ἱἀ υ ά ρο π ο ιγ λ ο λ ν τ ἄ σ ο ἔσ ᾽ ἦ μ α ρ δ η ι σ ί δ α θ τ ῖ α π · α ϰ ι λ ή α ν α π ν φ ϰ ὸ ι ρ ν ὀ α ᾽ φ 490 ᾽· ί, π ά ν τ α δ εια ρ , δεδά α ε ϰ υ ὲπ μ ή ιδ ν τα ν εμ υ ρ ᾽ὑπ ϰ υ ς , ν ο ε δευ ςδ έτ ςἑταίρο ό μ ὸ τρ α ςπ ιςἐ ά ιπ ισ ε ν ᾽ἄ ....
1 Vgl. SCHADEWALDT Iliasstudien 153 Anm. 1, VON DER MÜHLL 43. 2 VON DER MÜHLL 47.
3 Zur Problematik von Proklos 97 und fr. 13 (XIX) s. o. S. 217 A. 3.
Die kyklischen Epen und die Ilias
352
νδ ο ν ο λ ὲχιτῶ ν ω , ἄλ ς· ςἐρύ η νχλαίν ὲ νμ ο λ λ ἄ 495
500
505
νἐπ ὸ ντιςτυτθ έσ η λ χ ε , νϰοτύ ω νδ τῶ τ ν ά σ η ε ᾽ἐλ νδ η . ε ν ῴ ντ έ ν μ α ἐδίη ε ϰ ερ ὐ είλ ᾽ο χ ᾽ἐδίη ᾽, ὑπ ϰδα ςἐ ὴ ιτ ύ ο α λ ιθ ςἐσ τυ ὶἀμφ τὸ α λ ιξ νδ , ε φ έ ὲϰ ί ν ο ν ί ε ι ἐ ν ε ι ι δ σ ω ν σ σ ὶ ὀ α ϰ ὼ ς γ η λ π ε π ν ὶ σ ερ χ „ἔ ρ ρ ᾽ο ὗ τ ω ς·ο ὐσ ·ιἡ ὴ επ ρμ α ε ό τα ςγ τ δ υ α ίν τα μ ῖν .“ η ν , ή ρ έτ α ρ έ τ η χ ιςδ ε ό ςμ ιςἐ δα ϰ ρ υ ά ιπ ισ ε ν ᾽ἄ ο ῦἐ Ἀσ ὲ νἑ ιπ π ὶγούν α σ ίνμ ρ α ςπ τυ α ,ὃ ς ν ξ τρ ὸ ά μ ὶο ἰῶ η ό α νπίο ν αδ ν εϰ ϰ νἔδεσ ἶο νο ὸ μ υ ε λ ια η π ν , ·εύ ω χ ιτ ότ α εν σ ύ α ι, π θ ο ρὅ ὰ ὐ τ α ςἕλ ο ν ᾽ὕπ η ϰ ,ἐ νἀ γ α ς λ ε ή ίδ σ ν ιν ισ σ , λ ο ιτιθ τρ ν έϰ εὕ ϰἐ δε σ ε ν ο ςϰ μ η ά σ α λ α λ π ῇἔ νἐμ ιμ ν ν ὐ ω ε έ λ α ϰ ,θ ῇ ρ ῆ · ᾽νπολ ι, φ ῃ σ ὰπ θ λ ά ίλ υἀ ο π ὸπ α ὸ ςἁ μ τρ , ρ ν α τώ ν νδ ἂ ῦ Ἀσ τυ η α ε λ ινϰ λ ςἐπ σ έ ν νΤρ ῶ ο υ α σ ιν ά ίϰ ξ ,ὃ ᾽ . ρ α ϰ ςϰ ὶτείχ α α λ ε αμ οπύ σ υ ινἔρ ρσ φ ά ςγ ἶο ο ·ά
In ihrer Klage umHektor denkt Andromache vor allem an das Los ihres Sohnes Astyanax. Sie malt sein Schicksal aus für den Fall, daß er überhaupt dem Krieg entkommt: Sorge um sein Land, Bettelei bei Hektors Freunden. Diese Klage enthält zwar auch das Motiv des Schicksals des Astyanax, sie ist aber im Lichte von Proklos 97 eigentlich nicht recht verständlich. Die Stelle kann nur schwer als Vordeutung auf Proklos 97 interpretiert werden, da sie gerade einen Hinweis auf den Tod bei ungünstigem Kampfausgang nicht enthält. 2. Ω726 ff.
... π ιςδ ά ς , ςα ὔ τω ιο π ή τιν ᾽ἔ ύτ᾽ἐ ινο ἴω δ έμ νσ ὐ ι, ο ε ο μ ρ ο ο μ ντέϰ ὃ μ ά εδυσ τ ώ γ ἥ β η νἵξεσθ ιπ α εϰ α δ τ᾽ἄ ιςἥ ό λ ρπ ὰ ρ ὶνγ ς η ρ ϰ · ὴ ν ι να λ μ ὐ ὰ ὅ ρ ω ς έ γ α , τ ὄ π ο ς τ λ ς ί ϰ ο π σ ἐ ι·ἦ α τ π έρ ε σ ῥ ύ σ ϰ ε υ ,ἔ χ ε ςδ ια ν ή π τέϰ α , α ὶν ςϰ ὰ ό λ υ ςϰεδν ᾽ἀ ο χ 730 α ιγλ τα ὶνὀχήσον υ ρ φ σ υ η ι, ν ῇ σ α χ ιτά ήτο ἳδ α ε ὰτῇ τ ὼμ ι· σ γ σ νἐ ὺδ᾽α ϰ ὐ τ α ὶμ ὲ ὶα ο ῇ , ἢἐμ ς ο , τέϰ ὖ νἔρ ιο , γ α ε έ αἐργ ά ζο ἀ ειϰ ϰ α θ εα ι, ἔν ἕψ ν ίχ ιῶ χ α ειλ ςἀ μ , ἤτιςἈ ϰ το ο υ ρ ὸἄνα νπ ω ύ ε ἀ θ λ ῥ νὄλεθ ρ ρ ὸ γ ο ν , υ νἀ π ὸπ ύ λ ὼ ρ γ ο υ ,λ ςἑ ὸ ιχειρ ε 735 ίψ ϰ τ ω ρ εἝ ν τα υἀδελφ ε νἔϰ ο ὸ ήπ δ ,ᾧ ς ο εν μ ό ω χ ἢπ α τέ ρ ὶἈ λ ο ιῶ ν ὶυἱό α ὲϰ α ά λ απολ χ ν ε ὶμ , ἐπ ᾽, ἠ τ . ε νοὖδ ο α ς σ π νἄ ὰ δ ο ινὀ ξἕλ ῃ μ σ ά λ α νπ ςἐ ο ρ ϰτο Ἕ ῇ · α ΐ λυγρ ὴ ρτε ὸ ςἐ νδ ιχ επ α ϰ τ ίλ ςἔσ ο ε ὐγ ὰ ρμ ο α τ τ ιϰ ὰ νὀδύρον α ἄ σ υ ὶμ ὲ τ , ο ινλ α τῶ ϰ ίμ α 740 ϰ η ο ςἔθ α ς , α ὶπέν νϰ θ ο ό ε ῦ ιγ σ ὲτοϰ νδ η τ ὸ ἀ ρ . ε ρ γ ά ε υ τ α α γ λ ιἄλ είψ ισ λ λ ε ὲμά τ λ α ὶδ ο · ἐμ ρ ο τ ϰ Ἕ
Posthomerica
353
Hier, an der Leiche Hektors, denkt Andromache wiederum an das Schicksal ihres Sohnes. Entweder würde er ihr in die Knechtschaft folgen oder er würde von jemand, dem Hektor den Bruder, Vater, Sohn erschlagen hat, aus Rache von der Mauer geschleudert werden; denn Hektor warim Kampf nicht milde. Kann man diese Stelle als einen Hinweis bzw. eine Anspielung auf eine vorliegende Darstellung von demTode des Astyanax auffassen? Diese Frage ist sowohl wegen des Problems, ob Hektor eine vom Iliasdichter erfundene Figur ist als auch wegen der Datierung und Beurteilung des Charakters der Kleinen Ilias von großer Wichtigkeit. Sie muß – wie schon oben festgestellt wurde – wohl verneint werden, weil tatsächlich keiner der aufgezählten Fälle in denunsbekannten Versionen vom Tode des Astyanax eintrifft. Neoptolemos tötet Astyanax, so wie Achill Hektor getötet hat. Die aufgezählten Möglichkeiten des späteren Schicksals des Astyanax sind tatsächlich die Möglichkeiten, die bei Einnahme der Stadt rein der Sache nach in Frage kamen. Die einzige Übereinstimmung mit den Sagenversionen vom Tod des Astyanax ist das Schleudern vom Turm. Aber das kann gerade Ausgangspunkt für die weitere Erfindung gewesen sein. So sehr man damit rechnen müßte, daß im Falle des Vorliegens einer Schilderung vomTode des Astyanax die später tatsächlich eintretende Todesmöglichkeit in der Ilias wenigstens angedeutet wäre, so wenig war ein nachhomerischer Dichter gezwungen, eine dieser von Andromache nur erdachten Möglichkeiten seines Todes wirklich durchzuführen1. Nur eine Situation, in die die von Andromache angedeuteten Möglichkeiten hineinpassen könnten, muß dem Iliasdichter bereits als Gegebenheit vor Augen stehen.
So besteht also die Wahrscheinlichkeit, daß hier einmal Kl. Il. fr. 13, fr. Iliup. 15 (Kl. Il. XIX, Iliup. II), Proklos 97 (?) (d. h. also tatsächlich die Kleine Ilias, nicht die Iliupersis des ‚Arktinos‘) die Ilias auch stofflich als Quelle benutzen, zumal auch die Gegensätzlichkeit von Beleg Nr. 1 und Nr. 2 (Astyanax’ Schicksal bei gutem und bei schlechtem Ausgang des Krieges) gegen die Übernahme einer bestimmten Version vom Tode des Astyanax durch den Iliasdichter spricht. Das würde auch die These, daß Hektor (zusammen mit Andromache und Astyanax) erst vom Iliasdichter erfunden ist, unterstützen. Proklos 98
Keine Belege in der Ilias. 1 Vgl. zu den Einzelheiten o. S. 186f.
Die kyklischen Epen und die Ilias
354
fr. Iliup. 13 (Kl. Il. XVI) 1. Υ 474 ff. Mp. Achill tötet den Sohn des Agenor, Echeklos. Offenbar ist Echeklos vom Iliasdichter ad hoc erfunden, Agenor aber als posthomerische Sagengestalt bekannt1. Schon Paus. Χ27,2 macht auf die Motivparallele zur Tötung des Agenor durch Neoptolemos aufmerksam: Wie in der Ilias Achill den Sohn des Agenor tötet, so tötet in der Kleinen Ilias der Sohn des Achill den Agenor. Es ist kaum denkbar, daß der Stoff der Kleinen Ilias hier dem Iliasdichter noch nicht bekannt war. Wenn er nur irgend jemand hätte töten lassen wollen, hätte er den Agenor selbst dem Achill gegenüberstellen können. Falls er aber den Agenor mit Rücksicht auf Φ545ff. hätte schonen wollen (eine Szene, die auch ihrerseits auf den Stoff der Kleinen Ilias weist: Beleg Nr. 2), hätte er bestimmt eine beliebige andere Gestalt, nicht aber einen Sohn desAgenor erfunden, wenn er nicht den Stoff der Kleinen Ilias vor Augen gehabt hätte. 2. Φ545 ff. Agenor stellt sich Achilleus entgegen. Der Kampf kommt aber nicht zum Austrag, da Apollon den Achill in die Irre führt, indem er selbst Agenors Gestalt annimmt (600). Wir können in dieser Stelle eine Anspielung auf Agenors Tod durch Neoptolemos sehen: Was der Sohn vollbringt, hat der Vater schon versucht.
Wahrscheinlich ist also die Tötung desAgenor durch Neoptolemos demIliasdichter bekannt.
III, Kl. Il. XVIII) 1. Γ143f. (vgl. Beleg Nr. 1 zu fr. 9 C 2 (X): o. S. 247) Daß Helena hier von Aithra, der Mutter des Theseus, und Klymene (der von den Dioskuren bei der Einnahme von Aphidna erbeuteten Schwester des Peirithoos) redet, beweist, daß der Iliasdichter ihre Befreiung durch die Theseussöhne voraussetzt. Denn die Mitnahme dieser beiden Dienerinnen der Helena ist nur im Zusammenhang mit ihrer schließ-
Proklos 99, fr. Iliup. 3.14 (Iliup.
lichen Befreiung poetisch verständlich2.
Proklos
100
1. Υ 313ff. ~Φ373ff. (vgl. Beleg Nr. 18 zu Proklos 90) In demEid wird offensichtlich der Untergang Troias durch einen Brand, den die Achaier anzünden, vorausgesetzt. 1 S. o. S. 178 f.
2 S. o. S. 77 f.
Posthomerica
355
2. Χ408 ff. (vgl. Beleg Nr. 4 zu Proklos 91) Priamos klagt um seinen Sohn, wie wenn Troia in Flammen stünde. έρ σ ις Wahrscheinlich wird hier ein Vergleich zu seiner Haltung bei der π gezogen. Symbolisch entspricht der Tod Hektors bereits der Situation der Einnahme. Das Anzünden der Stadt ist also vorausgesetzt. ιτ ή ε α σ ὴ ν ἐμ π ρ α ν π ό λ ιν ε ς τ τ So ergibt sich, daß der erste Teil vonProklos 100 ἔπ von Homer vorausgesetzt ist, während über den Tod der Polyxena sich aus der Ilias nichts ergibt. Iliup. fr. 16 (VI) Keine Belege in der Ilias.
(Nosten) Vgl. die Belege zu Proklos 96. Proklos 101–102 Keine Belege in der Ilias. Proklos 103
Keine Belege in der Ilias. Proklos 104
Keine Belege in der Ilias. Proklos 105 1. Β 135
έ λ λ α υ η ρ ν π τ εν ά εῶ τ ὴδο έσ ρ α ὶσπ α σ νϰ α ῦ ι. ϰ α ὶδ Dazu zitiert das BT-Schol. Β135 aus Theopomp (FGrHist 115 F 351): υ α ίο γ υφ να ἰτ ία να ὐ ῦνα η ῖςτο το η σ ίν τ ,ὡ ύ ςϰ ὶτο α ο π ςδ ὲτα εό μ π ο ὶΘ ὺ ς ϰ α ά ττεσ λ λ α π ςἀ θ ὺ ι; dazu vgl. Eust. ο α εζ ο ίλ νπ ο χ λ ὶ Ἀμφ ὶ Κά ρ α ε ν τ αϰ χα π μ α ν τιϰ ῃϰ ίν ο ὶγ σ σ δυ ά λ ν ὰ ρὄν ο ν . Im Sinne der νθα ίδο νἐ ρ ο ν τ ε ςπ τ οτὸ Eustathiusbemerkung ist auch die ausführliche Schilderung bei Q. S. XIV 360ff. Eine Anspielung der Ilias auf die Nosten kann nicht aus-
geschlossen werden1.
Vgl. die Belege zu Proklos 96. Das Überleben der Gestalten Kalchas, Polypoites, Leonteus in der Ilias steht mit der Rolle dieser Helden in den Nosten gut im Einklang2. Beweise für die Priorität lassen sich freilich daraus noch nicht gewinnen.
Proklos 106
Vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 77. Das Motiv desEidolons ist hier etwas stärker ‚abgewandelt‘. Im Unterschied zu Proklos 77 und zur Ilias handelt es sich um ein ‚warnendes Eidolon‘. 1 Vgl. IMMISCH 162.
2 Zu Apollod. Epit. 6,2, das Proklos 105 ergänzt, vgl. o. S. 149 m. Anm. 2.
Die kyklischen Epen und die Ilias
356 Proklos 107
1. Ν 43ff. Hier besteht zwischen Poseidon und den Aianten ein besonders gutes Verhältnis, wie in den Nosten zwischen Poseidon und dem Lokrer Aias, ιςgetrübt wird. Die Grundsituation ist also ρ wo es erst durch dessen ὕβ
die gleiche1. 2. Ψ 473ff. (vgl. Beleg Nr. 1 zu Proklos 93) Die ungünstige Charakterisierung, die der Lokrer Aias erfährt, scheint auf den Palladionfrevel gemünzt und setzt dann auch die Rache der Athena voraus, diedemAias aufdemMeer dasVerderben bereiten will. 754ff. (vgl. Beleg Nr. 2 zu Proklos 93) 3. Ψ Auch hier, wo Athena den Lokrer Aias zu Fall bringt, scheint eine Anspielung auf die Feindschaft zwischen Göttin und Mensch in Nostensage vorzuliegen.
Der Untergang des Aias in den Nosten läßt sich von seinem Frevel an Kassandra nur schwer trennen. Beide Ereignisse scheinen schon in vorhomerischer Quelle erzählt worden zu sein. Der Zorn des Poseidon in der Nostensage, der aus einer Poseidonfreundschaft entstanden ist, mag wegen Beleg Nr. 1, der diese Freundschaft spiegelt, als vorhomerisch anzusehen sein. Proklos 108–109
Keine Belege in der Ilias. Proklos
110
Keine Belege in der Ilias. Die Phoinixrolle in der Ilias ist allerdings aus sich heraus nicht erklärlich. Sie mag sowie auf denKyprienstoff zurück- auf den Nostenstoff vorausweisen. Proklos
111
Keine Belege in der Ilias. Proklos 112 1. Α29 ff.
Mp.
νδ ὴ ινϰ τ α ὶγῆ ρ ςἔπ α ιν ίνμ ρ εισ ω ·π σ ύ ὐλ ο ὼ γ ᾽ἐ ἡ μ ῳ ε ἐ ν τέ ὶο ρ ἴϰ η , ά ς ,ἐ νἌρ τρ ῳ ιπ θ ό ϊ, τηλ ε γ ἱσ τὸ ν ιχ ἐ π ο η ν μ ϰ έ ν α ὶἐμ ο ὸ έ λ ν χ ο ςἀ ν τιό ω σ α ν .
Der Gedanke, die Chryseis mit nach Hause zu nehmen, ist eine Parallele zur Mitnahme der Kassandra in den Nosten. Auch die Beziehung zu Apollon ist bei Chryseis und Kassandra in gewisser Weise parallel. Beide sind Beutefrauen, und auch die Lage Agamemnons ist in beiden Fällen 1 Vgl. ROBERT 1450 Anm. 2.
Posthomerica
357
vergleichbar. Für Priorität der Kassandrageschichte spricht, daß die Mitnahme der Chryseis nur als Gedanke erscheint, die der Kassandra aber tatsächlich erfolgt ist.
2. Α109ff.
Mp. , ις ε ύ ε ρ ο γ ω ν ἀ εο έ π ρ ο π ιθ ῖσ ο α ν α Δ ϰ α ὶν ν ῦ ν ἐ ι, ε ύ χ ὴτο ὡ ςδ δ τε ῦ α ε γ λ ινἑϰ φ άσ ςἄ ϰ ο ε λ ό β ᾽ἕν η α λ άἄ ο ςἀγ ΐδ η ιν υ σ η ςΧρ ο ϰἐ ρ π ο ὕ ν ε ύ ο ϰ ὼ γ ν ὴ τ ὐ α μ ια ι, ἐπ ε ὶπ ὺβούλο ο λ νδέξασθα ο ϰἔθελ ο ὐ ᾽σ υ λ α α ὶγ ά ςπροβέβο ρῥ η τρ ή ν αΚ λ υ ιμ τα ι᾽ἔχεινϰ ο ο ἴϰ , ν ϰ ο υ ιδ υ ρ , ἐπ ε ίη έ ςἀ ο ὶο νἐσ τιχερείω ὔἑθ ·λόχ . α γ ιἔρ ὔ ν ή ,ο ὲφ τ υ δ ετ ὐ α ςο τ ο ὐδέμ ὔ ςο α ρφρέν ᾽ἂ
Auch hier scheint das Kassandramotiv der Nosten bekannt zu sein. Wiederum gilt: Was in Bezug auf Chryseis als Absicht des Agamemnon dargestellt wird, die Mitnahme nach Hause, tritt in Bezug auf Kassandra tatsächlich ein. Der Vergleich mit Klytaimnestra ist in Bezug auf Kassandra sinnvoller als hier. Sicherheit ist für diese Annahme nicht zu gewinnen1. Nimmt man beide Stellen zusammen, so ist es doch bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich, daß Homer die Kassandrageschichte kannte, zumal Chryseis durchaus der Klytaimnestra gegenübergestellt ist (Beleg Nr.2)2. Vgl.
auch o. S. 199 Anm. 1 zu Orest. Proklos 113
Keine Belege in der Ilias.
fr. 1ff. (Iff.)3 Keine Belege in der Ilias.
(Telegonie) Proklos 114–130 Keine Belege in der Ilias. Vgl. jedoch die Belege 1–2 zu Proklos 22: Odysseus’Vaterschaft (hinsichtlich des Telemachos) ist besonders betont. Sind damit auch Sagen der Telegonie vorausgesetzt? Irgendeine Beantwortung der Frage scheint nicht möglich.
fr. 1f. (I) Keine Belege in der Ilias. 1 Vgl. FINSLER II 13, VON DER MÜHLL 19 m. Anm. 20.
2 Mit Klytaimnestra mag dann auch das Motiv der beiden ungleichen Geschwisterpaare vorgegeben sein, das die Struktur der Nosten bestimmt haben mag: Menelaos und Helena enden glücklich, Agamemnon und Klytaimnestra unglücklich. Vgl. WELCKER 295 ff. 3 Zu fr. 1 (I) vgl. o. S. 302.
Kapitel VII
SCHLUSSFOLGERUNGEN 1. ALLGEMEINE SCHLUSSFOLGERUNGEN Welche Schlüsse können wir aus unseren Untersuchungen, die von den verschiedensten Seiten ausdurchgeführt wurden, ziehen? Unser Hauptergebnis ist, daß die Ilias in viel größerem Maße in dichterischen Quellen überlieferte Sage voraussetzt1, als man meinte, und daß sie insbesondere den Stoff der kyklischen Epen in größerem Maße kennt, als bisher überhaupt für möglich gehalten wurde2. Das gilt vor allem für den Stoff der Kyprien, der naturgemäß in der Ilias mehr im Vordergrund steht, weil er den Ereignissen, die dieses Epos schildert, sagenchronologisch voraufliegt. Zwar war schon allgemein bekannt, daß die Ilias alte Stoffe voraussetzt, aber man scheute sich, diese irgendwie näher zu spezifizieren, um den kyklischen Epen ihre seit Aristarch unbestrittene nachiliadische Entstehung zu belassen. Eine gewisse Einigkeit herrschte nur über den vorhomerischen Charakter von Parisurteil, Raub der Helena, Sammlung in Aulis, was die Kyprien anbetrifft. Im Vorhergehenden konnte nun aber nachgewiesen werden, daß auch dieΔ ή , derKern desSchiffskatalogs unddes λ ιὸ ςβου Troerkatalogs, die Expedition nach Teuthranien, die Erbeutung der Chryseis u. a. vorhomerisch sind und daß es in vielen anderen Fällen wenigstens sehr wahrscheinlich ist, daß das, was wir als den Inhalt der Kyprien kennen, dem Dichter der Ilias bekannt war. Umgekehrt zeigte sich nirgends, daß die Kyprien die Ilias kennen. Schwierig lag die Sache zwar bei Hektor; aber unser Material 1 Was mit ‚Quelle‘und ‚Quellenbenutzung‘ gemeint ist, ist o. S. 4 dargelegt worden. 2 Es stellt sich dabei heraus, daß die ‚Quellenlage‘bei der Ilias gar nicht so ungünstig ist, wie man es bei dem frühesten vollständig erhaltenen Werk der griechischen Literatur eigentlich vermuten muß: Ein sehr großer Teil der griechischen Mythologie muß schon Inhalt der ‚Quellen der Ilias‘gewesen sein. Ferner zeigt sich, daß das literarhistorische Schema, daß Homer, wenn er schon nicht den Ursprung der griechischen Sagenentwicklung überhaupt darstellt, so doch immer die Urformen der griechischen Sagen bietet, völlig falsch ist. Vgl. auch die Ausführungen von H. KOLLER Das kitharodische Prooimion Philologus 100 1956 203 gegen die ‚Derivationstheorie‘ (post hoc ergo propter hoc) und die (schon von KOLLER zitierte) Bemerkung von FRÄNKEL a. a. O. 4.
Allgemeine Schlußfolgerungen
359
reicht nicht aus, umstrikt zuentscheiden, ob er überhaupt in den Kyprien vorkam undob ihn die Ilias schon aus vorhomerischer Epik übernommen hat. Da beides unklar ist, neutralisiert sich dieses Problem in gewisser Weise und kann von unsbeiseite gelassen werden. DaßEinfluß der Ilias auf Kyprien, (Aithiopis) undIliupersis nicht nachweisbar ist, ist freilich eine Behauptung von größter Tragweite, undnoch niemand, so weit ich sehe, hat bisher in Zweifel gezogen, daß diese Epen von der Ilias abhängig sind. Es schien auf der Hand zuliegen, daßz. B. die Kyprien die Ilias bewußt einleiten wollen, enden sie doch mitten in den Kämpfen vor Troia und scheinen sie doch sogar am Schluß auf die Thematik des Iliasanfangs anzuspielen. Aber unsere Untersuchungen zeigten, daß diese Eindrücke einer Nachprüfung nicht standhalten. Die Anspielungen auf Kommendes, die die Kyprien bieten, paßten nicht so sehr auf die Ereignisse der Ilias, als vielmehr auf Ereignisse, die in der Aithiopis und den übrigen posthomerischen Epen des Kyklos geschildert sind. Die Vermutung kann nicht zurückgehalten werden (d. h. die reine Möglichkeit nicht bestritten werden), daß einmal die Kyprien zusammen mit der Aithiopis und der Iliupersis (also ‚Stasinos‘und ‚Arktinos‘1) eine Einheit gebildet haben. Das allmähliche Übergewicht der Ilias im Rahmen der allgemeinen Wertschätzung mag dann zur Sprengung dieses Epos in zwei Hälften geführt haben oder vielmehr zum ‚Kyklos‘inklusive der Ilias, die dann zuweilen durch den Iliasanfang des Anecdotum Romanum und die Schlußverknüpfung zur Aithiopis hin in den Zusammenhang eingepaßt wurde2. Diese Hypothese mag, obwohl die in ihr enthaltenen einzelnen Elemente, wie man sehen kann, durchaus auf traditionellen Überlegungen, z. B. von BETHE und WELCKER, beruhen, sehr abenteuerlich anmuten. Wenn man sich aber einmal mit der Zitierweise des vierten Jahrhunderts vertraut macht, sieht man, daß weitgehend nach Teilabschnitten dieser Epen zitiert wird, und das wiederum bedeutet, daß auch diese Abschnitte einzeln vorgetragen oder -gelesen wurden, jedenfalls mehr oder weniger auch als isolierte Einheiten und nicht nur innerhalb der Gesamtepen bekannt waren3. Aus diesem Grunde erklärt sich ein solches Auseinanderfallen leichter4. In diesem Zusammenhang müssen auch die 1 Zu den Epikernamen s. o. S. 215 Anm. 2. 2 Mit Recht sagt VONDER MÜHLL 13 Anm. 1: „Der aus Aristoxenos im Anecdotum Romanum zitierte Eingang ist ein (wohl nicht sehr alter) Vorschlag, auch die Ilias kyklisch an die Kyprien zu binden.“Ebenso spricht er richtig von der Version des T-Schol. zu 804 als der ‚kyklischen Verbindung zur Aithiopis‘ (390). Vgl. auch BETHE 380 zu beidem. Ω Überhaupt nicht überzeugt MARGARETE RIEMSCHNEIDER Homer 1950 57 ff. 3 Vgl. J. LABARBE L’Homère de Platon (Bibliothèque de la faculté de Philosophie et Lettres de l’Université de Liège fasc. CXVII) Paris 1949 41 mit Stellen und Literatur. 4 Hält man es wegen der Verfassernamen für unmöglich, daß Kyprien und Aithiopis/ Iliupersis ein einheitliches Epos bildeten, so ließe sich die Hypothese auch dahingehend ab-
360
Schlußfolgerungen
beiden Epen, die später unter demNamen des Arktinos umliefen, noch einmal genannt werden. Auch bei ihnen sehen wir, wiesie wenigstens bei Proklos in der Inhaltsangabe durch Lesches’Kleine Ilias auseinandergerissen werden. Die Kleine Ilias, die wahrscheinlich von Homer abhängig ist, konkurrierte, wiesich zeigen läßt, mit der älteren Darstellung der Persis des Arktinos, deren Inhalt sie weitgehend übernahm und nach der Ilias hin ergänzte. Ob und wie sie dann in den ‚Kyklos‘eingeordnet wurde, magdahingestellt bleiben, ebenso auch, wie es sich mit den Nosten verhält, ob sie immer die unmittelbare Fortsetzung der Iliupersis waren (evtl. vom selben Dichter?) oder nicht. Will man sich diese Vermutung über den Zusammenhang von Kyprien und Aithiopis + Iliupersis nicht zu eigen machen, weil man für diese Epen weiterhin die Benutzung der Ilias postuliert, obwohl diese nicht nachweisbar ist, so muß man erklären, weshalb trotz Benutzung der Ilias der Zusammenhang der AH und PH in diesen Epen so stark ist.
2. DIE ERGEBNISSE IM SPIEGEL DER BESTEHENDEN HOMERTHEORIEN Welche Folgerungen sind nach dem Nachweis, daß ‚Stasinos‘und ‚Arktinos‘ (um wieder diese abgekürzte Zitierweise aufzugreifen) von Homer weitgehend in ihrem Inhalt unabhängig sind, möglich? D. h. welche Möglichkeiten der Lösung desFormproblems bieten sich nach unseren reinen ‚Stoffuntersuchungen‘ an? Ich zähle sie auf, und verweise gleichzeitig auf die einleitend genannten Ausführungen GUNDERTS über die Position der Analytiker und Unitarier, die hier eine gewisse Spezifizierung erfahren. 1. Der Unitarier könnte folgern, daß ‚Stasinos/Arktinos‘auch inihrer epischen Form vorhomerisch sind. Es wäre dann etwa folgende Entwicklung der Epik anzunehmen:
1. Mündliche Heldenlieder. [2. Kleinepik: z. B. Heraklesepos.] 3. Kyprien, Aithiopis, Iliupersis als einheitliches Epos (oder 3a) Aithiopis + Iliupersis; 3b) Aithiopis + Iliupersis, durch Kyprien zu einem einheitlichen Epos erweitert) – vielleicht Aufgabe der ‚oral poetry‘. 4. Ilias. 5. Kleine Ilias, Odyssee. ändern, daß das Epos des Arktinos das ältere war und Stasinos im Hinblick auf dieses Epos sein eigenes Werk komponierte. Es müßte dann geklärt werden, ob Aithiopis + Iliupersis ohne Kyprien (und Ilias) als selbständiges Epos denkbar sind.
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
361
2. Der Unitarier könnte folgern, daß diese Epen zwar nachhomerisch, aber vonHomer unabhängig sind unddenim mündlichen Heldengesang bestehenden Faktenkanon in eine feste Form gebracht haben. Die Übereinstimmungen der kyklischen Epen mit Homer würden sich dann dadurch erklären, daß beide auf eine ‚fließende‘Epentradition Bezug nehmen. 3. Der Unitarier könnte folgern, daß die Epen von Homer zwar abhängig sind, jedoch nur in so geringem Maße, daß dieser Einfluß bei demunszur Verfügung stehenden Material nicht mehr nachweisbar ist unddaß denkyklischen Epen imwesentlichen andere, von Homer unabhängige mündliche oder schriftliche Quellen vorgelegen haben, die Homer seinerseits ebenfalls benutzt hat. 4. Der Analytiker könnte folgern, daß ‚Stasinos/Arktinos‘ vor allen Iliasschichten liegen. 5. Der Analytiker könnte folgern, daß diese Epen zwar nach oder gleichzeitig mit einer Urilias, aber vor unserer Ilias liegen. 6. Der Analytiker könnte folgern, daß diese Epen zwar nach unserer Ilias liegen, aber auf Vorformen zurückgreifen, die vor unserer Ilias – entweder vor oder nach der Urilias – liegen.
Zu 2.
Fließende epische Überlieferung
Ilias Kyklos
Zu 3.
Fließende epische Überlieferung oder Präkyklos (schriftlich fixiert)
Ilias Kyklos
Zu 5.
Urilias Kyklos
Unsere Ilias
Zu 6.
Urilias
Präkyklos Unsere Ilias Endgültige Gestalt des Kyklos
362
Schlußfolgerungen
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, eine Entscheidung in einem Punkte herbeizuführen, in dem nach unserem Material keine Entscheidung gefällt werden kann. Die Divergenz der Anschauungen in der Homerischen Frage muß uns davor bewahren, in allgemeinen Homerfragen apodiktische Urteile zu fällen. So sei also ausdrücklich festgestellt, daß ich mich nicht für eine dieser sechs Folgerungen entscheide. Trotzdem soll die Wahrscheinlichkeit dieser einzelnen Möglichkeiten behandelt werden, immer in dem Bewußtsein, daß eine Wahrscheinlichkeit stets nur eine Wahrscheinlichkeit bleibt undeine Unwahrscheinlichkeit noch keine Unmöglichkeit ist. Zu 1. Die erste Möglichkeit steht der herrschenden communis opinio amweitesten entgegen. Sie hat aber den Vorteil, verhältnismäßig einfach den Tatbestand zu erklären. Die andere Annahme, daß schon vor der Ilias Epik mit demselben Inhalt existiert hat, wie nach der Ilias, aber in anderer Form, ist komplizierter als diese Möglichkeit. Die Hauptargumente gegen sie, die angebliche Vorbereitung der Ilias durch die Kyprien und der angeblich ‚späte‘ Stil sind widerlegt. Nicht die Ilias wird vorbereitet, sondern die Aithiopis, und die Stilentwicklung der griechischen Epik ist wegen der schwer berechenbaren fremden Einflüsse auf die griechische Sage ziemlich im Ungewissen. Das, was man als pathetisch, romantisch, barock und deshalb als spät bezeichnet hat, scheint eher etwas Grob-Ursprüngliches (im Verhältnis zum ‚humanum‘ der Ilias) zu sein. Auch von sprachwissenschaftlicher Seite ist versucht worden, die kyklischen Epen als ‚spät‘zu erweisen. Es lassen sich zwei verschiedene Richtungen der Argumentation unterscheiden, deren Ergebnisse sich allerdings gegenseitig ausschließen. Die ältere Richtung wird vor allem durch WACKERNAGELS bekannte ‚attische Hypothese‘ repräsentiert, die er auch auf die Kyprien ausgedehnt hat. Ihre ε ν ώ σ ιε νmit εstatt des ε chronologischen Argumente verfangen jedoch nicht: ϰ ι(Kyprien fr. 1 (I), 6) weist genau so wenig oder nach Homer zu erwartenden ε ν ὰεὔ ε μ γ α τ α ϰ249 und ähnliche Bildungen2. Zudem ist viel nach Athen1 wie ϰ ά ρ ο ς ,π λ ς(Kyprien fr. 1 (I), 2.6) beiHomer ά τ ο ‚attisch‘keine Datierung. Wenn β ο ς , τά χ ο ς ,π ο ς ά γ , so gibt das kein chronolounbelegt sind3, im Gegensatz zu εὖρ gisches Indiz, sondern deutet höchstens auf verschiedene Verfasser. Auch ια ϰ ίηmitten im Vers (bei ο ‘4 oder zweisilbiges Τρ Singularitäten wie ‚Ἰλ ς ό 1 Das behauptete J. WACKERNAGEL Forschungen zur griechischen und lateinischen Grammatik IV 1916 182, vgl. 120 ff. 2 Dazu vgl. P. CHANTRAINE Grammaire Homérique Paris 1948 Ι 161f., der zeigt, daß derartige Schwankungen aus metrischen Gründen auch bei Homer häufiger vorkommen. 3 WACKERNAGEL ebd. und 120 ff. 4 von WACKERNAGEL 182 ebenfalls als chronologisches Indiz gewertet; es ist aber nicht ganz sicher, ob das Wort überhaupt in den Kyprien vorkam. Die Verse 4 f. des fr. 1 (I) sind nur korrupt und anscheinend auch in gewollter teilweiser prosaischer Umschreibung
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
363
Homer nur am Anfang1) scheinen mir zunächst eher auf verschiedene Verfasser als auf verschiedene Chronologie zu deuten, wenn man die sonstige Variationsbreite Homers im Sprachlichen mit dem Nebeneinander von alten undjungen Formen in Betracht zieht, die vomUnitarier alle demselben Dichter εφ ῖσ ινKyprien fr. 5 (V), 3 nicht aus zugeschrieben werden müssen. Daß ϰ λ α α dem homerischen Rahmen fällt2, zeigen zahlreiche Belege3. Daß die nicht aufἰδ ο ῖ Kyprien fr. 7 (VII), 5 nicht unbedingt jung ist4, zuhebende Kontraktion α lehrt ein Blick etwa auf die Behandlung des Genitivs der Nomina auf -ω ςbei Homer5 (für den Dativ reicht das Material nur nicht) bzw. des Dativs der Nomina vomTypΛ η τ ώ (unauflösbares Λ η τ ο ῖΩ 607, Π ῖΙ405)6; kurzum, wohl ο θ υ kann man aufgrund des sprachlichen Materials auf verschiedene Verfasser schließen, kaum aber auf verschiedene Zeiten (zumindest nicht als Unitarier). Auch die Häufigkeit gewisser angeblich ‚neuer‘ Formen kann zur Frage der Chronologie nichts beitragen, wenn es sich umverschiedene Verfasser handelt. Wenn es überhaupt diese ‚Neuerungen‘in einer bestimmten Zeit gibt, kann individuell die Häufigkeit der Anwendung ganz verschieden sein7. Lediglich die innere Entwicklung einunddesselben Autors könnte man vielleicht daran ablesen. Metrische ‚Freiheiten‘gar weisen viel eher auf eine Frühzeit, da sich sonst nach Homer der Hexameter bis hin zu Kallimachos immer mehr verfeinert. In eine ganz andere Richtung führen die Forschungen von MANULEUMANN. LEUMANN glaubt, daß die ‚kyprischen Glossen‘ sehr viel seltener die Kyprier als die ‚Kyprien‘betreffen8, sei es, daß den Grammatikern Wörter der Kyprien ohneweiteres als kyprischer Dialekt galten, sei es, daß eineAngabe wieτ π υ ν Κ ῶ ρ ίω νspäter irrtümlich in ο ἱΚ ύ π ρ ιο ιumgedeutet wurde. Er hält es ferner für wahrscheinlich, daß die Kyprien tatsächlich auf Kypros entstanden9, und für möglich, daß einige dieser Wörter aus den Kyprien in den kyprischen Dialekt geflossen und über diesen Umweg doch noch zu echt kyprischen Glossen geworden sind10. Es braucht hier nicht genauer dargelegt zu werden, wie außerordentlich problematisch die These einer Verwechselung von Kyprien und überliefert; einzelnes scheinbar poetisch Intakte könnte sekundäre Metrisierung sein, so daß man sich fragt, ob die mögliche ursprüngliche Angleichung an Prosa nicht auch zu einer Änderung im Vokabular geführt haben kann. 1 W. SCHULZE Quaestiones Epicae Gütersloh 1892 406. 2 Vgl. WACKERNAGEL 183.
3 CHANTRAINE 198 ff., bes. 202.
4 wie BETHE z. St. behauptet, in Anlehnung an WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen 367.
5 CHANTRAINE 47, vgl. ebd. 211.
6 Vgl. CHANTRAINE 48. – Um anderen Schwierigkeiten zu begegnen, hat F. BECHTEL (Die Vocalcontraction bei Homer 93) Ρ745 sogar statt des überlieferten ἱδ ein unaufῷ ρ lösbares ἱδ ρ ο ῖ konjiziert (gegen die Konjektur allerdings K. MEISTER Die homerische Kunstsprache 1921 182; ohne Stellungnahme CHANTRAINE 211). 7 Vgl. auch K. MEISTER ebd. 246 (und 248 zur Sprache der Odyssee). 8 a. a. O. 273.
9 a. a. O. 297.
10 a. a. O.
274.
364
Schlußfolgerungen
kyprisch1 und die Annahme einer Entstehung der Kyprien auf Kypros ist, die mansonst ausmythologischen undsprachlichen Gründen gern nach Attika verlegte. Da LEUMANN davon überzeugt ist, daß seine kyprischen Glossen nicht nur Wörter der Kyprien, sondern zugleich meistenteils noch Katachresen homerischer Wendungen darstellen, wodurch die Kyprien als nachhomerisch, d. h. später als Ilias und Odyssee, erwiesen wären, soll unter Verzicht auf eine grundsätzliche Auseinandersetzung sogleich auf die beigebrachten Beispiele eingegangen werden2. Daß ἄ ν α ξkyprisch bzw. in den Kyprien gleich ‚Prinz‘sei, erklärt LEUMANN α ν ξals spezifischer 43f. ausFehlinterpretation vonζ149: Inzwischen scheint ἄ Titel schon in Linear B nachgewiesen: D. M. JONES ClRev V 1955 25, vgl. ERNST FRAENKEL Gnomon 23 1951 370 Anm. 6. η δο ύ π σ εν (LEUMANN 217. 270), ἠ εσ ό σ λ α ν (LEUMANN 50. 270), ἀ ν α ιό θ α β ιχ μ (LEUMANN 214) sind schon bei Homer teilweise oder ganz in Umdeutung gebraucht (‚teilweise‘bedeutet für den Unitarier, daß Homer entweder dort, wo er das Wort ‚richtig‘verwendet, den Ausdruck schematisch übernommen hat, oder dort, wo er Katachresen hat, diese schon schematisch übernommen hat, obwohl er noch um das Richtige wußte). Die Kyprien können also Vorhomerisches umgedeutet haben, womit daschronologische Argument entfällt. ἴσ ιο μ θ νπ ν : LEUMANNS Erklärung (a. a. O. 271) ist hier gar nicht überιο ρ ο τή zeugend. · ο ςLEUMANN 271f. verweist auf ρ249f. Dort sagt der αἰπό λ η ς·ϰά π ο λ ό ἰπ λ α ο ς νMelanthios zu Eumaios: „Den führe ich noch zu Schiff von Ithaka weg, ῶ ἰγ α daßer mirviel Gut einbringt“ . LEUMANN meint, sachliche Interpretation mußte hinter diesen Worten einen Kaufmann vermuten, was um so näher lag, weil ἰγ α ῶ νneben αἰπ ό λ ο ς= Ziegenhirt pleonastisch ist, neben ‚Händler‘aber einen Sinn gewinnt. Das ist jedoch nicht schlüssig. Niemand, auch kein Grammatiker, konnte m. E. annehmen, daß ein‚Sklavenhändler‘ als ‚Ziegenhändler‘beη λ ο ά ςund ἔμ π π ο ρ ο zeichnet wird. Im übrigen ist der Unterschied zwischen ϰ ς zu beachten. Wer zu Schiff seine Ware vertreibt, ist kein ϰά η λ ο ς(vgl. etwa π Pl. R. 371 D). Wenn man schon eine Umdeutung in den Kyprien unbedingt annehmen will, liegt es näher, an die Umdeutung einer unbekannten vorhomeἰπ ό λ ο ἰγ rischen α ς -α ῶ ν -Stelle zu denken. : LEUMANNS Meinung ist (a. a. O. 270f. ε ς ςnach Schol. Ρ51 = σ ίτιδ ε ν α ιτ τεφ ρ ά χ ιals ‚die ῖα ο μ ὁ ιν σ 273), hier liege Mißverständnis vonΡ51 vor, wo ϰ ίτεσ ρ ιΧα ο μ ό Haare einem Kranz ähnlich‘interpretiert worden sei. So wenig diese Erklärung 1 Vgl. auch ERNST FRAENKEL Gnomon 23 1951 373. [Für Dialektechtheit spricht sich im Rahmen der durch LEUMANN aufgeworfenen Fragestellung jetzt auch LESKY Literaturgeschichte 62 aus.] 2 D. h. es wird einmal unterstellt, LEUMANNS Grundthese sei richtig (woran ich gar nicht glaube).
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
365
befriedigt, mag diese ‚kyprische Glosse‘ doch etwas mit den Kyprien zu tun haben. In den LEUMANN entgangenen direkten Fragmenten 4. 5 (IV. V) der Kyprien, die Athenaios wegen der darin enthaltenen Bemerkung über Kränze zitiert, flechten sich (fr. 5 (V), 2–4) Nymphen und Chariten selbst Kränze und setzen siesich auf. So magentweder in der Glosse eine verballhornte Anspielung auf die Kyprien liegen oder doch in denKyprien – ohne Beziehung zurIlias – ςfür Kranz gegeben worden sein. ε ιτ ρ ein Aition für die Bezeichnung χά τά φ ο ςφ ς: LEUMANN 270 weist auf λ ο ν 416 ~ ω ό 87 hin, woin sonst gleichem ·ό ῳ korrespondieren. Wenn man überhaupt an die Kyprien ῳ und τά φ Vers φ ν denken will, könnte die Glosse ohne Katachrese des Dichters dadurch ent87 unabhängig von der Odyssee standen sein, daß derVers in der Form von ω (der Vers kann schon in alter Katabasis-Dichtung vorgekommen sein) in den Kyprien enthalten war. Durch den Vergleich des Kyprienverses mit λ 416 entstand dann die Glosse. : von LEUMANN 270 Anm. 17 unter Hinweis auf Ε387 ν ιο ρ τή ω μ · δεσ ς ο μ α ϰ έρ erklärt. An welcher Stelle der Kyprien soll aber von einem Gefängnis die Rede gewesen sein? Es bietet sich da kein mythischer Zusammenhang an. Wenn trotzdem ϰ ςin dieser Bedeutung in denKyprien vorgekommen sein sollte, ο μ α έρ ließe sich auch an eine vorhomerische Vorlage denken, da Ε387 ja in einem Referat aus älterer Götterdichtung steht (vgl. Das Wirken der Götter in der
Ilias 12f.).
Im Zusammenhang dieser sprachwissenschaftlichen Datierungsversuche sei nochmals die Feststellung erlaubt, daß die Spätdatierung der kyklischen Epen ε ώ τερ ο ι‘, ausschließlich auf stidurch Aristarch, d. h. ihre Klassifizierung als ‚ν listischen Kriterien beruht, deren Berechtigung mehr als zweifelhaft ist. Durch diebedeutende Arbeit von SEVERYNS (LeCycle épique dans l’école d’Aristarque) ist es leicht, sich ein Bild davon zu machen1. Für die Frage, ob ‚Stasinos/Arktinos‘ vorhomerisch sein können, ist ferner wichtig die grundsätzliche, schon von KAKRIDIS angestellte Überlegung, daß der dramatische Aufbau der Ilias ein chronographisches Epos als Vorstufe vorauszusetzen scheint2; denn inhaltlich müßte sich dieses Epos etwa mit den kyklischen Epen decken. Es gilt, demnoch weiter nachzugehen. In der ganzen Ilias kann man die Beobachtung machen, daß dies Epos in seinem Aufbau denganzen Krieg zurepräsentieren scheint. Das, wasim Kyklos an seinem zeitlichen Ort erzählt wird, erscheint ‚verfremdet‘in der Ilias in deren zeitlichem Zusammenhang. Im Kyklos besteht zwischen erzählter Zeit und 1 Bezeichnenderweise sagt Aristoteles in der Poetik nicht, daß die kyklischen Epen nachhomerisch sind. Im Gegenteil, er weist auf, daß die Ilias eine höhere Entwicklungsstufe representiert als diese Epen. 2 KAKRIDIS 91 ff. [Korr.-Zus.: Vgl. jetzt auch den schönen Vortrag von A. HEUBECK Zur inneren Form der Ilias Gymnasium 65 1958 37ff.].
366
Schlußfolgerungen
Erzählzeit des Dichters eine genaue Korrespondenz. In der Ilias erscheint in merkwürdiger Weise die erzählte Zeit des Kyklos in das Zeitschema der Ilias hineingepreßt. In gewisser Weise scheint so die Ilias denKyklos mitzurepräsentieren. Es lassen sich unter anderem folgende Entsprechungen aufweisen:1
a (Bitte der Gaia an Zeus um Hilfe?) – Bitte der Thetis an Zeus um Hilfe: Beleg Nr. 1 zu fr. 1 (I), 1f. ή– Thetisversprechen: Beleg Nr. D 1 zu fr. 1 (I), 3 ff. λ υ ςβο ιὸ b Δ c Raub der Helena, Treubruch des Paris – Pandarosschuß: Beleg Nr. 11 zu Proklos 11.
d Paris mit Helena vereint – Paris vomKampf mit Menelaos in die Kammer zu Helena entrückt: Beleg Nr. 9 zu Proklos 11. e Abfahrt in Aulis – Schiffskatalog: Beleg Nr. 3 zu Proklos 23. f Landung – Iris-Polites-Botschaft im B: Beleg Nr. 1 zu Proklos 35. g Versuch friedlicher Regelung – Zweikampf zwischen Menelaos und Paris im Γ: Beleg Nr. 1 bzw. Nr. 6 zu Proklos 38. h Beginn der Belagerung – ‚Mauerschau‘der Helena: Beleg Nr. 1 zu Proklos 39. i Erster Angriff gegen die Stadt – Epipolesis, Kämpfe A-Z1: Beleg Nr. 2 zu Proklos 39. k Meuterei vor Troia – Unzufriedenheit des Achaierheeres: Belege Nr. 1–5 zu Proklos 42. l Herbeieilen troischer Bundesgenossen – Troerkatalog: Beleg Nr. 1 zu Proklos 50, o. S. 169 ff. m Tod des Achill – Tod des Patroklos: Beleg Nr. 6 zu Proklos 62. n Leichenspiele – Leichenspiele: Beleg Nr. 2 zu Proklos 67. o Aineias und seine Leute entkommen aus der Stadt – Aineias wird der Auseinandersetzung mit Achill durch Poseidon entzogen: Beleg Nr. 3 zu Proklos 88. p Iliupersis, Unglück des Priamos – Buch Z (Hektors Abschied2), Buch Ω , Unglück des Priamos: Vgl. Beleg Nr. 5 zu Proklos 91.
Aus dieser Zusammenstellung, die nur die auffälligsten Entsprechungen verzeichnet, ergibt sich, daß die Ilias neben ihrer eigenen Handlung, einer Episode aus dem zehnten Kriegsjahr, symbolhaft den ganzen Feldzug ‚wiederholt‘. Der Handlungsablauf der Ilias spiegelt gleichsam den Ablauf des ganzen Kriegsgeschehens. Sowohl Vorgeschichte und Beginn des Krieges werden gespiegelt (a–l), als auch der Höhepunkt, der Tod des Achilleus (m, n), als auch schließlich das Entkommen des Aineias (o) und der Untergang Troias (p); denn das ganze letzte Buch der Ilias (im Ethos durch das Z vorbereitet) ist ja eine einzige große Vorwegnahme der Iliupersis. DieProblematik des Krieges überhaupt, 1 Kap. VI ist zu vergleichen.
2 Zur Interpretation vgl.
SCHADEWALDT
Hektor 5 ff.
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
367
die in der Zerstörung Troias manifest wird, erscheint im Zwiegespräch Achill– Priamos vorweggenommen. So erlebt der Zuhörer des Epos neben dem Geschehen des Achillzornes und durch dieses hindurch das ganze Geschehen um Troia. Die Ilias ist für ihn gewissermaßen auch Kyprien, Aithiopis undIliupersis. Es kann kein Zweifel sein, daß ein Großteil der Wirksamkeit und Bedeutsamkeit der Ilias auf diesem doppelten Zeitablauf der Menishandlung und der Troiahandlung, also einer Art doppelter ‚Zeitlichkeit‘, beruht, und eine eingehende Interpretation könnte wahrscheinlich dieses Phänomen weiter verdeutlichen. In unserem Zusammenhang mußdie Frage gestellt werden, wiesich diese Beobachtung genetisch erklären läßt1. M. E. bestätigt sie ganz und gar die These, daß die Ilias ein chronographisches Epos bereits voraussetzt. Wenn vor Homer nur Einzellieder den Stoff episodenweise behandelten, ist nicht einzusehen, warum der Iliasdichter seine Episode nicht in einer nur episodengemäßen Zeitform ablaufen ließ, sondern in einer scheinbar chronologischepisodenreihenden. Falls der von Homer vorausgesetzte Faktenkanon nur in gestückelter Form in einer Reihe von Einzelliedern verschiedener Prägung vorgegeben gewesen wäre2, hätte er kaum strukturbildend auf die Ilias wirken können3. Wird die Episode des Achillzorns als Ilias (d. h. auf kleinere Episoden 1 BOWRA Heroic Poetry 311ff. hat sicher recht, wenn er meint, daß die Ilias, insofern sie sowohl eine Achilleis als auch ein Gedicht von Troias Belagerung sein will, gezwungen ist, den Zeitpunkt ihrer Handlung möglichst in den Hintergrund treten zu lassen und nur zu nennen, wenn es ‚funktionell‘notwendig ist. Damit ist aber noch nichts darüber gesagt, wie Homer zu seinem Plan kommen konnte. 2 Das τῶ ν ἁ μ ό θ ε να 10 kann übrigens nicht als Beispiel für in der Odyssee nachwirkende ‚Episodentechnik‘ angeführt werden, da die Odyssee nicht eine Episode aus dem α1–9 genannten Sagenzusammenhängen herausgreift, sondern alles behandelt. Lediglich der Punkt, von dem aus der Dichter beginnen soll, den Zusammenhang aufzudröseln, ist gemeint. Auch α 339 in der Aufforderung an Phemios ist bestimmt nicht an eine Episode aus dem Faktenkanon eines bestimmten Sagenkreises gedacht, sondern an eine zusammenhängende Geschichte aus dem Vorrat des Sängers an Helden- und Götterdichtung überhaupt, wenn auch offenbleibt, von welchem Umfang. Leider läßt sich überhaupt nicht erweisen, wieweit das von der Odyssee gegebene Bild vom Sänger für die Zeit des Dichters historisch echt ist; denn offensichtlich verbindet der Odysseedichter eine besondere poetische Absicht damit, wenn er die Sänger vom Streit des Odysseus und Achill, vom Hölzernen Pferd und vom Nostos der Achaier singen läßt. Der besondere ‚Witz‘liegt darin, daß in einem Epos, das zum troischen Sagenkreis gehört, Themen dieses Sagenkreises selbst schon von den Sängern gesungen werden (man vergleiche die Schilderung Vergils, wie Aeneas bei seiner Ankunft in Carthago die troischen Kämpfe am Tempel dargestellt findet: Aen. Ι 453 ff.). Und zwar sind diese Themen für die jeweilige Situation der Odyssee passend ausgewählt (vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 11 Anm. 1 und neuerdings W. MARG Homer über die Dichtung 1957 13 m. Anm. 9). Womit will man beweisen, daß nicht der Odysseedichter Themen der troischen Sage als Einzellieder vortragen läßt, die den Hörern seiner eigenen Dichtung aus dem Zusammenhang eines Großepos bekannt waren? Vgl. auch o. S. 221 Anm. 4. 3 Auf die Möglichkeiten, die sich der Analyse bieten, den Tatbestand zu erklären, komme ich bei Behandlung der fünften Möglichkeit zusprechen.
368
Schlußfolgerungen
verteilt) erzählt, so setzt das sowohl Episodenstil als auch den Stil chronologischer Erzählweise (Aneinanderreihung von Episoden in zeitlicher Reihenfolge vom ‚Anfang‘bis zum ‚Ende‘) immer schon voraus1. Ein so punktuelles Thema, wie der Achillzorn, ist nicht ein Thema, an dem man die Episodenreihung erstmalig erfindet. Wenn aber im Aufbau der Ilias ein chronographisches Epos noch durchschimmert und auch die Komplexheit und Einheitlichkeit der ‚Anspielungen‘ innerhalb der Ilias in diese Richtung weist2, warum soll dann ‚Stasinos/Arktinos‘ dieses Epos nicht sein? Wer ein Epos nur vergleichbaren Inhalts als Vorstufe annimmt, muß erklären, inwiefern sich dieses Epos von Kyprien/Aithiopis/ Iliupersis unterschied3. Eine so spezielle Entsprechung wie die unter o) aufgeführte, zu der man noch die Parallele zwischen Proklos 43 und Ε297ff., 445ff. (Beleg Nr. 1), sowie die Parallelität des Wirkens des Aineias im P und in der Aithiopis (s. o. S. 330 m. Anm. 2) stellen muß, legt jedenfalls den Schluß nahe, daß die Ilias den Krieg nach einer ganz bestimmten Erzählung ‚wiederholt‘, in der Aineias wie bei Stasinos-Arktinos am Anfang einer Gefahr entkam, in der Mitte eine größere Rolle spielte und am Schluß der Katastrophe entzogen wurde4. Der Einwand, daß die Kyprien, soweit wir wissen, keinen Zweikampf zwischen Menelaos und Paris und keine Teichoskopie enthalten haben, auch keinen Schuß des Pandaros (vielleicht nicht einmal eine Epipolesis), ist nicht stichhaltig. Wenn sie derartige Szenen genau in der Art der Ilias gehabt hätten, hätte sie der Iliasdichter wohl gar nicht wiederholen können. Aber man wird damit rechnen müssen, daß die Kyprien andeutungsweise diese Motive berührten. Ein Angebot eines Zweikampfes kann u. a. von der Gesandtschaft (Proklos 38) gemacht worden sein, das dann abgelehnt wurde. Eine kurze Bemerkung über Helena und Priamos auf der Mauer kann in der Kyprienszene, die den Beginn der Belagerung schilderte (Proklos 39) vorgekommen sein usw. Der Treubruch des Paris war gewiß explizit hervorgehoben undkonnte zur Anregung für den ‚Pandarosschuß‘ dienen. Daß wir in all diesen Fällen niemals Schlüsse ex silentio Procli ziehen dürfen, folgt aus der oben gegebenen Analyse seiner Epenexzerpte. 1 Es ergibt sich daraus eine gewisse Korrektur der Ausführungen FRÄNKELs zur homerischen Zeitauffassung (Wege und Formen des frühgriechischen Denkens 1955 3 ff.). Es zeigt sich, daß es nicht ein ‚unentwickelter Zeitsinn‘ ist, der Homers Zeitauffassung bestimmt. Vgl. a. u. S. 386. 2 GUNDERTS Frage an die Unitarier (s. o. S. 4) wäre in diesem Sinne vorläufig zu beantworten: Ein dramatisches Epos wie die Ilias kann sich aus der ‚oral poetry‘nur über die Zwischenstufe eines chronographischen Epos entwickeln. [3 Zu HEUBECK (s. S. 365 Anm. 2) muß die Frage gestellt werden, wie eine chronographische Großepik auf die Ilias strukturbildend wirken kann, wenn sie zugleich so ‚fließend‘ war, daß es unmöglich ist, etwa in der Ilias so etwas wie die Einwirkung der ‚Memnonis‘ 4 Anders HEUBECK 18. 30 ff. zu fassen.]
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
369
Zusammenfassend ist also zu sagen, daß es nach meiner Kenntnis stichhaltige Argumente gegen die Möglichkeit 1. vorläufig nicht gibt. Zu 2. Die zweite Möglichkeit, die von der Forschung wohl oft in Erwägung gezogen, aber nie scharf definiert wurde, kann keine so große Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen wie die Möglichkeit 1. Zunächst weisen die Strukturähnlichkeiten zwischen kyklischen Epen und Ilias, die unter 1. behandelt wurden, auf ein festes Epos als Vorlage, mag das nun mit Kyprien/ Aithiopis/Iliupersis identisch sein oder diesem Epengefüge nur ähnlich. Außerdem spricht die enge stoffliche Übereinstimmung zwischen Stasinos/Arktinos und der Ilias gegen diese Möglichkeit. Geht Homer ebenso wieder Kyklos nur auf den Faktenkanon einer fließenden Epik zurück, so erwartet man bei der Fülle an mythologischem Detail trotz Festhaltens an demmythischen Gesamtrahmen gelegentlich verschiedene Versionen. Falls es keine verschiedenen Versionen gibt, kann mannicht mehr von einer fließenden Epik reden. Der Begriff ‚fließende Epik‘ist nur dann sinnvoll, wenn nicht nur die Form, sondern auch der Stoff beim jeweiligen Vortrag immer neu variiert wurde. Das Bestehen einer Reihe von Varianten zwischen ‚Stasinos/Arktinos‘ und der Ilias ist also die Bedingung der Möglichkeit, daß beide auf fließende Epik zurückgehen. Bewiesen wird freilich diese Möglichkeit durch einzelne Varianten auch nicht. Nunmußaber festgestellt werden, daß es Varianten fast überhaupt nicht gibt. Wenn wir die Kyprien betrachten, die aus sagenchronologischen Gründen allein wichtig sind, so kommen nur drei Fälle in Frage (zu Proklos 36 vgl. o. S. 184 f.):
1. Der Heimatort der Briseis: Pedasos (Kyprien), Lyrnessos (Ilias). 2. Die Dauer der Rückfahrt des Paris: 3 Tage (Kyprien), Umweg über Sidon (Ilias).
3. Die erste Vereinigung der Helena mit Paris (?): in Sparta (Proklos 11 zuden ῃΓ445 (?). ῳ δ ή σ Kyprien), ν ν ά ᾽ἐ νΚρα Im ersten Fall liegt vielleicht eine Verwechselung des Iliasdichters vor (s. o. Beleg Nr. 8 zu Proklos 47 und S. 207ff.), im zweiten wahrscheinlich eine ad-hocErfindung des Iliasdichters (s. o. Beleg Nr. 1 zu Proklos 12, fr. 10 (XII) und S. 204ff.). Der dritte Fall ist unklar; wenn es sich überhaupt um eine Abweichung der Ilias handelt, liegt wahrscheinlich ebenfalls ad-hoc-Erfindung vor (Beleg Nr. 9 zu Proklos 11). Diesen drei Fällen steht eine Fülle übereinstimmenden Materials gegenüber. Die Übereinstimmung ist nunbesonders auffällig in den Punkten, in denen uns die mythologische Überlieferung verschiedene Versionen anbietet, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit alt sind. Gerade in diesen Fällen müßte maneine Differenz erwarten. Das Gegenteil ist aber der Fall: Die Ilias setzt immer die Kyprienversionen in allen Details voraus.
370
Schlußfolgerungen
1. Ursache des troischen Krieges als auch Kyprien sehen in derAbsicht des Zeus, viele Heroen (ἡ μ ίθ ε ο ι) zu vernichten, die Ursache des troischen Krieges. Vgl. Belege A, B 1–11, C 1–6 zu fr. 1 (I), 3 ff. Nach Apollod. Epit. 3,1 gibt es aber auch die Version, daß Zeus durch den ὖ ιςδ θ η ὲἙλέν Ἀλ ν έξ α ν troischen Krieg seine Tochter berühmt machen wollte: α ιό ς η σ ινΔ , ἵν αΕὐρώ η ὰβούλ π ςϰ α τ α ιϰ υ ὶἈσ σ γ ο έ ςλ ία ε ςτιν ς ι, ὥ ε δ ρ ο ζ ςἁ π ά ρ η ὐ ρα το ῦἔνδο η έν γ ξ ο ςγ τα ά τ υ ι. ςἡθ η σ ύ ο νἐλθ ε ἰςπ μ ο ε ό λ Apollodor unterscheidet sie ausdrücklich von der Version der Kyprien (ϰ α θ ά ῇ ). ο θ ω νγέν έ ςἀ ρ ιθ νἡμ ςτὸτῶ ω π ι, ὅ ο λ λ νἄ ο π ε ρεἶπ Sowohl Ilias
2. Thetishochzeit Es bestehen vor allem zwei Versionen: 1. Die ältere, vorkyklische „Themis: Poseidon undZeus streiten sich wegen Thetis. Themis gibt das Orakel, version“ daß der Sohn der Thetis größer als der Vater sein werde, worauf Peleus der Thetis zum Mann gegeben wird. Thetis ist empört und versucht durch Verwandlungen vergeblich, sich der Umarmung des Peleus zu entziehen: Apollod. DankbarIII 13,5,1, Kypseloslade, Pi. I. 8,26 ff. 2. Die Version der Kyprien („ ): Thetis wird von Hera aufgezogen (a) und später von Zeus umkeitsvariante“ worben (b). Der Hera zuliebe entzieht sie sich dessen Nachstellungen (c). Zeus schwört, ihr einen sterblichen Mann zu geben (d), Hera gibt ihr den besten sterblichen Mann, Peleus (e). Zur Hochzeit erscheinen alle Götter und bringen Geschenke (f). Die Ilias folgt in allen Punkten der zweiten Version1. Vgl. die Belege zu fr. 2 (II): a = Beleg Nr. 4, b = Beleg Nr. 1, c = Beleg Nr. 4, d = Beleg Nr. 3, e = Beleg Nr. 4. 5, f = Beleg Nr. 1–7 zuProklos 2, fr. 3 (III).
3. Lanze des Peleus Altes Gut ist, daß Peleus selbst die berühmte Lanze schneidet Pi. N. 3,332. Die Kyprien und die Ilias lassen sie von Cheiron überbracht sein: Kyprien fr. 3 (III) und Beleg Nr. 7 zu Proklos 2, fr. 3 (III). 1 Höchst bemerkenswert sind dazu LESKYS Ausführungen in seinem glänzenden REArtikel Peleus. Er hat Peleus 297f. die Kyprienversion (Dankbarkeitsvariante) mit guten Gründen als eine individuelle Neuschöpfung des Kypriendichters erwiesen, die durch Umformung der Themisvariante entstanden ist (Themis bekommt statt des Orakels eine andere Funktion, das Verwandlungsmotiv wird von Thetis auf Nemesis übertragen usw. Im einzelnen kann ich LESKY nicht immer folgen). Gleichzeitig aber hat er Peleus 292 sehr überzeugend ausgeführt, daß die Ilias die Kyprienversion voraussetzt. Wenn man aber so argumentiert, ist der (von LESKY nicht mehr gezogene) Schluß unausweichlich, daß die Kyprien vorhomerisch sind. [Daß dieser Schluß zunächst nicht in LESKYS Absicht liegt, zeigt sich z. B. Literaturgeschichte 77ff. – Wie ich jetzt sehe, hat LESKY auch StudIt 27. 28 1956 216 ff. versucht, die nachträglich erkannten Konsequenzen seiner Argumentation durch Annahme einer Zwischenquelle zu vermeiden. Dadurch ergeben sich aber 2 LESKY Peleus 307. m. E. gewisse neue Schwierigkeiten.]
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
371
4. Cheiron als Erzieher Achills Wahrscheinlich berücksichtigen weder Kyprien noch Ilias die alte Geschichte von der Erziehung des Achill durch Cheiron nach dem Weggang der Thetis (die z. B. Hes. fr. 96,49 f.erzählt wird; vgl. auch denThron von Amyklai und Vasen). Nach Ilias Ι485ff. ist Phoinix Erzieher des Achilleus, und da die Kyprien Phoinix ebenfalls kennen (sie erzählen dieNamengebung desNeoptolemosdurch Phoinix, s. o. S. 133), werden auch sie ihn in seiner einzig markanten Rolle kennen, der Erzieherrolle. Eine Erziehung des Achilleus durch Phoinix in Phthia schließt aber eine Erziehung durch Cheiron nach Weggang derThetis aus. Dazu stimmt in der Ilias gut, daß Cheiron lediglich als Lehrer in der Heilkunst noch genannt wird (Λ 830 ff.). Mit der Ersetzung des Cheiron durch Phoinix hängt wohl auch zusammen, daß Thetis nach Schilderung der Ilias den Peleus nicht dauernd verließ (vgl. Α 396, Π 222ff., Σ 438f., Τ 422). Denn nur dann, wenn Thetis wegging, warein so besonderer halbgöttlicher Erzieher, wie der Kentaur Cheiron, nötig. Wahrscheinlich gehört auch Thetis’ Weggang zu der alten ‚Themisvariante‘ der Thetishochzeit, nach der Thetis unfreiwillig die Ehe einging, und war in der Dankbarkeitsvariante nicht mehr berücksichtigt1. Man muß dann annehmen, daß auch in den Kyprien Thetis nur gelegentlich auf dem Grunde des Meeres weilte, wie es die Vorstellung der Ilias ist (man vergleiche etwa Α 358 mit Σ3322). Dazu paßt die Mithilfe des Phoinix bei der Erziehung gut.
5. Die Aufforderung an Achilleus zur Teilnahme am troischen Feldzug und Achills Verbindung mit der Tochter des Lykomedes, Deidameia Nach der Schilderung der Kyprien kommt Achill erst auf der Rückfahrt von Teuthranien auf Skyros mit Deidameia zusammen und zeugt mit ihr den Neoptolemos. Er muß also von Aulis mit abgefahren sein. Nach BD-Schol. zu Τ326 war Achill von Peleus zu Lykomedes geschickt und unter dessen Töchtern versteckt, aber schließlich von Odysseus (und Phoinix und Nestor) durch List entdeckt worden; während dieses Aufenthaltes soll er mit Deidameia den Neoptolemos gezeugt haben. Es handelt sich um eine mindestens vortragische Variante (vgl. o. S. 191f.). Andere Varianten lauten wieder anders. Die Ilias stimmt vollkommen mit der Kyprienversion überein: Anwerbung des Achill: Belege Nr. 3, 5, 6 zu Proklos 21, Landung auf Skyros auf der Rückfahrt von Teuthranien: Belege Nr. 1, 2 zu Proklos 27, fr. 13 (XIV). 1 Jedenfalls ist dieser Weggang in einem Zusammenhang, der von der gewaltsamen Bezwingung durch Peleus handelte, viel besser motiviert.
2 Auch aus Σ86 f. geht hervor, daß die Ilias mit einem Verbleiben der Thetis bei Peleus bei gelegentlichem Verweilen unter den Meergottheiten rechnet.
372
Schlußfolgerungen
6. Aussetzung des Philoktet Sowohl Ilias wieKyprien verlegen dieAussetzung desPhiloktet nachLemnos: Beleg Nr. 1 zu Proklos 33. Nach der ältesten Version wurde Philoktet sehr wahrscheinlich auf der Insel Chryse gebissen und ausgesetzt, nicht auf dem dicht bewohnten Lemnos: A-Schol. Β722, vgl. S. Ph. 269 f.1.
7. Die Töchter des Agamemnon In Ilias undKyprien stimmen Zahl undNamen derTöchter desAgamemnon überein: Beleg Nr. 1 zu fr. 14 (XV). Daß die Ilias Iphigenie nicht nennt, hängt damit zusammen, daß der Iliasdichter sie entsprechend Proklos 30, 31 als tot (bzw. entrafft) voraussetzt. Abweichend ist E. Or. 22f., woIphianassa fehlt. Außer vielleicht im7. Beispiel ist es in allen diesen Fällen unmöglich, daß die Kyprien im Anschluß an die Ilias erzählen. Die unter 1–6 aufgeführten Versionen der Ilias müssen also auf alle Fälle vorhomerisch sein. Abgesehen nun davon, daß Nr. 2 und4 eigentlich nur die individuelle Schöpfung des Kypriendichters sein können, ist es äußerst unwahrscheinlich, daß die Ilias in allen diesen Punkten aus dem Variantenschatz der fließenden Epik zufällig dieselbe Auswahl getroffen hat wie der Kypriendichter und sich auch in der Erzählung der Details unabhängig genau wie dieser verhalten hat. Daraus würde folgen, daß der Iliasdichter die Kyprien kannte. Ein Unterschied besteht freilich zwischen Ilias und Kyprien/Aithiopis/ Iliupersis in der Prosopographie. Aber alle Abweichungen der Ilias von der Prosopographie des Kyklos lassen sich einheitlich aus einer genauen Abstimmung des bei ‚Stasinos/Arktinos‘ Vorgefundenen mit den Gegebenheiten des Alkmaionisstoffes erklären. Sie sind somit fest umrissen und weisen nicht auf eine fließende Epik, die das gemeinsame Themenreservoir von Kyklos und Ilias gewesen wäre. Noch zwei allgemeine Feststellungen seien erlaubt. 1. Bis jetzt ist noch keine ‚fließende Epik‘ nachgewiesen, die eine solche Fülle von Detail enthielt wie Ilias und Kyprien2. 2. Es gibt m. E. wenige Dichtungen im Altertum, die in einer solchen Fülle von Details miteinander übereinstimmen, wie gerade Ilias und Kyprien. Aus allem folgt, daß die zweite Möglichkeit keine besonders großen Chancen hat, verifiziert zu werden3. 1 S. a. CORSSEN Philologus 66 1907 346, dazu richtig BETHE 238 Anm. 18. CORSSENS Rekonstruktion betrifft eine vorkyklische Sagenversion. 2 Der Vergleich der Ilias mit germanischer oder südslawischer Dichtung führt überhaupt in die Irre. Näheres dazu in meiner Freiburger Antrittsvorlesung „Ist die Ilias ein Heldenepos?“1957 (Druck in Vorbereitung). [3 Korr.-Zus.: Wenn HEUBECK Gymnasium 1958 40 jetzt sagt: „Die vorhomerische Dichtung ist zweifellos mündliche und zwar ausschließlich mündliche Epik gewesen“ , so
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
373
Nur in einem Punkte könnte man möglicherweise mit einer Ausnahme rechnen. Wenn es sich doch erweisen sollte, daßHektor, Andromache, Astyanax vorhomerisch sind, was bis jetzt noch verneint werden muß, könnte der Iliasdichter neben ‚Stasinos/Arktinos‘ auf mündliche Hektordichtung zurückgegriffen haben, die ihrerseits auf Kyprien/Aithiopis keinen oder nur geringen (vgl. Proklos 36?) Einfluß gehabt hätte. Da in der Ilias kleine Unebenheiten in der Schilderung von Hektors Tod auf Aithiopisstoff als Quelle für die iliadische Hektorhandlung weisen, könnte aber auch eine solche Hektordichtung nur rein äußerlich die Ilias beeinflußt haben. Das Geschehen vor Troia ist auf jeden Fall ohne Hektor gut denkbar. Zu3. Diese Möglichkeit kommt zweifellos der unter denUnitariern bestehenden communis opinio entgegen, die mit weitgehender Abhängigkeit von der Ilias rechnet, aber imeinzelnen für den Kyklos zuzugeben bereit ist, daß er von der Ilias unabhängige Quellen benutzt (Parisurteil usw.). Um so wichtiger ist es, den Unterschied zu betonen. Alle ‚Musterfälle‘kyklischer Abhängigkeit von der Ilias verloren ihre Beweiskraft. Entweder wurde erwiesen, daß die Motive oder Ereignisse, auf die angespielt wird, bei ‚Stasinos/Arktinos‘ in ihrem ursprünglichen inhaltlichen Zusammenhang stehen, oder – in einigen Fällen – auch nurals möglich herausgestellt oder wahrscheinlich gemacht. Niemals wurde erwiesen oder auch nur wahrscheinlich gemacht, daß ‚Stasinos/Arktinos‘ die Ilias benutzen. Nur die Möglichkeit, daß weitere Kenntnis dieser Epik uns neue Aufschlüsse geben wird, besteht. Aber selbst wenn neue Erkenntnisse Einfluß der Ilias auf den Kyklos (‚Stasinos/Arktinos‘) zeigen würden, bliebe das Ergebverlangt diese Behauptung noch einen eingehenden Beweis. Der Hinweis auf die südslawischen von MILMAN PARRY gesammelten Epen u. a. bietet lediglich eine mögliche Analogie, keinen Beweis. Nichts spricht dagegen, den Übergang von ‚oral‘ zu ‚written‘ poetry etwa schon mit einem vorhomerischen chronographischen Epos zu verbinden; HEUBECKS Gedanke, daß Homer als erster Epiker die Schrift verwandte, ist rein hypothetisch. Schon die gewaltige Stoffülle und Detailfreudigkeit, die (doch wohl auch nach HEUBECK) für Homers Quellen charakteristisch gewesen sein muß, läßt es als möglich erscheinen, daß diese schriftlich aufgezeichnet wurden. Man muß sich m. E. überhaupt fragen, wieweit im historischen Bereich Analogieschlüsse möglich sind. Kann man aus der Ähnlichkeit in einigen Punkten (bei vielen evidenten Verschiedenheiten) auf Ähnlichkeit in anderen Punkten schließen? Es ist ferner darauf hinzuweisen, daß selbst nach BOWRA Heroic Poetry 370 die reine Mündlichkeit keineswegs ein notwendiges Kennzeichen heroischer Poesie ist. Im orientalischen Bereich haben wir seit sehr frühen Zeiten schriftliche Tradition heroischer Dichtung. Nicht einmal die Formelsprache ist ausschließlich ein Charakteristikum mündlicher Tradition. Mit besonnener Zurückhaltung hat LESKY in seinem wichtigen Aufsatz über Mündlichkeit und Schriftlichkeit im homerischen Epos Festschrift Kralik 1954 nicht behauptet, daß die Ilias das erste schriftliche Epos sein muß. Wohl aber hat er deutlich gemacht, daß die Ilias der ‚oral poetry‘ noch so nahe steht, daß man an ihre Entstehung nicht moderne Vorstellungen von literarischem Betrieb herantragen kann, wie es manche Analytiker tun.]
374
Schlußfolgerungen
nis bestehen, daß ‚Stasinos/Arktinos‘im wesentlichen doch auf von Homer unabhängige Vorlagen zurückgreifen. Diese Möglichkeit könnte auch nur dann eine gewisse größere Wahrscheinlichkeit beanspruchen, wenn die Vorlagen bereits ‚fest‘, d. h. nicht mehr mündlich waren (vgl. zu 1. und 2.). Wenn man aber das annimmt, würde sich wieder die weitere Frage stellen, wie die nachhomerische kyklische Epik sich von ihren vorhomerischen Vorbildern unterschied. Zu4. Die vierte Möglichkeit wäre, ähnlich wiedie erste für die Unitarier, am ehesten geeignet, die Schwierigkeiten zu erklären. Allerdings wäre dann in gewisser Hinsicht die Urilias ein Rückschritt gegenüber dem chronographischen Epos ‚Stasinos/Arktinos‘, da sie schon umfangmäßig weit hinter ihm zurückbleiben müßte1. Auch würde sich die Weiterentwicklung der Epik nicht weiter ‚fließend‘gestaltet haben können2. Zu 5. Die fünfte Möglichkeit wäre akzeptabel, wenn sich tatsächlich eine Urilias nachweisen ließe, die das ‚kyklische Element‘ noch nicht voraussetzt. Allerdings müßte auch in diesem Falle die Tendenz erkennbar sein, die aus einer Menis (oder was sonst Thema der Urilias war) ein Epos vom troischen Krieg werden läßt. Nun haben aber die bisherigen Analysen überhaupt noch keine Urilias ohne kyklische Elemente nachgewiesen. Auch VONDERMÜHLLS Dichter ‚Α(um auf das repräsentativste und wohl bedeutendste Werk der ‘ Analyse zurückzugreifen) setzt ‚Kyklisches‘ voraus, obschon VONDERMÜHLL bewußt Stellen, die ihm auf Kyklisches anzuspielen scheinen, dem ‚Β zu‘ der schreibt, also den ‚Eindruck des Kyklischen‘vielfach als einziges Kriterium Schichtenscheidung benutzt3. So hält VONDERMÜHLL Α 59ff., Α 106ff. und die Urform des Schiffs70ff., Α katalogs einschließlich Β495 für ‚Α ‘. Diese Stellen reichen aus, um die teuthranische Expedition und die Zeugung des Neoptolemos als stofflich vorhomerisch zu erweisen (vgl. Kap. IV, 2 Nr.4.5.8.9). Hinzu kommt, daß VONDER MÜHLL 1666 ff. undΤ 326ff. (Kap. IV, 2 Nr. 6. 7) nur wegen ihrer Anspielung auf die vermeintlich jüngere teuthranische Expedition für ‚Βhält (a. a. O. 180. ‘ ‘-Partien stehen. Ferner 289), obwohl diese Stellen bei ihm innerhalb von ‚Α 1 Das gilt nicht für die erste Möglichkeit. ‚Stasinos/Arktinos‘ sind zusammen sicher nicht so lang, wie unsere Ilias (nach Proklos Bucheinteilung zusammen 18 Bücher). Die erhaltenen Fragmente lehren, daß die Fülle der Ereignisse doch äußerst knapp und zügig erzählt wurde, eine Erzählweise übrigens, die gerade für eine naivere Bewußtseinsstufe charakteristisch ist. Vgl. z. B. die noch viel kürzere und einfachere Erzählweise der ägyptischen Sinuheerzählung und den Stil der orientalischen Göttermythen. 2 Die Entwicklungsgesetze der ‚oral poetry‘, die die Position der Analyse unterstützen könnten, können nach der Existenz eines zusammenfassenden chronographischen Epos eigentlich nicht mehr bestimmend sein. 3 VONDERMÜHLLs Schwanken zwischen Möglichkeit 5 und 6 lasse ich einmal unberücksichtigt, um das Grundsätzliche besser herausstellen zu können.
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
375
nimmt auch VONDERMÜHLL an der fehlenden Exposition des Patroklos Anstoß (a. a. O. 25), so daß sich auch die unter Nr. 3 in Kap. IV, 2 gebrachte ArguDaß der mentation gegen ihn kehrt. Schließlich sagt er a. a. O. 289 wörtlich: „ Achill Homers nicht mit einem Sohn denkbar ist, braucht nicht gesagt zu . Warum das nicht der Fall sein kann, würde man werden (vgl. etwa Ι438 ff.)“ gern erfahren. Die Stelle Ι438ff., wo Phoinix von der Erziehung des jungen ‚Α Achill spricht, steht dem nicht entgegen; denn wenn der Krieg auch bei ‘ 20 Jahre dauerte (zu den 10 Jahren des Sperlingswunders vgl. Kap. IV, 2 Nr. 2 und 12), war noch genug Zeit, daß Neoptolemos heranwachsen konnte. Diehält, spricht sogar nachdrücklich für selbe Stelle, die VONDERMÜHLL für ‚Α ‘ Bekanntschaft mit dem Stoff der Kyprien; denn sie setzt Phoinix als Erzieher Achills voraus und schließt damit Cheiron als Erzieher aus (vgl. o. S. 371), so wie es wahrscheinlich auch der in den Kyprien befolgten „Dankbarkeitsvariante“der Thetishochzeit entsprach. Diese „Dankbarkeitsvariante“, die 140ff. 429ff. (Beleg Nr. 3 ebd.), ferner Π 85 (Beleg Nr. 2 zu fr. 2 (II)) und Σ Σ ‚ Α ff. jedoch 380 Π Τ und ) fr. ff. Iterat 2, 388 (III); Nr. 3 7 zu Proklos (Beleg (Beleg Nr. 4 zu Proklos 2, fr. 3 (III)) vonVONDERMÜHLL wiederum ‘ sehr künst‘-Zusammenhängen athetiert wird (a. a. O. 271f. 280f.1 244. 247, vgl. lich in ‚Α auch die Athetese vonΑ 511ff. a. a. O. 31 = Beleg Nr. 1 zu fr. 2 (II)), ist vielleicht sogar eigene Erfindung des Kypriendichters ohne Vorbild in der Tradition1 (vgl. o. S. 370 Nr. 2), so daß VONDERMÜHLLS ‚Αmit der teu‘ würde. thranischen Expedition zugleich die ganzen Kyprien voraussetzen Solange diese neuen Forderungen, eine vom Kyklischen reine Urilias nachzuweisen unddie Tendenz vom Menisgedicht (zeitlich punktuelle Episode) zum chronographisch-historisierenden Epos plausibel zu machen, nicht erfüllt werden2, muß diese Möglichkeit unwahrscheinlich bleiben. Auf die Unwahrscheinlichkeit, daß die chronographische Epik eine zur dramatischen Epik parallele Entwicklung nahm, ist anfangs schon hingewiesen worden3. Sie wird durch den Nachweis, daß in der Ilias ganze Sagengefüge vorausgesetzt sind, noch größer
(vgl. teuthranische Expedition, Prosopographie). Es bleibt noch übrig, darauf einzugehen, wiesich die auf S. 366 aufgewiesenen Strukturbeziehungen zwischen Ilias und Kyprien/Aithiopis/Iliupersis in analytischer Sicht ausnehmen. Es ist festzustellen, daß zumindest ein Teil der Iliaspartien, die wir zumepischen Kyklos in Beziehung setzten, in der analytischen Forschung immer eine große Rolle gespielt hat. Vor allem die Bücher Γ hat -Η 1 „und auch hier (sc. Σ429 (VON DER MÜHLL 281).
ff.),
wie in 84 f., schwebt die Fassung der Kyprien vor“
2 Die Erfüllung dieser Forderungen würde GUNDERTS Frage an die Analytiker gerecht werden, wie man sich in der ‚fließenden Epik‘ die bauende Dichtweise der Ilias erklären kann, da der dramatische Charakter der Ilias ohne Zweifel vom Kontrast gerade gegen die 3 Z. B. S. 25. historisch-chronographischen Elemente her zu verstehen ist.
376
Schlußfolgerungen
man vielfach als ein ursprüngliches, in die Ilias eingebautes Einzelepos (bzw. in sie eingefügte Einzellieder) angesehen1. Einmal wies man darauf hin, daß in ihnen die Situation desThetisversprechens unberücksichtigt zu sein scheine (man erwarte nach demA bzw. dem Anfang des B unmittelbar eine Schilderung der achaiischen Niederlage, bestimmt aber keinen achaiischen Sieg), zum andern hatte man auch denEindruck, daß vieles in diesem Zusammenhang an den Anfang des Krieges gehöre. Das erste Argument ist von unitarischer Seite mit dem Hinweis auf den Expositionscharakter des Stückes und die Wahrscheinlichkeit, daß sich dramatische Epik zunächst an chronographischer Epik orientierte, amleichtesten zuwiderlegen. Das zweite Argument verdient größte Beachtung, wenn es gelingt, zuerweisen, daß diese Iliasbücher wirklich auf den Anfang des Krieges chronologisch fixiert waren2. An diesem Nachweis sind bis jetzt aber alle Iliasanalysen gescheitert, so daß für ihr Einzelepos bzw. ihre Einzelepen sich dieselben chronologischen ‚Anstöße‘ergeben wie für die Ilias. ED. SCHWARTZ stellte zum Γfest: „Mehr als ein nicht auszulösender Hinweis verbieten solche Gedanken weiterzuverfolgen“3. Instruktiv ist in dieser Hinsicht wieder VONDERMÜHLLs Analyse: Γ Δ 1 haben einst in den Anfang des troischen Krieges gehört und waren eine Sonderrhapsodie von ‚Αselbst, die ‘ später in das Menisgedicht aufgenommen wurde4. Aber innerhalb dieses Komplexes ist die Teichoskopie (die man eigentlich am ehesten am Anfang des Krieges erwarten würde!) doch von ‚Βund nicht für den Anfang des Krieges ‘ gedichtet (126 ff. 132f. 157 setzen freilich einen langen Krieg voraus, wie VONDERMÜHLL richtig erkennt5). ‚Βhat hier einmal etwas besonders Glück‘ liches gedichtet6. Aber innerhalb der Teichoskopie ist wiederum nicht alles von ‚Β, sondern die Anspielung auf die Gesandtschaft des Menelaos und Odysseus ‘ amAnfang des Krieges ist wohl von einer von der Menis unabhängigen Fassung von ‚Α ‘. Die Schwierigkeit, daß dadurch sowohl die Teichoskopie von ‚Βauf geschildert haben‘soll, Kyprienstoff anspielt als auch die Gesandtschaft, die ‚Α ‘ dadurch, daß er verKyprienstoff ist (Proklos 38), beseitigt VONDERMÜHLL mutet, die homerische Fassung der Gesandtschaft (‚Α ) sei später in die ist Kyprien gekommen7! Auf den naheliegenden Gedanken, daß das Ganze ‚Α ‘ und den Kyprienstoff kennt, verfällt VONDERMÜHLL nicht. Spürt man‘den ‘-TeichoskoÜberlegungen nach, die VONDERMÜHLL bewogen, innerhalb der ‚Β pie in den Versen Γ209ff., die von der Gesandtschaft am Anfang des Krieges zu vermuten (Beleg Nr. 2 zu Proklos 38), so zeigt sich, daß die berichten, ‚Α
‘
1 HEINRICH DÜNTZER Homerische Abhandlungen Leipzig 1872 234 ff., ED. SCHWARTZ 7 ff., BETHE Ι 214 ff., WILAMOWITZ 281 ff., JACHMANN 1 ff., METTE 14 ff., VON DER MÜHLL
passim, THEILER Festschrift Ida Kapp 131ff. 2 Vgl. vor allem FRÄNKEL 32, der die Folgerungen, die sich aus einem solchen Nachweis ergeben würden, gut zusammengestellt hat; zu FRÄNKEL vgl. GUNDERT 469. 3 a. a. O. 11. 4 a. a. O. 4. 128, ähnlich MAZON 158 f.
5 a. a. O. 68. 6
a. a. O. 70.
7 a. a. O. 71.
Die Ergebnisse im Spiegel der bestehenden Homertheorien
377
zur Begründung a. a. O. 70 angeführte ‚Schönheit‘ der Charakteristiken von Menelaos und Odysseus1 offenbar nicht die einzige Veranlassung ist. Auf die Gesandtschaft wird nämlich noch Λ 123ff. angespielt (Beleg Nr. 4 zu Proklos zweifellos aufgrund seiner Ansicht MÜHLL DER VON hält Partie 38), und diese ‚Α 2 . Es erscheint also die Kompliziertheit der die Agamemnonaristie für über ‘ Analyse des Γals eine unvermeidliche Folge der Analyse desΛ . Auch dieAnalyse desBuches Δ ist bei VONDERMÜHLL unbefriedigend, wenn man von ihr eine Erklärung für die merkwürdige Beziehung zur Kriegsanfangssituation erwartet. Die Götterversammlung hält er für ‚Β, den Pandaros3, die Epipolesis wieder ‘für ‚Β, der hier schuß (zusammen mit dem Γ ) für ‚Α ‘ ‘ Weiteres zur Exposition seiner Großilias anbringt, nachdem er schon die Teichoskopie dazu verwendet hat4. In allen drei Partien besteht aber unterschiedslos der Grundanstoß (der m. E. erst ‚Analyse‘als Methode rechtfertigen könnte), daß der Eindruck aufkommen kann, hier sei unter Vernachlässigung der Situation, die durch das Thetisversprechen gegeben ist, der Anfang des Krieges geschildert. Wenn VONDER MÜHLL die eine der drei Partien, die Epipolesis, nach Art der Unitarier als Exposition interpretiert, entzieht er m. E. seiner Analyse denBoden5. Wie auch sonst gelegentlich, gerät dieAnalyse hier in Gefahr, daß sie ihre ursprünglichen ‚Anstöße‘aufgibt, aber die Methode, diesich bei der Behandlung derAnstöße historisch entwickelt hat, beibehält. ZuVONDERMÜHLLS Analyse des E vgl. o. S. 246 Anm. 2. S. 305 Anm. 2. Zu den analytischen Versuchen am Z vgl. oben S. 276 mit Anm. 2 und SCHADEWALDT Hektor 5ff. (grundlegende Auseinandersetzung mit JACHMANN). 1 Von der Fragwürdigkeit auch dieses Kriteriums sei hier einmal abgesehen. Vgl. jedoch J. TH. KAKRIDIS Gnomon 28 1956 407ff. 2 a. a. O. 192, vgl. auch a. a. O. 188 f. 3 Mit der merkwürdigen Begründung, die Erzählkunst erinnere so auffallend an den Meisterschuß des Odysseus φ 4 a. a. O. 84. 405 ff. (a. a. O. 81). 5 Eine seltsame Einschränkung seiner vorher gegebenen Analyse des Δ , auch des Γ , macht VONDERMÜHLL 87, wo er sagt: „ Wie weit der Dichter, sehr im allgemeinen allerdings [!], wie etwa in der Teichoskopie schon [!], auch hier ein älteres Motiv umgewandelt hat, bleibe dahingestellt. Ausgeschlossen ist nicht, daß dort Epipolesis und Teichoskopie verbunden waren (Γ196 ff.).“Man fragt sich dann, wie denn die Teichoskopie, deren einheitlichen und (wegen Verwendung des kyklischen Stoffs und der Querverweise) ‚späten‘ Charakter VONDER MÜHLL in seiner Analyse des Γzu erweisen versucht hatte, in dieser Quelle, wo sie mit der Epipolesis verbunden war, eigentlich ausgesehen haben soll. War sie nicht vielleicht doch ‚Α ‘-Partie Γ209 ff. vorkommt? Metho, zumal in ihr die ‚schöne‘ ‚Α ‘ disch ist unklar, wie man ein Stück der Dichtung, wie die Teichoskopie, gleichzeitig als einen ‚Zusatz‘ zu einem älteren Stück (Γ 1) erweisen kann, der u. a. dazu dient, dieses ältere Stück in einen größeren Gesamtplan („ unsere Ilias“ ) einzufügen und dieses einNirgends hat man ein überzeugendes τεϰ heitliche Zusatzstück („ ρ ή ιο , daß die Heldenμ ν schau überarbeitet sei“a. a. O. 70) dann doch wieder auf eine Quelle zurückführen kann, in der es mit der Urform der ebenfalls ‚späten‘Epipolesis, von der es jetzt getrennt ist, verbunden war.
378
Schlußfolgerungen
So zeigt es sich, daß die Alte Analyse bisher nicht imstande war, die sagenin ihrem Sinne zu lösen. Es ist dabei der chronologischen ‘Anstöße’in Γ-Η Analyse zuzugeben, daß ihre Hypothesen jeder unitarischen Position, die versucht, den Aufbau des ersten Teils der Ilias einzig aus diesem Werk selbst und dem dieses bestimmenden originalen dichterischen Plan heraus zu verstehen, weit überlegen sind. Aber die Annahme, daß der Iliasdichter erstmals versuchte, statt rein chronographischer Erzählung eine dramatische Komposition zu schaffen, erklärt den merkwürdigen Doppelcharakter der Bücher Γ-H sofort: DerDichter wollte in seinem Großepos nurdieMenis besingen, aber daskompositorische Problem fürihnwar, wieer dabei zueiner Einheit kommen konnte, daderEpisodenstil nicht fürein Großepos paßte. Für ein Großepos gab es bisher nur die Einheit des troischen Krieges. So orientierte er sich am chronographischen Epos undstattete seine eigene Dichtung mit Szenen aus, die symbolhaft den ganzen Krieg ‚wiederholten‘1. Am Schluß gelang ihm das sehr gut. In der Gestalt des unglücklichen Priamos wird das Ende Troias grandios vorweggenommen. Am Anfang glückte ihm das, wenn wir unsere verfeinerten Philologenmaßstäbe anlegen, weniger: Die Kriegsanfangssituation schimmert in manchen Einzelheiten vielleicht zu stark durch2. So erweist sich die Möglichkeit 1 als wahrscheinlicher als die Möglichkeit 5. Zu 6. Die sechste Möglichkeit erfährt gegenüber den anderen Möglichkeiten größere Komplizierungen. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die sich ähnlich wie bei der fünften Möglichkeit in dem Verhältnis von Urilias ohne kyklische Themen zu den kyklischen Vorstufen ergeben, kommt noch die Schwierigkeit der zweiten und dritten Möglichkeit hinzu, wie man sich das Verhältnis der Vorformen zu den tatsächlichen kyklischen Epen vorstellen soll, wenn erstere nahezu denselben Inhalt wie die letzteren haben, letztere aber die Ilias gar nicht kennen oder doch nicht stark berücksichtigen. Auf die konkrete wissenschaftliche Situation bezogen stellt sich unser Problem vereinfacht so dar: Nach VONDERMÜHLL kennt ‚A‘noch nichts Kyklisches, wohl aber ‚B‘. Der Unitarier kann nun entweder nachweisen, daß auch ‚B‘ nichts Kyklisches kennt (was nicht geht), oder daß auch ‚A‘ Kyklisches kennt. Letzterer Schluß wirft die Frage nach dem Charakter der kyklischen Epen neu auf und zwingt in jedem Fall zur Revision der bestehenden Ansichten. Umgekehrt haben die Unitarier den Unterschied zwischen chronographisch-historisch erzählendem Stil (den sie für nachhomerisch halten) und dramatischem Stil (der früh sein soll) hervorgehoben. Die Analytiker müssen diesen Unterschied in ihren Entwicklungshypothesen berücksichtigen. Sie 1 Daß sich der Sinn dieser neuen Dichtungsweise nicht im Kompositorischen erschöpft, wird unten noch zur Sprache kommen. 2 Z. B. ist das Motiv des Zeusversprechens in Γ -Ηvernachlässigt: METTE 19f., ders. Lustrum 1957 72.
Bemerkung zur Historizität der Heldensage
379
können nicht den chronographischen Stil sowohl als vorhomerisch als auch als später als die Urilias ansehen und doch eine kontinuierliche Entwicklung der Epik konstatieren.
3.BEMERKUNG ZUR HISTORIZITÄT DER HELDENSAGE Bis jetzt haben wir eine Frage zurückgestellt, die für viele Homerleser von außerordentlichem Interesse ist. Was ergibt sich aus unseren Untersuchungen für die Frage der Historizität der in der Ilias behandelten Ereignisse? Wir waren zunächst bemüht, die Voraussetzungen der Ilias ausschließlich aus der Benutzung poetischer Quellen zu verstehen und konnten z. B. die Ansicht, der Schiffskatalog spiegele unmittelbar ein historisches Dokument wider, zurückweisen. Andererseits ermöglicht aber erst unser Nachweis ausgedehnter stofflicher Voraussetzungen der Ilias, die Ilias historisch interessant zu finden. Denn gerade die ‚historischen‘Fakten, in erster Linie die Prosopographie der Achaier und Troer mit allem, was damit zusammenhängt, aber auch die Streifzüge des Achill in der Troas, sind historisch nur bedeutsam (d. h. können einen historischen Kern haben) wenn in diesen Fällen nicht Erfindung des Iliasdichters vorliegt, sondern nur Tradition. Diese Tradition muß poetisch sein, aber sie wird wahrscheinlich zum größten Teil auch historisch sein. Das vereinfacht die historische Forschung. Diese wird sich jetzt nicht nur mit der Ilias als mit dem ältesten schriftlichen Dokument beschäftigen, sondern auch die kyklischen Epen (mag man zwischen den Erklärungsmöglichkeiten 1–6 wählen, wie man will) und sonstige Epik in ihre Untersuchungen miteinbeziehen, weil diese Stoffe u. U. noch ‚Älteres‘repräsentieren können. Zur Frage des achaiischen Großkönigtums des Agamemnon ist also jetzt auch die Sage von den tyndarischen Eiden heranzuziehen. Da Achilleus durch diese nicht gebunden ist, erklärt sich sein selbstbewußtes Auftreten gegenüber Agamemnon1. Thersites kann dagegen nicht mehr so unbedingt zur Erklärung der soziologischen Verhältnisse der griechischen Frühzeit herangezogen werden; die beiden thebanischen Kriege aber müssen ernsthaft auf ihr historisches Verhältnis zum troischen Krieg hin betrachtet werden usw. 1 [Korr.-Zus.: So große Bedenken man auch gegen JACHMANNS Ausführungen zum homerischen Königtum (Schiffskatalog 85 ff.) im einzelnen haben mag, so hat er doch wohl Recht mit seiner Meinung, daß das Königtum Agamemnons in der Ilias zunächst aus der Tradition der Heldendichtung verstanden werden muß. Wahrscheinlich liegt hier eine sekundäre Historisierung sagengeschichtlicher Überlieferung vor (die natürlich auch als solche einen eminent wichtigen historischen Aussagewert hat: Sie könnte im Grenzfall sogar den historischen Kern der Sage treffen, was weiter untersucht werden muß). Interessant ist jetzt die Vermutung von WEBSTER 180, eine mykenische Musterungsliste sei sekundär in eine Liste der Freier der Helena umgewandelt worden, die ihrerseits wieder die Ilias inspiriert habe (in diesem letzteren Punkt zumindest wird WEBSTERS Vermutung durch unsere Analyse bestätigt).]
380
Schlußfolgerungen
Ein Problem, das jetzt vielleicht einer Lösung nähergebracht werden kann, sei noch berührt. Man hat sich bisher vergeblich bemüht, das Nebeneinander der Reiche des Agamemnon mit seinem Sitz Mykenai und des Diomedes mit dem Ort Argos, wie sie der Schiffskatalog schildert, zu interpretieren, das bei der kurzen Entfernung zwischen Mykenai undArgos von etwas über 10 km unverständlich ist1. Könnten nicht vielleicht die von Ephoros FGrHist 70 F 123a (bei Strab. Χ2,25 p. 462) angedeuteten Gegensätze zwischen den beiden Helden2, die während des Ätolienfeldzuges des Diomedes in einem Angriff des Agamemnon auf Argos gipfelten, auch schon in denAlkmaionissagen eine Rolle gespielt und den Iliasdichter beeinflußt haben? 4. BEMERKUNG ZUR DATIERUNG DER ILIAS Welche Folgerungen ergeben sich für die Datierung der Ilias aus unserer Untersuchung? Es kann kein Zweifel sein, daß die Frage der Datierung der Ilias vor allem durch unseren Nachweis, daß die Ilias den Sagenstoff der Alkmaionis voraussetzt, neu aufgeworfen wird. Denn dieses Epos ist von WILAMOWITZ, OBERHUMMER, IMMISCH, BETHE, FRIEDLÄNDER in die Zeit um 600 da-
tiert worden3. Den Argumenten dieser Gelehrten gilt es zunächst zu folgen. Nur zum Teil sind sie stichhaltig. 1. Die Alkmaionis wurde u. a. wegen desWortes π ρ ιο νfür spät gehalten, ο τή das nach fr. 2 KINKEL (= Ath. XI 460b) zuerst bei Semonides von Amorgos und dem Dichter der Alkmaionis belegt sein soll. Inzwischen ist aber dieses Wort auf dem ‚Nestorbecher‘ von Ischia viel früher (freilich nichtliterarisch) belegt (angeblich im 8. Jh.)4. 2. Der ‚orphische‘ Zagreus in fr. 3 KINKEL entzieht sich einer genauen Datierung, so gern man ihn auch für ‚spät‘halten möchte. 3. Es erhebt sich die Frage, ob in fr. 5 KINKEL die Nennung des Leukadios und des Alyzeus als Söhne des Ikarios die korinthische Koloniegründung Leukas unter Kypselos voraussetzt. Gegen diese Annahme ließe sich einwenden, daß der Name gegen Strabons Bericht (Χ2,24 p. 461) schon vor der korinthischen Gründung an der Gegend (wenigstens demFelsen) oder der Insel gehaftet haben kann. Die Odyssee scheint Leukas noch als Halbinsel zukennen (ω 377f.), vor dem korinthischen Durchstoß, kann aber natürlich mit ihrem Hinweis bewußt archaisieren wollen. Andrerseits ist derAusdruck Λ ευ η ϰ τρ έ ςπ ὰ 1 Vgl. bes. BURR 43 f. 2 S. o. S. 144 Anm. 1 Abs. 2. 3 WILAMOWITZ Homerische Untersuchungen 73 Anm. 2. 214 Anm. 13, E. OBERHUMMER Akarnanien, Ambrakia, Amphilochien, Leukas im Altertum München 1887 46, IMMISCH 154. 190, BETHE Theb. Heldenlieder 156 f., FRIEDLÄNDER 335.
4 BUCHNER-RUSSO Rend. Acc. Linc. 10 1955 215 36 ff.
ff., vgl. R HAMPE Gymnasium
63 1956
Bemerkung zur Datierung der Ilias
381
11 dazu angetan, ein altes Haften des Namens an der Gegend zubestätigen1. ω Dazu würde gut passen, daß es in der Ilias einen Leukos als Gefährten des Odysseus gibt (Δ 491)2 unddaß das Reich des Odysseus sich vielleicht auch auf dieInsel Leukas erstreckt hat. Immerhin scheint dasAuftauchen eines Eponymen auf eine Koloniegründung zu deuten. 4. Die große Rolle des Alkmaion in der nach ihm benannten Alkmaionis scheint auf korinthischen Einfluß, besser gesagt, auf die korinthischen Expansionspläne in Akarnanien usw. unter Kypselos, zu weisen. Besonders deutlich scheint das bei der Beteiligung des Alkmaion an der Gründung von Argos Amphilochikon der Fall zu sein, das nach dem Befund unserer literarischen Quellen ursprünglich offensichtlich von Amphilochos allein gegründet wurde. Aus diesem Befund heraus läßt sich m. E. folgendes sagen: Die Alkmaionis kann die Gründung von Leukas voraussetzen, sie setzt aber bestimmt den korinthischen Expansionsdrang voraus, der mit der Herrschaft des Kypselos (oder vielleicht auch schon früher?) einsetzt. Damit ergäbe sich ein terminus post von 657 v. Chr. (= Antrittsjahr des Kypselos3). Nun ist nicht unbedingt gesagt, daß die Ilias das Epos Alkmaionis kannte; sie setzt genau genommen nur einen Teil seines Inhalts voraus. Da zu dem ihr bereits bekannten Stoff aber die Beteiligung des Alkmaion an der Gründung von Argos Amphilochikon gehören kann, könnte auch sie bereits den korinthischen Expansionsdrang (unter Kypselos?) voraussetzen. Das ergäbe einen terminus post von etwa 650 v. Chr. für die Ilias4. Das Verhältnis der Ilias zu Korinth spielt nun auch noch in einer anderen Beziehung eine Rolle, die den Problemen, die im Zusammenhang der Alkmaionis auftauchen, ihre besondere Bedeutung ver-
1 Auch das Verhältnis der Odyssee zu Korinth müßte genau untersucht werden. Die genealogische Zurückführung des Odysseus auf Sisyphos etwa ist nicht, spät‘, wie IMMISCH 190 zu meinen scheint, sondern von der Odyssee bereits vorausgesetzt, vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 41 Anm. 1. 2 Freilich ist Leukos sehr wahrscheinlich vom Iliasdichter erfunden. S. o. S. 127. 3 Vgl. E. MEYER III 573 Anm. 2. Die Herabdatierung der Kypseliden auf die Zeit von ca. 610–537 v. Chr. durch BELOCH RhM 1895 261ff. (vgl. dens. Griechische Geschichte I2 2 275 ff., LENSCHAU RE Suppl. IV 1924 Sp. 1015 ff. s.v. Korinthos) würde freilich den terminus post für die Ilias um etwa 45 Jahre verschieben. Aber eine ganze Reihe von Indizien in der Odyssee sprechen für Kenntnis der Kypselosherrschaft und damit auf jeden Fall gegen den Spätansatz BELOCHS, was hier nicht weiter ausgeführt werden kann. Unter erneuter Überprüfung der Argumente BELOCHS kommt auch F. SCHACHERMEYR RE XIX 1937 s.v. Periandros Sp. 714 zu dem Ergebnis, daß die Herrschaft des Kypselos spätestens gegen Ende der Dreißiger Jahre des 7. Jh. begonnen hat, sehr wohl aber schon weiter zurückliegen kann. Für die traditionelle Datierung auch D. E. WORMELL Hermathena 66 1945 4 m. Anm. 4 im Anschluß an WADE-GERY in: Cambridge Ancient History III 1929
764 f.
4Andere Momente, insb. das Verhältnis der Ilias zur Lyrik, scheinen auf einen ähnlichen Ansatz zu führen. Ausführlich darüber in Bd. II. S. a. Gymnasium 65 1958 545 ff.
382
Schlußfolgerungen
leiht: Die Ilias scheint die Gedichte des Eumelos zu kennen, der nach Paus. II 1,1 sogar zum Geschlecht der Bakchiaden gehört haben soll (was bezweifelt werden kann). Sowohl dessen ‚Korinthiaka‘ als auch dessen ‚Europia‘ und Titanomachie scheinen die Ilias in der Zeusfesselungsgeschichte im A, in der Bellerophontesgeschichte undder Lykurggeschichte im Z beeinflußt zu haben1. Die Bekanntschaft der Ilias mit korinthischer Epik scheint also allgemeiner zu sein. Mit diesen Problemen wird sich die Forschung weiter auseinandersetzen müssen, so wenig auch allein ausihnen eine wirklich gültige Datierung der Ilias abgeleitet werden kann2.
5. FOLGERUNGEN FÜR DIE INTERPRETATION DER ILIAS
Es würde den Rahmen
dieser Arbeit sprengen, wenn versucht würde, die Ergebnisse der Untersuchung für eine Interpretation der Ilias auszuwerten. Aber es ist vielleicht doch angebracht, einige allgemeine, vorläufige Schlußfolgerungen zu ziehen, auch wenn sie in ihrer Knappheit notwendig recht subjektiv erscheinen müssen. Häufig stehen sich in der Literaturgeschichte zwei verschiedene Sagenausgestaltungen gegenüber: die eine ist rein ‚pragmatisch‘ und begnügt sich mit der Erzählung der Fakten, die andere ist des Plump-Faktischen weitgehend entkleidet und stellt mehr das Psychische, Innerliche, Ethische heraus, das hinter diesen Fakten steht, oder das Menschlich-Atmosphärische, das die Fakten umgibt. Es kann kein Zweifel sein, daß die Frage, die sich demLiterarhistoriker in solchen Fällen stellt, welche Gestaltung wohl die primäre sei, je nach den Umständen verschieden beantwortet werden muß3. Der Ilias, die zu 1 Ausführlich darüber in Bd. II. Vgl. auch VONDER MÜHLL 26 f. 116 f., KULLMANN Das Wirken der Götter in der Ilias 16 Anm. 2. 23 Anm. 1. 47 Anm. 2. 2 Eine Zusammenarbeit mit der archäologischen Forschung, insb. eine Auseinandersetzung mit den grundlegenden Arbeiten HAMPES, ist notwendig. Leider übersieht heute niemand alle philologischen, archäologischen und historischen Detailfragen, deren genaue Berücksichtigung für eine Datierung der Ilias unerläßlich ist. [Korr.-Zus.: Es sei aber noch darauf hingewiesen, daß durch den sehr bedeutsamen Aufsatz von PETER VONDER MÜHLL Die Kimmerier der Odyssee und Theopomp MusHelv 16 1959 145ff. die Diskussion der Datierungsfrage erneut aufgenommen ist. VON DER MÜHLL weist zunächst auf die von Strabon I 2, 9 p. 20 genannten Chronographen hin, die den Kimmeriereinfall in Homers Lebenszeit setzen, sowie auf die Datierung Homers in die Zeit des Archilochos durch Theopomp (FGrHist 115 F 205), die durch Archilochos’ Erwähnung des Kimmeriereinfalls hervorgerufen sein dürfte, und schließt daraus, daß Theopomp der Meinung war, der Kimmeriereinfall sei in der Odyssee λ 14ff. vorausgesetzt. Daraufhin legt er recht erwägenswert dar, daß Theopomp mit seiner Ansicht im Recht sei.] 3 z. B. muß man sich ernstlich fragen, ob nicht in Hesiods Katalogen POxy 1358 fr. II 30 ff. (= K 2 MERKELBACH) die Göttin Kalypso und der Gott Hermes in Anlehnung an das εder Odyssee zu den Eltern der Kephallenen gemacht worden sind, weil der Götterbote in
Folgerungen für die Interpretation der Ilias
383
der zweiten Gruppe gehört, hat man oft unbesehen die Priorität vor der pragmatischen Sagenerzählung zugesprochen (wie sie etwa in den kyklischen Epen vorliegt), dabei meist bestimmt durch eine romantische Kunstauffassung, die das Gute und Bedeutsame für das Originale und Ursprüngliche hält. Eines der Hauptergebnisse dieser Arbeit ist es aber, wie schon ausgeführt, daß diese Möglichkeit völlig ausscheiden muß. Die Ilias transponiert allenthalben das rein Faktische der vorausgesetzten Sage ins innerlich Bedeutsame, Psychische oder ‚Ethische‘.1 Für den Kyklos kann die umgekehrte Tendenz in keinem Fall erwiesen werden. Am deutlichsten zeigt sich das Streben der Ilias zur ‚Umsetzung‘des Übernommenen in der Behandlung der Charaktere. Man gewinnt den Eindruck, als habe der Iliasdichter überhaupt erst den eigentümlichen ‚Charakter‘vieler Helden ‚geschaffen‘. Gewiß waren wohl auch in seinen Quellen die Helden schon irgendwie charakterisiert, aber es hat doch den Anschein, als ob deren Darstellungskraft nur zur Schaffung relativ einfacher ‚Typen‘ geführt hatte. Beispiele für vorhomerische Charakterisierungskunst mögen der Streit zwischen Achill und Odysseus auf Tenedos um das υ λ beste Mittel, Troia zuerobern, sein (entweder βο ισ ο ιν ῇϰ ὶμύθ α ϰ α ὶἠπ ερ ο π η ίδ ι ῃ(fr. inc. sed. 10KINKEL) oder durch heldischen Einsatz), oder auch der (im τέ ν χ ‚Stil‘ übrigens erstaunlich verwandte) Waffenstreit zwischen Odysseus und Aias anläßlich der Leichenspiele zu Ehren des toten Achilleus, wo schließlich das Urteil der troischen Mädchen über die beiden Männer die Entscheidung zugunsten des Odysseus beeinflußt2; auch da spielen die Begriffe ‚männlich‘und ‚unmännlich‘eine Rolle entsprechend der Alternative beim Streit auf Tenedos: ὴφ ιἄ έ ρ ο das eine Mädchen sagt: ϰ υ ν εγ θ χ ο ίϰ ς α , ἐπ ὴ ε ρἀ ίϰ ε ν ἀ ν ν α θ ε ίη ·|ἀ λ λ ϰ ὐ ᾽ο ·χά α σ ιτ α ο(?) (ci. BLUMENTHAL Hermes 74 1939 96: χέσ ιτ ο νμ έσ α χ ἂ codd.) ο ιτ α γ ὰ ρε ἰμ α χ έσα ιτ ο(Kl.Il. fr. 3 (II)). Allerdings scheint die Charakterisierung des Odysseus vor Homer noch etwas spezieller gewesen zusein, alses nach diesen beiden Beispielen, wenn man sieisoliert betrachtet, denAnschein hat. Denn wenn man noch die Rolle des Odysseus beim Tod des Palamedes (Proklos 48, fr. 16 der Odyssee wegen des Odysseus einmal zu Kalypso zu Besuch kommt; das wäre eine θ ο ς ᾽(in diesem Sinne MERKELBACH 231, dessen Vermutungen ich Pragmatisierung von ἦ ‛ allerdings in diesem Punkte noch nicht als voll bewiesen ansehe). 1 Vgl. vor allem SCHADEWALDTS Charakterisierung der ‚Machart der Ilias‘ in den Iliasstudien, z. B. 57: „ Der Dichter ... schmolz die Stoffe in eine große rhythmische Be-
. ein“ 2 In beiden Fällen wissen wir wenig über die genaue vorhomerische Form der Geschichte,
wegung
zumal die Kyprienszene sich nur aus späten Quellen unvollständig rekonstruieren läßt und die Fragmente vom Waffenstreit der sicher nachhomerischen Kleinen Ilias angehören. Aber da stofflich beide Szenen in der Ilias vorausgesetzt sind, wird wohl auch die Charakterisierung der Gestalten, die ganz eng mit dem Stoff zusammengehört, vorhomerisch sein. Was die Kleine Ilias betrifft, so müssen wir uns vergegenwärtigen, daß sie auf jeden Fall in ihrem Inhalt weitgehend von der älteren Iliupersis abhängig gewesen sein muß.
384
Schlußfolgerungen
(XXI)) hinzunimmt und das Bild, das dieTragiker von ihm vielfach nach den kyklischen Epen geformt haben (vgl. bes. S. Ph.), so ergibt sich insgesamt der Typus des hinterlistigen undgrausamen, auf seinen eigenen Vorteil bedachten Menschen mit großem Erfolg. Demgegenüber war vielleicht Palamedes der Typ des klugen, aber unterliegenden, Aias der des starken, aber ungeschickten Menschen, Achilleus derTypdesedlen Helden, wieer durch eine lange heroische Tradition vorgegeben war. Viel weiter wird die Charakterisierungskunst in den Quellen der Ilias nicht gegangen sein. In der Ilias selbst findet sich dagegen eine außerordentliche Differenziertheit der Personenschilderung. Mankann erkennen, daß der Dichter dabei die alten Sagengestalten neu ‚interpretiert‘, indem er ein Bild von ihrem Charakter und ihrer Psychologie entwirft, das zuihrem Handeln undLeiden im alten Mythos paßt1. Stand Agamemnon in Homers Quelle in der bloßen Situation eines Feldherrn, dessen Heer meutert und nur mit Mühe von Achilleus zurückgehalten werden kann, so schildert Homer ihn in seiner Dichtung als einen Mann, bei dem Unentschlossenheit und Pessimismus zum Charakter gehören. Wurde Achilleus in den Quellen durch zwei Prophezeiungen auf sein baldiges Ende hingewiesen und erlitt er schließlich einen heldenhaften Tod, ist er in der Ilias ständig vom Bewußtsein seines baldigen Todes durchdrungen und läutert sich dadurch zu innerer Größe. Homer schildert ferner, was mit der geraubten Helena der Sage psychologisch vor sich geht: Der Leichtsinn der Frau, die sich verführen ließ, schlägt in Enttäuschung um, die Enttäuschung führt aber wieder zur Festigung der Persönlichkeit; im Leid wächst Helena wieder. Auch bei Paris kommt es dem Dichter darauf an, das Wesen des Verführers zu schildern: Paris ist ‚anders‘als sein Bruder Hektor, ohne doch ein völlig negatives Urteil zu verdienen usw. Diese psychisch-charakterliche Deutung der alten Sagengestalten, mit der immer eine Individualisierung der Gestalten verbunden ist, erweist sich als Gegenstand des eigentlichen Interesses des Dichters. Bisweilen geht sie mit einer eigentümlichen Verfremdung zusammen2. Wenn Thersites aus dem ernst 1 GUNDERTS Untersuchungen über den Zusammenhang von „Charakter und Schicksal homerischer Helden“NJbb 115 1940 225 ff. gewinnen in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Es erweist sich das von GUNDERT Hervorgehobene als die spezifische Leistung des Iliasdichters, durch die er sich von seinen Quellen abhob. Speziell zu Achill vgl. GUNDERT ebd. 232 ff. 2 Wenn hier von Verfremdung gesprochen wird, so soll damit natürlich nicht behauptet werden, daß Homer im Sinne von Brechts ‚epischem Theater’eine Aufhebung der dichterischen Illusion überhaupt beabsichtigt hätte (vgl. B. BRECHT Die kurze Beschreibung einer neuen Technik der Schauspielkunst, die einen Verfremdungseffekt hervorbringt
Heft 11 der Versuche Suhrkamp Berlin 1951 91 ff.), wohl aber, daß eine bewußte Distanzierung von übernommenen Auffassungen bestimmter Sagengestalten und ihrer Handlungsweise erstrebt wird.
Folgerungen für die Interpretation der Ilias
385
zu nehmenden aitolischen adligen Gegner Achills zum nörgelnden Schwätzer des B wird, dessen Handeln ohne Belang ist, hat hier Homer die Gestalt seiner Quelle bewußt ‚verfremdet‘. Grund dazu mag u. a. die neue Deutung der Achillgestalt sein, die bedingt, daß Achills Gegner zur Karikatur seiner selbst herabsinken mußte. Von einer Verfremdung muß man wohl auch im Falle des Odysseus sprechen. Seine ‚List‘ wird positiv als ‚Umsicht‘ interpretiert: Der Mann, der als einer der beiden Bewerber umdie Waffen des Achilleus auftritt und Troias Ende herbeiführt, soll nicht der brutale, egoistische Typ sein, der zur Folie für den Typ des Helden dient, schon deshalb nicht, weil dieser Typ des Helden selbst problematisch geworden ist. Ein besonderes Mittel, das Faktische ins Psychische zutransponieren, ist die direkte Rede, der Dialog der handelnden Personen. Es muß vermutet werden, daß erst Homer dieses Stilmittel zu dem feinen Instrument ausgebildet hat, das es in der Ilias ist.1 Sehr klar zeigt sich die Bedeutung derdirekten Rede bei der Behandlung der Helena. Helena ist vor allem durch ihre Gespräche mit Priamos, Aphrodite, Paris und Hektor in Γund Z eine wichtige Gestalt der Ilias, die mit Ausnahme des Gesprächs mit Aphrodite alle nicht dem Handlungsfortgang, sondern nur der Charakterisierung dienen. Das Gespräch mit Aphrodite dient zwar dem Handlungsfortgang: Helena soll sich wieder dem Paris zuwenden, aber es handelt sich dabei auch nur um ein äußerlich belangloses Geschehen, das selbst nur wieder ‚charakterisieren‘soll. Auch dieArt und Weise, wie das Zusammenstehen der Aianten Ν 43ff. in der Schilderung des Eingreifens des Poseidon anschaulich gemacht wird, ist für die Anwendung des Stilmittels der direkten Rede zur Sichtbarmachung des Psychischen und Ethischen bezeichnend; undso ließe sich noch vieles anführen. Die direkte Rede hat bei Homer aber nicht nur die Funktion, das Handeln der Helden vom Psychischen her zu beleuchten oder überhaupt Charaktere zu explizieren, sondern wird auch dazu benutzt, die Dramatik ganzer Geschehensabläufe symbolisch einzufangen und auf die sie bestimmenden menschlichen Kräfte hin klarzulegen. Ein gutes Beispiel dafür ist die ‚Iliupersis der Ilias‘, das Buch Ω . Im Gespräch des Priamos mit Achilleus erscheint das ganze Geschehen der Eroberung Troias gespiegelt. In der Rede des Priamos dient zunächst das Leid, dasAchilleus dem Priamos durch die Tötung Hektors zugefügt hat, als Symbol für das Leid des Peleus und das eigene Schicksal Achills. Wenn aber Achilleus das Thema aufgreift und in dem Bilde von den beiden Fässern des Zeus veranschaulicht, wird das Los des Peleus und des Achill, des Priamos unddes Hektor zugleich paradigmatisch für die Tragik der Menschen vor Troia überhaupt. Der das Gespräch beherrschende Gedanke vonder Hinfälligkeit der Ehre und des Ruhms der Menschen ist somit zugleich eine Interpretation der in 1 Damit sei nicht geleugnet, daß gerade die direkte Rede eine sehr frühe Kunstform in aller Art von Epik ist.
386
Schlußfolgerungen
den Quellen geschilderten realen Fakten der Einnahme Troias, der Ermordung des Priamos, der Gefangennahme der Frauen, des Brands der Stadt und der Schändung der Kassandra, mit der sich das Unheil der Achaier auf der Heimfahrt anbahnte, das den Schlußstein in der Erfüllung des Zeusplans zur Vernichtung des Heroengeschlechts bildet. Eine eindringende Analyse des Buches müßte am Handlungsgang undin der Gesprächsführung im einzelnen zeigen, Ω wiehier das Faktische desganzen Sagenablaufs in Atmosphäre umgesetzt wird, undvon welch eigentümlicher Art diese Umsetzung jeweils ist. Auf die Art undWeise, wiewichtige Episoden der Ilias symbolisch den ganzen Krieg ‚wiederholen‘, ist o. S. 366f. schon hingewiesen worden. Es handelte sich vor allem umeine Reihe von Motivparallelen, die die Stationen des ganzen Krieges repräsentieren. Neben diesen symbolischen Hinweisen auf das Vorher undNachher steht die Kette derdirekten Vor- undRückverweise. Diese werden bemerkenswerterweise meist keineswegs, wie man vermuten könnte, in der dritten Person vom Dichter gegeben, sondern weitgehend von den handelnden Personen selbst. Rein in der Form der Erinnerung an das Vergangene und Ahnung des Zukünftigen lebt so die Geschichte des Krieges auf. Es gehört wohl zum Eindrucksvollsten der Ilias, wie die Menschen in ihr im Banne des Vergangenen und Künftigen leben (man vgl. vor allem B, Γ ). Ständig ,Ζ ,Ω , Ι, Λ ,Υ – ν ῷ ὅ ῦ ν τ ε .. δ ἤ μ έ (vgl. α , τ ί θ ζ ζ ι χ ί τ α ε ϰ ω τ α ὶπ ρ ᾽, ὅ heißt es π ὲ ν ὶνμ ρ τ᾽), ἦο ὐ μ ε ιἦ σ α τ α ρ ῆ μ ν ε σ ,ὅ έμ α ι! oder umgekehrt ο ω ςἔσ ὅ ν π ν ῃ ὐ ε δ ι , ἔσ τ , .. μ έτιἴδμ τ α ὅ ε ... So wird das Faktische der Sage auch da, woes tatsächlich referiert wird, τ umgesetzt in Erinnerung und Ahnung und somit vergeistigt. Und dieser Tatbestand ist nicht nur rein stilistisch zu werten, sondern es kündigt sich in ihm schon die Erfahrung an, daß auch die menschlichen Probleme des Tages mitbestimmt sind von der Macht der Vergangenheit und Zukunft, der Zeit überhaupt, die nach dem Wort des Sophokles alles zur Entfaltung bringt und wieder verbirgt. Auch in ‚mythologischen‘ und ‚theologischen‘ Fragen zeigt sich dieselbe Ethisierung und Verinnerlichung des durch die Quellen gebotenen Stoffes. Einer durchgehenden Mythenkritik fallen bestimmte allzu fabulöse Stoffe zum Opfer1. Die Götter entziehen sich weitgehend dem unmittelbaren Umgang mit den Menschen und erscheinen ihnen meist nur unter der Maske eines Anderen.
1 Sehr schön hat MARG 21 Anm. 2 die Grenzen der homerischen Mythenkritik am Beispiel der Fabeltiere der Bellerophontesgeschichte aufgewiesen: „ Das Untier Chimaira ist genau genannt, weil an ihm die Arete sich bewährt; das hilfreiche Wunderpferd [Pegasos] ist unterdrückt“. FORSDYKE 90 weist allerdings darauf hin, daß wohl auch die Schilderung der Chimaira von Homer gemildert worden ist, wie aus einem Vergleich mit Hesiods Schilderung des Untiers, die vermutlich die ursprünglichere Anschauung gibt, hervorzugehen scheint. Wie dem aber auch sei: Die Welt Homers ist jedenfalls anthropozentrischer geworden. Lediglich die olympischen Götter vermögen in fest beschränkten Wirkungsweisen die Macht der Menschen, ihre Möglichkeiten zur Arete, zu transzendieren.
Folgerungen für die Interpretation der Ilias
387
Ihr Wirken beschränkt sich meist auf ‚Anregungen‘. An die Stelle des Götterbefehls, der unmittelbar befolgt wird, tritt weitgehend die Götterparänese, die Spielraum für die Entfaltung des menschlichen Willens läßt1. Sehr interessant ήunddie Prophezeiungen λ υ ιὸ ςβο ist, daß in der Ilias auch die fatalistische Δ völlig zurücktreten, die den Homer vorausliegenden Quellen mit demkyklischen Stoff eine bestimmte geschichtliche Perspektive gaben2. Unmittelbare Prophezeiungen der Seher fehlen in der Ilias ganz. Lediglich die Ausdeutung des Spatzenwunders durch Kalchas wird referiert und auf seine Prophezeiung, diezur Opferung der Iphigenie führt, versteckt angespielt. Sonst sind die Seher ihrer Sehergabe in der Ilias völlig entkleidet. Kalchas plädiert nurfür die Rückgabe der Chryseis, damit Apollons Zorn besänftigt wird, undHelenos gibt dem Hektor nur den Rat, einen Achaier zum Zweikampf aufzufordern. Von Kassandra ist in der Ilias zwar die Rede, aber ohne daß sie überhaupt als Seherin gekennzeichnet wäre. Alle drei prophezeien niemals τ entsprechend ν α ε μ ό σ ὰ ἐσ dem Formelvers Α70 und der Fülle der Prophezeiungen und Orakel der kyklischen Epen. Auch Thetis beschränkt sich in ihren ‚Vorhersagen‘ sehr. ς ο , soähnelt ςἕτοιμ ο θ ε μ ιτ α ε τμ ιἔπ ό ά ρ γ α το τίϰ π ὐ α ρ Wenn sieΣ ϰτο 96 sagt: α ᾽Ἕ diese Vorhersage zwar den von Homer vorausgesetzten Voraussagen, für den Handlungsablauf ist ihre Bedeutung aber sehr gering; denn das Ende des Achill ist schon dadurch determiniert, daß er schicksalhaft kurzlebig ist. Wirkliche Prophetien, die sich auf τ ,Λ ,Ο , α ν beziehen, gibt nur Zeus in Θ ε ὰ μ ἐσ ό σ aber diese enthüllen nicht für die Helden der Ilias, sondern nur für die Hörer des Epos – sehr allgemein – das Kommende. Im Nous des Zeus ist nach dem Glauben auch Homers die Zukunft beschlossen; die Möglichkeiten des Menschen, den Nous des Zeus zu erkennen, sind aber beschränkt. Diese zurückhaltende Beurteilung seherischer Fähigkeiten, die sich auch in der Abwertung der Vogelzeichen Μ 243 offenbart, stimmt gut zu der homerischen Mythenkritik. Sie bedeutet aber zugleich auch ein Abrücken von der starren Determiniertheit, die das Geschehen in Homers Quellen bestimmte understmalig in eine gewisse historische Perspektive gerückt hatte. Die in Homers Quellen eingeleitete Historisierung des alten Sagenstoffes wird allerdings nicht aufgegeben, sondern vielmehr durch eine Entmythisierung weitergeführt3. Nachdem einmal 1 Ich brauche auf die Umwertung des Religiösen in der Ilias nicht näher einzugehen, da ich darüber in meiner Schrift Das Wirken der Götter in der Ilias 1956 eingehend gehandelt habe. Für die Rekonstruktion der homerischen Quellen, die dort nur umrißhaft vorgenommen wurde, bieten die vorliegenden Untersuchungen die nötigen Vertiefungen und Nachweise, soweit es sich um den troischen Sagenkreis handelt. 2 WELCKERS alte, immer wieder übernommene These von einer „Zunahme des hieratischen Geistes“in denKyprien usw. (a. a. O. 151) muß also abgewandelt werden. Mankann nur von einer ‚Abnahme des hieratischen Geistes in der Ilias‘reden. 3 Hier muß noch einmal auf SNELLS wichtige Abhandlung über „Die Entstehung des geschichtlichen Bewußtseins“hingewiesen werden (a. a. O. 203 ff.). SNELL hat überzeugend
388
Schlußfolgerungen
ιὸ ςβο υ ήim λ durch Anknüpfung an kosmologische Zusammenhänge (vgl. Δ Kyprienproömium, Mythos vom Untergang des Heroengeschlechts Hes. Op. 156ff.) eine erste historische Perspektive gewonnen war, brauchte auf die Konsequenz des zeitlichen Ablaufs kein Nachdruck mehr gelegt zu werden, sondern es konnte die Heroenzeit durch Zurückdrängung des Mythischen und Superstitiösen an die Gegenwart herangerückt und damit eine modernere Geschichtsvorstellung gewonnen werden, nach der die Vergangenheit nicht mehr durch eine prinzipielle Andersartigkeit von der Gegenwart geschieden ist1. dargelegt, wie für Herodot Vergangenheit und Gegenwart eine ‚einheitliche Zeit‘ sind. „Der Unterschied der sagenhaften Perioden von den jüngst vergangenen ist nur noch der, daß jene im Nebel, diese aber im klaren Lichte liegen“(a. a. O. 214). Demgegenüber stehe die ältere Auffassung, die mit einer noch anders gearteten mythischen Vergangenheit rechne, in der Menschen und Götter noch ungezwungen verkehrten, ja überhaupt andere ‚Naturgesetze‘ galten, als in der Gegenwart. Wenn man nun die Ilias und die kyklischen Epen in diese Entwicklung einreihen will, scheint mir die einzig mögliche Lösung darin zu liegen, daß die kyklischen Epen das morphologisch ältere sind, da die Ilias die von ihr geschilderte Zeit (mit Ausnahme des streng ‚geregelten‘ Eingreifens der Götter) schon weitgehend als eine der Gegenwart des Dichters vergleichbare versteht. Z. B. sind die Heroen zu gewöhnlichen Menschen geworden und die Götter verkehren nicht mehr so ungezwungen mit den Menschen, wie es Thetishochzeit, Parisurteil usw. zeigen. Für Homer rückt diese mythenhafte Welt, so sehr sie auch ursprünglich mit der Zeit des troischen Krieges in Verbindung gebracht war, in eine noch fernere Vergangenheit zurück (vgl. Das Wirken der Götter in der Ilias 94). So scheint unsere Auffassung vom Verhältnis der kyklischen Epen zur Ilias SNELLS These sehr gut zu bestätigen, daß die Auffassung der Vergangenheit in zunehmendem Maße geschichtlich wird; die Ilias scheint in der Mitte zwischen Herodot und jener alten Auffassung der Sage zu stehen (die in den kyklischen Epen am reinsten zum Ausdruck kommt). Freilich sucht SNELL im Sinne der traditionellen Auffassungen die kyklischen Epen als – auch morphologisch gesehen – ‚jung‘ und stärker ‚historisch‘ zu interpretieren (a. a. O. 211). SNELL ist offenbar dazu auch dadurch bewogen worden, daß die kyklischen Epen der Historiographie wegen des größeren in ihnen geschilderten Zeitraums scheinbar näherstehen. Aber die Beschränkung der Iliashandlung auf wenige Tage bedeutet, wie gezeigt, nicht Mangel historischen Sinns, sondern Zunahme poetischen Sinns. Kunstvoll macht auch Homer den zeitlichen Ablauf des troischen Krieges indirekt, im Spiegel der Augenblickshandlung, sichtbar. 1 Zum Historischen der Ilias vergleiche man auch die Erweiterung des übernommenen Schiffskatalogs durch die Berücksichtigung der Inselbewohner. S. o. S. 140 ff.
[Korrektur-Nachtrag: Nach
Abschluß der Korrekturen erscheint das Buch von L. PAGE History and the Homeric Iliad (= Sather Classical Lectures 31) Berkeley 1959. Im Kapitel IV The Homeric Description of Mycenaean Greece 118 ff. versucht PAGE (in der Nachfolge von ALLEN und BURR) u. a. wiederum, Schiffs- und Troerkatalog als unabhängig von der poetischen Tradition überlieferte versifizierte Listen der mykenischen Zeit zu erweisen. Es gelingt ihm zwar, in manchen Einzelheiten die Sonderstellung der beiden Kataloge in der Ilias zu zeigen, grundsätzlich nachteilig wirkt sich aber dabei die Tendenz aus, Einzelfakten unter Außerachtlassung ihrer Verwurzelung in der Sagenüberlieferung unmittelbar historisch zu interpretieren. Auch generell erweisen sich seine Ergebnisse und Hypothesen als außerordentlich vorläufig und einseitig dadurch, daß er DENYS
[Korrektur-Nachtrag]
389
das reiche Sagengut der kyklischen Epen auch nicht zum geringsten Teil berücksichtigt hat. Hier einige Einzelheiten (es kann wegen des bevorstehenden Druckabschlusses nicht mehr eingehend Stellung genommen werden): 1) Das Problem des Schiffskatalogs kann nicht ohne die Berücksichtigung der Sage von den tyndarischen Eiden bearbeitet werden. 2) Daß Thessalien im Schiffskatalog nicht erwähnt wird (PAGE 120. 126. 161 Anm. 28), hängt damit zusammen, daß der Katalog die Sage voraussetzt, daß Antiphos nach dem troischen Krieg nach Thessalien verschlagen wird und es nach seinem Vater Thessalos benennt. Dieser Thessalos kommt ja Β679 vor. Der Katalog vermeidet also hier nur bewußt einen Anachronismus. 3) PAGES Ausführungen über Meges und Odysseus (126 f. 133. 162 Anm. 32) berücksichtigen ebenfalls die Sagengeschichte nicht. Β 629 kann nicht als eine Interpolation betrachtet werden, die die Ilias mit dem Katalog ausgleichen soll, sondern setzt die Sagen vom Herakleszug nach Elis voraus. Daß ein Held wie Odysseus in der Sage eine große Rolle spielt, aber nur ein kleines Kontingent vertritt, scheint mir nicht anstößig zu sein. 4) Zu Argos-Mykene (PAGE 129) s. o. S. 380. 5) Die Stellung Boiotiens im Katalog (PAGE 125. 159 Anm. 21, passim) kann nur auf dem Hintergrund der Sagen des Thebanischen Sagenkreises richtig gewürdigt werden. 6) Die Abschnitte über Guneus und Prothoos scheinen doch die Verhältnisse nach der dorischen Wanderung anachronistisch zu berücksichtigen (vgl. PAGE 120). 7) PAGE hat es versäumt, die Menestheus-Theseus-Sagen der kyklischen Epen zu analysieren, die sich weitgehend als vorhomerisch erweisen. Es ist auch nicht recht verständlich, wie PAGE angesichts seines (allerdings nicht analysierten) Materials (S. 172–175) zu dem Schluß kommen kann (S. 146): „Nobody in historical times ever knew anything about him [sc. Menestheus] except the name.“ 8) Aus der Tatsache, daß wir über Homer keine biographischen Daten wissen, ist kein Argument gegen die Datierung Homers ins 8. oder 7. Jahrhundert zu gewinnen. Was die Antike von Archilochos wußte (auf den sich PAGE 158 Anm. 20 beruft), wußte sie weitgehend aus dessen eigenen Werken. Andererseits vergleiche man das Volksbuch vom fahrenden Sänger Homer, in dem doch vielleicht ein historischer Kern stecken könnte, auch wenn wir ihn nicht mehr greifen können. 9) Zur Echtheit von Α265 (gegen sie PAGE 172 Anm. 78) und über das Fehlen des Verses in manchen Handschriften, wäre M. VAN DER VALK Textual Criticism of the Odyssey Leiden 1949 284 zu vergleichen. 10) Die Namen Agamemnon, Menelaos, Diomedes sind durchaus gut griechische Bildungen, wie die grundlegenden Untersuchungen von GOTTFRIED SCHRAMM über die Struktur der zweigliedrigen indogermanischen Personennamen beweisen (Namenschatz und Dichtersprache Göttingen 1957). Anders PAGE 215 Anm. 91. 11) Dafür, daß ein Katalog von der Differenziertheit des Schiffskatalogs über lange Zeiten hinweg mündlich ohne größere Änderungen überliefert wurde, fehlen m. E. Analogien aus der Epik anderer Völker (die PAGE sonst gern heranzieht). Auch sonst hat PAGE seine Hypothese, daß zwar der Iliasstoff bis zu seiner schriftlichen Fixierung ständigen Änderungen unterworfen war (259 ff.), der Schiffs- und der Troerkatalog aber völlig unbeeinflußt von den Vorstellungen und Sagenausbildungen der sonstigen Epik mit großer historischer Treue überliefert wurden (passim, vgl. 154 summary), nicht wahrscheinlich gemacht. 12) Wichtig sind die Bemerkungen von PAGE über Lyrnessos und Pedasos (143 f.). Es sind von der Sage überlieferte Ortsnamen. Ob mykenisch, ist m. E. fraglich. Sicher beschränkte sich ihr Vorkommen auch nicht auf Dichtungen mit dem Iliasthema (Uriliaden).
390 13) Die statistischen Angaben von PAGE über die Achaier in der Ilias sind m. E. ungenau. a) PAGE 168 Anm. 53 zählt 70 Achaier, die in der übrigen Ilias, aber nicht im Schiffskatalog vorkommen (wobei er Echepolos mitzählt, der nicht vor Troia weilt), und gibt die Gesamtzahl der Achaier in der Ilias mit 114 an (p. 136. 140), ohne genau zu sagen, ob er dabei den Katalog mitberücksichtigt. Ich zähle, wie aus meinen Zusammenstellungen hervorgeht (ohne Echepolos, Tychios, Philoktet und Protesilaos, Sohn Polyktors) 122 Achaier, davon 35 in Katalog und übriger Ilias (mit Protesilaos 36), 9 nur im Katalog (mit Philoktet 10), 78 nur in der übrigen Ilias (mit Echepolos und Tychios 80). b) PAGE 168 Anm. 52 zählt bei den Achaiern vier Homonyma: Alastor, Bias, Menesthios, Schedios; ich zähle zusätzlich Eurybates, Eurymedon.
c) PAGE behauptet (168 Anm. 53), im Unterschied zum Katalog kenne die übrige Ilias u. a. die Genealogie des Polyxeinos. Ich kenne als einzige Erwähnung des Polyxenos die Katalogstelle Β623 f. mit Genealogieangabe.]
REGISTER1 1. AUTOREN, TEXTE UND STELLEN, KONKORDANZEN2 Aelian Varia Historia 4,5
75
Aischylos Sept. 375– 652 1482
Pers. 895 3111 Agam. 196 ff. 193 Epigonoi 1482 Psychostasie p. 88, fr. 278 f. N.2 (= F 205 ff. M.) 3164 Myrmidonen fr. 135 N.2 (= 76 M.1 = 228 M.)
45
Alkaios fr. 74,14 D. (= B 10 LP.) 384 Alkman fr. 13 BGK.4 74 Anecdotum Romanum
359
86, 144
Apollodor
112,
163
II 7,2 (141 W.) 161. 1621
III 6,3,1 (63 W.) 1482 III 7,2 f. (80 ff. W.) 148 m. A. 2, 150
III 10,7,3 (127 W.) 2561
5,5
230, 370
III
13,5,2
(169 W.)
III
13,5,4 (170 W.) 233 f. III 13,6 (171 W.) 3141
5,6
335 f.
5,8
114, 2222
5,9
131,
2171, 3262
6,2 114 m. A. 2, 117,
75
131, 149
3,3 3,4 3,9
6,12 186
1034, 248, 250
6,7
205 264 m. A. 2
3,18 193 3,22 199, 264, 267 f. 222,
268
3,32 2723, 283 f. 3,32 f. 301
3,33 284 ff.
2,
302
6,15
97
6,15 a 994, 117 f. 6,15 b 76, 108 6,18 f. 114, 1492 7,40 102 m. A. 2, Apollonios Rhodios IV
222,
A.
IV 790 ff. 231
3,28 100 184
m.
2203
f.,
313 3,27 269 111, 111,
3371
222,
3552 6,2–4 131
3,29 3,30
112
223
3,1 370 3,2 244 ff.
213,
ff.
105,
87,
f.,
81
5,17 5,21
Epitome
3,26
169
5,5 f. 216
231
1,23
1392,
f.
130, 333
201
Bibliothek I 8,6 (77– 79 W.) 143 9,12 (102 W.)
3,34
3,36 248 ff. 5,4 326 ff.
3,11 ff. 137, 1392, 171 3,15.16.21 (fr. Sabb.)
Antoninus Liberalis 37
I
III 10,8 (129 ff. W.) 69 Anm. (+), 138 m. A. 2, 171 III 13,5,1 (168 W.)
275
ff.
865 ff.
3141
Archilochos 3822, 389 Aristides, Aelius 38,21 KEIL
1445
Aristophanes
Schol. Ach. 418 144 Schol. Nu. 808 98
1 Fettgedruckte Seitenzahlen verweisen auf Hauptstellen. 2 Zu den aufgeführten Stellen werden ggf. die Zählungen paralleler Ausgaben hinzugefügt: u. a. die Zählungen von METTE [1959] zu Aischylos, von WAGNER zu Apollodors Bibliothek, von TRAVERSA zu Hesiods Katalogen, die Seitenzahlen von SCHEER zu den Scholien zu Lykophron, von KAYSER zu Philostrats Heroikos und von BETHES 2. Auflage seiner Fragmentsammlung des epischen Kyklos 1929 zur ersten Auflage 1922. Hinsichtlich der Sekundärliteratur sei darauf hingewiesen, daß BETHE Homer II 1. Aufl. 1922 S. 200ff. mit der in den Bibliotheken seltenen 2. Auflage S. 204 ff. fast genau übereinstimmt (jeweils Verschiebung um 4 Seiten).
392
Register
Aristoteles Poetik 3651
1448b 35 42 1451a 28 f. 42 1454a 24 615 1459a 30 42 1459b 5 2201 1459b 6 2191 η σ ίω λ νπ ο ιτ Ἰθ α ϰ ε ία 2203
fr. 508
Ps.-Arist. Mir. 107 106 107 f. 132
Ps.-Arist. Peplos 15 19 21 25
105
30
97
121
fr. 8 a SN.
212 dithyr. 15 (Ἀ ν τη ν ρ ίδ ο ι) α 276
3842
Charax FGrHist 103 F 5
98
Clemens Alexandrinus,
Strom. I c. 21 131,6 216 Dares Phrygius 180 f. Dictys Creticus 22, 89, 1 104 m. A. 1, 120, 177
II 5 106 ff. II 6
114 f.
III 10
99
III 12 70 f. IV 2 70 f.
IV 7 181
IV 12 89 IV 17 69 V 10 102 VI 2 86 VI 4 76 Diodorus Siculus
IV 38,4 41
V 79
105
Dionys v. Halikarnaß I 68,2 219
ff.
50
886 50 897 50
Tro. 721 2173
50 472, 2214
156ff. 472, 388
Hel.
161
61 Ph. 120 ff.
1482
A.
164
120
ff.
121
Oineus fr. 558 ff. N.2 144 Alkmeon v. Korinth
Bakchylides
883
111 122
I. A. 268
1001
228
756 34 758 ff. 34
2171 Suppl. 1216 1482
I. A. 201 105 I. A. 259 f. 70
XI 460 b 380
626
50
I.
Athenaeus
581 ff. 2541 582 2541
923
Or. 22 f. 372 Or. 23 1991
34 76 35 89 f. 36 98
1
143
FGrHist 70 F 124 1442 Eumelos Europia 382 Korinthiaka 382 Euripides
Ph. 1104 ff. 1482
71 69 99
Brecht, Bert
143, 380
FGrHist 70 F 123b 102,
Hec. 23
27 f.117
I 17e
Ephoros FGrHist 70 F 123a 102,
p. 380 N.2 1445 Schol. E. Andr. 14 1864 Eustathius Comm. adHomeri Iliadem 187,41 355 334,28 117 1001,31 709 Hekataios FGrHist 1 F 109 1444 1711 Hellanikos Troika 177 FGrHist 4 F 134 74 Herakleides Pontikos fr. 89 WEHRLI
Herodot II 116
3873
18
204
V 65 85 V 76 85 IX 73 852
Hesiod 157, 2161 Theogonie 36 ff. 65 f. 2351 71
50 m. A. 1
75 2351
212
34
372
361
462 465
50
2214
474 ff. 228 486
50
Werke und Tage
ff.
180
472
472, 2214
668 50 Kataloge (Ehöen) Buch I 157 fr. 94 (CAT 31) 155 fr. 94,20 ff. (CAT 31) 156
fr. 94,35 (CAT 31) 112 fr. 95 (TEST 19)
1261,
135, 155 fr. 96 (CAT 32,I) 155 fr. 96,16 ff. (CAT 32,I) 142
fr. 96,40 ff. (CAT 32,I) 156
fr. 96,49 ff. (CAT 32,I) 371
fr. 96,51 ff. (CAT 32,I) 156
fr. 96,56 ff. (CAT 32,II) 472 fr. 118 (CAT 22)
1562
fr. POxy 2354,6 f. (= A MERK) 472 fr. Pap. Tebt. 271,2 f. (= C MERK) (CAT 5) 157
fr. POxy 1358, II 30 ff. (= K 2 MERK) (CAT 49) 3823 Große Ehöen fr. 144 Rz.3 1261 Melampodie fr. 160 Rz.3 1492 Aigimios fr. 135 Rz.3 3141
fr. dub. 246 Rz.3 1593 [Hippokrates], Epist. 27 (Epist. Gr. HERCHER 318) 115, 119
393
Register Homer
Α 5
228, 271 472, 210, 2214, 229
6
182
1 ff.
9 ff. 297 29 ff. 93, 356 f. 55 f. 236 182
59
59f. 195, 265 59ff. 195, 374 387
70
70ff. 198, 267, 374
71 f. 93 93 ff. 297 f. 106 ff. 198, 267, 374 109 ff. 298, 357 113
93
123 ff. 285 152 ff. 137 158 ff. 183
1531,
262
298
ff.
208f. 237 265 77 m. A. 2, 389 307 44 308 ff. 306 320ff. 199, 264, 267 337 44
308,
ff.
351
320
358 371 366 ff. 287 f., 2881, 298 391 f. 299 396 371 396 ff. 152, 228 416 f. 308 430 ff. 306 503 ff. 229 f., 2352 505
ff.
320
511 ff. 375 522 f. 524
ff.
229
2351
Β 3 f.229
12 ff. 343 29 ff. 343 3 37 183 ff.
229,
66 ff. 343
200 214 220 225 226
619 1573 622 161 623 161 629 161
673 441 673
304 303 ff. 304 ff. 286, 299
f.
679 389 686 ff. 158 f. 688 ff. 690
690 f. 692
265 305 284 ff.
189 m. A. 1, 280
286
262
208, 284, 299 2881 288 300
698 163 698 ff. 273 699 ff. 158 f. 1114, 274
701
f.
295 192
703 ff. 163
193, 263, 343 193 m. A. 1 192, 200
ff.
158
ff.
674 441
246 ff. 304
299
164 f. 1464
252 f. 351 261 260
721ff. 15, 158 f., 269, 337
337 ff. 280 339 ff. 137 m. A. 4 342 280 350 ff. 199 f., 263, 268,
726 f. 162 727 162 762 732 763 ff. 762, 112 791 ff. 272 f., 2723
354 ff. 248
802 ff. 182
344
357 ff. 362 f. 370 ff.
160,
265,
1962
814
464
819 827
1114
815 176 816 ff. 183
374
577 ff. 762, 158 f. 587 ff. 158 f. 589 249 590 248 f.
796 f. 2723
807 ff. 183 811 ff. 303
351
158 281
445 f. 1592 446 ff. 158 455 ff. 158 477 ff. 1592 484 ff. 158 487 158 494 ff. 263
572
343
1573
642
ff. 279
ff.
1593
594 ff.
611
641 f.
155ff. 355 160 ff. 248 176 ff.248
510 1573 525 f. 158 f. 545 1591 547 1962 554 78 557 84 558 84, 158 f.
540 ff. 230 552 ff. 230
603 f.
192 237
134 135
495
229
279
89 2362 110 ff. 229, 351 111 ff. 343 116 ff. 279
303 f. 328 f.
182
240 ff.
37
92,
72
Ilias
42
840–877 302 848 a 1743 849 169 856 f. 169 860 f.
1743
863
169 877 169 17
293
27f. 249 39 ff. 441 46 ff. 249 58 ff. 275 69 ff. 249 90f. 249
394
Register 139 f.
250
143f. 247 f., 354 182, 77 m. A. 1
144 146
156
278
ff.
1771
148
255
f.
169
173 ff. 250 189 46, 303 203
ff.
1771
205
ff.
275
209 ff.
565
f.
254
237 f.
f.
255
252
127 38
261 232 130
314
338
318
2362
387 365
344,
368
260, 375 7 Anm. (*) 287 196, 266 305
348
Η
Λ
1242 44 ff. 2464, 247 111 ff. 183, 274, 291
3 ff. 232
127f. 258 136 ff. 1242 156 315 m. A. 3 2203
168
350 f.
270
131
229,
343,
351
624
ff.
632
ff.
327 327 38, 337 337 f. 327
670 ff. 709 750
f.
326
401
434 ff. 472 ff. 502 ff. 514 f. 544 ff.
Ι ff.
2771
ff.
407
330 ff. 314 350 ff. 240 17
307
353 42
68 ff. 316 f. 80 ff. 31 f., 314 f. 92 ff. 87 229 ff. 270 284
264,
ff.
401
252
ff.
19
52 ff. 229 123 ff. 276, 377 138 ff. 276ff.
352 441
252
ff.
1f. 306
221 ff.
199 84 345 ff. 277
30, 50
42 ff.
289
ff.
ff.
Θ20 f., 23 m. A. 2, 27,
182
281,
403 44
467
1741
ff.
2214
389
381
191
320
438 ff. 447 ff. 664 f. 666 ff. 697 ff.
276
400 ff. 347
59 ff. 244 f. 63 f. 245 f., 2462 95 ff. 42 166 ff. 326 297
76 246 m. A. 4
350 ff. 345 363 f. 252 375 ff. 274
Ε 278, 305 59
365 ff. 286 405 363 410 ff. 16, 308 f., 310,
86 ff. 305, 341 289 ff. 204, 253
297 ff.
184, 292
351 ff.
9
163 ff. 344, 348 303
55 ff.
252
447
448 ff. 245 Δ 278 5 ff. 238, 344 24 ff. 238f. 26 ff. 258 84 229
354 440 457 491 527
2851
326
152
ff.
338 f. 259 346 f. 271 f.
34 f.
414
2512 442 ff. 251 443 252 445 252
295 f.
337
f.
278
Z1
256
104 ff.
239
Ζ
238 2561 243 f. 77 332 f. 293 383 ff. 245, 250 396 f. 244 410 423
ff.
1991
284
311 ff. 271 323 ff. 286
2463
707
267
290
ff.
270 ff. 287
127
714
199,
ff.
252 ff. 258 f. 253 2583
314
ff.
609
376, 3775
ff.
144 186
1274
542 ff.
232 f. 103 232 ff. 248 236 78 236
144 f. 267
519 87
441
1991
142
232
518
f.
128 ff. 287
88 239 326 281, 368 1833
411 ff. 418 ff. 432 ff. 445 ff. 473 f.
162 162
268 257
257 m. A. 2 m. A. 2
ff. 260f. 766 2583 769 ff. 1963
765
770 260 786 44 794 f. 309 f. 833 ff. 336
395
Register
Μ
212 ff. 346 329 ff. 1281
10 ff. 345
415 ff. 327 430 f. 84
229
13 ff.
20 ff. 229 23
472
441
93
341
467
1743
102
217 1743
42, 1623 ff.
714
515 ff. 1274 714 516
229
364 84
1752
312
1752
366 ff. 328 375 f. 329
528 ff. 99 m. A. 3 704 ff. 273 f.
243 387
218
220ff. 184 268 ff. 328 288 ff. 328
42
515
215 ff. 3482 231 ff.
97 401 194 ff. 232 f. 197 321
366 134 ff.
721 ff. 1833
406
Π
426 ff.
43 ff. 376, 385 46 ff 327
36 f.
126 ff.
427
ff.
626 f. 252 660 ff. 320 663 ff. 15, 309 72 m. A. 5,
696 163 701 ff. 327 792 175 m. A. 3 815 ff. 346
. Ξ 229, 351
83 ff. 229 85 ff. 472 113 ff. 89
240
707 ff.
Ο 340, 187 ff. 50
321, 346
712 321, 525 776 38 787ff. 268 f., 321
1251 476 476 ff. 1502 503 1251 ff.
317
666–683 23 666 ff. 319 f.
231 34, 318 f.
69
273
287 1743 380 f. 233 380 ff. 375 381 2332 419 ff. 318 440 ff. 241 450 ff. 319 452–458 23 462 ff. 314 f. 471 315 m. A. 3 474 3153 492 ff. 1754 567 f. 327 f. 658
115 ff. 145 153 ff. 240 190 ff. 240 197 241
240
490
274
286
622 ff. 345
198 ff.
f.,
233 ff. 264 m. A. i
490 339 518 f. 70 f.
211 ff.
643
266
221 ff. 263 f. 222 ff. 371
61
69 ff.
ff.
807
1ff. 316 24 ff.
346
1114
818 ff. 315 f. 867 233
Ρ 181
51 364 73
1742
310,
321
329
1333,
329
494 1752 534 1752 553 ff. 241
375 152
460 f. 342
681
234,
ff.
140
ff.
466
194
89
362 ff. 341 f. 363 247 418 ff. 314 424 ff.341 f.
269,
443 f.233
310
56 f. 300 56 ff. 207 f. 57 285
327 229
222 ff.
ff.
335,
ff.
329
647 229 717ff. 329 3636
745
Σ 37 2 316 26 38, 330 26 f. 23 316
32 f.
35 ff. 331 f. 39–51 23 54
38,
ff.
f.,
310
58 f.
264
86 f. 88 ff.
3712 3131
321
63 f. 332 84 233 f 84 f. 233 f. 85 230, 375
95
311,
f.
322
96 37 f., 387 98 ff. 3131 232 ff.
331
314 ff. 331 324 ff. 13 329 ff. 311, 322 332 371 339 ff. 286 343 ff. 331 357
ff.
241
f.
429 ff. 230, 375 433 f. 230 438 f. 371 439 f. 264 440 f. 322
396
Register 453 321, 325 458 322 464
322
ff.
478 ff. 307
Τ 3 ff. 311 59 f. 208, 284, 300 2881 60 86 ff. 229 223 f. 317
224 229 270 ff. 229
291 ff. 284, 300 295 ff.
208
197, ff. 339,
326
266,
f.
326
374
327 1972 327 v. 1. 266 328 ff. 197, 3131 391 234 388– 388 ff. 266 f., 375 408 ff. 322 f. 421 ff. 311
Υ Υ , Anfang 30 229 29 f. 346 21
232
48 81
ff.
293
282, 92 285 125 ff. 323
89
f.
ff.
285
158 ff. 342 187 ff.
188 ff. 191 ff.
282, 342 285
209, 300
232 f. 441 237 307
277 235, 266 f., 335 300 ff. 342 306 348 313 ff. 242, 347, 354 342 332 ff. 323, 474 ff. 354 485 1741
Φ 34 ff. 294 40 ff. 270 54 ff. 295
87
2851, 3001
235 ff. 333
295
276
Χ 292, 295 f.
44 f.
59 ff. 347 ff. 114 ff. 253
f.,
335
226 ff. 339 297 ff. 318 441
358 ff. 324 312
367 ff. 338 376 ff. 324 378 ff. 39 f. 381–390 23 385 401
408ff. 349, 355
410 f. 347 470 ff. 16 471 ff. 61 484 ff.
351
485 ff. 3482
Ψ 1 ff.
331
65 ff. 339 80 f. 324 f. 85 ff. 7 Anm. (**), 13 92
41
108 ff. 331 135 331 141 331
261
ff.
316
301 ff.
307 f. 38 473 ff.350, 356 161
629
ff.
631
162
664
f.
340
ff.
3403
665
670 f. 708 ff. 735 ff. 740ff. 741 ff.
3403 335 f. 335 296 270
296 350,
ff.
356
755 ff. 316
229, 317
359 f.
295
748
168 ff. 317 178 ff. 243
321
234
ff.
288 ff. 334
754
122
401 133 235, 266 147 ff. 292
325
257 ff. 333f.
401
562
312,
243 f.
108 441 110 ff. 1871, 312, 323 162 235, 266 f., 335 275 ff. 269, 312, 323 373 ff. 354 374 ff. 242 418 ff. 242 444 152 517 346 545 ff. 354
208 ff.
371
422
2951
100 ff.
232
535
78
78f. 295
144 ff. 312, 325 192 ff. 332 f.
826 ff.
14, 291
838 ff. 340 m. A. 3 840 3403 850
334
ff.
Ω 23 ff. 29 m. A. 1 23–30 182 25
244
ff.
59 ff. 231 62 f. 235 84 ff. 325 126 ff. 313 131 f. 325 244 ff. 3482
251 339 ff. 283,
255
260 ff.
253
465
266
ff.
292
478 f. 293 520 f. 293
534 ff. 231 540
ff.
313,
325
293
542
550 f. 349 m. A. 1 607 363 697 ff. 247 716 ff. 3492 726 ff. 347, 352 f. 734 ff. 220 751 ff.
270, 296
192, 253, 804 v. l. 46
765
f.
267
397
Register Iliasscholien AD-Schol. Α5.6 227 59 265 A-Schol. Α A-Schol. Α108 267 f. BT-Schol. Β135 355
B-Schol. A-Schol. A-Schol.
Β 212 146 Β 701 111 Β 722 270,
372
AD-Schol. Γ443 2451 A-Schol. Γ445 2515 BT-Schol. Δ404 148, 1482, 1511
BT-Schol. Ε473 1833 ABT-Schol. Ζ291 2053, 2061
A-Schol. Η9 1242 A-Schol. Η10 1242 A-Schol. Η138 1242 T-Schol. Θ69 336 A-Schol. Ι 347 2722 T-Schol. Ι 567 155 T-Schol. Ι 668 197 BTEust-Schol. Λ515 114, 219 T-Schol. Ν 195 714 T-Schol. Ν 516 142 643 714 BT-Schol. Ν 663 3202 A-Schol. Ν T-Schol. Ν663 1252 T-Schol. Ο341 1281 B-Schol. Ο342 1281 A-Schol. Ο 515 714 T-Schol. Ο516 714 T-Schol. Π 57 207 140 ABD-Schol. Π 234
AB-Schol. Ρ51 364 T-Schol. Ρ306 714 T-Schol. Τ240 135 f. BD-Schol. Τ326 190, 371
A-Schol. Τ327 1972 A-Schol. ψ94 443 257 291 ff. A-Schol. Ω BT-Schol. Ω 699 2472 T-Schol. Ω 735 187 T-Schol. Ω 804 3592 Odyssee
α 1f. 195 1–9
3672
10
3672
301
441
190 191
113 104
fab. 97 137 fab. 108 fab. 175
339 3672 γ
ζ
Ibykos fr. 346 BGK.4 142 Inscriptiones Graecae IX 2, 332,2 1473 IX 2, 517,77 1473 IX 2, 580,7 1473 IX 2, 1228,24 1473 Iuvenal Schol. VI 655 213 Kallimachos fr. 76 PF. 1613
149 364 222
162 ff.
276 441
θ
2712
72 ff.
74 ff. 2214
1001, 3011
75 75
100,
ff.
79 ff. 82
ϰ
911,
272
221 m. A. 4
2214
249 362
λ
14 ff. 3822 249 f. 157
416 365 467
ff.
31
522 441 2181
547
ν 5 f. 195
ξ
2203
ρ
249 f.
364
193 f.
2362
σ τ
142 m. A. 1 182 183 142 m. A. 1 192 f. 142 m. A. 1 222 f. 1923
ω
381
11 40
38
76 ff. 31, 42 78 f.
40
87 365 377 f. 380
H QV-Schol. λ547 2181 Aphroditehymnus 2541 4 f. 2541
Horaz 224 Hygin
fr. 77 PF. 1613 fr. 397 PF. 2204 fr. 587 PF. 2204
Kyklos 18 ff. Thebais 871, 1482, 148ff., 1511
Epigonoi 90, 1482, 148 ff., 1511 Alkmaionis 90, 148 ff. fr. 2 KINKEL fr. 3 KINKEL fr. 4 KINKEL
fab. 81 154 f.
380 380
143 m. A. 3
fr. 5 KINKEL
Kyprien
fr. 1(I)
80 343
499 ff.
118 86, 144
144, 380
210, 212,
2152
fr. 1(I), 1 f. 227 f. fr. 1(I), 2. 6 362 fr. 1(I), 3 ff. 228 f. fr. 1(I), 4 f. 3624 fr. 1(I), 5 2283, 232 fr. 1(I), 6 362 fr. 2(II) 229 ff. fr. 3(III) 232 ff., 2342, 370
fr. 4(IV) 236 ff. fr. 4(IV), 2 2362 fr. 4. 5(IV. V) 365 fr. 5(V) 236 ff. fr. 5(V), 2 f. 2362 fr. 5(V), 2– 4 365 fr. 5(V), 3 363 fr. 5 A (p. 158 BETHE 21929) 236 ff. fr. 5 B (p. 158 BETHE 21929)
248 ff., 2512
fr. 6(VI) 254 f. fr. 7(VII) 254 ff., 2551, 2561
fr. 7(VII), 5 363 fr. 7(VII), 11f. 2541 fr. 8(–) 255 f.
398
Register fr. 9(VIII) 255 f. fr. 10(XII) 204 ff.,
253
fr. 11(XI) 254 f. fr. 12(XIII) 257 m. A. 1. 2
fr. 13(XIV)
133, 212,
266
fr. 14(XV) 1991 267 fr. 15(XVII) 273 fr. 16(XXI) 301, 383 f. fr. 17(XX) 279 ff. fr. 18(XVIII) 207, 284 ff. fr. 19(XIX) 287, 297 ff. fr. 20(XXII) 2145, 283
fr. 21(XXIV)
302
fr. 22 (XXIII) 228, 302
fr. 23 (XXV) 302 fr. 24(XXVI) 214 m. A. 4, 291 ff. fr. 9 A 4 (p. 189 BETHE =
p.
BETHE
191
21929) 302
fr. 9 B 2 (p. 190 BETHE p. 192 BETHE = 21929) (XVI) 271 f.
fr. 9 C 2 (p. 191 BETHE =
p.
193
21929) (X)
BETHE
74 m. A.
3, 247 f.
fr. 9 D 1 (p. 192 BETHE =
p.
21929)
194 265
BETHE
fr. 9 D 2 (p. 192 BETHE =
p.
21929)
195 BETHE 267 f.
fr. 9 D 3 (p. 195 BETHE 21929)
244 f.
fr. 9 D 3 (p. 193 BETHE = fr. D 4 p. 195 BETHE 21929
291 ff.
Aithiopis 30 ff. (Amazonia 30, 46 f., 225) (Memnonis 225) fr. 1(I) vgl. 46 unter a), 3592
219, 336
fr. 2(11)
Kleine Ilias1 118, 2191
fr. 1(I) 335 fr. 2(V) 235, 335
2
3(II) 218, 336 fr. 4(III) 336
fr.
fr. 5(IV) 339 fr. 5 (IV), 2 3391 fr. 6(VI) 340 fr. 6(VI), 4 2131 fr. 7(VII) 340 fr. 8(VIII) 2203, 340 fr. 9(IX) 341 fr. 10(XXII) 118, 341 fr. 11(XII) 341 fr. 12(XX) 348 fr. 13(XIX. XXI und Iliup. II) 186 m. A. 4, 2173, 351 ff. fr. 14 (XVII) 349 m. A. 2 Iliupersis 2191 fr. 1 (I) 219, 341
fr. 2 (V)115, 219, 336 ff. fr. 3 (III) 75, 354 fr. 4 (Kl. Il. XIII) 348 fr. 5 (Kl. Il. XIII) 348 fr. 6 (Kl. Il. XX) 2145, 348 fr. 7 (Kl. Il. XV) 348 fr. 8 (Kl. Il. XIV) 348 fr. 9 (Kl. Il. XVI) 348 fr. 10 (Kl. Il. XVI) 2204, 348
fr. 11 (Kl. Il. XVI) 348 fr. 12 (Kl. Il. XVI) 348 fr. 13 (Kl. Il. XVI) 354 fr. 14 (Kl. Il. XVIII) 76, 354 fr. 15 (II) 351 ff. fr. 16 (VI) 355 Nosten 93, 131 m. A. 1 fr. 1 (I)
302
fr. 1 ff. (Iff.) 357 Telegonie fr. 1 f. (I), 357 fr. inc. sed. 10 KINKEL 91
m.
A.
2,
271
Proklos, Chrestomathie 50 ff., 2041, 204 ff. Proklos 1 206, 229
f.
232 ff.
3 212, 236 ff. 4 244 f. 5
221,
6
247
7
212, 221, 247
245
f.
8 247
9 248 10 248 11 212, 248 ff. 12 204 ff., 253
13 254 14 254 15
16 17 18 19 20
254
f.
254 f. 256
256 257
257, 2572
21 258 ff. 22 23 24
261 f.
26
265
28
221, 266 f.
30 31
268
33
212, 269 f.
35
272 f.
189, 221, 262 ff. 264
24– 31 189 25 160, 265
27 266
29 267
222, 267 f.
32 268 f., 313
34 271 f.
36 184 f., 273 37 274 38
1771, 275 ff.
39
278
40
278
41 153, 279
42 279 ff. 43 281 ff., 2831 43 ff. 206 ff. 47 301 43– 44 278, 284 ff. 45 2723, 291 ff. 46 293 ff.
1 Die Fragmente der Kleinen Ilias und der Iliupersis sind hier so aufgeführt, wie sie
BETHE auf die beiden Epen aufgeteilt hat.
399
Register 96 350
47 297 ff.
97
214, 301 f., 383
48
48–50
98
210
99
210, 214, 302
49
169
50
ff., 211,
100 101
214,
302
51 214, 303 52 303 53 303
102355 103 355 104 355
ff.
54
303
56
211, 225, 306
55 146, 225, 305
326 ff.
64
42, 331 332 f.
66–67 41 67 216, 333 ff. 68 335
69 336
69 f,
216
71 336
213, 2222, 223
337 73 337 f. 74 338 75 339 76 212, 339 77 223, 339 78
214, 340
79
213,
80 81 82 83
340
340 340 340
214, 341
223, 341
88 217, 282, 341 90
343
ff.
91 2171, 348 92 93 94 95
349 m. A. 2 350 350 350
355
133,
110
111 112
1232
2572 221
433 ff. 89 479 ff. 97 899 117 m. A. 5, 118
132
1034
ff.
1067 1067
73
71
p.
110,
15
p. 352,
28
222
Schol. zu Lykophron, Alexandra 88 p. 48, 25 ff. SCH.2561 245
SCH.
ff.
SCH.
I I
22,6 191 23,8 131
II 1,1 382 II 18,5
1444
II 20,5 1482
(Tz.) 222 427 p. 157, 30 ff. SCH. (Tz.) 114 484 p. 175, 17 f. SCH.
II 22,6 74 II 25,2 1471 III 24,11 1531
530 p. 190, 20 ff. SCH.
IV 35,1 144 V 3,1 161
1114
874 p. 283, 19 ff. SCH. (Tz.) 1802 897 p. 289, 31 ff. SCH. (Tz.) 116, 118 899 p. 290, 18 ff. SCH. 116 ff. 902 p. 291, 25 ff. SCH.
(Tz.) 994, 117 f. 911 p. 293, 31 f. SCH. (Tz.) 76
SCH.
(Tz.) 1864 1268 p. 360, 4 ff. SCH. (Tz.) 186 Martial 10,93 1794 Ovid, Heroides XIII 93 f.
Pausanias I 17,5 75 I 17,6 74 f.
721 ff.
SCH.
(Tz.) 114, 117 1067 p. 325, 8 ff. SCH. 71 f.
Lykophron, Alexandra
930
SCH.
1047 p. 321, 20 ff. SCH.
98, 2572
911,
SCH.
74
356
113 357 114 ff. 357
206 ff.
SCH.
(Tz.) 107 1034 p. 319, 32 ff. SCH.
356
356
116 117
SCH.
1021 p. 315 f. SCH.
356
109
222
341
342
223,
570 p. 197, 26 ff. SCH.
341
89
106
97
84 341 85 86 87
355
1011 ff. 102, 107
70 336
72
131,
108 356
65 331 f. 66
105
107 356
57 42, 214, 306 f. 58 37, 222, 308 ff. 59 314 ff. 60 316 ff., bes. 318 61 318 ff. 62 320 ff. 63
911 p. 293, 33 f. (Tz.) 108 911 p. 293, 34 f. (Tz.) 108 911 p. 294, 2 ff. (Tz.) 106 930 p. 299, 26 ff. (Tz.) 132 980 p. 308, 15 ff. (Tz.) 114, 117 999 p. 312, 24 ff. (Tz.) 86
m. A. 2, 351
2173, 351 ff. 353 354 214, 354 f. 355
III 26,9 2191 III 26,10 114
984, 162 V 19,2 f. 74 282, 3263 V 21,2 V 3,4
VIII 5,2 97 IX
5,14
150,
IX
19,2
150
IX 5,15 69 IX 8,7 150
IX 39,3 703 X 10,4
1482
X 25,9
2173
X 25,6 90
1603
400 X
Register 26,2
Platon
2191
X 26,4 191 X 27,2
354
X 27,3 3262 X 30,8 72 Phainias 2152, 216 fr. 33 WEHRLI
751, 219
Pherekydes FGrHist 3 F 115 a 1252 FGrHist 3 F 123 146, 1473
FGrHist 3 F 140 222 Philostrat, Heroikos 104 m. A. 1, 1063, 142 2,14
p.
157
KAYSER 106,
1412 2,15 ff. p. 157, 13 ff. KAYSER III 2,18 p. 160,5 KAYSER 107
Ptolemaios Chennos 107 ὴἱσ ιν Κ α το ρ ίαII 7 p. 21 CHATZIS 1411
2,3 f. 1621 1802
I 233 ff. 112 267
ff.
89
I ff.
ff.
10,28 f. 1612 10,43 ff. 1621 Pythien 6,23 ff. 314
361
1032
IV
1621
109,
180
III 665 ff. 332
7,27 ff. 106 ff.
718
146, 148
I 767 ff. 86
II 626
5,83 ff.
194
6,32 315 6,37 f. 321
Nemeen
3,33 2342, 370 4,46 1311 Isthmien 8,26 ff. 370 pae. VI 113 ff. 2171 fr. 265 SN. = 221 TURYN 2152 fr. 243 SN. = 202 TURYN
74
fr. 258 SN. = 201 TURYN
Schol. zu Pindar P. 5,108 1802 N. 6,85b 3352 I. 3,53 216, 219
Simonides fr. 207 BGK.4 2231 BGK.4 142 208 fr. Solon fr. 2,7 f. D. 84 Sophokles
Elektra 157
IV IV IV IV
293 133 397 114 466 97 472 ff. 90
IV 539
114
IV 574 f. 89 VI 372 107 VI 408 115 VI 505 181
VII 104 69 VIII 33 ff. 134 1801 VIII 86 IX 213 ff. 134 IX 463
114
XII 314 ff. (Katalog der Insassen des Hölzernen Pferdes) 71, 73, 76, 89 f., 98, 104 f., 112, 117, 118 ff., 131 f., 134
XIV 360 ff. 355 Sappho fr. 55 D. = 44 LP. 290
Simmias, Gorgo 1864
1991
Philoktet 1 ff. 270 269 f.
372
1333
114
Palamedes fr. 438 N.2=
3011
479 PEARSON
Poimenes fr. 457 N.2 = 497
PEARSON 184
1114,
Syndeipnoi fr. 141 N.2 = 566 PEARSON 271
Quintus Smyrnaeus
II 63 181 II 267 ff. 134 II 549 ff. 354
Olympien 1,36 ff. 61
74
Agesilaos 5,6 1001 Theseus 32.33 75 Theseus 35 74 Theseus 35,7 75 Theseus 35,8 76 Convivium septem sapientium 153 f. 2161
II 41 ff.
Pindar
9,70
Politeia 371 D 364 Politeia 620 C 132 Plutarch
I
10,7.8 p. 182 KAYSER 3011
6,67
Symposion 179 E 45 Symposion 180 A 45
1001,
Stesichoros 217 Iliupersis 2191 fr. 9 D. 132 Helena
fr. 28 BGK.4 = 10 C. D. 1391, 155 fr. 11 D. 61 Σ υ ο ιPOxy 2359 θ α ρ ῆ fr. 1,4 155
Stoicorum menta
veterum
frag-
fr. II 931 336 I p. 28,23 336 II p. 179,36 336 II p. 305,38 336 II p. 315,8 336 Strabon I 2,9 p. 20
3822
VII 7,7 p. 325 f. 103, 144 m. A. 1
VIII 3,8 p. 340 984, 162 VIII 6,2 p. 368 1663 IX 2,42 p. 416 71 X 2,9 p. 452
144
X 2,24 p. 461 380 X
2,25 p. 462 103, m. A. 1, 380
144
XIII 1,52 p. 607 187, 2831
XIII 1,53 p. 608 2831 XIII 3,5 p. 622 76, 1532 XIV 5,29 p. 680 187
Theopomp
FGrHist 115 F 205 3822 FGrHist 115 F 351 355
Register Thukydides II 68,3 144, 149 Timaios, Historiker 710, 721, 1175, 132 m. A. 3 Totenbuch Kap. 125 331 Tryphiodor 152 ff. 69, 120
Tzetzes (vgl. Schol. Lyc.) Posthomerica 547 134 Vergil 2211 Aeneis I 453 ff. 3672
Achilleus 108 ff., 156, 213, 223 f., 228, 267, 284 ff., 303 ff., 308 ff., 331 ff., 371,
Alkathoos 341 m. A. i Alkimedon (Alkimos) 126 f., 133 Alkmaion 1511, 156 m. A.4 Alkmaon, Thestoride 129 Altes 2851, 3001 Alyzeus 380 Amarynkeus 161 m. A. 3,
401
II 261 ff. 118 f. VII 641 ff. 173 VIII 383 f.3074 Servius zu Aen. I 241 1794
2. NAMEN
Adrastos 121 Adrestos, Meropssohn 172 f. Agamemnon 90 ff., 221, 223, 264, 267, 2881, 307, 3572, 384 Großkönigtum des – 261 m. A. 2
Name des – 389
Agapenor 97, 121 Agasthenes 1613 Agelaos 128 Agenor 178 f., 354 Aias, Lokrer 72 f., 1623,
334
Aias, Salaminier 79 ff., 1623, 327 ff., 335 f. Aigaion 152 1511 Aigialeus 1482, Aigialeia 88 Aineiaden 2831, 341 f. Aineias 172f., 2145, 217, 247 m. A. 1, 281 f., 2831, 293, 301, 3074, 318, 326 m. A. 3, 342, 3672, 368 Ainianen 151 f. Aischylinos 2152 f Aisyetes, Grab des 272 Aisymnos 128 Aithe, Stute 261 Aithra 75 ff., 248 Aitoler 102, 125, 143 ff.,
155
Akamas, Antenoride 172f., 178 m. A. 2, 1802 Akamas, Theseussohn
75 ff.
Akamas, Thraker 174 Akarnanien 144, 381 Aktorionen 161 Alastor (zu Nestor) 127 Alastor (zu Teukros) 127 Alexandros s. Paris
162
Amazonen 46, 303 Amphilochos, Alkmaion-
sohn 1492
Amphilochos, Amphiaraossohn 149, 1511, 156 Amphimachos, Sohn des
Kteatos 98, 122 ff., 153
Amphimachos, Sohn des Nomion, Karer 175 Amphion, Epeier 125 Amphion, Antiopesohn 2712
Amphios 172 f. Amyklai 255 Anchialos 127 Anchises 125 m. A. 3 Andraimon 144 Andromache 186, 220,
289 f., 352 f., 373 ή ρ δ μ ϰ ε ν ο ν der – 2341
Anios 222 Ankaios, Pleuronier 161 Antenor 1771, 2145, 252,
275 f., 2771
Antenoriden 177ff., 1782 Antiklos 119 Antilochos 321, 40 ff., 130, 152 f., 314 ff., 331 ff. Opfertod des – 31 f. Antimachos 276 f. Antiphos, Thessalossohn 108, 141 f., 389 Antiphos, Talaimenessohn, Maionier 175 Anubis 33 Apharetiden 254 f. Aphareus, Kaletoride 126
Aphrodite 1472, 2362, 238 ff., 245, 247, 251, 2572 Apisaon 1292 Apollon 213, 222 in Lykaons Gestalt 293 f. Thymbraiischer – 301 Archelochos 172f., 178 m. A. 2, 1803
Areithoos 1242, 1281 Argos 380, 389 Argos Amphilochikon 144
m. A. 4. 5, 149 m.A. 2, 381
Ariadne 257 Arisbas 126 m. A. 1 12, 18 m. A. 1, Aristarch 1114, 195, 202, 224, 2451, 2462, 272 m. A. 2. 3,
358
Arkesilaos 70, 122 ff.,1281, 129, 160, 265 Arktinos 2152, 215ff., 219,
359, 365
Artemis 41, 190, 288 Beleidigung und Zorn
der – 267
Asaios 128 Asios 384, 172 f., 1754 Askalaphos 70 f., 120, 122 ff., 153 Askanios, Phryger 175
m. A. 3
Askanios, Aineiassohn 2831 Aspendos 117 Asteropaios 1743 Astyanax 186 f., 217 m.A. 3, 220, 352, 373, vgl. Skamandrios Athen und Ilias 76 m.A. 2 Athene 218, 237 ff., 282 in Gestalt des Deiphobos
339 und Hölzernes Pferd 340 Augeias 161 Aulis, Zusammenkunft in – 383f. 262
402
Register
Automedon 127, 314 f., 329 Autonoos 128 Axion 116, 349
133
f.,
Bakchiaden 382 Balios, Pferd 233 ff., 315, 329
Bathykles, Sohn des Chalkon 126, 133 Bellerophon 1873, 382, 3861 Bias (Athener)
125 Bias (zu Nestor) 127 f., Boioter 69 f., 124., f 389 Boreas 35 m. A. 4, 332 Briareos 152 Brisa auf Lesbos 2881 160
Briseis 208 f., 284 298
ff., 2881,
ff.
ίη 1114 ν ρ δα Δ α
192, 199, 266,
371
85
128 Elaia 1532, 1603
Eioneus
Elatos
2851
174 m. A. 3, 1752 Enyeus 196 Eos 35 f., 224, 306, 319, 333 Epeier 98, 125 Ennomos
224, 234 ff., 2342, 266, 370 f. Chromios (Chromis) 174 m. A. 3, 1752 Chromios (zu Nestor) 127 Chryse, Insel 270, 372 Chryse, Stadt in der Troas 2881, 297 ff. Chryseis 209, 287 f., 2881, 297 ff., 356 f. Chryses 2881, 297 f.
31
Eetion 1962, 289 f.
Elis 98, 162
Cheiron
Deiochos 1281, 129 Deiphobos 2222, 339 Deipyros 126 Delos 222 Delphi 221 Demetrios von Skepsis 1114, 2831 Demoleon 178 Demophon 75ff. ff., Diomedes f.,
1741
Dioskuren 1472 Dodona 151 Doloper 197 Dolops, Klytide 128 Dorion 1593 Dotion 1593 Drakios 125 Dulichion 99, 161 m. A. 3 Echeklos 354 Echepolos 125, 261, 390 Echios 1281, 129
Elephenor 73 f., 122 ff., 153
Bukoliden 1281 Butaden 1281 Buzygen 1281 Camilla 173 Chariten 2362, 365 Charops 1292
Deidameia
Name des – 389 Dione 88 Dionysos 265 Diores 98, 122 ff., 161 f.,
4-Gruppen-Einteilung der –
162
Epeigeus, Sohn des Agakles 126, 133 Epeios, Sohn des Panopeus 129, 132, 3403 Epistrophos, Sohn des Iphiklos, Bruder des Schedios 72
Epistrophos, Halizone aus Alybe 174 Epistrophos, Sohn des Selepiaden Euenos 299 Epopeus 257
Eris 232, 236
Erechtheus 1962 Ereuthalion 1242 Eros 1472 Eteoklos 1482 Euchenor 125 m. A. 2, 309
146
m. A. 1, 150 m. A. 1, 1511, 214, 2204, 239, 2771, 302,
304 ff., 3052, 3061, 326 m. A. 3, 334
Eudoros 126, 132 f. Eumelos 112 Euphemos 174 m. A. 2 Euphorbos 176, 181, 1811, 316 m. A. 1
Euryalos 90, 148 ff., 15r Eurybates (zuAgamemnon) 126, 199, 264, 267
Eurybates (zu Odysseus) 126
Eurydike 2145 Eurymachos 119 Eurymedon, Sohn des Ptolemaios (zu Agamemnon) 127, 130
Eurymedon (zu Nestor) 127
Eurypylos, Sohn des Euaimon 116 m. A. 3. 4 Eurypylos, Myser, Telpossohn 44, 69, 107 m. A. 1 115, 175, 212 ff., 226
Eurypylos, Koer 116, 1962 Eurypylos, Poseidonsohn (vgl. Pi. P. 4,33) 116
m. A. 4
Eusebios 2201 Gaia 366
Bitte der – 228
Ganymed 44 Glaukos, Antenoride 3262 Glaukos, Grammatiker 2144
Glaukos, Lykier 175 m. A. 4, 2771, 3262, 328 Gorge 144 Guneus 117, 151 f., 165,
389
Haimon 127 Halizonen 174 Hegesias 2152 Hegesinos 2152 Hekamede 257, 268 Hektor 42 ff., 172 f., 182 ff., 1821, 226, 373 –, Δάρδα ο ςἀ 18 ν ή ? 5ρ 1ν –, freie Erfindung des
Iliasdichters? Helena
59
1472, 2222, 237 ff.,
248 ff., 2561, 267,
275 f.,
339, 3492, 3572, 384
Helenos 221, 2222, 223, 246
m. A. 4, 247, 337 m. A. 1, 341
Helenos, Oinopssohn, Achaier 128, 2463 Helikaon 178 f. Hephaistos 307
Hera
229 ff., 236 ff.
403
Register Herakles 351, 161 m. A. 2. 3, 1621, 337, 389 Waffen des – 43 Wahnsinn des – 257 Herakliden 265 Hermes 332, 3823 – als Psychopompos 33 m. A. 4 Hermione 472, 250 Hiera 107 Hippasides 1292 Hippodameia 341 Hipponoos 128 Hippothoos 173, 328 Horen 2362 Hyperenor 176, 181 Hypnos 34 ff., 351, 319 f. Hypsenor, Hippaside 126, 1292
Iasos 125, 129 Ialmenos 71 Idomeneus 103 f., 142, 248 Ikarios 380 Iphidamas, Antenoride
178, 2771
Iphigenie
351,
41, 93,
198 ff., 1991, 222, 267 f.
Iphiklos, Phylakide 112, 161, 163 Iphinoos 128 Iris 35 m. A. 3, 256, 272, 332 Kadmos 1962 Kalchas 126, 131, 198 m. A. 1, 222
m. A. 2, 267 f.,
297, 3371, 355 Kalypso 3823 Kapaneus 88 f. Karer 175 Kassandra 221, 223, 2464, 247 m. A. 2, 341, 356 f. Katreus 1034 Keren 317 f. Kimmerier 3822 Kinyras 264 m. A. 2, 307 Klaros 1492 Kleitos 1252 Klonios 70, 122 ff., 1281, 129, 155, 160, 265 Klymene 75ff., 248 Klytaimnestra 199, 357 m. A. 2
Klytios 155
Klytomedes, Sohn des Enops 161 Koiranos aus Lyktos 125
Koon 178 Korinth 381 m. A. 1 Koroibos 2204 Kos 1962 Krethon 125 Kyanippos 120 Kypseliden 3813 Kypselos 380 f. Kyrene 116 m. A. 4 Langaria 132 Laodamas 178 Laodike 179 Laodokos (zu Menelaos) 127
Laodokos, Antenoride
177, 178 f.
Laokoon 223 Laomedon 29, 307 Laothoe, Lykaonmutter 2851, 3001 Leda 791, 1472, 256 m. A. 1 Leiokritos, Sohn des Arisbas 126 m. A. 1, 127
Leitos 69 f., 121 Lemnos 269 f.. 294 f. Leonteus 117, 355 Lesbos 287 Lescheos s. Lesches Lesches 215 ff., 2152, 2161, 219 m. A. 1
Leukadios 380 Leukas 380 f. Leukos 126 f., 381 m. A. 2 Libyen 117 m. A. 6 Lyder 175 Lykaon 2851, 293 ff., 301 Lykier 175 Lykomedes, Kreontiade 126, 134 ff., 191, 196, 266, 371
Lykophron aus Kythera 84, 127
Lykos 258 m. A. 2 Lykurgos, Dryassohn 382 Lykurg, Herr des Ereuthalion 1242 Lynkeus 254 Lyrnessos 207 ff.,
1962,
284 ff., 2881, 299 f., 301,
389 Einnahme von – 2831
75 m. A. 2,
Lysimachos 1802
Maat 33 Machaon 115, Magneten 152
119,
337
f.
Maionier 175 Margites 2204 Medon, Stellvertreter des Philoktet 113 m. A. 3, 122 ff., 129, 162 f., 1623 Medon, Sohn des Eteoklos 1511 Megara, Stadt 84 f. Megara, Herakles’Frau 258
99, 121, 1613, 389 Mekisteus 127, 1281, 129 Mekisteus, Vater des Euryalos 90, 1482 Melampus 112, 163 Melanippos Nr. II 135 Melanippos Nr. IV 129, Meges
135
Meleager 155, 2214 Memnon 333, 43, 173, 212 f., 214, 225, 306 f., 318 ff. Rüstung hephaistische
des – 42
Menelaos 93 ff., 1472, 248, 257 m. A. 1. 2, 264, 275 f.,
316, 337, 3572 Name des – 389 Menesthes (†durch Hektor) 127
Menestheus
74 ff., 153
m. A. 2, 389 Menesthios, Sohn des Areithoos 124 m. A. 2, 128 m. A. 1 Menesthios, Myrmidone 126, 132 f. Mentes 1742 Meriones 104 ff., 142 m.
A. 2, 334
Mesthles 175 Mestor 283 f. Mykenai 380, 389 Mynes, Sohn des Selepiaden Euenos 1962, 2092, 299 f. Myrina 303 Nacht (Nyx) 36 Nastes 175 Nauplia 166 m. A. 3, 301 Nauplios 166 m. A. 3, 302
404
Register 791, 2541, 2551,
Nemesis
256 m. A. 1
Neoptolemos 62, 191, 197, 212, 223 f., 339 Geburt des – 266 Nereiden 36, 332 Nestor 95 ff., 152, 161,
257 m. A. 2, 2771 – Exkurs-Motiv 96 m. A. 5 Rettung des – 31 f. Nireus 107, 141 f.
Noemon 127 Odios (zu Agamemnon?) 126
Odios, Halizone 174 Odysseus 99 ff., 166 m. A. 1, 214, 2203, 221, 259, 264, 271, 275 f., 302 ff.,
ff.,
327 ff., 335, 381, 383 389 Vorbeilaufen des – 314 Oidipus 90, 257 Oinomaos 128 Oinotropen 48, 167, 224, 301
Olympia s. Register 3 Opheltios 128 Opites 128 Oresbios 124, 128 Orestes 62, 1991, 357 Orestes (†durch Hektor u. Ares) 128 Oros
128
Orsilochos 125 Osiris 33 Othryoneus aus Kabesos
247, 341 Otos aus Kyllene 125, 127 Paionier 174 Palamedes 165 f., 214, 224, 259, 301 m. A. 1, 302, 383
Pandaros 42, 172 f. Pandion 127 Panthoiden 180 f. Panthoos 180 Paphlagonier 174 Paris 43, 213, 245 ff., 255,
337, 339, 384
Patroklos 44 f., 127, 131, 152 f., 193 f., 224, 295, 296 m.
A.
1,
315
f.,
331
ff., 339
–, freie Erfindung des Iliasdichters?
59
Pedaios 178 Pedasos, Stadt
207 ff., 285
m. A. 1, 300 m. A. 1, 301,
385
Promachos, Alegenoride
389
das (sterbliche) Pferd 290, 314 f. Peirithoos 248 Peiroos, Thraker 174
Pedasos,
m. A. 1
Peisandros 126, 132 f. Peisistratos, Tyrann 84 Pelagon 127 Pelasger 1722, 173 Peleus 230 ff., 258 f., 370,
385 Lanze des – 234 ff., 266 Peneleos 69, 121 Penthesileia 43, 46 ff., 112, 115, 173 f., 212, 214, 225 Periphas, Sohn des Ochesios 125
Periphetes 125 Perrhaiber 117, 151 Phaistos 104 m. A. 2 Pheidas 125 Pheidippos 107 f., 141 f. Phereklos 245 m. A. 1 Philoktet 113, 151, 223 f., f.
269 f., 337 f., 372
Phoinix
Priamiden 2831, 341 f. 217, 307, 347 ff., Priamos
126, 133, 224, 371,
375
Phorkys 175 Phryger 175
Phthia 112 m. A. 2, 197, 339 Phylake 113, 163 Phyleus 99, 161 m. A. 3 Podaleirios 114, 336 Podarkes 112, 143, 155 f., 163 f., 1641 Polites 182, 272 m. A. 3 Polybos 178 ff., 1801 Polydamas 176, 180 f. Polydeukes 255 Polydora, Gattin des Protesilaos 274 Polydoros 1511, 161, 296 Polygnot s. Register 3 Polyktor 390 Polypoites 117, 151, 355 Polyxena 214 m. A. 4, 2231, 292 Polyxenos 98 Poseidon 234, 282
125 m. A. 1, 150 m. A. 2
Promachos, Sohn des Parthenopaios 1251 Protesilaos 111 f., 155, 163 f., 184, 1851, 273f. Prothoenor 70, 122 ff., 160, 1803,
265
Prothoos
118, 151 f., 165,
389
Pylaimenes 174 Pylaios 173 Pyraichmes 174 m. A. 3 Pyrrhos 1972, 266, vgl. a. Neoptolemos Pythagoras 1811 Rhigmos 1741 Salamis 84 f. Salamis auf Zypern 1311 Sarpedon 34, 175 m. A. 4,
314, 318 ff.
Schedios 71 f., 122 ff., 153 Schedios, Sohn des Perimedes
714, 125
Sidon 204 Sikyon 1962, 261 Sisyphos 3811 Skamandrios 187 m. A. 4. 2831. vgl. Astyanax Skyros 196, 1971, 212, 266,
286, 339 Stasinos 2152, 359, 365 Sthenelos 89, 121, 150 m. A. 1,
1511, 2771
Stichios 125, 127 f. Stratolaos 1511 Talthybios 130, 199, 264, 267
Telemachos 44, 62, 261 Telephos 141, 213, 221, 235, 265, 267 Tenedos 268, 270 f., 286 Tenes, Apollonsohn 213 m. A. 2, 268, 2881, 321 Teukros 105, 127, 130, 1623, 334 Teuthras (†durch Hektor) 128
Thalpios 98 Thanatos 34 ff., 351, 319 f. Theano 276 m. A. 2, 2771
405
Register Thebe 1962, 287 ff.,
2881,
298, 301
Themis 370 Thersandros 69, 119, 150, 1511, 160 m. A. 2. 3, 194, 265
Thersites ff.,
146
46, 102 f., 129 f., 225,
303
ff.
– als Freier der Helena 147 m. A. 2
–, einsprechenderName? 147 m. A. 3
Verunstaltung des – 1473
Theseus
74 ff., 389
Thestios 155 Thetis 152, 213, 222, 224, 228 ff.,
2541,
256,
264,
309 ff., 332, 370 Klage der – 36 f. Thoas 102 f., 143, 145 ff., 1562, 164 f., 305, 340
1741,
2203,
Thootes 126 Thot 33 Thraker 174 Thrasymedes 127, 134 Tithonos 306 f. Tlepolemos 106, 140 ff.,
Turnus 173 Tychios aus Hyle 127 Tyndariden 255
Xanthos, Fluß 311 Xanthos, Pferd 233 ff.,
315, 323, 329 Zagreus 380 Zenodot 18, 1972 Zephyr 35 m. A. 4 Zethos 2712 Zeus 49, 214, 224, 332 Nous des – 387 Vorhersage des – im Ο 340
– mit der Waage 33 f. Zeichen des – bei der Abfahrt von Aulis 199
164, 1754 Trechos 125, 128
– und Ariadne 257 Thessalien 108, 141, 389 Thessalos 389
Troilos 2723, 2881, 291 2922, 301, 321
ff.,
3. WÖRTER UND SACHEN Achillzornthema 5 ad-hoc-Erfindung 13 ός 2332 α λ γ ἀ α ἰδ ο ῖ 363
Aiolidenstemma ς 364 ο λ ό ἰπ α
157
aitolische Sage 2203 altphönizische Mythen 49 ν 364 α σ εσ ό λ α ιχ θ μ ἀ Anachronismen in der Ilias 162 m. A. 2
Analogieschlüsse in der Historie 3723 Analytiker 2 ff., 19 ff., 39 f. 360 ff.
ν α ἄ ξ 364 ἄ ν θ ε σ ινεἰα ιν ο ρ ῖσ ιν 2362 Androktasien 127 m. A. 4, 128
‘Anspielungen’ 4 f., 12 ff., 227
Anspielungscharakter einer Stelle 13 Antehomerica 6 m. A. 2 Antinomie in Götter- und Schicksalsglauben 33
m. A. 6
Apollonfrevel 2881 ή 60 τ ε ρ ἀ ς 245 ο ϰ α έϰ χ ρ ἀ Aristie 600 attisch-lakonische Sagenkontamination 791
α ὐ τίϰ α 37, 311 Autoschediasma
13 m. A. 2
ἄ ψ 195 β α ῖν ο ν , ἔβαιν ο ν1573 β ά ρ ο ς362
Beipferd 314 f. Beutemotiv 223 Brüderpaar Motiv des ungleichen –43 Charaktere im Kyklos 22, 383 f. in der Ilias 383 ff. ς 364 ιτ ε ρ ά χ Dankbarkeitsvariante der Thetishochzeit 791, 231, 2352, 256, 370 m. A. 1,
Datierung der Alkmaionis 380 ff.
der Ilias 22, 843, 362 ff., 380
ff.
dorische Wanderung 151 f.,
389
dramatischer
Aufbau der
Ilias 4 m. A. 2
Dubletten, bzw. Motivdoppelungen
41, 2003, 201, 224 η σ ε ν 364 δο ύ π
ἠ β α ιό ν 364
, ἀ θ , α μ ε τια ίσ ιμ ἴσ να ια ἰδέ ε ιν ρ ά ,χ α ίλ φ Eidolon Motiv des – 355 Einheit der Ilias 1 f. Einzellieder 2214, 226, vgl. 3672 μ α ή τ ά τ ςὁρμ εστο η ν α ν έ Ἑλ -
ε 248 ςτ ά χ
ιν β α ο ν ἔμ 1573 ἡ μ ίθ ε ο ι 472
Entmythisierung 387 Entraffung durch die Gottheit 41, 268 der kyklischen Epen Entrückung durch die GottStasinos/Arktinos heit 34 f., 268 18 ff., 22, 362 ff. Epenforschung, verder Odyssee 3822 gleichende 12 Derivationstheorie 3582 ς Epik ιὸ Dezimierungsmythos s. Δ β ο υ ή λ fließende –2, 12 f., 226, ή 47 m. A. 2, λ υ ςβο ιὸ Δ 361, 369, 372 mündliche –s. oral poetry 210, 2211, 228 f., 388 Doppeltötung epischer UnschärfeMotiv der – 321 m.A. 1 bereich 37, 40, 1592
der Kleinen Ilias 220 m. A. 1
406
Register
Epipolesis 278, 368, 3775 Erotik in der Epik 46 f. ἑτα ῖροι 127 m. A. 1 ἐ τελ είε τ ο 2282
Ethopoiie der Ilias 147, 384 f. Faktenkanon 12 f., 234 Flußkampf in der Aithiopis? 174f. in der Ilias 110 f., 1743, 1752
Funktionswert 16 m. A. 1 Genealogie 355 germanische Dichtung 3722 geschichtliche Analyse von Dichtung 394 Großepik 2214, 3683 ‘herausgesponnen’19 Heroenkult 351 ‘heroic chronicle’ 22 hethitisch-churritische Mythen 49 ἱδ ρ ῖ 3636 ο ἱπ π ιο η μ ρ χ ά ς 2922 ἱπ π μ α ό χ ς 2922 ο η 38 ν ύ σ π ο ἱπ ν 364 ιο μ θ ἴσ
Historisierung der Epik
21, 48 m. A. 3, 3873 Historizität der Heldensage 59 ff., 379 f. Hochzeitsgeschenke zur Hochzeit des Peleus 233 ff. Hölzernes Pferd 118, 223, 340
Hoplopoiie 42, 307 m. A. 5 Hungersnot der Achaier 223 f. ια Ἰλ ϰ ς ό
362
Iliupersis zwei Darstellun-
gen der – 50 f. ο λ ς 364 η ϰ ά π Katachrese 3153 μ γ α εὔ τ ϰ ε ν ὰ α362 ϰ εν ώ σ ε ιε ν 362 ϰ ε λ α ιν 363 φ α ῖσ ς365 ο μ α ϰ έρ
Kerberosabenteuer 258 Kerenwägung s. Psychostasie Komplementierung 1324 Komposition von Heidenge-
stalten auf ihren Tod hin 62
Königtum, homerisches 261, 379 Königtum im Himmel 49 Kontrapost 224 Kriterienfrage für Quellenuntersuchungen 11 ff., 32, 39
Strökryptoromantische mung in der Philologie
der Zwischenkriegszeit 21
Kumarbimythen 494 ϰ υ ν μ ά υ ια 243 kyprische Glossen 363 ν θ λ α , ιἄ ς α η θ ϰ εσ ά λ ν γ , νόσ ιο το υ 2461 μ ο ά Kypseloslade 74, 370 Liebesdichtung, ägyptische und althebräische 46 Linear-B-Schrift 44 m. A. 3 ‘magische Flucht’ 2541 Mauerschau 278 Memnonishypothese 30 ff.
‘Memnonprophezeiung’ 269, 310, 312 Meuterei der Achaier 223,
279 ff. ρ 2561 ή τη μ ία μ
Motiventwertung 31 Motiverweiterung 101 Motivparallelen 67, 227 m. A. 2, 229 ff. Motivübernahme 31, 3075 Motivverallgemeinerung 330
Motivverschiebung 314 Mündlichkeit s. oral poetry Myrinahügel 464, 303 Mythenkritik 61, 386 Mythenveränderung 61ff. Namenvariation, Technik der –
1292
oral poetry 36, 360, 3723 Originalität Homers 21
m. A. 4 ο ν 252 ῶ τ ρ τ ὅ επ ιν195 λ π ά Pandarosschuß
ρ ο ς 315 ο ή ρ π α
Nebelmotiv 328 ff. Neoanalyse 26 ff. ν εώ τερ ο ι365 Olympia Augeiasstallmetope 1612 Weihgeschenk der Apolloniaten 282, 3263
252, 337
28 f., 223,
Parisurteil
236 ff., 2441
Pathetisierung 43, 48, 362 Personennamen, Struktur der zweigliedrigen indogermanischen – 389 Planverschiebung, dichterische 1743 λ π ά τ ο ς362 λ ζ π ά ω 195 Polygnot 191, 219 Iliupersis 76, 90, 99, 3262 Nekyia 72 Posthomerica 62, 11 ιο ν 380 ρ τή ο π ‘Präkyklos’ 24 ff., 361 π ο ρ έ νin der Ilias 47 π Prioritätsentscheidung Prophezeiungen
s. Dubletten
101, 313, vgl.
(PARKE and WORMELL
The Delphic Oracle) 221
32 m. A. 2
Motivdoppelungen
97,
Orakel 2211 221 ff., 267 delphisches – Nr. 19
221 ff.,
387
Psychologisierung der Sage 327,
382
ff.
Psychostasie, Kerostasie 327, 32 ff., 214, 3164, 316 ff. Quellenbegriff, der zugrundegelegt wird 4 f., vgl. 227
rationale Götterspekulation 471
Realismus in denkyklischen Epen 223 Romantik in der Philologie der Zwischenkriegszeit 21, vgl. V
Romantisierung der Epik
43, 48, 362
Salamislegende 85 schamanistische Vorstufe der Heldendichtung 481 Schlaf s. Hypnos im Regi-
ster 2
407
Register Schriftlichkeit epischer Dichtung 3723 Schildbeschreibung s. Hoplopoiie skaiisches Tor 325 Skamanderquellen 292 m. A. 1
Spatzenwunder
189,
221,
262
Stil – der Achilleusgegner in der Aithiopis 46 – der Kataloge der Ilias 1324, 157ff. – der Kleinen Ilias 220 – der kyklischen Epen (Stasinos/Arktinos) 221 ff., 223 f., 2243, 362, 382
ff.
chronologischer –
365 ff.
Episodenstil 367 f. Stilentwicklung in der
Epik 31, 46, 48, 362 Streitthemen in der Epik 2214
Strongylion, ehernes Abbild
des – 131 Strukturähnlichkeiten 366, 369 stückweise Ergänzung
s. Komplementierung Sturmwindmotiv 328ff.
südslawische Epik 23, 3722 Synkretismus religiöser Vorstellungen der griechischen Frühzeit 49
Tabula Iliaca 223 Taubenpokal 257 Teichoskopie 368, 376,
3775
Tenesprophezeiung 269, 310, 312 Themisvariante der Thetishochzeit 230, 2352, 2541, 256, 370 m. A. 1 Thetisversprechen 229 ff. Thetishochzeit 230 ff. Thron von Amyklai 371 Titanendichtung vor Homer 494, 228
Tod s. Thanatos im Register 2 Totengericht, ägypt. 33 m.
A.
2
Totenklage 36, 331 f. tyndarische Eide 137
m. A. 4, 138 m. A. 1, 261, 379, 389
Unschärfebereich, epischer
s. Epik
Unsterblichkeit bei Homer 351
Uraithiopis 24 ff. Uriliaden 5 Urne, goldene 41
Vasendarstellungen
Astarita-Krater
275f.,
3262
chalkidische Amphora (RUMPF Taf. 12) 87, 89, 282, 3263, 326 ff. Epiktetschale aus Caere (Psychostasie) 3164 François-Vase 185, 291
ff.
Knidischer Teller (Euphorbos-Menelaos)
1811
Nestorbecher aus Ischia 2572, 380 Sosiasschale 109, 194 Tarentiner Kelchkrater (Freite der Helena) 1472 Verfremdung 365, 3842,
384 f.
Verknüpfungspunkt 14 Waffen, göttliche 42 Wahrscheinlichkeit der Deutungen der Ergebnisse 362 Werkanalyse einer Dich-
tung 394
Zeitauffassung Homers 3681, 386 Zeitlichkeit doppelte – in der Ilias 367 Zeusfesselung 49
HERMES
∙ EINZELSCHRIFTEN
Herausgegeben von Professor Dr. Karl Büchner, Professor Dr. Hermann Gundert und Professor Dr. Herbert Nesselhauf Format: 16,5
× 25 cm, unbeschnittene Normalbroschur
Bisher liegen vor:
Der Aufbau von Sallusts Bellum Jugurthinum
Nr. 9:
Von Professor Dr. Karl Büchner — V III und 104 Seiten, 1953 2. unveränderte Auflage 1956 9,— DM
Tacitus und das flavische Geschichtsbild
Nr. 10:
Von Dr. Adalbert Briessmann — V III u. 105 S., 1955 8,— DM
System- und Methodenprobleme im Corpus Hippocraticum
Nr. 11:
Von Dr. Josef-Hans Kühn — V III und 106 Seiten, 1956 8, — DM Nr. 12: Über die klassische Theorie und Praxis des antiken Prosarhythmus Von Dr. Walter Schmid — V I I I und 203 Seiten, 1959 20,— DM
Nr. 13: Die Europa des Moschos. Text, Übersetzung und Kommentar Von Dr. Winfried Bühler — V III und 247 Seiten, 1960 22,— DM
Die Quellen der Ilias (Troischer Sagenkreis)
Nr. 14:
VonDr.Wolfgang Kullmann— X IV und 407 Seiten, 1960 36,— DM In Kürze erscheinen:
Die Sprachkunst des Properz und die Tradition der lateinischen Dichtersprache Von Dr. Hermann Tränkle — V III und 190 Seiten, 1960 16,— DM
Kallimachos in Rom. Die Nachfolge seines apologetischenDichtens in der Augusteerzeit Von Dr. Walter Wimmel — Ca. 344 Seiten, 1960, ca. 32,— DM Zu beziehen durch jede Buchhandlung
FRANZ STEINER VERLAG GMBH • WIESBADEN