Der Feldzug von 1815, oder Erzählung der militärischen Operationen, die während der hundert Tage in Frankreich und Belgien statt gefunden haben ; nebst der Verteidigung des Marschalls Ney


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German Pages 192 Year 1819

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Der Feldzug von 1815, oder Erzählung der militärischen Operationen, die während der hundert Tage in Frankreich und Belgien statt gefunden haben ; nebst der Verteidigung des Marschalls Ney

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‫قام‬

Der

Feldzug

von

1815 ,

oder Erzählung der militairischen

Operationen,

die währendV der hundert Tage in Frankreich und Belgien Statt gefunden haben.

Geschrieben auf St. Helena,

vom 1 General

Gourgaud.

,, Alles, was ein großer Staatsmann und großer FeldHerr thun kann, that Hannibal um das Vaterland zu retten; nachdem er Scipio nicht zum Frieden hatte vermögen können, lieferte er eine Schlacht, wo es dem Glück zu gefallen schien, seine Geschicklichkeit, feine Erfahrung, und seinen Verstand zu beschämen. Carthago erhielt den Frieden, nicht von einem Feind, sons dern von einem Herrn. Montesquieu.

Nebst

der Vertheidigung des Marschalls Ney, von Gamot.

Aus dem Französischen überseht von P.

Deutschland

1819.

MU

Vorwort

des

Ueberseßers

Wir liefern hier die Uebersehung eines Werkes der Zeitgeschichte ,

das sowohl wegen seines

Inhaltes, als wegen den Verhältnissen, unter wels 'chen es sein Verfasser schrieb , für dem Militair und

Geschichtschreiber

äusserst

merkwürdig

ist.

Wir dürfen das Characteristische dieser Schrift nicht erst entwickeln, da sich solches deutlich in dem Vorwort ihres Verfassers Uebersetzung

kommt

genau

ausspricht. mit

Die

dem Original

überein , nur sind im Anhange der Wellingtonsche Bericht an den Grafen Bathurst ; dessen Schrei ben an denselben ; der Bericht über die Operatio nen der preußischen Armee am Niederrhein ; der Bericht des Prinzen von Oranien an den , König der Niederlande, und das Schreiben des Prinzen Herzog Bernhard von Weimar an seinen Vater,

IV

weggelassen worden , da solche aus den Zeitungen schon genugsam bekannt , auch aus denselben ges nommen sind.

Die beigegebene Gamotsche Vertheidigung des Marschall Ney gegen die Anschuldigung im Gourgaudschen Werke , glaubten wir den Manen dieses unglücklichen Mannes schuldig zu seyn , der nach der Gourgaudschen Erzählung in einem Lichte erscheinet , das seinen frühern Thaten nach , einen großen Schatten auf ihn werfen muß. haben geftisfentlich unsere Meinung Streit zurückgehalten ,

da wir

Wir

über diesen

überzeugt seyn

dürfen , daß jeder gebildete , nicht im Vorurtheil befangene Militair die Wahrheit aus der Verz gleichung beider Werke leicht auffinden wird.

ende six

Da der Kaiser Napoleon mich gewürdigt hatte, mir seine Meinung über die vorzüglichsten Operationen des Feldzugs von 1815 zu erkennen zu ges ben; so benutte ich diesen günstigen Umstand , und die Erinnerungen der großen Catastrophe , von der ich Zeuge gewesen , diese Erzählung zu schreiben. 19

Mocha

ald dum

Seit meiner Rückkehr nach Europa habe ich viele Schriften über denselben Gegenstand gelesen. Der größte Theil der Verfasser haben mir geschies nen nur durch die Leidenschaft, oder den Haß gelei tet worden zu seyn ; andere durch eine außerordentliche Nationaleigenliebe verblendet ; sehr wenige ha ben gesucht , einen richtigen Begriff der Ereignisse zu geben,

VI Der Irrthum wird oft durch vieles Wiederholen endlich für Wahrheit genommen ; ich habe ge= glaubt , daß ein långeres Schweigen meiner Seits zu tadeln wåre , da ich ihn zerstören kann. " Dieſe Ursach allein hat meinen Widerwillen , mich der lis terarischen Critik auszusehen , besiegen können.

Als Militair rede ich nur von den politischen Erscheinungen ,

um zu erklären ,

wie eine einzige

роит Schlacht hinreichte die französische Nätion , eriton adherrnCder neueren Beit regiert , zu unter= **

werfen.

Mit kömmt es nicht zu ,

die Erörterung

die Schlacht die großen Frage zu versuchen : "hatt die Sök Waterloo alle Thronen befestigt , oder erschüt= ‫יד‬ rect 'Hat fie die Ruhe Europa's gesichert , oder alle ben unterg Grundlagen dersel derselben unte raben ?

Die Zukunft

wird die Antwort geben. chi odod oqoru ? CAN

.1979)Bas Publicum findet in dieser Schrift eine einfache, aber treue Erzählung ; die Militairs , die unentbehrlichen Nachweisungen , begangen worden ,

und die Talente ,

1 , zu würdigen; gezeigt haben, neuen Beweis ,

um die Fehler ,

die

die sich hier

die Franzosen einen

daß unerachtet ihrer Unfälle ihr

kriegerischer Ruhm

auf den Feldern Waterloo's

nicht befleckt worden ist.

Vielleicht schaudern die Minister der Frankreich feindlichen Mächte , wenn sie die Gefahr sehen , in der ſie ſich befanden ; und wie nahe ihre Plane, ihre Entwürfe daran waren , zu scheitern.

Alles hieng

vom Schicksal einer Schlacht ab , und welcher General kann des Erfolgs gewiß seyn ? Cåsar ist, zwan= zig Jahr siegreich , bei Munda wie bei ſeinem ersten Gefecht allen Launen des Glücks ausgesetzt.

Der Zufall hat weit geringeren Einfluß auf die Operationen ,

die einer Schlacht vorausgehen,

oder zu ihr führen ; durch sie erhält ein General ſein ganzes, Uebergewicht.

So sieht man in diesem un-

glücklichen Feldzug Napoleon ,

obgleich mit einer

Urmee von schreckbar geringerer

Stärke ,

feinen

Feinden auf allen Schlachtfeldern mit fast gleichen Kräften

begegnen.

Seine

Geschicklichkeit

allein

stellt überall das 1 Gleichgewicht her ; der Feind in seinen Cantonnirungen überfallen , mit seinen zwan= zig Lieues in die Runde zerstreuten Truppen , ist ge= zwungen ſich einzeln zu schlagen , und endlich dahin, gebracht , den lehten Kampf in einer solchen Stellung anzunehmen, wo er, geschlagen, ohne Rettung verloren ist.

Der große Kampf ist nur noch eine

gewöhnliche Schlacht ; hier ist es, wo die Frage sich entscheiden soll.

Alle Wahrscheinlichkeiten des Siegs sind für die Franzosen.

Alles ist gut combinirt, alles scheint

vorausgesehen ;

aber was kann das größte Genie

gegen das Geschick ? Napoleon ist besiegt.

Trauriges Beispiel des menschlichen Wechsels ! So viel in andern Zeiten es

dem Glück gefallen

hatte ihn zu begünſtigen, so viel scheint es jezt Vergnügen daran zu finden, ihn zu unterdrücken.

Von

den Menschen verrathen , denen zu vertrauen er das größte Recht hatte , verlassen von denen , die er mit Wohlthaten überhäufte , Er glaubt ,

geht er aus Frankreich.

daß sein größter Feind der edelmű-

thigste seyn müſſe,

* Ah !

Napoleon ,

warum hast du

nicht den Tod bei Waterloo gefunden !

1

Feldzug

von

1815 .

Erftes Capitel. Lage der Armeen der gegen Frankreich vers bündeten Mächte.

m Monat April 1815 standen die russischen Armeen Im jenseit des Niemen , die Preußens und Oestreichs befanden sich zum Theil auf dem Friedensfuß , der größte Theil der preußischen Corps war über die Elbe, gegan gen , ein Theil der öftreichis ch

Armee in Neapel , die en Engländer hatten die Hälfte ihrer Streitkräfte in Ames. rica, und so rechnete man , daß die russischen , öftreichis

schen,

preußische

n

und englischen Armeen jede nicht

cher auf 150,000 Mann ( eine Anzahl , zu deren Stellung sich diese Mächte durch den Vertrag vom April verbindlic

h

gemacht hatten ) gebracht werden , und an.

den Grenzen Frankreich

s

seyn könnten, en Die englische Armee,

angekomm

als zu Ende des Monats Juli.

die hannôverisch inbegriffen , beſtand nicht aus 80,000 e 2

Mann ; das englische Gouvernement zahlte Subsidien für 70,000 andre.

Die holländischen ,

nassauischen

und dänischen Truppen , die Contingente der ſächſiſchen Häuser, Baierns, Badens, Würtembergs dienten theils das Contingent der Engländer ,

theils die ruffiſchen,

preußischen und öftreichischen Heere vollzählig zu mas chen .

Spanien war kein Glied des Bundes , sondern Slied des

agirte einzeln ; es hatte Frankreich den Krieg erklärt, aber seine innere Lage war so , daß von den schlimmen Gesinnungen seines Hofes wenig zu fürchten fland. Portugall, obgleich mit Frankreich im Krieg, wollte kein Contingent zur Coalition ſtellen ; und Schweden , das erhalten hatte, was es verlangte, Norwegen, gab keine Truppen. Seit dem Monat Mai seßten sich die verbündeten Heere in Marsch , um sich den Grenzen Frankreichs zu nähern ; während dieser Zeit waren die englischen und preußischen Armeen , die in den Niederlanden geblieben waren , in beständiger Unruhe.

Sie fürchteten jeden

Augenblick angegriffen zu werden , und waren nicht im Stande, sich in diesem Lande halten zu können.

Wel-

lington kam von Wien , und Blücher von Berlin in größter Elle nach Brüssel.

Antwerpen und Ostendè

waren den ganzen Monat Mai hindurch mit von Engs land kommenden Truppen angefüllt, und zu Anfang 盟 Juni's hatte der Herzog von Wellington mehr als 100,000 Mann

unter seinen Befehlen ,

die nieder-

ländischen, holländischen, nassauischen und braunschweis gischen Truppen mitgerechnet.

Blücher hatte zu dieſer

Zeit 120,000 Mann , die Truppen der fächsischen Hâufer eingeschlossen.

Die 86,000 Mann, die noch fehlten

um beide Contingente vollzählig zu machen, würden für den Juli erwartet.

Die östreichische Armee hatte etwa

40,000 Mann lângs dem Rhein und vor den Linien der Queich, größtentheils Bundestruppen.

Die öftrei-

chiſchen Truppen waren auf dem Marsch , um an den Rhein zu gelangen , und in Frankreich über den Mont Die Ruffen Cenis und den Simplon einzudringen. 1 waren noch fern von den franzöfifchen Grenzen. So follte im Lauf des Juli Frankreich von 600,000 Fein: den angegriffen werden , aber zu Anfang des Juni was ren nur erst die Armeen der Generale Blücher und Wellington in schlagfertigem Stand.

Nach Abzug des=

sen, was sie in den Festungen zu lassen genöthigt waren, bildeten sie auf den Grenzen eine disponible Macht von 200,000 Mann.

3weites Capitel.

Zustand der französischen Armeen im April, Mai -und Juni. Vertheidigungsvorkehrungen. Der Kaiser Napoleon war am 20. März in Paris angekommen.

Marseille pflanzte die dreifarbige Fahne

nicht eher als den 12. April auf, und der Herzog von Angouleme schiffte sich erst den 16. desselben Monats ein, also war auch nur gegen die ersten Tage des Mai die Ruhe in Frankreich hergestellt, und dasselbe gänzlich dem kaiserlichen Scepter unterworfen. Frankreich zählte 105 Infanterieregimenter , von denen drei in den Colonien waren ; einige hatten drei organiſirteBataillons,

A 2

aber im allgemeinen nur zwei.

Eins ins andre gereche

net, belief sich der wahre Beſtand jedes Regiments auf 900 Mann, von dieser Zahl waren ohngefähr´600 unz ter den Waffen

und konnten ins Feld rücken.

Die

ganze Infanterie betrug also disponible 80,000 Mañn. Die Genietruppen bestanden aus 5-6000 Mann in drei schönen Regimentern .

Die Artillerie hatte 8 Res

gimenter zu Fuß und 4 zu Pferd ; die ersten waren von ohngefähr 1500 Mann , die zweiten zählten höchſtens Die Trainbataillons waren 100 berittne Canoniere . verschmolzen worden , sie bestanden faſt biss aus den Cadres und hatten nur eine sehr Zugpferden .

kleine Anzahl von

Das Personal der Artillerie und des Ges

nieweſens war indeß noch hinreichend für die größten Armeen, und was das Material betrifft, so war dessen, so groß auch der , durch die Abtretung der Artillerieequipagen in den Festungen Antwerpen , Besel, Mainz und Alessandria , erlittene Verlust war , noch in hinlånglicher Menge vorhanden , und konnte allen Abgang, dem man während mehrerer Feldzüge unterworfen seyn. konnte, erfeßen .

Es befanden sich ohngefähr 150,000

neue Flinten in den Magazinen , ohne die zu rechnen, die in den Händen der Soldaten, und der Nationalgarde verabreicht worden waren , und 300,000

Waffen,

sowohl Vorrathsstücke , als auszubeffernde Flinten. Die Cavallerie war in dem übelſten Zuſtand ; auf 57 Regimenter vermindert ( 2 Reg. Carabiniers , 12 : Cüraffiere , 30 Dragoner und Jäger , 6 Lanciers und 7 Huſaren) , konnte sie nicht mehr als 14,000 Mann zu Pferd stellen.

Die Zahl der Reiter war weit bes

trächtlicher , aber es fehlte an Sätteln , Equipirungen ´

5 und Pferden , um sie beritten zu machen.

Die beiden

Carabiniersregimenter hatten jedes nicht mehr als go marschfertige Pferde.

Alle Regimenter und ihre Dec

pots gaben höchstens eine Summe von 15-17,000 Pferden. Das ganze Jahr 1814 hindurch war den Corps keine Kleidung gegeben worden , außer einigen beginftigten Regimentern.

Die Armee war gänzlich unbe-

kleidet , die Tuchmanufacturen für das Militair selbst zerrüttet, in den Magazinen keine Elle Tuch.

Das Militairwesen Frankreichs war

demnach so :

heruntergebracht , daß diese Macht im Lauf des April kaum eine Armee von 100,000 Mann zusammenbringen konnte , die etwa hinreichten unfre Festungen mit Garnisonen zu versehen ; nichts blieb von disponiblen Truppen übrig , eine agirende Armee zu bilden. Der Kaiser gab allen Regimentern ihre alten Num mern , die sie in so vielen Schlachten berühmt gemacht hatten, wieder.

Bei jedem Regiment wurden die drit-

ten, vierten und fünften Bataillons wieder eingeführt, was allen Officieren auf halbem Sold Anstellung gab. Alle Beurlaubte wurden zu den Fahnen gerufen , alle' alte Soldaten , und die Conscription von 1815. 1 Es wurden 200 Bataillons Nationalgarde-Jäger und Gre nadiere ausgehoben, was eine Zahl von 120,000 Mann gab.

Alle diese Bataillons giengen den Tag nach ihrer

Errichtung unbekleidet und unbewaffnet nach den ver schiedenen Pläßen , wo sie in Besaßung liegen sollten ; und hier erhielten sie Gewehre und ihre Organiſation wurde vollendet.

Es wurden Maasregeln wegen ihrer

Bekleidung getroffen,, aber diese Operation konnte nicht

6 eher als im Lauf des Juli und August beendigt werden. Alle Festungen und die Küßten wurden mit der größten Schnelligkeit in Vertheidigungsstand Küstencanoniere wurden gebildet.

geseßt.

6000

Die Errichtung von

20 Marineregimentern , jedes zu 2 Bataillon und aus allen den Matrosen , die auf den Escadren gedient hatten, bestehend, wurde angeordnet.

Das Marinedepars

tement formirte fie , ihre Officiere waren Schiff- Fähn: driche , Lieutenants und Capitains .

Diese Regimenter

fammelten fich in Cherbourg , Brest , Rochefort und Toulon ; sie waren bestimmt unsre Küsten, unsre Hâfen,, unsre Etablissements zu bewachen ,

und man rechnete

auf die Hälfte oder zwei Dritttheile dieser Regimenter, um damit die active Armee im Lauf des August zu vers stärken.

20 Bataillons von pensionirten Officieren

und Soldaten wurden errichtet , die man in die Festun gen that , um die Nationalgarden zu leiten , auf den Dienst Acht zu haben , und die Einwohner zu befeuern. Man legte welche nach Marseille , mehrere andere große Städte ,

Bordeaur und in

wo man sie nüglich

glaubte den Gemeingeist zu beleben.

Alle Depots der

Regimenter wurden in das Innere gerichtet nach Paris und Lyon. Die Wiederherstellung der Hindernisse dar.

Cavallerie bot viele

Es wurden Contracte auf Pferdelie-

ferungen abgeschloffen, man hob welche in den Departements aus , und brauchte das herrliche Mittel 12,000 Gensd'armenpferde zu nehmen , und sie den Gensd'armen baar zu bezahlen, die sich in 14 Tagen selbst beritten machten.

Dadurch erhielt die Armee eine große

Menge ganz zugerittener Pferde.

२ Die Infanterie der Garde wurde verdoppelt, und ihre Cavallerie aufs Dreifache gebracht. Ihre Artillerie, die man verabschiedet hatte, wurde wieder errichtet, und erhielt 120 bespannte Feuerschlünde. Genie

Die Brücken-,

und Verpflegungs - Equipagen wurden formirt.

Man kann weder dem Kaiser , noch dem Ministerium, noch der Nation einen Verzug vorwerfen , alles geschah wie durch Zauberei , und zu Anfang des Juni war die ganze Linienarmee zur Offensive bereit, indem alle unfre großen Etablissements ,

alle unsre festen Pläge durch

zahlreiche ausgesuchte befoldete Nationalgardebataillons ſich bewacht fanden.

In dieser Epoche hatte man gez

gen 250,000 Mann Infanterie , von denen aber nur 120,000 gekleidet, equipirt und disponible waren , die andern konnten es nicht eher als im Lauf des Juni, Juli und August werden ; 50,000 berittene Cavalleristen , von denen 30,000 geschickt waren ins Feld zu rücken , die andern wären es nach und nach während derselben Monate geworden ; die. Artillerie hatte schon 6-700 bespannte Stücke , so wie ein doppeltes Approvisionnement , sie wurden durch gute Canoniere bedient, unabhängig von den Linienartilleriecompagnien, die in alle unsre Festungen zu ihrer Vertheidigung vertheilt waren.

Alles dies usammen bildete eine Armee

von mehr als 350,000 gegenwärtigen Mann , von de nen 180,000 ausrücken konnten , und 150,000 Mann Garnisontruppen.

Endlich waren alle Maasregeln zu

einer neuen Aushebung ,

und zur Bewaffnung von

300,000 Mann getroffen.

Der Antrag sollte den Kam-

mern zu Ende des Juni gemacht werden .

Sie wären

8 nach und nach_im Auguſt und September disponible worden *).

Eine große Anzahl in Paris errichteter Gewehrfabriken verfertigte täglich 1500 Flinten ,

und sollte

vor dem ersten Juli 34000 geliefert haben.

Es

kostete einige Zeit , die Tischler der Vorstadt St. Antoine im Flintenschäften zu unterrichten, und sie in diefer ungewohnten Arbeit geschickt zu machen. 'wehre ,

die diese Fabriken lieferten ,

Die Ges

bestanden aus

ganz neuen Flintén , aus alten ausgebefferten und aus Vorrathsstücken verfertigten .

Alle Waffenfabriken des

Reichs hatten ihre Lieferungen verdoppelt.

Man hatte

die Annahme von Flinten vermischter Gestaltung ers Jaubt.

Viel einfachere Flintenschlösser, als die gewöhn-

lichen , waren erfunden worden , alle Messingarbeiter, als Uhrmacher, Gürtler z ., verfertigten sie so gut, wie die besten Schloßmacher.

Außer dieser Art der Fabri-

kation waren die Fabriken der Schlösser mit Stempel: eifen wieder hergestellt worden.

Alle diese Mittel zuz

fammen ließen keine Unruhe über einen so wichtigen Gegenstand. Nachdem die Vertheidigung aller Festungen einmal gesichert war , würden Paris und Lyon zu großen Widerstandsmittelpunkten af serwählt.

Man sammelte

in Paris 400 Feldstücke und 300 von großem Caliber, und in Lyon einen Artilleriezug von 100 Stücken von großem Caliber und von 100 Feldstücken,

Zwei un-

Stärke im Juni. Infanterie 250,000 Mann , wovon 120,000 im Stand zu marschiren. Cavalerie 50,000 30,000 Artillerie 6700 Feuerschlünde.

ermeßliche Munitionsdepots wurden in beiden Städten angelegt.

Eine große Anzahl von Officieren der Lands

und Seeartillerie, und mehrere Bataillons beider Wafs fen , wurden ausschließlich dabei angestellt.

Man era

richtete überdieß mehrere Compagnien freiwilliger Cas noniere.

Paris hatte zu seiner Vertheidigung 12 vollſtändig bewaffnete Legionen Nationalgarde, aus 30,000 Mann unterm Gewehr bestehend , und 15,000 Föderirte , die den Namen Tirailleurs

Nationalgarde führten.

der

Diese lehtern waren Arbeiter , die größtentheils in den Armeen gedient hatten.

Ihre Cadres bestanden aus

Officieren und Unterofficieren der Linie , und zur Vers theidigung der Stadt waren diese Tirailleurs soviel werth als Linientruppen. Die Vertheidigung Lyons war , betreffend ,

das Personal

seiner Nationalgarde überlassen ,

10,000 Mann gebracht worden , Bildung mehrerer Pariſer angeordnet.

die auf

und man hatte die

Tirailleursbataillons nach Art der Vertheidigungslinien wurden für

beide große Städte entworfen. größten Thätigkeit daran.

Man arbeitete mit der Zu Paris fieng man an,

die Höhen von Montmartre ,

und das ganze Terrain

von der butte Chaumont , der cimetière Lachaise, bis zur Barriere du Trône zu befestigen.

Alle diese Höhen

waren mit einer zusammenhängenden Reihe von Wers ken bedeckt, die der Ingenieurgeneral Haro entworfen hatte.

Das Dorf St. Denis selbst wurde befestigt,

und mit Ueberschwemmungen umgeben.

Der Kanal,

welcher den Ourcqkanal mit der Seine bei St. Denis verbindet, und von dem schon 2 Drittel fertig waren,

wurde vollendet. Halbe Monde wurden auf den Chauss seen errichtet , um die Brücken , die über den Kanal ges hen , zu decken.

Die ausgegrabene Erde des Kanals

von St. Denis wurde auf beiden Ufern aufgeworfen, um ſo auf dem linken einen Wall , auf dem rechten eine Art von bedecktem Weg zu bilden.

Auf der Chauffee,

die von der Barriere du Trône nach Vincennes führt, brachte man eine Art von doppelter Caponniere bis auf halbe Kanonenschußweite vom Schloß an, wodurch links die Werke der Cimetiere Lachaise , und rechts die , welche man im Park von Berch angelegt hatte, vollkommen flankirt wurden.

Diese Arbeit war äußerst leicht, denn

die Chaussee liegt sehr hoch , beherrscht gut die umlie gende Gegend ,

und wird durch zwei starke steinerne

Mauern gestüßt.

Am Ende dieser doppelten Capon-

niere erhob sich eine starke Redoute ,

fie kreuzte ihr

Feuer mit dem von Vincennes , und wurde selbst durch lesteres bestrichen.

Alle diese Werke waren in den er-

ften Tagen des Juni fertig , verpalliſadirt und beſeßt. Auf dem linken Ufer der Seine waren die Werke abgesteckt, und in dieser Epoche arbeiteten eine Menge . Leute, an ihrer Aufführung.

Der Theil der Linie auf

Diesem Ufer beträgt nur den dritten von der auf dem rechten , und vor dem 15. Juli sollten die Werke auf dem linken Ufer erbaut seyn. Fung von Paris gebildet.

Dieß hätte die Einschlie-

Sie lehnte sich auf dem rech-

ten Ufer rechts und links an die Seine , bei St. Denis und hinter Vincennes ; auf dem linken Ufer lehnte sie gleichfalls ihren rechten und linken Flügel an den Fluß, den einen bei Bicetre , den andern vorwärts der Barriere von Grenelle .

Die Vertheidigungslinie folgte her: ·

nach dem rechten Ufer der Seine , Sevres , St. Cloud und Neuilly gegenüber und stieß wieder an St. Denis. Instructionen waren gegeben worden zu Errichtung einer zweiten Linie, die sich auf dem rechten Ufer an die Seine auf der Höhe der Barriere von Grenelle lehnen, die Anhöhen von l'Etoile einschließen und rechts an Montmartre ,

das sich schon in zweiter Linie befand,

stüßen sollte.

In der Kehle geschlossene Werke sollten

hinter denen der butto Chaumont und der Cimetiere Lachaise angelegt werden , um den Truppen zu Reduits zu dienen , wenn sie aus den 1 ersten Verschanzungen vers trieben würden. • Man zählte darauf, daß diese lettere Arbeiten vor dem ersten August beendigt wären. · Der zum Dienst auf dèm rechten Ufer beſtimmte Artilleriepark stand in Vincennes, und der für das linke beim Invalidenhaus.

Die Caliber der Stücke waren so

vertheilt, daß das rechte Ufer die 6 , 12

und 24Pfúne

der, das linke die 4 , 8 , 16 : und 24Pfünder erhielt, Die Werke waren eingerichtet , daß überall die Feldartillerie fich aufstellen konnte.

150 Geschüße waren

organisirt und bestimmt , sich auf den bedrohten Punkt zu begeben.

Die Befestigungen von Soissons , Laon

und Chateau - Thierry waren als Theile des großen Vertheidigungsſyſtems der Hauptstadt wieder in Stand ge= sest worden. In Lyon hatte man einen Brückenkopf an den Brateaux gebaut , eine Zugbrücke an der Brücke von Guillotiere, und die alte Einfassung zwischen der Rhone und Saone wieder hergestellt , so wie die auf dem rech ten Ufer der Saone, über die Höhen von Pierre-en-ciſe. Der Theil zwischen der Saone und Rhone , der als der

wahre Angriffspunkt betrachtet wird , war durch Unle gung mehrerer guter Feldverschanzungen auf den Höhen Man hatte beschlossen , nach Been:

verstärkt worden.

digung dieser Arbeiten die Vorstadt de la Guillotiere so lange als möglich zu behaupten , durch Deckung mit einem System von Redouten , wozu das Terrain_fich besonders eignete. Gegen den 15. Juli sollten alle diese Werke gänzlich fertig und beseßt ſeyn. In den ersten Tagen des Juni wurden alle Trups pen des Reichs in fieben Armeecorps, vier Observations: corps und die sogenannte Vendeearmee eingetheilt. Das erste Armeecorps befand sich in Lille , und bestand aus 16 Regimentern Infanterie und 3 Regi: mentern Cavallerie, die 4 Infanteriedivisionen und eine Cavalleriedivision , in allem 18,000 Mann zu Fuß, und 1500 zu Pferd ausmachten. commandirte es.

Der General Erlong

Das zweite Corps, auf gleiche Weise.

zusammengesest, und fast von derselben Stärke wie das erste, hielt Valenciennes unter den Befehlen des Generals Reille beseßt.

Das dritte ,

unter dem General

Bandamme , war in Mezieres , es bestand nur aus z Infanteriedivifionen und 1 Cavalleriedivision. Das vier; te Corps , vom General Gerard befehligt, lag in Met und an der Mosel; es war eben so wie das dritte Corps ´zusammengesest , hätte aber i Regiment weniger, und alle waren schwach.

Das fünfte Corps , das den Ge-

neral Rapp zum Chef hatte, stand im Elsaß, und zählte 3 Infanteriedivisionen und 1 Cavalleriedivision.

Das

sechste Corps, von dem General von Lobau commandirt, bestand aus 9 Regimentern Infanterie , und 3 Cavallerie, es behauptete Laon.

Die vierten Regimenter jeder

Division waren in der Vendee zurückbehalten worden. 1 Das fiebente Corps in Chamberi , unter Commando des Marschalls Suchet , wurde von 2 Divisionen Jus fanterie, und 1 Diviſion Cavallerie, und 2 Diviſionen Nationalgarden aus der Dauphiné und Lyonnais gebil det.

Das Observationscorps vom Var, vom Marschall

Brune befehligt , hatte 3 Regimenter Infanterie und Regiment Cavallerie.

Der General: Lecourbe commans

dirte in Befort ein Observationscorps von 3 Regimens tern Infanterie und 3 Regimentern Cavallerie ; er wurs de durch eine große Anzahl befoldeter Nationalgardebataillons der Franchecomté unterstüst, und sollte Basel und Hüningen bewachen , und den Jura vertheidigen. Zwei Observationscorps , eins in Bordeaux unter dem General Clausel,

das andre in Toulouse unter dem

General Decaen , hatten 3 Regimenter Infanterie und 1 Regiment Cavallerie in jeder dieser Städte ; sie wurz den durch die ausgehobene besoldete Nationalgarde von Languedoc verstärkt , aber es machte sich nöthig , von jedem ein Regiment zu detaſchiren.

Diese beiden Re-

gimenter wurden in die Vendee geschickt.

Die Vendee-

armee , vom General Lamarque commandirt , zählte & Regimenter Linieninfanterie , 2 von der jungen Garde, 2 Cavallerie, und 10 Escadrons Gensd'armerie, theils zu Fuß, theils zu Pferd , mehr a¹z 3000 Gensd'armen betragend. ·In den verschiedenen Armeecorps war die mittlere Stärke jedes Infanterieregiments 111200 Mann, unterm Gewehr , und die Stärke der Cavallerieregiz menter 4 AB 500 Mann.

Von den 200 organisirten und befoldeten Natio nalgardebataillons waren 30 beſtimmt, eine Infanteriereserve an der Loire zu bilden.

Die Cavalleriereſerve

bestand aus 4 Corps , jedes zu 2. Diviſionen , und die Diviſion aus 3 Regimentern bestehend , was für ein Corps ohngefähr 3000 Pferde betrug.

Sie cantons

airten zwischen der Aisne , der Maas und der Sambre. Das erste , vom General Pajol commandirt , beſtand aus leichter Reiterei ;

das zweite ,

unter Befehl des

Generals Excelmans, aus Dragonernz: das dritte und vierte, unter den Generalen Milhaut und Kellermann, Hanz aus Cuirassieren . **** Die Artillerie jedes Corps war aus einer Batterie von 8 Stücken für die Infanteriediviſion , aus einer reitenden Batterie von 6 Stücken für die Cavalleriedivision , und aus einer Reservebatterie von 8 Zwölfpfûndern für das Armeecorps zusammengeseßt. Dieß war im Juni die militairische Lage Frankreichs.

Drittes Capitel. Der Kaiser beschließt die Offensive zu ergreifen, und in Belgien einzurücken.

Seine Gründe.

Die Militairs dufferten verschiedene Meinungen in Hinsicht des zu befolgenden Operationsplans.

Die

einen wollten , daß der Kaiser am Ende des Monats April nach Belgien gegangen wäre, die englische Armee angegriffen , geschlagen und zerstreut , und die Bewoh-

15 ner dieses Landes , über deren Gesinnungen man nicht in Zweifel seyn konnte , bewaffnet hätte.

Gewiß ist,

daß im April und zu Anfang des Mai statt 220,000 Feinden, die sich im Juni dort befanden , Frankreich nur 120,000 zu bekämpfen gehabt hätte ,

und zwar

während der unkluge Angriff des Königs von Reapet auf die östreichischen Truppen die ganze Aufmerkſamkeit Destreichs auf Italien zog .

Dieser Plan war gewiß

der beste von allen , wenn seine Ausführbarkeit möglich gewesen , aber ehe man die Feindseligkeiten anfangen konnte ,

müßte man die Festungen mit Geschüß und

Borråthen versehen , die Nationalgardebataillons aust heben , um die Garnisonen zu bilden , und die Liniens truppen beweglich machen , um die Armee aufzustellen! Welche Thätigkeit man auch angewendet, um dieses dopa pelte Erfoderniß zu erfüllen , so hätte man doch nicht eher als gegen den 1. Juni damit zu Stande kommen Uebrigens hegte man noch bis zu den erster können . Tagen des Mai die Hoffnung , den Frieden erhalten zu können, und die öffentliche Meinung würde gemißbilligt haben, daß man den Krieg angefangen hätte , ohne jus vor erst alle Versuche den Frieden zu erhalten gemacht zir “habens *). -

*) Wenn man das Betragen des Königs von Neapel in den Jahren 1814 und 1815 betrachtet, so muß man gestehn, daß dieser unglückliche Fürst durch seine schlechte Politik am meis ften beigetragen hat, Napoleon zweimal zu stürzen. er 1814 die Sache Frankreichs nicht für die Deftreichs ges laffen hätte, so wåre Frankreich von den Feinden nicht überzogen worden , und hätte er nicht 1815 Destreich den Krieg erklärt, so hatte Frankreich auch wahrscheinlich nicht noch einmal das Joa) der Fremden getragen . Wie der Kaiser von Oestreich feinen Schwiegersohn von neuem auf dem Thron von Frankreich sah, schien er geneigt , mit ihm zu unterhandeln ; als aber der Angriff Murats ihn glauben

www .

16 Andre Militairs verlangten im Gegentheil , daß man durchaus die Offensive nicht ergreifen sollte , daß alle Festungen auf 6 Monate mit Vorråthen versehen, daß zahlreiche Nationalgardebataillons * als Garnisonen hineingelegt würden , endlich daß die Linientruppen in Armeecorps abgetheilt, wie sie es im Juni wurden, Befehl erhielten , sich vor dem Feind langsam zurückzuzies hen , um sich bei Paris und" Lyon zu concentriren, wo unermeßliche Magazine jeder Art angelegt seyn sollten. Diese fagten : „ Das erste, zweite, dritte, vierte, fünfte, fechste Armeecorps und die kaiserliche Garde müssen sich vor der Hauptstadt sammeln, und gesest, daß die Feinde die Feindseligkeiten den 15. Juli anfangen , so kona nen sie nicht vor dem 15. August im Umkreis von Paris

ankommen.

Unfre Armeecorps haben daher zwei Mos

nate mehr Zeit sich zu verstärken , die Depots werden ihnen beträchtlichen Zuwachs liefern , der Vendeekrieg wird gänzlich beendigt seyn ,

und statt der 120,000

Mann disponibler Truppen , die diese Corps am: 154 Juni aufstellen können , werden sie den 15. Auguſt dez ren 200,000 Mann haben.

Alle die um Paris und

Lyon angelegten Depots werden jede Woche neue Hülfsmittel darbieten ;

naht sich der Feind , so machen die

Umstände alles erlaubt , und die Organisirungs- und 1 Equipirungsmittel werden zahlreich. Ferner find dann die Befestigungen von Paris gänzlich vollendet ,

und

man wird nicht allein die Verschanzungen auf dem lin-

machte, daß derselbe zu Folge eines mit Napoleon verabs redeten Plans geschähe , brach er alle Unterhandlungen ab, und sagte: Wie kann ich mit Napoleon unters handeln, wenn er mich durch Murat angreis fen läßt?

17 ken Ufer zu Stande gebracht , sondern auch die zweite Bertheidigungslinie errichtet haben , was möglich ge= macht hätte zu unterhandeln und die Stadt zu retten, wenn die erſte Linie forcirt worden wäre. ' Man wird Zeit haben gleichfalls alle wichtige Puncte in der Gegend um die Hauptstadt,

wie die Positionen von Nogent,

Montereau, Meaur zu befestigen , und alles vorzubereis ten, was die Schnelligkeit der Bewegungen unfrér Corps an den Ufern der Marne und Seine begünstigen kann. Die Gegenwart des Kaiſers mit einem großen Theil der Armee zu Paris , während zweier Monate , giebt Zeit und Gewalt, nicht nur die materiellen Vertheidigungsmittel zu vermehren, sondern auch die Organiſation der Rationalgarde zu ändern.

30,000 Nationalgarden

find unnüß zur eigentlichen Bewachung der Städt, und haben Gewehre nöthig , die anderswo nüglich seyn köns nen.

Man wird folglich die Zeit haben der National:

garde eine gute Einrichtung zu geben, ſie auf ' 5—6000 Mann , sämmtlich Familienvåter oder Alte , herabzuſegen , was zur Polizei genug ist, und alles übrige in Bataillons aufzunehmen , deren Cadres von Linienoffi= cieren gebildet werden. " Monat hat man 14

Sie seßten hinzu : „ In

15,000 Föderirte gutwillig ors

ganisiren können , als die Gefahr noch fern war , und man mit großer Schonung verfahren mußte, in den beiden kommenden Monaten wird man , indem die Annåherung der Gefahr dem Volksgeist eine günstige Richtung giebt , ihre Zahl auf 40,000 bringen.

An Offi

cieren zu den Cadras fehlt es nicht , und so könnte man im Anfang des Monats August 60,000 Mann , durch gediente Officiere angeführt , haben , um den ganzen

Umfang der Stadt zu beſeßen ; dadurch würde eine Ara mee von 200,000 Mann mit einer zahlreichen Artillerie disponible.

Sie könnte dann um die ganze Stadt mas

nouvriren , die durch ihre Befestigungen gedeckt , sund durch eine beträchtliche Garniſon vertheidigt wäre.

In

dieser Lage würde es dem Feind unmöglich, mit 4 oder 500,000 Mann ein solches Vertheidigungssystem zu Bloquiren, ohne sich einem gewissen Untergang auszus ſeßen ; dann wären die Communicationen mit Frankreich immer frei.

Daffelbe System würde bei Lyon bez

folgt; das siebente Corps (Suchet) und das Observationscorps von Befort (Lecourbe) müßten sich hier vera einigen, fo wie alle Nationalgarden von Dauphiné, der Franchecomté und Lyonnais. Man versammelte 50,000 Mann von Truppen jeder Art, die sich der ganzen öftreis chischen Armee entgegenseßten.

Wenn der Feind gegen™

diese beiden großen Widerstandspuncte vorrückte,

for

würde er nicht nur genöthigt seyn, Corps zurückzulaffen, um alle unsre Festungen , Dünkirchen , Lille , Arrasz Condé, Bouchain , Lequesnoy , Landrecies , Valencien= nes, Maubeuge , Avesnes , Philippe-ville , Givet , Rocroy, Mezieres, Sedan, Mont-Medi, Verdun , Thions ville, Longwi, Saarlouis, Met, Saargemünd, Bitsch, Landau, Hagenau, Pfalzburg, Strasburg, Schlettſtadt, Breisach, Hüningen ,

Befort,

Besançon ,

Auronne,

Jour, Mont-Meillau, Grenoble, Mont- Dauphin, Embrun, Briançon, Sisteron, Antibes, Toulon 2c. einzus ſchließen, sondern auch noch eine große Anzahl detaſchir ter Corps zu haben , um sie unsren Parteigångern entgegen zu stellen , die Feindseligkeiten unsrer Bauern zu: verhindern, und die Communicationen zu ſichern ; dann

1

wåren die 600,000 Mann der alliirten Armeen unzus länglich. . In dieser Lage würde sich alles , was der französische Character großes und edelmüthiges hat, ſich erhöhen , und in ganz Frankreich nur von ſiegen oder Sterben die Rede seyn .

Wenn ähnliche Gesinnungen

eine Bevölkerung von 28 Millionen Eeelen beleben, so wird sie unbeſiegbar , die Könige von Europa würden és fühlen, und der Friede das wahrscheinliche Reſultat davon seyn." Die dritte Meinung war dem Feind zuvorzukoms men ; man wußte Tag für Tag , wo sich die russischen und öftreichischen Armeen befanden , und die Zeit , wo die englische Armee aus America ankommen sollte. Diese Armeen konnten nicht eher im Stand seyn zusammen zu agiren , als im Juli ; man verlangte , den 15. Juni so viel Truppen als möglich zu sammeln , und rechnete 130-140,000 Mann auf der nördlichen Grenze zus fammenzubringen , sogleich anzugreifen , die Engländer zu zerstreuen, und die Preußen über den Rhein zu jagen. War dieß erlangt , so war alles beendigt ; zu London hätte eine Revolation im Ministerium Statt gefunden, Belgien wäre in Masse aufgestanden , und alle niederländische Krieger zu ihren alten Fahnen übergegangen ; alle Truppen auf dem linken Rheinufer , Baierns , Würtembergs 2c. ,

Sachſens,

des bleiernen Scepters.

Preußens und Oestreichs müde , håtten sich auf französische Seite gewendet.

Während dieser großen Be

wegungen wäre alles, was sich in den Depots equipirte, alle befoldete Nationalgardebataillons ,

die in unsren

Festungen lagen , disponible worden , und die franzöſi: khe Armee von gleicher Stärke mit der östreichischen B 2

20 Man håtte fich fo

und russischen am Rhein erschienen .

Belgiens und der Rheinbarriere versichert , und konnte dann hoffen , durch einen dauerhaften Frieden diese natürlichen Grenzen, die der Kaiſer nie abtreten wollte, zu erhalten. Der Kaiser nahm die beiden leßten Entwürfe, von denen der eine Folge des andern war , an.

Einerseits

traf er alle Vorkehrungen , um aus Paris und Lyon große Widerstandscentra zu bilden ,

andrerseits sam-

melte er alle disponible Truppen in Flandern , um daselbst die Offensive zu ergreifen.

Im Fall diese Offen-

five nicht den Erfolg gehabt hätte ,

den man davon

erwarten konnte , war alles vorbereitet , um sich auf Paris und Lyon zu repliiren , und das zweite Project auszuführen.

Der

Kaiser

konnte

es

nicht

über sich gewinnen , die der Nationalsache ergebensten Provinzen , das Elsaß , Lothringe , Burgund , die Franche epartements

der Maas ,

comté, die

Dauphiné , Piz

cardie und alle Gegenden von Paris von Eröffnung des Feldzugs an ohne Vertheidigung , und den Verheerungen des Feins des preis gegeben zu lassen.

Ohne Zweifel

kam man mit einigem Nachtheil auf den zweiten Entwurf zurück, wenn man ihn annahm, nachdem man mit Ergreifung der Offensive gescheitert war , aber dieser Nachtheil konnte nicht mit der Hoffnung , die Coalition mit einem Donnerschlag , durch Vernichtung der englischen Armee, und durch Verlegung eines regelmäßigen Kriegs auf unfre Grenzen , aufzulösen , in die Waagschale gelegt werden.

annad

2-1

Die Ereignisse haben alle diese Berechnungen zu nichte gemacht , aber der Plan war so nach allen mili tairischen Regeln gewählt , daß ohnerachtet seines Miß. lingens jeder einſichtsvolle Mann gestehen muß , daß er es ist, den man in ähnlicher Lage befolgen müßte.

"Biertes Capitel.

Uebergang

Disponible französische Armee,

über die

Sambre.

Der Plan des Feldzugs wurde in den ersten Tagen des Mai von Napoleon entworfen.

Er beschloß von

diesem Augenblick an den 15. Juni die Offensive zu erz greifen , und bei Charleroi über die Sambre zu gehen. Er könnte zu dieser Operation nur das erste , zweite, dritte, vierte, sechste Armeecorps , die kaiserliche Garde und die Cavalleriereserve verwenden *). Das fünfte Corps war unumgänglich im Elſaß nöthig, um die feindlichen Truppen, die auf dem linken Ufer des Rheins und der Saar standen , aufzuhalten.

Disponible französische Armee. Erstes Corps 18/420 Many. 46 Geschütze, ፡ Zweites 46 23,420 Drittes 15,260 38 1 Viertes 14,260 38 Sechstes 11,260 38 = · 72 Cavallerie Garde Infanterie 12 ,940 24 = 4/480 Reservecavallerie 11,260 48 3 Sapeurs, Pontonniers c. 3,700 =

*)

Summe 115,000 Mann. 350 Geſchüße:

22 Das Observationscorps von Befort diente , wie man schon oben gesehen hat , einer großen Anzahl auserlefes ner Nationalgardebataillons zum Kern , und wenn man es zur Nordarmee abgerufen hätte , so wäre eine Zahl von 20 dieser Bataillons , die durch dasselbe unterſtüßt, große Dienste leisten konnten, gelähmt worden.

Uebri-

gens betrugen die 3 Infanterieregimenter dieſes Corps kaum 2000 Mann, und nach dem allgemeinen Plan war es bestimmt , sich auf Lyon zurückzuziehen. bente Corps ,

das Lyon deckte ,

Das fie:

und allen National-

garden der Dauphiné und von Lyonnais Festigkeit gab, konnte , da es nur aus 8 Regimentern bestand , nicht geschwächt werden.

Das Observationscorps vom Var

war durchaus nothwendig , Marseille und alle Küsten der Provence zu bewachen , und sich in Toulon , einem der wichtigsten Punkte des Reichs , zu sammeln .

Die

beiden Observationscorps von Bordeaux und Toulouſe waren sehr schwach,

aber sie gaben den zahlreichen

Corps der Nationalgarde Tapferkeit und erhielten die Ruhe in diesen beiden großen Städten.h

Man sieht also , daß indem an allen Grenzen eine Hut gelassen wurde, an der nördlichen nur die fünf oben genannten Corps versammelt werden konnten.

Diese

fünf Armeecorps, nebst der kaiserlichen Garde, und den Cavalleriereserven betrugen statt der 130,000 Mann, auf die man im Mai zählte , im Juni nicht mehr als 115,000 (S. den Anhang) . Der Vendeekrieg , der den 15. Mai ausbrach , hatte die . Nordarmee um 15,000 Mann vermindert , worunter 3 Regimenter Dragoner, 2 von der jungen Garde , eine gute Anzahl Detaschements und dritter Bataillons war ; bei ihrem Uebers

23 gang über die. Loire waren sie für dieſe. Vendeearmee 11

zurückbehalten worden, ¿y

Das vierte Corps , vom General Gerard geführt,

feßte fich den 63 Jani von Mes in Marsch , und nahm ſeine Richtung nach der Maas und Philippe -ville , wo es denci 44 ankam.

Dèr General Belliard übernahm

zu Meß das Commando über das ganze Moselland, und maskirte den Marſchy™ des vierten Corps ', indem er alle Debouches der Saar durch Detaſchements der Garnia fonen von Meg Longwi 2c. beseßte, und alle Freicorps, die in dieser Gegend errichtet worden waren

auf die

äußerste Grenze ſtellte, dergestalt, daß der Feind in dem Augenblick, wo das vierte Corps die Saar verließ, fich von dieser Seite bedroht glaubte , da er alle Poften an diesem Fluß sich verstärken sah.

Die kaiserliche Garde

marſchirte am 8., den Tag nach Eröffnung beider Kainu mern, von Paris ab, und richtete sich in forcirten Måre schen gegen Avesnes. Alle Corps der Nordarmee waren im Marsch, und allenthalben ihre Bewegungen, wie die des vierten Corps , durch zahlreiche Detaſchements der Garnisonen aller der Festungen auf der Linie von Dünkirchen nach Maubeuge verdeckt. Der Kaiser reiste den 12. früh von Paris ab, früh flückte in Soissons , besah diesen Plaß und seine Besa Bung , und schlief in Laon , wo er die lesten Befehle gab diesen wichtigen Punkt in Vertheidigungsstand zu feßen.

Den 13. 60 kam 0 er in Avesnes an , untersuchte die Befestigungen , und hielt einen Rath mit den Mar:

schållen und Corpscommandanten *).

*

S. den Anhang, Tagsbefehl.

Die Armee mar

24 schirte den 14. den ganzen Tag, und lagerte des Abends nach drei Richtungen. Der linke Flügel, aus dem zweiten und erſten Corps beſtehend, die ihren Marſch längs der Sambre, die sie deckte, genommen hatten , bivouas quirte, das zweite Corps voran , zu Laire, das erste zu Alle Uebergänge und

Brücken

über diesen Fluß waren sorgfältig bewacht ,

und die

Solre - sur - Sambre.

Corps hatten ihre Bivouacs hinter Gehölzen und Ter rainabwechslungen , die sie den Augen der feindlichen Im Centrum zu Beau

Bedetten entzogen, genommen.

mont war das Hauptquartier mit der Garde , dem drita ten und sechsten Corps, den Cavalleriereserven und den Brückenequipagen .

Der rechte Flügel, von dem viera

ten Corps und einer Cuiraſſierdiviſion (Delort) gebildet, ſtand vorwärts von Philippe -ville. - Die Rapporte und Abendappels zeigten folgendes Resultat. Infanterie. Kavallerie. Geschüß.

38,500 Mann.

Centrum

51,800 Mann .

28 Corps

19,500

1,500-00461 1,50046

38 Corps

13,000

1,500

38

68 Corps

9,000

1,500

38

Kais. Garde 14,000

96

18Crps

4,000 2,500

28

2,500

12

38

2,500

12

48

1,300

6

1,500

38

1,200

6

21,500

350

ReserveCavallerie

Sinker Flügel (as Corps

RechterFlügell 48 Corps

16,000 +

12,000

14,700 Mann.Cuiraff. Divis Summe

83,500

12

Dieß bildete mit den Artilleriſten und Trainſoldaten ein

Ganzes von 115,000 Mann , von denen 24,000 Rew Z kua

ter wareng #5, 10

Die alliirten Armeen blieben in großer Sorglofige keit in ihren Cantonnirungen. unter dem Marschall Blücher , Fark, worunter

Die preußische Armee, war 120,000 Mann

8,000 Mann Cavallerie waren ; fie

hatte 300 Stücke Geschüß, und war in 4 Corps, jedes von 30,000 Mann-getheilt:*)./.9±Das erste, vom Genes ral 募 Ziethen befehtigt , lehte feinen rechten Flügel sam die Cantonnirungen der Engländer

hielt die Sambrè

in den Gegenden von Charleroi beſeßt , * und hatte Fleus rus zum Sammelplas.

Das zweite

unter Befehl des

Generals Borstell , cantonnirte: auf der Grenze , in der Gegend um Namur , wo sein Sammelplaß war.

Das

dritte , unter dem General Thielemann , stand an der Maas bei Dinant ,9% und sollte sich in Ciney ſammeln. Das vierte endlich, vom General Bülow befehligt, cans tonnirte hinter den drei erſtens

es hatte ſein: Haupt

quartier in Lüttich , follte sich aber zu Hannut zuſam² menziehen.

Mehr als ein halber Tag war zur Vers

einigung jedes Corps um die vier bestimmten Punkte nöthig , ' und um bei dem Angriffspunkt anzukommën, hatte das zweite Corps von Namur 8 Lieues zu machen, das dritte von Ciney si 4 Lieues , und das vierte von Hannut 15.

Blüchers Hauptquartier war in Namur,

und a6 Kieues von dem des Herzogs von Wellington, der in Brüssel lag , entfernt.

1. Call us Preußische Armee. Infanterie 102,000 Mann. Cavallerie 18,000 Summe 20,000 Mann .

!

26 arsil Die englische Armee * ); unter Befehl des Herzogs von Wellington ,

aus Engländern ,

Hannoveranern,

Deutschen, Riederländern , Braunschweigern und HolLändern zusammengefeßt, war mehr als röð ,000 Maun, von denen 16,000 Cavallerie , starkDie Artillerie der verschiedenen Scuppen bestande aus 1258. Fenera schlünden.

Diese Armee , aus 16 Infanteriedivisionen,

die 25 Brigaden bildeten , wovong11engliſche . Trupa pan 1952.Hannôveriſchezi 2 von der deutschen Legion , 151 Holländische , a voy Naſſau und 2 braunschweigische)s und

Cavalleriebrigaden , 17 englischen und von der

Heutschen Legion, 1 hannöveriſchen, 2 holländischen und zəGraunschweigiſcheth formire , war in 2 große Infan Kriecorps undzi Cavalleriecorpsngetheilt. unter Commando - veszi Prinzen

Das erſter

Dranien,

deffen

Hauptquartier in Brainer le Comte, war bestand, gus

englischen Diviſioften ,: 23 Divisionen und 1 Brigave. Holländer, und 5 Bataillons Naffauer , die die dritte Division complettirten. General Hill

Das zweite Corps, unter dem

der sein Hauptquartier, in Grammont:

hatte , bestand aus 4 engliſchen Diviſionen undnapDia vision: Braunschweiger.

Die Cavallerie ww evour

Ford Urbridge angeführt.12 nov &quod mag bad ma nou Die Bereinigungspunkte dieser Armee warès Ath, Enghien,#: Braine-le-Comte,|| Nivelles, Hall, Brüfu(1255) und es waren wenigstens zwei Tage erfoderlich, zuma ganz bei Charleroi oder Fleurus *

u pereinigen” nì vis

Englisch holländische Armee. (S. den Anhang.) 79,400 Mann . 25 Infanterie Cavallerie Artillerie, Genietruppen 2c. -7,500 $ Summe 102,500 Mann und 258 Kanonen.

www

27

In der Nacht vom 14.4 auf den 15. zeigten ins Hauptquartier zurückkehrende Spione an , daß alles in Kamur, Brüffel und selbst in Charleroi ruhig sey, wors qus man die Hoffnung faßte , die beiden feindlichen Are meen zu trennen, und eine nach der andern zu schlagen. Es war schon ein erhaltener Vortheil , daß die Bewes gungen der französischen Armee seit zwei Tagen den Feind verborgen worden waren, und daß dieser noch in feinen Cantonnements blieb.

Bald erlangte man die

Gewißheit, daß die Husaren der Vorposten keinen Ges danken von dem hatten, was vorgieng.

Indeß war der

General Bourmont, Chef des Generalstaabs des vierten Corps , am 14. mit dem Ingénieuroberst Clouet und einem Staabsofficier zum Feind übergegangen.

Sie

Håtten also in Namur können angekommen seyn , aber wahr ist es , daß ihnert , mit dem vierten Corps von Meg kommend, die Absichten und Bewegungen der ans dren französischen Corps unbekannt waren

Man

rechnete, daß den 15. mit Tagesanbruch die ersten Flins tenschiffe auf die preußischen Borposten fallen würdens Das preußische Hauptquartier wäre dann also um®#10, Uhr von dem Marsch der französischen Armee unterrichz tet worden , die englische Armee indeß erst gegen das Ende des Tags ; das preußische Heer, 8 oder 10 Stun *) Den 15. , als der Marschall Ney zum Kaiser kam , sagte Se. Maizu ihm : Man Herr Marschall, Ihr Günstling Bourmont, für den Sie sich mir so fehr verbürgen wollten , den ich blos auf Ihr suchen anghelt habe , ist zum Feind überNey bestürzt , fuchte sich zu gegangen. " ſo ergeben geſchienen hitte, a Bourmont Se. M. Entschuldigen, und entgegnete er für ihn wie für sich hatte stehen wollen ; aber der Kaiser unterbrach ihn , und fprach: ,, Gut, gut, Herr Marschall , die Blauen sind blau, die Weißen sind weiß!”

28 Sen früher benachrichtigt als das englische , wäre daher zuerst beisammen gewesen.

Man hoffte selbst , es an-

greifen zu können , ehe ſeine 4 Corps vereinigt wären, oder sie zu zwingen , eine' Stellung rückwärts , in der Richtung von Lüttich und dem Rhein , der seine Operas tionslinie war, zu nehmen, und indem man es so von der englischen Armee trennte , Gelegenheit zu andren Combinationen zu finden. →

Fi

Bei diesen Berechnungen mußte vorzüglich noch

der Character der Generals en chefs in Anschlag ge bracht werden ; die Huſarengewohnheiten des Marschalls Blücher, seine Thätigkeit und sein entschiedner Charac ter contraſtirten sehr mit dem bedächtigen Character und Den langsamen und methodiſchen Manieren des Herzogs von Wellington , daher war leicht vorauszusehen , daß die-preußische Armee sich zuerst gesammelt haben , wie auch ,

daßt sie mehr Entschlossenheit und Eile zeigen

würde, ihrer Verbündeten zu Hülfe zu kommen.

Blús

ther, hätte er auch nur zwei Bataillons zusammen ges Habt, würde sie zur Unterſtüßung der engliſchen Armee angewandt haben, und man durfte annehmen, daß Welk lington die Franzosen nicht angreifen würde , um Bli cher beizustehen , bevor er seine ganze Armee vereinigt hätte.

Alle diese Ursachen ließen wünschen, daß man

den ersten Angriff gegen die preußische Armee richtete, daher mußte sie sich zuerst versammelt finden, und das geschah auch.

Den 15. , mit Tagesanbruch , segten sich die drei franzöfifchen Colonnen in Marsch *) .

*) S. den Anhang, Marschordre.

Die Avantgarde

annan

der linken , aus einer Diviſion des zweiten Corps beſte= -hend , traf, als sie aus den Bivouacs kam , auf die 1 Avantgarde des preußischen Corps des Generals Zie then ; fie trieb diese zurück , bemächtigte ſich der Brücke von Marchiennes ,

und machte 300 Gefangene ; der

Rest der Preußen rettete sich nach Charleroi , wo das Hauptquartier dieſes Corps war. J Der General Vandamme im Centrum hatte, den Befehl um 3 Uhr des Morgens abzumarschiren.

Von

feinem Lager nach Charleroi war keine Chauffee , seine Colonnen verirrten sich in den Nebenwegen , und ſtatt um 9 Uhr in Charleroi anzulangen , was von der åus Bersten Wichtigkeit war , erschien dieses Corps erst um 1 Uhr Nachmittags daselbst.

Napoleon, an der Spiße

seiner Garde , debouchirte gegen diese Stadt auf einem andern Nebenweg , und fog um 11 Uhr ein.

Der Gez

neral Pajol war mit seiner leichten Cavallerie schon vor einer halben Stunde dort angekommen , Feind.

hinter dem

Diese Abwesenheit des Corps von Vandamme

war ein schlimmer Zufall. Der rechte Flügel, vom General Gerard geführt, fand schlechte Wege ; seine Avantgarde erreichte bei guter Zeit die Brücke von Chatelet , aber die ganze Colon= ne konnte erst am Abend eintreffen.

Von Charleroi

führt eine Chauffee, die Brüsseler genannt , nach dieser Stadt, die 14 Lieues von der erstern über Goffelies, Frasnes, Gennape und Waterloo liegt.

Eine andere

Chauffee geht rechts von der Straße nach Brüssel über Gilly nach Namur, das 8 Lieues von Charleroi entfernt ift.

Das Ziethenſche Corps , durch seine Huſaren von

der Bewegung der ganzen franzöſiſchen Armee untere ›

50 richtet, räumte in aller Eil Charleroi über die Straßen nach Brüffel und Namúr.

Der Theil des preußiſchen

Corps, der den Weg nach Brüffel eingeschlagen hatte, feßte sich in Goffelies ; der auf der Straße nach Namur in Gilly.

Der General Pajol schickte ein Regiment

Husaren unter dem General Clary auf die Straße nach Brüssel , um die preußische Arrieregarde zu verfolgen, während er mit den andern Truppen seiner Division die auf dem Wege nach Namur drångte.

Man scharmützelte auf beiden Straßen , als der Kaiser ankam.

Von den Anordnungen des Generals

Pajol unterrichtet , glaubte er daß der General Clary nicht stark genug wäre , und schickte den General Lefe: bore Desnouettes mit seiner Cavalleriedivision und ſeinen Batterien ab, um ihn zu unterstügen.

Er ließ die

Infanteriedivision Duhesme hinter Pajol aufmarschi= ren , und detafchirte ein Regiment Infanterie mit zwei Stücken , um eine Stellung auf halbem Weg von Char: leroi nach Goffelies zu nehmen.

Bei dieser Lage der

Dinge gab der Kaiser den Befehl , den Rest der Garde,、 und das dritte Corps zu erwarten.

Er schickte dent

General Reille den Befehl seinen Uebergang bei Marchiennes zu beschleunigen, und sich nach Gosselies zu bes 1 geben, und lebhaft alles, was er vor sich auf der Stra= ße von Brüſſel fånd , zu verfolgen. Erlong erhielt denselben Befehl.

Der Graf von

Grouchy säumte nicht

mit allen Cavalleriereſerven anzukommen ; Corps folgte ihm.

das dritte

Sobald der General Ziethen dieſes

wahrnahm, verließ er Gilly , das an der Trennung der beiden Straßen liegt , von denen die eine nach Namur,

32

die andre nach Sombref führt, wo ſiesden Weg von Namur nach Nivelles trifft.

god

"

Der General Pajol stellte sich sogleich zu Gilly auf, ein großes Corps Preußen vor sich habend. Indeß war der General Reille bei Marchiennes mit dem zweiten Corps über die Sambre gegangen. En begab sich schnell auf einen Nebenweg , um gegen Goffes lies den Weg nach Brüssel abzuschneiden.

Das erste

Corps sollte der Bewegung des zweiten folgen , Marschall Ney kam in diesem Augenblick

der

auf dem

Schlachtfeld bei Napoleon an , der ihm sogleich befahl nach Goſſelies zu gehen, und das Commando über den ganzen linken Flügel zu übernehmen , der aus dem era 1 ften und zweiten Corps , der leichten Cavalleriedivision der Garde, und einer Cavalleriebrigade von Pajol bes stand.

Diese Cavallerie sollte in der Nacht von der

1 schweren Reiterei des General Kellermann abgelößt werden.

Napoleon schrieb dem Marschall Rey vor , alles

was er auf der Straße von Brüssel fånd, ungeftum anzugreifen, und mit diesem. Corps von mehr als 40,000. Mann jenseit Quatre-Bras sich aufzustellen , und starke Avantgarden auf den Straßen nach Brüffel und Namur zu haben *).

Der Kaiser schickte zu gleicher Zeit einen:

Der Kaiser, nachdem er ihm diese Befehle gegeben hatte, fügte hinzu ,Herr Marschall , Sie kennen hin länglich die Position von Quatre - Bras ! “ Ja , Sire, antwortete der Marschall ; wie sollte ich sie nicht kennen, vor zwanzig Jahren wohnte ich dem Krieg in diesem Lande bei, diese Position ist der Schlüffel von allem. " Nun gut, sagte der Kaiser , fammeln Sie Ihre beiden Corps , und werfen Sie , wenn es nöthig ist , etliche Redouten auf; beschleunigen Sie den Marsch von Erlongs , und lasfen Sie ihm alle Detaschements , die er an den Brücken der Sambre gelaſſen hat, zurück-

32 . seiner Officiere ab , um den Corpscommandanten bes kannt zu machen , daß S. Maj. daš Commando über den ganzen linken Flügel diesem Marschall gåbe. Als der Marschall Ney bei Gosselies ankam, bes mächtigte sich die Brigade Clary , vom zweiten Corps anterſtüßt, dieses Fleckens , und trieb die Preußen hers aus , die sich nach Fleurus zurückzogen.

Der General

Reille detaſchirte zu Verfolgung des Feindes die InfanteriedivisionGirard, und feste seinen Marsch nach Brüß fel fort, um bei Quatre:Bras Position zu nehmen.

Der

Prinz Bernhard von Sachſen , Commandant einer Brigade (von 5 Bataillons , 4000 Mann ſtark), der drits 1 ten belgischen Diviſion von der Armee des Herzogs von? Wellington, cantonnirte in Gennape ; die Canonade bei Charleroi hörend, und von dem Rückzug des Generals Ziethen benachrichtigt , begab er ſich mit seiner Brigade nach Frasnes, wo eins seiner Bataillons mit einer belgischen Batterie lag , aber durch die leichte franzöſiſche Reiterei bald aus dem Dorf vertrieben, zog er sich nach Quatre-Bras zurück ,

und nahm dort eine Stellung.

Unſre Cavallerie stellte Posten in dem Holz von Boffu aus, das auf dieser Höhe liegt, und der Marschall Ney ließ, da er die Canonade zwiſchen Fleurus und Gilly hörte, das Corps von Reille zwischen Gosselies und Frasnes Halt machen *) . rufen. " Ney erwiederte schnell : glauben Sie mir , ir zwei Stunden find wir zu Quatre- Bras, wofern nicht die 1 ganze feindliche Armee dort steht! *) Man wird fragen, warum Ney diese Position von QuatreBras nicht beseßte ? Es scheint, daß die Erinnerung an fein Betragen 1814, und zuleht im März 1815, eine moralische Umwandlung in ihm bewirkte, die sich in allen ſeinen Handlungen bemerkbar machte. Uebrigens irr e dieser Marschall, der erste Tapfere im Gefecht, sich oft in den Feldzugsdispo-

1 33 Sobald der Kaiser vèrnahm , daß der linke Flügel fich Goffelies bemeistert hatte , und nach Quatre- Bras richtete, marſchirte er gegen Fleurus.

Die Corps Van-

damme's und Grouchy's hatten sich bei Gilly, vereinigt, aber durch falsche Nachrichten getäuscht , blieben diese Generale unbeweglich stehen , in der Meinung daß sich die ganze preußische Armee in den Gehölzen von Fleu=" rus befände. › Der Kaiser, der in Person den Feind recognoscirt hatte , sah nur einen Theil des Ziethenſchen Corps , und befahl es lebhaft anzugreifen ; es trat ſogleich seinen Rückzug an.

Ungeduldig sich dieses Corps

entwischen zu sehen , gab der Kaiser dem Adjutant Le Tort den Befehl,

mit den vier Escorteescadrons die

Arrieregarde zu chargiren.

Sie brachen in zwei Quar= "

rees , und vernichteten ein Regiment ;

aber der uner-

schrockne Le Tort , ein Officier vom größten Verdienst, fiel tödtlich verwundet.

Der Feind gieng nach Fleurus,

durch die Wälder von Trichenaye und Lambusart , wo die Corps von Grouchy und Vandamme ſich aufstellten. Nachdem der Kaiser Nachrichten von seinem rechten Flüs gel erhalten hatte, kehrte er nách Charleroi zurück , um

+ dort alle Rapporte zu empfangen. In der Nacht vom 15. auf den 16. waren die Stellungen der drei Armeen folgende : das französische

fitionen. Durch seine leichte Cavallerie benachrichtigt, daß der Feind bei Quatre - Bras nur von geringer Starte wire, hielt er es für Flüger auf der Höhe der Canonenschüsse , die er auf seiner Rechten hörte , zu bleiben , und ließ die Divifion Girard sich als eine Avantgarde nach Fleurus wenden. Damit es aber doch schien , als habe er seine Aufträge ausgeführt, meldete er S. M. daß er Quatre Bras durch eine Avantgarde befeßt hielt , und daß seine Massen rückwärts davon ſtånden. €

NNNNY 54 Hauptquartier in Charleroi , das der Preußen in Namur, das engliſche in Brüssel. Der linke Flügel der französischen Armee , unter dem Befehl des Marschall Ney , hatte sein Hauptquar=/ tier in Goffelies , ſeine Avantgarde in Frasnes ;

das

Corps des Generals Reille zwischen Goffelies und Fras nes , mit einer Diviſion (Girard) in Vagnies , in der Richtung von Fleurus ; das Corps des Generals von Erlong zwischen Marchiennes und Julmet. Das Centrum, aus dem Corps Vandamme's und den Cavalleriereserven unter Grouchy bestehend, hielt die Gehölze Fleurus gegenüber beſeßt. ·

Der rechte Flügel , von dem Corps des Generals`` Gerard gebildet, war, nachdem es über die Sambre gegangen , vorwärts von Chatelet. 1 Die kaiserliche Garde ſtand in Echelongs zwischen Fleurus und Charleroi ; dieser Stadt;

das sechste Corps vorwärts

das Cuirassiercorps Kellermanns , mit

dem großen Artilleriepark ,

auf dem linken Ufer der

Sambre, hinter Charleroi. Die spreußische Armee hatte ihr erstes Corps bei Fleurus vereinigt ,

die drei andern Corps waren im

Marſch, um sich nach ihren Sammelplågen , und dann nach Sombref und Ligni zu begeben. Die englische Armee erhielt den Befehl, sich zu fammeln.

Während aller dieser Bewegungen am 15.

war der Herzog von Wellington ruhig in Brüffel ge= blieben.

Um 7 oder 8 Uhr des Abends erhielt er einen

Courier von Blücher , der ihm meldete , daß die Feindfeligkeiten angefangen , und eine starke französische Res cognoscirung – etliche seiner

Vorposten

niedergehauen

35

hätte ; aber der englische General , der erwarten wollte, daß die Bewegung sich entschiedener ausspräche , hatte keinen Befehl zum Aufbruch gegeben ; erst als um Mits ternacht ein zweiter Courier von Blücher ihm die Nacht richt auf den Ball brachte, daß die Franzosen Charleroi genommen hatten , geschah es.

Dann erst hatte der

Herzog den Generalmarsch schlagen lassen , und in die Cantonnirungen die Befehle zu schleuniger Zusammenziehung der Truppen geschickt. Das Corps des Herzogs von Braunschweig , und die Division des Generals Pic ten, die in Brüffel lagen, waren zuerst beisammen, und mit Tagesanbruch seßten sie sich in der Richtung nach Charleroi in Marsch.

Fünftes Capitel. Schlacht bei Ligni.

Den 16. früh befahl Napoleon dem General Kels lermann, fich von Charleroi nach Quatre Bras zu bes geben , um den linken Flügel unter den Befehlen des Marschall Ney zu verſtärken *) . Er schickte diesem Mar: schall die Ordre ,

mit dem so auf mehr als 45,000

Mann starkem Flügel vorwärts zu gehen , *

und eine

Linker Flügel unter dem Marschall Ney. • 23,420 Mann. 46 Geſchüße. Zweites Corps Erstes Corps 18,420 4644 Cuirassiere 12 2,7002 LeichteCavallerie (Garde) 2,240 12 *

Sunime : 46,780 Mann. Tis ¡Geſchüße,

€ 2

36 gute Stellung jenseits der von Quatre Bras zu neh men, weil er fie am vorigen Tag nicht genommen hattez und im Fall die preußische Armee, wie man glaubte, die Schlacht bei Fleurus ,

oder Gemblaux annehmen

würde , eine Abtheilung auf der Chauffee von QuatreBras nach Namur den Preußen in die rechte Flanke zu schicken. Der Adjutant Flahaut wurde bei diesen Marschall geschickt , um die ganze Bewegung zu beschleunigen und ihr zu folgen. › Napoleon marſchirte gegen Fleurus mit dem ganzen Centrum , das sechste Corps (Lobau) aus- genommen, das er in Charleroi zurückließ.

Der rechte

Flügel, vom General Getard geführt , marschirte von Chatelet ab , und vereinigte sich mit dem Centrum um 1 Uhr Nachmittags. Man bemerkte bald ein ziemlich starkes Corps auf den Höhen von Bry aufgestellt. eine Stellung.

Die Armee nahm

Das Corps Vandamme's vorwärts von

Fleurus , das des Generals Gerard im Centrum , `die beiden leichten Cavalleriecorps Pajot und Ercelmans unter dem Marschall Grouchy auf dem äußersten rechten Flügel; die kaiserliche Garde zu Fuß und zu Pferd, und alle Artilleriereserven in zweiter Linie auf dem Abhang hinter Fleurus.

Das sechste Corps erhielt Befehl,

sich nach diesem Ort zu begeben.

Napoleon durchgieng

mit geringer Begleitung die ganze Tirailleurslinie , und besuchte mehrere Anhöhen, und Mühlen.

Er zögerte

nicht, die preußische Armee zu recognosciren , ihr linker

1

Flügel stand bei Sombref, das Centrum bei Ligni, der rechte Flügel bei St. Amand, und die Reserven auf den Höhen von Bry , die ganze Fronte gedeckt durch einen

37 tiefen Ravin ,

der die drei Dörfer verband.

Diese

Schlachtstellung, obgleich an sich sehr stark, schien beim ersten Anblick sonderbar , denn die von Quatre - Bras befand sich im Rücken des Feindes , deffen rechter Flüc gel alfo gänzlich in der Luft stand. Der Kaiser glaubte , daß diese Armee ohngefähr 90,000 Mann stark *) , und hier wäre , um die Ans kunft theils des Bülowſchen Corps , theils der engliſch" Beide

holländischen bei Quatre - Bras zu erwarten.

Operationen konnten nicht eher als den 17. Statt fin den.

Es war daher durch die Poſition , die der Mars

schall Blücher genommen hatte, einleuchtend ,

daß er

der französischen Armee imponiren , und einen Tag und eine Nacht gewinnen wollte , um seinen Reserven Zeit zu geben anzukommen , wodurch dann eine Armee von 200,000 Mann in Linie gestanden wåre.

Napoleon

beschloß sogleich anzugreifen ; die ganze Armee machte eine Frontveränderung , den rechten Flügel vorn , auf den äußersten linken schwenkend.

Durch diese Bewe

gung befand sich das Corps Vandamme'z St. Amand gegenüber , das Gerard's gegen Ligni , und das Grouchy's Sombref entgegengesest.

Die Garde und Mik

haut's Cuirassiere in zweiter Linie 500 Schritte vor wärts von Fleurus , nach der Seite von St. Amand.

* Preußische Armee. 90,000 Mann.

15,180 Mann. 5,160 = 15,260 14,260 = 8,420 =

Französische Armee. Gårde . Division Girard Drittes Corps Viertes Corps Cavallerie unter Grouchy

58,280 Mann.

38 Die Division Girard (von Reille's Corps) , die den äußersten rechten Flügel der Truppen unter dem Marschall Ney bildete , machte jeht die äußerste Linke von dem Vandamme'schen Corps.

So verband diese

Division beide Armeen. Napoleon hatte Ordre auf Ordre an den Marschall Ney geschickt , mit dem größten Ungestüm alles, was er vor sich fånd , anzugreifen.

Zu Mittag ließ er

ihm seine.Unzufriedenheit darüber bezeigen, daß er noch nicht zu deu Waffen gegriffen hätte , und noch in seinen Bivouacs ſtånde;

er wiederholte ihm den Befehl , die

Poſition von Quatre - Bras mit Heftigkeit anzugreifen, wo er, nach den Nachrichten , die er von Brüffel erhalten hätte , nur wenige niederländische Truppen finden würde, da die englische Armee noch nicht vereinigt wäre, und den 15. um 11 Uhr des Abends von alle dem was vorgieng noch nichts wußte.

S., M. schrieb ihm von

neuem vor , daß er , sobald er Position, vorwärts von Quatre Bras genommen hätte , den schon erhaltenen Befehl, ein Detaſchement auf der Chauffee von Namur abzuschicken , ausführen sollte / um der preußischen Arz mee , deren Stellung man ihm anzeigte , in den Rücken zu fallen.

Diese Bewegung mußte den gänzlichen Un-

tergang der feindlichen Armee verursachen.

Der Kaiser

war davon so überzeugt , daß er seine Inſtructionen an den Oberst Forbin Janson , den er an den Marschall Ney schickte , mit den Worten schloß : " sagen Sie ihm , daß das Schicksal Frankreichs in fei nen Händen ist. " Die Zeit war kostbar , man mußte eilen , zu handeln.

Um drei Uhr , wo alle Vorbereitungen beendigt

VANNA

39 • waren, griff Vandamme den rechten Flügel des Feindes bei St. Amand an , das die Division Girard umgehen follte.

Einige Augenblicke

darauf attaquirte Gerard

das Centrum zu Ligni , zu selbiger Zeit , als Grouchy die ganze feindliche Cavallerie über den Lignibach zurückwarf, und den linken Flügel der Preußen zwang , in feine Stellung bei Sombref zurückzugehen.

Napoleon

war mit dem Angriff Vandamme's nicht zufrieden , der Erfolg war schwankend.

Der General Girard ,

Officier voll Muth und Erfahrung ,

ein

that mit seiner

Diviſion mehr , als man von einer Division von 4000 Mann erwarten konnte.

Der General Gerard , an der

Spiße des vierten Corps, zeigte bei seinem Angriff auf Ligni, wie gewöhnlich, fein Talent und seine Tapferkeit. Das Feuer, nachdem die Canonade und das kleine Ge wehrfeuer auf der ganzen Linie in Gang war , wurde sehr heftig.

Das Dorf Ligni, von einer sehr dauer-

haften Construction und jenseit des Ravin gelegen, der hier vorzüglich steil ist, wurde mit vieler Hartnäckigkeit vertheidigt,

es ward mehreremale genommen ,

wiedergenommen.

und

Um halb sechs Uhr war Gerard noch

nicht ganz davon Meister, der Adjutant Gourgaud, der sich bei dieser Attaque befand , meldete dieß dem Kaiser, und sagte ihm, daß alle Reſerven des vierten Corps im Gefecht wären, ohne daß bis jest etwas über den Besit des Dorfs entschieden.

Napoleon ließ hierauf seine

Garde mehrere Bewegungen machen , um sie selbst auf diesen wichtigen Punct zu führen , und , die ganze Ca= vallerie hinter sich, einen entscheidenden Angriff zu thun. Man konnte die schönsten Resultate davon erwarten, ´als der General Vandamme anzeigte ,

daß eine Lieue

40 von seiner linken Flanke eine feindliche Colonne von etwa 20,000 Mann aus dem Gehölz debouchire , und * uns alſo tournire , da fie Miene mache , sich nach Fleurus zu wenden.

Der Kaiser ließ seine Garde Halt ma-

chen , und gab verschiedene. Dispositionen , Colonne zu empfangen. wegung ,

um diese

Unerklärlich schien diese Be-

das Corps mußte zwischen denen des Mar-

schalls Ney und des Kaisers durchgedrungen seyn .

Um

halb 7 Uhr meldete der Adjutant Dejean , den S. M. abgeschickt hatte, um die Bewegungen dieſer Colonne ju recognofciren , daß dieselbe das erste Armeecorps unter dem General von Erlong wäre.

Napoleon konnte kei-

nen Grund zu einem solchen Marsch finden . Als der Irrthum erkannt war , brauchte es eine halbe Stunde um die Reserven zurückzurufen, und erst um 7 Uhr konnte Napoleon gegen Ligni marſchiren. Der Angriff fand Statt wie er entworfen worden war, aber dieser unglückliche Irrthum hatte , ihn um zwei Stunden aufgehalten.

Ligni wurde genommen , der

Feind , überall geſchlagen , sah sein Centrum durchbrochen, und sein rechter Flügel , durch die Diviſion Giz rard jenseits St. Amand umgangen , verließ eilig das Schlachtfeld , und trat seinen Rückzug nach verschiede nen Richtungen an.

40 Canonen, 6 Fahnen, und eine

große Menge. Gefangener blieben in unsern Hånden . Die Dunkelheit der Nacht erlaubte nicht alle Vortheile zu erhalten, die man von diesem Sieg erwarten mußte. Bei einer einzigen Division des sechsten Corps fielen gegen das Ende

der Schlacht etliche Flintenschüsse.

Man kann sagen , daß dieses Corps nicht zum Gefecht kam , also wurde die preußische Armee, 90,000 Mann

stark (Bülow war nicht angekommen) , în 4 Stunden von 60,000 Franzosen geschlagen.

(S. den Anhang.)

Unser Verlust bestand in 78000 Mann.

Der

brave General Girard beschloß ruhmwürdig seine Lauf bahn an diesem Tag *).

Der Feind schäßte selbst seik

nen Verlust auf 25,000 Mann .

Der Marschall Blu-

cher, von seinem Pferde gestürzt, befand sich einige Aus genblicke in der Gewalt unfrer Cuirassiere.

Die preuz

Fische Armee bewirkte ihren Rückzug , das erste Corps und das zweite nach Tilly , und das dritte nach Gemblour, wo es in der Nacht mit dem Bülow's (dem viers ten), das von Lüttich ankam, zuſammentraf. Während das Centrum und der rechte Flügel der französischen Armee diese Vortheile errangen , wurden große Fehler auf dem linken Flügel begangen ; der Marschall Ney hielt die Position von Quatre-Bras nicht be ſeßt.

Der Prinz von Oranien , deffen Hauptquartier

in Nivelles war , hatte sich den 16. mit Tagesanbruch nach Quatre-Bras begeben , und die Brigade des Prinzen Bernhard mit einer andern Brigade verstärkt , so befanden sich in dieser wichtigen Stellung einen großen Theil des Tags nicht mehr als 9000 Mann ! Der Marschall Ney , der sie den 15. am Abend beseßt , der sie wenigstens den 16. mit Tagesanbruch in Beſiß haben sollte , hatte um 2 Uhr Nachmittags noch keine Bewegung gemacht.

Er marschirte erst nach wiederholtent

Befehl dahin, und als er die gut unterhaltene Canonade

*) Das ist derselbe General, der in der Schlacht bei Lützent, von zwei Kugeln verwundet , sich nicht vor dem Ende der Bataille fortbringen lassen wollte, ſagend : Heut ist der Tag, für alles , was ein franzöſiſches Herz hat, zu siegen oder zu Herben.

42 bei Ligni hörte. Man weiß nicht, aus welchem unglück lichen Grund er nicht alle unter seinen Befehlen stehende Truppen vorrücken, und warum er die leichte Cavallerie der Garde , und das ganze erste Corps (von Er long) rückwärts ließ.

Er gieng nur mit 3 Divisionen

des Corps von Reille vor , was mit der Cavallerie und Artillerie etwa 20,000 Mann betrug, und ließ 2000 Mann auserlesener Reiterei und die 18,000 Mann J fanterie des ersten Corps , welches etwas ſpåter nach Fleurus gieng , hinter sich *).

Die Tirailleurs des Prinzen von Oranien waren bald zurückgetrieben , und die ganze Division mit dem völligen Untergang bedroht, wenn nicht das Corps des Herzogs von Braunschweig, und eine halbe Stunde darauf die engliſche Diviſion des Generals Picton , die am Morgen

von Brüffel abmarſchirt waren ,

` Schlachtfeld angekommen wären.

auf dem

Jest befand sich der

Feind mehr als 30,000 Mann stark, aber er hatte ſehr wenig Cavallerie und Artillerie, da die leßtere nicht den Beschleunigten Marsch der Infanterie, die von Brüffel kommend 9 Lieues gemacht, hatte folgen können.

Ju:

deß gewann der Marschall Ney durch seine Unerſchrosckenheit, und die Tapferkeit der französischen Truppen beständig Terrain , und drångte einen stärkern Feind zurück.

Der Herzog von Braunschweig war getödtet

* Franzdfische Corps , die bei Quatre - Bras fochten. Zweites Corps (um die Division Girard vermindert) 18,260 Mann Cavallerie des ersten Corps 1,620 : 1 Cuirassiere 2,840 ፡ Summe 22,720 Mann .

www .

43 worden ; Eniraffierchargen hatten das Quarré deß 42: Regiments ( Schottländer) durchbrochen , feine Fahne war genommen , der Oberst geblieben ; der Sieg fieng an fich für die Franzosen zu erklären , als die Divifios nen Cook und von Alten die Sache der Feinde wieder herstellten.

Diese Verstärkung von 18,000 Mann, die

um 4 Uhr des Abends die Truppenzahl des Herzogs von Wellington auf 50,000 Mann brachte , erlaubté ihm , sich in seiner Position zu erhalten , und die französische Armee war dahin gebracht , nur zu fechten , um die ihrige zu behaupten. Der Verlust der Franzosen war auf diesem Punct von ohngefähr 4000 Mann.

Der Feind verlor zweis

mal mehr , da feine zahlreichen Maſſen beständig dem ganzen Feuer unsrer Artillerie ausgeseßt waren , ohne es erwiedern zu Kinnen *). Es ist unmöglich, sich mit mehr Muth und Tapfers keit zu schlagen, als der Marschall Ney , mit den Truppen die er ins Gefecht brachte.

Wenn er die Cavalles

rie der Garde , und das ganze Corps von Erlong , daß er ſeit vorigem Tag zum Agiren håtte bereit haben sol len , angewendet , so wäre dieser Theil der englischen Armee gänzlich vernichtet , und hinter die Dyle zurücks geworfen worden.

Durch den Schaden , den der Marz

schall Ney mit 22,000 Mann dem Feind zufügte, kang man den beurtheilen , den er ihm mit 45,000 Mann gethan hätte.

Während der Nacht kamen die englische Artillerie und Cavallerie, so wie die andern Divisionen nach und

*) S. den Anhang.

44 nachan, aber den 17. früh mußte der Herzog von Wellington , von dem Verlust der Bataille bei Ligni , und`` dem Rückzug Blüchers benachrichtigt, Quatre-Bras verz laffen , und über die Dyle zurückgehen , in dieser Posis tion ſeine Cavallerie mit 3 oder 4 reitenden Batterien zurücklaſſend , um seine Bewegung zu decken , und den Marsch der franzöſiſchen Armee , so lange als möglich, aufzuhalten. Der Marschall Ney begieng den Fehler , den 15. das erste Corps zu lange in Marchiennes zu laſſen, und kein Lager vorwärts von Quatre-Bras zu beziehen.

Er

führte zu seiner Rechtfertigung an , daß er befürchtet habe, da er Fleurus vom Feind stark beseßt gesehen, und die Nachricht gehabt , daß die ganze preußische Arz mee daselbst wäre , 2 sich auf seiner Rechten überflügelt zu finden, wenn er sich nach Quatre-Bras begäbe.

Aus

einer ähnlichen Ursache führte er den 16. den Befehl, fich mit Tagesanbruch nach Quatre - Bras zu richten, einer Poſition die damals nur mit leichten Truppen befest war, die es hernach durch eine holländische Divi fion von Mittag bis zur Ankunft der englischen Diviſios nen um 4 Uhr war , nicht aus ; so daß die Beseßung dieser wichtigen Poſition , eine Operation die kein Hinderniß seit dem Morgen bis Mittag darbot , die leicht war von Mittag bis 4 Uhr , unmöglich wurde von 4 Uhr bis zur Nacht.

Wenn der Marschall Ney sie früh

von 10 Uhr an inne gehabt hätte , so wåren , da die Hauptstraße von Nivelles sich abgeschnitten fand , alle die in den Gegenden um Nivelles cantonnirenden englis schen Truppen gezwungen gewesen, sich bei Gennape zu versammeln ; es wäre dem Herzog von Wellington un-

45 möglich gewesen ohne Artillerie , ohne Cavallerie , und mit ermüdeten und nach und nach ankommenden Trup pen eine Armee in Poſition anzugreifen.

Er håtte den

16. dann blos darauf gedacht, ſeine Armee in einer Stellung hinter Gennape zu versammeln, um im Stande zu seyn, den 17. agiren zu können, und dann würde der Marschall Ney ,

das erste Corps auf die Straße

von Quatre-Bras nach Màrbois und Sombref detaſchis rend , das nur 2 Lieues entfernt war , den gänzlichen Untergang der preußischen Armee herbeigeführt haben. Die Bewegungen des ersten Corps laffen sich schwer erklären ; es war fälschlich in der Nacht vom 15. auf den 16. zwischen Marchiennes , und Julmet echelonnirt geblieben , und hatte sich hernach auf dem Weg von Charleroi nach Brüffel gegen Fleurus gewendet. der Marschall Ney den Befehl ,

Hatte

einmal Meister von

Quatre-Bras eine Diversion in den Rücken der preußis, schen Armee zu machen , falsch verstanden ?

oder hat

der4 General von Erlong , zwischen Gosselies und. Frasz nes angekommen, die heftige Canonade rechts, und nicht in der Richtung von Quatre-Bras hörend, vielleicht gez glaubt , sich nach der Canonade wenden zu müssen , die er hinter"sich gelaffen hätte, wenn er auf der Heerstraße fortgegangen wäre ? Auch das war eine falsche Bewe gung dieses Corps , den 16. des Abends , daß es , hön rend daß das Dorf St. Amand genommen wäre , einen zweiten Flankenmarsch machte , um wieder zu dem Marschall Ney zu kommen , Abends anlangte. nirgends nüglich.

bei dem es erst um 9 Uhr

So war dieses ganze Armeecorps

46

In diesen Gefechten schlugen sich die französischen Soldaten mit derselben Tapferkeit und demselben Ver trauen auf den Sieg , die sie in den schönsten Schlachs ten gezeigt hatten ; aber mehrere Generale, der Marfchall Ney felbst, waren nicht mehr dieselben.

Sie hat

ten nicht mehr diefe Energie , noch dieſe ausgezeichnete Kühnheit, die fie sonst so oft gezeigt , und die so vielen Antheil an den großen Erfolgen gehabt hatten.

Sie

waren furchtsam und bedächtig in allen ihren Operatio nen geworden, ihnen geblieben.

ihre persönliche Tapferkeit allein war Es handelte sich darum , wer sich am

wenigsten ausseßte.

So kam der General Vandamme

bei Charleroi 4 Stunden später an , als er sollte ; fo hielt er sich mit dem Marschall Grouchy bei Gilly_auf, and verlor nochmals Zeit, statt lebhaft anzugreifen, und nach Flearus zu gehen. ' Aber die beiden schon geschla= genen Divisionen des Ziethenſchen Corps schienen die ganze Blüchersche Armee zu seyn ; erst nachdem Napoleon, auf diesem Punct angekommen, gesehen hatte, daß wenige Truppen da wären, griffen fie an.

Der Kaiser

hatte den Bereinigungspunct der beiden Straßen von Namur und Brüffel nicht verlassen können , bevor das zweite Corps über Marchiennes auf der Straße von Brüssel angekommen, und Herr von Goffelies war, um die Stellung bei Charleroi zu sichern ; dadurch giengen 2 Stunden verloren. Diese Fehler erlaubten dem Feind Fleurus in der Nacht zu halten, was Ursache war , daß waste fich nach the mar der Marschall Ney nicht wagte sich nach Quatre-Bras zu begeben , eine Bewegung ,

die er in andern Zeiten

nicht angestanden håtte zu1 thun , indem er eine starke Reserve in seinem Rücken gelassen hätte.

Als am 16.

Mittags die Armee Position vorwärts Fleurus genom men hatte, und als man die preußische Armee entdeckte, war die Meinung fast aller Generale , daß die Armeet von Wellington und Blücher vereinigt waren ; fie wolle ten es durch die Stellung, die Blücher genommen hatte,' beweisen, indem fein rechter Flügel in der Richtung von Marchiennes stand, und er Quatre:Bras weit rückwärts gelassen hatte ; was die Stellung der preußischen Armee. gänzlich gewagt machte, wofern nicht, fagten fie, hinter dieser Linie die ganze englische Armee in Echelons ſtändel Napoleon machte der Untersuchung ein Ende, indem er den Befehl gab vorzurücken , ſagend , daß nicht mehr. Feinde vorhanden wären , als man sähe , und daß die Poſition, die Blücher genommen hätte, ein Fehler, aus dem Character dieses Marschalls, und aus der Hoffnung. während der Nacht durch seine Reserven und die eng= lische Armee verstärkt zu werden, entsprüngen , wäre. Niemand kann zweifeln , daß nicht in der französ fischen Armee einige Offiziere und Soldaten in verſchies, dene Regimenter zerstreut waren, 2 die sich ein Vergnügen daraus machten, die Stärke des Feindes zu übertreiben, und jeden Augenblick zu erzählen , daß man umgangen? wåre 2.20.1- Man hat schon geſehen , daß am 14. `der? -General Bourmont mit einem Ingenieuroffizier zum Feind übergegangen war, und während der Bataille am 16. folgten mehrere Officiere.

Während des heftigsten

Kampfs erhielt Napoleon fünf øder fechs beunruhigende Rapporte ; der eine war von einem General , der anzeigte , daß Vandamme mit seinem ganzen Staab zum Feind übergegangen wåre ; ein andrer , daß man dem Marschall Soult nicht trauen dürfe ,

daß er falsche

48 Marschordren gegeben hätte.

Ein Dragonerwachtmei

fter kam ganz auffer sich , und verlangte mit großem Geſchrei den Kaiſer zu sprechen, und ſagte ihm : „ Sire, ich komme Ew. Maj, zu benachrichtigen , daß in dieſem Augenblick der General Henain die Officiere feiner Di ,,Boz vision bereden will , zum Feind überzugehen.“ her weißt Du das ? fragte Napoleon , wo ist er ? Haſt Du es gehört ? “ Und es fand sich, daß er den General Henain weder gesehen , noch gehört , sondern ein Offiz cier ihm gesagt hatte , diesen Bericht zu machen . dieß war falsch;

Alles

Bandamme hätte vielleicht mit mehr

Nachdruck wirken, können , aber er war weit entfernt, einen Gedanken an Berrath

. haben.

Henain hatte,

in dem Moment , wo er so angeklagt wurde , eine Kanonenkugel den Schenkel genommen.

Die, Gemüthsstimmung war so, daß die Soldaten auf niemand als Napoleon ein wirkliches Vertrauen festen , fie waren geneigt, fich jeden Augenblick verrathen zu glauben.

Mehrere gute Officiere ,

die unter

den Haustruppen des Königs gedient hatten, waren in Regimenter verseßt worden ; vielleicht war das unrecht. Man konnte ihnen keinen Vorwurf machen , aber der Soldat hegte immer Verdacht gegen fie.

Mumm kad ataudun s

49 Sechstes Capitel.

Schlacht bei Waterloo .

Der Kaiser kam erst um 11 Uhr nach Fleurus zurück , wo sein Hauptquartier war.

Er erhielt den

Rapport, was sich auf dem linken Flügel beim Angriff auf Quatre - Bras zugetragen hatte , er fchickte sogleich an den Marschall Ney den Befehl ab , seine Truppen mit Tagesanbruch unterm Gewehr zu haben , und die englische Armee lebhaft zu verfolgen , sobald sie ihren Rückzug antrate , den der Verlust der Bataille bei Ligni von den Preußen nöthig machte.

Der Kaiser ließ dies

sen Marschall wiffen , daß er auf der Chaussee von Naz mur gegen die Position von Quatre:Bras debouchiren würde, und daß ,

wenn der Herzog von Wellington

noch fortwährend diese Stellung behaupte , dessen Armee sich so in der Fronte angegriffen , und auf der lin ken Flanke überflügelt finden würde. Den 17. mit Tagesanbruch fieng der General Pas jol mit seiner leichten Cavallerie,, und einer Infanteriedivision vom sechsten Corps , die Verfolgung der Preusen an ; er raffte eine große Anzahl Gefangene , Munitions- und Bagagewagen zuſammen. Der Kaiſer ſchickte Recognofcirungen nach Quatre-Bras aus , um mit dem linken Flügel in Verbindung zu seyn .

Zu gleicher

Zeit musterte er die Truppen die gefochten hatten. Das Corps Vandamme's hatte wenig gelitten , das Gerard's hatte größern Verlust gehabt , da es mehr im Gefecht gewesen war.

Die kaiserliche Garde hatte blos etliche

Mann Todte oder Verwundete.

Das sechste Corps 2

50 hatte nichts verloren *).

Der Kaiser besuchte dann das

Schlachtfeld, und ließ die verwundeten Franzosen und Preußen aufheben ; diefe hatten einen ungeheueren Verluft gehabt, es fanden sich fünfmal mehr todte Preußen als Franzosen. Nach den Berichten ihrer Generale selbst, war ihr Verlust 25,000 Mann , was sich leicht erklärt, wenn man bedenkt ,

daß die preußischen Massen den

ganzen Tag die erhabene Ebene zwischen Ligni ,

St.

Amand und der Mühle von Bry besezt hielten , wo sie gänzlich blos standen, dem Feuer unfrer ganzen Artillerie " ausgesetzt, und daß, da sich die Reservemassen in der Verlängerung der Attaquen befanden , keine französische Canonenkugel verloren war ,

während im Gegentheil

die französischen Reſerven beſtändig auffer der feindlichen Canonenschußweite gehalten wurden.

Selbst die

Reserven der Attaquen konnten sich in Terrainvertie fungen stellen, wo sie Schuß gegen die feindliche Artillerie fanden.

Um 10 Uhr ließ der Officier, der die nach QuatreBras ausgeschickte Recognoscirung commandirte , melden, daß statt die Truppen des Marschall Ney anzu treffen , er die Engländer in dieser Position gefunden,

* Erlittener Verlust in der Bataille lei Ligni, 1,800 ann. Drittes Corps , 3 Diviſionen · Division Girard 2,000 = ፡ 2,000 Viertes Corps , 3 Divisionen ፡ 250 Cavalleriecorps Pajol = Cavalleriecorps Excelmans 250 100 2 Cuirassiere, Milhaut Cavallerie des zten und 4ten Corps 300 = 100 Garde von allen Waffen Summe 6,800 Mann.

1

51. und daß sie ihn sogar verfolgt hätten.

Es war keine

Zeit zu verlieren ; der Kaiser segte sogleich den Graf von Lobau mit 2 Divisionen seines Corps , und seine Cavallerie , mit einer Division von Pajol vermehrt , in Bewegung , um sich auf der Chauffee , und über Marbois, auf diesen Punkt zu begeben.

Er folgte selbst die-

fer Bewegung mit seiner ganzen Garde und den Cuis raffiercorps des Generals Milhaut, die Diviſion Girard (vom zweiten Corps), die den Tag vorher viel verloren hatte, zurücklaffend, sowohl als Reserve, als um Fleurus zu schüßen , und die Blessirten zu sammeln.

Er

gab dem Marschall Grouchy den Befehl, mit dem dritten und vierten Armeecorps ,

der Infanteriediviſion - des

fechsten, die sich bei Pajols Cavallerie befand , und dem Corps leichter Reiterei des Generals Excelmans die Preußen lebhaft zu verfolgen , ihre Arrieregarde übern Haufen zu werfen , und sie so zu drången , daß er sie nicht aus den Augen verlör.

Die diesem

Marschall

gegebenen •Instructionen schrieben ihm vorzüglich vor, den linken Flügel der Preußen zu überflügeln , so daß er beständig mit der übrigen Armee in Verbindung wäre..

Die franzöſiſche Armee gieng also in 2 Colonnen gegen Brüssel.

Die linke, wo sich der Kaiser befand,

sollte bei Quatre : Bras auf die Straße von Charleroi nach Brüssel treffen, und mit den Corps des Marschalls Ney vereinigt 66,000 Mann und 250 Feuerschlünde stark seyn , vor sich die ganze engliſch - holländische Armee habend.

Die andre , rechte , 36,000 Mann und

110 Stücke Geschüß stark, durch den Marschall Grouchy D 2

scommandirt , sollte die Dyle bei Wavres paſſiren , vor fich die geze preußische Armee im Rückzug *),

Als gegen i Corps

Uhr die Patrouillen des sechsten

auf die englische Cavallerie gestoßen waren,

nahm dieses Corps Position jenseits Marbois. Kaiser eilte sogleich herbei.

Der

Eine englische Marketen-

`derin , von unsern Huſaren aufgefangen , gab Details über die Armee des Herzogs von Wellington , die , wie sie sagte, über die Oyle zurückgegangen wäre ; fiz zeigte daß Quatre Bras noch durch ein großes Corps englischer Cavallerie mit Geschuß beseßt wäre.

Diese

Frau wußte nichts vom Corps des Marschalls Ney , ſie glaubte , daß er wieder über die Sambre zurückgegangen.

Bald engagirten sich unsre Tirailleurs mit denen

der Engländer ; auf unsrer linken Flanke wurde gleich . falls tiraillirt, was ſonderbar ſchien ; aber man erkanns 1

te bald, daß sich unsre Husaren aus Irrthum mit denen des Marschalls Ney eingelassen hatten. Man marſchirte vorwärts ; das englische Cavalleriecorps, da es von der Höhe von Quatre - Bras die ganze Straße von Namur mir Truppen bedeckt sah , trat sogleich seinen Rückzug an.

Der Kaiser kam im Galopp bei Quatre- Bras an ;

der Regen fiel in Strömen herab ; er beeilte sich , 12 Stücke reitende Artillerie in Batterie zu stellen , um die feindliche Arrieregarde beschießen zu lassen. Das Erstaunen des Kaisers war groß , als er sah, daß das Corps des Marschalls Ney noch in seinen *) Linke Colonne unter dem Kaiser. Soldaten. Geschüße. 66,000. 240 . nach Waterloo marfchirend.

Rechte Colonne uster Grouchy. Soldaten. Geschüße. 110. 36,000. nach Wapres marſchirend. :

53% Bivouacs vorwärts Frasnes sich befand.

Ungeduldig

über diesen Verzug faßte er den Entschluß, unmittelbar an die Truppen den Befehl zu schicken , sich in Marsch zu sehen , und zu ihm zu stoßen. Stunde auf sie warten.

Man mußte fast eines

Endlich defilirte das Corps

des Grafen von Erlong zu Quatre - Bras , das fechſten Corps, das auf der Chauffee von Namur herkam machte Halt, und das erste bildete die Avantgarde , durch die reitende Artillerie der Garde , und die Cavallerie des sechsten Corps unterstüßt.

Der Marschall Ney er

schien, der Kaiser bezeigte ihm seine Verwunderung über : die Vernachlässigung seiner Befehle, er ſtammelte etliche t Entschuldigungen, anführend, daß er geglaubt habe diej ganzes englisch-holländische Armee wäre noch zu Quatres Bras, auf ihrem linken Flügel durch die ganze preußis sche Armee unterstüßt , die ihm falsche Rapporte sieg: reich bei Ligni angezeigt hätten. * Das zweite Corps . følgte dem ersten , dann kam das sechste und endlich die Garde.

Das Cuirassiercorps des Generals Milhant " flanquirte die Straße. Der Kaiser seßte sich an die

Spise aller Truppen.

Sein Wille war früh gewesen,

in Brüffel oder im Wald von Soignes zu schlafen, und Falls die englisch :holländische Armee hinter der Dyle aufgestellt wäre , sie denselben Tag anzugreifen.

Der

unbegreifliche Verzug des Marschalls Ney hatte schon mehrere Stunden verlieren gemacht, indeß zweifelte, der Kaiser noch nicht, die feindliche Armee zu erreichen, en marschirtes mit der Avantgardebrigade, dem Feind auf den Fersen.

24 Stücke der reitenden Artillerie beschof-

sen fortwährend die feindlichen Cavalleriemaſſen , ihnen von Poſition zu Position folgend.

Sie fügten ihnen

www . 34

vielen Schaden zu.

Die Avantgarde kam um halb 7

Uhr des Abends im Dorf Planchenoit , dem Ausgang des Waldes von Soignes gegenüber , an ; sie wurde bald durch das Feuer von 15-20 Canonen empfan gen, und aus der Art, in der sie aufgestellt waren, ver muthete man hier eine starke Arrieregarde , Durchzug durch den Wald zu decken.

um den

Wenn diese Ar-)

rieregarde mehr als 15,000 Mann stark war , so war es unmöglich, sie denselben Abend zu vertreiben , indem zu der Zeit , wo man mit allen Angriffsvorkehrungen fertig gewesen,

die Nacht eingebrochen wäre.

Das

Wetter war sehr regnerisch , die feindlichen Linien nicht zu unterscheiden. Man suchte ihr dadurch zu imponiren, daß man Milhaut's Cuirassiere mit der reitenden Artil lerie aufmarschiren ließ.

Der Feind demaskirte sich

jeßt, und es war kein Zweifel mehr, daß nicht die ganze englische Armee hier aufgestellt sey. Der Kaiser befahlden 1 verschiedenen Corps ihre Bivouacs einzurichten, und legte fein Hauptquartier in das Vorwerk le Caillou. Die französische Armee von 67,000 Mann stand vor Planchenoit auf beiden Seiten der Straße nach Brüſſel, 42 Lieues von dieſer Stadt, * der englisch - hol= ländischen Armee gegenüber , deren Hauptquartier zü Baterloo. war. C Der Marschall Grouchy ,

mit einem

Corps von 35 →→ 40,000 Mann , war auf dem rechten Flügel ; den 176 *) wär er in der Richtung von Wavres marschirt, und man glaubte ihn dieser Stadt gegenüber gelagert , die preußische Armee im Rückzug vor ſichyants *) Armee des Kaisers vor Planchenoit den 17. des Abends , um die früher erlittenen Verluste vermindert.

36 Um 10 Uhr des Abends schickte der Kaiser einen Courier an den A Marschall Grouchy ab, um demselben wissen zu lassen , daß den kommenden Tag eine große Bataille vorfallen würde , die englisch - holländische Armee vor dem Wald von Soignes aufgestellt wäre , und ihre linke Flanke an das Dorf la Haye lehnte, der Mar schall Blücher einen der drei folgenden Auswege ergrif fen haben würde : 1) daß er seinen Rückzug nach Lüttich genommen ,

2 ) sich nach Brüssel gezogen hätte ,

Position bei Wavres geblieben wåre;

3) in

in jedem Fall

machte es sich nöthig , daß der Marschall Grouchy über St. Lambert manóuvrirte ,

um den linken Flügel der

englischen Armee zu debordiren , und sich mit dem rech= Infan- Caval- Artillerie. terie. lerie. Mann.Can. 16 Corps, ( 4 Divifionen Infanterie 16,220 ie n 1 Divisio Cavaller Erlong. 1,400 (Artillerie 900 46

1,370

1

610 30

3,800 4,200 4,400 2,100

1111

220

1819

Summen

7,000

710 68 118

36 Corps. ( 1 Division (Domont) dém ( 6ten Corps zugegeben 66 Corps, ( 2 Divisionen Infanterie Lobau. ( Artillerie ( Junge Garde ( Duhesme) Mittlere Garde Kaiserliche Alte Garde Leichte Reiterei Garde. Cavallerie (Grenadiere und Dragoner) Artillerie Cuirassiere, ( 2 Divisionen Kellermann.(Artillerie Tuiraffiere, ( 2 Divisionen Milhaut. (Artillerie Corps von (1 Division (Subervick) Artillerie Pajol.

1,300

1111

26 Corps, ( 3 Divifionen Infanterie 12,640 Division Cavallerie Reille. (Artillerie

210

12

110

6

2,000

1,920 96 2,330

12

2,530

1,130 48,260 14,160 4,680 240

67,100 Mann und 240 Canonen.

56 ten der französischen, Armee zu vereinigen ;

daß aber

diese Bewegung, die der Marschall - in den beiden ersten Fällen mit der Mehrheit seiner Truppen auszuführen hätte, im dritten Fall nur mit einem mehr oder weniger starken Detaschement , nach der Natur der Position, die er der preußischen Armee gegenüber befeßt hielt , ge= schehen solle.

Um zwei Uhr in der Nacht zeigte der.

Marschall Grouchy durch eine Depesche, an , daß er sein Hauptquartier nach Gembloux gelegt habe ,

und die

Richtung die Blücher genommen , und ob die Preußen nach Brüssel oder Lüttich gegangen , nicht wisse ;

dem

Armee des Marschall Grouchy im Marsch nach Wavres den 17. , um die früheren Verluste vermindert. Infan Caval Artillerie. terie lerie: Mann.Can. 3,060 ( 1 Division (Girard). 28 Corps. Artillerie 100 8 -38 Corps, ( 3 Divisionen Infanterie · 11,330. 660 38 Vandamme. ( Artillerie

48 Corps, ( 3 Divisionen Infanterie 10,130 1,330 1. Division Cavallerie Gerard. ( Artillerie 68 Corps. ( 1 Division (Teſte) ( Artillerie Corps von ( Division (Soult) Pajol. (Artillerie Corps von 2 Divisionen Cavallerie Excelmans. Artillerie Summen

610

38

160

8

4,000 1,150 100

2,390 28,520

4,870

200

12.

1,830 110

35,220 Mann und 110 Canonen, Wiederholung. 67,100 Mann und 240 Canonen Armee des Kaiſers $ 110. = Armee des Marschall Grouchy 35,220 Verlust ( bei Ligni 6,800 = den 16. ( bei Quatre Bras 4,140 113,260 Mann und 350 Canonen. Stärke der franzöſiſchen Armce, als ſie den 15. die Sambre paffirte.

578 zu Folge habe er zwei Avantgarden ausgestellt, eine zwischen Gembloux und Wavres , die andre eine Lieue von Gembloux in der Direction von Lüttich.

Also war.

ihm Blücher entkommen , und Grouchy hatte den 17 nur 2 Lieues zurückgelegt. * Der Kaiser schickte ihm auf! der Stelle noch einmal die am- vorigen Abend um to Uhr abgeschickte Ordre , und befahl ihm , daß er vor? Tagesanbruch unter dem Gewehr stehen, die Dyle überd Wavres pafsiren solle ; um sich nach St. Lambert zu be geben.

Der Officier , der diese : Depeschetrug

gieng

um 3 Uhr des Morgens ab , vor 6 Uhr sollte er in Gembloux seyn , er hatte nur 5 Lieues zurückzulegen ,*· und immer auf der Chauffee.

Um 5 Uhr des Morgens i

erhielt man im Hauptquartier eine zweite Depesche vom? Marschall; er meldete, daß endlich unterrichtet, daß der? Feind sich nach Wavres gewendet, er mit der ersten Dämmerung abmarschiren würde , um demselben in dies? - fer Direction auf den Fersen zu folgen ; dieser Brief war von 2 Uhr nach Mitternacht datirt. Da die Straße. von Gemblour nach Wavres , und von Gembloux nacha St. Lambert 2 Lieues lang dieselbe ist , so hoffte man, daß der Officier den Marschall Grouchy schon in Bes wegung treffen würde , und daß er ſo , ſtatt ju Mittag in St. Lambert anzukommen , um 10 Uhr des Mors s gens daſelbſt anlängen könne ; und daß ,

im Fall ders

Officier , wegen des Abmarsches des Marschalls , dens selben nicht fände , man immer sicher wäre , daß ders Marschall zu Mittag vor Wavres seyn , und die erſtél Ordre,

um 10

Uhr des Abends

geschrieben ,

ihm von der Bataille Nachricht gab , würde.

die

erhalten haben

58 snis Den 18. des Morgens war das Wetter ſehr trübe ; * es hatte die ganze Nacht geregnet und bei Tagesanbruch ng regnete es noch. Die nächtlichen Rapporte , und die Beobachtung 31 der Feuer hatten vollkommen die Gegens: wart der ganzen englisch-holländischen Armee bestätigt. Ihre Stärke war 85-90,000 Streiter , Feuerschlünde, *).

und 250

Die französische Armee nur

6768,000 Mann bestehend , aber überlegener des Werthes

aus'

war weit schwächer, ihrer Truppen

nach.

Die niederländischen und deutschen Soldaten konnten ſich nicht mit den französischen vergleichen; unter diesen befand sich die kaiserliche Garde , und die 4 Cuirassier: diviſionett.

Die französische Artillerie war wegen der :

Refervebatterien : der Garde eben so zahlreich wie die. feindliche Artillerie ; fie hatte 240 Feuerschlünde. Giesschien nicht zweifelhaft ,

Der:

und mit diesem Sieg

konnte man die Bernichtung der englischen Armee , aus der Stellung die ſie genommen hatte, hoffen.

Mit Ta=+

gesanbruch ſagte der Kaiser beim Frühstück : „ von hundert Fällen find achtzig für uns."

Der Marschall Ney,

der in diesem Augenblick ankam , und die Linie untersucht hatte, erwiederte :

ohne Zweifel, Sire, の wenneWellington unklug genug ist, hier

/

zu bleiben ; $ aber ich komme um zu melden , daß der Rückzug entschieden ist ,

und daß,

wenn 1 Sie nicht eilen anzugreifen, fie uns entwischen werden.

Der Kaiser legte auf diese

Nachricht keine große Wichtigkeit , es schien ihm gewiß,

Waterloo. Englisch - holländische Arinee 85,000 Mann, 250 Canonen. 67,000 Mann, 240 Canonen.., Französische Armee

59 daß der Herzog von Wellington , da er nicht vor Tage† sich zurückgezogen hatte , entschloffen wäre , das Glück : einer Bataille zu verſuchen.

Um 8 Uhr hellte sich das?

Wetter auf, der Kaiser recognoscirte die ganze feindliche? Linie, er glaubte , daß man auf den Feldern manouvri ren könne , und schickte an die verschiedenen Comman danten der Armeecorps seine Befehle für die Schlacht,

2

alles feste fich in Bewegung.

Die englische Armee hatte den Wald von Soignes ) hinter sich , und eine einzige Chauffee zu ihrer Verbins dung mit Brüſſel , was ihren Rückzug sehr erschwereni mußte.

Sie hielt ein schönes Plateau beseßt.

Ihr

rechter Flügel an einen Ravin jenseit der Straße von? Nivelles gelehnt , verlängerte ſich bis Braine - la - Leud, ihr linker Flügel stand auf den Höhen von la Haie,s und ihr Centrum, links das Vorwerk la Haie : Sainte, rechts das Vorwerk Hougoumont beſeßt haltend, befand) ſich vorwärts des Dorfs Mont St. Jean , wo sich die beiden Chauffeen von Nivelles und von Charleroi vers einigen, welche diese Linie durchschnitt.

Man bemerkte,

daß der Feind keine Redoute , oder andere Werke , aufe geworfen hatte, und daß kine , søder nur wenige , naz türliche Hindernisse vor seiner Fronte wären.

Dast

Plateau war leicht concav in der Mitte , und das Ter= rain endigte ſich in ſanftem Abhang in einen nicht ; ſehr tiefen Ravin , der die beiden Armeen trennte.

294 472

Die französische Armee wurde in folgender Ordnung aufgestellt.

Der General Reille mit dem zweiten " Corps , ſeine rechte Flanke: qu der. Chauffee von Char= leroi nach Brüffet, die linke an der von Nivelles , vor: ſich das Holz von® Hougoumont, und ſeine Cavallerie

608 jenseits der Chauffee.

Der General von Erlong , seize

nen linken Flügel an der Chaussee von Charleroi, seinen rechten auf gleicher Höhe mit dem linken der Engländer, gegenüber das Dorf la Haie , seine leichte Cavallerie aufseiner Rechten, Patrouillen gegen die Dyle schickend. Das Cuirasfiercorps des Generals Kellermann in zweiz ter Linie, hinter dem zweiten Corps ; daß des Generals Milhaut hinter dem ersten Corps,

Das sechste Corps

(Graf vön Loban) formirte sich in geschlossene Colonnen rechts von der Chauffee von Charleroi ;

es fand sich so

in Reserve hinter der linken Flanke des ersten Corps, und machte einen Haken hinter dem Centrum der ersten Linie.

Die kaiserliche Garde in dritter Linie bildete

eine Hauptreserve, die Infanterie im Centrum, die Caz valleriedivision

des

Generals

Lefebvre

Desnouettes i

rechts, die Division Grenadiere zu Pferd und Dragoner , lints.

Diese Dispositionen gaben den Plan des Kaisers zu erkennen, welcher war , das Centrum der englischen Armee zu durchbrechen , es auf der Chauffee hinzutreiżs ben, und am Eingang des Waldes angelangt dem rech ten und linken Flügel der Linie den Rückzug abzuschneiz den.

Der vollkommne Erfolg dieses Angriffs mußte.

jeden Rückzug unmöglich machen , die Niederlage der englischen Armée nach sich ziehen, und in jedem Fall ſie, von der preußischen Armeë trennen.id vad ,niendo

joh

*** Gegen 17 Uhr fieng der General Reille die Canomade an, um den Feind aus dem Holz von HougOUMONE zu vertreiben.

Der Kampf würde bald sehr lebhaft auf

diesem Punct. Der Prinz Jerome bemächtigte sich dies ses Holzes, er wurdes daraus vertriebenge ein neuer Anz

M

61

griff machte ihn wieder zum Herrn davon , aber der Feind hatte sich in dem Schloß, daß darin lag, behaupDieses Schloß war crenelirt worden , was diefen Posten ziemlich stark machte , und gegen einen Ueberfall sicher stellte.

Der Kaiser schickte dem General Reille

den Befehl eine Haubißenbatterie zu etabliren, und das Schloß in Brand zu schießen.

Man bemerkte mit Ver-

gnügen , daß die besten englischen Truppen auf dieſent Punct waren, unter andern die Gardedivision (General Cooke).

In diesem Augenblick sah man sehr fern von

der Seite von St. Lambert ein Corps von 5-6000 Mans jeder Waffengattung . ´ Man glaubte anfangs, daß es der Marschall Grouchy wäre , aber eine Viertelstunde darauf brachten die Husaren eine preußische. Or= donanz, die eine Depesche bei sich hatte , welche ausz ſagte, daß die Truppen , die man gewahrte , die Avants garde des Bülowſchen Corps wären.

Der Majorgenes

ral (Soult) schichte an den Marschall Grouchy einen Of: ficier, um ihn von diesem Ereigniß zu unterrichten, und die aufgefangene Depesche.

Der Staabsofficier , der

die Wichtigkeit seiner Sendung fühlte , konnte in weniz ger als 2 Stunden Zeit bei dem Marschall seyn.

Man

versprach sich von der Ankunft des Marschalls im Růcken des Bülowschen Corps einen großen Erfolg.

In-

deß, da dieses Corps nicht mehr als zwei kleine Lienes vom Schlachtfeld entfernt zu seyn schien, wurde es noth wendig , ihm Truppen entgegen zu stellen.

Der Mar-

schall Grouchy konnte mehr oder weniger zögern über die Dyle zu gehen , oder konnte durch unerwartete Erz eignisse daran gehindert werden.

Der Generallieute

nant Domont wurde mit seiner leichten Reiterei , und

бе der Division (Subervick) vom Cavalleriecorps Pajels, was gegen 3000 Pferde machen konnte , der Avantgarde Bülows entgegen geschickt ; er hatte den Befehl, alle Debouches zu befeßen , die feindlichen Husaren zu verhindern sich auf unſre Flanken zu werfen, und PatrouilJen dem Marschall Grouchy entgegen zu ſchicken.

Der

Graf von Loban mit den beiden Diviſionen ſeines Corps 17000 Mann) recognoscirte sein Schlachtfeld hinter der Cavallerie des Generals Domont ,

damit ,

wenn der

Marsch des Generals Bülow nicht durch den Marschall Grouchy aufgehalten würde, er sich den Preußen entge gen bewegen könnte, um unsre Flanken sicher zu stellen. Dadurch fand sich die Bestimmung dieses Corps veråndert. Der Kaiser , nachdem er so alle Vorsichtsmaasregeln ergriffen hatte , um dem Corps Bülow's zu begeg nen, schickte dem Marschall Ney den Befehl , den ents worfenen Angriff mit dem ersten Corps , durch die Ne fervebatterien verſtärkt , anzufängen , und sich la Haie Sainte, auf der Chauffee von Charleroi gelegen, woran das Centrum des Feindes sich stüßte , zu bemächtigen. Diefer, in seinem Centrum angegriffen , mußte sich zu Gegenbewegungen auf seinen Flügeln entschließen , was gänzlich die Lage der Schlacht , alle Kräfte des Feindes und alle seine Entwürfe zu erkennen gegeben håtte. Eine Bataille hat , wie eine dramatische Handlung , ei` nen Anfang , eine Mitte und eine Entwickelung.

Der

Anfang giebt Ursache zu Gegenbewegungen des Feindes, bringt Umstände zuwege, die man überſteigen muß, und die auf die leßte Bewegung, die die Bataille entscheidet, Einfluß haben. 1

Die Truppen waren voller Enthuſiasmus ,

der

Kaiser durchritt die ganze Linie, die Freudenzurüfungen waren so groß, daß sie die Manouvres hinderten , und die Commando's übertäubten.

Er stellte sich auf eine

Erhöhung nahe beim Vorwerk belle Alliance , von wo aus er alles überfah, die feindlichen Flügel sowohl, als die französischen.

Von da war er im Stande alle Bez

wegungen , die der Feind machen würde ; sobald er sein Centrum bedroht sähe , zu bemerken , und S. M. hatte alle Reserven bei der Hand , um schnell über ſie disponis ren, sich an ihre Spige stellen , und den unerwarteten Manouvern des Feindes entgegen kommen zu können. Es war Mittag ;

80 Canonen begannen ihr Feuer,

Nach Verlauf einer halben Stunde entfernten sich die entgegengeseßten feindlichen Batterien ,

und von vers

schiedenen Puncten der Linie sah man neue Batterien anrücken , um sie zu verstärken. 麗 Alle feindliche Tirails leurs verließen den Saum des Abhangs ,

der Feind

stellte seine Massen hinter den Kamm der Höhen , um fich zu decken, und den Verlust, den ihm unsre Artillerie ´ verursachte , zu vermindern. vorwärts.

Unfre Infanterie gieng

Man bemerkte jegt viel Bewegung auf der

Straße von Brüffel, alle Wagen und Bagagen des rechten und linken Flügels ,

entfernt von dieser Straße,

stürzten sich ungeſtúm dahin , um Brüssel zu erreichen.

1 Die feindliche Linie machte indeß kein großes Mauduvre, ſie blieb in ihrer Unbeweglichkeit.

Mehrere Cavalleries

angriffe wurden mit Erfolg auf die Flanke einer der Colonnen des ersten Corps ausgeführt, und 15 Gea schüße, die sich vorwärts begaben, in einen hohlen Weg geworfen ; eine Cuirassierbrigade von Milhaut gieng ge

64 gen diese Cavallerie vor, und bedeckte bald das Schlachts feld mit deren Leichen.

Sobald der Kaiser sah , daß

der Feind keine große Bewegung auf seinem rechten Flügel machte, und auf dem unſrigen Unordnung wäre, begab sich im Galopp dahin.

Die Cuirassiere Milhaut,

und hinter ihnen in zweiter Linie die Cavallerie der Garde, boten einen imposanten Anblick dar.

Der Kais

fer hatte bald die Ordnung wieder hergestellt , die Canonade dauerte mit Wuth fort, und ein neuer Angriff auf la Haie Sainte machte uns zum Herrn dieſes wichtigen > Punctes . Der Feind legte eine große Wichtigkeit in den Poften von Hougoumont auf seinem rechten Flügel ,

er

schickte frische Truppen , um die Gardebrigade zu unterstügen.

Der General Reille ließ seinerseits den Angriff

der Division Jerome durch die Division Foi unterstü ßen.

Die Haubißen hatten das Schloß in Brand gez

~Drei Viertheile schossen , und fast gänzlich zerstört. ~´ der Hölzer und Gärten waren in unsrer Gewalt.

Dies

fes Schlachtfeld war mit engliſchen Garden , dem Kern der feindlichen Armee , bedeckt.

Es war halb 5 Uhr,

das lebhafteste Feuer herrschte auf allen Seiten.

In

diesem Augenblick ließ der General Domont S. M. melden, daß das Bülow'sche Corps, was er beobachte, fich in Bewegung seße , und daß eine Division von 8 10,000 Preußen aus den Gehölzen von Freischenois debouchire , und daß man keine Nachricht vom Marschall Grouchy habe , und die Recognofcirungen , die man nach den Richtungen , in denen er herkommen müſſe, ausgeschickt habe, keine einzige ſeiner Patrouillen getroffen hätten.

Das Corps

des Grafen von

annan

65

Lovan *) begab sich in drei Colonnen in die Poſitionen, die es recognoscirt hatte.

Durch diese Bewegung hatte

das Corps eine Frontveränderung gemacht , und stand en potence auf unserm äußersten rechten Flügel.

Die

erste preußische Brigade, unerschrocken angegriffen, ward bald in Unordnung gebracht ; sie wurde sogleich durch eine zweite Brigade unterſtügt , und eine halbe Stunde darauf kam der ganze Rest des Bülow'schen Corps an, und bildete sich, immer die Rechte des

Grafen von

Lobau überflügelnd , so daß Bülow , ob er gleich kein Terrain dem leßtern abgewann , ſein Feuer in unfrem Rücken immer weiter ausdehnte.

Das sechste Corps

stand in Bataille parallel mit der Chauffee ,

auf der

Höhe von belle Alliance , und auf Flintenschußweite davon. Die preußischen Canonenkugeln langten bis zu dieser Chauffee , die zu allen Bewegungen der Armee

1 diente ,

und noch weiter bis zu den Umgebungen des

Kaisers. Als Napoleon sah , daß die Preußen ´fortfuhren, den rechten Flügel des sechsten Corps zu debordiren, schickte er die Division der jungen Garde des Generals Duhesme auf diesen Punkt , mit zwei Batterien.

Sie

verlängerte unsre Linie bis auf die Höhe der ersten links stehenden Truppen Bülow's.

Zu gleicher Zeit

begab sich schnell eine Division des ersten Corps , die unsern rechten Flügel bildete und in Reſerve ſtand, nach der äußersten linken Flanke der englisch- holländischen Linie , bemächtigte sich des Dorfs la Haie , und schnitt *) Um halb 5 Uhr rückte das Corps von Lobau , 7000 Mann stark, gegen die Preußen vor , was die der englisch - holländischen Armee entgegengeseßten Truppen auf 60,000 Mann verringerte.

66 so die Communication zwischen der englisch-holländischen Armee und dem vierten preußischen Corps ab.

Man

hoffte mit jedem Augenblick , und erwartete mit der, größten Ungeduld, die Ankunft des Marschalls Grouchy im Rücken dieses Corps , das sich dann ohne Rückzug gefunden hätte.

Es war 6- Uhr , man hatte noch keine

Nachricht von diesem Marschall.

Indeß diese Anord-

nungen hatten den besten Erfolg.

Das Ungestüm der

jungen Garde, die dem Feind großen Schaden zugefügt hatte ;

die Wegnahme des Dorfs la Haie ,

das den

rechten Flügel Bülow's tournirte, hielten die Bewegung des leßtern an ;

er hörte auf offensiv zu seyn ; nichts

machte mehr Unruhe. Sobald der Kaiser gesehen , daß der Angriff Bü-

L low's in Gang, und er nicht durch den Marschall Grou chy aufgehalten war , ohngefähr um halb 5 Uhr , hatte er dem Marschall Ney befohlen , sich in la Haie Sainte zu halten , dadurch daß er es crenelirte und mehrere Bataillons hineinlegte, aber keine Bewegung zu machen, bis man den Ausgang des Manõuvres

der Preußen

fähe. Eine halbe Stunde darauf, um 5 Uhr, im Augenblick,

wo uns die legtern am lebhaftesten

angriffen,

suchten die Engländer la Haie Sainte wieder zu neh men ; sie wurden kräftig durch das Feuer unsrer Infanterie , und einen Cavallericangriff, zurückgewiesen ; aber der Marschall Ney , durch zu 1 große Hiße hinge: rissen, vergaß den Befehl , den er erhalten hatte ; er debouchirte auf das Plateau , das sogleich von den beis ifionen Milhant's und der leichten Ca1 den Cuirassierdiv vallerie der Garde bedeckt war. Alle Officiere, die den Kaiſer umgaben , riefen , als sie diese Bewegung sahen,

62 den Erfolg der Angriffe, den Rückzug mehrerer enga lischer Quarres , und das Schweigen des Feuers eines Theils der feindlichen Batterien , Victoria , und übera ließen sich der Freude.

Der Kaiser urtheilte nicht so,

er ſagte zum Marschall Soult : „ Das ist eine vors eilige Bewegung, die traurige Folgen für diese Schlacht haben kann. " Soult erzürnte fich gegen Ney 1 „ Er compromittirt uns, fagte er , wie bei Jena. "

Der Kaiser schickte den

Cuirassieren Kellermanns den Befeht , die Cavallerie, die wir auf dem Plateau hatten , zu unterstüßen , aus Sorge, daß sie durch die feindliche Cavallerie zurückgeworfen würde ,

was bei der Lage der Sachen den

Verlust der Bataille nach sich gezogen hätte ;

denn man

befand sich in diesen so wichtigen Momenten , wo der Eleinste Zufall große Resultate verursachen kann.

Die

Bewegung dieser Cavallerie , die sich im Galopp , und. mit dem Geschrei : es lebe der Kaiser ! vorwärts begab, imponirte dem Feind, befestigte den Muth unsrer Truppen , und verhinderte fie,

fich über die Ausdehnung

des Feuers der Preußen in unsrem Rücken zu beunruhigen. Gegen 6 Uhr sah man , daß die Preußen alle ihre Streitkräfte im Gefecht hatten.

Ihr offensiver Marsch

hörte auf, ihr Feuer wurde stehend. Eine halbe Stunde darauf wich es zurück ,

und unsre Truppen gienger

vorwärts. Die preußischen Kugeln erreichten die Chauf see nicht mehr, noch die erste Poſition, die die Truppen Duhesme's und des Grafen von Lobau inne gehabt hatten ; dieſe Truppen waren vorgegangen.

Der äußerste

linke Flügel der Preußen machte eine Viertelschwenkung € 2

68

rückwärts , und suchte sich mit der ersten Brigade tit Linie zu seßen.

Unfre Cavallerie erhielt fich auf dem

Plateau, unerachtet alles des Feuers , dem sie ausges sest war; sie hatte mehrere Quarres durchbrechen , 3 . eine große Menge Batterien uns

Fahnen genommen ,

thätig gemacht , deren Stücke , ohne Progwagen , in unsrer Gewalt waren.

Schrecken und Staunen herrsch

ten in der ganzen feindlichen Linie ; die Flüchtigen era reichten schon Brüffel ; jeder Rückzug in Ordnung wur de unmöglich , und die ganze Armee war daran , zu Grunde zu gehen.

Seit einer halben Stunde hatte sich

die Situation der Franzosen sehr geändert , der, Feind. war nirgends mehr drohend , wir hatten , Herrn eines Theils seines Schlachtfeldes , eine offensive Stellung in: feinem Centrum.

Wir waren Sieger , nicht nur über

die englisch- holländische Armee von 85,000

Mann,

sondern auch über das Bülow'sche Corps von 30,000 Preußen.

Von Grouchy hatten wir keine Nachrichten.

So hatten 65-68,000 Franzosen 115,000 Englander , Niederlânder , Preußen 2. geschlagen.

Um halb

8 Uhr hörte man endlich die Canonade des Marschalls Grouchy , man schätzte sie 24 Lieue von unsrem rechten Flügel.

Der Kaiser glaubte , daß der Augenblick ge-

kommen wäre , eine entscheidende Attaque auszuführen, und die Schlacht zu endigen.

Er rufte zu diesem Zweck

verschiedene Bataillons und Batterien der Garde zurück, die gegen Planchenoit detaſchirt worden waren .

In

demselben Augenblick wurde die feindliche Armee von der Ankunft des Marschalls Blücher und des ersten preus ßischen Corps unterrichtet , daß am Morgen Wavres verlassen hatte , und über Ohain kam, um sich an den

69

linken Flügel der englisch - holländischen Armee anzus schließen. Dieß war nicht die einzige Verstärkung ; zwei Brigaden englischer . Cavallerie ,

6 Regimenter stark,

die in Reserve auf dieser Straße gestanden hatten, und durch die Ankunft der preußischen Truppen disponible wurden , rückten in die Linie ein.

Diese Nachrichten

erhöhten den Muth der

englisch - holländischen Armee

wieder , fie faßte sich ,

und nahm ihre Position wież

der sein. In diesen critischen Umständen zogen sich 3 Ba taillons Infanterie der zweiten Linie unfres rechten Flüs gels in guter Ordnang zurück bis zu der kaiserlichen Garde, die der Kaiser sammelte.

Diese Bewegung, von

der man die Ursachen nicht zu erklären weiß , entblößte unsern rechten Flügel ; der Kaiser ' eilte ihnen entgegen, um den Grund davon Ta zu wiffen ; die Soldaten sagten, daß sie nicht gedrängt worden , sondern dieser rückgângige Marsch befohlen worden wäre.

Der Kaiser sprach 1

ihnen zu, und sie kehrten auf ihren Posten zurück. F. Die Cavallerie, die von dem Plateau wo sie stand, das ganze Schlachtfeld vor sich , auf der Rechten und 2 im Rücken übersah , bemerkte diese rückgängige Bewe gung der drei Bataillons , zu gleicher Zeit entdeckte fie das erste Corps Blüchers , das auf der Höhe von la Haie ankam, und die beiden friſchen Cavalleriebrigaden, die sich fertig mächten anzugreifen ; sie fürchtete, abgeschnitten zu werden , mehrere Regimenter machten eine Bewegung rückwärts. Der Kaiser bildete jest seine Garde in Colonnen, um den beabsichtigten Angriff auszuführen ; aber da er die Stockung fah,

in der die Cavallerie ſich befand,

70 meinte er , daß die Umstände gèböten , sund daß , "ohne zu warten bis alle Colonnen formirt wären , er denſels ben Augenblick die Cavallerie unterſtüßen , und eine Bewegung machen müßte , die die Gemüther beruhige, und das Schwanken , in dem die Truppen wåren den Rückzug anzutreten , höbe.

Er begab sich mit den vier

ersten Bataillons links von la Haie Sainte, und schickte dem General Reille die Ordre , sein ganzes Corps auf seinem äußersten linken Flügel zu versammeln , und es in Angriffscolonnen zu formiren .

Bei la Haie Sainte

angekommen , traf der Kaiser einen Theil von Ney's Truppen, die sich zurückzogen ;

er ließ durch seinen

Adjutant Labeydoyere ihnen sagen, um ihren Muth wież der aufzurichten , daß das Corps des Marschalls Grous chy ankâme. ~ Zu gleicher Zeit übergab er dem Marſchall Ney die 4 Gardebataillons die er führte / mit dem Be fehl vorwärts zu gehen , um die Poſition auf dem Plas teau zu erhalten.

Dieß brachte die Wirkung hervor,

die der Kaiser wünschte , alles hielt an , und kehrte in die Stellung zurück.

Eine Viertelstunde darauf kamen

die 8 andern Bataillons am Rand des Ravin an, der Kaiser ließ sie sich folgendermaaßen formiren : ein Bataillon in Bataille , dessen Flanken

2 in geschloffenen . Colonnen auf

eine Anordnung , die die Vortheile der

flachen und der tiefen Stellung vereinigte.

Zwei dieser

Brigaden, so förmirt und in Bataillonsdistance marschirend , machten eine erste Linie , hinter der die dritte Brigade in Reserve stand. Intervallen vertheilt.

Die Batterien waren in die

Der General Reille ſeinerseits

sammelte sein ganzes Corps gegen Hougoumont , gieng über den Ravin

und griff die feindliche Stellung, an

www

71 Indeß waren die 4 Bataillons der mittlern Garde im Gefecht, fie trieben alles was sich vor ihnen befand zurück , und blieben unerschütterlich unter dem Feuer Der Gene einer weit beträchtlichern feindlichen Linie. ral Friant, Commandeur der Infanterie der Garde , an der Hand verwundet, meldete dem Kaiser, daß alles auf dem Plateau gut stände, und daß mit Ankunft der alten Garde man im Befiß des ganzen Schlachtfeldes seyn würde.

Es war zwischen halb acht und acht Uhr , ein Blu-

Lårmruf ließ sich auf dem rechten Flügel hören. cher, mit dem ganzen Ziethenschen Corps ,

griff das

Dorfla Haie an , das sogleich genommen wurde.

Dieß

brachte ein allgemeines Staunen in unsrem ganzen rechten Flügel hervor , wir fanden uns dadurch von dem Corps des Grafen von Loban abgeschnitten.

Die Ver-

rather und Uebelgesinnten , die sich in der Armee befan= den, und die, welche desertirt waren, benußten geschickt diese Gelegenheit , um die Unordnung zu vermehren, die sich sogleich mit der größten Schnelligkeit über die ganze Linie verbreitete.

Die 8 Bataillons der Garde,

unter denen sich die der alten Garde befanden , mußten ftatt vorwärts zu gehen , um die 4 Bataillons , die im Gefecht waren , zu unterstüßen ,

eine Bewegung rechts

machen , um zur Reserve zu dienen , und die Truppen zu sammeln , die aus la Haie vertrieben worden ; fie versperrten diesen ganzen Kampfplas , indem sie batail fonsweise

Quarres bildeten.

Unfre ganze

äußerste

Rechte konnte sich noch 爨 hinter ihnen sammeln.

Die

Sonne war untergegangen ; nichts stand verzweifelt ; als die beiden feindlichen Cavalleriebrigaden ,

die noch

nicht angegriffen hatten , zwischen la Haie Sainte und

72 dem Corps des Generals Reillé durchdrangen.

Sie

hätten durch die 8 Quarres der Garde aufgehalten wers den können , aber da sie die große Unordnung sahen, die auf dem rechten Flügel herrschte, umgiengen ſie dieselben.

Diese 3000 frischen Pferde verhinderten jede

Sammlung.

Der ' Kaiser befahl seinen 4 Escorteesca=

drons fie anzugreifen. nig zahlreich ,

Diese Escadrons waren zu we

hier wäre die ganze Reservecavallerie-

division der Garde nöthig gewesen ; aber durch ein Unglück, das an dem Schicksal dieses Tages hieng , war diese Division von 2000 Grenadieren zu Pferd , und Dragonern , alles auserlesene Leute , auf dem Plateau im Gefecht, ohne Befehl des Kaisers.

Kein Mittel

die Truppen zu sammeln war jetzt mehr übrig , die vier zurückgeschlagenen Escadrons machten die Verwirrung nur noch größer.

Die Cavalleriecorps ,

und die 4 Bataillons der

Garde, die auf dem Plateau seit mehrern Stunden fast gegen die ganze englische Armee widerstanden , hatten alle ihre Kräfte erschöpft, ihre Artillerie hatte alle Mus nition verschoffen ; sie fahen von diesem Plateau das Feuer unsrer Quarres hinter sich , fie traten auch ihren Rückzug an, und der Sieg entschlüpfte unseen Händen. Die ganze englisch - holländische Armee machte , da das Plateau verlassen war , eine Bewegung in Linie vorwärts, und blieb in der Poſition, die wir so lange inne gehabt hatten, stehen.

In der Unordnung, wo sich die

französische Armee befand, geschah was oft in ähnlichen Fällen geschieht, unsere Infanterie und Cavallerie fochten gegen einander, ohne sich zu erkennen.

Die 8 Gar-

debataillons, die im Centrum waren, wurden, nachdem

75 fie lange gegen alle Angriffe der feindlichen Infanterie und Cavallerie gekämpft hatten, und nur Fuß für Fuß gewichen waren, durch die Maffe Flüchtlinge aufgelöst, und durch die Zahl der Feinde , die sie umgaben, er drückt.

Diese braven Grenadiere kämpften bis and

Ende , und verkauften ihr Leben theuer.

Hier war es,

wo Cambrone , aufgefodert sich zu ergeben , diese frans zösische Antwort gab: " Die Garde stirbt, und ergiebt sich nicht ! "

...

#

Der Kaiser gieng links von Planchenoit auf eine zweite Stellung , wo ein Garderegiment mit 2 Battes rien in Reserve stand. Hier bemühte er sich von neuemt, Die Flüchtigen aufzuhalten , und sie zu sammeln ; aber theils die Finsterniß der Nacht , die verhinderte , daß der Kaiser von den Soldaten gesehen wurde , theils die ausserordentliche Verwirrung, die allenthalben herrschte, machte diese Sammlung schon sehr schwer ; als die ganze preußische Cavallerie,

durch einige leichte Infanteries

bataillons unterstüßt , und das ganze Bülow'sche Corps die Offensive wieder ergriffen , und rechts von Planchenoit durchdringend , die Unordnung auf einen solchen Punct brachten, daß alles Sammeln unmöglich wurde. Wie der Kaiser sah, daß alle seine Bemühungen vergebens waren, daß der Feind schen auf die Chauffee kam, und endlich keine Hoffnung ihm mehr blieb, wich er der Nothwendigkeit.

Er schlug den Weg nach Charleroi

ein *), nachdem er mehrere Officiere an den Marschall

* Wie der Kaiser in dieser legten Position bei Planchenoit ans fam , waren nur 3 oder 4 feiner Officiere bei ihm , alle die andern waren verschickt. Nachdem er die Unmöglichkeit, die Flüchtigen zu sammeln , gesehen hatte , trug er mir auf, etliche Stücke , die sich hier befanden, in Batterie zu stellen,

Grouchy geschickt hatte , um demselben den Verlust der Bataille aitzuzeigen , und der Befehl zu bringen , über Sie Sambre bei Namur zu gehen , und sich über Char Temont gegen Lavn zu richten , um hier zu der Armee justoßen.

Die Canonade , rechts

die man bei Sonnenuntergang

Lieues von uns gehört hatte , kam wirklich

von Grouchy ; dieser Marschall schlug sich bei Wavres, und eine seiner Colonnen gieng bei Limale über die Dyle im Rücken von St. Lambert.

Unterwegens, zwi

fchen Gemblour und Wavres, hatte er seit Mittag unfre schreckliche Canonade gehört.

Man konnte sich nicht

Teren , dieß war die Canonade einer großen Schlacht. Der General Excelmans, fehr ergriffen, begab sich zum Marschall, und sagte zu ihm :

Herr Marschall,

die Armeen find handgemein ,

das Feuer

ist so stark unterhalten , daß die Erde da von Fittert.

Es scheint mir , daß wir nicht

mehr nach Wavres marfchiren müffen fon= dern vielmehr gerade nach der Canonade ; wir werden

bald genug

ankommen ,

Theil daran nehmen zu können. " fchall jögerte ;

um

Der Mar-

aber ihm seine Instructionen zeigend,

256 und auf die englische Cavallerie , die rasch sich näherte zu feuern; dieß waren die lehten Canonenschüsse. Einen Augen jersiz blick seuerataillon darauf, als wir fastvon Feinden umringt waren, ließ hien enten , und commandirte Una er

91

lichen Tag nicht zu überleben , er wollte mit seinen GrenaDieren tervelt, der, in das Quarre gehegte:als 2 derbei ihm war, su ihm jagte Marschall Sire, die Feinde find schon glücklich genus ! " und zu gleicher Zeit wendete er das Pferd des Kaisers nach (Auszug aus dem Journal des den Weg von Charleroi. Generals Gourgaud. )

75 fagte er, daß es möglich wäre, daß dann Blücher nach Fleurus marschire ; und so unsre ganze Rechte umgiene ge; daß er eine solche Verantwortlichkeit nicht auf sich nehmen könne.

Der General Gerard ,

der gang die

Meinung Excelmans theilte, erwiederte darauf: ^„, aber Herr Marschall ,

gestern schrieben Ihnen

Ihre Instructionen vor nach Wavres ju marschiren , Sie glaubten es nicht thùm za können , Blüchers

weil Sie über die Bewegungen ungewiß waren ;

heute ist es

offenbar, daß die preußische Armee einen halben Marsch über und daß,

uns

gewonnen

hati

während wir nach Wavres mars

schiren, 1 ſie ſich wo anders hin begeben wird, statt daß wenn wir gerade auf die ses schredliche Feuer

marschiren ,

find , ɔɔjemàndazu finden, den können. "

gewiß

mit dem wir re

Der Marschall ,

der selbst für Vere

langen brennte an der großen Schlacht Theil zu¨¨´nehs men , gab dieſen Gründen nach ; er befahl seiner In? fanterie-Halt's zu machen ) und traf ſeine Anordnungen, um nach St. Lambert zu marschiren , als seine Avante garde sich von der Seite von Bavres in ein Gefecht einließ.

In demselben Augenblick erhielt er den Rape

port, daß die ganze preußische Armee vor dieser Stadt stehe (es war indeß "blos" das dritte preußische Corps). Der General Gerard drang dennoch beimMarschall dare auf, daß er sich noch nach St. Lambert wenden sollte anführend 7 daß dieß wahrscheinlich nur eine preußische Arrièregarde wäre, die sich vor ihm zurückziehen würde, während (die entscheidenden Schläge links " ausgeführt

76 würden ; aber der Marschall , bange für der Verantwortlichkeit ,

die auf ihm in folchen Umständen lag,

glaubte unglücklicherweise am besten zu handeln , weng er seine Bewegung nach Wavres wieder antråte.

Erst

4 Stunden darauf erhielt er den beſtimmten Befehl, nach St. Lambert zu marschiren.

Die andern Befehle,

die ihm aus derselben Ursache zugeschickt worden , hatte er nicht erhalten. #9

Dieß war die Bataille bei Waterloo ; der Kaiser

schrieb den Verlust derselben vorzüglich zu, theils 1 ) der Ungewißheit, in der der Marschall Grouchy den 17. über die Bewegungen des Feindes blieb.

Wenn den

17. Abends er. sich bei Wavres befunden hätte, in Com munication mit dem linken Flügel der Armee, so würde Blücher nicht gewagt haben , sich vor ihm zu entblößen, wo Grouchy ihm dann gefolgt wäre.

2) Dem Mißvers

stehen der diesem Marschall gegebenen : Inſtructionen, und dem Ausbleiben der Befehle, die S. Ma ihm in der Nacht vom 17. auf den 18., und den 18. des. Morgens schickte, und theils der unzeitigen Attaque, die der Mar: schall Ney zwei Stunden zu früh machte, unerachtet der wiederholten Befehle des Kaisers. Kadmill35 dm das Lick row Der Mangel eines Obercommandeurs der Garde, die, aus so verschiedenen Corps zuſammengefeßt , einen folchen höchſt nöthig hatte , hat auch einen traurigen 7 Einfluß gehabt. -- Der Herzog von Treviſo , der dieſe Stelle versaly, war Krankheitshalber gezwungen gewe fen fie den 14, in Beaumont niederzulegen. innert sich,

Man er-

daß, als der Kaiſer , die Reservecavallerie

division : der Garde angreifen, laffen , wollte , diese fich unzeitig auf einem andren Punce im Gefecht befand,

www 27 das war ein großes Unglück.

Die Gegenwart dieser

auserleſenen Cavallerie hätte die des Feindes zurückge= halten.

Alle die andern Corps unsrer Cavallerie , unfa

1 rer Infanterie , hätten sich gesammelt, und wir hätten das Schlachtfeld behalten.

Das Corps Ziethens befand

sich nicht im Stande , seinen Angriff lebhaft fortseßen zu können ; seine Truppen waren sehr ermüdet , eine große Anzahl zurückgeblieben.

Wenn die französische

Armee sich auf dem Schlachtfeld erhielt, unerachtet der Corps Bülow's und Ziethen's, und hinter sich alle Trups pen. Grouchy's hatte, so konnte man mit Grund hoffen, * daß die feindlichen Armeen , die so großen Verlust erlit ten hatten , gezwungen werden würden , sich zurückzuz ziehen. Alle Corpscommandanten zeigten die größte Tas pferkeit.

Ihre Absichten waren rein und redlich , aber

wie wir schon gesagt haben , es herrschte unter ihnen eine Verschiedenheit der Meinungen, die von den Ereig= nissen 1814 herrührte , und ein sehr trauriges Resultat gehabt hat.

Der Marschall Ney ,

vielleicht zu Folge

seiner moralischen Situation , war in eine Geistesabwefenheit verfallen , aus der er nicht kam , als mitten im Feuer, wo die natürliche Bravour seines Temperaments die Oberhand gewann , und ihm seine Besinnung wieder gab. Einer der Fehler, die der Kaiſer fich vorwirft, ift, diesen Marschall gebraucht, oder ihm wenigstens einso wichtiges Commando gegeßen zu haben.

78

Siebentes Capitel. Einige Bemerkungen über die Schlacht.

Mehrere Militairs haben die Diſpoſitionen , die der Kaiser am Morgen des 17. genommen hatte , geta delt: ,, Warum , sagen fie, ist er nicht mit der ganzen Armee nach Waterloo marſchirt?"

Die Antwort ist

leicht : Napoleon wußte, daß das vierte Corps (Bülow) fich mit der preußischen Armee in der Nacht des 16. vereinigt hatte, diese Armee , so vermehrt , konnte vorə 1 warts marschiren nach Fleurus und Charlerci. Der größte Fehler , den ein General den Tag nach einer ges wonnenen Schlacht begehen kann , ist , die geschlagne: Armee nicht lebhaft zu verfolgen , um ſie zu verhindern, ſich zu sammeln.

Man würde den Kaiser, wenn er mit

einer Armee von mehr als 100,000 Mann auf der eins zigen Chauffee von Quatre-Bras nach Brüffel marſchirt wäre, mit Necht getadelt haben , daß er ruhig eine Ar mee ſich håtte sammeln laſſen , die sich dann in seinem Rücken begeben founte.

Er mußte also die preußische

Armee verfolgen lassen , aber seine Instructionen ſchrieben dem Corps , das mit dieser Verfolgung beauftragt war , vor , immer in Verbindung mit ihm zu bleiben, und sich zwischen die preußische Armee und die Chauffee von Quatre-Bras zu stellen.

Der Eifer und die Ta=

pferkeit des Marschalls Grouchy , der Generale Gerard, Pajol, Excelmans, waren Napoleon hinlänglich bekannt, er zweifelte nicht, daß ihre Truppen den 17. Abends bei Wavres und den Debouches des Waldes von Soig nes an dieser Seite ankommen würden .

Das Corps

Grouchy's vor Wavres war in Linie mit der Armee des

79 Kaisers.

Wenn alſo Wellington die Bataille voe, DENT

Wald annahm , so war der Kaiser sicher ,

durch den

Marsch Grouchy's ſeine Rechte und seinen Rücken gut gedeckt zu haben ; die Truppen Grouchy's hätten, nicht blos die Preußen im Schach gehalten , ſondern wåren mehr im Stand gewesen sich mit dem Kaiser , als die Preußen sich mit Wellington zu vereinigen.

Håtte im

Gegentheil - Wellington Soignes und Brüffel geräumt, und Blücher ſich zurückgezogen, sey es nach dieser Stadt, oder nach Lüttich , ſo bot der Marsch Grouchy's , noch alle Vortheile dar. Es war nicht wahrscheinlich, daß der Herzog von Wellington, den Wald von Soignes und Brüſſel hinter fich habend,

eine Bataille liefern wollte.

nicht wahrscheinlich gewesen,

Es wäre,

wenn selbst der ganze

Streitpunct sich in Belgien befunden håtte ;

aber es

war ungeschickt es anzunehmen , da die französische Arz mee die Gesamtheit der disponiblen Streitkräfte des Kaisers war, während die entgegengeseßten Armeen nur den dritten Theil der Truppen der Ligue gegen Frankreich ausmachten.

Napoleon meinte , daß Blücher die

Bataille bei Ligni nicht hätte liefern sollen, noch der Herzog von Wellington die bei Quatre- Bras , ihre Armeen hätten sich vereinigen , und die Niederlande ohne Verlust råumen ſollen, 9 um zu warten bis die ruffiſchen und östreichischen Armeen an der Maas angekommen wåren.

Er schrieb die Bataille von Ligni dem entschie

denen Character Blüchers zu ,

und die von Quatre-

Bras der Verbindlichkeit , in der Wellington sich befunden hatte , die preußische Armee zu unterſtüßen.

Es

war natürlich, zu glauben , daß diese beiden Generate

www

80 . das Schicksal ihrer Parthei nicht einer Bataille übers laffen würden, wo aller Schein des Ausgangs jeßt ges gen sie war... 30 Andre Militairs haben die Operationen bewundert, durch die der Kaiser sein Vorhaben dem Feind verbor-gen hatte ; sie haben sehr die Bewegungen gebilligt , die er den 17. angeordnet , aber sein Betragen am 18. des Morgens getadelt. -

,, Warum , fagen sie , hat Nas

poleon , als er hörte , daß der Marschall Grouchy statt in Wavres zu seyn , in Gembloux wåre , darauf beſtanden die Bataille zu liefern ? " Darauf kann man antworten :

obgleich die Bas

taille sich durch die allgemeine Lage der Sachen nöthig machte , so hätte sie der Kaiser gewiß nicht geliefert, wenn unmittelbar darauf, als er den Brief Grouchy's von Gembloux erhalten hatte , ein zweiter Brief dieſes Marschalls ihn nicht unterrichtet hätte , daß er gegen Wavres marschire. schrieben ,

Diese Depesche war vor Tage ges

von Gembloux nach Bavres sind nur 2

Lieues, der Kaiser glaubte, daß Grouchy um 8 Uhr des Morgens daselbst . seyn würde.

Während der Nacht

hatte er ihm den Befehl geschickt, wenn er selbst zu Wavres wäre , sich mit seiner Linken an St. Lambert zu Man konnte daher glauben , daß er gegen z Uhr des Nachmittags dort ankommen würde. J

lehnen.

Einige Personen wollten , daß der Kaiser, nachdem er das Corps Bülow's gegen

St. Lambert gewahrt

hatte, den Befehl zur Bataille hätte zurücknehmen , und in dieser Richtung die Cavallerie des Generals Domont, und das Corps des Grafen von Lobau marschiren laffen sollen.

Etliche Canonenschüsse allein waren gegen Hous

81 goumont gefallen ; aber wenn man die Lage Frankreichs und der französischen Armee bedenken will, so wird man sehen , daß Napoleon bei dieser Gelegenheit , wie bei so vielen , mit der Entschloffenheit , die das Resultat der Geistesüberlegenheit und einer großen Bekanntschaft mit den Ereignissen des Kriegs glaubte ,

ist , gehandelt hat.

Er .

daß wegen des Werthes feiner Truppen` er

noch genug Aussichten zum Sieg hätte , wenn das Corps Bülow's mit der

selbst dann,

englischen Armee

agiren würde , und daß wenn Grouchy , wie er nicht zweifeln konnte , mit seinem ganzen Corps , oder blos mit einem Detaſchement zu St. Lambert ankäme , er Bülow in den Rücken fallen würde, was den Sieg weit entscheidender gemacht hätte. das

Selbst in dem Fall , daß

vierte preußische Corps allein Antheil an der

Schlacht genommen hätte , und auch Grouchy , wie die erſten , zweiten und dritten preußiſchen Corps , nicht dabei gefochten hätte , wäre die Armee des Kaisers um 36,000 Mann vermindert worden , während die ent gegengesette Armee es um 60,000 Mann ( Stärke der drei preußischen Corps) gewesen wäre. Benn andrerseits der Kaiser Gegenbefehl zur Bataille gegeben, so hätten sich die preußische und engliſche Armee vereinigt , und dann wäre den 19. seine Lage weit kritischer gewesen ;

denn unerachtet des am 16.

erlittenen Verlustes bestand die preußische noch aus 90,000 Mann.

Die Verbindung dieser beiden Armeen

hätte eine solche überlegene Masse dargeboten , daß es nicht klug gewesen wäre , den Kampf einzugehen. Als der Kaiser , der sich bei belle Alliance befand, den Marsch Bülow's sah , blieb er unerschütterlich bei

F

82 feinem Entschluß die Schlacht zu liefern , aber er überlegte einen Augenblick , ob er nicht seine Operationslinie *) auf die Straße von Nivelles verlegen sollte, indem er den linken Flügel der englischen Armee statt des rechten überflügelte , und gegen Mont St. Jean auf der Straße von Nivelles marschirte , nachdem er fich Braine - la - Leud's bemächtigt hatte.

Durch dieses

Mittel hätte sich die Rückzugslinie des Kaisers weiter von den Preußen befunden , aber er bedachte , daß wenn Grouchy Bülow ein Detaschement in den Rücken schickte, dieser dann gegen ihn umkehren könnte , weil er nicht mehr in der Fronte aufgehalten würde ; daß also die Vereinigung

der Preußen mit der englischen Armee

schneller geschehen ,

und man sie selbst gegen 3 Uhr

Nachmittags bei la Haie Sainte und belle Alliance wůr´de ankommen sehen. Außerdem ist das Terrain zwiſchen la Haie und Planchenoit. mit Gehölzen und Defiles durchschnitten , was es geschickter machte als jedes an dere, den Marsch Bülow's aufzuhalten, und endlich der Theil der englischen Linie zwiſchen la Haie Sainte und laHaie schien dem Kaiser schwächer als ſonſt jeder andre. * Es ist oft ein großer Vortheil , die Operationslinie während einer Bataille zu ändern. Durch ein ähnliches Manduvre fiegte Napoleon bei Marengo. Gegen das Ende der Schlacht war Melas, der sich Sieger glaubte, nach Alessandria zurückgekehrt, und hatte dem General Zach die Sorge überlassen, die franzöſiſché Armee zu verfolgen. Dieser , in der Ueberzeugung wo er war, daß die Franzosen sich auf der Chaussee von Tortona zurückziehen wollten , suchte mit einem großen Corps diese Chaussee hinter San Juliano zu gewinnen ; aber beim Anfang der Schlacht hatte Napoleon seine Operationslinie geändert, und zwischen Sale und Tortona verlegt, fo daß Zach im Augenblick, wo er glaubte die Rückzugslinie der französischen Armee abzuschneiden , sich selbst von der Seinigen abgeschnitten befand. Er wurde mit seinem ganzen Corps gefangen, was den Sieg zu Gunsten der Franzosen entschied.

83 Militairs, die alle Operationen bis zur Mitte der Bataille billigen , wollten daß Napoleon , nachdem er Bülow zurückgeschlagen , seine ganze Garde gesammelt hätte , selbst das nach Planchenoit geschickte Bataillon, und daß sie als Hauptreserve in Position geblieben wäre. Was den Kaiser bestimmte seine Garde angreifen zu laſſen , war die Ueberzeugung ,

in der er war , daß in

den Umständen , wo er sich befand , ein großer Streich nöthig wäre , und er hoffte zuversichtlich einen von dem Angriff dieses ausgesuchten Corps. er es ins Gefecht führte ,

Im Augenblick, wo

war der Tag'im Scheiden,

was ihn glauben machte, daß dieser Angriff ohne schlimme Folgen seyn würde ; und er wäre es auch geweſen, wenn die Reservecavalleriediviſion der Garde bei ihm geblieben wäre.

Einige Officiere, dir in der Bataille zugegen was ren, glauben, daß in einer so wichtigen Lage der Kaiser wohl gethan hätte, ſeine erste Attaque ſo zu führen, wie er die von Montmirail geführt hatte ; seine Truppen in perpendiculaire Ordnung zu stellen , durch zahlreiche Tirailleurs zu decken , und die Bewegungen der Artille rie und Cavallerie gehörig anzupaffen, eine sehr delicate Art Tactic , welche der Kaiser bei den Attaquen , die er selbst angeführt , mit einer kleinen Anzahl Truppen an: : gewandt hat.

Dieß war auch seine Absicht , und diese

Idee hatte vielen Einfluß auf das Vertrauen , das er auf den Ausgang der Schlacht hatte ;

aber die Ente

deckung des Bülowschen Corps bestimmte ihn , ſich in einer Centralpoſition zu halten , um seine Truppen be reit zu haben ,

gegen diesen neuen Angriff Front zu

F 2

84 machen, wo der geringste Fehler seit 4 Uhr den Verlust der Bataille nach sich gezogen hätte."

3..

Kurz, wenn man mit Aufmerksamkeit die von bei-

den Seiten genommenen

Dispositionen betrachtet , so.

kann man sagen , daß 1 ) ohne den Marsch Bülow's die Bataille um 3 Uhr Nachmittags durch 67,000. Fransofen gegen 90,000 Engländer und Holländer gewonnen worden wäre , denn das Corps des Grafen von Lobau nebst der jungen Garde , und unterstügt von der. ganzen Garde , sollte das feindliche Centrum um 2 Uhr angreifen.

Die Attaque der Preußen, die nöthig machte

die Bestimmung des Corps des Grafen von Lobau- und der jungen Garde zu ändern , hat auch den Angriff der . Garde verhindert, da der Kaiser dieſe Reſerve nie brauchen wollte , bevor er auf seinem rechten Flügel durch die Ankunft Grouchy's gesichert war ; 2) 67,000 Fran zosen über 120,000 Feinde (90,000 , Engländer, und Holländer und 30,000 Preußen)

triumphirt hätten ,

wenn Blücher nicht mit dem ersten preußischen Corps angekommen wåre ; 3) ohnerachtet der 60,000 Preußen Bülow's und Blücher's , und der 90,000 Mann Wellington's das Resultat dieser Bataille nur das einer gewöhnlichen Bataille gewesen , wo die Franzosen ihre Poſition auf den Höhen von Planchenoit behalten hâtten, wenn die Reservecavalleriediviſion der Garde nicht zur unrechten Zeit im Gefecht gewesen wäre. Jeder unpartheiische Militair wird keinen Zweifel haben , daß diese Reſultate erlangt worden wären , und das mit einer Armee , wo der böse Wille und die Ver- : råtherei einiger übten. 27

Individuen einen traurigen Einfluß

85

Man hat, scheinbar mit Recht , die Generale Blucher und Wellington getadelt , ihre Truppen nicht seit dem Anfang des Juni campirt gehalten ; die Bewegungen der französischen Armee , die ihnen drei Märsche verborgen hatte, nicht gekannt zu haben ; so daß sie sich einzeln geschlagen, und nie die Initiative gehabt haben ; fie waren selbst in Gefahr, fich nicht ſammeln zu können, und beim Ausmarsch aus ihren Quartieren einzeln gez schlagen zu werden . Man wirft Blüchern vor ,

feine Armee auf der

Position seines Feindes gesammelt zu haben.

Da die

französische Armee den 15. Juni seit Mittag Charleroi befeht hielt, und die folgende Nacht einen Flintenschuß weit von Fleurus zugebracht ,

und der Feind wußte,

mit wem er zu thun hatte, so durfte er nicht einen Pance so, nahe bei Fleurus nehmen , um sich zu sammeln , wo er sich ausseßte theilweise geschlagen zu werden . gewiß ,

Es ist

daß mit einer Armee von beinahe 150,000

Mann Blücher die Bataille nur mit 90,000 Mann ge liefert hat. Man wirft dem Herzog von Wellington vor , erst um

Uhr des Morgens den 16. unterrichtet worden

zu seyn , daß die ganze französische Armee die Sambre ! den Tag vorher Mittags zu Charleroi passirt habe, und daß sie 10-12 Lieues von ihm bivouaquire.

So ist?

er, da die ersten Schüsse vor Charlerois dena 5. um . 5ª Uhr des Morgens fielen, 14 Lieues entfernt , erst 201 Stunden darnach davon unterrichtet worden.

Alles

was dem Herzog von Wellington bei Quatre - Bras be... gegnet ist , kann ihm nicht vorgeworfen werden; es ist eine nothwendige Folge des Fehlers , den Blücher besl

86

gangen hatte, wollte.

daß er seine Armee bei kigni fammeln

Die Wahl des Schlachtfeldes bei Waterloo ,

vorwärts eines Waldes und einer großen Stadt , als Blücher geschlagen worden war , ist ein Fehler gewesen, der die traurigsten Resultate für die englische Armee, und die ganze Coalition , haben konnte.

Die Beschaf

fenheit der Wege , die Blücher zu gehen hatte , porzüg= lich bei dem schlechten Wetter, das seit zwei Tagen war, und die großen Verluste , die die preußische Armee bei Ligni erlitten hatte, mußten den Herzog von Wellington bestimmen , seine Armee mit der Blüchers einen Marsch hinter Waterloo zu vereinigen , was ohne Nachtheil ges schehen konnte.

Die beiden Armeen hätten leicht einen

Vorsprung von 12-15 Stunden gewinnen , und sich auf einem nämlichen Schlachtfeld sammeln können, dann eine Masse von mehr als 200,000 Streitern entgegen : feßend.

Man hat sogar geglaubt, wie wir schon gesagt

haben, daß selbst nach dieser Bereinigung es in dem allgemeinen Kriegssystem lag , Zeit zu gewinnen , und die Bataille zu vermeiden , bis die Armeen Oestreichs und Rußlands an der Waas waren. Die Ueberraschung der preußischen und englischHolländischen Armeen in ihren Cantonnirungen hatte einen Beweis gegeben , von der Uebermacht des von den Franzosen angenommenen Campagneplans.

Alle

Erfolge, die man von dem vollkommnen Ausgang die: ſes Plans erwartete , ſchienen nicht mehr zweifelhaft, als die unglückliche Bataille ven Watering , unerachtet aller Madrücheinlichkeiten , diese Calculs umwarf;

ſo

vielen Einfluß hat der Zufall auf die menschlichen Hande langen!

87 Nie haben die franzöſiſchen Truppen ihre Vorzüglichkeit für allen Truppen Europa's beffer gezeigt , als in diesem kurzen Feldzug , wo sie so durchgängig geringer an Zahl waren.

Auch kann man sagen , daß wenn

bei dieſen großen Unfällen die französische Armee alles verloren, fie wenigstens ihre Ehre erhalten hat.

Achtes Capitel.

Folgen der Bataille. -

Erlittener Verlust der

französischen Armee und der feindlichen Armeen. Hauptquartier zu Laon.

An die andern

Armeen abgeschickte Befehle.

Außer der Brücke über die Dyle beim Dorf Gen= napé , gab es noch mehrere andere in den benachbarten Dörfern ,

aber in der außerordentlichen Verwirrung,

wo die Armee war , wendeten sich alle Flüchtlinge nach Gennape, das in einem Augenblick davon angefüllt war. Der Kaiser hielt sich hier etliche Augenblicke auf, um nochmals zu versuchen, ein wenig Ordnung herzustellen, aber der Lärm , durch die Dunkelheit der Nacht ver mehrt , machte von neuem alle seine Versuché unnüş. Vielleicht daß eigentlich das beste, was man thun konnte, war , keinen Widerstand entgegen zu ſehen , und den möglichst schnellen Rückzug auszuführen.

Alle Corps,

alle Waffengattungen waren unter einander gemischt ; Infanterie , Cavallerie- und Artillerie - Soldaten, alle drängten sich und erdrückten einer den andern .

Viele

88. Munitions- und andere Wagen lagen umgeworfen , ſowohl auf der Brücke , als in den Straßen.

Mehrere

waren an einander befestigt , was ein neues Zeichen des bösen Willens war.

Der größte Theil des Geschüßes blieb auf dem Schlachtfeld, oder wurde in diesem Defilé gelaffen *). Was den Verlust an Personal betrifft,

so kann, man

ihn so aufstellen : Die französische Armee war den 15. Juni, als sie die Sambre paſſirte, 115,000 Mann stark. Sie verlor 6,800 Tødte od . Verwundete,

den 16. bei Ligni

bei Quatre-Bras 4,140 desgl.

18,500 desgl. den 17., 18. und 19.

7,006 Gefangene, was eine Summe von 36,940 Mann macht , die für diese Armee verloren waren , denn die Verwundeten blieben in der Gewalt der feindlichen Armee. Unter den Gefangenen waren die Generale Graf von Lobau, Cambronne und Duhesme.

Dieser lettere wurde den

Tag nach der Schlacht auf der Straße mit kaltem Blut ermordet!

Der General Devaux ,

Commandant der

Artillerie der Garde , ein durch seine Talente und seine Tapferkeit sehr ausgezeichneter Officier , war unter der Zahl der Todten . Die feindlichen Generale gestehen in ihren Berichten, daß die Engländer und Hannoveraner verloren : Hier wurde die Bagage und der Wagen , den der Kaiser die Gewohnheit ha re, beim Schlachtfeld zu haben, genommen. Erst etliche Tage nach seiner Ankunft in Paris erfuhr der Kaifer den Verlust dieses Wagens , in den er seit seiner Abreise von Beaumont nicht gestiegen war. Man fand darin einen Hut, einen Degen , Kleider zc. Dieß waren alles Umkleidestücke.

89 den 16. Tødte oder Verwundete

2,884

den 17. und 18. desgl.

1.

10,854

wozu man noch rechnen muß den Verlust der,

1,620

deutschen Legion

Artillerie und Genie der deutschen Legion : ·:280 155

2,000

Division Braunschweiger.. Holländer und Belgier



6, 136.pr 1413 3,100

Naffayer 1

Summe der Engländer, Hannoveraner, *4522 siHolländer 10.2under

28,866

Verlust der Preußen während des Feldzugs

(aus den officiellen Berichten genommen) Geſammtverlust der Alliirten *)

33,132 58,006

Den 19. , zwischen 4 und 5 Uhr des Morgens, kam der Kaiser in Charleroi an, er befahl den Brückenund Lebensmittelequipagen, die hinter der Stadt geblie ben waren , sogleich nach Philippe ville und Avesnes abzugehen , um sich von da nach Laon zu wenden.

Er

begab sich darauf nach Philippe-ville, wo er um 10 Uhr. des Morgens ankam.

Er schickte von neuem dem Mar-

schall Grouchy Befehle feinen Rückzug über Rhetel nach *

Aufstellung des Verlusts der Alliirten nach den Nationen. Engländer 10,981 Rapports des Herzogs von 2,757 Wellington vom 29. Juni. Hannoveraner Deutsche Legion 1,900, Regimentslisten. 2,000. Braunschweiger Rapport des Prinzen 3,100. Der Naſſauer Bernhard giebt 2,800 an. Rapport des Prinzen vou Holländer, Niederländer 4,136, Oranien. Preußen 33,132. Officielle Berichte.

hot

bigth 7.4

58,006M. Todte oderVerwundete.

90 Laon zu nehmen ; und an alle Commandanten der Fe= ſtungen an der Maas , ſich béreit zu halten angegriffen zu werden, und sich aufs äußerste zu vertheidigen. Eben so wurden Befehle an den General Rapp, Commandeur des fünften Corps im Elsaß, an den General Lecourbe, Befehlshaber des Corps von Befort, und an den General Lamarque, Anführer der Vendeearmee ; geschickt, ſich in Eilmårſchen mit allen ihren Truppen nach Paris zu begeben , und alle mögliche Mittel anzuwenden , um ihren Marsch zu beschleunigen , als die Infanterie auf Wagen kommen , die Artillerie durch requirirte Pferde ziehen zu lassen zc. Indeß giengen die Trümmer der Armee über die Sambre über die Brücken von Marchiennes , Charleroi und Chatelet zurück.

Von Goffelies wendete sich die

Masse der Flüchtigen des ersten und zweiten Corps , die zu Marchiennes übergegangen waren , nach dieser Seite um hier über den Fluß wieder zurück zu gehen.

Die

kaiserliche Garde und das sechste Corps zogen sich nach Charleroi zurück.

Da die Armee so ihren Rückzug nach

mehrern Puncten ausführte, machte sie ihre Sammlung ཟླ ། schwerer. Der Prinz Jerome begab sich nach Avesnes, um da die Corps zu sammeln , die diese Richtung neh men würden . Nachdem alle Ordres ausgefertigt waren , die die Umstände nöthig machten , verließ der Kaiser Philippeville um 2 Uhr Nachmittags , und ließ den Marschall Soult daselbst , um das große Hauptquartier und die Truppen, die sich nach diesem Plag begeben würden, zu fammeln ; er gieng nach Laon, von wo er den Adjutant Flahaut nach Avesnes schickte , um neue Nachrichten zu

erhalten.

Dieser General fand hier einen Theil der

Garde und der Armee , den der Prinz Jerome ſchon gesammelt hatte.

Der Adjutant de Jean wurde nach

Guise geschickt, sowohl um den Zustand dieses Plages zu untersuchen , als um dort alle die zu sammeln , die diese Richtung würden genommen haben.

Der Adju

tant Buffy wurde in Laon gelassen , um alles für die Armee vorzubereiten, die sich um diese vortheilhafte Po=. ſition ſammeln sollte.

Napoleon begab sich dann in

aller Eile nach Paris , vom Herzog von Bassano , dem1 Marschall des Pallastes Bertrand , und seinen Adjutan ten Drouot , Labeydoyere , Bernard , Gourgaud beglei tet, um 48 Stunden da zu bleiben , der politiſchen Bez wegung , die die Nachricht von dem Unfall verursachen konnte, vorzubeugen, die schnellsten Mittel zu ergreifen, um alle Vertheidigungsvorkehrungen der Hauptstadt zu beschleunigen und zu endigen , die Gemüther auf die große Crisis, in der Frankreich sich befand , vorzubereiten , alle Truppen , alle Verstärkungen , die man aus den Depots und unsren Festungen ziehen konnte , nach Laon zu dirigiren ; mit einem Wort , alle Maasregeln, zu Ausführung des zweiten Operationsplans zu neh= men , zu dem man sich gebracht fand.

Der Wille Na-

poleons war , unmittelbar darauf zu seiner Armee bei Laon zurück zu gehen.

92 Neuntes Capitel.

Marsch des Corps des Marschall Grouchy .

Es

stößt zur Armee bei Laon.

"Nach dem Rapport des Marschall Grouchy scheint es, daß er im Augenblick , wo er den 18. den Befehl erhielt nach St. Lambert zu marschiren , heftig im Ge fecht war; Herr eines Theils von Wavres hatte er noch nicht daraus debouchiren können.

Der General Gerard

war an der Spiße des vierten Corps schwer verwundet worden, als er den Uebergang über den Fluß bei Bielge erzwingen wollte.

Bei diesen Umständen hatte der

Marschall nach Limale das leichte Cavalleriecorps Pajots und 3 Divisionen Infanterie geschickt , um daselbst über die Dyle zu gehen , und gegen Bülow zu marſchiren.' • Diese Bewegung gelang , und die entgegengeseßten HdHen wurden genommen ; aber jest war es Nacht , und die große Bataille geendigt. Den 19. mit Tagesanbruch griffen die Preußen ihrer Seits an , aber fte wurden überall zurückgeschlagen.

Der General Penne, ein ſehr

ausgezeichneter Officier, wurde bei Wegnahme des Dorfes Bielge getödtet.

Die Höhen von Wavres wurden gleichfalls gest nommen, und der Marschall Grouchy bereitete sich nach' Brüssel zu marſchiren , als er 暑 die Nachricht von dem Verlust der Bataille bei Waterloo erhielt, und den Befehl sich zurückzuziehen, was dieser Marschall sogleich in 2 Colonnen that , indem die eine sich gerad von Tem f plour nach Namur wendete , und die andere auf der Heerstraße von Charleroi dahin.

M

93 Der Feind wollte die Queues dieser Colonnen ans greifen, aber er wurde kräftig zurück gewiesen, und vers lor etliche Canonen.

Der Marschall kam so in Namur

an, von wo er den Weg nach Dinant nahm, das Corps Vandamme's zurücklaffend , sowohl um die Brücke von Namur zu zerstören (was er nicht ausführen konnte), als um die Arrieregarde zu machen, und den Feind auf zuhalten.

Die Preußen versuchten den Uebergang über

die Brücke zu erzwingen , aber nachdem sie viele Leute verloren hatten , gaben sie diese Hoffnung auf.

Das

Corps Vandamme's hielt sich in dieser Stadt bis 8 Uhe des Abends, wo es sie verlassen mußte, um den Rückzug fortzusehen.

Den 21. kam das ganze Corps Grouchy's

zu Rhetel an , und den 26. vereinigte es sich mit der Armee unter Laon.

Zehntes Capitel. Militairische Hülfsmittel , die Frankreich nach der Bataille noch bleiben.

Der Verlust der Bataille bei Waterloo feßte Frankreich in eine sehr critische Lage ,

aber die Vorsichts-

maasregeln , die der Kaiser vor Eröffnung des Feldzugs genommen hatte, boten noch Hülfsmittel jeder Art dar. Die Trümmer der französischen Armee ,

nachdem sie

über die Sambre gegangen , und sich auf verschiedenen Puncten gesammelt, hatten sich nach Laon gewendet, und den 26. Juni belief sich die Armee , die dort beisammen

94 war, schon über 65,000 Mann.

Blos etliche tausend

Mann hatten sich in das Innere zerstreut.

Ohne Zweis

fel war unser Verluft beträchtlich , aber der Feind hatte noch mehr verloren.

Alle Depots der Regimenter was

ren in den Gegenden der Hauptstadt angekommen , und fie waren zahlreich genug , um die fehlenden Soldaten zu erseßen.

Die blofen Depots der kaiserlichen Garde

gaben 6000 disponible Mann.

Man hatte viel Artil-

leriematerial verloren , aber die Trainsoldaten hatten Man fich größtentheils mit ihren Pferden gerettet. sammelte sie zu La Fere und Vincennes.

Sowohl in

diesem lestern Ort, als zu Paris , waren 500 Stücke

Feldgeschüß , aufferdem waren beträchtliche Parks auf der Loire.

Man konnte leicht 200 Feuerschlünde or

ganisiren, was unser Material in denselben Stand wieDer Kais der gefeßt hätte, wo es vor dem Unfall war. fer zählte mit Recht darauf, in den ersten Tagen des Juli eine Armee von 130,000 Mann an der Aisne zwischen Soissons und Laon zu haben.

Die Ruffen 1

und Oestreicher waren den 24. Juni noch nicht über den Rhein gegangen , fie konnten vor dem 20. Juli nicht in Macht an der Marne seyn. ländischen

Die englisch - hol-

und preußischen Armeen ,

schon sehr ge=

schwächt durch die leste Bataille , konnten nicht an die Aisne vorrücken , ohne Obfervationscorps vor den Fe: ftungen der Nordgrenze, wie Dünkirchen, Valenciennes, Lille, Maubeuge, Condé ic. zu lassen, die alle zahlreiche Garnisonen hatten ; überdieß mußte man alle Festungen der Somme maßkiren.

Blücher und Wellington konn

ten dann nur mit ohngefähr 70,000 Mann, vorrücken, und Napoleon rechnete darauf, den 26. Juni mit mehr

95 als 80,000 an der Aisne zu seyn . håtte er eine Armee von 120

Zehn Tage darnach 130,000 Mann ge:

habt, und seine Macht wäre nach und nach bis auf 150,000 Streiter angewachsen .

Die beiden entgegen=

ftehenden Generale wåren daher genöthigt gewesen, ihre Bewegungen mit denen der ruſſiſchen und östreichischen` Armeen zu combiniren.

Man håtte so einen Monat ge

wonnen ; während dieser Zeit wären die Befestigungen von Paris auf dem linken Ufer der Seine beendigt und ausgerüstet worden, die auf dem rechten Ufer waren es schon ganz.

Es fehlte nicht an Gewehren die Föderir-

ten zu bewaffnen. worden.

Die Nationalgarde wäre vermehrt

Man hätte auf diese Art ein Corps von

60,000 Mann gehabt , und in dem Zeitraum der noch blieb , bevor der Feind sich mit bedeutender Macht der Hauptstadt nåhern konnte , håtte man andre 60,000 Mann Nationalgarden aus Bretagne , der Normandie, von dem linken Ufer der Loire und 1 aus dem ganzen Reich sammeln , und selbst die 20 Marineregimenter, die organisirt worden waren , kommen lassen können. Im Süden hatte der Marschall Suchet Vortheile errungen ; er hatte sich Montmeillan's bemächtigt , und den Feind jenseits des Mont

Cenis zurückgeworfen.

Sein Corps vor Lyon , mit allen Nationalgarden des Landes ,

die zur Vertheidigung dieses Centralpunctes

bestimmt waren, vereinigt , hätte die ganze öftreichische Armee von Italien beschäftigt.

Man kam daher natür-

lich zum zweiten Plan zurück. Die Combination der englisch - holländischen undṣ preußischen mit den andern Armeen , kriegerischen Ereigniffen gegeben ,

hätte Anlaß- zu

ganz zum Vortheil)

annan +96

deffent, der die Centralpoſition inne hatte , und der mit 150,000 Mann um einen Stüßpunct wie Paris mas nóuvriren konnte ; vorzüglich wenn dieser Punct, gut befestigt , mit 5-600 Feuerschlünden versehen ist , und mehr als 120,000 bewaffnete und organisirte Soldaten enthält. Dieß waren noch die militairischen Mittel, mit denen man hoffen konnte , mit gleicher Aussicht auf den Ausgang zu streiten, als politische Ereignisse , die man nicht hatte vorhersehen, können , alles lähmten, und den Kaiser nöthigten, die Regierung zu Gunsten seines Soh: nes niederzulegen.

Dieß ist es , was wir in dem fola

genden Capitel erzählen wollen.

Eilftes Capitel.

i Ankunft des Kaisers in Paris. Kammern. nehmen.

Insurrection der

Es bleiben ihm nur drei Auswege zu Ursachen , die seine Wahl bestimmen.

Er legt die Regierung nieder.

Der Kaiser , kurz nach seiner Ankunft im Elysåí: ſchen Pallast, rufte ein Conſeil der Minister zusammen : man berathschlagte hier über die Maasregeln , die man in den Umständen, wo man sich befånd, zu nehmen håtte. Man war der Meinung , Paris in Belagerungsstand zu erklären, die Kammern nach Tours zu berufen , und in diese Stadt den Mittelpunct des Gouvernements zu verz legen ; den Befehl über Paris dem Marschall Davouſt,

ww 99 und das Ministerium des Kriegs dem General Clausel zu geben.

Alle diese verschiedenen Beschlüſſe wurden

im Staatssecretariat concipirt ,

und schon waren die

Befehle expedirt, die Zahl der Tirailleurs der Nationalgarde zu verdoppeln , und ihnen an dem Tag Gewehre zu geben.

Man berathschlagte , ob es thunlich wäre,

daß der Kaiser selbst in Neiſekleidern und ohne Vorbes reitung diese Entschlüffe den Kammern brächte , man entwarf sogar die Rede ,

und

als man benachrichtigt

wurde, daß die lebhafteste Gährung in der Kammer der Deputirten fich zeige.

Kurz darauf, Nachmittags , ers

hielt man eine Botschaft , durch die diese Kammer sich beständig erklärte , die kaiserliche Herrschaft nicht mehr anerkannte , und den für einen Verräther des Vaters lands erklärte , der ihre Beständigkeit aufheben wollte. Herr de la Fayette schien sich an die Spiße einer Parthei zu stellen , kannte.

deren wahre Gesinnungen man nicht

Etliche Augenblicke darauf hörte man , daß

die Kammer der Pairs dem Beispiel der der Deputirten gefolgt wäre , und der Insurrection gegen den Kaiser beigetreten sey. Diese beiden Ereignisse hoben alles auf,

mair

glaubte nicht mehr , daß es thunlich wäre , daß sich der Kaiser in die Mitte der Deputirten der Nation begåbe, nachdem sie sich in Insurrection erklärt hatten.

Blos

die Minister begaben sich dahin , und zeigten die Ankunft des Kaisers in Paris, und die Lage der Dinge an.

Des Abends zögerte der Plan der Führer der beiden Kammern nicht, sich zu entwickeln, er hatte Anhän ger im Ministerium ,

der Herzog von Otranto schien

eine der vorzüglichsten Triebfedern zu seyn . Bald liefen

98 die unglücklichsten Nachrichten um , man ſagte, daß der Marschall Grouchy nicht 8,000 Mann mit sich habe, daß die ganze Armee vernichtet wäre.

Die Feinde

Napoleons, die Freunde des Königs, die, Anhänger der Fremden rührten sich von allen Seiten , und suchten die Zahl ihrer Profelyten in der Nationalgarde zu vermehren.

In der Nacht war eine Berathschlagung der Minister mit einer Kommission von jeder der Kammern. der Kammern entfaltete sich ganz ; die GeDer Geist C fahr des Vaterlands war nicht allein in seinen äußern Feinden , und der Annäherung der bei Waterloo fiégden bestand hauptsächlic reichen Heere , sondern sie beſtand in den hauptsächlichh in Theilungen im Innern .

Es blieben jest dem Kaiser

nur drei Auswege zu nehmen übrig. Der erste war , fich den 22. mit Tagesanbruch nach dem Schloß der Tuilerien zu begeben , hier alle Linientruppen , die sich in der Hauptstadt befanden , die 1 6000 Mann der kaiserlichen Garde, die Föderirten, die Nationalgarde , das Staatsconseil , die Minister zuſammen zu rufen, und die Kammern zu vertagen.

Man

war der Gesinnungen der Truppen und der Föderirten gewiß, was die ganze Bevölkerung von Paris beschwich tigte , und eines Theils der Nationalgarde , denn ein großer Theil war nicht gut gesinnt.

Bei Bertagung

der Kammern mußte man Widerstand erwarten , weil fie schon erklärt hatten, keine Gewalt anzuerkennen, die fie aufheben wolle. ten Widerstand zu

Indeß man hatte keinen ernsthafDie Kammer der Depus rchten .

tirten wäre mit Gewalt gezwungen worden ,

in die

099

constitutionellen Schranken zurückzugehen, und die Bere tagung würde Statt gefunden haben. ), bad ( 3 Veran 叁 Der zweite Weg war , der: Faction , die die Kam mern leitete, zu ſchmeicheln , dieſer ſich › der Herrſchaft bemächtigen, und sie direct mit den alliirten Souverains unterhandeln zu laffen, indem sie ihnen. Deputirte, ohne Mitwirkung des Kaisers , schickte ;

aber war es nicht

einleuchtend , daß durch diese Menge von Feinden des Kaiſers ſich in Gefahr gefeßt fühlend , und fürchtend, daß er sich von ihrer Vermittelung los mache , sobald er eine große Macht beisammen habe, die Führer der Kam mern nur suchen würden , den Gang der Berwaltung zu hindern ?. · Die: Kammern håtten alle Maasregelit, die so gebietende Umstände vorgeschrieben , mit Mis trauen geſehen ; mit einem Wort , statt nüßlich zu seyn, hätten sie alle Vertheidigungsmittel , die noch bliebent, unwirksam gemacht.

Es war übrigens leicht , vorausz

zusehen , daß ihrer trügeriſchen Politik getreu , die verz bündeten Souverains den Deputirten der Kammern schmeicheln und, sicher, in ihren Eroberungs- und Ers beutungs - Entwürfen nicht mehr aufgehalten zu werden, fobald sie den einzigen Mann , der ein Hinderniß dagegen seßen konnte ,

entfernt hätten , alles versprechen

würden, unter der Bedingung, daß man Napoleon vom Staatsruder entfernte. So hätte man sich 5-6 Tage später in derselben Verlegenheit befunden, in der man war , mit Verlust von Zeit und Ansehen.

Der dritte Weg ,

der Napoleon blieb , war zu

Gunsten seines Sohnes die Regierung niederzulegen, die ganze Gewalt den Kammern zu überliefern ,

und

durch eine vollständige Berläugnung aller seiner Inters $ 2

ANNA

effen ihnen den Gedanken zu Benehmen , daß er eines Tages fich des Scepters , das er niederlegte , wieder bemächtigen,

und seine - Macht gegen sie anwenden

Fönnte. Die Kammern, über diesen Punct sicher, konne ten dann alle Mühe anwenden, mit allen ihren Mitteln die Wiederherstellung der Nationalkräfte unterſtügen, endlich sich ganz dem; Wohl des Reichs widmen.17M , SI E.

Der Kaiser überlegte zwischen dem ersten und leg-

ten Weg , und wählte den testen.

Der zweite schien

ihm der schlimmste , und jest, wo die Umstände vorbei find, ist er noch in Zweifel, ob der erste Frankreich müßlicher gewesen wäre.

Napoleon glaubte, daß wenn ihm

noch genug Hoffnung blieb , mit Chren aus dem furcht baren Kampf, worin sich Frankreich nach dem Unglück $ bei Waterloo befand , zu treten , dieß nicht geschehen könnte, als mit dem Beistand der beiden Kammern, und der Vereinigung aller Revolutionsmånner, um die Naz tion zu electrifiren und die innern Feinde zu unterdrü cken.

Er glaubte, daß die Kammeru , mit Gewalt ver-

tagt,

die Nationalpärthei ihrer, vorzüglichsten Mittek

berauben, die Zahl der Unzufriedenen vermehren , zahlreiche Vorwande geben und die Meinung glaubhaft machen würden , daß es nicht die Nation wäre , an die Feinde wollten ; daß es nicht die Wiedereinsehung der Bourbons wäre , wofür sie die Waffen ergriffen hätten, sondern vielmehr

gegen den Stolz Napoleons allein.

Da er also ganz Europa, alle Anhänger des Auslandes, und durch die Vertagung der beiden Kammern einen großen Theil der Revolutionsmänner gegen sich hatte, so wurde die Möglichkeit des Triumphs faſt chimåriſch. Auch mußte er bereit seyn ,

die willkührlichsten und

1

ΤΟΥ

schrecklichstent Handlungen zu begehen.

Dictator mußte

er durch das Beil des Lictors regieren , und durch den #1 Eindruck einer wüthenden Volksmaffe, die er loslaffen mußte.

Das leßte Mittel bot , es ist wahr, wenig mehr Wahrscheinlichkeit für die Nationalfache dar ; wenn der Kaiser abdankte , so hätte die unzufriedne Armee gang ihren Eifer verloren, und behielt sie ihn , so würde sie zu wenig unterstüßt worden seyn , schrecklichen Lage herauszugehen.

um aus einer so Der Marschall Da-

voust , und die andern Chefs , hatten weder genug Bekanntschaft mit dem großen Krieg, noch besaßen sie hinlänglich das Vertrauen der Soldaten und des Volks, um zu solchen Umständen passende Mittel zu finden, Es war selbst wahrscheinlich, daß die englisch- holländis schen und preußischen Armeen mit Bogelschnelle nach Paris marſchiren würden, ohne der zu Laon persammelten französischen Armee Aufmerksamkeit zu schenken , sobald sie sicher seyn würden , daß Napoleon nicht mehr an ihrer Spike stånd.

Wenn auf dem Weg , den Na-

poleon wählte, er nichts für das Vaterland thun fonnte, so hörte er wenigstens auf ein Hinderniß seiner Rettung zu feyn.

Judem er proclamirte , was die Kammern zu

wollen schienen, seste er einen Vereinigungspunct; er gab den Repräsentanten der Nation den freien Gebrauch ihrer ganzen Energie ; vielleicht wären aus ihrer Mitte etliche aufferordentliche Talente hervorgegangen , vielleicht hätte man , wie in den ersten Zeiten der Revolu tion , Frankreich der Stimme des Patriotismus Gehör geben ſehen , die von dem Rednerstuhl es zu den Waffen rief.

102 91

Endlich , ſollte dieſer Weg nicht mehr Hoffnung

laffen als die vorigen , war Napoleon es ſeinem Ruhm, der Nation , die zweimal ihr Geschickt ihm anvertraut hatte, schuldig, die Reinheit seiner Gesinnungen in ihr ganzes Licht zu stellen , und den Augen der Nachwelt ' klar zu zeigen, daß wenn Frankreich untergienge , es wenigstens nicht für das Interesse eines einzigen Manz nes wäre , dem es geopfert worden.bits

Zwölftes . Capitel

Nachdem der Kaiser die Regierung niedergelegt hat , rücken die englisch - holländischen und preußis fchen Armeen unbesonnen gegen Paris vor.

Dies

ses Manduvre, das zu ihrem Untergang hätte gereichen sollen, gelingt ihnen vollkommen .

Die Erklärung an das französische Volk , durch welche Napoleon seine Absagung bekannt machte, wurde den 22. publicirt *).

Sobald diese Nachricht in der

Armee verbreitet ward, brachte sie Bestürzung und Berzweiflung dahin.

Die Wirkung , die sie in den feindli

chen Armeen hervorbrachte , war uns durch die Kühn. heit, die sie ihren Chefs gab, noch trauriger. und Wellington schienen

Blücher

in ihren ersten Entwürfen

übereingekommen zu seyn , die Grenzen Frankreichs vor derru der Ankunft der russischen und öftreichischen Armeen

*) S. den Anhang.

103 nicht zu überschreiten , und indeß sich Avesnes , Maubeuge's , und der andern Festungen

dieser Grenze zu

bemächtigen ; das ganze Land bis an die Somme mit ihren leichten Truppen zu überziehen , und es zum Auffland zu bewegen.

Sie zogen diesen Plan dem vor,

mit einer, durch die große Anzahl von Truppen , die ſie zurücklassen mußten , um die Garnisonen zu maškiren und im Zaum zu halten , beträchtlich verringerten 1 Armee nach Paris zu marſchiren ; einem Marsch , der fie übrigens ausgeseßt hätte , in die Flanke genommen und geschlagen zu werden, wie zu Champ-Aubert, Mont ? mirail xc.; aber als diese beiden Generale hörten , daß Napoleon abgedankt hätte , und daß er nicht mehr ant der Spiße der französischen Armee wäre , änderten fie ihren Entschluß, in der Meinung , daß es ein sehr großer Fehler wäre, wenn sie jest nicht die Unordnung und Verwirrung , die ein solches Ereigniß in allen Gemůthern verursachen mußte, benußten, sich der Hauptstadt zu bemächtigen.

Die französische Armee, schon 75,000

Mann stark, die zwischen Laon und Soissons versammelt war , daher nicht achtend ,

drangen sie über ka Fere

und Compiegne ein, und marſchirten in aller Eile gegen Paris.

Die französische Armee, gänzlich muthles durch

die Nachrichten von Paris , dachte nur daran , sich in aller Schnelle unter die Mauern der Hauptstadt zurückzuziehen.

Man betrachtete selbst als einen erhaltenen

Bortheil, daß sie den 28. Juni zu St. Denis vor den Feinden ankommen konnte.

Wie diese Armee unter Paris versammelt war, seßte sich der Marschall Davouſt an ihre Spise , aber

104 er faßte keiney Entſchluß.

Die Alliirten wagten durch

das Thal von Montmorency zu gehen , und nach St. Germain und Versailles zu marschiren , während dieser `ganzen Bewegung ihre linke Flanke vollkommen 1 ents blößt, und der franzöſiſchen Armee ausgeseßt laſſend *). Man wußte nicht von einem so unklugen Manõuvre Nußen zu ziehen , und statt den Feind zu vernichten, indem man mit Nachdruck seine Flanke und Rücken angriff, ließ der französische General den größten Theil der Armee über die Seine zurückgehen , und stellte sie wuf der Ebene von Grenelle in Bataille.

Bald standen die Armeen einander im Gesicht, und das provisorische Gouvernement unterzeichnete eine Cas pitulation , in der nichts ausgemacht war , sowohl für die Rechte der Nation , als das Wohl der Armee ; sie mußte Paris räumen , und sich hinter die Loire zurückziehen , so die Hauptstadt einer Armee von gleicher Stärke überlaffend, ohne eine Schlacht zu liefern ; denn die dstreichischen

und, russischen Armeen waren noch

mehr als 15 Märsche eutfernt.

Dieß war ohne Zweifel

einer der schimpflichsten Verträge , deren die Geschichte Meldung thut.

Was konnte schlimmeres sich zutragen,

* Der Kaiser ließ im Augenblick, wo er sich auf immer aus Frankreich entfernen wollte , als er zu Malmaison den unklugen Marsch der Feinde erfuhr, durch den General Becker der provisorischen Regierung antragen, sich als General an die Spitze der französischen Armee zu stellen , mit allen Streitkräften auf die Flanke und in den Rücken des Feindes zu fallen , den Untergang desselben zu verursachen, under den Augenblick die Hauptstadt rettend , Zeit und Mittel zu gewinnen, mit mehr Vortheil zu unterhandeln. Nach Erreichung dieses Zwecks hütte Napoleon sein Commando niedergelegt. Die provisorische Regierung verwarf dieses Anerbieten , und 7 Napoleon reiste ab.

108 nachdem die Bataille geliefert und verloren war , 1 als Paris ohne Bedingungen zu übergeben ?

Aber die pro-

visorische Regierung zeigte weder Talent, noch Patrios tismus, noch Character.

Wie die feindliche Armee sich von St. Denis bis St. Cloud ausdehnte ,

und wäre sie, doppelt ſo ſtark

gewesen als die unstige , war ihr Verderben gewiß, wie wir schon gesagt haben , indem über St. Denis gegen fie debouchirt wurde. ´Als der Augenblick , dieses Manõuvre auszuführen , vorbei war , (ein Manôuvre, das den geringsten Soldaten nicht hat entgehen können), Fonnte man sich in Paris mit den Föderirten und der Nationalgarde halten , was unsre Stärke auf mehr als 120,000 Mann gebracht hätte, und dann vortheilhafte Bedingungen für die Armee erhalten ,

Bedingungen,

die die Rechte des Volks verwahrt hätten. muß gestehen ,

Aber man

daß die Armee seit der Abreise Napo-

leons keinen Eifer mehr hatte , die Marschälle waren getheilt , keiner von ihnen hatte genug Gewicht zu ſolchen Umständen.

Die provisorische Regierung und die

Kammern wurden fortwährend von Fouché und von der Parthei , die sich mit dem Feind verstand , verrathen. Carnot handelte ehrlich,

aber er ließ sich leicht bes

trügen.

Der Schwindel der Kammern war so , daß fie in diesen wichtigen Momenten die Zeit mit eitlen Berathschlagungen

über

Constitutionsgrundsäge

verdarben.

Die Nachwelt wird nicht glauben, daß ihre Verblendung bis zu dem Punct gieng, ſich einzubilden , daß die prew

106 ßischen Bataillons kommen würden, um die Ausführung ihrer Decrete zu ſchüßen und zu sichern. 4. Die Nationalgarde, die dasselbe Vertrauen hatte, erklärte ihrer Seits, daß sie die Nationalfarben behalten wolle, und die : Alz liirten zogen in Paris ein !

3. Bald wurden alle diese Täuschungen zerstört ; der König befahl, den Tag nach dieser Erklärung , die Aufe lösung der, schon durch die preußischen Bayonnette umgebenen , beiden Kammern , und den 8. Julin hielt er feinen Einzug in die Hauptstadt. Deputirtenkammer ,

Die Mitglieder der

aus ihrem Versammlungsort ver

trieben , kamen jeßt bei ihrem Pråſidentèn : Lanjuinais zusammen, und alles endete mit unnüßen und ohnmäch tigen Protestationen.

416

107

Anhang.

Nr. 1. Tagsbefehl. Avesnes, den 13. Juni 1815. Stellung der Armee am 14. Das große Hauptquartier in Beaumont.

Die Ins

fanterie der kaiserlichen Garde bivouaquirt eine Viertellieue vor Beaumont, und formirt drei Linien, die junge Garde , die Jäger , die Grenadiere.

Der Herzog von

Treviso untersucht den Plaß dieſes Lagers ,

er trägt

Sorge , daß alles an seiner Stelle ist, die Artillerie, Ambulance, Bagage 2c.

Das erste Regiment der Grenadiere zu Fuß be giebt sich nach Beaumont. Die Cavallerie der kaiserlichen Garde stellt sich hinter Beaumont, aber die entferntesten Corps dürfen nicht eine Lieue, weit davon ſeyn. Das zweite Corps, nimmt Position zu faire, D. h. so nah als möglich an der Grenze , ohne sie zu überschreiten.

Die 4

Divisionen

dieses Armeecorps

A 108 werden vereinigt , und bivouaquiren auf 2 oder 4 Linien , das Hauptquartier in der Mitte , die Cavallerie vorwärts alle Debouches´abpatrouillirend ,

aber auch

ohne über die Grenze zu gehen , und sie von den feindlichen Parteigängern ,

die sie übertreten wollten , re

fpectiren laffend.

Die Bivouacs werden so genommen ,

daß die

Feuer nicht vom Feind gesehen werden können ;

die

Generale werden verhindern , daß sich jemand vom Lager entfernt ; sie werden sich überzeugen, daß die Truppen mit 50 Patronen für den Mann , mit Brod auf 4 Tage, und einem halben Pfund Reis versehen sind ; daß Die Artillerie und Ambulancen in gutem Stand find, und lassen sie sich an ihren Plaß stellen.

So wird das

zweite Corps bereit seyn , sich den 15 , . um 3 Uhr des Morgens in Marsch zu sehen , wenn der Befehl dazu gegeben wird , um sich nach Charleroi zu begeben, und vor 9 Uhr dort anzukommen. Das erste Corps nimmt Position zu Solre ፡ furs Sambre , und bivouaquirt auch auf mehrern Linien, Beobachtend , wie das zweite Corps ,

daß seine Feuer

nicht vom Feind gesehen werden können ; daß niemand fich vom Lager entfernt , und daß die Generale fich des Zustandes der Munition , der Lebensmittel versichern, und daß die Artillerie und die Ambulancen an ihrem Plas find. Das erste Corps hält sich gleichfalls bereit , den 15. um 3 Uhr des Morgens abzumarſchiren , um der Bewegung des zweiten Corps zu folgen , so daß den übermorgenden Lag diese beiden Corps in derselben Direction manduvriren und ſich unterſtüßen.

www 109 ·

Das dritte Corps nimmt morgen Position , eine kieue vorwärts von Beaumont , so nah als möglich an der Grenze, ohne sie indeß zu überschreiten , noch zu dulden, daß sie von einer feindlichen Parthei angegriffen wird.

Der General Vandamme wird jedermann

an seinem Plas halten ;

anbefehlen , daß die Feuer vers

borgen gehalten , und nicht vom Feind gesehen werden können.

Er wird sich übrigens nach dem richten , was

dem zweiten Corps vorgeschrieben ist , hinsichtlich der Munition, der Lebensmittel, der Artillerie und der Am bulancen , und bereit seyn , sich den 15. um 3 Uhr des Morgens in Marſch ſeßen zu können. Das sechste Corps begiebt ſich vorwärts- von Beaumont , und, bivouaquirt auf zwei Linien , eine Viertellieue vom dritten Corps.

Der Herr Graf von

kobau wählt den Plas, und läßt die allgemeinen Disa pofitionen, die durch gegenwärtige Ordre vorgeschrieben find, beobachten. Der Herr Marschall Grouchy führt das erste, zweite ,

dritte und vierte Cavalleriecorps vor Beaus

mont , und läßt sie ein Bivouac zwischen dieser Stadt and Walcourt beziehen , gleichfalls die Grenze reſpec= tiren laſſend , verhindernd daß niemand über dieselbe geht ,

und sich sehen läßt ;

noch daß die Feuer vom

Feind gesehen werden ; und er wird sich bereit halten, übermorgen um 3 Uhr des Morgens abzumarschiren, wenn er den Befehl erhält, um sich nach Charleroi zu begeben, und die Avantgarde der Armee zu bilden.

Gha

Es wird den Generalen empfohlen sich zu überzens: gen, daß alle Cavalleristen mit Patronen versehen , ob ihre Gewehre in gutem Stand find , und ob sie aufvier

Tage Brod , und das halbe Pfund Reis haben , wie bez fohien worden. Die Brückenequipage

bivouaquirt

hinter

demi

fechsten Corps, und vor der Infanterie der kaiserlichen Garde. Der

Centralartilleriepark

befindet sich

hinter

Beaumont.› Die Mofelarmee nimmt morgen Poſition vorwärts von Philippe - ville.

Der Herr Graf Gerard wird sie

bereit halten , übermorgen den 15. um 3 Uhr des Mots gens abmarſchiren zu können, um zum dritten Corps zu stoßen , und seinen, Marsch nach Charleroi ſchüßen zÜ können , zu Folgè des neuen Befehls , der ihm gegeben werden wird;

aber der General Gerard wird Sorge.

tragen, sich auf seiner rechten Flanke und vor sich , auf allen Richtungen von Charleroi und Namur wehl vors zusehen.

Wenn die Moselarmee Pontons in ihrem

Gefolge hat ,

wird sie der General Gerard so weit

vorn als möglich haben ,

um über ſie disponiren zu

Connen. *

Alle Armeecorps laffen an ihrer Spise die Sa:

peurs marſchiren , und alle Uebergangsmittel , die die Generale gesammelt haben werden. 09 au Die Sapeurs der kaiserlichen Garde , die Marinearbeiter, und die Sapeurs der Reserve marschiren nach dem sechsten Corps, und an der Spige der Garde. Alle Truppen marschiren in der größten Ordnung und geschlossen.

Bei der Bewegung gegen Charleroi

wird man alle Passagen benußen , um die feindlichen Corps zu erdrücken , die die Armee angreifen , oder gez gen sie manduvriren möchten.

29 ng pf on

MM

CIX In Beaumont ist blos das große Hauptquartier. Kein anderes darf hier etablirt werden , und die Stadt wird von allen Hindernissen befreit.

Die alten Verord-

nungen über das Hauptquartier und die Equipagen, über die Marschordnung , die Polizei der Wagen ' und Bagage, über die Wäscherinnen und Marketenderinnen find wieder in Wirkung gefeßt.

Es wird zu diesem

Zweck eine Generalordre gegeben werden , aber indes nehmen die , die Armeecorps commandirenden , Herrn Generale dem zur Folge Anordnungen , und der Herr Grand-Prevot wird diese Befehle ausführen laffen. Kaiser befiehlt,

Der

daß alle die in gegenwärtiger Ordre

enthaltenen Dispofitionen von den Herrn Generalen geheim gehalten werden. Auf Befehl des Kaisers, der Reichsmarschall , Majorgeneral (unterz.)

&

Herzog von Dalmatien.

1.Nr. 2. imp

wa

Beaumont, den 14. Juni 1815.

Marſchordre.2 &3d mod ཝཱ ' Morgen , den 15. um halb 3 Uhr des Morgens, fteigt die leichte Cavalleriedivision des Generals Bandamme zu Pferde , und begiebt sich auf die Straße von Charleroi; fie schickt Patrouillen aus , um das Land zu 1 durchstreifen , und die feindlichen Posten aufzuheben, aber jede dieser Patrouillen wird wenigstens 50 Mann stark seyn.

Bevor sich die Division in Marsch fest,

wird der General Vandamme sich überzeugen, ob sie mit Patronen versehen ist. Zur selben Stunde sammelt der Generallieutenant Pajol das erste Cavalleriecorps , and folgt der Bewegung der Division des Generals Domönt , die unter den Befehlen des Generals Pajol stehen wird.

Die

Diviſionen des ersten Cavalleriecorps geben keine Detaschements , fie werden von der dritten Diviſion genommen.

Der General Domont überläßt seine Artillerie-

batterie , um hinter dem ersten Bataillon des dritten Infanteriecorps zu marfchiren.

Der Generallieutenant

Vandamme giebt ihm dem zu Folge Befehle. Der Generallieutenant Vandamme läßt die Re: veille halb 3 Uhr des Morgens schlagen, um 3 Uhr feßt er sein Armeecorps in Marsch,

und richtet es gegen

Charleroi ; alle Bagage und andre Hinderniſſe bleiben aufgefahren zurück,

und treten den Marsch erst an,

nachdem das sechste Corps und die kaiserliche Garde vorbeimarſchirt ſind ; sie stehen unter den Befehlen des

15 : Generalwagenmeisters ,

der sie mit denen des sechsten

Corps , der kaiserlichen Garde und des großen Hauptquartiers vereinigen, und ihnen Bewegungsbefehle ge= ben wird.

Jede Division des dritten Ärmeecorps hat ihre Batterie und Ambulancen bei sich , jeder andre Wagen der sich in den Gliedern findet wird verbrannt.

Der Herr Graf von Lobau läßt die Reveille um halb 4 Uhr schlagen , und seßt das sechste Armeecorps um 4 Uhr in Marsch , um der Bewegung des General Vandamme zu folgen ,

und ihn zu unterſtüßen.

Er

läßt dieselbe Marſchordnung für die Truppen, Artillerie, Ambulancen und Bagage beobachten , die dem dritten Corps vorgeschrieben ist. Die Bagage des sechsten Corps wird mit der des dritten unter den Befehlen des Generalwagenmeisters vereinigt, so wie gesagt ist. Die junge Garde schlägt die Reveille um halb 5 Uhr , und seßt sich um 5 Uhr in Marsch , sie folgt der Bewegung des sechsten Corps auf der Straße von Charleroi. Die Jäger zu Fuß von der Garde schlagen die Reveille um 5 Uhr , und marſchiren um halb 6 Uhr, um der jungen Garde zu folgen. Die Grenadiere zu Fuß von der Garde schlagen Y die Reveille um halb 6 Uhr, und marſchiren um 6 Uhr ab, um den Jägern zu Fuß zu folgen .

Dieselbe Marsch-

ordnung , für die Artillerie , Ambulancen und Bagage H

des dritten Corps vorgeschrieben , wird von der kaiserlichen Garde befolgt. Die Bagage der Garde wird mit der des dritten und sechsten Corps ,

unter den Befehlen des Ge=

neralwagenmeisters , vereinigt , der sie abfahren laffen wird.

Der Herr Marschall Grouchy läßt um halb 6 Uhr das der drei andern Cavalleriecorps , das zunächst an der Straße ist, auffißen , und der Bewegung nach Charleroi folgen. Die beiden anderen Corps marschiren eins nach dem andern in dem Zwischenraum einer Stunde ab , aber der Herr Marschall Grouchy wird Sorge tra gen , die Cavallerie auf den Seitenwegen der HauptStraße , der die Infanterie folgt , vorrücken zu laſſen, um Hinderung zu vermeiden , und auch damit seine Ca vallerie eine bessere Ordnung beobachtet.

Er wird

vorschreiben , daß sämmtliche Bagage zurückbleibt , aufgefahren und beisammen , bis zum Augenblick , wo ihr der Generaiwagenmeister den Befehl geben wird , ab zugehen. Der Herr Graf Reille läßt die Reveille um halb 3 Uhr des Morgens schlagen ,

und seßt das zweite Corps

um 3 Uhr in Marsch , er dirigirt es auf Marchiennesau- pont, und richtet sich ein vor 9 Uhr des Morgens. angelangt zu seyn ; er läßt alle Brücken über die Sambre bewachen, damit niemand passirt.

Die Posten, die

er zurückläßt , werden nach und nach von dem ersten Corps abgelößt, abèr er muß ſuchen, dem Feind an dieſen Brücken zuvorzukommen ,

damit sie nicht zerstört

ΜΑΛΑ 115 werden , vorzüglich die von Marchiennes , über die er wahrscheinlich sich im Fall befinden wird zu debouchiren, und die er sogleich wieder herstellen muß , wenn ſie beschädigt worden wäre.

Zu Thuin und zu Marchiennes ,

so wie in allen

Dörfern an seinem Weg , wird der Herr Graf Reille ´die Bewohner ausfragen , um Nachrichten von den Pofitionen und der Stärke der feindlichen Armeen zu bes kommen ;

er wird auch in den Postexpeditionen die

Briefe wegnehmen laſſen, und sie erbrechen, um sogleich an den Kaiser die erhaltenen Nachweisungen gelangen zu lassen. Der Herr Graf von Erlong seßt das erste Corps um 3 Uhr des Morgens in Marsch, und richtet es auch auf Charleroi , der Bewegung des zweiten Corps folgend, dessen Linke er sobald als möglich gewinnen wird, um es zu unterstüßen , und sich im Nothfall anzuschlie Ben.

Er wird

eine Brigade Cavallerie hinter sich

haben , um sich zu decken , und durch kleine Detasche ments seine Communication mit Maubeuge zu unters halten ; er schickt Patrouillen vorwärts dieſes Plages aus , in den Richtungen von Mons und Binch bis an die Grenze, um Nachrichten vom Feind zu erlangen, und sogleich Anzeige davon zu machen.

Diese Patrouil-

len werden darauf sehen , sich nicht einzulassen , und die Grenze nicht zu überschreiten. Der Herr Graf von Erlong läßt Thuin durch eine Division besehen, und wenn die Brücke bei dieser Stadt zerstört ist, läßt er sie sogleich wieder herstellen, zu glei cher Zeit wo er einen Brückenkopf auf dem linken ufer

H 2

116 abstecken , und unmittelbar aufwerfen läßt.

Die Dis

vision , die in Thuin ist, wird auch die Brücke der Abtei Alnes bewachen , wo der Herr Graf von Erlong gleichfalls auf dem linken Ufer einen Brückenkopf errichten laffen wird. Dieselbe Marschordnung , die dem dritten Corps für die Artillerie , die Ambulancen und die Bagage vorgeschrieben ist , wird beim zweiten und erſten Corps beobachtet, die ihre Bagage vereinigen , und links vom ersten Corps unter den Befehlen des ältesten Wagen= meisters marschiren lassen werden. Das vierte Corps (Moselarmee) hat den Befehl erhalten , heute vorwärts von Philippe - ville Position zu nehmen ;

wenn seine Bewegung

vollendet ,

und die

Divisionen , aus denen dieß Armeecorps besteht , beifammen sind , wird fie der Herr Generallieutenant Gerard morgen um 3 Uhr des Morgens in Marsch segen, und gegen Charleroi richten *) ; er wird Sorge tragen, fich auf der Höhe des dritten Corps zu halten, mit dem er in Verbindung stehen muß, um ohngefähr zu gleicher Zeit vor Charleroi anzukommen ; aber der General Gerard wird seine Rechte und die Debouches ,

die nach

Namur führen , abpatrouilliren laſſen ; er wird geſchlofsen in Schlachtordnung marſchiren ; in Philippe - ville alle seine Bagage und Hindernisse laffen , damit ſein Armeecorps , sich leichter befindend , mehr im Stand iſt zù manouvriren .

*) Der General Gerard erhielt ſpåter einen neuen Befehl, der ihm vorschrieb, mit seinem Corps die Sambre zu Chatelet zu paffiren.

117 Der General Gerard wird der 14ten Cavallerie division ,

die heute in Philippe = ville hat ankommen

müssen, befehlen , der Bewegung dieses Armeecorps ge gen Charleroi zu folgen , wo diese Division sich mit dem vierten Cavalleriecorps vereinigen wird.

Die Generallieutenants Reille , Vandamme , Gea rard und Pajol werden sich durch häufige Patrouillen mit einander in Verbindung seßen , und ihren Marsch fo einrichten ,

um in Masse und zugleich vor Charle-

´roi anzukommen ; sie werden , so viel möglich , bei die Avantgarde die Officiere thun ,

die flämisch sprechen,

um die Bewohner auszufragen und Nachrichten einzuziehen ; aber diese Officiere werden sich als Anführer von Patrouillen angeben, ohne zu sagen, daß die Armee hinter ihnen ist.

Die Generallieutenants Reille ,

Vandamme und

Gerard laſſen alle Sapeurs ihrer Armeecorps ( die die Mittel die Brücken zu repariren bei ſich haben ) nach dem ersten leichten Infanterieregiment marschiren , und geben den Genieofficieren Befehl , die schlechten Wege ausbessern zu lassen, Seitencommunicationen zu machen, und Brücken über die Bäche anzubringen ,

wo die

Infanterie sich durchnässen müßte , um über sie zu gez, langen.

Die Marinesoldaten ,

die Sapeurs der Garde,

und die Sapeurs der Reserve marschiren nach dem ersten Regiment des dritten Corps , die Generallieute nants Rogniat und Haro werden an ihrer Spiße seyn, sie werden nur zwei oder drei Wagen mit sich führen ;

118 der Rest des Genieparks marsching links vom dritten Corps.

Wenn man auf den Feind trifft , so werden

dieſe Truppen nicht zum Gefecht gebraucht ,

sondern

die Generals Rogniat und Haro werden sie zu den Arbeiten der Flußübergänge , der Brückenköpfe , Wegeausbefferungen , Communicationsanlegungen 2c. anwenden. Die Cavallerie der Garde folgt der Bewegung gegen Charleroi , und marschirt um 8 Uhr ab. Der Kaiser wird bei der Avantgarde auf der Straße von Charleroi feyn . Herrn Generallieutenants werden

Die

Sorge

tragen , S. M. häufige Rapporte über ihre Bewegungen , und die Nachrichten , die ſie haben , zu schicken ; man benachgesammelt 1 richtigt sie , daß die Meinung S. M. ist, über die Sambre vor Mittag gegangen zu seyn , und die Armee auf das linke ufer Dieses Flusses zu führen.

Die Brückenequipage wird in zwei Sectionen getheilt ; die erste theilt sich wieder in drei Abtheilungen, jede von 5 Pontons

und 5 Avantgardekähnen ,

um

drei Brücken über die Sambre zu schlagen ; bei jeder dieser Subdivisionen wird eine Compagnie Pontonniers seyn ; die erste Section marschirt hinter dem Geniepark nach dem dritten Corps.

Die zweite Section bleibt mit dem Reſerveartillerie: park bei der Bagagecolonne , ſie hat die vierte Pontonnierscompagnie bei fich ;

die Équipagen des Kaisers

werden vereinigt, und ſeßen sich um 10 Uhr in Marsch.

+19 Sobald sie paffirt find , läßt der Generalwagenmeister die Equipagen der kaiserlichen Garde, des dritten Corps und des sechsten Corps abgehen ; zu gleicher Zeit schickt ér der Equipagencolonne der Cavalleriereserve den Bez fehl sich in Marsch zu sehen , und der Richtung zu folgen, die die Cavallerie wird genommen haben.

Die

Ambulancen der Armee folgen dem Hauptquartier , und marschiren an der Spiße der Bagage , aber in keinem Fall werden sich diese Bagagen, so wie die Reserveparks der Artillerie ,

und die zweite Section der Brücken-

´equipage auf mehr als 3 Lienes der Armee nähern , als auf Befehl des Majorgeneral , und sie gehen nicht über die Sambre, als auch auf Befehl.

Der Generalwagenmeister bildet Diviſionen aus diesen Bagagen , und seht ihnen Officiers vor , sie zu commandiren, um hernach davon detaſchiren zu können, was zum Hauptquartier, oder zum Dienst der Officiere gefodert werden wird.

Der Generalintendant läßt mit dieser Equipagencolonne die Gesammtheit der Commissariats Bagagen und Transporte sich vereinigen , denen er eine Stelle in der Colonne anweisen wird.

Die zurückgebliebenen

Wagen schließen sich links an , und können nicht von dem Plaß gehen , der ihnen gegeben wird , als auf Befehl des Generalwagenmeisters . Der Kaiser befiehlt, daß alle Ëquipagewagen , die man in den Colonnen der Infanterie, Cavallerie , oder Artillerie findet , verbrannt werden , so wie die Wagen der Equipagecolonne,

die ihre Stelle verlassen , und

120 ihren Marsch ändern werden , ohne befondre Erlaubniß des Generalwagenmeisters . Zu diesem Zweck wird ein Detaſchement von 50 Gensd'armen zur Disposition des Generalwagenmeisters gegeben , der verantwortlich ist , so wie alle Gensd'armenofficiere und Gensd'armen , für die Vollziehung dieser Anordnungen , von denen der Ausgang des Feldzugs abhängen kann.

Auf Befehl des Kaisers, der Reichsmarschall , Majorgeneral,

Unterz.

Herzog von Dalmatien.

121

Nr. 3.

Tableau, die Zusammensetzung und Stärke der französischen Armee , bestimmt in Flandern zu agiren , zur Epoche des 15. Juni 1815 anzeigend. Stärke jeder Division an

Bezeichnung der

Stärke jedes Corps an

Artillerie. Armeecorps.

Commandanten.

Commandanten.

Divisionen.

Mann.

Infant. Cavall.

Can.

Mann Can.

160 4,120 8 Gen. Alix 1ste Division 160 4,100 2te Douzelot 160 4,000 3 8 Marcognet 3te 160 Gen. Graf von Erlong. 4te 4,000 St 8 istes Corps. Durutte 120 1,500 iste Divif. Cavall. Jacquinot 160 8 Artill. Reserve 160 6 5,000 8 Gen. Bachelu 5te Division 160 8 6,100 90 6te Prins Jerome 160 5,000 3 Girard 3 8 7te 160 Gen. Graf Reille. 5,000 2tes Corps. 8 Foi 9te 1,500 120 2te Divis. Cavall. Piré 170 Artill. Reserve 160 4/430 Gen. Hubert 1ote Division 160 4/300 11te Berthegene 160 4,300 3tes Corps. Lefol Gen. Graf Vandamme.ste 1,500 120 Domont 3te Divif. Cavall. 160 8 Artill. Reserve 160 4,000 8 Gen. Pecheur 12te Division 160 4,000 3 Bichery 13te 160 4,000 8 Hulot Gen. Graf Gerard. 4tes Corps. 14te 6 40 1,500 120 Morin 6te Divif. Eavall. 160 Artill. Reserve 170 3,500 Gen. Simmer 19te Division . 160 3,500 40 Jeannin u. 2ofte Graf Loba von Sen. 160 6tes Corps. 4,000 Teste 19 21fte 280 14 Artill. Reserve 320 167 3,800 Gen. Duhesme Junge Garde . 320 16 4,250 = Morand Jäger 320 16 20 4/4 29 Friant ere Grenadi Kaiserliche Garde. 2,120 240 12 g Lefevre Desnouettes Leichte Cavallerie 2,010 240 12 Guyot Reservecavallerie 480 24 Devaux Artill. Reserve 6 1,280 120 Gen. Soult (4te 6 )) 2,760 Division D istes Corps. Gen. Graf Pajol. 1,240 120 S Subervick C5te 120 1,300 6 ) 840 99 Strolz 6 ) 2, 2tes Corps. Gen. Gr. Excelmans. ( 9te 1,300 120 333 Chastel ( 10te 120 6 1,310 60 L'Heritier 11te 6 ) 2,850 3tes Corps. Gen. Gr. Kellermann. 1,300 120 39 Roussel ( 12te 60 120 6 0 1,30 60 3 Wathier 6 ) 2,840 4tes Corps. Gen. Gr. Milhaut. (13te a 1,300 120 Ca Delort 14te 85,820 20,460 7,020 350 Summe Brückenequipagen , Sapeurs c.

18,640

46

23,530

46

15,290

38

14,260

38

11,770

38

18,520

96

11,290

48

, Cavalleriereserven

3

nvpjavus ápnoa

113,300 2,200

Totalsumme der Armee . 115,500 | 350

ན ཀྱི ། ཁྲུས

18

11

997

84202 Buga

.84302 875

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AP 57

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84

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.

Nr. 4. Tableau, die Corps unter unmittelbarem Befehl des Kaisers den 16. Juni 1815, diejenigen welche gefochten, die Verluste , die sie erlitten , anzeigend.

Stärke jedes Corps

Bezeichnung der

Armeecorps

Infan- Caval lerie terie

Divisionen

Div. der jungen Garde, Gen. Duhesme : der alten Garde - der alten Garde

24

5,000

8

Div. Lefol, Bertegene, und Hubert Cavall. Division General Domont Artilleriereserve

13,030

480 120 160

24 6

Div. Pecheur, Vicheri und Hulot Cavall. Division General Morin Artilleriereserve

12,000

480 120 160

24

Div. Simmer, Jeannin und Teste

11,000

480

24

2,010 •

Graf Grouchy .

1,500

1,500

(Artilleriereserve

Verlust an Gegen Stellung der Corps Todten, Bleffir wärtig den ten 2c. den 15 . 17. früh den 16. Juni und 16. Juni Mann. Can..

16,160

84

( Zwischen Fleurus und ) ( dem Dorf St. Amand. )

5,160

8

Links von St. Amand, hatte zu Wagnies bivouaquirt.

15,290

38 (Attaquirt das Dorf St. ) ( Amand.

14,260

38

Attaquirt das Dorf Ligni.

11,770

38

Den größten Theil des Tags in Charleroi als Reserve ; kam erst an, nachdem die Bataille gewonnen war.

2,000

84

3,160

1,930 13,360

38

1,290

38

11,770

58

250

2,510

12

250

2,590

12

100

2,740

12

8

2,170

8

290

14

Divisionen Soult und Subervick

2,520

240

12

2,760

28

G. Gr. Erzelmans. Divisionen Strolz und Chastel

2,600

240

12

2,840

( Dem Dorf Sombrefge-) 12 ( genüber. 12 Desgleichen.

45 €

Gen. Gr. Milhaut. Cuirass. Div. Wathier u. Delort

2,600

240

12

2,840

12

(18Corps. Gen. Gr. Pajol.

100 16,060

60

pav

Cavalleries . Reserven

16 16 16 12

46

6tes Corps. Gen. Graf Lobau.

Mann . Can.

160

Detaschement des 2n Corps. Division des Generals Girard

4tes Corps. Gen. Graf Gerard.

Mann Can.

320 320 240 480

- Dragoner u. Grenad. Gen. Guyot Artilleriereserve

3tes Corps. Gen. Graf Vandamme.

Corps an

46

Kaiserliche Garde.

Artillerie

320

3,800 4,250 4,420

Hauptſumme des

122 und

53,500 12,730 4,850 242

Desgleichen.

71,080 242

6,800 64,280 242

Hauptrecapitulation. Mann.

Summe der Truppen unter directem Befehl des Kaisers den 16. Juni, die bei Ligni gefochten haben die in Reserve geblieben find Verlust den 15. und 16. erlitten

Can.

59,310 mit 204 11,770 s 38

71,080 Mann mit 242 Can . 6,800 Mann.

Gegenwärtig unter dem Gewehr den 17. des Morgens 64,280 Mann.

242 Can.

$1

2

AP 57

J

123

No. 5. Tableau ,

die Corps unter den Befehlen des Marschalls Ney den 16. Juni 1815 , und die Verluste, die sie erlitten , anzeigend.

Bezeichnung der

Stärke jedes Corps an Artillerie Divisionen.

Armeecorps.

Corps, die

3 Divis. Infant., Foi, 16,100 2tes Corps, Prinz Jerome, Bachelu Gen. Reille. ) Div. Cavall. Gen. Piré. Artilleriereserve..

bei QuatreBras gefoch- Cuirass. von ( 2 Kellermann . ten haben. istes Corps, f1 G. v. Erlong.

Bras nichtge fochten haben.

Cavall.

1,500

Mann

Can.

490

24 18,370

38

3,720

Gegenwär tig unterm Gewehr den 17. des Morgens

2,850

12

300

2,550

1,620

6

120

1,500

8

2,610

240

Division Cavallerie, General Jacquinot.

1,500

120

6

646

32

160

8

240

12

17,020

40

17,020

2,340

12

2,340

Artilleriereserve. Kaiserliche (Divis. Cavallerie Gen. Lefevre Desnouettes. Garde. Summe

2,100 32,320

7,710 2,170 108

42,200 108

4,140

Bemerkungen.

Dievierte Division die ses Corps war gegen St. Amand detafchirt.

14,650

6

12

16,220

Hauptfumme Verlust an Tod des Corps an ten und Blesfirt. Can. den 16. Mann

120 160

Division . Cuirassiere, l'Heritier, Rouffel.

14 Divis. Infant. Alix, Douzelot, Marcognet Zurückgelaffe iftes Corps, und Durutte. ne Corps, die G. v. Erlong. bei Quatre:

Infant.

diejenigen welche gefochten,

Eine der Cuirassierdi visionen eilte erst am Ende des Gefechts von Frasnes herbei.

Das erste Corps begab fich mon Frasnes nach St. Amand, und fehrte dann wieder nach Frasnes zurück; es hat sich weder bei Ligni noch bei Quatre-Bras geschlagen,

38,060

Hauptrecapitulation. Mann. Can. Summe der Truppen unter den Befehlen des ( die bei Quatre-Bras gefochten haben 22,840 mit 56 19,360 = 52 die zurückgelaffen worden sind Marschalls Ney den 16. Juni

Den 16. erlittener Verlust Den 17. Morgens unterm Gewehr gegenwärtig

42,200 Mann und 108 Canonen. 4,140 38,060

3

mit 108 Canonen.

2

AP 57

124

Nr. 6. Tableau, die ungefähre Stärke der englisch

holländischen Armee , unter den Befehlen des Herzogs von Wellington,

zur Epoche des 14. Juni 1815 , anzeigend.

Corps.

Divisionen.

1ste englische .

aftes Armees corps, vom Prinz von Oranien com

ste besgl. afte holländische

mandirt. 2te desgl.

!

3te desgl.



ate englische

Commandanten.

Brigaden.

1ste englische 2te desgl. 5te desgl. 2te der deutschen Legion Gen. Lieut. Alten 1ste hannöverische holländische Gen. Lieut. Chaffé . desgl. Desgl. Gen. L. Perponcher nassauische holländische Gen. L. Collaert . desgl. ste englische ifte der deutschen Legion Gen. Lieut. Clinton 3te hannoverische 4te englische 6te desgl. Gen. Lieut. Colville 6te hannoverische 8te englische 9te desgleichen Gen. Lieut. Picton . 5te hannoverische 10te englische 4te hannoverische Gen. Lieut. Cole zte englische Herz. v. Braunschweig braunschweigische 1ste englische 2te desgl. 3te desgl. Cavallerie, 4te desgl. commandirt 5te desgl. 6te desgl. vom 7te desgl. Lord urbridge. iste hannoverische iste holländische ete desgl. 1ste braunschweigische Gen. Maj. Coofe .

Commandanten.

Regimenter.

Starfe der Bri gaden.

Gen. Maj. Maitland Gen. Maj. Byng Gen. Mai. Halket Oberst Ompteda Gen. Maj. Kielmansegge Gen. Maj. R. Desgl. Gen. Maj. van Byland Prinz Bernhard Gen. Maj. N. desgl. Gen. Maj. Adams Oberst du Plat Oberst Halket, Oberst Mitchel Gen. Maj. Johnstone

18 der Garde, 28 Bat. desgl., 38 Bat. 28 der Garde, 26 Bat. 38 = = Desgl. 308, 338, 698, 738 55, 86, 16, 28 leichte Herzog von York, Grubenhagen, Bremen, Lüneburg , Verden

2,000 2,000 3,200 3,000 3,600

Nassau , Oranien zc.

3,800 3,600 4,000 4,000 3,800 3,400 3,200 3,100

528, 718, 958 (18 und 26 Bat. ) 16, 28, 36, 48 Bremervörde, Salzgitter, 28 und 36 Bat. Herzog von Vork 146, 236, 516 356, 546, 598, 918 Calenberg, Lauenburg, Hova, Nienburg, Bentheim 286, 328, 796, 958 16, 426, 446, 926 Hameln, Hildesheim, Peina, Giffhorn 48, 276, 406, 816 Lüneburg, Verden, Osterrode, Minden 256,376, 788

3,400 2,600 3/200 ates Armees 4te desgl. 3,500 Gen. Maj. Lyon corps, vom 00 3,4 Gen. Maj. Kempt Lord Hill com: 3,200 Gen. Maj. Pack 5te desgl. 3,100 Oberst Vincke mandirt. 3,200 Gen. Mai. Lambert 3,300 Oberst Best 2,300 6te Desgl. Gen. Maj. M'Kenzie 5,500 ifte fremde 18 u. 26 Gardes du Corps, is Garde-¿ 1,600 Gen.Maj. Lord Sommerset dragoner, königliche Garde zu Pferd } 1,500 16, 25, 38 Dragoner Gen. Maj. Ponsonby 1,600 16, 28, 38 leichte Dragoner Gen. Maj. Daneberg 1,600 116, 128, 168 desgl. Gen. Maj. Vandeleur 1,400 26, 76, 156 Husaren Gen. Maj. Grant 1,600 16, 106, 188 desgl. Gen. Maj. Vivian 600 1, 38 Husaren, 138 leichte Dragoner Oberst Arenschilt PrinzRegent, Bremen, Verden, Husaren 1,200 Oberst Estorf 1,500 16, 26, 36 Carabiniers Oberst Grigni 1,600 Oberst van Merlen 16, 26 36 Husaren 900 N. Lanciers und Dragoner 95,000 Summe der Infanterie und der Cavallerie 4,500 30 Brigaden, zu 6 Canonen jede, zusammen 180 Canonen Engländer, Oberst Wood 19 Artillerie Hän 2,000 78 der, Niederländer 2 . 1,000 Sapeurs , Minierer 2c. Oberst Smith Totalsumme OLY 102,500 Wiederholung. Mann 79,400 Mann, Infanterie und 258 Can 15,600 Cavallerie Artillerie, Genie 2c. 7,500 und 258 Canonen. 102,500 Mann , und 258 Canonen. Summe

2. AP 57

125

Nr. 7. Bericht des Marschall Grouchy an den Kaiser.

Dinan , den 20. Juni 1815,

Sire,

erst beinah um 7 Uhr des Abends den 18. Juni erhielt ich den Brief des ❖ Herzogs von Dalmatien , der mir vorschrieb , nach St. Lambert zu marſchiren , und den General Bülow anzugreifen.

Ich traf den Feind, ins

dem ich mich nach Wavres begab , auf der Höhe der Baraqué.

Sogleich wurde er angegriffen ,

Bavres getrieben ,

bis nach

und das Corps Vandamme atta-

quirte diese Stadt , und war heftig im Gefecht.

Der

Theil von Wavres auf dem rechten Ufer der Dyle war genommen , aber man fand große Schwierigkeiten auf die andere Seite zu debouchiren.

Der General Gerard

versuchte die Mühle von Bielge zu nehmen , und hier den Fluß zu paſſiren ; er konnte es nicht ansführen , er war von einer Kugel in die Brust verwundet worden, eine Wunde die glücklicher Weise nicht tödtlich ist.

Der

Generallieutenant Alix war bei dem Angriff auf Was vres getödtet worden.

Bei dieser Lage der Dinge,

ungeduldig auf den Berg St. Lambert debouchiren, und zu den Thaten der Armee J. M. an diesem wichtigen Tage mitwirken zu können , richtete ich die Cavallerie Pajols , die Division Teste , und zwei der Diviſionen des Generals Gerard auf Limale , um den Uebergang über die Dyle zu erzwingen , und gegen den General Bülow zu marſchiren.´´ Das Corps des Generals Vandamme feste den Angriff auf Wavres und die Mühle

126 von Bielge fort , aus welcher der Feind Miene machte zu debouchiren, was er meiner Meinung nach nicht ausführen konnte , da mir die Position und der Muth unf rer Truppen dafür standen , daß er es nicht bewirken würde.

Meine Bewegung nach Limale nahm Zeit weg

wegen der Entfernung, indeß ich langte an , bewerkstelligte den Uebergang , und die Höhen wurden durch die Division Vichery und die Cavallerie genommen.

Die

Nacht erlaubte nicht weit zu gehen, und ich hörte die Canonade nicht mehr von der Seite , wo J. M. fich schlug. In dieser Lage erwartete ich den Tag ; Wavres und Bielge waren von den Preußen beseßt.

Den 19.

um 3 Uhr des Morgens , griffen sie ihrer Seits an, indem sie die schlechte Position , in der ich mich befand, benußen und versuchen wollten , mich in das Defilé zurück zu werfen, die Artillerie zu nehmen, die debouchirt war , und mich über di. Dyle zurückgehen zu machen. Ihre Anstrengungen waren vergeblich ; die Unerschrocenheit der Truppen erlaubte mir alle Angriffe zurückzuweisen , die Preußen zurückzuwerfen , und durch die Division Teste das Dorf Bielge wegnehmen zu lassen ; Der brave General Penne wurde hier getödtet. Der General Vandamme , der jeßt eine feiner Divisionen durch Bielge gehen ließ ,

nahm ohne Mühe

die Höhen von Wavres weg , und auf meiner ganzen Linie war der Erfolg vollkommen.

Ich stand vorwärts

von Rozierne , mich anſchickend , nach Brüſſel zu marfchiren, als ich die schmerzhafte Nachricht von dem Verluft der Bataille bei Waterloo erhielt.

Der Officier,

427 per sie mir brachte , sagte mir , daß J. M. ſich an die Sambre zurückzögen , ohne bestimmen zu können , wohin ich mich richten sollte.

Auf meiner ganzen Linie

im Gefecht, hörte ich auf zu verfolgen , und bereitete meine rückgängige Bewegung vor. Der Feind, im # Rückzug, dachte nicht daran, mir zu folgen . Ich mar: schirte bis Templour und Gembloux , meine leichte Cas vallerie in Mari de = St. = Denis, und meine Dragoner gegen Namur habend.

Da ich hörte , daß der Feind

schon die Sambre passirt hatte, und sich auf meiner Flanke befand, und ich nicht ſtark genug war , um eine nüzliche Diversion für die Armee J. M. bewirken zu können ,

ohne die auszuseßen ,

die ich commandirte,

marschirte ich gegen Namur , das vierte Corps auf der Straße von Namur nach Charleroi, und das dritte auf der die direct von Temploux dahin führt.

In diesem

Augenblick wurden die Queues beider Colonnen angegriffen ; die rechts , welche ihre rückgängige Bewegung eher gemacht hatte, als man es erwartete, machte einen Augenblick den Rückzug der linken gefährlich.

Gehöri

ge Dispositionen stellten alles wieder her ; zwei Stücke, die genommen worden waren , wurden durch das brave 20ste Dragonerregiment unter den Befehlen des Oberst Briqueville wieder genommen , der überdieß dem Feind eine Haubiße abnahm.

Die schwachen Quarres des

Regiments , von einer zahlreichen Cavallerie char girt , ließen sie bis an die Mündungen der Flinten hert

ankommen, und verursachten ihr einen ungeheuern Verlust, und zeigten, was gehörige Dispositionen , verbun den mit einer ruhigen Haltung , und einem wohlgerichteten Feuer können.

Die feindliche Cavallerie ihrer

128 Seits von dem ersten Husarenregiment , unter den Bez fehlen des Marechal de Camp Clary, angegriffen , ließ eine Menge Gefangener in unsren Händen . daher ohne Verlust in Namur ein.

Alles zog

Das lange Defilė,

das von diesem Ort nach Dinan führt , ein Defilé , wo man nur mit einer einzigen Colonne marschiren kann, und die Hindernisse durch die zahlreichen Transporte von Verwundeten , die ich bei mir hatte, machten nöthig, die Stadt lange zu halten, wo ich nicht die Mittel fand, die Brücke zu sprengen.

Ich übertrug die Vertheidi-

gung von Namur dem General Vandamme , der mit seiner gewöhnlichen Unerschrockenheit sich bis 8 Uhr des Abends daselbst hielt, so daß nichts zurückblieb, und ich Dinan beseßte. Der Feind hat Tausende von Leuten bei dem Angriff auf Namur verloren ; man hat sich mit einer selte nen Erbitterung geschlagen ,

und die Truppen haben

ihre Pflicht auf eine sehr lobenswerthe Art gethan,

Ich bin mit Ehrerbietung

Sire, Eur. Majestät treuer Unterthan,

der Marschall Graf von Grouchy.

ΑΛΛΑ

129

Nr. 8.

Erklärung an das französische Volk. (Publicirt den 22. Juni 1815. ) '

Franzosen, indem ich den Krieg anfieng , um die Unabhängigkeit der Nation zu schüßen , zählte ich auf die Vereinigung aller Kräfte , und jedes Willen , und die Mitwirkung aller Nationalbehörden ;' ich hatte Grund den Erfolg zu -hoffen , und ich hatte alle Erklärungen der Mächte ge= gen mich nicht geachtet. Die Umstände scheinen mir geändert.

Ich biete

mich dem Haß der Feinde Frankreichs als Opfer dar. Könnten sie aufrichtig seyn in ihren Erklärungen , und wirklich nur meine Person gehaßt haben ! Mein politisches Leben ist geendigt , und ich erkläre meinen Sohn, unter dem Namen Napoleon II. , zum Kaiſer der Franjosen.

Die jeßigen Miniſter werden provisorisch das Regierungsconseil bilden.

Das Intereffe,

das ich für

meinen Sohn habe, verbindet mich , die Kammern eins zuladen , ohne Verzug die Regierung durch ein Gefeß zu organisiren. Vereinigt euch alle für das öffentliche Wohl , und um eine unabhängige Nation zu bleiben.

Unterz.

Napoleon.

130 Nr. 9.

Malmaison , 25. Juni 1815.

Napoleon an die braven Soldaten der Armee vor Paris. Soldateit, wenn ich der Nothwendigkeit weiche , die mich zwingt, mich von der braven französischen Armee zu entfernen, so nehme ich die glückliche Gewißheit mit mir , daß sie durch die ausgezeichneten Dienste , die das Vaterland von ihr erwartet,

die Lobsprüche ,

die ihr selbst die

Feinde nicht versagen können , rechtfertigen wird.

Soldaten, ich werde allen euern Schritten folgen, obgleich abwesend.

Ich kenne alle Corps , und keins

von ihnen wird einen ausgezeichneten Vortheil über den Feind erringen, wo ich nicht dem Muth , den es gezeigt haben wird , Gerechtigkeit wiederfahren lassen werde. Menschen,

Ihr und ich , wir sind verläumdet worden.

durchaus unwürdig eure Thaten zu ſchäßen , haben in den Zeichen von Anhänglichkeit ,

die ihr mir gegeben,

einen Eifer gesehen , deſſen einziger Gegenstand ich war. Laßt eure künftigen Siege fie belehren ,

daß es vor

allem dem Vaterland war , dem ihr dientet , indem ihr mir gehorchtet , und daß, wenn ich Theil an eurer Zuneigung hatte , ich sie meiner heißen Liebe für Frankreich, unsre gemeinsame Mutter , verdankte.

Soldaten, noch einige Anstrengungen , und die Coalition ist aufgelößt.

Napoleon wird euch an den

Schlägen erkennen , die ihr führen werdet.

132 die Unabhängigkeit der Fran-

Rettet die Ehre , zosen. zig

Seyd bis ans Ende so , wie ich euch seit zwanz

Jahren kenne ,

und ihr werdet unüberwindlich 1

feyn.

Napoleon.

1

432

Nr. 10.

Militairconvention .

Heute , den 3. Juli , sind die von den comman1 direnden Generalen der respectiven Armeen ernannten Commiſſarien ,

nämlich der Baron Bignon ,

die aus-

wärtigen Angelegenheiten beſorgend ; der Graf Gnilleminot , Chef des Generalstabs der französischen Armeë ; der Graf von Bondy , Präfect des Setnedepartements, mit den Vollmachten des Marschalls Fürſten von Eckmühl, commandirenden Generals der französischen Armee eines Theils ;

und der Generalmajor Baron Müff-

ling , mit den Vollmachten S. D. des Feldmarschalls Fürsten Blücher , commandirenden Generals der preuFischen Armée ;

der Oberst Harvey , mit den Vollmach-

ten S. E. des Herzogs von Wellington , commandirenden Generals der englischen Armee , versehen , andern Theils , über folgende Artikel übereingekommen :

Art. 1 .

Es ist Waffenstillsta nd zwischen den alliirten Armeen , von S. D. dem Fürsten Blücher , und S. E. dem Herzog von Wellington commandirt , und der französischen Armee unter den Mauern von Paris .. Art. 2.

Die französische Armee seßt sich morgen

in Marsch, um ihre Stellung hinter der Loire zu neh men.

Paris wird gänzlich in drei Tagen

geräumt,

und die Bewegung hinter die Loire binnen acht Tageri bewirkt. Art. 3.

Die französische Armee nimmt mit sich

ihr ganzes Material ,

ihr Feldgeschüß ,

ihre Kriegs-

caffen , Pferde und Eigenthum der Regimenter , ohne

-153 Ausnahme.

Auch alle zu den Depots gehörige Perso

nen, so wie die, die zu den verschiedenen Verwaltungszweigen der Armee gehören , werden mitgenommen. Art. 4.

Die Kranken und Verwundeten , so wie

die Gesundheitsofficiere ,

die zu ihrer Heilung nöthig

find, bleiben unter dem besondern Schuß der commans Direnden Generale der englischen und preußischen Ars *meen zurück.. :

Art. 5.

Die Militairs und Officianten , die der

vorige Artikel betrifft , haben die Freiheit , unmittelbar nach ihrer Genesung zu den Corps zu stoßen, zu denen fie gehören. Art. 6.

Die Weiber und Kinder aller zur frans

zösischen Armee gehörigen Individuen haben die Freis heit in Paris zu bleiben.

Die Frauen können ´Paris

verlaffen, um zur Armee zu gehen, und ihr Eigenthum, so wie das ihrer Männer mit sich nehmen.

Art. 7. V Die unter den Föderirten , oder Tirails leurs der Nationalgarde , dienenden Linienofficiere fons nen entweder zur Armee gehen , oder nach Hause oder in ihren Geburtsort zurückkehren. Art. 8.

Morgen den 4. Juli Mittags werden

St. Denis , St. Quen , Clichy und Neuilly übergeben. Uebermorgen den 5. , zur ſelben Stunde , Montmartre übergeben.

Den dritten Tag ,

wird der den 6.,

werden alle Barrieren übergeben. Art. 9.

Der innere Dienst der Stadt Paris

wird durch die Nationalgarde und das Corps der ſtådtis schen Gensd'armerie fortgefest.

$

Die commandirenden Generale der

Art.

englischen und preußischen Armeen verfprechen die je Bigen Behörden zu respectiren , und durch ihre Untergebenen - reſpectiren zu laſſen , so lange sie bestehen werden. wilden Art. 11

Das öffentliche Eigenthum , mit Aus-

nahme dessen , was auf den Krieg: Bezug, hat , es: mag dem Gouvernement gehören , oder von den 1 Ortsøbrigkeiten abhängen, wird respectirt, und die verbündeten Mächte werden auf keine Weise in seine Verwaltung und Verfügung eingreifen.

Art. 12 .

Die Personen ,

werden gleichfalls respectirt.

und Privateigenthum Die Einwohner ,

und

überhaupt alle Individuen , die sich in der Hauptstadt befinden, fahren fort ihre Rechte und Freiheiten, zu ge nießen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden , we der wegen ihrer Stellen , die sie versehen,

oder ver

sehen haben , noch wegen ihres Betragens , oder ihrer politischen Meinungen. Art. 13.

Die fremden Truppen seßen der Appro-

visionnirung der Hauptstadt kein Hinderniß entgegen, und beschüßen im Gegentheil die Ankunft, und den "freien Umlauf, der dazu bestimmten Gegenstände.

Art. 14. beobachtet ,

Die gegenwärtige Convention wird

und zur Richtschnur für die gegenseitigen

Verhältnisse genommen , bis zum Friedensschluß.

Jm

Fall eines Bruchs wird sie in den gewöhnlichen Formen aufgekündigt, wenigstens zehn Tage vorher. Art. 15.

Wenn sich Schwierigkeiten bei der Voll-

ziehung irgend eines Artikels dieser Convention finden,

135 so wird die Erklärung zu Gunsten der französischen Armee und der Stadt Paris gemacht. Art. 16.

Gegenwärtige Convention ist für alle

verbündete Armeen gemeinschaftlich abgeschlossen , wo fern sie von den Mächten , von denen diese Armeen abhången, ratificirt wird. Art. 17.

Die Ratificationen werden morgen, den

3. Juli , um 6 Uhr des Morgens auf der Brücke von Neuilly ausgewechselt.

Es werden von beiden Seiten Coms 1 miffarien ernannt, um über die Ausführung dieser Cons # vention zu wachen. Art. 18.

Abgeschlossen und unterzeichnet zu St. Cloud in dreifacher Ausfertigung von den oben genannten Com miffarien , Tag und Jahr wie oben : 'Der Baron Bignon ; der Graf Guilleminot; der Graf von Bondy ; der Baron von Müffling ; F. B. Harvey , Oberſt. Vorliegender Waffenſtilstand genehmigt und abgefchloffen zu Paris, den 3. Juli 1815 : Blücher ; Wellington. Genehmigt, der Marschall Fürst von Eckmühl.

I 2

136 Nr. 11.

4 Zeugniß, dem General Gourgaud gegeben , vom Schiffscapitain des Bellerophon .

Ich unterzeichneter , Schiffscapitain in Diensten S. brittischen Maj. ,

und

Commandant des

Schiffs

S. M. der Bellerophon , erkläre auf meine Ehre , daß, als ich den 14. Juli in der biscayſchen Bai stand, der Herr Baron Gourgaud , Marechal : de camp , Adjutant Napoleons , sich freiwillig zu mir an Bord begeben hat, nebst dem Herrn Graf von Lascaſes ; die Schaluppe, die die genannten Herrn hergeführt , dreifarbige und Parlementairflagge habend .

Der Herr Baron Gour-

gaud übergab mir einen Brief vom General Grafen Bertrand ,

der mich unterrichtete ,

daß Napoleon ge-

nannten Baron Gourgaud schicke , um S. K. H. dem Prinz Regent von England einen Brief, von dem er mir die Copie gab , zu überbringen .

Ich habe dem zu

Folge diesen General nach Portsmouth auf der Corvette Sr. br. Maj. der Slaney bringen lassen , die Admiralitåt davon benachrichtigend .

Ich erkläre überdieß,

daß man überein gekommen war, daß der General Gourgaud keine Schwierigkeiten finden sollte , seine Sendung zu erfüllen, und S. br. M. den Brief, wovon er Ueberbringer war , zu überreichen . Die Winde haben den Slaney genöthigt in Plymouth einzulaufen , wo der Admiral Keith verweigerte, den General Gourgaud landen zu laffen ,

obgleich er

immer am Bord dieser Corvette als Parlamentaire bes trachtet wurde.

Als der Slaney ſich nach Torbay be-

137 geben hatte, nahm ich den Herrn Baron Gourgaud, welcher , wie ich schon vorher erklärt habe , freiwillig und als Parlamentaire an meinen Bord gekommen war, wieder an Bord des Schiffs S. br. M. der Bellerophòn . Zur Beglaubigung deffen habe ich vorstehendes Zeugniß auf Verlangen des Baron Gourgaud, welchem die Ehre mir nicht erlaubte es zu verweigern , unterzeichnet,

Unters.

Maitland.

Schiffscapitain des Schiffs S. M. der Belle rophon, in See, den 4. Augußt 1815.

138

Nr . 12. Protestation des Kaiſers Napoleon. Ich protestire feierlich hier im Angesicht des Himmels und der Menschen gegen die Verlegung meiner heiligsten Rechte ,

indem man durch die Gewalt über

meine Person und meine Freiheit verfügt. freiwillig

Ich bin

an Bord des Bellerophon gekommen ,

ich

bin nicht Gefangener , ich bin der Gast Englands.

Sobald ich am Bord des Bellerophon war , stand ich auf dem Boden des brittischen Volks.

Wenn das

Gouvernement, indem es dem Capitaine des Bellerophon Befehle gab , mich, • so wie mein Gefolge , aufzunehmen, nur eine Schlinge hat legen wollen , so hat es ſeine Ehre geſchåndet ,

und seine Flagge beschimpft.

Wenn diese Handlung ausgeführt wurde, so wäre es vergeblich, daß die Engländer in Europa von ihrer Redlichkeit, ihren Geseßen, ihrer Freiheit sprechen wollten. Die brittische Treue wird in der Gastfreiheit des Bellerophon verloren ſeyn. Ich appellire an die Geschichte ; sie wird sagen, daß ein Feind , der zwanzig Jahre dem englischen Volk den Krieg machte , frei kam , unter seinen Geseßen ein Asyl in seinem Unglück zu suchen ; welchen deutlichern Beweis seiner Achtung und seines Zutrauens konnte er geben ?

Aber was erwiedert man in England auf eine

solche Gesinnung ?

Man stellt sich , diesem Feind eine

gastfreundliche Hand zu reichen ;

und als er sich mit

Zuversicht übergeben hatte, opferte man ihn auf. Am Bord des Bellerophon , den 4. Auguſt 1815. Napoleon.

Widerlegung dessen, was in der Schrift:

der Feldzug von 1815 2. vom General Gourgaud, den

Marschall Ney betrifft.

Von Gamot, Officier der Ehrenlegion, und ehemaligem Pråfcc .

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Es ist eine Schrift erschienen unter dem Titel: Der Feldzug von 1815 2c. , geschrieben auf St. He Lena , vom General Gourgaud. " Da der Kaiser Napoleon , mich gewürdigt hatte ,

fagt der Verfaffer,

mir seine Meinung über die

,,vorzüglichsten Operationen des Feldzugs von 1815 ,, zu erkennen zu geben ; so benußte ich diesen günſtigen Umstand ,

und die Erinnerungen der größen Catas

strophe, von der ich Zeuge war , dieſe Erzählung zu ſchreiben, og ing Die Quelle, aus welcher Herr Gourgaud behaup tet geschöpft zu haben, sollte vermuthen lassen , daß er, was es in dieſem Feldzug dunkles , oder zweifelhaftes giebt, aufhellen wird."

Indeß iſt es möglich , daß ihn

fein Gedächtniß nicht ganz treu geblieben ist; auch werDen die großen militairischen Ereignisse nicht immer mit Unpartheilichkeit beschrieben ,

die Politik und Privat-

zuneigungen dictiren oft die Erzählungen';½ man muß daher prüfen, the man glaubt. Sited #109

NozzlEiner der Zwecke , die man® ſich in dieſer Erzählung vorgefeßt zu haben scheint, ist, zu beweisen , daß der Marſchall Ney die vorzüglichſte Ursache der Unfålle Des Feldzugs von 1825 ist.

maniak asty , ma

$42 Ich habe schon früher die Feder ergriffen , diese Meinung zu bekämpfen.

Weil sie aber

um

damals

durch keinen authentischen Beweis unterſtüßt war , so glaubte auch ich nicht anders , als durch eine blose ein fache Darstellung der Thatsachen , wie sie Statt gefunden haben, antworten zu müssen. Jezt wird der Streit ernsthafter.

Der Herr Ge-

neral Gourgaud bringt, es ist wahr, keinen beweiſenden

ur fagen, für das Beleg bei, aber er erklärt sich, fozu reso Organ eines wichtigen Gewährsmannes .

Sein Werk

bildet ein Ganzes , das eine genaue Kenntniß der Ber gebenheiten, die er beschreibt, vorausseßt.

Blose Rai-

fonnements würden vielleicht nicht hinreichen , zu wider: Legen,

was er auf eine entscheidende Art behauptet ;

auch ist es nicht dieses Mittel, dessen zu bedienen ich mir vorgesezt habe.

Ich habe ein mächtigeres ; dieß sind

die besonderen Befehle des Generalſtgabs, der Armee, Die glücklicherweise nicht alle verloren

gegangen find,

and die , ich hoffe, deutlich beweisen werden , daß die Erinnerungen des Generals Gourgaud nicht genau, find ; Daß die Vorwürfe , die er dem Marschall macht , falsch, sund es unrecht; ist, wenn er ihn für die Ereignisse des Feldzugs verantwortlich machen willin §.m67,393 maj zi

Bevor ich zur Sache gehe, muß man sich erinnery,

daß der Marschall Nev nicht wußte , daß er in dieſem Feldzuge; gebraucht werden sollte.

Er hatte zwei Mo-

nate fern von Paris zugebracht;ɑ erst den 11. Juni

2Abends erhielt er vom Kriegsministerium den Befehl, sich zur Armeez zu begeben. «Er hatte weder Pferds, ›noch Equipage.

Indeß er begab sich auf den Weg, von

feinem ersten Adjutant begleitet

und langten denɛ 16.

443

Abends vorwärts von Charleroi bei Napoleon an.

Es

war 7 Uhr. Ich will den General Gourgaud reden laffen , um ihm keinen ſeiner Vortheile zu entziehen.

Erzählung ,

Seite 31.

" Der Marschall

,,Ney kam in diesem Augenblick auf dem Schlachtfeld Der Kaiser schickte zu

,,bei Napoleon an ,

gleicher Zeit einen seiner Officiere ab , um den Corps commandanten bekannt zu machen ,

daß S. M. das

,,Commando über den ganzen linken Flüger diesem Mar,,schall gäbe. " Und weiter unten :

Seite 41 .

„ Der Marschall Ney , der sie (die

Position von Quatre -: Bras ) den 15. am Abend be: feßt 2c. "

Der Marschall Ney hat weder des Abends , noch in der Nacht am 15. zu Quatre = Bras Position ge nommen, 1) weil die Truppen seit drei Uhr des Morgens in Marsch waren, die Teten der Colonnen den ganzen Tag gefochten, oder manõuvrirt hatten, und es um acht Uhr des Abends Zeit war , daß sie ruhten ; n 2) weil der Marschall , da er erst zu Ende des Tages bei Napoleon, angekommen war , keine Kenntniß von den unter sein Commando gegebenen Corps hatte, und die Nacht nicht geeignet ist, sich diese Kenntniß zu verschaffen ; 3) weil man zu Fräsnes ein Infanteriebataillon von Naffan mit Geschüß getroffen hatte ;

man ver-

muthen mußte, daß dieſes Corps › durch eine zu Quatre-

$44 Bras stehende Reserve unterſtügt , und ein Nachtgefecht. nicht räthlich zu versuchen war ;

254) weil Napoleon dem Marschall wohl das Come mando über acht Divisionen Infanterie gegeben hatte, aber die am weitesten vorgerückte Division nicht vor neun Uhr des Abends zu Quatre-Bras angelangt wäre, und die andern rückwärts und in großen Entfernungen standen ; 5) weil er nicht den Befehl dazu erhalten hatte, wie man aus der Correspondenz vom 16. sehen wird.

Schlachttag des

16..

Herr Gourgaud hat am Ende der Erzählung der Begebenheiten des 15. die Stellung der Armee ge geben. Erzählung, Seite 33. In der Nacht vom Erzählun g, Seit #15. auf den 16. waren die Stellungen der drei Arཡོན་ ,,meen folgende :

das französische

Hauptquartier in

Charleroi,

„ Die preußische Armee hatte ihr erftes Corps bei Fleurus vereinigt ; die drei andern Corps waren im Marsch , um sich nach ihren Sammelplågen, und dann „nach Sombref und Ligni zu begeben.

Fünftes Capitel.

༢བྷནཱ Schlacht bei Ligni.

Erzählung ,

Seite 35.

Den

16. früh

befahl Napoleon dem General Kellermann , sich von Charleroi nach Quatre- Bras ju begeben , eine Abtheilung auf der Chauffee von Quatre - Bras

1

145 ,,nach Namur den Preußen in die rechte Flanke zu „ schicken.“ Der Marschall Ney hatte nicht 45,000 Mann zu seiner Disposition ; das Corps des Grafen von Erlong stand rückwärts.

Die Division Girard befand sich in

der Richtung von Fleurus.

Er hatte also den 16. des

Morgens und den ganzen Tag nur drei Divisionen uns ter feinen Befehlen , die in der Wirklichkeit ohngefähr 17,000 Mann betrugen *), die Cuirassiere Kellermanns inbegriffen. Also find die 45,000 Mann, die ihm Herr Gourgaud giebt , auf höchstens 17,000 Mann vermins dert worden. Herr Gourgaud giebt in feiner Liste Nr. 5. die Zahl der zu Quatre ፡ Bras Fechtenden zu 22,000 Mann an. Man weiß , daß diese Listen zu stark sind, und daß man die Nachzügler abrechnen muß , die nach langen Märschen sehr zahlreich find. Folgen wir der Erzählung.

Seite 38.

„ Napoleon hatte Ordre auf Ordre • ,,fagen

„, an den Marschall Ney geschickt,

"

s Sie ihm , daß das Schicksal Frankreich in seinen Hånden ist. " u Es scheint , daß Herr Gourgand keine Kenntniß

von den Ordren hat , von denen er spricht.

Ich will

fie hier aufführen , damit man beurtheilen kann , ob fie

* 3 Divisionen Cavallerie Piré's Cuirassiere Kellermanns

·

13,000 .Mann. 1,500 3 2,500 ፡ 17,000 Mann,

nach dem, von einem der an Ort und Stelle gegenwärtig gewesenen Divisionsgenerale , mitgetheiltem Detail.

3446 mit ſeiner Erzählung übereinstimmen, und ob Napoleon erwartete, daß man ſo in der Frühe angreifen sollte.

Erste Ordre. Charleroi, den 16. Juni 1815. Herr Marschall , der Kaiser hat dem Herrn Graf von Walmy ,

Anführer des dritten Cavalleriecorps,

{befohlen , sich zuſammenzuziehen , und gegen Goffelies zu wenden , wo er zu Ihrer Disposition seyn wird. Die Meinung S. M. ist , daß die Cavallerie der Garde , die auf den Weg nach Brüffel geschickt worden, zurückbleibe, und sich mit der übrigen kaiserlichen Garde wieder vereinige ;

aber damit sie keine rückgängige

Bewegung mache , können Sie dieselbe , nachdem sie in der Linie ersest ist , etwas zurücklaffen , wo ihr Befehle während des Tages geschickt werden.

Der Herr Ge-

nerallieutenant Lefebvre Desnouettes

wird zu diesem

Zweck einen Officier schicken, um Befehle einzuholen. Belieben Sie mich zu benachrichtigen, ob das erſte Corps seine Bewegung ausgeführt hat , und welches diesen Morgen die genaue Lage des ersten und zweiten Armeecorps und der beiden Cavalleriedivisionen ,

die

ihnen zugegeben sind, ist, indem Sie mich wiffen laffen, wie viele Feinde sich vor Ihnen befinden ,

und was

man erfahren hat.

Unterz.

Der Major - General, Herzog von Dalmatien.

Man sieht, daß in dieſer Ordre nicht die Rede da: von ist , daß der Marschall Ney Quatre : Bras den 15.

9347 des Abends befeßt halten sollte , noch selbst den 16. des Napoleon giebt,

Morgens Operationen anzufangen .

darin nicht den Befehl anzugreifen ; er schreibt allge: meine Dispositionen vor , und unterrichtet sich von der f Lage seines linken Flügels.

Zweite

Ordre.

Charleroi , den 16. Juni 1815. Herr Marschall, ein Lancierofficier meldet so eben dem Kaiser , daß der Feind Maffen nach der Seite von Quatre

Vereinigen Sie die Corps der

Bras zeige.

Grafen Reille und von Erlong , und das des Grafen, von Walmy, der sich in diesem Augenblick in Bewegung ſeßt, um zu Ihnen zu stoßen.

Mit dieſen Streitkräften

werden Sie alle feindliche Corps , die sich zeigen wer den , schlagen und vernichten.

Blücher war gestern in

Namur, und es ist nicht wahrscheinlich, daß er Truppen gegen Quatre - Bras geschickt habe ; also haben Sie nur mit dem zu thun , was von Brüffel kömmt.

Der Marschall Grouchy führt die Bewegung nach Sombref aus , die ich Ihnen angezeigt habe , und der Kaiser begiebt sich nach Fleurus ;

dorthin haben Sie

`Ihre neuen Berichte an S. M. zu richten. unterz.

Der Reichsmarschall, Major-General, Herzog von Dalmatien.

Napoleon ist unterrichtet , daß sich Massen gegen Quatre - Bras begeben.

Er giebt Nachricht von dem

Abmarsch der Cuirassiere des Grafen von Balmy.

Er

glaubt , daß der Graf von Erlong wieder eingetroffen

$148

ift.

Er befiehlt mit diesen vereinigten Kräften anzu

greifen. Der Marschall Ney hatte schön seine Dispositionen gemacht ;

er hatte seinè Divistonen beſehen , mit den

Generalen gesprochen ,

sich in Kenntniß seiner Mittel

Er hatte mehrere Officiere ' an den Graf von

gefeßt.

Erlong geschickt,

um seine Ankunft zu beschleunigen.

Als er glaubte , daß dieser Generallieutenant auf der Höhe von Frasnes ſeyn könnte, marſchirte er vorwärts, und griff den Feind an.

Es mochte 1 Uhr ſeyn.

Dritte Ordre. Vorwürts Fleurus, den 16. Juni, um 2 Uhr. Herr Marschall , der Kaiser trägt mir auf Sie zu benachrichtigen, daß der Feind ein Corps Truppen zwis fchen Sombref und Bry gesammelt hat , und daß der Herr Marschall Grouchy dasselbe mit dem dritten und vierten Corps angreifen wird. " Der Wille S. M. ist, eben angreifen was sich vor Ihnen befin daß Sie det , und daß Sie sich , nachdem Sie es mit Nachdruck zurückgeworfen , sich gegen uns ziehen , um dazu beizutragen, das Corps,, von dem ich sprach , einzuschließen. Wenn dieses Corps früher durchbrochen wäre , so würde S. M. in Ihrer Richtung manôuvriren laſſen , um gleichfalls Ihre Operationen zu beschleunigen. 2 Benachrichtigen Sie sofort den Kaiser von Ihren Dispositionen, und von dem , was sich in Ihrer Fronte juträgt.

Unterz.

DerMajor-General, Reichsmarschall, Herzog von Dalmatien.`~

149: Also um 2 Uhr vorwärts von Fleurus befahl Napoleon anzugreifen ,

daß man

ohne gewiß zu seyn ,

einen schnellen Sieg erlangen könne.

In dem Augens

blick, wo diese Ordre ankam , war der Marschall ernstEr wußte schon durch den Oberst

haft im Gefecht.

Laurent , daß er nicht mehr auf den Graf von Erlong. Er hatte

zählen dürfe, noch auf die Division Girard. 50,000 Engländer vor sich.

Mit Mühe erhielt er sich

in seiner Position , fern den Feind zurückzutreiben und fich nach seiner Rechten wenden zu können ,

um mit

Napoleon das Einschließen der Preußen zu bewirken.

Bierte Ordre.

Vorwärts Fleurus , den 16. Juni 1815, ein Viertel auf vier Uhr. ‫י‬ Herr Marschall , ich habe Ihnen vor einer Stunde geschrieben , daß der Kaiser den. Feind, um halb drei Uhr in der Stellung , die er zwischen St. Amand und Bry genommen hat , angreifen lassen würde. sem Augenblick ist das Gefecht sehr heftig.

In die

6. M. be

auftragt mich , Ihnen zu sagen , daß Sie alsbald maz nõuvriren sollen , so daß Sie den rechten Flügel des Feindes umwickeln , den fallen.

Nachdruck agiren; ren Händen.

und mit Heftigkeit in seinen Růz

Diese Armee ist verloren , wenn Sie mit das Schicksal Frankreichs ist in Jh

Daher zögern Sie nicht einen Augen-

blick, die Bewegung, die Ihnen der Kaiſer befiehlt, auszuführen, und richten Sie sich nach den Höhen von Bry . und St. Amand , um zu einem vielleicht entſcheidenden Sieg mitzuwirken .

1501 Der Feind ist getroffen , im Augenblick wo er sich mit den Engländern zu vereinigen sucht. unterz. Der Major - General,

Herzog von Dalmatien . Dieser Befehl wurde um sechs Uhr durch den Herrn Forbin Janson überbracht.

Man hat aus dem,

was gesagt worden , schließen können , daß seine Ausführung unmöglich war. Der Marschall hatte mehr als 50,000 Mann vor sich gegen 17,000. Nehmen wir die Erzählung des Herrn Gourgaud

wieder auf. · Erzählung , Seite 39.0 Man konnte die " schönsten Resultate davon erwarten, als der General Der Angriff

" Vandamme anzeigte ,

,,fand Statt, wie er entworfen worden war , aber die

" fer unglückliche Irrthum hatte ihn um zwei Stunden ,, aufgehalten. " Erzählung,

Seite 41.

„ Der Marschall

„ Ney, der ſie (die Poſition von Quatre - Bras) den 15.

" am Abend beseßt,

der sie wenigstens den 16. mit

,, Tagesanbruch in Besiß haben sollte , ,,Er gieng nur mit drei Divisionen des Corps von ,, Reille vor, ,, gegen

was mit der Cavallerie and Artillerie

20,000

Mann betrug , und ließ hinter sich

1, 2,000 Mann auserlesener Reiterei , und die 18,000 Mann Infanterie 1 des ersten Corps ,

welches etwas

,,später nach Fleurus gieng.

Man hat schon aus dem ersten Brief gesehen, daß der Marschall den Befehl erhalten hatte , die Cavallerie der Garde zurück zu lassen ; das ist der Grund, warum er nicht über sie disponirt hat.

MAMMA 151 Was die Flankenbewegung des Grafen von Erlong betrifft, von der sich Herr Gourgaud keinen Grund ans geben kann , so belehre ich ihn, daß sie nach dem aus: drücklichen Willen Napoleons Statt gefunden hat, und daß er also wegen dieses Manduvres , das ihn so it Verwunderung seßt , weder den Marschall Ney , noch ein Mißgeschick anzuklagen hat. Ich habe unter den Papieren des Marschalls die vom 16. datirte Ordre, die diese Dispoſition verordnet, nicht gefunden.

Sie ist ohne Zweifel verlegt ,

vielleicht nicht geschrieben worden . Zeugniß des Oberst Laurent , (mündlich oder schriftlich) ,

oder

Aber auffer dem

der sie überbracht hat

habe ich einen Brief aus

Fleurus vom 17. in den Händen , der bestätigen wird, was ich über den Befehl , der dieses Corps gegen St. Amand in Bewegung geseßt hat, behauptet habe.

Hier

ist ein Auszug davon :

Fleurus , den 17. Juni 1815. Benn die Corps der Grafen von Erlong und Reille vereinigt gewesen wären , so entkam nicht Ein Engländer von dem Corps, das sie angriff.

Håtte der

Graf von Erlong die Bewegung nach St. Amand , die der Kaiser befohlen hat , ausgeführt , so war die preußische Armee gänzlich vernichtet ,

und wir hättent

vielleicht sogar 30,000 Gefangene gemacht. Die Corps der Generale Girard , Vandamme , und die kaiserliche. Garde find immer beisammen gewesen. Unfällen aus ,

Man seßt sich

wenn Detaschements blosgegeben wer

den , 26.

Unterz.

Der Marschall, Herzog von Dalmatien.

K 2

52 Was soll man aus diesem allen schließen ?

Dag

Herr Gourgaud feine bestimmten Nachrichten über den Feldzug von 1815 gehabt hat, und daß einige flüchtige Unterhaltungen nicht hinreichen ,

um Thatsachen auf-

zustellen ,, und das Geſagte für unwiderlegbar auszuz geben. Ich fahre fort in der Erzählung. Seite 45.

Es ist unmöglich , sich mit mehr

Muth und Tapferkeit zu schlagen ,

als der Marschall

,, Ney, mit den Truppen die er ins Gefecht brachte.. 12 Durch den Schaden , den der Marschall Rey mit 22,000 Mann dem Feind zufügte , kann

" man den beurtheilen , den er ihm mit 45,000 Mann " gethan hätte. n ünſche ,, “eeinen in Gewiß, man kann nicht w wünschen schönern zu lesen , zumal wenn Lobspruch des Marschalls Ney zu man weiß, daß er weder die Cavallerie der Garde, noch das Corps des Grafen von Erlong , noch die Division Girard gebraucht hat , weil Napoleon über fie verfügt * hatte. Unglücklicherweise stimmt dieses Lob nicht mit dem überein, was Seite 46 gesagt ist. 2011 Seite 46. Aber mehrere Generale, der Mar„ schall Ney selbst, waren nicht mehr dieſelben. „ Es handelte sich darum , wer sich am wenigsten aus" ſeßte. " Ein furchtsamer und bedächtiger Mann ſchlägt ſich nicht mit einem Muth und einer Tapferkeit über alle Beschreibung.

Die wenigen Lobsprüche , die diese Er-

zahlung dem Marschall Rey zukommen läßt , sind eine treulofe Hülle, deren man sich bedient , um die giftigen

153 Streiche, die man ohne Unterlaß nach ihm führt, fiche rer treffen zu laſſen. Ueberdieß ist es durch die Generale und Officiere, die den Marschall Ney in diesem Feldzug gesehen haben, genug bekannt, daß er nie mehr Geistesgegenwart, mehr Seelenstärke gehabt , und daß er nie mehr Talente und Kühnheit gezeigt hat. Herr Gourgaud kömmt Seite 45 noch einmal auf die Bewegungen des Corps von Erlongs zurück ; er ist eben so in Verlegenheit über die Ursachen seiner Rückkehr nach Frasnes , als er es über seinen Marsch nach Ein so St. Amand war. Beides erklärt sich leicht. erfahrner General , wie der Graf von Erlong , hat sich nicht in Bewegung seßen können, als auf Befehle. Man hat schon gesehen , daß er den , gegen St. Amand zu marſchiren ,` erhalten hatte.

Ich kann nicht denselben

Beweis wegen seiner Rückkehr

beibringen ,

aber ich

glaube man kann annehmen , daß er eriſtirt.

Ereignisse des

Seite 49.

17.

Der Kaiser kam erst um 11 Uhr

,,nach Fleurns zurück , wo sein Hauptquartier war und daß , wenn der Herzog von Wel,, lington noch fortwährend diese Stellung behaupte, ,, deffen Armee fich so in der Fronte angegriffen , und auf der linken Flanke überflügelt finden würde. " Man wird aus dem Brief, den ich hier beibringe, sehen , daß der Verfaſſer von den Befehlen des 17. hat sprechen › hören , aber daß er einen großen Theil davon vergessen;

daß er das Ganze entstellt , die Stunden

154 verwechselt hat; endlich fie in einem Sinn , durchaus verschieden von dem der ihnen gehört , darstellt. Fleurus, den 17. Juni 1815.

Herr Marschall , der General Flahaut, der in diefem Augenblick ankommt, zeigt an , daß Sie in Ungewißheit sind , über die Resultate des gestrigen Tages. Ich glaube Sie indeß von dem Sieg , den der Kaiser davon getragen , benachrichtiget zu haben.

Die preu-

ßische Armee ist in Unordnung gebracht worden.

Der

General Pajot verfolgt sie auf den Straßen von Namur und Lüttich.

Wir haben schon mehrere Tausende von Unfre Truppen haben

Gefangenen , und 30 Canonen. fich gut gehalten.

Ein Angriff von sechs Bataillons

der Garde , den Dienstescadrons und der Cavalleries divifion des General Delort ,

hat die feindliche Linie

durchbrochen , die größte Verwirrung in ihre Reihen gebracht, und die Position erobert. Der Kaiser begiebt sich nach der Mühle von Bry, wo die Heerstraße , die von Namur nach Quatre - Bras führt , vorbeigeht ; es ist daher nicht möglich , daß die englische Armee vor Ihnen agiren könne.

Wenn dieß

geschähe , so würde der Kaiser gerade auf der Straße von Quatre : Bras gegen sie marschiren , während Sie ſie in der Front mit Ihren Divisionen , V die jest vereinigt seyn müſſen *), angriffen, und diese Armee wåre in einem Augenblick vernichtet.

Also unterrichten Sie

S. M. von der genauen Stellung Ihrer Divisionen, und von allem ,

was sich vor Ihnen zuträgt.

* Ein neuer Beweis, daß Napoleon von der rückgängigen Bewegung , die der Graf von Erlong den Abend vorher gemacht, unterrichtet war,

255 Der Kaiser hofft und wünscht , daß Ihre sieben Infanterie

und Cavallerie- Divisionen versammelt und

aufgestellt sind , und daß sie zuſammen nicht eine Lieue Terrain besest halten , um sie gut unter Ihrer Hand zu haben, und sie, wenn es nöthig, gebrauchen zu können. Der Wille S. M. ist, daß sie Position zu QuatreBras nehmen ,

wie Ihnen der Befehl dazu gegeben

worden; aber wenn , was unglaublich ist , dieß nicht Statt finden könnte , so erstatten Sie sogleich ausführ lichen Bericht , und der Kaiser wird sich dahin begeben, wie ich Ihnen gesagt habe. Wenn im Gegentheil nur eine Arriere - garde daselbst ist, so greifen Sie fie an, und nehmen Sie Poſition. Der heutige Tag ist erfoderlich , um diese Operation zu endigen , und die Munitionen zu ergänzen , die einzelnen Soldaten zu sammeln , und die Detafchements rückkehren zu lassen.

Geben Sie dem zu Følge Bez

fehle, und überzeugen Sie sich, daß alle Verwundete verbunden und zurücktransportirt werden.

Man hat

ſich beklagt, daß die Ambulancen ihre Schuldigkeit nicht gethan hätten. Der berüchtigte Parteigånger Lüßow , der gefangen worden , sagte , daß die preußische Armee verloren wäre, und daß Blücher die preußische Monarchie zum zweitenmal aufs Spiel gefeßt hätte.

Unterz.

Der Reichsmarschall, Major-General,

Herzog von

Dalmatien..

Man wird aus diesem Brief schließen , daß dem Marschall der Befehl gegeben worden, sich nach Quatre-

156 Bras zu begeben (ich habe diesen Befehl nicht) ; daß er bemerkt hat, daß die Preußen seine Rechte würden überflügeln können ; daß man ihm geantwortet hat , indem man die einzelnen Umstände der Schlacht bei Fleurus meldete, und ihm sagte, daß wenn er nicht glaubte vorwärts marschiren zu können , Napoleon sich gegen ihn bewegen, würde. Das Ende des Briefs ist vorzüglich merkwürdig. Es war der Tag nöthig, um diese Operation zu beenden, und die Munitionen zu ergänzen , und die Vereinzelten zu sammeln , die Detaschements rückkehren zu laſſen, die Verwundeten zu verbinden. Der Marschall hatte sich während des 16. mit 17,000 Mann gegen 50,000 geschlagen . pen waren ermüdet.

Seine Trup-

Er mußte sich über den Verlust,

den er erlitten, belehren, und dann mit den sehr wesent lichen Gegenständen beschäftigen ,

die ihm durch den

eben angeführten Brief empfohlen waren.

Das Wetter

war regnerisch ; was die Operationen aufhalten mußte.

Uebrigens hatte die englische Armee ihre Position nicht verlassen. hatte.

Es war möglich , daß sie sich verstärkt

Daher war es weder klug , noch nüßlich , den

Kampf zu erneuern , um sie zu zwingen zurückzugehen, wenn die bloſe Annäherung der Armee Napoleons ihren Rückzug bestimmen sollte.. Herr Gourgaud sagt:

Seite 52.

, Als૪ gegen 11 Uhr die Patrouillen

,, des sechsten Corps auf die englische Cavallerie ges -,, stoßen waren , Marbois

nahm dieſes Corps Poſition jenseits er beeilte fich,

zwölf Stücke

157 ,, reitende Artillerie in Batterie zu stellen, um die feind„ liche Arrieregarde beschießen zu laffen. “ Demnach also mußte der Kaiser um halb 12 Uhr zu Quatre - Bras seyn, da er im Galopp ankam.

Hier

ist ein Befehl , der ein wenig Mißtrauen erregen muß, wegen des Gedächtnisses des Herrn Gourgaud.

Vorwärts Ligni , den 17. Mittags. Herr Marschall,

der Kaiser hat jest ein Corps

Infanterie und die kaiserliche Garde vorwärts Marbois Position nehmen lassen. S. M. beauftragt mich, Ihnen anzuzeigen , daß sein Wille ist , daß Sie die Feinde zu Quatre-Bras angreifen , um sie aus ihrer Position zu vertreiben ; und daß das Corps , welches bei Marbois steht , Ihre Operationen unterſtüßen soll.

S. M. bes

giebt sich nach Marbois , und erwartet Ihre Rapporte mit Ungeduld. Unterz.

Der Reichsmarschall, Major-General, Herzog von Dalmatien.

Gewiß Napoleon konnte nicht halb 12 Uhr zi Quatre - Bras seyn , wenn er noch später als Mittag fich zu Ligni befand.

Der Regen fiel in Strömen herab.

Der Kaiser hatte einem Corps Infanterie und der kaiz ferlichen Garde befohlen , vorwärts von Marbois Position zu nehmen.

Er brauchte Zeit Dispositionen zu

geben und anzukommen.

Wahr ist, daß das Corps des

Grafen von Erlong zu Quatre : Bras defilirte , als er - gegen ein Uhr ankam.

Seite 52.

"! Das Erstaunen des Kaiſers war „ groß, als er ſah , daß das Corps des Marschalls Ney , noch in seinen Bivouacs vorwärts Frasnes sich be=

wwwww

1858

fand.

Endlich defilirte das Corps des

Grafen von Erlong , das sechste Corps , das auf der Straße von Namur herkam, machte Halt, und das erfte, bildete ་ ་ die Avantgarde , durch die reitende Artillerie der Garde , und die Cavallerie des sechsten „ Corps unterſtüßt *).

· er stammelte etliche

Entschuldigungen , anführend , daß er geglaubt habe, 9, die ganze engliſch - holländische Armee wäre noch zu ,, Quatre-Bras, auf ihrem linken Flügel durch die ganze preußische Armee unterstüßt, die ihm falsche Rapporte ,, ſiegreich bei Ligni angezeigt håtten.“ Ich begreife, daß das Erstaunen Napoleons wür: de haben groß seyn müssen , wenn er den Marschall um ein Uhr in seinen Bivouacs gefunden håtte, als er marschiren sollte.

Man sieht ,

daß die Stunden in dem

Gedächtniß des Herrn Gourgaud übel geordnet find. Er hat von der Erklärung über die Schlacht bei Fleurus , die früh gegeben worden , sprechen hören , und sagt, daß der Marschall , wie er um ein Uhr vor dem Kaiser erschien, Entschuldigungen stammelte , die glau ben machen sollten , daß er von dem Sieg des vorigen " Der Marschall Ney hatte Tages noch nichts wüßte. nicht die Gewohnheit zu ſtammeln , und er hatte nicht · nöthig Entschuldigungen zu machen .

Die Sachen gien-

gen wie man es vorhergesehen hatte.

Die englische

Armee zog sich zurück ; man beunruhigte ihre Arrierewie man es gewöhnlich thut , und kam des Abends dem Ausgang des Waldes von Soignes gegen-

garde ,

über an, wo man Halt machen mußte.

* Das sechste Corps hatte keine Cavallerie , wenn man dem Tableau No. 3. glauben foll.

159 Es scheint, daß der Marschall keine große Wichtig keit auf diesen Tag des 17. legte,

denn in seinem

Echreiben , das er den 26. Juni an den Präsidenten des provisorischen Gouvernements schrieb *) , sagt er blos : den 17. marschirte die Armee in der Richtung von Mont- Saint -Jean...

Vorfälle des 18.

Schlacht bei Waterloo. Seite 58.

Der Sieg schien nicht zweifelhaft,

und mit diesem Sieg konnte man die Vernichtung der ,, englischen Armee, aus der Stellung, die sie genommen ,, hatte , hoffen • •

Der Kaiser legte

,, auf diese Nachricht keine große Wichtigkeit." Der Verfasser dieser Schrift sucht immer Gelegen heit, den Marschall wie einen Menschen , der Geistesabwesenheiten hat , sprechen zu laffen , der Entschuldis gungen stammelt , oder der einfältige Rapporte macht, denen man keinen Werth beilegt.

Er geht sogar so

weit, ihm (Seite 27) einen Günſtling zu geben , der als sein tödtlicher Feind bekannt ist.

Diese wiederholten

Angriffe gegen das Grab eines alten Generals , deffent Ruhm kein Vorwurf schmälern kann , gethan , machen mich glauben, daß diese Schrift nicht von einem jungen französischen Militair verfaßt ist. liebt die alten Krieger ;

Ein junger Soldat

sein Geist erhebt sich bei der

Erzählung ihrer großen Thaten ;

er ehrt sie, und ver

theidigt ihr Andenken, statt es anzugreifen.

*) S. dieses Schreiben am Ende.

M 160 Man hat gesehen, daß der Marschall Ney die Engländer zu Quatre - Bras nicht erdrückte , weil er sich der + Cavallerie der Garde und des Corps des Grafen von Erlong nicht bediente.

Man wird sehen , daß er eine

der Ursachen des Verlusts der Schlacht bei Waterloo feyn wird , weil er 2000 Mann Reiterei in's Gefecht gebracht.

Man muß gestehen, daß man nicht mit mehr

Zuversicht, mehr Schein von Wahrheit augenscheinlich ' falschere Sachen vorbringen kann.

Die französische Armee wurde in

Seite, 59.

,,folgender Ordnung aufgestellt.

Die

" Division Grenadiere zu Pferd , und Dragoner links. “ Seite 63.

" Er ( der Kaiser ) stellte sich auf

eine Erhöhung nahe beim Vorwerk belle Alliance, von ,, wo aus er alles übersah, die feindlichen Flügel sowohl, „ als die franzöſiſchen. “ Seite

60.

„ Diese Dispositionen gaben den

Plan des Kaisers zu erkennen, welcher war, das Cen,, trum der englischen Armee zu durchbrechen , ... und in jedem Fall sie von der preußischen Armee "zu trennen . " Seite 63.

Es war Mittag ; 80 Canonen be

gannen ihr Feuer." Ich habe eine Ordre vor mir, ganz von der Hand des Herzogs von Dalmatien auf dem Schlachtfeld von

i Mont - Saint - Jean geschrieben ; hier iſt ſie :

" Wenn die ganze Armee in Schlachtordnung ge-

y

" stellt ist , ohngefähr um ein Uhr Nachmittags , fångt "‚der Angriff, im Augenblick wo der Kaiser dem Marschall Ney den Befehl dazu geben wird, damit an, sich ,, des Dorfs Mont- Saint - Jean zu bemächtigen , wo

161

,,die Durchschneidung der Straßen ist.

Zu

diesem

" Zweck vereinigen sich die zwölfpfündigen Batterien des „ zweiten Corps, und die des sechsten mit denen des „ersten.

Diese 24. Feuerschlünde beschießen die Trupa

,,pen in Mont- Saint - Jean, und der Graf von Erlong ,,beginnt den Angriff, indem er seine linke Division ,, vorschickt , und ſie nach den Umständen durch die Dis ,, vifionen des ersten Corps unterſtüßt. 12 så

,,Das zweite Corps geht vor , um nach. Maasgabe ,, die Höhe des Grafen von Erlong zu halten.

Die Sa

,,peurscompagnien des ersten Corps werden bereit seyn, Pisich sogleich in Mont-Saint-Jean zu barricadiren.“ Auf der Rückseite steht: Befehle, vom Kaiser auf Mont-Saint-Jean den 18. gegen dem Schlachtfeld von Mont-Saintii uhr des Morgens, dictirt, und vom Marschall Herz zog von Dalmatien, Major-General, geschrieben. Paris , den 21. Juni 1815. Unterz.

Der Marschall Ney.

Gegen ein Uhr also hat die Schlacht anfangen sollen , und man muß sich wohl erinnern , daß das zweite Corps nach Maasgabe vorrücken sollte , um sich auf der Höhe des ersten zu halten. Fahren wir in der Erzählung fort.

Seite 64.

" Der Feind legte eine große Wich-

tigkeit in den Posten von Hougoumont auf seinems Es war halb 5 Uhr, das

„ rechten Flügel,

„ lebhafteſte Feuer herrschte auf allen Seiten.“

Der General , Reille sollte sich auf der Höhe des ersten Corps halten ; aber um den Posten von Hougouss ཏི mont lebhafter anzugreifen , und den neuen Streitkräf

162 ten, die sich ihm entgegenseßten ; zu begegnen , hat er feinen rechten Flügel gegen das Centrum, ziehen , und folglich einen Zwischenraum zwischen sich und dem linken Flügel des Grafen von Erlong lassen müssen ; dieß ist der Zwischenraum , der bald durch die Cavallerie ausges füllt feyn wird. Aber gehen wir nicht schneller als die Erzählung. Seite 64.

" Es war halb 5 Uhr.

In diesem

12:4 Augenblick ließ der General Domont S. M. melden, , daß das Bülow sche Corps , was er beobachte, fich in Die preußischen Ca

„ Bewegung fete,

,,nonenkugeln langten bis zu dieser Chauffee , die zu allen Bewegungen der Armee diente , und noch weiter „bis zu den Umgebungen des Kaiſers.“

Hier ist es, wo der Ausgang der Schlacht beginnt zweifelhaft zu werden ; nicht erwartet.

das Bülow'sche Corps wurde.

Um sich seinen Fortschritten entgegen

zu seßen, mußte man das Centrum entblösen.

Man

fchickte ihm 3000 Pferde von dem General Domont und dem General Suberwick entgegen ;

7000 Mann des

Grafen von Lobau mußten sie bald unterstügen . Später war man genöthigt die Division der jun gen Garde des General Duhesme , aus 3,800 Mann bestehend mit zwei Batterien, hinzuzufügen. Hier find also vierzehn Tausend und einige Hundert Mann gegen das Corps Bülow's gerichtet , d. H. fast der vierte Theil der der engliſch - holländischen Armee entgegengeseßten disponiblen Streitkräfte.

Diese im Gegentheil , statt sich zu ſchwächen , ver: fügt über verschiedene Cavalleriecorps , die ihren linker Flügel beſchüßten.

Ihr Muth erhebt ſich wieder, wenn

www .

1631 der unfrige gestört wird.

Unfre Position, die offenſiv Wir waren schon durch11vierſtün- ,

war, wird defensiv.

diges Gefecht ermüdet , als wir , um uns zu erhalten, gezwungen wurden, unsre Anstrengungen zu verdoppeln . Noch muß man wiſſen , was die Erzählung nicht. sagt,

daß die Diviſion Girard zù Fleurus vergessen?

worden war ; und , was die Erzählung S. 63. nurtans deutet, daß der von den Engländern am Anfang der Schlacht gemachte Cavallerieangriff eines ansehnliche Batterie Canonen zerstört , und nicht allein die rechte Flanke einer der Colonnen des ersten Corps geworfen, ſondern sogar eine seiner Diviſionen auffer Stand zw/ fechten gesezt hatte ; so daß sich verhältnißmäßig wenig ? Infanterie in Linie befand *). Ohngefähr um diese Zeit war es, wo der Marschall Neyz, da er ſah , daß das Anſchließen des rechten Flügels des zweiten Corps einen ziemlich großen Raum Terrain frei ließ ,

und dem Feind das Mittel geben

konnte, unsre Linie zu durchbrechen ; um diese Zeit war : es, sage ich, wo er seinen ersten Adjutant , den Oberż. y ſten Heymes an Napoleon schickte, um etliche Infanteries › truppen, diese beiden Corps zu verbinden, zu verlangen.. Napoleon antwortete,

daß er keine disponible håtte;

nun mußte sich die Cavallerie Milhaut's vorwärts bes geben. Fahren wir in der Erzählung fort.

Seite 66.

"I Eine halbe Stunde darauf, um

„ fünf Uhr, im Augenblick,

wo uns die leßtern (die

Ich habe diese Details von Generalen, die mit Recht das Bertrauen der ganzen Armee verdienen , und die sich auf dem Terrain befanden.

1641

Preußen) am lebhaftesten angriffen , füchten die Eng,, länder la Haie Sainte wieder zu nehmen ;

Der Kaiser urtheilte nicht.so." Der Marschall Ney hat sich nicht durch zu große Hiße hinreißen lassen ; aber da er keine Infanterie in Linie stellen konnte , so mußte die Cavallerie ſie erſeßen. Sje debouchirte mit Ungeftum auf das Plateau.

Ohne

Zweifel hat sie dem Feind den größten Schaden zugefügt, aber sie hat indeß seine Infanterielinien nicht forcirt. Was die Cavallerie der Garde betrifft, die ins Gefecht gebracht worden, so geschah dieß nicht durch den Marschall Ney ; Napoleon allein hat sie in Bewegung gesezt, und sich wahrscheinlich nicht verbunden geglaubt, Herrn Gourgaud zu ſagen , daß er ihr den Befehl dazu gegeben , so wie er ihm nicht vertraut hat , daß er zwei Tage vorher die Bewegung des Grafen von Erlong nach St. Amand befohlen .

Ueberdieß , wenn die Ver-

wendung dieser 2000 Mann von der Garde Napoleon mißfällig war, warum rufte er dieselben nicht zurück ? Sie hatten sich nicht so eingelassen , daß man sie nicht zurückziehen konnte.

Sie hielten das Plateau beſeßt;

man konnte sie eine rückgängige Bewegung machen las sen, mit desto weniger Gefahr, da die Cavallerie Kellers mann's die Milhaut's nachher unterſtüßte, und nach der Aussage der gegenwärtig geweſenen Officiere sich auf diesem Punct mehr Cavallerie befand , als nöthig war. Napoleon commandirte ;

er sah alles ;

er hat ohne

Zweifel geglaubt, daß es wichtig wäre , diesen Punct zw vertheidigen, und daß er hier seine Kräfte anwender 1 müsse.

165 Uebrigens war dieß Manduvre, über das man sich beklagt, wenn man den achtungswerthen Generalen und Officieren, die so gefällig waren, mir mit ihren Einsich ten beizustehen , und die auf dem Terrain gegenwärtig waren , das ſchönste der Schlacht, und könnte entſcheis dend werden , wenn Napoleon jest beschlossen hätte, die Infanterie seiner Garde vorrücken zu laffen. Die feinda lichen Infanteriemaſſen wären wahrscheinlich erschüttert worden , und man würde Aussichten zum Sieg gehabt Haben.A Was merkwürdig,

ist daß dieſes Manduvre bis

halb acht Uhr für gut gehalten wurde , wie man aus der Folge der Erzählung fehen wird.

,, Unfre Cavallerie erhielt sich auf

Seite 68 .

,,dem Plateau, u nerachtet alles des Feuers, dem sie ausa ,,gesezt war ;

So hatten 65-68,000 „ Franzosen“ 115,000 Engländer , Niederländer, Preus •

ßen zc. geschlagen. “

* Was hatte diesen großen Wechsel der Dinge vera

ursacht? Das vom Marschall Ney befohlne Manduvre. Man sagte damals, daß die feindliche Armee geschlagen wåre;

daß man mit 65,000 Mann

triumphirt hätte.

über

115,000

Warum hat man daher diese 2000

Mann auserlesenèr Cavallerie, vorgeblich wider Napoe leons Willen im Gefecht , aufgesucht, um sie zu einer der

Ursachen des Verlustes der Schlacht zu machen ?

Wenn Napoleon den Marschall zu tadeln gehabt hätte, würde er selbst ihm am Ende der Schlacht die Batails lons seiner Garde übergeben haben , um sie gegen den Feind zu führen , und eine leste Anstrengung zu vers suchen ? L

166 Der Verfaffer, nachdem er gesagt hat , daß die englisch holländische Armee von der Ankunft des Blucherschen Corps unterrichtet worden ; daß drei Infanteriebataillons von der zweiten Linie unsres rechten. Flügels,ſich in Rückzug geseßt, und nachher auf ihren Posten zurückgekehrt wären ;

daß die Cavallerie , die

sich auf dem Plateau befand , eine flockende Bewegung gemacht; daß , um ihren Muth, anzufachen , Napoleon ſagen ließ, daß der Marſchall Grouchy ankäme ; daß zu gleicher Zeit er dem Marschall Ney die vier Bataillons der Garde übergab , um sich vorwärts zu begeben und die Position des Plateau zu erhalten; daß die acht an dern Bataillons bald ankamen ; und daß der General Neille auf der äußersten Linken sein ganzes Corps versammelt, und die feindliche Position angegriffen habes der Verfaffer, sage ich , fährt fort : . : Seite . 7 1. ,, Es war zwiſchen halb acht und acht Uhr, ein Lärmruf ließ sich auf dem rechten Flügel »hören.

Kein Mittel , die Truppen zu

„ ſammeln , war jeßt mehr übrig, die vier zurückgeschlas genen Escadrons machten die Verwirrung nur noch 0.6 größer. / Das Corps Bülow's hatte den Ausgang Schlacht mehr als zweifelhaft gemacht. cher's ,

Das Blü=

das man eben so wenig erwartete ,

ihren Verlust.

der

entſchied

Es fieng as Unordnung in unfren rech

ten Flügel zu bringen.

Da die acht Bataillons der

Garde die vier ersten Bataillons , die im Gefecht , nicht unterſtügen konnten, ſo marſchirten die engliſch - holläns dischen Truppen vorwärts , und forcirten unsre Posttion.

Die Soldaten waren für Müdigkeit erschöpft ;

167 die Munitionen fehlten ;

man mußte sich zurückziehen .

Vergebens wünscht man diese 2000 auserlesenen Reiz

i ter , auf dem Plateau im Gefecht , vorgeblich wider die Befehle Napoleons , herbei. verhindern können ,

Sie würden nicht haben

daß das ganze Corps Bülow's

rechts von Planchenoit (Seite 73 der Erzählung) durchdrang , und Verwirrung in unsre Reihen brachte , so fehr ,

daß alles Sammeln unmöglich wurde.

Wenn

man annimmt , daß sie einen Augenblick die beiden Bri* gaden engliſche Cavallerie , von denen gesprochen worden , hätten aufhalten können ; so würden sie doch nicht das Corps Blücher's haben verhindern können , unsre Linie zu durchbrechen ; sie würden nicht der Verwirrung haben abhelfen können, die die Finsterniß der Nacht nur vermehrte.

Die 60,000 Preußen , angekommen ohne

daß man es vorausgesehen hatte , haben die Schlacht verlieren machen. Man hat der außerordentlichen Ueberlegenheit der Menge weichen müssen. dreifachen Streitkräften erlegen .

Man ist vor

Alles ist verloren

*gegangen, außer die Ehre *). Indeß was that der Marschall Ney in diesen schrecklichen Umständen ? ßen zurückzugehen.

Er konnte sich nicht entschlie-

Er war noch auf der Höhe des

Plateau , das er so lange vertheidigt hatte.

Er schien

noch dem Feind zu drohen, und dem Glück nicht weichen zu wollen.

Was war ihm aufbehalten zum Preiß ſo,

muthiger Anstrengungen ? *) Am Ende dieser Schlacht war es, wo , ' als die kaiserliche brave Camder sie befehugte , sich jene zubewunderer brone, Garde aufgefordert wurde ergeben , Antwork gab, die der Griffel der Geſchichte mit unauslöſchlichen Buchstaben eingraven wird : Die Garde ſtirbt, und ergiebt sich nichthenɗ ( £ 2

www

168 Ein Mensch kömmt von einem Punct des Erdballs ,

von einer Insel ,

Erinnerungen knüpft.

deren Name fich an große

Er hat eine Erzählung in der

Hand :

" Laßt eure Untersuchungen , sagt er ; hier bring' „ ich euch die Wahrheit. “ Man beeilt sich , man liest ; dieser Erzählung ?

was findet man in

Eine Reihe von erſonnenen Hand-

lungen *) , von gezwungenen Erklärungen , von treus losen , oder gehäſſigen Zügen !

Dieser Mensch scheint

über die Meere gekommen zu seyn , um sich vorzüglich an die Schritte des Marschalls zu halten . ihn nicht.

Er verläßt

Er greift ihn ohne Unterlaß an , bald mit

der Waffe der Verläumdung , bald mit der des Lächerlichen.

Er stellt ihn

als einen Unsinnigen dar ;

er

sagt , daß er die erste Ursache unsrer Unfälle ist , daß man bedauern muß, feiner Dienste sich bedient zu haben.

Schande ! Erstehet, Soldaten von Waterloo , die ihr an feiner Seite gefallen seyd !

Saget, wie er , nachdem er

fünf Pferde unter sich getödtet gehabt , der leste auf dem Schlachtfeld gewesen ist ; wie seine Kleider durch Cartätschen- und Flintenkugeln durchlöchert waren ; wie er bis in die Nacht zu Fuß gefochten hat beim Leuchten des feindlichen Canonenfeuers ,

umgeben von eueren

aufgehäuften Leichen , die er nicht verlassen wollte ; erhebt euch , daß man wagt , seine noch heiße Asche aus-

* Wenigstens was den Marschall Ney betrifft.

www .

169 zugraben ,

um sie dem Haß und der Verachtung zu

überliefern !

und ihr alle , die ihr seine glorreichen Thaten von den Ufern des Tajo bis an die der Moskwa getheilt habt , beschüßt sein Grab !

Tuldet nicht , daß man das

Andenken eines Kriegers beflecke , der 25 Jahre lang sein Blut für sein Vaterland vergossen hat , und dessen legter Wunsch und legter Seufzer für das Glück Frankreichs gewesen sind.

Anm. Die sich im Original hier findende Note ſagt, daß die in dieser Schrift angezogenen Actenstücke bei Herrn Notar Batardy zu Paris , Straße Mont Blanc Nr. 5. , niedergelegt, und einen Monat hindurch täglich von zehn bis zwölf Uhr mitgetheilt würden.

Schreiben des Marschalls Fürsten von der Moskwa an Se. Exc. den Herrn Herzog von Otranto,

Herr Herzog ! Seit einigen Tagen verbreiten sich im Publicum die verläumderischsten und lügenhaftesten Gerüchte über mein Betragen in dieſem kurzen und unglücklichen Feldzug ; die Zeitungen wiederholen sie und scheinen der gehåſſigsten Verläumdung Glauben verschaffen zu wollen. Nachdem ich fünf und zwanzig Jahre gefochten, and mein Blut für den Ruhm and die Unabhängigkeit meines Vaterlandes vergossen habe , bin ich es , den man der Verrätherei anzuklagen wagt , bin ich es , den man dem Volk, sogar der Armee , als Urheber des Unglücks , daß sie getroffen , bezeichnet ! Gezwungen das Stillschweigen zu brechen , denn wenn es immer unangenehm , von sich selbst zu reden, so ist es zumal , wenn man eine Verläumdung ablehnen 触 will , wende ich mich an Sie, Herr Herzog , als Pråſidenten der provisorischen Regierung , um Ihnen eine tréue Darstellung deffen zu geben , wovon ich Zeuge gewesen. Den 11. Juni erhielt ich vom Kriegsminister der Befehl, mich nach dem kaiserlichen Hauptquartier zu begeben. Ich hatte kein Commando, noch einige Kennt niß von der Zusammenseßung und Stärke der Armee ; weder der Kaiser noch der Minister hatten mir je früher etwas gesagt, das mich nur hätte ahnden lassen können, daß ich in diesem Feldzug gebraucht werden würde ; ich war daher ganz unvorbereitet, ohne Pferde, ohne Equipage , ohne Geld , und war gezwungen welches zu borgen , um mich an den Ort meiner Bestimmung zu be geben.

Den 12. zu Laon , den 13. zu Avesnes , und

171

den 14. zu Beaumont angekommen , kaufte ich in dieser legten Stadt von dem Herrn Marschall Herzog von Treviso zwei Pferde , mit denen ich mich dem 15. nach Charleroi begab, von meinem ersten Adjutant, dem eins zigen Officier den ich bei mir hatte , begleiter; ich kant im Augenblick an, wie sich der Feind, von unsren leichs ten Truppen angegriffen , nach Fleurus und Goffelies zurückzog. Der Kaiser befahl mir sogleich, mich an die Spiße des ersten und zweiten Corps , von den Generallieuter nants von Erlong und Reille commandirt, der leichten Cavalleriedivision des Generallieutenant Piré,

einer

Division leichter Cavallerie von der Garde , unter den Befehlen der Generallieutenants Lefebvre - Desnouettes und Colbert ,

und zweier Divifionen Cavallerie des

Grafen von Walmy zu stellen. Mit diesen Truppen, von denen ich indeß nur einen Theil unter der Hand hatte, drängte ich den Feind, und zwang ihn, Goffelies, Frasnes, Mellet und Heppignies zu raumen ; hier nah men fie den Abend Position , mit Ausnahme des ersten, Corps, das zu Marchiennes war , und das erst den am dern Tag zu mir stieß.

Den 16. erhielt ich den Befehl , die Engländer in ihrer Position zu Quatre Bras anzugreifen ; wir mar schirten mit einem schwer zu beschreibenden Enthusias mus gegen den Feind ; nichts widerſtand unsrem Ungeftum ; der Kampf wurde allgemein , und der Sieg war nicht zweifelhaft , als im Augenblick , wo ich das erste Infanteriecorps vorrücken laffen wollte , das bis jest von mir zu Frasnes als Reserve gelassen worden, ich erfuhr, daß der Kaiser über dasselbe verfügt hätte, ohne mich davon zu benachrichtigen, so wie über die Division Girard vom zweiten Corps , um sie gegen St. Amand zu richten, und seinen linken Flügel zu unterstüßen, der heftig im Gefecht gegen die Preußen war. Der Schlag, 4 da Den mir diese Nachricht verseßte , war schrecklich

172 ich nicht mehr als drei Diviſionen ſtate achten , auf die ich- rechnete , unter meinen Befehlen hatte , so war ich gezwungen, den Sieg entschlüpfen zu laſſen , und unerachtet meiner Anstrengungen , unerachtet der Tapfer: keit und Ergebenheit meiner Truppen , konnte ich jest nur, dahin gelangen , mich bis an das Ende des Tages in meiner Poſition zu erhalten. Gegen neun Uhr des Abends wurde mir das erste Corps vom Kaiser, dem es von keinem Nußen gewesen , wiedergeschickt ; so find 25—30,000 Mann so zu sagen gelähmt gewesen, und während des ganzen Gefechts, das Gewehr im Arm, von der Linken zur Rechten , und von der Rechten zur Linken spaßieren gegangen, ohne einen einzigen Flintenschuß zu thun.A Es ist mir unmöglich , diese Details nicht einen Augenblick ruhen zu lassen , um Ihnen , Herr Herzog, alle die Folgen dieser falschen Bewegung , and überhaupt der übeln Dispositionen , die diesen Tag. getrof fen wordenHo , bemerken zu machen. m ****** Durch welches Mißgeschick z . E. Hat der Kaiser, statt alle seine Kräfte gegen Lord Wellington zu führen, der unversehens angegriffen worden wäre , und sich nicht in Stand befunden hätte, dieſen Angriff als einen Nebenangriff betrachtet ? Wie hat der Kaiser, nach dem Uebergang über die Sambre , die Möglichkeit faffen können, zwei Schlachten denselben Tag zu liefern ? Dieß ist indeß geschehen , gegen noch einmal so starke Streitkräfte als die unsrigen , und das , was die Militairs , die es gesehen , noch jezt Mühe haben zu begreifen. Wenn er statt deffen ein Observationscorps, um die Preußen aufzuhalten , zurück gelassen , und mit ſei: nen stärksten Massen marschirt wäre , mich zu unter: fügen, so ward die englische Armee ganz gewiß zwi schen Quatre : Bras und Gennapes vernichtet, und diese Position, die die beiden verbündeten Heere , trennte,

www

173

wenn fie einmal in unsrer Gewalt , machte dem Kaiser leicht, ſie zu reich , Kaiser

die Rechte der Preußen zu überflügeln, und nun erdrücken. Die allgemeine Meinung in Frankund vorzüglich bei der Armee , war , daß der nur darauf bedacht sey, erst die englische Are

mee zu Grunde zu richten , sehr günstig gewollt.

dazu ;

und die Umstände waren

aber das Geschick hat es anders

Den 17. marſchirte die Armee in der Richtung von Mont - Saint - Jean. Den 18. fieng die Schlacht gegen ein Uhr

an,

und obgleich das Bulletin , das die Beschreibung davon giebt, meiner keine Erwähnung thut , so habe ich nicht nöthig zu versichern, daß ich dabei gegenwärtig war. Der Herr Generallieutenant Graf Drouot hat schon von dieser Schlacht in der Kammer der Pairs gesprochen *) ; seine Erzählung ist genau , mit Ausnahme jedoch einiger wichtigen Umstände , die er verschwiegen, oder nicht gewußt hat, und die ich bekannt machen muß. Gegen sieben Uhr des Abends , nach dem furchtbarsten Gemesel, das ich je gesehen , kam der General Labe doyere , um mir vom Kaiser zu sagen , daß der Herr Marschall Grouchy auf unfrem rechten Flügel anfâme, und den linken der vereinigten Engländer und Preußen angriff; dieser General verbreitete , indem er die Linie durchritt , diese Nachricht unter den Soldaten , deren Muth und Ergebenheit immer dieselben waren, und die in diesem Angenblick neue Proben davon gaben , unerachtet der Müdigkeit, von der sie erschöpft waren. Je= doch wie groß war mein Erstaunen , ich muß sagen mein Unwille , wie ich etliche Minuten darauf hörte, daß nicht nur der Herr Marschall Grouchy nicht zu unfrer Unterstügung angekommen wäre, wie man eben der ganzen Armee versicherte , sondern daß 40-50,000

*) S. einen Auszug aus seiner Rede unten.

# 74 Preußen unsren äußersten rechten Flügel angriffen, und ihn zwängen zurückzuweichen ! Sey es , daß der Kaiser sich in dem Augenblick geirrt hatte, wo der Herr Marschall Grouchy ihn unterstüßen konnte , sey es , daß der Marsch dieses Marschalls durch die Anstrengungen des Feindes mehr verzögert worden, als man es vermuthet, die That ist , daß im Augenblick , wo man uns seine Ankunft anzeigte , er erst gegen Wavres an der Dyle stand ; dieß war für uns soviel , als wenn er sich hundert Lieues von unsrem Schlachtfeld befunden hätte. "Kurze Zeit darauf sah ich vier Regimenter der. mittlern Garde anrücken, vom Kaiser in Person geführt, der mit diesen Truppen den Angriff erneuern , und das Centrum des Feindes durchbrechen wollte ; er befahl mir , mit dem General Friant an ihrer Spiße zu mar schiren ; Generale , Officiere , Soldaten , alle zeigten die größte Unerschrockenheit ; aber dieses Truppencorps war zu schwach , um den Kräften , die ihm der Feind entgegen seßte , lange widerstehen zu können , und man mußte bald der Hoffnung entsagen , die dieser Angriff etliche Augenblicke gegeben hatte. Der General Friant wurde von einer Flintenkugel neben mir getroffen ; mir selbst wurde mein Pferd getödtet , und ich bin unter daffelbe gestürzt. Die Tapfern, die aus dieſem ſchrecklichen Kampf zurückkehren , werden mir , ich hoffe , die Gerechtigkeit wiederfahren laffen , zu sagen , daß fie mich den ganzen Abend zu Fuß , den Degen in der Hand, gesehen haben , und daß ich diese Mordscene nur als einer der legten verlassen habe , und im Augenblick, wo der Rückzug erzwungen wurde. Die Preußen führen indeß in ihrer offenfiven Bewegung fort , und unsre Rechte wich merklich zurück ; die Engländer marschirten ihrer Seits vorwärts. Es blieben uns noch vier Quarres der alten Garde , vortheilhaft gestellt , um den Rückzug zu schüßen ; dieſe braven Grenadiere , der Kern der Armee , gezwungen

475 nach und nach zurückzugehen , wichen nur Schritt für Schritt, bis sie endlich , durch die Menge überwältigt, fast gänzlich aufgerieben wurden. Von jest an war die rückgängige Bewegung ausgesprochen , und die Armee bildete nur noch eine verwirrte Colonne ; " es fand indeß nie weder wilde Flucht statt , noch das Geschrei : rette sich, wer kann ! wie man die Armee in dem Bulletin zu verläumden gewagt hat. Ich , beständig bei der Arrieregarde , der ich zu Fuß folgte , da alle meine Pferde getödtet , von Müdigkeit erschöpft, mit Contusionen bedeckt, und mich nicht mehr im Stande fühlend zu gehen , verdanke mein Leben einem Corporal von der Garde , der mich auf meinem Marsch`unterſtüßte , und mich während dieſes Rückzugs nicht verließ. Gegen eilf Uhr des Abends traf ich den GeneralLieutenant Lefebvre - Desnouettes , und einer seiner Of ficiere , der Major Schmidt , hatte den Edelmuth mir das einzige Pferd , das ihm geblieben , zu geben. So kam ich zu Marchienne-au-Pont um vier Uhr des Morgens an, allein, ohne Officiere , nicht wissend was aus dem Kaiser geworden, den ich etliche Zeit vor dem Ende der Schlacht gänzlich aus dem Gesicht verloren hatte, und den ich gefangen , oder todt glauben konnte. Da der General Pamphile Lacroix , Chef des Generalstaabs vom zweiten Corps , den ich in dieser Stadt fand , mir sagte , daß der Kaiser in Charleroi wäre , mußte ich glauben , daß S. M. sich an die Spiße des Corps des Herrn Marschalls Grouchy ſeßen wolle, um die Sambre zu decken , und den Truppen die Mittel zu erleichtern, fich gegen Avesnes zu sammeln , und in dieser Ueberzeugung begab ich mich nach Beaumont ; aber da uns Cavallerieparteien ſehr nah folgten, und schon die Stras Ben von Manbege und Philippeville abgeschnitten hats zten , erkannte ich , daß es gänzlich unmöglich wäre, einen einzigen Soldaten auf diesem Punct anzuhalten, und sich den Vorschritten eines siegreichen Feindes ents gegen zu ſehen. - Ich verfolgte meinen Marsch nach

176 Avesnes , wo ich keine Kunde bekommen konnte, was aus dem Kaiser geworden . Bei dieser Lage der Sachen , da ich keine Nachrichten , weder von S. M. , noch vom Major - General hatte , die Unordnung jeden Augenblick zunahm , und mit Ausnahme der Reste etlicher Regimenter der Garde und der Linie jeder gieng , wohin er wollte , faßte ich den Entschluß, mich sogleich über Saint - Quentin nach Paris zu begeben, um ſo ſchnell als möglich dem Kriegsminister die wahre Beschaffenheit der Dinge bekannt zu machen, damit er wenigstens einige frische Truppen der Armee entgegenschicken , und schnell die Maasregeln, die die Umstände nöthig machten, nehmen könnte. Bei meiner Ankunft zu Bourget , drei Lieues von Paris, hörte ich , daß der Kaiser des Morgens um neun Uhr daselbst durchgekommen wäre. Dieß, Herr Herzog, ist die genaue Erzählung dieses traurigen Feldzugs. Jest frage ich die, welche dieſe ſchöne und zahlreiz che Armee überlebt haben : auf welche Art kann man mich wegen der Unordnung anklagen , deren Opfer fie wurde , und von welcher unsre militairischen Annalen kein Beispiel liefern ? Ich habe , sagt man , das Vaterland verrathen , ich, der ich ihm zu dienen immer einen Eifer gezeigt habe , den ich vielleicht zu weit getrieben, und der mich hat irré führen können ; aber diese Verläumdung ist nicht unterſtüßt , und kann nicht durch irgend eine Handlung', einen Umstand , eine Vermuthung unterstüßt werden. Woher können indeß diese gehäffigen Gerüchte kommen , die sich plôßlich mit schrecklicher Schnelle verbreitet haben ? Wenn bei den Nachforschungen , die ich in dieser Hinsicht würde machen können , ich nicht fast eben so sehr fürchtete , die Wahrheit zu entdecken, als sie nicht zu finden, so würde ich sagen , daß alles mich glauben macht , daß ich unwürdig betrogen worden , und daß man die Fehler und

whan

177 Unbesonnenheiten dieses Feldzugs mit dem Schleier der Verrätherei zu bedecken sucht ; Fehler , welche man ſich wohl gehütet hat, in den Bulletins , die erſchienen ſind, anzugeben , und gegen die ich mich mit dieser Stimme der Wahrheit ,

die ich noch jest in der Kammer der

Pairs hören ließ, vergebens erhoben habe. Ich erwarte von der Gerechtigkeit Ihr. Exc., und Ihrer Gefälligkeit gegen mich , daß Sie dieses Schreiz ben in die Zeitungen einrücken ,

und demselben die

größte Oeffentlichkeit geben lassen wollen.

Ich erneuere Ew. Exc. 2 . Der Marschall , Fürst von der Moskwa,

Unterz.

Ney.

Paris, den 26. Juni 1815.

Auszug aus der Rede des General Grafen Drouot, gespro chen in der Sihung der Pairskammer am 23. Juni 1815.

Durch die Rapporte der Recognofcirungen vernahm man, daß nach der Schlacht (bei Ligni) die feinds liche Armee sich in zwei Theile getheilt habe ; daß die Engländer den Weg nach Brüssel nåhmen , und die Preußen sich gegen die Maas wendeten. Der Marschall Grouchy, an der Spiße eines großen Corps Cavallerie, und des dritten und vierten Infanteriecorps , wurde beauftragt, diese leßtern zu verfolgen. Der Kaiser schlug den Weg der Engländer ein ,

mit dem ersten,

" zweiten und sechsten Corps und der kaiserlichen Garde.

78 Das erste Corps, das die Spise machte , atta: quirte und warf die 4 feindliche Arrieregarde mehrere male , und verfolgte fie bis in die Nacht , wo sie auf dem Plateau hinter dem Dorfe Mont - Saint - Jean Pos fition nahm , ihren rechten Flügel gegen das Dorf Braine ausdehnend , und den linken unbestimmt in der Richtung von Wavres verlängernd. Es war ein ent fegliches Wetter. Jedermann glaubte daß der Feind Position nåhme, um seinen Convois und Parcs Zeit zu verschaffen , durch den Wald von Soignes zu ziehen, und daß er selbst die nämliche Bewegung mit Tages: anbruch ausführen würde.

Um Tage fahi man den Feind in derselben StelEs war ein schreckliches Wetter , das die Wege so zu Grunde gerichtet hatte , daß es unmöglich war, mit der Artillerie auf den Feldern zu 3 manouvriren. Gegen neun Uhr hellte sich das Wetter auf, der Wind lung.

trocknete ein wenig das Feld , und der Kaiser gab den Befehl zu Mittag anzugreifen. Mußte man den Feind in Position mit Truppen, die durch mehrtägige große Märsche, eine große Schlacht und Gefechte ermüdet , angreifen , oder mußte man ihnen vielmehr Zeit geben , sich von ihren Strapaßen zu erholen , und den Feind ruhig nach Brüſſel ſich zurückziehen lassen ?

Wenn wir glücklich gewesen , so würden alle Militairs gesagt haben , daß es ein unverzeihlicher Fehler war, eine Armee im Rückzug nicht zu verfolgen, wie ſie nur noch etliche Lieues von ihrer Hauptstadt war , wos hin wir durch zahlreiche Anhänger gerufen wurden. Das Glück hat unsre Anstrengungen betrogen , und nun sieht man es als eine große Unklugheit an, eine Schlacht geliefert zu haben. Die Nachwelt, gerech ter , wird entscheiden.

179 Das zweite Corps fieng zur Mittag den Angriff an, Die vom Prinz Jerome commandirte Diviſion attaquirte das Holz, das vor dem rechten Flügel des Feindes lag . Er schritt anfangs vor , wurde zurückgeworfen , und blieb erst nach - mehrstündigem hartnäckigen Gefecht gänzlich Herr davon. Das erste Corps , deffen linker Flügel fich an die Heerstraße lehnte , griff zu gleicher Zeit die Häuſer von Mont- Saint - Jean an, feste fich dafelbft fest, und Der Marz gieng bis auf die Stellung des Feindes. schall Ney , der die beiden Corps commandirte , befand , sich auf der Landstraße , um die Bewegungen nach den Umständen zu leiten. Der Marschall sagte mir während der Schlacht, daß er einen heftigen Angriff auf das Centrum des Feindes machen wolle , indeß die Cavallerie die Stücke fammelte , die nicht gut unterstüßt schienen. Er sagte mivɛ mehreremale, wenn ich ihm Befehle brachte, daß wir einen großen Sieg davon tragen würden.

Indeß seßte sich das preußische Corps , das sich mit dem linken Flügel der Engländer vereinigt hatte, auf unsre rechte Flanke en potence, und fieng an fie gegen halb sechs Uhr des Abends anzugreifen. Das ſechste Corps , das an der Schlacht am 16. nicht Theil genommen, wurde disponirt sich ihm entgegen zu stellen, und durch eine Division der jungen Garde , und einige Batterien der Garde unterstüßt. Gegen fieben Uhr be merkte man in der Ferne gegen unsren rechten Flügel ein Canonen- und Flintenfeuer. Man zweifelte nicht, daß der Marschall Grouchy der Bewegung der Preußen gefolgt wäre, und kame, an dem Sieg Theil zu nehmen. Freudenrufe lassen sich auf unsrer ganzen Linie hören. Die Truppen , durch acht Gefechte ermüdet , erhalten wieder Kräfte , und machen neue Anstrengungen . Der Kaiſer betrachtet diesen Augenblick als entſcheidend ; er schickt seine ganze Garde vor ; befiehlt vier Bataillons

180 bei dem Dorf Mont - Saint - Jean" vorbeizugehen , fich auf die feindliche Position zu begeben , und alles mit dem Bajonette wegzunehmen , was widerstehen würde. Die Cavallerie der Garde , und alles was von Cavallerie unter der Hand blieb , unterſtüßte diese Bewegung. Die vier Bataillons werden bei ihrer Ankunft auf den Plateau mit dem schrecklichsten Flinten- und Cartätſchen= feuer empfangen. Die große Anzahl von Verwundeten, die zurückgehen , macht glauben , daß die Garde in Flucht ist.

Ein panischer Schrecken theilt sich den bes

nachbarten Corps mit, die mit Eile die Flucht ergreifen. Die feindliche Cavallerie, die diese Unordnung bemerkt, rückt auf die Ebene vor ; sie wird einige Zeit durch dies zwölf Bataillons der alten Garde aufgehalten , welche noch nicht in's Gefecht gekommen , und die selbst durch diese unerklärliche Bewegung fortgerissen , dem Marsch der Flüchtigen, aber in Ordnung folgen... Alle Artillerieführwerke stürzen sich nach der Heers straße , bald häufen ſie ſich hier so an, daß es unmöga lich ist, sie weiter gehen zu machen ; sie werden größtentheils auf dem Weg verlassen, und durch die Soldaten, die die Pferde mitnahmen , abgeſpannt. Alles eilt nach den Brücken von Charleroi und son Marchiennes, von wo die Trümmern nach Philippes ville und Avesnes gerichtet wurden. § 2

AP 57 ne di ra

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