CASE in mittelständischen Unternehmen: Mit Fallstudie [Reprint 2018 ed.] 9783486785142, 9783486226768

CASE-Lehr- und Handbuch für das mittelständische Unternehmen, das zentrale EDV-Thema in Lehre und Praxis.

146 34 11MB

German Pages 152 Year 1993

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Ziele und grundsätzlicher Aufbau des Schnittstellen-Management- Systems
3. Ausgewählte Komponenten des Schnittstellen-Management- Systems
4. Einsatz des Schnittstellen- Management-Systems in einer Fallstudie
5. Erkenntnisse aus der Fallstudie
6. Schlußbetrachtung
Literaturverzeichnis
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CASE in mittelständischen Unternehmen: Mit Fallstudie [Reprint 2018 ed.]
 9783486785142, 9783486226768

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CASE in mittelständischen Unternehmen mit Fallstudie

Von

Dr. Jörg Biethahn o. Professor für Wirtschaftsinformatik an der Georg-August-Universität Göttingen

Dr. Friederike Wall wiss. Mitarbeiterin am Arbeitsbereich für Betriebswirtschaftliche Datenverarbeitung an der Universität Hamburg

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Biethahn, Jöig: CASE in mittelständischen Unternehmen : mit Fallstudie / von Jörg Biethahn ; Friederike Wall. - München ; Wien : Oldenbourg, 1993 ISBN 3 - 4 8 6 - 2 2 6 7 6 - 2 NE: Wall,Friederike:

© 1993 R.Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk außerhalb lässig und filmungen

einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzustrafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverund die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.

Gesamtherstellung: WB-Druck, Rieden ISBN 3 - 4 8 6 - 2 2 6 7 6 - 2

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis

VII IX

1 Einleitung 2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau des Schnittstellen-Management-Systems 3 Ausgewählte Komponenten des Schnittstellen-Management-Systems 3.1 Dictionary 3.2 Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen 3.3 Spezifikationswerkzeuge 3.3.1 Spezifikation des Dialogablaufs 3.3.2 Spezifikation der Verarbeitungsfunktionen 4 Einsatz des Schnittstellen-Management-Systems in einer Fallstudie 4.1 Das Unternehmen der Fallstudie 4.2 Erkenntnisziele und Umfang der Fallstudie 4.3 Zur Vorgehensweise 4.4 Ausgewählte Bestandteile des entwickelten Anwendungssystems 4.4.1 Das Datenmodell 4.4.2 Anwendungsprogramme 4.4.2.1 Angebotswesen

50 50 61 61

4.4.2.2 Auftragsannahme und -Verwaltung

66

4.4.2.3 Versand und Warenabgang 4.4.2.4 Fakturierung 4.4.2.5 Bestellwesen und Wareneingang 5 Erkenntnisse aus der Fallstudie 5.1 Erkenntnisse über die entwickelbare Anwendungssoftware

1 5 15 15 21 26 26 36 43 43 46 48

79 87 97 117 117

VI

Inhaltsverzeichnis

5.2 Erkenntnisse über das Schnittstellen-Management-System und den Schnittstellen-Management-Ansatz 5.3 Zur Konkurrenzfähigkeit und Marktreife des Schnittstellen-Management-Systems 6 Schlußbetrachtung Literaturverzeichnis

122 132 135 139

Abbildungsverzeichnis Bild 2-1:

Bild 2-2: Bild 3.2-1: Bild 3.2-2: Bild 3.2-3: Bild 3.2-4: Bild 3.3.1-1: Bild 3.3.1-2: Bild 3.3.1-3: Büd Bild Bild Bild

3.3.1-4: 3.3.1-5: 3.3.1-6: 3.3.1-7:

Bild 3.3.2-1:

Bild 3.3.2-2:

Bild 3.3.2-3:

Bild 4.4.1-1:

Schnittstellen und daran beobachtbare Zielsetzungen eines Anwendungsprogrammes Generelle Funktionsweise des Schnittstellen-Management-Systems Aufbau der Datenschnittstelle Benutzeroberfläche des Datenmodulgenerators Auswahl der Datenbasis für ein Datenmodul GenerierungsprozeJ3 für Datenmodule Anlegen eines Feldes im Kommandomodus Anlegen eines Feldes im Menümodus Festlegen der Bildschirmdarstellung eines Feldes im Menümodus Hilfemodus Definieren des Dialogablaufs Auswahl eines Dialogfeldes Bildschirmmaske für ein Programm zur Materialverwaltung Bildschirmdarstellung einer Verarbeitungsfunktion mit Selektion und Zuweisungsvorschrift Bildschirmdarstellung einer Verarbeitungsfunktion mit verschachtelten Selektionen Automatisches Vorsteuern der Zweige einer Verarbeitungsfunktion beim Verlassen des Spezifikationswerkzeuges Entity-Relationship-Diagramm für den Absatzbereich

8 13 22 23 24 25 28 29 30 31 32 34 35

39

40

41 59

VIII

Abbildungsverzeichnis

Bild 4.4.1-2: Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Entity-Relationship-Diagramm für den Beschaffungsbereich 4.4.2.1-1: Maske zur Erfassung der Daten für den Angebotskopf. 4.4.2.1-2: Maske zur Erfassung der Angebotspositionen 4.4.2.2-1: Maske zur Erfassung der Daten für den Auftragskopf. 4.4.2.2-2a: Erste Maske zur Erfassung der Auftragspositionen 4.4.2.2-2b:Zweite Maske zur Erfassung der Auftragspositionen 4.4.2.2-3: Programm zum Anzeigen der Auftragsdaten 4.4.2.3-1: Maske zur Erfassung der Daten des Lieferscheinkopfes 4.4.2.3-2: Maske zur Erfassung der Lieferscheinpositionen 4.4.2.3-3: Programm zur Verteilung von Warenentnahmen 4.4.2.4-1: Maske zur Erfassung der Daten für den Rechnungskopf. 4.4.2.4-2: Maske zur Erfassung der Rechnungspositionen 4.4.2.4-3: Programm zum Anzeigen der Rechnungsdaten 4.4.2.5-1: Maske zur Erfassung der Lieferantenkonditionen 4.4.2.5-2: Programm zur Bestellmengenfestlegung und Lieferantenauswahl 4.4.2.5-3: Programm zum Anzeigen der Bestellungen 4.4.2.5-4: Programm zur Erfassung der Wareneingänge 4.4.2.5-5: Programm zur Verteilung der Waren auf die Lagerorte

60 62 65 67 73 73 77 80 82 85 88 92 95 99 104 107 111 114

Tabellenverzeichnis Tab. 4.4.2.1-1 ¡Dialogfelder zur Erfassung der Daten für den Angebotskopf. Tab. 4.4.2.1-2: Dialogfelder zur Erfassung der Angebotspositionen Tab. 4.4.2.2-1: Dialogfelder zur Erfassung der Daten für den Auftragskopf. Tab. 4.4.2.2-2:Dialogfelder zur Erfassung der Auftragspositionen Tab. 4.4.2.2-3:Dialogfelder zum Anzeigen der Auftragsdaten Tab. 4.4.2.3-1:Dialogfelder zum Schreiben des Lieferscheinkopfes Tab. 4.4.2.3-2: Dialogfelder zur Erfassung der Lieferscheinpositionen Tab. 4.4.2.3-3: Dialogfelder zur Verteilung von Warenentnahmen Tab. 4.4.2.4-1:Dialogfelder zur Erfassung der Daten für den Rechnungskopf. Tab. 4.4.2.4-2:Dialogfelder zur Erfassung der Rechnungspositionen Tab. 4.4.2.4-3:Dialogfelder zum Anzeigen der Rechnungsdaten Tab. 4.4.2.5-1: Dialogfelder zum Anzeigen der Rechnungsdaten Tab. 4.4.2.5-2:Dialogfelder zur Bestellmengenfestlegung und Lieferantenauswahl Tab. 4.4.2.5-3:Dialogfelder zum Anzeigen von Bestellungen Tab. 4.4.2.5-4:Dialogfelder zur Erfassung der Wareneingänge Tab. 4.4.2.5-5: Dialogfelder zur Erfassung der Wareneingänge

63 65 68 74 78 81 83 86 89 92 96 99 105 108 112 115

1 Einleitung

Insbesondere kleine mittelständische Unternehmen1 haben gegenüber Großunternehmen einen erheblichen Nachholbedarf im Bereich der Informationsverarbeitung (IV). So zählen erst etwa 20 Prozent der Kleinunternehmen zu den IV-Anwendern.2 Diese setzen die Informationsverarbeitung hauptsächlich für die Fakturierung und die Textverarbeitung sowie zur Kalkulation ein3 und erzielen damit in erster Linie Kostensenkungs- und Rationalisierungseffekte.4 ' Der Begriff des mittelständischen Unternehmens bezeichnet im Rahmen dieser Arbeit den Gegentyp zum Großunternehmen. Die Abgrenzung gegenüber Großunternehmen kann zum einen anhand quantitativer Kriterien (z.B. Beschäftigtenzahl, Umsatz oder Wertschöpfung) in Abhängigkeit von der Branchenzugehörigkeit vorgenommen werden. Zu treffenderen Ergebnissen führt jedoch häufig die Abgrenzung anhand qualitativer wie Organisationsform, Führungsstil oder Finanzierungsquellen, vgl. dazu z.B. PFOHL, Hans-Christian; KELLERWESSEL, P . : Abgrenzung der Kleinund Mittelbetriebe von Großbetrieben, in: PFOHL, Hans-Christian: Betriebswirtschaftslehre der Mittel- und Kleinbetriebe, 2., neubearbeitete Aufl., S. 18 ff. 2

Vgl. KNÖLL, Heinz-Dieter; ZEMPEL, Jutta: EDV-Einsatz im Mittelstand. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Stand des EDV-Einsatzes in niedersächsischen Handwerksbetrieben. Lüneburg 1991, S. 24; BUSCHMANN, Elke u.a.: Der Software-Markt in der Bundesrepublik Deutschland, Studie Nr. 167 der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, Sankt Augustin 1989, S. 37.

3

Vgl. KNÖLL, Heinz-Dieter; ZEMPEL, Jutta: EDV-Einsatz im Mittelstand, a.a.O., S. 24.

4

Vgl. dazu auch WALL, Friederike: Organisatorische Aspekte der Informationsverarbeitung in mittelständischen Unternehmen, in: MUCKSCH, Harry; ROSENTHAL, Wolfgang; RUF, Walter (Hrsg.): Entwicklungstendenzen der Informationsverarbeitung in Klein- und Mittelbetrieben, Lünen 1992 und WALL, Friederike: Zentralisation/Dezentralisation der Informationsverarbeitung in mittelständischen Unternehmen, Zeitschrift Führung + Organisation, in Druck.

2

Einleitung

Die Ursachen für den geringen IV-Einsatz vor allem kleiner mittelständischer Unternehmen sind vielfältiger Natur. Als Beispiele seien folgende genannt: -

Die typischerweise schlechte Eigenkapitalausstattung dieser Unternehmen und das damit verbundene geringe Investitionsvolumen schränken den Entscheidungsspielraum bei der Hardware- und Softwarebeschaffung stark ein.

-

IV-Fachpersonal ist in kleinen mittelständischen Unternehmen - auch bei den wenigen Unternehmen darunter, die schon seit vielen Jahren zu den IV-Anwendem zählen im allgemeinen nicht vorhanden.5

Dementsprechend setzen die IV-Anwender unter den mittelständischen (Klein-) Unternehmen so gut wie ausschließlich Standard-Anwendungssoftware ein.6 Die Vor- und Nachteile von Standardsoftware sind allgemein geläufig.7 Die häufig relativ geringe Flexibilität von Standardsoftware ist ein Nachteil, der für mittelständische Unternehmen besonderes Gewicht besitzt: die besondere Wettbewerbsstärke dieser Unternehmen, schnell und flexibel auf sich ändernde Marktsituationen zu reagieren und die internen Organisationsstrukturen variabel anzupassen, verlangt nach flexiblen IV-Lösungen.

5

Vgl. KNÖLL, Heinz-Dieter; ZEMPEL, Jutta: EDV-Einsatz im Mittelstand, a.a.O., S. 30 ff.

6

Vgl. HEILMANN, Heidi: Organisation und Management der Informationsverarbeitung in Unternehmen, in: KURBEL, Karl; STRUNZ, Horst (Hrsg.): Handbuch Wirtschaftsinformatik,Stuttgart 1990, S. 697.

7

Vgl. z.B. BIETHAHN, Jörg; MUCKSCH, Harry; RUF, Walter: Ganzheitliches Informationsmanagement. Bd. 1: Grundlagen, 2. Aufl., München/Wien 1992, S. 192 ff.; HANSEN, Hans Robert, Wirtschaftsinformatik I, 6., neubearbeitete und stark erweiterte Aufl., Stuttgart, Jena 1992, S. 396; MERTENS, Peter; BODENDORF, Freimut; KÖNIG, Wolfgang; Picor, Arnold; SCHUMANN, Matthias: Grundzüge der Wirtschaftsinformatik, Berlin/Heidelberg 1991, S. 185.

Einleitung

3

Als Ergänzung oder - in Teilbereichen der betrieblichen IV als Alternative zum Einsatz von Standardsoftware wurde an der Abteilung Wirtschaftsinformatik I der Universität Göttingen der Prototyp eines Software-Entwicklungssystems für mittelständische Unternehmen, das sog. «Göttinger Schnittstellen-Management-System», entwickelt.8 Im Rahmen dieser Arbeit werden Ergebnisse aus einer praktischen Anwendung des Schnittstellen-Management-Systems für ein mittelständisches (Klein-) Unternehmen in Göttingen vorgestellt. Dies geschieht anhand der folgenden Gliederung: Die Zielsetzungen, die mit dem Schnittstellen-ManagementSystem verfolgt werden, sowie seine grundsätzliche Funktionsweise behandelt das folgende zweite Kapitel, bevor jene Werkzeugkomponenten unseres Entwicklungssystems, die für die Fallstudie von besonderer Bedeutung sind, im dritten Ka8

Vgl. BIETHAHN, Jörg; RUF, Walter: Grundlagen eines Software-Entwicklungssystems für Klein- und Mittelbetriebe auf der Basis des Schnittstellen-Managements, Forschungsbericht der Abteilung Wirtschaftsinformatik der Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen 1986, S. 1 ff.; Vgl. BIETHAHN, Jörg; ROSENTHAL, Wolfgang: Der Maskengenerator als Bestandteil eines modular aufgebauten Software-Entwicklungssystems, Forschungsbericht der Abteilung Wirtschaftsinformatik der Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen 1987, S. 1 ff.; Vgl. RUF, Walter: Ein Software-Entwicklungs-System auf der Basis des Schnittstellen-Management-Ansatzes. Für Klein- und Mittelbetriebe, Berlin/Heidelberg/New York 1988, S. 1 ff.; Vgl. ROSENTHAL, Wolfgang: Der erweiterte Maskengenerator eines Software-Entwicklungs-Systems. Mensch-Maschine-Schnittstelle und Funktionalität eines integrierten Systems zur Software-Erstellung, Heidelberg 1990, S. 1 ff.; Vgl. WALL, Friederike: Ein endbenutzerorientiertes Spezifikationswerkzeug. Möglichkeiten der Gestaltung am Beispiel der Programm-Verarbeitungs-Schnittstelle im Rahmen des Schnittstellen-Management-Systems für Klein- und Mittelbetriebe, Göttingen 1991, S. 1 ff. Vgl. RESCH, Joachim: Eine Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen in betriebliche Anwendungsprogramme, Göttingen 1992, S. 1 ff. Vgl. DIEHL, Hans-Günther: Konzeption eines Dictionary für ein integriertes Software-Entwicklungssystem, Diplomarbeit an der Abteilung Wirtschaftsinformatik I der Georg-August-Universität Göttingen, 1992, S. 1 ff.

4

Einleitung

pitel näher beschrieben werden. Im vierten Kapitel werden Erkenntnisziele, Umfang und ausgewählte Bestandteile der durchgeführten Fallstudie zum Schnittstellen-ManagementSystem dargestellt. Eine Beurteilung, inwieweit das Schnittstellen-Management-System die im Rahmen dieser Fallstudie zu überprüfenden Ziele unseres Projekts erfüllt, folgt im fünften Kapitel der Arbeit.

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau des Schnittstellen-ManagementSystems

An das Schnittstellen-Management-System sowie an die mit ihm erzeugten Anwendungsprogramme wurde eine Reihe von Anforderungen9 gestellt: -

Da in (kleinen) mittelständischen Unternehmen im allgemeinen kein oder zu wenig DV-Fachpersonal vorhanden ist, müssen das Schnittstellen-Management-System selbst und die damit generierte Anwendungssoftware über endbenutzerorientierte Benutzeroberflächen verfügen. Diese Forderung verlangt, daß die im Schnittstellen-ManagementSystem integrierten Spezifikationswerkzeuge besondere endbenutzerbezogene Anforderungen erfüllen.

-

Die mit dem Schnittstellen-Management-System erzeugten Anwendungsprogramme sollen typische Bereiche der betrieblichen Datenverarbeitung wie etwa das Angebotswesen, die Auftragsverwaltung oder Fakturierung bewältigen können. Der Schwerpunkt wurde dabei auf Dialogprogramme gelegt.

-

Das Schnittstellen-Management-System wie die damit entwickelte Anwendungssoftware sollen besonderen Anforderungen aus dem Bereich der Software-Qualitätssicherung wie etwa Flexibilität, Allgemeingültigkeit oder Benutzbar-

9

Eine Reihe allgemeiner Anforderungen an Software-Entwicklungsumgebungen findet sich in BALZERT, Helmut: Anforderungen an Software Engineering Environment Systeme, in: BALZERT, Helmut: CASE: System und Werkzeuge, 3., vollständig überarbeitete u. erweiterte Aufl., Mannheim/Wien/Zürich 1991, S. 101 ff.

6

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

keit genügen.10 Besonderes Augenmerk wurde auf die Portabilität gerichtet.'' -

Das Schnittstellen-Management-System selbst sowie die generierbaren Anwendungsprogramme sollen auf der Basis eines durchgängigen, strukturbildenden Konzepts stehen. Das Konzept soll die Entwicklung ganzheitlicher im Sinne top-down-entwickelter sowie integrierter bzw. integrierbarer Anwendungssysteme ermöglichen.12

Das gesuchte Konzept lieferte der von RUF erstmals beschriebene Schnittstellen-Management-Ansatz: Der Ansatz basiert auf dem für den ganzheitlichen Systementwurf besonders geeigneten Systemansatz, wonach eine Schnittstelle die Beziehung zwischen zwei Systemen, Subsystemen oder Elementen realisiert. Die von RUF argumentativ belegte Grundannahme des Schnittstellen-Management-Ansatzes besagt, daß sich an den Schnittstellen eines Systems offenbart, ob ein System seine Zielvorgaben erfüllt; zum Beispiel ist gutes Antwortzeitverhalten eines Systems daran erkennbar, wie schnell es seine Ergebnisse einem anderen System an der gemeinsamen Schnittstelle zur Verfügung stellt. Der Schnittstellen-Management-Ansatz versucht, über die Beschreibung und Realisierung der Schnittstellen eines Systems die Ziele, die mit dem System verbunden sind, zu erreichen. So kann man durch diese Analyse und Gestaltung von Schnittstellen auf wesentliche Bereiche der Software-Entwicklung einwirken, wie folgende Beispiele belegen mögen:

10

Vgl. BIETHAHN, Jörg; MUCKSCH, Harry; RUF, Walter: Ganzheitliches Informationsmanagement. Bd. 2: Daten- und Entwicklungsmanagement, München/Wien 1991, S. 370 ff.

' ' Vgl auch HILDEBRAND, Knut; KÖNING, Reinhard; MÜSSIG, Michael: CASE: Schritt für Schritt, München 1991, S. 9 ff. 12

Vgl. BIETHAHN, Jörg: Ganzheitliches oder integriertes Informationsmanagement? Forschungsbericht der Abteilung Wirtschaftsinformatik I der Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen 1992, S. 1 ff.

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

-

7

Eine effektive Integration neuer Software in eine vorhandene Softwareumgebung ist nur über wohl definierte Schnittstellen möglich.

- Über präzise Schnittstellendefinitionen können klare Aufgaben definiert werden, die in einem Phasenkonzept strukturiert werden. Die einzelnen Phasen des Phasenkonzepts werden durch Schnittstellen voneinander abgegrenzt. Die Ergebnisse einer Phase stellen die Vorgaben für die nachfolgenden Phasen dar und bilden damit die zu realisierende Schnittstelle. -

Eine Systemspezifikation d.h. die Festlegung der Anforderungen an das neue System kann als das Festlegen der Schnittstellen eines Systems zu seiner Systemumgebung verstanden werden.

- Die Verifikation eines über seine Schnittstellen beschriebenen Systems ist als Vergleich von realisiertem und vorgegebenem Schnittstellenverhalten durchführbar. Die Beispiele machen deutlich, daß dem Göttinger Schnittstellen-Management-Ansatz ein relativ weiter Schnittstellenbegriff zugrunde liegt. Üblicherweise unterscheidet man nur die physikalischen Schnittstellen, die Verbindungen zwischen Hardwarekomponenten herstellen, von den logischen Schnittstellen, die Programme miteinander verbinden. Hingegen wird nach der weiten Auffassung innerhalb des Schnittstellen-Management-Ansatzes der Begriff der Schnittstelle eines Anwendungsprogramms nicht nur für dessen Verbindungen zu anderen Anwendungsprogrammen oder zur Systemsoftware sondern auch für jene zum Benutzer und zum Anwendungsproblem verwendet.

8

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

An dieser umfassenden systemorientierten Sichtweise eines Anwendungsprogramms nach dem Schnittstellen-Management-Ansatz nach RUF13 wird auch ersichtlich, daß sich der Schnittstellen-Management-Ansatz als ein strukturbildendes Konzept für ein Software-Entwicklungssystem mit den oben genannten sonstigen Zielen eignet (Endbenutzerorientierung, Anwendbarkeit für die betriebliche Datenverarbeitung und Berücksichtigung besonderer Software-Qualitätsmerkmale). Bildet etwa das Software-Qualitätsmerkmal Portabiltät eine Zielvorgabe für die mit dem Schnittstellen-Management-System zu entwickelnden Anwendungsprogramme, so ist diese an der Schnittstelle des Anwendungsprogramms einerseits zu Systemsoftware und Hardware andererseits überprüfbar. Analog dazu kann etwa die Integrationsfähigkeit eines Anwendungsprogramms an seiner Schnittstelle zu anderen Anwendungsprogrammen beobachtet werden (s. Bild 2-1).

| = Schnittstelle(n)

Bild. 2-1: Schnittstellen und daran beobachtbare Zielsetzungen eines Anwendungsprogramm.es. 13

Vgl. RUF, Walter: Ein Software-Entwicklungs-System auf der Basis des Schnittstellen-Management-Ansatzes, a.a.O., S. 27 ff.

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

9

Ebenfalls offenbart sich an der Schnittstelle zwischen Anwendungsprogramm und -problem, ob ein Anwendungsprogramm den vom Anwendungsproblem geforderten Funktionsumfang besitzt. An dieser Schnittstelle läßt sich auch die Entwicklungsproduktivität beobachten, also wie schnell mit welchem Ressourceneinsatz welche Softwarelösung realisiert werden kann. Die Eignung der Benutzeroberfläche eines Anwendungsprogramms für die anvisierte Benutzergruppe ist an der Schnittstelle zwischen Anwendungsprogramm und Benutzer feststellbar. Wie bereits erwähnt wurde, basiert das Schnittstellen-Management-System auf dem Schnittstellen-Management-Ansatz. Im Rahmen des Schnittstellen-Management-Systems werden grundsätzlich zwei Gruppen von Schnittstellen unterschieden: - DV-technische Schnittstellen und - anwendungsorientierte Schnittstellen. Die beiden Schnittstellengruppen seien im folgenden kurz skizziert: 1. DV-technische Schnittstellen Sie realisieren die Verbindungen eines Anwendungsprogramms zur Hard- und Softwareumgebung. Im einzelnen sind dies: - Terminal-Schnittstelle, mit der die Verbindung eines Anwendungsprogramms zu Bildschirm und Tastatur hergestellt wird. - Drucker-Schnittstelle, - Modul-Modul-Schnittstelle, um eine Interprogramm-Kommunikation zu ermöglichen. - Daten-Schnittstelle, über die ein Anwendungsprogramm das Datenverwaltungssystem anspricht.

10

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

2. Anwendungsorientierte Schnittstellen Diese Gruppe von Schnittstellen stellt die Beziehungen eines Anwendungsprogramms einerseits mit dem Anwender und dem Anwendungsproblem auf der anderen Seite her. Unterscheidbar sind hier -

Mensch-Maschine-Schnittstelle. Sie umfaßt die Gesamtheit aller Bedien- und Anzeigeeinrichtungen eines Systems sowie die Art, in der sich das Schnittstellen-Management-System und die Anwendungsprogramme dem Benutzer präsentieren.

-

Dialogablauf-Steuerungsschnittstelle. Sie legt die Reihenfolge und die Art der im Anwendungsprogramm angesprungenen Dialogfelder fest.

-

Programm-Verarbeitungsschnittstelle, mit der die anwendungsproblem-spezifischen Verarbeitungsfunktionen des Anwendungsprogramms definiert werden, z.B. die Mehrwertsteuerberechnung im Rahmen der Rechnungstellung oder Zinsberechnungen.

-

Programm-Entwicklungsschnittstelle. Diese Schnittstelle koordiniert die Entwicklungsschritte vom Anwendungsproblem zum Anwendungsprogramm. Entwickelt und wartet man ein Anwendungsprogramm mit dem SchnittstellenManagement-System, so wird diese Schnittstelle über das Schnittstellen-Management-System realisiert.

Das Schnittstellen-Management-System wurde in den Jahren 1985 bis 1992 als Forschungsprojekt an der Abteilung Wirtschaftsinformatik I der Universität Göttingen im Rahmen der Dissertationen von RUF14, ROSENTHAL15, WALL16 und RESCH 17 14

Vgl. RUF, Walter: Ein Software-Entwicklungs-System auf der Basis des Schnittstellen-Management-Ansatzes, a.a.O., S. 1 ff.

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

11

sowohl in der Konzeption als auch als Prototyp in der Sprache COBOL realisiert. Das Schnittstellen-Management-System erzeugt ebenfalls COBOL-Quellcode. Sowohl das Entwicklungssystem als auch die generierten Anwendungsprogramme verwenden ausschließlich COBOL-Standardbefehle der ANSINorm von 1985. Damit ist eine größtmögliche Portabilität gewährleistet.'8 Unabhängig von bestimmten Anwendungsprogrammen müssen für die Daten des Unternehmens ein Datenmodell und damit auch Datenbeschreibungen erstellt werden. Für jede Datenbeschreibung wird mit Hilfe eines Generators die entsprechende Datenkapsel als Realisierung der Datenschnittstelle generiert. Die Spezifikation, d.h. die Festlegung der Funktionalität eines Anwendungsprogrammes erfolgt mit Hilfe mehrerer Spezifikationswerkzeuge. Diese stellen damit den wichtigsten Teil der Mensch-Maschine-Schnittstelle des SchnittstellenManagement-Systems zum Benutzer dar. Die Spezifikation werkzeuge erzeugen zum einen die Dialogablauf-Steuerungsschnittstelle und zum anderen die Programm-Verarbeitungsschnittstelle. Zusätzlich wurde ein Maskengenerator integriert, mit dem die konstanten Maskenteile (d.h. Überschriften usw.) festgelegt werden. Die Spezifikationswerkzeuge speichern die Spezifikation als indexsequentielle COBOL-Dateien, über die also die Dialogablauf-Steuerungsschnittstelle und die Programm-Verarbeitungsschnittstelle realisiert werden. Diese

15

Vgl. ROSENTHAL, Wolfgang: Der erweiterte Maskengenerator eines Software-Entwicklungs-Systems, a.a.O., S. 1 ff.

i6Vgl.

WALL, Friederike: Ein endbenutzerorientiertes zeug, a.a.O., S. 1 ff.

Spezifikationswerk-

i7Vgl.

RESCH, Joachim: Eine Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen in betriebliche Anwendungsprogramme, a.a.O., S. 1 ff.

18

Eine ausführliche Begründung für die Wahl von COBOL als Zielsprache des Schnittstellen-Management-Systems für die entwickelten Anwendungen sowie zur Implementierung des Schnittstellen-Management-Systems selbst findet sich in RUF, Walter: Ein Software-Entwicklungs-System auf der Basis des Schnittstellen-Management-Ansatzes, a.a.O., S. 102 ff.

12

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

Dateien werden von mehreren Anwendungsprogramm-Generatoren weiterverarbeitet und in COBOL-Quellcode umgesetzt. Die generierten Anwendungsprogramme werden übersetzt und zusammen mit den Datenmodulen sowie weiteren anwendungsunabhängigen Modulen zu lauffähigen Programmen gebunden. Der Benutzer des Schnittstellen-Management-Systems kommt mit der Zielsprache COBOL selbst nicht in Berührung. Der gesamte Entwicklungsprozeß wird kontrolliert über ein Dictionary. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, eine Entwicklungsdatenbank über alle bereits teilweise oder vollständig entwickelten Anwendungsprogramme zu führen. Bild 2-2 faßt die Funktionsweise des Schnittstellen-Management-Systems zusammen.

2 Ziele und grundsätzlicher Aufbau

13

"erweiterter" Maskengenerator

< Zugriffsmodulquellcode

>f

\ 7

Programmquellcode

Compile & Link

Anwendungsprogramm

Bild 2-2: Generelle Funktionsweise des Schnittstellen-Management-Systems.

3 Ausgewählte Komponenten des Schnittstellen-ManagementSystems

In diesem Kapitel werden als die wichtigsten Einzelwerkzeuge des Schnittstellen-Management-Systems das integrierte Dictionary (Abschnitt 3.1), der Datenmodulgenerator (Abschnitt 3.2) und natürlich die Spezifikationswerkzeuge (Abschnitt 3.3) vorgestellt. Dabei wird nicht angestrebt, die einzelnen Werkzeuge detailliert zu beschreiben; es werden hier vielmehr nur kurz deren grundsätzliche Eigenschaften skizziert. Für ausführliche Darstellungen der Komponenten des SchnittstellenManagement-Systems sei auf die Veröffentlichungen zu den einzelnen Forschungsprojekten verwiesen. Nicht beschrieben werden solche Werkzeuge, die völlig automatisch ohne weitere Benutzerinteraktion arbeiten, wie etwa die Anwendungsprogrammgeneratoren, oder die Werkzeuge, die von untergeordneter Bedeutung im Rahmen der durchgeführten Fallstudie waren, wie z.B. der Dateieditor.

3.1 Dictionary Ein zentraler Bestandteil des Schnittstellen-Management-Systems ist das Dictionaiy, da es grundsätzlich von einer ganzheitlichen Betrachtung ausgeht. Das Schnittstellen-Management-System dient der Software-Entwicklung, so daß anstelle der Begriffs des Dictionaries evtl. auch der einer Projektdatenbank angebracht erscheint.19 J 9 Vgl.

ENGELS, Gregor; SCHÄFER, Wilhelm: Programmentwicklungsumgebungen. Konzepte und Realisierung, Stuttgart 1989, S. 95.

16

3 Ausgewählte Komponenten

Die in dem Dictionary enthaltenen Metadaten beschreiben - Funktionen (Programme), - Daten und - Teile der Systemumgebung. Genauer werden die folgenden Beschreibungselemente im Dictionaiy geführt: 1. Funktionsbeschreibungen Die Funktionen der Anwendungsprogramme werden über die Dialogablauf-Steuerungsschnittstelle und die Programm-Verarbeitungsschnittstelle definiert. Die Schnittstellenspezifikationen werden mit Hilfe der Spezifikationswerkzeuge erstellt, als Dateien abgelegt und schließlich von den Anwendungsprogrammgeneratoren weiterverwendet. Dies sind -

die Dialogabläufe, die benutzerdefinierten Verarbeitungsfunktionen sowie die Masken der Programme.

2. Datenbeschreibungen Das Dictionary beschreibt weiterhin sämtliche im Zugriff befindlichen Daten des Schnittstellen-Management-Systems. Im einzelnen werden beschrieben -

die Datenbasen, die sich im Zugriff befinden, die Dateien, die in einer Datenbasis enthalten sind und die Zugriffsmöglichkeiten auf die Dateien, also die Zugriffsverfahren und die Zugriffspfade. - die Dateibeschreibungen, also Anzahl, Namen und Art der in den Dateien gehaltenen Felder.

3.1 Dictionary

17

3. Systemumgebung Als Komponenten der Systemumgebung des SchnittstellenManagement-Systems sind im Dictionary u.a. Daten gespeichert über - Benutzer und deren Zugriffsberechtigungen, - die zur Verfügung stehenden externen, d.h. nicht zum Schnittstellen-Management-System gehörenden Entwicklungswerkzeuge, wie etwa Compiler, Linker oder Editoren, - sämtliche mit Hilfe des Schnittstellen-Management-Systems ganz oder erst teilweise entwickelten Anwendungsprogramme und insbesondere deren Entwicklungsstände. Die im Rahmen des Dictionaries gehaltenen Daten sind derzeit als indexsequentielle COBOL-Dateien gespeichert, wobei die Zugriffsmodule auf diese Dateien wiederum mit dem Datenmodulgenerator des Schnittstellen-Management-Systems erzeugt wurden. Diese Form wurde wegen der Portabilität gewählt; denkbar wäre es aufgrund der universellen Datenschnittstelle des Schnittstellen-Management-Systems natürlich auch, die Daten in einem Datenbanksystem zu halten, was aber bekanntlich die Portabilität verringern würde. Das Schnittstellen-Management-System wurde selbst auch dazu verwendet, die Programme des Data Dictionary Management Systems zu entwickeln, mit denen die Datenbasis des Dictionaries (Data Dictionaiy Data Base) verwaltet wird, also zum Beispiel die Programme zur Verwaltung der im Zugriff befindlichen Datenbasen und der Zugriffsverfahren. Das Dictionaiy steht in mehrfacher Hinsicht in Verbindung mit den einzelnen Entwicklungswerkzeugen des Schnittstellen-Management-Systems: -

Im Idealfall verwendet ein zu entwickelndes Anwendungsprogramm nur Felder, die bereits innerhalb vorhandener Dateibeschreibungen dokumentiert sind.

18

3 Ausgewählte Komponenten

In diesem Fall können bei der Spezifikation des Dialogablaufs zum Beispiel Eingabefehler bei Feldnamen vermieden werden, wenn der Benutzer die Dialogfelder nur aus einer Liste selektieren muß. - Auch die fehlerhafte Feldverwendung im Rahmen von benutzerdefinierten Verarbeitungsvorschriften, wie etwa Berechnungen mit alphanumerischen Feldern, können weitgehend verhindert werden. Prüfroutinen im Rahmen des Spezifikationswerkzeugs können - gestützt auf Informationen aus dem Dictionaiy - derartige Fehler abfangen. -

Die Anwendungsprogrammgeneratoren greifen auf die in der Dictionary-Datenbasis enthaltenen Dateien zu Dialogabläufen, Verarbeitungsfunktionen und Masken zu und setzen diese in COBOL-Quellcode um.

-

Der Datenmodulgenerator verwendet diejenigen im Dictionary enthaltenen Informationen, die die für die Anwendungen zur Verfügung stehenden Daten beschreiben (vgl. Punkt b) oben).

Als ein Bestandteil des Dictionaries wurde im Rahmen des Schnittstellen-Management-Systems die Programm-Entwicklungsschnittstelle aufgefaßt und realisiert. Wie bereits oben erwähnt, koordiniert diese Schnittstelle die Entwicklungsschritte bei der Programm-Entwicklung mit dem Schnittstellen-Management-System. Konkreter bedeutet dies auch, daj3 die Zulässigkeit einzelner Entwicklungsschritte kontextabhängig kontrolliert werden muß. Diese Notwendigkeit wurde in allerersten Erfahrungen aus dem Einsatz des Schnittstellen-Management-Systems mit Endbenutzern offenbar: es hat sich gezeigt, daß es Endbenutzern zwar so gut wie keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet, Anwendungsprogramme zu spezifizieren; vielmehr ergaben sich fast alle Probleme dadurch, daß die Entwicklungsschritte nicht in kontrollierter

3.1 Dictionary

19

Reihenfolge ausgeführt wurden und daß die dann erscheinenden Fehlermeldungen von den Benutzern nicht richtig interpretiert werden konnten. So ergab sich eine häufiger auftretende Fehlerquelle zum Beispiel dadurch, daß die spezifizierten Anwendungsprogramme Felder benutzten, für die zwar eine Dateibeschreibung vorlag, deren Zugriffsmodule aber noch nicht generiert worden waren. Beim Versuch, die generierten Anwendungsprogramme zu binden bzw. aufzurufen, kam es zu Fehlermeldungen, deren Ursache natürlich von Endbenutzern nicht ohne weiteres behoben werden konnten. Mit dem Ziel, derartige Fehler zu vermeiden, wurden zahlreiche Kontrollmechanismen in die Programm-Entwicklungsschnittstelle integriert, die auf den im Dictionary enthaltenen Informationen über die Entwicklungsstände der einzelnen Anwendungen und Zugriffsmodule beruhen. So ist es z.B. nicht möglich, ein Anwendungsprogramm, das aus Benutzersicht bereits spezifiziert ist, aber noch nicht fehlerfrei generierbar ist, weiter zu verwenden; das Dictionary gibt dann eine entsprechende Fehlermeldung aus. Bild 3.1-1 zeigt eine Oberfläche der Programm-Entwicklungsschnittstelle: in dieser Situation ist das Materialwirtschaftsprogramm MAWI1 (s. rechtes unteres Fenster) fehlerfrei generiert worden. Im linken Teil des Bildschirms sind die Entwicklungswerkzeuge in der Reihenfolge des Entwicklungsprozesses abgebildet.20 Es sind die für den jeweiligen Entwicklungsstand aufrufbaren Entwicklungswerkzeuge schattiert unterlegt. So kann der Benutzer entweder mit den in den Maskengenerator integrierten Spezifikationswerkzeugen die Spezifikation des Programmes MAWI1 verändern oder im Entwicklungsprozeß fortfahren und das Programm compilieren.

20

Der Begriff «Maskengenerator» steht hier für die Spezifikationswerkzeuge.

20

3 Ausgewählte Komponenten

S C H N I T T S T E L L E N Anwendungs-

M A N A G E M E N T - S Y S T E M

Da tei edi tor

Programm [Maskengenerator

Ztigri f f s m o d u l -

Anwendungsprgr .

generator

wechseln

|

Programmgenerator Generiertes

Programm

IContpi 1 i e r t e s Programm

Programm

compilieren binden

starten

Programmname: Status:

[ESC) - Abbruch

| [ENDi - inde der Auswahl

Bild 3.1-1: Benutzeroberfläche schnittstelle.

MAWI1

Programm

generiert

| Cursorbewegung und [ENTER] zur Anwahl

der

Programm-Entwicklungs-

3.2 Datenschnittstelle

21

3.2 Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen Die Datenschnittstelle verbindet ein Anwendungsprogramm mit dem Datensystem, sei es ein Dateiverwaltungssystem oder ein Datenbanksystem. Um eine größtmögliche Flexibilität bei der Anbindung unterschiedlicher Datensysteme insbesondere auch im Hinblick auf verteilte Systeme zu erzielen, werden die Anwendungsprogramme selbst nicht davon berührt, welches Datenverwaltungssystem für die benutzten Daten zuständig ist. Die Konzeption der Datenschnittstelle wurde von R U F 2 1 entwickelt und von RESCH 22 für beliebige Datenbasen und verteilte Datenbestände erweitert: Die Zugriffe eines Anwendungsprogramms, das mit dem Schnittstellen-Management-System entwickelt wurde, auf die Datenbestände erfolgen über ein Zwischenmodul. Erst innerhalb dieses Zwischenmoduls werden die für die benötigten Dateien zuständigen Datenzugriffsmodule aktiviert. Die Datenmodule führen die konkreten Datenzugriffsoperationen (z.B. Lesen, Schreiben) aus. Die Datenmodule realisieren jeweils einen abstrakten Datentyp, d.h., jedes Datenmodul ist durch die Deklaration sämtlicher damit ausführbaren Operationen vollständig definiert, und alle Zugriffe auf das jeweilige Datenobjekt erfolgen ausschließlich über die Datenmodule.23 Nach dem eigentlichen Datenzugriff wird die Kontrolle wieder an das Zwischenmodul und dann an das aufrufende Anwendungsprogramm übertragen.

21

Vgl. RUF, Walter: Ein Software-Entwicklungs-System auf der Basis des Schnittstellen-Management-Ansatzes, a.a.O., S. 186.

22

Vgl. RESCH, Joachim: Eine Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen in betriebliche Anwendungsprogramme, a.a.O., S. 1 ff.

23

Vgl. z.B. DENERT, Ernst: Software-Modularisierung, Informatik Spektrum 2 (1979), S. 204 ff.

22

3 Ausgewählte

Komponenten

Bild 3.2-1 zeigt den konzeptionellen Aufbau der Datenschnittstelle.

Bild 3.2-1: Aufbau der

Datenschnittstelle.

Der wesentliche Vorteil dieser Konzeption besteht darin, d a ß die Anwendungsprogramme nicht n u r von den konkreten Datenverwaltungsbefehlen entkoppelt sind, sondern a u c h von der Entscheidung unabhängig sind, in welchem Datenverwaltungssystem eine Datei geführt wird. Die Zugriffsmodule könn e n ausgetauscht werden, ohne d a ß die Anwendungsprogramme selbst hiervon berührt werden. Unmittelbar offensichtlich ist dieser Vorteil auch f ü r die verteilte Informationsverarbeitung. Um die Datenkapsel für eine Datei zu erzeugen, werden die im Dictionary zu speichernden datenbezogenen Informationen über

3.2 Datenschnittstelle

23

- die zugehörige Datenbasis (z.B. Name, evtl. Suchpfad für die Datenbasis...), - das Zugriffsverfahren auf die Datenbasis (z.B. ISAM oder COBOL-ESQL), - generelle Dateieigenschaften (Dateiname, Datenbasis, Anzahl der Schlüssel, Satzlänge...) und - die einzelnen Felder der Datei (Feldnamen, Feldtypen, Feldlängen...) vorausgesetzt.24 Wenn das Dictionaiy mit diesen Daten versorgt ist, gestaltet sich die eigentliche Generierung der Datenzugriffsmodule sehr einfach. Der Datenmodulgenerator hat die in Bild 3.2-2 dargestellte Oberfläche.

Generierung von Zugriffsmodulen

Datenbas i s ICOBOL-Dateiensystem

Zugriffsverfahren | IISAM

1

Datei MAWI-001 IMAWI

ORACLE

002

i

dBASE ADABAS SQL-Server SQL/DS

[ESC]-Abbruch

| [ E N D ] - E n d e d. A u s w a h l

| Cursortasten.

UNTER]

zur

Auswahl

Bild 3.2-2: Benutzeroberfläche des Datenmodulgenerators.

24

Vgl. RESCH, Joachim: Eine Datenschnittstelle zur Integration heterogener Datenbasen in betriebliche Anwendungsprogramme, a.a.O., S. 123 ff.

24

3 Ausgewählte

Komponenten

Der mittlere Bereich des Bildschirms zeigt drei Spalten, die eine dreistufige Kommandohierarchie mit von links n a c h rechts a b n e h m e n d e n Hierarchiestufen abbilden: In der linken Spalte sind sämtliche verfügbaren Datenbasen aufgelistet. Hervorgehoben ist die Datenbasis, die die Datei führt, f ü r die ein Zugriffsmodul generiert werden soll. Die mittlere Spalte enthält die möglichen Zugriffsverfahren der in der linken Spalte angewählten Datenbasis. Im Beispiel a u s Bild 3.2-3 ist als Datenbasis das COBOL-Dateiensystem angewählt, das n u r ISAM-Zugriffe gestattet. Die rechte Spalte f ü h r t sämtliche Dateien für die angewählte Datenbasis u n d d a s selektive Zugriffsverfahren auf. Die aktuelle Spalte wird jeweils farbig unterlegt (Bild 3.2-3).

Generierung von

Zugriffsverfahren

Datenbasi s COBOL-Dateiensystem ORACLE dBASE

Zugriffsmodulen

IC-ESQl | COBOL-ESQL

Datei | |MAWI 001

|

ADABAS SOL- S e r v e r SQL/DS

[ESC]-Abbruch

| [END] - Ende d. Auswahl

Bild 3.2-3: Auswahl

| Cursortasterl,

der Datenbasis für ein

[ENTER] zur Auswahl

Datenmodul.

3.2 Datenschnittstelle

25

Hat der Benutzer die Auswahl abgeschlossen, wird der Generierungsprozeß initialisiert, und es erscheint der in Abbildung 3.2-4 dargestellte Bildschirm. Neben der angewählten Datenbasis, dem Zugriffsverfahren und dem Namen der Datei wird rechts eine genauere Dateibeschreibung angezeigt. Darunter werden Informationen darüber ausgegeben, wie weit der Generierungsprozeß gerade gediehen ist.

Generierung

von

Zugriffsmodulen

Dateibeschreibung

D a t e n b a s i s : ORACLE

Z u g r i f f . . . : C-ESQL

Datei

: MAWI 001

IDENT NR BEZEICHNUN DPA WERKSTOFF MENGEN EH GEW PRO EH SACHBEARB GESAMTBESTAND

G e n e r i e r u n g von ..\GEN_PR0G\MAWI 1001. PC normal G e n e r i e r u n g von F C - 0 0 1 . L I B normal beendet G e n e r i e r u n g von S T - 0 0 1 . L I B normal beendet G e n e r i e r u n g von W 0 - 0 0 1 . L I B normal beendet G e n e r i e r u n g von I 0 R - 0 0 1 . U B läuft...

beendet

Bild 3.2-4: Generierungsprozeß für Datenmodule.

A A A A A N A N

10 30 01 20 03 06 20 09

00 00 00 00 00 00 00 03

26

3 Ausgewählte Komponenten

3.3 Spezifikationswerkzeuge Bei der Entwicklung eines Anwendungssystems mit dem Schnittstellen-Management-System kommt der Benutzer vor allem mit den Spezifikationswerkzeugen in Berührung. Ihre Benutzungsoberflächen und funktionale Mächtigkeit bestimmen entscheidend die Funktionalität der erzeugten Anwendungsprogramme .

3.3.1 Spezifikation des Dialogablaufs Große Aufmerksamkeit wurde der Gestaltung der MenschMaschine-Schnittstelle des Spezifikationswerkzeuges für den Dialogablauf, das auch als (erweiterter) Maskengenerator bezeichnet wird, gewidmet. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle wurde von ROSENTHAL in einem interdisziplinären Ansatz aus Forschungsergebnissen der Psychologie und Arbeitswissenschaft und unter Beachtung der Grundsätze der DIN 66234 entwickelt. Gleichzeitig war diese Mensch-Maschine-Schnittsteile im Interesse einer möglichst großen Einheitlichkeit richtungweisend für die Benutzeroberflächen der übrigen Entwicklungswerkzeuge des Schnittstellen-Management-Sy25 stems. Die von ROSENTHAL entworfene Mensch-Maschine-Schnittsteile dieses Spezifikationswerkzeugs sieht drei Dialogformen vor.26 Der Benutzer kann die Dialogform, in der er arbeiten möchte, vor Beginn seiner Arbeit auswählen, aber auch währenddessen zwischen den Arbeitsmodi

25

Vgl. die Ausführungen in ROSENTHAL, Wolfgang: Der erweiterte Maskengenerator eines Software-Entwicklungs-Systems, a.a.O., S. 1 ff.

26

Vgl. dazu ROSENTHAL, Wolfgang: Der erweiterte Maskengenerator eines Software-Entwicklungs-Systems, a.a.O., S. 149 ff., vgl. auch BIETHAHN, Jörg; ROSENTHAL, Wolfgang: Der Maskengenerator als Bestandteil eines modular aufgebauten Software-Entwicklungssystems, a.a.O., S. 12 ff., 41 ff., 54 ff.

3.3

Spezifikationswerkzeuge

27

- Kommandomodus, - Menümodus u n d -

Hilfemodus

wechseln. Die Arbeitsmodi seien im folgenden kurz skizziert: 1.

Kommandomodus

Am unteren Rand des Bildschirms werden dem Benutzer in einer Kommandozeile alle Befehle angezeigt, die in der jeweiligen Situation zur Verfügung stehen. Der Benutzer ruft einen Befehl durch die Eingabe seines Anfangsbuchstabens auf. Das Eingabefeld zum Aufrufen von Befehlen befindet sich im linken Teil der Kommandozeile. Natürlich darf jeder Anfangsb u c h s t a b e pro Kommandozeile n u r einmal belegt sein. Die aufgerufene Befehlsfolge wird d u r c h die Folge der eingegeben e n Anfangsbuchstaben im linken Teil der Kommandozeile repräsentiert («Kommandospur»). Das folgende Bild 3.3.1-1 zeigt das Spezifikationswerkzeug für den Fall, daJ3 ein neues Feld einer Maske hinzugefügt wird. Die entsprechende Kommandospur wird im linken Teil der Kommandozeile angezeigt.

28

3 Ausgewählte Komponenten

ESC

Kommando•7ei1e

Fl

Hilfesystero

F2 • Kommando Menü

0

Ouit

MATBfST

ield

Verarbeitungsfunktion

Ouit

Fl-Hilfesystem

Wählen Sit* e i n e n A n f a n g s b u c h s t a b e n .

t?

H I f e s y s t e m oder

MAWIilCl

Kommancio-Meni, ESC MATBfST

F

Farben

B 1 e ;

wäh;en

Anleger

Ändern

S i e den A n f a n g s b u c h s t a b e n

MAWICC1

Positionsbearbeitung oder

zurück

Menü

ESC

Zurück

ESC MATBFST

fA Eingabefeld Ausgabefeld Updatefeld V e r a r b e i t u n g s - F e l d Bitte

w ä h l e n S i e c