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German Pages 167 [168] Year 1913
Die Mundarten des Kreises Ottweiler. Untersuchungen auf lautphysiologischer und sprachgeschichtlicher Grundlage.
Von
Dr. Klaus Scholl.
STRASSBURG
K A R L J. T R Ü B N E R 1913.
P. Haupttnaon'sche Buchdrucker ci, BOOB.
Vorwort. Ein Beitrag zu der nicht mehr spärlichen mundartlichen Literatur sind die vorliegenden Untersuchungen. Ihre Unterscheidungsmerkmale von den meisten ähnlichen Darstellungen beruhen in der erstrebten phonetischen Akribie und besonders auf den im vierten Teile durchgeführten Vergleichen mit andern Dialekten. Vor allem scheint mir die Feststellung. der Beziehungen zu den übrigen Mundarten, die, jede einzelne mehr oder weniger, in ihrer Gesamtheit der Born sind, aus dem die hochdeutsche Gemeinsprache sich unausgesetzt verjüngen und erneuern muß, den Arbeiten über Idiome ihre Rechtfertigung und ihren spezifischen Wert zu verleihen. Gerne erfülle ich meine Pflicht, Fräulein Lehrerin M a i ' g . M ü l l e r meines herzlichen Dankes für ihre liebenswürdige Mitwirkung an meinen Forschungen zu versichern. Hätte die Eingliederung eines weitem, schon zusammengestellten Abschnittes über Sprichwörter, geflügelte Worte usw. den vorgezeichneten Rahmen nicht erheblich überschritten, so hätten ihre Beiträge in noch größerm Umfange verwertet werden können. Herr Prof. Dr. F r a n z S c h u l t z , unter dessen Auspizien die Arbeit gedieh, sei auch hier warm bedankt für sein großes Entgegenkommen, wann immer ich dessen bedurfte; desgleichen fühle ich mich Herrn Prof. Dr. H e n n i n g verpflichtet, da auch er meine Arbeit förderte. Ein Schüler beider Herren, verdanke ich ihnen viel an wissenschaftlicher Anregung und Methode.
Meinen Eltern dankbar zugeeignet.
Inhalt. Seite
I. Abschnitt: Sprachgebiet, und Lautbeitand
1—22
II. Abschnitt: Dio historischen Verhältnisse
23— 65
III. Abschnitt: Formenlehre
CG— 84
IV. Abschnitt: Der Wortschatz: 1. Wörter aus dem Französischen 2. Über die (Ihrigen Wörter in lieziehung zu den deutschen Mundarten
85— 811 andorn 8!)—157
Literaturverzeichnis. 1. Mundartl. Untersuchungen
(Dissertationen).
F u c h s , E., Die Merzigor Mda. T. I. YokaUsimis, Darinst. 19(13. H o f f in n ii n, K., Laut- und Klexionslehre ilor Mda. der Moselgegend, von Oberham bis zur liheinprovinz, Metz 1900. K i r c Ii b n r g, C., Laut- und Flexionslehre der Mda. von Kirn a. d. Nahe, Straßb. 1906. L u d w i g , ,1., Lautlehre der niosclfränk. Mda. von Sehlem, Bonn 190(1. T Ii O m«!, A., Untersuch. •/.. Voknlisni. der moselfränk. Mda von Kenn, »oitii 1908').
2. W e r k e über Phonetik. . l o s p e r s o n , Lelirb. d. Phonetik, 1904. S i e v o r s , Grundziige der Phonetik,'5. Aufl. 1901. S w e e t , A Primer of Plionetics, Oxford 190G. V i e t o r , Elemente der Phonetik des Deutschen. Englischen und Französischen, 5. Aufl., Leipz. 1H04.
3. W ö r t e r b ü c h e r , Idiotiken. H a u e r , Waldeck. Wb., Leipzig 1902. U e r g h . a u « , D. Sprachschatz d. Sassen, 2 Bde., Brandenb. 1880/88. C r e c e l i u s , Oberhoss. Wh., 2 Bde., Darmst. 1897/99. D a n u e i l , Wb. der altmärk.-plattd. Mdaa., »Salzwed. 1859. t e n D o o r n k a a t K o o l m a n , Wb. der ostfries. Sprache, 3 Ilde., Nord. 1879 ff. F i s c h e r , H., Schwab. Wörterb., 2 Bde., Tabing. 1904/08. F r i s c h b i e r , Preuli. Wb., 2 Bde., Berlin 1882/83. G r i m m , D. Wb., 1854 ff. 1) Unmittelbar vor der Drucklegung gegenwärtiger Schrift kam die Dissertation v. Frisch, Studien zur Grenze des Mosel- und RheinfrHnk., Bonn 1911, in meine Hand. An verschiedenen Stellen habe ich zum Vergleiche noch darauf hinweisen kiinnen.
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G u t z e i t v v Wörtergchatz der deutschen Sprache Livlands, 3 Bde., Riga 1864 ff. K l u g e , Etym Wb., Straßb. 1905. L e x e r , Kämt. Wb., Leipzig 1862. L ü b b e n und W a l t h e r , Mittelndd. Handwb., Norden, Leipzig 1885 ff. M a r t i n und L i e n h a r t , Wb. der elsäss. Mdaa., 2 Bde., Straßburg 1899/1901. M o l e m a , Wb. der Groningengehen Mda., Norden 1888. P f i s t e r v., Nachträge zu Vilmars Idiot, v. Hessen, Marburg 1886. S c h a m b a c h , Wb. der ndd. Mdaa., Hann. 1858. S c h i l l e r - L i i b b e n , Mittelndd. Wb., 6 Bde., Bremen 1871/81. S c h m e i l e r , Bayr. Wb., 2 Bde., Stuttg., Tilbing. 1827 ff. S c h ö p f , Tirol. Idiotikon, Innsbr. 1860. S c h ü t z e , Holstein. Idiotik., 4 Bde., Hamb. 1800 ff. S t a u b - T o b l e r , Schweiz. Idiotikon, (> Bde., Frauenfeld 1881 ff. U n g e r , Steirisch. Wortschatz, Graz 1903. V i l m a r , Idiotik. v. Kurhessen, Marb., Leipzig 1808. W e i g a n d , Deutsch. Wb., 2 Bde., Gießen 1909/10. W o e s t e , Wörterbuch der westfäl. Mdaa. Nord., Leipzig 1882.
S c h l e c h t e n d a l , v., Versuch einer statistischen Darstellung (leg Kreises Ottweiler, Neunkirchen 1803.
I. Abschnitt.
Sprachgebiet und Lautbestand. Geographische, geschichtliche, kulturhistorische und allgemein sprachliche Verhältnisse. Der Kreis Ottweiler, der südöstliche Teil des Regierungsbezirkes Trier, zieht sieli in nicrenfürmiger Gestalt mit einem Flächeninhalte von fast 5,4 Quadratmeilen und einer über 1 2 0 0 0 0 starken Einwohnerzahl von Norden nach Südosten hin, umschlossen nördlich vom Kreise Merzig und Landkreise Trier, vom Fürstentunie Birkenfeld und Kreise St. Wendel, im Osten und Süden von der Rheinpfalz und dem Kreise Saarbrücken, im Westen vom Kreise Saarlouis. W i e in den Trierer Landen überhaupt, so hat sich auch im Ottweiler Ländchen ein denkwürdiges Stück Weltgeschichte abgespielt. In sein Territorium teilten sich in der ältesten bestimmbaren Zeit die Trevirer und Mediometriker. Noch viele deutliche Spuren weist die Gegend auf von dem Aufenthalte und der Tätigkeit der Römer. Stumme und doch beredte Zeugen von der weltumspannenden Macht und Größe des Römerreiches auch im dortigen Bezirke sind die von Trier nach dem Oberrheine und von Metz nach dem Mittelrheine den Ottweiler Gau durchziehenden Straßen, sind ferner die Reste der im Zeichen des Verkehrs stehenden mutationes cursus publici im Stennweiler-, im Varuswalde bei Tholey, auf dem Forbacherhofe und entsprechende, z. T . im Trierer Provinzialmuseum befindliche Münzen; daneben die T r ü m m e r und Überreste der dieser Zeit angehörigen Kastelle, der villac rusticae, der Töpfereien nnd Grabdenkmale. Diese Bauten der Römer, die bis 4 6 4 die Gegend in Schach hielten, wurden vermutlich im fünften Jahrhundert eingeäschert. 1
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Ob nach den Römern die Alanianen vorübergehend die Gegend bewohnten, ist unsicher. Bestimmt erschienen nach 496 schon die Franken auf dem Plane. Ihr König Chlodwig beschenkte den hl. Remigius mit dem im Kreise Saarbrücken gelegenen Gute Berna, das seither zu dessen Ehre den Namen Piscovesheim, später Bischmisheim, führt. Gegen 597 errichtete Grimo, ein Neffe König Dagoberts I., das später durch St. Wendelin berühmte Kloster Tholey. Nach 600 stand die Gegend, die nach einer Urkunde von 634 zum ,,Vogesus" gerechnet wurde, unter dem Zepter der Könige Austrasiens mit der Residenz Metz. Fast zwei Jahrhunderte nach der Gründung Tholeys entstand das Kloster Novum Monasterium. heute Neumünster, bei der Kreisstadt im Bliesgaue. Teile dieses und des „Moselgaues" umfaßten damals den Inhalt des gegenwärtigen Kreises, bis daß zu Anfang des 11. Jahrhunderts die episcopi Mettenses als fast alleinige Herren der Gegend die Gauverfassung auflösten. Allmählich bildeten sich dann unter der Feodalherrschaft der Metzer Prälaten Graf- und Herrschaften heraus. 1801 beim Frieden zu Luneville in dem die vorläufige französische Einteilung eine endgültige Bestätigung erfuhr, gab es im Kreise folgende Graf- und Herrschaften: Die Grafschaft Ottweiler, die churtrierischen Herrschaften Hasborn und Theley, Hüttig- und Raßweiler, die Herrschaft Illingen, die Herrschaft Eppelborn und das Zweibrückenscho Amt Schauenburg. Der Name Ottweiler selbst taucht, zum ersten Male in einer Urkunde von 1393 auf als der einer Burg nebst den zugehörigen Häusern der Dienstleute im Besitze des Grafen Philipp I. von Nassau-Saarbrücken. Residenz des ersten Grafen Johann von Ottweiler, erhielt der bisheiige Häuserkomplex 1552 vom Kaiser das Stadtrecht. Die Ottweiler Lande als solche treten zuerst zu Beginn des 16. Jahrhunderts unter dem Titel einer Grafschaft auf. Ein Graf Albrecht von der nassau-weilburgischen Linie, dem wegen Aussterbens erbfolgeberechtigter Nachkommenschaft des Ottweiler Stammes die Grafschaft zufiel, führte als Anhänger des Protestantismus in seinem Gebiete die neue Lehre ein, deren Bekenner
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zurzeit etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung bilden. Später (1680) wurde und blieb Ottweiler mit Saarbrücken vereinigt. Infolge des von Ludwig X I V . gegen Deutschland siegreich geführten Krieges beanspruchte Frankreich über die als Vasallen behandelten Grafen von Ottweiler alle Rechte der Souveränität, die indes den geborenen Besitzern mit dem Frieden zu Ryswick zurückerstattet wurden. Kaiser Joseph II. verlieh 1783 der Gräfin Marie, geb. von Feihingen, den Rang einer Reichsgräfin, einen Titel, der mit ihren unvermählt gestorbenen Söhnen erlosch. Als die Krone Preußen 1815 von der Gegend Besitz ergriff, entstand der Kreis Ottweiler. (Näheres siehe bei v. Schlechtendal, a. a. ().; J . Marx, Gesch. des Erzstifts Trier, 5 Bde, 1858/64; Krohn, Beiträge zur Territorialgeschichte der Saargegend, Saarbrücken 1885.)
Die Lage des Kreises und die Bodenbeschaffenheit seines östlichen Teiles sowie des ganzen industriellen Saargebietes bestimmen die Zugehörigkeit des weitaus größten Bestandteils der männlichen Bewohner zum Berg- und Fabrikarbeiterberufe. Der Bewohner des östlichen Kreisteils, beeinflußt von dem nervösen Hasten unter dem Drucke der Industrie, ähnelt an Temperament seinem lebhaften Pfälzer Nachbarn. Als sprachlichen Niederschlag dieser Erscheinung wird der Beobachter der Mundart des östlichen Landstrichs einen Übergang feststellen von der schnelleren Sprechart und dem etwas auffälligen Staccato des Rheinpfälzers zu der langsam fließenden und bedächtigen Ausdrucks weise des Hunsrückers.. Im anderen Teile des Sprachgebietes, von Illingen ab dem sog. Bohnentale zu, scheint das Temperament der dort Eingesessenen an Beweglichkeit und Aufgeregtheit zu verlieren. Dort herrscht die phlegmatische Gemütsart, durchsetzt von sanguinischen Merkmalen, vor, und die Sprache ist breiter und gemütlicher, mehr bedächtig und langsam, ziemlich ruhig und von angenehmer Wirkung. Das Tempo der Rede kommt auch im Vortrage der Gebete zur Geltung, sodaß
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diese in den Kirclien des Westens phlegmatisch, manchmal schleppend sich hinziehen. In einem etwas singenden Tone sprechen dort die Leute, jedoch nicht in der scharfen Ausprägung, die den Rheinländer, z. B. den Kölner und den Aachener, kennzeichnet. Aussprache und Wortschatz gestalten sich proportional der Lage zum Industriegebiete, indem nach der weitern oder nähern Entfernung von ihm dem Hochdeutschen geringere oder größere Zugeständnisse gemacht werden. Die Dialekte des Kreises gehören zum Südmittelfränkischen, also einem Teil der mittelfränkischen Mundarten, mit der Einschränkung, daß im kleineren östlichen Bezirke rheinfränkische Sprach Verhältnisse herrschen. Mit dem Mitteldeutschen teilt die behandelte Sprache also die Eigentümlichkeit, inlautendes p in der Gemination, jedoch zum weichen Verschlußlaute gemildert, erhalten zu haben, (tsaba)*)'. Zapfen; (gihrf) : Gipfel. Mit dem Westmitteldeutschen haben sie das unverschobene p im Anlaute und in mp gemeinsam, (pan) : Pfanne; (pqsds) : Pfosten; (damp) : Dampf; (l ump) : Kumpf, Trog. Als wesentliche Kennzeichen des Mittelfriinkischen eignet dem größern westlichen Teile der Ottwciler Dialekte (über die Grenze s. S. 5) die unverschobenen Formen in (wat) : was; (dat) : das; (qt, »t) : es; (dit) : dies, aber nur in der seltenen Wendung (dit on dat): dies und das; ferner in (alt), einer Partikel von mannigfacher Bedeutung, „nur, mitunter, gewöhnlich, immer, teilweise, z. B., ebenfalls, in einem fort". A n n . : Behaghel(F. Or. 1,666) b e m e r k t : „ . . . . dasMittelfrtnkische, das t in den Pronominalformen dat, -wat, dit, it sowie in allet festgehalten b a t . . . " Um dieser irreführenden Angabe zn begegnen, sei bemerkt, daß eine Form allet im mittelfrttnkischen Sprachgebiete nicht vorhanden ist. Zum Beweise ist ein Zweifaches zu beachten. Erstens: Unter allet konnte der adverbial gebrauchte Acc. des Neutrums von all, mhd. alle$ verstanden sein. Diese Partikel, die „in vertraulicher Bede ungemein oft gebraucht wird", wobei die daneben ausgedrückten 'noch* und 'manchmal* sowie 'nur' „dem dunklen Sinne der Partikel nachhelfen sollen" (Grimm, D. Wb. 'als'), hat auf der ganzen Linie nirgends einen Sproßvokal e (a) entwickelt, sodaß die Form (alt) heißt Zweitens: Es existiert wobl eine phonetische Verbindung (alst), die sich in der Bedeutung mit dem Neutrum 1) Die phonetischen Zeichen s. § 10 ff.
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von all deckt, in der Ut) aber nichts weiter ist als die nebentonige Form des neutralen Artikels (dat); also (ah/tfio"): Bube; nebenher (beu). o q " . Hierdurch wird annähernd die Lautqualität des norddeutschen au in „Laub" bezeichnet. In verschiedenen
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Dörfern wird das o mit außerordentlicher Offenheit hervorgebracht. — In den acht nördlichen Dörfern des Kreises ist der erste diphthongische Bestandteil oft ein f, sodaß dann der Doppellaut dort durch q" transskribiert werden muß; dort heißt es also oft: (mfl): Maul, Mund; (fyust): Faust; sonst (mqul, fyu.U). v". Das Ö hat die Klangfarbe, jedoch kaum die halbe Länge des f>. Daran erfolgt unmittelbarer Anschluß des bekannten w-Nachhalls; (lp"f): Liiub, laufe (Imperat.). /}". Hier haben wir denselben ersten Komponenten wie bei Beim Sprechen des «-Nachschlages erreicht die Zunge auch hier wie bei allen Diphthongen mit u als zweitem Elemente nicht ganz die « Lage, geht aber über die o-Lage hinaus; (fr)?'): Frau; (h[>"): Heu. Die Konsonanten. § 17. D a s K o n s o n a n t e n s y s t e m der O.-Mdaa. möge die nebenstehende Tabelle illustrieren: § 18. D i e T r a n s s k r i p t i o n d e r K o n s o n a n t e n . Die Wiedergabe der Konsonanten erfolgt in den von der Phonetik adoptierten Zcichen. p, t, Je. Die stimmlosen explusiven Tenues haben eine aspirerte Aussprache. Da in der Sprache der gebildeten Deutschen die Aspiration zum Wesen der Verschlußlaute unzertrennlich gehört, so wird von einer optischen Andeutung des Hauches abgesehen. b, d, g sind die tonlosen verschlußlautlichen Lenes. Ihre Klasse ist in den O.-Mdaa. gegenüber der anerkannten Mustersprache dadurch bereichert worden, daß die Fortes unmittelbar vor Konsonanten und intervokal zu Lenes gemildert wurden. Die Liquidae und Nasales entsprechen den norddeutschen mit der Abweichung, daß r in der westlichen Hälfte überall, in der östlichen von der Jugend fast ausschließlich als alveolarer Zitterlaut, d. i. das sog. Zungen-?-, in Merch- und Ottweiler dagegen nur, im übrigen östlichen Sprachgebiete von der ältesten Generation vielfach als uvulares Geräusch mit kaum merklicher Zäpfchenschwingung artikuliert wird. Uber die Aussprache des l ist zu bemerken, daß dieser Laut nach
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a und o intensiver als im dialektfreien Hochdeutsch gesprochen wird; dem Verfasser ist besonders in der IllingerGennweiler Gegend die volle, an die Aussprache deutsch sprechender Luxemburger erinnernde Artikulation des l nach a und o aufgefallen. bedeutet den nasalen Verschlußlaut; (ei{*l): Engel. Von den Reibelauten gibt b den bilabialen stimmhaften Reibelaut wieder; das schriftsprachliche iv, das der Norddeutsche labio-dental bildet, ist in den behandelten Dialekten bilabialen Charakters, was durch b bezeichnet wird; außerdem vertritt 6 stellenweise (s. § 4 2 ) das h\ also (b/fal): wieviel; (ß>rb): Farbe. Wahrscheinlich wird b je seiner Etymologie nach allmählich durch labiodentales, schon zurzeit auftretendes w, f oder p ersetzt werden. Im Verlauf der vorliegenden Arbeit ist ic durch b überschrieben. f = der stimmlose labiodentale Reibelaut ; (/ad"): Vater; s = der stimmlose dentale Reibelaut; (r/}s): Reise; ¿ = der stimmhafte dentale Reibelaut; {rfiz,»): reisen; H = der breite stimmlose dentale Zischlaut; (ibqn): Schwager; i — der breite stimmhafte dentale Zischlaut; (clnzö'-'): toujours; d = der stimmhafte interdentale Reibelaut; er entspricht dem englischen in father, nur daß dieser meist postdental gebildet wird; (broudv): Bruder; g = der stimmlose palatalc Reibelaut, der sich aber für gewöhnlich dem .v auffällig nähert; (gret^ja) fast (gretsi): Gretchen; j = der palatale stimmhafte Reibelaut; in nachlässiger Aussprache behauptet er manchmal den Platz des f; z. B. (gnebalj"): Knüppelchen. y = der stimmlose velare Reibelaut; (wicr/a): machen; g = der stimmhafte velare Reibelaut, der in der bequemen Sprache oft das y vertritt, z. B. (nogamql) nocheinmal, für nqydmql] ts = die Verbindung von i + A>; (tsa>{) : Zange; ks = die Verbindung von i + s ; {biks): Wichse.
II. Abschnitt. Die historischen Verhältnisse. D e r V o k a l i s m u s in b e t o n t e n S i l b e n .
§ 19. V o r b e m e r k u n g . Bei der geschichtlichen Darstellung der Laute wird im Prinzip vom mhd. ausgegangen. Sprachphysiologische Verschiedenheiten einzelner Orte werden je unter den einzelnen Lauten, schrittweise also, gewürdigt. Wenn so bei der Behandlung des u des Wortes (fuitga) : Funken gedacht wird, so wird dort nur die Aussprache des ersten Vokals auf dem ganzen Gebiete berücksichtigt; zustehenden Orts werden dann auch die anderen vokalischen und konsonantischen Abweichungen gekennzeichnet; hier z. B., daß anderswo (foqgaii) gesprochen wird.
A. Kurze Vokale. Mhd. a. § 20. Es herrscht die Tendenz, das mhd. a I, quanti- und qualitativ zu erhalten in geschlossener Silbe, d. i. vor der Gemination und vor nicht längenden Konsonantengruppen: am 'Amme', gam" ( mhd. gamber 1. 'gesund' (von Gesichtsfarbe), 2. 'wacker', gal 'Galle', ban 1. 'Bann', 2. 'Gesamtheit der Felder eines Ortes', rant 1. 'Rand', 2. 'Stoß'. In der Bedeutung „Rand" hört man noch das mhd. ranft, haut 'Hand', bant 'Wand', tian 'Schande', ramp 'Rabe'; räp mit Ausfall der Nasalis und Ersatzdehnung im das-Bezirk; in der Bürgermeisterei Uchtelfangen und Dirmingen heißt er gewöhnlich Sah < 'Jacques'; in der Gegend von Eppelborn köb < 'Koppe', in Wiebelskirchen, Landsweiler, Heiligenwald, Schiffweiler räba, glamP 'Klammer'. A n m . : Die Kürze blieb auch erhalten, wenn sich zwischen einer auf a folgenden Konsonantengruppe ein 9 entwickelt h a t : haldf 'halb*, kalif 'Kalb', zaUf 'Salbe'.
II. unter Bewahrung seiner Qualität zu längen in offener Silbe und vor rm und rt:
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1. vor ursprünglichen Explosiven, von denen in stimmhafter Umgebung b und d ) b und d werden, und b und d sich auslautend ) / ( i m «tas-Gebiet > p im Auslaut)undt entwickeln. ndbal 'Nabel', Saba 'schaben', snäbal 'Schnabel', läba 'laben', grüf 'Grab', ardf 'herab'; bada 'baden', lad» 'laden', kl da 'schaden', müda 'Maden', pät 'Pfad', rat 'Rad', blät 'Blatt', duy 'Tag', aber in den Komposita: zonday, frq'day 'Sonn-', 'Freitag' und in: gun dar/ 'guten Tag' ({ guddn ) gun). 2. vor einfachen Liquideil, Nasalen und s: fal 'blaßgelbes Rindvieh', tsfll 'Zahl', Ml 'kahl', bal 'Wahl', zal 'Saal', ¿mal 'schmal'; läm 'lahm', tsam 'zahm', mm 'Scham', rarn, wie mhd. fem., 'Rahmen', nama 'Name'; bän 'Bahn', grüna pl. 'die Ahrenspitzen der Gerste' < mhd. gran(e) 'Haarspitze', fand mask. 'Fahne', mana 'mahnen', luln 'Hahn'; hä" 'Ware', gaP 'Garn', ah gär» 'alle insgesamt': gclra < mlid. 'gar'; sda» 'Star', gaba" 'gewahr', da" 'dar'; na? 'Nase', bas 'Base', der auffallende stimmli. bilab. Reibelaut im datGebiet erklärt sich aus der intervok. Stellung: dl bas ) dibas\ büs; in dem gleichfalls auftretenden bas begreift sich der kurze Vok. aus der Satztieftonigkeit, bas bfirbal 'Tante Barbara', luls 'Hase', glas 'Glas', gras 'Gras'. 3. vor rm, zwischen dem sich ein Sproßvokal entwickelt hat, und vor rt: ardm 1. 'Arm', 2.'arm', bäram 'warm', ddram 'Darm'; hart 'Bart', bärt 'warte', ürt 'Art'; das r schwindet hier oft in der Aussprache unter Hinterlassung des », also ba-'t, an u. s. f. 4. vor geschwundenem h und g (c); doch scheint die Dehnung zeitlich vor dem Schwund dieser Konsonanten eingetreten zu sein: atgdn 'achtgeben', nat 'Nacht', brat 'gebracht', ßas 'Flachs', bas 'Wachs', büsa 'wachsen'. Im östlichen Gebiete (s. die Grenze S. 6) ist der velare stimml. Reibelaut erhalten, also nar/t, hräyt, flalcs, baJcs; mhd. ahte '8' heißt auch im Nordwesten Cr/t.
— 25 — glda 'klagen', Zita 'sagen', Ulan 'schlagen', drnn 'tragen'; nordwestl. slea, drea\ gazüt 'gesagt', ncll 'Nagel', däa 'Tage', man u. maa 'Magen', ie mä(ti) < mild, mac 'ich mag'. M h d . e. § 21. Mhd. e tritt auf als: I. e nur vor einigen l-Verbindungen (l - f stl. Kons.): kelig 'Kelch', tsbehf 'zwölf', felis 'Fels'; IL e: 1. vor ursprünglichem b und in Wörtern mit (/-Schwund. heba 'heben', hebal 'Hebel', gnebal 'Gnebel', beb? 'Weber', Jcebie 'Käfig'; babea 'bewegen', e 'Egge', fiel 'Flegel'. 2. vor Liquiden und Nasalen: *ela 'schälen', bela 'wählen', gbela 'quälen', fvtsela 'erzählen', ei 'Elle'; me"ts 'März', l;e"ts 'Kerze' d» 'Leder', gb?l 'Quelle', •suel 'schnell'. „Der" engere,