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German Pages 369 Year 1826
Denkwürdigkeiten
zur
Charakteristik
der
preußischen
Arthee,
unter dem großen König 1 Friedrich
dem
Zweiten.
Aus dem Nachlasse eines alten preußischen Offiziers.
Le monde ne repose pas plus surement sur les épaules d'Atlas , que la Prusse sur une telle armée. Oeuvr. posth. de Frédéric, T. II. p. 215.
bei
Glogau, Heymann.
Carl
1826.
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UM
Vorre
Dem Herausgeber
war
de é.
es bei'm Lesen
nachgelassenen Bemerkungen eines
dieſer
altpreußischen
Veteranen, die durch einen günſtigen Zufall dem Schicksal entrissen wurden, Archiv zu vermodern , gothischen
Saal
in einem Familien-
als ob er in einem alt=
unter
großen
Erinnerungen
wandelte.
Mag die Armee Friedrichs des Zweiten als ein vom Sturme
der Zeit
erschütterter Baum
betrachtet werden ; doch wurzelt der Stamm noch fest in dem ursprünglichen Boden , und die von dem veränderten Zeitgeist neu eingeimpften Zweige, weit
entfernt fremdartige
Früchte
zu
bringen,
IV
haben die edle Natur ihres ersten Ursprungs sich . angeeignet, wie die jüngstwichtige Vergangenheit bewiesen, und alle künftige große Zeitverhältniſſe beweisen werden.
Wird doch der eigenthümliche
Geist des von Friedrich dem Zweiten gebildeten Heeres von seinen erhabenen Nachfolgern als ein geheiligtes Familiengut, trachtet,
als das Palladium be-
auf welchem das Wesen ihres Herr-
scherthums
beruht.
Der
Herausgeber
dieser
Denkwürdigkeiten wiederholt hier, was ihr Verfasser besser, kräftiger, und mit lebendigern Farund zu schildern gewußt hat.
ben zu sagen,
Eindruck und Wirkung
eines Buchs hängt
oft von der Eigenthümlichkeit
des
Lesers
ab .
Wo die Tendenz schon aus dem Titel ersichtbar,
da ist auch das Urtheil schon im Voraus
gesprochen,
und selbst an dem Kunstrichter ist
die Farbe des Glaſes leicht wahrzunehmen, durch das er gesehen.
Gegenwärtige Denkwürdigkeiten
aber dürften den besondern Vorzug haben,
für
alle Partheien wenigstens etwas Befriedigendes zu enthalten. nen ,
Man wird es dem alten Vetera="
der selbst noch
Zweiten hochberühmte müße trug ,
die unter Friedrich preußische
wohl nicht verargen ,
dem
Grenadierdaß er noch
einige Vorliebe für die Inſtitutionen jener Zeit
zeigt,
und wenn er dabei die Motive und An-
sichten,
welche solchen zum Grunde lagen,
philosophischem Geiste, entwickelt,
so
mit
wird
auch selbst denen nicht mißfallen können , in Allem ,
was
er die
die neuere Zeit uns gebracht,
unbedingte Fortschritte sehen.
Unser Veteran
ist dabei jedoch keineswegs blinder Verwerfer des Neuen.
Er ist zu gründlicher Beobachter,
den Werth von Vielem zu verkennen ,
um
das dem
hellen Geiste des großen Friedrich selber håtte einleuchten müssen , hätte er mit dem Alter der fabelhaften Götter und Helden unter uns wandeln können.
In vorgerücktem Alter aber stellt
sich dem geübten Blick auch von dem Besten leichter die Kehrseite dar.
Den Dank der Zeit-
genoſſen wird es immer verdienen ,
den Charak-
ter, die Handlungsweise, und die in der Erinnerung allmålig verbleichenden Institutionen der Vorfahren der Vergessenheit zu entreißen ,
und
ihrem Thun und Wirken die verdiente Gerech= tigkeit wiederfahren zu lassen. Gern
würde
der
Herausgeber
die gerechte
Erwartung des Lesers erfüllen, über die Perſonlichkeit unsers
Verfassers
einige Aufschlüsse
geben, oder, was er nicht weiß auf irgend
zu eine.
interessante Art in ein romantiſches Dunkel zu
V1
hüllen.
Die Handschrift ist aber zu neu , und
dergleichen zuzulaſſen,
um
ihr innerer Werth
zu gut begrundet, um es zu bedürfen. -
Den
Lesern, die unsern Veteranen liebgewinnen, wird es erfreulich seyn, daß seine nachgelassene Mappe noch mehreres enthält , Publikums erwartet,
das den Ausspruch des
um mitgetheilt zu werden.
Geſchrieben im Auguſt 1825.
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I
t.
Erstes Kapitel. Die Zuſammenſegung der Mannschaft
Zweites
Seite 1
Kapitel.
Der Offizier.
Seite 18' Drittes Kapitel.
Seite 98
Die Organisation
Biertes Kapitel. Die Disciplin
Seite 194 Fünftes Kapitel.
Die Dreſſur und–Mandvrir - Fähigkeit
Seite 230
Beilage. Verzeichniß derjenigen Generale, welche in den Kriegen Königs Friedrichs des Zweiten auf dem Bette der Ehre gestorben find
Seite 357
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γίνον
Erstes Kapitel. Die Zuſammenſeßung der Mannschaft.
Bekanntlich bestand die Armee halb halb aus Ausländern.
aus Einländern,
Jene, die Einländer, wurden den Regimentern aus den ihnen zugetheilten Diſtrikten, Kantons genannt, gestellt. Sie sollten 20 Jahr dienen. Da zu jener Zeit viele Erem tionen stattfanden, so ward nur der Sohn des Bauern und des Bürgers der Städte ( Berlin und Breslau ausgenommen) zum Soldaten ausgehoben. Es kommt mir hier nicht darauf an, die Kanton - Verfaſſung zu beschreiben, sondern nur die Verhältnisse, in denen der Kantonirte als Soldat lebte. Es mag also wohl ſeyn, daß, sonderlich in früherer Zeit, d. h. vor dem 7jährigen Kriege, als noch jede Kompagnie ihr eigenthümliches Kanton gehabt hat, bei der Einstellung manche Unregelmäßigkeiten stattgefunden haben. Spåter jedoch, als der Landrath und andere Civil-Behörden bei der Aushebung kollidirten und manche spezielle Vorschriften gegeben wurden, nach denen z. B. keine Leute, welche als die einzigen Söhne ihrer Våter vorhanden waren, zum Soldaten genommen werden durften , sind Mißbräuche und Depredationen wenigstens unter die höchft seltenen Fälle zu rechnen gewesen. 20
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Daß übrigens die jeziġe Verfaſſung, nach welcher Federmann Soldat werden muß, in vielen Fällen den Vorzug hat, will ich nicht leugnen.
Damals aber dachte man nicht
nur über solche Dinge ganz anders, sondern des Königs Abficht ging auch darauf, dem Lande so viele Arme als möglich zur Kultur zu laſſen , und überhaupt durch die Militairpflichtigkeit weder die Gewerbe noch die niedere oder höhere Industrie zu belasten.
Daher kam der von
Alters hergebrachte Gebrauch der ausländischen Werbung, und die Beurlaubung außer den zwei Ererzier - Monaten : eine Einrichtung, welche nicht alle andern Staaten hatten, und durch welche es der nur 5 Millionen Seelen enthaltenden preußischen Monarchie allein möglich ward, eine Armee auf den Beinen, oder doch in wenig Tagen versammelt zu haben, wie nur die größten Staaten von zwanzig und mehr Millionen Einwohner sie halten konnten, In einigen Provinzen der Monarchie betrachtete man. damals, so wie auch noch jest geschieht, das Soldatenwerden als eine schwere Last. Dies war indeß an wenig Orten, und hauptsächlich nur in den neuacquirirten Låndern der Im alten Lande, im Brandenburgschen, in Pommern, in Preußen, Magdeburg und Westphalen, auch in
Fall.
Niederschlesien, dachte man keinesweges auf eine solche Art. Man kann als gewiß annehmen, daß der ausgehobene Kantonist sein Schicksal als eine unvermeidliche Bestimmung, im Durchschnitt genommen, ansah, und sich willig fügte. Der Bauer und der Bürger befand sich damals in einem gewissen Lebensgeleiſe ; er befand sich wohl darin , und Das Streben nach höherm mochte also nicht heraus. Stande war zwar auch in jener Zeit schon zu spüren, nur weder so gewaltsam als in ſpåterer Zeit, noch mit jenem Neid und Haß gegen die höhern Stände, besonders gegen Diese unglückliche Geistesstimmung kam erst den Adel. durch die Revolution in Frankreich zur Welt, und wurde von den Plebejern aller Nationen mit Begierde aufgefaßt.
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Zur Zeit Friedrich des Zweiten hielt sich Jedermann überhaupt, nach Verhältniß seines Standes und nach der Abſtufung des ihm durch Dienſtverhältnisse zugetheilten Kanges, zum Gehorchen in untergeordneten Standpunkten, und nur zum Befehlen in höhern verbunden. Der junge Einlånder, welcher mit ſolchen Ansichten Soldat würde, ſchwor zur Fahne seines Regiments, und der Glaube an die HeiMan hat indeß ligkeit eines Eides hielt ihn aufrecht. Beiſpiele gehabt, daß von einigen Truppen mehr Einlånder Dagegen giebt es als Ausländer im Kriege desertirten . andere Beispiele, daß Rekruten - Bataillone gleich bei dem erstenmal, als fie ins Feuer gekommen sind, wie Helden gefochten haben. ´So find jene 8000 neuausgehobenen Ein¦ lånder, welche im Jahr 1758 den großen Transport nach Olmük mitbegleiten halfen, und von denen 5000 Mann -umkamen, ohne zu fliehen, gewiß unserer Erinnerung werth; so wie jene Gemeinde in Westphalen, welche einem von ſeinem Regiment entſprungenen Soldaten die Aufnahme in ihr Dorf, ja ſelbſt das heilige Abendmahl verſagte, als ihr und dem Prediger die wirkliche Entweichung des Angekommenen kund wurde. Solcher guter Wille, welcher wirklich, im Allgemeinen genommen, stattgefunden hat, war daher ein sicherer Bürge für den Patriotismus der Landeskinder, wenn ihnen auch nur wenig anders von Vaterlandsliebe und Anhänglichkeit an den König vorgesprochen wurde, als ob sich dergleichen Pflichten von selbst verstånden. Den König war man gewohnt, als die oberste Intelligenz im Lande zu betrachten. Der gemeine Soldat sah ihn
als den Stellvertreter Gottes an , den man fürchten, ehren Eben so betrachtete der Soldat die und lieben müſſe. höhern und niedern Offiziere, denen er, von welchem Regiment oder von welcher Waffe sie auch waren, eine gleiche Unterwürfigkeit, wie dies expreß in den Kriegsartikeln Der Gedanke an Mißbrauch der stand, bezeugen mußte. Gewalt wurde als eine Ausnahme von der Regel betrachtet, 2 2
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war aber keinesweges das erste, worauf der Gehorchende verfiel, wie dies in spåterer Zeit geschehen ist. Solche Oppositions - Neigung in den Untergebenen war damals noch nicht geweckt worden. Der Einländer, wenn er zum Regiment eingezogen, gesäubert und angezogen war, auch geschworen hatte, lernte das Ererzieren, und wurde alsdann, während er wenigstens ein ganzes Jahr bei der Fahne blieb, im Benehmen, Handeln und in den Ansichten durch den Ererzier - Unteroffizier und durch seinen Unteroffizier der Korporalschaft zum formirten Soldaten gemacht. Man irrt gewaltig, wenn man sich einbildet, daß man zu jener Zeit lediglich darauf losgearbeitet habe, abzurichten.
Schießmaschinen und dressirte Bauern
Im Gegentheil gingen die Bestrebungen der
Kapitaine vorzüglich mit darauf, dem Neuling eine kriegerische Erziehung und Haltung des Charakters zu geben, wenn auch keine Schreib- und Rechen- oder sonstige Instruktions
Schulen vorhanden waren ,
und jene Zwecke
nicht deutlich und öffentlich ausgesprochen wurden.
Denn
in solchem Wesen und in dem Geist, der eine Truppe beleben sollte, ' suchte der König Friedrich und die verſtändigen und diensterfahrnen Offiziere der Armee eben den Vorzug alter Regimenter, welche bekanntlich höher als erft errichtete geschätzt wurden, weil sich annehmen ließ, daß in den erstern långer, als in den lettern , ein innerer Werth obgewaltet, und folglich leichter sich durch Ueberlieferung fortgepflanzt habe. Es läßt sich wenigstens sonst kein vernünftiger Grund für jene Vorliebe des großen Königs anführen ; aber er erweist auch, daß der Monarch und ſeine Offiziere eben . so sehr, als wir, und vielleicht noch mehr, davon überzeugt waren, daß zwischen einem blos dreſſirten Soldaten, und zwischen einem, der es der ganzen Denkungsart nach ist, ein gewaltiger Unterſchied ſtattfinde.
Hierauf, um ein
günstiges Resultat zu erzeugen, zweckte denn auch die ganze Behandlungsart und die Disciplin, wie ſie ſeyn sollten, ab.
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Und wenn auch wirklich einzelne Abweichungen stattgefunden haben, so muß doch der Zweck wirklich erreicht worden seyn, weil wir in jedem Korps einen eigenen Geist und 1 eine große Hingebung erblicken , welche zu merkwürdigen Resultaten geführt hat, die wahrlich durch eine bloße Abrichtung oder durch sklavische Zwangsmittel nicht hätten erreicht werden können. Der Ausländer wurde geworben, und die Anzahl ders selben machte die Hälfte der Mannschaft aus , worunter indeß viele sogenannte skifirte Ausländer waren. Zu den lestern rechnete man die Soldaten Söhne, und überhaupt jeden , der nicht in dem Kanton des Regiments geboren war. Dies verminderte die Zahl der wirklich außer Landes Gebornen sehr, da auch Einländer aus einer preußischen Provinz für Ausländer galten , wenn das Regiment , în welchem sie standen, nicht in jener Provinz seinen Kanton hatte. Ein solcher Fall war jedoch außer der Regel, und nur durch beſondere Umstände zufällig herbeigeführt, Man hat von der Werbung und dem Menschenhandel manche Anekdote. Es ist auch wahr, daß sehr viel Unregel máßiges , ja zu Zeiten Schändliches dabei stattgefunden habe, weil man nur auf die Größe sahe, und junge Leute oft zu überlisten, oder gar mit Gewalt in die Hånde der Werber zu bringen suchte. Wer kann also dergleichen Unwürdigkeiten loben, oder nicht eingestehen , daß die jetzt übliche Ergänzung der Armee, durch Einländer allein, nicht große Vorzüge habe ? Wer vermag es zu leugnen, daß dieser Menschenhandel eine Art von Sklaverei war, in welche viele gegen ihren eigentlichen Willen geschleppt wurden, auf die man nachher wenig oder gar keine Rechnung machen konnte? Solche Subjekte liefen daher bei der ersten Gelegenheit wieder davon, fie konnten fast niemals zu eigent lichen Soldaten gemacht werden, und anstatt daß man sich håtte auf sie sollen verlassen können, mußte man sie ordenta lich bewachen. Und zu welchen Unannehmlichkeiten, zu
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welcher Verantwortung die Existenz dieſer ſogenannten Unſichern führte, zu wie mancher unnüßen Vergeudung von Menschenkräften sie Veranlassung gab, kurz, welche Unmenschlichkeit aus ihr hervorging, dies Alles braucht nicht beschrieben zu werden, weil es bekannt ist.
Es ist daher
ein wahrer Vorzug, daß wir eine National - Armee haben, und die verhaßte ausländische Werbung aufgehört hat. Dies Alles verdient anerkannt zu werden, da unser Zeitalter hierin einen wahren Vorzug beſißt. Das Vorhandenſeyn von Ausländern hatte indeß den angeführten lobenswerthen Grund, dem Lande mehrere Arme zu ersparen, und mußte stattfinden , weil die Militairpflichtigkeit nur auf wenigen Stånden lastete. So wahr und richtig dies Alles ist, so verdient doch auch eine andere Seite dieser Sache betrachtet zu werden . Man kann nämlich behaupten, daß nur die wenigsten Ausländer wieder davon liefen, sondern daß sie vielmehr durch Heirathen fich im Lande ansåſſig machten.
Hierdurch minderte sich die Anzahl der unzuverläſſigen Soldaten ſehr, und solche Ausländer waren nach wenig Jahren eben so gut, oft besser, wegen ihrer mancherlei Erfahrungen, als die EinLånder. Sie wurden alte, treue Soldaten, Leute, auf , welche man sich vorzugsweise wegen ihrer Gewandheit und Intelligenz verlaſſen konnte. Und da fie Jahr aus, Jahr ein zum Dienst, oder auch als Freiwächter in der Garnison blieben, so erreichten sie einen Grad von Dreſſur und vorzüglich von ſoldatiſcher Denkungsweise, welche sie im Kriege zu wahren Häuptern von Kriegshausen im entscheidenden Augenblick mörderischer Gefechte machte, deren man jeder Armee wünschen möchte, und welche durch ihr Beispiel oft den Ausgang eines Gefechtes entscheiden halfen. Solcher alter achtungswerther Soldaten muß die preußische Armee im 7jährigen Kriege, und insbesondere in den ersten Jahren, viele gehabt haben, weil Friedrich der Zweite ihren Verlust so sehr bedauert.
Denn er äußert im vierten Theil der
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histoire de mon tems (pag. 396 ) :
Ces vieux soldats
respectables , ces chefs de bandes n'existoient plus, et les nouveaux dont l'armee étoit composée , consistoient pour la plus grandé partie en déserteurs , ou en de jeunes gens foibles ,
au dessous de dixhuit
ans , incapables de soutenir les fatigues d'une rude campagne etc. etc. , und man kann annehmen, daß der größte Theil dieser alten Soldaten Ausländer gewesen sind, welche sich im Lande fixirt hatten, und eigentlich an nichts, als dem Regimente hingen, dem sie angehörten. Ueberdies waren die Kantons der westphäliſchen und preußischen Regimenter dem Feinde in die Hände gefallen, und der Umstand, daß die eingebornen Preußen, aus zu großer Liebe für ihre Heimath, oft die Fahnen verlassen haben, soll dem König einen Widerwillen gegen diese Provinz beigebracht haben , welche er daher auch nach dem Kriege felten, Königsberg gar nicht mehr, besucht hat.
Es ist also nicht unwahrscheinlich, daß der Stamm der Regimenter in den letten Kriegsjahren ( nämlich an alten gedienten Soldaten) größtentheils nur noch aus den am Leben gebliebenen Ausländern bestanden habe, zu denen Gefangene und junge Kantonisten, auch viele Sachsen und Meklenburger, gezogen wurden, um die Regimenter zu kompletiren . Ohne uns jedoch in eine Controverse einzulaffen , ob jene alten Soldaten größtentheils aus Ein- oder Auslándern bestanden haben, welches ohnehin sich nicht beſtimmt crweisen läßt, müssen wir bei dieser Gelegenheit nur der Macht der preußischen Disciplin gedenken, welche dergestalt beschaffen war, daß sie selbst auf solche Ausländer, deren Gesinnung man für zweifelhaft halten konnte, einen ganz eignen Eindruck machte.
Von dieser Gewalt im Kriege wird vielleicht bei einer andern Gelegenheit etwas beigebracht werden. Hier nur so viel, daß Ausländer, welche nur einige Jahre bei uns gedient hatten, und nun desertirt waren, nicht selten, sondern sehr. oft, ja gewöhnlich, die
8 Rückkehr in den preußischen Dienst gegen sogenannten Pardon suchten, selbst wenn sie es anderwärts im Grunde beffer hatten.
Sie gaben alsdann gewöhnlich vor, es habe ihnen
dort nicht gefallen, es sey doch dort keine preußische Ordnung u. f. w. Dergleichen , Beispiele find mir in meiner ersten Dienstzeit sehr viele vorgekommen ,
und wenn ein
Ausländer in der Garnison irgend einen Anhang, ein Ver kehr, gehabt hatte, so konnte man 10 gegen 1 pariren, Von solchen Zugvddaß er um Pardon schreiben würde. geln, welche geworben waren, und bald wieder verschwanden, ist mir aus jener Zeit fast gar nichts mehr erinnerlich. Dahingegen weiß ich als gewiß, daß die meiſten alten Goldaten, welche 10 bis 15 Jahre nach dem Kriege noch in den Regimentern sich befanden , Ausländer waren , und dies ist auch natürlich, weil die lehtern, welche treu blieben, ihre Heimath aufgegeben hatten. Es muß also doch irgend eine Ursache anzunehmen seyn, welche ihnen ein so großes Wohlgefallen an der preußischen Armee eingeflößt hatte, und ich weiß kein anderes, als den Ruhm und die Ehre dieser Urmee, auch die Möglichkeit, in der Garnison gut zu ſubſiſtiren, welche solche Leute festgeWeit entfernt daher, die damalige halten haben kann. Disciplin als etwas Menschenentehrendes oder willkürlich Grausames zu betrachten, scheint gerade dieser Umstand für fie zu sprechen, und uns zu dem Schluß aufzufordern, daß, wenn damals mit den Ausländern so viel zu bewirken gewesen ist, jest mit einer National - Armee noch unendlich mehr muß geleistet werden können, wenn wir nur den Geist der damaligen Disciplin, wenn auch keineswegs die Form der selben, zu erhalten, und in unsern Soldaten einen åhnlichen Grad von Hingebung und von Vorliebe zu erzeugen wiſſen. Ob nun dies, bei tem Mangel an Gelegenheit zu einem Vergleich der preußischen Einrichtungen mit den fremden, so leicht möglich ist, möge dahin gestellt bleiben ; wobei wir nur bemerken müſſen, daß dieser Gedanke keineswegs als
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ein Label der Gegenwart zu betrachten ist. Dies wurde eine Thorheit seyn, weil eine National Urmee wahrlich die entscheidendsten Vorzüge vor einer zum Theil aus Auslåndern bestehenden hat.
Aber das bleibt auch gewiß,
daß
der Nachtheil der Ausländer durch die damaligen Einrich tungen auf eine auffallende Art ins Gleichgewicht gebracht wurde, und wenn man gerecht gegen die Vorzeit ſeyn will, ſo muß man allerdings wohl diese wichtige Berücksichti= gung mit in Anschlag bringen. Durch die bisher angeführte Art der Ergänzung an Mannschaft, und durch die lange Dienstzeit derselben, hatte die damalige Armee einen Ueberfluß an alten gedienten und erprobten Soldaten. Aber nicht selten hatte sie auch viele felddienst unfähige Leute , welche bei eintretendem Gebrauch schnell unbrauchbar wurden.
Dies sollte indeß nicht ſeyn,
und gehörte, wenn es stattfand,
unter die Mißbräuche.
Und zur Steuer-der Wahrheit muß ich hinzufügen, daß in den Regimentern, in denen ich gedient, und die ich gekannt habe, eigentliche Invalide niemals gelitten, sondern durch Versorgung oder Entlassung ausgemerzt wurden. Die Versorgung alter Soldaten war in der Armee Friedrichs des Zweiten die schwächste Seite, und die damaligen Einrichtungen in dieser Beziehung waren, vielleicht um die Kosten zu sparen , so mangelhaft ,
daß sie keiner
Erwähnung verdienen. Ja oft grånzte die Entlaſſung der Invaliden an Grausamkeit, wenn ſie ſonſt zu keiner CivilVersorgung sich eigneten, und es ist nach dem großen Kriege nichts Seltenes gewesen , gesehen zu haben.
verstümmelte Krieger
betteln
Hier sind unsere neuen Einrichtungen
den alten so überlegen , werden kann.
daß ihrer nur mit Lob gedacht
Was aber die bestehende Armee anbetrifft, so ist nicht zu leugnen , daß die Zahl vieler alter erfahrner und gewandter Soldaten ihr zum großen Vortheil gereichte. Ohne diese Sache weiter anpreisen zu wollen, darf man
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behaupten, daß viele der Gewaltstreiche ( tours de force ) des 7jährigen Kriegs vielleicht nicht möglich gewesen wären, wenn die Armee nicht solche Soldaten gehabt hätte. Wenn in neuern Zeiten eine Schlacht den fünften oder gar den vierten Theil der Mannschaft kostet, welche gegen den Feind geführt wird, so pflegt man dies in der Regel Ausnahmen also abgerechnet ✔ als große Opfer anzusehen.
Im 7jährigen Kriege hingegen kosteten der größte
Theil der Bataillen faſt die Hålfte der im Feuer geweſenen Leute. Dies war bei Collin, bei Zorndorf, bei Cunersdorf, bei Torgau u. a. m. der Fall. Eine genaue Vergleichung des Verlusts in dieſen und neuern Zeiten beurkundet ſolches. Als daher die alten erprobten Soldaten größtentheils geopfert waren, wurden solche Gewaltstreiche felten, ja die Operationen des Königs mußten, nach seinem eigenen Zeugniß, mit größerer Vorsicht und Schonung ausgeführt wer den.
Dieser Umstand beweist an und für sich selbst, daß
im Anfange des 7jährigen Krieges die Armee durch das Vorhandenseyn der alten Soldaten für besser erkannt wurde, als gegen das Ende desselben. Friedrich der Zweite ehrte daher die Veteranen, und ſuchte sie während des Friedens, ſo lang es anging, beizubehalten. Daß er aber auch viel von den körperlichen Kräften seiner Soldaten verlangt habe, davon gi.bt uns feine eigene histoire de mon tems hinlängliche Beweise, von denen ich nur einen einzigen anführen will, den Marsch im Jahr 1760 von Mariaſchein nach Niederjurk in der Lausih, bei welchem die Armee 80 Todte hatte, die bei der an diesem Tage herrschenden großen Hiße auf der Stelle ihren Geist aufgaben. *)
Hier scheint daher wohl ein Frr-
Die dftreichische Armee , vielleicht minder an solche Gewaltmårsche gewöhnt, und aus minder robusten Leuten zuſammen; gesegt, soll an diesem Tage 300 Todte gehabt haben.
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thum zu seyn, wenn man die neuern Kriege allein als solche betrachtet, bei welchen die körperlichen Anstrengungen sehr groß ſeyn müſſen, und größer geweſen find, als diejenigen unserer Vorfahren ; und eben so unrichtig, wenn man annimmt, daß die Mehrzahl der damaligen Soldaten, welche aus Leuten zwischen 30 und 40 Jahren bestanden haben mögen, es nicht hätten können mit unsern heutigen Soldaten aufnehmen, deren Mehrzahl zwiſchen 20 und 30 Jahr alt ist.
Eben so darf man die Kunst zu bivouaquiren und
die Winter-Kampagnen nicht als ein ausschließliches Produkt unserer Zeit betrachten, da im 7jährigen Kriege zwar Winterquartiere genommen, aber sehr oft erst im Januar bezogen wurden. *) Die Geschichte dieses Krieges liefert hinlängliche, aber oft übersehene Betåge hierzu ; eben so wie zu den Winterfeldzügen, den Winterlagern sogar, auf welche ich mich blos beziehe, ohne fie namentlich anzuführen, weil derjenige, welcher die Sache kennt, sie ohnehin weiß, und der Unkundige wohl thut, diese Beispiele selbst aufzusuchen, * Eine ähnliche Bewandniß hatte es mit der Verpflegung durch die heut zu Tage üblichen Requifitionen, welche auch damals oft eintreten mußten. Nimmt man auch die damaligen, die Kriegstheater in Sachsen, Schlesien, Pommern und den Marken, oft in die Kreuz und Quer durchkreuzenden Operationen, welche ohnehin nicht einmal im Voraus zu sehen und zu bestimmen waren : so ist klar, daß eine regulaire Magazinal - Verpflegung unmöglich immerwähä rend stattgehabt hat.
Bei solchen Zügen nun war der
damalige Soldat ſich ſelbſt mehr, als jezt geſchehen würde,
*) Ju der neuen Zeit bezog Bonaparte im Jahr 1807 ähnliche Winterquartiere an der Paſſarge, als er selbst in Finkenstein war. Es war ein Stillstand in den Operationen, welcher vom Februar bis Ende Mai dauerte. Man ließ ihn unter der Zeit ganz ruhig Danzig einschließen und belagern.
1
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überlassen, und es ist einleuchtend, daß unter diesen Umstånden nur kriegsgewohnte Soldaten die gehörige Disciplin beobachten konnten. Würden einem heutigen Intendanten solche plöhliche Züge, wie im Jahr 1757 von der Saale zur Oder, im Jahr 1758 von Mähren nach Böhmen, und von Schlesien nach der Mark ; *) im Jahr 1759 von Schlesien um die feindliche Armee herum nach Sachsen, **)_und_im Jahr 1760 von Sachsen halb nach der Oberlaufik,^ von dort zum impromptu nach Dresden, und von hier wieder in der Nähe des Feindes nach Liegnik ;
endlich im Bogen
um den Feind herum wieder nach Sachsen, ***) angemuthet, welche Mårſche unmöglich im Voraus bestimmt werden konnten, und nur kurz vor ihrer Ausführung beschlossen wurden: wahrlich, der Intendant und der Generalstaab würden in Verlegenheit kommen,
und die Armee würde, sehr im Zaum gehalten
A
werden müſſen. Der damalige preußische Soldat hatte den weisen Kriegsartikel im Gedächtniß, auch dann nicht zu
el
besonders in feindlichem Lande,
murren, wenn das Brod fehlte. Und ob wir gleich glauben wollen, daß auch der jeßige Soldat sich den Banden der Disciplin nicht entziehen würde, so kon.te doch der damalige Soldat durch Mittel in Ordnung gehalten werden, welche uns eine größere Humanität hat verschmähen lassen, welche aber selbst damals keineswegs die moralischen Zwangsmittel übersteigen konnten , auf welche im Grunde die Disciplin Dies Alles wird in der Folge noch eine gegründet war. nåhere Erörterung zulassen, Man kann nicht umhin, dieſe unsichtbaren Geistesfesseln, welche selbst die Zusammensetzung an Mannschaft zu ihrem Vortheil zu benußen wußten, zu bewundern. - Denn gewiß
*) Sämmtlich des Königs. ***) Des Königs.
**) Des Prinzen Heinrichs.
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kann nichts die Hingebung übertreffen, mit welcher der damalige Soldat, der keine der Aussichten des jeßigen hatte, jedes Ungemach ertrug. Es iſt alſo wohl billig, daß man diesen Umstand einer reiflichen Erwägung werth hålt, um aus diesem Vorbilde dasjenige zu abstrahiren , was auf unsere Zeiten passend seyn möchte. Dies ist ein Zweck, welchen Niemand tadeln kann , so wie der Wunsch auf Vernunftgründen beruht , daß es möglich seyn möchte, auch recht viele alte, und, wie es sich versteht, brauchbare Soldaten in der Armee zu haben, welche dem Bilde ähnlich wåren, das man von der Personalität eines alten Soldaten Friedrichs des Zweiten zuſammenſeßen kann. *) Bekanntlich sah man damals und bis zum Jahr 1806 sehr auf die Größe der Leute, und die Mißgriffe, welche hieraus entstehen mußten, sind bekannt. Wenn es nun aber auch irrig ist, zu glauben, daß nur ein großer Mensch ein brauchbarer Soldat seyn kann, so ist doch auch ausgemacht, daß zu Ertragung großer Fatiguen eine gewiſſe körperliche Größe und Stärke, so wie ein gewisses Alter nöthig, und vorzugsweise als brauchbar zu betrachten ist. Die Erfahrung bestätigt diese Säße.
Insofern also die
Mehrzahl der Soldaten in der Armee König Friedrichs des
*) Ist es also nicht eine bodenlose Meinung des Verfassers der Geschichte des preußischen Heeres, " wenn dieser Mann behauptet : die preußische Armee in ihrer åltern Verfaſſung ſey eine Art von Zuchthaus, von Zwangsanstalt gewesen, in welcher nichts als der Prügel regiert habe ? — Freilich verdient dies eigentlich keine Widerlegung. Denn Soldaten, in welchen eine solche Stimmung, ein solcher Enthusiasmus herrschte, wie die preußischen des großen Königs, dieſe waren wohl Leute, welche Achtung verdienten. Mit diesen Leuten bezwang der König das wider ihn grimmig verſchworne Europa, und dies Faktum allein reicht hin, unſere braven Vorfahren der unmün, digen Kritik auf immer zu entziehen.
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1.
Zweiten wenigstens bei dem Anfang seiner Kriege fich in dem mittlern Alter zwischen 30 und 40 Jahren befand, in welchem der menschliche Körper völlig ausgebildet, und in freier Kraft ist ; und insofern dieſe Mehrzahl von der mittleren Größe zwischen 5 Fuß 6 Zoll und 5 Fuß 9 Zoll ſeyn mußte: kann man behaupten, daß sie der größten Kraftäußerungen fähig seyn mußte, und daß, bei einer gleich guten Führung, eine jüngere und kleinere Armee ungleich mehr Abgang an Mannschaft håtte haben müſſen. €3 möge diese Aeußerung jedoch auf sich beruhen bleiben, obgleich sie wahrlich keine bloße Hypothese ist, sondern vielmehr aus der Natur der Sache hervorgeht, wenn man dieſe unpartheiiſch beurtheilen will.
Wie der König über eine lange Dienstzeit und Erfahrung gedacht hat, geht unter andern aus dem Umstande hervor, daß er nur altgediente Leute, und, so lange es möglich war, ſolche, welche den Krieg mitgemacht hatten, zu Unteroffiziers avancirt wiſſen wollte. Mochte der jüngere eine vortheilhaftere Figur, eine größere Gewandheit und immer auch 5-6 Dienstjahre für sich haben ; mochte dagegen der alte Soldat, welcher eine Kampagne mitge weiter nichts als dies als empfehlenswerth besigen, mochte er weder leſen noch schreiben können, der macht hatte,
König zog dennoch den leßtern zum Unteroffizier vor, und es find mir sehr viele Beispiele bekannt, daß der König bei den Spezial - Revuen junge Unteroffiziere ausgestoßen, und dagegen einen alten Soldaten von derselben Kompagnie zum Unteroffiziere ernannt hat.
Wie soll man dies nun beur
theilen?
Will man den großen Mann, den König, der so viele andere kleine und große Verhältnisse mit einem uner´hörten Scharfblick durchschauete, will man ihn der Pedanterie beschuldigen ? Ihn , der so viele Vorurtheile abgeschüttelt hatte, der selbst die Jugend vorzog, wenn sie außerordentliche Fähigkeiten zeigte, der dem General Seydlig, obgleich er der jüngste General - Major war, dennoch
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die ganze Kavallerie bei Roßbach zu kommandiren gab, will man über dieſen großen Kopf rasch hinweg urtheilen, und glauben, daß er bei ſolchen, oft wiederholten, Fällen, blos nach Laune und Vorurtheil entschieden habe ? Oder glaubt man, daß ihm die Sache zu klein gewesen sey, ihm, der die Denkungsart, die Sitten und die Gebräuche des Edelmanns, des Bürgers und selbst des Bauers kannte ? Ich gestehe, für meinen Theil fühle ich mich außer Stande, so rasch zu verfahren. Ich glaube vielmehr, daß Friedrich der Zweite ſehr triftige Gründe gehabt haben muß, und mich wenigstens hat ſeine Art zu ſehen und zu urtheilen aufgefordert, darüber nachzudenken. Es scheint mir daher, daß er der Erfahrung alter Soldaten eine größere Macht über junge Leute zugetraut habe, als andern, die weniger als die erſtern erlebt hatten, und daß es ihm, beſonders bei dem ungebildetern Menschen, nachtheilig ſchien, wenn der Neuling über den erprobten Mann gebieten ſoll.
Die Un-
teroffiziere einer Armee find übrigens Leute, deren Einfluß auf den Soldaten äußerst wichtig werden kann, wenn sie ihrem Posten völlig gewachsen sind .
Sind es erprobte
Månner, so muß ihre Aufsicht auf Ordnung , auf den Diensteifer, ja selbst auf die Denkungsart des Soldaten, höchst wohlthätig wirken, und zwar um so mehr,
als fie
beständig mit dem Soldaten zusammen leben, und ihn alsdann noch leiten können , wenn der Offizier nicht zugegen ist.
Fehlt eine solche Aufsicht, so bleibt der Soldat zu ſehr
sich selbst überlassen, weshalb ein Jeder, der mit Truppen jemals umgegangen ist, wünschen wird, ein recht tüchtiges Korps Unteroffiziere zu haben, welche in allen erdenklichen Beziehungen von dem größten Einfluß für die Brauchbarkeit einer Kompagnie, eines Bataillons und eines Regiments find. Solche Unterbefehlshaber sind die wahren Stüßen einer Truppe auf Mårschen, im Gefecht und in der Gefahr. Sie sind die Musterbeispiele für den großen Haufen, und ohne solche wird insbesondere der junge Soldat im Kriege
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weit leichter fehlen. Sie find die Aufmunterer zur Vigilanz, zur Bravour, zur Ordnung, zum esprit de Corps, zur vernünftigen ſubordinationsmåßigen Auslegung der Befehle, zur Hingebung. Einen Haufen von 200 und mehr Menſchen können die wenigen Offiziere einer Kompagnie nicht in allen Verhältniſſen übersehen : die Augen, die Intelligenz der Unteroffiziere müssen sie also beobachten können, und zwar heutiges Tages noch weit mehr, als zu Friedrichs des Zweiten Zeit, weil damals verhältnißmäßig mehrere Offiziere, insonderheit bei der Infanterie, vorhanden waren, als jest. Solche Gründe also mögen den großen Monarchen vielleicht zu dem bemerkten Verfahren vermocht haben, weil auf der Capacitåt der Unteroffiziere einer Armee auch gewiß ihre Brauchbarkeit mit zu großem Theil beruht. Håtte nun bei der dem Willen des Königs gemäßen Methode auch zu Zeiten eine Ausnahme stattfinden können, so war diese doch selten, und niemals konnte sie zur Regel werden.
Selbst wenn der große Mann bei einem einzelnen
Fall fich geirrt håtte : würde noch nichts weiter daraus zu folgern ſeyn, als daß er, nur das Ganze übersehen konnte, und daß ihm hauptsächlich daran lag, die einmal als Vorſchrift von ihm aufgestellte Idee aufrecht zu erhalten, und die Regel nicht durch Ausnahmen, und zwar durch keine einzige, weil ihm die Sache wichtig war, durchlöchern zu lassen.
Es ist daher wohl billig, diesen Unſichten diejenige
Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen, welche ihnen gebührt, und selbst alsdann ,
wenn man im Vertrauen auf eigne
Urtheilskräfte die bloße Autorität eines so großen Feldherrn . nicht gelten laſſen will, wenigstens darüber nachzudenken, um, seinen eignen Bedürfnissen gemäß, die daraus zu folgernden Schlüſſe abzuleiten. Man kann sich nicht vermessen, bestimmen zu wollen,
wie und auf welche Art der König Friedrich der Zweite jeßt, wenn er lebte, denken, und also die Zuſammenſehung einer heutigen Armee an Mannschaft beurtheilen würde. So viel
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ſcheint indeß ausgemacht zu seyn, daß, so lange die von ihm entdeckten und erprobten Erfahrungsgrundſåße nicht durch eine noch größere Penetration und durch noch zahlreichere Abstraktionen widerlegt seyn würden : dieser große Monarch und Feldherr auch seine Ansichten beibehalten und fie lediglich auf das wirkliche Vorhandenſeyn veränderter Umstände, vielleicht modifizirt in der Form, im Wesentli chen aber der einmal erkannten Wahrheit gemäß, anwenden und darauf halten dürfte,
daß diesem Geist analog die
Organiſation und der Gebrauch eingerichtet, dann unwiderruflich erhalten würde.
B225
und als=
Zweites Kapitel. Der Offizier.
Die Ehre war das Fundament, auf welches der König Friedrich der Zweite die Denkungsart und die Handlungsweise seiner Offiziers gegründet wissen wollte. Nach den Gesehen der Ehre sollten sie ihren Standpunkt, ihre Sübordinations - Verhältnisse, ihre Dienstpflichten, ihr Streben und Wirken, ihre ganze Denkungsweise, ihr Studium, ja selbst ihren Abstand von dem Könige, dem obersten Kriegsherrn, würdigen lernen, und, da er selbst Offizier war, sich als seine Offiziere ihm näher angehörend fühlen. trieb umschloß alle Loyautåt,
Der Ehr-
alle Vaterlandsliebe,
Verhältnisse zu Kameraden und andern Stånden ;
alle kurz,
in diesem Sinn war der Ehrtrieb die Quelle jeder kriegeriſchen Tugend, jeder Hingebung. Schon Montesquieu hatte die Ehre als die HauptTugend in Monarchieen geſchildert ; Friedrich der Zweite hingegen setzte seine Ansichten durch die That, während seiner langen Regierung, fest. Man hat ihm in neuern Zeiten dies als einen ritterlichen Sinn ausgelegt, wovon er aber sich weit entfernte, da er die Sache umfassender nahm, und einen ganzen Stand als den Stand der Ehre, an und für ſich, betrachtete.
Der bloße Ritterſinn iſt hin-
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gegen ´ein Raufſinn ; er neigt sich zu einer aristokratiſchen Republik , die Friedrich der Zweite keinesweges wollte . Der Offizier war in den Augen des Königs zwar ein Herr, * ein edler, ein freier Mann ; das moralische Prinzip der Ehre aber legte ihm andere Fesseln an, als die des bloßen Ritterstandes nach ihrer Eigenthümlichkeit je geweſen ſind. Unter Friedrich dem Zweiten wurde zuerst der geringere Offizier, in gesellschaftlichen Beziehungen , dem höhern gleichgeschäßt, und keine Zuſammenkunft, selbst der Perſonen des höchsten Ranges, war für den Subaltern' unzugånglich. Der König wollte im Gegentheil in den höhern Birkeln und sogar bei Hofe recht viele junge Offiziers sehen, und sie als Leute von den höhern Ständen behandelt wiſſen. Gegen einen einzigen fehlen , oder sogenannt manquiren, gab allen übrigen ein Recht, die Geſellſchaft zu verlaſſen. *) Natürlich mußte auch der Offizier seiner Seits seine VerDas Entgegengesette håtte ihm hältnisse nicht vergessen. ( welches unendlich gefürchtet Ridikul ein unauslöschliches ward ) aufgedrückt, und eine grobe, unanständige Ver- 4 gehung hätte ihn unglücklich machen können. Man feßte voraus, daß er als ein Mann von Ehre auch ein Mann von Erziehung sey, und wenn auch, sonderlich nach dem Jangen verwildernden Krieg, manche Rohheit mit unterlief, so ist mir doch ein eigentliches gemeines objectes Betragen niemals bekannt geworden.
*) Als einft in Kdnigsberg in Preußen im I. 1764 der Minister Lettan eine Assemblee gab, suchte ein junger Fähnrich hinter Die Ministerin, welche sehr einer Fenster Gardine etwas. die Propretat liebte, und seinen gepuderten Kopf an den Gars dinen ungern sah, frug ihn also : " Was suchen Sie ? Suchen Sie Ihren Hut und Degen?" - Dies emporte den anwesens den Inspekteur dermaßen, daß er fortging. Ihm folgten alle Offiziere, V Diese Anekdote kann ich als völlig wahr vers bürgen, B 2
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Der preußische Offizier konnte in seiner, wenn auch nicht immer funkelneuen , doch anståndigen , aber oft nur von abgenutter Stickerei verzierten Uniform wovon in jedem Korps zu jener Zeit nur ein einziges Eremplar vors handen war (nåmlich nur eine Art von Kleidung , und nicht ihrer mehrere ) überall , und zwar leichter als ein Mann in bürgerlichen Kleidern, Zutritt finden. Dies war von 1740 bis 1786 keineswegs in allen andern Armeen der Fall, wo der Subaltern- Offizier viel zu gering geachtet wurde, um höhere Gesellschaften besuchen, oder gar an den Hof kommen zu dürfen. Die Uniform war in jenen Lån› dern vielmehr ein Hinderniß, um alle Geſellſchaften beſu= chen zu dürfen.
An vielen Orten, zum Erempel in Ruß-
land, gab es eine Rangordnung, und der Subaltern - Offizier wurde mit den Subaltern - Offizianten in eine Klasse gefeht, ja´oft als eine espèce von Haus -Offiziant behandelt. In Portugal stellte man gar einen Kapitain, mit dem Teller unterm Arm, hinter den Stuhl des GeneralFeldmarschalls Grafen von der Lippe - Bükeburg, und wunderte sich, als dieser solches mit Indignation bemerkt hatte, daß der Graf aufstand , und den Kapitain zum Sien nöthigte. In Frankreich spielten die Adjutanten der Marſchålle Napoleons sogar noch die Haushofmeister, benach richtigten ihren Prinzipal, wenn zu Tisch angerichtet sey, gaben ihm den Mantel um, und hielten ihm auch wohl das Pferd beim Absteigen und Aufsteigen, welches Alles mir als Augenzeugen bekannt geworden ist. Solch ein Benehmen würde dem preußischen Offizier als eine Niedertråchtigkeit ausgelegt, und ihm gerathen worden seyn, den Abschied zu nehmen.
Sollte der preußische Offizier fich indeß auch weit höher gestellt halten, als die Offiziere aller übrigen europäischen Arméen, so fand dennoch, wie bekannt ist, eine sehr strenge Subordination statt , nur mit dem Unterschiede gegen andere Heere, daß sie nichts Steifes , nichts Korporals
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måßiges haben, und weder der Vorgefeßte vergeſſen durfte, wen er vor sich hatte, noch der Offizier, wer er war. Schon aus diesem Wenigen geht hervor, daß der König, indem er den Militairſtand als den Stand der Ehre vor zugsweise betrachtete, und in Ehrenbelohnungen die größten Aufmunterungen suchte, dergestalt, daß der Offizier für ſie allein den größten Erfäß an reichlichem Auskommen und an Gnadengehalte suchen, und also um der Ehre willen sein Leben zum Opfer darbringen, und also auch durch die Ehre nur allein ( wenigstens zum größten Theil) belohnt werden sollte: schon hieraus geht deutlich hervot, daß der König in seinen Offizieren einen, in neuern Zeiten verſpotteten, fogenannten Kastengeist erzeugen, und sorgfältig erhalten wollte. Dies wird noch klarer in den nächsten Auseinanderseßungen werden ,
und hatte wenigstens die
Folge, daß der König ein für seine Zwecke ausgezeichnetes Korps Offiziers bekam, wie er selbst in seiner hist. de mon tems bezeugt (Oeuvres posth. T. III. p. 20 et 21 ). Wir wollen diese Stelle hier herseßen, um des Nachschlagens zu überheben, da sie auch anzeigt, was der König ſich von einem tüchtigen Korps Offiziere gedacht hat. Er sagt alſo vom Jahre 1756 : ,, Tous les bataillons, tous les regiments de cavalerie avoient a leur tête de vieux commandeurs, officiers éprouvés, pleins de valeur et de mérite . Le corps des capitaines étoit composé d'hommes mûrs, solides, et braves.
Les subalternes
étoient choisis ; plusieurs étoient pleins de capacité et dignes d'être élevés à des grades supérieurs .
En
un mot l'application et l'emulation qui régnoient dans cette armée, étoient admirables, " Wollte man diese Gedanken umſtåndlich auslegen, so würde dadurch das bisher Gesagte bestätigt werden, daß es nåmlich dem König darum zu thun gewesen ist, den Offiziers ſeiner Armee einen eigenthümlichen esprit de Corps aufzuprågen, wie derselbe hier bezeichnet worden.
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Nach solchen Ansichten war es ganz natürlich, daß der König den Adel als eine Institution betrachtete , welche vorzugsweise dazu geeignet ſey, ſeine Armee mit Offizieren zu versehen.
Mag der Adel, nach philoſophiſchen Anſichten,
ein Vorurtheil seyn : so viel ist gewiß, daß ſein Weſen insbesondere durch das Gefühl für die Ehre aller Art erzeugt worden ist. Schon der Umstand, edle Vorfahren zu haben, die im Denken und Handeln wenigstens als solche respektirt gewesen sind, ist wahrlich ein großer Sporn. Und wenn auch wirklich alle Menschen im Stande der Gleichheit geboren werden, so bleibt es dennoch ein Unterschied, ob man zur Zeit des reifen Alters erfährt, daß die Weltern nichtswürdig oder achtungswerth geweſen ſind ; die erhaltene Erziehung, die eingeimpfte Denkungsart, die eingeſogenen Vorurtheile nicht einmal zu rechnen, und den Einfluß der Race, die sich ja bei den Thieren zeigt, gar nicht in Anſchlag gebracht. Mag es alſo ſeyn, daß das Vorurtheil dabei 1 ſeine Rechte ausübt, so ist es doch auch gewiß wahr, daß die geselligen Einrichtungen einer solchen Krücke oder Stüße 3 bedürfen. Auch zum Fürsten geboren worden zu seyn, liegt im Vorurtheil: warum werden also nicht die Würdigsten zu Königen und Fürsten gewählt ?
Kann dies aber nicht
seyn, so läßt sich keine Fürstenwürde ohne Adel denken, oder vielmehr der Gedanke : vom Fürsten zum Plebejer keine Abstufung folgen zu lassen, ist unpraktisch, wie Frankreich erwiesen hat. Daß hingegen der Adel auch nur EhrenAuszeichnungen, sonst aber keine, die andern Stånde drükkenden Befreiungen von öffentlichen Laſten genießen dürfe : dawider läßt sich nichts einwenden. Wie der König Friedrich der Zweite über den Abel und seine Fähigkeit, vorzugsweise im Militair zu dienen, gedacht habe, beweist folgende Aeußerung im fünften Theil der Oeuvres posth. p. 167 : ,, Il est plus nécessaire que l'on ne croit, de porter cette attention au choix des officiers ,
parceque
d'ordinaire ,
la noblesse a de
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l'honnenr.
Il ne faut pas disconvenir cependant que
quelque fois on rencontre du mérite et des talens chez des personnes sans naissance ; mais cela est rare, et dans ce cas on fait bien de les conserver. Mais en général il ne reste de ressource à la noblesse que de se distinguer par l'épée ; si elle perd son honneur elle ne trouve pas même un refuge dans la maison paternelle ; au lieu qu'un roturier, après avoir commis des bassesses, reprend sans rougir le métier de son père, et ne s'en croit pas plus déshonoré." Der König Friedrich der Zweite hatte alſo den Grundſak, daß die Offiziere der Armee, einige Ausnahmen unges › rechnet, aus Edelleuten bestehen sollten, und zwar die Offi= ziere der Feld - Infanterie, der Kuiraſſiers und der Dragoner gänzlich, die der Huſaren, Artillerie und Garniſon - Regia` menter aber zum Theil, bei welcher Einrichtung die drek lestgedachten Truppenarten auch der Anstellung von Offi zieren aus dem bürgerlichen Stande offen blieben. Wenn nun der König hiernach dem Adel den Vorzug gab ; so wollte er dennoch, daß die Offiziere, welche nicht in solchen Verhältnissen geboren waren, eben so, wie der geborne Edela mann, denken und sich benehmen sollten. Alle Vorschriften und Anordnungen, welche etwa erl.ffen wurden ; die ganze hergebrachte und einmal übliche Behandlungsart der Offiziers, follte sich gegen beide gleich bleiben, dergestalt, daß der Offizier - Stand an sich, denen den Abel der Geburt ertheilte, die ihn nicht erhalten hatten. Es fanden dem* nach keine solche Dißtinktionen in dem preußischen Korps Offiziers der Armee statt, als in andern Armeen, wo der Edelmann dem Bürgerlichen , und der Graf wieder dem Edelmann vorgezogen wurde. Der König ging noch weiter, und hielt nicht viel auf die gråfliche und freiherrliche Betitelung, ließ auch zu Zeiten seine Abneigung für dieſe Standesabstufungen laut werden, fo, daß Offiziere, welche fie besonders geltend machen wollten, dabei zu kurz kamen.
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Die langen Namen und Zunamen konnte er eben so wenig leiden, und Niemand hat sie zu ſeiner Zeit gern gebraucht. Eben so waren ihm die lateiniſchen Endigungen widerlich ; man möchte die Namen Lentulus, und den von ihm selbst beigelegten Quintus Icilius ausnehmen. Der Offizier war bei ihm ein Mann von Ehre, und gleich , in allen Truppenarten, wiewohl er in denen dem Abel bestimmten ་ Truppen nur selten einen Bürgerlichen stattfinden ließ. Doch sind auch solche Ausnahmen in den alten Ranglisten aufzufinden, und wenn ein großes Verdienst solche Leute auszeichnete, ſo gingen sie auch wohl, wie der General v. Wunsch, in höhere Verhältnisse über. *) . Friedrich der Zweite war also dem Grundsat getreu, das Talent überall zu protegiren, und es ist mir kein einziges Beiſpiel jemals bekannt geworden, daß das Verdienst der Geburt håtte weichen müſſen. Die Ansichten und Grundsäte, welche der große König im Prüfen, im Hervorziehen und im Belohnen der Talente1 und Verdienste gehabt hat; und die besondere umſichtige und delikate Weise, wie er darin verfahren ist, verdienen wohl beachtet zu werden, und scheinen, nach Thatsachen zu schließen, folgender Weise beschaffen geweſen zu seyn. Alle Offiziers der Armee waren nicht nur als Månner
von feinem Ehrgefühl reputirt, ſondern es wurde auch ange-
Der General Egel , Chef des Kuirassier - Regiments Nr. 8 ; der General v. Stolhofen, Kommandeur des Infanterie - Regiments Nr. 1, dessen Vater Prediger war ; der General v. Prig, Chef des Regiments, zulegt vakant v. Bork ; der General Mayr, Chef eines Frei - Regiments, ein Bastard, der seinen Bater nicht einmal kannte ; der General Alemann, Chef des Dragoner Regiments Nr. 1 , und noch eine Unzahl von Leuten, die demjenigen wohl bekannt sind, der sich um die Geſchichte der preußischen Armee bekümmert hat, sind Beweise von solchen Ausnahmen,
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nommen, daß sie ihren Verhältnissen vollkommen gewachsen waren. Da, wo dies nicht stattfand, wurde solch ein Offizier entweder ganz ausgemerzt, oder, wenn er noch in gewiſſen Beziehungen brauchbar war, in ein Garniſon - Regiment verseßt. Diese Art von Zurücksetzung, welche allerdings mehrere unadliche, gegen das bestehende Prinzip, in die Feld- Infanterie, die Kuirassiers und die Dragoner während des Krieges gekommene Offiziere (wobei mir jedoch mehrere Ausnahmen bekannt find) *) erleiden mußten, war aber auch die einzige. In demselben Regiment Vorzüge zu höhern Chargen, oder gar in der Armee unter den StaabsOffizieren das Avancement außer der Tour eintreten zu laſſen : dies fand in der Regel gar nicht statt. Schon ein bloßes Zurückverseßen der Subaltern - Offiziers und Kapitains ( niemals der Staabs - Offiziers, welche im Ganzen rangirten ) hieß : „ Jemand tort thun, " d. h. Unrecht. Wåre solch ein tort in einem und eben demselben Regiment geschehen : ſo håtten ſicherlich ſåmmtliche Offiziers, nach den Geſeßen der Ehre, fich für unfähig zum Dienst gehalten, und ihren Abschied gefordert. Es hat zwar Fålle gegeben, daß einer der jüngern Staabs - Offiziere in demselben Regiment zum Kommandeur ernannt wurde. Indeß hatte dies gemeiniglich seine Ursachen, schadete der Anciennitåt nicht, und fügte sich bald auf die eine oder die andere Art ins Geleis.
*) So zum Crempel stand der nachherige General : Lt. v. Günther, welcher ein Predigers - Sohn war, bei einem Kuiraffier -Regiment im Magdeburgischen ; der nachherige General Rhodig bei der Garde ; Oberftlieut. Pohlmann beim Regiment Nr. 41, wobei noch zwei Kapitaine Bürgerliche waren ; desgl. mehrere Offiziere der Weseler Garnison u. f. w. sehr viele andere, wie die alten Stamm : und Ranglisten von 1772 bis 1786 zeigen.
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Wollte der König einen Subaltern - Offizier oder Kapitain rasch befördern, so geschah es durch Versetzung ebenfalls, wodurch zum Erempel der Feld - Marschall Möllendorff vom Fähnrich zum Kompagnie Kapitain avancirte. Was hingegen die Staabs Offiziere anbetrifft, so konnten sie nur außerordentlich zu Kommandeurs von GrenadierBataillons (deren nur 7 stehend waren), zu Kommandeurs von Regimentern, endlich auch selbst, ohne Generals zu ſeyn, zu Inspekteurs ernannt werden.
Ein eigentliches
Avancement zu einer höhern Charge, nåmlich zum ObriſtLieutenant, Obristen und General, hatte hingegen im Frieden, und durch des Königs bloße Gunst und Gnade, niemals statt, sondern es mußte einé eclatante Chat im Kriege dafür sprechen. So avancirte der König den Rittmeister Wackenis von der Garde du Corps nach der Bataille von 1 Zorndorf zum Obristlieutenant ; den General von Seidlik vom General - Major zum General - Lieutenant ( ich glaube für die Schlacht von Roßbach, wo er, wie schon erwähnt; als einer der jüngsten General - Majors, die ganze Kavallerie kommandiren mußte) ; den nachherigen Feld - Marschall Möllendorff, welcher im Jahr 1757 noch Kapitain war, bald darauf zum Major und zum Obristlieutenant, nach der Bataille von Torgau zum Obristen, und im Jahr 1761 zum General -Major, und so kann man, wenn man ſich die Mühe geben will, nachzuforschen, entdecken, daß der König das wahre Verdienst, welches sich auf eine That gründete, schnell belohnte. *) Und da der König einmal den Grundſatz der Ehre in der Armee als die Hauptbaſis aufgestellt'
Saft wurde auch, bei einem Uvancement, des zu Belohnung` außerordentlicher That Avancirten, das neue demselben ertheilte Patent seiner nunmehrigen höhern Charge obenein noch um Kein oder mehrere Jahre zurückdatirt, und auf diese Urt durch dessen Beförderung ſeine vormaligen Schicksale verbeſſert.
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hatte, nach welchem ein jeder in derselben dienende Offizier auch auf gleiche Rechte und eine delikate Behandlung Ans spruch machte : so würde ein willkührliches Verfahren, oder das bloße Pråſumiren eines größern Verdienstes bei Beför derungen außer der Tour die Armee selbst gegen Friedrich den Zweiten aufgebracht haben. Dies hinderte ihn übrigens in den höhern Verhältnissen seiner Generalitåt keineswegs, einem jungern ein Kommando eines Korps, und dem åltern nur einen untergeordneten Posten in der Linie zu geben. So wie er zum Erempel dem General Seidlig einen folchen Vorzug gegeben hatte, gab er ihn im Jahre 1759 dem General - Lieutenant Wedel, im Jahre 1760 dem General Lieutenant Gr. Neuwiedt,
und früher schon dem
General Lieutenant Platen, dem General - Major Möllendorf im Jahr 1762 bei Burkersdorf, dem General -Major v. Belling und v. Kleist (von den Huſaren) früherhin, dem General - Major Knobloch, Schenkendorf I. u. a. m., die zu weitläuftig zu nennen seyn würden. Der König klagt zwar im Verfolg der angeführten Stelle ( Oeuvr. posth. T. III. p. 21 ) , daß ſeine Generale´ nicht so fähig geweſen wåren , wie die andern Offiziers, daß man bei deren Ernennung blos der Unciennitåt, und nicht blos dem Verdienst gefolgt sey; daß dieser Mißbrauch von Alters her üblich, aber bis dahin dem Verdienst nicht nachtheilig gewesen sey, weil der König nur wenig detachirte Korps und also wenig Führer derselben gebraucht habe u. s. w. Indeß ist hierbei zu bemerken, daß, wenn der König wirklich einen so großen Nachtheil davon gespürt håtte, er, der bei jeder wichtigen Sache gewiß nur ſeiner Ueberzeugung und seinem Nachdenken folgte, auch unfehlbar hierin eine Abänderung getroffen haben würde.
Der König
mußte daher nothwendigerweise Gegengründe gefunden haben, welche er uns jedoch nicht mitgetheilt hat, und dieſe konnten keine andern ſeyn, als daß der Begriff der Ehre sich jedesmal empört gefunden haben würde, wenn er, ohne
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eine eklatante Veranlassung, und lediglich zu Folge seiner Meinung ( in welcher er sich, da er ein Mensch war, ja irren konnte ), die Ernennung zum General von seinem Gutbefinden hätte abhangen lassen wollen. Die Ehre war das höchste Prinzip der Armee und diese ist unverträglich mit dem Abschäßen der Person, sie muß sogar, äußerlich wenigstens, als selbstständig betrachtet werden. Die Unrede des Königs , welche er jedesmal, wenn er zu Offizieren sprach, gebrauchte : Messieurs, *) wåre ohne Sinn gewesen, wenn das Ehrgefühl nicht als gleichvertheilt håtte angenommen werden müſſen, und wenn nicht die Dienstzeit und selbst der Datum des Patents nur allein als die äußerlichen Abzeichen betrachtet worden wären, nach welchen lediglich 1 die Hand des Fatums auf eine unsichtbare Weise über solche ehrenvolle Verhältniſſe verfügen durfte. Und obwohl Jedermann håtte überzeugt seyn können, daß der König, bei einer entgegengesetzten Beförderungsart, weder einer Intrigue noch Kabale, oder Augendienerei, den Zugang zu ihm verstattet haben, sondern vielmehr mit dem ihm eigenthümlichen großen Scharfsinn verfahren haben würde : so war doch auch dieses Alles seinen eignen Grundſäßen, dem Ehrgefühl einer langen Dienstzeit , ja der Hierarchie und festgestellten Rangordnung in der Armee so sehr entgegen, daß der König selbst nach dem 7jährigen Kriege, wo es so fehr an jungen Offizieren in der Armee fehlte, niemals durch Abschätzung von seiner Seite, eine bedeutende Beförderung unter ihnen vorgenommen hat, und unter den Generalen
Man muß dies: Messieurs, nåmlich für das annehmen, was es seyn sollte, d. h. für keine bloße gewöhnliche Redensart, fondern für eine Anerkennung, daß der König mit Männern von Ehre, und von einem Stande der Ehre spreche. Einen Magiftrat, der vor ihm in corpore erschien, hat der König niemals mit einem : Messieurs, ihrer bürgerlichen Achtung unbeschadet, angeredet,
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am allerwenigsten vorgenommen haben würde, da er ihnen mit Anerkennung der Verdienstes - Art eines jeden gewogen war, und also solche Männer nicht betrüben wollte. Dadurch aber, daß Niemand, außer wenn ihn das Schicksal zu einer That aufgerufen hatte, außer der Tour befördert. wurde, bekam eine jede Charge, besonders die der Generale, eine Ehrwürdigkeit und einen so erhabenen Rang, daß der Einfluß ihrer Autoritåt zum Besten der Armee, insbesondere der Disciplinar 3 Verhältnisse , sehr groß werden mußte. Dem ungeachtet blieb dem König frei, bei vorkommenden Gelegenheiten sein Vertrauen auf denjenigen unter ihnen vorzüglich in die That übergehen zu laſſen, dem er außers gewöhnlich gewogen war. Nur that der Monarch dies mit der solchen Verhältniſſen gebührenden Delikatesse. Im Allgemeinen war Jedermann gewiß und versichert, daß, wenn er mit Eifer und Treue gedient hatte, ihm auch kein Unrecht, am wenigsten gegen das Ende seiner Carrière, geschehen würde. Waren übrigens die jüngern Subaltern= Offiziers und Kapitains nach dem Kriege entartet, wie der König klagt: so mußten doch auch unter den åltern manche herauf gekommen seyn, welche höchst brauchbar waren. Und wenn man die histoire de mon tems, den I., II., III. und IV. Theil mit Aufmerksamkeit liest, so wird man viele Namen von Männern finden, denen der König die 1 wichtigsten Expeditionen anvertraute, zu welchen es ihm zu keiner Zeit vom Jahr 1740 bis 1786 an brauchbaren Dienern gefehlt hat. Es bedarf weiter nichts, als eines vorurtheilsfreien Blicks , um sich von der Richtigkeit dieser Sache zu überzeugen, wozu allerdings gehört, daß man die Ereignisse seiner Kriege etwas genau kennen muß. Bei solchen Ansichten und Grundſäßen , und bei der aus ihnen natürlich abgeleiteten Verfahrungsart, konnte allerdings die Anzahl raſcher Fortünen und schneller Beför derungen nicht so groß seyn, als sie bei einer andern Methode gewesen seyn würde.
Dafür aber war die Lage eines
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Jeden desto solider und selbstständiger.
Uls Subaltern
Wer aber eine Kompagnie lebte man höchst beschränkt. War man erhielt, hatte ein reichliches Auskommen . Staabs - Offizier, ſo galt man für kapabel ;
vorzüglich
aber alsdann, wenn man Kommandeur eines Regiments wurde. Ruhig und harmlos schritt man nun weiter fort, und nur sehr wenigen wurde das Ende ihrer Carrière durch eine Versehung zu den Garniſon - Regimentern vergållt. Selbst derjenige, welcher Kommandant einer Festung wurde, welches damals eine halbe Versorgung (aber keine ganze oder wirkliche Pensionirung, wie in neuerer Zeit und bis zum Jahr 1806 ) war, blieb in der Armee, und war als aktiv betrachtet. Hatte man endlich ein Regiment erhalten, so war man für Lebenszeit abgefunden. Man lebte ruhig, hatte ein seinem Range ganz gemåßes Verhältniß , und Es gab, außer den wenigen konnte viel Gutes wirken. Inspektionen, keine Neben - Chargen, welche ein Alleinrecht der Präponderanz bezeichneten. Alle Generale waren wahrend des Friedens gleich placirt, so verschieden auch die Beziehungen auf ihre einstige Verwendung im Kriege seyn mochten.
Versehungen waren felten, und jede Lage erhielt
durch dies Alles desto mehr das Gepräge der Selbstständigkeit. Man wußte: alle Offiziers der Armee sind Ehrenmånner und gleich geachtet;
Niemand unter ihnen ist einer
Vernachlässigung , einer Zurückſeßung werth ;
ein ehren-
volles, diensteifriges und schuldloses Benehmen während einer langen Dienstzeit wird nicht nur anerkannt, sondern es schütt gegen die eigenmächtige Weise, mit welcher fogenannte Talente, für die keine That spricht , sich geltend machen mögen ; und der Mann, den die Natur mit weniger empfehlungswerthem Aeußern , dafür aber mit desto mehr praktischem Talent, mit Kaltblütigkeit und gesundem Urtheil in der Gefahr, mit dem Feuer kriegerischer Ausführungsweise ausgestattet hat, wird nicht verkannt ; ~ man
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überläßt es dem Krieg selbst, Talente zu Tage zu fördern, bei deren Nachspurung während des Friedens das geübteste Auge sich betrügen kann ; kurz: ,,wenn du den Plak, worauf du stehst, ehrenvoll ausfüllst, so kann dir nichts Nachtheiliges wiederfahren." fiel deshalb keinesweges weg ,
Die Konkurrenz der Talente nur wurde es ernsthafter
damit genommen, als in andern Armeen, wo oft eine Klei nigkeit hinreichte, einen Offizier schnell zu befördern und Andern vorzuziehen.
Es ging aber damit in der preußis
schen Armee, wie mit den Orden, womit keinesweges alle diejenigen belohnt wurden, welche einen einzelnen Posten brav vertheidigt, oder gar nur eine vorgefallene Schlacht mitgemacht hatten, weil dies såmmtlich zu Erfüllung der Pflicht gehörte, und also weiter nicht belohnt zu werden geachtet wurde. Nur eine für ungewöhnlich, für mehr als Pflichterfüllung geachtete That, verdiente den Orden: also auch wurde es mit der Belohnung durch Avans cement gehalten. Daß selbst der große König sich bei einer solchen strengen Einrichtung nicht sollte zu Zeiten geirrt und manches Verdienst zu wenig, manches aber zu viel belohnt haben : dies mag nicht bezweifelt werden, weil er, obgleich groß, dennoch dem menschlichen Irrthum unterworfen war. Ob er aber bei der entgegengesetzten , damals schon in andern, sonderlich in der ruſſiſchen Armee herrschenden Methode nicht noch mehr geirrt haben würde ;
ja, ob es ihm
möglich gewesen wäre, sich ein solches Korps Offiziers zuzuziehn, in welchem bei angeſtrengter Thätigkeit und Ehrbegierde das Verdienst dermaßen in dem Ganzen sich vertheilt befand, daß bei der scharfen Beobachtung des Königs, hervorragende Talente und Thaten ,
die es nämlich nach
diesem ernsten und strengen Maaßstab wirklich waren, ſelten seyn mußten : dies scheint keiner beſondern Prüfung zu bedürfen, sondern sich von selbst zu ergeben.. Dem König war gewiß die Urt nicht unbekannt, mit welcher in andern Armeen das sogenannte Talent und Ver-
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dienst hervorgezogen wurde. Und da er darnach ſtrebte, ein ganz ausgezeichnetes Korps Offiziers zu haben , so würde er auch gewiß jene Weise befolgt haben , wenn sie ihm vortheilhaft geſchienen hätte. Allein, es ist, als ob der König diese Methode als unter der Würde eines Korps gehalten habe, welches schon an und für ſich ſelbſt als eine Elite von Männern betrachtet wurde , die er bei jeder Revue mit kritischem Ernst musterte. *) Und wenn Jemand eine solche, oft mehr als eine Schlacht gefürchtete , Feuerprobe gut bestanden hatte:
alsdann war auch der Würdigung deſſel=
ben ein Genüge geschehen.
In andern Armeen, und vor-
züglich in der ruſſiſchen, mußten damals die Offizier - Korps fich einer aus souverainer Macht hervorgehenden sehr willkührlichen Behandlung welche der König aber verschmähte
willig fügen.
Derjenige, dem man mehrere
Fähigkeiten zutraute als seinen Kameraden , übersprang dieſe ohne Umstände, und Ausländer besonders machten
Allerdings hat der König mit souverainer Freiheit auch Beförderungen außer der Tour, und selbst in Friedenszeiten eintreten laffen. So z. B. avancirte Winterfeld vom Lieutenant des großen Potsdamer Grenadier - Regiments zum Major und Flúgeladjutanten, und nachher vom Major zum Obersten, dann Allein, im Kriege außer der Tour zum General - Major. wenn man die Umstånde genauer kennt, unter welchen solche Gnadenbezeigungen stattgefunden haben, so wird man finden, daß ein in die Augen fallender Grund, eine That oder mindestens eine lange ausgezeichnete Brauchbarkeit zum Grunde lag, niemals aber eine bloße Pråſumtion von dem, was der Begünstigte etwa wohl werde leisten können, also keine reine 7 Und alsdann waren bieſe bloße Gunst ohne klare Grünbe. Vorzüge so dußerst selten, daß man wahrlich sie nicht als eine Durchlöcherung der Anciennitåts - Regel betrachten kann. Der König liebte überall die Gerechtigkeit , und kannte keine fo strikte Form, als eine der konstitutionellen Geschmäßigkeit ähn liche Handhabung ist, welche am Ende zur größten Ungerechtigkeit werben kann.
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schnell ihr Glück.
Die Eingebornén waren an dies Zurücks
treten feit Peter dem Ersten gewohnt, und es ist wohl möglich, daß der geringe Grad ihrer Kultur und ihrer Talente eine folche Verfahrungsart nothwendig machte. In der preußischen Armee verhielt es sich indeß grade umgekehrt : dieKonkurrenz der Fähigkeiten war schwer, und der Eintritt der Ausländer in eine bedeutende Anciennitåt höchst selten. Indeß haben sich auch Ausnahmen, wiewohl wenige, gefun den, wie z. B. der aus ruſſiſchem Dienſt gekommene GeneralFeldmarschall Keith ; der aus ſåchſiſchem Dienſt gekommene Generalmajor v. Nassau ; der aus französischem gekommene Obrist Gr. Rothenburg ; der aus würtembergischem Dienst gekommene Generalmajor v. Lengefeld, und der aus holländischem Dienst gekommene Obrist Prinz von HessenPhilipsthal, so wie der aus sardiniſchem Dienst gekommene Obrist v. Roffière, welche lettere drei bei neuen Einrichtungen angestellt wurden ; und vorzüglich im IngenieurKorps, worin der König gern Franzosen, so wie bei den Husaren, wobei er gern Ungarn placirte, finden sich solcher Indeß, sie waren keineswegs die Regel, Beispiele mehr. und daß sie es nicht waren, und der König dadurch nichts weniger als seine eignen Unterthanen zurückſehen, oder ihnen unrecht thun wollte : davon lassen sich so viele Beiſpiele anführen , als Jedermann nur irgend wünschen möchte. Ja, von den Ausländern, welche während seiner großen siegreichen Kriege ſich bei dem Könige gemeldet haben, um Avantüren zu suchen, und dadurch ihr Glück zu befördern, ist mir nicht ein einziger bekannt, welcher es zu einer bedeutenden Charge gebracht hätte. Wen der König in seine Dienste in einem schon bedeutenden Posten nahm, der mußte ihm vorher auf eine dieſem angemessene, d . h . höchst vortheilhafte, Weise bekannt geworden seyn . War aber auch die gewöhnliche Beförderungsart in der Regel langsam, und konnte die preußische Armee nur höchst eine selten junge Männer in hohen Posten aufweisen,
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34 Sache, worauf andere Armeen in neuerer Zeit sich so viel zu gut gethan haben, die aber in der Armee Friedrichs des Zweiten, nach dem Geſeß der gleichvertheilten Ehrbegierde, : so gelangte mit Fug und Recht perhorrescirt wurde g des großen erun te n der Regi man doch in der erste Hälf gs ll zu den mehr ern eswe schne gs viel sond spåt, kein Köni Dies ist natürlich , wenn man bedenkt, höhern Posten, daß von den 23 Jahren dieser Hälfte die ersten 5 und die lehten 7 fast ganze Kriegsjahre waren , in welchen die Armee in 21 großen Schlachten und Treffen focht. Soviel mir nun aus mündlichen Ueberlieferungen und durch das Betrachten alter Ranglisten bekannt geworden ist, läßt sich annehmen, daß die Offiziere der damaligen Zeit mit 12 bis 15 Dienſtjahren , im Durchschnitt genommen , eine Kompagnie, folglich, in der Mehrzahl , mit dem 26sten bis 30sten Jahre ein sehr reichliches Uuskommen hatten. Man war zu jener Zeit 4 bis 8 Jahr Kapitain ; 4 bis 6 Jahr Major ; 1 bis 2 Jahr Obristlieutenant, und nur 5 biz 6 Jahr Obrist . Während der Friedensjahre fand die längere Zeit, und während der Kriegsjahre die kürzere, oft noch Die Subalternkürzere, als die hier angegeben , statt. Offiziere der Armee waren also in den zwanzigen von Jahdie Kapitaine in den dreißigen ; die Majors und Obristlieutenants in den vierzigen , und die Obristen, so wie die General - Majore, in den funfzigen, nåmlich im Durch-
ren ;
ſchnitt, manche Ausnahmen ſchnellerer Beförderung , wozu Gelegenheit zur Auszeichnung im Kriege die Veranlassung Nach den Kriegen, vom Jahr 1745 gab, abgerechnet . und vom Jahr 1763 an, fand auf eine erklärbare Art ein . Stocken in dem Avancement statt, vorzüglich nach dem lehtgenannten Jahre . Dies Stocken wurde insonderheit in der Generalitat recht sichtbar, wo z. B. der General v. Möllendorf, tros seines ausgezeichneten Avancements , erst, nach: bem derselbe 14 Jahr General- Major gewesen war, im 50sten Jahre zum General - Lieutenant avancirte, während
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anbere seiner Borderleute, z. B. der General - Lieutenant v. Saldern und der General Lieutenant v. Wunsch, *) kurz nach dem 7jährigen Kriege mit 46 und 52 Jahren, obgleich bei einem langsameren Avancement in ihren frühern Chargen, zu General - Lieutenants ernannt worden waren . In der frühern Epoche war es, laut den auf uns gekommenen Nachrichten, nichts Seltenes geweſen, Generale in den 30ger und 40ger Jahren an der Spiße von Regimentern und Korps zu sehen, wie z. B. den Feldmars. Gr. Schwerin, welcher mit 38 Jahren ( obgleich schon im Jahr 1723), und den Grafen Neuwiedt, welcher mit 36 Jahren GeneralMajor und Regiments - Chef, ingleichen den General von Platen, welcher mit 40 Jahren General - Major, und mit 45 Jahren (jedoch während des Krieges) General Lieutenant, so wie den Grafen Finkenstein, welcher mit 46 Jahren Generalmajor und mit 52 Jahren Generallieutenant wurde. Noch jüngere Generale sind die Generals, v. Leftwik, v. Seidlik, v. Kleist und andere gewesen, die wir aber zu den Ausnahmen rechnen. **) Genug, wenn auch die höhern Chargen, sonderlich der Generalitåt, unter König Friedrich dem Zweiten nicht für gewöhnlich in den jüngern Jahren erreicht wurden, sondern die Ehrbegierde sich mit dem einem jeden Anciennitäts - Ver-
*) Bunsch war 1757 Hauptmann, 1759 gewann er als GeneralMajor bei Torgau eine Art Schlacht.
**) Zum Exempel der General - Major und Chef des Regiments Gensd'armes von der Golz, welcher mit 39 Jahren, und der General Gr. Rothenburg, welcher mit 31 Jahren zum Ges Letterer bekam ein Jahr darauf neral : Major avancirte. als General-Major den schwarzen Adlerorden, und ward im 34ften Jahre General Lieutenant. Sein Patent wurde um Der General v. Kyau ward im drei Jahr zurückdatirt. 35ften Jahre General - Major, und im 44sten Jahre GeneralLieutenant. € 2
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håltniß aufgedrückten höhern Werth gegen gleiche Chargen in andern Armeen begnügen mußte : *) so kann man doch wahrlich nicht sagen, daß die höhern Offiziere seiner Armee erst in einem Alter heraufgerückt wåren , in welchem sie stumpf und zu raschem Entschluß und zu rascher That unbrauchbar gewesen wären. Es geht dies auch aus der vorstehenden Schilderung deutlich genug hervor, und ich kann nicht leugnen, daß mir eine entgegengeseßte Ansicht unter diejenigen abderitiſchen Lächerlichkeiten zu gehören scheint, welche vom Lauten spricht, und nicht weiß, wo die Glocken. hången.
Das ist wahr, daß die Armee bei langem Frieden
immer ålter werden mußte, wie jede Armee noch heutiges Lages wird und zum Theil ſchon iſt, und zwar ålter, als die preußische im Jahr 1745 und 1763 war. Das aber leugne ich, daß Friedrichs des Zweiten Armee eine solche Anzahl theils felddienstuntauglicher, theils wirklich invalis der Offiziere gehabt hat, als in derselben späterhin befindlich waren. So etwas litt der König nicht; und obgleich er den General v. Ziethen bis in sein 85stes Jahr im Dienst behielt: **) so war doch dies nichts als eine Ehren - Aus-
*) Ich weiß aus selbstgemachter Erfahrung , daß in der Armee Friedrichs des Zweiten ein jeder Subaltern dieselbe Achtung genoß, als in andern Armeen nur ein Staabs : Offizier genießen Fann. Ein Kapitain wurde noch höher konsiderirt, wie man etwa heut zu Tage einen Regiments- Kommandeur in Rußland ansieht und behandelt ; der Staabs - Offizier hatte in der öffentLichen Rangberücksichtigung eine weit höhere Stelle, die z. B. in Rußland, Frankreich, Destreich 2c. nur einem General angewiesen wird. Und so verhielt es sich mit den Generalen nach einem noch größern Maaßstabe. Die Feldmarschalle v. Buddenbrock, v. Kalkstein, v. Lehwald genossen eine gleiche Gnade. Mit ihnen waren in der Armee im Jahr 1757 zugleich die Feldmarschälle v. Dosson und v. Gesler, welche aber alsdann penſionirt wurden. Bei Ausbruch des Krieges im Jahr 1756 befanden sich also ( Schwerin.
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nahme, seiner großen Verdienste wegen. Ihm und dem . General Lieutenant v. Saldern befahl sogar der König im Jahr 1778, nicht mit in das Feld zu marſchiren, weil er beide sehr achtete, und sie selbst in ihrer Infirmitåt beibe halten wissen wollte. Andere hingegen, denen er keine gleiche Verbindlichkeit schuldig zu seyn glaubte, fertigte er, sobald sie unfähig zum Felddienst wurden, mit einer Penſion ab, welche oft sehr reichlich ausfiel, und ein ruhiges Alter ficherte. *) Meldete sich aber einer, bei so einer Gelegenheit, wie die im Jahr 1778 war , etwa von selbst, ſo erging es ihm sehr übel. Dies erfuhr der General - Lieute nant v. Stutterheim der Jüngere in Magdeburg, welcher es wagte, den König vor dem Ausmarsch um den Abſchied (oder vielleicht um Pension, was ich nicht genau weiß ) zu bitten, und ohne weitere Umstände kaſſirt wurde, auch den schwarzen Adlerorden verlor. Man kann freilich dies nicht anders als grausam nennen, und vielleicht wäre eine mildere Form möglich gewesen. Indeß wirkte dieser elektrische Schlag durch die ganze Armee, und ich bezweifle, daß ſich irgend ein General die geringste Bequemlichkeit erlaubt haben wird, sey.
in Voraussehung , daß er alt und infirm
Die Art, wie dagegen der König seine Generale inſonderheit belohnte, verdient ebenfalls einer Erwähnung, da ſie immer königlich, oft stattfindend, und zuweilen recht mit verbindlicher Herablaffung geschehen ist. Der König hatte zu den Geldremunerationen große Fonds , die ihm jedoch nichts kosteten, in Vorrath.
Dies waren die großen
und Keith dazu gerechnet ) sieben Feldmarschålle bei der Armee. *) Dem General - Lieutenant v. Loffau von der Infanterie, welchem der König sonst sehr gewogen war, und dessen schwere Wunden er niemals vergaß, gab er 2500 Thaler Penfion.
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und kleineren Domstifts- und Kollegiatstifts - Präbenden, 1 welche nach einer gewissen Norm dem König zum Vertheilen zustanden. Ein solches Geschenke konnte sich von 1000 Thalern Kapitalwerth bis zu 20,000 Thalern und mehr belaufen, und von ben damit Beschenkten entweder als Pfründe benust, oder mit königlicher Erlaubniß wieder verkauft werden. Nächst diesen fanden sich Umtshauptmannschaften (eine Art von Sinecure ) von 200 bis 600 Thaler Revenuen. Baares Geld aus eigner Chatoulle schenkte der König, außer jährlich eine Summe an den Gouverneur von Berlin, selten weg. *) Güter sind fast niemals verschenkt worden ;
doch ist mir bekannt, daß der
Feldmarschall Graf Gesler dergleichen bedeutend nach der Acquisition von Schlesien erhalten und zum Majorat benutt hat. Einem General, dem der König eine besondere Marque seines Wohlwollens geben wollte, schenkte er ein Servis Porcellån, ja einigen wenigen, z. B. dem General v . Fouquet, welcher in Brandenburg auf seiner Domprobftei lebte, auch wohl Früchte aus ſeinen Gårten, und Wein aus ſeinen Kellern. Was die Belohnung durch Orden anbetrifft, so geschah folche ebenfalls nach dem Grundſaß der Strenge, und man konnte 50 Jahr gedient, im Kriege sogar sich ausgezeichnet haben und General - Lieutenant seyn, ohne daß man des So haben die Gehalb irgend einen Orden erhalten hatte. neral- Lieutenants v. Salenmon, *) welcher Wittenberg,
*) Indeß geschah auch dies zuweilen, und zwar selbst in sehr be drångten Zeiten, gegen Generale, "welchen der König besonders wohlwollte, wie z. B. dem General v. Fouquet, welchem der 1 Monarch im Jahr 1759 2000 Thaler schenkte. **) Dahingegen avancirte der König den General v . Salenmon im 3. 1760 vom Obristlieut. sogleich zum Generalmajor, wegen feines außerordentlichen Benehmens in Wittenberg, und über-
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und v. Wolfersdorf, welcher Torgau ſo tapfer vertheidigte, General- Lieutenant Graf Finkenkenstein, welcher 58 Jahr diente, und Andere mehr, nie einen Orden pour le mérite erhalten. Eben so ging es mit dem großen schwarzen Adlerorden, welchen z. B. der General - Lieutenant v. Platen, den der König so oft mit großem Erfolg gebraucht hatte ; der General v. Wunsch , und andere verdiente Generale mehr , nie erhalten haben. Im Grunde hatte dies oft, wie bei beiden vorgenannten Herren, eine besondere Ursache. General v. Platen ſcheint es nåmlich im Jahr 1761 durch seine Mißhelligkeiten mit dem Prinzen Eugen von Würtemberg, und durch sein Benehmen in Pommern, auf immer bei dem Könige verdorben zu haben ; und der General von Wunsch war nicht von Familie : ein Erforderniß, was bei Ertheilung des schwarzen Adlerordens durchaus jedesmal vom Könige berücksichtigt worden ist.
Dahingegen ist der
König mit Vertheilung seiner Orden auch manchmal nach freigebigern Ansichten verfahren, indem er manchem General Lieutenant sogleich bei ſeinem Avancement auch den ſchwarz
haupt während des ganzen Krieges, nachdem er für ſeine ausgezeichnete Bravour in der Bataille von Breslau im Jahr 1757 außer der Tour zum Obristlieutenant ernannt worden war. Eben so ernannte der König den Kommandeur deş、 damaligen Kuirassier ፡ Regiments Markgraf Friedrich , Obristlieutenant v. Ziethen, im Jahr 1757 zum Generalmajor und Chef deſſelben Regiments, unerachtet Letterer damals grade krank war, und die Schlacht von Leuthen nicht einmal mitmachen konnte. Indeß war der Generalmajor v. Ziethen ein sehr braver Kas vallerie - Unführer; und blieb bei Zorndorf im Jahr 1758. Er verschwand gleichsam unter den Lebendigen , "indem ſein Körper nicht erkannt und aufgefunden werden konnte. Einen Orden hat er nię gehabt. Ein Gleiches kann man von einem der ausgezeichnetsten Husaren- Offiziere, dem General - Major v. Puttkammer, welcher bei Kunersdorf blieb, sagen, nåmlich, daß er nie einen Orden gehabt hat.
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`zen Adlerorden ertheilte, wie z. B. aus einer Rangliste vom Jahr 1784 bei den General - Lieutenants v. Saldern, v. Zaremba, v. Lengefeld, v. Billerbeck und v. Braun ersichtlich ist, in welcher man 15 unter der Generalitat vertheilte schwarze Adlerorden findet.
Eine größere Anzahl
ist selbst in neueren Zeiten nicht in derselben vorhanden gewesen.
Den Orden pour le mérite, mit welchem der
König ebenfalls so sparsam verfuhr, hat gleichwohl einmal ein Offizier im Jahr 1777 zur Belohnung seines Fleißes in wiſſenſchaftlicher Ausbildung erhalten, nåmlich der noch lebende General - Lieutenant v. Zastrow, welcher damals Lieutenant war. So wie nun der König die Würde, die Haltung, und den esprit de Corps der Offiziere ſeiner Armee stets aufrecht und lebendig zu erhalten suchte, so war er auch bemüht, zu verhindern, daß derselbe durch fremdartige Einflüſſe von Außen verändert werden, und ſein eigenthümliches, vor ſo vielen Heeren in Europa hervorstehendes Gepråge verlieren möchte.
Dies ist ihm denn auch vollkommen gelungen, und
Alles, was noch heutiges Tages von Eigenthümlichkeit und von charakteristischen Merkmalen eines esprit de Corps in den Offizieren der Armee vorhanden ist, und vorzüglich in den Jahren 1813 bis 15 so vortheilhaft in der Wieder-
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erschaffung des Heeres gewirkt hat, möchte ohne Zweifel wohl noch von jenen Grundlagen seinen Ursprung herdatiren. Friedrich der Zweite wollte also ausdrücklich, daß die Offiziere, so viel als möglich, unter einander leben, und o wenig als möglich mit den andern Stånden Umgang Der höhere Civilstand, insonderheit der haben sollten. Adel, mochte eine allenfallsige Ausnahme in großen Städten machen. Mit dem eigentlichen Bürgersmann aber sollte ausdrücklich der Offizier gar kein Verkehr haben. Dies war die Regel ;
indeß versteht es sich von selbst, daß man sie
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nicht auf eine pedantiſche Art handhabte, ſondern nur nach ihrem Sinn verfuhr. War dies wirklich der Grundsaß des großen Monarchen, wie dies denn wahrlich nicht geleugnet werden kann : so ist derselbe von einer solchen Natur, daß die heutige Welt, wenn man ihn ihr mittheilen wollte, darüber sicherlich stuhig werden, und die lieblosesten Urtheile fållen würde. Nun ist allerdings die Denkungsart der Zeit Friedrichs des Zweiten um beinah 40 Jahr ålter, als die unsrige, und es kann alſo Vieles, was damals in das praktiſche Leben Eingang fand, heut zu Tage völlig anders beschaffen seyn müssen. Es kommt hier aber nicht darauf an, die Methode des großen Königs modernisirt vorzutragen, sondern lediglich darauf, den Geist derselben, wie er war, zu schildern. Nur der ganz partheilosen Nachwelt, welche die fåmmtlichen Geistes - Gährungen, in denen wir uns befinden, überstanden haben, und bei eignen Ansichten sie als Antiquitäten etwa so studiren wird, wie wir dem Zeitgeist der Reformation nachſpüren : nur diese Nachwelt wird im im Stande seyn, das Wahre von dem Falschen zu scheiden, und das erstere, gleichviel, unter welchen Formen, abermals in das Leben treten zu laſſen. Uns, wenn wir einen solchen partheiloſen Standpunkt anticipirend erreichen wollen, steht nur die größte Behutsamkeit im Urtheilen zu, wobei wir vor allen " Dingen bemüht seyn müſſen , erst die Sachen recht zu großen Kopfes , wie eines Ansichten die kennen, und Friedrich war, uns zu eigen zu machen, auch nicht mit den Augen unserer Zeitgenossen zu sehen. Um nun hiervor zu warnen, hielt ich es für gerathen, diese Parentheſe einzuschalten , wonächst ich versuchen will , die Ansichten des großen Königs näher zu ſchildern. Man kann aber in einer ſpåtern Zeit, wie jezt, dies nicht thun, ohne daß man die Kontraste erörtert, und dies muß zu Auseinandersetzungen führen, welche, ohne daß man es will, Urtheile hervorbringen müssen, die sich mit der gegenwärtigen Welt in Oppo-
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sition stellen werden.
Dies also als Einleitung, damit der
Leser im Voraus gewarnt ist. König Friedrich der Zweite liebte seine Unterthanen, weß Standes sie seyn mochten. Er wollte, daß vor Gericht der Prinz und der Bauer gleiche Rechte haben sollten, und er hat dies mehr als einmal öffentlich gesagt. Er wurde. der Wohlthäter seines Landes, und es ist vielleicht zu erweisen, daß kein Monarch seinen Unterthanen je mehr, als er, geschenkt hat.
Er schenkte auf diese Art in seinen lehten 23 Regierungsjahren dem Lande beinahe 20 Millionen
Thaler baares Geld, ohne die großen Geſchenke zu rechnen, welche gleich nach dem 7jährigen Kriege an Pferden und an Vieh in den Provinzen vertheilt wurden. Wer sich hiervon überzeugen will, lese den den fünften Theil der Oeuv. posth. und darin den Artikel : des Finances. Und wie der König über seine eignen Pflichten gegen seine Unterthanen gedacht hat: dies bezeugt die höchst merkwürdige Abhandlung : sur les formes de gouvernement, im sechsten Theil der Oeuv. posth. Eine solche edelmüthige Denkungsweise, welche durch eine 46jährige, bis zum letzten Augenblick thatenreiche, und dem Wohl seiner Unterthanen gewidmete Regierung bestätigt murde, kann kein Monarch haben, der von Vorurtheilen für einen einzelnen Stand ,
zum Nachtheil der übrigen,
Ein solches Vorurtheil muß dagegen zu beherrscht wird. Mißgriffen führen, welche mit der Zeit dem Ganzen drückend werden, und nachtheilige Folgen an das Tageslicht bringen müssen.
Es ist daher die Frage einstweilen erlaubt :
wo
sind diese Mißgriffe in der Regierung Friedrichs zu finden, Und wenn man und welche Folgen haben sie gehabt ? sp weder die einen noch die andern aufzufinden vermag, kann man den Wunsch unterdrücken, fo recht eigentlich erforschen zu mogen, wie denn die damalige gesellschaftliche Lage der Stände beschaffen gewesen seyn mag, um sie gleichsam in ein Geleis hineingebracht zu haben, in welchem sie sich, so
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´wie das Ganze, ohne Frage recht wohl befunden haben [ müssen? Von den jetzigen Ansprüchen der niedern Stånde gegen die höhern kann hier nicht die Rede seyn ; sondern nur davon :
welches die Ansichten des Königs in dieſer Sache
gewesen seyn mögen, die auf uns, durch ihr bloßes Daseyn, ohne eine besondere Deduktion der Grünte, gekommen sind. Und hierbei nun läßt sich, ohne zu irren, zuverläſſig annehmen, daß ein so großer Geift, als Friedrich der Zweite war, auch in dieser Ungelegenheit nicht nach bloßer Phantafie und Willkühr, sondern vielmehr ſyſtematiſch verfahren habe ; denn eben darin liegt das Eigenthümliche großer Köpfe, daß ihre Ansichten ein geordnetes Ganze ausmachen, und daß in ihren Maaßregeln eine logische Ordnung anzutreffen ist, die da macht, daß das Ganze und alle einzelnen Theile ihrer Organisationen in sich übereinstimmend, und als aus Die Geschichte, einem Guß hervorgegangen erscheinen. welche allein dieſe Behauptung durch Fakta erweiſen kann, vermag auch nur allein dazu einen vollständigen Kommentar zu liefern. König Friedrich der Zweite hatte die Ehrbegierde als das Grundgeseh aufgestellt, dem seine Offiziere huldigen ſollten, durch welche er wieder seine Armee zu einem fråftigen Werkzeuge bilden wollte, und durch fie die Größe, den Ruhm seines Hauſes, und gewiß dadurch auch die WohlSeine erlauchten fahrt seiner Monarchie zu befördern. Vorfahren, von dem großen Churfürsten insbesondere an, hatten dasselbe Gesetz befolgt, und waren dadurch von einer Stufe zur andern in die Höhe gestiegen. Der König fand indeß, wie er selbst sagt, ein Land, welches mehr von der Natur eines Churfürstenthums, als eines Königreichs zu er fand die Mittel zu weitern Schritten, und seyn schien die Zeitumstånde begünstigten ihn. Er sagt daher felbst im ersten Theil der Oeuv. posth.: daß die Glorie, jene zwitterartige Natur feiner Monarchie zu entscheiden, und sein vielleicht auch der Wunsch, einen NaHaus zu erheben,
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men in der Geschichte zu erwerben, " ihn zur Eroberung von Schlesien aufgeregt habe. Niemand kann in Abrede stellen, daß dies groß gedacht war, und eben so geht daraus des großen Königs Hauptgrundſaß, ich glaube, klar und deutlich, hervor. So wie nun er als König und Feldherr dachte, so wollte er auch, daß seine Armee denken sollte, damit er ihr die Stimmung zu Thaten einflößen, und ſie, wie alle großen Feldherren mit ihren Schaaren versucht haben, für seine Zwecke begeistern könne.
Selbst Napoleon
1 suchte die Leidenschaften zu erregen, deren oberste jedoch bei seinen Heeren die Geld- und Gutbegierde war. Eine solche Stimmung aber kann wohl einer Armee, oder eigentlich nur den Hauptbestandtheilen derselben, den Offizieren, aber schwerlich der ganzen Volksmasse eines Staats , eingeflößt werden , wenn auch diese Stoßweise, von ähnlichen moralischen Hebeln in der einen oder der andern Periode angeregt, oder, so zu sagen, von dem Geist, der die Armee belebt, angesteckt wird. Wenn es nun alſo einleuchtend seyn muß, daß die Ehrbegierde und die Ruhmbegierde nicht die Grundlage der Denkungsart aller übrigen Stånde, und zwar vorzugsweise, seyn konnten ; wenn man annehmen darf, daß nicht einmal alle gebildeten Stånde aus bloßer Vaterlandsliebe und Pflichtgefühl zu Aufopfe= rungen gegen Belohnungen aufgeregt seyn können, welche Opfer der höhere Kriegsmann oder der Offizier für einen bloßen Ehrendank übernehmen sollte , wenn er ( wie doch eigentlich stattfinden müßte) die höheren Ansprüche ſeines Ehrgefühls erfüllen , und nicht blos vor den Augen der Welt, sondern auch vor dem innern Richterstuhl der mit feinem Gewissen genau verbundenen Ehre bestehen wollte; konnte ein solcher Zweck anders erreicht werden, als in einem abgesonderten Stande, in einer Kaſte, wie man es jekt zu nennen beliebt, in welcher dieser Geist durch besondere Mittel erzeugt, genährt, erhalten und allen neu eintretenden Mie
Mitgliedern auf tauſendfache Art eingeimpft wurde ?
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håtte die Anstalt beschaffen seyn müſſen, vermittelst welcher man die Bewohner einer ganzen Monarchie zu solcher künst Und lichen Geistesstimmung håtte umwandeln können ? wenn dies nicht möglich ist, was hätte man Anderes an die Sie Etwa die Vaterlandsliebe ? Stelle sehen mögen ? bleibt stumm bei allen kriegerischen Unternehmungen, deren Nußen nicht offenbar am Lage liegt, und dies kann nur bet der vorhandenen oder sicher bevorstehenden Invasion eines Feindes der Fall feyn. Alle Offensiv - Unternehmungen, die darauf abzwecken, das Regentenhaus und den Staat ſelbſt zu einer neuen Stufe von Größe und Macht zu erheben , sprechen nicht zur Vaterlandsliebe, am wenigsten zu der des großen Haufen, welcher nicht so weit sieht, als nöthig ist. Nun bedurfte aber der preußische Staat, vorzüglich nach der Eroberung von Schlesien, ohne welche er jedoch niemals zu einer größern Bedeutung empor gehoben worden wåre, grade der offensiven Unternehmungen, keineswegs zu neuen Eroberungen, sondern ganz eigentlich zu ſeiner Erhaltung Ja, nicht nur des auf dem gewonnenen Standpunkt. Königs Kriegs - Methode, sondern man kann sogar behaup = ten, der Charakter der Völkerschaften, die er beherrschte, war mehr für den Angriff, als für die Vertheidigung geeignet, *) und man kann hinzusehen, daß ein jeder Staat, welcher keine überwiegenden Kräfte hat, und also durch Intelligenz und kriegerische Haltung ersehen muß, was ihm am Gleichgewicht mit seinen Feinden fehlt, sich nur durch den Angriff vertheidigen kann.
Was konnte folglich der
König beffer thun, als alle diejenigen Einrichtungen vorziehn, welche die Offensive und die dazu nöthige Hingebung
1
*) [. Oeuvres de Frédéric II. publiés du vivant de l'auteur, Tome III. pge. 339 : La force de nos troupes consiste dans l'attaque , et nous ne serions par sage si nous y renoncions sans raison. "
-
begünstigen ?
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Und wie konnte man bei solchen Voraus-
fehungen auf die Wirkung der bloßen, felten hell fehenden, Vaterlandsliebe allein Rechnung machen ? Wahrlich, eine solche Rechnung dürfte ohne den Wirth gemacht worden seyn, und es läßt sich nicht annehmen, daß durch sie jemals ein kleiner Staat groß geworden sey. Weder in alten noch in neuern Zeiten sind die Offensiv- Operationen der Macedonier, der Römer, Karls des Großen, Gustav Adolphs und am allerwenigsten die der revolutionairen Franzosen, auf solch einem Grunde angelegt worden. Es bedurfte anderer Mittel, und die Zeit Friedrichs des Zweiten konnte kein anderes gebrauchen,
als dasjenige iſt, deſſen wir in diesem Aufsatz gedenken. Es ist auch die Frage, ob unter ähnlichen Umständen, und überhaupt alsdann, wenn von Offensiv - Kriegen, welche als nothwendig erkannt werden, die Rede ist, ein Staat jemals der Vaterlandsliebe allein
bedarf, oder ob es nicht gerathener seyn wird, wenigstens mit ihr vereinigt die National - Ehre, den Waffenruhm und das Ehrgefühl der Führer in Anspruch zu nehmen, man große Dinge thun will .
wenn
Konnte also Friedrich der Zweite nichts Zweckmäßigeres thun, als die Führer seiner Heere zu einem beſondern Ehrenstande zu bilden : so mußte er auch alle Anstalten treffen, diesem Institut eine besondere Haltung zu geben, und schon €3 dadurch dasselbe von andern Stånden abzusondern. mag nicht geleugnet werden, daß dieserZustand des OffizierKorps ein künstlicher war ; allein eben deshalb war es auch unmöglich, solche Krieger aus der Klasse der friedlichen Bürger zu entnehmen, oder sie unter den lehtern vermischt leben zu lassen. Die politische Stellung eines Bürgers, eines von seiner Industrie lebenden Staatsbewohners , ist eine völlig naturgemåße Lage, völlig entgegengeseßt derjenigen Richtung des Geistes, welche der Kriegsmann überhaupt erhalten muß, und nach den obigen Pråmiſſen im preußischen Staat erhalten sollte.
Nun läßt sich allerdings aus einem
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friedlichen Bürger wohl ein kriegeriſch géſinnter Mann ſchaffen: allein hiermit muß sich seine ganze Denkungsart, seine herrschenden Vorstellungen, seine Sitten und Gewohnheiten müſſen ſich åndern, kurz, er muß von der Natur zur Kunst überschreiten, er muß sich über das gewöhnliche und kleinliche Treiben des Lebens, und, wenn es verlangt wird, über das, was ihm das Theuerste war, erheben können.. Ist dies aber wirklich einmal, wenn auch nur bis zu einem gewiſſen Grade, geschehen, alsdann möchte ein Rückſchritt in ſein vormaliges Geleis mit großen Schwierigkeiten vers knüpft seyn , weil der Mensch wohl von der Natur zur Kunst aufwärts, aber nicht von der Kunst zur Natur wieder, wenigstens in der Regel, zurück zu kehren pflegt.
Auch
steht Alles, was zum Kriege gehört, weil dieſer ein widernatürlicher Zustand ist, Allem, was zum Frieden gehört, auf eine feindliche Art entgegen. Es ließe sich auch, wenn hier der Ort zu einer philosophischen Untersuchung wäre, zu diesen Säßen ein durch Erfahrung und Geſchichte dokumentirter Kommentar liefern. Haben aber die vorstehenden Gedanken, wie Niemand leugnen wird, der darüber reiflich nachdenkt, ihre Richtigkeit, so geht auch daraus hervor, daß der Stand eines Kriegers überhaupt, und vorzüglich . der eines Offiziers , nach den weiter oben aufgestellten Prámiſſen, und zugleich auch nach den ſo eben niedergeschries benen Ansichten, darauf angewiesen werden mußte, eine besondere Haltung zu gewinnen , und also sich von den andern Ständen entfernt zu halten.
Dies nun Alles zuſammengenommen, keineswegs aber eine einseitige, ſeichte, oder auf bloßen Vorurtheilen gegründete Beurtheilung der in Rede stehenden Ungelegenheit, verz mochte daher den König Friedrich den Zweiten, dem Offizier - Stande vorzuschreiben, so wenig als möglich mit dem Civilstande, wie wir oben behauptet haben, in Gemeinschaft zu leben.
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Um dies nun zu bewerkstelligen, diente , ihm abermals das Prinzip der Ehre, wie wir es zu Anfang dieſes Artikels geschildert haben, zum Vehikel. Der König war der erste Offizier seiner Urmee, und es geht aus Allem, was wir von ihm wissen, hervor, daß er sich selbst nåher mit dem Offizier Stande, als mit den andern Stånden verbunden dachte.
Hierzu hatten unstreitig die mit seiner Armee ge= machten vielen Feldzüge, überhaupt aber die Eigenthümlichkeit seiner Denkungsart und seiner Regierung, beigetragen, obgleich er gewiß niemals aufhörte, der Regent seiner Monarchie und der Vater des Vaterlandes zu seyn. Der König aber wollte aus seinen Offiziers einen besondern Stand der Ehre bilden, und ſie alſo in ein eigenthümliches Verhältniß zu den übrigen Stånden treten lassen. Obgleich er nun die leßtern ebenfalls als ihr König schäßte,1 und fie in allen wesentlichen Rechten schüßte : so stellte er dennoch stillschweigend den einen Stand vor den andern, und die Verhältnisse des Offiziers über die der andern Staatsbeamten. Ein minder genialiſcher Herrscher würde hier die Abstufungen vielleicht sehr scharf bezeichnet , und durch eine eigentliche Rangordnung den andern Stånden sehr wehe gethan haben. Dies aber war der Denkungsart des Königs entgegen. Er wollte seinen Offizieren eine Art von blos geistigem Vorrang, und dadurch ihnen diejenige Defe renz und Achtung sichern, welche sie in der öffentlichen Meinung erhalten sollten. Er ließ also die eigentliche Parallele der Militair mit den Civil - Chargen, der eigentlichen Form nach, unerörtert, und äußerte blos gelegentlich seine Meinung. Diese, geflüßt auf die außerordentliche Größe des Monarchen, erhielt dadurch nur um ſo mehr dasjenige Gewicht, welches der König seiner Ansicht in solchem Fall beigelegt wissen wollte. Es ist von dem Könige mehrmals ausdrücklich geäußert worden, daß der Offizier nicht mit dem Bürgerſtande um gehen solle, um sich nicht dessen Denkungsart zu eigen zu
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machen.
Unter der Kathegorie der Offiziere begreift der
König nicht blos die Edelleute unter ihnen, sondern auch Es war von jeden, der nicht im Adelstande geboren war. diesen eine große Anzahl in der Armee, namentlich bei der Artillerie, den Husaren, den Ingenieuren und den Garnison : Regimentern, und man hat wahrlich nicht bemerkt, weder daß diese niedriger in der Achtung des Königs gestanden, noch daß sie im mindeſten ſich von den andern im esprit de Ueberall herrschte eine gleiche Zartheit des Ehrgefühls , und überall war dies der HauptDer Offizier feiner Seits fühlte, hebel der Willenskraft. Corps unterschieden haben.
das er dem Thron nåher ſtand, als die übrigen Stånde ; et wußte, daß die Erhaltung des Staats in gefährlichen Zeitläuften auf ihm ruhte ; er empfand , daß die National- Ehre aus den Thaten der Armee hervorging, daß die preußische Monarchie nur durch den Degen entstanden war, und ihr Gewicht erhalten konnte ; er sah seinen Stand alſo als den Bewahrer der heiligsten Interessen des erhabenen Monarchen, seiner erlauchten Familie, und der allgemeinen Wohls fahrt an ; der Offizier fühlte es daher, daß auch er wohl dem Ganzen angehöre, daß er aber seine Standesverhält niſſe als einen beſondern Verein zu den höhern Zwecken des Eine solche Unsicht, wenn Vaterlandes betrachten müſſe. &
fie mit wahrhaft edelmüthigen Grundfäßen der Moral und der Politik verbunden wird, wie dies denn seyn sollte, und auch bei einem solchen Selbstherrscher , als Friedrich der
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Zweite war, seyn mußte: ſeßte von selbst jeder Petulanz Daß dies die und jedem Ueberheben ein Maaß und Ziel. Sc
Regel gewesen ist, geht daraus hervor, daß zur Zeit Frie drichs des Zweiten sich Niemand über die Anmaßungen des Offizier Standes beschwerte , sondern Jedermann in ſich das Gefühl hatte, daß es so seyn müſſe ;
eine glück-
liche Stimmung, um Ordnung in einem Volke zu handhaben ! Sind also auch einzelne Abweichungen von Seiten der Offiziere unter Friedrich dem Zweiten vorgefallen, so ist
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doch niemals von einem eigentlichen Druck die Rede gewesen, fondern der ganze Staat fand sich durch den Gebrauch, den der König von seinen Offiziers, und durch sie von der Armee zur allgemeinen Wohlfahrt machte, hinreichend entschädigt. Bei dieser Gelegenheit mag beiläufig bemerkt werden, daß des Königs Regierung eine eigentlich kriegerische Haltung hatte, und dennoch Niemand den Gedanken an Militair Despotismus`fand ; eine neuere Erfindung, welche in ihrer Acception eben so sønderbar als ſchielend in ihren gewöhnlichen Neußerungen ist. Die Verhältnisse der Offiziere waren stillschweigend ohne öffentliche Verordnungen entstanden, und wurden durch die Zeit dermaßen konsolidirt, daß Niemand eine andere Geſtaltung als nöthig und als möglich dachte. So wurden ſie ber Folgezeit überliefert.
Der Eindruck, der dadurch auf
ben Offizier - Stand bewirkt murde, hatte wieder viel Eigenthimliches, und trug nicht wenig dazu bei, den esprit de Corps unter ihnen fortzupflanzen, welcher sich, obgleich in derHauptsache von einem und demſelben Prinzip ausgehend, dennoch wieder in jedem einzelnen Regiment auf eine besondere, oft originelle Art und Weise offenbarte. In dem einen Regiment z. B. herrschte ein Ton, der sich auf große Beiſpiele von Bravour und Hingebung im Kriege ſtüßte, und zu einer gewissen Austerität und Derbheit führte ; in einem andern war eine ausgezeichnete Feinheit der Sitten neben einem großen Diensteifer sichtbar ;
ein drittes ging
nur mit Regiments - Kameraden um, und war stets in einer dienſtlichen Spannung, während in einem vierten eine gewiffe Sorglosigkeit und ein Wagegeiſt bei einer sonstigen großen Exactitude herrschte. Und so waren der Abstufungen. ſo viele, als es Regimenter gab. , Ganz eigenthümlich zeichneten sich wieder die Husaren aus, welche die Unbefangenheit und Bravour ihrer Führer, Ziethen, Werner, Belling und Anderer, als ein Vermächtniß erhalten zu haben schie nen. Wer den Fürsten Blücher genau genug gekannt hat,
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der wird sich hiervon einen Begriff machen können ; denn von ihm kann man behaupten , daß er der Typus des preußischen Husaren- Offiziers aus der Zeit Friedrichs des Großen war. Es ist freilich sehr schwer, den Geist eines ganzen Standes, wie der Monarch ihn haben wollte, zu ſchildern, und so manche Nuancen unter allgemeine Gefichtspunkte zu bringen, welche sich in tausendfacher Gestalt verändert dem Beobachter darstellen mußten. Die Originalität der Sache, t so wie die ganze Regierung , und vorzüglich die
welche ,
erhabene, die Fesseln seines hohen Berufs nicht einen Augenblick abwerfende Personalität des Monarchen, vielleicht ohne Beispiel ſeyn dürfte, macht jedoch einen solchen Versuch verzeihlich, so mangelhaft er übrigens auch gerathen möchte. Der König Friedrich der Zweite, welcher als ein praktischer Philosoph, oder eigentlich königlich — d. H. erhaben über den großen Haufen -dachte, und so leben und sterben wollte, haßte bekanntlich Ulles, was ihm ein Vorurtheil zu seyn schien. Er liebte die Freiheit des Geistes, und die Kultur der Wiſſenſchaften und Künſte ; er war aber ein abgesagter Feind aller Pedanterie.
Diese Hauptzüge
seines Geistes , mit deren Erwähnung wir uns begnügen wollen, hatten nun auch einen ſehr großen Einfluß auf die Ansichten und die Geistesrichtung seiner Offiziere. Mochte auch Vieles davon oft nur Nachahmung, ja ſelbſt eine unverdaute Aſſimilirung seyn, so bleibt gewiß, daß fie ftattfand, wie denn ein jeder großer Regent zu ähnlichen Uebertragungen, selbst ohne es zu wollen, Veranlassung gegeben hat. Sah man und hörte man zu jener Zeit einen alten preußischen General, so vergegenwärtigte sich einem Jeden das Urbild der Armee, der König. Ihre Art zu sehen, zu urtheilen und sich zu benehmen, nåherte sich mehr oder weniger ihm, ohne daß es dieſen braven Månnern auch nur von Weitem eingefallen wäre.
Die lange Gewohnheit
einer langen Dienstzeit war offenbar Schuld daran, bewies D 2
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aber zugleich auch, welchen Einfluß der König auf seine. Armee, selbst unsichtbarer Weise, behauptete. Jedermann betrachtete die Ereignisse, wenigstens äußerlich, mit einem gewissen stoischen Gleichmuth , oder vielmehr mit einer Philosophie, wie der König fie übte. Man hat alte Generale, wie z. B. den General - Lieutenant Golz, 1762 in Glogau mit einem philoſophiſchen Heroismus sterben ſehen, der dem Könige felbft Achtung einflößte. Jedermann, der den Geist des Monarchen einigermaßen begriffen hatte, ftrebte nach der Abstreifung dessen, was ihm ein Vorurtheil zu seyn schien. Wenigstens ging die Schaam vor Kleinmuth aller Art sehr weit, wie wir, ohne weiter in umstånde liche Erörterungen uns einzulaſſen, als Zeitgenoß behaupten können. *) Eben so war Jedermann gegen alles , was nach Pedanterie, aussah, höchlich eingenommen, und dergleichen machte weder bei dem König, noch in der Armee Slid. Man liebte, so wie er, das Praktische , das Prompte, das augenblicklich Unwendbare, das Klare und Deutliche, und haßte die Umſtändlichkeit, das gelehrt Ausſehende, das blos Theoretische oder Dunkele und schwer zu Entziffernde.
Und da es nun nicht in allen übrigen Lebens-
verhältnissen oder amtlichen Verhältnissen möglich ist, folch einen Geist der Kürze und Bündigkeit, ſolche Promptitüde und -ſchnelle” Zurechtfindung in verwickelten Dingen einzuführen: so entstand ganz natürlich eine eigne Art, welche man wohl eine kriegerische nennen darf, zu ſehen und zu urtheilen in der Armee, welche fehr oft und gewöhnlich in
*) Bekanntlich hat man dem König den größten Unglauben an Gott und Vorsehung beigemessen. Dies ist aber zuverläſſig ganz anders. Wer sich davon im Kurzen überzeugen will, 1 der lese die Verse, welche der Monarch wenig Jahre vor seinem Tode gedichtet hat , im dritten Supplement- Bande der Oeuv, posth. am Ende des Bandes, mit der Ueberschrift: Unde, ubi, quo?
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Oppofition mit derjenigen der anbern Stände sich befand. Wer weiß es, ob es nicht dieſe originelle Ansicht der Dinge gewesen ist, welche Friedrich den Zweiten → wenn es erlaubt ist, ein solches Urtheil über einen so außerordents lichen Monarchen zu wagen
zu dem Gedanken verans
laßte, daß alle Prozeſſe innerhalb Jahresfrist beendigt seyn ſollten ! Indeß iſt ſo viel gewiß, daß dieſe Urt der Unſicht, und zwar selbst über die amtlichen Verhältnisse anderer Stände, in der Armee allgemein feste Wurzel gefaßt hatte. Mit folchem Geiſte nun, und bei der höchft einfachen Einrichtung aller und jeder auf die Armee Beziehung habender Organiſationen und Adminiſtrationen, bei solcher Abneigung und solchem Ekel gegen langdauernde umſtåndliche Schreibegeschäfte, und vor allem bei dem Vorbilde des Königs , " welcher mit einer unerhörten Eraktitüde und Promptitude ſeinen Staat regierte, und zu großen Reſul3 taten gelangte: wie håtte hier jemals die Burokratie und die peinliche Umständlichkeit aufkommen können,
durch
welche damals schon in andern Armeen die Dienstgeſchäfte eingeleitet und abgemacht, kontrollirt und berathen würden ! Der Hofkriegsrath war in Beziehung auf die preußische Armee Friedrichs eine dermaßen heterogene Veranstaltung, daß man eine folche Erfindung für mehr als ein hors d'oeuvre hielt, und bei aller Mäßigung im Urtheile wenigstens nicht begreifen konnte, wozu denn eine ſolche, ins Unendliche schreibende Behörde gebraucht werde, da man aus Erfahrung fah, daß dergleichen nicht für nöthig zu * erachten sey, und dem unerachtet die Sachen nur um beſto beſſer gingen, und auch im Gange erhalten wurden. Bei einer solchen von oben herab verbreiteten Denkungsart und solchen eigenthümlichen Ansichten, und bei solchen Standesverhältniſſen und ſolcher Standes - Jſolirung mußten nun auch alle übrigen Beziehungen, geſellige und rechtliche, auf eine passende Weise beschaffen seyn .
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Was die geselligen Beziehungen anbetrifft, so war der Offizierſtand gewohnt, und angewiesen, sich als den ersten Stand in der Gesellschaft zu betrachten. Der König sicherte ihm stillschweigend dies Recht, aus den bereits angedeuteten Ursachen, und es trat Niemand auf, es ihm im Allgemeinen streitig zu machen. Es fand alſo eigentlich keine Anmaßung ftatt, wohl aber ein gegenseitiges Fügen in die Natur delikater Verhältnisse. Der Offizier war gewiſſermaßen unvers legbar. Ueberschritt er aber auf eine grobe Art dieſe Grånzlinie, und büßte ſeine Unbesonnenheit die ihm auferlegte Unverlegbarkeit ein: so hatte seine Laufbahn ein Ende, er ward nicht mehr in seinem Stande gelitten.
Da ihm aber
nach den Gesezen der Ehre ein jedes Mittel zu Sicherung seiner Person, wenigstens stillschweigend und herkömmlich, wenn gleich nicht geschriebenen Geſeßen gemäß, erlaubt war: so hielt die Furcht den niedern Theil anderer Stånde in Zaum, und eine Extremitåt kam höchst selten zum Vorschein.
Und da zum geselligen Verkehr überhaupt eine gewiſſe Urbanitáåt erforderlich ist, 1 deren Unentbehrlichkeit jeder Offizier sehr wohl fühlte : so fand in dem feinern Theil der Gesellschaft aus dem Militair- und Civilstande jene gegenseitige Haltung statt, welche den Umgang begehrenswerth macht. Man ließ gern den Offizier bei seinen Prårogativen, und der gebildetere Krieger achtete diese ihn . ehrende und von ihm in allen delikaten Verhältnissen bis zur Granzscheide zu erwiedernde Deferenz.
Die Gesellschaft
befand sich wohl dabei, und man suchte gern die Offiziere, wenige Ausnahmen selbstsüchtiger Kaufleute oder Kråmer abgerechnet.
Dieser Zustand war während der langen
Regierung Friedrichs des Zweiten perennirend, obgleich nur in seiner Monarchie auf die bezeichnete Art vor herrschend, ". und die Standes Verhältnisse des Militairs wurden auch hierdurch ,
der Absicht des Monar-
chen gemäß, auf eine vortheilhafte Art in ihrer Höhe erhalten.
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Was die rechtlichen Beziehungen der Standesverhälts niffe anbetrifft, fo ist schon im Voraus aus dem bisher Erörterten abzunehmen, daß der völlig isolirt stehende Offizierſtand auch einen völlig
abgesonderten - Gerichtsstand
haben mußte. Dieſer Offizierſtand bezeichnete eine Art von Pairſchaft, in welchem alle Mitglieder nach dem Gesez der Ehre einander in diesem Punkt gleich, aber auch zusammenz genommen von allen übrigen Stånden, dieſes Grundſaßes Kriminat - Fålle konnten nur wegen, verschieden waren. (wie auch jezt noch geschieht ) durch ein Kriegsgericht ents schieden werden, deren Mitglieder aus der Mitte des Stan Aber auch alle übrigen Rechtss des entnommen wurden. fålle mußten, wenn auch nicht durch eigentliche für jeden beſondern Fall zu kommandirenden Kriegs- Gerichte, so doch durch eine Militairgerichts - Behörde, dergleichen die Regis ments - Gerichte und das General Auditoriat waren, enta schieden werden. Wenn man annimmt, und mit Grund annehmen muß, daß ein jedes Gericht und ein jeder Richter im preußischen Staat nur nach den Gefehen und mit der möglichsten Uns partheilichkeit einen vorkommenden Rechtsfäll entscheiden kann und wird so ist es im Grunde ganz gleich, durch welche Justiz - Behörde die rechtlichen Angelegenheiten der Offiziere in Civil - Sachen entschieden wurden. Bei einer völligen Nivellirung des Militair - Standes mit den übrigen Ständen scheint es sogar der Sache angemessen und vors theilhaft zu seyn, wenn für alle Staatsbürger ( citoyens) einerlei Gefeße und einerlei Rechtsbehörden vorhanden find, ein Umstand, der aber ſelbſt in dem konstitutionellen Franks reich nicht stattfindet, da es dort noch mehrere Arten von Standesbehörden giebt, nach welchen z. B. ein Pair des Königreichs vor keinem andern als einem besonders dazu / kompetenten Gerichtshof verklagt werden kann. In andern Staaten ist auch schon früher, der Militairſtand den Civila Gerichten unterworfen worden ;
allein in keinem einzigen
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war und ist noch gegenwärtig der Offizier Stand als ein solcher betrachtet worden, welcher vorzugsweise auf den Geſehen der Ehre, auf Ehrbegierde gegründet worden wäre, wie dies unter Friedrich dem Zweiten offenbar und ohne allen Zweifel der Fall war. Hierdurch allein schon war dieser Stand in der Meinung des Regenten und des Volks ` dem Thron nåher gestellt worden, als die andern Stånde, und der Monarch erkannte alle Ehrenrechte, welche bei ihm die Grundlage zu höhern Absichten wurden, um so mehr an, da er felbst im eigentlichen Sinn der erste Offizier ſeiner Armee war. Der ganze Stand, abgeſehen von allen Verhältnissen des Adels, bildete alſo an und für ſich ſelbſt ſchon ein Ganzes, einen höhern Kriegsadel , durch welchen der Geburtsadel erft den Glanz der Vorfahren erreichen konnte. Und es iſt ſchon gesagt worden, daß der König durch die Offiziers , ſeine Armee ſeinen Absichten gemäß zu leiten wußte, und daß der durch den Geist der damaligen preußiſchen Disciplin hervorgebrachte Eindruck dermaßen * groß war, daß er ſelbſt den rohen ungebildeter Fremdling wider Willen fortreißen und ihn ſogar oft zum Patrioten umschaffen konnte. Durch die Armee aber bewirkte der König seine großen Absichten, und erhielt den Staat und die ihm untergebenen Völkerschaften in der einmal errungenen Unabhängigkeit, und im Genuß des Glücks und der Ruhe. Wenn nun in einem solchen Stande, der dies bewirken follte, und auch nach des Königs Zeugniß bewirkte, auch keine ganzliche Abneigung und ein Widerwillen vorhanden gewesen wäre, ſelbſt in Civilsachen den gewöhnlichen Gerichten unterworfen zu seyn ( das unbewegliche Eigenthum i abgerechnet ), so gab es doch noch eine Menge von Gründen, welche es unstatthaft machten, zu dem einmal aufgestellten Grundprinzip und Hauptſyſtem heterogene Beſtandtheile hinzu zu fügen, welche nicht allein zu Kollisionen führen, sondern auch dem Geist des Standes nachtheilig feyn mußten.
Ob nun diefe Gründe zu jener Zeit deutlich
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zu Tage gefördert worden sind, laſſe ich dahin gestellt ſeyn. Daß sie indeß deshalb nicht minder vorhanden waren, und vielleicht auf eine unmerkbare Weise gewirkt haben:
dies
wird hoffentlich aus Folgendem hervorgehen. Wir wollen daher zuvörderſt bemerken, daß in einem Stande, in welchem das Ehrprinzip das vorherrschende seyn follte, auch zuverlässig ein anderer Straf- Coder vorhanden seyn mußte, als für die andern Stånde, und zwar um so mehr, als der kriegerische und ritterliche Charakter des Standes, wenn er anders erhalten werden sollte, eine ganz andere Behandlung nöthig machte, als diejenige für die andern Stånde paßliche ist.
Denn unerachtet ich weit enta
fernt bin zu leugnen, daß der Offiziant, der Kaufmann, der Bürger und auch der Bauer ein lebendiges Ehrgefühl haben müſſen ; so ist doch offenbar dies ein anderes, als das des Soldaten, bei welchem die Mahnung an die Verachtung des Lebens , nämlich in gewissem Verstande genommen, oben an steht ; der Heroismus aber kann und darf nicht einmal das Idol der andern friedlichen Stånde ſeyn. Ein Stand nun, wie wir die Offiziers Friedrichs bisher geschildert haben, muß durchaus eine Menge Gefährdungsmerkmale ſeines Grundprinzips haben , welche den andern Stånden abgehen. Und ob es mir sehr wohl bekannt ist, daß die Offiziere der damaligen Zeit oft die rauheſte und gröbste Behandlung ihrer Vorgesezten erdulden 'mußten, ſo durfte diese doch niemals eigentlich ehrenrührig ausfallen, øder man ſah, troß der strengen Disciplin, den esprit de Corps und die verleßte Ehre in allgemeiner und elektriſcher Bewegung. Der Obere hat dieser mehr als einmal auf irgend eine Weise Genugthuung geben müſſen ; überhaupt aber kamen dergleichen rohe und indelikateHandlungsweisen allemal nur von militairiſchen Vorgeseßten, ziehungen der Disciplin . zu weit gingen, reklamiren,
und in Be-
Man konnte gegen fie, wenn sie
nach den Vorschriften des Reglements
was gegen eine fremde Behörde nicht ohne
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Umstände håtte geschehen können , `und das Gefühl der Ehre wurde niemals verleßt. Unter solchen Umstånden konnte der Straf- Coder für die Offiziers nur Ehrenftrafen oder Lebensstrafen vorschreiben. Leibesstrafen hingegen mußten für alle gewöhnlichen Fålle als entehrend betrachtet werden. Das Gesetz der Ehre kennt auch nur jene Extremitåten.
Derjenige also,
der zu der mittleren Klasse der Leibesstrafen verurtheilt håtte werden müſſen, der wurde lieber aus dem Stande herausgestoßen. Dies ist ohne Zweifel die zum Grunde liegende Haupt -Idee gewesen, bei welcher es aber auch Abstufungen gab. Eine solche Abstufung war der gewöhnliche Arrest, und auch der Festungs - Arrest. Dies find nun allerdings, genau genommen, wohl auch Leibesstrafen ; allein sie sollten, nach Cavans Kriegsrecht, II. Band §. 2699, nicht blos Leibes , sondern zugleich auch Ehrenstrafen seyn, wonach denn auch die Arrestanten behandelt wurden .
Es wurde
also mehr bei ihnen das gekränkte Ehrgefühl, als die Beschränkung ihrer Freiheit in Anschlag gebracht , niemals aber, so lange sie noch wirkliche Offiziere der Armee waren, wurden Maaßregeln zu Sicherung ihrer Personen und Verhinderung ihres Entweichens getroffen. Eine Ausnahme fand nur bei groben Staatsverbrechen und voraus zu ſehender Berurtheilung statt. Es bekam daher die Leibesstrafe des Arrestes ein ganz anderes Ansehen, als die Verhaftung im Civil- Gefängniſſe hat, und milderte demnach die Strafe zur Ehrenstrafe, den delikaten Verhältniſſen des OffizierStandes gemäß. Solche Ansichten nun dürften in die übrige Civilgesetzgebung und Gerichtsordnung wohl nicht füglich einen Ein gang finden können. Der Gesetzgeber wird dort überhaupt weniger auf Ehrenstrafen, als auf Leibes- und Lebensstrafen Bedacht nehmen müſſen, und es werden daher die Leibesstrafen nicht nur einen andern Charakter annehmen, sondern sie werden sogar in den meisten Fällen nicht einmal
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die Wirkung von Ehrenstrafen an sich tragen dürfen. Das Gesetz kann auch in dem Civilrecht nur wenig Rücksicht auf das Gefühl der Bestraften nehmen , und muß deshalb in den Verhaftungen, in Haltung der Verhafteten und Sicherstellung ihrer Person, so wie in der Verhinderung ihrer Entweichung , lediglich allgemeine Maaßregeln vorschreiben, welche hingegen bei Ehrenstrafen wohl der Gattung (Genus ), aber nicht der Art ( Species ) nach stattfinden dürfen, und auch nicht können, wenn nicht dieſe Gleichheit i Wer diese Ansichten zur Ungerechtigkeit ausarten soll. weiter verfolgen will, der lese die Akten von abgehaltenen Kriegsgerichten damaliger Zeit und die Anwendung der Gefeße auf Militairvergehen, und vergleiche ſie dann´ mit den Urteln` der Civilgerichtshöfe in åhnlichen Fällen. - Es wird sich hieraus ergeben, daß bald das Militair-, bald das Civil 2 Gericht denselben Fall strenger oder gelinder abgeurtelt hat, und daß diese Verſchiedenheit keinesweges aus einer unrichtigen Anwendung der Gefeße, ſondern von dem Standpunkt herrührte, auf welchem sich die Richter befanden.
Alle diese Umstände zusammengenommen, welche auf der Eigenthümlichkeit des Offizier - Standes unter Friedrich dem Zweiten beruhten, verhinderten nun, die Offiziere in Civil- Rechtsfällen, dergleichen Schuldsachen und mehrere find , den Civilgerichten unterzuordnen . Diese lehtern, welche nur auf Leibesstrafen erkennen können, befanden sich nämlich in Oppoſition mit dem Geiſt des Standes, und es konnte ihnen also nicht überlaſſen werden, dieſem durch ihre Befugnisse zu nahe zu treteń. Dahingegen gehörten die Pupillen in Vormundschaftssachen, und der Besißthum der unbeweglichen Güter zu ihrem Ressort, und zwar natürlicher Weise, weil es hierbei auf Sachrechte, aber nicht guf Personenrechte ankommt. Nach diesen Unsichten gestalteten sich also die RechtsAngelegenheiten der Offiziere, und waren bei ihnen enger
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mit der Gerichtsbarkeit über ihre Personen nach den Geſetzen der Disciplin, als in andern Stånden verbunden. Hierin lag also auch das Hinderniß, die Civilbehörden als den kompetenten Gerichtsstand der Offiziere zu betrachten.
Es.
ſcheint mir auch aus allen dieſem klar hervor zu gehen, daß dem Könige Friedrich dem Zweiten die Nivellirung der Verhältnisse des Offizier- Standes durchaus nicht der Sache angemessen geschienen haben würde.
Und wenn nach ihm
andere Grundſåße an das Tageslicht gekommen sind, so scheinen diese mit dem Ganzen nicht mehr in der alten und mich dunkt heilsamen Uebereinstimmung zu seyn. Es ist sogar möglich, daß das System, alle Stände zu nivelliren, in neuern Zeiten viel zu weit ausgedehnt worden ist, und seine Entstehung dem verdächtigen Prinzip, der von den Franzosen versuchten Gleichheit, zu danken hat. Das wahre Rechtsprinzip für alle Stånde eines Staates ist wohl : daß ein jeder Stand das Seinige zur allgemeinen Wohlfahrt beitrage. Hieraus folgt aber noch nicht, daß alle Stånde gleiche Standesverhältnisse und gleiche daraus abgeleitete Es scheint mir sogar, Rechtsverhältnisse haben müſſen. daß dies unmöglich ist ; und wenn ich die Natur unſers Vaterlandes und die Art in Anschlag bringe, mit welcher Friedrich der Zweite den Soldatenstand behandelte, und durch ihn seine Endzwecke, mit diesen aber das allgemeine Wohl beförderte ; so gestehe ich, daß die Neigung zu solchen Ansichten mehr für sich hat, als eine entgegengeseßte.
Denn
für die erstern sprechen glückliche Fakta, Thatsachen, auf welche die Natur, die Existenz und die Selbstständigkeit des Vaterlandes nach seiner individuellen Beschaffenheit sich gründet.
Die zweiten Anſichten aber find nicht nur noch
nicht erprobt, ſondern ſie arbeiten dem herrschenden Trieb nach Unabhängigkeit in die Hånde, und die weiſeſten Regierungen in Europa sind bemüht, diesem Triebe eine andere Richtung zu geben.
Ich kann daher mich des Gedankens
nicht enthalten, daß hiermit eigentlich die Hintertreibung
1
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ierin sban
alles Nivellirens der Stånde verbunden seyn, und man sich heut zu Tage gar nicht fürchten sollte, den so sehr und ungebührlich verschrienen Kastengeist zu erzeugen, wenn nur die Regierung die oberste und neutrale Leiterin deſſelben zum
geben, ung de Er Sade achi
allgemeinen Besten bleibt. Diese Bedingung ist allerdings bie conditio sine qua non ; übrigens aber kann ein Standesverhältniß, welches so genau vom Throne aus beobachtet werden kann , als das des Offizier - Standes,
find, alten und
um so weniger gefährlich werden, so lange es das Grund-
Bi
Grundbegriff jede Hinterlift und jeder Mangel an Loyautåt als völlig unverträglich betrachtet werden kann.
nivellin
en ist, und er von den
Das wor
prinzip der Ehre vor Augen behålt ,
indem mit dieſem
Unter der glorreichen Regierung Friedrichs des Zweiten fügten sich alle Stånde in das ihnen vorgezeichnete Geleis, wie wir schon bemerkt haben ; der Offizier stand nach dem
It wohl:he n Wohlfahrt alleGrint
bisher Erörterten isolirt da. Dies ſchadete keinesweges, sondern es nüßte dem Ganzen.
us abgeleit mt mit fog
gen und rechtlichen Beziehungen eine originelle Haltung, einen eigenthümlichen esprit de Corps bekommen, und es eihe r n e he ist dies dem großen Königeg auch völlig dgelungen. Natürank , welc lich aber ist es , daß der We und die Ge
Natur wie e, mit wel
Der Offizier sollte im Denken und Handeln, in geſelli-
ein so großer Kopf ſich vorzeichnete, nicht nur ein Ganzes handelte, m en Glieder stematisch er das allen ist , in welche sich alle einzeln sy v n ich n , daß ein oberrigung zufor einigt finde ; sonder es ist auch natürl er uchba ngefeste.Dm Nächlich Blick auf viele in neuerer Zeit als unbra d n r e nete säße ist widerstreb bezeich Grund Thatsachen, und dem Zeitge
eit nicht sogleich das Rechte und das Wahre zu finden vermag. lbstständigk d t ei giebt benn zu dunendlich schiefen Urtheilen nh Veranlass fe af esch f Dies un uten wollen lung , deren Ungr ich nur habe ande , ohne b nicht nur n e end Sache, welches nicht der Mühe lohnt, völlig zu n Serrsch Bri nerdie schöpfe . die weiffe sse andern Stånältni Verhältnisseerzu Waren nun dievegeselligen Triebe eineandeer i e uf eine eigen s rh t h t d e c n h n a i n e c b s e a der Offiz d i e u e R , d G d n n isse bung umliche Art beſchaffe ; so waren es die Verhältn der h -die Hintertrei
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Glieder dieses Standes
unter
einander nicht
minder.
Hierüber finde ich mich verpflichtet, noch einige Gedanken nieder zu schreiben. Rang, Dienstzeit und Erfahrung hatten natürlich auch in der damaligen Armee ein Uebergewicht in dem geselligen Verkehr, aber ein um desto größeres, da gewöhnlich der am Range åltere auch zugleich der an Jahren åltere war. Dies bildete eine Art von Familien - Verhältniß, und der am Range niedrigere Offizier bezeigte dem höhern eine desto zwanglosere Achtung .
Allerdings blieb immer der Abstand
deutlich, nur hinderte er jene Steifheit, nach welcher in der ......schen Armee der Premier Lieutenant z. B. den Sekonde Lieutenant behandelte, und welche in das Korporalmåßige fallen konnte.
Die Obern ehrten in den Jüngern
dagegen ihren Stand, wie es oben in einer Note die beigebrachte Anekdote aus Königsberg bezeugt. Es hieß: ,, er ift Offizier, " und dies schlug jeden Mangel an schonender Delikatesse nieder. Diesen Ansichten gemåß herrschte, allen bemerkbaren Abstufungen des Ranges unbeſchadet, eine gewiſſe Gleichheit im höhern Verstande, welche durch die Voraussetzung baſirt wurde, daß ein jeder Offizier als solcher zu einem Ehrenſtande gehöre, deſſen Rechte man überall anerkennen müſſe. Es ist bekannt, daß zu jener Zeit keine besondere äußere, an der Uniform befindliche Abzeichnung des Ranges bemerklich war. Und es scheint beinahe, daß dies sogar dem Geist des Standes gemäß gewesen sey. Im eigentlichen Dienst und in Reih und Glied konnte man ohnehin den höhern Offizier von seinen Untergebenen sehr wohl `unterscheiden ; und in Gesellschaft war man theils sehr bald orientirt, theils nahmen es die åltern Offiziers hier so wenig als an öffentlichen Orten den jüngern übel, wenn sie ungekannt von diesen mit einer gewiſſen kameradschaftlichen Gleichheit behandelt wurden, überzeugt, daß der jüngere, sobald er seinen Irrthum gewahr wurde, auch sogleich sich
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nde:.
in die ihm gebührende Haltung zurückziehen würde.
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júngern Offiziere fanden dadurch eine Gelegenheit und eine Warnung, sich stets in den Schranken der Bescheidenheit
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zu halten ;
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gewicht ihrer Erfahrung und Dienstkenntniß auf eine delikate Weise bemerklich zu machen, ohne nöthig zu haben, die Verhältnisse ihres Ranges vorzuschieben, oder gar solche
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und die åltern wurden veranlaßt, das Uebers
zur Schau zu tragen. Die Generale waren nicht nur als solche durch den Hut mit einer darin liegenden weißen Strausfeder im Allgemeinen bezeichnet, ſondern ſogar auch noch persönlich kenntlich, weil sie ihre Regiments- Uniform Diese konnte , seltene Ausnahmen abgerechnet, trugen. nur ein Einziger durch den Hut bezeichneter General tragen. Die Uniformen waren sehr von einander abstechend und all-
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gemein bekannt.
Hatte daher Jemand einen General, deu er persönlich nicht kannte, aufzusuchen, so konnte er ihn sogleich an jenen beiden Kennzeichen erkennen, und brauchte ihn nicht erst nach seinem Namen zu fragen. Diese Auszeichnung der Generale, bei sonstiger völliger Gleichheit in ihrer Kleidung mit dem jüngsten Offizier ih res Regiments, hatte etwas Eigenthümliches an sich. Sie erhob die Generalitåt über alle Offiziere persönlich, ohne ihren Standpunkt in der Armee als abgesondert, und als ſolchen an und für sich anmaßend darzustellen ; sie blieben den Truppen nahe verwan aber eigene höhere dt, und schiene keine herKaste ern ur ls Befehlsnh n von gleic Aba n 3u bilde , sond kunft ihren Offizieren auf dem Wege der Ehre veran gehen zu sollen. Man kann diese Vorstellung nun auch wohl mit Allein alseiner besondern Generals - Uniform verbinden. dann gleicht die Abstufung mehr den gewöhnlichen Verhält nissen des bürgerlichen Lebens, in welchen der Vornehmere reichere Kleider zu tragen pflegt, als der Geringere. Wie dem auch sey, so ist die Auszeichnung durch die Kopfbekleiquen eresandere leine re für edler gehalten hworden, als dung vononjeher a r e d v e r d e e ch 1 Klei , und nac dies durch beſ
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Borstellung wurden ohne Zweifel die Helmverzierungen, die Barete, die Fürstenhüte und die Kronen erfunden. Genug, nur in andern Armeen existirten früher die scharfen Rangbezeichnungen, nach welchen man auf den Schultern den Lieutenant, Kapitain, Major und so weiter, ſelbſt jede einzelne Abstufung , z. B. vom Brigade zum DivisionsUnd auch jezt General und Feldmarschall ablesen konnte. giebt es nur vier Bezeichnungen in der preußischen Armee, den Subaltern , den Kapitain , den Staabsnämlich Der Major und der Obrist, der Offizier und den General. Generalmajor und Feldmarschall find in der alten Gleichheit nicht zu erkennen.
Ja, während bei andern Truppen die
Epaulets als ein zum Kleide gehöriges Stück betrachtet werden, und bald von Silber, bald von Gold ſeyn können, sind die preußischen nur dem alten Feldzeichen gemäß, weiß und schwarz : ein Nachhall des Alten, welchem selbst die Mode, nach dem Willen des Monarchen , ' hat weichen – müssen. Befand der preußische Offizier unter Friedrich dem Großen sich nun in jenen zarten, barum aber nicht weniger. mächtigen åußern Formen : so waren die innern Verhältnisse desselben gegen Höhere oder gegen in gleichem Range stehende Offiziere deshalb nur um desto mehr ausgebildet. Das jenige Benehmen und diejenigen Sitten, welche in andern Urmeen noch als tolérable gelitten wurden, -wurden in der preußischen Armee als Plattitüden und Gemeinheiten betrachtet, die man verachtete, wo man fie fand. Kein Subaltern, kein Adjutant ließ sich herab, seinem Vorgesetzten die Dienste eines Dieners zu erweisen, und kein einziger der jüngsten Offiziere erlaubte sich, in kameradschaftlicher Gemeinschaft mit den Unteroffizieren und Soldaten zu leben. In der .... schen Urmee traktirte eine Wache noch im Jahr 1806 ihren Offizier des Morgens mit einem Frühstück von Semmel und Branntwein ; in der preußischen Armee wäre dies sonst und auch gewiß noch jezt als eine Art von
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Freilich infamirender Vertraulichkeit betrachtet worden. wurde bei den ....noch im J. 1813 der Diebstahl unter den
Rang der
Offiziers nur mit einigen Peitſchenhieben auf die Finger bestraft, und so mag es allerdings höchst unrecht seyn, ein
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Korps, wie das der preußischen Offiziers noch gegenwärtig Dies sollte aber auch ist, mit jenen vergleichen zu wollen. nicht geschehen, sondern nur durch diesen großen Kontrast
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bemerklich gemacht werden, bis wohin der Offizier - Stand finken kann, wenn ihm das Gefeß der Ehre fremd wird. Der preußische Subaltern hielt sich in seinen Schranken; Kapitain, der Staabs Offizier desgleichen ; indem jede der Abtheilung für gewöhnlich meist unter sich lebte, wenn ſie gleich mit höhern Offizieren in öftere gesellige Berührung kam . Allein keine Kante, keine Ecke dieser Abstufungen
führte zu steifem Ceremoniel oder zur gemeinen Unterwürs figkeit : ein jeder kannte seine Würde als Offizier. Man ging ungezwungen nach Neigung, Abstand und Verhältniß mit einander um. Der Ehrenpunkt erhielt das Band der dienstlichen und geselligen Verbindung . Jeder erkannte die Pflicht, einen andern, deſſen Rangverhältniß denselben auch
Ranget stehen ebilde . 2 elche in ante wurden in
nur um einen Tag über ihn erhob, zu ehren, und es war darin ein Wettstreit sichtbar, dies besonders in höhern Verh ssen ehr u arkiren s hältni z m . Endlic ist noch eine Bemer gen ü f u z stand etrifft e kung hinzu , welch jedoch einen Gegen b , n e b i e n t ß ä der sich weit besser fühle als beschr l .
ei Gemeinh ie fand . seinem Vorge
Man nåmlich zu dem Wesen eines wahren n forderte iers ine gewisse Würde , etwas Edles in ische e Offiz preuß n e ngen sse es ench lung innu d d s n e n B a d , eine Noble G u H
und kein einzige mens und des Anstandes, wie sie nur eine gute Erziehung, ftlic oder wenigstens das Gefühl eignen Werths zu geben vermag. ameradscha ge 1 mäßi n e Alles Entgegengesetzte alles Gemeine, Hande ntenhiervon, alſo Soldacthe zu lebe le isch s d k d u r , alles Båür ssen oder Pöbe un St we Ba mod a l n k er Volks nmal e n nit einemFri hafte , waesn an der deanrtnied weis nu ei s s g d n g n lu ebe kun schen und Hand . aunch nur ankl preußi te Den re l treif rm e s e U i i u e s e n r å b e eines . Di Ma : di wa ein Gr vor et als eineArt
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" Gevatter Seifensieder und Handſchuhmacher, “ ſo noth wendig und nüglich auch diese und andere Handwerksgenoffen seyn mögen, wurden verachtet, während man in andern, selbst deutschen Armeen, sonderlich die Subalternen, mit Leuten der niedern Stånde verſchwistert und verschwågert en freres et Compagnons teben sah.
Der
preußische Offizier hingegen sollte, selbst wenn er auf sein Traktament von 6 Thalern monatlich reduzirt war, wachend und schlafend, in Kleidern und in Gewohnheiten, im`geſelligen Scherz und in ernsthafter Unterhaltung niemals vergeffen, daß er eine würdevolle und ausgezeichnete Stellung einnehme, und sich in allem feinem Thun und Laſſen mit jener edlen Haltung benehmen , welche sich selbst in beschränkten Glücksumständen erkennen läßt. Mußte er auch schlecht leben, effen und trinken, und sich manches Vergnügen versagen : so war doch der Typus seines Standes, wie er seyn ſollte, in den allermeisten Mitgliedern eines Offizier-Korps wieder zu erkennen, und in ihren Zuſammenkünften und äußern oder innern Verbindungen sichtbar. Es ist dies kein Loblied, sondern es beruht solches auf Fakta. Einzelne Ausnahmen wollen nichts fagen, besonders da sie in Wahrheit höchst selten waren, und die in dieſe Kathegorie : gehörenden Individuen ins Verderben führten,
Unter dem
großen Könige gab es sogar ein besonderes , von aller äußern Haltung, als Anzug, Tragen des Körpers u. s. w. unabhängiges Air (hier unüberseßbar ), von welchem man sagte: ,,dieser ist ein wahrer preußischer Offizier, " eine Redensart, welche ich oft damals von Aeltern über Jüngere, und umgekehrt äußern gehört habe ; zu machen, führen.
dies deutlicher
möchte zu einem weitläuftigen Kommentar
In einer solchen Armee ward die Kunst, zu befehlen, sehr erleichtert durch die Bereitwilligkeit der Untergebenen, zu gehorchen. Als aber dieser wahre Geist der Subordination nachher zu verrauchen anfing, und die Bande der Ab-
67
cher," so noth
hängigkeit lockerer wurden, entstand allmålig in den Ge-
-e Handwerksge sährend man in ch die Subalte
horchenden erst eine heimliche, dann eine öffentlich hinter dem Rücken des Befehlshabers sich offenbarende Opposition.
wiftert und ve leben sah. Dr
wenn er 1 aufse zirt war, wachen!
nheiten, im gesel ung niemals
Die Spuren hiervon zeigten sich bereits in dem Kriege von 1792 bis 95, und noch mehr von 1806. Dieser Krebs, welcher durch die jeht weit ſchwieriger gewordene.Kunst zu befehlen sowohl, als durch das aufgehobene Gleichgewicht zwischen Dienstzeit und Avancement noch weit mehr um sich zu fressen droht, ist ein Gift, an welchem eine Armee ihren Untergang finden kann. 4 3u Friedrichs des Zweiten Zeit hatten alle Subordinations 2 Verhältnisse eine Ehrwürdig
zeichnete Stellung un und Laffer a
keit, und eine unveränderlichkeit durch die unwiderruflich
che sich selbst i
festgestellte Anciennitåt und Dienstzeit.
lást. Must und fich made Typus seines E n en Mitglieder d
nahmen ſehten voraus, daß der König, der jene Verhältniſſe ehrte und schüßte, nur durch eine eklatante That eines
Denn die Aus-
Offiziers bewogen werden konnte, ihn außer seiner Tour zu befördern, und ſo das Verdienst in seltenen Fällen einer
nd in ihren Zuis en rbindung fichth s he ht folc auffa s en, befonder wi e in diese Kathen
größern Würdigkeit vor den wohl und schwer erworbenen Ehrenstufen anderer verdienter Männer vorzuziehen. Das
führten. Unter s ſondere , von it des Körpers uit
finnungen, die sie vor allen Heeren auszeichnete, und eine
Bewußtseyn,
welches jeder hohe und niedere Offizier von
diesem Zusammenhange der Dinge in seiner Brust fühlte, n gab der Urmee einen gerechte Stolz, eine Hoheit der Gez
dieser Stellung angemessene Benehmungsweise gegen ihre Standesmitglieder.
), von welchem n scher Offizier," i on Aeltern über
lebten, mußten auch die Streitigkeiten, wenn sie PrivatAngelegenheiten betrafen, sämmtlich das Höchste, was der
pabe; dies de n duftige Romment
Offizier kannte, sein Ehrgefühl, in Anspruch nehmen, und' konnten also auch nur nach den Gesehen der Ehre entschieden
ie Kunst, zu befehl ben keit der Unterge t r s Gei der Sube ti and die Bandebr
Bei Leuten, welche in solchen Verhältnissen zu einander
werden.
Ich komme hier auf einen äußerst verwickelten
Punkt, den ich, so gut es auf eine kurze Art möglich ist, auseinander zu ſehen versuchen werde, nämlich auf die Genugthuung durch das Duell.-
€ 2
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Gewöhnlich wird dieser Zweikampf als Selbst- Rache, und alſo als ein Eingriff in die gesellschaftliche Ordnung angesehen, in welcher das Recht nur durch die dazu beſtimmten Behörden gesprochen werden könne. Dieser Vorstellung zu Folge ist daher das Duell durch positive Geseze verboten, und mit schwerer Bestrafung verpånt.
Diesem uners
achtet , und obgleich die Strafe unnachsichtlich vollzogen wird, fallen dennoch faſt tåglich Duelle vor ; ja oft ist man fogar verbunden, das Begnadigungs - Recht als offenbare Eludirung des Gesetzes eintreten zu lassen. Schon diese Erscheinung allein sollte die Gesetzgeber stußig machen, und fie veranlaſſen, einen andern Weg zur Ausrottung dieser allerdings höchst unangenehmen Sache einzuschlagen , da offenbar nicht immer die Roheit der Sitten die Veranlassung zu den Duellen ist. Allein der Jurist sieht gewöhnlich nur das Unrechtmäßige, das irgend ein Individuum in einem policirten Staate, ſein eigner Richter zu seyn, ſich anmaßt, und hålt den Grund dazu für eine auf Vorurtheil ruhende falsche Vorstellungsart, ohne weder die Natur dieſes ſogenannten Vorurtheils nåher zu prüfen , noch anderweitige Mittel aufsuchen zu wollen, wie demſelben auf eine wirksa mere Art beizukommen sey. ` Hierbei scheint ein großer Irrthum obzuwalten. *)
Der zum Unterbefehlshaber gingefeßte Kriegsmann, dem ein Schimpf angethan wird, sieht sich eben sowohl durch die öffentliche Meinung der Mitgenoſſen ſeines Standes genöthigt, sich Genugthuung , und , wie im Naturzustande, Bestrafung des Beleidigers, nicht durchs Geset vor einem Gerichtshofe, sondern durch das Duell, darin er sich selbst der Lebensgefahr ausscht , zu verschaffen , um seinen Kriegsmuth zu beweisen, als worauf die Ehre seines
*) Siehe Metaphysik der Sitten , von Kant, erster Theil, pag. 205.
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5 Selbst:Rache
Standes wesentlich beruht, sollte es auch mit der Todtung
ftliche Ordnung
feines Gegners verbunden seyn, die in diesem Kampfe, der öffentlich und mit beiderseitiger Einwilligung , doch auch
ie dazu bestimm
Dieser Vorstellung
Eve Geseze verhe - Diefem une
ichtlich vollzog
ungern , geschieht, eigentlich nicht Mord ( homicidium dolosum ) genannt werden kann. Was ist nun in bei den (zur Kriminal - Gerechtigkeit gehörigen ) Fällen RechHier kommt die Strafgerechtigkeit gar sehr ins tens ?
r ; ja oft istmu
Gedränge : -entweder den Ehrbegriff ( der hier kein Wahn
echt als offenbar
ist ) durchs Gesetz für nichtig zu erklären, und so mit dem Tode zu bestrafen, oder von dem Verbrechen die angemessene .
n.
Schon die
uhig machen, un
Ausrottung die einzuschlagen, i die Veranla
ht gewöhnlich ividuum in eines
Todesstrafe wegzunehmen, und so entweder grauſam oder nachsichtig zu seyn. Die Auflösung dieses Knotens ist : daß der kategorische Imperativ der Strafgerechtigkeit ( die gesetzwidrige Töötung eines Undern müſſe mit dem Lode bestraft werden ) bleibt, die Gesetzgebung selber aber ( mit-
ſeyn, sich anme Borurtheil refe
hin auch die bürgerliche Verfaſſung ) so lange noch als bars bariſch und unausgebildet daran Schuld ist, daß die Triebfedern der Ehre im Volk (subjektiv ) nicht mit den Maaß-
Natur dieses fo noch anderwei
regeln zuſammentreffen wollen, die ( objektiv ) ihrer Absicht gemåß sind, so daß die öffentliche vom Staat ausgehende
en auf eine wife
Gerechtigkeit in Ansehung der aus dem Volk eine Unge = rechtigkeit wird. Das Gefühl für Recht und Unrecht ist ohne Zweifel dem
int ein großer
fette Kriegsman fich eben fon noffen seines S , wie imNet
nicht durchs & as Duell, dari u verschaffen,
aufdie Ehre fri
Kant, erfter Thi
Menschen angeboren,
und nur ihm allein verdankt alle,
Rechtswissenschaft ihre Entstehung . Eben so ist das Gefühl für Ehre und Schande dem Menſchen natürlich, und sogar in der Liebe zur Tugend und im Abscheu vor dem Laſter sichtbar. Nationen, denen jenes Gefühl für Ehre und Schande abgehen könnte, diese würden weder prosperiren, noch zu irgend einem Grade der Ausbildung gelangen, und einzelne Menschen , welche nicht mehr fåhig wären, vor ihrem eigenen Richterstuhl zu erröthen , sind unter allen Jedermann wird zugeben, daß zu Werth herabgefunken . diesem Erkenntnißvermögen es keiner Aussprüche eines Tribunals bedarf, indem jene Gefühle für Recht und Unrecht,
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Ehre und Schande, ganz genau mit ten Aussprüchen eines innern Richters, des Gewissens, zuſammenhängen , und völlig als subjektiv zu betrachten sind. Nun ist es natürlich, daß Jedermann nicht nur diese innere Stimme hört, fondern auch von seinen Nebenmenschen dafür gehalten seyn will, eine innere Zustimmung mit seinen Handlungen zu empfinden, und hieraus entsteht die jenem subjektiven Gefühl untergeordnete objektive Werthschäßung , welcher der Mensch über seine Person von Andern gewiß seyn will.
Da
nun die Quelle folcher Aussprüche unabhängig ist, so ist es auch unmöglich, die lehtern positiven Gesehen zu unterwerfen. Dahingegen wurde bisher die Ehre als diejenige Meinung definirt, welche lediglich Andere von uns haben follten. Aus diesen wenigen Gedanken scheint schon hervor zu gehen, daß die gesetzliche Festsetzung dessen, was die Ehre sey, und wie sie bewahrt werden solle, als ein Gewissens zwang angesehen werden muß, und daß gegen diesen Eben so der freie Wille sich in jeder Zeit empören wird. leuchtet ein, daß über einen innern höchsten Richter kein menschliches Tribunal gesetzt werden kann, weil ein solches zwar seine Entscheidungen durchsetzen , aber niemals die Ist dies nun nicht mögUeberzeugungen feststellen kann. lich, so kann auch kein Gericht über eine Ehrenfache aburteln, sondern der Spruch muß auf einem andern Wege herbeigeführt werden. Dieser Satz ist durch die Erfahrung über die Nullitat alter Tribunale in Ehrenstreitsachen völlig erwiesen, und auch die Ursache, weshalb den Duellen durch Und da bei dem Solkein Gesetz gesteuert werden kann. daten die erste Eigenschaft der persönliche Muth und die Verachtung der Gefahr ist, so würde dieser Stand auf die unterste Stufe herabsinken, wenn es möglich wäre, eine Ehrensache durch richterlichen Ausspruch abzumachen, weil zwischen der Erhaltung der Ehre, nur subjektiv betrachtet, und jeder erdenklichen Gefahr gar keine Vergleichung statt
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ussprüchen eines enhangen, und un ist es natur 1 e Stimme bort
ir gehalten fen Handlungen
n subjektiven G ung, welcher te
finden kann und darf, ohne zur offenbaren Feigherzigkeit und eben dadurch zur Nichtswürdigkeit hinzuführen, welche der ersten Eigenſchaft eines Soldaten, und insbesondere des Offiziers, widerstreitet. Da ich mich nicht weiter in Erörterung diefer Ængele= genheit für einen gegenwärtigen Zweck einlaſſen kann, sø bleibe ich hier stehen, und bemerke nur, daß diesem Gedanken gemäß das Duellwefen betrachtet werden möchte,
6 seyn will. 2
wenn man daffelbe ausrotten wollte.
ngig ist, so it hen zu unterwe
keineswegs zugegeben, die Sache beruhe auf einem Vorurtheil, so kann dies doch nur durch eine größere Entwickelung
re als diejenig
und Erfahrung der Menschen untergraben werden , nicht
e von uns haba
aber durch gesetzliche Machtsprüche, welche nicht allein die Majeſtåt der Geſetze kompromittiren, sondern auch höchft üble Folgen haben würden, wenn ihnen, besonders in dem
schon hervor n, was die Ch als ein Geri
daß gegen di wird. Eben hsten Richterki , weil ein fold aber niemals
5 nun nicht a Drenfache abur
ru Wege herbe Te Erfahrung ftreitfachen vis den Duellenburd
Ehrenstande
des Offiziers ,
Denn gefeht, aber
buchstäblich Folge
geleistet
würde ; und eine Desorganiſation dieses Standes, welche durch aumaßende Entscheidung über das Ehrgefühl unause bleiblich eintreten würde, kann kein Rechtslehrer in dieſem Fall einem Staate anrathen, in welchem der hier gewiß falsch verstandene Sag: fiat justitia, pereat mundus, feinen Sinn verlieren müßte, wenn der Fall eintråte, daß Juftitia dadurch ein weit höheres Intereſſe des Staats zu Grunde richtete. Um aber auch gegen die Duelle gefeßliche Maaßregeln zu ergreifen, würde ich vorschlagen, sie unter gewissen gesetzmäßig bestimmten Formen zulässig finden zu laffen. Der gleichen wäre z. B. die Vorschrift, daß die Duellanten ihrem Borgesetzten ihren Streit. melden, und entweder ihm, oder
da bei dem S
The Muth und Ter Stand auf
öglich wäre, in abzumachen, mi iv ubjekt betracht ichung lat Bergle f
einem ihnen vorgeschlagenen und von ihnen gewählten Kampfrichter schlechterdings den Grund und die Ursache ihres Zwifts anzuzeigen verbunden wåren, widrigenfalls kein Duell stattfinden, sondern eine harte und herabwürdigende Strafe folgen müßte. Hierdurch wurden alle Raus fergien im Trunk oder um anderer geringfügiger, auch wohl
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niedriger Ursachen vermieden, und allen etwanigen bretteurs ein Maaß und Ziel gesezt werden. Wer aber dennoch um folcher nichtsbedeutenden Ursachen sich durchaus schlagen wollte, dürfte das zwar thun, nur würde dem Kampfrichter die gesehmäßige Pflicht auferlegt werden , solches anzuzeigen, wo denn der unnüße Schläger bei dem ersten oder dem zweiten oder dem dritten Male aus dem Offizier - Korps Auch würde es die Pflicht des entfernt werden müßte. einer Applanirung fähigen s jedem bei , seyn Kampfrichter Duell eine Versöhnung zuerst und anhaltend zu verſuchen, welche durch die Autorität des Kampfrichters und der gewählten und von ihm beſtätigten Sekundanten nicht nur eine gesetzliche Kraft, sondern auch eine dem Ehrgefühl Aller angemessene Sanktion erhalten würde, von welcher keine weitere Appellation, nämlich an die Meinung Anderer, Uebrigens müßten alle außer diesen Formen stattfånde. unternommenen Duelle als Verbrechen bestraft werden, die gesehmäßigen hingegen öffentlich vollzogen, die Zeit, der Drt, die Waffen bestimmt, und lettere: geprüft, endlich ´aber jedem zu weit getriebenen Kampf und jedem unwůrdigen Benehmen aus Rache augenblicklich ein Ziel geſeht, und Es würde allerdas lehteré zur Strafe gezogen werden. dings ein eigener Duell- Koder entworfen werden müſſen, So viel aber worauf ich mich hier nicht einlaſſen kann. ſcheint mir deutlich zu seyn, daß diese Art die einzige Mez thode feyn dürfte, zuerst die Duelle unschädlicher und ſelAlle tener zu machen, dann aber sie ganz auszurotten. Schritte hingegen, welche darauf abzwecken, den Zweikampf geseglich zu verbieten, und dagegen mit Gewalt aufzutreten, werden ihres Endzwecks verfehlen , weil sie gegen die innern Ueberzeugungen der Menschen verstoßen ; Heiligthümer, von deren Daseyn vielleicht nicht Jedermann überzeugt ist, welche dem unerachtet vorhanden sind, und auf die oben erwähnte, obgleich unmerkliche Art mit den Funktionen des Gewissens Follidiren. Man sage nicht, daß die chriftliche Religion ſich
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anigen bretteurs aber dennoch un
der Zulassung des Zweikampfes widersehe,
und daß die
Wiedereinführung der sogenannten Gottesurtheile früherer barbarischer Zeitalter ein schlechter Beweis dagegen sey.
urchaus schlagen dem Kampfrichte folches anjuj
Die christliche Religion verbietet nur Haß und Rache, nicht aber die Erhaltung der Selbstachtung und der darauf gegründeten Ehre. Sie gebietet dagegen, für höhere als
m ersten oder des
n Offizier -Kons
bloße irdische Güter,
3 die Pflicht d
fonst aber den Leib und das Leben aufzuopfern,
planirung fähiga end zu verſuce Trichters und te
gestattet die innere Stimme und den innern Ausspruch über
nur nicht die innere Ueberzeugung, und sie
das, was recht, gut, edel oder niederträchtig ist, höher zu achten, als das Urtheil der Welt. Sie erlaubt ferner den
danten nicht nu
Staaten Einrichtung zu ihrem Wohl und zur Bewahrung
m Ehrgefühl k von welcher fin
der Selbstständigkeit und der Aufrechthaltung des dem Ganzen angemessenen Geiſtes der Stånde ; fie erlaubt ſogar gerechte Kriege. Eben dasjenige, was die Erhaltung der National - Ehre ist, eben dasselbe ist die Erhaltung der indis viduellen Ehre, mit dem Unterschiede, daß über die lehtere
Neinung Under
er diesen Forma
traft werden, en, die Zeit,de
die Menschen aus Nichtachtung des Einzelnen, Schwächeren, Geſetze gegeben und Richter eingesetzt, über die erstere aber kein Tribunal vorhanden seyn kann . Wäre der Umstand
geprüft, enbli d . jedem unwin
* Biel gefeht, Es würde ale
allgemein anerkannt, daß es Fålle geben kann, in welchen kein Richterſtuhl auf Erden die Streitigkeiten zweier Mens
1 werden mi 7. So viel che
schen zu entscheiden vermag : so wäre die Sache abgemacht,
t die einzige M r hädliche und je n k e t t szuro . I
Ehrenfachen, welche ihren Grund im Innern der Menschen * oder ebenfalls im Gewissen haben, zu der Kathegorie der jenigen gehören können, über welche nicht erkannt werden
, den Zweikam walt aufzutreten, gegen die innen ümer Heiligth , ven t g erzeu ist, wel e oben erwähnt,
en des Gewillend on iche Religi fid
und es würde sich bald finden, daß nur Gewissenssachen und
kann.
So lange man aber den Kampf eines Volkes für
seine National - Ehre und für die Freiheit seiner Gewiſſen als wegzuleugnende Fakta ansehen, und noch weit weniger geneigt seyn wird, von dem Ganzen auf das Individuum zu schließen : so lange dürfte die obige Anſicht verworfen, und es dürften dagegen aus der Jurisprudenz und der Gottesgelahrtheit Gründe hervorgesucht werden, deren Einseitigkeit einem jeden Unbefangenen einleuchten muß, welcher
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über den in Rede stehenden Gegenstand reiflich nachgedacht Ohne jedoch diese Gründe weiter aufzuführen, zu dighat. kutiren, und sie in Beziehung auf alle Stånde anzuwenden, glaube ich zu meinem eigentlichen Thema wieder zurückkehren zu müſſen, indem ich anmerke, daß eine solche Unſicht der Duelle, als die bisher niedergeschriebene ist, der Erhaltung des Geistes ver preußischen Armee, wenn auch unbewußt, zum Grunde gelegen hat und förderlich geweſen ift. Der König Friedrich der Zweite und auch seine Nachfolger verboten zwar in dem Dienstreglement die Duelle ; es hieß aber dabei dennoch : " Se. Majestát wollen nicht, daß Dies ein Offizier eine Lachetät auf sich ſihen laſſen ſoll. ist freilich eine Eludirung des Gesetzes ; sie hatte aber durch das Herkommen eine vollgültige Sanktion erhalten. Und in der That, was ſoll auch noch jeht ein Offizier thun, Soll wenn er eine Ehrenbeleidigung' gut zu machen hat ! Man wird ihm er dem Duellgesetz folgen und klagen ? Recht geben, allein man muß ihn entfernen ; denn, was auch ein Nichter ſagen mag, es haftet ein Fleck auf ihm, der Und wäre dies nicht : ihn zum Offizier untauglich macht. wehe dann der Armee, der Stüße des Vaterlandes !
Der
Offizier, welcher einen Ehrenstreit hat, sieht also auf der einen Seite seine Schande, auf der andern das Duell - Edikt, Allein dem welches ihm 10 Jahr Festungs - Arrest diktirt. ungeachtet, wird er in der Wahl ſeiner Schritte unſchlüſſig Er wird also leiden, werden ? - Nein, gewiß nicht ! und wenn er ſonſt eine wahre Ehrensache zu vertreten hatte, und man gerecht ſeyn will ; so wird man ſeinetwegen das Dies Alles hatte anders Duell- Geset eludiren müſſen. feyn, und dabei das Ganze gewinnen können . In der preußischen Armee hielt schon unter Friedrich dem Zweiten bei gebildeten und vorzüglich bei höheren Offiziers ein Schwert das andere in der Scheide, welches bei der jehigen preußischen Armee,
da fie der Bildung ihrer
Vorfahren auf den Schultern ſteht, noch ungleich mehr
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eiflich nachgedacht
fzuführen, zu dis ånde anzuwenden, wieder zurückk
stattfinden müßte, wenn die Duelle noch seltener gemacht werden könnten, als sie es ohnehin ſchon jezt ſind . Das Verhalten der Offiziere gegen einander bekam ſchon damals jene gegenseitige Achtung und jene zarte Schonung
eine solche Anfit
des feineren Ehrgefühls, ohne welches der ganze Stand
ene ist, der Erhe wenn auch unk
niemals diejenige Höhe hätte erreichen können, nach welcher
forderlich gewer d auchseine Rat ment die Duelle;
dern zu ehrenden Selbstgefühls, strebte. Es läßt sich zwar nicht leugnen, daß die Quelle damals häufig und oft um
wollen nicht, i
affen soll." D sie hatte abertur
der König Friedrich, der eigentliche Schöpfer dieſes in An-
Kleinigkeiten stattfanden, ja, daß es Befehlshaber gegeben hat (wie man von dem General - Lieutenant v. Lossow, Chef des schwarzen Husaren 3 und des Bosniaken - Regiz ments, behauptet),
welche die Duelle begünstigten .
Ein
on erhalten. Us ein Offizier in
geringerer Grad von Kultur, als der gegenwärtige, war diesem Uebelstand förderlich ; doch weiß man kein Beispiel,
nachen hat! E Man wird in
daß durch solches Raufen der, Männern von wahrer Ehre
ernen ; denn, w
eine ſtudentenmäßige Weise in das Gemeine entartet sey :
Fleck aufihm, nd wäre dies ni Baterlandes! N
manches unglückliche Ereigniß sich zugetragen hat ,
fieht also auf n das Duellpiftirt. Alleint
Schritte unschli r wird also lea - zu vertretenhatt n an ſeinetwege b s e e All hatt ante
önnen. von unter Frie Ech bei höheren f cheide, welches he
der Bildung ihr noch ungleichmeh
gebührende, Anſtand verleht und der esprit de Corps auf
ein Beweis, daß, wenn auch manches tadelnswerthe, ja die
Duelle dennoch nicht als höchſt gefährlich und verderblich betrachtet werden können, da der 'ganze Stand niemals durch sie Rückschritte gemacht hat.
Wenn man daher auch
für die Verhütung einzelner unglücklicher Zweikämpfe ſorgen wollte, so kann es.doch nur insofern geschehen, als das Eine solche Ansicht scheint Ganze nicht darunter leidet. auch ehedem stattgefunden, und die Vorschrift : "/ keine lachêté auf sich figen zu lassen, " veranlaßt zu haben . Will man dies als einen Fingerzeig betrachten, ſo läßt sich wahrlich daraus, nach dem Bedürfniß unserer Zeit, viel Zweck måßiges folgern, worüber das Vorstehende über die Duelle als ein Versuch zu betrachten ſeyn dürfte. Wenn man nun alles, was wir bisher über den Offiziers Stand unter König Friedrich dem Zweiten angemerkt haben, zuſammenfaßt, so geht daraus hervor, daß dieser Monarch
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dabei nach zwar klaren und vollständigen, aber von der heutigen Welt abweichenden, sogar ihr oft entgegengesetzten, Sein HauptAnsichten und Grundsägen verfahren habe. Prinzip führte zu einer größtmöglichen Absonderung des Offizier - Standes von den übrigen bürgerlichen und Beamten - Stånden, worin er durch seine langdauernden Kriege unterstügt wurde.
Zu leugnen ist nicht, daß die damaligen
Sitten und Verhältnisse der Stände zu einander das ihrige ebenfalls dazu beitrugen, und daß in andern Låndern die Amalgamirung des Militairs mit dem Civil - Stande zu ungleich weniger günstigen Reſultaten führte.
Der Offizier
fühlte dies bei jeder Vergleichung ſehr wohl, und man kann wohl behaupten, daß nicht blos der Stolz, in dem preußischen Staat der erſte Stand zu seyn, sondern die Ueberzeugung wahrer, auf innerem Werth beruhender Vorzüge vor den Heeren aller übrigen Staaten, ein eigentliches Hochge= fühl in ihm erzeugte. Dies war eine sehr natürliche Rückwirkung vieler vereinten Ursachen. Eine Folge der freigenden Kultur scheint nun freilich es zu seyn, daß alle Stånde einander sich mehr und mehr' nåhern, indem hier ein Vorurtheil abgelegt und dort eine größere Verfeinerung der Sitten den Zugang erleichtert. Ob es aber dem unerachtet nicht nothwendig und natürlich ſey, daß ein jeder Stand, obgleich im Punkt des Patriotismus von einem gleichen Geiste belebt, dennoch eine ihm eigenthümliche Denkungsart haben müſſe, und auch haben wird : dürfte nicht zu bezweifeln ſeyn .
Das Sprüchwort :
,,womit man umgeht, das klebt einem an, " enthält ganz diese Wahrheit, und wenn sie gehörig verstanden wird, ſo läßt sich nichts füglich dagegen sagen. Findet doch ein Gleiches im Gelehrten - Stande statt, worin die Ansichten und selbst die Denkungsweise der Fakultäts - Wiſſenſchaften, sehr merkbar von einander abweichen. Die Frage also : aus welchem Gesichtspunkte die Gleichheit der Stände und die Verschiedenheit ihrer eigenthümlichen Denkungsweise
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n, aber von der
entgegengesetten, e. SeinHaupt Absonderung de lichen und Been
von einem Regenten und einer Regierung betrachtet und abgeschätzt werden müsse ? diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, und sogleich brevi manu abzumachen. Ich führe fie blos an, ohne mich weiter in eine Auseinandersehung einzulassen.
Eben so übergehe ich, ob es wünschens-
dauernden Krig
werth seyn möchte, die Verhältnisse des Militairftandes zu
daß die damalige nander das ih dern Ländern t
den übrigen Stånden nach und nach wieder bis zu dem Punkt hergestellt zu sehen , auf welchem sie sich im Jahr
Civil-Stande
welche Schwierigkeiten dabei anzutreffen seyn würden . Es gehört dies nicht zu meinem Zweck, und mein etwaniger
rte. Der Offi
hl, und man kan
Iz, in dempra dern die Ueber
1786 befanden ;
welche Maaßregeln hierzu nöthig, und
Leser mag sich selbst das Urtheil darüber zu abstrahiren fuchen. Indem ich aber den Kontrast der Denkungsart des Zeit-
gentliches Hody
alters Friedrichs mit dem heutigen bemerklich mache, scheint es mir der Sache nicht unangemessen zu seyn, denjenigen
hr natürlicheRit
Umstand heraus zu heben, welcher am meisten zur Bildung
int nun freilich mehr und n
eines solchen Kontrastes beigetragen hat , wodurch aber mehrere mächtig im Stillen wirkende Ursachen, deutlicher, als sie bisher erkannt worden sind, hervortreten werden,
ender Vorzüge
legt und dort ugang erleichter ndig und natürik
Punkt des Patri dennocheine ih ,; und auchbein
Das Sprüche : n," enthält gar rftanden wird, i Findet doch in rin die Anfichten
ts-Wiſſenſchaf Die Frage alle t der Ständeun
1 Denkungswe
welche allen Ständen, vorzüglich aber dem Militairſtande, und unmittelbar den Regierungen und denRegenten gefährlich werden müſſen, wenn ihnen nicht entgegen gewirkt werden follte, und die Verhältnisse aller Klaſſen von Staatsbewohnern auf eine angemessene Weise aufs Neue nicht in ein natürliches Geleis gebracht werden könnten, bei welchem Jedermann sich wohl zu befinden im Stande ist. Bei der großen Autoritåt, welche die Ansichten des Zeitalters Friedrichs, des großen Königs, erlangt hatten, bei der langen Dauer , welche ihr Ansehen befestigt und ihre Bewährtheit erprobt hatte, war nichts Geringeres, als ein eigentliches Welt - Ereigniß nöthig , um den Begriffen eine andere Richtung zu geben , und durch das Imponirende neuer Formen die alten Grund- Ideen in den Schatten zu ftellen. Dies Welt - Ereigniß trat mit dem Beginn und
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dem Fortschreiten der französischen Revolution in das Daseyn, verwirrte die Vorstellungen von der Sonverainetåt, von der Pflicht des Gehorsams, von den Standesverhältniſſen und von der Vaterlandsliebe. Von der niedrigsten Stufe des alles beschmußenden Sanscülottismus endlich durch die Gråuel der Anarchie wieder zu den Formen einer monarchischen Verfaſſung emporgehoben, gerieth das französische Volk in die Hånde eines gesehmäßigen Despoten, welcher selbst, wenn er weniger moralische Skrupel empfunden hätte ,
dennoch außer Stande gewesen wäre , die Schwingungen der durch diese Revolution erzeugten Ideen. plöglich anzuhalten . An die Stelle der mit monarchiſchen Verfassungen unzertrennlichen Grundbegriffe stellten sich indeß aus den Ueberbleibseln der Revolution gemischte und verdorbene Ansichten, welche zum Theil den Keim ihrer Auflösung in sich selbst trugen. ` `Statt des auf das Pflichtgefühl und dadurch auf die Vaterlandsliebe und die reine Anhänglichkeit an den ersten Repråsentanten der Nation, d. h. an den Souverain, gegründeten Prinzips der Ehre, trat in der französischen Armee die Sucht, rasch zu höhern Stellen sich empor zu schwingen, und in allen Verhältnissen bis zu diesem Ziel recht viel Beute zu machen, zu „rauben und zu stehlen und Reichthümer zusammen zu bringen. Generale, Marschålle, ja der Kaiser selbst, scheuten sich nicht, in feindlichen Ländern sich unter allerlei Benennungen Geld von den Städten, und ſelbſt von einzelnen Menſchen, zahlen zu laſſen. Sie blieben hierbei nicht einmal stehen, sondern sie raubten alle Dinge, welche einen Geldwerth hatten, bis auf die filbernen Löffel ihrer Wirthe. *) . Ein fol
*) In des Marschalls Ney im Jahr 1807 weggenommenen Equipage fanden sich eine ungeheure Menge silberner Löffel und Gabeln, von den verschiedenartigsten Formen, mit eben so vielen verſchiedenen Namenschiffern und Wappen, welche dieſer Prinz
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ution in das De
1 Standesverhal
ches Beispiel, so niedrig es war, konnte nicht ohne Einfluß bleiben, vorzüglich auf die europäischen Armeen. Man lernte, daß nicht blos Hoheit der Gesinnungen dazu gehöre,
on der niedrigin lottismus enti
um groß genannt zu werden, sondern man ſah viele Jahre hindurch, daß man ein gemeiner Räuber ſeyn, und dennoch
■ den Formen ein gerieth das fr
Ruhm und Reichthum erwerben konnte, wobei man sich recht wohl befand. Dieser Geist ging nun auch auf einen Theil der Hülfstruppen , vorzüglich der kleinen Fürsten Deutschlands , über, welche nebst ihren Muſtern dabei der
er Sonverainett
mäßigen Despoin e Skrupel empir ewesen wäre, &
on erzeugten Idea = mit monarchie
Meinung waren , durch unerhörte Großthaten die Krieger aller Zeiten, vorzüglich auch die immer mit Neid betrachtes
egriffe stellten
ten preußischen Heere, auf ewig verdunkelt zu haben.Wir wollen uns bei dieſen höchſt traurigen Erinnerun-
ation gemischte Den Keimihrer
gen an das Hauſen eines Theils der Rheinbündler im preußischen Lande, an die Fanfaronnaden und das Stehlen der
5 auf das Pflic Liebe und die mi
Franzosen unter Napoleon Bonaparte, *) und überhaupt an alle die Unthaten, welche aus der französischen Revoluz
tanten der Nation
tion ihren Ursprung hatten, nicht weiter aufhalten, obwohl zu wünſchen wäre, daß ein geübter Schriftsteller diese Ent-
Prinzips derEt
ht, raschzu bi allen Verhältn
machen, zu rai mmen zu bringe
elbst, scheuten it llerlei Benennung
einzelnen Men nicht einmal fich nen Geldwerth
1
und Herzog unterwegs durch Deutschland zusammengestohlen hatte. So waren alle die Herren Herzöge und Prinzen, der eine mehr, der andere weniger, und ihr Meister selbst. Bon diesem weiß ich nur, daß, als er in Halle bei einer ProfessorsWittwe gefrühstückt hatte, wobei die gute Frau ihr Silber hergab, weil sie glaubte, mit einem Monarchen zu thun zu haben, die ganze Tischgeråthſchaft eingepackt wurde. Dem ungeachtet sprach auch dieser Mensch von Ehre, weil er wohl ihre Nothwendigkeit fühltes allein er fegte etwas anderes an ihre Stelle.
Sirthe. *). Ein f
mmenen pi E weggeno ne ge silber r Löffel and men, mit eben fovien Den, welche dieserPrin
*) In welchen Fanfaronnaden dieſer plebejische Kaiser Bonaparte das größte Vorbild war. Man erinnere sich seiner Sentenz zu Anfang des Krieges im Jahr 1809 : " Das Haus Habsburg hat aufgehört zu regieren ! " und im Jahr 1812, als die Un terhandlungen in Wilna abgebrochen wurden : ,, Die Ueberz wundenen nehmen den Ton der Ueberwinder an ! " , Hat je ein vernünftiger Herrscher ſolche Albernheiten zu Tage gebracht?
80
würdigungs- Epoche der Nationen zu ihrer Warnung und Lehre noch einmal ihnen vorhalten möchte. Wir wollen vielmehr nur dabei stehen bleiben, die vorhin gedachten im Stillen wirkenden Ursachen der Verschlechterung alter und allerdings edlerer Grundbegriffe kurz zu ſchildern, welche von gefährlicher Art sind, und hoffentlich auch sich nicht erhalten werden. Das erste, was sich uns als Rest der französischen Res volution zeigt, ist der Mangel an Verehrung und an Deferenz für alle der Ehrerbietung würdige Gegenstände.
Diese
auf eine ganz natürliche und erklårbare Art aus den ersten Zeiten der Revolution hervorgegangene Neigung äußert sich nirgends mehr, als in Frankreich selbst.
Jedermann , der
dies Land nur einigermaßen kennt, wird ſolches zugeben, *) und Jedermann, welcher den Geist unsers Zeitalters unpartheiisch zu würdigen versteht, wird gestehen, daß jene Neigung sich auch in Deutschland und andern Ländern mehr als vor jener Epoche ausgebreitet hat.
Welchen Einfluß
eine solche Neigung aber auf Beurtheilung aller und jeder höhern Lebensverhältniſſe, und insbesondere auch auf das Ehrgefühl der Abhängigkeit von denselben hat : wohl nicht erst weitläuftig deducirt werden .
1
dies darf
*) So wie einst ein Sanscůlotte sich mit dem Del aus der Sainte Ampoule die Stiefeln schmierte, ſo giebt es unter den bonapartiſchen Důcs und Grafen auch noch jezt viele, welche weiter nichts als Geld und feine Kleider haben, sonst aber wahrlich höchst niedrigdenkende Leute sind . und unerachtet Napoleon ·wohl den Menschen hat fühlen lassen, was ein Monarch ist, so halten dennoch viele einen Monarchen für nichts mehr, als für den ersten als solchen salarirten Staatsbeamten, ohne für eine höhere Ansicht den Sinn zu haben. Es bedarf keiner Bemerkung, daß nach dem monarchiſchen Prinzip Volk und Monarch wie Leib und Seele zusammengehören, und daß das Interesse des erstern niemals dem des legten entgegengeſegt ſeyn kann, sondern, wohlverstanden , immer eins und dasselbe ist.
81 ind
Hea
Eine zweite Folge ist eine Neigung zur Gemeinheit, zur Plattheit, zum Geistesschmuß, wenn dieser Ausdruck ver-
nin
ständlich ist.
welde
So wie man aller Deferenz gegen das Höhere in Gesinnungen und im Benehmen abgeneigt ist, so gern überläßt man sich auch der Gemeinheit in eben, diesen Be
Den an Defe
Menschen, die es darin weit gebracht haben, denen fehlt der Begriff von Selbstachtung, denn sie können fich alles erlauben, und haben daher nicht nöthig, sich vor irgend einer außern oder innern Autorität zu bücken, öder
und
ziehungen.
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Leider macht der große ihren Anmahnungen zu weichen. Haufen hierin täglich größere Fortschritte, und wenn die innern Anlagen der Menschen zum Edelmuth, zur Unerkennung des geistig Schönen, und zum Streben, aller Niedrigs keit des Geistes zu entfliehen, nicht bald durch elektriſche Donnerschläge geweckt und genährt werden, so dürfte dieser Umstand wahrlich gefährlich werden, wenigstens aber zu einer Auflösung der geselligen Bande führen, aus deren anarchiſcher Gährung alsdann erst eine neue Schöpfung entstehen muß. Die Folgen fir die Armeen und den höhern Ich breche Militairftand scheinen an sich klar zu seyn. also ab. Als eine dritte Folge ist zu bemerken, das große Stres ben nach Unabhängigkeit aller Art.
Niemals ist dies größer
gewesen, als seit jener Welt Epoche, und auch zum Theil aus dem Vorigen zu erklären . * ) Indeß trägt die hochgediehene Kultur unsers Welttheils , die Fortschritte in Künsten und Wiſſenſchaften, ohne Zweifel auch das Ihrige
+) ,,Es liegt in der Unabhängigkeit zu den find, sobald verschwunden wird. "/
Natur jedes Menschen , nach möglichster ftrèben , sobald die Mittel dazu vorhan das Bedürfniß der Abhängigkeit ist, oder nicht mehr gefühlt
Haller's Restauration der Staatswissenschaft u. s. w.. britter Theil, zweite Auflage, Pag. 407. F
82
dazu bei.
Die niedern Stände drängen sich alſo rückſichts-
los nach oben, und oft zu eigenem Schaden ; alle kommen darin überein ,
daß Reichthum und Unabhängigkeit die
höchsten Güter des Menschen sind ; aber wenige fühlen, daß Beschränkung der Genüsse und eine richtige Schätzung der Dinge jene beiden Güter ersehen können, und dem weisen Mann ersehen sollen. Die Betrachtung religiöser Gegenstånde ist abgethan. Dafür aber ringt unser Zeitalter nach der Feststellung der Verhältnisse der Regierungen zu dèn Regierten, und hofft hierin endlich den Stein der Weisen zu entdecken. Daß die Basis und der Garant aller Staatsverfaſſung in den Gesinnungen der Einwohner zu suchen, und ohne dieſen Umstand keine Konſtituirung möglich sey : bies leuchtet den Liebhabern von Konstitutionen gar nicht ein, eben so wenig, als daß ein Staat nur von oben herab regiert und konstituirt werden kann. Keine Erfahrung der südlichen Nationen Europas überzeugt sie eines ändern. Sie machen also, heimlich oder öffentlich, Forderungen an thre Regierungen.
Diese aber sind um so mehr in Verle-
genheit, als durch ihre Verarmung ihnen die Mittel fehlen, zu Erleichterungen, zu Wiederbelebung des allerdings geſunkenen Wohlstandes etwas Bedeutendes zu thun.……. Sie greiFen auch wohl fehl, und glauben, in der Nachgiebigkeit Hülfe zu finden, anstatt einen festen Gang mit belohnender und bestrafender Gerechtigkeit zu gehen.
Das Uebelste aber
ist, daß ein solcher Mangel an Énergie und an moraliſcher Kraft sich der Regierungen nicht allein, sondern auch der Regierten bemeistert hat, wodurch denn das Streben nach Unabhängigkeit zwar nur zur bloßen Unzufriedenheit und zum Verkennen der Nothwendigkeit aller Ordnung und Berhåltniſſe führt, aber dennoch, bei einem Uebergewicht der Gesinnungen, auf Seite der Regierten zu höchst traurigen Folgen, wenigstens zu großer Erschlaffung aller Bande, führen kann.
Solche Erschlaffung der Willenskräfte ist die
gewöhnliche Wirkung
einer
großen
Verfeinerung
und
83
the TH:
dadurch entstandenen Verweichlichung ;
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schenswerth, durch die Weisheit der Regierungen derselben
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abgeholfen zu ſehen. Diese aus dem Revolutionsgeist abstammenden Folgen find nun ihrer Seits wieder zu Ursachen geworden, aus
indeß ist es wohl. rathsam, sie nicht aus den Augen zu verlieren, und wün
denen nachstehende Wirkungen entstanden sind.
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Alle entgegengesetzten Standesverhältnisse, anstatt, wie sonst, friedlich neben einander zu bestehen ; sind in eine feindſelige Opposition gerathen. Der Urme steht dem Reichen gegenüber , und möchte ihm gern seinen Reichthum entreißen; *) der Niedere widersteht nach Kräften dem Höheren, besonders will man nur ungern die Vorrechte des dels und des mit dieſem verwandten Kriegsstandes anerkennen, und, um kurz zu feyn, die Regierten streben nach Möglichkeit der Regierung entgegen, und können sie dies nicht durch Thaten thun, so beurtheilen sie die Schritte der Regenten mit einer tadelsüchtigen Strenge, keineswegs aber, wie sie 1 doch sollten, nach dem Gesetz der Liebe. Die Behandlung eines solchen Oppoſitions - Geistes ist dagegen eine Aufgabe geworden, welche zu lösen allen gewöhnlichen Regierungen und Regenten nicht allein schwer, sondern oft unmöglich fallen muß, weil es dabei unstreitig auf die rechte Art zu sehen , nicht blos auf still über legende Weisheit, sondern auf zwar gerechtes, aber auch imponirendes Benehmen ankommt. Diejenige Regierung, welche sich blos auf Befolgung sogenannter Staatsmarimen und machiavellistischer Grundsähe verlassen wollte, würde bald die Opposition, und ſelbſt die rechtlichen Leute dersels ben gegen sich haben. Diejenige Regierung hingegen, welche fich lediglich auf die Rechtlichkeit ihrer Absichten verlaſſen,
*) Das Revolutionnaire : ,, guerre aux chateaux , paix aux chaumières, hat sich redlich fortgepflanzt. $ 2
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und ihren Staat nach den Gefeßen der Liebe allein regieren wollte diese würde, weil die Reciprocitåt der Gesinnungen fehlt, sehr an Aufrechthältung der ihr ndthigen Autorität verlieren, und die Opposition ebenfalls gegen sich aufbringen. Gerecht, fest, derb und stark : Sprichwörter ;
dies sind die rechten
aber freilich, es ist schwer, nach ihnen zu
verfahren. Es gehört dazu Charakterstårke, ein Hülfsmittel, welches sich wohl empfehlen, aber nicht lehren und vorschreiben läßt. Zu wünschen wäre es, daß alle Throne von genialen Beherrschern beſeßt wåren, und daß dieſe Gelegen- ) heit hatten, durch Thatën ihre Energie zu zeigen, und dem großen Haufen zu imponiren. Dies ist das beste Mittel, und wenigstens das Streben den Regierungen zu empfehlen, burch Thatkraft ihren wahren Beruf, und ihre Fähigkeit dazu , recht oft beurkunden zu mögen. Nichts ist ihnen in diesem Zeitalter der hohen Kultur und der Entkråftung des Willensvermögens so dringend nöthig, als die Praxis, und Alles auf die Anwendung und Ausführung Beziehung habende. Die Nachgiebigkeit der Regierungen und das Fügen in fremde Ansichten, deren wir bereits im Vorübergehen gedacht haben, bringt dagegen nur Unheil, und erhält die Genera : tion in ihrer aus den Fugen der geistigen Ordnung geriſſeEs entstehen nun falsche Ansichten, durch deren progressive Vermehrung und Einwurzelung
nen Vorstellungsweise.
die Regierungen, anstatt den sogenannten Geist der Zeit zu leiten und vernunftgemäß zu beherrschen, von ihm mit uſurë Sie verlieren dadurch das pirter Gewalt regiert werden. Ruder aus den Hånden, und arbeiten so unbewußt jener Opposition, welche sie hindern wollten, in die Hånde. Unter den Erscheinungen, rücksichtlich der Regierungen,
welche hierher gehören ,
scheinen mir nachstehende einer
beſondern Bemerkung werth zu seyn : 1) Die Beförderung der Gleichheit unter allen Ständen und Lebensverhältnissen, welche offenbar revolutionai:
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ven Ursprungs ist. Diese beruht auf einem größen, auch zum Theil schon anerkannten Irrthum. Vor dem Gefeß möge allerdings kein Ansehen der Person gelten; die öffentlichen Lasten ebenfalls mögen nach den Kräften aller Staatsbewohner vertheilt werden, Allein, dagegen ist es unrecht, den bürgerlichen Stand vor den Adel vorzuziehen; eben so wie es ungerecht. feyn würde, den Bauernstand vor den bürgerlichen Stand vorzuziehen . Ländern geschehen.
Das erstere ist indeß in vielen So wie nun dem talentvollen
Menschen eines jeden Standes der Weg zu den höchsten Ehrenstellen offen seyn muß :
eben so muß es
keinen Nachtheil mit sich führen, als Edelmann geboren zu seyn.
Es muß ein jeder Stand seine billigen
und geseßlichen Vorrechte genießen , und es muß nicht gelitten werden, daß der niedere Stand mit hinwegsehung über die dem höhern schuldige Deferenz und Achtung sich an diesem reiben oder gar sich über ihn erheben wolle. Der Sat: daß es mehrere Stände giebt, und daß die Regierung jeden in ſeinen Rechten erhalten soll, muß ihr bei jeder Gelegenheit klar vor Augen stehen, oder bald wird sich der Plebejer zum Throne drången, und auch diesen in die niedere Region der Gleichheit herabziehen. 2) Wenn eine Regierung befiehlt, so muß sie auch den Befehl reiflich erwogen haben, und das Vertrauen dazu voraussetzen. Es ist also ein kompromittirender Schritt, wenn sie bei jedem Befehl auch die Motive dazu der Prüfung ihrer Unterthanen
anheimſtellt .
Noch tiefer und bis in das Lächerliche ſinkt sie, wenn fie von ihren Schritten und von ihrer Haushaltung öffentlich Rechenschaft ablegt.
Die gute Wirthschaft
zeigt sich sehr bald durch Fakta ,
ohne daß es einer
ſolchen nicht einmal gegründeten Rechenschaft bedarf, welche, da die Beläge fehlen, auch niemals eine reine
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Ueberzeugung hervorbringen kann.
Selbst die eng-
liſchen und franzöſiſchen Budgets wollen nichts ſagen, denn das Papier ist geduldig, spricht der Plebs , und Es ist dies also sogar bei einer reprå er hat Recht. sentativen Verfaſſung nur ein bloßes hergebrachtes Spiegelgefecht, wie geschweige bei einer rein monarchischen. Aus solchen für nöthig gehaltenen Schritten geht nun die ihnen zum Gründe liegende Schüchternheit hervor , welche ein schlechter Beweis des Berufs zum Befehlen ist , folglich höchst nachtheilig Es ist indeß ſonderbar, daß man durch solche
wirkt.
Schüchternheit , troß allen Erfahrungen , 、 dennoch etwas auszurichten glaubt, und daß sonderlich die Civil- Administration der .......schen Monarchie bei Handhabung der Verfaſſung , besonders in neuen Provinzen, immer in diesen Fehler verfallen ist. *) `_Napoleon sagt ganz richtig : **) ,, Les peuples conquis, ne deviennent sujets du vainqueur que par un mélange de politique et de sévérité, et par leur amalgame avec l'armée . " Von diesem Satz geschah nun ganz das Gegentheil, und geschieht noch jeht in den ..... fchen Provinzen. Das Resultat war : allgemeine Abneigung, Haß, ja Verachtung der Regierung, und dieser Umstand hätte wohl eine reifliche Dem unerachtet iſt dieſelbe Erwägung verdient. Methode abermals wieder im ....... zum Vorschein gekommen, und sie hat daher völlig ähnliche Resultate Da dies eine Ansicht beurkundet, welche geliefert. gerade gegen das eigne Staats - Intereſſe gerichtet ist, und die hier aufgestellten Säße erläutert : so habe ich
*) Es ſcheint, daß sie die Menschen nicht gekannt und nur immer nach Theorien hinter dem Sessionstisch verfahren hat. **) Memoires de N. (notes et mélanges) Tom. II. pag. 71 .
fie als bemerkungswürdig und mein Raisonnement Das Ubsurdeste ist die Furcht bestätigend angeführt. vor den Umtrieben, sonderlich der Schulknaben. Geht es wirklich zu weit damit, so ist ein Produkt alles, was sich dafür paßt. Ale andern umständlichen und ångstlichen Anstalten sind unter der Würde einer Regierung. 3) Die völlige Nivellirung und Uſſimilirung des Militairſtandes mit den übrigen staatsbürgerlichen Stån den. Diese ohne Zweifel ebenfalls höchst falsche Maaßregel ,
welche hier unmöglich ganz in ihren
ſchädlichen Folgen entwickelt werden kann, wird im Grunde durch alle Bogen des gegenwärtigen schrifta lichen Auffages widerlegt. Sie ist ebenfalls eine Folge der Verwirrung der Begriffe und der gänzlichen Vera kennung der wahren Grundsäge der Politik , des Krieges und der Staatskunst. Allerdings ist der Kriegsmann ein Unterthan ſeines, Souverains, oder, wenn man will, ein Staatsbürger, und als solcher hat er eben die Pflichten, wie ein jeder anderer. Er gehört aber zu einem Stande, welcher, vorzüglich in der preußischen Monarchie, die Staatsawecke der Regierung unmittelbar befördern soll. Das Phantom eines Kastengeists ist also nichts als ein lächerliches Schreckbild, da der König an der Spitze des ganzen Staats steht, und also auch an der Spiße der Armée stehen muß. Es wird sich in unsern Zeiten auch kein Kastengeißt dermaßen konstituiren können, daß er dem Ganzen, schädlich werden kann ; denn wie sollte er dies für sich allein anfangen, da, gewiß ein jeder unserer Beherrscher es nur zu sehr fühlen wird, daß Volk und Souverain, wie Körper. und Geist, zusammenhängen !
und sind nicht alle
Könige von Preußen mehr Soldaten als Civilisten, gewesen, und hat deshalb die Armee eine Despotię
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ausgeübt? Nur die größte Verschrobenheit könnte so etwas, Man lasse behaupten, da das Faktum dagegen spricht. daher dem Militair eine in den Gränzen der Gerechtigkeit und der Eigenthümlichkeit des Staats gegründete Abſonderung, weil das Militair, wie wir bereits angemerkt haben, aus seinen künstlichen Verhältnissen nicht zu den natürlichen herabsteigen kann, ohne verdorben zu werden . Wozu aber die Nivellirung und Aſſimilirung der Armee mit den andern Ständen führt, geht ohne dieses Nachforschen von selbst hervor. Zuvorderst führt solches zu einer Gleichstellung der Verhältnisse des Soldaten mit den bürgerlichen Verhåltnissen. Die Form wird dabei zuvörderſt ſo viel als möglich ins Leben gerufen, und mit ihr geht der Geist verloren. Man halte Form und Geist anderer Heere mit denen Frie drichs des Zweiten gegen einander, und man wird den Unterschied bald gewahr werden. Der preußische Staat aber, welcher geographisch, statistisch, politisch und militairisch eine Originalität besiht, welche kein anderer Staat hat, verträgt sich nicht mit dem Wesen anderer weit reicherer und weit machtigerer Staaten, welche als solche auch ohne unsere kunstreichen Vorrichtungen , blos durch ihre eigenthums liche specifische Schwere, ein Gewicht in die Waage der Politik legen können:
Såhe, welche nur für den Unkundigen eines
umständlichen Beweises bedürfen.
Der preußische Staat,
welcher mit jenen mächtigern das Gleichgewicht halten soll, bedarf dagegen mehr als sie des kriegerischen Geistes, dessen ત્ zu Erhaltung dieses heiligen
Mittelpunkt, dessen Heerd,
Feuers, die Armee ist, eines Geistes ( nicht blos Form ! ), wie gerade Friedrich der Zweite ihn gebildet hat ; es ist folg= lich ein ganz falsches, schielendes und schädliches Raiſonnement, zu behaupten, daß jener Geist veraltet sèy ( als ob das möglich wäre, und er verrauchen könne ! ), und daß die damaligen Grundbegriffe, wegen der Fortschritte des Zeitalters, jest nicht mehr anwendbar wåren ! Denn wahrlich,
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ein reifes Nachdenken zeigt gerade das Gegentheil. €3 wäre daher wohl als sehr widersinnig zu betrachten, wenn man die Verhältnisse des preußischen Soldaten, ihrem We fentlichen nach, ganz aus ihren Grundfeften herausheben, und sie den bürgerlichen Verhältnissen afſimiliren wollte. Aus einem solchen Unternehmen folgt zweitens, daß die
Erhaltung und die eigentliche Adminiſtration der Armee nun auch auf eine ähnliche Art bewerkstelligt werden soll , wie eine jede andere Administrations = Branche verwaltet wird. Dieses führt nun ganz zu dem, mit dem Geist und Wesen, wie derselbe oben geſchildert worden, völlig `unvereinbaren, Kontrollen = System. Der Kriegsmann will frei und gewissenhaft wirken. Man strafe ihn mit der hårtesten Strafe, nur man vertraue ſeiner Ehrlichkeit. Geschieht dies nicht, ſo wird er eingeſchüchtert, “ und ein wesentlicher Theil seiner Eigenthümlichkeit geht verloren. Mågen andere Staaten · nach ihrer eigenen hergebrachten Art ihre Armeen adminiftriren : ſie ſind nicht wir. Das ganze vorhin aufgestellte Gedankengebäude ist hier abermals anwendbar. Es kann dies hier nicht weiter ausgeführt werden, und würde vielleicht einem der jüngsten Kriegskünstler, låse er dies, nicht einmal einleuchten. Allein és bleibt deshalb doch nicht minder wahr ;
wie ein solcher Neologe selbst finden
würde, wenn er etwas tiefer, als er gewohnt ist, über diesen Gegenstand nachgedacht hätte. Es kommt nåınlich darauf wahrlich nicht an, eine Kopie anderer Kriegsverfaffungen zu liefern, sondern darauf, die Sache aus einem weit höhern, dem höchsten Interesse des Staats angemesse nen, Standpunkte wir wagen es zu behaupten, nachh den von uns aufgestellten Pråmiſſen zu betrachten.
Doch, wir wollen, um nicht gar zu sehr in das weite, fait unermeßliche Feld solcher Spekulationen zu gerathen, nunmehr zurückkehren, und nur noch die Resultate betrachten, welche sich unsern Blicken darzubieten scheinert, wenn
90 wir die Gumme aller derjenigen Betrachtungen zusammenz ziehen, die jenes Welt - Ereigniß geliefert hat, durch deſſen Eintritt die mächtigen und schädlichen Kontraste gebildet wurden, in welchen wir uns mit dem Zeitalter Friedrichs des Zweiten schon wirklich befinden. Das erste dieser Resultate ist : kriegerischen Charakters.
die Gefährdung unſers
Im Jahr 1813 hob ihn die Noth empor. Allein solche Fälle sind selten. Zu einer künftigen reinen Defensive ist nach des großen Königs richtigem Ausspruch unser Vaterland nicht geeignet, und darf alſo auch nicht darnach orga= nisirt seyn.
Zur Defensive durch den Angriff reicht, wie
wir dußerten, die Vaterlandsliebe nicht hin.
Allein, und
dies ist ein höchst wichtiger Umstand : unserm Ehrgefühl, welches von so vielen Bedingniſſen, wie wir gesehen haben, abhängig bleibt, ist jeht nicht mehr allein das Wohl des Vaterlands anvertraut; und die aus der französischen Revolution hervorgegangene und an die Stelle der Ehre getretene Anfpornung : Beute
den Eigennus , die Raub- und
Begierde , können wir, unserer politischen und
moraliſchen Natur zu Folge, nicht haben ; wo bleibt daher der Haupthebel, wenn der Geist verraucht, wenn selbst die Liebe des Baterlands nicht für den Saldaten ausreicht ?
Und wer vermag vollends dies abzusehen, wenn
ein langer Frieden den Rest des kriegerischen Geistes dampft, -ein Frieden, den der Staat dennoch ſo nöthig hat ! Wenn nun aber einst ein Sturm eintritt, und keine dergleichen als nothwendige Basis erkannte Idee vorhanden ist, wer vermag alsdann einen guten Ausgang zu prophezeien ! Die Erhaltung der Disciplin kann allerdings viel dabei thun. Allein, als zweites Resultat ist zu bemerken : die Alle Folgen verminderte Willfährigkeit zum Gehorfam. jenes Welt Ereigniſſes, alle Eigenthümlichkeiten des Zeitz geißes ¿pigen darauf hin.
Gerade dieser Umſtand erſchwert
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gegenseitig die Kunst, zu befehlen, welche ein großes Maaß von Energie voraussetzt. Wie kann diese, wenn sie auch im einzelnen Befehlshaber vorhanden ist, wirken, oder sich erhalten, wenn Beispiel und Vorschrift die Nachgiebigkeit und Weichheit predigen ! wenn der Geist der Armee-Adminiſtration zur Umständlichkeit und dadurch zur Pedanterie führt ! wenn es so weit gekommen ist, daß das Zeitalter Friedrichs des Zweiten, welches das größte Studium,
das reiflichste
Nachdenken verdient, welches der Typus aller Schritte seyn sollte, als veraltet, als unbrauchbar und unanwendbar angesehen wird ! wenn man glaubt , zu größern Resul taten zu gelangen, als jener große Monarch, deſſen Regierung ganz ohne Beiſpiel ist, *) vor unsern Augen, in unserm Baterlande stattgefunden hat, und dennoch total vergessen und übersehen wird !
*) Wo und in welchem Lande sind jemals ähnliche Dinge geschehen , als in der preußischen Mor narchie während der legten 23 Regierungsjahre Friedrichs des Zweiten ? Bei einer Staats- Einnahme, welche die öffentlichen Nachrichten der damaligen und folgenden Seit auf 22 Millionen Thaler angeben, hat der große König viele Festungen erbaut, Truppen errichtet, einen Krieg ein Jahr geführt, beinahe 20 Millionen Thaler weg und dem Lande geschenkt, einen großen Schaß und ſein Land im größten Flor hinterlassen. Welches Land nennt die Geſchichte, wo Aehnliches geschah? ---- Liegt hierin nicht der größte Neiz und Stoff zum Rachdenken : nun, dann möchte man ihn in der Geschichte anderer Staaten vergeblich ſuchen ! — Wie groß mag die Summe gewesen seyn, welche in nur 23 Jahren zu allen dies sen Zwecken, ohne Druck des Staats, erspart worden ist? Ihr Staatskünstler Aller Lånder ! wollt ihr hier nicht nachfor: ſchen und lernen ; dann ist jede Lehre für euch verloren ! Das Faktum der Regierung Friedrichs des zweiten wiegt schwerer , als alle Kompendien und Theorien der Staatskunst.
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Wir wollen wünschen, daß wir uns ganz irren mögen, Allein höchst bedenkliche Zeichen sind dies ohne Frage. Die militairischen Kontraste unserer Zeit, und ganz vorzüglich in Beziehung auf den Offizier - Stand, in welchen wir mit der Zeit Friedrichs stehen, führen zur Schwäche, zur Desorganisation und zum Unglück. Warum soll einem die Liebe zu dem König und Baterlande abhalten, dies zu befürchten! Führen sie aber auch noch, in andern Beziehungen der Staatsverwaltung, zur Armuth, zur Auflöſung, dann ist ein Krieg das Todesurtheil des Staates. Darum möge doch die Vorsehung dies verhüten, und der Regierung die wahre Stärke geben! Indem wir dies von Herzen wünschen , ſchließen wir dies Kapitel, welches uns , da wir die Ansichten Königs Friedrichs betrachteten, nach welchen er seine Urmee beleben, durch den Offizier auf sie wirken, und dadurch seine großen Absichten ausführen wollte, allerdings zu manchen Erdrterungen hat führen müſſen, unerachtet dieser Stoff noch keineswegs erschöpft ist.
Drittes
Kapitel.
Die Organisation .
Die Organisation der preußischen Armée unter Friedrich dem Zweiten wich von den Organisationen aller übrigen europäischen Heere wesentlich üb. Sie war eben so originell, als ihre Begründer, Friedrich Wilhelm, der große Churfürst, König Friedrich Wilhelm der Erfte, Friedrich der Zweite, Anstatt, wie in und der ganze preußische Staat selbst. allen andern Staaten geschah, und wozu vornämlich Ludwig, der Vierzehnte die Veranlassung gegeben, die Armee als ein Staatsinſtitut anzusehen , welches gleich allen übrigen Lehrs und Nåhr - Organen ordentlich unter die öffentliche Adminis stration einer besondern Behörde genommen wurde, betrach tete Friedrich der Große und ſeine Vorgänger das Heer als eine besondere, unter seiner ſpeziellen Leitung vorhandene große Privat- Anstalt (wenn dieser Ausdruck, welcher gegen die Alles in ein bestimmtes Gleis einzwångenden jüngstes Staatskünstler gerichtet wird, erlaubt ist), welche er nach ſeinen großartigen , außerhalb aller gewöhnlichen Politik und alles Adminiſtrations › Geistes liegenden Ansichten, ohne fremde Beimischung gebrauchen wollte. Es mag seyn, daß diese eigenthümliche Stellung nicht für den gewöhnlichen Lauf der Dinge geeignet ist ; ja, daß dieſelbe in den
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Hånden eines Eroberers, eines Despoten, gefährlich werden. kann. Da aber die für das Gewöhnliche und für ruhige Zeitläufe berechneten Staatseinrichtungen bei allen außer gewöhnlichen Staatsbegebenheiten unsers Welttheils, wenn fie dies wirklich sind , nicht ausreichen, wie wir gesehen haben; und da ein so gefährlicher Fürst, als ein Eroberer, oder gar ein sein eigenes Intereſſe verkennender Despot, wenn er hierzu die eigentlichen Ünlagen hat, sich aller etwanigen Fesseln zu entledigen versteht, so fållt aller Tadel über jene originelle Stellung des preußischen Heeres weg, und nicht Denn es darf nicht selten auf die Tadler selbst zurück. vergessen werden, daß ein großer, wohlthätiger Genius, wie König Friedrich der Zweite war, ohne Hemmſchuh zu wirken geneigt ist, und mit ihm nichts Bedeutendes ausrichten kann. Die Organisation der preußischen Armee in Friedenszeit enthielt die Grundzüge, und, gleich der zu Kriegszeit : den Oberfeldherrn ( den König ) an der Spize ; unter ihm seine Feldherren, und sonst keine Zwischenbehörde, und die Regiments- und Bataillons - Kommandeure ; unter diesen die Hauptleute.
Nicht unrichtig kann man diese Verhältnisse
als die Abstufungen einer großen Kriegerfamilie betrachten, den König als den Stamm - Fürsten, das Heer als einen großen Clan. *) Nicht Gefahr, nicht Mangel und Noth, nicht härte Strafen, nicht der Tod konnte diese starken und
*) In dem großen 7jährigen Kriege dachten Preußens Krieger wirklich wie die ehemaligen Mitglieder eines ſchottischen Clans. Sich sehn, einander beistehen in allen Nöthen, und brüderlich den legten Biſſen theilen : dies war das Tägliche, mochte ein Husar einen Infanteristen, ein Dragoner einen Artilleriſten 2c. treffen, mochte er gemeiner Soldat, oder Offizier seyn. Ie höher die Würde des einen, desto größer die Hingebung des andern. Daher die große Gewalt der Befehlshaber und der Feldherren! Nirgends anders her !
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doch feinen Bande zerreißen. Kann hieran ein Mensch zweifeln, der die ins Hoch - Enthusiastische gehende Hingebung Friedrichs braver Armee , feines von ihm geliebten und geachteten Heeres, kennt !
Ja, der sie kennt !
Die
Thaten seiner Krieger, welche unsterblich bleiben werden, so langé eine Geschichte eristirt ? wodurch geschahen fie, außer ſeiner Weisheit, anders, als durch die Opfer seiner Armee, Opfer, die, wenn man sie kennt und vergleicht, noch von keinem andern neuern Heer übertroffen worden sind . * ) Dies alles nun bewirkte jener, der Armee durch ihre eigenz thümliche Organiſation eingehauchte, und durch fle ( beffer als durch Gesetze, in denen sich dies nicht schreiben läßt ) fortbestehende Geist. Habt Achtung für ihn, ihr neuern Krieger! Glaubt nicht, daß durch geseßliche Formen, durch Bestimmung jeder Kleinigkeit, durch konstitutionelles Bes zeichnen jedes Gewalt - Kreiſes, Alles gethan ist! Die preußische Armee jener Beit war für den Angriff insbesondere organisirk.
Daher die kleinen Haufen, die
vielen Offiziere , das innig verschmolzene Verhältniß der Hauptleute mit ihren Kompagnieen, deren Våter und Verforger fie seyn sollten, und auch waren ; der engverbundenen Theile eines Regiments unter einem Oberhaupt,
dessen
Name sogar davon unzertrénnlich war, und ihn und ſein Regiment als einen besondern Familienstamm bezeichnete. Es gab keinen Offizier, oder für die ganze Armee nur höchſt wenige, der nicht ein inkorporirtes Glied` eines Truppentheils gewesen wäre. Die kühlern Abstraktionen in Eintheilung der Truppen nach Zahlen waren damals nicht üblich.
*) Man verstehe dies nicht falsch. Die Armee war freilich allemal nur das Werkzeug ; allein ès wär ein vortreffliches, obgleich sie allerdings sich selbst nicht führen und kommandiren konnte, und man daher, im hdhern Sinn, dem Feldherrn die Großthaten beimißt. Eben so wenig will ich die alten Preußen auf Køften Anderer erheben. Das sey fern l
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Jede Kompagnie trug den Namen ihres Stammhalters ; Alles in der Geschichte der Regimenter war Leben und pers sonifizirt ; alle Namen wurden in ihr als Beiſpiele zu Lob oder Ladel aufbewahrt. Die Kompagnieen waren ihrer geringen Stärke wegen *) leicht zu übersehen, und jeder einzelné Soldat war von den Kapitains ſpeziell nach seiner Brauchbarkeit in seinem Verhalten gekannt. Hierzu for derte sie sogar die so sehr verrufène Dekonomie und Bewirth: ſchaftung ihrer Kompagnieen auf, welche dergestalt in den Hånden eines Biedermanns auf eine wohlthätige Art zurückwirkte. Wäre diesem nicht also gewesen : welche trauervolle Verwirrung, welche schändliche Verschleuderung des königlichen Interesses, und welche objekte Folgen möchten - nicht daraus entstanden seyn ! Aus einem gleichen Grunde lag die Dekonomie der Kapitains den Kommandeurs und Chefs der Regimenter am Herzen, weil auf ihr das Wohl des Ganzen beruhte, und eben deshalb kannten sie auch die vorzüglich ausgezeichneten Leute ihrer Regimenter, es sey im Guten oder im Bösen. Zwölf solcher Kompagnieen machten ein Regiment aus, Die von welchen zwei Kompagnieen Grenadiers waren. > Eigenthümlichkeit dieser Grenadiere beruhte größtentheils auf einer bloßen Meinung, indem nicht immer die ausge suchtesten Leute, rücksichtlich der Größe, zu ihnen gewählt Allein diese Meinung war dem unerachtet groß wurden. genug, um zu bewirken, daß ein Grenadier sich mehr zu 1 ſeyn dünkte, und dieſe Truppen - Art sich zu einem höhern Rang empor gehoben fühlte.
Man vertraute oft den Grez
*) Im Jahr 1756 bestanden sie aus 10 Unteroffizieren und 122 Gemeinenz im Kriege waren sie 160 Gemeine stark, welche nachher wieder entlassen, dann aber abermals eingestellt wurden, so daß einige Regimenter zu 142, andere aber zu 160 Mann und 12 Unteroffiziers per Kompagnie ſtark waren.
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nadiers die tours de force, und höchst selten fand man sich in der Erwartung getäuscht. Es ist mir wenigstens nicht bekannt, daß ein Grenadier - Bataillon ſich den Ladel des Monarchen zugezogen håtte ; im Gegentheil aber giebt es wohl Beispiele, daß die Grenadiere des 7jährigen Kriegés eine ganz außerordentliche Hingebung gezeigt haben. *) Die übrigen zehn Kompagnieen wurden in zwei Bataillons getheilt, und machten ein Infanterie Regiment aus . Die Formation der Kavallerie war diesem ähnlich, indem eine Schwadron 150 Pferde betrug, von denen bei den Kuirassieren und Dragonern, exklusive zwei Regimenter der lehtern, fünf ein Regiment, bei dieſen zwei Dragoner- und allen Husaren - Regimentern aber zehn ein Regiment ausmachten. • Im Frieden war die Armee nach jeder Waffe insbeson dere, nach dem großen Kriege in Inspektionen eingetheilt, um die Gleichförmigkeit der Dreſſur, der Evolutionen und der Mandverfähigkeit dadurch zu befördern. Uebrigens mußte ein jeder Regiments - Chef, und unter ihm der Kommandeur, für die Brauchbarkeit ſeines Truppentheils speziell Sorge tragen. Im Kriege wurden statt der Inspektionen sämmtliche Truppen in Brigaden zu 5 Bataillons und zu 10 oder 20 Schwadrons ,
und in Divisionen zu zwei
Brigaden eingetheilt. Die Generale, welche sämmtlich, bis auf höchst wenige Ausnahmen , Regiments - Chefs waren , befanden sich bei dieſer Einrichtung in einer eigenthümlichen Lage. Zunächſt lag ihnen die Ausbildung ihrer Regimenter ob , und sie waren ausschließlich auf die Dreſſur ihrer Waffenart angewieſen und beschränkt.
Dies hatte das Guté, daß von
Uus hundert Beispielen nur eins. Sehn Grenadier: Bataillons machten bei Torgau die erſte Attake. Nach der Schlacht würben von ihnen vier schwache Bataillons formiṛt. ($
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oben, d. h. von der Generalität herab, der eine scharfe Keil den andern trieb, und die Regimenter ( bei dem großen Intereſſe des Chefs, dessen Namen sie führten,) alle Kommandeure, Staabsoffiziere und Kapitaine unter eine sehr spe= zielle Kuratel genommen wurden. Allein, es hatte den Nachtheil, daß der General nur seine eigenthümliche Waffe, es sey die Infanterie oder die Kavallerie, kannte, und sich auf ihre Dreſſur und Führung vorzüglich verstand, aber von dem Zusammenwirken aller Truppenzattungen eine weniger spezielle Kenntniß hatte. Die Mandvers bei den dritten Revue Lagen und die Herbst Mandvers blieben also allein übrig, um der Generalitåt ein Bild von dem Zuſammenwirken aller Truppengattungen zu verschaffen ,
und ders
felben die Anwendung dieser verschiedenen Heer- Bestands ' theile zu überlassen. Diese beschränkte Einrichtung würde bei einem ſo großen Feldherrn, als der Kồnig war, nicht zu erklären ſeyn, wenn fie nicht aus der Eintheilung der Armee und aus den Forderungen abgeleitet werden könnte, welche der Monarch an seine Generale machte. Was zuerst die Armée - Eintheilung anbetrifft, so war sie nicht nach speziellen, ſondern nach generellen Bedürfnißffen, zu Friedenszeiten nach Truppengattungen eingetheilt. Der König behielt sich die Freiheit vor, bei entstehendem Kriege ſeine verschiedenen Heere nach seinem Gutdûnken zusammen zu sehen , und schien anzunehmen , daß bei der gleichförmig eingeführten, ſpeziellen Ausbildung der Truppen jené Zusammenfügung der einzelnen Theile zu einem Ganzen, keinen Schwierigkeiten ausgeseht sey. Kam es hiermit zur Ausführung, so wurden die Hauptmaſſen nach den Umständen zusammengeschoben und nach dem Geſeß der Anciennitåt der Regimenter in sich , und derjenigen der Generale unter sich, eingetheilt. Was hingegen die zu beſondern oder allgemeinen Zwecken zuſammengesezten Reserve Korps, oder auch die Avantgarden und andere Deta-
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ſchementer anbetrifft, so zog hierzu ber König, ohne Rücksicht auf die Anciennitåt, diejenigen Generale, welche ihm am
mor:
geeignetsten dazu zu seyn schienen.
Te den
Monarch die Fehler, zu welchen das Patent Gelegenheit geben konnte, mit dem beſondern Vortheil seines Dienstes
Wafe
Auf diese Art suchte der
auszugleichen . Es ist bekannt, daß der König Friedrich der Zweite die
über
Klage geführt hat, daß es ihm an fähigen Generalen gefehlt
wenig n drita
habe, und zum Theil ist auch schon in dem Vorigen hierüber Einiges angemerkt worden. Hierunter versteht der Monarch, wie aus dem Zusammenhange erhellt, solche Gene-
aljo alá
Sujamar und to
rale, welche zu Führung von Detaschementern, nicht aber
Be
folche, welche zum Kommando einer Urmee geeignet gewesen wåren. Dem unerachtet , ich erlaube mir, es nochmals zu
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wiederholen, hat es viele talentvolle Månner gegeben, welche die ihnen anvertrauten Kommandos mit Ehre geführt haben.
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7. Raemn 13 ptmaff
ch dem Geig und derjenigen n shingege ti en t s e f e g ammen en und ander
Allein der König war allerdings schwer zu befriedigen, und oft mit seinen scharfsinnigsten Feldherren nicht recht zufrieden, wie dies im Jahr 1756 dem Feldmarschall Keith selbst begegnete, *) dem man doch wahrlich weder Kenntnisse noch Talente und Erfahrung absprechen konnte. Auf die Führung eines Detaſchements, nicht aber einer Armee, beschränken sich nun auch die Instruktionen für seine Generale, indem der König das oberste Kommando der Armee sich, und sehr wenigen seiner ihm zunächst stehenden Feldherren, anfangs demn FürstenrLeopold dem Feldmarvon Deſſau und e in n nem Bruder fe l ; dem , und dan sei Schw schal Gra Prinzen Heinrich, vorbehielt. Es scheint, daß über das Kommando Detaschement eines s hinaus der König keine n e rift ich ehalten abe lich inden h Borsch f für mögl g , und wirk
*) . Oeuv. posth. Tome III. pag. 96 und folgd. Auch dem • Herzog von Bevern , vor der Schlacht von Collin . f. Rehow's Charakteriſtik des 7jährigen Krieges. $ 2
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sich in seinen Werken über die Führung einer Urmee nur Fakta und Urtheile über dieſelben, nicht aber Randglossen über die sogenannte Stratègie, eine Sache, welche èr vhne T Zweifel kannte, aber schicklicher Weise in keine didaktische Form bringen möchte. Auffallend iſt es, daß der König, mit so wenigen Vorſchriften zu dem Kommando èinës Dekäſchèments, oder nach nes cinzelnen Armée - Korps sich neuern Begriffen , begnügte, und faktiſch häuptsächlich nur auf die Führung einer einzelnen Truppengattung sah.
Der König ehrte feine
fapfern und umſichtigen Infanterie- Generale ; er hebt aber auch die Kühnheit und die Efferrescenz seiner KavallerieGenerale heraus. Von beiden kannte der große Feldherr das fast gleiche Verdienst bei Führung der Truppen, und beide hielt er für wesentlich von einander verschieden. Bei den Friedens - Manövern und auch im Kriege sah Der König allerdings auf die Verbindung und charakteriFische Anwendung , so wie auch die wechselseitige Unterfügung der Truppengattungen. Niemals aber hat dieſer Monarch die verschiedenen Waffen unter einander gemengt, und eine für alle Fälle anzuwendende Vorschrift in Beziehung auf die Stellungsart feſtgeſeht, indem er die Unwendung der wenigen Regeln, welche es hierüber giebt, der Er übergab ihnen, Beurtheilung seiner Generale überließ. wenn sie detaſchirt wurden, die Grundstoffè, und stellte Ihrem Ermessen die Mischung nach Beſchäffènheit der UmAllerdings wissen wir zwar, daß bei den stånde anheim. damaligen preußischen Armeen eine sogenannte Ordre de Bataille ausgegeben wurde, in welcher die Kavallerie auf Die Flügel gestellt, und die Artillerie den Brigäden attaſchirt wurde. Allein dieſe Vorschrift enthielt nur eine allgemeine Norm.
Bei der Anwendung wurde sie vielfältig und ge-
wöhnlich nach den Bedürfnissen geändert. Nur bei Mollwis, und in den ersten Kriegen, verblieb die Kavallerie auf den Flügeln. Bei Lewosit, Prag, Collin, Roßbach, Leu
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then, Zorndorf, Eunersdorf, Liegnitz, Torgau, und bei allen andern Gelegenheiten, focht sie nach Maaßgabe der feindlichen Stellung und des Terrains, und setzte sich ges meinlich zu Anfang hinter die Infanterie. Eben das fand auch bei den Batterieen statt, welche keineswegs sklavisch an die Infanterie gekettet waren, sondern von ihren kom mandirenden Offiziers nach den Umständen gebraucht wurs den. Nur erst , als die Sucht nach Systemen auch im Militair rege wurde, fuchte man alles, abzupassen, abzuzir keln und für alle Fälle brauchbar zu machen, also auch die Eintheilung der Artillerie. Aber eben deshalb verfiel man in Fehler der seifen und geregelten Pedanterie, welche weit weniger leistet, als der sich selbst überlassene ſchlichte Menz schenverstand zu leisten im Stande ist Wenn man die Nachrichten von den bamaligen Gefecha ten aufmerksam lesen will, so wird man auf den beſondern, noch keinesweges hinlänglich hervorgehobenen Umſtand geführt werden, daß schwerlich es jemals Truppen gegeben haben mag, welche besser, als die Armeen Friedrichs, die Kunst zur Gewohnheit gemacht haben, einander wechselsa weiſe zu unterſtüßen, ohne dazu jedesmal expreß angewieſen zu werden. * Diese Kunst, welche durch einen gesunden Verz stand, ein gemeinschaftliches Intereſſe und einen kriegerischen Sinn erzeugt und geübt wird, verstanden sie weit mehr, als ihre Gegner, welche, in gewissen Verhältnissen vielleicht eins gezwångt, oft erst eine Ordre abwarten mußten, worüber der günstige Augenblick verloren ging. In solchen Momenten hingegen disponirten die preußischen Generale ohne weitere Umstände über sich und über die nicht unmittelbar ihnen untergebenen Truppenabtheilungen, ohne erst lange die Sache zu diskutiren. Diese Manier lag in dem Geiſt der Subordination der Armee, in welcher nun einmal so wenig als möglich auf jede Form gehalten wurde, um desfo mehr für das Wesentliche Raum zu laffen.
Man hat fast
gar keine Beiſpiele, daß durch die unrichtige Anwendung,
102 7 welche die Generale von den Truppengattungen gemacht haben, oder aus Mangel an wechselseitiger Unterſtügung ein Gefecht verloren gegangen wäre. Der Hauptmangel der damaligen preußischen Armee war ihre Schwäche gegen überlegene Gegner, und diese auch allein beraubte dem König sowohl als seinen Feldherren die Möglichkeit, jedesmal starke Reserven übrig zu behalten. Ich schreibe zwar keine Kritik, sondern ich will nur Fakta zuſammenſtellen . Indeß muß ich doch hier bemerken , daß der König sehr oft selbst über diese nachtheiligen Verhältnisse klagt. Man thut also gewiß unrecht, wenn man dem Monarchen beimißt, er habe das schöne Spiel der Reserven nicht gekannt, da er im Gegentheil es wohl gekannt hat, aber nicht anwenden konnte. Eben so ist diese Reserven - Taktik keineswegs als eine neue Erfindung oder Vervollkommnung der Kriegskunst 1
zu betrachten, die dem Napoleon Bonaparte zuzuschreiben ſey. Denn dieser war in den allermeisten Fällen seinem Gegner überlegen, und es bedurfte also keiner großen Kunst oder Erfindung , um seinen Truppen - Ueberfluß als Rückhalt aufzubewahren , Wenn der König nun fich damit begnügte, *) daß ſeine Generale in der Regel nur als Anführer ihrer Waffe, von welcher sie waren , betrachtet wurden , und wenn er die Führung und Unterstützung der verschiedenen Truppengattungen nur von ihrer Erfahrung, von ihrem Talent und von der Spannung, in welcher er sie hielt, erwartete :
ſo
hat der Monarch dagegen niemals von einem und demſelben General die eigentliche Dreſſur, so wie die Inspektion des innern Dienstes und der speziellen Ausbildung mehrerer
*) Man kann sagen, daß der König . sich nicht allein begnügte, fon: dern vorzüglich bei der Kavallerie nur darauf ausging, ausge zeichnete Anführer dieser Waffe zu bilden, und die Anlagen dazu zu entdecken.
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Truppengattungen, oder der Infanterie und der Kavallerie zugleich, verlangt, also, daß ein Infanterie- General zus gleich Kavallerie ausarbeiten, und umgekehrt ein KavallerieGeneral auch ein Gleiches bei der Infanterie zu verrichten Den Gebrauch und die Anwendung im Stande seyn sollte. jeder Gattung und Art von Truppen forderte der Monarch allerdings, aber nicht ihre Ausarbeitung. Ziethen, Seidlik, Platen und Belling haben sehr oft Infanterie, so wie Fou quet, Winterfeld, Herzog von Bevern, Kehow, Manteufel, Graf Neuwied, Mollendorf und andere, Kavallerie unter ihrem Kommando gehabt, und zweckmäßig gebraucht, aber in der Regel niemals selbst ausgearbeitet und ererzirt. Und wirklich gehört zur Dreſſur und zur Führung bei den Uebungen für jede Truppengattung ein eignes Auge, eine eigne Gewandtheit, ein eigner praktischer Griff, welche nur Das Ungez durch lange Uebung erworben werden können. fähre der Forderungen wird der Kavallerist bei der Infanterie, und der Infanterist wohl bei der Kavallerie leisten, aber nicht das vollkommen Genügende ; denn die GewohnGewöhnlich halten starke Geister heit wird jedem fehlen. dies Alles für eine Kleinigkeit.
Aber wenn es darauf an
kommt, die Aufgabe zu lösen, bleiben sie stecken. Noch ist mir kein Infanterie Anführer vorgekommen, welcher bei Führung von Kavallerie den vollkommenen Grad der Gewandtheit gehabt håtte, und kein einziger Kavallerist, wélcher das Wesen der Infanterie gehörig zu würdigen und sie zu handhaben verstanden hätte. Die Schwierigkeit , wenn man darüber nachdenkt, ist leicht zu finden, und zum Theil ſchon angedeutet, obgleich solche von der Eitelkeit der wenigsten Menschen eingestanden wird. Wer hierbei offenbar etwas voraus hat, ist der Infanterie- Unführer, weil sein Auge und seine Beobachtungsgabe an die hunderttauſend Kleinigkeiten seiner Waffe gewöhnt ist der Kavalleriſt aber, schon wegen der Größe der Individuen (Reiter und Pferd ) und wegen der Geschwindigkeit der Kavalleries
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Bewegungen , nach einem weit größeren Maaßstabe zu urtheilen gewohnt wird. *) Was hingegen die Unwendung, den Gebrauch der verschiedenen Truppengattungen betrifft, so ist dies eine ganz andere Sache. Es gehört dies zu den Eigenschaften eines Feldherrn, dem seine Truppen als die verschiedenen Werk zeuge zugetheilt werden, mit denen er ſeine Arbeiten beginnen und vollenden soll.
Er muß also allerdings sie wohl
nach ihrer eigenthümlichen Beschaffenheit kennen, und zu verwenden verstehen . Er muß die kaltblütige Wirksamkeit der Feuerwaffen, den ritterlichen Ungestüm der Reiterei und den Scharfblick der Anführer zu würdigen wiſſen,
Die
Feuerwaffen erschüttern den Feind, und ringen und kåmpfen mit ihm den langdauernden Kampf, während ihre Anführer jeden Schritt mit Vorausblick auf den nächstfolgenden thun. Die Kavallerie benußt den Augenblick ; ihre Anführer erſpåhen diesen kostbaren Moment, der sich nur ein einziges Mal, gleich dem Silberblick bei dem Schmelzen edler Metalle, zeigt, und stürzen sich dann mit überlegter Ordnung, gleich einer Fluth, auf den Feind, um ihn ( wie Berenhorst malerisch und richtig sagt ) von dem Erdboden hinweg zu fpühlen. Der obere Feldherr kennt diese Wirkungen, und ordnet fie, so viel dies möglich ist, im Voraus an. Hierzu bedarf er gewißlich die genaue Kenntniß von demjenigen, was eine jede Waffe leisten kann und foll ; aber es ist eine. andere Kenntniß als diejenige, welche dazu gehört, um ſie, die Truppen, zu ihren Bestimmungen vorzubereiten. Man hat der preußischen Armee oft vorgeworfen, daß fie eine zu große Generalität gehabt habe, da jedes einzelne Regiment einen General als Chef an seiner Spike hatte.
*) Diese hingeworfenen Gedanken mögen vielleicht vielen Widerspruch finden ; aber im Grunde genommen sind sie doch wahr. Und eineAbhandlung kann hier darüber nicht geschrieben werdent
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Allein bei genauerer Erwägung fällt dieser Vorwurf weg, wie sogleich aus folgender, nach einer Stamm- und RangListe vom Jahr 1784 entworfenen, Uebersicht zu ersehen seyn wird. Nach dieser Liste bestand die Armee aus 55 Infanteries Regimentern, deren jedes einen Chef hatte, mit Inbegriff der stehenden Grenadiere,
und welche,
32 Grenadier Bataillons, 110 Musketier Feld - Bataillons, in Summa 142 Bataillons oder 28 Brigaden in 14 Diş visions ausmachten, und also zwei und vierzig GeneralLieutenants und General - Majors erforderten. Die noch übrigen Regiments - Chefs befanden sich unter den höhern, Treffen und Korps anführenden, Feldherren, oder unter zurückbleibenden Gouverneuren, Kommandanten und andern mit Generalen besetzten höhern Staatswürden und Aemtern . Die Kavallerie, welche aus 60 Schwadrons Kuiraffieren, 2 3 70 Dragonern, und 100 Husaren, in Summa aus 230 Schwadrons bestand ,
wurde in
23 Brigaden, zu 10 Eskadrons, und in 11 Diviſionen eingetheilt. Sie hatte 34 Regiments - Chefs, welche gerade zu Besehung dieser Heer - Abtheilungen hinreichten, so lange Erhielt als die Armee im Ganzen eingetheilt wurde. *) aber ein Kavallerie - General das Kommando eines Korps, wie dies oft geschah, so mußten auch die andern Einthei-
Die neuern Armeen, in welchen die Generale nicht RegimentsInhaber sind, haben deshalb keine minder zahlreiche Generaliz tåt, und ein leichter Ueberschlag erweist, daß die ältern durch die Belegung der Chefsstellen für jedes Regiment nichts weniger als überflüssig mit Generalen versehen waren.
195
lungen fich darnach richten, und also vielfältig eine Kavalı Jerie 3 Brigade bis auf 30 Eskadrons anwachsen , eine Stärke, welche die Kavallerie 3 Reserven in den ArmeeKorps der neuern europäischen Heere selten überschreiten. Ueberhaupt ist die Proportion der Waffen gegen einan ber sehr merkwürdig, nåmlich in der damaligen preußischen Armee; laut einer Stamm- und Rangliste des Jahrs 1780 betrug die Infanterie Kavallerie
2
Artillerie Summa
132,627 Mann, 38,206 3 10,260 181,093 Mann .
Es verhielt sich daher die Infanterie zur Kavallerie circa wie 3 zu 1 ;
die Artillerie zum Ganzen wie 1 zu 18,
und die Proportion sämmtlicher Waffen ungefähr (denn die Brüche verwirren die Uebersicht, anstatt durch Genauigkeit peutlicher zu machen) : die Infanterie
und mehr,
die Kavallerie
und etwas weniger,
die Artillerie 18 und mehr. Bei dieser zahlreichen, braven und , bis dahin unerhört: gewandten Kavallerie, welche noch dazu meisterhaft geführt und gebraucht wurde, ist es kein Wunder, daß diese Truppen'- Gattung eine außerordentliche Rolle in den Kriegen Friedrichs des Zweiten gespielt hat, dergestalt, daß die neuesten Kriegskünstler sich gar keinen rechten deutlichen Begriff mehr davon machen können . Hieran ist theils das veränderte Verhältniß zur Infanterie, theils aber auch der verloren gegangene Typus Schuld , und alle Hindernisse. denkt sich nun die heutige in ihrem Schema *) und in ihrem
*) Ein Objekt der bloßen Auſchauung , unabhängig von der Materie, nach Kant'scher Terminologie.
107 SADA Geſchäftsleben tief vergrabene Welt ganz anders , als wie
ein fie an sich beschaffen sind, und dem unpartheiiſchen Beob achter erscheinen. In Betreff der Artillerie kann man an-
Arma :eiten.
nehmen, daß zu Ende der Regierung Friedrichs des Zweiten
gen einer
bei vier Regimentern Fuß- und drei Kompagnieen reitender
preußiida abrs 178
Feld Artillerie 86 Batterieen, zu 8 Geſchüßen, oder im Ganzen 688 Geſchüße, mit zu Felde genommen werden konnten. Hier erscheint also das Verhältniß der Geſchüßzahl zu 1000 Köpfen des Ganzen wie 4 zu 1. Früherhin, in den Kriegen bis 1763 , war dies Verhältniß kleiner, Hierzu kommt aber noch das Bataillons - Geſchüß mit 284 Gefchüßen.
Folglich übersteigt die Anzahl der Ge-
zur Kavaller
ſchüße der damaligen Zeit bei Weitem das Verhältniß der
n wie 1 juli
heutigen Artillerie zu den andern Waffen.
efähr (denn rch Genauitha
anbetrifft, so war die Stärke eines Regiments, nach der
Was nun die spezielle Organiſation aller Truppentheile
Kopfzahl, folgende :
I.
Die Infanterie.
veniger, Ein Feld - Regiment bestand aus 51 Ober- Offizieren , worunter sowohl der Chef als sämmtliche Staabs - Offiziere
pis dahin we meisterhaft g
r, daß diese Zra olle in den Sri
dergestalt, das n rechten deutli
Hieran ift thei theils aber aud und alle Hisdan
begriffen waren, und zwar : 1) Der Regiments - Chef. 2) Der Regiments Kommandeur, welcher zu gleich das erste Bataillon kommandirte. 3) Der Kommandeur des zweiten Bataillons, 4) Zwei Staabs- Offiziere zum Richten. 5) Sieben Kapitains.. 6) Drei Staabs - Kapitains. Neun Premier -Lieutenants.
gema *) und in ihra
7) 17 Sekonde -Lieutenants und 10 Fähnrichs, Zwei Subaltern waren Adjutanten, ngig a r
9. unabhä
Logie.
Ferner aus 144 Unteroffiziers. 38 Tambours . .
108
6 Hautboisten. 12 Chirurgen der Kompagnieen . 276 Grenadiers und 1220 Musketiere, oder Füfiliere, welches der Sache nach gleich war. Dies war der Stamm ber Regimenter, welche jedoch per Kompagnie mit 20 Mann zuerst, und darauf noch mit 20 Mann augmentirt wurden, dergestalt, daß eine Kompagnie 162 Gemeine stark war . Diese Augmentation fand ganz bei den Regimentern in der Mark, im Magdeburgis schen und in Pommern ; hingegen nur halb in Preußen, Westphalen und Schlesien statt. Außerdem befand sich noch bei einem Regiment der Unterstaab, bestehend aus 1 Regiments - Quartiermeiſter, 1 Auditeur,
1 Feldprediger, 1 Regiments - Feldscheer, d . h . Arzt, 2 Büchsenmachern und Schäftern 1 Profos. II.
Die Kavallerie.
a) Ein Kuirassier - Regiment , beſtand aus: 37 Ober- Offiziers, 70 Unter- Offiziers, 12 Trompetern, inklusive des Paukers,
5 Eskadron -Feldscheers, 10. Fahnenschmieden, 5 Unterstaab, ähnlich dem der Infanterie, 720 Gemeinen, 740 Pferden. Ein Dragoner-Regiment, wenn es nur 5. Eskas drons stark war, war einem Kuiraſſier - Regiment gleich, außer daß es 10 Trompeter und 5 amhours,
auch 7 Hautboißten,
dagegen aber nur
109
5 Fahnenschinlebe und 20 Gemeine mehr hatte. Bei 10 Eskadrons war es doppelt so stark. e) Ein Husaren - Regiment bestand aust 52 Ober- Öffiziers, ar. 110 Unter-Offiziers,
me je
10 Trompeter, 10 Feldscheers, 10 Fahnenschmieden, 8 Unterstaab,
noch ine Kom
ationf
1320 Husaren, 1440 Pferden .
agdeburg Preg
■nd ſichau
aus
Ein Regiment von 10 Eskadrons wurde in zwei Bataillons getheilt, wovon der Regiments 3Kommandeur das erste, und der åltefte Staabsoffizier das zweite kommandirte.
III. Arzt,
Die Artillerie ,
welche 4 Regimenter und 3 Kompagnieen ſtark war, hatte per Regiment 10 Kompagnieen, jede von 220 Köpfen,
im außer dem 4ten Regiment, welches 200 Mann im Ganzen stärker war.
IV.
Aus:
Besondere Korps,
als 3 Kompagnieen Mineurs,
1 Kompagnie Pontoniers, 1 Bataillon Fußjåger, Kompagnieen und 700 Köpfen bestehend, machten jedes für sich ein Ganzes aus, desgleichen
aus Paulers,
auch die Ingenieurs . Endlich sind die damaligen Garniſon- Truppen noch zu bemerken, welche eine der Feld - Infanterie ähnliche Stärke
e derInfant
i es nur 56 fier Rutraf Regi r mpete und 5 en e g a D g ahru
hatten, und in 8 Regimentern zu 4 Bataillons, und in 4 einzeln für sich bestehenden Bataillonen formirt waren ;
"
desgleichen auch 12 Kompagnieen Garniſon - Urtillerie, und 4 Land-Regimenter von unbestimmter Stärke. Da das Nähere aus jeder alten Stammliſte zu entnehmen ist, so habe ich nur das zur Uebersicht des Ganzen
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unumgänglich Nothwendige herausgehoben, und finde nur noch nöthig, einige wesentlichere Betrachtungen hinzu´ zu fügen. König Friedrich der Zweite vermehrte seine Feldtruppen, wie jene Stammlisten erweisen, mit 18 Grenadier- und 44 Musketier- und Füfilier-, also mit 62 Feld - Bataillons ; ferner mit 119 Eskadrons Kavalleriè, und mit 37 Kompagnieen Feld - Urtillerie, d. h. nach den Feldsäßen mit 11,808 Grenadiers und 36,080 Fusiliers,
in Summa mit 47,888 Infanteristen ; mit 17,850 Kavalleristen und mit
8,140 Artilleristen.
Von der ganzen Augmentation der Armee war also über ein Viertel Kavallerie, welche ein Drittel der InfanterieAugmentation ausmachte.
Eine solche sich gleichbleibende
Proportion dieser Waffen ist als etwas Charakteristisches der preußischen Armee zu betrachten , und hat unstreitig großen Einfluß auf die Kriegführung des großen Königs gehabt, wie sich in der Folge vielleicht noch mehr entwickeln wird.
Offenbar ist schon daraus zu ersehen , daß er die
Kavallerie als eine Haupt - Unterſtüßungswaffe betrachtet habe, ſonſt würden nicht solche große Summen, als zu Errichtung einer solchen Kavallerie- Masse erfordert wurden, angewandt worden seyn. Der Leser beliebe hierüber einige Betrachtungen anzustellen, und derselbe wird am Ende von felbst zu Schlüſſen geführt werden, welche über das Eigenthümliche dieser Charakteriſtik ein neues Licht verbreiten müſſen. Man hat vielfältig über die Größe einer Armee, welche ein Staat auf die Beine bringen muß, und über die Stärke
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und Organisation der einzelnen Theile Urtheile gewagt, welche nur so viel beweisen, daß diese Sache noch großénz theils in Dunkelheit verborgen ist.
Es sey also erlaubt,
noch Einiges darüber hinzuzufügen, welches sich aus den Ansichten und der Kriegführung des großen Königs zu ergeben scheint. Als der König Schlesien erobert, und dem Staat einen solchen Umfang, eine solche Macht und einen solchen Charakter gegeben hatte, wie derselbe, nach des Königs Aeuße rung, haben sollte, * ) kam es darauf an , diese großen Vortheile zu behaupten. Dies konnte nur durch Festhaltung des einmal errungéñen Gleichgewichts geschehen, mit welchem der preußische Staat die Kräfte anderer Staaten kontrebalancirte, und dies war unmöglich, wenn man lediglich die gegenseitigen Kräfte in Anschlag bringt. Hätte der König blos darauf sehen wollen, eben eine solche Maſſe von Streitkräften zu ſchaffen, als ihm in der Folge ein einziger Staat, wie der öftreichische, entgegenseßen konnte, so hätte er die Mittel und Kräfte des ſeinigen überspannen und ihn ruiniren müſſen.
Denn es ist wohl eben so wenig zu bezwei-
feln, daß ein Staat keine größere Armee beſißen darf, als derselbe zur Zeit ihres Gebrauchs bezahlen kann, ohne sich in Labyrinthe von Schulden zu stürzen ; als es ausgemacht bleibt, daß eine noch so große Anzahl von Reserven gewöhnlich nichts hilft, wenn der Feind die Linien - Armee gånzlich aus dem Felde geschlagen hat, und sich im Innern des
*) Oeuvres posth. Tome I. pag. 124 : La monarchie que Frédéric I. avoit laissée à ses descendans étoit, s'il m'est permis de m'exprimer ainsi, une espèce d'hermaphrodite qui tenoit plus de l'électorat que du royaume. Il y avoit de la glaire à décides cet être , et ce sen- 1 timent fut surement un de ceux qui fortifiérent le Roi dans les grandes entreprises ou tant de motifs l'engagoient.
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Landes feftfest, és séy denn, daß die Größe des lehtern, wie bei Rußland, das Vordringen mißlich macht. Ein Haupt - Augenmerk des großen Monarchen - ſcheint es also gewesen zu seyn, dergestalt seine Anstalten zu treffen, daß er bei jeder zweifelhaften politiſchen Conjunctur weit eher als sein Haupt - Gegner , ſein Schwert aus der Scheide. gezogen hatte, und durch den ersten offensiven Schritt ihm Hierdurch verdoppelte er, so zu zuvor kommen konnte. fagen, seine Streitkräfte, und hatte bereits einen Theil von denen des Gegners parallelifirt, ehe dieser seine ganze Macht gegen ihn auftreten laſſen konnte. Dies scheint, wenn es erlaubt ist, so zu schreiben, sein ganzes Geheimniß in Aufsuchung des Gegengewichts gewesen zu seyn ;
allein es ist
auch billig zu gestehen, daß der Gebrauch dieser Methode wirklich ein großes Geheimniß genannt zu werden verdient. Es sett solches nicht nur eine ungeheure Leichtigkeit voraus, alles, was zu den Kriegs- Elementen gehört, auf das Geschwindeste in Bewegung sehen zu können, sondern auch einen Takt in Würdigung der Lage der Dinge und einen Entschluß, wie ihn allerdings nur ein großer Genius zufaffen vermag. Was das lehtere anbetrifft , so läßt sich darüber nichts sagen, und die nåhere Betrachtung darüber gehört nicht hierher. Was aber jene Leichtigkeit anbelangt, so verdient solche um so mehr in ein gewiſſes Licht gestellt zu werden , als ihre Originalität unter die Seltenheiten kriegerischer Organiſationen zu gehören scheint. Alle andern Staaten der damaligen Zeit ( vielleicht
auch wohl noch der gegenwärtigen ) standen hierin dem preußischen Weſen weit nach. Theils hatten sie im Frieden, aus Ersparniß, die Bedürfnisse zu dem Kriegsfuß vernach lässiget, theils aber (und dies war ein Hauptpunkt) waren die Vorrichtungen, um ihre Armee ins Feld rücken zu laſſen, viel schwerfälliger, als die preußischen. Bei diesen bedurfte es weniger Anordnungen , weil Jedermann in der Armez und bei der Verpflegung derselben bereits lange im Voraus
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wußte, woher er die ihm fehlenden Bedürfnisse zum Felds Etat an Menschen, an Material, an Geld und an Pferden nehmen sollte.
Es war folglich nichts, als eine leichte
Einleitung zur Mobilmachung nöthig.
In andern Staaten
hingegen präsidirten und bestimmten eine Menge konkurrirender Behörden fast über jede Kleinigkeit ; ein Kriegsraths Kollegium verhandelte und kontrollirte das Ganze ; alles nahm einen kollegialiſchen Geſchäftsgang an , und ging dafür freilich weit sorgfältiger, aber auch weit langſamer. Dies veranlaßte vielleicht sich durchkreuzende Maaßregeln, und unfehlbar litt die Hauptsache dabei. Nimmt man nun dazu, daß der erste Aufmarsch der Armee auch noch durch die Entlegenheit derjenigen Truppentheile verzögert wurde, welche aus financieller Rücksicht, und um den Provinzen eine gleiche Last der Einquartierung und Verpflegung zuzuż theilen, in sehr entfernten Provinzert ihre Quartiere hatten ; ferner, daß die Deliberationen über die Zusammenziehung der Armee nicht einem Feldherrn, sondern einem zu haltenden Kriegsrathe anvertraut wurden : so leuchtet jener Vors zug der preußischen Methoden noch mehr ein, da der König über die Hauptfachen selbst entschied; da ferner die Organiſation höchſt ſimpel war, und da endlich die FriedensQuartiere ganz mit Berücksichtigung eines künftigen Krieges im Zusammenhange standen. Mit solchen Beranstaltungen, mit solchen Ansichten konnte der König mit einer Armee von 150,000 Mann im Anfange seines großen Krieges ( am Schluß seiner Regierung 180,000 Mann ) eben so weit ausreichen, als ob er 100,000 Mann mehr auf die Beine hätte bringen können ; aber ein anderes System, nåmlichy ein solches, wie in andern Staaten üblich war, hätte befol gen wollen. Ueberall hingegen war er der Erste, kam allen feindlichen Projekten zuvor, führ ihnen, so zu sagen, in die Parade, und zerrüttete folglich alle Entwürfe der Feinde. Dies nun ist das Charakteristische bei dem Anfang feiner Kriege im Jahr 1740, im Jahr 1744 und im Jahr 1750, S
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fa, in allen seinen Feldzügen und einzelnen Operationen, endlich und vornämlich aber auch in seiner Politik *) und in seinem Veranstalten zum Kriege. Deshalb z . B. lagen allein in der Churmark, Neumark und Schlesien 70 Bas taillons Feld Infanterie, 4 Artillerie - Regimenter und 113 Eskadrons Kavallerie. So wie nun das große Ganze auf elgenthümlichen Anfichten basirt war, so waren es auch die einzelnen Theile, welche wir nach den ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Grunde liegenden Prinzipien kurz die Musterung paſſiren lassen wollen. Bei einer Kompagnie Infanterie befanden sich vier Offiziére, bei einer Eskadron Kuirassiere oder Dragoner sogar sechs Offiziere ; die Husären hatten dagegen per Eskadron nur deren drei. Abgesehen von allen übrigen . Bemerkungen über die Zweckmäßigkeit der Stärke ergiebt sich, daß bei der Infanterie und bei den Huſaren auf jeden Offizier 40 Soldaten, bei Kuirassiers und Dragonern aber nur 25 Köpfe ungefähr und im Durchschnitt gerechnet werden konnten. Bei keiner der neuern Armeen findet sich eine so leichte Uebersicht der Hauptleute, und eine so große Anzahl Anführer øder Offi= ziers. Die Ursache hiervon muß keineswegs in den AusLåndern oder in einer mangelhaften Beschaffenheit des Innern der Truppen geſucht werden ; denn das Faktum ihrer Leistungen liegt am Tage , und ſpricht zu sehr zu ihrem Man muß vielmehr gestehen , daß , was die Vortheil. Leichtigkeit der Uebersicht anbetrifft,
diese in der Zahl der
Mannschaft ihr Maximum erreicht gehabt haben dürfte, und
*) Man lese unter andern den 3 5ten Band der Oeuv. posth. , welcher den großen Scharfsinn des Monarchen, durchaus die Initiative niemals aus den Augen zu verlieren, auf eine höchst merkwürdige und lehrreiche Art darthut.
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bei größerer Stärke auch größere Schwierigkeiten gefunden haben würde ; und was die Zahl der Anführer anbelangt, daß im Voraus auf den Verlust in einem Gefecht Rücksicht genommen worden sey. Man verlangte die größteHingebung der Offiziere, womit fie als Beiſpiel vorangehen sollten, und nicht etwa, wie in andern Armeen, während des Gefechts auf ihre Sicherheit Bedacht nehmen, die Anführung aber Unteroffizieren und Feldwebeln überlaſſen durften. - Man ſette also ihren starken Abgang voraus, und wirklich beweiſen dieſen die Liſten der todten und bleſſirten Offiziere zur Da es nun in den Ansichten des Königs lag, Genüge. mit seiner Urmee die äußerste Möglichkeit zu verſuchen, und da er bei der von ihm stets aufgesuchten Offensive solcher ermuthigender Anführer bedurfte : ſo ſcheint dies ein Hauptgrund gewesen zu seyn, weshalb der König auf wenig Soldaten mehrere Offiziere rechnete, als ehedem sowohl als auch heut zu Tage auf einer gleichen Zahl von ersteren gerechnet worden ist. Vorzüglich ſpricht sich diese Ansicht bei den Kuirassieren und Dragonern aus , welche als eigentliche Schlacht-Reiterei an einem entſcheidenden Tage der größten Gefahr sich aussehen, und im Gewühl des Reiter - Gefechts den Sieg oder den Lod finden sollten. Hier galt das perſönliche Beiſpiel, die persönliche Gewandtheit und Bravour Zu dem lettern, obin aktiver Handhabung der Waffe. gleich einer vielleicht noch größern Gefahr im Feuer ausgefett, fand der Infanterie - Offizier weniger Gelegenheit. Obgleich also der Verbrauch desselben noch größer und schneller stattfand, als bei der Kavallerie, so gehörte doch zu' dieser, wenn sie leisten follte, was man von ihr verlangte, daß es ihr an vielen kühnen Anführern zu keiner Zeit gebreDer Infanterie - Offizier ficht am långſten chen möchte. durch seine Befehle und seine Autoritåt ; der KavallerieOffizier aber muß selbst seinen Feind erlegen, und eben dadurch seinem Untergebenen die Bahn brechen. Dies und noch mehreres, welches zu weitläuftig zu erörtern feyn
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würde, scheint mir daher bei Anstellung der bedeutenden Anzahl Offiziere der Kavallerie vorausgescht worden zu feyn, und auch die Kavallerie Friedrichs des Zweiten zu charakterisiren. Die größeren Abthellungen, als die Bataillons bei der Infanterie, und die Regimenter zu 5 Eskadrons bei der 7 Kavallerie, lassen sich nach gleichen Ansichten betrachten.
Beide mächten eigentlich die besondern Übtheilungen in der Linie aus, und waren ungefähr gleich stark. Man hat ebenfalls über diesen Gegenstand mancherlei Spekulationen angestellt, und endlich zu finden geglaubt, daß ein Bataillon Infanterie, wegen des möglichen großen Abgangs, und damit sölches nicht am Ende der Kampagne zu schwach erscheine, danft aber auch, um in den Linien einer Armee weniger Intervallën zu haben , möglich ſéyn müſſe.
so stark als
Bei der Kavallerie hingegen scheint
ein entgegengesetztes Extrem für das Zweckmäßigste gehalten worden zu seyn, indem die Regimenter nicht nur um eine. ganze Eskadron vermindert sind, sondern auch die Stärke der leztern bedeutend herabgesetzt ist.
Da es hier nicht
darauf ankommt, diese Sache selbst zu untersuchen, sondern nur den Gründen nachzuforschen, weshalb die Stärke der preußischen Truppen unter Friedrich dem Zweiten so und nicht anders beſchaffen war, so bemerke ich nur kürzlich, daß die damaligen Bataillons und Kävallerie - Regimenter von 5 Eskadrons gerade so stark waren, uni durch die Stimme eines Mannes regiert, und zugleich auch mit Leichtigkeit bewegt zu werdenz - Wåren ſie ſtårker geweſen, ſo ſcheint es, daß beides, insbesondere aber die Beweglichkeit, gelitten haben würde. Wenn auch zuverlässig wohl daran gedacht war, daß ein Bataillon im Felde großen Abgang haben. könne; so war doch auch erachtet worden, daß, wenige und seltene Fälle ausgenommen, dieſer nicht so sehr ins Ganze reißen würde, um nicht immer noch einen bedeutenden Haufen bei den Fahnen zu häben, welcher als eine der niedern
* 117 Schlachtabtheilungen gebraucht werden konnte. Und alsdann rechnete man auch auf den schleunigen Ersatz der Mannschaft, welcher ebenfalls sehr oft mitten im Lauf eines Feldzugs stattgefunden hat.
Bei der Infanterie konnte ein folcher Erfaß mit größerer Leichtigkeit stattfinden, als bei der Kavallerie, und eben desz halb scheinen die Regimenter tiefer Waffe so vorzüglich stark gewesen zu seyn, damit es niemals an dieser Art von Streitkräften fehlen möchte : eine Betrachtung , welche in der Organisation der neuern Kavallerie nicht immer angestellt worden zu seyn scheint, und deshalb, weil die Kavallerie-Regimenter am Ende einer Kampagne äußerst schwach werden, den Leistungen dieser Waffe großen Eintrag thun möchte. Sey es durch das bloße Herkommen, oder nach tiefern Ueberlegungen, welche lettere wohl sich aus der Augmentis rung der Armee im Kriege und nachher im Frieden ergeben, genug, die Stärke der Bataillons und Kavallerie - Regimen ter befand sich, unter sich und gegen andere Waffen, in dem Gleichgewicht, in welchem die Stärke und Bewegbarkeit einer Truppe sich befinden muß, und die Zeit und Erfah rung hatte diese Verhältnisse gehörig konsolidirt,
und
erprobt durch alle Instanzen des Kriegsglücks . Eine gleiche Bewandtniß hatte es mit der Stärke der. Infanterie- Regimenter, von welchen nur ein einziges aus 3 Bataillons bestand, *) und mit den Husaren , auch zweien Dragoner - Regimentern, jedes von 10, Eskadrons.
*) Die Garden waren zwar auch 8. Bataillons stark, aber bas erste Bataillon blieb ganz von den andern beiden getrennt, welche das Regiment Garde formirten. Beide hatten besondere Kommandeure, und das erste Bataillon, welches Leib Garde hieß, einen höhern Etat, mehrere Offiziers und eine weit reichere Uniform ,
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Ein Infanterie - Regiment konnte von seinem Chef und Kommandeur™leicht übersehen, genau gekannt, und mit großer Leichtigkeit dressirt und bewegt werden ; eben so war es jenen sehr möglich, ihre Offiziere auf das Genaueste nach dem Grade ihrer Bildung ,
ihres Charakters und ihrer
Brauchbarkeit zu kennen, und sie dadurch ganz individuell mit wenigen und bestimmten Worten in den Konduitenlisten zu schildern , Warum der König, welcher doch mehrere DragonerRegimenter von 10 Eskadrons getheilt hatte, ihrer zwei bei dieser Stärke beließ, ist nicht bekannt worden. Bermuthlich war ihm das öftere Verändern unangenehm . In Ansehung der Husaren, welche beinahe die Hälfte der Kavallerie ausmachten, scheint kein anderer Grund in Betreff ihrer Stärke obgewaltet zu haben, als ein jedes Regiment auf eine sø bedeutende Anzahl Pferde zu ſeßen, daß dasselbe selbstständig den ihm aufgetragenen Theil des leichten, sonderlich aber des Vorposten - Dienstes mit größter Vigilanz vollführen konnte. Und in der That, die preußischen Husaren aller drei schlesischen Kriege verdienen ein großes Lob und die dankbare Erinnerung ihrer Nachkommen ; denn nicht leicht wird es eine Truppenart zu einem höhern Grade von unermüdlicher Wachsamkeit, von Unternehmungsgeist und von Keckheit bringen, als dieſe Huſaren, welche sich oft für unüberwindlich hielten, doch aber auch wieder Beispiele von Besonnenheit und Behutsamkeit gaben, welche unsere Bewunderung verdienen . Wer diese Art und Weise gar nicht kennt , und sich keinen deutlichen Begriff von solchem esprit de Corps machen kann, der lese des Fürsten (damaligen Generals ) v. Blücher Kampagne am Rhein, von ihm selbst beschrieben. Berlassen kann man sich übrigens darauf, daß dieſe Leute, was sie sagten, auch ausführen konnten, welches deshalb bemerkt zu werden verdient, weil ihre Sprache sonst wohl, nur bei ihnen nicht, das Gegentheil vermuthen ließe. Der preußische Husar
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des fiebenjährigen Krieges mußte das Ansehen haben, als. ob er ſeinen Beruf leidenschaftlich, wie ein Jagd - Biebhaber die Jagd, liebte.
Er wohnte, so zu sagen, auf ſeinem´
Pferde, und hatte eine gewiſſe Witterung vom Feinde, um diesen , war er stark, eins anzuhängen, und dann davon zu reiten ;
war der Feind hingegen schwächer, um ihn ein-
zufangen oder abzuschlachten.
Diese Husaren, welche die
Extremitåten der preußischen Heerkörper ausmachten, durchstöberten alle Orte, selbst in größter Ferne. Auch noch jezt scheint sich dieser kostbare Unternehmungsgeiſt in ihnen forts. gepflanzt zu haben, wie z. B. die Expedition eines Koma mandos schwarzer Huſaren auf Ponewieß im Jahr 1812, welcher Ort 9 Meilen vor dem preußischen Korps lag, und woselbst ein ruſſiſches Magazin errichtet war, zu beweisen um scheint. Mögen sie bei diesem Glauben bleiben! ſie nun schon vor langen Jahren dazu aufzumuntern, deshalb scheint der König Friedrich der Zweite den Regimentern die oben bemerkte bedeutende Stärke gegeben zu haben, und mit Wucher haben sie ihre Organisation verzinset. Mit der Größe eines Regiments beschloß sich in der damaligen preußischen Urmee die engere Berbindung eines einzelnen Theils in sich. Das Band einer Brigade, einer Division , war lockerer ,
wiewohl deshalb für das Ganze 、
nicht minder fest vereinend, und folglich nüglich.
Nur war
das Band, welches eine größere Abtheilung vereinigte, von anderer Natur, als dasjenige des Regiments in ſich.
Das
lettere hatte eine eigenthümliche, gewiſſermaßen eine Familienfarbe , das erstere die Eigenthümlichkeit des gemeinschaftlichen Stamms. Die größeren Interessen des Heeres blieben immer oben an stehen. Es kam jedem einzelnen Regiment nur darauf an, sich in der Beförderung derselben vor den andern auszuzeichnen. Indem hieraus ein edlér Wetteifer entstand, glaubte jedes Regiment eigenthümliche Vorzüge zu besigen, und es fand sich auch diese oder jene Gelegenheit, bei welcher es vor andern glänzte, und deren
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1
Geschichte es daher auch als seine Meisterschaft beurkundet, in ſeinen Annalen und in ſeinen Traditionen ſorgfältig aufbewahrte. Dies alles konnte nicht fehlen, das enge Verhältniß der Regimenter in ſich zu beleben, und einen esprit Diefer konnte fid) de Corps über dasselbe zu verbreiten. füglich innerhalb der noch nicht 2000 Köpfe höchstens betragenden Stärke des Regiments erhalten, und fand sich durch Landsmannschaft, durch Uniform, durch den Namen des Regiments ,
selbst
durch einzelne Auszeichnungen stets
angeregt. Es steht dahin, ob es möglich gewesen wäre, daß ein solcher esprit de Corps, der sich ins Unendliche nuanciren konnte, sich auf stärkere Abtheilungen, als , diejenigen eines Regiments waren, mit gleicher Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit Es mag seyn, daß die håtte übertragen laſſen können . Einheit einer Abtheilung in den neuern Heeren größer sey ; so viel scheint gewiß zu seyn : größer ist der Zusammenhang gewiß nicht, den sie unter sich haben können, als derjenige war, welcher unter mehreren zu einer Brigade vereinten preußischen Regimentern damals stattfand , und stärker können die äußern, einzelne Regimenter bezeichnenden Merkmale die neuern nicht ſtimuliren, als die åltern durch ihre äußerliche Charakteristik zum ,, Bravthun " -- wie man angefeuert wurden . damals hierunter Alles begriff Sey es auch die bloße Mode oder der Zeitgeist, welcher in allen diesen Abzeichnungen, in Namen und Uniform , sich außerte: so scheint es dennoch, daß sie zum Gemüth der Truppen sprach , und wirklich zu ihren Kraftäußerungen König Friedrich der Zweite manches beigetragen hat. wußte zu gut, wie viel das Aeußere auf die Sinne der Menschen Einfluß hat; alle feine Unordnungen , das Aeußere ſeiner Umgebungen , seiner Lebensweiſe, und in vorſtehender Beziehung die Bekleidung seiner Truppen betreffend, beweiDer König verschmähte dies Mittel nicht, um sen dies. dadurch Vorstellungen zu erregen, welche wieder mit andern
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wesentlichern Dingen zuſammen hingen.
Vor der Hand
ſey dies genug, um die bezeichnete Sache von dieser Seite zu charakterisiren, wobei noch hinzugefügt werden muß, daß auch die Namen der Regimenter nach ihren Chefs das Ihrige dazu beitrugen, die Idee von persönlicher Anhänglichkeit an den ersten ihrer Vorgesetzten lebendig zu erhalten, und den gewissermaßen adoptirten Namen, ohne welchen selbst der eigne außerhalb des Regiments oft nicht genannt wurde, als in eine engere Verbindung stark bezeichnendes Band zu betrachten. Ein Regiment, gleich jeder Korporation, starb nie aus. Die Nachfolgenden erbten den Ruf ihrer Vorfahren, welche ihnen zu ihren kriegerischen Uhnen wurden. Selbst ein Regiment, mit welchem der König unzufrieden war, und es deshalb in die Armee vertheilte, wie das Gersdorf'sche Husaren - Regiment, bekam Nachfolger, welche in dessen Stelle traten, und dasselbe repråsentirten, also auch seine Geschichte und Vorfahren erbten. Ganz aus den Annalen der Armee ausgestrichen wurde kein solches Korps .
Es ist
wahr, die Regimenter wechselten mit ihrem Chef zugleich ihren Namen , woran man gewöhnt war, und ſich bald darin zurecht fand . Allein die Veränderung der Benennung hatte weiter nichts zu sagen, als daß sie eine neue Periode in der Geschichte des Regiments bezeichnete.
Die Namen
der Chefs knüpften sich solchergestalt auf eine ehrenvolle Weise an die Geschichte des Regiments, und wurden auf ewige Zeiten der Vergessenheit entrissen. Dieser Vorzug der preußischen Regiments Chefs erhob sie über ihres Gleiz chen in andern Armeen, wo dieſer Gebrauch nicht stattfand, und charakteriſirte diefe Würde auf eine eigne Weiſe, indem sie die Vorstellung von der Gemalt des Oberbefehlshabers, welcher gewöhnlich General war, noch höher stellte.
Die
Macht, und die unmittelbar gegen den König stattfindende Verantwortlichkeit solcher Månner, gab ihnen in ihren Regimentern ein großes Ansehen, und befestigte sie auf eine
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theilnehmende Art an dem Wohl ihrer Namensträger, fo wie diese Untergebenen wieder an ihren Chef feſter geknüpft` wurden , und diesen Verhåltniſſen gemåß einen großen Werth auf sein unmittelbares Wohlwollen legten, Wie dies Alles, insbesondere in Beziehung auf den Offizier, verstanden werden muß : hierzu giebt das zweite Kapitel vielleicht einige Anleitung. War nun der Verband der ganzen Armee auf dieſen speziellen Verbindungen gewissermaßen basirt , und diese lettern nichts anders als Núaneirungen des das Ganze belebenden Geistes : so konnte auch die Zuſammenfügung größerer Truppen - Abtheilungen, wie die der Brigaden und Divisionen , als hinreichend konsolidirt betrachtet werden . Bon solchen Rivalitäten, wie sich in andern Armeen geåuſfert haben, in welchen verſchiedene Völkerschaften, welche durch Sprache und Sitten ganz von einander getrennt ſind, zu den größern Heer - Abtheilungen verbunden werden, war in der preußischen Urmee keine Spur vorhanden. Denn einmal war der Unterschied , selbst der entlegensten Provinzen gegen einander, nicht groß genug, und zweitens verstand wohl kein Regent beſſer, als Friedrich der Zweite, das Ganze aller Volksſlåmme ſeiner Monarchie zu cinem Körper zusammen zu fügen und mit einem lebendigen Geist zu beseelen, welcher in allen Organisationen des Staats zu erkennen war , und durch des Königs Größe und Handlungsweise auf alle Geister würkte. Aus diesen Gründen war es vollkommen hinreichend, daß die Armeen in Friedenszeiten nach lediglich generellen Bedürfnissen eingetheilt wurden, und der Monarch sich die Freiheit vorbehalten hatte, sie zu Kriegszeit nach den_spe= ziellen Bedürfnissen
einzutheilen ,
und die verschiedenen
Waffengattungen nach denselben, zu wechselseitiger Unterstügung, zu mischen. Es sollen diese Gedanken durchaus keinen Ladel der heutigen Eintheilungsart der Armeen, in stehenden Brigaden, Diviſionen und Armee - Korps, ent-
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halten, sondern nur zeigen, daß die ältere Methode ebenfalls anwendbar ist, wenn eine Armee durch und durch von demselben oder einem ähnlichen Geist belebt wird, als die Armee Friedrichs des Großen.
Die neuere Art ist eine
Form, nach welcher größere Maſſen in eine Einheit zuſammengefügt werden, und die åltere Urt war im Grunde dasselbe, nur daß die Einheit während des Friedens in kleinere selbstständige Theile zerfiel.
Bei beiden kommt es darauf
von welcher Beschaffenheit diese lehtern sind, wozu indeß die Zuſammenſeßung wenig würken kann. Der Leser, welchem man nicht jeden Gedanken in seine kleinsten Theile an,
zerlegen mag, kann nun ſehr leicht die weitern, eigentlich nicht hierher gehörenden Betrachtungen für und wider jede dieser Formen von selbst anstellen. Nächst der Eintheilung der Armee müſſen wir ferner die andern Theile der Organiſation und der Adminiſtration betrachten, weil beides in der Armee Friedrichs auf das Genaueste verbunden war. Es ist nämlich eine besondere Eigenschaft der damaligen Einrichtungen, daß in der Organiſation unmittelbar das Wesentliche der Adminiſtration lag, und daß, so zu sagen, die Maschine von selbst gehen mußte, abgerechnet die etwan für nöthig erachteten neuen Impulsionen, welche für ein Vorrecht der souverainen Gewalt gehalten wurden,
und wirklich ein Bedürfniß bei
allen-menschlichen Geſchäftsführungen sind . Man könnte freilich, wenn man es so wollte, d. h. ohne die Sache bis auf den Grund überdacht zu haben, behaupten, daß zu jeder Organisation auch die Adminiſtration gehöre, und daher die obige Bezeichnung nichts sagen wolle.
Allein man
irrt dennoch, und zwar darin, weil solches nach dem heut zu Tage üblichen Verstande heißt : daß für jeden Verwal tungszweig einer Urmee eine besondere obere leitende Behörde nöthig sey, welche nebst allen andern neben ihr stehen den wieder unter einer eignen obersten Staats -Behörde stehen müsse. Von einer solchen Ansicht fand nun grade
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das Entgegengesette in der preußischen Urmee statt, und Wir wollen die dies ist es, was vorhin gemeint wurde. abstrakten Definitionen andern überlassen, und die Sache schildeen, wie sie war. Hieraus wird ohne große Deduktion . die Richtigkeit der obigen Aeußerung hervorgehn. Was also zuerst den Ersaß an Menschen anbelangt, fo wurden die Ausländer (s. erstes Kapitel ) geworben. Es gab Werbungen einzelner, jedoch weniger Regimenter, nám lich der westphäliſchen, und königliche Werbungen.
Jene
wurden aus den, den Regimentern gegebenen Fonds, und dann für ihre eigne Rechnung angestellt ; diese für Rechnung einer allgemeinen Werbekasse , oder, mie man sagte, für königliche Rechnung, welche lettere denn auch einen besondern, die Werbung dirigirenden Inspekteur hatte. Jene, die fogenannte Regiments - Werbung , wurde als ein Vorzug betrachtet, weil man werben konnte, wo und was man Kom mollte, und lediglich für das eigne Regiment warb. plett an Ausländern mußten die Regimenter einmal seyn, und waren es auch, und zwar leichter und besser an schönen großen Menschen, als die der königlichen Werbung unterworfenen Regimenter, weil sie ihre eigene Industrie anwenden konnten. Dabei hatten sie den Vortheil, daß der Gewinn in ihre eigne Kaſſe floß ; denn an eine Zurückrechnung der Ueberschüsse wurde nicht gedacht. Bei der königlichen Werbung mußten zwar die Regimenter Offiziere und Unter- Offiziere dazu kommandiren ; allein die Rekruten formirten einen allgemeinen Depot für die Inspektion, aus welchem der Inspekteur sie demnächst unter die Regimenter vertheilte. Die Regimenter warben folglich nicht unmittelbar für sich selbst, folglich mit wenigerin Eifer, als diejenigen, welche die sogenannte eigne Sie hätten zwar keinen Verluſt in ihrer Werbung hätten. Werbe- Kaffe zu befürchten , aber auch keinen Gewinn zu Dies hoffen, und fuhren in jeder Rücksicht schlecht dabei. war übrigens die einzige Parthie bei dem Erfagweſen, wobei
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cine Art von allgemeiner Administration stattfand ,
und
man hat nicht nöthig zu bezweifeln, daß sie die schlechtefte war. Der Ersaß an Einländern ging dafür ohne alle Umė ſtånde, ſo zu sagen, von ſelbſt aus dem jedem Regimente angewiesenen Bezirk, Kanton genannt, vor sich. Da der Einländer 20 Jahr diente, so war der jährliche Bedarf der Regimenter nur sehr gering ; und betrug per Kompagnie 4 bis 6, höchstens 8 Mann im Durchschnitt. Ueber die Ersaß Urt aus dem Kanton war ein königliches KantonReglement vorhanden, welches die Verfahrungsart bei allen dabei eintretenden Kollisionen vorschrieb.
Von Seiten des
Regiments beſorgte ein Kapitain, welcher zwei Unteroffiziere als Schreiber bei sich hatte, die Aufzeichnung aller diensttauglichen jungen Leute, und nach derselben die jedesmalige Ersagmannschaft, unter Zuziehung des Landraths und der Civil - Obrigkeit.
Dies Geschäft dauerte mehrere Wochen,
auch wohl Monate, und die Kanton - Kommiſſion versàmmelte sich des Jahres einige Male. Auf der einen Seite waren die königlichen Kriegs- und Domainen - Kammern, auf der andern die Regiments- Chefs und Kommandeurs, Fielen nun hierbei solche die kontrollirenden Behörden . Kollisionen vor , welche von dieſen nicht beseitigt werden konnten, so war die höhere Eivil - Behörde, das GeneralDirektorium, die höhere Militair - Behörde, der Inspekteur. Es hat sehr wenige Fålle gegeben, in welchen vie Kanton Kommiſſionen, und höchst seltene, in welchen die c. Kammern und Chefs nicht sich hätten einigen könnền, weil es jenen Månnern nur um das allgemeine Beste des königlichen Dienstes, nicht aber darum zu thun war, ihrer Parthie allein zu vortheilen, und zu streiten, um Recht zu behalten. Ein Fall, in welchem von den erwähnten oberften Behörden ebenfalls nicht hätte entschieden, und der ſtreitige Punkt dem König håtte vorgelegt werden müſſen, ist mir wenigstens nicht bekannt.
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Die einmal ausgehobene Mannschaft, welche unter der Population der Militairpflichtigen, so zu sagen, erwählt worden war, war nun auch vollkommen brauchbar, und der Fall, daß man engbrüſtige, taube, mit chronischen Krankheiten behaftete , oder an Salzflüſſen und andern offenen Schäden leidende Menschen ausgehoben håtte, iſt mir gar nicht gedenkbar und nie vorgekommen. Die Regimenter hoben für sich selbst aus, und besichtigten also die Leute ganz genau, welches aber in den neuesten Zeiten von den ſogenannten Erſaß- Kommiſſionen nicht immer geschehen seyn soll, weshalb denn auch unter der frisch ausgehobenen Mannschaft sich jedesmal mehrere Unbrauchbare gefunden haben. Dies ist eine natürliche Folge von jeder Generalisirung der Geschäfte, wobei keine Kontrolle diesen Gebrechen abhelfen kann. Gesezt aber, es hätte sich unter den neu ausgehobenen Kantonisten irgend ein Unbrauchbarer gefunden : so war die Sache auf der Stelle abgemacht, wenn man ihn ins Kan ton zurückschickte, und einen andern Mann an deſſen Stelle Dies konnten der Kanton - Kapitain und der aushob. Landrath unter sich abmachen, und es verursachte weiter gar keine Schwierigkeiten , als höchstens einen oder zwei Von einer Briefe, welche gegenseitig gewechselt wurden. Meldung an die höchste Militair - Behörde, und einer Konkurrirung dieser mit der höchsten Eivil - Behörde, um erst zu berathschlagen und zu ermitteln , welcher Bezirk, welcher Kreis und welche Kommune denn eigentlich den Ersatz an die Stelle des Krüppels leisten müſſe : davon war gar nicht die Rede. Der Untaugliche wurde also auch nicht vergeblich im Traktamént erhalten, und dem Dienste dadurch ein Mann, deſſen Ausbildung nun noch lange ausgesett blieb, entzogen. Es bedarf also wohl keiner Auseinandersehung, daß die Kanton - Verfaſſung große Vorzüge hatte, und keiner obern, am wenigsten einer befondern höchsten CentralDirektion bedurfte, um alle und jede ihrer Schritte, gleich-
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ſam an einem Leitbande, kontrollirt zu sehen.
Und vor-
züglich, da die Sache während 46 Jahren der Regierung des großen Friedrichs, ohne die mindesten bösen Folgen zu hinterlassen, gegangen ist : so scheint an ihrer praktiſchen Brauchbarkeit nicht zu zweifeln zu seyn, obgleich in der Theorie sich vielleicht noch etwas Vollkommneres erdenken Der Nußen der leßtern bleibt jedoch zweifelhaft. Gleiche Verhältnisse fanden statt, was den Ersatz an
läßt.
Pferden bei der Kavallerie anbetrifft, nåmlich die Regimenter erhielten die für die Remonte beſtimmte Summe, und kauften sie nun selbst, oft in sehr entlegenen Gegenden der Ukraine, der Moldau, und in andern Låndern , an. 3ur Zeit des größten Glanzes und der unsterblichen Thaten der preußischen Kavallerie war sie am vortrefflichsten beritten, und die königlichen Kassen, so wie der königliche Dienst, befanden sich sehr wohl bei jener Ersatz- Art. Vielleicht håtte das Remonte- Wesen noch ungleich vollkommner eingerichtet werden können.
Ob alsdann aber die Kavallerie
noch mehr geleistet haben würde, als sie geleistet hat, und ob die königlichen Kaſſen dabei größere Ersparnisse gemacht haben würden, als durch die wohlberechnete Dekonomie der damaligen Zeit gemacht worden sind : dies zu erweisen, dürfte wohl unter die unmöglichen Dinge gehören, wogegen der Erfolg uns zu beweisen scheint, daß die adminiſtrativen Einrichtungen, wenigstens die glückliche Mittelstraße zwischen dem zu vielen Administrativen und dem zu wenigen getroffen haben müſſen, weil ſonſt die Würkung anders, nåmlich weit ſchlechter, insbesondere aber nachtheilig für die Brauchbarkeit der Kavallerie, gewesen seyn dürfte, worüber jedoch die Fakta grade das Gegentheil bezeugen. Was ferner die Verpflegung anbetrifft, so fand während des Friedens nur die Geld - Verpflegung, und allein bei der Kavallerie die Fourage- Verpflegung statt. Nur im Kriege, oder bei dem Feld - Etat, erhielt der Soldat Brodt und Viktualien, und die bei der Infanterie und Artillerie stehenden
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Offiziere bekamen Rations an Fourage.
Das ganze Ver-
pflegungsgeschäft war ſowohl hierdurch , als auch seiner ganzen Natur nach, åußerst einfach, und ohne Beitläuftigkeit, oder andere doppelte Kontrolle, als die der feſtgeſehten Etats, durch die Ober - Rechenkammer überſehbar und zu kontrolliren. Die ganze Armee hätte einen festbestimmten Etat an Ober- Offiziere , Unter - Offiziere , Spielleute , Gemeine, Unterstaáb u. s. w . Ueberzählige durfte es niemals in der Regel geben, außer bei dem ersten Bataillon Garde und der Garde du Korps ; *)
bei den andern Truppen ist dies nur
in ganz feltenen Fällen in Ansehung überkompletter Offiziere vorgekommen, welches aber auf einen expreſſen königlichen Befehl beruhte, und, wie erwähnt, gånzlich außer der Regel war. Für gewöhnlich war an aggregirte, attachirte und So wie nun überzählige Offiziers gar nicht zu denken. ein Abgang stattfand, wurde dieſer ſobald als nut möglich ersetzt, dergestalt, daß die Stärke der Armee zu allen Zetten sich ganz gleich blieb, und für die Verpflegung regelmäßig gleichstarke Summen zu erheben waren. Während der zwei Exerzier - Mønate waren die Regimen ter komplett ; in den zehn ändern Monaten aber bis auf einen bestimmten Etat án Gemeinen beurlaubt.
Ging ein
Offizier auf Urlaub, so bezog derselbe fortdauernd ſeinen´ Gehalt. Hiernach richtete sich nun das Geld - Quantum für die Verpflegung, auf eine vorher zu bestimmende leichte Art, wobei Zurückrechnungen für Ueberzählige und Manquirende, bis auf Kleinigkeiten, gånzlich Ein n, en genawegfielen. u zu berechne Heiliges Gesetz war es, die Vakant und die höchste Verantwortlichkeit der Befehlshaber machte dies zu einer Ehrensache.
*
Es hatte also wahrlich nicht
Nämlich die unrangitten, welche ein für sich besonderes bes Rehendes Korps bildeten,
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leicht ein Kompagnies oder Regiments- Chef den verruchten Gedanken haben können, in diesem Punkt ein so gröbliches Verbrechen zu begehen. Auch war der Regiments - Quar= tiermeister der rechnungsführende Kontrolleur, welcher seiner Seits wieder durch den Kommandeur des Regiments und dazu kommandirte Staabs -Offiziere und Kapitains bei der vorgeschriebenen Reviſion der Rechnungen und Kaſſen - Visitation kontrollirt wurde. Das Rechnungsgeschäft hatte also keineswegs ein Einziger in seiner Hand, ſondern es konkurrirten dabei Mehrere, und zwar gewiſſenhafte Månner , von hohem Ehrgefühl und Pflichtbegriffen, welches allemal die Basis jeder Komptabilitåt bleibt. Außerdem mußten die Regimentsquartiermeiſter eine Kaution von 3000 Thalern stellen, *) und außer den partikularen Reviſionen jåhrlich der Ober- Rechenkammer ihre Abschlüſſe cinsenden, und Rechnung ablegen , Decharge erhielten.
worüber sie sodann eine besondere
Den Geldbedarf bekamen die Regimenter aus den nåchſten großen Kassen der Kammern, Kriegs - Kaffen genannt, welche darüber besondere, ein vor alle Mal gültige Vork schriften hatten.
Diese Vorschriften dienten für alle Fälle,
für den Etat der Exerzier - Monate und der andern Zeit, für Es ist die Mobilmachung , die Gehalte des Chefs u . s. w. natürlich, daß die Regimenter in sich die ihnen gezahlten Fonds nach ihren Bedürfnissen theilten, und daß es Ver-
1 *) Wer von dem damaligen Kaffen - Wesen eine Vorstellung haben will, schlage unter andern die Artikel : Regiments -Quartier, meister, und Kassen-Wesen, im ersten Theil von’Cavans Kriegs, oder Militair - Recht, nach, woselbst die åltern Verordnungen Königs Friedrichs des Zweiten angeführt sind . Man wird sich hieraus überzeugen, daß die hierher gehörigen Unordnungen keineswegs über das Knie gebrochen waren, ſondern die Sache möglichst erschöpften , ohne sich jedoch ins Ueberflüssige einzulassen. I
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pflegungs-, Kleider , Werbe- u. f. w. Kassen gab. Eben. so waren in höherer Instanz General , Kriegs-, Werbeund andere Kassen vorhanden, welches alles zu schildern eine ſehr umständliche, nicht in ein großes Tableau gehörige, Darstellung erfordern würde. Wer sich gründlich davon unterrichten will, findet in den zur Zeit Friedrichs des Zweiten erlassenen Reglements und Verordnungen die hinrei chende Auskunft. 3u bemerken scheint es, daß ein solches Studium für diejenigen, welche' sich mit Organisationen abgeben wollen , keineswegs überflüssig seyn würde , weil es sie nothwendig zu der Ueberzeugung führen muß, daß, jene Verordnungen ein Muster sind, welches weder zu viel, noch zu wenig in die Natur der Komptabilität eingedrungen ist, und immer nur große Reſultate vor Augen hatte, die das Ganze betreffen. Diesem zufolge ist denn auch das Ganze zu einer Vortrefflichkeit und zu solchen Zielen gelangt, wie sie ein Staat nur wünschen kann, worüber die Geſchichte jener Zeit solche Beispiele liefert, welche eigentlich unvergeßlich seyn sollten. Die Fourage erhielt die Kavallerie durch Lieferungen vom Lande, welche nach einem gewissen Preiß von dem Das Land war hieran geGouvernement bezahlt wurden. wöhnt, und rechnete im Voraus darauf, und die Regierung hatte nicht nöthig , Alles auf das Theuerste einzukaufen, dann eine Menge von Magazin - Beamten zu halten, und endlich die Sache durch ein besonderes Personal und eine Man hat sehr viel über obere Behörde zu kontrolliren. Bedrückungen geschrieben, über Pråvarikationen der Wachtmeister, auch wohl der Rittmeister, welche sich ohne Zweifel nicht entschuldigen laſſen, obgleich sie wahrlich selten waren, und mehr in das Gebiet der Phantasie, als der Realitát gehören. Was nun die ganze Angelegenheit anbelangt, so ist so viel gewiß, daß sie håtte weit mehr vervollkommnet werden können, wenn sie als ein besonderer Geschäftszweig behan ·
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delt worben wäre.
Allein, Alles dies wohl erwogen , fo
fragt sich dennoch, was dadurch eigentlich gewonnen worden wäre. Die Pråvarikationen mußten bestraft werden, und das geschah.
Deshalb aber, und zum Nachtheil des
Gouvernements, Mittel anordnen, welche årger als das Uebel gewesen wåren, dies war eine Abhelfungs - Art, welche gar nicht mit dem Geist der Bündigkeit übereinstimmte, den Friedrich der Zweite überall vorherrschen lassen wollte. Genug, weder das Land ging zu Grunde, noch litten die Truppen, noch die Kaſſen der Regierung. In diesem Geleise das Ganze zu erhalten, ſchien überwiegend. Die Rittmeister, so wie die Kompagnie - Chefs, hatten vielleicht manchen Vortheil; allein fie thaten auch viel für ihre Untergebenen, weil sie es thun konnten. Bei der Kavallerie gaben sie allen ihren Offiziers der Eskadron, dem Wachtmeister, dem Standarten - Junker, den Tisch, und was sie an Wohlhabenheit gewannen, konnten sie zum Wohlthun in ihren Schaaren verwenden. Nothwendig mußte dadurch ihr Ansehen und ihr Einfluß steigen ; denn nach dem Lauf der Welt ist ein reicher Chef allemal mehr geachtet als ein armer . Diese lettere Betrachtung mochte vielleicht den preußis schen Regenten des 18ten Jahrhunderts, bei dem Entwurf der Etats, vorgeſchwebt haben, weil sich daraus abnehmen låßt, daß insbesondere die höhern Chargen, vom Kapitain und Rittmeister aufwärts, ungleich besser in Ansehung ihres Gehalts und ihrer Emolumente bedacht waren, als die nies. dern, welche von den lehtern, außer dem Servis, gar nichts hatten.
Wenn man dies oberflächlich betrachtet, so scheint
solches eine Art von Ungerechtigkeit geweſen zu seyn, indem…… der Offizier vielleicht niemals zum Genuß des höhern Gehalts gelangte, oder doch darüber alt und grau werden. fonnte. Denn nur bis zum Kompagnie oder EskadronChef mußte man eine lange Reihe von Jahren dienen. Allein, diese Sache hat unverkennbar noch eine andere
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Seite, welche, wenn man ihren Einfluß auf das Ganze mit in Anschlag bringt, sehr viel Wohlthätiges und Zweckmäßi ges haben mußte. Der niedere Offizier, welchem Jugend und geringe Bes dürfnisse allenfalls auch den Mangel ertragen laſſen, ſteht unter der Regide der Dienstverhältnisse und seiner Vorgeseh ten, wenn diese dazu die Mittel haben, die ihnen eine ehrens volle Repräsentation zur Pflicht macht.
Hierbei werden
die dienstlichen Beziehungen nur gewinnen können, und die fichere Aussicht, einst ebenfalls wohlhabend zu seyn, ents schädigt den jungen Mann, während seine Wohlhaben heit in frühern Jahren selten beachtet bleibt, und öfterer ihn auf Abwege und Vergeudungen führt.
Sind aber die
Verhältnisse umgekehrt, können es die Niedern in Ansehung der Wohlhabenheit mit den Höhern aufnehmen, und fehlen diesen die Mittel, mit einer ihren Verhältnissen angemessenen Repräsentation zu leben, statt deren sie sich im Gleichgewicht mitihren Untergebenen geſeßt ſehn : alsdann scheint der vorhin bemerkte Einfluß auf das Ganze wegzufallen, alle Chargen nähern sich der Gleichheit, und die Hoffnung, der große Sporn der Niedern, wird wenigstens gemäßigter werden, oder wohl gar ihnen in andern Ständen und Lebensverhälts Bei dem erſten nissen eine Entschädigung ſuchen lassen. leidet der Glanz eines Heeres gewiß nicht; bei dem legtern hingegen möchte sehr zu besorgen seyn, daß derselbe erlösche, oder wenigstens in weit geringerem Grade sichtbar werde, als zum Besten dieses Heeres stattfinden sollte, und von der Armee Friedrichs des Zweiten als ein eigenthümlicher Vorzug und Reiz zu rühmen war. Nach dem Grundsaß, daß zur Macht auch Mittel gehören, zeichneten sich die Besoldungen der Chargen in der Die Höhern standen daher in preußischen Armee aus. einem eminenten Verhältnisse zu den Niedern, und übten Niemals sah die ihnen gebührende Präponderanz aus. man da eine Penurie, wohin sie nicht gehörte, und der
133 { Hierarchie wiederfuhr ihr Recht, indem das Höhere niemals durch das Niedere profanirt werden konnte. Zu den bisher erwähnten Verpflegungs - Gegenftånden gehört endlich auch noch die Sorge für bie Erkrankten, der ärztliche Beistand und die Arzneimittel. Was nun diese Angelegenheit anbelangt, so befanden sich bei jedem Regis ment Aerzte, damals Regiments - Feldscheer genannt, welche fich durch ein langes Studium und eine vieljährige DienstLaufbahn und praktische Uebung zu ihrem Posten vorbereitet hatten.
Derjenige nåmlich, welcher sich diesem Fach wid-
men wollte, mußte zuvdrderßt längere Zeit als KompagnieChirurgus bei irgend einem Regiment geſtanden, und, die nöthigsten Vorkenntniſſe erworben haben. Von hier wurde
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derselbe als Kompagie : Chirurgus bei ber Garde verseßt, und ihm Gelegenheit gegeben, feine Kenntnisse theoretisch und praktisch zu erweitern. Nachdem dies abermals einige Jahre gedauert hatte, rückte der Aſpirant zur Charge eines königlichen Pensionair - Chirurgus vor , und seşte seine Studien praktisch und theoretisch weiter in Berlin fort, woselbst die General - Chirurgen und andere dazu bestellte Aerzte den Pensionairs jede Art von Unterricht ertheilen, und sie bei der dortigen Charité und der Anatómie anstellen, unterrichten und üben mußten. Endlich ward der älteste Pensionair Arzt bei dem königlichen Hofstaat, und von dieser Stelle ab wurde derselbe bei dem Abgang eines Regiments -Feldscheers in deffen Stelle gefeht. Diese Aerzte hatten alſo bereits zu jener Zeit eine langjährige Erfahrung in einem höhern Grade erworben, als solche ein auf seine eignen Kosten studirender Arzt erwerben kann, und genossen deshalb auch das vorzügliche Zutrauen des Publikums in ihren Garnisonstädten. Unter ihnen standen die KompagnieFeldscheere, deren Vorgesetzte und Lehrer sie waren . Für die Kranken erhielten die Regiments - Aerzte, wie dies noch jest stattfindet, die nöthigen Medizin- Gelder, und diese ganze Branche war dennoch gut organisirt,
ohne durch
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umständliche Kontrollen in unnöthige und schwerfällige Weitläuftigkeiten versunken zu seyn, obgleich sich nicht leugnen läßt, daß die in neuern Zeiten bedeutend erweiterten Lehranstalten für die angehenden Aerzte große Vorzüge für denjenigen haben, welche zur Zeit Friedrichs des Zweiten existirten.
Indeß ist über die årztliche Pflege in der dama-
ligen Zeit, vorzüglich auch während der langwierigen Kriege, niemals eine Klage zu vernehmen geweſen, indem die Regiments Feldscheere geschickte und gewissenhafte Männer waren , welche selbst auf den Schlachtfeldern , nebst ihren Kompagnie - Chirurgen, ihr Umt treu verwalteten und sich jeder Gefahr unerschrocken aussetten; ohne eine besondere Auszeichnung , noch einen firirten Rang anders, als durch ihre Talente und ihre Brauchbarkeit, ' nebst dem darin geseßten Vertrauen, sich erwerben zu können .
Den Regiments Chirurgen waren drei General- Chirurgen vorgesetzt, deren Wirksamkeit jedoch hauptsächlich ch genom 1während des Krieges in bedeutendern Anspru men wurde, und welche während des Friedens sich größtentheils auf den Unterricht der Pensionaire und auf die Aufficht über die praktischen Lehranstalten beschränkte, obgleich fie die Vorgesetzten der Regiments - Feldscheere blieben, und. die höhere Instanz für deren Anstellung und fortdauernden. Brauchbarkeit ausmachten. Alles, was also schließlich die Verpflegung der Armee anbetraf, befand sich ein vor alle Mal abgeschlossen, und aus den Abschlüffen der General- Kriegs- Kaffe, welche zum Ressort des General Direktoriums gehörte, konnte zu jeder Zeit und Stunde eine Uebersicht erhalten werden.
Ein
Gleiches fand mit der General Fourage- Kaffe und der General: Proviant - Kaſſe ſtatt. Was aber die Generals, und Remonte - Kassen, ferner die General - Inva- › liden-Kasse.anbetrifft, so hatten solche einen besondern Chef.
Kleider
Bei entstehendem Kriege ging die Verpflegung an Geld auf
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die alsdann formirten Feld - Kriegs Kaffen, Proviant- und Lazareth-Kassen u. s. w. über. Die Versorgung der Invaliden ist allein ein Punkt, welcher, wie bereits im ersten Kapitel gedacht worden, sehr zurück war. Den Grund dazu kann man schwerlich in der zu weit getriebenen Sparsamkeit des großen Monarchen suchen, welcher seinem Lande so viele Millionen Thaler. geschenkt hatte, und seine Armee ,
das Werkzeug seiner
Größe, in Wahrheit sehr liebte, auch bei jeder Gelegenheit die größte Schonung und Berücksichtigung alt gedienter Generale und Offiziere an den Tag legte. Da nun der Monarch die Versorgung invalider Soldaten durchaus wollte, deshalb sehr oft die nachdrücklichsten KabinetsOrdren erließ, und zu Zeiten als ein eigenmächtiger Selbstherrscher feine alten Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten felbst anstellte, ohne auf Gegenvorstellung ihrer etwanigen Unbrauchbarkeit wegen zu reflektiren : *) so muß der Mans gel der Versorgungs - Anstalten einen andern Grund gehabt haben, vielleicht den, daß der König glaubte, genug dafür gethan zu haben, und auf die Berücksichtigung der Invas liden zu Civil Aemtern zu sehr rechnete. Denn oft hat er befohlen, daß der zu Versorgende seine Charge repräsentiren
*) Hiervon giebt es in den Anekdoten und Charakterzügen aus dem Leben Friedrichs des Zweiten, und in sehr vielen andern von der Regierung dieſes großen Monarchen handelnden Schriften, die auffallendsten Beiſpiele. So z. B. ist dem Verfasser erzählt worden, daß einst ein alter Rittmeister des braunen HusárenRegiments, wegen völliger Invaliditåt, versorgt werden sollte. Da derselbe katholischer Religion war , ernannte der König ihn, nach seiner Kompetenz, zum Domherrn von Breslau ; die Dispensationen wurden vom påbſtlichen Stuhl ausgewürkt, und , wenige Monate nach der legten Revue, bei welcher der Rittmeister seine Schwadron geführt hatte, befand derselbe fich im Befig seiner neuen geistlichen Würde.
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und ein anderer Officiant die jenem zu schwer fallenden Arbeiten übernehmen solle ; dies aber ist freilich nicht immer ausführbar, ohne daß der Dienst leidet : und dies mag denn Genug, die auch oft die Versorgungen gehindert haben. obwaltenden Mängel laſſen ſich unmöglich aus einem andern als einem solchen Grunde ableiten, welcher, weit entfernt, der Scheelsucht zu bitterm Tadel Blößen zu geben, vielmehr der Kritik solche Data an die Hand giebt, durch die sie zu einem mildern Urtheil gewissermaßen gezwungen werden muß. Uebrigens wurden alle niedere Officianten - Posten, als Thorschreiber, Viſitator und andere bei der Accise, Waage meisters, Schirrmeiſters und andere mehrere bei der Post ; desgleichen Bothenmeisters , Kanzleidieners und andre mehr, bei den Dicasterien und Unterbehörden, wie denn auch eine Menge noch anderweitiger Posten,
welche sämmtlich zu
enumeriren zu weitläuftig ist, nur mit invaliden Unteroffiziers und Soldaten, die sich einigermaßen dazu qualificirten, besetzt. & Es blieb nicht leicht ein solcher Mann unversorgt, wenn er nur nothdürftig lesen und schreiben konnte. Wo dies aber nicht stattfand , blieb allerdings nichts als der monatliche Gnadenthaler oder eine Anstellung im Invali denhauſe in Berlin übrig. *)
Lehteres konnte indeß nur
eine beschränkte Zahl von 4 bis 500 Mann aufnehmen. Als einen wesentlich zur Organisation gehörenden Haupttheil,. fahren wir fort zu betrachten : die Bekleidung. Die spezielle Beschaffenheit der Uniformen damaliger Zeit, sowohl nach den verschiedenen Truppen - Gattungen und Arten, als nach der Farbenmischung und den Verzierungen, ist bekannt, oder doch leicht aus den åltern Stammliſten, auch aus Abbildungen, und bereits vorhandenen anderwei-
Die Garden hatten jedoch ihre eignen Invaliden, die sogenann tch Austangirten, im Städtchen Werder, unweit Potsdam.
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tigen Beschreibungen, *) zu ersehen , weshalb es ein unnüßes Unternehmen seyn würde , wenn ich mich damit. befassen wollte.
Nicht so bekannt werden vielleicht einige
Betrachtungen seyn, welche sich über das Aeußere der Armee Friedrichs, und manche dahin gehörigen Dinge anstellen lassen, weshalb ich mich lediglich hierauf beschränke, und dem Leser die Entſcheidung überlaſſe, ob selbst in der Bekleidungsart dieſes Heeres etwas Wesentliches und Originelles. zu finden seyn dürfte. König Friedrich der Zweite liebte in dieser Sache das Mannigfaltige, oft das Reiche, das Auszeichnende und Imposante. So wie sein Geschmack, welcher viel Eigenthümliches und wenig der Mode Unterworfenes hatte, ſich in seinen Umgebungen åuſſerte ; eben so sprach derselbe ſich auch in der Bekleidungsart seiner Armee aus.
Stark gegen
einander abstechende Farben, deren Nuancirungen auf einer Uniform vereinigt wurden ( weshalb denn das Hellblau auf Dunkelblau lediglich den Freibataillons überlaſſen blieb ) ; Stickereien, welche, aus großen Maſſen und feinen kleinen Verzierungen bestehend, schon von weitem ins Auge fielen, und nur die Brust und die Seite des Rocks bis zu den Taschen, allenfalls auch diese und die hintere Taille, dafür aber wenig die andersfarbigen Aufschläge und gar nicht den Kragen einnahmen , scheinen diesem Geschmack gemäß gewesen zu seyn. Es war, als ob eine Uniform alsdann die größte Würkung thun sollte, wenn das Ganze fie tragende Korps zusammen stand. Der Effekt war daher nach dem schicklichen Standpunkt des Zuschauers berechnet, und glich der Würkung einer großen Dekoration.
Der König
knüpfte hieran manche Erinnerung an die Vorfahren ſeines Heeres,
und an ausgezeichnete Thaten jeder einzelnen
*) 3. B. die in der Einleitung citirte Schrift des Herrn v. Urchenholz über die preußische Armee.
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Schaar.
Sein origineller Geschmack der Bekleidung hat
lange als ein Muſter der Nachahmung gegölten, und konnte nur in unwesentlichen Dingen des Schnitts und der Form Uebrigens aber, wie es bei sich der Mode anschmiegen. genauer Beschauung sich zu ergeben scheint , hat derselbe, bis auf die revolutionairen Heere Frankreichs und Napoleon Bonaparte's, seinen Einfluß geäuſſert.
Wir wollen nun
eine Truppen - Gattung und Art nach der andern vorneh men, und zuerst das Allgemeine, dann aber das Besondere in Erwägung ziehen. 1 ) Die Infanterie. Es gab bekanntlich nur Linien 3 und keine leichte Infanterie : daher auch die Aehnlichkeit der Uniform im Allgemeinen, bei welcher man die Kopfbekleidung, nåmlich der Grenadier, der Musketier und der Füsilier, welches sämmtlich Truppen von einer Ärt waren, dann die Röcke, die Unterkleider und Stiefeletten, als besondere Bestandtheile unterscheiden muß. Måntel fehlten der Infanterie gänzlich, und es ist allerdings zu verwundern, daß sie ohne dies ſchüßende Bekleidungsstück langwierige Kriege geführt, hat.'- Man ſuchte sich also so gut zu helfen, als es gehen wollte, und es blieb bei dem einmal angenommenen Etat. Die Form der Kopfbekleidung,
oder der Grenadier-
Müßen, der Hüte und der Füſilier - Müßen, ist bekannt, nur die beiden letztern scheinen den Regimentern, nach des Königs Willen, ohne weitere besondere Ursache, als etwa sie als seine Schöpfung zu bezeichnen , zu seyn.
gegeben worden
Als König Friedrich der Zweite zur Regierung kam, fand derselbe vier Füſilier- Regimenter, welche er jedoch in Musketier 2 Regimenter verwandelte, und dazu noch Die übrigen bestanden 16 Fusilier-Regimenter errichtete. Regimentern (inclusive der Garden, welche Grenadiere hießen, und von denen eine Kompagnie
in 32 Musketier
per Bataillon, außerdem aber das ganze dritte Bataillon
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Garde, Grenadier - Müßen hatte, )
und der Grenadier
Garde, oder dem Stamm von Friedrich Wilhelms des Erften großem Regiment. ´Als hierauf Westpreußen acquirirt wurde, errichtete Friedrich der Zweite in dieser Provinz noch fünf Fusilier- Regimenter, und in Schlesien ein Feld- Musketier -Bataillon zur Besaßung von Silberberg. Man sagt, der König häbe die Füfilier- Müßen für seine neuen Errichtungen deshalb gewählt, weil sie aus kleinern Leuten als die åltern Regimenter bestanden. Da aber die Füfilier - Müßen viel Aehnlichkeit mit den Grenadier Mühen hatten, von denen man sie von weitem fast nicht unterscheiden konnte :
so mußte im Kriege der Feind
irre geführt werden, und vermuthen, alte Grenadiere oder Kerntruppen vor sich zu haben. Man hat wenigstens diesen legten Grund zu Zeiten ebenfalls für diese Kopfbekleidung angeführt, und es ist wahr, daß sie einen impoſanten Anblick gewährten, wenn die Sonne auf ein solches Bataillon schien, welches einer Reihe feuriger Paliſaden ähnlich war . Selbst von hinten betrachtet , gaben die farbigen Hinters kappen *) dem Ganzen ein lebhaftes Ansehen. Die Grenadier - Müßen unterschieden sich von den Fufilier -Müken hauptsächlich durch einen Püschel auf der
*) Diese waren höchft mannigfaltig, wie jede <ere Stammlifte zeigt. Außerdem war die Zeichnung der Schilder bei den Gres nadier- Mügen und bei den Füsilier . Müßen bei jedem Regiment nach einem andern Muster. Grenadiére und Füfiliere hatten, ohne den runden Mittel - Schild auf den Patrontaſchen noch Bei den in jeder Ecke derselben vier flammende Granaten . Grenadieren waren dieſe Schilder größer, bei den Füfilieren kleis ner, bei einigen Regimentern von geschlagenem, bei andern von gegossenem Messing. Diese Verschiedenheit erstreckte sich sogar bis auf die Trommeln und Kurzgewehre der Unteroffiziere, welche nicht von gleicher Größe bei jedem Regiment waren, sondern so wie sie demselben bei der Stiftung etwa verabreicht wurden. Dasselbe fand in Ansehung der Fahnen und deren Farbe statt, worinn eine sehr große Berschiedenheit herrschte.
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Spige , welcher bei jedem Regiment verſchieden und dem Man sagt, die Hutpüschel der Musketiere gleich war. Grenadier - Müßen ſollen zu jener Zeit entstanden ſeyn, als die Grenadiere Granaten werfen mußten, bei welcher Geles genheit sie die Gewehre mit den Riemen über zu hängen pflegten.
Damit sie nun hierbei bequem die Riemen über
den Kopf bringen konnten, habe man ihnen eine ſpike Müze gegeben. Da diese ein gutes Ansehen gab, hat man sie beibehalten. Als Friedrich der Zweite gestorben war, und es Mode wurde, ſeine Einrichtungen zu tadeln, gedachten einige empfindsame Gelehrten auch der Grenadier- und Füsilier Mügen, und meinten, daß es doch grausam sey, beim Sonnenschein durch die Strahlen, welche von dem Blech abprallen, und beim Regen durch die Nåſſe, die Augen der armen Menschen zu verderben.
Hieran hatte seit 46 und
mehreren Jahren Niemand gedacht, und Referent kann kürz lich bezeugen, daß kein wahres Wort daran ist, weil derselbe selbst drei Jahre eine Grenadier- und Füfilier - Mühe getragen hat , bis dato aber noch keine bösen Folgen ſpårt. Genug , der menschenfreundliche großmüthige Nachfolger Friedrichs des Zweiten fand sich bewogen, diese Zierde der Armee abzuschaffen, und sie nur einem einzigen Bataillon, der Grenadier = Garde, zum Andenken an die Schöpfer der neuern preußischen Infantèrie, Friedrich Wilhelm des Ersten und Leopold von Anhalt- Dessau, ferner zu lassen. Mit dem Untergang dieses Bataillons im Jahr 1806 iſt dieſe lekte Erinnerung verwischt worden. Der Rock des Infanteristen sollte mit den Schößen nicht långer seyn, als der, langs der Lende herunter hängende ausgestreckte Arm bis zum Mittelfinger reichte. *)
Der
*) Als Voltaire zuerst die großen und kurz gekleideten Preußen fah, apostrophirte er fic: Ges géans , court vétus, à gros d..... que l'énnemi ne vit jamais.
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übrige Theil des Rocks sollte so beschaffen seyn, daß der Mann fich frei darin bewegen, und im Winter ein Kamisol unterziehn, auch den Rock, besonders wenn er Rabatten hatte, überknöpfen könnte.
König Friedrich Wilhelm der
Zweite befahl ausdrücklich,
daß Lesteres im Winter ges
schehen sollte, worden war.
da solches der Mode wegen vernachläßigt
Die Unterkleider, nåmlich Weſte und kurze Beinkleider, sollten über den Hüften festsigen, und waren bekanntlich von verschiedenen Farben, bei einigen Regimentern weiß, bei andern strohgelb oder paille, bei noch andern gelb von verschiedenen Nüancen, auch bei zweien roth. Im Sommer wurden leinwandene Beinkleider getragen. Die Stiefeletten waren von schwarzem Luch, auch bei einigen Regimentern von ſchwarzém Zwillich, und in der Art ein gutes Bekleidungsstück, daß der Soldat bei naſſem Wetter fie für sich allein trocknen konnte, ohne sich ganz ausziehen zu dürfen, wie bei langen Beinkleidern geschehen muß. Vor dem 7jährigen Kriege trug die Infanterie im Sommer weißleinwandne Stiefeletten, welche aber, weil fie sehr leicht beschmugt werden, folglich nur jedesmal einen Tag getragen werden können, ohne wieder gewaschen werden zu müssen, für die Armee, exclusive dem ersten Bataillon Leib- Garde, abgeschafft wurden. Die Regimenter waren bekanntlich sehr von einander verschieden, in der Farbe des Kragens und der Aufschläge, auch der Unterkleider, mit oder ohne Rabatten, mit vieler, weniger oder gar keiner Stickerei, oder sonstigen Galonirung, es sey in Silber oder in Gold, und daher leicht von einander zu unterscheiden. Diejenigen Regimenter, welche Friedrich der Zweite errichtet hatte, waren, mit wenigen Ausnahmen, am einfachsten ; diejenigen, welche von seinen Vorfahren gestiftet waren, hingegen am zusammengefeßtesten,
und oft sehr reich gekleidet,
ausgenommen vier
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diefer alten Regimenter , wechseln müssen.
welche ihre Uniformen hatten
Der König behielt dieſe alten Mondirungen bei, und ånderte höchst selten etwas daran. *) Die alten Regimenter unterſchieden sich ( bis auf die angemerkten Ausnahmen ) ferner dadurch, daß die Offiziere weiße, und die Gemeinen rothe Halsbinden trugen , wo hingegen die neuern Regis menter, wenige ausgenommen , ( wie zum Erempel zwei Regimenter der Weselschen Garnison ) schwarze Halsbinden hatten.
Einige Regimenter hatten besondere kleine Aus-
zeichnungen erhalten, wie zum Erempel Nr. 3 und Nr. 6 Riemen an den Såbelquasten ; Nr. 11 , die Offiziere Kokarden an den mit schmaler Treſſe besetzten Hüten, welches sonst nicht üblich war ; gravirte Degen;
Nr. 22 und Nr. 27, die Offiziere
Nr. 12, die Grenadiere einen großen
schwarzen Adler vorn auf dem Schilde der Müßen, wogegen einige andere, wie zum Erempel die Grenadiere des Regis ments Nr. 11 , eine Emaille mit dem Adler in ihren Schil dern trugen. Bei manchem Regiment hatten (die Garden nicht mitgerechnet) die Offiziere Achselbånder, wie bei Nr. 13, ( welche es bekam, als Peter der Dritte sein Chef wurde ),
Nr. 28, Nr. 34, Nr. 46 und Nr. 47, wovon
die Veranlassungen in der Geschichte dieſer nun verschwun-
*) In neuern Zeiten nach dem 7jährigen Kriege ist mir nur eine Haupt- Veränderung bekannt geworden, welche das Regiment Nr. 4 betraf. Dieses hatte bis 1775 eine an dem ganzen Rock herunter laufende breite Treſſe, weshald man denn scherzweise diese Uniform die Kriegsraths - Mondirung nannte, weil solche Officianten damals gewöhnlich mit Treffen galonirte’Röcke trus gen. Dieser große Rockbesaß wurde nun zu jener Zeit in Schleifen mit Puscheln verwandelt, welche auf den beiden Seitender Mondirung ( sie hatte keine Rabatten ) bis zur Taille vorn hingeſegt wurden.
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denen Schaaren zu finden seyn würden. *)
Kurz, die Armee
war äußerst bunt und mannigfach in ihrem Aeußern, ſo daß fich die meisten Regimenter auf viele hundert Schritte von einander unterscheiden ließen, und der König ſchien dieſes Partikularisiren aus Grundſäßen zu lieben.
Manche Uni-
formen nåherten sich zwar in Farben oder Stickerei einigermaßen einander ;
bei einiger Bekanntschaft aber ließ sich
ihre Verschiedenheit leicht auffinden.
Auffallend und viel-
leicht im Zeitgeschmack liegend ist es dabei, daß die Unifors men der Offiziere sehr oft ganz von denen der Gemeinen unterschieden waren, wie denn jene oft keine Kragen hatten, wo diese dergleichen trugen. Bei dem Regiment Garde hatten sogar die Gemeinen Rabatten, während die Offiziere deren keine hatten, und bei dem Regiment Nr. 40 fand grade das Gegentheil statt. Ueberhaupt war damals der Offizier wegen seines Hutes, besonders bei den FüsilierRegimentern und den Grenadieren, ſehr ausgezeichnet, und alſo auch schon früher dem feindlichen gezielten Feuer, wie insbesondere bei denen auch damals einzeln fechtenden Jågern, ausgesetzt. Vielleicht würde die Zeit hierin eine A Abänderung nöthig gemacht haben, wie ſie gegenwärtig stattfindet. Ohne weiter an den Reichthum der Stickerei mancher damaliger Uniformen zu gedenken, erwähnen wir nur der Garden, und vorzüglich des ersten Bataillons, welche ohne Zweifel eine der prächtigsten Uniformen getragen haben, die jemals eine Leibwache hatte. Die mit einer gestickten Treſſe und weißen Federn gezierten Hüte der Offiziere des ersten Bataillons , ihre und der Offiziere des Regiments Garde
*) Die Infanterie - Regimenter Nr. 1 und Nr. 13 genossen das Vorrecht, stets neben einander auf dem rechten Flügel, ohne Rücksicht auf die Chefs - Anciennitåt der übrigen, die Garden ausgenommen, zu rangiren.
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sehr reich gestickten Uniformen,
1
die ebenfalls mit Treffen
reich beschten und mit Uchselbändern versehenen Mondirungen der ausgesuchten großen Soldaten , die vielen , bei Parademårschen vor dem ersten Zuge, Arm an Arm marschirenden Offiziere :
kurz, das Ganze gewährte einen sehr
imposanten Anblick, welcher bei dem Gedanken an den großen Monarchen, der dem vereinten Europa Troß geboten hatte, dieser Garde etwas Großes verlieh, welches das Gemüth des Zuschauers in eine feierliche Stimmung versehen mußte. Der Ernst ihres langsamen, Musik unterbrochenen ,
wenig durch Trommel und
Daherschreitens gab einem solchen
Schauspiele ein Pathos, welches, weit entfernt, einem theatralischen Aufzuge zu gleichen, vielmehr eine so originelle Würde mit sich führte, daß jeder Nebengedanke an bloßes So sollte denn auch, Schaugepränge verschwinden mußte. es scheint vielleicht der erste der ernsthaften Unordnung desselben zum Grunde liegende Gedanke gewesen zu seyn, der Parade Marsch dem Laien imponiren, während er dem Kenner zu kåltern und tiefer liegenden Beobachtungen Veranlassung gab. In Betreff der Uniformen muß noch bemerkt werden, daß der Offizier da, wo sie sehr reich waren, deshalb doch nur einen mäßigen Abzug von seinem Gehalt hatte, indém der König das Uebrige vergüten ließ. Durch diese Abzüge übrigens, und dadurch, daß der Offizier alle Jahre eine komplette Uniform erhielt, fand sich seine Dekonomie in einem geregelten Zustande. Diese Bemerkung ist auf alle TruppenGattungen der Armee anzuwenden. Die Uniform derselben war 2) Die Artillerie.
der der Infanterie in der Form nach gleich, nur daß fie die allereinfachste der ganzen Armee war, und nicht einmal einen farbigen, sondern blauen Aufschlag hatte.
Dafür waren
die Westen der Offiziere mit Treffen stark und breit beſeßt, welches ebenfalls kein Infanterie - Regiment trug, ſondern Da bereits vor langen Jahren abgeschafft worden war.
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nun bei einem großen Regenten Ülles merkwürdig bleibt, fo ist es auch diese an sich nicht erheblich scheinende Sache, und vielleicht, wenn man nicht sehr irrt, eine eigenthümliche Ansicht des Königs dabei anzunehmen. Die Artillerie war bekanntlich noch im 17ten Jahrhundert eine Art von Korporation, von Innung, von Zunft, bei welcher man zuerst als Lehrling angestellt, und darauf nach und nach in die vermeintlichen Geheimnisse der Kunst eingeweiht wurde.
Daher kommt noch gegenwärtig bei
manchen Chargen der Zusah : ,, Meister, " wie zum Erems pel Feuerwerks - Meister , unter welchem die Ober- und Unter Feuerwerker stehen. Es hatte lange gedauert, ehe man die Artillerie zu einer ordentlichen Truppen - Ürt umė schaffen konnte, und selbst, als dies geschehen war, behielt fie noch immer einen Unstrich von ihrer åltern Abstammung. Dies Lestere fand nun beſonders zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts statt, in welcher Zeit die Artillerie ein gelehrs tes Aussehn sehr zu lieben schien. Da nun der damalige Gelehrten Stand viel auf gallonirte Kleider, besonders auch auf reiche Westen hielt, und der König in dieſem Sinne ſeine Artillerie bekleidet wiſſen wollte: so ließ er derfelben jene Auszeichnung auf den Westen, welche sie gewissermaßen als ein wissenschaftliches Korps darstellte. Es ist freilich nicht möglich, dieſe Unsicht umſtändlich zu erweisen ;
indeß scheint solche viel Wahr-
scheinlichkeit für sich zu haben. Als eine zu der Organiſation der Artillerie gehörige Einschaltung ist der bekannte Umstand noch nachzuholen, daß solche während des Friedens unbespannt war, so wie, daß die permanente Bespannung als ein Fortschritt dieser Waffe betrachtet werden muß , den fie in neuerer Zeit gemacht hat.
Nur die teltende Ürtillèrie, welche man mit
Recht als eine Erfindung Friedrichs des Großen ansieht, behielt Reit- und Zugpferde, war aber nur 300 Mann Stark, und der übrigen Artillerie inkorporirt.
Bebrigens
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lag in ihr der ganze Keim, welcher sich jetzt so vorzüglich entwickelt hat, verborgen , und es ist nicht zu bezweifeln, daß Friedrich der Zweite, hätte er noch zwanzig Jahre långer leben können, diese Waffe zur größtmöglichen Vollkommenheit ausgebildet haben würde.
3)
Die Kavallerie.
Alles, was im Allgemeinen
über die Infanterie - Uniformen gesagt worden , läßt sich auch auf die der Kavallerie anwenden. Sie waren mannigfaltig, reich, und weit glänzender wie diejenigen aller Heere Europa's, und zwar in einem eigenthümlichen soliden Geschmack, welcher mehr oder weniger nachgeahmt worden, und dessen Grundzüge noch jest vielfach zu ſind.ne a) Die Kuirassiere.
erkennen
Diese hätten vor Zeiten lederne
Kollets oder Koller, und deshalb jezt noch dergleichen von Kirſey paillefarbig , *) Knöpfe, 'mochte.
auch wegen des Kuiraſſes keine
wie solches bei ledernen Kollern gewesen seyn Die Kollets der Offiziere hatten durchgängig
ſamtene Kragen und Aufschläge, nach der dem Regiment eignen Üniform. Außerdem hatten die Offiziere noch mehrere Kleidungsarten ,
und vorzüglich eine reich mit Schleifen
gestickte Uniform als Galla - Unzug, welcher lettere bei dem Garde du Korps- und dem Gensd'arm Regiment roth war. Ich bemerke dies lediglich, um dadurch die Behauptung von des Königs Geschmack zu beurkunden, und verweise übrigens den Leser auf die Stammlisten, woraus das Nähere erhellet. · Besonders auffallend find die ſamtnen, reich gestickten Super - Westen der Garde du Korps , welche fie an Gallatagen trugen, und welche ihnen ein eignes, eine königliche Leibwache konstituirendes Aussehen gab.
Ein Regiment jedoch , Nr. 2 , Ursache, ist nicht bekannt.
zitronengelb.
Aus welcher
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Die Kopfbekleidung der Kuiraſſiere bestand in dreieckigen Hüten, in deren Köpfen ein eisernes Kreuz sie gegen den Hieb schüßen sollte.
Anfänglich waren diese Hüte mit
Treſſen , wie die der Infanterie , geziert.
Nachher aber
wurden diese abgeschafft, und statt derselben, um sie von den ähnlich gekleideten Ruſſen zu unterscheiden , von dem Könige die Federbüsche eingeführt. Friedrich der Zweite ist also der Erfinder dieses in neuerer Zeit der Mode so stark unterworfenen militairischen Kopfputes, welcher bald von andern Armeen nachgeahmt wurde, und bei den Bonapartischen Heeren sich sogar in der Gestalt blutrother Pinsel wieder reproducirten. Die Kuirasse waren eigentlich nur Plastrons, nåmlich halbe, welche durch kreuzweis über den Rücken gehende, mit 1 Messing garnirte Riemen festgehalten wurden. Sie mußten sehr fest geschnallt werden, weil sie sonst bei dem Stürzen mit dem Pferde leicht in die Höhe fahren, und die Leute stark beschadigen konnten.
Bei der Garde du Korps waren
die Kuiraſſe blank polirt, bei ſåmmtlichen andern Regimentern schwarz. Die Stiefel hatten Stolpen, dem ganzen Kostüm dieser Reiterei angemessen, und alte Kavalleristen wollten behaups ten, daß diese Stolpen oft wesentliche Dienſte im Gedrånge gethan hätten. Eben so waren die Handschuhe mit starken und großen Stolpen versehen, welche dazu dienen konnten, den für den Reiter gefährlichsten Hieb auf die Hand, und alſo auf die Bei einem Hiebe Führung seines Pferdes, abzuhalten. über den Kopf, oder einen andern Theil des Körpers, kann der Reiter sich noch eine Zeitlang wehren, auch eher diensttauglich bleiben ;
bei einem Hiebe auf die Hand hingegen,
welcher gut trifft, ist er sogleich außer Gefecht gesetzt, und vielleicht nicht mehr brauchbar. Viele erfahrne Kavalleriſten find dieser Meinung geweſen. Sämmtliche Kuirassiere hatten weiße Mantel. K 2
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b) Die Dragoner ,
waren ehedem weiß gekleidet
gewesen ; Friedrich der Zweite gab ihnen hell- oder eigentlich himmelblaue Röcke, und jedem Regiment eine besondere Farbe zu den Aufschlägen, Rockfutter und Westen , manche Regimenter mit, und andere ohne Rabatten, in größter Mannigfaltigkeit.
Sämmtliche Dragoner - Uniformen wa-
ren von einem sehr gefälligen Aussehn, so wie die der Offi ziere mit mehr oder weniger Stickerei verziert. Alle Dragoner, selbst die Gemeinen , trugen Achselbånder , welche jedoch nicht so lang und schwer waren, als sie nachher Mode wurden , und damals also nicht als ein Hinderniß der freien Bewegung betrachtet werden konnten. Von der Entstehung dieser Uchſelbånder ſagt män, daß sie vormals dazu gedient gehabt hätten, den Vordertheil des Kuirasses mit dem Hintertheil zu verbinden, indem beide Theile durch diese` Schnur zusammengeschnürt worden wåren, wozu an den Kuirassen die Deffnungen oder Löcher, an den Enden der Achselbånder aber Pinnen, oder ein ſpißiger Beſchläg anges bracht gewesen sey. Wenn nun der Reiter den Muiraß abgelegt, folglich zu Befestigung desselben diese Schnur nicht mehr nöthig gehabt, habe er diese lettere nach einer gewiſſen Weise zuſammengeschlungen, und sie auf die rechte Schulter befestigt. So sagt die Tradition, deren An nahme oder Verwerfung übrigens dem Leser anheim gestellt bleibt, wenn jemals dieser Aufsaß einen finden sollte. Von der Kopfbekleidung und den Stiefeln, nebft Handschuhen, gilt dasselbe, was bei den Kuirassier- Uniformen angemerkt worden. In Ansehung der Måntel ist zu bemerken, daß einige Regimenter deren weiße, andere aber blaue hatten, und daß der König diese, wahrscheinlich durch den Zufall herbeigeführte, Verschiedenheit fortbestehen ließ, fo abzeichnend solche auch seyn mochte. c) Die Husaren Mondirungen waren nach der ihnen eigenthümlichen Art, jedoch die der Offiziere in Gold oder Silber sehr reich auf den Pelzen, Dollmans, Såbëltaſchën
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und Schabracken verziert.
Es herrschte in den Farben der
Uniformen die größte Mannigfaltigkeit , wie die Stammlisten nachweisen. Ganz vorzüglich zeichnete sich die Uni form des damaligen Leib - Huſaren - Regiments von Ziethen aus, welche durch die Liegerdecken, die die Staabsoffiziere trugen, und durch ihre Adler - Flügel auf den Müßen, etwas Auffallendes und Imponirendes hatte, in deren nåhere Beschreibung ich mich aber weiter nicht einlassen kann.. Die Kopfbekleidung bestand bei einigen Regimentern in rauchen oder Båren - Müßen, bei andern in Filz - Müßen oder ungarischen Hüten, jede eigenthümlich geformt und verziert. Die Füß - Bekleidung des Husaren ist bekannt. Die Bosniaken waren von den Huſaren abweichend gekleidet, im Winter in langen Röcken, Dollmans mit Haken u. s. w.
im Sommer in
Auch bei der Kavallerie gab es einzelne Auszeichnungen der Regimenter. So zum Erempel hatte die Garde dit Korps Standarten, welche, nach Art der rdmiſchen, an zwei nach der Spitze führenden Ketten gehalten und dort an einem silbernen Abler befestigt waren. Die Kuirassiere, von welchen das jüngste Regiment im Jahr 1695 gestiftet worden war, hatten ſåmmtlich Pauken ; von den Dragonern nur einige, und von den Husaren die Regimenter Nr. 2, nåm lich das Leib - Husaren - Regiment, und Nr. 5, oder die schwarzen ,
welche sich übrigens bekanntlich durch einen
weißen Todtenkopf an der Müße auszeichneten .
Von den
Dragonern hatten bei den Regimentern Nr. 10 die Offiziere weiße Gefäße am Pallasch, mit einem ſchwarzen Adler, in den letzten Jahren des 7jährigen Krieges erhalten ; Nr. 5 führte die von ihm bei Hohenfriedeberg eroberten 66 Fahnen in dem Regiments - Siegel. Und so hat es vielleicht noch mehrere kleine Distinktionen gegeben, welche mir theils nicht bekannt sind, theils meinen etwanigen Leser auch ermüden würden .
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Sämmtliche Bekleidungs - Bedürfnisse der Armee dienten auf eine regelmäßige Art zu Belebung der Landes - Industrie, indem jedem Regiment eine Fabrik zugewieſen war, welche demselben das nöthige Tuch zu den Röcken, UnterEs ist wahr, kleidern , Kollets u. f. w. liefern mußte. daß bei manchen Regimentern das Luch beſſer an Güte und Farbe war, als bei andern.
Die Schuld lag aber zuver-
låßig nicht an der Absicht, welche dieser Einrichtung zum Grunde lag , sondern an andern Ursachen, welche hatten aus dem Wege geräumt werden können. Diese Einrichtung hielt eine Menge von Fabriken in dauerndem Flor, und beförderte den Wohlstand der Besizer auf eine für das Land merkbare Weise. Es war zugleich das beste Mittel, das Material für den möglichst niedrigen Preiß zu erhalten, weil die Fabriken auf sichern und gewiſſen Abſak im Voraus rechnen und ihre Maaßregeln darnach nehmen konnten. Zugleich wurde dadurch jedem Wucher und jedem Zwischenhandel gesteuert, und das unnüße, Zeit und Geld kostende Depot - Wesen und überflüssige Adminis striren vermieden, indem die Fabriken das Material nicht erst an eine Zwischenbehörde, sondern unmittelbar an die Regimenter lieferten, wodurch denn die Sache, ohne weitläuftige Schreiberei, von selbst ging, indem die Fabriken die Verpflichtung hatten, pünktlich auf den Tag und die Stunde, bei Verlust ihres Privilegiums, den Bedarf dem betreffenden Regiment vorschriftsmäßig abzuliefern. An Knöpfen hatte ein Regiment zwei Garnituren, als . Die Hüte und Müßen- Kappen der Ineisernen Bestand. fanterie, wie auch der Husaren , wurden von Berlin ge woselbst ein einziger General , mit einem höchſt
schickt,
geringen Personale, dieser Angelegenheit vorstand . Alles Riem und Sattelzeug war eisern, und nur in gewissen Jahren ersehbar ; desgleichen alles Messing an den Mühen der Infanterie und den Patrontaschen und Kartuschen. Tornister der Fußtruppen gehörten zum eisernen Bestande,
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und von allen dieſen Fournituren hielt der General, welz cher damit beauftragt war, große Vorräthe bereit, welche jährlich vermehrt, wurden . Der General3 Lieutenant von Wartenberg hat lange diesem, und allen damit zusammenhängenden Geschäften vorgestanden, und am Ende der Regierung Friedrichs des Zweiten sehr bedeutende Summen von mehreren Millionen, sagt man, erspart gehabt und dem Monarchen überliefert.
Die Stiefeletten oder Stiefeln beschafften die Regimenter selbst, und hatten dafür einen Etats - Preis ; desgleichen die sogenannten kleinen Mondirungsstücke, als : Schuhe, Halsbinden, Hemden , Kollets , Haarband , und leinene Beinkleider, oder bei der Kavallerie lederne Beinkleider. Das Tuch für die Offiziere wurde aus dem sogenannten Lagerhause in Berlin entnommen, und dadurch diese Unſtalt, in Rücksicht auf Preiß und Güte des Materials, zu der ersten im Staate erhoben, in welcher zu jeder Zeit ungeheure Vorråthe aller Art von Tücher vorráthig lagen, und nicht erst einzeln zusammen gesucht zu werden brauchten , Sämmtliche Stickereien und Treffen in Gold und Silber, Degenquaften und Scherpen, lieferte die Gold- und Silber Manufaktur in Berlin, und wurde dadurch eines der ersten Institute dieser Art im Staat, welches allgemein bekannt ist, und nur als zu dem Ganzen des beabsichtigten Gemäldes gehörig angeführt wird . Da die Gold- und Silber- Manufaktur für königliche Rechnung arbeitete, so gewann der Staat begreiflich bedeutend dabei, und ansehnliche Summen des Etats der Armee flossen durch einen Kreislauf wieder in seine Kassen. Zu den Bekleidungs - Gegenständen kann man auch noch rechnen : die Feldzeichen, oder die Degen - Quaſte, (port'd'épée ) und die Scherpe. Das Port'd'épée wurde als ein die Offizier - Würde bezeichnendes Ehrenzeichen betrachtet, und ftand daher nach den vom Offizierftande allgemein herrschenden Begriffen in
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einem sehr hohen Werthe.
Niemand durfte daffelbe tragen,
als wirkliche Offiziere , und solche , die einen ehrenvollen Abschied erhalten hatten, ausgenommen die fünf åltesten Fahnen oder Standarten - Junker der Regimenter, welche aber Offiziers - Patente erhielten, so wie die Feldwebel des ersten Bataillons Garde, welche als Premierlieutenants von der Armee patentirt waren. Um auch nicht einmal den Schein einer Offizier - Würde übrig zu laſſen, trug der Unterſtaab bloß filberne Degen, ohne Degenquaſten, so wie seit 1779 Hüte ohne Treffen, Kordons und offiziermäßige Verzierungen. *) Ein Degen ohne Port'd'épée måre eine Verunglimpfung des Offizierſtandes geweſen, und håtten auch Ehrendegen existirt, wie dies aber nicht der Fall war.
Nur
wenn der Offizier den Degen mit dem Ehrenzeichen des Port'd'épées an der Seite hatte, wurde er als solcher für voll geehrt, außerdem aber bezeigte ihm keine Schildwache andere Ehrenbezeugungen, als daß sie still auf ihrem Pöſten stehen blieb. Ohne Degen zu gehn, wurde als höchlich verboten und den Stand degradirend betrachtet.
Hatte
dagegen ein Befehlshaber den Degen an der Seite, wenn ihm der Abend - Rapport von den Wachen der Garnison überreicht wurde, so mußte der Rapportirende ihm selbst die Parole und das Feldgefchrei geben. König Friedrich der Zweite ermangelte daher niemals, oder höchst selten, des Abends in vollem Anzuge, mit dem Degen an der Seite, folchen Rapport anzunehmen. Dienst war,
Kurz, so lange man im
konnte keine nur einigermaßen
bedeutende
dienstliche Handlung ohne den Degen und jenes Ehrenzeichen vorgenommen werden, wahrscheinlich, um die Strenge und den Geist des Diensts zu bezeichnen, welcher den Offi-
*) Hieran war eine Verwechselung eines Auditeurs mit einem Offizier Schuld, und diese verdroß den König dermaßen, daß er dem Unterstaqb das Ablegen der Huttreffen befahl.
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zier in allen feinen Berufsgeſchäften und auch außer denfelben begleiten sollte, // Ganz verſchieden von dieſen Anſichten waren bekanntlich die Gewohnheiten anderer Armeen, in welchen die höhern und niedern Offiziere, felbst auf Paraden, ohne Degen, blos mit einer Badine oder Reitgerte versehen , erscheinen durften. Dagegen ist kein Beispiel vorhanden, daß der Monarch andern Stånden das Tragen der Degen besonders geboten hatte; auch würde keinem Officianten ein filbernes mit schwarz melirtes Port’d'épée zu ſeiner etwanigen Uniform verſtattet worden seyn, wesz halb denn auch bei allen Civil - Uniformen , wie zum Erempel des Poſt und Berg - Wefens , ausdrücklich goldene Degenquasten vorgeschrieben worden waren. Das Ehrenrecht des preußischen Offiziers, Port'd'épée zu tragen, ging so weit, daß geweſene Offiziere, welche keine Erlaubniß hatten, eine Militair - Uniform zu tragen, dasselbe dennoch an ihrem Degen auszeichnungsweise trugen, um dadurch anzudcuten, daß sie vormals dieses Ehrenzeichen getragen hatten, und der Gebrauch wollte, Auszeichnung nicht verwehrte,
daß man ihnen diese
Die Scherpe war lediglich ein Zeichen, daß ein Offizier sich in Verrichtung des Dienstes befand, und durfte also dabei schlechterdings nicht fehlen, es sey bei Wachen, Ronden, Paraden, Verhören, Kriegs- und Stand - Rechten, Kommandos aller Art u. s. w . Bei einigen dieser dienst lichen Geschäfte,
als bei den Wachen und Paraden, kam
bei der Infanterie die Unlegung des Ringkragens hinzu. Im Felde, und bei dem Feld - Etat, so wie auch bei irgend einer Versammlung von Truppen , mußten allgemein die Scherpen getragen werden. Selbst die Offiziere, welche bei Revuen Zuschauer waren , haben.
mußten solche angelegt
Dagegen wurde die Scherpe gar nicht als Kleidungsstuck oder zum vollen Anzuge gehörig betrachtet, und fiel daher in allen denjenigen Fällen weg ,
bei welchen man
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nicht als unmittelbar in Reih und Glied stehend, oder im ´eigentlichen Dienſtgeſchäft begriffen anzusehen war, folglich auch bei allen täglichen Paraden, bei welchen die Offiziere lediglich zum Empfang des Befehls versammelt waren, bei Kirch Paraden, welche damals ohne Obergewehr und Pas trontasche abgehalten wurden, u . s. w.
Wer sich auf Ur-
laub befand, trug niemals die Scherpe, es sey denn, daß derselbe dem Exerzieren einer Garnison, Revue und dergleichen beiwohnen wollte.
Die Scherpe diente also nicht zum
Staat und Puk oder zur Zierde, sondern sie war dem Offizier das, was die Stola dem Priester ist. Uebrigens waren Scherpe und Port'd'épée für alle Grade, vom General bis zum Fähnrich, gleich groß und reich, und der Höhere konnte die des Niedern tragen, welches bekanntlich in andern Armeen nicht der Fall war. Zwar trug man einfache, oder auch doppelte Scherpen ; einfache oder auch reich verzierte Port'd'épées : kleineren
Abweichungen
hatten
keine
allein dieſe
wesentlichen Be-
ziehungen. Diese Auseinanderseßungen in dem Vorstehenden ſchie'nen der Vollständigkeit wegen nothwendig, um jenen alten Dienst -Heiligthümern die gebührende Bemerkung wiederfahren zu laſſen, und mögen mit der Hinzufügung geſchloſſen werden, daß die schwarze und weiße Farbe zu Bezeichnung aller königlichen, zum Dienst gehörenden Abzeichnungen gebraucht wurde. Nachdem endlich in Vorstehendem der die Bekleidung betreffende Theil der Organiſation ſo kurz, als es möglich wer, dargestellt worden, wenden wir uns zur Bewaffnung des preußischen Heeres Friedrichs des Zweiten. So wichtig indeß dieser Gegenstand auch ist, so hoffe ich doch, ihn kurz abfertigen zu können, da die Hauptsachen bekannt sind. Wir fangen bei der Infanterie an, indem wir die eigentliche Konstruktion des Infanterie- Gewehrs übergehn, und deshalb auf den dritten Theil des Scharnhorst-
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schen Handbuchs für Offiziere verweisen, in welchem die Größe und Proportion aller einzelnen Theile zu finden ist. Im Allgemeinen läßt sich behaupten, daß die preußischen Infanterie - Gewehre gut waren, und bei der Art des Ges brauchs derselben sehr wesentliche Dienste gethan haben, unerachtet in den großen Kriegen Friedrichs des Zweiten noch die Ladestddke umgekehrt und Pulver auf die Pfanne geschüttet werden mußte. Die allerdings wichtige Erfindung der sogenannten Cylinder - Ladestdcke und der trichters förmigen Schwanzschrauben *) verbesserten diese Waffe bedeutend, nur war das Gewehr allerdings etwas schwer, indem es 11 Pfund und 23 Loth ( nach Scharnhorst ) wog. Bei Versuchen, welche vor dem Jahr 1806 angestellt worden sind, soll sich ergeben haben, daß das damalige, oder alte preußische Gewehr, am vorzüglichsten vor allen übrigen Gewehren anderer Armeen geschossen habe. Bei Friedrich dem Zweiten waren die Gewehre der Musketiere eine Hand breit länger als die der Füsiliere, welcher Unterschied aber nach seinem Tode, wo sämmtliche Infanterie - Regimenter Musketiere wurden, abgeschafft worden ist. Das Uebrige, was den Gebrauch der Gewehre anbetrifft, und eigentlich auch nicht hierher gehört, wird an einem andern Ort nachgeholt werden. Von diesen Gewehren nun hatte die Infanterie eine Garnitur als eisernen Bestand im Gebrauch, und zwei Garnituren sollen komplett im Stande in den Zeughåuſern gelegen haben, wo auch alle übrigen Waffen, an Såbeln · für die Infanterie, an Kurzgewehren, welche die Unteroffiziere führten, an Trommeln u. f. w. in gleicher Art vorråthig lagen. Sämmtliche Waffenvorråthe für alle
*) Erstere, der Ladestöcke, im Jahr 1774 durch den Prinzen Frie: drich von Braunschweig, und lehtere, der Zündidcher, im Jahr. 1781, ich glaube durch einen Lieutenant Freitag.
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Truppen Gattungen standen unter dem Inspekteur der Artillerie, an welchen folche neu abgeliefert wurden, und welcher darüber eine genaue Kontrolle hielt. Die Zeugs bedienten in Berlin und in allen Festunger sorgten für die Konservation der Waffen, welches sämmtlich ein für alle Mal für diesen Theil der Organisation anzumerken ist, Hatten die Regimenter im Felde øder bei andern Gelegenheiten einen Erfaß an Waffen nöthig, so war das Geſchäft, um dazu zu gelangen, sehr einfach, indem vom Regiment gradezu, unter Responsabilität des Kommandeurs , das Nöthige verlangt, und in der dem Könige vorzulegendén Kontrolle vermerkt wurde. Eine besondere Infpicirung der im Gebrauch vorhandenen Waffen, ein Waffen -Rapport und dergleichen, fand nicht statt, sondern es wurde stillschweigend vorausgesetzt, 1 daß alles zu den Waffen und überhaupt zu dem såmmtlichen. Materiale Gehörige vorhanden und brauchbar sey, und die Verantwortlichkeit der Regiments - Kommandeure und der Kompagnie Chefs ersetzte alle und jede Kontrolle. Der Erfolg würde auch sehr bald die Mängel dargethan und eine strenge Ahndung nach sich gezogen haben.
Es gab
also gar keinen beſondern Geschäftsgang in Beziehung auf folche Gegenstände, welche den Truppen als eisern zugetheilt worden wares, und die Erfahrung hat gelehrt, daß damit vollkommen ausgereicht wurde, weil auch die Anführer der Truppen unmittelbar dabei höchlich intereſſirt find, daß die Waffen, und sonstigen Bedürfnisse ihrer Untergebenen, sich in vollkommenem Zustande befinden, Die Feld- Infanterie führte ferner noch als Seitengewehr einen kurzen Såbel, bei einigen Regimentern auch, so wie bei der Artillerie, statt deſſelben einen kurzen Pallafch mit grader Klinge,
nach Maaßgabe, als solches bei der
Sthtung derselben beliebt worden war.
Ueber das Unnüße
dieser Infanterie - Seitengewehre hat man in neuerer Zeit Mancherlei geschrieben und geschwaht, auch hier und da in
—
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ändern Armeen solche abgeschafft.
Auch in der preußischen
Arntee ſollte ein Verſuch mit Übſchaffung der Seitengewehre gemacht werden, als solche während des Feldzugs in Holland im Jahr 1787 zurückgelaſſen werden mußten . Allein der Soldat verband mit diesen Seitengewehren einen gewissen Ehrbegriff, und fand es schimpflich, keines tragen zu dürfen. Dies war schon im 7jährigen Kriege der Fall gewesen, als der König einem Regiment bei der Belagerung von Dresden die Säbel abnehmen ließ. Man hat also nachher stets dem Infanteristen seinen Såbel gelaſſen, und es ist, als ob die Vorstellung von einem Makel sich nicht gut von einem alten Soldaten überwinden laſſe.
Auch
giebt es Gelegenheiten, wo der Säbel ihm nůßlich ist, zum Erempel auf Bivouaks, im Gebüsch, um solches abzuhauen u. f. w. Endlich sieht wirklich der Soldat kahl aus, wenn er ohne Gewehr und Patrontasche im Dienste seyn muß, und alsdann kein Seitengewehr trägt.
Diese und
andere Ursachen, welche bei dieſem übrigens nicht bedeutenz den Gegenstande obwalten, erhielten also der preußischen Armee unter Friedrich dem Zweiten ihre Säbel, an denen fich, wie erwähnt , hatte.
der Begriff von Ehre festgeknüpft
In Ansehung der Waffen der Kavallerie bemerken wir zuerst die der Kuirassiere. Sie bestanden in einem Degen mit großem Korbe, welcher Degen eine sehr breite zweischneidige Klinge hatte, und von Scharnhorst ( im Handbuch e. dritter Theit, Pag. 64 ) nach allen Dimens flonen und nach dem Gewicht beschrieben worden ist.
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heißt dort: dieser Degen sey mehr zum Stoß als zum Hieb geeignet gewesen, worin der gelehrte Verfasser sich deshalb irrt, weil es der Klinge an Stårke fehlte, und sie sich leicht bog.
Auch hat man von solcher Eigenschaft zum Stoß nie
etwas gewußt, wohl aber, daß der Degen richtig und gut geführt werden mußte , wenn die Hiebe nicht flach fallen sollten . Indeß hat diese Waffe, so wie sie war, vortreffliche
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Dienste geleistet.
Es scheint auch, daß sie ganz fehlerlos
håtte werden können, wenn die Klinge einen Rücken gehabt hätte, ohne jedoch ſo ſchmal und hart zu seyn, wie die Kuiraffier-Klingen vor dem Jahr 1806 waren . Außer dem Degen führte der Kuiraſſier einen Karabiner und zwei Pistolen, von denen man in der angeführten Schrift das Nähere entnehmen kann . Die Meinung, als ob eine Pistole und Karabiner abgeschafft werden könnten, würden unsere alten Kavalleristen nicht unterschrieben haben. Nicht blos, um Lårm zu machen, ſondern auch zur Vertheidigung dient der Kavallerie die Feuer - Waffe, und es ist besser, deren zu viel, als zu wenig zu haben . Die Einrich-
3 tung derselben war übrigens der des Infanterie - Gewehrs im Kleinen ähnlich. Die Waffen des Dragoners unterschieden sich im We fentlichen nicht von denen des Kuirassiers, außer daß an dem Degen das Gefäß etwas leichter gearbeitet war. Die Bajonetts auf den Karabinern waren långst abgeschafft. Als Ueberrest eines alten Gebrauchs führten die Dragoner noch per Eskadron einen Tambour. Die Husaren hatten ebenfalls, außer dem Såbel, einen Karabiner und zwei Pistolen. Bei einigen Regimentern waren die Karabiner nach Art der Büchsen " oder Stußen, kurz, bei einigen lang. Gegen diese Feuer - Waffen, welche von ähnlicher Qualität wie die der andern Kavallerie waren, ist nichts Erhebliches einzuwenden.
Der Såbel war nicht
fehr gebogen, und von der Långe der Degen, das heißt, beinahe 3 Fuß 5 Zoll, dabei sehr leicht, und eine vors treffliche Waffe. Die Bosniaken führten außer den Waffen der Husaren
(jedoch ohne Karabiner ) eine Lanze, oder, wie man sie damals auch wohl nannte, eine Pike ; eine Waffe, welche, wenn sie in der Hand eines Meisters ist, ihn fast unüberwindlich macht, wenn aber ein Stümper sie führt, ihn zu einem elenden Stångel- Reiter herabsest, und seine Unge1
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schicklichkeit erst recht an den Tag legt.
In unsern Tagen
hat die Verfolgung der erfrornen Franzosen dieſe Lanze ſehr rekommendabel gemacht. Ob aber die großen Schwierig . keiten und Bedingungen,
welche bei Führung derselben
stattfinden, überall bei der Errichtung der zahlreichen LanzenReiter in gehörige Ueberlegung gezogen worden ist, wird die Erfahrung zeigen, und bleibe, mit einem Wort, unentschieden. Die Artillerie hat früherhin unter dem großen König Gewehre gehabt, sie sind aber abgeschafft worden, so daß sie vom Jahr 1756 an deren keine hatte, sondern ihre gewöhnlichen Posten und Wächen mit gezogenem Pallasch verrichteten. Ihre Hauptwaffe, das Geschüß, war dafür desto zahl= reicher, nach Verhältniß, wie wir schon gesehen haben, mehr als heut zu Tage. Wer sich von den damaligen Proportionen der Geschüße, und von dem Verhältniß, nach welchem die Kaliber eingeführt waren und gebraucht wurden, einen vollständigen Begriff machen will, der mag die hierüber handelnden Schriften, deren Anzahl nicht klein ist, zu Nathe ziehen, weil es zu weitläuftig ſeyn würde, wenn ich hier umständlich wiederholen wollte, was an andern Orten vollständig auseinander geſetzt worden.
Es mag genügen,
zu erwähnen , daß bei jedem Infanterie - Bataillon zwei Drei - Pfunder eingetheilt waren, die Batterien aber größtentheils aus schweren und leichten Sechspfündern , auch leichten Zwölfpfündern bestanden .
Die schweren Zwölf-
pfünder oder Brummer wurden in der Regel selten als Pofitions - Geschüß gebraucht. Doch hat es Fälle gegeben, wo nicht nur diese, sondern sogar Vierundzwanzigyfünder im Felde gebraucht worden sind , wie zum Beispiel bei Hohenfriedeberg.
Auch befanden sich bei Leuthen sehr
schwere Kaliber, welche der König aus Glogau gezogen hatte , da viele Artillerie in der Schlacht von Breslau ·verloren gegangen war,
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Der Manget an Bespannung während des Friedens, dessen schon erwähnt ist, war der Artillerie in der Fertigkeit, sich zu bewegen, sehr nachtheilig , und die großen Fortschritte, welche sie in neueſter Zeit hierin gemacht hát, verdienen ohnfehlbar als etwas Vortreffliches bezeichnet zu werden, welches der Artillerie Friedrichs des ހZweiten fehlte. Auch ſtand diese in Ansehung der Affuitage, der Uchſen und der ganzen Konstruktion gegen die jeßigé Artillerie zurück. Was aber die Wirkung anbetrifft, so glaube ich, daß auch die damaligen Artilleriſten darin viel geleistet haben. Dies geht aus der Geschichte der Kriege hervor, verdient übrigens eine nåhere Nachforschung, und gehört eigentlich nicht in diesen Abschnitt. Einen Vorzug hatte die damalige Ürtillerie, nåmlich den: daß das ganze Korps vereinigt zusammen in Berlin garnisonirte. Hierdurch gewann nicht nur die Dreſſur und die Instruktion des Artilleristen, welches das wenigste gewesen seyn würde, sondern, woran weit mehr liegt, die Artillerie konnte im Großen experimentiren und Uebungen anstellen ; sie konnte größere Lehranstalten für alle Offiziere und für diejenigen, welche Offiziers werden wollten, anle gen ; die Emulation hatte einen größern Einfluß auf die Individuen, und einen größern Spielraum für das ganze Korps, und der Chef konnte das Ganze besser zu einem Ziele leiten, als wenn die Artillerie in mehreren und kleinen Garnisonen zerstreut gelegen håtte, welches lehtere inſonderheit für die jungen Offiziere höchst nachtheilig ist, und fie beschränkt, kleinſtädtiſch bleiben, kurz,
fie versauern
läßt. Aeußere Thätigkeit kann dies Uebel nicht hindern, sondern vorzüglich intenſive Thätigkeit und Verstandesübungen, welche einem auf eine Wiſſenſchaft eigentlich begründeten Kørps noch wichtiger als einem andern Theil des Heeres find. Außerdem hätte es noch andere Nachtheile des zerstreuten Garnisonirens gegeben , als zum Erempel die Nothwendigkeit des Zuſammenziehens zu größern Uebungen,
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wobei Truppen und Land leiden ; eine langsamere Art der Mobilmachung , durch Entfernung vom Central - Depot und mehr dergleichen. Der König hielt deshalb die FeldArtillerie zusammen, und hatte zu Besehung der Festungen eine besondere Festungs - Artillerie, welche Einrichtung für die damalige Organisation besaß.
der Armee
große Vorzüge
Durch die in Berlin vereinte Garnisonirung der Artillerie scheint es allein möglich geworden zu seyn, ausgezeich neten Köpfen , wie ein Tempelhoff, * ) ein Danovius u. a. m. waren, die Gelegenheit zu ihrer Entwickelung zu verschaffen, und eigentlich praktische Artilleristen zu ziehen, deren die preußische Artillerie zu aller Zeit eine große Menge beseffen hat, und deren Namen, so wie die der Chefs , eines Dieskau, eines Moller, eines Holhendorfs , verdienen, in einer eigenen Geschichte des Korps werden .
aufbehalten zu
An Feld- und Festungs- Geschütz, an wohlversehenen Zeughausern und Pulver - Magazinen, an Gießhäusern, und kurz an allen zur Artillerie gehörigen Ausrüstungs - Gegenstånden, fehlte es nicht, und über dies Alles führte ein einWie groß ziger General, der Inspekteur, die Aufsicht. das ihm zur Geschäftsführung zugegebene Personal gewesen Daß dasselbe jedoch nicht die Stärke sey, weiß ich nicht. des Personals eines besondern Departements erreicht habe, leidet keinen Zweifel. In jedem Fall hatte diese GeschäftsVerwaltung den Vorzug , daß derjenige, welcher im Kriege die Gegenstände nach seinem Dienst - Wirkungskreis gebrau chen und für ihre Brauchbarkeit einstehen mußte, fie nun
*) Der bombardier prussien ist ein Werk, welches noch bisher zu wenig gewürdigt worden, und zu welchem schwerlich ein Gegenstück für die höhere Artillerie in unsern Zeiten zum Vorſchein kommen dürfte,
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auch selbst inspicirte, und ohne schwerfällige Beimischung einer aus jüngern Offizieren zusammengeseßten, dem höhern Befehlshaber aber vorgeseßten Behörde, nach eignem bessern Wissen verfahren, und die Verantwortlichkeit über sich nehmen konnte, welches lettere jedoch die konsequenten Behörder nicht zu hindern pflegen. Was die Festungen anbetrifft, so befanden sich in jeder derfelben mehrere Ingenieur - Offiziere, welche für die Instandhaltung derselben zu sorgen hatten.
Die Kommandan-
ten, welche unmittelbar unter dem Könige und unter keiner Zwischenbehörde standen , waren für ihre Festung verant wortlich, und wurden insbesondere dafür eidlich verpflichtet. Der König wählte zu diesen Posten alte, für den Felddienst nicht mehr fähige, sonst aber keinesweges invalide Offiziere, Tieß ihnen nach wie vor ihre Anciennität in der Urmee, und gab ihnen durch die Kommandantenschaft eine ehrenvolle Retraite. Einen besondern Inspekteur der Festungen gab es nicht ; und obwohl diese Chyrge dieser Angelegenheit zu einer reellen Vervollkommnung gedient hätte, ſo ersehte doch die allgemein in der Armee erhaltene und dauerhaft herr schende Spannung diesen Mangel.
Höhere Ingenieur
Offiziere bereiſeten wohl zu Zeiten die Festungen ; jedoch gehörte solches Umherreisen noch nicht zu dem Geschäftsgange. Dafür fiel dènn aber auch eine aus jüngern Offi: zieren bestehende, einem Ingenieur - Chef vorgefeßte, Bes hörde weg, bei welchem Impediment die nåmlichen, und für dieses Fach noch weit größeren Hindernisse für die Auss führung und Praxis eintreten, als so eben bei der Artillerie erwähnt worden.
Bel großen Bauten fanden eine Kon
trolle, höchstens zwei , jedoch fanden nicht vier bis fünf statt, lieber håtte der König eine Veruntreuung vorgezogen, und er würde sich selbst nicht nur beſſer dabei befunden haben, sondern auch die Sache. Man hat sich zu Zeiten erlaubt, dem Könige Friedrich dem Zweiten eine Vernachläßigung der Festungen, und in-
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sonderheit des Korps de Genie vorzuwerfen, oder wohl gar sich erdreistet, diesen großen Feldherrn des Mangels an Kenntniß und an Beurtheilung zu beschuldigen. Dies kommt mir abgeschmackt vor, weil der König durch die That grade das Gegentheil beurkundet hat. Wenn vollends gar die heutigen Verfechter militairischer Gelahrtheit ihre Stens tor-Stimmen erheben : dann kommt es nur auf die besten Lungen an, oder eigentlich darauf, zu schweigen, und die Unmündigen schreien zu lassen. Noch bei seiner letten Belagerung von Schweidniß hat der König seinen durch die Theorie gestärkten Blick gezeigt, und dort Hülfsmittel entdeckt, wo der übrigens sehr ges scheute Ingenieur keine finden konnte.
Die Unlagen von
Silberberg und Graudenz, ganz seine Idee, zeugen von ſeinem fortifikatoriſchen Scharfsinn, indem erſteres nicht nur eine Gorge sicherte, sondern die Grafschaft Glaz mit Schle sien und dessen Festungen in Verbindung seßte, und lehteres zur Beherrschung des Weichsel - Stroms dienen sollte. Der König sah sehr wohl den Nugen gut gelegener Festungen ein, und hatte durch die Hinderniſſe, welche ſie ſeinen Operationen oft durch die Nothwendigkeit, sie zu entfehen, in den Weg legten , keinen Widerwillen wider diese StaatsBarricaden gefaßt. Es ist auch zu bezweifeln , ob der Monarch jemals die Meinung der Berehrer Napoleons getheilt, und die Festungen als unnöthig betrachtet haben würde.
Für das Wiſſen der damaligen Franzosen in dieſem
Fach hatte der König allerdings eine besondere Achtung, und das bewog ihn, Ingenieure dieser Nation, wie bereits erwähnt worden, in ſeinen Dienst zu ziehn ., Uebrigens ift zu vermuthen, daß, wenn der Monarch zu unsern Zeiten gelebt hätte, er auch dem Ingenieur - Korps eine andere Organisation gegeben haben würde.
Er war der Schöpfer
deſſelben, und ihm verdankt das alte Land ſeine Festungen entweder ganz , oder doch nach ihrer heutigen Beschaffenheit, wie denn insonderheit in Schlesien, außer der neuen Festung £ 2
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Silberberg, alle übrigen, deren damals fieben waren, nach dem 7jährigen Kriege, mit Ausnahme der Korps de la Place , fast gänzlich umgeschaffen , wenigstens bedeutend erweitert worden sind.
Wer hiermit einigermaßen bekannt
ist, für den bedarf es keine namentliche Auseinanderſeßung ; der damit Unbekannte kann diese ihm fehlenden Kenntniſſe leicht erwerben, und wird wohlthun, solches nicht zu verabsäumen. * Alles, was endlich dazu gehörte, um die Armee von dem Friedensfuß auf den Kriegsfuß zu sehen, oder sie mobil zu machen, dazu fanden sich die Vorrichtungen eben so ´einfach vor, als sie zu allen bisher erörterten Theilen der Organisation vorhanden waren. Zuvdrderst hatte der Monarch eine so genau abgemessene und mit allen Bedürfnissen , vornåmlich aber mit einem künftigen Kriege im Gleichgewicht stehende Sekonomie, in der ganzen Staatshaushaltung eingeführt , daß jährlich ein bedeutender Ueberschuß in den Schah gelegt werden konnte, und dieser also im Voraus alle diejenigen Summen, sowohl zur Mobilmachung , als auch den Bedarf mehrerer Kampagnen enthielt, ohne diese durch Kriegssteuern , welche sogar selbst während des großen 7jährigen Kriegs wegfielen, herbeitreiben zu müssen. Nach jeder beendigten Kampagne, und schon während des Laufs derselben, sorgte der Monarch für die zur nächstfolgenden nöthigen Fonds. Dies hatte er auch während des Feldzugs im Jahre 1762 für das Jahr 1763 gethan, und dadurch war er auf jede Wendung des Glücks und der endlichen Friedens - Negociationen vor bereitet, während die Kaſſen ſeiner Gegner leer waren, und ihnen die Geldmittel fehlten. Um diese Geldmittel nach dem Frieden nur nothdürftig zu erhalten,
mußten Jene die
Kriegssteuern fortdauern lassen , während Friedrich der Zweite seinem Lande aus den schon vorräthigen KriegsFonds höchst bedeutende Summen
als Schaden - Erſaß
schenkte, dasselbe dadurch weit leichter die Uebel des Kriegs
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vergessen machte, und sich neue Hülfsquellen bereitete, wo seine Gegner tief in Schulden geriethen. Man hat in neuerer Zeit viel gegen das Sammeln eines Schazes deklamirt, und uns von Nachtheilen vorſchwahen wollen, welche aus dem Umstande entſtehen müßten, wenn jährlich große Summen dem Umlauf entzogen würden. Die Wahrheit zu gestehn, so scheint das Vorstehende grade das Gegentheil darzuthun, wie mein etwaniger Leser leicht bei einigem Nachdenken finden wird.
Es iſt alſo, als ob un-
wiſſende Staatskünstler uns weiß machen wollen, daß die Trauben sauer wåren, da sie nicht im Stande sind, etwas Aehnliches hervor zu bringen, und nun deſſen Schädlichkeit beweisen . Offenbar aber ist es doch wohl für das Beste eines Landes ein Unterschied, ob der Souverain Krieg führen kann, ohne seine Unterthanen zu drücken, oder ob er ste deshalb drücken muß; es ist ein Unterschied, ob der Fürst bei einer feindlichen Berheerung dem Lande etwas schenken kann, *) oder ob er ſelbſt etwas zur Kriegführung verlangen muß, und es ist ein Unterschied, ob die Geld Circulation durch kleine Entziehungen von Metall etwas erschwert wird, oder ob der Staat einſt ganz zu Grunde gehen kann.
Bei
der Regierung Friedrichs des Zweiten haben sich wenigstens keine Nachtheile in Stockung der Geld - Circulation gezeigt, und dem unerachtet muß der Monarch jährlich ein bedeutendes Quantum zurückgelegt haben.
*) Dies hat Friedrich , der unsterbliche, mitten im Lauf des Kriegs gethan. Mir ist kein einziger Monarch, weder der alten noch der neuen Zeit, bekannt, welcher derglei= ' 霍 chen gethan hätte und zu thun im Stande gewesen wäre. Alle Beispiele anzuführen, geht nicht an. Doch erinnere ich mich eines derselben, jener 200,000 Thaler, welche Friedrich bei Besichtigung der Brandſtåtte von Küßtrin, wenig Stunden vor der Schlacht von Zørndorf, der unglücklichen Stadt schenkte, und bald darauf verdoppelte.
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Nach öffentlichen Nachrichten hatte der preußische Staat im Jahr 1786 22,000,000 Thaler Einnahme , welche vor der Occupation von Westpreußen nothwendig geringer gewesen seyn muß.
Rechnet man nun, daß der König ſeit
dem Jahr 1763 an den ſchleſiſchen und neuen Festungen zusammen nur 6,000000 Thaler, an großen Bauten, Kolonien und Ameliorationen
4,000000
an den Krieg von 1778 unb 79 laut Tradition an Geschenken an das Land, laut
29,000000
dem Minister GrafHerzberg *) 19,704000
-
in Summa
58,704000 Thaler,
ausgegeben und angewandt, auch, `wie zu seiner Zeit verlautet, einen Schatz von
80,000000 Thaler,
nachgelassen hat, so beträgt dieſe Summe
138,704000 Thaler,
folglich die jährliche Ersparniß im Durchschnitt, während dieser seiner lesten 23 Regierungsjahre : 6,03060812
ber Churmark der Neumark Pommmern Schlesien Westpreußen feit der Acquisition
*) Nämlich
Summa
Thaler. **)
2,674,000 Shater, 3,002,000 4,828.000 6,200,000 $ , 000,000 19,704,000 Thaler.
**) Deffentliche Nachrichten damaliger Zeit enthielten, daß jährlich 5 Millionen in den Schaz flöſſen. Wäre auch dies nur der Fall gewesen, so hätte dennoch der Schaß im Jahr 1786 zwi: ſchen 50 und 60 Millionen Thaler haben reich ſeyn müffen.
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Die Richtigkeit dieser Zahlen bleibt freilich problematisch; indeß ist so viel gewiß, daß die erwähnten Ausgaben, und der nachgelassene Echat, sehr bedeutend gewesen seyn müſſen, und dies ist hinreichend, um zu erweisen, daß die der Circulation entzogenen, ihr aber auch zum Theil wieders gegebenen Summen durchaus keinen nachtheiligen Einfluß gehabt haben, indem der unsterbliche König sein Land im größten Flor hinterlassen hat. *)
Der Ladel also, daß er
einen Schatz erspart, und im Voraus an den Krieg gedacht hat, scheint eben nicht die Geburt großen Scharfsinns gewe sen zu seyn, und daran lag es mir, dies wenigstens mir selbst und meinen Nachkommen , für die ich eigentlich schreibe, zu erweisen. Wollte der König alſo die Armee auf den Kriegs -Fuß gefeht wissen, so erhielt der Treſorier den Befehl, der Gez neral-Kriegskaffe die nöthigen Summen zur Mobilmachung auszuzahlen, und diese vertheilte sie nach den vorhandenen Etats an die Provinzial - Kriegskaſſen, und an diejenigen Personen und Behörden, welche der Einrichtung der allge= meinen Verpflegungs - Anstalten vorgeſeht waren, als : der Artillerie - Kaffe, dem Feld- Proviant - Amt, zu welchem das Personal designirt war, dem unter Direktion des ersten General - Chirurgus einzurichtenden Feld - Lazareth - Weſen u. a. m. Dem General - Direktorio, und durch diese Obers Behörde sämmtlichen Kammern, wurde der Befehl zur Ges stellung der nöthigen Pferde, für die Bespannung der Artils. lerie, für das Proviant - Wesen, Bäckerei, Lazarethe und den Pferde- Bedarf der Urmee, nach långst fertigen Etats, gegeben ,
und die Inspekteurs erhielten den Befehl zur
*) Bei seinem Lode fanten (exclusive Westpreußen ), und Halberstädtschen und mehr, als im Jahr 1740.
sich allein im Königreich Preußen in ben Marken, im Magdeburgschen. in Schlesien 1,120,000 Menschen S.१ Oeuv. posth. Tom. V. p. 146.
1
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Zusammenziehung der Beurlaubten. Da nun alle diejeni gen, welche etwas zu gestellen, auszuzahlen und zu liefern oder einzurichten hatten, genau inſtruirt waren, wohin ſie und wozu sie solches besorgen sollten ; da ferner alle diejenigen, welche etwas zu empfangen hatten (wie z. B. die Armee: Geld, Pferde und Knechte ), eben so genau wußten, woher sie ihre Bedürfnisse erhalten würden ; und da endlich die Mittel sowohl zu den Leistungen, als zu der Unwendung für sämmtliche Feld Bedürfnisse vorhanden waren : fo erforderte die ganze Mobilmachung nichts als einige königliche Befehle, und kontrollirte und organiſirte ſich von ſelbſt. In diesen wenigen Begriffen liegen die Ursachen zu der Behendigkeit und Schnelligkeit, mit welchen die Anstalten zum Uebergang vom Frieden zum Kriege getroffen wurden. Sie waren hinlänglich und mit der Politik genau im Einklange. Ja, hätten sie durch Aufstellung einer besondern, die Aufficht führenden, Ober - Behörde auch noch schleuniger abgemacht werden können ; so würde dies ohne jene Uebereinftimmung dennoch nichts geholfen haben, und mit jener Uebereinstimmung völlig überflüssig gewesen seyn ; so genau hing in jenen Organisationen Alles zusammen . Indeß läßt fich füglich nicht annehmen, daß ein schwerfälligeres Organ, eine leichtere Wirkung in seinen Operationen zu Wege gebracht haben würde, im Gegentheil würde es lediglich zu Zeit und Kosten versplitterndem Aufwand geführt haben. In mindestens sechs Wochen waren alle größere Einrichtungen, wie der Artillerie und deſſen ganzen VerpflegungsWesens, vollendet, und die Regimenter der Armee in Bes wegung zu den Sammelplåten. Die Mobilmachung der Armee oder der einzelnen Infanterie- und Kavallerie - Regimenter war in Zeit von acht Tagen abgemacht. In den Jahren 1756 und 1778 ist vielen Regimentern nicht einmal diese Zeit gegeben, sondern die Mobilmachungs - GeAndern Regigenstånde sind ihnen nachgeschickt worden . mentern wurde auch zu Zeiten eine längere Zeit verstattet,
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und zwischen der Mobilmachung und dem Ausmarsch einige Wochen übrig gelassen. Ein Faktum jedoch bleibt es, daß ein Regiment in acht Tagen ausmarschiren konnte, und wirklich auch ausmarschirt ist. Da der König die Dislokation der Armee mit seiner Politik in Uebereinstimmung gebracht hatte, so wußte er auch ganz genau , in welchem Zeitraum ſeine Arméen in den zur Zusammenziehung beſtimmten Gegenden anlangen konn ten, und es ist gewiß, daß sie dort von dem Lage der Entscheidung des Königs, jedesmal zu rechter Zeit, d. h. früher als der Gegner, angekommen sind. Der König hatte nicht nöthig, wegen der Verpflegung seiner Heere auf irgend einem Punkt der Monarchie in Besorgniß zu seyn, denn in allen Festungen lagen ungeheure Vorråthe an Mehl, welche stets erneut wurden, und einen eisernen, d. h. immerwäh renden, Bestand ausmachten. Außer diesen Verpflegungsmitteln gab es überall große Korn- Magazine, die Vorrathshäuser des Staats ; ferner bedeutende Fourage = Magazine ; 2 endlich außerst thätige Behörden und ein wohlhabendes Land ; sogar in Breslau einen detachirten Schat - Depot von 6,000000 Thaler, *)
*) Nach dem fünften Bande der Oeuvr. posthumes , welcher Pag. 290 unterm 20. Juni 1779 vom Könige geschlossen ist, waren schon früher in Magdeburg 900,000 Thaler, und in Breslau 4,100000 Thaler zum Ankauf von Fourage bei ausbrechendem Kriege deponirt, P. 147. Der König ſagt daſelbſt : au moyen d'une économie rigide, le grand et le petit trésor furent remplis ; le premier pour fournir aux dé penses de la guerre , le second pour acheter les chevaux et tout ce qu'il faut pour mettre l'armée en mouvement, Dieſe Unstalten, nebst den Landes- Retabliſſements, den Festungs - Bauten, der Anlage großer Magazine zur Verpflegung der Armee auf ein ganzes Jahr, waren bereits im Jahr 1769 vollendet. M. f. eben daselbst ; wobei zu be merken, daß die vom Könige felbft enumerirten Unterſtügungs-
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Durch welches Alles die, in der Person des dirigirenden Ministers von Schlesien concentrirte Administration der dasigen Provinz, die Armee auf hinreichend lange Zeit mit Allem verpflegen konnte, Des großen Monarchen Schritte in der Politik bekamen durch eine solche Basis eine Sicherheit, durch die der Scharfsinn, mir welchem sie geschahen, den günſtigen Zuschnitt der kriegerischen Angelegenheiten allezeit auf seine Seite mit überwiegendem Vortheil bringen konnte.
In diesen Vor-
aussetzungen befand sich der König in einem Zustande, in welchem er sogar seine Armée, und namentlich die sonst schwer wieder herzustellende Kavallerie, auf einige Jahre vermindern konnte, um durch große Ersparnisse seine kolosfalen Finanz-Plåne in das Leben zu rufen. Sobald dieſe aber vollendet waren, benußte er die erſte ſich darbietende politiſche Conjunctur, um mit einer Maaßregel auf dieſelbe einzuwirken, und zugleich seine Armee wieder in völlig schlagfertigen Stand zu sehen. Dies war z. B. der Fall, als nach dem Jahr 1763 die Infanterie um 40 Mann per Kompagnie, und die Kavallerie um eine gleiche Anzahl Leute und Pferde vermindert worden war. Als nämlich im Jahr 1768 in Polen Unruhen ausbrachen, und Rußland im Kriege mit den Türken verwickelt war, warden die Truppen, insonderheit die Kavallerie, wieder auf den vorigen Fuß der Stärke gesetzt ;
und als im Jahr 1771 das Be-
nehmen des Wiener Kabinets zweifelhaft, und die Entschliefsungen desselben auf eine dem preußischen Interesse entgegen= gesezte Seite ſich zü neigen ſchienen : remontirte der König die Kavallerie auf einmal mit 8000 Pferden ; und diese zur rechten Zeit getroffene militairiſche und politiſche Maaßregel
Gelder, welche wegen Kriegsschaden dem platten Lande, dem Adel (welchem für beinahe einer Million Thaler Rothschulden bezahlt wurden) und den Städten gezahlt wurden, in demselben Jahre sich bereits auf 4,787000 Thaler beliefen,
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hatte die Folge, daß die Verschiedenheit der Anſichten der drei Höfe von Petersburg, Wien und Berlin endlich, ` um einen kostbaren Krieg zu vermeiden, zu einer Einigkeit ausgeglichen werden konnten, welche die Theilung von Polen herbeiführte. *) So schwer daher die Mobilifirung einer Armee seyn mag, uno so ungeheure Bedürfnisse dazu auch erfordert werden, **) so hatte dennoch der König auf eine höchst einfache Art alle Einleitungen im Voraus dazu getroffen, dergestalt, daß er weder um die erforderliche Zeit, noch um die gehörigen Mittel in Verlegenheit feyn konnte, und daž her jederzeit frei und ohne die mindesten Fesseln seine Ents ſchlüſſe und Beſchlüſſe nach den Umſtånden festzustellen im Stande war.
Alle Incident Punkte waren in seinem
Geiste neben einander abgewogen, und die Kriegsmaschine, als ſein unmittelbares Privat - Eigenthum, dergestalt béweglich, daß er damit das Wohl des Ganzen, welches er unaufhörlich im Auge behielt, auf das Ungémeſſenſte befördern konnte. Wir wollen und können nicht alle Einzelnheiten dieser meisterhaften und musterhaften Organisationen betrachten, und alle Råder dieser einfachen und deshalb desto kräftigern Maschine, wie sie in einander eingriffen , ganz anschaulich Dazu gehört ein größerer Raum, als mir übrig darstellen. Auch würde ist, und ein långeres Leben, als das meinige, die vollständige Entwickelung zu nichts führen, wenigstens zu einem noch geringern Endzweck, als Mirabeau in seiner Monarchie prussienne erreicht hat. DieHauptsache bleibt immer der Geißt der Sache , und diesen habe ich auch
*) Man lese hier Qeuvr. posth. Tom. V. p. 179 bis 181 u. f. **) Der König rechnet am angeführten Orte auf die Equipagen der Armee und der Bespannung der Artillerie, nebst dem Berpfle gungs Wesen, 60,000 Pferde.
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nur verſuchen wollen zu ſchildern, ſo viel es mir möglich ist. Denn bald wird dieser Geist unter die Antiquitäten gehören, oder völlig verkannt und ganz irrthümlich beurtheilt werden, Ich will daher noch einige Betrachtungen über die sämmtlichen kriegerischen Organisationen hinzufügen, und dann zu einem andern Gegenstande übergehen. Wir haben gesehn, wie alle Zweige der Armee - Verwaltung, der Ersag an Mannschaft und Pferden, ihre Verpflegung, ihre Ausrüstung, ihre Mobilifirung, ein für alle Mal in sich selbst abgeschlossen waren und im Gange erhalten wurden. Die Landes- Dekonomie arbeitete der MilitairDekonomie in die Hände. angedeutet worden:
Also, wie auch bereits mehrmals
eine besondere, als Staats- Organ
vorhandene, Inspicirung fehlte, und das Originelle, was die preußischen Militair - Ungelegenheiten eigenthümlich von denen anderer Staaten unterſchied, war, daß der König Friedrich der Zweite ohne solche Institute ausreichte ;
daß
er ferner ohne sie weiter gekommen zu seyn scheint, als er mit ihnen gekommen seyn würde, und daß er deshalb eine Abneigung gehabt zu haben ſcheint, zwiſchen ſich und Wäre dieses der Armee eine Mittel - Behörde zu stellen. Alles nicht gewesen, so hätten die im ersten und zweiten Kapitel erwähnten Angelegenheiten nicht nur anders beschaffen seyn müssen , sondern sie würden einen andern Charakter angenommen haben. Es scheint mir dies so wahrscheinlich zu seyn, daß ich mich nicht enthalten kann, meine Gedanken darüber nieder zu schreiben, um diese ganz eigenthümliche Anſicht des Königs, wenn ich es im Stande bin, näher zu entwickeln. Eine besondere Infpicirung durch eine Zwiſchenbehörde hätte allerdings die Geschäftsführung und Verwaltung vers vollkommen können ; allein sie wurde für zu weitläuftig und Kräfte aller Art versplitternd erachtet. Der Geist, der die Armee belebte, und den doch kein Geseß und keine Vor=" richtung erschaffen kann, schütte vor grober Unordnung.
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Die Hsmittel administrativer Organe zu Verhütung kleinerer Nachtheile, und zu Kontrollirung der einmal getroffe nen Einrichtungen, waren also so gering, daß zuverläßig die Verwaltungs - Behörden aller europäiſchen Armeen über deren Dürftigkeit erstaunen würden, wenn sie ihnen bekannt wåren, und daß sie sich nicht getrauen dürften, mit einer so einfachen Organiſation auszureichen.
Dem ungeachtet
find damit große Dinge geschehen, zum Beweiſe, daß ſolches sehr möglich ist, und daß also fene kunstreichern Vorrichtungen erspart werden konnten. Es würde hierbei ein sonderbarer Irrthum feyn, wenn man glauben wollte , daß der König Alles selbst gethan, daß er die adminiſtrative Behörde alsó felbft erseht, und Im Gegentheil sich um jede Einzelnheit bekümmert habe. läßt sich behaupten, daß er in der Regel sich niemals mit dem Ersak, der Bekleidung, der Bewaffnung, der Verpfle Die Resultate allein waren es, gung u. f. m. befaßt habe. nach denen die Zweckmäßigkeit der Adminiſtration unverzüglich in die Augen fallen mußte, wo denn eine strenge Bestrafung jedes Fehlers und jeder Nachläßigkeit die Stelle Eine Behörde, der oft überflüssigen Kontrolle vertrat . welche unaufhörlich zum Beobachten, zum Kontrolliren verurtheilt ist, ohne selbst etwas zu schaffen, und ohne die Mittel dazu in ihrer Macht zu haben, würde bei dem Organiſations - System Friedrichs des Zweiten einer Såule an dem Gebäude ähnlich gewesen seyn, welche nichts trågt und schon den Regeln des Geſchmacks gemäß håtte weggenommen werden müssen, weil ohne sie das Ganze bestehen konnte. Hiermit sollen übrigens die kleinen Pråvaricationen gänzlich nicht in Schuß genommen werden, welche man oft schon der preußischen Militair - Dekonomie jener Zeit vorge worfen hat , und welche durch einige der gegenwärtig E bestehenden Einrichtungen unmöglich geworden wåren. soll nur der Geist, welcher über das Ganze waltete, angedeutet werden.
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Die Armee bestand also durch eine lange
he von .
Jahren und bei der gewaltsamsten Krisis, in wele je ein Monarch verfallen konnte, der von den größten Gefahren Der Staat gelangte zu großer Selbstfich umringt sah. ständigkeit, und befand sich bei jener Organisation in großem Flor. Die Armee existirte einmal auf eine ganz einfache ´Urt, und wurde hinsichtlich ihres Gebrauchs eben so einfach inspicirt und geübt, gemustert und in Ordnung gehalten. Alles dies ist übrigens noch ziemlich bekannt, wiewohl eine Zeit von zwei und dreißig Jahren viele Erinnerungen so sehr erloschen hat, daß das neunzehnte Jahrhundert. kaum die Möglichkeit, davon mehr zu begreifen geneigt ist. Betrachtet man nun die Wirkungen, welche eine solche Armee - Organisation in sich hervorbrachte, fo kann man nicht umhin, sie zu bewundern , wenigstens wird es dem Berstande schwer, der etwanigen kleinen Unvollkommenheis ten wegen, die großen Reſultate derselben zu übers sehen, und zu verkennen, daß die lehtern die ersten gewaltig aufgewogen haben, und unter gehörigen Modalitäten niemals aufhören können, als ein unübertroffen gebliebenes Muster der Nachwelt zur Nachahmung zu dienen. Die Wirkungen, welche durch diese einfachen Organifationen bereitet wurden, waren følgende : Fürs Erste, die Ersparung der Kosten, melche eine komplicirte Adminiſtration erfordert. Bei den auf das Bestimmteste firirten Etats war weder von Ueberzähligen, noch von Mankirenden, weder von Ersparniſſen, noch von Zuschüssen, folglich auch von keinen Extraordinarien, und überhaupt von keinen außergewöhnlichen Berechnungen die Rede. Die Inspicirung derselben, so wie die ganze Angelegenheit aller Komptabilitåt, lag bereits in der Organiſa- tion der Armee ſelbſt, in welcher sich auf eine einfache Art Gewichte und Gegengewichte bei jeder Geschäftsverwaltung fanden, folglich nicht durch besondere Behörden aufs Neue geprüft zu werden brauchten.
Sogar die damalige Werbe-
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Kaſſe ber für eigne Rechnung werbenden Regimenter hatte ihren jährlichen Etat , und es wurden deren Rechnungen allerdings der Prüfung der General - Rechenkammer unter: worfen.
Aber von einer Berechnung und Kontrollirung der
Ersparnisse , oder von Zurückrechnung derselben auf den fährlichen Zuschuß, war nicht die Rede, wie bereits bemerkt worden ist. Fand irgend ein Abgang statt, so wurde er sogleich erfekt. Dislokations- Veränderungen fanden nicht statt ; alles Material war eisern, und diejenigen, welche es im Gebrauch hatten, für dessen Konservation intereſſirt und reſponſabel ; häufige Versehungen und Vertauſchungen der Offiziere, oder Administrations - Reisen der höhern Befehls haber, oder der das Material der Truppen infpicirenden Beamten (welche nicht vorhanden waren), fielen ganz weg, und die einmal festgesette Regel wurde durch keine Hinzus fügungen oder Widerrufungen ergangener Vorſchriften abges åndert, erweitert oder beschränkt. Die Revue Mårſche allein, und die Reisen der Inspekteure, blieben übrig, und diese hatten ihr einmal beſtimmtes Geleis, indem sie mit Vorſpann geschahen, dem Stääte wenig kosteten, und keine besondere Liquidationen bedurften. Es war also für die laufenden Bedürfnisse der Armee kein besonderes Dekonomie - Departement, kein dergleichen Kassen-Departement, keine obere Kontrolle über die Stärke, die Waffen, die Straf- Register, die täglichen dienſtlichen Geschäfte u. s. w., dußer derjenigen der sie kommandirenden Offiziere nöthig ; und wenn auch vieles hiervon håtte in Anwendung gebracht werden können , so ersette doch die Einfachheit der Organisation die größere Vollständigkeit derselben, rücksichtlich der beabsichtigten Wirkung, welche hinreichend erreicht wurde. Die Artillerie stand unter einem Inspekteur im vollſtándigen Sinn, als welcher nämlich Alles beforgen mußte, und Niemand als dem König Rechenschaft abzulegen verbunden
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war; die Festungen inspicirten die Ingenieur Offiziere hi serer Ordnung, oder auch der Chef derselben, so lange einer vorhanden war, in gleichen Verhältnissen, wie eben erwähnt worden ; den Waffen - Vorrath hatte ein General unter sich, die außerordentlichen Bekleidungs- und Ausrüstungs - Vorråthe desgleichen ; das Militair - Justiz - Fach , dessen im zweiten Kapitel bereits gedacht worden, stand unter dem General -Auditoriat ;
die Feldprediger unter einem Feld-
probst, und zunächſt unter ihren Chefs, welche sie wählten, und als alte Militairs am besten die Bedürfnisse einer Militair Gemeinde und die den Soldaten ansprechenden Eigenschaften eines Feldpredigers beurtheilen konnten , welche lettere denn auch ihre Pfarrkinder wieder genau kannten, und oft einen großen und wohlthätigen Einfluß auf sie ausübten. Mit einem Worte: Alle Anstalten waren gedrängt, in sich geschlossen, ohne Nebenbehörden, ohne Zwis schenbehörden und ohne Oberbehörden , anders , als ihre natürlichen Vorgesetzten. Wir haben gesehn, durch wie wenige Befehle und An=' ordnungen die Armee auf den Kriegsfuß gesetzt und ver sammelt werden konnte. Das Ganze glich daher einer Maschine, deren wenige Ressorts der König in der Hand hatte, und durch einen einfachen Druck in Thätigkeit erhalten oder sehen konnte. Die Feld - Verpflegung hatte Fehler ; allein sie sind nicht groß genug geweſen, um einzelne Korps in ihrer Bekleidung oder Bewaffnung oder Verpflegung bittern Mangel leiden, oder sie mitten in einem Lande, worin der Ueberfluß, herrscht, Noth leiden zu laſſen.
Auch
haben sie niemals die Operationen, sonderlich in den frühern Kriegen bis zum Jahr 176,3, gehindert. Eben so waren die Equipagen der Armee vielleicht zu groß und zu schwer, obwohl es die Frage ist, ob eine Urmee, welche, wie die ehemalige französische, wenig oder gar keinë Fahrzeuge hat, deshalb bewegbarer bleibt, weil sie dann ihre Bedürfnisse, ohne welche sie doch nicht Krieg führen kann, auf Landfuhren
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nachſchleppen muß.
Denn statt einem Militair - Wagen
müſſen gewöhnlich drei bis vier Bauern - Wagen gestellt werden, welche schlecht bespannt sind, leicht zerbrechen und den Zug unendlich verlängern ;
auch für Menschen und
Pferde eine größere Verpflegung erfordern. Ist vollends von Rückzugen die Rede, so kann aus ſolcher Organiſation großes Unglück entstehn, weshalb der Mangel an MilitairWagen höchstens beim Vorwärtsgehn nicht so sichtbar wird. Allein, sey es auch, daß der Train der damaligen preußiſchen Armee zu groß war, so wurde dies doch nicht fühlbar, ſondern die Armee befand sich nur um desto besser dabei, weil der König und seine Feldherren die Kunst verstanden, sich zu rechter Zeit von dem Train zu befreien, indem sie ihn zurückschickten. Man hat auch nicht erfahren, daß derselbe jemals im Wege gewesen sey, unerachtet sehr oft die Direk tion der Bewegung plößlich abgeändert wurde, wie hiervon im ersten Kapitel bereits einige Proben angegeben worden sind. Also keineswegs wegen der damaligen Art, den Krieg zu führen, ſondern wegen der Beurtheilung der Feldherren, welche hierauf Rücksicht nahmen, und dies auch füglich zu thun im Stande waren, konnte der Train der preußischen Armeen groß seyn, und ich bin völlig überzeugt, daß dieser Train das geringste der Hinderniſſe gewesen wäre, håtte Friedrich der Zweite heut zu Tage Krieg führen sollen. Diese so sehr verschrieene Sache ist also ohne Zweifel nur von Unkundigen und daher höchst schief beurtheilt worden, welche den Kopf voll von den vermeintlichen Fortschritten der Kriegskunst hatten, ohne dieſe Kriegskunst genauer gekannt zu haben. Hiermit will ich die Train - Einrichtung der åltern preußischen Armee keinesweges als ein, keiner Verbesserung und Simplificirung bedürftiges, Muſter ſchildern, sondern nur bemerken, daß sie so gar schlecht nicht war, und man keineswegs ihr allein die neuern Unglücksfälle zuschreiben muß, welche weder in der Organiſation, noch in dem mangelhaften Willen der Armee, sondern in M
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den Fehlern ihrer Führer ihren Grund gehabt haben, aber auf eine ungerechte Art den von älterer Zeit beibehaltenen Einrichtungen zugeschrieben worden sind. Áls ein zweites, aus dem Vorstehenden sich ergebendes Resultat muß man die bereits erwähnte Behendigkeit des ganzen Kriegswesens betrachten, die Celeritát, mit welcher Und grade dasselbe gehandhabt und bewegt werden konnte. hierin wurde der größte Werth gelegt, auch bei vorfallender Gelegenheit der größte Vortheil daraus gezogen, während die andern Mächte schon damals eine zuſammengeseßte und schwerfällige Kriegs - Organiſation liebten, und, da sie rei cher als der preußiſche Staat, auch mächtiger an Hülfsmitteln aller Art waren, solche leichter in Anwendung bringen könnten. In der möglichsten Simplificirung aller kriegerischenEinrichtungen suchte hingegen Friedrich der Zweite, als in einem Gegensaß, das Charakteristische seiner Organisationen. Es kam immer darauf an, die Befehlshaber, verhältniß: måßig selbstständig, selbstthätig und grade zum Zweck wirkend, in Verantwortlichkeit, und vor allem in großer Spannung zu erhalten. Surrogate, welche diese Art von Wirk famkeit in allen andern Armeen, nur nicht in der preußi ſchen, -erſchen sollten, würden dem Ganzen unangemeſſen geweſen ſeyn, welches einmal ſo frei und ſo feſt daſtand, daß die Möglichkeit einer Verbesserung durch größere Umſtåndlichkeit dem unter diesen Einflüssen gebornen und im Dienst erzogenen preußischen Soldaten nicht einleuchten mochte. ■ Das preußische Heer war auf einen so unbürgerlichen Fuß eingerichtet, daß die Oberbefehlshaber, gewohnt, lediglich den Endzweck einer Sache vor Augen zu haben, und ihn mit redlicher Anstrengung verfolgend, die Formalitåten, welche mit einer kollegialischen Verwaltung anderer StaatsAngelegenheiten verknüpft sind und seyn müssen, durchaus nicht ertragen konnten ; und eben solche Ansichten waren, mehr oder minder deutlich, in der ganzen Armee, von oben bis unten herab, verbreitet, da der Monarch selbst dieselbe
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hatte.
Es hing dies ohne Zweifel mit andern, höhern
Zwecken des Monarchen, nåmlich mit der offenſiven Haltung der Armee (man sehe das zweite Kapitel), zuſammen , ohne grade in Worten ausgesprochen worden zu ſeyn. ~ Dieſe Unsichten mußten in die Denkungsart und in die Handlungsweise übergen, und der Urmee jenes originelle, ſo oft vonFeind und Freund angeſtaunte und beneidete Geprågę aufdrücken, deſſen kein anderes Heer sich rühmen konnte. So verschieden nun auch solche Betrachtungen, welche dem Geist unserer Zeit schnurstracks entgegen gesezt sind, gedeutet wer den mögen ; so bleibt dennoch so viel gewiß, daß sie auf eine Menge von Thatsachen gegründet ſind, welche sich aber dem Auge des Beobachters, oder dem Vorurtheil zu entziehen So wie nun dieſe Urmee in unbürgerlichen Verpflegen. hältnissen stand, und lediglich als Werkzeug des Monarchen zu betrachten war, eben so sehr sorgte der König dafür, daß. der Landes- Kultur, und jeder Art von Industrie, so viel . Individuen als nur möglich verbleiben sollten. Aus diesem Grunde fanden die ausländischen Werbungen und die Beurlaubungen der Landeskinder statt.
Wer weiß es und_kann
`es bestimmen, welche Mittel der Monarch ergriffen haben würde, wenn jenes Gleichgewicht durch das Aufhören der ausländischen Werbungen aufgehoben worden wåre ! So wie damals die Armee organisirt war, vereinigte fie in fich eine fie vollkommen brauchbar erhaltende Organisation und Schlagfertigkeit, mit der größtmöglichen Celeritåt, um auf dem Kampfplaß zu erscheinen. Diese lehtere machte nun wiederum einen eignen Eindruck auf Alles, was zur Jedermann beeiferte sich, blos auf das Armee gehörte. Wesentliche zu sehen, das Weitläuftige aber zu meiden ; kurz, prompt und bündig im Denken und Handeln zu werden, und gemeinschaftliche Berathungen zu verſchmåhen. Man wußte, daß vom Tage des Ausmarsches bis zum Lage, an welchem die Armee versammelt seyn konnte, nur wenig Wochen hingehen würden, während der Gegner das doppelte, M 2
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vielleicht das vierfache an Zeit bedurfte.
Schon dieser Ums
ſtand gab ein Uebergewicht ; und es ist nicht zu leugnen, daß, wenn ein Staat eine solche kriegerische Verfaſſung wie diese gewonnen hat, und muthmaßlich den Grundsah : sich. niemals angreifen zu laſſen, ſondern stets die Initiative auf seiner Seite zu behalten, anzunehmen entſchloſſen ist ; dieſer Staat hierdurch einen größern Vortheil erhalten wird, als wenn derselbe seine Heere um ein Bedeutendes vergrößert haben würde. Eine solche Vorstellungsart ging nun auch aus der Vergleichung der preußischen Urmee - Organiſation mit derjenigen anderer Staaten hervor, und gab zu einer Menge von individuellen Ansichten Gelegenheit , welche schwerlich in einem andern Lande vorhanden waren. Friedrich der Zweite wirkte, wie alle große Geister, ohne es zu wollen, dem alten brandenburg'schen Volksſinn eine originelle Haltung zu geben ; und hierauf grade hatte die Armee und ihre Eigenthümlichkeit den größten Einfluß. Alle Stände theilten jene Begriffe von Kürze, Exaktitüde und kunstlosen Hinsteuern auf das Ziel, so gut sie konnten, und das, was der Franzose die Opinión de robe nennt, fand überall den wenig ften Betfall. Diese Art und Weise arbeitete nun jeglicher Pedanterie kräftig entgegen, und mußte, mit der im Zeitalter Friedrichs des Zweiten in Riesenschritten fortschreitenden wissenschaftlichen und geselligen Kultur vereint, zu jener Unbefangenheit und Unabhängigkeit von Formen führen, welche von der einen Hälfte Deutschlands an den Bewohnern der preußischen Monarchie bewundert, und von der andern Hälfte oft an ihnen getadelt worden ist. Eigen ist es, daß in den obigen Angelegenheiten die Technologie den Sieg über die Philosophie des Kriegs in unsern Tagen davon getragen zu haben scheint, und daß über dem Beschauen der etwanigen Mångel im Einzelnen der Geist des Ganzen entfliehen will.
Vielleicht haben die
Künstler vergessen, daß die größte Vollkommenheit jedes ein-
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zelnen Theils nicht immer die des Ganzen iſt, ſondern daß es auf richtige Verhältniſſe und auf die Uebereinstimmung aller Theile zum Ganzen und zum Endzweck ankommt. Viel leicht hat man übersehen, daß der mächtigste Hebel der alten Kriegsmaschine grade in ihrer großen Simplicitåt lag, und daß ohne dieſe die weltkundigen Reſultate, welche Friedrich der Zweite erreicht hat, aufs mindeste würden erschwert worden seyn.
Wie dem aber auch seyn mag, so bleibt die
Sache deshalb wichtig, weil sie von dem größten Einfluß auf das Wohl meines Vaterlandes auch in entfernten Jahren seyn wird. Es lohnte wohl der Mühe, es zu einem eigenen Studium zu machen, wie die Idee, auf welche der preußische Staat in seinen Grundveſten ruht, durch Friedrich Wilhelm den großen Churfürsten geahnt ; von Friedrich dem Erften halb verkannt und halb befördert ; von Friedrich Wilhelm dem Ersten gepflegt, und von Friedrich dem Zweiten völlig ausgesprochen und - in das Leben gerufen ist. Es müßten hieraus die wichtigsten Reſultate über den Charakter dieſes Staats, auf alle Fälle aber auch der Grundsaß deutlich hervorgehn, daß derselbe seine, von seinen Schöpfern ihm. gegebene, Eigenthümlichkeit niemals verlieren darf. Eine solche Untersuchung, welche die innersten Staats- Nerven aufdecken und die Lebenskräfte schildern würde, kann aber weder meinen Nachkommen und etwanigen Lesern nügen, noch weniger dem Publikum, wenn demselben einst meine nachgelassenen Papiere ( und wer steht mir dafür, daß es nicht geſchieht ? )` in die Hände gegeben werden sollten.
Es
*müßte ferner aus jener Untersuchung hervorgehn, daß es nur eine einzige richtige Ansicht von der Politik, der Staatswissenschaft und den Kriegs - Organisationen und Adminiſtrationen für das Vaterland geben könne, nåmlich diejenige, welche König Friedrich der Große durch die That hingestellt hat. Es müßten sich viele logisch richtigen ·Schlüſſe über die etwanige Abweichung von der Regel fol-
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gern lassen.
Über alles dieſes würde zu weit führen, und liegt außer den Gränzen , die ich mir selbst vorgezeichnet habe. Diese beschränken sich auf die preußische Armee, wie
sie war ; und so will ich denn versuchen, noch Einiges über die Mångel hinzu zu fügen, welche man ihr hauptsächlich wegen eines fehlenden administrativen Kontrollen - Systems vorgeworfen hat.
Denn hierauf läuft doch Alles hinaus.
König Friedrich der Zweite hielt keineswegs alle Menschen für so durchaus rein, daß sie nicht irgend einer Veruntreuung fähig seyn sollten.
Ja, er ging sogar von der
Meinung aus, daß der redlichste Mann zuerst seinen eignen Vortheil im Auge habe. Zu dieser Meinung mögen Monarchen vielleicht leider zu Zeiten verleitet werden. Vortheilhaft ist sie gewiß eben so wenig, als fie, Gott Lob, nicht *
allgemein gültig ist. Allein tros dieser Meinung, ließ er feinen Beamten einen bedeutenden Spielraum, und ward dafür selten betrogen , während er alle Weitläuftigkeiten einer umständlichern und kostspieligen Kontrolle ersparte. Der niedrige Betrug ward desto schärfer bestraft. Es findet auch zweifelsohne nur eine zweifache Art statt, wie ein Souverain gegen Veruntreuung sich äußerlich schüßen kann, indem entweder zu der adminiſtrativen Organisation noch eine kontrollirende hinzugefügt wird, oder indem an die Stelle der lehtern die Schärfe eines an einem Haar über dem Haupte jedes Staatsdieners schwebenden Schwerdts tritt. Eine bis zu einem gewiſſen Grade gehende Kontrolle wird zwar überall stattfinden müſſen, und liegt in Diese aber meine ich auch nicht, der Natur der Sache. sondern diejenige, welche sich nicht mit einer doppelten und dreifachen Revision der einem Geschäft vorgesetzten obern Beamten begnügt , sondern eigner Behörden bedarf, um zum sechsten und fiebenten Male eben dieselbe Geschäftsführung durchsuchen zu lassen, und sich mit Minutiſſimen abgiebt, deren Objekt weniger als die darauf verwandte Zeit Anund Mühe werth ist, blos um der Form zu genügen.
183 ders ist es, wenn auch das Vertrauen in Anschlag gebracht wird, welches der Staat in die Rechtlichkeit seiner Diener setzt, wo denn eine Hintergehung schon an sich, und also desto schärfer, geahndet werden muß. Haben nun die Staatsdiener im Fall des Vorhandenseyns besonders kontrollirender Behörden, oder des eigent lichen Kontrollen- Systems, nicht schon an und für sich selbst denjenigen Fonds von Redlichkeit, der von ihnen gefordert werden muß, und also kein Gewissen : so wird alle noch so komplicirte Kontrollirung nichts helfen, sondern die Form selbst wird am Ende zum gesetzlichen Deckmantel werden, hinter den sich die Unredlichkeit zu verbergen versteht. } Hierzu giebt es in allen Staaten, deren Einwohner sehr entartet waren, und in welchen die Regierungen durch dergleichen Organisationen sich helfen wollten , Beiſpiele in Menge. Ja es werden sich, wie in einem gewiſſen großen Staate, immer Auswege und Gelegenheiten finden, welche endlich das Herkommen ſelbſt in Schuh nimmt, bei welchen die Gewiſſenlosigkeit eine Zuflucht findet, und wogegen selbst. die oberste Gewalt nichts, auszurichten vermag . Die Vernachläßigung des moralischen Eindrucks könnte also wohl gar eine entgegengesezte Wirkung hervorbringen, und die Menschen eher verſchlechtern, als zum Besten des Staats verbessern, weil derjenige, dem ein gar zu geringes Vertrauen bewiesen wird, auch kein Vertrauen faſſen kann. Das zarte Band, welches den treuen Diener an seinen wohlwollenden Herrn, ganz anders, als den geſeßlich bezahlten Lohnknecht an seinen Meister, knüpft, wird hierdurch der großen Gefahr ausgesetzt , werden.
für zu schwach gehalten zu
Fällt hingegen eine eigends kontrollirende Organisation weg, nämlich eine solche, wie vorhin der Begriff derselben festgestellt worden ; herrscht dabei nur in dem Nothwendigen eine åhnliche, wenn auch nicht gleiche Revision, wie sie unter Friedrich dem zweiten ebenfalls stattfinden mußte : so wird
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der Staat dadurch keineswegs um Millionen hintergangen werden, " man wird dem unerachtet sehr bald den untreuen Diener entdecken, und ein einziges statuirtes Erempel wird auf eine weit längere Zeit, als die Kosten der Kontrolle ein zukünftiges Verbrechen zu verhüten im Stande sind, gegen Es läßt sich nicht in Abrede neue Veruntreuungen sichern. stellen, daß diese Säße vorzugsweise auf die Nachfolger der Beamten Friedrichs des Zweiten anwendbar sind ;
denn
schwerlich möchte in und außerhalb Deutschland irgend ein Staat sich rühmen können, so viele redliche, gewiſſenhafte und nur ihrem Beruf lebende Staatsdiener, im Allgemeinen genommen, beseffen zu haben und noch gegenwärtig zu bes fißen, als die preußische Monarchie dies mit Fug und Recht zu thun im Stande ist. Konnte nun der König Friedrich der Zweite,
welcher
einen so geringen Begriff von einer allgemein ſtattfindenben Redlichkeit, aber gewiß und vorzüglich in seiner Armee fo viele redliche, ſeinem Dienst sich ganz hingebende Diener hatte, dem unerachtet das eigentliche und umständliche Kontrollen - Syſtem für unzweckmäßig halten, deſſen komplicirte Manipulationen übrigens auch der thätigste und größte unter den Sterblichen durch sich selbst nicht ersehen kann: so müſſen irgendwo überwiegende Gründe vorhanden geweſen ſeyn, welche dieſen Monarchen davon abgehalten haben. Diese Gründe können unmöglich anders abstrahirt werden, als aus der Art und Weise, vorzüglich auch aus dem Geist feiner Organisationen und Armee - Administrationen, durch welche er seine Zwecke auf eine eigne Art erreicht, und zu ganz außerordentlichen Reſultaten gelangt ist. Wenn man nun aber diesen Weg mit dem redlichen Vorſaße einſchlågt, lediglich die Wahrheit aufzusuchen, so findet man offenbar, daß in den brandenburgischen und preußischen Kriegs - Ad miniſtrationen die auf Treu und Glauben übertragenen und übernommenen Verpflichtungen die Haupt- Grundlage aller Gewährleistungen gewesen sind, und sich von jeher in Oppo-
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fition mit denjenigen Formen befanden , welche aus den administrativen Einrichtungen anderer, dem übrigens ehrenwerthen Civilstande, übertragenen Staats - VerwaltungsZweigen hergenommen waren. Daher mehr als in andern Armeen Gewohnheits - Rechte, wie zum Erempel die großen Vorzüge des Offizier- Standes überhaupt und der Generalitat insbesondere, welche nirgend gesetzlich verzeichnet waren, dem unerachtet aber doch nie bestritten werden konnten ; daher alle jene Eigenthümlichkeiten, welche Friedrich den Zweiten bewogen, den Soldatenstand, und vorzüglich den Offizier, zu isoliren, und ihn vom Umgange mit andern Stånden zurück zu halten ; daher ihr besonderer Gerichtsstand, und das große Gewicht, welches auf Betheuerungen, auf Ehre und Pflicht" gelegt wurde, auf jenen, weiter als irgend ein Gesetz reichenden, Pflichtbegriff, der die Denkungs art, die Disciplin und die Hingebung des ganzen Standes bezeichnen sollte: Vorstellungsarten, welche nie lau werden, nie erlöschen konnten und sich in jeder Krisis bewährt gefunden hatten, ohne deshalb in geschriebenen Gesetzen aufbewahrt zu werden. Und in Wahrheit , mit der bloßen Gesehlichkeit würde die preußische Armee nicht ausgereicht haben, wäre sie nicht möglichst durch und durch von einem solchen Geist durchdrungen gewesen, der sie zu dem furchtbaren Werkzeuge machte, welches sie in der Hand des großen Meisters geworden ist. So wie nun dem unsterblichen Könige die Einrichtungen anderer bürgerlichen und Staats- Geschäfte unanwendbar auf die unbürgerlich organisirte Armee vorkommen mußten ; so war solches auch eine, nach dem Muster jener, gemodelte Armee- Administration. Er ließ daher die ihm überlieferte Art dieser Verwaltung nicht nur beſtehn, sondern er schaffte auch noch viele derjenigen Formen ab, welche an die Vers fahrungsweise anderer Stånde erinnern konnten, und drückte seiner Armee auf eine freie, aber bis in das Innerste ihrer
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Verfassung dringende, Art den Stempel einer hohen Driginalität auf. Andere Gründe, als die vorstehenden, welche mir mit der ganzen Natur des preußischen Soldaten - Standes innig verwebt zu seyn scheinen, find mir unbekannt, um das VerFahren des Königs Friedrichs des Zweiten, in Rücksicht der Armee - Administration , zu erklären .
Denn, anzunehmen,
daß ihm die vermeintlich bessern Einrichtungen der übrigen europäischen Heere unbekannt gewesen seyen, oder, daß er fie deshalb für überflüssig gehalten habe, weil er selbst der Administrator seiner Urmee gewesen sey : scheint mir eins fowohl als das andere falsch zu seyn. Denn da er die Administration anderer Staaten genau kannte, so werden ihm auch ihre Armeen nicht fremd gewesen seyn. Und was • das éigne Administriren anbetrifft, so ist dies für eine einzelne Person nicht nur unmöglich, ſondern es ist, wie ſchon erwähnt, notorisch gewiß, daß der König ſich niemals damit befaßt hat. Um dies Lettere noch umständlicher auseinan= der zu ſehen, würden dem Ungläubigen noch viele Beweise vonnöthen ſeyn.
Da dies aber zu weitläuftig ſeyn möchte,
und auch, nach dem bisherigen Geſagten , überflüſſig iſt, wenn man nicht beweisen will, daß 2 mal 2, 4 sey: so mag der Zweifler, welcher mich einst einmal lefen sollte, ſelbſt nachforschen, und bald wird er sich überzeugen, daß ich Recht habe. n m g be n e niich ru ßnun mnoch einige ge ei Esrfind mir Gedanken oß die rübrig, i ö a u s r e u e K d g m , w , u z z ie auch in dieser Sache gewiß sehr richtig geurtheilt habe, wenn er die Armee auf den Fuß eines Privat - Instituts adminifiriren ließ, und daß hierin ſein eignes Intereſſe am meiſten berücksichtigt worden, ohne im mindesten dem Ganzen, der Brauchbarkeit der Armee, zu schaden. Eine befondere Armee - Udminiſtration nåmlich ist nicht nur geneigt, sondern auch verpflichtet, Ulles im weitesten Verstande selbst zu thun und zu besorgen, und also auch
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über alle ersinnlichen Dinge Vorschriften zu geben. find abermals zwei Seiten gedenkbar.
Hierbei
Einmal nåmlich ist
es sehr gut, wenn die Truppen mit nichts als mit ihrer Ausbildung zu thun haben, und dies ist scheinbar die gute Seite der Sache, wogegen es anderer Seits zu überwiegenden Inkonvenienzen führen muß, wenn den Truppen durch eine administrative Zwischenbehörde eine Vormundschaft gesetzt wird, welche um desto karger und peinlicher verfahren muß, als sie lediglich den Zweck einer zu belobenden Verwaltung und der in jedem Augenblick abzulegenden Rechenschaft vor Augen hat, nicht aber den Kriegszustand und den Gebrauch der Truppen und Kriegs - Elemente, wozu dieſe eigentlich allein vorhanden sind. Es geht dieser Administra tion, wie den vormundschaftlichen Gerichten, welche über die Sorge, die Kapitalien der Pupillen zu erster Hypothek unter zu bringen, die Gelegenheit verſåumen müſſen, dieſe Gelder durch Unternehmungen zu vermehren, die der wahre Eigenthümer unfehlbar ausgeführt hatte. Mag nun dieſe Procedur im Pupillenwesen für zweckmäßig erachtet werden, so taugt sie doch gewiß nicht in andern Geſchäften, und am wenigsten bei der Verwaltung einer Urmee. Denn hier verwickelt und vervielfacht sie zuverläßig dieselbe , und führt zu einem schleppenden Geschäftsgang. Die Befehlshaber werden an einem Gångelbande gehalten und in Schreibge schäfte verwickelt, die ihnen unnüßer Weise Zeit und Kräfte rauben, und bedürfen zu ihrer Geſchäftsführung eine bedeuEs wird ein eignes Studium, die das tende Registratur. Administrations Gebäude betreffenden Verordnungen nur auffinden zu lernen, da das Gedächtniß die sich monatlich häufenden Verordnungen nicht mehr fassen kann.
Wenn
man nun auch eigne Registratur - Wagen *) im Felde mit
*) Dergleichen vergrößerten wenigstens in Friedrichs des Zweis ten Kriegen nicht den Train.
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ſich führen muß, und die Akten doch nicht ſämmtlich bei ſich und zur Hand haben kanh ; ſo muß durch eine solche Verfahrungsweise der darin gebornen , erzogenen und daran gewöhnten Generation wenigstens eine Umständlichkeit, wenn nicht etwas årgeres, eingeimpft werden, welche nicht aus sich selbst zu handeln vermag, ſondern zu jeder Kleinig keit auch eine Vorschrift oder Ordre verlangt, um nur nicht verantwortlich zu werden . Kann man es nun den hohen und niedern Befehlshabern verdenken , wenn sie in Unbestimmtheit und Aengstlichkeit verfallen, und müſſen diese Folgen nicht natürlicher Weise stattfinden. Man pflegt oft zur Bevorwortung einer besondern Armee- Udministration der alten Mißbräuche und Unterschleife, insonderheit sogar der Pråvarikationen der Kompagnie - Inhaber ålterer Zeit, bei Anschaffung der sogenannten kleinen Mondirungsstücke, zu gedenken.
Zugegeben nun auch, daß
Manches geschehen, welches unrecht war, obgleich solches bei den großen Mondirungsstücken nicht wohl stattfinden konnte, und also lediglich solche Dinge betraf, dergleichen ein wahrer Ehrenmann , wie nach seinem eignen Zeugniß Friedrich der Zweite in seinen Hauptleuten besessen hat, *) sich nicht so leicht zu schulden kommen ließ: so hat dem unerachtet dieser Gegenstand noch eine andere Seite, welche, wenn man sie gehörig überlegt , dieſer Angelegenheit ein anderes Ansehen zu geben vermag. Es ist nämlich bekannt, und durchaus nicht zu vermeis den, daß, wenn der Souverain einen Kauf, eine Baute, kurz, irgend etwas für seine Rechnung unternehmen oder ausführen läßt, dies allemal theurer zu stehen kommen muß, als wenn ein Privatmann ein Gleiches unternahme.
Bei
den Angelegenheiten des Staats muß jeder Akkord durch Termine abgemacht, und den Meist oder Mindestbietenden,
Oeuvres posth.
Tome III, p. 21.
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nach Beschaffenheit der Sache, zugeschlagen werden. Sol ches läßt sich einmal nicht ändern. Eben so müſſen mehrere Aufseher, Dirigenten u . s. w. angestellt werden, weil der Eigenthümer das Geschäft nicht selbst
abmachen kann.
Ganz anders verfährt hingegen der Privat - Eigenthümer. Er sucht den Käufer oder Verkäufer nach seiner Konvenienz auf, und er hat Zeit, dieſes Alles mit Muße abzuwarten. Keine höhere Bestimmung, als sein Vortheil, treibt ihn, sein Geschäft zu vollenden ; er ist sein eigner Richter und Rathgeber.
Der Profit, welchen der Privatmann recht-
licher Weise machen kann und machen muß, geht also allemal für den Staat verloren ; ein Sak, den man umſtåndlich erweisen könnte, wenn es nöthig wäre. Mischt sich daher der Staat in die Einziehung und Benutzung aller und jeder Accidenzien, hat Niemand einen Nußen, davon. Dieser Umstand scheint deshalb wohl einer Erwägung werth zu seyn, weil derselbe zu reelleren Ersparnissen führen kann . und schon geführt hat, als die Verfechter des KontrollenSystems glauben wollen. Wenn nun derjenige, welcher im Dienſt des Staats die zu kaufende Waare selbst verbrauchen soll, nach dem Etat sie auch selbst beschäffen muß, und Vorschriften in Rücksicht ihrer Qualität, bei eigner Verantwortlichkeit, durchaus zu befolgen genöthigt iſt : alsdann wird derselbe weit mehr als ein dritter sich hüten , zu viel von dem ihm anvertrauten Gelde auszugeben, und so lange suchen, bis er das Beste. gefunden hat , wobei er in jeder Rücksicht bestehen kann . Nimmt man nun auch an, daß von Seiten einer adminis strativen Behörde ein gewiſſenhafter Offiziant zu solchen Geſchäften angesetzt worden ist: so ist solcher dennoch keines wegs derjenige, der die angeschaffte Sache selbst verbrau chen, und damit auskommen soll. Er ist also weit weniger dabei interessirt, als der Lehtere, und tritt folg lich ungleich weniger als dieser an die Stelle des Eigenthümers.
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König Friedrich der Zweite gewann daher offenbar dadurch, daß keine besondere Armee - Adminiſtration vorhanden war, und zwar einmal, daß weit geringere Anschläge für die Bekleidung und Verpflegung stattfinden konnten, und zweitens dadurch, daß er keine Behörde zu falariren nöthig hatte, welche hierüber die obere Aufsicht und Kontrolle geführt hatte.
Allerdings würde vieles, wie bereits oft
erwähnt worden, einer größern Genauigkeit und Vervollkommung empfänglich geweſen ſeyn. Das Ganze aber, und namentlich die königlichen Kaſſen, würden dadurch gewiß nicht gewonnen, sondern verloren haben. Die Etats hätten auch erhöht, und vorzüglich das Material der Bekleidung verbessert werden können.
Allein sie waren genau
auf eine kurze Tragezeit von einem Jahre u. f. w. berechnet, und dadurch wurde der Endzweck vollkommner erreicht, als wenn die Fragezeit in Brüchen angeschlagen worden wäre, weil der Anschlag einfacher, übersehbarer und nüßlicher war. Die Ersparniß durch långeres Tragen der Uniformen, von drei Monaten, welches damals ſchon einige Regimenter aufs brachten, um eine neue Mondirung in Vorrath zu erlangen, war bereits eine Abweichung, welche der König bei seinen Garden niemals litt. Mit dem ersten Mai jeden Jahres wurde dort die neue Mondirung ausgegeben, und mit dem 31ften Mai des folgenden Jahres war die Zeit ihrer Tragung vorbei. Das vorhin erwähnte Sparen führte die Regimenter zu schwerfälligen Mondirungskammern, in welchen die Motten nur mit Mühe zu vertreiben waren. Und eben so war die Mondirung des Sommers und Winters in der Hauptsache ( leinene Beinkleider abgerechnet ) ſich gleich, bei Paraden wie am Tage der Schlacht, des Feiertags wie des Werkeltags. Ohne hierüber weiter zu gloffiren, scheint mir diese Einrichtung die beste. Wenn man nun alles bisher Erörterte zuſammen nimmt, so scheint sich daraus zu ergeben, daß die preußische Armee, so wie sie bis 1786 war, grade so seyn mußte, um in der
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Hand Friedrichs des Zweiten ein brauchbares Werkzeug zu feyn, und daß, wenn sie anders organisirt geweſen, ſie auch für ihn, den großen Feldherrn, weniger brauchbar gez wesen wäre. Die Armee trug in gewiſſem Verstande den Stempel, die Physionomie, das Charakteristische Friedrichs des Zweiten in allen ihren innern und äußerlichen Einrich tungen, selbst in ihrer Kleidung, in ihren Alltags- und ihren Parade- Aufstellungen und Anordnungen, in ihrer ernſthafs tenHaltung und in dem in ihe herrschenden Ton, vorzüglich aber in der großen Spannung in allen dienstlichen Angele= genheiten, worüber im nächsten Kapitel wohl noch Einiges beigebracht werden möchte.
Die Armee war also als sein
besonderes Eigenthum ihm ähnlich, insofern ſolches, wie ſich von selbst versteht, möglich seyn kann. Den Kommentar zu dieser Betrachtung möge diese Schrift liefern. * )
Von dem
König läßt sich aber wohl sagen : Er war ein alter praktiſcher Militair ; denn die Kriegsſachen, als Mittel zur Ver- › größerung, zur Erhaltung und zum politiſchen Uebergewicht
*) Als Zuſag, inſofern dieſer in kurzer Note möglich ist, bemerke ich noch, daß der König weniger einer Armee bedurfte, welche sich als Vaterlands - Vertheidiger betrachtete, als einer solchen, welche unbedingt dem Souvercin folgte. Mit dem ersten Be griff ist in den Köpfen der mehrsten Menschen nur die alleinige und strikte Vertheidigung verbunden ; mit dem zweiten hinge? gen weit mehr die Offensive. Der König aber konnte sein Land nur durch diese Offenſive vergrößern, und daſſelbe ebenfalls nur durch die Offensive kräftig vertheidigen. Man erinnere sich der im zweiten Kapitel erwähnten Gedanken. Wåre daherFriedrich der Zweite auch der Monarch eines sogenannten konftitutionellen Reichs gewesen, so würde er dennoch höchst wahrscheinlich, um dem Ganzen Haltbarkeit zu geben, die an ſich ehrenwerthe Vaterlandslicbe bei dem Soldaten unter der Disciplin, dem Gehorsam und der sorglosen Befolgung des Befehls, ſich zu ſchlagen, es sey mit und gegen wen es wolle, gesegt haben. , Deshalb war auch seine Disciplin ſo ausgezeichnet, wie wir bald sehen werden.
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des Staats hatten seine größten Anstrengungen erfordert. Deshalb war er nicht minder der Monarch und Regent seiz nes Landes, immer aber, wenn man dies sagen darf, auf eine den Geist militairischer Ordnung, Kürze und Spannung Die Armee sollte dem Gemeinathmende Art und Weise. wesen nicht im Wege seyn, sie sollte es beschüßen.
Wäre er
ein kriegs- und rauflustiger Eroberer wie Napoleon gewesen, so würde er das Land gedrückt haben. Die übrigen Stånde sollten dagegen ihre Beschüßer, ohne welche das erste aller Bedürfnisse, die Existenz, und dadurch die Wohlhabenheit und der ruhige Genuß des Lebens in Gefahr war, ehren Durch den König selbst fand die Verbinund hochachten. dung zwischen dem Volk und dem Heer statt, und emanirte folglich von oben herab, da er beider Landes und Kriegsherr, Vater und Versorger war. Die Armee, ohne einen Volks - Charakter besonders zum Hauptbedürfniß zu haben, hatte dem unerachtet die Charakteristik der preußischen Monarchie, und das Volk formte sich hierin nach ihr. Beide · waren für das Ausland Eins, und wurden in der Fremde für Eins gehalten. *) In der Heimath standen sie neben
einander, keineswegs aber gegen einander ; dafür sorgte der Monarch. Es konnte daher weder von Militairmus , noch von Civil ፡ Despotismus Despotis die Rede feyn, der König håtte den einen durch den andern erstickt.
Vielleicht hätte ein ähnliches Verhältniß in Frank
reich das Aufkommen aller Demagogen beſſer begegnen können, als alle und jede Volksthümlichkeit.
Ein preußischer Unterthan wurde als eine Art von merkwürdiger Erscheinung in dem übrigen Deutschlande, vorzüglich aber in andern Låndern, betrachtet. In Neapel wurde einſt ein Unterthan Friedrichs des Zweiten , als solcher, nicht etwa als Staatsbürger der preußischen Monarchie, auf eine ausgezeichnete Art behandelt. Ein preußischer Offizier stand daher in einem noch weit höhern, faft unbegreiflichen Cours.
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Wie nun König Friedrich der Zweite seine inkonstitutionelle Armee den neuern Zeiten gemäß eingerichtet haben würde, wenn er eine patriarchalische Lebensdauer gehabt håtte: dies bleibt ein Räthsel, welches kein verwegener Dedip zu lösen vermag, am wenigsten ich alter, abgelebter Mann ; und ihr, meine Söhne, die ich hinterlaſſe, oder meine Leser, wenn die Neugier mir einen verschaffen sollte, möget euch selbst darüber die Köpfe zerbrechen. Ist eine leiſe Ahnung in diesen Stücken möglich, so bleibt freilich wohl zu vermuthen , daß König Friedrich der Zweite die Zeit, in der ihr lebt, berücksichtigt, doch aber seine ihm eigenthümlichen Ansichten nicht aufgegeben haben würde . Dies ist Alles, was sich darüber sagen läßt, und hiermit ſey dieses Kapitel beſchloſſen.
36
J
Biertes
Kapitel.
Die Disciplin.
e Disciplin unter Friedrich dem Zweiten hatte einen, DiDie große Strenge und Spannung an sich tragenden, ernsthaften Charakter. Sie war auf die faktische Anstrengung aller Willenskräfte gegründet, und stellte das Intereſſe des königlichen Dienstes bei jeden, auch der unbedeutend ſcheinenden, Gelegenheiten als das höchste Ziel aller Bestrebungen des ganzen Lebens eines preußischen Soldaten dar. Schon Friedrich Wilhelm der Erste betrachtete die Disciplin aus einem solchen Gesichtspunkt, und wollte seinen Thronerben der ganzen Strenge militairischer Geſeße unterwerfen, wenn ihm nicht Vorstellungen gethan worden wären. Gewiß war es nicht Grausamkeit, zu welcher dieser Fürst keine Anlagen Hatte, sondern der Begriff von verleßter Pflicht,
der ihn
vermochte, den jugendlichen Freund Friedrichs des Zweiten, den unglücklichen Katt, welcher der Großſohn eines Feldmarschalls und der Sohn eines General - Lieutenants war, auf dem Schafot sterben zu lassen. Gleiche Ansichten hatten sich erhalten, und sind oft durch die That während der Regierung des großen Monarchen bestätiget worden, ohne daß dieser Vater des Vaterlandes, und insbesondere seiner getreuen, ihn verehrenden Soldaten,
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jemals zur Strafbegierde, oder gar zu willkürlicher Grausamkeit geneigt gewesen wäre.
Er wußte jedoch, daß kein
Gehorsam ohne Spannung aller Kråfte möglich ist, und daß die größte Anhänglichkeit der Menschen an ihre Pflichten - und an ihre Obern nur durch die Vorstellung von belohnen-. der, aber auch bestrafender Gerechtigkeit hervorgebracht wird, und am Ende in unterwürfiger Verehrung sich auflöst. Deshalb war jedoch der König , keineswegs zu jeder Zeit der strenge Richter, der nur den Buchstaben des Gesetzes vor Augen hat, sondern vielmehr der billige Beurtheiler menschlicher Kräfte ; und eben diese Eigenschaften wollte der Monarch auch bei allen höhern und niedern Befehlshabern vorhanden wissen. Der König schien sehr wohl einzusehen, was den Liebhabern konstitutioneller Verfaſſungen nicht immer einleuchtet, daß, wenn lediglich jener geschriebene Buchstabe der Gesetze gilt, niemals ein Erlaß von dem Druck solcher Geseßlichkeit zu hoffen ist, weil sie, des allgemeinen Bestens wegen, ererbte und erworbene Rechte, Eigenthum, Vermögen und die Person selbst in Anspruch nehmen, und solche Ansprüche als Grundgesetze der Verfassung gültig machen kann ; daß hingegen, wenn dem gerechten Ermessen des obern oder niedern Befehlshabers ein durch eignen Pflichtbegriff begrånzter Spielraum gelaſſen wird, das Geſeh der wahren Menschenfreundlichkeit *) unendlich weiter reicht, als der vollständigste Koder von Gesetzen jemals reis chen kann und reichen wird ; und auf eine solche Gesetzlichkeit, im Verein aller dieser Begriffe, welche ich nicht ferner gegen einander abwågen mag, war die Disciplinar - Verfassung der Armee denn auch gegründet. Die preußische Disciplin sollte weiter dringen, als es eine gewöhnliche Vorschrift vermag. Sie war darauf berechnet,
*) Haller nennt es das Gefeß der Liebe. Im Grunde ist das Bestehen aller Ordnung in der Welt davon abhängig. N 2
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bis in das Innerste des Gemüths zu wirken, wohin keine menschliche Macht zu reichen pflegt, und dort ganz andere Vorstellungen hervorbringen, als diejenigen find, welche auf die sonst gebräuchliche Art von treuer Pflichterfüllung erzeugt werden.
Deshalb gab es viele Gewohnheiten, und,
außer dem Reglement für die Offiziere und den KriegsArtikeln für die Unteroffiziere und Soldaten, wenig Gefeße und Verordnungen. Durch die Gewohnheit innerhalb eines gewissen Geleises von Vorstellungen ,
von Pflichten und
Rechten, und überhaupt einer Haltung, welche das ganze Leben umfaßte, sollte die Armee zu ihrer Selbstständigkeit gelangen, und weder die Neigung, noch den Willen haben, von der vorgezeichneten Bahn abzuweichen.
Reglement und
Kriegsartikel, leicht zu übersehende Vorschriften, umfaßten die Hauptgeſeße für die Armee : das Uebrige lag zum großten Theil in ererbten und fest bestehenden Gewohnheitsrechten, unter der Garantie des ſtreng abgemeſſenen Pflichtbegriffs . Die Wirkungen, welche hieraus hervorgingen, mußten von einer ganz eigenthümlichen Urt ſeyn, und die 7 Armee zwar keinesweges zum Staat im Staate, wohl aber auf eine solche Art konstituiren, daß sie als ein besonderes und abgesondertes Institut, welches des Besten des Ganzen wegen vorhanden war, betrachtet werden konnte. Andere Armeen hatten ebenfalls ihre Eigenthümlichkeiten, allein dieſe wichen wesentlich von denen der Armee In dieser war der Monarch Friedrichs des Zweiten ab. selbst der erste Befehlshaber ; in jenen emanirten die Befehle der Souveraine durch besonders dazu bestimmte Organe ; hier sah und ordnete der König Alles selbst : dort ließ der Monarch durch seine höhern Diener ordnen und größtentheils auch sehen ; hier kannte der König den allergrößten Theil ſeiner Offiziere, und zwar insbesondere die Generale und Staabsoffiziere : dort waren sie nicht immer, sondern selten von dem Souverain gekannt ; hier war die Organiſation, es war das Korps der Offiziere, wie wir geſehen haben, auf
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eine originelle Art beschaffen: dort wurden die Armeen durch Behörden im weitesten Verstande verwaltet, es galt Gunst und Ungunst, auch wohl die Kabale und die Intrigue, *) vom General bis zum Subaltern, und jeder ſuchte ſein Glück zu machen, sich vorzubrången, bemerkt zu werden u. s. w., wogegen die ruhige Haltung der preußischen Offiziere gewaltig abstach ; kurz, der Verschiedenheiten waren sehr viele in den größten wie in den kleinsten Dingen, bis auf Benen= " nungen und Namen, Zahlen und Abzeichnungsarten, Orden und Uniformen, Alles in dem Grundprinzip, in dienstlichem Verhältniß, von dem in andern großen Armeen vorhandenen, total abweichend.
Ohne den Verdiensten anderer Heere im mindeſten zu nahe zu treten, läßt sich dem unerachtet behaups
ten, daß die Anhänglichkeit und Hingebung der Armee Friedrichs des Zweiten an und für ihren Monarchen die größtmöglichste gewesen sey, aus dem einfachen Grunde, weil er ihr und sie ihm ungleich näher stand, als in andern großen Staaten das Heer dem Souverain zu stehen pflegt. Es ist daher wohl begreiflich und auch natürlich, daß alle Disciplinar - Veranstaltungen und Verhältnisse in der preus sischen Armee einen ganz andern Charakter an ſich tragen mußten, als anderwårts. Um zu diesen Gedanken einen Kommentar zu liefern, durch welchen fie noch mehr ins Licht gesezt werden, muß man die verschiedenen Stellungen des gemeinen Soldaten, des Unteroffiziers, des Offiziers und der höhern Befehlshaber betrachten , und die jedem Verhältniß eingeimpften
*) Sire, je vais combattre Vos ennemis, mais je Vou laisse au milieu des miens , fagte einst ein französischer Marschall ( Villars ) zu Ludwig dem Vierzehnten. Wie würde Friedrich der Zweite solche Redensarten wohl aufgenommen, was würde er geantwortet , und wie würde er die ennemis zu Boden geschlagen haben ?
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Gesinnungen , Pflichten und Rechte in Erwägung ziehen. Viele Leute haben den preußischen Soldaten beurtheilt, ohne ihn weder in ſeiner Vollkraft jemals geſehen zu haben, noch sein Wesen zu kennen ; sie haben die Armee nur in ihrer oder von den vermeintlichen oder auch wirklichen Uebelstånden gehört, dennoch aber frischweg ein
Detresse gekannt,
Urtheil gefällt. Solche Beurtheiler gleichen dem Blinden, der von den Farben ſeine Meinung beibringt, und verdienen nicht die mindeste Aufmerksamkeit. Das Folgende soll das gegen zeigen, daß die Sache sich ganz anders verhielt, woraus denn die Abstraktionen von selbst folgen werden. 1 Wenn der Soldat eingestellt wurde, so schwor er zur Fahne seiner Kompagnie, *) in Gegenwart eines Offiziers, des Auditeurs, welcher ihm die Kriegs- Artikel vorlas, des Junkers, welcher die Fähne hielt, und eines Unteroffiziers, Jeder Sols der ihn begleitet hatte, bekanntlich einen Eid. dat bekam dieſe Kriegs - Artikel in die Hand, hinter welchen sein sogenanntes Abrechnungsbuch angeheftet war, in wels chem die ihm gereichten kleinen Mondirungsstücke, als Hemden, Halsbinden, Kollereten, leinene Beinkleider, Strümpfe und Schuhe-nebst Sohlen und dergleichen, verzeichnet wurden, und welches bei der jährlichen Abrechnung, bei welcher der Soldat befragt wurde, ob er Alles richtig erhalten hätte, Hierauf wurde dem Soldaten das zur Kontrolle diente. Ererzieren gelehrt, womit er auf das mindeſte ſechs Monate zubrachte, ohne während dieser Zeit zu einer andern DienstLeistung gebraucht zu werden.
Man hatte damals zu der
*) Eine jede Musketier- oder Füsilier- Kompagnie hatte eine Fahne; ` eine jede Schwadron Kuíraffiere øder Dragoner hatte ebenfalls eine Standarte, dergestalt, daß bei einem InfanterieRegiment zehn Fahnen, und bei einem Kuiraſſier- oder Drago ner -Regiment fünf Standarten ſich befanden. Die Grenadiere, desgleichen die Husaren, hatten keine Fahnen. Sie schworen auf den Degen und Såbel der Offiziere.
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Dreffur der Beute allerdings mehr Zeit nothwendig, indem viel mehrere Umständlichkeit in den Wendungen und in den Handgriffen üblich war, als in neuerer Zeit.
Indeß legte
man auch einen weit größern Werth auf die Ausarbeitung im Einzelnen, als späterhin. Wenn dies einerseits einen größern Zeitaufwand zur Dressur des Soldaten erforderte, so hatte es andererseits den Vortheil, daß nichts übereilt wurde, daß man völlig ausgebildete Soldaten erhielt, welchen die möglichst grade Haltung des Körpers zur andern Natur geworden war, und die man nicht blos abgerichtet, War ihnen •ſondern die man bedächtig ausgebildet hatte. auch nicht der Namen jeder Schraube ihrer Waffe beiges bracht worden, so ersehte doch die lange Gewohnheit in Handhabung derselben, durch die Praxis, was der Theorie etwa abgehen mochte. Man hat in neuerer Zeit sehr viel darüber deklamirt, wie grausam man damals mit den Rekruten bei dem Ererzieren umgegangen wåre, wie man sie mit dem Stock gemißhandelt und wegen des kleinsten Fehlers geschlagen habe.
Die Wahrheit aber ist, daß dies keines-
weges stattfand, und daß junge Offiziere und Unteroffiziere, welche sich dergleichen zu Schulden kommen ließen, dafür hart mitgenommen wurden. Man dachte an kein Mißhandeln, sondern man verlangte von dem Unterrichtenden Ges duld ; *)
aber man verlangte auch des Lehrlings völlige
Aufmerksamkeit und Hingebung mit dem strengsten Ernst, und war nicht gewohnt, ihn durch glatte Worte und durch Nachgiebigkeit zu verzárteln .
Wenn also der üble Willen
oder der Eigensinn den Rekruten aufſåßig machte, so wurde ihm mit einer Züchtigung durch den Kopf gefahren ; niemals aber artete dergleichen in peinliche Exekutionen oder in all-
*) Der Verfaffer hat mehrere Jahre als Unteroffizier Rekruten exerziert, und weiß daher genau genug, wie es damit gehalten wurde.
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tägliche Prügelei aus.
Was würde denn auch aus solchen
mit dem Stock lediglich und allein, dressirten Rekruten geworden seyn , und wie hätte man den rohen Menschen nach und nach zum wahren Soldaten ( denn das war doch das Biel) bilden können, wenn man ihn von Hauſe aus ver= Diejeni blüft und durch die Furcht eingeschüchtert hätte ? gen also, welche auf Ererzierplåßen den Mißbrauch des Stocks gesehen haben, haben viel zu voreilig auf das Sie haben bereits Vorstellungen von Ganze geschlossen. dem schweren Leiden eines dem Trommelfell folgenden Res kruten mitgebracht, und entweder lauter ungerathene Söhne ihrer Eltern, oder klägliche Sklaven der Fürsten zu ſehen Diese letteren Vorstellungen sonderlich; welche geglaubt. ſeit der Verbreitung demokratischer Ansichten immer herrschender wurden, führten denn zugleich zu dem wahren Philistergeist, welcher über die Gebühr die Geseßlichkeit liebt, und in ſchulgerechte Form Alles und Jedes hineinbringen möchte, ohne zu bedenken, daß, wäre dies möglich, kein Mensch zu beliebiger Stunde effen, schlafen, sich bewegen u. f. w. dürfte, ohne sich einer Lebensregel zu unterwerfen, welche man vielleicht zum Wohl des Staats allen Staatsbürgern vorschreiben möchte.
Befagten Freiheits- Liebha-
bern, deren es auch schon vor dem Jahre 1786 gab, *) kam es also wundersam vor, wenn die Argumente des exerzierenden Offiziers oder Unteroffiziers gegen den Eigenwillen des Rekruten mit dem Stock unterſtüßt wurden, und in ſo fern sie einer Disputation beizuwohnen glaubten, mochten fie Recht haben. Wenn man aber die Sache aus einem andern Gesichtspunkte ansah, so war der kürzeste Weg zum Ziele auch der beste, und es steht zu beſorgen, daß die gelehr-
Rousseau's Contract social wurde bereits damals bewun dert, und der amerikanische Krieg erzeugte neue Vorstellun gen und Partheien.
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1 ten Herren, håtten ſie ſelbſt exerzieren ſollen, gar noch etwas Hårteres an die Stelle gesezt haben würden, als worüber sich viel ſagen låßt. Der Rekrut wurde ferner mit einem alten Soldaten. zuſammen in ein Quartier gelegt, und von dieſem gewiſſermaßen zu ſeinem Stande erzogen. 1 Es wurde ihm nicht allein das Pußen der Waffen, des Pferdes, der Mondirungsstücke, der Anzug und dergleichen gelehrt, sondern er wurde in seinem Benehmen gegen den Offizier, den UnterOffizier, gegen seinen Kammeraden, gegen den Bürgersmann und gegen andere Stånde, durch Wort und Beiſpiel, obwohl nach keinem Kompendium, unterwiesen. Man lehrte ihn zu kommen und zu gehen, zu fragen und zu antworten, zu grüßen und zu danken, und überhaupt diejenige Haltung in seinem Betragen zu gewinnen, die man von einem preußischen Soldaten zu fordern gewohnt war. Es war die Pflicht seines Unteroffiziers der Korporalschaft, ihn in solchen Dingen zu unterrichten, und es gab Regimenter, wie zum Erempel das zu Halberstadt, in welchen der Rekrut an Sonntagen ſpazieren geführt wurde, um bei dieſer Gelegenheit seine Begriffe zu entwickeln und ſein Benehmen zu modeln. Man hielt zu aller Zeit viel auf den Anstand des Solda= ten, und verlangte zum Erempel von meldenden Gefreiten, daß sie in guter Haltung, dreist, kurz und deutlich, in angemessenen Ausdrücken ihre Meldungen abstatten sollten. Es hat hierin zu seiner Zeit wahre Meister gegeben ; auch gab es Regimenter , sonderlich bei der Kavallerie, welche mit martialischem Lakonismus es sehr weit in ihren Mels dungen gebracht hatten. Unteroffiziere mußten dergleichen Benehmungsweise bei jedem Vorfall in einem eminenten Grade besitzen. Mit solchen Ansichten von der Dreſſur und der Ausbildung des Rekruten verband man die Vorstellung, daß es wohl möglich sey, blos abgerichtete Soldaten in kurzer Zeit
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zu ziehen, daß es aber unmöglich wäre, einen rohen, oder mit der Denkungsart anderer Stånde angefüllten Menschen in wenig Monaten zum vollendeten Soldaten umzuschaffen, weil man eine Menge von Gewohnheiten von ihm forderte, welche sich nicht anders als mit der Zeit erwerben lassen. Dahin gehörte eine gewisse Sicherheit und Promptitüde in allen ſeinen dienſtlichen und andern Handlungen ; die Liebe und Sorgfalt für seine Waffen, auch bei dem Kavalleristen für sein Pferd ; die Spannung seiner Aufmerksamkeit nicht nur in Reib und Glied, sondern auch in Allem, was zum Alles dies war nicht die Sache Dienst gehörte u . f. w. des Gedächtnisses oder körperlicher Geschicklichkeit : es erforderte also Zeit. Diejenigen, welche es hierin am weitesten gebracht hatten, wurden als die zuverläßigsten Leute geſchäßt, und aus ihnen in der Folge und bei langen Dienſtjahren die Unteroffiziere gewählt, abgesehen von allen andern Berücksichtigungen, und insbesondere wurde bei der Kavallerie viel auf ihnen gehalten. Späterhin, vorzüglich nach dem großen Kriege, als der Menschenhandel, bei der Infanterie ſonderlich, um sich griff, verðarben und verfälschten sich auch solche gute Grundsäße, zum Beweise, daß alle menſchlichen EinIndeß blieb doch vieles, und richtungen wandelbar sind. man kann wohl behaupten, das Meiste, des Grundbegriffs übrig, woher es deshalb kam , daß ein Soldat lange Zeit. hindurch in seinem ersten Dienstjahre als Rekrut betrachtet wurde, und daß man alte Soldaten liebte. Ob man hierin zu weit gegangen sey, und wo die Gränzscheide liege, moge dem Nachdenken meines etwanigen Lesers überlassen bleiben. So viel ist gewiß, daß zu einem wahren Soldaten, ſelbſt von der untersten Klasse, weit mehr als eine bloße Kunſtfertigkeit gehört, und daß die Richtung des Geistes, welcher ein Heer beseelt, von großer Wichtigkeit bleibt, auch nicht im Augenblick in jedem Einzelnen erzeugt, eingeübt oder eingepredigt werden kann, sondern der Einleitung, - des Wachsthums mit der Zeit und der durch eigne Wahl erreich-
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ten Gewohnheit bedarf, wenn daraus etwas Bedeutendes hervorgehen soll. Dieses unsichtbare und in kein Lehrbuch einzuzwångende Etwas waltete nun auch in der Armee Friedrichs des Zweiten.
Mit den vorhin angedeuteten Gewohnheiten verband
man die eindringlichsten Vorstellungen von der Unverlegbarkeit der dem Soldaten obliegenden Pflichten, von der Heilig keit der Kriegsartikel, von der Ehrwürdigkeit der durch das Herkommen überlieferten Begriffe, und daher auch von der Disciplin und der großen Strenge der Subordination, welche dem Rekruten von Anfang an, als etwas ohne GrånWar dem von zen Ueberlegenes, eingeprägt worden war. der untersten Klaſſe des Volks abstammenden Soldaten auch die Entwickelung des feinern Ehrbegriffs fremd geblieben, so hielt ihn dennoch die Vorstellung von der Gewalt der Disciplin, und vorzüglich von der Gewalt der Subordination, in einer Spannung, welche die Stelle jenes feinern Begriffs vers treten konnte, und nicht selten entwickelte auch dieser sich in seinen Haupt-Umriſſen, indem derselbe aus jener Vorstellung nothwendig hervorgehn mußte, und auf die Eigenthümlichkeit der menschlichen Natur gegründet ist. Dies scheint der Grund zu seyn, weshalb Friedrich der Zweite verlangen konnte, daß der Soldat sich mehr für ſeinem Offizier, als für den feindli chen Kugeln fürchten sollte, und sehr oft ist dieser Zweck erreicht worden. Indem nun die Disciplinar - Verfaſſung der Armee auf solchen Grundveſten ruhete, kann man füglich behaupten, daß dieselbe ungleich weiter reichte, als es sonst wohl bloße Vorschriften und Geseze zu thun pflegen. Nimmt man an, daß das menschliche Gemüth sich zu allen Zeiten gleich bleibt, ſo läßt sich auch nicht bezweifeln, daß zu Aufrechthaltung eines solchen Geistes der durch Gewohnheit
eingeimpften ,
und
allerdings
auf poſitiven,
obgleich wenigen Gefeßen gegründeten, Disciplin, ftrenge Maaßregeln nöthig waren , und dieser Umstand erfordert eine besondere Berücksichtigung .
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Es gatten nämlich zur damaligen Zeit, mehr als jemals, nicht nur körperliche Strafen, sondern es standen solche auch mehr als je dem Ermessen der Befehlshaber zu Gebot.
In
ncuerer Zeit sind fie in dieſen Beziehungen faſt gänzlich abgeschafft worden, und in so fern es nöthig ist, die Kontraſte bemerklich zu machen, kann ich nicht umhin, meine Meinung darüber nieder zu schreiben. Die größere Kultur der Zeitgenossen mag ohne Zweifel eine Modifizirung nöthig gemacht haben. Damals aber konnte die auf die Eigenthümlichkeit der preußischen Disciplin gegründete Strenge nur durch hårtere Mittel im Gleichgewicht gehalten werden. Der ungebildete Mensch denkt und empfindet durchaus nicht ſo, als der gebildete, und wenn in andern bürgerlichen Verhältniſſen får beide gleiche Geseze und gleiche Strafen bestimmt werden mögen, so kann um so weniger in den Strafgesehen des Kriegsstandes die Voraussetzung einer großen Ausbildung und eines feinern Gefühls zur Norm dienen, als die Anwendung des Gesetzes keine weitläuftigen Verhandlungen veranlaſſen darf, sondern prompt erfolgen muß, indem die langen Untersu chungen und feinern Distinktionen dem Geist der Strenge und des Standes überhaupt entgegen sind . Da nun auch ferner der größere Theil der Soldaten einer Armee aus ungebildeten Menschen besteht, so würde ein Mißgriff in der Disciplinar - Organisation stattfinden, wenn diese nach der bürgerlichen Gesetzgebung geformt wåre, oder eine größere Bildung vorausseßte, als dieſer größere Theil besißen kann. Wenn daher damals die körperlichen Strafen håtten wegfallen oder gemildert werden sollen, so würde an ihrer Stelle etwas Anderes haben geseht werden müſſen, während dort mit einer körperlichen Züchtigung in Fällen ausgereicht werden konnte, in welchen man heut zu Tage die Lebensstrafe annehmen muß. Es bleibe unentschieden, welche Art weniger eigentlich grausam ist; so viel aber scheint zu erhellen, daß die erstere grader und schneller zum Ziele führte, und
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dem Zustande der Armee angemessener war , als die lehte. Indem ich abermals meinem Leser diesen Stoff des Nachdenkens überliefere, und alle nicht unmittelbar hierher. gehörigen Erörterungen vermeide, auch keineswegs einige der grausam scheinenden körperlichen Strafen vertreten will, bemerke ich nur, daß mit der größern Strenge dieser Stra= fen auch noch eine geringere Umständlichkeit in Anwendung derselben verbunden war, und daher ihre Hårte noch zu vergrößern schien,
als man beides in neuern Zeiten ge=
wohnt ist. Wenn es eine Armee gåbe, welche aus sehr gebildeten Soldaten bestånde, und welche mit spartanischer Strenge regiert würde, ſo müßte in einer solchen Armee die Beſtrafung eigentlicher Verbrechen fast ganz aufhören, weil dergleichen nicht vorfallen würden, so wie die Anwendung der Disciplinarstrafen für geringere Verbrechen aus gleichem Grunde seltener werden möchte. Denn jeder Soldat würde ein großes Ehrgefühl besigen, und da ihm die Strafen be Dies kannt wåren, jeden Fehltritt möglichst vermeiden. war der Fall mit allen altgedienten Soldaten in der Armee Friedrichs des Zweiten, und jeder Befehlshaber von oben an bis unten hin wußte es, daß es ein Frevel geweſen, und einen solchen Bestraften zur Verzweifelung håtte bringen können, wenn man ihn wegen eines Fehlers bei dem Ererzieren, oder auch wegen anderer gelinder Vergehen, nur mit Solche Leute einem einzigen Hiebe håtte bestrafen wollen. sind mir sehr viele vorgekommen und in allen Regimentern vorhanden geweſen. Dem unerachtet, ſagt man, ſtanden folche Ehrenmånner unter dem Stock oder unter der FuchAllerdings ; nur war ein großer Unterschied zwitel ! schen ihnen und dem vagabondirenden Ausländer vorhanden, oder dem liederlichen, schwer zu båndigenden rohen Menschen. Wenn für den letztern jene harten körperlichen Strafen vorhanden waren, so fielen diese für jenen bessern Soldaten
-
stillschweigend weg.
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Es blieb also dem Befehlshaber die
Möglichkeit der Anwendung harter Zwangsmittel übrig, ohne ihm durch die Voraussetzung eines allgemein verbreiDa man nun in teten Zartgefühls die Hände zu binden. der Regel, wenn der Offizier einer Armee zu seinem Posten wirklich geeignet ist, unmöglich annehmen kann, daß er mit Grausamkeit und mit Strafbegierde ſeine Untergebenen behandeln wird, wenn er anders ſeinen eigenen Vortheil versteht: so ist diese Einrichtung eben so wenig zu tadeln, als die in einer jezt noch bestehenden deutschen *) Armee eingeführte, in welcher jeder Soldat von Anfang an der körperlichen Strafe unterworfen ist, und nur bei fortgeſehter guter Aufführung in eine höhere Klaſſe des Soldatenstandes verseht wird, in welcher keine körperlichen Strafen stattfinden. Niemand in der Armee Friedrichs des Zweiten fand sich auch durch die bestehende Ordnung an seinem Ehrgefühl gekränkt, eben so wenig als dies noch jekt in der engliſchen Armee der Fall ist, in welcher die Abschaffung der Stockschläge nicht hat eingeführt werden können . Indem ich dies niederschreibe und nun darüber wegeile, weil es nicht der Mühe lohnt, eine långst durchdachte und nur durch sonderbare philantropische Meinungen entſtellte Angelegenheit darzustellen, kann ich meine Verwunderung nicht unterdrücken, daß nach der neuern Ansicht, in körperlichen Strafen, etwas Entehrendes liegen soll. Indeß, das mag seyn.
Wenn nur die gelindern Mittel ausreichen, als-
dann kann nichts dagegen eingewendet werden. Reichen ſie Hierüber hat nur derjenige aber auch wirklich aus ? eine Stimme, welcher lange mit den Menschen der untern Volksklaſſen hat umgehen müſſen, nicht aber derjenige, welcher diese nur von weitem kennt, und nach Theorien beurtheilt. Es ist dies ein ganz praktischer Sah ; aber eben deshalb lohnt es der Mühe, ihn anzumerken .
*) Ich habe gehört, in der sächsischen.
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Wenn der Offizier sein Handwerk versteht, so wird er gerecht seyn, folglich auch menschlich, selbst bei den Strafen. Er wird sich überzeugt halten, daß es sehr darauf ankommt, durch Gerechtigkeit und durch andere, seine persönlichen Vorzüge bekundenden Eigenschaften sich die Zuneigung seiner Sey daher seine Strafgewalt Untergebenen zu verschaffen. auch so groß, als sie wolle, so werden Offiziere, die wie diejenigen unter Friedrich dem Zweiten denken und handeln, sich dennoch nicht für die Despoten ihrer Soldaten halten, ſondern nur für ihre Anführer im eigentlichen Sinn. Wenn aber eine solche Denkungsart der Offiziere einer Urmee nicht stattfindet, und dennoch ihre Strafgewalt eben so groß, als die der damaligen preußischen Armée ist ; alsdann wird der Soldat nichts taugen, er wird ein Söldner werden, weil das Band der Theilnahme ihn nicht an seinen Offizier binMan kann nicht behaupten, daß dieses in der Armee det. Immer also Friedrichs des Zweiten der Fall gewesen sey. Wirkungskrei s und kommt es auf den Offizier an. Ist der die Strafgewalt deſſelben beschränkt, so wird er, wenn er ein brauchbarer und einfichtsvoller Mann ist, weniger, und wenn er ein unbrauchbarer, ungeschickter Mann ist, vollends gar nichts leisten und keinen Einfluß auf die Gemüther ſeiner Soldaten haben ; denn Mißbrauch großer Gewalt kann der höhere Offizier verhindern, die Beschränkung derselben hins gegen nicht erweitern. Wenn also auch ein Fehler bei Be-1 zeichnung der Strafgewalt stattfindet, so ist es dennoch für das Ganze beffer, sie zu groß als zu klein angenommen zu wiſſen, und es scheint begreiflich, daß hierin ein großer Hebel der Disciplinar - Verfaſſung in der Armee Friedrichs des -Zweiten zu finden sey. Indem wir also den Gebrauch betrachten, und den Mißbrauch, nebst der zu weit getriebenen Hårte mancher Beſtrafungsart der damaligen Zeit, gern der Mißbilligung unserer Zeitgenossen überlassen, wollen wir nur bei diesen Gedanken stehen bleiben, und bemerken, daß zu der damaligen Zeit
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die Befugnisse des Offiziers durch den ſeinen Stand belebenden Geist in der Regel gezügelt wurden, daß dieser aber, wie aus dem zweiten Kapitel hervorgehen wird, nicht durch besondere und positive Vorschriften vorgezeichnet werden konnte. Der große Monarch wirkte auf seine Weise auf den Offizier, und durch ihn auf den gemeinen Soldaten. Daß dies richtig ist, zeigt die Hingebung der Armee ; und das Geleis oder die Haltung, von welcher ſie nicht abwich, beweist die Solidität dieses Werks. Einzelne Unomalien von grausamer Willkühr verſchwinden hiergegen vor dem Auge des philosophischen Beobachters beſſer, als die neuere deliberirende franzöſiſche Armee unter dem General Rapp *) im Jahr 1815, welche im Stande war, alle ihre Offiziere für eine Zeitlang zu suspendiren, bis sie ihren Endzweck erreicht hatte. Schon dadurch,
daß die Strafgewalt des Offiziers
durch den Dienstgebrauch seinem auf. Erfahrung beruhenden pflichtmäßigen Ermeſſen überlaſſen war, und nicht durch positive Vorschriften begränzt ward , mußte die ihm zu leiftende Folge und der Gehorsam sehr weit gehn . Es stieg der letztere mit dem Range des Befehlshabers, und die Beschränkung desselben lag lediglich in der Dienſtverfaſſung allein. Alle Vergehungen, welche nicht unmittelbar in den Kriegsartikeln verpönt waren, konnten daher brevi manu ohne weitläuftige Untersuchung und Schreiberei, nach Befinden der Umstände, von den Kompagnie- Chefs, oder von dem Regiments -Kommandeur oder Chef abgemacht werden, und zwar nicht nur in Beziehung auf den Unteroffizier und gemeinen Soldaten, ſondern auch in Beziehung auf ihre Frauen und Kinder, und sämmtliche Dienstboten der Offiziere und anderer zu dem Regiment gehörender Personen. Es war dies ein immerwährender Kriegszustand, und man
Man fehe dessen Memoiren.
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hat nicht erfahren, daß hieraus Ungerechtigkeiten oder Kla gen über eine schlechte Justiz entstanden sind. Jedermann befand sich in dem Geletſe ſeiner Befugniſſe oder feines Gehorsams, und das Ganze hatte eine patriarchaliſche Haltung von Zucht und Ordnung an sich. Langdauernde Prozesse, und öftere Verhöre, waren, außer in Kriminalfällen, selten. In diesen, wozu auch Deſertionen und Komplotte gehörten, fand jedoch auch schon damals oft ein großer Zeit- Aufwand statt, und es würde ganz irrthümlich seyn, wenn man glauben wollte, daß verwickelte Rechtsfälle über das Knie gebrochen, oder wohl gar nach türkischer Manier ein Urtheil gesprochen worden wäre. Es ist dies Lettere deshalb ans zumerken, weil die Unkenntß der damaligen Verfaſſung, oder auch der 1 üble Willen das Gegentheil behaupten möchte. So stand die Armee als ein für sich bestehendes Institut da, und es bleibt merkwürdig, daß Niemand auf den Gedanken gerieth, diese isolirte Lage sey dem Ganzen nachtheilig. Allein sie war es auch wirklich nicht ; denn wie hätte sie es seyn sollen, da die Armee durch die Hand des Monarchen geleitet wurde, da fie ihren für den Staat wohlthätigen Geist erhielt, und da ihre Ünführer wahre Patrio ten waren ! Alle ſpißfindigen Grübeleien über folche Verhältnisse können also füglich wegfallen, da, wo die Verehrung für den König in dem Herzen des Soldaten und des Burgers eingegraben stand, und wo die Gewohnheit stärker als geschriebene Gesetze wirkte, und durch diese wahrlich nicht hätte ersetzt werden können. Dies Lehtere iſt ein höchst bemerkenswerther Umstand, ein viel zu wenig beachtetes Phänomen, obgleich solches tagtäglich als eine Haupts bedingung bei jeder menschlichen Bestrebung währgenommen werden kann. Es ist ganz natürlich, daß in einer solchen Armee, als die Friedrichs des Zweiten war, die eigentliche Subordination einen höchſt bedeutenden Grad erreicht hatte. S
So wie
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man in der ganzen Kriegsgeschichte dieses Heeres kein Beis ſpiel findet, daß diese Folgeleistung und dieſes unbedingte Biegen unter dem Willen des Befehlshabers jemals auf eine frevelhafte, oder gar auf eine empörende Weiſe mißbraucht worden wäre und zum Spiel eines Obern gedient håtte; eben so läßt sich auch begreifen, daß diese Subordi= nation, um des Dienstes willen , keine Gränzen Der Grund, auf welchem ſie ſtand, war daher Fannte. sehr fest, er war eisern .
Man hat gesehen,
daß höhere
Offiziere von ihren Truppen dieselbe Pråcision vor dem Feinde, dieselbe angeſtrengte Aufmerksamkeit und denselben sogenannten Appel verlangten, als solches Ulles auf dem So z. B. ist mir der friedlichen Exerzierplaß ſtattfand. Fall speziell bekannt, und zu seiner Zeit von den åltesten Staabsoffizieren als wahr betheuert worden, daß ein Regiment ( damals im 7jährigen Kriege von Leftwig, nachher von Tauenzien ) das Dorf Kleinburg bei Breslau während der Schlacht wegnehmen sollte und deshalb dagegen avanDer cirte, während es aus dem Dorf beschossen wurde. Kommandeur, Oberst von Klizing, ließ darauf mit BatailIons im Uvanciren chargiren ; weil aber die Leute schlecht anschlugen , mehrere Male absehen, bis endlich das Anschlagen gut und vorschriftsmäßig gerieth , ohne daß die mindeste Unordnung entstanden wäre, oder går ein Mann vorgeschossen hätte. Diese an sich unbedeutende und wenig bekannte Anekdote beweist, wie sehr ein Kommandeur sein Regiment in seiner Gewalt hätte, und durch seine Stimme allein alle Betrachtungen in seinen Soldaten zum Stillschweigen bringen konnte. Solche Truppen behielten denn . auch bei jedem Mißgeschick selbst eine große Contenance, und konnten schnell wieder gesammelt und in Ordnung gebracht werden. Von lettern hat man bewunderungswürdige Beifpiele, wie zum Erempel das nächtliche Gefecht bei Hochkirch und das Unglück von Cunersdorf beweisen, nach wel cher letteren verlornen Schlacht, wie man mir gesagt hat,
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ein General im Stande gewesen ist, durch zwet Grenadiere, welche er als Gefreiten und Schildergast bei der Schiffbrücke von Reitwein aussette, die in Unordnung fliehende Menge aufzuhalten und zu formiren. Von ähnlichen Beiſpielen war die spezielle Geschichte vieler Regimenter voll, und man kann behaupten, daß in der Armee Friedrichs des Zweiten der Einfluß der Befehlshaber aller Grade so weit gegangen ist, als es in menschlichen Kräften steht, und daß mithin alle und jede Beziehungen der Disciplinar - Verhältnisse und der Subordination einen wahrlich sehr hohen und seltenen Grad von Vollkommenheit erreicht hatten. Es bedarf keines Beweises, daß eine solche Armee nicht in einen Sklavensinn versunken sein konnte, sondern vielmehr den wahren Kriegsgeiſt in ſich trug, und daß. dieser nothwendig ihr durch ihre Inſtitutionen eingeimpft worden Natürlich aber ist es auch, daß diese Armee nicht war. nur wegen ihrer Großthaten auf die übrigen Staatsbürger einen imponirenden Eindruck machen mußte, sondern auch, daß sie zu ihnen selbst in der Disciplin in ganz eigenthümDer Soldat wurde als der lichen Verhältnissen stand. Beschüber des Eigenthums betrachtet, und hatte allerdings Schranken, von welchen eine große Anzahl der von Friedrich dem Großen erlaſſenen Kabinets - Ordren den Beweis liefert. Nur erhielt und forderte der Soldat auch einen Grad von Achtung, von Berücksichtigung Seitens der andern Stånde, wie derselbe anderwärts nicht stattfand, und nur in einem eigentlichen kriegeriſchen Staat der Ordnung gemäß iſt. Wenn anderwärts der gemeine Soldat als ein bloßer Söldner betrachtet wurde, und mit keinem ehrbaren Bürs gersmann essen und trinken durfte , sondern in einem Wirthshause sein an einer Kette befestigtes Glas hinter der Thüre ausleeren mußte, so war dagegen der preußische Soldat der Tischgenoß seines Wirths in seinem Quartier, und eben so oft der Theilnehmer bei Zuſammenkünften der nie: dern bürgerlichen Stände.
Ueberall wurde er geachtet, 2
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nirgends fand er peinlich bestimmt, was er von seinem Wirthe zu fordern habe, oder nicht fordern dürfe, und ſtillschweigend bestand dieses Verhältniß ohne Anmaßung von der einen, noch einer dürftigen Abspeisung von der andern Seite. In ungesunden Dachkammern und schmuhigent Löchern durfte kein Soldat einquartiert werden, das wußte man, und selten entstand deshalb Strelt, unerachtet damals die Soldaten, wegen dem Abrufen bei dem sogenannten Vie fitiren des Morgens bei der Reveille und des Abends bei dem Zapfenstreich, größtentheils vornheraus in die Häuſer einquartiert werden mußten. Dagegen war der Soldat nicht begehrlich und übertrieben in ſeinen Forderungen, sons vern er begnügte sich, auf eine honette Art behandelt zu werden. Erst in neuerer Zeit hat das Beiſpiel der Franzos fen den Kriegsmann der untern Klaſſen auf andere Gedanken gebracht.
Es war von Seiten der Einwohnet,
als ob
zwar Jedermann einſah, daß Alles, was zum Kriege gehöre, folglich auch der Soldat, Allem, was dem Friedenszustand und den friedlichen Gewerben angehörte, entgegen ist; daß man indeß dies nicht allein ertragen, sondern auch denjenigen, der sich mit Aufopferungen mancher Art zum Kriegsftande begeben hat, und also als der Beschüßer der andern Stände betrachtet werden muß, auch ehren müsse; und in der That, dies scheint die richtige Ansicht zu ſeyn. Mancherlei Umstände haben dazu beigetragen, daß diese Ansicht der Dinge jeht nicht mehr gång und gebe ist: Jenes Beispiel der Franzosen nämlich und ihrer Alliirten, welche wegen ihrem innern Werth wahrlich nicht den Sieg verdienten ; dann die ins Ungeheure gehenden Armeen und die Art ihrer Organisation ; endlich aber der Ueberdruß an den Krieg, welcher allerdings viel Unglück über unsern Welttheil gebracht hat, und wodurch die Adminiſtrations - Behörden in den mehresten Staaten an die Spite der Angelegenheiten gestellt worden sind ; endlich aber und vor allen Dingen die vergrößerte Anwendung fogenannter liberaler Begriffe, ver:
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bunden mit den am Ende des zweiten Kapitels entwickelten Folgen der Begebenheiten in Frankreich ſeit 1789 :
alles
dieſes find die Ursachen gewesen, daß der Bürger den Soldaten, und vornåmlich, daß dieſer den Bürger, und ſich felbst, aus einem ganz andern Standpunkt betrachtet, als vormals die Stånde einander ansahen,
Und da man von
Seiten der Regierungen in allen Ländern diese Ansichten theilte, ohne einen Versuch wagen zu wollen, die Meinungen zu leiten: so mußten sich viele Staats - Einrichtungen, namentlich auch die Disciplinar- Verhältnisse der Armeen, hiernach umformen.
War die bessere Zusammenfeßung an
Mannschaft durch Abschaffung des leidigen Werbe - Wefens ein Fortschritt: so wäre auch zu wünschen gewesen, daß die Organisirung der Disciplin in den Heeren, auf eine gleiche Art durch Aufrechthaltung der Strenge, jenem im zweiten Kapitel bemerkten Streben nach Unabhängigkeit mehr entgegen gearbeitet håtte. Hierzu ist nicht immer der soge= nannte Korporalstock, es sind keineswegs die Spiesruthen und andere harte Strafen, der einzige Weg, und es ist eine Thorheit, wenn von Seiten der humanen Philanthropen ihre Gegner als Ultras bezeichnet werden, welche allein ihr Heil in dem Stock suchen. Solche Mittel sind, nach meiner Meinung, nur Nebensachen, wiewohl ich glaube, daß man fich auf eine ganz philanthropiſche Weise der Ansicht des Wachtmeisters in Schillers Lager anschließen kann. Die Hauptsache liegt vielmehr tiefer, und es muß möglich ſeyn, dieselbe Höhe der Disciplin mit National - Armeen zu erreiz chen, welche die Armee Friedrichs des Zweiten erreicht hatte, indem sie sogar den Fremden und Ausländern bis in das Innerste des Gemüths beizukommen wußte. Dies ist das beste Mittel gegen deliberirende Armeen, in denen eine Gefammt -Meinung zu demagogischen Schritten führen kann, wie das bereits citirte Exempel der Franzosen vom J. 1815 beweist. Denn eine Armee muß durchaus nur ein Werkzeug in der Hand - des Souverains feyn, und nichts weiter, das
1
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heißt, kein in die übrigen Stånde eingefugter Stand, weil es gefährlich ist, wenn sich in einem solchen eine selbstständige mit den Interessen der andern verflochtene, und mit denen der Regierung zu Widersprüchen führende Ansicht möglicher Weise erzeugen kann. Deshalb ist die Nationalität der Heere nur bis zu einer feinen Grånzscheide nüßlich, und der Soldat, welcher in der Armee ſein Vaterland findet, indem er von der Anhänglichkeit an seiner Heimath abstrahiren lernt, ohne Zweifel demjenigen vorzuziehen, welcher zuerst an dieſe denkt, und den Gehorsam gegen den Kriegsherrn, øder, was gleichviel ist, an deſſen delegirte hohe und niedere Befehlshaber, in die zweite Klaſſe ſeiner Pflichten ſeßt. : Wenn man diese Gedanken weiter verfolgt, als es hier · möglich ist, so wird man finden, daß die in vielen Staaten perbreitete Ansicht, nach welcher man den Soldaten höchstens für ein einmal bestehendes Uebel hålt, die Nothwendigkeit der stehenden Heere aber kurzsichtiger Weise sogar bezweifelt, von den nachtheiligsten Einflüssen auf die Disciplinar - Verhältnisse der Heere gewesen ist. Man hat sie mit den andern Ständen amalgamiren, nivelliren und ihnen ganz åhnlich machen wollen, als ob dies möglich wäre, ohne die Heere zu verderben, und sie zu dem wohlthätigen Gebrauch, den Regierungen und Souveraine von ihnen machen können, unbrauchbar zu machen. Man hat da eine Art von PſeudoNatur herauskalkuliren wollen, wo allein die Kunst regieren und zur andern Natur werden soll . Man hat die Heere als eine besondere Administrations -Branche des Staats betrach tet, auch in einigen Staaten sie nach finanzißischen Grundfåhen dislocirt; man hat endlich möglichst dafür Sorge ge- · tragen, daß der Soldat sich ja nicht und in keinen Verhåltnissen über einen andern Stand erhebe, 1 daher ihm ewig ein geschärft und verordnet wird, daß er nachgebend, bescheiden, genügsam seyn müsse ; auch wohl gar, wenn Kollisionen der Standes Intereffen vorkommen , die des Militairs denen der andern Stande gradezu nachstehen lassen.
Dies kann.
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man, bei der größten Unpartheiligkeit, nicht für zweckmäßig Denn in einem Lande, in welchem der Soldat halten. wenig gilt, wird er auch wenig leisten, wenn nicht besondere Bewegungsgründe seinen Willen steigern. In einem Bande hingegen, in welchem der Soldatenstand hoch geachtet wird, und in welchem ſeine Ansprüche geehrt und beſchüßt werden, in einem folchen Lande wird sich auch der wahre Soldatens Geist weit länger und weit besser erhalten, die Armee wird in den Hånden der Regierung ein tüchtiges Werkzeug, und es werden brauchbare Anführer an der Spike bleiben, welche So wenig aber eine ihr jenen Geist zu erhalten verstehn. eigenes Beste eigentlich 谢 erkennende Regierung ihre Armee jemals zu despotischen Endzwecken zu gebrauchen im Stande ist, eben so wenig iſt es auch nöthig, die übrigen Stånde durch das Militair gradezu zu drücken und niederzubeugen, wie denn dies wahrlich wohl nicht von der Regierung Friedrichs, des großen Königs, gesagt werden kann. Es versteht sich dies eigentlich ganz von selbst, nur muß dieſe Mittelstraße nach andern Grundsäßen aufgesucht werden, als sich aus den neuesten Ansichten vieler Staaten zu ergeben scheinen:
Eben fo wåre endlich auch zu wünschen, daß die Disa ciplinar- und Subordinations - Verhältnisse in dem Soldas tenstand selbst, auf eine den Auswüchsen des troßigen und verzagten Zeitgeists völlig angemessene Weise, zum Heil unsers, der Gefahr des Veraltens ausgefeßten Welttheils, gemodelt werden möchte. Rauheit und Grausamkeit, so wie Strafbegierde und auf keinen Vernunftgrund beruhende Willkühr, find allerdings zu verwerfen. Aber aus dieser Seylla in die Charybdis der Berweichlichung zu gerathen, ist doch auch kein Vortheil. Für den Soldaten scheint Ernst und Strenge, mit Vermeidung jener Abwege, aber auch mit Ausbreitung in jeder Art seiner dienstlichen Verhältniſſe, das Angemessenste zu seyn. Wird er auf der einen Seite dorlotirt, währenb ihm auf der andern eine Menge von
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Obliegenheiten auferlegt werden , so leidet das Ganze, Dieser Grundfah erstreckt sich auf jede humane Behandlung, auf die Anwendung jeder konventionellen Höflichkeit der Borgefesten, welche, wenn sie zu weit geht, fade und geſchmacklos ausfällt. Es ist wahr, in der Armee Friedrichs des Großen herrschte ein barscher, ein rauher Ton : aber er führte wenigstens grade zum Zweck. Uns, die wir den vorangegangenen Generationen auf den Schultern stehen, uns muß es leicht werden, das Rechte zu finden, wenn wir ans nur vor dem Abwege des Zeitalters zu feiner Diftinktionen in Acht nehmen, * Wir sind so weit gekommen, daß gar nicht mehr davon die Rede seyn kann, den Soldaten mit Menschlichkeit zu behandeln , versteht.
weil das sich von selbst
So wie es sich aber nicht von selbst versteht, daß
wir ihn nicht durch tausend Kleinigkeiten und Kunststücke der Gymnastik, der Theorien und des in die Augen Fallenden peinigen, und dadurch in dem kaum in seinen Stand getretenen Menschen den natürlichen Wunsch baldiger Erlösung erwecken dürfen, grade so ist es auch unnůß und ſchädlich, durch ſüßliche Humanitát und große Höflichkeit, pder vielmehr Komplimentir - Wuth , den rohen Bauersmann, ja selbst den feingebildeten Städter, als angehenden Höfling zu behandeln.
Jedem das Seine, vor Allem aber
den Soldaten als Soldat behandelt, als einen Menschen, der sich selbst um des Ganzen willen pergef fen soll. Das war der Gesichtspunkt in der Armee Friedrichs des Zweiten. Das Entgegengesette führt zu innerer Widerseßlichkeit, und tödtet die Disciplin , Der Umstand, daß der gemeine Soldat damals zu ſeinem Stand gebildet, dann erzogen, und darauf durch die Strenge der ' nach ihrer Dienstkenntniß und nach ihrem Pflichtbegriff vor nåmlich, und mehr als nach den wenigen Geſetzen handelnden Vorgesetten, in dem ihm angewieſenen Geleis feiner Obliegenheiten und seiner Befugnisse erhalten wurde ; dieſer Umstand bleibt höchst merkwürdig , höchst nachahmungs-
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würdig. Verrichtete jener große Monarch unsterbliche Thaten, so hatte er auch nach seinem eignen und oftmaligen Gez ständniß das brauchbarste Werkzeug an seiner Urmee.
Und
dieses Werkzeug erhielt ſeine innere Stärke durch die Gewalt der Disciplin. Man könnte freilich diesen Gegenstand vollständig und methodisch abhandeln ; allein für meinen Zweck, nämlich nur ein Bild nach seinen Umrissen zu entwerfen, habe ich genug gesagt, weil Ihr mich, denen ich meine Schrift als ein Vermächtniß hinterlasse, habt reden und handeln sehn, Könnt Ihr aus dieſem Allem den Geist der Sache nicht erkennen, so würden Euch auch noch so viele Worte nichts helfen , Ein Haupthúlfsmittel zu Aufrechthaltung der Disciplin war in der Armee Friedrichs das Korps altgedienter, im Ganzen recht tüchtiger Unteroffizicre, und es bleibt uns noch übrig, ihrer zu gebenken.
Die Urt, wie sie zugezogen und
aus der vorhandenen Mannschaft gewählt wurden, ist schon aus Vorstehendem und aus dem ersten Kapitel ersichtlich. Diese Unteroffiziere hatten denn auch wieder auf die Bildung und Leitung der angehenden Soldaten einen großen Einfluß, und pflanzten ihre durch eine lange Dienstzeit erworbenen Ansichten in dem Zuwachs fort. Durch fie vornåmlich vererbten sich die Dienst - Gewohnheiten und wurden zur andern Natur, indem ein jeder Unteroffizier eine Zahl von Soldaten in seiner sogenannten Korporalschaft hatte, und gehalten war, sich um das Thun und Laſſen, die Beschäftiz gungsart, die Familien - Verhältnisse und also auch die Kinderzucht, so wie überhaupt um den innern und äußern Zustand seiner Leute,
auf das Genaueste zu bekümmern.
Der Dienst der damaligen Unteroffiziere erforderte daher eine große Anstrengung, welche ihnen um ſo fauerer wurde, als fie großentheils schon vorgerückt im Alter, ja oft halbe Greise waren, welche entweder einer Versorgung warteten, oder auch aus eigner Wahl so lange als nur möglich bei ihrem Begimente blieben,
um als Soldaten zu leben und zy
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fterben.
Diese Veteranen konnten nun, vermöge ihres
Uebergewichts an Jahren und Erfahrung, die Vormünder der jungen Soldaten seyn, und sind es auch wirklich in vies len Fällen gewesen.
Das tägliche Umhergehn in den Quar-
tieren, und das fpezielle Revidiren ihrer Mannſchaft, gab ihnen Gelegenheit genug zu gegenseitiger Mittheilung, zu eindringlichen Ermahnungen ; denn auch ihre Autorität war in ihren Befugniſſen unumschrånkt, zu Verweisen und kleinen Strafen oder zu Belobungen. Allerdings würde man . Unrecht haben, wenn man sich hierbei ein arkadisches Hirtenleben denken wollte ; denn zuweilen war der Unteroffizier ein sehr rauher, ungebildeter und unhöflicher Pråceptor ; allein der Mißhrauch ihrer Macht konnte ſehr leicht gezügelt werden, und im Ganzen war ihr Wirken sehr heilſam für den Dienst.
Die Unteroffiziere bildeten die Zwischen - In-
stanz zwischen dem Soldaten und dem Offiziere, und wußten noch mehr als dieser in der Sprache des ungebildeten Menschen, dieſem die an ihn gemachten Forderungen einMan forderte denn auch von den leuchtend zu machen. Unteroffizieren eine grånzenlose Thätigkeit , und ich muß anmerken, daß sie oft von ihren Offizieren geschoren und vielfältig auf die Beine unnüßer Weise erhalten wurden, ohne daß ihnen dafür eine besondere Anerkennung und Beź Dem unerachtet waren lohnung zu Theil werden möchte. fie zu aller und jeder Dienstverrichtung willig und hingebend, wenn gleich ihnen oft mehr, als vielleicht nöthig war, zugemuthet wurde, wozu die Zuſammenſeßung der Ærmee an Ausländern und unsichern . Leuten die Veranlassung gab. Es werde also den braven Unteroffizieren der Urmee dadurch ein Denkmaht in unserer Erinnerung gestiftet, daß wir ihren großen Nugen anerkennen und darnach trachten, uns, wo es möglich ist, ein eben so ausgezeichnetes Korps von Unteroffizieren zuzuziehn. Bei allen Eruppen - Gattungen und Arten ist ein solches, ganz vorzüglich im Kriege, noth wendig, wenn gleich nicht mehr ausländische und unsichere
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Soldaten vorhanden sind.
Ein Jeber, der da weiß, in
welche Details des Diensts, der Instruktion und der Revidirung bei jeder Ablösung, bei jeder Patrouille und jeder Vedette der Unteroffizier eingehen kann und eingehen muß, Details, welche dem Offizier, wegen der Anzahl der Mannfchaft und dem ewigen Einerlei, oft zu entgehen pflegen, der wird diesem Gedanken beipflichten. 4 Eben dergleichen Eins zelnheiten fallen auf Märschen, auf Kommando's und in Quartieren vor, wohin das Auge des Offiziers nicht immer reichen kann, wo aber der Unteroffizier der immerwährende Aufseher und Gesellschafter des Soldaten ist. Wenn nun alſo er ſelbſt keine Dienstkenntniß ,
keine Erfahrung und
keinen wahren Soldatengeiſt hat, so wird auch der Gemeine ohne Anleitung bleiben, und die Disciplin sowohl als die nöthige Aufmerksamkeit des Soldaten auf gegebene Befehle wird darunter leiden. Dasselbe findet ebenfalls im Gefecht statt, und es hat viele Fälle gegeben, bei denen der Zuruf : eines alten Sergeanten der Unordnung gesteuert und den Weg zum Siege eingeleitet hat. Es ist wohl möglich, daß es viele kriegsgelehrte Offiziers giebt, welche diese Gedanken über den Nutzen guter Unter Offiziere für unbedeutend halten, wahrscheinlich aber doch nur solche Gelehrte, welche niemals selbst etwas kommana dirt, sondern welche den Krieg höchstens nur als Adjutanten øder Generalstaabsoffiziere oder Gallopins vom Hauptquar-.tier aus beobachtet haben. Derjenige hingegen, der nicht den Vorzug gehabt hat, einen solchen Weg sich zu bahnen, sondern der in Person selbst hat müssen Hand anlegen, der wird in Erinnerung an die unzähligen Vorfälle, die auf Mårschen und Bivouaks, in Quartieren, auf Vorposten, im Gefecht, und wie sie alle heißen mögen, vorgekommen ſind, an die Hülfsleistung tüchtiger Unteroffiziere, denken, oder vielleicht auch an den Mangel, welcher daran zu verspüren gewesen ist. Und der Kommandeur eines Regiments, es . ſey Infanterie oder Kavallerie, welchem die Dressur seiner
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Truppen am Herzen liegt, wird diesem beipflichten, und fich überzeugen, daß die innere und äußere Ordnung zum großen Theil von der Beschaffenheit der Unteroffiziere abhängt. Die eigentlichen Dienstverrichtungen übergehe ich, weil fie bekannt sind, mit Ausnahme des in neuern Zeiten abgeschafften und allerdings nunmehr entbehrlichen Visitirens, Diese Art von Dienst oder der du jour der Unteroffiziere, war insonderheit bei der Infanterie, und vorzüglich bei einigen nahe an den Gränzen liegenden Regimentern , höchst beschwerlich, weil damit eine Nacht - Patrouille verbunden wurde, welche der visitirende Unteroffizier, mit geladenem Gewehr, auf eine gewisse Strecke der Stadtmauer, oder nach der Lokalität des Walles verrichten, und eigentlich die ganze Nacht unter freiem Himmel, bei jeder Art von Witterung, zubringen mußte. Dies Visitiren kam alle 8, auch alle 6 oder 4 Nächte, und wohl noch öfter, wenn viele kommandirte oder kranke Unteroffiziere sich bei der Kompagnie befanden, an jeden der übrigen. Die Hauptuṛſache hierzu war die Verhütung der Deſertion , das schleunige Gewahrwerben derselben und die prompte Ergreifung von Maaßregeln, um des Entwichenen wieder habhaft zu werBei jedem solchen Fall wurden sødann ſåmmtliche den. Soldaten der Kompagnieẹn aufs Neue visitirt, d. h. vor den Häusern mit Namen gerufen, damit man sich überzeugen Fonnte, daß Niemand von ihnen ebenfalls defertirt war. Diese dienstliche Anordnung nahm nicht nur viele Kräfte unnůß in Anspruch, ſondern sie war auch an ſich der Achtung, welche der Soldatenstand verdienen sollte, nachtheilig, und man follte glauben, daß sie also ihn hätte in der Meinung Allein man war der andern Stände herabſehen müſſen. einmal daran gewöhnt, und diese Gedanken fielen, so zu fagen, weg. Wie viel übrigens auch von den Unteroffizie ren in diesen Beziehungen geleistet wurde, so blieb doch folches wenig beachtet, und man verlangte immer noch mehr
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Vigilanz, noch mehr Wächſamkeit, und strafte jedes, selbst Der Unters das scheinbare Unterlassen, ohne alle Nachsicht. Offizier fühlte daher in einem noch größern Maaße, als der gemeine Soldat, die Strenge des Dienstes ; denn dieser jog nur mit drei Nächten auf die Wache, jener hingegen mußte alle Lage in Bereitschaft seyn, die Parade besuchen und seine Korporalschaft revidiren, um dem ebenfalls höchft vigia lanten Kompagnie Chef oder Kommandeur in jedem Augens blick von seinen Soldaten Rechenschäft ablegen zu können. Diefe Vigilanz wurde daher den Unteroffizieren dermaßen zur andern Natur, daß ein solcher, der einen bedeutenden Grad von Ehrgefühl besaß, es sich zur größten Schände angerechnet haben würde, auf Wachen, auch nur einen Aus genblick, sich dem Schlaf zü überlassen. Man fand solche Beteranen denn also zu aller Zeit duf ihren Wachen, steif und fest, höchstens hinter dem Lische siten, auf welchem das Bachbuch, zum Kommandiren der verschiedenen Patrouillen, Ronden, Bereitschaften, Arrestanten - Posten u . s. m . , zu Sie kamen dann des ihrer Einsicht aufgeschlagen läġ. Morgens, mit eben der Ordnung im Anzuge, wiederum zum Vorschein, ohne daß der Hut, oder die Grenadier - oder die Füfilier- Müße, auch nur einen Strich von einem Zoll von derselben Stelle auf ihren Köpfen geschoben worden, und der Puder auf ihren Locken und Zöpfen auch nur um eine Linie breit von dem Flecke abgewischt gewesen wäre. Während dieser Zeit waren fie unaufhörlich bemüht, bet jeder Ablösung, bei jeder Patrouille u. f. t . dem Solda 1 ten, besonders dem Neuling, dieselben Observations vorjus fagen, die nöthigen Mannschaften wach zu erhalten, und Sie blieben also in einer im² die übrigen zu beobachten. merwährenden Bewegung , fie hielten sich viel vor dem Korps de Garde auf; und hatten sie an Thoren die Wache, so ließen sie des Nachts die Schlüssel selten aus der Hand. Man müßte alle Dienstverrichtungen der damaligen ÜnterOffiziers beschreiben, wenn man ihr Benehmen in den vers
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schiedenen Fällen schildern und dadurch beweisen wollte, daß sie selbst im Frieden eine ſolche Thätigkeit äußerten, wie ſie oft im Kriege nur verlangt werden kann. In solcher Spannung war daher der Frieden für sie eine wahre Vorbereitung zum Kriege, und der dadurch hervorgebrachte Geist der Vigilanz, der Sicherheit im Dienst, und anderer Beziehungen, ging von ihnen auf den Soldaten über, mit welchem sie Ist es nun nicht täglich in naher Verbindung standen. begreiflich, daß eine lange Reihe von Dienſtjahren auf den Unteroffizier und auf den Soldaten gewaltig wirken, und in ihnen Gewohnheiten erzeugen mußte, welche nur auf diese Art erlangt werden können, und welche auf das Ganze des Dienstes von einem großen Einfluß werden mußten ? Was aber kann mehr auf die Disciplinar - Verhältnisse wir ken, als eine in einem Korps allgemein verbreitete Stimmung gleicher Ansichten, gleicher Strenge des Dienſts und Selbst derjenige , der nicht den gleicher Folgeleistung ! Willen dazu hat, muß mit fort, er kann nicht mit dem Ganzen im Widerspruch stehn, und hierin liegt die roirklich wunderartige Einwirkung der preußischen Disciplin auf den Ausländer, felbst wenn er wider Willen diente. Wie groß aber mußte dieſe Wirkung auf denjenigen ſeyn, deſſen Willen, wenn auch anfänglich gleichgültig und ohne Richtung, sonst aber nur einigermaßen redlich und gut war ! Wahrlich, es scheint keines Beweiſes zu bedürfen, daß der Unteroffizier damaliger Zeit ein Hauptwerkzeug war, um den Geist der Armee in jeder Beziehung aufrecht zu erhalten, daß er ein Haupt- Organ der Offiziere war, und daß durch ihn jene strenge und tief greifende Disciplin befördert wurde, welche die Armee Friedrichs des Zweiten auszeichnete. Das Wesen und die Beschaffenheit des Offiziers unter diefem großen Regenten habe ich bereits im zweiten Kapitel zu schildern versucht, und ich glaube, daß daraus auch wohl zum Theil feine Einwirkungsart auf den Soldaten zu entnehmen ist. Der König selbst ging mit seinem Beispiel in
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seinen langen Kriegen vorân,
und diese Art und Weise
pflanzte sich weiter fort, in so fern dies bis auf die unterſten Befehlshaber möglich und anwendbar war. Der Monarch war als Feldherr sehr streng, er forderte sehr viel ; aber er war auch gerecht, mild und selbst nachsichtig. Es ist be kannt, und in den Anekdoten und Charakterzügen Friedrichs, des Zweiten aufgenommen, daß der König einft auf einem ermüdenden langen Marsch einen jungen Subaltern auf der Stelle kassirte, und ihn sich zum Teufel scheren hieß, blos weil dieser einen alten ermatteten Soldaten auf eine harte Art zum weitern Marsch antreiben wollte. *) Dagegen ließ er einen Soldaten des ersten Bataillons Garde, obgleich dieser ein Liebling des Königs war, nach der konfirmirten kriegsrechtlichen Sentenz arkebusiren, weil er ſich ſuborðinationswidrig vergangen hatte. Solche Milde mit Strenge gepaart findet man häufig in dem Leben des großen Königs, und es ist unmöglich allemal und aus jedem einzelnen Fall sowohl, als aus dem Ganzen, eine Art von schulgerechtem System zu extrahiren, nach welchen speziellen Grundfäßen der Monarch verfahren habe, und also wie Er den Soldaten in allen und jeden Fällen behandelt wissen wollte. So etwas läßt sich auch nur alsdann ahnen oder nachempfinden, wenn man auf den Geist der Sache aufmerkſam wird, und hierin denn lag das Haupt - Kompendium alles Verfahrens in Angelegenheiten der Disciplin und ihrer UnterAbtheilung der Subordination. Der Offizier wurde daher durch seine Obern, durch seine Dienstkenntnisse und ſeine eingeſammelte Erfahrung angeleitet, und man verlangte von ihm in allen Dingen, und also auch in der Behandlung des Soldaten, einen gewiſſen
*) M. f. Unekvoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Zweiten. Eilfte Sammlung . Berlin 1788, bei J. F. Unger. S. 45. Der Vorfall geschah auf dem Marsch nach Collin.
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Takt, ohne ihn grade durch spezielle Vorschriften dazu zu Wer in seinem Dienst sich belehren und zu autorisiren . nicht zurecht fand, der würde ohne Umstände dafür bestraft, in der Voraussetzung , daß er es wiſſen müsse , weil er Dafür vertraute man dem Neuling wenig gebient habe. an , ohne ihn so viel als möglich zu instruiren und über seine Obliegenheiten zu belehren.
Das Wort Befugniß
paßt alſo eigentlich nicht auf die Verhältniſſe des Offiziers zum Soldaten, weil jener zu allem demjenigen befugt war, was die Dienst Erfahrung und fein Pflichtbegriff, verbun den mit den nöthigen Berücksichtigungen, ihm als recht und zweckmäßig barstellte. Wollte man dies so auslegen, als ob dadurch jeder Willkühr Thür und Thor geöffnet worden fery, so irrt man deshalb, weil jener Pflichtbegriff und jene Dienst Erfahrung die Gränzen des Anwendbaren auf eine Es ist wahr, daß nicht begreifliche Weise vorzeichneten. immer der König zugegen seyn konnte, um den fungen Offizier für eine harte Behandlung so zu bestrafen wie jenen, der auf einem forcirten Marsch zu weit gegangen feyn mochte. Man bedenke indeß, was ein einziges solches Beispiel vermag, und man wird finden, daß darin eine große and herbe Belehrung gelegen hat.
Eben so wirksam
für Jahre lang ist das zweite Beispiel von des Königs Strenge in Subordinationsfällen. Es scheint also nicht, daß es einer andern Basis bedurffe, um bei ähnlichen Ges legenheiten das Rechte zu ergreifen. Ohne deshalb bei jedem Kollifionsfalle die Schranken der Gewalt bezeichnet zu sehn, und zu rechtlicher Auseinanderfeßung seine Zuflucht nehmen zu mirssen, fand der Öffizier durch das, was man einen richtigen Lakt nennen kann , feine Benehmungsart vorIrrte er aber Irten konnte er freilich. geschrieben. gröblicher Weise, so wurde er dafür bestraft, und das obige Exempel, deren es mehrere gab, konnte ihn warnen. Wenn einem Rechtsgelehrten, welcher ausschließend seine Wissenschaft zum Maaßstabe alter Verhältnisse annimmt,
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diese Gedanken zur Kenntniß gebracht werben sollten, so würde derselbe vielleicht bedenklich dazu den Kopf ſchütteln. Allein ein solcher Mann ist kein kompetenter Richter, weil derselbe die Bedürfnisse der Heere nicht kennt, folglich fie unrichtig beurtheilt. Bei der preußischen Urmee zeigte eine lange Erfahrung, daß für alle jene Bedürfniſſe nicht nur gesorgt war, sondern daß in dem Geist, welcher über das Ganze waltete, zugleich die Erhaltungsmittel lagen, um die Fortdauer der Anordnungen, wie sich versteht, unter gehöriger Leitung, zu sichern. Denn indem die Disciplin, dieſer mächtige Hebel in der Hand großer Feldherren, auf Dienst - Erfahrung, auf Gewohnheiten, und auf die Einwirkung der durch den Pflichtbegriff und durch Dienstkenntniß geleiteten Anführer hauptsächlich beruhete, wurde hierdurch ihre Intelligenz und ihr Willensvermögen auf eine eigenthümliche und originelle Art durchdrungen , und mußte also alles dasjenige als unpaſſend und fremdartig verschmåhen, was nicht in den Aus diesem gewohnten Vorstellungs - Kreis hineinpaßte. Grunde hat es wohl ſchwerlich in irgend einer andern Armee unter den åltern Offizieren so viele originelle, doch aber in den Hauptzügen ähnliche Charaktere gegeben, als in dem Heere Friedrichs des Zweiten. Diese Originalität innerhalb dem Wesen eines preußiſchen Offiziers, welche übrigens sehr geachtet und keineswegs in den jüngern Nachfolgern nivellirt wurde, machte nun auf diese einen eignen Eindruc und reizte sie an, ebenfalls die Denkungsart und Handlungsweise ihrer Vorgeseßten anzunehmen und weiter fortzupflanzen ; und hierin lag unstreitig die stärkste Garantie für die Fortdauer des über das Ganze verbreiteten Geiſtes, alſo natürlich auch für die Aufrechthaltung der alten Disciplin, so viel dies nämlich möglich ist Daher kam ferner die Abneigung gegen alles Fremdartige, Unpreußische, wenn dieser Ausdruck verständlich ist, da er sich beſſer empfinden, als beschreiben läßt. Der Monarch, welcher dies sp
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wohl wissen mochte, erhielt also diese Art und Weise, weil fie seinen Zwecken gemäß war, und weil er ſelbſt ſo dachte, Hieraus als er wünſchte, daß die Armee denken möchte. läßt es sich erklären,, wie dieselbe in ihrer ganzen Organiſation und Administration , also auch bei ihrer Disciplin , mit wenigen Anordnungen , Vorschriften und Bestimmungen ausreichen konnte ; zugleich aber wird es auch wohl in die Augen fallend ſeyn, daß kein ſtårkerer Bürge für die Aufrechthaltung der Ordnung aller Dinge vorhanden seyn konnte, als diese fest eingewurzelten Ansichten und Ueberzeugungen. Der Glauben an ſie, verbunden mit der Genialitåt der Anführung und des Gebrauchs des Heers , brachte in der ganzen Haltung desselben Erscheinungen hervor , wie fie nirgends wieder zum Vorschein gekommen seyn dürften. Troß der Strenge der Disciplin und der Subordination fühlte der alte gediente Soldat einen gewiſſen Stolz, der preußischen Armee anzugehören , und derjenige, der dies nicht fühlte, wurde mit fortgerissen . Es ist zwar begreiflich, daß ein jedes Korps, wenn ihm, wie einst einigen preußischen Bataillonen , das für ein Ehrenzeichen geachtete Seitengewehr abgenommen wird , darüber sich gekränkt fühlt. Aber weniger begreiflich ist es, wenn ein solcher roher, halb aus Ueberläufern und Ausländern bestehender Menschenhäufen , für welchen damals keine Aussichten auf außerordentliche Belohnungen, auf Uvancement, auf Beute stattfand , sich nun elektriſirt fühlt , und mehr als seine Pflicht thut, um wieder zu Ehren zu kommen und belobt zu werden. Dergleichen bleibt der Triumph der Disciplin, selbst in unsern Zeiten, wie viel mehr in den damaligen , in welchen jede Art von Reiz fehlte, mit dem wir so hinreichend ausgestattet sind.
Es ist wahr, eine jede glückliche, siegreiche und gut angeführte Armee wird einen gewiſſen Enthufiasmus zeigen. Aber es wird solcher sich auf eine andere Art äußern, wie bei dem Soldaten Friedrichs . Der Fran-
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zose unter Napoleon Bonaparte war auch fiegreich, glücklich, und hatte viele Aussichten auf die Ehrenkreuze, auf Befdre derung und vorzüglich auf Beute, welche lehtere er gemeis niglich ohne Scham machte, wo er nur konnte. *Allein, kann man es leugnen, daß er oft nur das Wesen eines Râubers an sich hatte, daß der Offizier dieſe Denkungsart theilte, und daß viele Generale gar kein Bedenken trugen, dasselbe zu thun? Welcher preußische | Offizier würde jemals die Gemeinheit begangen haben, sein Pferd auf Kosten seines Wirths oder höchstens der Kommune beſchlagen zu laſſen, oder bei dem Bürgermeister sein schwarzes Hemd auszuzies hen, um sich von dieſem eins von den ſeinigen zu nehmen ? Welcher General würde je das gethan haben, was wir oben im zweiten Kapitel erwähnt haben ?
Oder sind das alles
etwa die Früchte liberaler Gesinnungen, die man als Fortschritte nachahmen dürfe ? -Es sey unsere Pflicht, hieran zu zweifeln, und da wir die Hebel der Soldaten Bonapartes verſchmåhen müſſen, unſere alten, des Ehr- Prinzips, um so mehr zu behalten, als unfern Soldaten größere Ausfichten offen stehen, wie denen Friedrichs des Zweiten. . Wir haben schon erwähnt, wie groß die Macht der Disciplin sich im Unglück äußerte.
Dies ist der wahre Pro-
bierstein des innern Werths, bei welchem auch die neuere preußische Armee im Jahr 1815 vom 16ten bis zum 18ten Juni bestanden ist. Was haben nun hierin unſere Gegner vom Jahr 1806 geleistet, und hätte es ihnen nicht schon damals übel bekommen können, wenn sie geschlagen worden wåren ? Die Urmee Friedrichs des Zweiten wenigſtens håtte bei åhnlichem Unglück, als die Franzosen im Jahr 1812 betraf, umkommen können ; allein auseinander gelaufen wäre sie nicht, die Waffen weggeworfen und aufgelöſt håtte ſie ſich nicht. Dafür bürgt die alte ſtrenge Disciplin, welche schon so oft den Tod besiegt hat. Dies war freilich eine harte Probe, welcher die so oft gerühmte französische Armee aber auch unterlegen ist. P 2
Selbst der
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Rückzug aus der Champagne ſtellt noch nicht ein verhältnißs måßiges Bild der Auflöſung dar, und das vielfach zusammengesette Unglück des Jahres 1806 liegt in andern Ursachen, welche noch nicht erwogen worden sind. Auch in den feindlichen Ländern, welche Friedrich der Große durchzog, fühlte der Einwohner die Drangſale des Kriegs.
Der König gestattete dem Soldaten viel, er ließ
ihn gut verpflegen ;
er litt einst, daß man ihm das Dach
des Hauses, worin er war, zum Bivouacq_theilweiſe abs 1 brach. Solche Zulassungen lagen indeß keinesweges im Geschmack seiner Feldherren, von welchen der Feldmarschall Schwerin, der Prinz Heinrich, Fouquet und Mehrere, Beispiele von großer und strenger Ordnung gaben. Diese Beiſpiele wurden jedoch in ſpåtern Zeiten nicht gut nachgeahmt, indem es dem Soldaten an Brod, Holz, Fleisch und Allem fehlte, und er nicht einmal die Kartoffeln anrühren durfte, auf welchen das Lager stand. Die Franzosen lebten dafür fetter, und fanden dort Braten und Wein, wo ber Preuße gefastet hatte. Sie schleppten Vieh, Getränke, und sogar Betten in ihre Bivouacqs, und ersetzten durch folche und viele Bequemlichkeiten zehnfach die Zelte.
Aber
eine regelmäßige Disciplin war ihnen auch fremd, und dafür wurden ſie in vielen Fållen durch ſich ſelbſt bestraft. So zum Exempel ist das Plündern des Magazins zu Smolensk und zu Wilna eine Sache, die einen großen Einfluß hatte. Behaupten läßt sich dagegen , daß dergleichen bei einer Armee Friedrichs unmöglich geworden wäre, und gegen jede Vorstellung von der bei ihr üblichen Ordnung streitet. Ohne nun weiter in ihren Nüancirungen die in dieſem Kapitel abgehandelte Materie zu verfolgen, glaube ich so viel davon gesagt zu haben, als nothwendig geweſen ist, um fowohl die Sache selbst, als meine Vorstellungen von derfelben, deutlich zu machen. Die letztern gründen sich auf die Wahrheit und auf Fakta, welche sie beide so darstellen follten, als sie wirklich gewefen sind.
Hierbei mit größerer
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Umständlichkeit und Herzählung aller Einzelnheiten, aller Einwürfe und aller Gegengründe zu verfahren, würde eine besondere Abhandlung nöthig machen. Allein dies möchte nicht viel mehr helfen, als das Gefagte.
Die Hauptsachen
habe ich nur angeben wollen, und , wie ich glaube, bezeich= net, wenigstens mit Wiſſen nichts ausgelaſſen,
was den
Geist dieser Ungelegenheit kenntlich machen konnte. Sind dem unerachtet Lücken da, ſo ſind ſie entweder wider Willen entstanden, oder die Rückseite ist, als von selbst sich vers stehend ,
weggelassen worden.
Dies zur Nachricht für
etwanige Leser künftiger Zeiten, welche ich zur Kenntniß der Details auf die damaligen Dienſt - Vorschriften, vorzüglich aber auf alle zur Geschichte Friedrichs des Großen gehörigen Schriften verweise.
Fünftes
Kapitel.
Die Dressur und Manövrir - Fähigkeit.
Die Dressur in der Armee Friedrichs des Zweiten ging Die für den einzelnen Soldaten darauf hinaus, daß er, sobald èr in Reih und Glied ſtand, in größtmöglicher Spannung, nur Augen und Ohren für das Kommando ſeines Offiziers haben, und im Stande seyn sollte, sich selbst ganz zu vers geffen. Dies heißt gar nicht, daß der Soldat eine bloße Maschine seyn sollte, sondern nur, daß er von allen, rund um ihn vorgehenden Dingen völlig abstrahiren sollte lernen. Es griff dies in die Disciplin, und in andere noch höhere Absichten des Königs ein, wie sich in der Folge von selbst 3u jener Zeit ahmte man in allen Ländern ergeben wird. diese Dressur nach, zirkelte sie auch wohl noch mehr ab, und verfiel in Pedanterie.
Diese wollte der König nicht.
In
neuern Zeiten hat man diese Dreſſur maſchinenmåßig genannt, man hat von der Linear - Taktik und andern Albernheiten gesprochen, man hat sie durch das Einzeln - Gefecht durchlöchert geglaubt ; man hat sich aber ohne Frage gewaltig geirrt. Da ich nicht alle Kleinigkeiten und jedes Detail durchgehen kann, so will ich nur von Jedem die Hauptsachen anmerken, und dabei äußern, warum die Sache so und nicht anders war.
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Man suchte zuvörderft dem Rekruten aller Waffen (dem Kavalleristen zu Fuß ) eine so grade, freie und ungezwungene Stellung beizubringen, als sein Wuchs es zuließ und es möglich war. Dies geschah einmal, weil nur hier: durch der freie und zwangloſe Gebrauch aller Gliedmaßen eines Menschen, noch dazu eines solchen, welcher durch Ge wohnheit oder Arbeit vielleicht verdorben ist, bewirkt werden kann;
zweitens, weil eine solche äußere Bildung ohne
Zweifel auf seine ganze Perſon vortheilhaft zurückwirkt ; und vornåmlich drittens, weil alle nachfolgenden Theile der Dressur, das Gewehr tragen, die Chargirung, die Richtung, davon abhängig sind, und ohne eine, zur andern Natur gewordene Richtung, teine Evolution im Großen, mit der, wieder aus andern Gründen, unumgänglich nöthigen Ordnung ausgeführt werden kann. Bei dem Kavalleristen wird dieſer erste Theil seiner Dreſſur zu Fuß die Einleitung für den zweiten Theil, nåmlich zu Pferde.. Auf das grade Stehen folgten die Wendungen ; dann das Marſchiren, Alles ohne Gewehr, um auch bei der Be- , wegung die grade Haltung des Körpers zu erlernen. Diese Dinge find übrigens hinlänglich bekannt ; weniger erwogen ist es aber, daß man lange Zeit dazu verwandte, um den Rekruten in dieſen Unfangsgründen erst vollkommen auszus bilden, ehe man weiter ging. Es ist freilich möglich, einen Rekruten weit geſchwinder vorwärts zu bringen. Allein, wenn dieser erste Zuſchnitt vernachläßigt worden ist, wird derfelbe nicht nur ein schlechteres Ansehen gewinnen, und sich leichter vernachläßigen, welches sich denn wieder auf alle die folgenden Theile der Dreffur verbreitet ;
sondern der
Rekrut wird auch weit weniger sich anstrengen , sich selbst vergessen lernen, und einen weit geringern Eindruck von der Größe und Strenge der Forderungen in sich aufnehmen, als es, alles wohl berechnet, nüßlich und zweckmäßig ist. Nachdem diese Lektionen vollendet waren, gab man dem Lehrling das Gewehr in die Hand, und unterwies ihn, daſ-
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felbe zu tragen. Es kam hierbei darauf an, daß das Ges wehr völlig senkrecht an der Schulter lag, die Kolbe auf, nicht neben der Lende, da, wo der Oberschenkel im Gelenk fich an das Hüftbein anschließt.
Sollte diese vorschriftss
mäßige Lage des Gewehrs stattfinden, so mußte, insonders heit bei jeder Bewegung, die linke Schulter ſcharf vorges drückt, gegen die Last des Gewehrs geschoben, und der Kopf zurückgenommen werden, oder die grade Pofitur ging vers loren. So geringfügig alle dieſe Umſtånde Manchem ſcheinen mögen, so hatten sie doch auf die ganze Dressur einen großen Einfluß, nicht nur auf die Haltung für das Auge, sondern vorzüglich auf die Richtung und auf die GewohnDies heit, welche dazu gehört, in derselben zu bleiben. war der Hauptzweck, nicht aber das gezwungene, gepreßte Ansehen, welches durch schlechte Lehrer und Behandlung des Lehrlings bei fremden Truppen, welche diese Stellung nachahmen wollten, ohne ihre Hauptbedingungen zu kennen,, zum Vorschein kam. Der Kopf sollte dabei grade gehalten und nur so viel gedreht werden, als nöthig war, um dem Nebenmann vorbei ins Glied zu sehen. Nun wurde mit dem Gewehr auf der Schulter, erſt allein, dann mit Zwischenräumen, und endlich im Gliede marſchirt, und alle nur mögliche Bewegungen nach und nach vorgenommen . Dies dauerte abermals mehrere Wochen. Bei dem Marſchiren wurde auf die Erhaltung der graden Haltung, und ganz besonders auf den Kopf, auf die linke Schulter in obigen Beziehungen, und auf das grade Ausstrecken der Füße bis zu den Schuhſpißen geſehn. · Der Fuß durfte nicht hdher aufgehoben werden, als unumgånglich nöthig war, und mußte ſtark vorwärts geſeßt, niemals aber wieder zurückgezogen werden, damit der Soldat auss trete und Feld gewinne. Wenn nun der Rekrut völlig mit diesem Theil seiner Dreſſur fertig war, alsdann folgten die Handgriffe mit dem Gewehr, welche damals sehr zahlreich, aber gegen das
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Jahr 1786 bereits schon sehr vermindert waren.
Endlich
aber wurde, nach gleicher Behandlung, der leßte und´wichtigste Theil, die Chargirung ,
vorgenommen ,
denn der größtmöglichste Fleiß verwandt.
und dabei
Bei dieser Chars
girung suchte man es dahin zu bringen, daß der Soldat, mit möglichster Ordnung und Contenance, welches beides durch die richtige Bearbeitung seines Gewehrs bewirkt wurde, in einer gewiſſen Zeit, die möglicher Weise größte Anzahl von Kugeln dem Feinde entgegen schickte, und bes kanntlich hatte man es zu einer großen Geschicklichkeit darin gebracht, welche Uebung jedoch bald falsch verstanden und fogar zum Mißbrauch wurde. Eins fehlte der damaligen Chargirung, nåmlich die Unterweisung im Schießen mit Kugeln nach einem Ziel. Wurde hierbei das Ndthige verabsäumt, ſo befolgte man dem unerachtet stillschweigend den Grundſak, durch die Anzahl der Schüsse ihre Wirkung zu verbessern. Und da im Gefecht alles darauf eingeleitet wurde, den Soldaten bei Contenance zu erhalten, welche man mit Schärfe sogar forderte, so war auch die Wirkung des damaligen preußischen Feuers, nach dem eigenen Geſtändniß des Feindes, ſehr mörderisch; wenigstens wurde sie von keiner andern Armee übertroffen. Mit den nöthigen Modifikationen und dem Gebrauch feiner Waffen zu Fuß würde der Kavallerist auf ähnliche Art dressirt.
Alsdann erst seßte man ihn auf das Pferd. Hier
wurde ihm der Sik, wobei er zur kräftigen Führung des Hiebs sich in den Bügeln heben lernen mußte, die Führung, der Schluß und die Haltung des Gleichgewichts, zuerst im Schritt, dann in den raschern Gangarten gelehrt. Er wurde über die Natur des Pferdes , so viel einem Reiter nöthig ist, über den Gebrauch der Schenkel und der Hüften, über die Zäumung, über das Satteln und das Packen praks tisch unterwiesen, und er mußte dies so lange wiederholen, bis ihm der nothwendige Griff zur Gewohnheit geworden war. Dem Unterricht in dem rechten Gebrauch der eigen-
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thümlichen Waffe, nämlich des Degens oder des Såbels, wurde ebenfalls die größte Sorgfalt gewidmet. Daher kam das Billig - zu - Hauseseyn auf ihren Pferden jener Reiter, welche auch im Einzelnen andern Kavallerien größtentheils überlegen waren. Man ritt viel einzeln, und schritt in den Bewegungen im Ganzen eben so methodisch vorwärts, als bei der Dressur zu Fuß bemerkt worden ist. Nun folgte das Schwierigere, nåmlich die rascheste Bewegung, und die tour de force, das Springen über Barrieren und Graben, erst einzeln, dann im Ganzen. Man war der Meinung, daß mit dem dreisten Reiter die Bravour, und zwar diejenige,
welche der Kavallerist am meisten
braucht, und welche auf Augenmaaß und Entschluß beruhet, verbunden sey, und dieser Grundsag wurde bei jeder Gelegenheit in Anwendung gebracht, wovon viele Anekdoten der Ueberlieferung werth sind.
So erzählt man : der General Seidlik, dessen Ruf es verdient, auf die Nachwelt zu kom
men, habe bei dem Versammeln seiner Leib- Schwadron es nicht leiden können, wenn die einzeln ankommenden Reiter (es waren Kuiraſſiere )
einen unweit davon befindlichen
offnen Brunnen umgangen håtten, sondern er habe in solchem Fall einen Sprung über den Brunnen weg verlangt. Man sagt von ihm selbst : er habe einst , als er einen gewaltig bramarbasirenden und schimpfenden feindlichen gewandten Flankeur erblickt , welcher schon mehrere diesseitige Flankeurs herunter gehauen, diesen Bramarbas, ohne den Degen zu ziehn, mit seinem großen und höchst gewandten Pferde durch eine Lançade bei der Kruppe seines Gauls gefaßt und umgeritten, worauf er parirt, und langsam im Schritt wieder zurückgekehrt sey.
In jedem Fall zeigt dies
die Art und Weise an, wie dieser große Reiter - General verfahren wissen wollte, welche Ansicht auch bald in der Armee sich verbreitete. Man war also damals wohl nicht der Meinung, daß zum Kavalleristen nichts weiter als jeder rohe Bauer nöthig sey, der auf einem Pferde fihen könne,
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und daß es das Beste wåre, wenn er einen hartmåuligen Gaul habe, welchen er bei dem Choc nicht haiten könne 2c. Solche Vorstellungen einer eigentlichen Hyper - Kultur, bei deren Anwendung der Kavallerißt sich schlecht befinden dürfte, waren der damaligen Zeit fremd, und würden wahrscheinlich der allgemeinen Verspottung ausgesetzt worden seyn, oder, wäre der Feind solches Glaubens gewesen , noch schlechtern Lohn bekommen haben,
als jener bramarbafirende
Flankeur. Man hielt, wie alle Ueberlieferungen beweisen, die wahre Dreſſur zu Pferde für Etwas, das´nur die Zeit konsolidiren und die Gewohnheit zur andern Natur machen kann. Und diese Ansicht wird auch dem Laien einleuchtend werden, wenn derselbe bedenkt, daß zum freien und gefchickten Gebrauch der Waffen der Reiter wegen feiner Perſon nicht mehr verlegen seyn, folglich mit dem unter ihm befindlichen Chier nur ein und eben dasselbe Individuum ausmachen darf, welches denn eine große Uebereinstimmung der Forderungen des erften mit der Bereitwilligkeit und Folgſamkeit des leßtern Wenn diese Harmonie nicht stattfindet, so vorausseßt. muß natürlich der Schwächere unterliegen, und dies ist der Reiter, mag er auch noch so brav und so dreift ſeyn als er will. Welche zur Gewohnheit gewordene Kunst gehört aber von Seiten des Reiters dazu, in jedem Fall das rechte zu wollen, und dem Pferde die für dasselbe grade am paſſends sten vorhandene Hülfen und Zeichen zu geben ;
und wie
sehr muß das Pferd gewohnt seyn, seine Kräfte zweckmäßig zu gebrauchen, und besonders seinen Reiter zu verstehn und ihm zu folgen. Wahrlich, wenn man bedenkt, daß die Gebrauchsfähigkeit, d. h. die Dreſſur der Thiere, besonders in angenommenen Gewohnheiten liegt, und daß sie diesen noch oft genug ihren thierischen Willen, den man ihnen uns möglich absprechen kann, entgegen sehen ; ſo muß man sich wundern, daß der Mensch Alles durch Kunſt durchſehen will, ehe diese ihm selbst zur Gewohnheit, d. h. zur andern Natur
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geworben ist. * Indeß will dies auch schwerlich irgend ein vernünftiger, von Vorurtheilen freier Mann ; und da diese zur Zeit der Kavallerie Friedrichs des Zweiten noch nicht entdeckt waren, so blieb man desto sicherer auf dem rechten Wege. So wie bei der damaligen *) Infanterie die größte Regelmäßigkeit in allen und jeden Bewegungen, verbunden mit der größten Schnelligkeit des Feuers, als die HauptErfordernisse angesehen wurden ; eben so kam es bei 4 der Kavallerie darauf an, jede Bewegung mit der größtmöglichen Geschwindigkeit, man kann sagen , mit Ungestům, auszuführen, ohne die verlangte Ordnung zu vernachläßigen. Dieſem muß noch hinzugefügt werden, daß bei der Kavallerie die möglichste Gewandtheit im einzelnen Gefecht verlangt wurde, während dies einzelne debandirte Gefecht bei der Infanterie größtentheils unbekannt war, wiewohl man felbst schon im 7jährigen Kriege Beispiele findet, daß bei den Gefechten im Walde und bei andern Defileen einzelne Leute, nach Art unserer heutigen Tirailleurs , vorgezogen wurden, und die Jäger zum Erempel nicht anders fechten konnten, als auf diese Weise. Ich habe mich mit Vorsag bei den ersten Grundsågen der Dressur verweilt, unerachtet sie bekannt sind, um das Fundament bemerklich zu machen, auf welchem die Evolutionen, und durch diese die Mandvrir - Fähigkeit der Armee, endlich aber die Fechtart, und überhaupt die Kriegführung Königs Friedrichs des Zweiten, beruhete, und ich hoffe, dadurch nichts Ueberflüssiges unternommen zu haben.
Ein für alle Mal erkläre ich, daß das Damals wahrlich keine zurücksegende Beziehung auf das Zest haben soll ; denn mir ist das Gute der neuern Zeit ebenfalls nicht ganz fremd. Es könnte also nur der böseste Willen die Tendenz meiner Aeußerungen in Gift verwandeln wollen .
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Von der ersten Dreſſur der Infanterie an, dem ruhigen und scharfen Ausschreiten,
der weit getriebenen und hoch-
gestellten Präziſion, der Schnelligkeit, dem Ungeſtüm, der mit gleicher Ordnung sich bewegenden Kavallerie, bis zu den künstlichsten Evolutionen in Entwickelung und Fortbewegung gegen den Feind: Alles sprach die Grund- Idee aus, die Armee so gewandt, als möglich war, zu machen, um vermittelst dieser Gewandtheit und, wenn es erlaubt ist, mich so auszudrücken, vermittelst wahrer Fechterkünste, verbunden mit der größten Hingebung von Seiten der Urmee, und dem genialiſchen Zuschnitt der Anführung von Seiten des Feldherrn, den Sieg erringen zu können. Zu bemerken ist hierbei, daß immerhin die Maſchinerie der Heere in den neuesten Zeiten, sonderlich die der Artillerie, wie auch in vielen Dingen die der Infanterie, vervollkommnet seyn mag. Niemals aber find bei irgend einem Feldherrn jene Art der Ansichten mehr Hand in Hand gegangen, großen Könige.
als bei dem
Deshalb kam auch Er unaufhörlich auf
die Dressur zurück, und forderte bei ſeinen Heer - Schauſpielen solche Proben, welche vorzüglich jene Gewandtheit bewies ſen, zufrieden mit ihnen, und den eigentlichen wahren Gebrauch sich vorbehaltend, höchstens ihn für ſeine Generale andeutend. Das Tirailleur - System, die Bewegung in Kolonnen, war jener Zeit fremd, ja, fie kannte noch nicht viele der Richtungs 2 Vortheile , welche uns die Mühe erleichtern . Desto mehreren Fleiß mußte fie alſo auf die Linien - Stellung und Bewegung verwenden, und sie hatte es sehr weit darin gebracht. Uebrigens mag man sich überzeugt halten, daß jene Armee mit Leichtigkeit die Verbesserungen neuerer Zeit ſich angeeignet haben würde, wenn dieſe damals zum Vorſchein gekommen wären. Vielleicht würde sie auch wohl, håtte der Feind sie schon besessen, sich dagegen zu benehmen gewußt haben ; denn durch die Art ihrer Führung und durch die dadurch bewirkte Möglichkeit, dem Feinde bald das
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Weisse im Auge zu sehn , würde sehr viel beseitigt worden feyn.
Die Hauptsache blieb also nur die Entwickelungsart und das Feuer ; Dinge, welche uns das Studium der Krieg-
führung Friedrichs des Zweiten noch heut zu Tage als Urbilder vorstellt, wenn wir Augen zum Sehen haben, und nicht Alles auf eine und eben dieselbe Methode reduciren wollen. So zum Exempel würde es auf eins herauskommen, ob die Armee bei Prag und Collin links in geschlossenen oder in offnen Kolonnen sich befand, und das Lestere ist nur um desto schwerer,
und es mag möglich seyn,
daß es sogar
gefährlicher werden kann. Die Haupt - Idee zur Schlacht wåre jedoch unverändert geblieben. Eben so dürfte es viele Fälle gegeben haben, wie zum Beispel bei Zorndorf und Cunersdorf, wo das Tirailleur - Gefecht hätte bald eingestellt werden müſſen. So wenig man deshalb die neuern Hülfsmittel für überflüssig zu halten wagen darf, eben so wenig wird man das Rechte treffen, wenn man den charakteristischen Gebrauch, welchen Friedrich der Zweite von seinen Truppen machen und also darnach seine Angriffsmethode ordnen wollte, ganz aus der Acht ließe. *) Es stand in der Armee der Grundsatz fest, daß die Infanterie eine eherne Mauer bilden, sich so gegen den Feind bewegen, und durch ihr überlegenes Feuer unüberwindlich ſeyn müſſe. Die Kavallerie verließ sich auf die Anführung zu entscheidenden Augenblicken, auf ihre Pferde, und dann natürlich auch auf ihre Faust. Mit diesen Ueberzeugungen verband man eine andere, nåmlich : jedesmal auf den Angriff geführt zu werden, wovon die Ausnahmen höchſt ſelten waren und selten gut abliefen.
*) Ich weiß, es fehlte der damaligen preußischen Infanterie an leichten Truppen, und sie hat dies oft bei den zahlreichen Kroaten ihrer Gegner empfunden. Die Frei: Bataillons konnten Dies diesen Mangel an leichter Infanterie nicht erſegen. au Vermeidung einseitiger Urtheile über den Verfasser.
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Aus diesem Grundsak folgte das stete Geschlossenbleiben und die Sorgfalt auf Erhaltung der Contenance, des Uppels , der Aufmerksamkeit auf das Kommando oder den Daher der Fleiß bei Ausbildung des Zuruf der Offiziere. Soldaten und bei allen Evolutionen . Wenn man von der Anwendung dieser Lestern einen
oft
deutlichen Begriff haben will, so muß man vornåmlich die-
1
´jenigen betrachten, deren der König sich in seinen Kriegen wirklich bedient hat. Die andern waren Uebungsarten der Truppen, bei welchen es problematiſch bleibt, auf welche Weise der Monarch sie im Ernst würde angewendet haben ; die erstern hingegen gingen aus der Methode dieses großen Feldherrn hervor. Wir betrachten zuvdrderst die Evolutionen der Infanterie. Das erste, was sich uns darbietet, ist der AlignementsMarsch. Diesen nun hat man wirklich über die Gebühr herabgesetzt, als etwas Langweiliges oder wohl gar Pedantisches, welches eigentlich gar keiner Anwendung fähig sey, fondern als die langſamſte Entwickelungs - Urt, höchstens nur als Uebung dienen könne, für den wirklichen Gebrauch aber gar keiner Beachtung werth sey. Und dem unerachtet sah der König, dem ja auch das Deplöiren wohl bekannt war, diesen Aufmarsch ganz anders an, weil derselbe auch wirklich aus einem ganz andern Gesichtspunkt betrachtet werden 1 muß. Es ist nämlich ein durch Thatsachen erwiesener Grundsatz des Königs gewesen, den Feind niemals in der von ihm gewählten Stellung gradezu anzugreifen, sondern ihn entweder zu nöthigen, diese Stellung zu verlaſſen, oder, blieb derselbe stehen, ihn in seinen Flanken anzugreifen.
Sehr
selten haben Ausnahmen stattgefunden, wovon in der Folge gehandelt werden wird .
Bei dieser Ansicht nun blieb dem
Könige nur ein Flankenmarsch übrig, welcher parallel mit dem Feinde geschehen mußte, und um ihn in stets schlagfer:
! tiger Ordnung zu vollführen ,
marſchirte man mit Zügen
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rechts ober links ab ;
und war man mit den Spigen der
Kolonnen grade auf den Feind gerichtet , so wurden dieſe, nach erfolgter Rekognoscirung , dahin gewendet, wohin der König den Aufmarsch der Armee gerichtet wiſſen wollte. Dies und nichts anderes ist die Ursache des Alignements, Marsches, welchen man daher, um ihn mit größter Präzifion, nach der einmal ſtattgefundenen Disposition, vollführen zu können, auch unaufhörlich übte. Wäre die Armee auf solchem Alignements Marsch durch ein Kontremanovre des Feindes urplöhlich angegriffen worden , welches doch aber auch nicht füglich håtte ſtattfinden können, weil man das etwanige Deckungs - Terrain benußen, oder den Feind genau beobachten ließ ( wie bei Leuthen ), so brauchte blos eingeschwenkt zu werden, und Alles stand in Ordnung da. Was läßt sich hiergegen einwenden, als daß ein so langer Marsch vor der Schlacht, der denn aber doch auch nicht von Hause aus ganz stramm angetreten wurde, ermüdend gewe sen sey, und große, bis ins Mechaniſche gehende Uebung in Betreff der Distancen vorausseßte ? Ich sehe wenigſtens vernünftiger Weiſe keinen andern Grund, obgleich ich zugeben will, daß man, zu Schonung der Leute, bequemer marſchiren, und vor der Hand mit geſchloſſenen BataillonsKolonnen anfangen kann , welche in gehörigen Distancen bleiben und alsdann sich zu gehöriger Zeit entwickeln können. Dies Alles sehe auch ich wohl, nur begreife ich in der That nicht, wie die eine oder die andere Methode kürzer zum Siege führt, wenn der erſte Zuſchnitt zu der Möglichkeit eines ſolchen Flankenmarsches vom Feldherrn richtig geschehen ist. Da nun der König seine Entwürfe nicht auf Postengefechte, ~noch auf Frontal - Angriffe berechnete, ſo mußte er sich rechts ober links bewegen, und jener Abmarsch mußte ihm in der Es könnte sogar damaligen Zeit der einfachste scheinen. noch heut zu Tage Fälle gehen, wo der Alignementsmarsch zweckmäßig wåre; welche Erörterung uns jedoch für jezt zu weit führen würde.
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Also nicht bei Frontal - Aufmårſchen, sondern bei Pas rallel- Mårschen, der Hauptmethode König Friedrichs des Zweiten, fand der Alignementsmarſch ſtatt, und wenn bei Revuen oder auf Exercierplähen dennoch der Alignementsmarsch gewählt wurde, so geschah dies als Probe der Dress fur, oder zur Uebung. Für Frontal - Aufmårſche waren das Deploiren und der • sogenannte Adjutanten - Aufmarsch Stücke, welche auch jezt wohl noch zu gebrauchen sind, da die Kolonnen auseinander gezogen werden müſſen.
&:
findet sich nur eine einzige Schlacht im 7jährigen Kriege, bei welcher kein Parallel - Marsch möglich war, nåmlich die von Lowosit, wo die Armee deshalb auch deploiren mußte, obwohl einer der Flügel refüfirt wurde. ! Dies entráthselt daher den Werth, welchen der König . auf den Alignementsmarsch legte, und muß uns ohne Zweis fel veranlassen, diese Evolution aus einem höhern Gesichtspunkte zu betrachten, als oft geschehen seyn mag .
Es ist
also nicht die perhorrescirte Linear - Taktik, sondern der Geist Friedrichs, welcher auf diesem Aufmarsch ruhet, und für uns die Form im Grunde ganz gleichgültig, wenn wir nur verstehen, das Wesen solcher Parallel - Mårsche in das Leben zu rufen, und uns dadurch, wie die Vorfahren, den Weg zum Siege zu bahnen. Möchten doch ähnliche Ges danken in den jungen Kriegsgelehrten entstehn, und ihre Urtheile auf einer soliden Basis begründen! Auf den Aufmarsch folgte das Avanciren. Dies ge= schah natürlicher Weise in entwickelter Linie, weil man die Kolonnen - Stellung noch nicht kannte. Wie weit man es hierinn gebracht hatte, beweist · die Möglichkeit , mit. 21 Bataillons in einer Linie, *)
wie ich selbst mehrere
Revuen erlebt habe, eine weite Strecke von mehrern tausend
*) Es ist oft, wie mir bekannt ist , mit einer noch größern Anzahl Bataillons in einer Linie avancirt worden.
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Schritten avanciren zu können, und unverändert eine gute Richtung beizubehalten. Dergleichen ist offenbar mehr, als Im Kriege hat dies aber auch fast verlangt werden kann. gar keine Anwendung gefunden, so viel nur auf uns an Vielmehr marschirte man inZeugnissen gekommen ist. Kanonenschußweite auf, und blieb dann bei Schlachten ſels ten lange auf einem Fleck stehen, sondern ging dem Feind entschlossen entgegen , wo man denn kurz darauf so nahe war, daß die Infanterie zu chargiren anfangen konnte. Auch mußten die graden Linien deshalb wegfallen, weil man nach dem Terrain aufzumarſchiren genöthigt war, welches selten dergleichen auf große Distancen zugelassen haben würde. Darauf aber kam es hauptsächlich an , im Zusam menhange zu bleiben, und hier wußte die kriegsgewohnte Armee Friedrichs des Zweiten sich sehr gut zu helfen. Sollte einer der Flügel , zurückgehalten werden, so geschah dies durch die schråge Richtung ( von der eigentlichen schiefen Schlachtordnung, und wie solche betrachtet werden muß, nachher,) und ſeit der Schlacht von Leuthen durch Echellons, *) deren Entstehung die Bataille von Collin, nach des Königs eigener Aeußerung, veranlaßt hatte. Die Kavallerie stand zwar in den ausgegebenen Ordres de bataille auf den Flügeln ; bei dem wirklichen Gebrauch jedoch gewöhnlich hinter der Infanterie, von wo aus fie denn nach den Umstånden vorgezogen wurde. Die Artillerie wurde gänzlich nach Beschaffenheit des Terrains, vor der Infanterie, Batterienweiſe placirt. Außer derselben hatte bekanntlich jedes Infanterie - Bataillon zwei Kanons, und die Grenadier - Bataillons noch eine Haubige , welche Geschüße an die Bataillons attachirt waren , aber auch wohl bei besondern Fållen in Batterien zusammengezo: gen wurden.
Oeuvres posth.
Tome II .
P. 238.
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Wåre die Bewegung mit Kolonnen und das Tirailleurs Wesen zu jener Zeit vorhanden gewesen , so ist nicht zu zweifeln, daß man sich dieser beiden Methoden bedient haben würde, ohne deshalb das eigentliche Avanciren mit entwikkelter Linie zu vernachläßigen. Die Erfahrung würde indeß damals so gut wie in neuern Zeiten erwiesen haben, bis wie weit jedes brauchbar ist. 护 Betrachtet man nun die Art der Kriegführung des Königs, welche überall arf entscheidende Schritte gerichtet war, bei welchen die Manövrir -Fähigkeit der Truppen im Angriff hauptsächlich in Anspruch genom men wurde, um dem Feinde die Vortheile und die eigent lichen Chicanen des Terrains zu entwinden ; betrachtet man ferner die verhältnißmäßig große Anzahl von vortrefflicher Kavallerie, welche der König besaß, welche er auf offnem Terrain zu führen und alsdann zu gebrauchen verstand: so scheint es, daß das eigentliche Tirailleur - Gefecht weniger zur Entscheidung seiner Schlachten beigetragen haben dürfte, als man heut zu Tage zu glauben geneigt ist. Was aber die Bewegung in Kolonnen anbetrifft, so scheint es ebenfalls, nach aller Analogie der Verfahrungs = Art zu schließen, daß man aus dieser Stellungsart von dem Augenblick an sich in entwickelter Linie geſeht haben würde, wo man bis auf Kernschußweite der Artillerie an den Feind herangekommen seyn würde. Dies ist mein Glaubensbekenntniß, nach allem, was die ältere und auch die neuere Kriegsgeschichte mir darbietet, wobei ich mich auf das Urtheil eines der geachtetsten Schriftsteller beziehe, welcher, durch Erfahrung hinreichend belehrt, der Meinung ist, daß zur Bewegung die Kolonne, zum Gefecht aber nur die Entwickelung der Infanterie geeignet ſei. *)
*) Man sehe Considérations sur l'art de la guerre par le Général Rogniat. V. p. 210. Deshalb ist man kein Gallomane, weil man einen Franzosen´citírt. Q 2
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Was endlich den Choc der Kolonnen anbelangt, welchen sogar schon Friedrich der Zweite kannte, so ist vollends zu bezweifeln, ob derselbe jemals würde eine Anwendung ge= funden haben. Der König hielt die Vorstellung von der Wirkung solcher Kolonnen- Chocs für chimåriſch, und pers fiflirte sie. Man lese, was der König im siebenten Theile der Oeuvres posth. in einer épitre , pag. 63 u. f., sagt, und man wird sich des Gedankens nicht erwehren können, daß der Monarch in die Zukunft geſehn hat . *) Und unter den Neuern sind die Erfinder des Kolonnen : Chocs , die Franzosen, selbst der Meinung, daß derselbe über die Gebühr geschäst worden sey, und daß es damit eine ganz andere Bewandniß habe , als man sich vorstelle. Diese beiden Meinungen, verbunden mit den Betrachtungen, die sich aus der Natur der Sache abstrahiren lassen, haben denn
*) Unter andern heißt es in der angeführten Epitre von dem Kolonnen- Choc: Les Thébains s'en servoient, et tous nos vieux auteurs Trouvent cette ordonnance admirable et requise Sa masse enfonce tout et même dans Moyse Vous voyez précedes le Juif guide par Dieu D'une colonne d'ais, ou d'une colonne de feu Quelle érudition, s'écrioit tout le monde ! Science universelle ! ô caboche profonde ! Mais le canon, Monsieur, ce foudre des guerriers Ecrase la colonne et flétrit ses lauriers ! Elle est détruite avant que d'agir di-ng je m'en moque --Comment la garantir ? je marche, avance et choque Cela pourroit manques - Vous etes trop craintif; Trois rangs ne peuvent rien contre un Corps si massif, Si l'on m'écoute, il faut que Montegnard †) ordonre, Que toujours le Français vous attaque en Colonne.
1) Ein Kriegsgelehrter damaliger Zeit. Das Uebrige dieser Epistel ist ebenfalls sehr interessant.
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auch, ich gestehe es, auf mich ihren Eindruck nicht verfchlt, dergestalt, daß ich selbst diesen Choc zu perhorresciren geneigt bin, und ihn so lange für imaginair halte, bis ich durch Thatsachen eines Beffern belehrt worden bin. Und allerdings, wenn man bedenkt, daß die Dichtigkeit einer Kolonne mit der Schnelligkeit ihrer Bewegung nothwendig in umgekehrtem Verhältniß stehen muß ;
daß ferner die
Hintersten niemals nachschieben und die Vorderßten von der Stelle drücken können und werden, daß vielmehr die Vers wirrung sich gewöhnlich hinten anfängt ; daß endlich der im Innern befindliche Soldat keinen Gebrauch von seinen Waffen machen kann, sondern sich passiv verhalten muß, und daß sich wohl der Angriff durch Umklammerung der Kolonne und sämmtlich koncentrisch auf dieselbe fallende Schüsse , schwerlich aber ihre Vertheidigung mit gleicher Kraft und gleichem Vortheil erweisen läßt : wenn man dies Alles reiflich erwågt, so kann man unmöglich für den soge= Es ist dagegen nannten Kolonnen Choc sich erklären. leicht zu begreifen, auf welche Weise so ein Kolonnen - Choc in Empfang genommen werden muß, wenn man des vorerwähnten Generals Rogniats Anführung der Schlacht von Esling liest, in welcher die Franzosen versuchen wollten, das Centrum der öftreichischen Urmee, vermittelst solcher Kolons nen, anzugreifen , bald aber sich in einem Halbcirkel des feindlichen Artillerie- und Infanterie - Feuers befanden, · welches konvergirend auf sie wirkte und ihre Kolonnen zu Boden streckte. *)
*) V. in den Considérations sur l'art de la guerre', 2me Edition, p. 220. Neberhaupt verweise ich um so mehr auf diese mit Recht ges schäßte Schrift, als deren Verfaffer ein Mann von Erfahrung Kurz vor der citirten Stelle sagt er seine Meinung ist. über den Werth des Kolonnen Chocs ganz unverholen, p. 218 : Je sais, heißt es dort, que les dernieres guerres
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Genug, aus dem Vorstehenden geht die Rechtfertigung hervor, daß der große König, wie ich vorhin zu åußern mir getraute, sich gar wohl der neuern Erfindungen des Tirailleursystems und der Kolonne würde bedient, den Gebrauch der leztern jedoch auf die dadurch bewirkte Leichtigkeit der Bewegung eines Heeres beschränkt, übrigens aber dieselbe schwerlich als zum Choc tauglich betrachtet, sondern dieſen einer andern Waffe, nåmlich der Kavallerie, überlaſſen haben, der Infanterie hingegen das Streben nach Ueberles genheit des Feuers, als ihren eigentlichen Wirkungskreis, angewiesen haben würde. Nur in einem Falle, wie der vorliegende, ist es leicht, und deshalb auch wohl erlaubt, die Art zu ahnen, mit welcher Friedrich der Zweite die jest übliche Maschinerie der Armeen betrachten möchte ; in jedem höher liegenden Fall hingegen würde es vermessen seyn, solches thun zu wollen. Zu dieſen ſublimeren Gegenständen gehören des Königs Anordnungen bei Rückzügen, bei welchen der taktische Theil der geringere,
und der strategische der höhere Theil ist.
Der lettere gehört in eine Kriegsgeschichte Friedrichs des Zweiten, der erstere aber handelt nur von allgemein bekannten Evolutionen, welche ich hier unmöglich umständlich schildern kann, da es mir nur um den Geist der damaligen preußischen Taktik vor der Hand zu thun ist ,
und dieser
schon zum Theil aus dem Vorstehenden hervorgeht.
Wer
nous offrent des exemples fréquents d'attaques en colonne ; mais ces sortes d'attaques , quoique justifiés quel'que fois parle Succès n'en Sont pas moins vicieuses u. s. w. Vor allem lese man den Schluß dieser Periode, wie auch die folgende 219te Seite. Es enthält dies in Wahrheit alles das, was sich darüber sagen låßt, und es muß wohl ein·Leuchtend scheinen, daß nur die vordersten Soldaten dem Feinde positiv durch den Gebrauch ihrer Waffen schaden können. Vom dritten Gliede an sind die folgenden gleich Null zu betrachten.
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das Nähere bei der Anwendung jener Evolutionen kennen will ,
der mag die Rückzüge bei und nach der Belage
rung von Prag und von Olmüş , von Hochkirch u. f. w. ſtudiren, und er wird den Meister überall erkennen.
Sogar
auch in den Operationen nach den Schlachten von Collin, von Cunersdorf, und besonders von Hochkirch, zeigt sich der Zug, von welchem Napoleon , der übrigens Friedrich den Zweiten weder gekannt noch verstanden hat , sagt : Voilà qui tient à la partie divine de l'art. *) Es sey mir daher erlaubt, über die taktischen Corollarien zu der vorstehenden Sentenz hinweg zu ſchreiten, und nur einer einzigen Stellung für die Defenſive zu erwähnen, ' welche damals beinahe für unüberwindlich gehalten wurde, nämlich des Quarrés . Man hatte die stärksten Proben von dessen Bewährtheit erhalten, und höchst wenige Beispiele, daß ein Quarré von der feindlichen Kavallerie überwältigt worden wåre, wie zum Erempel bei Landshut im J. 1760 dem sich zurückziehenden General von Fouqué wiederfuhr, wo aber die Infanterie sich verschossen hatte. Selbst bei der preußischen Kavallerie war man damals der Meinung, daß der Angriff eines solchen Vierecks eine sehr mißliche Sache sey. In unsern Tagen haben sich diese Ansichten der Kavalleristen geändert, und allerdings steht die Erfahrung wohl auf ihrer Seite, da es fast in allen neuern Schlachten über den Haufen gerittene Quarrés gegeben hat.
Dem
unerachtet hålt die Infanterie in einigen Armeen die zum Quarré angewandte Maſſen - Stellung für die festeste, wäh rend in andern Heeren die åltern,
*
sogenannten hohlen
Napoleon, im fünften Theil seiner Mémoires et mélanges (Original Edition ) , bedient sich dieser Ausdrücke S. 79, indem er von Turenne redet. Aehnliches ließe sich oft bei Friedrich dem Zweiten fagen , beſonders alsdann , wenn er unglücklich war, wovon Napoleon Bonaparte nichts aufzu= " weisen hat.
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Quarrés vorgezogen werden.
Dies Lettere findet naments
lich in der franzöſiſchen Armee ſtatt, welche schon in Egypten, wo sie, nach der Meinung des Generals Rogniat, mit der vorzüglichsten Kavallerie in der Welt, mit den Mamelucken, zu schaffen hatte, sich keiner vollen, sondern der hohlen Quarrés, noch dazu von mehrern Regimentern fors mirt, folglich groß und schwer zu bewegen, bedient hat. *) Es lohnt daher wohl der Mühe, den alten Glauben in der Nåhe zu examiniren, und eine Vergleichung deſſelben mit dem neuen anzustellen. Ein Quarré der åltern Zeit, von der wir handeln, be stand gewöhnlich aus einem Bataillon, dessen Stärke wäh rend einer Kampagne, und nach Abzug des gehabten Verlusts, der Kranken u. s. w., auf 500 Gemeine angenoms Eine jede Seite des Quarrés mußte men werden mag. folglich 125 Feuergewehre oder 41 % Rotten stark ſeyn. Nimmt man nun an, daß nach der ältesten Chargirung, bei welcher die Ladestöcke umgekehrt und Pulver auf die Pfanne geschüttet werden mußte, der Soldat nur langsam , oder nur viermal in einer Minute ( obwohl auch schon damals fünfmal als Regel festgesetzt worden war ) schießen konnte, so war eine jede Seite des Quarrés dennoch im Stande, dem Feinde in einem solchen Zeitraum 500 Kugeln entgegen zu senden. Rechnet man ferner, daß 41 % Rotten Infanterie die Fronte von ungefähr 30 Rotten Kavallerie einnehmen, welche 60 Pferde betragen, und daß nach Scharnhorstschen
*) Man lese in den Considérations sur l'art de la guerre, zweite Edition, p . 397, woselbst derselbe die Mamelucken le premiers cavaliers du monde nennt, was über diese StellungsArt gesagt wird, und vergleiche damit die Stelle p. 192 - - 193, welche mit dem Saß schließt : L'expérience apprit a se borner à trois rangs, même contre la cavalerie.
who
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Grundfäßen *) von Soldaten, welche nicht im Zielschießen geübt sind, nur die achte Kugel, im Durchschnitt genommen, treffen wird , wenn die Kavallerie in der Entfernung von
400
Schritt
zum Angriff im
Trabe
und
auf
300 Schritt im Galopp heranrückt : **) ſo múſſen jene 60 Reiter außer Gefecht gefeßt seyn, ehe sie das Quarré erreichen können. Angenommen sogar, daß nur die zehnte Kugel von der Entfernung von 400 Schritt bis auf die Nähe von 10 Schritt getroffen habe, so wird die angreifende Kavallerie dermaßen gelitten haben, daß den übrig Gebliebenen die Lust vergehen dürfte, die Unternehmung allein auszuführen.
Ein gleiches Verhältniß muß ſtatts
finden, wenn eine Seite, es sey tête queue oder Flanke, debordirt , oder beide kollaterale Seiten angegriffen sind ; desgleichen auch, im Fall das Quarré endlich sollte umringt werden, welches indeß felten der Fall seyn wird .
Hierzu
muß man auch noch die Wirkung der zu damaliger Zeit in den Ecken der tête placirten beiden Bataillons - Kanons rechnen, welche die anrückende feindliche Kavallerie im wirksamsten Kartåtsch 3 Feuer empfingen , und derselben einen vielleicht eben so großen Verlust zufügten, als das Infanterie -Feuer derselben verursachte. Kurz, indem ich gern in wenig Worten über die Vers theidigungsfähigkeit des damaligen Quarrés hinweg eile, weil mich dunkt, daß sie von selbst einleuchtet, füge ich nur die Bemerkung hinzu, daß grade in der Bedeutsamkeit solcher, überall gleich stark Feuer um ſich ſprühender Vierecke ihre große Reputation gegründet war, und daß die Schwierigkeit ihrer Ucberwältigung so wenig Beispiele von zèrs sprengten und niedergerittenen Quarrés darbieten mußte.
*) f. Handbuch für Offiziere, dritter Theil, 1 S. 273. **) Es wird hier vorausgeseßt, daß erst auf eine solche Distance, nämlich von 300 Schritt, su feuern angefangen werden soll.
250
Nimmt man dagegen ein volles Duarré an , so fållt zuerst in die Augen, daß dasselbe nicht auf allen Seiten gleich stark ist, daß ferner die. Flanken, als der schwächste Theil, nur 16 feuernde Rotten darbieten, welche obenein bei dem Bataillen - Feuer nur halb so viel Kugeln aus dem Lauf bringen können, als sie vermocht hätten, wenn mit Abtheilungen, nach Kommando gefeuert worden wåre, weil jeder Soldat nicht eher schießen darf, bis der mit ihm in einer Rotte stehende wieder geladen hat. Wenn daher die 16 Rotten oder 32 Feuergewehre der Flanke jedes 4 Schuß in der Minute thun könnten " (welches gegenwärtig als Maximum betrachtet werden muß), so werden sie im Bataillen - Feuer zuſammen nur 64 Schuß *) in einer solchen Zeit thun können, und die Zeit, innerhalb welcher der Feind beschoffen werden kann , ist ein wesentlicher Theil bei der beabsichtigten Wirkung.
Da nun, selbst bei Leuten, welche
im Zielen geübt sind , nicht alle Kugeln , sondern , nach Scharnhorst, ** ) auf 400 Schritt die siebente, und nur
4. auf 100 Schritt etwas über die Hälfte der Schüsse treffen ; so kann die Wirkung nur sehr gering seyn.
Geschüße kön-
nen in solchen Quarrés gar nicht placirt werden ; sollen sie sich aber auf den Flanken aufhalten, so werden sie eher zum Hinderniß, als zum Vortheil da seyn, und an welchem Orte es auch sey,
das Feuer der Infanterie maskiren .
Die
Kavallerie wird dagegen die Flanken vorzüglich anfallen, und sich um die zu erwartenden 64 Schüsse nicht sehr bekümmern. Bon der Richtigkeit dieser Bemerkungen liefern alle neuern Schlachten zahlreiche Beweise, indem es an Quarrés nicht gefehlt hat, welche selbst von ungeübter und höchst
*) Das Wechseln der Gewehre hält, wie die Erfahrung lehrt, noch Långer auf. **) Um angeführten Orte.
-
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mittelmäßig berittener Kavallerie zusammengehauen worden find.
Außer dieſen Uebeln haben aber die vollen Quarrés
noch den Nachtheil, daß in ihnen kein Raum vorhanden ist. Kaum vermag der Bataillons - Kommandeur nebst dem Adjutanten sich in ihnen aufzuhalten und zu wenden.
Höhere
Officiere, als Brigadiers und Generale, finden gar keinen Plak, und die obere Leitung muß dadurch sehr leiden. Ein Gedränge der im Innern des Quarrés paſſiv sich verhaltenden Soldaten muß überdies der Ordnung höchst nach theilig werden.
Ich schweige davon, daß diese im Innern
sich Befindenden sich nicht einmal wehren können, und daß dies Verhalten eine große Forderung an die moralischen Kräfte der Menschen, vorzüglich aber der Ungebildeten, zu seyn scheint. Ueberhaupt ist es ein Irrthum, eine dicht auf einander geschlossene Menschenmaſſe nach den Geſeßen mathematiſcher Körper beurtheilen zu wollen und für undurchdringlich zu halten. Denn jedes eindringende Pferd, geſeht auch, daß folches getödtet wird, wird durch seinen Fall selbst die Menſchenmaſſe theilen, und den nachdringenden, es fey den folgenden oder den zur Seite befindlichen,, feindlichen Reitern die Gelegenheit verſchaffen, weiter vor und in die Maſſe hinein zu dringen. Ein solches einmal angebrockeltes Quarré muß also nach und nach aufgespaltet werden, weil es sich, ohne einmal alle seine Kräfte gebrauchen zu können, in ein nahes Gefecht gegen Individuen, welche durch ihr Volumen und ihre Konstruktion jedem einzelnen gedrångten Bertheidiger überlegen sind, eingelaſſen hat.
Wenigstens
ist mir noch kein volles Quarré bekannt geworden , welches durch seine Dichtigkeit eine einmal in daſſelbe gedrungene Kavallerie wieder herausgeschlagen hat. Reüssirte die Kavallerie nicht, so mußte sie vielmehr wegen des Feuers und ihres Verlusts entweder vor dem Quarré liegen bleiben, oder umkehren, und da ist ein starkes Feuer, bei welchem eine solche Wirkung mit einiger Gewißheit anzunehmen ist,
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gewiß allemal dem schwächern Feuer vorzuziehn, bei wek chem die Wirkung sehr problematisch bleibt, und bei welchem man sich hauptsächlich auf die Tiefe der Stellung verlaffen soll. Ein einzelner Infanterist mag einem einzelnen Kavalleriften überlegen seyn. Allein das Ganze ſteht bei dem Nahgefecht offenbar in andern Verhältnissen, und eben. deshalb schaffte man die Pike ab, und vervollkommnete die Chargirung , weil diese die Kräfte der Kavallerie von weitem lähmt. Mit Vervollkommnung des Feuergewehrs trat daher ein anderes Verhältniß der Waffen ein, und die Kavallerie, welche noch zu Turenne's Zeit zahlreicher bei einem Heer als die Infanterie war, wurde vermindert, während man die lettere vermehrte. Dieser Fortschritt, den überlegenen Reitersich weit vom Leibe zu halten, hatte nun auch billig einen Einfluß auf die Stellung der Infanterie, welche zuleht auf drei Glieder festgesetzt wurde, damit man nun auch seine Feuerwaffen besser gebrauchen konnte. Daß dies zu weit ausgedehnt wurde, das können wir åndern ; aber die Natur der Dinge kann man nicht åndern.
Um dem
Nahgefecht der Infanterie gegen die Kavallerie auszuweichen, bleibt also nichts übrig, als es nicht dazu kommen zu laſſen, und dies ist nur durch den besten Gebrauch der Feuerwaffen möglich.
Dies scheinen abermalige Gründe
zu seyn, um für die Bewegung die tiefe Schlachtordnung ( ordre profond) und für das Gefecht die dünne Schlachtordnung ( ordre mince )
für die Infanterie zu´wählen.
Diese Verbindung bleibe dem 19ten Jahrhundert vorbehalten ; rathsam aber ist es, in den gehörigen Beziehungen sich damit zu begnügen. Es wird nunmehr leicht seyn, das alte Quarré mit dem neuen zu vergleichen, ohne daß es nöthig wäre, dies noch umständlicher auseinander zu sehen.
Es würde auch
möglich seyn, einige Verbesserungen des alten wie des neuen vorzuschlagen ; da mir aber dies nichts mehr helfen kann,
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und da solches übrigens auch an sich sehr leicht ist, so möge (vorausgeseht, daß ich einen finde, ) sich nach Belieben mit diesem Gegenstande beschäftigen. Der Glauben an die Maſſen ist vor der Hand, trok der mein einstiger Leser
Erfahrung, groß, das ist wahr ; aber er wird sich von Auffallend war es freilich, daß selbst schon vermindern. dasjenige, was die Erfahrung durch so viele merkwürdige Fälle erprobt hatte, mit einem Male verworfen wurde, als ob die Natur der Dinge sich geändert habe, und die jetzige Kavallerie furchtbarer * ) als die unserer Våter sey, auch die Infanterie im Nahgefecht ihre Ueberlegenheit suchen wolle. Indeß geht es mit vielen menſchlichen Einrichtungen nicht besser: man vergißt das Vorhandene, will noch etwas Vollkommneres vorfinden, und geråth auf Abwege. Dies ist einmal das Loos des menschlichen Geiſtes bisher gewefen, wobei aber dennoch zu wünschen wåre, daß es endlich anders seyn möchte. Dies ist allerdings wohl nicht unmöglich; da es mir aber nichts angeht, und ich keine philoſophische Abhandlung schreiben will, so breche ich von diesen Betrachtungen ab. Was endlich die Evolutionen der Kavallerie Friedrichs des Zweiten anbetrifft, so gleichen deren Aufmärsche und Abmårsche, mit wenigen dieser Waffe gebührenden Eigenthümlichkeiten, denen der Infanterie. So war der Alignements Marsch, das Vorziehen der Flügel, das Deploiren, im Wesentlichen dem schon erwähnten gleich, und es galt hierbei als Grundſaß, was wir schon gesagt haben, nåmlich : möglichste Ordnung mit Geſchwindigkeit verbunden . Da es also nicht auf Herzählung jeder besondern Kavallerie-
*). Man könnte auch das Gegentheil behaupten, weil die Infanterie der Kavallerie im Quarre' ein geringeres Feuer entgegens segen will. Beide Behauptungen aber führen zu İnkonſequenzen, welches dem Unbefangenen auch ganz natürlich vorkommen muß.
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Evolution ankommt; so merke ich blos dasjenige an, was ſie als charakteriſtiſch auszeichnete, nåmlich : den Angriff Diese wurde für gewöhnlich, oder die sogenannte Uttake. en muraille, d. h. ohne Eskadrons - Intervallen, ausge führt. Eine kurze Diſtance war für den Schritt, die långste für den Trab, um die Pferde bei Athem zu erhalten, und dann etwa 100 bis 200 Schritt für den verhaltenen Galopp bestimmt, um die Pferde muthig, hihig zu machen, damit sie den darauf folgenden verlängerten Galopp, und insbesondere das legte, den Choc, mit dem größten UngeDie Führer, die Offiziers, bliestüm ausführen möchten. ben vor der Fronte, um mit Beispiel voran zu gehen, und ließen sich nur bei dem letzten ,, Marsch 4 Mars " im Gliede aufnehmen. Bei solchen Bewegungen, mit möglichst langen Kaval: lerie - Linien, kommt es sehr auf deren ruhige Ausführung, Ein auf die Richtung und auf das Geschlossenbleiben an. Gedränge , oder gar ein Ausdrången , ist allerdings ein großer Fehler. Allein das Oeffnen der Linie, das Ausein= anderkommen, und der Mangel an Schluß, ist ohne Zweifel ein noch weit größerer Fehler.
Es wurde daher für zweck-
mäßig gehalten, den lehtern so viel als möglich zu vermeiden, und deshalb ritt die damalige Kavallerie Knie an Knie, und nicht Bügel an Bügel.
Wenn man nun bedenkt,
daß damals auch in Linien von 25 und 30 Schwadr.ns die Richtung nach dem rechten Flügel beibehalten wurde, indem man von der Richtung nach der Mitte ein zu großes Drången besorgte, so scheint hiergegen auch nichts eingewendet werden zu können. Die Hauptsache auf den Exercierplågen blieb daher das grade Ausreiten dieses Flügels ; im Ernst hingegen zwar wohl ebenfalls die dazu nöthigen Anordnungen und Gewohnheiten ; doch aber mehr noch die möglichste Richtung und das Zuſammenbleiben der Regimenter in sich, wo es denn auf große Kleinigkeiten nicht ankam .
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In Ergreifen des rechten, für die Kavallerie aber immer kostbaren , selten wiederkehrenden, Augenblicks ; im Abschätzen des Raums und Vergleichen mit der Zeit, in welcher. derselbe zurückgelegt werden konnte, und alsdann in Führung der Attake ſelbſt, gab es in der Armee Friedrichs große Neben dem mit Recht oft gepriesenen Seidlig standen Månner, wie Ziethen, Bülow, Lentulus, Putt-
Meister.
kammer, Wartenberg, Driesen, Platen, und später Kleist, Belling, Werner, Wakenik, Reihenstein, Lossow, so wie schon früher Buddenbrok, Gesler, zwei Generale Schwerin, Nassau, Rothenburg und andere mehr, die man nicht alle aufzählen kann, weil es zu weitläuftig ist, und leicht aufgefunden werden kann. Es ergiebt sich hieraus, daß es der damaligen preußischen Kavallerie nicht an mehr als gewöhnlichen Reiter - Generalen gefehlt hat, welche sich eigenthümlich für ihre Waffe gebildet hatten. Keinem der nur hier im Vorbeigehn Genannten fehlt es an Beweisen durch die That, daß er etwas Außerordentliches geleistet hat ; manche von ihnen gehören sogar unter die genialischen Männer, welches Alles zu kennen wohl der Mühe lohnt, um jenes merkwürdige Zeitalter richtig beurtheilen zu lernen. Indem ich also keiner andern braven Armee der damaligen , der. jüngst verstorbenen und der noch lebenden Mitwelt zu nahe treten will, glaube ich doch keineswegs zu gewagt zu urtheiIen, wenn ich der Meinung bin , daß niemals eine Kavallerie so viele ausgezeichnete Anführer an ihrer Spitze gehabt hat, als jene. Solche Männer, solche Dressur und solches übriges Handwerkzeug, worunter die Pferde einen hohen Platz ein: nehmen, mußten nun auch in dem Soldaten einen ganz eig nen Geist erzeugen, den ich für würdig halte, so viel als möglich beachtet zu werden.
Keiner jener Månner war ein
Kosmopolit aller Waffen, sondern für die ſeinige ganz beson- / ders portirt, ohne deshalb grade die andere zu verachten. Der lehte Sprößling aus dieser Schule ist der Fürst Blücher
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von Wahlstatt gewesen, den ich schon früher mit Recht den Typus des preußischen Huſaren aus dem 7jährigen Kriege genannt zu haben glaube. denn warum sollte man sic Von solchen Heroen nicht also nennen ? -
erhielt nur die Uttake der Kavallerie
einen originellen Stempel, einen großen Werth.
Ihr Geiſt
regte sich mit dem Stoß der Trompete in die Geſchwader, und sie stürzten sich mit dem Fanfaro in den Feind. Dem unerachtet war König Friedrich der Zweite oft nicht mit ſeiner Kavallerie zufrieden, und tadelte sie hart bei Lowoſik, wo ihre Bravour ſie zu weit führte," und ein qui pro quo fie zu einer zweiten Attake verleitete. *)
Der König for:
derte viel von seiner Kavallerie und von ihrem Ungriff. Aber er erreichte auch sein Ziel, wie Leuthen,
Rosbach,
Zorndorf und viele ähnliche Gelegenheiten bewiesen haben. Da so viele Bedingungen die wahre Führung der Kävallerie erschweren, und ein eigner, ein genialer Blick dazu gehört, um jene Bedingungen zu erfüllen : so bleibt die Aneignung der Ansichten jener Zeit gewiß für jeden ihrer Führer wichtig. Dies habe ich gewünſcht andeuten zu können ; denn regelrecht darstellen läßt es sich nicht. Es giebt ebenfalls in diesem Theil der Kriegskunst, nämlich in der Führung der Kavallerie, eine partie divine de l'art, und man möchte behaupten, fast bei jeder Gelegenheit, wo sie mit Erfolg gebraucht werden soll. Ein Gleiches läßt sich nicht von allen und jeden Infanterie- Bewegungen sagen , weil die Benutzung eines einzigen Augenblicks seltener vorkommt und langſamer vorüber geht. angemeſſen zu seyn ,
Es scheint mir also der Sache
wenn ich dies bei dieser Gelegenheit
*) Doch sagt der König mildernd von den Kuiraſſieren : "", S'abandonnant à leur impétuosité et à l'ardeur de se signaler " etc. Die Kavallerie verlor zwei ihrer vorzüg lichsten Anführer, die Generale Lüderig und Dergen,` deren Andenken wir ehren wollen .
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anmerke, welche ein so einfaches Anſehn hat, aber von fo großer Wichtigkeit ist, als worinn eben die Löſung des Knotens gesucht werden muß. Die Taktik der Artillerie, welche sich heut zu Tage in
der preußischen Urmee so sehr vervollkommnet hat, war das mals noch im Entstehn, da die Beſpannung während des Friedens fehlte, und also kein eigentliches regelrechtes und
I zusammengesettes Manovre stattfand . Die im Jahr 1761 errichtete reitende Artillerie führte nåher auf die Spur. Sonst aber folgte die Artillerie der Infanterie auf eine eins Die Wirkung dieser Waffe verdiente jedoch
fache Weise.
schon damals die größten Lobsprüche, und es läßt sich nicht behaupten, daß die damaligen, größtentheils empirisch ges bildeten Urtillerie- Unführer hierin sehr zurückgestanden und nur wenig geleistet hätten. Wir haben bisher die hauptsächlichsten Stücke der Taktik Friedrichs des Zweiten, in so fern sie Stellung und Bewegung betrifft, betrachtet.
Es bleibt uns nun noch * übrig , die damalige Chargirung der Infanterie, dieses
Hauptbestandtheiles des Heeres, näher zu beschauen, wie solche theils in dem großen Kriege des Königs, theils nach eingeführten Verbeſſerungen , beschaffen gewesen ist. Diese Chargirung hatte große Vorzüge, obgleich auch Mångel. Allein es bedarf keiner Frage, ob die leztern durch die erstern aufgewogen wurden, weil es ausgemacht; e ist, daß der König den Zweck, welchen er sich vorgesetzt hatte, nåmlich der Infanterie ein überlegenes Feuer zu vers schaffen, erreicht hat. Allerdings håtte diese Chargirung, noch vervollkommnet werden können, wie wir im Verfolg ſehen werden ; indeß leistete ſie auch, so wie sie war, wirks lich schon sehr viel. Es ist bekannt, daß durch den Fürsten Leopold von Anhalt - Dessau zuerst der Vortheil der eisernen Ladestöcke, entdeckt, und darauf von König Friedrich Wilhelm dem Ersten in der preußischen Armee eingeführt wurde. So weit, R
258 L waren im Jahr 1740 die andern Armeen noch nicht, und die Ueberlegenheit des preußischen Feuers wurde zuerst bei Mollwit erprobt. Seit dieser Zeit arbeitete man im preußi, schen Heere unaufhörlich dahin , den Soldaten möglichst gewandt in der Chargirung zu machen, und vorzüglich die Bis zum Arbeit mit dem Ladestock zu vervollkommnen . Jahre 1740 hatte man noch die Infanterie in vier Glieder rangirt, und dieselbe nicht immer die Bajonette auf die Gewehre aufstecken lassen. Um nun mit allen Gliedern zugleich feuern zu können, und dadurch eine größere Wirtung zu erhalten, als durch das bis dahin bestandene Gliederfeuer möglich war, wurde das vierte Glied in die andern drei Glieder vertheilt, und dabei beſtimmt, daß das erste Glied auf das rechte Knie niederfallen sollte, damit die andern beiden Glieder zugleich über daſſelbe wegschießen könnten. Dies, so wie die bald darauf folgende Bestimmung, daß die Bajonette bei der Chargirung nicht abgenommen, ſondern bei derselben, so wie bei faſt allen andern Handgrifs fen und Evolutionen , auf dem Lauf des Gewehrs verbleiben follten, veranlaßte zu Anfang nicht nur viele Mühe und Arbeit, sondern, vorzüglich die Bajonetts , auch manche Unglücksfälle. Als man aber daran gewöhnt war, fiel es Niemand ein, etwas Besonderes darin zu finden, und bald breitete die Meinung sich aus, daß es nicht anders seyn łonne. Da man unaufhörlich auf die Geschwindigkeit sah, mit welcher der Soldat schießen könne, so war es natürlich, daß die Zeit, innerhalb welcher ſolches geschehen konnte, zum Maaßstabe der Wirkung genommen wurde. Allerdings hangt diese Wirkung jedoch nicht nur von der Geschwindig keit, sondern auch vom sichern Gelangen der Kugel an das Ziel, d. h. vom Treffen, ab, und beides muß mit einander verbunden werden . Fållt daher die Sicherheit des Schusses weg, ſo kann das räſche Vérplaßen vieler Patronen zu nichts · Helfen ; und fällt die möglichste und bedingte Geschwindig
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keit weg, so wird die Wirkung vermindert werden , und wenn eine ganze Infanterie aus gezogenen Röhren oder Standbüchsen schöffe. So wie also die Geschwindigkeit, mit der Sicherheit verbunden, erst die größtmöglichste Wirkung hervorbringt : eben so darf auch das eine von dem andern nicht getrennt werden, und man könnte füglich diese Vorstellungsart als einen Haupt- Grundſaß bei der Char-girung betrachten. Als Entschuldigungsgrund für das Zeitalter Friedrichs mag es dienen, daß damals das Tirailliren noch nicht in allgemeinem Gebrauch war. Andererseits muß ich offens 1 herzig bekennen, daß dieſe Erfindung, der Würkung auf Kosten der Geschwindigkeit, gefährlich geworden ist, und daß ich der Meinung irgend eines neuern Kriegsschriftstellers ( wo ich es gelesen habe, entsinne ich mich nicht mehr,) beitrete: daß zwar bei dem zerstreuten Gefecht die Qualität die Quantität der Schüſſe ersehen müsse ;
daß hingegen bei dem geschlossenen Gefecht es sich grade umgekehrt verhalte, und die Quantität des Feuers dessen Qualität aufwiegen müſſe. Von dem einmal angenommenen Grundſaße der alleinigen Geschwindigkeit ausgehend, blieb man zu Friedrichs des Zweiten Zeit bei derselben Ansicht stehen , und es wurde schon vor dem großen Kriege der Versuch gemacht, in Zeit von einer Minute ſo oft als möglich zu chargiren, und die Anzahl der aus dem Lauf zu bringenden Schüſſe auf vier bis fünf festgesetzt. In diesem Zustande verblieb die Char girung bis zum Jahr 1773 oder 74. Als hierauf die cylinderförmigen Ladeståcke entdeckt wurden , welche bei dem Laden nicht mehr umgekehrt werden durften ,
wurde von
einem auserercirten Soldaten verlangt, in einer Minute fünfmal schießen zu können, und die sechste Kugel in den Lauf gebracht und geschultert zu haben. Mit Erfindung der trichterförmigen Schwanzſchrauben , welche das Aufschütten auf die Pfanne unnöthig machten, entstand nun in R 2
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regelmäßiger Form das Minutenfeuer, bei welchem sechsmal geschossen und das siebente Mal geladen werden mußte. Da dies aber übertrieben wurde, schaffte König Friedrich Wilhelm der Zweite dasselbe wieder ab, und in dieser Vers fassung der Chargirung verblieb die preußische Armee bis zu dem Jahre 1806 . Es lohnt nunmehr der Mühe, dieſe verſchiedenen Chars girungsarten, rücksichtlich ihrer Wirkung, genauer zu průs fen, und dabei die bereits erwähnten Grundsäße des vers storbenen General
Lieutenants von Scharnhorst in An-
wendung zu bringen. *) Nimmt man ein Bataillon von 1000 Mann an, welches 333 % Rotten ausmacht, viermal in einer Minute zu feuern im Stande ist, nachdem solches zuvor geladen hat, und auch die fünfte Kugel wieder in den Lauf bringen kann : so werden, wenn mit allen drei Gliedern nach der damalis gen Art geschossen wird, von nicht im Zielschießen geübten Soldaten, wie sie zu jener Zeit waren, von den 4000 aus dem Lauf gebrachten Kugeln in der Minute treffen :
260 Kugeln,
auf 400 Schritt auf 300 Schritt auf 200 Schritt
596 Kugeln, 732 Kugeln,
auf 100 Schritt
1612 Kugeln.
Kann dasselbe Bataillon fünfmal in der Minute schießen, ſo treffen in diesem Zeitraum von ungeübten Leuten :
auf 400 Schritt
auf 200 Schritt
325 Kugeln, 745 Kugeln, 915 Kugeln,
auf 100 Schritt
2015 Kugeln.
auf 300 Schritt
*) Man sehe Handbuch für Offiziere, dritter Theil, S. 275, Die dort befindliche Tabelle.
261
Bei sechs Schuß in der Minute würden treffen : auf 400 Schritt
390 Kugeln, 894 Kugeln,
auf 300 Schritt auf 200 Schritt
1098 Kugeln,
auf 100 Schritt
2418 Kugeln.
Um nun den Werth dieses Feuers vergleichen zu können, muß man gegenseitig ein gleich ſtarkes und im Zielschießen geübtes Bataillon annehmen, welches in einer Minute viers mal schießen und das fünfte Mal geladen haben kann, aber nur mit dem ersten und zweiten Gliede chargirt . treffen von den 4 x 667
2668 Schüſſen :
auf 400 Schritt
347 Kugeln,
auf auf auf
625 Kugeln, 849 Kugeln,
·300 Schritt 200 Schritt 100 Schritt
Hier
1,425 Kugeln.
Es lassen sich hierüber ohne Zweifel mancherlei Betrach tungen anstellen, wovon ich aber nur die wichtigsten, so wie fie fich mir augenblicklich darstellen, anführen will. Zuvorderst aber verwahre ich mich gegen den thdrigen Wahn, als ob man dergleichen Vergleiche nicht durch das Maaß der Zeit anstellen dürfe, da grade das Zeitmaaß, in welchem eine Anzahl Kugeln treffen, zum Maaßstabe der Würkung gehört , wie denn dies auch die sehr richtige Anmerkung des verstorbenen Generals von Scharnhorst besagt. *) Man kann fürs Erste einwenden, daß ein solches Feuer, bei welchem jeder Soldat in einer Minute eine gewiſſe Ans zahl von Patronen verschießen soll, im Ernst nicht anges
*) Scharnhorst. Dessen Handbuch für Offiziere, dritter Theil, B..276, wo §, 178 vom sogenannten Plackerfeuer gehandelt wird,
262
wendet werden wird, und daß man im Bataillon nicht so schnell schießen kann. Daraus folgt aber nur, daß man langsamer schießen wird, sowohl bei der einen, als bei der andern Chargirung , und daß also das Verhältniß, welches ohnehin hier nur bilds lich und muthmaaßlich ausgedrückt werden soll, ungefähr dasselbe bleiben wird. Groß kann deshalb der Unterschied nicht ausfallen, wenn sonst im Kommando oder in der Behandlung des Gewehrs nichts versehen wird, weil die aus dem Scharnhorstschen Handbuche entlehnten Verhältniſſe auf Erfahrung gegründet sind. Uebrigens ist hier auf jeder Seite das Maximum angenommen.
Und was die
Meinung anbetrifft, daß ein solches Feuer im Ernst nicht angewendet werden dürfte, so ist dies ein schlechter Grund, um die Uebungen zu beschränken , und schon aus diesem Gründe thörigt. Denn wenn es nun doch einmal im Ernſt darauf ankommt, recht schnell auf einander Feuer zu geben, und die Leute sind nicht darauf erercirt, so kommen wir zu furz. Daß dabei auch vom Treffen die Rede seyn muß, versteht sich von selbst.
Aber, immer nur vom Zielen
schwagen, darüber verliert man die Zeit aus den Augen ; ein eben solcher Fehler, als der entgegengesette, früher obwaltende. Endlich kann im Bataillon recht gut rasch chargirt werden, wie die Erfahrung gelehrt hat. Man kann ferner sagen, daß bei der alten Chargirung drei feuernde Glieder angenommen sind, bei der neuen hingegen nur zwei, und daß das Niederfallen des ersten Gliedes vor dem Feinde nicht praktikabel oder doch der Gesundheit nachtheilig sey. Allein hierauf läßt sich antworten : daß das erste Glied der Armee Friedrichs des Zweiten wirklich in Aktionen, während langwieriger Kriege, niedergefallen ist, so lange es nur möglich war, die Besonnenheit und Ordnung zu erhalten, und daß dies im Jahr 1806 ebenfalls noch ges schehen ist. Was nun mit jenen, halb aus Ausländern
263
bestehenden Truppen möglich seyn konnte, das werden die besser zusammengesetzten Schaaren wohl ebenfalls leisten können , und in sämmtlichen europäischen Heeren auch wirklich leisten. Will man eine möglichst große Wirkung haben, so müssen auch die Mittel zum Zweck gewählt were den.
Der Einwand wegen dem Schaden, den der nieders
fallende Soldat an der Geſundheit erleiden könne, ist aber vollends nichtig, weil nur eine große Ungeſchicklichkeit und Mangel an Ausbildung dergleichen verursachen kann, und weil die Erfahrung einer langen Reihe von Jahren denjeni gen, der sich mit der Dreſſur des Soldaten ſelbſt abgegeben hat, sehr klar und hinreichend das Gegentheil beweiſet. Will man aber dieses alles nicht einräumen, ſo folgt daraus, daß ein Bataillon von 1000 Mann oder 333 Rotten, bei welchem nur die beiden vordersten Glieder schießen kön nen, nicht mehr im geſchloſſenen Gefecht, und wenn nach Kommando chargirt wird, zu leiſten vermag, als ein Bas taillon von 667 Mann oder 222 Kotten, bei welchem alle drei Glieder Feuer geben ;
ja, die Wirkung wird nicht
einmal dieselbe bleiben, weil bei dem lehtern die Kugeln auf eine, um 111 Rotten verminderte Länge der feindlichen Linie fallen, folglich in derselben eine größere Verwüstung anrichten werden, als wenn ſie auf den gegenüber ſtehenden Feind von einem aus 1000 Mann ( oder 333 Rotten ) bestehenden Bataillon abgeschossen worden wären, welches in dieser Ausdehnung mit seinen beiden vordersten Gliedern keine größere Anzahl aus den Läufen bringen kann ; eine gleiche Geschwindigkeit, wie sich hier von selbst versteht, vorausgesetzt. Wollte man endlich meinen, daß man heut zu Tage keine so frequente Gelegenheit zu geſchloſſenen Infanteries Gefechten finden dürfte, als ehedem, da durch die Stellung in Kolonnen und durch das Tirailleur - System dergleichen selten geworden wåren : so würde ein solcher Einwurf ent= weder keine Antwort verdienen, oder im glimpflichsten Fall
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badurch zu beseitigen seyn, daß die größere Wirkung allemal der geringern von rechtswegen vorgezogen werden müſſe, und daß, wenn denn nun, da es einmal zu einem anhals tenden geschlossenen Infanterie- Gefecht kåme, man bei der
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ersten sich besser befinden dürfte, als bei der leßten.
00
Wenn man nun die oben erwähnten åltern Chargiz rungs -Arten mit der neuern vergleicht, so findet sich, daß biese lettere, unerachtet des Vorzugs der Uebung im Ziels schießen, dennoch im Nachtheil steht. dem Tirailliren statt ,
Dies findet sogar bei
wenn nach dem oben angemerkten -
Grundsak die Zeit bei der Wirkung eben so gut in Anſchlaggebracht werden muß, als die Sicherheit des Treffens . Bei dem geschlossenen Gefecht scheint mir wenigstens jeder Zweis fel wegzufallen. Bei der åltern Chargirung, bei welcher nur vier Schuß auf die Minute gerechnet werden , scheint zwar auf die Distance von 400 , 300 und 200 Schritt die neuere durch Zielschießen eingeübte den Vorzug zu verdienen. Allein auf die Nähe von 100 Schritt, also auf der entscheidendsten Entfernung, geht jener Vorzug größtentheils wieder vers loren, und grade in dieser Nåhe wird bei gleicher Bravour (man muß aber keinen Feind gering schäßen ) der entschei dende Augenblick eintreten . Ueberdem ist es eine auf Beob achtung und Erfahrung beruhende Sache, daß in den heutigen europäischen Armeen nur die allergeübtesten Theile derselben viermal in der Zeit von einer Minute werden schießen können. Für gewöhnlich kommen nur drei Schuß zum Vorschein; man beobachte und prüfe! - Es möchte alſo eine mißliche Sache seyn, der åltesten Chargirung selbst mit geübten Schüßen im geschlossenen Gefecht gegens über zu stehn. Angenommen sogar, das Infanterie - Feuer könne nicht Stunden lang mit derselben Geschwindigkeitfortgeseßt werden, so muß schon der Anfang auf den lang, famer schießenden Gegner einen bedeutenden Eindruck más chen; denn nicht alle Kugeln, welche treffen, schlagen den
1 265
Feind: dies ist ein Saß, welchen keine Waffe beſſer beurs kundet, als die Artillerie ; und er beweist, daß auch diejenis gen Kugeln, welche nicht treffen , zu Vergrößerung des moralischen Eindrucks beitragen können. Endlich verdient noch bemerkt zu werden, daß, wenn man nicht mit Sichers heit auf die angenommene Geschwindigkeit bei der neuern Chargirung rechnen kann , man dafür mit einer ungleich größern Zuverläſſigkeit dieſe Geſchwindigkeit bei der åltern Chargirung voraussehen darf, weil diese selbst zur Zeit des 7jährigen Krieges durch den leichtern Mechanismus des Ladestocks befördert wurde. Wenn nun im geſchloſſenen Infanterie - Gefecht das Zielen eine mißliche und schwere Sache bleibt, und gleiche Contenance auf beiden, gegen einander fechtenden Theilen vorausgesetzt wird :
so dürfte
die Geschwindigkeit die Wagschaale auf ihrer Seite herüber ziehen, weshalb ich denn auch jenem Grundsaß über die Quantität und Qualität des Feuers beigetreten bin. Vergleicht man ferner diejenige zweite der åltern Chargirungsarten, bei welcher 5 Kugeln in der Minute aus dem Lauf gebracht werden konnten, mit der neueren ; so ist die Ueberlegenheit der ersten noch größer und konzentrirter. Um auffallendsten wird dieser Kontrast endlich bei dem Vergleich der letzten Chargirung, nach welcher sechsmal in der Minute geschossen werden sollte. Wir wollen uns indessen hierbei nicht länger aufhalten, sondern zu einer anderweitigen Bemerkung über diese verschiedenen Chargirungen schreiten. Als mit dem Jahre 1782 das preußische InfanterieGewehr möglichst vervollkommt war, und vermöge seiner Konstruktion die größtmögliche Geschwindigkeit bei dem Feuer verstattete, war allerdings das viermalige Schießen in einer Minute zu unbedeutend, und man konnte mit Recht mehr verlangen. Allein, man verlangte zu viel, wenn man annahm, daß man auf die Dauer sechsmal in einer Minute schießen könnte . · Man vergaß, daß das Gewehr
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nicht zwei Minuten also gebraucht werden möge, ohne so heiß zu werden, daß der Soldat es nicht mehr halten könne, daher auch späterhin die sogenannten Brandricmen eingeDer Soldat mußte bei solcher täglich geübführt wurden. ten Geschwindigkeit sich üble Gewohnheiten angewöhnen, zum Erempel die Patrone nicht gut auffeßen, schlecht auf die Direktion des Schusses sehen, und bei dem Abfeuern das Gewehr zu raſch in die Höhe reiſſen und dergl. mehr. Kurz, daß bei der Chargirung geeilt wurde, war recht und gut; allein, daß der Soldat dabei seine Arbeit übereilte, das ist nicht zu billigen. Håtte man zu jener Zeit das Schießen mit Kugeln nach dem Ziele dem Soldaten eben so eingeübt,
als es
gegenwärtig bei der preußischen Armee eingeführt ist ; ſo würde bei dem großen und leichten Mechanismus mit dem Ladestocke, wie es damals bis zu einer bewundernswürdigen Höhe gediehen war, die preußische Chargirung den höchſtmöglichen Grad der Vollkommenheit erreicht haben. Es ist daher zu bedauern, daß dies nicht geschehen ist; allein, irren bleibt menschlich. Uebrigens hatte unser altes Infanteries Gewehr Fehler ; allein im Ganzen genommen war es gut, und, wie ich aus speziellen Versuchen weiß, das beste unter allen Infanterie - Gewehren in Europa, unerachtet es schwer und der Kolben zur Zeit Friedrichs des Zweiten gar nicht zum Zielen geeignet war. Was ich von der neuern preußischen Chargirung weiß, ſcheint mir nicht allen Anforderungen Genüge zu leiſten. Der Mechanismus des Ladestocks ist gehemmt, und derselbe kann nicht mehr geschnellt werden.
Der Einwurf: daß der
Ladestock herausfallen könnte, will dagegen nichts sagen ; denn dies kann leicht verhütet werden. Dagegen bleibt die schnelle und schöne Arbeit mit dem Ladestock ohne Frage ein Haupttheil der Chargirung .
Das zu geschwinde Schießen
hatte seine Mångel ; diese konnten gehoben und das Ganze vervollkommnet werden. Das durch den Mechanismus des 1
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Gewehrs gebotene langsame Schießen kann dagegen ohne Veränderung desselben nicht gehoben werden . Da nun bei der Wirkung des Feuers , wie ich geglaubt habe, die Sichers heit des Treffens mit einem Zeitmaaß verbunden werden muß, innerhalb welchem solches stattfinden kann : so liegen hierin die Bedingungen, nach welchen die Einrichtung des Gewehrs und die Art der Uebungen eingerichtet werden müss sen.
Da dies auseinander zu sehen zu weit führen würde und also nicht eigentlich hierher gehört, so überlasse ich es dem Nachdenken meines Lesers. Man hat geglaubt, daß das Infanterie - Feuer der
neuern Franzosen dem alten preußischen Feuer überlegen gewesen wäre. Dieser Meinung bin ich nicht, indem ich über diesen Gegenstand viel mit französischen Offizieren gesprochen habe,
welche der preußischen Armee im Jahr
1806 gegenüber gestanden hatten, und Leute von Talent waren.
Allein die Franzosen blieben damals ( Gott Lob,
wohl nicht für immer ! ) die Sieger, und was ein Sieger hat, glaubt man, sey das Beste. So wurde die preußische Armee nach dem 7jährigen Kriege kopirt. Allein, wenn sich die Gemüther abgekühlt haben werden, dann wird man wohl auch die Mittelstraße treffen, und, ohne fremde Vortheile zu mißkennen, doch auch das alte Gute nicht vers´ schmåhen. Denn wenn das Lehte mit dem Neuen, aber Bewährten, bei der Chargirung verbunden werden könnte : alsdann würde das Wahre, das Vorzüglichste daraus entſtehen.
Dies ist meine Meinung. *)
*) Wenn man die Wirkung der åltern Chargirung, verbunden mit der Uebung des Zielschießens, nach Scharnhorstſchen Grund= sågen zu vergleichen sich nur die Mühe geben will : so wird man erstaunen, zu welchen Resultaten ein rascheres Laden führt. Fünfmal in der Minute, und zwar mit größter Muße und ohne im mindeſten zu übereilen, wird bei Ladestöcken alter Art ein Spiel, eine Kleinigkeit werden. Prüfet, und behaltet das
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Jest wollen wir die verschiedenen Arten von Feuer, wie fie in der Urmee Friedrichs des Zweiten eingeführt waren, durchgehn, und jede derselben nåher würdigen.
Wenn damals ein Bataillon aus der gewöhnlichen oder Parade Stellung in die zur Chargirung geeignete übergehn sollte, so geschah dies mit mancher Umständlichkeit, von zwelchen indeß die mehreſten ſchon im Jahr 1786 abgeschafft waren. *) Wir übergehen sie sämmtlich, und bemerken nur, daß das damals aus fünf Kompagnieen bestehende Musketier oder Fusilier Bataillon in zehn, die vier Kompagnieen starken Grenadier - Bataillons aber in acht Pelo: tons, oder Züge, so wie die Kompagnieen in ſich waren, eingetheilt blieben. Die erste Art des Feuerns fand nun mit solchen Pelostons im Bataillon statt, wobei wir die nähere Darstellung
tat ebenfalls als bekannt weglassen.
War hierbei die regels
fe Gute! Endlich bemerke ich noch, daß die Ringe auf den Gewehren, und gar das Kòrn auf dem Ringe, dem Zielen sehr nachtheilig sind. Ohne solche Ringe muß folglich die Wirkung noch sicherer werden. *) Bis auf das Rangiren ; denn die zwei Kompagnieen über den Fahnen rangirten rechts ; die mittelste halb rechts, halb links ; die zwei Kompagnieen unter den Fahnen links. Es geschah dies in jeder Kompagnie für sich. Früherhin mußten, bei der sogenannten Formation des Bataillons , die größten Leute såmmtlich auf den rechten, und die darauf folgenden auf den linken Flügel des Bataillons aus ihren Kompagnieen heraustrez ten u. s. w. Das Bataillon wurde nua in 8 Züge eingetheilt, und die Offiziers nach ihrer Anciennität eingestellt. Es stehe Dies Alles zu beschreiben, ist zu weitläuftig. nur als ein altes Denkmahl hier. ,,Welche umständlichkeit ! " wird der Zeitgenoß sagen. Wohl wahr ! Aber das thut nichts zur Sache. Wir haben nicht nöthig, es nach zu machen, und unsere Vorfahren waren deshalb nicht schlechter ; denn sie schlus gen den Feind. Und das ist immer die Hauptfache.
3
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måßige Folge des Peloton- Feuers auch wirklich eine zu weit getriebene, im Ernst eines higigen Gefechts unausführbare Forderung : so hatte sie auf der andern Seite das Gute, den Offizier und den Soldaten zu beschäftigen und ihn in Aufmerksamkeit zu erhalten.
Es hat auch sehr oft
Fälle gegeben, bei welchen das regelmäßige Peloton - Feuer, wie auf dem Erercierplak , gegen den Feind ausgeführt worden ist, und sehr imponiren mußte. Da es aber nur die halbe Wirkung leistet (s. Scharnhorst's Handbuch für Offiziers, 3ter Theil, S. 278 , ) : so ist dasselbe nicht zu empfehlen, obgleich es doch auch wieder gut ist, wenn wenigstens die Möglichkeit vorhanden bleibt , mit einzelnen Zügen chargiren zu können , und zwar in der Regel also, daß der eine den andern Zug vertheidigt. Auf das Peloton - Feuer folgte das mit ganzen Bas taillons , welches das Imposanteste von Allen war, und auch sehr oft eine große Wirkung hervorgebracht hat. Der verstorbene General von Scharnhorst ist dieser Meinung in seinem Handbuche. Die Bataillons - Salven der damaligen Zeit mußten, wenn sie beifallswerth seyn sollten, rund auss fallen, d . h. nicht als ein Gepraſſel, oder als ein umſtürzendes Fuder Steine in die Ohren klingen, und oft haben. die Gelehrten, wegen dieser Pråtension ihre Häupter geschütz telt, indem sie den, bei vielen andern Dingen angebrachten Spruch hersagten : ,, das schlägt nicht den Feind." Allerdings ist dies wohl wahr. Aber die Herrn vergaßen, daß Gestalt, Form, kurz das Aeußere, sehr oft, sei es auch nicht die eigentliche Entscheidung, doch sehr viel zum Schlaz gen beigetragen haben. Eine runde Bataillons's Salve ist wenigstens ein Zeichen von Aufmerksamkeit auf das Kommando , von Uppel im Angesicht des gegenüber stehenden Feindes, folglich von Dressur, welche die Contenance unters ftügt, also ein Beweis von Kaltblütigkeit, die wohl dem Gegner deutlich genug zu verstehen giebt, daß er mit braven Leuten zu thun hat, und wahrlich, diese Sprache ist nicht
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Zweitens aber ist solche Bataillons - Salve, wenn sie wirklich mit Contenance gegeben wird, auch dazu .
zu verachten.
geeignet, dem Feinde in einem Augenblick einen großen Verlust zuzufügen.
Je stärker sie also ist, desto kräftiger
und beſſer, und dies spricht für das Schießen mit allen drei Gliedern.
Der Feind, welcher durch einen einzigen Schuß
eine bedeutende Anzahl Leute außer Gefecht geseht sieht, wird stärker decontenancirt werden, als wenn diese WirDies war der Grund, kung erst nach und nach erfolgt. warum König Friedrich der Zweite so viel auf die erwähnte Art von Bataillons Salven hielt. Indeß leistet ein solches Feuer, nach den ganz richtigen Grundsätzen des Generals von Scharnhorst, auf die Dauer noch nicht die volle Wirkung, welche erfolgen würde, wenn ein Bataillon, oder auch ein kleinerer Trupp, in vier Theile getheilt würde. *) Man lese diese Stelle, und man wird als Ursache angegeben finden, daß jede Abtheilung fünfmal in der Minute schießen kann, welches daselbst sehr genügend auseinander gesezt ist, aber nur für die älteren Chargi=" Diese vier Abtheilungen rungs- Arten möglich bleibt. mögen nun nach Belieben schießen, jedoch so, daß niemals Wir wollen uns also ihrer zwei im Anschlage liegen. hierbei nicht aufhalten, sondern lediglich anmerken, daß ein åhnliches Verhalten, auch bei dem åltern Bataillons - Feuer, im Ernst nur verlangt wurde. Sache weiter ausmahlen
Der Leser möge fich die
Dies waren die vorschriftsmäßigen Feuer der damaligen So lange es nur irgend Menschen möglich war, Armee. suchte man in Aktionen vermittelst ihrer zu kämpfen, und es hat viele Schlachten gegeben, in welchen nur diese regelmäßigen Feuer gebraucht worden sind. Der Beweis der Möglichkeit liegt alſo klar am Tage, und müßte wohl auch
*) f. Handbuch, dritter Theil, S. 269.
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bei den neuern Truppen erfolgen, oder wohl gar mit noch Nur alsdann, größerm Recht gefordert werden können. wenn es unmöglich wurde, die Aufmerkſamkeit des Soldaten långer durch jene Regelmäßigkeit zu fesseln, ergab man fich dem einzelnen , heut zu Tage Bataillen - Feuer genannt.
Man wandte jedoch zuvor alle erſinnliche Mittel,
ſelbſt die hårtesten an, um zu verhindern, daß einzelne Leute ihre Gewehre abſchoſſen, und bestrafte dies, ſo lange das Gewühl der Schlacht, oder großer Verlust, und vorzüglich das Fallen der Offiziere, die allgemeine Aufmerksamkeit nicht vernichtete. Erst dann sahen die Truppen sich ihrem eigenen Impuls überlaſſen : erst dann schoß, wer da ſchießen konnte und wollte, und zwar natürlich ein Jeder, so oft er zu laden im Stande war, ohne an Neben- und Vordermann sich zu kehren. Dies regellose Gefecht fand jedoch nur in großer Nähe des Feindes statt.
In diesem kriti-
schen Wendepunkt, wo die Reihen beider, gegen einander fechtender Theile schon aufgelockert waren, und die Entscheidung oft durch die zu Hülfe kommende Kavallerie , oder auch wohl durch das Bajonett von unserer Seite ( denn Bajonett- Attaken von dem Feinde find mir nicht bekannt geworden ), den Sieg herbei führte, und bald auch das Zusammenhalten möglich machte : in diesem Augenblick waren beide fechtenden Theile ihrer Auflösung nahe, und diejenige Armee, welche alsdann noch im Allgemeinen eine überwiegende Kraftäußerung zu verwenden vermochte, sah ihre Gegner den Rücken kehren . Das Bataillen- Feuer wurde demnach damals als ein aller , als ein Uebel betrachtet , welches man auf alle Art zu umgehn und zu vermeiden suchen müsse. So
pis
dachten alle alten Generale Friedrichs des Zweiten, und Niemand erwähnte eines solchen ungeregelten Gefechts, weil man dasselbe als eine Art von Makel betrachtete, und also mit Stillschweigen überging.
272
Die Verschiedenheit der gegenwärtig üblichen Ansichten macht es also wohl interessant, die Sache näher zu betrach ten, obgleich ich bereits bei Gelegenheit des Quarrés mich darüber geäußert habe, woraus zu entnehmen ist, daß auch
na
ich alter Kriegsmann mich mit den neuern Meinungen nicht zu vertragen vermag. Ich bin also auch den Beweis
„bah
wirt schuldig , und dieser wird folgen. Ich folge hierin ganz der Meinung eines vorzüglich geachteten Kriegsschriftstellers, welcher als praktischer Sols dat einen großen Ruf erlangt hat, und deſſen-Namen in den Annalen des preußischen Heeres höchst geehrt bleiben wird, nämlich dem General von Scharnhorst, mit deſſen Grundfäßen ich mich völlig für diesen Fall einverstanden erkläre. Mas derselbe vor mehr als dreißig Jahren über diesen Ges genstand niederschrieb, ist zwar jetzt schon alt , allein deshalb nicht veraltet, weil es wahr ist. Was aber einmal der Wahrheit gemäß angenommen werden kann, bleibt für alle folgende Zeiten wahr, es mag dagegen noch so viel deklamirt werden, als man wolle. Die wahre Erfahrung wird ihm gegen die vermeintliche zu Hülfe kommen , und endlich wird man sich auch zu der Wahrheit der Sache bekennen. Im Scharnhorst'ſchen Handbuch für Offiziere, dritter Theil, §. 178, S. 276, heißt es von dem Plackerfeuer, welches das heutige sogenannte Bataillon - Feuer iſt, *) folgendergestalt: " Das Plackerfeuer hat große Nachtheile:
eines
Plac
hören nicht vielen
Steine laffen „ter bri
übelste eine ge
ist, un , verlorer
Mühe, Xus§.1 Das wirk
aß man, abe feuer
theil auf ke lange gel
1 ) leistet.
,,es keine augenblickliche Wirkung , und alle Erfahrung
*) Vielleicht noch nicht einmal daſſelbe, weil bei dem Plackerfeuer jeder nach Belieben, ſo oft er schießen kann, auch schießen darf, und also von seiner Geschicklichkeit einen ungezwungenen Ges brauch machen kann, bei dem Bataillonfeuer hingegen von den beiden Männern einer Rotte der eine nicht eher schießen darf, als bis der andere wieder gelader hat. 1
" Durch diefe ren, welde obgleichihr derisch ist, Ich weiß, d Bataillenfeu gen Gefecht, heint es eine ten wiederhe secht zu echa
273
„ bezeugt, daß zehn Månn, die in einem Augenblicke und ,,auf einem Flecke im Bataillon bleiben, es eher zum Rüd,,zuge bringen, als der Verlust von 50 und mehreren, die ,, nach und nach an verschiedenen Stellen fallen. * ) Es ist „ daher gar nicht unmöglich, daß ein Feuer eines Pelotons
" wirksamer seyn kann , als ein anhaltendes Plackerfeuer ,,eines ganzen Bataillons. 2) Ein großer Fehler des ,,Plackerfeuers beſteht noch darin, daß die Leute ohne Auf,,hören schießen, ohne daß es oft nöthig ist. Sie verfeuern ,, nicht allein so ihre Patronen , sondern machen durch die ,, vielen Schüsse ihr Gewehr unbrauchbar.
Nun sind die
Steine stumpf, das Gewehr ist schmußig, die Patronen „ laſſen ſich nur noch mit einiger Gewalt in den Lauf herun" ter bringen, und oft fehlt es sogar an denselben. Das „ übelſte bei allem dieſem ist nun noch, daß durch dies Feuer ,, eine gewisse Unordnung im Bataillon allgemein geworden ‚ ist, und daß gewissermaßen die Offiziers das Kommando verloren haben, und die Attention nun erst mit vieler Mühe, und oft gar nicht, wiederherstellen können. **) ,, Aus §. 176 ſehen wir, daß mehrere entfernte Feuer nicht ,,das wirken, was ein nahes wirkt ; daraus folgt nun, daß man, wenn keine andern Umstände es verlangen, nur ,,nahe feuern müsse.
Bei dem Plackerfeuer ist dieser Vor-
„ theil auf keine Art zu erhalten, da wird auf weite Distanz ,,so lange geschossen, als man den Feind siehet. "
*) Durch diese sehr richtige Ansicht ist der große Eindruck zu erklåren, welchen die Wirkung der Artillerie hervorbringen muß, obgleich ihr Feuer gewiß ungleich weniger wirkſam und mdr. derisch ist, als das Feuer der Infanterie.. **) Ich weiß, daß ein Wirbel mit der Trommel zum Aufhören des Bataillenfeuers dienen soll. Wenn dieſes aber einmal im hiĝis gen Gefecht, wie wir es angedeutet haben, im Gange ist : dann ſcheint es eine ſchwerere Aufgabe, die Aufmerksamkeit des Soldaten wieder herzustellen, als es früherhin schwer war, fie auf recht zu erhalten.
274
n Wenn man alles dieses erwägt, so hat man Urfach, folche Maaßregeln zu treffen, die gegen das Plackerfeuer fichern, und solche Feuer zu vermeiden, wodurch man ins Placerfeuer fallen kann." Wenn nun die Vorfahren das Bataillen - Feuer auf alle
mögliche Art zu vermeiden suchten: sollten sie darin UnIch bezweifle dies um so mehr, als dies Barecht haben ? Feuer eine ungleich geringere Wirkung hervorMan bringt, als das regelmäßige Bataillons - Feuer. kann sogar noch weiter gehn und annehmen, daß das Bas taillen Feuer das schwächste ist, was man einem Feinde Denn da von einer Rotte von drei entgegenstellen mag.
taillen
Mann nur die beiden Vordersten feuern, und beide zusam men in gleichem Zeitraum nicht mehr Kugeln aus dem Gewehr bringen, als einer derselben gethan haben würde, wenn er allein für sich chargirt håtte: so ist es nicht viel besser, als ob man gegen den Feind nur mit einem Gliede Das besonders gute Zielen wird, wie schon angemerkt ist, wenig helfen, weil der geübteste Jåger im Gliede, wo er zur Seite und hinten berührt, auch oft angestoßen wird, unmöglich das leisten kann, was er sonst wohl leisten
feuerte.
Nimmt man hierzu das vielleicht bewegliche Ziel, den Staub und Rauch und die Konstruktion eines Infan terie - Gewehrs : ſo läßt sich nicht viel vom beſondern Zielen
a
a
würde.
erwarten, sondern man mag sich begnügen, daß der Soldat, mit möglichster Contenance ſeinen Schuß in der Richtung des vor ihm befindlichen Objekts abfeuere. Man nehme einen Augenblick in Gedanken zwei gegen einander fechtende Bataillons , jedes von 1000 Mann oder 333 % Rotten, an. Das Bataillon A chargire mit neuen Gewehren, mit den zwei vordersten Gliedern im Bas taillen - Feuer , und zwar mit Soldaten, welche nach dem 2 Ziel zu schießen geübt sind. Das Bataillon B hingegen chargire mit alten Gewehren, mit Bataillons im Ganzen, und mit Seldaten, welche nicht nach dem Ziel geschossen haben.
Den
geehrte & genug, u fertigt zu Die C Zw des eiten
* Es schieße Der eine vier Schü f.Handbuc Diese Reful Soldat ene
275
Das Bataillon A, welches in seinen beiden vordersten Gliedern 667 Mann hat, und zwar viermal in der Minute chargiren , folglich 2668 Kugeln aus dem Lauf bringen könnte, kann im Bataillen - Feuer in dieser Zeit nicht mehr als 1336 ) Schüsse thun. Das Bataillon B, fein Gégner, welches mit den drei Gliedern in derselben Zeit per Mann fünf Schüsse bequem thun kann , bringt 5000 Kugeln aus dem Lauf. Nach den Scharnhorstschen Labellen **) werden für beide Batails lons für im Zielen geübte, und gegenseits ungeübte Soldaten folgende Resultate sich ergeben :
Vom Bataillon
A treffen :
auf 300 Schritt auf 200 Schritt
313 Kugeln, 425 Kugeln, 714 , Kugeln.
auf 100 Schritt
Vom Bataillon auf 300 Schritt auf 200 Schritt
auf 100 Schritt
B
treffen :
745 Kugeln, 915 Kugeln, 2015 Kugeln. ***)
Den Vergleich, die Berichtigung, die Zweifel stelle der. Für mich ist das Vorstehende
geehrte Leser selbst an.
genug, um meine etwa gewagten Bedenklichkeiten gerechtfertigt zu finden. Die Chargirung, so wie solche in der Armee Friedrichs Zweite des n, und zwar in drei verſchiedenen Zeiten, beschaf-
*) Es schießen von den in Rotten stehenden Soldaten 666 Mann . Der eine übrige Soldat, da er für sich allein chargirt, kann vier Schüsse thun . **) f. Handbuch für Offiziers, dritter Theil, §. 176, S. 278. ***) Dieſe Reſultate soll man, nach Scharnhorst, von ungeübten Soldaten erwarten dürfen . Was würden erst geübte leiften !
S 2
276
fen gewesen ist, wird endlich aus dem ſåmmtlich von ders felben gesagten kenntlich gemacht worden seyn ; weshalb ich diesen Artikel für beseitigt halte, und nun versuchen will, die Mandorir- Fähigkeit der damaligen Armee, durch die Kriegführung des großen Königs , unmittelbar darzustellen. Da ich aber hierüber kein besonderes Werk zu schreiben gefonnen bin, so kann ich mich nur auf die am meisten charaks teristischen Merkmale beſchrånken , welches wenigstens zu Berichtigung einiger irrigen Meinungen beitragen kann, und beides, den König und die Armee, oder, den Meister und das Werkzeug , gegen neuere Meinungen , besonders aber den erstern, gegen die Aeußerungen eines Neologen vertreten soll, welcher zu viel Ansehen erlangt hat, als daß feine Urtheile uns ganz gleichgültig seyn könnten .. Dieser Neologe ist kein anderer , als Napoleon Bonaparte;
er, der die europäische Welt beinahe bezwungen
håtte, und zulekt als ein Staatsgefangener geendet hat. Dieser Mann will den König Friedrich den Zweiten beurtheilen , und hat ihm die Ehre erwiesen , in dem fünften Theil seiner Memoiren *) ihm einen eigenen Abschnitt zu widmen . Vielfältig hat man es sich erlaubt, Napoleon mit Friedrich den Zweiten zu vergleichen, und sogar sich eingebildet, Aehnlichkeiten zu finden . In so fern von Entschliessungen und Benuhung des Augenblicks die Rede ist, mag solches auch wohl stattfinden ;
denn alle Feldherren vom
Range müssen einander gewiſſermaßen ähnlich sehn. Sieht man aber auf die eigenthümliche Richtung ihres Geistes,
*) f. Mémoires pour servir à l'histoire de France , sous Napoléon etc. Tome cinquième. Pag. 165. Précis des guerres de Frédéric II. zu bemerken ist, daß die Original - Edition mir zum Leitfaden A bient, und hier in der Regel von dem Précis die Rede ist,
277
auf ihre moralischen, politischen und militairischen Grunds fåße, und auf ihre Handlungsweise, ganz besonders im Unglück, dieſem Probierstein der Charakterstärke : so ist es wohl nicht möglich, zwischen Napoleon und Friedrich eine Aehnlichkeit heraus zu finden . Die Thaten Napoleons sind von einem Einfluß gewesen, welcher seine Mitwelt verblens den mußte, und dieser Zauber wirkte eine Zeit lang der • maßen, daß Alles, was er that, nach dem Erfolg beurtheilt, und groß, ſchön, auch rechtmäßig befunden wurde.
Ins
ſonderheit kann man ſolche Urtheile der befangenen französis schen Nation verzeihen, weil sie bei jenen Thaten prospe rirte.
Nun aber das Ende gekommen ist, und den Anfang
keinesweges gekrönt hat, werden sich auch abgekühlte Ges müther finden, und die Geschichte wird am meisten abges kühlt urtheilen. Es kann hier nicht davon die Rede seyn, den Charakter
Napoleons zu schildern, ihn, der seine Stellung überhaupt, und sogar diejenige, in welcher er nach seiner Rückkunft von Elba fich befand, ganz und gar verkannte, wie die Schrift des Herrn Las Caſes auf das deutlichste darthut. * ) Eben so wenig werde ich vergessen, daß Napoleon ein erfahrungsreicher General, ein entschlossener Mann, allerdings auch ein genialischer Kopf, und bis zum Jahre 1814 der einmal anerkannte Souverain Frankreichs war. Allein, wenn auf
Er hielt sich immer noch für einen Souverain von 'Frankreich nachdem er durch die Abdications - Urkunde gelobt hatte, es nicht mehr seyn zu wollen . Mochte nun also bei seiner Rückkunft von Elba die französische Nation ihn für ihren rechtmäßigen Beherrscher halten oder nicht, so hatte dies doch keine Vers bindlichkeit für die übrigen Mächte, welche im Gegentheil, zu Consolidirung ihres Werks vom Jahr 1814, durch mehrere Gründe verpflichtet waren. Daher erfolgte die Achtserklärung aus Wien, also auch die Zurückweiſung jeder brieflichen Annähe: rung des als Usurpator zurückgekehrten Er- Kaisers. Das bes greift Jedermann, nur nicht die Gesellschaft in St. Helena.
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einer Seite hieraus seine Kompetenz zum Urtheil über den
h großen Friedrich hervor zu gehen scheint : so ist auf der andern sein Urtheil kein Machtspruch, weil es zum Theil
er
durch eine zur Gewohnheit gewordene Selbsterhebung, zum
Re
Theil aus Unkunde und zum Theil aus einer gewiſſen Rivalität entstanden ist, welche gern die eigenen Thaten höher als die des unsterblichen Friedrichs gestellt sehen möchte ; alles wohl überlegt und abgewogen, uns aber doch nichts überall die Probe Aushaltendes nachgelassen hat,
woraus
eine solche Unmaßung gerechtfertigt werden könnte. Diese kurze Vorbemerkung war nothwendig , ehe ich meine Meinung über Napoleons Urtheile niederschreibe, sum den Standpunkt anzudeuten ,
auf den ich mich zu stellen
Bur der J
unter
men
gegen mit R des ge habe.
gedenke. Ich füge nur noch hinzu, daß meine Hauptabsicht dahin geht, das Eigenthümliche der Mandvrir- Fähigkeit der Urmee Friedrichs, durch des großen Feldherrn Kriegs-
Di fen hat,
führungsart und den wechselseitigen Einklang von beiden,
der Zwei
zu ſchildern, und zugleich auch die Meinungen Napoleons Wenn ich mich daher, obwohl so kurz zu kommentiren..
werden,
als möglich, in die Politik versteige, und hiermit anfangen
lich, im
gut wegbleiben. Ich hoffe, daß dieſe Aeußerungen ſåmmtlich keiner weitern Beantwortung bedürfen, und sich selbst
mehr find man in de Unvermeid bemerke bi
hinlänglich rechtfertigen können .
Theilungs
muß, so gehört dies zu dem lehtern Zwecke, und kann nicht
Nachdem Napoleon in §. 1 der vorhin gedachten Schrift dem Leser die muthmaßlichen Ursachen zum Ausz
der König
bruch des Krieges im Jahr 1756 gesagt hat, sest er, vom
hat , und belam, wel
Könige redend , hinzu :
,, il commença les hostilités
fich vollstän
,,sans déclaration préalable, et envahit la Saxe en Allein , es verhielt sich dieses ganz „ pleine paix . “ anders.
Dagegen, da lern, welche
Aus den Oeuvres posthumes *) wiſſen wir zuvörderst, daß der König, als er die Zurüstungen der Kaiſerin Maria
f. 1. c. *) f. Qeuvr. posth. Tom . III . p. 78.
**) Einer do
279
Thereſia erfuhr, eine kathegorische Antwort von ihrem Kar binet verlangte , daß diese in zweideutigen Ausdrücken erfolgte, und daß aus anderweitigen Gründen und genauer Kenntniß der gegen ihn verabredeten Pläne der König erwiedern ließ er nehme die ihm zugekommenen Aeuße ,,rungen für eine Kriegserklärung an, und werde sich also ,,zum Kriege gegen die Kaiserin anschicken. " *)
Wäre
der König nicht vollkommen von dem Vorhaben gegen ihn unterrichtet geweſen, alsdann hätte er billig Anstand nehmen sollen, loszuschlagen. Da er aber den ins Geheim gegen ihn geführten Krieg kannte, so läßt sich auch nicht mit Recht sagen, daß er mitten im Frieden Sachsen, wel= ches genau von allen Umständen Kenntniß hatte, überfallen 3 habe. Er kam blos dem Feinde zuvor. Dies Alles ist Jedem bekannt, der darüber etwas geles sen hat, und es ist also überflüssig zu erweisen, daß Friedrich der Zweite nur zwischen zwei Uebeln zu wählen hatte, nåmi lich, im folgenden Jahre mit Uebermacht angegriffen zu werden, oder selbst sogleich anzugreifen. Nicht so bekannt mehr sind die damals gewechselten Staatsſchriften, welche man in den Danziger Beiträgen **) findet, und welche die Unvermeidlichkeit des Kriegs authentisch darthun. Ich bemerke hier nur kurz, daß dort der sogenannte eventuelle Theilungs - Traktat der preußischen Monarchie steht, so wie der König ihn im Dresdner Archiv im Original gefunden hat , und schon früher durch Verråtherei in die Hände bekam, welches Alles ich übergehe, da Jedermann leichtlich 1 fich vollständig davon unterrichten kann. Auffallend ist es dagegen, daß dieſe Umstånde ſo wenig von den Schriftstellern , welche über jenen Krieg geschrieben haben, in Be
*) f. 1. c. P. 82. **) . Einer damals erscheinenden periodischen Schrift.
280
trachtung gezogen worden sind ; *) _ `und am auffallendften ist es, daß in der histoire de mon tems so wenig Vollständiges über dies Haupt - Argument angemerkt ist. &s läßt sich hieraus nichts anderes folgern, als daß den Ges schichtsschreibern jene Staatsschriften zu wenig bekannt gewesen sind, und daß der König die ganzen gegen ihn geschmiedeten Pläne entweder großmüthig hat vergessen wollen, oder daß in seiner histoire de mon tems durch ſpåtere Revisoren manches gestrichen worden ist, was eigentlich hätte sollen stehen bleiben ,
weil grade daraus die
hauptsächlichste Rechtfertigung des Königs zu entnehmen ist.
Dem mag seyn wie ihm wolle, so läßt sich doch nicht
behaupten ,
daß
der König ohne alle Erklärung
und mitten im Frieden seine Feinde angefallen habe ; denn er verlangte und erhielt nicht einmal eine deutliche Antwort von ihrer Seite, und dies mußte seinen Entschluß bestimmen, da es unter den angegebenen Umständen eine offenbar feindliche Verweigerung war. Wie also Napoleon
ich
jene Aeußerung diktiren konnte, ist schwer einzusehen, wenn ihm, A was jedoch zu bezweifeln steht, die eigentlichen Verhältnisse bekannt waren.
La
Eben so sonderbar und der Wahrheit entgegen ist die` Behauptung: Destreich habe eine um 40,000 Mann
ang ber
собе batt
schwächere Armee als Preußen gehabt, weil die alten Truppen Oestreichs in dem Kriege gegen die Türken zu Grunde gegangen wåren. **)
*
Denn bekanntlich hatte der legte
In der Charakteristik des siebenjährigen Krieges von Resow fleht allerdings Einiges von einem solchen offensiven Bündniß zwi schen Destreich und Rußland . Der Traktat ſelbſt aber besagt ungleich mehr. Eben so unvollständig ist Lloyd, welcher indeß der projectirten Theilung mit einigen Worten wenigstens 1 erwähnt.
**) f. S. 166 des Précis in den Memoiren Napoleons, wo diese Stelle heißt: L'autriche avoit un état militaire de mòins
Se CO 20t rei
265
F dan mai tric gra
281
Turkenkrieg im Jahr 1739 mit dem Belgrader Frieden geendet, seit welchem 17 Jahre verflossen waren, und ſeit dem Aachener Frieden 1748 war Zeit genug da gewesen, die öftreichiſche Armee wieder in völlig schlagfertigen Stand zu setzen. Dies hatte auch die große Kaiserin Maria The resia gethan, und Friedrich der Zweite selbst führt in seiner histoire de mon tems die großen Fortschritte, die Vers beſſerungen, die Aufmunterungen an , welche die öftreichiſche Armee empor gehoben hatten. *)
Der Ex - Kaiſer håtte alſo
besser gethan, dergleichen seine Unkunde bezeichnenden Bes hauptungen wegzulaſſen. Jezt kommt die hinlänglich bekannte Einleitung zu dem Feldzuge vom Jahr 1756 , der Einmarsch in Sachſen, und was darauf folgte. Bei der Schlacht von Lowofik giebt Napoleon den Verlust beider Urmeen in runden Zahlen an, und das mag hingehen ; seine Observationen hingegen kann ich nicht ganz mit Stillschweigen hinter mir lassen. Napoleon tadelt den König zuerst, Lager von Pirna lediglich eingeschlossen ,
daß derselbe das daß er es nicht
angegriffen und forcirt habe, weil er den Sachsen vierfach überlegen gewesen sey ; darauf håtte der König Prag erobern und den Winter in Böhmen zubringen sollen. Håtte Friedrich der Zweite monatlich 10,000 Mann daran
de 40000 hommes , mal entretenus , mal organisés ; ses vieilles troupes avoient été detruites dans la guerre contre les Turcs. Vorher sagt Napoleon : Die preußische Armee sey 120,000 Mann stark gewesen, folglich hätte Deftreich nur 80,000 Mann auf den Beinen gehabt. *) f. Tom. III. pag. 26-28. Par tous ces Soins, sagt der König : le militaire acquit dans ce pays un degré de perfection où il n'etoit jamais parvenu Sous les empereurs de la maison d'Autriche, et une femme exécuta des desseins digne d'un grand homme .
282 '
wenden können, wie Bonaparte einst von sich behauptet haben soll, alsdann allerdings möchte das Lager von Pirna erſtürmt worden ſeyn. Wenigstens die Hälfte dieser Anzahl von Menschen würde dieser Sturm vielleicht wohl außer Gefecht gesetzt haben, wenn die Sachsen, was man anneh- · men darf, sich unter den Augen ihres Königs håtten wehGesetzt, es sey gelungen, so mußte der König, ehe er in Prag einrückte, eine zweite Schlacht gegen den
ren wollen.
Feldmarschall Braun gewinnen, welcher Prag wahrscheinlich mit einer starken Garniſon versehen, oder sich mit der • Nun hatte der Armee hineingeworfen haben würde. König
aber auch noch eine Belagerung
von Prag vor
fich gehabt.
1
Solche Projekte sind nicht neu ; denn schon Lloyd hat åhnliche Dinge zum Vorſchein gebracht, und Tempelhof hat ihn widerlegt. Lloyd , die Stärke der östreichiſchen und preußischen Armee wenigstens einigermaßen in Betracht ziehend, will die Sachsen nur durch 20,000 Mann beobachtet wissen ; Bonaparte aber forcirt das Lager von Pirna wie eine Kleinigkeit. Die Kräfte des Königs , welcher, vereint mit Schwerin , nur mit einer Armee von circa 75,000 Mann nach Böhmen rücken konnte, ( nåmlich, nachdem er das Lager von Pirna forcirt, dort 5 bis 6000 Mann verloren, und doch auch die nöthigen Garnisonen in Sachsen zurückgelaſſen hatte, welche Berechnung mir nicht übertrieben scheint ) ; endlich die 70,000 Mann starke Armee des Feldmarschalls Braun, *)
und die nun
*) Man lese Tempelhofs Geschichte des 7jährigen Kriegs, erster Theil, Seite 77-90, und vergleiche. Im December wåren circa 100,000 Mann auf dstreichischer Seite in Böhmen vers eint, folglich durch die in Marsch begriffenen Verstärkungen jeder Verlust ersegt gewesen. Hierüber sehe man daselbst S. 84, so wie auch S. 88 unten bis S. 89 nach , wo die Eroberung von Böhmen beleuchtet wird.
- ' 283
durchaus vorher zu sehenden Kämpfe, ignorirt Napoleon ganz. Für einen Feldherrn, welcher so viel Erfahrungen gemacht hat, ist dies etwas auffallend, und ſeine Urtheile Von gleichem Gehalt ist find nur cavalierement gefällt. die zweite Observation Napoleons, wobei ich mich nicht aufhalten mag , da sie durchgängig auf irrigen Voraussehungen beruht. Das zweite Kapitel betrifft den Feldzug von 1757. In §. 1 will uns Napoleon überreden, die preußische Armee Tempelin Böhmen sey stärker als ihre Gegner gewesen. hof berechnet die lehtern, unter Daun und Prinzen Karl von Lothringen, auf 120,000 Mann , die preußische aufs 76,621 Destreicher kåmpfhöchste auf 110,000 Mann . ten bei Prag gegen 64,868 Mann. *) In den §§ . 2 und 3 folgt hierauf die Geschichtserzählung der Kampagne bis zu des Königs Abmarsch aus der Lausitz gegen die Franzosen ( f. S. 177-190 ) . Dieſe Erzählung mag als Leitfaden gelten, wenn sie nur vollkommen richtig wäre. Allein das ist sie nicht, sondern sie ist, nicht blos in dem Namen, französirt, sondern auch in der Darstellung der Begebenheiten. So zum Erempel läßt der Er SKaiser die preußischen Kolonnen bei Collin unter dem Kartåtsch- und kleinem Gewehr- Feuer längst der östreichischen Fronte defiliren, und dadurch die Schlacht während dieses Marsches engagiren . Er meint, der Angriff der Preußen sey eine Sache des Augenblicks und nicht vorher überlegt gewesen, welches nach dem Zeugniß der Geschichte eben so unrichtig als dem Charakter Friedrichs unangemesfen ist.
Uebrigens wissen wir aus einem, in der östreichis
schen militairischen Zeitschrift befindlichen, sehr intereſſanten
*) ſ. Tempelhof, erster Band, S. 169, 171 und 172. Gott gebe, daß nie wieder Oestreicher gegen Preußen fechten !! Dies wünscht und hofft ein alter preußischer Soldat.
284
und mit einem sehr genauen Plan versehenen Aufsatz ´über die Bataille von Collin, *) daß die Chaussee, worauf die preußische Armee marſchirte, über 2000 Schritt von der dstreichischen Stellung entfernt war, also nicht im Bereich des Kartåtsch - Schuffes lag, weshalb der König auch in dem an dieser Straße gelegenen Wirthshaus zur goldnen Sonne seine Generale versammeln, ihnen die feindliche Stellung mit einem Ueberblick zeigen, und eine sehr vollftandige Disposition zum Angriff entwerfen und anbefehlen konnte. Endlich läßt Napoleon den Feldmarschall Daun mehrere Tage hinter einander Te Deum's abfingen, um feinem Werke die Krone aufzusehen. Auf diese Erzählung gründet er nun seine Anmerkungen. In seiner dritten (hier die erste) Observation (f. 190 ) zeigt der große Feldherr, wie die Sache eigentlich hätte ausgeführt werden sollen. Seine Gedanken sehen abermals voraus : Friedrich habe sich sollen Böhmens bemächtigen, von wo aus er Schlesien und Sachsen gedeckt, und Destreich nebst dem Reiche im Zaum gehalten haben würde.
Tem-
pelhof im ersten Theil S. 89 scherzt über solchen Entwurf, nach welchem der König in der folgenden Kampagne Wien belagern sollte u. f. w., und nennt dies Riesenschritte auf dem Papier. Allein Bonaparte hat dergleichen in der Zeit feiner Uebermacht ( 1805-1812 ) theils durch dieselbe, theils durch die Maaßregeln seiner Gegner, eingeladen, versucht,
und Vieles ist ihm geglückt, bis er, den innern
Werth folcher Entwürfe überſchåßend, dem Zuſammentreffen vieler nicht in Unschlag gebrachter Umstände unterlag . Dem unerachtet kann er solche Ansichten nicht fahren laſſen,
*) s. dstreichische militairische Zeitschrift, erftes Heft, Wien 1824, nebst einem Plan der Schlacht von Collin, Dieſe Citation und die legte im Text befindliche Periode, welche die Richtigkeit der Ansicht des Verfaſſers darthut, iſt ein Zuſag des Redakteurs seiner nachgelassenen Papiere.
285
und es ist dies auch deshalb erklärbar, weil kein Feldherr fich jemals in einer solchen eigenthümlichen Lage zum Ausland und zu seinen disponiblen Kräften befunden hat, als Håtte Friedrich so denken, so verfahren wollen, so würde es nicht gut gegangen seyn. Leistete auch die ihm Napoleon.
entgegen stehende östreichiſche Armee im Jahr 1757 k{ einen hemmenden Widerstand, so håtte sogar die Erberung von Wien ihm nicht viel helfen können, gefeßt, daß dies Alles möglich war. Er mußte zurück; denn hinter seiner Linken standen die Russen und hinter seiner Rechten die Franzosen, vom Monat August an, und sein Rückzug håtte nicht so langsam stattfinden können, als der von Gustav Adolph, welcher seinen Rücken nicht bedroht sah. Friedrich fehlte Alsdann würde noch eine Armee von 100,000 Mann . er vielleicht gethan haben, was Napoleon zu thun, so zu sagen, gewohnt war. Die Vereinigung der preußischen Armee hålt Napoleon, und mit Recht, für ein glückliches Ereigniß. Er scheint indeß die Lage, in welcher die öftreichische Armee sich befand, nicht zu kennen, auf welche sich der meisterhafte Plan des Königs gründete. *) Uebrigens ist zu bemerken, daß Bonaparte, selbst im Jahr 1800 bei seinem Einmarsch in Italien, einen ähnlichen Plan ausgeführt hat ; eine Kampagne, welche zu seinen vorzüglichsten Feldzügen gehört. Ich übergehe der Kürze halber die etwa hier anzustellenden Vergleichungen und Betrachtungen, und bemerke nur, daß Friedrich der Zweite von Napoleon nur deshalb getadelt wird, weil er das Keith'sche Korps nicht über die Moldau gezogen und sich mit demselben vereiniget habe.
Allein der
*) Resow ( Charakteristik des 7jährigen Krieges , erster Theil, G. 91 ) fagt mit Recht : " Er ( der König ) håtte viel Un,, glück haben, oder einer oder der andere feiner Generale håtte ,,grobe Fehler begehen müssen, wenn er seinen Endzweck, hätte verfehlen sollen, "
286
König wollte grade etwas Aehnliches, nämlich dies Korps oberhalb Prag dem Feind in den Rücken gehen lassen, wodurch der Ausgang noch entſcheidender geworden wåre, als wenn, wie Napoleon meint, Keith sich unterhalb Prag mit dem Könige vereinigt håtte. Allein dieser Plan, welchen der illüstere Feldherr ebenfalls ignorirt, wurde vereitelt. Auch verdient Tempelhof's Ansicht über die Bestimmung des Keithschen Korps nachgesehen zu werden. *) Unser Autor tadelt ferner den König, daß er seine Operations und seine Rückzugs = Linie bei der Schlacht verlassen habe.
Dies , ich gestehe es , scheint mir nicht
wohl zu begreifen, wenn man nicht meint, daß die preußische Armee an eine gewisse Richtung, wie an einem Seile, hätte Denn der König behielt allerdings festhalten sollen. Brandeis im Rücken , wenn es auch nicht perpendiculair auf seiner Fronte lag. Und wie ihn der Prinz Karl von Lothringen und Daun vollends zwischen zwei Feuer håtte bringen können , -was Napoleon für ausführbar hålt, ist nicht gut einzusehen.
Ein Detaſchement nach Gbel
(nicht Gebel), wie Napoleon vorschlägt,
auf der graden.
Straße von Prag nach Brandeis, welches Prinz Karl abschicken sollte, möchte schlecht weggekommen seyn, wenn es Ein Blick auf eine Charte nicht eine Armee gewesen wäre. von Böhmen wird dem Leser den ganzen Werth der Kritik Napoleons zeigen. Man sehe über die Rückzugs - Linie nach Brandeis : Tempelhof im ersten Theil Seite 162 unten und folgende
Seite. Diese Aengstlichkeit für die Operations Linie, welche der Censor Friedrichs in der Praxis niemals gezeigt hat, war nicht im Geschmack des Königs , sonderlich, wenn er eine Schlacht liefern wollte, bei deren nachtheiligen Aus-
*)/ſ. erster Theil der Geschichte des 7jährigen Kriges, S. 161 .
1
287
gang fogar nicht immer eine Armee deshalb verloren iſt, daß sie ihre Rückzugs - Linie nicht unmittelbar hinter sich hat.
Auf den Flanken darf sie ihr freilich nicht liegen, es
kommt nur darauf an, daß ſie ſich nicht ganz von der Direktion derselben hat abdrången laſſen. Genug, die Regel ist unzähliger Modifikationen fähig, besonders wenn ein General eine disciplinirte, mehr der Stimme ihrer Führer, als ihrer eigenen gehorchende Armee hat, welche leicht beweglich ist und eine militairische Elasticität der Ordnung hat, wie die Armee Friedrichs des Zweiten. Seite 193 zeigt Napoleon ( im vierten Satz der vierten Bemerkung ), warum Prinz Karl bei Prag geschlagen wurde, nåmlich deshalb, weil derselbe ſeinen linken Flügel nicht dahin ſeßte, wo ſein Centrum ſtand, und den rechten da, wo seine Kavallerie aufmarschirte. Allein es scheint erlaubt zu seyn, daran zu zweifeln, daß dies geholfen haben würde, eben so wenig als wenn der Prinz, wie Napoleon will, die Höhe von Gbel, ( nicht Gebel, wie hier steht, ) welche zwischen 5 bis 6000 Schritt vor seiner Stellung lag, besett håtte. Der Verlust der Schlacht liegt vielmehr theils in vorhergegangenen Fehlern, theils, oder hauptsächlich, und unter diesen Umständen darin , daß die preußische Armee eine größere Mandvrir - Fähigkeit besaß, und der König grade hiervon, nicht blos von ihrer Bravour, Gebrauch zu machen wußte. Die gegenseitige Armee verließ sich auf die Vertheidigung des schwierigen Terrains und auf Postengefechte. Der König umging dieſe, und fand zwar Schwierigkeiten des Bodens vor sich, welche aber durch die raſche Entwickelungsart der Armee überwunden wurden. , Daß dies der Fall war, sieht man bei den KavallerieAngriffen gegen den rechten feindlichen Flügel, welcher nach. dem Zeugniß eines ausgezeichneten Kavallerie - Anführers, des Generals von Warneri, * ) sehr gut und zweckmäßig
* f. Tempelhof, erster Theil, S. 165 unten und S. 166.
288
aufmarschirt stand, dennoch aber überwältigt wurde.
Hier
zeigte sich die Leichtigkeit, mit welcher die preußische Kavallerte,
trok der zuerst mißlungenen Versuche,
sich wieder
formiren konnte, wozu viel Appel gehörte, weil es wirklich eine Aufgabe ist, eine zurückgeschlagene Kavallerie raſch wieder zu sammeln, und mit ihr kurz darauf zu einer neuen Attake vorzugehen ; und zweitens die Behendigkeit , mit welcher die kommandirenden Offiziere einander zu unter: stüßen verstanden. *) Dies Lettere charakterisirt insbe sondere eine Armee von einer großen Manövrir - Fähigkeit, von welcher allein man dergleichen Benehmen der Anführer und der Truppen erwarten darf. Solche Federkraft, welche entweder durchdrückt, oder, nachdem sie selbst komprimirt worden, zu neuem Gegendruck sich angeregt fühlt, ist nür
bet allein das Werk der Dressur, belebt von einem Geist der
wa Disciplin, welcher durch keine Art von Widerwärtigkeit erschüttert werden kann.
So
Ein gleicher Grad von Ordnung und Hingebung cha-
3m fon
rakterisirte die Infanterie, und wurde durch die Beispiele
Bor der Feldherren, eines Prinzen Heinrich, Manteufel und Schwerin, belebt. Der glorreiche Tod Schwerins bleibt aus keiner andern Ursache, als aus dieser, der Typus eines
Stell Feldherrntodes, weil er an der Spike alter Krieger fiel,
Armee die durch gewohnte Ordnung und Bravour auf der Bahn des Siegs fortzuschreiten verstanden. Wären hinter dem Feldmarschall kriegsunlustige Rekruten zurückgeflohen , so würde man ihn als ein bloßes Opfer betrachten.
Durch
die Entflammung dieser Schaaren hingegen gab dieser Tod ihnen und sie ihm einen neuen Glanz, der als ein Urbild für alle ähnliche Fälle angesehen werden kann. lag das Eigenthümliche,
Hierin grade
Surch
thne in erliere tem$1
irtfta affo aud einer
das gegenseitig Unterſtüßende, ine Ste febem
Hasbie *) Man lese hierüber Tempelhofs 7jährigen Krieg, erster Theil, G. 153 anten .
Man
289
das Korrespondirende des preußischen Wesens damaliger
肇 Zeit ; und dies kann nirgends als in dem Geiſt der Dreſſur und der Disciplin, welche beide den größtmöglichen Eindruck auf jedes Individuum gemacht hätten, gesucht und gefunden werden.
Wäre dies nicht, so würden in den fols
genden Feldzügen sich nicht die verhältnißmäßig kleinen Heere Friedrichs den weit überlegneren ihrer Feinde gewach sen geachtet haben. Da aber dieser Glauben einmal statts fand , so handelte der große König und Feldherr auch in ſeinem Sinn , indem er ihn auf einer sichern Grundlage gebaut fühlte, ohne deshalb den Feind zu verachten, noch die eignen Kräfte zu überschäßen. Allein diesen Kräften traute Friedrich der Zweite, und dieserhalb gab er ihnen auch Aufgaben, wie ſie vielleicht keiner andern Urmee geges ben werden konnten. Und in solchen Voraussetzungen ents warf er seine Dispositionen zum Angriff, Schlacht bei Prag ein gültiger Beweis ist.
wovon die Friedrich der
Zweite rechnete etwas über das Ultägliche hinaus, und er konnte es thun.
Es ist deshalb kein zu weit getriebenes
Vorurtheil, daß ich angenommen habe, der damalige Feind mußte geschlagen werden. Daß der König die schwächste Stelle der feindlichen Stellung aufsuchte, iſt nicht auffallend.
Daß aber die
Armee die Dispositionen sogleich ausführen könnte und ſich durch die unerwarteten Chikanen des Lerrains durchwickelte, ohne im Ganzen die Ordnung und den Zusammenhang zu verlieren; daß sie nach Uebersteigung aller Hinderniſſe auf dem Fleck der feindlichen Stellung möglichst regelrecht formirt stand, und den Feind, welcher sich oft aufs Neue fezte, also auch jeden Fuß breit vertheidigte, vor sich hertrieb, und in einer Ordnung, welche selbst ein - Sieg selten verstattet, eine Stellung sehr nahe an Prag nahm : dies scheint mir sehr bemerkenswerth zu seyn. Kunst und Bravour, nicht blos die strategische Ueberlegenheit des Königs, ſondern auch die Mandvrir - Fähigkeit der Urmee , hatten Gelegenheit´ I
290
gefunden , fich wechselseitig zu unterstügen. Dies ist felten Es wäre vielleicht möglich gewesen, daß der Sieg bei Prag noch glänzender ausfiel, wenn, wie man
der Fall.
ſagt, der Angriff erst den folgenden Tag geſchehen wåre; * ) aber man kann nicht mit mathematischer Gewißheit dergleichen Fälle in Rechnung bringen. Dagegen ist das Benehmen des königlichen Feldherrn während der Schlacht so groß und so scharfsinnig , daß es jegliche Bewunderung verdient. Da dies bekannte Dinge find, so verweiſe ich auf Tempelhof, erster Theil, S. 155. 156. In der fünften Bemerkung **) ertheilt Napoleon dem Könige vieles Lob, daß er Prag habe blockiren wollen, und meint, es hätten sollen Contrevallations- und Circumvallas Diese Linien werden in tions - Linien: angelegt werden. diesen Memoiren schon früher ( S. 83 )
sehr empfohlen,
und sogar die Belagerung von Mantuà im Jahr 1797 angeführt, bei welcher die Circumvallations - Linien gute Dem unerachtet ist wohl zu Dienste geleistet håtten. bezweifeln, daß die Wiederhervorsuchung dieser Schuhmittel Viel aufs Neue in Unwendung gebracht werden möchte. leicht ist der dazu erforderliche Zeitaufwand ein Grund, vielleicht aber auch würde man kürzer zum Zweck kommen, wenn, im Fall Circumvallationen und Contreballationen nöthig seyn sollten, man statt zusammenhängender Linien Da die Diss eine Kette einzelner Verschanzungen wählte. russion dieser Säche nicht zu meinem Thema gehört, so überlasse ich fie Andern, denen solche Ansichten Napoleons
ba
St des
nos
von Wichtigkeit zu seyn scheinen . Was der König von der Einschließung Prags mit fich gegen den Feldmarschall Daun nehmen konnte, nahm
heit
Man sehe Charakteristik bes 7jährigen Krieges, erster Theil,
terift ben Denn
6. 100. 1. Memoires de Napoleon, T. V. P. 194.
Bem
Rapo berlan
291
er mit sich.
Der Tadel Napoleons, daß Friedrich sich
zu weit entfernt habe, um unterſtüßt werden zu können, fällt daher von selbst weg. Der folgende Tadel ( S. 195 ), daß der König nicht die feindliche Armee bei Collin habe tourniren sollen, ist vollends noch weniger begreiflich.
Napoleon macht sogar
einen Grundsatz bekannt, welcher heißt : ,, Ne faites pas de marche de flanc devant ,, une armée en position , surtout lorsqu'elle ,,occuppé les hauteurs au pied desquelles vous "" devez défilér, " Diese Aeußerungen sind in der That sehr auffallend . Wenn man nicht annimmt, der Autor habe sich vorgestellt, die prrußische Armee håtte bei Collin im Kartätschfeuer defiliren müssen, so möchte eine Erklärung schwer fallen.
Denn diese
sogenannte Regel, welche der Autor als goldene Sentenz unterstrichen hat, heißt eben so viel, als ob er sagte : „ laß dich nicht todtschießen, ohne dich zu wehren; " was sich von selbst versteht und nicht erst bewiesen werden darf. . Ich erlaube mir also die Frage: warum soll denn eine Armee, den Fall von Collin und ähnliche Fälle angenoms men, nicht ihren Gegner zu Veränderung seiner vortheilhaften Stellung durch mandvrirende Bewegungen veranlaffen ? Friedrichs des Zweiten größte Stärke, die größte Stärke seiner Truppen, beſtand grade darin, im Angesicht des Feindes dergleichen, auf eine vorhergegangene Recoga. noscirung und darnach entworfenen Disposition gegründete Bewegung auszuführen. Dies ist eben, wie sich Gelegenheit finden wird, nåher auseinander zu sehen, das Charakteristische seiner Schlachten.
Sollte er also lieber vorziehen,
den Feind in der Fronte anzugreifen ? Wohl möglich ; denn dies war in den mehresten Fällen die Verfahrungsart Napoleons.
Allein, dies ist nicht seine Meinung ; denn er
verlangt, König Friedrich håtte seinen Gegner auf dem I 2
292
linken Flügel angreifen sollen, ohne einmal zu bedenken, daß dieser nicht dort stand , wo er sich während der Schlacht befand, weil erst der Links - Ubmarsch der preußischen Armee den Feldmarschall Daun zu Veränderung seiner Stellung bewogen hatte. Vorher war solches noch weit weniger ausführbar, und überhaupt das Terrain, welches Napoleon unmöglich gekannt hat, gar nicht dazu geeignet. Dies und die ſupponirte geringe Entfernung im feindlichen Kartätschfeuer bringen ihn nun auch mit lebhafter Imagination zu dem Ausruf: Défiler sous la mitraille et la mousqueterie de ,, toute une armée qui occupe une position ful,,minante, pour de border une aile opposée, "2 c'est supposer que cette armée n'a ni canons ni "" fusils. " Aber wie ganz anders war die Sache! Ueber die Ursache des Verlusts der Schlacht von Collin find die Meinungen sehr verschieden, obgleich wohl die von Rehow geäußerte * ) viel für sich hat. Darin aber iſt man bisher einig geweſen, daß die Anlage, die Disposition zur , Schlacht, zu den Meiſterſtücken des Königs gehört. **) Uebrigens find in neuern Zeiten manche Schlachten geliefert worden, bei welchen der sich zurückziehende Theil den Sieg fich zuschrieb , ohne, wie bei Collin, die Kavallerie des Generals von Ziethen mit einem Theile ihrer Armee das Schlachtfeld bis zur eintretenden Nacht behauptet zu haben. Nach allen diesen Betrachtungen kann ich also mich unmöglich dazu entschließen, das Urtheil Napoleons über diese Schlacht für kompètent zu halten. Nur eine vorge-
*) f. Charakteristik des 7jährigen Krieges, erster Ch. 6.128 u. f. **) Man lese hierüber Tempelhof, erster Theil, 6 , 220,
293
faßte Meinung scheint daſſelbe diktirt zu haben, ohne die darüber vorhandenen Nachrichten einer Prüfung zu unters werfen, weshalb ich auch nichts weiter parüber hinzu zu sehen vermag. Eine aus eigenen Mitteln hinzugefügte Bemerkung betrifft die Forderungen, welche König Friedrich der Zweite an seine braven Truppen gemacht hat, und welche sich aus deren Verlust entnehmen lassen. Nach den gegründeten Angaben läßt sich die bei Collin befindliche preußische Armee, von welcher die mehresten Truppen bereits bei Prag gefoch ten hatten, und welche aus 32 Bataillons und 118 Schwadrons bestand, füglich nicht höher als auf 30,000 Mann berechnen. *) Bon diefen wurden weit über 13,000 Mann außer dem Gefecht gefeßt. Ein gleiches Maaß hat ſelbſt Napoleon nicht von seinen Truppen verlangt, unerachtet er monatlich 10,000 Mann zu verzehren hatte Das' Verhältniß der Stärke zu dem Verlust der preußischen Armee. jener Zeit möchte schwerlich von andern Truppen aufgewogen werden, deshalb ist es wohl recht und billig, daß man deſſen gedenke. **) Zu dem §. 1 des dritten Kapitels, S. 198, ift weiter nichts zu bemerken, als daß Napoleon die Feinde Friedrichs abermals bedeutend ſchwächer annimmt, als fie nach Lloyds Berechnung gewesen find .
Napoleon zählt nämlich die in
*) Tempelhof, erster Theil, S. 223, rechnet das Korps unter, dem Herzog von Bevern höchstens auf 20,000 Mann, wozu der König noch mit 12,000 Mann stieß.
**) Sehr viele Regimenter verloren über 7, 8 und 900 Mann, eines 1014 Mann ; ein Grenadier - Bataillon verlor sogar allein 673 Mann. Måren fie vollzählig gewesen, was aber nach den vorhergegangenen Vorfållen nicht ſeyn konnte, ſo würde ein Regiment nur mit 1720 Kombattanten, exclusive Offizier, und ein Grenadier - Bataillon mit 712 Rombattanten zur Schlacht marschirt seyn.
294
"dieſem Feldzuge blos gegen den König fechtenden Truppen
folgendergestalt : unter
25,000 Mann Franzosen
25,000 Mann Reichstruppen? Soubise, 60,000 Mann Russen, 80,000 Mann Destreicher unter Prinz Karl von Lothringen,
in Summa
190,000 Mann, welche aber S. 199 mit 1,80,000 Mann addirt werden.
Dagegen zählt Lloyd und Tempelhof
7 unter 30,000 Mann Franzosen 20,000 Mann Reichstruppen Soubise, 90,000 Mann Destreicher unter Prinz
a
Karl von Lothringen, 97,000 Mann Russen,
31 n
17,000 Mann Schweden, in Summa
3 G
254,000 Mann.
Napoleon rechnet 80,000 Franzosen unter Richelieu nicht mit, und diese sind ebenfalls hier nicht gezählt. Da gegen waren blos bei Leuthen 90,000 Destreicher, und
Und
ohne diese noch mehrere Truppen dieser Armee detaſchirt. *) Der ehemalige Kaiser hat also um 60 bis 70,000 Mann
laffer
zu wenig gerechnet.
will,
Die übrigen etwanigen Betrachtungen .
mi nen
an,
Napoleons wollen nicht viel sagen. Aus gleicher Ursache darf ich die Paragraphen 2, 3 und 4 übergehen, welche als Leitfaden der Geschichte des
*)
Ueberrests der Kampagne von 1757 sehr im Allgemeinen die bekannten Begebenheiten schildern.
Im § . 5 folgen
*).Man fehe nach, Tempelhof's Geschichte des 7jährigen Krieges, 5. 249, 331 , 335 und 337.
e P S n
80
295
fodann die Bemerkungen, von welchen ich hauptsächlich nur diejenigen nåher berühren will, welche unmittelbar den großen Friedrich betreffen. *) Eine einzige Ausnahme muß ich mit der Expedition des Generals von Seidlik nach Gotha machen , bei welcher Napoleon dem Prinzen Soubise eine kleine Standrede hålt. Diese wollen wir zwar auf sich beruhen lassen ;
allein das
Benehmen, die Entschlossenheit des Generals Seidlik vers dient ein paar Worte.
Seidlig war lange Husaren- Offizier
gewesen, und hatte die damalige Art zu Sehen dieser preußi ſchen Truppen ganz zu ſeinem Eigenthum gemacht. In diesem Verstande, und wie oben früher von mir erwähnt ist, frug er nicht nach der Stärke des Feindes, weil, wenn er auch zehnmal stärker wäre, solch ein Offizier sich unter hun dertmal neun und neunzigmal aus jeder Verlegenheit zu ziehen wußte. Hierbei aber blieb er, wenn das Glück nur nicht total ungünstig war, nicht stehen, sondern er suchte So sahen ein wenigstens irgend einen Fang zu machen. Ziethen, ein Belling, ein Werner, ein Kleist, alles Husarens Generals, und vorzüglich ein Seidlik.
In neuerer Zeit
müſſen wir mit Recht einen Blücher bei diesen Namen mit nennen. Alle diese Männer hatten einen unbegränzten Unternehmungsgeist, und dieser trieb sie nach eigner Art frei an, ohne in ihnen systematische Theorieen aufkommen zu laffen.
Nur aus Liebe zum Handwerk ( ober, wenn man
will, zur Kunst ), welche Neigung selten ohne Anlagen zum
*) Eine der Anmerkungen Napoleons, S. 218, empfehle ich dem denkendenLeser. Er sagt: La première qualité d'un général en chef est d'avoir une tête froide, qui reçoire des impressions justes des objets, qui ne s'échatte jamais, ne se laisse pas éblouir, enivrér par les bonnes ou mauvaise nouvelles 2C. Diese Stelle ist seiner Erfahrung ganz werth, Der Marschall d'Etrées und verdient gelesen zu werben. giebt die Gelegenheit dazu.
296
Vorschein kommt, führte ihr Spekuliren sie auf solche Thaten, wie die bei Gotha war, und dies ist der Hauptpunkt, worauf die Aufmerkſamkeit junger Offiziere zu lenken seyn dürfte, weil badurch ein schlummernder Keim, wenn er vorhanden ist, geweckt werden kann .
Vielleicht wird mancher,
der dies liest, solche Gedanken für überflüſſig halten.
In
diesem Fall ist er aber zuverläſſig nicht zum KavallerieOffizier geboren, obgleich er vielleicht in andern Fächern des Kriegsstandes, wo es auf ein eigentliches Studium ans tommt, sehr brauchbar seyn kann, nur nicht da, wo List, Gewandtheit des Kopfs und der Perſon mit raſchem Entſchluß Hand in Hand gehen müſſen. Ueber die That des Generals Seidlig selbst ist schon so viel geschrieben worden, daß ich sie nicht erst zu kommentiren brauche. Das Resultat von Roßbach,
meint Napoleon, sey
nichts Außerordentliches geweſen, weil 22,000 Mann Preußen ( nicht, wie es bei ihm heißt, 26,000 Mann ), welche gut geführt wurden, 45 bis 50,000 Mann Reichstruppen und Franzosen jener Zeit håtten schlagen müſſen. Diesem stimme ich völlig bei, und grade dies hat mich zu einer Schilderung dieser alten Armee bewogen, weil man wohl noch etwas weiter gehen kann, und annehmen darf, daß die Armee Friedrichs des Zweiten jeden Feind zu schlagen im Stande war, und zwar durch ihre Eigenthümlichkeit insbesondere, in allen Beziehungen, versteht sich, daß fie zweckmäßig geführt wurde.
Die Kriege des Königs
waren für die Armee eine solche Schule der Praxis geworden, daß sie, wie ein wohl dressirtes Pferd, wenig der Hülfen selbst, sondern nur der Zeichen der Hülfen bedurfte, um in jedem vorkommenden Fall ihre Kräfte zweckmäßig verwenden zu können. Es war ein viel gebrauchtes, zuleßt etwas abgenuttes Werkzeug ; des Meisters .
aber es paßte genau in die Hand
Aus dieſer gleichnißweiſe angegebenen Ursache kam nun auch die Sicherheit, mit welcher der König die Franzosen
297
bei Roßbach um sich herum marschiren sah, weil er die Di- » stancen und die Zeit genau kannte, welche nöthig waren, die Armee eine dem Zweck gemåße Bewegung vornehmen zu laſſen.
Die Armee ihrer Seits war wie eine mit eignen
Gedanken begabte Maſchine, zu Allem bereit ; die Generale , wußten sie gehörig zu bewegen, und da Alles sehr gut paßte, bedürfte es außer der Kavallerie auch nur der sechs vorderſten Bataillons, um den, obenein durch aufgeblåhte Führer irre geleiteten Feind zu schlagen. Mit Fug und Recht bleibt Friedrich bei Roßbach unserer höchsten Bewunderung und Verehrung werth ; denn so etwas kann freilich nur A einer der größten Heerführer, sey es auch gegen einen, in jedem Betracht untergeordneten Feind, ausführen. Abgez ſehen indeß von diesen hochliegenden Gegenständen der mit dem Feldherrn identificirten Strategie, war es wohl auch die ganze Eigenthümlichkeit der preußischen Mandorirkunst in freiem offnen Felde, welche solche Resultate hervorbringen konnte, und gegenseitig durch die Dispoſitionen des Königs dazu gelangte. Auf solche Züge im Kriegsspiel hatte Friedrich seine Armee vorbereitet ; deshalb führte er sie aus und zog das offne Terrain einem coupirten vor. Es wird sich Gelegenheit finden, dies öfter beſtåtigt zu sehen. Vorzüglich gegründet find die Bemerkungen Napoleons ( S. 215 ) über die Stellung des Herzogs von Bevern bei Breslau und die dasige Schlacht, daß nåmlich der preußische linke Flügel den eigentlichen Angriffspunkt dargeboten habe, der rechte hingegen nicht hätte angegriffen werden sollen. Die Bataille von Leuthen ( eben daselbst in der zehnten Bemerkung ) nennt der Autor mit Recht ein Meisterstück der Bewegungskunst, des Mandvrirens und des Entſchluſses, welche für sich allein hinreichen würde, Friedrich den Zweiten unsterblich zu machen. Ich finde hierin alle meine vorhin geäußerten Gedanken bestätigt, und glaube sogar, daß ohne die alte preußische Dressur, ohne die Disciplin der Armee, und ohne ihre für die Ebene ausgebildete Manövrir-
298
Fähigkeit, keine Schlacht von Leuthen möglich geweſen wäre. Hier zeigt sich dies Alles in vollem Glanz : die wechselseitige Unterſtüßung des Feldherrn durch die Armee, und der Armee durch den Feldherrn. Nur ein Heer, welches gewohnt war, in langen Linien zu manovriren, und durch sein überlegenes Infanterie - Feuer den Feind an seiner Schwenkung links und an Formirung in neuer Stellung zu hindern ; nur eine Kavallerie wie die, welche General Driesen mit richtigem Blick anführte ; nur Truppen, welche nach dem Handgemenge in und bei Leuthen sich schnell wieder sammelten ;
nur solche Soldaten konnten die Disposis
tion des Königs völlig ausführen.
Es ist wahr, Friedrich
hatte dieſe Truppen vorher begeistert ; *) aber sie leisteten auch Alles, was er verlangt hatte, und der Feind stand in einer Gegend, in welcher sie von ihren Kräften einen freien Gebrauch machen konnten.
Seit dieser Zeit hat man be-
merken wollen, daß unſere damaligen Gegner in der Regel das coupirte Terrain zu Stellungen gegen den König vorgezogen haben; so wie gegenseitig der König der Meinung gewesen ist, daß er, wo möglich, seinen Feind veranlaſſen müſſe, in einer ebenen Stellung sich ihm entgegen zu sſtellen. **) Dies zeigt abermals, worauf der große Feldherr ſein vorzüglichstes Vertrauen sette. Um aber auch seinen bei Gelegenheit der Schlacht von Collin geäußerten Grundſah zu rechtfertigen, fügt Napoleon hinzu : ,,der König habe keinen Flankenmarsch vor der
" *) Man lese in der hist. de mon tems T. III. P. 282. **) ſ. Lebensbeschreibung des Generals v. Fouque', S. 177, und beſonders S. 184. Der König äußert dort in einem Briefe: " So lange wir nicht den Feind in die Ebenen hinabziehen köns ,, nen, dürfen wir uns nicht schmeicheln, große Fortschritte " über ihn davon zu tragen " u. s. m . Vergleiche oeuvr, posth, Tom, IV. p. 240 unten. Anmerkung des Herausgebers.
299
feindlichen Armee unternommen ;
denn, " heißt es: ,, die
beiden Heere håtten ſich nicht in Schlachtordnung ſehen können." Aber um die Flanke herum ist nun dennoch einmal die preußische Armee marſchirt, das ist ein Faktum ; und sehen hätte es der Feind durch seine Kavallerie auch können, wenn dieſe die Preußen nicht ganz aus dem Gesicht gelassen hatte ; auch dauerte dazu der Marsch nach dem Gefecht bei Borne lange genug, bis die preußische Armee wies der zum Vorschein kam ; ja, wenn auch der Feldmarschall Daun der Meinung ſollte gewesen seyn, daß der König fich zurückzôge, *) so dispensïrte dies die leichte Kavallerie doch nicht, den Feind im Auge zu behalten. Da ich also in dem Gedanken Napoleons keine weitere Rechtfertigung seines. oben bemerkten sogenannten Prinzips finde, ſo bin ich auch außer Stande, ſeine lehte Bemerkung für gültig anzunehmen, und muß bekennen, daß ich keine Anwendung davon zu machen weiß, weil, nach meiner geringen Einsicht, ein Flankenmarsch immer ein Flankenmarsch bleibt, geseht auch, er wåre in stockfinsterer Nacht ausgeführt worden . Eben so weiß ich nicht, was Napoleon auf derselben Seite ( 216 ) meint, wenn er ſagt : „ der König habe nicht ein zweites Prinzip verleßt, " nåmlich nicht seine Operationslinie verlassen, sondern lediglich fie verändert. " Es heißt zwar dort : daß Friedrich durch seinen Marsch die Linie auf Neumarkt abandonnirt und dafür eine andere auf Oberschlesien gewählt habe. Allein in Neumarkt hatte er nichts, als die eroberte feindliche Bäckerei ; und nach Oberschlesien konnte er sein Auge deshalb nicht richten, weil die feindliche Armee dazwischen stand, und wenn sie auch geschlagen wurde, sich doch zwischen ihn und Oberschlesien werfen konnte. Hånden.
Ueberdem war Schweidniß in feindlichen
Wurde indeß Friedrich auch geschlagen, so würde
*) Oeuvr. posth, Tom . III. p. 238.
300
er sich dennoch haben nach der Gegend, woher er kam, zi rückziehen können, wenn auch grade nicht nach Neumark
Ich muß alſo abermals bekennen, daß mir die Operations Linie nach Oberschlesien nicht einleuchtend ist, wogegen id mich auf meine vorigen Bemerkungen über einen åhnlichen Fall beziehe.
Ich glaube deshalb, daß das ångstliche Fest-
halten der gedachten Linie nicht allemal unumgånglich nothwendig ist, es sey denn, eine Armee würde in einem solchen Umfange tournirt, als die unglückliche preußische Armee im Jahr 1806 es an der Saale wurde. Dies darf freilich nicht stattfinden. Aber aus der Ungriffs - Stellung bei Leuthen würde Friedrich, so důnkt mich, wohl auch einen Rückzug nach seinen Subſiſtenzmitteln gefunden haben, unerachtet die Direktion dorthin nicht grade perpendikulair auf seiner Fronte lag. Wollte ein General ganz Brikt sich an solche Vorschriften halten, so würde er größtentheils nur Frontal- Ungriffe unternehmen können, wobei die Vortheile des Manövrirens wegfallen.
Dies wollte aber König Friedrich der Zweite
aus wichtigen Gründen keinesweges, und es ist nicht zu bezweifeln, daß er sich darüber långst Rechenschaft gegeben hatte. Ueberdem muß auch dem Glück auf eine vernunftmåßige Weiſe ſein Antheil überlassen bleiben .
Aus allen
diesen Prämiſſen ſchließe ich daher, daß der König am wes nigſten daran gedacht hat, im Fall eines übeln Ausgangs. ſich nach Oberſchlesien zurück zu ziehn, und der Augenschein lehrt zur Gnüge, daß ein solcher Rückzug nicht nur aus höhern strategischen Gründen, sondern auch nach der Lage der Gegend, worin die Armee focht, ungleich schwieriger, vielleicht gar unmöglich gewesen seyn würde, als wenn die preußische Armee ſich håtte wieder nach der Gegend zurückziehen wollen, woher ſie gekommen war. Welche mögliche Falle nach einem Verlust der Schlacht von Leuthen hätten stattfinden können , ist für uns eine müffige Spekulation. Daß aber der König sich nicht in eine Richtung zurückziehen
1g ne
fog na
301
konnte, in welcher er die Fronte gegen Niederschlesien und die Mark gehabt haben würde, bedarf wohl keiner Erörte rung.
Die vorerwähnte Stelle in Napoleons Memoiren
bleibt mir daher völlig unklar. Wir kommen nunmehr zur Kampagne des Jahres 1758, welche im vierten Kapitel der Précis etc. abges handelt wird. Die Geschichtserzählung dieses Feldzugs ( S. 218 biể 241 ) enthält zwar manche höchſt unvollſtåndige Darſtellung der Begebenheiten, aus welcher ein Leser, der die Sachen nicht bereits kennt, nicht hinlänglich ſich unterrichten kann. Indeß kann man dies einem solchen Verfasser wohl nachsehen , wenn derselbe nur nicht abermals in einem Hauptpunkt, nåmlich in der Stärke der Armeen, im Irr thum wåre. So rechnet er die gegen Friedrich unmittelbar fechtenden Armeen auf 230 bis 240,000 Mann, und die Russen nur auf 80,000 Mann, da sie doch nach allen bes kannt gewordenen Angaben über 100,000 Mann mindes stens stark waren, und auf 120,000 Mann berechnet wurden. Der unterrichtete Leser wird dies freilich wohl selbst bemerken ;
doch schien mir diese Erinnerung nicht
überflüssig zu seyn. In der 11ten Bemerkung ( S. 241 ) fångt Napoleon mit Beurtheilung des Feldzugs des Herzogs Ferdinand an, bei welchem ich mich nicht aufhalten, sondern lediglich der Bataille von Crefeld gedenken will, welche Herzog Ferði= nand nach der Regel Napoleons : "" Ne separez jamais les ailles de votre armée les unes des autres, de manière que Votre ennemi se puisse places dans les intervalles. " eigentlich hätte verlieren müſſen. Allein er hat sie gewonnen, vielleicht, weil er ſeinen Gegner kannte, und es möchte sogar schwer fallen, den Tabel vor einem Feldherrn - Tribunal durchzuſeßen, obgleich im Allgemeinen jene Regel wohl
302
werth ist, gekannt zu seyn, unerachtet die Geschichte viele glückliche Ausnahmen zeigt, und Herzog Ferdinand ohne die Abweichung von derselben wohl nicht die Schlacht von Crefeld gewonnen haben würde. Da ich Napoleon wenigstens hier nicht der bloßen Tadelsucht zu zeihen vermag, so geht, auf das Gelindeste geurtheilt, nur so viel aus seiner Anmerkung hervor, daß im Kriege Alles ungewiß bleibt,
und
felbst der erfahrne Napoleon uns keine Rezepte hinterlaſſen kann, wie man den Feind schlagen muß. In der histoire de mon tems, so wie sie in das Publikum gekommen ist, findet sich nicht die leiseste Anzeige einer Bedenklichkeit über die Disposition zur Schlacht von Crefeld.
Napoleon hin-
gegen tadelt sie, und zwar mit einem Unschein von Recht, unerachtet man von ihm am wenigsten erwartet håtte, daß er die strikte Befolgung sogenannter Regeln vertreten würde, und am besten wissen konnte, daß bei einem Feldherrn die Kunst über die Kritik gestellt seyn muß. Wenn man alſo nicht blindlings bewundern will, fo giebt es hier Stoffzum Nachdenken, welchen ich dem Leser überlasse. S. 243 kommt endlich Friedrich vor Napoleons RichEr fragt : ob der König Olmůß habe belagern Er meint : und beantwortet dies mit Nein.
De
Friedrich der Zweite habe Daun erst schlagen müssen, den er wieder für schwach, und deshalb die Vernichtung seiner Armee möglich hålt ; wobei ich bemerke: daß nach Tempel-
那 ton
hof die nach Mähren bestimmte preußische Armee aus 46 Bataillons Infanterie, 2 Freibataillons, 2 Kompagnieen
fang
terstuhl. müſſen ;
1
Fußjáger, und 103 Eskadrons *) bestand ; und die öftreis chische Armee 75 Bataillons Infanterie und 120 Eska-
un
"
drons, ohne 12 Grenadier - Bataillons, und das Karabiners Korps, ohne Kroaten, Huſaren und andere leichte Trup-
n *) f. Geschichte des 7jährigen Krieges, von Tempelhof, 2ter Bb. S. 31.
303
pen, endlich ohne die detaſchirken Korps , stark war...* ) Die Antwort des Königs auf Napoleons Label : daß er ja doch Dlmuß nicht hätte behalten können, findet man im dritten Theil der histoire de mon tems, S. 287, und ich finde es meinem eigentlichen Zweck nicht angemessen, wenn ich mich in weitläuftige ſtrategiſche Diskussionen einlaſſen wollte. Hierzu würde eine besondere Schrift erfordert werden, und ich gestehe, daß ich dazu keine Zeit, keine " Lust , und vielleicht auch keine Kräfte habe. Genug, es scheint mir, als ob die Vorschriften Napoleons zur Belages rung von Olmük ( S. 245 u. f. ) in der Lage, in welcher der König sich wirklich befand, höchst schwierig und vielleicht unmöglich auszuführen gewesen seyn möchte. Nur noch die einzige Bemerkung erlaube ich mir, daß nämlich der Rückzug der preußischen Urmee von Olmük durch Böhmen nach Schlesien höchlich verdient, studirt zu werden.
Es ist ein getreues Bild des wechselseitigen Eins
greifens der Generale in die Disposition des Königs, der Truppen in die Dispositionen der Generale. Es schildert dies die damalige preußische höhere und niedere Taktik nachh dem Leben, und dient als ein Tert, durch welchen die hier und da in dieser Schrift verstreuten Betrachtungen über die Manovrir - Fähigkeit und die Disciplin beſtåtiget werden können. Ueber die Schlacht von Zorndorf äußert Napoleon an fänglich ( S. 248 ),
daß Friedrich, wie man sage, nicht
*) f. Geschichte des siebenjährigen Krieges , S. 183 u. f.
von Tempelhof,
Napoleon meint : die dftreichische Armee sey anfänglich ( d. h . im April) schwach geweſen'; und auf der folgenden Seite nennt er dieselbe Ärmee ,, an Zahl der Armee des Königs über, legen. " (f. fünfter Theil der Memoiren, in dem Précis etc. S. 243 vergleiche mit 244.) Napoleon empfiehlt, bei dieſer Gelegenheit abermals seine Circumvallations - Linien.
304
gewußt habe, daß der russische Bagage- Park, durch dessen Zerstörung die Ruſſen gänzlich paralyfirt håtten werden können, in der Nähe sich befunden habe. Hätte Napoleon die histoire de mon tems zur Hand gehabt, so würde er des Königs Gedanken darüber gewußt haben, welcher durchaus zu einer entscheidenden Begebenheit eilen wollte. *) Der Er 3 Kaiser nennt diese Schlacht une série déchauffourées (eine Reihe von ungefähren, unbesonnenen Thaten ! ) und es mag seine Richtigkeit haben, daß, wie er meint, des Königs Dispositionen nicht völlig ausgeführt worden sind. Allein das Ganze derselben schlug keineswegs fehl.
Es gab der Kavallerie unter Seidlik Gelegenheit zu
den glänzendſten Unternehmungen, zu Attaken, die mit Blitesschnelligkeit als zweckmäßig entdeckt und eben so ausgeführt wurden. Es war dies ein neuer Triumph für diese Waffe, und der König erkannte den Werth seiner Kavallerie -Anführer an. Die Disposition der Schlacht vom Ueber, gang bei Güstebiese an ist übrigens Etwas, welches die Behendigkeit solcher Anordnungen damaliger Zeit beurkundete. Sicherlich würde jeder Generalstab Zeit bedürfen, um folche Kolonnenmårſche zu führen, und sie sind also wohl einer genauen Beachtung werth. feinem Mandvrirsystem getreu.
Friedrich blieb auch hier Der fernere Hergang ist
bekannt, und darf hier nicht auseinander gesetzt werden. Tempelhof berechnet die Stärke der preußischen Armee auf 82,760 Mann, ** ) die der russischen, ohne 4000 Mann, welche bei der Bagage standen, auf 51,529 Mann. Na poleon giebt der preußischen 35 bis 36,000 Mann, der
* f. histoire de mon tems, T. III. p. 307. **) f. zweiter Theil der Geſchichte der 7jährigen Krieges, von Tem; pelhof, S. 235 u. f. Von preußischer Seite bestand der Verlust in Alem in 11,300 Mann ; der ruſſiſche 21,529. Dies für den denkenden Lefer.
27
gef
lag fall
gege nich
diefer über hieri der
26
305
ruffischen, ohne jene Grenadiere bei der Bagage, 40,000 Mann. Die legte Bemerkung Napoleons über die Flans kenbewegung der Ruffen scheint durch die Contrelection, welche er der preußischen Kavallerie ihr geben läßt, balancirt zu werden.
,, Die Fertigkeit im Mandvriren, “ ſagt Tem-
pelhof, „ verſchaffte den Preußen den Vortheil, daß sie im Ganzen mehr in Ordnung blieben, als der Feind, “ und ſo entſchied dieſe Ueberlegenheit abermals auf eine ewig denkwürdige Art. Die 14te Anmerkung Napoleons trifft den Feldmars schall Daun, welche ich dem Leser der Memoiren überlasſſe. Tadel Napoleons wegen der Stellung bei Hochkirch ( S. 251 ) ist etwas ſtark gerathen, indem er meint : ,,kein Regiments - Adjutant würde sein Bataillon auf einem Terrain haben kampiren lassen, welches von den feindlichen Batterieen dominirt geweſen wåre. ” jene Stellung ihre Fehler hatte ; des Hohenkirch - Bergs
Es mag seyn, daß
ob aber durch Besetzung
( wie Napoleon citirt ) die Sache
ganz gründlich verbessert worden wåre, bleibt eine Frage, welche nur durch die spezielle Kenntniß jener Gegend ent schieden werden kann.
Denn nach den vorhandenen Plånen
zu schließen, würde die Besetzung dieses Berges, welcher 2700 Schritt vom Dorfe Hochkirch entfernt ist, wenig gefruchtet haben. Dochmag dem seyn wie ihm wolle, es lag bekanntlich nur an 24 Stunden, und statt des Ueberfalls der Gegner würde ein anderes Unternehmen des Königs gegen sie erfolgt seyn. *) Der König, welcher sich sonst nicht zu schonen gewohnt ist, sagt nichts über den Nachtheil dieser Stellung. Napoleon war es vorbehalten, ihn darMie könnte man über am hårteſten öffentlich zu tadeln. hierüber sich jedoch verwundern, da dieser Mann während der Jakobiner -Herrschaft gereift war, und niemals über
*) [. histoire de mon tems ,
T. III. p. 819. u
306
Monarchen, welche nachher seines Gleichen waren ,
mit
Schonung zu urtheilen pflegte!
Zum Schluß dieses Thema's läßt Napoleon Friedrich, welcher nach seiner Meinung verdient hätte, seine ganze Armee einzubüßen , 200 Kanonen verlieren . Tempelhof rechnet nach sichern Angaben die Hälfte, nämlich 101 Stück Geſchütz, als den preußischen Verlust. *) Man kann sich fast nicht entbrechen, zu bemerken, daß, wo es auf solche Verluste ankommt, Napoleon sehr freigebig damit gegen den König ist; ihm nichts.
denn auch der meisterhafte Rückzug`gilt
,, Man muß,"
sagt der ehemalige Kaiser,,,seinem -
,, (Friedrichs ) guten Glücke alles das zuſchreiven , ",, was er rettete."
th Da ich es verschmähe, in einer Parallele zu erwähnen, daß Napoleon seiner Seits gewagt hat, wo er gar nichts gewinnen konnte, als was er ſchon hatte, und dies zu weit führen würde: so schreite ich zur Durchsicht seines fünften , Kapitels, oder der Kritik des Feldzuges vom Jahr 1759, von welchem leßtern die Geschichtserzählung von S. 253 bis 268 zu finden ist. Dieser berechnet abermals die Kräfte des Königs auf
n
er
for 130,000 Mann, die der ihm gegenüber stehenden Heere zusammen auf 180,000 Mann, da es doch bekannt, und hinreichend zu erweisen ist, daß der König höchstens 125,000 Mann ſtark ſeyn konnte, daß die Feinde hingegen, auf das mindeste gerechnet, 220,000 Mann **) ſtark waren. Ich müßte mehr Raum und Zeit haben, als mir
E
*)
übrig ist, wenn ich erweisen wollte, was ohnehin Jeder
F de *) f. im zweiten Ihelle S. 386.
**) Versteht sich, ohne Franzosen einerseits , alliirte Armee andererseits.
so wie ohne die
mu mi
307
mann leicht auffinden kann. Außerdem vergißt Napoleon nicht, alle Vortheile des Königs und alle Nachtheile ſeiner Feinde ( S. 259 ), als da sind : die Verschiedenheit der Nationen, die Unabhängigkeit der Feldherren u. m. dergl., anzuführen. Da dergleichen Betrachtungen immer wieder vorkommen, so möchte man versucht werden, zu glauben, daß Napoleon eben nicht gern dem König Friedrich große Schwierigkeiten entgegengesezt sehen mag, damit der Aufs wand an Lob nicht gar zu groß werde, und dafür auf dens jenigen, dem nichts als die Apotheose bei Lebzeiten fehlte, desto freiwilliger und ſtårker herabſtrömen möge. Diese ganze Erzählung des Hergangs der Kampagne` von 1759 scheint das Werk der Uebereilung geweſen zu seyn. Die Namen ( ich verzeihe einem Ausländer dies ſogar) find entſtellt ; die Beschreibung der Schlacht von Cunersdorf unrichtig, *) indem er die Ruſſen aufs Neue sich hinter dem sogenannten Kuhgrunde verschanzen, die Hälfte der Preuſfen umkommen läßt u. s. w. Kurz, der nicht unterrichtete Leser des Auslands wird hierdurch gänzlich irre geleitet werden, und eine falsche Vorstellung von den Begebenheiten erhalten. Dies ist um ſo unangenehmer, als man ſich ſagen wird : es ist Napoleon, der dies geschrieben hat ; eine Aus torität, welche in den Augen vieler Leute entscheidend wirkt. Es wäre zu wünschen, daß der vormalige Kaiſer bis auf die
*) Napoleon erzählt vom Könige : il fit attaquer le Kleitsberg. Meint er den Kleistberg , so ist zu bemerken : daß dieser außerhalb der feindlichen Stellung lag, und daß auf dieſem àm® Rande des Waldes liegenden Berge von Anfang an eine Batterie poſtirt wurde, welche das feindliche Retranchement grade in die Flanke nahm und alſo der Långe nach bestrich. Unter Protektion des Feuers dieser Batterie geſchah der erste Angriff von acht Bas taillons. Der linke russische Flügel stand dagegen auf ben Mühlbergen. Wenn man eine Schlacht beurtheilen will, muß man das Terrain kennen und die Gegenstände desselben nicht mit einander verwechseln. u 2
308
Möglichkeit des Borwurfs einer solchen Inbelicatesse gegen ſeinen Ruf vermieden haben möchte, weil es größer geweſen wåre , einem Mitbewerber um die Unsterblichkeit großer Thaten eher mehr, als weniger einzuräumen ; eine Verfahrungsart, welche in der Regel den wahrhaft großen Månnern eigen zu seyn pflegt. Jetzt zu den Bemerkungen Napoleons, der sich in der 16ten derselben mit dem Marschall Contades und der französischen Armee beschäftigt, welches ich übergehe, und nur noch hinzufüge, daß die Vorstellung, welche der Autor dem Leser von der Lage der franzöſiſchen Armee unmittelbar nach der Schlacht von Minden beibringt, total irrig ist. Die 17te Anmerkung betrifft den Herzog Ferdinand ; endlich die 18te ( S. 273 ) den König, welcher abermals getadelt wird, daß er den Marschall Daun nicht geschlagen habe.
,, Er hatte es thun können , "
,, aber der König that nichts."
meint Napoleon :
Es beweist dies weiter
nichts, als daß Napoleon die Lage des Königs auch nicht im mindesten gekannt hat. schlaglustiger gewesen,
Denn wahrlich, Niemand ist
als Friedrich ;
aber nicht immer
Denn der König hatte nicht kann man, was man will. allein die dstreichische Armee, sondern auch die russische `im Auge zu behalten, welches dem erilirten Er- Kaiser vielleicht wahrscheinlich geworden wåre, wenn derselbe die histoire de mon tems zur Hand gehabt håtte, *) woſelbſt auf der
Es ist bekannt, daß Napoleon eine Wanduhr Friedrichs von Ob er die Potsdam nach St. Helena mitgebracht hatte. wåre es Beffer ich nicht. weiß beſeſſen, Oeuvres posthumes gewesen, hierin dem Beiſpiel Joseph II. gefolgt zu haben, welcher sich hiermit begnügt haben würde, wenn er als Feind nach Potsdam gekommen wåre, und ſich wahrlich nicht an Meublen vergriffen haben dürfte, so wenig als Friedrich der Zweite selbst, welcher die in seiner Gewalt befindliche Bildergallerie in Dresden respektirte. Kaiser Joseph, muß ich noch hinzufügen, ließ die Oeuvres posthumes mit goldenen Lettern drucken, und zeigte
f
-399 ersten Seite des vierten Theils die Ursachen der scheinbaren Unthätigkeit des Königs angemerkt stehen.
Ueberhaupt
war die damalige Lage des Königs ſo komplicirt, deß, wer ſie kennt, ſich auch überzeugt haben wird, wie unmöglich es gewesen sey, so vielen Gegenständen, als sich ihm vorstellten, zu genügen. Weit entfernt, den König deshalb tadeln zu wollen, daß er nicht genug unternommen hat, ſollte man im Gegentheil ihn bewundern , daß es ihm nach Verhåltniß ſeiner Kräfte ( welche Napoleon aber zu hoch anſchlägt) gelungen ist, durch solche Labyrinthe sich durchzuwinden. Von gleichem Gehalt sind auch die tadelnden Bemerkungen des Ex- Kaiſers S. 273 , daß Friedrich dem Prinzen Heinrich, welcher die große dftreichische Armee gegen sich hatte, 20,000 Mann håtte sollen abnehmen, um sich zur Schlacht von Cunersdorf zu verſtärken .
Und durch welche
Kriegsregel, wie Napoleon ſie citirt, es dem Könige verboten gewesen wäre, während der Schlacht Frankfurth weg. nehmen zu laſſen , gestehe ich ebenfalls, nicht begreifen` zu können. Denn båtte der König diese Bataille gewonnen, was doch gar nicht unter die Unmöglichkeiten gezählt werden kann, und wirklich auch nur an einem Haar, so zu sagen, hing : ſo würde eben durch jene Wegnahme Frankfurths die russische Armee aufgerieben worden seyn . Die Disposition zur Schlacht ist ein neuer Belag zu der Art und Weise des Königs , welcher jedesmal seinen Gegner bei der schwächsten Seite anzugreifen gewohnt war. Diese Disposition ist ebenfalls auf die Beweglichkeit der Armee gegründet und als sehr originell zu betrachten. Die weitere Beschreibung der Ausführung und die Ursachen des Verlustes der Bataille sind zu bekannt, um ihrer umſtåndWundern möchte man sich nur, warum lich zu gedenken.
auf diese Art seine Achtung selbst für den ehemaligen Feind seines Hauses.
310
Napoleon hier nicht abermals seinen Satz anwendet, der König seine Operations -Linie verlassen habe.
daß
Er über-
geht indeß diesen Umstand, und nimmt den Vorfall von Maren ins Auge. Von diesem meint Napoleon, daß die Detaſchirung des Daun, Generals Fink überhaupt ohne Zweck gewesen sey. heißt es, würde in keinem Fall Sachfen geräumt und Dress Dies klingt wahrscheinlich. den Preis gegeben haben. Allein, wenn Daun, durch Detaſchirungen und seine linke Flanke und in seinem Rücken, am Ende seine Subsistenz gefährdet gesehen håtte, *) so möchte er doch wohl nåher Genug, und ohne hier die nach Böhmen gegangen seyn. Möglichkeiten in Anschlag zu bringen, kann ich doch weder Napoleons Meinung theilen, daß hier der König einen unverzeihlichen Fehler begangen, noch daß sich, wie es hier heißt, General Fink mitten in die dstreichische Armee hinein Ich bin sogar der Meinung, daß geworfen gesehen habe. dieser General sich dem Feinde entziehen konnte, wåre er sogleich auf die Nachricht von dem Marsch eines feindlichen Korps auf Dippoldiswalde von Maren abmarſchirt, und håtte sich nach Böhmen, wie König Friedrich erwähnt, über Gieshübel gezogen, von wo er auf drei Straßen Sachſen Ein solcher Ausweg scheint wieder erreichen konnte. ** ) Das Fink'sche Korps war aller möglich gewesen zu seyn. dings exponirt, nur nicht in dem Grade, daß alle und jede Wege, bei großer Vigilanz, verschlossen gewesen wären.
*) und nicht nur gefährdet und abgeschnitten, sondern in der Folge vielleicht vernichtet. Oeuvr. posth. T. IV. p . 54 — 56. General Fink konnte auch dem Feinde auf Rheinhardsgrúna entgegen gehn, und ihn angreifen oder das Gefecht hinhalten, bis die Nacht ihm ein Ende machte, dann aber sich über Cunersdorf und Frauendorf ze. baven machen.
8 be
De
be
311
Dasjenige, was Napoleon endlich und bis zum Schluß feines fünften Kapitels über die Kapitulationen in freiem Felde erwähnt, ist sehr gut gedacht und gesagt. Es vers dient mit Aufmerksamkeit gelesen zu werden, und trägt den Stempel der reifen Beurtheilung und der Erfahrung. Man darf daher solches dem Leser als wahr und richtig empfehlen, und ich für mein Theil pflichte ihm in Allem bei. Wäre das Siegen oder Sterben " eine bloße Redensart, so bedürfte dergleichen einen Kommentar, sonderlich für diejes nigen, welche lieber für das Vaterland leben, als dafür sterben wollen. Da dies aber nicht ist, nicht seyn kann, und schlechterdings nicht seyn darf: so ist auch eine Erdrtes rung jenes Sages überflüssig. Ich gehe zu dem folgenden sechsten Kapitel des Précis über, in welchem Napoleon den Feldzug des Jahres 1760 abhandelt.
Die Geschichtserzählung ist auf den 11 Seiten, von Seite 283 bis 294, enthalten. Die Stärke der Kombattanten giebt Napoleon folgens dergestalt an: Preußen kaum 100,000 Mann,` Destreicher nebst Reichstruppen 130,000 Mann, • 60,000 Mann, Russen
wonach der König nur eine um 90,000 Mann übermächtige Masse von Feinden gegen sich gehabt haben würde.
Hier
mit vergleiche man Tempelhof's Geschichte des 7jährigen Krieges, 4ter Theil, S. 13, woselbst die preußische Armee kaum auf 90,000 Mann, die feindlichen Heere hingegen - auf mehr als 200,000 Mann angenommen werden, wenn gleich solche nicht nach ihrer Angabe aus 280,000 Mann bestanden håtten .
Der König verlor indeß bekanntlich bei
Landshut über 10,000 Mann, ſo daß er den größten Theil des Feldzugs eine Uebermacht von 120,000 Mann zu bekämpfen hatte.
312
In Napoleons Erzählung sind einige Irrthümer einges laufen, nåmlich : daß bei Liegniß der preußische rechte Flüferner : gel nur geschlagen habe, da es doch der linke war ; daß bei Torgau Ziethen zu gleicher Zeit mit dem Angriff des Königs ausmarschirt, und mit einer lebhaften Kanonade der zweiten östreichischen Linie empfangen worden sey,
worauf
der König, der dies gehört, angegriffen habe, u. f. w. Allein, dies ist völlig unrichtig, und eine falsche Pråmiſſe feiner nachfolgenden Beurtheilung. Auch ist es als möglich, ja als sehr wahrscheinlich anzunehmen, daß, wenn beide Angriffe zu gleicher Zeit wirklich erfolgt wåren, hierdurch unmittelbar das Schicksal dès Tages würde entschieden worden seyn. Da nun grade der ungleichzeitige Angriff des Ziethenſchen und des königlichen Korps als ein Incident -Punkt bei dieser Schlacht betrachtet werden muß: so fieht man, wie wenig der Er - Kaiſer ſich die Mühe gegeben hat, die von ihm beurtheilte Angelegenheit kennen zu lernen. Die Beschreibung der Schlacht bei Torgau ist überhaupt dermaßen entstellt und falsch, daß der Leser dadurch irre geführt werden muß.
So giebt Napoleon dem Prinzen von
Hollstein ein besonderes Korps, läßt den König während der Nacht 10 schwache Bataillons aus den Ueberresten von 40 organisiren ,
So
fud
nich ten u
Sabe
genaue
und doch den preußischen Verlust nur aus
Un
16,000 Mann bestehen, u. s. w. Dies verdient also wohl bemerkt zu werden, und scheint etwas mehr zu seyn, als
glorreich
ein leichtes Ueberhingehen zu umſtåndlichen Begebenheiten.
hand er fapitulire
nicht, wa Hierauf kommen die Unmerkungen , S. 294, und unter dieſen die 21ste und folgenden über den König. Zuerst:
Tadel der Belagerung von Dresden.
Nach
den Regeln, so wie ſie in einem Kriegsrath aufgestellt werden, hat Napoleon Recht. Wenn man aber bedenkt, daß Dresden auf dem linken Elbufer nur unvollkommen befestigt war, daß es keinen bedeckten Weg, keine Raveline und nur schmale Graben, die Neustadt aber blos Erdmälle ohne
Tempel
Diesehr von feinen Kenntni ß leon Bona hätte er do
313
Revetement hatte; *) wenn man ferner bemerkt, daß die ersten Batterieen sogleich an den Hauptgraben angelegt werden konnten ;
daß endlich das unerwartete Erscheinen
des Königs und der Rückzug des Feldmarschalls Daun einen Eindruck auf Garnison und Einwohner hatten hervorz bringen müssen : so fragt sich, ob Napoleon selbst, zumal in der Lage des Königs, nicht für das Unternehmen gez stimmt, und einen Sturm versucht haben würde.
Der
König nennt daſſelbe ein ,, Impromptu, “ und ſo ſcheint solches auch betrachtet werden zu müſſen ; denn ein Gelingen wåre nach allen darüber vorhandenen Ueberlieferungen keineswegs unmöglich geweſen, ohne grade de fortes et bonnes lignes de circonvalation anzulegen , wie der ExKaiser für nöthig erachtet. Von den kunstreichen und denkwürdigen Mårschen des Königs vor und nach der Belagerung von Dresden, um Schlesien zu erreichen, und zweimal hinter einander zu vers suchen, den Feind mit ſich dorthin zu ziehn, ſagt Napoleon nicht ein Wort, da doch diese Mårſche es wohl verdient håtten und als Meisterstücke des Königs zu betrachten sind. Indeß gehört allerdings, um sie beurtheilen zu wollen, eine genaue Kenntniß der Sache dazu. Und den General von Fouqué, welcher bei Landshut so glorreich der dreifachen Uebermacht mit dem Degen in der
Hand erlag, läßt der Er- Kaiser Napoleon gar förmlich. kapituliren ! - Er weiß also, wie dies Beispiel zeigt, gar nicht, was geſchehen ist, und urtheilt_doch ! **) Er
*) Tempelhofs Geschichte u. s. w. vierter Theil, S. 67. **) Die sehr interessante Lebensbeschreibung des Generals Fouqué, von seinem achtungswerthen Enkel, verbient zur vollſtändigen Kenntniß der Sache gelesen zu werden. Wenn dieſe dem Napoleon Bonaparte aber auch noch nicht bekannt ſeyn konnte, sö hätte er doch Gelegenheit genug gehabt, fich unterrichten zu
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ercifert sich sogar und ruft :
,, non, non, non ,
jamai
de capitulation en pleine campagne !" Es iſt zu be wundern, daß dergleichen falsche Angaben ohne Berichti gung der Herausgeber haben gedruckt werden können. Wir erfahren nun ( S. 296 ), daß die Mandvres des Königs in der Gegend von Liegnis ſehr gefährlich für ihn gewesen sind, welches bekannt ist . Wir lernen aber auch von Napoleon, daß der König dabei „ mehr Glück gehabt, als Klugheit “ gezeigt hat. Das haben wir noch nicht gewußt. *) Es wird einst für die Geschichte eine intereſſante Parallele gezogen werden können, zwischen dem Benehmen Friedrichs, wenn er während dieſem Kriege Schlesien so gut als verloren ansehen konnte, und Napoleon, welcher mit dem Anfang des Jahres 1814 ganz Frankreich noch unans getastet hinter sich hatte, und darauf innerhalb drei Monaten seine Krone niederlegen und abdanken mußte. Ein fols cher Mann sollte beinahe, so scheint es, behutsam in ſeinen Urtheilen über einen König und Feldherrn seyn, der sich viele Jahre hindurch in einer Lage erhalten hat, welche keines-
können. Friedrich der Zweite vergleicht Fouqué mit Leonidas bei Thermopild, und wohl mit Recht. Anmerkung des Herausgebers. *) Ich habe aus Schonung für einen ehemaligen Souverain `und ' aus Verehrung der Manen des großen Friedrichs die platte Uebersehung : ,, mehr Glück als Verſtand, “ unterlaſſen, wiewohldieWorte Napoleons : „ il fut plus heureux que sage," jenes triviale Sprichwort andeuten . Ich erwähne dies, damit der künftige Leser mir nicht einen Mangel an Berücksichtigung Schuld gebe. - Wie wenig indeß Napoleon darauf Unſpruch machen darf, zeigt ſeine ganze Schrift, welche von falſchen Ungaben voll ist. Bei jener Stelle sagt er unter andern von Friedrich: "" il n'avoit aucune base, aucun point d'appui ; " denn, daß im schlimmsten Fall Glogau der Rückzugspunkt war, weiß der Held von St. Helena nichts und so schmäht er weiter fort: ,, le hazard seul l'a sauvé, il n'a dû la victoire sur Laudon qu'à sa fortune" etc.
21
ma Ro dies mit баб fehen endlic Daun worfen Schlefte von Lieg rechten Die preu überleg n
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weges mit der des Er - Kaisers um die erwähnte Zeit ver glichen werden kann, sondern wohl ohne Frage weit kritischer war. } Allein der Meister auf St. Helena ist anderer Meinung. Er meint ferner, der König håtte nach der Schlacht von Liegnis den Feldmarschall Daun ,, franchement " angreifen, schlagen und nach Böhmen werfen sollen, wo= durch ihm die Bataille von Torgau erspart und der Feldzug Dies hat beendigt worden wåre. *) Und die Russen ? der Meister unbemerkt gelaſſen, was aus ihnen, im Rücken
*) Hierbei möchte man franchement sich die Frage erlauben : was denn nun Se, Majeſtåt Napoleon der Große nach der Schlacht von Liegnig gethan haben würde, da uns keine Partikularitåten darüber gesagt werden. Der Leser, wenn er urtheilen will, schlage die Erzählung der Vorfälle in dieser Zeit nach, in Tempelhofs Geschichte des 7jährigen Kriegs, 4ter Th. S. 198 u. f. Wenn man eine Vorstellung von den Maneuvre . Mårschen der preußischen Armee bekommen will, so betrachte man unter mehreren den Marsch aus dem Lager von Ober : Baumgarten ( von G. 219) in fünf Kolonnen, welcher ein ununterbrochenes Ge fecht war, und welcher in seiner Direktion nach Art eines völligen Maneuvers oft abgeåndert werden mußte, nach Hohengiersdorf und der Gegend von Schweidnig, ein Marsch, welcher der Armee 18 Offiziere und 964 Mann aus dem Gefecht seßte, und wobei fie 17 Geschüße eroberte, auch 8 bis 400 Gefangene machte. Wahrlich, bei solchen Unstrengungen kann man dem König keine Saumfeligkeit vorwerfen, denn er that, was unter diesen Verhältniſſen möglich war, bis Feldmarschall Daun und mit ihm der König dermaßen in die Berge verwickelt waren, daß ein Stillstand in den Operationen nothwendiger Weise ente stehen mußte. Jeßt rief Daun die Ruſſen auf, denen der König endlich folgen, und durch die Vertreibung des Feldmarschall Daun aus seinem Posten bei Torgau den feindlicher Seits ents worfenen Plan, ihn auf dem linken Elbufer von Berlin und Schlesien abzuschneiden, vereiteln mußte. Zur Zeit der Bataille von Liegnig standen die Ruſſen bekanntlich in Schlesien auf dem rechten Oder Ufer. Prinz Heinrich kommandirte gegen sie. Die preußischen Heere befanden sich also in der Mitte ihrer sehr überlegnen Feinde.
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des Königs, håtte werden können, auch nicht daran gedacht, daß Friedrich den Feldmarschall Daun, welcher sich in das Gebirge hineingeschachtelt hatte und dort unangreifbar war, durch keine Vereinigung mit einem Theil der Heinrichschen Armee ( und mehr konnte es nicht seyn ) gewachsen gewesen wäre. Håtte diese Kritik Napoleons kurz nach dem Kriege erscheinen können, wo noch alles in friſchem Andenken war, man würde sie unmöglich für das Werk eines erfahrnen Feldherrn gehalten haben, so sehr verleugnet der Mann feinen Scharfsinn. Jeht, wo sich schwerlich Jemand die Mühe nimmt, die Fakta nach Ort und Zeit, nach Kräften und Verhältnissen der kriegführenden Theile zu untersuchen : jezt findet er allerdings weniger Widerspruch. Doch lohnt es, um der Gerechtigkeit willen, welche wir dem Andenken des glorreichen Königs , Friedrichs und seiner braven Armee schuldig sind, wenigstens der Mühe, auf die Unkenntniß und das rücksichtslose Absprechen des Cenſors aufmerksam zu machen. Daun kommt ebenfalls schlecht weg. Ich selbst vermag ihn nicht zu rechtfertigen ; allein es ist zu vermuthen, daß seinen Schritten durch den Hofkriegsrath Fesseln angelegt waren, obgleich ihm sein Benehmen bei Liegniß schwerlich vorgeschrieben seyn mochte. In der 25sten Anmerkung handelt der Autor von der Schlacht von Torgau, lobt Friedrich, daß er habe den Feind
im Rücken angreifen wollen, schilt ihn aber aus, daß er den Angriff in der Fronte durch den General Ziethen habe unternehmen lassen. Aber daß dieser General über die Hålfte der Armee bei sich gehabt habe, weiß er wieder nicht, und meint, es sey nur ein Drittheil gewesen. Eben so kennt er nicht die Beschaffenheit des Terrains bei dem Dorfe Neiden, durch deffen hartnäckige Vertheidigung eine Schlacht gar nicht möglich gewesen wäre, *)
einen Hauptumſtand , welcher
*) f. Oeuvr, posth. T. IV. P. 164.
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zur Krtik des östreichiſchen Feldherrn gehört. Bagatelle ! Wir vernehmen dagegen lediglich die Fehler Friedrichs, welcher, sagt Napoleon,,, bei dieser Schlacht alle Grunds
,,såße, sowohl in Anlage als Ausführung, übertreten hat. ,,Von allen seinen Schlachten," heißt es,,, ist dieses diejez ,,nige, bei welcher er (nämlich König Friedrich ) die meh" ,,resten Fehler begangen, und wo er gar kein Talent gezeigt ,,hat. " *) Ohne mich bei solch einem Urtheil in eine Untikritik ein= zulaſſen, verweiſe ich meinen etwanigen Leser auf die Ge= schichte selbst. Mich dünkt übrigens, daß die Idee zu der Schlacht von Torgau und auch die sehr geniale Disposition **) ´nicht nur ganz in dem alten Styl des Königs ſind, fondern daß sie auch als meiſterhaft, und auf die gewöhnlichen Prinzipien über die Beweglichkeit und die Stärke ſeines Heeres im Angriff gegründet, betrachtet werden können. Daß der Tadel gar keine Gelegenheit erspåhen sollte, und manches bei der Ausführung hätte anders gerathen können, leugne ich nicht.
Daß aber die Kritik Napoleons auf eine
rücksichtslose Weise angewandt worden, ist eben so klar als leicht zu erweisen. Sie verdient deshalb keine nåhere Auseinandersehung . Die Schlacht bei Liegniß wurde durch ein glückliches Ungefähr veranlaßt. Die von Torgau hingegen ist ein Werk der Meditation. ***) Bei beiden kann der Sah angewendet werden , daß das Glück dem Kühnen hold ist, wenn es auch manchmal uns den Rücken zeigt, wie dies bei
*) f. Memoires de Napoleon T. V. p. 299. **) Sie besteht ( im Tempelhof) aus 16 Zeilen, und enthålt im Das Uebrige Grunde Alles, was die Idee ausdrücken soll. fand sich durch den Gang der Sache und die ´augenblicklichen Ereignisse selbst. ***) · Man lefe in T. III, oeuvr, posth. von S. 156 bis 160.
10
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Torgau im Anfange sehr der Fall war. Allein die damalige. größere Manövrir- Fähigkeit und Dreſſur der preußischen Armee behielt am Ende grade so viel von einer Handhabe zum Siege übrig, daß sie ihn erfassen und festhalten konnte.. Dies ist ein Kapital Punkt, bei welchem mein einstiger Leser mit mir verweilen müß.
Die braven Oestreicher hatten sich auf das tapferste vertheidiget, sowohl vorwärts als rückwärts. Nur ein Umstand war den kommandirenden Offizieren ihres linken Flügels entgangen , nåmlich vor allen Dingen die Höhen hinter Siptih fest zu halten ; vermuthlich, weil sie in der Flanke nicht mit Heftigkeit angefallen wurden ; vielleicht auch , weil sonst anderwärts Truppen nöthig waren. Genug, die Siptiker Höhen gingen verloren, und erſt_mit ihnen die Schlacht. Tempelhof sagt: daß dies gleich nach Untergang der Sonne und in der Dämmerung geschehen sey, woraus erhellet, daß preußischer Seits dieser wichtige Punkt früh genug erkannt und also keineswegs durchs Ungefähr gewonnen worden ist. Das Genauere dieſes Umstandes verdient nachgelesen zu werden. Die Unordnung, welche das lange Gefecht auf beiden Seiten veranlaßt hatte, war groß; aber den Preußen gelang es eher, als den Gegnern, sich wieder zu sammeln und die Ordnung einigermaßen wieder herzustellen, vorzüglich auf der erwähnten Höhe, wo sich die Truppen von des Königs Korps mit denen vom Korps des Generals von Ziethen vereinigten, und eine zufammenhängende Linie bildeten. Nun blieb der östreichischen Armee, nach fruchtlosen Versuchen, nichts Rückzug übrig.
als der
Wenn allerdings diejenigen höhern preußischen Offi= ziere, welche die Höhen von Siptih beseßten, das Rechte
getroffen hatten : *) _ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß dieſes
*) Man nennt den General von Leftwig und den damaligen Obrist Lieutenant von Möllendorf, welcher im Jahr 1816 als Feld 1
$ 19.
rasche Drientiren, ohne die Federkraft der Truppen, mit welcher sie sich zu railliren gewohnt waren, nicht mit demselben Erfolg ausführbar gewesen seyn würde. Ich kann mich deshalb nicht enthalten, dies der Dressur, vereint mit der Disciplin und Mandvrir - Fähigkeit der Armeen, zuzuſchreiben, und hierin liegt der Umstand, auf welchen ich habe aufmerksam machen wollen. Wenn man bedenkt, daß ders gleichen nicht auf einem Ererzierplak, sondern auf einem Schlachtfelde vorgefallen ist, so wird man auch die Wichtigs Ich eile nun wieder zu den Aufkeit der Sache fühlen. ſchlüſſen zurück, welche uns jener merkwürdige Mann hat geben wollen, der sich selbst ohne Zweifel für weit hdher stehend hielt, als König Friedrich den Zweiten, und wirklich höher stehen würde, als er gestanden hat, wenn er des großen Friedrichs Geist besessen håtte. Es folgt nunmehr in dem siebenten Kapitel die Kams pagne des Jahres 1761 , deren Erzählung zuvorderst die Seiten 300 bis 310 einnimmt. Es finden sich auch hier mancherlei Irrthümer, irrig angemerkte Fakta, verunſtaltete Namen und dergleichen mehr. Da man ſolchen Aufſaß nicht als eine ordnungsmäßige Geschichte, sondern nur als einen Leitfaden betrachten kann, so muß man sich begnügen, wenn nur die Hauptsachen richtig angegeben werden, und daraus keine falschen Folgerungen gezogen werden können. Dies ist nun für diesesmal so ziemlich der Fall. In den Unmerkungen wird zuerst der Prinz von Sou bise durchgenommen, und vielleicht nicht mit Unrecht. Aber auch der König Friedrich erhält in der 27sten Observation keineswegs den Beifall Napoleons .
Die Korps bei Colberg und bei Glogau, meint er, wären überflüssig gewesen. Der König habe sollen Daun schlagen , ihn ecraſiren , ( wovon
marschall gestorben ist, und sich schon bei Leuthen und Liegnig. sehr ausgezeichnet hatte,
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$1
Napoleon ein großer Liebhaber war, wenn er konnte,) ihn nach Böhmen jagen, und Dresden nehmen, lehteres schon
Borich
im April, und dann endlich nach Schlesien gehen. Das *} wåre freilich ganz herrlich gewesen, wenn es dem Könige nur
baß b
Schles
mit 100,000 Mann möglich war, die über 200,000 Mann starke feindliche Armee zu zwingen . Wenn er aber Schlesien
bageg ebne
und Pommern eine Zeit lang ganz degarniren sollte, was . Laudon hatte würde dabei herausgekommen seyn ?
Ueber
geeig 80,000 Mann in Schleſien (ſagt Napoleon S.305 ſelbſt),
wich
Daun stand mit 60,000 Mann in Sachsen.
ging herr den
Gegen den
Erstern mußte der König wenigstens 50,000 Mann stehen laſſen. Pommern konnte er unmöglich entblößen ; denn auch die Schweden waren zur Hand, und die Ostsee-stand den Ruſſen zu jeder Zeit offen. Sey es nur ein Korps von 10,000 Mann , was dort blieb , so konnten doch nur
po ba
50,000 Mann gegen Daun operiren, mit denen Friedrich, nach Napóleons Ansicht, Dresden zuerst belagern, folglich auch die Belagerung decken mußte. Es scheint daher überall zweifelhaft, ob Friedrich dem Feldmarschall Daun, wie Napoleon meint, überlegen gewesen ware ; und ein Unglück in diesem von ihm mit großer Weisheit geführten Vertheidigungskriege håtte bei der Ankunft der Ruffen in Schlesien vollends zu einer Katastrophe führen müſſen, wenn es dem Könige mißlängen wåre, zu expediren.
vorher den Feldmarschall Daun
Es sind dies freilich nur Gedanken, die ein Mann, der keine Armee kommandirt hat, einem erfahrnen Feldherrn entgegenstellt.
Indeß Jeder hat die ſeinigen, und ich ver-
mag nur nicht, dem vormaligen Kaiſer beizupflichten, und alſo auch nicht den König in seiner wahrlich gefährlichen Lage zu tadeln. Will der Leser es anders, so rathe ich wenigstens, vorher die Lage der Dinge, wie sie damals waren, gehörig zu studiren, und hierin dem Beiſpiele Napoleons nicht zu folgen.
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Gleicher Zweifel kann ich mich nicht enthalten, was die Vorschriften Napoleons über das Verhalten des Königs in Schlesien betrifft. Denn es läßt sich keinesweges sagen, daß dort der König nicht das Mögliche versucht habe, daß dagegen Laudon zu starke Stellungen im Befiß hatte, welche ohne große Opfer unmöglich hätten forcirt werden können. Ueberdem war die Lage des Königs jest gar nicht dazu geeignet, fie ganz auf die Degenspise zu sehen.
Laudon
wich zuerst zurück nach Böhmen. Des Königs Absicht öftreichischen Felddem mit sich hinaus, darauf positiv ging herrn zu schlagen ; *) allein er mußte auch die sich nähern
den Russen beobachten.
Und dies war im Juli.
***
Vergleicht man diese Zeit mit den Forderungen Napoleons , so fällt es schwer, diese für ausführbar zu halten. **) Das Korps von Colberg wegnehmen, würde den Ruin
der Provinz und den Verlust der Festung noch früher herbeiDaß Prinz Würtemberg die Vorråthe in geführt haben. Colberg selbst aufzehrte, war gewiß nicht des Königs Meinung. ***)
Was Napoleon darüber sagt, ist mir wenig
stens nicht genügend.
*) Oeuvr. posth. T. IV. p. 207. **) . Heberhaupt fallen Napoleons Aeußerungen beinahe in das Lå: cherliche und in eine leichtfüßige Fanfaronade. Man lese Tempelhofs Geschichte des 7jährigen Krieges, fünften Th. S. 87, und besonders S. 109, wo von des Königs charakteriſtiſchem und meisterhaften Marsch in das Lager von Stephansdorf die Rede ist ; ebenfalls ein wichtiger Belag zur Mandvrir Fähigkeit der Armee. Tempelhof hat alles hierher Gehörige auseinandergesezt. Aber es muß gelesen werden. Auch kann . man dabei die Kunst der Kolonnen- Mårsche studiren . ***) Im Gegentheil, der König hat diesen Umstand, so wie die Uneinigkeit der in Pommern kommandirenden Generale, ihnen nie verzeihen und vergessen können. 我
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Ueberhaupt aber finde ich den Vorwurf ſonderbar, daß der König übel mandvrirt habe, weil er am Ende sich habe einſchlieſſen laſſen müſſen. Dies Leßtere war ganz natürlich , weil die Uebermacht zu sehr außer Verhältniß, war. So absprechend daher auch das Urtheil Napoleons ist, so wenig finde ich es entscheidend. Ob das Lager - von Bunzelwig hätte überwältigt werden können, bleibt eine bloße Frage, die sich nicht unumstößlich beantworten läßt. Dagegen hat der Erfolg es bestätigt, daß, wenn die Feinde den König hier nicht binnen wenig Wochen bezwangen, sie wegen Mangel an Subsistenz wieder abziehen mußten. Napoleon meint, der König habe, um seine Kommunikation mit Schweidnis zu erhalten, sich in der Lage befunden, daß er hätte unaufhörlich partielle Gefechte liefern müssen. Dies ist aber ebenfalls nicht erfolgt, und die Gemeinschaft mit Schweidnih wurde keinesweges abgeschnitten. Napoleon muß daher eine unrichtige Zeichnung des Lagers gehabt haben, auf welcher die Entfernungen falsch ausgedrückt waren. Selbst Laudons Angriffs - Entwurf ging von andern Ansichten aus, und paßte sich sehr gut zur Lokalitát. Es war auch nicht die Politik des Kabinets von St. Petersburg, welche Friedrich vom Untergange rettete, wie Napoleon anführt. Was anders also, als die Besorgniß, das Lager zu stark zu finden, und die verschiedenen Meinungen der feindlichen Feldherren hierüber, ließ den König in seinem allerdings wohl festen, wenn auch nicht unangreifbaren, Lager in Ruhe. *) Daß er sich einschließen ließ : war dies anders möglich, und war es bei den größern Vorråthen, als die des Feindes, ein Uebel, ein Fleck ? Meinung nicht beitreten.
Ich kann dieser
Endlich außert Napoleon, dieſe lehten Feldzüge Friedrichs hätten nicht mehr dasselbe Gepråge gehabt ; der
*) Man findet dies sehr gut auseinandergesett in Tempelhof's Ge schichte des 7jährigen Krieges, 5ter Theil, S. 164 u . f.
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König sey furchtsam geworden.
Aber seine Kräfte hatten
fich in jeder Beziehung gemindert ; * ) diejenigen seiner Feinde hingegen scheinbar wenigstens nicht. Es scheint also natürlich zu seyn, daß des Königs Feldzüge weniger thatenreich werden mußten , während seine Feinde hätten unternehmender werden können. Eben so irrig als die . abermalige Aeußerung Napoleons, daß Oestreich zu Anfang des Krieges keine bedeutende Armee gehabt habe, ist es,. • wenn man annehmen wollte, daß ein Krieg, welcher nun
Dies bemerkt Napoleon selbst im folgenden Kapitel, §. II. Uebrigens beweisen die Vorgänge vor der Schlacht von Liegnik, so wie die Schlacht von Torgau, beide in der fünften Kampagne, wahrhaftig keine. Abnahme des Unternehmungs - Geistes , des Muths ! Die Mårsche des Königs in den Jahren 1760, 1761 nnd die Bewegungen im Jahr 1762 gehören dagegen zu den kühnften und kunstreichsten Mandvres des ganzen Kriegs. Ich habe bereits von zwei dieſer Mårſche ein paar Worte geſagt, um die Aufmerksamkeit eines damit nicht bekannten Lesers zu reizen, und verweise nochmals darauf, weil dergleichen die Behendigkeit und Manövrir- Fähigkeit der preußischen Armee bezeichnet. Wenn ich nun auch gern den Mårschen Nar oleons in neuerer Beit Gerechtigkeit wiederfahren laffe, so bin ich doch überzeugt, daß die genaue Kenntniß dieser Mandvres des großen Friedrichs zu Rectificirung der Bewunderung ähnlicher Bewegunsgründe Napoleons viel beitragen, und zugleich auch die Vorstellung von der Beweglichkeit der damaligen preußischen Armee berichtigen wird, woran nur die Unkunde der Sache zweifeln kann. Denn grade darin, plöglich zu erscheinen, wo man ihn gar nicht erwartete, und dies aus bedeutender Entfernung : darinn bestand das Originelle von Friedrichs Bewegungsart. Sein Gegner glaubte sich nirgends für ihm sicher. Es ist also wahr. lich für denjenigen, welcher damit bekannt ist, eine sonderbare und oft egoistische Behauptung , wenn er die damalige Kunſt der Mårsche als etwas Unbedeutendes, Schwerfälliges, und sie wohl gar wie ein Minimum der Beweglichkeit beurtheilen hört, da ganz füglich und ohne alle uebertreibung das Gegentheil ange= nommen werden kann. * 2
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schon während sechs Feldzügen geführt worden war, von
baburd
preußischer Seite håtte sollen mit derselben Kraft gleich große Resultate hervorbringen , als im Anfange dieſes Krieges möglich war.
herr n werde
Håtte Napoleon alle diese Ursachen abgewogen , so
erwie ben,
würde er nicht das Beiſpiel Turenne's citiren, weil es nicht hierher past. Turenne, sagt er, ist der einzige General,
rale
Geg dessen Kühnheit mit den Jahren und der Erfahrung gewach sen ist.
Aber Turenne war nicht der Souverain eines er-
gle an
schöpften Landes ; er hatte dagegen bei jedem Feldzuge eine frisch und gut ergänzte Armee.
fr Nur der Umstand, daß es mir völlig überflüssig scheint, diese Aeußerungen Napoleons ferner zu beleuchten, und daß ich in der That mich nicht einmal dazu aufgelegt fühle, sondern lieber andere intereſſantere Gedanken denken mag, heißt mich abbrechen. Sollte Jemand ſich finden, der die Orakelsprüche dieses verschollenen Helden weiter verfolgen will, ſo mag derselbe thun, was ihm beliebt. genug darüber gesagt.
Hiermit ſey
Das achte Kapitel handelt von dem Feldzuge des Jahres 1762, em lehten des denkwürdigen Krieges , deſſen Erzählung auf den zehn Seiten, von 316 bis 326, vermerkt ist. Seite 327 folgen die Anmerkungen , von denen die erste (im Ganzen die 28ste ) den damaligen franzöſiſchen Generalen und dem Herzog Ferdinand gewidmet wird . Prinz Soubise wird bis zur Nullitåt herabgesetzt, und Her-
zog Ferdinand darüber getadelt, daß seine Mand vres oft gegen die Regeln des Kriegs verstoßen hätten , wofür er
durch weniger kleinmüthige Gegner würde strenge haber
büßen müſſen. Allein grade in diesem Umstande scheint di Aeußerung des Scharfsinnes Ferdinands zu liegen . Eir
General, welcher von der geringern Geisteskraft und Cha rakterstärke seines Gegners Gebrauch zu machen wagt, und
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dadurch zeigt, daß er sich darauf versteht : ein solcher Feldherr muß nicht nach den gewöhnlichen Regeln beurtheilt werden. Man könnte dies den Aussprüchen Napoleons erwiedern, und ein solches Benehmen selbst zur Regel erheben, wenn es so leicht wäre, einem kommandirenden Generale die Erlangung eines geistigen Uebergewichts über seinen Gegner vorzuschreiben. Vorgeschrieben kann freilich dergleichen wohl werden ; aber ausgeführt : das ist eine andere Sache. Die 29ste Anmerkung enthält in sechs Zeilen die Zufriedenheit Napoleons mit der leßten Kampagne Friedrichs, oder eigentlich nur mit der Belagerung von Schweidnik, welcher Ansicht wohl Niemand widerstreiten wird . Dagegen wird in der 30sten Anmerkung der Prinz Heinrich,
Bruder Friedrichs , hart mitgenommen. Die Bataille von Freiberg ,, ist nichts," " weil er über sehr schlechte Truppen dort gesiegt hat. " Napoleon, ohne wei ter die Sache zu untersuchen, sest schon S. 326 hin, daß dort bloß Reichstruppen wären gewesen, welche ( armée des cercles ) ,
nach Vereinigung mit einer östreichiſchen
Garnison, er auf 48 Bataillons und 60 Schwadrons annimmt, nachdem er Seite 325 diese Armee auf 23 Bataillons und 42 Schwadrons angegeben hat. Er denkt aber nicht daran, daß die Armee de cercles nicht allein bei Freiberg focht, sondern daß außer ihr noch 25 Bataillons und 26 Schwadrons Destreicher, welches sehr gute Truppen waren, die er auch S. 320 selbst gelobt hatte, sich dort befanden. Napoleon meint, Prinz Heinrich habe nirgends stark ſeyn können, weil er seine Armee zu sehr vereinzelt habe. Allein sein Gegner hat dennoch für seine Stellungen während der ganzen Kampagne Respekt gezeigt, und ich habe ſchon angemerkt, daß es ebenfalls zu den Eigenſchaften eines Generals gehöre, zu wissen, mit wem er zu schaffen
326
habe. *)
Und gegen den Grundſak : daß die Stellungen
einer Armee dergestalt beschaffen seyn müſſen, daß ſie ſich gegenseitig unterstüßen können, — welchen Napoleon anführt: gegen dies Prinzip hat Prinz Heinrich in Wahrheit wohl nicht gefehlt.
Das Einzige, was sich gegen seine
› Methode einwenden laſſen möchte, ist, daß sie mit der größten Vorsicht angewendet werden muß, und von den Verehrern des Prinzen nicht immer richtig aufgefaßt worden ist. ' Da ich hierüber keine weitläuftige Auseinandersetzung • niederschreiben kann, so muß ich dies dem Scharfsinn des Lesers überlassen, welcher, wenn er darauf aufmerkſam ſeyn will, in den Kampagnen am Rhein ( 1792-95 ) und ſpåterhin, die Belåge dazu auffinden kann. Was Napoleon anbelangt, so hat er sich nicht die Mühe gegeben, die sehr komplicirten Maaßregeln des Prinzen Heinrichs kennen zu lernen, sondern nur nach der Obers fläche geurtheilt. Friedrich der Zweite, und er nicht allein, sondern mehrere kompetente Richter, haben den Prinzen Heinrich für einen großen Feldherrn gehalten.
Man darf auch nur sich
einige Mühe geben, das Eigenthümliche seiner Feldzüge kennen zu lernen, um für ihn enthusiasmirt zu werden. Kommt nun die Haus - Majestät **) von St. Helena,
*) Grade dies ist es eben, worinn Prinz Heinrich, der Herzog Ferdinand und der große Friedrich ihren Gegnern überlegen waren; es iſt la partie divine de l'art, qui dérive des considérations morales du caractère, du talent, de l'interêt de Votre adversaire la partie terrestre c'est les armes les retranchement, les positions, les ordres de batailles , tout ce qui tient à la combinaison des choses matérielles . Dies ist Napoleons eigener und richtiger Ausspruch, S. 76 dieses fünften Theils.
( **) Es soll Magnaten în einem Lande Deutschlands geben, welchen man den Titel ,, Excellenz " streitig macht, und welche fichh we-
327
und versucht das Gegentheil zu beweisen !
Die Wahr
heit verliert nichts, gefeßt auch, Napoléons Spruch fånde Anhänger. Mir aber, ich bekenne es, will es nicht hinunter, und zwar um so weniger, da ich keinen seiner Gründe für haltbar anerkennen kann. Mit diesen Bemerkungen schließt nun zwar eigentlich Allein es Napoleons Schrift über den 7jährigen Krieg. hat derselbe fich nicht damit begnügt , sondern noch ini neunten Kapitel hinzugefügt, in welchem er " einige Be merkungen " ( quelques considérations sur la guerre de Sept ans ) mittheilt, welche uns ebenfalls in Augen, schein zu nehmen übrig bleiben. Er handelt hauptsächlich die drei Fragen ab : Erstens : Hat der König von Preußen während dieſes Krieges gegen die vereinten Kräfte von Frankreich, Deſtreich und Rußland zu ringen gehabt ? 3weitens : Hat Friedrich eine neue Schlachtordnung erfunden ? Drittens:
Was ist die schråge Stellung ?
Håtte Napoleon geglaubt, die ersten beiden Fragen mit Ja beantworten zu können, so würde er offenbar nicht gefragt haben. Er hat also gezweifelt. Und aus welcher Ursache? doch wohl nicht, um dem König Friedrich den
nigstens von ihren Domestiken in ihren Häusern excellenziiren laſſen. Man giebt ihnen alſo den Namen : „ Haus-Excellenzen.“ Und so war denn Napoleon zu einer Haus- Majeſtåt, jedoch durch eigne Schuld, herabgestiegen. Die Engländer hatten Recht, ihn nach seiner Rückkehr von Elba für einen Thronråuber zu halten, der den Kaiſertitel verwirkt habe, und höchstens nur noch als ,, General " zu betrachten sey. Dies verdroß aber den Napoleon. Jeder andere würde vielleicht von selbst die Majestät für verloren geachtet, und also abgelegt haben,
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Zweiten desto größere Lobsprüche ertheilen zu können ? Wahrlich, nein ! denn das spricht für sich. Wenn er ihn also nicht loben wollte, warum wollte er ihn wenigstens aus seiner bisherigen Glorie herabziehn ? -Wäre es nicht für ihn, Napoleon, der fich für vollendet hielt, glorreicher gewesen, wenn er das Bestreben aufgegeben hätte, Friedrich zu richten, und dies lieber der Welt und Nachwelt überlassen haben möchte? *) Glaubt er denn durch seine Urtheile allen diesen Stimmen vorgreifen zu können ? Eitelkeit! Denn wahrlich, die blickt hervor, aus dem Bestreben selbst, welches für Niemand einen reinen Gewinn liefern konnte , Friedrichs.
als für irgend einen Gegner der Größe
Doch der Raum kann besser benutzt werden,
als zu Betrachtungen über denjenigen, der in St. Helena zu enden fåhig war. Alſo zur Sache. Nach der obigen ersten Frage, oder vielmehr nach einer durch Erklamation ausgedrückten Phrase: Prusse, pendant la guerre de Sept ,, Le " roi de ans, auroit tenu tête à la France, a l'Autriche et a la Russie ! "
*) Jeder andere, als ein faktiſcher Mitbewerber um einen Plag im Tempel des Ruhms, schickt sich zum Censor eines großen Mannes. Es giebt unter den ſcharfsinnigen Menſchen jeder Mitwelt und jeder Nachwelt genug Leute, deren Lebensverhältnisse außerhalb eines großen praktischen Eingreifens in merkwürdige Begebenheiten liegen, welche dazu bestimmt sind, die Urtheile der Gegenwart und der Zukunft zu berichtigen. Napoleon håtte diesen nicht vorgreifen , sondern sich begnügen sollen, seine Cha ten, nicht fragmentarisch, wie, geschehen ist, sondern als ein Ganzes zu beschreiben. Welch ein merkwürdiger und großer Unterschied ist nicht zwischen seinen Memoiren und der histoire de mon tems ! Jene enthalten rhapsodisch zusammenges stellte Begebenheiten , mit Sentenzen untermischt ; diese gleichen dem majestätisch hinfließenden Strom der Zeit !
329
febt Napoleon hinzu: ,,ce résultat serait miraculeux,
Un prince n'ayant que quatre millions de sujets auroit lutté septannées contre les trois plusgrandes puis-
sances de l'Europe qui vingt millions !"
en avoient quatre-
Indeß wohl fühlend, daß gegen das Faktum, so wie es durch seinen Eintritt in die Wirklichkeit sich von selbst mos difizirt und bedingungsweise gestalten mußte, nichts einzuwenden seyn dürfte, seht der Autor die mildernde Erläuterung hinzu : mais en fixant un regard attentif sur les évenements de cette guerre, le merveilleux disparoit sans que ce la diminue l'admiration qu'inspirent les capitaine
talens
de ce grand
Die von mir markirten Worte sollen denn nun wahrscheinlich zur Entschuldigung desjenigen dienen , der den Allein ich rufe ihm dagegen, Nimbus zerstören wollte. was die Thaten Friedrichs anbetrifft, zu : , das soll er laffen stahn, und keinen Dank dazu haben !" Denn, was er auch sagen und thun mag, es dürfte ihm schwerlich gelingen, sich in den Tempel des Ruhms neben Friedrich zu setzen. Nur die Unkunde vergangener Begebenheiten, nur das Hinreissende der Gegenwart, und die kolossalen Theile des Verhältniſſes, konnten vielleicht die Zeitgenossen irre führen.
Je weiter aber Friedrich und Na-
poleon in die Vergangenheit zurücktreten, je mehr von ihrer Nachwelt die Kriege beider mit gleichem Fleiß werden studirt • werden: desto mehr muß die Schale desjenigen als die schwerste,ſinken, der die meiſte Größe, die meiſte Standhaf-
330
tigkeit im Unglück gehabt, der am größten gedacht und gelebt hat und gestorben ist. Vergleicht Friedrichs penser , vivre et mourir en Roi mit Napoleons Denken, nicht nur als obscurer Mensch, sondern als Souverain ; mit Napoleons Leben, ja ſelbſt mit ſeinen fragmentariſchen Schriften, und endlich mit Napoleons Lode. Friedrich hätte als ein Stoiker enden, aber nicht als ein Napoleon abtreten können, um auf einer Insel, ein Gefangener, sich überlebter Machthaber, zu sterben. Es ist ein herzstärkendes Unternehmen, die wahre Größe zu betrachten, fie kennen zu lernen, und sie zu bes wundern.
Ich glaube auch, daß Niemand mehr, als ders
jenige, welcher sich durch die That Ihresgleichen fühlt, zu schonender, zu zarter Behandlung anderer Größe geneigt ist. Selbst der Schein eines Mißgönnens würde ihm wehe thun, und weil er tiefer als der große Haufen blickt, wird er das ruhmwürdige Ueberwinden in großen Kämpfen mit theilnehmendem Auge betrachten ;
ja, je mehr er ſich ſelbſt zu
ähnlichen Kraftäußerungen fåhig fühlt,
desto mehr die
Kraftåußerungen Seinesgleichen ehren. Was soll also die Herzählung der Ursachen und Gründe, welche die Schwierigkeiten vermindert haben, die Friedrich 'zu überwinden hatte, noch dazu, da fie falsch find! Napoleon rechnet Frankreich nicht, weil der Krieg entfernt, und durch eine alliirte Armee gegen daffelbe geführt wurde. Allein, wurden nicht ganze Provinzen dadurch für den König verloren, mußte er sich den Franzosen nicht im Jahr 1757 selbst entgegen stellen ,
würde ohne sie die
Schlacht von Breslau und dadurch Schlesien verloren worden seyn, welches bei Leuthen wieder erobert werden mußte ? Gab er nicht einen seiner ersten Feldherren für die alliirte Armee, mußte er nicht der Franzosen wegen noch im Jahr 1761
ein Korps Truppen detaſchiren ?
Es möchte alſo ſchwer seyn, die Franzosen nicht zu den
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Feinden zu zählen, *) welche Friedrich, es sey mittelbar, also doch immer ihn hemmend oder unmittelbar, zu bekämpfen hatte. Rußland, so meint Napoleon, habe den König nicht unterdrücken wollen.
So lange aber die Kaiserin Elisabeth
lebte, ist dies wohl nicht richtig, wenn auch der Einfluß des damaligen Thronfolgers vorhanden gewesen seyn sollte. Wenigstens war das Königreich Preußen förmlich als eine eroberte Provinz in Besitz genommen worden. Geschah ・・ nicht, was geschehen konnte, so lag offenbar die Schuld an den Feldherrn, wie uns eine bekannte Anekdote von dem russischen Feldherrn und seinem Benehmen nach der Schlacht von Cunersdorf zeigt.
Genug , das Schonen ihres Feindes
und seines Landes läßt sich den Ruſſen damaliger Zeit nicht füglich vorwerfen. Was aber Destreich anbetrifft , so kommt Napoleon abermals damit zum Vorſchein, daß es einen sehr schwachen | Kriegsetat gehabt habe, **) als ob dies wahr sey ! Preufmeint der Er - Kaiser ,,,sey dagegen wie ein Lager organisirt gewesen , und habe zahlreiche und manövrirfähige
sen,
Es ist wahrlich, als ob Napoleon Armeen gehabt. " befürchtet, Friedrich dem Zweiten zu wenig Kräfte und zu Schweden und Reichsarmee viel Feinde zuzugestehen. rechnet er für gar nichts. Nun fångt er, um seine Aussprüche zu beweisen, die einzelnen Feldzüge von 1756 an durch zu gehen. Er zählt nicht nur auf, wo und welche feindliche Armeen sich gegen den König geschlagen haben, ſondern auch, wo er geschlagen
*) Und Napoleon hat sie im dritten Kapitel selbst dazu gezählt, hier aber Soubise nebst 50,000 Mann, wie auch Roßbach, großmüthig vergessen. **) L'autriche n'avoit qu'un état militaire très faible. den Précis, T. V. der Memoiren pag. 332.
G.
332
worden ist, und was er versehen hat, incluſive von Maren, wo er, heißt es, ein Korps (die Stärke wird 18,000 Mann angegeben, da sie doch nur 15,000 Mann betrug, ) durch In demselben die Unklugheit ſeiner Manövres verlor. *) Ton folgt die Uebersicht der Kampagne von 1760 und der andern, in welcher nur von den Vortheilen, die der König hatte, und von seiner Saumfeligkeit die Rede ist.
Dies
fieht wahrlich nicht aus nach einer admiration
qu'in-
spirent le talents de ce grand Capitaine . Wie ganz anders, und mit welcher königlichen Bescheidenheit schildert Friedrich * Selbst die Ursachen des glücks lichen Ausgangs dieses Krieges, ohne seiner selbst im mindesten zu erwähnen ! Er sagt offen und königlich, diese -Ursachen hätten bestanden : 1 ) in dem Mangel an Harmonie unter den kriegführenden Mächten, seinen Feinden ; 2) in der zu raffinirten und quinteſſenziirten Politik des damaligen Wiener Kabinets z 3) in dem Tode der Kaiserin Elisabeth, Man lese diese großsinnigen Auseinandersehungen im vierten Theil der Oeuvres posthumes S. 410 und bis zum Ende. Napoleon vergißt sogar nicht, die " reichen Subsidien (les riches subsides), welche Friedrich von England zog," zu erwähnen, welche jedoch in nicht mehr als in 670,000 Pfund jährlich für die Dauer des Kriegs bestanden, aber nur vom Jahre 1759 an bis inclusive des Jahres 1762. Diese Subsidien und die Kontributionen waren Alles, was Friedrich besaß.
Mit 25 Millionen Thaler jährlich
*) Où il perdit un corps de 18,000 hommes, par l'imprudence de ses manoeuvres qui fut suivie de la capitulation de Maxen.
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konnte er Krieg führen !
Wenn auch seit jener Zeit der
Werth des Geldes gesunken ist ;
wird die Nachwelt sich
nicht einst an die durch Napoleon verschlungenen Milliarden vergleichend erinnern, nicht an den ſtehenden Artikel ſeiner ,, auswärtigen Einnahmen " in seinen Budgets ! Zuleht kommen nun noch einmal und abermals Frie drichs Fehler, und darauf ſchließt er den Paragraphen mit einigen Elogen, vermuthlich um den Ladel unverdächtig zữ machen , jedoch mit hinzugefügter Bedingung , daß der König nicht eine Kampagne Frankreich, Rußland und Oestreich widerstanden haben würde, håtten dieſe Mächte übereinstimmend gehandelt , und daß er nicht zwei Kampagnen gegen Destreich und Rußland bestanden haben würde, wenn der Hof von Petersburg verstattet hätte, daß die russische Armee auf dem Kriegsschauplage den Winter über hätte verbleiben dürfen. Der Schluß fällt alſo dahin aus, daß das Wunderbare des 7jährigen Krieges verschwinde, und es wird wohl kein Mensch zweifeln, daß alle erdenklichen menschlichen Großthaten in einem geringern Lichte erscheinen würden, wenn man sie so beleuchten wollte , wie Napoleon die des Königs Friedrichs beleuchtet hat, indem er alle günstige Zufälle abrechnet, und alle ungünstigen, selbst das, was ihm als eine Unterlassung der Feinde sich darstellt, zurechnet, um só nach Kräften mit dem Wunderbaren und Erhabenen auch das Verdienst jeglicher Art zu ſubtrahiren. So viel bleibt indeß in jedem Fall als Faktum stehen : Friedrich der Große hat mit wenigen Mitteln sehr viel gethan, und der Ausgang ließ ihm ſogar noch die Kräfte, seinem Lande, von welchem er nie eine Kriegssteuer erhob , wenden. *)
große Wohlthaten und Schenkungen zuzu-
*) Es ist gut, recht, und der Dankbarkeit angemeſſen, uns zu erinnern, daß der große Friedrich gleich unmittelbar nach dem
1
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Napoleon hat dagegen, vorzüglich zuleht, mit Vielem Wenig gethan, und seine Kriege nur geführt, um im moralischen Tode herab zu ſinken, welchem darauf der phyſiſche in der Dunkelheit einer entwürdigenden Gefangenschaft ungesucht gefolgt ist. Seine reellen Wohlthaten, welche er Frankreich erwiesen haben mag, kenne ich nicht. Was ich nach meiner Ueberzeugung indeß unterschreibe, ist der völlige Schluß des Paragraphen, Seite 335, woselbst er sagt: mais ce qui est réel justifie cette réputation dont a joui l'armée prussienne pendant les cinquante dernières années du siècle passé, et consolide au lieu d'ébranler la grande réputation militaire de Frédéric ; ein Saß, welcher jedem Kundigen einleuchten wird, und der gewissermaßen die gegenwärtige Schrift rechtfertigt, um so mehr, als hier ein Feind des preußischen Namens. die Wahrheit bestätigt, zum Beweise , daß jene ehrenwerthe Armee, unter welcher unsere Vorfahren
Frieden seinen Provinzen , Schlesien, Pommern, Neumark, Churmark, Cleve und Preußen, Sechs Millionen Thaler in baarem Gelde zu ihrer Wiederherstellung schenkte, und die Hälfte der Kontributionén den Provinzen Croffsen, Hohenstein und Halberstadt erließ ; außer dieſem aber noch ihnen an Vorråthen 25,000 Maaß ( es steht mesure, vielleicht Wispel,) an Getreide und Mehl, 17,000 Maaß Hafer und 35,000 Pferde, so wie für viele Gutsbefiger® und Landleute Lebensmittel aus seinen Vorråthen zu verabreichen befahl. S. histoire de mon tems, T. IV. p. 418. Ich weiß, ein Jeder kann leicht dies Faktum nachschlagen. Allein, [♦ Etwas kann und darf nicht veralten ; denn wo ist das Land, welches ein solches Beispiel aufzuweisen hat! Napoleon selbst würde es sch:ver gefunden haben, dies fen Strahlenkranz des unsterblichen Königs zu verdunkeln, wenn er håtte wollen es sich einfallen lassen.
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fochten, unsere Erinnerung und Verehrung verdient, und daß der große Friedrich uns ewig unvergeßlich bleiben muß. Im zweiten Paragraphen auf derselben Seite und den folgenden zehn Seiten faßt Napoleon die beiden vorhin ers wähnten Fragen in eine zusammen , indem er åußert : ,,man habe die Erfolge des Königs in dieſem Kriege, einer neuen taktischen Ordnung, in Beziehung auf die Schlachten, beigemessen, welche Anordnung Friedrich vermeintlich erfunden habe , und welche man die schråge ( oder schiefe) Schlachtordnung nenne." Dies will er nun prüfen. Er zählt hierauf die gewonnenen und verlorenen Schlachten und Gefechte, und behauptet, es sey keine einzige darunter, bei welcher der König eine neue Taktik angebracht habe, nichts, was nicht die Generale des Alterthums und der neuern Zeit in allen Jahrhunderten nicht ebenfalls angewendet håtten. Napoleon fragt nun :
was denn die schräge Schlacht-
ordnung sey ? und giebt die Antwort : daß nach Einigen sie darin bestehe , den Tag vor der Schlacht, oder am Schlachttage selbst, einen der Flügel oder das Centrum zu verstärken, oder gar im Rücken des Feindes zu kommen, und führt nun Cyrus, Cåsar, Luxemburg, sogar die Bataille von Hochstädt und Ramillier und selbst Karl den Zwölften an, welche, meint er, in solchem Verstande ebenfalls die schräge Schlachtordnung als Beiſpiele darböten. Hiernach hat nun Friedrichs nichts Neues hervorgebracht.Wenn, wie der vormalige Kaiser äußert, es lediglich darauf ankáme, die Angriffs - Kolonnen oder Truppen zu verstärken, wie ganz richtig fast alle åltern und neuern Feldherren gethan haben ; dann håtte er vollkommen recht. Allein die Sache ist ganz anders, und ich kann mich nicht enthalten, sie so darzustellen, wie sie mir erscheint, und durch die Kriegführung des großen Königs dokumentirt wird.
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Friedrichs Schlachten unterscheiden sich beinahe von allen åltern und neuern dadurch, daß der König nicht nur den Feind angriff, wo er ihn fand, sondern, daß er ihn ents weder zur Verlassung seiner Stellung und Terrain Vortheile nöthigte, oder, daß er ihn umkreisete, und ihn alsdann an der empfindlichsten Stelle in der Flanke angriff. Ich habe hierauf schon bei Erwähnung der Schlacht von Collin' aufmerksam gemacht. *) Alle Bataillen des Königs, bis auf Lowofit, wo er nicht anders konnte, Hochkirch, wo er unerwartet ſelbſt angegriffen und überfallen würde, und Liegnių, wo ihm det Zufall den Feind in die Hände führte, sind in diesem Geiste und in diesem Styl geliefert worden. Bei Prag und Collin marschirte er links ab, um des Feindes rechten Flügel, als den schwächsten Punkt, zu umgehen ; bei Roßbach ebenfalls links, um so den ihn tournirenden Feind seiner Seits zu tourniren ; bei Leuthen rechts, um die feindliche linke Flanke anzugreifen ; bei Zorndorf umkreisete er den Feind ganz, vermied seine starke Fronte und griff ihn entgegengesetzt an ; bei Cunersdorf marſchirte er links ab, um den feindlichen linken Flügel zu umfaſfen ; endlich bei Torgau mit der einen Hälfte der Armee, links in Bogen, um den Feind herum, So viele Beispiele zeigen wohl deuts und ihm im Rücken. Man lich die Methode und die Absichten eines Feldherrn. kann auch alle diese Schlachten Manövre-Bataillen nennen,
*) Einer der ſeichtesten Gedanken, den ich aber oft gehört habe, iſt : daß der König willige Gegner gehabt habe, die geduldig seine Bewegungen abgewartet hätten. Abgesehen davon, daß der eine Theil allemal der angreifende ist, während der andere den Angriff erwartet : so ist auch jener Gedanke nur halb wahr, weil die Gegner des Königs keinesweges jedesmal ſeine Bewe; gungen unthätig abgewartet haben. Die größte Kunst eines Feldherrn ist übrigens, feinen Feind auf die Vertheidigung ge worfen zu haben, und dann seine Bewegungen vorzunehmen. ´
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im Gegensatz mit denjenigen, wo der angreifende Gegner grade heranrückt, und nun nach Befinden den Angriff auf Sen irgend einem Punkt der feindlichen Stellung wählt. es die Mitte ( wie Napoleon bei, Belle - alliance ) oder einer der Flügel, so bleibt es dennoch ein Frontal - Ungriff von " Anfang an, von welchem die Idee gånzlich von derjenigen Friedrichs des Zweiten abweicht, wenn gleich einer der Flügel refüfirt wird, welches ja auch schon vor Epaminondas geschehen ist, und auch von Friedrich bei Lowofik geschah, und bei allen Gelegenheiten, wo endlich ein Frontals Angriff erfolgen mußte, oder nach dem ersten Stoß nicht' . Bei Lowofit hielt der König den anders möglich war. rechten Flügel zurück ; bei Prag griff der linke Flügel zuerst an ; desgleichen bei Collin ; aber das Zurückhalten des rechten ward durch Zwiſchenumſtånde vereitelt; bei Roßbach, Zorndorf und Liegnių gab der linke Flügel, bei Leuthen und Cunersdorf der rechte den ersten Stoß, während der entge gengesette Flügel zurückgehalten wurde und die Angriffe Im Verfolg des Gefechtes ſehen zwar die unterſtüßte. meisten Schlachten einander åhnlich ; aber man muß hauptAuch der sächlich auf die Anlage, auf den Entwurf sehen. Herzog Ferdinand ahmte dem König bei vielen Gelegenhei ten nach. Das Charakteristische der ſchiefen Schlachtordnung bes steht also nicht blos in solchen Angriffen, wie sie nach der Meinung Napoleons von den Potsdamſchen Paraden ausgeführt wurden , noch in Preisgebung der eignen Flanke, wie die Franzosen bei Roßbach procedirten, sondern in der Umgehung der feindlichen Vertheidigungs - Vortheile, um den schwächsten Angriffspunkt zu wählen, und alsdann erst mit Zurückhaltung des einen Flügels mehr Truppen als Eine Bedingung der Feind in das Gefecht zu bringen. hierbei ist es, entweder den Feind zur Veränderung seiner Stellung zu bewegen, . oder ihm den Marsch der Urmee, sey es durch einen falschen Angriff und Benugung der Terrain-
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Vortheile (wie bei Leuthen ), oder durch lettere allein, zu verbergen, *) um einem Kontre - Manovre auszuweichen, und die moralische Wahrscheinlichkeit des glücklichen Erfolgs (denn eine mathematische Gewißheit ist niemals möglich) zu erlangen. Es fållt also in die Augen, daß ein Frontals Angriff, oder auch ein bloßes Unterstüßen des AngriffsPunktes, mag er grade oder uns nur zur Seite liegen, der. burch Umgebung angeordneten Angriffs - Art völlig entges gengesett ist. blos taktisch ,
Das Refüfiren der Flügel bei der lettern ist und eine natürliche Folge der Methode.
Das eigentlich Auszeichnende hingegen liegt in höhern Conceptionen , und darinn nun ist die Charakteristik der schiefen oder schrägen Schlachtordnung Ein General, welcher diese anwenden will, zu suchen. muß die Direktion, in welcher seine Armee dem Feind entgegen geführt wird, zum Theil wenigstens, verlaſſen, und so für seine taktischen Bewegungen für den Augenblick eine andere Richtung annehmen. Kann er den Feind dadurch von seiner Rückzugslinie ganz oder zum Theil wegdrången, fo ist dies eine Wirkung der ſtrategiſch und taktiſch erwählten obliken Angriffs - Art, aber es kann auch gefährlich werDie schiefe Schlachtordnung ist daher als ein zwei⚫den. schneidiges Schwerd zu betrachten, mit welchem man sich Nur von einem genialiſchen felbst leicht verlehen kann. Feldherrn, und von eben so tapfern als gewandten Heeren, läßt sich durch die Anwendung derselben ein großer Erfolg erwarten. * Wenn eine Armée grade auf ihren Feind losmarſchirt, und ihn alsdann mit refüſirtém Flügel angreift ; so wird der Gegner dagegen Vorkehrungen treffen können . Diese Art von schiefer Schlachtordnung ist allerdings nicht neu ;
*) Ist keins von beiden möglich ; so greift man nicht an, es ſey benn, daß man muß.
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allein es wird schwer werden , fie gegen einen vigilanten Feind auszuführen. Hier liegt also die Schwierigkeit, an deren Ueberwindung Napoleon zweifelt, oder vielmehr, an die er nicht deutlich gedacht hat, und welche König Friedrich Dieser der Zweite mit Scharffinn zu beseitigen wußte. " große Feldherr nämlich disponirte nach vorhergegangener Rekognoscirung zuvörderſt die Umgehung des Feindes, unter Berücksichtigung obiger Bedingung ; und wenn die damit verbundenen Schwierigkeiten möglichst gehoben waren : alsdann erfolgte der Angriff mit dem " einen, folglich auch Als Beweise dienen die Refüsirung des andern Flügels . feine Schlachten von Prag, Collin, Roßbach, Leuthen, Zorndorf, Cunersdorf und Torgau , wobei ein ContreManovre des Feindes zwar allerdings möglich, aber nicht wahrscheinlich war, niemals aber die Nachtheile dergestalt auf seine Seite gebracht haben würde, daß der Entschluß des Königs, verbunden mit der Bravour und der Mandvrir - Fähigkeit seiner Truppen nicht hätte das Gleichgewicht wieder herstellen können. Die umständliche Prüfung dieser Angelegenheit gehört nicht hierher, es würde zu weitläuftig werden, weshalb wir uns mit den Thatsachen bes gnügen müssen. Wenn wir nun an diese uns halten, so läßt sich ohne allen Zweifel wohl behaupten, daß der große Friedrich auf eine neue, bisher auch noch nicht wieder stattgehabte Weise gezeigt habe, wie und auf welche Art die schiefe Schlachtordnung angewendet werden muß. Hierin ist der König originell ; denn mir ist kein General bekannt, welcher dies auf solche Weise gethan håtte, obgleich wohl viele die schiefe Schlachtordnung gekannt haben mögen. Friedrich verband hiermit den Angriff in Echelons , und ließ so die Reproduktion des Alterthümlichen auf das Neue ins Leben treten;
eine Sache, worüber schon oft disputirt
worden ist, ohne ihren Grund hinlänglich erforscht zu sehen. Y 2
340
1
Um nun als ein Leitfaden der Frontal - Ungriffe diese in Schuß zu nehmen, wärmt Napoleon abermals seinen ſogenannten Grundsaß auf, daß man keinen Flankenmarsch
1
in Gegenwart einer in Position befindlichen Urmee unternehmen müſſe, und zweitens, daß man nie ſeine Operations -Linie verlaſſen dürfe. Gegen den ersten Spruch streiten Prag, Leuthen, Zornborf, Liegnis und Torgau, und die größten Thaten Fries drichs, mag auch der Er - Kaiser dociren, was er will. Gegen den zweiten Leuthen, Cunersdorf, die Bewegungen vor der Schlacht von Torgau, der Rückmarsch´von Ölmüş u. s. w. Also: keine Regel ohne Ausnahme ! Es ist sonderbar, daß Napoleon sein Schulgeset publiciren und in Schuh nehmen will !
Uber, man möchte ihm antworten :
die Trauben sind fauer.
Denn von Napoleon haben wir
nicht eine solche Menge von Beispielen kühner Mandvres im Angesicht des Feindes, sondern seine Schlachten gleichen mehr einem graden Unrennen als kunstreichen Entwürfen. Diese letten sehen eine Art von Scharfblick voraus, welchen Napoleon nicht in dem Grade bei Beurtheilung eines Terrains gezeigt hat, ein Coupd'oeil auf Lokalitåten, deren Benuhung wieder etwas anderes ist, als die Combination Strategischer Fälle. Dispositionen , Torgau ?
Wo sind von ihm solche verwickelte
als die von Zorndorf,
Cunersdorf und
Bo hat Napoleon jemals zu ſich ſagen müſſen :
„ Ich muß sehen, ob ich den Feind zu Berläſſung feiner Stellung durch Bedrohung seiner Communica Geht er nicht, so muß ich tionen bewegen kann. ihn angreifen ; aber dadurch entblöße ich meine eigne Communication. Indeß werde ich ihm so viel unter der Zeit zu schaffen geben ,
daß ihm die Gedanken
daran vergehen müſſen. “ So mußte Friedrich nach dem Gesetz der Nothwendigkeit Solche Aufgaben hat Nabei Torgau argumentiren.
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poleon nicht zu lösen gehabt, und was den Coup d'oeil, die Benutzung der Lokalitåt anbetrifft, so giebt seine letzte Schlacht grade ein Beispiel vom Gegentheil dessen , was Friedrich in ähnlichen Fållen zu thun pflegte.
Es ist dest
`halb wohl nicht zu viel gewagt, wenn ich mir den Zweifel erlaube, ob der König Friedrich der Zweite bei Belles alliance den Herzog von Wellington in der Mitte würde angegriffen haben.
Im Gegentheil kann man annehmen,
daß er vor ihm manövrirt haben würde, um höchstwahrscheinlich seinen Angriff auf den rechten Flügel der engliſchen Armee zu richten. Diese Stellung hat in manchen Dingen so viel Aehnliches mit der von Leuthen, daß dem König Friedrich gewiß die lehtere Bataille eingefallen seyn, und er seinen Marsch also darnach eingerichtet haben würde, um ein Gegenstück zum 5tén December 1757 zu liefern.
Es
wåre allerdings vermessen , hierüber absprechend urtheilen zu wollen; doch gestehe ich, daß mir die ganze Lage der Dinge dazu angethan ſcheint, und Napoleon ſogar den Vers such håtte wagen können , ohne ſein Prinzip wegen Entblößung der Operations - Linie zu verlegen. Diese war ' immer geborgen, wenn er auf der Straße von Nivelles vorging, kurz, wenn er den rechten Flügel angriff. Daß er auf La haye Sainte losging, war keine Conception, die ihm großen Aufwand an Scharfsinn verurfacht haben mag, denn die Posten vor der Fronte ſtanden wie die Hörner dem ersten Anlauf entgegen.
Napoleon aber zerstieß sich den
Kopf daran. So erfahren er nun auch gewesen ist, so sehr man ihm in vielen Fållen als Feldherrn Gerechtigkeit wiederfahren laſſen muß, so scheint doch hervor zu gehen, daß Napoleon die Methode Friedrichs weder genau durchdacht, noch einmal gekannt hat. Indeß, einen Umstand muß man ebenfalls bei des Kdnigs Angriffsweise berücksichtigen, welcher gradezu hierher gehört, nämlich die Manövrir - Fähigkeit seiner Armee, zuż erst der Infanterie, welche im offenen Terrain ihre größte
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Stärke besaß, und dann der außerordentlich berittenen, geführten und gewandten Kavallerie der preußischen Armee. Mit der leßtern kann sich in keinen Beziehungen die Kavallerie der neuern Franzosen messen, und vor der erstern hatte die französische Infanterie nichts voraus, als das Tirailleur System, während sie der preußischen Friedrichs des Zweiten in allen Linien = Bewegungen in sehr hohem Grade nachstand. Des Königs Absicht ging indeß hauptsächlich auf Infanterie 2 Gefechte in der Nähe , also auf überlegenes Feuer und zur Gewohnheit gewordene Dressur, wie sie im Anfange dieses Kapitels geschildert worden ist. Dies Alles influirte daher auf Friedrichs Methoden, zu welchen ihn der hohe Grad von taktischer Ausbildung seiner Armee unstreitig Veranlassung gegeben hatte ; zumal da dieses Heer darin jedem Gleichzeitigen überlegen war.
Es liegt also die Bil-
dung der damaligen preußischen Truppen wechselseitig in der Kriegführungsweise des Königs, so wie diese wieder aus der Brauchbarkeit der Armee hervor zu gehen scheint, welches weiter keiner logischen Zergliederung bedarf.
Hier-
aus und aus der Natur der Disciplin entstand nun ein Kriegssystem , welches auf eine solche Art noch nicht da gewesen war, und durch welches auch nur allein jene zusammengesehten Manovres in der Nähe des Feindes ausgeführt werden konnten, deren Kühnheit zuweilen aus der Theorie der Schule herausgehen durfte. Wenn nun Napoleon die einzelnen Vorbereitungen bei den Mandvren von Potsdam citirt, und grade aus ihnen die Theorie des Kö1 nigs (so weit dergleichen ein Genius wie der, des großen Friedrichs , zu haben und immer neu darzustellen ' pflegt,) abstrahiren, oder wohl gar sie als seltsam oder kleinlich schildern will : so irrt er deshalb, weil er die Grundstriche für die Schrift und das Gerippe für den Körper ansieht. Solche Uebungen stellte Friedrich wegen der Maschinerie, nicht aber wegen der Conceptionen an, indem er nur ver langte, daß die erstere den leztern gemäß brauchbar seyn
343
follte. Die Uttake in Echellons war also nichts als ein Mechanismus ; die Anwendung aber in dem oben auseinan der gesetzten Sinn fast jedesmal eine Erfindung . Rezepte zu Schlachtordnungen giebt es bekanntlich nicht, also muß auch die schiefe Schlachtordnung für keines gelten. Aber in den höhern Beziehungen , die ihr der König beilegte, war sie sein Eigenthum, ſein Kunstgriff, den er anzuwenden verstand, und den ihm, aller Thatsachen zum Troß, der vormalige Kaiſer entreiſſen will, indem er diese Manovres aus einem zu untergeordneten Standpunkt bes trachtet. Ich fahre in meinem Commentar weiter fort. Seite 338 des Précis stellt er noch zwei OppoſitionsGründe dar, nåmlich erstens : weil dies Mandore dem Feinde verborgen werben " müsse, sey es nicht eine taktische Anordnung , seine Stärke låge nicht in ihm selbst, sondern darin, daß
daffelbe überrasche, bestürze ; es sey alſo folches von der Natur der Embuscaden , der abgewonnenen Mårsche, der Sürprisen
u . f. w.;
worauf zu antworten ist: daß grade die strategische Einlei tung die taktische unterstüßen müsse, und darin das Sube lime der Sache zu suchen sey, übrigens aber der bewirkte Angriff wohl etwas sehr Taktisches bleibe ; daß ferner ein Ding, welches überrascht, auch seine Stärke dazu in fich selbst besitzen müſſe ; denn wo sollte sie sonst liegen ? Daß endlich Embuscaden , abgewonnene heimliche Mårs `sche, *) Ueberfälle keine blos taktiſche Manövres sind, dies Manovre hingegen zu einem rein taktiſchen Angriff führt, wozu jene selten führen u. s. w. Sein zweiter Grund heißt :
*) Es heißt: de marches dérobées.
[
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,,Daß Embuscaden, verborgene Mårsche, Sürprisen zu allen Zeiten in Unwendung gebracht worden wåren, nicht nur von disciplinirten Truppen, sondern auch von den Wilden und von undisciplinirten Truppen. " Was will er damit sagen ?
soll dies blos das Triviale
des Manövres anzeigen, oder will er uns weiß machen, daß die geregelten Schaaren Friedrichs, in denen das Ehrprinzip elektriſch wirkte, hinter der Löffelgarde *) zu rangiren wåren, welche im Jahr 1806 in ihren zuſammen geraubten grünen , weissen , schwarzen , rothen , blauen und gelben Redingotes in unser Land wie zur Maskerade zogen ? Man vergonne dem alten preußischen Herzen diese ZornErgießung ; denn Napoleon hat sich schwer an uns verſündiget, und versündiget ſich abermals gegen den großen Friedrich! Nunmehr fångt dieser Er
Kaiser wieder an ,
die
Schlachten des Königs zu zählen und durchzugehen, um zu zeigen, daß der große Feldherr " nirgends die RevůMandores von Potsdam executiren ließ, noch irgend ein neues angewendet habe , sondern , daß allesammt långst bekannt und im Gebrauch gewesen wären. "
Die Franzosen des Jahres 1806 trugen hinter ihren Kokarden an den dreieckigen Hüten gewöhnlich einen blechernen Löffel, vermuthlich, um sogleich in jede Suppenschüssel hineinfahren zu können. Es wurde ihnen also jene Benamſung zu Theil, die fie, als die ungebetenen Gåſte, charakterisirte. Ihre Infans terie wurde damals oft ,, Packentråger " oder „ Fußgånger “ genannt, weil sie allerdings in schlechter Kriegsgestalt erſchie= nen, und eher mit Hauſirern und anderm Volk Aehnlichkeit hatte , als mit Soldaten , wenigstens wie das Auge eines Preußen sie gewohnt war. Das Requisitions : System sorgte bald hinreichend für diese Leute, deren Benehmen långer im Andenken bleiben wird, als dasjenige der Preußen in feindlichen Ländern während des Tjährigen Krieges gedauert haben kann.
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Theils habe ich schon erwähnt, was von jenen Uebungen zu denken ist ; theils aber ist es doch sonderbar, daß die. preußische Armee da, wo sie deploirte, wie bei Lowosit, oder überhaupt, wo sie aufmarschirte und avancirte, dies in einer andern Art zu thun im Stande gewesen wåre, als es ihr eingeübt war. Also grade umgekehrt, obgleich in anderm Verstande, als Napoleon meint, mußte überall geschehen, was in Potsdam geschah . Ganz natürlich, daß das Gewöhnliche vorkommen mußte, · und in so fern hat ! Napoleon recht , wenn er von Lowofik spricht : „ da ist nichts Neues. " Der Unterschied liegt nur darin : daß Friedrich den rechten Flügel dort außer Gefecht ließ. Oben Seite 176 des Précis fagt er: Die preußische Armee im Jahr 1757 ſey ſtårker als die dstreichische gewez sen ; hier, Seite 339, läßt er nach, und nimmt sie wez nigstens gleich stark an, aber die erstern läßt er aus alten, kriegsgewohnten Truppen und den größten Theil der lektern aus höchst mittelmäßigen, neu geworbenen Schaaren be= stehen. Was soll nun diese abermalige, Wiederholung zur Nichts, denn er schiefen Schlachtordnung beitragen ? sagt uns blos, der Prinz Karl von Lothringen habe den Augenblick verſäumt, den König während seines Linksabmarsches anzugreifen , und die preußische Armee blos cotoyirt, was man ja schon so oft von andern Armeen gesehen habe. Der größte Theil der Kriegsverständigen bewundert die Napoleon aber sagt auf Anlage zur Bataille von Colin. der folgenden Seite : Die schiefe Schlachtordnung habe Er calculirt den Friedrich die Schlacht verlieren lassen. Verlust abermals heraus, und findet, daß die Hälfte der Armee (der Wahrheit gemäß, von 32,000 Mann wurden 13,000 Mann außer Gefecht gesest,) verloren gegangen, wie auch, daß die Schlacht von Colin' zweihundert Geschuhe ( die Wahrheit heißt : fünf und vierzig , folglich nimmt der Held 155 Stück 4. Geſchüß zu viel,) gekostet
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habe.
Und nun ruft der Er - Kaiser aus :
,, Nichts kann
,,den Partisanen der schiefen Schlachtordnung die Augen' ,, öffnen, " und ich gestehe, auch die meinigen bleiben vor feinen Argumenten fest geschlossen. Was er nun auch noch beibringen mag, und es ist nicht viel und nicht der Mühe werth, es anzuführen, beweist mir nichts weiter, als daß des Königs Verfahrungsart ihm ein Dorn im Auge ist. — Warum ? - mag der Leser entscheiden, wenn er sich nicht
hat von dem Mann aus St. Helena verblenden laſſen. Seine Partheilichkeit gegen den König Friedrich den Großen, seine unrichtigen Angaben, und auch, wie hier, ſeine Deklamationen, rauben ſeinem Werke den Werth, den ér ihm håtte geben können. In den frühern Bånden der Memoires Napoleons findet man weit mehr Såhe, welche die Erfahrung und die Feldherren- Klugheit diktirt, und wirkich zu goldenen Sprüchen gemacht hat.
In diesen
Précis des guerres Frédéric II. hingegen findet sich wenig Ausbeute. Sie stechen gegen die ihnen vorhergehenden Bemerkungen über die Kriege Turennes recht sehr ab. Hier, nachdem er drei Viertheile der Seite 140 über
die ihm verhaßte Ordre oblique Worte gemacht hat, perfiflirt er ſogar die Sache, und schreibt : " Es sey wohl ,,schön, seinen Feind zu überfallen, aber warum ihn tourNoch besser sey es , seine Armee im Rücken zu ,, niren ? ,, nehmen, ihren Park, ihre Artillerie, ihre Munition, ihre Jawohl, ,,zusammengestellte Gewehre erobern !!! " folche Erklamationen verdienen drei Ausrufungszeichen, Nochmals kommt Napoleon die müssen überzeugen. auf die Ursachen des Verlustes der Schlacht von Colin zus rück, wegen der Verlassung der Operations - Linie u. f. w., wie ich sie schon genannt habe, von denen aber unglücklicher Weise keine die rechte ist. ,, Bei Roßbach wurde Prinz
Soubise wegen seiner
schiefen Schlachtordnung geschlagen. derfuhr dem Könige daffelbe :
Bei Zorndorf wie-
die Ruſſen fielen auf die
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Flanke des Königs, wie sie im vergangenen Jahr bei Jágerndorf gethan hatten, und alles war ohne Seidlik verloren. " Dies sagt uns ja der große Napoleon, folglich muß es wahr seyn. Allein ― zum Unglück haben wir
andere Nachrichten. Die Geschichte hat die Impertinenz, solchen Helden, welcher vergißt, wer er wares fällt zu sagen hart! Lügen zu bestrafen. Doch, lebte er noch, so würde er sich nach und nach mehr daran gewöhnen, wie der Verfaſſer ſeiner berüchtigten bulletins bald zu thun gezwungen war. *) Indeß gesteht Napoleon selbst, die russische Infanterie habe den Echellons nicht widerstehen können ; aber um diesen Sah zu entkräften, läßt er die Schlacht von Kay abermals der schiefen Schlachtordnung wegen verloren gehen. Auch von Leuthen ſagt Napoleon ein Wort, und zwar zum Lobe. Allein diese Schlacht zeige nichts von den Potsdamer Mandoren.
( Die ihm sehr widrig seyn müſſen.
Warum hat er denn ſtatt ſeiner großen Paraden nicht auch so viele fremde Offiziers zur Heerschau bei seinen Mandvren gesehen ! )
Folglich, schließt Napoleon, dankte Friedrich
*) Es gab zu Nápoleons Lebzeiten eine Zeit, in welcher das Sprichwort von einem Aufſchneider gesagt wurde : il ment comme un bulletin. So stand schon im Jahr 1812 der Cours, und es steht zu besorgen, daß er noch tiefer fallen werde. In einer Schrift von St. Helena wird von Napoleon ge= sagt, er habe nach vollbrachter Beglückung von Europa ( dann, wenn der Pabst seinen Sig in Paris, der Hauptstadt der Welt, mit zwei Millionen Einwohnern gehabt, und ſåmmtliche Monarchen einen europäischen Reichstag gehalten, auch ihre Erben zur Erziehung nach Paris geſchickt håtten, und endlich die engs lische Herrschaft sowohl der Meere als Ostindiens zerstört gewesen seyn würde ) in Frankreich umherziehn und aller Orten feinen Hof eine Zeitlang aufschlagen wollen. Eine schöne grandiöse Idylle ! Warum hat er nicht bis zum Jahr 1912 gelebt, seherrscht und beglückt ?
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seinen Sieg blos der Ueberraschung, also dem Zufall. Nun kommt das ,,Wenn " und " Aber " in Beziehung auf die dstreichischen Feldherren, und so wie Napoleon es sonderbar findet, eine Sürprise mit einer fest bestehenden Ordnung zu verwechſeln (c'est étrangement s'abuser que de confondre une surprise avec un ordre Constant de manoeuvres, heißt es wörtlich,) : so erlaube ich mir, es sonderbar zu finden, eine am hellen Tage ausgeführte Bewegung ( soll der Feind denn keine Augen haben ? ) mit einem Ueberfall zu verwechseln. " Aber bei Hochkirch hat Daun in schråger Ordnung " manövrirt. “ ,,Aber, " folgt sogleich,,, dies sey ein ,,sonderbarer Mißbrauch der Worte." - ,,Sagt, Daun
,,hat den König überfallen. " Ich glaube es auch ! Bei der achten Schlacht des Königs, bei Cunersdorf, fei er perpendiculair auf den feindlichen linken Flügel gekommen. ,, Das sey mehr als schiefe Schlachtordnung." Man sehe den Plan der Schlacht an. " Es sey dieses
" das Resultat eines verborgenen Marsches gewesen, " woMan höre durch völlig meine Meinung bestätiget wird. blos den Napoleon :,,Le général russe changea de position ,
et en
prit une par laquelle jil se trouva en potence sur l'armée prussienne ; pour déboucher, des marais impraticables s'opposèrent au dessein du roi . ( Wie genau er das Terrain kennt ! ) Il attaque comme il se trouvoit *) obtint de Succès sur la gauche russe qu'il surprit ; mais ceux - ci ayant pris leur ordre de bataille sur leur centre u . s. w.
Der erste Aufmarsch der preußischen Armee geschah frei aus dem Walde heraus, den linken Flügel durch Leiche, welchen zwiſchen Cunersdorf und dem Wald perpendiculair auf die feindliche
-
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Das ist die Ursache des Verlusts der Schlacht! Man sehe doch den Plan wegen des impracticablen Morastes, man lese die Sürprise, die Uttake nach Gutdůnken, und die lehte ruſſiſche Stellung auf ihrem Centrum. Die neunte Schlacht bei Liegniß war eine zufällige Renkontre, welche Friedrich, so eröffnet uns Napoleon, ,, aus einer Gefahr rettete, in welche ihn die allerfalschesten
" Mandores gestürzt hatten. “ *) Geist Friedrichs ! bedanke dich für dieſen Orakelspruch ! Was wird dir nun noch übrig bleiben ! So wie Alexander klagte, daß Philipp ihm wenig zu thun gelassen håtte, so will Napoleon, daß du beklagen ſollſt, von ihm, dem Feldherrn, erstlich durch die That, dann aber gar durch die Schrift überglänzt zu werden. Es ist nur zu bedauern, daß der Er - Kaiſer dieſe ſeine Aussprüche nicht zur Zeit ſeiz”, ner Glorie, gleich bem Code Napoleon, als Geset hat ausgehen lassen.
Die Emanation von der Insel St. He Uber im Ernst,
`lena hat bei weitem nicht die Kraft!
Stellung liegen, gedeckt ; den rechten durch den Bald, eine großeBatterie und das Finkſche Korps. Wåre der linke Flügel nicht angelehnt, ſondern in der Luft geweſen, ſo håtte eine Contrelection stattfinden können, Als der feindliche linke Flügel. angegriffen und geworfen wurde, mußte die preußische Armee allerdings perpendiculair auf die russische Stellung stehen, und da diese nur eine geringe Tiefe hatte, links aber die vorerwähnten Teiche, welche den Aufmarsch gedeckt hatten, sich befanden, so konnte anfänglich die Armee freilich nicht in ganzer Fronte avanciren, welches aber bald geschah. Es ist also weder von impracticablen Moråsten, noch von Hindernissen des Debauchirens die Rede, obgleich der König bei spezieller Kenntniß des Terrains vielleicht noch anders mandvrirt haben würde. Die Ursachen des Verlusts der Schlacht sind ganz anders, als Napoleon meint, und hinlänglich bekannt. *) Es heißt wörtlich : qui a sauvé Frédéric , d'un danger où l'avaient engagé les plus fausses manoeuvres.
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es wåre für seinen Ruhm zu wünschen, daß Napoleon ders bors gleichen nicht geschrieben haben möchte! " Die zehnte Schlacht, " fährt der hochselige Kaiser *) fort,,, ist die von Torgau. Alle Dispositionen des Königs bei derselben sind unglückbringend, eben so übel erson-
" nen, als übel ausgeführt.
Wenn man Friedrich nach -
feinem Benehmen bei dieser Schlacht beurtheilen wollte, " würde man eine schwache Vorstellung von seinem Talent ,, erlangen. Weder bei Liegniß noch bei Torgau ſieht man ,,das mindeste Neue und durchaus keine Spur von jener „ fameusen schiefen Schlachtordnung. “ **) Wo erkennt man in solchem lieblosen Urtheil den großen
1.
Mann, der einen ändern großen Mann beurtheilen will ? Warum läßt er sich sogar herab, die Thatsachen zu entstellen, die Wahrheit zu verfälschen, um daraus einen Schluß zu des Königs Nachtheil zu ziehen, und ſo leichtsinnig etwas in seinen einst nachzulaſſenden Schriften hinein zu schreiben, wovon voraus zu ſehen war, daß es bei näherer Prüfung auf ihn zurückfallen muß !. Oder hat er es selbst nicht geprüft, und glaubt die Welt durch seine Autoritåt noch so verblendet, daß sie es nicht prüfen werde ? O Eitelkeit und Verblendung ! - ·Hat Friedrich je so über irgend einen Feldherrn geurtheilt, hat er nicht selbst
Das Eine grade so viel als das Andere. **) Diese Stelle ist zu merkwürdig, um nicht im Original hier stehen zu müssen . Sie heißt S. 344 des Précis : La dixième bataille est celle de Torgau. Toutes les dispositions du roi y sont funestes , aussi mal conçues que mal exécutées. Si l'on jugeait Frédéric par sa conduite à cette bataille, on concevrait une faible idée de son talent. Ni à Liegnitz ni à Torgau, on ne voit rien de nouveau et aucune trace de ce fameux ordre oblique.
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feinen Gegnern, Daun, Laudon, Soltikow und vielen andern, mit großer Schonung die vollkommenſte Gerechtigkeit wiederfahren laſſen ? Aber Napoleon muß die Sache gar nicht gekannt haben, sonst hätte er nicht von unglückbringenden Dispositionen und von schlechter Ausführung gesprochen ;
denn grade in
Folge dieser Dispofitionen und durch deren Ausführung wurde der Flügel der Gegner bei Siptih umklammert und endlich überwältigt.
Ueber die Anlage zur Schlacht läßt
sich viel sagen, aber zuverlåſſig ungleich mehr Lob als Tadel, und ein Gleiches über die Ausführung . Wer giebt nun dem schmählich abgetretenen Machthaber ein Recht, so schneidend zu urtheilen , und verdient er nicht dafür mit gleicher Münze bezahlt zu werden ? Ein Schriftsteller, welcher ausdrücklich schreibt, um selbst nach seinem Tode die Welt noch durch sein Ansehen zu täuschen ,
verdient nicht die Berücksichtigung des Grabes,
um so weniger hier, da er einen großen Mann in seiner stolzen Ruhe stören will.
Hierin liegt nicht nur die Ent-
schuldigung, sondern sogar das Recht, ihn mit seinen Urtheilen abzuweisen und
den unrechtmäßigen Ladel ihm
zurück zu geben. Es giebt, unerachtet der offenbaren Entstellungen Napoleons, dennoch Leute, welche seine Sprüche nachbeten. Diese muß man auf die Geschichte verweisen, aus welcher fie den richtigen Aufschluß erhalten werden . Dies thue ich also in Absicht der Schlacht von Torgau, bei welcher das Glück den großen Friedrich wahrlich nicht unverdient mit einem glorreichen Erfolg belohnt hat. In dem folgenden Sah auf derselben Seite sagt Napoleon : ,,Der alte Friedrich lachte ins Fäustchen bei seinen ,,Potsdamer Paraden über das lächerliche Vorurtheil ,,der jungen franzöſiſchen, engliſchen und öftreichi-
352
# ſchen
Offiziere für
das Mandvre
der
schiefen
,, Schlachtordnung, welche blos dazu diente, die Re„ putation einiger Adjutanten zu gründen. “ *) Man sieht, er ist gut unterrichtet, beſſer als diejenigen, welche den Ernst und die Strenge des alten Königs mit Augen angesehen haben.
Håtten aber auch beide zu
gleicher Zeit gelebt, schwerlich würde Napoleon Friedrichs Vertrauter geworden seyn. Sie sind zu ungleichartigér Natur.
Napoleon seht hinzu :
1
Ein gründliches Studium dieser Mandores würde ,,jene Officiers erleuchtet haben, und was ſie vollkom„ men enttäuſchen mußte, ist, daß Friedrich nie an,,ders als mit Linien und seinen Flanken manövrirt ,,hat, niemals aber durch das Deploiren. " Das Deploiren war aber grade bei allen eigentlichen Mandvren, da wo es nöthig war, eine Haupt - Uebung. Napoleons Urtheil ist also der Wahrheit hier gradezu ents gegengesetzt. Nochmals , man möchte sagen, unaufhörlich kommt. der Ex- Kaiser auf seinen Sah zurůď : ,,Daß keine einzige der zehn Schlachten des Königs ,,einen neuen und beſondern Charakter an sich trage.
" Der König habe ihrer mehrere leichtsinniger Weiſe durch seine Flankenmårsche verloren.
Die Erfah-
*) Es heißt: Le vieux Frédéric souriait sous Cape †) aux " parades de Potsdam de l'engouement des jeunes officiers francais, anglais, autrichiens, pour la manoeuvre de l'ordre oblique , qui n'était propre qu'à faire la réputation de quelques adjutants - majors. So schreibt kein edler Fürst, schreiben,
so kann nur der Plebejer
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Sieferungen von Colin, Zoradorf, Jägerndorf, Kay und des.Prinzen. Soubije bei Roßbach hätten das Ges ie Re fährliche dieser Mårsche dargethan." "
ejeni Ônies
Er virgißt freilich die eigentlichen Urfachen hierbei anzugeben, *) und die Erfolge, insbesondere von Praġ, Roß-
De
bach, Leuthen, Liegnis und Torgau, ihnen entgegen zu stellen, was er aber einmat nun nicht will. Und gulegt
brid
führt er endlich noch ant
rtige
Schlachtordnung ihre Täuſchung bis zu der Behauptung der Herzog Ferdinand habe bei Crefeld gebracht hatten und bei Wilhelmsthal durch seine Detaſchementer auf ben
daß die Verfechter der schiefen
Flanken der Franzöfen ein glänzendes Corollarium zu jener
vis
Schlachtordnung geliefert, mit Hintenanſetzung des Prinzips: Last zwischen verschiedenen Theilen eurer SchlachtLinie keine Jutervallen, burch welche der Feind ein, Uber, “ ſeht Naholeon hinzu :" dringen kann. " Grundlages ihm (dem H wenn die Verlegung dieses Herzog Ferdinand) gelungen ist, so kam es daher, ,, daß der Graf Clermont die Franzosen tommandirte. Sein Prinzip von den Intervallen oder zu großen Zwis schenräumen widerspricht sich selbst, durch seine, für uns unverdient unglückliche Kampagne des Jahres 1,806. Und dennoch bringt er einen Spruch an, dessen Beschränktheit, wenn er recht verstanden wird, jeder Korporal einzusehen im Stande ist.
Er reicht zum Beschluß dem Grafen Cler-
mont in seinem Grabe noch einen Guadenstoß.
Der Mann
verdient also keine sanfte Behandlung. Viel zu lernen aus diesen Darstellungen eines erfahrnen Feldherrn, ist sichtlicher Weise nicht möglich.
Mit seinen
*) Man kann behaupten, daß Napoleon bei keiner einzigen Schlacht ´des Tjährigen Krieges einen eigentlichen Blick in den Grund solcher Ursachen gethan , wenigstens in seiner Schrift nicht geäußert habe. 3
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Kenntniſſen, mit seiner langgewöhnten Kriegsführung, konnte Napoleon ber Nachwelt ein bedeutenderes Vermächtniß hinterlaſſen, wenn er ſeinen großen Vorgänger Friedrich beurtheilen wollte. Daß er dies nicht gethan hat , zeigt eher einen Fehler des Herzens als des Kopfs, und ſtimmt vollkommen mit denjenigen Ursachen überein, welche ihn verhindert haben, zu einer wahren Größe zu gelangen, ja, welche nothwendig seinen Sturz herbeiführen mußten. Zu Beiten scheint ihm in diesen Précis des 霍 guerres de Frédéric II. die Erinnerung : daß er einst ein Souverain felbst gewesen sey, zu einem mit der Würde eines Monarchen übereinstimmenden Benehmen aufzufordern... Bald aber fällt er aus der erborgten Rolle,
in welche ihn die
Gunst eines seltenen Schicksals versezt hatte. Er urtheilt alsdann übereilt , auch wohl hart und unzart. Selbst wenn man den Mangel an spezieller Kenntniß mancher Thatsachen übersehen, und dem korsischen Blut die raschen, Digen Urtheile beimeſſen wollte, ſo läßt sich dies doch nicht bei Sachen thun, deren Beschaffenheit klar am Lage liegt, und vielleicht bis in China bekannt ist, von Naz poleon aber unrichtig dargestellt wird .
Uebrigens gehört
ja auch zu jeder Beurtheilung eine genaue Kenntniß der Sache, ein gewiffer Grad von Sorgfalt, wenigstens eine getreue Darstellung der Hauptmerkmale. Und diese fehlt in dem Précis nicht nur gänzlich, fondern die Unkenntniß führt sogar zu den ungerechtesten Urtheilen, wie dasjenige über den General von Fouqué ist, eines alten Preußen, der fich lieber zehnmal håtte maſſakriren laſſen, als zu kapituliren. Es ist dies eine Verfündigung gegen den Freund des großen Friedrichs, welche eine recht bittere Rüge verdient. Nur der Namen des ehemaligen Kaisers hat mich bes wegen können , seine Schrift über Friedrich den Zweiten durchzugehn. Denn ein Preuße, der hierbei nicht eine Unwandlung fühlen sollte, die Wahrheit wieder in ihr Recht eingeseht zu sehen, der würde nicht verdienen, König, Friez
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drich den Zweiten gekannt zu haben und zu kennen.
Dies
find meine Rechtfertigungs - Gründe, welche die vorstehen den Bemerkungen über Napoleons Schrift betreffen. Ueber die schiefe Schlachtordnung - den Lorbeerkranz, fage ich den Napoleon Friedrich gern entreiſſen möchte nichts mehr, weil ich glaube,
mich darüber hinreichend
erklärt zu haben. Der Hauptgegenstand meiner ursprünglichen Betrachs tungen war die Armee des großen Königs, und insbesons dere in diesem Kapitel deren Mandvrir - Fähigkeit . Napo= leons Schrift sollte, die Beläge dazu liefern, und ich glaube meinen Wunsch erfüllt geſehen zu haben. Nach demjenigen, was hierüber von mir angeführt worden ist, kann ich viels leicht,
ohne mißverstanden zu werden,
den Sah hin-
schreiben : Friedrichs Heer war sein Heer , ihm åhnlich, so sehr es das Werk dem Meister werden kann. Und ein solcher Feldherr mußte eine solche Armee anführen. Zucht und Strenge, Hingebung und möglich vollendete Kunst, Ausdauer und Selbstständigkeit, und wie jegliche preiswürdige Eigenschaft heißen mag, eigneten das Heer zu Ausführung von Friedrichs hohen Conceptionen, ſein Geist wirkte und ruhete auf seinem Werkzeug, und so führte es die Lösung schwerer Aufgaben durch die gewohnte Laktik aus. Hierauf waren seine Anlagen auch gegründet, und man vërsteht sie falsch, wenn man diese Harmonie gar nicht beachtet und die Evolutionen nach der Elle mißt. Auch über die Natur der preußischen Laktik habe ich mich schon hinlänglich ausgesprochen, es blieb mir nichts übrig, als diesen Zusams menhang, diese innige Verbindung des niedern mit dem höhern Prinzip bemerklich zu machen.
3 2
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Ich scheide nun von dieser alten braven glorreichen preußischen Armee des großen Friedrichs, der ich so gern ein Denkmahl errichten möchte, wenn meine schwachen Hånde dies könnten! ― der Armec, die auch mein Vaterland war, die ich noch in ihrem alten Glanz gekannt habe, die ich aber auf eine ungerechte, auf eine strafbare Art von meinen Zeitgenossen vergessen, ja sogar verkannt sah ! - - We nigstens läßt uns nicht leiden, daß ein Fremder, ein Auslånder, der wie eine Sternschnuppe am kriegerischen Horizont aufgestiegen und tief versunken ist, mit frevelnder Hand ein Heiligthum betastet habe ! Laßt uns lieber unsere alten Erinnerungen an Friedrich und sein Heer wecken, wie er einst das Andenken an Fehrbellin in seinen Getreuen weckte ! könnte ich, Dies will ich durch die That beſiegeln, auch durch mein Leben . Wir wollen uns der Helden, der
Kriege des großen Friedrichs´erinnern , und ich füge als lehtes Wort meiner Schrift in einer Beilage ein Verzeichniß aller auf dem Bette der Ehre hinüber gegangenen Generale hinzu, welches ich im Geist auf den Altar des Vaterlandes niederlege ! 2
AP 57
Beilage.
Verzeichniß
" derjenigen
Generale,
welche
in
den
Kriegen
Königs Friedrichs des Zweiten auf dem Bette der Ehre gestorben sind.
Im Jahr 1741. 1) General Lieutenant von der Schulenburg , bei Molwił , Chef des Dragoner - Regiments No. 3. 2)
General - Major von Werdeck, bei Chottusik, Dragoner -Regiments No. 7 .
174 3. General - Major v. Wedel, an der Blessur bei Chottusik, Infanterie - Regiments No. 5 .
1 7 4 4. General Major von Zimmermann, bei Pardubit, Infan terie- Regiments No. 43 .
1
358
1 7 4 * 5. 6
1) General- Major von Malachowski ,
an der Blessur
bei Groß- Strehliß, Huſaren - Regt. No. 3. 2) General Major Graf Truchseß, bei Hohenfriedberg, 3)
Infanterie- Regmt. No. 13. General - Major von Blankensee, bei Sorr, Infante-
rie-Regmt. No. 23. 4) General Major Prinz
Albert
von Braunschweig,
bei Sorr, Infanterie - Regmt. No. 39 . 5) General- Major von Polent, bei Kesselsdorf, Infan: terie Regmt. No. 13. 6) General -Major von Herzberg, bei Kesselsdorf, Infanterie - Regmt. No. 20. 7) General - Major von Rintorff, bei Kesselsdorf, Infan
8)
terie -Regmt. No. 46 . General Lieutenant son Röhl, an der Bleſſur bei Kef-
selsdorf, Dragoner - Regmt. No. 7. 1 7 5 6.
1) General- Major von Quadt ,
bei Lowosit, Infan
terie - Regmt. No. 9. 2) General- Major von Lüderit,
bei Lowosit, Kuiras-
fier - Regmt. No. 5. 3) General Major von Dersen ,
bei Lowosit, Drago-
ner Regmt. No. 4 . 1 7 5 7. 1)
General-Lieutenant von Kleist, im Januar an der Bless ſur von Lowosik, Inft. Rgmt. No. 27.
2) General -Feldmarschall Graf von Schwerin, bei Prag, Infanterie -Regmt. No. 24. 3)
General - Major von Amstel , bei Prag ,
Infanteries
Regiment No. 8. 4) General- Lieutenant von Hautcharmøy, bei Prag an
der Blessur, Inft. - Regmt. No. 28.
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5) General Major von Schöning, bei Prag, Infanterie›Regiment No. 46. 6) General Major von Blankensee,
an der Bleſſur bei
Prag, Dragoner- Regmt. No. 2 . 7) General- Major v. Wartenberg, den 12. Mai bei Alts Bunzlau, Huſaren- Regmt. No. 3 . 8) General - Major von Krosigk, bei Colin, KuiraſſierRegiment No. 5. 9) General -Majór von Zastrow, bei Außig, Infanteries Regiment No. 20. 10) General - Lieutenant von Winterfeld, bei Moys, Infanterie Regmt. No. 1 . 11) General - Major von Kleist, bei Breslau, InfanterieRegiment No. 9. 12) General Lieutenant von Schult, an der Blessur bei Breslau, Infanterie Regmt. No. 29. 13) Obrist von Often, kommandirender Offizier der Artillerie, bei Breslau. 14) General- Major von Ingersleben, General - Adjutant des Königs, bei Breslau. 15) General Major von Rohr, an der Blessur bei Leuthen, f Infanterie- Regiment No. 47.
1 7 5 8. 1)
General- Major von Kahlden, an der Blessur bei Zorndorf, Chef des Inft. - Regmts . No. 2 .
2) General - Major von Ziethen, bei Zorndorf, Kuirassiers 3)
4)
Regiment No. 5. General - Major von Geist, an der Blessur bei Hochs kirch, Infanterie - Regmt. No. 8. General- Feldmarschall von Keith, bei Hochkirch, von der Armee, Gouverneur von Berlin.
5) General
Major
Prinz
Franz
Infanterie-Regmt. No. 39.
von Braunschweig,
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1 :7.5 9. 1)
General ; Major von Münchow, an der Blessur bei Leu-
2)
then, Infanterie Regmt. No. 28 . General : Major von Wobersnow, General Adjutant
4. des Königs, bei Kay... 3) General- Major v. Puttkammer, bei Kunersdorf, Hu4 3 faren- Regiment No. 4.. 4) 1 General Lieutenant von Ihenplit , an der Blessur bei Kunersdorf, Inft. 3 Rgmt. No. 13.
i König Friedrich der Zweite berechnet den Verlust an Menschen, während des siebenjährigen Krieges, folgender Gestalt: in die preußische Armee vertor Un Einwohnern kamen um :,
180,000 Soldaten.
im Königr. Preußen 20,000 Secten, 2 in Pommern 6,000 in der Neumark # 4,000 • in der Churmark 8,000
in Summa Russen
•
Destreicher • Franzosen Engländer und ihre Alliirte Schweden Reichstruppen
33,000 Einwohner. 120,000 Soldaten. 140,000 = 2
2
200,000 160,000 25,000
28,000
: 3
=
= +2
in Summa 886,000 Menschen. Siche Oeuvres posthumes, vierter Theil, Seite 414 u. f., wo vorstehende Angaben ausführlich auseinandergesezt sind. 2 AP 57
Druckfehler.
Seite 36 68
Zeile 3 der Note von unten lies Dossow statt Doſſon. Die Stelle aus Kant's Metaphysik sollte in einer Note und nicht im Text stehen. 94 3eile 17 lies glich statt gleich. 112 10 lies paralisirt , statt parallelisirt. 127 26 lies Administriren st. Adminiſtrativen. 203 18 lies vor statt für. --- 18 lies mich statt mir. 258 295 I in der Note lies recoive statt reçoire, und s'echauffe statt s'échatte. 310 Zeile 9 lies in statt und. 7 von unten in der Note lies vor ihm, 323 statt für ihm.
Andere unbedeutende Druckfehler, vergessene Accente, und sonftige Kleinigkeiten, beliebe der wohlwollende Leser selbst zu ver= bessern.