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German Pages 463 [459] Year 2013
QUELLEN ZUM POLITISCHEN DENKEN DER DEUTSCHEN IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT FREIHERR VOM STEIN-GEDÄCHTNISAUSGABE
Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Winfried Baumgart
Band 9
DAS „DRITTE REICH“ 1933–1945
Herausgegeben von GÜNTER WOLLSTEIN
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ISBN 978-3-534-04842-7 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-26326-4 eBook (epub): 978-3-534-26327-1
INHALTSVERZEICHNIS Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
457
VERZEICHNIS DER QUELLEN IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
1. 2. 3. 4. 5. 6.
7. 8. 9.
10. 11. 12. 13.
14. 15. 16. 17. 18.
Programm der NSDAP, 25. Februar 1920 . . . . . . . . . . . . . . . . Buchauszug Hitlers, Mein Kampf, 1925 / 1927 . . . . . . . . . . . . . . Buchauszug Hitlers, Hitlers Zweites Buch, Sommer 1928 . . . . . . . Buchauszug Rosenbergs, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930 . . Leitartikel der Neuen Preußischen Zeitung, Staatsbewusster Nationalismus, Berlin, 31. Januar 1933 . . . . . . . . Gedichte Schirachs, Fahne der Verfolgten, 1933 . . . . . . . . . . . . a) An die Fahne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Und gäb’ es niemals ein Gelingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Hitler-Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Volk ans Gewehr! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Am 9. November vor der Feldherrnhalle zu München . . . . . . . f) Was zweifelst Du … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Das Größte: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Dem Führer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Hitler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchauszug Forsthoffs, Totaler Staat, 1933 . . . . . . . . . . . . . . . Aufsatz Frickes, Aufgabe der Deutschwissenschaft, 1933 . . . . . . . Programmaussagen „Deutscher Christen“, Kirchliches Jahrbuch, 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Entschließung der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ . . . b) Aufruf Pfarrer Hossenfelders zu Kirchenwahlen am 23. Juli . . . Rundfunkrede und Zeitschriftenartikel Benns, 24. April und 23. September 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitungsartikel Pahls, Feiertag der Arbeit, in: Gewerkschafts-Zeitung, 29. April 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftenauszug Lebers, Ein Mann geht seinen Weg, Juni 1933 . . . . Berichte des Völkischen Beobachters (VB) über Sonnenwendfeiern, 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Euringer: Flammenrede zur Sonnenwendnacht, 20. / 21. Juni 1933 b) Sonnenwendfeier am Ostseestrand, 27. / 28. Juni 1933 . . . . . . . . Broschürenauszug Loewenheims, Frühsommer 1933 . . . . . . . . . Zeitungsartikel Lenards über Stark, VB, 13. Mai 1933 . . . . . . . . . Buchauszug Hadamowskys, Propaganda und nationale Macht, 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hirtenbrief der katholischen Kirche, 8. Juni 1933 . . . . . . . . . . . Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933 . . . . . . . . . . . a) Winzen, Theologie des Reichsgedankens, Maria Laach, 26. April 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29.
30. 31. 32. 33. 34.
35. 36.
37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44.
Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge b) Mirgeler, „Die deutschen Katholiken und das Reich“, (zusammenfassend referiert), Sommer 1933 . . . . . . . . . . . . . c) Adam, „Deutsches Volkstum und katholisches Christentum“, (zusammenfassend referiert), Sommer 1933 . . . . . . . . . . . . . Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 1933 . . . . . . . . . . . . . . . Rede Pinders, Bekenntnis der Professoren, Dresden, 11. November 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prager Manifest der Sopade, Prag, 28. Januar 1934 . . . . . . . . . . . Artikel Berves, Erfüllung des Reiches, März 1934 . . . . . . . . . . . Buchauszug Haushofers, Weltpolitik von heute, 1934 . . . . . . . . . Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erklärung der Reichs-Bekenntnissynode, Barmen, 31. Mai 1934 . . . Aufsatz Blombergs, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, 1934 . . . . . . Aufsatz Baeumlers, Weltanschauliche Grundlagen, 1934 . . . . . . . Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934 . . . . . . a) Grabbe: Die Körperertüchtigung der Frau im Dritten Reich . . . b) Mildner: Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rede Onckens, Wandlungen des Geschichtsbildes in revolutionären Epochen, 13. Januar 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . Rede Wiecherts, München, 16. April 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . Schulbuchauszug, Neue Sachkunde für Volksschulen, Teil 3: Naturkunde, 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchauszug Ludendorffs, Totaler Krieg, 1935 . . . . . . . . . . . . . Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939 . . . . . . . a) Brief Wolfskehls an Yahuda, Florenz, 1. Juli 1935 . . . . . . . . . . b) Brief Wolfskehls an Mannheimer, Genua, 17. Februar 1936 . . . . c) Gedicht Albert Verweys: Juden, 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . d) Brief Wolfskehls an Yahuda, Auckland, 27. März 1939 . . . . . . . Rede Hitlers, Parteitag der Freiheit, 14. September 1935 . . . . . . . . Zeitungsartikel der „C. V. Zeitung“ und des Nachrichtenblatts „Aufbau“ nach den Nürnberger Gesetzen . . . . . . . . . . . . . . . a) Planung des jüdischen Lebens, C. V. Zeitung, Berlin, 26. September 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Bemerkungen zum Parteitag in Nürnberg, New York, 1. Oktober 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Illegaler Bericht aus Deutschland, New York, 1. November 1935 . d) Sturm im Wasserglas, New York, 1. Juni 1936 . . . . . . . . . . . . Rede Leys, Wir alle helfen dem Führer, Berlin, 11. Dezember 1935 . . Sprechchorspiel Schellers, Die Straße in das Reich, 1936 . . . . . . . . Zeitungsartikel Buchfelders und Leuthes, in: Der Kicker, 10. März 1936, 27. Oktober 1936 und 15. März 1938 . . . Rede Hitlers, Ordensburg Crössin, 24. April 1936 . . . . . . . . . . . Aufsatz Ströbels, Germanen-Erbe 1, Mai 1936 . . . . . . . . . . . . . Rede Schirachs, Revolution und Erziehung, Zugspitze, 21. Juni 1936 Bericht des Archivs von Gedenkfeier, Quedlinburg, 2. Juli 1936 . . . Buchauszug Johsts, Maske und Gesicht, 1936 . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge 45. Rede Schmitts, Schlusswort zu Deutsche Rechtswissenschaft gegen den jüdischen Geist, Berlin, 4. Oktober 1936 . . . . . . . . . . 46. Kundgebung Rosenbergs und Bekenntnis zehntausender deutscher Volksgenossen, Germanen-Erbe 1, Ulm, 18. Oktober 1936 47. Rede Walter Franks, Deutsche Wissenschaft und Judenfrage, München, 19. November 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48. Rede Stellrechts, Januar 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49. Gedicht Vespers, Rufe in die Zeit, 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . 50. Buchrezension Kallens, 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51. Predigt Niemöllers, Dahlemer Predigten, Berlin, 19. Juni 1937 . . . . 52. Rede Todts, Lübeck, 21. Juni 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937 . . . . . . . . 55. Aufsatz Freislers, Schutzzweck, 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56. Geheimer Erlass Brauchitsch’, Berlin, 18. Dezember 1938 . . . . . . . 57. Denkschrift des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS verfasst von Löffler, Um Jahreswende 1938 / 39 . . . . . . . . . . . . . 58. Rede Hitlers, 18. Januar 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59. Liederbuch der Hitler-Jugend – Auszüge, 1939 . . . . . . . . . . . . . a) Arno Pardun: Volk, ans Gewehr! (1931) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Hans Baumann: In den Ostwind hebt die Fahnen (1935) . . . . . . c) Hans Baumann: Nun wird zu eng das weite Land (1935) . . . . . . d) Otto Zander: Memelwacht (1935) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Herybert Menzel: Im Osten hat begonnen (1935) . . . . . . . . . . 60. Gedichte Vespers, Seidels und Schumanns, 1939 . . . . . . . . . . . . a) Will Vesper: August 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ina Seidel: An den Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Gerhard Schumann: Gebet des Soldaten . . . . . . . . . . . . . . . 61. Broschüren-Auszug Geyers, 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62. Seidels Einleitung zu einem Sammelband, 1939 . . . . . . . . . . . . . 63. Reden Himmlers, 8. November 1937 und 1939 . . . . . . . . . . . . . a) 8. 11. 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Wien 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64. Heimatgruß und Hirtenworte Rarkowskis, 1939 –1942 . . . . . . . . a) Heimatgruß vom 1. 9. 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Hirtenschreiben vom 1. 9. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Hirtenwort vom 29. 7. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Grußwort zu Mariä Himmelfahrt 15. 8. 1942 . . . . . . . . . . . . 65. Aufsatz Baeumlers, Bildung und Gemeinschaft, September 1939 . . . 66. Stellungnahme des Zentralkomitees der KPD, Ende September 1939 67. Tagebuchauszug Reck-Malleczewens, Tagebuch eines Verzweifelten, Herbst 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“ während der Austreibung deutscher Juden . . . . . . . . . . . . . . . a) Die letzten Dinge, Jüdische Rundschau, Berlin, 4. Oktober 1938 . b) Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung, Aufbau, New York, 1. Februar 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
69. Besprechungsprotokoll von Ostforschern / Volkstumshistorikern, Vorläufer des „Generalplans Ost“, Berlin, 7. Oktober 1939 . . . . . 70. Rede Himmlers, Berlin, 29. Februar 1940 . . . . . . . . . . . . . . . 71. Literarischer Bericht Johsts, Ruf des Reiches – Echo des Volkes, März 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72. Vortragsnotiz Blaskowitz’ 6. Februar 1940 . . . . . . . . . . . . . . 73. Buchmanuskript-Fragmente Bonhoeffers, 1940 –1943 . . . . . . . . 74. Tagebucheintragungen Hassells, Februar 1940 bis 14. April 1944 . . 75. Rede Goebbels’, Berlin, 5. April 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . 76. Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik, Mai 1940 77. Rede Scholtz-Klinks, Frau im Dritten Reich, Berlin, 13. Juni 1940 . 78. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 25. Juni 1940 . . . . . . . . . 79. Buchauszug Kriecks, Volkscharakter und Sendungsbewusstsein, 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80. Filmtext „Der ewige Jude“, Juni 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . 81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, in: Das Reich, 29. September 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82. Tischgespräch Hitlers, 18. Januar 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . 83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941 . . . . . . . . . . 84. Rede Tschammer und Ostens, Reichssportführer in Prag, Prag, März 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85. Brief Riemers, Passau, 9. April 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86. Zeitungsartikel Walter Franks, Adolf Hitler, Gründer des Reiches, in: Das Reich, 20. April 1941 . . . . . . . . . 87. Buchauszug Schwarz’, Ewigkeit, 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . 88. Aufsatz Kriecks, Von der Philosophie zur Weltanschauung, 1941 . 89. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze, 16. Juli 1941 . . . . . . . . . 90. Entwurf einer Denkschrift Reinickes, 31. Juli 1941 . . . . . . . . . . 91. Denkschrift Goerdelers, Zweite Jahreshälfte 1941 . . . . . . . . . . 92. Aufzeichnungen Moltkes, Berlin, 21. Oktober, 6. und 8. November 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93. Armeebefehl Mansteins, Simferopol, 20. November 1941 . . . . . . 94. Buchauszug Stellrechts, Neue Erziehung, 1942 . . . . . . . . . . . . 95. Aussagen Hitlers, Wolfsschanze, 22. Januar 1942 . . . . . . . . . . . 96. Vorwort Hipplers, Juni 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97. Zusammengefasste Denkschrift Meyers, Berlin, Juni 1942 . . . . . 98. Rede Himmlers, Berlin, 9. Juni 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99. Rede Hans Franks, München, 20. Juli 1942 . . . . . . . . . . . . . . 100. Rede Rosenbergs, 6. August 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101. Aufsatz Proksch’, Im Osten vollendet sich das Reich, Oktober 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102. Aufsatz Seidels, Meistert das Schicksal, Jahreswende 1942 / 43 . . . 103. Zeitschriftenaufsatz Werders, Psychologie als deutsche Seelenkunde, Januar 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104. Flugblätter der Weißen Rose, München, Januar / Februar 1943 . . . a) Aufruf an alle Deutsche! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kommilitonen! Kommilitonen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge 105. Zeitungsartikel Goebbels’, Der Krieg und die Juden, in: Das Reich, Berlin, 9. Mai 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106. Schulungsunterlage des Reichsorganisationsleiters der NSDAP, Die Front der Frauen und die Parteigenossin, o. J. (1943) . . . . . . . . 107. Briefe Wurms, 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Schreiben des württembergischen Landesbischofs an Hitler und Reichsregierung vom 16. 7. 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Brief Wurms an Marahrens vom 9. 8. 1943 . . . . . . . . . . . . . . . 108. Notiz Moltkes, Kreisau, 9. August 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109. Gemeinsamer Hirtenbrief deutscher Bischöfe, 19. August 1943 . . . . . 110. Artikel Liebeneiners, Zur Stelle, in: Film-Kurier, Berlin, 20. September 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111. Himmler Rede vor Reichs- und Gauleitern, Posen, 6. Oktober 1943 . . 112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44 . . . . . . . . . . 113. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze 27. Januar bzw. 27. / 28. Januar 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ansprache an die Feldmarschälle und Generale . . . . . . . . . . . . b) Hitler gegenüber Bormann u. a. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114. Reden Manns, Chicago, 28. März 1944 und Pacific Palisades, 14. Januar 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115. Artikel Kreutzers in HJ-Zeitschrift und ein Reichsappell an HJ-Kriegsfreiwillige, 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Kreutzer: „Aus meinem Kriegstagebuch“, Abdruck März / April, Lindenblüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) „Reichsappell der Kriegsfreiwilligen der HJ“, vorgetragen von Guderian am 1. 9. 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116. Programm des Komitees für ein demokratisches Deutschland, New York, 3. Mai 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117. Aufsatz Manns, 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118. Broschürenauszug ehemaliger Funktionäre der SAP, Stockholm, 1944 119. Tagebuchaufzeichnungen Kubys, Straßburg, 15. Juni 1944 und Kriegsgefangenenlager bei St. Renan, 14. November 1944 . . . . . 120. Rede Himmlers, Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944 . . . . . . . 121. Rede Dönitz’, 11. Oktober 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122. Brief Hermes’, Berlin, 12. Januar 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123. Monologe Hitlers, Berlin, 4. Februar bis 2. April 1945 . . . . . . . . . . 124. Zeitungsartikel Goebbels’, Das Jahr 2000, in: Das Reich, 25. Februar 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125. Reden Schwerin von Krosigks, Plön, 2. Mai und Flensburg, 7. Mai 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Trotz, Habgier und Hass nach dem Ersten Weltkrieg Fortsetzung des Kampfes für Rasse und Raum „Offen gestanden, ich glaube nicht, dass hinter all dem eine Ideologie steht“, so analysierte 1939 der später im KZ Dachau umgekommene Arzt und Schriftsteller Friedrich Reck-Malleczewen das politische Treiben im NSStaat. Er „glaube weder an eine neudeutsche Ordnung noch inmitten eines zu sechzig Prozent slawisch gemixten Volkes an die ganze Wotans- und Germanenwirtschaft.“ Stattdessen gehe er davon aus, „dass dies alles hinauskommt auf einen großen Selbstbetrug, hinter dem all die trüben Wünsche der entfesselten Masse – Habgier und soziales Ressentiment, Zuchtlosigkeit und Brunst und sexuelle Libertinage und eine komplette Abnabelung nicht nur von Gott, sondern auch von den Göttern – zu fi nden sind.“1 Dieser prägnanten Kennzeichnung des Hitlerstaates mit dessen Anführern wie Mitläufern, der seine Erfüllung schon seit seiner Errichtung 1933 in Menschheitsverbrechen sah, scheint heute auf den ersten Blick kaum etwas hinzuzufügen zu sein. Die Deutung Reck-Malleczewens als eines zeitgenössischen Beobachters und scharfen Gegners Hitlers entspricht zudem Selbsteinschätzungen von Nationalsozialisten, die im „Dritten Reich“ ihrem Stolz auf das Instinktmäßige ihres Handelns Ausdruck verliehen; die Propaganda sonnte sich in einem Aktionismus, getragen von glaubensmäßig erfahrenen, unabänderlichen Richtungsvorgaben und von einem harten germanischen Willen. In Analogie hierzu entstand beispielsweise der Führerkult um Adolf Hitler, beruhend auf der Legende, dass ein charismatischer Hitler – siehe den Gruß „Heil Hitler“ – der Heilsbringer für die Volksgenossen 2 sei, weil er von Aktion zu Aktion sowie von Erfolg zu Erfolg eile, weil er dabei den „unabänderlichen“ Willen des NS-Staates verkörpere und weil er mit Emphase auf Vorsehung und Intuitionen wie kein anderer bauen könne.3 Des weiteren war 1
Dok. 67 Zur Forschung zu diesem Bereich mit dessen Problematik: Bajohr / Wildt, Volksgemeinschaft. 3 Zum Nationalsozialismus als Glauben: Bärsch, Politische Religion; Maier, Totalitarismus und Politische Religionen; Dierker, Himmlers Glaubenskrieger; zu Weltanschauung und Rasse-Raum-Programm siehe Anm. 7. 2
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es auch kein Zufall, dass die NS-Führung, gestützt auf eben diese Vorstellungen, alle Bevölkerungsgruppen permanent indoktrinierte und sie in jene triebgesteuerten Rollen einwies, die dem Funktionieren des braunen Terrorregimes dienten. Schließlich wurde ein solcher Aktionismus bei entfesselten Instinkten auch durchgängig als bewusste Abkehr von der kulturellen und geistigen Kultur Deutschlands und mithin Europas deklariert, wobei nicht selten blasphemische Ausdrücke die ungeheuerlichen Akte als sakrale Vorgänge deuteten.4 Demgegenüber setzen erbitterte Zeitzeugen und Gegner der Nationalsozialisten sowie diese selbst und auch die heutige Forschung das Denken im „Dritten Reich“ nicht hoch an. Die Nationalsozialisten suchten zwar ständig ihre Weltanschauung auch gedanklich zu definieren und zu umreißen, doch blieb diese letztlich der Glaube einer führergelenkten, im Kern irrationalen Bewegung. Und kein moderner Autor kann plausibel behaupten, die Nationalsozialisten hätten auch nur einen einzigen originären Beitrag zum politischen Denken geliefert. Der Weltanschauung als Versatzstücke selektiv unterlegt wurden antiliberale, antidemokratische, antikommunistische und antisemitische Ressentiments, pervertierende Geschichtsbeobachtungen und eklektisch zusammengefügte Denkansätze zeitgenössischer Ideologen und Utopisten. In einem Rückblick auf gedankliche Ansätze in der NS-Zeit resümiert Schwarz schlüssig: „Anspruchsvolle geistige Leistungen hatte die Hitlerbewegung […] nie hervorgebracht.“5 Angesichts dieses Gleichklangs liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sich eine Beschäftigung mit dem politischen Denken im NS-Staat erübrige, und dass – fast 70 Jahre nach Untergang dieses nur 12 Jahre existierenden „Tausendjährigen Reiches“ – auch eine Quellensammlung zu diesem Thema ihre Druckerschwärze nicht wert sei. Nachzuspüren sei lediglich bestimmenden Antriebskräften, die gedanklich immerhin fassbar sind und seinerzeit den 4
Es gibt eine Vielzahl von guten Darstellungen der Geschichte des „Dritten Reiches“, die meist auch die Vorgeschichte und das politische Denken abdecken und weiterführende Literatur nennen. Herauszuheben sind: Thamer, Verführung und Gewalt; Dülffer, Deutsche Geschichte 1933 –1945; Wendt, Deutschland 1933 –1945; Benz, Enzyklopädie; Burleigh, Zeit des Nationalsozialismus; Benz, Geschichte des Dritten Reichs; Bauer, Nationalsozialismus; zur Vorgeschichte speziell: Evans, Drittes Reich, Bd. 1; zum Ersten Weltkrieg: Wollstein, Erster Weltkrieg; Hirschfeld, Enzyklopädie; zum Zweiten Weltkrieg: Hillgruber, Hitlers Strategie; Benz / Bredemeyer / Fieberg, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg; Schreiber, Zweiter Weltkrieg; Müller, Letzter deutscher Krieg; zur deutschen Außenpolitik seit dem späten 19. Jahrhundert: Hildebrand, Vergangenes Reich; zur deutschen Innenpolitik: Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866 –1918; zur Geschichte der Ideen der politischen Rechten: Breuer, Ordnungen der Ungleichheit. 5 Schwarz, Ära Adenauer, S. 433; hier fi ndet sich auch das folgende Zitat von Schwarz.
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Instinkten der Nationalsozialisten ihre verheerende Kraft verliehen. Tatsächlich wird man bei solch einer Suche rasch fündig, und zwar vor allem im Umfeld des Ersten Weltkrieges: Dieser totale, durch keinerlei zeitgenössische „Sinnvorgabe“ und keinerlei nachträgliche Deutung zu rechtfertigende Krieg machte Millionen von Bürgern zugleich zu Tätern und Opfern einer verbrecherischen Orgie von Hass, deren Aktionen, gekennzeichnet vor allem durch fabrikmäßigen Massentod, Giftgaskampf und Luftterror, in einer gedanklichen Perversion sondergleichen als vaterländische Pfl ichterfüllung gedeutet und gesehen wurden. Der Weltkrieg ermöglichte es, unzählige mehr oder weniger neurotisierte Menschen hinterlassend, dass Figuren vom Schlage des gescheiterten Architekten und Künstlers Adolf Hitler sich zu Politikern aufschwangen, welche die für ihre Akteure bittere Lehre des Krieges, dass alles Sterben und Leiden „umsonst“ gewesen war, weit von sich wiesen. Ihr trotziger, gefühlsorientiert auf einen Abbau des eigenen Frusts zielender Umkehrschluss aus der jüngsten Geschichte lautete, dass gerade Massenkampf und -sterben des Krieges in Verbindung mit dem Erlebnis einer Art Frontsozialismus sowie mit dem verlockenden Gedanken an einen Endsieg eine mystische Sinnvorgabe darstellte. Dies sollte insbesondere für die ganze Generation von Frontkämpfern gelten, die aufgrund ihrer Leistungen und Leiden im Krieg zu einer bleibenden Elite und zum Kern eines Staates von deutschen Volksgenossen erklärt wurden; als Antrieb galt für die ehemaligen Soldaten vielfach ein virtueller Auftrag der Gefallenen zum erfolgreichen Weiterkämpfen – auch im „zivilen“ Leben – bis zum Sieg, tausendfach beschworen in einem „heroischen“ Totenkult, der in der NS-Zeit exzessiv gesteigert wurde. Zornig zurückgewiesen wurde jede Deutung des Ersten Weltkrieges als chancenloses Unternehmen, das nur Unheil gebracht hatte. Die gegenteilige Parole lautete vielmehr, dass dieser ein „an sich“ sicherer Weg zu einer großen Zukunft gewesen sei. Das „Fronterlebnis“ mit seinen Hinweisen auf einen nationalen, preußischen oder anderswie genannten „wahren“ und „rechten“ Sozialismus habe solches bewiesen und einen Vorgeschmack auf die Zukunft geliefert, eine Zeit ewigen Glücks nach dem Siegfrieden mit immenser Beute als reicher Entschädigung für alles Erlittene. Als für die Front charakteristisch galt, dass dort eine dem Kampf verschriebene Welt polarisiert war: auf der einen Seite eine einzig und allein wärmende Kameradschaft in den eigenen Reihen, getragen von den Volksgenossen der Heimatfront, auf der anderen Seite ein Leben in Eiseskälte und Seelenlosigkeit gegenüber dem Feind. Im Weltkrieg hätten die Deutschen letztendlich „nur“ deshalb das Ziel verfehlt, weil die Unmenschlichkeit im Umgang mit dem Feind noch nicht zur Doktrin gemacht worden sei, weil das Volk willensund instinktmäßig nicht richtig präpariert gewesen sei und weil sich hieraus die Untaten und Sünden der „Novemberverbrecher“ ergeben hätten; diese Bezeichnung sollte jene Revolutionäre als Verräter und Todfeinde der Front
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diffamieren und stigmatisieren, die im November 1918 mit ihrem Eintreten für Frieden und Brot den Abbruch des Weltkrieges erzwungen und eine Demokratisierung Deutschlands gesichert hatten. Niederlage, Friedensvertrag und Republik galten somit als Verfehlung des Glücks, und bis zu dessen anstehender Realisierung galt es, die angebliche Mission der Toten zu erfüllen: Fortsetzung eines Lebens in Wärme nur auf vereinzelten Inseln des Glücks, im Kreis der eigenen Volksgenossen, im übrigen – und zumeist – aber Fortsetzung des Kampfes in Kälte und Härte, bei einem funktionalen und distanzierten Umgang mit jedem, der einem in die Quere kam, was bei Feinden auf deren menschliche Entwürdigung sowie Mord und Massenmord hinauslief.6 Solchen gedanklichen Verdrehungen folgend, kennzeichnete das „Dritte Reich“ – wie es Reck-Malleczewen plastisch darstellte – die Züchtung einer NS-spezifischen Raub- und Machtgier in Deutschland, eines rassistischen Glaubens als Antrieb für eine Wiederaufnahme des Weltkrieges durch Schaffung „besserer“ und angeblich einen Endsieg verheißender Rahmenbedingungen. Als „Ideal“ galt ein totaler Krieger- und Militärstaat, mit einer in Dauerübungen gedrillten und gebündelten Gesellschaft, ausgerichtet darauf, auch die letzten Kräfte permanent in Einsatz zu bringen. Kampfhandlungen stellten bereits Einsätze vor allem der SA in der sogenannten Kampfzeit vor 1933 in provozierten Bürgerkriegssituationen dar. Die folgende, zeitgenössisch als Friedensjahre etikettierte Phase 1933 –1939 war dann eine auf mentale und materielle Aufrüstung ausgelegte Zeit, in der innenpolitische Gegner Kriegsabsichten und -praktiken entsprechend einer Vernichtung zugeführt wurden und in der außenpolitische Coups Manöver und Vorgefechte zur Eröffnung des „eigentlichen“ Kriegs darstellten. Gedankliche Zielvorgabe für die im Anschluss geplante Fortsetzung des Weltkrieges war das berüchtigte Rasse- und Raumprogramm der Nationalsozialisten, für das ein am Ende des Ersten Weltkrieges anzutreffender, auf den Osten ausgerichteter Expansionsrausch Modellvorstellungen geliefert hatte und das zu propagieren die Nationalsozialisten nicht müde wurden. Bei extremer Kumulierung und Zuspitzung von Ansichten und Ansprüchen galten das deutsche Volk und die Arier als die beste, zu allem fähige und berechtigte Rasse der Welt. Ihnen als Antipoden gegenübergestellt wurden Juden, die man zu einer angeblich brandgefährlichen, auf eine Vernichtung der Arier fi xierten Rasse deklarierte. Arier, ohnehin zu einer ständigen inneren Volkstumspflege und Aufnordung angehalten, waren diesem kruden Glauben zufolge verpflichtet, 6
Krumeich, Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg; Becker / Krumeich, Der Große Krieg; zum Totenkult, dem vor allem Soldaten, Wehrverbände und die NSDAP, insbesondere auch die HJ, huldigten: Behrenbek, Tote Helden; zum Ersten Weltkrieg als Basis eines „Krieges der Geister“: Bruendel, Volksgemeinschaft oder Volksstaat?; Weißmann, Nationaler Sozialismus; Werth, Sozialismus und Nation; Lethen, Verhaltenslehren der Kälte.
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einen duellartigen Endkampf und Endsieg gegen die – wie es hieß – jüdischen Untermenschen herbeizuführen. Daneben sprach man von einer „Raumnot“ des deutschen und germanischen Volkes, die es durch eine totalitäre Gleichschaltung aller Kräfte bei rassischer Ausrichtung und durch einen fi nalen rassenideologischen Vernichtungskrieg zu beheben galt. „Positives“ Ziel war die Schaffung einer als Paradies verstandenen Weltherrschaft oder zumindest Weltvorherrschaft der Arier oder Germanen, ein großgermanisches Imperium mit einer Ostkolonisation als Herzstück.7
Die NS-Weltanschauung als Verbrämung von Instinkten Unstrittig ist somit der Sachverhalt, dass vor allem auf den Weltkrieg zurückzuführende Sentiments und Ideologien, nicht aber logische Denkfiguren die Nationalsozialisten leiteten. Dessen ungeachtet wäre es jedoch verkehrt, den Verknüpfungen des triebhaften, auf die Utopie einer Weltherrschaft ausgerichteten Handelns der Nationalsozialisten mit theoretisierenden Leitvorgaben und damit dieser gedanklichen Unterfütterung selbst eine untergeordnete Bedeutung zuzumessen. Im Gegenteil, eine Präsentation des facettenreichen politischen Denkens, wie sie diese Quellensammlung mit zum Teil bislang nicht veröffentlichten Texten versucht, scheint ein elementares Mittel zum Verständnis der NS-Zeit zu sein, Maßstäbe liefernd zu mancherlei Kontroversen; deutliche Akzente können in dem Streit zwischen „Intentionalisten“ und „Strukturalisten“ in der Frage gesetzt werden, ob NS-Politiker planenden Programmen gefolgt seien, und als ausweichende Schutzbehauptung weiter entlarvt wird die These, dass das Gros der Zeit- und Volksgenossen in Deutschland von der Judenvernichtung nichts gewusst habe.8 Deutlich wird die Relevanz des politischen Denkens allein schon aufgrund weiterer Überlegungen von Schwarz, die seine These von der intellektuellen Schwäche der Nationalsozialisten entscheidend ergänzen: Zwar sei der Nationalsozialismus „nie eine homogene Denkschule gewesen.“ Doch hätten sich „weltanschauliche Gruppen und Intellektuelle höchst unterschiedlicher Provenienzen und Zielsetzungen […] zeitweise im Lager Hitlers eingefunden oder doch die liberale Demokratie bekämpft: Völkische Ideologen; Kritiker der modernen Zivilisation; obrigkeitsstaatlich gesinnte Protestanten; Idealisten, die nach einer egalitär-sozialistischen Volksgemeinschaft verlangten; starke deutschnationale 7
Zu Weltanschauung und Rasse-Raum-Programm: Jäckel, Hitlers Weltanschauung; Mann, Fascists; zur Vernichtungspolitik gegenüber Juden: Friedländer, Drittes Reich und die Juden; Hilberg, Vernichtung; Longerich, Politik der Vernichtung; Herbert, Vernichtungspolitik; Aly, „Endlösung“; zur Geopolitik / Raumpolitik siehe Anm. 49. 8 Longerich, „Davon haben wir nichts gewusst“; Wildt, Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung.
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Kolonnen, deren oberster Glaubenswert Deutschland hieß; Kämpfer für eine deutsche Weltmachtstellung; Militaristen; bürgerliche und kleinbürgerliche Antiliberale, Anti-Sozialisten und Anti-Kommunisten.“ Diese Aufzählung verdeutlicht einen massiven Einsatz von Intellektuellen und belegt die fundamentale Bedeutung gerade des gedanklichen Unterbaus des NS-Staates: Das Ausleben von Instinkten und Gefühlen sowie deren intellektuelle Unterfütterung mit einer NS-Weltanschauung waren die zwei Seiten ein und derselben Medaille, oder anders ausgedrückt: Triebe mit Weltanschauungs-Steuerung hoben die Nationalsozialisten aus dem Kreis der „harmloseren“ Nur-Instinktmenschen heraus. Sie waren es, die den Größenwahn in einen Aktionismus umsetzten, dessen notorisch erfolgreiche Täter ungebremst ihre Menschheitsverbrechen betrieben, bis ihre Anführer sich 1945 im Führerbunker umbrachten. Die Täter im engeren Sinne waren vor allem in zweierlei Hinsicht auf vielfältige gedankliche Hilfen von außen angewiesen: Zum einen schöpften sie beim Aufbau ihrer politischen Leitvorstellungen inklusive Rasse-Raum-Programm umfassend aus gedanklichen Vorlagen von Denkern des 19. Jahrhunderts. Zum anderen ließen sie sich in ihrer „Kampfzeit“ wie in den Jahren der Hitler-Diktatur vielfach tragen von parallelen gedanklichen Erwartungen bürgerlicher Intellektueller mit entsprechenden Akklamationen.
Aufbau der Edition Der Aufbau des Quellenbandes zum politischen Denken im „Dritten Reich“ sucht diesen wie weiteren Grundüberlegungen gerecht zu werden. Er folgt der Überlegung, dass Aktionen gleichermaßen wie politisches Denken, das in Absichtserklärungen oder theoretischen Erörterungen zum Ausdruck kam, die praktizierte totalitäre Politik formten, setzte doch politisches Handeln stets auch gedankliche Impulse zur weiteren Gestaltung der Politik frei, wie umgekehrt die jeweiligen politischen Analysen als Handlungsanweisung und als Eröffnung neuer Aktionen galten. Dies hat zur Folge, dass es sich bei den bereits edierten Quellensammlungen der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft zur deutschen Innenpolitik 1933 – 1939, zur deutschen Außenpolitik 1933 – 1939, zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges und zur deutschen Wirtschafts- und Sozialpolitik zur Zeit des Nationalsozialismus um Paralleleditionen zu diesem Band mit jeweils eigenen Schwerpunktsetzungen handelt, bei einigen unumgänglichen Überschneidungen und bei zahlreichen wechselseitigen Ergänzungen. Zu bedenken bleibt zudem, dass auch die Herausgabe eines weiteren Bandes über die NS-Kulturpolitik sinnvoll wäre, denn nicht ohne Berechtigung gab sich Hitler selbst wiederholt – und hierbei stets in rhetorischer Höchstform – im Hauptberuf als Künstler in der Tradition seines geistigen Mentors Richard
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Wagner aus. Folgt man diesem Gedanken, dann suchte er als totalitärer Künstler mit Nebenberuf politischer Diktator und Militärchef weltweit eine schöne, weil rassisch reine, erbgesunde und bäuerliche Germanenwelt zu schaffen. Dieser Aspekt wurde in diesem Band wie in dem von mir besorgten Band zur Innenpolitik durch die Aufnahme einer Reihe von Texten zu dem Bereich Kultur berücksichtigt.9 Neben der Einbettung der Dokumentation in die Reihe ihrer Paralleleditionen war zu überlegen, welchem Zeitraum die Dokumente entnommen und wer in ihnen zu Wort kommen sollte. Hierbei wurde so verfahren, dass neben dem Programm der NSDAP von 1920 sowie neben drei Auszügen aus programmatischen Schriften Hitlers und Rosenbergs aus den Jahren 1925 / 30 nur Texte aus den Jahren der unmittelbaren Herrschaft der Nationalsozialisten berücksichtigt wurden. Ausführlich zu Wort kommen hierbei NS-Führer mit dem Diktator Hitler an der Spitze; neben ihn gestellt sind vor allem die wie Hitler gern als Künder einer NS-Weltanschauung auftretenden Himmler, Goebbels und Rosenberg.10 Sodann reichen die Stimmen im nicht-nationalsozialistischen Spektrum von Hitlers konservativen Bundesgenossen bis zu den Ausgegrenzten und Verfolgten, insbesondere den Juden und der politischen Linken; auch Widerstand und Exil kommen in einigen eindrucksvollen Beiträgen zu Wort. Bei der Präsentation von Gruppen, Intellektuellen und anderen Bürgern, Wissenschaftlern und Künstlern war aufgrund der zahllosen Möglichkeiten eine repräsentative Textauswahl besonders schwierig. Der NS-Zeit mit ihren Problemen und Schwerpunktsetzungen entsprechend fanden die disparat anmutenden Komplexe Kirchen, Jugend und Frauen sowie bei den Wissenschaften und Künsten die Komplexe Germanisten / Schriftsteller / Dichter und Historiker / Rasseforscher / Geopolitiker besondere Beachtung.11 9 Paralleleditionen: WB XXXIII (Wollstein), XXXIV (Kießling), XXXIVa (Salewski) und XXXIX / Steitz). Zum Komplex Hitler als Künstler: Köhler, Wagners Hitler; Bermbach, Mythos Wagner. In seinem Monolog vom 25. / 26. 1. 1942 ( Picker, Hitlers Tischgespräche, S. 94 f.) gibt Hitler an, wider Willen Politiker geworden zu sein. Politik sei ihm lediglich Mittel zum Zweck. Nur die Werte der Kultur besäßen Ewigkeitswert und der schönste Tag seines Lebens werde der sein, an der er nach erledigten politischen Aufgaben aus der Politik ausscheide, S. 94 f.; zur Kunstpolitik: Backes, Hitler. 10 Zu Goebbels und Himmler siehe vor allem die Biographien von Longerich, zu Goebbels auch die von Reuth; zu Rosenberg die von Piper. 11 Anzumerken ist hier, dass ich mich zu meinem großen Bedauern immer wieder gezwungen sah, Quellen zu kürzen und Auslassungen in Kauf zu nehmen. Mein übergeordnetes Streben nach einer repräsentativen Textauswahl und -präsentation führte jedoch bei begrenzter Seitenzahl unausweichlich dazu, dass angesichts der stark aufgefächerten Thematik eine Vielzahl gedanklicher Bereiche mit jeweils mehreren Texten bedacht werden musste. Ich habe mich dabei bemüht, die vorgelegten 125 Texte knapp und lesbar zu halten und dennoch keine Verzerrungen zuzulassen. Diese Aufgabe war umso schwerer, als viele Autoren in der NS-Zeit hemmungslos und ausufernd schrieben
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Gedanklicher Hintergrund der Nationalsozialisten: Alt-Europa und Deutsches Reich im 19. Jahrhundert Bislang wurde der NS-Staat als Produkt des Ersten Weltkrieges vorgestellt, ausgerichtet auf ein an eine Wiederaufnahme des Krieges geknüpftes Rasse- und Raumprogramm. Ergänzend hinzuzufügen ist, dass dieses trotz aller Wucht der gedanklichen Impulse des Ersten Weltkrieges nicht hinreichend war, um die im Kern zivile Denktradition Deutschlands und Europas aus den Angeln zu heben. Die Nationalsozialisten bedienten sich vielmehr weiterer Impulse, die ihrem Denken Durchschlagskraft gaben, und schöpften diese aus Rückgriffen auf politische Entwicklungen und geistige Strömungen des 19. Jahrhunderts. Hier setzen nun große Schwierigkeiten für die Präsentation des politischen Denkens im „Dritten Reich“ ein. Die Vielfältigkeit des historischen Geschehens im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und fundamentale Geschichtsklitterungen der Nationalsozialisten erschweren ein Erfassen der maßgeblichen Traditionen ungemein. Diese Einleitung will daher vornehmlich einen historischen Rückblick liefern, der – bei Querverweisen zur NS-Zeit – Grundlagen und Offenheit schafft für ein Kennenlernen der Gedankenwelten 1933 –1945. Präsentiert wird hiermit so viel Unmenschliches, was letztlich unfassbar ist, dass trotz aller Anstrengungen ein intellektuelles Verstehen nicht selten unmöglich bleiben wird, von einem moralischen ganz zu schweigen. Speziell für den historischen Rückblick ergibt sich die Gefahr, dass bei Konzentration auf das Werden der NS-Weltanschauung geschichtliche Fehlentwicklungen im Mittelpunkt stehen und ein außerordentlich düsteres Bild ergeben. Demgegenüber ist zu betonen, dass Deutschlands Geschichte keineswegs zielgerichtet den NS-Staat mit Auschwitz ansteuerte. So gab es in der Weimarer Zeit trotz bisweilen anders lautender Thesen Chancen für ein Überleben der Republik. Sogar um die Jahreswende 1932 / 33 gab es noch Hoffnungen, dass Deutschland und der Welt eine Hitlerdiktatur erspart bleiben würde.12 Auch ein Blick zurück auf das Deutsche Reich Bismarckscher Prägung im 19. Jahrhundert lässt nicht erahnen, dass Deutschland Jahrzehnte später in die Katastrophe „Drittes Reich“ gesteuert und erst 1949 oder nach anderer Rechnung gar erst 1989 / 91, mit Gründung oder Ausweitung der Bundesrepublik Deutschland, endgültig in die Reihe friedfertiger und demokratischer Staaten eintreten würde. Die Geschichte zeigt Deutschland vielmehr als geachtetes und sprachen. Dies gilt schon für den Buchautor Hitler, aber auch für Sympathisanten und Unterstützer des Nationalsozialismus, die nicht selten bestrebt waren, sich zur neu übernommenen NS-Weltanschauung emotional zu bekennen und diese auch noch gedanklich zu ergänzen. 12 Kolb, Weimarer Republik (mit einer Kennzeichnung der Kulturpolitik). Kolb präsentiert des Weiteren eine neue grundlegende Studie zum Frieden von Versailles.
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Mitglied eines fünf Großmächte umfassenden europäischen Staatensystems, dessen vergleichsweise großer Nutzen für seine Menschen unübersehbar war. Diese Staatenordnung war im Kern lange Zeit auf Solidarität und Frieden ausgerichtet, einen Krieg nur für den extremen Notfall einkalkulierend, wobei von einer Eroberungswut oder gar von Weltherrschaftsambitionen einzelner keine Rede sein konnte. Europa, mit einem eher rückschrittlichen Osten und einem stärker fortschrittlichen Westen bildete zudem eine heute vielfach verkannte politische, wirtschaftliche und kulturelle Einheit, geprägt von konstitutionellen Monarchien mit Trends zur Parlamentarisierung und Demokratisierung. Trotz gewisser militär- und obrigkeitsstaatlicher Traditionen fiel Deutschland keineswegs aus dem Rahmen, war vielmehr ein relativ moderner Rechtsstaat, mit einem alles andere als einflusslosen Reichstag, gestützt auf Parteien mit breiter Basis und auf eine blühende Presse und Publizistik. Seine soziale Ordnung ließ viele Wünsche offen, war aber für die Zeit eher vorbildlich. Ein teilweise durchaus nicht mehr bescheidener Wohlstand des Volkes nahm dank der Tüchtigkeit der Menschen in heimischer Produktion bei florierendem Welthandel zu. Viele Kenner des 19. Jahrhunderts mögen diese Kennzeichnung als entschieden zu positiv kritisieren.13 Doch scheint der Traum der Nationalsozialisten, die fast alle im Kaiserreich herangewachsen und politisch sozialisiert waren, von ihrer angeblich heilen, in Wahrheit Unheil bringenden Welt nicht zuletzt von einer verdeckten und verfremdeten Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ vor dem Ersten Weltkrieg ausgegangen zu sein. Zudem dürften sich auch allzu viele Deutsche den Nationalsozialisten ausgeliefert haben, um einen Ersatz für besagte gute alte Zeit zu bekommen.
Kehrseite der „Guten alten Zeit“: Epochenwechsel und Ängste seit der Jahrhundertwende Das positive Bild des 19. Jahrhunderts von einem florierenden und sich modernisierenden Europa mit dem Deutschen Reich in der Mitte bedarf dessen ungeachtet kräftiger und für unseren Zusammenhang zentral wichtiger Ergänzungen. Die politische Kultur, bei besagtem Ost-West-Gefälle primär auf Aufklärung und Liberalismus bei wachsendem Bewusstsein für sozialstaatliche Verantwortung fußend, musste gravierende Mängel haben, sonst wäre 1914 der Weltkrieg erst gar nicht begonnen worden, und es wäre 1918 nach Kriegsende eine Rückkehr zu den Konturen der Politik des 19. Jahrhunderts selbstverständlich gewesen. Als bestimmend erwies sich, dass um die Jahrhundertwende ein Epochenwechsel und Modernisierungsschub anstand, der letztendlich zeitgenössisch nicht bewältigt wurde. Die13
Müller / Torp, Deutsches Kaiserreich in der Kontroverse.
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ser sollte – wegen des Desasters der folgenden Weltkriege und Ideologisierungen – vielfach erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts „nachgeholt“ werden.14 Zu beobachten war, dass eine zunehmend überhitzte nationale und imperialistische Politik, die blind auf Machtinstrumente und deren Verstärkung vertraute, entschärft werden musste, wobei Wege zu einer Politik mit vertrauensbildenden Maßnahmen und multinationalen Vereinbarungen offen standen. Im Innern der Staaten waren die bevorstehenden Demokratisierungen heiß umstrittenen; zu beobachten waren massive Machtverschiebungen und Verteilungskämpfe mit Massenstreiks. Verkrustete Gesellschaften mit alten und neuen Bruchstellen waren schwer in kooperierende Basisgemeinschaften als Grundlage für Demokratien zu transformieren. Schließlich kündigten sich Modernisierungen wie der Expressionismus und andere avantgardistische Tendenzen und Utopien in der Kulturwelt an, die prompt ein konservatives Gegenlager mobilisierten. Insgesamt hatte längst ein pluralistisches Zeitalter mit Globalisierungen eingesetzt und prallte vielfach auf Lebenswelten mit altväterlichen Zuständen, die zementiert zu sein schienen. Eine konservative Rechte wurde kampferprobt in obstruktiven Abwehrmaßnahmen gegen Reformen. Demgegenüber hassten Utopisten verschiedenster Couleur alles Bürgerliche und begannen, möglichst einfache Weltbilder zu lieben, mit denen man der Realität entfloh. Zudem ging der politischen Mitte und Linken, was machbare Reformen betraf, jeglicher Optimismus verloren. Vor diesem Hintergrund alles entscheidend wurden schließlich Ängste vor einer ungewissen Zukunft, verbunden mit politischen und ideellen Erklärungsnöten in einer kompliziert erscheinenden Welt. Erst diese machten die Jahre um die Jahrhundertwende und vor dem Weltkrieg zur Krise. Durch die Nöte des Ersten Weltkrieges und die Handicaps, unter denen die Weimarer Republik litt, konnten die verhängnisvollen Ängste nicht abgebaut werden, erhielten sogar schubartig zusätzliches Gewicht. Dies entpuppte sich als idealer Ansatzpunkt für zerstörerische Kräfte vom Schlage der Nationalsozialisten, die keine Chance ausließen, die Menschen auf Missstände, Nöte und Sorgen der Zeit in einer Weise anzusprechen, die Hass und Zorn gegen angeblich Schuldige lenkten. Unübersehbar hierbei war, dass vor allem der Propagandist Hitler beim Abspulen spezifischer Hasstiraden förmlich aufblühte und ganz offenkundig Kraft tankte, zum einen, weil er sich in rachsüchtige und habgierige Rage redete, zum anderen, weil ihn Zustimmung aus dem Publikum trug und er sich als Retter15 aufspielen konnte. Hitler selbst sprach von der Kriegseröffnung 1914 wie einem verlorenen Paradies; 14 Beyme, Avantgarden; Frevert, Neues Jahrhundert; Hepp, Avantgarde; Schildt, Radikale Antworten. 15 Zum Messianismus der Zeit: Schreiner, Wann kommt der Retter?
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als dessen Symbol galt der sogenannte Geist des August, mit dem eine intakte Volksgemeinschaft siegesfroh in den Krieg gezogen sei. Dem sei 1918 / 19 der Sündenfall schlechthin gefolgt, mit Revolution, Versailler Vertrag und Schaffung einer angeblich verjudeten Weimarer Republik.
Internationale Beziehungen: Militarisierung und Unschuldsdogma Die allenthalben grassierenden Unsicherheiten und Ängste dominierten nicht zuletzt das Feld der internationalen Politik. Das alte Weltstaatensystem mit britischer Führung, Europazentrik und Kolonialismus war an seine Grenzen gestoßen, und ein Trend hin zu Machtzusammenballungen und wenigen Weltmächten schien selbst etablierte Großmächte in deren Existenz zu gefährden. Die Haager Friedenskonferenzen und internationale Interessenabsprachen – Ententen – gaben zwar Hinweise, wie eine Stabilisierung und Rückgewinnung der Solidarität der Mächte zu erreichen war. Doch die Staaten mit ihren Lenkern und Völkern reagierten anders. Fixiert auf die jeweils eigenen Sicherheitsdefizite, die – mit hervorgerufen durch neue technische Möglichkeiten des industriellen Zeitalters – in der Tat gravierend und nicht zu leugnen waren, setzten sie auf forcierte Aufrüstung und – verheerender noch – auf eine Art Militarisierung der Politik. Bündnisse, vormals angelegt zur Friedensbewahrung, wurden kriegsvorbereitend in den Dienst von in nicht unerheblichem Maße neid- und hasserfüllten Militärblöcken gestellt. Die Konsequenzen waren fatal, denn Übergangsprobleme und Krisen der Jahrhundertwende wurden keineswegs behoben. Rüstungssprünge und -wettläufe produzierten vielmehr eine extrem nervöse Politik16 und vermehrten Unsicherheiten, die ihrerseits nur allzu selten zum Umdenken führten. Statt dessen breiteten sich zu Extremen neigende Denkmuster aus, beispielsweise Vorstellungen von einer polarisierten Welt, Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Feind und Freund sowie der Gedanke an eine Unvermeidbarkeit eines bevorstehenden Krieges, der ein Abstumpfen dieser Gefahr gegenüber oder ein Wegschauen zur Folge hatte.17 Insgesamt wuchsen somit in einer unfriedlich werdenden Welt Zweifel an einer Reformierbarkeit der traditionellen politischen Ordnung des 19. Jahrhunderts und diskreditierten diese mit ihren Leitideen. Dies gab Hitler die Chance, die grundlegende Norm eines ganzen Zeitalters mit einem friedlichen Neben- und Miteinander von Staaten zu leugnen. Nur so konnte er behaupten, dass – angeblich eine Lehre aus der Geschichte – Deutschland prinzipiell in einer Welt voller Feinde lebe, 16 Radkau, Zeitalter der Nervosität; zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Afflerbach / Stevenson. 17 In Deutschland beeindruckte der Bestseller Bernhardi, Deutschland und der nächste Krieg.
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in der vulgärdarwinistische Gesetze herrschten; nötig sei Deutschlands Selbstbehauptung in einem unerbittlichen Schicksalskampf und ewigen Ausleseprozess. Und schließlich lässt sich auch hieraus zumindest ansatzweise erklären, wieso es von Hause aus zivilisierte Bürger chic fanden, als Glieder eines künftigen und dann realisierten Raubtier-Staates angesprochen und mobilisiert zu werden. Bei solcherlei Vorstellungen spielte in allen Staaten der Zusatzgedanke eine verheerende Rolle, dass das jeweils eigene Land, und zwar einzig und allein, brutal überfallen werde oder worden sei. Überlegungen, dass es eigene, möglicherweise gewichtige und schuldhafte Verstrickungen in Fehlentwicklungen der Zeit gab und nicht zuletzt eigene Habgier, wurden umgehend präventiv mittels eines vehement betriebenen Unschuldskults und später durch schönfärbende historische Rückblicke zugeschüttet. So wie man sich selbst als reinen Herzens und als mustergültig defensiv sowie allzu bescheiden deklarierte, wurden die anderen zu infamen Gestalten mit allerfinstersten und die Existenz anderer gefährdenden Absichten. Das hinderte vielerorts aber nicht daran, ja es führte geradezu in einem aufgeputschten Zeitalter mit angeblich gespenstischen Gefahren dazu, dass mehr oder weniger aus dem Stand heraus Aggressionen von unglaublichen Ausmaßen einsetzen konnten, wobei diese ungerührt weiterhin als rein defensiv verkauft wurden. Nicht zufällig zeichneten sich im Ersten Weltkrieg Kriegszielpläne durch exorbitante Annexionspläne aus, blieben mit der Habsburger Monarchie und dem Zarenreich zwei der fünf vormals unumstrittenen europäischen Großmächte auf der Strecke und konnte Hitler schließlich mit einer Weltanschauung beeindrucken, die auf eine waffengestützte Weltherrschaft zielte, weil erst diese das ewig defensive Deutschland aus seiner größten Not befreien und ewigwährende Sicherheit bringen würde. Nicht jeder Deutsche übernahm diese ungeheuerliche Sicht und Zielvorstellung, doch in Deutschland haftete eine wehleidige, auf Versailles zentrierte Selbsteinschätzung, derzufolge missgünstige Nachbarn für alles Elend im Deutschland der Unschuldsengel verantwortlich seien, was zu krassen Fehlinterpretationen von Hitlers aggressiver Politik führte und diesen unangreifbar machte. Und auch im Ausland kamen Auswirkungen des dortigen heuchlerischen Unschuldsgehabes mit Fehletikettierungen eigener Ziele zum Tragen. Mit Hitler-Deutschland konfrontiert, reichte für allzu lange Zeit bei schlechtem Gewissen die eigene moralische Kraft nicht zur Entfaltung von Abwehrkräften aus, ja schlimmer noch, nicht selten kam anerkennende Kumpanei ins Spiel.
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Orientierungsdefizite und strukturelle Probleme des Deutschen Reiches: großdeutsche, nationalistische und völkische Tendenzen In das Schema der internationalen Politik fügte sich die spezifisch deutsche Krisensituation der Jahrhundertwende ein. Das erst 1870 / 71 als Nationalstaat gegründete Deutsche Reich besaß keine verfestigte Tradition, verfügte immerhin aber dank seines von Bismarck geschaffenen territorialen Zuschnitts mit einer entsprechenden internationalen Positionierung, die im nachhinein als nahezu optimal erscheint, über eine erhebliche Grundstabilität. Kleindeutsch-preußisch orientierte Historiker defi nierten als starke meinungsbildende Zunft den Nationalstaat Bismarckscher Prägung als das Ziel, auf das die deutsche Geschichte schon immer hingesteuert sei. Tatsächlich stellte Deutschland einerseits aufgrund seiner territorialen Größe, seiner geostrategischen Lage in der Mitte Europas und seines effizient genutzten Kräftepotentials eine halbhegemoniale Macht auf dem europäischen Kontinent dar, und es gehörte andererseits weltpolitisch bei geringem kolonialen Besitz nicht zu den Großen, was es insgesamt zu einem weder bedrohlichen noch bedrohten Grundbestandteil des europäischen Mächtesystems machte. Bismarcks defensiver Sicherheitspolitik wurden unter Kaiser Wilhelm II. seit der Jahrhundertwende zwar provozierende weltpolitische Anwandlungen beigemischt, doch kippte die politische Richtung nicht in eine grundsätzliche chauvinistische Aggressivität um. Dieser Grundkonstellation zum Trotz gab es auch hier erhebliche Risikofaktoren; die gefährliche Mittellage Deutschlands auf dem Kontinent, Trends zu einer Dauerfeindschaft mit Frankreich sowie gefährliche, Deutschland nicht kalt lassende Interessenüberschneidungen auf dem Balkan verursachten schon zu Zeiten Bismarck Alpträume. Immerwährende Sorgen bereitete, dass feindliche Koalitionen zur Revision der jungen Staatsgründung ansetzten könnten, und nicht zufällig war das Ende der Tätigkeit des Reichsgründers durch eine Doppelkrise mit Bedrohungen von Ost und West gekennzeichnet. Vollends trugen dann in Wilhelminischer Zeit Turbulenzen, nicht selten hausgemachte Produkte einer bisweilen schrillen Weltmachtpolitik, zu den geschilderten Dissonanzen der internationalen Politik am Ende des 19. Jahrhunderts bei. Weitere strukturelle außenpolitische Probleme ergaben sich seit der Reichsgründung 1870 / 71 durch die Definition Deutschlands als Nationalstaat. Bismarcks kleindeutsche Staatskonstruktion war ein Kompromiss, der das Gros der deutschen Sprach- und Kulturnation zum Staatsvolk machte. Nicht einbezogen waren damit viele Deutsche, die damals in Ost- und Südosteuropa in vielen nationalen Gemengelagen beheimatet waren. Das war eine weise Bescheidung nationaler Ambitionen, weil diese die Akzeptanz Deutschlands durch die Nachbarmächte grundlegend förderte. Die Kehrseite dieser Konstruktion war, dass durchgängig, abgestützt auf das verbreitete
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Bewusstsein einer von Staatsgrenzen nicht halt machenden deutschen Kulturnation, konkurrierende Nationalvorstellungen in Deutschland virulent blieben. Herzenssache war vielfach ein großdeutsches Denken, zielend auf einen staatlichen Verbund Österreichs mit Deutschland. Vor Bismarcks Staatsgründung hatten unterschiedliche Kräfte wie Demokraten, Liberale oder Katholiken von einem solchen Großdeutschland geträumt. Im Kaiserreich wurde die Erinnerung an dieses Modell durch die engen Beziehungen Deutschlands und Österreichs im Zweibund wach gehalten. Schließlich huldigten auch in der Weimarer Zeit, bei geschlossener Ablehnungsfront gegenüber dem Versailler Vertrag, Demokraten wie Ebert der großdeutschen Tradition. Teils ergänzend, teils konkurrierend wurden Pläne für ein von Deutschland geführtes Mitteleuropa oder Abendland geschmiedet. Folglich verwundert es nicht, dass Hitler 1938 beim Anschlagen großdeutscher Töne anlässlich des „Anschlusses“ Österreichs rauschender Beifall gewiss war und ihn populärer denn je machte, auch wenn dieser „Anschluss“ bereits eine Etappe der Kriegseröffnung zur Schaffung eines großgermanischen Reiches und mithin eine Perversion traditionell großdeutschen Denkens darstellte. Zur deutschen Außenpolitik gehörte zudem, dass deutsche Politiker und gesellschaftliche Kräfte auch direkt einen überhitzten Nationalismus ansteuerten und dafür Verantwortung trugen, wobei wiederum die Ausrichtung der staatlichen Ordnung auf das Nationalstaatsprinzip, die Lage und Größe Deutschlands und die Streuung der Kulturnation maßgeblich waren, zugleich aber auch das zeitgleiche Aufblühen völkisch-chauvinistischer Pan-Bewegungen in anderen europäischen Staaten mit dem Panslavismus an der Spitze. Im Mittelpunkt stand die Ausformung eines organisierten Nationalismus, den der präfaschistische Alldeutsche Verband zu lenken versuchte und dessen größte Einzelverbände, der Kyffhäuserbund der Landeskriegerverbände und der Flottenverein, millionenstark waren. Diese nationalen Massenorganisationen fischten im trüben Brei der Ängste und Orientierungslosigkeiten und propagierten eine nationale Sammlung des Volkes, eine nationale Rüstung und ein nationales Auftrumpfen. Im Weltkrieg grassierte dann förmlich ein nationaler Annexionismus in einer sogenannten Kriegszielbewegung, und ein vorübergehend realisiertes Raumprogramm im Osten sollte schließlich Pate stehen bei Hitlers Projekten. Vermehrt wurde dabei die deutsche Nation rassisch definiert, was auch zu einer Wiederbelebung eines nun bisweilen in neuer Weise ebenfalls rassisch ausgerichteten Antisemitismus führte, ohne dass die letztgenannte Entwicklung im europäischen Vergleich extrem gewesen wäre. Dennoch ist daran zu erinnern, dass das Gros der Menschen in der NS-Zeit im späten Kaiserreich politisch sozialisiert und damit eine Gewöhnung an ein nationalistisches Umfeld gegeben war. Hinzu kam in den letzten Jahrzehnten des Kaiserreichs das Aufblühen einer vielschichtigen völkischen Bewegung mit einer literarischen Massenproduktion, die beispielsweise mit Titeln wie „Gedenke, dass du ein Deut-
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scher bist“, oder „Deutschlands Wiedergeburt durch Blut und Eisen“ besonders exakt und komplett Versatzstücke für die spätere NS-Weltanschauung lieferte; bei dem jungen Hitler als Österreicher waren zudem Einflüsse des dortigen völkischen Lagers virulent. Zum Kern völkischer Gruppen mit deren florierendem Zeitschriftenwesen gehörten vermeintliche Religionspropheten, die gleichfalls auf dem Boden von Blut und Rasse standen und den Weg öffneten zu den Triumphen der „Deutschen Christen“ und der Germanengläubigen in der NS-Zeit. Hitler mochte die frühen Völkischen, die ihm in seinem Anspruch als Schöpfer der NS-Weltanschauung im Wege standen, mit Spott überhäufen, doch war eine symbiotische Beziehung unübersehbar, und völkische Helfer der zweiten, in der Weimarer Republik angesiedelten Generation gehörten zu den wichtigsten Helfern des völkischen „Führers“, so der Kreis um „Bauernführer“ Darré18, vor allem aber die „Ostexperten“ Himmler und Rosenberg mit deren Vernichtungs-, Vertreibungs- und Ansiedlungsstrategien sowie -praktiken.19 Ein letzter, doch gewiss nicht unwichtiger Aspekt des traditionellen politischen Denkens des 19. Jahrhunderts, den die Nationalsozialisten zur Konstruktion ihrer eigenen Ansatzpunkte ausschlachteten, war die Reichstradition. Schon durch die Benennung Deutschlands als Deutsches Reich war eine gewisse Verbindungslinie zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gezogen worden, die sich in Verbindung mit den die Geschichte Deutschlands lange begleitenden nationalistischen Verirrungen als Belastung erweisen sollte. Romantisierend und bei beharrlichen historischen Verdrehungen wurde das seit dem Hochmittelalter bestehende und 1806 untergegangene Heilige Römische Reich deutscher Nation im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zugleich als ein deutscher Nationalstaat und ein Europa beherrschendes Imperium gesehen, frei von Mühsalen der Gegenwart, etwa dem ständigen Ringen um äußere Sicherheit. Die Erinnerung an das alte Reich war ein Träumen von mehr Glück und mehr Macht, und es versteht sich, dass sich vornan in die Reihe der Machthungrigen und -besessenen schließlich auch die Nationalsozialisten einreihten, die – wie stets Traditionen okkupierend und pervertierend – ihr germanisches Imperium in eine Reihe mit dem alten Reich und dem Bismarck-Reich stellten und somit „Drittes Reich“ nannten. 20
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Siehe Dok. 101. Zu den Zitaten: Westerich, Jugendgeleitbuch; Ungewitter, Wiedergeburt; zum völkischen Bereich insgesamt: Puschner, Völkische Bewegung; Puschner, Handbuch zur „Völkischen Bewegung“; zur Habsburger Tradition: Wladika, Hitlers Vätergeneration. 20 Kroll, Reichsidee. Eine vergleichbare Relevanz besaß der Mitteleuropa-Gedanke, siehe Wollstein, Mitteleuropäisches Problem. 19
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Innere Belastungen: Verschleiß alter Eliten, polarisierte Milieus, präfaschistisches Staatsmodell im Weltkrieg Zu den somit recht vielschichtigen Belastungen der deutschen Geschichte auf dem Feld der Außenpolitik traten Probleme der Binnenstruktur Deutschlands, die von den Nationalsozialisten gedanklich ausgeschlachtet und genutzt wurden. Dabei schien Deutschland bis in den Weltkrieg hinein eine gefestigte Monarchie zu sein, doch Wilhelm II. als letzter Monarch verspielte im Weltkrieg, als er sich seiner Aufgabe der Staatslenkung in keiner Weise gewachsen zeigte, jeglichen Kredit, so dass nach seiner Abdankung die zahlreichen Monarchisten Deutschlands keinen politischen Halt mehr besaßen. Es bot sich zu keiner Zeit mehr eine Chance, ein restauratives Programm mit Erfolgsaussichten zu starten. Infolgedessen waren die quasi heimatlosen Monarchisten alles andere als davor gefeit, zum Nationalsozialismus mit dessen „Führer“ überzulaufen. Zudem scheiterte auch der scheinbar so klar vorgezeichnete reibungslose Übergang vom konstitutionellen zum demokratischen Staat. Dabei war die liberal-demokratische Verwurzelung des deutschen Staates in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unübersehbar, und schon im Kaiserreich verfügten die Parteien der späteren Weimarer Koalition über eine – noch nicht zum Tragen kommende – Mehrheit. Wenn auch nur kurzfristig dominierten sie anschließend, 1919, geführt von dem großen Sozialdemokraten Ebert, die Nationalversammlung und schufen die Weimarer Republik. Doch zur Demokratisierung Deutschlands und Gründung der Republik gehörten auch Machenschaften von Militärs, die darauf abzielten, den Demokraten die Schuld und Verantwortung für die Niederlage und Not Deutschlands zuzuschanzen; des weiteren gab es Forderungen der Amerikaner nach einer Demokratisierung Deutschlands, die für die politische Rechte willkommene Aufhänger waren, die Republik als undeutsch zu diffamieren; und es gab die von Räten getragene Revolution vom November 1918, was der Rechten eine vielfältig genutzte Chance bot, die „rote“ Republik zu verunglimpfen. Hieraus sowie aus weiteren Nöten der Weimarer Republik bei bisweilen bürgerkriegsähnlichen Konfrontationen folgte, dass den sich verzehrenden Demokraten ein kraftvoller und optimistischer Start gründlich misslang, und es verwundert nicht, dass der Propagandist Hitler diese Schwachstelle wieder und wieder zu nutzen verstand. Bereits ein reichliches Jahrzehnt nach der demokratischen Staatsgründung und bei schweren neuen Belastungen der Republik, zuletzt durch die Weltwirtschaftskrise, zeigten die Katastrophenwahlen der Jahre 1930 und 1932 mit nationalsozialistischen und kommunistischen Triumphen, dass – zumindest fürs erste – die konstitutionell-demokratische Tradition in Deutschland überrollt war. Auch hier, auf innenpolitischem Feld, bringt ein Blick zurück auf die Jahrhundertwende genauere Erkenntnisse über früh angelegte Schwachstellen. Im späten Kaiserreich gab es ein frustrierendes Patt von beharrenden und
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fortschrittlichen Kräften, das ein konstruktives Regieren erschwerte. Die „gute alte Zeit“ zehrte von ihren günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen, fand aber bei Verlass auf eine gute Verwaltung nicht die Kraft zu überfälligen Reformen. Das wohl ärgste Drama stellte das Verhalten der alten Eliten dar. Diese sahen sich, obwohl sie längst die Macht mit dem Bürgertum teilen mussten, hochmütig als politische Crème des Staates. Eine Öffnung hin zur Moderne kam für sie nicht in Frage, und in den ihnen verbliebenen führenden Positionen in Verwaltung und Heer igelten sie sich ein, um von diesen Bastionen aus eine obstruktive Politik zur bloßen Verteidigung der eigenen Privilegien zu betreiben. Ihre schlimmen politischen Offenbarungseide waren 1914 ihre maßgebliche Beteiligung an der Auslösung des Weltkrieges und 1930 –1933 das rasche Ansteuern einer Staatskrise, nachdem sie unter dem vermeintlichen Titan Hindenburg als Reichspräsidenten nochmals kurzfristig an die Macht zurückgekehrt waren. 21 Damals scheiterte zunächst der Plan der traditionellen Rechten zu einer letztlich nicht defi nierbaren konservativen Erneuerung oder Revolution, dann schanzte diese im Januar 1933 – von Aversionen gegen eine Rückkehr von Demokraten an die Macht geleitet und damit alles vorangegangene Versagen in den Schatten stellend – Hitler die Macht zu. 22 Mit diesem finalen Akt war ihre politische Kraft derart aufgezehrt, dass all ihre Pläne, Hitler zu lenken und zu zähmen, wie Seifenblasen zerplatzten. Fortan konnten sie nur noch wählen, ob sie im NS-Staat – zu Handlangern Hitlers degradiert – mitspielten, eine Rolle, die wegen der praktizierten Aufrüstung vor allem Militärs zusagte, oder ob sie sich in den Kreis der Verfolgten einreihten. Die Haltung des fortschrittlichen Lagers blieb zwar frei von solch dramatischem Fehlverhalten, doch wechselten sich hier gescheiterte Kraftanstrengungen mit politischem Stillstand ab. Sprechend erscheint ein Rückblick aus der NS-Zeit, demzufolge schon seit Gründung der Republik die Demokraten verbraucht und alt aussahen; so fielen sie beim fi nalen Ansturm der Staatsfeinde zu Beginn der dreißiger Jahre, angeführt von den sich jugendlich gebenden Nationalsozialisten und Kommunisten, als solide Verteidiger der Republik aus. Dieses Verhalten wurzelte in der Zeit um 1900, in der Parteien und Reichstag durchaus keine schwachen Institutionen darstellten, obwohl allen Demokratisierungsbestrebungen durch Bismarcks Staatskonstruktion und Politik mit traumatisierenden Ausgrenzungen von Sozialdemokraten und Katholiken schwere Hindernisse in den Weg gelegt worden waren. Wieder war ein Stagnieren der Politik die Folge, wieder gab es einen Reformstau, wobei das Wort von der Notwendigkeit einer zweiten Reichsgründung umging. Schon das distanzierte Verhältnis von protestantischer Bevölkerungsmehrheit, die sich in der Rolle des eigentlichen Staatsvolkes sonnte, und 21 22
Pyta, Hindenburg. Wollstein, Machtergreifung.
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Katholiken, die eher am Rande agierten und nach dem Kulturkampf bisweilen ihre nationale Zuverlässigkeit überbetonten, erschwerte gemeinsame Anstrengungen zur Modernisierung Deutschlands. Vor allem aber fanden so wichtige Gruppierungen wie Städter und Landbevölkerung oder Bürger und Arbeiter nicht zusammen, wobei letztere sogar für etwa vier lange Jahrzehnte als Staatsfeinde ausgegrenzt und stigmatisiert wurden. In engem Zusammenhang hiermit stand das Grundsatzproblem einer auffälligen Milieu- und Lagerbildung in Deutschland. Bürger, bisweilen in der Gesellschaft selbstbewusst und aktiv auftretend, verkrochen sich geradezu in ihren Milieus, hinter denen nicht selten die Parteien standen, ausgerichtet auf die Interessen der jeweils eigenen Klientel und mit wenig Verantwortungsgefühl ausgestattet. Die Milieus mochten zwar auch die allgemeine Polarisierung zwischen konservativen und fortschrittlichen Kräften widerspiegeln, doch dessen ungeachtet machten sie sich alle mehr oder weniger daran, ihr Terrain als Rückzugsgebiet auszugestalten, nicht selten verklärt als heile Welt oder Idylle. Gewonnen werden sollte jene Ruhe und Geborgenheit, die „draußen“ eine pluralistische Zeit mit unheimlich anmutenden Veränderungen nicht bieten konnte. Zur Legitimierung und Gestaltung der Milieus wurden allenthalben historische Reminiszenzen verwendet, nicht selten Traditionen, die im Extremfall bis zum Mittelalter zurückreichten. Auch das Grassieren des Nationalismus und das Aufkommen völkisch-germanischer Strömungen stellten somit nicht zuletzt Akte einer Milieubildung oder -bewahrung dar. Die Angehörigen solcher Milieus wurden selten zu selbständigen Staatsbürgern, verharrten vielmehr in der Position von Hintersassen, die zu vermeintlich schützenden Partei- oder Verbandsführern aufschauten. Und als Deutschland dann durch Weltkrieg, Kriegsfolgelasten und Schwierigkeiten der Weimarer Zeit in vormals kaum vorstellbare Nöte geriet, deren Ende nicht absehbar war, verstärkte sich die Rückzugsbewegung in Milieus, die sich nicht selten radikalisierten. Erst jetzt, in der Weimarer Republik, kam damit die defizitäre demokratische Vorbildung der Bürger voll zum Tragen, was sich darin niederschlug, dass sie in den Stunden, besser gesagt in den Jahren der Not nicht selbst politisch Hand anlegten. Stattdessen wurde es in schon besagter Weise Mode, nach Schuldigen an der Misere zu suchen sowie – da auch die eigenen Parteiführer das Desaster nicht meisterten – nach von außen kommenden Rettern und Heilsbringern. Es versteht sich, dass Hitler auf diese Unmündigkeit bei seiner Propaganda, seiner Politik und seinem Staatsaufbau setzte und diese verstärkte. Als Hassapostel und Mutmacher, der seine Fähigkeiten als Rhetor und Demagoge immens zu steigern wusste, verzichtete er beispielsweise in der Phase vor der „Machtergreifung“ weitgehend auf Programmschärfe und konzentrierte sich auf Angriffe auf linke Milieus als vermeintliche Zentren von Schuldigen und Verbrechern. Die Folge waren bürgerkriegsähnliche Zustände, die den Eindruck eines Endkampfs zwischen immer siegreichen Nationalsozialisten und
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„jüdischen“ Sozialisten und Bolschewisten erweckten. Diese Situation nutzte den Nationalsozialisten außerordentlich, konnten sie sich doch dem Bürgertum erfolgreich als Retter anbieten. Daneben begannen die Menschen in Deutschland, sich an eine kriegsähnliche Politik unter nationalsozialistischer Leitung zu gewöhnen. Nicht zufällig gelang dann 1933 im Windschatten einer Art Krieges gegen Kommunisten die mit dem Namen einer Gleichschaltung belegte Deformierung Deutschlands samt seiner politischen Tradition und Kultur, die bis 1945 Bestand haben sollte. Auf der Strecke blieben zivile und rechtsstaatliche Normen, und dadurch, dass die nationalsozialistische Gewalt, nunmehr eingebettet in den Staat und wesensmäßig zu diesem gehörend, unaufhaltsam und unablässig losmarschiert war, waren aus den vielen politischen Hintersassen, aber auch aus den vormals aufrechten Staatsbürgern weithin mehr oder weniger korrumpierte Mittäter oder Mitläufer geworden. Die Jahre des „Dritten Reiches“ sahen sodann im Zuge der Errichtung eines nivellierten Staates von deutschen Volksgenossen eine präzedenzlose Gleichmacherei. Die lange Tradition der Milieus, deren nur partielle Anpassung an den NS-Staat sowie schließlich im Umfeld des Zweiten Weltkrieges 1939 –1945 die Strategie Hitlers, finale Schläge gegen diese bis nach dem vermeintlichen Endsieg zurückzustellen, bewirkten, dass die Milieus vielfach die vom Regime angebotenen und überfälligen sozialen Verbesserungen und sonstigen Modernisierungen gerne annahmen, während sie bei den politischen Leitaussagen der Nationalsozialisten weghören zu können glaubten. Schließlich überlebten sie ungeachtet drastischer Verformungen die Jahre des „Dritten Reichs“, ja sie konnten sich wie beispielsweise die Kirchen gegen dessen Ende bisweilen wieder sammeln. Tatsächlich bewahrten sich Hitlers Volksgenossen in erheblichem Umfang, worüber der Diktator nicht selten lamentierte, eine Portion eigenständigen politischen Denkens. Nicht selten schien es chic, als opponierende Vertreter eines „anderen“, das heißt eines traditionelleren und humaneren Deutschlands aufzutreten, doch geschah solches, sieht man von der Gruppe der Widerstandskämpfer ab, zumeist nur im Kreise von Gesinnungsgenossen, verborgen vor der NS-Außenwelt. Folglich sind solche Abgrenzungsaktionen, an die man nach 1945 gern erinnerte, vor allem als Selbstbetrug von Menschen zu sehen, die darunter litten, dass sie ihre Integrität nicht hatten bewahren können. 23 Hinzu kam, dass der Erste Weltkrieg, der nirgendwo demokratische Kräfte stärkte, auch in Deutschland eine Profilierung der Demokraten ausschloss, obwohl die Sozialdemokratie zumindest vorübergehend ihre Rolle als angeblicher Staatsfeind abstreifen konnte. Doch umgehend wurde die USPD militant ausgegrenzt, so dass man 1933 in Deutschland auf eine jahrzehntelange Ausgrenzungspolitik gegenüber der Linken zurückblickte, was dann die Nationalsozialisten zu nutzen wussten. Geführt wurde Deutsch23
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land im Ersten Weltkrieg – eher schlecht als recht und ohne Abschaffung alter Institutionen – durch eine Art Kartell aus führenden Militärs, Beamten und Repräsentanten aus Wirtschaft und Forschung, getragen nicht zuletzt durch sich als zeitgemäße Seher präsentierende Propagandisten. Entsprechend der Totalisierung des Krieges entstand hierbei ein Trend hin zu einem Hitler ungemein inspirierenden Staat von Volksgenossen. Dieser wurde zunehmend ausgerichtet auf Krieg, Sieg und Annexionen – vor allem im Osten –, wobei neue Leitideen wie die von einem Frontsoldatentum oder einem nationalen Sozialismus auftraten. All dies signalisierte, dass gegen Ende des Krieges in massiver Weise präfaschistische Ideen in Deutschland Einzug hielten. In die Rolle von charismatischen Führern und Heilsbringern drängten die Generäle Hindenburg und Ludendorff, weil sie sich als Garanten eines Siegfriedens mit reichlicher Beute und Entschädigungen für die Opfer des Krieges präsentierten. Hierbei wurden sie gestützt durch eine Siegfriedens-Volksbewegung, die von alldeutscher Seite in der Deutschen Vaterlandspartei organisiert wurde. Dieses präfaschistische, mit der deutschen Denkkultur krass kontrastierende Polititikmodel scheiterte zunächst am Nichtfunktionieren der Volksgemeinschaft, am Versagen größenwahnsinniger Militärs und an der militärischen Niederlage Deutschlands. Dennoch brach im notleidenden Europa, gefördert durch eine weithin ausbleibende Akzeptanz der den Weltkrieg abschließenden Friedensordnung, ein erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts überwundenes Zeitalter der Ideologien an. Vielfach schossen faschistische Bewegungen ins Kraut, was seit Mitte der 20er Jahre dazu beitrug, den nach dem Hitlerputsch von 1923 vermeintlich defi nitiv geschlagenen Nationalsozialisten wieder auf die Beine zu helfen. Als ideologisches Gegenlager mit Rückhalt in der Sowjetunion traten die Kommunisten auf. Zwar führen pauschalierende Erklärungen in die Irre, wonach Faschismus und Nationalsozialismus als eine – auch gedankliche – Antwort auf den Kommunismus zu definieren seien. 24 Doch nicht zu übersehen war, dass Kommunisten Leninscher oder Stalinscher Prägung, auch sie eine Idylle predigend, eine auf eine Weltrevolution ausgerichtete, dabei durchweg aggressive und mörderische Politik verfolgten. Sie bewirkten eine gleichsam automatische Aktivierung nationalistischer Gegner. Hitler und seiner Propaganda, die von einer Vielzahl aggressiver Todfeinde ausging, bot dies gleichsam einen Echtheitsbeweis seiner Hasstiraden, konnte er doch zumindest einen realen und potenten Gegner mit weltweiten Ansprüchen präsentieren. Als Abwehrkampf gegen den Bolschewismus suchten die Nationalsozialisten durchgängig ihre triebhafte Raubpolitik zu kaschieren oder zu legitimieren, und maßlose Überzeichnungen der Gefahr sollten vor allem das bürgerliche Lager im Innern Deutschlands und das westliche Ausland animieren, dem NS-Staat Hilfe oder Gefolgschaft zu leisten. 24
Nolte, Faschismus.
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Weltkultur der Goldenen Zwanziger Jahre; „Kulturbolschewismus“ und „entartete Kunst“ Die gedankliche Einbettung der NS-Weltanschauung in ihren historischen Kontext ist abzuschließen mit einigen Hinweisen auf die kulturelle Entwicklung. „Die Goldenen zwanziger Jahre“ mit ihrer „Weimarer Kultur“ waren die Zeit eines faszinierenden, jugendlich-elanvollen Aufbruchs mit weit über die Grenzen Deutschlands ausstrahlenden Leistungen, erst weitgehend im Zeichen eines vor allem im Expressionismus zum Ausdruck kommenden neuen Lebensgefühls, dann stark geprägt durch die „Neue Sachlichkeit“. Mit Kino und Rundfunk, mit Freizeit und Urlaub oder mit Wandern und Sport entwickelten sich bei packender Rasanz neue Lebensformen. Zudem änderten sich die Rollen der Menschen, von Männern und Frauen, Alten und Kindern. Was jedoch ausblieb – auch hier lag eine Tradition des Kaiserreichs zugrunde – war eine Unterstützung der Republik durch die Weimarer „demokratische“ Kultur. Eher dominierten Anfeindungen, so wenn kulturpessimistische, konservativnationalistische Kräfte mit Oswald Spengler den „Untergang des Abendlandes“ oder – bei differierenden Benennungen – aller gewachsenen Werte fürchteten. Mit solchen Niedergangsphantasien und „Rettung“ verheißenden Sammlungsbewegungen ging die Rechte in Deutschland wie in anderen Staaten auf einen gesellschaftlichen Konfrontationskurs. Traditionell reaktionäre Positionen wurden durch „moderne“, sich rational und technisch-naturwissenschaftlich gebende Denk- und Handlungsmuster ergänzt. Traurige Berühmtheit erhielten gedankliche Komplexe wie die der Eugenik, Rassenhygiene und generell der „Volksverbesserung“, mit denen sozialen und sonstigen Nöten der Zeit entgegengetreten werden sollte. Bei Zivilisationskritik und unter Tabubrüchen rückten Manipulationen am eigenen Volk ins Blickfeld und – an Zustände des Ersten Weltkrieges erinnernd – die Behandlung von Menschen als bloßes Material, fern aller Ethik und Moral. Folglich kennzeichnete eine heftige Konfrontation zwischen Links und Rechts die Kulturszene. Die Nationalsozialisten wussten diese Aspekte des kulturellen und geistigen Lebens der Weimarer Republik zu nutzten, um im rechten Lager Fuß zu fassen und dieses zu dominieren. Sie diffamierten die Avantgardisten als „Kulturbolschewisten“ sowie „entartete“ Künstler und warfen sie mit den politischen „Novemberverbrechern“ in einen Topf. Dessen ungeachtet baute die NS-Führung in ihre Weltanschauung in den Bereichen Technik, Sport oder Körperlichkeit der Geschlechter Elemente eines jugendlichen Aufbruchs in das Zeitalter der Massenkultur ein. 25
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Herf, Reactonary Modernism; Sontheimer, Antidemokratisches Denken.
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Hitler: Exponent der Weltanschauung, „mitdenkende“ Helfer, korrumpierte Volksgenossen Die Texte von Hitler zeigen diesen in der Rolle des authentischen Autors und Interpreten der NS-Weltanschauung, und zwar mit frappierender Konstanz26 sowie als Verfechter weitreichendster Ziele bei schärfsten Methoden, „maßhaltend“ nur, in Wahrheit fintierend, bei temporären strategischen Rücksichtsnahmen. Wir sehen ihn, wie er möglichst schnell „seinen“ rassenideologischen Vernichtungskrieg im Osten in Gang setzte und zur Erfüllung seines Lebenswerkes, treffender: zur Vollstreckung seiner Weltanschauung, schritt. Um gedankliche Geschlossenheit vorzutäuschen und Überzeugungskraft zu entfalten, hielt er sich bei Einzelheiten nicht auf und berief sich großzügig auf seinen Glauben, wenn mit Gedanken und Logik die Irrationalität der Weltanschauung bloßgelegt worden wäre, oder gedankliche Kunstgriffe inopportun erschienen. Hieraus ergibt sich, dass er sich von NS-Vordenkern vom Schlage Rosenbergs abgrenzte. Kultisch inszeniert wie seine Weltanschauung war sein Aktionismus. Mit der Aneinanderreihung politischer Coups gestaltete er das Image einer unaufhaltsam von Schlacht zu Schlacht eilenden und Sieg an Sieg heftenden Politik. Coups waren Teil seiner Weltanschauung und seines Erfolges – seine Weltanschauung bestand aus einer Kette solcher Coups. In kurzen Ruhephasen zwischen den politischen Schlägen, besonders nach Provokationen und stets opportunistisch kalkulierend heuchelte, log und bluffte er hemmungslos, so mit seiner Paraderolle eines friedfertig-verantwortungsbewußten Staatsmannes. Dieses Taktieren trug zu seinem zeitgenössisch verbreiteten, im krassen Widerspruch zu den Realitäten stehenden Ruf eines maßvollen, ja zurückhaltenden Politikers bei. Gefördert wurde dieses abwegige Bild durch Hitlers Führungsstil gegenüber NS-Mitstreitern. Bei diesen waren unterschiedliche Denkrichtungen und Kompetenzrangeleien zu beobachten, 27 die Hitler eher förderte als unterband, weil er davon ausging, dass alle eine in der Grundrichtung gleiche Politik verfolgten, und weil er darauf setzte, in wettbewerbsmäßig organisierten Kämpfen, bei Konkurrenz auch von Ideen, seine Endziele optimal verwirklichen zu können. Nur relativ selten nahm der unumschränkte Diktator hierbei – zumeist schlichtend – Lenkungsfunktionen durch Interventionen wahr, wie im Vorfeld des Nürnberger Parteitages 1935. „Normal“ waren Richtungsvorgaben wie die exemplarischen auf dem Nürnberger Parteitag 1937, mit denen er seine Anhänger auf das Losschlagen im Osten in offenem Raub- und Ausrottungskrieg mit sprunghaft steigender Brutalität einstimmte. 28 26 27 28
Vergleiche die Dokumente 2 / 3 und 123. Dok. 99 zeigt ein markantes Beispiel. Zum Parteitag 1935: WB XXXIII, Dok. 45; zu 1937: Dok. 54.
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Auf viele weitere Einzelaspekte in Hitlers Denken, auf die im historischen Rückblick bereits verwiesen wurde, wird hier nicht mehr eingegangen. Einen besonderen Hinweis verdient allerdings Hitlers Spezialität, historische Bezüge herzustellen und zu erfinden, wie das Rekurrieren auf Versailles als Etappe seiner Politik, bei dem er – auf politische Resonanz spekulierend – einen der geschichtlichen Realität Hohn sprechenden Vergleich mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges anstellte. 29 Mit Blick auf den Versailler Vertrag war zudem ständig von dessen Revision als politischem Ziel die Rede. Dieser Begriff suggerierte Tradition im politischen Denken, zudem rechtmäßiges und maßvolles Handeln, was Größenwahn und verbrecherischen Grundcharakter der NS-Weltanschauung kaschierte und von der Bevölkerung nur allzu gern als Realität gedeutet wurde. Zu dieser Augenwischerei trug schließlich die Propaganda Hitlers und seiner Umgebung bei, bei der sich die Führungsriege mit Blick auf Feinde, Kampf und Krieg als todbringender Meister aufspielte. Stand hingegen das vermeintliche Wohl der Volksgenossen auf der Agenda, waren Liebenswürdigkeit und Wärme angesagt. Inhaltlich galt das Streben einem ewigen Großgermanischen Reich im Gefolge eines Endsieges. Gleichsam in den Farben einer völkischen Kunst wurde ein solches die Welt beherrschendes Imperium als lohnendes Endziel allen Kampfes gemalt, mit einer gottgleichen Führung in gigantischen Führerstädten und -bauten 30. Siedlung bis weit nach Asien hinein bei einem „judenfreien“ Europa war angesagt, mit Herrschaft und Expansion auch nach Westen und Südwesten. Angeboten wurde ein neues Europa, von dessen Attraktion viel die Rede war, die von Nachbarvölkern aber nur selten nachempfunden wurde, da dort staatliche Amputationen und Unselbständigkeit gewiss waren; eher von Partisanenkrieg gekennzeichnete Feindschaft herrschte dagegen im Osten, dessen Menschen künftig in Sklavenstaaten vegetieren sollten und die millionenfach schon in Deutschland als Arbeitsmaterial versklavt waren. Dessen ungeachtet sollte Großgermanien im Innern gekennzeichnet sein durch glückliche Bauernhöfe und Einfamilienhäuser, durch fleißige Arbeit und soziale Sicherheit, durch Fußball und Boxen, durch Film und Rundfunk, und voll mit fröhlichen blonden Kindern. Bei aller Hybris und allem Bombast wurde die künftige NS-Welt letztlich als völkische Idylle angepriesen, als ein pseudo-traditionelles NS-Milieu im Weltformat. Suggeriert wurde ein künftiger ewiger Frieden, der der Friedenssehnsucht erschöpfter Menschen zutiefst entsprach, und ein Ende vormaliger Zeiten mit polarisierten und desintegrierten Gesellschaften voller Feindseligkeit und Fremdheit. Bei den Schlag auf Schlag folgenden Aktionen der Nationalsozialisten wurde der Eindruck erweckt, dass gerade mit dem anstehenden Coup ein entscheiden29 30
Dok. 113. Dülffer / Henke / Thies, Hitlers Städte.
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der Schritt zum endgültigen Glück anstehe, dieses eigentlich schon erreicht sei, und selbst der bevorstehende Weltkrieg wurde als zwar außerordentliche, aber doch einzig noch zum Glück fehlende Aktion verkauft, die nicht verhindern könne, dass sich alsbald die Volksgenossen in ihren angesparten Volkswagen auf den Autobahnen tummelten.31 Solche Maschen zogen um so mehr, als in den sogenannten Friedensjahren 1933 –1939 viele soziale und gesellschaftliche Modernisierungen, zugeschnitten auf das Wohl der Volksgenossen, sofern diese nicht als Reichsfeinde ausgegrenzt waren oder im KZ saßen, auf den Weg gebracht worden waren. Diese verbesserten, nicht zuletzt auch wegen des unermüdlichen Schaffens der wieder zu Arbeit gekommenen Bürger, die Lebensumstände der Menschen in Deutschland in rasanter Weise erheblich, was die Propaganda nicht müde wurde, als gelungene Etappen auf dem Weg zu einer solchen idyllischen und vermeintlich friedlichen völkisch-deutschen Welt der Zukunft zu feiern. Auch wenn eine volle Identifizierung des Volkes mit dieser Propaganda nicht zustande kam, zeigten sich die Menschen in Deutschland nach den Nöten des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit ungemein beeindruckt und dankbar. Hieraus resultierte, und nur partiell durch Identifikation mit der NSWeltanschauung, dass die Menschen weithin zu mehr oder weniger freudigdankbaren Anhängern oder doch zu zumindest loyalen beziehungsweise parierenden Mitläufern des Regimes wurden. Wenigstens Erklärungshilfen liefert dieser Vorgang auch für das Mitmachen der Bevölkerung bei der konzentrierten Militarisierung Deutschlands, wurzelnd im rasanten Auf- und Ausbau eines entsprechenden „fortschrittlichen“ Industriestaates. Das Gleiche gilt für das unglaubliche Wegsehen des Gros der Deutschen bei der Ausgrenzung, Verfolgung und Tötung kommunistischer und jüdischer Mitbürger. Die Volksgenossen standen im Bann ihrer nun vermeintlich günstigen sozialen Perspektiven und mieden ein offen regimekritisches Verhalten, um solche zu bewahren. Bespitzelungen und Unterdrückung durch die Gestapo hinderten die Bürger zusätzlich daran, für die Verfemten einzutreten. 32
Goebbels: Propaganda als Waffengattung und Wesensmerkmal der NS-Bewegung Hitler bildete mit seinem Chefagitator Goebbels eine Doppelspitze in Sachen Propaganda. Ihre Texte – ergänzt durch Verlautbarungen anderer Experten der bei NS-Einsätzen wie Heuschrecken das Land überziehenden Propagandisten – vermitteln eine Theorie der Propaganda. Nach Goebbels gehörte zu den Banalitäten der auch als Kunst geltenden Propaganda, dass diese sich 31 32
Reichel, Schöner Schein. Kershaw, Hitler; Aly, Hitlers Volksstaat.
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einer Holzhammermethode mit virtuos differierenden Schlägen bedienen sollte; weichzuklopfen waren Freund und Feind, herauskommen sollten willige Handlanger oder untätige Zuschauer. Als eigentlich geniale und schöpferische Arbeit sah er es an zu verhindern, dass die Pausen zwischen den Aktionen zu wirklichen Ruhephasen wurden und das Volk zur behäbigen Wohlstandsgesellschaft mutierte. Durch rückwärts gerichteten Triumph und vorwärtsorientierten Hass wurde die Kriegführung der Nationalsozialisten zu einem Kontinuum gemacht und vor allem der jeweils nächste Schlag gleichzeitig vorbereitet und begonnen. Dabei galt es als höchste Kriegslist, durch klare Richtungsvorgaben die Mittäter und Helfer im eigenen Lager hochgradig zu motivieren und gleichzeitig durch Verschlüsselungen, Auslassungen und Lügen jeder Art bei denen, auf die der jeweilige Stoß zielte, keine schlafenden Hunde und keine Abwehrbereitschaft zu wecken. Schlüsseldokumente sind vor allem Goebbels Ansprache an NS-treue Journalisten im Vorfeld der Kriegseröffnung gegen die Sowjetunion sowie der von ihm redigierte Text des Films „Der ewige Jude“, bei denen mit seltener Offenheit die Vernichtungspraktiken im Ostkrieg angekündigt wurden, und zwar zu einem Zeitpunkt, als diese unvorstellbaren Verbrechen im Ostkrieg noch vorbereitet wurden. Der treue Paladin Hitlers brüstete sich hierbei geradezu damit, dass die NS-Führung immer über brisante konkrete Planungen verfügt habe, dass man aber beim Kalkulieren der jeweiligen Lage und des Standes der eigenen Gesamtrüstung immer schubweise handele. Damit vermittelte er, dass es jetzt, durch die Einbindung der Journalisten in den Vernichtungskampf, mit dem Ostkrieg ernst werde. Wie immer, wenn Goebbels zentrale Kampfabschnitte markierte, traf grenzenloser und besonders deutlicher Hass die Juden, der jedem, der hören wollte oder konnte, die bevorstehende „Politik“ physischer Ausrottung klarmachte. Ausgebreitet wurde das ganze Spektrum der Mobilisierung: Juden seien die Erzrivalen, machthungrig, aggressiv, Kitt feindlicher Koalitionen usw., Deutschland sei mithin bei defensiver Ausrichtung zur „rettenden“ Tat verpflichtet, zum Zuschlagen im fi nalen Krieg. Goebbels sprach von Juden als Seuchenherden und Parasiten, die zu beseitigen waren. Später schrieb er öffentlich von einem an Juden vollzogenen Todesurteil, wodurch eine Politik ohne Umkehrmöglichkeit eingeleitet und für die kämpfende Truppe der Rücken frei gemacht worden sei, was selbst bei den Feindmächten auf zunehmende Anerkennung stoße.33 Ein beredter, nicht falscher Rückblick auf den Ersten Weltkrieg besagte, Deutschland habe diesen infolge einer kriegsentscheidenden Überlegenheit der Propaganda der Westmächte verloren. Tatsächlich hatte die Propaganda des 33 Ansprache an Journalisten und Filmtext: Dok. 75 und 80; eine parallele Ankündigung Hitlers, eine bevorstehende Vernichtung der Juden betreffend, vom 30. Januar 1939: WB XXXIII, Dok. 86; Goebbels zur Ausrottungspolitik ohne Umkehrmöglichkeit: Dok. 105.
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Ersten Weltkrieges unter Zuhilfenahme modernster Mittel wie des Mediums Film das fabrikmäßige Ausspucken von Granaten an der Front mit einem Dauerbeschuss an der Heimatfront ergänzt. Die Propaganda hatte als zentraler Hass-Lieferant funktioniert und dafür gesorgt, dass die Soldaten – selbst seelenlose Tötungsmaschinen – im Feind kein humanes Wesen mehr sahen. Sie hatte einen die „Kriegsmoral“ stärkenden Wunderglauben an einen Sieg mit reicher Beute aufrechterhalten und schließlich den Krieg als virtuellen Vorgang erscheinen lassen, an dessen Menschheitsverbrechen der Einzelne persönlich nicht beteiligt sei. Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Menschen bisweilen zur Besinnung kamen und die manipulative Volksverhetzung beklagten, hätten die Nationalsozialisten – so ihre historisierende These – die „geniale“ Idee gehabt, die Büchse der Pandora wieder zu öffnen. Fortan galt die Propaganda als zu perfektionierende Waffengattung, ja mehr noch, als prägendes Kernelement erst der NS-Bewegung, dann des NS-Staates. Angesagt waren daher Dauermanöver und -einsätze. Vielfach erschien die ganze NS-Gefolgschaft wie eine unendliche Marsch- und Propagandakolonne, Truppenmassen ohne Ende gleichend. Abgezielt wurde hierbei auf die Suggestion, unaufhaltsame NS-Kolonnen symbolisierten den Sieg; zu den bis heute spürbaren Resultaten gehört eine generelle Überschätzung der NS-Propaganda. Entsprechend stolz zeigte sich Goebbels, durch seine Propaganda-Tätigkeit dem Führer nicht etwa eine erst zum Kriegsbeginn fertige Waffe geschmiedet zu haben, sondern ein Kriegsinstrument, gehärtet, erprobt und stetig angewendet schon in Friedenszeiten, was eine außerordentlich frühe Kriegseröffnung darstelle und gegenüber den Feinden im fi nalen Krieg einen uneinholbaren Vorsprung und damit diesmal den Sieg verbürge. So nimmt es nicht wunder, dass Persönlichkeiten der Kulturszene wie die Rundfunk- und Filmfunktionäre Eugen Hadamowsky und Fritz Hippler bei Kennzeichnung ihrer spezifischen Propagandatätigkeit Worte bevorzugten, die zum Militärbereich gehören. 34
Völkischer Germanenkult Himmlers und Rosenbergs Mit Heinrich Himmler und Alfred Rosenberg belieferten zwei unterschiedliche völkische Germanenapostel die geistige Szenerie des NS-Staates. Himmler operierte als Reichsführer-SS im Zentrum der Macht und suchte die SS als Germanenorden zum Pilotprojekt für das künftige Großgermanische Reich zu machen, ein elitär nordisch-reinrassiger Kampfverband mit Menschenzüchtung und Ahnenpflege, mit Willens- und Weltanschauungs34 Goebbels’ Stolz auf die früh benutzte Waffe Propaganda: Dok. 75; zu Hadamowsky und Hippler: Dok. 16 und 96; es versteht sich, dass auch Goebbels in Dok. 75 von Journalisten als geistigen Soldaten spricht. Zur Propaganda: Bohse, Inszenierte Kriegsbegeisterung; Schieder / Dipper, Propaganda.
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schulung und nicht zuletzt mit einem auf Hitler fi xierten „Ehren“-Kodex. Zu Himmlers – mit anderen geteilten – Einsatzbereichen gehörte die Etablierung und Ausgestaltung einer NS-Festkultur mit Führergeburtstag, Reichsparteitag der NSDAP und vielen anderen Feiern. Himmler und seine SS fühlten sich hier vornehmlich für die germanisch-heldischen Komponenten bei Festakten wie bei der Sonnenwendfeier zuständig. Haupteinsatzgebiet war der Osten, dessen Eroberung und Besiedlung die Handschrift des Ordens tragen sollte. Aufgespürt wurden in Ur- und Frühgeschichte germanische Siedlungen und Spuren bis hin zur Krim, die als Siedlungsimpulse für Volksgenossen der NS-Zeit galten. Doch hoch im Kurs stand auch das Mittelalter. König Heinrich I. galt als Exponent des alten Reiches, ein germanischer Recke, der auf die Reinheit des Blutes gesetzt habe, ein völkischer Taktiker sowie ein Oststratege und Ostkolonisator, kurz der große Vorläufer Hitlers. Seine Grabstätte in Quedlinburg galt als heilig, die Stadt als Wallfahrtsort. Dieser gedankliche Hintergrund sowie eine maßlose Machtgier profilierten Himmler als Kopf der Menschheitsverbrechen im Osten mit Auschwitz an der Spitze. Bezeichnend sind seine menschenverachtenden Ausführungen über einen „Völkerbrei“ im Osten, aus dem, wenn Vernichtungsaktionen eine vorhergeplante und organisierte Dezimierung der „Untermenschen“ vollendet hatten, zwei Gruppen entstehen sollten: auf der einen Seite ein slawisches Helotenvolk, auf der anderen Seite Eingedeutschte.35 Rosenberg, dem eine Überwachung geistiger und weltanschaulicher Schulung anvertraut war und den diese Tätigkeit sowie seine frühe Gefolgschaft gegenüber Hitler offenbar befähigte, 1941 den Posten eines Reichsministers für die besetzten Ostgebiete zu übernehmen und damit zu einem Hauptvollstrecker des Rasse-Raum-Programms zu werden, bekannte sich zu handlungsanleitenden Vorgaben des Instinktes und des Willens. Diesen unterlegte er Gedanken, die er als philosophisch empfand und mit denen er sich zunächst als Streiter gegen die Kirchen, vornehmlich die katholische, hervortat. Aussagen der Vorgeschichte hatten für ihn testamentarischen Charakter, und zum Vollzug dieses Testaments wütete er im Osten, um Deutschland als „Heiliges Land“ aufzubauen.36 Die gedankliche Relevanz anderer NS-Parteiführer fällt diesen Persönlichkeiten gegenüber stark ab. Es herrschte plumpes geistiges Epigonentum 35
Dok. 43, 76 und 111. Eine Parallele zur menschenverachtenden Vokabel Völkerbrei fi ndet sich bei Hitler, der mit Blick auf den eroberten Osten von einem zu zerteilenden Kuchen spricht: Dok. 89. Zum Komplex Germanenkult siehe Schulte, SS und Wewelsburg; Kater, Ahnenerbe; Koop, Hitlers Germanenwahn; Wortmann, Germanenideologie; Beck, Gleichung „germanisch – deutsch“. 36 Dok 4, 46 und 100; zum Komplex Helfer siehe Banach, Heydrichs Elite; Wildt, Generation der Unbedingten; Aly / Heim, Vordenker der Vernichtung, sowie die Editionen von Smelser.
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vor, und erwähnenswert erscheinen nur Robert Ley und Konstantin Hierl als Exponenten des Mammutverbandes DAF und des RAD, die – bei begrenztem Erfolg – mit einem nationalen Sozialismus und einer Frontkämpfersolidarität frühe Elemente eines sozialistischen Denkens in der NSDAP zu bewahren und in den NS-Staat, möglichst in dessen Kern, zu implantieren suchten.37 Noch viel weniger Erfolg hatten die zahlreichen Denker mit ständestaatlichen Ideen, die 1933 ihre Stunde gekommen sahen und fast umgehend bitter enttäuscht das Feld räumen mussten.
Konservative Rechte zwischen traditionellem Machtdenken und NS-Weltanschauung Auch von der Gedankenwelt der traditionellen Rechten gibt es wie generell von dem bürgerlichen Lager kaum Berichtenswertes zu verzeichnen. Kennzeichnend für den Bankrott in Form des Machttransfers an Hitler im Januar 1933 war ein Leitartikel der traditionsreichen preußischen Kreuzzeitung. Vorherrschend war Freude, dass die Macht bei der Rechten, auf der richtigen Seite fi xiert wurde. Zurückgestellt wurden Bedenken, dass die NSDAP als „neue Rechte“ wesensmäßig etwas fundamental anderes als die traditionelle Rechte darstellte, darauf ausgerichtet, mit einer revolutionären und hybriden Gewaltpolitik konservativen und christlichen Werten schwersten Schaden zuzufügen. Hierbei spielte – bei eklatanter Überschätzung der eigenen Machtmittel – der Gedanke eine Rolle, man könne Hitler als Krisenbewältiger testen, indem man ihm als zeitlich begrenztem Auftrag eine Kommunisten-Verfolgung gestatte und dabei das „vaterländische“ Potential der SA nutze. Doch mit der Gleichschaltung, binnen Jahresfrist, wurden die Machtverhältnisse für alle sichtbar zugunsten der Nationalsozialisten geklärt. Franz von Papen, nominell noch Vizekanzler, versuchte auf sein Programm einer christlich-konservativ-nationalen Erneuerung zu pochen, doch mehr als ein punktuelles Aufmucken kam nicht heraus. Fortan war, wenn es nicht zu Verfolgungsmaßnahmen gegen die Konservativen und die bürgerliche Mitte kam oder wenn von dieser Seite Widerstand geleistet wurde, Anpassung angesagt; Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk als letzter Regierungschef des NS-Staates demonstrierte dies noch 1945.38 Eine bündnisartige Beziehung zu Hitler und dem NS-Staat gingen demgegenüber Militärs um Werner von Blomberg ein; politische Führung und Reichswehr sollten die zwei tragenden Säulen des Staates sein. Doch Offiziere wie Blomberg entwickelten beim Wegbrechen ihrer konservativen 37 38
Dok. 24 und 37. Zur Kreuzzeitung: Dok. 5; zu Papen: Dok. 28; zu Krosigk: Dok. 125.
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Partner in der politischen Führung eine so erhebliche, an Identifikation grenzende geistige Nähe zu Hitler, dass früh eine Unterordnung unter den „Führer“ angesagt und 1938 vollzogen wurde. Beim Abschluss des Paktes zwischen Hitler und Reichswehrführung dominierten nostalgische Erinnerungen an das alte Preußen und die Kaiserzeit. Berühmt-berüchtigt ist der von der Hindenburg-Seite inszenierte und von Goebbels für die Nationalsozialisten ausgeschlachtete „Tag von Potsdam“, der einen vermeintlichen Brückenschlag zwischen traditioneller und neuer Rechter, zwischen Konservativen und Nationalsozialisten symbolisieren sollte, der in Wahrheit aber den Abgesang auf die Hindenburg-Jahre darstellte und auf die Ausschaltung des Reichstages einstimmte. Suggeriert wurde der den Realitäten Hohn sprechende Gedanke, dass der Hitler-Staat in die Tradition Preußens trete, eines Beamten- und Militärstaates mit viel Rechtsstaatlichkeit und Biederkeit. Hinzu kam bei den Militärs, dass keine realitätsnahe Aufarbeitung des verheerenden Ersten Weltkrieges gelungen war, was sie dazu verleitete, auf eine „verbesserte“ Wiederaufnahme der militärgestützten Machtpolitik des späten Kaiserreichs zu setzen. Hierbei lag es allzu nahe, auf einen Tatmenschen als Retter zu setzen, was die Affi nität der Leute um Blomberg zum „heilbringenden Führer“ begründete. Dessen ungeachtet blieb das Offizierscorps auch ein Reservoir für konservative Köpfe, die rechtschaffenen, nicht selten christlichen Maximen verhaftet blieben oder diese beim Toben des Ostkrieges und bei drohender Niederlage wiederentdeckten. Sie wurden zu Widerstandskämpfern oder doch zu Offizieren, die sich mehr schlecht als recht bemühten, bei Beteiligung am Vernichtungskrieg einen „anständigen Krieg“ zu führen.39
Kommunisten und Sozialdemokraten Auf Seiten der politischen Linken konnte die verfolgte KPD vielfach in Moskau Asyl finden, was gleichbedeutend war mit einer Zementierung ihrer auch ideologischen Abhängigkeit von der sowjetischen Führung unter Stalin. Manchen Bewegungen hin zu einer Einheitsfront mit Sozialdemokraten oder zu einer Volksfront mit SPD und mit bürgerlichen Parteien zum Trotz, dominierte die fundamentale Gegnerschaft zu einem demokratisch-parlamentarischen Denken westlicher Prägung. Zementiert war die Formel Georgi Dimitrovs, die den Faschismus als „offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten imperialistischen und am meisten chauvinistischen 39 Zum „Tag von Potsdam“: WB XXXIII, Dok. 15; zur Affi nität von Militärs zu Hitler: Wette, Wehrmacht; Müller / Volkmann, Wehrmacht; Hartmann / Hürter / Lieb / Pohl, Krieg im Osten; siehe zudem Dok. 26, 56, 90, 93 und 121; zu Abgrenzungsbemühungen: Dok. 72.
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Elemente des Finanzkapitals“ charakterisierte. Dabei waren viele geistige Verrenkungen nötig, um propagandistisch die kommunistische Doktrin und die jeweilige Stalinsche Politik als konstante Einheit zu verkaufen; besonders abenteuerlich waren die Parolen in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes 1939 / 41.40 „Neues“ Gedankengut kam erst in der Schlussphase des Weltkrieges im Nationalkomitee Freies Deutschland zum Tragen, das eine in den antinapoleonischen Befreiungskriegen wurzelnde, traditionelle russisch-preußisch / deutsche Freundschaft betonte und ein demokratisches Deutschland als Ziel angab. In der Sozialdemokratie und den freien Gewerkschaften fiel vor allem dem alten Führungskader eine gedankliche Analyse und damit ein Neuansatz schwer; schwerster Missgriff war das gewerkschaftliche Angebot einer Kooperation mit den Nationalsozialisten in der Tradition des vaterländischen Einsatzes der SPD 1914–1918. Es folgten Spekulationen, man werde wie zu Zeiten des Sozialistengesetzes die eigenen sozialistischen und humanen Ziele hochhalten und damit retten können, bis der Nationalsozialismus gleichsam von selbst zerbreche. Doch alsbald dominierten, von jüngeren Denkern und Randgruppen getragen, beeindruckende Rückblicke, beispielsweise auf den Ersten Weltkrieg als Hintergrund der Misere und die NS-Gleichschaltung als nationalsozialistische Revolution, sowie Zukunftsentwürfe, die meist das Modell einer sozialdemokratischen Volkspartei im Auge hatten, gleichzeitig aber von Sozialismus und Revolution nicht lassen wollten.41
Jugend als Träger des künftigen NS-Staates, Sportler als Krieger, Frauen und Heimatfront Ein Kapitel von besonderer Brisanz ist das Thema Jugend, Erziehung und Sport, signalisierte doch schon der Name Hitler-Jugend, dass das gegenwärtige Deutschland als „nur“ national, mithin nicht perfekt indoktriniert angesehen wurde, das künftige aber, mit Hitlers jetziger Jugend als Staats- und Rassevolk, nationalsozialistisch sein sollte. Diesem Ziel dienten Hitlers konzentrierte Aufmerksamkeit auf die Jugend, spezielle Erziehungsanstalten wie Ordensburgen, sowie der Einsatz von Schulbüchern und renommierten Pädagogen als Vermittlern einer rassenbedingten Weltanschauung. Irritierend oft findet sich 40
Dok. 66, zur KPD auch WB XXXIII, Dok. 1 und 21; zum Nationalkomitee Freies Deutschland: WB XXXIVa, Dok. 154; als Überblick: Herbst / Weber, Deutsche Kommunisten. 41 Zur Anbiederung: Dok. 11; zu Illusionen: Dok. 21 und WB XXXIII, Dok. 15d; zu Rückblicken: Dok. 12 und 61; zu Analysen und Zukunftsentwürfen: Dok. 14, 61 und 118, in begrenztem Maße auch 21; zur Sozialdemokratie insgesamt: WB XXXIII, Dok. 5 f., 15d, 45d und 67; als Überblick: Stampfer / Matthias / Link, Gesicht nach Deutschland.
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der Gedanke, dass der Sport wesensmäßig auf Krieg und Daseinskampf ausgerichtet sei, was ihn für die Jugend so wichtig mache. Das predigten nicht nur Wehrerzieher, die Konjunktur hatten und zuständig waren für eine Belieferung von Wehrmacht und SS mit „tüchtigen“ Jugendlichen. Auch „Sportführer“ sprachen vom Sport als einer Art freiwilligem Soldatentum. In einem ausgeprägten Totenkult wurde den Jugendlichen ein imaginärer Auftrag der im Ersten Weltkrieg Gefallenen zu vermitteln gesucht, Krieg und Kampf bis zum Sieg fortzusetzen. Der Sportfunktionär Carl Diem frohlockte nach dem Frankreich-Krieg, dass dies wunderbar geklappt habe. Von solcherlei Geistesverwirrung zeugt im Übrigen heute noch eine Langemarck-Halle des Berliner Olympia-Stadions. Die Sportzeitung „Der Kicker“ fiel in diesen Chor mit Überlegungen zur Formung des „Menschenmaterials“ im Heer durch Fußball ein, und am Ende des Weltkrieges standen Appelle und Lockungen, die die Jugend als letztes Aufgebot an die Panzerfäuste schickte. Zu den zahlreichen Facetten dieses Bereichs gehört, dass Frühgeschichtler genetisch bedingte Identitäten im Sport alter Germanen und arischer Zeitgenossen ebenso nachzuweisen suchten wie einen nordischen Ursprung der Olympiade.42 In der NS-Zeit wurden alle Teile der Gesellschaft mit einer speziellen Variante der Propaganda bearbeitet, mit großer Hingabe beispielsweise Bauern, mit eher krampfhafter Zuneigung Arbeiter und als Kitt im NS-Herrschaftsgefüge die „Alten Kämpfer“. Frauen als Müttern, vielfach ausgezeichnet mit einem „Mutterkreuz“, und deren tragender Rolle im Heim und am Herd wurde unablässig größte Aufmerksamkeit zuteil, was nicht selten durch Emanzipationsschübe konterkariert wurde, weil Arbeitskräftemangel und neue Aufgabenbereiche dies förderten. Von besonderer Wichtigkeit erscheinen Texte zur Indoktrinierung von Frauen, denen ein instinktorientiertes Wesen angedichtet wurde. Sie sollten mit dieser „Gabe“ die Heimatfront prägen und dort herrschen, auch über „Fremdvölkische“, sie sollten den Kampf als Lebensform und unumstrittene Notwendigkeit vorleben und nicht zuletzt den Durchhaltewillen ihrer Männer an der äußeren Front garantieren.43 42 Hierzu der Überblick: Klönne, Jugend; zu Hitler: Dok. 35; zu seinem sich als dessen Jünger aufspielenden Reichsjugendführer Schirach: Dok. 6 und 42 sowie WB XXXIII, Dok. 39 und 70; zu Erziehungsanstalten: Dok. 40 sowie WB XXXIII, Dok. 39 und 60; das letztgenannte Dok. auch mit zentralen Aussagen zur HJ; zu Schulunterricht: Dok. 32 und WB XXXIII, Dok. 85; repräsentativ für Pädagogik: Krieck, Dok. 79 und 88; zur militärischen Komponente des Sports: Dok. 19, 29, 48, 84, und 94; zu Frankreichkrieg, Kicker und Germanenwahn: Dok. 78, 39 und 43.; zur Olympiade 1936 auch WB XXXIII, Dok. 57; Überblicksliteratur zum Sport: Bernett, Sportpolitik; Bernett, Weg des Sports; Diekmann / Teichler, Körper. 43 Zu Bauern: WBXXXIII, Dok. 36; zu Arbeitern: ebda., Dok. 42; zu Alten Kämpfern: ebda., Dok. 38; zu Frauen: WB XXXIII, Dok. 35, 59 und 82. Ganz klar war die Rollenzuweisung nicht, bei der ein Spagat zwischen betulicher Idylle – der Germanenexperte sah die Gene der deutschen Frau auf Tanzspiele und Gymnastik aus-
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„Deutsche Christen“ kontra Bekennende Kirche auf evangelischer Seite, gedankliche Irrwege und Ernüchterungen auf katholischer Seite Mit Blick auf die Kirchen im Dritten Reich kann man es sich leicht machen und von einem Versagen sprechen, ohne damit vordergründig falsch zu liegen: Eine Realisierung des christlichen Auftrags, die Menschen am Liebesgebot auszurichten, wurde präzedenzlos verfehlt. Hitler sowie NS-Führung boten mit ihrer Heilslehre, ihrem Auserwähltheitsglauben und ihren heidnischen Festen dezidiert einen nicht selten akzeptierten Religionsersatz an. Doch ist in Rechnung zu stellen, dass zeitgenössisch Protestanten und Katholiken mit jeweils spezifischen nationalen Leitsätzen zu kämpfen hatten, die christliche Maxime zu ersticken drohten. So trugen die Protestanten an ihrer Tradition, sich als Repräsentanten eines gottgefälligen Staates zu fühlen; selbst der Erste Weltkrieg war nicht selten als protestantischer Aufbruch interpretiert worden. Die Katholiken wiederum, immer noch traumatisiert durch den Kulturkampf, fühlten sich verpfl ichtet, national zuverlässig zu sein und darauf zu achten, dass sie bei politischen Neuerungen den Anschluss nicht wieder verpassten. Hieraus resultierte, dass Kirchen und Christen in Deutschland weithin zustimmten oder wie gelähmt verharrten, wenn Hitler außenpolitisch zuschlug, um das „seelische Unglück“ Versailles abzuschütteln, wenn er vermeintliche innere Feinde wie Bolschewisten oder Juden als fremde Krieger im eigenen Lande behandelte, wenn er Krieg und Rassenkrieg als Kreuzzug aus angeblicher nationaler Notlage heraus führte und wenn er schließlich ein Durchhalten bis zum letzten verlangte. Bei alledem ist aber auch zu beobachten, dass in den Kirchen sehr unterschiedliche, und nicht selten zumindest respektable Positionen vertreten wurden; zudem stellten auch die Kirchen Widerstandskämpfer. Bei den Protestanten fegte, getragen von der Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen, die Idee durch die Gemeinden, dass mit der nationalsozialistischen Zeit auch die Zeit einer Deutschen Reichskirche gekommen sei, eines rassisch-blutsmäßigen Verbandes. Deutsche Christen, die sich als SA Jesu Christi aufführten, behielten viele Bastionen bis zum Ende des „Dritten Reiches“. Umgehend setzte aber eine Bekennende Kirche diesem Denken und Handeln die These entgegen, dass nur Gott und dem Bibelwort zu gehorchen sei, was auf erhebliche Resonanz stieß, sich aber zumeist nur im Binnenleben deutscher Volksgenossen auswirkte, in Außenbereichen gab man sich zumeist eingepasst in die „nationalen“ Vorgaben Hitlers.44 gerichtet – und robust-verschleißendem Einsatz nötig war. Siehe auch: Steinbacher, Volksgenossinnen; Kramer, Volksgenossinnen. 44 Zu den Deutschen Christen: Dok. 9 und WB XXXIII, Dok. 29; zur Bekennenden Kirche: Dok. 25 und 51 und WBXXXIII, Dok. 55; eine Verwahrung gegen den totalen Ostkrieg in Dok. 107; Überblicksliteratur: Meier, Kreuz und Hakenkreuz.
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Bei den Katholiken wurde allzu gutgläubig und rasch Hitlers Versicherung, der neue Staat stehe auf dem Boden eines „positiven Christentums“, zum Anlass genommen, an eine Heimat der Katholiken im NS-Staat zu glauben und die Konfrontation mit den Nationalsozialisten abzubrechen. Als schnell klar wurde, dass dieses Heimatrecht keineswegs gewährt und eher Verfolgungen angesagt waren, zog sich auch die katholische Kirche zumeist in die Gemeinden zurück, und es gab später neben halbherzigen außerordentlich bestimmte Einlassungen gegen die Verbrechen der Kriegszeit, allerdings keinen offenen Bruch mit dem Regime. Daneben, und anfangs keineswegs nur am Rande, lieferten aber auch katholische Theologen, völkisch inspiriert, theologische Verirrungen und erschreckende Verbeugungen vor dem Zeitgeist; so gab es positive Deutungen des „Dritten Reichs“, abgestützt auf die Erwartung, dass mit diesem zu Werten des alten Reichs mit dessen christlicher Prägung zurückgefunden werde, und Aussagen, denen zufolge man im neuen Staat die Reinheit und Frische des deutschen Volkes und das Vorgehen gegen jüdische Überschwemmung und Bolschewismus begrüßte. Und noch im Weltkrieg verglich ein Feldbischof Hitlers Krieger mit Ordensrittern und segnete den Ostkrieg als Kreuzzug ab.45
Weltanschauliche Trends in der Öffentlichkeit, das Beispiel der Schriftsteller und Historiker Auch bei der Kennzeichnung von Kunst und Wissenschaft im „Dritten Reich“ stellen „nationale“ Defekte den Ausgangspunkt dar, vornehmlich das Leben im unbewältigten Schutt des Ersten Weltkrieges. Wie im ganzen bürgerlichen Lager mit Ausstrahlungen bis in die Linke hinein, wurde Hitler bei den Intellektuellen ungeachtet seiner Weltanschauung oder geradezu wegen dieser fast unantastbar, als ihm die nationalen „Großtaten“ vom Austritt aus dem Völkerbund 1933 bis zum Sieg über Frankreich 1940 gelangen. Die Jahre 1933 –1938 waren denn auch die Phase der phänomenalsten mentalen Hinwendung zu Hitler, obwohl bereits hier Rückzüge in das Private und in Milieus zu beobachten waren. 1939 folgte bei vielen Menschen eine große Ernüchterung; offenbar hatte man bei Parolen wie „Räder müssen rollen für den Sieg“ an „Hitlers Rennschlachten“ auf Nürburgring und Avus, nicht aber an den fest angesteuerten großen Krieg gedacht, für den die Räder längst
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Zum Verhalten der deutschen Bischöfe: neben WB XXXIII, Dok. 17 im vorliegenden Band Dok. 17 und 85; Dok. 85 zugleich ein Protest mit doppeltem Konjunktiv; zu Texten von Theologen siehe Dok. 18; zu Feldbischof Rarkowski: Dok. 64; siehe des Weiteren die österreichischen Bischöfe und der Anschluss 1938 in WB XXXIII, Dok. 76; Überblicksliteratur: Hürten, Deutsche Katholiken.
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wie geschmiert liefen.46 Nun erinnerte sich die Bevölkerung an die Grauen des erst zwei Jahrzehnte zurückliegenden Ersten Weltkrieges und zeigte keine chauvinistisch-aggressiven Allüren. Doch ohne Mühe, bei ganz „normalem“ Einsatz der längst perfektionierten Propaganda-Waffe, gelang es der NS-Führung, die Volksgenossen 1939 von einer „nationalen Pflicht“ zum Kämpfen und 1941 zur Ausweitung der Barbarei in einen rassenideologischen Krieg zu überzeugen. Mentale Rückzüge hinderten die Menschen nicht am Mittun, und in der Anfangsphase standen militärische Triumphe, dann die Totalisierung des Krieges einer gedanklichen Umkehr entgegen. Im rassenideologischen Krieg seit 1941 kam es, beispielsweise bei dem Masseneinsatz und -sterben von Arbeitssklaven im Innern Deutschlands, die „Fremdarbeiter“ genannt wurden, zur millionenfachen, teils aktiveren, teils passiveren Begegnungen der Deutschen mit jenen Menschheitsverbrechen, die der NS-Staat, als dessen Teil man funktionierte, betrieb. Dies war vielfach der Ausgangspunkt für Initiativen und Handlungen der Widerstandskämpfer. Doch das Gros der Bevölkerung ging jetzt gedanklich-emotional im eigenen Überlebenskampf und in der Sorge um die Angehörigen auf. Tod, Verwundungen, Bomben, Hunger und schließlich Vertreibungen ließen das politische Denken in Deutschland samt desaströsem Nationalismus mehr und mehr verstummen; 1945 war in dieser Hinsicht weithin Friedhofsstille angesagt. Traumatisierungen trafen ein Volk, das die Welt im Verbund mit seiner NS-Führung mit unermesslichem Leid überzogen hatte. Vom Panorama des politischen Denkens im Bereich von Wissenschaft und Kunst wird zunächst der Bereich Schriftstellerei und Germanistik herausgegriffen, weil hier – bei nicht häufigen Ausnahmen und viel „trüber Durchschnittlichkeit“47 – die gedanklichen Fehlleistungen der Zeit und Verstrickungen in völkisches Schreiben unterschiedlichster Couleur plastisch präsentiert werden: So gab es frühe, dann korrigierte Verstrickungen wie die Gottfried Benns. Ina Seidel repräsentierte ein hartnäckiges, auch Durchhalteappelle nicht auslassendes völkisches Schwärmen, das in einer fehlgeleiteten Warmherzigkeit gründete. Hanns Johst und Will Vesper schließlich traten in ätzender Weise in den Kreis nationalsozialistischer, Härte und Kälte ausstrahlender Aktivisten ein; Johst im Umfeld des von ihm hochgeschätzten Himmler. Betroffen machen Pathetik und Menschenverachtung der Lyrik allgemein, im Besonderen das militante Sammelsurium von Liedern für die HJ, das gründlich auf den Ostkrieg vorbereitete und die Parole „Juda den Tod“ nicht aussparte.48 46
Reuß, Hitlers Rennschlachten. Klaus Hildebrand in: Widerstand durch Weiterarbeit, FAZ 14. 3. 2006. 48 Als Überblick siehe die Studien von Frank-Rutger Hausmann, Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“ sowie Deutsche Geisteswissenschaft im Zweiten Weltkrieg; zu den angesprochenen Ausnahmen siehe den Bereich Exil: Dok. 34, 68, 114, 117 47
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Analoge Beobachtungen ergeben sich im Hinblick auf das Denken und Agieren von Historikern. Trotz aller Hinwendungen zu der in der NS-Zeit hoch im Kurs stehenden Ost-, Volkstums-, Juden- und KulturbodenForschung blieb der SS-Sicherheitsdienst unzufrieden. Für ihn galt das Urteil, dass die Geschichtswissenschaftler die Chance zur nationalen Bewährung nicht genutzt hatten, weil sie dem Desiderat einer „volksdeutschen Geschichtsauffassung“ nicht Genüge getan hätten. Gemeint war, dass Historiker vielfach ihre meist nationalliberale Grundhaltung nicht oder nicht völlig geopfert hatten, dass sie ungeachtet ihrer nationalen Ausrichtung ein kritisches Wissenschaftsverständnis und eine Verpflichtung zu humanem und ethischem Denken bewahrt hatten. Die Verstrickungen in den NS-Staat waren dennoch erheblich. Die im Sog der Volkstumsforschung stehende Geschichtswissenschaft bildete nämlich mit den Fächern Ur- und Frühgeschichte, Rassekunde und Geopolitik einen neuen wissenschaftlichen Einheitskomplex, der letztlich eine wissenschaftliche Unterfütterung des Rasse-Raum-Programms lieferte. An diesem beteiligten sich auch andere renommierte Geister der Zeit wie der Jurist Carl Schmitt, mit Ausführungen zu einem Raumordnungskrieg und einem Raumordnungsfrieden. Politisch relevant wurden Ur- und Frühgeschichtler, die mit Forschungen über rassisch-seelische Urphänomene der Völkerzeit dilettierten. Näher an der Politik standen diejenigen Neuzeithistoriker, die – bei fließenden Übergängen zur übrigen Historikerzunft – den ethnoradikalen Flügel der Ost- und Volkstumsforscher bildeten. Diese hatten sich schon in der Weimarer Zeit im geistigen Vorgriff auf eine Revision des Versailler Vertrages daran gemacht, historisch untermauerte Vorschläge für die „richtigen“ Konturen eines künftigen Deutschlands zu erarbeiten. Das ergab die Basis für eine dann brisante Expertentätigkeit im Zweiten Weltkrieg, besonders als in dessen zweiter Phase die Grenzen eines Großgermanischen Reiches im Westen und Südosten weit vorgeschoben werden sollten, als vor allem der berüchtigte Generalplan Ost erstellt wurde.49 und 119; zu Benn: Lethen, Sound der Väter, sowie Dok. 10; zu Seidel: Dok. 60, 62 und 102; zu Johst und Vesper: Dok. 44. 49, 60 und 71 sowie WB XXXIII, Dok. 50; zum HJ-Liederbuch: Dok. 59; des weiteren zum Projekt einer deutschen Nationalliteratur: Dok. 8 und zur Bücher verbrennung 1933: WB XXXIII, Dok. 20; zur Germanistik insgesamt: Dainat / Danneberg, Literaturwissenschaft und Nationalsozialismus; Lerchenmüller / Simon, Vorfeld des Massenmords. 49 Blasius, Schmitt; zur Beurteilung der Historiker durch die SS: Dok. 57; von dieser Seite nicht respektierte, aber NS-nahe Texte: Dok. 22, 47 und 86; damit kontrastierend der Aufruf Onckens zur nationalen Besinnung: Dok. 30; klassischer Repräsentant der Geopolitik war Haushofer: Dok. 23, hierzu auch Schmitt in Dok. 81 und zu dessen Denken auch: Dok. 45 und WB XXXIII, Dok. 34c; bekanntester Rassekundler war Günther; zur Ur- und Frühgeschichte: Leube, Prähistorie; Steuer, Deutsche Prähistoriker; siehe auch Dok. 83 sowie 41 und 46; weitere Bereiche: Jacobeit, Völkische Wissen-
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Aus Raumgründen wurden die übrigen Wissenschaften mit Ausnahme einiger Philosophen nur mit wenigen Texten berücksichtigt. Der Herausgeber bedauert, dass dabei manche Bereiche, die durchaus eine spezifische zeitgenössische gedankliche Ausrichtung hatten und relevant waren, kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden. Aufgenommen wurden drei Texte zum Autobahnbahn-Komplex, der Denken und Fühlen der Zeit nachhaltig bestimmte, besonders im Zusammenhang mit einer insgesamt breiten Technikbegeisterung der Zeit und neuem Freizeitverhalten.50
Widerstand und Exil, das Verstummen von Juden Abschließend ist auf die Stimmen aus dem Widerstand, aus dem Exil und aus jüdischen Kreisen hinzuweisen, soweit diese nicht schon in anderen Umfeldern wie bei der Betrachtung der politischen Linken vorgestellt wurden. Der Widerstand, getragen von keineswegs nur kleinen Gruppen mit sehr unterschiedlichen Denkansätzen, setzte seiner erklärten Absicht entsprechend Zeichen, dass in Deutschland humanes Denken und Handeln nicht untergegangen oder ausgerottet waren. Dabei ragte aufgrund des ihm verbliebenen Handlungsspielraums und seines Einsatzes der von Militärs dominierte konservative Widerstand heraus. Bisweilen unter Einsatz ihres Lebens galten die Planungen einer Beendigung von Krieg und Terrorherrschaft. Bei der Suche nach Konturen des künftigen Deutschlands dominierten nicht selten Maxime des 19. Jahrhunderts und mithin ihrer Jugendzeit. Ergänzend geben Texte Einblicke vor allem in das Denken des Kreisauer Kreises und der Weißen Rose.51 Die Menschen, die in der NS-Zeit ins Exil gingen und nicht selten damit ihr Leben retteten, wurden in Deutschland keineswegs nur von den Nationalsozischaft; Botsch, Deutsche Auslandswissenschaften; zu Vorarbeiten für einen Generalplan West: Dok. 50; eine Zusammenstellung von Schieder im Vorfeld des Generalplans Ost: Dok. 69; zur Beteiligung an antisemitischen Rasse-Projekten: Dok. 47. Generell zum Komplex Historiker und Nationalsozialismus: Schulze / Oexle, Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, sowie Haar, Historiker im Nationalsozialismus. Zum Kontext: Fahlbusch / Haar. 50 Zur Philosophie: Dok. 27, 65, 87; zur Medizin: WB XXXIII, Dok. 27; zu Autobahnen: Dok. 38, 52 und 53 sowie WB XXXIII, Dok. 43 und 81; zur Begeisterung für Autos, Motorräder und Rundfunk: ebda., Dok. 87 und 90; zum Komplex Freizeit: ebda. Dok. 54 und 89. 51 Zum konservativen Widerstand: Dok. 74, 91 und WB XXXIII, Dok. 78; die vier weiteren Gruppen oder Personen in: Dok. 73, 92, 104, 108 und 122; zur Stimme eines kommunistischen Verfolgten und KZ-Opfers: WB XXXIII, Dok. 75; als Überblicksliteratur: Steinbach / Tuchel, Widerstand; Schmädeke / Steinbach, Widerstand; Hoffmann, Widerstand; Lill / Oberreuter, 20. Juli; Stickler, Porträts des Widerstandes.
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alisten lange Zeit als Verfemte angesehen; auch dies war ein Produkt lange anhaltender Überspitzungen des nationalen Denkens. Die Persönlichkeiten und Gruppen des Exils schafften es nicht ansatzweise, ihre Ideen und Kräfte zu bündeln, produzierten aber eine Flut von Zeugnissen. Präsentiert werden Zeugnisse von Thomas Mann und dem „Komitee für ein demokratisches Deutschland“.52 Mann war der bedeutendste, in Amerika und in bescheidenem Maße auch nach Deutschland hinein wirkende Sprecher dieses Exils, der neben glänzenden Analysen ansehnliche Zukunftsentwürfe veröffentlichte. Nationalsozialisten galten ihm als wollüstig-habgierige Antipoden des sozialen Humanismus, er brandmarkte die schmähliche Sympathie im Ausland, die Hitlers Aufstieg begleitet und gefördert hatte, und er nannte die bürgerliche Panik vor Kommunisten, die Hitler häufig den Ruf eines Bollwerks gegen den Bolschewismus einbrachte, das Grundübel der Zeit. Für eine Neuordnung empfahl er eine auf Aufklärung basierende politische Selbstreinigung Deutschlands sowie die Schaffung einer Demokratie, die bei Rückbesinnung auf christliche Gebote und Menschenrechte auf Versöhnung ausgerichtet sei. Vom politischen Denken und Fühlen der ausgegrenzten Juden zeugen vor allem Presseartikel, erst in Deutschland entstandene, schließlich Texte aus dem Exil; im NS-Staat hatten sich die drangsalierten jüdischen Bürger längst vor 1938 in ihre Gemeinden als Hort und Zufluchtsort zurückgezogen und waren angesichts menschlicher Entwürdigungen und einer oft todbringenden Austreibungspolitik politisch mehr und mehr verstummt. Generell zu beobachten war, dass assimilierte Kreise nicht an die ihnen drohende Vernichtung glauben konnten und dieser dann ausgeliefert waren, während weniger stark in Deutschland Verwurzelte – oft zionistischen Vorgaben, die Konjunktur hatten, folgend – sich selbst oder zumindest ihre Kinder ins Exil und damit in Sicherheit zu bringen versuchten. Daneben fällt auf, dass allenthalben anrührende Gedanken und Strategien mit dem Ziel entwickelt wurden, Reste eines Lebens in Würde zu bewahren und hieraus Kraft zu schöpfen für eine wieder normale Zukunft ohne innere und äußere Gettoisierung. Gleichwohl blieb dann meist nur der besagte Rückzug in die Gemeinden – solange es die noch gab – unter Furcht und Zittern, Verlassenheit und Verlorenheit. Unübersehbar war, wie Zug um Zug die Weichen hin zu Vernichtung und Genozid gestellt wurden. Überzeugend erscheinen daher die Hinweise der Ausgegrenzten und auf den Tod Verfolgten, dass fortan eine ewige Schmach und Schuld auf dem deutschen Staat und der deutschen Nation laste. Einen letzten Schock bietet schließlich ein Blick auf die deutsche Kolonie im damaligen New York, in der ein hysterischer Chauvinismus sein Unwesen trieb. 53 52
Dok. 114, 116 und 117; als Überblicksliteratur: Riegel / Rinsum, Literaturgeschichte. Dok. 34, 36 und 68 sowie WB XXXIII, Dok. 18, 79d und 84; als Überblicksliteratur: Zimmermann, deutsche Juden. 53
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Abschließend ist anzumerken, dass ich eine Dokumentensammlung zum Thema Politisches Denken im „Dritten Reich“ bereits im Jahr 1980 dem Verlag zur Veröffentlichung vorgelegt habe. Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft bemühte sich sehr, der Verpflichtung zur Wahrung der Autorenrechte nachzukommen. Sie versuchte, die jeweiligen Rechtsnachfolger der Urheber der Texte zu finden und anzusprechen, um ein Plazet für den Abdruck zu erhalten. Sollte dies nicht in allen Fällen gelungen sein, bitten wir die Rechtinhaber, sich beim Verlag zu melden. Demgegenüber relevanter war, dass die Veröffentlichung vor mehr als dreißig Jahren scheiterte, weil vor allem viele willige Helfer und unentbehrliche Stützen des „Dritten Reichs“ oder deren Erben sich auf den in der Bundesrepublik geltenden Autorenschutz beriefen, Abdruckrechte verweigerten und damit eine repräsentative Edition verhinderten. Diesen Vorgang sieht der Herausgeber immer noch als einen empörenden Eingriff in seine Rechte als Autor an, der sich mit dieser Edition verpflichtet fühlt, in innovativer Weise die Kenntnisse über die NS-Zeit auszubauen. Nunmehr wird eine völlige Neufassung vorgelegt. Bei deren Zusammenstellung haben mich im Laufe der Zeit so viele Kollegen und Studenten unterstützt, dass eine Aufzählung aller Helfenden unmöglich erscheint. Gleichsam stellvertretend für alle anderen danke ich Herrn Kollegen Uwe Puschner, der als Letzter in der Reihe der befragten Experten in den verschiedenen Bereichen des politischen Denkens bereitwillig zur Stelle war, als es galt, Texte zum Einzelkomplex völkisch-nordische Vorstellungen zusammenzustellen.
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QUELLEN
1.
Programm der NSDAP
1. Programm der NSDAP, 25. Februar 1920
Für unabänderlich erklärtes Streben nach einem Staat deutscher Volksgenossen; des Weiteren: außenpolitische Gleichberechtigung für Großdeutschland, Antiparlamentarismus, Brechung der Zinsknechtschaft, Gemeinnutz vor Eigennutz, gesunder Mittelstand. Feder, Programm NSDAP, S. 19 –22.
25. Februar 1920 Das Programm der Deutschen Arbeiterpartei ist ein Zeit-Programm. Die Führer lehnen es ab, nach Erreichung der im Programm aufgestellten Ziele neue aufzustellen, nur zu dem Zweck, um durch künstlich gesteigerte Unzufriedenheit der Massen das Fortbestehen der Partei zu ermöglichen. 1. Wir fordern den Zusammenschluss aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Groß-Deutschland. 2. Wir fordern die Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen Nationen, Aufhebung der Friedensverträge von Versailles und St. Germain. 3. Wir fordern Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses. 4. Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein. 5. Wer nicht Staatsbürger ist, soll nur als Gast in Deutschland leben können und muss unter Fremdengesetzgebung stehen. 6. Das Recht, über Führung und Gesetze des Staates zu bestimmen, darf nur dem Staatsbürger zustehen. Daher fordern wir, dass jedes öffentliche Amt, gleichgültig welcher Art, gleich ob im Reich, Land oder Gemeinde, nur durch Staatsbürger bekleidet werden darf. Wir bekämpfen die korrumpierende Parlamentswirtschaft einer Stellenbesetzung nur nach Parteigesichtspunkten ohne Rücksichten auf Charakter und Fähigkeiten. 7. Wir fordern, dass sich der Staat verpflichtet, in erster Linie für die Erwerbs- und Lebensmöglichkeit der Staatsbürger zu sorgen. Wenn es nicht möglich ist, die Gesamtbevölkerung des Staates zu ernähren, so sind die Angehörigen fremder Nationen (Nicht-Staatsbürger) aus dem Reiche auszuweisen. 8. Jede weitere Einwanderung Nicht-Deutscher ist zu verhindern. Wir fordern, dass alle Nicht-Deutschen, die seit 2. August 1914 in Deutschland eingewandert sind, sofort zum Verlassen des Reiches gezwungen werden. 9. Alle Staatsbürger müssen gleiche Rechte und Pfl ichten besitzen.
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1. Programm der NSDAP, 25. Februar 1920
10. Erste Pflicht jedes Staatsbürgers muss sein, geistig oder körperlich zu schaffen. Die Tätigkeit des Einzelnen darf nicht gegen die Interessen der Allgemeinheit verstoßen, sondern muss im Rahmen des Gesamten und zum Nutzen Aller erfolgen. Daher fordern wir: 11. Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens. Brechung der Zinsknechtschaft.1 12. Im Hinblick auf die ungeheuren Opfer an Gut und Blut, die jeder Krieg vom Volke fordert, muss die persönliche Bereicherung durch den Krieg als Verbrechen am Volke bezeichnet werden. Wir fordern daher restlose Einziehung aller Kriegsgewinne. 13. Wir fordern die Verstaatlichung aller (bisher) bereits vergesellschafteten (Trusts) Betriebe. 14. Wir fordern Gewinnbeteiligung an Großbetrieben. 15. Wir fordern einen großzügigen Ausbau der Altersversorgung. 16. Wir fordern die Schaffung eines gesunden Mittelstandes und seine Erhaltung, sofortige Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende, schärfste Berücksichtigung aller kleinen Gewerbetreibenden bei Lieferung an den Staat, die Länder oder Gemeinden. 17. Wir fordern eine unseren nationalen Bedürfnissen angepasste Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke. Abschaffung des Bodenzinses und Verhinderung jeder Bodenspekulation. 18. Wir fordern den rücksichtslosen Kampf gegen diejenigen, die durch ihre Tätigkeit das Gemeininteresse schädigen. Gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber usw. sind mit dem Tode zu bestrafen, ohne Rücksichtnahme auf Konfession und Rasse. 19. Wir fordern Ersatz für das der materialistischen Weltordnung dienende römische Recht durch ein deutsches Gemeinrecht. 20. Um jedem fähigen und fleißigen Deutschen das Erreichen höherer Bildung und damit das Einrücken in führende Stellung zu ermöglichen, hat der Staat für einen gründlichen Ausbau unseres gesamten Volksbildungswesens Sorge zu tragen. Die Lehrpläne aller Bildungsanstalten sind den Erfordernissen des praktischen Lebens anzupassen. Das Erfassen des Staatsgedankens muss bereits mit dem Beginn des Verständnisses durch die Schule (Staatsbürgerkunde) erzielt werden. Wir fordern die Ausbildung besonders veranlagter Kinder armer Eltern ohne Rücksicht auf deren Stand oder Beruf auf Staatskosten. 21. Der Staat hat für die Hebung der Volksgesundheit zu sorgen durch den Schutz der Mutter und des Kindes, durch Verbot der Jugendarbeit, durch 1
Extreme Heraushebung im Original wie auch in Punkt 24.
1. Programm der NSDAP, 25. Februar 1920
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Herbeiführung der körperlichen Ertüchtigung mittels gesetzlicher Festlegung einer Turn- und Sportpflicht, durch größte Unterstützung aller sich mit körperlicher Jugendausbildung beschäftigenden Vereine. 22. Wir fordern die Abschaffung der Söldnertruppe und die Bildung eines Volksheeres. 23. Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen die bewusste politische Lüge und ihre Verbreitung durch die Presse. Um die Schaffung einer deutschen Presse zu ermöglichen, fordern wir, dass: a) sämtliche Schriftleiter und Mitarbeiter von Zeitungen, die in deutscher Sprache erscheinen, Volksgenossen sein müssen, b) nichtdeutsche Zeitungen zu ihrem Erscheinen der ausdrücklichen Genehmigung des Staates bedürfen. Sie dürfen nicht in deutscher Sprache gedruckt werden, c) jede finanzielle Beteiligung an deutschen Zeitungen oder deren Beeinflussung durch Nicht-Deutsche gesetzlich verboten wird und fordern als Strafe für Übertretungen die Schließung eines solchen Zeitungsbetriebes, sowie die sofortige Ausweisung der daran beteiligten Nicht-Deutschen aus dem Reich. Zeitungen, die gegen das Gemeinwohl verstoßen, sind zu verbieten. Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen eine Kunst- und Literaturrichtung, die einen zersetzenden Einfluss auf unser Volksleben ausübt und die Schließung von Veranstaltungen, die gegen vorstehende Forderungen verstoßen. 24. Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, sowie sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen. Die Partei als solche Vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Sie bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, dass eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage: Gemeinnutz vor Eigennutz. 25. Zur Durchführung alles dessen fordern wir: Die Schaffung einer starken Zentralgewalt des Reiches. Unbedingte Autorität des politischen Zentralparlaments über das gesamte Reich und seine Organisationen im Allgemeinen. Die Bildung von Stände- und Berufskammern zur Durchführung der vom Reich erlassenen Rahmengesetze in den einzelnen Bundesstaaten. Die Führer der Partei versprechen, wenn nötig unter Einsatz des eigenen Lebens, für die Durchführung der vorstehenden Punkte rücksichtslos einzutreten.
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2. Buchauszug Hitlers, Mein Kampf, 1925 / 1927
2.
Buchauszug Hitlers
2. Buchauszug Hitlers, Mein Kampf, 1925 / 1927
Arier als Begründer höheren Menschentums, mit Verpfl ichtung zu Rasse- und Raumpolitik bei Blick nach Osten; außenpolitische Grundüberlegungen; Jude als Parasit. Hitler, Mein Kampf, S. 317 f., 327–329, 334, 444 – 447, 693, 697, 699, 728, 731 f., 738, 741–743. und 749.
1925 / 1927 Es ist ein müßiges Beginnen, darüber zu streiten, welche Rasse oder Rassen die ursprünglichen Träger der menschlichen Kultur waren und damit die wirklichen Begründer dessen, was wir mit dem Worte Menschheit alles umfassen. 2 Einfacher ist es, sich diese Frage für die Gegenwart zu stellen, und hier ergibt sich auch die Antwort leicht und deutlich. Was wir heute an menschlicher Kultur, an Ergebnissen von Kunst, Wissenschaft und Technik vor uns sehen, ist nahezu ausschließlich schöpferisches Produkt des Ariers. Gerade diese Tatsache aber lässt den nicht unbegründeten Rückschluss zu, dass er allein der Begründer höheren Menschentums überhaupt war, mithin der Urtyp dessen darstellt, was wir unter dem Worte „Mensch“ verstehen. Er ist der Prometheus der Menschheit, aus dessen lichter Stirne der göttliche Funke des Genies zu allen Zeiten hervorsprang, immer von neuem jenes Feuer entzündend, das als Erkenntnis die Nacht der schweigenden Geheimnisse aufhellte und den Menschen so den Weg zum Beherrscher der anderen Wesen dieser Erde emporsteigen ließ. Man schalte ihn aus – und tiefe Dunkelheit wird vielleicht schon nach wenigen Jahrtausenden sich abermals auf die Erde senken, die menschliche Kultur würde vergehen und die Welt veröden. […] (S. 317 f.) Den gewaltigen Gegensatz zum Arier bildet der Jude. […] (S. 329) Er ist und bleibt der typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immermehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung seines Daseins aber gleicht ebenfalls der von Schmarotzern: wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab. So lebte der Jude zu allen Zeit in den Staaten anderer Völker und bildete dort seinen eigenen Staat, der allerdings so lange unter der Bezeichnung „Religionsgemeinschaft“ maskiert zu segeln pflegte, als die äußeren Umstände kein vollständiges Enthüllen seines Wesens angezeigt sein ließen. Glaubte er sich aber einmal stark genug, um der Schutzdecke entbehren zu können, dann ließ er noch immer den Schleier fallen und war plötzlich das, was so viele andere früher nicht glauben und sehen wollten: der Jude. […] (S. 334) Nein, es gibt nur ein heiligstes Menschenrecht, und dieses Recht ist zugleich die heiligste Verpflichtung, nämlich: dafür zu sorgen, dass das Blut 2
Zu Hitlers „Mein Kampf“ siehe auch Plöckinger, Geschichte eines Buches.
2. Buchauszug Hitlers, Mein Kampf, 1925 / 1927
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rein erhalten bleibt, um durch die Bewahrung des besten Menschentums die Möglichkeit einer edleren Entwicklung dieser Wesen zu geben. Ein völkischer Staat wird damit in erster Linie die Ehe aus dem Niveau einer dauernden Rassenschande herauszuheben haben, um ihr die Weihe jener Institution zu geben, die berufen ist, Ebenbilder des Herrn zu zeugen und nicht Missgeburten zwischen Mensch und Affe. […] (S. 444 f.) Was auf diesem Gebiet heute von allen Seiten versäumt wird, hat der völkische Staat nachzuholen. Er hat die Rasse in den Mittelpunkt des allgemeinen Lebens zu setzen. Er hat für ihre Reinerhaltung zu sorgen. Er hat das Kind zum kostbarsten Gut eines Volkes zu erklären. Er muss dafür Sorge tragen, dass nur wer gesund ist, Kinder zeugt; dass es nur eine Schande gibt: bei eigener Krankheit und eigenen Mängeln dennoch Kinder in die Welt zu setzen, doch eine höchste Ehre: darauf zu verzichten. Umgekehrt aber muss es als verwerflich gelten: gesunde Kinder der Nation vorzuenthalten. Der Staat muss dabei als Wahrer einer tausendjährigen Zukunft auftreten, der gegenüber der Wunsch und die Eigensucht des einzelnen als nichts erscheinen und sich zu beugen haben. Er hat die modernsten ärztlichen Hilfsmittel in den Dienst dieser Erkenntnis zu stellen. Er hat, was irgendwie ersichtlich krank und erblich belastend ist, zeugungsunfähig zu erklären und dies praktisch auch durchzusetzen. Er hat umgekehrt dafür zu sorgen, dass die Fruchtbarkeit des gesunden Weibes nicht beschränkt wird […]. (S. 446 f.) Eine Diplomatie hat dafür zu sorgen, dass ein Volk nicht heroisch zugrunde geht, sondern praktisch erhalten wird. Jeder Weg, der hierzu führt, ist dann zweckmäßig, und sein Nichtbegehen muss als pflichtvergessenes Verbrechen bezeichnet werden. […] (S. 693) Völkerschicksale werden fest aneinandergeschmiedet nur durch die Aussicht eines gemeinsamen Erfolges im Sinne gemeinsamer Erwerbungen, Eroberungen, kurz einer beiderseitigen Machterweiterung. […] (S. 697) Denn darüber muss man sich endlich vollständig klar werden: Der unerbittliche Todfeind des deutschen Volkes ist und bleibt Frankreich. Ganz gleich, wer in Frankreich regierte oder regieren wird, ob Bourbonen oder Jakobiner, Napoleoniden oder bürgerliche Demokraten, klerikale Republikaner oder rote Bolschewisten: das Schlussziel ihrer außenpolitischen Tätigkeit wird immer der Versuch einer Besitzergreifung der Rheingrenze sein und einer Sicherung dieses Stromes für Frankreich durch ein aufgelöstes und zertrümmertes Deutschland. England wünscht kein Deutschland als Weltmacht, Frankreich aber keine Macht, die Deutschland heißt: ein denn doch sehr wesentlicher Unterschied! Heute aber kämpfen wir nicht für eine Weltmachtstellung, sondern haben zu ringen um den Bestand unseres Vaterlandes, um die Einheit unserer Nation und um das tägliche Brot für unsere Kinder. Wenn wir von diesem Gesichtspunkte aus Ausschau halten wollten nach europäischen Bundesgenossen, so bleiben nur zwei Staaten übrig: England und Italien. […] (S. 699)
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2. Buchauszug Hitlers, Mein Kampf, 1925 / 1927
Nur ein genügend großer Raum auf dieser Erde sichert einem Volke die Freiheit des Daseins. […] (S. 728) Wir sind außer jedem Verhältnis zu den anderen großen Staaten der Erde geraten, und dies nur dank der geradezu verhängnisvollen außenpolitischen Leitung unseres Volkes, dank völligen Fehlens einer, ich möchte fast sagen, testamentarischen Festlegung auf ein bestimmtes außenpolitisches Ziel, und dank des Verlustes jeden gesunden Instinktes und Triebes zur Selbsterhaltung. Wenn die nationalsozialistische Bewegung wirklich die Weihe einer großen Mission für unser Volk vor der Geschichte erhalten will, muss sie, durchdrungen von der Erkenntnis und erfüllt vom Schmerz über seine wirkliche Lage auf dieser Erde, kühn und zielbewusst den Kampf aufnehmen gegen die Ziellosigkeit und Unfähigkeit, die bisher unser deutsches Volk auf seinen außenpolitischen Wegen leiteten. Sie muss dann, ohne Rücksicht auf „Traditionen“ und Vorurteile, den Mut fi nden, unser Volk und seine Kraft zu sammeln zum Vormarsch auf jener Straße, die aus der heutigen Beengtheit des Lebensraumes dieses Volk hinausführt zu neuem Grund und Boden und damit auch für immer von er Gefahr befreit, auf dieser Erde zu vergehen oder als Sklavenvolk die Dienste anderer besorgen zu müssen. Die nationalsozialistische Bewegung muss versuchen, das Missverhältnis zwischen unserer Volkszahl und unserer Bodenfläche – diese als Nährquelle sowohl wie auch als machtpolitischer Stützpunkt angesehen –, zwischen unserer historischen Vergangenheit und der Aussichtslosigkeit unserer Ohnmacht in der Gegenwart zu beseitigen. Sie muss sich dabei bewusst bleiben, dass wir als Wahrer höchsten Menschentums auf dieser Erde auch an eine höchste Verpflichtung gebunden sind, und sie wird um so mehr dieser Verpflichtung zu genügen vermögen, je mehr sie dafür sorgt, dass das deutsche Volk rassisch zur Besinnung gelangt und sich außer der Zucht von Hunden, Pferden und Katzen auch des eigenen Blutes erbarmt. […] (S. 731 f.) Die Grenzen des Jahrs 1914 bedeuten für die Zukunft der deutschen Nation gar nichts. […] (S. 738) Dabei ziehen wir Nationalsozialisten bewusst einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Russland und die ihm untertanen Randstaaten denken. Das Schicksal selbst scheint uns hier einen Fingerzeig geben zu wollen. Indem es Russland dem Bolschewismus überantwortete, raubte es dem russischen Volk jene Intelligenz, die bisher dessen staatlichen Bestand herbeiführte und garantierte. Denn die Organisation eines russischen Staatsge-
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bildes war nicht das Ergebnis der staatspolitischen Fähigkeiten des Slawentums in Russland, sondern vielmehr nur ein wundervolles Beispiel für die staatenbildende Wirksamkeit des germanischen Elementes in einer minderwertigen Rasse. […] (S. 741 f.) Unsere Aufgabe, die Mission der nationalsozialistischen Bewegung, aber ist, unser eigenes Volk zu jener politischen Einsicht zu bringen, dass es sein Zukunftsziel nicht im berauschenden Eindruck eines neuen Alexanderzuges erfüllt seiht, sondern vielmehr in der emsigen Arbeit de deutschen Pfluges, dem das Schwert nur den Boden zu geben hat. […] (S. 743) Ein Bündnis, dessen Ziel nicht die Absicht zu einem Kriege umfasst, ist sinn- und wertlos. Bündnisse schließt man nur zum Kampf. Und mag die Auseinandersetzung im Augenblick des Abschlusses eines Bündnisvertrages in noch so weiter Ferne liegen, die Aussicht auf eine kriegerische Verwicklung ist nichtsdestoweniger die innere Veranlassung zu ihm. (S. 749)
3.
Buchauszug Hitlers
Notwendigkeit einer deutschen Welt- und Raumpolitik; Einfl uss von Juden auf USA und Großbritannien sowie auf deren Beziehungen zu Deutschland. 3. Buchauszug Hitlers, Hitlers Zweites Buch, Sommer 1928
Hitlers Zweites Buch, S. 127 f., 130, 161–165, 167 und 171–175.
Sommer 1928 So, wie hier die Geschichte langsam von den rassisch wertvolleren Völkern des Abendlandes gestaltet wurde, so entsteht die Gefahr, dass die Bedeutung des rassisch minderwertigeren Europas langsam zu einer neuen Bestimmung der Weltschicksale durch das Volk des nordamerikanischen Kontinents führt. Dass diese Gefahr ganz Europa droht, wird immerhin von einzelnen heute schon erkannt. Nur was sie für Deutschland bedeutet, wollen die wenigsten wissen. Unser Volk wird, wenn es mit gleicher politischer Gedankenlosigkeit wie bisher in die Zukunft hineinlebt, dem Anspruch auf Weltbedeutung endgültig entsagen müssen. Es wird rassisch mehr und mehr verkümmern, bis es endlich zu degenerierten, animalischen Fresssäcken heruntersinkt, denen selbst die Erinnerung an die vergangene Größe fehlen wird. Staatlich im Rahmen der kommenden Weltstaatenordnung höchstens das, was die Schweiz und Holland im bisherigen Europa waren. Das wird das Ende des Lebens eines Volkes sein, dessen Geschichte 2000 Jahre die Weltgeschichte gewesen ist. Mit nationalbürgerlichen dummen Phrasen, deren praktische Unsinnigkeit und Wertlosigkeit schon durch die Erfolge der bisherigen Entwicklung bewiesen sein müsste, wird dieses Schicksal nicht mehr geändert. Nur eine neue Reformationsbewegung, die der rassischen Gedankenlosigkeit ein bewusstes
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3. Buchauszug Hitlers, Hitlers Zweites Buch, Sommer 1928
Erkennen gegenübersetzt und alle Folgerungen aus diesem Erkennen zieht, kann unser Volk von diesem Abgrund noch zurückreißen. Es wird die Aufgabe der nationalsozialistischen Bewegung sein, die heute entweder schon vorhandenen oder doch werdenden Erkenntnisse und wissenschaftlichen Einsichten der Rassenlehre sowie der durch sie geklärten Weltgeschichte in die praktisch angewandte Politik zu überführen. […] (S. 127) Dass die amerikanische Union zu einer so bedrohlichen Höhe aufzusteigen vermag, liegt nicht n der Tatsache begründet, dass dort … Millionen 3 Menschen einen Staat bilden, sondern in der Tatsache, dass … Millionen Quadratkilometer fruchtbarsten und reichsten Bodens von … Millionen Menschen höchsten Rassenwertes bewohnt sind. […] Wäre dies nicht richtig, läge mithin die Bedeutung der amerikanischen Union nur in der Volkszahl allein oder auch in der Größe des Raumes oder in dem Verhältnis, in dem dieser Raum zur Volkszahl steht, dann würde für Europa Russland mindestens genauso gefährlich sein. Das heutige Russland umfasst … Millionen Menschen auf … Millionen qkm. Diese Menschen sind auch in einem Staatswesen zusammengefasst, dessen Wert, traditionell genommen, sogar ein höherer sein müsste als der der amerikanischen Union, allein trotzdem wird es keinem Menschen einfallen, deshalb eine russische Hegemonie für die Welt zu befürchten. Der Zahl des russischen Volkes liegt kein solcher innerer Wert bei, dass diese Zahl zu einer Gefahr für die Freiheit der Welt werden könnte. Zumindest nie im Sinne einer wirtschaftlichen und machtpolitischen Beherrschung der anderen Erde, sondern höchstens in dem einer Überschwemmung mit Krankheitsbazillen, die zurzeit in Russland ihren Herd haben. […] (S. 128) Nordamerika wird in der Zukunft nur der Staat die Stirne zu bieten vermögen, der es verstanden hat, durch das Wesen seines inneren Lebens sowohl als durch den Sinn seiner äußeren Politik den Wert seines Volkstums rassisch zu heben und staatlich in die hierfür zweckmäßigsten Form zu bringen. Indem aber eine solche Lösung als möglich hingestellt wird, werden sich an ihr eine ganze Anzahl von Nationen zu beteiligen vermögen, was zu einer erhöhten Ertüchtigung schon infolge der gegenseitigen Konkurrenz führen kann und führen wird. Es ist wieder die Aufgabe der nationalsozialistischen Bewegung, das eigene Vaterland selbst für diese Aufgabe auf das äußerste zu stärken und vorzubereiten. […] (S. 130) Ich habe bereits in diesem Buche die verschiedenen außenpolitischen Möglichkeiten Deutschlands behandelt. […] 1.) Deutschland kann auf eine außenpolitische grundsätzliche Zielsetzung
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Diese und die folgenden Lücken, die auf das Fehlen von Kenntnissen von bestimmten statistischen Werten bei Hitler schließen lassen, fi nden sich im Original.
3. Buchauszug Hitlers, Hitlers Zweites Buch, Sommer 1928
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überhaupt verzichten. Das heißt in Wirklichkeit, es kann sich zu allem entschließen, und es braucht sich auf gar nichts festlegen. Es wird damit die Politik der letzten 30 Jahre nur unter anderen Verhältnissen auch in der Zukunft fortsetzen. […] (S. 161) Die Lage Deutschlands in Europa ist heute eine solche, dass es bei eigener politischer Ziellosigkeit noch lange nicht hoffen darf, einem Zustand der beschaulichen Ruhe entgegengehen zu können. Eine solche Möglichkeit existiert für ein Volk, das mitten im Herzen Europas sich befi ndet, nicht. Entweder Deutschland versucht, selbst aktiv an der Gestaltung des Lebens mitzuwirken, oder es wird ein passives Objekt der Lebensgestaltung anderer Völker sein. Alle Klugheit, die bisher vermeinte, Völker aus geschichtlichen Gefahren durch Erklärungen eines allgemeinen. Desinteressements herausziehen zu können, hat sich bisher noch stets als ebenso feiger wie dummer Irrtum herausgestellt. Wer nicht Hammer sein will, wird in der Geschichte Amboss sein. Unser deutsches Volk hat in seiner ganzen bisherigen Entwicklung immer nur zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu wählen gehabt. […] (S. 161 f.) 2. Deutschland wünscht, wirtschaftlich wie bisher die Ernährung des deutschen Volkes durchzuführen. Es will sich demgemäß auch in der Zukunft an Weltindustrie, -export und -handel maßgebendst beteiligen. Es will damit wieder eine große Handelsflotte, will Kohlenstationen und Stützpunkte in der anderen Welt und will endlich nicht nur internationale Absatzmärkte, sondern wenn möglich auch in Form von Kolonien eigene Rohstoffquellen. In der Zukunft wird man eine solche Entwicklung zwangsläufig besonders durch maritime Machtmittel zu schützen haben. Dieses ganze politische Zukunftsziel ist Utopie, wenn nicht vorher England niedergeworfen erscheint. Es stellt alle Gründe erneut her, die im Jahre 1914 im Weltkrieg endeten. Jeder Versuch Deutschlands, auf diesem Wege seine Vergangenheit erneut aufzubauen, muss bei der Todfeindschaft Englands enden, zu der dann als sicherster Partner von vornherein Frankreich gerechnet werden darf. Vom völkischen Standpunkt aus ist diese außenpolitische Zielsetzung unheilvoll, vom machtpolitischen aus gesehen wahnsinnig. 3.) Deutschland setzt als sein außenpolitisches Ziel die Wiederherstellung der Grenzen des Jahres 1914 fest. Dieses Ziel ist ungenügend vom nationalen Standpunkt aus, unbefriedigend vom militärischen, unmöglich vom in die Zukunft blickenden völkischen und wahnsinnig von dem seiner Folgen. […] (S. 162 f.) 4.) Deutschland entschließt sich […], zu einer klaren weitschauenden Raumpolitik überzugehen. Es wendet sich damit von alten weltindustriellen und welthandelspolitischen Versuchen ab und konzentriert statt dessen alle seine Kräfte, um unserem Volk durch die Zuweisung eines genügenden Lebensraumes für die nächsten 100 Jahre auch einen Lebensweg vorzuzeichnen. Da dieser Raum nur im Osten liegen kann, tritt auch die Verpflichtung
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3. Buchauszug Hitlers, Hitlers Zweites Buch, Sommer 1928
zu einer Seemacht in den Hintergrund. Deutschland versucht erneut, auf dem Wege der Bildung einer ausschlaggebenden Macht zu Lande seine Interessen zu verfechten. […] (S. 163) Es ist in Deutschland besonders eine sehr irrtümliche Auffassung weit verbreitet, dass nämlich England jede europäische Vormacht sofort bekämpfe. Dies ist tatsächlich nicht richtig. England hat sich eigentlich um die europäischen Verhältnisse immer so lange wenig gekümmert, solange ihm nicht aus ihnen heraus ein drohender Weltkonkurrent entstand, wobei es die Bedrohung stets nur in einer Entwicklung empfand, die seine See- und Kolonialherrschaft eines Tages durchkreuzen musste. […] (S. 167) Hätte das Deutschland der Vorkriegszeit statt seiner Weltfriedens- und Wirtschaftspolitik mit ihren an sich verhängnisvollen Rückwirkungen sich zu einer Fortsetzung der einstigen preußischen Kontinentalpolitik entschlossen, dann konnte es erstens seine Landmacht wirklich auf jene überragende Hohe heben, wie sie der preußische Staat einst gehabt hat, und es brauchte dann zweitens eine unbedingte Feindschaft mit England nicht zu fürchten. Denn soviel ist sicher, dass, wenn Deutschland die gesamten ungeheueren Mittel, die es in die Flotte hineinpulverte, zur Stärkung seines Landheeres verwendet haben würde, dann wären seine Interessen zumindest auf den ausschlaggebenden europäischen Schlachtfeldern anders zu verfechten gewesen, und der Nation wäre das Schicksal erspart geblieben, eine zum Teil mehr als ungenügend ausgerüstete Landarmee gegenüber einer erdrückenden Weltkoalition langsam verbluten zu sehen […]. (S. 171) Auch der weitere Einwand, dass England dann doch eines Tages gegen Deutschland gegangen wäre, ist schon fast dumm zu nennen. […] (S. 171 f.) Wenn England selbst seinen großen weltpolitischen Zielen treu bleibt, dann werden seine möglichen Widersacher in Europa Frankreich und Russland, in der übrigen Welt in der Zukunft besonders die amerikanische Union sein. Eine Veranlassung zu einer Verewigung der englischen Feindschaft gegen Deutschland ist demgegenüber nicht vorhanden. […] (S. 173) Auch in der Zukunft, wird deshalb bestimmend für die englische Außenpolitik die nüchterne Wahrnehmung der britischen Interessen sein. Wer diese Interessen durchkreuzt, wird damit auch in der Zukunft Englands Feind sein. Wer sie nicht berührt, dessen Dasein wird auch England nicht berühren. Und wer ihnen von Zeit zu Zeit nützlich sein kann, der wird an Englands Seite geladen ohne Rücksicht darauf, ob er früher ein Feind gewesen ist und in der Zukunft vielleicht wieder einer werden kann. […] (S. 174) Allerdings tritt für die Haltung Englands Deutschland gegenüber noch ein weiterer wichtiger Faktor in Erscheinung: das auch in England maßgebenden Einfluss besitzende Weltjudentum. So sicher das Engländertum selbst die Kriegspsychose Deutschland gegenüber überwinden wird können, so sicher wird aber auch das Weltjudentum nichts unterlassen, um die alten Feind-
4. Buchauszug Rosenbergs, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930
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schaften rege zu erhalten, eine Befriedigung Europas nicht eintreten zu lassen, um im Durcheinander einer allgemeinen Unruhe seine bolschewistischen Zersetzungen zum Zuge kommen lassen zu können. […] (S. 174 f.)
4.
Buchauszug Rosenbergs
Das Hakenkreuz als Gleichnis für einen Mythus, ausgerichtet auf Volksehre, Lebensraum, nationale Freiheit und soziale Gerechtigkeit, des Weiteren auf Rassenreinheit und Fruchtbarkeit.
4. Buchauszug Rosenbergs, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930
Rosenberg, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, S. 678–681, 683–689, 694 f. und 697–699.
1930 Die Einheit des Wesens 1. Ein Volk ist als Volk verloren, ist als solches überhaupt gestorben, wenn es beim Überschauen seiner Geschichte und bei Prüfung seines Zukunftswillens keine Einheit mehr fi ndet. In welchen Formen die Vergangenheit auch verlaufen sein mag: Gelangt eine Nation dazu, ihre Gleichnisse des ersten Erwachens echt und wirklich zu verleugnen, dann hat sie damit die Wurzeln ihres Seins und Werdens überhaupt verneint und sich zur Unfruchtbarkeit verdammt. Denn auch Geschichte ist nicht Entwicklung eines Nichts zu einem Etwas, auch nicht von Unbedeutendem zu Großem, auch nicht die Verwandlung eines Wesens in ein ganz anderes, sondern das erste rassisch-volkische Erwachen durch Helden, Götter und Dichter ist bereits ein Höhepunkt für immer. Diese erste große mythische Höchstleistung wird im Wesentlichen nicht mehr „vervollkommnet“, sondern nimmt bloß andere Formen an. Der einem Gott oder Helden eingehauchte Wert ist das Ewige im Guten wie im Bösen. Homer war höchstgesteigertes Griechentum und schirmte dieses noch im Untergange. Jahwe ist das triebhafte Judentum, der Glaube an ihn die Kraft auch des kleinsten Schacherjuden Polens. Diese Einheit gilt auch für die deutsche Geschichte, für ihre Männer, ihre Werte, für den uralten und neuen Mythus, für die tragenden Ideen des deutschen Volkstums. […] (678) Odin als das ewige Spiegelbild der seelischen Urkräfte des nordischen Menschen lebt heute wie vor 5000 Jahren. Er fasst in sich zusammen: Ehre und Heldentum, Schöpfung des Gesanges, d. h. der Kunst, den Schutz des Rechts und ewiges Suchen nach Weisheit. […] Derselbe Geist aber offenbart sich wiederum bei den freien großen Ostgoten, dem frommen Ulfilas; das zeigt sich aber auch – selbst zeitlich übereinstimmend – im erstarkenden Rittertum und in den großen nordisch-abendländischen Mystikern, mit ihrem Größten, Meister Eckehart. Und wiederum stellen wir später fest, dass als im friderizianischen Preußen die Seele, die einst Odin gebar, erneut lebendig
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4. Buchauszug Rosenbergs, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930
wurde bei Hohenfriedberg und Leuthen, sie zugleich auch in der Seele des Thomaskantors und Goethes wiedergeboren wurde. Von diesem Standpunkt aus wird die Behauptung tief gerechtfertigt erscheinen, dass eine nordische Heldensage, ein preußischer Marsch, eine Komposition Bachs, eine Predigt Eckeharts, ein Faustmonolog nur verschiedene Äußerungen ein und derselben Seele, Schöpfungen des gleichen Willens sind, ewige Kräfte, die zuerst unter dem Namen Odin sich vereinten, in der Neuzeit in Friedrich und Bismarck Gestalt gewannen. Und solange diese Kräfte wirksam sind, solang, und nur solang, wirkt und webt noch nordisches Blut mit nordischer Seele in mystischer Vereinigung, als Voraussetzung jeder artechten Schöpfung. Lebendig sind nur der Mythus und seine Formen, für den die Menschen zu sterben bereit sind. Als die Franken ihre altheimatlichen Haine verlassen hatten und ihre Körper und Seelen wurzellos geworden waren, schwand ihnen nach und nach die Kraft […]. Und was die Lebenden nicht mehr in der glühenden Weise erfüllt, so dass sie bereit sind, ihr Leben dafür zu lassen, ist tot und keine Macht wird es mehr zum Leben erwecken. […] (679 – 681) 2. Der Denker der hellenischen Antike nahm an, früher oder später werde die Vernunft doch eine restlose Erkenntnis des Alls ermöglichen. Spät, sehr spät ist es dann klar geworden, dass es im Wesen des Menschlichen liegt, die sogenannte „absolute Wahrheit“, auch den vorausgesetzten Sinn des Erdgeschehens nicht erfassen zu können. […] (681) Was es nun zu erkennen gilt und was den Kern der neuen Welt- und Staatsanschauung des 20. Jahrhunderts ausmacht, ist, dass die organische Wahrheit in sich selbst ruht und an der Zweckmäßigkeit der Lebensgestalt abzulesen ist. […] Zweckmäßigkeit bedeutet Aufbau eines Lebewesens, Unzweckmäßigkeit seinen Untergang; zugleich liegt hier das Mittel, die Gestalt zu veredeln, oder eine Verkrüppelung herbeizuführen. […] (683) Der logische Teil dieser Gesamtwahrheit, d. h. ein Handhaben der Werkzeuge Verstand und Vernunft, wird dargestellt von der Erkenntniskritik; der anschauliche Teil der Gesamtwahrheit wird offenbar in der Kunst, auch im Märchen und im religiösen Mythus; der willenhafte Teil (mit dem anschaulichen im engsten Zusammenhang) wird symbolisiert durch Sittenlehre und Religionsformen. Sie alle stehen – wenn sie echt sind – im Dienste der organischen Wahrheit, das heißt: im Dienst des rassegebundenen Volkstums. Von da kommen sie her, da gehen sie wieder hin. Und ihr entscheidendes Kriterium finden sie alle darin, ob sie Gestalt und innere Werte dieses RasseVolkstums steigern, es zweckmäßiger ausbilden, es lebenskräftiger gestalten oder nicht. […] (684) Der weiseste Mensch ist der, dessen persönliche Selbstverwirklichung mit der Lebensdarstellung der Großen germanischen Blutes auf der gleichen Linie liegt. Der Größte unserer Zeit wird der sein, welcher aus machtvollster mythischer Neugestaltung auch die Seelen Millionen Vergifteter und Irregeführter diesem altneuen typischen Wollen unterstellt und damit den Grund-
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stein legt zu dem, was noch nie war, was aber die Sehnsucht aller unserer Sucher beflügelt hat: ein deutsches Volk und eine echte deutsche Volkskultur. Und dies alles ist das wesentlich Neue, was den Mythus unseres Jahrhunderts ausmacht und plötzlich lebenspendend hineinzudringen sich anschickt in die geringste Bauernhütte, in die bescheidenste Arbeiterwohnung; sogar schon in die Hörsäle unserer Hochschulen. […] (685) 3. Die Konsequenzen sind aber schwerstwiegender Art. Denn bedeutet Goethes Spruch „Was fruchtbar ist, allein ist wahr“, das Wesen alles Organischen, so ergibt sich ein neuer, dem heutigen Leben gänzlich ungewohnter Maßstab. […] Hier zeigt sich ein interessantes Gegenspiel, das sich auch auf allen anderen Gebieten beobachten lässt: ist die willenmäßig-organische Lüge der Tod der nordischen Menschen, so bedeutet sie das Lebenselement des Judentums. Paradox ausgedrückt: Die beständige Lüge ist die „organische“ Wahrheit der jüdischen Gegenrasse. […] Weil dem so ist, kann der Jude in einem Staat nicht zur Herrschaft gelangen, der von gesteigerten Ehrbegriffen getragen wird; genau aus demselben Grund wird aber auch der Deutsche innerhalb des demokratischen Systems nicht wirklich leben, nicht fruchtbar sein können. Denn dieses System ist auf Massenbetrug und Ausbeutung im Großen und Kleinen aufgebaut. Entweder er überwindet es nach der giftigen Erkrankung ideell und materiell, oder er geht an der Sünde gegen seine organische Wahrheit rettungslos zugrunde. (685 – 687) Eine Schau des Lebens kann […] auf vielfache Weise dargestellt werden. Zuerst geschieht es auf mythologisch-mystische Art. […] Den gleichen Wahrheitsgehalt weisen auch die deutschen Märchen auf. […] Eine Weltanschauung wird […] erst dann „wahr“ sein, wenn Märchen, Sage Mystik, Kunst und Philosophie sich gegenseitig umschalten lassen und das Gleiche in verschiedener Weise ausdrücken, innere Werte gleicher Art zur Voraussetzung haben. Hier müssten sich der religiöse Kultus und die politische Öffentlichkeit, als von Menschen selbst dargestellter Mythus, hinzugesellen. Dies einst zu verwirklichen, ist das Ziel des rassischen Kulturideals unserer Zeit. Einst bewirkte das hochgehaltene Kruzifi x die plötzliche Ummagnetisierung tausender, dies Symbol anschauender Menschen. Bewusst und unterbewusst traten alle assoziativen Faktoren hinzu – Jesus Christus, Bergpredigt, Golgatha, Auferstehung der Gläubigen – und schweißten oft Millionen zu Taten im Dienste der Herrschaft dieses Gleichnisses zusammen. Auch die heutige Zeit des Verfalls besitzt ihr Symbol: die rote Fahne. Bei ihrem Anblick erwachen auch hier bei Millionen viele Assoziationen: Weltbrüderlichkeit der Besitzlosen, proletarischer Zukunftsstaat usw. Jeder, der die rote Fahne hebt, erscheint als ein Führer in dieses Reich. Die alten Gegensymbole sind gefallen. Auch das in tausend Schlachten vorausflatternde Schwarzweißrot hat man heruntergeholt. Die Feinde des Deutschtums wussten, was sie damit taten. Dass sie es aber tun konnten, hat den Ehrenfahnen von 1914 ihren inneren Mythus geraubt. Aber ein neues Symbol ist bereits emporgehoben und ringt
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4. Buchauszug Rosenbergs, Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930
mit allen anderen: das Hakenkreuz. Wird dies Zeichen entrollt, so ist es Gleichnis für alt-neuen Mythus; die es schauen, denken an Volksehre, an Lebensraum, an nationale Freiheit und soziale Gerechtigkeit, an Rassenreinheit und lebenesrneuernde Fruchtbarkeit. Immer mehr wird es umwittert auch von Erinnerungen an jene Zeit, da es als Heilszeichen den nordischen Wanderern und Kriegern voranzog nach Italien, Griechenland, […] bis es nach 1918 das Gleichnis eines neuen Geschlechts wurde, das endlich „eins mit sich selbst“ werden will. […] (687– 689) 4. Als deutlich zu verfolgender Unterstrom neben der Suche nach der „einen absoluten Wahrheit“ zeigt sich nicht nur heute die ganze andere Auffassung von Ich und Du, von Ich und Welt, von Ich und Ewigkeit […]. (689) Der Individualismus ist ebenso als „relativ“ erkannt wie der uferlose Universalismus. Beide erstreben erneut eine logisch fassbare Summe ihres Suchens und sind daran zerschellt. Hier tritt die organische völkische Weltanschauung in ihr Recht, wie sie von jeher sich Bahn gebrochen hatte, wenn mechanistischer Individualismus und schematischer Universalismus die Welt in Ketten legen wollten. Die Systematiker der Philosophie sind über diese Zeugnisse des nordischen Daseins instinktlos hinweggegangen, weil das Wesen dieses willenhaften Dranges kein logisches System darstellt, sondern ein Fluten der Seele bedeutet. Heute verlangt diese echt organische Weltanschauung inmitten der zusammenbrechenden atomistischen Epoche mehr als früher: ihr Recht, ihr Herrenrecht: vom Zentrum der Ehre als Höchstwert der nordisch-abendländischen Welt soll sie mit beschwingter Seligkeit ihren Mittelpunkt erleben und sich das Leben unerschrocken neu gestalten. 5. […] Wir setzen folgende lebensgesetzliche Gliederung: 1. Rassenseele, 2. Volkstum, 3. Persönlichkeit, 4. Kulturkreis, wobei wir nicht an eine Stufenleiter von oben nach unten denken, sondern an einen durchpulsten Kreislauf. Die Rassenseele ist nicht mit Händen greifbar und doch dargestellt im blutgebundenen Volkstum, gekrönt und gleichnishaft zusammengeballt in den großen Persönlichkeiten, die schöpferisch wirkend einen Kulturkreis erzeugen, der wiederum von Rasse und Rassenseele getragen wird. Diese Ganzheit ist nicht nur „Geist“, sondern Geist und Wille, also eine Lebenstotalität. […] (694 f.) 6. Dieser neue und doch alte Blutmythus, dessen zahlreiche Verfälschungen wir erleben, war auch im Rücken der einzelnen Nation bedroht, als dunkle, satanische Kräfte überall hinter den siegenden Heeren von 1914 wirksam wurden […]. Der Weltbrand ging zu Ende, […] da zeigte sich aber, dass die dämonischen Mächte über die göttlichen im Rücken der Heere gesiegt hatten. […] Zur gleichen Zeit aber wird in den gebeugten Seelen der Hinterbliebenen der toten Krieger jener Mythus des Blutes, für den die Helden starben, erneut, vertieft, bis in die letzten Verästelungen erfasst und erlebt. Diese innere Stimme fordert heute, dass der Mythus des Blutes und der Mythus der Seele, Rasse und Ich, Volk und Persönlichkeit, Blut und
5. Leitartikel der Neuen Preußischen Zeitung, Berlin, 31. Januar 1933
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Ehre, allein, ganz allein und kompromisslos das ganze Leben durchziehen, tragen und bestimmen muss. Er fordert für das deutsche Volk, dass die zwei Millionen toter Helden nicht umsonst gefallen sind, er fordert eine Weltrevolution und duldet keine anderen Höchstwerte mehr neben sich. […] (598 f.)
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Leitartikel der Neuen Preußischen Zeitung
Gedanken auf konservativer Seite bei Bildung der Regierung Hitler: Freude über breite nationale Front und Kampfregierung mit Weltkriegs-Feldherrn und mit Exponenten des Nationalismus, mit Frontsoldaten und Fachleuten, mit Opferbereitschaft und Dienstethos sowie bei Friedensperspektive. Staatsbewusster Nationalismus, in: Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung).
5. Leitartikel der Neuen Preußischen Zeitung, Berlin, 31. Januar 1933
Berlin, 31. Januar 1933 Staatsbewusster Nationalismus In vertrautem Kreise wird erzählt, der Herr Reichspräsident Hindenburg habe gestern nach Bildung des Reichskabinetts auf die Frage, wie sein persönliches Empfinden sei, mit bewegter Stimme erwidert: „Nun sie sich einig geworden sind, geht es mir gut. In diesen schlichten Worten und in der inneren Bewegtheit des obersten Leiters des Reiches kommt in schlichtester Form die ganze Größe des gestrigen Geschehens zum Ausdruck. Denn Großes ist gestern geschehen: Während seit Wochen ein banges Fragen und Zweifeln durch unser ganzes Volk und durch die weite Welt ging, ob die nationalen Führer Deutschlands nicht endlich alle Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten überwinden könnten angesichts der verzweifelten Not des Volkes, ist nun jeder Zweifel und jedes Sorgen behoben: Die Einigung, die große nationale Front ist da. Von allen Beteiligten hat diese Einigung starke persönliche und sachliche Opfer gefordert. Sie hat aber auch zugleich gezeigt, dass in allen Beteiligten der große Grundgedanke des staatlichen Wesens, der Gedanke des opferwilligen Dienstes am Staate, in all den Wirren und Nöten unserer Zeit stark und rein erhalten geblieben ist. Dem Reichspräsidenten als dem obersten Führer des Volkes ist das schwerste Opfer auferlegt worden. Er hat gegen seinen lange Zeit festgehaltenen Willen sich dazu entschlossen, dem Führer der größten nationalen Partei, Adolf Hitler, das Kanzleramt zu übertragen. Aber kaum geringer ist das Opfer, das Adolf Hitler gebracht hat. Denn er hat auf seine von jeher immer wieder betonte Grundforderung „entweder alles oder nichts“ verzichtet und hat sich eingereiht in die große Front unter Führung des Reichspräsidenten. Und sollte man nicht anerkennen, dass der frühere Reichskanzler von Papen unermüdlich seit Wochen der getreue Vermittler war und dann auf das oberste Amt verzichtet hat?
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5. Leitartikel der Neuen Preußischen Zeitung, Berlin, 31. Januar 1933
Neu gegenüber den bisherigen Kabinettsbildungen ist das Eintreten des Gründers und Ersten Bundesführers des Stahlhelm, Franz Seldte. Auch für ihn war es ein schwerer Entschluss, denn mit seinem Kabinettseintritt tritt der Bund der Frontsoldaten mit in die staatliche Verantwortung ein in einem Augenblick, in dem wahrlich kein leichter Erfolg und Ruhm winkt. Aber der Bund der Frontsoldaten, der erwachsen ist aus dem Gedanken und Willen zum Einsatz von Leib und Leben für das Vaterland über die Zeit des Kampfes in der Front hinaus, konnte seiner Einstellung nach nicht anders handeln, als in der Stunde höchster Volksnot sich auch politisch zum Dienst am Volke zur Verfügung zu stellen. Der Führer der Deutschnationalen Volkspartei endlich, Dr. Hugenberg, hat ein Opfer gebracht, das in seiner Größe dem der anderen neuen Kabinettsmitglieder nicht nachsteht. Denn er übernimmt das schwierigste Ministerium von allen und die größte Verantwortung, in dem vollen Bewusstsein der Gefahr, dass auf ihn sich die feindlichen Speere in erster Linie richten werden, und dass ihm die Rolle des Winkelried zufällt, der sich selbst dafür opfert, dass dieser Regierung und unserem Volke der Durchbruch durch die Not zu einem besseren und freieren Dasein gelingt. Das unterscheidet diese Regierungsbildung grundsätzlich von allen bisherigen: bisher konnte persönlicher Ehrgeiz und persönliches Machtstreben hinreichender Beweggrund sein, sich zur Macht zu drängen. In der jetzigen Lage der Wirtschaft und der ganzen Politik ist die Verantwortung so ungeheuer groß, dass nur Opferbereitschaft bis zum letzten zum Eintritt in diese Regierung bestimmen konnte. Aber gerade diese Opferbereitschaft und die Selbstüberwindung, die alle Beteiligten geübt haben, sind die besten Voraussetzungen eines Erfolges ihrer Regierungsarbeit. Denn wie wir oben gesagt haben: es ist eine große Entscheidung gefallen. Oder ist es nicht etwas Großes, dass in diesem durch den Krieg fast zu Boden geschlagenen und in den Nachkriegsjahren durch eine verblendete Politik immer tiefer geschwächten Volke jetzt eine Regierung gebildet worden ist, die mit dem obersten Heerführer des Krieges an der Spitze, mit dem Schöpfer der großen Bewegung des leidenschaftlichsten Nationalismus als Kanzler und mit dem Führer des härtesten Frontsoldatenkampftums als Sozial- und Arbeitsminister die nationalistischste Regierung ist, die überhaupt denkbar ist, also die Regierung, die ein darniederliegendes Volk am dringendsten nötig hat, die stärkste Bürgschaft eines Wiederaufstieges. Und dazu in dieser Regierung ein Außenminister, ein Finanzminister und ein Wirtschaftsminister, deren Fachkunde und fester Wille dem großen Schwung des Nationalismus die notwendige solide Grundlage geben. Welche bessere Regierung hätte ein Volk in unserer Lage sich wünschen können? Diese Regierung des staatsbewussten Nationalismus wird durch ihre Zusammensetzung eine Regierung des Kampfes nach außen und innen. Sicherlich wird sie gerade deswegen auf die stärkste Gegnerschaft aller derer stoßen, die offen oder geheim Gegner eines neuen Aufstiegs der deutschen Nation
6. Gedichte Schirachs, Fahne der Verfolgten, 1933
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sind. Darum wird der nationale Wille dieser Regierung mit sehr viel Klugheit gepaart sein müssen. Zwar eine Kampfregierung wie nie zuvor seit 1918, wird sie eine Regierung des friedlichen Ausgleichs sein müssen. Sie wird nach außen die Lebensinteressen und die Ehre der deutschen Nation mit unbeugsamer Zielrichtung vertreten, aber auch jedes Hinausschießen über das Ziel, jeden die ruhige Entwicklung Europas gefährdenden Schritt vermeiden müssen. Und genau das gleiche gilt für ihre Stellung nach innen, gegenüber dem eigenen Volk. Diese Regierung wird eine Regierung des inneren Friedens und der Aussöhnung der Gegensätze sein müssen, die alle Widerstrebenden zum Dienst an Staat und Volk zurückführt und die gesammelte Kraft der ganzen Nation in den Dienst der äußeren Ziele stellt. […]
6.
Gedichte Schirachs
Verherrlichung von NS-Symbolen und Gewalt durch „Jugendführer“; Führerkult. Schirach, Fahne der Verfolgten, S. 7, 20, 24 f., 32, 35 und 37–39. 6. Gedichte Schirachs, Fahne der Verfolgten, 1933
1933 a) An die Fahne Du bist die Schönste aller, die uns wehten, Du bist die Kraft, die jeden Kämpfer wirbt, Du heiligst selbst den Sünder, der Dir stirbt, Du hohe Hand, mit der die Helden beten. Inbrunst und Wille bist Du von uns allen, Wer für Dich fiel, zum Bild wird er in Dir. Du bist die Brücke zwischen dort und hier. Heil denen, die in Deinem Schatten fallen. b) Und gäb’ es niemals ein Gelingen Und gäb’ es niemals ein Gelingen, wir glauben doch an unsern Staat; und könnten wir ihn nie vollbringen, wir setzen alles an die Tat. Selbst wenn die letzten Sterne sterben, und alle Hoffnung untergeht: So kann uns keine Nacht verderben, dass einer von der Fahne geht. Und würden wider uns verbünden sich Himmel, Hölle und die Welt:
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6. Gedichte Schirachs, Fahne der Verfolgten, 1933
Wir blieben aufrecht stehn und stünden, bis auch der letzte niederfällt! c) Hitler-Jugend Fest schreiten sie und anders als die andern: Hier geht Gewalt! (Von solcher Art liegt viel im fernen Flandern) Ein Wille wuchs und wurde stolz Gestalt. Und ihre Herzen, ihre Hände weisen das Hohe auf. Nein, keine Macht, nicht Feuer und nicht Eisen hält dieses Leben ein in seinem Lauf!4 d) Volk ans Gewehr! In diesem Kampfe geht es nicht um Kronen und nicht ums Geld! Dies ist die Brandung einer neuen Welt, ein heilger Krieg um Freisein oder Fronen! Drum her zu uns! Hier steh wir braunen Horden mit festen Fäusten, schwielenhart und schwer. Wir wolln die Feinde deutscher Freiheit morden! Volk ans Gewehr! e) Am 9. November vor der Feldherrnhalle zu München Nicht in alten Bahnen, ist Gott, Du kannst ihn ahnen, wo die Fahnen des Glaubens wehn: am Schafott. Dort, wo die Teufel rufen: „Schwör’ ab, Hund, oder falle!“ Was sie auch Dome schufen, uns sind Altar die Stufen der Feldherrnhalle.
4 Bezeichnenderweise hieß die Zeitschrift der Hitler-Jugend, zwei der zentralen, auf Friedrich Nietzsches „Wille zur Macht“ zurückgehende Begriffe aufnehmend, „Wille und Macht“.
6. Gedichte Schirachs, Fahne der Verfolgten, 1933
f) Was zweifelst Du … Was Zweifelst Du? Dort oben stehen Sterne! Solange sie leuchten, gibt es einen Gott. Den Tapfern nah, den Feigen furchtbar ferne zeigt er den Weg trotz Schächer und Schafott. Was zweifelst Du? Wenn wir die Hände heben, gibt’s keine Macht, die von der Freiheit trennt! Wir sind das Schicksal und wir sind das Leben und unsre Fahne ist das Firmament! g) Das Größte: Das ist an ihm das Größte: dass er nicht nur unser Führer ist und vieler Held, sondern er selber: grade, fest und schlicht, dass in ihm ruhn die Wurzeln unsrer Welt, und seine Seele an die Sterne strich und er doch Mensch blieb, so wie Du und ich … h) Dem Führer Das ist die Wahrheit, die mich Dir verband: Ich suchte Dich und fand mein Vaterland. Ich war ein Blatt im unbegrenzten Raum, nun bist Du Heimat mir und bist mein Baum. Wie weit verweht, verginge ich im Wind, wärst Du nicht Kraft, die von der Wurzel rinnt. Ich glaub an Dich, denn Du bist die Nation, Ich glaub an Deutschland, weil Du Deutschlands Sohn. i) Hitler Ihr seid viel tausend hinter mir, und ihr seid ich und ich bin ihr. Ich habe keinen Gedanken gelebt, der nicht in euren Herzen gebebt. Und forme ich Worte, so weiß ich keins, das nicht mit eurem Wollen eins. Denn ich bin ihr und ihr seid ich, und wir alle glauben, Deutschland, an dich!
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7. Buchauszug Forsthoffs, Totaler Staat, 1933
7.
Buchauszug Forsthoffs
Votum des Staatsrechtlers für persönliches, befehlsförmiges Regiment und Bürokratie als Grundelemente des totalen Staates. Forsthoff, Totaler Staat, S. 33 –38. 7. Buchauszug Forsthoffs, Totaler Staat, 1933
1933 Voraussetzung des autoritären totalen Staates ist die Aufrichtung und praktische Durchführung der Unterscheidung zwischen Regierenden und Regierten, und zwar einer Unterscheidung, die nicht nur eine äußerliche ist, sondern auf ein wirkliches Anderssein zurückgeht und die demokratische Identitätslehre sachlich negiert. Damit wird eine nach eigenen Gesetzen lebende, besonderen geschichtlichen Verantwortlichkeiten unterworfene Schicht aus dem Volke herausgehoben, ohne vom Volke getrennt zu werden.5 Es liegt nahe, hier von der Notwendigkeit einer Elitebildung zu sprechen, aber der Elitegedanke trifft den gemeinten Vorgang nicht vollständig. Denn es handelt sich nicht nur darum, dass eine politisch besonders qualifizierte Schicht in der Volksgemeinschaft umgrenzt werden soll, sondern es ist weiter damit gemeint, dass diese hochqualifizierte, rassisch und geistig überragende Schicht gesehen und begriffen werden muss in ihrer verantwortlichen Funktion, in der alle persönlichen Qualifikationen überragenden staatlichen Ordnung, unter dem Gesetz der Staatsverfassung (in tieferem, nicht bloß formalem Sinne). Der Staat ist keine beliebige Gemeinschaft, sondern in seinem Wesen durchaus singulär. Eine Elite im Sinne einer irgendwie umgrenzbaren Schicht der Auserlesenen und Besten ist in jeder beliebigen Gemeinschaft, in einer Partei, in einem Gesangverein und einem Turnerbund möglich. Man kann darum bei der Kennzeichnung der zur staatlichen Führung privilegierten politischen Oberschicht bei dem bloßen Elitegedanken nicht stehen bleiben, der das Besondere des Zur-Staatsregierung-Berufenseins nicht in sich aufnimmt, sondern muss den besonderen Rang der staatlichen Führerschicht in einem aristokratischen Sinne verstehen (womit auch die Überwindung des Demokratismus vollkommen deutlich wird). Das qualitative Anderssein dieser Schicht der Auserlesenen macht sie zu einem wirklichen Stande, der sich aus der Bewährung in einem unerhört zähen, mit gewaltigen Opfern an Blut, Gut und Freiheit durchgeführten Kampf um Staat und Volk gebildet hat. […] Damit wird erkennbar, wie weit sich der neue Staat von der Struktur des Überkommenen entfernen muss, wenn er wirklich autoritär sein will. Der Staat des 19. Jahrhunderts empfing seine besondere apparatsmäßige Struktur […]. Die tragenden Gesichtspunkte für seine Ausgestaltung, Berechenbarkeit 5
Siehe zum Bereich NS-Staat und Justiz Stolleis, Recht im Unrecht sowie Rüthers, Entartetes Recht.
7. Buchauszug Forsthoffs, Totaler Staat, 1933
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und ein Höchstmaß an automatischer Sicherheit, schlossen es aus, dem konkreten verantwortlichen Befehl einen weiteren Spielraum in der Verwaltung einzuräumen. Darum bedeutet die Rückkehr zum autoritären Staat notwendig den Abbau des Apparaturstaates. […] Freilich wird niemand daran denken können, den Apparaturstaat gänzlich zu beseitigen. Ein übervölkerter Staat, der sich den Versorgungsansprüchen weitester Kreise gegenübersieht, kann nicht vollkommen auf die verwaltungsmäßige Präzision und Berechenbarkeit verzichten, die nur eine Bürokratie gewährleisten kann. […] Aber gerade diejenigen sozialen Bezirke, die erst jetzt neu in die Obhut des nunmehr totalen Staates genommen worden sind, wie die Wirtschaft und die Kultur, dürften durchweg für eine bürokratische Leitung nicht geeignet sein. Es ist nicht etwa nur durch den revolutionären Charakter der neuesten Ereignisse bedingt, sondern entspricht den gültigen Lebensgesetzen des neuen Staates wie der Natur der Sache, dass in diesen neuen, dem Staat unterstellten Bereichen nicht der Berufsbeamte, sondern der Kommissar als staatlicher Funktionär auftritt. […] Neben den Berufsbeamten tritt der Kommissar, als nicht neutraler, sondern politisch entschiedener und entscheidender Funktionär, Exponent des politischen Willens, in seiner Tätigkeit auf ein konkretes Ziel gerichtet, dazu mit Vollmachten ausgestattet, für alle seine Handlungen unbedingt verantwortlich, das heißt jederzeit abberufbar, ohne den Schutz wohlerworbener Rechte. […] Die künftige Struktur des Staates wird darum durch folgende Anforderungen bestimmt sein. Die Massenfürsorge, die Notwendigkeit, in einem überbevölkerten Lande ein geordnetes Sozialleben aufrecht zu erhalten und die Verwaltungsbedürfnisse von Millionenstädten zu befriedigen, machen ein Berufsbeamtentum, eine berechenbar und präzise funktionierende Bürokratie unentbehrlich. Autorität und Totalität aber fordern ein persönliches, befehlsförmiges Regiment. Bürokratische und befehlsförmige Verwaltung müssen darum nach den Erfordernissen der staatlichen Aufgaben angesetzt, balanciert und in einer sinnvollen, die Einheit der gesamten Verwaltung verbürgenden Verbindung gehalten werden. Damit ist auch klargestellt, an welcher Stelle und in welcher Form der neue Führerstand an der verantwortlichen politischen Leitung zu beteiligen ist. Ihm sind diejenigen Aufgaben anzuvertrauen, die einer kommissarischen Erledigung bedürfen. Denn hier kommt es an auf die Entschiedenheit und Härte des politischen Willens, mit der sich die Fähigkeit zur Mäßigung verbinden muss, hier ist die Fähigkeit zum Befehl unerlässlich, die ihre Entsprechung finden muss in der Bereitschaft zur Unterordnung unter den Willen des Führers. […] Die Herrschaftsordnung des totalen Staates wird darum eine zweifache Gliederung haben müssen. Sie wird auf manchen, wichtigen Gebieten berechenbar-bürokratisch bleiben, im Übrigen aber hierarchisch, befehlsförmig,
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8. Aufsatz Frickes, Aufgabe der Deutschwissenschaft, 1933
in den Formen einer persönlichen Herrschaft organisiert werden müssen. Denn nur ein Staat, in dem es eine durch unbegrenzte Verantwortung gezügelte, von der grundsätzlich freien, dem Willen des Führers verpflichteten Initiative getragene persönliche Herrschaft auch in den unteren Instanzen gibt, ist wirklich autoritär und als totaler Staat denkbar. Nur ein solcher Staat kann seinen Herrschaftsanspruch auch auf Gebiete ausdehnen, die sich jedem Schematismus und jeder berechenbaren Reglementierung entziehen. Aber ein solcher Staat darf auch mit Recht für sich in Anspruch nehmen, auch ein Staat der Kunst, der Wissenschaft, der Kultur überhaupt zu sein.
8.
Aufsatz Frickes
Germanist kennzeichnet deutsche Nationalliteratur als Teil der aktuellen germanischdeutschen Kulturverwirklichung. Fricke, Aufgabe der Deutschwissenschaft, S. 494 – 496 und 499 f.
8. Aufsatz Frickes, Aufgabe der Deutschwissenschaft, 1933
1933 Das Antlitz der Nation beginnt sich aus der Tiefe zu wandeln. Unfruchtbare, verwesende, schmarotzende Oberflächenschichten werden unwiderstehlich hinuntergepflügt und eingeschmolzen in den erloschen geglaubten, aber jugendlich glühend hervorgebrochenen Kern jener völkischen Urwirklichkeit, aus der wir alle leben, die vor uns war, über uns ist und nach uns sein wird. […] Die uns heute aufgegebene germanisch-deutsche Kulturverwirklichung, in der das Ganze des Volkes wieder zu seinem eigenen Ursprung und Ziel fi nden soll, in der das Bild geschaffen werden soll, das wahrhaft und verbindend zu bilden vermag – dieser deutsche Mensch ist nicht etwas, was Dichter und Forscher erst schaffen müssten. Die Haltung der Gefolgstreue, des Opfers, der die Stände überwindenden Volksgemeinschaft, der tathaften Hingabe an die glühend geglaubte Zukunft der Nation – das alles ist gelebt und verwirklicht, noch ehe es die Männer des Schreibtisches und der Theorie ihrer Aufmerksamkeit ernstlich für wert hielten. Auch hier stand am Anfang die Tat […] Dies vorausgesetzt, erscheint freilich eine Besinnung jeder einzelnen Wissenschaft auf ihre Grundlagen, Methoden und Ziele unumgänglich. […] Wir brauchen […] eine klare und zuverlässige Geschichte der deutschen Nationalliteratur als lehrbuchmäßige Grundlage des Studiums und als Entlastung von den zahlreichen bequem-traditionellen und längst abbaureifen Stoffvorlesungen. Diese Aufgabe jedoch kann nicht die Privatleistung eines Einzelnen sein – sie ist die Gemeinschaftsaufgabe der kommenden deutschen Literaturwissenschaft. Denn heute wird endlich eine Arbeit möglich, die gemeinsam ist, die auf- und miteinander zu bauen vermag, die ineinander greift, um sich zu einer Nationalwissenschaft von der Nationalliteratur zu ent-
8. Aufsatz Frickes, Aufgabe der Deutschwissenschaft, 1933
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wickeln, weil sie aus einem gemeinsamen und tragenden Grunde volksverbundenen Erlebens und Glaubens hervorwächst. Denn erst, wo eine solche Gemeinschaft im Ausgang und in der Grundhaltung da ist, wird eine Entfaltung zur Mannigfaltigkeit der Arbeitsweisen und Auffassungen, auch zu Auseinandersetzungen und Kampf möglich, die ein Gesamtbild heranwachsen lässt und auch nicht in Splitter auseinanderfällt. Diese innere Verbundenheit besteht aber auch im Ziel der wissenschaftlichen Arbeit. Denn alles Erforschen und Lehren der Geschichte hat letztlich nur den einen Zweck, dass wir als Deutsche uns darin tiefer und besser verstehen, dass wir Kenntnis und Verständnis der Vergangenheit umzuwandeln vermögen in eine Steigerung gegenwärtiger Kraft und Gewissheit. „Die Deutschwissenschaft als Organ des deutschen Selbstverständnisses“ (Vietor) hat von der anhebenden Selbsterfüllung deutschen Wesens aus den Weg zu verdeutlichen, den deutscher Geist und deutsches Schicksal genommen haben, von früh an in unaufhörlicher Auseinandersetzung und Verarbeitung der aus dem Westen und Süden einströmenden religiösen, kulturellen literarischen Kräfte: die oft fruchtbare, oft gefährliche und bis zur Selbstpreisgabe gehende Hingabe an fremde Kulturformen, die aus Verwirrung und Überfremdung mit jugendlicher Heilkraft immer wieder sich durchsetzende Errettung. Das Wesen deutscher Art und deutschen Menschentums aus den großen vorbildlichen Schöpfungen der frühgermanischen, der hochmittelalterlichen, der idealistischen Kultur nicht minder wie aus den zahllosen verborgeneren und leiseren Quellen zu schöpfen, wird die gemeinsame Hauptaufgabe der Zukunft. Jeder, der die vielschichtigen fremden Überlagerungen, die tausendfache Verflechtung der deutschen Geistesgeschichte in die europäische kennt, weiß, dass diese Aufgabe weit schwerer und verantwortlicher ist als es teutonische Rederei zuweilen glauben machen möchte. Und man wird den Weg gewiss verfehlen, wenn man, um sich als „politisch“ zu bezeugen, unter gründlicher Verkennung der Universalität, die dieser Begriff heute gewonnen hat, die wenigen hier direkt verwendbaren Fragestellungen herausgreift, die dann natürlich in sehr kurzer Zeit vergriffen sein werden. Wohl gibt es besonders drängende Aufgaben: das allmähliche Erwachen des deutschen Nationalbewusstseins in der Literatur- und Geistesgeschichte seit dem Humanismus und Luther – die Entstehung und Entwicklung des literarischen Liberalismus im 19. Jahrhundert – die Auseinandersetzung mit der seit der höfischen Kultur schöpferischsten deutschen Geistesbewegung, dem Idealismus und seiner Dichtung. Aber hier wie fast überall ertönt heute zunächst einmal mit ganz neuer jugendlicher Gewalt das „Zurück zu den Quellen!“ Hier gilt es, den leeren fachwissenschaftlichen Professionalismus zu überwinden, die oft bergehoch getürmte Literatur fortzuräumen, die ein unhaltbares System der Bucherzeugung als Beförderungsbedingung hervorgebracht hat und den Dingen selbst wieder unbefangen und gleichsam zum ersten Mal gegenüberzutreten – sie zu befragen aus einem neuen Geiste her-
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8. Aufsatz Frickes, Aufgabe der Deutschwissenschaft, 1933
aus, der die mitgeschleppten Formeln, Etikette und Wertungen, das ganze Netz von Begriffen, die doch nichts mehr greifen, beiseite schiebt. Nur eins möge diesen ganz und gar nicht „programmatischen“ Hinweisen noch zugefügt werden: die Verantwortung, die gerade heute der Deutschwissenschaft gegenüber der Sprache, als der lebendigen Lautgestalt des Volksgeistes, nicht als System grammatisch lautlicher Gesetzlichkeiten, erwächst. Dringender noch als die endliche Durchführung der schon durch Jakob Grimm und Humboldt gestellten großen Aufgabe, aus Sprachgeschichte und Sprachgestalt den Charakter und das eigentümliche innere Leben der Deutschen zu entwickeln – eine Aufgabe, zu der fast alle wirklich brauchbaren methodischen Mittel noch zu erarbeiten sind – ist die praktische Arbeit an der Schaffung einer allen zugänglichen Nationalsprache, die Überwindung der in bloßer Begriffstechnik verkrüppelten Buch- und Gelehrtensprache und der feilen, intellektualistisch-substanzlosen Sprachartistik des Literatentums. Nationale Wiedergeburt bedeutet notwendig zugleich sprachliche Wiedergeburt. Gerade hier hat Adolf Hitler gezeigt, welcher schöpferischen und erweckenden Wunderkraft das gesprochene, lebendige Wort heute noch – oder besser: heute wieder – fähig ist. Auch hier bleibt alles historische Wissen um die geschichtlichen Formen der Sprache unfruchtbar und tot, wenn es sich nicht umzusetzen vermag in ein neues lebendiges Verhältnis zur Sprache, in ein neues Sprachgefühl. Denn das Ideal einer repräsentativen Nationalliteratur, die endlich den verhängnisvollen deutschen Zwiespalt von „Bildungs-“ und „Volks“dichtung überwindet, die allen zugänglich ist und in der alle Deutschen ihr Leben und ihre höchsten Werte widergespiegelt finden, dies Ideal setzt eine bisher unerreichbare Einfalt, Schönheit und Klarheit der Volkssprache voraus. 6
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Beim Bonner Germanisten Hans Naumann lauteten parallele Vorstellungen, vorgetragen bei der Bücherverbrennung am 10. 5. 1933: „Wir wollen den Literaten nicht mehr, wir wollen den verantwortlichen […] Dichter, der seine Werke mit Forderungen aktiviert, der in die Zeit geht und eingreift, der uns erzieht, der uns richtet, der uns Gesetze gibt, dem Dichten ein Amt ist, der sich zum Boten des Herrn aufwirft und der das lebendige Gewissen unseres Staates, unserer Nation, unseres Volkes, des deutschen Reiches, unseres neuen heiligen Reiches ist. […] Das Heilige wollen wir und das Heroische. Kühnheit wollen wir und Geist, so ist es germanische, so ist es deutsche Art.“ In: Naumann / Lythgen, Kampf wider den undeutschen Geist, S. 6.
9. Programmaussagen „Deutscher Christen“, 1933 9.
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Programmaussagen „Deutscher Christen“
Deutschtum als Geschenk Gottes, SA Jesu Christi, Gottesdienst als Dienst an Volksgenossen. Beckmann, Kirchliches Jahrbuch, S. 14 und 21.
9. Programmaussagen „Deutscher Christen“, 1933
Berlin 5. April und 19. Juli 1933 a) Entschließung der Reichstagung der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ Gott hat mich als Deutschen geschaffen. Deutschtum ist Geschenk Gottes, Gott will, dass ich für mein Deutschtum kämpfe. Kriegsdienst ist in keinem Falle Vergewaltigung des christlichen Gewissens, sondern Gehorsam gegen Gott. Der Gläubige hat einem Staate gegenüber, der die Mächte der Finsternis fördert, das Recht der Revolution: diese Recht hat er auch einer Kirchenbehörde gegenüber, die die nationale Erhebung nicht vorbehaltlos anerkennt. Die Kirche ist für einen Deutschen die Gemeinschaft von Gläubigen, die zum Kampf für ein christliches Deutschland verpflichtet ist. Das Ziel der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ ist eine Evangelische Deutsche Reichskirche. Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche hat den Ruf zu hören. b) Aufruf Pfarrer Hossenfelders zu Kirchenwahlen am 23. Juli Die „Deutschen Christen“ sind die SA Jesu Christi im Kampf zur Vernichtung der leiblichen, sozialen und geistlichen Not. Sie sind alle Kameraden in der Front des christlichen und nationalen Sozialismus … Unser Volk braucht das soziale Schaffen einer Kirche von deutschen Christen, um das Dritte Reich bauen zu können. Eine christliche, soziale Lehre, die die „Neutralität der Kirche“ lehrt und keine sozialen Entscheidungen wagt, lehnen wir als Irrlehre und als glaubenslos ab. Ehe, Familie, Rasse, Volk, Staat und Obrigkeit sind uns Gottes Schöpfungsordnungen, die wir heilig halten. Wo menschliche und völkische Sünde sie zerstört haben, suchen wir sie nach Gottes Gebot in ihrer Krankheit wieder herzustellen. Mammonismus und Kapitalismus, Marxismus und Liberalismus, weltanschaulicher und praktischer Materialismus sind uns gottfeindliche Mächte. Sie zu bekämpfen und den Staat und das Staatsvolk in diesem Kampf zu unterstützen, ist uns heiligstes Anliegen.
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10. Rundfunkrede und Zeitschriftenartikel Benns Rundfunkrede und Zeitschriftenartikel Benns
Schriftsteller zeitweilig im Bann der „nationalen Revolution“: Zeit der Wandlung nach bürgerlicher Ära; Gedanken zu Jugend und Demokratie; intellektuelle und moralische Züchtung der Rasse.
10. Rundfunkrede und Zeitschriftenartikel Benns
Benn, Werke, S. 239 und 447– 449.
24. April und 23. September 1933 Der Staat und die Intellektuellen7 […] Wir sehen die beiden großen Phantome der bürgerlichen Ära, die geschichtslose Qualität und die wertindifferente Geistesfreiheit, in ihrem sinkenden Zauber über der zerfallenden europäischen Demokratie. Der Verfall dieser bei den objektiven Großen einer nahezu zweihundertjährigen Menschheitsgeschichte von teilweise glanzvollem Charakter deutet auf die ungeheure Schwere der Verwandlung, die sich in unserem Innern vollzieht. Man kann sie in ihren Folgen wohl gar nicht für unabsehbar genug halten, auch sich nicht darüber täuschen, dass hier ein echter Verfall vorliegt, irreparabel und von tiefen Erschütterungen umrahmt Wir sehen die beiden Hauptpositionen der liberalen Intelligenz auf breiter Front durchbrochen, durchbrochen von einer neuen Intelligenz, einem ganz neuen kompositorischen Weltgefühl, das einer Jugend angehört von verwandelter geschichtlicher Art. Einer Jugend, die aus dem Dunkel kam wie kaum eine zuvor: das Land geschlagen, die Väter gefallen, der Besitz verpfändet, die Berufe überfüllt, nur Wissen verhältnismäßig billig. […] Betrat sie einmal das Theater, erblickte sie von geistesfreien Kritikern hochgerühmte Schmarren; stiegen die geistigen Heroen, die Wappentiere der Republik, einmal aus ihren Landhäusern hernieder zu einem Vortrag, gewährten sie Einblicke in gepflegte Abgründe und schossen: was wollt ihr denn, seid doch ruhig, wir haben ja die völkerverklärende Demokratie. Eine feine Demokratie aber, sagte sich diese Jugend, die den meisten nichts zu fressen gibt, um sie dann auch noch gedanklich im Stich zu lassen; eine wahre Heldenschaft des Volkes, die sich im Augenblick des Angriffs nach unbemerkten Grenzübergängen umsieht und nach Grundstücken in Ascona, statt die Lenden zu gürten und die Wurfschaufel in die Hand zu nehmen und sich in Gefahr zu begeben, in die biologische Gefahr, ohne die Führung nicht möglich und auch vom Schicksal nicht bestimmt ist. Lange genug haben wir das jetzt mitangehört –: Helden, Opfer –, das ist ja alles irreal, wir wollen die Landhäuser behalten und alles das Erraffte; gepflegte Abgründe – gut, aber doch nicht gleich etwas Eisiges. 7 Die Auszüge von Texten Benns sind aus inhaltlichen Gründen nicht chronologisch angeordnet. Die Rundfunkrede „Der Staat der Intellektuellen“ wurde am 23. 9. gehalten, der Artikel „Geist und Seele künftiger Geschlechter“ ist auf den 24. 4. datiert. Zu Benn siehe Lethen, Benn.
10. Rundfunkrede und Zeitschriftenartikel Benns
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Lange genug, sagte sich diese Jugend, haben wir das mitangehört, Geistesfreiheit: Zersetzungsfreiheit – antiheroische Ideologie! Aber der Mensch will groß sein, das ist seine Größe; dem Absoluten gilt unausweichlich sein ganzes inneres Bemühen. Und so erhob sich diese Jugend von den gepflegten Abgründen und den Fetischen einer defaitistisch gewordenen Intelligenz und trieb in einem ungeheuren, den Sechzigjährigen nicht mehr verständlichen neuen Generationsglück vorwärts in das Wirkende, den Trieb, in das formal noch nicht Zerdachte, das Irrationale, und rüstete sich: „der gekrümmte Bogen ist meine Lust“, und opfert sich, wie das innere Gesetz es befahl, und wenn das historische Symbol der liberalen Ära ein Schloss mit Nippessachen war, die Tuilerien, und ein Ballspielhaus, das sie stürmten, für diese wurde es ein Pass: Thermopylai. Große, innerlich geführte Jugend, der Gedanke, der notwendige Gedanke, die überirdischste Macht der Welt, mächtiger als das Eisen, mächtiger als das Licht, gibt dir recht: die Intelligenz, die dir schmähend nachsieht, war am Ende; was sollte sie dir denn vererben; sie lebte ja nur noch von Bruchstücken und Erbrechen über sich selbst. Ermüdete Substanzen, ausdifferenzierte Formen, und darüber ein kläglicher, bürgerlich-kapitalistischer Behang. Eine Villa, damit endete für sie das Visionäre, ein Mercedes, das stillte ihren wertesetzenden Drang. Halte dich nicht auf mit Widerlegungen und Worten, habe Mangel an Versöhnung, schließe die Tore, baue den Staat! Geist und Seele künftiger Geschlechter So viel wird man allerdings wohl vermuten können, dass es Rasse ohne Geist nicht gibt. Dass also Rasse züchten auch immer heißt: Geist züchten. Nur der Geist – Geist als Entscheidungsfähigkeit, Maßsinn, Urteilshärte, Prüfungsschärfe – bildet das Körperliche eines Volkes oder eines Einzelnen dahin aus, dass man von Rasse und Züchtung sprechen kann. Die Griechen liebten und bildeten gewiss den Leib, aber sie bildeten auch die Dialektik, die Rhetorik, die Geschichtsschreibung, die Tragödien und. die ersten Ansätze des Individualismus aus. Es wird also doch wohl in erster Linie intellektuelle und moralische Züchtung sein, die man bewerkstelligen muss, und bewerkstelligen heißt wohl auch nur: das Volk in Bewegung setzen, denn nur aus ihm, aus seinem eigenen neuen Erleben und Glauben stellt sich der vorwerfende und zeugende Wille ein. Allerdings wird in diesen Willen alles das eingehen, was Deutschland heute erlebt: seine Einheit, die politische Einigung und die metaphysische Gemeinschaft, dazu die Vorstellung seines noch unerfüllten Schicksals, einzig seines unter allen den Völkern Europas, ferner das Disziplinäre seiner jetzigen Führung und der unnachgiebige Wille der Selbstgestaltung – dies alles wird aufsteigen in die Wirklichkeit einer neuen großartigen, geistig–körperlichen Form: der deutschen Züchtung ein Staat der Kunst, der Wissenschaft, der Kultur überhaupt zu sein.
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11. Zeitungsartikel Pahls, Feiertag der Arbeit, 29. April 1933 Zeitungsartikel Pahls
Überlegungen in der Gewerkschaft zum 1. Mai: Gedanken zu traditioneller Nähe von Sozialisten zur Nation; zur Vernichtung eines international-pazifi stischen Defaitismus; zu einem deutschen Sozialismus; zu einer sozialistischen Tat. 11. Zeitungsartikel Pahls, Feiertag der Arbeit, 29. April 1933
Pahl, Feiertag der Arbeit, in: Gewerkschafts-Zeitung.
29. April 1933 1. Vom Feiertag der Arbeiterklasse zum Feiertag der Nation Die Regierung der nationalen Erhebung hat den l. Mai zum gesetzlichen „Nationalfeiertag der deutschen Arbeit“ erklärt, jenen l. Mai, den der internationale Sozialistenkongress in Paris 1889 zum „Weihefest der Arbeit“ erhob, an dem die Arbeiterschaft aller Länder für die Lebensrechte ihrer Klasse und den Weltfrieden demonstrieren sollte. Jeder Kampf will den Sieg, der Klassenkampf wollte die Einordnung der Arbeiterschaft in das Ganze der Nation, in die sozialistische Nation. Die junge Generation der deutschen Arbeiterbewegung hat in dem Klassenkampf niemals einen Interessentenkampf gesehen, sondern immer einen Kampf für die Gestaltung der Deutschen Nation. Der l. Mai 1933 beweist uns, dass dieser opferreiche Kampf nicht vergebens war. Die Nation bekennt sich an diesem Tag zum Arbeiter als ihrer tragenden Gestalt und zum Sozialismus. Vom Nationalsozialismus unterschied uns keine andere Rangordnung der Werte Nation und Sozialismus, sondern lediglich eine andere Prioritätsordnung. Wir wollten erst den Sozialismus, um die Nation zu gestalten. Der Nationalsozialismus forderte und verwirklichte jetzt die Einheit der Nation, um auf diesem breiten und festen Fundament den deutschen Sozialismus aufzubauen. […] Es gelang dem Nationalsozialismus, eine machtpolitische Vereinheitlichung der Nation durchzuführen, wie sie die deutsche Geschichte noch nicht gesehen hat. Die substantielle Erfüllung der Nation ist aber erst durch die Verwirklichung des Sozialismus möglich. Wir brauchen wahrhaftig nicht „umzufallen“, um zu bekennen, dass der Sieg des Nationalsozialismus, obwohl er im Kampf gegen eine Partei errungen wurde, die uns als Träger der sozialistischen Idee galt, auch unser Sieg ist, insofern die sozialistische Aufgabe heute der ganzen Nation gestellt ist. Der l. Mai 1933 fi ndet die Besiegten aufrecht und in dem stolzen Bewusstsein, dass die Sieger den Tag, den sie bisher in proletarischer Verbannung feiern mussten, zum Tag der Nation erhoben haben. Trotz aller Demütigung, die man Institutionen und Menschen der von dem sozialistischen Proletariat getragenen Bewegung angetan hat, ist diese sozialistische Arbeiterschaft heute bereit, den Kampf für die Verwirklichung der sozialistischen Idee auf der neuen Front der Nation fortzuführen. […]
11. Zeitungsartikel Pahls, Feiertag der Arbeit, 29. April 1933
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2. Vom internationalen Feiertag zum nationalen Feiertag […] Wir meinen deshalb: auch insoweit, als der l. Mai als Nationalfeiertag sich gegen die Internationalität des Maigedankens wendet, vermag er sich nicht aus der historischen Kontinuität der Maifeier zu losen. Die Internationalität unseres Maigedankens zielte auf die Nation! Die zu ihrem Einheitsbewusstsein erwachte Nation will am l. Mai ihr Verantwortungsbewusstsein vor ihrer Arbeiterschaft dokumentieren. Das muss die Arbeiter, die Jahrzehnte hindurch am l. Mai allein auf den Straßen der Nation für ihre Lebensrechte demonstrierten und oft genug mit wochenlangen Aussperrungen und fristloser Entlassung dafür büßen mussten, mit Genugtuung erfüllen. Andererseits wird die nunmehr errungene Nation nur dann ihren Bestand bewahren, wenn sie sich in einen europäischen Bund einordnet. Dabei schafft die Vernichtung des international-pazifistischen Defaitismus durch eine starke Nation erst freie Bahn für eine internationale Zusammenarbeit, die die Nation nicht zerstört, sondern sichert. 3. Vom proletarischen Sozialismus zum deutschen Sozialismus […] Der Sozialisierungsgedanke ist in Wahrheit nicht eigentumsfeindlich. Er zielt gerade im Gegenteil auf die Wiederherstellung der verlorengegangenen Bindung zwischen Arbeit und Eigentum, dieser einzig möglichen Grundlage lebenserfüllender Arbeit, die der Kapitalismus vielfach zerstört hat. […] Das kann in den Großbetrieben nur dadurch geschehen, dass durch die Überführung dieser Betriebe in das Gemeineigentum der Nation die Voraussetzungen für eine planmäßige Wirtschaftsordnung und für die rechtliche Sicherung eines menschenwürdigen Lebensraums für die Arbeiter geschaffen werden. Nur auf diesem Wege wird es gelingen, die Nation zum allein bestimmenden Arbeitgeber zu machen. […] Überdies wird Planwirtschaft überhaupt erst auf der Grundlage politischer Herrschaft möglich. Die innere Ausgestaltung des deutschen Lebensraumes zu einer gerechten Volksordnung, die die Aufgabe des Plans ist, setzt voraus, dass dieser Raum zunächst einmal durch einen Staat mit festem Profil und straffer nationaler Form abgesteckt wird. […] Diese Herrschaft ist heute da! Damit sind, geschichtlich gesehen zum ersten Male, wirklich die Bedingungen für die erfolgreiche Inangriffnahme der Sozialisierung erfüllt. […] Eine wirkliche Gleichschaltung der kapitalistischen Kommandohöhen der Wirtschaft mit der nationalen und sozialistischen Revolution ist nicht durch personale Umbesetzung, sondern nur dadurch möglich, dass das rücksichtslose Erwerbs- und Gewinnstreben aufgegeben wird und das wirtschaftliche Handeln tatsächlich nach dem Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ erfolgt. […] Die Arbeiterschaft erwartet, dass die Reichsregierung am 1. Mai einen nach diesen Grundsätzen aufgebauten Nationalisierungsplan der deutschen Gesamtwirtschaft in seinen Umrissen verkünden wird. Sie hofft, dass der l.
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12. Schriftenauszug Lebers, Ein Mann geht seinen Weg, Juni 1933
Mai die Nation einig fi ndet in dem Bekenntnis zu diesem deutschen Sozialismus und dass diesem Bekenntnis die sozialistische Tat folgt.
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Schriftenauszug Lebers
Analysen des Sozialdemokraten zur Zeitenwende seit August 1914; zu seiner schon lange überalterten Partei; die SPD lebe fern der Träume und Leidenschaften der Menschen, sei willenlos, fl iehe schließlich kopfl os; Entwurf eines neuen Ziels: Überwindung der kapitalistischen Epoche; Zukunft in Gerechtigkeit und Freiheit. 12. Schriftenauszug Lebers, Ein Mann geht seinen Weg, Juni 1933
Ein Mann geht seinen Weg, S. 187–189, 244 f. und 247.
Juni 1933 Gedanken zum Verbot der deutschen Sozialdemokratie I. Die deutsche Sozialdemokratie als Tatsache, als Organisation ist ausgelöscht. Ob sie es auch als Glaube und Erziehung deutscher Arbeiter ist, mag die Zukunft entscheiden. Die Sozialdemokratische Partei war zur Zeit der Übernahme der Staatsmacht im Jahre 1918 innerlich schon alt. Das war ein großes Verhängnis. Die Verantwortung aus dieser Macht mit ihren Kämpfen und Aufgaben neuer Art brachte weder neues Leben noch geistige Erneuerung. Der Prozess des inneren und äußeren Alterns ging im Gegenteil ungehemmt und unaufhaltsam weiter. Das wurde zum größeren Verhängnis, nicht nur für die sozialistische Bewegung, sondern vor allen Dingen für die mit ihr tatsächlich und noch mehr moralisch verbundene Republik von Weimar. Denn niemals spürte diese Republik einen Hauch revolutionärer Kraft, Begeisterung und Erfüllung. Sie war schon tot, als sie zaghaft und sehr vernunftgemäß ihre endgültige Geburt anzeigte. In Frankreich ging einst das Wort um, die Revolution fresse ihre besten Kinder selbst. Auf die deutsche Revolution von 1918 passt dieses Wort nicht. Sie nährte ihre Kinder und ließ sie endlos leben, worüber diese Kinder nicht einmal erstaunt waren. Sie nahmen es hin als eine sehr angenehme, beinahe gottgewollte Selbstverständlichkeit. Kritik reichte deshalb nicht im Geringsten an sie heran, und Selbstkritik kam schon gar nicht in Frage. Überheblichkeit des Alters, die nichts mehr will und nichts mehr träumt, spiegelte sich misstrauisch und fremd im Strom einer stürmischen Entwicklung, die von Strudel zu Strudel eilte und schließlich die Gefahren gewaltigster Dammbrüche herbeiführte. Man schwamm nicht mit dem Strom, man schwamm auch nicht dagegen. Man stand erstaunt und hilflos am Ufer. Und als der Damm brach und das Ufer versank, da gab es nur noch einen Ausweg: die kopflose Flucht. Mancher wird dieses Urteil scharf finden. Es kann nicht scharf genug sein. Denn nur rücksichtsloseste Offenheit und schonungsloses Aufdecken der in-
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neren Ursachen können einige Erklärung schaffen für die größte politische Tragödie Deutschlands seit der Religionsspaltung zu Ende des Mittelalters. Die Partei Bebels, einst geboren und unerschütterlich getragen in den Instinkten und im Glauben der unbekannten und namenlosen Masse des deutschen Volkes, hat im Laufe ihrer Zeit ihre Verbindung mit dieser Urkraft und ihren Stimmungen und Strömungen fast ganz verloren. Sie wusste zuletzt nichts mehr von den Träumen und triebhaften Leidenschaften in der unendlichen Tiefe von Millionen, viel mächtiger als alle Worte und Lehren, als alle Symbole und Programmpunkte. Sie wusste nichts mehr von den grenzenlosen Wunschträumen der eigenen trostlosen Jugend. Sie redete von der Geschichte und ihren Lehren, sie redete von den gesellschaftlichen Entwicklungsgesetzen, sie redete und debattierte über die verschlungenen Pfade des wissenschaftlichen Sozialismus und des historischen Materialismus, sie verkündete den Marxismus als Wissenschaft für alle und jeden und riss ihn dadurch aus den Höhen und Grenzen seiner Gültigkeit. Alles das geschah unter der bestechenden Parole: Wissen ist Macht! Und man vergaß und man ließ vor allem die Jugend völlig vergessen, dass Macht niemals von Wissen kommt und lebt, sondern vom Willen. Nur der harte Wille schafft. Wissen allein aber macht müde und edel. In dieser stickigen Luft einer banalen und selbstgefälligen Wissenschaftlichkeit, die für alle Schwierigkeiten des sozialen Geschehens marxistische Theorien zum bequemen und hirnberuhigenden Hausgebrauch je nach Bedarf bereitstellte, wuchs eine Führergeneration heran, die der wirklichen Problematik der gewaltig sich ankündigenden Entwicklung fern stand und nicht im geringsten geladen war von jener Leidenschaft nach politischer Verantwortung und Gestaltung, die nur aus dem Willen und der Kraft der Persönlichkeit entstehen. Die letzten großen Sozialistenkongresse der Vorkriegszeit verrieten diese Entwicklung und die damit verbundene Blindheit für die mächtig sich gestaltenden neuen Dinge schon einer breiteren Öffentlichkeit. Die Kriegszeit selbst aber, trotz des Halbdunkels der verschlossenen Beratungszimmer und mancher zwangsläufigen Entscheidung, enthüllte schonungslos das Unvermögen der sozialdemokratischen Führung, die heraufziehende und in Wirklichkeit am 4. August 1914 begonnene Umwälzung und Revolutionierung zu begreifen oder gar zu gestalten. Ihre Entschlüsse waren […] Verlegenheitslösungen und Halbheiten. Zum Wesentlichen stießen sie nicht ein einziges Mal vor. Der 9. November musste so, als er mit Naturnotwendigkeit die ganze Staatsmacht der sozialdemokratischen Bewegung zuwarf, in dieser Bewegung auf eine überraschte, unvorbereitete und deshalb zunächst völlig willenlose Führerschicht treffen. Aus dem Vergangenen folgte dann mit tragischer Konsequenz das Unvermögen der Verantwortlichen, die gewaltigen sozialen und politischen Aufgaben und Kämpfe zu verstehen oder gar zu bestehen, die mit dem neuen Jahrhundert und im Weltkrieg geboren wurden,
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und die von 1918 bis 1933 (vorläufig) den geschichtlichen Weg des deutschen Volkes bezeichnen. […] (187–189) XII. Die großen Ideen, die die Menschheit bewegen, haben ihre eigenen inneren Gesetze. Sie kommen, sie gehen, sie kommen wieder. Erst dann verlöschen sie im Nichts, wenn die Zeit ihnen Erfüllung brachte oder wenn sie durch ein Neues überholt und gegenstandslos wurden. Sehen wir ab von der marxistischen Lehre. Nennen wir die Grundidee, aus der sie erwuchs, und der sie neue Form gab, einfach Klassensozialismus. […] Der Klassensozialismus, geschichtlich gesehen wesentlich eine Bestrebung der Besitzlosen, will das erkannte soziale Unrecht dadurch abstellen, dass er den privaten Kapitalbesitz überhaupt beseitigt, da er in diesem Besitz mit seinem Monopolcharakter die Wurzel allen Übels sieht. Die kapitalistischen Produktionsmittel sollen also sozialisiert, d. h. in den Besitz der Allgemeinheit überführt werden. Arbeit und Leistung wären dann die alleinigen gesellschaftlichen Wertmaße. Dass diese Grundidee des Klassensozialismus noch nicht erfüllt ist bedarf weiter keiner Worte. Die für die Gegenwart entscheidende Frage heißt deshalb auch anders: Ist diese Idee dadurch unwirklich zu machen und auszulöschen, dass sie durch eine neue und andere Gestaltung der sozialen Dinge gegenstandslos gemacht wird? […] (244 f.) In den Wertungen der Zeit gilt mehr als sonst der rücksichtslose Wille starker Persönlichkeiten. Alle großen Geschichtsepochen tragen Form und Namen, die große Männer ihnen gaben. Aber fast alle diese Männer sind an ihrer Riesenaufgabe zerbrochen, als die Form sich ihrem Willen nicht mehr fügte und ihnen endgültig Schranken zog. Nur die Spuren ihres kühnen Marsches blieben zurück als Wege, auf denen die Menschheit nach ihnen weiter emporkeuchte. Dieser weitere Weg erst entscheidet über Wert oder Unwert, über Bleiben oder Vergehen. Der alte Kampf zwischen den großen Willenskräften und den hemmenden Gewichten der Geschichte, zwischen den blinkenden Ideen und den Beharrungsgesetzen des materiellen Daseins ist immer aufs Neue auszutragen in der endlosen Reihe sozialer und geistiger Konflikte. Er wird nie zu Ende gehen, dieser Menschheitskampf, solange Sterbliche leben. Denn in ihm gibt es kein endgültiges Recht und deshalb auch keine endgültige Entscheidung. Er begleitet die Menschen durch alle Epochen ihres Seins, und er wird sie weiter begleiten und immer weiter. Wir leben in einer großen Zeitenwende, aber nicht heute oder gestern begann diese Wende. Ihr Anfang liegt im August 1914. Alle die gewaltigen sozialen und geistigen Umwertungen, die seit Beginn des großen Krieges die Völker, allen voran das deutsche, erlebten, sind nur Etappen und Ausbrüche des einen großen Vorganges. Niemand weiß heute, wohin alles treibt, wo und wie der Strom endlich seine Mündung finden wird. Nur das Ziel steht unverrückbar fest: Die Überwindung der kapitalistischen Epoche mit ihrem egoistisch-ökonomischen Liberalismus und die Proklamierung der menschlichen Arbeit als Fundament
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sozialer Geltung. Die Aufgabe, die an die Tore der Menschheit klopft, ist die Aufgabe des 20. Jahrhunderts. Die Fristen sind viel kürzer, als viele auch nur ahnen. Das kapitalistische System und die auf ihm beruhende geistige Verfassung der Völker winden sich in Krämpfen, die nicht lange zu ertragen sind. Die politischen Kämpfe und Leidenschaften der vergangenen Jahre haben die Horizonte verdunkelt, haben die Menschen verwirrt und ihre Ideale geschunden und zerrissen. Aber das hohe Ziel bleibt durch die nervenpeitschenden Spannungen und Entladungen, durch die politischen Wirrnisse hindurch bestehen: Dem arbeitenden Menschen eine bessere Zukunft zu bauen auf den festen Fundamenten von Gerechtigkeit und Freiheit. (277) 13.
Berichte des Völkischen Beobachters (VB) über Sonnenwendfeiern
Propagierte Gedanken zum NS-Fest Sommersonnenwende: Hakenkreuz als Symbol arischer Schöpferkraft, die sich die Welt untertan macht; Hitler gebe dem deutschen Volk den Glauben an den Sieg und an eine reine Welt zurück, in der alle Teufel gebannt sind; Deutschland nunmehr mit soldatischer Seele und treuer Pfl ichterfüllung bei unvollendeten Kämpfen; Toten- und Liederkult; Sieg-Heil- und Heil-Rufe. 13. Berichte des VB über die Sonnenwendnacht, Juni 1933
Völkischer Beobachter, 21. und 28. Juni 1933.
20. / 21. Juni 1933 a) Euringer: Flammenrede zur Sonnenwendnacht Die Burschen, die irgendwo in Österreich, in Bayern oder am Rhein in dieser Nacht mit Werg und Stroh umflochtene Räder feurig in die Täler stoßen, folgen einem frommen Brauch. Vielleicht wissen sie es gar nicht. […] Wir aber sehen den Sinn des Sinnbildes. Einmal noch aus Urerinnerung steigen uns die Nächte auf, da der Mensch dem Schöpfer gleichtat. Er schnitt die Sonne sich zum Gleichnis. Er holte sich den Himmelskreislauf als Bild und Gleichnis auf die Erde. Gestirne stieß er mit der Hand an. Seiner Faust entrollten Räder, feurig wie das Flammenrad. Wie am Himmel, so auf Erden tat er, was der Schöpfer tat. Dass ein Reich sei, ein Gesetz, himmlisch, irdisch, menschlich, göttlich. Ja, er schöpfte sich das Feuer. Er rief es an, rief es herab, dass es heimisch sei auf Erden. Einst raste nur der Blitz vom Himmel. Einst zitterte die Kreatur, wenn in Flammenniederbrüchen Feuer auf die Erde fiel. Da fing es ein Beherzter ein. Da beschwor er es mit Zaubern. Da sprach er es an und bannte es fest und gab ihm Wohnstatt auf der Erde. Was wissen die Kinder dieser Nacht, wenn sie ihre Flackerbesen in die Scheiterhaufen tauchen, von so fürchterlicher Tat! Vielleicht galten die als Frevler, die das Element gebannt. Über das Dunkel gewannen sie Macht. Hüter der Helle setzten sie ein. Schrecknis scheuchten sie vom Herdkreis. Heilig galt der Feuerherd.
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Was wissen wir Weltkinder von heute noch vom Priesteramt am Herd! Wir knipsen uns ein Lämpchen an, wir schließen einen Steckkontakt, und die Wärme brodelt wohlig. Einst drohte Eis und ewige Nacht. Einst hockte jede Finsternis voll Ungeheuer. Da zähmte der Mensch sich sein ewiges Licht. Und hütete sein Feuer. So blieb er seiner Welt gewiss. Einmal aber, jenes Tages, den wir feiern in dieser Nacht, löschte er die Feuer aus. […] Und dann tat er wie der Schöpfer. Vier Runen kerbte er zum Rad. Vier Speichen zwang er sich zum Reifen, und setzte das Rad auf einen Pfahl in den Himmel über der Erde, und drehte das Rad in zäher Reibung und trieb es rundum wie ein Gestirn und trieb es zur Eile und zwang es zur Glut bis die Feuerfunken spritzten und die Achse glühend aufglomm und der Flammenfluss herabrann, und der Loderstoß am Boden Feuer fing und Sternchen sprühte, tanzende Sternchen im Funkenfall. Wie sie es heute noch tun im Osten an den Markungen des Reiches. Und jeder von der Sippe kam und nahm sich Brand und trug ihn heim und setzte ihn auf seinen Herd und opferte dem Leben wieder. „Sieh, nun bin ich Schöpfer worden“, rief der Mensch in jenen Nächten; „denn nun schöpfte ich mir Feuer“. Und er fürchtete sich nicht mehr. […] Kinder des Volkes, geboren aus deutscher Not und Nacht, kennt ihr das Flammenrad der Ahnen, kennt ihr es wieder, das Ursymbol aller Schöpferkraft auf Erden, das Rad der vier Runen, das um sich rollt, rasend wie das Sonnenrad, vier Speichen, geballt im Kreise zum Kreuz, nicht Heidenkreuz, nicht Christenkreuz: Sonnenkreuz und Flammenkreuz, aller Untergänge Aufgang, aller Nächte Tag verkündend, Trotz und Trost und Unterpfand, kennt ihr es wieder, rollt es herauf aus Urerinnerung, aus der deutschen Nacht herauf, aus der deutschen Not herauf, aus dem deutschen Blut herauf, in den deutschen Tag herauf? Riesengroß. Als Hakenkreuz! […] Es gab eine Zeit, da stand die Sonne sieghaft über diesem Volk. Es gab eine Zeit, da stand sie still strahlenselig im Zenit, als könnte nie sie niedersinken in Untergänge ohne Würde. Dann kam die Zeit, da ward es dunkel. Alle Feuer loschen aus. Als hätte nie am deutschen Herd der Brand des Opfermutes gebrannt. Als hätte nie ein deutsches Herz geglüht als ewig Licht im Dunkel. Da flocht er sich sein Hakenkreuz. Da zwang er sich sein Sonnengleichnis zum Flammenquirl und sprühte Feuer. Da schöpfte er den Funken neu, den Funken, der zur Flamme brennt und entzündete die Herzen. Und teilte aus und teilte mit, und einer kam und jeder nahm und tausend Herzen brannten wieder und tausend Herzen brennen neu, und wieder wird es licht im Dunkel. In dieser Nacht, du deutsches Volk, da deine Feuerzeichen leuchten, vergiss den Namen dessen nicht, der dir in namenloser Nacht den deutschen Funken neu entfacht hat: den Glauben, dass sie wiederkehrt, die Sonne, die hinabgerollt! In allem Wandel fürchte nichts! Lebendig Feuer trägst du heim,
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wenn du heimkehrst aus dieser Nacht an deinen Herd, in deine Hütte. Rein wieder will die Flamme brennen. Ein Zeichen ist uns aufgerichtet. Ein Unterpfand sei dir dies Zeichen: es gelten die Gesetze noch, nach denen die Gestirne wandeln. Es gelten die Verträge noch, nach denen Sommer folgt auf Frühling und Aufgang folgt auf Niedergang. Noch steigen die Geschlechter auf, wenn sich Geschlechter niederneigen. Noch werden Völker wieder jung, wenn sie gestorben wie dies deutsche, das tausendfachen Tod erlitt, sich tausendfältig neu zu zeugen. Du löst dich nicht aus dem Verhängnis, wie es dein Himmel dir verhängt. Und doch, in deiner Brust trägst du die Sterne. Mit deiner Hand rollst du das Rad, an dessen Speichen du geflochten. Dem Schicksal fällst du in den Arm, dem Wandel greifst du in die Speichen, so weit dein Wille reicht. Dies Erdreich ist dir untertan. Den Himmel trägst du in den Fäusten, wie diesen Erdenstern die Himmel. Du bist Gesetz von dem Gesetz, nach dem ein Gott die Welt bewegt. So wende, was sich wenden lässt! Notwende lern zur Sonnwendnacht! Dreh du dein Rad! Reich in dein Reich! Sei Schöpfer, schaff dir deine Welt, des Schöpfers Bild und Gleichnis! Dem Erdkreis zünd ein Feuer an, das alles Sterbliche verzehre! Lass wehn den Geist, den Flammengeist, der aus den Opferbränden lodert! Scheuch Deine Unholde ins Nichts! Bann alle Teufel aus der Runde! Heil wieder will dein Bannkreis sein! Rein wieder will dein Erdreich werden. Verzehr den Spuk, der dich umdreut! Sei wieder Flamme, deutsches Volk, sei wieder Feuer, deutsche Erde! Hilf diese alte Welt erneuern, dass sie im Wandel wiederkehre, herrlich wie am ersten Tag! Und so schlagt den Funken an! Und so lodere diese Nacht, Sonnenwendnacht, Mitsommernacht! Dass die Welt ihr Zeichen habe! Dass die Nacht den Tag erschau, der den neuen Morgen kündet! Friss, Tod, friss dein Teil! Heilig Leben, sehr dich heil! Heil! 27. / 28. Juni 1933 b) Bericht zur Sonnenwendfeier am Ostseestrand8 Kameraden der SA, SS und der Schutzpolizei, Volksgenossen der Sportverbände! In dieser Stunde, in der wir hier versammelt sind, stehen landein und landauf Millionen deutscher Volksgenossen an den Feuern der Sonnenwende. 8
Bericht eines nach Stettin gesandten Sonderberichterstatters. Nach einer Begrüßungsansprache sangen „die Massen“ das Lied „Volk ans Gewehr“ (Dok. 6d); dann folgte die hier wiedergegebene Rede eines SA-Führers für Mittelpommern. Die zentrale Sonnenwend-Veranstaltung fand in Berlin statt. Über diese berichtet der Frühgeschichtler Kiekebusch: „(Es) trat die Gaupropagandaleitung der NSDAP (Gau Groß-Berlin) mit dem Ersuchen an mich heran, bei dem im Rahmen einer Riesenveranstaltung der Gaupropagandaleitung zur Sonnenwendfeier im Berliner Stadion in Aussicht genommenen Germanenzug als wissenschaftlicher Beirat mitzuwirken. […].
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Etwa 500 Germanen sollten teils zu Fuß teils zu Pferde erscheinen. Ein ganzer Reitersturm wurde in Aussieht gestellt. Fußvolk in unbegrenzter Zahl. Die Germanen sollten sich am Schlusse des Festzuges um zwei Riesenaltäre scharen, während die vorher angetretene Hitlerjugend und der Bund deutscher Mädchen nach Tanzvorführungen sich um acht kleinere Altäre lagerten. Sprechchöre würden dem Ernst der Stunde angemessene Texte zu Gehör bringen, Reichsminister Dr. Goebbels war Festredner der Veranstaltung und ein gewaltiges Feuerwerk sollte den Abend beschließen. Es wurde nie daran gezweifelt, dass alle zur Verfügung stehenden Plätze des Stadions (50 000) für diesen Abend ausverkauft sein würden. […] Dass in diesem Falle alles, was wir von römischen Denkmälern, aus Funden und aus der Literatur von der Kleidung, den Waffen, dem Schmuck und der sonstigen Ausrüstung der Germanen wissen, ausgenutzt werden musste, war selbstverständlich. Vom ersten Augenblicke war mir klar, dass bei einer so großen Zahl von Teilnehmern eine gute Gliederung von wesentlicher Bedeutung wäre. Sie ergab sich für mich von selber dadurch, dass eine Hauptgruppe die Germanen der Kaiser- und Völkerwanderungszeit vertrat, eine zweite die der Bronzezeit […]. Kiekebusch, Germanenzug, S. 178 f. Ein Gaupropagandaleiter gab 1933 zur Zentralveranstaltung dem Völkischen Beobachter (22.3.) ein Interview; Auszüge hieraus lauten: „Gewiss, wir sind auch in den letzten Jahren zusammengekommen und haben Holzstöße geschichtet, irgendwo, weitab von der Reichshauptstadt, irgendwo draußen an einem versteckten Flecken in der Mark. Gewiss wuchs der Kreis der Getreuen, aber die große Läuterung, die höchste Sonnenwende, die kam zu uns erst jetzt. Sie berührt eigenartig, diese Sitte unserer Vorfahren! Mehr als eine bloße äußere Handlung! Wie tief mögen sie an die ehernen Naturgesetze gegangen sein, die Germanen! Die Johannisnacht! Die Nacht des Zauberhaften, der Wunder! Alles ging um die Sonne! Das Leben, der Glaube! Man feierte diese Nacht, das Fest des Jul […]. In vielen Teilen in Deutschland ging man hinaus auf die Gräber und schmückte die Hügel der Toten abends spät, wenn alle Feuer erloschen. Vielleicht ist dieses stille Gedenken in der Johannisnacht, der Nacht der Erhebung und Freiwerdung von allen Schlacken und Kümmernissen auch für uns Nationalsozialisten, gerade für die, die heute erst zu uns fanden, ein Verbindungsweg erst zu den Toten, ihnen danken, sie verstehen lernen, und dann wieder zurückkommen zu uns Lebenden! Vieles wird dabei abfallen! Das Miteinander wird leichter fallen! Das gemeinsame Vorwärtsschreiten zu neuer Tat! Der Lichtgedanke ist es ja auch, der von irgendwoher kommt. Plötzlich! Wir fi nden ihn in der Göttersage, in den Überlieferungen der Alten. Baldur, der Sohn Odins, Ausdruck der Sonne, des Lichtes hebt sich über alle die anderen Götter und Heldengestalten. Baldur muss sterben. Der leuchtende Tag muss der Nacht weichen! Weil das Böse es will! Baldur geht ein, in Flammen gehüllt, fährt in das Reich der Schatten […]. Aber Odin sammelt die Guten unter den Göttern und geht zu den Menschen, den Tieren, den Blumen, schickt in alle Himmelsrichtungen Sendboten aus: Er wird wiederkommen! Ihr müsst um ihn weinen! Und Germanien trauert um den Gott des Lichtes. Nur eine Riesin spottet: Mag um Baldur weinen, wer das Licht will: Töck heiße ich. Das Dunkel liebe ich. Plötzlich aber, als die Götter verzweifeln, verwandelt sich das Weib in einen Fisch, der in den Fluten untertaucht. Loki ist es, der Baldur gefällt, der höhnend in den Fluten verschwindet. Und die Götter wissen es, dass Baldur erst wiederkehren kann, wenn die Finsternis ausgerottet ist.
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In dieser Stunde, die jedem arischen Menschen heilig ist, standen schon vor Jahrtausenden unsere Väter und Urväter an den Flammenstößen und sandten ihre Gebete zu Baldur, dem Gotte des Lichts. Ihr Glaube an Wahrheit und Licht war immer am stärksten, wenn die Nacht am fi nstersten, wenn die Not am größten war. Kameraden! Es ist ein eigentümliches Symbol um diese Sonnenwende. Zum ersten Male stehen wir in einem befreiten Deutschland vor einem Sonnenwendfeuer. Noch vor einem Jahre waren wir verfolgt und geknebelt, noch vor einem Jahrzehnt lag Deutschland in tiefster Schmach, ein Volk ohne Glauben und ein Volk ohne Hoffnung! Da kam ein Führer, der dem ganzen Volke den Glauben an seine Kraft wiedergab! Unser Führer Adolf Hitler! Wir grüßen vor diesem Feuer in Ehrfurcht unsere toten Kameraden, Leo Schlageter, Horst Wessel und die gefallenen Kameraden der pommerschen SA. Wir grüßen unsere Brüder jenseits der Grenzen, besonders die in Österreich. Mag sich der Himmel auch einmal verfi nstern, wir werden als Soldaten der nationalsozialistischen Revolution immer treu unsere Pflicht tun. Der Sieg ist unser. Das Deutschland von heute ist ein anderes als das Deutschland vor 14 Jahren; aber die nationalsozialistische Revolution ist noch nicht beendet. Schwere Zeiten stehen uns noch bevor. Wie vor Jahrtausenden, stehen auch heute die wehrhaften Männer unseres Volkes vor den flammenden Holzstößen. Heute hat unser Volk zurückgefunden, hat es seine soldatische Seele wiedergefunden. Wir sind stolz darauf, ein Volk von Soldaten zu sein.“ Der Redner schloss mit den Worten aus Schillers Wallenstein: „Auf des Degens Spitze die Welt immer liegt …“ und einem dreifachen „Sieg-Heil!“ auf unseren Führer Adolf Hitler. Ein kurzer Augenblick des Schweigens, und dann brauste das HorstWessel-Lied gegen den dunklen, regenverhangenen Nachthimmel. Während die Musikkapellen den großen Zapfenstreich spielten und die Massen andächtig das Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ sangen, fiel prasselnd und funkensprühend der Flammenstoß zusammen. Tausende von Fackeln flammten plötzlich auf […].9 9
In einem Bericht eines Arztes (Heinfius, Sonnenwende) über die Sonnenwende 1940 wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Deutschen als Sonnenkinder im Weltkrieg, der als Teil des ewigen Kampfes um das Licht gedeutet wurde, bald „die fi nsteren Gewalten der Lüge und brutalen Gewalt“ überwunden haben würden; jetzt gehe es nicht mehr wie vor 1933 um die Schaffung „des erträumten Dritten Reichs, sondern das uns Deutsche alle einende und schützende großdeutsche Vaterland“. Aufgrund des Krieges sollten in diesem Jahr die nach der „Machtergreifung“ für viele zur Selbstverständlichkeit gewordenen Sonnenwendfeiern unter Teilnahme der Regierung ausfallen. Der Blick wurde auf die Zeit zurückgerichtet, in der diese – bisweilen verboten oder unter Polizeiaufsicht gestellt – oft getarnt veranstaltet wurden und nicht ungefährlich waren. Insbesondere erinnert wird an das Jahr der Ermordung
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14. Broschürenauszug Loewenheims, Frühsommer 1933 Broschürenauszug Loewenheims
Deutung des Sozialisten: Die Machtergreifung eine faschistische Revolution und keine Episode; defi nitives Ende der bürgerlichen Parteien; KPD ein Opfer eigener Schwäche; bei Sozialdemokratie Ende der alten Politikergeneration und damit auch des Traums von einem demokratischen Sozialismus und von einer sozialen Republik; Neuanfang mit antifaschistischem, revolutionärem und sozialistischem Kern.
14. Broschürenauszug Loewenheims, Frühsommer 1933
Klotzbach, Drei Schriften, S. 70, 72–74 und 76 –78.
Frühsommer 1933 1. Der deutsche Faschismus: Episode oder Epoche?10 Es wäre eine lächerliche Illusion, zu glauben, die nationalsozialistische Machtergreifung in Deutschland wäre nur eine Episode, die nur die Nachkriegsgeschichte der deutschen Demokratie für kürzere oder längere Zeit unterbricht. Es wäre verhängnisvoll, anzunehmen, die noch relativ unentwickelte Fähigkeit der faschistischen Unterdrückungsmaschinerie gegen die sozialistische Arbeit, der heute noch die verschiedenen kläglichen Trümmer der alten sozialistischen Arbeiterparteien und Gruppen ihre Existenz verdanken, wäre nur das Vorspiel für ein Wiederabdanken der faschistischen Machthaber. Solche Vorstellungen zeugen von einer völligen Verkennung der Lage und der Tendenzen, die das politische Leben der faschistischen Staaten beherrschen. Das geschichtliche Geschehen, das wir in Deutschland seit dem Frühjahr durchleben, ist (ebenso wie die politische Umgestaltung Italiens in dem Jahrfünft nach 1921) eine Umwälzung von der Tragweite einer Revolution. Es ist eine faschistische Revolution. […] 2. Lage und Aussichten der bürgerlichen Parteien Die nichtfaschistischen bürgerlichen Parteien Deutschlands gehören heute bereits der Vergangenheit an. Sie sind liquidiert. Mit solcher Schnelligkeit und Gründlichkeit vollzog sich die faschistische Revolution in Deutschland,
Rathenaus (1922) – Heinfius spricht davon, dass dieser seinem Schicksal verfallen sei –, als in Berlin wie stets der Müggelsee und die Höhe der Bismarckwarte Schauplatz der Feier gewesen waren. In traditioneller Weise trafen Steinwürfe die in einem Boot mit Hakenkreuz Anreisenden, aber es habe auch erste Sieg-Heil-Rufe von Arbeitern gegeben. Teilnehmer an der Sonnenwendfeier waren „Kriegsverletzte, Uniformen der alten Armee, völkische Verbände, Stahlhelm, Pfadfi nder und Pfadfi nderinnen“. Ein Frühneuzeit-Professor, der die erstmals zum Einsatz kommenden Luren erklärte, fehlte ebenso wenig wie Weihespiel und Totenkult. 10 Loewenheim bediente sich eines Pseudonyms, seine Broschüre erschien 1933 in Karlsbad mit dem Titel: Miles, Neu beginnen; sie war die Programmschrift der gleichnamigen Widerstandsgruppe.
14. Broschürenauszug Loewenheims, Frühsommer 1933
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dass kaum 20 Wochen nach ihrem eigentlichen Beginn auch nicht ein Restchen ihrer ehemals so breiten und lauten Existenz mehr übriggeblieben ist. Sie haben dieses Schicksal auch redlich verdient. Sie konnten gar nicht schnell und gründlich genug kapitulieren, ihre prinzipielle Übereinstimmung mit der nationalen Revolution bei allen Gelegenheiten bekunden. Vor dem breiten Ansturm des Faschismus gegen ihre Existenz hatten sie schon lange die Sprache verloren. Je ängstlicher sie um ihr Leben zitterten, umso sicherer war ihr Untergang besiegelt. Möglich, dass viele ihrer Anhänger als Personen dem faschistischen System noch lange kritisch gegenüberstehen werden und so bei Krisen des Systems von den sozialistischen Kämpfern zu organisierten Hilfstruppen des antifaschistischen Kampfes neu zusammengeschlossen werden können. Aber als organisierte Reste des alten demokratischen Parteilebens haben sie zu bestehen aufgehört und werden sich auch nicht mehr sammeln. […] 3. Lage und Aussichten der KPD Die KPD steht dem Faktum der faschistischen Revolution völlig verständnislos, fassungslos gegenüber. Unfähig, die Welt anders zu betrachten als durch die Brille ihrer formelhaften, dogmatischen Theorien, existiert für sie die faschistische Wirklichkeit, die diesen Vorstellungen so restlos widerspricht, einfach nicht. […] In einer Zeit, in der alle nichtfaschistischen bürgerlichen Parteien bereits liquidiert sind, in der tausende sozialdemokratische Funktionäre und Arbeiter zusammen mit Kommunisten in den faschistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen schmachten, kennt die KPD keinen anderen „Hauptfeind“ als die Sozialdemokratie, „arbeitet“ ihr „Gegnerapparat“, dessen Ziel die Zerstörung der (alten, demokratischen, gar nicht mehr existierenden) SPD ist, ruhig weiter, als ob sich seit den vergangenen Jahren nichts geändert hätte. Zu einer Zeit, in der die KPD sicher viel weniger als kaum noch 5 Prozent des Mitgliederstandes erfasst, den sie noch im Anfang dieses Jahres aufwies, da ihre Organisation durch Verhaftungen, durch Abreißen von Verbindungen, durch innere Oppositionsbildungen, Desorganisation und Überläufer von Tag zu Tag weiter geschwächt wird, in der die deutsche Arbeiterklasse ihrer Organisationen beraubt wird, die Volksmassen sich teils willig der faschistischen Front eingliedern, teils dem faschistischen Vormarsch tatenlos und ohnmächtig zusehen, spricht sie von einem „revolutionären Aufschwung“ in Deutschland, ja, freut sich teilweise noch der Zerstörung der „demokratischen Illusionen“. Sie setzt ihre RGO (Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition, G. W.), ihre Isolierungspolitik, ihre Dogmenreiterei in kläglichen, lächerlichen Rudimenten fort, als müsse schon morgen wieder das Gestern völlig unverändert aus dem Grabe der Vergangenheit auferstehen. Heute lebt die offizielle KPD von der Hoffnung auf einen Zusammenbruch des faschistischen Regimes nach einigen Wochen, spätestens nach einem Jahre, der Hoffnung auf eine neue demokratische Ära. […] Je mehr mit der Dauer des
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faschistischen Regimes die Illusionen über den „Zusammenbruch des faschistischen Regimes“ schwinden, je stärker mit der Konsolidierung des faschistischen Staatsapparates Spitzelei, Überläufertum, Angeberei, konspiratives Versagen zu immer neuen, immer heftigeren „partiellen Parteikatastrophen“ führen, desto mehr wird sich die KPD in eine politisch bedeutungslose Sekte verwandeln, die, in den Poren der Gesellschaft hausend, mehr durch äußere Einflüsse als durch eigene Einsicht und eigene Aktivität zusammengehalten wird. Nicht die Schläge des Faschismus, ihre eigene innere Schwäche, ihre bürgerlich-demokratischen Illusionen, ihr Subjektivismus, ihr Mangel an Selbstkritik, an schöpferischem, marxistischem Geiste sind es, die ihr den entscheidenden Todesstoß versetzen. Der geradezu unvorstellbare Widerspruch zwischen der Wirklichkeit und den kommunistischen Vorstellungen von ihr und die politischen Folgen dieses Widerspruches bleiben nicht ohne Wirkung auf die Anhänger der Partei. Unter seinem Einfluss bilden sich mehr oder weniger ausgeprägte Oppositionsgruppen und Fraktionen, die der offiziellen Parteipolitik kritisch gegenüberstehen. […] Für die Sammlungspolitik der deutschen Sozialisten können sie […] wohl eine gewisse Bedeutung gewinnen […].11 5. Das Schicksal der deutschen Sozialdemokratie Von allen Parteien hat die deutsche Sozialdemokratie weitaus den schwersten Rückschlag erlitten. Die freien Gewerkschaften, die eigentliche Machtbasis unserer Partei, unser proletarisches Fundament, sind als Organe der Arbeiterklasse verschwunden, an ihrer Stelle stehen Organisationen, die als Sprungbrett für die weitere Machtentfaltung der Faschisten dienen. Unsere Presse ist vernichtet, die Konsumgenossenschaften, die Parteihäuser, das Parteivermögen enteignet, die gewaltigen kulturellen Arbeitervereine zerschlagen, die Parteiorganisationen in voller Auflösung, die Partei verboten, ungezählte Tausende ihrer ehemaligen Funktionäre und tätigen Mitglieder in den faschistischen Gefängnissen und Konzentrationslagern, viele gefoltert, ermordet, alle Verbindungen zwischen den Bezirken abgerissen, die Leitungen auseinandergelaufen, die Partei praktisch liquidiert. Viel schwerer aber noch als alle diese Verluste wiegt die Tatsache, dass die bisher noch nicht gesammelten Reste der Partei in Deutschland und der den ausländischen Arbeitermassen allein sichtbare, in der Emigration befi ndliche Teil der Partei auch politisch und geistig vor dem Nichts stehen. Der Traum von dem „demokratischen“ Sozialismus, also von dem sozialistischen Weg, der „sozialen“ Republik von Weimar ist ausgeträumt. Wir stehen heute vor der nackten, brutalen, faschistischen Wirklichkeit. Jene haben recht behalten, die schon immer nicht in der Toleranz, in der Unterwerfung,
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Der folgende vierte Abschnitt behandelt die sozialistischen Splittergruppen.
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sondern im Kampf die Bewegungsform des Sozialismus in der kapitalistischen Gesellschaft sahen. […] Die alte Parteiführung aus der demokratischen Periode hatte sich gespalten. Ein Teil war emigriert. Die inländische Gruppe […] trieb, dem Gesetz der Trägheit folgend, in der Richtung der bisherigen Kapitulationspolitik weiter. […] Unter ihrer bisherigen Führung würde die Partei ihrer restlosen und endgültigen Liquidierung in noch viel kürzerer Zeit entgegentreiben als die KPD, die immerhin noch über gewisse konspirative Erfahrungen und Voraussetzungen für ihre Arbeit verfügt. […] 6. Erneuerung des sozialistischen Kerns Soll die erneuerte Bewegung auch unter den Bedingungen des faschistischen Regimes dauernden Bestand und kämpferische Wirksamkeit haben, so nur dann, wenn gleiche Erkenntnisse und gleiches Wollen sie einen und straffste Disziplin, aus Einsicht geboren, sie zusammenschließt. […] Darum ist der erste Schritt für die Zukunft der sozialistischen Bewegung in Deutschland die freieste und kritischste Diskussion unter allen jenen Elementen, die die Erneuerung der sozialistischen Bewegung aus kämpferischem Geist und marxistischer Erkenntnis für erforderlich halten und ihr dienen wollen. Aus diesen Debatten werden sich Umfang und Gliederung der kommenden Bewegung ergeben. An ihnen wird sich sowohl die theoretische Begabung als auch die organisatorische und konspirative Befähigung der Genossen zeigen und ihnen entsprechende Plätze in der sich erneuernden Bewegung sichern. Diese Erneuerung wird auch der werdenden antifaschistischen, revolutionären, sozialistischen Partei eine Führung geben, die den Aufgaben und Gefahren der kommenden Periode gewachsen ist. Es ist eine lächerliche Illusion, zu glauben, dass die gleichen Menschen, die die Partei vom 4. August 1914 bis zum 17. Mai 1933 geführt haben, imstande wären, jene ungemein komplizierte und schwierige Politik der Illegalität zu entwickeln und zu realisieren, die die Epoche des Faschismus verlangt. Diejenigen, die von 1914 bis 1918 den kaiserlichen deutschen Staat bejaht, von 1918 bis 1933 die bürgerliche Republik angebetet, die die weißen Garden begründet oder gefördert haben, Hindenburg gewählt, Brüning toleriert, unter Hitler noch die vorbereitende Sicherung der illegalen Parteiarbeit verboten und dann sogar Hitler toleriert, können sich nicht plötzlich in revolutionäre Kämpfer gegen den faschistischen Staat verwandeln und mit einem Schlag aus dem Nichts alle Tugenden, Erfahrungen, Einsichten, Erkenntnisse hervorbringen, die dieser Kampf im reichsten Maße erfordert.
110 15.
15. Zeitungsartikel Lenards über Stark, VB, 13. Mai 1933 Zeitungsartikel Lenards
Exponent einer „deutschen Physik“ lobt Naturforscher mit arischem Geist und entsprechender Wissenschaft; Genugtuung über Stopp des „Relativitästjuden“ Einstein und eines Fremdgeistes in den Universitäten.
15. Zeitungsartikel Lenards über Stark, VB, 13. Mai 1933
Lenard, Stark, in: Völkischer Beobachter, 2. Beiblatt.
13. Mai 1933 Ein großer Tag für die Naturforschung. Johannes Stark zum Präsidenten der Physikalisch-technischen Reichsanstalt berufen Ein Ereignis für alle irgendwie mit Naturforschung Befasste ist diese kürzlich erfolgte Ernennung. Eine entschiedene Abkehr bedeutet sie von der schon als unvermeidlich betrachteten Vorherrschaft des – am kürzesten – Einstein-mäßig zu nennenden Denkens in der Physik, hin zur Wiedergeltendmachung der alten Rechte eines Naturforschers: selbständig, nur von der Natur geleitet, zu denken. Es war solches Denken – sozusagen höheren physikalischen Orts – lange schon nicht mehr erwünscht, und siehe da: Nun ist Stark, eines der wenigen noch unverwüstet übriggebliebenen lebenden Beispiele dieses Denkens, selber obenan an so wichtiger Stelle. Viele in und außerhalb der Reichsanstalt werden diesen hier wirksam gewordenen Entschluss des Reichsinnenministers Frick schon begriffen und erleichtert begrüßt haben; andere, teilweise schon Erblindete, dürften bald wieder sehend werden, da sie einen sehenden Führer hingestellt fi nden. Es war dunkel geworden in der Physik, und zwar von oben herab. Mit dem mächtigen Eindringen der Juden in maßgebende Stellen, auch an Universitäten und Akademien, war die Grundlage alles Naturwissens, die Beobachtung der Natur selbst, in Vergessenheit und außer Geltung gebracht worden. Es sollte das Wissen von den Dingen der Außenwelt in den Einfällen menschlicher Köpfe seine Grundlage haben. Diese Einfälle, sofort „Theorien“ genannt, sollten dann von Experimentatoren „bestätigt“ werden. Letzteres erfolgte meist pflichtschuldigst und schnell durch möglichst oberflächliche Arbeit. Die „Freiheit der Forschung“ bekam durch Zurückdrängung freimütiger Äußerungen gegen solches Vorgehen einen besonderen Anstrich. Das Ergebnis ist schon allgemein verspürbar: Man hat das Vertrauen in jetzt geltende Naturwissenschaft in weiten Kreisen verloren. Vertrauen hat sich nur die Technik, fußend auf schon früheren gediegenen Naturforscherleistungen, weiter verdienen können. Das hervorragende Beispiel schädlicher Beeinflussung der Naturforschung von jüdischer Seite hat Herr Einstein geliefert mit seiner aus guten, schon vorher dagewesenen Erkenntnissen und einigen willkürlichen Zutaten mathematisch zusammengestoppelten „Theorien“, die nun schon allmählich in Stücke zerfällt, wie es das Schicksal naturfremder Erzeugnisse ist. Man
16. Buchauszug Hadamowskys, 1933
111
kann hierbei selbst mit gediegener Leistung dastehenden Forschern den Vorwurf nicht ersparen, dass sie den „Relativitätsjuden“ in Deutschland überhaupt erst haben festen Fuß fassen lassen, nicht sehen oder nicht sehen wollend, wie sehr irrig es auch in nicht wissenschaftlicher Beziehung war, gerade diesen Juden für einen „guten Deutschen“ zu halten. Es ist eine schlechte Entschuldigung, wenn man kürzlich im Rundfunk sagte: die Entwicklung habe so kommen müssen. An hervorragender Stelle stehende Theoretiker hätten diese Entwicklung schon besser leiten dürfen. Jetzt hat sie Hitler geleitet. Der Spuk ist zerfallen; der Fremdgeist verlässt bereits sogar freiwillig Universitäten, ja das Land, – der Fremdgeist, der so unbequem umzuwirtschaften verstand auf den festen Grundlagen der Naturwissenschaft, die durch die jahrhundertelange Arbeit rein arischen Geistes geschaffen waren. Es hat nichts zu sagen, dass die Gegangenen auch Nobelpreise besaßen; diese Preise sind leider in letzten Zeiten von zunehmend anfechtbarem geistigem Wert geworden; es traure niemand irrtümlich. Vielmehr darf die Freude groß sein; dass wir einen Forscher wie Stark, den die Herrschaften schon endgültig beseitigt glaubten, nun an einflussreicher Stelle haben. Darf sich in dieser Weise nun die Wissenschaft freuen, so ist aber gleichzeitig auch der Technik ein großer Dienst getan, indem mit Stark jetzt nicht nur ein hervorragender Gelehrter und erfolgreicher Forscher, sondern zugleich auch ein Praktiker an der Spitze der Physikalisch-technischen Reichsanstalt steht, der selbst technische Betriebe eingerichtet und mit Erfolg geleitet hat. Eine solche günstige Wahl des Präsidenten hatte bisher vielleicht überhaupt noch niemals stattgefunden.
16.
Buchauszug Hadamowskys
Vorstellungen eines Propaganda-Experten: Propaganda als Vorbereitungsarbeit zur Tat oder als Willenskontakt zu Handelnden; Ausrichtung auf Massenseele und einheitliches Handeln; Massenkundgebungen, besonders von Uniformierten, bringen Gefühlsoptimierung und sind wichtiger als Rundfunk und Film; Verkörperung von Einheit und Macht; kompromissloses Auftrumpfen.
16. Buchauszug Hadamowskys, 1933
Hadamowsky, Propaganda und nationale Macht, S. 45 – 49.
1933 Massenkundgebung und Propaganda Auf die Dauer imponiert dem Mann aus dem Volk nur die Entfaltung von Kraft und Disziplin Goebbels Jede Propaganda ist Vorbereitung politischer Aktionen. Da das Leben beständig fortschreitet, so wird eine richtig gesehene, ihren Aufgaben gerecht
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16. Buchauszug Hadamowskys, 1933
werdende Propaganda niemals stillstehen können, sondern immer vorauseilen müssen. Sie hat immer und immer wieder für Notwendigkeiten der Zukunft vorbereitende Arbeit zu leisten und sich dabei aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel auf die psychologisch beste Weise zu bedienen. Während sie noch mit der weit ausholenden Vorbereitung künftiger Aktionen beschäftigt ist, tritt daneben an sie die tägliche Forderung der Stellungnahme zu den Dingen heran, die bereits heute und morgen getan werden müssen. Hier ist keine weitausholende Vorbereitungsarbeit zu leisten, sondern nur der Akt der Auslösung zu vollziehen, der unmittelbare Willenskontakt, der zum Handeln oder zur spontanen Zustimmung führt, herbeizuführen. Es ist eine der wesentlichsten Merkmale der Propaganda, dass jede vorbereitende Arbeit in den Massen von Fall zu Fall bei der Einzelpersönlichkeit und mittelbar beginnen kann. Schule, Zeitung, Rundfunk können den einzelnen beeinflussen, geistig einstellen, lenken und vorbereiten. So wie man aber aus diesen, im einzelnen vorbereiteten Persönlichkeiten eine aktionsfähige Gesamtheit zu erhalten wünscht, müssen die zwischen den Einzelpersönlichkeiten liegenden Schranken aufgehoben werden, d. h. wir müssen den Kontakt der Masse herstellen, um eine Handlung auszulösen. Nur die Massenseele ermöglicht einheitliches Handeln vieler Menschen in der Vollendung. Damit diese Massenseele erwacht, müssen die Schranken und Mauern, die sonst die einzelnen voneinander trennen, vollständig fallen, d. h. die Masse muss sinnlich wahrnehmbar in die Erscheinung treten. Von diesem Augenblick an ist sie aktionsfähig. Keine Zeitung, kein Mikrophon, kein Filmbild ist in der Lage, diesen lebendigen Vorgang vorzutäuschen oder durch Täuschung einzuleiten. Alle diese Hilfsmittel der Propaganda und Massenbildung sublimieren in Wirklichkeit lebendige Vorgänge auf eine bestimmte Ebene, auf die begriffliche, wie die Zeitung, auf die akustische, wie der Rundfunk, auf die optische, wie der Film. Aber selbst wenn beispielsweise im Tonfilm die Vorspiegelung der Wirklichkeit höchste Vollendung erreicht, steht der Zuschauer dem Spiel als Spiel gegenüber und bewahrt eine innere Reserve. Niemand stürzt in Panik aus dem Kino, wenn auf der Leinwand geschossen wird oder ein Schauspieler „Feuer, Feuer“ ruft. Derselbe Vorgang mitten in die Massenkundgebung verlegt, selbst wenn er nur gespielt oder von politischen Gegnern provoziert wird, löst Panik, Flucht und Aufregung unmittelbar aus. Es besteht also zwischen den sublimierten Vorgängen, die wir im Spiel, im Film und Rundfunk erleben, und zwischen dem eigentlich lebendigen Ablauf einer Erscheinung ein Wesensunterschied. Dieser Wesensunterschied liegt darin, dass alles Spiel als Spiel bewusst bleibt und den in der Masse unstillbaren Drang nach eigenem Erleben nicht auszulöschen vermag. Dieser Drang kommt vollendet in den modernen Massenkundgebungen zum Ausdruck. Hier fühlt sich die Masse als lebendige Einheit und Macht. Deshalb kann keine Bildübermittlung, keine noch so glänzende Rundfunk-
16. Buchauszug Hadamowskys, 1933
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reportage, kein großartiger Presse- oder Filmbericht den Eindruck solcher Massenkundgebungen wirklich lebensecht übermitteln und etwa den Hörer oder Zuschauer solcher Berichte als Ersatz dienen, im Gegenteil jeder derartige Bericht wirkt nur wieder als Propaganda für das unmittelbare Erleben selbst. Damit wird deutlich, dass die Massenkundgebung die stärkste Form der Propaganda ist, welche wir überhaupt besitzen. Wenn wir diese Erscheinung auf einen menschlichen Urtrieb zurückführen wollen, so dürfen wir vielleicht sagen, dass in der Einheit der Masse jeder Einzelne ein gesteigertes, erhöhtes Selbstbewusstsein und Machtgefühl erhält; beides sind Urtriebe alles Lebendigen. So finden sich in der Massenkundgebung alle starken Elemente eines Volkes zusammen, während die triebschwachen Kräfte abseits stehen. Die wirksamste Kraft der Massenkundgebung ist jede sinnfällig werdende Form von Machtäußerung, also zunächst die Zahl der Teilnehmer, der Umfang der Kundgebung, darüber hinaus alles, was als Macht in die Erscheinung tritt, Bewaffnete, Uniformierte, Waffen in jeder Form. Diesen Tatsachen verdankt z. B. die militärische Parade ihr Dasein und ihren Charakter, ihre Beliebtheit bei der Bevölkerung und ihre Notwendigkeit für den Soldaten, der aus ihr das Selbstgefühl schöpft. Je deutlicher die Macht vor einer Masse demonstriert werden kann, desto imponierender und wuchtiger ist die Wirkung auf jeden einzelnen. Wenn uniformierte Verbände in straffer Disziplin auf Versammlungen der Zivilbevölkerung erscheinen, so gibt schon das solchen Kundgebungen den machtvollen Charakter und vermag unendlichen Jubel auszulösen. […] Eine Bewegung, ein Staat, die sich gegen alle zu verteidigen haben, dürfen niemals von dem grundverkehrten, in Jahrzehnten routinierter Parlamentstaktik entstandenen Grundsatz der Kompromisse ausgehen, sondern müssen in der Propaganda immer kompromisslos sein. Es ist einfach nicht wahr, dass man Gegner des Staates, Gegner der Gesellschaftsordnung, Gegner der herrschenden Weltanschauung und der Religion nicht durch hartes Zugreifen und offene Demonstrationen der bewegungsmäßigen oder staatlichen Machtmittel reizen dürfe. Das Umgekehrte ist richtig. Alle Macht, ja mehr Macht, als vielleicht wirklich vorhanden ist, muss gezeigt und demonstriert werden. Hundert Reden, fünfhundert Presseartikel, Rundfunkansprachen, Filmeund Theaterstücke vermögen nicht die Wirkung auszuüben, wie ein Aufmarsch gigantischer Menschenmassen, der sich in Disziplin und Aktivität vollzieht oder wie die Demonstration der militärischen, polizeilichen und politischen Machtmittel und Waffen des Staates. Alle revolutionären Regierungen der Nachkriegszeit, der italienische Faschismus so gut wie der russische Bolschewismus, haben als stärksten Propagandawert immer und immer wieder die hinter ihnen stehenden Massen auf die Straße geschickt und ihnen und den anderen die militärischen Machtmittel vor Augen geführt, über welche sie verfügten. […]
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17. Hirtenbrief der katholischen Kirche, 8. Juni 1933
Auch außenpolitisch ist jede Form von Machtpropaganda, wenn sie sich nur durch sonstige geschickte Unterstützung Ausgleiche zu verschaffen versteht, die beste Garantie für Ruhe und Sicherheit.
17.
Hirtenbrief der katholischen Kirche
Lob einer gesteigerten Liebe zu Volk und Vaterland bei Verbundenheit mit anderen Völkern oder Rassen; menschliche Obrigkeit als Abglanz göttlicher Herrschaft; Anspruch der Regierung auf Autorität bei deren gerechter Begrenzung; nach Schmach und Leiden in Außenpolitik Befürwortung des Strebens nach Freiheit und Ehrenplatz in Völkerfamilie, dabei keine Rachepolitik oder Kriege; Begrüßung von Volkskraft, Volksgesundung und Volksverjüngung bei Verantwortlichkeit Gott gegenüber und bei Hinweis auf Ungerechtigkeiten im Falle ausschließlicher Betonung von Blut und Rasse; Begrüßung des Bekenntnisses des Staates zu Christentum; kein politisches Beiseitestehen der Katholiken, bei Vertrauen auf Ende von Befremdlichem in der Politik der Zeit. 17. Hirtenbrief der katholischen Kirche, 8. Juni 1933
Müller, Katholische Kirche, S. 153 –160.
8. Juni 1933 1. Wenn wir unsere Zeit mit der vergangenen vergleichen, so finden wir vor allem, dass sich das deutsche Volk noch mehr als bisher auf sein eigenes Wesen besinnt, um dessen Werte und Kräfte zu betonen. Wir deutschen Bischöfe sind weit davon entfernt, dieses nationale Erwachen zu unterschätzen oder gar zu verhindern. Wir erblicken im Gegenteil im Volk und Vaterland herrliche natürliche Güter und in der wohlgeordneten Vaterlandsliebe eine von Gott geschenkte, schöpferische Kraft, die nicht nur die Helden und Propheten des Alten Testamentes, sondern auch den göttlichen Heiland beseelte. Mit der ganzen Zärtlichkeit seines gottmenschlichen Herzens hing er an seinem Land und Volk und beweinte bitter das Verhängnis der Heiligen Stadt. Auch die Apostel vergaßen, bei aller Gegensätzlichkeit auf dem religiösen Gebiete, den Zusammenhang mit ihrem Stammvolke nicht, sondern erhofften immer noch Israels Heil, wenn auch erst in den fernsten Zeiten (Röm. 11, 25 ff.). Die Liebe zum Vaterland und Volk hat darum in der Christenheit, auch selbst in den Tagen blutigster Verfolgung, ihr natürliches Recht unvermindert bewahrt und bis in die Gegenwart hinein als etwas Pflichtmäßiges gegolten und als heiliges Sinnbild gedient. Denn vom irdischen Vaterland flog immer wieder der christliche Blick zu jenem grenzenlosen Lande jenseits der irdischen Meere, das die letzte und eigentliche Heimat aller Menschenseelen bildet und die beseligende Erfüllung aller Menschensehnsucht bringt. Wir deutschen Katholiken brauchen deswegen auch keine Neueinstellung dem Volk und Vaterland gegenüber, sondern setzen höchstens bewusster und betonter fort, was wir bisher schon als unsere natürliche und christliche
17. Hirtenbrief der katholischen Kirche, 8. Juni 1933
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Pflicht erkannten und erfüllten. Freilich vergessen wir über unserer Liebe zum Volke und Vaterland die natürliche und christliche Verbundenheit mit den anderen Völkern und Völkerfamilien nicht, sondern denken an das große, weltweite Gottesreich auf Erden, das der Heiland dazu berief, alle Menschen ohne Unterschied der Sprache und der Zeit, der Nation und Rasse erlösend zu erfassen (I. Tim. 2, 5). Wir entziehen damit der Liebe zu unserem Volke nichts von ihrer ursprünglichen Wärme und Kraft, sondern verbinden mit ihr nur die Gerechtigkeit und die allumfassende, christliche Liebe, die mittelbar wieder den Frieden und die Sicherheit unseres eigenen Volkes verbürgen. 2. Neben der gesteigerten Liebe zum Vaterland und Volk kennzeichnet sich unsere Zeit durch eine überraschend starke Betonung der Autorität und durch die unnachgiebige Forderung der organischen Eingliederung der Einzelnen und der Körperschaften in das Ganze des Staates. Sie geht damit vom naturrechtlichen Standpunkt aus, dass kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht, und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der Volkskraft und Volksgröße gewährleisten. Wenn der Einzelne das Ganze aus den Augen verliert oder gar in sich selber den Maßstab der Beurteilung des Ganzen erblickt, kann wohl ein Nebeneinander von selbstsüchtigen Menschen bestehen, aber keine eigentliche Volksfamilie und Volkswohlfahrt erwachsen. Nur wenn der Einzelne sich als ein Glied eines Organismus betrachtet und das Allgemeinwohl über das Einzelwohl stellt, wird sein Leben wieder ein demütiges Gehorchen und freudiges Dienen, wie es der christliche Glaube verlangt. Gerade in unserer heiligen, katholischen Kirche kommen Wert und Sinn der Autorität ganz besonders zur Geltung und haben zu jener lückenlosen Geschlossenheit und sieghaften Widerstandskraft geführt, die selbst unsere Gegner bewundern. Es fällt deswegen uns Katholiken auch keineswegs schwer, die neue, starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft ihr zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken (Röm. 13,1 ff.). Wir dürfen andererseits erwarten, dass die staatliche Autorität nach dem Vorbild der Autorität innerhalb der katholischen Kirche die menschliche Freiheit nicht mehr beschneide, als es das Gesamtwohl verlangt, sondern sich mit der Gerechtigkeit schmücke, und damit jedem Untertanen das Seine, sei es Eigentum, Ehre oder Freiheit, gebe und lasse. Jeder Missbrauch der Autorität führt zu ihrer eigenen Schwächung und Auflösung und jedes Unrecht, das die staatliche Autorität durch Überspannung oder durch Duldung von Übergriffen untergeordneter Organe oder unbefugter Eindringlinge am Volksganzen begeht, rächt sich sowohl an ihr als am Volksganzen.
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17. Hirtenbrief der katholischen Kirche, 8. Juni 1933
3. Auch die Ziele, die die neue Staatsautorität für die Freiheit unseres Volkes erstrebt, müssen wir Katholiken begrüßen. Nach Jahren der Unfreiheit unserer Nation und der Missachtung und schmachvollen Verkürzung unserer völkischen Rechte muss unser deutsches Volk jene Freiheit und jenen Ehrenplatz in der Völkerfamilie wieder erhalten, die ihm auf Grund seiner zahlenmäßigen Größe und seiner kulturellen Veranlagung und Leistung gebühren. Wir bedauern es, dass die Siegernationen in verblendeter Selbstsucht die Gerechtigkeit hintansetzten und durch eine ungeheuere Belastung der deutschen Schultern das mannigfache Elend vermehrten, unter dem wir seit dem Kriegsende bis zur Unerträglichkeit leiden. Sie haben dabei übersehen, dass nicht bloß jedes einzelne Volk einen Organismus darstellt, sondern auch die Volker zusammen eine Art Körperschaft bilden, bei der die Vergewaltigung und Verkümmerung des einzelnen Gliedes sich an der Gesamtheit rächt, wie die Weltlage beweist. Wir reden aber auch nicht einer unchristlichen Rachepolitik oder gar einem kommenden Kriege, das Wort, sondern verlangen nur Gerechtigkeit und Lebensraum im Interesse des allgemeinen Friedens, wie es auch unser Heiliger Vater des Öfteren feierlich betonte. Wenn die neue staatliche Autorität sich weiter bemüht, sowohl die Ketten zu zerbrechen, in die andere uns schlugen, als auch die eigene Volkskraft und Volksgesundung zu fördern und damit unser Volk zu verjüngen und zu einer neuen großen Sendung zu befähigen, so liegt auch das ganz in der Richtung des katholischen Gedankens. Krankheits- und Alterserscheinungen der Völker wirken sich auch im religiösen und sittlichen Leben verheerend aus und führen zu Zusammenbrüchen und Entartungen, die wir vom christlichen Standpunkt aus aufrichtig beklagen und bekämpfen. Wir deutschen Katholiken tragen deswegen gern dazu bei, dass zumal unsere Jugend durch körperliche Ertüchtigung erstarke und im Arbeitsdienst ihre Kraft zum Nutzen des Volksganzen und zur eigenen sozialen Einfühlung und Einordnung verwerte. Nur müssen wir als „Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes“ (I. Kor. 4,1 f.) dringend verlangen, dass dabei nicht die Seele über dem Körper notleide, der Sonntag der Missachtung und Entweihung verfalle, oder das katholische Glaubensleben durch gemeinsame, interkonfessionelle Gottesdienste mit Umgehung der pflichtmäßigen heiligen Messe in Verwirrung gerate, oder endlich sittenlose Elemente die Guten und Unverdorbenen verführerisch bedrohen. Desgleichen darf die staatliche Autorität bei der Förderung der Volksgesundung nicht zu Gesetzen und Verfahren greifen, die sie vor Gott, dem alleinigen Herrn alles Lebens (Röm. 14, 8), nicht verantworten kann. Wenn sodann nach dem Willen der staatlichen Autorität die Zerrissenheit und Gegensätzlichkeit innerhalb unseres Volkes endlich der Einheit und Geschlossenheit weichen soll, so fi ndet sie uns Katholiken auch auf diesem Gebiet als verständnisvolle und opferwillige Helfer. Ausgehend von der katholischen Einheit bedauern wir jegliche Gespaltenheit und Zerklüftung,
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weil sie dem Geiste Gottes widersprechen und die Volkskraft nach außen und innen verhängnisvoll lahmen. Nur glauben wir, dass eine Volkseinheit sich nicht nur durch die Blutsgleichheit, sondern auch durch die Gesinnungsgleichheit verwirklichen lässt, und das bei der Zugehörigkeit zu einem Staatswesen die ausschließliche Betonung der Rasse und des Blutes zu Ungerechtigkeiten führt, die das christliche Gewissen belasten, vor allem, wenn sie Mitmenschen treffen, die in Christus durch das heilige Sakrament der Taufe wiedergeboren, sind und „ein neues Geschöpf“ in ihm wurden (2. Kor. 5,17). Was bisher für jede Volksgemeinschaft galt, dass die Gerechtigkeit die Grundlage aller Volkswohlfahrt sei, muss erst recht bei der Neuordnung des deutschen Volkswesens gelten. Diese Gerechtigkeit darf auch dem bisherigen Feinde gegenüber nicht versagen, sondern muss, zumal bei seiner Verurteilung und Bestrafung, weniger an die rücksichtslose Ausmerzung der Menschen, als an ihre Besserung und Wiedergewinnung für die Volksfamilie denken. Dem politisch nur Andersgesinnten aber wird diese Gerechtigkeit, sofern er aufrichtig entschlossen ist, im neuen Staate ehrlich und opferwillig zu dienen, nicht einem ungewissen Schicksal, trotz aller bisherigen, oft überaus großen, vaterländischen Verdienste, hartherzig überliefern, sondern seine Mitarbeit wiederum ermöglichen. […] 4. Sowohl die Volksautorität als auch die Gerechtigkeit, die das Volkswohl begründet, setzen die Religion als notwendiges Fundament voraus. Zu unserer großen Freude haben die führenden Männer des neuen Staates ausdrücklich erklärt, dass sie sich selbst und ihr Werk auf den Boden des Christentums stellen. Es ist das ein öffentliches, feierliches Bekenntnis, das den herzlichen Dank aller Katholiken verdient. Nicht mehr soll also der Unglaube und die von ihm entfesselte Unsittlichkeit das Mark des deutschen Volkes vergiften, nicht mehr der mörderische Bolschewismus mit seinem satanischen Gotteshass die deutsche Volksseele bedrohen und verwüsten. In Erinnerung an die großen Jahrhunderte deutscher Geschichte sollen die neue deutsche Würde und Größe aus der christlichen Wurzel erblühen. Wir glauben, dass gerade daraus das beste und sicherste Heilmittel gegen die Schäden und Wunden erwächst, unter denen unser Volk schon seit langen Jahrzehnten litt. So tritt denn an alle die ernste Frage, was denn eigentlich dieses grundlegende Christentum nach Glaube und Sitte will. Wir Katholiken erblicken in unserer heiligen katholischen Kirche die von Christus gestiftete Religion, ohne unsere Liebe und brüderliche Zusammenarbeit jenen zu verweigern, die leider seit Jahrhunderten im Glauben von uns getrennt sind. So sehr wir uns stolz und freudig als Deutsche bekennen und mutig bereit waren und sind, für das Volk und Vaterland die allergrößten Opfer zu bringen, fühlen wir uns dennoch als Glieder der großen, einigen, heiligen, katholischen und apostolischen Weltkirche […]. 5. Die Kirche selber kann aber nur dann ihre Kräfte entfalten, wenn ihr jene Freiheit gewährt wird, die sie auf Grund ihres Wesens und ihrer Aufgabe braucht und verdient. Sie ist nach ihrem Ursprung, ihren Mitteln und Zielen
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18. Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933
eine vollkommene und darum selbständige Gesellschaft, die ihre Berechtigung nicht erst vom Staatswillen, sondern von Gott selber empfängt. […] 6. Die Verchristlichung des Menschen muss schon die Familie als die Volkszelle erfassen und sich in der Erziehung der jungen Menschen bekunden und bewähren. […] 7. Aber auch der schulentlassene Mensch bedarf der sorgsamen Betreuung durch die Kirche. […] Was dann die Standes- und Berufsvereine angeht, so wäre es auch hier verkehrt, in ihnen lediglich weltliche, vom Religiösen unabhängige Organisationen zu erblicken. […] 8. Was endlich die karitativen Vereine und Verbande betrifft, so bilden sie die naturgemäße Verkörperung des christlichen Geistes. […] 9. Soll der neue Staat ein christlicher sein, und die katholische Kirche darin ihre Freiheit genießen, so wird sie auch berechtigt sein müssen, eine katholische Presse zu besitzen. […] Geliebte Diözesanen! Wenn wir deutsche Bischöfe die aufgezählten Forderungen erheben, so liegt darin nicht etwa ein versteckter Vorbehalt dem neuen Staat gegenüber. Wir wollen dem Staat um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen, und wir dürfen es nicht, weil nur die Volkskraft und die Gotteskraft, die aus dem kirchlichen Leben unversiegbar strömt, uns erretten und erheben kann. Ein abwartendes Beiseitestehen oder gar eine Feindseligkeit der Kirche dem Staate gegenüber müsste Kirche und Staat verhängnisvoll treffen. Nur vertrauen auch wir darauf, dass so manches, was uns vom katholischen Standpunkt aus in den letzten Monaten als befremdlich und unbegreiflich erschien, sich nur als ein Gärungsvorgang erweist, der bei der Klärung der Verhältnisse als Hefe zu Boden sinkt. […]
18.
Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933
Gedanken von Katholiken angesichts einer nationalen „Revolution“ in Deutschland: NS-Staat, basierend auf Führergedanken, organischen Bindungen und Gedanken der Volksgemeinschaft, eine denkbare Grundlage eines heiligen Reichs; katholische Deutsche mit Auftrag, auf dieser Basis ein Abgleiten in Katastrophen zu vermeiden. 18. Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933
a) Winzen Theologie des Reichsgedankens 1. Der nationalsozialistische Staat ist entstanden als Reaktion gegen den marxistischen und den demokratischen Liberalismus. Er wendet sich mit seinem Führergedanken gegen die materialistisch-horizontale Struktur des liberalen Staates, mit der Bejahung organischer Bindungen in Familie, Volkstum und Rasse gegen den abstrakt-mechanistischen Charakter des liberalen Staates, und schließlich mit dem Gedanken der Volksgemeinschaft, wie sie sich in der nationalen Arbeit betätigt, gegen den Utilitarismus und den damit gegebenen Klassengedanken.
18. Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933
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2. Diese drei Grundgedanken des nationalsozialistischen Staates können auch eine Grundlage für das Reich bilden, das a) auf der Grundlage einer theistischen Wertordnung vertikale Struktur besitzen muss. Das Führerprinzip knüpft mit dem Gedanken der wahren Herrschaft, aber ausgeübt auf Grund von Wertauslese, Dienstbereitschaft und Vertrauen an alte Reichshoheitstraditionen an; das b) als Hüter der Schöpferordnung in der Natur aus den organischen Gemeinschaften sich aufbauen muss; das c) als Dienst am Leibe Christi wahre Gemeinschaft der Arbeit zum Wohle des Ganzen, über. bloße Interessenpolitik hinaus, sein muss. 3. Unsere Aufgabe als katholische Deutsche ist es, aus den uns geschenkten Kräften der Kirche heraus diese drei Grundideen theoretisch und praktisch zu vertiefen und zu „vergeistigen“, indem wir a) den Führergedanken in die Verantwortung vor Gott hineinbinden, in der sicheren Erkenntnis, dass ohne Bindung an Gott der Führer sich selbst zum Maß aller Dinge machen muss und so das Führertum in brutale Willkür entartet, die freie Gefolgstreue aber in Sklaverei; b) indem wir die organischen Bindungen durch den geistigen Wertgedanken ergänzen und so dem Reiche die universale Weite bewahren, die es nur durch den Geist erhalten kann. Übertriebener Biologismus im Staatsleben kann zur Vertierung des Menschen führen; c) indem wir dem Gedanken der nationalen Arbeit seine letzte Erfüllung geben durch die Zielrichtung auf die Erbauung des Leibes Christi. Auch dieses tun wir in der sicheren Erkenntnis, dass alle Arbeit, die nicht in der „Ehre Gottes“ ihren letzten Sinn hat, Interessenarbeit bleiben muss und ihren ethischen, wie auch ihren einigenden Wert verliert. Im Allgemeinen können wir im jetzigen Staatsneubau dem Reiche dienen, wenn wir als „Geistige“ im Sinne Christi die Ideen zu verstehen, hochzuhalten und zu ordnen versuchen, die heute nach Gestaltung und Klärung ringen. Wir müssen eine weitere Perspektive besitzen als die Meisten heute, die im „Schlamassel“ des Augenblicks die große Linie vergessen und die letzten Ziele, um die gerungen wird. Wir müssen Geduld haben, auf lange Sicht arbeiten, uns nicht zu schnell entmutigen lassen, sondern beharrlich sein. Vor allen Dingen aber dürfen wir uns den Blick nicht durch subjektive Gefühle des Zurückgesetztseins trüben lassen, sondern was wir tun und sagen, muss in selbstloser Sachlichkeit getan und gesagt sein, in jener selbstlosen Sachlichkeit nämlich, in der Christus für uns gelitten hat und gestorben ist, und die jetzt im heiligen Geiste der Liebe seine Glieder erfüllt. Dann ist unser Arbeiten auf jeden Fall ein Bauen am heiligen Reich. Nachzulesen ist dieser Text in:
Winzen, Theologie des Reichsgedankens, S. 79 f. Maria Laach, 26. April 1933
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18. Aufsätze von Theologen, Frühjahr / Sommer 1933
b) Mirgeler (zusammenfassend referiert) „Die deutschen Katholiken und das Reich“ Dieser Aufsatz des katholischen Theologen wurde von Seiten der Erben unter Berufung auf das geltende Urheberrecht zum Wiederabdruck nicht freigegeben. Dennoch sind seine Kernthesen bei einer repräsentativen Kennzeichnung des politischen Denkens von Katholiken in der NS-Zeit und zumal in der Phase nationalistischen Überschwangs 1933 vorzustellen, stellen sie doch ein Musterbeispiel für das Denken jener dar, die Hitler und das „Dritte Reich“ unter Hinweis auf dessen „Bekenntnis“ zu einem „positiven Christentum“ willkommen hießen und die sich damit von jenen abgrenzten, die eine ablehnende oder indifferente Haltung einnahmen.
Mirgeler spricht von einer vormaligen Identität von katholischer Politik und Reichspolitik im 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Danach habe ein „Interregnum“ eingesetzt und dauere an, wobei jetzt ein entscheidendes Stadium erreicht sei. Während des Interregnums hätten schließlich Bismarck und die Liberalen als Verbündete die „Heimatlosigkeit der Katholiken“ enthüllt. Als Reaktion hierauf hätten sich die deutschen Katholiken in Verbänden und im Zentrum ein katholisches „Sonderreich“ und eine „Ersatzheimat“ geschaffen. In dieser sei aber der politische Katholizismus erlahmt, sei das Interregnum als Definitivum verkannt und sei auch die konfessionelle Spaltung als unabänderlich missverstanden worden. Das Zentrum habe schließlich ,Preußen‘ und Sozialdemokraten als etwas Ewiges angesehen und dem Nationalsozialismus zunächst fassungslos gegenübergestanden. Nach der NS-Machtergreifung sei es aber nunmehr unverantwortlich, an der Vorstellung von einem Interregnum festzuhalten und „nicht nach einem Defi nitivum Ausschau zu halten.“ Jetzt sei „der Boden für einen wirklichen Neuaufbau“ bereitet. „Eine der betontesten Tendenzen des Nationalsozialismus“ besage, „dass die Katholiken im „Neuen Deutschland Heimatrecht finden“. So sei allseits zu fordern, dass die deutschen Katholiken „Mitglieder einer Partei“, „Nutznießer eines Konkordats“ und „Mitarbeiter an einem Neuen Reich“ werden dürften. Nachzulesen ist dieser Text in:
Mirgeler, Katholiken und Reich, S. 53 –56. Sommer 1933
c) Adam (zusammenfassend referiert) „Deutsches Volkstum und katholisches Christentum“. Aus denselben Gründen – fehlende Abdruckerlaubnis und zentral wichtige Thesen – wie der Artikel Mirgelers ist der des Theologen Karl Adam kurz zu kennzeichnen
Adam sprach von der Existenz einer „deutschen katholischen Theologie“ und einer katholischen Kirche, die einen „Heilandsberuf am deutschen Volk“ erfülle, indem sie „das Beste seines Wesens aufruft“ und das „Blutmäßige […]
19. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 1933
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pflegt“. Hitler – aus dem katholischen Süden stammend und lange verkannt – habe als Volkskanzler kommen müssen, um den in den Weimarer Jahren „erkrankten Volkskörper“ zu heilen. Jetzt habe man wieder Augen, um „unsere bluthafte Einheit, unser deutsches Selbst, den homo Germanus“ zu sehen. Juden seien in bleibender Weise rassefremd, und das Vorgehen gegen „die jüdische Überschwemmung“ sei „ein pflichtgemäßer Akt christlich germanischer Selbstbehauptung“. Nationalsozialismus und Katholizismus gehörten zusammen und man lebe in „einem germanischen Zeitalter der Kirche“. Nachzulesen ist dieser Text in:
Adam, Karl: Deutsches Volkstum und katholisches Christentum, in: Theologische Quartalsschrift, 114. Jg. (1933), S. 40 – 63. Sommer 1933
19.
Aufsatz Diems
Nach Auffassung des Sportfunktionärs: Der Sport als Teil der Weltkultur sei zugleich planvoll-verbindendes Spiel und – im Kern – freiwilliges Soldatentum mit Härte, geeignet zum Kampf ums Dasein in Frieden und Krieg; Beschreibung eines evidenten Nutzens des Sports und eines Führertum in diesem. 19. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 1933
Diem, Olympische Flamme, S. 109 f., 112 und 114 –117.
1933 Sport ist Teil der Weltkultur unserer Zeit. Ob man es beklagt oder begrüßt, wir gehen einer Vereinheitlichung der Weltkultur entgegen. Luftfahrt, Kino und Radio vollenden in Wechselwirkung das, was Presse, Handel und Sport vorgearbeitet hatten: die Gleichform der Lebensführung und Lebensauffassung. Sport ist eine überall verstandene Weltsprache. Diese Sprache wird mit gleichem Inhalt, nach gleichen Gesetzen und in gleichem Geiste gesprochen. Zahllose Menschen aller Völker hören diese Sprache gerne, ein nicht unbeträchtlicher Teil will vom Sport nichts wissen. Was versteht man nun eigentlich unter diesem in allen Kultursprachen gebräuchlichen Wort? […] Sport ist […] Spiel. […] Das Spiel gehört zum Leben. Es beginnt mit der Kindheit und endet erst mit dem Tode. Aber nicht jedes Spiel ist Sport. […] Spielerei ist niemals Sport. Ein Spiel wird Sport, wenn wir das Spiel planmäßig betreiben. […] Es fehlt noch die wichtigste [Eigenschaft, G. W], jene, aus der sich der Mensch nicht herauslösen kann, weil er ein Gesellschaftswesen ist. Sport ist Kampf!
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19. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 1933
Aber im Gegensatz zum Kampf in der Wirklichkeit ein Scheinkampf, ein gespielter Kampf. Ich kämpfe mit meinem Gegner nicht, um ihn zu vernichten, wie dies im Ernstfalle eintritt. Ich kämpfe mit dem Gegner nicht als Person, sondern er stellt für mich den Träger jener idealen Leistung dar, die meinem Körper vergleichbar ist und die zu überbieten mir ein Ansporn sein kann. […] Der Sport aber zeigt, wenn natürlich auch nicht allein, so doch in besonders klarer Weise, wie sich der Machttrieb mit dem Gemeinschaftstrieb harmonisch verschmelzen kann. Die hohe Leistung des Einzelnen hebt die Leistung der Gesamtheit. Der Rekordmann steht auf den Schultern der Vorgänger und bietet den Nachfolgern breitere Schultern dar. Der Rekord von heute ist der Durchschnitt von morgen. Jeder Kampf zieht neue Kämpfe in unendlicher Kette an, jeder Sportsmann wirbt einen neuen, jeder Sieger hundert neue. Sport nicht ohne Rekord (sic). Das Rekordstreben und der Kampfwille bilden die ureigentliche Kraftquelle für den Bildungswert des Sports. Sport muss Härte sein! […] Wie kommt es eigentlich, dass junge Menschen solche schmerzhaften und mühsamen Unternehmungen als ihr Vergnügen betrachten? Sie sind Idealisten. Vor ihrem Auge steht ein menschliches Ideal, dem sie zustreben: ein Mensch, der sich vor Anstrengung,. Gefahr und Schmerz nicht fürchtet, ja, der sie aufsucht, um sie zu bestehen. Wie nennt man ein solches Ideal? Es ist ein soldatisches Ideal. Sport ist freiwilliges Soldatentum. Kein Geringerer als Coubertin hat es anerkannt und sehr fein unterschieden: Sport trainiere zum Kriege, aber er führe nicht zum Kriege. Er bilde die soldatischen Eigenschaften aus, Körper und Geist, wie ihn der Soldat braucht, aber er rufe Kriege nicht hervor. Sein Nutzen zeige sich erst, wenn der Krieg da ist, und wir, die wir den Weltkrieg mitgemacht haben, wissen es nur zu gut, welch tüchtige Soldaten Sportländer wie England und Amerika gestellt haben. Es war für uns keine völlige Überraschung, denn schon in den Jahren vor dem Kriege hatte die deutsche Heeresverwaltung den Wert des Sports erkannt und die Ausbildung des Soldaten sportlich umgestellt. Auch heute gilt der Sport im deutschen Heer als ein wichtiges Hilfsmittel zur Ausbildung soldatischer Eigenschaften. […] Sport braucht Führertum, und umso höher gebildetes, als er nicht Drill, sondern das Gegenteil davon ist Drill ist eine Erziehungsform vergangener Zeiten, als man noch durch Gleichschritt und Gleichtaktbewegungen den Block baute, der die Kampfeinheit darstellte. Heute beim Kampf in der aufgelösten Form braucht man den hochgezüchteten Einzelkämpfer, und die gleiche Forderung stellt das bürgerliche Leben im entwickelten Kampf ums Dasein. Diesen hochgezüchteten Einzelkämpfer, den Menschen seines Rekords, den bildet der Sport, und der Führer sorgt, dass der Wechsel in der Allgemeinausbildung und in der Spezialarbeit den lebenstüchtigen Men-
19. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 1933
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schen ergibt; gesund und kräftig, schnell und stark, gewandt und ausdauernd, rücksichtslos gegen sich und hilfreich gegen andere, mutig und umsichtig, bedacht und entschlossen, kampflustig und schönheitsfreudig, pflichtgetreu und zäh, naturgebunden und naturbemeisternd, schlicht und gescheit, ernst und fröhlich. Sport muss es nicht immer sein, aber er kann es sein: ein Mittel der Selbstzucht und Bildung, eine Erziehung durch Handeln statt durch Hören, eine Sammlung der inneren Kräfte und eine Befreiung von inneren Spannungen. Nur Pflichtmenschen bringen es zur Leistung, nur Menschen von geistiger Klarheit und Rechtlichkeit erfüllen den ganzen Begriff des echten Sportsmannes, und das unendliche Glücksgefühl des trainierten Körpers und eine in den Tiefen des Körpers begründete Heiterkeit sind der Dank für ehrliches, sportliches Mühen. So bildet sich der nützliche Staatsbürger, der nicht in der Masse untergehen will, sondern sich aus ihr herauszuheben strebt, der seine Fähigkeiten studiert und sie zielbewusst und hartnäckig ausbildet, der sich aber nicht als Einzelmensch fühlt, sondern als Glied der Gemeinschaft. Im Sport gibt er sich als Gleichberechtigter unter Gleichen. Sportsmann sein heißt Sportsfreundschaft üben. Auch Unbekannte finden schnell zueinander, selbst in verschiedenen Zungen, sobald sie voneinander wissen, dass sie Sportsleute sind. Sport ist also ein Ausdruck menschlichen Gemeinschaftslebens. Insofern ist er international, aber er ist auch national. Diese Doppeleigenschaft, national und international zugleich, liegt ja vor aller Augen. Kein Sportverband der ganzen Welt, der nicht zugleich patriotischer Verband wäre: „Dem Vaterland dient es, wenn wir zu spielen scheinen.“ In freiwilliger Entfaltung und Opferfreudigkeit, mit leidenschaftlichem Einsatz der Kräfte kämpft der Sportsmann für die Farben seines Landes und für die Ehre seines Volkes.
124 20.
20. Rede Pinders, Dresden, 11. November 1933 Rede Pinders
Abgedruckt in einem Aufruf von Professoren anlässlich des Plebiszits zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund: Freude über eine neue Politik der Regierung Hitler und einen neuen Stil, geprägt von Sittlichkeit und aus dem Herzen kommend.
20. Rede Pinders, Dresden, 11. November 1933
Bekenntnis der Professoren, S. 18 –20.
Dresden, 11. November 1933 Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen!12 Alle Geschichte ist Gegenwart, und alle Gegenwart ist Geschichte. Seit wir wieder lebendig wissen, dass Völker Lebewesen sind mit Auftrag und Schicksal, seitdem spüren wir mehr als jemals, dass wir verantwortlich sind 12
Der hier zugrunde liegende Aufruf zum Plebiszit anlässlich des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund verbunden mit Reichstagswahlen, betitelt „Bekenntnis zu Hitler“ umfasste neun Reden und eine Unterschriftenliste mit 957 Namen; drei Redeauszüge zeigen die unterschiedliche Nähe der Wissenschaftler zum NS-Staat sowie Missverständnisse hinsichtlich der propagandistisch als „Friedenspolitik“ verkauften Kriegs- und Ausgrenzungspolitik Hitlers, siehe S. 13 f., 15 –17 u. 21: Heidegger: „Was geschieht in solchem Wollen? Ist das Rückfall in die Barbarei? Nein! Es ist die Abwendung von jedwedem leeren Verhandeln und versteckten Geschäftemachen durch die einfache große Forderung des selbstverantwortlichen Handelns. Ist das Einbruch der Gesetzlosigkeit? Nein! […] Ist […] das Zerschlagen seiner geschichtlichen Überlieferung? Nein! Es ist der Aufbruch einer geläuterten und in ihre Wurzeln zurückwachsenden Jugend. […] Das Volk gewinnt die Wahrheit seines Daseinswillens zurück, denn Wahrheit ist die Offenbarkeit dessen, was ein Volk in seinem Handeln und Wissen sicher, hell und stark macht. Aus solcher Wahrheit entspringt das echte Wissenwollen. […] Aus solchem Ursprung entsteht uns die Wissenschaft. Sie ist gebunden in die Notwendigkeit des selbstverantwortlichen völkischen Daseins. […] Wir haben uns losgesagt von der Vergötzung eines boden- und machtlosen Denkens. Wir sehen das Ende der ihm dienstbaren Philosophie. Wir sind dessen gewiss, dass die klare Härte und die werkgerechte Sicherheit des unnachgiebigen einfachen Fragens nach dem Wesen des Seins wiederkehren. Der ursprüngliche Mut, in der Auseinandersetzung mit dem Seienden an diesem entweder zu wachsen oder zu zerbrechen, ist der innerste Beweggrund des Fragens einer völkischen Wissenschaft. Denn der Mut lockt nach vorn, der Mut löst sich vom Bisherigen, der Mut wagt das Ungewohnte und Unberechenbare. Das Fragen ist uns nicht das ungebundene Spiel der Neugier. Das Fragen ist uns auch nicht das eigensinnige Beharren im Zweifeln um jeden Preis. Fragen heißt uns: Sich Aussetzen der Erhabenheit der Dinge und ihrer Gesetze, heißt uns: Sich nicht verschließen dem Schrecken des Ungebändigten und der Wirrnis des Dunkels. Um dieses Fragens willen allerdings fragen wir und stehen nicht zu Diensten den Müdegewordenen und ihrer behäbigen Sucht nach bequemen Antworten. […] Und so bekennen wir […]: Unser Wille zur völkischen Selbstverantwortung will, dass jedes Volk die Größe und Wahrheit seiner Bestimmung finde und bewahre. Dieser Wille ist höchste Bürgschaft des Friedens der Völker, denn er bindet
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für die Vergangenheit und Zukunft unseres Volkskörpers. Was jemals an Beschämendem gegen Deutschland aus Deutschland heraus geschehen ist, das empfindet jetzt derjenige, der geschichtlich denkt und in Geschichte lebendig ist, wie eine Schmach, die er selbst auf sich geladen hätte als einer, der dabei gewesen wäre. Nur der, der so fühlt, darf auch mit Stolz daran denken, was Großes in Deutschland geschehen ist, als sei er auch dabei gewesen. Dann ist Geschichte Gegenwart, dann ist Wissen Gewissen, dann ist Gegenwart Geschichte. Was wir jetzt tun, das wirkt mit an der Lebenslinie unseres Volkes, die weiterläuft, auch wenn wir alle, die hier sind, längst vergangen sein werden. Wir fühlen und wissen uns als die leiblich vergänglichen Träger unseres deutschen Volkes. Tausendfach verantwortlich ist gerade der, der gelernt hat, Geschichte zu betrachten. Er setzt alle Ehre seiner Lebensarbeit und die ganze Würde seiner Wissenschaft zum Pfande, wenn er auch einmal
sich selbst an das Grundgesetz der mannhaften Achtung und der unbedingten Ehre. Diesen Willen hat der Führer im ganzen Volke zum vollen Erwachen gebracht und zu einem einzigen Entschluss zusammengeschweißt. Keiner kann fernbleiben am Tage der Bekundung dieses Willens. Heil Hitler!“ Hirsch: „Nichts hat dem Atheismus und der sittlichen Zersetzung in der Welt so Vorschub geleistet wie die Schändung großer sittlicher Ideen durch den Vertrag von Versailles mit seinem Versuch, Völkergemeinschaft auf Unwahrheit und Lüge aufzubauen. […] Volkstum hier, Glaube und Geist dort, sie sind untrennlich. Wird die natürliche Grundlage des Lebens krank, so wird es der Glaube und das Leben im Evangelium auch […]. Und noch ein drittes stand fluchdrohend vor uns, […] die große Scheidewand, durch die der Marxismus Deutsche und Deutsche getrennt hielt. […] In dem großen Aufbruch unsers Volkes steht die Frage nach Gott […]. Wir Deutsche sind auf dem Wege hinweg aus dem Land des Unglaubens, zurück zu dem Heiligen, das zu vergessen wir in Gefahr waren, und ohne das wir als Einzelne und als Volk nicht leben können. […] Wenn auf morgen der Führer uns ruft, uns zum neuen nationalsozialistischen Deutschland zu bekennen, Mann für Mann, Frau um Frau, so antwortet es aus mir: Ja. Ich sage es als deutscher Mann, als evangelischer Christ und Theologe, als Lehrer der Universität. Ich sage es mit als kleine Stimme in dem großen Chor, der auf den Ruf des Führers antwortet. Wir sagen ‘Ja!’ Wir folgen ihm. Heil Hitler!“ Sauerbruch: „Ein gewaltiges Bekenntnis der ganzen Nation zum Willen unseres Führers und seiner großen Aufgaben muss der Welt zeigen, dass Deutschland erwacht ist und sein Recht freier Selbstbestimmung zurückfordert zu wirklichem Frieden und neuem Aufbau. […] Wenn ich gerade in letzter Zeit hie und da bekämpft worden bin […], so kann das nur erfolgt sein aus einem Missverständnis der letzten Mission, die wir Ärzte dem Volk gegenüber zu erfüllen haben. […] Freilich ist echte Wissenschaft […] herausgewachsen aus dem Boden gesunden Volkstums. Darüber hinaus aber wissen wir, dass die ärztliche Wissenschaft Deutschlands nur dann zur vollen Reife kommen kann, wenn sie auch unter dem befruchtenden Einfluss anderer Nationen steht. Denn erst in der internationalen Wechselwirkung erhalten wissenschaftliche Ergebnisse ihre übergeordnete Allgemeingültigkeit zum Wohle der Menschheit.“
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sein kleines Teil zum Handeln beiträgt und wenn er jetzt sein Ja sagt, wo uns der Führer ruft. Wir sagen Ja. Ich persönlich möchte bekennen dürfen: Ich habe die ganzen Jahre hindurch, seit dem Eintritt in den Völkerbund, auf den Augenblick gewartet, der Gott sei Dank jetzt da ist, wo das empörte Rechtsgefühl eines gutherzigen, starken, gequälten, geschmähten Volkes endlich, endlich die einzige Möglichkeit schafft, – und auf was für eine Weise: so friedliebend, so unsäglich anständig, so rein und ehrenhaft, wie es die unvergesslich ergreifenden Reden unseres großen Führers immer und immer getan haben! Das ist geschehen aus einer Politik, die höher ist als das, was man bisher Politik nannte. Das ist Politik aus Sittlichkeit, das ist Politik aus dem Herzen, aus einem geradezu religiösen Untergrund her. Das ist etwas Neues in der Geschichte! Nur bei Bismarck hatte sich Ähnliches schon geregt, so dass man sagen kann: Ein Klang, den die Welt noch nicht kennt, ist da. Politik bisher – eine Sprache, die dafür da sein will, die Gedanken zu verbergen – und dagegen dieser Klang aus dem Herzen des ganzen Volkes durch den Führer, den es als seine eigene Verdichtung hervorbrachte in dem Augenblick der allerhöchsten Not. […] Wenn es aber jemals ein Verbrechen gab, das den Fluch der Geschichte tragen wird, so ist es die bewusst verleumderische Verkennung, die aus der Angst einer vergreisenden, untergehenden Welt die reinste, schönste, friedlichste und sogar europafreundlichste Absicht verkennt, bestreitet, bespeit. Wenn je etwas Bestätigung gibt für die Richtigkeit, für das heilige innere Recht, für das, was wir jetzt tun, so ist es – neben dem Selbstverrat, der persönlichen, nackten Selbstenthüllung westlicher Niedrigkeit und Narrenhaftigkeit – auch die unabsichtliche Verkennung, die wir überall finden, das Nichtbegreifenkönnen bei all denen, denen man ja auch ansieht, dass sie einer innerlich unterliegenden Welt angehören. Unsere Welt will neu werden. Das Neue liegt schon darin, dass aus einer neuen Macht die Politik getrieben wird, aus der, die man bisher als nicht hingehörig bezeichnet hat, nämlich aus dem Herzen. Damit das wieder möglich wurde, hat viel geschehen müssen: Geschichte, die sich in der Kunst spiegelt, an die ich als Kunsthistoriker natürlich besonders denken muss. Gerade die Zeit, von der das liberalistische Weltalter gesagt hat, dass sie finster gewesen sei, das sogenannte Mittelalter, ist eine noch gänzlich gesunde Epoche europäischer Kultur gewesen. Das, was heraufkommt, das will im edelsten Sinne wieder einmal ein neues Mittelalter werden, und es wird ein Ehrentitel sein, wenn es uns gelingen wird, uns diesen Titel zu verdienen, denn das Mittelalter hatte die letzte ganz große Sicherheit, die wir Stil nennen. Stil ist das, was wir verloren haben; Stil aber regt sich in keinem Lande der Welt so stark wie in Deutschland. Nicht in der Bildkunst, noch nicht in der bildenden Kunst – Stil in der Kunst kann erst wiederkommen, wenn die Menschen Stil haben werden. Stil scheint Form, Stil ist Gemeinschaft und Glaube. Der Stil in der Kunst muss aus dem Stil des Menschen erfolgen. Wenn wir aber die Umbildung vollenden können, die mit
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unserer neuen Bewegung begonnen hat, so werden wir wieder so fraglos sicher werden wie einst das Mittelalter, und dann können wir wieder dienen, wie im Mittelalter. Dann wird Kunst kein Selbstzweck sein, so wenig wie im Mittelalter. Denn Kunst wird die Künstler fordern, d. h. das Leben der Gemeinschaft wird Aufgaben stellen, wird nur noch die als Künstler zulassen, die die innere Berufung haben, wie im Mittelalter. Die ersten Zeichen sind da. Wer das nicht sieht, ist blind, wer, das nicht sehen will, ist ein Narr, ist innerlich tot und verloren. Unser Leben beginnt Stil zu bekommen. Die Kunst wird zur zweiten Sorge, Gott sei Dank! Wer am 9. November in München den stillen Zug gesehen hat, der das tragische Ereignis vor 10 Jahren in die Erinnerung zurückrief, wer das erlebte: den Führer und die Seinen, barhaupt und schweigend, die alten zerschlissenen Fahnen vor den alten Freischärlern und mancher Führer am Stock hinkend, keine Musik, nur dumpfer Trommelwirbel, stille Fackeln in den grauen Tag leuchtend, und das ganze lange Schweigen und die zahllosen Tausende hochgereckter Schwurhände, und in das Schweigen hinein die Schüsse der Erinnerung – der durfte als Mann der Geschichte sich sagen: Das gab es nicht mehr seit den Tagen des geistlichen Schauspiels. Das war nicht mehr Theater, das war nicht mehr die Trennung in Spieler und Zuschauer, Bühne und Publikum, hier war kein Publikum mehr, hier war wieder die Gemeinde da. Da wirkte alles zusammen. Das ist mehr als ein Bild – das Bild war ja der letzte flache Rest, der von aller Kunst im 19. Jahrhundert noch geblieben. Das ist Stil, das heißt untrennbare Vereinigung der Gemeinschaft zur Form, unwillkürlich geschaffenes Symbol für den Gehalt, den Tausende empfi nden, die Gestaltung aller im Ausdruck des eigenen Lebens, etwas im letzten Grunde Religiöses und gerade, da hier keine ästhetische Absicht war, da dies naturhaft gewachsen war, eine strenge würdige Entsprechung zu einem fraglos gewordenen Glaubensinhalt. Darum hätte auch der kaltherzige Ästhet sagen dürfen: „Das ist sehr schön“, – denn Schönheit ist nur dann zu erreichen, wenn sie nicht das Ziel ist. So sind einst die Statuen von Bamberg und Naumburg entstanden, nicht um genossen zu werden, sondern um heilige Gefühle zu gestalten, nicht um betrachtet zu werden, sondern um da zu sein. Form ist so lange gerade sicher, als das Überformale, als Glaube, Gemeinschaft, Symbol – Bedürfnis und Stil des Menschentums sie selbstverständlich hervorbringen. Und ein ebensolches selbstverständliches wunderbares Symbol scheint mir der ewige „Posten“ an der Feldherrnhalle in München. Hier stehen Tag für Tag und Nacht für Nacht, sommers und winters, zwei junge Deutsche je zwei Stunden in straff zusammengerissener Haltung; der Platz wird niemals leer, und nachts schon habe ich diese jungen Menschen kontrolliert. Als alter Infanterist weiß ich: Wir alten Soldaten, wir hätten gemogelt, aber diese hier stehen zwei Stunden straff, auch dann, wenn kein Mensch sie sieht! Das ist unser Symbol. […]
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21. Prager Manifest der Sopade, Prag, 28. Januar 1934 Prager Manifest der Sopade
Erwartung von Klassengegensätzen und Schwächen im NS-Staat; Kampf gegen diesen durch neue, sozialdemokratisch geführte Elite von Revolutionären mit wiedereroberten demokratischen Rechten; Zerstörung von vorliegenden kapitalistisch-feudalen und gegenrevolutionären Machtpositionen und Aufbau einer Selbstverwaltung; Kampf gegen den NS-Staat als Träger von Krieg und Landraub im Osten; Antifaschisten-Front und Kampf für die Ideale der Menschheit.
21. Prager Manifest der Sopade, Prag, 28. Januar 1934
Stampfer / Matthias / Link, Gesicht nach Deutschland, S. 216 –225.
Prag, 28. Januar 1934 Ein Jahr lang lastet die nationalsozialistische Diktatur über Deutschland, über der Welt. Grundstürzend hat der Sieg der deutschen Gegenrevolution das Wesen und die Aufgaben der deutschen Arbeiterbewegung geändert. Der Knechtschaft und Gesetzlosigkeit preisgegeben ist das Volk im totalen faschistischen Staat. Im revolutionären Kampf die Knechtschaft durch das Recht der Freiheit, die Gesetzlosigkeit durch die Ordnung des Sozialismus zu überwinden, ist die Aufgabe der deutschen Arbeiterbewegung. I. Die Bedingungen des revolutionären Kampfes Im Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur gibt es kein Kompromiss, ist für Reformismus und Legalität keine Stätte. Die sozialdemokratische Taktik ist allein bestimmt durch das Ziel der Eroberung der Staatsmacht, ihrer Festigung und Behauptung zur Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaft. Die Taktik bedient sich zum Sturz der Diktatur aller diesem Zweck dienenden Mittel. Der revolutionäre Kampf erfordert die revolutionäre Organisation. Die alte Form, der alte Apparat ist nicht mehr, und Versuche zu seiner Wiederbelebung entsprechen nicht den neuen Kampfbedingungen. Neue Organisationsformen mit opferbereiten Kämpfern müssen entstehen. In der Wahl dieser Formen sind wir nicht frei. […] Kleine Gruppen bilden sich, sie müssen in teuer erkauften Erfahrungen die Technik ihrer Arbeit erwerben – eine Elite von Revolutionären. Wenn die Gegensätze im Innern des Faschismus, wenn die stets sich verschärfenden Klassengegensätze im Kapitalismus sich entfalten, wenn Unzufriedenheit und Enttäuschung die Massengrundlage der nationalsozialistischen Herrschaft erschüttern, wenn oppositionelle Strömungen entstehen und spontane Massenbewegungen beginnen, dann wird es zur Aufgabe der revolutionären Elite, die Gegensätze im Bewusstsein der Massen zu vertiefen, ihre Entwicklung zu lenken, ihre Zielsetzung zu beeinflussen, die Verbindungen auszudehnen und die revolutionäre Organisation zur Massenorganisation zu erweitern. In den Dienst der Förderung der revolutionären Organisation hat sich von Anfang an die Leitung der deutschen Sozialdemokratie im Ausland ge-
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stellt und für die Erfüllung dieser Aufgabe ihre Kräfte und Mittel eingesetzt. Der Druck des Terrors führt in Deutschland selbst zu weitgehender Dezentralisation der illegalen Arbeit. Die in Deutschland selbst unausweichliche Teilung der Arbeit kann nur in der Tätigkeit der Leitung ihre Zusammenfassung finden. […] II. Die Ziele der Massenbewegung […] Die Wiedereroberung demokratischer Rechte wird zur Notwendigkeit, um die Arbeiterbewegung als Massenbewegung wieder möglich zu machen und den sozialistischen Befreiungskampf wieder als bewusste Bewegung der Massen selbst zu führen. Jedes demokratische Recht wird aber zur Bedrohung des Fortbestandes der Diktatur. Der Kampf um die Demokratie erweitert sich So zum Kampf um die völlige Niederringung der nationalsozialistischen Staatsmacht. […] III. Die Ausübung der Macht […] Die Niederwerfung des nationalsozialistischen Feindes durch die revolutionären Massen schafft eine starke revolutionäre Regierung, getragen von der revolutionären Massenpartei der Arbeiterschaft, die sie kontrolliert. Die erste und die oberste Aufgabe dieser Regierung ist es, die Staatsmacht für die siegreiche Revolution zu sichern, die Wurzeln jeder Widerstandsmöglichkeit auszureißen, den Staatsapparat in ein Herrschaftsinstrument der Volksmassen zu verwandeln. Der revolutionären Regierung obliegt deshalb die sofortige Durchführung einschneidender politischer und sozialer Maßnahmen zur dauernden völligen Entmachtung des besiegten Gegners. Das erfordert: Einsetzung eines Revolutionstribunals. Aburteilung der Staatsverbrecher, ihrer Mitschuldigen und Helfer in der Politik, der Bürokratie und Justiz wegen Verfassungsbruches, Mordes und Freiheitsberaubung unter Aberkennung der staatsbürgerlichen Rechte. Aufhebung der Unabsetzbarkeit der Richter, Besetzung aller entscheidenden Stellen der Justiz durch Vertrauensmänner der revolutionären Regierung. Grundlegende Umgestaltung der Justiz durch Verstärkung des Laienelementes. Reinigung der Bürokratie, sofortige Umbesetzung aller leitenden Stellen. Organisierung einer zuverlässigen Militär- und Polizeimacht. Völlige Erneuerung des Offizierskorps. […] Sofortige entschädigungslose Enteignung des Großgrundbesitzes, Überführung der Forsten in Reichseigentum und Reichsverwaltung, Verwendung des Ackerlandes zur Schaffung lebensfähiger Bauern-Siedlungen und genossenschaftlicher Betriebe von Landarbeitern mit ausreichender Förderung durch Staatsmittel. Sofortige entschädigungslose Enteignung der Schwerindustrie. Übernahme der Reichsbank in den Besitz und die Verwaltung des Reiches. Vergesellschaftung und Übernahme der Großbanken durch die vom Reich bestimmten Leitungen.
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21. Prager Manifest der Sopade, Prag, 28. Januar 1934
Erst nach der Sicherung der revolutionären Macht, und nach restloser Zerstörung der kapitalistisch feudalen und politischen Machtpositionen der Gegenrevolution beginnt der Aufbau des freien Staatswesens mit der Einberufung einer Volksvertretung […]. IV. Die Revolution der Wirtschaft Aufgabe der Arbeiterschaft im neuen Staat ist die Anwendung der errungenen Staatsmacht zur Durchführung der sozialistischen Organisation der Wirtschaft. […] V. Die Revolution der Gesellschaft. […] Je mehr sich der gesellschaftliche Umbau seiner Vollendung nähert, je mehr der Obrigkeitsstaat durch die Selbstverwaltung ersetzt wird, umso mehr wird der jahrhundertealte Gegensatz zwischen Staat und Gesellschaft überwunden. An die Stelle des Machtstaates der durch Militär, Bürokratie und Justiz seine Untertanen beherrscht, tritt die Selbstverwaltung der Gesellschaft, in der jeder zur Mitwirkung an den allgemeinen Aufgaben berufen ist. […] VI. Abrüstung und Kriegsgefahr Die nationalsozialistische Diktatur hat Deutschland in Barbarei und Bestialität gestoßen, das deutsche Volk mit tiefster Schmach bedeckt. Aber die Hitlerherrschaft ist nicht nur Schande und Gefahr für Deutschland, sie bedeutet die Gewaltdrohung gegen die Freiheit und Zivilisation aller anderen Völker. Die Diktatur hat in Rassenwahn und Großmachtsucht den alldeutschen Nationalismus zur Siedehitze gesteigert. Sie vergiftet die Jugend mit militaristischem Angiffsgeist, sie setzt alle geistigen und materiellen Mittel ein für eine fieberhafte Aufrüstung. Sie propagiert offen ihre Kriegsziele: eine neue Großraumpolitik soll Neuland für die Siedlung im Osten schaffen, soll alle „deutschstämmigen“ Gebiete dem faschistischen Reich einverleiben. […] Es ist nicht die Aufgabe der Sozialdemokratie, auf den Sturz der Despotie durch den Krieg zu hoffen. Es ist vielmehr ihre Aufgabe, den Krieg zu verhindern. […] Sollte der Krieg, den Festigkeit und wachsame Entschlossenheit der Demokratien unter dem Einfluss ihrer Arbeiterparteien heute noch verhindern können, trotzdem ausbrechen, so werden die deutschen Sozialdemokraten der Despotie in unveränderter, unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstehen. […] VII. Die Einheit des revolutionären Sozialismus Mit dem Sieg des totalen Staates ist die Frage seiner Überwindung mit grausamer Eindeutigkeit gestellt. Die Antwort lautet: totale Revolution, moralische, geistige, politische und soziale Revolution! In diesem Kampfe wird die Sozialdemokratische Partei eine Front aller antifaschistischen Schichten anstreben. Sie wird die Bauern, die Kleingewerbetreibenden, die Kaufleute, die durch die Versprechungen der Nationalsozialisten betrogen sind, sie wird die Intellektuellen, die unter dem gegenwärtigen Regime ein bisher unvorstellbares Maß der Unterdrückung und Entwürdigung erleiden, zum gemeinsamen Kampf mit der Arbeiterklasse aufrufen.
22. Artikel Berves, Erfüllung des Reiches, März 1934
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Wir haben den Weg, wir haben das Ziel des Kampfes gezeigt. Die Differenzen in der Arbeiterbewegung werden vom Gegner selbst ausgelöscht. Die Gründe der Spaltung werden nichtig. Der Kampf zum. Sturz der Diktatur kann nicht anders als revolutionär geführt werden. Ob Sozialdemokrat, ob Kommunist, ob Anhänger der zahlreichen Splittergruppen, der Feind der Diktatur wird im Kampf durch die Bedingungen des Kampfes selbst der gleiche sozialistische Revolutionär. Die Einigung der Arbeiterklasse wird zum Zwang, den die Geschichte selbst auferlegt. […] Gegen die faschistische Barbarei führen wir den Kampf für die großen und unvergänglichen Ideen der Menschheit. Wir sind die Träger der großen geschichtlichen Entwicklung seit der Überwindung der mittelalterlichen Gebundenheit, wir sind die Erben der unvergänglichen Überlieferungen der Renaissance und des Humanismus, der englischen und der französischen Revolution. Wir wollen nicht leben ohne Freiheit und wir werden sie erobern, Freiheit ohne Klassenherrschaft, Freiheit bis zur völligen Auf hebung aller Ausbeutung und aller Herrschaft von Menschen über Menschen! Das Blut der Opfer wird nicht vergebens geflossen sein! Deutsche Arbeiter, ihr habt nur die Ketten eurer Knechtschaft zu verlieren, aber die Welt der Freiheit und des Sozialismus zu gewinnen. Deutsche Arbeiter, einigt euch im revolutionären Kampf zur Vernichtung der nationalsozialistischen Diktatur! Durch Freiheit zum Sozialismus, durch Sozialismus zur Freiheit! Es lebe die deutsche revolutionäre Sozialdemokratie, es lebe die Internationale!
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Artikel Berves
Der Althistoriker denkt an eine realisierte Reichidee dank eines im Ersten Weltkrieg im Geiste wiedergeborenen jugendstarken deutschen Menschen; an eine Vollendung des Reiches bei geschichtsmächtigem Glaube an heilige Sache; bei sportlicher Begeisterung, technischem Sinn, Naturfreude, Lebensbejahung und Marschieren als Bekenntnis.
22. Artikel Berves, Erfüllung des Reiches, März 1934
Berve: Erfüllung des Reiches, S. 7–9.
März 1934 Ich brauche es ist hier nicht zu schildern, welche grotesken Sanierungsaktionen der Staat, oder vielmehr das steuerzahlende Volk, für eben noch großartig sich gebärdende Unternehmungen einleiten musste, wie der Klassenhass und die Begehrlichkeit von beiden Seiten wuchs und Deutschland, wo nicht zu vernichten, so doch unheilbar zu zerreißen drohte, wie eine aller Ideale und jeder Ehrfurcht entwöhnte Geistigkeit zersetzte, was an kulturellen Gütern nur zu zersetzen war, um in einem mehr oder minder verbrämten Nihilismus zu enden. Hier vielleicht wurde am deutlichsten, dass es nicht
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22. Artikel Berves, Erfüllung des Reiches, März 1934
allein um eine wirtschaftliche Krise ging, auch nicht bloß um das soziale Problem, ja nicht einmal nur um das ganze scheindemokratische, mit dem Fluch von Versailles belastete System von 1918, sondern um die Lebensfrage, ob es möglich sein würde, die von mütterlichem Boden des Volkes losgerissenen Mächte der Wirtschaft, des Klassenbewusstseins, der ichbezogenen Geistigkeit ihrem Leerlauf zu entreißen, ihr zerstörendes Wirken zu hemmen und sie wieder in einen gemeinsamen Rahmen zu spannen. Das aber war eine Frage der Wiedergeburt es deutschen Menschen aus jenem Geiste, der in den Jahren des Weltkrieges so jugendstark und verheißungsvoll hervorgebrochen war. Nur wenn er auferstand, war zu hoffen, dass gute Kräfte des Volkes nicht mehr auf Irrwegen sich totliefen, sondern zusammenwirken zu einem höheren Sinn, dass, wie in der großen Opferzeit des Krieges Gemeinnutz den Eigennutz überwindet, dass ein echter, fruchtbarer Kern dem Deutschen Reiche entstehe. Nicht ein Reich wie das Bismarcks, das, auf ehrwürdigen Traditionen ruhend, sich über Menschen spannte, die mit ihrem Denken und Tun von diesen Traditionen losstrebten, weshalb es nie zu seiner inneren Erfüllung kam, sondern ein organisch wachsendes, aus dem gesunden Schoß des Volkes geborenes Reich, das damit dieser Geburt den unseligen Zwiespalt der Epoche von 1914 von vornherein ausschloss. Wer könnte heute leugnen, dass es allein die nationalsozialistische Bewegung Adolf Hitlers gewesen ist, die das begriffen, nein, nicht nur begriffen, die es in tiefster Seele durchlebt und ein Jahrzehnt hindurch unermüdlich abgequält hat, den deutschen Menschen wachzurütteln, die verschütteten Kräfte freizulegen. Es war ein bitterhartes Werk, das nur gelingen konnte, wenn der Blick unverrückt aufs Ganze gerichtet blieb und sich durch nichts von diesem Ziel des Ganzen abbringen ließ. Es handelt sich ja nicht um die Ersetzung einer politischen Form durch eine andere und bessere, sondern um eine Erfassung und Umwendung des gesamten Lebens mit der Macht eines starken und unbedingten Glaubens. Dieser Glaube an Deutschland, den eben seine Unbedingtheit, Unerbittlichkeit und der Opfermut, den er erweckt, als einen wirklichen Glauben erweist, ist es, der uns den Umbruch des Jahres 1933 gebracht hat; er ist es auch, in dem alle Zukunft beschlossen liegt. Nicht nur weil er Berge versetzt, sondern weil er dem Leben erst wieder einen Sinn gibt, um dessentwillen es sich zu leben lohnt. Wer den Glauben hat, oder ihn, den verlorengegangenen, aufrichtig, ich betone aufrichtig, wiederfi ndet, hat Teil an der Größe der Gegenwart und wird Teil an Deutschlands Zukunft haben. Denn der Glaube, nicht geschickte Politik, noch praktische Berechnung, noch wissenschaftliche Schlüsse bauen im Innern das Reich, das kommen soll, – jenes Reich, das nicht mehr bloß ein politisches Zelt über unsern Häuptern sein wird, sondern der Raum, der Geist, die Luft, in der wir atmen. Fürwahr, eine heilige Sache und ein heiliges Werk. Man soll es daher nicht leichthin Profanierung religiöser Worte schelten, wenn begeisterte Menschen in ihrem Glauben an das Deutsche Reich der Zukunft, der ihnen oft ein ehr-
22. Artikel Berves, Erfüllung des Reiches, März 1934
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licherer Glaube ist als das konfessionelle Bekenntnis, in Worten reden, mit denen die Bibel vom Reiche Gottes spricht; man sollte vielmehr empfi nden, dass hier aus der Tiefe deutscher Herzen religiöse Kräfte hervorbrechen, die handelnd und leidend mit ihrer Inbrunst die Wende der Zeiten heraufführen. Aber dieser starke Glaube verliert sich nicht in fernen Zonen oder jenseitigen Welten, er ist real und diesseitig, so hart, so sachlich, so unromantisch, wie das Leben im 20. Jahrhundert nun einmal ist und eben darum echt. Er läuft nicht Gefahr, von Sehnsüchten fortgetragen, die Erde unter den Füßen zu verlieren, er bleibt sehr handfest in seinem Kampf wie in seinem Ziel. Marschieren ist die sinnfällige Form seines Bekenntnisses, durch eine Propaganda von ungehörter Gewalt überträgt er sich auf die Massen, und alles, was den modernen Menschen bewegt an sportlicher Begeisterung, an technischem Sinn, an Willen zur Jugend, Naturfreude und Lebensbejahung hat in ihm Raum; es schwingt in ihm mit, hin zu einem großen Ziel. Dieses Ziel aber ist der neue Staat, dem mit eiserner Konsequenz, Schritt für Schritt, auf allen Gebieten entgegenmarschiert wird. Ist er doch die einzige Form die in unseren Tagen überhaupt das auseinandergeborstene Leben zusammenfassen, eine übergreifende Bedeutung beanspruchen kann; ein Blick auf die letzte Entwicklung Europas lehrt es. Aber nur der Staat vermag es jetzt und für die Dauer, in dem die Masse des Volkes ihre Gestalt gewinnt, nicht die dumpfe, seelenlose, missgünstige Masse, die vier Jahre in Schützengraben und Trommelfeuer stand, das Volk der 65 Millionen, das in der nationalsozialistischen Bewegung sich selbst erlöste und jetzt zu seinen Werten und Kräften zurückzufinden beginnt. Dieses Wiederverstehen des deutschen Volkes, das große Erlebnis des letzten Jahres, das am beglückendsten in der Abstimmung des 12. November sichtbar wurde, ist für das neue Reich noch bedeutsamer als das, was man im allgemeinen Reichsreform nennt, d. h. die nunmehr durchgeführte Beseitigung der gewiss beseitigungswerten Reste eingefleischter Kleinstaaterei. Dass wirklich jetzt Volk wird und standhält, das ist eine Reform des Reiches in viel tieferem und besseren Sinn! Denn dann wird der unselige Spalt, an dem schon die Wilhelminische Zeit krankte, endlich geschlossen, die eigenmächtig gewordenen Lebensgebiete, Klassen, Wirtschaft, Geist werden wieder eingefangen und in einem Staat gebunden, der seiner Natur nach total ist, mit anderen Worten: Gelingt es durch ständischen Aufbau oder wie immer sonst, die arbeitenden Massen der Verproletarisierung zu entreißen, seelisch vor allem, nicht nur materiell, und sie in Volk und Staat zurückzuführen, gelingt es, die Selbstherrlichkeit und Anmaßung des wirtschaftlichen Sinns zu brechen und seine Energien für Volk und Staat nutzbar zu machen; gelingt es endlich – und dies dürfte das Schwerste sein – den freien Geist, der trotz seiner schweren inneren Not, die ihn bescheiden machen sollte, an seiner Gottähnlichkeit noch zu wenig bange geworden ist, der unfruchtbaren Auflösung zu entreißen und ihn auszurichten nach einem Ziel, gelingt dies drei,
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23. Buchauszug Haushofers, Weltpolitik von heute, 1934
so erfüllt sich das Reich, erfüllt sich im wahrsten Sinne des Wortes! Jener Hohlraum unter der Schale der staatlichen Form, jener Zwiespalt zwischen Staat und Leben schließt sich dann. Großes ist nach dieser Richtung bereits in kurzer Zeit geschehen, gerade in der letzten Zeit, aber der Führer hat es wieder und wieder ausgesprochen: gelingen kann sie nur, wenn alle mit ganzer Kraft und heißem Herzen dabei sind – Die Erfüllung des Reiches!
23.
Buchauszug Haushofers
Deutschland – geopolitisch zusammengepresst und einzigartig verstümmelt – leidet nach Vorstellungen des Geopolitikers wie Italien und Japan unter Volksdruck und Raumenge; diese drei Staaten stellen Mächte der Erneuerung dar; sie seien in eine Front gestellt gegen die Mächte des Beharrens, welche im Völkerbund verankert seien. 23. Buchauszug Haushofers, Weltpolitik von heute, 1934
Haushofer, Weltpolitik von heute, S. 56 – 60 und 63 f.
1934 Zwanglos ergibt sich aus der Gegenüberstellung von Macht und Raum, und aus der Erkenntnis, dass uns die Bewegungskraft (Dynamik) weltpolitisch wichtiger sein muss als der Zustand des Beharrens (Statik), aus dem Einblick in die Entwicklungsmöglichkeiten, die Antriebe und die Veränderungsziele, dass wir bei einer weltpolitischen Überschau über die einzelnen Mächte eine erste Großgruppierung vornehmen müssen. Wir scheiden Sie in solche der Erneuerung und solche des Beharrens; denn aus unerträglichen Zuständen weisen nur Kräfte der Erneuerung einen Weg und eine Rettungsrichtung.13 Das Bewusstsein, in der einen Reihe zu stehen, weist uns allein weltpolitisch einen festen Stand. Sonst würden wir, wie jene, die sich nicht für eines der beiden Wegziele entschließen können, zwischen den Gezeiten treiben, wartend, bis uns ein Zufall der Strömung den rechten Weg verrät, oder uns als ewig Dienende, ihre angebahnten bösen Absichten vollendend, weltpolitisch dem Kreise unserer zeitweiligen Überwinder einschalten. […] Um den ungeheuren Unterschied zwischen den – für ihren Volksdruck allerdings unzulänglich – durch den Weltkrieg erweiterten Erneuerungsmächten Italien und Japan und dem zusammengepressten und verstümmelten Deutschland als weltpolitische Tatsache voll zu begreifen, bedarf es nur eines Blickes auf gute Kartenbilder. Legen wir in rohen Umrissen, in Schwarzweißgegensatz den Bereich des deutschen Sprach- und Kultureinflusses (einschließlich des verselbständigten flämisch-niederländischen Raumes), den geschlossenen deutschen Volksboden, das deutsche Reichsgebiet und das deutsche Wehrgebiet übereinander, 13
Zur Gedankenführung und zum Wirken des Geopolitikers siehe Jacobsen, Haushofer. Zu den folgenden Ausführungen vgl. Haushofers Karte S. 456.
23. Buchauszug Haushofers, Weltpolitik von heute, 1934
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so sehen wir erst, auf welches letzte, unerträgliche Mindestmaß an Lebensraum der deutsche Volkskörper zusammengedrückt ist. Hingegen überschreitet im italienischen wie japanischen Reich das Wehrgebiet das Reichsgebiet, den geschlossenen Volksboden (mit Ausnahme kleiner Räume, wie Nizza für Italien, Hawaii für Japan) und erstreckt sich stellenweise weit über den Bereich des Sprach- und Kultureinflusses hinaus. Darin also wird […] immer ein Unterschied bestehen, ein letztes völkisches Alleinbleiben durch einzigartige Verstümmelung begründet sein. Aber dieses Gefühl der Besonderheit ihrer Art von Nationalsozialismus, von Faschismus, von sozialem Nationalismus haben alle drei durch das Erlebnis der Volkserneuerung hindurchgegangenen Mächte, obwohl sie sich alle drei zugleich klar darüber sind, an einer von ihrem Standpunkt dem ganzen Erdball zu wünschenden, auf ihn übertragbaren Bewegung in erster Reihe beteiligt zu sein. Voraussetzung für diese Stärke eines Gemeinschaftserlebnisses war bei allen drei Großvölkern ein ungeheurer Volksdruck im Verhältnis zu den andern Großmächten mit ihren weiten unentwickelten Binnen- oder Kolonialräumen, der diese bis um das Zehnfache ganzer Reichsgrößen, um mehr als das hundertfache in einzelnen Großlandschaften übertraf, wenn man ihn auf das wirklich menschentragfähige Fruchtland bezieht. […] Nur ein solcher Volksdruck vermochte die Klassenkampfgegensätze offenbar so völlig einzuschmelzen, dass die Volkheit (Nation) wieder als Einheit von durchgehender Einheitsmasse, Druckfestigkeit und Stoßkraft hervortrat. Voraussetzung für die höhere Stufe von Verständnis für das gegenseitige Schicksal war offenbar weiterhin das gleiche, annähernd gleichzeitige Ereignis einer Reichserneuerung (Deutschland 1848 –1871; Italien 1848 –1870; Japan 1854 –1869) nach einer Zeit erhöhten nationalen Geltungsbedürfnisses als Folge langer Missachtung, Fremdbesetzung oder Rechtsminderung. Das geschah ihnen trotz dem Bewusstsein uralter Hochkulturleistung und Waffentüchtigkeit, trotz der Erinnerung an die Führung von ganzen Kulturkreisen, weiten Völkerverbänden und dem Gefühl gesteigerten Rassenwertes oder dem Anspruch darauf aus einer folgerichtigen Entwicklung, wie bei Japan. […] Es wäre ein großer Irrtum, wenn man innerhalb des deutschen Volksbodens vergessen sollte, dass der Schatten des heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Angst vor seiner Wiederkehr in einzelnen der einst von ihm überschatteten Räume heute noch lebendige weltpolitische Wirkung hat. Dieser Schatten lag im Westen des deutschen Volksbodens (selbst wenn man ganz vom alten Frankenreich absieht, innerhalb dessen Aachen einst Reichsmittelpunkt und Regierungssitz sein konnte) mindestens über der heute noch weit außerhalb der Reichs- und Wehrgrenze laufenden Sprachgrenze, die Flan-
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23. Buchauszug Haushofers, Weltpolitik von heute, 1934
dern, selbstverständlich Eupen und Malmedy, Deutsch-Belgien mit der dritten verfassungsmäßigen Sprache dieses Mischstaates, Luxemburg, Deutsch-Lothringen und Elsass umschloss. Jenseits davon aber lagen (von Ratzel mit den herabgefallenen Steinen einer nach außen umgestürzten Mauer verglichen) das heute französische Westflandern, das burgundische Erbe, die Erinnerung daran, dass Reichsmacht einst hier bis an das Mittelmeer gebot, dass Besançon, Lyon Reichsstädte waren, die Savoyen eine wichtige Passlandschaft des Reiches, die Schweiz jener Reichsteil, in dem das Reichsgut wider das Sondergut der Habsburger sich erhob, und wo noch lange nach deren Austreibung im Namen des Reiches Recht gesprochen wurde. Damit stehen wir vor der Südmauer des heutigen deutschen Volksbodens, vor den Alpen, über die hinaus das mittelalterliche Kaiserrecht sich bis in das sizilische Normannenreich erstreckt hatte, aber selbst im Weichen einen solchen Schreckreflex hinterließ, dass Italien sich nur durch das Vorschieben seiner Wehrgrenze an den Brenner, über eine viertel Million deutscher Südtiroler hinweg, sicher glaubt. Diesem Sicherheitsbedürfnis (einem fast ebenso unbegreiflichen Gegenstück zur französischen „sûreté“ hinter dem stärksten Festungswall der Erde, der vom Mittelmehr zur Nordsee zieht) fiel der Passstaat Tirol zum Opfer. […] Niemals wird das deutsche Volk in Deutschland und Österreich eine von außen her aufgezwungene Volkstrennung innerhalb der Alpen und an der Salzach anerkennen können. […] Darin liegt eine weltpolitische Warnung. […] Sie gilt bei dem eigentümlich zerlappten und fremdem Volksboden verzahnten Grenzverlauf des deutschen Ostens, bei unserer Streusiedelung weit in den Osten hinein, bis an Kaukasus und Wolga, hüben und drüben. Das eben ist die ungeheure weltpolitische Tragweite und Schwierigkeit des deutschen Ostproblems, dass es zwar große gemeinsame Züge von der Donaumündung bis zur Narowa besitzt, aber doch jedem einzelnen Fall gegenüber; in Südslawien, in Rumänien, in Ungarn, in der Tschechoslowakei, in Polen, in den Sowjetbünden, in den baltischen Randstaaten, und zwar in jedem von ihnen, sein eigenes Gesicht hat. […] Verständlich ist es, dass die Mächte des Beharrens und Besitzens sich mit allen Rechtsansprüchen ausgestattet haben, um ehemaligen Raub nun unter dem schönen Schein verjährten und vererbten Rechtes auszubeuten, und dass die Wiederhersteller des Naturrechts als Friedensbrecher angeprangert werden. […] Von solchem Blickpunkt gesehen, ist die Aufnahme der Sowjets in den Völkerbund eine Groteske; der Austritt Deutschlands und Japans, so wie er war, eine innerliche Notwendigkeit für beide, ein Akt der Reinigung der Volksseele, ohne den sie sich selbst nicht hätte achten können. Nicht sie, sondern der Völkerbund muss anders werden, wenn sie wieder eintreten sollen! Er muss aufhören, ein bloßer Ankergrund der Mächte des Beharrens, ein Friedhof des Gewesenen zu sein!
24. Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934 24.
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Rede Hierls
Reichsarbeitsdienst in den Vorstellungen seines Leiters als Dauereinrichtung neben Schul- und Wehrpfl icht; selbstloser Dienst am Volk zur Schaffung von deutschem Kulturland der Zukunft; Sträfl inge aus Zuchthäusern und Konzentrationslagern hierfür nicht tauglich; Volkserziehungsschule zu entsprechendem Glauben, deutschem Sozialismus und Kameradschaft, die Führer und Gefolgschaft verbindet. 24. Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934
Hierl, Schriften und Reden, 2, S. 133 –137, 141–144 und 149.
Berlin, 20. Januar 1934 […] Der Arbeitsdienst bedeutet etwas anderes, viel Größeres als eine aus der Not der Zeit geborene vorübergehende Aushilfe zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Idee der Arbeitsdienstpflicht bedeutet die folgerichtige Fortführung und notwendige Ergänzung der Gedanken, die zur allgemeinen Schulpflicht und allgemeinen Wehrpflicht geführt haben. Nicht nur im Kriege mit der Waffe, sondern auch im Frieden mit dem Werkzeug soll der Deutsche seinem Volke dienen. Jeder Deutsche soll Arbeiter und Kämpfer für sein Volk sein. Die Arbeitsdienstpflicht soll Ehrenpflicht der deutschen Jugend und soll Dienst am Volke sein. Sie darf nichts anderes sein, sie darf keine billigen Arbeitskräfte für private Unternehmungen liefern und darf kein staatliches Konkurrenzunternehmen sein, um die Löhne zu drücken. Die Arbeitsdienstpflicht soll der Staatsleitung ein Arbeitsheer liefern, um große öffentliche Arbeiten, die hohen volkswirtschaftlichen, kulturellen und sonstigen staatspolitischen Zwecken dienen, durchzuführen. […] Der Weltkrieg hat uns die Notwendigkeit einer gesicherten und ausreichenden Ernährungsgrundlage vor Augen geführt. […] Der Kriegsausgang hat uns Provinzen entrissen; wir können uns im Frieden bei richtigem Einsatz des Arbeitsdienstes innerhalb unserer Grenzen neue Provinzen gewinnen.14
14
Analog und an diese Gedanken anknüpfend führte Hierl im Zweiten Weltkrieg, in einer Rede vom 10. 9. 1940 bei einer Einweihung einer Arbeitsdienst-Abteilung im Warthegau (Hierl, Schriften und Reden, 2, S. 330 f.) aus: „Dieses Aufbauwerk knüpft an die große Ostkolonisation des Mittelalters an, die zu den dauerhaftesten und weitest wirkenden Erfolgen in der Geschichte unseres Volkes geführt hat. Es ist also eine große geschichtliche Aufgabe, an der ihr auf eurem Platze mitzuwirken berufen seid. […] Ihr wisst, es geht in diesem Kriege um unser Recht auf Leben als freies Volk, es geht
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24. Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934
Mit dieser großen Arbeitsaufgabe für den Arbeitsdienst steht eine andere Aufgabe in engem Zusammenhang, die für unser Volk nicht minder lebensnotwendig erscheint, nämlich die Herbeiführung einer Umsiedlung unseres Volkes innerhalb seines Lebensraumes. Die fortschreitende Industrialisierung Deutschlands seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatte zu einem Zusammendrängen unseres Volkes in Großstädten und Industriebezirken geführt. Die schädlichen Wirkungen dieser ungesunden Zusammenballung in rassischer, volkshygienischer und sittlicher Beziehung wurden immer offenkundiger. Auf dem flachen Lande, namentlich im Osten, entstanden volksarme Räume, in die fremdes Volkstum einsickerte. Das deutsche Bauerntum, der Lebensborn unseres Volkes, drohte zugrunde zu gehen. […] Der Arbeitsdienst schafft das für neue Siedlungen nötige neue oder verbesserte Kulturland, er hilft mit bei der Anlage neuer Verkehrswege usw. Vor allem erzieht der Arbeitsdienst die für die Umsiedlung geeigneten Menschen, indem er die Stadtjugend wieder mit der Natur und dem deutschen Heimatboden in enge Verbindung bringt. […] Wenn wir an einer Siedlung arbeiten und daran erinnern, dass hier bald in Sonnenschein und frischer Luft Arbeiterkinder spielen werden, die sonst in lichtlosen Hinterhöfen großstädtischer Mietskasernen verkümmern würden, wenn wir Moor- und Ödland kultivieren und daran erinnern, dass hier in einiger Zeit Bauernhöfe stehen werden, in denen starke Bauerngeschlechter wurzeln und unser Volkstum über die Jahrhunderte vererben werden, wenn wir an den großen Autostraßen mitarbeiten und daran erinnern, dass diese Straßen so wie heute die Römerstraßen nach einem Jahrtausend noch Kunde geben werden von unserer Zeit, dann bekommt jeder Schlag mit dem Pickel und jeder Wurf mit der Schaufel seinen Sinn; die grobe Erdarbeit verliert ihren Stumpfsinn, wird beseelt. Und darauf kommt es an: Die vom Materialismus zerrissene Verbindung zwischen Arbeiter und Arbeit muss wieder hergestellt werden.
um den notwendigen Lebensraum für unser endlich in einem Reich zusammengefasstes Volk, damit dieses Volk sich aus eigener Scholle ernähren kann. Es spricht für die gewaltige Kraft dieses Volkes und den Weitblick seiner Führung, dass, während im Westen der Krieg mit größter Wucht geführt wird, gleichzeitig im neuen deutschen Lebensraum im Osten mit allem Nachdruck am Aufbau gearbeitet wird. Im Rahmen dieses Aufbauwerkes im Osten ist der Reichsarbeitsdienst zu großen Aufgaben auf dem Gebiete der Bodenkultur, der Siedlung und der Volkstumsarbeit berufen. Ihr seid die ersten Pioniere des Reichsarbeitsdienstes im neuen Ostland. […] Ihr selbst aber könnt einmal, wenn aus dem neuen Ostland blühendes deutsches Siedlungsland geworden ist, euren Enkeln erzählen: Unter den ersten deutschen Ostlandpionieren bin auch ich als junger Arbeitsmann dabei gewesen.“
24. Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934
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Wenn man bei den großen öffentlichen Arbeiten, zu denen wir den Arbeitsdienst eingesetzt wissen wollen, nur die materiellen Arbeitseffekte im Auge hat, dann kann man diese Arbeiten schließlich auch durch Zwangsarbeiter, durch Sträflinge von Konzentrationslagern oder Zuchthäusern ausführen lassen. Wenn man aber die ideellen Arbeitseffekte, den erzieherischen Wert der Arbeit, in den Vordergrund rückt, dann wird man die großen öffentlichen Arbeiten, die der Verbesserung der Lebensbedingungen unseres Volkes dienen, in möglichst großem Umfang unserer Jugend als Ehrendienst vorbehalten, dann wird man Sträflinge zu diesen Ehrenarbeiten am deutschen Heimatboden nicht zulassen. Es ist doch ein Unterschied, ob spätere Generationen deutsches Kulturland als Werk der Arbeit ihrer Ahnen oder als Werk der Fronarbeit von Zwangsarbeitern ererben. Die Arbeit der Ahnen verpflichtet die Enkel zu eigener Arbeit. Höher noch als die materiellen Arbeitsleistungen ist die erzieherische Wirkung der Arbeit auf die im Arbeitsdienst eingesetzte Jugend zu bewerten. Sie bedeutet nicht nur eine erwünschte Begleiterscheinung, sondern ist das Wesentliche, das eigentliche hohe Ziel des Arbeitsdienstes. […] Aus dem eigenen Erleben im Arbeitsdienst heraus soll der junge deutsche Mensch die rechte Auffassung vom sittlichen Wert der Arbeit und die rechte Einstellung zur deutschen Arbeitsgemeinschaft gewinnen. Weil wir die im liberalistischen Zeitalter vorherrschende egoistische und materielle Einstellung zur Arbeit, jene Auffassung, die in der Arbeit nur ein Mittel zum Gelderwerb oder eine käufliche Ware sah, überwinden wollen, deshalb soll jeder junge Deutsche eine gewisse Zeit seines Lebens Arbeit tun als Ehrendienst für sein Volk. Weil wir jene hochmütige Geringschätzung der Handarbeit und Landarbeit auslöschen, weil wir den Klassenhochmut und den Klassenhass mit der Wurzel ausrotten wollen, deshalb soll der Student mit dem jungen Fabrikarbeiter und dem jungen Bauernknecht, zur kameradschaftlichen Arbeitsgemeinschaft zusammengefasst, Dienst tun für das gemeinsame Volk. Weil wir den Namen der Arbeiter zum Ehrennamen für jeden Deutschen erheben wollen, darum soll jeder junge Deutsche eine Zeitlang als Handarbeiter Ehrendienst tun im Staate. So wird der Arbeitsdienst die durch nichts anderes zu ersetzende Volkserziehungsschule zum neuen deutschen Arbeitertum, zum vorbildlichen deutschen Sozialismus. […] Der Geist, den wir im Arbeitsdienst pflegen wollen, ist jener Geist, den unser Führer im deutschen Volk wieder erweckt, mit Hilfe dessen er die nationalsozialistische Bewegung ins Leben gerufen hat. Es ist der deutsche Geist, der aus den Urtiefen deutschen Wesens wieder in das Leben unseres Volkes durchgebrochen ist. Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun[…].
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24. Rede Hierls, Berlin, 20. Januar 1934
Idealismus ist mehr als schwärmerische Stimmung oder rasch aufflammende Begeisterung, Idealismus ist tiefe, nachhaltige Glut, ist volle, selbstlose Hingabe an eine Idee. Diesen Idealismus wollen und brauchen wir im Arbeitsdienst, diesen Geist der Hingabe an den Arbeitsdienst als Ehrendienst am deutschen Volk. […] Die Kameradschaft, die wir im Arbeitsdienst erstreben, ist etwas anderes als sentimentale Brüderlichkeit, als Brüderschaft bei Wein und Becherklang. Wir meinen damit die gegenseitige Achtung, Rücksichtnahme und Hilfeleistung im gemeinsamen Lagerleben und bei der gemeinsamen Arbeit; wir verstehen unter Kameradschaft jenes Zusammengehörigkeitsbewusstsein, das sich für das Gelingen des gemeinsamen Werkes verantwortlich fühlt, jenen Korpsgeist, der über die Ehre der Gemeinschaft wacht. Eine solche Kameradschaft bedeutet Einordnung in eine Arbeitsgemeinschaft unter Zurückstellung der rein persönlichen Belange, eine solche Kameradschaft ist wesensgleich mit Sozialismus. Diese Kameradschaft verbindet Führer und Gefolgschaft, sie verpflichtet gegenseitig. Der Führer sieht in seinen Untergebenen nicht das „Menschenmaterial“ – wie jener abscheuliche Ausdruck heißt –, mit dem er arbeitet wie mit einer toten Maschine, sondern Mitarbeiter am gleichen Werke und Pflegebefohlene, für deren Wohl er nach Kräften sorgt. Der Untergebene sieht im Führer nicht einen fremden Interessen dienenden Fronvogt, sondern den Führerkameraden, dem er seine verantwortungsvolle Aufgabe im Dienst der gemeinsamen Sache nach Kräften erleichtert. […] Ich möchte, dass dem Lagerleben im Arbeitsdienst ein gut Stück Romantik erhalten bleibt, aber mit der Zupfgeigenhansl-Romantik allein kommen wir im Arbeitsdienst nicht aus; wer zur Fahne des Arbeitsdienstes schwört, der muss sich zum Prinzip der harten, altpreußischen Zucht und Unterordnung bekennen. […] Mit allen Kräften unseres Leibes und Geistes wollen wir unserem Volke selbstlos dienen; wir wären sonst nicht wert, in dieser großen Zeit zu leben. Auch im Arbeitsdienst werden der Glaube und die selbstlose Hingabe an die Idee schließlich über alle Vorurteile und Hindernisse hinweg den Sieg davon tragen.
25. Erklärung der Reichs-Bekenntnissynode, Barmen, 31. Mai 1934 25.
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Erklärung der Reichs-Bekenntnissynode
In Abgrenzung zu „deutschen Christen“: keine Anerkennung einer anderen Wahrheit als Gottes Offenbarung, anderer Herren als Jesus Christus, anderer als christlicher Weltanschauungen, einer Kirche als Organ des Staates. 25. Erklärung der Reichs-Bekenntnissynode, Barmen, 31. Mai 1934
Beckmann, Kirchliches Jahrbuch, S. 64 f.
Barmen, 31. Mai 1934 Wir bekennen uns angesichts der die Kirche verwaltenden und damit auch die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche sprengenden Irrtümer der „Deutschen Christen“ und der gegenwärtigen Reichskirchenregierung zu folgenden evangelischen Wahrheiten: 1. „Ich hin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14,6) „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden“ (Joh. 10,1.9). Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen. 2. „Jesus Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung“ (l Kor. 1,30). Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem dankbaren Dienst an seinen Geschöpfen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu Eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürfen. 3. „Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus, von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist“ (Eph. 4,15 –16). Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von
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25. Erklärung der Reichs-Bekenntnissynode, Barmen, 31. Mai 1934
seinem Trost und von seiner Weisung in der Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte. Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen. 4. „Ihr wisset, dass die weltlichen Fürsten herrschen und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener“ (Mt. 20,25 –26). Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben oder geben lassen. 5. „Fürchtet Gott, ehret den König!“ (l Petr. 2,17). Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnungen an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden. 6. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt. 28,20). „Gottes Wort ist nicht gebunden“ (2 Tim. 2,0). Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen. […]15 15 Am Ende der Bekenntnissynode vom 19. / 20. 10. 1934 in Berlin / Dahlem erklärte die Deutsche Evangelische Kirche das Eintreten eines Notrechtes, zu dessen Verkündigung man gezwungen sei. Diese Erklärung wurde auch an die Reichsregierung
26. Aufsatz Blombergs, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, 1934 26.
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Aufsatz Blombergs
Im Deutschland Hitlers ist nach Ansicht des Reichswehrministers das zersetzende Gift des Pazifi smus überwunden; aus gesundem Instinkt, aus dem Blut heraus, votiere die Wehrmacht für Wehrhaftigkeit.
26. Aufsatz Blombergs, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, 1934
Blomberg, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, S. 43 – 49.
1934 Ein Heer, hinter dem nicht der entschlossene Wille des Staates zu mannhafter Selbstbehauptung steht, verliert die Grundlage seiner Daseinsberechtigung. Eine Wehrmacht, die nicht in dem Boden eines wehrhaft gesinnten Volkes wurzelt, verdorrt in ihren besten Trieben. Sie kann nicht abseits stehen und ein Sonderdasein mit eigenen Zielen führen. Der Soldat empfängt in einem lebendigen Strom steter Wechselbeziehungen seine Kraft und den sittlichen Rückhalt seiner großen Aufgabe von Staat und Volk. Im anderen Falle ist das
übergeben und mit der Forderung nach Anerkennung gekoppelt, „dass in Sachen der Kirche, ihrer Lehre und Ordnung die Kirche unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes allein zu urteilen und zu entscheiden berufen ist.“ Die gedankliche Grundlage lieferte Teil I der Botschaft: 1. Der erste und grundlegende Artikel der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. 7. 1933 lautet: „Die unantastbare Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche ist das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen der Reformation neu ans Licht getreten ist. Hierdurch werden die Vollmachten, deren die Kirche für ihre Sendung bedarf, bestimmt und begrenzt. Dieser Artikel ist durch die Lehren, Gesetze und Maßnahmen der Reichskirchenregierung tatsächlich beseitigt. Damit ist die christliche Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche aufgehoben“. 2. Die unter Parole: „ein Staat – ein Volk – eine Kirche“ vom Reichsbischof erstrebte Nationalkirche bedeutet, dass das Evangelium für die Deutsche Evangelische Kirche außer Kraft gesetzt und die Botschaft der Kirche an die Mächte dieser Welt ausgeliefert wird. 3. Die angemaßte Alleinherrschaft des Reichsbischofs und seines Rechtswalters hat ein in der Evangelischen Kirche unmögliches Papsttum aufgerichtet. 4. Getrieben von dem Geist, einer falschen, unbiblischen Offenbarung hat das Kirchenregiment den Gehorsam gegen Schrift und Bekenntnis als Disziplinwidrigkeit bestraft. 5. Die schriftwidrige Einführung des weltlichen Führerprinzips in die Kirche und die darauf begründete Forderung eines bedingungslosen Gehorsams hat die Amtsträger der Kirche an das Kirchenregiment statt an Christus gebunden. 6. Die Ausschaltung der Synoden hat die Gemeinden im Widerspruch zur biblischen und reformatorischen Lehre vom Priestertum aller Gläubigen mundtot gemacht und entrechtet.
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26. Aufsatz Blombergs, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, 1934
Heer ein staatsgefährdender Landsknechtshaufen oder eine Schar uniformierter Statisten, also ein überflüssiger Luxus. Wehrhaftigkeit oder Pazifismus? In den dunklen Novembertagen 1918, als im Wald von Compiègne das deutsche Schwert zerbrochen wurde und in der von Hunger und Entbehrung zerrütteten Heimat der Aufruhr sein Haupt hob, schien diese Frage eindeutig entschieden. Der Wille zur Selbstbehauptung war gelähmt, die Organisation des Staates zerschlagen. Träumer und Narren hofften auf Weltbeglückung und ewigen Frieden, wie sie von jenseits des Ozeans verkündet waren. Pazifismus der Volksmassen kann eine Krankheitsform sein, eine Ermüdungserscheinung. Pazifismus der Führung ist Verrat an der Zukunft des Volkes. Die überstarke Anspannung unserer Kräfte im Weltkrieg, die Nachwirkungen der Hungerblockade und des blutigen Infernos der Materialschlachten, dazu der Eindruck von der Erfolglosigkeit der unsagbaren Opfer und Mühen waren ein günstiger Nährboden für die Panikstimmung in den Tagen des allgemeinen Zusammenbruchs. Sie schuf in der führerlosen Masse die Resonanz für den Schrei der Schwächlinge und Volksverräter: Nie wieder Krieg! Als die harte Faust des Siegers die Antwort erteilte, verbreitete sich Verzweiflung und Ratlosigkeit. Eine allgemeine Entnervung griff um sich. Eine Abkehr von allen gesunden Instinkten der Selbsterhaltung trat ein. Und das in dem Augenblick höchster Not, als der Feind seinen Vormarsch auf deutschen Boden antrat. Die Selbstaufgabe eines kranken, irregeleiteten Volkes konnte hier, wie überall in der Geschichte, nicht den ersehnten Frieden bringen, nur das Gegenteil. […] Es war die ungebrochene Kraft einer kleinen Minderheit, die in diesem Chaos eines entwurzelten Volkes und der führerlos treibenden Staatsgewalt das Schicksal der deutschen Nation auf ihre Schultern nahm. Das trotz Niederlage und Umsturz ungebrochene Kriegertum der Besten des Volkes schuf sich in Freikorps und Grenzschutzformationen die ersten Ansätze eines neuen Machtmittels als lebendigen Protest gegen Verzicht und Selbstaufgabe. An diesem ersten Ausdruck einer neuen Wehrhaftigkeit fand der sich allmählich festigende Staat seinen Rückhalt. Die ersten Ansätze der neuen Wehrmacht verhinderten mit der Waffe, nicht mit beschwichtigenden Redensarten, die Weiterentwicklung der Revolte. Zugleich boten sie an der östlichen Grenze dem Expansionsdrang der neuen Nachbarn Einhalt. Der wehrhafte Geist der Minderheit – nicht die volksbeglückenden Träger des Umsturzes – schuf damit die Grundlagen für die Rettung Deutschlands aus dem Chaos. Er gab den Kristallisationspunkt ab für die noch immer gesunden Instinkte weiterer Volkskreise. Hier liegt die Geburtsstunde für den Geist, der später das zersetzende Gift des Pazifismus überwinden sollte.
26. Aufsatz Blombergs, Wehrhaftigkeit oder Pazifismus, 1934
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Das Diktat von Versailles, das uns die Form eines kleinen Berufsheeres aufzwang, brachte den Rückschlag. Es verhinderte in klug durchdachtem Schachzug, dass die Wehrmacht weiter der wachsende Träger einer neuen deutschen, das Volk umfassenden Wehrhaftigkeit werden konnte. Man spekulierte darauf, die Mentalität einer kranken Epoche zu verewigen. Ein Deutschland, das dauernd pazifistisch blieb, war ein bequemer Spielball der anderen. […] Die Reichswehr schlug ihrerseits Brücken, sie suchte die lebendige Verbindung mit dem Volke, ohne die eine Wehrmacht verkümmern muss. Wohl begegnete sie dem gleichen Bestreben der alten Soldaten und der Jugend, nicht aber dem Verständnis der machthabenden Kreise, die damit ihre Position in Frage gestellt sahen. In diesen Jahren des schmachvollen Leidensweges, den das machtlose Deutschland durch die Etappen des außenpolitischen Kampfes nach Versailles ging, begann von unten, nicht von oben, die Auflehnung der gesunden Kräfte des Volkes. Da ihnen der Weg versperrt war, in der Wehrmacht dem Vaterlande in wehrhaftem Geist zu dienen, schuf sich die erwachende nationale Bewegung neue Wege. So gab Versailles den Anstoß für das Entstehen jener Organisationen, die neben der Wehrmacht zu einem immer mehr anwachsenden Träger wehrhaften Geistes wurden. Was die Wehrmacht angebahnt hatte, was sie durch ihr Vorbild und ihre sachlichen Leistungen anstrebte, vollendete die von Adolf Hitler im Volk entfachte Bewegung, die, immer weitere Kreise erfassend, in hinreißendem Schwung erst die Nation und dann den Staat eroberte. Wehrhaftigkeit oder Pazifismus? Die Geschichte lehrt: Hier gibt es keinen bequemen Kompromiss, keinen halben Entschluss! Hier handelt es sich darum, Subjekt, nicht Objekt der historischen Entwicklung zu sein. Etwas Drittes gibt es nicht. Die Antwort auf diese Schicksalsfrage wächst nicht aus geistvoller Überlegung, nicht aus spitzfi ndigen Argumenten des Verstandes, sie kann nur aus dem gesunden Instinkt, aus dem „Blut“ heraus gegeben werden. Für die Wehrmacht, von ihren ersten Anfängen im Winter 1918 / 19 an, war diese Frage kein eigenes Problem. Der Soldat hat sie durch seinen Drang zur Waffe aus heiliger Überzeugung bereits beantwortet. Er ist in einer Zeit, als alle Grundbegriffe schwankten, gerade und richtunggebend seinen Weg gegangen. Er hat, aus seinem Konklave heraus, in das ihn Versailles verwies, für die Idee eines wehrhaften Volkes gekämpft, trotz aller Widerstände und Hemmungen. Die erwachende Nation hat diese Widerstände hinweggeschwemmt. Das Deutschland Adolf Hitlers hat sein Schicksal kraftvoll in eigene Hand genommen. Ein Geist, ein Wille beherrscht Staat und Volk. Und wenn auch der Staat dem Drang des Volkes zur Wehrhaftigkeit, zur Waffe, noch nicht den Ausdruck verleihen kann, der der Sehnsucht der ge-
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27. Aufsatz Baeumlers, Weltanschauliche Grundlagen, 1934
sunden Jugend entspricht, so steht doch heute der Wille einer kraftvollen Nation da, der Wille zur Selbstbehauptung und zur eigenen Gestaltung deutschen Schicksals. Wehrhaftigkeit oder Pazifismus ist für uns keine Frage mehr. Das Deutschland Hitlers hat sie eindeutig beantwortet.
27.
Aufsatz Baeumlers
Der Exponent einer nationalsozialistischen Erziehung über ein Zeitalter der Kultur der Kraft; über Reinerhaltung von Art und Zeugungskraft; über Turnplätze des Staates mit HJ und SA als Merkmalen einer neuen Zeit.
27. Aufsatz Baeumlers, Weltanschauliche Grundlagen, 1934
Baeumler, Weltanschauliche Grundlagen, S. 19 –23 und 31–37.
1934 Die liberale Weltanschauung endete in einer Philosophie des heimatlosen „Geistes“. […] Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Wir nennen es das Zeitalter der Kultur der Kraft (Kultur in seinem ursprünglichen Wortsinn genommen, als Anbau, Pflege). Es war ein seltsames Missverständnis, wenn man einmal meinte, auf dem Wege über den Geist (Logos) Menschen nach Art der Griechen erziehen zu können. Wir dürfen nicht da anfangen, wo die Griechen aufhörten, sondern müssen an derselben Stelle beginnen, wo sie begannen, nicht beim Geiste, sondern bei der eingeborenen Art (Physis). Die griechische Kultur war eine Kultur der Kraft, wie jede große Kultur. Kraft ist nicht „rohe Kraft“, ist nicht „Brutalität“ und „Rücksichtslosigkeit“. Kraft ist auch nicht „bloß“ etwas Körperliches. Alle diese Wendungen verraten ihre Herkunft aus der mit Gütern aller Art erfüllten bürgerlichen Wohnstube. Das Wort Kraft ist dem Bürger unheimlich; es deutet auf etwas hin, was in seiner fertigen Welt nicht vorkommt. Und doch stammt alles, was stark und dauernd, aufbauend und heilend ist, aus der Kraft. Die Herabsetzung des Kraftbegriffes durch die bürgerliche Philosophie ist für uns heute schon eine historische Erscheinung, genau so wie etwa die Kleidung der Biedermeierzeit. Das bürgerliche Denken versteht nicht, dass die Kraft nicht etwas neben den anderen Erscheinungen ist, sondern Wurzel und Quelle von allem; es findet den Zugang nicht zu jenem geheimnisvollen Ineinander von Leib und Seele, Sinnlichem und Geistigem, Physis und Psyche, das überall da ist, wo echte Kraft erscheint. Denn Kraft ist immer ganz, immer unteilbar, so wie das Leben, wie die Seele. Die Kultur des Geistes beruht auf der falschen Vorstellung einer Trennung des Geistes von der Kraft, der Seele und des Körpers. Man schnitt den lebendigen Leib auseinander und teilte ihn in eine unsterbliche Seele und einen toten „Körper“. Und mit demselben Verfahren trennte man den einzelnen Menschen von seinem Volke, den Besitzenden von dem Nichtbesitzenden, den Gebildeten von dem Ungebildeten. Immer stand auf
27. Aufsatz Baeumlers, Weltanschauliche Grundlagen, 1934
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der einen Seite der Geist, die Bildung, die Kultur, auf der anderen Seite aber fanden sich die Dienstboten, das Volk. Man nannte den Körper den Diener der Seele, man trennte die Idee von der Kraft, gab der Idee ihren Ort im Himmel und ließ der irdischen Kraft nur die untergeordnete Aufgabe, die jenseitige Idee zu „verwirklichen“. Die entleibte und entseelte Kraft war zum Kammerdiener der hochgeborenen Idee degradiert, sie durfte ausrichten, was diese befahl. In der Verfemung der Kraft und der Welt des Handelns lebt die alte Vorstellung von der Erbsünde weiter. […] Wenn der Nationalsozialismus sich dagegen wehrt, dass ein Volksgenosse ein verworfener Sünder genannt wird, dann wehrt er sich aus dem tiefen Gefühl für die Unantastbarkeit des lebendigen Gesamtleibes seines Volkes heraus. […] Daher ist der erste Grundsatz nationalsozialistischen Gemeinlebens die Reinerhaltung der Art. Es ist die erste politische Folgerung einer Philosophie der Kraft im Gegensatz zu einer trügerischen und wurzellosen Philosophie des Geistes, die damit gezogen wird. Alles Artgleiche ist von einer Kraft gezeugt. Die Reinerhaltung der Zeugungskraft, der Schutz der Art ist das höchste Gebot einer nach Dauer verlangenden Gemeinschaft und die erste Voraussetzung einer bodenständigen, artgemäßen Kultur. […] Es wird immer als ein Zeichen des unzerstörbaren Lebenswillens unseres Volkes angesehen werden müssen, dass mitten in einem Zeitalter der Überfremdung und Unsicherheit ein Mann wie Friedrich Ludwig Jahn aufstehen konnte, um uns das Wort Volkstum zu schenken und uns zu mahnen, die stillwirkende Kraft in der Tiefe unseres Wesens niemals zu vergessen. Einungskraft nannte er jenes geheimnisvolle Etwas, das uns zu einem Volke macht – das Volkstum. Die deutschen Leibesübungen versteht nur, wer immer im Auge behält, dass der Gründer der Turnkunst zugleich unser größter Volkserzieher gewesen ist. Jahn lehrt uns das Volkstum als eine verborgene Kraft erkennen […] Weder einzelne noch private Vereine können wahre Leibesübungen treiben. Leibesübungen sind eine öffentliche Angelegenheit. Dieser Satz, der das beste Erbe Jahns in sich enthält, muss über jeder künftigen Regelung sportlicher Betätigung in Deutschland stehen. Es genügt heute wirklich nicht mehr, den alten Spruch von einem gesunden Geist in einem gesunden Leibe im Munde zu führen. Das kann allzu leicht individualistisch, unpolitisch verstanden werden; dabei kann man allzu leicht an den Einbau der „Körperpflege“ in das System der individualistischen bürgerlichen Persönlichkeitskultur denken. Auf die endgültige Zerstörung dieser individualistischen, engen und egoistischen Körperpflege kommt es heute an. Wenn der einzelne beginnt, sich um seine Gesundheit zu sorgen, dann ist er entweder krank oder lächerlich. Wir werden uns jedenfalls hüten, junge Menschen auf ihre Gesundheit achten zu lehren. Wir werden durch Leibesübungen ein gesundes, kraftvolles Volk erziehen, aber nicht Einzelne heranbilden, die sich ängstlich um ihre Gesundheit kümmern. Es würde vieles einfacher und klarer werden,
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28. Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934
wenn wir in Zukunft nicht mehr allgemein von „Turnen“ oder von „Sport“ reden wollten, sondern von Turnplatz, auf dem unsere Jugend heranwachsen soll. Das individualistische Missverständnis wäre damit ausgeschlossen: Der Platz ist Ort der Zusammenkunft einer Gemeinschaft, und über diese Gemeinschaft hinweg, die kein liberaler „Verein“ mehr ist, ein wichtiges Stück des öffentlichen Lebens. Das neue Zeitalter ist da, wenn einmal die Turnplätze Mittelpunkte des Staates, mit Hitler-Jugend und SA, sein werden. […] Nicht ein beliebiger Trainingsplatz wird der Turnplatz sein, sondern Symbol eines artgemäßen, männlichen Lebens. Er ist umhegt von Bäumen – Eiche, Linde, Ahorn –, die man pflanzen muss, wenn sie fehlen. In einer Ecke befindet sich der Versammlungsort, an dem das muntere Gespräch, die ernste Beratschlagung, der Scherz und das Lied eine Stätte haben. Die politische Schulung ist hierher zu verlegen. Nur in Verbindung mit den Leibesübungen erhält die politische Schulung sich lebendig. Ein Staat, der nicht von oben herab ins Volk eingreift wie in einen fremden Stoff, sondern der von unten herauf wächst, um sich im Reiche zu entfalten, wir sein Dasein von Zeit zu Zeit in gewaltigen Ausbrüchen gemeinsamer Kraft darstellen und bewähren. Ein unvolkstümlicher, bloß konstruierter Staat wird immer daran zu erkennen sein, dass man in ihm keine Feste zu feiern vermag. Feste sind die Höhepunkte des öffentlichen Lebens […]
28.
Rede Papens
Von Edgar Jung verfasster Appell des Vizekanzlers, die deutsche Revolution nicht bei anhaltender Dynamik und Brutalität als ewigen Aufstand von unten anzusehen; Deutschland solle kein Zug ins Blaue sein; Forderung, die Revolution konservativ und auf christlich-abendländischer Tradition auszurichten; Plädoyer für völkisches Erwachen und übervölkische Zusammenarbeit. 28. Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934
Wende, Politische Reden III, S. 631– 636 und 639 – 641.
Marburg, 17. Juni 1934 Der Sinn der Zeitenwende ist klar: Es geht um die Entscheidung zwischen dem gläubigen und dem ungläubigen Menschen, es geht darum, ob alle ewigen Werte verweltlicht werden sollen oder nicht, ob der Vorgang der Säkularisation, der Entheiligung, wie er vor einigen Jahrhunderten einsetzte, zur Entgöttlichung des Menschengeschlechtes und damit zum Zerfall jeglicher Kultur führt oder ob der Glaube an die Transzendenz und die ewige Weltordnung wieder das Fühlen, Denken und Handeln der Menschen grundlegend bestimmt. Auf diesem geschichtlichen Hintergrund vollzieht sich das politische Geschehen auch der deutschen Revolution. Der Staatsmann hat die Aufgabe, morsche Formen und zerfallene Werte abzuschreiben, die nach neuem Leben drängenden ewigen Werte in ihrem
28. Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934
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Wachstum zu fördern, sie der staatsschöpferischen Gestaltung zugrunde zu legen. War die liberale Revolution von 1789 die Revolution des Rationalismus gegen die religio, gegen die Bindung, so kann die Gegenrevolution, die sich nun im 20. Jahrhundert vollzieht, nur eine konservative […] sein. […] Deshalb meine ich, wird der deutsche Staat dermaleinst seine Krönung in einer Staatsspitze finden, die ein für allemal den politischen Kämpfen, der Demagogie und dem Streit der wirtschaftlichen und ständischen Interessen entrückt ist. Neben dem Erfordernis eines Herrschaftsprinzips aus höherer Verantwortung und überpersönlicher Dauer steht – sich gegenseitig bedingend – die Notwendigkeit der Stiftung einer neuen sozialen Ordnung. Das Gefühl ihrer Notwendigkeit bewegt alle europäischen Völker, welche die gewaltigen Veränderungen der Industrialisierung, der Verstädterung, der Technisierung und der Kapitalisierung durchgemacht haben. Dass diese Sehnsucht nach sozialer Neuordnung insbesondere im Faschismus und Nationalsozialismus lebt, braucht nicht besonders betont zu werden. Andererseits aber erkennen wir, wie ungemein schwierig es ist, Masse, die den Zusammenhang mit Blut und Boden verlor, wieder in Volk zurück zu verwandeln, da doch die gesunden ständischen Bindungen und Rangordnungen im liberalen Zeitalter verlorengegangen sind. Der Nationalsozialismus legt deshalb entscheidenden Wert darauf, die Seele dieser Massen zunächst für Volk und Staat zurückzugewinnen. Dies geschieht in der Hauptsache durch Erziehung, Zucht und Propaganda. Das nationalsozialistische System erfüllt somit zunächst die Aufgabe, zu welcher der Parlamentarismus zu schwach geworden war: den unmittelbaren Kontakt mit den Massen wiederherzustellen. Es ist so eine Art von direkter Demokratie entstanden, der es gelungen ist, die dem Staat entgleitenden Massen wieder zu gewinnen. Hinter dieser zeitbedingten Notwendigkeit steht aber als revolutionäres Ziel ein viel größeres: die Stiftung einer sozialen Ordnung, die auf gemeingültigen organischen Formen beruht und nicht nur auf einer geschickten Beherrschung der Masse. Während die Französische Revolution im Parlament und im allgemeinen Wahlrecht grundlegende Formen schuf, muss es das Ziel der konservativen Revolutionen sein, durch organisch ständischen Aufbau zu solch allgemein gültigen Prinzipien vorzustoßen. Die Vorherrschaft einer einzigen Partei an Stelle des mit Recht verschwundenen Mehr-Parteiensystems erscheint mir geschichtlich als ein Übergangszustand, der nur so lange Berechtigung hat, als es die Sicherung des Umbruchs verlangt und bis die neue personelle Auslese in Funktion tritt. Denn die Logik der antiliberalen Entwicklung verlangt das Prinzip einer organischen politischen Willensbildung, die auf Freiwilligkeit aller Volksteile beruht. Nur organische Bindungen überwinden die Partei und schaffen jene freiheitliche Volksgemeinschaft, die am Ende dieser Revolution stehen muss.
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28. Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934
Eine weitere entscheidende Tatsache dieser Revolution des 20. Jahrhunderts ist das Ende des Kosmopolitismus, der nichts ist als die Frucht der liberalen Vorstellung von der alles beherrschenden Macht der Weltwirtschaft. Demgegenüber steht das völkische Erwachen, jene fast metaphysische Rückbesinnung auf die eigenen Blutsquellen, die geistigen Wurzeln, die gemeinsame Geschichte und den Lebensraum. Erst heute entwickeln wir wieder jenes gesunde Gefühl für die geschichtliche Einheit von Körper und Seele, von Sprache und Sitte, die ihrem Wesen nach außerstaatlich und als Gegenpol zum Staate notwendig ist. Während in der Nationaldemokratie Volkstum und Staat in eins zusammenfließen, begreifen wir jetzt wieder die fruchtbare Spannung zwischen Volk und Staat, aus der heraus dem Staate jene Kräfte zugeführt werden, ohne die er zum leeren Mechanismus wird. Deshalb ist auch völkisches Bewusstsein etwas anderes als der nationalstaatlich empfundene Nationalismus. Während dieser zur Abschließung der Völker voneinander, zu gegenseitiger Zerfleischung und damit zur Balkanisierung Europas führt, hat das gestärkte völkische Bewusstsein die Tendenz, die Heiligkeit aller Volkstümer anzuerkennen. Das völkische Erwachen macht somit die Bahn frei für übervölkische Zusammenarbeit. […] Der Weg zu dieser Bildung wirtschaftlicher Großräume, wie sie vom Zeitalter des Flugzeugs und des Kraftwagens verlangt werden, führt über jene Heiligung der Volkstümer und über die Vorstellung von großstaatlichen Zusammenschlüssen, welche die Volkstümer unberührt und ungekränkt lassen. Dazu gehört aber die freiwillige Preisgabe eines Staatstotalismus, der kein gewachsenes Eigenleben anerkennt. Dazu gehört vor allem die Einsicht in das Wesen des Herrschaftsstaates, der zwar nichts zulässt, was gegen den Staat angeht, aber auch nicht beansprucht, dass alles durch den Staat geschehe. […] Ein Staat muss sich entscheiden, ob er religiös oder weltlich sein will. […] Wenn nun weite Kreise, gerade aus dem Gesichtspunkt des totalen Staates und der restlosen Einschmelzung des Volkes heraus, eine einheitliche Glaubensgrundlage fordern, so sollten sie nicht vergessen, dass wir glücklich sein müssen, eine solche Grundlage im Christentum zu besitzen. Sie sollten sich auch überlegen, ob die behauptete Krise des Christentums nicht – wie häufig behauptet wird – Folge der Überlebtheit oder der Unlebendigkeit der christlichen Heilswahrheit ist, sondern ob nicht vielleicht den rationalisierten und liberalisierten Menschen weitgehend die innere Fähigkeit, das Mysterium Christi zu erfassen, abhanden gekommen ist. Ich bin der Überzeugung, dass die christliche Lehre schlechthin die religiöse Form alles abendländischen Denkens darstellt, und dass mit dem Wiedererwachen der religiösen Kräfte eine neue Durchdringung auch des deutschen Volkes mit christlichem Gute stattfindet, dessen letzte Tiefe eine durch das 19. Jahrhundert gegangene Menschheit kaum mehr erahnt. Um diese Entscheidung, ob das neue Reich der Deutschen christlich sein wird oder sich in Sektierertum und halbreligiösem Materialismus verliert, wird gerungen werden. […]
28. Rede Papens, Marburg, 17. Juni 1934
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Ist aber eine Revolution vollzogen, so repräsentiert die Regierung nur die Volksgesamtheit, niemals aber ist sie der Exponent einzelner Gruppen; sie müsste sonst bei der Bildung der Volksgemeinschaft scheitern. Dabei muss man auch mit falschen romantischen Vorstellungen brechen, die in das 20. Jahrhundert nicht passen. So können wir nicht daran denken, die Einteilung des Volkes nach altgriechischem Muster in Spartiaten und Heloten zu wiederholen. Am Ende einer solchen Entwicklung hatten die Spartiaten nichts zu tun, als die Heloten niederzuhalten, wodurch die außenpolitische Kraft Spartas geschwächt wurde. Im Staate der wahren Volksgemeinschaft muss endlich einmal der innerpolitische Schlachtruf verstummen. Gewiss muss es eine Auslese geben. Aber das natürliche Ausgliederungs- und Ausleseprinzip ist nicht durch das Bekenntnis zu einer bestimmten Formation zu ersetzen, solange die Motive dieses Bekenntnisses unerforschbar bleiben. Darum hat der Nationalsozialismus immer dafür gekämpft, das Parteibuch durch menschliche Bewährung und Leistung abzulösen. Andererseits ist Adel nicht nur ein Bluts-, sondern auch ein geistiges Prinzip. Es geht deshalb nicht an, den Geist mit dem Schlagwort Intellektualismus abzutun. Mangelnder oder primitiver Intellekt berechtigt noch nicht zum Kampf gegen Intellektualismus. Und wenn wir uns heute manchmal über 150prozentige Nationalsozialisten beklagen, dann sind es solche Intellektuellen ohne Boden, solche, die Wissenschaftlern von Weltruf ihre Existenz bestreiten möchten, weil sie kein Parteibuch besitzen. Der im Wesen und im Blute wurzelnde Geist aber ist charaktervoll, unbestechlich, der Erkenntnis und dem Gewissen verhaftet. Ihm gilt unter allen Umständen die Achtung der Nation, weil sie eine Sünde wider die Schöpfung begeht und sich selbst verleugnet, wenn sie den Geist verneint. Hüten wir uns vor der Gefahr, die geistigen Menschen von der Nation auszuschließen, und seien wir des Umstandes eingedenk, dass alles Große aus dem Geiste kommt, auch in der Politik. Man wende auch nicht ein, die geistigen Menschen entbehrten der Vitalität, ohne die ein Volk nicht geführt werden könne. Der wahre Geist ist so lebenskräftig, dass er sich für seine Überzeugung opfert. Die Verwechslung von Vitalität mit Brutalität würde eine Anbetung der Gewalt verraten, die für ein Volk gefährlich wäre. […] Die Erziehung eines Volkes zum Dienst am Staate ist ein selbstverständliches Gebot und muss umso härter einsetzen, je lässiger sie von dem Weimarer Regime gepflegt wurde. Aber man soll sich über die biologischen und psychologischen Grenzen der Erziehung nichts vormachen. Auch der Zwang endet an dem Selbstbehauptungswillen der echten Persönlichkeit. Gefährlich sind die Reaktionen auf den Zwang. […] Die wahre Erziehung, die immer Zucht ist, kann nur aus sittlichen Grundsätzen hergeleitet werden. Wahrhaft sittliche Grundsätze vermag aber nur der Glaube an eine höhere Weltordnung zu vermitteln. Vaterlandsliebe, Opfer willen und Hingabe sind nur dann von Bestand, wenn sie als göttliches Gebot im Einzelmenschen wurzeln. […]
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29. Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934
Kein Volk kann sich den ewigen Aufstand von unten leisten, wenn es vor der Geschichte bestehen will. Einmal muss die Bewegung zu Ende kommen, einmal ein festes soziales Gefüge, zusammengehalten durch eine unbeeinflussbare Rechtspflege und durch eine unbestrittene Staatsgewalt, entstehen. Mit ewiger Dynamik kann nicht gestaltet werden. Deutschland darf nicht ein Zug ins Blaue werden, von dem niemand weiß, wann er zum Halten kommt. Die Geschichte fließt von allein, es ist nicht notwendig, sie unablässig zu treiben. […] Es ist an der Zeit, in Bruderliebe und Achtung vor dem Volksgenossen zusammenzurücken, das Werk ernster Männer nicht zu stören und doktrinäre Fanatiker zum Verstummen zu bringen. Die Regierung warnt diejenigen, die nicht sehen wollen, dass die Deutschen ein Volk unter Völkern inmitten Europas sind, dass die spärlichen, überlieferten Güter, die wir gerettet haben, zusammengehalten werden müssen und wir uns keine leichtfertige Zerstörung überkommener Werte leisten können. Verleugnen wir das große Kulturerbe, missachten oder misshandeln wir die tausendjährige Geschichte unseres Volkes, die dreitausendjährige unseres Erdteiles, so werden wir die großen Chancen, die das 20. Jahrhundert nochmals dem Kernvolke Europas bietet, verpassen. Weltgeschichte wird heute dort gemacht, wo man lächelnd auf das kranke Europa herabsieht. Wenn Europa seinen Anspruch auf Führung in der Welt aufrechterhalten will, dann ist keine Stunde mehr zu verlieren, um alle seine Kräfte der geistigen Wiedergeburt zu widmen und die kleinlichen Querelen zu begraben. Die Welt steht in gewaltigen Veränderungen, nur ein verantwortungsbewusstes, zuchtvolles Volk wird führen. Wir Deutschen können uns aus Ohnmacht zu der gebührenden Stellung emporarbeiten, wenn wir Geist mit Energie, Weisheit mit Kraft, Erfahrung mit Tatwillen paaren. Die Geschichte wartet auf uns, aber nur dann, wenn wir uns ihrer würdig erweisen.
29.
Buchbeiträge Grabbes und Mildners
Gedanken in der Sportwelt im Hinblick auf die Olympiade 1936 in Berlin: Körperertüchtigung des Volksganzen für Daseinskampf; Aufgaben des Frauensports: Leistung, Verbreitung des Wissens um Wert der Ertüchtigung und Mitwirken an gesundheitlicher Erneuerung des Volkes; die Sporthelden der Gegenwart angeführt von den gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs und in deren Tradition. 29. Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934
Mildner: Olympia 1936, S. 316 –321 und 518 f.
1934 a) Grabbe: Die Körperertüchtigung der Frau im Dritten Reich Die These aber des neuen Staates, des Volksstaates Adolf Hitlers, lautet: es ist die Pflicht jedes einzelnen Volksgenossen, Mann, Frau und heranwachsenden Geschlechtes, der Körperertüchtigung des Volksganzen zu dienen, denn
29. Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934
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nur ein in seiner Gesamtheit ertüchtigtes, gesundes, kräftiges, widerstandsfähiges Volk kann im schweren Daseinskampf des eigenen Volkes und der Völker untereinander bestehen. Wir, das Volk der Dichter und Denker, haben in den größten Denkern immer wieder den Grundsatz vertreten gefunden, dass die Erziehung zur Freiheit nur in der Selbsterziehung und Pflichterfüllung liegt. Aber wir sind nicht nur das Volk der Dichter und Denker, wir haben auch in dem Turnvater Ludwig Jahn die Tradition der deutschen Leibesübungen und in der Entwicklung von Sport und Körpererziehung seither ein Anrecht auf die Mitarbeit des ganzen deutschen Volkes zur Erreichung des großen Zieles unseres Führers: ein gesundes, ertüchtigtes, starkes deutsches Volk. […] Mit der Übernahme der Olympischen Spiele 1936 nach Deutschland ist die Gelegenheit für Deutschland gegeben, dem gesamten Auslande das Wunder eines geeinten, starken deutschen Staates und die glänzende Organisation eines in diesem Staate heranwachsenden leistungsfähigen deutschen Sportes zu zeigen. […] Die Körperertüchtigung der Frau in diesem Rahmen hat ihre große Aufgabe nach drei Richtungen hin. Einmal hat sie die Verpflichtung, aus ihren Reihen Kräfte und Nachwuchs an Leistung und Höchstleistung in den verschiedenen Sportarten hervorzubringen […]. Das zweite und fast noch größere, weil umfassendere Gebiet der Körperertüchtigung der Frau im Dritten Reich ist die Erziehung aller Frauen und Mädchen zum Verständnis der Wichtigkeit und Bedeutung einer körperlichen Ertüchtigung im Interesse des Volksganzen. […] Unser Führer und mit ihm seine Mitarbeiter und alle auf dem Gebiet der Erneuerung des deutschen Volkes Tätigen wissen, dass in diesem Zwange zu einer körperlichen Ertüchtigung große erziehliche und sittliche Werte für die Volksgemeinschaft liegen. Niemand darf abseits stehen, wenn es gilt, das Volk gesund und stark werden zu lassen, widerstandsfähig und leistungsfähig. Alles Schlaffe, Passive muss abgestoßen werden. Jeder Gedanke: ach, ich bin damit wohl nicht gemeint, muss ausgerottet werden. Natürlich wissen wir, dass wir nicht von allen Frauen und Mädchen turnerische oder sportliche Leistungen verlangen können, denn es gibt leider heute in unserem Volke noch viele, die zurückstehen müssen aus Krankheitsgründen, aus körperlicher Anlage. Aber dieser Grundsatz gilt für alle: jede Frau, jedes Mädchen in unserem deutschen Volke hat die Verpflichtung ihrer körperlichen Ertüchtigung zur Erhaltung ihrer eigenen Spannkraft, ihrer Schaffenskraft und zur Voraussetzung der Fähigkeit einer Hervorbringung gesunden Nachwuchses. Und sie hat demnach gewissenhaft und verantwortlich die Frage zu prüfen und zu entscheiden: muss ich abseits stehen, darf ich abseits stehen bei dem großen Kampf um die körperliche Erneuerung und Erstarkung unseres Volkes? […]
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29. Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934
Der riesigen Zahl aber der Frauen und Mädchen, die mit der körperlichen Ertüchtigung eine doppelte Pflicht an sich, dem heranwachsenden und kommenden Geschlecht erfüllen, wird in erster Linie im Rahmen des großen Hilfswerkes des deutschen Volkes „Mutter und Kind“ Gelegenheit zu einer zweckentsprechenden Ertüchtigung gegeben werden […]. Die dritte, für die Zukunft unseres Volkes wichtige Aufgabe der Frau auf dem Gebiete der Körperertüchtigung und damit Erstarkung und Gesundung unseres Volksganzen liegt in dem Verständnis und der Pflege des unter ihrer Obhut aufwachsenden neuen Geschlechts. Aufklärungsarbeit über die gesundheitlichen Voraussetzungen für die kommende und heranwachsende Generation hat überall eingesetzt. Es ist Pflicht jeder deutschen Frau und Mutter, sich verantwortungsvoll mit hineinzustellen in diesen Kampf um die gesundheitliche Erneuerung unseres Volkes. Dazu gehört das Wissen von den Voraussetzungen und Bedürfnissen eines gesunden, starken, widerstandsfähigen Körpers. Wie früher alles Kranke, Fehlerhafte, Krüppelhafte sich der ganzen Sorge aller Wohlfahrtseinrichtungen erfreute, muss heute unsere größte Sorge und Pflege dem Gesunden dienen. Nicht alle Kinder haben nun eine gleich mäßige, kräftige Leibesbeschaffenheit; es gibt Haltungsschwächen, die gerade auch im zartesten Kindesalter und im Schulalter unbedingt zu beheben sind. Verständnis der Mutter, rechtzeitig angewandte zweckentsprechende Körperertüchtigung, vorbeugende Leibesübungen und auch in den vielen Fällen von schon vorliegenden Fehlern, orthopädische Maßnahmen schaffen unbedingte Abhilfe und dienen dem großen Ziel der körperlichen Ertüchtigung, Gesundung und Erstarkung unseres Volkes. Darum, deutsche Frauen und Mütter, berufstätige Frauen und Mädchen in den vielen Zweigen der Kinderfürsorge, verschafft euch Aufklärung, geht verständnisvoll an die verantwortungsvolle Aufgabe, die euch von unserem Führer und mit ihm von dem neuen Volksstaat gestellt ist: Die körperliche Ertüchtigung, Gesundung und Erstarkung unseres Volkes ist Dienst aller für alle an Volk und Vaterland! b) Mildner: Schlusswort Damit vollende ich nun das vorliegende Sportwerk. In hartem, schwerem seelischem Kampfe entstand es. Oft drohte meine schaffensfreudige Arbeitskraft zu erlahmen; es schien, als sollte ich die Kraft und das Vertrauen an der eigenen Arbeit verlieren. In diesem seelischen Ringen fand ich Erbauung, Mut und neue Kraft an meiner Schaffensfreude, in dem Geiste meiner gefallenen Sportskameraden, die ihr Herzblut im Kampfe für die Ehre ihres Vaterlandes hingaben. So widme ich dieses Werk euch tapferen, toten Helden. In wuchtigen Lettern soll über meinem Werke des Deutschen Sportes das Wort geprägt sein: Wir werden Eurer nie vergessen!
29. Buchbeiträge Grabbes und Mildners, Olympia 1936, 1934
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Auch ihr standet in einem harten, schweren seelischen Kampf. Ihr truget in eurem ehrlichen, aufrichtigen Herzen den Gedanken deutschen Turnertums und Sportgeistes. Man verstand euch nicht; ihr wurdet verschmäht und verspottet. Ihr aber bliebet Sieger. Ihr zoget hinaus in fremde Lande und habt deutschen Sportgeist würdig vertreten. Eure vorbildlichen Leistungen brachten Deutschlands Ansehen zu hohen Ehren. In dem Goldenen Buche der deutschen Turn- und Sportgeschichte sind eure Heldentaten für die Bewegung unauslöschlich eingetragen. Das Vaterland rief euch; ihr folgtet dem Rufe. Ihr opfertet euer Herzblut dem geliebten Vaterlande. So zoget ihr, die Besten der Besten, ein in Walhall. Wir neigen trauernd unser Haupt … Wir wissen, was wir in euch und mit euch verloren haben. Ihr starbet, damit wir leben, damit Deutschland lebe. Aus dieser stillen Trauer aber erwächst das innere, tiefe Erleben und Erfühlen, es diesen tapferen, unvergesslichen Helden nachzumachen. Tief unten lodert die erlösende Flamme hinauf zu Walhall. Wir stehen mitten im harten Lebenskampf. Die Trauer wird zu einer Freude, die uns Mut und Kraft zu willenstätiger Arbeit und zu neuen Taten gibt. Die toten Helden leben in uns, sie sind uns Mahner und Verkünder einer neuen Zeit. In dieser herrlichen neuen Zeit des Erbauens, der Kraft und des Vorwärtsdrängens leben wir, lebt ihr jungen Turner und Sportler. Ihr seid die Träger zu neuen Taten. Diese unvergesslichen toten Sportskameraden mögen euch in eurer sportlichen Laufbahn Vorbild und Wegweiser sein. Wenn ihr einmal verzagt, wenn einmal eure ungebrochene schaffensfreudige Arbeitskraft erlahmen sollte, dann schauet hinauf zu Walhall. Dort stehen sie angetreten in Reih und Glied. Das Haupt ist stolz aufgerichtet, der Blick wendet sich auf euch Lebende. Strahlende Kraft leuchtet euch entgegen. Das seid ihr! Das sollt ihr werden! Das Heer der tapferen Sporthelden setzt sich in Bewegung. Mutigen Schrittes marschieren sie dahin. Vor ihnen schwebt das Banner. Fackeln begleiten den langen Zug. Die endlose Straße wird lebendig. Die Helden machen sich bereit zu neuen Taten; sie ziehen hinab von Walhall zur Deutschen Kampfbahn. Sie wollen Zeuge sein, wie Deutschlands Jugend diesen Kampf besteht. […] Hell lodert das Olympische Feuer gen Himmel! Bei dieser Flamme wollen wir Turner und Sportler unserem Führer, unserem Volke und unserem Vaterlande den heiligen Schwur ablegen: In eurem Geiste wollen wir vorwärtsstreben! Deutschland soll leben!
156 30.
30. Rede Onckens, Wandlungen des Geschichtsbildes, 13. Jan. 1935 Rede Onckens
Analyse des Historikers: Schöpferische oder zerstörende Umwertungen des nationalen Geschichtsbildes besonders in revolutionären Epochen; der lange Kampf um die Gestaltung des Nationalstaates in Deutschland ein Streit über den Sinn der Geschichte; vereinheitlichtes Bild durch Bismarcks Staatsgründung; Erschütterung 1918; Revision in Revolution 1933 mit neuen und zweifelhaften Werten; durch Wissenschaft: Selbstbesinnung und Rückkehr zu objektiver Erkenntnis.
30. Rede Onckens, Wandlungen des Geschichtsbildes, 13. Jan. 1935
Oncken, Wandlungen des Geschichtsbildes in revolutionären Epochen.
13. Januar 1935 Jede weltgeschichtliche Epoche von ausgeprägter Eigenart verfügt über ein ihr eigentümliches Geschichtsbild, in dem sie die Vergangenheit ihrer eigenen Existenz schaut.16 Mit diesem Ausblick vollendet sich gewissermaßen die Selbstbesinnung einer Epoche, so dass ihr Antlitz nunmehr in voller Abrundung hervortritt, eingeordnet in das Allgemeine und verknüpft gleichsam mit dem Ewigen. Wenn es aber zu einer umfassenden Erschütterung einer Epoche kommt, wenn ihr Bestand an individuellen Werten, der äußere Aufbau ihrer Ordnungen oder die innere Tragkraft ihrer Gedanken zusammenbricht, so wird der revolutionäre Prozess auch auf das jeweils geltende Geschichtsbild übergreifen: er wird das alte Bild, so tief begründet es scheinen mochte, umstürzen oder doch umgestalten und ein neues Bild an die Stelle setzen. Damit tritt eine Revolutionierung eines geistigen Besitzes ein, den man in der Vergangenheit als etwas Unwandelbares für immer zu haben vermeinte. Wenn das Erdreich selbst, in dem die menschlichen Einrichtungen verwurzelt waren, ins Gleiten kommt und versinkt, werden auch die geistigen Zusammenhänge, die diese Welt mit der vergangenen Welt verknüpften, zerrissen werden. […] Das Geschichtsbild der Nationen […] die einzelnen Völker besitzen eine ihnen eigentümliche Vorstellung von ihrer Rolle in der Weltgeschichte, von dem Ausgang, den Stufen und den Zielen ihrer Entwicklung. Dieses geschichtliche Sonderbewusstsein geht in den früheren Stadien häufig durch die Form eines christlichen Auserwähltheitsglaubens hindurch; solange diese religiösen Motive mitbestimmend sind, ergibt sich die weltanschauliche Färbung dieser „Bestimmung“ eines Volkes von selbst. Im weiteren Verlauf wird dieses Nationalgefühl sich verweltlichen und rationalisieren, und unmittelbar aus dem realen Sein und Wollen eines 16
Die am 13. 1. 1935 in der Deutschen Allgemeinen Zeitung veröffentlichte Rede wurde zweimal, am 20. 12. 1934 in der Preußischen Akademie der Wissenschaften und am 10. 1. 1935 in einem öffentlichen Vortrag gehalten. Siehe hierzu HZ 189 (1959), S. 106 f. Dort fi ndet sich auch auf S. 124 –138 eine vom Autor überarbeitete Fassung der Rede.
30. Rede Onckens, Wandlungen des Geschichtsbildes, 13. Jan. 1935
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Volkes seine Kräfte schöpfen; aber auch wenn der religiöse Antrieb verschwindet, wird die Fortbildung der Motive einen glaubensmäßigen und unbedingten Charakter beibehalten. Wer sich mit dem Problem des modernen Nationalismus beschäftigt, wird die Beobachtung machen, dass es sich im Einzelfall nicht um einen unveränderlichen Komplex von Werten handelt, sondern um eine strömende Lebenskraft, die in einem Prozess von bald allmählicher, bald radikalerer Umbildung begriffen ist. Innerhalb der Völker reißt die Auseinandersetzung niemals ab, wie sie ihre Vergangenheit gesehen und gedeutet wissen wollen. Das nationale Geschichtsbild ist in ständigem Flusse und von Spannungen und Widersprüchen durchzogen. In revolutionären Epochen aber geht es durch Umwertungen hindurch, die, aus der Tiefe kommend, sein Wesen und seinen Zusammenhang ergreifen. In solchen geistigen Umwälzungen werden Zeiten, die bisher im Dunkel lagen oder gar vergessen waren, mit einem Male in helle Beleuchtung gesetzt; werden Männer und Bestrebungen, die vordem in hoher Geltung und Ehre standen, von ihren Postamenten heruntergerissen; werden Gedanken, die unangefochtenen Sinn besaßen, bis in ihren Kern hinein umgeknetet. Dabei liegt Schöpferisches und Zerstörendes zunächst wild im Gemenge. Von allen Seiten strömen Neuerer herbei, denen auch die Nationalgeschichte nur ein beliebiges Projektionsfeld für die Ideale und Forderungen der Gegenwart ist, und zu dilettantischer Spielerei gesellt sich die fanatische Wollust umwühlender Zerstörung. Auf der anderen Seite aber kommen Gedankengänge in Bewegung, die eine fruchtbare Vertiefung der historischen Anschauung für immer herbeiführen. […] Das deutsche Problem […] Das deutsche Volk und der deutsche Staat haben revolutionäre Umstürze von einem derartigen Ausmaße wie Engländer und Franzosen nicht erlebt. Aber ihre Geschichte ist in ihrem schicksalhaften Ablauf immer wieder durch schwere und langwierige Erschütterungen hindurchgeschritten, die das Verhältnis zu unserer Vergangenheit auf das tiefste in Mitleidenschaft zogen. Im Mittelalter trug das Geschichtsbild der Deutschen noch überwiegend universale Züge. […] Das Ende war eine völlige politische Aufspaltung der Begriffe über die Natur des gegenwärtigen Staates wie über die Vergangenheit des Geschichtsverlaufes. Im 17. und 18. Jahrhundert herrschte in dem einen Lager ein Geschichtsbild, das von dem verblassten Motiv der deutschen Kaisergewalt bestimmt war; in dem andern Lager aber wurde die ganze deutsche Geschichte von der fürstlichen Souveränität her angeschaut und aus der Not der „libertés germaniques“ eine Tugend gemacht. Bis tief in das 19. Jahrhundert läuft die große Antithese weiter, immer Vergangenheit und Gegenwart in gleicher Weise umspannend; noch die Kämpfe der Großdeutschen und Kleindeutschen haben, neben ihrer politischen Bedeutung, ihre ausgesprochene
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historisch-wissenschaftliche Tragweite. Jene radikalen Wertzerstörungen in der englischen und französischen Revolution erscheinen doch auch wieder primitiv und darum so rasch vergänglich gegenüber den in die Tiefe greifenden Problemen der deutschen Geschichte: wenn hier universales Kaisertum und nationales Königtum, wenn einheitliche Zentralgewalt und Sonderleben der Stämme, wenn schließlich die geistigen Rivalitäten auf dem Boden der Konfessionen einander entgegentreten, dann wird jedes Mal das Höchste und Letzte der geschichtlichen Werte in Frage gestellt. Es ist nicht damit getan, dass Königsstatuen zerschlagen und nachher wieder aufgebaut werden. Der Kampf um die Gestaltung des deutschen Nationalstaates der Zukunft war zugleich ein Streit um den Sinn unserer ganzen geschichtlichen Vergangenheit geworden, ein Schauspiel ohnegleichen unter den großen Völkern Europas. Wenn in der alten Sage von der Hunnenschlacht die Geister der Gefallenen sich erhoben, um in den Lüften den Kampf mit ungebrochener Unerbittlichkeit fortzusetzen, so gewann es jetzt den Anschein, als ob die geistigen Gestalten unserer Vergangenheit wieder auf den deutschen Boden hernieder stiegen, um von dem Blute des Lebens genährt, in den irdischen Kämpfen den Ihrigen Schwert und Schild zu sein. Es ist nicht außer acht zu lassen, dass in dem letzten Jahrhundert das geschichtliche Bewusstsein sich unendlich vertieft hat. […] Die Geschichte unserer Nation ist während dieses Zeitraumes […] einer Folge von Erschütterungen unterworfen, deren Summe den Wirkungen einer revolutionären Umwälzung gleichkam. Der erste Stoß freilich, der von der französischen Revolution ausging, der Herkunft nach fremden Geistes, führte zwar das förmliche Ende des alten Reiches herbei, aber er blieb doch eine begrenzte Episode. Die Restauration von 1815 sollte die Grundmauern des alten Baues noch einmal wiederherstellen: sie war geradezu ein Versuch des gegenrevolutionären Geistes, in die eigene Geschichte zurückzukehren, und das aus ihr gewonnene Bild romantisch zu verklären. Auch die Erschütterungen des Jahres 1848 / 49, wenngleich aus der Tiefe des Volkes selber emporgestiegen, waren von zu kurzer Dauer, um tiefere Spuren im geschichtlichen Bewusstsein zu hinterlassen: so rasch folgte der erneute Rückschlag, der die Mächte der Tradition in ihrer Herrschaft befestigte. Erst der dritte Stoß, die Revolution von oben, die Bismarcks Politik vom Jahre 1866 herbeiführte und den die preußischen Heere vollstreckten, brachte eine schöpferische Umgestaltung des nationalen Lebens und eine entsprechende tiefgreifende Umwandlung des Geschichtsbildes. Es war die endgültige Entscheidung in dem großen Problem: nationale Zentralgewalt oder Teilgewalt, das seit dem 13. Jahrhundert unsere Geschichte beherrschte – in diesem säkularen Zusammenhang hat das Werk Bismarcks für alle Zeiten seine Stellung. Insofern mochte der geistvolle Schweizer Historiker, der von Basel her der Umwälzung zuschaute, nicht mit Unrecht über die deutschen Professoren spotten, die nunmehr alle ihre Kolleghefte umzuschreiben hätten. Und
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doch war die große Wendung von so viel Kräften der Erhaltung des geschichtlich Gewordenen getragen und begleitet, dass sie, eine zweite „glorious revolution“, nicht so sehr als ein Bruch mit der Vergangenheit empfunden wurde, sondern als ihre Vollendung, als der Abschluss eines Prozesses, der seit Jahrhunderten in der Richtung dieser Lösung lief. So wurde es erst seit den Jahren 1866 / 71 möglich, unsere Geschichte, als ob sie sich in sich selber vollendet hätte, wieder in einem einheitlichen Bilde zu sehen und selbst ihre tieferen Gegensätze als Stufen der Überwindung im Lichte der Versöhnung zu begreifen. In dem Vollgefühl dieser Sicherheit hat die letzte Generation deutscher Historiker eigentlich gelebt und gearbeitet. 1918 und 1933 Das Schicksal ist über diesen Glauben hinweg geschritten. Und so stehen wir heute vor der Frage, welche Bedeutung die beiden letzten großen Umwälzungen des Staates für das Problem besitzen, das uns beschäftigt. […] Der Zusammenbruch von 1918, von außen her auf das Innere übergreifend, zerbrach die Form und den Aufbau der Autoritäten und revolutionierte, unter immer neuen feindlichen Stößen, schließlich unser gesamtes inneres Gefüge – wie hätte eine tiefe Erschütterung des nationalen Geschichtsbildes in einem Geschlechte ausbleiben können, das diesen Sturz aus der Höhe erlebte! Das Eigentümliche und Beispiellose bestand darin, dass die Feinde auch auf diesem Schauplatz einen Hauptstoß führen zu können vermeinten. Es geschah im Zusammenhang mit der Frage der Kriegsschuld, bei der es sich nicht nur um eine Kritik unserer Diplomatie im Jahrzehnt der Vorkriegszeit, sondern um weit mehr handelte; nämlich um den politischen Charakter dieses deutschen Reiches seit seiner Begründung, um die Rolle Preußens innerhalb der deutschen Staatsentwicklung, um den eigentlichen Sinn unserer Nationalgeschichte – es war als wenn diese Art von „Vorgeschichte“ des Weltkrieges sich vernichtend über den ganzen geschichtlichen Schicksalsweg der Deutschen zu öffnen berufen sei. Und so wagte denn ein ausländischer Minister wie Lloyd George die neue Weisheit zu verkünden, dass die letzten 150 Jahre deutscher Geschichte überhaupt als ein Irrweg zu betrachten seien. Aber auch in unserer eigenen Mitte blieben die Ansätze zur Revision nicht aus. Äußerlich gingen die Konjunkturumstellungen von dem Gedanken aus, ein so tiefer Sturz habe längst vordem angelegt sein müssen und könne nur als der unvermeidliche Ausgang einer längeren Entwicklung gedeutet werden. In Wien erschien alsbald eine Geschichte Österreichs, die, mit dem Jahre 1815 einsetzend, das ganze Jahrhundert unter dem Titel „Der Zerfall Österreichs“17 behandelte; und an unserer eigenen Universität entstand ein Buch, welches das halbe Jahrhundert des deutschen Reiches unter dem herausfordernden
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Bibl, Zerfall.
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Titel „Die Entstehung der Deutschen Republik 1871–1918“18 darzustellen sich vermaß. […] Das waren Ausschreitungen, die schon damals zu völliger Wirkungslosigkeit verurteilt waren. Von hier aus gesehen war die Revolution des Jahres 1933 die große Antithese, denn sie war, aus einer tiefen Bewegung im Innern aufgestiegen, auf die starke Betonung des nationalen Daseins, vor allem auf Freiheit nach außen gerichtet. Sie konnte also nicht anders, als im großen Zuge das ehrfürchtige Verhältnis zur deutschen Vergangenheit wieder herzustellen. Aber diese nationale Revolution war doch auch eine Revolution und insofern von dem Bedürfnis erfüllt, ein Stück der Ideale, die unsere Gegenwart umgestalten sollten, auf das Bild unserer Geschichte zu übertragen. Und so sehen wir von neuem, was manchem überraschend kam, die großen nationalen Zusammenhänge, die entscheidenden Wertungen und die führenden Gestalten in heftige Bewegung geraten. Von der ältesten Vergangenheit der Germanen an – so weit rückwärts drängte noch niemals das geschichtliche Interesse! – über Karl den Großen hinweg und die Romzüge der Kaiser, über Luther und Friedrich den Großen hinweg bis zur Reichsschöpfung Bismarcks: überall stehen die Urteile zur Revision, bieten neue Werte sich an und erregen sich die patriotischen Gemüter. In diesem allgemeinen Drange zur Umwertung tritt in Erscheinung, was sich auch an früheren Beispielen beobachten ließ: ein Nebeneinander von fruchtbaren neuen Gedanken und treffenden Akzenten, aber auch von zeitgebundener Willkür, die in einzelnen Fällen auch vor gewagten Hypothesen und unechtem Material nicht zurückscheut. Es ist die Aufgabe der Geschichtswissenschaft, zu diesen Neuerungen Stellung zu nehmen, getreu ihrem objektiven Erkenntnisprinzip sowohl, als auch ihrer nationalen Verpflichtung – und sie darf diese Pflichten nicht zu leicht nehmen. Der Kampf um das nationale Geschichtsbild ist auch niemals eine ganz interne Angelegenheit eines einzelnen Volkes; er umfasst zugleich die universalen Lebenswerte, an denen wir mit anderen Völkern zusammen einen Anteil haben. Gerade wir Deutschen, deren große Geschichte sich in dem universalsten Zusammenhange vollzogen hat, dürfen nicht glauben, ganz unter uns bleiben zu können, wenn wir mit Worten die Statuen der alten Kaiser und die Symbole der christlichen Völkergemeinschaft zerschlagen. Ich habe schon […] auf jene Tagebuchaufzeichnung Rankes vor hundert Jahren hingewiesen, die mit den Worten beginnt: „Die Historie wird immer umgeschrieben.“19 Auch heute steht es wie damals. Die Impulse der Gegenwart greifen auf die Historie über. Sie haben ihre Bedeutung und ihren Wert – insofern hat die Wissenschaft sich ihnen nicht zu entziehen, sondern sie 18
Rosenberg, Republik. Oncken verweist auf einen in derselben Zeitung vom 24. 4. 1934 veröffentlichten Vortrag; das Ranke-Zitat fi ndet sich in Leopold von Ranke, Sämtliche Werke 53 / 54. S. 569. 19
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aufzunehmen und nachzuprüfen. Aber diese Impulse haben auch ihr Vergängliches, ihre Grenzen in sich selber, und die fortschreitende Wissenschaft wird nie müde werden, diese Grenzen zu ermitteln. Für die Forschung bleibt die Pflicht der Selbstbesinnung, die Rückkehr zu den ursprünglichsten Quellen, um sich aus ihnen zur reinsten objektiven Erkenntnis zu erheben. Das sind die Sterne, nach denen der Steuermann seinen Kurs zu nehmen hat, ohne sich einzubilden, er könne sie jemals erreichen.
31.
Rede Wiecherts
Aufforderung des Schriftstellers, sich – im Falle, dass alte Götter dem Spott anheimfallen – einen Hausgott zu bewahren; Beobachtung eines manipulierten Volkes auf abschüssiger Bahn, eines drohenden Untergangs; Mahnung: Gott, nicht der Mensch, ist Herr der Erde; Verweis auf bleibende Werte wie Wahrheit oder Güte.
31. Rede Wiecherts, München, 16. April 1935
Wiechert, Sämtliche Werke 10, S. 375 –379.
München, 16. April 1935 Liebe Freunde, es bleibt keiner Zeit erspart, ihr Erworbenes als eine Torheit betrachtet und ihre Götter als Götzen verspottet zu sehen. Und es mag ja wohl auch sein, dass wir alle ein Stück Torheit und ein Stück Götzentum in alternden Händen bewahren. Aber einen Hausgott sollten wir alle aus Kinderzeiten her ehrfürchtig auf unserm Herde bewahren, und es tut nichts, dass er bei jedem von uns ein anderes Antlitz trägt: das Antlitz der Dichtung oder das der Religion oder das der Liebe zu allem vom Weibe Geborenen. Denn noch immer ist es so gewesen, dass mit dem Erkalten der Herdflamme auch das Haus erkaltet und mit ihm das Blut eines Volkes. Es ist in bewegten Zeiten der Mensch wohl so geartet, dass er die Hand an alles legen möchte, was nach seiner Meinung beweglich sein könnte, dass diese Hand mitunter der Ehrfurcht ermangelt, die er vor den unbeweglichen Dingen haben sollte, und dass er glaubt, das Antlitz eines Volkes sei mit dieser Hand wieder so zu formen, wie er es haben möchte. Aber, meine Freunde, in den alten Büchern der Erde steht noch geschrieben, dass nicht der Mensch, sondern Gott der Herr dieser Erde sei. Die alten Volksbücher erzählen vom Doktor Faust, der an sich nahm Adlersfittiche und alle Gründe durchfliegen wollte zwischen Himmel und Erde. Aber es ist uns nicht gegeben, alle Gründe zu durchfliegen, sondern von der Natur befohlen, vor einigen dieser Gründe haltzumachen und betend vor ihnen zu verweilen. Ein Geschlecht, das überall die letzte dieser Türen öffnen möchte, wird an der Schwelle dieser Tür verderben. […] Dichter, wie ich sie mir denke, […] wollen zwar nicht immer recht haben, aber sie wollen, dass das Recht auf dieser Erde herrsche. Sie wollen nicht, dass alle Menschen ihre Bücher lesen, aber sie wollen, dass wer sie liest, ihnen auch
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31. Rede Wiecherts, München, 16. April 1935
glaube. Sie wollen, dass die verwirrte, undurchsichtige Welt einfach und klar erscheint in dem Spiegelbild, das sie aufstellen. Sie wollen, dass vor den Menschen aufgerichtet werde, was in der Welt verdunkelt und oft verwunden ist: die Wahrheit, das Recht, die Freiheit, die Güte, die Liebe und über allem der Sinn und das Gesetz einer großen Weltordnung. Sie wollen die Menschen besser, vertrauender, tapferer, reiner machen. Sie glauben an einen tiefen Sinn des Menschheitsweges und an einen langsamen Aufstieg aus dunkler Verwirrung zu immer näheren Sternen. Und sie glauben dazu, wie kein anderer Stand auf dieser Erde, an die Jugend. […] Es ist wohl das Schicksal aller Revolutionen, dass ihre Mit- und Nachläufer den Sinn der Erneuerung verfälschen. Dass sie nicht nur das Königtum abschaffen, sondern das abgeschlagene Königshaupt wollen, dass sie nicht nur die Pfarrer, sondern auch Gott absetzen. Dass sie glauben, es müsse jeder Sextaner eine deutsche Eiche in die Faust bekommen, um zu „handeln.“ Sie wissen nicht, dass die Geschichte eines Volkes schon die ewigen Züge trägt, an denen subalterne Hände nichts mehr ändern können. Sie wissen nicht, dass der Strom jahrtausendealten Blutes nicht mit Phrasen in ein anderes Bett zu lenken ist. Sie wissen nicht, wie still das wirklich Heroische über die Erde geht, obwohl sie nur in das Gesicht des Volkes zu blicken brauchen, das seit zwanzig Jahren ein Heldentum schweigend trägt und tut. Und sie haben lange vergessen, wie still und fromm und demütig Pestalozzi seine Kinder gelehrt hat. Ja es kann wohl sein, dass ein Volk aufhört, Recht und Unrecht zu unterscheiden und dass jeder Kampf ein „Recht“ ist. Aber dieses Volk steht schon auf einer jäh sich neigenden Ebene und das Gesetz seines Untergangs ist ihm schon geschrieben. Es kann auch sein, dass es sich einen Gladiatorenruhm gewinne und im Kampf ein Ethos aufrichtet, das wir ein Boxerethos nennen wollen. Aber die Waage ist schon aufgehoben über diesem Volk, und an jeder Wand wird die Hand erscheinen, die die Buchstaben mit Feuer schreibt. Ich aber kenne eine Jugend nicht, die sich so erziehen ließe. Ich kenne aus zwanzig Schuljahren und aus tausend Briefen eine Jugend, die unbändig und unerbittlich, zweifelnd und glaubend, verdammend und verheerend, abstoßend und hingebend ist. Aber deren hohe Kränze, nach denen sie greift, nicht die Kränze der amoralischen Welt sind. Sie wollen nicht immer lernen, nicht immer gehorchen, nicht immer warten. Aber eines wollen die guten unter ihnen immer: geführt werden. Und sie werden, geführt oder nicht geführt, diejenigen sein, in deren Hände wir einmal unser Erbe legen werden, junge Helden, die nicht um des Kampfes willen kämpfen werden, sondern um der Mühe willen, die seit zweitausend Jahren die Besten aller Geschlechter sich gegeben haben, dass „das Reich endlich komme.“ […]
32. Schulbuchauszug, Neue Sachkunde für Volksschulen, 1935 32.
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Schulbuchauszug
Vor äußeren Feinden geschützte Erbanlage der Volksgemeinschaft; herausragendes deutsches Volk und Hitlers Vertrauen in dieses. 32. Schulbuchauszug, Neue Sachkunde für Volksschulen, 1935
Neue Sachkunde für Volksschulen, Teil 3: Naturkunde, S. 163 f.
1935 Wertvolles Erbgut im deutschen Volk A. Die Beständigkeit des Erbgutes Ein Volk kann in schweren Zeiten seine Schiffe verlieren, seine Wehrmacht kann zerschlagen werden, sein Wohlstand zusammenbrechen. Eines aber kann kein äußerer Feind einer Volksgemeinschaft rauben. Was in den Keimzellen lebt, was in den Chromosomen schlummert als reiche Erbanlage, das kann auch ein einmal unterlegenes Volk immer noch weiter geben von Geschlecht zu Geschlecht. Darum sind wertvolle Erbeigenschaften auch der höchste und heiligste Besitz, über den eine Volksgemeinschaft verfügt. B. Das Erbgut des deutschen Volkes. Das deutsche Volk, in dem vor allem Menschen der nordischen, ostischen, dinarischen und westischen Rasse sich mischen, trägt wertvollste Erbanlagen in sich. Die Menschen der nordischen Rasse (etwa 55 %) sind ausgezeichnet durch Tatkraft, Willenskraft, Beständigkeit, scharfen Verstand, Gefühlstiefe und reiche Phantasie (künstlerische Begabung). Sie sind kühn bis zur Tollkühnheit. All diese Eigenschaften machen sie zu ausgeprägten Führernaturen. – An der ostischen Rasse (etwa 28 %) ist zu loben ihr Fleiß, ihre Zähigkeit und Geduld und ihr Gemeinschaftsgefühl. Mit der Zähigkeit der ostischen Rasse hängt es zusammen, dass sie gern am Althergebrachten festhält und das Ungewöhnliche lange mit Misstrauen betrachtet. – Kraft, Geradheit, Selbstbewusstsein, Stolz, Heimatliebe und Freude an kriegerischen Taten sind die Anlagen der dinarischen Rasse (etwa 15 %). – Bei der westischen Rasse (etwa nur 2 %) fällt vor allem die Beweglichkeit und Regsamkeit auf. Mit ihrer schnellen Auffassungsgabe, ihrer lebhaften Phantasie, ihrem lebendigen Minenspiel und ihrer künstlerischen Veranlagung sind die westischen Menschen gute Schauspieler und Redner. Die Empfindungstiefe der nordischen Rasse ist ihnen nicht gegeben. C. Die Wertung des mannigfachen deutschen Erbgutes. Menschen mit diesem Erbgut sind im deutschen Volke gemischt. […] Eine reiche Vielgestaltigkeit ist uns damit gegeben. […] Gerade sie ist es, die unserem Volke die Möglichkeit gibt, auf vielen Gebieten Tüchtiges zu leisten. Darum hat unser Kanzler Adolf Hitler auch so großes Vertrauen zu den Kräften des deutschen Volkes gehabt. Hört, was er sagt: „Im Laufe der tausendjährigen Geschichte sind uns alle seine im Einzelnen so verschiedenen Züge vertraut und teuer geworden. So groß ist diese Gemeinschaft, dass wir glücklich sind über jeden Beitrag, der uns aus ihr zugute
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33. Buchauszug Ludendorffs, Totaler Krieg, 1935
kommt. […] Wir sind so sehr Gemeinschaft geworden, dass uns nur ein Wunsch erfüllt, es möchten alle Bestandteile unseres Volkes beisteuern zum Reichtum unseres gesamten nationalen Lebens. […]“20
33.
Buchauszug Ludendorffs
Gedanken-Mix des führenden Militärs des Ersten Weltkriegs und Nationalisten zu einem totalen Krieg der Zukunft bei einem Rasseerwachen und arteigenen Gotteserleben, des weiteren zu seelischen Rassegesetzen sowie Krieg und Erziehung der Jugend. 33. Buchauszug Ludendorffs, Totaler Krieg, 1935
Ludendorff, Totaler Krieg, S. 6, 17 und 20 –22.
1935 Das Wesen des totalen Krieges bedingt es, dass er nur dann geführt werden kann, wenn wirklich das ganze Volk in seiner Lebenserhaltung bedroht und entschlossen ist, ihn auf sich zu nehmen. Die Zeiten der Kabinettskriege und der Kriege mit beschränkten politischen Zielen sind vorüber. Sie waren oft mehr Raubzüge als ein Ringen von tief sittlicher Berechtigung, wie es der totale Krieg um die Lebenserhaltung des Volkes ist. […] Die christlich gewordenen Völker sind nicht mehr in der glücklichen Lage, wie das japanische Volk, einen arteigenen Glauben zu haben, der die Geschlossenheit von Regierung und Volk, Volk und Heer und des ganzen Volkslebens zur Grundlage hat. Christenlehre ist eine Glaubensfremdlehre, die im tiefsten Widerspruch mit unserem Rasseerbgut steht, es abtötet, dem Volke arteigene seelische Geschlossenheit nimmt und es abwehrlos macht […]. Es haben der vierjährige Widerstand des deutschen Heeres und Volkes, ermöglicht durch den Sieg bei Tannenberg und die Führung des Deutschen Heeres durch mich, und die völkische Todesnot im Weltkriege sowie die Todesnot des Gotterlebens in aller Welt zu einem Rasseerwachen des Deutschen Volkes geführt. Schärfer als je treten Rasseerbgut und mit ihm die Volksseele wieder in unser Bewusstsein und wollen Lebenserhaltung des Volkes, aber auch Gotterhaltung im arteigenen Gotterleben, welches das Rasseerwachen krönt. Dieser tiefe, seelische Vorgang hat den Völkern unseres Rasseerbgutes den Weg gewiesen, den sie gehen müssen, und hat ihre Augen 20
Im folgenden Absatz „Die Gefährdung des Erbgutes“ fi ndet die NS-Ausgrenzungspolitik ihren Niederschlag, anschließend geht es um „Die Erhaltung und Mehrung des wertvollen Erbgutes in unserm Volk“, wobei als Leitlinie auf das Feder’sche Parteiprogramm Bezug genommen wird; das Buch endet mit dem Abschnitt „Die Familie, die Ahnen, die Sippe“, der mit den Worten beginnt: „Jeder Deutsche soll nicht nur sich selber, seine Geschwister und Eltern kennen, sondern auch möglichst viel wissen von seinen Großeltern und allen Menschen, die mit ihm verwandt sind, als zu seiner ‘Sippe’ gehörend.“
33. Buchauszug Ludendorffs, Totaler Krieg, 1935
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geschärft, um die seelische Zusammenhänge im Volke und das Unheil der Rassenmischung und eines Fremdglaubens zu erkennen, und den Blick befähigt, in dem Buche der Geschichte und der Naturerkenntnisse, im Buche der Menschenseele und Volksseele zu lesen […]. Die seelische Geschlossenheit eines Volkes, und sie ist und bleibt nun einmal die Grundlage für die Führung eines totalen Krieges, ist nur zu erreichen auf dem Wege der Einheit von Rasseerbgut und Glaube und sorgsamer Beachtung der biologischen und seelischen Gesetze und Eigenschaften des Rasseerbgutes. Nur wenn dabei dem Drange des Rasseerbgutes, sein Gottahnen zum Gotterkennen zu führen, entsprochen ist, kann die unantastbare Geschlossenheit bisher christlicher nordischer Völker erreicht werden. […] Jedes Rasseerbgut birgt ein arteigenes Gotterleben. […] Die Deutsche Gotterkenntnis, wie sie in den Werken meiner Frau niedergelegt ist 21, hat die hohe Bedeutung des Rasseerbgutes und des artgemäßen Gotterlebens für die Volkserhaltung, für seine Wehrfähigkeit aus innerseelischer Geschlossenheit nachgewiesen und stellt sich mit ihnen in Einklang. […] Sie verwurzelt den Einzelnen als sterblichen Menschen fest in seinem – unsterblichen – Volke, legt ihm diesem gegenüber ernste Pflichten auf, auch die Pfl icht, für es mit seinem Leben einzutreten, und macht das Volk in langer Geschlechterfolge wirklich zu einer wehrhaften, lebenswilligen Schicksalsgemeinschaft, um diesen nur zu sehr abgegriffenen Ausdruck zu gebrauchen, einer Schicksalsgemeinschaft […]. Deutsches Gotterkennen will Freiheit des Handelns, erkennt indes sittlichen Zwang zur Erhaltung des Volkes an und will dazu Staatsführung, es lehnt aber allen Zwang, der darüber hinausgeht, ab, wie es ja auch jeden Eingriff in das Gotterleben ablehnt […]. Sittliche Freiheit, gewährleistet durch ein völkisches Recht, ist der äußere Ausdruck arteigenen Gotteserlebens in der Lebensgestaltung unseres Volkes und die Grundlage für die Zufriedenheit der Volksgeschwister und die Geschlossenheit des Volkes. […] Nur ein solches Volk, mit solcher tief in seinem Seelenleben verankerten Geschlossenheit, kann Rückhalt einer Wehrmacht auf allen Gebieten für einen totalen Krieg sein und diesen selbst in seiner großen Schwere ertragen. […] Erst durch die Beachtung der seelischen Rassengesetze erhalten die verschiedenen biologischen Maßnahmen für die Erziehung eines gesunden Nachwuchses ihre volle Bedeutung.
21
Ludendorffs Denken dieser Zeit war stark von dessen zweiter Frau Mathilde, geb. Spieß, beeinflusst.
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34. Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939 Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys
Das Leben als deutscher Jude und deutscher Dichter; Betroffenheit und Verstummen aufgrund tausendjähriger jüdisch-deutscher Familientradition; illusionsloses Leben der Juden vor Nürnberger Gesetzen ein Seiltanz; Herrschaft übelster Spießer in Deutschland; Nürnberger Gesetze als persönliche Schmach; Empörung über die mangelnde Solidarität und das Wegschauen deutscher Mitstreiter; vertriebene Juden: stolz und geduckt, mit Geistesadel; Beobachtung einer höllischen Zerstörungsgier in Deutschland, zu stoppen nur durch dessen Untergang; besitzlose Emigranten sind Standbilder der Freiheit.
34. Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939
Blasberg / Hofmann, Wolfskehl, S. 131 f., 136 –138, 151 und 160 f.
Florenz, 1. Juli 1935; Genua 17. Februar 1936; ohne Ort 1936 und Auckland, 27. März 1939 Florenz, 1. Juli 1935 a) Brief Wolfskehls an Yahuda 22 Ein deutscher Dichter zu sein, ist für den heutigen deutschen Juden wohl die schwerste Prüfung und Erprobung […]! Das Äußerliche wäre zu bewältigen oder, wird es stärker als wir, dann mag es uns verschütten, dann waren wir nicht mehr wert. Aber die innere Situation! Ich habe nichts als das deutsche Wort, ich habe es als Forderung wie als Besitz, als Antrieb und Mittel und als die geheimnisvolle Quelle meiner Kraft. Und doch: der Ruf ist in mir laut geworden, die Stimme sprach, und sie sprach als deutsches Wort, sie spricht und spricht weiter. Für mich ist dies kein Gegensatz, biologisch wie seelisch durchdringt, ja bedingt sich beides, eins nur im andern wirksam, eins vom andern gewollt, verwirklicht, erhöht, und trotzdem, Freund, es bleibt ein Trotzdem. Ich will nicht darüber grübeln, aber es besteht. Ist dies Trotzdem ein Fug des Geschicks, ist es eine Bewährung, bedeutet es meine Grenze, ich will nicht drüber grübeln. Ich habe Ihnen, glaube ich, einmal erzählt: nach der Familienlegende entstammen wir dem Haus jener Kalonymos, die, von Karl dem Großen aus Lucca nach Mainz verpflanzt, unter den Karolingern, den sächsischen, den salischen Kaisern in Blüte waren, vielfach in nächstem kaiserlichen Dienst, manchmal, so mit Otto II., in persönlichem Freundschaftsbund. Mit den Judenmorden des ersten Kreuzzugs verschwanden sie, ihr Palast in Mainz wurde zerstört, sie selber gemeuchelt, versprengt. Was überblieb, kam in die Dörfer der nahen Rheinniederung. Sie wissen. Wolfskehlen ist ein Dorf nächst einer, sogar im Bau noch erhaltenen, frühmittelalterlichen Kaiserdomäne.
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Zum Autor: Voit, Wolfskehl.
34. Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939
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Das alles ist natürlich bloße und blasse Überlieferung. Auch sagt sie nur aus, dass wir uns der Landschaft zugehörig, fast einverleibt, also verpflichtet fühlen, in der wir seit Menschengedenken ansitzen und die uns nun auswirft, ‘ausspeit’ […]. All das reißt und rüttelt weit mehr, weit tiefer als die Privatmomente, so sehr man auch, das ewige Schicksal ehrend, erkennen muss jenes undurchdringliche gottgewollte ‘Immer wieder’ […]. Verstehen Sie jetzt, Freund, dass ich manchmal verstumme, auch Lieben und Nahen gegenüber, denen sich aufzutun nur Beruhigung wäre, nur Entlastung sein müsste. Genua, 17. Februar 1936 b) Brief Wolfskehls an Mannheimer Gewiss habe auch ich niemals in Illusionen über ‘das Niederträchtige’ gelebt. Wer von uns hätte nicht gewusst, dass wir in sehr künstlicher, sehr empfindlicher, sehr zerbrechlicher Daseinsform uns gewissermaßen seiltänzerisch aufrecht hielten, solange es eben anging! War es nicht […] so, dass jeder Schritt übers Eigne und Zugehörige hinaus ins Öde und Verächtliche trat, auf Lächerliches, Triviales, widrig Verschrumpftes oder Verblähtes stieß und zu schleuniger Abkehr zwang? Mir fällt ein, wie ein Schulfreund […] zu mir sagte: ‘Du hast ja keine Ahnung, wie die Menschen wirklich sind, nicht nur die Gesamtmasse, auch die gesiebteren Schichten, und mit wem ich umgehen, mich abgeben, mich begnügen muss!’ Also hierüber war und ist ein Befremden nicht möglich. Und dass die Paschulkes – diesen Namen habe ich an mich gerissen […] – nun in ihrer gedrücktesten, beschämendsten Niederform zur Macht gelangt sind, stört meine Seelenruhe gewiss nicht. Zwei Fakten haben mir den tiefen, bis zur letzten Wandlung drängenden Eindruck gemacht: vor allem […] die neue Gesetzgebung. ‘Gesetz’ ist für mich, ist für den Juden alten Blutes, der in mir erwacht ist, ein vom Gesetzerlasser in irgendeinem Sinne unabhängiges Objektivum. Die Umstände, die zu ihm führten, der Unwert, ja die geradezu polichinellische Fratzenhaftigkeit des Gebarens in der ehrwürdigen Altkaiserstadt können das Faktum Gesetz beflecken, nicht aber aufheben. Mit diesem Gesetz ist ein reichliches Jahrtausend jüdischen Daseins in deutschen Landen besiegelt und schändlich vernichtet, aber diese Vernichtung ist endgültig, wie kurz oder lang auch der braune Rauch noch über meinem Rhein schwele […]. Sie […] wissen […] auch, wie innig ich nach der Familienüberlieferung mit diesem Jahrtausend verknüpft bin. Also dass ich das ‘Gesetz zum Schutz der deutschen Ehre’ wie eine persönliche Schmach glutrot empfinden muss. Und das zweite Faktum? Es ergibt sich aus dem ersten. Es gab, und zwar nicht unter den 65 Millionen, die nicht zählen, sondern unter den hundert oder wie man auch ihre Zahl anschlage, unter den Wenigsten, auf die man
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34. Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939
noch den Sinn richten möchte, wenn man an lebendige Träger des deutschen Geistes denkt, es gab nicht einen einzigen, den die Entrüstung hochgetrieben hätte, der Protest eingelegt hätte, als man uns ausstieß aus einer Gemeinschaft der Geister, darin wir freibürtig und ebenbürtig und aufrecht standen seit vielen Menschenaltern. Sie werden sagen, ich sehe dies alles sehr persönlich, sehr eng, von einem begrenzten Standpunkt aus, und ich erwidre dreimal: Ja, das tue ich! Und ich fi nde keinen falschen Anspruch, keine Selbstüberhebung darin. Der und der und der hätte nicht stumm bleiben dürfen, da man seinen Freund K. W., seinen Mitstreiter, sein Vorbild K. W. entrechtete. Und keiner sprach, ja der und jener blieb, bleibt als gefügiges Werkzeug zu Händen der Oberpaschulkes. […] Gewiss ist die Erfahrung, die ich damit spät genug mache, uralt, und […] ‘in der Weltkonstruktion begründet’. Aber wenn je und an irgend einer Stelle der erscheinende Geist das Konstruktive zu läutern hatte, zur Freiheit seines selbstbewussten Ethos, so hat dies an einer Stelle zu geschehen, wo jedes Antasten menschlicher Würde sein, des Geistes, eignes, eigengesetzliches Dasein gefährdet und also von den Trägern des Geistes, und sei es auch nur durch offnes, bekennerisches Zeugnis, abgewehrt werden muss. In einem solchen Falle enthält alles, was die Einzelnen trifft, Symbolgewicht und muss demgemäß über den Einzelfall hinaus bedeutet und behandelt werden. Sie sind keiner von denen, welche die bequemen Ausflüchte zu Recht gelten lassen, ein solches Bekennen verfehle seinen Zweck, da es erfolglos treiben müsse und nur den Bekenner gefährde. Jedes Blatt der großen Geschichtszeiten lehrt das Gegenteil, verkündet, was Zeugenschaft gegenüber der Tyrannis bedeute und was ihr entgrüne. Wer Missetat duldet oder verschweigt, macht sich mitschuldig, steht dabei in schlechterem Licht denn der Täter selbst. 1936 c) Gedicht Verweys: Juden Ein junger Jude, wie sie rastlos streifen, den Kram verschachernd, ihrer schweren Fracht, Am Bahnhof seh ich ihn den Koffer greifen. Was Nobles im Profi l mich stutzen macht. Sein linker Arm presst einen alten Band Mit einem Wust von abgerissnen Blättern. ‘Rechnungen’, denk ich. Doch mit schmaler Hand Schlägt er das Buch auf. Liest. Was sinds für Lettern?
34. Briefe Wolfskehls und Gedicht Verweys, 1935 / 36 u. 1939
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Ich geh ihm nach; Hebräisch. Ganz verwoben Ist er in Andacht, doch das Vorhangtuch Vom Wartesaal, er merkts nicht, wird verschoben. Ein aller Jud steht da. Des Andern Spruch Weckt in ihm Antwort. Seht mir nun das Paar: Ich hörs, ‘Ägypten’ hat das Wort geheißen. Vertriebne ihr, stolz und geduckt, fürwahr; Wer kann wie ihr auf Geistes Adel weisen? Auckland, 27. März 1939 d) Brief Wolfskehls an Yahuda Was sich vollzieht innerhalb des Ablaufs, den Geschichte zu nennen eine Schmähung wäre, das kann und darf für uns keinen Sinn haben, ja wir müssen wünschen, dass es sich vollziehe in seiner ganzen höllischen Zerstörungsgier, die vor nichts Halt macht als eben vor dem Nichts, in dem er selber zugrundegeht, der Untergang. Und dann mag es wieder einmal Tag werden, denn das Leben ist noch trächtig. Übers Wann haben wir nicht zu denken, das ist anderen Fugs und ‘Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken’. Es traf mich wie ein Schlag zu erfahren, dass Sie Ihr Hab und Gut gehen lassen wollen, Fährnis und Besitz aufgeben und die Fülle von Wissen und Zärtlichkeit, aus der alles entstand, atmete, sich erhielt, alles was Sie ein Leben lang eifrig und hingebungsvoll sich zutrugen, nun wieder aufhört, dies Leben zu verschönen. Ihre Sammlungen, Ihre Bücher, Ihre Handschriften […]. Sie tun recht und uns ist auferlegt, alle diese Bürden abzuschütteln, damit wir stark bleiben und aufrecht für die größte Bürde, für die eines Lebens, das zu tragen immer schwerer, ja unerträglicher wiegt und dennoch immer stärkere Pflicht wird. Männer, Juden wie Sie und ich, wir müssen dastehen jeder in seiner Weise, bedingt und aufrecht als ein Beispiel durch alle Unzeit hindurch, ja als ein Standbild. Das aber können wir nur, wenn wir uns alles dessen entledigen, was uns von außen anhängt und damit die Freiheit eindämmt, die Freiheit vor uns und für die Idee. Ich glaube, Freund, nun verstehen Sie, warum ich so weit weggegangen bin, bis ans Ende der Welt. Dass auch ich allen Besitz von mir tat, haben Sie wohl gehört.
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35. Rede Hitlers, Parteitag der Freiheit, 14. September 1935 Rede Hitlers
Eine Jugend, fl ink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl; Gefolgschaft / Gehorsam. 35. Rede Hitlers, Parteitag der Freiheit, 14. September 1935
Parteitag der Freiheit, S. 183 f.
14. September 1935 Heute, da sehen wir mit Freude nicht mehr den bier- und trinkfesten, sondern den wetterfesten jungen Mann, den harten jungen Mann. Denn nicht nur darauf kommt es an, wieviel Glas Bier er zu trinken vermag, sondern darauf, wieviel Schläge er aushalten, nicht darauf, wie viele Nächte er durchzubummeln vermag, sondern wie viele Kilometer er marschieren kann. Wir sehen heute nicht mehr im damaligen Bierspießer das Ideal des Deutschen Volkes, sondern in Männern und Mädchen, die kerngesund sind, die straff sind. Was wir von unserer deutschen Jugend wünschen, ist etwas anderes, als es die Vergangenheit gewünscht hat. In unseren Augen da muss der deutsche Junge der Zukunft rank und schlank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf dass unser Volk nicht an den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht. Wir reden nicht, sondern wir handeln. Wir haben es unternommen, dieses Volk durch eine neue Schule zu erziehen, ihm eine Erziehung zu geben, die schon mit der Jugend anfängt und nimmer enden soll. Von einer Schule wird in Zukunft der junge Mann in die andere gehoben werden. Beim Kind beginnt es, und beim alten Kämpfer der Bewegung wird es enden. Keiner soll sagen, dass es für ihn eine Zeit gibt, in der er sich ausschließlich selbst überlassen sein kann. Jeder ist verpflichtet, seinem Volke zu dienen, jeder ist verpflichtet, sich für diesen Dienst zu rüsten, körperlich zu stählen und geistig vorzubereiten und zu festigen. Und je früher diese Vorbereitungen anfangen, umso besser. […] Wir werden uns so stählen, dass jeder Sturm uns stark fi ndet. Wir werden aber auch nie vergessen, dass die Gesamtsumme aller Tugenden und aller Kräfte nur dann wirksam werden kann, wenn sie einem Willen und einem Befehl untertan ist. […] Wir sind eine Gefolgschaft, aber wie das Wort schon sagt, Gefolgschaft heißt folgen, heißt Gefolgschaft leisten. Unser ganzes Volk müssen wir erziehen, dass immer, wenn irgendwo einer bestimmt ist zu befehlen, die anderen ihre Bestimmung erkennen, ihm zu gehorchen, weil schon in der nächsten Stunde vielleicht sie selbst befehlen müssen und es genau so nur können, wenn andere wieder Gehorsam üben. […]
36. Artikel der „C. V. Zeitung“ u. des Nachrichtenblatts „Aufbau“, 1935 / 36 171 36.
Zeitungsartikel der „C. V. Zeitung“ und des Nachrichtenblatts „Aufbau“ nach den Nürnberger Gesetzen
Überlegung der liberal-konservativen Central Vereins-Zeitung: Bei selbstbewusstem und stolzem Blick zurück: Orientierung nach vorn, auf ein neues, nicht von Ghettos geprägtes Leben der Juden, vor allem deren Jugend, in Palästina; Gedanken des New Yorker Nachrichtenblatts Aufbau: Die Nürnberger Gesetze als Herausforderung für kultivierte Weltbürger zum Kampf gegen Rassen-Hochmut und – Hass; deutsche Aktivitäten und Verfolgungswahn; bei distanzierter Hinnahme durch deutsche Bevölkerung: Entfaltung einer Palette antisemitischer Maßnahmen in Deutschland; jüdische Menschen in Panik, Auswanderungswilligkeit und Ausweglosigkeit getrieben; antisemitischer Ungeist bei der Ausformung von Schikanen, Ausbeutung, Ausgrenzung, Drohszenarien, Diffamierungen und Denunziationen; „angenazites“ deutsches Vereinswesen in New York; eskalierter hysterischer Chauvinismus; Prototyp deutschen Spießbürgertums mit ummänteltem Antisemitismus und Führerwahn. 36. Artikel der „C. V. Zeitung“ u. des Nachrichtenblatts „Aufbau“, 1935 / 36
C. V. Zeitung (Berlin), 1935, Nr. 39; Aufbau (New York), 1935, Nr. 10 u. 12; 1936, Nr. 6
26. September 1935 –1. Juni 1936 Berlin, 26. September 1935 a) Planung des jüdischen Lebens Wir nehmen in diesen Tagen zugleich vom alten Jahr und von einem Jahrhundert Abschied. 23 Ein Geschichtsabschnitt geht zu Ende. In den Tiefen unseres Wesens, in Herz und Verstand spüren wir den großen Wandel um 23
Abschied, Einsamkeit und Geborgenheit sucht auch Heinz Kellermann in dem Artikel „Die Sterne bleiben“, erschienen in der liberalen Jüdischen Allgemeinen Zeitung vom 9. Oktober 1935, zu vermitteln: „Was die ernste Besinnung des Jom Kippur in uns anklingen ließ, das schwingt jetzt in dieser Stimmung (gemeint: die Herbststimmung, G. W.) aus. Uns ist feierlich zumute, feierlich und ernst wie bei einem schweren Abschied. Für viele bedeuten diesmal diese Tage auch wirklichen, bitteren Abschied, nicht nur von der Helle des Sommers, von der sommerlichen Schönheit des Landes, sondern von dem Land selbst, vom Segen dieser Erde, die sie getragen und genährt hat, aus der sie gewachsen sind, von ihren Menschen, Tieren und Früchten. Unendliche Trauer herrscht bei ihnen, denn das Land will sie nicht mehr tragen. Es hat keinen Raum für ihre Sorgen, für ihre Arbeit, für ihre Liebe. Frühling ist weit –, und der kommende Frühling wird andere Menschen fi nden, die die Schollen mit dem Pflug umwerfen. […] Nicht der Abbruch, nicht die Liquidation und nicht die Wanderschaft ist das Wahrzeichen Israels, so wenig Ahasver, der Gehetzte, eine jüdische Gestalt ist. […] Israel wandert […] der Gnade der Erlösung zu. […] Der Blick zu den Sternen ist frei. […] In den Zeiten seiner Bedrängnis hält Israel mit den Sternen Zwiesprache. Dann ist der Jude mit sich und Gott allein. […] Die Sterne bleiben.“
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uns als starke Erschütterung. Wir verlieren zuviel, als dass uns der Abschied leicht werden könnte. Wir bekennen uns in dieser Stunde mit Stolz zu einer Vergangenheit, die unser war. Wir tragen diesen Stolz in unsere neue Zeit hinüber, um in ihr mit Würde und Festigkeit bestehen zu können. Sentimentalität und Bitterkeit, die uns beschleichen könnten, wehren wir ab. Mit Ressentiments, mit Empfi ndsamkeit, mit kopfhängerischem Nachtrauern meistert man kein Schicksal, das uns ehern dünkte. In harten Zeiten behaupten sich nur harte Menschen. Wenn wir jetzt sehen, dass eine Epoche endet, brauchen wir starken Willen, um nicht selbst mit ihr zu enden. Unser Leben in dieser neuen Zeit ist Leben von Juden, und auch unser Wirken in ihr kann jüdisch sein. Der Zukunft und der Vergangenheit gleichzeitig zugewandt sein, muss falsche Blickrichtungen, muss schiefe Bilder schaffen. Wir blicken klar dem Kommenden entgegen, aber wir sind dabei erfüllt von dem Glanz und den Schatten, von den Lehren und Enttäuschungen der Vergangenheit, die, nehmt alles nur in allem, uns lebenskräftig machen. Der Inbegriff eines Jahrhunderts an geistigen, kulturellen und zivilisatorischen Werten ist in uns. Wir schleichen nicht geduckt und zeitfremd aus Ghettomauern, um in einen neuen ghettoähnlichen Bereich zu gelangen, sondern wir wissen, welche Werte nahe und ferne Umwelt den Juden zu geben vermögen, ohne dass das Judentum dadurch Not zu leiden braucht. Nur jüdische Menschen, die weder aus einem Ghetto kommen, noch in ein Ghetto wollen, konnten in diesen Tagen die Kraft finden, eine Planung des jüdischen Lebens zu beschließen, in der die notwendige Einheit der Juden in Deutschland sich mit der Freiheit des einzelnen Juden vereint, im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten und der allgemeinen Gesetze denjenigen jüdischen Weg zu gehen, auf den ihn seine Tradition, seine Auffassung vom Judentum und seine geschichtliche Vorstellung vom jüdischen Schicksal führen. Die fünf Thesen der Reichsvertretung, die wir nebenstehend veröffentlichen, 24 blieben ein leerer Rahmen ohne die Menschen, in denen fachliches 24
Das „Programm der Reichsvertretung der Juden in Deutschland“, dessen Punkte 4 und 5 auf organisatorische Richtlinien ausgerichtet sind, lautete: 1. Das eigene jüdische Schulwerk muss der Erziehung der Jugend zu religiös gefestigten, aufrechten Juden dienen, die aus bewusster Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft, aus der Arbeit an jüdischer Gegenwart und dem Glauben an jüdische Zukunft die Kraft schöpft, den schweren Anforderungen zu entsprechen, die das Leben an sie stellen wird. Über die Wissensvermittlung hinaus muss die jüdische Schule der planvollen Vorbereitung für den künftigen Beruf dienen. Mit Rücksicht auf die Auswanderungsfähigkeit, insbesondere nach Palästina, wird dabei die Hinführung zu handarbeitenden Berufen und das Erlernen der hebräischen Sprache im Vordergrund stehen. Die Erziehung und berufl iche Ausbildung der weiblichen Jugend muss darauf hinzielen, sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben als Erhalterin der Familie und als Mutter der künftigen Generation vorzubereiten. Ein eigenständiger Kulturaufbau muss den kunst- und kulturschaffenden Juden Be-
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Können und jüdische Verantwortung ohne billige Rhetorik und Agitation zur Einheit werden. New York, 1. Oktober 1935 b) Bemerkungen zum Parteitag in Nürnberg Zahlreiche Leser haben den Wunsch ausgesprochen, dass wir in den Spalten des „Aufbau“ Stellung zu den neuen Verordnungen des Nürnberger Parteitages nehmen sollen. Wir halten das kaum für notwendig. Es wurden ja eigentlich keine neuen Gesetze erlassen. Die „Judenverordnungen“, die mit großem Trara sanktioniert wurden, waren nichts weiter als die Bestätigung eines längst schon bestehenden Zustandes. Dazu bedurfte es wahrhaftig nicht des Komödienspiels einer Zusammenberufung des Reichstags, oder besser: dieser Karikatur eines Reichstags, dessen einzige Funktionen Händeerheben und Jasagen sind. Die wesentliche Bedeutung dieser neuen Erlasse ist die: sie haben die Angelegenheit aus der rein jüdischen Interessensphäre herausgehoben. Die Kulturwelt wird jetzt zur Stellungnahme gezwungen. Es handelt sich nicht mehr um jüdische Fragen allein, sondern um grundlegende Probleme der Gegenwart. Nicht der Jude, – der Kulturmensch des zwanzigsten Jahrhunderts hat jetzt das Wort. Es gibt nur noch ein Entweder – oder. Entweder: die Ideologie, die diese Gesetze diktiert hat, die Ideologie des Faschismus schlechthin, durch Stillschweigen gutzuheißen, oder: sie offen und entschieden zu bekämpfen. Das heißt also: Kulturkampf im weitesten Sinne des Wortes. Es ist nicht mehr lediglich eine Auseinandersetzung zwischen Faschismus und Demokratie, sondern darüber hinaus eine Auseinandersetzung zwischen Nationalismus und Weltbürgertum. Übertriebener Nationalismus, richtiger gesagt: Nationaldünkel, – das ist die Quintessenz der neuen Nürnberger Gesetze. Ein lächerlicher Stolz auf die Zugehörigkeit zu einer fiktiven „arischen“ Rasse, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Überflüssig, alle die Argumente hier zu wiederholen: dass der Begriff „arisch“ nur eine Sprachgruppe darstellt, dass die Deutschen eine typische Mischrasse sind, dass von Rassenreinheit in Deutschland schon seit
tätigungsmöglichkeiten geben und dem kulturellen Eigenleben der Juden in Deutschland dienen. 2. Dem gesteigerten Auswanderungsbedürfnis ist mit einer großzügigen Planung zu entsprechen, die vor allem Palästina, aber auch alle anderen in Frage kommenden Länder einbezieht und besonders der Jugend gilt. […] 3. Die Erhaltung und Betreuung der Hilfsbedürftigen, der Kranken und Alten muss in Ergänzung der staatlichen Fürsorge durch weiteren systematischen Ausbau der von den Gemeinden getragenen jüdischen Wohlfahrtspflege sichergestellt werden. […]
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den Zeiten der Völkerwanderung keine Rede mehr sein konnte. Es gibt in Deutschland Wissenschaftler, die das genau so wissen wie wir. Aber: entweder es fehlt ihnen die Zivilcourage, gegen den Unfug der herrschenden Partei aufzutreten, oder sie sind zur Mystik des fi nsteren Mittelalters zurückgekehrt, zum Prinzip der frühchristlichen Philosophen: „Ich glaube es, weil es absurd ist.“ Rassenhochmut erzeugt Rassenhass. Davon machen die heutigen Machthaber in Deutschland ausgiebig Gebrauch. Gemeinsamer Hass ist ein gutes Bindemittel. Hass nicht nur gegen die Juden, – Hass gegen die bösen Franzosen, Hass gegen die niederträchtigen Litauer. Alles, was nicht deutsch ist, ist verwerflich. Die Deutschen haben einen eigenartigen Komplex. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie sich von einer Welt von Feinden umgeben wähnen. Die ganze Welt hat falschen Tritt, nur die Deutschen nicht. Am deutschen Wesen muss die Welt genesen. Wenn die Welt nicht will, muss sie eben dazu gezwungen werden. Die ganze Welt hetzt gegen Deutschland. Natürlich. Das edelste, reinste, tüchtigste Volk der Welt, – man missgönnt ihm seine Reinheit, seine Tüchtigkeit, seine Erfolge. Die gemeinen Engländer, die verworfenen Franzosen, – und in dieser Welt der verkommenen, minderwertigen Nationen das hehre Lichtideal des deutschen Volkes. Einmal, ein einziges Mal versuchte man in Deutschland, diese Geistesverwirrung zu beseitigen. Die heutigen Machthaber machen diese kurze Spanne geistiger Freiheit verächtlich mit dem Worte: „Judenrepublik“. Wir wissen es, […] dass Juden an der Leitung der Republik einen recht geringen Anteil hatten. Dass diese kurze Frist relativer Geistesfreiheit in Deutschland „Judenrepublik“ bezeichnet wird, darauf sollten wir Juden besonders stolz sein. Uns Juden war von jeher kleinlicher Chauvinismus fremd. Er liegt uns nicht. Solche Gesetze, wie sie jetzt in Nürnberg erlassen worden sind, würden wir immer bekämpfen, – auch wenn sie nicht gerade gegen uns gezielt wären. Vielleicht ist dies der tiefere Sinn der Diaspora: dass wir in der Zerstreuung unter den Völkern für die Einigung der Menschheit wirken sollen, für die großen Ideale der Völkerversöhnung und Menschheitsverbrüderung. Deshalb ist es mehr als ein Zufall, dass in der vielleicht letzten großen Auseinandersetzung zwischen Nationalhochmut und Weltbürgertum für uns Juden der Kampf um unsere Weltanschauung identisch ist mit dem Kampf um unsere Selbsterhaltung. New York, 1. November 1935 c) Illegaler Bericht aus Deutschland Die schon lange vor Verkündung der Nürnberger Gesetze begonnenen Aktionen gegen Juden […] verwandelten die bereits herrschende Nervosität in völlige Panikstimmung. […] Diese neuen Maßnahmen richteten sich ja nicht nur gegen sogenannte Rassenschänder oder ähnliche „Verbrecher“, son-
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dern die Nazis befassen sich nunmehr damit, sämtliche wirtschaftlichen Stellungen der Juden systematisch zu unterhöhlen. Hieraus erklärt sich die Auswanderungslust vieler […]. Trotz einer gewissen Begeisterung eines Teils der deutschen Juden für Palästina sieht man im Augenblick keinen Ausweg aus der Lage in Deutschland. Alle erwarten das Schlimmste. Vor Verkündung der Nürnberger Gesetze hatte man ja auch weit schärfere Bestimmungen erwartet. Daher kam es, dass in den ersten Tagen viele Juden der Ansicht waren, dass nunmehr infolge des „Versuches eines erträglichen Zusammenlebens mit dem jüdischen Volke“ die antisemitische Hetzerei etwas aufhören würde. Jedoch ist diese Hoffnung jetzt wieder geschwunden aufgrund der dauernden und wiederholten Eingriffe in das Wirtschaftsleben […]. Geringe Hoffnungen werden noch auf die Reichswehr gesetzt. […] Berechtigung erhält die Panikstimmung aus folgenden Tatsachen: […] In Köln hat der Verkehrsverein jetzt fast sämtliche Reklameflächen der öffentlichen Uhren gemietet, um sie folgendermaßen beschriften zu lassen: „Willst Du nicht beim Juden kaufen, kehr bei diesem Zeichen (Verkehrsvereinsschutzmarke) ein, ließ der Jude selbst sich taufen, wird er doch Betrüger sein.“ […] Die Schilderaktionen „Deutsches Geschäft“ und „Juden unerwünscht“ werden verschiedenartig durchgeführt. Während man in Hagen, Düsseldorf, Schwelm nichts Derartiges bemerken konnte, fanden in Frankfurt große Umtriebe stand (sic), wobei die Schilder „Juden unerwünscht“ zum Absatz gelangten. […] Zum Teil weigerten sich die Geschäftsleute, […] Geld für diese Schilder auszugeben. […] Die Bevölkerung steht grundsätzlich den Boykottmaßnahmen ablehnend gegenüber, ohne jedoch aktiv für die Juden Partei zu ergreifen. Der „Stürmer“ wird wenig gekauft, öffentlich kaum gelesen, da das, z. B. in der Straßenbahn, unangenehm auffällt. […] Dagegen wimmelt das Land von sogenannten „Stürmer-Kästen“. Ein Boykott jüdischer Geschäfte, namentlich der größeren, durch das Käuferpublikum macht sich nicht bemerkbar. Dagegen sind alle jüdischen Unternehmungen sehr großen Schikanen arischer Lieferanten, der Arbeitsfront, der Banken usw. ausgesetzt. Das Personal aber ist zufrieden, da es nirgends so gut behandelt wird wie in den jüdischen Geschäften. Dies trifft auch auf die Hausangestellten zu, die nach Nürnberg vielfach herzbrechend geweint haben, da sie ihre Stellen zu verlassen hatten. […] Die Regierung arbeitet darauf hin, jüdische Firmen in die Insolvenz hineinzumanövrieren […]. Man kann annehmen, dass innerhalb des nächsten Jahres wohl sämtliche jüdische Detailgeschäfte verschwunden sein werden. […] Seit Erlass der Nürnberger Gesetze werden die Juden nunmehr durch fortwährende Registrierungen beunruhigt. […] Die Hetze hat in den letzten Wochen enorm zugenommen und erfasst nunmehr bereits Gegenden und Kreise, die bisher als hetzefrei galten. An den
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Eingangsstraßen zu allen Dörfern und Städten des Rheinlandes sind jetzt große Schilder mit antisemitischen Aufschriften angebracht. Auf einer anderthalbstündigen Kraftwagenfahrt zur holländischen Grenze sah der Schreiber dieser Zeilen folgende Inschriften auf großen Messing- und Emailleschildern: „Der Weg nach Palästina führt nicht durch diesen Ort!“, „Wir haben noch Juden abzugeben!“, „Juden betreten diesen Ort auf eigene Gefahr!“, „Juden raus!“ In kleinen Orten ist die Lage für die Juden völlig unerträglich geworden. Keiner kann es wagen, in einem jüdischen Laden zu kaufen. Es ist verboten, Juden zu begrüßen, auch in Fällen, da die Familie schon seit Jahrzehnten ortsansässig ist. Arier, die Beziehungen zu Juden unterhalten, bitten diese dringend, sie weder anzurufen noch zu besuchen oder ihnen etwa zu schreiben. Aber auch in den Großstädten hat sich der Druck außerordentlich verstärkt und verschärft. An jeder Straßenecke hängt der „Stürmer“ aus. […] Der hierdurch hervorgerufene Terror ist nicht zu unterschätzen: Jeder liest die Namensliste der Leute, die Beziehungen zu Juden unterhalten oder die bei Juden kaufen. […] An zahlreichen Restaurants hängen Schilder „Juden unerwünscht!“ […] In verschiedenen rheinischen Großstädten hat jetzt der Unfug überhand genommen, mit Juden befreundete Ariermädel durch die Stadt zu führen. Nur vereinzelt hört man, dass die Bevölkerung sich gegen den Terror wehrt. […] Man erhält den Gesamteindruck, dass die Bevölkerung im Allgemeinen die Methoden übertrieben findet, dass aber trotzdem von der enormen Propaganda etwas hängen bleibt! So wird mir aus katholischen Kreisen berichtet, dass viele Leute sagen, es müsse doch etwas daran sein, das könne doch nicht alles gelogen sein! New York, 1. Juni 1936 d) Sturm im Wasserglas Das vaterländisch gesinnte Deutschtum New Yorks regt sich auf Wenn fünf Deutsche in New York zusammenkommen, dann gründen sie einen Verein. […] Fest steht – und das ist keine Übertreibung – dass das Deutschtum New Yorks sich restlos in der Vereinsmeierei erschöpft. […] Mitunter […] kriegen die deutschen Vereine spasmodische Anfälle von Ehrgeiz. Dann werden flammende Erklärungen abgegeben. Etwa so: „die Deutschen Amerikas müssen geeinigt werden, um den ihnen zustehenden Einfluss auf das politische Leben dieses Landes ausüben zu können.“ Was für einen Einfluss ist den guten Leuten meist nicht ganz klar. Von der amerikanischen Politik hat der Durchschnittsdeutsche in New York keine Ahnung. Man begegnet da einer Ignoranz von geradezu grotesken Ausmaßen. Wir kennen Deutsche, die schon fünf Jahre und länger im Lande sind, […] die
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noch nicht einmal den Unterschied zwischen der republikanischen und demokratischen Partei kennen. […] Mit umso regerem Interesse verfolgt man die politische Entwicklung in Deutschland. Allerdings ist das nie so ausgeprägt gewesen wie gerade während der letzten drei Jahre. Die Ereignisse in Deutschland waren derart, dass jeder – auch der Unpolitischte – Stellung nehmen musste. Das bedeutete eine schwere Belastungsprobe für die Auslandsdeutschen. Gewiss: viele haben die Probe bestanden. Wir haben gerade unter den hiesigen Deutschen begeisternde Beispiele von aufrechter Charakterfestigkeit erlebt. Die Tatsache, dass wir hier einen „Deutsch-Amerikanischen-Kulturverband“ haben, eine Dachorganisation, bestehend aus antifaschistischen deutschen Vereinen, legt ein beredtes Zeugnis dafür ab. Aber die überwältigende Mehrheit der New Yorker Deutschen – diese Tatsache ist ebenso wenig aus der Welt zu schaffen – hat jämmerlich versagt. Die New Yorker Großorganisationen, die Vereinigten Deutschen Gesellschaften und die DeutschAmerikanische Konferenz zum Beispiel, sind schon im Sommer 1933 kläglich umgefallen. […] Nun sind gewiss nicht alle deutschen Vereine New Yorks hoffnungslos und rettungslos vernazit. Aber angenazit sind sie alle. Die Situation liegt etwa so: Unter den Deutschen Amerikas sind sicher nicht mehr als 10 Prozent bewusste, entschiedene, militante Nazis. Aber auch darüber dürfen wir uns keine Illusionen hingeben: es sind sicher nicht mehr als 10 Prozent bewusste, entschiedene, militante Antinazis. Und die restlichen 80 Prozent? Nun ja, wir kennen ihn doch, den Typ des 90prozentigen Nazis – zehn Prozent muss er sich freihalten, von wegen seiner eventuellen jüdischen Geschäftsverbindungen. Wir kennen ihn doch, den Typ des pflaumenweichen deutschen Spießbürgers: „Ach wissense, ich bin ja auch nicht mit allem einverstanden, was die drüben tun, aber Sie werden doch zugeben müssen…“ und so weiter. Früher oder später kommt dann jener andere klassische Satz: „Sehnse, ich bin ja gar kein Antisemit, im Gegenteil, meine besten Freund sind Juden, – aber trotzdem, und „das können Sie doch nicht abstreiten, die Ostjuden“, – die bösen, bösen Ostjuden, die Deutschland ruiniert haben. […] Wir kennen die Weise, wir kennen den Text. Jeder gute deutsche Antisemit hat einen „besten Freund, der Jude ist“. Das gehört nun mal dazu. […] Die Deutschen in New York aber argumentieren so: Wir sind zwar keine Nazis, um Gottes willen nicht, aber – man darf doch nicht gegen Deutschland sein! Und solange Hitler in Deutschland regiert, darf man auch nichts gegen die Hitler-Regierung sagen. Wer also etwas gegen die Hitler-Regierung sagt, der beleidigt uns, die Deutschen.“ […] Wie […] kommen gerade die Deutschamerikaner dazu, die Geschäfte der deutschen Regierung zu besorgen? Gerade „prominente“ Deutschamerikaner haben ein fabelhaftes Geschick darin zu beweisen, dass sie es mit ihrem Bürgereid nicht zu genau nehmen. Das muss man gesehen haben, wie bei deutschen Festlichkeiten, z. B. bei
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der Empfangsfeier für die Zeppelin-Besatzung, naturalisierte Amerikaner das Zuhälterlied 25 mitgesungen und dabei die Hand zum – na ja – „deutschen“ Gruß erhoben haben. Allerdings hat sich das Deutschtum New Yorks noch nie so chauvinistisch-deutsch gebärdet wie seit dem Beginn des braunen Umbruchs in Deutschland. Noch nicht einmal während des Ersten Weltkriegs, als Amerika noch neutral war. Damals stand für die Deutschamerikaner gewiss weit Wichtigeres auf dem Spiel. Aber selbst damals verstieg sich der deutsche Patriotismus nicht zu solch hysterischen Ausdrucksformen, wie wir sie jetzt beinahe als selbstverständlich hinnehmen. […] Geübte Drahtzieher sorgen dafür, dass diese Deutschlandbegeisterung vor der breiten Öffentlichkeit als Hitlerbegeisterung erscheint. Es liegt irgendwie in dem eigenartigen Charakter der Deutschen begründet, dass sie sich dann am wohlsten fühlen, wenn sie sich schuldlos angegriffen glauben. Die böse Hetzpresse, die kommunistische Gefahr, die Juden und die Radfahrer. „Wir werden angegriffen, beleidigt, verfolgt“, das ist ein Appell ans deutsche Herz, der noch nie seine Wirkung verfehlt hat. Dies steht jedenfalls fest: die chauvinistische Hochspannung in den deutschen Kreisen New Yorks ist ein ganz unnatürlicher Zustand. Die Schuld daran trifft die Führung, die „Prominenten“. […] Besonders groß im Protestieren ist die Steuben Society. […] Die Steuben Society ist das anerkannte politische Sprachrohr der „DeutschAmerikanischen Konferenz“, der Spitzenorganisation aller deutschen Großverbände. Der „Konferenz“ gehören alle möglichen Organisationen an: Sänger, Turner, Sportler, landsmannschaftliche Verbände […]. Die ganze politische Tätigkeit der Steuben Society während der letzten drei Jahre beschränkte sich auf eine ununterbrochene Kette von Protesten […], die immer nur einen Zweck hatten, nämlich die Verteidigung des Dritten Reiches. […] Wer aber wirklich wissen will, für wen das Herz der Deutschamerikaner schlägt, der muss die beiden Telegramme lesen, die anlässlich des letztjährigen „Deutschen Tages“ abgeschickt wurden. Das eine ging an Präsident Roosevelt, und das andere – nun, an wen wohl? – an den „Führer“. Sie sind so schön, dass wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten können. Das Telegramm an Roosevelt lautete schlicht und einfach: „20 000 Amerikaner deutscher Abstammung übersenden Ihnen, Herr Präsident, die herzlichsten Grüße. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, Ihnen erneut unsere Treue und Ergebenheit zu versichern und damit zur wirtschaftlichen Gesundung, zum Frieden und zum Wohle dieses Landes beizutragen.“ Das Telegramm an Hitler war viel pompöser. Es lautete: „20 000 Amerikadeutsche (also nicht mehr: Amerikaner deutscher Abstammung! D. Red.)… entbieten dem Führer des Deutschen Volkes ehrerbietige Grüße, Grüße des 25
Horst-Wessel-Lied.
37. Rede Leys, Wir alle helfen dem Führer, Berlin, 11. Dezember 1935
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Stolzes auf die Heimat, die aus dem Dunkel der Selbstzerfleischung heraustrat in das Morgenrot einer Glück sichernden Zukunft. Grüße des Dankes, an Dich, den Führer, der Du, getragen allein von dem Glauben an die Ewigkeitssendung des Deutschen Volkes, den Jahrtausende alten Traum unserer Vorväter in das Licht der Erfüllung rücktest. Grüße des Bekenntnisses der Treue zu unserem Volke, die uns Leitstern ist und bleiben wird in all unserem Handeln. Ursprung unseres Stolzes, Sinnbild unserer Liebe zu unserem Volke, Dich, den Führer des neuen Deutschlands, grüßen wir.“
37.
Rede Leys
Thesen zur Deutschen Arbeitsfront von dessen „Führer“: Alle sind Soldaten der Arbeit und Hitlers Glaubenskrieger; verhelfen Deutschland zu Platz an der Sonne; keine Wiederholung der Kriegssituation; Einklang des Taktes der Maschinen und des Rhythmus des Blutes. 37. Rede Leys, Wir alle helfen dem Führer, Berlin, 11. Dezember 1935
Ley, Wir alle helfen dem Führer, S. 201–207.
Berlin, 11. Dezember 1935 Wir werden dafür sorgen, dass die Arbeitsmethoden überall gerecht und vernünftig werden. Wir dürfen den Menschen nicht übermüden, wir müssen es als unsere Aufgabe ansehen, den Takt der Maschinen mit dem Rhythmus des Blutes in Einklang zu bringen. Das muss unsere Aufgabe sein. Es darf uns keiner sagen: Was ihr wollt, ist nicht wirtschaftlich. Im Gegenteil. Ich glaube nicht daran, dass Idealismus, d. h. Sorge für den Menschen und Wirtschaftlichkeit Gegensätze sind! Ich glaube daran, dass sich beide ergänzen. Es müssen gesunde Arbeitsmethoden gefunden werden. […]26 Wir müssen den Menschen die Höchstleistung vermitteln. Der Mensch muss in seinem Beruf zur Höchstleistung kommen. Das Wort „ungelernter Arbeiter“ darf in Deutschland nicht mehr vorkommen. Dann wird das Kapital, das in der Fähigkeit des deutschen Menschen liegt, restlos ausgenützt werden. Wir haben keine Devisen, wir haben keine ewige Sonne, keine Südfrüchte usw., wir haben das alles nicht. Aber was wir haben, das ist das Wertvollste: nämlich ein wundervolles Volk, ein festes Volk, ein schöpferisches Volk, den deutschen Arbeiter, den deutschen Ingenieur, den deutschen Unternehmer. Mit einem Wort: den deutschen faustischen Menschen. Den faustischen Mensch, den Goethe so schön beschreibt in seiner wundervollen Dichtung. Dieses Schöpferische, dieses Grübeln des deutschen Geistes, der immer erfi nden, immer noch besser machen will. Wir müssen und wir werden deshalb die
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Zum Leiter der Deutschen Arbeitsfront siehe Smelser, Ley.
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37. Rede Leys, Wir alle helfen dem Führer, Berlin, 11. Dezember 1935
Berufsberatung fördern! Auch eine gerechte Leistungswertung soll Platz greifen. […] Wir alle sind Soldaten der Arbeit. Jeder hat einen bestimmten Kommandoposten, auf dem er die höchste Leistung vollbringen muss und auf dem ihn immer die Frage erfüllen soll: Was leiste ich für die Gemeinschaft? Alle wird dann eine Gemeinschaftsehre auszeichnen. Ob General oder Musketier, sie werden eine gemeinsame Auffassung vom Soldaten der Arbeit haben. Der General hat dieselbe Ehre wie der Musketier […]. Ich komme noch einmal auf die Notwendigkeit der Gesunderhaltung unseres Volkes. Jeder kann verlangen, dass er gesund bleibt. Wir müssen die Schönheit der Arbeit ausbauen […]. Ich will schöne und gesunde Arbeitsplätze, gärtnerische Anlagen, Waschgelegenheiten, Kasinos, schön und farbenfroh gemalt! […] Man hat die Welt mit Kriegen und Kreuzzügen überzogen. Aber noch nie mit „Kraft durch Freude“. Wir tragen die Freude in alle hinein. Wir lassen die Arbeiter mit Schiffen nach Madeira fahren, in die weite Welt, in die Fjorde von Norwegen. Urlaubserholung ist nicht mehr ein Kämpfen wie in vergangenen Jahren, wo der Unternehmer sich strikte weigerte, den Urlaub zu bezahlen. […] Wir haben eine heilige Mission zu erfüllen! Diese heilige Mission heißt die Ewigkeit Deutschlands. Deutschland ist kein schemenhafter Begriff mehr, kein Sprachbegriff. Deutsch ist man nicht, wenn man eine Flasche Wein getrunken hat und vaterländische Lieder singt. Deutschland ist der Alltag, der Tag von früh bis abends. Deutschland ist mein Volk, mein Nachbar, mein Kollege, mit dem ich tagtäglich in der Fabrik arbeiten muss, das alles ist Deutschland! Deutschland ringt um seine Existenz. Wir wollen nicht im Schatten leben und nicht im Dunkeln! Wir sind ein Volk höchster Fähigkeiten. Wir glauben, dass wir ein Anrecht darauf haben, uns als eins der ersten Völker der Erde gewertet zu wissen. Dieser Platz an der Sonne kommt nicht von ungefähr, und zu glauben, dass die anderen Völker uns diesen Platz freiwillig einräumen sollten – etwa in einer Genfer Diskussion – ist ein großer Irrtum. Jeder schaut zu, dass er soviel Licht erhält, wie er kann. Wir wissen heute, dass zur Arbeit die Wehr gehört. Es genügt nicht allein, dass man fleißig ist und arbeitsam, sondern man muss auch den Willen haben, diese Arbeit zu verteidigen. Wenn man diesen Willen nicht hat, wird man ein Knecht sein und bleiben. Die Arbeit ist das Höchste. […] Wir wollen ja nicht, dass einer hungert. Wir wollen, dass man haushält und vernünftig wirtschaftet. Wir werden alles tun, um auch gerade hier die Besitzenden daran zu erinnern, dass sie zugunsten des Schwerstarbeiters einmal auf etwas Verzicht leisten. Wir werden alle Mittel anwenden, um eine gerechte Verteilung, einen vernünftigen Ausgleich durchführen zu können.
37. Rede Leys, Wir alle helfen dem Führer, Berlin, 11. Dezember 1935
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Es ist selbstverständlich, dass zur Gesunderhaltung genügende Ernährung, vernünftige Wohnungen und 7eine kluge Siedlung gehören. Es ist weiter klar, dass zur Gesunderhaltung und inneren Kräftigung auch die Befriedigung der Kulturbedürfnisse gehört. […] Wir müssen den Menschen die Gewissheit geben: die Gemeinschaft lässt euch nicht allein, lässt euch nicht im Stich. Für eure Hinterbliebenen sorgen wir. Wenn ihr einen Unfall erleidet, wir sorgen für euch, auch wenn ihr krank werdet. Wir wollen dem Menschen das Gefühl geben: Wir halten dir den Rücken frei, komme, was wolle, du bist niemals allein. So wollen wir denn als oberstes Gesetz verkünden: unser Volk zu erziehen zu Kraft, Stärke, Mut und Tapferkeit. Denn: Wir kapitulieren nie. […] Manche sagen: Es wird wieder kommen wie im Krieg. Nein, meine Freunde, es wird nicht kommen wie im Krieg. Bestimmt nicht. Wir haben eine andere Führung: Adolf Hitler; nicht Wilhelm II. […] Wir schufen in drei Jahren aus dem Chaos, aus dem Nichts, aus Schutt und Asche, ein neues Deutschland. Eine neue Wirtschaft, eine neue Wehrmacht, eine Deutsche Arbeitsfront! Wir haben heute ein stattliches Fundament gebaut. Wir können weiterbauen. Jeden Tag kommen neue Fanatiker, neue Glaubensbekenner zu uns. Auch sie erklären: Hitler hat immer recht! Wir wissen, wozu wir leben. Wir begreifen und wir verstehen, was Glück ist. Wir bekennen uns zum Nationalsozialismus. Der Erfolg wird immer größer. Deutschland wird immer schöner werden, und dieses Volk wird immer glücklicher sein. Wenn wir dann nicht mehr sind, dann sind die Hitler-Jugend und die Werkscharen da. Die werden weiterbauen. Sie sind noch größere Fanatiker als wir. Die haben noch weniger Vorurteile als wir und brauchen nicht mit alten Dingen zu ringen. Die kommen gleich aus dieser neuen Welt, die sind noch glaubenskräftiger als wir, sind unduldsamer, die dulden nichts mehr, die räumen augenblicklich auf, wo wir noch zaghaft sind. Dann bauen sie weiter, und wenn die nicht mehr sind, dann kommen die Pimpfe. So geht es weiter von Geschlecht zu Geschlecht. Deutschland wird schöner und glücklicher werden. Dieses Volk wird stärker werden. Wir werden dann einmal sprechen von 68 Millionen und dann von 80 und dann von 100 Millionen Deutschen und so fort. Hitler hat immer recht. Wir kapitulieren nicht.
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38. Sprechchorspiel Schellers, Die Straße in das Reich, 1936 Sprechchorspiel Schellers
Vorstellungen im Rahmen einer neuen Theaterkultur: Bau an den Straßen zum Reich, einsetzend in der Urzeit, vorangetrieben in den Hitlerjahren und dauernd bis in die Ewigkeit. Die Straße, Jg. 3, S. 24. 38. Sprechchorspiel Schellers, Die Straße in das Reich, 1936
1936 Die Straße in das Reich Sprechchor / Gesang: So bauen wir die Straße, die Straße in das Reich. 27 1. Einzelsprecher: Die Ahnen wohnten in den unwegsamen Wäldern der Frühe. Und es endete die Mark mit ihren Feldern. Weglose Wildnis, Moor und Wässer störten Bande des Blutes, die zu e i n e m Volk gehörten. Sprechchor: Da hallten die Äxte, sie fällten die Bäume, sie schlugen den Weg, erschlossen die Räume. 2. Einzelsprecher: Da rollte das nordische Gold, 3. Einzelsprecher das Salz und das blinkende Erz. 4. Einzelsprecher: Im schimmernden Heerzug marschierte die Mannschaft des Volkes Singchor / Sprechgesang: So bauten sie die Straße, die Straße in das Reich durch Dorn und Dickicht, Wald und Hain, durch Sumpf und Sand, durch Fels und Stein 1. Einzelsprecher: Aufstrebten die Dome mit inniger Brunst. Stadtmauern umringten das Handwerk, die Kunst. Trutzburgen drohten vom steinigen Grat. Fronbauern schnitten für Fremde die Mahd. Sprechchor: Da karrten die Knechte, da fronte der Bauer, Sie zogen die Straße von Mauer zu Mauer. 27
Musik Dietrich Steinbecker.
38. Sprechchorspiel Schellers, Die Straße in das Reich, 1936
2. Einzelsprecher: Was Schmiede gehämmert, 3. Einzelsprecher: was Dichter gesungen, 4. Einzelsprecher: was Winzer gekeltert, durchflutet das Reich. Singchor / Sprechgesang: So bauten sie die Straße, die Straße in das Reich, von Stadt zu Stadt, von Strom zu Strom, von Burg zu Burg, von Dom zu Dom 1. Einzelsprecher: Es ist der Raum, in dem sich deutsches Volk gefunden, vom Fluss getrennt, von Berg und Fels zerschrunden, zersprengt in soviel Menschen als da wohnen, zerteilt in Länder, Staaten und in Kronen. Sprechchor: Da flammte neue Glut. Dampf zischte in den Kesseln. Da löste deutscher Geist die Bremsen und die Fesseln. 2. Einzelsprecher: Schienen durchstießen die Felsen, 3. Einzelsprecher: Brücken verspannten die Ufer. 4. Einzelsprecher: Maschinen in sausender Fahrt zerbrachen die Grenzen im Reich. Singchor / Sprechgesang: So bauten sie die Straße, die Straße in das Reich auf Damm und Deich, am Hang, im Tal, aus Schwellen, Schienen, Kies und Stahl. 1. Einzelsprecher: Da kam die Not – im Gluthauch der Maschinen. Arbeit ward Fluch – und Schaffen ward – Verdienen. Das deutsche Volk, zerklüftet in Stände und in Klassen, Kampf aller gegen alle. Ein Hadern und ein Hassen. Sprechchor: Aus Volkes Tiefen, trotz Schmach und Verrat, erstand der Führer! Er baute den Staat. 2. Einzelsprecher: Er bahnte den Deutschen den Weg zu sich selber.
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38. Sprechchorspiel Schellers, Die Straße in das Reich, 1936
3. Einzelsprecher: Er bahnte den Deutschen den Weg in die Freiheit. 4. Einzelsprecher: Er bahnte den Deutschen den Weg in das Reich. Singchor / Sprechgesang: So baute er die Straße, die Straße in das Reich, von Haus zu Haus, von Tor zu Tor von Herz zu Herz, von Ohr zu Ohr.. 1. Einzelsprecher: Nun stehn die Räder nie mehr stille, die Bahnen tragen Fracht und Fülle, die Menschen schaffen frohgesichtet, und alle Zwietracht ist geschlichtet. 2. Einzelsprecher: Rollende Räder 3. Einzelsprecher: Ratternde Motoren 4. Einzelsprecher: Stampfende Kolben 5. Einzelsprecher: Pflügende Traktoren 6. Einzelsprecher: Hallende Hämmer 7. Einzelsprecher: Blinkende Spaten 8. Einzelsprecher: Säende Bauern 9. Einzelsprecher: Singende Soldaten – 10. Einzelsprecher: Schaffende Hände! 11. Einzelsprecher: Rastlose Hirne! 12. Einzelsprecher: Ewiges Ringen um Gott und Gestirne. Sprechchor: Deut sch la nd! Singchor / Sprechgesang: So bauen wir die Straße, die Straße in das Reich, der deutsche Weg war schwer und weit, er führt bis in die Ewigkeit.
39. Zeitungsartikel Buchfelders und Leuthes 39.
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Zeitungsartikel Buchfelders und Leuthes
Gedankengänge im Sport- / Fußball-Journalismus: Vereinigung des Volkes im Gedenken an ein 2-Millionen-Totenheer des Weltkrieges; Verpfl ichtung aller Generationen, besonders der treuen Gefolgsleute des Führers, die der Kriegsgeneration angehören, zur Weitergabe der Tradition einer kampf- und opferbereiten Volksgemeinschaft; Fußball als Medium zu dessen Vermittlung; Genugtuung der Sportvereine bei Einrücken der Wehrpfl ichtigen: Teilhabe an der gelungenen Formung deutscher Wehrkraft und Menschenmaterials; Fußball sorgt für strategisches Denken und erzieht erfolgreiche Gruppen- und Unterführer der Wehrmacht; nationalistischer Taumel angesichts des Anschlusses Österreichs; Antisemitismus.
39. Zeitungsartikel Buchfelders und Leuthes
Buchfelder und Leuthe, Artikel in „Der Kicker“
10. März 1936, 27. Oktober 1936 und 15. März 1938 Buchfelder: In memoriam Betrachtungen zum Heldengedenktag28 Im kirchlichen Leben heißt der gestrige Sonntag von jeher Reminiscere – erinnere dich! Seit dem großen Kriege aber ist dieses kleine Wörtchen zum Symbol, zum erhabenen Begriff für das ganze deutsche Volk geworden. Nicht, dass wir Deutsche uns nur an einem Sonntag im Jahr an die zwei Millionen unserer Väter und Brüder erinnern, die still, bescheiden und ohne Pose in den Opfertod für ihr und unser Vaterland gegangen sind – nein, jenes graue, schon mystisch verklärte Totenheer, das unsere Gedanken dachte und unsere Sprache sprach, weilt jeden Tag und jede Stunde unter uns und wird immer unter uns weilen, solange deutsche Mütter deutsche Söhne und Töchter gebären werden. Aber an diesem einen Sonntag, dem Sonntag Reminiscere, bekennen wir Deutsche uns feierlich und öffentlich vor aller Welt zu diesem heiligen und schweren Opfertod der besten unseres Volkes. An diesem Tage steht ein großes und stolzes Volk in Einigkeit und Geschlossenheit vor den nationalen Mahnmalen, und unter dem dumpfen Wirbeln der Trommeln und dem feierlichen Geläute der Glocken erleben Millionen in deutscher Blutsverbundenheit die erschütternde Vision. Da ziehen sie heran in unendlichen schattenhaften Kolonnen, matt blinken Stahlhelme und Gewehrläufe und an ihren grauen schmucklosen Uniformen klebt die braune Erde Flanderns und Galiziens, Serbiens und der Türkei. Da hält die Mutter die warme lebendige Hand des dahingeschwundenen Sohnes, hört seine kindhaften Worte. Und da umarmt die Frau den geliebten Mann und das Kind reckt sich dem Vater entgegen, den es als Lebenden kaum noch gekannt hat. Alle deutschen Menschen aber erheben an diesem Tage ihre Herzen vor
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Siehe hierzu auch Heinrich, Deutscher Fußballbund. Zur versuchten Umgestaltung der Sportsprache siehe Eggers, Deutsch wie der Sport.
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39. Zeitungsartikel Buchfelders und Leuthes
dem großen Opferaltar, der hoch in den deutschen Himmel ragt und der niemals abbröckeln wird im Gedächtnis der Nation. Und an den Weihestunden dieses Tages ist in dem Schlagen von Millionen Herzen nur Deutschland, nichts als Deutschland… Aber aus der Erinnerung an die Toten erhebt sich die Pflicht für die Lebenden, die Pflicht für alle Generationen unseres Volkes. Die Jahrgänge, die die Last des großen Krieges getragen haben, sind auf der Mittagshöhe des Lebens angelangt. Jedoch ihre Aufgabe ist nicht kleiner als zu jener Zeit, in der sie mit der Waffe in der Hand für ihr Vaterland kämpften. Sie sind als Soldaten des großen Krieges die berufenen Hüter für die stolzeste Tradition unseres Volkes. Immer sind der Preuße und Deutsche bereit gewesen, die Liebe zum Vaterlande mit dem Tod zu besiegeln, wenn er dazu aufgerufen wurde. Die herrlichsten Beispiele aus den Jahrhunderten unserer Geschichte zeugen davon. So hat es die Generation des großen Krieges gehalten und so soll es die kommende Generation halten, weil Sie Blut von unserem Blute ist. Sache der Kriegsgeneration aber ist es, auf Grund ihres eigenen gewaltigen Erlebens Kinder und Enkel im Geiste der großen Überlieferung unseres Volkes von frühester Jugend an zu erziehen, die Überzeugung und unumstößliche Gewissheit in ihre Herzen zu senken, dass die Liebe zum Vaterlande der Kern aller menschlichen Dinge ist. Diese Liebe muss phrasenlos und ohne Überheblichkeit sein, und sie muss alle Kreise, Berufe und Stände unseres Volkes in fester und herzlicher Brüderlichkeit vereinigen. Erst dadurch wird die große Volksgemeinschaft, die unser Führer und Reichskanzler für Deutschland ersehnt. Dass sie aber unverbrüchlich zur Tatsache wird, das ist Deutschland seinen zwei Millionen Toten für immer schuldig. Denn nur dann sind sie nicht umsonst gestorben, nur dann kann sich auf ihren Schultern das neue Deutschland in Kraft und Stärke behaupten, wenn der deutsche Lebensraum in den Stunden der Gefahr von der verschworenen Gemeinschaft aller Deutschen in treuestem Zusammenstehen bis aufs letzte verteidigt wird. Die Frontsoldaten Deutschlands haben die Volksgemeinschaft im Kriege an der Front vorgelebt. Sie sind ihren gefallenen Kameraden gegenüber verpfl ichtet, als treue Gefolgsleute des Führers diese Gemeinschaft an der Friedensfront des Volkes ebenfalls verwirklichen zu helfen. Auch der deutsche Sport kann zu seinem bescheidenen Teile an dieser lebenswichtigen Aufgabe mitarbeiten. Seit jeher ist er, und besonders der deutsche Fußballsport, eine Volksgemeinschaft im Kleinen gewesen. Niemals hat es im Fußball feudale Vereine gegeben, sondern in jedem Verein sammelten sich Vertreter aller Stände und aller Berufe. Kaufleute und Beamte, Rechtsanwälte und Handwerker, Ärzte und Arbeiter fanden hier über alle trennenden Schranken hinweg zueinander, lernten sich verstehen und schlossen Freundschaften für das Leben. Die deutsche Jugend also, die in diese Vereine strömt, empfängt dort das Geschenk der Kameradschaft. Kameradschaft aber ist die Vorstufe zur Gemeinschaft. Der deutsche Sport erneuert daher am großen
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Gedächtnistag aller Deutschen das Gelöbnis, in treuer Kameradschaft zusammenzustehen zum Nutzen für unser liebes Vaterland. […] Buchfelder: Der Sport im Heer In diesen regenerfüllten Tagen des Oktober schlagen die Herzen aller Deutschen höher. In langen, wohlgeordneten Marschkolonnen marschiert die wehrfähige und wehrpflichtige Jugend der Jahrgänge 1914 und 1915 zu den Abgangsbahnhöfen, um eingereiht zu werden in die verschiedenen Waffengattungen des durch den Willen und die Kraft des Führers neugeschaffenen deutschen Reichsheeres. Und wenn diese fröhlichen, unbekümmerten jungen Menschen dann mit ihren Köfferchen und Pappkartons die wagenreichen Transportzüge stürmen, wenn die Lokomotiven diese ganze lärmende und singende Gesellschaft unter den Klängen der Militärkapellen langsam aus den Bahnhofshallen ziehen, dann erfüllt uns Frontsoldaten des großen Krieges, die wir die Vierzig nun allesamt überschritten haben, nicht nur der Stolz darüber, dass die alte, große militärische Tradition unseres Volkes nun wieder so herrlich lebendig geworden ist, sondern daneben auch die Genugtuung, zu unserem bescheidenen Teile dazu beigetragen zu haben, dass die jetzt für zwei Jahre zu den Fahnen berufene Mannschaft körperlich und geistig wohl vorbereitet das feldgraue Ehrenkleid anlegen kann. Alles, was dieser männliche Nachwuchs unseres Volkes in den Vereinen des deutschen Sportes an körperlicher Durchbildung, an geistiger und charakterlicher Zucht erfahren hat, das wird mit die Güte des deutschten Soldaten ausmachen. Und darum sind alle die stillen und bescheidenen Arbeiter in den deutschen Sportvereinen die Mitformer der deutschen Wehrkraft. Der Wehrwille war in allen Generationen der deutschen Jugend, der deutschen Männer, immer wach – er brauchte auch jetzt nicht erst geweckt zu werden. Aber diesem Willen den durch Leibesübungen gestählten Körper und den gehärteten Charakter beizugesellen, das war in den schmachvoll-wehrlosen 14 Jahren bitter nötig, und der deutsche Sport, besonders unser Fußballsport, hat dazu hervorragend beigetragen. Aber die deutsche Jugend, die jetzt für zwei Jahre aus dem zivilen Berufsleben ausscheidet, wird Soldat und bleibt Sportsmann. Es ist heute, wieder wie in den Zeiten des militärischen Glanzes und der militärischen Stärke vor 1914. Damals bereits hatten die höchsten Kommandostellen der Armee den gewaltigen militärischen Wert der sportlichen Schulung und Einstellung des Menschenmaterials erkannt. Von 1910 ab war der Vormarsch insbesondere eines Kampfsports wie des Fußballsports unaufhaltsam und jeder von uns Älteren weiß noch, dass in jener Zeit eine Fußballmeisterschaft des Gardecorps ausgetragen wurde, bei der sich das gesamte Offizierscorps bis hinauf zum Kommandierenden General als interessierte und schließlich begeisterte Zuschauerschaft einfand. Leider unterbrach der Krieg dann mit harter Hand diese hocherfreuliche Entwicklung. Was im alten Heer angebahnt und was in der 100 000-Mann-Reichswehr in kleinem und beengtem Rahmen fortgesetzt
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wurde, das wird nun im neuen, wieder freien und großen deutschen Volksheer der Vollendung entgegengeführt. […] Der Sport erhöht und erhält ja nicht nur die reine körperliche Leistungsfähigkeit, setzt instand zum Ertragen von Strapazen, fördert Disziplin und Einordnung in eine Vielheit von Personen, sondern gerade der Kampf- und Mannschaftssport gestattet ein sicheres Urteil auf die innerliche Härte, den Charakter, die Entschlussfähigkeit und geistige Beweglichkeit des Soldaten. Nehmen wir unseren schönen Volkssport, den Fußballsport, der ja in der Wehrmacht in größtem Maßstabe betrieben wird: wer ihn gut spielen will, der muss nicht nur kräftig stoßen, ausdauernd laufen und technische Kunststücke mit dem Ball machen können, sondern sozusagen strategische Begabung, oder doch zumindest eine gewisse Fertigkeit in der Strategie besitzen. Der Fußballkampf ist es besonders, der seine Teilnehmer immer wieder vor unerwartete und unvorhersehbare Situationen stellt, der immerfort von dem einzelnen Spieler die Anpassung an die wechselnden Lagen erheischt und ihn so leise und fast unmerklich zur Entschlussfreudigkeit und Entschlusskraft, zum schnellen und selbständigen Handeln im Rahmen des Mannschaftsganzen erzieht und schließlich dem Einzelnen diese Eigenschaften in Fleisch- und Blut übergehen lässt. Es soll hier gewiss nicht die lächerliche Behauptung aufgestellt werden, dass der jenige ein großer Feldherr sei, der erstklassig Fußball spielen könne. Aber die Schlachten des modernen Krieges werden aller Voraussicht nach ja in einer Art ausgefochten werden, bei der es neben der Genialität der allgemeinen Oberleitung doch entscheidend auf den soldatischen Wert des einzelnen, der Patrouillen- und Gruppenführer, überhaupt der vielen Unterführer kleinster Einheiten ankommt. Und da meinen wir, dass gerade der Kampf- und Mannschaftssport mit seinen Erfordernissen bereits im Frieden eine Auswahl dieses Unterführermaterials ermöglicht, deren Richtigkeit der Ernstfall bestätigen wird. […] Leuthe: Aus der Heimat des Führers Liebe Volksgenossen, deutsche Sportkameraden Da hat sich die Mehrzahl der Vereine aber auch entschlossen, den Fußball einmal sein zu lassen. Wie konnte man denn auch anders? Heute zu verlangen, dass man sich darauf konzentriere, die Vorgänge auf dem Fußballfeld zu verfolgen, wo draußen Hunderttausende durch die Stadt ziehen, um die Befreiung vom drückenden Joch zu feiern, dass ihrem Land auferlegt worden ist? Was sollen Goals, Punkte und Sieg zu einer Zeit bedeuten, wenn dieser herrlichste Sieg, den das Deutschtum je in Österreich erfochten hat, zu feiern ist, und der Vater dieses Sieges, der vergötterte Führer in seinem Lande, in seiner Heimat weilt. Ganz Österreich, auch dieses mit zweihunderttausend Juden gesegnete Wien, ist von einem Freudentaumel erfasst – Taumel im wahrsten Sinne des Wortes, da keiner der deutschen Volksgenossen seit dem Freitagabend richtig geschlafen hat. Und allen kommt es wie ein himmlischer Traum vor, würde
40. Rede Hitlers, Ordensburg Crössin, 24. April 1936
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nicht das Flaggenmeer – Hakenkreuzfahnen sind total ausverkauft – daran gemahnen, der nie verhallende Ruf „Heil Hitler“ und die ständig über Wien kreuzenden Flugzeuggeschwader, so würde man es noch immer nicht für wirkliches Erleben halten. […] Nun setzen auch die ersten Maßnahmen der neuen Regierung ein, die jüdischen, aber auch die anderen übel beleumdeten Blätter, die es gar zu arg betrieben, werden von SA besetzt, schon werden neue Chefredakteure ernannt. Die gräuliche Judenpresse Wiens wird deutsch. […] „Heil Hitler!“ das darf nun ungestraft ausgesprochen werden! Da rasselt nun auch bei mir das Telefon, […] mein lieber alter Sportkamerad und der jetzige Verbandstrainer ruft mich bloß an, um endlich mit mir den deutschen Gruß wechseln zu können. 29
40.
Rede Hitlers
Die Ordensburg als Kern eines auftrumpfenden Schulungssystems für politische Führer: Erstklassige Aufgaben für ein erstklassiges Volk wie Straßenbau oder Aufrüstung; deutschem Wesen entsprechende Burgen für einen Orden, der bestimmt ist zur Beherrschung der Volksgenossen und zur Sicherung der NS-Führung für Jahrtausende.
40. Rede Hitlers, Ordensburg Crössin, 24. April 1936
Institut für Zeitgeschichte, Archiv, Fa 88.
Ordensburg Crössin, 24. April 1936 Es wird die Aufgabe hier sein, dass man allmählich dem deutschen Volk eine politische Führung sichert, die ebenso vorbildlich ist in der Kenntnis der zu behandelnden wirtschaftlichen und sonstigen Materien, wie aber auch vorbildlich ist in der einzelnen Qualität des jeweiligen Führers, also durchgebildet ist an Leib und an Seele, ausgebildet ist an Willen und Charakterstärke und gefestigt, genauso aber auch hart ist in der körperlichen Ertüchtigung. Wir wollen hier dem deutschen Volk allmählich eine politische Führung geben, die ohne Zweifel in den Augen jedes Einzelnen das Beste des deutschen Volkstums ist, die beste Auslese dieses Volkstums, so dass jeder Volksgenosse sich dieser Führung umso williger unterordnet. […] Man wird es dann als selbstverständlich ansehen, dass die Führung eines Volkes auf politischem Gebiet genauso geschult und gebildet werden muss, wie auf allen anderen Lebensgebieten. […] Und dann glaube ich, dann werden diese Schulen einmal wirkliche Burgen dieses deutschen Ordens werden, des, das dürfen mit Stolz sagen, ersten deutschen Ordens, der nur ein Ziel kennt, deutsches Volk und deutsches Land zu halten und zu bewahren und zu stärken im Kampf auf dieser Welt. […] Nun setzen wir mitten in die deutschen Lande hinein die Burgen einer neuen Organisation, die nur dem deutschen Wesen 29
Siehe auch den Bericht vom Fußball-Länderspiel zur Versöhnung: „Das große Spiel im Wiener Stadion,“ in: Der Kicker 14, 5. 4. 1938.
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40. Rede Hitlers, Ordensburg Crössin, 24. April 1936
allein dient, aus deutschem Wesen gekommen ist, die sich dem deutschen Volk allein verantwortlich fühlt und von ihm ihren Generalauftrag erhält. […] Hier soll gebildet werden ein Führercorps, das blind treu, gehorsam, tapfer, mutig, kühn, wissend, beharrlich ist, ein Führercorps, das erfahren ist in den Geheimnissen der Führung eines Volkes, das erfahren ist und das es gelernt hat, wie man ein Volk psychologisch zu behandeln hat, das weiß, wie man zu reden hat zu einem Volk, das es gelernt hat, große Gesichtspunkte herauszuschälen aus der Wirrnis der Tageserscheinungen, ein Führercorps, […] das es aber auch gelernt hat, die inneren Sorgen und Nöte des Volkes zu sehen, zu empfinden und abzuhelfen. […] Es ist daher notwendig, dass diese neue Führung es lernt, ein Volk so zu führen und zu behandeln, dass von vornherein die Idee eines Wechsels des Regimes gänzlich ausgeschlossen ist. Es kann sein, dass die eine oder andere Person einmal gewechselt wird, aber niemals kann ein Zweifel darüber bestehen, dass das nationalsozialistische Reich besteht und bestehen wird. Man sage mir nicht, es sei vermessen, wenn ich nun erkläre, auf Jahrtausende muss es bestehen! Denn das ist der Unterschied dieses neuen Reiches von den Reichen der Vergangenheit. Dieses Reich baut nicht mehr sich auf auf einer Person, und es baut sich auch nicht auf auf dem Reiche wesensfremder Erscheinungen. Es baut sich auf auf einer Organisation der höchsten eigenen Wesens- und Lebenswerte unseres Volkes, und dafür werden wir sorgen, dass diese Organisation sich ewig erneuert und niemals steril wird und damit abstirbt. Das ist mir eine der Aufgaben dieser Schulen. […] Und das darf ich auch sagen, sehr viel Kühnheit hat es auch jetzt erfordert in den letzten 3 – 4 Jahren, das Reich im Sinne unserer Lehre die einzelnen Etappen vorwärts zu führen, die wir jetzt zurückgelegt haben. Es ist nicht mehr Kühnheit, wenn wir heute uns unterfangen, festzulegen den Weg für eine weite und ferne Zukunft. Indem wir überall in Deutschland gewaltige Werke beginnen, heben wir an sich unser Volk heraus aus der ihm künstlich anerzogenen Mentalität einer Zweitklassigkeit oder gar Minderwertigkeit. Es wird vielleicht mancher sich die Frage vorlegen: Warum wird das immer gleich so groß gemacht? Weil ich glaube, dass das deutsche Volk in seinem ganzen Lebenswert zu groß ist, um mit zweitklassigen oder halben Erscheinungen oder Aufgaben usw. auf die Dauer befriedigt werden zu können. Im Gegenteil ich habe die Überzeugung […], dass es kein Volk der Welt gibt, das besser ist als das deutsche. Ich habe weiter die Überzeugung, dass unser deutsches Volk wirklich das beste Volk diese Welt ist. Ich bin glücklich, und ich bin stolz, die Überzeugung haben zu können. Sie ist keine Vermessenheit! Wo ist das Volk, das auf sich allein gestellt uns entgegentreten kann? Wo ist das Volk, das auf sich allein gestellt, größere Leistungen besitzt und aufzuweisen hat als unser deutsches Volk? Ich kenne es nicht. Unser deutsches Volk hat das Anrecht, sich als ein ganz erstklassiges Volk zu fühlen. Und diesem erstklassigen Volk will ich erstklassige Auf-
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gaben stellen, bewusst gewaltige Aufgaben. Ich halte es für unmöglich, dem deutschen Volk als Aufgabe zum Beispiel Straßenkorrekturen zu stellen, um unsere Straßen langsam auch allmählich den Straßen anzugleichen, die andere besitzen. Nein, ich glaube, das geht nicht. Wir müssen unserem Volk eine Aufgabe stellen, die einmalig ist und es in der Erfüllung heraushebt über andere. Wir müssen, dieselbe Aufgabe in unserer Armee dem deutschen Volk stellen. Nicht eine zweite oder dritte Armee, mit der wir dann auch irgendwie in den allgemeinen Rahmen hineinpassen, nein, ich glaube, wir müssen die Aufgabe stellen, eine erste Armee zu entwickeln. Ich glaube, wir müssen unserem Volk die Aufgabe stellen, eine hervorragende Kultur wieder neu zu begründen. Die Bauten, deren Fundamente wir legen, deren Grundsteine wir legen, sie müssen einmalige sein. Ich will, dass unser Volk auf allen Gebieten den höchsten Stolz wiedererhält, die Überzeugung, dass es zu allerhöchsten Leistungen berufen ist und dass es diese Leistungen auch bewältigt, und zwar einmalig bewältigt. Und ich würde von vornherein an der deutschen Zukunft verzweifeln, wenn wir nicht auch hier auf dem Gebiet der Stabilisierung seiner politischen Führung eine gewaltige Aufgabe stellen würden. Es ist daher nicht eine Vermessenheit, wenn wir sagen, uns schwebt vor die Begründung eines Systems und damit eines Regimes, einer Organisation und damit einer lebendigen Führung, die unzerstörbar sein soll für die kommenden Jahrtausende. Was Religionen fertigbrachten, um tausend und mehr Jahre zu bestehen, die genauso mit erdgeborenen Menschen arbeiten müssen, muss auch uns möglich sein. Und erst dann wird all das, was an Fähigkeiten in unserem Volk steckt, auch wirklich nützlich in Erscheinung treten können und wird dem deutschen Volk auch wirklich dienen. So nehme ich die drei ersten dieser Schulen von Ihnen, Parteigenosse Ley, in Empfang mit der selbstverständlichen Überzeugung, dass diese Schulen nur die Vorläufer sind, der Beginn eines ganz großen Schulungssystems der politischen Leitung des deutschen Volkes für die Zukunft. Ich nehme sie entgegen in der Überzeugung, dass diese Schulen die Erwartungen füllen, die wir alle an sie knüpfen. Die höchste Erwartung ist die, dass nach dem Absterben unserer Generation, nach dem Ausfall von uns, die wir diese Bewegung gründeten, keine Lücke entsteht, sondern dass für jeden von uns, der stirbt, einer aus diesen Schulen wieder an dessen Stelle tritt; nicht mehr dann erfahren in dem Lebenskampf, den wir hinter uns haben, aber gebildet an den Erfahrungen, die wir sammelten, gebildet an all dem, was wir erlebt hatten, gebildet an dem, was Vernunft und Einsicht früherer weiser Männer uns bereits als geistiges Erbgut hinterlassen hatten, und gestählt körperlich und hart gemacht, so dass wir einmal alle in Ruhe die Augen schließen können wissend, dass mit uns nicht Deutschland stirbt, sondern ein neues Leben kommt.
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41. Aufsatz Ströbels, Germanen-Erbe 1, Mai 1936 Aufsatz Ströbels
Aussagen eines Germanen-Experten: Sportausbildung und Sportgesinnung bei alten Germanen und in der Gegenwart identisch; Sport kaum mit Rückgriffen auf Traditionen anderer Kulturen; Sport ein germanisches Erbe; Traditionalist Jahn; rassisch bedingter Sport und germanische Sportsgesinnung der nordischen Vorfahren bleiben bestimmender Faktor; germanische Sportkleidung und Körperpfl ege; Wehrsport in der Hauptrolle, Mannschaftskampf eine Schule der Kameradschaft; Frauen in eigenem Lebenskreis mit Tanzspielen und Gymnastik; nordischer Ursprung des olympischen Gedankens; Stolz der nordischen Rasse als Schöpfer des Sports.
41. Aufsatz Ströbels, Germanen-Erbe 1, Mai 1936
Germanen-Erbe 1 (1936) S. 17–23.
Mai 1936 Germanischer Sport Daheim erwuchs in der Halle der Jarl Den Schild lernt er schütteln, Sehnen winden, Bogen spannen und Pfeile schäften, Spieße werfen, Lanzen schwenken, Hunde hetzen, Hengste reiten, Schwerter schwingen, schwimmen im Meer. So stellt die Edda die Ausbildung eines jungen germanischen Edelings dar: Übung auf den verschiedensten Gebieten, Wehrausbildung, aber auch handwerkliches Können in der Herstellung der Waffen, Jagd und das zugehörige Vorkönnen, überhaupt sportliche Ausbildung, als Vorbereitung zum ersten Lebenskampfe. Dass daneben die geistige Erziehung nicht gefehlt hat, davon zeugt die tiefe Weisheit der germanischen Überlieferung. Diese Ausbildung wurde nicht als zweckbedingte, vielleicht sogar unangenehme Notwendigkeit empfunden. Schon der frische, frohe Rhythmus unserer Eddazeilen zeigt es: sie machte Spaß, man betrieb sie zunächst als Selbstzweck, aus stolzer Freude am Erlebnis der Entfaltung des eigenen Körpers zu immer höherer Leistung, am Erlebnis der Sippe oder Mannschaft, als deren Glied man sein Bestes hergab. Dieselbe Einstellung, die wir heute als höchste Sportgesinnung preisen, tritt uns überall in den germanischen Heldenliedern entgegen. Haben wir den Sport von außen übernommen? Stammt nicht unser moderner Sportgedanke von den Griechen, feiern wir nicht nach ihrem Vorbilde die Olympiade? Gewiss hat das Griechentum unserem heutigen Sport viel Anregung, besonders in seiner äußeren Form, gegeben. Wir sprechen wie die Griechen von einem Stadion, von Athletik und Gymnastik, wir werfen den Diskus wie sie. Ein unbewusst empfundenes Verwandtschaftsgefühl mit den alten Griechen hat im letzten Jahrhundert den Sportgedanken in griechischer Form bei uns neu aufleben lassen. Der wiedererwachte Sportgeist des Nordens hielt sich an die einzige durch zahl-
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reiche schriftliche Quellen und durch ebenso zahlreiche Darstellungen auf Vasen und in Plastiken allgemeine bekannte Sportüberlieferung, nämlich die der Griechen. Galten doch auch infolge einer uns heute unbegreifl ich erscheinenden Missachtung der eigenen Art seit dem Mittelalter die Griechen und Römer samt den Orientalen als einzige Kulturnationen, zu deren Überlieferung man sich freudig bekennen durfte. […] Unser Sport – germanisches Erbe […] Wenn das mittelalterliche Rittertum auch sehr viel orientalisches Wesen aufgenommen hatte, so ist doch das Turnier germanisches Erbe. Der mittelalterliche Zweikampf ist allerdings nicht mehr Volkssache wie bei den Germanen, sondern Vorrecht eines bestimmten Standes. Die rassisch-soziale Umschichtung des deutschen Volkes im Mittelalter bildet neben dem Eindringen der kirchlichen Lehre vom Unwert des Leibes den Hauptgrund, weshalb die Quellen germanischen Sportes allmählich versiegten, so dass bei seiner Neubelebung der Anschluss an die althergebrachte, heimische Sportübung nicht mehr überall gefunden werden konnte. Der erste Gestalter des neuen Sportes zu Anfang des letzten Jahrhunderts, Turnvater Jahn, hat der begeisterten Jugend nicht die Griechen und Römer, sondern die eigenen Altvorderen als Vorbild hingestellt. Dieses Ideal ist im deutschen Sport auch immer lebendig geblieben. Er wurde aber von der besonders in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts übermächtigen humanistischen Zeitströmung zugunsten des klassischen Sportideals unterdrückt. Die Zeugnisse germanischen Sportes erschienen im Verhältnis zu denen des Mittelmeergebietes dürftig. […] Die rassische Bedingtheit des Sportes Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, aus der lückenhaften Überlieferung zu schließen, dass der Sport bei unseren germanischen Vorfahren mangelhaft ausgebildet gewesen wäre. Selbst wenn sich aus der Geschichte und Vorgeschichte keinerlei Belege für den Sport unsere Vorväter erhalten hätten, so wüssten wir doch, dass ihr sportliches Können in der Vorzeit überragend war, dass ihre sportliche Haltung genau dieselbe war wie heute im Norden. Keine Kulturäußerung ist so sehr von den vitalen Kräften der Rasse abhängig, ist so wenig durch irgendeine Erziehung umzubiegen oder abzutöten wie der Sport als ursprünglichster Ausdruck des Selbstgefühls und damit der Rasse. Bei der rassischen Beurteilung des Sportes kommt es weniger darauf an, welche Sportarten betrieben wurden, als darauf, wie sie betrieben wurden. Und gerade hier zeigt sich am klarsten die Verwandtschaft unserer heutigen Sportgesinnung mit der germanischen, die aus derselben nordrassischen Grundlage erwachsen ist. Diese Gesinnung prägt sich in der ganzen Stellung zum Körperlichen aus. Die orientalische Lehre von der scharfen Trennung von Leib und Seele, die
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41. Aufsatz Ströbels, Germanen-Erbe 1, Mai 1936
Lehre, dass das Körperliche dem Geistigen gegenüber minderwertig und unrein sei, musste Leibesübungen als unnütz, ja sogar als schädlich empfi nden lassen. So sehen wir bei den Orientalen vielfach den Versuch zur Abtötung des Leibes in der Askese, oft aber auch das Fehlen jeglicher Leibeszucht. Ein wahrer Sport in unserem Sinne glaubt aber nicht an die Trennung von Blut und Geist, sondern sieht in der harmonischen Ausbildung von Leib und Seele zu immer höherer Leistung das höchste Erziehungsideal. Die grundsätzlich andere Einstellung des Orientalen und des nordischen Menschen dem Körper gegenüber kommt schon in der Kleidung zum Ausdruck. […] Im Norden […] finden wir einfache, enganliegende Kleidung, die die volle Entfaltung des Körpers erlaubt. […] Wie in der Kleidung, so zeigt sich auch in der Körperpflege die gänzlich verschiedene Einstellung von Nord und Süd. Während sich das Schminken im Mittelmeergebiet schon in alter Zeit nachweisen lässt, sind im Norden keine Beispiele für diese Art der „Körperpflege“ in vorgeschichtlicher Zeit vorhanden. Dagegen finden wir schon in bronzezeitlichen Gräbern Kämme und ganze Bestecke zur Körperpflege mit Ohrlöffel, Nagelreiniger und Haarzange. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Seife eine germanische Erfi ndung ist, die die Römer von unseren Vorfahren übernommen haben. Germanische Sportgesinnung Ein gepflegter und gesunder Körper war die Voraussetzung für jeden Sport und genau so wie Sport und Körperpflege zusammengehörten, so betrieb man auch nicht etwa nur einzelne Sportarten, sondern jede Sportbetätigung hatte nur Bedeutung im Rahmen einer allseitigen körperlich-willensmäßigen Ausbildung. Wenn wir heute das sportliche Spezialistentum ablehnen, so stehen wir damit auf dem Boden germanischer Anschauungen. […] Genau wie das „Spezialistentum“ war den Germanen das Berufssportlertum unbekannt. […] Es ist bei der Einstellung der nordischen Rassen nicht verwunderlich, dass der Wehrsport bei den Germanen die Hauptrolle spielte. Genau wie bei der Übung des Einzelnen war auch beim Zweikampf nicht der Erfolg, der Sieg entscheidend, sondern der Einsatz. In der Haltung des Kämpfenden sah man den Hauptwert. […] Wertvoller als der Einzelkampf war der Mannschaftskampf, wo jeder als Glied des Ganzen sein Bestes hergeben und sich zugleich auf seine Mitkämpfer voll verlassen musste. Es gilt, die Mühsal gemeinsam zu ertragen und Sieg und Ehre gemeinsam zu erleben. So war der Mannschaftssport schon bei unseren germanischen Vorfahren die beste Schule der Kameradschaft. […] Frauensport, Spiel und Tanz Nicht nur beim Manne, auch bei der Frau wurde sportliche und körperliche Leistung geschätzt. […]
41. Aufsatz Ströbels, Germanen-Erbe 1, Mai 1936
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Männerkampf und sportliche Höchstleistungen übten die Frauen […] nur in Ausnahmefällen, die eine solche Handlungsweise erforderten. Das übliche war, dass die Frau ihren eigenen Lebenskreis zu Hause hatte und sich mit Jagd und Krieg nicht abgab. Das hinderte aber nicht, dass die Frau eifrig Leibesübungen trieb, die ihrer Veranlagung entsprachen und ihrer Ausbildung nützlich waren. Vom Schwimmen haben wir bereits gesprochen. Sicher haben bei den Germanen die kleinen Mädchen genauso wie heute Seilspringen und Ballspiel geübt. Tanzspiele und Gymnastik waren schon zu germanischer Zeit der eigentliche Frauensport. […] Der nordische Ursprung des olympischen Gedankens […] Die Vorgeschichtsforschung hat nachgewiesen, dass die Griechen, von Norden kommend, […] um 2000 v. Chr. nach Griechenland kamen. […] Wenn die griechischen Hauptgötter, wie z. B. Zeus, sich in ihrem Ursprung als nordische erweisen, sollte dann nicht auch das größte religiöse Fest der Griechen aus ihrer nordischen Heimat mitgebracht worden sein? Forschungen im Schrifttum und Ausgrabungsergebnisse beantworten diese Frage durchaus bejahend. […] Die griechische Olympiade war ursprünglich eine regelmäßig wiederkehrende Totenfeier zu Ehren eines großen Helden […]. Sport, verbunden mit Totenehrung, sich wiederholend in regelmäßigen Festen, bei denen stammverwandte Menschen von weither zusammenkommen, das ist die Olympiade, die zu einem wirksamen Mittel zur Entwicklung des griechischen Volks- und Staatsbewusstseins wurde. Die gleichen Züge weisen aber auch die Heiligtümer auf, die sich aus germanischer Vorzeit erhalten haben. So in Schweden Altupsala, von dem die Bildung des schwedischen Staates ausging und wo alle Schweden jährlich zur Julzeit zusammenkamen. […] Zusammenfassend können wir sagen, dass unser heutiger Sport wohl von dem artverwandten Sport der Griechen Anregungen erfahren hat, dass er aber keineswegs in seinen Wurzeln von den Griechen oder gar von artfremden Völkern stammt. Vielmehr haben die Griechen ihre so viel gelobte Sportgesinnung, deren Hauptausdruck wie bei den Germanen der Wettkampf, griechisch Agon, bildete, und auch viele ihrer Sportarten als nordisches Erbe übernommen. Darüber hinaus kannte der Norden seit Alters verschiedene Sportarten, die dem Süden fremd blieben und die erst in neuerer Zeit vom Norden her die Welt eroberten. Wenn in diesem Jahre zum ersten Male die ganze Welt zur Olympiade in Deutschland zusammenkommt, in Deutschland, das zusammen mit den nordischen Ländern, das Kerngebiet der nordischen Rasse und der nordischen Kultur ausmacht, so wollen wir uns nicht nur an die sportlichen Leistungen der alten Griechen erinnern, sondern voll Stolz daran denken, was unser Land und unser Volk auf diesem Gebiete im Laufe der Jahrtausende der Welt geschenkt hat.
196 42.
42. Rede Schirachs, Zugspitze, 21. Juni 1936 Rede Schirachs
Sonnenwendfeier von HJ und SS: Selbstlose, gläubige und zur Tat bereite Hingabe; Verbundenheit der Generationen und Treue als höchster Wert.
42. Rede Schirachs, Zugspitze, 21. Juni 1936
Schirach, Revolution und Erziehung, S. 33 –36.
Zugspitze, 21. Juni 1936 Es ist ein schöner Ausdruck für die Selbstbesinnung der deutschen Nation, dass jahrtausendalte Bräuche wieder zum Leben erwacht sind. […] Nach dem Sieg der nationalsozialistischen Bewegung sind die Sonnwendfeuer in Deutschland stärker als je zuvor aufgeflammt. In ihnen und an ihnen bekennen sich Millionen Menschen in unerschütterlicher Treue und Beharrlichkeit zu den alten, heiligen Überlieferungen unseres germanischen Volkstums. Soweit die deutsche Zunge klingt, flammen die feurigen Zeichen in den dunklen Himmel und künden die seelische Verbundenheit aller Deutschen in Glück und Leid. Vom höchsten Berg Deutschlands grüße ich in dieser Stunde alle, die an solchen Feuern stehen. In stolzer Ehrfurcht gedenken wir der unübersehbaren Kette von Generationen, die vor uns an den Sonnwendstätten die heiligen Feuer entzündeten, gedenken in Tapferkeit ihres tapferen Lebens, der Taten, die sie vollbracht, um die Voraussetzungen für den Lebenskampf derer zu schaffen, denen sie das Feuer des deutschen Schicksals zu treuen Händen überantworteten. Möge uns diese Stunde läutern, dass wir die letzte Reinheit des Wollens gewinnen und die höchste Kraft, das zu vollbringen, was zum Wohle unseres Volkes und seiner Zukunft vollbracht werden muss. Entzünden wir an diesem Feuer unsere eigenen Herzen und steigen wir selbst entflammt hinab in die Täler, um die Botschaft unseres lichten Glaubens zu verkünden. So haben wir ein Licht entzündet, das nie verlöschen kann. Was der Führer einst als einziger bekannte, es brennt heute in den Herzen eines Siebzigmillionenvolkes, und wir, die Jugend, geben die flammende Wahrheit weiter an die Jüngsten, damit sie als Hüter und Kämpfer in Ehren bewahren, was unser Volk glücklich und stolz gemacht hat. Wir sehen unsere Aufgabe, das darf ich wohl im Namen der deutschen Jugend hier bekennen, in der selbstlosen Hingabe aller Jugend des Reiches an das Werk des Führers und an die Lehre, die er dem deutschen Volk predigt. Generationen werden kommen, kämpfen und niedersinken, aber immer soll sie die gleiche Idee, der wir dienen, miteinander verbinden, nie wieder soll die ältere Generation hoffnungslos und verzweifelt auf die jüngere blicken mit dem Gefühl, dass sie die Aufgabe nicht wird lösen können, die ihr das Schicksal gestellt hat. Aber auch nie wieder soll die jüngere Generation eine ältere vor sich haben, die kein großes Lebensziel mehr erkennt und ein Beispiel der Uneinigkeit und des Bruderkampfes gibt. Alt und jung haben sich
42. Rede Schirachs, Zugspitze, 21. Juni 1936
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im Bekenntnis zu einer jungen Lehre gefunden. Um ein Feuer stehen sie alle, von den Kindern bis zu den Greisen, und alle sind sie glücklich im Bewusstsein ihrer großen, ihrer heiligen Kameradschaft. Hier stehen wir und senden Euch allen durch den Äther unseren Schwur. Über uns nichts als die ewigen Sterne, vor uns das Feuer, das weit hineingrüßt nach unten in unser deutsches Land. Hier, wo Deutschland dem Himmel am nächsten ist, öffnen wir unsere Herzen dem Allmächtigen. Erfüllt von ihm und hingegeben dem Manne, den er uns schenkte als unseren Führer zu Ehre und Freiheit, geloben wir Adolf Hitler, die Treuesten der Treuen zu sein. Lange Jahre des Kampfes liegen hinter uns. Viele Erkenntnisse und Erfahrungen haben wir ihnen zu verdanken. Am wertvollsten aber erscheint uns das eine, was wir als Erfahrung aus bitterem Erleben gewannen: Unter allen Tugenden des Menschen ist die Treue die größte Tugend, unter allen Lastern ist die Treulosigkeit das schlimmste Laster. Nicht die intellektuelle Fähigkeit, nicht die Kraft des Verstandes allein bestimmen den Wert eines Menschen. Höher als den schärfsten Intellekt schätzen wir ein treues und tapferes Herz. Die kalten Klugen können irren, allein die Treuen sind immer im Recht. Die Klugheit fragt oft nach dem Vorteil, die Treue kennt keinen Vorteil, sie kennt nur eine Pflicht. Wir Nationalsozialisten siegten, weil wir die Gemeinschaft der Treuesten waren. Wir waren weder ein Verein von Universitätsprofessoren noch ein vornehmer Klub erlauchter Geister, wir kamen von überall her, Bauern und Städter vom Norden und vom Süden, vom Osten, vom Westen – wir wussten vieles nicht, was andere als unerlässliche Voraussetzung politischer Arbeit betrachteten, aber eins wussten wir. Ihr SS-Kameraden habt diese Wissen zum Wahlspruch Eures Ordens erhoben: Unsere Ehre heißt Treue! So soll dieses Feuer zur Sommersonnenwende ein Feuer der Treue sein zu Führer, Volk und Fahne. Zur Wintersonnenwende 1935 auf dem Brocken, die so wie unsere Sommersonnenwende hier auf der Zugspitze von Hitler-Jugend und SS gemeinsam gefeiert wurde, übergab der Reichsführer SS das Feuer an die Jugend, damit sie es hüte, bis die längsten Tage des Jahres gekommen seien. Meine Kameraden in der HJ! Wir haben mit großer Freude diese Aufgabe übernommen, in der wir einen schönen Ausdruck der Freundschaft sahen, die Hitler-Jugend und SS seit Jahren miteinander verbindet. Meine Kameraden in der SS! Ich begrüße Sie hier im Namen der deutschen Jugend und übergebe Ihnen die Wache an diesem Feuer, das Sie hüten sollen bis zum kürzesten Tage des Jahres, an dem wieder wir an Ihre Stelle treten.
198 43.
43. Bericht des Archivs von Gedenkfeier, Quedlinburg, 2. Juli 1936 Bericht des Archivs von Gedenkfeier der SS und der HJ
Himmler sieht Hitler in 1000-jähriger Tradition und als wiedergeborenen König Heinrich I.; dieser geschildert als Erbauer des Reiches und germanischer Führer mit staatsmännischer Größe, mit Wissen um Stärke des deutschen Volkes bei Reinheit des Blutes und ländlicher Verwurzelung; Heinrichs geopolitisch kluge Politik einschließlich einer Überlistung des Feindes durch zeitweiliges „schöpferisches“ Paktieren mit diesem; stete Rüstungs- und Siedlungspolitik; Politik auf dem Grundsatz germanischer Treue für das Volk; Wallfahrtsort Quedlinburg als Quell treuer Dienste für Hitler. 43. Bericht des Archivs von Gedenkfeier, Quedlinburg, 2. Juli 1936
Archiv, 27. Lieferung 1936, S. 518 –521
Quedlinburg, 2. Juli 1936 Anlässlich der tausendjährigen Wiederkehr des Todestages König Heinrichs I. fand im Dom zu Quedlinburg eine Gedenkfeier der SS und der HJ statt, bei der der Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei, Himmler an den Gräbern König Heinrichs und seiner Gemahlin Mathilde die Gedenkansprache hielt.30 […] Im Kirchenschiff waren 1200 Männer aller nationalsozialistischen Gliederungen angetreten. […] Nach den Fanfarenklängen altdeutscher Luren, gespielt von SS-Männern, betrat Reichsführer-SS Himmler mit den Ehrengästen die Krypta und hielt seine Gedenkansprache, in der er im Auftrage des Führers und im Namen des deutschen Volkes die germanische Führerpersönlichkeit eines der größten aller Deutschen als ein Beispiel für Führer- und Gefolgschaftstreue und staatsmännische Größe würdigte und ihm den Ehrentitel „Erbauer des Reiches“ gab. Himmler führte aus: […] Als im Jahre 919 der damals 43-jährige Heinrich deutscher König wurde, übernahm er ein Erbe furchtbarster Art. Er wurde König eines Deutschen Reiches, das kaum noch dem Namen nach bestand. Der ganze Osten Deutschlands war im Verlauf der vorhergegangenen drei Jahrhunderte und insbesondere der Jahrzehnte unter den schwächlichen Nachfolgern Karls des Franken an die Slawen verloren gegangen. Der Norden war an die Dänen verloren gegangen. Im Westen hatte sich Elsass-Lothringen dem westfränkischen Reich angeschlossen. Die Herzogtümer der Schwaben und Bayern hatten ein Menschenalter hindurch die deutschen Schattenkönige bekämpft und nicht anerkannt. Überall waren noch die Wunden der radikalen und blutigen Einführung des Christentums offen. Das Reich war im Innern geschwächt durch die ewigen Machtansprüche der geistlichen Fürsten und die Ein mischung der Kirche in weltliche Angelegenheiten. Die geschichtliche Tat der Schöpfung einer Reichsgewalt über auseinanderstrebende germanische Stämme durch 30 Siehe auch Himmler, Quedlinburg. Die unter dem Kuratoriumsvorsitz Himmlers stehende Zeitschrift Germanien widmete dem Ereignis die Hefte Juli und August 1936 und druckte auch die volle Himmler-Rede ab, S. 225 –230. Des Weiteren: Himmler, Schutzstaffel.
43. Bericht des Archivs von Gedenkfeier, Quedlinburg, 2. Juli 1936
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Karl den Franken war aus tiefster eigener Schuld dem völligen Zusammenbruch nahe, da das System dieser rein verwaltungsmäßig, auf einem artfremden Fundament gebauten Zentralgewalt von den germanischen Bauern der Sachsen, Bayern, Schwaben, Thüringer und auch Franken innerlich und blutsmäßig abgelehnt wurde. So war die Lage, als Heinrich als König sein schweres Amt antrat. Zäh und zielbewusst ging er schon als Herzog und erst recht als König seinen Weg. Bei seiner Königswahl im Mai 919 in Fritzlar lehnte er – ohne auch nur mit einem Wort verletzend zu werden – die Salbung durch die Kirche ab und legte damit vor allen Germanen Zeugnis ab, dass er bei kluger Anerkennung der nun einmal bestehenden Zustände nicht willens war zu dulden, dass kirchliche Gewalt in politische Dinge in Deutschland unter seiner Regierungszeit mitzureden habe. Noch im Jahre 919 ordnete sich der schwäbische Stammesherzog Burkhart Heinrich als König unter. Im Jahre 921 gewinnt er in offener deutscher Aussprache den Herzog Heinrich von Bayern, der ihn freiwillig als König der Deutschen anerkannte. Bayern und Schwaben sind damit durch König Heinrich bis in unsere Tage und so, wie wir die Überzeugung haben, für ewige Zukunft dem gesamten Deutschen Reiche eingegliedert und erhalten geblieben. Das Jahr 921 bringt Heinrich die Anerkennung des westfränkischen, heute französischen Reiches. Die Jahre 923 und 925 fügen dem Reich das bereits völlig verlorene Elsass-Lothringen wieder ein.“ Himmler erinnerte dann an die Züge der Ungarn. […] „Im Jahre 924 gelingt es ihm (König Heinrich I., G. W.), […] einen bedeutenden ungarischen Heerführer gefangen zu setzen. Trotz gegenteiliger Stimmen tauschte der stolze König den ungarischen Heerführer gegen einen neunjährigen Waffenstillstand der Ungarn zunächst für Sachsen und dann wohl für das ganze Reich aus und verpflichtete sich, neun Jahre lang demütigende Tribute an die Ungarn zu zahlen. Er hatte den Mut, das Ansehen und die Macht, unpopuläre Politik zu machen. Nun beginnt seine große schöpferische Tätigkeit, ein Heer aufzustellen und das Land in den wehrfähigen Zustand zu setzen, in dem die endgültige Auseinandersetzung mit dem bisher unbesiegbaren Gegner gewagt werden konnte. Im Verlaufe ganz weniger Jahre entstehen an der ganzen damaligen deutschen Ostgrenze Burgen. Sie enthalten Waffenwerkstätten und Provianthäuser, in denen ein Drittel der Ernte des Landes nach königlichem Befehl aufgespeichert werden muss. Aus einem Teil dieser Burgen sind schon zu Heinrichs I. Zeiten spätere namhafte deutsche Städte wie Merseburg, Hersfeld, Braunschweig, Gandersheim, Halle, Nordhausen usw. entstanden. Nach diesen Vorbereitungen ging Heinrich I. daran, weitere Voraussetzungen für den Endkampf mit den Ungarn zu schaffen. In den Jahren 928 und 929 unternimmt er die großen Kriegszüge gegen die Slawen. Er erobert im tiefsten Winter die uneinnehmbar erscheinende Burg Brennabor, das heutige Brandenburg, erobert nach dreiwöchiger Winterbelagerung die Festung Gana und baut im selben Jahr die Burg von Meißen, die für alle kommenden Jahre eine strategisch große Bedeutung erhält. Im Jahre 932 ruft er die geistlichen Fürsten zu einer
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43. Bericht des Archivs von Gedenkfeier, Quedlinburg, 2. Juli 1936
Synode nach Erfurt, das Volk zu einer Volksversammlung auf, in der er es in hinreißender Rede dazu begeistert, den Ungarn nunmehr die Tribute zu verweigern und den Volkskrieg zur endgültigen Befreiung aus der ungarischen Gefahr auf sich zu nehmen. Im Jahre 933 erfolgt der Einfall der Ungarn, und sie erlitten als Schlussakt eines strategisch meisterhaft angelegten deutschen Feldzuges eine vernichtende Niederlage bei Riade an der Unstrut. Das Jahr 934 findet Heinrich im Kriegszug gegen Dänemark, um die nordische Grenze endgültig vor dem Zugriff der Dänen und Slawen zu schützen. Die Jahre 935 und 936 sehen Heinrich I. schließlich als den berühmtesten und angesehensten Fürsten Europas zumeist in seiner sächsischen Heimat, wo er, getreu seiner bäuerlichen Art, da er das Ende seines Lebens herannahen fühlt, sein Erbe regelt und auf dem Reichstag zu Erfurt den Herzögen und Großen des Reiches seinen Sohn Otto als Nach folger empfiehlt. Am 2. Juli starb er im Alter von 60 Jahren in seiner Königspfalz Memleben im Unstruttal. In Quedlinburg, in dieser Krypta des heutigen Doms, wurde er beigesetzt. Soweit in nüchternen Angaben und Zahlen der Inhalt dieses tatenreichen Lebens. Und nun interessiert uns, die wir nach einer Epoche furchtbarsten Niederbruchs in einer Zeit des abermaligen deutschen Aufbaues allergrößten Stils unter Adolf Hitler leben dürfen, aus welchen Kräften heraus die Schöpfung Heinrichs I. möglich war. Die Frage beantwortet sich, wenn wir Heinrich I. als germanische Persönlichkeit kennenlernen. Er war ein Führer, der seine Gefolgsleute an Kraft, Größe und Weisheit überragte. Der alte und ewig neue germanische Grundsatz der Treue des Herzogs und des Gefolgsmannes zueinander wurde von ihm in schärfstem Gegensatz zu den karolingischen kirchlich-christlichen Regierungsmethoden wieder eingeführt. […] Er hat keinen Augenblick seines Lebens vergessen, dass die Stärke des deutschen Volkes in der Reinheit seines Blutes und der odalsbäuerlichen Verwurzelung im freien Boden beruht. Er sah das Ganze, baute das Reich und vergaß dabei nie, welche Kraft aus der Jahrtausende alten Tradition in den großen germanischen Stämmen schlummerte. Er führte so weise, dass die urwüchsigen Kräfte der Stämme und Landschaften willige und getreue Helfer bei der Gestaltung der Reichseinheit wurden. Er schuf eine starke Reichsgewalt und bewahrte verständnisvoll das Leben der Provinzen. Zutiefst danken müssen wir ihm, dass er niemals den Fehler beging, den deutsche und auf der anderen Seite europäische Staatsmänner durch Jahrhunderte hindurch bis in unsere heutige Zeit begangen haben: außerhalb des Lebensraumes – wir sagen heute geopolitischen Raumes – seines Volkes sein Ziel zu sehen. Er ist nie der Versuchung anheimgefallen, die vom Schicksal aufgerichtete Scheide des Lebens- und Ausdehnungsgebietes der Ostsee und des Ostens, des Mittelmeeres und des Südens, die Alpen zu überschreiten. Er verzichtete dabei, wie wir wohl annehmen können, aus dieser Erkenntnis heraus bewusst auf den klangvollen Titel des ‘Römischen Kaisers deutscher Nation’. Er war ein edler Bauer seines Volkes, das immer freien Zutritt zu ihm hatte und unbeirrt um staatlich notwendige
44. Buchauszug Johsts, Maske und Gesicht, 1936
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organisatorische Maßnahmen persönlich mit ihm zusammenhing. Er war der erste unter Gleichen, und es wurde ihm eine größere und wahre menschliche Ehrfurcht entgegengebracht, als später Kaisern, Königen und Fürsten, die sie nach volksfremdem byzantinischem Zeremoniell forderten, je zuteil wurde. Er hieß Herzog und König und war ein Führer vor tausend Jahren. […] Wir stehen heute vor der leeren Grabstätte. […] Dieses einstmalige Grab soll eine Weihestätte sein, zu der wir Deutschen wallfahrten, um König Heinrichs zu gedenken, sein Andenken zu ehren und auf diesem heiligen Platz im stillen Gedenken uns vorzunehmen, die menschlichen und Führertugenden nachzuleben, mit denen er vor einem Jahrtausend unser Volk glücklich gemacht hat, und um uns wieder vorzunehmen, dass wir ihn am besten dadurch ehren, dass wir dem Mann, der nach 1000 Jahren König Heinrichs menschliches und politisches Erbe wieder aufnahm, unserem Führer Adolf Hitler, für Deutschland, für Germanien mit Gedanken, Worten und Taten in alter Treue dienen.“
44.
Buchauszug Johsts
Der Dichter im Bann von Führer und Volk; Kennzeichnung Hitlers als Schöpfer und Dombaumeister des Dritten Reichs. Johst, Maske und Gesicht, S. 205 –209.
44. Buchauszug Johsts, Maske und Gesicht, 1936
1936 Der Führer empfängt mich. Sein Zimmer ist sehr groß. Er sitzt hinter einem breiten Tisch. Er steht auf. Er erleichtert mir den spröden Weg zu sich. Er kommt mir entgegen. Dieser Mann kennt keine Masken. Er trägt immer sein Gesicht. Dieses Antlitz! Alle Welt kennt es. Jedermann sah es durch tausend und aber tausend Prismen und Perspektiven, aus Hunderten von photographischen, zeichnerischen, malerischen, bildhauerischen Versuchen. Millionen Menschen sahen es, Millionen gewannen verschiedene Eindrücke. Alle Deutungen dieses Gesichtes müssen von den Augen ausgehen – so meint man beim ersten Augenblick, ganz naturgemäß überschleiert von der Erregung des Gegenübers. Aber der längere Eindruck bestätigt diese Empfindung nicht. Da ist das Haar. Weder Bild noch Plastik brachte bisher seinen Eigensinn und Eigenwilligkeit zum Ausdruck. Eichendorffsche Heiterkeit sträubt sich gegen jede Doktrin. Weder Stahlhelm noch Mütze, weder Kamm noch Bürste vermögen zu bändigen was offen Wind und Wetter gehört. Wie Wolke wirft es bald Schatten über das Gesicht, bald öffnet es die Gesichtszüge durch seinen Schein. Von einer steinernen Distanz sagen die Schläfen aus. Wie sensible Membranen ruhen sie zwischen Ohr und Auge. Es sind die einsamsten Schläfen, die ich je sah. Ihr Befehl ist Unnahbarkeit. Nur bei Schädeln großer, geistiger
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44. Buchauszug Johsts, Maske und Gesicht, 1936
Deutschen findet sich diese ausgesprochen konkave Form. Hier werden Wahrnehmungen unerbittlich fi ltriert. Man schaut in die Augen, wird von den Augen begrüßt und währenddessen von diesen zwei Schläfen aus unter Kreuzfeuer genommen, wahrgenommen und überprüft. Ich sitze jetzt dem Führer schräg gegenüber. Das Licht der Fenster gibt der Gestalt scharfe Konturen. „Sie waren im Ausland… Vielleicht haben Sie es gelesen: ich auch… Ich war in Venedig…“ Tatsächlich, der Führer sagt ganz naiv: „Vielleicht haben Sie es gelesen.“ Dieser Mann setzt nichts voraus. Er beginnt jedes Gespräch sokratisch, völlig voraussetzungslos. Er stellt zu Beginn zunächst jede Voraussetzung erst einmal präzis fest. Missverständnisse werden auf diese Weise restlos ausgeschaltet. Das Gespräch wächst organisch wie ein Kunstwerk von Feststellung zu Feststellung, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung, von Entscheidung zu Entscheidung. Wir sprachen über die Wechselbeziehungen der Kultur zum staatlichen Bewusstsein. Der Führer klingelt. Baupläne werden gebracht. Große mittelalterliche Rollen. Der Führer breitet sie auf dem Fußboden aus. Wir knien beide davor. Mit phantastischer Kraft beschwört der Führer aus nackten Grundrissen, aus Linientumulten, aus horizontaler Geometrie plastische Architektur. Mein Gesicht verwirrt sich im Fieber dieses Augenblickes. Ein fanatisches „Werde!“ schwingt aus der Anschauungsgnade des Mannes neben mir. Die Baupläne verwandeln sich unter meinem Anblick zu einer Landkarte Deutschlands, und des knienden Führers Herz schlägt über diesem am Boden liegenden heiligen Stück Erde. Sein Gesicht fliegt wie ein Sturmvogel über weites Land. Das Ruhende erwacht. Hebt sich, erhebt sich und wächst an die Brust einer unsagbar innigen Fürsorge. Jetzt […] singt Gewissheit, Zuversicht, Liebe und Dank: Dem Führer Eine Faust zertrümmerte Träume, Unwürdig deines Schlafes, schlummerndes Deutschland! Ein Wort sprang auf – stolz, klar und frei – Wurde Sprache, Gesetz und Macht. Sprengte der Bedenken verängstete Räume, Und ein Volk, von deinem Gesicht überlichtet, erwacht! Ein erwachtes Volk schaut auf und schaut ein Gesicht. Es dient dem Gesetz und der Übermacht Einer Liebe, die Deutschland, nur Deutschland heißt. Ein Lied lobsingt, ein Lied lobpreist, Die Arbeit zerbricht als drückende Fron, Die fröhliche Arbeit wird herrlicher Lohn. Und alle Hände, brüderlich gleich Wirken am Dombau zum Dritten Reich!
45. Rede Schmitts, Berlin, 4. Oktober 1936
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Und aus der Tiefe steigt es empor, Und immer höher treibt es der Chor Dem Segen des Führers entgegen. Und Führer und Himmel sind ein Gesicht. Im Glockenstuhl schwingt das beseelte Erz, Erde und Himmel haben ein Herz, Das deutsche Herz dröhnt im jungen Licht! Und Volk und Führer sind vermählt. Das Dritte Reich versteint, gestählt, Steht festgefügt im Morgenglanz, Umbaut als köstlichste Monstranz Dein glücklichstes Lächeln, mein Führer!
45.
Rede Schmitts
Thesen des Juristen: Eine Deutsche Rechtswissenschaft als Erlösung aus Chaos, anarchistischem Nihilismus und positivistischem Normativismus; als Bestandteil einer Rassenseelenkunde; Notwendigkeit des exakten Ausgrenzens von Juden, der Kennzeichnung jüdischer Autoren, des Separierens jüdischer Literatur; Diffamierung führender Juristen von Stahl bis Kelsen; Nennung des Wortes „jüdisch“ als Auslöser eines Exorzismus; neue Dissertationsthemen; enorme Händler- und Vermittlerbegabung der Juden, deren Maskenwechsel, dämonische Hintergründigkeit und Mimikry; Abwegigkeit ihrer Kennzeichnung als besonders logisch, besonders begriffl ich, konstruktiv oder rationalistisch; deutsche Rechtswahrer / Rechtslehrer werden Experten der Rasse und Kämpfer für die Reinheit des deutschen Volkes, für ein Werk des Herrn; rüsten im Sinn Hitlers an ihrem Kampfabschnitt gegen die Weltmacht der Juden mit deren Todfeindschaft. 45. Rede Schmitts, Berlin, 4. Oktober 1936
Schmitt, Schlusswort zu Deutsche Rechtswissenschaft gegen den jüdischen Geist, S. 28 –34.
Berlin, 4. Oktober 1936 I. Unsere Tagung hat eine große Fülle von Gedanken und Gesichtspunkten hervorgebracht und glücklicherweise auch bereits ein Gesamtbild ergeben.31 Das Ergebnis braucht jetzt noch nicht in einzelnen Thesen oder Sätzen formuliert zusammengefasst zu werden. Für die praktische rechtswissenschaftliche Arbeit ist an unmittelbar bevorstehenden Aufgaben, an die wir noch in diesem Semester herangehen können, unendlich viel zutage gefördert worden. Ich erinnere nur an die Forderung der Zusammenarbeit von Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft auf dem Gebiet des Handels- und 31
Zu diesem Komplex siehe Gross, Schmitt und die Juden; Blasius, Schmitt. Urheberrechtlichen Vorgaben folgend werden die Texte von Schmitt ungekürzt abgedruckt.
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45. Rede Schmitts, Berlin, 4. Oktober 1936
bürgerlichen Rechts, an die rechtsgeschichtliche Zusammenarbeit, nicht in dem Sinn der alten archäologischen Rechtsgeschichte, sondern in dem von Dr. Ruttke geforderten Sinn, an die Arbeit auf dem Gebiet des jüdischen Rechts, wozu Rechtsanwalt Schroer durch seine Arbeiten über den Schulchan Aruch bereits sehr viel beigetragen hat. Durch alle Referate hindurch zog sich die Erkenntnis, wie stark das jüdische Gesetzesdenken auf sämtlichen Gebieten des Rechtslebens zur Herrschaft gelangte und wie wenig dieses Gesetzesdenken mit dem Rechts- und Gesetzesgefühl des deutschen Menschen auch nur vergleichsweise in Beziehung gebracht werden kann. Das jüdische Gesetz erscheint, wie alle Vorträge gezeigt haben, als die Erlösung aus einem Chaos. Die Polarität von jüdischem Chaos und jüdischer Gesetzlichkeit, von anarchistischem Nihilismus und positivistischem Normativismus, von grob sensualistischem Materialismus und abstraktestem Moralismus steht jetzt so klar und plastisch vor unseren Augen, dass wir diese Tatsache als eine wissenschaftliche, auch für die Rassenseelenkunde entscheidende Erkenntnis unserer Tagung der weiteren rechtswissenschaftlichen Arbeit zugrunde legen können. Damit haben wir als deutsche Rechtswahrer und Rechtslehrer zum ersten Mal einen Beitrag zu den bedeutenden Forschungen geliefert, wie sie die Rassenkunde auf anderen Gebieten bereits geleistet hat. In der Gemeinschaftsarbeit dieser beiden Tage sind wir zu einem Anfangsergebnis gekommen, das unsere Ehre als Wissenschaft rettet gegenüber den anderen Leistungen, auf die Dr. Falk Ruttke mit Recht hinwies und die uns in vielem als Vorbild dienen können. II. Außer diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine Reihe von praktischen Fragen aufgetaucht. Der Reichsrechtsführer, Reichsminister Dr. Frank, hat in seiner Ansprache in aller Klarheit Forderungen aufgestellt, die bis in konkrete Einzelheiten gehen und Aufgaben der Bibliographie, der Bibliothekstechnik und der Zitierung betreffen. 1. Die notwendige Aufgabe der Bibliographie ist sehr schwierig; denn es ist selbstverständlich erforderlich, dass wir so exakt wie nur möglich feststellen, wer Jude ist und wer nicht Jude ist. Die kleinsten Irrtümer in dieser Hinsicht können aufgebauscht werden, Verwirrung anrichten und den Feinden des Nationalsozialismus zu billigen Triumphen verhelfen. Auch können sie sich dadurch schädlich auswirken, dass junge Studenten sich durch kleine Unrichtigkeiten von den großen Hauptgedanken abbringen lassen, weil sie aus einem falschen Gerechtigkeitsgefühl heraus, das nun auch einmal zu unserer deutschen Art gehört, leicht geneigt sind, eher an diesen kleinen Einzelfall von Ungenauigkeit zu denken, als an die große und gerechte Sache, für die wir kämpfen. 2. Erst auf Grund eines exakten Verzeichnisses können wir in bibliothekstechnischer Richtung weiterarbeiten und durch Säuberung der Bibliotheken unsere Studenten vor der Verwirrung bewahren, die darin liegt, dass wir sie einerseits auf den notwendigen Kampf gegen den jüdischen Geist hinweisen,
45. Rede Schmitts, Berlin, 4. Oktober 1936
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andererseits aber eine normale juristische Seminarbibliothek am Ende des Jahres 1936 noch immer so aussieht, als ob der größere Teil der rechtswissenschaftlichen Literatur von Juden produziert würde. Dann wird auch die ungeheure Suggestion verschwinden, die von der Tatsache ausgeht, dass jüdische Werke heute noch in juristischen Seminaren aufgestellt sind und die Studenten geradezu auffordern, eine Verwertung jüdischen Gedankenguts vorzunehmen. Alle juristischen Schriften jüdischer Autoren gehören, wie Reichsminister Dr. Frank treffend bemerkt hat, bibliothekstechnisch unterschiedslos in eine besondere Abteilung „Judaica“. 3. Entscheidend ist ferner das Problem der Zitate. Nach einer solchen Tagung ist es gar nicht mehr möglich, einen jüdischen Autor wie einen anderen Autor zu zitieren. Geradezu unverantwortlich wäre es, einen jüdischen Autor als Kronzeugen oder gar als eine Art Autorität auf einem Gebiet anzuführen. Ein jüdischer Autor hat für uns keine Autorität, auch keine „rein wissenschaftliche“ Autorität. Diese Feststellung ist der Ausgangspunkt für die Behandlung der Zitatenfrage. Ein jüdischer Autor ist für uns, wenn er überhaupt zitiert wird, ein jüdischer Autor. Die Beifügung des Wortes und der Bezeichnung „jüdisch“ ist keine Äußerlichkeit, sondern etwas Wesentliches, weil wir ja nicht verhindern können, dass sich der jüdische Autor der deutschen Sprache bedient. Sonst ist die Reinigung unserer Rechtsliteratur nicht möglich. Wer heute „Stahl-Jolson“ schreibt, hat dadurch in einer echt wissenschaftlichen klaren Weise mehr bewirkt, als durch große Ausführungen gegen die Juden, die sich in allgemeinen abstrakten Wendungen bewegen und durch die kein einziger Jude sich in concreto betroffen fühlt. Erst wenn wir die Frage der Zitierungen in dieser Weise gelöst haben, haben wir ein nicht mehr von Juden infiziertes, sondern ein deutsches rechtswissenschaftliches Schrifttum. Das Problem der Zitate ist also nicht nur ein praktisches, sondern ein ganz grundsätzliches Problem. Man kann den einzelnen Schriftsteller daran erkennen, wie er zitiert. Ich erinnere nur daran, mit welcher dreisten Selbstverständlichkeit die Wiener Schule des Juden Kelsen nur sich selbst gegenseitig zitierte, mit welcher für uns Deutsche unbegreifl ichen Grausamkeit und Frechheit andere Meinungen missachtet wurden. Das Zitierungsproblem ist also keine nebensächliche Angelegenheit. Es gibt heute in der Judenfrage überhaupt keine nebensächlichen Angelegenheiten mehr. Alles hängt aus engste und innigste zusammen, sobald ein echter Weltanschauungskampf eingesetzt hat. Die Frage der Zitierungen wird die Klärung vieler Einzelfragen notwendig machen, z. B. der Frage der Zitierung von Halbjuden, von jüdisch Versippten usw. Ich warne von Anfang an davor, solche Grenz- und Zwischenfragen in den Vordergrund zu stellen. Das ist eine beliebte Methode, klar liegenden Entscheidungen zu entgehen. Wir haben Hunderte von Fällen, in denen es außer Zweifel steht, dass es sich um Volljuden handelt. Es ist ein besonders typischer jüdischer Kunstgriff, die Aufmerksamkeit vom Kern der Sache auf
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Zweifels-, Zwischen- und Grenzfragen abzulenken. Autoren, bei denen es außer Zweifel steht, dass sie Volljuden sind, werden in unserer deutschen rechtswissenschaftlichen Literatur künftig auch als Juden bezeichnet werden. Wenn es aus einem sachlichen Grunde notwendig ist, jüdische Autoren zu zitieren, dann nur mit dem Zusatz „jüdisch“. Schon von der bloßen Nennung des Wortes „jüdisch“ wird ein heilsamer Exorzismus ausgehen. 4. Die letzte praktische Nutzanwendung betrifft die Frage der wissenschaftlichen Arbeit, insbesondere die Frage der Dissertationen. Aus den Vorträgen dieser beiden Tage hat sich eine Menge Stoff für gute Doktorarbeiten ergeben. Ich halte es nicht für notwendig, dass nach wie vor 70 bis 80 Prozent der Hunderte von Dissertationen, die heute in Deutschland entstehen, unverändert in dem alten Stil der BGB- und StGB-Dissertationen weitergemacht werden. Auch hier handelt es sich um eine ernste Sache, wenn man bedenkt, wie viel Begabung und unmittelbar geistige Kraft in der deutschen Jugend vorhanden ist, und was es bedeutet, wenn deutsche Rechtslehrer, die für die Erziehung und wissenschaftliche Schulung dieser jungen Deutschen verantwortlich sind, solche vom gegenwärtigen Leben des deutschen Volkes ablenkenden Themen stellen. Hier liegt eine berufsständige Aufgabe allerersten Ranges. Wenn man sich vor Augen hält, was sich allein an Dissertationsthemen rechts- und verfassungsgeschichtlicher Art, auch für die Erforschung jüdischen Geistes in seiner Einwirkung auf das deutsche Geistesleben – in seiner „Schnittfläche“ mit dem deutschen Geist, wie von einem Redner sehr anschaulich gesagt wurde – ‹ aus dieser Tagung ergeben hat, so erschein es nicht schwer, einen jungen Studenten darauf aufmerksam zu machen, welchen Einfluss z. B. Lasker, Friedberg oder Johann Jacoby auf die deutsche Rechtsentwicklung gehabt haben, oder ihn zur Untersuchung der Entstehung der Zivilprozessordnung, der Strafprozessordnung und anderer Gesetze nach der Seite des jüdischen Einflusses anzuregen oder auch seine Aufmerksamkeit auf das Thema „Judentum und Rechtsstaatsbegriff“ zu lenken. Es fehlt wirklich nicht an neuen Dissertationsthemen, und es wäre nur dümmster Schlendrian, wenn solche neuen Themen nicht aufgegriffen würden. III. Das Wichtigste aber, was sich in diesen Tagen für uns als Ergebnis herausgestellt hat, ist doch wohl die endgültige Erkenntnis, dass jüdische Meinungen in ihrem gedanklichen Inhalt nicht mit Meinungen deutscher oder sonstiger nichtjüdischer Autoren auf eine Ebene gestellt werden können. Mit größter Klarheit ist uns allen bewusst geworden, dass es eine nur scheinbare Schwierigkeit bedeutet, wenn es auch Juden gibt, die staatsbetonte und patriotische Ansichten geäußert haben wie der berühmte Stahl-Jolson. Immer wieder ist in unserer Tagung die Erkenntnis durchgedrungen, dass der Jude für die deutsche Art des Geistes unproduktiv und steril ist. Er hat uns nichts zu sagen, mag er noch so scharfsinnig kombinieren oder sich noch so eifrig assimilieren. Er kann wohl seine enorme Händler- und Vermittlerbegabung spielen lassen, in der Sache schafft er nichts. Es ist ein Zeichen
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mangelnder Schulung in der Rassenkunde und infolgedessen auch im nationalsozialistischen Denken, das nicht zu sehen und zu glauben, es stecke ein tiefes Problem darin, dass manche Juden nationalistisch, andere internationalistisch reden und schreiben, dass sie bald konservative, bald liberale, bald subjektive, bald aber objektive Theorien vertreten. Auch die viel gerühmte kritische Begabung des Juden ergibt sich nur aus seinem Missverhältnis zu allem, was wesentlich und arteigen ist. Das ist aber ein völlig anderer Begriff von Kritik, als wenn sich deutsche Rechtslehrer in echter Gemeinschaftsarbeit gegenseitig kritisieren und fördern. Auch ist es nicht richtig, den Juden als besonders logisch, besonders begrifflich, konstruktiv oder rationalistisch zu bezeichnen. Seine „unbekümmerte logische Schärfe“ ist nicht so sehr das, was wir mit Logik meinen, sondern eine gegen uns gerichtete Waffe; sie kommt aus dem Missverhältnis zur Sache und zum Gegenstand. 1. Die Beziehung des jüdischen Denkens zum deutschen Geist ist folgender Art: Der Jude hat zu unserer geistigen Arbeit eine parasitäre, eine taktische und eine händlerische Beziehung. Durch seine händlerische Begabung hat er oft einen scharfen Sinn für das Echte; mit großer Findigkeit und schneller Witterung weiß wer das Echte zu treffen. Das ist sein Instinkt als Parasit und echter Händler. Aber so wenig die Begabung des Juden für Malerei dadurch bewiesen ist, dass jüdische Kunsthändler einen echten Rembrandt schneller entdecken als deutsche Kunsthistoriker, ebenso wenig ist es auf rechtswissenschaftlichem Gebiet ein Beweis für die Begabung des Juden, dass er mit großer Geschwindigkeit gute Autoren und gute Theorien als solche erkannt hat. Die Juden merken schnell, wo deutsche Substanz ist, die sie anzieht. Diese Eigenschaft brauchen wir ihnen nicht als Verdienst anzurechnen, um für uns Hemmungen einzuschalten. Sie ist einfach in der Gesamtlage der Juden, in seiner parasitären, taktischen und händlerischen Beziehung zum deutschen Geistesgut begründet. Auch ein so grauenhafter, unheimlicher Maskenwechsel, wie er der Gesamtexistenz Stahl-Jolsons zugrunde liegt, kann einen dann nicht mehr beirren. Wenn immer wieder betont wird, dieser Mann sei „subjektiv ehrlich“ gewesen, so mag das sein, doch muss ich hinzufügen, dass ich nicht in die Seele dieses Juden schauen kann und dass wir überhaupt zu dem innersten Wesen der Juden keinen Zugang haben. Wir kennen nur ihr Missverhältnis zu unserer Art. Wer diese Wahrheit einmal begriffen hat, weiß auch, was Rasse ist. 2. Es ist ferner notwendig zu erkennen, wie sehr sich die Juden in verschiedenen Stadien der Geschichte verschieden verhalten haben. Heinrich Lange hat in seinen hervorragenden Aufsätzen nachdrücklich darauf hingewiesen. Die besonders bezeichnenden Wendepunkte jüdischen Verhaltens sind für das letzte Jahrhundert die Jahre 1815, 1830, 1848, 1871, 1890 – Bismarcks Entlassung, Beginn der Wilhelminischen Ära –, 1918, 1933. Es ist daher nicht zulässig, einen Fall jüdischen Auftretens aus dem Jahr 1830 mit einem Fall von 1930 in eine Ebene zu setzen. Auch hier wieder erscheint der Jude Stahl-Jol-
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son, der heute noch seine Wirkung auf die konfessionell-kirchliche Opposition gegen den nationalsozialistischen Staat ausübt. Es ist ganz falsch, ihn als einen vorbildlichen, konservativen Juden hinzustellen gegenüber anderen, späteren Juden, die das leider nicht mehr gewesen seinen. Darin liegt eine gefährliche Verkennung der wesentlichen Einsicht, dass mit jedem Wechsel der Gesamtsituation, mit jedem neuen Geschichtsabschnitt, so schnell, dass wir es nur bei größter Aufmerksamkeit erfassen, auch eine Änderung des jüdischen Gesamtverhaltens, ein Maskenwechsel von dämonischer Hintergründigkeit eintritt, demgegenüber die Frage nach der subjektiven Gutgläubigkeit des einzelnen beteiligten jüdischen Individuums ganz uninteressant ist. Die große Anpassungsfähigkeit des Juden ist eben durch seine mehrtausendjährige Geschichte auf Grund bestimmter Rassenanlagen ins Ungeheure gesteigert und die Virtuosität der Mimikry durch lange Übung noch gefördert. Wir können sie in ihren Folgen erkennen, aber wir können sie nicht begreifen. Doch dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, dass es diese Virtuosität des Juden gibt. 3. Ich wiederhole immer wieder die dringende Bitte, jeden Satz in Adolf Hitlers „Mein Kampf“ über die Judenfrage, besonders seine Ausführungen über „jüdische Dialektik“ zu lesen. Was auf unserer Tagung von Fachleuten in vielen wissenschaftlich hervorragenden Referaten vorgetragen worden ist, wird dort einfach, jedem Volksgenossen verständlich und völlig erschöpfend gesagt. Weisen Sie auch unsere Studenten der Rechtswissenschaft immer wieder auf diese Sätze des Führers hin. Vergessen wir über dem Judenproblem aber auch nicht die deutsche Seite dieser Frage. In unmittelbarer Nutzanwendung dessen, was Dr. Falk Ruttke ausführte, kann man z. B. sagen, dass der Fall Karl Marx und die Wirkung, die von ihm ausging, für uns eigentlich ein Fall Friedrich Engels oder Bruno Bauer oder Ludwig Feuerbach oder vielleicht auch Hegel ist. Hier liegt ein tragisches Problem begründet. Wie war es möglich, dass ein Deutscher aus dem Wuppertal wie Engels dem Juden Marx so völlig verfiel? Wie konnten Tausende von anständigen und braven Volksgenossen lange Jahrzehnte hindurch dem jüdischen Geist in solcher Weise erliegen? Woher die Anfälligkeit vieler deutschblütiger Männer und woher in jenem geschichtlichen Augenblick die Schwäche und Verfinsterung deutscher Art, die Widerstandslosigkeit gegen das Judentum? Die Prüfung auch dieser Fragen gehört zu unserer wissenschaftlichen Selbstbesinnung und zur Rüstung für den neuen Kampfabschnitt. Das haben wir durch diese Arbeitstagung mit größter wissenschaftlicher Klarheit erkannt. Gegenüber der Verblendung und Ahnungslosigkeit früherer Zeiten handelt es sich hier um eine umwälzende Erkenntnis. Mit ihr gerüstet können wir in den Kampf eintreten, dessen neuer Abschnitt begonnen hat. Täuschen wir uns nicht über die Schwere dieses Kampfes. Die Reden des Nürnberger Parteitages lassen darüber keinen Zweifel. Das Judentum ist, wie der Führer in seinem Buch „Mein Kampf“ sagt, nicht nur
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allem feind, was dem Juden feind ist, sondern der Todfeind jeder echten Produktivität bei jedem anderen Volk. Seine Weltmacht duldet keine völkische Produktivität, sonst wäre seine eigene Art von Existenz widerlegt. Das jüdische Interesse an der echten Produktivität des anderen Volkes, die Geschwindigkeit, mit der sich der jüdische Kunst- oder Geisthändler auf den deutschen Künstler, Dichter oder Gelehrten stürzt, um ihn durch eine Rente für sich einzuspannen, sind keine Verdienste und keine Qualitäten, die uns vom Wesentlichen ablenken dürfen. Uns beschäftigt der Jude nicht seiner selbst wegen. Was wir suchen und worum wir kämpfen, ist unsere unverfälschte eigene Art, die unversehrte Reinheit unseres deutschen Volkes. „Indem ich mich des Juden erwehre“, sagt unser Führer Adolf Hitler, „kämpfe ich für das Werk des Herrn.“
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Kundgebung Rosenbergs und Bekenntnis zehntausender deutscher Volksgenossen
Weltanschauung und Geschichte lenken Völker und Einzelne, markieren ein „heiliges Land“ der Deutschen und bringen einer „deutschen Revolution“ den Sieg; hierbei dominieren Rassenkunde und Vorgeschichte, bilden mit neuen Sparten einer NS-spezifi schen „Volksforschung“ eine Einheit und liefern ein „Altes Testament“ in einem Zweifrontenkrieg gegen Reaktion und Rotfront; die Schwerter der Bronzezeit und des Mittelalters im Verbund mit denen NS-Deutschlands. 46. Kundgebung Rosenbergs und Bekenntnis, Ulm, 18. Oktober 1936
Germanen-Erbe 1 (1936) S. 198 f. und 202 f.
Ulm, 18. Oktober 1936 Germanische Lebenswerte und Weltanschauungskampf […] die Gebiete von Weltanschauung und Geschichte sind Probleme, die nicht nur eine ferne Vergangenheit berühren, sondern die unmittelbar in das Leben, in das aktive, aktuelle Leben eines Volkes, ja, in das privateste Leben eines jeden einzelnen von uns eingreifen.32 Und wir haben es in diesen 14 Jahren Kampf erlebt, dass zusammen mit dem politischen Ringen um die Macht in Deutschland auch eine Anzahl von Wissenschaften parallel dazu entstanden sind, gleichsam aus innerer Notwendigkeit, um das, was Instinkt und fernschauender Wille verkündete, nun auch forschungsgemäß begründen und neu entdecken zu können. Inmitten dieser wissenschaftlichen Erneuerung sind es namentlich zwei Wissenschaften, um die in diesen Jahren gerungen wurde und um die auch heute noch ein sehr energisches und leidenschaftliches Ringen kreist. Zwei Wissenschaften stehen heute im Brennpunkt nicht nur des deutschen, sondern des allgemein-europäischen Interesses: die Rassenkunde und 32
Rede und das zitierte „Bekenntnis“ sind Teil der 3. Reichstagung für deutsche Volksgeschichte.
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46. Kundgebung Rosenbergs und Bekenntnis, Ulm, 18. Oktober 1936
die Vorgeschichte. Die alten Mächte, die wir politisch bekämpfen mussten, hatten, indem sie auf diesem Gebiet den Kampf aufnahmen, ein sehr feines Gefühl dafür gehabt, dass sie mit Hilfe dieser beiden Wissenschaften geistig aus den Angeln gehoben worden sind. Es ist entscheidend, nicht nur für die Politik, sondern für die gesamte innere Haltung eines Volkes, wen es als seine geistigen Ahnherren anzuerkennen gewillt ist. Wenn in der neueren Zeit die verschiedenen universalistischen Schulen, sei es von Spann oder von anderen, schließlich ihre Genealogie auf Thomas von Aquino zurückführen, wenn Demokratie und Marxismus ihre Heiligen in den beiden Juden Marx und Ricardo fanden, so hat auch die nationalsozialistische Bewegung in Erkenntnis, dass sie nicht ein zusammenhangloses Bruchstück der deutschen Geschichte ist, sondern irgendwie seelisch und unterirdisch zusammenhängt mit vielen einsamen Propheten der Vergangenheit, auch erklärt, dass sie gewillt ist, geistige Ahnherren anzuerkennen. So haben wir, wenn wir die neuere Zeit betrachten, in Schopenhauer, in Nietzsche, Wagner, Lagarde Menschen gefunden, die, wenn auch zeitbedingt, vieles das in tiefster Seele vorempfunden und gefordert haben, was in unserer Zeit staatspolitische Wirklichkeit geworden ist. Und wenn wir weiter zurückgehen, so stehen wir auch hier vor einer Entscheidung, um die kein Einziger von uns herumkommen kann. Vor der Entscheidung, ob wir unsere geistigen Ahnherren in Germanen und Griechen erblicken oder in Juden und Syriern. Es kommt für uns alles darauf an zu wissen, wo das Heilige Land der Deutschen liegt, und wir glauben, dass dieses Heilige Land nicht Palästina, sondern Deutschland ist. Heiliger Boden ist für uns immer dort, wo für diesen Boden von Deutschen gekämpft wurde. Heiliger Boden ist dort im Osten, wo die Marienburg steht, heiliger Boden sind die Burgen, die hier im Lande und am Rhein lagen, heiliger Boden ist dort, wo die deutschen Dome zum Himmel wachsen, und heiliger Boden ist dort, wo deutsche Bauernfäuste den Pflug durch die Mutter Erde führen. […] Die Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschung sind das Alte Testament des deutschen Volkes; und damit reicht die deutsche Vorgeschichte der Rassenkunde die Hand. Rassenkunde, deutsche Vorgeschichte und Volksforschung sind heute im Grunde genommen die gleiche wissenschaftliche Disziplin, die gleiche innere Begründung dessen, was wir staatspolitisch fordern und was wir weltanschaulich durchzusetzen gewillt sind. Uns interessiert […] die Ewigkeit, die Ewigkeit des Bestandes jener Eigenschaften und jenes Charakters und jenes Blutes, das sich durch die Jahrtausende trotz aller Einflüsse und Entwicklungen erhalten hat. Das ist eine innere Abwendung auch auf dem Gebiete der Geschichte wie auf dem Gebiete der Biologie, und wie auf dem Gebiete der Politik. Wir wollen heute nicht politisch anknüpfen an vorübergehenden, zeitbedingten Epochen der deutschen Geschichte, sondern wir knüpfen überall dort an, wo über dies Zeitbedingte hinweg die ewigen Werte des germanischen Charakters in Deutschland und vor der Welt verteidigt wurden. […]
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Wir haben in unserem politischen Kampfe in einer Zweifrontenstellung gestanden. Wir hatten zu kämpfen gegen das, was wir Reaktion und gegen das, was wir Rotfront nannten. Wir hatten und haben auf kulturellem Gebiete einen ähnlichen Kampf durchzufechten. Auf der einen Seite eine überlebte, altertümelnde, alle Stile der Vergangenheit nachahmende Malerei und Architektur und auf der anderen Seite eine zersetzte bildende Kunst, die überhaupt kein Schönheitsideal, überhaupt keine Wertungen mehr mit sich brachte. Hindurch durch diese beiden Fronten ist die kulturelle und staatspolitische Betätigung des Nationalsozialismus gegangen. Das gleiche ergibt sich heute auf dem Gebiete der gesamten Wissenschaft […]. Wir glauben, dass jeder ernste Forscher, und mag er in seinem Temperament noch so sehr Gegner eines anderen Temperamentes sein, bedürftig ist einer liebevollen Unterstützung aller jener, die sich berufen fühlen, deutsche Wissenschaft zu fördern. Aber er muss sich hüten, diese zunächst subjektiven Forschungen mit dem Worte „nationalsozialistisch“ zu betiteln. Denn ehe eine Forschung amtlich für uns werden kann, muss sie viele Prüfungs- und Ausscheidejahre hinter sich haben. Das Leben fordert Zeit, das Leben fordert, dass erst erprobt wird, was das Volkstum assimilieren, einschmelzen kann und was irgendwie fremd wieder abgestoßen, ausgesondert werden muss. Wir erleben das auf allen Gebieten; die Geschichtsforschung kann hier keine Ausnahme machen. […] Nietzsche und Wagner haben durch Jahrzehnte lang heftig miteinander gefochten. Zwei Große des 19. Jahrhunderts! Aber wir glauben, wenn die beiden Großen sich befehdeten und selbst sich dadurch steigerten, so haben wir Enkel keine Ursache, diesen Kampf weiterzuführen. Wir glauben, dass beide heute schon eingefügt dastehen in der Geschichte der deutschen Philosophie, in der Geschichte des Kampfes um eine geistige Wiedergeburt des deutschen Volkes. Und so wird auch die Vorgeschichtsforschung, die so viele Temperamente umfasst, die vielleicht manchmal sehr energisch aufeinander losgehen, nach einigen Jahren bloß feststellen können, das vieles, was anfangs fremd schien, eingeschmolzen und dass nach wenigen Jahrzehnten ein großes einheitliches Bild der deutschen Vorgeschichte vor dem deutschen Volke ausgebreitet werden kann. Diese Reichstagung mit den anderen Reichstagungen für Vorgeschichte und den Geschichtstagungen unseres NS-Lehrerbundes, sie haben in erster Linie […] die Aufgabe, […] alles das auszulesen und auszuwerten, was im vergangenen Jahr an wirklicher Arbeit geleistet wurde und weitere schöpferische Aufgaben für die Zukunft zu stellen. […] Die deutsche Geschichte, die wir klar überblicken, die neue Zeit, das sog. Mittelalter, das Frühmittelalter, das steht in Bearbeitung vieler verdienstvoller Forscher und nach und nach wird sich auch hier eine Einheit dieser deutschen Geschichtsbetrachtung ergeben können. Die Schwerter, die in der Bronzezeit geschaffen wurden, das sind die eigentlichen Ahnen auch der Schwerter, die im Mittelalter geschwungen wurden. Und dann, so glauben wir, wird aus dieser Ur- und Vorge-
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47. Rede Walter Franks, München, 19. November 1936
schichte nach Ausweitung des deutschen Geschichtsbildes sich eine neue Einheit, ein neues Gemeinschaftsbewusstsein der Deutschen und ein neuer Stolz dieses deutschen Volkes auf seine Vergangenheit und damit eine berechtigte Hoffnung auf seine große Zukunft erheben. In diesem Sinne bitte ich die Aufgaben der deutschen Vorgeschichtsforschung aufzufassen. […] Dann, so glauben wir, wird auch die deutsche Vorgeschichtsforschung mit das ihrige dazu beigetragen haben, die große deutsche Revolution zu ihrem weltanschaulichen Siege zu führen.
47.
Rede Walter Franks
Thesen des Historikers bei der Eröffnung der Forschungsabteilung Judenfrage des Reichsinstituts Geschichte: Judenfrage solange Israel unter den Völkern herumirre; Retter Hitler; Zerreißen eines eisernen Vorhangs, den Juden zwischen dem deutschen und anderen Völkern herabließen; Geisteswissenschaften zur geistigen Aufrüstung der Nationalseele; das Reichsinstitut für Geschichte erstes Armeecorps im Zuge einer Heeresbildung. 47. Rede Walter Franks, München, 19. November 1936
Frank, Deutsche Wissenschaft und Judenfrage, S. 18 f., 23 f., 26 und 30 –32.
München, 19. November 1936 Im Winter 1918 und Frühjahr 1919, schien auch in Mitteleuropa das irdische Jerusalem als Hölle auf Erden leibhaftig zu werden. Es schien, als wolle sich vom russischen Osten her das rote Meer hereinstürzen über das vom Krieg zerfetzte Europa. Alle Schaumkronen dieses roten Meeres trugen die Gesichter Israels. Und über der Flut erhob sich triumphierend das Geisterantlitz ihres Propheten: des Rabbinersohnes von Trier, Karl Marx. […] Es gibt eine Judenfrage, solange Israel unter den Völkern irrt. Aber in den Jahren des Nachkrieges, wo sich in den Zuckungen von Weltkrieg und Weltrevolution jenes von der Französischen Revolution herkommende Zeitalter erfüllte und überschlug, hat die Judenfrage den Punkt erreicht, wo ein Höchstmaß jüdischer Macht umschlug in den Sturz des Judentums aus seiner deutschen Machtstellung. Breit und sicher saß Israel auf seinem Königsstuhl. Geld und Masse hießen die Sockel dieses Stuhls; und Presse hieß die Peitsche, mit der es den Rücken seiner Sklaven schlug. […] Gegen dieses Königtum Israels, gegen die Macht des Geldes, der Masse, der Presse, stand im Jahre 1920 hier in München ein Mann auf, der weder Geld noch Masse noch Presse hatte, sondern nur einen Glauben: Adolf Hitler. […] Unberechenbar war es, dass in einem Zeitalter, wo die Masse wie ein entfesseltes Tier zum blutigen Mahl zu stürzen schien, ein Mann anhub, in dieser Masse die versunkenen Glocken des heimischen Vineta wieder zum Klingen zu bringen, bis in dreizehnjährigem Kampf aus einer fessellosen Masse ein
47. Rede Walter Franks, München, 19. November 1936
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gegliedertes Volk, aus einem neuen Volk ein geordneter Staat wuchs, der seine Macht auch aufrichtete gegenüber dem Geld. Dies alles vermochten die Juden nicht zu berechnen. Sie begannen es erst zu ahnen, als sie im letzten D-Zug über die deutschen Grenzen flohen. Sie wollten es auch dann nicht anerkennen. Sie suchten um das neue Deutschland den ehernen Ring ihrer internationalen Macht zu schmieden, den eisernen Vorhang herabzusenken zwischen dem deutschen Volk und den übrigen Völkern der Welt. Und können auf die Dauer doch nicht mehr verhindern, dass auch dieser Vorhang zerreißt, das Glieder des Ringes sich lösen und dass das Deutschland Adolf Hitlers immer stärker und sichtbarer über Europa emporragt als ein lebendiges Monument der Mahnung: „Höre Israel!“ […] In der deutschen Politik hat das Königtum Israels im Frühjahr 1933 geendet. In den deutschen Wissenschaften dagegen hat Israel durch seine Statthalter länger regiert. […] In den harten Jahren seines Kampfes um die Macht hatte der Nationalsozialismus zwangsläufig seine ganze Energie auf den politischen Kampf konzentriert […]. So kam es, dass der Nationalsozialismus im Jahre 1933 auf dem wissenschaftlichen Gebiet zunächst nicht viel mehr in Besitz nahm als die allerobersten Posten der Verwaltung […]. Wenn sich daher im vergangenen Zeitalter immer mehr eine Kluft aufgetan hatte zwischen jener „objektiven“ Wissenschaft einerseits und dem Kampf der lebendigen Nation andrerseits, so durfte sich in diese Lücke um keinen Preis das tolle Treiben eines geistigen Arbeiter- und Soldatenrats eindrängen. Sondern eine disziplinierte Truppe musste erstehen, musste Brücken schlagen zwischen dem Besten der Tradition und dem Besten der Revolution, musste sich rüsten für den Marsch in die Zukunft, geschult in aller Technik, stolz im Gehorsam zur Idee, verwegen im Ansturm auf die Gefahren der Erkenntnis. Das „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ ist in diesem Vorgang der Heeresbildung das erste Armeekorps. Mit der Gründung dieses Instituts hat der Nationalsozialismus jene wissenschaftliche Disziplin mobilisiert, die unter allen Wissenschaften die stärkste nationalerzieherische Wirkungskraft besitzt, die Geschichtswissenschaft. […] Die Zeit der Wissenschaften und der hohen Schulen ist daher nicht vorbei. Wohl aber ist die Zeit einer erneuerten Wissenschaft und einer erneuerten hohen Schule gekommen. […] Darum mussten zuerst aus der nationalsozialistischen Revolution heraus außerhalb der alten Universitäten geistige Zentren geschaffen werden, in denen die neue Idee der Wissenschaft Macht wurde, in denen sich die geistigen Funktionen einer neuen Hochschule herausbildeten und von denen langsam und planmäßig die neuen Menschen der Wissenschaft hinüberwechseln konnten auf die Kommandobrücken der Universitäten. Für den großen und entscheidenden Arbeitsabschnitt der Geisteswissenschaften fällt diese Aufgabe dem Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands zu. […]
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48. Rede Stellrechts, Januar 1937
Wenn sie aber wieder Blut trinken, wie jene Schatten des Hades, die der kühne Odysseus aufsuchte, wenn sie wieder trinken vom Herzblut unseres Volkes, das in tausend Schlachten des Krieges und der Revolution und der Erhebung verströmt ist, dann werden sie von selbst und aus eigener Kraft wieder aus dem Dasein der Schatten erblühen zu neuem, kraftvollem Leben. Wenn sie, so wie jene Wissenschaften des Laboratoriums die wirtschaftliche Aufrüstung der Nation betreiben, ihrerseits arbeiten an der geistigen Aufrüstung der Nationalseele, dann werden sie sich auch wieder jene öffentliche Achtung erringen, die sie in vergangenen Epochen unserer Geschichte besaßen. […] Wenn […] heute das Judentum die Wirksamkeit gerade unseres Instituts durch seinen besonderen Hass auszeichnet, so geschieht dies mit der sicheren Empfindung, dass von uns eine Lücke geschlossen wird, die den lauernden Parasiten noch die geheime Hoffnung auf einen neuen geistigen Einbruch offenzulassen schien.
48.
Rede Stellrechts
Durchgehende Wehrerziehung von Jugendorganisationen bis Wehrmacht; Ziel ist das Militär als Glaubensgemeinschaft; bei zerbrechendem Glauben muss Treue, im Falle endender Treue Gehorsam das Funktionieren des Militärs sichern.
48. Rede Stellrechts, Januar 1937
IMT 29, Dok 1975-PS, S. 195 und 204 f.
Januar 1937 Die politische Erziehung33 hört mit dem Eintritt des Jungen in den Dienst der Wehrmacht auf. Die Lebensform ist, wie wir zugeben müssen, in der Jugendorganisation und in der Wehrmacht eine verschiedene. Es gibt uns aber unsere Zeit die Möglichkeit, eine Linie vom zehnten Lebensjahr bis zu dem Zeitpunkt der Entlassung aus der Wehrmacht, klar durchzuziehen; das ist die Entwicklungslinie der Wehrerziehung und der militärischen Erziehung. Sie ist deshalb nicht nur für die Erziehung zum Soldaten, sondern ganz allgemein von einer ungeheuren erzieherischen Bedeutung. Der Junge muss sich hier in einen natürlichen Ablauf hineingestellt fühlen und ihn als eine ständige ungehemmte Lebenssteigerung empfi nden. Aus dem jungen Späher erwächst der Waffenträger der Nation. […] Wir wollen in den Jahren, in denen der Junge in der Jugendorganisation lebt, ihm das Wissen geben, für was er Soldat zu sein und zu kämpfen hat. Die
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Die Rede wurde auf einem nationalpolitischen Lehrgang der Wehrmacht, der vom 15. bis 23. Januar stattfand, gehalten.
48. Rede Stellrechts, Januar 1937
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Armee des neuen Reiches ist nicht allein eine Gemeinschaft von Männern, die nach den Gesetzen der soldatischen Ehre die Waffe zu führen wissen, sondern eine Gemeinschaft des Glaubens an die Mission des deutschen Volkes und an die eigene große Aufgabe. Die Jugenderziehung hat dafür zu sorgen, dass die Erkenntnisse und Prinzipien, nach denen der Staat und die Wehrmacht unserer Zeit gebaut sind und von denen sie getragen werden, so in das Denken des einzelnen übergehen, dass sie niemals mehr daraus gelöst werden können und dass sie für ein ganzes Leben die richtunggebenden Grundsätze bleiben. Wenn aber der Glauben zerbricht und die Idee selbst in einer schweren Stunde nicht mehr stark genug sein sollte, dann muss der deutsche Mann so erzogen sein, dass ihn die Gesetze der Ehre, nach denen er allein in seiner Gemeinschaft leben kann, immer noch halten. Und wenn auch die zerbrechen sollten, so bleibt als letztes die Manneszucht, die eiserne Gewöhnung daran, schweigend zu gehorchen und wortlos auf Befehl eines andern den Dienst zu tun, zudem der eigene Wille nicht mehr ausreicht. Wer sich nicht selbst befehlen kann, muss gewöhnt werden, den Befehlen anderer zu gehorchen und die Bindung daran so stark zu fühlen. dass sie auch im gefährlichsten Augenblick nicht versagt. Es ist gut, wenn der Mann mit 20 Jahren bedingungslos gehorchen lernt, aber es ist besser, wenn der Junge mit 10 Jahren schon damit beginnt, seine eigenen Wünsche zurückzustellen, zu verzichten, sich einzuordnen und dem Willen der Gemeinschaft zu dienen. Meine Herren, Sie sehen, die Aufgaben, die der heutigen Jugenderziehung gestellt sind, sind längst dem Spielerischen entwachsen. Sie haben in der großen Ordnung des neuen Reiches eine neue ungeheure Bedeutung gewonnen. Um diese Aufgaben abseits von allem hemmenden Alten lösen zu können, hat der Führer der Jugend ihren eigenen Raum gegeben. Gelöst werden kann diese Aufgabe aber nur, wenn jede der großen Erziehungsorganisationen des deutschen Volkes so auf die andere abgestimmt wird, dass das Leben des deutschen Jungen sowohl in dem körperlichen Können wie in dem ideellen Wollen als eine unaufhörliche Steigerung verläuft. Es wäre mir eine Freude, wenn es mir gelungen ist, Ihnen die großen Möglichkeiten aufzuzeigen und Ihr Verständnis dafür zu wecken, dass die Wehrmacht und die Jugend zusammen einen Weg zu gehen haben.
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49. Gedicht Vespers / 50. Buchrezension Kallens, 1937 Gedicht Vespers
Führerkult.
49. Gedicht Vespers / 50. Buchrezension Kallens, 1937
Vesper, Rufe in die Zeit, S. 52.
1937 Der Grundstein Nun steht um dich, mein Führer, fest dein Volk. Und wenn du sprichst, in Güte wie im Grimme, so bist du seine gottgewollte Stimme. Gestalt und Wille ward in dir das Volk, du sein Gesetz. In deinem großen Planen vollendet sich der reinste Traum der Ahnen. Die Enkel werden noch in tausend Jahren auf deinen Straßen, deinen Strömen fahren. Du hast den Pflug neu und das Schwert geschmiedet, uralten Frevel, Neid und Hass befriedet, hast ausgebrannt der alten Zwietracht Graus und aufgerichtet das zerstörte Haus. Des alten Reiches feste Burg nun steht erneut auf sichrem Grund, der nicht vergeht, ist nicht auf Sand, nicht auf Gewalt gebaut. – Gewalt fällt von Gewalt. Weh, wer ihr traut! Dein Haus steht fester. Siehe dort, verloren und unbekannt in unbekannter Menge, den stillen Mann, die Frau auch, die verschworen: Sie lieben Dank nicht und kein Lobgepränge. Dein Ruf traf sie wie göttliches Gebot. Nun halten sie dir Treue bis zum Tod. Drum steht dein Bau: Es hat, damit er dauert, das Volk sein Herz ins Fundament gemauert.
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Buchrezension Kallens
Erweiterte Sprachgrenzenforschung und rheinische Geschichte kennzeichnen die Ausdehnung des Nordisch-germanischen im Bereich Nordfrankreich und Niederlande; Forschung als Vorlage für die Politik. Rheinische Vierteljahresblätter 7, S. 90 f. 50. Buchrezension Kallens, 1937
1937 Der Stand der bisherigen Sprachgrenzforschung, die sich in der Hauptsache auf sprachliche Erscheinungen und Argumente stützte und unter der
50. Buchrezension Kallens, 1937
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Wucht ihres namenkundlichen Beweismaterials die von archäologischer Seite geäußerten Bedenken beiseite gedrückt hatte, bestimmte den Gang der Untersuchung.34 Es galt zunächst in unendlicher mühsamer sorgfältiger Einzelforschung auf namenkundlichem Gebiet […] eine Untersuchung über die fränkische Siedlung durchzuführen, die frühere Grenzlinienforschung durch die Grenzraumforschung zu ersetzen. […] Aber Petri bleibt bei der philologischen Ortsnamenforschung nicht stehen; ihre Ergebnisse sind ihm Bausteine für die Siedlungsgeschichte, und er zeigt dabei eine bemerkenswerte Fähigkeit zu kulturgeographischer Betrachtungsweise. Jede Landschaft wird – der besseren Übersicht halber nach der heutigen politischen Gliederung – in ihrer siedlungsgeschichtlichen Eigenart gewertet. Dann aber erfolgt über die Gruppierung der Siedlungsnamen des Gesamtgebietes die Auswertung für die Siedlungsgeschichte und die fränkische Landnahme. Das Ergebnis […] war die Feststellung, dass ganz Wallonien und Nordfrankreich bis zur Loire hin in verschiedenen Dichtestufen von germanisch-fränkischem Namengut überdeckt erscheint. Dass diese Abstufungen und Lücken bei den Namenresten nicht auf eine mehr oder minder dichte germanische Besiedlung der Landnahmezeit zurückzuführen, sondern als Ergebnis des […] Ortsnamenausgleichs einer späteren Zeit anzusprechen sind, das beweisen Lage, Dichte und Zahl der archäologischen Funde. Namendichte und Funddichte sind ganz verschieden verteilt; gerade in den Kerngebieten fränkischer Siedlung, in den offenen Landschaften Frankreichs, wo die Funde dicht beisammen liegen, sind meist nur spärliche Ortsnamenreste erhalten, die durch ihre Lage ohne weiteres ihren Reliktcharakter verraten. Obendrein gelang Petri anhand urkundlichen Materials der einwandfreie Nachweis des Namenwechsels und damit der Sprachverschiebung. Mit diesen Feststellungen ist ein ganz neues Bild der fränkisch-germanischen Landnahme grundgelegt, ist auf breitem sicheren Fundament bewiesen, dass die heutige Sprachgrenze unabhängig von der Landnahme und der ersten Volksstammsgrenze erst in späterer Zeit entstanden ist. Die von Nordosten kommenden Germanen besetzten die offenen Landstriche zunächst bis zur Seine, dann bis zur Loire und übernahmen mit dem Boden auch die politische Führung. Nach einer Zeit der Mischkultur erliegen zunächst die am weitesten südlich vorgestoßenen germanischen Volksteile dem kulturellen Rückstoß des im Süden noch ungebrochenen Romanentums, das zum Vormarsch gegen Norden und Osten ansetzt. Die Sprachgrenze ist „das Ergebnis dieser säkularen Auseinandersetzung zwischen süd- und mitteleuropäischen, städtischen und bäuerlichen, romanischen und germanischen Kräften auf gallischem Boden“. 34 Die Besprechung galt dem Buch von Petri, Volkserbe in Wallonien und Nordfrankreich. Zu Kallen und dem behandelten Komplex siehe Pabst, „Blut und Boden“ auf rheinische Art. Gerhard Kallen, der Nationalsozialismus und der „Westraum“.
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50. Buchrezension Kallens, 1937
Dass diese germanischen Kräfte nicht gering waren, besagen nicht nur die germanischen Funde, vielmehr zeigt die Rassenkarte, dass das Rassenbild Nordfrankreichs bis heute von der fränkischen Einwanderung bestimmt ist. Eine weitere Stütze erhalten die neuen Ergebnisse durch die Auswertung weiterer volklich bedingter Kulturfaktoren wie Recht, Sprache, Kunst, Gewerbe, Verfassung. Aus ihrem Zusammenklang ergibt sich ein geschlossenes Bild der fränkischen Landnahme und der fränkischen Kultur. […] Wir müssen leider darauf verzichten, auf wichtige Einzelergebnisse, die sich namentlich im dritten Hauptteil fi nden, näher einzugehen, wie z. B. auf die Frage der Stammgebiete der Franken, Umfang und Bedeutung der fränkischen Reichskultur, die kulturelle Bedeutung der Maas-Scheide-Straße, den Sieg des germanisch-fränkischen Volksrechts über das römisch beeinflusste Königsrecht bei der Bestellung der austrasischen Karolinger zur Führung des fränkischen Reiches. Den großen universalgeschichtlichen Ertrag, in den die hier vorgelegten wissenschaftlichen Untersuchungen ausmünden, erblicke ich darin: Die westliche Sprachgrenze ist der Niederschlag der welthistorischen Auseinandersetzung der nordisch-germanischen mit der mittelmeerisch-romanischen Kultur. Nachdem der Nachweis erbracht ist, dass die fränkische Staatsbildung auf einer kräftigen Schicht fränkischer Bauernkrieger, die in dichten Scharen das Pariser Becken bis zur Loire hin besetzt hatten, sich aufbaute und von ihr getragen wurde, ist die fränkische Epoche aus der peripherischen Betrachtung seitens der deutschen Geschichtsschreibung befreit; sie ist ein wesentlicher Teil unserer Volksgeschichte. Die positiv schöpferische Leistung, die das Germanentum und sein fränkischer Stamm für die Geschichte des Abendlandes, seine staatliche und kulturelle Gestaltung zugebracht hat, ist wesentlich höher einzuschätzen und von nachhaltigerer Wirkung gewesen, als die bisherige Forschung anerkannte. Die fränkische Landnahme hat ihren hervorragenden Platz gefunden in der Reihe der germanischen Nordsüdwanderungen, die das Antlitz. Europas grundsätzlich umgestaltet haben. Das Hauptkampffeld der germanischen Auseinandersetzung mit der Romania liegt in Gallien, nicht am Rhein. So erhält auch die rheinische Geschichte eine neue Beleuchtung. Auch die rheinischen Lande waren an dem Kampfe beteiligt. Aber nicht weil sie von Anfang an dichter mit fränkischen Siedlern besetzt waren, blieben sie restlos deutsch, sondern weil sie, mit dem Rücken breit an das fränkische Ausgangsgebiet angelehnt, auch nach den Jahrhunderten der Römerherrschaft die völkische Kraft besaßen, ihr germanisches Gut sprachlich und kulturell gegenüber der andrängenden Romanisierung zu verteidigen. […]35 35 Solche Gedanken gehörten später zum Fundus der NS-Politik mit einer Art Generalplan West zur Westerweiterung „Großdeutschlands“, der eine Argumentationshilfe und einen Fahrplan zu gewaltigen Bevölkerungsbewegungen lieferte, siehe
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(Fortsetzung Fußnote) Schöttler: „Generalplan West“; als Resümee wird hier festgehalten (S. 101): „Erst waren Luxemburg, Lothringen und Elsass an der Reihe, dann Belgien und Nordfrankreich sowie schließlich ein breiter Streifen, der von den Argonnen bis Burgund reichte.“ Zu diesem Komplex siehe auch: Dietz / Gabel / Tiedau, Griff nach dem Westen sowie Beer / Seewann, Südostforschung. Siehe auch Himmler und Hitler in Picker, Hitlers Tischgespräche, S. 92–95: „Beim Abendessen führte der Reichsführer SS aus, dass man mit dem französischen Problem seiner Ansicht nach am ehesten fertig würde, wenn man alljährlich einmal unter der germanischen Bevölkerung Frankreichs einen blutmäßigen Fischzug durchführe. Man müsse versuchen, die Kinder dieser Bevölkerungsschicht in frühester Jugend in deutsche Internate zu bringen und sie dort von ihrer zufälligen französischen Nationalität abzulenken und sie auf ihr germanisches Blut und damit auf ihre Zugehörigkeit zum großen germanischen Volk hinzuweisen. Der Chef meinte dazu, er sei an sich kein besonderer Freund von allen Eindeutschungsversuchen, soweit es nicht gelinge, sie weltanschaulich zu sichern. Aber bei Frankreich müsse man sich überlegen, dass der militärische Ruf Frankreichs ja nicht auf die geistige Haltung des Gros der Bevölkerung zurückzuführen sei, sondern lediglich darauf, dass die Franzosen ein paar für sie günstige militärische Konstellationen auf dem Kontinent (zum Beispiel im Anschluss an den Dreißigjährigen Krieg) ausgenutzt hätten. Überall, wo ihnen ein selbstbewusstes Deutschtum gegenübergestanden habe, hätten sie Dresche bezogen, zum Beispiel unter Friedrich dem Großen, 1940 und so weiter. Dass sie von einem einmaligen militärischen Genie wie dem Korsen Napoleon zu weltgeschichtlichen Siegen geführt worden seien, könne dabei keine Rolle spielen. Das Gros der Franzosen neige zum Spießertum, so dass es schon ein schwerer Schlag für Frankreich sei, wenn seiner Führungsschicht der germanische Nachwuchs entzogen würde.“ Zur Frage weiterer Zugewinne auf rassischer Basis übergehend sagte Hitler: „Man müsse den Holländern und Norwegern gegenüber […] natürlich sehr vorsichtig vorgehen. Man müsse sich immer vergegenwärtigen, dass auch Bayern 1871 nie bereit gewesen wäre, zu Preußen zu kommen; es ließ sich von Bismarck lediglich breitschlagen, sich zur Eingliederung in den größeren blutmäßigen Verband Deutschland bereit zu fi nden. Er, der Chef, habe 1938 den Österreichern auch nicht erklärt, dass er sie nun Deutschland eingemeinden wolle: er habe vielmehr immer darauf hingewiesen, dass er sie mit Deutschland zusammen zum Großdeutschen Reich vereinigen wolle. So müsse man auch den Germanen des Nordwestens und Nordens immer wieder vor Augen halten, dass es sich um das germanische Reich, ‘das Reich’ schlechthin, handle, das in Deutschland lediglich seine stärkste weltanschauliche und militärische Kraftquelle habe. Der Reichsführer SS unterstrich dies mit einer Bemerkung darüber, dass von einem eindeutigen Zusammengehörigkeitsgefühl der heute in Holland vereinigten Menschen keine Rede sein könne. So habe er zum Beispiel bei den holländischen Friesen festgestellt, dass sie sich blutsmäßig keineswegs zu den übrigen Einwohnern Hollands hingezogen fühlen und dass auch ein holländisches Nationalbewusstsein, das sich auf eine überzeugende holländische Staatsidee stütze, bei ihnen nicht festzustellen sei. Seines Erachtens wäre es den holländischen Friesen viel lieber, mit den Friesen jenseits der Ems, zu denen sie auch blutsmäßig gehörten, vereinigt zu sein. Feldmarschall Keitel bestätigte dies aufgrund eigener Erfahrungen und meinte, den Friesen jenseits der
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51. Predigt Niemöllers, Dahlemer Predigten, Berlin, 19. Juni 1937 Predigt Niemöllers
Interpretation der biblischen Kennzeichnung der Kirche: Salz der Erde, Licht der Welt, Stadt auf dem Berge: Ablehnung eines deutschen Bekenntnisses und einer deutschen Kirche sowie eines christlichen Taktierens im Verborgenen.
51. Predigt Niemöllers, Dahlemer Predigten, Berlin, 19. Juni 1937
Niemöller, Dahlemer Predigten, S. 170 –175.
Berlin, 19. Juni 1937 … Als ich das Wort 36 heute las, wurde mir dieses Wort wirklich neu, und ich musste zurücklesen und hatte das Gefühl der inneren Erleichterung, als ich da das Wort fand, von dem ich wissen musste, dass es da vorher steht […]: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles über euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind!“, und dann geht es weiter: „Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt!“, als ob zwischen der Verfolgung der Gemeinde Jesu Christi und dem: „Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt“ kein Bruch sei, sondern, als ob das unmittelbar zusammengehöre. Ich muss sagen, mir ist in diesem Zusammenhang dieser Bibelstelle – die ich von Jugend auf kenne – am heutigen Tage erst aufgegangen, dass der Herr Christus der Jüngergemeinde gesagt hat: „Ihr werdet geschmäht werden und verfolgt werden, ihr werdet diffamiert werden, und zwar mit Lügen“, und darauf: „Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt.“ Brüder und Schwestern, da muss doch etwas nicht stimmen mit unsern Sorgen. „Ihr seid das Salz der „Erde“. Der Herr Christus meint doch nicht, dass wir sorgen sollen, dass wir das Salz unter die Leute bringen, sondern er weist uns auf eine andere Verantwortung hin: „Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man es salzen, womit soll man es wieder zu Salz machen?“ Nicht Ems sei es nur erwünscht, mit den Friesen diesseits der Ems in einem einheitlichen staatlichen Verwaltungsbezirk zusammengeschlossen zu werden. Der Chef überlegte sich dies einen Moment lang und erklärte dann, wenn dem so sei, solle man die Friesen diesseits und jenseits der Ems doch zu einer Provinz zusammenschließen. […]“ 36 Der Predigt lag Matthäus 5, 13 –16 zugrunde: „Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man’s salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn das man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Niemöller hatte zunächst fünf Minuten lang eine Fürbittenliste vorgelesen, die Namen verhafteter und verfolgter Mitglieder der bekennenden Kirche aufführte; Niemöller selbst wurde am 1. 7. 1937 verhaftet.
51. Predigt Niemöllers, Dahlemer Predigten, Berlin, 19. Juni 1937
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wie wir das Salz weiterbringen, sondern dass das Salz wirklich Salz wird und bleibt, ist unsere Verantwortung, damit der Herr Christus – der ist nämlich der Koch in diesem großen Brodeln – dieses Salz für seine Zwecke verwenden und gebrauchen kann. Brüder und Schwestern, auf die Frage, ob der Herr Christus heute noch praktisch die Möglichkeit zum Dienst an unserem Volke hat, auf diese Frage muss ich allerdings antworten: Ich sehe mit meinen Augen keine Möglichkeit, wie der Dienst im Volke heute noch ausgerichtet, wie heute im Volk noch das Salz angewendet werden kann. Aber, Brüder und Schwestern, das ist nicht unsere Sorge, sondern die des Herrn Jesus Christus. Wir haben nur dafür zu sorgen, dass das Salz nicht dumm wird, dass es nicht seine Salzkraft verliert. Was heißt das denn? Das ist wohl die Frage, mit der wir uns zu befassen haben, dass sich die christliche Gemeinde in diesem Augenblick der Gefährdung nicht darauf einlässt, mit der Welt in einen Topf geworfen zu werden. Es heißt doch wohl, sie soll sich durch ihren Salzcharakter von der übrigen Welt unterscheiden. Wodurch unterscheidet sich die Gemeinde Jesu Christi von der Welt? Wir haben eine Zeit der Gefährdung durchgemacht – und wir sind noch nicht hindurch – ‹ wo man uns sagte: „Es wird alles anders, wenn ihr aufhört, als Kirche einen so ganz anderen Geschmack zu haben; wenn ihr aufhört, eine Verkündung zu betreiben, die im Gegensatz zu dem steht, was die Welt um euch her verkündet. Ihr müsst eure Botschaft der Welt anpassen; ihr müsst das Bekenntnis mit der Gegenwart in Übereinstimmung bringen. Dann werdet ihr wieder zu Einfluss und Wirkung kommen.“ Liebe Gemeinde, das heißt: Das Salz wird dumm. Nicht wie das Salz angewendet wird, ist unsere Sorge, sondern dass es nicht dumm wird; um ein altes Schlagwort von vor vier Jahren anzuwenden: Evangelium muss Evangelium bleiben; Bekenntnis muss Bekenntnis bleiben; evangelische Christen müssen evangelische Christen bleiben. Und wir dürfen um’s Himmels willen aus dem Evangelium kein deutsches Evangelium machen; wir dürfen um’s Himmels willen aus der Kirche Christi keine deutsche Kirche machen; wir dürfen um Gottes willen aus den evangelischen Christen keine deutschen Christen machen!! Das ist unsere Verantwortung: „Ihr seid das Salz der Erde“. Gerade da, Wo wir das Salz in Anpassung und Übereinstimmung bringen mit der Welt, bringen wir den Herrn Christus um die Möglichkeit, durch seine Gemeinde irgendetwas auszurichten in unserem Volk. Aber wenn das Salz Salz bleibt, dürfen wir’s ihm schon zutrauen: er wird es so anwenden, das Segen daraus erwächst. Und das andere Bild, das der Herr Christus vor uns hinstellt: „Ihr seid das Licht der Welt“. Wir hören das und werden daran erinnert, dass wir uns da Sorgen machen, die vor dem Herrn Christus keinen Bestand haben. Wohin geht unsere Sorge? Als ich vorhin die Namen gelesen habe, haben wir da nicht gedacht: „Um’s Himmels willen, dieser Wind, dieser Sturm, der jetzt durch die Welt geht, wird der nicht das Lichtlein des Evangeliums ausblasen? Und
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51. Predigt Niemöllers, Dahlemer Predigten, Berlin, 19. Juni 1937
so haben wir die Botschaft herauszunehmen aus dem Sturm und in einen sicheren Winkel zu bringen“. Erst in diesen Tagen ist es mir klar geworden, erst seit heute verstehe ich, was der Herr Christus meint: „Nehmt nicht das Scheffelmaß! Ich habe das Licht nicht angezündet, damit ihr es unter den Scheffel stellt, um es vor dem Wind zu schützen. Weg mit dem Scheffelmaß! Das Licht gehört auf den Leuchter! Es ist nicht eure Sorge, ob das Licht von dem Luftzug ausgelöscht wird“. Wir haben nicht dafür zu sorgen, ob das Licht auslöscht – das ist seine Sorge; nur dass wir das Licht nicht verstecken – vielleicht in edler Absicht verstecken, um es in ruhigeren Zeiten wieder hervorzuholen – nein: „Lasset das Licht leuchten vor den Leuten!“ Brüder und Schwestern, das ist der besondere Punkt, an den wir heute geführt sind. Es ist ja doch an dem, dass wir von allen Seiten, von Staatsmännern wie vom „kleinen Mann“, angegangen werden: „Um Gottes willen, redet doch nicht so laut, ihr kommt ja sonst ins Gefängnis. Redet doch nicht so deutlich; man kann das alles doch auch undeutlicher sagen!“ Brüder und Schwestern, wir dürfen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, sonst sind wir ungehorsam; sondern wir haben den Auftrag dessen, der das Licht in der Welt ist. Er braucht uns nicht als Docht, er kann sich auch andere Dochte nehmen, andere Menschen, denen er sein Licht aufsteckt. Die stumme Kirche, die nicht mehr sagt, wozu sie da ist, verleugnet sich selbst. Das Wort Gottes laut und deutlich zu verkündigen, das ist unser Dienst; aber dass die Kirche weiter lebt und nicht umgebracht wird, dass das Licht nicht ausgepustet wird, das ist nicht unsere Sache. „Wer sein Leben erhalten wird, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ Und das gilt vom Leben der Gemeinde genau so, wie es im Leben des einzelnen Christen seine Geltung hat. Das heißt doch wohl praktisch: ich muss heute noch mal so reden, vielleicht kann ich es nächsten Sonntag nicht mehr; ich habe euch das heute noch einmal mit aller Deutlichkeit zu sagen – denn wer weiß, was nächsten Sonntag ist!? Aber es ist unsere Pflicht zu reden; an diesem Auftrag hängt die Verheißung, daran hängt es, ob Gott sein Wort, ob er das Licht – „das arme Windlicht des Evangeliums“, wie Dr. Martin Luther sagt – in unserem Volk erhält; es hängt daran, ob wir bereit sind, zu tun, was uns geboten ist: die Botschaft zu verkündigen, das Licht leuchten zu lassen. Und der Herr Christus hat uns noch ein drittes Bild von der Kirche gegeben: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt“. Und endlich: Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein“. Und mit diesem Bild, das einmal durch den Text hindurchleuchtet, soll unser Blick gelenkt werden von dem Salzfass und dem Lichtleuchter zu der Stadt auf dem Berg. Das Salz vergeht, indem man es ausstreut. Das Licht verbrennt; so soll sich die Christenheit verzehren im Dienst ihres Herrn. Aber die Stadt, die ewig bleibt, ist fest begründet auf ewigem Berge. In der Wirrsal und Not unsere Tage wird uns die Hoffnung vor Augen gestellt: Gottes Stadt ist fest gegründet!
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Liebe Freunde, in unserem Dienen und Nicht-Aufhörens-Müssen um der Verkündigung des Wortes willen ist das Wort des Herrn Christus an uns erfüllt. Wir sind die Stadt auf dem Berge, der verheißen ist, dass die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Und da heißt es dann nicht: „es mögen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen“; aber dann gilt das andere Wort: „Meine Gnade soll nicht von dir weichen, spricht der Herr, dein Erbarmer“. 37 Es kann die Stadt Gottes nicht verborgen bleiben. Brüder und Schwestern, die Stadt Gottes wird durch den Sturmwind nicht umgeweht; sie wird nicht erobert, selbst wenn sich die Feinde ihrer äußern Mauern bemächtigen. Die Stadt Gottes steht, weil ihre Kraft aus der Höhe kommt, weil das Lamm bei ihr ist, und darum wird sie fest bleiben. Ich habe heute morgen meinen Brüdern, meinen Pfarrbrüdern in Berlin gesagt: „Vielleicht sind wir heute an dem Punkt, nachdem wir uns vier Jahre lang an seiner Führung, an einer bekenntnistreuen Führung erfreuen durften, wo Gott den Beweis von uns fordert, dass wir nun auch allein den richtigen Weg finden, dass wir uns nicht an Menschen gebunden haben, sondern dass wir die Verbindung gefunden haben zu dem einen Herrn, der der Erzhirte seiner Gemeinde ist und bleibt. […] „Himmel und Erde mögen vergehen“, wie Gottes Wort sagt, Himmel und Erde werden vergehen! – aber Gottes Worte vergehen nicht. Brüder und Schwestern, darauf wollen wir uns verlassen. Wohl dem, der das Gnadenzeichen nimmt, der sich darauf zu verlassen gelernt hat und darauf allein gelernt hat, sich so zu gründen, dass er fest steht und fest gegründet ist, wenn dann auch die Stürme brausen und wenn dann auch die Wasser steigen. Und dazu helfe uns Gott!
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Rede Todts
Überlegungen vor der Nordischen Gesellschaft: Wikinger, Hanse, mittelalterliche Kaufl eute und Entdecker bezeugen genetische Veranlagung des nordischen Menschen; Niederschlag dessen bei der Verkehrsgestaltung; schöpferische Erbanlagen, ausgerichtet auf Schönheit und Beherrschung der Welt durch Überwindung des Raums; Autobahnen, KdF und Volkswagen für Volksgenossen mit Wikingerblut; kommandierte Erholung für Arbeiter, die wieder Grund haben, sich zu freuen; ein Straßennetz des nordischen Kulturkreises. Die Straße, Jg. 4, S. 394 – 400. 52. Rede Todts, Lübeck, 21. Juni 1937
Lübeck, 21. Juni 1937 Der nordische Mensch und der Verkehr Wenn eine nordische Idee vorhanden ist, muss sie auf jedem Gebiet menschlichen Lebens ihren Ausdruck fi nden. Ich will versuchen, ihren In37
Im Folgenden sprach Niemöller von Gerüchten über eine Kirchenwahl, die plötzlich anberaumt würde und die die führungslose bekennende Kirche treffen sollte.
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52. Rede Todts, Lübeck, 21. Juni 1937
halt auf dem Gebiete des Verkehrs, speziell des Verkehrs, dem meine Arbeit dient, zu suchen. […] Der Verkehr ist letzten Endes nichts anders als die Nutzung der Pionierleistungen einzelner kühner Entdecker durch ein ganzes Volk. Der Entdecker findet als einzelner den ersten Weg, dessen sich dann der Verkehr für die Gesamtheit bedient. Ohne das kühne Vorangehen einzelner folgt kein allgemeiner Verkehr nach. […] Kein Winkel der Welt hat seit ein paar tausend Jahren nahezu so ausschließlich für den Gesamtraum der Erde diese kühnen Entdecker, die Schrittmacher des späteren Verkehrs gestellt wie der nordische Kulturkreis. […]38 Was ist das große Geheimnis, das den einzelnen gerade in der Überwindung des Raumes zu so gewaltigen Leistungen anspornt, ihm aber auch die Veranlagung und Fähigkeit mitgibt, solche Leistungen zu vollbringen? Diese Frage nach einer Erklärung wird für uns immer Frage bleiben. Wir können nur die Tatsache, dass der nordische Kulturkreis solche Menschen immer wieder hervorbringt, feststellen, erklären können wir diese Tatsache nicht. Als Erklärung hierfür wird in rein materieller Einstellung immer wieder behauptet, dass der Mangel an Nahrungsboden und überhaupt die kargen Lebensbedingungen die innere Triebkraft für den nordischen Menschen sind, lockende Fernziele anzustreben; aber diese Triebkraft allein liegt schließlich auch in anderen Gegenden der Welt vor, sie wirkt sich dort aber anders aus: Die Asiaten verließen auch ihre unwirtlich gewordenen Steppen und zogen als Hunnen raubend und plündernd aus ihren ursprünglichen Wohngebieten ab. Aber diese Erscheinung ist eine ganz andere. Zunächst fehlt der vorbereitende Einsatz kühner Wegbereiter. Beim Asiaten bricht die ganze Horde und Herde massenweise auf und treibt in eine Richtung, in der sie vom Klima reicheren Lebensgenuss erwartet. Triebhafter, tierischer und vor allem viel materieller ist dieser asiatische Siedlungswechsel. Es ist ein wesentliches Merkmal des nordischen Menschen, dass es ihn nicht zum besseren Klima, sondern in den freieren Raum drängt. Er wird auch nicht zum Nomaden wie der Slawe, der im Wandern überhaupt die Heimat verliert. Der nordische Mensch geht die kühnsten Fernziele an, stößt in die Arktis vor. Sven Hedin erforschte den asiatischen Raum, und die deutsche Himalaja-Expedition greift, weitab von der Heimat, den höchsten Berg der Welt an, aber alle wurzeln sie in der ursprünglichen Heimat und kehren nach dieser zurück. […] Den inneren Zusammenhang all dieser Erscheinungen habe ich an keiner Stelle so stark geahnt wie in diesem Frühjahr, als ich in Oslo die alten ausgegrabenen Wikingschiffe zum ersten Mal bewunderte. Das ist genau der glei38 Im Einzelnen geht Todt auf Bering, Nansen, Hedin und eine Himalaja-Expedition des Jahres 1937 unter deutscher Führung ein, von der gerade deren tragisches Ende in einer Lawine bekannt geworden war. Zum „Generalinspekteur des deutschen Straßenwesens“ siehe Seidler, Todt.
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che Geist, 1000 Jahre zurück, mit dem die Wikinger auf diesen Schiffen mit 30 bis 40 Mann Besatzung um das Nordkap oder in die Arktis oder nach Labrador vorstießen oder über Neufundland bis an den Lorenzstrom gefahren sind, als erste Wegbereiter des heutigen Seeverkehrs. Wir bewundern mit der Verkehrsleistung selbst die Schiffe in ihrer höchsten Vollendung, vor allem auch in ihrer Schönheit der Form. Diese heute von uns bestaunte Formenschönheit der Wikingschiffe muss auch für den Seefahrer vor 1000 Jahren mindestens ebenso wichtig gewesen sein wie der rein materielle Zweck des Schiffes als Verkehrsmittel. Und wenn man nicht allzu weit von diesen Wikingschiffen in Oslo die Fram besichtigt, mit der Nansen und später Amundsen seine Polarfahrten unternommen hat, so empfi ndet man bei der Betrachtung dieser beiden durch einen Zeitraum von 800 Jahren getrennten Schiffe und bei der Vorstellung, in welcher Weise sie benutzt wurden, dass hier eine Veranlagung, ein Blut, eine Erbanlage vorhanden sein muss, die gerade die Menschen des nordischen Kulturkreises immer wieder zu diesen außergewöhnlichen Leistungen befähigt. Sobald wir diese gemeinsame, blutmäßige Erbanlage anerkennen, ist die ganze Fülle der Erscheinungen in dieser Richtung erklärt. Vorbereitende kühne Leistung von einzelnen und die blutmäßige Veranlagung und Neigung des ganzen Volkes führen dann zur Verkehrsentwicklung. Schon in den Zeiten der Wikinger folgte dem Vorstoß einzelner die wiederholte Fahrt im Interesse des Güteraustausches. Die regelmäßige Wiederholung solcher Fahrten führt dann zu geordnetem Handel und Verkehr im Ostseeraum, zur Entwicklung der Hansa. Dabei ist es grundfalsch, diese Handelsentwicklung von der rein materiellen Seite zu betrachten und in den Hanseaten älterer Zeit nichts anderes zu sehen als die Vorgänger tüchtiger Geschäftsleute des 20. Jahrhunderts. Nicht materiellem Gewinnstreben, sondern kühnem Wagemut verdankt die Hansa ihre Entwicklung. Wie bei den Fahrten der Wikinger war auch bei den Unternehmungen der Hansa der Einsatz meist viel größer als die Sicherheit des wirtschaftlichen Erfolges. Vom gleichen Geist durchdrungen, betreiben im Mittelalter binnenländische Kaufleute – ich nenne die Fugger – den ersten ausgedehnten Warenverkehr. Auch diese Fugger in Augsburg waren entgegen der üblichen Bezeichnung keine Vorgänger heutiger Banken, die erst bei sicherster Bürgschaft die Beteiligung an irgendeinem Unternehmen eingehen. Diese Fugger haben den größten Teil des Geldes, das sie durch bankmäßige Geschäfte eingenommen haben, im kühnen Erschließen neuer Handelswege, in Pionierleistungen für späteren Verkehr wieder aufgebraucht. Die Triebkraft dieser Handlungen ist nicht der materielle Wunsch nach besserem Leben oder höherem Gewinn, sondern die ungeheure Freude des nordischen Menschen am Ausbau eines schöpferischen Gedankens, die Freude an der Lust und Fähigkeit der souveränen Beherrschung der Welt durch Überwindung des Raumes. […]
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52. Rede Todts, Lübeck, 21. Juni 1937
Ich möchte […] glauben, dass gerade die beiden jüngsten Verkehrsmittel, Flugzeug und Kraftwagen, diese alte gemeinsame nordische Erbanlage nicht […] abschwächen, sondern wieder aufleben lassen. Flugzeug und Luftschiff bieten neue Möglichkeiten der Betätigung für kühne Entdecker, und ich bin überzeugt, dass der nordische Kulturkreis in folgerichtiger Entwicklung im Laufe der nächsten Jahrzehnte gerade mit Hilfe des Einsatzes von Flugzeug und Luftschiff im Vorstoß in unerforschte Gebiete noch viele kühne Taten vollbringen wird. Vorbilder sind bereits da: […] Oberst Lindbergh und die vielen anderen, die ganz im Geist der alten Wegbereiter früherer Zeit als erste den Ozean überflogen haben, schufen vor 10 und 15 Jahren die ersten Voraussetzungen für den inzwischen auf Grund ihrer Pionierarbeit entwickelten Flugverkehr über den Atlantischen Ozean. Während das Flugzeug in erster Linie für kühne Einzelleistungen neue Anregungen und Möglichkeiten gibt, ist der Kraftwagen, dieses erst 50 Jahre alte Verkehrsmittel, geradezu geschaffen, in der großen Masse des Volkes den durch die alte Erbanlage immer wieder auflebenden Wunschtraum des freien, unabhängigen Reisens und Wanderns in ferne Ziele zu erfüllen. Es kann nicht jeder ein Wiking, ein Nansen, ein Amundsen werden; im Kraftwagen ist auch der kleinere Mensch, dessen Veranlagung und Schicksal nicht zum kühnen Eroberer gereicht hat, in der Lage, selbst seine kleinen Entdeckungsfahrten zu machen. […]. Ohne eine solche Erklärung, dass man eine sehr stark wirkende innere Veranlagung befriedigt, wäre es rein materiell nicht zu begreifen, dass mindestens die Hälfte aller Kraftwagenbesitzer weder Mühe, Kosten und Opfer scheuen, wenn es sich darum handelt, die Kosten und Lasten des Erwerbs und Betriebs eines solchen Kraftwagens zu übernehmen. Wir brauchen die alte Erbanlage für die Erklärung dieser – rein materiell gesehen – unvernünftigen Handlung des Menschen beim Kauf eines Kraftwagens. Und wir erleben es wie bei den größeren Vorbildern, dass auch dieser kleinere, mit der nordischen Erbanlage versehene Mensch bereit ist, mehr einzusetzen, als er damit gewinnt, nur um diesen in ihm liegenden Trieb des Reisens und Wanderns frei und unabhängig befriedigen zu können. Ich […] möchte behaupten, dass, wenn die Einführungszeit des Kraftwagens, der ja erst seit 50 Jahren besteht, etwas länger geworden ist, in den nordischen Ländern die Zahl der Kraftfahrzeugbesitzer wesentlich höher sein wird als im Gebiet andersrassiger Völker. […] Wie beurteilt man in Deutschland die weitere Entwicklung des Straßenverkehrs? Wie wird der Kraftwagen, dieses Verkehrsmittel, das zwar behördlich besteuert und behindert, volksmäßig aber so außerordentlich beliebt ist, sich weiter durchsetzen? Und wie wird die weitere Zunahme des Kraftverkehrs sich auf die bestehenden anderen Verkehrsmittel auswirken? Wer zu dieser sehr brennenden Frage Stellung nehmen will, muss sich bemühen, höher zu stehen als der Spezialist eines Verkehrsmittels. Ein großes Vorbild übergeordneter Einstellung hat uns vor 100 Jahren der große Ver-
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kehrspolitiker Friedrich List gegeben. List […] hat sofort erkannt, dass in der Eisenbahn ein Instrument, ein Verkehrsmittel entsteht, das nicht nach den bestehenden Verkehrsbedürfnissen, sondern nach viel weiteren und größeren Gesichtspunkten eingesetzt werden muss und sich auswirken kann. […] Er hat bei allem Bekenntnis zur Eisenbahn in ganz großzügiger Weise alle anderen Verkehrsmittel daneben anerkannt […] und pries die Schiff-Fahrt, ohne die eine Nation ein Vogel ohne Flügel sei. […] Die Zunahme der Zahl der Personenkraftfahrzeuge hängt in den nordischen Ländern vom Lebensstandard und von den Einkommensverhältnissen des Volkes ab. Sobald sich der nordische Mensch mit seiner Familie auf Grund seines Einkommens und auf Grund von Opfern, die er gern auf anderen Gebieten zu bringen bereit ist, ein eigenes Verkehrsmittel, einen Kraftwagen und die Betriebskosten für jährlich 10 000 km leisten kann, schafft er sich diesen Wagen an. Nicht ein materielles Verkehrsbedürfnis, sondern der letzte Schuss alten Wikingerblutes liefert hierfür den Anlass. […] Dieser Wagen ist für seinen Besitzer, ich betone es immer wieder, nicht Verkehrsmittel, sondern sein Begleiter, sein Helfer, seine Liebhaberei, seine Erholung. Er benutzt diesen Wagen wie früher der Ritter sein Pferd, wie der Wiking sein Schiff, der nicht nur damit Eroberungszüge machte, der damit auch ausfuhr, um Nachbarn zu besuchen. Wie dieses Schiff, wie dieses Pferd ist dieser Kraftwagen Kulturgut für den nordischen Menschen, und zwar nicht für einige wenige, sondern wie es gerade vom Führer immer wieder betont wurde, für eine weit größere Zahl von Volksgenossen als bisher. „Es ist ein bitteres Gefühl, von vornherein Millionen braver, fleißiger und tüchtiger Mitmenschen von der Benutzung eines Verkehrsinstrumentes ausgeschlossen zu wissen, das gerade für diese in ihren sonstigen Lebensmöglichkeiten beschränkte Schicht nicht nur nützlich sein könnte, sondern ihnen auch vor allem an Sonn- und Feiertagen zur Freude eines uns bekannten freudigen Glückes würde. Ich möchte es für die bedeutendste Aufgabe für die deutsche Kraftwagenindustrie hinstellen, immer mehr den Wagen zu konstruieren, der zwangsläufig eine Millionenschicht neuer Käufer erschließt.“39 39
Hitler nährte selbst intensiv den Mythos Autobahn, beispielsweise bei der Eröffnung eines Streckenabschnitts am 25. Juni 1937, wiedergegeben in: Die Straße, 4. Jg., S. 717: „Das neue deutsche Reichsautobahnnetz ist nicht nur in der Anlage das Gewaltigste, was es auf dieser Art auf der Erde gibt, sondern es ist zugleich das Vorbildlichste. Es wird mehr als alles Übrige mithelfen, die deutschen Gaue und Lande zu verbinden und in eine Einheit zu zwingen.“ Der deutliche Hinweis auf eine antiföderalistische Komponente des Motorisierungsprogramms erinnert an weitere politische Implikationen des Projekts; hierzu siehe WB XXXIII, Dok 72. Eine andere Passage derselben Rede Hitlers bringt weitere Zukunftsgedanken: „Diese Straßen werden niemals vergehen! Es ist etwas Großartiges und Wunderbares, in einer solchen Zeit leben und an einem solchen Werk mitarbeiten zu können! Dieses Werk wird einmal jedem einzelnen Deutschen zugute kommen, ebenso wie dies bei der Eisenbahn der Fall war. Auf diesen
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Ein Volk, das arbeitet, will und braucht seine Erholung, um leistungsfähig zu bleiben. Das Weekend Wohlhabender ist eine Einrichtung aus der Zeit englischen Wohlstandes. KdF ist die Anerkennung des Erholungsanspruchs für ein ganzes Volk, eine Einrichtung, durch die ein in Arbeitslosigkeit und Not bitter, niedergeschlagen und freudlos gewordenes Volk zur Freude direkt kommandiert wird. Der Volkswagen ist das große Geschenk des Führers an ein Volk, das durch die wiedergefundene Arbeitskraft wieder aufnahmefähig für Freude geworden ist und mit diesem Kraftwagen in den Stunden und Tagen der Erholung auf nordische Art seine Heimat genießt. Weekend – Kraft durch Freude – Volkswagen – alle drei dienen der großen nordischen Neigung, die Enge des Raumes wenigstens zur Erholung zu überwinden. In dieser Einstellung zum Kraftwagen erwarten wir in Deutschland eine starke Zunahme des Kraftverkehrs auf der Straße. Und alle vom Führer gerade auf diesem Gebiet mit besonderem Nachdruck veranlassten Maßnahmen sind auf die künftige Entwicklung einer noch weitergehenden Motorisierung abgestellt[…]. Wenn wir schon den Kraftwagen des nordischen Menschen nicht nur materiell als Verkehrsmittel, sondern als Kulturgut ansehen, so darf auch die Straße dieses Kraftwagens nicht nur Verkehrsweg sein, sie muss Kulturträger werden, wie das die alten Straßen zu allen Zeiten der Geschichte gewesen sind. Und wenn die alten Wikinger ihre prächtigen Schiffe für ihre kühnen Seefahrten nicht nur seetüchtig und zweckmäßig, sondern von vollendeter Formenschönheit gebaut haben, so folgen wir nur ihrem nordischen Beispiel, wenn wir uns bemühen, auch diese Straßen Adolf Hitlers in vollkommener Harmonie mit der Landschaft zu entwerfen und zu bauen. […] Insgesamt ist ein Netz von 7000 bis 10 000 km vorgesehen. Wohl sind es die sichersten und schnellsten Verkehrswege, die gebaut werden. Darüber hinaus aber werden es Parkstraßen durch die deutsche Landschaft sein, und die Brücken und Bauwerke an diesen Straßen Adolf Hitlers werden als Kulturdenkmale unserer Zeit würdig neben all den Baudenkmalen stehen, die das Dritte Reich zur Zeit Adolf Hitlers schafft. […] So sehe ich in der künftigen Verkehrsentwicklung eine außergewöhnlich starke Zunahme des Kraftverkehrs, ohne dass bei aufblühendem Wirtschaftsleben hierdurch die Eisenbahn geschädigt würde. Sie bleibt nach wie vor Träger allen Massenverkehrs für Personen und Güter. Straßen wird sich in wenigen Jahren ein gewaltiger Verkehr abspielen, an dem das ganze Volk teilhaben wird. Millionen unserer Volkswagen, die großen Omnibusse unserer KdF-Fahrten und die gewaltigen Fernlast- und Reisetransporte werden über diese Straßen rollen.“ Zu diesem Komplex siehe Schütz / Gruber, Mythos Reichsautobahn.
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Neben dem Straßen- und Eisenbahnverkehr wird sich aber besonders im nordischen Raum der Luftverkehr stark entwickeln, denn je offener in weniger dicht besiedelten Ländern das Netz der Bahnen und Straßen liegt und je häufiger das Festland mit seinen Verkehrswegen vom Wasser unterbrochen wird, desto mehr kommt für die Überwindung großer Entfernungen das Flugzeug in Frage. […] Es ist bei dieser Einstellung nicht verwunderlich, dass gerade auf dem Gebiet des modernen Kraftverkehrs die kühnsten Pläne wieder von nordischen Ländern ausgehen. Nachdem Deutschland seine Reichsautobahnen in Angriff genommen hatte, entstand in Dänemark der Plan, die skandinavischen Länder unter sich und mit dem Festlande durch einen geschlossenen Straßenzug, der die trennenden Sunde überbrückt, zu verbinden. Wie jeder kühne Gedanke, wird dieser Plan zunächst von wenigen vertreten, von manchen bewundert, von manchen abgelehnt und von manchen verlacht. Ob er durchgeführt wird, hängt nicht nur von materiellen Überlegungen ab; mindestens ebenso wichtig wiegt in dieser Entscheidung die Frage, wie stark der Wille und der Glaube der Männer ist, die einen solchen Plan verfechten, und wie stark das Vertrauen der beteiligten Volker auf einen dauernden Frieden ist; denn solche, über die Grenzen gehenden Kulturschöpfungen verlieren ihre Bedeutung, sobald der friedliche Kulturaustausch, dem sie dienen wollen, nicht mehr möglich ist. Eine Ergänzung der bereits bestehenden guten Verbindungen der Schiffe, Bahnen, Fähren und Flugzeuge durch eine direkte Kraftwagenverbindung wäre nicht nur verkehrspolitisch, sondern vor allem auch zur Förderung der uns allen gemeinsamer nordischen Idee von großer Bedeutung. Das Deutsche Reich ist am Straßenbau außerhalb seines Landes nicht beteiligt. Wir werden aber jeden Verkehr, der an unseren Grenzen ankommt, zur rechten Zeit auf besten Straßen empfangen und in Deutschland weiterleiten. Denn wir wissen, dass Verkehr jeglicher Art, ob er nun über Bahnen, Straßen, Schiffe oder Flugzeuge läuft, besonders wenn es sich um Verkehr zwischen artverwandten Völkern handelt, in erster Linie berufen ist, die gegenseitigen Beziehungen zu verbessern und das Verstehen von Volk zu Volk zu fördern. Aber selbst wenn die Verwirklichung eines so kühnen Planes noch auf sich warten lässt, wollen wir den materiellen Brücken voraus geistige Brücken schlagen und die vielfache gemeinsame blutmäßige Verbundenheit des nordischen Kulturkreises durch regen Verkehr und geistigen Austausch pflegen, verbessern und festigen und dadurch ein Erbe verwalten, das uns unsere gemeinsamen Ahnen übertragen haben.40 40 Ein Beispiel für die Vielfalt der Idealisierungen, die mit dem Autobahnprojekt verbunden wurden, liefert der Artikel „Die Reichsautobahn“ vom 19. Mai 1935 der Frankfurter Zeitung. Hier heißt es zu den Stichworten „Sicherheit des Verkehrs“ und
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53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937 Aufsatz Loeschs’ über Straßen
Das deutsche Lebensgefühl fordert schöne Straßen; ein traditionelles Bedürfnis nach „Ostland“ wird verstärkt durch deutsche Heimat-, Natur- und Wanderliebe; schwere Schädigung eines entsprechenden Lebensgefühls und der Natur durch das von England her eingeführte Eisenbahnwesen; Adolf Hitlers Straßen heilen.
53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937
Die Straße, 4. Jg., S 490 – 497.
1937 Die Straße im Lebensgefühl der Völker Leben und Lebensgefühl ist nicht das gleiche. Die Straße kann im Lebensgefühl der Völker nur dann Ausdruck fi nden, wenn sie einem Lebensbedürfnis der Völker entspricht. Deshalb scheiden von vornherein alle Völker aus unserer Betrachtung aus, deren Lebensraum und Wirtschaftsweise Straßenanlagen nicht erfordert. […] Das gilt für Viehzüchter-, Jäger- und Fischervölker, unbeschadet ihres sehr verschiedenartigen rassischen und völkischen Aufbaues. […] Zwar ist es üblich, von ihren „Wanderwegen“ zu sprechen […]. Doch handelt es sich […] meist nur um die Festlegung der allgemeinen Richtung […]. Dort findet man auch Wegzeichen […]. Aber sie reichen noch nicht aus, um den Begriff Straße zu rechtfertigen […]. Wir finden sie erst dort, wo Wildwechsel, Jägerpfade oder die Wanderwege der Nomaden unter planmäßige Pflege genommen werden, wo man Brücken und andere Anlagen schafft. Dies geschieht nur durch bodenverhaftete, ackerbautreibende Völker, die, nachdem sie eine gewisse Mindestkulturhöhe erreicht haben, eine staatliche Gemeinschaft zu bilden imstande waren und
„Ein Werk des Friedens“: „Die Bahn (gemeint ist ein Teilstück der Autobahn Frankfurt – Darmstadt, G. W.) ähnelt, bei sanften Wellenkurven, fast einem Seeweg mit ihren weiten Blickmöglichkeiten bis zu den Horizonten. Hier kann der Fahrer keineswegs ermüden […]. Die völlige Bahnfreiheit bei Unter- und Überführungen, die niveaufreien Kreuzungen, erhöhen dazu das Gefühl der allgemeinen Sicherheit. Er wird erlöst aufatmen, wenn er die Straßen der Stadt und des Vorgeländes mit Radlern, Motorradfahrern, Pferdefuhrwerken hinter sich hat und auf die Autobahn einbiegt. Hier ist er unumschränkter Herrscher. […] Wenn die Reichsautobahnen einmal fertig sein werden, wird Deutschland mit einem breitmaschigen Straßenverkehrsnetz überspannt sein, das alle Wirtschaftszentren mindest doppelt so schnell verbindet als bisher. Die Entfernungen schrumpfen ein. Die neuen Bahnstrecken werden auch dem internationalen Automobilverkehr neuen Anreiz geben. Das Ausland wird auf eine sehr verlockende Weise gute Gelegenheit haben, das wirkliche, lebendige Deutschland bei seiner täglichen Arbeit, seinen kulturellen Bestrebungen, seinen Vergnügungen kennenzulernen […]. Unmerklich werden die Reichsautobahnen die Wege zu den Grenzen öffnen und dem Verkehr der Völker untereinander diesen, als ein wahres, neues deutsches Friedenswerk.“
53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937
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größere Lebensräume mit einem gleichgerichteten Gemeinschaftswillen erfüllten. Sie sind es auch, welche Naturwege durch planmäßige Neuanlagen ersetzen. Jede echte Straße ist also ein Gemeinschaftswerk, das sich eine engere oder weitere Menschengemeinschaft schuf, mag es nun nur ein kommunaler Feldweg sein, den Bauern derselben Gemeinde brauchen, eine Kreis-, Provinzial- oder Staatsstraße oder ein gewaltiges Wegenetz einheitlicher Planung, das alle Teile eines Reiches zu verbinden hat. Es wäre falsch, wollte man die Bedeutung der Straße für das Lebensgefühl eines Volkes nur aus seinen Straßen- und Wanderliedern ablesen. Reiselieder sind ja zum Teil älter als ein geordnetes Straßenwesen. […] An dem berühmten Ostlandliede der spätmittelalterlichen Kolonisation, das uns in niederdeutscher Sprache übermittelt wurde, können wir dies deutlich sehen: Naer Oostland willen wy ryden Naer Oostland willen wy mee Al over die groene heiden Frisch over die heiden Daer ist een betere stee.41 Ungefähr ebenso alt sind die Vagantenlieder […]. Diese Niederschriften zeigen, wie eng Straße und Lebensgefühl der Deutschen miteinander verbunden waren. Zu allen Zeiten ist das deutsche Volk nicht bloß mit Waren oder aus reinem Wandertrieb über die Straßen gezogen, sondern auch zu Berufs- und Ausbildungszwecken. […] Alle deutschen Lande, ja über diese hinaus noch große Teile von Mitteleuropa wurden so in den Lebensraum des deutschen Handwerks einbezogen. […] Dieses Gesellenwandern, das erst im Zeitalter des Liberalismus (so in der Gewerbeordnung von 1869) amtlich abgeschafft wurde, ist deutschen Ursprungs und ein Stück unserer Wesensart. Deshalb hat es die nationalsozialistische Erneuerung auch wieder in sein Recht eingesetzt. Das um die Jahrhundertwende, teils schon vor 1800 beginnende Zeitalter der Romantik bringt die berühmtesten Beweise für die enge Verbindung von Straße und deutschem Lebensgefühl, wenn sie auch vielleicht nicht mehr so naiv und unbewusst sind, wie die Äußerungen vergangener Zeiten. Die Schrecken wenig gebahnter Straßen, die durch fi nstere, räubererfüllte 41
Das Lied, 1818 erstmals in einem niederländischen Liederbuch erschienen, fi ndet sich in zahlreichen NS-Liederbüchern, so in: Uns geht die Sonne nicht unter, S. 132 f. Nach Ostland wollen wir reiten, nach Ostland ziehen wir mit, hin über die Berge und Täler, frisch über die Heide und über die blaue See. – Wenn wir dann ins Ostland kommen zum Hause hoch und fein, da werden wir wohl aufgenommen, aufgenommen. Sie heißen uns willkommen sein.! – Ja, Willkomm wird uns geboten, sehr willkommen müssen wir sein, wir werden all Abend und Morgen, all Abend und Morgen dort trinken kühlen Wein. – Wir trinken den Wein aus Pokalen und Bier auch, soviel uns beliebt. Das ist ein gar fröhliches Leben, dort wohnt mein süßes Lieb.
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53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937
Wälder führten, waren schon von einer neuen Entwicklung abgelöst mit ihren ebenen Chausseen, auf denen der Postillon in adretter Uniform mit seiner Eilpost regelmäßige Kurse innehielt, als Wilhelm Hauff (1802 bis 1827) geängstigte Reisende seine Märchen einander im „Wirtshaus im Spessart“ erzählen ließ. […] Dichterisch hat der Schlesier Eichendorff dem deutschen Wandertrieb seine stärkste Verklärung gegeben; seine Wanderlieder sind unsterblich geworden. […] Er dichtete den frohen Wandersmann: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt…“ […] Als das Zeitalter der Eisenbahn anbrach, trugen deren Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Billigkeit zwar dazu bei, sie durchzusetzen und vermochte den Beifall aller rein wirtschaftlich und „fortschrittlich“ Eingestellten zu erregen, welche die Schönheit in Land und Stadt bedenkenlos oft imaginären Verkehrsbedürfnissen opferten. Dem Gefühlsleben der Deutschen genügte sie aber nicht. […] Damals und damit ging ein Schnitt durch das Lebensgefühl der Deutschen, wie ja auch das rein Ingenieurmäßige der Eisenbahnanlage die Landschaft willkürlich zerschnitt […] Die unorganische Verkehrsgestaltung durch die Mängel der Eisenbahnplanung platzte überdies hinein in eine Zeit des erwachenden und sich bewusst werdenden Natur- und Heimatgefühls. Denn dies war seit der Wende des 18. Jahrhunderts bei allen mitteleuropäischen Völkern, vor allem aber bei den Deutschen im Steigen begriffen. Die natürliche Wanderlust, die seit Jahrhunderten im Fernweh ihren Ausdruck fand, wurde unterbaut durch die Freude an der Naturlandschaft und an der Bewegung in der freien Natur. Klopstock und Goethe baden wieder im Freien und laufen Schlittschuhe. […] Während den Älteren die gut angebaute Landschaft als die schönste erscheint, zieht es den immer mehr verstädternden Menschen in die Naturlandschaft. […] Neue Bäder entstehen, man durchstreift die Heide. Die Gebirge werden durch Vereine erschlossen, die Wanderwege anlegen und Hütten bauen. […] Nicht so sehr das Gipfelstürmen und die Kletterkunst als gerade die Wanderliebe ist deutsch, Einzelwandern und Wandern in kleinen Gruppen. […] Dem Kraftwagen sollte es beschieden sein, eine neue Ordnung zu bewirken. Er erweckte die Fernstraße aus jahrzehntelangem Schlummer: er eroberte sie mit Gewalt trotz lauter und hemmender Proteste der bisherigen Straßennutzer, der Fußgänger und der langsamen, nur örtlichem Verkehr mehr dienenden Fuhrwerke und Fahrräder. Und er gestaltete schließlich die Straßen um: sie wurden fester, staubfrei und breiter. Wenn heute die für unbeschlagene Pferde bestimmten Sommerwege Norddeutschlands in die befestigte Fahrbahn mit einbezogen werden, so ist das nur ein Ausschnitt aus einem weit umfangreicheren Verdrängungsvorgange. Denn die Anlage von Radfahrwegen seitlich der eigentlichen Straße gehört mit dazu; sie ge-
53. Aufsatz Loeschs’ über Straßen, 1937
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schieht ebenso sehr zugunsten des Radfahrers, der einen gesicherten, ein bequemeres Fahren gestattenden eigenen Weg erhält, wie zugunsten des Kraftfahrers, dessen Sicherheit vor allem gerade disziplinlose Radfahrer gefährden. Der dritte Schritt ist die Abzweigung von Fußwegen in größerer oder geringerer Entfernung der immer mehr nur schnellem Verkehr dienenden Straße. Gerade diese den Fußgänger mit einbeziehende Teilungsproblematik ist eine kennzeichnende Äußerung des deutschen Lebensgefühls. […]. Den stärksten Ausdruck fi ndet das Lebensgefühl des Deutschen aber in Adolf Hitlers großem Straßenwerk. Allein dem Kraftwagen vorbehalten, in gewaltiger, raumweiter Ingenieurplanung entstanden, berücksichtigt es doch die Gemütswerte, die das deutsche Lebensgefühl fordert, in einer Vollständigkeit und Planmäßigkeit, wie nie eine Straßenanlage zuvor: es sei denn, es handele sich um reine Erholungs- und Spazierstraßen, wie man sie in USA. sich leisten kann. Die Reichsautobahnen sind aber Verkehrswege, ja sogar Großverkehrswege. Es genügt, die Leser der „Straße“ auf die hingebende Sorgfalt hinzuweisen, mit der bei Innehaltung strengster technischer Anforderungen die Werte der Landschaft in Planung und Ausführung unserer Großstraßenbauten geschont, ja gesteigert werden. […] Das deutsche Lebensgefühl hat heute gesiegt. Es vermochte Gegensätze der Vergangenheit, die damals unversöhnlich einander gegenüberzustehen schienen, auszugleichen. Die Einheit von hochwertig-technischer Planung und Ausführung mit einer allen Gemütswerten Rechnung tragenden Landschaftsschonung im Sinne der Forderungen des Heimatschutzes ist Tatsache. Sie wirkt täglich landschaftsgestaltend. Der seelische Bruch, den das von England her eingeführte Eisenbahnwesen dem deutschen Lebensgefühl gebracht hat, ist heute im Grundsätzlichen wieder beseitigt. Darüber wollen wir froh sein und denen danken, die seinen Durchbruch vollziehen durften. Aber die Schäden, die entstanden sind, bestehen noch. Das sind entstellende Narben im Antlitz unserer Heimat, in Stadt und Land. Ohne kostspielige Operationen werden sie nicht mehr wegzuschaffen sein. Es wäre schon Großes, wenn es gelänge, das Ärgste zu tilgen. Notwendig ist es. Denn das deutsche Lebensgefühl fordert schöne Straßen.
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54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937 Rede Hitlers
Schlussansprache auf Nürnberger Reichsparteitag: Parteitag angelegt als weltanschaulich-völkisches Glaubensbekenntnis und Gebet; der Nationalsozialismus bringt dem deutschen Volk eine geistige Revolution; Formung eines neuen Menschentyps; Gedanken zu fehlender Rassenpolitik im Ersten Weltkrieg; Kennzeichnung von Juden als Weltfeind, Pest, Seuche und Parasit; dessen Rassendiktatur über das Russentum bei Ausrottung von dessen Führung; Notwendigkeit von Krieg und Vernichtung.
54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937
Parteitag der Arbeit, S. 357–361, 364 –370, 372 und 385.
13. September 1937 In dieser Woche, die hinter uns liegt, wurde der Nation ein ebenso konzentriertes Bild einer gigantischen geistigen und sachlichen Arbeit der letzten zwölf Monate gegeben, wie ihr aber auch schon die ersten Resultate der neuen körperlichen Ausbildung des neuen deutschen Menschen gezeigt werden konnten. Der Rhythmus dieser großartigen Demonstration volklischer Kraft und Geschlossenheit, geistiger Zucht und Ordnung ist ein so hinreißender, dass sich ihm wohl niemand entziehen kann, der aufgeschlossenen Herzens diese Tage miterlebte oder auch nur verfolgte. (Beifall) Dies hat wahrhaftig nichts mehr zu tun mit jenem oberflächlichen, seichten Patriotismus, der in vergangenen Jahrzehnten leider so oft als nationale Stärke gewertet werden wollte und dabei doch nur hohler Schein war. Was uns in dieser Woche manches Mal fast erschütterte, war das weltanschaulich-volkliche Glaubensbekenntnis einer neuen Generation, und öfter als einmal standen hier wohl Hunderttausende nicht mehr unter dem Eindruck einer politischen Kundgebung, sondern im Banne eines tiefen Gebetes! (Langanhaltender Beifall) Wer wollte behaupten, dass eine solche Wirkung nur in der Form liegen könnte? – Nein, was sich hier an Formen zeigt, ist nur die äußerlich organisatorische Auswertung einer Idee. Diese Auswertung aber ist für uns alle umso beglückender, als sie allmählich beginnt, der Größe unseres Ideals ebenbürtig zu werden. So wie der Nationalsozialismus eine geistige Revolutionierung unseres Volkes verursachte, so revolutioniert er auch das Bild der Erscheinung und des Auftretens des deutschen Menschen. In wenigen Jahrzehnten schon wird diese Tagung den letzten Erwartungen unseres neuen politischen Bekenntnisses genügen; die zur Ergänzung des rein Weltanschaulich-Geistigen angegliederten Kampfspiele werden mithelfen, den neuen Typ des deutschen Menschen zu formen: Hart gestählte Männer und anmutschöne Frauen sollen in den kommenden Jahrhunderten Jahr für Jahr an dieser Stätte der lebendige Beweis für die gelungene Lösung dieser nationalsozialistischen Aufgabe sein! (Stürmischer Beifall) […]
54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937
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Erhalten Sie nicht alle, meine Volksgenossen, gerade angesichts dieser demonstrativen Schau der Stärke und Kraft unserer Bewegung und damit des deutschen Volkes die Empfindung, dass eine solche Mobilisierung des Geistes und des Körpers doch nur das Ergebnis und die Folge eines zwingenden Anlasses sein kann? Wie oft überdenkt nicht mancher von uns die Frage, was wohl aus Deutschland geworden wäre, wenn uns das Schicksal im Jahre 1914 einen leichten schnellen Sieg geschenkt haben würde. Was wir damals alle mit heißem Herzen erstrebten, wäre vermutlich von einer höheren Warte aus gesehen für unser Volk nur ein Unglück gewesen. […] Der nur auf den äußeren militärischen Machtmitteln fußende und durch sie getragene Staat wäre in gänzlicher Unkenntnis der Bedeutung der blutmäßigen Quellen der Volkskraft früher oder später zum Vernichter seiner eigenen Existenz und seiner eigenen Lebensgrundlagen geworden! Erscheinungen, die wir in den vielen anderen Ländern nach ihrem vermeintlichen Siege zu beobachten Gelegenheit haben, hätten uns ergriffen. Statt durch eine katastrophenmäßige Erschütterung vor dem Abgrund zurückgerissen zu werden, wären wir den schleichenden Giften der inneren Volkszersetzung allmählich umso sicherer erlegen! Für uns kann wirklich die Richtigkeit eines weisen Spruches als erwiesen gelten: Manches Mal äußert sich die tiefste Liebe der Vorsehung zu ihren Geschöpfen auch durch eine Züchtigung! Der Not des damaligen Zusammenbruchs entstieg die nationalsozialistische Idee, und damit das politische Glaubensbekenntnis der inneren Regeneration des Volkes und nicht der nur äußeren Wiederaufrichtung eines Staates in der Form einer Restauration! Dieser Not verdankte die nationalsozialistische Bewegung aber auch ihre einzigartige Organisation. […] Der gleiche Feind, der uns zuerst ins Leben rief und uns dann im Laufe dieses Kampfes immer wieder stärkte, steht uns auch heute gegenüber. Er arbeitet mit jeder Lüge und mit jeder Gewalt, um sein Ziel zu erreichen. Dies ist aber kein Kampf mehr um dürftige dynastische Interessen oder um die Korrektur von Landesgrenzen oder wegen kleiner Wirtschaftsinteressen. Nein, dies ist der Kampf gegen eine wahre Weltkrankheit, die die Völker zu verpesten droht, eine Völkerverseuchung, deren besonderes Merkmal die Internationalität ihrer Erscheinung ist. […] Weder Russen noch Deutsche noch Ungarn und Spanier waren oder sind die Erreger dieser Krankheit, sondern es ist jener internationale Völkerparasit, der sich seit vielen Jahrhunderten in der Welt verbreitet, um in unserer Zeit wieder zur vollen zerstörenden Auswirkung seines Daseins zu gelangen. (Stürmischer lang anhaltender Beifall) […] Ich glaube gern, dass es den Staatsmännern der demokratischen Welt keine Freude bereitet, sich mit dem kommunistischen Problem zu beschäftigen. Allein das steht nicht zur Diskussion. Wollen brauchen sie es nicht, aber sie werden es einmal müssen, oder ihre Demokratie geht so oder so in Trümmer. (Lebhafter Beifall) Diese Weltpest wird nicht um die Erlaubnis anfragen, den
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54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937
Demokratien durch die marxistische Diktatur das Ende bereiten zu dürfen, sondern sie wird dies tun. Außer sie wird daran gehindert. Und diese Verhinderung wird nicht stattfi nden durch eine platonische Absage an diese Erscheinung oder ihre mehr oder weniger feierliche Ablehnung, sondern sie wird nur bestehen können in einer Immunisierung der Völker gegenüber dieser Vergiftung sowohl als in einer Bekämpfung des internationalen Bazillenträgers selbst. […] So wenig man in einer Schule gesunde Kinder mit den von einer ansteckenden Krankheit behafteten zusammenlassen kann, so wenig kann in Europa auf die Dauer ein nützliches und segensreiches Zusammenleben der Nationen möglich sein, wenn sich darunter solche befi nden, die, mit infektiösen Giftstoffen behaftet, kein Hehl daraus machen, auch die anderen mit derselben Krankheit anstecken zu wollen! (Bravorufe, Händeklatschen) Soweit es sich nun um Deutschland handelt, so ist es, ähnlich dem heutigen Italien, dieser Gefahr gegenüber bereits immun. Allein, so gesichert Deutschland heute […] ist, so ungesichert ist unserer Überzeugung nach ein großer Teil unserer Umwelt. […] Was andere behaupten, nicht sehen zu können, weil sie es einfach nicht sehen wollen, das müssen wir leider als bittere Tatsache feststellen: Die Welt befindet sich im Zustande eines sich steigernden Aufruhrs, dessen geistige und sachliche Vorbereitung und Führung ohne Zweifel von den Machthabern des jüdischen Bolschewismus in Moskau ausgeht. Wenn ich dieses Problem so bewusst als ein jüdisches hinstelle, dann wissen Sie, meine Parteigenossen und -genossinnen, dass dies nicht eine unbewiesene Annahme ist, sondern eine durch nicht wegzustreitende Belege erwiesene Tatsache. […] Alle unsere europäischen Staaten entstanden durch ursprünglich kleine Rassenkerne, die aber als die wirklich kraftvollen und damit gestaltenden Faktoren dieser Gebilde anzusprechen sind. Am schärfsten sehen wir aber diese Tatsache bestätigt in solchen Staaten, bei denen noch bis in unsere Zeit hinein ein Ausgleich zwischen der geformten und geführten Masse und den formenden und führenden Kräften nicht stattfand, vielleicht nicht gelingen konnte, wahrscheinlich aber auch gar nicht beabsichtigt war. Einer dieser Staaten war Russland. Eine sehr dünne, nicht russisch-volkliche, das heißt als nichtslawische Führerschicht hat diesen Staat aus einem Gemengsel kleiner und kleinster Gemeinschaften zu einem förmlichen Koloss von Staat gemacht, der scheinbar unerschütterlich war, dessen größte Schwäche aber stets in der Diskrepanz der Zahl und des Wertes seiner blutmäßig nichtrussischen führenden Schicht zur Zahl und dem Wert seiner nationalrussischen Elemente lag. Hier konnten daher auch besonders leicht das Eindringen und der Angriff eines neuen Rassenkernes zum Erfolg gelangen, der bewusst als getarnter volklicher Führer zum Unterschied der alten offiziellen staatlichen Leitung
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in Erscheinung trat. Hier gelang es der zahlenmäßig zum russischen Volk selbst in keinem Verhältnis stehenden jüdischen Minorität, über den Umweg der Aneignung einer Führung des nationalrussischen Proletariats die bisherige gesellschaftliche und staatliche Führung nicht nur aus ihrer Stellung zu verdrängen, sondern kurzerhand auszurotten. Gerade deshalb ist aber das heutige Russland im Grunde genommen nichts anderes als das Russland vor 200 oder 300 Jahren. Eine brutale Diktatur einer fremden Rasse, die die Herrschaft über das eigentliche Russentum restlos an sich gerissen hat und demgemäß ausübt. Insoweit dieser Prozess einer neuen Staatenbildung nun in Russland zum Abschluss kam, könnte man den Vorgang wie jeden ähnlichen als geschichtliche Realität einfach zur Kenntnis nehmen und sich im übrigen damit abfi nden. Insoweit aber dieser jüdische Rassenkern nun auch in anderen Völkern nach derselben Auswirkung strebt und dabei im heutigen Russland seinen bereits eroberten Stützpunkt und Brückenkopf über eine weitere Ausdehnung sieht, ist dieses Problem über ein russisches hinaus zu einer Weltfrage geworden, die so oder so entschieden werden wird, weil sie entschieden werden muss. Sie kennen, meine Parteigenossen und Parteigenossinnen, den bisherigen Weg dieses bemerkenswertesten Phänomens unserer Zeit. In die Völker dringt, ohne gerufen worden zu sein, die jüdische Rasse ein und versucht zunächst, sich als eine im Wesentlichen mit dem Handel und dem Austausch der Güter beschäftigende fremde Kaufmannschaft einen gewissen wirtschaftlichen Einfluss zu sichern. Nach Jahrhunderten führt dieser Prozess dahin, dass die wirtschaftliche Macht der Eindringlinge allmählich zu heftigen Reaktionen von Seiten des Gastvolkes Anlass gibt. Diese natürliche Abwehr beschleunigt im Judentum den Versuch, durch die Vortäuschung einer allmählichen Assimilierung nicht nur die Hauptangriffsfläche als fremdes Volk zu beseitigen, sondern darüber hinaus einen direkten, und zwar politischen Einfluss auf das in Frage kommende Land zu gewinnen. Teils wegen wirtschaftlicher Interessen, teils aber auch aus angeborener bürgerlicher Trägheit werden die Gefahren dieser Entwicklung von vielen verkannt. Die warnende Stimme einflussreicher oder geistreicher Menschen wird dabei genau so bewusst überhört, wie dies ja nun einmal geschichtlich immer dann der Fall zu sein pflegt, wenn die prophezeiten Folgen unangenehmer Natur sind. So gelingt es dieser jüdischen, aber mit der Sprache der Gastvölker operierenden Rassengemeinschaft, vom Einfluss auf den Handel ausgehend, immer mehr Einfluss auf die politische Entwicklung zu gewinnen. Sie bewegt sich dabei ebenso sehr im Lager der Fürsten wie umgekehrt auch im Lager ihrer Oppositionen. In eben dem Maß, in dem es ihrer Tätigkeit aber mitgelingt, die allerdings auch aus anderen Gründen allmählich schwächer werdende
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54. Rede Hitlers, Parteitag der Arbeit, 13. September 1937
Position eines dynastisch verankerten Königtums zu erschüttern, verlagert sie ihre Interessen mehr auf die Förderung demokratischer Volksbewegungen. Die Demokratie aber gibt dann erst die Voraussetzung zur Organisation jeder terroristischer Gebilde, wie wir sie als Sozialdemokratie, kommunistische Partei oder bolschewistische Internationale kennen. Während aber durch die Demokratie der lebendige Abwehrwille an tausend Formalitäten und vor allem dank der bewussten Züchtung möglichst schwacher Staatsrepräsentanten allmählich erstickt wird, entwickelt sich in den radikalen revolutionären Bewegungen die Avantgarde der jüdischen Weltrevolution. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Schwächen helfen mit, den zersetzenden Angriff dieser nur von jüdischen Elementen organisierten bolschewistischen Internationale zu erleichtern. So wiederholt sich in diesem Stadium derselbe Vorgang wie im vorhergehenden. Während ein Teil der „jüdischen Mitbürger“ die Demokratie besonders durch den Einfluss der Presse demobilisiert oder gar durch das Zusammenkoppeln mit revolutionären Erscheinungen in der Form von Volksfronten mit deren Gift infiziert, trägt der andere Teil des Judentums bereits die Fackel der bolschewistischen Revolution mitten in die bürgerlich-demokratische Welt hinein, ohne dass von ihr noch eine wirkungsvolle Abwehr befürchtet zu werden braucht. Das letzte Ziel ist dann die endgültige bolschewistische Revolution, d. h. aber nun nicht etwa die Aufrichtung der Führung des Proletariats durch das Proletariat, sondern die Unterwerfung des Proletariats unter die Führung seines neuen fremden Herrn. (Beifall) Sowie erst einmal die verhetzte, wild gewordene und wahnsinnige Masse, unterstützt durch die aus den Gefängnissen und Zuchthäusern freigelassenen asozialen Elemente, die natürliche, arteigene Intelligenz der Völker ausgerottet hat und sie auf dem Schafott zum Verbluten brachte, bleibt als letzter Träger eines, wenn auch miserablen intellektuellen Wissens der Jude übrig. […] Jahrzehntelang hat auch in unserem Lande dieses Judentum die marxistischen Parteien des Proletariats als Sturmblock benützt, aber nicht etwa gegen die Parasiten am nationalen und wirtschaftlichen Leben, nein, im Gegenteil: im Dienste der Parasiten immer nur gegen die nationale Produktion. Es hat dieser nationalen Produktion so lange zugesetzt, bis endlich sieben Millionen Erwerbslose auf der Straße lagen. Und dies alles nur in der Hoffnung, aus den sieben Millionen Erwerbslosen endlich doch noch die bolschewistische Revolutionsarmee aufstellen zu können. Mit ihr hoffte man dann die nationale Intelligenz in unserem Volke genau so ausrotten zu können, wie man dies jetzt in Spanien zu tun versucht und in Russland getan hat. (Beifall) […] Nur dort, wo eine volksgebundene Führung nicht mehr vorhanden ist, beginnen sich die letzten Triebe des Juden auszuleben. Die minderwertigste Führung, die für die Menschen zu denken ist, beginnt sich dann wie in Sowjetrussland gegenseitig selbst abzuschlachten und auszurotten.
55. Aufsatz Freislers, Schutzzweck, 1938
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Wenn aber jemand diesen scheinbar sozialen Weltkampf nur führt, um am Ende in der Form einer brutalsten Diktatur die Angehörigen fremder Völker unter die Führung dieser Rasse zu zwingen, und sich dabei bemüht, diesen Vorgang zu einer Weltrevolution auszuweiten, dann ist an einer solchen Entwicklung nicht nur jeder direkt Betroffene interessiert, sondern auch jeder indirekt dadurch Bedrohte. Dies gilt für Deutschland! […] In wenigen Stunden rollen die Züge mit den Hunderttausenden von Teilnehmern wieder in die deutschen Gaue hinaus. […] Und sie werden mit sich nehmen das stolze Gefühl, wieder Zeugen gewesen zu sein der inneren und äußeren Erhebung ihres Volkes. Möge es ihnen aber bewusst werden, dass damit eine Hoffnung von Jahrtausenden und das Gebet vieler Generationen, die Zuversicht und der Glaube unzähliger großer Männer unseres Volkes endlich seine geschichtliche Verwirklichung erfahren hat. Die deutsche Nation hat doch bekommen ihr germanisches Reich.
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Aufsatz Freislers
Kernelemente eines NS-Strafrechts, gedacht als Waffe zum Schutz des deutschen Volkes; insbesondere: Reinheit des Blutes, Gefolgschaftstreue, Wehr- und Arbeitswille, Ehre und Heimtücke.
55. Aufsatz Freislers, Schutzzweck, 1938
Freisler: Schutzzweck, S. 365 –367.
1938 „Schutz des Volkes, Sühne für Unrecht, Festigung des Willens zur Gemeinschaft sind Sinn und Zweck des Strafrechts.“ Dieser Satz des Vorspruches zum Entwurf eines Deutschen Strafgesetzbuches ist für die gesetzgeberische Vorarbeit ebenso maßgeblich gewesen, wie er für die Strafrechtspflege richtungweisend sein muss. Denn in der Arbeit der Strafrechtspflege einschließlich des Vollzuges bewährt sich oder versagt das Strafrecht. Unrichtig wäre es, den so zum Ausdruck gebrachten dreifachen Sinn und Zweck des Strafrechtes und daher auch der Strafrechtspflege als ein amorphes Nebeneinander dreier Ziele aufzufassen, die sich im Einzelfall womöglich gar nicht einmal miteinander decken oder auch nur in Einklang bringen lassen. Sondern es handelt sich um eine Dreieinheit oder Zweckbestimmung, wobei bezeichnenderweise der Schutzgedanke an die Spitze gerückt worden ist. Denn die Festigung des Willens zur Gemeinschaft ist selbst ein hervorragendes Mittel des Volksschutzes, ebenso wie die Sühne für begangenes Unrecht als Selbstreinigung des Volkskörpers der Erhaltung seiner sittlichen Gesundheit und damit seinem Schutze dient.
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55. Aufsatz Freislers, Schutzzweck, 1938
Wenn also letzten Endes das ganze Strafrecht dem Schutz des Volkes dienen soll, so tritt aber doch in der Behandlung einer Reihe strafbarer Handlungen durch die Strafrechtspflege der Schutzzweck ganz besonders in den Vordergrund; dort nämlich, wo es die Sicherung der Grundlagen des Volkslebens und der Kraft seines Staates gegen unmittelbare oder besonders gefährliche mittelbare Bedrohung unter allen Umständen zu gewährleisten gilt. Die Notwendigkeit unerbittlichen und unter allen Umständen erfolgreichen Schutzes kann im Einzelfall in der Angriffsrichtung des Rechtsbrechers, in der besonderen Gefährlichkeit des angewandten Angriffsmittels und in der Angriffshartnäckigkeit und -stärke begründet sein. In der Angriffsrichtung: Wer die Reinheit des Blutes, die Einheit der Volksgemeinschaft, die Stellung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Volke, die Unerschütterlichkeit des Reiches, die Gefolgschaftstreue zum Führer, den Wehr- und Arbeitswillen der Nation oder ihre Ehre anrührt, der rührt damit an die Grundlagen unseres Volkes und seines Staates. In der besonderen Gefährlichkeit des angewandten Angriffsmittels: Verrat, hetzerische Heimtücke und Missbrauch einer besonderen Einfluss-Stellung, etwa des Beichtstuhles oder der Kanzel, stehen hier an der Spitze. Wer für seine wie immer gearteten Zwecke durch Verrat, hetzerische Heimtücke oder unter Missbrauch seiner besonderen Einfluss-Stellung eintritt, stempelt sich bereits dadurch zu einer besonderen Gefahrenquelle für Volkseinheit und Volkskraft. Und das eine besondere Hartnäckigkeit und Stärke des Angriffes, sowohl in stets wiederholter Gleichheit der Angriffsrichtung als auch in stets wiederholtem Gebrauch des besonders gefährlichen und darum verpönten und gesetzlich verbotenen Mittels die Gefährlichkeit des Angriffes und damit auch das Schutzbedürfnis steigert, bedarf keiner weiteren Begründung. Das in all diesen Fällen der Schutzzweck des Strafrechtes und der Strafrechtspflege in den Vordergrund tritt, liegt daran, dass das Schutzbedürfnis in demselben Verhältnis wächst, in dem die abzuwendende Gefahr steigt. Am höchsten aber ist die Gefahr dort, wo der unmittelbare Angriff auf die Sicherheit des Landes und die Festigkeit der Volksführung mit dem feigsten und verabscheuungswürdigsten Mittel, dem des Verrates, vorgetragen wird, im Landes- und Hochverrat. Bei echtem Landes- und Hochverrat hat daher auch das Schutz- wie das Sühnebedürfnis eine nicht weiter steigerungsfähige Höhe erreicht und der Gesetzgeber dem durch Androhung der unausweichlichen Todesstrafe Rechnung getragen. Hier hat sich deshalb auch bisher am kompromisslosesten die Ablehnung irgendeiner Art von „Gentlemandelikt“ durchgesetzt. Jede Erinnerung an Gesinnungstäterschaft ist hier aus der Gesetzgebung, der Rechtsprechung, der Gnadenpraxis, dem Volksbewusstsein überhaupt geschwunden; ein großer Erfolg nationalsozialistischer Erziehungsarbeit! Die Ablehnung einer Gesinnungstäterschaft muss aber für die Rechtsprechung überall maßgebend sein, wo die Angriffsrichtung des Rechtsbrechers,
55. Aufsatz Freislers, Schutzzweck, 1938
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das angewandte Angriffsmittel oder die Angriffshartnäckigkeit oder -stärke eine schwere Gefährdung des Volkslebens in sich birgt. Diese Forderung steht keineswegs im Gegensatz zu den Grundsätzen des Willensstrafrechts; im Gegenteil: sie folgt aus ihnen ebenso wie aus der Staatsnotwendigkeit. Ein der markantesten Folgerungen des richtig verstandenen Willensstrafrechts ist die Wandlung es Vorsatzbegriffes, die der Strafrechtsentwurf vorsieht. Zum Vorsatz gehört danach nicht mehr allein das Bewusstsein, die Tatbestandsmerkmale der strafbaren Handlung zu verwirklichen oder doch wenigstens das Inkaufnehmen dieser Verwirklichung, sondern darüber hinaus das Bewusstsein, Unrecht zu tun. Dieser Wandel des Vorsatzbegriffes kennzeichnet zugleich die Heimkehr des Strafrechts in die völkische Gesittung. Allein mit gutem Grunde lehnt es der Strafrechtsentwurf ab, sich mit dem Täter auch nur in eine Erörterung über seine wirkliche oder angebliche, vom Anerkannten abweichende grundsätzliche Auffassung über Recht und Unrecht einzulassen. […] Jede andere Einstellung müsste uns wieder hineinführen in die vergangene Zeit und Welt der Verwirrung aller Begriffe, in der man nicht recht wusste, ob Eigentum Diebstahl sei oder ob derjenige ein Dieb sei, der sich fremdes Eigen widerrechtlich aneignet. Ganz besonders muss das dort gelten, wo es um den Schutz der Lebensgrundlagen des Volkes gegen unmittelbar sie gefährdende oder sie mittelbar schwer bedrohende Angriffe geht. Ebenso wie dieser Grundsatz in seiner Allgemeinheit nicht gegen das richtig verstandene Willensstrafrecht, sondern nur – was aber gleichgültig ist – gegen ein individualistisch aufgefasstes Persönlichkeitsstrafrecht verstößt, muss im gesamten Gebiet der nach Angriffsrichtung, Angriffsmittel und Angriffshartnäckigkeit und -stärke volksgefährdenden strafbaren Handlungen jede „Gesinnungstäterschaft“ als strafmildernd oder strafmindernd abgelehnt werden. Ob der volksgefährdende Angriff aus eigensüchtigen Beweggründen, ob aus unbelehrbarer Dummheit, ob aus krimineller Freude am Zerstören, ob aus irgendwelchem Fanatismus, oder ob er aus sturem Ablehnen jeder Entwicklung erfolgt, – seine Gefährlichkeit ist die gleiche. Das Schutzbedürfnis des Volkes ist daher auch gleich groß. Und wer gar behauptet, er habe mit seinen Taten „nur“ einem außerhalb des staatlichen Lebens liegenden Zwecke dienen wollen, der muss sich entgegnen lassen: 1. dass er diesen Zweck nur im Rahmen der Bejahung und Förderung, auf keinen Fall aber unter Inkaufnahme der Schädigung des Volkes und seines Staates verfolgen darf und 2. dass die Tatsache der Verfolgung von außerhalb des Lebens der Volksgemeinschaft als solcher liegenden Zwecken die staatliche Beurteilung seines Verhaltens durch die Strafrechtspflege des Reiches in keiner Weise berührt. Wer aber gar glaubt oder zu glauben vorgibt, er habe mit seinem an sich strafbaren Verhalten ein anderes besseres und lebenskräftigeres Zielbild des nationalsozialistischen Reiches verwirklichen helfen wollen, und er habe daher Recht getan, der kann damit überhaupt nicht gehört werden. Denn den
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56. Geheimer Erlass Brauchitsch’, Berlin, 18. Dezember 1938
Charakter des Reiches bestimmt allein der Führer. Jede andere Einstellung „beruht auf einer Einstellung, die mit dem gesunden Volksempfinden über Recht und Unrecht unvereinbar ist“. […] Denn mit unerbittlicher Schärfe muss die Strafrechtspflege in der Strafzumessung vor allem gegen diejenigen vorgehen, die sich in einer Gemeinschaft führend in staatsschädigendem Sinne oder mit verbotenen Mitteln strafbar gemach haben. Das Maß des Führenden muss ein strengeres als das des Geführten sein. Das widerspricht nicht der Gerechtigkeit, sondern ist eines ihrer Gebote. Das Deutsche Reich steht sicher und fest da. Aber das darf diejenigen, die berufen sind, als Organe der Sicherheit zu wirken, nicht einschläfern. […] Schlechter als nichts ist Halbheit. Viele Gelegenheiten gibt es, Milde walten zu lassen. Milde innerhalb der Schutzbedürftigkeitszone des Volkes gegenüber demjenigen, der in sie gefährdend strafbar eingedrungen ist, wäre aber Grausamkeit gegenüber dem Volksganzen. Hier gilt es, hart zu sein. Alles verstehen, heißt hier alles zerstören. Der Stahlpanzer des Schiffes schützt dieses nur, wenn er härter ist als die Durchschlagskraft des auf das Schiff gerichteten Geschosses. […]
56.
Geheimer Erlass Brauchitsch’
Hitler hat nach Vorstellungen des Oberbefehlshabers der Wehrmacht das Frontkämpfertum zum Nationalsozialismus geformt, Wehrmacht und Nationalsozialismus seien Teile eines Stammes; Armee als Rückgrat des Reiches; Vorbereitung der in ihrer nationalsozialistischen Weltanschauung unübertroffenen Offiziere nicht ausgerichtet auf einen Dienst im Frieden; höchste Aufgabe: Führer vor dem Feind.
56. Geheimer Erlass Brauchitsch’, Berlin, 18. Dezember 1938
Meier-Welcker, Offiziere, S. 274 –276.
Berlin, 18. Dezember 1938 Adolf Hitler, der geniale Führer, der die tiefe Lehre des Frontkämpfertums in die Weltanschauung des Nationalsozialismus umprägte, hat uns das neue großdeutsche Reich gebaut und gesichert. Nur wer das Gestern, Heute und Morgen in seiner ganzen Schwere und Größe begreift, wird der geschichtlichen Tat dieses Mannes gerecht. Gewaltig ist der Umbruch auf allen Gebieten. Ein neuer deutscher Mensch ist im Dritten Reich herangewachsen, erfüllt von anderen Idealen als die Generation vor uns. Geschaffen ist über Klassen und Stände hinweg eine neue einzigartige Volksgemeinschaft, zu der wir alle – Volk, Wehrmacht und Partei – gehören. Unerschütterlich ist unsere Treue, fest unser Vertrauen zu dem Mann, der all dies geschaffen, der durch seinen Glauben und seinen Willen dieses Wunder bewirkt hat. Dass die Gedankengänge des Nationalsozialismus von Anfang an bei keiner Gemeinschaft mehr Bejahung fanden als beim Offizierskorps, ist
56. Geheimer Erlass Brauchitsch’, Berlin, 18. Dezember 1938
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selbstverständlich, sind doch seine grundlegenden Ideen schon immer richtunggebend für die Wehrmacht gewesen. Wehrmacht und Nationalsozialismus sind desselben geistigen Stammes. Sie werden weiter Großes für die Nation leisten, wenn sie dem Vorbild und der Lehre des Führers folgen, der in seiner Person den echten Soldaten und Nationalsozialisten verkörpert. Gewaltiges ist erreicht, noch größere und schwerere Aufgaben stehen bevor. Wir wissen, dass der Führer der Arbeit des Heeres seine besondere Wertschätzung zuteil werden lässt. Klar ist sein Auftrag, den er der Armee, der Repräsentantin und Organisatorin der Wehrmacht unseres Volkes gestellt hat. Sie ist das feste Rückgrat des neugeeinten Reiches, sie ist die ultima ratio in der Hand des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht. Das verpfl ichtet uns in noch stärkerem Maße als bisher, willens- und glaubensstarke Offiziere, charakterfeste Persönlichkeiten, d. h. Männer mit dem sicheren Gefühl für Ehre und Pflicht heranzuziehen. […] Der Offizier muss sich klar sein, dass ihm härtere und größere Pflichten auferlegt sind als irgendeinem anderen Stande, dass von ihm neben geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit gesteigerte Anforderungen hinsichtlich Lebenshaltung, Ehrgefühl und Charakterbildung verlangt werden. Er muss wissen, dass die Einstellung und Auffassung des Offizierskorps bestimmend ist für die geistige Haltung der Truppe und damit letzten Endes auch für das Volk. In der wiedererstandenen Zeit der Führerautorität und des Persönlichkeitswertes gilt es, im Offizierskorps Kämpfer heranzuziehen mit Charakter, mit Herz und Vertrauen, überzeugte Tatmenschen mit großer Gläubigkeit, frische, stahlharte Persönlichkeiten; willensstark, widerstandsfähig, gerecht, streng im Dienst, Tag und Nacht „auf Draht“. Der Wert einer Persönlichkeit wird durch Charakterstärke, Wissen und Können bestimmt. Charakter und Leistung stehen über einseitigem theoretischem Wissen. Der Offizier muss selbst an seiner Weiterbildung arbeiten. Nur dann wird er wirklich auch geistig Führer seiner Untergebenen sein. Führer und Vorbild kann nur sein, wer auch in kritischen Lagen und Zeiten Standfestigkeit und unbedingtes Vertrauen besitzt. Schon frühzeitig – beim Kompaniechef beginnend – müssen kommende Führerpersönlichkeiten erkannt und auf sie hingewiesen werden. Der Offizier soll keine Politik treiben. Sein Dasein, sein ganzes Tun und Handeln aber ist Politik. Der Krieg ist nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, – oder – der Friede die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Wie der Offizier, so die Truppe. Da die ganze männliche Jugend durch die Hände des Offiziers geht, so wirkt sein Denken, Tun und Handeln sich auf das ganze Volk aus. Der Offizier muss sich der Aufgabe seines Volkes bewusst sein, er muss die großen Ziele seines Volkes kennen und ihnen nachstreben.
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57. Denkschrift des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS
Der Offizier muss sich darüber bis in das letzte klar sein, dass sein Leben nicht mehr ihm gehört von dem Augenblick an, in dem er das Ehrenkleid des Offiziers anlegt. Er ist dann immer im Dienst, denn auf ihn sieht das ganze Volk. Die Erfüllung der Lebensaufgabe des Offiziers liegt nicht in der Erziehung und Ausbildung der Truppe im Frieden. Ganz klar muss er sich darüber sein, dass sie nur Vorbereitung, dass sie nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck, wie wertvoll sie auch an und für sich ist. Die Lebensaufgabe des Offiziers erhält ihre Krönung erst vor dem Feinde. Erst dann kann er unter Beweis stellen, dass seine Arbeit gut und er der höchsten Aufgabe, Führer vor dem Feinde zu sein, auch gewachsen ist. Er muss daher innerlich dazu bereit sein, muss sich seelisch, geistig und körperlich immer darauf vorbereiten. Er kann daher auch nie Vertreter einer schwächlichen Politik sein, ebenso wenig soll er sein Ideal in dem eines Raufboldes suchen. Die Größe, das Ansehen, die Stärke und die Ehre seines Volkes finden in ihm den stärksten Vorkämpfer. Der Offizier muss das restlose Vertrauen zu seiner militärischen Führung haben, dass sie diese Aufgaben nie aus dem Auge verliert und dass sie mit der politischen Führung Hand in Hand arbeitet; den Takt gibt die politische Führung an. […] In der Reinheit und Echtheit nationalsozialistischer Weltanschauung darf sich das Offizierskorps von niemandem übertreffen lassen. Es ist der Bannerträger, der auch dann unerschütterlich, wenn alles andere versagen sollte. Es ist selbstverständlich, dass der Offizier in jeder Lage den Anschauungen des Dritten Reiches gemäß handelt, auch dann, wenn solche Anschauungen nicht in gesetzlichen Bestimmungen, Verordnungen oder dienstlichen Befehlen festgelegt sind. Er soll auch in politischer Hinsicht der Führer seiner Untergebenen sein. Das heißt nicht, dass er mit ihnen viel über Politik reden soll, aber er muss die großen Grundgedanken des Nationalsozialismus beherrschen, sonst kann er auf Fragen, die ihm gestellt werden, nicht antworten, Tagesfragen nicht aus dieser Gedankenrichtung heraus sachgemäß erklären und besprechen. […] 57.
Denkschrift des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS verfasst von Löffler
Forderung nach einer volksdeutschen Geschichtsauffassung für das neue Zeitalter; Historiker und deren Nachwuchs vertun Chance zur nationalen Bewährung; Verzahnung der Historie mit Rassenkunde und Geopolitik; entsprechende Arbeitsgemeinschaften als Träger volksdeutscher Leistungen. 57. Denkschrift des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS
Lerchenmueller, Geschichtswissenschaft in Planungen der SS, S. 192 f., 196 und 215.
Um Jahreswende 1938 / 39 Entwicklung und Aufgaben der Geschichtswissenschaft in Deutschland Es ist eine Tatsache, […] dass infolge der politischen Machtergreifung durch die NSDAP am 30. 1. 1933 in Deutschland ein Zeitalter zu Ende gegan-
57. Denkschrift des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS
245
gen ist und ein neues begonnen hat. Zu Ende gegangen ist dasjenige, welches durch die Aufklärung seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geistig verbreitet. […] Bisher liegen […] auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaft nur wenige und oft noch sehr dürftige – wenn auch gutgemeinte – Einzelversuche vor, im nationalsozialistischen Sinne an Fragen der Geschichtsforschung heranzugehen und die entscheidenden Probleme eines Zeitraums vom politischen Erleben unserer Tage her neu zu durchdenken. Man ,arbeitet‘ hier im alten Sinne weiter und hat noch nichts hinzugelernt. So ist es nicht zu verwundern, wenn es bisher bei weitem noch nicht zu einer einheitlichen Planung und Ausrichtung der historischen Wissenschaft auf die großen kulturpolitischen Aufgaben im völkisch-nationalsozialistischen Staat gekommen ist, trotz verschiedener Neugründungen einzelner Institute und großer Reden einzelner Präsidenten. Ja die berufenen Männer der Geschichtswissenschaft an unseren Hochschulen haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch im politischen Daseinskampf nach 1933 versagt, wie sie im Weltkrieg und den 15 Jahren der Erniedrigung versagt haben. Die große Chance, die ihnen der Nationalsozialismus zu ihrer Rehabilitierung gab, verstrich ungenützt. Bei der älteren Generation, die von ihrem liberalen Wissenschaftsbetrieb weder abgehen will noch kann, wäre dies noch nicht allzu sehr zu verwundern, wenn auch nicht zu entschuldigen. Aber weit schlimmer ist es, dass diese ‘ältere Generation’ es verstanden hat, einen Nachwuchs in ihrem Sinne zu züchten, und mit diesem wichtige Hochschullehrerstellen zu besetzen, so dass junge nationalsozialistische Historiker immer noch fern gehalten werden. […] Ferner gibt es unter den (auch heute noch amtierenden) Historikern viele, die entweder in ganz offener Form gegen die vom nationalsozialistischen Staat verkündete Geschichtsauffassung ankämpfen oder sie wenigstens sabotieren oder totschweigen. […] Als Fachwissenschaft hat die Historie als vielseitigste Wissenschaft Berührungspunkte mit fast allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen […]. Aber nicht nur Berührungspunkte und Querverbindungen zu diesen geisteswissenschaftlichen Fächern sind vorhanden, sondern wichtig ist vor allem die Eheschließung zwischen Geschichte und den Naturwissenschaften; das ist die Rassenkunde und in enger Verbindung hiermit die Vererbungslehre und Geopolitik. […]42 Volksdeutsche Arbeit wurde nach dem Kriege vor allem in den sogenannten historischen Forschungsgemeinschaften (westdeutsche, nordost- und südostdeutsche) geleistet, deren Organ jetzt das neu gegründete ,Deutsche Archiv für Landes- und Volksforschung‘ ist. […] Sehr wesentliche Fort-
42 Der Autor führt des Weiteren aus, dass das Volk den „Höchstwert“ der NS-Geschichtsschreibung darstellt und fordert eine volksdeutsche Geschichtsauffassung, siehe S. 201 und 215.
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58. Rede Hitlers, 18. Januar 1939
schritte sind vor allem auf dem Gebiete der Siedlungsgeschichte erreicht worden, namentlich für das gewaltige Werk der Wiedergewinnung Ostdeutschland, das nun erstmalig unter einem gesamtdeutschen Blickpunkt gesehen wurde und den ganzen Raum von Ostpreußen bis zur Ostmark einschließt.
58.
Rede Hitlers
Die Vorsehung verteile Sieg oder Niederlage nach Glauben oder Verzagtheit; Forderung an Offiziere im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges: unerschütterlicher Stolz und Glaube im bevorstehenden Krieg an unübertroffenes völkisches Deutschland mit entsprechender Wehrmacht. BArch, NS 11 / 28. 2 / 143.
58. Rede Hitlers, 18. Januar 1939
18. Januar 1939 Vor allem meine jungen Offiziere, merken Sie sich eines: Es gibt keine 51 % Sicherheit im Leben der Völker. […] Und ich habe diese 51 % in meinem Leben fast nie vor mir gesehen. Aber ich sah vor mir immer nur das harte Entweder-Oder, d. h. entweder zugrunde gehen oder es zu wagen, – und ich habe es gewagt, und damit wurde sehr viel gewonnen. Der Kampf ist immer das allerletzte Mittel der Politik, der Krieg die letzte Waffe, mit der man politische Notwendigkeiten erzwingen kann. Hier steht immer Sein oder Nichtsein auf dem Spiele. Und wer zu dieser letzten Entscheidung greift, hat an sich alle anderen Möglichkeiten bereits erschöpft, d. h. er kann sein Schicksal nunmehr nun anvertrauen dieser letzten Prüfung, in der die Vorsehung Sieg oder Niederlage erteilt. Sie wird dem den Sieg geben, der gläubigsten und stärksten Herzens eintritt, und sie wird den zur Niederlage verdammen, der verzagt und verzweifelt. Welchen Glauben verlange ich nun von Ihnen? Ich verlange von Ihnen, meine jungen Offiziere, den bedingungslosen Glauben, dass unser Deutschland, unser Deutsches Reich, einmal die dominierende Macht Europas sein wird, dass keine Macht in der Lage sein wird, uns dabei zu hemmen, geschweige denn zu brechen. […] Wenn ich diese Forderung an Sie stelle, dann will ich es nicht tun, ohne nicht zugleich auch Ihnen sachliche Argumente zu geben, dass dieser Glaube berechtigt ist. Mit welchem Recht wollen wir alle glauben an die Zukunft, an die größte Zukunft unseres Volks? 1. Meine jungen Offiziere, wir alle haben das Glück, dem zahlenmäßig größten geschlossenen Volkskörper anzugehören, den es zurzeit auf der Welt gibt. Man wird mir entgegenhalten vielleicht Russland mit 175 Millionen Menschen. Allein es sind noch nicht 60 Millionen wirkliche Großrussen. Man wird mir entgegenhalten die Amerikanische Union. Allein Neger, Iren, Italiener, Deutsche usw. abgerechnet, sind es auch dort kaum 60 Millionen wirkliche Angelsachsen. Man wird mir entgegenhalten Großbritannien. Allein
58. Rede Hitlers, 18. Januar 1939
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das Mutterland zählt kaum 45 Millionen Engländer. Frankreich, abgerechnet die Fremden und Ausländer und die sicher nicht als Kampffaktor anzusprechenden Juden, noch kaum 36 Millionen Franzosen. 40 Millionen Italiener, noch nicht 18 Millionen Polen. Und demgegenüber allein in unserem Reich rund 80 Millionen Deutsche, und dabei haben wir noch nicht alles das erfasst, was sich an Deutschem unserer Sprache und unserer Nationalität im Bannkreis unseres Lebens befi ndet. Wir sind das stärkste Volk. Unser Volk, meine jungen Offiziere, ist das geschichtlich ohne Zweifel wertvollste. Es ist das rassisch auch heute noch beste. Aus unserem Blutstrom ist alles geflossen, was die angelsächsische Welt mit aufgebaut hat. Den letzten Beweis für die überragende Güte hat unser Volk erbracht in den vier Jahren Weltkrieg. Wenn wir alles das an Kultur, an Erfi ndungen und sonstigen Leistungen aus der Weltgeschichte streichen, was Angehörige, Söhne unseres Volkes vollbracht haben, dann würde die Welt mit einem Schlage verarmen. Aus unserem Blutstrom ist ganz Europa gespeist worden, und wir sind die Quelle dieses Blutstromes. Gewiss jahrhundertelang hat unser deutsches Volk nicht das Beispiel einer überragenden Größe geboten. Allein nicht die Werte des Volkes waren die Ursache dieses Versagens, sondern die falsche Organisation dieser Werte, die falsche Organisation unserer Staatskonstruktion und unserer Staatsführung. Der Rassenwert unseres Volkes steht über jedem Zweifel erhaben. Und vor allem aber, meine Offiziere, Deutschland war einmal die bedeutendste Weltmacht. Im Völkerleben pflegen nun Rassen oft einzuschlummern und nach Jahrhunderten wieder zu erwachen. Das Einschlummern unseres Volkes wurde bedingt durch eine innere staatliche Dekomposition, durch den staatlichen Zerfall in zahllose kleine Einzelgebilde durch stammes- und fürstenmäßigen Egoismus und durch alle die Erscheinungen, die im Zuge unserer religiösen Auseinandersetzung in vergangenen Jahrhunderten mitkamen. Seitdem ist nun eine Überwindung dieser Dekomposition unserer Volksund damit Staatskörpers festzustellen, und die letzte Station dieser Überwindung haben wir soeben erreicht. In der neuen deutschen Volksgemeinschaft ist zum ersten Mal in unserer Geschichte das deutsche Volk in seiner Gesamtheit der bewusste Träger seines staatlichen Schicksals geworden. Zum ersten Mal tritt vor uns in unserer Geschichte nicht eine Komposition deutscher Stämme oder deutscher Fürsten, sondern die Vereinigung eines geschlossenen deutschen Volkskörpers, also deutscher Menschen. Es kommt dazu noch die Reorganisation unseres Volkskörpers durch das Ausscheiden, durch das planmäßige und rücksichtslose Ausscheiden zersetzender fremder Blutbeimischungen, und vor allem aber es kommt hinzu der Neuaufbau einer neuen Gesellschafts- und damit Führungsschicht nach neuen rassischen Grundsätzen und Bedingungen. Und nun haben wir dieses große Wunder erlebt, dass ein neuer, nationalsozialistischer Volksstaat entstehen konnte, der sich langsam aber sicher von
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58. Rede Hitlers, 18. Januar 1939
Jahr zu Jahr mehr den Platz in der Welt sichert und erkämpft, der unserem Volke gebührt. Als Garant dieser deutschen Volksgemeinschaft ist nun die Partei entstanden, die heute als Faktor der Einigkeit und der Geschlossenheit Deutschland politisch repräsentiert. Und als Garant der militärischen Stärke dieses Staates ist die neue Wehrmacht entstanden. Und nun will ich hier Ihnen das aussprechen, was auch für Sie Leitstern sein muss. Ihr ganzes Leben lang: Es ist mein unerschütterlicher Wille, dass die deutsche Wehrmacht die stärkste Wehrmacht der ganzen Welt wird. Der Deutsche ist entweder der erste Soldat der Erde, oder er ist gar keiner. Mittellösungen sind undenkbar und unmöglich. Und dieser ganze Staat ist darauf eingestellt, ein Volk in Waffen zu erziehen und diesem Volk die Waffen zu sichern. Und es ist weiter mein Wille, dass diese Wehrmacht nicht ein Paradeinstrument sein soll oder werden wird, sondern dass sie, wenn je der Politik andere Mittel zur Verwirklichung deutscher Lebensinteressen nicht mehr zur Verfügung stehen, augenblicklich eingesetzt wird, um als letzte Waffe den deutschen Lebenswillen durchzudrücken. Das heißt, Ihre Aufgabe, meine jungen Offiziere, ist es damit mitzuhelfen am Aufbau der stärksten Wehrmacht der Erde und damit auch der stärksten Wehrmacht, die unser deutsches Volk selbst je besessen hat. Sie sind damit Führer dieser Wehrmacht und somit Führer der Volksgenossen, die Ihnen jährlich zu treuen Händen übergeben werden. Mögen Sie das niemals vergessen. Sie verwalten das kostbarste Gut, das die Nation abzugeben hat: den jungen deutschen Mann. Mögen Sie in ihm stets ein Ihnen anvertrautes wahrhaft unersetzliches Gut sehen im Frieden und auch im Kriege. Mögen Sie ebenso hart sein in der Forderung, entschlossen im Niederbrechen jeden staatsfeindlichen Gedankens wie hilfsbereit in allen menschlichen und bei allen menschlichen Schwächen. Und mögen Sie vor allem sich dabei eines bewusst sein: Die höchste Ehre des Soldaten und damit auch des Offiziers ist es, durch den eigenen restlosen Einsatz, wenn notwendig bis in den Tod hinein, den nationalen Interessen zu dienen und damit ein heiliges Zeugnis abzulegen für die Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit der Gesinnung. Dann kann ich Sie aber nur bitten: Seien Sie zugleich auch stolz auf Ihre Aufgabe. Seien Sie glücklich über die Zeit, in der Sie geboren worden sind. Es gab in deutschen Landen Jahrhunderte, da es für einen wirklichen Mann kein Glück bedeuten konnte zu leben. Heute atmen Sie tief ein den Geist unserer jetzigen Zeit, den Geist der Weltanschauung, die heute Deutschland beherrscht, und erkennen Sie, dass es ein zutiefst soldatischer Geist ist, der diesen ganzen Staat aufrichtet und dass Sie das Glück haben, diesen Geist an besonderer Stelle zu repräsentieren und dass Sie dann das Glück besitzen, auch durch Ihr Wirken einer solchen Zeit einen besonderen charakteristischen Zug aufzuprägen. Seien Sie hart und entschlossen in der Zeit des Glückes. Und nun vor allem aber, meine Offiziere, seien Sie fähig und unerschütterlich in der Zeit des Unglücks. Soldaten erkennt man nicht nach den reichen Schlachten, sondern
59. Liederbuch der Hitler-Jugend – Auszüge, 1939
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immer nur nach den Niederlagen. Nur wer gelernt hat, Niederlagen zu ertragen und zu überwinden, ist würdig, auch Siege zu feiern. Und ich möchte mir von Ihnen nichts anderes wünschen als das, wenn einmal die Zeit ganz hart sein sollte, dass ich Sie dann um mich weiß, vor mir, links und rechts und hinter mir, mit gezücktem Degen, stolz und unerschütterlich, trotzig jedem Schicksal, das uns treffen kann. Wenn Sie diese Gesinnung besitzen, dann wird uns die Vorsehung den Lohn nicht verweigern, den wir dann verdienen, nämlich den Sieg. […]
59.
Liederbuch der Hitler-Jugend – Auszüge
Volk ans Gewehr; der Ostmark Söhne.
59. Liederbuch der Hitler-Jugend – Auszüge, 1939
Unser Liederbuch, S. 10 f., 202, 206 und 208 –210.
1939 a) Arno Pardun: Volk, ans Gewehr! (1931) Siehst du im Osten das Morgenrot, ein Zeichen zur Freiheit, zur Sonne? Wir halten zusammen, ob lebend, ob tot, mag kommen, was immer da wolle. Warum jetzt noch zweifeln, hört auf mit dem Hadern, noch fl ießt uns deutsches Blut in den Adern. Volk, ans Gewehr! Volk, ans Gewehr! Viele Jahre zogen dahin, geknechtet das Volk und betrogen. Verräter und Juden hatten Gewinn, sie forderten Opfer Legionen. Im Volke uns geboren entstand uns ein Führer, gab Glaube und Hoffnung an Deutschland uns wieder. Volk, ans Gewehr! Volk, ans Gewehr! Deutscher, wach auf, und reihe dich ein, wir schreiten der Sonne entgegen! Frei soll die Arbeit und frei woll’n wir sein und mutig und trotzig verwegen. Wir ballen die Faust und werden es wagen, es gibt kein Zurück mehr und keiner darf zagen! Volk, ans Gewehr! Volk, ans Gewehr! Jugend und Alter und Mann für Mann umklammern das Hakenkreuzbanner. Ob Bürger, ob Bauer, ob Arbeitsmann, sie schwingen das Schwert und den Hammer für Hitler, für Freiheit, für Arbeit und Brot. Deutschland erwache, ende die Not!43 Volk, ans Gewehr! b) Hans Baumann: In den Ostwind hebt die Fahnen (1935) In den Ostwind hebt die Fahnen, denn im Ostwind steht sie gut! Dann befehlen sie zum Aufbruch, und den Ruf hört unser Blut. Denn ein Land gibt
43 Eine andere Version, etwa in: Uns geht die Sonne nicht unter. Lieder der HitlerJugend. Hrsg. vom Obergebiet West der Hitler-Jugend. Wonnemonat 1934, lautete hier: „Juda den Tod!“
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59. Liederbuch der Hitler-Jugend – Auszüge, 1939
uns die Antwort, und das trägt ein deutsch Gesicht: Da für haben viel’ geblutet, und drum schweigt der Boden nicht! In den Ostwind hebt die Fahnen, lasst sie neue Straßen gehen; lasst sie neue Straßen ziehen, dass sie alte Heimat sehn. Denn ein Land gibt … In den Ostwind hebt die Fahnen, dass sie wehn zu neuer Fahrt! Macht euch stark: Wer baut im Osten, dem wird keine Not erspart! Doch ein Land gibt … In den Ostwind hebt die Fahnen, denn der Ostwind macht sie weit! Drüben geht es an ein Bauen, das ist größer als die Zeit. Und ein Land gibt … c) Hans Baumann: Nun wird zu eng das weite Land (1935) Nun wird zu eng das weite Land, der Boden zu hart. Dort steht der Morgen wie ein Brand zu guter Fahrt. Nach Ostland fährt der Wind! Drum, Weib und Kind und Knecht und Gesind’, auf die Wagen und auf die Pferde! Wir hungern nach frischer Erde und spüren den guten Wind! Die Heimat brennt uns hell und stark in unserm Blut. Wir bauen ihr eine neue Mark zu guter Hut. Nach Ostland … Die fremde Wildnis schreckt uns nicht mit Falsch und Trug; wir geben ihr ein deutsch Gesicht mit Schwert und Pflug. Nach Ostland … d) Otto Zander: Memelwacht (1935) Hört ihr den Sturm und hört ihr den Schrei: Deutschland, mein Deutschland, in Ketten? Schlaget die ehernen Fesseln entzwei, unsere Heimat zu retten! Haltet an blutenden Grenzen die Wacht: Einmal muss weichen Dunkel und Nacht! Einmal muss weichen Dunkel und Nacht! Zornig erbraust des Memelstroms Flut, zornig und hart unsre Mannen. Schirmend die Heimat mit heiligstem Blut, stehn sie bei flatternden Fahnen, halten an blutenden Grenzen Wacht. Einmal muss weichen Dunkel und Nacht! Wenn unser Marschtritt durch Ostland erdröhnt, wenn unsre Lieder erschallen, jubelnd und brausend der Freiheitsruf tönt, zahllos die Feinde dann fallen: Kämpfen wir Streiter die letzte Schlacht, trutzig und stolz für die Memelwacht. e) Herybert Menzel: Im Osten hat begonnen (1935) Im Osten hat begonnen ein neuer Tag zu blühn. Da ziehn die Sturmkolonnen durchs Land zum Kampfe kühn. Seht, wie es sieghaft dämmert: Feurig wird der Brand! Hört, wie ihr Marschtritt hämmert: Unser ist das Land! Wir sind der Ostmark Söhne! Unser das Land, das schöne! Unser der Kampf und der Sieg! Sieg! Im Osten stets aufs Neue erwächst ein stark Geschlecht. Nun kämpfen wir in Treue für Deutschlands Glück und Recht. Für unsern Führer gehen wir in Not und Tod. Fest wir zusammenstehen, wenn ein Feind uns droht. Wir sind der Ostmark Söhne! […]
60. Gedichte Vespers, Seidels und Schumanns, 1939
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Aus Osten steigt der Morgen, der uns die Sonne bringt. Verlacht die kleinen Sorgen, die man wie Unkraut zwingt! Unser sind Pflug und Waffen, nur der Schwache fällt. Wir wolln ein Reich uns schaffen, das für ewig hält! Wir sind der Ostmark Söhne! […] Wir wolln mit gläubigen Augen an unsre Arbeit gehen. Die nicht zum Werke taugen, die soll ein Sturm verwehn! Die nur sind Garbenbinder, die die Saat gestreut; die nur der Zukunft Kinder, die der Kampf erfreut! Wir sind der Ostmark Söhne! […]
60.
Gedichte Vespers, Seidels und Schumanns
Gottgesandter Führer und Schlacht des Schicksals; Soldaten als Berufene und Täter; Wiederaufnahme des Ersten Weltkriegs bei verklärtem Marschieren und Singen als Erbe und Mission; Beten zum Herrgott: Mach unsere Seelen hart und stark.
60. Gedichte Vespers, Seidels und Schumanns, 1939
Vesper: Ernte der Gegenwart, S. 382–384.
1939 a) Will Vesper: August 1939 Mein Führer, in jeder Stunde weiß Deutschland, was du trägst, dass du im Herzensgrunde für uns die schwere Schlacht des Schicksals schlägst. Das treibt uns, dass wir sagen, nicht ich, das ganze Land –: Fühl unsre Herzen schlagen wie in dein Herz gebannt, in deiner Hand ohn Zagen fühl unsre Hand! Nun wag, was du musst wagen, wozu dich Gott gesandt! b) Ina Seidel: An den Straßen Wieder wie vor fünfundzwanzig Jahren dröhnt die Straße, dran ich damals wohnte, t die Straße, dran ich wieder wohne, von dem Marschtakt grauer Männerscharen, vom Marschieren junger Feldsoldaten. Und der hohen Häuser feste Mauern, hallen wider, wie sie einstmals taten, hallen feierlich vom starken Singen
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60. Gedichte Vespers, Seidels und Schumanns, 1939
dieser Knaben, die nun meine Söhne jeder könnten sein, und deren Mütter ich gedenke, als so vieler Schwestern, wie da unter meinem Fenster täglich diese Söhne hinziehn – dröhnend, hallend, schön aus opferfrohem Herzen schallend – und mein Herz erschütternd ganz unsäglich! Söhne Ihr! Empfangen zwischen Schlachten! Jeder eurer Namen eingeschrieben für den Namen eines, der geblieben war mit tausend andren in den Schlachten! Die ihr mit der Milch, die wir euch boten, mit der milden Nahrung unsrer Brüste, trankt ins Herz die Tränen um die Toten: Als der Tag des Krieges ging zur Rüste, wussten wir es – Deutschland war verloren – doch in euch war Deutschland neu geboren! Söhne! Mit dem Blute eurer Väter war die Stirne früh schon in der Wiege euch gezeichnet. Doch aus ihrem Kriege wuchset ihr: Berufene und Täter. Wieder wie vor fünfundzwanzig Jahren, Deutschland, Mutter, stehst Du an den Straßen, an der Söhne harten Männerstraßen, die erdröhnen unter ihren Scharen. Wie von je der Mütter Herzen taten, widerhallst du, Mutter, von den Stimmen, von dem Erzgesang der Feldsoldaten, und mit Flügelbrausen in den Lüften folgt dein Herz, o Mutter Deutschland, diesen unerschütterlich entschlossnen Söhnen dorthin, wo Gesang in Feldschlacht mündet, dorthin, wo der Schicksalskreis sich ründet, dorthin, wo sie – ihrer Väter Erben – dieser Väter Kampf mit jungen Händen an sich reißen – wo sie ihn vollenden, mit Dir, für dich siegen. Oder sterben. c) Gerhard Schumann: Gebet des Soldaten Herrgott, mit Worten sind wir karg. Hör gnädig unser Beten nun:
61. Broschüren-Auszug Geyers, 1939
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Mach uns die Seelen hart und stark. Das andre wolln wir selber tun. Behüt daheim die stille Frau, wenn sie in dunkler Nacht sich härmt. Entzünd den Stern im hohen Blau, dass ihr sein Trost das Herz erwärmt. Behüt den Führer und das Land. Die Kinder lass in Frieden ruhn. Wir geben sie in deine Hand. Das andre wolln wir selber tun.
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Broschüren-Auszug Geyers
Thesen des Sozialdemokraten: Erster Weltkrieg, nicht Klassenkampf verantwortlich für gegebene politische Lage; Angriff des NS-Staats auf europäische Zivilisation nicht im Blickfeld des Marxismus; Befreiung Deutschlands eine gemeinsame Sache aller freiheitlichen Parteien; Sozialdemokratie gründend in Liberalismus, Sozialismus und Humanismus mit besonderer Ausrichtung auf Freiheit. 61. Broschüren-Auszug Geyers, 1939
Klotzbach, Drei Schriften, S. 352–356.
1939 V. Die beiden Wege 1. Der Weg zur Diktatur Die geschichtliche Entwicklung verlief anders, als es die sozialrevolutionäre Schule des Marxismus erwartete. Nicht die soziale Revolution, sondern die Politik der Großmächte bestimmte den Gang der Geschichte, der bald in den Weltkrieg mündete. Vom Geschehen des Weltkrieges und von seinen Folgewirkungen, nicht von den isolierten Tatsachen des Klassenkampfes in Deutschland aus ist die heutige geschichtliche Lage und also auch die Aufgabe einer antifaschistischen revolutionären Partei zu verstehen. Wer heute auf den russischen Marxismus zurückgreift, wer an die durch ihn hervorgerufenen sozialrevolutionären Angriffstheorien wieder anknüpfen, dort neu beginnen will, der verkennt die geschichtliche Lage von heute vollständig. […] 2. Der Typus der antifaschistischen Revolution In den Anfängen des totalen Staates in Deutschland war der Blick der Sozialisten gefesselt durch den gegenrevolutionär-sozialreaktionären Charakter des Systems, durch die Zerstörung der Arbeiterorganisationen und Arbeiterrechte. Heute ist klargeworden, dass dieses System nicht einfach ein Mittel zur Auseinandersetzung zwischen Kapitalisten und Arbeitern ist, sondern dass es viel umfassendere historische Bedeutung hat, dass es einen General-
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61. Broschüren-Auszug Geyers, 1939
angriff auf die Grundlagen der europäischen Zivilisation bedeutet, die zugleich die Grundlagen der sozialistischen Idee sind. Eine Partei, die diesen allgemeinen Charakter des Systems zurücktreten lässt hinter dem engen proletarischen Klassenstandpunkt, lenkt von den eigentlichen Aufgaben der Revolution ab. Die notwendige Auseinandersetzung mit dem totalen System lässt sich nicht auf die Formel proletarisch gegen bürgerlich oder sozialistisch gegen kapitalistisch bringen, noch kann man sagen, dass es sich um eine Auseinandersetzung zwischen „Klassen mit gegensätzlicher Lebenslage, gegensätzlichen Interessen und daher auch gegensätzlichen Ideen“ handeln werde. Es handelt sich um eine viel allgemeinere Auseinandersetzung von epochaler Bedeutung, die in der bisherigen Geschichtskonstruktion des Marxismus nicht vorgesehen war und auch nicht dort hineinpasst. Es handelt sich um eine große geistige, politische, soziale Krise der Menschheit, es geht nicht nur um die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens, sondern es geht um den Sinn des menschlichen Daseins. In einer solchen Krise kann und darf keine Partei einen Hegemonieanspruch erheben – auch nicht, wenn sie beansprucht, eine Klasse, und sei es die zahlenmäßig stärkste, zu repräsentieren. Die Befreiung von dem Alpdruck, der auf Deutschland lastet, erfordert, dass das System der Totalität von einem Mehrparteiensystem abgelöst wird, nicht die Monopolpartei von heute durch eine Monopolpartei von. morgen. Das ist ein gemeinsames Interesse aller Parteien. Das heißt aber, dass die kommende Auseinandersetzung mit dem System nicht sozialrevolutionären Charakter im Sinne des orthodoxen Marxismus haben darf, dass sie vielmehr die gemeinsame Sache der gesamten freiheitlichen Opposition gegen das System sein muss, die Anhänger aus allen Parteien und aus allen Klassen zählt. Das heißt, dass die Aufgabe der Stunde nicht die Konstruktion einer proletarischen Diktaturpartei ist, sondern die Aufrechterhaltung des freiheitlichen Wesens der sozialdemokratischen Partei und die Sammlung der deutschen Opposition zum Kampfe für die Wiederherstellung der Grundlagen der europäischen Zivilisation in Deutschland. 3. Unser Weg […] Wir wollen die Partei – die Sozialdemokratische Partei Deutschlands […] stärker auf die Idee gerichtet und weniger auf die autoritäre Organisation, wir wollen, dass sie die Widerspiegelung der Sehnsucht breiter Massen sei und nicht sektenhafte, dogmatisch unduldsame Elite. Wir wollen die Freiheit, für die wir kämpfen, nicht aus der Ideologie und der Praxis der Partei selbst entfernen. Wir fühlen uns als ein Teil der großen, durch die Jahrhunderte gehenden geistigen Strömung, zu der sowohl der Liberalismus als auch der Sozialismus als lebendige Ideen gehören, weil sie beide auf den Grundideen der Freiheit und der Humanität ruhen. Wir sagen dies als kämpfende Partei mit aller Schärfe gegenüber jener Lehre, die kein positives Verhältnis zur Freiheit hat. Wir sind eine kämpfende Partei, nicht nur ein Rest oder eine Partei in Erwartung. Unsere Waffen sind unsere großen, aus weit zurück reichender geschicht-
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licher Tradition herkommenden Grundsätze, deren Wirkung auf das deutsche Volk unausrottbar ist. Mag das System die illegalen Organisationen in Deutschland noch so erbittert verfolgen – die geistige Strömung lässt sich mit Polizeimitteln nicht unterdrücken, und sie ist stärker als jede Organisation. So wie es der gemeinsame Abscheu gegen die Sklaverei und der gemeinsame Wille zur Freiheit sind, die außerhalb Deutschlands, in Europa wie in Amerika, Männer aus allen Lagern gegen das Dritte Reich kämpfen lassen, so ist es der gemeinsame unbeugsame Wille zur Freiheit, der unsere Partei in der Emigration und der Illegalität zusammenhält. Wir haben keinen Einfluss auf die deutsche Politik, aber wir haben dennoch Einfluss auf das deutsche Volk. Es ist der Wille zur Freiheit gewesen, der an der Wiege der deutschen Sozialdemokratie gestanden hat, es ist die Freiheit, die allein sozialistischen Konstruktionsversuchen ihren Sinn gibt. Diese Bejahung der Freiheit ist eine letzte, absolute Entscheidung, die sich nicht auf Klassenlage und ökonomische Interessen, nicht auf das Wirken einer außermenschlichen wirtschaftlichen oder sozialen Gesetzmäßigkeit zurückführen lässt – sie ist die eigentlich tragende Idee einer kämpfenden sozialistischen Partei. Im Sturm der geschichtlichen Ereignisse, die die europäische Konstellation wandeln, Länder und Grenzen vernichten, ist die große Idee der Freiheit unser Leitstern. Nicht der Glaube an eine der Geschichte immanente Gesetzmäßigkeit, die uns eines Tages recht geben wird, nicht der Glaube an eine aus dieser geglaubten Gesetzmäßigkeit abgeleitete messianische Rolle der Arbeiter, sondern die Idee der Freiheit. Wir wissen nicht, was sein wird, aber wir wissen, dass wir frei sein wollen. Wir stellen keine Pläne auf, keine künstlichen spekulativen Wirtschaftskonstruktionen. Der Gang der Geschichte hat uns gelehrt, was wirtschaftssozialistische Verwirklichungsversuche isoliert in einem Lande, bedeuten. Wir wissen, dass die allererste Voraussetzung für den Sozialismus die geistige Übereinstimmung der Völker im Willen zur Freiheit ist und dass keinerlei wirtschaftsorganisatorische Experimente dieses geistige Element des Sozialismus ersetzen oder herbeiführen können. […] Solche Auffassung von der geschichtlichen Rolle einer Partei erfordert einen weiteren Begriff vom Wesen der Partei, als ihn die Fraktion des orthodoxen Marxismus besitzt – lockerer, lebendiger, organischer, geistiger – weniger mechanisch, dogmatisch, starr. In einer solchen Partei ist Raum für geistige Bewegung, Raum für Fraktionen, für orthodoxe und für liberalere, für materialistische wie für idealistische Theorien. Diese Partei der Freiheit, die auch innerlich frei ist, darf jedoch um der Erhaltung ihres Wesens willen nicht der Führung einer orthodoxen Fraktion untergeordnet werden, die aus dem Glauben an die Infallibilität ihrer Theorie den Monopolanspruch auf die Führung ableitet. Sie würde sich damit in Widerspruch mit sich selbst und mit ihren Zielen setzen.
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62. Seidels Einleitung zu einem Sammelband, 1939 Seidels Einleitung zu einem Sammelband
Nach Vorstellungen der Schriftstellerin: Der Mann als Herr und Führer sowie Hirn des deutschen Volkes aufgrund von Naturrecht und Biologie; Frauen als von einer Vorsehung bestimmte Gefäße der Erneuerung dieses Volkes, mit einem aus Tiefen aufsteigendem hellsichtigen Unterbewusstsein, in Schlüsselstellung zur Durchdringung der Welt. Deutsche Frauen, S. 11–14.
62. Seidels Einleitung zu einem Sammelband, 1939
1939 Die Frage nach einer Begründung der Unaufdringlichkeit, der Verborgenheit und der Namenlosigkeit des Anteils der Frau an der geschichtlichen Leistung der Völker ist oft genug aufgeworfen und immer wieder mit Abwandlungen jener Antwort gelöst worden, die nicht zu widerlegen ist, da sie sich auf ein Naturgesetz stützt. Es ist die biologische Aufgabe der Frau und alles im weiblichen Wesen anlagemäßig durch diese Aufgabe Bedingte, was als letztlich entscheidend für das Zurücktreten der Frau hinter den Mann auf allen Gebieten kultureller und politischer Führung angenommen wird. Da in der durchgeführten Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern auf allen Betätigungsfeldern, wie sie sich aus der von der Wurzel aufwärts getrennten Gesamtanlage von Mann und Frau ergeben, unbestreitbar auch ein Vorrecht des Menschen vor fast allen anderen Gattungen lebender Wesen zu sehen ist, so ist diese Annahme nicht nur richtig, sondern auch gerecht und endgültig. Mag denn die Löwin ebenso tüchtig in der Verfolgung und Zerfleischung der Beute sein als der Löwe –, mag zwischen der Schnelligkeit einer hochgezüchteten Stute und eines rassigen Hengstes kein Unterschied sein –, mögen Star und Starin sich beim Nestbau und späterhin beim Ausbrüten und beim Versorgen der Jungen ergänzen und ablösen: das menschliche Paar des Kulturkreises, dem wir angehören, findet sich seit homerischen Zeiten und wird sich weiter zusammenfinden in der uralten Überlieferung, dass er wohl im Schweiße seines Angesichtes die Nahrung aufzubringen habe, aber dass er auch der Herr – der Führer – sei, anerkannt von ihr, deren Teil es ist, mit Schmerzen zu gebären. Diese grundlegende Voraussetzung, hier in der lutherisch-deutschen Fassung des Bibelwortes ausgedrückt, ist nicht auf ein bestimmtes Volkstum beschränkt, sie ist inhaltlich gültig für die meisten Völker unter der Sonne. Wenn Tacitus auch bezeugt, dass der Germanin Stimme im Rate der Männer gehört wurde, so bezeugt er doch ebenso, dass der Mann, als der Herr, ihr sogar die Arbeit des Ackerbaus auferlegte, und dass er das Recht hatte, die Ehebrecherin mit Schmach zu verstoßen. Die Zeiten aber, die die natürliche Bestimmung des Menschen zum Fluch stempeln zu müssen vermeinten, sind für immer vorüber, und die Wandlung in der Auffassung dieser Aufgaben steht in engem Zusammenhang mit dem Emporsteigen eines neuen Weltbildes, in dem das Leben wieder geheiligt ist und seine Unschuld zurückgewann. Damit ist aber auch die Weise weiblichen Wirkens in den
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vom Manne nach außen hin befriedeten Innenbezirken der menschlichen Lebensgefüge vom Schatten der Minderwertigkeit, in dem sie jahrhundertelang sich vollzog, befreit worden. Unlösbar verbunden mit dem durch Äonen sich gleichbleibenden Umlauf der großen Gestirne, mit dem im Wandel der Jahreszeiten doch unveränderlichen Wesen der Erde, fühlt sich die Frau heute ihrem Volk gegenüber erwählt zur tiefsten Verantwortlichkeit, als die zur Wahrung der Schwelle zwischen Leben und Untergang berufene Hüterin. Diese Schwelle ist oftmals so schmal wie der Fußbreit Erde, der den Soldaten im Kriege vom Tode trennt. Immer vom Abgrund bedroht, bietet sich die Frau zum Gefäß der Erneuerung ihres Volkes dar, und was sie willig empfängt, geduldig austrägt und unter Schmerzen zur Welt bringt, damit speist sich der den Strom der Kraft, der ein Volk unsterblich sein lässt, solange der mütterliche Quell nicht versiegt. Um diese eine Achse ihrer natürlichen Berufung weiß sie heute alles und jedes angeordnet, was ihr sonst als Aufgabe, als Erfüllung von der Vorsehung zugeteilt ist. Ja, auch die Kinderlose weiß alles, woran sie die Hand legen mag, sei es eine menschliche Hingabe, eine künstlerische Werktätigkeit oder ein Auftrag im Arbeitsgefüge des Staates, aus dem Geist der mütterlichen Naturanlage magnetisch im Gleichgewicht gehalten, genährt und durchdrungen, wenn es nicht von vornherein verdammt sein soll, ohne lebendige Wirkung vom Winde verweht zu werden als taube Frucht. Naturgebunden in einem andren, strengeren und zugleich gnadenvolleren Sinne als der Mann weiß sich die Frau. Wo diese Gebundenheit ihm zum Joch, zur Schranke des ins Grenzenlose vordrängenden Willens zur Unterwerfung und Beherrschung der Natur werden kann, wird sie ihr, wenn sie nur begreift, dass aus Gebundenheit Verbundenheit im Sinne eines Bündnisses werden kann, zum Zuwachs an Kräften, zur Steigerung ihrer Wirkungsmöglichkeit durch alle Kreise naturhaften Seins und Wesens hindurch. Die Erde mit der ganzen Macht ihrer planetarischen Beschaffenheit, mit ihren kosmischen Kräften steht hinter der Frau und trägt sie, wo sie nur dessen eingedenk bleibt, ihr Zentrum nicht willkürlich verrücken, nicht Bande zerreißen zu wollen, die niemals Fesseln sind, wenn sie als lebendig durchströmte Adern, tiefreichende Wurzeln verstanden werden. In ihrer Mütterlichkeit besitzt die Frau ihre einzige, aber – wenn sie von ihr nur auch ins Seelisch-Geistige erhoben und mit Überlegenheit angewandt wird! – zugleich eine einzigartige Schlüsselstellung, nicht zur Eroberung, nicht zur Beherrschung, aber zur Durchdringung der Welt. Elementare Urkräfte speisen nun aber gewiss nicht allein das Wesen der Frau; sie sind der Quell für das unergründlich geheimnisvolle Wesen des Menschen an und für sich. Wie jeder Mensch, er sei Mann oder Frau, in seiner Keimanlage die körperlichen Möglichkeiten des andren Geschlechts besaß, so trägt er in sich auch jene geistigen Eigenschaften, die bei dem entgegengesetzten Geschlecht vorherrschen und den Ausschlag bei der Unterscheidung geben. Es ist eine Frage des seelischen und geistigen Gleichgewichtes, wie-
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weit es gelingt, den bestimmenden Geschlechtscharakter durch Entwicklung der untergeordneten Möglichkeiten zu erweitern und zu ergänzen. Versuchen wir, ein Volk als organisches Einzelwesen, als Persönlichkeit zu betrachten, so überkommt uns die Vorstellung, als sei in seinen Männern, also in den Trägern des bewussten Willens und seiner Umsetzung in entscheidendes Handeln nach außen hin, das Hirn des Volkes verkörpert – in seinen Frauen jedoch die dämmerig-nächtige Bewusstheit, die beim Menschen ihren Sitz in der Herzgrube, im Sonnengeflecht hat, von wo aus die dem bewussten Willen entzogene, rhythmisch sich erfüllende und von kosmischen Gezeiten abhängige Lebenstätigkeit regiert wird: das Umwandeln der Nahrung in Baustoffe für den Körper, das Ein- und Ausatmen, die rastlose Bewegung des Herzens tief in der Brust. Die Äußerungen dieses Unterbewusstseins – traumhaft, aber auch traumklar und hellsichtig, symbolhaft aufsteigend aus Tiefen, die dem hellwachen Tagesbewusstsein nicht zugänglich sind – nennen wir intuitiv. Sie gelten von jeher als kennzeichnend für das weibliche Denken. Es versteht sich, dass diese Deutung nicht wortwörtlich anwendbar und nur allgemein gleichnishaft zu verstehen ist. Im Einzelnen betrachtet, gibt es ebenso wohl triebhaft aus dem Unterbewusstsein heraus handelnde Männer, als Frauen, die in ihrem Wirken willensmäßig, überlegen und planbestimmt vorgehen. Als das durch Erziehung und Selbstzucht anzustrebende Ziel erscheint uns der Mensch, in dem beide Fähigkeiten im Einklang arbeiten. Vielleicht aber ist das tiefer im Unterbewusstsein ruhende „Ewig-Weibliche“, das seinen Pol in der Frau hat, sowohl für die Menschheit wie für jedes einzelne Volk doch der unerschöpflich gespeichert Hort der das Menschensein tragenden Lebenskraft. Die Frau, als natürliche Verwalterin dieses Hortes, steht seinem Überfluss unbewusst, mit ihm verschmolzen und ihn durch ihr Dasein einfach ausströmend gegenüber. Wie nun die naturhaften menschlichen Gegebenheiten sich in ihren Erscheinungsweisen mannigfach nach den Vorzeichen von Rasse und Volk, von Stamm und Familie abwandeln, entweder, nämlich im Fall des Niedergangs dieser übergeordneten Einheiten, durch Sie abgeschwächt, verwischt und verdünnt, oder aber – und das wird immer eintreten, wo ein Volk sich im Aufstieg befi ndet – gerade durch sie zu triumphierender Auswirkung und Vollendung gesteigert, so vertritt die deutsche Frau, von der in dem vorliegenden Buch Zeugnis abgelegt wird, gleicherweise ihren Anteil an der weiblichen Hälfte der Menschheit, als sie deutsches Volkstum in weiblicher Ausprägung darstellt. Im Mittelalter, das ja recht eigentlich die hohe Zeit der Jugendblüte, des überschwänglich reichen Aufstiegs unsres Volkes bezeichnet, wirkt die deutsche Frau in ihrer Gesamtheit fast völlig ohne die Vertretung durch einzelne hochentwickelte Persönlichkeiten, die die Fülle und Vielfalt der vorhandenen weiblichen Begabung vor der Geschichte zu erweisen vermöchten. […]44 44
Die Einleitung befasst sich im Folgenden chronologisch vorgehend mit Frauen
63. Reden Himmlers, 8. November 1937 und 1939 63.
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Reden Himmlers
An SS-Gruppenführer gerichtete Präsentation der SS als ein Orden
63. Reden Himmlers, 8. November 1937 und 1939
Smith / Petersen, Himmler Geheimreden, S. 61, 50 f.
8. November 1937 und 1939 a) 8. 11. 1937 Darüber hinaus haben wir uns ja als Ziel gesetzt, hier nicht einen Männerbund ins Leben zu rufen, der wie alle Männer- oder Soldatenbünde früher oder später einmal zerfällt, sondern wir haben uns das Ziel gesetzt, hier wirklich einen Orden allmählich wachsen zu lassen, Das Wort Orden wird mir zu oft verwendet. Es ist damit nicht ein Orden, dass wir es Orden heißen. Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren ein Orden sind und auch nicht ein Orden nur von Männern, sondern ein Orden von Sippengemeinschaften. Ein Orden, zu dem die Frauen genau so notwendig dazu gehören wie die Männer. Seien wir uns doch klar darüber: Es wäre sinnlos, gutes Blut aus ganz Deutschland zusammenzuholen und dieses gute Blut hier in einem Gedanken wohlweislich hinzustellen, um es aber auf der anderen Seite heiraten und in Familien gehen zu lassen, wie es will. Sondern wir wollen für Deutschland eine auf Jahrhunderte hinaus immer wieder ausgelesene Oberschicht, einen neuen Adel, der sich immer wieder aus den besten Söhnen und Töchtern unseres Volkes ergänzt, schaffen, einen Adel, der niemals alt wird, der in der Tradition und der Vergangenheit, soweit sie wertvoll ist, bis in die grauesten Jahrtausende zurückgeht und der für unser Volk ewig eine Jugend darstellt. b) Wien 1939 Es ist wirklich symbolhaft, dass die Schutzstaffel dieses Haus übernimmt.45 Was war der deutsche Ritterorden? Er war sehr früh gegründet im sogenannten Heiligen Land zu der Zeit, als deutsche germanische Expansionskraft missgeleitet von der christlichen Kirche sich im fernen, allerfernsten Osten verblutete. Dieser Ritterorden machte dann den kühnen Sprung herauf nach Ostpreußen, und dieser eine Teil oder dieser Teil, wurde dann der Ritterorden überhaupt der deutschen Herrenritter. Er gründete den Staat,
in den Phasen deutscher Geschichte bis zur Gegenwart. Im Haupttext sind sodann sechzig kurze Porträts deutscher Frauen zusammengestellt. 45 Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Singerstraße gegründete Niederlassung ist heute Hauptsitz des Deutschen Ordens. Angesprochen sind im Folgenden Kreuzzüge.
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63. Reden Himmlers, 8. November 1937 und 1939
den Ordensstaat Ostpreußen, in seiner strengen, soldatischen, christlichweltanschaulichen Art. Einen Stolz kann dieser kleine Staat für sich beanspruchen, heute noch liegen die Abrechnungen dieses Ordensstaates in der Burg von Königsberg. Ich glaube, es ist einer der wenigen Staaten, von denen man sagen kann, in diesem Staat war Jahrhunderte hindurch kein Pfennig Unterschleif, kein Pfennig Veruntreuung. Als dann der Orden protestantisch wurde, zu spät sich vom Zölibat und zu spät sich von der engen katholischen Lehre löste, da ging ein Teil des Ordens nicht mit, und der nahm dann seinen Sitz hier in Wien, in allerletztem Stadium. Von dem einen Teil des Ordens aus wurde Preußen gegründet. Denn das, was der Große Kurfürst an Beamten, Offizieren und Einrichtungen übernahm, übernahm er vom Ordensstaat Ostpreußen. Von dem anderen Teil da übernehmen wir nun das Haus. Ich habe einen festen Willen, das, was gut war an diesem Orden, Tapferkeit, unerhörte Treue zu der Idee, die man verehrt, Organisationsfähigkeit, Hinausreiten ins Weite und Hinausreiten nach dem Osten, das davon zu übernehmen. Ich habe ebenso unseres Glaubensstandpunktes wegen, wie wir nun nach mehr als 10 Jahren bereits beweisen können, den absoluten Willen, mit zwei damals vielleicht bedingten Fehlern, die wir heute als Nachkommen als Fehler ansehen würden, ordentlich zu brechen. Einmal in einer für unsere Begriffe für das Germanentum falschen Lehre, unglückseligen Lehre eines asiatisierten Christentums und zweitens, zu brechen mit der Vergeudung des Blutes; ich meine damit nicht die Vergeudung auf dem Schlachtfelde, sondern die Vergeudung des Blutes in der Verneinung der Sippe und Verneinung der Familie. Und so wünsche ich, dass in diesem Haus, von diesem Haus ausgehend, in der Ostmark der Oberabschnitt Donau nicht nur eine tadellose Organisation sei, die den Führer schützt, die Deutschland schützt, und die, wenn es sein muss, mit brutalster Gewalt und brutalster Energie zu jeder Zeit der Krise im Inneren dasteht und niemand aufkommen lässt, sondern ich wünsche weiter darüber hinaus, dass von diesem Haus aus die geistigen Kräfte ausstrahlen mögen, dass diese Tausende von SS-Männern nicht nur Soldaten seien, sondern Gründer von Familien, dass von hier aus wertvollstes adeliges deutsches Blut gezüchtet werde, damit einmal um Deutschland herum dieser Ring von 80, 100 Millionen germanischer Bauern sich legen könne, damit einmal von da aus Deutschland das große germanische Imperium schaffen könne, was unser Traum ist und was unser Führer begründet.
64. Heimatgruß und Hirtenworte Rarkowskis, 1939–1942 64.
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Heimatgruß und Hirtenworte Rarkowskis
Botschaften des Katholischen Feldbischofs vor 1941: Kampf mit von Gott gefestigtem Herzen; Vorbild Hitler; Gehorsamspfl icht; Verteidigungskrieg gegen satte Völker, die Deutschland auslöschen wollen; – Botschaften im rassenideologischen Vernichtungskrieg seit 1941: Herzvolk Europas führt Kreuzzug gegen Bolschewismus; Vergleich mit Ordensrittern; Einsatz im Osten als Glück des Deutschen und Geschenk des Himmels; Kampf mit bolschewistischem Untermenschentum eine moralische Kraftprobe; Glaube, dass auch rätselhafte und grausige Wirklichkeit von Gott geordnet ist; Treue ohne Grenzen. 64. Heimatgruß und Hirtenworte Rarkowskis, 1939–1942
Rarkowski, o. S.46
1. September 1939, 1. September 1940, 29. Juli 1941 und 5. April 1942 a) Heimatgruß vom 1. 9. 1939 Kameraden! In ernster Stunde, da unser deutsches Volk die Feuerprobe der Bewährung zu bestehen hat und zum Kampfe um seine natürlichen und gottgewollten Lebensrechte angetreten ist, wende ich mich als Katholischer Feldbischof der Wehrmacht47 an euch Soldaten, die ihr in diesem Kampf in der vordersten Front steht und die große und ehrenvolle Aufgabe habt, die Sicherheit und das Leben der deutschen Nation mit dem Schwerte zu schützen und zu verteidigen. Euer Einsatz ist von einem heiligen Ernst, von einer großen Bestimmung und Verpflichtung getragen. Jeder von euch weiß, worum es in diesen Sturmestagen unseres Volkes geht, und jeder sieht bei diesem Einsatz vor sich das leuchtende Vorbild eines wahrhaften Kämpfers, unseres Führers und Obersten Befehlshabers, des ersten und tapfersten Soldaten des Großdeutschen Reiches, der sich nunmehr bei euch an der Kampffront befi ndet. […] Kameraden! Der tapfere Aufblick zum Allmächtigen macht euch zu Soldaten, die unüberwindlich sind. Jeder von euch muss jetzt Kämpfer sein, nicht nur mit der Waffe in der Hand, sondern auch mit einem starken, tapferen und gläubigen Herzen. Wer als Soldat den Kampf für sein Vaterland jederzeit in Ehren bestehen will, muss ein Herz besitzen, das Gott selbst gefestigt und gewappnet hat. […] b) Hirtenschreiben vom 1. 9. 1940 Liebe Soldaten! Vor zwölf Monaten, in den ersten Septembertagen des Jahres 1939, ist das deutsche Volk in den Krieg eingetreten. Es war, so sehr sich damals zuletzt die Ereignisse überstürzten, ganz einfach und selbstverständ46 Teilabdrucke der Verlautbarungen Rarkowskis fi nden sich in Zahn, Deutsche Katholiken, S. 194 –226. 47 Bei seiner Ernennung an diesem Tage mahnte er: „Seid gute Soldaten eures Volkes!“ und betonte hierbei eine Gehorsamspflicht, siehe ebd.
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lich dazu gekommen und die ruhige und ernste Gelassenheit, mit der unser Volk die Nachricht von den Kriegserklärungen Endlands und Frankreichs aufnahm, war der beste Beweis dafür, dass Deutschland wusste, worum es ging, und dass es entschlossen war, mit wortlosem Ernst und mit stummer Größe sein nacktes Leben zu verteidigen gegen die Überheblichkeit satter Völker, die in ihrer Verblendung glaubten, uns auslöschen und zertreten zu können. Wer den Krieg kennt, kann ihn nicht wollen. Weil unser Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht das Inferno des Krieges als schlichter Frontsoldat kennengelernt hat, hat er sich wie kein zweiter Staatsmann darum bemüht, Europa die Auseinandersetzung mit den Waffen zu ersparen. Aber dieser Krieg war unvermeidlich. Er musste geführt werden. Und er wird, soweit es Deutschland angeht, seit zwölf Monaten geführt von einem Volke, in dem es vom ersten bis zum letzten Mann nur Opfernde und Leistende gibt. Und weil dieser Krieg bis heute so von uns geführt worden ist, hat er sowohl den einzelnen Deutschen wie das Volk in seiner Gesamtheit über sich selbst hinaus wachsen lassen und seelische Kräfte freigemacht, wie sie ruhige und gesicherte Zeiten niemals zu erwecken imstande sind. Es gibt nicht wenige, die den Krieg als das größte Unheil und Übel bezeichnen, das jemals über ein Volk kommen kann. Man sieht in ihm den Zerstörer der Ordnung und den Vernichter der besten Kraft eines Volkes. Wann werden die Fundamente der allgemein menschlichen, darüber hinaus der wirtschaftlichen, politischen und staatlichen Ordnung auf eine härtere Probe gestellt als im Kriege, dessen Wesen sich offenbart im Donner der Kanonen, im ehernen Schritt der kämpfenden Heere, im Dröhnen der Motoren, im ungeheuren Ringen der Völker um die Entscheidung für kommende Geschlechter? – Das deutsche Volk, welches seit einem Jahr den Kampf gegen seine Neider führt, hat ein ruhiges Gewissen und weiß, welche Völker es sind, die sich vor Gott und vor der Geschichte mit der Verantwortung belasten für diesen jetzt tobenden gigantischen Kampf. Es weiß, wer den Krieg freventlich vom Zaune gebrochen hat. Es weiß, dass es selbst einen gerechten Krieg führt, herausgeboren aus der Notwendigkeit völkischer Notwehr, aus der Unmöglichkeit, eine schwere und bedrückende Gerechtigkeitsfrage des staatlichen Daseins friedlich zu lösen und ein schreiendes Unrecht, das man uns angetan hat, mit anderen Mitteln gut zu machen. Sie gönnten uns den Platz an der Sonne nicht und wollten uns für alle Zukunft vernichten. Ein Volk von Heloten wollten sie aus uns machen, uns so ist es keine Frage für uns, auf welcher Seite das Recht und mit ihm Gottes Hilfe in diesem Kriege steht. Ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate bestätigt es uns, dass wir Deutsche wissen, warum wir […] den Pflug friedlicher Arbeit mit dem Schwerte des Kampfes eingetauscht haben. Während man zu sagen pflegt, dass der Krieg den Hass gebiert, sind diese Kriegsmonate für das deutsche Volk zu einer Zeit der Liebe geworden, jener kraftvollen und lauteren Liebe, die stärker ist als der Tod. In ergreifender Form hat sich vielfach die Liebe zu
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Volk und Vaterland geoffenbart. Front und Heimat wetteiferten miteinander in Einsatz und Hingabe. Während draußen im Felde von der ersten Stunde des Polenfeldzuges an bis auf heute Heldentaten größten Ausmaßes und unvergessliche Leistungen vollbracht wurden, hat auch die deutsche Heimat aus dem Zusammenbruche von 1918 gelernt. Sie weiß, dass der Sieg auf jedem einzelnen im Volk ruht, ganz gleich ob er in der Heimat lebt oder im Felde steht. Sie weiß, dass 1918 das deutsche Heer nicht mehr weiterkämpfen konnte, weil vorher der Kampfeswille der Heimat zusammengebrochen war. Unsere Gegner täuschten sich, wenn sie glaubten, sie hätten ein zermürbtes und haltloses deutsches Volk vor sich. Sie ahnten nichts von der Kraft und einsatzbereiten Liebe dieses Volkes. Sie glaubten an die Macht ihres Geldsackes und an die niederhaltende Kraft jenes schändlichen und unchristlichen Vertrages von Versailles. Erst jetzt merken sie, welch unbändige Kraft in unserem Volke lebt und aufbricht, eine Kraft, die sich in starker Liebe erprobt, wissend, dass es in diesem Kriege um das Letzte geht, um Sein oder Nichtsein, um das Leben der Nation und um den Bestand des Reiches. […] Es ist eines der Geheimnisse des Krieges, dass er dem Menschenleben eine aufs höchste gesteigerte Daseinsform gibt und dadurch Kräfte und Spannungen entbindet, die auch der Religion im Kriege eine besondere Aufgabe und dem religiösen Leben des Einzelnen eine besondere Problematik geben. Im Kriege werden die Schleier, welche die höchsten Güter umweben und die ewigen Dinge verborgen halten, zurückgezogen. Das alte Sprichwort ist in den vergangenen Monaten wieder Wahrheit geworden: „Wenn die Menschen in den Krieg ziehen, stehen die Himmel offen.“ Weil wir Deutsche das wissen, kämpfen wir nicht nur mit den modernen Waffen aller Art, sondern ebenso entschlossen und fanatisch mit allen uns zur Verfügung stehenden geistigen und seelischen Kräften und dazu gehört vor allem auch die Religion mit ihrer so gewaltigen Aufgabe. Euer christlicher Glaube, den ihr als lebendigen und verpflichtenden Besitz vor Jahresfrist mitgenommen habt in den Kampf, ist euch überall, wo ihr als Soldaten oft Übermenschliches zu leisten hattet, ein wertvoller Bestandteil eurer seelischen und sittlichen Ausrüstung gewesen. Er hat euch mit verklärender Kraft hinweg geholfen über Müdigkeit und Mutlosigkeit. Er gibt euch Klarheit darüber, dass der Kriegsdienst als Einsatz für die Gemeinschaft, für Volk und Heimat, nicht nur ein hoher menschlicher Beruf ist, nicht nur eine Hingabe an die höchsten völkischen Werte, sondern auch eine echt christliche Aufgabe und Tat nach dem Beispiel und Wort Christi. […] Wir wollen im Gedenken an unsere gefallenen Brüder und in der gleichen Gesinnung wie sie weiterkämpfen und im gläubigen Vertrauen auf Gott c) Hirtenwort vom 29. 7. 1941 […] Kameraden! Wer will es bezweifeln, dass wir Deutsche nunmehr das „Herzvolk Europas“ geworden sind und zwar in einem Sinne, der weit über geographische oder geopolitische Erwägungen hinausgreift? Wie schon oft in
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der Geschichte ist Deutschland in der Gegenwart zum Retter und Vorkämpfer Europas geworden und das Blut unserer im Kampfe gegen den Bolschewismus gefallenen Kameraden, derer wir in Ehrfurcht und treuer Dankbarkeit gedenken wollen, redet eine Sprache, die nicht vergessen werden darf und nicht überhört werden kann in der gesamten gesitteten Menschheit. Viele europäische Staaten, die bisher unter dem drohenden Schatten der bolschewistischen Gefahr gelebt haben und vielfach innerhalb ihrer Staatsgefüge die bittersten Erfahrungen mit den zersetzenden Auswirkungen bolschewistischer Lehre machen mussten, wissen es, dass der Krieg gegen Russland ein europäischer Kreuzzug ist. Die Völker Europas müssten ihre Geschichte verleugnen und ihre Zukunft verneinen, wollten sie nicht von Herzen jene Entscheidung herbeisehnen, die den Bolschewismus für alle Zeiten aus der Geschichte vertilgt. So ist es keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ihr im Osten gleich den deutschen Ordensrittern einer Zeit, die weit hinter uns liegt, eine Aufgabe zu erfüllen habt, die von einmaliger Bedeutung ist und deren Auswirkung für unser Volk, ja für Europa und die ganze Menschheit, heute noch nicht überblickt werden kann. Der bolschewistische Moloch hat immer wieder versucht, sein Haupt zu erheben, um mit einem Massenaufgebot an Menschen und Maschinen der Kulturwelt zu trotzen. Zwar schwebt über diesen Massen ein Idol, genährt von dem bolschewistischen Weltzerstörungstrieb, aber in ihnen lebt kein Glaube. In diesen Wochen, in denen ihr den Massen der bolschewistischen Kampftruppen gegenüberstandet, ist es euch sicherlich in erschütternder Form zum Bewusstsein gekommen, was das dämonische Regime der Barbarei aus diesen Menschen gemacht hat, ein Regime, das den Menschen niemals aus seiner Primitivität in das Stadium innerer Freiheit zu erheben vermag und in fanatischer Verneinung der göttlichen Weltordnung nicht nur die äußere, sondern auch die innere Alternative, ohne die der Mensch in den Bereich des Tierhaften herabsinkt, grausam unterdrückte und zerstörte. Ihr habt es erlebt, dass diese Menschen sich vielfach mit dem Mute der Verzweiflung geschlagen haben und sich oft eher hätten in Stücke hauen lassen, als sich zu ergeben. Die ganze Hinfälligkeit eines auf Zwang, Einschüchterung und Freiheitsberaubung ausgerichteten Systems hat sich vor euren Augen enthüllt. Ihr habt es erlebt, dass in den von den Bolschewiken besetzten Randgebieten die Menschen aufjubelten, als ihr in die Städte und Dörfer kamt und euch als Befreier begrüßten. Und in den Augen dieser Menschen durftet ihr den Dank lesen für die Errettung aus brutaler Tyrannei, für die Befreiung ans einer wahren Hölle voll Marter und Qual. Dieses starke und verpflichtende Erlebnis eures Einsatzes im Osten wird euch zu Bewusstsein bringen, wie unsagbar groß das Glück ist, dass wir Deutsche sein dürfen. Es wird euch aber auch angesichts von Millionen, denen die Fackel der Religion und des Gottesglaubens seit mehr ab 20 Jahren durch den Bolschewismus geraubt worden ist, euren christlichen Glauben als wertvolles Geschenk des Himmels empfinden lassen.
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Während der Sowjetstern keine Leuchtkraft besitzt und wie ein Irrlicht Menschenherzen betört, ist der christliche Gottesglaube ein helles Licht. […] Während der Sowjetstern keinerlei Wärme ausstrahlt, sondern Kälte und Tod verbreitet, ist der christliche Gottesglaube ein warmes Licht. […] Während der Sowjetstern verführt und verwirrt und den, der seinem Rufe folgt, in trostlose Verwüstung zerrt, ist der christliche Gottesglaube ein mahnendes und rufendes Licht. […] Der Christ soll dem Adler gleichen, der auf den Felsenhöhen horstet und zur Sonne emporfliegt. Er soll nicht im Mittelmäßigen steckenbleiben, sondern sich vom Ewigkeitsglauben hoch hinauf tragen lassen. […] Nehmt es ernst mit eurer gigantischen Aufgabe! Seid euch eurer Sendung bewusst! Lebt aus der Kraft eures Gottesglaubens! Dann wird der Sieg euer sein, ein Sieg, der Europa aufatmen lässt und den Völkern eine neue Zukunft verheißt. d) Grußwort zu Mariä Himmelfahrt 15. 8. 1942 Es kann kein Zweifel bestehen, dass der gegenwärtige Krieg nicht nur an die Gesundheit und körperliche Kraft des einzelnen Soldaten große Anforderungen stellt, sondern auch die sittlichen Kräfte aufruft und immer mehr zu einer moralischen Kraftprobe wird. Im Kriege sieht der Soldat nicht nur sein leibliches Leben täglich und stündlich bedroht, sondern er läuft auch Gefahr, die inneren Werte seiner Seele und seines Menschentums zu verlieren und das höhere Leben, das er in sich trägt, den wilden Mächten seiner eigenen Natur preiszugeben. Mit Riesenfäusten zerren besonders der Kampf im Osten und die Auseinandersetzung mit dem bolschewistischen Untermenschentum an der deutschen Soldatenseele. Aber diese Soldatenseele bleibt inmitten aller Gefahren eines unerbittlichen Kampfes vor aller Entartung und Erniedrigung bewahrt, wenn neben der Treue zum Volke die Treue zu Gott einhergeht, wenn sich mit der Treue zur irdischen die Treue zur ewigen Heimat verbindet. […] Selbst dann, wenn uns im Leben eine rätselhafte, grausige Wirklichkeit entgegentritt, stehen wir als gläubige Christen nicht vor einer dunklen Sphinx, nicht vor einer feindlich drohenden Macht, sondern wissen, dass auch diese schauerliche Wirklichkeit von Gottes Hand und Macht gezügelt wird und dürfen ihr gegenüber deshalb trotz aller scheinbaren Sinnlosigkeit und Undurchdringlichkeit Vertrauen und innere Ruhe bewahren. Als Christen fürchten wir nicht den Einbruch feindlicher Gewalten in unser Leben, die der Herrschaft Gottes entflohen wären und nach eigener Willkür Zerstörung anrichten könnten. Wir wissen vielmehr im Glauben, dass alles von Gott geschaffen, geordnet und gestaltet wird. […] Wir wollen das Wort Treue so wenig missbrauchen wie den Namen Gottes, denn es trägt eine Segnung und einen Fluch zugleich in sich. Die Segnung für den Würdigen, den Fluch für den, der abtrünnig oder auch nur gedanken-
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65. Aufsatz Baeumlers, Bildung und Gemeinschaft, September 1939
los mit ihm umgeht. Die Treue um jeden Preis sei eure Parole! Treu Dir selbst und Deinen Aufgaben! Treu Deinen guten Vorsätzen! Treu dem Vermächtnis der Toten! Treu Deinen Kameraden! Treu Deinen Vorgesetzten! Treu dem Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht! Treu Deinem Gott, der aller Treue Urquell ist! Eines Tages wird dieser gegenwärtige Krieg zu Ende sein. Dann werdet ihr wiederkommen von den Ländern und von den Lüften und von den Meeren; der Treuschwur, der ihr in der Stunde eurer Vereidigung dem Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht geschenkt und durch alle Phasen dieses gigantischen Ringens unentwegt hindurchgetragen habt, wird in der Stunde des endgültigen Sieges seine herrlichste Krönung erfahren; ein im Feuer der Schlachten gehärtetes Mannestum wird euch aus den Augen blitzen und die schönste Auszeichnung wird euch von den Stirnen leuchten: Das Bewusstsein erfüllter Mannes- und Soldatentreue.
65.
Aufsatz Baeumlers
Leitvorstellungen des NS-Pädagogen: Nach liberalem Zeitalter Beginn einer Epoche des totalen Krieges, gelenkt von Offenbarungen; Abstecken von politischen und seelischen Grenzen des Reiches; totaler Krieg als Folge einer totalen Gemeinschaft; aufgehobene Trennung von Macht- und Lebenszustand; kein ewiger Krieg; Meckern als moralisches Überlaufen zum Feind. Baeumler, Bildung und Gemeinschaft, S. 32–39.
65. Aufsatz Baeumlers, Bildung und Gemeinschaft, September 1939
September 1939 DER TOTALE KRIEG Die Jungmannschaft unseres Volkes ist auf den Ruf des Führers an den Grenzen des Reiches angetreten und im Osten tief in Feindes Land eingedrungen. Mit der Waffe in der Hand erkämpft das deutsche Volk zwanzig Jahre nach dem Abschluss des schmählichen Friedens seiner Geschichte, auf den weiten Feldern des Ostens, im Gebiet eines durch das Verbrechen von Versailles konstruierten und heute schon nicht mehr bestehenden Staates die Freiheit und Zukunft seines Reiches. Wir alle fühlen dass ein neues Weltalter im Anbrechen ist. […] Inmitten einer sich neu gruppierenden Welt erhebt sich das werdende großdeutsche Reich. Nicht um diesen Vorteil oder jenen Nutzen geht es heute. Es geht um die Absteckung der politischen und der seelischen Grenzen des Reiches, das wir unseren Kindern hinterlassen wollen. Mit unserer Jungmannschaft sind wir alle angetreten, um dorthin zu marschieren, wohin der Glaube des Führers uns weist. In der feierlichen Stunde dieses Aufbruchs wollen wir uns geloben, dass der Glaube derer, denen Deutschlands Jugend anvertraut ist, niemals geringer sein soll als der Glaube der Mannschaft, die die Heimat schützt und eine Weltwende heraufführt.
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Viel tiefer und umfassender, als manche unter uns wahrnehmen wollen, greift diese Weltwende schon heute in unser Leben ein. Wir stehen am Beginn einer neuen Lebensepoche Europas; mit dem Ereignis dieses Schicksalsjahres treten wir ein in die Epoche des totalen Krieges. Auf die im Abendschimmer des liberalen Zeitalters zufrieden und sorglos, wenngleich schon ein wenig beunruhigt dahinlebende Welt sauste 1914 das Ereignis des Krieges wie ein Felsblock zerstörend herab. Auch die Einkreiser von damals ahnten nicht, was sie eigentlich durch ihr Handeln ausgelöst hatten. Man wähnte, eine Zeitlang Krieg zu führen, und dann in den alten behaglichen Lebenszustand, wenn auch nicht in den alten Machtzustand, zurückkehren zu können. Lebenszustand und Machtzustand zu trennen, erschien den Menschen von damals selbstverständlich. Der Lebenszustand, in dem sie sich befanden, galt ihnen als etwas Beständiges und Unveränderliches: dass die Güter dieser Erde ausschließlich dazu da seien, um von Menschen erworben, ausgetauscht und genossen zu werden, war ihnen ein unerschütterliches Dogma. […] Als eine unbegreifbare Wirklichkeit trat der Krieg in diese ihm entgegenlächelnde Welt ein. Bis zum heutigen Tage enthüllt sich die liberalistische Auffassung des Daseins in der Bemühung, mit der Erscheinung des Krieges irgendwie „fertig“ zu werden, den Krieg in einer Ordnung der Dinge unterzubringen, die ursprünglich nichts von ihm weiß, den Krieg in einer Weltordnung zu lokalisieren, die unkriegerisch ist in der der Krieg daher einen Ausnahmezustand bedeutet. Wer in irgendeinem verborgenen Winkel seines Innern an solchen Bestrebungen noch teilnimmt, wer geneigt ist, den Krieg als vorläufig, vorübergehend oder zufällig anzusehen, der erweist eben dadurch, dass er im Innersten liberal geblieben ist. Der Liberale flüchtet sich vor der Wirklichkeit des Krieges in die individualistische Fiktion, dass der Mensch wesensgemäß im Frieden lebe und der Krieg nur eine Unterbrechung dieses seines wahren eigentlichen Daseins sei. Gegen diesen Liberalismus richtet sich der Begriff des totalen Krieges. Unter dem totalen Krieg ist nicht irgendeine wilde Steigerung, eine Radikalisierung des Kampfes überhaupt zu verstehen. Das Wort entspricht vielmehr einer neuen, umfassenden Erkenntnis der menschlichen Wirklichkeit. Wir haben erkannt, dass der Mensch nicht als Einzelner, sondern nur als Glied einer geschichtlichen Gemeinschaft zu existieren vermag. Mit dieser Erkenntnis ist aber auch der Begriff des totalen Krieges gesetzt, denn dieser Begriff ist nur eine Folgerung aus dem Begriff der totalen Gemeinschaft. In dem Worte „Gemeinschaft“ ist etwas, was uns immer wieder verlockt, die damit bezeichnete Wirklichkeit nur von innen zu sehen. Von innen gesehen ist die Gemeinschaft Friede, Wärme, Glück. Aber die Gemeinschaft ist zugleich eine bestimmte Größe in der Welt. Sie hat Grenzen, sie steht im Zusammenhang mit anderen Gemeinschaften und muss sich in diesem Zusammenhang behaupten. Diese Seite der Gemeinschaft hat man früher
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Staatsmännern, Kabinetten, Generalen und Soldaten überlassen. Sie waren die „Macht“, sie schützten den Lebenszustand, in dem die „Andern“ sich befanden, wobei diesen Andern jede Neigung fehlte, selber an dem Schutz dieses Lebenszustandes nach Außen teilzunehmen. Das ist die Trennung von Machtzustand und Lebenszustand, die durch den totalen Krieg aufgehoben wird. Wenn die Gemeinschaft einmal von innen in ihrer ganzen Wahrheit und Unbedingtheit erlebt und erkannt ist – und das bedeutet der Nationalsozialismus der Geschichte des deutschen Volkes –, dann ist auch erkannt, dass diese Gemeinschaft als Ganzes in den Krieg eintritt. Eine Trennung zwischen Machtzustand und Lebenszustand, zwischen Kämpfern und Nichtkämpfern kann es dann nicht mehr geben. Wohl ist ein gewaltiger Unterschied, ob der Einzelne mit der Waffe kämpft oder nicht; aber noch größer ist der Unterschied zwischen dem, der in der Gemeinschaft steht und mitkämpft, und dem, der von außen zusieht. Der Begriff des totalen Krieges gibt der Einsicht Ausdruck, dass jeder Versuch eines Gliedes der Gemeinschaft, sich auf irgendeine Weise außerhalb des Kampfes zu halten, erkenntnismäßig auf einer Fiktion beruht und ethisch ein Verbrechen ist. Der Einzelne ist nur, was er ist durch die Gemeinschaft in der Gemeinschaft. Sobald die Gemeinschaft sich im Kampfe befindet, befindet auch er sich im Kampfe. Unter der totalen Gemeinschaft ist nicht ein namenloses „Wir“ zu verstehen, das alle Persönlichkeiten auslöscht (die „totale“ Persönlichkeitslosigkeit), sondern eine Gemeinschaft von Persönlichkeiten, die sich zu der übergreifenden Einheit, in der sie stehen, total verhalten. Die also der Gemeinschaft nicht nur den notwendigen „Tribut“ darbringen, sie nicht nur wegen ihrer Kultur lieben und bewundern, sondern wissen, dass sie ihr mit ihrer ganzen Existenz verhaftet sind. Im Zustande des Krieges tritt das existentielle Verhältnis zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft in einen besonderen Zustand ein, den Zustand der totalen Offenbarung. Auch das, was im Zustande des Friedens nicht in Anspruch genommen war, wird nun „mobilisiert.“ Die Unbedingtheit des Verhältnisses zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft wird in dem Augenblick volle Wirklichkeit, in dem die Gemeinschaft total in Frage gestellt ist. Das ist der Fall des Krieges. Der Krieg tritt nicht von außen, als zufälliges Ereignis, durch das alles „verändert“ wird, an die Gemeinschaft und ihre Glieder heran, sondern er ist das offenbarende Ereignis schlechthin. Völlig verfehlt wäre es, den Begriff des totalen Krieges für übereinstimmend zu halten mit jener Vorstellungsweise, der die Worte entstammen: der Mensch ist dem Menschen ein Wolf (homo homini lupus) und: Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes). Diese Aussagen eines nicht nur illusionslosen, sondern auch gemeinschaftslosen Individualismus haben mit unserem Begriff des totalen Krieges nichts zu schaffen. Der Krieg aller gegen alle hat lauter isolierte Einzelne in ihrem Verhältnis gegeneinander zur Vor-
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aussetzung, Einzelne, deren höchste Werte Selbsterhaltung und Lust sind. Der Begriff des totalen Krieges dagegen hat nur Sinn in Bezug auf Einzelne, die in einer Gemeinschaft stehen und sich zu ihr total verhalten. Die Begriffe „totaler Krieg“ und „bellum omnium contra omnes“ liegen also in verschiedenen Ebenen und sind untereinander unvergleichbar. Ebenso verfehlt wäre es, aus dem Begriff des totalen Krieges eine grundsätzliche Ablehnung des Friedens zu erschließen. Das Ziel des Krieges ist nicht wieder der Krieg, sondern der Friede. Ein Krieg, der um seiner selbst willen geführt würde, wäre nicht total in unserem Sinne, sondern Wahnsinn. Totaler Krieg heißt nicht immerwährender Krieg. Es heißt vielmehr: der Krieg ist der einzige Weg zum Frieden und das einzige, wahre Mittel zur Erhaltung des Friedens. Die Vorstellung eines Friedenszustandes jenseits aller Kriege, dieser Schäferidylle der „Menschheit“, kann nur Schafen einleuchtend sein. Krieg und Friede sind zwei Seiten derselben Wirklichkeit. Angesichts dieser Wirklichkeit ist es nicht möglich, den Krieg zu etwas Vorübergehendem oder Sekundärem zu stempeln, wie es von den falschen Predigern eines absoluten Friedens immer wieder versucht wird. Aus dem Satze, dass der Friede das Ziel des Krieges sei, versucht man zu folgern: also ist der Friede das wahre Sein, der Krieg aber das unwahre. Oder mit theologischer Deutlichkeit: der Friede ist die Tugend, der Krieg ist die Sünde. Diese Entgegensetzung ist ein Beispiel dafür, wie durch theologisches Denken Seinszusammenhänge zerrissen werden und das Weltbild des Menschen zerstört wird. Der Krieg ist nicht die Strafe für unsere imaginären Sünden, und der Friede nicht ein absoluter Zustand vergleichbar einem sagenhaften Paradiese. Weder Paradies noch Hölle sind etwas Menschliches, menschlich ist der Seinszusammenhang von Krieg und Frieden. […] Im Kriege zeigt sich der Mensch als der, der er ist. Als bloßes Ereignis genommen ist der Krieg ein Umweltvorgang und vermag als solcher die Menschen nicht zu verwandeln. Er kann die Menschen nicht zu etwas anderem machen als sie sind. Aber er vermag sie zu offenbaren. Unter den Anforderungen des Krieges wird der Gemeine sich noch gemeiner, der Edle edler sich zeigen. Der eine versteht, was die totale Gemeinschaft von ihm verlangt: den totalen Einsatz, weil er verstehen will, weil er zum Einsatz bereit ist. Der andere will es nicht verstehen, weil er sich nicht einsetzen will, und deshalb „versteht“ er dieses nicht und jenes nicht. Der Ausdruck dieses Nichtverstehenwollens ist jenes Kopfschütteln, Achselzucken und Besserwissen, das im Volksmund heute Meckern heißt. Man halte das Meckern nicht für etwas Geringfügiges; es ist der Ausdruck der Auflehnung gegen den totalen Krieg, Der gewohnheitsmäßige Meckerer ist nicht von oben herab zu belehren oder mit humorvoller Nachsicht zu behandeln, sondern als einer, der „draußen“ stehen möchte, existenziell zu widerlegen – wenn es sei muss mit rauher Hand. In dem Augenblick, wo ein Volk um sein Dasein kämpft, hört nicht nur der Spaß, sondern auch das lächelnde Verzeihen auf. Wer meckert, läuft
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66. Stellungnahme des Zentralkomitees der KPD, Ende September 1939
moralisch zum Feinde über. Nach dieser geistigen Haltung. nicht nach dem geringfügigen Anlass ist der Meckerer zu beurteilen und zu behandeln. […] Jede Auflehnung gegen die harte Ordnung, der unsere Bedürfnisse sich heute fügen müssen, ist eine totale Auflehnung, denn sie ist eine Auflehnung gegen das Gesetz unserer Existenz, das im Kriege ans Licht tritt. Es ist unwürdig, über Einschränkungen und Unbequemlichkeiten auch nur ein Wort zu verlieren, wenn es eine Front gibt, an der die Besten fallen. Es mag für manchen nicht leicht sein, die neue Form des Daseins zu fi nden. Aber sie muss gefunden werden, und am Bezugschein hat jeder sich zu prüfen, wie er zum Kriege steht. […] Das allerschwerste Missverständnis des totalen Krieges läge darin, die einzelnen Richtungen in der Gesamtleistung der Gemeinschaft nicht mehr zu unterscheiden und zu wähnen, es müsse nun alles direkt zu den Kriegshandlungen in Beziehung gesetzt werden. Der Gedanke des totalen Krieges verlangt im Gegenteil die klare Sonderung der Funktionen innerhalb der Gesamtheit und die unbedingte Treue des Einzelnen im Festhalten der ihm zugeteilten Funktion. Aus diesen Feststellungen ergibt sich von selbst, welcher Platz der Schule im totalen Kriege zukommt. Die Arbeit der Schule gehört zu den wesentlichen Bedingungen der Existenz unserer Gemeinschaft. Also geht die Arbeit der Schule weiter. Die totale Gemeinschaft kann der Schule in ihrer bestehenden, bewährten Gestalt nicht einen Augenblick entraten. Der heute vorhandene Leistungsstand muss unter Anspannung aller Kräfte gehalten werden. Hier liegt eine Aufgabe von gewaltigem Ausmaß für den Lehrer. […]
66.
Stellungnahme des Zentralkomitees der KPD
Selbsteinschätzung als führende und erfolgreiche Massenbewegung; KPD auf dem Weg, eine revolutionäre Demokratie zu errichten; scharfe Abgrenzung gegenüber den westlichen Demokratien und der SPD bei gleichzeitiger Propagierung einer Einheitsfront. 66. Stellungnahme des Zentralkomitees der KPD, Ende September 1939
Weber, Deutscher Kommunismus, S. 352–355.
Ende September 1939 Die KPD hat stets – im Gegensatz zu anderen Strömungen in der deutschen Opposition – die Auffassung vertreten, dass die Erlösung unseres Volkes von der faschistischen Diktatur nicht von außen kommt (Krieg), sondern das Ergebnis des Kampfes der Volksmassen zum Sturze der faschistischen Diktatur sein wird. Deshalb haben die Kommunisten seit Jahren alle Kräfte auf die Entfaltung des Massenkampfes gegen Hitlers Kriegspolitik konzent-
66. Stellungnahme des Zentralkomitees der KPD, Ende September 1939
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riert48 und eine starke Bewegung des deutschen Volkes für den Frieden ausgelöst. Eng mit den Massen verbunden und stets an der Spitze der Bewegungen gegen das Hitlerregime hat unsere Partei alles versucht, die zersplitterte Opposition zu vereinigen und damit ihre Kräfte zu vervielfachen. […] Im Moment des Ausbruchs dieses Krieges, der nur durch die Kraft der Volksmassen unseres Landes und die Solidarität der internationalen Arbeiterbewegung beendet werden kann und der mit dem Sturz Hitlers auch zur Vernichtung und Ausrottung der imperialistischen Kriegstreiber49 führen muss, proklamieren die Stampfer und Hilferding ihr Bündnis mit der Reaktion in England und Frankreich und mit der deutschen Bourgeoisie, zur Niederschlagung der deutschen Volksrevolution. Damit ist die Trennung zwischen dem ehemaligen Parteivorstand der SPD und der antifaschistischen Opposition in Deutschland endgültig vollzogen. Die vom Parteivorstand durch Geyers Buch 50 propagierte Reorganisierung der Sozialdemokratischen Partei als Partei „der Freiheit“ entpuppt sich als die Organisierung einer Partei der Freiheit der Bourgeoisie, des flachsten Liberalismus, der offenen Abkehr vom Marxismus, der wütenden Bekämpfung nicht nur der Kommunisten, sondern aller mit dem Marxismus verbundenen Sozialisten und der ganzen deutschen Arbeiterklasse, entpuppt sich als ein Instrument der Konterrevolution, schlimmer noch als 1918. […] Die KPD fordert alle Antifaschisten in Deutschland und in der Emigration auf, jetzt erst recht zäh und beharrlich im Sinne der Einigung der deutschen Arbeiterbewegung und der deutschen Opposition zu wirken, die Feinde der Einheit und die Trotzkisten rücksichtslos zu bekämpfen und alle Kräfte für den Sturz Hitlers zu mobilisieren. Die verbrecherische Haltung einiger ehe48 Angesprochen ist hier die sogenannte Einheitsfronttaktik, die mit dem Manifest der „Brüsseler“ Parteikonferenz der KPD vom August 1935 – die Tagung fand in Moskau statt – vorherrschend geworden war. Siehe Weber, Deutscher Kommunismus, S. 321–331. 49 Zur These der KPD von einem imperialistischen Krieg siehe den im Dezember 1939 erschienenen Aufsatz von Wilhelm Pieck: „Um was geht es in diesem Krieg?“ Hier heißt es: Der Krieg zwischen England, Frankreich und Deutschland ist ein imperialistischer Krieg, der von den Kapitalmächten dieser Länder um die Neuaufteilung der Erde geführt wird, ein Krieg, der von den werktätigen Massen nicht unterstützt, sondern auf das schärfste bekämpft werden muss. […] Mit dem Pakt, den die Sowjetunion mit Deutschland abschloss, wurde den Werktätigen der größte Dienst erwiesen, weil dadurch der Krieg zwischen den beiden Mächten und die Ausbreitung des imperialistischen Krieges zum allgemeinen Weltkrieg verhindert wurde. Weber, Deutscher Kommunismus, S. 357. Erst mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 wandelte sich für die KPD-Führung der Krieg gegen Deutschland von einem „imperialistischen“ zu einem „gerechten“ Krieg. 50 Siehe Klotzbach, Drei Schriften.
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67. Tagebuchauszug Reck-Malleczewens, Herbst 1939
maliger Führer der SPD hat die Kriegsvorbereitungen Hitlers erleichtert und den Zusammenschluss der Opposition in der Emigration verhindert. Es gibt deshalb heute keine gemeinsame Plattform der Opposition zum Sturze Hitlers. Die KPD ist die einzige Kraft in Deutschland, die – mit den Massen verbunden – ihre Absichten eindeutig verkündete, die ohne Schwankungen den Weg zur Volksrevolution beschritten hat. Mehr denn je fühlen wir uns innig verbunden mit allen sozialdemokratischen Funktionären und Arbeitern in Deutschland, welche die Abwartepolitik überwunden haben, die für die Einheit der Arbeiterbewegung eintreten und für die Vernichtung der imperialistischen Kriegstreiber kämpfen. Wir sind überzeugt, dass die kommende revolutionäre Demokratie in Deutschland keine Wiederholung von Weimar sein wird und keine Demokratie des englischen Imperialismus […]. Wir sind überzeugt, dass aus der Zusammenarbeit von Kommunisten und Sozialdemokraten an der Front wie im Hinterlande, aus der Kameradschaft der Soldaten und Arbeiter untereinander, aus der opferreichen Arbeit zur Vorbereitung und Durchführung der Volksrevolution, dass also aus dem Kampf der Arbeiterklasse die revolutionäre Einheitspartei hervorwachsen wird, die in der Lage ist, das ganze deutsche Volk zu führen.
67.
Tagebuchauszug Reck-Malleczewens
Zupackende Analysen des Schriftstellers: Zuhälterjargon der Nationalsozialisten; Denunziation und Menschenzucht stellen im NS-Deutschland Symptome dar für Selbstbetrug, Ressentiments, Brunst und Abnabelung von Gott; auf verlogene Trunkenheit wird einzigartiger Katzenjammer folgen. 67. Tagebuchauszug Reck-Malleczewens, Herbst 1939
Reck-Malleczewen, Tagebuch eines Verzweifelten, S. 88 –90.
Herbst 1939 So eben geht das mit den vielen mühelosen Siegen und der „nationalsozialistischen Frömmigkeit“51: Sei die „Kiste noch so verrotzt“, man fliegt damit Gott dicht unter die Nase und sagt „ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn, sonst fahren wir nämlich mit einer ganz neuen deutschen Kälte drein und stellen sämtliche Erzengel an die Wand.“ Ja, so geht es mit den Siegen. In dieser Tonart, in diesem Zuhälterjargon quäkt es nun aus allen Lautsprechern, fließt es aus den Federn dieser uniformierten Pressebengel, und wer etwas dawider hat, den denunzieren wir bei der Gestapo, und Kinder denunzieren ihre Eltern, und der Bruder, wenn ein kleiner Gewinst dabei herausspringt, 51
Der Autor zitiert hier aus einem Brief eines bürgerlichen Jugendlichen, der sich als Kämpfer des NS-Staates sieht.
67. Tagebuchauszug Reck-Malleczewens, Herbst 1939
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liefert die eigene Schwester ans Messer, und überhaupt ist Recht das, was Deutschland nützt. Und der Endeffekt dieses anhebenden totalen Krieges ist die totale Überschwemmung des Erdballes mit dieser neudeutschen Generation, und wenn man keine Nachkommenschaft bekommt – oh, auch für diesen Fall hat deutsche Tüchtigkeit vorgesorgt: in München lebt ein junges Ehepaar, und da in der Familie des Mannes die Opticusatrophie erblich zu sein scheint, so hat er sich sterilisieren zu lassen. Da man aber nun einmal verpflichtet ist, Kinder zu bekommen, so schickt er seine Frau in den „Born der Jugend“. Dieser Born aber ist eine Organisation der SS, und ihr Büro ist am Lenbachplatz in einem Restgebäude der abgerissenen Synagoge untergebracht. Dort also liegt ein Album aus mit den Photos von garantiert zahnbürstenblonden SS-Männern, und man kann à discrétion wählen und braucht nur dem Büro das erwählte Bild und den gewünschten Zuchtstier anzuzeichnen: sofort ist man in anderen, garantiert blonden Umständen und Mutter eines germanischen Frühlingsgottes, der Heinz-Dieter oder Eike heißt und späterhin mit einer ganz ungewohnten neudeutschen Kälte alles niederkämpft, was die neudeutsche Ordnung oder gar den Nationalsozialismus anzutasten wagt. […] Soweit wären wir also gekommen, und so verhält es sich mit dem Volk, das am laufenden Bande Siege erringt. Ich glaube weder an den Born der Jugend noch an germanische Frühlingsgötter, weder an Drachentöteraugen noch an Cherubsallüren, weder an die demonstrativ über den Schultern getragenen pinselblonden Zöpfe des BDM („Seht mal, wie prachtvoll naiv wir sind“) noch an die Landsknechttrommeln der Hitlerjugend. Ich glaube weder an eine neudeutsche Ordnung noch inmitten eines zu sechzig Prozent slawisch gemixten Volkes an die ganze Wotans- und Germanenwirtschaft. […] Nein, jenseits einer durch so viele Jahre angestauten und von ihnen selbst herausgeforderten Ironie glaube ich, dass dies alles hinauskommt auf einen großen Selbstbetrug, hinter dem all die trüben Wünsche der entfesselten Masse – Habgier und soziales Ressentiment, Zuchtlosigkeit und Brunst und sexuelle Libertinage und eine komplette Abnabelung nicht nur von Gott, sondern auch von den Göttern – zu finden sind. Man erfi ndet, während man längst bei dem Zustand des spätrömischen Großstadtmobs angelangt ist, diesen Anspruch, als „junges Volk“ zu gelten, man erhebt ein caracallisches Gebrüll; man fordert damit die ganze Mitwelt heraus […]. In jedem Falle lebt Deutschland dahin in einem schauerlichen Selbstbetrug, in einer verlogenen Betrunkenheit, auf die ein in der Geschichte noch nie beobachteter Katzenjammer folgen wird. Und sicher gilt auch in diesem Zusammenhang der Satz, dass man es im Augenblick wirklich und bitterlich hassen muss, wenn man es, sei es um seiner grandiosen Vergangenheit willen, mit seiner ganzen Liebe, mit der Liebe zu einem irregeleiteten und missratenen Kinde umfangen will.
274 68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“, 1938 / 39 68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“ während der Austreibung deutscher Juden Die zionistisch orientierte Rundschau spricht von: Furcht und Zittern, Verlassenheit und Verlorenheit der Juden vor dem Abgrund, aber auch von Glauben und Hoffnung bei Rückzug ins Gebet und in die Gemeinde; Überlegungen im Aufbau: Vor Hintergrund einer Aufl ösung aller sittlicher Gesetze – auch bei anderen Mächten, die dem NS-Staat seine außenpolitischen Erfolge zuspielten – bedecken ewige Schmach und Schuld den deutschem Staat und die Nation; Wahl der Hitler-Regierung erfolgt aufgrund von Zynismus, feiger Widerstandslosigkeit und trüber Hoffnung; kein Protest gegen Pogrome von handlungsfähigen Größen in Deutschland; Wüten der Regenten, die bald dem Nichts angehören werden, aus Unsicherheit heraus; Hoffnung angesichts beobachteter Anständigkeit und heimlicher Hilfsbereitschaft in Deutschland auf eine Zukunft der deutschen Kultur und sogar seiner Politik. 68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“, 1938 / 39
Jüdische Rundschau 1938, Nr. 79 und Aufbau 1939, Nr. 2
Berlin, 4. Oktober 1938 a) Jüdische Rundschau: Die letzten Dinge Nur wenige Menschen unter uns werden die Ereignisse dieser Zeit ohne tiefe seelische Erschütterung erleben. Es geht heute um mehr als um Gestaltung des äußeren Lebens, um mehr als einen Wechsel des Wohnortes oder den Übergang in neue soziale Verhältnisse –, wir sind vor die letzten und entscheidenden Fragen des Lebens gestellt. Die Geschichte hat uns in ihre Arme genommen, sie trägt uns durch das Leben, stürzt uns in seine Tiefen und offenbart uns zugleich seine fernen Hoffnungen. Der Mensch, der Jude, der solches in seinen Tagen erlebt, ist nicht mehr angewiesen auf die Erzählungen von den Geschlechtern der Vergangenheit, die Ähnliches erfuhren, er weiß vielmehr, welche Gewalten in ihm sich offenbaren, wie sehr er einem unergründlichen Schicksal ausgesetzt ist. Furcht und Zittern, Glaube und Hoffnung ergreifen von uns Besitz in einem Maße, wie es die Generation vor uns nicht kannte, die in einer Zeit der langsamen Entwicklungen und der scheinbaren Ruhe dahinlebte. Wir stehen wieder vor den Entscheidungen des Schicksals in ihrer monumentalen Einfachheit und sind gezwungen, mit ihnen zu rechten. „Vom Tode, von der Furcht des Todes, hebt alles Erkennen des All an. Die Angst des Irdischen abzuwerfen, dem Tod seinen Giftstachel, dem Hades seinen Pesthauch zu nehmen, des vermisst sich die Philosophie. Alles Sterbliche lebt in der Angst des Todes, jede neue Geburt mehrt die Angst um einen neuen Grund, denn sie mehrt das Sterbliche. Ohne Aufhören gebiert Neues der Schoß der unermüdlichen Erde, und ein Jedes ist dem Tode verfallen, jedes wartet mit Furcht und Zittern auf den Tag seiner Fahrt ins Dunkel.“ Diese Worte, mit denen Franz Rosenzweig die Einleitung zu seinem
68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“, 1938 / 39 275
„Stern der Erlösung“ begann, geboren aus dem Erlebnis eines einzelnen Menschen in der Zeit des großen Krieges, sprechen zu uns wie die Gedanken, die unbewusst in unserem Innern schlummern. Es scheint uns manchmal, als ob unsere Welt, in der wir zu leben gewohnt waren, in ihren Grundfesten schwanke, und dass uns ein Abgrund hinabzureißen droht. Die Furcht vor dem Nichts ist uns wieder so gegenwärtig wie vergangenen Geschlechtern, die gewohnt waren, ihr Leben im Angesicht des Schicksals zu führen. Das Judentum hat hierfür ein Symbol von eindringlicher Kraft geschaffen. Es wurde vielleicht nicht immer und nicht von allen in seiner Würde erkannt; heute aber geht es jedem auf, mag er es nun selbst für sich halten oder nicht. Am Jom Kippur vereint sich die männliche Gemeinde zum Gebet in den Sterbegewändern, sie tritt zusammen, lebend und handelnd im Angesicht des Letzten, das dem Menschen bestimmt ist. Es ist die Gemeinde, und es ist die Tat des Gebetes, die an diesem Tage im Vordergrund stehen. Auch dies kommt uns heute mehr denn je zum Bewusstsein, was es bedeutet, wenn Menschen den Versuch machen, sich in der betenden Gemeinde zu einen. Es gilt die Verlorenheit und Verlassenheit der menschlichen Seele zu überwinden. Auf sich gestellt, einsam, dem Schicksal preisgegeben, lebt der Mensch sein Dasein. Es ist oft schwer zu ertragen, die Stunden des Zweifels, ja der Verzweiflung kommen, in denen unser Herz nicht nur nach Aussprache begehrt, sondern wo es darum geht, die Vereinzelung in einer höheren Ebene zu überwinden. Der Versuch wird seit Jahrtausenden von den Menschen gemacht, in verschiedenen Formen und auf verschiedenen Wegen. Das Gebet, das den Menschen über sich hinaus führt und das – gesprochen von vielen Einzelnen – in die Einheit des Göttlichen mündet, dient diesem Ziele. Es kommt umso mehr zur Verwirklichung, wenn die Gemeinde sich versammelt und zu dem geistigen Vorgang des Gebetes auch der materielle des örtlichen Zusammenseins tritt. New York, 1. Februar 1939 b) Aufbau: Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung52 Kaum hat man nach den Verfolgungen, die vorigen Monat im Reich begannen, noch den Mut, deutsche Kultur, sei es auch freie deutsche Kultur, vor der Welt zu vertreten. Denn solange es Nationen gibt, steht die nationale Spielart der Kultur in notwendiger Beziehung wenn nicht zum Staat, so doch zur Nation, und durch sie auch zum Staat. Hier aber haben sich Staat und Nation mit ewiger Schmach bedeckt. Von keinem Rückfall in die Barbarei, ins Mittelalter darf gesprochen werden; eine so glaubenslose, kalt befohlene, 52
Angemerkt ist, dass es sich bei dem Artikel um einen Wiederabdruck aus der Exilzeitschrift „Maß und Wert“ (2. Jg., H. 3) handelt.
276 68. Zeitungsartikel der „Jüdischen Rundschau“ und des „Aufbau“, 1938 / 39
bürokratisch angeordnete Vernichtung wider besseres Wissen hat es nie gegeben; es bedurfte unserer Kulturstaaten dazu. Man hat leicht Gründe suchen, welche das Volk, die große Zahl, rechtfertigen könnten. Die Schuld des deutschen Bürgertums ist nicht von heute, sie liegt Jahre zurück. Damals, als es sich diese Regierung wählte, wurde es schuldig; jetzt ist es ihr auf Gnade und Ungnade untertan, gegen Folter und einsamen Tod können nur wenige sich bewähren, gegen die Macht des totalen Staates gibt es keine Revolution. Wenigstens nicht, solange der Staat seine roheste Funktion, Arbeit und Ernährung der Massen zu sichern, erfolgreich erfüllt. Dazu kommt, dass diese Herrschaft, wie tüchtige Leistungen sie auch im Innern aufweisen möge, im wesentlichen doch durch ihre beispiellosen Erfolge in der äußern Politik lebt; auf diese pochen die Machthaber, wenn sie höhnen, dass Gott mit ihnen sei, und sie vor allem sind es, die den Widerstand im Innern ersticken. Die äußeren Erfolge aber wurden ihnen von fremden Mächten gestattet, ja geschenkt und absichtlich zugespielt. Heißt das nicht, dass fremde Mächte an den Gräueln Mitschuld haben? Was nützt es, einzelne Folgen zu beklagen, wenn man über die Ursachen, die wahre Katastrophe, welche ist, dass solche Menschen regieren, mit törichter Höflichkeit hinwegsieht? Ist die Entrüstung solcher Weltzeitungen, die bisher ihren redlichen Teil dazu beitrugen, damit dies Machtsystem immer und immer wieder befriedigt und gerettet würde, und die hierin auch weiterhin fortfahren, etwas besseres als Heuchelei? Die Auflösung aller sittlichen Gesetze ist eine durchgehende, keine bloß deutsche Krankheit. Solche Fragen und Thesen können die Schuld der Deutschen nicht verringern. Man mag darüber, ob Volk und Regime identisch oder nicht identisch seien, scholastische Untersuchungen anstellen, wie man will; das Ergebnis ist doch immer, dass jedes Volk seines Glückes Schmied ist, dass diese Gräuel in Deutschland, und nirgends sonst, von Deutschen verübt wurden, und andere Deutsche zusahen und schwiegen. Nicht bloß Not und Verzweiflung, auch Kaltsinn, Zynismus, feige Widerstandslosigkeit und allerlei trübe Hoffnung haben 1933 die Wahl diktiert. Dass es nichts Schlechtes gibt, wozu diese Menschen nicht imstande wären – man musste, man konnte es wissen. Und wenn auch das Volk heute zum Schweigen verdammt ist, so hinderte doch gewisse bedeutende Einzelne noch immer nichts an eindrucksvollem Protest. Aber kein hoher Militär, kein Meisterdirigent, kein Meisterchirurg verlässt das Land der Schande; sie alle gehen fein bürgerlich ihrem Beruf weiter nach, glauben vielleicht noch zu bessern, wo sie doch nie und nirgends etwas bessern konnten, und geraten tiefer und tiefer ins Elend. Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung – so hieß eine Schrift, deren Verleger der Kaiser Napoleon im Jahre 1806 erschießen ließ. Gegen die Erniedrigung, in der heute Deutschland vor der Welt erscheint, ist die von damals nur als Kinderspiel zu erachten. Damals wurde sie ihm von Fremden, heute, auf der höchsten Höhe seiner äußeren Macht, von sich selbst angetan.
69. Besprechungsprotokoll von Ostforschern / Volkstumshistorikern
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Dennoch kann die Versuchung, deutsche Kultur, Sprache, selbst Politik auf immer aufzugeben, dem Nachdenken nicht standhalten. Es wäre damit nichts gelöst, es wäre niemandem damit gedient. Ein Schweizer hat kürzlich gesagt, dass man mit siebenhundert Jahren Schweizer Geschichte hinter sich nicht kapituliere; auch mit den Schöpfungen der deutschen Lyrik hinter sich kapituliert man nicht. Bleibt Deutschland so, wie es ist, so ist es selbst und sind die Völker, die an seinen Grenzen wohnen, verloren. Aber das Gesicht, das es heute der Welt darbietet, ist nicht sein wahres; dort, wie anderswo, sind die Schurken die geringe Minderheit. Ein Volk hat kein wahres Gesicht; es hat das, was seine Regenten ihm geben wollen. Die unsrigen sind kurzfristige Leutchen, denen bloß der Tag gehört; ihr Wüten zeigt, wie wenig gewiss auch dieser ihnen ist; und bald genug werden sie selbst dem Nichts angehören. Es hat sich in diesen Novembertagen neben der Infamie und Schwäche, wie Augenzeugen berichten, auch viel menschliche Anständigkeit und heimliche Hilfsbereitschaft gezeigt; so verdorben ist der deutsche Charakter nicht, wie seine Verderber es wünschen. Also gilt es, Mut zu haben und die Fahne nicht zu verlassen; um des kleinsten wie um des größten der Kreise willen, denen wir verhaftet sind.
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Besprechungsprotokoll von Ostforschern / Volkstumshistorikern
In einer als Planungsgrundlage gedachten Denkschrift: eine Aufstellung von dem dem deutschen Volk nach 1918 zugefügten Unrecht; Wiedergutmachungsanspruch von Volk zu Volk; Varianten einer Grenzziehung nach historischen und ethnischen Vorgaben sowie nach Nützlichkeitserwägungen; Gefahren rassischer Vermischung und völkischer Unterwanderung; Schaffung deutscher Volkstumsbrücken zur Einkesselung eines Restpolens; dessen „Entjudung“; Einklang mit Vorgaben Hitlers zu Umsiedlungen im gesamten Osteuropa. Vorläufer des „Generalplans Ost“, S. 84 –91. 69. Besprechungsprotokoll von Ostforschern / Volkstumshistorikern
Berlin, 7. Oktober 1939 Aufzeichnung über Siedlungs- und Volkstumsfragen in den wiedergewonnenen Ostprovinzen 53 1. Mit dem vollständigen Sieg der deutschen Waffen über Polen ist der Augenblick gekommen, das Unrecht wieder gutzumachen, das 1919 dem deutschen Orden und seiner deutschen Bevölkerung zugefügt wurde. Wir stehen heute in den nun wieder ins Reich heimkehrenden Gebieten vor den Ergebnissen einer zwanzigjährigen brutalen Entdeutschungspolitik der Polen, die zu einer bei53 Dieses Produkt von Wissenschaftlern an Grenzlanduniversitäten sowie der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft, verfasst von Theodor Schieder, war gedacht als Expertise zur politischen Nutzung.
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69. Besprechungsprotokoll von Ostforschern / Volkstumshistorikern
spiellosen Vernichtung und Verdrängung des ansässigen deutschen Volkstums, seines Lebensraumes und Besitzes geführt haben. In den 1919 vom Reiche abgetrennten Teilen der Provinzen Posen und Westpreußen betrug 1910 die deutsche Bevölkerung 1 100 000 Menschen. 1935 waren es im Bereich der ehemaligen Wojewodschaft Pomerellen noch 102 000, in Pomerellen und Posen zusammen 325 000. Die heute geltenden Zahlen nach den letzten Verlusten des Deutschtums lassen sich noch nicht abschätzen. […] In die Stellen der verdrängten deutschen bürgerlichen und bäuerlichen Bevölkerung rückte, zumeist in einem gesetzwidrigen und ungeregelten Verfahren, das Polentum dieser Provinzen selbst nach; zum anderen Teil aber wurde diese deutsche Abwanderung durch eine erhebliche polnische Neuzuwanderung aus Galizien und Kongresspolen aufgefüllt und damit der Lebensstand dieser Gebiete in Stadt und Land herabgedrückt. […] Polnische Zuwanderung und deutsche Verdrängung führten dazu, dass 1931 in den Wojewodschaften Posen und Pomerellen nach ihrem damaligen Umfange einer deutschen Volksgruppe von 298 000 Menschen eine polnische Minderheitsbevölkerung von fast 2,9 Millionen gegenüber54, d. h. der Anteil der deutschen Bevölkerung ist auf 9,2 % in Posen und 9,8 % in Pomerellen gesunken. 2. Das Ausmaß der in diesen Zahlen zum Ausdruck kommenden Bevölkerungsverschiebungen bildet die unterste Grenze dessen, was für die Rückführung deutscher Menschen und die damit verbundenen Eigentumsveränderungen in Aussicht genommen werden müsste, damit auch nur der Stand von 1914 wieder erreicht wird. Die zahlenmäßige und wirtschaftliche Überlegenheit des Polentums war nur gewaltsam herbeigeführt. Die Wiederherstellung des deutschen Besitzes und des deutschen Volkstums erscheint damit als Wiedergutmachung eines offenkundigen politischen Unrechts. Eine solche Wiedergutmachung darf aber nicht individuell vollzogen werden, indem sie die alten Rechtstitel des einzelnen auf Boden und Besitz wieder erneuert, sondern als Wiedergutmachung von Volk zu Volk, durch die dem deutschen Volk insgesamt die Schuld zurückerstattet wird, das nach den Erfordernissen seiner Zukunft sie zu treuen Händen weitergibt. Oberstes Gesetz einer Neuordnung bleibt die Sicherung des deutschen Volksbodens im Osten durch eine geschlossen siedelnde, alle Schichten umfassende deutsche Bevölkerung mit einer gesunden sozialen Ordnung, einem gesunden Ausgleich städtischer und ländlicher Gruppen und getragen von Menschen, die die Kraft eigener Initiative auf den kleinen und kleinsten Fronten des völkischen Kampfes mit dem Polentum entwickeln können. Erstes Erfordernis ist die klare Abgrenzung von polnischem und deutschem Volkstum, die die Gefahren völkischer und rassischer Vermischung und der 54
Fehlendes Verb im Original.
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Unterwanderung vermeidet. In diesem Zusammenhang ist von entscheidender Wichtigkeit die Frage der Grenzziehung zwischen dem engeren deutschen Reiche und dem polnischen Reststaat. Die heutige völkische Lage lässt es allerdings noch unmöglich erscheinen, Grenzlinien zu ziehen, die einer noch wirklich vorhandenen Volksgrenze entsprechen. Deutschland hat aber staatspolitische, volkspolitische und historische Ansprüche, die als Grundlage auch für zukünftige Entscheidungen genommen werden können. Zwei Linien sind es, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängen: 1.) Die Reichsgrenze von 1914. die als hundertjährige politische Grenze sich unverlierbar dem Lande eingeprägt hat und heute noch die Scheide zweier verschieden hoch entwickelter Kulturgebiete darstellt. 2.) Eine Linie, die den geschlossenen deutschen Volksboden und seine Randzonen mit Mischbevölkerung, aber noch mit einer eindeutigen deutschen Überlegenheit nach dem Stand von 1910 von den überwiegend polnisch besiedelten Landschaften trennt und dabei nach Möglichkeit verkehrsgeographische und wirtschaftsgeographische Verhältnisse mit berücksichtigt. 55 […] Folgende vorbereitende Sofortmaßnahmen scheinen erforderlich: 1) Die Schaffung einer Generalvollmacht für den Staat zur Einziehung von ländlichem und städtischem Grundbesitz aus polnischer Hand. […] 2) Die Ausweisung aller seit 1919 nach Posen-Westpreußen zugewanderten Polen. […] 3) Der sofortige Einsatz der wirtschaftlich gedrückten Volksdeutschen beim Aufbau der Wirtschaft in den Städten und auf dem Lande. […] 4) Verhinderung des Abströmens von Polen aus den wiedererworbenen Gebieten in die bisher völkisch gefährdeten Grenzgebiete des Altreichs. 5) Meldepflicht für alle in den wiedererworbenen Gebieten Geborenen, die jetzt im Altreich oder als deutsche Staatsangehörige im Ausland ansässig sind. Für die weitere Planung sind folgende Fragen zu klären: 1) Welche Kräfte stehen für einen Einsatz in Posen-Westpreußen im gesamtdeutschen Volk zur Verfügung und wie weit reichen diese zur völligen Eindeutschung aus? 2) Die zeitliche Anordnung und die Form der Wiedereindeutschung, welche Gebiete müssen hierbei an vorderster Stelle stehen? 3) Die Unterbringung der aus den wiedergewonnenen ostdeutschen Gebieten auszusiedelnden Polen. Zu 1) Von den aus Posen-Westpreußen verdrängten Deutschen wird vor55
Hier werden drei Varianten genannt, die in der Perspektive kumulierten: „Die Herstellung eines geschlossenen deutschen Volksbodens in diesen Gebieten macht Bevölkerungsverschiebungen allergrößten Ausmaßes notwendig. Eine solche Entwicklung erfordert nicht ein Programm für wenige Jahre, sondern Pläne auf lange Sicht.“ (S. 87)
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aussichtlich nur ein geringer Teil für eine Rückwanderung in die alte Heimat verfügbar sein, da starke Überalterung und bereits eine hohe Sterbeziffer anzunehmen ist. Von größter Bedeutung und für das weitere Schicksal dieser Lande entscheidend ist die in der Führerrede vom 6. Oktober 1939 vorgeschlagene Umsiedlung der deutschen Volksgruppen im gesamten osteuropäischen Raum. In diesem Zusammenhang stünden nach den in Aussicht genommenen Vereinbarungen mit der Sowjetunion die in die russische Interessenzone fallenden ostgalizischen und wolhynischen deutschen Volksgruppen in einer Höhe von 120 000 fast ausschließlich bäuerlichen Menschen sofort zur Verfügung, wenn nicht darüber hinausgehend auch Gruppen des eigentlichen Russlanddeutschtums für eine Rücksiedlung in Frage kommen. (Heute noch an 500 000 Menschen, meist bäuerlicher Herkunft, nach sachverständigem Urteil.) Die Ansiedlung des Wolhyniendeutschtums in Posen-Westpreußen in geschlossenen Siedlungskörpern wäre vor allem zu begrüßen im Hinblick darauf, dass diese Volksgruppe im Volkskampf mit dem Polentum geschult ist. Für die geschlossene Ansetzung auf geeigneten Böden und in ausreichenden Besitzgrößen wäre zu sorgen, um ein soziales Abgleiten zu vermeiden. Bei der Erörterung der Ansiedlungsmöglichkeiten des mittelpolnischen, vor allem Lodzer Deutschtums erhebt sich die Frage, ob auf dessen Einsatz in einem polnischen Reststaat verzichtet werden kann. Wenn man aber eine möglichst vollständige Beseitigung aller Reibungsflächen zwischen deutschem und polnischem Volk erstrebt, so stünden weitere 350 000 Menschen zur Verfügung, von denen ein beträchtlicher Teil (wenigstens 1 / 4) für Handwerk und Industrie in den Städten angesetzt werden könnte. Der Ausfall des nach PosenWestpreußen seit 1918 zugewanderten Polentums wäre somit rein zahlenmäßig mit den Kräften des ost- und mittelpolnischen Deutschtums zu decken, vorausgesetzt, dass man mit einer vollständigen Abwanderung rechnen kann. Eine endgültige und dauerhafte Stabilisierung der deutschen Stellung in den Nordostmarken würde jedoch darüber hinaus die Überprüfung aller Möglichkeiten für eine Rückgliederung deutscher Volksgruppen im Ausland erfordern. […] Zu 2) Die Ansetzung deutscher Menschen in den wiedergewonnenen Provinzen soll unter keinen Umständen einer ungeregelten Entwicklung überlassen werden. Man wird daher nicht an allen Punkten zugleich einsetzen können, sondern unter Abwägung verschiedener Faktoren zur Feststellung von Zonen verschiedener Dringlichkeit kommen. Deren Begrenzung müsste folgende Gesichtspunkte berücksichtigen: 1) Die noch vorhandenen Volksdeutschen Ansatzpunkte, die zumeist Restbestände des alten Volksbodens darstellen. 2) Die Sicherheits- und Lebensbedürfnisse des gesamten deutschen Ostraums, unter anderem die Notwendigkeit einer festeren völkischen Landbrücke zum Lande jenseits der Weichsel.
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3) Die Schaffung gesunder wirtschaftlicher Voraussetzungen, die die wirtschaftliche Überlegenheit des eingesetzten Deutschtums sicherstellen (Bodengüte, Besitzgröße, Absatzverhältnisse). […]56 Zu 3) Von besonderer Dringlichkeit ist die sofortige Klärung des Problems, wie und wohin der zu erwartende polnische Auswandererstrom aus PosenWestpreußen zu lenken ist. Hierbei ist festzuhalten, dass die Überseewanderung gegenüber einer Abwanderung in den polnischen Reststaat unter allen Umständen zu fördern ist. Eine stärkere Einwanderung nach Restpolen erscheint unter zwei Voraussetzungen möglich: l) der Herauslösung des Judentums aus den polnischen Städten, 2) der landwirtschaftlichen Intensivierung, die den Nahrungsspielraum in Polen erhöht und durch eine weitgehende Melioration und Separation die agrarische Überbevölkerung wenigstens herabdrückt. Die Frage, was aus den ausgesiedelten Polen wird, ist für das Reich keineswegs gleichgültig: Die Entjudung Restpolens und der Ausbau einer gesunden Volksordnung erfordern den Einsatz deutscher Mittel und Kräfte und bringen die Gefahr der Entwicklung einer neuen polnischen Führerschicht aus dem neuen polnischen Mittelstand heraus mit sich. Überlässt man diese Dinge sich selbst, so ist zu befürchten, dass die Zersetzung des polnischen Volkskörpers zum Herd neuer gefährlicher Unruhe werden kann. Die etwa 150 000 im nördlichen Westpreußen siedelnden Kaschuben sind grundsätzlich nicht als Polen zu behandeln und im Lande zu halten. Nach einer notwendig erscheinenden Übergangszeit wäre zu entscheiden, ob man sie in den Besitz des vollen Reichsbürgerrechts (einschl. Wehrrecht) setzen kann.
70.
Rede Himmlers
An Gauleiter und andere NS-Funktionäre: Kennzeichnung der Tötung der Führungsschichten der nicht-deutschen Nationen als schwere Aufgabe der Germanen; zentrale Stichworte: „Deutschmachen“ und „blutige Germanisierung“;„Hereinholen Volksdeutscher“ aus aller Welt; 100-Millionen-Volk; Auswanderung von Juden; „Blutswall“ und „Pfl anzgarten deutschen Blutes; etappenweises Vorgehen als Erfolgsrezept; das Generalgouvernement ein ethnischer „Mülleimer“.
70. Rede Himmlers, Berlin, 29. Februar 1940
Smith / Petersen, Himmler Geheimreden, S. 123, 128 f., 132, 138 und 140 –143
Berlin, 29. Februar 1940 […] Eng damit zusammen mit diesem Problem „Kinder und Menschen“57, das wirklich für dieses kommende, im Entstehen begriffene große Reich, das 56 Die folgenden konkreten territorialen Vorschläge zielen ab auf die Errichtung „deutscher Volksbrücken“, im Norden Polens südlich des bisherigen Korridorgebietes, in der Mitte Polens sowie östlich von Oberschlesien zur „Einkesselung“ Restpolens. 57 In der Rede hatte Himmler zunächst den Befehl vom 28. Oktober 1939 akzen-
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70. Rede Himmlers, Berlin, 29. Februar 1940
sich jetzt durch die Ostprovinzen so vergrößert hat und allmählich ein Reich germanischer Größe wird, das der Führer uns schafft, hängt das zweite Problem, nämlich meine Aufgabe als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums. Auch hier ist dieser Auftrag ein Auftrag, der sich mit der Frage der Menschen zu befassen hat, wie wir nun den Sieg des Schwertes, den Sieg des Blutes, des Blutes unserer Art hinzufügen. […] Stur, Unbeugsam stur im Ziel, sehr anpassungsfähig in der Art, wie es durchgeführt wird. Die Art ist sehr verschieden. Es war am Anfang notwendig, dass wir – und ich darf bitten, dass das nur für diesen engen Kreis bestimmt ist –, insbesondere in Westpreußen, wo die Gräuel der Polen am schlimmsten waren und der Aderlass des deutschen Blutes am schlimmsten war, in einer sehr harten Form durch gegriffen haben. Ich weiß, dass ich deswegen von sehr vielen Leuten angegriffen worden bin und angegriffen werde, indem man mir sagte, das wäre ungermanisch. Ich habe den Eindruck, dass für manche Leute germanisch eigentlich nur die Art ist, dass man als guter gutmütiger Germane sich immer wieder übertölpeln lässt und dann selbst auf den Rücken fällt. Das wäre ungermanisch. Es tut mir leid, ich halte es für richtig, und ich glaube, dass es richtig ist. Wir mussten zunächst dem Gegner seine führenden Köpfe nehmen, das waren die Leute im Westmarkverband, in den aufständischen Verbänden, das war die polnische Intelligenz. Die mussten weg, da half nun nichts. […] Ich kann Ihnen sagen: Es ist scheußlich und furchtbar für einen deutschen Menschen, wenn er das ansehen muss. Das ist so, und wenn es nicht scheußlich und so furchtbar für uns wäre, dann wären wir ja keine deutschen Menschen mehr und wären wir ja keine Germanen. Ebenso scheußlich wie es ist, ebenso notwendig ist es gewesen und wird es auch in vielen Fällen noch sein, dass wir es durchführen. Wenn wir nämlich jetzt nicht die Nerven haben, dann werden diese schlechten Nerven an unseren Söhnen und an unseren Enkeln wieder ausgehen. Dann können wir wieder exerzieren und können den politischen Wahnsinn von tausend Jahren im nächsten Jahrhundert wieder vollziehen. Dazu haben wir nicht das Recht. Denn wenn wir in der heutigen Zeit leben, von Adolf Hitler erzogen worden sind und das Glück haben, im Reich Adolf Hitlers oder unter der Hand Adolf Hitlers für Deutschland wirken zu können, dann haben wir gütigst nicht schwach zu sein. Es muss immer so sein, dass eine solche Exekution für unsere Männer das Schwerste sein muss. Und es muss trotzdem immer so sein, dass sie niemals weich werden, sondern dass sie das mit zusammengebissenen Lippen machen. Das war zunächst notwendig. Der Schock, den die Polen bekommen mussten, den haben sie bekommen. Jetzt, glaube ich, im Augenblick wird sich in Westpreußen, Posen und in den neuen Provinzen nichts rühren.
tuiert, demzufolge „seine“ SS-Männer Kinder zu zeugen hatten, bevor sie an die Front gingen.
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Es kann sein, der Pole ist sehr zäh im Verschwören, das können die Slawen alle, es kann sein, dass es wieder einmal sein muss. Dann wird es wieder geschehen. Insgesamt ist das ganze Problem, das Deutschmachen und die blutliche Germanisierung dieser Provinzen nur denkbar und lösbar dadurch, dass es ein Generalgouvernement gibt. Diejenigen, die nun Reichsstatthalter und Oberpräsidenten der neuen Provinzen sind, werden einmal an den Führer herantreten können und ihm melden können, dass ihre Provinzen nun in Jahren deutsch geworden sind. Das wäre alles nicht möglich, unsere Arbeit von diesen vier Reichsstatthaltern und Oberpräsidenten und meine Arbeit, wenn nicht auf der anderen Seite im Generalgouvernement auch ein Nationalsozialist säße als Generalgouverneur, der nun diese höchst negative Aufgabe auf sich genommen hätte und auf sich nehmen würde, nun das alles abzunehmen, was wir aus unseren Provinzen hinauskehren. Der wird einmal nicht an den Führer herantreten können und sagen, mein Führer, ich habe hier in den Jahren ein Lebenswerk geleistet und habe eine Provinz deutsch gemacht. Aber ich bin überzeugt, er wird einmal sagen können, ich habe dazu geholfen, dass diese Provinzen deutsch gemacht werden konnten, habe das alles aufgenommen und habe diese Bande, die ihr mir aus ganz Deutschland in diesen Mülleimer geworfen habt, in Schach gehalten. Das ist ebenso notwendig wie das andere. Schwierig ist nun das Gesamtproblem, und das möchte ich hier noch einmal herausstellen, deswegen, weil es politisch und rassisch sich nicht deckt. Also, ich muss politisch einen Unterschied machen in den neuen Provinzen, es gibt Volksdeutsche, es gibt sogenannte Einheimische, Westpreußen, die eben immer schon dort gelebt haben, es gibt eingewanderte Kongresspolen, und es gibt Juden. Dann gibt es noch einen kleinen Stamm, die Kaschuben, die aber nicht groß ins Gewicht fallen. Die Juden können wir ohne Zweifel abschieben, ebenso auch die Kongresspolen, wobei unter den Kongresspolen zum Teil rassisch sehr gute Elemente sind, rassisch z. T. bessere als unter den Einheimischen, manchmal sogar bessere, als unter den Volksdeutschen. Es geht eben hier das rassische und Nationalitätenprinzip wirr und wild seit Jahrhunderten durcheinander. Folglich können wir an die Dinge nur etappenweise herangehen. Wir müssen uns überlegen, was können wir heute machen, was können wir nach dem Kriege machen. Das, was wir machten, oder das, was wir jetzt machen, im Jahre 1940, sind eigentlich im großen und ganzen nur Maßnahmen, die uns durch Geschehnisse von außen her diktiert sind. Also, welche Geschehnisse waren das? Das waren die im Auftrage des Führers geschlossenen Verträge mit Estland und Lettland über die Hereinnahme der Baltendeutschen, der Volksdeutschen, […] Die zweite große Aufgabe war die Hereinnahme der Wolhynien-, Narew- und Galiziendeutschen aus Ostpolen, […] (Zur) Frage […] nämlich der anderen Volksdeutschen. Es ist selbstverständlich, dass nach dem Krieg Deutschland die Volksdeutschen aus allen Ländern, die Volksdeutschen guter Qualität – ich möchte fast sagen – guten
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Blutes sind, hereinholen wird. Also wir werden sie holen aus – sagen wir einmal aus Bessarabien – ich nehme mal erst Gebiete, die ganz ohne Zweifel sind –, wir werden sie holen aus der Bukowina, aus dem Buchenland […] Wir werden sie holen aus der Dobrudscha, […] wir werden sie holen aus Jugoslawien, […] Wir werden welche holen aus Ungarn, und weiß ich woher. Es gibt sehr viele Deutsche noch, wir werden sie holen in allererster Linie aus Kanada, aus Nordamerika, aus Südamerika, aus Argentinien, aus Brasilien. Wir wollen auf diese Art ein paar Millionen Deutsche für Deutschland holen, die sonst nur wieder die Völker allmählich aufwerten würden und in ihnen aufgehen würden. Damit wird wirklich dieses Hundert-Millionen-Volk zunächst einmal als erste Etappe. […] Nun, was habe ich in diesem Jahr noch vor? Ich habe in diesem Jahr höchstens noch vor – unter der Voraussetzung, dass das ganze Jahr Krieg ist –, dass ich an die Auswanderung der Juden gehe, soweit es zahlenmäßig erträglich ist. […] Für die Zukunft, hier lediglich ein paar Worte darüber, denn das möchte ich dann einer späteren Berichterstattung vorbehalten. Ich stelle mir die Siedlung oder die Germanisierung dieser Provinzen in zwei Abschnitten vor. Einen Abschnitt, die Germanisierung bestimmter Zonen, und zwar stelle ich mir als erstes vor eine Zone die Grenze entlang, um das Polentum des Generalgouvernements von dem Polentum der neuen Provinzen räumlich zu trennen. Dann eine gewisse Brückenbildung, also meinetwegen von Danzig herüber nach Pommern, dass Pommerellen aber an der Seeküste geschlossen wird, eine reindeutsche Brücke vielleicht, sie ist noch nicht endgültig festgesetzt, es sind dazu ja genaue Studien notwendig, über Posen nach Lodz, vielleicht auch über Bromberg nach Lodz. Es sind also Gedanken, die hier im Einzelnen noch nicht klar ausgearbeitet sind. Die grundsätzliche Linie ist aber klar, wir wollen nun völkisch praktisch dasselbe machen, was militärisch in dem Ostfeldzug gemacht worden ist. Wir wollen sie in verschiedenen Inseln zusammendrängen, also den Osten und den Westen, Generalgouvernement und die deutschen Provinzen trennen, den Süden und den Norden trennen, weil wir damit völkisch leichter fertig werden. Der zweite Abschnitt ist dann die Eindeutschung nach einigen Jahren der verbliebenen polnischen Inseln. […] Ich stelle mir vor, dass wir unbarmherzig in der Siedlung sind, denn diese neuen Provinzen müssen germanische, blonde Provinzen Deutschlands werden, müssen nationalsozialistische Provinzen werden. […] Die neuen Provinzen müssen wirklich ein germanischer Blutswall sein, müssen ein Wall sein, bei dem es auch keine Blutsfrage, keine Kinderfrage gibt, sondern wo das einmal wieder in Fluss kommt und wir ein kinderreiches Volk werden. […] Was machen wir mit den Millionen von sogenannten Einheimischen, also der sogenannten Mischbevölkerung von Westpreußen und von Posen, was
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machen wir mit denen? Ich stelle mir vor, dass wir hier rein nach rassischen Prinzipien an die Frage herangehen. Im Frieden wird es möglich sein, eine rassische Auslese und eine rassische Siebung dieses Gesamtvolkes durchzuführen. Diese rassische Siebung wird ausfallen: Ein Teil wird ganz klar als rassisch so anerkannt werden, dass er ein Deutscher sein könnte, dass er also den höchsten Bedingungen unserer rassisch besten Provinzen und den Bedingungen der anderen deutschen Länder entspricht. Ein anderer Teil wird so sein, dass man sagt, kommt gar nicht infrage, das sind ganz klare Mongolen, Mongolenmischlinge und Hunnen. Die kommen in das Generalgouvernement. Dann bleibt ein mittlerer Teil, bei dem es schwierig sein wird – und so stelle ich es mir überhaupt vor –, dass wir die Arbeit bewältigen können, dass die klareren Fragen an untergeordneten Stellen entschieden werden, dass die Zweifelsfragen an eine höhere Instanz kommen, wo nun erheblich geprüft werden muss, wo man sich also bei den Menschen nicht nur den Mann, sondern Mann und Frau und die Kinder, seinen Vater möglichst noch, ansieht, so dass man ein Bild bekommt, wo tendiert der hin. Und dann stelle ich mir vor, dass nun bei diesen Menschen, nehmen wir, es sind kleine Beamte der Bahn, der Post, es sind Arbeiter in Industriebetrieben, ein ganz großes Verständnis einmal einsetzen muss und ein Austausch kommt, und zwar müssen wir uns darüber klar sein, dass, wenn ein früherer Pole oder so ein Einheimischer, der blutlich in Ordnung ist, so dass er unserem Volk blutlich keinen Schaden zufügt, sogar blutlich eine Bereicherung für uns ist, als einzelner Mann, sagen wir, nach irgendeinem kleinen Ort nach Westfalen kommt, oder wenn er nach Bayern kommt, vielleicht nach Vilsbiburg, dann wird der dort keine polnische Opposition aufmachen können als kleiner Postbote oder als kleiner Rangierer, sondern ihm bleibt gar nichts übrig, als dass seine Kinder dort als einzelne Kinder in die deutsche Schule gehen, dass sie deutsch erzogen werden, dass sie der Hitlerjugend und dem BDM angehören, und nach zehn Jahren ist dieser Mann, oder sind diese rassisch aufnehmbar – das muss ich immer wieder betonen –, werden tatsächlich aufgesogen und verdaut sein. An ihre Stelle müssen nun, […] einwandfreie, rassisch tadellose Menschen […] aus Deutschland […] Klar muss sein, dass der Osten wirklich der Aufstieg für die Menschen ist, […]
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71. Literarischer Bericht Johsts, März 1940 Literarischer Bericht Johsts
Reise mit Himmler durch Polen, beginnend mit Empfang eines Trecks Wolhyniendeutscher in Przemysl: Ankunft ländlicher deutschstämmiger Siedler aus dem Osten geschildert als bewegendstes Kunstwerk; der dem Ruf des Blutes folgende Wagenzug ein Choral; die Glaubenskraft Himmlers leitet die Blutbahnen der eingeleiteten Völkerwanderungen; Führergruß als Hostie für die Ankommenden; Polen ein Kolonialland; elementare Freude über Landraub; deutsche Ostkolonisation schafft Klimaveränderungen und Idylle; Schwelgen im NS-Kanon der Tat; Vergleich Deutschlands mit Zug von donnernder Kraft, der durch Werkstatt der Nacht saust.
71. Literarischer Bericht Johsts, März 1940
Johst, Ruf des Reiches – Echo des Volkes, S. 23 –25, 28 –30, 86 – 88 und 126 f.
März 1940 Durch Schneestürme und Schneewehen, […] durch dieses eisige Inferno58 kommen die Wägelchen auf leichten Rädern gerollt, geschaukelt. Die Pferdchen, mit ihrem geduldigen Fell, spiegeln Heimweh nach Stall, Futter und Wärme in ihren großen, dunklen Augen. Und der Bauer, der erste, den ich sehe und höre, sitzt vermummt, von Pelzen überhüllt, auf seiner schmalen Wagenbank, die Beine mit Stroh umwickelt; in Daunensäcken verborgen, hinter sich, im Halbdunkel des Wageninnern, sein gehorsames Weib, die zu seinen Worten lächelt, verklärt von einer Erlösung, wie ich sie noch nie sah. Auf keinem Bild der alten Meister, auf keinem Altar, in keinem Schnitzwerk größter Kunst! […] Der Bauer und sie, sie haben […] die Stimme des Vaterlandes gehört, die Stimme des Blutes, die Stimme des Vaters, und wie ein Echo sind sie nun dem Rufe gefolgt. Jetzt sind sie beim Rufer! Vor diesen Gesichtern fromm zu werden ist nicht unmännlich. […] Wagen um Wagen rollt vorüber… Ein Choral mit hundert Strophen, mit tausend Strophen und mit dem immer gleichen Lobgesang auf Liebe und Freude zu Heimat und Heimkehr!59 […] Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler wurde vom Führer ausersehen, diese Völkerwanderung – eine von vielen – einzuleiten, zu leiten und zum guten Ende zu bringen, d. h. allen denen, die ihre hundertjährige Wahlheimat lassen, eine neue, wahre, natürliche Blutheimat zu schaffen. Eine Aufgabe von einer Dynamik, wie sie seelisch und organisatorisch größer und gewalti58
Die Tragödie der Wolhyniendeutschen im Zeitalter der Weltkriege stellt ein besonders schlimmes Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts dar; einen Teilbereich hiervon kennzeichnet Döring, Umsiedlung der Wolhyniendeutschen. Die hier thematisierte Umsiedlung hatte Ende Januar 1940 stattgefunden, Ende März schickte Johst als „geistiger Soldat“ und SS Brigadeführer seine „Heldensage unseres Blutes“ zur Durchsicht und Modifikation an Himmler, die Drucklegung erfolgte im Juni. 59 Im Folgenden kennzeichnet Johst bei anhaltendem Pathos das Schicksal der Umsiedler seit dem Ersten Weltkrieg.
71. Literarischer Bericht Johsts, März 1940
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ger nicht auszudenken ist! Man muss von der Glaubenskraft eines Heinrich Himmler sein […]. Die Zeit ist erfüllt, und das Großgermanische Reich steht vor seiner Vollendung! Die Blutbahnen, die Protuberanzen sich verschleudernder Volkskräfte fi nden sich zu neuem, größeren Volkskörper zusammen. Es gibt kein Außen und Innen mehr. Alles deutsche Bewusstsein und germanische Dasein in dieser Welt ist einheitlicher Organismus von einem Herzen belebt, von einer Seele beseligt, von einer Kraft gemeistert, von einem Willen geleitet – von seinem Gestalter Adolf Hitler gebildet und geführt! Heinrich Himmler übermittelt den Handschlag dieses erwachten Mythos an der Grenze! Er entbietet den Gruß des Führers, und alle Heimkehrer verneigen sich tief und gläubig vor diesem Gruß, der ihnen Verheißung ist und Hostie eines unendlichen Glückes. Neben dem Reichsführer steht ein Obergruppenführer, die Inkarnation des Waffenspruchs: Furchtlos und treu! […] 60 Die Polen sind kein staatsbildendes Volk. Es fehlen ihnen die einfachsten Voraussetzungen dazu. Ich bin an der Seite des Reichsführers-SS kreuz und quer durch das Land gefahren. Ein Land, das so wenig Sinn für das Wesen der Siedlung hat, so dass es nicht einmal für den Stil eines Dorfes reicht, hat keinen Anspruch auf irgendeine selbständige Machtstellung im europäischen Raum. Es ist Kolonialland! Wir waren auf der Fahrt von Lodz nach Warschau. Immer wieder hielt der Reichsführer-SS den Wagen an, kletterte über den schlierigen Graben, trat in den Acker, der von Granaten aufgerissen war, nahm zwischen die Fingerspitzen eine Prise Erde, roch mit geschrägtem Kopfe bedächtig daran, zerbröckelte die Ackerkrume zwischen den Fingern und sah dann über die weite, weite Fläche, voll, übervoll von dieser guten nahrhaften Erde. So standen wir wie uralte Bauern und lächelten uns blinzelnd an… Dies war nun also alles deutsche Erde! Hier würde der deutsche Pflug das Bild bald verändern. […] Diese Kulturarbeit […] vermag Windschutz zu erwirken, Tau zu mehren, Wolkenhäufung herbeizuführen, Regen zu erzwingen und somit wirtschaftliches Klima weiter vorzutragen in den Osten. Unter fachmännischer, sachgemäßer, wissenschaftlicher Führung werden hier die baltischen, die galizischen, die wolhynischen Rückkehrer Wunder tun. So stehen wir auf dem Acker, halten eroberte Erde in den Händen und schauen weit und tief über die lieblos behandelten Flächen… Wir bevölkern sie mit Dörfern, eingebettet in wipfelrauschende Obstgärten… Wir sehen Waldränder, und aus den dunkelgrünen Hecken klingen die Spieldosen der Vogelkehlen unserer Heimat, die mit uns Einzug halten sollen. […] Hunderttausende von Menschen strömen in das Reich, werden im Ostraum angesiedelt … andere umgesiedelt – und alles geschieht, während die 60 Im Folgenden schildert Johst mit erheblicher Distanz die Ankunft städtischer Umsiedler mit Schminke und Lippenstift per Eisenbahn: „Nur in den Augen flattert noch ein Schimmer der Flammenzungen vom Herdfeuer der Väter […]. S. 33.
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71. Literarischer Bericht Johsts, März 1940
Nation im größten Abwehrkampf um ihre Existenz steht. Alles geschieht, als ob es die selbstverständlichste, einfachste Sache der Welt wäre! In solchen Augenblicken verstehe ich fast den Hass der westlichen Welt auf alles Deutsche. Nichts wurde von je so angefeindet als […] natürliche Überlegenheit, kraft des Glaubens an eine Idee, kraft der Leistungen und kraft der Erfolge… Der Tag ist zu Ende. Die Fahrt geht zu Ende … Der Zug rollt durch die Nacht… Ich sitze auf meinem Bett und bedenke die Tage. Wie schnell der Zug fährt … War es nicht gestern, dass grölende Haufen rote Fetzen durch die Novembernebel schleppten …? War es nicht gestern, dass jubelnder Marschtritt unaufhörlicher Kolonnen mit Fackel und Fahne durch das Brandenburger Tor dröhnte, dem neuen Kanzler, den Retter des Reiches zu huldigen? War es nicht gestern, dass die Mitternacht durch zwölf eherne Stundenschläge die erste Vereidigung der SS vor der Feldherrnhalle an die Treue zum Führer schmiedete …? War es nicht gestern, dass wir auf dem Bückeberg standen, das erste Erntedankfest zu feiern […]? War es nicht gestern, dass das Lied von der Saar siegreich aufklang und vom Volkslied zur Kantate des Reiches wuchs …? War es nicht gestern, dass ich an der Seite des Führers von Innsbruck über Salzburg und Linz bis Wien den Jubel, das Glück, die lauterste Seligkeit der Ostmark erleben durfte …? War es nicht gestern, dass die Hakenkreuzfahne zum ersten Male auf der Burg über Prag wehte …? War es nicht gestern, dass die herben Memelländer ihre Befreier grüßten …? War es nicht gestern, dass die junge Armee in Warschau vor ihre obersten Kriegsherren paradierte …? Wahrlich, die Zeit, da Deutschland von Träumen, Visionen und Verheißungen seiner Dichter leben musste, ist vorüber! […] Der Zug braust durch die Werkstatt der Nacht. Das Reich des Führers ist eine einzige, donnernde Kraft.61 61 In der HJ-Zeitschrift „Wille und Macht“, 11 (1943), H. 3 / 4, S. 5, zeigt ein Gedicht von Agnes Miegel das Andauern einer Ostlandpoesie bis über Stalingrad hinaus:
Ostwind Über Wälder und Wiesen Weht der Landwind von Osten her, Über die grüne Ebene Trägt er so schwer Süßen Duft von Roggen und Klee, Lindenduft, zu den Dünen am Meer. Singt das Lied unsres Ostlands, Lied von Arbeit und Grenzernot, Lied wie die Jugend jung Von Herden und Pferden, – Singt aus grauer Erinnerung Weisen der langen Wanderung, Singt immer von Kriegertod! –
72. Vortragsnotiz Blaskowitz’, 6. Februar 1940 72.
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Vortragsnotiz Blaskowitz’
Abgrenzung des Oberbefehlshabers Ost vom einsetzenden rassenideologischen Vernichtungskrieg: maßlose sittliche Verrohung des deutschen Volkes und seiner Mittäter befürchtet. Jacobsen / Jochmann, Ausgewählte Dokumente, Bd. 2., S. 1 f.
72. Vortragsnotiz Blaskowitz’, 6. Februar 1940
6. Februar 1940 Es ist abwegig, einige 10 000 Juden und Polen, so wie es augenblicklich geschieht, abzuschlachten; denn damit werden angesichts der Masse der Bevölkerung weder die polnische Staatsidee totgeschlagen noch die Juden beseitigt. Im Gegenteil, die Art und Weise des Abschlachtens bringt größten Schaden mit sich, kompliziert die Probleme und macht sie viel gefährlicher, als sie bei überlegtem und zielbewusstem Handeln gewesen wären. Die Auswirkungen sind: a) Der feindlichen Propaganda wird ein Material geliefert, wie es wirksamer in der ganzen Welt nicht gedacht werden kann. Was die Auslandssender bisher gebracht haben, ist zwar ein winziger Bruchteil von dem, was in Wirklichkeit geschehen ist. Es muss damit gerechnet werden, dass das Geschrei des Auslandes stetig zunimmt und größten politischen Schaden verursacht, zumal die Scheußlichkeiten tatsächlich geschehen sind und durch nichts widerlegt werden können. b) Die sich in aller Öffentlichkeit abspielenden Gewaltakte gegen Juden erregen bei den religiösen Polen nicht nur tiefsten Abscheu, sondern ebenso großes Mitleid mit der jüdischen Bevölkerung, der der Pole bisher mehr oder weniger feindlich gegenüberstand. In kürzester Zeit wird es dahin kommen, dass unsere Erzfeinde im Ostraum – der Pole und der Jude, dazu noch besonders unterstützt von der katholischen Kirche – sich in ihrem Hass gegen ihre Peiniger auf der ganzen Linie gegen Deutschland zusammenfi nden werden. c) Auf die Rolle der Wehrmacht, die gezwungen ist, diesem Verbrechen tatenlos zuzuschauen und deren Ansehen besonders bei der polnischen Bevölkerung eine nicht wieder gut zu machende Einbuße erleidet, braucht nicht nochmal hingewiesen zu werden. (Fortsetzung Gedicht A. Miegel:) Über verschneite Wälder Weht der eisige Winterwind, Singt der schlafenden Ebene Waffenklirrendes Wiegenlied, Wenn sie ihr Schneelaken um sich zieht, Über verschneite Wälder Weht der eisige Winterwind, Singt der schlafenden Ebene Waffenklirrendes Wiegenlied, Wenn sie ihr Schneelaken um sich zieht, Wie im Bette das Bauernkind! Wie im Bette das Bauernkind!
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73. Buchmanuskript-Fragmente Bonhoeffers, 1940–1943
d) Der schlimmste Schaden jedoch, der dem deutschen Volkskörper aus den augenblicklichen Zuständen erwachsen wird, ist die maßlose Verrohung und sittliche Verkommenheit, die sich in kürzester Zeit unter wertvollem deutschen Menschenmaterial wie eine Seuche ausbreiten wird. Wenn hohe Amtspersonen der SS und Polizei Gewalttaten und Brutalität verlangen und sie in der Öffentlichkeit belobigen, dann regiert in kürzester Zeit nur noch der Gewalttätige. Überraschend schnell fi nden sich Gleichgesinnte und charakterlich Angekränkelte zusammen, um, wie es in Polen der Fall ist, ihre tierischen und pathologischen Instinkte auszutoben. Es besteht kaum noch die Möglichkeit, sie im Zaum zu halten; denn sie müssen sich mit Recht von Amts wegen autorisiert und zu jeder Grausamkeit berechtigt fühlen. Die einzige Möglichkeit, sich dieser Seuche zu erwehren, besteht darin, die Schuldigen und ihren Anhang schleunigst der militärischen Führung und Gerichtsbarkeit zu unterstellen. […] Die Einstellung der Truppe zur SS und Polizei schwankt zwischen Abscheu und Hass. Jeder Soldat fühlt sich angewidert und abgestoßen durch diese Verbrechen, die in Polen von Angehörigen des Reiches und Vertretern der Staatsgewalt begangen werden. Er versteht nicht, wie derartige Dinge, zumal sie sozusagen unter seinem Schutz geschehen, ungestraft möglich sind.
73.
Buchmanuskript-Fragmente Bonhoeffers
Absage an Abstraktion des ethischen Denkens und an Ideologien; Verantwortung des Menschen mit Bindung an Gott und den Nächsten und hieraus resultierende schöpferische Freiheit auch zum Durchbrechen von Gesetzen, mithin zum Widerstand.
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Bonhoeffer, Ethik, S. 228 –230, 264 f., 268 f. und 277 f.
1940 –1943 Die das ethische Denken noch weithin beherrschende Abstraktion eines isolierten einzelnen Menschen, der nach einem absoluten Maßstab eines an und für sich Guten unaufhörlich und ausschließlich zwischen diesem klar erkannten Guten und dem ebenso klar erkannten Bösen zu entscheiden hat, haben wir […] hinter uns gelassen […]. Das Ethische ist in dieser Abstraktion vom Leben auf eine statische Grundformel gebracht, die den Menschen aus der Geschichtlichkeit seines Daseins herausreißt, um ihn in den luftleeren Raum des rein Privaten und des rein Ideellen zu versetzen. In der Durchführung bestimmter Prinzipien, gleichgültig in welcher Beziehung sie zum Leben stehen, wird hier die ethische Aufgabe gesehen. Das führt entweder zu einer völligen Privatisierung des Lebens […], oder aber es führt das abstrakte Verständnis des Ethischen zur Schwärmerei, wobei die dazugehörige
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Lebensform – wiederum je nach der Art der Prinzipien – die großen politischen Fanatiker und Ideologen wie schließlich auch die närrisch aufdringlichen Lebensreformer aller Schattierungen umschließt. Wenn wir nun von allen diesen Versuchen sagen müssen, dass sie am Leben selbst gescheitert sind und immer scheitern werden, so verstehen wir unter diesem Scheitern nicht in banaler Weise den Misserfolg als solchen – auch das Leben Jesu Christi, der kein Privatheiliger und kein Schwärmer war, endet mit einem Misserfolg –, sondern wir meinen damit jenen idea lisierenden Misserfolg (der auch im vorübergehenden Triumph immer schon Misserfolg ist), der seinen letzten Grund in der Tatsache hat, dass hier überhaupt keine echte Begegnung mit dem Leben, mit dem Menschen stattgefunden hat, ja dass hier etwas Fremdes, Unechtes, Gemachtes, Phantastisches und dabei überaus Tyrannisches abgeschüttelt wird, ohne dass der Mensch selbst in seinem Wesen davon wirklich getroffen, verändert, zur Entscheidung genötigt worden wäre. Ideologien, die sich am Menschen ausgetobt haben, verlassen ihn, wie ein böser Traum den Erwachenden verlässt. Die Erinnerung an sie ist bitter. Der Mensch ist durch sie nicht reifer, nicht stärker, nur ärmer, nur misstrauischer geworden. Es ist Gnade, wenn Gott sich in der Stunde dieses unseligen Erwachens den Menschen als Schöpfer, vor dem der Mensch nur als Geschöpf leben kann, offenbart und so die Armut segnet. […] Verantwortung und Freiheit sind einander korrespondierende Begriffe. […] Ohne Rückendeckung durch Menschen, Umstände oder Prinzipien, aber unter Berücksichtigung aller gegebenen menschlichen, allgemeinen, prinzipiellen Verhältnisse handelt der Verantwortliche in der Freiheit des eigenen Selbst. […] Das Handeln des Verantwortlichen geschieht in der allein und gänzlich befreienden Bindung an Gott und den Nächsten, wie sie uns in Jesus Christus begegnen, es geschieht dabei ganz im Bereich der Relativität, ganz in dem Zwielicht, das die geschichtliche Situation über Gut und Böse breitet, es geschieht mitten in den unzähligen Perspektiven, in denen jedes Gegebene erscheint. Es hat nicht einfach zwischen Recht und Unrecht, Gutem und Bösem zu entscheiden, sondern zwischen Recht und Recht, Unrecht und Unrecht. „Recht ringt mit Recht“, hat Aischylos gesagt. Das verantwortliche Handeln ist eben darin ein freies Wagnis, durch kein Gesetz gerechtfertigt, vielmehr im Verzicht auf jede gültige Selbstrechtfertigung geschehend, in Verzicht eben damit auf sein letztes gültiges Wissen um Gut und Böse. Das Gute als das Verantwortliche geschieht in der Unwissenheit um das Gute, in der Auslieferung der notwendig gewordenen und doch (oder darin!) freien Tat an Gott, der das Herz ansieht, der die Tat wiegt und die Geschichte lenkt. Damit erschließt sich uns ein tiefes Geheimnis der Geschichte überhaupt. Gerade der in der Freiheit eigenster Verantwortung Handelnde sieht sein Handeln einmünden in Gottes Führung. Freie Tat erkenne sich zuletzt als Gottes Tat, Entscheidung als Führung, Wagnis als göttliche Notwendigkeit.
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In der freien Preisgabe des Wissens um das eigene Gute geschieht das Gute Gottes. Erst in dieser letzten Perspektive kann vom Guten im geschichtlichen Handeln gesprochen werden. […] In der Verantwortung realisiert sich beides, Gehorsam und Freiheit. Sie trägt diese Spannung in sich. Jede Verselbständigung des einen gegen das andere wäre das Ende der Verantwortung. Verantwortliches Handeln ist gebunden und doch schöpferisch. Die Verselbständigung des Gehorsams würde zur Kantischen Pflichtethik führen, die Verselbständigung der Freiheit zur Genieethik. Der Mensch der Pflicht wie das Genie tragen ihre Rechtfertigung in sich selbst. Der Mensch der Verantwortung, der zwischen Bindung und Freiheit steht, der als Gebundener in Freiheit zu handeln wagen muss, findet seine Rechtfertigung weder in seiner Bindung noch in seiner Freiheit, sondern allein in dem, der ihn in diese – menschlich unmögliche – Situation gestellt hat und die Tat von ihm fordert. Der Verantwortliche liefert sich selbst und seine Tat Gott aus. […] Ist nun aber nicht durch das Gesetz Gottes, wie es im Dekalog offenbart ist, und durch die göttlichen Mandate der Ehe, der Arbeit, der Obrigkeit eine unüberschreitbare Grenze für jedes verantwortliche Handeln im Beruf gezogen? Würde jede Durchbrechung dieser Grenze nicht eine Verletzung des offenbaren Willens Gottes bedeuten? Es wiederholt sich hier in letzter Schärfe das Problem von Gesetz und Freiheit. Es droht nun, einen Widerspruch in den Willen Gottes selbst hineinzutragen. Gewiss wird es kein verantwortliches Handeln geben können, das die durch Gottes Gesetz selbst gegebene Grenze nicht mit letztem Ernst ins Auge fasst, und doch wird gerade das verantwortliche Handeln dieses Gesetz nicht von seinem Geber trennen. Es wird den Gott, der die Welt durch sein Gesetz in Ordnung hält, nur als den Erlöser in Jesus Christus erkennen können, es wird Jesus Christus als die letzte Wirklichkeit erkennen, der es verantwortlich ist und wird gerade von ihm die Befreiung vom Gesetz zur verantwortlichen Tat erfahren. Um Gottes und um des Nächsten willen und das heißt um Christi willen gibt es eine Freiheit von der Sabbatheiligung, von der Elternehrung, vom ganzen göttlichen Gesetz, eine Freiheit, die dieses Gesetz durchbricht, aber nur um es so neu in Kraft zu setzen. Die Suspension des Gesetzes kann nur seiner wahren Erfüllung dienen. Im Kriege zum Beispiel wird getötet, gelogen, enteignet, allein damit das Leben, die Wahrheit, das Eigentum wieder in Kraft gesetzt werden. Eine Durchbrechung des Gesetzes muss in ihrer ganzen Schwere erkannt werden – „Selig bist du, wenn du weißt, was du tust; wenn du es aber nicht weißt, so bist du verflucht und ein Übertreter des Gesetzes“ (Lk 6, 4 im Codex D). Ob aus Verantwortung oder aus Zynismus gehandelt wird, kann sich nur darin erweisen, ob die objektive Schuld der Gesetzesdurchbrechung erkannt und getragen wird und gerade in der Durchbrechung die wahre Heiligung des Gesetzes erfolgt. So wird der Wille Gottes in der aus Freiheit kommenden Tat geheiligt.
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Weil es aber hier um eine Tat aus der Freiheit geht, darum wird der Mensch nicht in heillosem Konflikt zerrissen, sondern er kann in Gewissheit und Einheit mit sich selbst das Ungeheure tun, in der Durchbrechung des Gesetzes das Gesetz echt zu heiligen.62
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Tagebucheintragungen Hassells
Vorstellungen des Diplomaten angesichts eines unsinnigen Krieges und eines zu erwartenden Desasters von Hitlers Politik: Verpfl ichtung zu Widerstand und zum Handeln mit dem Ziel eines Regimewechsels und einer Friedensanbahnung; Projekt eines Großdeutschlands in einem national organisierten, auf gemeinsame Verpfl ichtungen ausgerichteten Europas. Hassell, Anderes Deutschland, S. 129, 133, 153 f., 232 f., 240, 245, 292, 317, 327 und 353. 74. Tagebucheintragungen Hassells, Februar 1940 bis 14. April 1944
Februar 1940 bis 14. April 1944 Statement63 I. Es ist äußerst wichtig, diesen unsinnigen Krieg so schnell wie möglich zu beenden. II. Diese Notwendigkeit besteht, weil die Gefahr immer größer wird, dass Europa vollkommen zerstört und vor allem bolschewisiert wird. III. Für uns bedeutet Europa nicht ein Schlachtfeld oder eine Machtbasis, sondern hat „la valeur d’une patrie“, in deren Rahmen ein gesundes, lebenskräftiges Deutschland gerade im Hinblick auf das bolschewistische Russland ein unentbehrlicher Faktor ist. IV. Das Ziel des Friedensschlusses muss eine dauernde Befriedung und Gesundung Europas auf fester Grundlage und eine Sicherheit gegen baldiges Wiederaufflammen kriegerischer Auseinandersetzungen sein. 62
Von Bonhoeffers Geborgenheit in Gott nach dieser Erkenntnis zeugen nicht zuletzt seine bekannten Verse aus den Weihnachtstagen 1944 (Henkys, Bonhoeffers Gefängnisgedichte, S. 124 f.): „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. […] Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Über Bonhoeffer informieren: Dramm, Bonhoeffer; Schliengensiepen, Bonhoeffer. 63 Am 23. 2. 1940 in Arosa einer Kontaktperson zur englischen Führung übergebener Text, der auf eine Kooperation des deutschen Widerstandes mit Großbritannien abzielte.
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V. Hierfür ist Bedingung, dass die Vereinigung Österreichs (und des Sudetenlandes) mit dem Reich außerhalb der Erörterung steht. Ebenso kommt ein Wiederaufrollen von Grenzfragen im Westen Deutschlands nicht in Frage, während die deutsch-polnische Grenze im Wesentlichen mit der deutschen Reichsgrenze im Jahre 1914 übereinstimmen muss. VI. Der Friedensschluss und der Wiederaufbau Europas müssen auf bestimmten, von allen anerkannten Grundsätzen aufgebaut werden. VII. Solche Grundsätze sind folgende: 1. Das Prinzip der Nationalität, mit gewissen, sich aus der Geschichte ergebenden Modalitäten. Daher 2. Wiederherstellung eines unabhängigen Polens und einer tschechischen Republik. 3. Allgemeine Rüstungsverminderung. 4. Wiederaufbau der internationalen Zusammenarbeit in wirtschaftlicher Hinsicht. 5. Anerkennung gewisser Leitgedanken durch alle europäischen Staaten. Hierher gehören: a) Grundsätze der christlichen Sittlichkeit. b) Gerechtigkeit und Gesetz als Grundsatz des öffentlichen Lebens. c) Soziale Wohlfahrt als Leitmotiv. d) Effektive Kontrolle der Staatsgewalt durch das Volk in einer der betreffenden Nation angemessenen Weise. e) Freiheit der Gedanken, des Gewissens und der Geistesarbeit. Eintragungen in Berlin vom 24.–27. 5. 1940 […] Man muss jetzt mit einer Neugestaltung Europas im Hitler-Sinne rechnen, äußerlich durch einen, seinen weiten Zielen entsprechenden Frieden: man bereitet schon das Auslöschen des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück vor, wobei noch offen ist, ob die völlige Entmachtung Frankreichs bei einer gewissen Duldung Englands Übersee, wie es jetzt scheint, die Parole bleibt, oder doch schließlich der Hauptnachdruck auf die Zerstörung des britischen Weltreichs gelegt wird. Innerlich durch das zur Herrschaftkommen des Sozialismus in Hitlerscher Form, Zerbrechen der Oberschichten, Verwandlung der Kirchen in bedeutungslose Sekten usw. Da dem Nationalsozialismus, so wie er geworden ist, jede Seele fehlt und sein eigentliches Bekenntnis „die Gewalt ist“, so werden wir eine entgötterte Natur, ein entseeltes, kulturloses Deutschland und vielleicht Europa bekommen, gewissenlos und roh. […] Eintragung in Ebenhausen vom 4. 10. 1941 […] Großes, bisher nicht zu lösendes Problem: Wo findet man Leute, deren Namen in der Arbeiterschaft Klang haben? Auch in dieser Hinsicht ist alles zerschlagen. Überhaupt wird immer klarer, ein wie großer Zerstörer staatlich und moralisch die Nazis gewesen sind. Diese Erkenntnis scheint sich jetzt doch etwas bei den Josephs 64 Bahn zu brechen. Vor einigen Tagen erschien ein Reserveleutnant Sch.65 […] Unter 64 65
Generälen. Fabian von Schlabrendorff.
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anderem stellte er mir die Frage, ob Garantie bestände, dass England nach einer Systemänderung alsbald Frieden machen würde. Ich sagte ihm, solche Garantie gebe es nicht und könnte es nicht geben. Wäre das anders, so konnte jeder Schusterjunge einen Umsturz machen. Garantieren könnte ich ihm etwas anderes: l. dass, wenn England und Amerika nicht geradezu am Boden lägen, Hitler keinen Frieden bekommen würde; 2. dass ein anständiges Deutschland immerhin eine sehr erhebliche Chance hätte, Frieden, und zwar einen brauchbaren Frieden, zu erzielen. – Im übrigen sei eine Systemänderung unsere Sache, eine Frage, die wir allein zu entscheiden hätten, nicht unsere Gegner. […] Ich musste Sch. […] klarmachen, dass es kein Mittel gibt, um die „Drecklinie“ zu vermeiden, nämlich eine Periode, in der das enttäuschte Volk behaupten kann: Hitler sei um den zum Greifen nahen Sieg gebracht worden und die neuen Leute brächten den Frieden auch nicht. Es ist das alte Dilemma: wartet man, bis das Ausbleiben des Sieges aller Welt klar ist, so hat man die Chance auf einen passablen Frieden verloren. Aber man darf nicht warten. Die Erbschaft ist auf alle Fälle übel. Eintragung in Ebenhausen vom 21. 12. 1941 […] Die Aussicht, im Innern und international zu einem Ende des verbrecherischen Wahnsinns zu kommen, wird immer geringer. […] Bei dieser Sachlage bleibe nichts übrig, als ohne […] populäre Persönlichkeit zu handeln, denn gehandelt müsse werden, und zwar bald. Es sei klar, dass infolge fortgeschrittener Lage die Rolle einer neuen Regierung die undankbarste von der Welt, eine Rolle mitten in der Drecklinie, ja, eine Art Liquidatorrolle sein würde. Man müsse die Möglichkeit, dass man nur zum Ausfegen benutzt und dann durch andere ersetzt werde, oder dass man überhaupt scheitere, ins Auge fassen. Die Aufgabe sei, so gut zu handeln, wie es eben in Menschenkraft steht. Im Übrigen werde man eine Regierung so zusammensetzen müssen, dass ihr der Geruch von Reaktion, Militarismus usw., so wenig wie möglich anhafte. Das Handeln sei aber jetzt die Hauptsache!
Eintragung in Berlin vom 22. 1. 1943 Wenn die Josephs den Ehrgeiz hatten, mit ihrem Eingreifen so lange zu warten, bis klar ersichtlich sei, dass uns der Gefreite in den Abgrund führt, so hat sich dieser, ihr Traum erfüllt. Das Schlimme ist nur, dass auch unsere sichere Voraussicht sich bestätigt hat, es werde dann zu spät und jedes neue Regime eine Liquidationskommission sein. Man kann wohl noch nicht sicher sagen, dass der Krieg verloren ist, bestimmt aber, dass er nicht gewonnen werden kann und dass die Aussicht, die Gegenseite zu einem annehmbaren Frieden zu bringen, nur noch herzlich gering ist. […]
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Eintragung vom 24 / 25. 5. 1943 […] Man stellt sich immer wieder die Frage, wie weit unsere Leute den Ernst der Lage und den verbrecherischen Leichtsinn der getriebenen Politik erkennen. Kurzfuß66 behauptet, dass auch bei der höchsten SS-Führung die Erkenntnis davon und von der Notwendigkeit, Hitler auszuschalten, vorhanden ist. Tatsächlich wird in der Verzweiflung über das „Rollen zum Abgrund“ und das Versagen der Militärs bei den „Gutgesinnten“ immer häufiger die Möglichkeit erörtert, wenn alle Stricke reißen, sich der SS zum Sturz des Regimes zu bedienen, schon um dies Instrument in der Hand zu haben und innere Unordnung zu verhindern. Nachher will man dann natürlich auch die SS ausschalten. Die Frage ist nur, erstens, ob Himmler und Genossen ein solches Spiel wagen und nachher in dem so freundlich gewünschten Sinne mitspielen, zweitens, welche Wirkung dies Verfahren im Ausland hätte, für das doch gerade die SS mit Recht den Teufel verkörpert. Eintragung in Ebenhausen vom 15. 8. 1943 […] Wenn Hitler sich mit Stalin verständigt, so ist das daraus entstehende Unheil unvorstellbar. Anders ein anständiges staatsbewusstes Deutschland. Dieses muss in seiner Lage alle Chancen ausnutzen. Es gibt eigentlich nur noch diesen einen Kunstgriff: Entweder Russland oder den Angloamerikanern begreiflich zu machen, dass ein erhalten bleibendes Deutschland in ihrem Interesse liegt. Tatsächlich liegt eine gesunde europäische Mitte im Interesse sowohl des Ostens wie des Westens. Ich ziehe bei diesem Mühlespiel das westliche Ziel vor, nehme aber zur Not auch die Verständigung mit Russland in Kauf. […] Eintragung in Ebenhausen vom 14. 4. 1944 Auch jetzt würde ein Systemwechsel noch verbesserte politische Möglichkeiten bedeuten, vor allem durch sofortiges Abhalten eines deutschen ordentlichen Gerichts über die uns regierenden Verbrecher, als moralische Entlastung und für die Bereinigung des deutschen Ehrenschildes auch politisch wesentlich.
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Carl Langbehn.
75. Rede Goebbels’, Berlin, 5. April 1940 75.
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Rede Goebbels’
Der Propagandachef vor ausgewählten Pressevertretern mit Blick auf bevorstehende „aktivere Kriegführung“: Instruktions- statt Informationspresse, Dienerin der Politik; problemloses Umstellen der öffentlichen Meinung auf Krieg; aus Deutschlands Unterlegenheit in Propaganda habe – in kriegsentscheidender Weise – die Unterlegenheit Deutschlands im Ersten Weltkrieg insgesamt resultiert; 1933 einsetzende Bereitstellung eines Propagandaapparates für den Krieg, gesehen als Lehre aus Fehlern des Ersten Weltkrieg; nunmehriger Krieg auf europäischer Ebene eine Fortsetzung der Revolutionierung Deutschlands 1933 –1939; bei Verhetzung Mobilisierung der Instinkte; Wissen um konkrete Ziele, verbrämt als bloßes Streben nach Macht, notfalls in Stufen; Schlüsselbegriffe hierbei: Lebensraum und Parasiten; jeweilige Aktionen als anstehende Selbstverständlichkeiten präparieren; Verdrehen von Meldungen; Überzeugen des Volkes von Effizienz der NS-Politik; Journalisten als geistige Soldaten; Risikozonen der Politik. 75. Rede Goebbels’, Berlin, 5. April 1940
BArch, Sammlung Sänger ZSg 102 / 46 – 47.
Berlin, 5. April 1940 Reichsminister Dr. Goebbels, der im Thronsaal des Reichspropagandaministeriums vor geladenen Vertretern der deutschen Presse sprach, sagte, er halte es für zweckmäßig, Rechenschaft abzulegen über die bisher geleistete Arbeit und Folgerungen und Konsequenzen zu ziehen, die im Hinblick auf die wahrscheinlich mit dem beginnenden Frühling eintretende Änderung unserer politischen, diplomatischen und militärischen Maßnahmen notwendig erscheinen. Es sei ein Unterschied zu machen zwischen einer Informationspresse und einer Instruktionspresse. Der Minister fuhr fort: Der nationalsozialistische Staat ist vom Typ der Informationspresse abgekommen. Die deutsche Presse hat sich in kurzer Zeit auf die neue Aufgabe umzustellen verstanden. Wer heute die Zeitungen liest, sieht diese Wandlung größten Formats deutlich. Die Presse ist, wie im Schriftleiter-Gesetz angeregt wurde, eine Dienerin der Nation und der deutschen Politik geworden. Das wurde sie umso mehr, als Deutschland begann, um seine Existenz zu kämpfen. Wie wichtig es ist, dass die Presse in diesem Zusammenhang die nationalen Ziele verfolgt, sieht man, wenn man die Presse des Gegners betrachtet. Wir brauchen uns nicht um wirksame Argumente für die Propaganda zu sorgen, weil diese in erstaunlich großer Zahl von der gegnerischen Presse geliefert werden. Man braucht sie nur geschlossenen Auges aufzufangen. In der kurzen Zeit von nur sieben Monaten ist es gelungen, auch ohne zunächst die Mittel der Verhetzung in Anspruch nehmen zu müssen, die öffentliche Meinung auf die Notwendigkeiten der Kriegführung umzustellen. Damit komme ich, so sagte der Minister, auf die Grundbegriffe dessen, was man Propaganda nennt. Darin ist Deutschland im Weltkriege unterlegen gewesen. Er erinnerte an das Beispiel der Eingabe von Max Halbe, die im Oktober 1917 vorschlug, doch
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die Reden feindlicher Staatsmänner in der deutschen Presse nicht ohne Kommentar wiederzugeben, und die erst sieben Tage vor der Revolution damit beantwortet wurde, dass man schrieb, man werde sie wohlwollend prüfen. In London und Paris ging die Propaganda im Weltkrieg sofort aufs Ganze. Die abgehackten Kinderhände waren der Mittelpunkt, um den alles kreiste. Der Nationalsozialismus hat sofort einen Weg beschritten, der die deutsche Presse befähigte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Er hat die deutsche Presse erzogen. Wir mussten Organe der öffentlichen Meinungsbildung haben, die der nationalen Aufgabe gewachsen sein mussten. Das ist gelungen. Während früher die Kriege mit Waffen ausgefochten wurden, ist dies ein Krieg der Auseinandersetzungen völkisch-nationaler Interessen geworden. Nicht mehr die Hausmacht oder eine Dynastie, sondern die Existenz der Völker steht auf dem Spiel. Darüber haben die Feinde keinen Zweifel gelassen. Auch 1919 in Versailles haben die Alliierten die Absicht gehabt, Deutschland als Volk zu streichen, und der Vertrag ist in toto auf dieses Ziel angelegt gewesen. Das hat Clemenceau zum Ausdruck gebracht, als er von den zwanzig Millionen Deutschen sprach, die es zu viel auf der Welt gäbe. Das hervorstechende Phänomen des Weltkrieges war der Angriff mit wirtschaftlichen und seelischen Mitteln, daneben mit Waffen. Hätten wir nur mit Waffen gekämpft, zu kämpfen brauchen, so hätten wir den Sieg davongetragen. Aber auf dem Gebiet der Wirtschaft und der seelisch-geistigen Auseinandersetzung, der Propaganda, unterlagen wir. Wir waren nicht vorbereitet und mussten unterliegen, wie man im Felde verliert, wenn die Waffen nicht vorhanden sind. Der Nationalsozialismus hat daraus gelernt und ist eigentlich das Ergebnis der geistigen, politischen und organisatorischen Fehler der deutschen Politik des Weltkrieges. Er wäre nicht entstanden oder nicht zum Zuge gekommen, wenn die Regierenden von 1918 und 1919 den Mut gehabt hätten, aus dem von ihnen durchaus erkannten Versagen im Weltkrieg die notwendige Folgerung zu ziehen. Da das die Staatsführung nicht tat, ging diese Aufgabe an eine Oppositionsgruppe über, an uns. Diese Aufgabe war geschichtlich und musste mit der fortschreitenden Verelendung des Volkes auch ein fortschreitendes Anwachsen der revolutionären Bewegung bringen. Als der Nationalsozialismus 1933 an die Macht kam, hatte er seine Organisation, seine Erfahrungen, seine geistigen und seelischen Grundsätze nur noch auf den Staat zu übertragen. Er ist ein Staat im Staate gewesen, bevor er zur Macht kam. Er hatte alles vorbereitet und alles bedacht. Nur darum ist die nationalsozialistische Revolution gelungen. Mit dieser Übertragung gingen die Erfahrungsgrundsätze und die Methoden auf den Staat über und wurden legal. Vom 30. Januar 1933 an eroberte der Nationalsozialismus die Gedanken aller Menschen in diesem Volk. Das kam dann dem Reich im Kriege zugute. Wie man keine Armee zu Beginn eines Krieges aufbauen kann, so kann man auch keine geistige Organisation schaffen, wenn der geistige Krieg bereits begonnen hat. Schon darum müssen wir den Sieg an unsere Fahnen heften können. Es handelt sich
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heute Zug um Zug nur um die Wiederholung eines Vorganges, den wir schon einmal erlebt haben. Wir führen heute in Europa die gleiche Revolution durch, die wir in kleineren Maßstab in Deutschland durchgeführt haben. Sie hat sich nur in den Dimensionen geändert. Die Grundsätze, Erfahrungen und Methoden von damals sind auch heute geltend. Sie haben auch zwischen Völkern Gültigkeit. Nicht deutsche Intelligenz, deutscher Kapitalismus und Intellektualismus kämpfen gegen die gleichen französischen und englischen Mächte, sondern das Volk kämpft gegen die Plutokraten. Mussolini hat einmal gesagt, der Klassenkampf in einem Volke wird wiederholt im großen Kampf der Völker untereinander. Heute stehen sich die gleichen Kräfte wie einst innerhalb Deutschlands in der Welt gegenüber, sogar die gleichen Menschen, die sich einmal bekämpften. Die Emigranten in London und Paris haben in Berlin und Hamburg usw. gekämpft und das Wort geführt, sie haben im „Berliner Tageblatt“ und in der „Vossischen Zeitung“ geschrieben. Damit komme ich, so sagte der Reichsminister, zu dem Kern dessen, was heute zu sagen ist: Propaganda ist etwas anderes als Information. Propaganda wendet sich an das Volk, sie ist keine Auseinandersetzung zwischen Intellektuellen. Nicht der kommunistische Führer, nicht der deutsch-nationale Abgeordnete waren das Ziel unserer politischen Arbeit in vergangener Zeit, sondern die Masse des Volkes. Heute sind nicht die französischen und englischen Führer schließlich das Ziel unserer Propaganda, sondern die Massen und die Führer dienen uns nur als Mittel zum Zweck. Wir müssen an die Nationen appellieren. Deshalb dürfen wir nicht an den Verstand appellieren, der immer wieder bereit ist, sich anderen Argumenten zuzuwenden, zu springen, sondern wir müssen ein einziges klares Ziel haben und uns an den Instinkt wenden. Man muss Argumente ins Feld führen, die die Gefühle mobilisieren. Das bürgerliche Lager hat immer nur an den Verstand zu appellieren verstanden. Die Marxisten waren klüger und wandten sich von Anfang an dem Instinkt zu, sie riefen das Gefühl an. Das hat der Nationalsozialismus auch getan. Dabei bedarf es dann keiner großen Theorie. Einige wenige Worte und Grundsätze genügen. Die Liberalen von 1789 hatten im Grunde nur drei Worte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Mit einer liberalistischen Theorie hätten sie niemand gewonnen. Das Christentum kannte nur ein einziges Wort: Nächstenliebe, so dass die Entscheidung zwischen Antike und Christentum vor dieser Alternative stand. Dieses Wort stand allem gegenüber, was bis dahin Geltung hatte. So verfuhr auch der Nationalsozialismus. Er hat niemals eine Lehre gehabt in dem Sinn, dass er Einzelheiten oder Probleme erörterte. Er wollte an die Macht. Danach erst war ein Programm zu erfüllen oder auch aufzubauen. Wenn uns einer fragte, wie wir uns denn die Lösung dieser oder jener Frage dächten, so haben wir geantwortet, das wüssten wir noch nicht. Wir hatten schon unsere Pläne, aber wir unterbreiteten sie nicht der öffentlichen Kritik. Wenn heute einer fragt, wie denkt ihr euch das neue Europa, so müs-
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sen wir sagen, wir wissen es nicht. Gewiss haben wir eine Vorstellung. Aber wenn wir sie in Worte kleiden, bringt uns das sofort Feinde und vermehrt die Widerstände. Haben wir erst die Macht, so wird man schon sehen und auch wir werden schon sehen, was wir daraus machen können. Wir müssen uns ja auch nach den Kräften richten, mit denen wir arbeiten. 1933 hätten wir nicht das tun können, was wir 1934 taten oder in späteren Jahren angriffen, weil das Volk einfach nicht mitgegangen wäre, weil es nicht vorbereitet war. Es kommt immer darauf an, welche Macht man tatsächlich besitzt und wie stabil diese Macht ist, um die genau zu berechnenden Krisen zu überwinden. Man muss begreifen, um was es geht, man darf nicht Utopien nachjagen, sondern muss notfalls das Ziel in Etappen zu erreichen versuchen. Der einzelne Abschnitt wird leichter verstanden, weil er erreichbar erscheint und weil es jedem einleuchtet, dass man ihn erreichen könnte. Der einfache Mann ist kein Utopist und sucht nicht die Sterne. Die Engländer und Franzosen brauchen heute gar nichts anderes zu tun, als immer wieder ihre Kriegsziele zu erörtern. Das ist die beste Hetze gegen sie. 1914 glaubte man, dem Volke sagen zu können, dass die Kohlenbecken von Nordfrankreich erstrebenswerte Kriegsziele sind. Kein Mensch im einfachen Volk interessiert sich für diese Kohlenbecken. Heute sagen wir: „Lebensraum“. Jeder kann sich vorstellen, was er will. Was wir wollen, werden wir zur rechten Zeit schon wissen. Dabei kommt es dann darauf an, durch ewige Wiederholungen, ewig neue Beweise jeden einzelnen im Volke davon zu überzeugen, dass der deutsche Lebensraum ihn persönlich angeht, dass es der Raum ist, in dem er lebt, nur allein leben kann. Dies alles muss unter bestimmten wenigen Grundsätzen stehen. Wir haben gesagt, in London und Paris wohnen die Parasiten Europas, sie haben sich eingenistet am Körper unseres Erdteils, sie saugen den jungen Völkern das Blut aus. Das Schlagwort: Plutokratie drückt dies alles aus. Damit greifen wir dann nicht das französische und englische Volk an, sondern nur eine Schicht und unsere Propaganda hat ihr besonderes markantes Gesicht. Wir liefern damit auch keine Argumente, mit denen das Volk gegen die Regierung in Deutschland mobil gemacht werden könnte, wir mobilisieren aber die Völker drüben gegen ihre Regierung. Die Plutokratie ist unser Gegner, er will uns vernichten, wir müssen ihn vernichten. Das ist das oberste Gesetz für Presse und Rundfunk. Die Presse ist unzweifelhaft wichtiger und eindrucksvoller als der Rundfunk, sie hat die größere Schlagkraft. Deshalb muss sie auch besonders wirksam eingesetzt werden. Eine allzu minutiös arbeitende Presse ist unzweckmäßig. Der peinlich-sachlich Arbeitende ist der Feind des Propagandisten. Wenn die Spezialisten die besten Propagandisten wären, dann hätte die nationalsozialistische Bewegung falsch gehandelt als sie den Young-Plan bekämpfte und nicht Bankleute dazu heranzog. Die verstanden mehr davon als wir. Ich gestehe, dass ich den YoungPlan bis auf den heutigen Tag nicht gelesen habe. Aber ich habe ihn bekämpft, denn ich hatte ihn verstanden, seine Folgen für Deutschland und für das deut-
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sche Volk. Als Leser hat die deutsche Presse nur ein paar tausend wirklich gebildete Menschen. Die Dienstmädchen, Straßenbahnschaffner, Lokomotivführer, die Bahnsteigbeamten, die Kaufleute usw. wollen gar nicht alle diese Dinge auseinandergesetzt haben. Es ist gar nicht vulgär und ordinär, es reizt sogar den Intellektuellen, wenn man so verfährt wie wir mit dem Young-Plan. Wenn der Intellektuelle sagt „die verstehen es aber“, haben wir mehr gewonnen, als wenn wir ihm gelehrte Vorträge halten. Das Ziel muss sein, dass der einfache Mann aus dem Volke zu der Erkenntnis gebracht wird: Da muss doch etwas geschehen! Vor jeder Aktion muss eine solche Art von psychologischer Vorbereitung stehen. Die Aktion muss schließlich als eine Selbstverständlichkeit erscheinen, weil die Stimmung des Volkes sie verlangt. So war es, als Österreich angegliedert wurde. Im September vergangenen Jahres hat ganz bestimmt die große Mehrheit des Volkes gemeint, es müsste auch ohne Krieg gehen. Heute meint das niemand mehr. Heute ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass es gar nicht anders geht. Erkenntnis aber ist ein festeres Fundament als Begeisterung. Darum wird sich die heutige Stimmung auch halten. Es gibt Journale, die verstehen die Kunst der ewigen Wiederholung und auch, diese Wiederholung interessant zu machen. Es gibt auch Journale, die verstehen es nicht. Es gab Redner, die von 1925 bis 1933 unausgesetzt das gleiche gesagt haben und doch nie langweilig waren. Sonst wären ja die Menschen nicht in die nationalsozialistische Versammlung geströmt. Andere Redner wussten immer wieder Neues zu sagen, waren aber dabei trotzdem langweilig. Wer immer das Gleiche mit immer neuen Bildern zu verquicken versteht, der ist der beste Mann. Im autoritären Staat ist es sehr viel schwerer, Journalist zu sein, weil man immer wieder das Gleiche schreiben muss, jedoch immer unter neuen Gesichtspunkten. Nachrichten mitzuteilen ist keine Kunst. Ein Sternchen anzufügen und einen Kommentar zu schreiben, ist schon etwas schwieriger. Aber die Tatsache zu kennen und dann sie so wiederzugeben, dass die Nachricht bereits eine Kommentierung enthält, das ist die Kunst, die beherrscht werden muss. Es müssen Meldungen sein, die in Wahrheit überhaupt keine Meldungen mehr sind. Auch in der Aufeinanderfolge der Meldung, in der Drehung der Worte, in der Art der Betonung, in dem Gemix des Kommentars, der gar nicht mehr als Kommentar erkannt werden darf, darin erst liegt die Würze. Die deutschen Rundfunksendungen haben hier Vorbildliches geleistet. Wer mit Gänsefüßchen arbeitet, zeigt nur, dass ihm nichts mehr einfällt. Ich bin gegen eine Reglementierung der Presse. Ich kenne die Wonnen der freien Arbeit. Aber man kann nicht frei arbeiten, wenn ein Teil der Presse nicht in der gesamten Richtung mitmacht, die notwendig ist. Wenn man nachmittags wieder liest, was man selbst vormittags in einer Konferenz gesagt hat, dann befriedigt das nicht. Eigene Beispiele, eigene Bilder, eigene Schlagworte müssen erfunden werden, jeder muss so schreiben, dass sein Chauffeur, sein Gärtner, sein Kindermädchen ihn versteht.
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Ich weiß wohl, dass es Zeitungen gibt, auch aus wohl überlegten politischen Gründen, die in diesem Sinne nicht mitmachen können und die das nicht nötig haben, weil sie sich an eine bestimmte Schicht wenden, und die Dinge anders anfassen müssen. Aber die große Menge der deutschen Zeitungen muss den hier gezeichneten Weg einhalten. Die Meldung ist Rohstoff, sie steckt das Gelände ab, in dem sich jeder frei tummeln kann. Nicht alles kann geschrieben werden, was gesprochen wird. Die Abschließung des deutschen Volkes gegenüber dem Ausland ist heute hermetisch genug, dass nicht jedes in Deutschland gesprochene Wort gleich in den Dienst der feindlichen Propaganda treten kann. Mit dem gedruckten Wort ist das anders. Man kann auch nicht gegen alles polemisieren, was draußen schlecht gemacht wird. Aber wenn auf dem gleichen Gebiet bei uns etwas besser gemacht wird, dann kann man zuschlagen. Die Metallsammlung ist ein wichtiges Beispiel. Hier wird sie freiwillig durchgeführt, hier spenden die Leute, drüben kauft man das Metall und bereichert sich und viele damit. Der nationalsozialistische Staat macht solche Dinge besser, verantwortungsvoller, vernünftiger – und das muss herauskommen. Wenn wir in dieser Weise arbeiten, werden wir die schwerste Krise überwinden. Das deutsche Volk ist sehr feinhörig geworden. Es hat gelernt, zu lesen. Es passt auf, ob der Nationalsozialismus wirklich alles tut, um durch geringste Opfer die notwendigen Erfolge zu erreichen und ob auch die notwendigen Opfer gerecht verteilt werden. Wenn es weiter erzogen wird, wie bisher, so wird es sich als unüberwindbar erweisen. Wir sind z. B. nicht gerne an das Winterhilfswerk im Kriege herangegangen. Jetzt hat es ein Ergebnis gebracht, das höher ist als das anderer Jahre. Wir hatten ernste Bedenken gegen die Metallsammlung. Erinnerungen an den Weltkrieg müssten wach werden. Aber es wird heute mehr gespendet als im Weltkrieg verkauft. Man muss eben nur ideologisch richtig begründen. Als Ludendorff im Weltkrieg anregte, eine konfessionelle Zählung vorzunehmen, um die Zahl der Juden im Heer festzustellen, hat die „Frankfurter Zeitung“’ geschrieben, dass man dadurch die Voraussetzung schaffe dafür, dass die Juden keine Kriegsanleihe mehr zeichnen würden. Wenn so etwas möglich ist, kann ein Krieg nicht gewonnen werden. Wenn heute der Lord Hawhaw im Rundfunk immer von neuem Pfeffer streut, dann wirkt das auf die englische Stimmung. Seelische Zerstörungen können nicht gemessen werden, sie brauchen Zeit. Aber einmal ist es so weit. Wir sitzen wie vor einem Fass, in das Tropfen auf Tropfen fällt. Wir können nicht sehen, wie lange es noch dauert, bis es voll ist. Aber einmal sehen wir den Wasserspiegel. Dann erreicht er den Rand, dann erhebt er sich darüber und ein einziger Tropfer bringt das Fass zum Überlaufen. Wir wissen wohl, dass wir durch Propaganda den Krieg nicht gewinnen können und wissen, dass wir eine zusätzliche Waffe handhaben. Das deutsche Volk ist immun gegen fremde Einwirkungen, die anderen aber nicht gegen unsere. So war gewiss nicht leicht, das deutsche Volk auf die Zusammenarbeit mit Moskau umzustellen. Das zeigte sich erneut beim rus-
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sisch-finnischen Konflikt. Aber weil Stalin kein Gegner mehr ist, deswegen kann sich auch in Deutschland keine kommunistische Truppe mehr bilden. Wir können jetzt unsere Appelle richten an die Kommunisten in Frankreich und England und an die Faschisten in beiden Ländern. In Deutschland kann man sich an niemand wenden. Über diese Grundsätze muss Klarheit bestehen in einem Augenblick, in den eine aktivere Kriegführung wahrscheinlich ist. Es ist ein Genus, heute Zeitungen zu lesen. Sie haben viel gelernt in diesen Jahren. Als ich das Gesetz für Schriftleiter im Haus der Deutschen Presse verkündete, sagten viele, es habe keinen Sinn mehr, Journalist zu sein. Aber jeder hat dann doch teilnehmen können am Kampfe des nationalen Lebens, und jeder ist heute geistiger Soldat der deutschen Kriegführung und mitverantwortlich für den Ausgang des Krieges. Wir glauben blind an den deutschen Sieg. Günstigere Chancen haben wir niemals gehabt und werden wir nie wieder bekommen. Wenn man meint, wir sind nicht ganz fertig gewesen, so muss man beachten, dass Fertigsein ein gradueller Begriff ist. Fertig ist die Nation, die sich am stärksten vom Fertigsein des Gegners unterscheidet. In diesem Sinne waren wir fertig. Eine stärkere Differenz wird es nicht mehr geben. Bis jetzt ist es uns gelungen, den Gegner über die eigentlichen Ziele Deutschlands im Unklaren zu lassen, genau so wie unsere innenpolitischen Gegner bis 1932 gar nicht gemerkt haben, wohin wir steuerten, dass der Schwur auf die Legalität nur ein Kunstgriff war. Wir wollten legal an die Macht kommen, aber wir wollten sie doch nicht legal gebrauchen. Wir wollten nicht Parteien dulden, die mit uns nach einem Jahre etwa so verfahren würden, wie wir mit ihnen zu verfahren beabsichtigten. Man hätte uns ja erdrücken können, so sehr schwer war das nicht. Aber man tat es nicht. Man hätte 1925 ein paar von uns in Haft nehmen können und alles wäre aus und zu Ende gewesen. Nein, man hat uns durch die Gefahrenzone hindurchgelassen. Genau so war das in der Außenpolitik. Als wir mit dreizehn Millionen Wählern im Reiche aufmarschierten, gründete man die Eiserne Front. Das war in diesem Augenblick geradezu idiotisch. Wäre Mussolini 1933 als Gegner aufgetreten, wären wir bestimmt nicht an der Macht geblieben und mit Recht, geschichtlich gesehen. 1933 hätte ein französischer Ministerpräsident sagen müssen (und wäre ich französischer Ministerpräsident gewesen, ich hätte es gesagt): Der Mann ist Reichskanzler geworden, der das Buch „Mein Kampf“ geschrieben hat, in dem das und das steht. Der Mann kann nicht in unserer Nachbarschaft geduldet werden. Entweder er verschwindet oder wir marschieren. Das wäre durchaus logisch gewesen. Man hat darauf verzichtet. Man hat uns gelassen, man hat uns durch die Risikozone ungehindert durchgehen lassen, wir konnten alle gefährlichen Klippen umschiffen, und als wir fertig waren, gut gerüstet, besser als sie, fi ngen sie den Krieg an. Wenn wir jetzt mit einen Kompromiss abschließen wollten, würden sie uns ja nun doch nicht mehr trauen. Wir könnten ihnen ein Zettelchen in die Hand drücken, welches immer wir wollten. Aber wir könnten auch ein solches Wettrüsten
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76. Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik, Mai 1940
nicht aushalten. Ob wir nochmals produktionsmäßig, wirtschaftlich eine solche Anspannung durchmachen könnten, muss bezweifelt werden. Ich glaube es nicht. Darum müssen wir unter diesem Status die endgültige Entscheidung herbeiführen. Und das ist der Hauptgesichtspunkt für Ihre Arbeit.
76.
Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik
Plan für eine Zersplitterung von nationalen Einheiten im Osten und die Aufl ösung eines Völkerbreis des Untermenschentums; rassisches Sieben der Bevölkerung im Osten mit dem Ziel: Bildung eines minderwertigen, führerlosen Arbeitsvolks, ausgerichtet auf Zuträgerdienste für deutsches Kulturvolk, bei einem Aussortieren und Eindeutschen von Kindern guten Bluts unter Regie der SS.
76. Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik, Mai 1940
Ackermann, Himmler S. 298 –300.
Mai 1940 Einige Gedanken über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten Bei der Behandlung der Fremdvölkischen im Osten müssen wir darauf sehen, soviel wie möglich einzelne Völkerschaften anzuerkennen und zu pflegen, also neben den Polen und Juden die Ukrainer, die Weißrussen, die Goralen, die Lemken und die Kaschuben. Wenn sonst noch irgendwo Volkssplitter zu finden sind, auch diese. Ich will damit sagen, dass wir nicht nur das größte Interesse daran haben, die Bevölkerung des Ostens nicht zu einen, sondern im Gegenteil in möglichst viele Teile und Splitter zu zergliedern. Aber auch innerhalb der Völkerschaften selbst haben wir nicht das Interesse, diese zu Einheit und Größe zu führen, ihnen vielleicht allmählich Nationalbewusstsein und nationale Kultur beizubringen, sondern sie in unzählige kleine Splitter und Partikel aufzulösen. Die Angehörigen aller dieser Völkerschaften, insbesondere der kleinen, wollen wir selbstverständlich in den Stellen von Polizeibeamten und Bürgermeistern verwenden. Spitzen in solchen Völkerschaften dürfen nur die Bürgermeister und die örtlichen Polizeibehörden sein; bei den Goralen die einzelnen, sich ohnedies schon befehdenden Häuptlinge und Sippenältesten. Eine Zusammenfassung nach oben darf es nicht geben, denn nur dadurch, dass wir diesen ganzen Völkerbrei des Generalgouvernements von 15 Millionen und die 8 Millionen der Ostprovinzen auflösen, wird es uns möglich sein, die rassische Siebung durchzuführen, die das Fundament in unseren Erwägungen sein muss, die rassisch Wertvollen aus diesem Brei herauszufischen, nach Deutschland zu tun, um sie dort zu assimilieren. Schon in ganz wenigen Jahren – ich stelle mir vor, in 4 bis 5 Jahren – muss beispielsweise der Begriff der Kaschuben unbekannt sein, da es dann ein kaschubisches Volk nicht mehr gibt (das trifft besonders auch für die West-
76. Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik, Mai 1940
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preußen zu). Den Begriff Juden hoffe ich, durch die Möglichkeit einer großen Auswanderung sämtlicher Juden nach Afrika oder sonst in eine Kolonie völlig auslöschen zu sehen. Es muss in einer etwas längeren Zeit auch möglich sein, in unserem Gebiet die Volksbegriffe der Ukrainer, Goralen und Lemken verschwinden zu lassen. Dasselbe, was für diese Splittervölker gesagt ist, gilt in dem entsprechend größeren Rahmen für die Polen. Eine grundsätzliche Frage bei der Lösung aller dieser Probleme ist die Schulfrage und damit die Frage der Sichtung und Siebung der Jugend. Für die nichtdeutsche Bevölkerung des Ostens darf es keine höhere Schule geben als die vierklassige Volksschule. Das Ziel dieser Volksschule hat lediglich zu sein: Einfaches Rechnen bis höchstens 500, Schreiben des Namens, eine Lehre, dass es ein göttliches Gebot ist, den Deutschen gehorsam zu sein und ehrlich, fleißig und brav zu sein. Lesen halte ich nicht für erforderlich. Außer dieser Schule darf es im Osten überhaupt keine Schulen geben. Eltern, die ihren Kindern von vornherein eine bessere Schulbildung sowohl in der Volksschule als später auch an einer höheren Schule vermitteln wollen, müssen dazu einen Antrag bei den Höheren SS- und Polizeiführern stellen. Der Antrag wird in erster Linie danach entschieden, ob das Kind rassisch tadellos und unseren Bedingungen entsprechend ist. Erkennen wir ein solches Kind als unser Blut an, so wird den Eltern eröffnet, dass das Kind auf eine Schule nach Deutschland kommt und für Dauer in Deutschland bleibt. So grausam und tragisch jeder einzelne Fall sein mag, so ist diese Methode, wenn man die bolschewistische Methode der physischen Ausrottung eines Volkes aus innerer Überzeugung als ungermanisch und unmöglich ablehnt, doch die mildeste und beste. Die Eltern dieser Kinder guten Blutes werden vor die Wahl gestellt, entweder das Kind herzugeben – sie werden dann wahrscheinlich keine weiteren Kinder mehr erzeugen, so dass die Gefahr, dass dieses Untermenschenvolk des Ostens durch solche Menschen guten Blutes eine für uns gefährliche, da ebenbürtige Führerschicht erhält, erlischt –, oder die Eltern verpflichten sich, nach Deutschland zu gehen und dort loyale Staatsbürger zu werden. Eine starke Handhabe, die man ihnen gegenüber hat, ist die Liebe zu ihrem Kind, dessen Zukunft und dessen Ausbildung von der Loyalität der Eltern abhängt. Abgesehen von der Prüfung der Gesuche, die die Eltern um eine bessere Schulbildung stellen, erfolgt jährlich insgesamt bei allen 6 –10-jährigen eine Siebung aller Kinder des Generalgouvernements nach blutlich Wertvollen und Nichtwertvollen. Die als wertvoll Ausgesiebten werden in der gleichen Weise behandelt wie die Kinder, die auf Grund des genehmigten Gesuches ihrer Eltern zugelassen wurden. Als gefühls- und verstandesmäßig selbstverständlich erachte ich es, dass die Kinder und die Eltern in dem Augenblick, wo sie nach Deutschland kommen, in den Schulen und im Leben nicht wie Aussätzige behandelt werden, sondern nach Änderung ihres Namens in das deutsche Leben – bei aller Auf-
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76. Denkschrift Himmlers und Richtlinie für die Ostpolitik, Mai 1940
merksamkeit und Wachsamkeit, die man ihnen widmen muss, – vertrauensvoll eingebaut werden. Es darf nicht so sein, dass die Kinder sich wie ausgestoßen fühlen, denn wir glauben doch an dieses unser eigenes Blut, das durch die Irrtümer deutscher Geschichte in eine fremde Nationalität hineingeflossen ist, und sind überzeugt, dass unsere Weltanschauung und unsere Ideale in der rassisch gleichen Seele dieser Kinder Widerhall fi nden werden. Hier muss aber dann vor allem von den Lehrern und von den Führern in der HJ ein ganzer Strich gezogen werden, und es darf niemals wie in der Vergangenheit bei den Elsass-Lothringen der Fehler gemacht werden, dass man einesteils die Menschen als Deutsche gewinnen will und sie anderenteils bei jeder Gelegenheit durch Misstrauen und Beschimpfung in ihrem menschlichen Wert, Stolz und Ehrgefühl kränkt und abstößt. Beschimpfungen wie „Polacke“ oder „Ukrainer“ oder ähnliches müssen unmöglich sein. Die Erziehung hat in einer Vorschule zu erfolgen, nach deren 4 Klassen man dann entscheiden kann, ob man die Kinder weiter in die deutsche Volksschule gehen lässt oder ob man sie einer nationalpolitischen Erziehungsanstalt zuführt. Die Bevölkerung des Generalgouvernements setzt sich dann zwangsläufig nach einer konsequenten Durchführung dieser Maßnahmen im Laufe der nächsten zehn Jahre aus einer verbleibenden minderwertigen Bevölkerung, die noch durch abgeschobene Bevölkerung der Ostprovinzen sowie all der Teile des deutschen Reiches, die dieselbe rassische und menschliche Art haben (Teile, z. B. der Sorben und Wenden), zusammen. Diese Bevölkerung wird als führerloses Arbeitervolk zur Verfügung stehen und Deutschland jährlich Wanderarbeiter und Arbeiter für besondere Arbeitsvorkommen (Straßen, Steinbrüche, Bauten) stellen; sie wird selbst dabei mehr zu essen und zu leben haben als unter der polnischen Herrschaft und bei eigener Kulturlosigkeit unter der strengen, konsequenten und gerechten Leitung des deutschen Volkes berufen sein, an dessen ewigen Kulturtaten und Bauwerken mitzuarbeiten und diese, was die Menge der groben Arbeit anlangt, vielleicht erst ermöglichen.67 67
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. 6. 1941 zielten Himmlers Überlegungen genereller auf Slawen und Russen, siehe seine Rede am 6. 10. 1943 vor Reichsund Gauleitern in Posen: „Zum Problem des Slawen überhaupt. […]. Wir brauchen ja doch den Slawen, ob es nun ein Serbe, ein Tscheche oder ein Russe ist, nur so zu behandeln, wie in der Geschichte alle slawischen Völker immer von denen, die tatsächlich geherrscht haben, behandelt wurden. Diejenigen nämlich, die mit den Slawen fertig wurden – ob es ein Peter der Große war oder ob es noch früher in den asiatischen Räumen ein Dschingis Khan war oder ob es heute ein Herr Lenin oder ein Herr Stalin ist –, die kannten ihre Leute. […] Die herrschenden Männer wussten ganz genau, dass der Slawe die Eigenart hat, zu diskutieren und alles geistig zu sezieren. Alles auseinanderpflücken, das ist die Philosophie des Slawen. Nehmen Sie das polnische Volk als leuchtendes Beispiel. Niemals fähig, etwas selbst zu schaffen und zu organi-
77. Rede Scholtz-Klinks, Frau im Dritten Reich, Berlin, 13. Juni 1940 77.
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Rede Scholtz-Klinks
Bekenntnis der Reichsfrauenführerin: Zuerst Deutschland, dann unsere Kinder, zuletzt wir selbst; Gebet: Herr mach uns frei.
77. Rede Scholtz-Klinks, Frau im Dritten Reich, Berlin, 13. Juni 1940
Scholtz-Klink, Frau im Dritten Reich, S. 537 und 544.
Berlin, 13. Juni 1940 Unser Führer hat uns gelehrt, das Wesentliche vom unwesentlichen zu unterscheiden; vieles, was in normalen Zeiten wesentlich erschien, tritt heute zurück, nicht weil wir es an sich missachten würden, aber weil es im Augenblick Größerem, Wichtigerem weichen muss. Wenn wir uns immer wieder fragen: was ist wesentlich, dann kennen wir darauf nur eine Antwort: Unsere Liebe zu Deutschland und seiner großen Auferstehung; unwesentlich aber ist alles, was mit dieser Liebe nichts zu tun hat. Sie ist keine patriotische Schwärmerei, die mit verzückten Augen dasteht und zusieht, wie andere arbeiten, sondern sie ist die Kraft geworden, die alles möglich macht; die Kampfjahre, in denen wir noch um den inneren Bestand Deutschlands gerungen und gelitten haben, lehrten uns, dass Von-Sich-Selbst-Absehen Not tut, wenn man Großes sehen will. So ist unsere Liebe ein Bekenntnis höchster Selbstentäußerung geworden, ein Bekenntnis, das wir alle vielleicht in den Satz fassen könnten: Über unserem Leben steht zuerst Deutschland, zum zweiten unsere Kinder, zuletzt erst wir selbst! Deutschland – das hieß für uns immer: Kampf, Arbeit, mit beiden Füßen auf dem Boden, zugleich aber mit den Herzen und Hirnen bei den Sternen,
sieren, ist es immer fähig zu konspirieren, um die jeweils vorhandenen Herren zu stürzen. Wer diese Eigenschaft der Slawen nicht kennt, […] mit den ganzen rassischen Erscheinungsbildern, die in diesem Mischvolk aus Mongolentum und germanischen Rasseteilen immer wieder herausmendeln, der wird allerdings am Slawen immer scheitern. Selbstverständlich werden wir einen Slawen fi nden, aus dem eine früher einmal gute Rasse herausmendelt (sic). Dann wollen wir dessen Kinder nehmen und nach Deutschland bringen. Fügt er sich nicht, wollen wir ihn totschlagen, weil er gefährlich ist. […] Im Russen ist die ganze Skala aller Gefühle enthalten, die ein Mensch haben kann: vom inbrünstigen Gebet zur Mutter Gottes und vom Kaviar bis zur Menschenfresserei, von der Hilfsbereitschaft und vom Bruderkuss bis zur Heimtücke, jemanden umzubringen und ihn auf das Grausamste zu quälen. Es ist eine reine Glückssache, welches Register das Biest gerade zieht. Das ist eine Frage, die wir als Nichtslawen wahrscheinlich niemals ganz werden beurteilen können. Smith / Peterson, Himmlers Geheimreden, S. 165 f. Unmittelbar vor Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion sprach Himmler offenbar in „seiner“ SS-Burg Wewelsburg vor SSGruppenführern von einer Dezimierung der slawischen Bevölkerung um 30 Millionen als Zweck des bevorstehenden Vernichtungskrieges. Hüser, Wewelsburg, S. 7.
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77. Rede Scholtz-Klinks, Frau im Dritten Reich, Berlin, 13. Juni 1940
das hieß Treue und Schweiß um den kleinsten eigenen Grund, zugleich aber Sehnsucht nach Weite und Raum, das hieß ruhiges Gestalten des Errungenen ohne Ausruhen in satter Behaglichkeit. Bis heute können wir uns nur in tiefer Achtung vor den Millionen Frauen verneigen, die in selbstverständlichem inneren Gehorsam besonders als Bäuerin und Arbeiterin in der Ernährungssicherung und in der Rüstungsindustrie stehen; was sie an Tapferkeit und körperlicher Leistung schon vor dem Kriege – noch mehr aber seither vollbracht haben, wird einmal in unserer Geschichte als das Hohelied von der unbekannten Frau der deutschen Nation stehen. Da uns der Führer aber immer gelehrt hat, in allen Lebenslagen aus der Gemeinschaft heraus darauf zu achten, dass wir die Lasten rechtzeitig so gleichmäßig verteilen, dass alle sie tragen und nicht ein Teil überlastet wird, ist es nur ein Akt einfachster geschwisterlicher Hilfe, dass alle andern Frauen eine Kette helfender Hände bilden und einspringen, wo sie nur können. […] Zum zweiten unsere Kinder; sie werden einmal unsere Erben und unsere Richter sein, und heute noch, während wir an ihrem Erbe bauen, lebt der Führer, und wir alle leben aus ihm. Einmal aber wird er und werden wir nicht mehr sein, dann müssen sie wissen, aus welchen Gesetzen wir gearbeitet und gelebt haben. Sie müssen wissen, dass wir unter unserem Führer unserer Nation wieder ihren Adel und ihre Würde wiedergaben, das heißt, dass wir versucht haben, das große Ja zu den von Gott in uns gelegten Möglichkeiten zu sprechen; wir werden ihnen einhämmern, dass Mut, Tapferkeit, Sauberkeit, Größe und Stolz immer die Grundzüge deutschen Wesens gewesen sind, dass es aber sehr wohl zu allen Zeiten unserer Geschichte Augenblicke gegeben hat, wo wir diese Eigenschaften vergessen oder betäubt haben; sie dürfen heute die grandioseste Verherrlichung dieser Eigenschaften miterleben, sie sehen den beschwingten Marschtritt eines freien Volkes; aber sie müssen wissen, dass vor diesem Siegesmarsch eine Zeit lag, in der ihre Väter keine Arbeit hatten, in der ihre Mütter um ihre Männer bangten, eine Zeit, in der unsere Größe verhüllt war und trotzdem ein Teil dieses Volkes marschierte, auch wenn uns die Last der damaligen Zeit oft wie ein Bleiklotz zu Boden zu ziehen drohte. Wir wussten, dass der Führer an uns glaubte, und das ließ uns marschieren auch in Zeiten, da wir den Sieg nicht sehen konnten. Unsere Kinder müssen um diesen Weg wissen, weil sie ihn als einen Sieg des Glaubens für spätere Zeiten weitergeben müssen. […] Weil aber das heute schon so ist, dass unsere Kinder bereits mit uns an der deutschen Zukunft bauen dürfen, kann unser Verhältnis zueinander weder das einer respektlosen Vertraulichkeit wie in den Zeiten liberaler Gleichmacherei noch eines vertrauenslosen Respekts konservativer Zeiten sein, sondern beide Generationen können nur einander gegenüberstehen als Fackelträger und Fackelempfänger einer großen Zeit! […]
78. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 25. Juni 1940
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Wir bitten nicht den Allmächtigen: Herr mach uns frei! Wir wollen tätig sein, arbeiten, uns brüderlich vertragen, miteinander ringen, auf dass einmal die Stunde kommt, da wir vor ihn hintreten können und ihn bitten dürfen: Herr du siehst, wir haben uns geändert: das deutsche Volk ist nicht mehr das Volk der Ehrlosigkeit, der Schande, der Selbstzerfleischung, der Kleinmütigkeit und Kleingläubigkeit. Nein, Herr, das deutsche Volk ist wieder stark geworden in seinem Geiste, in seinem Willen, stark in seiner Beharrlichkeit, stark im Ertragen aller Opfer. Herr, wir lassen nicht von Dir! Nun segne unsern Kampf um unsere Freiheit und segne damit unser deutsches Volk und Vaterland.
78.
Aufsatz Diems
Als ehemaliger Soldat feiert der Sportfunktionär den Sturmlauf durch Frankreich als Ausdruck dessen, was der Deutsche kann; maßgeblich hierbei sei, dass Deutschlands Jugend beiderlei Geschlechts im Sport zur Freude an Kampf, Entbehrung und Gefahr gefunden habe; dieses Lebensgefühl kennzeichne sportbegeisterte Soldaten, Offiziere und Führer. Diem, Olympische Flamme, S. 124 und 129.
78. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 25. Juni 1940
25. Juni 1940 Sturmlauf durch Frankreich, wie schlägt uns alten Soldaten, die wir nicht mehr dabei sein können, das Herz, wie haben wir mit atemloser Spannung und steigender Bewunderung diesen Sturmlauf, diesen Siegeslauf verfolgt!68 Die fröhliche Begeisterung, die wir in friedlichen Zeiten bei einem kühnen kämpferischen sportlichen Wettstreit empfanden, ist in die Höhenlage des kriegerischen Ernstes hinaufgestiegen, und in Ehrfurcht, und mit einem inneren Herzbeben, in das etwas von jener fröhlichen Begeisterung hineinklingt, stehen wir staunend vor den Taten des Heeres. In ihnen zeigt sich, was der Deutsche kann, in ihnen wächst der Deutsche von heute über alles Frühere und über sich selbst hinaus. Vielerlei sind die Gründe. Eine der Ursachen aber – das dürfen wir stolz verkünden – ist der sportliche Geist, in dem Deutschlands Jungmannschaft aufgewachsen ist. Da gab es nichts mehr von jener schlaffen Anstrengungsscheu und platten Begehrlichkeit weichlicher Zeiten. Das Ideal eines gefahrlosen, von Versicherungsschutz gegen alle Unfälle des Lebens eingebettetes Dasein, des gut gemachten Bettes, des wohlbesetzten Tisches und des pensionsfähigen Lebensabends ist in der deutschen Volksseele verschwunden. Statt dessen Freude am Kampf, Freude an Entbehrung, Freude an der Gefahr. Nur in solcher Lebenshaltung kann Norwegen erobert, Frankreich durchstürmt werden. 68
Zum Sportfunktionär siehe insbesondere Becker, Diem und Laude / Bausch, Sportführer.
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78. Aufsatz Diems, Olympische Flamme, 25. Juni 1940
Senken wir einmal die prüfende Sonde in das Entstehen dieser neuen Lebenshaltung. Suchen wir einmal den Pulsschlag dieser neuen Jugend zu erfassen. Im Sport ist sie groß geworden; Anstrengung im Wettkampf war ihr eine Lust. Wenn die Lungen jachten69 und das Herz in höchster Anstrengung klopfte, dann spürte sie den Rausch der Leistung. Schmerz verwandelte sich in Stolz, ob es die Püffe gegen das Schienbein beim Fußballspiel oder die Schläge gegen das Kinn beim Boxen oder die Schmerzen an Haut und Gelenken beim Marathonlauf oder bei der Radfernfahrt oder die Schrammen und Erfrierungen beim Bergsteigen waren. Wie ein edles Pferd beim Herannahen der Hürde anzieht, so spannte sich die Seele dieser Jugend bei Anstrengung und Gefahr. Es reizte sie jede Prüfung dieser Art, und nur der galt als vollwertig, der mannhafte Prüfungen bestanden hatte. Wir wollen nicht unsere Frauen dabei vergessen. Sie waren und sind unsere Kameradinnen beim Sport, und dieses neue junge Frauengeschlecht wagt sich nicht minder fröhlich an anstrengende und gefährliche Skifahrten und Bergtouren, ist nicht minder vergnügt dabei, wenn es zum Wettkampf oder im Turnsaal aufgerufen wird. Die Frauen, haben zwar am Sturmlauf durch Frankreich nicht unmittelbar teilgenommen, aber sie haben das Lebensgefühl mitbestimmt, das zu diesem Sturmlauf führte. Sie haben diese neue Generation als Mütter, Schwestern und Bräute mitgeschaffen, mitgehämmert. Uns Daheimgebliebenen klingen die Marschlieder dieser Soldaten des Sturmschritts wie eine alte vertraute Melodie in den Ohren. Im Geiste marschieren wir mit70 und suchen uns die Erlebnisse der jungen Kriegsmannschaft vorzustellen. Die Tornister sind zwar etwas leichter geworden, dafür sind die Marschweiten länger und die Marschtritte schneller. Und so sehen wir sie hinter den motorisierten Einheiten herhasten, denn darauf kommt es entscheidend an, dass die marschierende Infanterie nicht allzu lange nach den Kampfwagen und den motorisierten Einheiten das Schlachtfeld erreicht. Da muss Kilometer um Kilometer in glühender Sommersonne bewältigt werden, da wird in irgendeiner Marschpause ein Auge voll Schlaf genommen oder während des Marschierens gedöst oder schließlich in irgendeiner Stunde der Rast etwas totenähnlich geschlafen. Dann heißt es wieder weiter und immer weiter, bis die Stunde des Gefechtes kommt, und in diesem Augenblick ist alle Müdigkeit dahin, und im Laufschritt werden die Bewegungen ausgeführt, im Laufschritt die feindliche Stellung gestürmt. So war es und so kam es, dass die deutsche Streitmacht in unvorstellbarem Tempo siegte, und dass, wenn die Franzosen sich gegen die pfeilartig vorgestoßenen motorisierten Truppen im Flankenangriff zu wehren suchten, die deutsche Infanterie eben im Sturmlauf zur Stelle war und auch da den Sturmlauf zum Siegeslauf wandelte. 69 70
Altertümlich für schnell atmen. Anspielung auf das Horst-Wessel-Lied.
79. Buchauszug Kriecks, 1940
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Wer wollte schließlich daran vorbeisehen, dass in den Leistungen der Fallschirmtruppen ein Stück sportlich-turnerischen Wagemutes steckt, und wir wissen, dass es kein Zufall war, wenn unter den mit höchster Auszeichnung Bedachten sich der Olympiasieger Schwarzmann befand. Das ist wie ein Symbol für das junge Geschlecht: Olympiasieger und Held im ernsten Kampfe zugleich. Sportbegeisterte Soldaten, sportbegeisterte Offiziere, sportbegeisterte Führer! Nennen wir noch einen: den General Dietl, den Helden von Narvik uns älteren Skiläufern als ein forscher, zäher, fröhlicher Sportkamerad wohl bekannt, der seinen sportlichen Geist seiner Truppe einzuimpfen wusste und der mit ihr dann Übermenschliches geleistet hat. So kam es. zum Sturmlauf durch Polen, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich, zum Siegeslauf in ein besseres Europa!
79.
Buchauszug Kriecks
Gedanken des NS-Pädagogen zu den Stichworten: Reich, Germanentum, Rasse, Arzttum, Erziehertum, Rechtswahrer, deutsche Sendung; „ein Wort“ an die Wissenschaft.
79. Buchauszug Kriecks, 1940
Krieck, Volkscharakter und Sendungsbewusstsein, S. 144 –148, 150 –152, 164 und 168 –170.
1940 Heiltum in Volk und Reich Größe, Bedeutung und Stellung des Deutschtums in der Welt ist an das Reich geknüpft. In den Jahrhunderten, da das Reich zerbrochen lag, verteilten die umliegenden Völker unter sich die Welt und ließen den Deutschen das Reich des reinen Geistes. Der Wiederaufstieg im Bismarckschen Reich rief die Weltkonstellation gegen Deutschland ins Leben. Die selbstverschuldete Niederlage von 1918 zeigte, dass das Reich seiner Berufung noch nicht wieder bewusst war. Seine Schwäche unter dem Versailler Diktat zog die größte Gefährdung des Deutschtums in aller Welt nach sich, die seit Jahrhunderten eingetreten ist. Von allen Seiten her wurde das Deutschtum innerhalb und außerhalb des Reiches schwerstem Druck unterworfen. Das Großdeutsche Reich Adolf Hitlers, der aus der Ostmark kam, wurde dann zum Schutzherrn, zum starken Rückhalt des Deutschtums in der ganzen Welt. Durch das Reich erhielt das deutsche Volk seine herrschende Stellung und Kraft in Mitteleuropa zurück und damit zugleich seine Sendung nach dem Osten: dahin, wo einst schon im Schutze des Reiches Wanderung, Ausdehnung, Sendung des Deutschtums erfolgt war. Wien, Prag, Krakau, Warschau sind alte Symbole deutscher Art und Sendung. Das Heil des Deutschtums hängt am Reich, seine Sendung ist die Kultur, das Recht, die Zucht der Völker im Osten. Ihr Schicksal ist mit dem deutschen Schicksal untrennbar verbunden.
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79. Buchauszug Kriecks, 1940
Die Wiederherstellung des Reiches aus der nationalsozialistischen Revolution vollendet in Gestalt der Volksgemeinschaft das deutsche Menschentum gemäß seiner rassischen Bestimmung. Volksgemeinschaft ist die volle Verwirklichung des germanischen Rechtes der Wechselseitigkeit aller Glieder, der Entsprechung und dem Gleichgewicht zwischen allen Verpfl ichtungen und Berechtigungen. Der doppelte Rechtsgrundsatz der Volksgemeinschaft: „Gemeinnutz vor Eigennutz“ und „Jedem das Seine gemäß seiner Art und Leistung“ wird auch das leitende Gesetz der Neuordnung der Welt durch das Deutschtum sein. Die Sendung, die das Reich an seinem Volk zu erfüllen hat, ist dieselbe, die es zur Weltmission ruft. Sein Wollen und Werden ist Auswirkung seines Charakters: Nach dem Gesetz, wonach du angetreten: So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen. Charakter und Sendung aber vollenden sich in der Rechtsordnung, die Gemeinschaft begründet. Völkergemeinschaft erhebt sich über der Volksgemeinschaft. Die Art eines Volkes bestimmt sein Heil, seine Kraft, den Sinn seines Lebens und seiner Geschichte. Damit im Zusammenhang steht sein Recht und seine politische Form, das Reich: daraus erwächst seine Sendung. Mit dem wiedergeborenen Reich haben deutsche Art und deutsches Recht ihre Weltmission angetreten. Darum geht die Entscheidung im Krieg von 1939, die ein Vierteljahrhundert zuvor aus der Schwäche des deutschen Charakters verfehlt worden ist. Da Sendung und Charakter gar nicht mehr voneinander getrennt werden können, geht die Entscheidung um die Existenz von Volk und Reich, um die Existenzberechtigung der Rasse und Existenzfähigkeit der Art. Wir können als Volk um unser selbst willen nicht dahinvegetieren: an unserer Existenz hängt die Rang- und Schicksalsfrage der Menschheit. Die Schicksalsfrage an Reich und Volk hat in der deutschen Geschichte schon immer gelautet: Hammer oder Ambos. Starke Mitte Europas bedeutet Ordnung des Abendlandes und damit der Menschheit, schwache Mitte Europas ist Anarchie der Welt. Das Germanentum hat in der Völkerwanderung, in der gesamten Vorgeschichte des Reiches sein bestes Blut über alle Welt hin verstreut und verschwendet. War es sinnlos und nutzlos? Germanisches Blut hat die Völker und Staaten Europas erbaut. Im Reich aber, seinem eigentlichen und größten Werk, hat es die Ordnungsform seiner selbst und das Ordnungsprinzip der Welt seiner Art gemäß zur Darstellung gebracht. Darin liegen sein Recht und seine ewige Sendung. Dadurch, dass germanisches Blut den Völkern und Staaten Europas, an deren Aufbau es beteiligt war, seinen Stempel aufprägte, auch wenn es als eigene Gestalt in ihnen untergehen musste, hat es ihr Lebensrecht, ihre Lebensart und ihre Rechtsordnung ausgerichtet. Damit ist der Grund gelegt zur Gemeinsamkeit, zur Gemeinschaft und Rechtsordnung der Völker unter-
79. Buchauszug Kriecks, 1940
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einander, deren Verwirklichung und Erhaltung (Eunomia) die Sendung des Reiches ist: es projiziert das Gesetz seines eigenen Innenbaues, das Prinzip der Volksgemeinschaft, als Rechtsordnung in die Welt, damit aus ihrem Chaos der Kosmos, die Wohl- und Heilsordnung werde. Weltrechtsweistum ist die Sendung des Germanentums seit seinem Eintritt in die Geschichte, und das Reich ist Träger und Voraussetzung dieser Mission. […] Das Heil ist bestimmt aus rassische Art, aus dem Charakter: es vollzieht sich gemäß der rassisch bedingten Wertordnung nach dem der Rasse eigentümlichen Maß und Recht als eine politische Lebensordnung (Reich) und erfüllt sich als Gnade und Segen in Beruf und Sendung. […] Die Menschen gleichen sich nicht nach schöpferischer Kraft und Berufung; sie sind vielmehr nach rassischer Rangordnung gestuft. Den schöpferischen oder geschichtsbildenden Rassen, die der Selbstführung und Selbstzucht fähig sind, gebührt die Führung der anderen Völker in der Geschichte. […] Die zur Führungsschicht in der Volksgemeinschaft berufenen „Berufe“, die als Träger und Wirker höheren Heils eine Sendung an der Volksgemeinschaft und durch diese an Völkern und Menschheit zu üben haben, die in erster Linie zur Erbauung der Gemeinschaft befähigt sind, darum aber auch ihr Schicksal zu verantworten haben: politische Führer, Künder, Erzieher, Ärzte, Rechtswahrer, sind allemal Träger und Walter desselben Heils. Verschieden sind nur die Weisen ihres Wirkens, die Methoden und Mittel der zerteilten und gegliederten Berufe. Ihre Sendung ist Bahnbereiten, Vorbild geben, als Vormann voranschreiten. Das „Heil“ gibt ihnen die Kraft zum Heiland und Ewart71, das Ganze ganz, gesund und unversehrt erhalten, Krankheit und Unheil abwehren, Rechtsordnung wahren, Jugend zur Gliedschaft erziehen und zur Teilhabe bereiten, Kraft stärken, Menschentum zu höchster Form und Leistung steigern, Maß und Ziel setzen, Geschick erfüllen, Sendung vollbringen, Geschick zur Geschichte lenken: das alles liegt schon in der Sprachbedeutung von „Heil“ beschlossen, auch wenn es sich nach Berufen sondert und gliedert. Arzttum beruht zuletzt wie Erziehertum auf Heil und darin liegender innerer Berufung. Arzt, Richter und Erzieher haben die Ordnung der Gemeinschaft zu wahren, damit ihre Lebens- und Leistungskraft wächst. Heil ist Kraft der Gesundheit und der Gesundung auf jedem Lebensgebiet. Es ist heute weder erkannt, dass es Beruf des Arztes ist, eine der Lebensart gemäße Ordnung zu wahren oder wiederherzustellen, wenn sie versehrt ist. Gesundheit ist Ordnung, Krankheit Unordnung des Lebens. Darum sind die Berufe des Arztes und des Rechtswahrers sinnverwandt. Die Mechanik des Medizinchemikers kann dabei gegebenenfalls eines unter den Hilfsmitteln sein, macht aber den Arzt so wenig, wie das Steinbrechen den Baumeister. Das 71
Mittel- oder Althochdeutsch, dabei aber völlig ohne „germanisierenden“ Gehalt: Hoher Priester / Gesetzeshüter / Heiland.
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79. Buchauszug Kriecks, 1940
Heil macht den Arzt, und es bedeutet zuerst und zuletzt die Kraft, Menschen zu führen, Leben zu ordnen, Unordnung und Unheil zu beseitigen, Unholdes – die Macht des Bösen – zu besiegen und immer neu zu besiegen. Arzttum ist zuerst und zuletzt – wie Rechtswahrung und Erziehung – Weistum, Weiskraft, „witchcraft“. Gewiss kein Zauber. Aber wer mit einem alten Heilsegen einem Kind seine kleinen Schmerzen zu vertreiben oder mit Handauflegen die Lebenskraft eines anderen stärken kann, ist mindestens ebenso berufener Arzt als der Techniker, der mit Hilfe eines chemischen Narkotikums Schmerzsymptome einer Krankheit betäubt. Heilkraft liegt allemal zuerst im Heilmenschen und erst sekundär im verwendeten Heilmittel. Darum kann in einer bestimmten Glaubenswelt Runenritzen mehr Heilkraft wirken als Opium. Heilkraft jeder Art ist Kraft des Glaubens zur Gestaltung der Lebensordnung, der Lebensführung und Lebenssteigerung in der Gemeinschaft. Kraft des Glaubens aber ist Kraft des Weisens, Führens, Ratens, Richtens, Helfens. Der Mensch wird krank am Menschen und gesund am Menschen. Der Mensch wird schwach am Menschen und stark am Menschen. Der Mensch gerät am Menschen in Unordnung und kann durch den berufenen Menschen in Ordnung gebracht werden. Das ist allemal Sendung des Erziehers und des Rechtswalters ebenso wie des Arztes: Heil und Ziel aller drei ist dasselbe, nur ihre Weisen und Wege, ihre Ansatzpunkte, Ansatzzeiten und Entscheidungszeiten (Kairos) sind verschieden. Krankheit und Gesundheit, Unrecht und Recht, das Böse und das Gute, Unordnung und Ordnung, Unkraft und Kraft, Unart und Art, Stete und Schwäche des Charakters sind Polaritäten des Lebens, Erscheinungen in der Gemeinschaft, schicksalbestimmende Mächte der Geschichte. Darum erhebt sich höheres Rassetum über das bloß vegetative Leben hinaus zur Schöpfung, zur Berufung und Sendung, damit zu Schicksal und Geschichte, weil in seiner Lebensgemeinschaft Glieder mit höherem Heil aufstehen: mit dem Beruf, Kranken zu neuer Gesundheit, Schwachen zu neuer Kraft, eingebrochene Unordnung zu Ordnung, Unrecht zu Recht zu helfen und damit die Gemeinschaft selbst zur Erfüllung ihrer Sendung zu führen. Darum bringen die zur Führung in der Geschichte berufenen Völker jeweils die artgemäßen Gestalter der politischen Lebensordnung, des Rechts, des Heiltums, Künder, Erzieher, Weise, Dichter und Künstler hervor. Hippokrates ist Heilträger des Griechentums wie Paracelsus des Deutschtums, so Luther, Goethe, Walter von der Vogelweide, Eike von Repgow, so die Helden, Volksführer, Reichsgründer, Reichswalter von Ariovist und Arminius über die berufenen Kaiser und Fürsten hin zu Adolf Hitler und seinem Großdeutschen Reich. Sie alle sind als Heilträger und Heilmittler, als Rechtswalter, Erzieher und Ärzte die Bildner des Volkes und heroischen Führer der Geschichte. Durch sie erfüllt ein berufenes Volk seine Sendung an sich selbst und an die Menschheit, indem es ein führendes, maß- und gesetzgebendes Vorbild unter den Völkern aufstellt und denen damit Wege weist, Hilfe leistet, die nicht
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aus eigener Kraft der Schöpfung zur Selbsterfüllung ihres Menschentums kommen können. […] Weltentscheidung72 Deutschland ist in eine Weltentscheidung gezwungen worden, die der Führer nicht gesucht hat, für die er aber mit dem geeinten Volk bereitstand. […] Die Weltanschauungslehre hat fortan nicht mehr das Trennende unter den Gliedern des Volkes, sondern das Gemeinsame, das von Art und Geschichte her für alle Volksgenossen Verpflichtende herauszustellen. Nicht mit inneren Weltanschauungskämpfen, sondern mit Erziehung zur Gemeinsamkeit der Willensgleichen wird Volksgemeinschaft erbaut. Wir suchen damit nicht nach Kompromissen und Halbheiten, sondern radikal nach den Wurzeln unserer gemeinsamen völkischen Existenz. Aller Radikalismus aber, der sich in einer Gegenhaltung erschöpft, taugt nicht einmal zum Kampf, geschweige denn zum Aufbau einer Gemeinsamkeit. Denn selbst ein Kampf kann nur von einem Echten und Positiven her zu einem siegreichen Ende geführt werden. Der nötige Kampf geht nicht gegen „Andersmeinende“, nicht um eine weltanschauliche Zwangsjacke, sondern gegen alle, die sich der gemeinsamen Lebenswirklichkeit und damit der Pflicht zur politischen Einheit im Dienste irgendeiner fremden Art und Macht oder um partikularer, eigensüchtiger Ziele willen zu entziehen suchen. Hier wird der Kampf hart und rücksichtslos um der Zukunft von Volk und Reich willen durchgeführt. […]73 72
Der Verf. merkt an, dass er diesen Teil am 18. 9. 1939 niedergelegt hat. Bei einem Vortrag vor ausländischen Wissenschaftlern in Heidelberg am 30. 6. 1936 hatte Krieck zwar auch schon eine völkische Aufgabe der Wissenschaft, nicht aber deren Kampfcharakter betont. Zum Komplex Objektivität der Wissenschaft führte er aus: „Die ganze Problematik kann mit folgenden fünf Thesen umschrieben werden. 1. Die Humanitätsidee mit der darauf begründeten Lehre von der reinen Menschheitsvernunft und dem absoluten Geist ist zeitbedingtes Weltanschauungsprinzip des 18. Jahrhunderts und für uns, die wir unter anderen Lebensbedingungen und unter anderem Schicksal stehen, in keiner Weise verpfl ichtend. Die Existenz einer solchen überall gleichartigen und unveränderlichen Vernunft in der Menschheit ist nicht nachgewiesen, sondern sie wurde einfach vorausgesetzt. Wir kennen und anerkennen keine andere Menschheit als die geschichtlich aufeinander bezogene Vielheit der Volksgestalten. Wir setzen gegen die abstrakte, abgelöste, ideologische Menschheitsvernunft die Wirklichkeit der Volkscharaktere, mit denen auch Vernunft und Erkenntnisweise verknüpft sind. 2. Die seit Kant das liberale Zeitalter beherrschende Wissenschaftsideologie stand im unversöhnlichen Widerspruch mit den Forschungen und Gestaltungen der wirklichen Wissenschaft im eigenen Zeitraum. Es kann der exakte Nachweis erbracht werden, dass keine einzige Wissenschaft dem Mechanismus einer reinen Vernunft ent73
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79. Buchauszug Kriecks, 1940
Der lebendige Gott spricht zu den Deutschen durch die lebendigen Führer ihrer Geschichte, zu denen Luther und Adolf Hitler gehören. Gott spricht zu den Völkern und sendet die Schicksale allemal durch lebendige Menschen, die er zu Tat und Führung beruft. Darum wird der lebendige Glauben an Gott durch lebendige, von Gott berufene und begnadete Führer, die Schicksalsträger der Völker, vermittelt. […] Zum Schluss noch ein Wort an die von ihrer einstigen idealistischen Weltanschauungsbasis herabgefallene, darum ziellos gewordene deutsche Wissenschaft, die dringlich der Erneuerung von neuer Weltanschauungsbasis und Sendung her bedarf.
sprungen ist, sondern dass alle Leistungen, im Gebiet der Naturwissenschaften nicht minder als der Geisteswissenschaften, in innerer Verbundenheit mit der rassischen Struktur und der geschichtlichen Aufgabe ihres völkischen Lebenskreises standen, dem sie entsprangen. Es sind uns gerade damit gewaltige Perspektiven neuer wissenschaftlicher Sicht auf den Menschen erschlossen. 3. Die Wissenschaftslehre der reinen Vernunft konnte, wie Kant gelehrt hat, als unbedingt objektive und vollgültige Wissenschaft nur die Mathematik und die mathematisch durchgeformten Wissenschaftszweige anerkennen. Nach diesem Maßstab käme also noch nicht einmal die Experimentalphysik zum Rang einer vollgültigen Wissenschaft, schon gar nicht die Gesamtheit der Geschichts- und Geisteswissenschaften. Würde man mit der objektivistischen Forderung wirklich ernst machen, so müsste das überlieferte Wissenschaftssystem wie ein Kartenhaus einstürzen. 4. Die von Kant bis nach dem Weltkrieg vorherrschende Wissenschaftsideologie, die im Streit um Voraussetzungslosigkeit und Wertfreiheit ihre letzte Ausprägung, aber auch ihre letzte Abnutzung erlebte, hat selbst in Deutschland stets ihre Bestreiter gefunden von Herder und Goethe bis auf Nietzsche. Erst recht sind Neuscholastik, Marxismus und der in den angelsächsischen Ländern weit verbreitete Pragmatismus stets andere Wege der Wissenschaftslehre gegangen. Umso wunderlicher, dass man gerade aus diesen Lagern gegen uns Deutsche den Vorwurf der Wissenschaftszerstörung erhebt – im selben Augenblick, wo wir zu einem Prinzip neuen Aufbaues vorgedrungen sind. 5. Mit dem Anspruch der Objektivität und Neutralität war schließlich verbunden eine beschauliche quietistische Grundhaltung der Wissenschaft. […] Diese passive Wissenschaftshaltung ist zeitbedingt und für uns in keiner Weise verpfl ichtend. […] Wir erstreben jetzt eine Wissenschaft, die den ganzen Menschen formt im Hinblick auf die große völkisch-politische Gestaltungsaufgabe, die uns gestellt ist. […] Wir wissen uns auch in der Wissenschaft auf einem Weg zu neuen Zielen, der uns von Charakter, Schicksal und Geschichte vorgeschrieben ist, auf einem Weg, auf dem voranzugehen wir berufen sind und den die anderen Völker, das eine früher, das andere später, mit innerer Notwendigkeit ebenfalls werden beschreiten müssen. Und wir sind dabei tief überzeugt, dass wir uns auf diesem Wege der Wissenschaft mit den Gelehrten der anderen Völker in neuer Gemeinschaftsarbeit und fruchtbarem Austausch zusammenfi nden werden.“ (Krieck, Objektivität der Wissenschaft, S. 31–33, 35.)
80. Filmtext „Der ewige Jude“, Juni 1940
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Zentralaufgabe des Nationalsozialismus ist die Vollendung des deutschen Menschen […]. Vierfach ist die politische und erzieherische Aufgabe einer rassischgeschichtlichen Wissenschaft vom Volk, zu der mit vorliegendem Buch die Prolegomena mit Wegweisung und Methodebereitung gegeben sind: 1. Rassische Selbstreinigung im Kampf gegen alles im Verlauf der Geschichte eingedrungene Artfremde und Artfeindliche auch in Kultur und „Geist“. 2. Rassische Selbstreinigung und Selbststeigerung im Kampf und Auseinandersetzung mit allem Artfremden, was dem Deutschtum gegenwärtig und künftig aus den politischen Auseinandersetzungen mit der völkischen Umwelt droht. 3. Weltanschauliche Unterbauung, Durchdringung und Frontbildung aller Berufe, Spezialleistungen und Sonderaufgaben durch das völkisch-rassische Art- und Sendungsbewusstsein. 4. Herstellung der Sinnmitte, der gemeinsamen Grundlage und des gemeinsamen Zielbewusstseins für sämtliche Fachwissenschaften und Wissenschaftszweige. […] Der Kampf der Völker um Selbstbehauptung und Weltgeltung ist nur in der ultimo ratio ein Kampf mit den Waffen, dauernd aber ein Kampf der Geister. […] Zugehörig zu einer Wissenschaft von Volk und Volkscharakter ist auch die äußere Natur. […] Somit nehmen auch Biologie, Geographie, Mineralogie und Geologie samt zugehörigen Wissenszweigen gebührenden Anteil an der Gesamtwissenschaft vom Volk in der natürlichen Verlängerung einer umfassenden Rassebiologie, Hygiene und Medizin. […] Die deutsche Wissenschaft steht mit erleidendem und tätigem Anteil in der Weltentscheidung. […]
80.
Filmtext „Der ewige Jude“
Auf Goebbels zurückgehende unverhüllte Handlungsanweisung für den bevorstehenden Vernichtungskrieg; Stichworte: Juden und Geld; Vergleich von Juden mit Parasiten und Ratten; historische Wanderbewegung; Verbrechen; Kunst des Verstellens. 80. Filmtext „Der ewige Jude“, Juni 1940
Horshøj-Møller, „Ewiger Jude, S. 66 –94.
Juni 1940 Der arische Mensch verbindet mit jeder Tätigkeit einen Wertbegriff. Er will etwas schaffen, und Werte will er schaffen. Nahrung oder Kleidung oder Wohnung oder Maschinen oder Kunstwerke oder irgendetwas anderes, was für die Gesamtheit von Wert ist. Er wird von dem Gefühl beherrscht, verantwortlich für seine Leistung zu sein. Für den Juden gibt es nur einen Wert. Das ist Geld! Wie und womit er das Geld verdient, ist ihm völlig gleichgültig.
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80. Filmtext „Der ewige Jude“, Juni 1940
Die ersten Handelsobjekte sind gewöhnlich wertloses Gerümpel und Abfälle aller Art. Damit fangen die kleinen Juden an. Bald haben sie es soweit gebracht, dass sie von einem Bauchladen aus verkaufen können. Bald haben sie dann ein ganzes Warenlager zusammengewuchert. Nicht viel später besitzen sie einen richtigen Stand, und die besonders Gerissenen unter ihnen sind bald Eigentümer eines kleinen Ladengeschäftes, und dann eines größeren Ladengeschäftes. Und die Allergerissensten, das heißt Skrupellosesten, residieren zuletzt in Warenhäusern und Großbanken und bewohnen die größten und prunkvollsten Häuser und Villen der Städte, das heißt, vorausgesetzt, dass sie sich dabei nicht selbst im Wege stehen wie in den engen Ghettos des Ostens. Deshalb drängt es sie aus ihrer Niststätte fort in reiche Länder, zu reichen Völkern. Sie brauchen andere Völker, denn sie brauchen Ware, mit der sie Geschäft machen können. Das, was den schöpferischen, arischen Völkern Werte sind, hat der Jude zur Ware erniedrigt, die er kauft und wieder verkauft, die er selbst aber nicht erzeugen kann. Die Erzeugung überlässt er den Arbeitern und Bauern der Völker, bei denen er sich zu Gast geladen hat. Die Juden aber sind ein Volk ohne Bauern und ohne Arbeiter, ein Volk von Parasiten. Immer dort, wo sich an einem Volkskörper eine Wunde zeigt, setzen sie sich fest und ziehen aus dem zerfallenen Organismus ihre Nahrung. Mit den Krankheiten der Völker machen sie ihre Geschäfte, und darum sind sie bestrebt, alle Krankheitszustände zu vertiefen und zu verewigen. So ist es in Polen, so war es in Deutschland, so haben es die Juden in ihrer ganzen Geschichte gemacht. Sie tragen die jahrtausendealten Züge des ewigen Schmarotzertums im Gesicht, die Züge des „ewigen Juden“, der sich durch den Lauf der Zeiten und weltweiten Wanderungen stets gleichgeblieben ist. Es gibt keinen Unterschied zwischen diesen Juden in Polen und diesen in Palästina, obwohl Erdteile sie trennen. Palästina ist das geistige Zentrum für das internationale Judentum, wenn die jüdische Bevölkerung auch dort heute zahlenmäßig keine bedeutsame Rolle mehr spielt. Hier an der Klagemauer versammeln sich die Juden und beklagen den Untergang Jerusalems. Aber ihre Heimatlosigkeit ist selbst gewählt und entspricht ihrer ganzen Geschichte. Vor vier Jahrtausenden schon sehen wir ihre hebräischen Vorväter auf der Wanderung. Aus dem Zweiströmeland wandern sie am Meer entlang nach Ägypten, wo sie für einige Zeit einen schwungvollen Handel mit Getreide betreiben. Als sich die landbauenden Ägypter gegen die fremden Wucherer und Spekulanten zur Wehr setzen, wandern diese wieder aus und treten nun ihren Beutezug ins gelobte Land an, wo sie sich niederlassen und dessen rechtmäßige und kulturell höherstehenden Besitzer schonungslos ausplündern. Hier entwickeln sich im Laufe von Jahrhunderten aus dem orientalischvorderasiatischen Rassengemisch mit negroidem Einschlag die endgültige Mischrasse der Juden, uns Europäern fremd, aus gänzlich andersartigen Rasseelementen geboren und verschieden von uns an Leib und vor allem an Seele. Wir würden uns wahrscheinlich nicht in dem Maße mit ihnen beschäftigen,
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wenn sie in ihrer orientalischen Heimat geblieben wären. Aber das kosmopolitische Weltreich Alexanders des Großen, das von Vorderasien bis über das halbe Mittelmeer reichte, und vor allem das grenzenlose Weltreich der Römer brachten den Händler- und Wandertrieb der Juden erst recht zur Entwicklung, und sie überschwemmten bald den nunmehr offenen Mittelmeerraum. Während sich Teile von ihnen in den großen Städten, Verkehrs- und Handelszentren des Mittelmeerraumes festsetzen, geht die Wanderung anderer Teile rastlos weiter über Spanien, Frankreich, Süddeutschland und England. Überall machen sie sich unbeliebt. In Spanien und Frankreich wendet sich im 13. und 14. Jahrhundert das Volk offen gegen sie, und sie wandern weiter. Hauptsächlich nach Deutschland. Von da aus folgen sie der kulturbringenden und schöpferischen deutschen Ostkolonisation, bis sie endlich in polnischen und russischen Teilen Osteuropas ein neues riesiges Sammelbecken finden. Das 19. Jahrhundert mit seinen unklaren Ideen von Menschengleichheit und Freiheit gibt den Juden einen mächtigen Auftrieb. Von Osteuropa aus überschwemmen sie nun im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts unaufhaltsam Länder und Städte Europas. Ja, der ganzen Welt. Eine verblüffende Parallele zu dieser jüdischen Wanderung durch die ganze Welt bieten uns die Massenwanderungen eines ebenso ruhelosen Tieres, der Ratte. Die Ratten begleiten als Schmarotzer den Menschen von seinen Anfängen an. Ihre Heimat ist Asien. Von dort aus wandern sie in riesigen Scharen über Russland und die Balkanländer nach Europa, Mitte des 18. Jahrhunderts sind sie schon übe ganz Europa verbreitet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nehmen sie mit dem wachsenden Schiffsverkehr auch von Amerika Besitz, und ebenso von Afrika und dem Fernen Osten. Wo Ratten auch auftauchen, tragen sie Vernichtung ins Land, zerstören sie menschliche Güter und Nahrungsmittel. Auf diese Weise verbreiten sie Krankheiten, Pest, Lepra, Typhus, Cholera, Ruhr und so weiter. Sie sind hinterlistig, feige und grausam und treten meist in großen Scharen auf. Sie stellen unter den Tieren das Element der heimtückischen, unterirdischen Zerstörung dar, nicht anders als die Juden unter den Menschen. Das Parasitenvolk der Juden stellt einen großen Teil des internationalen Verbrechertums. So betrug 1932 der Anteil der Juden, die nur 1 % der Weltbevölkerung ausmachen, am gesamten Rauschgifthandel der Welt 34 %, an Kassendiebstählen 47 %, an Falsch- und Glücksspielvergehen 47 %, an internationalen Diebesbanden 82 %, am Mädchenhandel 98 %. Die Fachausdrücke des internationalen Gauner- und Verbrecherjargons stammen nicht ohne Grund aus dem Hebräischen und Jiddischen. Diese Physiognomien widerlegen schlagend die liberalistische Theorie von der Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt. Freilich wandeln sie ihr Äußeres, wenn sie von der polnischen Niststätte in die reiche Welt hinausgelangen. Peies und Bart, Kappe und Kaftan kennzeichnen den Ostjuden für jedermann. Legt er sie ab, so erkennen nur schärfer blickende Menschen seine rassische Herkunft. Es ist ein wesentliches
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81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, 29. September 1940
Charaktermerkmal des Juden, dass er immer bestrebt ist, seine Abstammung zu verbergen, wenn er sich unter Nichtjuden bewegt. Eine ganze Gruppe von polnischen Juden, eben noch Kaftanträger, und nun in westeuropäischer Kleidung, bereit, sich in die westliche Zivilisation einzuschleichen. Natürlich wissen sich diese Ghettojuden zunächst noch nicht richtig in den sauberen europäischen Anzügen zu bewegen. Etwas besser können es diese Berliner Juden. Ihre Väter und Großväter haben zwar auch noch im Ghetto gelebt, aber davon merkt man nun äußerlich nichts mehr. Hier in der zweiten und dritten Generation hat die Assimilation ihren Höhepunkt erreicht, m allen Äußerlichkeiten versuchen sie, es dem Gastvolk gleichzutun. Und instinktlose Völker lassen sich von dieser Mimikry täuschen und betrachten sie tatsächlich als ihresgleichen. Darin liegt die ungeheure Gefahr! Denn auch diese assimilierten Juden bleiben immer Fremdkörper im Organismus ihres Gastvolkes, so sehr sie ihm äußerlich ähnlich sehen mögen.
81.
Zeitungsartikel Schmitts
Wandel der Raumvorstellungen, abgegrenzt von Schlaf- und Speisewagenphilosophie Coudenhove-Kalergis: 1914 – Ende einer Epoche wie seinerzeit das Ende des Mittelalters; Großbritannien und die USA als weltökonomische Universalisten und Sieger von Versailles agieren mit blindem Herrschaftstrieb sowie Raum- und Planfremdheit; ihr Versagen und nunmehrige Machtlosigkeit; Deutschland hingegen schafft mit Raumrevolution und totalem Raumordnungskrieg einen Raumordnungsfrieden in Europa mit neuem Völkerrecht – völkischer Freiheit mit weitgehender Selbständigkeit und Dezentralisierung; gleichzeitig Beseitigung der Gefahr eines künftigen totalen Krieges. 81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, 29. September 1940
Schmitt: Die Raumrevolution, in: Das Reich.
29. September 1940 Es sind im Lauf der Geschichte viele Arten von Kriegen unterschieden worden, um Sinn und Ziel des bewaffneten Ringens zu kennzeichnen: Einigungs- und Sezessionskriege, Erbfolge-, Verfassungs-, Kabinetts- und zahlreiche andere Kriege. Der gegenwärtige Krieg lässt sich in keine solche herkömmliche Einteilung einfügen, mögen auch selbstverständlich in mancher Hinsicht Ähnlichkeiten und Parallelen mit früheren Kämpfen aufweisbar sein. Das spezifisch Neue, das unvergleichbar Aktuelle des heutigen Krieges liegt darin, dass für und gegen eine neue Raumordnung gekämpft wird. Der Wandel der Raumvorstellungen, der heute auf der ganzen Erde und bei allen Völkern vor sich geht, ist tief und in seinen Wirkungen unabsehbar. Jeder weiß, dass infolge der neuen technischen Verkehrs- und Kommunikationsmittel unsere räumlichen Maße und Maßstäbe sich schnell verändert haben, dass „die Erde kleiner“ geworden ist. Doch bleiben die Folgerungen aus solchen Einsichten meistens leider auf dem Niveau der Eindrücke von
81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, 29. September 1940
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Expresszugreisenden, Flugzeugpassagieren und Kraftwagenfahrern, denen zum Bewusstsein kommt, dass man heutzutage schneller von einem Ort zum anderen kommt als etwa zur Zeit Karls des Großen. Auf dem gleichen Niveau bewegten sich diese Theorien und Programme von der Art „Paneuropas“ des Grafen Coudenhove und der Genfer Völkerbundspazifisten, denen die Erde schon fast als ein einziges kosmopolitisches Hotel erschien. Diese Schlaf- und Speisewagenphilosophie meine ich hier nicht. Der gegenwärtige Wandel unserer erdräumlichen Vorstellungen geht unendlich tiefer. Er lässt sich in seiner umwälzenden und umordnenden Wirkung höchstens mit einem einzigen Vorgang der uns bekannten Geschichte vergleichen, nämlich mit der Änderung des Weltbildes, die vor vier Jahrhunderten eintrat, als nach der Entdeckung Amerikas und anderen Entdeckungen und Erfi ndungen das mittelalterliche Weltbild versank und das europäische Staatensystem der Zeit von 1648 –1914 sich bildete. Ja, die raumrevolutionäre Kraft der neuen technischen Entwicklung wird unser bisheriges erdräumliches Bild noch mehr als damals verändern. Es ist eine echte Raumrevolution im Gange. Sie wirkt sich sowohl in den Ausmaßen des heutigen weltpolitischen Geschehens wie in der Totalität des modernen Krieges aus. Als ihre unvermeidliche Folgerung ist heute bereits der kontinentale Großraum in seinen Umrissen erkennbar. Der Sinn des Krieges: Frieden Der Sinn jedes nicht sinnlosen Krieges liegt in dem Frieden, der den Krieg beendet. Das Wesen des Friedens besteht aber nicht nur darin, dass nun die Kanonen aufhören zu schießen, die Flieger keine Bomben mehr werfen und die Diplomaten auf Friedensbanketten die Art von Reden halten, die wir von Genf her kennen. Dann wäre der Frieden ein bloßer Nicht-Krieg, und was es damit auf sich hat, wissen wir aus der Erfahrung, die wir mit dem Instrument von Versailles und dem daraufhin eintretenden zwanzigjährigen Zwischenzustand zwischen Krieg und Frieden gemacht haben. Nicht auf irgendeinen beliebigen Friedensschluss kommt es an, sondern auf die Begründung einer neuen Ordnung, die in der gegenwärtigen geschichtlichen Entwicklung an der Zeit ist. Es dient der Sache des Friedens in keiner Weise, wenn ein liberaler Autor wie Guglielmo Ferrero in einem kürzlich erschienenen Buch mit dem Titel „Reconstruction“, plötzlich den vorbildlichen Wert des Wiener Kongresses entdeckt und den Vorschlag macht, das Friedenswerk von 1814 / 15 heute zu wiederholen. Der gegenwärtige Krieg ist in allem, in seinem Raumund seinem Zeitmaß, in seiner Totalität und seinen plötzlichen Wendungen, neu und unvergleichbar. Er lässt sich nicht als eine Wiederholung früherer bewaffneter Aktionen verstehen. Ebenso wenig kann der Friede, der ihn beendet, das Nachbild eines früheren Friedens sein. In der großen Geschichte der Menschheit ist jeder wahre Friede nur einmal war. Der Friede, der einen Raumordnungskrieg wirklich beendet, kann nur ein Raumordnungsfrieden sein.
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81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, 29. September 1940
Was „total“ bedeutet Die Völker der Erde haben inzwischen erfahren, dass das Wort von der Totalität des Krieges keine leere Redensart war. Ein Krieg zwischen hochindustrialisierten modernen Völkern, der zum Existenzkampf wird – andere Kriege sind keine echten Kriege mehr – ist im furchtbarsten Sinne des Wortes total, gleichgültig, ob er von Anfang an total geführt wird oder sich auf dem Wege gegenseitiger Aktionen allmählich in die Totalität hineinsteigert. Was man im europäischen Völkerrecht von 1648 –1914 unter Frieden und Völkerrecht verstand, rechnete zwar auch mit dem Krieg, aber nicht mit dem totalen Krieg des hochindustriellen Zeitalters. Der frühere Krieg konnte gelegentlich sehr blutig sein, aber er war als ein grundsätzlich partieller und dosierter Krieg kein Existenzkampf auf Leben und Tod, und nicht nur ein bloßer Kombattantenkrieg, sondern auch ein Krieg, dessen Besiegter im Funktionieren des europäischen Gleichgewichts einen sehr wirksamen Schutz fand. Das zweimal – 1814 / 15 und 1870 / 71– völlig besiegte Frankreich blieb auch nach seiner Niederlage als europäische Großmacht bestehen und vollberechtigtes Mitglied des Konzertes der europäischen Großmächte. Der Zwischenzustand zwischen solchen nicht-totalen Kriegen konnte mit einigem Recht als Frieden bezeichnet werden; die Aufgabe des Friedensschlusses enthielt keine sozialen und wirtschafts-strukturellen Probleme. Die Tatsache des totalen Krieges dagegen vertieft das Problem des Friedens in gleichem Maße, wie sie die Intensität des Krieges steigert. Jetzt muss der Friede wenigstens für den Großraum, den er neu ordnet, die Gefahr des totalen Krieges von Grund aus beseitigen. Solange eine solche Gefahr besteht, kann nicht von wirklichem Frieden gesprochen werden. Im Schatten des drohenden totalen Krieges gibt es nur den quälenden Zwischenzustand zwischen Krieg und Frieden, den wir seit Versailles kennen. Universal oder regional? Warum war Versailles kein Friede? Weil die Sieger ihre Aufgabe, die Aufgabe einer europäischen Großraumordnung, die mit dem damals eingetretenen Ansatz des totalen Krieges bereits unweigerlich gegeben war, überhaupt nicht begriffen haben. Ihre Raumvorstellungen bewegten sich zwischen einem angelsächsisch-universalistischen Weltmarkt, der jeden konkreten Raumgedanken aufhob, und einem kleinräumig zerteilten, balkanisierten Kontinental-Europa. Sie empfanden jeden Vorstoß zu einer europäischen Großraumordnung als eine „Europäisierungskrise“ des Genfer Völkerbundes. Sie organisierten Regionalpakte von wahrhaft kümmerlicher Enge und brachten den bescheidenen Versuch einer deutsch-österreichischen Zollunion in panischer Angst zu Fall. Zwanzig Jahre gab ihnen die Geschichte Zeit. Sie haben in der Raum- und Planfremdheit ihres alten weltökonomischen Universalismus nichts davon bemerkt. Heute ist ihre Frist unwiederbringlich abgelaufen. Der einzige Wert des unheilvollen Versailler Experiments besteht
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in einer negativen Erkenntnis: dass es keinen europäischen Frieden ohne europäische Raumordnung geben kann. Nur ein den räumlichen Dimensionen und der Wirtschaftsstruktur der Zeit entsprechender Großraum ist heute der Friede. Es wäre freilich ein subalterner und politisch schnell erledigter Irrtum, diese Großraumordnung nur als eine räumliche Ausdehnung bisheriger kleinräumiger Einrichtungen, Organisationen und Gesinnungen aufzufassen. Der tiefe Wandel unserer erdräumlichen Vorstellungen und Begriffe hat nicht den Sinn, dem alten kontinentalstaatlichen Zentralismus neue Gebiete zuzuführen und einige harte, nach innen zentralisierte, nach außen hermetisch abgeschlossene Riesenblöcke zu bilden. Wenn es so wäre, dann träfe allerdings zu, was gegen den Großraum gesagt worden ist, dass er nämlich nicht mehr sei als ein vergrößerter Kleinraum. In Wirklichkeit kann der Großraum nur ein Bereich völkischer Freiheit und weitgehender Selbständigkeit und Dezentralisierung sein. Nur dann ist er der Friede. Der große weltpolitische Gegenspieler des Großraums ist nicht etwa der geschichtlich längst überholte Kleinraum, sondern der Herrschaftsanspruch einer raumaufhebenden, universalistischen Weltmacht. Der letzte große Träger eines solchen universalistischen Herrschaftsanspruches war das britische Weltreich. Es hat im Bündnis mit der Kleinräumigkeit vieler Klein- und Mittelstaaten die ganze Erde in einen Schauplatz seiner raumfremden Interventionen verwandelt. Sein Universalismus machte, um den Ausspruch eines irischen Autors zu verwenden, die kleinen Völker wirklich zu „Hühnern in der Küche des kosmopolitischen Restaurants“. Dieser britische Weltherrschaftsanspruch ist aber heute erschüttert. Ist demnach die Bahn frei für eine vernünftige Großraumeinteilung der Erde und daher auch für einen Raumordnungsfrieden, der dem gegenwärtigen Krieg ein sinnvolles Ende macht? Hier erhebt sich die Frage, welche Front die andere angelsächsische Macht, die Vereinigten Staaten von Amerika, beziehen werden, ob sie sich zu dem ursprünglichen und unverfälschten kontinentalen Großraumgedanken der Monroe-Doktrin entschließen, oder ob sie eine Verbindung oder gar Fusion mit dem Reichtum und der Tradition des britischen Universalismus eingehen wollen. Der moderne Exodus Wir erleben gegenwärtig das Schauspiel eines britischen Auszugs aus Europa, eines phantastischen Exodus moderner Art. Als Aeneas das brennende Troja verließ, nahm er, wie man im zweiten und dritten Buch von Virgils großem Epos nachlesen kann, die Hausgötter und die heiligen Bilder auf seinem Rücken mit. Der moderne Exodus sieht etwas anders aus. Heute werden Goldvorräte, Juwelen, Kunstschätze und, in der Form von Aktienpaketen, finanzielle und kommerzielle Rechtstitel von Europa nach dem amerikanischen Kontinent gebracht. Ganze Regierungen, ganze ehemals führende, jetzt
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81. Zeitungsartikel Schmitts, Die Raumrevolution, 29. September 1940
besiegte Schichten wandern aus und versuchen, Rechtstitel einer europäischen staats- und völkerrechtlichen Legalität und Legitimität mit sich zu nehmen und nach Amerika zu übertragen. Diese neue Art eines Exodus legt den Gedanken einer Nachfolge und Succession einer „translatio Imperii Britannici“ nahe. Auch dieser erstaunliche Vorgang steht, weltpolitisch gesehen, in der alles beherrschenden Gruppierung: Großraum gegen Universalismus.74 74 Die Publikation Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung, bezeugt, dass der Autor bereits in einem Vortrag in der Kieler Universität am 1. 4. 1939 an den Reichsgedanken anknüpfende Großraumideen vertrat und Grundzüge eines entsprechenden, auf das „Großdeutsche Reich“ zugeschnittenen Völkerrechts entwarf: „Die Maße und Maßstäbe unserer Raumvorstellungen haben sich in der Tat wesentlich geändert. Das ist auch für die völkerrechtliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Das europäische Völkerrecht des 19. Jahrhunderts, mit seiner schwachen Mitte Europas und den westlichen Weltmächten im Hintergrunde, erscheint uns heute als eine von Riesen überschattete Kleinwelt. Dieser Horizont ist für ein modern gedachtes Völkerrecht nicht mehr möglich. Wir denken heute planetarisch und in Großräumen. Wir erkennen die Unabwendbarkeit kommender Raumplanungen […]. In dieser Lage besteht die Aufgabe der deutschen Völkerrechtswissenschaft darin, zwischen einer nur konservativen Beibehaltung des bisherigen zwischenstaatlichen Denkens und einem von den westlichen Demokratien her betriebenen, unstaatlichen und unvölkischen Übergreifen in ein universalistisches Weltrecht, den Begriff einer konkreten Großraumordnung zu fi nden, der beidem entgeht und sowohl den räumlichen Maßen unseres heutigen Erdbildes wie unseren neuen Begriffen von Staat und Volk gerecht wird. Das kann für uns nur der völkerrechtliche Begriff des Reiches sein als einer von bestimmten weltanschaulichen Ideen und Prinzipien beherrschten Großraumordnung, die Interventionen raumfremder Mächte ausschließt und deren Garant und Hüter ein Volk ist, das sich dieser Aufgabe gewachsen zeigt. […] Der neue Ordnungsbegriff eines neuen Völkerrechts ist unser Begriff des Reiches, der von einer von einem Volk getragenen, volkhaften Großraumordnung ausgeht. In ihm haben wir den Kern einer neuen völkerrechtlichen Denkweise, die vom Volksbegriff ausgeht und die im Staatsbegriff enthaltenen Ordnungselemente durchaus bestehen lässt, die aber zugleich den heutigen Raumvorstellungen und den wirklichen politischen Lebenskräften gerecht zu werden vermag; die „planetarisch“, das heißt erdraumhaft sein kann, ohne die Völker und die Staaten zu vernichten und ohne, wie das imperialistische Völkerrecht der westlichen Demokratien, aus der unvermeidlichen Überwindung des alten Staatsbegriffs in ein universalistisch-imperialistisches Weltrecht zu steuern. Der Gedanke eines zu den Trägern und Gestaltern eines neuen Völkerrechts gehörenden Deutschen Reiches wäre früher ein utopischer Traum und das auf ihm aufgebaute Völkerrecht nur ein leeres Wunschrecht gewesen. Heute aber ist ein machtvolles Deutsches Reich entstanden. Aus einer schwachen und ohnmächtigen ist eine starke und unangreifbare Mitte Europas geworden, die imstande ist, ihrer großen politischen Idee, der Achtung jedes Volkes als einer durch Art und Ursprung, Blut und Boden bestimmten Lebenswirklichkeit, eine Ausstrahlung in den mittel- und osteuropäischen Raum hinein zu verschaffen und Einmischungen raumfremder und un-
82. Tischgespräch Hitlers, 18. Januar 1941
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Für jeden, der die Grundtatsache des weltpolitischen Geschehens der Gegenwart, den tiefen Wandel des erdräumlichen Bildes, richtig erkannt hat, ist eines sicher: weder der britische Auszug aus Europa, noch ein etwaiger Wille Amerikas zur Fusion mit dem Rest des britischen Weltreiches halten die europäische Raumordnung auf. Was immer die Routine herrschaftsgewohnter Schichten an Kombinationen und Transaktionen erfinden mag, ihr im Grunde blinder Herrschaftserhaltungstrieb vermag die große Gesamtlinie der erdräumlichen Entwicklung nicht abzubiegen. Alle tragen schließlich nur dazu bei, dass die Idee der europäischen Raumordnung sich noch klarer ausprägt und der weltgeschichtliche Sinn dieses Krieges als eines Raumordnungskrieges umso sicherer zutage tritt.
82.
Tischgespräch Hitlers
Kirchenfeindschaft; Kennzeichnung eines Endes der Kirchen.
82. Tischgespräch Hitlers, 18. Januar 1941
Picker, Hitlers Tischgespräche, S. 37– 40.
18. Januar 1941 Der Krieg wird ein Ende nehmen. Die letzte große Aufgabe unserer Zeit ist dann darin zu sehen, das Kirchenproblem noch zu klären. Erst dann wird die deutsche Nation ganz gesichert sein. Ich kümmere mich nicht um Glaubenssätze, aber ich dulde auch nicht, dass ein Pfaffe sich um irdische Sachen kümmert. Die organisierte Lüge muss derart gebrochen werden, dass der Staat absoluter Herr ist. In der Jugend stand ich auf dem Standpunkt: Dynamit. Erst später sah ich ein, dass man das nicht übers Knie brechen kann. Es muss abfaulen wie ein brandiges Glied. So weit müsste man es bringen, dass auf der Kanzel nur lauter Deppen stehen und vor ihnen nur alte Weiblein sitzen. Die gesunde Jugend ist bei uns. […] Erst im 6., 7. und 8. Jahrhundert ist unseren Völkern durch die Fürsten, die es mit den Pfaffen hielten, das Christentum aufgezwungen worden. Vorher haben sie ohne diese Religion gelebt. Ich habe sechs SS-Divisionen, die vollständig kirchenlos sind und doch mit der größten Seelenruhe sterben. Christus war ein Arier. Aber Paulus hat seine Lehre benutzt, die Unterwelt zu mobilisieren und einen Vor-Bolschewismus zu organisieren.. Mit dessen Einbruch geht die schöne Klarheit der antiken Welt verloren. Was ist das für ein Gott, der nur Wohlgefallen hat, wenn die Menschen sich vor ihm kasteien? […] völkischer Mächte zurückzuweisen. Die Tat des Führers hat dem Gedanken unseres Reiches politische Wirklichkeit, geschichtliche Wahrheit und eine große völkerrechtliche Zukunft verliehen. (S. 85 – 88)
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83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941
Der Mohammedanismus könnte mich noch für den Himmel begeistern. Aber wenn ich mir den faden christlichen Himmel vorstelle! Da hat man einen Richard Wagner auf der Erde gehabt, und drüben hört man nichts als Halleluja und Palmwedeln, Kinder im Säuglingsalter und alte Menschen! Ein Insulaner verehrt wenigstens noch Naturkräfte. Das Christentum lehrt „die Verwandlung“, das ist das Tollste, was je ein Menschengehirn in seinem Wahn hervorgebracht hat, eine Verhöhnung von allem Göttlichen. Ein Neger mit seinem Fetisch ist ja einem, der an das Wunder der Verwandlung glaubt, turmhoch überlegen. Manchmal verliert man die ganze Achtung vor der Menschheit. Nicht vor der Masse: die hat nie etwas anderes gelernt. Aber dass Parteiminister und Generale überzeugt sind, dass wir ohne den Segen der Kirche nicht siegen können! […] Ich strebe einen Zustand an, in dem jeder einzelne weiß: Er lebt und stirbt für die Erhaltung seiner Art! Die Aufgabe ist, den Menschen zu erziehen, dass er der größten Verehrung würdig ist, wenn er Besonderes tut zur Erhaltung des Lebens der Art. Es ist gut, dass ich die Pfaffen nicht hineingelassen habe in die Partei. Am 21. März 1933 – Potsdam – war die Frage: Kirche oder nicht Kirche? Ich hatte den Staat gegen den Fluch der beiden Konfessionen erobert. Wenn ich damals angefangen hätte, mich der Kirche zu bedienen – wir sind an die Gräber gegangen, während die Männer des Staates in der Kirche waren –, so würde ich heute das Schicksal des Duce teilen. Für sich ist er ein Freigeist. Aber er hat mit Konzessionen begonnen, während er sich besser wie ich mehr nach der revolutionären Seite gewandt hätte. Ich würde im Vatikan einmarschieren und die ganze Gesellschaft herausholen. Ich würde dann sagen: „Verzeihung, ich habe mich geirrt!“ – Aber sie wären weg!
83.
Aufsatz Flickenschilds
Gedanken eines Exponenten des „Ahnenerbes“: Bei Urinstinkten aus der Völkerwanderungszeit schaffen Auslese und Ausmerze den Kern des Urgermanentums; patriarchalischer Geschlechterverband der Sippen mit Ahnenkult und Zusammengehörigkeitsinstinkt; Sippen schaffen militante Gefolgschaften unter einem Führer; deren Ausrichtung auf Kameradschaft, Ehre und Treue; solche Gefolgschaften als rassischseelisches Urphänomen der Politik; Funktionieren bei auf Artgleichheit beruhender Unterordnung unter Führer als Träger göttlicher Macht, der von Glückskräften getragen wird; untergliedertes gemeingermanisches Reich; periodisch wiederkehrende Heilige Frühlinge, in denen Wandertrecks der Germanen für Expansion und Siedlung sorgen; Gefolgschaften im Feindesland mit minderrassiger Bevölkerung operieren als nordische Eroberer. 83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941
Germanien 1941, S. 41– 44.
83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941
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Februar 1941 Der Ursprung des Politischen in der germanisch-deutschen Frühzeit Die gewaltigen Gletscher, die sich von dem eisbedeckten Skandinavien herunter bis tief in den Süden Ureuropas erstreckten, sind längst abgeschmolzen, im nördlichen Mitteleuropa ist Steppe, dann Laubwald aufgewachsen. Die Länder um das Ostseebecken sind aufgetaucht und haben ihre endgültige Gestalt gewonnen. Da kommen Kolonistenscharen und besetzen die noch menschenleeren Räume. Urmythen raunen von Zusammenstößen zwischen Riesen und Götter-Helden,75 die ihre Kraft erproben, bis sie sich einander angleichen und neben- und miteinander leben. Aus in Horden schweifenden Sammlern und Jägern werden Fischer und Hackbauern, aus Kult und Mythus erwächst ihre Pflugkultur. In den Tiefenschichten der Seele bewahren sie Urinstinkte aus einer fernen Vergangenheit von Wanderungen entlang den Urstromländern der norddeutschen Tiefebene und dem zurückweichenden Gletschermassiv, Züge eines mythisch-magischen Weltbildes. Die mythologische Nordlandschaft als geschlossener Lebensraum, die harten Lebensbedingungen der nacheiszeitlichen Epoche, ein Zusammenwachsen der Kolonistenscharen ungestört von Fremdvölkern, durch riesige Urwälder gen Süden hin abgeriegelt, schaffen in langen Zeiträumen durch Auslese und Ausmerze die nordische und fälische Rasse als den Kern des Urgermanentums. […] Die Ursitze der Germanen weisen auf die das westliche Ostseebecken einrahmenden Landschaften. […] Ihre Lebensweise ist urbäuerlich-kriegerisch, ihre Gliederung einfach und wenig geschichtet. […] Die Sippe ist der Blutsverband der Ahnen und Enkel, Kette der Verstorbenen und Lebenden. Ihrem Aufbau als Geschlechterverband gemäß ist sie auf den Ältesten des Geschlechts ausgerichtet. Wie sie sich schließt um Tischund Kultgemeinschaft, formt sie die Seiten des Lebens, in denen die Familien- und Ahnenpietät wurzelt […]. Der Ahnenkult wird zum Mittelpunkt des Sippenlebens und züchtet einen blutgebundenen Zusammengehörigkeitsinstinkt. […] Verlust der Sippe ist Friedlosigkeit, Verlust von Glaube und Heimat, zuletzt des Lebens. Wohl kennt die Sippe soziale Stufungen und solche im Maße der Freiheit und Bindung, aber sie führt nicht zu Formen der Herrschaft, verbleibt vielmehr in patriarchalischer Fürsorge. […] Die Quellschicht, aus der der Bereich des Politischen entsteht, liegt nicht in der Sippe, sondern in der germanischen Gefolgschaft. […] Die Gefolgschaft löst Mannen aus dem Sippengefüge und dem dörflichen Lebensraum und gliedert sie in sich ein. Sie ist nicht wie die Sippe nach dem Vater-Kind-Verhältnis patriarchalisch gegliedert, sondern ihr Urbild ist das der Brüderschaft und Kameradschaft, und sie stellt eine religiös gegründete, 75
Bis in die Schulbücher hinein wurden zeitgenössisch Götter- und Heldensagen verbreitet, der Odins- oder Wotanskult wurde propagiert.
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83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941
der Sippe nachgebildete Verwandtschaft unter ihren Mannen her. Ist man in die Sippe geboren, so ist man zur Gefolgschaft erkoren. Sie ist ganz auf Selbstbehauptung gestellt und schart sich um den erkorenen Führer. Bestimmte Menschen nur folgen ihrem Ruf. Es sind die Wagenden, die Umstellungsfähigen, Beweglichen, die kämpferischen Jungmannen, die die Gefolgschaft an sich zieht. Sie folgen in freier Hingabe dem artgleichen Führer, der die geforderten Eigenschaften am reinsten in sich verkörpert und der eine rassisch und willensmäßig überlegene Individualität darstellt. […] Ist der Gesichtskreis der Sippe kleinräumig auf Dorf und Gau beschränkt, so sucht die Gefolgschaft die unbekannte, lockende Ferne, das Neuland an den Grenzmarken. […] Die Gefolgschaft züchtet eine Gesinnung der Kameradschaft auf, deren charakterliche Grundwerte die Ehre und Treue des waffentragenden freien Mannes sind. […] Sieht die Sippe das Leben mehr von der bäuerlich-patriarchalischen Seite, so gehört der Gefolgschaft die kriegerisch-heldische Wirklichkeit an. Wo sie neben- und miteinander leben, können sie sich überschneiden und durchkreuzen und zwischen beide spannt sich die Weite der germanischen Individualität, der Widerstreit zwischen Freiheit und Bindung, Ausgreifen und Beharren, Kriegertum und Bauerntum, Fernweh und Heimweh, der Konflikt zwischen Eidestreue und Blutstreue. Die Gefolgschaft aber ist die bündische Lebensform, in der die germanische Freiheit als rassisch-seelisches Urphänomen und spezifisch politischer Grundwert ihren Ursprung hat. Gefolgschaft leisten ist dem Gefolgsmann keine knechtische Unterwerfung unter fremdbestimmten Willen, sondern stolze Hingabe des selbstbewussten Mannes an den großen, als Vorbild erkorenen und von besonderen Glückskräften erfüllten „charismatischen“ Führer und seine Aufgabe. Der Gefolgsmann befielt sich selber, indem er sich in innerer Freiheit dem geborenen Träger göttlicher Macht schenkt und dienend unterordnet. In einer auf Kampf und Wagnis gestellten elementaren Schicksalsgemeinschaft bis in den Tod erwächst diesen Schwurbünden die Macht, über dem aus Familie und Sippe organisch erwachsenden Volk seinen Staat als Willens- und Machtgebilde aus freier Tat freier Männer zu formen. In der seinem Führer geschenkten unverbrüchlichen Treue liegt die innere Freiheit, wie sie in den Wäldern Urgermaniens erwächst und von hier aus durch die Jahrtausende bewahrt und in der Kette der Geschlechter weitergereicht wird. Um diese schöpferische, gemeinschaftsgebundene Freiheit kreist im Werden des germanisch-deutschen Volkes sein arteigener Bereich des Politischen. Er stellt sich dar als beständiges kämpferisches Ringen um die Verwirklichung seiner artgebundenen Freiheit […]. Über ihr (der Sippe, G. W.) baut sich in räumlicher Ausdehnung auf der Gau als wehrmäßige Zusammenfassung von Sippen unter dem Gauführer, der Stamm als die Zusammenfassung benachbarter Gaue, Stammesbünde als solche benachbarter Stämme durch einen führenden Stamm und aus diesen Stammesbünden das gemeingermanische Reich, das alle diese Gliederungen
83. Aufsatz Flickenschilds, Germanien, Februar 1941
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organisch in sich begreift. Von seinem nordischen Kernraum, dem geschlossenen Volkstum zwischen Nord- und Ostsee, hat es schon in der Steinzeit seinen Siedlungsraum erweitert […]. Die gespannte und geballte Kraft des Bauernkriegerlebens, die Energie und Dynamik wagender Jungmannen als Gefolgschaften um den erkorenen Herzog macht sich in den kolonisierenden Wanderzügen Luft und treibt sie nach Zeiträumen vorübergehender Ruhe immer aufs neue aus dem Quellraum der Ursitze. Hinter diesem Heiligen Frühling des Bauerntrecks steht nicht nur das wirtschaftliche Motiv der Gewinnung von Siedlungsneuland, das auch durch Waldrodung zu haben gewesen wäre, ebenso sehr sind sie Ausdruck der Spannungsweite rassischen Blutserbes, das in seinem unbändigen Freiheitsgefühl in den gewachsenen Ordnungen die einengenden Bindungen seelisch spürt, um in den auf Kampf und Abenteuer gestellten Wandertrecks das Leben auf die eigene Macht und Selbstbehauptung zu stellen und den Freiheitswillen darin zu bewähren. […] Während der Kern in den Ursitzen verbleibt, stößt wachsendes Volk ohne Raum, seelisch wie wirtschaftlich, immer wieder seinen Nachwuchs aus, der sich schichtweise von der Urheimat ablöst und in Ausgriffen eine Welle nach der anderen über die Länder verströmt. Sie bewirken eine Vernordung Ureuropas und weiter Räume darüber hinaus […]. Soweit aber die Bindung an germanisches Volkstum reicht, wie es sich darstellt in nordisch bestimmter Rasse, gleicher Sprache, Religion und Brauchtum, soweit erstreckt sich auch das gemeingermanische Reich. In seinen Grenzen verschmelzen die Gegensätze früherer Kulturen in einer einheitlichen Ackerbaukultur […]. Die Gefolgschaften sind das Kernaufgebot der kampferprobten Männer und ständig unter den Waffen. Der Herzog zieht an ihrer Spitze in den Krieg. Auf dem Volksboden stehen sie noch in den patriarchalisch-sippenmäßig gewachsenen Volksordnungen, dagegen im besiedelten Feindesland setzen sie sich als nordische Eroberer über die minderrassige Bevölkerung und entwickeln hier in den frühen Staatsgründungen ihre kulturschöpferischen Fähigkeiten. Kriege sind vielfach nur Grenzkämpfe, die das Aufgebot der Mannen im Innern des Reiches unberührt lassen. Droht aber Gefahr dem Ganzen, so treibt diese den willensüberlegenen Führer hervor, der als Kriegsherzog mit starker Hand die Stämme eint, die Zwietracht der Gauund Stammesherzöge bändigt; […] Hier sind nicht mehr Volk und Reich nur mythische Einheit, hier will aus der fordernden Wirklichkeit des Kampfes heraus […] Volk Wirklichkeit werden.
330 84.
84. Rede Tschammer und Ostens, Prag, März 1941 Rede Tschammer und Ostens
Der Reichssportführer entwickelt am Tag der deutschen Leibesübungen Überlegungen zum Sport sowie zur Wehrtüchtigkeit, zu Frieden und Krieg.
84. Rede Tschammer und Ostens, Prag, März 1941
Reichssportführer in Prag, S. 1.
Prag, März 1941 In jener uns der Erinnerung unverlierbar geschenkten Stunde76 konnte ich meine Kameraden daran erinnern, dass unsere Arbeit wahrlich nicht einer bösartigen Vorbereitung auf einen Raubkrieg gedient hat. Die Menschen aus Fleisch und Blut, die Söhne deutsche Väter und Mütter haben wir nicht durch Leibesübungen stark und schön und froh zu machen versucht, um sie um imperialistischer Ziele willen auf den Schlachtfeldern der Welt verbluten zu lassen. Im Angesicht der freien Sonne, vor Gott und unserem Gewissen können wir bekennen, dass wir, getreu der Weisung unseres Führers, im deutschen Sport die Anreicherung des Volkes mit friedlicher Schaffenskraft betrieben haben, dass wir in einer glücklichen revolutionären Entwicklung die Zukunft Europas glaubten sichern zu können, dass wir über die Grenzen des Deutschen Reiches gegangen sind, bei unseren Nachbarn echte Freunde und echte Freundschaft zu suchen, und dass wir das alles getan haben mit reinem Herzen und reinen Gedanken. Allein, wie überall, so kann man auch die Verblendung der plutokratischen Welt auf dem Gebiete des Sports nachzeichnen. […] Diese alte Welt hat wohl offenbar gar nicht begriffen, dass wir Deutschen auf den Traditionen eines Friedrich Ludwig Jahn aufbauen, dass der Nationalsozialismus alle Quellen völkischer Leibeserziehung wieder aufgegriffen hat, an denen das Leben des deutschen Volkes seit Jahrtausenden so reich ist. Sie sahen nur die deutschen Erfolge bei den Olympischen Spielen, sie sahen nur die Resultate unzähliger Länderkämpfe und glaubten, diese Erfolge und Resultate seien erzielt mit rein materialistischen Mitteln, also mit den Mitteln, die Lebensinhalt dieser alten Welt sind. Sie sahen nicht den ungeheuren Schwung und Idealismus eines erwachten Volkes dahinter, und so legten sie sich auf dem Gedanken schlafen, dass es bei uns im Sport ja offenbar genau so sei wie bei ihnen zu Hause. Und auch hier wieder hörten sie nicht auf die vernünftige Stimme derjenigen unter ihren Landsleuten, die Deutschland wirklich kennenlernten, sondern auf die Emigranten und das ganze Geschmeiß, was nach 1933 mit Recht Deutschland verlassen musste, weil es auch nicht ein Stück vom wirklichen Deutschland war. Diese Emigranten hatten freilich in der Zeit, als sie das deutsche Volk noch zu vergiften in der Lage waren, selbst jenes wahnwitzige Wort geprägt, dass ein Rekordlauf wichtiger sei als der Sturmlauf der deutschen Regimenter auf Langemarck. Diesen Geist vermuteten die Plutokraten dies- und jenseits des Kanals 76
Gau-, Turn- und -Sportfest in Ludwigsburg vom Herbst 1939.
85. Brief Riemers, Passau, 9. April 1941
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noch im deutschen Sport, als sie seine Erfolge mechanisch zusammenrechneten. Aber wie haben sie uns hier verkannt! Alles, was wir getan haben in den deutschen Leibesübungen, war für den friedlichen Einsatz bestimmt. Aber der Lorbeer des Heldentums und das heilige Wissen um das Mannesopfer für Volk und Vaterland werden stets die Krönung nationalsozialistischer Leibeserziehung sein und bleiben. Um alle Rekorde der Welt werden wir niemals auch nur den Schatten des Gedankens jenes symbolischen Sturmlaufs der deutschen Freiwilligen hingeben. Es ist im Gegenteil für jede Leibeserziehung des deutschen Menschen Krönung und letzte Vollendung. Deswegen dürfen wir Leibestüchtigen auch heute mitten im Kriege vor das deutsche Volk hintreten und schlicht und selbstverständlich feststellen, dass wir in unsere Männer und Jünglinge den brennenden Ehrgeiz gelegt haben, zu Deutschlands besten Soldaten zu zählen, eine Feststellung, die weitab jeder Ruhmredigkeit ist und nichts beinhaltet als eine einfache Selbstverständlichkeit: denn männliche Leibeserziehung ohne jene letzte Zielsetzung der Vorbereitung zur Wehrtüchtigkeit hat ihren Sinn verloren.
85.
Brief Riemers
Ausführungen des Generalvikars an Kardinal Faulhaber: Hinweis auf einen wüsten und brutalen Kulturkampf mitten im Krieg bei Ankündigung der Vernichtung der katholischen Kirche; es bestehe die Gefahr, dass die im Kern intakten christlichen Konfessionen – obwohl vom Staat „gebraucht“ und obwohl eine Mehrheit im deutschen Volkes darstellend – ohne Gegenwehr wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden; Leitgedanke: alles aufbieten, um Katastrophe größten Ausmaßes abzuwenden. 85. Brief Riemers, Passau, 9. April 1941
Volk, Faulhaber, S. 735 f.
Passau, 9. April 1941 Vor allem darf ich aus ganzem Herzen allerbeste Osterwünsche aussprechen […]. 1) Ich meine, es wäre an der Zeit, dass wir uns der Klöster und der so armen, bedrängten Ordensleute auch vor der Öffentlichkeit annehmen. Vielleicht würde ein kurzes, rein positiv gehaltenes Hirtenwort über die unersetzliche Bedeutung der Klöster und eine bischöfl iche Anordnung, dass für die Klöster und Ordensleute öffentlich gebetet werden solle, seine Wirkung nicht verfehlen. Auch eine kurze, aber inhaltsreiche Statistik über die Leistungen der Klöster auf den verschiedensten Gebieten dürfte immer wieder an die Gläubigen herangebracht werden. Ich meine auch, dass der Gesamtepiskopat mit der allergrößten Eindringlichkeit und mit unablässiger Zähigkeit bei der allerhöchsten Stelle des Reiches schützend und Recht heischend für die Klöster vorstellig werden soll. Vielleicht könnte die allerhöchste Stelle mit der Sache insbesondere unter
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85. Brief Riemers, Passau, 9. April 1941
dem Gesichtspunkt befasst werden, dass Tausende von Ordensangehörigen im weiten deutschen Reich beim Wehrdienst sind, dass alle Ordensangehörigen, auch die weiblichen, viele Angehörige bei der Wehrmacht haben, dass die Berichte von dem brutalen Vorgehen gegen die heimatlichen Klöster immer wieder in die Armee eindringen und dort die Opferfreudigkeit der von dem Unrecht mitbetroffenen Soldaten mehr und mehr lähmen müssen. Man kann auch daran denken, eine mit diesem Gesichtspunkt recht eindringlich begründete Vorstellung an die höchsten militärischen Stellen zu richten. Es muss ja auch in der Heimat die durch die Aufhebung der Klöster geschaffene große Verbitterung des Volkes ganz zersetzend auf die Stimmung, auf das Rechtsempfinden und auf das Vertrauen gegenüber der Staatsgewalt sich auswirken. Jeder besonnene vaterländisch gesinnte Mann wird zugeben müssen, dass es insbesondere im gegenwärtigen Zeitpunkt kein größeres Verbrechen gegen Volk und Vaterland geben kann, als durch einen derartig wüsten und brutalen Kulturkampf den größten Unfrieden unter das Volk zu tragen. 2) Könnte nicht auch das Schreiben77, welches der Bischof von Limburg unter dem 17. Dezember an den Reichskirchenminister gerichtet hat, betreffend die für das Kriegsende als bevorstehend angekündigte Vernichtung der katholischen Kirche, Anlass dazu geben, dass alle Oberhirten mit dem allergrößten Nachdruck von der allerobersten Stelle des Reiches eine klare Äußerung über diese Sache verlangen. Damit, dass man den Bischof von Limburg ohne Antwort lässt, kann doch wahrlich diese Angelegenheit nicht abgetan sein. Es steht offenbar im kirchlichen Leben einfach alles auf dem Spiel und darum muss auch alles aufgeboten werden, um die drohende Gefahr wenn möglich noch abzuwenden. Man kann es ja doch nicht glauben, dass alle maßgeblichen Berater in der Reichsregierung den hemmungslosen Kulturkampf mitten im Krieg als Ausfluss höchster Staatsweisheit auffassen. Selbstverständlich muss man sich auch noch mit den einigermaßen gläubigen Protestanten verbinden und alle Abwehrmaßnahmen mit ihnen gemeinsam treffen. Wenn der Vatikansender durch seine Berichte über die Kulturkampfmaßnahmen in Deutschland die Lage tatsächlich verschärft, so soll er mit diesen Berichten aufhören: denn es haben nur Taten einen Sinn, die uns nützen. Dafür sollte die Nuntiatur sich energischer einschalten. Wo es um alles geht, muss auch diese Stelle unter Hintansetzung sekundärer Rücksichten und Gepflogenheiten die ganze Kraft einsetzen. 3) Mir kommt es manchmal vor, als wenn die katholische Kirche in Deutschland einfach wie eine stumme Schafherde angstvoll und resigniert warten wollte, bis alle zur Schlachtbank geführt werden. Dabei stellen wir eine gewaltige Mehrheit in der Volksgemeinschaft dar, namentlich weil wir auch die Protestanten zu uns rechnen dürfen. Die Kirchenaustritte sind verhältnismäßig wenig. Das Christentum ist nach wie vor der weitaus stärkste 77
Siehe Faulhaber ebd., S. 734.
86. Zeitungsartikel Walter Franks, 20. April 1941
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ideelle Faktor im ganzen Volksleben und wird von den hasserfüllten Feinden selbst als die stärkste Macht empfunden. Das kann und muss besser ausgenutzt werden. Wenn die Kirche in Deutschland vernichtet würde, dann geschähe das natürlich nicht wegen der innerlichen Schwäche, sondern wegen der mangelnden Energie der äußeren Abwehr.
86.
Zeitungsartikel Walter Franks
Hitler mit Bismarck vergleichend urteilt der Historiker über Hitler: ein von unten kommender Gründer und Erbe des Reiches mit größerer Tiefenwirkung, mit dämonischem Willen und mit Glauben der Seele; heimlicher Führer schon 1923 / 32, dann Einiger von Volk und Führungsschicht; 1939 von greisenhaften Führern westlicher Demokratien zum Krieg gezwungen; nunmehr anstehende Schaffung einer neuen europäischen Ordnung auf den Schlachtfeldern des Friedens und des Krieges.
86. Zeitungsartikel Walter Franks, 20. April 1941
Frank, Adolf Hitler, Gründer des Reiches, in: Das Reich.
20. April 1941 Reiche entstehen zuerst in der Seele der Reichsgründer. Das gilt von den Reichen der geistigen wie von denen der politischen Schöpfer. In irgendeiner armseligen Kammer sitzt ein Mensch, der ein heimlicher König ist und den die Klugheit des Alltags als einen armen Narren belächelt; und er ersinnt eine Melodie, die aus ihm heraus über ihn hinauswächst, die die Menschen bezaubert, bezwingt, erobert, die zum „Reich“ wird und ihren sterblichen Schöpfer unsterblich überdauert. In den Konzertsälen sitzen dann die Menschen im Banne jener Melodien, lassen sich hinausheben über den Alltag, werden entrückt in das „Reich“ jenes Mächtigen – und ahnen zumeist nicht mehr, wie diese Macht langsam und schmerzlich wuchs aus einer Menschenseele, die vielleicht in der Not des Tages und sicherlich im Leid der Jahrtausende aufschrie und die diesen Schrei doch bannte in der überpersönlichen Gewalt ihres Werkes. Irgendwo in einer armseligen Kneipe spricht ein anderer Mensch78, ein heimlicher König auch er, von der Klugheit des Alltags aber belächelt als ein armer Narr; und er spricht von einem Reich der Politik, das zu gestalten sein innerer Ruf ist. Und er ringt zuerst mit sich selbst, ringt um die Gewissheit des eigenen Auftrages zum „Reich“. Und ringt dann mit den anderen. Zwingt sich Mann um Mann zur Gefolgschaft. Zwingt sich Fußbreit für Fußbreit an Boden. Einen langen, langen Weg, bis das heimliche Königtum ein sichtbares 78 Zuvor sprach der Präsident des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands von einem anonymen geistigen Schöpfer des deutschen Reiches, der Schöpfung und Verbreitung einer Reichsmelodie besorgte.
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86. Zeitungsartikel Walter Franks, 20. April 1941
Königtum wird, bis ihn ein ganzes Volk und zuletzt eine ganze Welt als das anerkennt, was er ist: als Gründer des Reichs. Und wenn ihm, dem Führer des Reichs, dann die Soldaten und die Beamten, die Presse und die Masse, sein Volk und andere Völker folgen, so vergisst der Verstand des Tages oft all zu schnell, wie dies alles kam: dass es aus dem Willen und dem Glauben einer Seele kam, die doch einmal gänzlich „machtlos“ war an all dem, was „des Staubes Weisheit“ als „Macht“ anbetet: die Beamten und die Soldaten, die Zeitungen und das Geld und die öffentliche Meinung – und die sich dies alles nach und nach zwang, so wie der Bildhauer den rohen plumpen Stoff zwingt, gestaltet, durchseelt. In einer Zeit, wo der Gesandte in Sankt Petersburg Otto von Bismarck aus qualvoll naher Ferne dem Niedergang des preußischen Staates unter den Händen unfähiger Regenten zusah, wo er immer wieder auf die Stunde der verantwortlichen Macht harrte und doch immer von neuem zurückgestoßen wurde durch die Furcht der vereinigten Mittelmäßigkeit und auch durch die Scheu seines Königs vor dem „unheimlichen“ Mann – in dieser Zeit hat Bismarcks Petersburger Adlatus Kurd von Schloezer in sein Tagebuch geschrieben: dieser Bismarck sei gewiss ein „höllischer Kerl“. Aber Schloezer hat hinzugefügt: „Und wenn mir auch eine Stimme im Innersten sagt: es ist etwas in ihm, was ich Herr nennen möchte! – Ich will diese Stimme nicht hören!“ Schwer und hart ringen die Reichsgründer um die Seelen der Einzelnen und die Seelen der Völker. „Denn deine Herrschaft will erlitten sein“, sagt in Kolbenheyers Drama „Gregor und Heinrich“ ein Getreuer dem jungen König. Erlitten – das heißt bei den Germanen: erstritten. Wenn Otto von Bismarcks Weg schwer und hart war allein, bis er überhaupt an die Macht gerufen wurde, viel schwerer und härter noch war der Weg des Mannes, der nicht als Junker und Diplomat, sondern als einfacher Gefreiter den Kampf um die Macht begann! Dass Adolf Hitlers Weg im Gegensatz zu dem seines großen Vorgängers Otto von Bismarck von „unten“ her kam, das hat dem Werk Adolf Hitlers auch eine größere Tiefenwirkung gegeben, als dem des „eisernen Kanzlers“. Otto von Bismarck ist vor allem der geniale Außenpolitiker gewesen. Die Elemente der inneren Politik waren nur Steine in diesem gewaltigen diplomatischen Spiel. Hier lag die Quelle großer Erfolge, aber auch die Quelle jener großen inneren Niederlagen im Kampfe gegen Marxismus, Judentum und politischem Katholizismus, die dann im Jahr 1918 Bismarcks Werk zum Einsturz brachten. Auch Adolf Hitler gehört zu den größten Außenpolitikern der Geschichte. Aber er kam zunächst von der inneren Politik, vom Kampf um die breiten Massen und um die Seele des Volkes, die er erst wieder fähig machen musste, eine große Außenpolitik zu tragen. Adolf Hitler war nach Herkunft und Lebensgang ein Wanderer zwischen den Welten. Er war ein Künstler, der Maler und Baumeister werden wollte,
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der dann durch die materielle Not zum Bauarbeiter wurde – und den dann die innere Stimme im Lazarett von Pasewalk in die Politik rief. Und er war als deutscher Österreicher zugleich Untertan der Habsburger Monarchie und Bewunderer des Bismarckreiches. So konnte er in sich selbst einen neuen Sozialismus vereinen mit einem neuen Nationalismus.79 Er konnte den Nationalismus herausführen aus „bürgerlicher“ oder „dynastisch-staatlicher“ Verengung. Und er konnte den Sozialismus loslösen vom Minderwertigkeitskomplex des „proletarischen“ Neides. Diese neue politische Idee hat in einem Jahrzehnt schwerster politischer Kämpfe das deutsche Volk zu einem neuen Staat, zu einem neuen Reich umgestaltet. Denn der nationalsozialistische Staat, das nationalsozialistische Reich beginnt in Wahrheit nicht erst am 30. Januar 1933. Das neue Reich ist in den Jahren zwischen 1923 und 1932 gewachsen als ein „heimlicher Staat“ in einer Zeit, wo der offizielle Staat nichts mehr war als eine leere Form. Lange bevor Adolf Hitler „Kanzler“ wurde, ist er der „Führer“ gewesen, war er der große Staatsneugründer unseres Volkes im 20. Jahrhundert, und der 30. Januar 1933 war nur der Tag, wo der heimliche Staat zum offenen Staat wurde, wo ein Volkskönigtum, das aus eigenem inneren Auftrag gewachsen war, die amtliche Anerkennung der im Marschall-Präsidenten von Hindenburg würdig vertretenen Tradition fand. Als im März 1933 am Sarge des größten preußischen Königs ein ehemaliger Gefreiter österreichischer Herkunft als Nachfolger des preußischen Junkers 79 Eine Symbiose von nationalem und sozialistischem Denken spielte bei Nationalsozialisten durchgängig eine Rolle, sie wurde beispielsweise in einer Rede Hitlers im Platterhof vom 22. 6. 1944 (BArch, vormalige Sammlung Schumacher, 365) als Hintergrund für das Kämpfen im Kriege hervorgehoben. Doch ähneln die aneinandergereihten Worte, die jede Präzision vermissen lassen, eher einer Karikatur politischen Denkens als einem Programm oder ideellen Konzept: „Es (kann, G. W.) keinen Zweifel geben, dass sich in unserer Bewegung, in der nationalsozialistischen Weltanschauung, heute auch rein sprachlich schon die beiden Begriffe vereinen, die allein zur Zeit noch eine wirkliche, sagen wir impulsive Kraft entwickeln, die Menschen begeistern können, sich dafür einzusetzen, so sehr, dass sie die Jahre 1918, 1919, 1920, 1921, 1922, 1923 gegeneinander kämpften, nämlich die sozialistische Idee auf der einen Seite und die nationale Idee auf der anderen Seite, damals durch den Juden so infiziert und verbogen, dass sie scheinbar in einem unüberbrückbaren Gegensatz zueinander stehend miteinander kämpften, und jetzt von uns neu defi niert in einer gemeinsamen, einheitlichen Formel zusammen gefügt, wobei eben Nationalsozialismus nichts anders ist als höchster Nationalismus und ehrlichster Sozialismus und umgekehrt höchster Sozialismus nichts anders ist als ein wirklicher, aufrichtiger Nationalismus. Gerade der Soldat, der nun vor dem ewigen Gottesgericht steht, muss mehr als irgendein anderer die Höhe dieser Gedankengänge, aber auch die bezwingende Folgerichtigkeit dieser Gedanken verstehen.“
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86. Zeitungsartikel Walter Franks, 20. April 1941
Otto von Bismarck seine Hand dem greisen Marschall reichte, der in seiner Person Königgrätz und den Spiegelsaal von Versailles und Tannenberg symbolisierte, da schlossen sich Klüfte, die einst die geschichtliche Entwicklung aufgerissen hatte. Es schloss sich jene Kluft zwischen den breiten Massen des Volkes und der Führungsschicht, an der im Jahre 1918 das kaiserliche Deutschland zerschellt war. Und es schloss sich die Kluft zwischen dem „preußischen“ und dem „südöstlichen“ Deutschtum, die seit den Tagen von Hohenfriedberg und von Königgrätz aufgerissen worden war. Der deutsche Volksund Reichsgedanke löste sich aus klassenmäßiger und aus kleindeutscher Verengung und wurde wieder fähig, ein großes europäisches Reich zu tragen. Nur diese ungeheure seelische Wandlung erklärt es, wenn wenige Jahre später in Wien und in Prag ohne ein Schwertstreich die Fahne des neuen Reiches hochging, wenn der Einmarsch deutscher Truppen nur das machtvoll vollzog, was die Seelen deutscher Menschen schon innerlich vorausgenommen hatten. Gewiss, die weitere Vollendung des Reiches ist nicht mehr möglich gewesen ohne den Streich des Schwertes. Das war nicht der Wille Adolf Hitlers. Es war der Wille jener greisenhaften Führungscliquen der westlichen Demokratien, die den von ihnen als gottgegeben angesehenen Status quo des Versailler Diktates unaufhaltsam unter ihren Füßen zerbröckeln sahen. Diese Greise wussten sich des krieglosen Sieges der „Jungen“ auf friedlichem Wege nicht mehr zu erwehren. Aus Furcht provozierten sie den Krieg, um die Jugend gewaltsam zu erwürgen. Und stießen so nur wider ihren eigenen Willen der deutschen Nation erst das Tor auf – zum Reich. „Die Götter“, so sagte Adolf Hitler in seinem Neujahrsaufruf 1941, „schlagen nicht nur die zu ihrem Verderben Bestimmten mit Blindheit, sondern zwingen auch die von der Vorsehung Berufenen, Ziele anzustreben, die zunächst oft weit außerhalb ihres ursprünglichen eigentlichen Wunsches lagen.“ Und so ist es gekommen, dass sieben Jahre nach dem Regierungsantritt Adolf Hitlers die Fahnen des nationalsozialistischen Reiches, gestern noch die Fahnen eines verlorenen Haufens, siegreich flattern über Warschau und Kopenhagen und Oslo, über dem Haag und über Brüssel, über Straßburg und Paris und Calais, und dass deutsche Truppen siegreich marschieren von den Schneefeldern Narviks bis zu den Glutwüsten Nordafrikas und von den stürmischen Ufern der Biskaya bis zu den Gebirgen des Balkans. Adolf Hitler hat dieses gewaltige Ergebnis erzielt durch jenes Machtmittel, das er selbst geschaffen hat: durch die neue deutsche Wehrmacht. Und doch ist auch dieses Machtmittel nichts anderes, als was eben der Begriff des Machtmittels sagt: ein Mittel für die Macht, die im politischen Willen liegt. 1923 war es gewesen, zu Anfang seiner politischen Laufbahn, dass Adolf Hitler das Wort prägte: „Die Macht liegt nicht in sieben Reichswehrdivisionen, läge auch nicht in 20 oder 30, sondern liegt ausschließlich im Willen zur Macht.“ Dieser Wille zur Macht aber ist nicht der säbelrasselnde und peit-
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schenknallende Rausch einer legendären „blonden Bestie“. Wer hätte tiefer als Adolf Hitler das Wesen der echten Macht als einer Gewalt der Seele empfunden? „Möge uns dann“, so hat der Führer eben noch am Heldengedenktag erklärt, „die Vorsehung den rechten Weg fi nden lassen, um die ihrer Fesseln ledig gewordenen Völker einer besseren Ordnung entgegen zu führen.“ Dieser Wille zur Verantwortung vor Gott und der Geschichte ist der Wille zum Reich, aus dem heraus das deutsche Kernvolk Europas aus der europäischen Anarchie eine neue europäische Ordnung formen wird. Wer da klagen wollte, dass doch diese neue Ordnung zu manchem Nachbarn heute noch gewaltsam komme, dass das „Reich“ dort einfahre auf feuerspeienden Panzerwagen – der hat nie etwas von der Geschichte der Völker und der Reiche begriffen. Gab es nicht eine Zeit, sie ist noch nicht neunzig Jahre her, da zerrissen „Preußen“ und „Österreicher“ bei Königgrätz mit ihren Kugeln einander das Herz – und heute steigt das stolze Lied vom Prinz Eugen, dem edelen Ritter, jubelnd empor über ehemaligen „Preußen“ und ehemaligen „Österreichern“ wie über allen deutschen Stämmen, die die uralte Mission des Reiches im Südosten Europas wieder aufnehmen. In Feuer und in Blut werden die großen Völker und die großen Reiche, und da wo das „Reich“ auf Panzerwagen gekommen ist, kann es in zwei Generationen friedlich leben in den Wiegenliedern der Mütter. Dass das Reich lebe und wachse über die Augenblicke der bewaffneten Gewalt hinaus, das ist die große Reichsaufgabe unseres Volkes in diesem Jahrhundert. Der Führer, der uns diese Aufgabe wieder stellte, ist Gründer des Reiches. Er ist zugleich aber auch Erbe eines Reiches von Jahrhunderten. […] Aus der Gruft zu Aachen erhebt sich heute wieder der große Kaiser Karl und reitet durch die Lande, und hinter ihm in langem Zug die gewaltige Reihe der großen Kaiser unseres Mittelalters. Viele Jahrhunderte lang sind die Deutschen bereits das Volk des „Reiches“ gewesen, bevor sie in die Anarchie des Westfälischen Friedens stürzten und vorübergehend von den Westvölkern überholt wurden. Unter Bismarck hatten sie sich erneut erhoben und in einer großen Schöpfung sich dem Reich wieder genähert. Noch einmal schien Versailles sie in den Abgrund der Anarchie stürzen zu wollen. Adolf Hitler hielt den Sturz auf und führte sein Volk wieder auf die Höhe, hinein in jenen gewaltigen Zug der Geister, der vom eisernen Karl über die Ottonen und Salier und Staufer und über Friedrich den Großen und Bismarck zu den Taten unserer Tage führt. Das deutsche Volk sitzt wieder in Sattel. Es wird zu zeigen haben, dass es durch weitere Jahrhunderte reiten kann. Denn dass die Gottheit den Völkern große Männer schenkt, bedeutet ja keine Befreiung dieser Völker von der selbstverantworteten Betätigung ihrer Mission. Große Männer verlangen zur Vollendung ihres Werkes große Völker. Friedrich der Große ist zu Ende seiner Regierung „müde gewesen, über Sklaven zu herrschen“ und Otto von Bis-
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marck ist in schlaflosen Nächten von der Vision gepeinigt worden, dass nach ihm die deutschen Einzelstaaten wieder um den Tisch des Frankfurter Bundesrats hadernd sitzen würden. Auch Adolf Hitlers Werk ist erst dann für die Jahrhunderte gesichert, wenn sich die deutsche Nation endgültig emporhebt aus den seelischen Rückständen kleinstaatlicher und spießbürgerlicher Jahrhunderte, wenn sich die ganze Nation emporhebt zu den Höhen großen reichs- und weltpolitischen Denkens und Empfindens. Das ganze deutsche Volk ist heute gerufen von einem Manne als dem Sendboten des Schicksals. Wenn es antwortet aus der Verantwortung seiner Reichsaufgabe heraus, so wird dieses Volk auch berufen sein. Um diese Berufung zum Reich wird gestritten auf den Schlachtfeldern des Krieges. Um diese Berufung zum Reich wird auch nach dem militärischen Siege gestritten werden auf den Schlachtfeldern des Friedens. Wer Adolf Hitlers Weg überschaut von der verrauchten Hinterstube des Münchner Sterneckerbräus bis zum Kaiserhof, vom Kaiserhof zur Reichskanzlei und von der Reichskanzlei zur Führung Europas, und wer den Weg der Deutschen überblickt von der Zeit tiefster Erniedrigung, wo unser Volk unter den Peitschen der Ententeoffiziere, den Stiefeln der Niggersoldaten und den goldenen Ketten der Finanzjuden stöhnte, bis zu der Stunde, wo der siegreiche Marschtritt deutscher Soldaten vom Nordkap bis Saloniki hallt, der mag wohl an ein Wunder glauben. Es gibt kein großes Ereignis der Weltgeschichte ohne dieses Wunder, denn große Ereignisse wie große Menschen entziehen sich im Letzten stets der rationalen Erklärung und Berechnung. Aber es gibt auch kein großes Ereignis der Weltgeschichte, wo das Wunder geschenkt worden wäre. Das Wunder ist die Anerkennung der Vorsehung für das rastlose Ringen eines dämonischen Willens, für ein „Nimmersichbeugen“, von dem Goethe sagt, dass es „die Arme der Götter herbeiruft“. Dieser Wille, der das Wunder ruft, ist heute von einem gewaltigen Mann auf ein ganzes Volk übergegangen. Aus diesem Willen wächst unser unerschütterlicher Glaube, dass das Reich der Deutschen in der Welt gekommen ist durch Adolf Hitler und bleiben wird dank Adolf Hitler.
87.
Buchauszug Schwarz’
Votum des Philosophen für das Symbol Hakenkreuz, für „Volkheit“ mit Ewigkeitswert; ‹getragen von einem Ja mit Willensstärke zum Blut; denkend an Ehre, Freiheit, Schönheit, Wahrheit, Liebe und Vaterland. Schwarz, Ewigkeit, S. 121–127. 87. Buchauszug Schwarz’, Ewigkeit, 1941
1941 Hakenkreuz oder Christenkreuz? So zeigt sich, dass wir doch nicht um die Frage herumkommen, wie es zu verstehen ist, dass wir an unserer volksbrüderlichen und führertreuen Ge-
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meinschaftsgesinnung ein echtes Ewigkeitserlebnis haben. Nicht mit der wissenschaftlich unvollziehbaren Vorstellung von der Unvergänglichkeit Deutschlands oder des deutschen Blutes träfe man dies Erlebnis. Vielmehr müssten wir darin einer heiligen Weihe gewiss sein, die unsere ganze Seele durchglüht. Wir müssten uns von einer inneren Gewalt erfüllt fühlen, von der Gewalt der in die Zeit hineintretenden Ewigkeit. Das wäre religiöses Erleben. […] Wie aber verhält sich die Natur zu uns? […] Wir sterilisieren im Dritten Reiche erbkranke oder auch verbrecherische Menschen. Will oder wünscht die Natur, dass wir sterilisieren? Nein! Sie lässt ebenso gleichmütig den Nachwuchs erbkranker oder volksschädlicher Menschen entstehen, wie den Nachwuchs leiblich und seelisch gesunder Menschen. Aber wir, denen an der Erhaltung reinen und gesunden Blutes in unserem Volke liegt, verhindern nach Möglichkeit solche Befruchtungen, deren naturgesetzliche Folgen gegen unsern Wunsch sind. Die Naturgesetze drücken selber keinen Befehl oder Wunsch der Natur an uns aus. Sie lauten nur: wenn dies oder jenes erste geschieht, so geschieht nachher als zweites dies oder jenes andere. Das uns Angenehme oder Unangenehme, das uns Nützliche oder Schädliche in solchem Geschehen liegt nicht an der Natur draußen, sondern an unseren Nerven drinnen. Die machen, dass wir das Naturgeschehen nicht über uns abrollen lassen, als wären wir Steine, sondern dass uns die Ereignisse der Natur etwas bedeuten. Zugleich beginnt die Arbeit unseres Verstandes und lässt uns nach Regelmäßigkeiten der Abläufe ausschauen, um sie zu unserm Nutzen oder zur Vermeidung von Schaden verwerten zu können. Die Natur selbst will weder unsere Verwertung, noch unsere Nichtverwertung. […] Wer das einsieht, der beginnt zu merken, dass das ewige Deutschland niemals draußen gesucht werden kann. Familien vergehen, Sippen vergehen, Völker vergehen, Deutschland vergeht. Aber in ihm, in seinem Herzen, in unser aller Herzen wird das ewige Deutschland, wenn wir uns blutsbrüderlich zusammenschließen. Wenn wir das tun, so lagert sich nämlich inwendig in uns über dem Deutschland draußen ein unendlicher Wert. Das ewige Deutschland geht als eine innere Sonne in uns selber auf. Nicht können wir diesen Wert aus der umweltlichen Beschaffenheit entnehmen, in der uns Gesteine, Pflanzen, Tiere erscheinen, oder die sich im Reigen der Naturkräfte entfaltet. Auch in dem Blute, das wir haben, stecken nicht schon Ideen der Freiheit und der Ehre, die unser Dasein heldisch machen, so dass wir unser Blut opfern können. Darin steckt auch nicht schon die volksbrüderliche Gemeinschaft und die Idee des ewigen Deutschlands – wie hätten wir sonst so oft und so weit von beiden entfernt sein können! Nein, Ewigkeit selbst ergreift uns, wenn wir uns im Rahmen des Lebens, in das wir uns hineingestellt finden, liebend hingeben, schaffend einsetzen, heldisch opfern, blutsbrüderlich miteinander verketten. Indem wir unselbstisch das unsrige leisten am sichtbaren Leben, gestaltet sich aus einer unsichtbaren Mitte heraus der höhere
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87. Buchauszug Schwarz’, Ewigkeit, 1941
Sinn unseres Leistens und Opferns. Es erfüllt sich mit ewigem Sinn. Uns bezeugt sich damit ein Maß über uns, das uns selbst die Gewissheit schenkt, wann es erfüllt ist. Wann genügen wir ihm? Eben dann, wenn wir gewiss werden, unser Tun, unser Gegenstand und unser Leben versinken nicht ins Nichts der Zeitlichkeit, sondern nehmen eine Wesenhaftigkeit an, die aller Macht des Verwesens überlegen ist. Es ist das Maß der Ewigkeit. […] Der politischen Führung kann es nicht gleichgültig sein, welche Gedanken aus dem sich klärenden religiösen Gefühle eines Menschen hervorspringen. Das Handeln der Einzelnen erhält selber ein anderes Gesicht, je nachdem es mit einer religiösen Überzeugung verknüpft ist oder, wie beim Bolschewismus, aller religiösen Tiefe entbehrt, ferner, ob es mit dieser oder jener religiösen Überzeugung verknüpft ist. Hier eine Blütenlese der verschiedenen inneren Einstellungen! „Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen … Christus, unser König und Herr! … Mein Maß ist die Bibel!“ so lautet es in der Bekenntniskirche. „Es kommt auf die allgemeinmenschlichen Ideen an. Erst wenn ich auf ihrem Gebiete geistige Leistungen des Volkes wahrnehme, in dessen Mitte und aus dessen Blute ich geboren bin, kann es Wert für mich gewinnen.“ So denken die Kulturschwärmer, die Anbeter eines allgemeinen menschlichen Bildungslandes, die in platonische Ideenhimmel schauen. Ihr Maß ist der „Humanismus“. Andere merken, dass der Sinn des Hakenkreuzes weder mit der Religion derer getroffen ist, die es mit de Offenbarung halten, noch mit dem Platonismus jener, die von der Allerweltskultur schwärmen. Aber so fragen sie sich, was bleibt übrig? Soll ich zum Maßstabe meines Handelns die Natur machen mit ihrem Kommen und Gehen von Land und Meer, von Meer und Land, von Pflanzen- und Tiergeschlechtern? In der nichts beharrt, alles fließt und sich ändert? Wie könnte mir von ihr aus eine heilige Forderung entgegenschallen, da in ihr doch alles gleich heilig oder gleich unheilig ist? Dennoch mögen einige daraus ihr Sakrament machen. Ein vierter verlegt das Sakrament in sich selbst. Ich verlasse mich allein auf die Stärke meines Gefühles. Das soll mir Maßstab sein! Im Gefühle selig sein, ist alles! Von hier aus ist es nicht mehr weit zu einer fünften Auffassung:“ Der Mensch ist das Maß aller Dinge, und jeder ist sein eigenes Maß. Es gibt keine Bindungen über ihn hinaus außer denen, die er willkürlich schafft und willkürlich lösen kann.“ So sieht es in irreligiösen Seelen aus. Wer könnte mit solchen inneren Stimmungen aufrichtig im Zeichen des Hakenkreuzes marschieren? […] Die Ewigkeit als einen Sonnenaufgang in der Seele zu erleben, das ist germanische Art! […] Zu all den Ideen im Ewigkeitsglanz, zu all dem Tiefen, das in uns lebt, muss es ja ein Tiefstes, zu all der Mannigfaltigkeit unserer werterfüllten Aufgabe, muss es ein Letztes, ein Zwingendes geben, das sich in allen Aufgaben aufgibt. Darin muss dann die ganze Fülle der Ewigkeit sein. Gibt es so etwas für uns? Nur mittels unserer freien Willenshaltungen kann Ewigkeit in uns
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Gestalt gewinnen. Es sind andere und andere Willenshaltungen, in denen sie sich hier mit dem Werte der Ehre, dort der Liebe, dort der Wahrheit und Schönheit, dort des Vaterlandes aufschließt. So braucht jenes Letzte und Tiefste, um in unserer Seele wach zu werden, abermals eine andere und besondere Willenshaltung, um wie ein plötzliches Licht über uns zu kommen, um gleichsam als eine Zentralsonne in uns aufzugehen, um deren Glut und Wärme alle anderen Ewigkeitswerte kreisen. Noch niemals bisher hatten die Deutschen solche Willenshaltung gefunden. Es musste jemand kommen, der wie mit Zauberschlag solche Willenshaltung in ihnen hervorbrachte. Es war der Führer, und der Zauberschlag war sein Wort von dem gleichen Blute in allen deutschen Adern, von der Verpflichtung, diesen Blutsstrom rein zu halten und in solchem Willen blutsbrüderlich für immer zusammenzustehen. Das gab den Deutschen auf einmal eine neue innere Haltung, die noch niemals zuvor dagewesen war, und diese neue Willenshaltung ist der Schlüssel geworden, dass aus dem Schoße der Ewigkeiten neuer Ewigkeitswert in die Seelen hineinstürzte. Wir nennen diesen neuen Ewigkeitswert, der sich in uns allen als dasselbe übersinnliche Einheitsleben entzündet, wenn wir uns blutsbrüderlich zusammenschließen „Volkheit“. Volkheit erschafft sich nicht aus unserem Blute; der Funken, der sie entzündet, ist das willenhafte Ja zu unserem Blute und zu unseren Volksgenossen, und sie selbst ist Flamme der Ewigkeit in uns. Immer wenn sich Volkheit als ein überpersönliches Leben in immer neuer Willensverkettung der deutschen Menschen erzeugt, ist das ewige Deutschland da, es ist dann in unseren Seelen da als ein Lebensblitz der Ewigkeit. In seiner Einheitsmacht sammeln sich alle die einzelnen Hochwerte, die bisher getrennt geblieben waren: Ehre und Freiheit, Schönheit und Wahrheit, Liebe und Vaterland. Indem sie sich gemeinsam in die Volkheit hineingliedern, werden sie zum inneren Feuer der Berufe, mit denen sich die Volksgenossen gegenseitig beschenken. Vorher glichen jene Ideen den Sternen, die hoch über dem Erdental aus jenseitigen Fernen herabwinken. Jetzt gleichen sie Lichtern am Tannenbaum, die sich erst entzünden, wenn sich unsere Hände im Gefühle der Gemeinsamkeit zusammenfügen. Um zum Wahrzeichen des Hakenkreuzes zurückzukehren: Der gekreuzte Stamm des Hakenkreuzes ist die Volkheit, das Liebeswunder überpersönlichen Lebens in unserer Willensverkettung. Damit sehen wir unlöslich verwoben vier Haken: der eine Haken bedeutet Ehre und Freiheit, der zweite bedeutet Wahrheit und Schönheit. Der dritte bedeutet Gerechtigkeit und Treue, der vierte Vaterland und Führer. Alles ein Sinn, ein feuriger Umschwung, eine seelenverbindende Bewegung in dem Sonnenrade der Ewigkeit.
342 88.
88. Aufsatz Kriecks, Von der Philosophie zur Weltanschauung, 1941 Aufsatz Kriecks
Rassebedingte Weltanschauungslehre mit Tiefe und Gestaltungswillen statt verblichener Philosophie, welche ausgerichtet war auf Sicherheitsdenken, Bürgerlichkeit und Frieden sowie auf Vernunft und Moral. 88. Aufsatz Kriecks, Von der Philosophie zur Weltanschauung, 1941
Krieck: Von der Philosophie zur Weltanschauung, S. 249 –251 und 254 f.
1941 Es lohnt die Mühe nicht mehr, darüber zu philosophieren, was Philosophie eigentlich sei, was sie sein könne und sein solle. Lange schon war Philosophie jedem das, was er unter dieser Flagge auf den Markt zu bringen beliebte. In diesem Belieben ist die ehrwürdige Tradition der Flagge verbraucht worden: mit der Sache fällt der Name, der Begriff. Lange schon bedeuten beide, Sache und Begriff, Irrtum und Irrweg; jetzt verdecken sie nur noch ein Nichts, bezeichnen eine Stelle, an der einst etwas war, gegenwärtig etwas sein sollte, in Wirklichkeit aber nichts mehr ist, es wäre denn Spreu ohne Keim, Hülse ohne Kern, Schale ohne Gehalt, Mühle ohne Korn. Weltanschauung ist die Weise für das Verhalten eines Menschen zur Welt und zum Sinn seines Lebens: ein art- und richtungbestimmender Faktor dieses Lebens selbst, eine Konstante des Charakters, eine sinnbestimmende Dominante seines Willens, wie sie ihrerseits zwar in der Abwandlung individuell sein kann, in der Dominante aber rassebestimmt ist. Wird die Weltanschauung begrifflich umschrieben, um zu Zwecken der Erziehung und Bildung lehrbar, übertragbar, mittelbar gemacht zu werden, soweit solches überhaupt möglich ist, so entsteht als vollgültiger Wert an der Stelle der verblichenen Philosophie die Weltanschauungslehre. […] Das Wort Weltanschauung ist (ähnlich wie Volksgemeinschaft und viele andere) nicht in fremde Sprachen übersetzbar: es ist höchst charakteristisch für deutsche Art. Womit nicht gesagt ist, dass andere Völker nicht Verwandtes hätten oder haben könnten: das Wort greift aus nach etwas Gemeinmenschlichem. Was aber damit gemeint ist, bleibt den Deutschen zumal dort, wo sie sich von der art- und wesensfremden Philosophie befreit haben, auf besondere Weise eigentümlich, wie hier zu zeigen sein wird. Sonst hätten sie in ihrer Sprache nicht das Wort geschaffen und zu seiner hohen Bedeutung emporgesteigert. […] Das ist der entscheidende Unterschied: Die Philosophie gründet auf den autonomen, formalen Begriff und bewegt sich darum im Bereich der unendlichen Leere und Langeweile; Weltanschauung dagegen gründet auf der lebendigen Anschauung der lebendigen Wirklichkeit in Natur und Geschichte, in Welt und Mensch, dafür ihr der Reichtum des Lebens, die Gestaltenfülle und Tiefe der Welt jenseits der philosophischen Begriffsdürre zuteil wird. Was ist der Sinn jenes Unternehmens, das sich seit mehreren tausend Jahren Philosophie genannt hat? […]
88. Aufsatz Kriecks, Von der Philosophie zur Weltanschauung, 1941
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Nun, die Philosophen leiten die bürgerliche Welt ein, die eine Welt der Ordnung, der Vernunft, der Sicherheit, der Moral, der Gleichheit, der Gleichberechtigung, der Ruhe, des Friedens, der Bewegungs- und Gefahrlosigkeit, also der Sekurität sein soll. Mit dem Mythos dagegen hat der Dichter die anschaubare Natur und die erlebbare Geschichte in ihrem Heldentum und ihrem Bösen, in ihrer Gefahr, Unruhe, Bewegtheit, in ihrer Schicksalhaftigkeit, ihrer Gewalt, ihren Unstetigkeiten und Unregelmäßigkeiten vertreten. Im Mythos stehen die Moira und der Kairos gegen die Ordnung und Regel des Logos, gegen die Berechenbarkeit, gegen die bürgerliche Sekurität. Es ist immer dasselbe in der griechischen oder der neueren Philosophie. Parmenides zwar stellt der Welt der heldischen Bewegtheit und Gefahr die Versenkung in die absolute Ruhe der Gestalt- und Bewegungslosigkeit des reinen Seins entgegen. Bald aber kommt die Philosophie der bürgerlichen Technik (Demokrits Atomismus), der absoluten Methodik, der rationalen Sekurität und politischen Schicksalslosigkeit, der ästhetischen Beschaulichkeit, der geordneten Moralität. Natur und Geschichte werden entwertet, Gefahr, Unruhe, Bewegtheit, Schicksal geleugnet, hinwegdekretiert. Die Griechen werden unpolitisch, geschichtslos, ihre Poleis sind nur noch Träger rationaler Kultur und Bildung. Die Philosophie triumphiert im selben Augenblick, wo Schicksal, Selbstbestimmung, Politik und Geschichte der Griechen am Ende angelangt sind. Blühte nicht später, im 13. Jahrhundert, dann wieder um 1800 die Begriffsphilosophie gerade dann auf, als das Reich todkrank wurde? Platon hat noch nach der Polis als einer Lebensnotwendigkeit gerufen, Aristoteles hat sie nur noch als Gegenstand der reinen Erkenntnis, des theoretischen Lebens gelehrt; für die kosmopolitischen Kyniker, Stoiker und Epikureer war sie überhaupt abgetan. In der neueren Zeit beginnt mit Descartes der Triumphzug der rationalen Methodik, des cogito ergo sum, der Formalisierung und Mathematisierung der Natur, der die Eigenständigkeit und Kraft abgesprochen wird, indem sie in bloß ausgedehnte, also maß- und rechenbare Methodik verwandelt wird, von Galilei zu Newton der Siegeslauf der Mechanistik und der mit ihr verbundenen Technik, von Hobbes bis zur Gegenwart die Staatskonstruktion nach dem Prinzip der rationalen, kollektiven Sekurität. Von Kant über Fichte zu Hegel wird die Natur in Kategorien und Begriffssysteme formalistisch aufgelöst, „aufgehoben“, nachher in Positivismus die Natur völlig technisiert und mathematisiert. Im ganzen Zeitraum wird die Wirklichkeit der Geschichte ent wertet, geleugnet und durch Begriffskonstruktionen der sogenannten Fortschritts- oder Entwicklungslehren überdeckt, verleugnet, ersetzt: Ideen sind allenthalben an die Stelle der erlebbaren und anschaubaren Wirklichkeit getreten […]. Darum hat Fichte die Weltanschauung zugunsten des souveränen, den absoluten Begriff in Freiheit setzenden Ich herabgewürdigt und als nichtig erklärt: in der Weltanschauung wird die Wirklichkeit der Welt und des Lebens,
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89. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze, 16. Juli 1941
der Natur und der Geschichte, des Sinnes und des Willens erkannt und anerkannt, also alles das, was in der Philosophie geleugnet und vernichtet wird. Das alles begleitet das Reich in seinem Untergang 1648 –1848. Darum erhebt sich jetzt die Weltanschauung gegen die Philosophie und vernichtet sie, indem sie den Unfug des absoluten Begriffes in seiner wichtigtuenden, durch Naturverneinung und Geschichtsleugnung weltschöpferischen, weltumwandelnden, im Grund und Ziel also nihilistischen Hohlheit und unendlichen Leere darstellt. Die kleinen Epigonen auf den Lehrstühlen der Begriffsschaumschlägerei werden angesichts der neuen Wirklichkeit und Weltanschauung der Deutschen die Philosophie nicht vor dem wohlverdienten Untergang retten. Bei den Griechen kam die Philosophie zum Sieg, als mit der Polis ihre Freiheit unterging. Bei den Deutschen kam die Philosophie zum Sieg, als mit dem Reich ihre Freiheit unterging. Darum philosophierten sie damals von der reinen Vernunft, vom souveränen, freien Ich, vom absoluten Geist. Mit dem Wiedererstehen des Reiches und der Weltanschauung aber geht die Philosophie zugrunde.
89.
Ausführungen Hitlers
Besprechung mit Göring, Keitel, Rosenberg und Lammers: Sowjetunion als riesenhafter Kuchen, der zwecks Beherrschung, Verwaltung und Ausbeutung handgerecht zu zerlegen sei; Ostimperium anzulegen als Garten Eden für Deutsche, mit Krim und Galizien als Reichsgebieten; diesseits des Ural keine fremde Militärmacht; Kaschieren der Ostpolitik als Mandatspolitik hindere Deutsche nicht an Ausrottungs- und Vertreibungspolitik, zumal vor dem Hintergrund des russischen Partisanenkriegs; Geringschätzung traditioneller Kolonien. 89. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze, 16. Juli 1941
IMT, Bd. 38 Dok 221-L, S. 87 f.
Wolfsschanze, 16. Juli 1941 Wesentlich sei es nun80, dass wir unsere Zielsetzung nicht vor der ganzen Welt bekanntgäben; dies sei auch nicht notwendig, sondern die Hauptsache sei, dass wir selbst wüssten, was wir wollten. Keinesfalls solle durch überflüssige Erklärungen unser eigener Weg erschwert werden. […] Soweit unsere Macht reiche, könnten wir alles tun, und was außerhalb unserer Macht liege, könnten wir ohnehin nicht tun. […] 80
Zum Sachverhalt, dass bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion die Grundsätze für den – wie es wörtlich hieß – „Vernichtungskampf“ im Osten feststanden und mit diesen die Grundgedanken für ein Ostimperium in den Konturen des späteren Generalplans Ost siehe die Rede Hitlers vor einer Generalsversammlung vom 30. 3. 1941, in Jacobsen, Kriegstagebuch Halder, Bd. 2, S. 335 –337.
89. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze, 16. Juli 1941
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Wir werden also wieder betonen, dass wir gezwungen waren, ein Gebiet zu besetzen, zu ordnen und zu sichern; im Interesse der Landeseinwohner müssten wir für Ruhe, Ernährung, Verkehr usw. usw. sorgen; deshalb unsere Regelung. Es soll also nicht erkennbar sein, dass sich damit eine endgültige Regelung anbahnt! Alle notwendigen Maßnahmen – Erschießen, Aussiedeln etc. – tun wir trotzdem und können wir trotzdem tun. Wir wollen uns aber nicht irgendwelche Leute vorzeitig und unnötig zu Feinden machen. Wir tun also lediglich so, als ob wir ein Mandat ausüben wollten. Uns muss aber dabei klar sein, dass wir aus diesen Gebieten nie wieder herauskommen. Demgemäß handelt es sich darum: 1.) Nichts für die endgültige Regelung zu verbauen, sondern diese unter der Hand vorzubereiten, 2.) wir betonen, dass wir die Bringer der Freiheit wären. Im Einzelnen: Die Krim muss von allen Fremden geräumt und deutsch besiedelt werden. Ebenso wird das altösterreichische Galizien Reichsgebiet. […] Grundsätzlich kommt es also darauf an, den riesenhaften Kuchen handgerecht zu zerlegen, damit wir ihn erstens beherrschen, zweitens verwalten und drittens ausbeuten können. Die Russen haben jetzt einen Befehl zum Partisanenkrieg hinter unserer Front gegeben. Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: Er gibt uns die Möglichkeit, auszurotten, was sich gegen uns stellt. Grundsätzliches: Die Bildung einer militärischen Macht westlich des Ural darf nie wieder in Frage kommen und wenn wir hundert Jahre darüber Krieg fuhren müssten. Alle Nachfolger des Führers müssen wissen: die Sicherheit des Reiches ist nur dann gegeben, wenn westlich des Ural kein fremdes Militär existiere; den Schutz dieses Raumes vor allen eventuellen Gefahren übernimmt Deutschland. Eiserner Grundsatz muss sein und bleiben: Nie darf erlaubt werden, dass ein Anderer Waffen trägt, als der Deutsche! Dies ist besonders wichtig; selbst wenn es zunächst leichter erscheint, irgendwelche fremden unterworfenen Völker zur Waffenhilfe heranzuziehen, ist es falsch! Es schlägt unbedingt und unweigerlich eines Tages gegen uns aus. Nur der Deutsche darf Waffen tragen, nicht der Slawe, nicht der Tscheche, nicht der Kosak oder der Ukrainer! Keinesfalls dürfen wir eine Schaukelpolitik führen […] Aus den neugewonnenen Ostgebieten müssen wir einen Garten Eden machen; sie sind für uns lebenswichtig; Kolonien spielen dagegen eine ganz untergeordnete Rolle. […]
346 90.
90. Entwurf einer Denkschrift Reinickes, 31. Juli 1941 Entwurf einer Denkschrift Reinickes
In der deutschen Marine vertretenes Grundsatzprogramm: Mächtekonstellation nach Kriegsende: Deutschland – ergänzt durch ein zentralafrikanisches Kolonialreich – beherrscht Europa mit befriedeten Binnengewässern Ostsee, Mittelmeer und Schwarzem Meer; bleibende maritime Frontstellung zu Angloamerikanern, eventuell Japan; Konturen einer entsprechenden deutschen Marine mit weltweiten Aufgaben. 90. Entwurf einer Denkschrift Reinickes, 31. Juli 1941
BArch RM 7 / 263 1 Skl. KTB Teil Cc.
31. Juli 1941 Betrachtungen über die Grundlagen des Flottenbaues. V. Das Ende dieses Krieges wird Deutschland in einer völlig veränderten politischen und damit auch seestrategischen Lage sehen. Die Entwicklung der Nachkriegsflotte muss deshalb, schon jetzt auf einer Erkenntnis dieser veränderten Ausgangslage fußend, diejenige Flotte planen und entwerfen, welche zur Lösung der neuen Kampfaufgaben bestens geeignet ist. Dieses können aber nicht die aus der bisherigen ungünstigen strategischen Lage geborene Flotte bzw. deren Schiffstypen sein. […] VI. Wie auch immer der Fortgang des Krieges und der Friedensschluss aussehen mögen, in jedem Falle wird folgender Zustand erreicht werden: a) Deutschland wird innerhalb Europas wohl Feinde, aber keine militärisch ernst zu nehmenden Gegner mehr haben. Unter seiner Führung wird Europa einschließlich der Mittelmeeranlieger und des europäischen Ostens ein nahezu autarker Mächteblock sein. In Zentralafrika wird Deutschland über ein je nach Entwicklung verschieden gestaltetes und zusammengesetztes Kolonialreich verfügen, in welchem diejenigen lebens- und kriegswichtigen Dinge gedeihen oder gefunden werden, welche der europäische Raum nicht hergibt. Außerhalb der Nordsee werden sich an den Küsten Skandinaviens und des Atlantik Stützpunkte bieten, welche uns aus der strategischen Umklammerung der alten deutschen Küsten freimachen und die Seeverbindungen nach Gesamteuropa unter unseren Machteinfluss stellen werden. Das zentralafrikanische Kolonialreich wird in Westen und Osten Stützpunkte aufweisen, zu denen die Verbindung durch die Benutzbarkeit der Häfen und Stützpunkte verbündeter oder befreundeter Europa-Mächte erleichtert ist. b) In keinem der eingangs […] genannten Entwicklungsfälle81 wird es gelungen sein, die militärische Macht des angelsächsisch-amerikanischen Blockes vollkommen zu zerschlagen bzw. sie im Friedensschluss zu vernichten. Ein solches „Versailles“ wird nicht zustande kommen. 81
Hier waren die Möglichkeiten eines Sieg- oder Remisfriedens im Westen diskutiert worden.
90. Entwurf einer Denkschrift Reinickes, 31. Juli 1941
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Es muss also als Maß der zukünftigen Aufgaben und Größe einer deutschen Flotte zu Grunde gelegt werden, dass, fußend in der westlichen Hemisphäre, ein Machtblock bestehen bleibt, in welchem sich die Gegnerschaft gegen die europäische Vormachtstellung Deutschlands verkörpert und sammelt. Ob die Führung dieses Machtblockes bei Großbritannien oder USA liegt, kann dahingestellt bleiben. In jedem Falle muss mit dem Fortbestand und dem Weiterbau einer USA-amerikanischen Flotte, verstärkt durch die Tradition, Kriegserfahrung und die materiellen Restbestände der britischen Flotte, gerechnet werden. c) Der Niederschlag des englischen Weltreiches durch den Kriegsverlauf und unsere für den augenblicklichen Stand der Dinge notwendige Zusammenarbeit mit Japan in Ostasien kann nach beendetem Krieg im Verlauf von Jahren oder Jahrzehnten diese Expansionsmacht auf den Gedanken bringen, ein japanisches Weltreich zu gründen. Auch hier besteht also die Möglichkeit, dass sich ein neuer Gegner erhebt, dessen Bekämpfung nur mit den Mitteln einer Seemacht möglich ist. VII. Versucht man, aus dieser politischen Lage die strategischen Folgerungen und damit die Kriegsaufgaben der deutschen Nachkriegsmarine abzuleiten, so ergibt sich etwa Folgendes: 1.) Die Ostsee kann als befriedetes Binnengewässer ohne ernstliche Feindeinwirkungsmöglichkeit gelten. Das Gleiche gilt für das Mittelmeer und Schwarze Meer. 2.) Die Stützpunktlage in Europa und der Schwächezustand des britischen Mutterlandes (d. h. der Inseln) gestatten die Beherrschung der Nordsee und der Gewässer um England und einer Linie entsprechend der alten zweiten britischen Blockadelinie von den Shetlands bis Grönland, wobei die Festsetzung der Angelsachsen in Island auf jeden Fall rückgängig zu machen wäre. Die Beherrschung dieses Seegebietes als Vorfeld Deutschlands und als Träger wichtiger eigener küstennaher Seewege bleibt immer erforderlich. […] 3.) Im Kampf gegen einen auf der westlichen Halbkugel fußenden autarken Gegner wird der Kampf gegen die Zufuhr, wie er jetzt fast allein im Vordergrund steht, etwas an Bedeutung verlieren. Das angelsächsische Amerika wird in der Lage sein, seine Überseezufuhren stark einzuschränken bzw. das Wenige, Unvermeidbare an seiner Westküste oder im nahen Küstenverkehr zu leisten. 4.) Demgegenüber tritt nunmehr an unsere Kriegsmarine die Aufgabe heran, eigene Seeverbindungen im freien Atlantik und zum Teil auch im Indischen Ozean zu schützen. Diese Defensivaufgabe stellt an eine Typenentwicklung andere Anforderungen, als sie bisher auf der Basis des Kreuzerkrieges gegen feindliche Zufuhr erforderlich waren. […] 6.) Neben diesen Defensivaufgaben, oder eigentlich vor ihnen, muss die deutsche Flotte aber auch Kampfaufgaben offensiver Art erfüllen können, denn mit der Defensive wird kein Krieg gewonnen. […]
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91. Denkschrift Goerdelers, Zweite Jahreshälfte 1941
VIII. Die sich aus einer möglichen Gegnerschaft Japans ergebenden strategischen Forderungen unterscheiden sich von den unter VII. gesagten nicht wesentlich. […] X. Aus dem Gesagten ergibt sich zusammenfassend, dass bei der Planung der Nachkriegsflotte die Marine sich aus der Vorstellung lösen muss, stets nur der im Zufuhrkrieg Angreifende zu sein, mit der Möglichkeit, z. B. ohne Prestige- oder Materialverluste sich zurückziehen zu können, wenn auch eine Wiederholung dieser Kriegsführungsaufgabe durchaus in Bereich der Möglichkeiten liegt. Sie muss sich darüber klar sein, dass in jeden Krieg gegen einen außereuropäischen Gegner diesem nur zu Leibe gerückt werden kann, wenn eine tatsächliche Seeherrschaft durch gesuchten Kampf errungen ist. Schließlich muss sie sich der Aufgabe bewusst sein, eigene wichtige überseeische Seeverbindungen schützen zu müssen. Nur wenn Typ-Eigenschaften und Zusammensetzung der Flotte diesen Aufgaben entsprechen, wird die Marine ihre sich aus der neuen politischen und strategischen Lage nach dem Kriege ergebenden Aufgaben erfüllen können.
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Denkschrift Goerdelers
Zielvorstellungen im Widerstand: Leistungsfähiges deutsches Volk; Vorbild Bismarck; nationalstaatliche Ordnung Europas; Alternative: deutsche Wehrmacht oder europäische Streitkräfte; maßvoll von Deutschland geführter Großwirtschaftsraum Europa; Kolonien; Votum für einen Staat der Juden; Grundgedanken zu Verfassung und Selbstverwaltung; erbliche Monarchie, Monarch als Repräsentant. 91. Denkschrift Goerdelers, Zweite Jahreshälfte 1941
Gillmann / Mommsen, Goerdeler 2, S. 881, 883 f., 888 – 896, 928, 930 und 943 f.
Zweite Jahreshälfte 1941 II. Das außenpolitische Ziel82 […] Die technische Entwicklung zwingt zu großen Wirtschaftsräumen. […] So kann eine vernünftige und glückhafte Entwicklung nur erreicht werden, wenn es gelingt, den Gedanken der Nationalstaaten mit der Notwendigkeit des Großraumes zu vereinen. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich auch das politische Ziel für unser deutsches Vaterland. Dieses Ziel ist um so fruchtbarer, als Deutschland, im Zentrum Europas gelegen, durch die Natur zwischen Kälte und Wärme, zwischen Meer und Kontinent gestellt ist und daher die verhältnismäßig besten Eigenschaften zum Kampf in und mit der Natur 82 Kapitel I befasst sich mit der Totalität der Politik, Kapitel III mit der Innenpolitik. Zu Goerdeler und Beck siehe auch Wollstein, Quellen zur Innenpolitik, Dok. 78, sowie Schramm, Beck und Goerdeler.
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entwickeln konnte, d. h. also die besten Eigenschaften zur Sicherung und Fortentwicklung des Lebens. Es ist kein Zufall, dass Deutschland der Welt so viele Dichter, Denker und Musiker geschenkt hat. Auch dies hängt mit der Tatsache zusammen, dass ein besonders leistungsfähiges Volk von der Natur zu ewigem, aber aussichtsvollem Kampf um das Leben gezwungen ist und über dem Kampf die Kräfte der Seele nicht vernachlässigt hat. […] Ob das deutsche Volk die Fähigkeit entwickeln kann, die realen Gegebenheiten, die großartigen Möglichkeiten auszunutzen, in die wirtschaftliche und damit schließlich auch die politische Führung Europas hineinzuwachsen, darüber kann man streiten. […] Preußen hat nur der Kern Deutschlands werden können, weil es im Wesentlichen stets Recht, Moral, ein klares politisches Ziel und eine ausreichende Staatsführung hatte. […] Dass Preußen den Teilgedanken der Macht nicht missbrauchte, sondern in der Totalität alle der Politik dienstbar zu machenden Kräfte im Auge behielt, verdankt es in dem entscheidenden 19. Jahrhundert der Politik Bismarcks und des alten Kaisers, der in vollendeter Großzügigkeit den Kanzler neben sich Entwicklungsfreiheit gönnte und doch nicht auf jeden Einfluss verzichtete. Das Zeitalter Bismarcks ist das letzte, an dem wir die Kunst einer klaren, totalen politischen Staatsführung lernen können. Mit Bismarcks Abgang beginnt das Zeitalter der Zersetzung der politischen Führung […]. Unter Berücksichtigung aller Erkenntnisse unserer eigenen Geschichte, der Geschichte anderer Völker, der in der Welt wirkenden Kräfte und der gegenwärtigen Lage lassen sich folgende außenpolitische Bestandteile politischen Totalzieles herausstellen: 1. Nationalstaat Alle zusammenwohnenden Deutschen gehören in einen Nationalstaat; dabei ist es keine Schwächung, sondern im Gegenteil eine Stärkung deutscher Geltung, wenn auch außerhalb der so zu bestimmenden Grenzen des Deutschen Reiches starke deutsche Teile wohnen. Diese Teile können aber nur Träger des Deutschtums bleiben, wenn sie sich in den fremden Nationalstaat einordnen. Nur dann haben sie und das Deutsche Reich die Möglichkeit, ihnen Erhaltung und Pflege des deutschen Wesens zu sichern. 2. Militär Die Natur der Menschen und die zentrale Lage Deutschlands in einem Kreis anderer Nationalstaaten zwingt das Deutsche Reich zur Erhaltung einer ausreichenden starken Wehrmacht. Sie ist auch außenpolitisch durchzusetzen. Ob sie später der Kern europäischer militärischer Kräfte werden kann, muss der Entwicklung vorbehalten bleiben. Möglichkeit und Ziel sind ins Auge zu fassen. Die Erhaltung der deutschen Wehrmacht ist so wichtig, dass dieser Gesichtspunkt für Zeit und Art der Beendigung dieses Krieges in den Vordergrund zu stellen ist. Die Wehrmacht ist auch als innenpolitische
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Klammer und als Erziehungsschule des Volkes unerlässlich; sie bedarf aber hierzu der vollen Wiederherstellung und Achtung soldatischer Tugenden. Diese kann sie nur auf einer sittlich reinen Grundlage haben und erhalten. 3. Europa […] Der für Deutschland in Betracht kommende Großwirtschaftsraum ist sicherlich Europa. Aber abgesehen davon, dass er zumindest für die beiden nächsten Jahrzehnte infolge der Rückständigkeit Russlands nicht ausreicht, wäre es schwächlicher Verzicht, wenn wir nicht unsere Leistungsfähigkeit auch in den übrigen Teilen der Welt ausnutzen wollten. Setzen wir sie in diesem Sinne eroberungslustig um den Erdball herum in allen Richtungen ein; nur hüten wir uns vor der Annahme, dass diese Art der Eroberung irgendetwas mit militärischer Eroberung zu tun hätte! Der Wirtschaftsraum Europa kann mit Aussicht auf lange dauernden Bestand nur durch organische Zusammenfassung selbständiger europäischer Nationalstaaten und nicht durch Zusammenraffung erreicht werden. […] Die zentrale Lage, die zahlenmäßige Stärke und die hochgespannte Leistungsfähigkeit verbürgen dem deutschen Volk die Führung des europäischen Blocks, wenn es sie sich nicht durch Unmäßigkeit oder durch Machtsuchtmanieren verdirbt. Es ist dumm und anmaßend, vom deutschen Herrenmenschen zu sprechen. […] Die Seelen und Geister anderer Völker sind uns heute viel weiter entfremdet als im Ersten Weltkriege. Daraus ergibt sich, dass für die Durchsetzung dieses Zieles überhaupt nur Raum ist, wenn Deutschland rechtzeitig durch freien Entschluss den falschen politischen Mitteln entsagt und sich zum verstehbaren politischen Ziel und zu tragbaren Mitteln entschließt. […] Die Nationalstaaten Europas müssen volle Freiheit haben, ihre inneren Verhältnisse so zu gestalten, wie sie es ihren Eigenarten und Bedürfnissen entsprechend tun wollen; volle Freiheit selbstverständlich auf allen Gebieten des Geistes und der Seele. Nötig ist zunächst nur eine Arbeitsgemeinschaft, deren Mitglieder sich auf einheitliche Spielregeln […] beschränken. Von dieser Arbeitsgemeinschaft aus schreitet man in wenigen Jahren zu Zollbindungen, zu Zusammenschlüssen, zu Währungsregelungen usw. Von ihnen aus wird der Staatenbund mit militärischen Abmachungen entwickelt und so fort. Es ist nicht zu kühn gesagt, dass bei rechtzeitigem Handeln, d. h. Abbruch des Krieges zugunsten eines sinnvollen politischen Systems der europäische Staatenbund unter deutscher Führung in 10 bis 20 Jahren Tatsache sein wird. Wird der Zeitpunkt verpasst, so ist an die deutsche Führung überhaupt auf lange Zeit gar nicht zu denken. […] Im Norden, Süden und Westen sind die europäischen Grenzen klar […]. Im Osten kann eine fruchtbare wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit einem bolschewistischen Russland sich nicht entfalten. Es kann jederzeit festgestellt werden, dass das bolschewistische System des Kollektivis-
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mus, der Seelenlosigkeit, des mechanischen Organisierens und der Gottlosigkeit die wirtschaftliche Leistungsfälligkeit des russischen Volkes nicht so entwickelt hat, wie es bei diesem an Naturschätzen reichen Lande möglich gewesen wäre. Alle Erfahrungen der Geschichte warnen uns vor militärischen Zwangseingriffen. Er kann ungeahnte nationale Kräfte auf den Plan rufen. Unter allen Umständen empfiehlt sich ständige Fühlung mit England, den USA, China und Japan. Das Ziel muss sein, Russland allmählich in eine europäische Zusammenfassung einzubeziehen, denn in seinen weiten Räumen liegen die Rohstoffe und Nahrungsmittelmöglichkeiten, die die Lage eines zusammengefassten Europa allen anderen Weltteilen gegenüber erheblich verbessern. 4. Kolonien Es ist nützlich, dass das Deutsche Reich Kolonien hat. […] Ein geschlossenes Kolonialgebiet in Afrika wird einem weit verzettelten im Allgemeinen vorzuziehen sein. 5. Freier Handel Auf diesen Grundlagen ist ein möglichst freier Gütertausch mit allen Teilen der Welt zu pflegen […] Das deutsche Volk muss weniger aus Gründen der nationalen Sicherheit als aus Gründen der Gesunderhaltung einen lebensfähigen Bauernstand haben. Dauernder Aufenthalt in der Großstadt ruiniert die Familie. […] 6. Das englische Empire Auf der Grundlage der Punkte 1–5 wird es gelingen, mit dem englischen Empire sowie mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu haltbaren Verständigungen zu kommen. […] 7. Ferner Osten Es ist notwendig, sich mit England und den Vereinigten Staaten über eine gemeinsame Haltung im fernen Osten zu verständigen. […]83 11. Juden Eine Neuordnung der Stellung der Juden erscheint in der ganzen Welt erforderlich. […] Zur Ruhe wird die Welt […] nur kommen, wenn das jüdische Volk eine wirklich ausnützbare Möglichkeit erhält, einen eigenen Staat zu gründen und zu erhalten. Ein solches Gebiet lässt sich auf jeden Fall unter durchaus lebenswerten Umständen entweder in Teilen Kanadas oder Südamerikas finden. Ist diese Frage durch Zusammenwirken der Mächte gelöst, so ergibt sich für die deutschen Verhältnisse folgende natürliche Regelung: Der Jude ist Staatsbürger seines jüdischen Staates, er hat, wie jeder andere Fremdbürger in Deutschland, nach den für jeden anderen geltenden Gesetzen das Recht der gewerblichen Betätigung. Dagegen scheidet, wie für jeden Eng83
Es folgen Afrika, das Seerecht und besetzte Gebiete betreffende Punkte.
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länder, Franzosen usw. aus, öffentlicher Beamter zu werden, in die Volksvertretungen zu wählen oder gewählt zu werden. Auf der anderen Seite genießt er genau die gleichen Rechte wie jeder andere Ausländer, der in Deutschland wohnt und Vermögen hat oder nicht. […] IV. Verfassung 1. Bewertung der bisherigen deutschen Verfassungen Über die deutschen Verfassungseinrichtungen der Vergangenheit ist viel Abfälliges gesagt worden. […] Die von Bismarck geschaffene Verfassung hätte sich übrigens eingespielt, wenn nicht die Führung der Reichsregierung, insbesondere bei der Berufung der Kanzler und Minister, versagt hätte. Eine Verfassung, die automatisch funktioniert, gibt es überhaupt nicht. Wie alles Leben, ist auch das Wesen und Wirken jeder Verfassung Kampf. Ihn kann man nicht ausschließen, man muss ihn ver- und bestehen. Die Weimarer Verfassung scheiterte gerade an ihrer Sucht, mathematisch zu sein. Nicht am Parlament als solchem ist die Weimarer Verfassung zugrunde gegangen. Aber das Verhältniswahlrecht, das theoretische gerechteste, musste die Weimarer Verfassung zur Maschine machen. Es war kein organisches Wahlrecht mehr. Der Wähler wählte nicht Männer seines Vertrauens, die er in seinem gewöhnlichen Lebenskreis als rechtschaffen und erfahren erkannt hatte, sondern er wählte eine Liste, auf der ihm bestenfalls einer oder mehrere Männer aus gelegentlichen Wahlversammlungen durch schöne Reden bekannt geworden waren. Er wählte also ein papiernes Programm, das von allen Parteien jeweils mit demagogischen Speckbrocken angereichert wurde. Im Übrigen bestand zwischen Wähler und Gewähltem kein organischer Zusammenhang, sondern nur eine auf Zeit geschlossene, mehr oder minder brüchige Interessengemeinschaft. Das Diktat von Versailles entfachte die nationalen Leidenschaften; die harten Kriegsfolgejahre des ersten Weltkrieges brachten es mit sich, dass aber auch die materiellen Wünsche immer mehr in den Vordergrund traten, und so wählte schließlich die Mehrheit des Volkes die Männer, die den meisten die meisten materiellen und ideellen Verheißungen machten, nicht aber diejenigen, in deren Lauterkeit sie Vertrauen setzten. Dies Wahlrecht der Logarithmentafel musste zu einer immer weitergehenden Aufsplitterung des Volkes, musste aber auch die Demagogie auf den Höhepunkt führen. Dementsprechend ist auch die Periode seit 1933 die einer Vermischung zwischen fanatischem Idealismus und hemmungslosem Materialismus geworden. Beide Kräfte haben ihren Höhepunkt erreicht; beide gilt es durch Drosselung zu einen, da beide naturhaft und im Menschen lebendig sind. Diese Vereinigung kann nur auf der Grundlage der Vernunft, des Rechtes, des Ordnungssinnes, des Verantwortungsbewusstseins, des Anstandes, der Erfahrung sowie der Liebe zu Volk und Vaterland erfolgen.
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Diese Kräfte muss die Verfassung wieder lebendig machen und stärken. Beim deutschen Volke liegen ihre Wurzeln in der Familie und in den engeren öffentlichen Gemeinschaften. Auf diesen ist die alte germanische Selbstverwaltung entstanden. An sie hat die neue Reform, wie die des Freiherrn vom Stein, anzuknüpfen. Nur durch Wiederbelebung der dem Deutschen seit jeher eigenen Selbstverwaltung in Gemeinden, Kreisen und Gauen kann sich das Reich von allen Aufgaben entlasten, die nicht aus zwingenden Gründen zentral bearbeitet werden müssen. Dadurch behält es sich Kopf und Arme für die großen Aufgaben grundsätzlicher Bedeutung frei. 2. Organisation der Selbstverwaltung und Wahlrecht Der Aufbau muss also von unten nach oben erfolgen. […] 84 9. Der Reichsführer In Betracht kommen: Erbkaiser, Wahlkaiser, auf Zeit gewählter Führer. Eine ideale Lösung, d. h. eine solche, die für alle Fälle das Richtige vorausbestimmt, gibt es nicht. Es lässt sich vom Verstand her unendlich vieles zur Begründung der Kraft des monarchischen Gedankens in Deutschland sagen. Vieles liegt aber im Gefühlsmäßigen. Manche bitteren Erfahrungen der neueren Geschichte können auch gegen die monarchische Verfassung angeführt werden. Das Entscheidende scheint zu sein, dass 1. Deutschland wie kein anderes europäisches Land aus Landesteilen zusammengesetzt ist, deren Entwicklung, wie z. B. die Ostpreußens und Württembergs, um fast 1000 Jahre zeitlich auseinander liegt; 2. deutsche Volk von allen Völkern, das französische nicht ausgenommen, vielleicht den stärksten Soldatentrieb und -geist in sich trägt und daher 3. eine Staatsspitze notwendig ist, die aus einer überlegenen Tradition heraus und aus einer nie abreißenden Verantwortung vor der Zukunft die Spannungen und Gefahren, die in dem zu 1. und 2. erwähnten Tatsachen begründet sind, auszugleichen und zu vermeiden weiß. Sonst erscheinen allzu leicht ein Missbrauch der Spannungen und eine Missleitung der Leidenschaften möglich. […] Die erbliche Monarchie [scheint, G. W.] mit den geringsten Fehlerquellen behaftet. Gegen die voraussehbaren kann man sich dadurch schützen, dass man dem Reichsführer alle Repräsentationen zuweist, ihn aber politisch nur auf den Plan ruft, wenn Kanzler, Reichsregierung und die beiden Häuser offensichtlich nicht mehr ordnungsmäßig zusammenarbeiten oder sich auf dem Holzwege befinden. In einem freien Staate freier Männer werden die Anzeichen hierfür stets so rechtzeitig erkennbar, dass der Reichsführer ein84 Es folgen die Punkte Gemeinde- und Kreisgrenzen, Selbstverwaltung und Oberpräsidenten, Gaustellen der Reichsverwaltung, Gemeindetag, Reichsregierung sowie Reichsregierung und Volksvertretung.
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92. Aufzeichnungen Moltkes, Berlin, 21. 10., 6. und 8.11.1941
greifen kann. Im übrigen aber soll er sich, wenn es ohne ihn geht, aus den Geschäften der Tagespolitik heraushalten; um so größer wird der Einfluss sein, den er auf seine Mitarbeiter, auf die Volksvertretung und auf das Volk selbst ausübt. Dieser erbliche Monarch muss in Deutschland nicht nur der Oberste Befehlshaber der Armee, sondern auch der Träger der öffentlichen Gewalt gegenüber den Beamten sein. So hat er durch seine vielfachen, aber nicht im Rampenlicht der Kritik sich vollziehenden Funktionen und Einflussmöglichkeiten immer das Heft in der Hand, wenn diese Hand fest und weich genug ist, um dem Staatsschiff jeweils die erforderliche Hilfe zu geben. Es tut not, dass das deutsche Volk nach allen Schwierigkeiten der letzten 25 Jahre nun einmal zur Ruhe kommt, und dazu gehört insbesonders auch eine ruhige, von Tageseinfluss und Tagesstreit unabhängige Staatsführung. […]85
92.
Aufzeichnungen Moltkes
Mitschuld / Korrumpierung von im Einzelfall durchaus verantwortungsbewussten Menschen, die sich im Vernichtungskrieg mit dessen vernetzter Amoral wie Nichtbeteiligte verhalten; das eigentliche Verbrechen: diese werden nicht klein gehalten; Kriegführung nicht für etwas sondern aus Hass züchtet Feigheit, Muckertum und Massenpsychose; Menschen als politisch-gesellschaftliches Füllmaterial ohne Moral. 92. Aufzeichnungen Moltkes, Berlin, 21. 10., 6. und 8.11.1941
Moltke / Balfour / Frisby, Moltke, S. 171–173.
Berlin, 21. Oktober, 6. und 8. November 1941 21. 10. 1941 Der Tag ist so voller grauenhafter Nachrichten, dass ich nicht in Ruhe schreiben kann […]. Das, was mir augenblicklich am nächsten geht, sind die mangelhaften Reaktionen des Militärs. […] Neue, schreckliche Befehle werden gegeben, und niemand scheint etwas dabei zu fi nden. Wie soll man die Mitschuld tragen?86 In Serbien sind an einem Ort zwei Dörfer eingeäschert worden, 1700 Männer und 240 Frauen von den Einwohnern sind hingerichtet. Das ist die „Strafe“ für den Überfall auf drei deutsche Soldaten. […] So werden täglich sicher mehr als tausend Menschen ermordet; und wieder Tausende deutscher Männer werden an den Mord gewöhnt. Und das alles ist noch ein Kinderspiel gegen das, was in Polen und Russland geschieht. Darf ich denn das erfahren und trotzdem in meiner geheizten Wohnung am Tisch sitzen und Tee trinken? 85 Zu Goerdelers Vorstellungen siehe auch dessen für den 20. Juli 1944 geplante Rede, in: Gillmann / Mommsen, Goerdeler 2, S. 1036 –1045. 86 Siehe hierzu auch Brakelmann, Moltke.
92. Aufzeichnungen Moltkes, Berlin, 21. 10., 6. und 8.11.1941
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Mach ich mich dadurch nicht mitschuldig? Was sage ich, wenn man mich fragt: Und was hast Du während dieser Zeit getan? Seit Sonnabend werden die Berliner Juden zusammengetrieben. Abends um 21.15 werden sie abgeholt und über Nacht in eine Synagoge gesperrt. Dann geht es mit dem, was sie in der Hand tragen können, ab nach Litzmannstadt und Smolensk. Man will es uns ersparen zu sehen, dass man sie einfach in Hunger und Kälte verrecken lässt, und tut das daher in Litzmannstadt und Smolensk. Eine Bekannte von Kiep hat gesehen, wie ein Jude auf der Straße zusammenbrach; als sie ihm aufhelfen wollte, trat ein Schutzmann dazwischen, verwehrte es ihr und gab dem auf dem Boden liegenden Körper einen Tritt, damit er in die Gosse rollte; dann wandte er sich mit einem Rest von Schamgefühl an die Dame und sagte: „So ist es uns befohlen.“ Wie kann jemand so etwas wissen und dennoch frei herumlaufen? Mit welchem Recht? Ist es nicht unvermeidlich, dass er dann eines Tages auch dran kommt und dass man ihn auch in die Gosse rollt? – Das alles sind ja nur Wetterleuchten, denn der Sturm steht vor uns. – Wenn ich nur das entsetzliche Gefühl loswerden könnte, dass ich mich selbst habe korrumpieren lassen, dass ich nicht mehr scharf genug auf solche Sachen reagiere, dass sie mich quälen, ohne dass spontane Reaktionen entstehen. […] 6. 11. 1941 Das Kennzeichen für seine Einstellung87 ist Angst vor einer Verantwortung für einen Kreis, den er mit seinen beiden Augen nicht überblicken kann. Die ganze Frage des körperlichen Muts, die scheinbar dabeisteht, ist nichts als Tarnung. Sicher ist es bequemer, sich nur für einige wenige Leute verantwortlich zu fühlen und zugleich mit Scheuklappen nicht zu sehen oder vielmehr nicht sehen zu wollen, was für Unheil durch die Art angerichtet wird, in der man sich dieser Verantwortung entledigt, nicht sehen wollen, dass man Mord und Raub verteidigt. In Wirklichkeit sind diese Menschen die Crux und das Übel, nicht die Verbrecher. Verbrecher gibt es überall und hat es überall gegeben, aber es ist die unabweisbare Aufgabe aller Rechtschaffenen, die Verbrechen klein zu halten, und wer sich dieser Aufgabe entzieht, der ist mehr schuld an den Verbrechen als der Verbrecher selbst… 8. 11. 1941 Ich bin so bitter, um nicht zu sagen geladen, auf diesen Typ, weil ich mit niemandem so viele Schwierigkeiten habe wie mit diesen bequemen Männern. Das ist die Sorte Männer, die uns in der Welt den Ruf einträgt, dass wir nicht einmal imstande seien, uns zu regieren, geschweige denn andere. Es ist in diesen Männern ein Mangel an Weltweite, an Blick dafür, dass keine Handlung im Universum verlorengeht, dass alles zusammenhängt, dass ein Mord 87
Moltke befasste sich mich Überlegungen eines Bekannten.
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93. Armeebefehl Mansteins, Simferopol, 20. November 1941
in Warschau Rückwirkungen in Kalkutta und Sydney, am Nordpol und in Kurdistan hat, nicht politische Rückwirkungen sondern moralische. An diese Selbstaufgabe, die der Krieg angeblich verlangt, glaube ich nur noch beschränkt. Das ist eine Form der Selbstbefriedigung, des Mantels, der nachher herumgehängt wird. […] Man kämpft nicht für irgendetwas, sondern gegen irgendetwas: Hass ist die Dominante des Krieges, nicht Liebe. Feigheit, Muckertum, Massenpsychose züchtet der Krieg. Sieh einmal an: Gestern war ich in einer Sitzung im Auswärtigen Amt wegen Judenverfolgung. Es war das erste Mal, dass ich dienstlich mit dieser Frage befasst war. Ich habe gegen 24 Männer ganz einsam eine Verordnung angegriffen und im Augenblick auch aufgehalten, die bereits die Zustimmung aller Minister und des Chefs OKW gefunden hatte.88 Und dann kam ich zurück, und der eigentliche Referent im OKW fragte mich: Warum haben Sie das getan? Sie können es ja doch nicht ändern, natürlich führen diese Maßnahmen zur Katastrophe … Für den Charme und die Qualitäten dieser Männer habe ich durchaus ein Organ, aber ihre Handlungen sind von der Zweckmäßigkeit bestimmt und sind bar jeden moralischen Fundus. Sie sind wie Chamäleons: in einer gesunden Gesellschaft machen sie einen gesunden Eindruck, in der kranken, wie der unseren, machen sie einen kranken. In Wahrheit sind sie weder das eine noch das andere. Sie sind Füllsel. Auch Füllsel muss es geben. Aber unerträglich ist es, wenn Füllsel, der die kranken Teile vergrößert, so tut, als habe er eine moralische Berechtigung. – Ich weiß, ich bin rasend streng, und ich werde auch immer strenger. Aber es ist nötig, sonst gerät man unbewusst in zweideutige Gesellschaft.
93.
Armeebefehl Mansteins
Umsetzung politischer Vorgaben in militärische Anweisungen: Ausrottung des jüdischbolschewistischen Systems; deutscher Soldat als Träger völkischer Idee und Rächer; Vermittler eines Verständnisses für „Sühne“ von Juden; Mitarbeit nichtbolschewistischer Ostvölker. 93. Armeebefehl Mansteins, Simferopol, 20. November 1941
IMT, Bd. 34, Dok 4064-PS, S. 129 –131.
Simferopol, 20. November 1941 Seit dem 22.6. steht das deutsche Volk in einem Kampf auf Leben und Tod gegen das bolschewistische System. 88
Bei einem vergleichbaren Fall (Moltke / Balfour / Frisby, Moltke, S. 227) kommt wieder Moltkes Genugtuung über einen kleinen Erfolg zum Ausdruck, den er gegen die Akteure der Vernichtungspolitik erzielt hatte: „Und was immer geschieht, ich habe vielen hunderttausend Menschen zehn Tage ihres Lebens gerettet, das heißt ihres normalen Lebens. Das freut einen doch immer …“
93. Armeebefehl Mansteins, Simferopol, 20. November 1941
357
Dieser Kampf wird nicht in hergebrachter Form gegen die sowjetische Wehrmacht allein nach europäischen Kriegsregeln geführt. Auch hinter der Front wird weiter gekämpft. Partisanen, in Zivil gekleidete Heckenschützen, überfallen einzelne Soldaten und kleinere Trupps und suchen durch Sabotage mit Minen und Höllenmaschinen unseren Nachschub zu stören. Zurückgebliebene Bolschewisten halten durch Terror die vom Bolschewismus befreite Bevölkerung in Unruhe und suchen dadurch die politische und wirtschaftliche Befriedung des Landes zu sabotieren. Ernte und Fabriken werden zerstört und damit besonders die Stadtbevölkerung rücksichtslos dem Hunger ausgeliefert. Das Judentum bildet den Mittelsmann zwischen dem Feind im Rücken und den noch kämpfenden Resten der Roten Wehrmacht und der Roten Führung. Es hält stärker als in Europa alle Schlüsselpunkte der politischen Führung und Verwaltung, des Handels und des Handwerkes besetzt und bildet weiter die Zelle für alle Unruhen und möglichen Erhebungen. Das jüdisch-bolschewistische System muss ein für allemal ausgerottet werden. Nie wieder darf es in unseren europäischen Lebensraum eingreifen. Der deutsche Soldat hat daher nicht allein die Aufgabe, die militärischen Machtmittel dieses Systems zu zerschlagen. Er tritt auch als Träger einer völkischen Idee und Rächer für alle Grausamkeiten, die ihm und dem deutschen Volk zugefügt wurden, auf. […] Für die Notwendigkeit der harten Sühne am Judentum, dem geistigen Träger des bolschewistischen Terrors, muss der Soldat Verständnis aufbringen. Sie ist auch notwendig, um alle Erhebungen, die meist von Juden angezettelt werden, im Keime zu ersticken. Aufgabe der Führer aller Grade ist es, den Sinn für den gegenwärtigen Kampf dauernd wach zu halten. Es muss verhindert werden, dass durch Gedankenlosigkeit der bolschewistische Kampf hinter der Front unterstützt wird. Von den nichtbolschewistischen Ukrainern, Russen und Tartaren muss erwartet werden, dass sie sich zu der neuen Ordnung bekennen. Die Teilnahmslosigkeit zahlreicher, angeblich sowjetfeindlicher Elemente muss einer klaren Entscheidung zur aktiven. Mitarbeit gegen den Bolschewismus weichen. Wo sie nicht besteht, muss sie durch entsprechende Maßnahmen erzwungen werden. Die freiwillige Mitarbeit am Aufbau des besetzten Landes bedeutet für die Erreichung unserer wirtschaftlichen und politischen Ziele eine absolute Notwendigkeit. […]
358 94.
94. Buchauszug Stellrechts, Neue Erziehung, 1942 Buchauszug Stellrechts
Im Krieg bestätigte Wehrerziehung zur Rasse, deren mit immer größerer Kraft selbst laufender Motor angeworfen wird. 94. Buchauszug Stellrechts, Neue Erziehung, 1942
Stellrecht, Neue Erziehung, S. 22 f. und 145 –148.
1942 Ist eine Rasse rein vorhanden, so kann nur zu dem Bild erzogen werden, das blutsmäßig gegeben ist. Es gibt nur eine Möglichkeit: Eine Rasse zu sich selbst zu erziehen. Umso mehr kann dies geschehen, als die Rasse noch die Kraft hat, sich selbst zu leben. Hätte sie nicht mehr die Kraft, so könnte Erziehung sie vielleicht wieder wecken, wenn sie alle Umstände wieder herstellt, unter denen die Rasse ihre Eigenart und ihren Charakter gewann. Man kann aber keine Rasse, die noch Kraft hat, gegen sich selbst erziehen. Eine Rasse ist auch nur so lange eine Rasse, als sie den Willen oder wenigstens noch die Möglichkeit zu sich selbst hat. Hat sie diese verloren, so gehört sie zum wertlosen Völkerbrei, und wenn sie noch alle äußeren Merkmale ihrer selbst an sich trüge. […] Zu einer bestimmten Rasse gehört eine bestimmte Weltanschauung. Beide sind eine Entsprechung. […] Die Wehrerziehung der Jugend ist Beispiel für eine Erziehung, die aus dem Jungen herausholt, was naturgegeben in ihm liegt. Ist es deshalb zu verwundern, dass aus den Millionen deutscher Jungen ein solcher Widerhall zurückkam? In der Wehrerziehung erlebt sich der Junge selbst. Sein eigenes, durch falsche Umwelt zurückgedrängtes Sein kommt zum Durchbruch. Er geht mit einem Feuereifer mit, der nur geleitet und in Form gebracht werden muss, um die größten erzieherischen Erfolge zu haben. […] Jetzt im Kriege kommt aus den Briefen der Soldaten der Widerhall des Gelernten, besser gesagt, Erlebten zurück und gibt ihm seine unerhörte Rechtfertigung im blutigen ernsten Einsatz, im Gefühl der eigenen Überlegenheit durch die bessere Erziehung. […] Das ist es ja! Die Dienstzeit bei der Wehrmacht darf keine aus dem bürgerlichen Leben herausgeschnittene Spanne sein. Nein, sie ist die natürliche Krone des bisher gelebten jungen Lebens. Nirgends ist ein Einschnitt. Nein, ohne Störung hebt sich die Linie der Entwicklung ständig der Höhe zu. Was im Spiel begann, endet im Ernst, aber in einem frohen und tiefen Ernst. Er ist unbekümmert und ohne Sorgen, weil er die Kraft hat. Wie haben sich die großen Einheiten der Marine-, der Motor-, der Flieger-, der Reiter- und der Nachrichten-HJ entwickelt. Einfach weil sie der Sehnsucht des Jungen entgegenkamen, Dienst auf dem Wasser zu tun, zu basteln, zu fliegen, Motorrad zu fahren, zu reiten, Fernmeldetechnik zu üben. […] Es ist eine Lust, solch eine erzieherische Wirkung zu sehen. Wie groß ist sie, trotz der ganz unzulänglichen Mittel. Hier bekommt man einen Begriff
95. Aussagen Hitlers, Wolfsschanze, 22. Januar 1942
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davon, was es heißt, eine Rasse zu sich selbst erziehen, was es heißt, das herausholen, was in ihr steckt. Es ist, als ob man einen Motor angeworfen hat, der dann mit immer größerer Kraft aus sich selbst läuft. […] Unsere Wehrerziehung ist ein Mittel zur Erziehung von Menschen, die gewohnt sind, sich gegen jede Gewalt zu erhalten, die Pioniere sind in des Wortes wahrer Bedeutung und die deshalb ganz andere Lebensenergien in sich tragen, als die müde gewordene Kulturwelt noch vermitteln kann. Die größere Vitalität ist ausschlaggebend im Lebenskampf des einzelnen und der Völker. Wenn wir sie erhalten, wenn wir zu ihr erziehen, gehen wir als die letzten Sieger durch die großen Entscheidungen durch. Wir erziehen einen Jungen, der kämpfen will, weil seine Rasse so ist und weil seine Erziehung so war, dass er das Leben gar nicht anders als einen Kampf sehen kann. Wir geben ihm die Fähigkeit und Möglichkeit, seine ganze Person in diesem Kampf einzusetzen, und der Erfolg wird dem recht geben, der die Zukunft89 so vorbereitet hat.
95.
Aussagen Hitlers
Überlegungen über die historische und die künftige Rolle der Tschechen.
95. Aussagen Hitlers, Wolfsschanze, 22. Januar 1942
Jochmann, Hitlers Monologe, S. 216 f.
Wolfsschanze, 22. Januar 1942 Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir bei einer gleichmäßigen zweihundertjährigen Führung das Nationalitätenproblem gelöst haben. […] In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schämte sich jeder Tscheche, tschechisch zu reden. Ihr Stolz war, deutsch zu sprechen, und der allergrößte Stolz, für einen Wiener gehalten zu werden. […] Die Tschechen waren besser als die Ungarn, die Rumänen und die Polen. Es hatte sich ein fleißiges Kleinbürgertum gebildet, das seiner Grenzen sich bewusst war. Sie werden auch heute mit Grimm sowohl wie mit einer grenzenlosen Bewunderung zu uns aufblicken. Wir Böhmen sind zum Regieren nicht bestimmt! Nur in der Beherrschung fremder Völker lernt man Führen. Ihr Minderwertigkeitsgefühl hätten die Tschechen verloren, wenn sie sich im Lauf der Zeit den übrigen österreichischen Randvölkern überlegen gesehen hätten. Den Zustand vor dem März 1939 kann man sich nicht mehr vorstellen: Wie war das unmöglich! Nach Jahrhunderten einer Selbstbeschau müssen wir lernen, aktiv vorzugehen. Das dauert fünfzig bis hundert Jahre. Wir hatten es gekonnt: andere beherrschen! Österreich ist das beste Beispiel dafür.
89
Stellrecht dachte an einen „neuen Sozialstaat, das Großdeutsche Reich germanischer Nation“ (siehe S. 221 seiner Studie).
360 96.
96. Vorwort Hipplers, Juni 1942 Vorwort Hipplers
Rundfunk, Presse, Künste und Film sind als Äußerungen des modernen Volkslebens Waffen im totalen Krieg; Film im Krieg ein Bedürfnis mit großen Möglichkeiten sowie Nutzen.
96. Vorwort Hipplers, Juni 1942
Hippler, Vorwort, S. 337–341.
Juni 1942 Vor wenigen Jahren noch wurde bekanntlich in einigen Kreisen sehr ernsthaft die Meinung vertreten, man könne im Kriege auf den Film verzichten. Der Krieg, so meinte man, als Auseinandersetzung um Leben und Tod eines Volkes erfordere die Beschränkung auf das Wesentliche und die Hintansetzung all dessen, was für die Erringung des Sieges nicht offensichtlich und unbedingt notwendig sei. Diese Feststellung im allgemeinen Sinne ist zweifellos unanfechtbar. Wohingegen die Bewertung, was für den Krieg wesentlich oder unwesentlich sei, überaus strittig zu sein pflegt. Ganz über jeden Zweifel erhaben ist es wohl, dass man um Krieg zu führen Waffen und Soldaten nötig hat. Alle weitergehenden Fragen aber sind umso zweifelhafter, und insbesondere von den Künsten überliefert uns ein alter lateinischer Spruch, dass im Waffenlärm die Musen zu schweigen hätten. Nun ist es unwahrscheinlich, dass die alten Lateiner diese Weisheit als Sprichwort formuliert hätten, wenn ihnen bereits schon zu ihrer Zeit der Begriff des totalen Krieges geläufig gewesen wäre. Der totale Krieg, eine Folgeerscheinung der ungeheueren technischen und soziologischen Entwicklung unserer Tage, hat zu einer Revision des Begriffes „Waffen und Soldaten“ geführt; Waffen sind nun nicht mehr nur Mittel zur physischen Niederkämpfung des Feindes und Soldaten nicht mehr nur deren uniformierte und organisierte Träger. Im totalen Krieg kämpfen vielmehr die Völker in ihrer Gesamtheit gegeneinander, und alle Äußerungen des Volkslebens sind Waffen für den Krieg – gleichgültig, ab sie die Kampfkraft des feindlichen Volkes schwächen oder die des eigenen anfachen bzw. ihm Ablenkung, Sammlung und Erholung bieten. Zu diesen Äußerungen des modernen Volkslebens gehört neben Rundfunk und Presse mit den Künsten auch der Film. Es ist daher nur folgerichtig, wenn Reichsminister Dr. Goebbels als der wohl modernste und genialste Propagandist unserer Tage sofort mit Kriegsbeginn die unbeschränkte Weiterführung des Filmschaffens angeordnet hat. […] Die Regierung in Washington hat erklärt, dass die Filmindustrie als eine lebenswichtige „essential“ Industrie zu betrachten sei. Dieser Erlass unterstreicht den fortschrittlichen Geist, der in Washington herrscht, wo man weiß, wie wichtig es ist, die Moral des Volkes aufrecht zu erhalten. Keine andere Industrie kann diese Aufgabe in diesem Maße erfüllen. […]. Die
96. Vorwort Hipplers, Juni 1942
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Regierung hat betont, dass jeder einzelne Arbeiter in den Studios genau so seine Aufgabe habe wie Soldaten und Männer am laufenden Fabriksband. Nun kann es für uns völlig gleichgültig sein, ob die Gangster von Washington die Stars von Hollywood Krieg spielen oder Filme machen lassen. Immerhin aber mag diese Verlautbarung für uns ein weiteres Zeichen dafür sein, welche Bedeutung dem Filmschaffen im modernen Kriege zuerkannt werden muss. Und sämtliche unserer grundsätzlichen und theoretischen Überlegungen sind durch die Entwicklung der Besucherzahlen in den europäischen Filmtheatern nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen worden, der Film ist für die Bevölkerung aller Länder, ob sie nun unmittelbar oder mittelbar am Kriege beteiligt sind, zu einem ausgesprochenen Bedürfnis geworden. Angesichts dieser Tatsache ergeben sich nun auch für das Filmschaffen ernste Verpflichtungen: 1. Der Film kann und darf nicht mehr aus dem Vollen schöpfen. So notwendig er auch im Kriege ist, so wenig darf er vergessen, dass er in Bezug auf Menschen und Material haushälterisch umgehen und einsparen muss, wo immer es nur ohne Beeinträchtigung seines künstlerischen Gehaltes vertretbar erscheint. […] 2. Wie das Volk dem Film entgegenkommt, so muss er dem Volke entgegenkommen. Er ist im Guten und Bösen dazu verurteilt, Massenkunst zu sein. Ein Film, der nur tausend Hyperästheten gefällt, vom Volke in seiner Gesamtheit aber abgelehnt wird, hat seine wichtigste Aufgabe verfehlt. Die an und in ihm mitwirken, müssen mit dem Herzen des Volkes fühlen, seine Sprache reden und sein Gesicht tragen. Und das ist sehr viel, denn das Herz des Volkes ist sehr mannigfaltig: es will durch heroische Darstellung mitgerissen und über sich hinaus gesteigert werden, es will durch das Bild des Schönen im allgemeinen die Unvollkommenheit der Natur im einzelnen vertragen lernen; es will durch Wunschträume den Mangel, durch Tragik die Oberflächlichkeit und durch Komödien den furchtbaren Ernst ausgleichen und ergänzen. Alles in allem also hat der Film Möglichkeiten genug, zu gefallen, aber es dürfte nicht zu viel verlangt sein, zu fordern, dass man bei jedem Film auch imstande sein muss, zu sagen, warum er gemacht worden ist. 3. Der Film als Kunst muss sich mehr als je darauf besinnen, dass er eine neue und ganz eigene Kunst ist. Das ganze Leben in Natur und Geist, in Vergangenheit und Gegenwart steht ihm zur Gestaltung offen. Er soll sich nicht scheuen, den Stoff zur Gestaltung daher zu nehmen, wo es ihm zweckmäßig zu sein scheint. Ehrfurcht gibt es hier vor keinem Stoff und vor keiner Person, sondern nur vor der Gestaltung, die allein Kunst ist. Wie ein Geschehnis, so kann also auch ein dichterisches Werk Vorwurf fi lmischer Gestaltung sein. Wie es aber im Einzelnen gestaltet wird, kann ausschließlich nur von den Gesetzlichkeiten der Filmkunst her entschieden werden. Ein wahres Filmkunstwerk rechtfertigte auch die gröbsten Abweichungen vom dichterischen Originalwerk. […]
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97. Zusammengefasste Denkschrift Meyers, Berlin, Juni 1942
Wie mit der Dichtkunst, so verhält es sich auch mit der wirklichen Begebenheit bzw. mit der Historie als Vorwurf filmkünstlerischer Gestaltung;– sie sind nur deren Veranlassung und Rohstoff und genießen in dieser Hinsicht keine besonderen Rechte. Freilich, je bekannter Begebenheit oder Persönlichkeit für die breite Öffentlichkeit sind, um so weniger kann die Kunst deren wesentliche Züge in der Gestaltung ändern, aber auch hier kann sie in Vielem Details und Begleitumstände ersinnen und erdichten, sofern es sich nur in die Idee des Ganzen fügt. Der Spezialforscher und der Augenzeuge mögen ruhig darüber den Kopf schütteln, so sehr sie damit im einzelnen recht haben können, so unrecht haben sie im Großen; ihr reales Wissen hindert sie am Höhenflug der Seele. Die Freunde und Mitarbeiter von Friedrich dem Großen oder Bismarck oder Koch oder Virchow oder Carl Peters haben von diesen Personen natürlich ihr eigenes Bild gehabt; sie würden, heute zum Leben erwacht, deren genialste darstellerische Gestaltung als unmöglich ablehnen müssen. Für uns aber haben diese Persönlichkeiten in Gebühr, Hartmann, Jannings, Krauß und Albers ihre gültige überzeugende Darstellung gefunden. Und ebenso verhält es sich mit realen historischen Vorgängen, die ja bekanntlich schon in der gleichen Zeit je nach der Perspektive des Betrachters und erst recht aber auch im wachsenden Abstand der Zeit sehr anders und verschiedenartig beurteilt und bewertet werden können. Wie andersartig stellt sich z. B. der Dreißigjährige Krieg den zeitgenössischen kriegführenden Parteien dar; wie andersartig dasselbe Geschehen dem Protestanten oder Katholiken späterer Tage; wie anders endlich dem nationalsozialistischen Deutschen der Gegenwart? Und welche Bewertungsänderung erfuhr die nationalsozialistische Bewegung innerhalb ihres eigenen Volkes seit 1933 und innerhalb der Welt seit 1939. […]
97.
Zusammengefasste Denkschrift Meyers
Im „Generalplan Ost“ niedergelegte Vorstellungen zur Besiedlung eines deutschen Ostlandes.
97. Zusammengefasste Denkschrift Meyers, Berlin, Juni 1942
Madajcyk, Generalplan, S. 129 f.
Berlin, Juni 1942 Ausblick Das vorgelegte Siedlungsprogramm, das die Eindeutschung und den Siedlungsaufbau der eingegliederten Ostgebiete, der Marken und Stützpunkte vorsieht, ist die Aufgabe der Nachkriegsgeneration.90 Von der Beständigkeit des Siedlungswillens und der Nachhaltigkeit der Siedlungskraft des Germanen90
Zum Generalplan Ost siehe auch Wasser, Raumplanung Ost, und Rössler / Schleiermacher.
97. Zusammengefasste Denkschrift Meyers, Berlin, Juni 1942
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tums hängt die endgültige Ausfüllung der hier vorläufig begrenzten Siedlungsräume ab. Vor allem wird die Dauer unserer kolonisatorischen Kraft darüber entscheiden, ob es der nächsten Generation gelingt, erstmalig die nördliche und südliche Richtung der historischen Germanenzüge zu einem in der Mitte geschlossenen Raum zu verbinden und damit endgültig der europäischen Kultur zu sichern. Zusammenfassung der Ergebnisse A. Die Forderungen an eine künftige Siedlungsordnung erstrecken sich auf die Klarstellung der Verantwortungsbefugnis, des wahrzunehmenden Bodenrechts und der Aufbaugrundsätze in den eingegliederten und noch einzugliedernden Ostgebieten. Die verantwortliche Befehlsgewalt soll in Händen des Reichsführers-SS als dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums liegen; dementsprechend auch die Verfügungsgewalt über den Grund und Boden und die Lenkung und politische Betreuung des Siedlungsaufbaues. Unter seiner Leitung werden Lebensgehöfte und -stellen mit Unterstützung des Reiches in Gestalt von Zeitlehen errichtet, die in unkündbare Erblehen und später in Lehenseigentum besonderen Rechts überzuführen sind. Innerhalb des städtischen Aufbaues wird die Verknüpfung von städtischer Bewegungsfreiheit und anzustrebender Sesshaftigkeit in den neuen Heimatgebieten durch Schaffung von Eigenheimen, Durchführung eines sozialen Wohnungsbaues und nach der Dauer der Ansässigkeit gestaffelte finanzielle Vergünstigungen angestrebt. Die straff gegliederte Verwaltungsorganisation in den während der Zeit des Aufbaues verselbständigten Marken ist auf die Bedürfnisse der Siedlung abgestellt. B. Die Kosten des Aufbaues in den eingegliederten Ostgebieten sind schätzungsweise mit 45,7 Mrd. RM veranschlagt. Ihre Finanzierung ist auf möglichst viele Aufbauträger verteilt […] Es wurde ein Aufbauprogramm in 5 Fünfjahresplänen entworfen. Darin umfasst das erste Jahrfünft vorwiegend den ländlichen, das zweite vorwiegend den städtischen Aufbau. Innerhalb der beiden Jahrfünfte werden an den Baustellen etwa 300 000, insgesamt 450 000 Arbeitskräfte erforderlich sein. Für die zeitliche Aufbringung der Geldmittel wird neben dem privaten Kapitalmarkt der Reichshaushalt während des Hauptaufbauzeitraums mit jährlich 1,16 Mrd. und das Sondervermögen des RKF mit einer jährlichen Höchstbeanspruchung von 0,392 Mrd. herangezogen. C. Bei der Abgrenzung der Siedlungsräume in den besetzten Ostgebieten wird auf 1. das Ingermanland 2. den Gotengau das Memel-Narew-Gebiet und 36 Siedlungsstützpunkte hingewiesen, für deren Eindeutschung auf dem Lande und in den Städten ein Zeitplan die Fristen absteckt. Dabei ergibt sich ein Siedlerbesatz von
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98. Rede Himmlers, Berlin, 9. Juni 1942
knapp 3,5 Mill. deutscher Menschen, dem eine Gesamtziffer von rund 5,5 Mill. Siedlern gegenübergestellt werden kann, mit welcher auch die Ansiedlung in den eingegliederten Ostgebieten (Bedarf rund 1,5 Mill. Menschen) sicherzustellen ist.91
98.
Rede Himmlers
Gerichtet an Oberabschnittsführer und Hauptamtchefs: Ein Krieg zwischen Europa und Asien, bei dem nur der Sieg zählt, unter Inkaufnahme eigener Opfer egal welchen Ausmaßes; Weltanschauungskrieg zwischen den Führungsschichten „russischer Kommissar“ und „deutscher Offizier“ geführt ohne Zweifel am eigenen Sieg; Restitution der SS im Frieden als höchste Aufgabe; Schaffung eines Kerns nordischer Menschen für Europa in Krieg und Frieden; Aufgabe der jetzigen Nation, ein germanisches Imperium mit Arbeitssklaven für alle Zeiten zum Segen der Erde zu errichten; umgehende Ausrottung des Christentums als größter Pest; weltanschauliche Verankerung in Ahnen und Enkeln, damit der Jahrtausende alte Auftrag der blonden Rasse erfüllt wird, die Welt zu beherrschen und dieser Glück und Kultur zu bringen. 98. Rede Himmlers, Berlin, 9. Juni 1942
Smith / Petersen, Himmler Geheimreden, S. 149 –152 und 157–161.
Berlin, 9. Juni 1942 Die Bataillone des Juni 1943 werden nicht mehr die sein, die wir jetzt im Juni 1942 auf die Beine stellen. Sollte es ein Jahr später weiter gehen, so wird es insgesamt bei allen kriegsführenden Völkern etwas absinken. Wichtig ist nur, dass wir den Abstand, den wir von unseren Gegnern hatten, immer halten. Wichtig ist nur, dass wir alle eine unendlich wichtige Aufgabe vor uns sehen, niemals die Front der Waffen-SS und der Polizei irgendwie absterben zu lassen. Und wenn wir einmal die 16-jährigen, die 50- und 55-jährigen an die Waffen bringen müssten, dann werden wir das tun. Es ist völlig gleichgültig, ob ein Jahrgang mehr blutet oder weniger blutet, wenn es darauf ankommt, dass ein ganzes Volk lebt. Sie können mir glauben, in jedem einzelnen Fall, wenn die vielen, vielen einzelnen von unseren braven Jungen (fallen, G. W.), von den Führern und den Männern, die man kannte und die man selbst herangezogen hat, tut es einem bitter leid und wehe. Aber der Krieg ist keine Angelegenheit von Sentimentalitäten. Der Krieg wird gewonnen, denn wir haben hier die Auseinandersetzung zwischen Europa und Asien. Wir haben hier die Auseinandersetzung zwischen einem germanischem Reich und dem Untermenschen. Diese haben wir zu gewinnen, und wir werden sie gewinnen. Wie, ist absolut gleich. Wie viel Opfer das kostet – das ist in jedem 91 Himmler erklärte vor Reichs- und Gauleitern am 3. 8. 1944 das Siedlungsprogramm für unverrückbar, mit dem „unsere Blutbasis auf 120 Millionen Germanen“ zu vermehren sei, siehe WBG XXXIVa.
98. Rede Himmlers, Berlin, 9. Juni 1942
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einzelnen Falle bedauerlich – ist gleichgültig. Es handelt sich um das Leben der gesamten Nation. […] Dieser Kampf ist eine Auseinandersetzung des russischen Kommissars mit dem deutschen Offizier, eine Auseinandersetzung zweier Führerschichten oder Führungsschichten, auf der einen Seite die Führungsschicht des Untermenschen: Jude, Kommissar und Politruk, weltanschaulich bis ins Herz hinein überzeugt, fanatisch für diese Lehre der Destruktion, für diesen Imperiumsgedanken Asiens und bereit, für diese ihre Überzeugung auch wirklich das letzte brutale Mittel anzuwenden, sei es, dass man sich gegenseitig schlachtet, wenn man Hunger hat, sei es, dass man wirklich bis zur letzten Patrone kämpft und sich dann erschießt. […] Genauso wie der andere überzeugter Bolschewist ist, sind wir überzeugte Nationalsozialisten, überzeugte Germanen. Darum handelt es sich. Dies ist ein Weltanschauungskampf, wie es der Kampf in der Völkerwanderung mit den Hunnen war, wie es der Kampf im ganzen Mittelalter mit dem Islam war […]. Pessimismus gibt es überhaupt nicht. Der Krieg wird gewonnen. […] Und wenn es noch so verzweifelt ist – mehr als sterben kann man nicht. Ich habe nun die Überzeugung – die haben wir alle –, letzten Endes werden die anderen noch eher sterben als wir. Letzten Endes haben wir den dickeren Schädel. Wir haben das bessere Blut, das stärkere Herz und die besseren Nerven. […] Als die allergrößten Aufgaben im Frieden möchte ich hinstellen: die sofortige Wiederaufstellung der allgemeinen SS als Fundament des Ordens, die sofortige Wiederinstandsetzung sämtlicher Divisionen der Waffen-SS […], eine sofortige Erziehung des Führerkorps in militärischer, weltanschaulicher und politischer Hinsicht. […] Die nächste große Aufgabe der Schutzstaffel ist vor allem, die germanischen Völker zu gewinnen. Deutschland hat eine Basis von 85 bis 90 Millionen Menschen. Wenn wir in dieses Reich die germanischen Völker hereinholen – und das will der Führer –, so bedeutet das einen Zuwachs von 30 Millionen Menschen germanischen Blutes, bedeutet das den Kern für Europa – genauso wie der Kern dieses germanischen Reiches die 90 Millionen Deutsche sind –, bedeutet das für die Zukunft im nördlichen Teil Europas die Organisation von rund 250, 300, 400 Millionen Menschen, bedeutet das die Ordnung des Kontinents, die Vertretung der Rechte der weißen, der nordischen Rasse auf dieser Erde. Dieser Frage der Gewinnung der Germanen, der wir uns jetzt im Krieg, wo durch Blut Geschichte geschrieben wird und Grundlagen geschaffen werden, schon sehr stark widmen, werden wir uns für alle Zeiten widmen müssen. Weil wir selbst ja ein Stamm Germanen sind, sind wir am besten geeignet, andere Germanen innerlich zu gewinnen. […] Das dritte große Problem für den Frieden ist die Siedlung. Der Krieg hatte keinen Sinn, wenn nicht nach dem Kriege – ich darf das in ganz wenigen Worten umreißen – Böhmen-Mähren, die deutschen Ostgaue Südostpreußen, Danzig-Westpreußen, Warthegau, Oberschlesien, das Generalgouver-
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nement. Ostland, die Krim, Ingermanland nach 20 Jahren total deutsch besiedelt würden, und zwar nur nach rassischen Gesichtspunkten, nach Gesichtspunkten des Blutes. Das ist die Aufgabe, die wir uns, wenn wir so lange leben, für den Frieden gestellt haben. Wir müssen uns darüber klar sein, der Hof, der unter Adolf Hitler gebaut ist, steht. Der Acker, der unter Adolf Hitler durch seinen Besitzer germanisch geworden ist, ist deutsch, ist germanisch. Das Land ist eingedeutscht, weil die Bevölkerung deutsch ist. Wir haben selbstverständlich den Glauben, dass diejenigen, die nach uns kommen, auch etwas tun. Es ist aber notwendig, dass wir zu unserer seit 1500 Jahren verfahrenen deutschen Geschichte, die strahlende Höhepunkte und unendliche Schwächen und Tiefen hatte, endlich einmal ein ganz solides Fundament legen, auf welchem einzelne, die einmal in 50, 80, 100 oder 200 Jahren nach uns kommen, Schwächen und Eseleien begehen können, ohne dass deswegen das germanische Imperium auch nur in seiner Grundlage und in seinem Kern berührt wird. Das müssen wir aber noch machen, meine Herren. Wenn wir nicht die Ziegelsteine hier schaffen, wenn wir nicht unsere Lager mit Sklaven vollfüllen – in diesem Raum sage ich die Dinge sehr deutlich und sehr klar –, mit Arbeitssklaven, die ohne Rücksicht auf irgendeinen Verlust unsere Städte, unsere Dörfer, unsere Bauernhöfe bauen, dann werden wir auch nach einem jahrelangen Krieg das Geld nicht haben, um die Siedlungen so auszustatten, dass wirklich germanische Menschen dort wohnen und in der ersten Generation verwurzeln können. […] Die vierte und letzte Aufgabe, die ich heute nennen möchte, ist die Ahnenverehrung. Wir werden mit dem Christentum in noch stärkerer Form als bisher fertig werden müssen. Mit diesem Christentum, dieser größten Pest, die uns in der Geschichte anfallen konnte, die uns für jede Auseinandersetzung schwach gemacht hat, müssen wir fertig werden. Wenn es unsere Generation nicht tut, würde es sich, glaube ich, noch lange hinziehen. […] Wir müssen wieder verankert sein in Ahnen und Enkel, in diese ewige Kette und ewige Reihe. Wenn wir hierin verankert sind, wird unser Volk blutlich das ewige Leben haben. Wer Ahnen hat, hat Kinder und Enkel. […] Wir müssen unserem Volk in einer allertiefsten weltanschaulichen Verankerung von Ahnen und Enkeln wieder nahebringen, dass es eben Söhne haben muss. Wir können sehr, sehr viel tun. Aber alles, was wir tun, muss der Sippe gegenüber, den Ahnen gegenüber verantwortet werden. Wenn wir diese allertiefste und allerbeste, weil allernatürlichste moralische Verankerung nicht finden werden, werden wir nicht fähig sein, auf dieser Ebene das Christentum zu überwinden und das germanische Reich zu bilden, das ein Segen für die Erde sein wird. Das ist ja unser Auftrag als Volk auf dieser Erde. Seit Jahrtausenden war es der Auftrag dieser blonden Rasse, die Erde zu beherrschen und ihr immer wieder Glück und Kultur zu bringen. […]
99. Rede Hans Franks, München, 20. Juli 1942 99.
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Rede Hans Franks
Gedanken von Hitlers „Kronjuristen“: Mit Blick auf neues deutsches Reich und Erneuerung Europas: Bekenntnis zu einem Recht, das ein Gut der Volksgemeinschaft darstellt, welche dessen Substanz schützt; Unabhängigkeit der Richter; würdige Rechtsanwälte; Distanz zu Polizeistaat und aktueller Wirklichkeit; Rekurs auf Parteiprogramm; Votum für Menschlichkeit und Milde. BArch, Hans Frank / R 52 II / 174 –223. 99. Rede Hans Franks, München, 20. Juli 1942
München, 20. Juli 1942 Jetzt, da wir vor der Errichtung des größten Reiches der deutschen Nation und vor der Neuordnung Europas stehen, ist es notwendig, dass die Gedanken ihre schöpferische Ausprägung erhalten, die berufen sind, den Inhalt dieses Reiches ideell und organisatorisch festzulegen.92 Mit der Verantwortung, die das Deutsche Reich als größter Machtblock des werdenden Europa zu tragen hat, ersteht eine europäische Kulturaufgabe, die darin liegt, nicht nur das zu retten, was Europas kulturelle Sendung bedeutete, sondern neues Wachstum aus den mit frischem Lebenssaft erfüllten Wurzeln eines neuen Europas zu ermöglichen. […] Gegenüber dem Massenterror des Bolschewismus der schöpferischen Persönlichkeit ihre Wirkungsmöglichkeit zum Vorteil einer höheren Entwicklung der Kultur, die mit dem Namen Europa verbunden ist, sicherzustellen, das ist die Aufgabe des Rechtes, das ja nicht vergewaltigt, das nicht der Unterdrückung dient, sondern das ein lebensförderndes Element innerhalb der Gemeinschaft sein will. Wenn wir von dem Rechte als Grundlage der Volksgemeinschaft heute sprechen, sind gerade wir als Juristen, als Rechtswahrer uns darüber klar, dass dieses Recht in seiner ausgeschliffenen Formalität nicht bis zur letzten Exaktheit aufrechterhalten werden kann im Augenblick eines schicksalhaften Ringens um die Gesamtexistenz eines Volkes. […] Nach diesen Feststellungen ist es nunmehr meine Aufgabe – und ich bin vielleicht als Nationalsozialist, als Reichsleiter und alter Mitkämpfer des Führers als Einziger in der Lage, mich dieser Aufgabe zu unterziehen –, zu der Kritik Stellung zu nehmen, die in allmählich unerträglich werdender Form am Recht, an den Richtern, an den Rechtsanwälten und an sonstigen Rechtswahrern geübt wird und die oft jedes erträgliche Maß übersteigt. (Stürmischer Beifall) Das Recht ist der Inhalt der Volksgemeinschaft schlechthin. Die Volksgemeinschaft kann man nicht anders als auf dem Wege des Rechtes erfassen. Es 92 Frank hielt 1942 in drei weiteren Universitäten (am 9. 6. in Berlin, am 1. 7. in Wien und am 21. 7. in Heidelberg) entsprechende Reden. Die Folge war seine Entbindung von allen parteiinternen Ämtern. Zu Frank siehe Schenk, Kronjurist und Generalgouverneur. Zum Komplex Strafrecht: Ostendorf, politische Strafjustiz.
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99. Rede Hans Franks, München, 20. Juli 1942
gibt keine andere Form. Wenn man in der germanischen-arischen Staatsidee denkt – wie wir Nationalsozialisten das ja tun –, dann muss man um so mehr im Rechte ein heiliges Gemeinschaftsgut sehen und darf nie vergessen, dass der Sinn des Germanentums darin lag, der asiatischen Barbarei und Willkür wie das Licht der Finsternis gegenüberzutreten. Man soll daher auch wissen, dass, wenn man das Recht als Inhalt der Volksgemeinschaft leugnet, man die Volksgemeinschaft selbst leugnet. […] Das Recht hat die Substanzwerte unseres Volkes zu sichern. Es sind dies die Rasse, der Boden, die Arbeit, der Staat und die Ehre unseres Volkes. […] Wenn es aber das Recht in diesem Sinne geben soll, muss es auch den Betreuer dieses Rechtes geben, und zwar den geschulten Betreuer. Und dann muss es auch den geben, der den Gesetzgeber bei seinen Formulierungen unterstützt und darüber hinaus jene Männer des Rechtes, die den Willen des Gesetzgebers, der mit 80 Millionen rechnen muss, übertragen in die Schicksalsgestaltung des einzelnen Volksgenossen. […] Man hört oft die Meinung, dass die Unabhängigkeit des Richters etwas wäre, was der autoritären Staatsführung unseres Reiches widerspricht. Ich bin der Auffassung – und ich beweise es –, dass die Unabhängigkeit, wie wir sie verstehen und wie sie auch vernünftig verstanden werden muss, dem Richter als ein Wesenselement beigegeben ist, soll er überhaupt Richter sein. (Stürmischer Beifall) Der Gesetzgeber äußert seinen gesetzgeberischen Willen aus den Notwendigkeiten und Bedürfnissen des ganzen Volkes. Das Schicksal der völkischen Gemeinschaft ist dem Gesetzgeber wichtiger als das Schicksal des Einzelnen. Aber der Kleine im Volke, auf dem die gesamte Last der Gemeinschaft ruht, kann sich in sein Schicksal nur finden, wenn er glaubt, dass ihm Gerechtigkeit wird. Wenn man dem kleinen Mann im Volke den unabhängigen Richter nimmt, dann macht man ihn schutzlos. (Lebhafter Beifall) Unabhängig ist der Richter nicht von dem Willen des Gesetzgebers, er ist nur unabhängig davon, dass in der Entscheidung der Angelegenheit des einzelnen Volksgenossen Gesichtspunkte vorherrschend werden, die nicht aus diesem Einzelfall geboren sind. Der Richter ist unabhängig, kann man sagen, von jedem, der eben in diesem Falle nicht Richter ist. Von jedem muss der Richter unabhängig sein, der in diesem Einzelfalle eines Volksgenossen etwas anderes vertritt als die allgemeine Norm, die für 80 Millionen gilt, und die der Richter zu Grunde zu legen hat. Diese Unabhängigkeit des Richters ist eines der ältesten germanischen Kulturgüter. Für sie einzutreten ist nicht demokratisch-liberalistisch-parlamentarisch-jüdische dekadente Reaktion oder Derartiges, sondern das Eintreten für diese Unabhängigkeit des Richters ist so germanisch, wie nur irgendetwas sein kann. (Lebhafter Beifall) Wir müssen sie als Inbegriff unserer Gemeinschaftsordnung ansehen. Die Autorität des Reiches, verkörpert in der schicksalhaften Figur des Führers, ist völlig unberührbar durch das Einzelschicksal. Es ist nicht möglich, dass
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ein Richter eine Gefahr für das Reich sein kann. Es ist nicht möglich, dass Unabhängigkeit des Richters in der Entscheidung des Falles eines Volksgenossen das Reich gefährdet. Sie ist nur eine Gefahr für diejenigen, die auf dem Boden des Reiches vielleicht etwas anderes wollen als das Recht. […] Die Rechtsanwälte sind ein würdiger und wichtiger Beruf. Auch sie sind nicht Trabanten des liberalistisch-demokratischen Systems. Sie tragen in sich eine der heiligsten Ideen der völkischen Gemeinschaft, nämlich die, dass immer auch der andere Teil gehört werden soll, dass niemand verurteilt werden soll, der nicht gehört wurde, zu dem, was man ihm vorwirft. Er soll dem Volksgenossen machtvolle Hilfe sein im Ringen um sein Recht. Dieser Rechtsanwalt ist kein Kloakentier, er wühlt nicht in Schmutz und Unrat, er ist eine der wichtigsten Gemeinschaftsfiguren unseres Volkes. Wir können geradezu die Kulturhöhe eines Reiches und Staates daran messen, welchen Rang und welches Ansehen Richter und Staatsanwälte innerhalb einer Gemeinschaft genießen. (Stürmischer Beifall) Dass es große Bedeutung hat, die Rechtsfindungsmethode sicher zustellen, ist klar. […] Die Autorität des Reiches, die Autorität des Führers wird die Gerichtsbarkeit in Schutz nehmen. Es wird möglich sein, unsere völkische Gemeinschaft dadurch zu sichern, dass der Volksgenosse nur dann verurteilt wird, wenn er im Rahmen eines vorgeordneten Verfahrens seinen Richter gefunden hat. […] Es gab viele, die früher sagten: Passt denn das noch in das 20. Jahrhundert? Da sitzen oben am Gerichtstisch so einige Männer in merkwürdiger Tracht, davor steht als Unglückswurm der Volksgenosse. Vor ihm erhebt sich feierlich der Staatsanwalt, und neben ihm steht der Rechtsanwalt – gibt es nicht eine direkte Methode, um das Ergebnis herbeizuführen? – Ja, die direkte Methode ist, dass man den Richter, den Staatsanwalt und den Verteidiger ausschaltet und die Staatsexekutive direkt auf den Einzelnen loslässt mit der Wirkung, dass der Mann, den man auf diese Weise etwa um seine Freiheit brachte, nicht vor der Öffentlichkeit als Schuldiger überführt ist; das hat die weitere Wirkung, dass sich dann in weiten Kreisen die Meinung bildet, es wäre noch besser, wenn selbst ein schlechter Richter da wäre, der wenigstens auch als schlechter Richter Gelegenheit gibt, dass der Angeklagte gehört wird. Das ist aber das Entscheidende, dass das Vorgehen der Staatsexekutive, ein rein polizeiliches oder sonstiges Vorgehen, als unterhalb des richterlichen Verfahrens stehend angesehen wird […] Das Rechtsgefühl und das Interesse an der Rechtssicherheit sind die Grundlage des Interesses, das die Volksgenossen an der Gemeinschaft nehmen. Daher halten sie den Dienst am Recht, der durch die Rechtswahrer als Richter, Rechtsanwalt, Rechtspfleger, Notar usw. geübt wird – mögen sie aus der Fülle von Irrtümern menschlicher Art noch so sehr der Kritik unterstellt werden – immer noch für besser wie jede Form des Polizeistaats. (Stürmischer Beifall) […]
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Auch im Kriege ist das Postulat einer Rechtskultur für die Entwicklung unserer völkischen Ordnung wichtig. […] Wenn dieser Krieg beendet sein wird, der den Führer mit so ungeheuren Aufgaben belastet, dass man sich davon keine Vorstellung machen kann, dann wird das Postulat der Rechtskultur eine deutlichere Ausprägung erlangen, als das in der Notzeit des Krieges geschehen kann. Aber wichtig ist, dass es im Kriege nicht erlischt, dass nicht ein Schaden entsteht durch sinnlose Kritik an Rechtseinrichtungen und Persönlichkeiten der Rechtsarbeit in unserem Reich. Es darf nicht den Anschein bekommen, als ob das Recht in unserem Reiche schutzlos werden sollte. Das Recht ist der persönliche Schutz unseres Volkes. […] Es ist selbstverständlich, dass manches, was ich hier ausführe, bei ihnen den Eindruck erweckt, als ob es ein Zukunftsprogramm wäre. Denn die Wirklichkeit spricht leider oft eine andere Sprache. […] Ich muss doch aus vielen mir zugebrachten Erlebnissen und Tatbeständen schließen, dass manches große Wort des Führers falsch verstanden wird und dass es sogar Parteigenossen gibt, die glauben, es sei nun an der Zeit, mit diesem mittelalterlichen Kram der Justiz völlig sozusagen zu brechen. Es soll das auch in den Gerichtssälen selbst in Erscheinung treten. Es sollte das nicht sein! Denn die Partei hat in Punkt 19 ihres Programms die Verpflichtung übernommen, dem deutschen Volk ein deutsches Gemeinrecht zu geben, und es ist daher klar, dass da, wo ein Richter – angetan mit den Hoheitszeiten des Reiches – im Namen des deutschen Volkes Recht spricht, die Weihe der ältesten sittlichen Tradition unseres Volkes gewahrt zu bleiben hat. (Lebhafter Beifall) Gerade wir als Nationalsozialisten wissen, wie schwer alles das in der Tat durchzuhalten ist. Aber ich werde mit der letzten Kraft mich dafür einsetzen, dass der Punkt 19 des Parteiprogramms genau so Bedeutung hat wie alle anderen Punkte dieses Parteiprogramms. […] Wir werden den Kampf um die Verwirklichung der nationalsozialistischen Rechtsidee auf den Fundamenten der geschichtlichen Bezogenheit unserer Bildung, unserer Gesetzestradition und vor allen der Gerechtigkeitssehnsucht unseres Volkes durchführen. Denn wenn auch die Juristen erst vierhundert Jahre in Deutschland sind, das deutsche Rechtsgefühl ist so alt wie das deutsche Volk selbst, und dieses Rechtsgefühl ist das, was der einzelne Volksgenosse mitbringt, wenn er sich mit den Dingen des Rechts beschäftigt. Es ist nicht die Gewalt allein, die den Staat stark macht. Brutalität aber ist niemals mit Stärke identisch. Die Brutalität ist der Ausdruck der übersteigerten Gewalt. Wir wissen, dass das bolschewistische System die Brutalität als Grundsatz eingeführt hat. Ich sage: Stark ist nur, wer das Recht nicht fürchtet. Stark ist vor allem der, der nicht völlig die Menschlichkeit als unvereinbar mit dem Staatswirken bezeichnet. Die Menschlichkeit ist auch eine Methode des Rechts. Verständnis für die Kleinen im Volke, für seine Nöte, für die vielen Fährnisse seiner Existenz soll und kann und wird auch Inhalt natio-
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nalsozialistischen Staatshandelns sein. Mit dieser Menschlichkeit ist auch vereinbar die Methode, dass nun nicht auf alles und jedes nur noch die Todesstrafe angewandt wird. (Lebhafter Beifall) Es ist eine der schönsten Kultursendungen der Rechtstradition gewesen, die feinen und wichtigen Unterschiede zu machen, die dieses oder jenes Handeln für die Volksgemeinschaft an Gefährdung in sich birgt. Man entwertet aber die Höchststrafen, wenn man nur sie immer anwendet, und das ist nicht vereinbar mit den Grundsätzen der Volksgemeinschaft. Deswegen setzte ich mich, wo immer es irgend geht, dafür ein, dass mindestens in weitem Umfange von Gnadenerweisen Gebrauch gemacht wird. Auf keinen Fall darf es dahin kommen, dass ein Urteil von vornherein dann anerkannt wird, wenn es die Todesstrafe ausspricht, der Kritik aber dann unterliegt, wenn das nicht geschieht. Wir müssen die Erkenntnis gewinnen, dass jede Zeit ihre Aufgabe zu erfüllen hat, dass sie aber auch nur ein Teil der Ewigkeit eines Volkes ist und dass daher nicht aus einer Zeit heraus ein Samen aufgehen darf, der die Hoffnungen der Zukunft zunichte machen würde.
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Rede Rosenbergs
Leitgedanken des NS-Ideologen und „Ostministers“: Indogermanische Wanderung nach Osten; Entscheidungskampf gegen Sowjetunion wie vormals gegen Hunnen und Mongolen; Weltanschauungskrieg mit Ziel Lebensraum und Sicherheit; Rückverweis auf frühe NS-Schriften mit Forderung nach judenfreiem Europa; Herrentum, Soldaten und Bauern im Osten. IMT, Bd. 39, Dok 170-USSR, S. 413 – 421 und 424 f. 100. Rede Rosenbergs, 6. August 1942
6. August 1942 Wir begriffen und begreifen heute mehr als je, dass es unmöglich ist, wenn bei der ausgebuchteten Grenzziehung des Deutschen Reiches feindliche Völker gleichsam als Flugzeug-Mutterschiffe Deutschland bedrohen. So hat sich aus diesem primitiven Charakterprotest, der Gleichberechtigungsforderung, dem Selbstbestimmungsrecht, dem Kampf um den deutschen Lebensraum, nunmehr ein Krieg entsponnen, der auch über diesen unmittelbaren deutschen Lebensraum hinweggeht. So ist der Kampf der Nationalsozialistischen Bewegung ein Kampf um die Freiheit des ganzen europäischen Kontinents geworden (Beifall). […] Es ist tatsächlich ein totaler Krieg um unseren alten, ehrwürdigen Kontinent ausgebrochen. Und über diese Dinge hinweg ist der Krieg noch in einer anderen Richtung ein totaler: Er geht nicht nur um Rohstoffe, er geht nicht nur um Siedlungsland, um Sicherung des Lebensraumes, um die politische und militärische Sicherung des Kontinents, sondern dieser Krieg ist auch ein Weltanschauungskrieg allergrößten Ausmaßes. […] Er war das im Grunde schon, als die ersten Kanonenschüsse im August des Jahres 1914 zu dröhnen begannen. […]
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Nunmehr stehen wir im weltpolitischen Ausmaß in der gleichen Front, in der weltanschaulichen Frontstellung, wie damals. Die Demokratie hat einen Weltkrieg gegen uns entfesselt. Der Marxismus, in seiner bolschewistischen Ausartung im Osten, hat uns die Vernichtung gelobt, und in der weiten Ferne stehen die jüdischen Drahtzieher mit ihrer Presse und all ihren sonstigen finanziellen Möglichkeiten, um diesen Kampf der untergehenden Welt gegen das erwachende Deutschland zu führen. […] Im Osten stehen wir zweifellos einer ungeheuer harten Verteidigung, einem harten Angriff gegenüber. Und auch dieser Angriff lässt sich kaum anders verstehen, als dass sich die übliche alte, slawische Zähigkeit mit einer fanatischen Weltanschauung verbunden hat. Diese Weltanschauung ist primitiv […]. Auf jeden Fall ist es eine bestialische Kraft, die sich uns gegenübergestellt hat. Auch dieser Kampf wird einmal bestanden werden, und wenn wir die weiten Räume überblicken, die heute schon von der deutschen Wehrmacht besetzt worden sind, so können wir doch sagen: Trotz vieler Widerstände ist hier ein Raum gesichert worden, der auch in Zukunft groß genug sein wird, um nicht nur Deutschland, sondern darüber hinaus Europa sicherzustellen, und vor jeder kommenden Blockade irgendwelcher Seemächte, die sich noch in Zukunft bilden können, zu schützen. Hand in Hand damit geht auch die Lösung der Judenfrage vor sich, einer Frage, mit der wir uns vom ersten Tage unseres politischen Daseins an beschäftigt haben. […] Der europäischen Völkerwelt ist das jüdische Problem seit 2000 Jahren vor Augen geführt worden. Viele haben versucht, sich dieses unbequemen Zersetzers zu entledigen. Die Judenverfolgungen in allen Staaten Europas sind ein Zeichen dafür, dass die starken Lebenskräfte sich immer wieder gegen diese Zersetzung wehrten. Aber es ist immer so gewesen, dass wenn ein Volk stark genug war, um sich zu befreien, die Juden mit ihrem Geld in das Nachbarland gehen konnten. Da gab es immer einen Fürsten, der dieses Geld annahm. Und in wenigen Jahrhunderten kehrten die Juden in das alte Land wieder zurück. Darum ist diese Judenfrage […] nur zu lösen von einer einzigen rigorosen und rücksichtslosen, starken Macht (Stürmische Zustimmung). Die Judenemanzipation wurde im 18. Jahrhundert unter der Losung der Humanität geführt […] Man hat sich […] schwer getäuscht. Anstelle der Humanität hat man den Schmutz in die Völker der Erde ausgegossen. Und nun gehen wir daran, diesen Schmutz einmal auszurotten, und was heute mit der Ausschaltung der Juden aus allen Staaten des europäischen Kontinents geschieht, ist auch eine Humanität, und zwar eine harte, biologische Humanität (Lebhafter Beifall). Sie bedeutet, dass die Volkskörper wieder sauber, gesund und menschlich gemacht werden (Erneute lebhafte Zustimmung) […] Es ist ganz gut, wenn Sie heute […] Kampfschriften aus unserer Kampfzeit wieder einmal lesen.
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Manches ist dem Gedächtnis doch wieder entschwunden, und was die Leute damals sich erfrechten, über Deutschland und die deutsche Geschichte zu schreiben, müssen wir uns immer wieder einprägen, damit wir nicht schwach werden, wenn jetzt die große Säuberung ihren Anfang genommen hat (Starke Zustimmung). Wir dürfen uns nicht damit begnügen, dass die Juden von einem Staat zum anderen geschoben werden, und dass vielleicht hier und da noch ein großes jüdisches Ghetto steckt, sondern unser Ziel kann nur das alte sein: Die Judenfrage in Europa und in Deutschland ist nur dann gelöst, wenn es keinen Juden mehr auf dem europäischen Kontinent gibt (Lebhafter Beifall). […] Heute […]müssen wir darauf achten, […] dass wir weder in das eine Extrem einer Anbiederung gegenüber den fremden Völkern verfallen, noch in einer durchaus nicht herrenmäßigen und trotzigen Art, etwa einem beherrschten Volk gegenüber, auftreten. […]Ein wirkliches Herrentum ist immer selbstverständlich. Es zeigt sich immer selbstverständlich in Haltung, Handlung, in Gesetzgebung und in der Führung gegenüber anderen Völkern, und wir dürfen mit Freuden sagen, so, wie sich unsere Soldaten in den eroberten Ländern einrichten, ist ihre Haltung selbstverständlich, sind sie dort in manchen Dörfern und Städten, als seien sie schon 20 Jahre da und als sei es gar nicht anders möglich, als dass sie gerade dort sitzen. Unsere Landwirtschaftsführer und Gebietskommissare im Osten müssen schnelle Entschlüsse treffen und haben sich schon sehr bald in diese neue Umgebung gefügt. Mancher kleiner Bauer hat sich in diese neue Raumordnung schon eingefügt und fühlt sich schon als kleiner Herr und als kleiner König. Das ist richtig. Ich glaube, dass dieses Land drüben, bei allen Menschlichkeiten, die wir ja auch feststellen müssen, doch die beste Schule ist, um diese alte bürgerliche, fürstliche Kleinlichkeit zu überwinden, um so mehr, als es jedem bewusst wird, der dort hinkommt, dass er ja nicht als ein Emporkömmling in diese Gebiete kommt, sondern dass der Geist der deutschen Landwirtschaftsführer und Gebietskommissare in Europa das Erbe antritt, das ihm die deutschen Kaiser einmal hinterlassen haben. In diesen breiten Gebieten im Osten muss er zweierlei sein: er muss hart sein und gerecht sein können. Er muss hart sein, weil diese Zeit von uns Dinge fordert, die über tausende vom Menschenleben und deren Interessen hinweggehen. […] Er wird aber auch gerecht sein, und hier kommen wir auf einen zweiten, wichtigen Punkt. […] Wenn nunmehr das Deutsche Reich in diese Räume kommt, sie zwar gewaltig mit seinem Soldatentum ordnet, sie aber doch sehr dünn besetzt in seiner Führungsschicht, die nunmehr heute Gebiete zu verwalten hat, die zweimal so groß sind wie das Deutsche Reich, dann muss diese Führung politisch führen. Man muss sehen, wo man psychologische Ansatzpunkte findet, um mit weniger Kraft das Gleiche zu erreichen, als ob man hundert Polizeibataillone einsetzt. Es muss sich dort eine deutsche Führung bilden, die bei aller Härte gerecht ist, die dafür sorgt, dass Strafen und
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100. Rede Rosenbergs, 6. August 1942
Vergehen möglichst in einem richtigen Verhältnis zueinander stehen und die das, was man von diesen Völkerschaften fordern muss, in die Form einer gesetzmäßigen Verordnung bringt. Wenn man auf solche Kleinigkeiten Rücksicht nimmt, wird man diese Völker führen können, ehe sie gemerkt haben, dass sie wahrscheinlich auf die Dauer zu einer selbständigen Staatlichkeit von uns nicht vorgesehen sind (Zustimmung). […] Es schadet deshalb auch nichts, wenn der eine oder andere Gebietskommissar zu dem einen oder anderen Ukrainer einmal auch menschlich ist. Er soll bloß nicht kameradschaftlich mit ihnen werden. […] Herr ist einer dann, wenn der Untergebene sich für ihn totschlagen lässt. Das ist natürlich etwas überspitzt und im großen Maßstabe der Völkerführung nicht immer möglich, aber es zeigt, wohin eine politische Tendenz gehen muss, wenn jemand mit möglichst wenig Menschen eine derart suggestive Kraft auf die anderen auszuüben hat, dass sie in ihm gleichsam selbstverständlich den geborenen Führer sehen. Wenn er manchmal sozial, kulturell oder religiös etwas hilft mit kleinen Gaben, die nichts kosten, vermag er eine Anhänglichkeit zu erzielen, die oft tatsächlich bis zur Selbsthingabe gehen kann. […] Nicht der Westen, sondern dieser Osten ist das große, ausgebreitete Land für die indogermanische Wanderung gewesen. […] Es schien immer so, als ob dieser Osten einmal ein germanisches Reich beherbergen würde. Es ist nicht geschehen. Die Völkerwellen aus dem Osten haben diese scheinbar organischen Bewegungen immer wieder verhindert. Nehmen wir den Hunnenzug und später die Mongolenstürme. Immer wieder ist dieser Kampf zwischen den Mächten Mittelasiens und Europas entbrannt. Vor 700 oder 800 Jahren haben sich diese Kräfte miteinander gemessen, und wie früher zur Mongolenzeit stehen Deutschland und Sowjetrussland sich in einem ganz bewussten, innerlichen weltanschaulichen Kampf gegenüber. Diese Auseinandersetzung ist der entscheidendste Kampf der deutschen Geschichte. Er ist aber nicht plötzlich gekommen, sondern er hat eine mindestens 1600 Jahre alte Überlieferung. Der Sinn der germanischen Geschichte hat nunmehr wieder freie Bahn, er hat diesen Osten bekommen, und er führt diesen Krieg mit dem vollen Bewusstsein, dass dieser deutsche Lebensraum, der dort erkämpft worden ist – ganz gleich wie die politische Form einmal vom Führer bestimmt werden mag – niemals mehr den deutschen Händen entrungen werden kann, dass dieser Lebensraum, für immer die Sicherung der Ernährung, die Sicherung der Rohstoffe für Deutschland und für Europa darstellt, dass hier die nationalsozialistische Weltanschauung sich erprobt, und dass auch diesem Riesenraum wirklich ein großgermanisches Deutsches Reich entsteht. Und wir alle, meine Kameraden, dürfen, glaube ich, am Ende unseres Lebens sagen: Auch wir sind stolz, dabei gewesen zu sein (Stürmischer Beifall).
101. Aufsatz Proksch’, Im Osten vollendet sich das Reich, Okt. 1942 101.
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Aufsatz Proksch’
Vorstellungen eines „Blut-und-Boden“-Experten: Die Soldaten des Ersten Weltkriegs kehrten heim aus einer sinnvollen Welt in eine unsinnige Welt; doch baltische Freicorps zeigen ein Ziel: Heimat und Erde im Osten; Artamanen und Hitlerjugend folgen ihnen; nunmehr Heimkehr dank des Schwertes eines alten germanischen Schicksalslandes nach Europa; Geburt eines großen germanischen Bauernreiches im Osten. 101. Aufsatz Proksch’, Im Osten vollendet sich das Reich, Okt. 1942
Proksch, Im Osten vollendet sich das Reich, S. 453 – 458.
Oktober 1942 Der Orlog der Jahre 1914 / 18 hatte sein Ende gefunden. Die deutschen Soldaten kehrten mit leeren Händen und mit müden Augen heim. In den Jahren des Krieges war ihr Leben zerronnen, und nun blieb ihrem Ausharren der Sinn vorenthalten. Und ohne Sinn erschien ihnen das Sterben der Kameraden. Eine große Frage brannte in ihren Herzen und heischte Antwort. Sie kamen aus den Gefilden des Todes. Sie waren ihm nahe gerückt und ihm ohne Grenze brüderlich verbunden. Jede Stunde gelebten Lebens in den Löchern und Trichtern auf den weiten Feldern der Schlachten barg echtestes Leben. Nun lag eine zerfallene Welt vor ihnen, in der selbst die hohen Werte ihres bisherigen Seins: das niegesprochene Wort von Ehre und Treue als billige Ware gehandelt wurden. Das Leben, das die Heimgekehrten vorfanden, war zusammengesetzt aus Trug und aus Lug, aus Zahl und aus Gewinn, aus Hader und Missgunst. Die Frage in ihrem Gewissen drängte, nun lauter denn je, nach Antwort. Sie hatten in der brüderlichen Nähe des Todes ein wahrhaft einfaches Leben gelebt. Alles um sie hatte sein Maß und seinen Sinn gehabt. Das Leben war ohne Maske um sie, und sie waren ihm anheimgegeben gewesen in einer übervollen Unmittelbarkeit und in einer Grenzenlosigkeit ohnegleichen. Die Erde verbarg ihren Augen kein Geheimnis mehr. Die Nächte hatten ihren dunklen Schrecken verloren, und das Meer der Sterne war ihnen so vertraut wie der Sang der Vögel. Selbst der Bogen des Jahres war ihnen zum Bilde des nie endenden und ewig wiederkehrenden Lebens geworden. Sie hatten der Stille des Wachstums gelauscht; hatten das Blühen und Fruchten der Blumen und der wenigen letzten Sträucher auf der zerfurchten und zerfressenen Erde der Schlachtfelder mit wachen Augen geschaut. […] Nun kehrten sie heim. Ihre Heimkehr aber war ein Gang aus dem Sinn in den Unsinn; eine Wanderung aus der Echtheit des Lebens nach den Trugbildern eines falschen Friedens, hinter dessen goldener Fassade eines tönernen Daseins Visage höhnend ihrer wartete. […] So waren sie heimgekehrt und waren doch Heimatlose in der Heimat. Nirgendwo war mehr Stille um sie, nirgendwo erkannten sie jene Lebensun-
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101. Aufsatz Proksch’, Im Osten vollendet sich das Reich, Okt. 1942
mittelbarkeit, die ihnen der Krieg am Rande seiner Schrecken in solcher Fülle bescherte hatte. Die Frage ihres Herzens und ihres Gewissens wurde zur Forderung. Und diese Forderung fand ihre Antwort. Die Antwort kam aus dem Osten. Die Männer der Freikorps, die in den baltischen Ländern kämpften, gaben sie. Das uralte Ordensland hatte den Soldaten geholfen, die Antwort auf ihre und auf aller Frontsoldaten Fragen zu finden: Und diese Antwort hieß Heimat und Erde, hieß Hof und Äcker in der Weite des Ostens.93 Nur im Osten konnte wieder ein Leben im Dienste einer großen Notwendigkeit gelebt werden. Im bäuerlichen Dasein würde dort der Mensch wieder in der Unmittelbarkeit, aber auch in der Unausweichbarkeit jener Bindungen stehen, die aus Blut und Geschlecht, aus Natur und Heimat ihm erst seine letzte Erfüllung gaben. Die Männer der baltischen Freikorps wollten den Frontsoldaten, den grauen heimatlosen Heimkehrern neues Land und eine neue Heimat im Osten Europas erobern. Auf uraltem germanischen Boden. Sie wollten sich das Recht auf dieses Land durch ihren freiwilligen Kampf gegen den Bolschewismus erringen. Aber auch ihr Opfer blieb ohne Sinn. Der Staat von Weimar, das Deutschland von 1918, ließ auch diese Männer im Stich. So zerfiel der letzte Traum soldatischer Sehnsucht. […] Wie eine ferne Erinnerung nur ging das Wort vom Bauernland im Osten seine heimliche Runde. […] Die Jahre der Not und des politischen Zerwürfnisses rissen tiefe Furchen in das Antlitz des Reiches. Der Osten versank in Vergessen. Wer dachte noch an den Bauern? Die Gewinne der Nichtigkeiten bereiteten den Ausverkauf des Wesentlichen vor. Der Inflation des Gesparten folgten die Versteigerungen der Höfe. Das Geld fraß Boden und Bauern. Der Zins erwies sich mächtiger als lebendiges Leben. Tief im Kurs stand der Bauer. Tiefer noch der Osten. Da griffen die Bünde der Jugendbewegung die alte Fahne der baltischen Freikorps wieder auf. Das Lied „Nach Ostland wollen wir reiten!“ klang aus den Horsten und Jugendherbergen, begleitete die Wanderungen und verhallte im Sternenhimmel über den Lagern der Jungen. Schon gingen die ersten in den Ferien zu Bauern und halfen dort, die harte Arbeit am täglichen Brot des Volkes zu tun. In diesen Jahren begann die Jugend das Vermächtnis der Soldaten des großen Krieges zu begreifen. […] Vier Jahre, nachdem die Soldaten in die Zerrisssenheit und Entwertung der
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Zu diesem Komplex siehe Mai, Rasse und Raum.
101. Aufsatz Proksch’, Im Osten vollendet sich das Reich, Okt. 1942
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Heimat zurückgekehrt waren, vier lange Jahre danach, geschah es in Sachsen. […] Der Besitzer des Gutes Limbach wagte im Jahre 1924 ein großes Wagnis. Er kündigte den polnischen Wanderarbeitervertrag und stellte an Stelle der abrückenden Fremden eine Gruppe deutscher Jungen und Mädel ein. Sie nannten sich Artamanen. Der Führer dieser Gruppe war ein Siebenbürger Sachse. […] Über die staatlichen Grenzen hinweg fand hier Blut zu Blut. Gemeinsam begann die deutsche Jugend Europas ein neues Werk. Was die Artamanen wollten, war, so schien es, nicht viel. Das unechte Tun in der Stadt war ihnen zu einer Last geworden. Sie suchten das einfache Leben. Sie suchten die Arbeit, die in ihrer Notwendigkeit sichtbar wird in Ernte und Frucht. Und sie suchten in den Jahren der aufgebrochenen inneren Missverständnisse die Gemeinschaft der Gleichen. Jene Gemeinschaft, deren Boden nicht allein das Bekenntnis im Wort, sondern deren zwingende Macht die Tat der getanen Arbeit war. Dieser Arbeit wegen lebten sie oft in unsagbar ärmlicher Umgebung. […] Von den Heimen der Artamanen verströmten Kräfte eines neuen Verstehens und einer neuen Achtung unter den Menschen des Landes. Wo ehedem der Hader der Parteien die Brücken des gegenseitigen Zueinander findens zerbrochen hatte, bereiteten die Artamanen den Boden einer größeren Einheit und einer neuen und besseren Achtung vor. Ja, es war wohl so, dass ihr Tun der so verachteten Landarbeit wieder Achtung und dem Landarbeiter wieder Heimrecht im Bewusstsein seines Volkes gegeben hat. Das Ziel der Artamanen war eigenes Bauernland. Da es dieses im Reich nicht gab, so richteten sie ihren Blick nach dem Osten Europas. Dort lag für sie und für ihr Tun das Land eines neuen Lebens. Vom Osten sprachen sie als vom Zukunftsland einer kommenden großen germanischen Landnahme. Der Osten Europas war in ihren Augen die Voraussetzung für das zukünftige Leben des deutschen Volkes. Sie hatten den tiefen Sinn des Wortes „Blut“ und „Boden“ gelebt und begriffen. Im Osten erst musste dieses Wortes letzte Wahrheit schicksalhaft des künftigen Reiches inneres Wachstum bestimmen. Denn dort war Land, welches der Menschen, die es in seinem Gesetz verstanden, bedurfte. Das Beispiel von Limbach wurde der Beginn eines großen Aufbruches. […] Das Werk der Artamanen wurde in der Stille und abseits dem lauten Geschehen der Zeit geboren, weitergetragen und zuletzt hinübergereicht in das neue Reich. […] Im Landdienst der Hitlerjugend formte sie das Werk der Artamanen nach neuen Maßen gemäß ihrem neuen Gesetz. Wieder stellt das Schicksal die große Frage über Sein oder Nichtsein. Wieder geht es daran, in die Herzen der Völker das wertende Senkblei zu werfen.
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102. Aufsatz Seidels, Meistert das Schicksal, Jahreswende 1942 / 43
Was der große Krieg 1914 nicht vermochte, der Kampf gegen den roten Tod brachte es zuwege: in den Legionen der flämischen und dänischen, der holländischen und norwegischen, der kroatischen und der schwedisch-fi nnischen Freiwilligen wurde durch Blut und Opfer die Legende vom einigen germanischen Reich erste wirkende Wirklichkeit. Wieder steht Bruder neben Bruder, und erkennt im andern sich selbst. Trennende Grenzen zerbrechen im Bewusstsein des gemeinsamen Opfers. Am Ende dieses Krieges kehrt ein uraltes Schicksalsland heim zu Europa. Der Osten wird wieder germanisch. Die neuen SS-Wehrbauern, herausgewachsen aus den Reihen des Landdienstes der Hitlerjugend, werden die bäuerlichen Gaue des wiedergewonnenen Ostens mit einem starken, seiner Sendung bewussten Menschentum erfüllen. Die Einheit des großgermanischen Reiches deutscher Nation aber wird, wie in den Schlachten, so auch in den Dörfern der neugewonnenen Länder vor dem Schicksal ihre Bestätigung finden. […] Der Ring des Lebens ist wieder geschlossen. Das Schwert gab den Raum. Der Wille der Jugend erfüllt ihn mit rechtem Tun. Das große germanische Reich, das ein Bauernreich sein wird, steht greifbar vor uns. Wir erleben in diesem Krieg seine Geburt.
102.
Aufsatz Seidels
Durchhalteappell, um einen Sieg des Rechts zu erreichen; Vergleich des im Weltkrieg kämpfenden Volkes mit einem Symphonieorchester, bei dem jeder Musiker um seine Verpfl ichtung für das Ganze weiß; die deutsche Kriegführung sei geprägt von abendländischer Kultur.
102. Aufsatz Seidels, Meistert das Schicksal, Jahreswende 1942 / 43
Seidel, Meistert das Schicksal, S. 19 –22.
Jahreswende 1942 / 43 Wir sind uns alle der Schicksalsschläge und Leiden, die unzählige unserer Volksgenossen in dem nun abgeschlossenen Kriegsjahr betroffen haben, schmerzlich bewusst. Unsere gemeinsame Einweihung in die gnadenlose Wirklichkeit, die Krieg heißt, ist unaufhaltsam fortgeschritten und hat uns tiefer geeint, als die äußere Geborgenheit es jemals vermocht hätte. An unzählige Häuser im Reich hat die Hand des Schicksals schwer angeklopft, oft mit so herrischem Schlage, dass von dem Hause nichts übrigblieb als ein Schutthaufen. Unzählige Frauen und Mütter weilen mit ihren Gedanken an diesem Altjahrsabend an fernen Gräbern oder durchschweifen in bitterem Suchen die grauenvolle Öde der winterlichen Urwälder und Steppen des Ostens, die einen geliebten Menschen für immer verschlungen haben; mit verzweifelter Sorge gedenken anderer ihrer Männer und Söhne in der Gefangenschaft. […] Nun sehen wir uns aber einem Wunder gegenüber, das wir
102. Aufsatz Seidels, Meistert das Schicksal, Jahreswende 1942 / 43
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mit gebührender Ehrfurcht wahrnehmen und dessen Zustandekommen wir untersuchen wollen. Dies Wunder besteht darin, dass unser durch die schwersten Prüfungen an Leib und Seele wie durch Feuer und Wasser hindurchgeführtes Volk keineswegs gebrochen und hoffnungslos in die Zukunft blickt, sondern dass es gelassen und aufrecht bereit ist, den Opferweg weiter zu gehen, und eher das Letzte einzusetzen, als zuzugeben, dass das Leiden den Einzelnen in seiner Kraft, durchzuhalten, beeinträchtigen, und in der Entschlossenheit, zum Besten des Ganzen und für eine Zukunft des Friedens nicht nur der eigenen Nation, nein, aller Völker der Erde, den Sieg des Rechts zu erkämpfen, weich machen könnte. Aus welchen Tiefen kommt uns diese Kraft, die, wie ein Quell aus dem gemeinsamen Boden der Heimat aufsteigend, sich in tausendfachem Geäder verzweigt und die Herzen nährt? Man pflegt zuweilen, wenn man um die Erklärung eines geistigen Vorgangs in Verlegenheit ist, von anonymen, von unbenennbaren Kräften zu sprechen, die sich im Verhalten der Menge kundtun, indem sie diese, gleichsam ohne dass es ihr klar wird, dorthin treiben und schieben, wo eine für den nackten Lebensbestand der Gemeinschaft ausschlaggebende Notwendigkeit es verlangt. In der Annahme solcher blinden Kräfte wird dem, was den Menschen unauflöslich mit der Natur verbindet, gewiss Genüge getan, und für die Wanderungen und Eroberungskriege von Naturvölkern mag sie restlos zutreffend sein. Auf die Völker des Abendlandes mit ihrer durch Jahrtausende hindurch gesteigerten und das Verantwortungsgefühl des Einzelnen richtunggebend durchdringenden Kultur aber lässt sie sich nur sehr bedingt anwenden. Das Verhalten eines hochentwickelten Volkes angesichts der entscheidenden Forderung seines Schicksals wäre vielmehr der Haltung eines bis ins Letzte abgestimmten Orchesters in seiner Bereitschaft, dem leisesten Wink seines Leiters mit dem vollkommensten Einsatz des einzelnen Instrumentes zu folgen, vergleichbar. Die Vielfalt der Instrumente eines großen Orchesters ist kaum übersehbar: was bei ihrem sinfonischen Zusammenspiel zustande kommt, ist durch die unerschütterliche Einordnung des Einzelnen in das Ganze: Harmonie, Einklang, eine den Absichten des Komponisten entsprechende Wirkung organischer Einheitlichkeit. Hier sind keinerlei unbenennbare Kräfte am Werk, es sei denn, dass wir die im Geist des Schöpfers so eines Musikwerkes sich auswirkende Urgewalt so empfinden müssten. Der Dirigent aber, der die Absichten des Komponisten ausführt, handelt in zielbewusstem Können, indem er seine Musiker einsetzt und führt, um das große Ziel zu erreichen; jeder einzelne Musiker wiederum, und sei es nur der, der gelegentlich das Triangel, die Trommel oder die große Pauke zu schlagen hat, muss sich in voller Beherrschung seines Instrumentes dem Ganzen hingeben, muss in steter Bereitschaft mit allen Sinnen auf den Leiter gerichtet sein, und das nicht in blindem Gehorsam, sondern in angemessener Erkenntnis des Werkes, dem er an seinem Teil dient. So ist es auch mit der Zusammenarbeit eines Volkes bestellt, und wenn der
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102. Aufsatz Seidels, Meistert das Schicksal, Jahreswende 1942 / 43
Vergleich, wie die meisten Vergleiche, nicht ganz zutreffend ist, so darum, weil es sich bei der Gemeinschaftsarbeit eines Volkes in Krieg und Frieden um eine wesentlich zusammengesetztere Aufgabe handelt als bei einem Orchester. Diese Zusammenarbeit ließe sich noch am ersten mit dem Zusammenspiel mehrerer aufeinander abgestimmter Orchester unter einer gemeinsamen höchsten Leitung vergleichen. Kehren wir nun zu unserer Frage zurück: Woher nimmt unser Volk die Kraft zu dieser Bereitschaft, dieser Ausdauer, dieser Geduld – und dieser ganz unbetonten, aber ebenso unbedingten Opferfreudigkeit – so haben wir auf dem Umweg über die Betrachtung der sinfonischen Zusammenarbeit vielleicht doch den Ansatz zu einer Antwort gefunden. Nicht in der Vermassung blinder Widerstandskräfte besteht das Geheimnis des großen deutschen Einsatzes in diesem Kriege, sondern darin, dass jeder Einzelne auf seinem Posten seine besondere Aufgabe, und möge sie an sich noch so geringfügig erscheinen, bewusst in Ausrichtung auf das Ziel der großen, schweren Gemeinschaftsarbeit, die Krieg heißt, zu erfüllen bemüht ist. Das Geheimnis heißt: Gliederung und Durchbildung der Kräfte bis ins kleinste; und dabei steht nicht etwa die fachliche Spezialisierung, die Durchmusterung aller Bestände gelernter und ungelernter Arbeiter auf allen Gebieten im Vordergrund, sondern die Voraussetzung ist in erster Linie jene innere, beinahe körperliche, gegenseitige Abstimmung aufeinander, wie sie im engsten Kreise sich innerhalb der Familie bezeugt Greifen wir wieder auf unseren Orchestervergleich zurück, so wird uns klar, dass die Bedingung eines solchen Aufeinandereingespieltseins unter allen Umständen im Verzicht auf starre Selbstbehauptung besteht – auf jene Selbstbehauptung, die im eigenen Schicksal die Achse allen Geschehens zu sehen geneigt ist. Wir brauchen uns ja nur vorzustellen, dass die erste Geige oder die große Pauke oder aber die Klarinette oder sonst ein Instrument darauf bestünde, sein Solo über das ihm in der Partitur zugestandene Maß hinaus auszudehnen! Was dabei herauskäme, wäre Disharmonie und Zusammenbruch des Konzerts. […] Darin, dass jeder einzelne Musiker im Orchester sein Instrument, wenn nicht mit künstlerischer Vollkommenheit, so doch mit äußerster Gewissenhaftigkeit spielt, dass er die ihm durch dies Instrument zufallende Aufgabe wahrhaft meistert, erkannten wir die Möglichkeit des Zustandekommens eines vollwertigen, leistungsfähigen Organismus – der Erreichung einer vollendeten Harmonie. So müssen wir auch die Einheitlichkeit, mit der unser Volk die größte Aufgabe seiner Geschichte auf sich genommen hat, und die gelassene Kraft, mit der es jeder unberechenbaren Belastung bei der Bewältigung dieser Aufgabe standhält, ohne je aus dem Gleichgewicht zu kommen, als das Ergebnis der unerschütterlichen Bereitschaft jedes Einzelnen erkennen, sich selbst als Glied dieses zu so ungeheurer Leistung berufenen Volkes in Ordnung zu halten, sich selbst zu meistern und das Letzte und Höchste aus sich herauszuholen, um zum großen Gelingen beizutragen. Die fast unbe-
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greifliche und tief verehrungswürdige Leidenskraft, mit der so viele unter uns der Wucht der sie persönlich betreffenden Verluste begegnen, ebenso wie die Spannkraft, mit der wir alle die beständig über uns schwebende Möglichkeit solcher letzten Opfer und die ganze seelische Hochspannung aushalten, in der wir uns seit über drei Jahren befinden, ist die Rückwirkung dieser Haltung allein. Wir brauchen uns nicht zu schämen, in diesem Zusammenhang auch der kleinen Sorgen und Entbehrungen des Alltags zu gedenken, die uns alle belasten, denn in ihrer Summe haben sie zweifellos ein nicht zu unterschätzendes Gewicht. Gerade im Hinblick hierauf aber können wir täglich beobachten, dass dort, wo der Einsatz am höchsten ist, auch der Gleichmut und die Freudigkeit am stärksten ausgeprägt sind und dass Menschen, die sich der letzten und schwersten Opfer am eigenen Leibe oder am Leben ihrer Nächsten haben unterziehen müssen, häufig wie gefeit gegen die Anfechtungen des Kriegsalltags einhergehen. Das eindringlichste Beispiel dafür geben uns unsere Soldaten. Menschen, die mit dieser Einstellung leben und die sich ihr Verhalten durch die ihnen selbstverständliche Hingabe für die Gesamtheit gleichsam zur zweiten Natur haben werden lassen, Menschen, die wahrhaft durchs Feuer hindurchgegangen und reingeglüht sind, kann es nicht schwerfallen, den tiefen Sinn der Antwort des jungen Wanderers im Märchen richtig auszulegen. „Wenn es mir nicht gut ergangen ist, so war es wohl meine eigene Schuld …“. […] Machen wir uns diese Auffassung zu Eigen, so erkennen wir bald, dass auch hier die schönste Begabung ohne Übung hinfällig ist, ohne das zur Erlangung jeglicher Vollkommenheit unerlässliche strenge Training, zu dem uns für unser Ziel die unerbittlichen Anforderungen unsrer Zeit hinreichend Gelegenheit bieten. Versuchen wir, jede solche Anforderung des Tages, jede Zumutung des Schicksals als uns auferlegte und in stolzer Freiwilligkeit angenommene Übung in der Fähigkeit, alles Leiden in aufbauende, helfende und dienende Tat am großen Gemeinschaftswerk des kommenden Friedens zu betrachten und in diesem Sinn zu erfüllen, so sind wir auf dem Wege zur Unbesiegbarkeit, zum Gleichgewicht, zur Reife, der kein Sturm etwas anhaben kann. Übung, Übung!, das ist das Zauberwort, das den Musikanten zum Künstler, den Soldaten zum Helden, den schwachen Menschen zum Herrn seines Schicksals machen kann. Was uns heute not tut: Geistesgegenwart und schnelles, richtiges Handeln in allen Wechselfällen des Krieges – die Überlegenheit jeder Lage gegenüber, die sich aus solchem Handeln ergibt – Standhaftigkeit in jeder noch so unvermutet und jäh eintretenden Schicksalswende und die tiefe Gelassenheit des Herzens, das Gefühl der Geborgenheit im Schicksal der Gesamtheit, in dem unser persönliches Glück oder Unglück sich auflöst wie ein Tropfen im Meer: das alles wird uns dann ganz von selber zuteil, denn so und nicht anders wirkt inneres Gleichgewicht sich aus. In dieser einen Beziehung ist es uns also anheimgestellt, wie wir das kommende Jahr bestehen werden – in dieser einen Beziehung haben wir die Ge-
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103. Zeitschriftenaufsatz Werders, Januar 1943
staltung unseres Schicksals selbst in der Hand: nicht dadurch, dass wir seinen Inhalt wünschend bestimmen könnten, aber indem wir uns üben, es zu meistern – uns selber zu meistern, indem wir uns dienend hingeben.
103.
Zeitschriftenaufsatz Werders
Hinwendung eines Psychologen zu Rasse, Gemeinschaft und völkischer Geschichtlichkeit als mythische Größe; Lebensgefühl als Maßstab „höherer Richtigkeit“. 103. Zeitschriftenaufsatz Werders, Januar 1943
Werder: Psychologie als deutsche Seelenkunde, S. 239 –244.
Januar 1943 Die alten Ziele und Wege, Gegenstände und Methoden, Fragen und Antworten der Psychologie beruhen wesentlich auf dem alten Lebensgefühl, das aus der seelischen Verstädterung kommt und dessen entscheidende Rolle ausgespielt ist, so wichtig sie historisch gewesen sein mag. […] Wie […] Leitworte der Gegenwart dartun, bilden die Bezugsmitte des Lebensgefühls heute nicht mehr das Individuum und die aus ihm abgeleitete Masse oder Gruppe, sondern […] mythische Größen der Rasse, der Gemeinschaft, der völkischen Geschichtlichkeit usw. Damit ist das Kernstück des für uns geltenden Wirklichkeitsbegriffs die rassegebundene, geschichtlich lebende Gemeinschaft des deutschen Volkes geworden, das in einem Existenzkampf ohne gleichen seine höchste Wirklichkeit erweist. […] Da wir uns in Wahrheit erst in einem Stadium des Übergangs von der individualistischen Vergangenheit zur gemeinschaftsgebundenen Zukunft befinden, könnte die Psychologie auch argumentieren, dass es noch keinesfalls entschieden sei, ob die Entwicklung tatsächlich in der angedeuteten Richtung weitergehen wird. Eine solche Argumentation aber hält zwei Tatsachen unseres nationalen Lebens nicht stand: dem Versagen des individualistischen Denkens in der Ordnung unserer praktischen Lebensverhältnisse und dem geschichtlichen Schicksal des Krieges, der nicht von einer Summe von isolierten Individuen geführt wird, sondern von der völkischen Gemeinschaft als Einheit. […] Die Abkehr von einer einseitig individualistischen Psychologie bedeutet, dass die Menschheit nicht nach allgemeinverbindlichen Zustandsbildern und Entwicklungsstufen der Einzelseele gemessen wird, sondern nach rassenseelisch unterschiedlichen Völkern. […] Natürlich ist jedoch hiermit nicht der einzelne Mensch als Objekt ihrer Forschungsarbeit zugunsten „kollektiver“ seelischer Erscheinungen verbannt. Dadurch würde sie in umgekehrter Richtung demselben Denkfehler verfallen, den auch die individualistische Psychologie beging. Denn es gibt kein gesundes Ich und Du ohne organisches Wir und Ihr – es gibt aber auch kein Wir und Ihr ohne Ich und Du. Absolute Ichverneinung ist gerade für das
103. Zeitschriftenaufsatz Werders, Januar 1943
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ausgeprägte germanische Selbstgefühl ebenso lebensfeindlich wie absolute Ichhaftigkeit. Indem die Psychologie die seelischen Eigenschaften und Zustände des Volkes in seinen vielfältigen Erscheinungsformen betrachtet und zu erkennen strebt, denkt sie bei ihrem Vorgehen vielmehr den geschichtlich lebenden Einzelmenschen ständig mit. Sie sieht und erforscht ihn also stets nur als Glied seines Volkes. Die seelische Eigenart dieses Volkes bildet aber in jeder Gestalt und Prägung den ersten und vornehmsten Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Bemühung. Das heißt, ihr letztes Ziel ist die Beantwortung der Frage nach Bestehen oder Fehlen einer inneren Beziehung zur völkischen Gesamtheit, nach Stärke oder Schwäche der seelischen Bindung in der Gemeinschaft und damit nach Gesundheit oder Krankheit der Seelenvorgänge im Volke überhaupt. […] Die neuen Kernworte unserer Zeit sind nicht wie wissenschaftliche Begriffe durch rationale Überlegung gewonnen worden, sondern als große mythische Eingebungen durch weitgehend unbewusste seelische Regungen entstanden. Nur so erklärt sich ihre dynamische Wirkung, die längst die Bühne der großen Geschichte ergriffen hat. Deshalb verkennt man ihren Charakter, wenn man dem mit ihnen arbeitenden Denken und Handeln vorwirft, dass seine Überzeugungen immer noch nicht die Form umfangreicher Systeme mit streng logischem Gedankenaufbau angenommen haben, die den Vergleich mit den imponierenden Gedankensystemen der Vergangenheit aushalten könnten. […] Dieser Erweiterung der rationalen Erfahrung auch auf innere Bereiche der spontanen Gewissheit, der gefühlsmäßigen Überzeugung und der aus dem Unbewussten kommenden Sicherheit des Instinkts, vor der wir allem Anschein nach stehen, ist es ferner zuzuschreiben, dass der Psychologie als deutscher Seelenkunde im Rahmen der Wissenschaft eine so außerordentliche Rolle zufällt. Nicht allein für die Theorie, sondern auch für die Praxis unseres Lebens wird es unter solchen Umständen zur Aufgabe vornehmlich der Seelenkunde, diesen Bereich unserer inneren Erfahrung zu klären, indem sie die Lebensbedingungen der von ihr ans Licht gehobenen Erscheinungen erforscht. […] Damit rückt der Bereich der unmittelbaren Anschaulichkeit – Handeln und Zeigen, Bild und Vorbild – in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses. Dieser Bereich hat nicht mehr die Ratio, sondern das Lebensgefühl zum Maßstab der höheren Richtigkeit, dem die alte Logik nur Hilfsmittel, aber niemals Richtschnur sein kann. Diese neue „Begriffs“sprache ist gegenüber der alten als keineswegs weniger eindeutig und minder wirksam zu bewerten. Sie steht bloß auf einer ganz anderen Ebene der Argumentation, nämlich auf dem gefühlshaltigen Boden eben des Handelns und der Bilder. Was sie dabei an scheinbarer Strenge der rationalen Gedankenführung einbüßt, das gewinnt sie auf der anderen Seite an Lebensechtheit und Unmittelbarkeit, an konkreter Wirklichkeitsnähe und innerer Überzeugungskraft.
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104. Flugblätter der Weißen Rose, München, Januar / Februar 1943 Flugblätter der Weißen Rose
Bei Flammenzeichen Stalingrad: Aufruf zur Distanzierung von NS-Verbrechen, zu Widerstand, und zu Aufbau eines föderalistischen Deutschlands wie Europas; Orientierung an den von Nationalsozialisten missbrauchten Leitbegriffen Freiheit und Ehre; Verbrechen und Machtgier können nicht zu deutschem Sieg führen; Abwendung von weltanschaulicher Schulung, die Ausbeuter und Mordbuben produziert.
104. Flugblätter der Weißen Rose, München, Januar / Februar 1943
Petry, Studenten aufs Schafott, S. 164 –16794.
München, Januar / Februar 1943 a) Aufruf an alle Deutsche! Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. […] Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher! Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler – indes ist der Krieg bereits verloren. Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maß gemessen werden wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehasste und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist! Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda, die Euch den Bolschewistenschreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, dass Deutschlands Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen. Trennt Euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig und unentschlossen verborgen hielten. Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war? Der imperialistische Machtgedanke muss, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger 94
Bald, Weiße Rose.
104. Flugblätter der Weißen Rose, München, Januar / Februar 1943
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Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muss im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muss durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muss in Europa verschwinden. Jedes Volk, jedes einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa. Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter! b) Kommilitonen! Kommilitonen! Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir! Es gärt im deutschen Volk: Wollen wir weiter einem Dilettanten das Schicksal unserer Armeen anvertrauen? Wollen wir den niederen Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest der deutschen Jugend opfern? Nimmermehr! Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen. In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA, SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht. „Weltanschauliche Schulung“ hieß die verächtliche Methode, das aufkeimende Selbstdenken in einem Nebel leerer Phrasen zu ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und bornierter zugleich nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führergefolgschaft. Wir „Arbeiter des Geistes“ wären gerade recht, dieser neuen Herrenschicht den Knüppel zu machen. […] Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei! Heraus aus den Parteigliederungen, in denen man uns weiter politisch mundtot halten will! Heraus aus den Hörsälen der SS-Unter- und -Oberführer und Parteikriecher! Es geht uns um wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit! Kein
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105. Zeitungsartikel Goebbels’, Der Krieg und die Juden, 9. Mai 1943
Drohmittel kann uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewussten Staatswesen. Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanzen im deutschen Volk genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet. Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von Stalingrad beschwören uns! „Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!“ Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre.
105.
Zeitungsartikel Goebbels’
Juden Exponenten der gegnerischen Kriegführung, von Weltherrschafts- und Vernichtungsplänen; Juden insbesondere in der feindlichen Koalition: Organisatoren der Kriegswirtschaft, Einpeitscher und Kitt der Allianz; demgegenüber Deutung des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges als Defensive sowie Todesurteils gegen Juden; dieses werde offen propagiert und ohne Mitleid und ohne Möglichkeiten zur Umkehr vollstreckt; freier Rücken der kämpfenden Volksgemeinschaft; zunehmende Anerkennung dieses Vorgehens bei Feindmächten mit dort wachsendem Antisemitismus.
105. Zeitungsartikel Goebbels’, Der Krieg und die Juden, 9. Mai 1943
Goebbels, Der Krieg und die Juden, in: Das Reich.
Berlin, 9. Mai 1943 Es ist erstaunlich, mit welcher Naivität, um nicht zu sagen Ahnungslosigkeit heute noch im vierten Jahre dieses gigantischen Ringens gewisse Kreise in Europa der Judenfrage gegenüberstehen. Sie wollen und wollen nicht einsehen, dass dieser Krieg ein Krieg der jüdischen Rasse und ihrer Hilfsvölker gegen die arische Menschheit sowie gegen die abendländische Kultur und Zivilisation ist, dass deshalb auch in ihm alles, was uns Deutschen und Europäern als Verfechtern eines Prinzips der gesitteten Weltordnung lieb und
105. Zeitungsartikel Goebbels’, Der Krieg und die Juden, 9. Mai 1943
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teuer ist, auf dem Spiele steht. Besagte Kreise sind allzu leicht geneigt, in der Judenfrage eine solche der Humanität zu sehen. Sie beurteilen sie deshalb mehr nach augenblicksbedingten Gefühlsregungen als nach den Erkenntnissen und Einsichten einer klaren und kühlen Vernunft. Dabei steht außer jedem Zweifel, dass, wenn wir in der Lösung der Judenfrage vor allem jetzt im Verlaufe dieses Krieges auch nur die geringste Schwäche zeigten, wir damit unter Umständen die schwerste Gefahr über unser Volk und Reich und ganz Europa hereinführen würden. Das Judentum hat diesen Krieg gewollt. Wohin man im Feindlager schaut, sei es auf der plutokratischen, sei es auf der bolschewistischen Seite, sieht man hinter den im Vordergrund stehenden Exponenten der gegnerischen Kriegführung die Juden als Inspiratoren, Hetzer und Einpeitscher stehen. Sie organisieren die feindliche Kriegswirtschaft, sie entwerfen die den Achsenmächten zugedachten Vernichtungs- und Ausrottungsprogramme, aus ihren Reihen rekrutieren sich in England und USA die blutschäumenden und rachegierigen Agitatoren und politischen Amokläufer und in der Sowjetunion die terroristischen GPU-Kommissare. Damit bilden sie überhaupt den Kitt, der die feindliche Koalition zusammenhält. Sie sehen im nationalsozialistischen Reich eine Macht, die ihnen und ihrem Weltherrschaftsstreben nicht nur militärisch, sondern auch geistig gewachsen ist. Daher ihre Wut und ihr abgrundtiefer Hass. Man glaube nicht, dass die alttestamentarischen Racheausbrüche, mit denen sie ihre Zeitungen und Rundfunksendungen ausfüllen, bloße politische Literatur darstellten. Sie würden sie bis zum letzten Punkte verwirklichen, wenn sie die Macht dazu besäßen. Es ist deshalb ein Gebot der Staatssicherheit, dass wir im eigenen Lande die Maßnahmen treffen, die irgendwie geeignet erscheinen, die kämpfende deutsche Volksgemeinschaft gegen diese Gefahr abzuschirmen. Das mag hier und da zu schwerwiegenden Entscheidungen führen, aber das ist alles unerheblich dieser Gefahr gegenüber. Denn dieser Krieg ist ein Rassenkrieg. Er ist vom Judentum ausgegangen und verfolgt in seinem Sinne und nach seinem Plan kein anderes Ziel als die Vernichtung und Ausrottung unseres Volkes. Wir stehen dem Judentum noch als einziges Hindernis gegenüber auf seinem Wege zur Weltherrschaft. Würden die Achsenmächte den Kampf verlieren, dann gäbe es keinen Damm mehr, der Europa vor der jüdisch-bolschewistischen Überflutung retten könnte. […] Obschon das Judentum gegen den wachsenden Antisemitismus in der Feindwelt alle Minen springen lässt – allein das Wort Jude ist beispielsweise in den sonst so geschwätzigen englischen und USA-Zeitungen, von den bolschewistischen ganz zu schweigen, kaum zu entdecken –, nimmt die judenfeindliche Stimmung in der gegnerischen Öffentlichkeit ständig zu. Man kann hier also von einer ganz natürlichen Reaktion der betroffenen Völker gegen die jüdische Gefahr sprechen, und es hilft den Juden auf die Dauer gar nichts, wenn sie in Parlament und Presse für eine schärfere Gesetzgebung
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105. Zeitungsartikel Goebbels’, Der Krieg und die Juden, 9. Mai 1943
gegen den Antisemitismus plädieren und hohe und höchste weltliche und geistliche Würdenträger, unter Ihnen, wie sich versteht, an erster Stelle den Erzbischof von Canterbury, bemühen, damit sie für die angeblich ganz zu Unrecht verfolgten armen Juden ein gutes Wort einlegen. Das haben sie vor 1933 auch bei uns getan, und trotzdem kam die nationalsozialistische Revolution. Kein prophetisches Wort des Führers95 bewahrheitet sich mit einer so unheimlichen Sicherheit und Zwangsläufigkeit wie das, wenn das Judentum es fertigbringen werde, einen zweiten Weltkrieg zu provozieren, dieser nicht zur Vernichtung der arischen Menschheit, sondern zur Auslöschung der jüdischen Rasse führen werde. Dieser Prozess ist von einer weltgeschichtlichen Bedeutung, und da er vermutlich unabsehbare Folgen nach sich ziehen wird, hat er auch seine Zeit nötig. Aber aufzuhalten ist er nicht mehr. […] Wir sprechen in dieser Frage ohne jedes Ressentiment. Die Zeit ist zu ernst, um naive Racheplane zu spinnen. Es handelt sich hier um ein Weltproblem erster Ordnung, das von der heute lebenden Generation gelöst werden kann und auch gelöst werden muss. Hier haben sentimentale Erwägungen keinen Platz. Wir stehen im Judentum der Verkörperung des allgemeinen Weltverfalls gegenüber. Entweder brechen wir diese Gefahr, oder die Völker werden unter Ihr zerbrechen.96 Es soll uns auch niemand entgegenhalten, dem Sieger gezieme Großmut. Vorläufig sind wir in dieser Frage nur Sieger im eigenen Lande. Der Sieg zu Hause aber hat uns erst recht den internalischen (sic) Hass des Weltjudentums eingetragen, als dessen Vorposten sich die Juden bei uns auch beute noch fühlen. Sie wollen die Niederlage der Achsenmächte, da sie sich davon allein die Wiederherstellung ihrer alten Vorrechte versprechen können. Was liegt näher, als dass wir uns der damit drohenden Gefahr entledigen, d. h. uns zuerst einmal den Rücken frei machen, damit wir den Kampf nach außen umso energischer und vorbehaltloser fortsetzen können? […]. Am Ende dieses Krieges wird nach unserer festen Überzeugung dem Judentum eine über die jüdische Frage voll auf aufgeklärte Menschheit gegenüberstehen. […] Wir bringen damit nämlich den gefährlichsten Feind zur Strecke, der jemals Leben, Freiheit und Würde der Menschheit bedroht bat. Da kann es keine Gnade geben. Mitleid haben wir nur mit den ungezählten Millionen Menschen in unserem eigenen und in den anderen europäischen Völkern, die dem Hass und Vernichtungswillen dieser teuflischen Rasse wehrlos ausgeliefert wären, wenn wir hier schwach würden und am Ende in diesem Kampf
95
Siehe WPG XXXIII, S. 289. Siehe hierzu auch die Rede des Propagandaministers im Berliner Sportpalast vom 5. 6. 1943, in der er auf Vernichtung sinnend die Juden mit Kartoffelkäfern vergleicht. (Heiber, Goebbels Reden 2, 234 –239) 96
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versagten. Gerade der Bildungsphilister, der heute noch am ehesten geneigt ist, die Juden in Schutz zu nehmen, würde ihr erstes Opfer sein. […]97
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Schulungsunterlage des Reichsorganisationsleiters der NSDAP
Leitende Gedanken über Frauen im totalen Weltkrieg: neben bleibendem Auftrag Mutterschaft und Familie sowie schöpferischer Haushaltsführung: Lenkung von Fremdvölkischen und Kriegsgefangenen, Einsatz für Kriegswirtschaft, moralische Reserve der Partei, Führung der durch Luftkrieg geprägten Heimatfront, Vertrauen in Wehrmacht, Glauben an Führer sowie Einsatz für Sieg, nicht Frieden.
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BArch, NSD 9 / 34, Heft 14 (Die Front der Frauen und die Parteigenossin), S. 3 – 8.
o. J. (1943) Die Aufgaben der Parteigenossin als Frau.98 Für die Parteigenossin gelten dieselben Grundsätze und dieselbe Weltanschauung mit ihren Verpflichtungen wie für den Parteigenossen, aber ihre Stellung als Frau weist ihr oft andere Aufgabengebiete zu als dem Mann, auf denen sie sich dann als Nationalsozialistin zu bewähren hat. Sie bat einen politischen Auftrag, aber sie ist keine Frauenrechtlerin. Die Frauenrechtlerin ist ein Produkt des Liberalismus. Die Entwicklung des letzten Jahrhunderts hat viele Frauen aus dem Hauswesen herausgenommen und sie als Berufstätige in das Wirtschaftsleben gestellt. Sie hatten häufig dieselben Pflichten wie.der Mann, so wollten sie auch dieselben Rechte. Die fortschreitende Lockerung der familiären Bindungen verstärkte noch den Wunsch nach 97
In einer Rede im Berliner Sportpalast vom 5. 6. 1943 variierte Goebbels: „Wie der Kartoffelkäfer die Kartoffelfelder zerstört – ja zerstören muss, so zerstört der Jude die Staaten und Völker! Dagegen gibt es nur ein Mittel, nämlich: radikale Beseitigung der Gefahr.“ Heiber: Goebbels-Reden, Bd. 2, S. 235. In der Folgezeit befasste sich die Propaganda von Goebbels vielfach mit dem Luftkrieg gegen deutsche Städte, so in „Das Leben geht weiter“, in: Das Reich, 16. 4. 1944: „Sie (die deutschen Städte, G. W.) sind einfach nicht totzukriegen. […] In diesen dramatischen Erlebnissen des Luftkrieges schreibt die Zivilbevölkerung unseres Landes ein stummes Heldenlied, das wie eine Sage unvergänglich bis in die fernste Zukunft weitergetragen wird. […] Unsere Feinde […] betreiben den Luftkrieg aus terroristischen Gründen und […] werden deshalb auch nicht einsehen können, dass sie damit unser Volk eher zusammenschweißen, als dass sie es aufspalteten. […] Wenn selbst in den Mauerresten unserer zerstörten Städte das Leben weiter geht, so zeugt diese Tatsache von der vitalen Daseinskraft eines Volkes, das auch das schlimmste zu ertragen bereit ist, um seine Freiheit zu erhalten. Diese Freiheit ist unser höchstes Gut. Ihr werden wir in den Stürmen dieses Krieges treu und unbeirrt dienen und folgen wie einem guten Stern, der durch die dunkle Nacht strahlt, um dem nahenden Tag den Weg zu weisen.“ 98 Teilabdruck in Benz, Frauen im Nationalsozialismus, S. 101–104.
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Legalisierung ihrer Stellung. Der Nationalsozialismus hat diese Entwicklung abgebogen: er übernimmt selbst den Schutz der Frau, deren natürlicher Auftrag die Mutterschaft und nicht eine Funktion in der Öffentlichkeit ist. Dazu soll nach dem Willen des Führers das deutsche Mädchen erzogen werden. Dass der totale Krieg wieder den Einsatz der Frauen notwendig macht, ändert nichts an dieser grundsätzlichen Auffassung. Die Parteigenossin ist also in erster Linie Frau. Alles Unweibliche liegt ihr fern. Wir wollen keine Mannweiber und keine Flintenweiber, aber auch keine Vamps und weiblichen Parasiten. Die Parteigenossin achtet daher, soweit möglich, darauf, dass sie in ihrer äußeren Erscheinung weder durch ein Zuviel noch durch ein Zuwenig auffällt. Was weibliches Empfi nden der Frau verbietet, das ist der Parteigenossin erst recht verboten. Das gilt besonders gegenüber den Fremdvölkischen. Sie ist, kurz gesagt, in allem, was in den weiblichen Lebensbereich fällt, vorbildlich. Die Hauptaufgabe der Frau liegt in der Familie, unter keinen. Umständen darf Ehe und Familie unter der Betriebsamkeit einer politisch tätigen Frau leiden. Sie muss es verstehen, ihre Pflichten gegen die Gemeinschaft mit denen der Familie zu verbinden. Allzu schwer ist das nicht, denn die Familie ist schon ein Stück Gemeinschaft und gehört in die Gedankenwelt der Gemeinschaft hinein, so dass der Übergang ein fließender ist. Es können sogar Fälle eintreten, wie nach einem Luftangriff, bei denen es angebracht oder notwendig ist, die häuslichen Pflichten beiseite zu schieben, um Aufgaben der Gemeinschaft zu erfüllen. Der Krieg hat nun auch für das Leben der Frau einschneidende Veränderungen zur Folge gehabt. Die Führung eines Hauswesens ist heute bedeutend schwieriger, sie erfordert mehr Kraft, mehr Zeit und mehr Nachdenken und schließlich auch mehr Verantwortungsgefühl als früher, da nicht unbeschränkte Mengen von Verbrauchsgütern zur Verfügung stehen. Das heißt auf der einen Seite: richtig nutzen, was man hat, und auf der anderen Seite: auskommen mit dem, was man erhält. Nutzen, was man hat – es ist mit das Verdienst der deutschen Hausfrau und ein Beweis ihrer schöpferischen Fähigkeit, dass unser Volk selbst nach vier Jahren Krieg nach außen. noch kein Bild des Abstiegs zeigt. Zu den Aufgaben des Hauswesens treten bei vielen Frauen heute noch mehrere erzieherische und berufliche. Die Kinder entbehren in vielen Fällen den Vater, das verlangt von der Mutter doppelte Umsicht, Sorgfalt und Mühe. Aber auch in anderen Dingen muss sie häufig den Mann vertreten und selbständig handeln. Manche Bäuerin führt in Abwesenheit des Bauern mit fremdvölkischen Arbeitskräften und Kriegsgefangenen, d. h. also unter besonders erschwerten Umständen, den Hof, manche Geschäftsfrau leitet mit ähnlichen. Erschwerungen den Betrieb an Stelle des bei der Wehrmacht stehenden Mannes. Es gehört schon eine. gewisse Stärke dazu, in den ungewohnten Verhältnissen auszuhalten und nicht müde oder verdrossen zu
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werden. Die Parteigenossin lässt sich auch hier von niemand übertreffen, denn sie weiß: Beständigkeit führt zum Sieg. Als Frau hat die Parteigenossin auch teil an dem Schwersten, was der Krieg mit sich bringt, an der Sorge um Draußenstehende und an dem Schmerz um Gefallene. Sie fühlt einen Verlust ebenso tief wie jede andere, aber sie trägt ihn mit Fassung und in nationalsozialistischer Haltung. So kann sie anderen eine Stütze und ein Halt sein und, weil sie selbst um den Sinn dieses Krieges und der damit verbundenen Opfer weiß, dazu helfen, dass über dem persönlichen Schicksal nicht das große Ziel unseres Kampfes aus den Augen verloren wird. Eine ausgesprochene Erscheinung des totalen Krieges ist der verstärkte Einsatz der Frauen in der Kriegswirtschaft. So gerne man den Frauen diese Härte erspart hätte – die Notwendigkeiten der Kriegführung zwingen dazu. Wir können nicht gegen die drei industriell fast stärksten und rohstoffreichsten Großmächte Krieg führen und dabei die eigene Wirtschaft auf halben Touren laufen lassen. In dieser Erkenntnis haben sich bereits vor Jahren viele Parteigenossinnen freiwillig auf den Ruf des Führers hin zur Arbeit gemeldet. Der Einsatz muss nun erweitert werden. Es ist Ehrensache für jede Parteigenossin, dass sie unter keinen Umständen versucht, sich zu drücken, sondern dass sie widerspruchslos der an sie ergehenden Aufforderung Folge leistet und dort, wo sie von den gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr erfasst wird, von sich aus im Dienste der gemeinsamen Sache nützlich zu sein sich bemüht. Auch sie ist als Nationalsozialistin revolutionär. Wo aber könnte sie ihre revolutionäre Tatbereitschaft besser zeigen als in der Überwindung veralteter Vorurteile und Schranken? Die Aufgabe der Parteigenossin als Parteigenossin Über den häuslichen und wirtschaftlichen Aufgabenkreis hinaus hat die Parteigenossin noch einen politischen Auftrag, das ergibt sich schon aus ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP. Diese empfi ndet sie unbedingt als Auszeichnung. Da die Frau im allgemeinen weniger in einem öffentlichen Dienstverhältnis steht als der Mann, kam sie weniger in die Gefahr, nur aus äußeren Beweggründen den Eintritt in die NSDAP zu vollziehen, es war vielmehr, wie bei den besten Parteigenossen, ein inneres Muss, das sie zu Adolf Hitler führte. Sie repräsentiert daher in besonderem Maß nach außen den Idealismus der Bewegung – eine Frau mit dem Parteiabzeichen wirkt stets als Protest gegen saturierte Gedankenlosigkeit. So ist die Parteigenossin mit die moralische Reserve der Partei. Mit dem Tragen des Abzeichens ist ihre Aufgabe aber nicht erschöpft. Sie hat, wie wir sahen, einen politischen Auftrag. Das heißt indes nicht, sie soll politisieren, sondern sie soll politisch denken und handeln im Bereich ihres weiblichen Erlebens. Politik entscheidet über das Schicksal des Volkes, an diesem aber ist die Frau als Mutter der künftigen Generation in erster Linie beteiligt. Von hier aus beurteilt sie die politischen Vorgänge, von hier aus ver-
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steht sie die NSDAP als das Instrument zur Sicherung der Zukunft unseres Volkes und stellt bereitwillig ihre Kraft in deren Dienst, wenn es notwendig ist. Da und dort musste die Parteigenossin in den Ortsgruppen schon zu ausgesprochen politischen Aufgaben herangeholt werden, da es an männlichen Hilfskräften fehlt. Sie entledigt sich auch dieser Aufgaben mit Hingabe und weiblichem Takt in dem Bewusstsein, selbst an der unbedeutendsten Stelle dem Führer bei seinem großen Werk zu helfen. Eine wichtige Aufgabe fällt der Parteigenossin im Krieg auf dem Gebiet der Meinungs- und Willensbildung zu. Durch die Hand der Frau geht nicht nur das Kleingeld des Volksvermögens, sondern auch das Kleingeld der Volksmoral. Der gegenwärtige Krieg hat uns vor eine ganz neue Lage gestellt, er hat eine Front der Frauen geschaffen. Das war nicht unser Wille, sondern der des Feindes. Er setzte bewusst die Frau als kriegspolitischen Faktor in seine Berechnungen ein. Gegen, sie richtet er seinen Luftterror, um nach Zermürbung der Frauen die Gesamtfront des deutschen Volkes aufzurollen. Neu ist die Methode keineswegs, der Brite hat sie schon im Burenkrieg angewandt, als er die Burenfrauen in den Konzentrationslagern internierte und mit rohester Brutalität ihren Widerstand brach. Ebenso suchte er im ersten Weltkrieg durch die Hungerblockade die Frauen und Kinder zu treffen. Zweifellos ist der Luftterror unserer Tage der schlimmste aller bisher gegen die Frau gerichteten Angriffe. Die physische und moralische Beanspruchung geht oft bis an die Grenze der Tragfähigkeit. Die einen werden verwundet, andere verlieren Angehörige, wieder andere stehen vor dem Verlust ihrer gesamten Habe. An die Schrecken der Bombardierung schließen sich dann die Schwierigkeiten der Evakuierung an: man muss die Heimat, oft auch den Gatten verlassen und als Gast in einer bisher fremden Umgebung leben. Das sind Schicksale, die ganze Herzen und festen Willen erfordern. In dieser durch den Zwang der Tatsachen geschaffenen Front der Frauen hat die Parteigenossin ihre Aufgabe: sie ist die gegebene Führerin. Auf sie sehen die anderen, ihre seelische Widerstandskraft richtet die Gefährtinnen auf, aus ihrem Glauben schöpfen sie Mut. Sie behält auch in kritischen Augenblicken einen klaren Kopf und wahrt sich ihre Entschlossenheit, denn sie hat so viel politischen Instinkt und Einsicht, dass sie weiß, worum es geht. Sie wird auch gegenüber menschlich berechtigten Anwandlungen die nötige Ruhe und Festigkeit zeigen. Sie versteht das Bedürfnis und die Sehnsucht der Frauen nach Frieden, aber sie weiß, dass für uns nicht der Friede, sondern der Sieg das Entscheidende ist. Diesen Standpunkt vertritt sie mit aller Klarheit und Entschiedenheit auch gegenüber den weltanschaulichen Gruppen in unserem Volk, die in ihren Äußerungen immer nur den Frieden in den Vordergrund stellen, nicht den Sieg. Wer stets bloß vom Frieden spricht und ihn herbeifleht, der unterhöhlt damit, ohne dass er ein. Wort gegen den Krieg sagt, den Kriegswillen des Volkes, fördert den Defaitismus und sabotiert den heldenhaften Kampf um Recht und Freiheit.
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Einen besonderen Auftrag hat die Parteigenossin gegenüber der öffentlichen Meinung. Diese wird, wenigstens soweit sie Mundpropaganda ist, im Krieg weithin von Frauen gebildet. Die regere Einbildungskraft, die größere Gefühlsbetontheit ihrer Vorstellungswelt machen sie sensationellen Nachrichten, Gerüchten und der Übertreibung von Tatsachen leichter zugänglich. Hier muss die Parteigenossin eine spezielle Aufgabe sehen. Sie steht als Frau heute meist in näherer Beziehung mit den Volksgenossen als der Mann, ihr ist bei Einkäufen und ähnlichen Anlässen Gelegenheit geboten, Unterhaltungen größerer oder kleinerer Gruppen anzuhören. Dass dabei nicht jedes Wort, das gesprochen wird, eitel Jubel ist, ist im vierten Kriegsjahr verständlich. In den seltensten Fällen liegt jedoch Böswilligkeit vor, die Worte des Unmuts dienen nur dazu, dem angestauten inneren Druck Abfluss zu verschaffen. Wenn das gröbste Geröll von der Seele heruntergeredet ist, sind die Leute für Aufklärung und Richtigstellung sehr zugänglich. Es ist nicht notwendig, dabei große Reden zu halten, wesentlicher als der Appell an den Verstand ist der an Wille und Gemüt. Die Parteigenossin wirkt am besten durch ihre Persönlichkeit, durch Ihre Überzeugung, durch ihre Ruhe und Sicherheit, durch Ihr Vertrauen auf unsere Wehrmacht und durch Ihren Glauben an den Führer. Das macht größeren Eindruck als eine Diskussion – die Frau erfasst eine Lage oft mehr mit dem Instinkt als mit dem Denken und hält dann an der einmal gewonnenen Überzeugung zäh und unerschütterlich fest, auch bei Rückschlägen. Gerade wenn die Truppe einmal schwere Tage durchzumachen hat, gilt es, der Kleinmütigkeit und Kritiksucht entgegenzuwirken. Unzufriedenheit mit dem Frontgeschehen ist Undank gegenüber unseren Soldaten. Schließlich entscheidet heute weder ein Erfolg noch ein Misserfolg über den Ausgang eines Krieges, meist wird das Äußerste von einem Volk verlangt, bis es sein Ziel erreicht. So darf ein Misserfolg nicht mutlos machen, im Gegenteil, er muss zu dem Entschluss führen: nun erst recht. Das ist die Beständigkeit, von der der Führer in seiner Rede99 spricht: „Aus allen Schichten der. Bevölkerung kamen damals die Menschen zu mir. Nicht zuletzt auch die Frauen, die sich stets als das beständigste Element erwiesen, und deren Herz und Gemüt auch bei Rückschlägen niemals wankend wurde.“
99
Anspielung auf eine Rede vom 24. 2. 1941.
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107. Briefe Wurms, 16. Juli und 9. August 1943 Briefe Wurms
Grundvorstellungen des Landesbischofs: Gottgegebenes Urrecht auf menschliches Dasein in Würde; Protest gegen Vernichtungskrieg; Hinweis auf schwerste Gewissensbelastungen unzähliger Deutscher; Solidarität mit Verfolgten; Klage über Unterdrückung von Glaubens- und Gewissensfreiheit; kein lutherisches Berufsethos bei totaler Kriegführung; Opfer des Luftkriegs auch Sühneopfer für Sünden des deutschen Volkes; kein Verteidigungskrieg Deutschlands.
107. Briefe Wurms, 16. Juli und 9. August 1943
Hermelink, Kirche im Kampf, S. 654 – 656 und 692 f.
16. Juli und 9. August 1943 a) Schreiben des württembergischen Landesbischofs an Hitler und Reichsregierung vom 16. 7. 1943 Unter den vielen Männern und Frauen, die in diesem Krieg für Deutschland starben, sind ungezählte Christen. Unter denen, die weiter in schweigender Hingabe den Kampf für das Vaterland führen und die Opfer tragen, sind ebenfalls unzählige Christen. Für die lebenden wie für die gefallenen evangelischen Christen Deutschlands wende ich mich als ältester evangelischer Bischof, des Einverständnisses weiter Kreise in der evangelischen Kirche gewiss, an den Führer und die Regierung des Deutschen Reiches. Im Namen Gottes und um des deutschen Volkes willen, sprechen wir die dringende Bitte aus, die verantwortliche Führung des Reiches wolle der Verfolgung und Vernichtung wehren, der viele Männer und Frauen im deutschen Machtbereich ohne gerichtliches Urteil unterworfen werden. Nachdem die dem deutschen Zugriff unterliegenden Nichtarier in größtem Umfang beseitigt worden sind, muss auf Grund von Einzelvorgängen befürchtet werden, dass nunmehr auch die bisher noch verschont gebliebenen sogenannten privilegierten Nichtarier erneut in Gefahr sind, in gleicher Weise behandelt zu werden. Insbesondere erheben wir eindringlichen Widerspruch gegen solche Maßnahmen, die die eheliche Gemeinschaft in rechtlich unantastbaren Familien und die aus diesen Ehen hervorgegangenen Kinder bedrohen. Diese Absichten stehen, ebenso wie die gegen die anderen Nichtarier ergriffenen Vernichtungsmaßnahmen, im schärfsten Widerspruch zu dem Gebot Gottes und verletzen das Fundament alles abendländischen Denkens und Lebens: Das gottgegebene Urrecht menschlichen Daseins und menschlicher Würde überhaupt. In der Berufung auf dieses göttliche Urrecht des Menschen schlechthin erheben wir feierlich die Stimme auch gegen zahlreiche Maßnahmen in den besetzten Gebieten. Vorgänge, die in der Heimat bekannt geworden sind und viel besprochen werden, belasten das Gewissen und die Kraft unzähliger Männer und Frauen im deutschen Volk auf das schwerste; sie leiden unter manchen Maßnahmen mehr als unter den Opfern, die sie jeden Tag bringen.
107. Briefe Wurms, 16. Juli und 9. August 1943
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Die deutsche evangelische Christenheit muss das dringende Verlangen stellen, dass den der Macht des Reiches unterworfenen Nationen und Konfessionen die volle Freiheit der Religionsausübung und eine den Grundsätzen des Rechts und der Gerechtigkeit entsprechende Behandlung ohne Ansehen der Nation oder der Konfession gewährleistet werde. Die evangelische Christenheit weiß sich dabei in christlicher Solidarität mit all denen, die durch unverständliche Anordnungen selbst im tiefsten Elend noch daran gehindert werden, in der Gemeinschaft ihres Glaubens Trost zu suchen. Wir verkennen nicht die harten Notwendigkeiten des Krieges. Wir sind aber der Überzeugung, dass Willkürmaßnahmen gegen Leben, Eigentum und Glaubensfreiheit, die von Parteiinstanzen und staatlichen Stellen unter Berufung auf solche Notwendigkeiten durchgeführt worden sind, unendlich mehr geschadet haben als etwaiger Missbrauch von Gerechtigkeit und Milde. Die deutsche Christenheit hat bis heute den Angriffen auf den christlichen Glauben und die Freiheit seiner Betätigung widerstanden. Sie beklagt aber auf das tiefste die vielfache Unterdrückung der Glaubens- und Gewissensfreiheit, die fortgehende Zurückdrängung des elterlichen und christlichen Einflusses in der Jugenderziehung, die Festhaltung von durchaus ehrenhaften Persönlichkeiten in Konzentrationslagern, die Erschütterung der Rechtspflege und die sich daraus entwickelnde allgemeine Rechtsunsicherheit überhaupt. Indem wir dies im Namen unzähliger evangelischer Christen aussprechen, begehren wir nichts für uns selbst. Die deutsche evangelische Christenheit trägt alle Opfer mit. Sie will keine Sonderrechte und keine Bevorzugung. Sie strebt nicht nach Macht und begehrt keine Gewalt. Aber nichts und niemand in der Welt soll uns hindern, Christen zu sein und als Christen einzutreten für das, was recht ist vor Gott. Darum bitten wir in ganzem Ernst, dass die Führung des Reiches diesem Begehren Gehör schenken möge eingedenk ihrer hohen Verantwortung für Leben und Zukunft des deutschen Volkes. b) Brief Wurms an Marahrens vom 9. 8. 1943 […] wenn nun die „rücksichtslose Entschlossenheit“ zu einer „von aller Sentimentalität freien“ Kriegführung zum Gegenstand des Gebets gemacht und das lutherische Berufsethos für die totale Kriegführung in Anspruch genommen wird,100 so können wir in diesen Ausführungen kein Wort der 100
Marahrens hatte in einem Wochenbrief vom 20. 7. 1943 geschrieben (siehe Hermelink, Kirche im Kampf, S. 491 f.): „Und daneben gilt es, […] Gott zu bitten, dass er unseren Herzen die rücksichtslose Entschlossenheit schenke. Überall muss die Erkenntnis geweckt werden: Wir stehen in einem unsern ganzen Einsatz fordernden Krieg, und dieser Krieg muss in unbeirrter Hingabe frei von aller Sentimentalität geführt werden. Wir Amtsbrüder, die in der Heimat sind, wollen uns ernst die Frage
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107. Briefe Wurms, 16. Juli und 9. August 1943
Kirche erkennen. Selbstverständlich tut auch jeder Christ, ob er die Waffe führt oder die für den Schutz der Heimat notwendigen Maßnahmen befolgt, seine Pflicht im Sinne der Berufsauffassung, die uns das Neue Testament und die Reformation eingeprägt hat. Aber das ist doch gerade nach dem Vorbild Luthers nicht möglich, ohne gleichzeitig gegen Schuld und Sünde zu zeugen und die furchtbaren Schicksalsschläge, die eine Stadt um die andere treffen, als Heimsuchung Gottes zu verstehen. Die Kirche muss es der politischen Propaganda überlassen, diese furchtbaren Ereignisse zur Entfachung der Leidenschaften gegen den äußeren Feind zu benutzen. Ihre Aufgabe ist es, darauf hinzuarbeiten, dass eine innere Frucht solcher Leiden erwachen kann, und auf diese kann man nur hoffen, wenn man […] die unzähligen Opfer auch als Sühneopfer ansieht für vieles, was geschehen ist und nicht hätte geschehen sollen. In unserem Volk ist weithin die Empfi ndung, dass nun viele Sünden, die das deutsche Volk entweder begangen oder unwidersprochen gelassen hat, gebüßt werden müssen, dass auch die Christenheit darunter leiden muss, dass sie nicht offener und nicht einmütiger Unrecht Unrecht geheißen hat. Soll nun ausgerechnet die Kirche solche Gedanken zurückdrängen zugunsten einer hemmungslosen Kriegsleidenschaft? Wir würden damit unserem Volk und Vaterland den allerschlechtesten Dienst erweisen. Sieg oder Niederlage hängt nicht in erster Linie von der Überlegenheit unserer Waffen und der Rücksichtslosigkeit des Front- und Heimateinsatzes ab. So sieht es freilich im Durchschnitt der Politiker, der Soldat, der Wirtschaftler an. Aber einige unter ihnen werden aus dem bisherigen Gang der Dinge doch auch schon den Schluss gezogen haben, dass es letzte Faktoren gibt, die nicht in des Menschen Hand sind. Vollends aber für die christliche Betrachtung der Weltereignisse kann es doch gar keinem Zweifel unterliegen, dass es von Gottes Gnade abhängt, ob er uns ein furchtbares Schicksal ersparen und dem deutschen Volk auch für die Zukunft eine Sendung anvertrauen will. Das will erbeten sein unter der tiefen Beugung darüber, dass wir so vielfach seine Gaben missbraucht und sein Wort verachtet haben. Vollends, wenn ein Krieg, wie aus maßgeblichen Kundgebungen hervorgeht, dazu dienen soll, die Verkündigung des Evangeliums zu hemmen und das Abendland seines christlichen Erbes vollends ganz zu berauben, ist es unmöglich, dass die Kirche den Anschein erweckt, als ginge es nur um die Verteidigung der Heimat gegen Angriffe von außen. Ein Verhallen der Kirche, das auch jetzt nicht besseres weiß als restlose Zustimmung zu Parolen der politischen Propaganda, ist in jeder Hinsicht verkehrt und verwerfl ich und macht sie vor Freund und Feind verächtlich.
vorlegen, ob eine Kirche, die unter den heutigen Verhältnissen das lutherische Berufsethos nicht entschlossen auf den Krieg anwendet, der ja augenblicklich unser aller Beruf ist, ihrem Heiland nicht etwas Entscheidendes schuldig bleibt. […]“
108. Notiz Moltkes, Kreisau, 9. August 1943 108.
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Notiz Moltkes
Entwurf politischer Leitaussagen des Kreisauer Kreises: Innere Neuordnung Deutschlands und der europäischen Völkergemeinschaft auf der Basis des Christentums mit Glaubens- und Gewissensfreiheit; Wiederaufrichtung des zertretenen Rechts und Anerkennung der Würde des Menschen; bei Selbstverwaltung natürliche Gliederung des Volkes: Familie, Gemeinde, Land.
108. Notiz Moltkes, Kreisau, 9. August 1943
Roon, Neuordnung im Widerstand, S. 561–563.
Kreisau, 9. August 1943 Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Hass und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft. Der Ausgangspunkt liegt in der verpflichtenden Besinnung des Menschen auf die göttliche Ordnung, die sein inneres und äußeres Dasein trägt. Erst wenn es gelingt, diese Ordnung zum Maßstab der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern zu machen, kann die Zerrüttung unserer Zeit überwunden und ein echter Friedenszustand geschaffen werden. Die innere Neuordnung des Reiches ist die Grundlage zur Durchsetzung eines gerechten und dauerhaften Friedens. Im Zusammenbruch bindungslos gewordener, ausschließlich auf die Herrschaft der Technik gegründeter Machtgestaltung steht vor allem die europäische Menschheit vor dieser Aufgabe. Der Weg zu ihrer Lösung liegt offen in der entschlossenen und tatkräftigen Verwirklichung christlichen Lebensgutes. Die Reichsregierung ist daher entschlossen, folgende nach innen und außen unverzichtbare Forderungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verwirklichen: 1. Das zertretene Recht muss wieder aufgerichtet und zur Herrschaft über alle Ordnungen des menschlichen Lebens gebracht werden. Unter dem Schutz gewissenhafter, unabhängiger und von Menschenfurcht freier Richter ist es Grundlage für alle zukünftige Friedensgestaltung. 2. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit wird gewährleistet. Bestehende Gesetze und Anordnungen, die gegen diese Grundsätze verstoßen, werden sofort aufgehoben. 3. Brechung des totalitären Gewissenszwangs und Anerkennung der unverletzlichen Würde der menschlichen Person als Grundlage der zu erstrebenden Rechts- und Friedensordnung. Jedermann wirkt in voller Verantwortung an den verschiedenen sozialen, politischen und internationalen Lebensbereichen mit. Das Recht auf Arbeit und Eigentum steht ohne Ansehen der Rassen-, Volks- und Glaubenszugehörigkeit unter öffentlichem Schutz. 4. Die Grundeinheit friedlichen Zusammenlebens ist die Familie. Sie steht unter öffentlichem Schutz, der neben der Erziehung auch die äußeren
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108. Notiz Moltkes, Kreisau, 9. August 1943
Lebensgüter: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Garten und Gesundheit sichern soll. 5. Die Arbeit muss so gestaltet werden, dass sie die persönliche Verantwortungsfreudigkeit fördert und nicht verkümmern lässt. Neben der Gestaltung der materiellen Arbeitsbedingungen und fortbildender Berufsschulung gehört dazu eine wirksame Mitverantwortung eines Jeden an dem Betrieb und darüber hinaus an dem allgemeinen Wirtschaftszusammenhang, zu dem seine Arbeit beiträgt. Hierdurch soll er am Wachstum einer gesunden und dauerhaften Lebensordnung mitwirken, in der der Einzelne, seine Familie und die Gemeinschaften in ausgeglichenen Wirtschaftsräumen ihre organische Entfaltung finden können. Die Wirtschaftsführung muss diese Grunderfordernisse gewährleisten. 6. Die persönliche politische Verantwortung eines Jeden erfordert seine mitbestimmende Beteiligung an der neu zu belebenden Selbstverwaltung der kleinen und überschaubaren Gemeinschaften. In ihnen verwurzelt und bewährt, muss seine Mitbestimmung im Staat und in der Völkergemeinschaft durch selbstgewählte Vertreter gesichert und ihm so die lebendige Überzeugung der Mitverantwortung für das politische Gesamtgeschehen vermittelt werden. 7. Die besondere Verantwortung und Treue, die jeder Einzelne seinem nationalen Ursprung, seiner Sprache, der geistigen und geschichtlichen Überlieferung seines Volkes schuldet, muss geachtet und geschützt werden. Sie darf jedoch nicht zur politischen Machtzusammenballung, zur Herabwürdigung, Verfolgung oder Unterdrückung fremden Volkstums missbraucht werden. Die freie und friedliche Entfaltung nationaler Kultur ist mit der Aufrechterhaltung absoluter einzelstaatlicher Souveränität nicht mehr zu vereinbaren. Der Friede erfordert die Schaffung einer die einzelnen Staaten umfassenden Ordnung. Sobald die freie Zustimmung aller beteiligten Völker gewährleistet ist, muss den Trägern dieser Ordnung das Recht zustehen, auch von jedem Einzelnen Gehorsam, Ehrfurcht, notfalls auch den Einsatz von Leben und Eigentum für die höchste politische Autorität der Völkergemeinschaft zu fordern. Reichsaufbau Das Reich bleibt die oberste Führungsmacht des deutschen Volkes. Seine politische Verfassung soll von echter Autorität, Mitarbeit und Mitverantwortung des Volkes getragen sein. Sie beruht auf der natürlichen Gliederung des Volkes: Familie, Gemeinde und Land. Der Reichsaufbau folgt den Grundsätzen der Selbstverwaltung. In ihr vereinigen sich Freiheit und persönliche Verantwortung mit den Erfordernissen der Ordnung und Führung. Dieser Aufbau soll die Einheit und die zusammengefasste Führung des Reiches sichern und seine Eingliederung in die Lebensgemeinschaft der europäischen Völker ermöglichen.
109. Gemeinsamer Hirtenbrief deutscher Bischöfe, 19. August 1943
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Die politische Willensbildung des Volkes vollzieht sich in einem Rahmen, der für den Einzelnen überschaubar bleibt. Auf den natürlichen Gliederungen der Gemeinden und Kreise bauen sich landschaftlich, wirtschaftlich und kulturell zusammengehörige Länder auf. Um eine wirksame Selbstverwaltung zu ermöglichen, sollen die Länder etwa die Zahl von 3 bis 5 Millionen Einwohnern umfassen. Die Aufgabenverteilung erfolgt nach dem Grundsatz, dass jede Körperschaft für die selbständige Erledigung aller Aufgaben zuständig ist, die sie sinnvoller Weise selbst durchführen kann. Schon heute ist es Aufgabe aller öffentlichen Behörden, sich in jeder Maßnahme und Verlautbarung von dem Endziel eines rechtlichen Verfassungszustandes bestimmter Prägung leiten zu lassen. Zugleich mit der Beseitigung der aus dem nationalsozialistischen Krieg und Zusammenbruch folgenden Wirren und Missständen, die Leib und Leben des deutschen Volkes bedrohen, muss sobald als möglich und mit allen hierzu frei werdenden Kräften der verfassungsmäßige Reichsaufbau nach folgenden Grundsätzen in Angriff genommen werden.
109.
Gemeinsamer Hirtenbrief deutscher Bischöfe
Die zehn Gebote als Lebensgesetz; keine heidnischen Götter, Volk kein Abgott mit Recht zum Töten aus eugenischen Gründen oder Nützlichkeitserwägungen, ausgeübt an Geiseln, Gefangenen oder Menschen anderer Rasse; Achtung gegenüber Ausgesiedelten und fremdstämmigen Arbeitern. 109. Gemeinsamer Hirtenbrief deutscher Bischöfe, 19. August 1943
Corsten, Kölner Aktenstücke, S. 298 –301 und 303 f.
19. August 1943 Geliebte Diözesanen! In der Stunde tiefster Sorge und Bedrängnis unseres Volkes und Vaterlandes möchten wir heute erneut und eindringlich euch hinweisen auf die stärkste Grundlage der Bindung aller Gemeinschaften der Welt, auf den heiligen, großen, ordnungschaffenden Willen Gottes in seinen zehn Geboten. Sie sind und bleiben die festeste Grundlage des Glückes und der Wohlfahrt, der Ordnung und Sicherheit des Gesamtlebens der Menschen. Für sie erheben wir heute aufs Neue laut unsere mahnende Stimme, so wie es einst unser Herr getan, als Er zu einem, der den rechten Weg suchte, sprach: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Matth. 19, 17). Wir sagen das im allerweitesten Umfange, mit dem Blick auf unser Volk und auf alle Völker, mit dem Blick in die Vergangenheit rückwärts und in die Zukunft vorwärts. Nur von der treuen Erfüllung der Gottesgebote ist die Erneuerung zu erwarten. Sie ist die Gewähr dafür, die Nöte dieser Zeit zu überwinden, im engsten Anschluss an Gott, unsern Herrn und Schöpfer, im Vertrauen darauf, dass er uns rettet, wenn anders wir seinen heiligen Willen treu befolgen. (1 Kön. 7, 3).
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109. Gemeinsamer Hirtenbrief deutscher Bischöfe, 19. August 1943
Die zehn Gebote, das Lebensgesetz der Völker. I. Die Gottesrechte der ersten Tafel. „Ich bin der Herr dein Gott“, so beginnt der Ewige die Verkündigung seines Gesetzes an die Menschheit. […] Gott fährt fort mit dem ersten Gebot: „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Schnitzbild machen, kein Bild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und sie nicht anbeten! Denn ich bin der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott“ […]. Dieser unser Gott hat die alten Heidengötter entlarvt, kein Volk darf sie in irgendwelchen neuen verfeinerten Formen wieder auf den Thron erheben wollen. Kein Volk darf sich selbst zum Abgott machen, als ob sein Wille und nicht der Wille Gottes die Quelle aller Sittlichkeit und alles Rechtes sei. […] II. Die Menschenrechte der zweiten Tafel. Diese Geltendmachung der Kronrechte Gottes im öffentlichen Leben durch die erste Tafel der zehn Gebote bedeuten jedoch keine Verkürzung oder Verneinung der Menschenrechte, da diese Menschenrechte in Gottesrechten gründen. […] Das Recht des Menschen auf Leib und Leben. Das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten“, schützt das Recht des Menschen auf das höchste natürliche Gut, auf die Unversehrtheit von Leib und Leben.101 […] Darum darf keine irdische Macht in das Recht des Herrn über Leben und Tod willkürlich eingreifen, und das Leben eines Unschuldigen frevelhaft verletzen und vernichten. „Einen Unschuldigen und einen, der im Recht ist, sollst du nicht töten“ (Exod. 23, 7). Wer ein solches Leben angreift, greift Gott selbst an, stößt eine göttliche Ordnung um, verletzt das göttliche Recht. Wohl tragt die weltliche Obrigkeit das Schwert, um als „Dienerin Gottes“ wie der Apostel sagt (Röm. 13, 14), schwere Verbrechen Schuldiger zu bestrafen und ungerechte Angriffe auf das Vaterland mit Waffengewalt abzuwehren. Sonst aber gilt für sie wie für jede Privatperson: Du darfst nicht töten, du darfst Leib und Leben eines unschuldigen Menschen nicht direkt verletzen und vernichten. Die Begründung dafür gibt der Heilige Vater Pius XI.: „Die Obrigkeit hat über die Organe ihrer Untertanen keine direkte Gewalt. Wo keine Schuld und damit kein Grund für eine körperliche Bestrafung vorliegt, kann sie die Unversehrtheit des Leibes weder aus eugenischen noch irgendwelchen anderen Gründen direkt verletzen und antasten“. Tötung ist in sich schlecht, auch wenn sie angeblich im Interesse des Gemeinwohls verübt würde: An schuld- und wehrlosen Geistesschwachen und -kranken, an unheilbar Siechen und tödlich Verletzten, an erblich Belasteten und lebensuntüchtigen Neugeborenen, an unschuldigen Geiseln und entwaffne101 Entsprechende Ausführungen zu diesem Gebot formulierte die Bekenntnissynode der altpreußischen Union in Breslau am 16. / 17. 10. 1943, siehe Beckmann, Kirch liches Jahrbuch, S. 399 – 402.
110. Artikel Liebeneiners, Zur Stelle, Berlin, 20. September 1943
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ten Kriegs- oder Strafgefangenen, an Menschen fremder Rassen und Abstammung. […] Das Gemeinwohl darf nur mit sittlich erlaubten Mitteln angestrebt und verwirklicht werden. Schon der Heide Cicero wendet sich gegen dir Vorkehrung der Sittlichkeit zur bloßen Nützlichkeit: „Nichts ist wahrhaft nützlich, was nicht zugleich sittlich gut ist. Und es ist etwas nicht gut, weil es nützlich, sondern es ist nützlich, weil es gut ist. Man zerstört die ganze Lebensgrundlage der Natur, wenn man den Nutzen von der Sittlichkeit trennt. Der Nutzen hat sich nach der Sittlichkeit zu richten […]. Das Recht des Menschen auf Wahrheit und Ehre […] Das neunte und zehnte Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und deines Nächsten Gut“ verankern alle Gebote im Gewissen, in der von Gottes allsehendem Auge geprüften Innerlichkeit des Herzens. […] Beseelt von dieser Liebe, treten wir auch ein für die, die sich am wenigsten selber helfen können: für die Jugend, der eine auskömmliche religiöse Führung und Betreuung gesichert werden muss ohne fortgesetzte Hemmungen und Durchkreuzungen; für die schuldlosen Menschen, die nicht unseres Volkes und Blutes sind, für die Ausgesiedelten, für die Gefangenen oder fremdstämmigen Arbeiter, für deren Recht auf menschenwürdige Behandlung und auf sittliche wie religiöse Betreuung. Schwer lastet diese Zeit des großen Kriegsleides, der ärgsten Sorgen auf uns allen, auf unserm ganzen Volke. Das Leid aber weckt die Liebe und kann nur durch die Taten der Liebe überwunden werden. […] Die Umkehr zur Liebe Gottes und der Menschen wird uns die Nöte der Zeit überwinden lassen, wird von Gott, dem allmächtigen Lenker der Menschenherzen, den Tag eines gerechten Friedens herabflehen, um dessen baldiges Erscheinen auch wir, eure Oberhirten, mit euch allen herzinnig flehen.
110.
Artikel Liebeneiners
Aufruf an Filmschaffende, im totalen Krieg / Bombenkrieg mit unbändigem Willen und Lebensmut die kulturelle Betreuungsarbeit in Lazaretten, Kasernen und Fabriken zu steigern. Liebeneiner, Zur Stelle, in: Film-Kurier.
110. Artikel Liebeneiners, Zur Stelle, Berlin, 20. September 1943
Berlin, 20. September 1943 Alle müssen zur Stelle sein!102 Der deutsche Film wird in der künstlerischen Betreuung unsere Soldaten und der in der Kriegsindustrie schaffenden Kameraden nie zurückstehen.
102 Im Vorspann des Artikels heißt es, dass Liebeneiner sich als Leiter der Fachschaft Film anlässlich der Schaffung der „Künstler-Einsatzstelle“ der Reichskulturkammer äußerte.
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110. Artikel Liebeneiners, Zur Stelle, Berlin, 20. September 1943
Schon bisher haben viele im Film tätige Schauspieler und Schauspielerinnen ihre freie Zeit dazu benutzt, um auf Gastspielen und Fronttourneen jenen Männern Freude und Entspannung zu geben, deren harter und angestrengter Dienst uns die Heimat und unsere Lebens- und Arbeitsstätten schützt. Darüber hinaus haben sie ihnen seelische Kraft vermittelt, indem sie unser Kulturgut den kämpfenden Männern nahebrachten und ihnen in den Schöpfungen unserer Meister das deutsche Leben im Spiegel der Kunst zeigten, für dessen Fortbestand sie bereit sind, ihr Leben einzusetzen. Wenn der totale Krieg und der Bombenterror alle Kräfte unseres Volkes, die physischen wie die seelischen, immer mehr beansprucht, müssen auch die Gegenwirkungen, die von der Kunst ausgehen, sich steigern. Auf dem Gebiet des Films wollen wir dies erreichen durch eine stärkere Vertiefung und immer größere Echtheit in unseren Aufführungen und dadurch, dass sich die Schauspieler noch häufiger als bisher sich persönlich einsetzen. Hierzu muss die Filmorganisation die nötigen Gelegenheiten schaffen, indem sie die kurzen Pausen, die während der Dreharbeiten eines Films entstehen, so einteilt, dass den Künstlern die Möglichkeit gegeben wird, in die Lazarette und Kasernen, in die Fabriken und Laboratorien zu fahren. Viele von ihnen befinden sich im Einsatz auf Tourneen, und so kommt es, dass diejenigen, die zu Hause sind, vom Theater und vom Film gleichzeitig beansprucht werden, tagsüber im Atelier und abends im Theater spielen müssen, zuweilen auch zwischendurch noch im Funk wirken oder vormittags proben, nachmittags filmen und abends auf der Bühne stehen. Besonders für die Frauen ist das schwer. Und wenn vor einem solchen arbeitsreichen Tag eine Nacht im Luftschutzkeller liegt, dann ist schon sehr viel seelische Anspannung nötig, um vor der Kamera oder auf der Bühne nicht nur heiter zu scheinen, sondern auch heiter zu sein und dadurch heiter auszusehen. Da muss oft der unbändige Wille, die Freude und den Lebensmut nicht sterben zu lassen, die Kräfte emporreißen. Aber sie alle tun es gern, denn der Dank, der ihnen entgegengebracht wird, beweist ihnen, wie wichtig ihre Arbeit ist […]. Wenn […] der Beifall erklingt oder der dankbare Blick eines Verwundeten oder schwerschaffenden Volksgenossen die Leistung belohnt, dann ist es vergessen, und was übrigbleibt ist die Hoffnung auf jenes Ziel, zu dessen Erreichung alle Arbeitenden gemeinsam beitragen. Darum wende ich mich auch an dieser Stelle zu Beginn des fünften Kriegsjahres noch einmal an meine Kolleginnen und Kollegen mit dem Ruf: Seid der Größe dieser entscheidenden Zeit würdig! Stellt euch an freien Tagen oder gar Wochen der Betreuung unsere Verwundeten, Soldaten und Schwerstschaffenden zur Verfügung. Denkt immer daran, dass alles, was wir jetzt durchmachen, für jeden von uns eine Prüfung ist, die er für sich selber zu bestehen hat, und dass unsere Selbstachtung und unser Schicksal davon abhängen, wie wir aus ihr hervorgehen.
111. Himmler Rede vor Reichs- und Gauleitern, Posen, 6. Okt. 1943 111.
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Himmler Rede vor Reichs- und Gauleitern
Durchhalten des Krieges getragen von der Ausrottung der Juden; verbreitete Vorstellung von „anständige Juden“ ein Problem; Umbringen von Männern, Frauen und Kindern als „schwerste Aufgabe“, Vermeidung drohender Schäden an Geist und Seele der Täter; Todesstrafe bei persönlicher Bereicherung; „Erledigung der Judenfrage“ in diesem Jahr; SS nimmt dies auf sich und Himmler glaubt, dass es besser sei, wenn das deutsche Volk dieses „Geheimnis“ nicht kennt. 111. Himmler Rede vor Reichs- und Gauleitern, Posen, 6. Okt. 1943
Smith / Petersen, Himmler Geheimreden, S. 169 –171.
Posen, 6. Oktober 1943 Ich darf hier in diesem Zusammenhang und in diesem allerengsten Kreise auf eine Frage hinweisen, die Sie, meine Parteigenossen, alle als selbstverständlich hingenommen haben, die aber für mich die schwerste Frage meines Lebens geworden ist, die Judenfrage. Sie alle nehmen es als selbstverständlich und erfreulich hin, dass in Ihrem Gau keine Juden mehr sind. Alle deutschen Menschen – abgesehen von einzelnen Ausnahmen – sind sich auch darüber klar, dass wir den Bombenkrieg, die Belastungen des vierten und des vielleicht kommenden fünften und sechsten Kriegsjahres nicht ausgehalten hätten und nicht aushalten würden, wenn wir diese zersetzende Pest noch in unserem Volkskörper hätten. Der Satz „Die Juden müssen ausgerottet werden“ mit seinen wenigen Worten, meine Herren, ist leicht ausgesprochen. Für den, der durchführen muss, was er fordert, ist es das Allerhärteste und Schwerste, was es gibt. Sehen Sie, natürlich sind es Juden, es ist ganz klar, es sind nur Juden, bedenken Sie aber selbst, wie viele – auch Parteigenossen – ihr berühmtes Gesuch an mich oder irgendeine Stelle gerichtet haben, in dem es hieß, dass alle Juden selbstverständlich Schweine seien, dass bloß der Soundso ein anständiger Jude sei, dem man nichts tun dürfe. Ich wage zu behaupten; dass es nach der Anzahl der Gesuche und der Anzahl der Meinungen in Deutschland mehr anständige Juden gegeben hat als überhaupt nominell vorhanden waren. In Deutschland haben wir nämlich so viele Millionen Menschen, die ihren einen berühmten anständigen Juden haben, dass diese Zahl bereits größer ist als die Zahl der Juden. Ich will das bloß deshalb anführen, weil Sie aus dem Lebensbereich Ihres eigenen Gaues bei achtbaren und anständigen nationalsozialistischen Menschen feststellen können, dass auch von ihnen jeder einen anständigen Juden kennt. Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen in diesem Kreise sage, wirklich nur zu hören und nie darüber zu sprechen. Es trat an uns die Frage heran: Wie ist es mit den Frauen und Kindern? – Ich habe mich entschlossen, auch hier eine ganz klare Lösung zu fi nden. Ich hielt mich nämlich nicht für berechtigt, die Männer auszurotten – sprich also, umzubringen [!] oder umbringen zu lassen – und die Rächer in Gestalt der Kinder für unsere Söhne und Enkel groß werden zu lassen. Es musste der schwere Entschluss gefasst werden, dieses
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111. Himmler Rede vor Reichs- und Gauleitern, Posen, 6. Okt. 1943
Volk von der Erde verschwinden zu lassen. Für die Organisation, die den Auftrag durchführen musste, war es der schwerste, den wir bisher hatten. Er ist durchgeführt worden, ohne dass – wie ich glaube sagen zu können – unsere Männer und unsere Führer einen Schaden an Geist und Seele erlitten hätten. Diese Gefahr lag sehr nahe. Der Weg zwischen den beiden hier bestehenden Möglichkeiten, entweder zu roh zu werden, herzlos zu werden und menschliches Leben nicht mehr zu achten oder weich zu werden und durchzudrehen bis zu Nervenzusammenbrüchen – der Weg zwischen dieser Scylla und Charybdis ist entsetzlich schmal. Wir haben das ganze Vermögen, das wir bei den Juden beschlagnahmten – es ging in unendliche Werte –, bis zum letzten Pfennig an den Reichswirtschaftsminister abgeführt. Ich habe mich immer auf den Standpunkt gestellt: Wir haben die Verpflichtung unserem Volke, unserer Rasse gegenüber, wenn wir den Krieg gewinnen wollen – wir haben die Verpflichtung unserem Führer gegenüber, der nun in 2000 Jahren unserem Volke einmal geschenkt worden ist, hier nicht klein zu sein und hier konsequent zu sein. Wir haben aber nicht das Recht, auch nur einen Pfennig von dem beschlagnahmten Judenvermögen zu nehmen. Ich habe von vornherein festgesetzt, dass SSMänner, auch wenn sie nur eine Mark davon nehmen, des Todes sind. Ich habe in den letzten Tagen deswegen einige, ich kann es ruhig sagen, es sind etwa ein Dutzend – Todesurteile unterschrieben. Hier muss man hart sein, wenn nicht das Ganze darunter leiden soll. – Ich habe mich für verpfl ichtet gehalten, zu Ihnen als den obersten Willensträgern, als den obersten Würdenträgern der Partei, dieses politischen Ordens, dieses politischen Instruments des Führers, auch über diese Frage einmal ganz offen zu sprechen und zu sagen, wie es gewesen ist. – Die Judenfrage in den von uns besetzten Ländern wird bis Ende dieses Jahres erledigt sein. […] Man wird vielleicht in ganz später Zeit sich einmal überlegen können, ob man dem deutschen Volke etwas mehr darüber sagt. Ich glaube, es ist besser, wir – wir insgesamt – haben das für unser Volk getragen, haben die Verantwortung auf uns genommen (die Verantwortung für eine Tat, nicht nur für eine Idee) und nehmen dann das Geheimnis mit in unser Grab. […]
112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44 112.
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Broschüre des SS-Hauptamtes
Leitlinien zu Geschichte, Aufgaben und Zielen der SS: Frontsoldaten, Führerschutz und Propaganda am Anfang; durch Himmler Ausbau zu spezifi schem Orden: rassistisches Pilotprojekt nordischer Mensch, permanenter Kampfeswille, mystische Treue bis in den Tod, bedingungsloser Gehorsam; Bereiche eines SS-Staates: Polizei als Element und Garant der NS-Staatsführung; weltanschauliche Kampftruppe SD; Träger der volkspolitischen Ostpolitik und Kämpfe; Eliteheer der Waffen-SS; diese mit ihren nichtdeutschen Verbänden Modell für künftiges Europa entsprechend vormaliger germanischer Siedlung zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, Atlantischem Ozean und Nordafrika; Einbeziehung anderer Völker in europäische Ordnung bei Leistungen im Krieg. 112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44
Jacobsen / Jochmann, Ausgewählte Dokumente, Bd. 2, S. 1–5 und 7–10.
Jahreswende 1943 / 44 Die SS, Geschichte und Aufgabe Du trägst auf deinem Koppelschloss die Worte: „Meine Ehre heißt Treue.“ Auf deinem Kragenspiegel trägst du die doppelte Sig-Rune der SS. Du hast dich damit bewusst in eine Gemeinschaft hineingestellt, die innerhalb des Volksganzen besondere Pflichten übernommen hat. Bist du dir darüber klar, dass du von diesen Pflichten einen ganz bestimmten Anteil mitzutragen hast? […] Damit du dir diese Fragen beantworten kannst, sollst du das wichtigste erfahren über die Geschichte der SS, ihre Aufgaben und Ziele. Der Weg des Schwarzen Korps begann in den frühesten Tagen der nationalsozialistischen Bewegung. […] Es war klar, dass auf Grund der Größe des Einsatzes nur wenige, nach ganz besonderen Gesichtspunkten ausgewählte Männer in die Schutzstaffel aufgenommen werden konnten. In jeder Weise mussten sie den hohen, von ihnen verlangten Ansprüchen entsprechen. Bedingungslose Treue, totaler Einsatz der Persönlichkeit, eiserne Disziplin – wer anders als Frontsoldaten hätten diese Bedingungen zu erfüllen vermocht! […] Der SS-Mann als Propagandist Die Schutzstaffeln wuchsen, und nun trat allmählich neben die ursprünglich erste Aufgabe des Führerschutzes eine zweite – die des Propagandisten!103 Aber man drückte den Männern unter dem Totenkopf keine Lehrbücher über die „Kunst des Redens“ in die Hände, man wusste, dass jeder von ihnen das Zeug hatte, dort unbedingt überzeugend zu wirken, wo es gilt, verirrte Volksgenossen von der schiefen Ebene falscher Parolen und Phrasen zurückzuziehen. Jeder der damaligen SS-Männer war also ständig Propagandist, wo immer er sich befinden mochte; Auf der Straße, zu Hause, den ganzen Tag 103
Zur Umschreibung der SS durch Himmler im Jahre 1936 siehe: Himmler, Schutzstaffel.
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112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44
hindurch, wenn es der Dienst nur gestattete. Wie viele verirrte, verhetzte, verratene Männer und Frauen sind von diesen unbekannten Predigern zurückgeholt worden in das kämpferische, schöpferische Element der jungen Bewegung! […]! Reichsführer-SS Heinrich Himmler Mit dem Tag der Berufung Heinrich Himmlers zum Reichsführer-SS durch Adolf Hitler beginnt ein neuer, entscheidender Abschnitt in der Geschichte der SS. Es ist der 6. Januar 1929. […] Er hat das Schwarze Korps zu dem gemacht, was es heute ist: Die dem Führer, unserem Blut, dem Reich und Europa am meisten verpflichtete Truppe. Die Ordenstugenden104 Nur das edle Blut, nur wirkliche Rasse sind auf die Dauer in der Lage, wirkliche Leistungen zu garantieren! […] Und so waren es vor allem vier Richtlinien und Haupttugenden, die ihre Auswahl bestimmten. 1. Rasse und Sippe „Wir gingen so wie der Saatzüchter, der eine alte, gute Sorte, die vermischt und abgebaut ist, wieder rein züchten soll, zuerst über das Feld zur sogenannten Staudenauslese geht, zunächst daran, rein äußerlich die Menschen abzusieben, die wir glaubten, für den Aufbau der Schutzstaffel nicht brauchen zu können. Die Art der Auslese konzentrierte sich auf die Auswahl derjenigen, die körperlich dem Wunschbild, dem nordisch bestimmten Menschen, am meisten nahekamen. Äußere Merkmale wie Größe und rassisch entsprechendes Aussehen spielten und spielen dabei eine Rolle!“105 […] Hier war die Rassenfrage zum ersten Mal in den Mittelpunkt gestellt oder besser selbst Mittelpunkt geworden, weit über einen negativen, vom selbstverständlichen Judenhass ausgehenden Begriff herausgehoben. Der revolutionäre Gedanke des Führers hatte blutwarmes Leben bekommen. 104
In einer Rede vor SS-Gruppenführern am 18. 2. 1937 kennzeichnete Himmler die SS, bei einem Vergleich mit der Partei, genauer als Orden: „Die SS sagt, sie sei ein Orden. Die Partei sagt auch, sie sei ein Orden. Das schließt sich gegenseitig gar nicht aus. Wir sind, ganz klar ausgesprochen, ein nationalsozialistischer Orden – und nun kommt die rassische Bestimmung – nordisch bestimmter Männer und eine beschworene Gemeinschaft ihrer Sippen. Wir sind erstens ein soldatischer Orden, nicht der, sondern ein nationalsozialistischer soldatischer Orden, zuchtmäßig, blutsmäßig gebunden an das nordische Blut, eine Sippengemeinschaft, wenn Sie es wollen. Früher hätte man gesagt, eine Adelsgenossenschaft. Diesen Ausdruck nehme ich jedoch absichtlich nicht. Ich will aber damit sagen, unsere Aufgabe geht ins Menschenzüchterische, während die Aufgabe des politischen Ordens in das politisch Führungsmäßige geht.“ Smith / Peterson, Himmlers Geheimreden, S. 100. 105 Durch den Verfasser in Anführungsstriche gesetzt sind angebliche HimmlerZitate.
112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44
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2. Freiheitswille und Kampfgeist Der Wille zum kämpferischen Einsatz und ein unbändiger Freiheitsdrang, das ist die zweite Tugend und Richtlinie: Deshalb sollte nach ungeschriebenen Gesetzen der SS-Mann, wo es überhaupt möglich war, der beste sein – im Kampf, auf der Straße, auf dem Sportplatz, später in dem größten aller Freiheitskriege. […] 3. Treue und Ehre Die Treue bindet die Schutzstaffel vom Reichsführer bis zum letzten Mann und bindet alle untereinander als Kameraden an den Führer. Treue beginnt erst da, wo die Pflicht erfüllt ist, – dieses heilige Wissen macht den SS-Mann als den Gefolgsmann des Führers unüberwindlich. Der Reichsführer prägte es in die Worte: „SS-Männer, tut mehr als eure Pflicht!“ […] „Viele Dinge, so lehren wir den SS-Mann, können auf dieser Erde verziehen werden, eines aber niemals, die Untreue. Wer die Treue verletzt, schließt sich aus unserer Gesellschaft. Denn Treue ist eine Angelegenheit des Herzens, niemals des Verstandes. Der Verstand mag straucheln. Das ist manchmal schädlich, jedoch niemals unverbesserlich. Das Herz aber hat immer denselben Pulsschlag zu schlagen, und wenn es aufhört, stirbt der Mensch, genau so wie ein Volk, wenn es die Treue bricht. Wir meinen hiermit die Treue jeder Art, Treue zum Führer und damit zum deutschen, germanischen Volk, seinem Wissen und seiner Art, Treue zum Blut, zu unseren Ahnen und Enkeln, Treue zu unserer Sippe, Treue zum Kameraden und Treue zu den unverrückbaren Gesetzen des Anstandes, der Sauberkeit und der Ritterlichkeit.“ […] 4. Bedingungsloser Gehorsam Bleibt als vierte und letzte Richtlinie der Gehorsam. Es ist ein Gehorsam, der darum besonders schwer ist, weil er aus reiner Freiwilligkeit kommt und alles verlangt, was ein Mann an Opfern hinsichtlich persönlichem Stolz, äußeren Ehren und vielem anderen, was ihm teuer ist, zu bringen vermag. […] […] Was war denn der Polizist der Systemzeit? Ein willfähriges Objekt für die Verfechtung von privaten Interessen einzelner. […] Heute hat die nationalsozialistische Polizei zwei große Aufgaben: 1. den Willen der Staatsführung zu vollziehen und die von ihr gewollte Ordnung zu schaffen und aufrechtzuerhalten; 2. das deutsche Volk als organisches Gesamtwesen, seine Lebenskraft und seine Einrichtungen gegen Zerstörung und Zersetzung zu sichern. Heute besteht die Polizei weder aus Nur-Beamten noch aus Nur-Soldaten, sondern sie hat sich auf den beiden machtvollen Säulen des Staates gleichermaßen aufzubauen, auf Beamtentum und Soldatentum. Es ist das Ziel des Reichsführers-SS, dass diese Polizei einmal eins wird mit der SS, die auf dem Blut aufgebaut ist. […]
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112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44
Aufgabe und Bedeutung des SD. Als eine politische Überwachungs- und Nachrichtenstelle ging schon in der Kampfzeit der Bewegung aus der SS der Sicherheitsdienst (SD) hervor. […] Vor allem erzog der Schöpfer dieser für Partei und Staat so wichtigen Organisation (Heydrich, G. W.) seine Männer zu bedingungslosem weltanschaulichem Kämpfertum, das eine solche Tätigkeit in besonders hohem Maße erfordert. […] Volkstumsfestigung Mit dem Führererlass von 7. Oktober 1939, durch den der Reichsführer SS zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums ernannt wurde, hat das neue deutsche Ostsiedelwerk eine verantwortliche Spitze erhalten. Immer wieder wandte sich das deutsche Volk in Hochzeiten seiner Geschichte zur Entfaltung seiner schöpferischen Kräfte gen Osten. Diese Geschichte lehrt aber auch, dass niemals der militärische Sieg allein zur Gewinnung des Bodens ausreicht. Die Tragik deutscher Ostpolitik vergangener Jahrhunderte liegt darin, dass den Volksbewegungen, die immer wieder in den Osten vordrangen, das einheitliche völkische Ziel und damit die organische und planvoll angesetzte Kräfteverteilung fehlte. So ist die Ostaufgabe vor allem eine volkspolitische. Mit der Rückführung der für die endgültige Heimkehr in das Reich in Betracht kommenden Reichs- und Volksdeutschen aus dem Ausland wird der Volksverlust, der in den planlosen individualistischen Auswanderungen vergangener Jahrhunderte lag, berichtigt. […] Zum sofortigen Einsatz für dieses volkspolitische Werk stand dem Führer ein schlagkräftiger und für diese Aufgabe geeigneter Apparat zur Verfügung. Der Reichsführer SS als Bannerträger der Erkenntnis von naturgesetzmäßiger Verbundenheit von Rasse und Siedlung hat seiner Schutzstaffel in unermüdlicher Erziehungsarbeit dieses Gedankengut nationalsozialistischer Grundanschauung vermittelt und somit in ihr ein Vollzugsorgan für zielbewusste Aufbauarbeit bereitgestellt. Durch eine bewusste Auslese bildet die SS eine Gemeinschaft, in der den besten Kräften des Reiches und Europas der Weg zur schöpferischen Gestaltung gewiesen wird. […] Der Ostraum ist das Schicksalsland Europas; er allein wird die Jugend Europas immer wieder zur höchsten Bewährung rufen,– zum männlichen Einsatz mit der Waffe des Soldaten oder dem Pflug des Bauern. Die Waffen-SS Die SS […] musste infolge der Erfüllung ihrer großen, nach innen gerichteten Aufgaben sich im Augenblick eines Krieges verhindert sehen, mit der Waffe in der Hand antreten zu können. […] Dieser Gefahr begegnete der Führer durch Aufstellung einer aktiven kasernierten Truppe – der Waffen-SS. Sie sollte militärisch und politisch auf das beste geschulte Mannschaften erfassen. So entstand im Frühjahr 1933 die Leibstandarte SS
112. Broschüre des SS-Hauptamtes, Jahreswende 1943 / 44
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„Adolf Hitler“.106 […] Der erste Einsatz der Waffen-SS erfolgt anlässlich der Heimholung der Ostmark und des Sudetenlandes ins Reich. Die Waffen-SS als Vorkämpferin Europas Zu Anfang des Jahres 1941 befahl der Führer die Aufstellung der Standarten „Nordland“ und „Westland“, die sich ausschließlich aus Angehörigen der germanischen Randstaaten, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Flandern rekrutieren sollten. Dieser Befehl bedeutete einen entscheidenden Akt in der Geschichte der politischen Neuordnung Europas. Zum ersten Mal wurden geschlossene Einheiten germanischer Völker in einen deutschen Verband aufgenommen. Wieder war es die Schutzstaffel, die den ersten Schritt von der theoretischen Erkenntnis zur praktischen Verwirklichung tat. Getreu ihrem Glauben an die Sendung des nordischen Menschen und an eine Wiedergeburt Europas, ist sie aus den engen nationalstaatlichen Grenzen herausgetreten und hat die blutsverwandten germanischen Völker zum Kampfe um die gemeinsame Zukunft aufgerufen. Dieser Appell fand tausendfachen Widerhall. Es entstanden die norwegische und niederländische Legion, die Legion Flandern, das Freikorps Dänemark und das finnische Freiwilligenbataillon. Als ein Gleichnis der wiedererwachten germanischen Gemeinsamkeit wurde im Juni 1940 auf Befehl des Führers das Regiment „Wiking“ aufgestellt, in welchem Schulter an Schulter mit den reichsdeutschen Kameraden Finnen, Norweger, Dänen, Niederländer und Flamen kämpften. Inzwischen ist diese wahrhaft großgermanische Einheit der Waffen-SS zur Division „Wiking“ angewachsen, die ihren Namen unauslöschlich in die Geschichte des Ostfeldzuges eingegraben hat. Zugleich formten sich in den einzelnen germanischen Ländern starke Schutzstaffeln. Dem Ruf von Reich und Europa folgten weiterhin viele Tausende freiwilliger Volksdeutscher, vornehmlich aus den südosteuropäischen Staaten. Die europäische Kampfgemeinschaft aber dokumentiert sich nirgends besser als in der Aufstellung von Verbänden in vielen Ländern Europas. So entstanden die SS-FreiwilligenBrigade „Wallonien“, die SS-Panzer-Grenadier-Division „Neederland“, die Freiwilligen-Division Kroatiens, Galiziens und Lettlands und die Estnische SS-Freiwilligen-Brigade. Aus den gemeinsamen Blutopfern und Nöten, aus dem Erlebnis des Vorstoßes in die Weiten des Ostens erwachsen seelische Werte, die den alten verschütteten Quell europäischer und abendländischer Verbundenheit wieder zum Strömen bringen und den Kitt eines neuen Europa bilden werden. Die Schutzstaffel aber ist das große Becken, in welchem sich die Kräfte sammeln, klären und bewähren, aus welchen die neue Welt erwachsen soll. Angesichts der ungeheuren Bedrohung aus dem Osten ist in allen Nationen Europas, 106
Es folgt die Aufzählung der Gründung weiterer Einheiten.
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auch außerhalb der germanischen Völkerfamilie und unserer Verbündeten, ein kaum mehr für möglich gehaltenes Gefühl abendländischer Schicksalsgemeinschaft aufgebrochen. Alles, was jung ist und zukunftsstark, sammelt sich unter der schwarzen Fahne mit den Sig-Runen, Freiwillige aus den Bergen Bosniens und aus den Ardennen, aus den Weiten Estlands und aus der südrussischen Steppe. Die SS stand am Beginn jener Bewegung, die Deutschland ein neues Gesicht gab und Europa umgestaltete. Und ihr ist die Erfüllung geworden, Vorkämpferin zu sein in dem welthistorischen Kampfe um Zukunft und Schicksal des europäischen Abendlandes. Die europäische Aufgabe der SS Die Schutzstaffel wächst damit immer mehr in ihre europäische Aufgabe hinein: Sie sammelt die erwachte europäische Jugend im Kampf gegen den Bolschewismus und die jüdischen Plutokratien. […] Kein Mensch in Europa glaubt heute, wie der Krieg auch immer ausgehen möge, an die Wiederkehr der kleinen und größeren Staaten, die ihre Existenz allein der britischen Einmischung in europäische Verhältnisse verdanken. Es ist verständlich, dass durch die Wucht des Krieges die Tünche einer geschichtlichen Entwicklung, die oft nur wenige Jahrzehnte dauerte, weggewischt wird und nunmehr die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Völkerfamilie wieder zutage treten. Die Tatsache, der germanischen Wanderung und der einstmaligen germanischen Siedlung zwischen Ostsee und Schwarzem Meer bis zum Atlantischen Ozean und Nordafrika hat die blutsmäßige Verwandtschaft Europas begründet und das geschaffen, was wir europäische Kultur nennen. […] Der revolutionäre Sozialismus Adolf Hitlers bedeutet für Europa nicht nur eine Regelung der Verhältnisse zwischen Kapital und Arbeit, sondern auch eine Regelung des Verhältnisses der europäischen Völker zueinander auf der Grundlage ihrer geschichtlichen Leistung und ihres Einsatzes im gegenwärtigen Ringen. […] Die Schutzstaffel bildet heute schon den eisernen Ring jener Männer, die die Neuordnung Europas unter der Führung einer starken germanischen Mitte mit heißem Herzen ersehnen. Unser Kontinent ist wie von einem heftigen Fieber geschüttelt; es sind die Geburtswehen einer neuen Zeit, die entstehen will auf der Grundlage der Blutsverwandtschaft der europäischen Völkerfamilie und einer sozialistischen Ordnung ihres Zusammenlebens. […] In den bisherigen Vernichtungsschlachten gab es nur einen Sieger: den deutschen Soldaten aller Waffengattungen. Er bewies der Welt aufs Neue, dass es neben ihm einen zweiten dieser Art nicht gibt. […] Deutschlands jüngste Truppe, die Waffen-SS, aber hat ihre Feuertaufe erhalten und sich für alle Zeiten in das Buch deutscher Soldatengeschichte eingetragen.
113. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze 27. 1. bzw. 27. / 28.1.1944 113.
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Ausführungen Hitlers
Dreißigjähriger Krieg vormals Barriere gegen Weltherrschaft des Reiches; ewiger Kampf und Auslese; Entschluss 1918: Sammlung deutschen Rassekerns als Träger solchen Kampfes und kalkulierten Terrors; Aufgabe des Soldaten nach permanenter Erziehung: Eintreten für Krieg und Ausrichtung auf durchdachten Terror; Offiziere als Phalanx weltanschaulicher Kämpfer; einfache Soldaten mit Kritikverbot; verbrecherisches Nationalkomitee „Freies Deutschland“; Kompensation des völkischen Substanzverlustes. 113. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze 27. 1. bzw. 27. / 28.1.1944
BArch vormalige Sammlung Schumacher R 187 / 365 und Jacobsen, Der Zweite Weltkrieg, S. 200 –202.
Wolfsschanze 27. Januar bzw. 27. / 28. Januar 1944 a) Ansprache an die Feldmarschälle und Generale Im Reich der deutschen Kaiser107 ist schon damals die Sonne nicht untergegangen, und diese deutschen Kaiser wären ohne Zweifel beim Ausbleiben dieses furchtbaren Religionskrieges früher oder später einmal die Herren der sich langsam enthüllenden übrigen Welt geworden. Wertmäßig war das ohnehin klar, und zahlenmäßig selbstverständlich. Über 18 Millionen Menschen zählte das deutsche Volk vor den Dreißigjährigen Krieg. Auf 3,6 Millionen sank es ab. Das heißt mit anderen Worten: wenn dieser Kampf nicht gekommen und das 18-Millionen-Volk geblieben wäre, dann hätte dieses Volk selbstverständlich zahlenmäßig alle anderen Völker in Europa weit überwuchert, denn es war damals zahlenmäßig das weitaus stärkste. Wenn wir heute 85 Millionen Menschen zählen, so würden wir ausgehend von einer 18-Millionen-Basis von damals ohne die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges heute wahrscheinlich ein 300-Millionen- oder 400-Millionen-Volk sein. […] Die Folge des Dreißigjährigen Krieges als dieser Selbstzersplitterung war das Ausscheiden Deutschlands aus dem internationalen Ringen um Sein oder Nichtsein, vor allem um den Lebensraum. […] Man hört auch heute manchmal die Meinung: Wäre es nicht besser, man würde überhaupt nicht kämpfen? […] Wenn ich es aus dem Munde eines Soldaten höre, dann kann ich nur sagen: ich verstehe nicht, wie dieser Mann je Soldat werden konnte; er hat seinen Beruf verfehlt, er hätte irgend etwas anderes werden müssen, denn der Beruf des Soldaten ist nicht nur, sich für den Krieg zu schulen, sondern auch für den Krieg einzutreten und den Krieg zu führen. Das ist ja seine Aufgabe. […] Jede Nation ist dann zu jeder Zeit reif für einen Krieg, wenn sie an sich in der Haltung in Ordnung ist, und wenn sie in der Haltung nicht in Ordnung 107
Hitler sprach hier von Aspekten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
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ist, ist sie nie reif. Man kann daher einen Schicksalskampf wohl ablehnen, man kann ihm aber nie entgehen. Man kann selbst darauf verzichten, aber man wird nicht das Gesetz des Kampfes aus der Welt bringen. […] Es ist nun einmal das ewige Grundgesetz alles Lebens, dass die Natur, Vorsehung oder Gott – oder wie Sie es bezeichnen wollen – das Leben ausstreut, und dass dieses Leben nun fortgesetzt miteinander ringt, und wenn ein Wesen versinkt, tritt sofort ein anderes an seine Stelle nach dem Gesetz des Kampfes und der Auslese, und wenn dieses Wesen schwach wird, wird sofort wieder ein anderes an seine Stelle treten. Das wird sich nie ändern. […] Als ich im Jahre 1918 in Lazarett lag und nun den deutschen Zusammenbruch erlebte, wurden mir diese Erkenntnisse […] wieder so recht bewusst. […] Daher fasste ich damals den Entschluss, Politiker zu werden. […] Es war nun die Aufgabe, wenn man überhaupt die Nation wieder hochbringen wollte, die politische Führung primär in Ordnung zu bringen, d. h. an die Spitze der Nation ein Gremium zu bringen, das aus einen Rassenkern besteht. […] Das war vielleicht das Entscheidenste für die Aufstellung des nationalsozialistischen Parteiprogramms. […] Dieses Programm war bewusst ein ganz kampf- und streitsüchtiges. […] Ich war damals entschlossen, eine Bewegung zu bilden, die jene historische Minorität darstellen sollte, die zu allen Zeiten die Weltgeschichte deshalb gemacht hat, weil sie die höchsten Werte repräsentiert. […] Man kann nicht den Terror durch Geist brechen, sondern man muss den Terror durch noch größeren Terror brechen. Dieser größere Terror allerdings erfordert auch Geist und Verstand, um ihn als Terror zu organisieren. Wenn ich das ablehne, dann brauche ich auch kein Soldatentum, denn Soldatentum ist nichts anderes als vergeistigter Terror im höchsten Sinne des Wortes. […] Das ist ja das Prinzip, nach dem er angetreten ist. Das ist ja sein Befehl, der ihn gerufen hat. Wenn die Politik mit geistigen Mitteln, mit den normalen politischen Mitteln nicht mehr zu führen ist, dann muss sich die Politik der Waffen bedienen, d. h. dann tritt an die Stelle der reinen Vernunft die Vernunft plus Gewalt, um die Bahn freizumachen. Das ist dann auch die Definition der Politik, die wir von den erleuchtetsten Geistern besitzen, indem die einen sagen: Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, und die anderen sagen: der Frieden ist nichts anderes als die Fortsetzung des Krieges, nur mit anderen Methoden. Das ist also eines und das gleiche. Der neue Staat beginnt mit einer Erziehung, die schon beim Kinde ansetzt. Da, wo die Eltern bereits Nationalsozialisten sind, beginnt schon in der Familie die nationalsozialistische Erziehung, und zwar oft eine so fanatische Erziehung, dass Sie, meine Herren, sich davon gar keine Vorstellung machen können. […] Der Bub und das Mädel im Jungvolk werden also wieder in diesem Sinne erzogen. Dann kommen sie in die Hitler-Jugend, dort werden sie wieder so erzogen. Dann kommen sie in die Partei, da werden sie wieder
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so erzogen. Dann kommen sie in den Arbeiterbetrieb hinein, dort werden sie wieder so erzogen. Sie kommen in Fabriken, Lehrlingswerkstätten usw. hinein, – überall dieselbe Erziehung. Dann kommen sie endlich in den Arbeitsdienst, – wieder die gleiche Erziehung. Dann kommen sie – wenigstens im Frieden, jetzt geht es ja sofort in die Wehrmacht – in die Partei, die SA, die SS, das NSKK, immer die gleiche Erziehung in immer konzentrierterer Form. Und nun wird dieser Mann von diesem Staat der Wehrmacht gegeben! Meine Herren, es ist unmöglich, dass nun ein Stadium eintritt, in dem gesagt wird: jetzt endet diese Erziehung. […]. Wenn ich die Aufrufe des Nationalkomitees deutscher Offi ziere in Russland108 durchlese, kann ich nur sagen: sie sind alle nicht erzogen, sie haben alle keinen blassen Schimmer, was sie tun. Man kann nur sagen: Herr, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun! Sie wissen nicht, welch ein Verbrechen sie begehen und in welche Not sie ihr eigenes Volk führen würden. […] Beim Offizierskorps muss ich von jedem Offi zier verlangen, dass er nicht nur loyal ist, sondern dass er der fanatische Repräsentant dieses Staates ist. Ja, wenn ich von gewöhnlichen Parteigenossen verlange, dass er in Treue hinter mir als seinem Führer steht, genau wie jeder dieser Männer ja auch seinerseits wieder verlangt, dass die ihm Untergebenen hinter ihm stehen, dann möchte ich hier sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: In letzter Konsequenz müsste ich, wenn ich als oberster Führer jemals verlassen sein würde, als Letztes um mich das gesamte Offizierskorps haben, das müsste dann mit gezogenem Degen um mich geschart stehen, genau wie jeder Feldmarschall, jeder Generaloberst, jeder Kommandierende General, jeder Divisionär und jeder Regimentskommandeur erwarten muss, dass die ihm Untergebenen in der kritischen Stunde bei ihn stehen.109 Das ist schön! Wenn das so Sein wird, dann werden wir diesen Krieg nie verlieren können, – niemals, da kann sein, was sein will. Denn die Nation wird dann mit der Kraft in den Krieg gehen, die notwendig ist. Ich nehme das sehr gern zur Kenntnis, Feldmarschall von Manstein! Trotzdem aber halte ich es für notwendig, dass die Erziehung hier noch große Schritte vorwärts macht; denn ich habe ja auch andere Beispiele erwähnt, die das Gegenteil erweisen, – tragisch und tief bedauerlich! […] Das Recht der Kritik ist ausschließlich von oben nach unten gegeben. […] Ich habe, als ich meine Partei aufbaute, daher immer grundsätzlich dafür gesorgt, dass jede Kritik von unten nach von vornherein unterbunden wurde, und zwar nicht nur, weil es an sich unstatthaft und unvernünftig ist, sondern auch im Interesse des Mannes. Denn dieser kleine Wurm muss irgendetwas haben, an das er glaubt. Wenn ich ihm das wegnehme, wird er nicht glücklich, 108
Morré, Nationalkomitee; Ueberschär, Nationalkomitee. An dieser Stelle warf Generalfeldmarschall von Manstein ein: „So wird es auch sein, mein Führer!“ 109
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113. Ausführungen Hitlers, Wolfsschanze 27. 1. bzw. 27. / 28.1.1944
sondern unglücklich. Ich mache ihn dadurch nicht frei, sondern ich mache ihn in Wirklichkeit zum Gefangenen seines Zweifels. Dieser Wurm des Zweifels wird im Inneren an ihm nagen, und in einer krisenhaften Stunde wird er dann plötzlich zusammenbrechen. […]110 b) Hitler gegenüber Bormann u. a. Unsere volkliche Lage wird nach diesem Kriege eine katastrophale sein, denn unser Volk erlebt jetzt den zweiten gewaltigen Aderlass im Zeitraum von 30 Jahren. Wir werden den Krieg militärisch auf jeden Fall gewinnen, ihn volklich aber verlieren, wenn wir nicht zu einer ganz entscheidenden Umstellung der ganzen bisherigen Auffassungen und daraus resultierenden Haltung kommen. Der blutliche Verlust ist ja nicht etwas Einmaliges, sondern er wirkt sich Jahr um Jahr bis in die fernste Zukunft hinein aus: Ein einziges Beispiel: Wie viele Kinder wären in diesem Kriege mehr geboren worden, wenn es möglich gewesen wäre, unseren Frontsoldaten überhaupt oder häufiger Urlaub zu geben! Nach diesem Kriege werden wir, wie der Führer betonte, drei bis vier Millionen Frauen haben, die keine Männer mehr haben bzw. bekommen. Der sich hieraus ergebende Geburtenausfall wäre für unser Volk gar nicht zu ertragen: wie viele Divisionen würden – betonte der Führer – uns in 20 bis 45 Jahren und weiter fehlen! Die Rechnung mancher Eltern, sie müssten ihre Kinderzahl beschränkt halten, um die Zukunft der geborenen Kinder zu sichern, ist also grundverkehrt; das Gegenteil ist richtig! Bei genügender Einsicht müssten also alle Frauen, die ein Kind besitzen, größten Wert darauf legen, dass nicht nur sie selbst, sondern auch alle anderen Frauen so viele Kinder wie nur möglich bekommen, denn die Zukunft dieser Kinder ist desto gesicherter, je größer ihre Zahl ist. Das ist eine ganz nüchterne Rechnung. Nun können die Frauen, die nach diesem Weltkrieg nicht mit einem Mann verheiratet sind oder werden, ihre Kinder ja nicht vom heiligen Geist bekommen, sondern nur von den dann noch vorhandenen deutschen Männern. Verstärkte Fortpflanzung des einzelnen Mannes ist – selbstverständlich vom Standpunkt des Volkswohls – nur bei einem Teil dieser Männer erwünscht. Die anständigen, charaktervollen, physisch und psychisch gesunden Männer sollen sich verstärkt fortpflanzen, nicht die körperlich und geistig Verbogenen. Die öffentliche, d. h. allgemeine Aufklärung kann aus einleuchtenden Gründen erst nach dem Kriege einsetzen. Nur ein Grund hierfür sei angeführt: Wir können heute noch nicht an die Frauen, deren Männer voraus-
110 Hierauf sagte Keitel: „Mein Führer! Es wird unser heiligstes Streben und unsere höchste Pflichterfüllung sein, Ihre Erwartungen und Ihr Vertrauen niemals zu enttäuschen. Meine Kameraden! Wir grüßen den Führer mit dem nationalsozialistischen Kampfruf. Unser Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht Sieg Heil!“
114. Reden Manns, Chicago, 28.3.1944 und Pacific Palisades, 14.1.1945
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sichtlich noch fallen werden, appellieren und wir können unsere Aufklärung mit Rücksicht auch auf unsere Soldaten noch nicht beginnen. […] Schon jetzt müssen wir alle unerwünschten Hemmnisse unserer Zielsetzung abbauen; insbesondere gilt es, die Dichter und Schriftsteller unserer Zeit auszurichten. Neue Romane, Novellen und Bühnenstücke, die Ehedrama = Ehebruch setzen, sind nicht mehr zuzulassen, ebenso wenig irgendwelche Dichtungen, Schriftstellereien, Kinostücke, die das außereheliche Kind als minderwertiges, uneheliches behandeln. Das Wort „unehelich“ muss, wie ich schon vor längerer Zeit betonte, gänzlich ausgemerzt werden. […] Wir müssen wünschen, dass die Frauen, die nach diesem Krieg keinen Ehemann mehr haben oder bekommen, mit möglichst einem Mann ein eheähnliches Verhältnis, aus dem möglichst viele Kinder erwachsen, eingehen. […] Wir müssen – um der Zukunft unseres Volkes willen – geradezu einen Mutterkult treiben, und hierin darf es keinen Unterschied zwischen Frauen, die nach der bisherigen Weise verheiratet sind, und Frauen, die von einem Mann, dem sie in Freundschaft verbunden sind, Kinder bekommen, geben.
114.
Reden Manns
BBC-Rundfunkansprachen des führenden Sprechers des Exils: das Dilemma des Luftkriegs des Westens; infame NS-Propaganda – ausgerichtet auf ein sozialistisches Europa – erfordert jedoch solch einen Schwefelregen; NS-Größen, angetrieben von Machtgier, Neid, Habsucht und Lust zu plündern, sind riesige Monopolisten und Ausbeuter sowie Antipoden des sozialen Humanismus; Aufklärung über Völkermord im Osten und Volkserziehung als Vorbedingungen für eine Aussöhnung Deutschlands mit der Welt. 114. Reden Manns, Chicago, 28.3.1944 und Pacific Palisades, 14.1.1945
Kurzke / Stachorski: Mann. Essays, S. 244 –246 und 257–259.
Chicago, 28. März 1944 und Pacific Palisades, 14. Januar 1945 28. März 1944 Deutsche Hörer! In den freien Ländern ist der totale Krieg, sind die Bombardements deutscher Städte aus der Luft und der Jammer, den sie für die Zivilbevölkerung mit sich bringen, ein Problem des öffentlichen Gewissens. Weder in England noch in Amerika fehlt es an Stimmen, die diese grausame Art der Kriegführung laut und ungescheut – auch vollständig ungehindert – verurteilen und es bitter beklagen, dass man damit auf das ruchlose Niveau des Feindes herabsteige und die Humanität entwürdige, die man zu verteidigen vorgebe. Diese Proteste sind höchst ehrenwert, und das Gefühl, aus dem sie kommen, ist keinem gesitteten Menschen fremd. Was sich in Köln, Hamburg, Berlin und anderwärts abgespielt hat, ist grauenerregend, und es hilft
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114. Reden Manns, Chicago, 28.3.1944 und Pacific Palisades, 14.1.1945
wenig, sich zu sagen, dass man der äußersten Brutalität eben nur mit äußerster Brutalität begegnen kann; dass hier Nemesis waltet und es sich kaum um ein Tun, vielmehr um ein rächendes Geschehen handelt. Gewiss, das Kulturgezeter der Nazis ist verächtlich, ihre Propaganda gegen die „Lufthunnen“ totgeboren, moralisch ohnmächtig. Aber es handelt sich um das Gewissen der Freiheit, um die Tragik, dass sie tun muss, was ihr fremd und unnatürlich ist, was sie nach dem eigenen moralischen Gesetz nicht tun dürfte und dennoch durch die Proklamierung der Gewalt auf Erden zu tun gezwungen ist. Das Dilemma ist schwer, beunruhigend und belastend. Und dann ist es doch wieder auf einmal kein Dilemma mehr. Ein einziges Wort, eine Nachricht aus Naziland hebt es auf, löst die Frage, bringt jeden Zweifel zum Schweigen, führt zu Gemüte, dass es eine letzte und teuflisch freche, eine unverbesserliche und unerträgliche, mit dem Menschendasein unvereinbare Infamie der Lüge gibt, die nach dem Schwefelregen nur so schreit, der nur mit dem Schwefelregen zu helfen, auf die nur eine Antwort möglich ist: Vernichtung, Bomben. Ich nehme ein Zeitungsblatt und lese: „In siebzehn Sprachen verkündet die Nazi-kontrollierte Presse des Kontinents ein ‘Neues sozialistisches Europa’!“ Zweitausend Lufthunnen täglich über diesen Lügensumpf – es gibt nichts anderes. Diese unmäßige Niedertracht, dieser revoltierende, den Magen umkehrende Betrug, diese schmutzige Schändung des Wortes und der Idee, dies überdimensionierte Lustmördertum an der Wahrheit muss vernichtet, muss ausgelöscht werden um jeden Preis und mit allen Mitteln; der Krieg dagegen ist ein Verzweiflungskampf der Menschheit, bei dem diese nicht fragen darf, ob sie selbst etwa im Kampfe Schaden leide. Sozialismus! Vom deutschen und internationalen Finanzkapital sind Hitler und seine Bande ausgehalten und in die Macht geschoben worden. Von der blinden Angst der bürgerlichen Welt vor dem Sozialismus haben sie gelebt und hoffen sie immer noch zu leben; denn dass „München“111 nicht tot ist, dass ihre heimlichen Freunde in den alliierten Ländern weiter arbeiten, dass doch noch die west-östliche Front zerfällt und man sie als Bundesgenossen gegen den Sozialismus annimmt, ist ihre einzige Hoffnung. Der Sozialismus der faschistischen Volksbetrüger – was für eine schamlose Farce! In Italien fing es an, wo Aristokratie und Bürgertum sich dem Faschismus verkauften und das Volk in Krieg und Elend getrieben wurde. In Deutschland ist die Arbeiterklasse entrechtet und ihres Gewerkschaftsvermögens beraubt worden. Den Mittelstand hat das Dritte Reich auf den Hund gebracht. Aber wer blüht und gedeiht dortzulande, das sind die Plutokraten und Trustherren. Man spricht von Staatskapitalismus. Es gibt keinen. Es gibt den Kapitalismus der Staatsbonzen neben dem der Geldmagnaten von vor der „Revolution“. Hitler als Hauptaktionär des Eher-Verlages übertrifft ganz persönlich 111
Münchener Abkommen vom 22. 9. 1938.
114. Reden Manns, Chicago, 28.3.1944 und Pacific Palisades, 14.1.1945
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an gedunsenem Reichtum die meisten amerikanischen Multimillionäre. Reichsmarschall Göring hat seit der Gründung seines Konzerns, und nun gar seit dieser Konzern durch Waffengewalt international wurde, so viel kapitalistisches Fett angesetzt, dass er mutmaßlich heute das reichste Individuum der Welt ist. Der Arbeiterplünderer Ley gebietet über fünfundsechzig Kapitalgesellschaften. Gauleiter Sauckel hat seinen eigenen Trust von Waffenwerken und Munitionsfabriken aufgebaut, über den noch nie eine Bilanz veröffentlicht worden ist. War denn nicht der Grundtrieb alles Nazitums immer Neid, Habgier, die Lust zu plündern, der geile Drang, sich in Macht und Geld zu sielen? Begriffe und Ideen zu stehlen ist nicht das letzte Gelüst dieses Abhubs. Das Wort „Sozialismus“ ist eine durch Raubmord erlangte Beute wie eine andere. Sie haben Europa unterworfen, sie gedachten die Welt zu unterwerfen, damit aus dem Elend der niedergetretenen Völker die Profite des deutschen Großkapitals wüchsen. Monopol und Ausbeutung im Riesenmaß – sie nennen das Sozialismus. Was sich in den eroberten Ländern zur Zusammenarbeit, zum Geschäftemachen mit diesen „Revolutionären“ hergibt, ist überall eine korrupte Oberschicht, es sind reaktionäre Großbürger, aristokratische Drohnen und allenfalls süchtige Schriftsteller, die von SSOffizieren Morphium beziehen. Die Verzweiflung der Völker unterdessen macht sich in Attentaten Luft, die sich häufiger noch gegen diese Kollaborateure als gegen die „sozialistische“ Besatzungsmacht selber richten. Deutsche Hörer, Europa wird sozialistisch sein, sobald es frei ist. Der soziale Humanismus war an der Tagesordnung, er war die Vision der Besten in dem Augenblick, als der Faschismus seine schielende Fratze über die Welt erhob. Er, der das wahrhaft Neue, Junge und Revolutionäre ist, wird Europa seine äußere und innere Gestalt geben, ist erst nur der Lügenschlange das Haupt zertreten. 14. Januar 1945 Deutsche Hörer! Wäre nur dieser Krieg zu Ende! Wäre nur schon geschehen, was geschehen muss und einmal geschehen wird, wie es nun anfangs auch aussehen möge! Wären die grauenhaften Menschen erst beseitigt, die Deutschland hierhin gebracht haben, und könnte man anfangen, an einen Neubeginn des Lebens, an das Forträumen der Trümmer, der inneren und äußeren, an den allmählichen Wiederaufbau, an eine verständige Aussöhnung mit den anderen Völkern und ein würdiges Zusammenleben mit ihnen zu denken! – Ist es das, was ihr wünscht? Spreche ich damit eure Sehnsucht aus? Ich glaube es. Ihr seid des Todes, der Zerstörung, des Chaos übersatt, wie sehr euer Heimlichstes zeitweise danach verlangt haben möge. Ihr wollt Ordnung und Leben, eine neue Lebensordnung, wie düster und schwer sie sich für Jahre auch anlassen wird. Das ist mutig. Es ist sogar viel mutiger, als der betörte Fanatismus, mit dem eure Jugend in Waffen heute noch den „heiligen“ – ach, den längst von Lüge und Verbrechen so völlig entheiligten und besudel-
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114. Reden Manns, Chicago, 28.3.1944 und Pacific Palisades, 14.1.1945
ten deutschen Boden verteidigen zu sollen glaubt. Aber eins tut not für den Neubeginn. Es gibt für die Aussöhnung mit der Welt eine Vorbedingung, an deren Erfüllung jede moralische Verständigung mit anderen Völkern geknüpft ist, und ohne deren Erfüllung ihr Deutschen nie begreifen werdet, was euch geschieht. Das ist die klare Einsicht in die Unsühnbarkeit dessen, was ein von schändlichen Lehrmeistern zur Bestialität geschultes Deutschland der Menschheit angetan hat; es ist die volle und rückhaltlose Kenntnisnahme entsetzlicher Verbrechen, von denen ihr tatsächlich heute noch das Wenigste wisst, teils weil man euch absperrte, euch gewaltsam in Dummheit und Dumpfheit bannte, teils, weil ihr aus dem Instinkt der Selbstschonung das Wissen um dieses Grauen von eueren Gewissen fern hieltet. Es muss aber in euer Gewissen eindringen, wenn ihr verstehen und leben wollt, und ein gewaltiges Aufklärungswerk, das ihr nicht als Propaganda missachten dürft, wird nötig sein, um euch zu Wissenden zu machen. Was eine Schandphilosophie vom schmutzigsten Dünkel eure Machthaber instand gesetzt hat zu tun, was sie durch eurer Söhne Hände, durch eure Hände getan haben, ist unglaubwürdig, aber es ist wahr. Weißt du, der mich jetzt hört, von Maidanek bei Lublin in Polen, Hitlers Vernichtungslager? Es war kein Konzentrationslager, sondern eine riesenhafte Mordanlage. Da steht ein großes Gebäude aus Stein mit einem Fabrikschlot, das größte Krematorium der Welt. Eure Leute hätten es gern rasch noch vernichtet, als die Russen kamen, aber größten Teils steht es, ein Denkmal, das Denkmal des Dritten Reiches. Mehr als eine halbe Million europäischer Menschen, Männer, Frauen und Kinder, sind dort in Gaskammern mit Chlor vergiftet und dann verbrannt worden, 1400 täglich. Tag und Nacht war die Todesfabrik in Betrieb, ihre Kamine rauchten immer. Schon war ein Erweiterungsbau begonnen. Die Schweizer Flüchtlingshilfe weiß mehr. Ihre Vertrauensmänner sahen die Lager von Auschwitz und Birkenau. Sie sahen, was kein fühlender Mensch zu glauben bereit ist, der es nicht eben mit Augen gesehen: die Menschenknochen, Kalkfässer, Chlorgasröhren und die Verbrennungsanlage, dazu die Haufen von Kleidern und Schuhen, die man den Opfern ausgezogen, viele kleine Schuhe, Schuhe von Kindern, wenn du, deutscher Landsmann, du, deutsche Frau, es hören magst. Vom 15. April 1942 bis zum 15. April 1944 sind allein in diesen beiden deutschen Anstalten 1715 000 Juden ermordet worden. Woher die Zahl? Aber eure Leute haben Buch geführt, mit deutschem Ordnungssinn! Man hat die Registratur des Todes gefunden; dazu Hunderttausende von Pässen und Personalpapieren von nicht weniger als zweiundzwanzig Nationalitäten Europas. Buch geführt haben diese Verblödeten auch über das Knochenmehl, den aus diesem Betrieb gewonnenen Kunstdünger. Denn die Überreste der Verbrannten wurden gemahlen und pulverisiert, verpackt und nach Deutschland geschickt zur Fertilisierung des deutschen Bodens, – des heiligen Bodens, den deutsche Heere danach noch verteidigen zu müssen, verteidigen zu dürfen glauben gegen Entweihung durch den Feind!
115. Artikel Kreutzers und ein Reichsappell, 1944
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Ich habe nur ein paar Beispiele gegeben von dem, was euch zu erfahren bevorsteht. Die Geiselerschießungen, der Gefangenenmord, die im besetzten Europa vorgefundenen Folterkammern der Gestapo, die Blutbäder unter der russischen Zivilbevölkerung, die teuflische Entvölkerungspolitik der Nazis in allen Ländern, damit die Herrenrasse immer die numerisch überlegene sei, das geplante, gewollte, herbeigeführte Kindersterben in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Griechenland und besonders in Polen: nicht einmal aufzählen kann man es in ein paar Minuten, was alles Nazideutschland den Menschen, der Menschheit angetan. Deutsche, ihr sollt es wissen. Entsetzen, Scham und Reue ist das Erste, was not tut. Und nur ein Hass tut not: der auf die Schurken, die den deutschen Namen vor Gott und der ganzen Welt zum Gräuel gemacht haben.
115.
Artikel Kreutzers in HJ-Zeitschrift und ein Reichsappell an HJ-Kriegsfreiwillige
Eine Idylle im Ostkrieg als Lockruf für die HJ neben einem Appell an diese zum freiwilligen Kriegseinsatz: Während ein Autor des HJ-Organs vom Lindenduft in der Ukraine, von einer Sehnsucht in der Heimat nach Abenteuern, von Niederlagen und Siegen spricht, thematisiert in Goebbels Archiv der Generalstabschef des Heeres die besondere Verbundenheit von Hitler mit der Jugend samt deren Aufgabe, eine Vollendung des auferstandenen Deutschlands zu übernehmen. 115. Artikel Kreutzers und ein Reichsappell, 1944
Kreutzer, Kriegstagebuch, S. 28 f. und Reichsappell im Archiv, September 1944, S. 452 f.
1944 a) Kreutzer: „Aus meinem Kriegstagebuch“, Abdruck März / April Lindenblüte Auch in Russland blühen die Linden. Es ist der gleiche erregende Duft, der an Juniabenden über den Brunnenund Dorfplätzen der Heimat liegt, schwer und uralt und voll unsagbaren, törichtsüßen Zaubers. Ich roch ihn als Knabe, als Jüngling, als Mann. Ich roch ihn auf den alten Marktplätzen am Inn, an der Salzach, an der Donau, ich spürte ihn in meinem Zimmer in München, ich begegnete ihm auf den Boulevards von Paris, von Wien, von Budapest. Er ist von allen Blütendüften, die ich kenne, der holdeste, reinste. Er hat nicht die flüsternde Eindringlichkeit der Akazie, nicht die verwirrende Leidenschart des Flieders, nicht die süße, berauschende Schwüle des Jasmins. Er ist, wie sein Bruder, der Holunder, inniger, zarter, keuscher. Wo er mir duftete, da war Erinnerung an durchwachte Nächte am offenen Fenster, an erste Küsse, an rauschende Brunnen im Vollmond, an verwehende Harmonikaklänge und dämmernde Lauben, an Gedichte von Eichendorff und Mörike. Auch in Russland blühen die Linden.
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115. Artikel Kreutzers und ein Reichsappell, 1944
Als ich heute durch das kleine ukrainische Städtchen ging, frisch gebürstet und vom Bade erfrischt, nach einer langen Fahrt in Staub und Hitze auf kümmerlichen Straßen, da geschah mir wieder das süße Wunder. Ich schlenderte eine der von den vielen Räderspuren des Krieges zerfurchten Straßen hinab, an offenstehenden Toren und langsam verfallenden Häusern vorbei, einem kleinen Park zu, der am Rande des Städtchens mit ein paar zierlichen Rosenbeeten und einem etwas zu prahlerischen Springbrunnen zwischen Armut und Verfall ein fast unwirkliches Dasein führte. Es war noch nicht spät am Tage, aber es begann schon zu dämmern – rasch und unversehens kommen hier im Osten selbst im frühen Sommer schon die Abende –, und auf dem brüchigen Steinpflaster der schmalen, winkeligen Gassen hallten noch die schweren Nagelstiefel spazierengehender Soldaten. Ich kam an einem offenstehenden Fenster vorbei, im dämmrigen Geviert des Fensterrahmens stand eine ausgediente Konservenbüchse, in der ein Busch voll blühender Lindenzweige steckte, dahinter stand ein junger Soldat,– pfeifend und in Hemdärmeln, die Schiffchenmütze keck überm Ohr. Er hielt das Gewehr in der Hand und fuhr mit einer fast liebevollen und streichelnden Bewegung ein paar Mal mit einem Woll-Lappen reinigend über den mattfunkelnden Lauf, und dann beugte er sich zu den blühenden Lindenzweigen auf das Fensterbrett hernieder, so, dass ich sein Gesicht ganz nahe sehen konnte, das immer stiller werdende und plötzlich sich ganz zuschließende. Einige Schritte weiter schlendernd, traf mich unversehens eine Wolke Duft. Sie kam aus dem halben Dunkel des Parkes, an dessen Eingang ich nun angelangt war. Wie einen plötzlich eine Erinnerung anfällt, aus fernen, fast vergessenen Tagen, dunkelglühend und schmerzlich schön, unbegriffen aus der Tiefe der Seele heraufsteigend und für einen Herzschlag lang alle Sinne verzaubernd, so traf mich der Duft. O süße Betörung des Herzens, aufsteigend aus den Wipfeln alter Linden im Parke eines armseligen Nestes in der Ukraine! O Duft der Heimat, Duft der Erinnerung, Jugendgedächtnis aus dunklem Laube! Alle Straßen fielen mir wieder ein, auf denen ich einst wanderte, alle Sehnsüchte, die einst in mir gebrannt, alle Niederlagen, die ich erlitten und alle Siege, die ich mir errungen. Wie schwerer, kostbarer Wein drang es in mich ein, ich musste stehenbleiben und tief Atem schöpfen. Wenn ich jetzt zu Hause wäre, fiel mir ein, dann ginge ich die Lindenallee hinauf, an der Andrekapelle vorbei bis zu dem kleinen Gehölz beim Fürmetzbauern, wo der Hügel anfängt, und überall wäre der süße Duft und überall wäre Heimat und Geborgenheit. Wo der Bach aus dem kleinen Wäldchen tritt, stünde vielleicht noch der alte Bock, wie in den Jahren vor dem Kriege, und in die Lindenzweige stießen purrend mit ihren dicken Köpfen und den glaszarten Flügeln die großen Nachtschwärmer, die ich einst als Knabe gefangen. Ich ginge vielleicht bis zum Stiller nach Lindum und tränke noch ein Glas Most im Freien unter Sternen und hohen Bäumen. Oder, fiel mir ein, ich würde langsam nach Hause gehen und noch eine Weile im Dunkel auf der Altane sitzenbleiben
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und meine Frau im Nebenzimmer bitten, eine kleine Musik zu spielen, Mozart oder Chopins Nocturne Des-Dur. So dachte ich im Weiterschlendern, indes die Linden dufteten und erste Sterne an dem schon dunkel werdenden Himmel erwachten. Aber noch während ich dies bedachte, erschien es mir schon wieder fragwürdig und verdächtig, das Heimathaben und Geborgensein, das Mosttrinken und die abendliche Altane, die Chopin-Musik und das stille Glück der Sesshaftigkeit. Wenn du jetzt zu Hause wärst, sprach eine Stimme in mir, und auf die Altane dufteten die Lindenblüten herauf und aus dem Zimmer nebenan tönte Klaviermusik zu dir herüber, dann wärst du trotzdem nicht der stille und zufriedene Bürger, dann triebe die Sehnsucht dich nach neuer Wanderschaft und Unrast und risse dein Herz hinaus in Reiserausch und Ferne, nach neuen Straßen und nach neuen Abenteuern, nach neuen Niederlagen und nach neuen Siegen. Denn du bist kein Bürger und Sesshafter auf dieser Erde, sondern nur ein Gast, ein Wanderer, von ewiger Unruhe getrieben, und nur manchmal in seltenen Stunden der Rast glänzt Heimat zu dir her und Glück des Verweilens. Und so ist es auch ganz gleich, ob du in der Heimat sitzt und dich nach Ferne und Abenteuer sehnst oder ob du in der Ferne weilst und dich nach Heimat sehnst und nach Geborgenheit. Schön ist Heimat haben und Haus und Sehnsucht zu tragen nach der Ferne, und schön ist es, Wanderer zu sein auf Gottes Erde und Heimweh zu haben nach Heimat und Haus. Es ist die gleiche Sehnsucht, die gleiche Unrast des Herzens, die gleiche schmerzvolle Lust, die gleiche lustvolle Pein. Lächelnd kehrte ich um. Als ich an dem Fenster mit den Lindenzweigen vorüberkam, sah ich dort ein junges Mädchen stehen. Es war Natja, die kleine Ukrainerin, die mir heute behilflich war, mein kurzes Quartier für eine kleine Weile wohnlich einzurichten. Sie stand auf den Zehenspitzen, und aus dem Fenster beugte sich der junge Soldat zu ihr hernieder. Er hielt die Konservenbüchse mit den Lindenblüten in der abwärts ausgestreckten Hand, und über die duftenden Zweige neigte sich mit geschlossenen Augen und tiefem Atem das lächelnde Gesicht der Ukrainerin. Auch in Russland blühen die Linden, dachte ich, als ich kurze Zeit später die dunkle Treppe zu meinem Quartier hinaufstieg. Ich stieß das Fenster auf und ließ die laue Nachtluft in das Zimmer strömen. Hoch am Himmel stand der Mond, und nun schien es, als schliefe das ganze Städtchen im Dufte blühender Linden. b) „Reichsappell der Kriegsfreiwilligen der HJ“112, vorgetragen von Guderian am 1. 9. 1944 Eine gewaltige feindliche Überzahl, so sagte er, habe in mehrjähriger Anstrengung unsere Fronten zurückzudrängen vermocht. Unsere Soldaten seien 112
Am Jahrestag der Kriegsauslösung von General Guderian in Ostpreußen vorgetragen vor HJ, die Schanzarbeiten verrichtete.
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hart entschlossen, den Feind am Betreten deutschen Bodens zu verhindern. Diese Aufgabe sei zu lösen, wenn das ganze deutsche Volk zusammenstehe. In herzlichen Worten dankte der Generaloberst den Jungen für ihre vorbildliche Leistung im Schanzeinsatz. „Denkt bei jedem Spatenstich daran“, so sagte er, „dass er getan wird für unsere Soldaten, denen ihr einen starken. Rückhalt gebt; für unsere Arbeiter, die in der Rüstungsproduktion stehen; für die Bauern und Bäuerinnen, die uns das tägliche Brot liefern müssen; für eure Mütter und Schwestern, nach denen die Hand grausamer Feinde greifen will.“ Der Generaloberst würdigte sodann die hohe Kampfmoral, die aus dem freiwilligen Dienen erwachse. Die Hitler-Jugend habe sich in den vergangenen Kriegsjahren in ständig zunehmender Zahl freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet und im Kampf an allen Fronten bewährt. Was freiwillige Truppen zu leisten vermögen, zeigte der Generalstabschef des Heeres am Beispiel der SS-Panzerdivision „Hitler-Jugend“, die ein Vorbild an Manneszucht, Mut, Einsatzbereitschaft, an gläubiger und froher Kameradschaft abgegeben habe. „Diese Division“, so sagte er, „hat die höchste Anerkennung des Führers gefunden. Ihre Freiwilligen aus der Hitler-Jugend haben sich überboten im Anstürmen gegen die feindlichen Panzer. Sie haben sich die Faustpatronen gegenseitig aus der Hand gerissen, um als erste den schweren Kampfauftrag zu erfüllen. Weder durch Bombenteppiche noch durch schwere Schiffsartillerie sind sie zu erschüttern gewesen.“ Generaloberst Guderian berichtete vom Einsatz der Freiwilligen in Divisionen des Heeres, die ihre ganze Kraft einsetzten, um den Ansturm im Osten zu bannen. „Ihr glaubt nicht“, sagte er, „wie solche Beispiele echten Soldatentums den Führer erfreuen, wie seine Augen leuchten und seine Stimme warm wird, wenn er von seinen Jungen spricht; wie er stolz darauf ist, dass seine Jugend, in diesem Geiste erzogen, sich so hervorragend vor dem Feind schlägt.“ Als sein Mitarbeiter schilderte der Generaloberst die Überfülle von Verantwortung, Arbeit und Sorgen, die auf dem Führer lasten. So wie er dennoch aber immer wieder Kraft und Siegeszuversicht ausstrahle, müsse mm die deutsche Jugend durch ihre Haltung und Treue immer von neuem Kraft für sein Werk schenken. An die Kriegsfreiwilligen gerichtet, sprach der Generaloberst über die Wahl der Waffengattungen und setzte voraus, dass der Dienst in allen gleich ehrenvoll sei. Den größten Bedarf an Freiwilligen aber habe die Infanterie, die die meisten Regimenter umfasse, sehr schwere Kampfaufträge habe und ganze Männer, vor allem Männer mit Führereigenschaften, benötige. Die neuzeitliche Infanterie besitze eine reiche Ausstattung moderner Waffen und Kampfmittel und biete auch dem technisch interessierten Jungen vielfache Anregungen. Generaloberst Guderian schloss seinen Appell mit den Worten: „Haltet Kameradschaft untereinander und bewahrt euch den Schwung der Jugend und den Glauben an den Führer. Es geht in diesem Kriege um euer Deutschland, eure Zukunft und euer Glück. Ihr müsst darum kämpfen, wie
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fast jede deutsche Generation darum kämpfen musste. Nur aus dem tapfer geführten Kampf für Adolf Hitlers großes Werk erwächst der Sieg. Deutschland ist auferstanden, an euch ist es nun, das Werk zu vollenden. Den Ruf ‘Freiwillige vor’ wird die deutsche Jugend mit einem freudigen ‘Hier’ beantworten.“113
116.
Programm des Komitees für ein demokratisches Deutschland
Stimme aus dem Exil: Wiederaufbau Europas bei Zusammenarbeit der Westmächte und Russlands; keine Versklavung, Verelendung oder Teilung Deutschlands; dort Ausschalten des Nationalsozialismus mit seinen Trägern – Großgrundbesitz, Großindustrie und Militärkaste – aus eigener Kraft; Selbsterziehung zu Demokratie und Frieden; Einbindung in europäische Planung und Kontrolle. Sturm: Tillich, S. 507–511. 116. Programm des Komitees für ein demokratisches Deutschland
New York, 3. Mai 1944 Programm für ein demokratisches Deutschland114 Der militärische und politische Verlauf des Krieges hat gezeigt, dass der Wiederaufbau Europas – nach der notwendigen und unvermeidlichen Niederlage Hitler-Deutschlands – nur durch eine Zusammenarbeit der Westmächte und Russlands geleistet werden kann. Jeder Versuch einer einseitigen Neuordnung Europas, sei es von Osten, sei es von Westen, würde zu Konflikten führen, die gleich verhängnisvoll für Europa wie für die übrige Welt wären. Einig in dieser Beurteilung der europäischen Lage haben sich Persönlichkeiten aus verschiedenen Berufen, Gruppen und Richtungen – die als Gegner des Nationalsozialismus von Deutschland nach Amerika gekommen sind – zusammengeschlossen, um zu der Frage der Zukunft Deutschlands im Rahmen der Lösung der europäischen Frage Stellung zu nehmen. 113
Die folgende Meldung des Archivs vom 5. 9. 1944 berichtet von einem Treffen von Jugendorganisationen aus Deutschland, Norwegen, den Niederlanden, Flandern und Wallonien, die folgende Erklärung abgaben: „1. Die gemeinsame Not hat uns fester denn je zusammengeschweißt. In diesen kritischen Monaten bekennt sich die germanische Jugend in unbeirrbarem Glauben an den Führer Adolf Hitler nun erst recht zum gemeinsamen Kampf gegen Europas Feinde, in dem Deutschland der Garant des Sieges ist. Der Einsatz unserer Kriegsfreiwilligen hilft diesen Sieg miterkämpfen, der allein Europa und damit auch unseren Völkern die wahre Freiheit bringen kann. Deshalb haben wir beschlossen, die Maßnahmen des totalen Kriegseinsatzes der Hitler-Jugend mit allen Kräften durch unsere Jugendorganisation zu unterstützen.“ Archiv, ebd., S. 453. 114 Verf. war der Theologe Paul Tillich. Das Komitee war ungeachtet seines Scheiterns der bedeutendste Versuch, dem politisch zutiefst gespaltenen deutschen Exil ein Lenkungsorgan und Sprachrohr zu verschaffen, siehe Liebner, Tillich und der Council.
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Die Unterzeichner der folgenden Erklärung sind sich bewusst, dass sie keinen formellen Auftrag vom deutschen Volk erhalten haben. Sie meinen aber, in ihrer Zusammensetzung Kräfte und Tendenzen zu verkörpern, die für den Aufbau eines neuen Deutschlands im Rahmen Europas und der Welt unentbehrlich sein werden. Sie fühlen sich darum verpflichtet – wesentlich auch im Interesse des amerikanischen Volkes und seiner Verbündeten – in einer Zeit, in der das deutsche Volk nicht für sich selbst sprechen kann, ein Wort über die Zukunft Deutschlands zu sagen. Sie tun das in voller Unabhängigkeit, wie sie in den Vereinigten Staaten gewährleistet ist. Alle Unterzeichner haben von Anfang an den Nationalsozialismus bekämpft, allen haben sich durch ihren Aufenthalt in nichtdeutschen Ländern, ob sie Bürgerrechte in ihnen erworben haben oder nicht, neue und weitere Ausblicke für ihr politisches Denken eröffnet. I. Die Lösung des deutschen Problems ist ein Teil der Lösung des europäischen Problems. Die berechtigten Ansprüche aller europäischen Nationen auf Wiederherstellung und Sicherheit müssen erfüllt werden, Maßnahmen, die die Wiederholung eines europäischen Krieges unmöglich machen, müssen getroffen werden, wenn die Neugestaltung Europas und eine Lösung des deutschen Problems in Angriff genommen wird. Es ist unvermeidlich, dass das deutsche Volk die Folgen des von Hitler verschuldeten Krieges tragen muss. Und doch kann niemand bezweifeln, dass es ohne eine gerechte Lösung der deutschen Frage keine dauerhafte Lösung der europäischen Frage gibt. Die Vorbedingung jeder Lösung ist die Besiegung des Nationalsozialismus, die Vernichtung seiner Träger und die Ausrottung seines Geistes in Deutschland und in jedem anderen Land. Das muss geschehen während der Kämpfe um die Befreiung Europas, in Erhebung der Deutschen gegen die Nationalsozialisten, durch Verfolgung der dann noch vorhandenen Kriegsverbrecher. Darüber hinaus aber müssen die Gruppen, die die Träger des deutschen Imperialismus waren und die für die Auslieferung der Macht an den Nationalsozialismus verantwortlich sind, ihrer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Machtstellung entkleidet werden. Das gilt in besonderem Maße für den Großgrundbesitz, die Großindustrie und die Militärkaste, deren Zusammenwirken das deutsche Schicksal wieder und wieder unheilvoll bestimmt hat. Wenn das deutsche Volk die Auflösung des Großgrundbesitzes, die Kontrolle der Großindustrie, die Beseitigung des Militarismus und die Ausschaltung der von diesen Gruppen abhängigen Beamten, Richter und Erzieher durchzuführen sucht – um endlich eine ständige Bedrohung seiner politischen Existenz zu beseitigen – so darf es nicht von außen daran gehindert werden. Ein entwaffnetes Deutschland muss zusammen mit den übrigen europäischen Völkern in den Rahmen eines europäischen Sicherheitssystems eingefügt werden. Es ist eine selbstverständliche Forderung, dass Deutschland alle eroberten Gebiete zurückgibt und die angerichteten Schäden durch Sachleis-
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tungen bis an die Grenzen seiner Kräfte wiedergutmacht. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Massen der deutschen Nazigegner die ersten waren, die sich der Nationalsozialismus unterworfen hat, dass sie den Krieg, der auch sie mit immer größerer Härte trifft, nicht gewollt haben, und dass sie durch ihren wachsenden – obwohl von außen her wenig sichtbaren – Widerstand die Nazis zu ständiger Vermehrung ihres innerdeutschen Terrorapparates und zur Festlegung starker militärischer Kräfte zwingen. Maßnahmen, die zu einer Versklavung Deutschlands und Verelendung der großen Mehrheit seiner Bewohner führen würden, können daher nicht als gerecht anerkannt werden. Es sollte außerdem bedacht werden, dass die Aufgabe der Prinzipien der Atlantikcharta in einem entscheidenden Fall ihre allgemeine Aufgabe bedeutet. Es wäre verhängnisvoll für die Zukunft Europas, wenn Deutschland politisch und ökonomisch zerrissen würde. Das würde einen fruchtbaren Nährboden für pan-germanistische Bewegungen schaffen. Es würde Deutschland der Möglichkeit berauben, seine Zukunft verantwortlich zu gestalten, es würde die größte nationalsozialistische Irredenta aller Zeiten schaffen, und es würde wertvolle Kräfte anderer Völker in der Niederhaltung dieser Irredenta erschöpfen. II. Es ist für die wirtschaftliche Zukunft Europas und der Welt notwendig, dass die deutsche Produktivkraft erhalten bleibt. Würde sie zerstört, so würde die Produktion und die Konsumption aller europäischen Länder heruntergedrückt und ein Wirtschaftsaustausch zwischen anderen Kontinenten und Europa zum großen Teil verhindert werden. Es würden außerdem Millionen von Deutschen dauernd arbeitslos gemacht und zu einer unfreiwillig parasitären Existenz verdammt werden. Dadurch würde in der Mitte Europas ein ständiger Unruheherd entstehen. Die deutsche Produktivkraft muss in ein einheitliches europäisches System der Produktion und Konsumption eingeordnet werden. Durch ein solches System würde die wirtschaftliche Zusammenarbeit der europäischen Völker ermöglicht und die Bedeutung der politischen Grenzen herabgemindert werden. Deutschlands wirtschaftliche Vormachtstellung und die Gefahr einer deutschen Wiederaufrüstung würden durch gesamteuropäische Planung und Kontrolle beseitigt werden. Nur dann könnte Deutschland die Pflicht der sachlichen Wiedergutmachung in weitem Maße erfüllen und wäre, zusammen mit dem übrigen Europa, vor den Gefahren der Verelendung geschützt. III. Für die Entwicklung Deutschlands zu einer vom Volk bejahten Demokratie ist es erforderlich, dass die militärischen und zivilen Repräsentanten der Vereinten Nationen die künftigen Träger einer solchen Demokratie von vornherein gewähren lassen. Es ist weiter erforderlich, dass alle diejenigen ausgeschlossen werden, die für den Aufstieg des Nationalsozialismus mit verantwortlich sind, auch wenn sie anfängliche Vorteile bieten. Dafür müssen alle diejenigen einbezogen werden, die dem Nationalsozialismus widerstan-
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den haben, die Unbekannten der Untergrundbewegung, der Gestapogefängnisse und Konzentrationslager, Gewerkschafter und Arbeiter aus der Arbeiterbewegung, die Widerstandskreise der Kirchen und Intellektuellen, des Mittelstandes in Stadt und Land und einzelne Persönlichkeiten, die zu keiner dieser Gruppen gehören. Auf sie muss sich die künftige deutsche Demokratie stützen. Mit ihrer Hilfe muss die Bildung einer unabhängigen Regierung vorbereitet, müssen Garantien der Rechtssicherheit und die Grundrechte der Deutschen ohne Verzug in Kraft gesetzt werden. Die Aufhebung der Rassengesetze muss sofort erfolgen, ebenso wie die Wiederherstellung der religiösen und wissenschaftlichen Freiheiten. Die Presse-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit muss wieder eingeführt werden. Dem Neubau der Arbeiterbewegung dürfen keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Die von den Nationalsozialisten geschaffenen Einrichtungen müssen beseitigt, die von ihnen beseitigten sozialen und demokratischen Einrichtungen müssen neu geschaffen werden. Wenn das deutsche Volk es unternimmt, durch eine Massenbewegung den Nationalsozialismus in seinen Wurzeln auszurotten und den Boden für eine künftige, innerlich gesicherte Demokratie zu errichten, so sollte ein solches Ereignis von den Vereinten Nationen begrüßt, keinesfalls aber erschwert oder verhindert werden. Nur wenn das deutsche Volk durch eine solche Bewegung sich selbst vom Nationalsozialismus befreit, ist es ganz frei. Der Sieg der Vereinten Nationen kann und muss die äußere Macht des Nationalsozialismus über das deutsche Volk brechen; aber nur das deutsche Volk selbst kann sich innerlich von ihm befreien. – Darum sollte dem deutschen Volk ein Frieden gegeben werden, den es trotz aller Lasten, die er bringen wird, als gerecht empfi nden kann. Es muss die innere und äußere Möglichkeit geschaffen werden, dass Deutschland eine Regierung durch das Volk und für das Volk entwickelt und aufrechterhält. IV. Die Erziehung des deutschen Volkes zur Demokratie kann nur im Zusammenhang mit seinem geschichtlichen Erleben erfolgen. Es sind Anzeichen da, dass eine solche Entwicklung schon im Gange ist. Sie finden sich in der älteren Generation, die immer nur in begrenztem Maße vom Nationalsozialismus erfasst war. Sie fi nden sich bei den Jüngsten, die vielfach gegen den Geist des Nationalsozialismus rebellieren. Sie fi nden sich in geringerem Maße in der Generation, die den Nationalsozialismus getragen hat und die jetzt für ihn auf den Schlachtfeldern verblutet. Aber auch in ihr fehlt der Widerstand nicht. Es ist sicher, dass alle diese Ansätze durch die Katastrophe und Ausrottung des Nationalsozialismus zur Entfaltung kommen werden. Gleichzeitig mit dieser Erziehung des deutschen Volkes durch das historische Geschehen muss die deutsche Jugend durch solche Deutsche erzogen werden, die den Sinn dieses Geschehens begriffen haben. Eine Erziehung durch Ausländer ist psychologisch unmöglich. Wohl aber ist es dringend erwünscht, dass der kulturelle Austausch zwischen Deutschland und den
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übrigen Ländern bald und in weitem Umfange wieder aufgenommen wird. – Die für das geistige Leben wichtigen Einrichtungen wie Universitäten, Schulen, Lehrbücher, öffentliche Bibliotheken, Theater, Kinos usw. müssen von allem gereinigt werden, das den Stempel des Nationalsozialismus trägt oder zu ihm geführt hat. Das gilt von Personen wie von Sachen. Es muss dem deutschen Volk die Möglichkeit gegeben werden, seine geistigen und kulturellen Kräfte in Freiheit zu entwickeln. Aufs Nachdrücklichste muss betont werden, dass keine Erziehung einen Sinn hat, deren Ideale von den gesellschaftlichen Verhältnissen Lügen gestraft werden. Demokratische Erziehungsideen ohne Versuche demokratischer Verwirklichung erregen Widerstand und Zynismus. Voraussetzung jeder erfolgreichen Erziehung des deutschen Volkes und in Sonderheit der deutschen Jugend zu Demokratie und Völkergemeinschaft ist eine Gesellschaftsordnung, die allen soziale Sicherheit und Möglichkeiten sinnvollen Lebens gewährt. Die Unterzeichneten sind sich einig in der Überzeugung, dass das Ziel der europäischen Gestaltung nicht sein kann, das deutsche Volk niederzuhalten, sondern dass das Ziel sein muss, ein erneuertes, demokratisches Deutschland vor den Kräften innerer und äußerer Reaktion zu schützen. Das muss unmittelbar nach dem Aufhören der Feindseligkeiten beginnen. Eine innerlich gesicherte deutsche Demokratie ist der deutsche Beitrag für den Frieden Europas und der Welt.115
117.
Aufsatz Manns
Nationalsozialismus eine Abwandlung des Faschismus, gedeutet als Zeitkrankheit und Gegenrevolution; triumphierend trotz erheblichen Widerstands im Innern und bei schändlicher Sympathie von außen; missverstanden als neue Ordnung oder Bollwerk gegen Bolschewismus; bürgerliche Angst vor Kommunismus als Grundtorheit der Epoche; Gegenmodell Demokratie gesehen als Ausdruck von Güte und Gerechtigkeit; Forderungen nach einer neuen Gewichtung von Freiheit und Gleichheit, nach einer Rückbesinnung auf christliche Gebote und nach einer Magna Charta der Menschenrechte.
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Kurzke / Stachorski: Mann. Essays, S. 227–238.
1944 Schicksal und Aufgabe. […] Wir dürfen nicht vergessen, dass die Hitlerpartei nur durch Intrige und Terror, durch einen Staatsstreich zur absoluten Macht gekommen ist. Bei 115 Das ein Pendant darstellende, unter sowjetischer Regie entstandene und an die Tradition der Befreiungskriege anknüpfende Manifest des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ ist abgedruckt in WB XXXIVa, Dok. 154. Zu Tillich siehe auch dessen Weihnachtsansprache vom 21. 12. 1942, in: Wende, Politische Reden III, 658 – 663.
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Ausbruch des gegenwärtigen Krieges befanden sich mehr als zweihunderttausend Menschen in deutschen Konzentrationslagern, zu schweigen von den vielen Zehntausenden von Opfern des Systems, die in Nazi-Kasernen und Gestapo-Kellern zu Tode gequält worden sind. Man spricht oft von der hoffnungslosen Verseuchung der deutschen Jugend durch den Nationalsozialismus, aber die Vorgänge an der Universität München, die in Amerika so großes Aufsehen gemacht haben, zeigen, dass wenigstens heute, nach den Erfahrungen der letzten Jahre, junge Deutsche bereit sind, ihren Kopf auf den Hinrichtungsblock zu legen für die Überzeugung, dass der Nationalsozialismus ein schändlicher Irrweg war und Hitler der Verderber Deutschlands und Europas.116 Diese Dinge sind um der Gerechtigkeit willen in die andere Waagschale zu werfen. Nicht, damit Deutschland und das deutsche Volk von Schuld und Verantwortung entbunden seien. […] Weisheit in der Behandlung des geschlagenen Gegners ist am Platze schon auf Grund eigenen Schuldgefühls. Die Weltdemokratie, die 1918 im Besitz unumschränkter Macht war, hat es an allem fehlen lassen, was dem Unglück, in dem wir heute leben, hätte vorbeugen können. Die Befriedung der Welt durch Reformen und Genugtuungen für das menschliche Gerechtigkeitsbedürfnis, die es heute erwägt, hätte sie schon damals verwirklichen können und hätte damit dem Aufkommen der Diktatoren und der ganzen dynamischexplosiven Hassphilosophie des Faschismus vorgebeugt. Aber der Faschismus, von dem der Nationalsozialismus eine eigentümliche Abwandlung ist, ist keine deutsche Spezialität, sondern eine Zeitkrankheit, die überall zu Hause und von der kein Land frei ist. Und nie hätten die Gewalt- und Schwindelregierungen in Italien und Deutschland sich auch nur vier Wochen halten können, wenn nicht eine schmähliche Sympathie ihnen von überall her aus den wirtschaftlich herrschenden und darum die Regierungen bestimmenden Schichten der demokratischen Länder entgegengekommen wäre. Ich würde gewiss das marxistische Examen nicht bestehen, aber obgleich ich weiß, dass der Faschismus seine geistige Seite hat und dass man ihn als eine rückschlägige Bewegung gegen die rationalistische Humanität des neunzehnten Jahrhunderts verstehen muss, kann ich nicht umhin, ihn zugleich als eine politisch-wirtschaftlich-reaktionäre Bewegung zu sehen, eine Gegenrevolution pur sang, als den Versuch alles Alten, sozial und ökonomisch Rückwärtsgewandten, die Völker und ihre Glücksansprüche niederzuhalten und jeden sozialen Fortschritt zu verhindern, indem man ihm den Schreckensnamen des „Bolschewismus“ anheftet. In den Augen des konservativen Kapitalismus des Westens war der Faschismus schlechthin das Bollwerk gegen den Bolschewismus und gegen alles, was man mit diesem Namen treffen wollte […]. 116
Anspielung auf die Widerstandsgruppe Weiße Rose.
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Man sah sich nicht getäuscht in seiner Auffassung des Faschismus, man fand, dass er „Ordnung“ bedeutete, Ordnung im Sinne des Alten. Man verzog wohl den Mund über die Scheußlichkeiten seines Gebarens, hütete sich aber, ihn im Innern durch diplomatische Isolierung unmöglich zu machen, was damals so leicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. […] Man ließ sich alle Scheußlichkeiten, die er im Innern beging, gefallen, ohne zu realisieren, dass ihr außenpolitisches Zubehör der Krieg war. Vielleicht hatte man auch gegen diesen nichts. […] Man befestigte die faschistischen Regimes von außen, denn in der wüstesten Unordnung, Rechtlosigkeit und Kulturzerrüttung wollte man Ordnung, Schönheit und Sicherheit sehen – Sicherheit nicht für die Völker, sondern vor den Völkern, Sicherheit vor dem sozialen Fortschritt. Mit einem Schein von Recht konnten die Diktatoren ausrufen: „Was wollen diese Menschen? Warum führen sie plötzlich Krieg gegen uns? Sie waren ja unsere offenen oder heimlichen Gönner und Helfer! Sie haben uns in den Sattel gesetzt und darin befestigt, haben uns fi nanziert, belobt, bekurt, und uns die außenpolitischen Erfolge, mit denen wir unsere Gegner zu Hause vollends mundtot machen konnten, auf dem Präsentierteller dargebracht. Aber sie meinen es auch gar nicht ernst. Sie wünschen im Grunde nicht, den Faschismus zu vernichten. Heimlich wollen sie ihn erhalten. Sie kämpfen halben Herzens, mit unklaren Absichten, und die Gebrochenheit ihres Willens ist unsere Zuversicht. Sie bekommen zwar militärisch allmählich die Überhand, aber wenn wir nur aushalten, den Krieg nur möglichst lange hinziehen, so werden die inneren Gegensätze zwischen den Alliierten zum offenen Ausbruch kommen, und wir werden den Nutzen davon haben, werden Ost und West gegeneinander ausspielen und dem unconditional surrender entgehen!“ Sie sind im Irrtum, und ihre Hoffnungen werden fehlschlagen. Gewiss gibt es Gegensätze der Weltanschauung zwischen Russland und seinen Verbündeten, aber dieser Krieg ist ja unter anderem ein Mittel zum Ausgleich dieses Gegensatzes, zum Ausgleich von Sozialismus und Demokratie, auf dem alle Hoffnung der Welt beruht. Einig sind sie im Kampfe gegen die menschliche Degradierung, die die Eroberung der Welt durch den Faschismus bedeuten würde. Einig sind sie im Kampf für Freiheit und Recht. Ein Krieg aber für Freiheit und Recht kann nur mit den Völkern und für die Völker geführt werden. Man muss von Herzen hoffen, dass es nicht gehen möge wie nach den Kriegen gegen Napoleon, die „Freiheitskriege“ hießen, solange sie dauerten und man die Völker und ihren Freiheitsdrang dafür brauchte, die aber dann nur noch „Befreiungskriege“ im außenpolitischen Sinn gewesen sein sollten, damit dem Volk die innerpolitischen, revolutionären Früchte des Kampfes vorenthalten blieben. […] Erlauben Sie mir hier eine kurze Bemerkung über die Idee der Demokratie. Ich verstehe Demokratie nicht hauptsächlich als einen Anspruch und ein
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Sichgleichstellen von unten, sondern als Güte, Gerechtigkeit und Sympathie von oben. […] Sie sehen, dass ich in einem Sozialismus, in dem die Idee der Gleichheit die der Freiheit vollkommen überwiegt, nicht das menschliche Ideal erblicke, und ich glaube, ich bin vor dem Verdacht geschützt, ein Vorkämpfer des Kommunismus zu sein. Trotzdem kann ich nicht umhin, in dem Schrecken der bürgerlichen Welt vor dem Wort Kommunismus, diesem Schrecken, von dem der Faschismus so lange gelebt hat, etwas Abergläubisches und Kindisches zu sehen, die Grundtorheit unserer Epoche. […] Verstehen Sie mich recht: Der Kommunismus ist ein scharf umschriebenes, politisch-ökonomisches Programm, gegründet auf die Diktatur einer Klasse, des Proletariats, geboren aus dem historischen Materialismus des neunzehnten Jahrhunderts, und in dieser Form stark zeitgebunden. Er ist aber als Vision zugleich viel älter und enthält auch wieder Elemente, die erst einer Zukunftswelt angehören. […] So ist der Kommunismus älter als Marx und das neunzehnte Jahrhundert. Der Zukunft aber gehört er an insofern, als die Welt, die nach uns kommt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden und die langsam ihre Umrisse zu enthüllen beginnt, schwerlich ohne kommunistische Züge vorzustellen ist: das heißt, ohne die Grundidee des gemeinsamen Besitz- und Genussrechtes an den Gütern der Erde, ohne fortschreitende Einebnung der Klassenunterschiede, ohne das Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit für alle. […] Warum sage ich das alles? Weil ich fi nde, dass wir uns nicht fürchten sollen, nicht vor Wortgespenstern wie „Kommunismus“. Denn unsere Furcht ist die Quelle des Muts für unsere Feinde. […] Das private Eigentum ist wahrscheinlich etwas unzerstörbar Menschliches. Aber wie hat sich, selbst innerhalb unserer persönlichen Lebenszeit, der Eigentumsbegriff geändert […]. Wie sehr hat sich die individualistische Freiheit, die mit dem Eigentumsbegriff eng zusammenhängt, der kollektiven Forderung anbequemen müssen und hat es unmerklich, im Wandel der Zeit, getan. Die Freiheitsidee, einst die Revolution selbst, verwirklicht in der Souveränität der Nationalstaaten, ist in einem gewissen Abbau begriffen, das heißt ein neues Gleichgewicht wird gesucht zwischen den beiden Grundbegriffen der modernen Demokratie, Freiheit und Gleichheit. Jene wird durch diese allmählich stärker bedingt. Von der Souveränität des nationalen Staates, werden gewisse Abdankungsopfer zugunsten des großen Ganzen, der Gemeinschaft gefordert. Gemeinschaft, Kommunität, da haben Sie das Stammwort der Schreckensvokabel „Kommunismus“, mit der Hitler seine Eroberungen gemacht hat. Ich habe gar keinen Zweifel, dass Welt und Menschenleben sich nolens volens und unaufhaltsam in eine Lebensform hineinbewegen, für die das Epitheton „kommunistisch“ noch das zutreffendste ist, das heißt in eine Lebensform der Gemeinsamkeit, der gegenseitigen Abhängigkeit und Verantwortlichkeit,
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des gemeinsamen Anrechtes auf den Genus der Güter dieser Erde, einfach infolge des Zusammenwachsens des Erdraumes, der technischen Verkleinerung und Intimisierung der Welt, in der alle Heimatrecht haben und deren Verwaltung alle angeht. Glauben Sie nicht, dass ich mit all dem, was ich da vorzutragen versuche, nur dem Neuen und Unerprobten zugunsten reden will. […] Noch immer ist auf einen historischen Tumult, wie wir ihn jetzt erleben, eine restaurative Bewegung gefolgt. Wiederherstellung ist auch ein Gebot der Stunde, das an Dringlichkeit nicht hinter dem der Erneuerung zurücksteht. Was vor allem wiederherzustellen ist, das sind die von einer falschen Revolution mit Füßen getretenen Gebote des Christentums, und aus ihnen muss das Grundgesetz für das künftige Zusammenleben der Völker abgeleitet werden, vor dem alle sich werden beugen müssen. Keine wirkliche Befriedung der Welt, keine Zusammenarbeit der Völker für das gemeinsame Wohl und den menschlichen Fortschritt wird möglich sein ohne ein solches, bei aller nationalen Verschiedenheit und Freiheit, für alle gültiges, von allen anerkanntes Grundgesetz, eine Magna Charta des Menschenrechts, welche dem Individuum seine Rechtssicherheit, seine Unantastbarkeit, sein Recht auf Arbeit und Lebensgenuss garantiert, und für die die amerikanische Bill of Rights als Vorbild dienen mag. Ich glaube, dass aus dem Leiden und Kämpfen unserer schweren Übergangszeit ein ganz neues, gefühlsbetontes Interesse am Menschen und seinem Los, seiner exzeptionellen Stellung zwischen den Reichen der Natur und des Geistes, seinem Geheimnis und seiner Bestimmung geboren werden wird, ein humanistischer Impuls […].
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Broschürenauszug ehemaliger Funktionäre der SAP
Projekt eines – revolutionär bei Führung durch die Arbeiterklasse zu erreichenden – radikaldemokratisch-sozialistischen Deutschlands in einer europäischen Föderation; erwartete Auseinandersetzung zwischen demokratischen Kräften und Militärkaste sowie Bürokratie. 118. Broschürenauszug ehemaliger Funktionäre der SAP, 1944
Zur Nachkriegspolitik der deutschen Sozialisten, S. 5 –9, 12–14 und 17.
Stockholm, 1944 Objektiv ist die Lage so, dass ein neues Deutschland der „Geburtshilfe“ von Seiten der Streitkräfte der Vereinten Nationen bedarf. Nur so wird es möglich, den Bann des nazistischen Terrors zu brechen, die Kräfte des anderen Deutschland freizusetzen. Sind jedoch die Schleusen einmal geöffnet, so sind die Voraussetzungen gegeben für einen revolutionären, breite Volksmassen erfassenden Prozess. […] Es wäre […] ein Unglück, falls die Politik der Siegermächte nach der militärischen Niederringung Hitler-Deutschlands von der Vorstellung geleitet
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118. Broschürenauszug ehemaliger Funktionäre der SAP, 1944
sein würde, ausländische Behörden müssten Funktionen übernehmen, die der Natur der Sache nach nur von einer Massenbewegung deutscher Antinazisten erfüllt werden können. […] Die Abrechnung kann und darf sich jedoch nicht auf die Naziführer beschränken, gegen die sich zweifellos die Hauptwut der Bevölkerung richten wird. Nicht weniger verantwortlich als die eigentlichen Nazis sind diejenigen, die sie an die Macht gebracht und im Wesentlichen ihre Politik unterstützt haben. Eine ernste Auseinandersetzung zwischen den demokratischen Kräften und der preußisch-deutschen Militärkaste und der reaktionären Bürokratie steht auf der Tagesordnung. Beamte, Richter und Polizisten werden in beträchtlicher Zahl fortgejagt, eingesperrt oder getötet werden. Solche Maßnahmen sind Attribute einer konsequenten demokratischen Revolution, wie sie 1918 / 19 leider nicht durchgeführt wurde. Ein solcher Prozess zieht unweigerlich soziale Konsequenzen nach sich. Schreckt man vor diesen Konsequenzen zurück, gefährdet man die demokratischen Errungenschaften. Eine der ersten Forderungen wird sein, den Junkern die Güter wegzunehmen. Darüber hinaus steht die Mitverantwortung der Schwerindustrie und der Großfinanz für den Nazismus außer Zweifel. Will man die Macht des kriegerischen Monopolkapitals brechen, so muss man Monopole und Finanzinstitute in öffentliche Verwaltung überführen. Wo sind die Kräfte, die gewillt und fähig sind, eine so grundlegende Umbildung der Gesellschaft in Angriff zu nehmen? Es gibt sie in erster Linie in den Reihen der deutschen Arbeiterschaft, in engster Zusammenarbeit mit Vertretern der Intelligenz und anderer werktätiger Schichten. Demhingegen gibt es sie nicht im Lager der Wehrmacht-Führung. Allzu lange hat man in der demokratischen Welt die Illusion gehegt, die Generäle würden eines schönen Tages die Nazis absetzen und die Geschicke Deutschlands in ihre Hände nehmen. Man vergaß dabei erstens, dass die alte Offiziersgeneration mit den Nazis im Kampf gegen Demokratie und Arbeiterbewegung und für Aufrüstung und Eroberung verbündet war, und zweitens, dass die jungen Offiziere zum großen Teil aus den Reihen der waschechten Nazis rekrutiert worden sind. Gewiss sind zwischen der politischen Spitze des Nazistaats und beträchtlichen Teilen des Offizierskorps seit geraumer Zeit Spannungen vorhanden, im Verlauf des Krieges haben sich wesentliche Gegensätze herausgebildet. Hitlers Katastrophenpolitik und Prestigestrategie hat bei zahlreichen Militärs starken Unwillen hervorgerufen. Wir verkennen keineswegs, dass es auch hohe deutsche Offiziere gibt, die um das Schicksal des deutschen Volkes ernsthaft besorgt sind; bei anderen überwiegt jedoch auch heute noch das Interesse an der Erhaltung von Sonderrechten und an der Vorbereitung der „Revanche“. Die Generäle haben sich nicht der Machtmittel bedient, die sich in ihren Händen befanden, um den Kampf gegen Hitler aufzunehmen und den Krieg zu beenden. Sie haben sich dadurch und vor allem auch durch ihre Duldung der Terrormaßnahmen in den besetzten Ländern
118. Broschürenauszug ehemaliger Funktionäre der SAP, 1944
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wie in der Heimat bis in die letzte Zeit hinein mitschuldig gemacht an den nazistischen Verbrechen. Die von der Gestapo im Zusammenhang mit dem „Führerattentat“ am 20. Juli vorgenommenen Hinrichtungen von leitenden Mitgliedern des Offizierskorps ändern nichts an dieser generellen Beurteilung. […] Eine demokratische Neugestaltung in Deutschland lässt sich nicht auf der Basis der Wehrmacht durchführen. […] Aus dem eigentlichen bürgerlichen Lager kann keine vertrauenerweckende und konsequente Führung einer demokratischen Bewegung in Deutschland rekrutiert werden. Der Konservativismus ist durch die Allianz mit Hitler stark kompromittiert. […] Der deutsche Liberalismus befand sich bereits vor Hitler in einem Zustand innerer Auflösung. Wir sind uns darüber im Klaren, dass sich seine Reste gegenüber dem Nazismus behauptet haben. […] Eine sehr bedeutende politische Kraft wird aber in der Umwälzungsperiode von hier aus kaum zu erwarten sein. Die Kirchenopposition spiegelt sozial gesehen vor allem die Unzufriedenheit unter der Landbevölkerung und in Kreisen des städtischen Mittelstandes, aber auch bei Teilen der Arbeiterschaft, wider. Man kann davon ausgehen, dass die Kirchenbewegung bei der Umwälzung eine bedeutende Rolle spielen wird. […] Die außenpolitischen Bedingungen. […] Das deutsche Volk trägt nicht die Alleinschuld am Kriege. Wir wissen, dass der Krieg ein Resultat engstirniger kapitalistischer Interessenpolitik war. […] Tatsache ist aber, dass Hitlerdeutschland diesen Krieg entfesselt hat […] Aufgabe einer demokratischen Außenpolitik des neuen Deutschland wird es sein, erstens, dem deutschen Imperialismus radikal die Grundlagen zu entziehen, zweitens, durch außerordentliche Beiträge zum europäischen Wiederaufbau zumindest einen Teil der nazistischen Verbrechen wiedergutzumachen, drittens, durch geduldige und sachliche Arbeit den friedlichen Charakter der Maßnahmen des neuen Deutschland unter Beweis zu stellen […]. Wir stellen in Rechnung, dass die führenden Mächte der Vereinten Nationen Deutschland besetzen werden. Die Absichten der Alliierten in Bezug auf die Dauer der Okkupation und das Ausmaß der auf deutschem Boden zu stationierenden Formationen sind bisher nicht, bekannt. Es spricht vieles dafür, dass es zu einer Aufteilung in eine englische, russische und amerikanische Besatzungszone kommen wird. Daraus können sich unterschiedliche Entwicklungsbedingungen auf Grund differenzierter Politik der einzelnen Mächte ergeben. Das Interesse der deutschen Demokraten und Sozialisten wird es sein, sich auch in einem solchen, die demokratische Entwicklung und Geschlossenheit bedrohenden Falle, einheitlich zusammenzuschließen und jenen Tendenzen entgegenzuwirken, die zu einer dauernden Zersplitterung führen könnten. […] Das Interesse an der Sicherung des Friedens erheischt, dass es nicht zum Bruch zwischen den Vereinten Nationen kommt und dass die Anti-Hitler-
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119. Tagebuchaufzeichnungen Kubys, 1944
Koalition mit dem Ziel der Schaffung eines wirklichen Systems kollektiver Sicherheit ausgebaut und erweitert wird. […] Deutsche Demokraten und Sozialisten haben von der Tatsache auszugeben, dass die internationalen Kräfteverhältnisse durch den Ausgang dieses Krieges wesentlich verschoben werden. Keiner der eigentlichen europäischen Staaten wird mehr zu den führenden Großmächten gehören. Deutschland wird die Rolle einer Macht zweiten Ranges spielen. […] Die Zielsetzung der deutschen Revolution. […] Drittens gilt es, die Menschen so weit wie möglich vor dem Hunger zu bewahren, Massenepidemien zu verhindern und das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit zu bannen. Diese Aufgaben lassen sich nur dann lösen, wenn man entschlossen ist, einen großen Teil des bestehenden wirtschaftlichen Kontrollapparats zu „übernehmen“. Tut man das nicht, so wird man einen wirtschaftlichen Zusammenbruch mit grenzenlosem Elend erleben. Es gilt aber dafür zu sorgen, dass zuverlässige Personen an die Spitze des planwirtschaftlichen Apparats gestellt und dass in ihn in steigendem Maße demokratische Kontrollorgane eingebaut werden. Wichtiger als ein Dogmenstreit um die Frage „Vollsozialisierung oder freie Initiative“ ist es, wie man den Menschen Brot, Arbeit und Wohnungen schaffen kann. Das geht nicht anders als mit Hilfe umfassender planwirtschaftlicher Maßnahmen. […]117
119.
Tagebuchaufzeichnungen Kubys
Der Schriftsteller distanziert sich von Vertretern des „anderen Deutschlands“ mit elitärem Gehabe, welche die Bindungen an Nationalsozialisten nicht kappen; Hitler und seine Leute sind die tatsächlichen Repräsentanten des deutschen Volkes; im Gehirn des kleinen Mannes, der im Sinne des Nationalsozialismus funktioniert, ist Platz für deren Ideen; Aufklärungspfl icht gegenüber Amerikanern, die an einen guten Kern des kleinen Mannes in Deutschland glauben? 119. Tagebuchaufzeichnungen Kubys, 1944
Kuby: Mein Krieg, S. 412– 414 und 459.
Straßburg, 15. Juni 1944 und Kriegsgefangenenlager bei St. Renan, 14. November 1944 Juni 1944 8 Uhr früh, doch habe ich schon zwei Stunden Kaserne und den Vortrag eines Oberleutnants über die Invasion hinter mir. Er meinte, nun hätten wir den Feind direkt vor der Flinte, und das sei gut. Diese Morgenstunden, der 117 Die folgenden Abschnitte enthalten die Forderungen nach einem „Erhalt der nationalen Einheit“ entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen, nach einer „gebietlichen Neuregelung“ im Osten mit einem „großzügigen Bevölkerungsaustausch“ sowie nach einer europäische Föderation und einem neuen Völkerbund.
119. Tagebuchaufzeichnungen Kubys, 1944
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Weg zwischen Pension „Elisa“ […] und Kaserne durch mucksmäuschenstille, leere Straßen in wundervollem Licht – es ist wie ein Abschied von Europa. Ich erinnere mich, ich gebrauchte diesen Ausdruck, als ich durch Warschau kam auf dem Weg nach Russland. Ist es nicht merkwürdig? Zwischen diesen beiden Inkarnationen dessen, was ich Europa nenne (Weizsäcker118 sprach von „Abendland“), liegt das „Reich“ mit Köln, Nürnberg, Thorn und Königsberg, mit Kant, Beethoven und Goethe; dessen Bewohner aber, das Volk, lebt mit der europäischen Kultur nur in ganz oberflächlicher Berührung. Vom 19. Jahrhundert haben die Deutschen nur die Technik begriffen und den militanten Nationalismus, vom 20. nur die Bestialität der Massenkraft. […] Hier in Straßburg sind eine Menge ansehnlicher Leute versammelt, die vom Dritten Reich und vom Krieg so viel wie möglich verpassen wollten. Was mich an diesem Kreis stört, ist sein elitäres Gehabe, und was ich am wenigsten vertrage, ist Ironie gegenüber den Nazis, die sich gefahrlos äußert. Diese Kultur- und Wissenschafts-Plutokraten tragen ein unsichtbares Schild um den Hals: Wir sind die anderen Deutschen. Wer glaubt, ein „anderer“ Deutscher zu sein, und sich dennoch als Repräsentant der Deutschen schlechthin fühlt, beteiligt sich an dem Schwindel, die deutsche Führung, Hitler, Goebbels, Göring, Schacht, Bormann, Heydrich seien keine exemplarischen Deutschen. Das aber sind sie. Wer sich nicht zu deren Komplizen machen will, muss auch die Taue kappen, die ihn mit seinem Volk verbinden. Denn nicht die „andern“ Deutschen repräsentieren das Volk, sondern die NS-Führung, früher der General v. Seeckt (der empört wäre, in einem Atemzug mit jenen genannt zu werden), Ernst Jünger, der darüber noch empörter wäre, Hindenburg, Hugenberg, Wilhelm II. und so weiter. Das Volk, das diesen Krieg geführt hat, und den Ersten Weltkrieg, bringt diese Typen als seine legitimen Söhne hervor, und wer darauf beharren will, auch ein legitimer Sohn der Nation zu sein, der ist auch der Bruder Heydrichs. Der alles trennende Graben zwischen den Deutschen und den Nationalsozialisten existiert nirgendwo – außer in der heuchlerisch-opportunistischen Ideologie der „andern“ Deutschen. Die Nationalsozialisten, sie sind das Volk. Tolerante, freiheitliche Minderheiten waren stets eine Quantité négligeable und in ihrer Qualität dem Volk widerwärtig, ja vergaßt. 14. November 1944 In derselben Ausgabe119 zeigt ein Foto einen deutschen Mann in Hut und Mantel, der bei regnerischem Wetter auf der Straße steht und die Fassade eines ausgebrannten Hauses betrachtet. Darunter steht, dem Sinne nach: Dieser „kleine Mann“ (the man in the street) ist der friedfertigste, harmloseste, gutmütigste Mensch, den wir uns vorstellen können. Er lebte in dürf118 119
Der Atomphysiker und Philosoph Carl Friedrich von W. Angesprochen ist eine amerikanische Frontzeitung vom 11. 11. 1944.
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120. Rede Himmlers, Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944
tigen Verhältnissen, er hatte gerade genug zu essen, um sich und seine Familie durchbringen zu können. Aus 15 Millionen solcher „kleinen Männer“ waren die Armeen gebildet, die Polen, Holland, Belgien, Frankreich, Jugoslawien und andere Länder unterwarfen. Im Gehirn des kleinen Mannes war Platz für die Hitlerschen Ideen… 30 Millionen von diesen kleinen Männern schufen die Rüstung Deutschlands. Der letzte Satz lautet: Ob wir den Krieg wirklich gewinnen, hängt davon ab, ob wir diesen kleinen Mann wieder zum harmlosesten, friedfertigsten Menschen machen werden, den wir kennen. Wieder!! Mein Gott, mit welchen amerikanischen Schwachköpfen wir es zu tun bekommen werden! Harmlos und friedfertig – in Frankreich gegen Napoleon. Harmlos und friedfertig – vor Paris 1871. Harmlos und friedfertig – 1914, von Thomas Mann gefeierte Bestien! Harmlos und friedfertig – als sie Rathenau erschossen. Ein derart dummes Zeug könnte in der Prawda nicht stehen. Die kennen uns. Müssen wir sie nicht aufklären – die Amis?
120.
Rede Himmlers
Gerichtet an Offiziere: Das Deutschland des Zweiten Weltkrieges anders als das der Jahre 1914 –1918 „gereinigt von Juden“ und „verbrecherischem Gesindel“; 20. Juli „unfassbares“ Attentat eines Offiziers; ein „Herrgott“ der Arier und der SS schützte Hitler; Doktrin der Treue und des Gehorsams; privilegierter Berufssoldat froh und dankbar für Einsatz im Vernichtungskrieg; eine Tätigkeit nur in Friedensjahren wäre für ihn bedrückend; angesichts der sowjetischen Truppen vor deutschen Grenzen: „mit Sicherheit“ und dank des Herrgotts bleiben das Vorschieben einer deutschen Volkstumsgrenze um 500 km und damit die Schaffung einer Siege garantierenden Ausgangsposition für periodisch wiederkehrende Kriege im Osten erreichbar.
120. Rede Himmlers, Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944
Smith / Petersen, Himmler Geheimreden, S: 216 f., 220 –222 und 236 f.
Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944 Die Größe einer soldatischen Leistung wird uns in der Kriegsgeschichte erst dann immer klar und dann erst spricht die Kriegsgeschichte davon, wenn mit zulänglichen Mitteln in schweren oder fast aussichtslosen Situationen das Herz der Männer, das Herz der Führenden groß genug und stark genug ist, das Unglaubliche zu wagen, niemals die Fahne sinken zu lassen und dann den Sieg und die Rettung für das Volk, für das Leben des einzelnen Volkes herbeizuführen. 1918 war es die Revolte von der Straße, die uns den auch damals sicher in Aussicht stehenden Sieg – weil die Alliierten nicht mehr konnten – aus der Hand schlug, damals nach vier Kriegsjahren. Wir befi nden uns am Ende des fünften Kriegsjahres des zweiten größeren Weltkrieges. Wir haben ein Volk in der Heimat, das zum Unterschied von damals gereinigt ist von Juden, von allem verbrecherischen Gesindel. Von dieser Seite her droht
120. Rede Himmlers, Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944
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Deutschland nicht die geringste Gefahr. Denn Sie wissen ja – ich spreche hier in diesem Kreis zu Ihnen, meinen mir vom Führer anvertrauten Offizieren ganz offen – Sie wissen ja, dass ich seit zehn Jahren das, was die Hefe Deutschlands war, die Berufsverbrecher, die Asozialen, vorsorglich – eingesperrt habe und dass dieses heute die fleißigsten Rüstungsarbeiter sind in einem Ausmaß, wie es sich der Einzelne gar nicht vorstellen kann. Von vielen wichtigen Waffen und Geräten wird in diesen Lagern ein Drittel dessen, was die deutsche Wehrmacht braucht, gefertigt. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir im Innern keinen Juden mehr haben, so dass der Herd jeder Revolte in der Masse des Volkes ausgetilgt ist. Und nun passierte uns allen – ich, ich rechne mich als Ihr vom Führer eingesetzter Befehlshaber, als Soldat, der aus dieser alten deutschen Armee hervorgegangen ist, zu Ihnen – das Unglaubliche und Unfassbare, dass ein deutscher Offizier, ein deutscher Oberst nicht nur seinen geschworenen Eid gebrochen hat, sondern unter Bruch aller Sitten germanischen, deutschen Soldatentums seit vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden die Hand gegen seinen Obersten Kriegsherrn selbst erhoben hat. Wie furchtbar das für die Armee als solche und für das Offizierskorps im Besonderen ist, das brauchen wir, die wir dieses Offizierskorps sind, uns gar nicht zu erzählen, denn wir wissen es selbst. Eines darf ich hier einfügen. Wenn es irgendeines Beweises, dass der Herrgott und dass die Vorsehung auf unserer Seite sind, noch bedurft hätte, dann muss ich sagen, wäre es diese Tat gewesen. Ich habe mir den Raum angesehen, […] Dass aus diesem Raum ein Mensch lebend und unverletzt herauskommen konnte, ist ein Wunder. Der Herrgott hat es gut mit uns gemeint. Sie dürfen nun nicht glauben, dass ich den Namen des Herrgottes jetzt in den Mund nehme, weil ich vor Ihnen spreche und das vor meinen SS-Führern nicht tun würde. Meine Herren, das hat mit Kirchen und Konfessionen gar nichts zu tun. Auch das sei ruhig ausgesprochen. Denn Sie sollen ja meine Gedanken kennenlernen. Mit Konfessionen habe ich nichts zu tun, das überlasse ich jedem Einzelnen. Ich habe in den Reihen der SS aber niemals einen Atheisten geduldet. Jeder ist im tiefsten gläubig an das Schicksal, an den Herrgott, an das, was meine Vorfahren in ihrer Sprache Waralda, den Uralten nannten, das, was mächtiger ist als wir. Und darüber sind wir uns doch klar, dass die Sprüche, dass der Mensch die Natur beherrscht, wirklich nur überhebliche und dumme Sprüche sind. […] Der Herrgott und das Schicksal sind auf unserer Seite. Wir, die anderen, wir, die Gefolgsmänner, müssen nur anständig und uns dessen wert zeigen, dass wir diesen Führer Adolf Hitler haben. Wir müssen das sein, was viele Tausende und Hunderttausende germanischer Gefolgsmänner deutscher Landsknechte, friderizianischer Soldaten, österreichischer Soldaten, preußischer Soldaten vor uns waren: treu, gehorsam, ehrenhaft und anständig. Dann kann es nicht fehlen, […]
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120. Rede Himmlers, Truppenübungsplatz Blitsch, 26. Juli 1944
Als erstes verlange ich von Ihnen allen und von allen Soldaten die Treue. […] die Treue kennt nur eine Totalität. In der Treue gibt es kein Wenn und Aber, keine Einschränkungen, keine inneren Reservate, nicht ein einziges Reservatrecht. Seien Sie auch von einem überzeugt: Menschen werden immer Fehler machen. Jeder von uns. Es gibt Fehler, die menschlich sind und die man verzeihen kann und die verziehen werden. Zu den wenigen Fehlern, die niemals verziehen werden können, gehört in erster Linie die Untreue. Die Untreue zerbricht die staatliche Ordnung, die Untreue zerbricht die Heere und die Armeen. Und an der Untreue gehen die Völker zugrunde. […] Das zweite, was ich verlange, ist Gehorsam. […] Alle die von uns, die junge aktive Offiziere sind, wir haben uns, als wir junge Menschen waren, und als wir vor der Berufswahl standen, von den vielen Berufen, die wir uns wählen konnten, einen aus Überzeugung gewählt, den Beruf des Soldaten. Wir wussten, dass wir damit in eine Situation eintraten, die vom ganzen Volke geehrt wurde. Wir wussten genau, dass wir uns damit einen Beruf wählten, bei dem nicht, wie bei einem gewöhnlichen Berufe, der eine das, der andere jenes Fachwissen oder jene Fachaufgaben sich als Beruf wählte, sondern wir wussten, dass wir damit den Stand des Krieges aus innerer Berufung erwählten mit der Bereitschaft – und die hatten wir doch und die haben wir doch – und mit dem Wissen, dass einmal, wie wir als junge Menschen hofften, in unserem Leben des Soldatentums der große Tag kam, wo wir vor dem Feinde antreten konnten, und dass wir uns bewähren konnten. Wir haben den Beruf gewählt mit der Hoffnung – und das kann ein Berufssoldat nicht anders –, dass wir als anständige Menschen die Gelegenheit bekamen, dem Staat, dem Reich, dem Volk, dem Obersten Kriegsherrn den Dank abzustatten für die Ehre, die Wohlhabenheit, die sichere Existenz, das Avancement, was wir ein Leben lang genossen haben. Denn es wäre doch für einen anständigen Menschen bedrückend, wenn er aus der Reihe seiner Volksgenossen besonders hervorgehoben wird durch lange Friedensjahre hindurch – in Deutschland besonders in den letzten zehn Jahren – und dann nicht die Gelegenheit bekommt oder bekäme, als anständiger Mann dafür durch die Tat und durch den Einsatz seines Lebens den Dank abzustatten. Wir als Soldaten aus Berufung müssen geradezu froh und dankbar sein, dass wir nun in schweren Jahren – nicht in Jahren des Blitzkrieges und der Blitzsiege – stehen können, dass wir beweisen können, dass nun die Situation ist, in der wir dem Reich und der Armee und der Zukunft zeigen können, dass wir wert waren, Berufssoldaten zu werden. […]120 Der Sinn dieses Krieges ist die geschichtliche Bestätigung des Großdeut120 Himmler spricht sodann von drei Gegnern, den vermeintlich weltanschaulich geführten aber damit dem NS-Reich unterlegenen Russen, den zur Invasion unfähigen und mit den V-Waffen konfrontierten Engländern und den von Zeugen Jehovas durchsetzten Amerikanern, die auf asiatischen Kriegsschauplatz fokussiert sind. Die Koa-
121. Rede Dönitz’, 11. Oktober 1944
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schen Reiches vor aller Welt. […] Darüber hinaus ist es der Beginn und die Gründung des Großgermanischen Reiches, […] Der Sinn des Krieges ist drittens die Beherrschung und Ordnung des Kontinents, der Europa heißt, […] Der Sinn des Krieges besteht viertens in einem soliden Hinausschieben der deutschen Volkstumsgrenze um mindestens 500 km nach dem Osten, von der Grenze des Jahres 1939 gesehen. Es gilt die Besiedlung dieses Raumes mit deutschen Söhnen und deutschen Familien, mit germanischen Söhnen und germanischen Familien, so dass ein Pflanzgarten germanischen Blutes wird, damit wir weiter ein Bauernvolk bleiben, was wir fast aufgehört haben zu sein, da der Anteil des Bäuerlichen in unserem Volke immer weniger geworden ist. Ich will Ihnen weiter etwas sagen. Das sage ich Ihnen heute, wo der Russe so nahe an unserer Grenze steht: Es kommt darauf an, die Acker, die wir in diesem Krieg bereits gewonnen hatten und wieder verloren und die wir uns wieder holen werden, was gar kein Problem sein wird, zu gewinnen. Es geht um das Hinausschieben einer Wehrgrenze bis an die Grenze unseres militärischen Interessengebietes, mit einem ständigen Hineinfressen in den Osten, der kein Gespenst für uns sein darf. Denn wir sind ihm überlegen, wir sind stärker als er. Alles in allem: es geht um die Ordnung unseres Reiches und unseres Volkes und unseres Blutes, damit in der Zukunft, wenn der mit Sicherheit zu erwartende, alle paar Jahrhunderte kommende Stoß aus Asien mit später dann mehreren hundert Millionen erfolgt, unsere Enkel und Urenkel Widerstand leisten können, wenn das Schicksal ihnen dann in ihrer Zeit vielleicht auch keinen Adolf Hitler schenkt. Von Ewigkeit her kommt unser Volk und in die Ewigkeit hinein geht der Germane. Wir haben die Ehre, die die Menschen unseres Blutes haben, sie haben geschöpft und geschaffen. Sie haben Erfindungen gemacht, die Staaten gelenkt und die Staaten geordnet, Menschenmassen geordnet. Solange der Arier lebt, solange unser Blut, das nordisch-germanische Blut lebendig ist, solange wird Ordnung auf diesem Erdball des Herrgotts sein. […] 121.
Rede Dönitz’
Vor Oberkommando der Marine: der Großadmiral fordert fanatische Gefolgschaft und Liebe gegenüber NS-Staat und Hitler, lehnt Sinnfrage beim Kämpfen ab; schön, sich für Hitler in Stücke hauen zu lassen; 20. Juli ein schamloser Verrat.
121. Rede Dönitz’, 11. Oktober 1944
BArch, vormalige Sammlung Schumacher 365.
11. Oktober 1944 Zu einer eindeutigen, entschlossenen und harten Einstellung des Offiziers zum bedingungslosen und rücksichtslosen Kampf ist aber erforderlich:
lition dieser Mächte basiere auf Betrug und werde, was Deutschland den Sieg bringen werde, zerbrechen. Schließlich greift Himmler die Frage nach dem Sinn des Krieges auf.
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121. Rede Dönitz’, 11. Oktober 1944
1. Wir müssen diesen nationalsozialistischen Staat und unserem Führer mit fanatischer Gefolgschaft und Liebe anhängen.121 Es ist ein Unding in Leben, Dinge nicht mit ganzer Seele, mit ganzem Herzen zu tun. Es ist selbstverständlich, dass wenn hinter einer Tat, hinter einer Handlung eines Menschen, seine ganze Lust, seine ganze Überzeugung steht, dass er mehr leistet, als wenn er es nur mit halbem Herzen tut. Es ist ein Unding zu glauben, man könnte eine Wehrmacht mit einem kalten Eid, in einem gefühlsleeren, nüchternen Raum erziehen. Es ist notwendig, dass der Soldat sich dem, dem er seinen Eid geschworen hat, auch mit ganzer Seele hingibt und fanatisch an ihm hängt. Man kann nicht einen Eid schwören und sich dann noch im Stillen eine Einschränkung zulassen. Wohin das letzten Endes führt; haben wir am 20.7. erlebt. Letzten Endes zum schamlosen Verrat. Ich hin auch der Ansicht, dass es besser ist, größer und schöner, man geht in der fanatischen Anhängerschaft zu einen Menschen durchs Leben, als dass man lau und freibleibend mit halb warmem Herzen lebt. Und auf wen wollen wir den in unserem Leben noch warten, wem wollen wir denn als Soldaten mit ganzer Seele anhängen, wenn nicht diesem Mann, der von der Vorsehung begnadet, in einmaliger Größe die Fülle der Menschlichkeit eines warmen Herzens, mit gewaltigem Können, gewaltigem Wissen und einem eisernen Willen verbindet. Der alles das, was jedem Soldaten heilig ist, auf sein Panier geschrieben hat, der dem deutschen Volk wieder seine Seele gegeben hat. Mit Recht stand der Soldat in der Opposition in der marxistischen Zeit, wo die Soldatenehre in den Schmutz gezogen wurde und nur der was galt, der reich war oder materialistischen Dingen anhing; wo vom Juden alles, was Treue, Einsatz- und Opferbereitschaft [verlangte], verhöhnt und jeder heldische Gedanke als dumm lächerlich gemacht wurde. Aus allen diesen Gründen ist es unsere soldatische Pflicht, mit ganzer Seele am Führer zu hängen. Es ist schön, wenn man weiß, dass es einen Menschen gibt, für den man sich in Stücke hauen lassen kann! 2. Wir müssen als Soldaten wissen, dass unser Beruf, unsere Berufung das Kämpfen ist, und dass wir, wenn das Kämpfen hart geworden ist, nun nicht nach links und rechts zu schauen haben und uns nach anderen Mitteln umsehen dürfen. Es ist falsch, dann Zweckmäßigkeitsgedanken für die eigene Person zu haben. Wenn wir als Soldaten den Befehl zum Kämpfen haben, so geht es uns einen Dreck an, ob wir den Kampf für zweckvoll halten oder nicht. Das würde an den Grundlagen des Soldatentums rütteln und die Auflösung der Wehrmacht, jeder Manneszucht, jeder Unterordnung bedeuten. […] 3. Gehören wir nicht zu den Menschen, die immer nach hinten sehen und sagen, „hätten wir doch oder wären wir doch, und hätten wir diesen Fehler nicht gemacht oder jenen, dann stände es heute besser.“ Ein solches nach hinten Schauen ist töricht, weil es an der Lage nichts mehr ändert. Gehören wir auch 121
Siehe hierzu Hartwig, Dönitz.
122. Brief Hermes’, Berlin, 12. Januar 1945
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nicht zu den Menschen, die sich mit Kritik wichtig tun, die sich selbst gehoben fühlen und für große Kerle halten, wenn sie Kritik an den Dingen üben, ohne dass sie dabei einen konkreten Vorschlag machen können, wie es besser zu machen sei. Meistens haben diese Kritikusse selbst im Kampf die Hosen gestrichen voll und zur Gewinnung des Krieges selbst keinen oder den geringsten Beitrag geliefert. Solche Kritik ist verbrecherisch, weil sie den Widerstandswillen lähmt und wenn es darauf ankommt, alle Kräfte zusammenzufassen, so ist eine solche kräftemindernde Kritik nur zum Nutzen des Gegners. Sie ist eines Offiziers, eines deutschen Soldaten, unwürdig. Andererseits ist es selbstverständlich, dass wir es uns in der Not unserer Zeit nicht leisten können, dass irgendwelche Missstände bestehen und sich auswirken können. Jeder hat daher die Pflicht und das Recht, solche Missstände zu melden.
122.
Brief Hermes’
Gedanken des Widerstandskämpfers aus der Todeszelle für seinen Sohn: unermessliche Schuld des deutschen Volkes, das – im Banne verhängnisvoller Ideen und Schlagworte sowie fi xiert auf Gewalt – weithin in Helfers- und Henkersdienste verstrickt ist; bei Hinweisen auf Mitschuld auch des Auslands und auf unangebrachte KollektivschuldThese Forderung nach einer deutlichen Selbstreinigung in Deutschland. 122. Brief Hermes’, Berlin, 12. Januar 1945
Hermes: Und setzet ihr nicht das Leben ein, S. 148 –150.
Berlin, 12. Januar 1945 Wir hatten in der Tat mit Verachtung und Spott dem göttlichen Sittengebot den Kampf angesagt und stürzen daher so über alle Maßen tief. Unsere Schuld ist unermesslich groß und schreit nach Sühne für die zahllosen gemordeten Menschenleben, für das tausendfach verletzte Recht, für die Entsittlichung unseres Volkes, besonders der Jugend, für die in unmenschlicher Unbarmherzigkeit über unser Volk und andere Völker verhängten namenlosen Leiden und Qualen. Wenn diese Sühne nicht unerbittlich gefordert und geleistet wird, kann es keinen Aufstieg für unser Land geben. Sie ist nicht ein Verlangen nach Rache, sondern ein unumgängliches Gebot der Selbstreinigung. Nicht unsere Gegner sind zu dieser Reinigung berufen, sondern wir selbst. Und wir dürfen uns nicht durch fehlgehende Appelle an christliches Mitleid und dergleichen hierin beirren lassen. Wenn wir die Liebe in den Herzen der Menschen wieder aufbauen wollen, so muss die Gerechtigkeit ihr zuerst den Platz bereiten. Nur so auch kann unser Volk von dem Bann verhängnisvoller Ideen und Schlagworte wie von der Anbetung der brutalen Gewalt und in ihrem Gefolge der absoluten Verherrlichung von Krieg und grausamer Unterdrückung anderer erlöst werden. Alles das muss mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, und es muss die verlogene Schamlosigkeit weithin angeprangert werden, die das systematische Morden mit Hartwerden bezeichnet.
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122. Brief Hermes’, Berlin, 12. Januar 1945
Nur wenn unserem Volk die furchtbare Bilanz der Herrschaft des Verbrechertums nackt und vollständig vor Augen geführt wird, darf eine nachhaltige innere Einkehr und Gesundung erhofft werden. […] Das Werk ist ungeheuer schwer. Zu viele Menschen aus allen Kreisen haben den Verbrechern die Steigbügel gehalten und ihnen Helfers- und Henkersdienste geleistet und damit den Volksverderbern erst ihr schändliches Werk ermöglicht. Eines darfst Du bei all dem nicht aus dem Auge verlieren: Du bist und bleibst Deutscher und bist Deiner Heimat und ihrer Erde in Treue verbunden. Niemals darfst Du Büttel oder Handlanger fremder Sieger werden, sondern musst Dich auch in der größten Not und Schmach unerschütterlich zu Deinem Volke bekennen. Ich sehe voraus, dass unsere Gegner, wenn sie erst einmal in unserem Lande schalten und walten, unserem Volke in seiner Gesamtheit den Vorwurf machen werden, es habe das Nazitum geduldet, ja gefördert, sich zu ihm bekannt und sich damit mitschuldig gemacht an der grauenvollen Katastrophe, die über uns hereingebrochen ist. Der Vorwurf in dieser Allgemeinheit ist unberechtigt, und das Ausland hat kein Recht darauf, ihn zu erheben. Millionen anständiger Menschen haben jahrelang unter dem Joch des Terrorsystems geseufzt, haben mit steigender Scham und Empörung seine zahllosen Gräueltaten mit ansehen müssen, und viele, viele sind in namenloses Leid gestürzt worden, haben Grausamkeiten barbarischer Art erduldet und dann auch den Tod erleiden müssen. Alle diese Menschen stehen als Zeugen da für den Fonds an christlicher Ethik, an Gerechtigkeitsgefühl und Humanität, den ein großer Teil unseres Volkes sich in der dunkelsten Epoche unserer Geschichte bewahrt hat, sie haben einen Anspruch auf gerechte Würdigung unseres Volkes durch das Ausland. Diesem aber müsst Ihr in aller Bescheidenheit, aber Festigkeit seinen Anteil vorhalten, den es selbst an der Stärkung und Festigung des Naziregimes gehabt, wodurch es den anständigen Deutschen auch die letzte Möglichkeit genommen hat, dem sich ausbreitenden Terror wirksam Widerstand zu leisten. […] Zu meinen erschütterndsten Erlebnissen gehört der Missbrauch der ungeheueren Macht, die mit der Wahrung des Rechtes in die Hand der Richter gelegt ist. […] Wer größte Verantwortung trägt, muss auch höchste Rechenschaft ablegen. Alle, die das deutsche Recht geschändet haben, müssen ohne Ausnahme zur Verantwortung gezogen werden, und niemand soll sich darauf berufen können, dass er nur ein Gesetz ausgeführt habe. Wer ein unsittliches Gesetz erfüllt, macht sich ebenso schuldig wie der unmoralische Gesetzgeber. Nicht wieder darf unser Volk – besonders nicht nach dieser furchtbaren Katastrophe – in die unverzeihliche Schwäche fallen, über verbrecherische Taten den Mantel der Liebe auszubreiten.
123. Monologe Hitlers, Berlin, 4. Februar bis 2. April 1945 123.
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Monologe Hitlers
Kontinuität des Raum- und Rasseprogramms; Verdammung des Großdeutschen Reichs zum Krieg; Erwartung von Dankbarkeit für Genozid an Juden; verjudete westliche Politiker; Tragik des Kriegs gegen die USA, welche später den Krieg gegen Juden wieder aufnehmen werden; Dekadenz der romanischen Völker; NS-Deutschland hatte keine Zeit; nicht im Sinne des Nationalsozialismus revolutioniertes Menschenmaterial verschuldet deutsche Niederlage; Lob des Verzweifl ungskampfes und der Ermordung der Juden; USA und Sowjetunion, die Kolosse der Zukunft, brauchen Deutschland; daher Glaube an ein wiedererstehendes Reich bei testamentarischer Forderung nach Bewahrung der Rassenlehre und der Einheit Deutschlands. Hitlers politisches Testament, S. 43, 46 – 48, 50 –52, 54 f., 57, 61, 65, 69 f., 72 f., 103 –105 und 120 –124.
123. Monologe Hitlers, Berlin, 4. Februar bis 2. April 1945
Berlin, 4. Februar bis 2. April 1945 4. 2. 1945 Die Realität von heute, die das Gesicht der Welt verändert hat, das ist die Existenz zweier Kolosse, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion. […] Die Realität der Gegenwart hätte Churchill zwingen müssen, der Einigung Europas zuzustimmen, um das politische Gleichgewicht der Welt des 20. Jahrhunderts zu sichern. Ich habe mich zu Beginn dieses Krieges bemüht, so zu handeln, als sei der britische Regierungschef fähig und in der Lage, eine solche Großraumpolitik zu begreifen. Und selbst ein Churchill hat dies vielleicht in lichten Augenblicken auch erkannt, aber er war schon völlig verjudet. Ich habe alles getan, um den britischen Stolz zu schonen und im Westen alle endgültigen Entscheidungen hinausgeschoben. Als ich durch den Angriff auf die Sowjetunion die bolschewistische Eiterbeule aufstach, hoffte ich auf eine Regung gesunden Menschenverstandes und Selbsterhaltungstriebes im Westen. Niemand mehr wird wie ich der Welt die Gelegenheit bieten, an den Früchten dieses Säuberungswerkes teilzunehmen, ohne einen Finger zu krümmen. […] (S. 43) Zum Kompromiss mit England bereit, waren wir sogar gewillt, mitzuhelfen das britische Weltreich zu garantieren. Und das alles, obwohl mir der letzte Hindu im Grunde genommen sympathischer ist als diese arroganten Briten. […] Deutschland dagegen blieb keine andere Wahl. Mit dem Augenblick als die Welt erkannte, dass ich alle Deutschen in einem Reich zusammenschließen und diesem Großdeutschland Unabhängigkeit, Macht und Lebensraum erkämpfen und sichern werde, waren die Feinde sich einig. Dieser Krieg war für uns schon deshalb unvermeidlich, weil der einzige Weg, ihn zu verhüten, von uns den Verzicht auf die einfachsten Lebensrechte des deutschen Volkes bedeutet hätte. […] Allerdings, die Weimarer Republik hatte sich damit abge-
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funden und ihre jüdisch versippte Regierungsclique fühlte sich sichtlich wohl auf der Domestikenbank des Völkerbundes in Genf. Mit dieser Art Ehrgeiz ist das Dritte Reich allerdings nicht belastet! So waren wir zum Krieg verurteilt. Das einzige, was ich selbst noch bestimmen konnte, war die Wahl des günstigsten Augenblicks. Ein Zurück aber gab es für uns nicht. Unsere Feinde […] wollen unsere Ausrottung, darüber gibt es keine Zweifel. […] (S. 46 – 48) 6. 2. 1945 Die Lage ist ernst, sehr ernst, sie scheint sogar verzweifelt. […] Wir müssen den Kampf fortsetzen mit dem Mute der Verzweiflung, das Gesicht zum Feinde gewandt, ohne auch nur einmal rückwärts zu schauen, und jeden Fußbreit Boden unseres heiligen Vaterlandes verteidigen. Nur solange man kämpft, besteht Hoffnung, und diese Erkenntnis allein schon verbietet uns jeden Gedanken daran, das Spiel könnte schon verloren sein. Niemals ist ein Spiel entschieden, bevor nicht die letzte Karte ausgespielt wurde. Und wenn allen verzweifelten Anstrengungen zum Trotz das Schicksal es will, dass wir noch einmal im Laufe unserer Geschichte von übermächtigen Gegnern erdrückt werden, dann wollen wir aufrechten Hauptes und in dem stolzen Gefühl untergehen, dass kein Fleck den Ehrenschild der deutschen Nation trübt. Auch der Verzweiflungskampf trägt den ewigen Wert des Nacheiferns in sich. Man denke nur an Leonidas und seine dreihundert Spartaner! […] Man kann uns vielleicht ausrotten, aber man wird uns nicht widerstandslos ins Schlachthaus abführen. Nein, eine Lage ist niemals hoffnungslos. Wie oft in der Geschichte des deutschen Volkes sind unvorhergesehene Wendungen eingetreten! Der alte Fritz befand sich während des siebenjährigen Krieges ständig am Rande der Katastrophe. […]122 (S. 50 –52) 7. 2. 1945 Nur ein Volk, das eng mit der Scholle verwurzelt bleibt, wird sich zu voller Blüte entfalten. […] Für kontinentale Völker erscheint es mir notwendig, dass sie sich dorthin ausbreiten, wo der geographische Zusammenhang mit dem Mutterland gesichert ist. […] Aus der Antike wie aus der Geschichte der Neuzeit ist ersichtlich, dass die überseeischen Unternehmungen auf die Dauer nur zur Verarmung der Nationen beitrugen […]. (S. 54 f.) Wir müssen in Zukunft darauf bedacht sein, diesen Aderlass germanischen Blutes nach allen Seiten zu verhindern. Nach dem Osten, und immer nur 122 Vor allem der Tod des amerikanischen Präsidenten Roosevelt am 12. 4. 1945 gab der NS-Führung Anlass zu Spekulationen auf eine Wende des Krieges in letzter Minute; bemüht wurden Analogien zum Siebenjährigen Krieg, bei dem der Tod der Zarin Preußen zu Hilfe kam.
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nach Osten, haben wir unseren Geburtenüberschuss zu lenken. Das ist die von der Natur gewiesene Richtung der germanischen Expansion. Die Rauheit des Klimas, das unsere Leute dort antreffen, gibt ihnen die Möglichkeit, die Überlegenheit eines harten Menschenschlages zu erhalten. Das schafft bei ihnen auch […] das richtige Heimweh. Verpflanzt einen Deutschen nach Kiew, und er bleibt ein vollkommener Deutscher. Verpflanzt ihn nach Miami, und ihr macht aus ihm einen Entarteten, einen Amerikaner! […] (S. 57) 10. 2. 1945 Ich glaube, dieser Krieg wird wenigstens eines unmissverständlich klar gemacht haben, nämlich die unaufhaltbare Dekadenz der romanischen Völker. Sie haben ein für allemal bewiesen, dass sie nicht mehr im Rennen liegen und dass sie kein Anrecht mehr darauf haben, bei der Verteilung der Welt mitzureden. […] (S. 61) 3. 2. 1945 Der Nationalsozialismus hat die Judenfrage von Grund auf angepackt und auf den Boden der Tatsachen gestellt: er deckte die jüdischen Absichten auf die Weltherrschaft auf, er befasste sich eingehend und gründlich mit ihnen, er warf die Juden aus allen Schlüsselstellungen hinaus, deren sie sich bemächtigt hatten, er trieb sie aus mit dem unbeugsamen Willen, den deutschen Lebensraum vom jüdischen Gift zu säubern. Es handelte sich dabei für uns um eine lebensnotwendige und in allerletzter Minute unternommene radikale Entgiftungskur, ohne die wir jämmerlich zugrunde gegangen wären. […] Ich jedenfalls habe das Weltjudentum gezwungen, die Maske fallen zu lassen, und selbst wenn unsere Anstrengungen fehlschlagen, so wird es sich nur um einen vorübergehenden Fehlschlag handeln, denn ich habe der Welt die Augen geöffnet über die jüdische Gefahr. […] (S. 65) Ich habe gegen die Juden mit offenem Visier gekämpft. Ich habe ihnen bei Kriegsausbruch eine letzte Warnung zukommen lassen. Ich habe sie nicht im ungewissen darüber gelassen, dass sie, sollten sie die Welt von neuem in den Krieg stürzen, diesmal nicht verschont würden – dass das Ungeziefer in Europa endgültig ausgerottet wird. […] Die jüdische Eiterbeule habe ich aufgestochen, wie die anderen. Die Zukunft wird uns ewigen Dank dafür wissen. (S. 69 f.) 14. 2. 1945 Es ist unser Verhängnis in diesem Krieg, dass er für Deutschland zugleich zu früh und andererseits etwas zu spät ausgebrochen ist. Vom Standpunkt der Rüstung aus wäre es zu unserem Vorteil gewesen, wenn er ein Jahr früher begann. Ich hätte von mir aus den Entschluss dazu im Jahre 1938 fassen und ihn mir nicht 1939 aufdrängen lassen sollen, da der Krieg auf jeden Fall unvermeidlich war. Aber, es war nicht meine Schuld, wenn die Engländer und Franzosen in München alle meine Bedingungen akzeptierten.
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Einesteils kam der Krieg also zu spät. Aber im Hinblick auf unsere moralische Rüstung war es viel zu früh. Es ist mir keine Zeit geblieben, die Menschen für meine Politik heranzubilden. Ich hätte zwanzig Jahre dazu gebraucht, eine neue nationalsozialistische Auslese heranreifen zu lassen, eine Auslese junger, von Kindesbeinen an in unsere Lehre hineingewachsener Menschen. Es ist die Tragik der Deutschen, dass wir nie genügend Zeit haben. […] Und selbst wenn die Vorsehung mir ein langes Leben geschenkt hätte, um Deutschland auf den Platz an der Sonne zu führen, der dem deutschen Volk gebührt, so bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Gegner das nicht zugelassen hätten. Sie hätten versucht, uns zu vernichten, bevor ein durch einmütigen Glauben gefestigtes, mit Gefühl und Verstand nationalsozialistisches Deutschland unbesiegbar wurde. In Ermangelung der Elite, wie sie uns vorschwebte, mussten wir uns mit dem vorhandenen Menschenmaterial begnügen. Das Ergebnis sieht danach aus! Dadurch, dass die geistige Konzeption mit der praktischen möglichen Verwirklichung nicht übereinstimmte, wurde aus der Kriegspolitik eines revolutionären Staates, wie das Dritte Reich, notwendigerweise eine Politik reaktionärer Spießbürger. Unsere Generäle und unsere Diplomaten sind mit wenigen Ausnahmen Männer von gestern, die den Krieg ebenso wie die Politik einer überlebten Zeit führen. Das gilt für die Aufrichtigen ebenso gut wie für die andern. Die einen versagen aus Unfähigkeit oder mangelnder Begeisterung, die andern sabotieren aus voller Absicht. […] (S. 72 f.) 24. 2. 1945 Der Krieg mit Amerika ist eine tragische Verkettung. Ebenso vernunftwidrig wie unsinnig. Ein unglücklicher geschichtlicher Zufall hat es gefügt, dass die Machtübernahme mit dem Zeitpunkt zusammentraf, in dem der Auserwählte des Weltjudentums, Roosevelt, das Steuer im Weißen Haus übernahm. […] Verlieren wir diesen Krieg, dann werden die Juden die Sieger sein. Ihr Siegestaumel wäre grenzenlos. Ich muss sofort feststellen, dass es nur ein kurzer Sieg für die Juden sein würde. In diesem Fall würde zwar niemand mehr in Europa es wagen, den Kampf erneut gegen sie aufzunehmen, dafür aber umso sicherer die Vereinigten Staaten. [..] (S. 103 –105) 2. 4. 1945 Wenn wir in diesem Krieg unterliegen müssen, dann wird es sich nur um eine totale Niederlage für uns handeln können. Unsere Gegner haben ihr Ziel laut genug verkündet, um uns wissen zu lassen, dass wir uns keinen Illusionen über ihre Absichten hinzugeben haben. Das Weltjudentum, die Bolschewisten und das ganze Rudel geifernder Hyänen in ihrem Gefolge, sie werden gewiss die Waffen nicht aus der Hand legen, bevor sie das nationalsozialistische Deutschland zerstört, vernichtet und völlig aufgesplittert haben. […]
123. Monologe Hitlers, Berlin, 4. Februar bis 2. April 1945
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Jeder Gedanke an eine Niederlage ist unerträglich. Mit Grauen denke ich an ein von den Siegern in Stücke gerissenes Reich, an die Leiden einer den Ausschreitungen vertierter Bolschewiken und amerikanischer Gangster ausgelieferte Bevölkerung! Und doch vermag mir sogar diese Vision des Grauens den unerschütterlichen Glauben an die Zukunft des deutschen Volkes nicht zu nehmen. Je mehr wir zu leiden haben werden, umso augenfälliger wird das unvergängliche Reich wiedererstehen! […]. Ich selbst allerdings vermag in einem solchen Übergangsstadium Deutschlands, wie dieses einem unterlegenen Dritten Reich folgen würde, nicht zu atmen. […] Welche Moralgesetze, was für Richtlinien kann es geben für die in unverbrüchlicher Treue zu sich selbst Verharrenden? Das mit Füßen getretene deutsche Volk sollte sich in seiner nationalen Ohnmacht stets bemühen, die Gesetze der Rassenlehre hochzuhalten, die wir ihm gaben. In einer moralisch mehr und mehr durch das jüdische Gift verseuchten Welt muss ein gegen dieses Gift immunes Volk schließlich und endlich die Oberhand gewinnen. So gesehen, wird man dem Nationalsozialismus ewig dafür dankbar sein, dass ich die Juden aus Deutschland und Mitteleuropa ausgerottet habe. Das zweite Grundgesetz muss die Erhaltung der unlösbaren Einheit aller Deutschen sein. […] Als ich sie alle im nationalsozialistischen Dritten Reich vereinigte, machte ich aus ihnen die Baumeister Europas. […] Ich schrieb vor zwanzig Jahren, dass es in ganz Europa für Deutschland nur zwei mögliche Bundesgenossen gebe: England und Italien. Das Schicksal hat es mir verwehrt, die sich aus dieser Erkenntnis logischerweise ableitende Politik in die Tat umzusetzen. […] Frankreich wird immer der Erbfeind des deutschen Volkes bleiben. […] Nach einer Niederlage des Reiches wird es bis zum Aufkommen nationalistischer Bestrebungen in Asien, in Afrika und vielleicht auch in Südamerika nur noch zwei Mächte in der Welt geben, die einander ebenbürtig gegenübertreten können: die Vereinigten Staaten und Sowjetrussland. Durch die Gesetze der Geschichte und der geographischen Lage ist es diesen beiden Kolossen bestimmt, ihre Kräfte zu messen, sei es auf militärischem, sei es auch nur auf wirtschaftlichem und ideologischem Gebiet. Aus der gleichen Gesetzmäßigkeit müssen beide Mächte die Feinde eines unabhängigen Europas sein. Amerika wie Sowjetrussland aber werden sich notwendigerweise über kurz oder lang den Beistand des einzigen großen Volkes, das in Europa diesen Krieg überdauern wird, sichern wollen – den Beistand des deutschen Volkes. Ich erkläre aber feierlich: um keinen Preis der Welt dürfen sich die Deutschen jemals zu Handlangerdiensten im Spiel der Amerikaner oder der Russen missbrauchen lassen. (S. 120 –124)
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124. Zeitungsartikel Goebbels’, Das Jahr 2000, 25. Februar 1945 Zeitungsartikel Goebbels’
Nach der Konferenz von Jalta entwirft Goebbels – versetzt mit Propaganda- und Hasstiraden – Zukunftsvisionen; bei einer Niederlage Deutschlands würden Stalins Weltherrschaft- und Bolschewisierungspläne richtungweisend sein, konkret: das Herunterlassen eines Eisernen Vorhangs, die Errichtung eines versklavten Ostblocks, eine nachfolgende Bolschewisierung Resteuropas; prognostizierter Isolationismus in den USA und Abstieg Englands; sich anschließende Kriege gegen England und die USA; Churchill mit russischer Pelzmütze symbolisiert seine verfehlte Politik und Abhängigkeit; maßgeblich für diese Entwicklung: die Zurückweisung einer von deutscher Seite angebotenen gemeinsamen „Garantie des Weltfriedens“ durch Hitler-Deutschland und Großbritannien; als Konsequenz hieraus bekämpfe Deutschland nun in einer historischen Mission den Sturmlauf des Bolschewismus an der Oder; Deutschland verfüge zwar nur noch über seine militärische Kraft und seine Ideale, trage aber wie Atlas die Welt auf seinen Schultern; im Jahr 2000 werde Deutschland auf der Basis seines Durchhaltens im Zweiten Weltkrieg in einem vereinten Europa „geistige Führerin der gesitteten Menschheit“ sein. 124. Zeitungsartikel Goebbels’, Das Jahr 2000, 25. Februar 1945
Goebbels, Das Jahr 2000, in: Das Reich.
25. Februar 1945 Das Jahr 2000 Die drei feindlichen Kriegsführer haben, wie jetzt aus amerikanischen Quellen bekannt wird, auf ihrer Konferenz in Jalta auf Antrag Roosevelts beschlossen, zur Sicherung des gegen das deutsche Volk festgelegten Vernichtungs- und Ausrottungsprogramms ganz Deutschland bis zum Jahre 2000 besetzt zu halten. Man kann diesem Projekt eine gewisse Großzügigkeit nicht absprechen. Es erinnert an die Wolkenkratzer in New York, die auch in die luftige Höhe hineingebaut sind und in den obersten Stockwerken im Winde hin- und herschwanken. Wie wird die Welt im Jahre 2000 aussehen? Stalin, Churchill und Roosevelt haben ihr bis dahin, wenigstens was das deutsche Volk betrifft, den Entwicklungskurs genau vorgeschrieben. Aber es muss doch sehr bezweifelt werden, ob sie beziehungsweise wir uns danach richten werden. Niemand kann die Zukunft auf längere Zeit voraussehen; aber gewisse Tatsachen und Wahrscheinlichkeiten sind doch auch für ein kommendes halbes Jahrhundert leicht zu erkennen. Beispielsweise, dass von den drei feindlichen Staatsmännern, die diese tollkühnen Pläne entwarfen, dann keiner mehr leben, dass England bestenfalls noch 20 Millionen Einwohner zählen wird, dass unsere Kinder bereits Kinder und diese wieder Kinder haben und die Ereignisse dieses Krieges sicherlich schon Gegenstand der Sage sein werden. Aber auch noch einiges andere ist mit ziemlicher Gewissheit vorauszusehen: Im Jahre 2000 wird Europa ein einiger Kontinent sein. Man wird von Berlin nach Paris in einer knappen Viertelstunde zum Frühstück fl iegen können, unsere modernen Waffen werden als völlig veraltet angesehen werden
124. Zeitungsartikel Goebbels’, Das Jahr 2000, 25. Februar 1945
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und derlei mehr. Aber Deutschland wird dann nach dem Willen der JaltaKonferenz noch immer militärisch besetzt sein und sein Volk von den Engländern und Amerikanern zur Demokratie erzogen werden. Wie leer muss es in den Gehirnen dieser drei Charlatane aussehen, wenigstens in denen zweier von ihnen! Denn der dritte, Stalin, verfolgt mit diesen Plänen natürlich viel weitergehende Ziele als seine beiden Compagnons. Er denkt zwar vorläufig nicht daran, sie öffentlich zu plakatieren, umso verbissener und zäher aber arbeiten und kämpfen seine 200 Millionen Sklaven dafür. Er sieht die Welt anders, als sie sich in den Köpfen der Plutokraten abmalt. Ihm schwebt eine Zukunft vor, in der der gesamte Erdball unter der Diktatur der Moskauer Internationale und damit des Kreml steht. Sein Machttraum ist zwar phantastisch und absurd, aber wenn wir Deutschen ihm nicht einen Strich durch die Rechnung machten, würde er ihn zweifellos verwirklichen. Und zwar soll das auf folgende Weise geschehen: Wenn das deutsche Volk die Waffen niederlegte, würden die Sowjets, auch nach den Abmachungen zwischen Roosevelt, Churchill und Stalin, ganz Ost- und Südosteuropa zuzüglich des größten Teiles des Reiches besetzen. Vor diesem einschließlich der Sowjetunion riesigen Territorium würde sich sofort ein eiserner Vorhang heruntersenken, hinter dem dann die Massenabschlachtung der Völker, wahrscheinlich noch unter dem Beifall der Londoner und New Yorker Judenpresse, begänne. Übrig bliebe nur ein gewisser Rohstoff Mensch, eine dumpfe, gärende Masse von Millionen proletarisierter und verzweifelter Arbeitstiere, die von der anderen Welt nur das zu wissen bekämen, was der Kreml für seine Zwecke für dienlich hielte. Ohne eigene Führung wären sie hilflos der Blutdiktatur der Sowjets ausgeliefert. Das übrige Resteuropa würde in chaotische politische und soziale Wirren verfallen, die nur das vorbereitende Stadium der darauf folgenden Bolschewisierung darstellten. Das Leben und der Aufenthalt in diesen Ländern würde zur Hölle werden, was ja auch der Zweck der Übung wäre. Ganz abgesehen von seinen sonstigen inneren Sorgen wirtschaftlicher, sozialer und politischer Natur würde England einen Volksschrumpfungsprozess durchmachen, der es in seiner Menschenzahl so herunterdrücken würde, dass es zu einer seine eigenen Interessen vertretenden Europa- und Weltpolitik noch unfähiger wäre, als es das heute schon ist. Im Jahre 1948 würde Roosevelt, genau wie Wilson nach dem ersten Weltkrieg, bei seiner erneuten Kandidatur durchfallen und ein Republikaner, d. h. Isolationist, USA-Präsident werden. Seine erste Amtshandlung bestände wahrscheinlich darin, die amerikanischen Truppen aus dem brodelnden Hexenkessel Europa herauszuziehen. Zweifellos würde ihm die ganze USA-Öffentlichkeit dazu ihren Beifall zollen. Da eine andere militärische Macht auf dem Kontinent nicht vorhanden wäre, lägen sich nunmehr etwa und bestenfalls 60 britische und 600 unter sowjetischem Befehl stehende Divisionen in Europa gegenüber.
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Der Bolschewismus hätte sicherlich die Zeit bis dahin nicht ungenutzt verstreichen lassen. In England würde ein Labour-Regime, wenn nicht eine radikalere, halbbolschewistische Regierung am Ruder sein. Sie würde wahrscheinlich unter dem Druck einer von der Judenpresse aufgepeitschten öffentlichen Meinung und eines kriegsmüden Volkes baldigst ihr Desinteressement an Europa erklären. Wie schnell so etwas vor sich geht, das sieht man heute am Fall Polen. Der sogenannte dritte Weltkrieg wäre vermutlich von nur sehr kurzer Dauer, und unser Kontinent läge dann dem mechanisierten Robotertum aus der Steppe zu Füßen. Das wäre noch die für den Bolschewismus ungünstigste Entwicklung. Sie würde zweifellos wie ein zündender Funke nach England herüber springen und das Land der klassischen Demokratie in Brand setzen. Wieder würde sich der eiserne Vorhang über dieser nun gigantisch ausgeweiteten Völkertragödie senken. Wieder würden ein halbes Jahrzehnt lang Hunderte von Millionen Arbeitssklaven Panzer, Jäger und Bomber bauen; und dann setzte der Generalstoß gegen die USA an. Die westliche Hemisphäre, die wir trotz der gegenteiligen lügnerischen Behauptungen der amerikanischen Kriegsagitation niemals bedroht haben, stünde dann in der Tat vor ihrer tödlichsten Gefahr. Man würde in den USA noch einmal den Tag verfluchen, an dem ein dann längst vergessener amerikanischer Präsident in dem Kommuniqué einer dann längst sagenhaft gewordenen Konferenz von Jalta dieser Entwicklung die Bahn freimachte. Die Demokratien sind dem bolschewistischen System nicht gewachsen, weil sie nach einer anderen, schwerfälligeren Methode verfahren. Sie stehen ihm genauso hilflos gegenüber wie seinerzeit vor unserer Machtübernahme die bürgerlichen Parlamentsparteien der kommunistischen Partei. Im Gegensatz zu den USA braucht das Sowjetsystem beispielsweise keine Rücksicht auf die öffentliche Meinung und auf den Lebensstandard seiner Völker zu nehmen. Es hat deshalb auch keinen Grund, die wirtschaftliche Konkurrenz der Amerikaner zu fürchten, von ihrer militärischen ganz zu schweigen. Selbst wenn dieser Krieg so endete, wie die Roosevelt und Churchill sich das vorstellen, wären die plutokratischen Länder wehrlos dem Wettbewerb der Sowjetunion auf den Weltmärkten ausgeliefert, es sei denn, sie entschlössen sich dazu, gleich billige Arbeitslöhne, d. h. einen gleich niedrigen Lebensstandart einzuführen. Täten sie das aber, dann wären sie wieder der bolschewistischen Weltagitation rettungslos verfallen. Man drehe also die Sache wie man will, Stalin würde immer der Gewinner und Roosevelt und Churchill würden immer die Verlierer sein. Die angloamerikanische Kriegspolitik hat sich in einer Sackgasse festgefahren. Sie hat die Geister gerufen und wird sie nun nicht mehr los. Unsere Prognosen beginnen sich, von Polen angefangen bis zum heutigen Weltdilemma, mit einer fast unheimlichen Automatik zu bestätigen. Man kann nur lächeln, wenn die Engländer und Amerikaner Pläne für das Jahr 2000 schmieden. Sie werden froh sein müssen, wenn sie das Jahr 1950 überleben.
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Es gibt keinen denkenden Engländer, der das nicht auch heute schon wüsste. Der britische Ministerpräsident ist auf der Konferenz von Jalta mit einer russischen Pelzmütze bekleidet aufgetreten. Diese Tatsache hat in der englischen Öffentlichkeit peinlichstes Aufsehen erregt, und wenn die Londoner Nachrichtenbüros auch nachher behaupteten, es habe sich um eine kanadische Pelzmütze gehandelt, so hat man es ihnen nicht geglaubt. Man sah in dieser theatralischen Aufmachung eines aus der Bahn geratenen Jingos ein Symbol für die Unterwerfung Englands unter den Willen des Kreml. Wohin sind die Zeiten entschwunden, da Großbritannien in der Weltpolitik noch ein maßgebendes, ja das entscheidende Wort sprach! „England ist nur ein kleiner Wurmfortsatz Europas!“ bemerkte kürzlich ein einflussreicher amerikanischer Senator; und es ist das nicht nur, es wird von seinen Bundesgenossen auch dementsprechend behandelt. Verdient es etwas anderes? Es hat sich in einem dramatischen Augenblick der europäischen Geschichte zum Krieg gegen das Reich entschlossen und damit einen Weltenbrand ausgelöst, über den es nicht nur die Kontrolle verloren hat, sondern der es auch selbst in Schutt und Asche zu legen droht. Eine ganz geringfügige Ausdehnung Deutschlands nach dem rein deutschen Osten war ihm Grund genug, darin eine Bedrohung des europäischen Gleichgewichts zu sehen; und im Verlaufe des von ihm angezettelten Krieges musste und muss es sich nun dazu bereit finden, die Kardinalthese seiner zweihundertjährigen Außenpolitik, die auf der balance of power beruhte, über Bord zu werfen und eine Weltmacht in das europäische Kräftespiel einzuführen, die an der östlichen Seite von Wladiwostok begrenzt wird und an der westlichen Seite von einem Kulminationspunkt zum anderen strebt und nicht eher ruhen wird, bis auch Großbritannien selbst in ihre unmittelbare Diktatursphäre mit hineinbezogen ist. Es erscheint also reichlich naiv, wenn der britische Ministerpräsident sich in Festlegungen für den politischen und sozialen Status des Reiches für das Jahr 2000 hineinmischt. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird England vermutlich von anderen Sorgen geplagt sein als von diesen. Es wird verzweifelt darum kämpfen müssen, einen kleinen Rest seiner ehemals über alle Kontinente reichenden Stellung zu behaupten, die durch den ersten Weltkrieg den ersten betäubenden Stoß empfi ng und jetzt im zweiten Weltkrieg sogar Gefahr läuft, den Gnadenstoß zu erhalten. Man hätte sich auch eine andere Entwicklung vorstellen können, für die es nun zu spät ist. Der Führer hat sie in seinen vielfachen Memoranden und Angeboten an die Londoner Adresse, zum letzten Mal vier Wochen vor Ausbruch dieses Krieges, vorgeschlagen. Sie lief darauf hinaus, die deutsche und die britische Außenpolitik so weit zu koordinieren, dass das Reich ebenso Englands Seemacht wie Großbritannien Deutschlands Landmacht respektierte, dass in der Luft Parität herrschen sollte, dass beide Völker durch ihr vereintes Machtgewicht den Weltfrieden garantierten und das britische Empire eine unabdingbare Voraussetzung dazu bilden sollte, die Deutschland evt.
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124. Zeitungsartikel Goebbels’, Das Jahr 2000, 25. Februar 1945
sogar mit Waffengewalt zu sichern bereit war. Der Bolschewismus wäre unter diesen Voraussetzungen auf seine eigentliche Brutstätte beschränkt geblieben; und nicht nur er hätte sich von der übrigen Welt, sondern auch die übrige Welt hätte sich von ihm abgeschlossen. Nun steht er an der Oder, und es hängt allein von der Standhaftigkeit deutscher Soldaten ab, ob er hier festgehalten und wieder in den Osten zurückgetrieben wird oder seinen Sturm nach dem Westen ins End- und Uferlose fortsetzt. So ist die Kriegslage. Das Kommuniqué von Jalta ändert daran nichts. Es redet nur um die entscheidenden Krisenprobleme der Kulturmenschheit herum. Sie werden also von uns gelöst werden müssen oder überhaupt nicht gelöst werden. So lautet die Alternative. Das wird nicht nur von uns Deutschen behauptet. Dass das deutsche Volk heute wie so oft in seiner Geschichte eine europäische Mission erfüllt, das weiß in der gegenwärtigen dramatischen Stunde dieses Krieges jeder denkende Mensch. Wenn für uns alle damit auch ein Übermaß an Leiden und Schmerzen verbunden ist, wir dürfen in der Durchführung dieses wahrhaft geschichtlichen Auftrages nicht den Mut verlieren. Der Unverstand der Neunmalklugen hat mehr als einmal die Welt bis an den Rand des finstersten Abgrunds herangetragen; aber in der letzten Schrecksekunde war dann doch der Anblick des schaudererregenden Unglücks, das mit dem nahe bevorstehenden Sturz nach unten drohte, so alarmierend, dass die Menschheit den entscheidenden Schritt zurück in der entscheidenden Stunde immer wieder getan hat. So wird es auch hier sein. Wenn einer unter uns verzagen möchte angesichts der Sorgen und Lasten, die wir alle zu tragen haben, dann muss er sich das unentwegt vor Augen halten. Wir haben in diesem Kriege so viel verloren, dass uns fast nur noch unsere militärische Kraft und die Ideale bleiben, für die wir kämpfen. Diese dürfen wir nicht preisgeben. Sie sind die Voraussetzungen unseres Bestehens und damit der Erfüllung unserer geschichtlichen Pflicht. Sie ist hart und grausam, aber auch ehrenvoll. Sie wurde uns überantwortet, weil wir allein den Charakter und die Standhaftigkeit dazu besitzen. Jedes andere Volk würde darunter zusammenbrechen. Wir aber tragen wie Atlas die Welt auf unseren Schultern und verzweifeln nicht. Im Jahre 2000 wird Deutschland nicht von seinen Feinden besetzt, aber die deutsche Nation die geistige Führerin der gesitteten Menschheit sein. Dazu erwerben wir uns in diesem Kriege das moralische Anrecht. Wie ein wüster Traum wird dann der Weltkampf unserer Feinde gegen uns in der Erinnerung der Völker weiterleben. Unsere Kinder und deren Kinder werden den Vätern und Müttern des Landes Denkmäler setzen für das Leid, das sie erlitten, für die stoische Standhaftigkeit, mit der sie es ertrugen, für die Tapferkeit, die sie dabei bewiesen, für das Heldentum, mit dem sie kämpften, und für die Beständigkeit, mit der sie ihrem Führer und seiner Idee auch in den düstersten Stunden die Treue hielten. Unsere Hoffnungen werden ihre Welt und unsere Ideale ihre Wirklichkeit sein. Wir wollen das nie vergessen, wenn wir in den
125. Reden Schwerin von Krosigks, Plön und Flensburg, Mai 1945
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Stürmen dieser wilden Zeit in die fragenden Augen unserer Kinder schauen. Handeln wir also so, dass wir uns dadurch für alle Zukunft nicht ihren Fluch, sondern ihren Segen verdienen.
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Reden Schwerin von Krosigks
Versuch des letzten Regierungschefs, „Werte“ der NS-Zeit in die Nachkriegsphase zu transportieren, Konzentration auf Antibolschewismus.
125. Reden Schwerin von Krosigks, Plön und Flensburg, Mai 1945
Lüdde-Neurath, Regierung Dönitz, S. 135 f. und 152 f.
Plön, 2. Mai und Flensburg, 7. Mai 1945 2. 5. 1945 Der Großadmiral Dönitz, den der Führer zu seinem Nachfolger bestimmte, hat mir die Führung der Geschäfte des Reichsaußenministers übertragen. In der schwersten Stunde Deutschlands wende ich mich an die Öffentlichkeit. Noch hallt die Welt wider vom Lärm der Waffen, noch fallen deutsche Männer im letzten Kampf um die Verteidigung der deutschen Heimat. Auf den Straßen des noch nicht besetzten deutschen Gebietes wälzt sich ein Strom verzweifelter, hungernder, von Jagdbombern gejagter Menschen westwärts auf der Flucht vor unsagbarem Terror, vor Mord und Schändung. Im Osten wird der eiserne Vorhang immer weiter vorgerückt, hinter dem, den Augen der Welt entzogen, das Werk der Vernichtung der in die Gewalt der Bolschewisten gefallenen Menschen vor sich geht. In San Franzisko wird über die Organisation einer neuen Weltordnung beraten, die der Menschheit eine Sicherheit gegen einen neuen Krieg geben soll. Die Welt weiß, dass ein dritter Weltkrieg nicht den Untergang einer Nation, sondern das Ende des Menschengeschlechtes bedeuten würde. Die furchtbaren Waffen, die in diesem Krieg nicht mehr zur Anwendung gekommen sind, würden in einem dritten Weltkrieg zur Wirkung gelangen und Tod und Verderben über die gesamte Menschheit bringen. Wir Deutschen haben vor allen Völkern der Erde am stärksten erlebt, was der Krieg schon jetzt in seiner Vernichtung aller Kultur bedeutet hat. Unsere Städte sind zerstört, unsere Kulturdenkmäler in Dresden und Nürnberg, in Köln und Bayreuth und anderen weltbekannten Städten deutschen Geistesschaffens liegen in Trümmern, unsere Dome sind Opfer der Bomben geworden. Hunderttausende von Frauen und Kindern sind von der Kriegsfurie dahingerafft, während Millionen deutscher Männer und Jünglinge an den Fronten gefallen sind. Wenn daher aus den Herzen gequälter Frauen und Mütter das Stoßgebet zum Himmel aufsteigt, dass die Welt vor den grauenhaften Schrecknissen eines neuen Krieges bewahrt bleiben möge, dann am stärksten und sehnlichsten im deutschen Volk. Mit uns harren alle europäischen, von Hungersnot und bolsche-
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125. Reden Schwerin von Krosigks, Plön und Flensburg, Mai 1945
wistischem Terror bedrohten Länder einer Ordnung, die diesem kampfdurchwühlten Erdteil einen wahren und dauernden Frieden und die Möglichkeit eines freien und gesicherten Lebens bringen soll. Je mehr aber von dem Raum des deutschen Ostens, der die Ernährungsgrundlage der hungernden Menschen im Westen sein müsste, in die Hände der Bolschewisten fällt, um so rascher und furchtbarer wird die Hungersnot über Europa kommen. Auf dem Boden dieser Not wächst der Bolschewismus. Ein bolschewisiertes Europa ist die erste Etappe auf dem seit über 25 Jahren zielbewusst beschrittenen Weg der Sowjets zur Weltrevolution. Die Erreichung dieses Zieles oder der dritte Weltkrieg ist die unausbleibliche Folge. Wir sehen deshalb in San Franzisko nicht die Erfüllung dessen, wonach die geängstete Menschheit sich sehnt. Auch wir glauben, dass eine Weltordnung kommen muss, die nicht nur künftige Kriege verhindern, sondern rechtzeitig die Brandherde beseitigen soll, aus denen die Kriegsursachen erwachsen. Man kann aber eine solche Ordnung nicht dadurch schaffen, dass man den roten Brandstifter mit zum Friedensrichter macht. Die Welt kann nur befriedet werden, wenn die bolschewistische Welle Europa nicht überschwemmt. Vier Jahre lang hat Deutschland in einem Heldenkampf ohnegleichen unter Aufbietung seiner letzten Kraft das Bollwerk Europas und damit zugleich der Welt gegen die rote Flut gebildet Es hätte Europa vor dem Bolschewismus bewahren können, wenn es den Rücken frei gehabt hätte. Ebenso wie nach dem äußeren Frieden sehnt sich die Menschheit nach dem inneren Frieden, nach der Lösung der in allen Ländern brennenden sozialen Frage. Diese Lösung kann nicht im Bolschewismus gefunden werden, sondern nur in einer die Freiheit und Würde des Menschen achtenden, gerechten sozialen Ordnung. Wir glauben ehrlich, zur Lösung dieser Frage einen Beitrag geliefert zu haben, in dem wir zeigten, dass Arbeitslosigkeit und Krisen sich auch unter schwersten wirtschaftlichen Verhältnissen überwinden lassen, und indem wir in unserem Bereich gerechte und menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen für den Arbeiter schufen und dadurch dem Bolschewismus den Nährboden entzogen. Die Welt steht in diesem Augenblick vor einer der folgenschwersten Entscheidungen der Menschheitsgeschichte. Je nach dem sie ausfällt, wir Chaos oder Ordnung, Krieg oder Frieden, Tod oder Leben die Folge sein. 7. 5. 1945 […] Niemand darf sich über die Schwere der Bedingungen hinwegtäuschen, die unsere Gegner dem deutschen Volk auferlegen werden. Es gilt, ihnen ohne jede Phrase klar und nüchtern entgegenzusehen. Niemand kann in Zweifel darüber sein, dass die kommende Zeit für jeden von uns hart sein und auf allen Lebensgebieten Opfer von uns fordern wird. Wir müssen sie auf uns nehmen und loyal zu den Verpflichtungen stehen, die wir übernommen haben. Wir
125. Reden Schwerin von Krosigks, Plön und Flensburg, Mai 1945
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dürfen aber auch nicht verzweifeln und uns einer stummen Resignation hingeben. Wir müssen uns den Weg durch das Dunkel der Zukunft durch drei Sterne erleuchten und führen lassen, die stets das Unterpfand echten deutschen Wesens waren: Einigkeit und Recht und Freiheit. Aus dem Zusammenbruch der Vergangenheit wollen wir uns eines bewahren und retten: die Einigkeit, den Gedanken der Volksgemeinschaft, die in den Jahren des Krieges in der Frontkameradschaft draußen, in der gegenseitigen Hilfsbereitschaft in allen Nöten daheim ihren schönsten Ausdruck gefunden hat. Wir werden diese Kameradschaft und Hilfsbereitschaft in den kommenden Nöten des Hungers und der Armut ebenso brauchen wie in den Zeiten der Schlachten und der Bombenangriffe. Nur wenn wir uns diese Einigkeit erhalten und nicht wieder in streitende Klassen und Gruppen auseinanderfallen, können wir die künftige harte Zeit überstehen. Wir müssen das Recht zur Grundlage unseres Volkslebens machen. In unserem Volk soll Gerechtigkeit das oberste Gesetz und die höchste Richtschnur sein. Wir müssen das Recht auch als die Grundlage der Beziehungen zwischen den Völkern aus innerer Überzeugung anerkennen und achten. Die Achtung vor geschlossenen Verträgen soll uns ebenso heilig sein wie das Gefühl der Zusammengehörigkeit unseres Volkes zur europäischen Völkerfamilie, als deren Glied wir alle menschlichen, moralischen und materiellen Kräfte aufbieten wollen, um die furchtbaren Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hat. Dann können wir hoffen, dass die Atmosphäre des Hasses, die heute Deutschland in der Welt umgibt, einem Geist der Versöhnung in den Völkern weicht, ohne den eine Gesundung der Welt gar nicht möglich ist, und dass uns die Freiheit wieder winkt, ohne die kein Volk ein erträgliches und würdiges Dasein führen kann. Wir wollen die Zukunft unseres Volkes in der Besinnung auf die innersten und besten Kräfte des deutschen Wesens sehen, die der Welt unvergängliche Werke und Werte gegeben haben. Wir werden mit dem Stolz auf den Heldenkampf unseres Volkes den Willen verbinden, als Glied der christlich-abendländischen Kultur in redlicher Friedensarbeit einen Beitrag zu liefern, der den besten Traditionen unseres Volkes entspricht Möge Gott uns im Unglück nicht verlassen und unser schweres Werk segnen!
PERSONENREGISTER Adam, Karl (1876 –1966), katholischer Theologe 120 f. Aischylos (525 – 456 v. Chr.), Tragödiendichter 209 Albers, Hans (1892–1960), Schauspieler 362 Alexander der Große (356 –323), König von Makedonien 75. 319 Amundsen, Roald (1872–1928), Polarforscher 225 f. Ariovist (~ 101–54 v. Chr.), Fürst der Sueben 314 Arminius (~ 17 v.–21 n. Chr.), Fürst der Cherusker 314
Personenregister
Bach, Johann Sebastian (1685 –1750), Komponist 80 Baeumler, Alfred (1887–1968), Philosoph, Politischer Pädagoge 146 –148. 266 –270 Baldur, Sohn Odins, Gott der germanischen Mythologie 104 Bauer, Bruno (1809 –1882), Theologe 208 Baumann, Hans (1914 –1998), Lyriker, Komponist, Autor 249 f. Bebel, August (1840 –1913), Politiker 99 Beck, Ludwig (1880 –1944), General, Widerstand 348 Beethoven, Ludwig van (1770 –1827), Komponist 435 Benn, Gottfried (1886 –1956), Schriftsteller 48. 94 f. Bering, Vitus Jonassen (1680 –1741), dänischer Seefahrer, Asienforscher 224 Berve, Helmut (1896 –1979), Historiker 131–134 Bismarck, Otto von (1815 –1898), Staatsgründer, Reichskanzler 22. 27 f. 80.
120. 132. 156. 158. 160. 207. 219. 233 – 238. 348 f. 352. 362 Blaskowitz, Johannes (1883 –1948), General 289 f. Blomberg, Werner von (1878 –1946), Reichswehrminister 42 f. 143 –146 Bonhoeffer, Dietrich (1906 –1945), ev. Theologe, Widerstand 290 –293 Bormann, Martin (1900 –1945), Leiter Parteikanzlei der NSDAP 414. 435 Brauchitsch, Walther von (1881–1948), Oberbefehlshaber des Heeres 242. 244 Brüning, Heinrich (1885 –1970), Politiker 109 Buchfelder, Christian, Sportjournalist 185 –188 Burkhart Heinrich, schwäbischer Herzog 199 Chopin, Frédéric (1810 –1849), Komponist 421 Churchill, Winston (1874 –1965), Staatsmann 443. 448. 450 f. Cicero, Marcus Tullius (106 – 43 v. Chr.), Politiker, Schriftsteller 401 Clemenceau, Georges (1841–1929), Politiker 298 Coubertin, Pierre de (1863 –1937), Sportfunktionär 122 Coudenhove-Kalergi, Richard Nikolaus (1894 –1972), Schriftsteller, Politiker 320 f. Darré, Walther (1895 –1953), NS-Agrarpolitiker 29 Descartes, René (1596 –1650), Philosoph 343 Diem, Carl (1882–1962), Sportwissenschaftler, -funktionär 45. 121–123. 309 –311
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Personenregister
Dietl, Eduard (1890 –1944), Sportler, General 311 Dimitrov, Georgi (1882–1949), bulgarischer Politiker 43 Dönitz, Karl (1891–1980), Großadmiral, Mai 1945 Reichspräsident 439 – 441. 453 Dschingis Khan (1206 –1227), Großkhan der Mongolen 306 Ebert, Friedrich (1871–1925), Reichspräsident 28. 30 Eckehart, Meister [Eckart von Hochheim] (~ 1260 –1328), Theologe und Philosoph 79 f. Eichendorff, Joseph von (1788 –1857), Schriftsteller 201. 232. 419 Engels, Friedrich (1820 –1895), Philosoph, Journalist 208 Euringer, Richard (1891–1953), Schriftsteller 101–103 Faulhaber, Michael von (1869 –1952), Erzbischof, Kardinal 331 Ferrero, Guglielmo (1871–1942), Historiker, Journalist, Schriftsteller 321 Feuerbach, Ludwig (1804 –1872), Philosoph 208 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), Philosoph 343 Flickenschild, Hermann, Autor zu Ahnenerbe 326 –329 Forsthoff, Ernst (1902–1974), Staatsrechtler 88 –90 Frank, Hans (1900 –1946), NS-Jurist, Leiter der Akademie für Deutsches Recht, Generalgouverneur in Krakau 204 f. 367–371 Frank, Walter (1905 –1945), Historiker, Präsident des Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands 212–214. 333 –336 Freisler, Roland (1893 –1945), NS-Politiker, Staatssekretär im Reichsjustizministerium 239 –242
Fricke, Gerhard (1901–1980), Germanist 90 –92 Friedberg, Heinrich von (1813 –1895), Jurist, Politiker 206 Friedrich II. [der Große] (1712–1786), König von Preußen 79 f. 160. 219. 335. 337. 362. 444 Friedrich Wilhelm von Brandenburg [der Große Kurfürst] (1620 –1688) 260 Galilei, Galileo (1564 –1642), Philosoph 343 Gebühr, Otto (1877–1954), Schauspieler 362 Geyer, Curt Theodor (1891–1967), Sozialdemokrat, Journalist 253 –255. 271 Goerdeler, Carl Friedrich (1884 –1945), Widerstand 348 –354 Goebbels, Joseph (1897–1945), Minister für Volksaufklärung und Propaganda, Vernichtungspolitiker 21. 38 – 40. 43. 111. 297–304. 317. 360. 386 – 389. 419. 435. 448 – 453 Göring, Hermann (1893 –1946), NSPolitiker und Reichsmarschall 344. 417. 435 Goethe, Johann Wolfgang von (1749 –1832), Dichter, Schriftsteller 80 f. 232. 316. 338. 435 Grabbe, Tilla T., Autorin in OlympiaBuch (wohl: Pseudonym) 152–154 Grimm, Jacob (1785 –1863), Germanist 92 Der Große Kurfürst, siehe Friedrich Wilhelm von Brandenburg Günther, Hans Friedrich Karl (1891– 1968), Rasseforscher 49 Guderian, Heinz (1888 –1954), Generaloberst 421 f. Hadamowski, Eugen (1904 –1944), Reichssendeleiter 40. 111–114 Halbe, Max (1865 –1944), Schriftsteller 297 Hartmann, Paul (1889 –1977), Schauspieler 362
Personenregister Hassell, Ulrich von (1881–1944), Diplomat, Widerstand 293 –296 Hauff, Wilhelm (1802–1827), Schriftsteller, Romantik 232 Haushofer, Karl (1869 –1946), Geopolitiker 49. 134 –136 Hawhaw, Lord [Joyce, William] (1906 – 1946), englischer Schauspieler, Rundfunkmann, Kollaborateur 302 Hedin, Sven Anders (1865 –1953), Asienforscher 224 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770 – 1831), Philosoph 208. 343 Heidegger, Martin (1889 –1976), Philosoph 124 f. Heinrich I. (876 –936), König 41. 198 – 201 Heinfius, Fritz, Arzt, „Deutschbundbruder“ 105 Herder, Johann Gottfried (1744 –1803), Philosoph, Schriftsteller 316 Hermes, Andreas (1878 –1964), Politiker, Widerstand 441 f. Heydrich, Reinhard (1904 –1942), Leiter Reichssicherheitshauptamt, Vernichtungspolitiker 408. 435 Hierl, Konstantin (1875 –1955), Reichsarbeitsführer 42. 137–140 Hilfrich, Antonius (1873 –1947), Bischof von Limburg 332 Himmler, Heinrich (1900 –1945), Reichsführer SS, Vernichtungspolitiker 21. 29. 40 f. 48. 198 –201. 219. 259 f. 281–288. 296. 304 f. 363 –366. 403 – 406. 436 – 439 Hindenburg, Paul von (1847–1934), Generalfeldmarschall und Reichspräsident 31. 34. 43. 83. 109. 335. 435 Hippler, Fritz (1909 –2002), Reichsfi lmintendant 40. 360 –362 Hippokrates von Kos (~ 460 –370 v. Chr.), Arzt 314 Hirsch, Emanuel (1888 –1972), ev. Theologe 125 Hitler, Adolf (1889 –1945), Reichskanzler, Diktator, Vernichtungspolitiker 15. 17. 19 –21. 24 –26. 28 –30. 32 f. 36 –
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38. 41– 44. 46 f. 52. 72–79. 83. 86 f. 89. 92 f. 105. 109. 111. 1121. 124 –127. 132. 143. 145 f. 148. 152. 170. 177–179. 181. 185 f. 188 –191. 196 –203. 208 f. 212– 213. 219. 227 f. 230. 233 –239. 242 f. 246 –251. 253. 256. 260 –262. 266. 270 –272. 277. 280. 282 f. 287 f. 295 f. 303. 308 f. 311. 314 –316. 325 f. 330. 333 –238. 341. 344 f. 360. 366 –370. 384 –386. 388. 390 f. 394. 406 – 416. 418 f. 422–24. 427 f. 432 f. 430. 435 – 437. 439 f. 443 – 448. 451 f. Hobbes, Thomas (1588 –1679), Philosoph, Staatstheoretiker 343 Hossenfelder, Joachim (1899 –1976), Theologe (Deutsche Christen) 93 Hugenberg, Alfred (1865 –1951), Reichsminister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung 84. 435 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835), Gelehrter, Politiker, Reformer 92 Jacoby, Johann (1805 –1877), Arzt, Politiker 206 Jahn, Friedrich Ludwig (1778 –1852), „Turnvater“, Politiker 147. 153. 192 f. 330 Jannings, Emil (1884 –1950), Schauspieler 362 Johst, Hanns (1890 –1978), Schriftsteller, NS-Funktionär 48. 201–203. 286 – 288 Jünger, Ernst (1895 –1998), Schriftsteller 435 Jung, Edgar (1894 –1934), Jurist, Publizist 148 –152 Kallen, Gerhard (1884 –1973), Historiker 216 –220 Kant, Immanuel (1724 –1804), Philosoph 292. 315 f. 343. 435 Karl der Große (747– 814), Kaiser 160. 166. 321. 337 Keitel, Wilhelm (1862–1946), Chef des Oberkommandos der Wehrmacht 219. 344. 356. 414
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Personenregister
Kelsen, Hans (1881–1973), Rechtswissenschaftler 203. 205 Kerrl, Hanns (1887–1941), Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten 332 Kiekebusch, Albert (1870 –1935), Frühgeschichtler 103 f. Kiep, Otto (1886 –1944), Diplomat, Widerstand, Verbindungsoffi zier zwischen Auswärtigem Amt und Oberster Heeresleitung 355 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724 – 1803), Schriftsteller 232 Koch, Robert (1843 –1910), Arzt 362 Kolbenheyer, Erwin Guido (1878 –1862), Schriftsteller 334 Krauß, Werner (1884 –1959), Schauspieler 362 Kreutzer, Rudolf, Autor in Wille und Macht 419 – 421 Krieck, Ernst (1882–1947), Pädagoge 311–317. 342–344 Krosigk, Johann Ludwig (Lutz) Graf Schwerin von (1887–1977), Reichsminister der Finanzen, im Mai 1945 Regierungschef 42. 84. 453 – 455 Kuby, Erich (1910 –2005), Journalist, Schriftsteller 434 – 436 Lagarde, Paul de (1827–1891), Kulturphilosoph, Orientalist 210 Lammers, Hans Heinrich (1879 –1962), Chef der Reichskanzlei 344 Langbehn, Carl (1901–1944), Jurist, Mittelsmann zwischen Himmler und Widerstand / Himmler und Westmächten 296 Lasker, Eduard (1829 –1884), Jurist 206 Leber, Julius (1891–1945), Politiker, Widerstand 98 –101 Lenard, Philipp (1862–1947), „deutscher Physiker“ 110 f. Lenin, Wladimir Iljitsch (1870 –1924), sowjetischer Staatsgründer, Diktator 34. 306 Leonidas I. (490 – 480 v. Chr.), König von Sparta 444
Leuthe, Max Johann (1879 –1945), Fußballnationalspieler, Sportjournalist 188 f. Ley, Robert (1890 –1945), Leiter der Deutschen Arbeitsfront 42. 179 –182. 191. 417 Liebeneiner, Wolfgang (1905 –1987), Schauspieler und Regisseur 401 f. Lindbergh, Charles (1902–1974), Pilot 226 List, Friedrich (1789 –1846), Ökonom, Publizist, Politiker 227 Lloyd George, David (1863 –1945), Politiker 159 Löffler, Hermann (1908 –1978), Historiker des Sicherheitsdienstes der SS 244 –246 Loesch, Karl C. von (1880 –1951), Volkstumsforscher, Journalist 230 –233 Loewenheim, Walter (1896 –1977) , Sozialist, Gruppe Neu Beginnen, Widerstand 106 –109 Loki, Gott der germanischen Mythologie 104 Ludendorff, Erich (1865 –1937), mit Hindenburg Chef der 3. Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg 34. 164 f. 302 Luther, Martin (1483 –1546), Reformator 91. 160. 222. 314. 316. 394 f. Mann, Thomas (1875 –1955), Schriftsteller, Sprecher im Exil 52. 415 – 419. 427– 431. 436 Mannheimer, Victor, Germanist und Schriftsteller 167 f. Manstein, Erich (1887–1973), Generalfeldmarschall 356 f. 413 Marahrens, August (1875 –1950), Landesbischof von Hannover 395 Marx, Karl (1818 –1883), Gesellschaftstheoretiker, Journalist 208. 210. 212. 430 Menzel, Herybert (1906 –1945), Dichter, Schriftsteller 250 f. Meyer-Hetling, Konrad (1900 –1973), SS-Oberführer in Himmlers Reichs-
Personenregister kommissariat für die Festigung des deutschen Volkstums 362–364 Miegel, Agnes (1879 –1964), Schriftstellerin 288 f. Mildner, Friedrich (1892–†?), Autor in Olympia-Buch 154 f. Mirgeler, Albert (1901–1979), kath. Theologe 120 Mörike, Eduard (1804 –1875), Lyriker 419 Moltke, Helmut James Graf von (1907– 1945), Jurist, Widerstand Kreisauer Kreis 354 –356. 397–399 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756 – 1791), Komponist 421 Mussolini, Benito (1883 –1945), Diktator 299, 303 Nansen, Fridtjof (1861–1930), Polarforscher 224 –226 Napoleon Bonaparte (1769 –1821), Kaiser 219. 276. 429. 436 Naumann, Hans (1886 –1951), Germanist 92 Neurath, Konstantin Freiherr von (1873 –1956), Reichsaußenminister 84 Newton, Issac (1643 –1727), Naturwissenschaftler, Philosoph 343 Niemöller, Martin (1892–1984), ev. Theologe 220 –223 Nietzsche, Friedrich (1844 –1900), Philosoph 86. 210 f. 316 Odin (Wotan), Gott der germanischen Mythologie 79. 104. 327 Oncken, Hermann (1869 –1945), Historiker 156 –161 Otto I. [der Große] (912–973), König und Kaiser 200 Otto II. (955 –983), König und Kaiser 166 Pahl, Walther (1903 –1969), Vorstandsreferent des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 96 –98 Papen, Franz von (1879 –1969), Vizekanzler 42. 83. 148 –152
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Paracelsus [Theophrastus Bombastus von Hohenheim] (~ 1493 –1541), Arzt 314 Pardun, Arno (1903 –1943), Komponist 249 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746 – 1827), Pädagoge 162 Peter der Große (1672–1725), Zar 306 Petri, Franz (1903 –1993), Historiker 216 –220 Pinder, Wilhelm (1878 –1947), Kunsthistoriker 124 –127 Pius XI. (1857–1939), Papst 400 Platon (428 –348 v. Chr.), Philosoph 343 Proksch, Rudolf, Autor in Darrés Zeitschrift Odal, „Stabseinsatzführer“ Rosenbergs 375 –378 Ranke, Leopold von (1795 –1886), Historiker 47. 160 Rarkowski, Franz Josef (1873 –1950), kath. Feldbischof 261–266 Rathenau, Walther (1867–1922), Politiker 106. 436 Reck-Malleczewen, Friedrich Percyval (1884 –1945), Arzt, Schriftsteller 15. 18. 272 f. Reinicke, Hansjürgen (1902–1978), Kapitän zur See 346 –348 Repgow, Eike von (um 1200), Verfasser Sachsenspiegel 314 Ricardo, David (1772–1823), Wirtschaftswissenschaftler, Nationalökonom 210 Riemer, Franz Seraphim, Generalvikar des Bistums Passau 331–333 Roosevelt, Franklin D. (1882–1945), Präsident der Vereinigten Staaten 178. 444. 448 – 450 Rosenberg, Alfred (1893 –1946), Parteiideologe, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Vernichtungspolitiker 21. 29. 36. 40 f. 79 – 83. 209 –212. 371–374 Rosenzweig, Franz (1886 –1929), Philosoph, Schriftsteller 274
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Personenregister
Ruttke, Falk (1894 –1955), Jurist, Exponent der NS-Rassenhygiene 204. 208 Sauerbruch, Ferdinand (1875 –1951), Arzt 125 Sauckel, Fritz (1894 –1946), Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz 417 Schacht, Hjalmar (1877–1970), Politiker, Bankier 435 Scheller, Thilo (1897–1979), Lehrer, Reichsarbeitsdienstführer, Schriftsteller 182–184 Schieder, Theodor (1908 –1984), Historiker 49. 277–281 Schirach, Baldur von (1907–1974), Reichsjugendführer 85 – 87. 196 f. Schlabrendorff, Fabian von (1907–1980), Jurist, Offizier, Widerstand 294 f. Schlageter, Albert Leo (1894 –1923), Freicorps-Angehöriger 105 Schloezer, Kurd von (1822–1894), Diplomat, Historiker 334 Schmitt, Carl (1888 –1985), Staats- und Völkerrechtler, Rechtstheoretiker 49. 203 –209. 320 –325 Scholtz-Klink, Gertrud (1902–1999), Reichsfrauenführerin 307–309 Schopenhauer, Arthur (1788 –1860), Philosoph 210 Schroer, Hermann (1900 –1958), Jurist, NS-Politiker, Exponent der Akademie für deutsches Recht 204 Schumann, Gerhard (1911–1995), Schriftsteller, Dichter 251–253 Schwarz, Hermann (1864 –1951), Philosoph, Pädagoge 338 –341 Schwarzmann, Alfred (1912–2000), Turner und 1936 Olympiasieger 311 Schwerin von Krosigk siehe Krosigk Seeckt, Hans von (1866 –1936), General 435 Seidel, Ina (1885 –1974), Schriftstellerin 48. 251 f. 256 –258. 378 –382 Seldte, Franz (1882–1947), Bundesführer Stahlhelm, Reichsarbeitsminister 84
Spengler, Oswald (1880 –1936), Kulturhistoriker 35 Stahl, Friedrich August (1802–1861), Rechtsphilosoph und Staatsrechtler (ursprünglich: Jolson) 203. 205 –208 Stalin, Josef (1878 –1953), Diktator 34. 43 f. 296. 303. 306. 448 f. Stark, Johannes (1874 –1954), „deutscher Physiker“ 110 f. Steinbecker, Dietrich, Komponist 182 Stellrecht, Helmut (1898 –1987), Ressortleiter („politische Schulung“) in Reichsjugendführung, SS-Brigadeführer, „Befehlsleiter“ in Rosenbergs Ministerium für besetzte Ostgebiete 214 f. 358 f. Steuben, Friedrich Wilhelm von (1730 – 1794), preußischer Offi zier, amerikanischer General 178 Ströbel, Rudolf, Experte für Sport der Germanen 192–195 Tacitus, Publius Cornelius (58 – ~ 120), Historiker 256 Tillich, Paul Johannes (1886 –1965), Theologe, Religionsphilosoph, Sprecher in Emigration 423 – 427 Todt, Fritz (1891–1942), Politiker, Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen 223 –229 Tschammer und Osten, Hans von (1887– 1943), Reichssportkommissar 330 f. Verwey, Albert (1865 –1937), Dichter 48. 168 f. Vesper, Will (1882–1962), Schriftsteller, Literaturkritiker 216. 251 Vietor, Karl (1892–1951), Literaturhistoriker 91 Wagner, Richard (1813 –1883), Komponist, Schriftsteller 20 f. 210 f. Walther von der Vogelweide (~ 1170 – ~ 1230), Lyriker 314 Weizsäcker, Carl Friedrich von (1912– 2007), Atomphysiker und Philosoph 435
Personenregister Werder, Peter von, Psychologe 382 f. Wessel, Horst (1907–1930), SA, Namensgeber „Horst-Wessel-Lied“ 105. 178. 310 Wiechert, Ernst (1887–1950), Schriftsteller 161 f. Wilhelm I. (1797–1888), Deutscher Kaiser 349 Wilhelm II. (1859 –1941), Deutscher Kaiser 27. 181. 435 Wilson, Woodrow (1856 –1924), Präsident der Vereinigten Staaten 449 Winkelried, Arnold, mythische Figur der Schweizer Geschichte 84
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Winzen, Damasus (1901–1971), kath. Theologe 118 f. Wolfskehl, Karl (1869 –1948), Germanist, Schriftsteller 166 –169 Wotan, siehe Odin, Gott der germanischen Mythologie 15. 273. 327 Wurm, Theophil (1868 –1953), Württembergischer Landesbischof 394 –396 Yahuda, Abraham Scholem (1877–1951), Orientalist, Bibelforscher 166 f. 169 Zander, Otto (1886 –1938), NS-Funktionär, Dichter 250
Informationen Zum Buch Die Tendenz des politischen Denkens des »Dritten Reiches« scheint klar: hohle nationalistische Rhetorik, rassistisches Gedankengut und Bekenntnisse fast aller Berufs- und Bevölkerungsgruppen zum deutschen ‚Volksstaat’. In über 150 Quellen dokumentiert Günter Wollstein das Ausmaß der Anbiederung wie der Propaganda. Teil des politischen Denkens dieser Jahre sind aber auch die Zeugnisse des Widerstands und der inneren Emigration, die politischen Reflexionen Bonhoeffers und der Weißen Rose, Ernst Wiecherts und Thomas Manns oder auch das politische Manifeste aus dem Exil. In ungewöhnlicher Breite wird so das ganze Spektrum des politischen Denkens einer Epoche deutlich.
Informationen Zum Autor Günter Wollstein, geb. 1939, war bis zu seiner Emeritierung 2004 Professor für neuere Geschichte in Köln. 2001 erschienen von ihm in der WBG die ›Quellen zur deutschen Innenpolitik 1933–1939‹.