Der Schachpraktiker: Ein Wegweiser für Lernende [3., verb. Aufl. Reprint 2019] 9783111695822, 9783111307886


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German Pages 84 [88] Year 1953

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage
I. Wegbereiter sind die Bauern
II. Weggestalter: die Figuren
III. Weg und Baum für alle Steine
IV. Warnungstafeln auf dem Wege
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Der Schachpraktiker: Ein Wegweiser für Lernende [3., verb. Aufl. Reprint 2019]
 9783111695822, 9783111307886

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VEITS KLEINE F o r t g e f ü h r t

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SCHACHBÜCHEREI

S c h a c h m e i s t e r

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Der Schachpraktiker Ein Wegweiser für Lernende von Kurt Richter

Mit

zahlreichen

Dritte

Stellungsbildern

verbesserte

Auflage

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vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer-Karl J . Trübner- Veit & Comp.

Alle Hechte, audi die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, vorbehalten Copyright by Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • ]. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp., Berlin W 35 Archiv-Nr. 532053 Printed in Germany Drude: Thormann & Goetsdi • Berlin SW61

Inhaltsverzeichnis Vorwort I. Wegbereiter sind die Bauern Schach — das Spiel der kleineren Übel Der W e r t der B a u e r n s t e l l u n g

3 5 5 5

(Die Bauernkette. Unbewegliche Bauern. Das Loch in der Stellung.) B a u e r n im K a m p f e 9 (Das Zentrum ist der Angelpunkt. Bauerneinschritte. Bauern öffnen und sperren Linien.) Die G r o ß m a c h t F r e i b a u e r 13 (Die Entstehung des Freibauern. Gedeckte und verbundene Freibauern.) II. Weggestalter: die Figuren

21

Der T a u s c h w e r t der Figuren 21 (Die Bauernrechnung. Die Qualität. Eine alte Streitfrage.) F i g u r e n im K a m p f e 26 (Die „schrägen" Figuren. Galoppaden des Springers. Wuchtige, schwere Figuren. Etwas vom König.) m . Weg und Baum für alle Steine

45

A n g r i f f e auf den Linien 45 (Der Randbauer als Schrittmacher. Auf der g-Linie. Kombinierte Angriffe auf den Linien. Der Besitz der einzigen offenen Linie. Der rückständige Bauer auf der halboffenen Linie. Der Minderheitsangriff.) Der Vorteil des R a u m e s 52 (Grenzüberschreitung. Stützpunkte. Seitliche Angriffe auf den Reihen.) K r e u z u n d q u e r auf W e i ß und S c h w a r z 57 IV. Warnungstafeln auf dem Wege

62

Vorwort zur zweiten Auflage Theorie und Praxis, scheinbare Gegensätze, müssen sich im Schach ergänzen. Der Verfasser dieses Büchleins ging bei aller Lehrtätigkeit immer von dem Grundsatz aus, nicht durch die Theorie die Praxis zu lehren, sondern aus der Praxis die Theorie zu gewinnen. Mit anderen Worten: die K u n s t des Schachspiels k a n n nicht erlernt, sie m u ß erspielt werden. U n d dazu soll diese Schrift eine kleine Hilfe geben. „Der Schachpraktiker" befaßt sich hauptsächlich mit typischen Wendungen aus der Praxis; er f ü h r t den Vorwärtsstrebenden allmählich dazu, Verständnis für die Schachtechnik zu gewinnen. Oder glaubt jemand, er brauche in dieser Beziehung nichts mehr 2u lernen? E r prüfe sich selbst.

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Schwarz a m Zuge; wer gewinnt? (S. Seite 42.)

Weiß a m Zuge; gibt es eine Rettung? ( S . S e i t e 61.) a

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b c d e f g h Kolisch (Paris 1867) L u f t . Die Kombination, mit der Weiß in obiger Stellung siegte, ist typisch für viele Fälle ähnlicher A r t : 1. Dg6:I lig6: 2. Tf8!, und gegen T h 3 + ist kein K r a u t gewachsen. Ein ganz apartes L ä u f e r m a t t auf der Hauptdiagonalen a l — h 8 zeigt uns das folgende Schlußspiel:' A. Olsson 8 7 6 5 4 3

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a b c d e f h g Nimzowitsch (Kopenhagen 1924)

Schwarz ist nicht dazu gekommen, die gefährliche Wirkung des Lb2 mit

Sd4! zu beseitigen. Nun kann Weiß bereits mit der entscheidenden Kombination a u f w a r t e n : 117f Kg7 2. D!4!. Damit droht ein interessanter F u n k tionswechsel zwischen Dame und Läufer, nämlich 3. Df6f Kh6 4. L e i ! usw. 2 Kh6. U m jetzt auf 3. Df6 mit Dg5:! 4, L e i L d 2 zu verteidigen. 8. Se6f!t. Die glänzende Pointe. 3 . . . . ef4:. Öffnet dem Läufer Tür und Tor. 4. Lg7=t=- Eine originelle Angelegenheit. (Beachten wir hierbei die ausgesperrte Lage des Lb4, der seinen Kampfwert fast ganz eingebüßt hat.) Einen besonders schönen Fall, wo der Läufer von weit her die feindliche Rochadestellung bedroht, lernen wir nun kennen. N. N.

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a b c d e f g h V. Vukovic (Jugoslawien 1937)

lt SI5X. Dieser Zug ist naheliegend (1 T d l : 2. S e 7 : + ; 1 gf5: 2. T g 4 t ) ; aber was folgt auf 1 Dh4:f N u n : 2. Dh5J. Ein Prachtzug. wie m a n ihn nur selten zu sehen bek o m m t . Schwarz wird m a t t oder verliert die Dame. Wer es nicht glaubt, prüfe es nachl (Auf 1. Sf5 Dg5 käme 2. D e l ! f6—Df5:, Dh6—3. Dg5: fg5:

29 4. Sh6=t=.) Der Lb2 zieht überhaupt nicht, und döch trägt er den Hauptteil am Erfolg! Ein gut postiertes Läuferpaar übt eine unheimliche Macht aus. Rügamer

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a b c d e f g h Schmitt (Stadtprozelten 1936) Fernwirkung der beiden weißen Läufer auf idealen Diagonalen gegen den feindlichen König! Mit 1. Se7f Kh8 2. e«! demaskierte Weiß den Lb2. Die Dame ist angegriffen, auf g7 droht Matt, und zu allem Überfluß steht auch noch der Th6 ein! 2 Se6: 3. Dh6:. Aufgegeben, da entweder auf g7 oder h7 Matt folgt. Der Läufer ist wichtig bei weitem Beschuß, Doch macht er dem Gegner auch nah oft Verdruß. Ein anderer Satz ist ebenso klar: Was einer nicht schafft, schafft das Läuferpaar. Galoppaden des Springers Der Springer ist eine wundervolle Figur, voller Witz und Überraschungen. Seine Galoppaden führen oft zu prachtvollen Wendungen, aber er hat

auch seine Schwächen! Im Endspiel ist er meist im Kampf gegen Freibauern recht ungen Vi n _ schickt. 8 Vorausgesetzt, daß der schwarze König nicht in der Nähe ist, läuft der weiße a-Bauer nach 1. aß ungehindert in die Dame. Denkt man sich den Springer auf b8 und den Bauern auf a6, so gewinnt 1. a7 ganz einfach. Auf dieser Schwäche des Springers beruhen dann Wendungen wie die folgende. N. N. W/OM wm.



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b c d e f g h Heuäcker (Münster 1936) Die letzte Hoffnung von Weiß, den Freibauern, konnte Schwarz mit 1 Sc5! unschädlich machen. E r griff aber den Freibauern von vorn an: 1 Sb8H und erlebte nun eine böse Überraschung: 2. Tg7fü Kg7: 3. a7, und der Bauer verwandelt sich! Fast fühlt man sich versucht, zu sagen: Der Springer gehört wie der Turm im Turmendspiel (wovon noch die Rede sein wird) h i n t e r die Freibauern, die

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eigenen wie die feindlichen. Hierzu noch ein typisches Beispiel.

eines Freibauern in mächtigen Sätzen zu Hilfe kommen.

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5 4 3 Wie soll der Springer seinen Bauern decken? Nach 1. Sc5? hätte Schwarz Zeit, mit 1 Kb4! (Kb6? Sb3!) zunächst den Springer und dann den Bauern zu holen, sofern der Springer nicht sogleich den Bauern preisgibt. 1. Sc8J dagegen sichert den Bauern vollkommen, da Schwarz keine Zeit hat, den Sc3 zu schlagen. (Der a-Bauer ginge ja zur Dame!) Weiß kann dann in Ruhe seinen König heranbringen.

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b c d e f g h Borth (Berlin 1933) Beide Gegner reichten sich hier versöhnt die Hände. Dabei hätte Schwarz nach 1 h4 2. Kh2 h8 8. Kgl Kg3 4. Khl Sc8 5. E g l Sd6 6. Khl mit dem Im Kampf gegen den von seinem feinen Sprungmanöver 6 Se4! König unterstützten Freibauern hält 7. c8D SI2+ 8. Kgl h2f 9. Ktl hlDf der Springer meist remis. 10. Ke2 Ddl+ 11. Ke3 Dd3 mattsetzen können! Der Schachfreund merke sich zum Vergleich, daß ein schwarzer Läufer auf c8 (an Stelle des Se7) noch leichter gewinnt, dagegen ein schwarzer Läufer auf d6 (der also den Bc7 schlagen könnte) wögen der „falschen' ' Ecke nur remis macht. I) a b o d II) e f g h Hat der Gegf g ner zwei voneinI) Schwarz gewinnt! ? Keineswegs I Mit ander getrennte 1. Sc4J blD 2. Saäf hält Weiß in beFreibauern, so kannter Art remis. vermag sie der II) Auch hier remis durch 1. Sflf. Kg2 Springer nur in 2. Se8f KI2 8. Sg4f Kg8 4. Se8t, da seltenen Fällen nun 4 . . . . . h2 an 5. Sflf scheitert. aufzuhalten, siehe Mitunter kann der Springer, der Yw/t/sfr z. B. das obensteeinen feindlichen Freibauern zu bewachen • hat, dem eigenen, weit ent- hende Bild. — Hier sind beide Freibauern gestoppt. fernten König bei der Verwertung

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Denken wir uns aber den Bf5 auf e6 stehend, so gewinnt Weiß mit 1. e7, da einer der beiden Freibauern unweigerlich eine Dame wird.

Kavallerieangriff bringt uns das folgende Schlußspiel. S t .

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Ein Springer kann kein Tempo gewinnen, weil er e n t w e d e r eine gerade oder eine ungerade Zügezahl zur Erreichung eines Zieles braucht, diese aber nicht nach Belieben in eine ungerade bzw. gerade Zahl umbiegen kann. So macht Schwarz hier mit 1 Kf8l remis (nicht aber 1 Kf7? 2. Se6! oder Sg6!), da der Springer den feindlichen König nicht von f7 (bzw. f8) zu vertreiben vermag. Zu der (relativen!) Unbeholfenheit des Springers noch ein kleiner Wink aus der Praxis. Wohin g soll der König ziehen, 8 wenn er dem Springer ein weiteres Schachgebot nach Möglichkeit 6 erschweren will? Antwort : In die diagonale ® Opposition, in unse4 rem Bild also nach h5. Jetzt dauert es mindestens drei Züge, bis der Springer zu einem neuen Schachgebot kommt. Bei allen anderen Königszügen gelingt ihm dies schneller. Viel mehr Freude bereitet der Springer im Mittelspiel. Einen typischen

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b c d e f g h Eckardt (Berlin 1938)

Mit 1.Sdf7+ Kh7 2.Sg6fHKh8 (hg5:, Dh3#!) 3. Se!7fl setzte Weiß seine Springer vorbildlich ein. Schwarz mußte die Dame geben. Das nächste Bild zeigt eine elegante Linienöffnungskombination des weißen Springers. Kotow

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Boleslawsky (Groningen 1946)

32 1. Sd4! Der Springer darf nicht genommen werden, denn es droht Th3. 1 DI8 2. SI5:t Wieder ist der Springer unverletzlich: gf5:? 3. T g 3 + . 2 Dh6: 3. Sh6:+ Kg7 4. SI7: Kf7: und Weiß hatte, dank dem geschickten Einsatz seines Springers, ein gewonnenes Endspiel. Einen spannenden Schlußkampf, der die Angriffs- und Verwertungsmöglichkeiten von Springer und Läufer gut beleuchtet, lieferten sich die beiden Gegner in dem folgendem Spiel. Kaila i

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b c d e f g h Keres (Tartu 1938) Hier hatte Keres auf d l einen Turm einstehen lassen, weil er sich von der Abzugsdrohung des Sf7 sofortigen Gewinn versprach. Aber . . . . 1 De3f 2. Khl L g 2 * t 3. Kg2: Db3:!!.Die glänzende Pointe. Nach 4. ab3: k o m m t Se3f mit Rückgewinn der Dame; auch 4. Sh6f gh6: 5. J)g4f Kh8 6. ab3: SeBf ändert daran nichts. Triumph des Springers! Und zugleich ein Meisterstück von Schwarz. „Ewige Springer", wederdurchBauern angreifbare noch durch Abtausch zu beseitigende Springer, sind von

lähmender Wirkung auf das Spiel des Gegners. Korody 1 i HP

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• HP Wm s I I a b c d e f g h A. Becker (Tatatovaros 1935) Die Springer a5 und f5 beherrschen das Brett. (Ausnahmsweise ist hier einmal ein Springer am Rande stark!) Der Lc8 spielt nur eine sehr bescheidene Rolle. Die Partie nahm folgenden weiteren Verlauf: 1. Tf3! Kh8 (oder Kf7, Tg3, denn nun geht Tg8 nicht wegen Sh6f) 2. e4 Lb7 3. Sdßs Lc8 (Nun hofft Schwarz, mit Tb6 und d6 endlich den Läufer freizuspielen. Aber Weiß h a t eine besondere Feinheit in petto!) 4. a8! Tb6 5. c4! bc4: (Td6:, c5 mit Turmgewinn!) 6. Sac4: Tb8 7. Kf2. Es ging natürlich auch 7. Se5:. Der Textzug ist aber bissiger, denn Schwarz h a t n u n keine vernünftige • .-ff Ii®

Antwort mehr, z. B. 7 Kg7 8. Sf5f Kf7 9. Scd6f. E r gab daher auf. Seht des Springers schillernde Gestalt, Seines Sprunges trutzige Gewalt, Seinen Großeinsatz im Kampfgewühl, Und sein Ungeschick im Bauernspiel. Gebt ihm eine gute Führung nur, Ihm, des Schachspiels prächtigster Figur!

33

Wuchtige, schwere Figuren Die Türme und die Dame verfügen über eine ganz andere Durchschlagsk r a f t als die leichten Figuren. Trotzdem haben sie es im Kampfe gegen einen weitvorgerückten Freibauern nicht leicht. Wir wollen auch hier einige markante Grundfälle vorführen. Der Wettlauf zwischen Bauer und Turm f ü h r t nur dann zum Gewinn für den Turm, wenn sein König rechtzeitig an den Bauern herankommt, a b c d e f g h

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folgt: 1 14 2. K wichtige Möglichkeit zu Schachgebot e n zu erhalten, m i t leichtem Remis. E s geschah aber 1. Ta3? K g 2 ! 2.Ta2f K g l 3. T a l ( J e t z t gibt es keine R e t t u n g mehr!) 3 ! 2 | 4. K e 2 | Kg2. Aufgegeben. E s folgt Te8f n e b s t f l D . . Ein beliebtes und häufig ang e w a n d t e s K a m p f m i t t e l ist die A b l e n k u n g des i e i n d l i c h e n T u r mes d u r c h Opfer des eigenen, w o n a c h der Freibauer glatt durchgeht. I) II) f- g h

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a b c I) 1 T c 4 ü , und der Bb2 wird eine D a m e . II) 1. g h 6 : ü T h 5 : 2. h g 7 u n d der Bg7 wird eine D a m e . G r u n d r e g e l f ü r alle T u r m e n d spiele: F ü h r e d e n K a m p f n i c h t K. R i c h t e r (Berlin 1940)



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a b c d e f g h Dr. Taefiner u n d B e r a t e n d e

p a s s i v , s o n d e r n s u c h e den Geg e n a n g r i f f ! Opfere lieber einen Bauern, als d a ß du dich in eine m ü h selige Verteidigung drängen läßt. W e i ß h a t einen B a u e r n m e h r u n d sollte gewinnen. Mit dem ü b e r s t ü r z t e n Vorgehen 1. u4! J erschwerte sich aber Weiß die Sache erheblich. E s folgte 1 b a 4 : 2. Td4f Ke3 3. Tc4:. Die passive Deckung des Ba4 durch T a 8 wäre jetzt gänzlich aussichtslos, da Weiß mit d e m König nach a3 k o m m t oder (im Falle von a4—a3) mit dem b-Bauern natürlich vorbeizieht. 3 Tg2f 4. K b l a3!. Dieser überraschende Vorstoß sprengt die weißen Bauern und legt, was mindestens ebenso wichtig ist, die zweite Reihe bloß. Der P l a n geht dahin, den weißen König a m R a n d e f e s t z u k l a m m e r n u n d ihm d a n n d o r t ein ewiges Schach zu geben. 5. b a 3 B e i 5. b 4 K d 3 6. Tc8 T b 2 | 7. K a i Kc2! nebst K b 3 ! ist a n einen Gewinn f ü r Weiß ü b e r h a u p t n i c h t zu denken. 5 Ii 2. c4 Lfo 3. Db3 (Besser Sc3.) 3 dc4: 4. Dbot. (Weiß will den Läufer zurückzwingen oder, nach Dd7 5. Db7: Dc6, zum Damentausch kommen. Es folgt aber eine Überraschung.) 4 Sc6! 5. Dfo:? Sd4:! (Die Pointe! Die weiße Dame muß das Matt auf c2 bewachen.) 6. De4 Sf6. Hier das traurige Schlußbild:

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a b c h d e Weiß hat nur die Wahl zwischen Matt oder Damenverlust. Frühzeitige Läuferentwicklung Stüdemann

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b c d e f g h Rodatz (Hamburg 1936)

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Schwarz hatte den Lc8 nach f5 entwickelt, um -ihn nicht durch e7—e6 einsperren zu müssen. So einfach ist das Problem des Damenläufers im Damengambit aber nicht zu lösen! Das Fehlen des Läufers am Damenflügel nutzte Weiß wie folgt aus: 1. LE4! (Um auf Df4: mit 2. Db7: den Ta8 zu erobern. Hier ist das frühzeitige" InsSpiel-Kommen der weißen Dame wohl berechtigt, weil es zu sofortiger Entscheidung führt. Keine Regel darf im Schach schematisch angewendet werden!) 1 Dd7? (Besser Db6 oder Dc8, obwohl Weiß auch dann überlegen steht. Jetzt folgt ein drastischer Überfall!) 2. Lb8:! Tb8: 3. e4H. Greift den Lf5 an und droht durch Lb5 Damengewinn. Auch eine Art Doppelangriff, gegen den es keine ausreichende Verteidigung gibt. Schwarz versuchte noch 3 de4: 4. Lb5 eI3: 5. Ld7+ Kd7:, verlor aber schnell. Gefahren der Fesselung Lundin

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b c d e f g h Stoltz (Stockholm 1935)

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G8 E h e sied der Scliachfreund in eine Fesselung begibt, halte er weit u n d breit L'mschau, ob sie ihm nicht sofort vernängnisvoll werden k a n n . Einer der häufigsten m i t d e r Fesselung z u s a m m e n h ä n g e n d e n Fehler ist der folgende.

(Zähneknirschend!) Ld2:t4. Kd2: Kd8: eine Figur einbüßen.

Mit 1 Dd4? begab sich Schwarz in eine tödliche Fesselung, wie nach 2. Tdl! offenbar wurde. Bei 2 Dc3: k ä m e erst der Zwi'schenzug 3. T d 7 + .

Hinfach u n d k l a r sei s t e t s die Parole des Schachspielers. W e r nach Verwicklungen s t r e b t , wenn sich ihm ein ganz einfacher Gewinnweg d a r b i e t e t , , , k ü n s t e l t " u n d fällt dabei ganz zu recht ö f t e r s herein.

D a ß die Fesselung aber auch d e m Fesselnden Verderben bringen kann, beweist u n t e r a n d e r e m das „Seek a d e t t e n m a t t " (so g e n a n n t nach der gleichnamigen Operette, in der diese P a r t i e mit lebenden Figuren zur Auff ü h r u n g k a m ) : 1. e4 e5 2. Sf3 d6 3. Lc4 h6 (Besser Le7.) 4. Sc3 Lg4? (Eine Fesselung, die keine ist!) 5. Se5:t Ldl: (de5: h ä t t e nur einen Bauern gekostet.) 6. Li74- Ke7 7. Sd5=)=. Diese W e n d u n g k e h r t in vielen A b w a n d l u n gen wieder. Noch eine nicht genügend feste Fesselung zeigt das folgende Bild.

Gekünsteltes Spiel

S. H a r t

a b e d e f g h G. ter B r a a k e (Amsterdam 1940) Mit 1. L c 3 Sf5: 2. K b 6 usw. k o n n t e W e i ß leicht gewinnen. E r sah aber eine K o m b i n a t i o n — u n d folgte der Verlockung. 1. f6? Die Idee ist, a u i 1 b2 m i t 2. f7f die Diagonale des Lg7 wieder zu öffnen. E s k a m a b e r ganz anders! 1 Sf7ü Blockiert den Bf6. N u n sind alle weißen F r e i b a u e r n ges t o p p t , dagegen die U m w a n d l u n g des schwarzen b - B a u e r n gesichert. (Auf 2. L h 8 folgt Kf8!) U n d das alles, weil Weiß „ f ü r die Galerie" spielen wollte! Gespensterfurcht

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b e d e f g h (Theoretische Variante)

W o l l t e Weiß, auf die Fesselung des Sf6 pochend, 1. Sd5:I spielen, so w ü r d e er mit 1 Sd5:t 2. Ld8: Lb4fJ 8.Dd2

In der H i t z e des Kampfes wird der Schachspieler manchmal von allerlei Sorgen und Ängsten geplagt, die sich hinterher bei nüchterner Betrachtung als gänzlich unbegründet herausstellen. Er hatte also „Gespenster" gesehen, und wieder einmal war ein Gewinn verschenkt oder ein Remis nicht wahrgenommen worden. Der Ratschlag, die Gespenster zu verscheuchen und den gesunden Menschenverstand sprechen zu lassen, ist billig und — praktisch wertlos.

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b c d e f g h Schallopp (Graz 1880)

Infolge der allerdings beängstigenden Drohung T b l | nebst d l D f usw. hielt es Weiß f ü r das beste, mit den Türmen Dauerschach zu geben. Ein kaltblütiges Abwägen der beiderseitigen Chancen h ä t t e ihn aber wohl die Fortsetzung 1. Tfd7! Tblf 2. Kc2 T c l f 8. Kb21 finden lassen, die leicht gewonnen hätte, da dlDJ sich wegen 4. Tb84= verbietet. Ein schnell zerstobener Gespensterspuk!

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b c d e f g Prokes (Prag 1914)

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Mit Te4—d4 hatte Weiß in seiner Verzweiflung noch eine letzte Falle gestellt; aber was eben Verzweiflung war, sah Schwarz als große Kombination an — und bekam es mit der Angst zu tun. 1 Tde8i Nun stand Weiß groß d a : 2. De8:f! Te8: 3. Tld2: Dd2:. Erzwungen. 4. Td2: b5 6. Td5 Kb7 6. Tb5:f Keß 7. Tf5 Tg8 8. TI7 c3 9. Ke2! (Nicht Ke3? Td8!) Schwarz gab auf. H ä t t e Schwarz sich nicht gefürchtet, sondern unbefangen mit 1 Ddl:! fortgesetzt, so wäre der Sieg sein gewesen: 2. Td8:f Td8: 3. g8D D e l f 4. Kg2! Fürwahr eine ungemütliche Situation f ü r Schwarz. Jedoch: 4 Dh4ü Ebenso einfach wie stark. Schwarz gewinnt. Wieder ein Kolumbusei. Hängestellung der Figuren Wenn Figuren nicht gut geschützt sind, sondern ,,in der Luft hängen", d. h. durch Abzugsangriffe und Schachgebote bedroht sind, dann haben wir einen fruchtbaren Boden für Kombinationen. Deshalb ist es fehlerhaft, die Figuren in solche Stellungen hineinzumanövrieren.

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e c d a b f g Michel (Oeynhausen 1939)

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Mit 1. Sdbö:! wurde Schwarz d a f ü r bestraft, daß er seine Läufer gefähr-

70 dete Posten einnehmen ließ, bevor die Sicherstellung des Königs durchgeführt war. Es geschah 1 ab5: 2. Sb5: Dc6 3. Lc5: Dc5: 4. Sdßf. (Die Pointe. Der Lb7 ist verloren.) 4 Ke7 5. Sb7: Dc7. (Sollte sich Weiß verrechnet haben? Ist der Sb7 verloren?) 6. e5! (Nein! Ein Ersatzkorps rückt heran.) 6 De5:. (Aussichtslos wäre auch Db7: e f 6 + . ) 7. b4. Damit ist der Rückzug des Sb7 über a5 oder c5 gesichert. Weiß behielt einen gesunden Mehrbauern und gewann langsam, aber sicher. Hineinziehungsopler Merkwürdig oft werden im Schach „Hineinziehungsopfer" übersehen, bei denen es sich in den meisten Fällen darum handelt, eine Figur in ein tödliches Schach oder einen tödlichen Doppelangriff hineinzutreiben. Ist es der König, dem das Opfer gilt, so kann dem Opfer auch ein stiller, das Mattnetz schließender Zug folgen.

Dr. Vidmar

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a b c d e f g h Silbermann (Warschau 1935)

Mit 1 Dd4f gewann Schwarz zwar schließlich auch, aber mit 1 Th4:J konnte er die feindliche Dame in die tödliche Gabel 2. Dh4: g5f! hineinziehen und damit den Kampf sofort beenden.

In dem folgenden Schlußspiel gewinnt Weiß durch ein schönes Hinein, ziehungsopfer der Dame die notwendige Zeit, seinen Schlußangriff vorzutragen, ohne daß Schwarz mit störenden Schachgeboten aufwarten kann. Kottnauer

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a b c d e f g h Bronstein (Moskau-Prag 1946)

Schwarz, in verlorener Stellung, sah eine Chance im Schach auf gl : 1 Db6. Aber Weiß spielte so, daß er den Bg7 mit Schach nehmen konnte: 2. D h 7 + ! Kh7: 3. T g 7 * Kh8 4. Sg6=K (Man vergleiche hierzu auch die Stellung Alapin—Lewitzky auf Seite 83.) Jagd auf den Turm Für viele Schachfreunde ist es eine große Verlockung, mit einem Springer auf Turmfang auszugehen. Besonders ist es für Weiß der T a 8 , für Schwarz der T a i , dem solche Eroberungsgelüste gelten. Solche Unternehmungen können aber, zu früh begonnen und ungenügend vorbereitet, mit einem völligen Mißerfolg enden.

Weiß: N. N. Schwarz: Barcza (1939 in Ungarn gespielt). 1. e4 Sc6 2. d4 d& 3. ed&: Dd5: 4. SI3 Lg4 5. Sc3. Damit rechnet Weiß auf den folgenden Schlagwechsel, der ihm den Ta8 einbringt. 5 LI3: 6. Sd&: Ldl: 7. S c 7 + Kd7 8. Sa8: Lc2: 9. L14.

71

Schon beginnen f ü r Weiß die Sorgen. Gelingt es ihm nicht, den Sa8 wieder heil herauszubringen, so h a t er zwei Figuren für den T u r m verloren und ist ¡ m Nachteil. 9 e5! 10. deö: Lb4f 11. Ke2. Weiß will nicht den Sa8 einbüßen und verliert nun den König. Notwendig war Ld2. 11 Sge7 12. e6f Ie6: 18. Sc7. Der Springer ist gerettet, aber . . . . 13 Sd4f 14. Ke3 Se!5=f=. Eine eigenartige Mattstellung! Kein Zwang, zu schlagen Viele Spieler vergessen manchmal, d a ß im Schach kein Zwang zum Schlagen besteht. Wenn sie eine Figur tauschen oder zum Tausch stellen, rechnen sie meist nur damit, d a ß der Gegner wiederschlägt und tragen nicht anderen'Zugmöglichkeiten Rechnung. So kommt es mitunter zu unliebsamen Überraschungen.

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Kreuzfesseluni? Wie auf ein Wunder schaut der Schachfreund auf die Kreuzfesselung. Obwohl er sie schon manches Mal gesehen hat, läßt er sich stets von neuem überraschen.

G. Walter

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a b c d e f g h F. Herzog (Tepl.-Schönau 1937)

Welcher Spieler h ä t t e wohl hier der Versuchung widerstanden, mit 1 Tg8: 2. hg3: Tg-3: auf Damengewinn zu spielen? Und doch erweist sich dies nach 3. TI8+! Kg7 4. Tglll als grober Fehler. Der Tg3 ist „über Kreuz" gefesselt; die Königsfesselung geht vor. Also bleibt nur 4 T g l a l l e i n nun siegt Weiß mit 6. T!7f und 6. Dh3: leicht. Lange Damenzüge a b c d e f g h Bogoljubow (Karlsruhe 1938) Mit 1 S.d3:? rechnete Schwarz unwillkürlich nur damit, daß Weiß wiederschlägt, und fiel deshalb nach der verblüffenden Antwort 2. Dg4!l aus allen Wolken. Schwarz m u ß aufgeben, da er entweder M a t t wird oder durch Sh6f die Dame verliert. Solche Geistesblitze beleben den Schachkampf und entzücken den Nachspielenden!

„ W a r u m in die Ferne schweifen, sieh, das Oute liegt so n a h ! " Aber das schlechte k o m m t oft von weit her! Besonders sind es die langen Damenziige, die im Schach nicht genug beachtet werden und dann dem ahnungslosen Spieler einen ungeheuren Schreck bereiten.

(S. Bild auf nächster Seite.) Weiß hat einen Bauern mehr und Druckspiel; er brauchte also nur ruhig fortzusetzen. S t a t t dessen ging er mit 1. b4 Lf2 2. Tg«: Sgß: 3. g3? auf Figurengewinn aus. Der durch Kg2 bedrohte Läufer soll sich nicht nach h4

72 N. N.

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Mit 1 Sb4? glaubte Schwarz eitlen günstigen Tausch zu machen; er rechnete bis 2. Lb4: ab4: 3. Db4: Td4:, und nicht weiter. Es kam jedoch 4. Lc4J, und infolge des fehlenden Luftloches kann Schwarz den Lb6 nicht retten. Auf Tc4: geschieht einfach 5. Dc4: mit leichtem Gewinn. Schwarz versuchte noch 4 h6, verlor aber nach 5. Tb6: schnell. Ein besonders frappierendes Beispiel zu diesen} wichtigen Thema sei hier noch angefügt. N. N.

b c d e f g h Dr. Zabel (Berlin 1936)

retten können. Wer beschreibt aber sein Entsetzen, als die schwarze Dame langsam die ganze 8. Reihe entlang steuert u n d mit 3 Da8+! ein tödliches Schach bietet? Luftloch L u f t braucht der König, sonst kanu er nur zu leicht ersticken! Bei allen Kombinationen m u ß darauf geachtet werden, ob der Gegner ein etwa fehlendes Luftloch nicht zu einem unliebsamen Gegenschlag auszunutzen vermag. Hiergegen verstieß Schwarz in nachfolgendem Schlußspiel.

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a b c d e f g h Lange (Oeynhausen 1940)

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b c d e f g h Dr. Zabel (Berlin 1948) Der Führer der weißen Steine schrieb hierzu: „Mit Weiß hoffte ich auf Grund der Freibauern auf Gewinn und zog zwecks Vereinfachung 1. Df5? (Richtig war es, mit 1. c5! zunächst die Stellung zu sichern und dann, schleunigst ein Luftloch zu machen). Es folgte jedoch 1 Te8! Das war ein mächtiger Schreck f ü r mich! S t a t t zum Damentausch zu kommen und die verbundenen Freibauern (trotz der Qualität weniger) siegbringend zu verwerten, verlor ich nun den Springer und gab das Spiel auf." — Wegen des fehlenden

73 Luftloches kann Weiß weder Turm noch Dame des Gegners nehmen, wie leicht ersichtlich.

Bei der Wichtigkeit dieses Themas folgt noch ein Beispiel. Kottnauer

Nicht rochiert Wer mit Absicht nicht rochiert oder sich die Kochade verderben läßt, nimmt erhöhte Gefahren auf sich. Der Gegner wird dann ständig nach irgendwelchen Kombinationen fahnden; seine Kampfesstimmung ist besonders angeregt — oder sollte es wenigstens sein.

Wieder einmal hat Weiß einen Bauern gewonnen und dafür die Entwicklung sträflich vernachlässigt. Schwarz zog nun 1 De5? und verlor später gar noch die Partie. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Nun, Schwarz hat seine Bundfuß a

a b e d e f g h Schmitz (Dortmund. 1936) gute Chance verschenkt, und Caissa pflegt nur e i n m a l die Hand zum Glück zu bieten. In der Bildstellung hatte er in 1 D a 5 f ! eine gewinnverheißende Fortsetzung, denn 2. b4 scheitert an T b 4 : ! 3. a b 4 : D b 4 + 4. Dd2 D b l f nebst Matt, und auf 2. Dc3 folgt D c 3 ^ 3. bc3: T b l f 4. Kd2 T d l f 5. Kc2 Le2 usw. Am besten geschieht daher noch 2. Dd2, doch nach D d 2 t 3. Kd2: Tb24 4. Kc3 Tf2: usw. wird Schwarz das Endspiel gewinnen.

b e d e f g h Smyslow (Groningen 1946)

Schwarz ist nicht zur Entwicklung und vor allem nicht zur Rochade gekommen. Außerdem hat Weiß die offenen Turmlinien in Besitz und den Sd7 gefesselt. Alle diese Umstände ermöglichen eine elegante Kombination: 1. Sc5! (Damit der T d l freie Fahrt erhält.) 1 dcö: 2. Lf4! Ld6. Ein verzweifelter Entschluß, aber sonst geht der Tb7 verloren. 3. Ld6: Tb6 4. D d 7 + ! Schwarz gab auf; nach K d 7 : 5. Lb8-t usw. bleibt er mit eitler Figur in Rückstand. Patt Wer in Gewinnstellung pattsetzt, hat Hohn und Spott der Kiebitze zu gewärtigen. H ü t e dich deshalb vor dem P a t t ; strebe es aber an, wenn deine Partie gefährdet ist und sich nui irgendeine Möglichkeit dazu bietet.

(S. Bild auf nächster Seite.)

Erst T a 6 f und dann Kb2 gewann spielend. Sorglos zog Weiß aber sofort 1. Kb2? und sah sich nach 1 T b l f ! 2. K a 2 : T a l f ! um den Siegespreis betrogen: 3: K a i : führt zum Patt!

74 Schiffler

sollte daher mit dem T u r m auf f7, f6, f8 hin und her ziehen. S t a t t dessen spielte Weiß 1. Th8i und sah sich nach 1. K f l t ! 2. Th3: Sg4I einem undeckbaren Matt auf f2 gegenüber. Der eigene T u r m blockiert den h-Bauern, so daß sich Weiß kein Luftloch schaffen kann! Punkt !2 (f7) Die meisten Kombinationen ereignen sich bei den lernenden Schachfreunden wohl auf den Punkten {2 (f7) bzw. h2 (h7), weil diese a m leichtesten angreifbar sind. A b e r nicht nur Kombinationen ziehen diese P u n k t e magisch auf sich, sondern auch Fehler und Irrtümer.

a b c d e f g h Weißgerber (Dürkheim 1935) Fast über jedem P a t t schwebt das versöhnende Leuchten eines feinen Humors. Preisgabe wichtiger Linien D a s Erkennen einer wichtigen L i n i e im Schach und ihrer Bedeutung setzt eine gewisse Spielstärke voraus. Wie sich mitunter die Preisgabe einer solchen Linie rächt, ist im folgenden B i l d zu sehen.

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b c d e f g h A. H u t t e r (Wien 1939)

Hier schneidet der weiße T u r m dem feindlichen König die f-Linie ab, deren Besitz lebenswichtig für Weiß ist. E r

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a b c d e f g h P. S. Leonhardt (Hamburg 1921)

Den letzten fehlerhaften Zug von Schwarz (Lf8—e7?) nutzte Weiß zu einem drolligen Damenfang aus: 1. L f 7 + ! S!7: 2. Se6 Db6 3. a5 Db4f 4. c3 Dc4 5. Sc7f Kd8 6. b8!, und Schwarz gab auf. Hier diente die Beseitigung des Bf7 der Freimachung des Feldes e6. Möglich wurde diese Kombination, weil Sd7 den Lc8 verstellte. Auf die daraus entstehenden Gefahren möge besonders achtgegeben werden!

75 Biro

Das nächste Schlußspiel zeigt uns ein falsches Opfer auf f2.

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a b c d e f g h Vistaneckis (München 1936)

Der König soll zwar im Mittelspiel möglichst nicht in den Kampf geführt werden; aber wenn es sich darum handelt, einen errungenen Vorteil zu verteidigen oder eine tödliche Gefahr abzuwenden, dann steht er gleichwohl seinen Mann. Dies vergaß Schwarz, als er in vorstehender Stellung 1 L I 2 + ? spielte. Seine Idee war, nach 2. DI2: mit Db2: die Figur vorteilhaft zurückzugewinnen. Er hatte aber das Eingreifen des weißen Königs einfach übersehen: 3. Kd2!, wonach alles gedeckt ist! — Einen täglich vorkommenden Fehler können wir hier nicht stillschweigend übergehen. (S. Bild rechts oben.) (Vorausgegangen: 1. e4 d6 2. Sf3 g6 3. Lc4 Lg7 4. d4.) Schwarz wählte nun den Fesselungszug 4 Ijg4i und setzte sich damit dem Überfall 5. t f 7 + ! aus, der in dieser und ähnlicher Form zum täglichen Brot des Schachspielers

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b c d e f g h Boros (Budapest 1940) gehört. E s folgte 5 KI8 (Kf7:, so 6. Sg5f nebst 7. Dg4:) 6. Lb3 LI6 (Auf 6 Sd7 ist 7. Sg5! L d l : 8. Se6f möglich, mit der hübschen Idee, nach 8. Ke8 zunächst noch mit 9. Sg7-fden Lg7 einzustecken!) 7.h8 Ld7 (Besser war der Tausch auf f3.) 8. e5. Aufgegeben. Nach Lg7 ist 9. Sgö! zu stark. Punkt h2 (h7)

In einem Register schachlicher Fehler wird das, Läuferopfer auf h7 (bzw. I12) stets einen Ehrenplatz einnehmen. Nicht daß das Opfer fehlerhaft wäre; es ist sogar meist korrekt. Aber daß es übersehen bzw. zugelassen wird, das ist das immer wieder von neuem Erstaunliche.

(S. Bild auf nächster Seite.) Der letzte Zug von Weiß (Lfl—d3) entwickelte nicht nur, sondern drohte bereits. Schwarz dachte an nichts Böses und antwortete 1 Sbc6?; nun schlug es mit 2 . L h 7 ^ J ein: 2 Kh7: 3. Sgöf Kg8. (Bei Kg6 4. Dg4 f5 5. Dg3! hat Weiß ebenfalls entscheidenden Angriff.) 4. Dh5 Te8. (Der einzige Zug, wenn Schwarz nicht gleich aufgeben will!) 5. D17+ I{h8 6. Ld6ü (Der schnellste Weg zum Siege! Der Se7 wird bei der Königsstellung auf f8 — gefesselt. Falls 6 Dd6:, so

76 Haarer

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a b c d e f g h Drescher (Frankfurt a. M. 1940)

7. Dh5f! nebst 8. De8:=|=. Schwarz könnte jetzt nur noch mit 6 Sf5 7. Dh5f Sh6 8. Sf7f unter Damenverlust weiterspielen.) 6 Dd7 7. Dtaöf Kg8 8. Dh7f Kf8 9. Dh8=t=. Schachblindheit Denkfehler a n d Irrtümer, die mit normalen Gründen nicht zu erklären sind, bringt man unter den Begriff: Schachblindheit. Wie soll man es auch sonst anders n e n n t n , wenn ein anerkannt guter Spieler einen einfachen Denkfehler begeht oder gar eine handgreifliche Drohung übersieht.

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H B B b c d e f g h Mason (Hastings 1895)

Was würden Sie hier ziehen?— Nun, selbstredend 1 Th7f 2. Kg4 Tg7f 3. Kf3: T g l : mit leichtem Gewinn. Was aber zog Schwarz, der nachmalige Weltmeister und einer der stärksten Spieler aller Zeiten? 1 Tg7? mit späterem Remisschluß. Auch Weltmeister sind — dann und wann schachblind.



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a b c d e f g h Schmitt (Oeynhausen 1938)

Schwarz konnte ganz simpel mit 1 Lc6:! gewinnen, denn das von ihm gefürchtete Opfer 2. Dc5:? scheitert an Dc5: 3. Tb8f DI8J! Daß er auf b8 nicht zu schlagen braucht, sondern einfach die Dame dazwischenziehen kann, hatte Schwarz in einem Anfall von Schachblindheit glatt übersehen! In der Partie geschah 1. . . . . . Td8?, und nun gewann Weiß: 2. Tb6:l (Am besten.) 2 Td4: (Auf cb6: ist Tf5:! stark.) 8. Tb8 Td8 4. Tcb5! usw. Schrecksekunde Ein unerwarteter, nicht mitgerechneter Zug des Gegners trifft den Spieler oft wie ein Keulenschlag. W e r eine solche ,,Schrecksekunde" nicht überwindet, sondern den Kopf und den Uberblick verliert, wird dann eine Katastrophe erleben.

77 Hecker

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a b e d e f g h H. Johner (Schweiz—Italien, 1938) Weiß steht klar auf Gewinn; er braucht nur 1. T f 6 + Sg6 (Kh5: D f 7 f ) 2. Sg3 zu ziehen, worauf Schwarz vermutlich aufgegeben hätte. S t a t t dessen spielte er 1. Dill, was ja ebenfalls stark aussieht. Es kam jedoch 1 T h l f 2. Kg3 Th3'M! Auf gh3: würde nun Dgl, auf Kh3: D h l f nebst Dh4=t= folgen. Weiß, so grausam aus den schönsten Siegesträumen gerissen, gab vor Schreck die Partie auf! Dabei konnte er, wie nach der Partie festgestellt wurde, sich noch retten: nach 3. Kg4! h ä t t e Schwarz sich mit einem Remis durch Dauerschach (3 Th4-|4. Kg3 T h 3 f ! 5. Kg4! usw.) begnügen müssen. Bei kaltblütiger Überlegung wäre einem Meister vom Range Johners eine solche Möglichkeit sicher nicht entgangen; so aber ließ er sich von der Schrecksekunde überrumpeln. Siegessicher Es ist erklärlich, d a ß der Spiebr, der eine Gewinnstellung erlangt hat, nachläßt, weil er dia Hauptarbeit getan glaubt, während sein Gegner wie ein Luchs nach der geringsten Schwäche ausspäht. Aus solcher Einstellung heraus entwickeln sich manchmal kleine Tragödien.

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Deppe (Mannheim 1938) Allzu siegessicher (mit zwei Damen gegen eine!), zog Weiß 1. c6? und erlebte einen bösen Reinfall: 1 Da6f 2. Da7 Dc8f 3. Ddb8 D c 6 ^ . Schwarz bietet fortwährend Schach. Wir haben hier die bekannte Eckstellung vor uns, wo eine Dame gegen zwei remis hält, weil sie ewig Schach geben kann. Nichts ist schwerer, als eine gewonnene Partie zu gewinnen! Dabei k o n n t e Weiß in der Bildstellung mit 1. D b l j ! zu einem rasch entscheidenden Angriff kommen.

Tauschangebot im unrichtigen Augenblick Wer Lust zu tauschen hat . . . . betrügt sich im Schach m a n c h m a l selbst. Durch verfehlte Tauschangebote und falsche Tauschwendungen gehen viele Partien verloren. Der Schachfreund beachtet zu wenig, d a ß erstens ein Tauschangebot vorteilhaft abgelehnt oder zweitens durch überraschende Zwischenzüge illusorisch gemacht werden kann, und dat* drittens ein Tausch tiefgreifende Veränderungen schafft, die der Partie unter Umständen ein völlig anderes Gepräge geben.

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