Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Philosophen [Reprint 2010 ed.] 9783110966961, 9783598114304

"Er eignet sich deshalb vorzüglich für universitätsgeschichtliche Studien und lädt dazu ein, Philosophiegeschichte

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Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Philosophen [Reprint 2010 ed.]
 9783110966961, 9783598114304

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Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Philosophen Bearbeitet von Bruno Jahn

K - G - S ä u r München

2001

Auf der Grundlage der von Walther Killy t und Rudolf Vierhaus herausgegebenen „Deutschen Biographischen Enzyklopädie" Im Wissenschaftlichen Beirat der „Deutschen Biographischen Enzyklopädie" war Professsor Dr. Dr. h.c. Bernd Moeller für den Bereich Philosophie zuständig Redaktionelle Mitarbeit: Sven Koch, Tanja Nause Redaktionsschluß: 30. April 2001

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Philosophen / bearbeitet von Bruno Jahn. München : Säur, 2001 ISBN 3-598-11430-3 Gedruckt auf säurefreiem und chlorarmem Papier Printed on acid-free and chlorine-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Säur Verlag GmbH, München 2001 Printed in the Federal Republic of Germany Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Binden: Strauss Offsetdruck GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-11430-3

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Autorenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis

Biographische Artikel

VII IX XIII

l

Zeittafel

473

Personenregister

489

Ortsregister

537

Chronologisches Werkverzeichnis

587

Vorwort „ Ob man philosophieren muß und ob man nicht philosophieren muß, philosophieren muß man in jedem Falle." Aristoteles

Das vorliegende Werk wurde auf der Grundlage der in den Jahren 1995 bis 2000 in zehn Bänden und zwei Supplementen erschienenen Deutschen Biographischen Enzyklopädie (DBE), herausgegeben von Walther Killy und Rudolf Vierhaus, erarbeitet. Es informiert über rund l 370 Philosophen und Philosophinnen und bietet eine Darstellung des philosophischen Denkens im deutschen Kulturraum vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Deutschsprachige Österreicher und Schweizer sind ebenso enthalten wie Ausländer, deren Wirken sich in deutschen Ländern entfaltet hat. Gegenüber der Deutschen Biographischen Enzyklopädie wurden zusätzlich rund 170 Artikel zu Philosophen aufgenommen, die während der Erarbeitung des Werkes verstorben oder zunächst nicht berücksichtigt worden sind. Die nicht signierten Beiträge wurden zum größten Teil überarbeitet, um weitere Werktitel ergänzt und mit Hinweisen zur Sekundärliteratur versehen. Gemäß den Grundsätzen der Deutschen Biographischen Enzyklopädie fanden noch lebende Philosophen keine Aufnahme. Wer kann als Philosoph gelten? Einer, der nicht nur als Philosoph tätig war, Max Bense, meint: „Es gibt verschiedene Arten von Philosophen, wie es verschiedene Arten von Menschen gibt. Zu jeder Art von Menschen gehört die entsprechende Art von Philosophen, ernste, lächerliche, weinerliche, herbe, gesunde und kranke. Ja es kennzeichnet geradezu die platonische Idee des Philosophen, daß er vielfältig möglich ist. Merkwürdigerweise belehrt darüber keine Theorie, sondern das Leben selbst schwemmt in der Gestalt der verschiedenen Menschen zugleich auch die verschiedenen Arten von Philosophen heran, so wie ein Strom bestimmte, seltsame Steine gelegentlich und absichtslos an das Ufer wirft" (Umgang mit Philosophen, 1940). Da Definitionen von Philosophie so zahlreich sind wie die ihnen zugrundeliegenden philosophischen Konzeptionen, wird auch diese Frage vielfältig beantwortet. Anders als die Fachwissenschaften hat die Philosophie keinen ihr eigentlichen Gegenstand, über dessen Definition ihre Eigenart und Aufgabe bestimmt werden könnte. Eine begriffsgeschichtliche Ableitung hat bei der ursprünglich griechischen Bedeutung des Wortes philosophos zu beginnen. Wer nach Weisheit (sophia), verstanden im Sinne der Wohlberatenheit, strebt, ist bei Platon noch kein Weiser (sophos), sondern jemand, der auf dem Weg ist, ihr Freund (philos) zu werden. Im Unterschied dazu ist sophia bei Aristoteles, der sie den dianoetischen Tugenden zurechnet, ein mehr oder weniger

vollkommenes Wissen. Philosophie bezeichnet bei ihm unter anderem eine allgemeine geistige, ingeniöse Tätigkeit. Der transitive Gebrauch des Verbs philosophein meint dann soviel wie etwas erfinden, ausdenken, philosophisch durchdringen, über etwas philosophieren. Der Philosoph im engeren Sinne ist jemand, der etwas auf grundsätzliche Weise untersucht. Nach Kant beschäftigt sich der Philosoph mit der Frage „1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? ... Der Philosoph muß also bestimmen können 1. die Quellen des menschlichen Wissens, 2. den Umfang des möglichen und nützlichen Gebrauchs alles Wissens, und endlich 3. die Grenzen der Vernunft ... Jeder philosophische Denker baut, so zu sagen, auf den Trümmern eines ändern sein eigenes Werk; nie aber ist eines zu Stande gekommen, das in allen seinen Teilen beständig gewesen wäre" (Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen, 1800). Für diesen Band wurden jene Persönlichkeiten ausgewählt, die - im weitesten Sinn und oft nur mit einem Teil ihres Schaffens - einen Beitrag zu einer der vielen heutigen Disziplinen der Philosophie leisteten. So wurden zum Beispiel Theologen, die auch als Religionsphilosophen, Juristen, die auch als Rechtsphilosophen wichtig sind, sowie Naturwissenschaftler, deren naturphilosophische Arbeiten von Bedeutung waren, als Philosophen angesehen. So findet man etwa auch Beiträge über die Physiker Werner Heisenberg, Max Planck und Erwin Schrödinger sowie über die Psychoanalytiker Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Damit soll ein zu eng gefaßter Begriff von Philosophie, auch mit Blick auf verwandte Fragen in anderen Wissenschaften, vermieden, die philosophische Dimension und Bedeutung ihres Denkens hervorgehoben werden. Als Ernst Mach als Philosoph an die Universität Wien berufen wurde, warf Friedrich Jodl in seiner Opposition gegen „philosophierende Physiker" den dafür Verantwortlichen vor, „die eigentliche Philosophie ganz zu eskamotieren und nur noch Experimental-Wissenschaft und Methodologie übrig zu lassen" (Brief an Wilhelm Bolin vom l. März 1895). Mach seinerseits charakterisierte sich selbst als jemanden, der nur als „Sonntagsjäger" das Gebiet der Philosophie durchstreifen könne - auch in Abgrenzung von jenen, die allein im „Land des Transcendenten" den Ort des Philosophen sehen (Vorwort zu: Erkenntnis und Irrtum, 1905). 1903-06 übernahm Ludwig Boltzmann die Vorlesungen über Naturphilosophie, die vorher Mach gehalten hatte, und meinte in seinem Antrittsvortrag, daß es ihm „in Hinblick auf diese alten philosophischen Vll

Vorwort Systeme" fast schiene, als hätte man in ihm „den Bock zum Gärtner" gemacht. Andererseits: „Es könnte doch sein, daß ein Hecht im Karpfenteiche größeren Nutzen hat, als noch ein Karpfen mehr" (Über eine These Schopenhauers, 1905). Neben den Kriterien für die Aufnahme einiger Personen mögen aber auch die Umfange einzelner Artikel nicht von vornherein einsichtig sein. So dürften zum Beispiel bei Friedrich Schiller seine philosophischen Schriften Über die ästhetische Erziehung des Menschen und Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? nicht ungenannt bleiben. Daß sein Leben und Wirken in einem vergleichsweise langen Artikel abgehandelt wurde, ist der Deutschen Biographischen Enzyklopädie geschuldet. Die dort enthaltenen signierten Beiträge wurden - bis auf Ergänzungen im Literaturverzeichnis - in der Regel unverändert übernommen. Bei der Auswahl der Aufzunehmenden sollten nicht nur die Philosophen vorgestellt werden, die in besonderem Maße die philosophische Diskussion bestimmt haben, sondern auch jene berücksichtigt werden, die als philosophische Außenseiter nicht im allgemeinen Bewußtsein stehen. Der Band enthält ebenfalls deutsche Philosophen und Philosophinnen des Mittelalters, einer Zeit, in der die Zentren des Geisteslebens in Frankreich und Italien lagen und allgemein eine Unterscheidung zwischen Theologie und Philosophie nicht möglich ist. Nicht nur dem allgemein Interessierten, sondern auch dem Fachmann wird auf diesem Wege Information geboten. Die Biographien enthalten Aussagen über Leben, Lehre und Schriften der jeweiligen Persönlichkeit. Aus den Biographien wird deutlich, daß Philosophen nicht nur philosophisch Denkende, sondern auch politisch und institutionell Handelnde sind. Sie sind mit ihrem Denken, ihrem Handeln und ihren persönlichen Schicksalen verwoben in Ereignisse ihrer Zeit.

Der Anhang gliedert sich in vier Teile. Eine Zeittafel ermöglicht das vergleichende Lesen zeitgleicher Biographien („... ein jeder, um zehn Jahre früher oder später geboren, dürfte, was seine eigene Bildung und die Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden sein": Johann Wolfgang von Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit). Im Personenregister sind neben den Personen, die ein eigenes Stichwort haben, die in den Artikeln erwähnten Personen, das heißt Verwandte, wichtige Lehrer, Freunde und Gegner usw., aufgeführt. Dem Ortsregister, das die in den Artikeln erwähnten Orte verzeichnet, folgt ein chronologisches Werkverzeichnis mit den Titeln aus den Biographien und dem jeweiligen Abschnitt „Weitere Werke". Zu Beginn eines Vortrags mit dem Titel „Inkompetenzkompensationskompetenz?" (1973), in dem er sich mit der Frage nach Kompetenz und Inkompetenz der Philosophie, ihrer „Kompetenzreduktion" und „Reduktionskompensation" beschäftigte, erzählte Odo Marquard folgende Geschichte: „Bei einem chinesischen Henkerwettstreit - so wird erzählt - geriet der zweite Finalist in die Verlegenheit, eine schier unüberbietbar präzise Enthauptung durch seinen Konkurrenten, der vor ihm dran war, überbieten zu müssen. Es herrschte Spannung. Mit scharfer Klinge führte er seinen Streich. Jedoch der Kopf des zu Enthauptenden fiel nicht, und der also scheinbar noch nicht enthauptete Delinquent blickte den Henker erstaunt und fragend an. Drauf dieser zu ihm: Nicken Sie mal." Und er fragte, was dieser Kopf denke, bevor er nickt, „denn das müßte doch Ähnlichkeit haben mit Gedanken der Philosophie über sich selber".

Bruno Jahn München, April 2001

Autorenverzeichnis

Professor Dr. Siegfried Bahne Friedrich Engels Karl Kautsky Wilhelm Weitling Professor Dr. Axel W. Bauer Georg Ernst Stahl Gabriele Ball Johann Christoph Gottsched Beate Beckmann Edith Stein Professor Dr. Dr. b.c. Gustav Adolf Benrath Johann Caspar Lavater Professor Dr. Frank Benseler György von Lukäcs Dr. Klaus Beyrer Heinrich Hertz Dr. Raimund Bezold Karl Philipp Moritz Privatdozent Dr. Martin Bondeli Karl Leonhard Reinhold Professor Dr. Hartmut Boockmann t Nikolaus von Kues Professor Dr. Peter Brandt Gustav Landauer Professor Dr. Herbert Breger Gottfried Wilhelm Leibniz Professor Dr. Dieter Breuer Angelus Silesius Professor Dr. Stefan Breuer Oswald Spengler Professor Dr. Bernhard vom Brocke Werner Sombart Günter de Bruyn Jean Paul Professor Dr. Dr. Dr. Manfred Büttner Gerhard Mercator Privatdozent Dr. Christoph Bultmann Johann Gottfried Herder Hermann Samuel Reimarus Professor Dr. Dr. h.c. mult. Walter Burkert Olof Gigon Professor Dr. Victor Conzemius Johann Michael von Sailer Professor Dr. Konrad Cramer Immanuel Kant Professor Dr. Friedrich Ebel Friedrich Carl von Savigny Dr. Ina Ebert Samuel Frh. von Pufendorf Carl Schmitt Professor Dr. Wolfgang U. Eckart Daniel Sennert

Professor Dr. Dietrich von Engelhardt Karl Ernst von Baer Alexander Braun Carl Gustav Carus Johann Benjamin Erhard Adolph Karl August Eschenmayer Friedrich Groos Franz Anton Mesmer Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck Lorenz Oken Johann Wilhelm Ritter Gotthilf Heinrich von Schubert Henrik Steffens Ignaz Paul Vitalis Troxler Carl Joseph Hieronymus Windischmann Professor Dr. Michael Erbe Friedrich Meinecke Professor Dr. Wilhelm K. Essler Rudolf Carnap Dr. Martin Evang Rudolf Bultmann Professor Dr. Hans-Peter Falk Ludwig Wittgenstein Dr. Emil A. Fellmann Leonhard Euler Professor Dr. Iring Fetscher Ferdinand Lassalle Dr. Cornelia Fischer Eduard von Hartmann Professor Dr. Dieter Flamm Ludwig Boltzmann Professor Dr. Andreas Flitner Wilhelm von Humboldt Professor Dr. Hans Friedrich Fulda Georg Wilhelm Friedrich Hegel Professor Dr. Volker Gerhardt Friedrich Nietzsche Professor Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz Edith Stein Professor Dr. Dr. h.c. Erich Gräßer Albert Schweitzer Professor Dr. Helga Grebing Rosa Luxemburg Professor Dr. Horst Gundlach Wilhelm Wundt Professor Dr. Karl S. Guthke Gotthold Ephraim Lessing Privatdozent Dr. Michael Hagner Emil Du Bois-Reymond Rudolph Wagner Professor Dr. Miriam Hansen Siegfried Kracauer Professor Dr. Hans-Peter Harstick Karl Marx IX

Autorenverzeichnis Dr. Werner Hechberger Otto von Freising Professor Dr. Michael Heidelberger Gustav Theodor Fechner Dr. habil. Klaus Hentschel Hermann Weyl Professor Dr. Armin Hermann Max Born Albert Einstein Professor Dr. Ulrich Herrmann Friedrich Paulsen Dr. Andreas Hochholzer Elias Canetti Max Horkheimer Karl Jaspers Dr. Dorothea Hölscher-Lohmeyer Johann Wolfgang von Goethe Dr. David Marc Hoffmann Rudolf Steiner Dr. Dieter Hoffmann Ernst Mach Professor Dr. Heinz Holeczek Desiderius Erasmus von Rotterdam Professor Dr. Helmut Holzhey Hermann Cohen Professor Dr. Rolf-Peter Horstmann Friedrich Heinrich Jacobi Privatdozent Dr. Hans Werner Ingensiep Ludwig von Bertalanffy Jacob Moleschott Jakob Baron von Uexkiill Carl Vogt Professor Dr. Wilhelm G. Jacobs Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling Bruno Jahn Hans Blumenberg Hans Jonas Herbert Marcuse Friedrich Theodor Vischer Professor Dr. Willi Jasper Hannah Arendt Privatdozent Dr. Ulrich Joost Georg Christoph Lichtenberg Ekkehard Jost Hans Kelsen Raphael Kaeser Bernard Bolzano Karl Löwith Professor Dr. Walter Kaiser Hermann von Helmholtz Kai Torsten Kanz Carl Friedrich von Kielmeyer Professor Dr. Dr. b.c. mult. Arthur Kaufmann t Gustav Radbruch Professor Dr. Eckhard Keßler Paul Oskar Kristeller Professor Dr. Helmut Klages Helmut Schelsky Professor Dr. Andreas Kleiner! Abraham Gotthelf Kästner

Professor Dr. Hans-Albrecht Koch Reinhold Schneider Eduard Spranger Karl Vossler Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Koopmann Friedrich von Schiller Professor Dr. Dietrich Korsch Karl Barth Professor Dr. Raymund Kottje Hrabanus Maurus Professor Dr. Fritz Krafft Georgius Agricola Nicolaus Copernicus Johannes Kepler Dr. Hans-Christof Kraus Carl Ludwig von Haller Adam Heinrich Müller Wilhelm Heinrich Riehl Friedrich Julius Stahl Dr. Erika Krauße Ernst Haeckel Professor Dr. Detlef Laugwitz Bernhard Riemann Dr. habil. Gabriele Lautenschläger Hildegard von Bingen Dr. Silke Lehmann Lorenz von Stein Professor Dr. Erwin Leibfried Wilhelm Dilthey Paul Graf Yorck von Wartenburg Privatdozent Dr. Klaus Lichtblau Karl Mannheim Professor Dr. Burkhardt Lindner Walter Benjamin Professor Dr. Paul Michael Lützeler Hermann Broch Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Maier Joseph von Görres Dr. Giovanni Maio Andreas Röschlaub Dr. Michael Matthiesen Alfred Vierkandt Professor Dr. Dr. Günter Meckenstock Johann Gottlieb Fichte Professor Dr. Christoph Meine! Joachim Jungius Dr. Karl von Meyenn Werner Heisenberg Wolfgang Pauli Professor Dr. Jürgen Miethke Hugo von Sankt Viktor Professor Dr. Reinhard Mocek Hans Adolf Eduard Driesch Wilhelm Roux Professor Dr. Dr. h.c. Bernd Moeller Martin Luther Huldrych Zwingli Professor Dr. Dr. h.c. Wolfgang J. Mommsen Max Weber Professor Dr. Wolf-Dieter Müller-Jahncke Athanasius Kircher

Autorenverzeichnis Dr. Hans-Joachim Niemann Karl Raimund Popper Professor Dr. Dr. Kurt Nowak Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher David Friedrich Strauß Professor Dr. Heinz Paetzold Ernst Cassirer Professor Dr. Sven Papcke Rene König Professor Dr. Roger Paulin Novalis Friedrich von Schlegel Professor Dr. Margarita Pazi Max Brod Professor Dr. Otto Pöggeler Martin Heidegger Max Scheler

Professor Dr. Henning Schröer Johann Amos Comenius Professor Dr. Harm G. Schröter Alfred Weber Dr. Peter Schumann Carl von Clausewitz Johann Gustav Droysen Dr. Astrid Seele Johannes Reuchlin Professor Dr. Peter Seidmann Carl Gustav Jung Professor Dr. Hellmut Sichtermann Johann Joachim Winckelmann Professor Dr. Notger Slenczka Edmund Husserl Professor Dr. David Sorkin Moses Mendelssohn

Professor Dr. Ulrich Pothast Arthur Schopenhauer

Dr. Martial Staub Bernhard Groethuysen

Professor Dr. Karin Reich David Hubert

Professor Dr. Georg Steer Eckhart von Hochheim Heinrich Seuse Johannes Tauler

Professor Dr. Rudolf Reinhardt Johann Adam Monier Dozent Dr. habil. Horst Remane Wilhelm Ostwald Professor Dr. Joachim Ringleben Johann Georg Hamann Paul Tillich Dr. Volker Roelcke Wilhelm Reich Professor Dr. Gabriella Rovagnati Rudolf Pannwitz Dr. Hartmut Ruddies Georg Simmel Ernst Troeltsch Professor Dr. Hans-Martin Sass Ludwig Feuerbach Dr. Dr. b.c. Gerhard Schäfer Johann Valentin Andreae Friedrich Christoph Oetinger Professor Dr. Berndt Schaller Martin Buber Franz Rosenzweig Dr. Heinz Scheible Philipp Melanchthon Tonja Schewe Johann Heinrich Pestalozzi Professor Dr. Dr. Dr. b.c. Heinrich Schipperges Paracelsus Professor Dr. Gunzelin Schmid Noerr Theodor W. Adorno Professor Dr. Hans Schneider Jacob Böhme Professor Dr. Dr. b.c. Werner Schneiders Christian Thomasius Christian Frh. von Wolff Professor Dr. Luise Schorn-Schütte Karl Gotthard Lamprecht Professor Dr. Dr. Heinz Schott Sigmund Freud

Professor Dr. Rudolf Stichweh Niklas Luhmann Professor Dr. Dr. b.c. Michael Stolleis Hermann Conring Professor Dr. Jürgen Stolzenberg Paul Natorp Heinrich Rickert Wilhelm Windelband Professor Dr. Bernhard Streck Leo Frobenius Professor Dr. Emmerich Talos Josef Popper Professor Dr. Ernst Ullmann Heinrich Wölfflin Professor Dr. Dr. b.c. Rudolf Vierhaus Jacob Burckhardt Friedrich II., König von Preußen Leopold von Ranke Professor Dr. Dr. Herbert Vorgrimler Karl Rahner Dr. Gerd von Wahlert Adolf Portmann Professor Dr. Bettina Wahrig-Schmidt Hermann Lotze Professor Dr. Berthold Wald Josef Pieper Privatdozent Dr. Burghard Weiss Max Planck Erwin Schrödinger Ehrenfried Walther von Tschirnhaus Professor Dr. Uwe Wesel Johann Jakob Bachofen Professor Dr. Reiner Wild Norbert Elias Mirjam Wildenauer Georg Wilhelm Friedrich Hegel Universitätsdozent Dr. Franz M. Wuketits Konrad Lorenz XI

Autorenverzeichnis Professor Dr. Hans Wußing Georg Cantor Richard Dedekind Gustav Peter Dirichlet Carl Friedrich Gauß Johann Heinrich Lambert

Xll

Professor Dr. Kurt Walter Zeidler Nicolai Hartmann Professor Dr. Albert Zimmermann Albertus Magnus Dr. Peter Zudeick Ernst Bloch

Abkürzungsverzeichnis

ADB Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Commission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875-1912. BBHS -bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts. Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibung ihrer Werke. Hrsg. von Herbert E. Brekle, Edeltraud Dobnig-Jülch, Hans Jürgen Höller und Helmut Weiß. Tübingen 1992 ff.

DSB Dictionary of Scientific Biography. Ed. by Charles C. Gillipsie. 16 Bde., 2 Ergänzungsbände. New York 1970-81. HRG Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. von Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann. 5 Bde., Berlin 1971-98. LexMA Lexikon des Mittelalters. 10 Bde., München/Zürich, dann Stuttgart/Weimar 1980-99.

MGH Monumenta Germaniae historica inde ab a. C. 500 usque ad a. 1500. Hannover u.a. 1826 ff. Mit folgenden Reihen: MGH Ep MGH Epistolae MGH LL MGH Scriptores. Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI et XII conscripti MGH SS MGH Scriptores

Abt.

a. a. d. a. o. Prof. apl. Prof. Aufl. Ausg.

b. Bd., Bde. Bearb. bearb. bes. Bez. CDU Cty. d. Ä. D. C. DDR Dep. ders. d. Gr.

Abteilung am, an an dem, an den, an der, auf der außerordentlicher Professor außerplanmäßiger Professor Auflage Ausgabe

bei Band, Bände Bearbeiter bearbeitet besonders Bezirk Christlich Demokratische Union County der (die) Ältere District of Columbia Deutsche Demokratische Republik Departement derselbe der (die) Große

MDB

Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953 ff. PG Patrologiae cursus completus. Series Graeca. Ed. Jacques-Paul Migne. 161 Bde., Paris 1857 ff. PL Patrologiae cursus completus. Series Latina. Ed. JacquesPaul Migne. 221 Bde., Paris 1844 ff.

TRE Theologische Realenzyklopädie. In Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. hrsg. von Gerhard Krause und Gerhard Müller. Berlin/New York 1977 ff. VD 16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts. Hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Red. Irmgard Bezzel. Stuttgart 1983 ff. VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch. Hrsg. von Kurt Ruh u.a. 2., völlig neu bearb. Auflage. Berlin/New York 1978 ff.

dies, d. J. Diss. dt. ebd. ed. eigentl. engl. erw. evang. f., ff.

dieselbe der (die) Jüngere Dissertation deutsch ebenda edited eigentlich englisch erweitert Eidgenössische Technische Hochschule evangelisch

Faks. Frh. frz.

folgende Seite(n), folgendes (folgende) Jahr(e) Faksimile Freiherr französisch

geb. Gem. gest.

geboren Gemeinde gestorben Xlll

Abkürzungsverzeichnis Hab.-Schr. Habilitationsschrift Hl., hl. Heilige(r), heilig Hrsg. Herausgeber hrsg. herausgegeben i. i. d.

Jg. Jh.

im, in in dem, in den, in der

Jahrgang Jahrhundert

kath. kgl. Kr. Kt.

katholisch königlich Kreis Kanton

lat. Lfg. lie. luth.

lateinisch Lieferung licentiatus lutherisch

Nachdr. Nachdruck NB. Niederbayern Neudr. Neudruck N. F. Neue Folge Nm. Neumark

Nr. Nummer

XIV

NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

OB. Oberpf o. J. Oldb o. O. OPf. o. Prof. O. S. österr. Ostpr.

Oberbayern Oberpfalz ohne Jahr Oldenburg ohne Ort Oberpfalz ordentlicher Professor Oberschlesien österreichisch Ostpreußen

Pr preuß. Prof. Prov. Pseud.

Preußen preußisch Professor Provinz Pseudonym

rev. revidiert, revised Rsgb. Riesengebirge S. schweizer, SED sog. Sp. SPD St. TH Tl., Tie. trans, Tsd. TU

Seite schweizerisch Sozialistische Einheitspartei Deutschlands sogenannt Spalte Sozialdemokratische Partei Deutschlands Sankt Technische Hochschule Teil, Teile translated, translation Tausend Technische Universität

u. a. unter anderem, und andere Übers. Übersetzer, Übersetzung übers, übersetzt Univ. Universität urspr. ursprünglich USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands v. von v. d. vor dem, vor der verh. verheiratet vgl. vergleiche Vogtl. Vogtland

Westpr.

Westpreußen

Abbt, Thomas, * 25.11. 1738 Ulm, t 3. 11. 1766 Bückeburg. A., Sohn eines Perückenmachers, nahm 1756 in Halle das Studium der Theologie auf, wandte sich jedoch bereits 1757 der Philosophie und Mathematik zu. 1759 mit einer theologischen Arbeit von der Philosophischen Fakultät promoviert, habilitierte er sich im selben Jahr (De via ad veritatem proprius etsi non penitus accedendi) und wurde 1760 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Frankfurt/Oder. Seine Begeisterung für -> Friedrich den Großen brachte er in der Antrittsrede Oratio de rege Philosopho und in seiner Schrift Vom Tode fürs Vaterland (1761, 41787), mit derer einige Berühmtheit erlangte, zum Ausdruck. Friedrich Nicolai und Moses —> Mendelssohn gewannen ihn als Nachfolger ->Lessings für die Mitarbeit an den Briefen, die neueste Litteratur betreffend, für die A. Artikel über Philosophie, Geschichte, Dichtung etc. schrieb. Nach kaum einjähriger Tätigkeit in Frankfurt/Oder ging er als Prof. der Mathematik an die Univ. Rinteln, wo er sein Hauptwerk Vom Verdienste (1765, "1790) verfaßte, in der er sich auch mit den radikalen Positionen der Aufklärung in Frankreich auseinandersetzte. A. befaßte sich ferner mit Fragen zur Methode der Geschichtswissenschaft. Durch Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe wurde A., der Justus Möser als seinen Mentor ansah, Ende 1765 als Hof-, Regierungs- und Konsistorialrat nach Bückeburg gerufen, wo er bereits im folgenden Jahr starb. Sein Nachfolger in Bückeburg war —» Herder. WEITERE WERKE: Untersuchung, ob Gott Mosen begraben habe? Halle 1757. - Dissertatio prior de recto philosophiae studio [...]. Halle 1760. - Vom Einfluß des Schönen auf die strengern Wissenschaften [...]. Rinteln 1762. - Leben und Charakter des Weltweisen Alexander Gottlieb Baumgarten. Halle 1765. - Geschichte des menschlichen Geschlechts [...]. Alte Historic. Bd. l. Halle 1766. - Fragment der ältesten Begebenheiten des menschlichen Geschlechts. Halle 1767. Vermischte Werke. Hrsg. v. Friedrich Nicolai und Johann Erich Biester. 6 Tie., Berlin/Stettin 1768-81. Neuauflage unter dem Titel: Sämmtliche Werke. 6 Tie., Berlin/Stettin 1790. - Freundschaftliche Correspondenz. 2 Tie., Berlin 1771-82. LITERATUR: Christoph Friedrich Nicolai: Ehrengedächtnis Herrn T. A. Berlin u.a. 1767. - Annie Bender: T. A. Ein Beitrag zur Darstellung des erwachenden Lebensgefühls im 18. Jahrhundert. Bonn 1922. - Otto Gruber: Herder und A. Düsseldorf 1934. - Hans Erich Bödeker: T. A. Patriot, Bürger und bürgerliches Bewußtsein. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Bürger und Bürgerlichkeit im Zeitalter der Aufklärung. Heidelberg 1981, S. 221-253. - Zwi Batscha: „Despotismus von jeder Art reizt zur Widersetzlichkeit". Die Französische Revolution in der deutschen Popularphilosophie. Frankfurt/Main 1989. - Benjamin W. Redekop: Enlightenment and community. Lessing, A., Herder, and the quest for a German public. Montreal u. a. 2000. Abel, Jakob Friedrich von, * 9.5.1751 Vaihingen, t 7.6. 1829 Schorndorf. A., Sohn eines Regierungsrats und Oberamtsmanns, erhielt seine Ausbildung an den Seminarien von Denkendorf und Maulbronn, dann in Tübingen (Magister 1770) und wurde 1772 Lehrer an der Karlsschule, wo er Lehrinhalte und -methoden reformierte. Zu seinen Schülern gehörte auch —> Schiller. Seit 1790 war A. als Nachfolger von Gottfried —» Ploucquet Prof. der praktischen Philosophie an der Univ. Tübingen, 1811-23 leitete er die evang. Schule in Schöntal und war seit 1825 Generalsuperintendent für Urach und Reutlingen. Sein philosophisches Interesse galt zunächst der empirischen Psychologie und Anthropologie (Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben, 3 Tie., 1784-90; Einleitung in die Seelenlehre,

1786); später standen Fragen der Moralphilosophie (Erläuterungen wichtiger Gegenstände aus der philosophischen und geistlichen Moral, besonders der Ascetik, durch Beobachtungen aus der Seelenlehre (1790) und der traditionellen Metaphysik im Mittelpunkt. A., ein Gegner -> Kants, veröffentlichte ferner Grundsätze der Metaphysik, nebst einem Anhange über die Kritik der reinen Vernunft (1786) und Versuch über die Natur der speculativen Vernunft zur Prüfung des Kantischen Systems (1787). WEITERE WERKE: Über die Frage: Wird das Genie geboren oder erzogen? Tübingen 1776. Neudruck mit einem Nachwort hrsg. v. Walter Müller-Seidel. Marbach/Neckar 1955. - Beiträge zur Geschichte der Liebe, aus einer Sammlung von Briefen. 2 Bde., Leipzig 1778. - Über die Quellen der menschlichen Vorstellungen. Stuttgart 1786. - Plan einer systematischen Metaphysik. Stuttgart 1787. - Philosophische Untersuchungen über die Verbindung der Menschen mit höhern Geistern. Stuttgart 1791. - Über die Seelenstärke. Tübingen 1801. - J. F. A. Eine Quellenedition zum Philosophieunterricht an der Stuttgarter Karlsschule (1773-1782). Mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Bibliographie hrsg. v. Wolfgang Riedel. Würzburg 1995. LITERATUR: Fritz Aders: J. F. A. als Philosoph. Diss. Berlin 1893. - Wolfgang Riedel: Die Anthropologie des jungen Schiller. Würzburg 1985. Abicht, Johann Heinrich, * 4.5.1762 Volkstedt (heute zu Rudolstadt), t 28.4.1816 Wilna. Neben dem Studium in Erlangen war A., Sohn eines Lehrers, seit 1784 als Hofmeister tätig. 1790 promoviert, wurde er 1796 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Erlangen und 1804 Prof. der Logik und Metaphysik an der neuorganisierten Univ. Wilna. Er redigierte 1789/90 gemeinsam mit Friedrich Gottlieb ->Born das „Neue philosophische Magazin zur Erläuterung und Anwendung des Kantischen Systems" in Leipzig und war 1794/95 Mitherausgeber des „Philosophischen Journals". A.s Arbeiten orientierten sich an der Philosophie Immanuel —> Kants, später auch an der Karl Leonhard -> Reinholds. Er veröffentlichte u. a. Versuch einer kritischen Untersuchung über das Willensgeschäft (1788), Neues System einer philosophischen Tugendlehre (1790; 2., umgearbeitete Aufl. unter dem Titel Allgemeine praktische Philosophie, 1798), Neues System eines aus der Menschheit entwickelten Naturrechts (1792), System der Elementarphilosophie (1795), Revidierende Kritik der spekulativen Vernunft, in Verbindung mit der metaphysischen Wissenschaft (2 Tie. in 3 Bänden, 1799-1801), Verbesserte Logik, oder Wahrheitswissenschaft, auf der einzig gültigen Begründung der Wahrheit erbauet (1802) und Enzyklopädie der Philosophie (1804). WEITERE WERKE: Versuch einer Metaphysik des Vergnügens nach Kants Grundsätzen. Philosophie der Erkenntnisse. 2 Tie., Lübeck 1791. - Kritische Briefe über die Möglichkeit einer wahren wissenschaftlichen Moral, Theologie, Rechtslehre, empirischen Psychologie und Geschmackslehre. Mit prüfender Hinsicht auf die Kantische Begründung dieser Lehre. Nürnberg 1793. - Psychologische Anthropologie. 1. Abt.: Aetiologie der Seelenzustände. Erlangen 1801. Ach, Narziß (Kaspar), * 19.10.1871 Ermershausen (heute zu Maroldsweisach), t 25.7.1946 München. A., Sohn eines Arztes, studierte in Würzburg, Heidelberg und Straßburg Medizin und Psychologie, wurde 1895 zum Dr. med. promoviert (Beitrag zur Aetiologie des Keuchhustens) und arbeitete zwei Jahre als Schiffsarzt des Norddeutschen Lloyd. 1900 zum Dr. phil. promoviert (Lieber die Beeinflussung der Auffassungsfähigkeit durch einige Arzneimittel), wurde er Privatdozent in Göttingen, 1904 in Marburg, 1906 in Berlin und folgte 1907 einem Ruf als o. Prof. nach Königsberg, 1922 nach Göttingen. A. bediente sich

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Achenwall bei seinen Forschungen der Methoden der Introspektion und der systematischen Befragung; er untersuchte Willenshandlungen und Motivation. In seiner Denkpsychologie stand er der Würzburger Schule seines Lehrers Oswald —>Külpe nahe. Das nach ihm benannte Ach-Dükersche-Gesetz der speziellen Determination besagt, daß Gewelltes um so rascher und sicherer verwirklicht wird, je spezieller der Vorsatz ist. A. veröffentlichte u.a. Über die Willenstätigkeit und das Denken. Eine experimentelle Untersuchung (1905), Über den Willensakt und das Temperament. Eine experimentelle Untersuchung (1910), Über die Begriffsbildung. Eine experimentelle Untersuchung (1921), Über die Determinationspsychologie und ihre Bedeutung für das Führerproblem (1933) und Analyse des Willens (1935). Er war Herausgeber der „Untersuchungen zur Psychologie und Philosophie" (61 Hefte in 14 Bänden, 1910-39; ab Bd. 3: „Untersuchungen zur Psychologie, Philosophie und Pädagogik"). WEITERE WERKE: Über den Willen. Leipzig 1910. - Eine Serienmethode für Reaktionsversuche. Leipzig 1910. - Über die Erkenntnis a priori, insbesondere in der Arithmetik. Leipzig 1913. - Beiträge zur Lehre von der Perseveration. Leipzig 1926 (mit Ernst Kühle und Ernst Passarge). LITERATUR: Jürgen Seitz: Die Willensproblematik: A. und Husserl. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 291-300. Achenwall, Gottfried, * 20.10.1719 Elbing, t 1.5.1772 Göttingen. A., Sohn eines aus Schottland eingewanderten Kaufmanns, studierte Philosophie, Mathematik und Physik an der Univ. Jena, seit 1740 Rechts- und Staatswissenschaften und Geschichte an der Univ. Halle und war seit 1742 als Hofmeister in Dresden tätig. Nach dem Erwerb der Magisterwürde 1746 in Leipzig war er bis 1748 Dozent in Marburg, 1748-53 a. o. Prof., zuerst der Philosophie, dann der Rechte in Göttingen; 1753 wurde er zum Ordinarius für Philosophie, 1761 für Naturrecht und Politik ernannt und war seit 1762 Doktor beider Rechte. 1765 erhielt A. den Hofratstitel. Die seit 1751 bestehende Mitgliedschaft in der königlichen Sozietät der Wissenschaften zu Göttingen legte er 1762 nieder. A. entwickelte die von Hermann -> Conring begründete mathematisch-statistische Staatenkunde zu einer mehr historisch arbeitenden, vergleichenden Wissenschaft weiter, die er „Statistik" nannte (u. a. Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republiken, 1749; in den folgenden Auflagen unter dem Titel Staatsverfassung der heutigen vornehmsten Europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, 21752; 2 Tie., 71790-98). Erstmals von seinem Schüler August Ludwig von Schlözer wurde A. als „Vater der Statistik" bezeichnet. Die Staatswissenschaft A.s wird heute weniger der Statistik als vielmehr der Wirtschaftsgeographie und verwandten Fächern zugeordnet. Mit Ausnahme des positiven deutschen Staatsrecht bearbeitete A. fast alle Zweige der Staatswissenschaften. An den zusammen mit Johann Stephan Pütter veröffentlichten Elementa luris Naturae (1750) war Pütters Beitrag nur ein geringer. Dieses Naturrechtslehrbuch, das A. ab der 3. Auflage (1755) allein bearbeitete, gehörte zwischen 1765 und 1790 zu den meistbenutzten Naturrechtskompendien (81781). Auch -»Kant, dessen Rechtsphilosophie in ständiger Auseinandersetzung mit A. entstand, legte es wiederholt seinen Vorlesungen zugrunde. WEITERE WERKE: Die Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen. Göttingen 1774, "1779. - Anfangsgründe des Naturrechts (Elementa luris Naturae). Hrsg. und übersetzt von Jan Schröder. Frankfurt/Main, Leipzig 1995. LITERATUR: Hans-Heinrich Solf: G. A. Sein Leben und sein Werk. Diss. Göttingen 1938. - Joachim Hruschka: Das deontologische Sechseck bei G. A. im Jahre 1767. Zur Geschichte der deontischen Grundbegriffe in der Universaljurisprudenz zwischen Suarez und Kant. Göttingen 1986. - Jan Schröder:

G. A., Johann Stephan Pütter und die „Elementa luris Naturae". In: G. A./Johann Stephan Pütter: Anfangsgründe [s.o.], S. 331-354. Ackermann, (Friedrich) Wilhelm, * 26.3.1896 Schönebecke (heute zu Herscheid), t 24.12.1962 Lüdenscheid. A. studierte in Göttingen (Dr. phil. 1924, Begründung des ,tertium non dafür' mittels der Hilbertschen Theorie der Widerspruchsfreiheit), 1925 in Cambridge, war seit 1928 Gymnasiallehrer und wurde 1953 Prof. an der Univ. Münster. Er veröffentlichte Arbeiten zur mathematischen Grundlagenforschung (Beweise der Widerspruchsfreiheit der Zahlentheorie, Axiomensystem der Mengenlehre), zur mathematischen Logik (u. a. über Entscheidungsverfahren und das Entscheidungsproblem) und zur Theorie der rekursiven Funktionen. A. veröffentlichte u. a. Grundzüge der theoretischen Logik (1928, 21946, mit David -»Hubert) und Ein System der typenfreien Logik (1941). Adickes, Erich, * 29.6.1866 Lesum (heute zu Bremen), t 8.7.1928 Tübingen. A., Sohn eines Amtsrichters, studierte in Tübingen und Berlin (u.a. bei Friedrich ->Paulsen) und wurde 1887 mit der Arbeit Kant's Systematik als mitbildender Faktor bei der Entstehung eines Systems promoviert. Er war Lehrer in Barmen und Kiel, habilitierte sich 1895 an der dortigen Universität für Philosophie und wurde 1898 a. o. Professor. Seit 1902 lehrte er Philosophie in Münster und seit 1904 als Nachfolger von Christoph von -»Sigwarts an der Univ. Tübingen. Angeregt durch Wilhelm -» Dilthey, bearbeitete A. den handschriftlichen Nachlaß Immanuel -»Kants und gab ihn 1911-14 als 14.-19. Band der Kantausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften heraus. A., ein vehementer Gegner —»Vahingers entwickelte auf der Basis der kritisch-idealistischen Erkenntnislehre eine eudaimonistische Ethik und gelangte zu einer spiritualistisch-pantheistischen Weltanschauung. Er veröffentlichte u.a. Kants Ansichten über Geschichte und den Bau der Erde (1911), Kants Opuspostumum dargestellt und beurteilt (1920, Nachdruck 1995), Kant und das Ding an sich (1924), Kant als Naturforscher (2 Bde., 1924/25), Kant und die Als-ObPhilosophie (1927) und Kants Lehre von der doppelten Affektion unseres Ich als Schlüssel zu seiner Erkenntnistheorie (1929). WEITERE WERKE: German Kantian Bibliography. In: Philosophical Review, May 1893 - June 1896. Buchausgabe: 3 Bde., Boston 1895/96. Nachdruck Würzburg o. J. [1970]. - Kant contra Haeckel. Erkenntnistheorie gegen naturwissenschaftlichen Dogmatismus. Berlin 1901, 2 1906. - Anti-Kappes. Eine notgedrungene Entgegnung. Berlin 1904. - Untersuchungen zu Kants physischer Geographie. Tübingen 1911. - Ein neu aufgefundenes Kollegheft nach Kants Vorlesung über physische Geographie. Tübingen 1913. - A. E. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 21923, S. 1-30. LITERATUR: Werner Stark: Bibliographie der Veröffentlichungen von E. A. In: Kant-Studien 75 (1984) S. 365-374. Paul Menzer: E. A. In: Kant-Studien 33 (1928) S. 369-372. Raymund Schmidt: Kant - Vaihinger - A. In: Annalen der Philosophie und philosophischen Kritik 7 (1928) S. 1-16. Werner Stark: Mitteilung in memoriam E. A. (1866-1928). In: Kant-Studien 75 (1984) S. 345-349. Adler, Max, * 15.1.1873 Wien, t 28.6.1937 Wien. A., dessen Vater eine Tuchhandlung besaß, studierte Rechtswissenschaften in Wien, wurde 1896 promoviert und ließ sich später als Rechtsanwalt nieder. Mit Otto Bauer, Karl Renner und Rudolf Hilferding gründete er 1903 den Verein

Agricola „Die Zukunft", die erste Wiener Arbeiterschule. A. habilitierte sich 1919 für Soziologie sowie für Theorie und Geschichte des Sozialismus und wurde zum a. o. Prof. ernannt. 1920-23 war er sozialdemokratischer Abgeordneter im niederösterreichischen Landtag. Besonders widmete er sich dem Arbeiterbildungswesen und der sozialistischen Jugendarbeit. Er war Mitarbeiter von „Der Kampf, der „Arbeiter-Zeitung" und der in Berlin erscheinenden Zeitschrift „Der Klassenkampf'. Mit Hilferding gab er die „Marx-Studien. Blätter für Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus" heraus, die den ersten Kristallisationspunkt des Austromarxismus darstellten. Als erster Band erschien 1904 A.s Kausalität und Teleologie im Streite um die Wissenschaft. A. versuchte, den Marxismus mit der Philosophie, speziell mit der Erkenntnistheorie —» Kants zu verbinden, deren Sozialbezug er verstärkt sehen wollte. Er veröffentlichte u. a. Marx als Denker (1908, 31925), Engels als Denker (1920,21925), Die Staatsauffassung des Marxismus. Ein Beitrag zur Unterscheidung von soziologischer und juristischer Methode (1922, Neuausgabe 1964), Kant und der Marxismus. Gesammelte Aufsätze zur Erkenntniskritik und Theorie des Sozialen (1925) und Lehrbuch der materialistischen Geschichtsauffassung (Bd. l, 1930; Bd. 2, Teil l, 1932). WEITERE WERKE: Der Sozialismus und die Intellektuellen. Wien 1910, 41923. - Wegweiser. Studien zur Geistesgeschichte des Sozialismus. Stuttgart 1914. 5., umgearbeitete Aufl. 1931. Nachdruck 1965. - Der Marxismus als proletarische Lebenslehre. Berlin 1923, 31930. - Die Kulturbedeutung des Sozialismus. Wien 1924, '1927. - Neue Menschen. Gedanken über sozialistische Erziehung. Berlin 1924,21926. - Das Soziologische in Kants Erkenntniskritik. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung zwischen Naturalismus und Kritizismus. Wien 1924. - Das Rätsel der Gesellschaft. Zur erkenntnis-kritischen Grundlegung der Sozialwissenschaft. Wien 1936. Neudruck Aalen 1975. - Soziologie des Marxismus. 3 Bde., Wien u.a. 1964 (Bd. 1-2: Neuauflage der Grundlegung der materialistischen Geschichtsauffassung, 1930-32; Bd. 3: Die solidarische Gesellschaft. [Die dynamischen Grundbegriffe. Manuskript aus dem Nachlaß]). Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Alfred Pfabigan und Norbert Leser. Wien 1981. LITERATUR: Max Nußbaum: Kantianismus und Marxismus in der Sozialphilosophie M. A.s. Wüstegiersdorf 1934. - Peter Heintel: System und Ideologie. Der Austromarxismus im Spiegel der Philosophie M. A.s. Wien/München 1967. - Alfred Pfabigan: M. A. Eine politische Biographie. Frankfurt/ Main 1982. - Karl H. Pabst: Transzendentale Erkenntnis und Gesellschaft. Zur Kritik transzendentaler Begründungsversuche der Gesellschaftstheorie bei M. A., Jürgen Habermas und Theodor W. Adorno. Frankfurt/Main u. a. 1992. - Christian Möckel: Sozial-Apriori: der Schlüssel zum Rätsel der Gesellschaft. Leben, Werk und Wirkung M. A.s. Frankfurt/ Main u.a. 1993. Adorno, Theodor W(iesengrund), * 11.9.1903 Frankfurt/ Main, t 6.8.1969 Visp (Kt. Wallis). Als einziges Kind einer Sängerin und eines Weingroßhändlers wuchs A. in einer bürgerlich-kulturellen, behüteten Atmosphäre auf, die von der Mutter und der ebenfalls als Musikerin hervorgetretenen Tante geprägt war. 1921-24 studierte er in Frankfurt/Main Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft. Seit 1922 verfaßte er Musikkritiken, in denen er die Neue Musik im Gefolge Arnold Schönbergs und Alban Bergs verfocht. 1925/26 studierte er in Wien Komposition bei Berg und Klavier bei Eduard Steuermann. In seinen musiktheoretischen Arbeiten traten deutlich ideologiekritische Züge hervor. Dies hing mit seinen Verbindungen zu dem marxistisch orientierten Kreis von Philosophen und Sozialwissenschaftlern um Max —»Horkheimer zusammen,

aus dem heraus in Frankfurt 1923 das Institut für Sozialforschung gegründet worden war. Horkheimer entwarf das Programm einer unorthodoxen Verbindung von philosophischkritischem Materialismus, empirischer Sozialforschung, Psychoanalyse und Ästhetik; A. war an diesen Diskussionen sehr bald maßgeblich beteiligt. 1931 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Kierkegaard (1933). In seiner Antrittsvorlesung über Die Aktualität der Philosophie entwarf er das Programm einer Philosophie als geschichtlicher Deutung, das für ihn zeitlebens verbindlich bleiben sollte. Im Herbst 1933 wurde A. die venia legendi entzogen. Unterdessen errichtete Horkheimer Zweigstellen des Instituts in Genf, Paris und London. Seit 1934 hatte das Institut seinen Hauptsitz in New York. A. übersiedelte nach Oxford, wo er bis 1937 zur Erlangung des Ph.D. an einer Kritik der -»Husserlschen Phänomenologie arbeitete (Zur Metakritik der Erkenntnistheorie, 1956). Zugleich fungierte er als wichtigster europäischer Korrespondent der von Horkheimer herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialforschung". 1938, nach seiner Übersiedlung in die USA, wurde er auch formell Mitglied des Instituts. Neben der Weiterführung seiner ästhetischen und kulturkritischen Arbeiten wandte er sich nun verstärkt der empirischen Sozialforschung zu. Bezeichnend für die Verknüpfung von Empirie und Geschichtsphilosophie war seine Beteiligung an den umfangreichen Antisemitismus-Studien des Instituts (als Mitautor von The Authoritarian Personality, 1950), die nicht abzulösen sind von der zusammen mit Horkheimer verfaßten Dialektik der Aufklärung (1947). In diesem Buch wurde die totalitäre Irrationalität der Gegenwart auf eine Erkrankung der Vernunft von den Anfängen des Zivilisationsprozesses an zurückgeführt: Die instrumentelle Vernunft, durch die die Menschen den Naturzwang zu brechen suchen, schlägt als Zwang umso unerbittlicher auf sie selbst zurück. In den USA entstanden auch die Hauptwerke Philosophie der neuen Musik (1949) und Minima Moralia (1951). 1949 kehrte A. nach Frankfurt an das dort wiedererrichtete Institut zurück und wurde außerplanmäßiger Professor der Philosophie und Soziologie. 1958 übernahm er die Leitung des Instituts, dessen Kodirektor er seit 1953 gewesen war. Während der fünfziger und sechziger Jahre gewann er größeren Einfluß sowohl auf die Musikkritik als auch auf die Gesellschaftskritik in der Bundesrepublik Deutschland. Mit besonderem Nachdruck widmete er sich der Kritik der -»Heideggerschen Existenzphilosophie. 1963 wurde er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und erhielt die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. 1966 erschien sein methodologisches Hauptwerk Negative Dialektik, postum 1970 die Ästhetische Theorie. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften in 20 Bänden. Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt/Main 1970-86. - Nachgelassene Schriften. Frankfurt/Main 1993 ff. (etwa 30 Bde.). LITERATUR: Willem van Reijen: A. zur Einführung. Hamburg 31987. - Rolf Wiggershaus: T. W. A. München 1987. Hartmut Scheible: T. W. A. Reinbek 1989. - Hauke Brunkhorst: T. W. A. München 1990. - Gerhard Schweppenhäuser: Ediik nach Auschwitz. A.s negative Moralphilosophie. Hamburg 1993. - Ulrich Kohlmann: Dialektik der Moral. Untersuchungen zur Moralphilosophie A.s. Lüneburg 1997. Günter Seubold: Das Ende der Kunst und der Paradigmenwechsel in der Ästhetik. Freiburg/Breisgau u.a. 1997. Gerhard Schweppenhäuser: T. W. A. zur Einführung. 2., verbesserte Aufl. Hamburg 2000. Gunzelin Schmid Noerr Agricola, Georgius, eigentl. Georg Pawer (Bauer), * 24.3. 1494 Glauchau, t 21. 11.1555 Chemnitz. Der (zweit?)älteste Sohn von sieben Kindern des Glauchauer Tuchmachermeisters Gregor Pawer ging nach dem Besuch der Parochialschule von Glauchau 1506 auf die Lateinschule in Chemnitz. Hier scheint er neben dem Erwerb

Agricola solider Lateinkenntnisse auch eine Einführung in die griechische Sprache erhalten zu haben. Später wird er sich in Magdeburg (Aufenthalt bezeugt für 1511) weitergebildet haben, bis er im Sommer 1514 mit dem Studium an der Univ. Leipzig begann. Schon am 4.9.1515 wurde er Baccalaureus artium. Anfang 1518 verließ er die Univ. Leipzig - er nannte sich fortan, nach Humanistenbrauch den Namen latinisierend, Georgius Agricola - und ging als Griechischlehrer an die Lateinschule von Zwickau, wo ihm 1519 die Führung der neugegründeten Griechischschule übertragen wurde, die 1520 mit der Lateinschule zur von A. geleiteten Ratsschule vereint wurde (im selben Jahr erschien in Leipzig sein Libellus de prima ac simplici institutione grammatica). Zum 1.5.1522 gab er das Amt des Schulmeisters auf - er hatte zusätzlich das Lehen St. Erasmi mit einem jährlichen Ertrag von 30 Gulden erhalten, mit der Auflage, Priester zu werden - und ging zur Fortsetzung des Studiums der klassischen Sprachen an die Univ. Leipzig. Hier wohnte er bei dem Prof. der Medizin Heinrich Stromer (Auerbach), der ihn für sein Fach interessieren konnte. Als A. im Herbst 1522 (vielleicht erst 1524) zum Studium nach Italien ging, widmete er sich in Bologna gänzlich der Medizin, wofür er durch seine Sprachstudien bestens gerüstet war, da in diesem Zeitalter gründliche Kenntnisse der klassischen Sprachen hierfür erste Voraussetzung waren. Medizin und Pharmazie galten als abgeschlossene Wissenschaften und waren folglich aus Büchern zu erlernen; dazu hatten die Humanisten statt der arabisch-lateinischen Quellen des Mittelalters wieder auf die griechischen und lateinischen Autoren der Antike zurückgegriffen. A. erwarb vermutlich 1524 in Bologna den Titel eines Doktors der Medizin. Nachdem ihm im Herbst 1524 die Zwickauer Pfründe entzogen worden war, ging er nach Venedig, einerseits wohl, um an der venezianischen Univ. von Padua die hier betont gepflegten praktischen Teile der Medizin zu erlernen, vor allem aber, um sich seinen Lebensunterhalt im berühmten Verlagshaus Aldus Manutius zu erwerben, in dem damals die ersten Werkausgaben der griechischen Mediziner Galenos (1525), Hippokrates (1526) und Paulos von Aigina (1528, 1526 abgeschlossen) aus den Handschriften erarbeitet wurden, woran A. beteiligt war. Im fünften Band der GalenosAusgabe erwähnt der Verleger die Mitwirkung A.s, „der bei der Berichtigung des Galenos seinen Fleiß und seine Arbeitskraft voll eingesetzt" habe. Nach Abschluß der editorischen Tätigkeit kehrte A. in die sächsische Heimat zurück. Im September 1526 weilte er bei seinem Bruder in Zwickau, dann bis in den Herbst 1527 in Chemnitz, wo er die verwitwete Anna Meyner (gestorben 1540/41) heiratete, die hier ein Haus besaß. A. beschäftigte sich auch weiterhin mit der Korrektur und Wiederherstellung der Texte der griechischen Mediziner, weil vieles in diesen Schriften, speziell in den Rezepturen, nicht mehr verständlich wäre, da die Kenntnis der in ihnen genannten Substanzen im Mittelalter verloren gegangen wäre. Um diese wiederzugewinnen, bedurfte es des bergund hüttenmännischen Fachwissens, wie es in der erzgebirgischen Heimat A.s vorlag. Spätestens seit der Mitarbeit an den griechischen Medizinertexten war es A.s Bestreben gewesen, diese Lücke selbst zu füllen, und er bemühte sich deshalb sogleich nach seiner Rückkehr um eine Anstellung im heimischen Silbererzbergbaugebiet, um „vor Ort" für den Bereich der „mineralia" die antiken Kenntnisse durch das Studium sowohl der einschlägigen antiken Schriften (neben Plinius vor allem der griechischen Mediziner) als auch des Berg- und Hüttenwesens in Theorie und Praxis wiederzugewinnen. A. übernahm im Herbst 1527 in der aufstrebenden Bergbaustadt Joachimsthal (heute Jachymov) die Stelle des Stadtarztes (die er bis 1530 innehatte) und die Apotheke. Intensi-

ven montanistischen Studien über und unter Tage konnte A. sich hier im damals modernsten Bergbaugebiet widmen angeleitet u. a. von dem Hüttenschreiber Lorenz Wermann, der die bergbausachkundige Titelfigur des 1530 erschienenen Dialogs Bermannus sive de re metaüica bildet. In diesem montanistischen Erstlingswerk A.s erfolgte an Beispielen vor Ort durch die Verknüpfung der volkssprachigen bergbaulichen und hüttentechnischen Sachkunde mit dem an den klassischen Texten und damit den antiken Kenntnissen ausgerichteten Humanismus und der arabistisch-scholastischen Tradition die methodische Grundlegung für die Verwissenschaftlichung der bergbau- und hüttentechnischen Praxis, die durch die Umsetzung in ciceronisches Latein gleichzeitig „akademisiert" wurde. Was für andere naturkundliche Bereiche mehrerer Generationen von in Wechselwirkung mit der besser werdenden textlichen und sachlichen Erschließung der antiken Quellen und der daran orientierten empirischen Sachkunde zunehmend auch naturwissenschaftlich gebildeten Humanisten bedurfte, wurde für den innerhalb der überlieferten Schriften noch nicht monographisch abgehandelten chemisch-mineralogischen Bereich hierin durch die eine Person, den Arzt A., geleistet. Er war dabei geleitet von dem Bestreben, für die neuerdings an den antiken Klassikern ausgerichtete theoretische und praktische Medizin die pharmazeutischen Kenntnisse der Antike nutzbringend wiederzugewinnen, wozu empirische Sachkunde zur Identifizierung der Substanzen und ihrer bei den Klassikern vorgeschriebenen Anwendung erforderlich war, was A. Schritt für Schritt auch in die zeitgenössische Bergbaukunde und -technik Einblicke gewähren ließ. Er entwickelte daraufhin ein umfassendes Programm für das weitere schriftstellerische Vorgehen, das ihn schließlich zum Begründer der Montanwissenschaften einschließlich der Mineralogie und Geologie werden ließ. Das Amt des Stadtarztes sowie das Betreiben der ärztlichen Praxis und der Apotheke scheint A. nicht nur sehr erfolgreich ausgeführt zu haben, sie scheinen auch recht lukrativ gewesen zu sein; denn als A. 1531 als „Stadtleybarzt" nach Chemnitz berufen wurde, besaß er bereits (wohl mehrere) Kuxe auf der 1528 fündig gewordenen Silber-Grube Gabe Gottes in Abertham (heute Abertamy). Schon 1533 konnte er dem Chemnitzer Benediktinerkloster ein Darlehen von 1000 Gulden geben; die Türkensteuerregister für 1542 und 1551 weisen A. jeweils als einen der vermögendsten Bürger von Chemnitz aus. 1542/43 heiratete er in zweiter Ehe sein Mündel Anna Schütz aus einer der einflußreichsten Familien in Chemnitz. 1543 wurde ihm von Herzog Moritz Steuerfreiheit auf den Hausbesitz und Befreiung von öffentlichen Ämtern gewährt, damit er sich ganz seinen wissenschaftlichen Studien widmen könne. In der Folge schloß A. den mineralogisch-geologischen Teil seines Vorhabens ab. Die Schriften erschienen 1546 bei seinem Basler Verleger Proben als Sammelband: (1) De ortu et causis subterraneorum libri V, (2) De natura eorum, quae effuunt ex terra libri IV, (3) De natura fossilium libri X, das erste „Handbuch der Mineralogie" überhaupt, in dem erstmals eine systematische Kennzeichenlehre zur Identifizierung der „mineralia" (und Erze) angewendet wurde, und (4) De veteribus et novis metallis libri II, eine erste Lagerstättenkunde. Abgerundet wurde dieser Komplex durch das im Brief an den befreundeten Leipziger Philosophieprofessor Wolfgang Meurer vom l. 4. 1546 enthaltene umfangreiche lateinisch-deutsche Vokabularium geo- und montanwissenschaftlicher Fachbegriffe, das Aufnahme in die noch von A. selbst überarbeitete Neuausgabe von 1558 (Widmungsbrief 18.3.1555) fand, später ergänzt durch eine Naturgeschichte der unter Tage anzutreffenden Lebewesen (De animantibus subterraneis liber, 1549). Zuvor hatte A. die Arbeiten zu den Maßen und Gewichten der Griechen und Römer und seiner Zeit abgeschlossen und publiziert (De mensuris et ponderibus Romanorum

Agrippa von Nettesheim atque Graecorum, 1533), später ergänzt durch die nichtgriechischen und -römischen Maße (De externis mensuris etponderibus libri //, 1550) und die Längenmaße (De mensuris, quibus intervallas metimur, 1540). Auch hier war der Impetus das Erfassen der korrekten Dosierungen der Ingredienzien in pharmazeutischen Rezepturen der griechischen Ärzte gewesen; am Ende der Bemühungen stand jedoch ein metrologiepolitisches Programm, das auf eine generelle Wiedereinführung der römischen Maße hinauslief (De restituendis ponderibus atque mensuris, 1550) - 1540, 1552, 1569 und 1585 erschienen Auszüge aus den metrologischen Schriften A.s bzw. Bearbeitungen durch andere Autoren. 1546 war A. „auf Veranlassung und Befehl des Herzogs [und späteren Kurfürsten] Moritz von Sachsen", der ihn wie bereits sein Vorgänger Georg häufig als Sachverständigen in münztechnischen und montanwissenschaftlichen Fragen herangezogen hatte, erstmals zum Bürgermeister von Chemnitz gewählt worden. Er bekleidete das Amt bis 1548 und erneut 1551-54; er war Ratsherr und seit 1546 auch Schul inspektor. Im November 1555 erkrankte A. an „Wechselfieber" und verstarb am 21. dieses Monats; beigesetzt wurde er, der im protestantischen Kursachsen Katholik geblieben war, in der Bischofskirche von Zeitz durch seinen Studienfreund, den kath. Bischof von Zeitz-Naumburg Julius von Pflug. Vollendet hatte er noch als Krönung seines montanistischen Werkes die bereits 1533 angekündigten und 1553 abgeschlossenen, aber erst 1556 in Basel postum erschienenen De re metallica libri XU (deutsch 1557, italienisch 1563). Dieses durch 292 Holzschnitte illustrierte Buch war die erste und für lange Zeit einzige systematische Darstellung des gesamten Bergbau- und Hüttenwesens, die noch bis 1657 für den Gebrauch bestimmte Neuauflagen erfuhr, darunter 1640-43 sogar eine chinesische, und bis zur Gründung der Bergakademien von Freiberg und Schemnitz (1765/70) der Ausbildung der Bergbeamten zugrundelag. Obgleich A. sich mit diesem Werk weit von seinen Anfangsintentionen entfernt hatte, wird hier im Rahmen einer Rechtfertigung des Bergbaus die Medizin immer noch an erster Stelle unter den Bereichen genannt, denen seine Produkte nützen. Die von A. vertretene Medizin war noch die überkommene humoralpathologische galenischer Tradition, in der auch seine einzige medizinische Schrift De peste libri III (1554) steht. Diese verdankte ihr Entstehen der großen sächsischen Pestepidemie von 1552/53, während der A. neben anderen Hygienemaßnahmen nach dem in Venedig erfahrenen Vorbild ein „Lazarett" (benannt nach der Pestinsel Lazaretto) als Isolierstation für Pestkranke einrichtete, so daß Chemnitz weitgehend verschont blieb. WEITERE WERKE: Ausgewählte Werke [in deutscher Übersetzung]. Gedenkausgabe des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. Hrsg. v. H. Prescher/ G. Mathe. 10 Bde., Berlin (Bd. 9: Heidelberg/Berlin) 1955-92. - De re metallica libri XII. Neudruck 1561, 1621, 1657. Deutsch: Vom Bergkwerck. 12 Bücher ... Verteutscht durch Philippum Bechium. Basel 1557; Faks. Essen 1985; Faks. mit Kommentarband von Hans Prescher. 2 Bde., Leipzig 1985. Deutsch: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In neuer deutscher Übersetzung bearb. von Carl Schiffner. Berlin 1928; Düsseldorf 51978. Taschenbuchausgabe nach M 971: München 1977. LITERATUR: Rudolf Michaelis/Hans Prescher/Ulrich Horst: A.-Bibliographie 1520-1963. Berlin 1971. - Ernst Darmstädter: Georg A., 1494-1555. Leben und Werk. München 1926. - Hans Hartmann: Georg A., 1494-1555. Begründer dreier Wissenschaften: Mineralogie - Geologie - Bergbaukunde. Stuttgart 1953. - Franz Kirnbauer: Georg A. 1494-1555. Wien 1956. - Gisela-Ruth Engewald: Georgius A. Leipzig 1982. - Ulrich Horst: Neue Beiträge zur A.-Forschung. In: Abhandlungen des Staatlichen Mu-

seums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 31 (1982), S. 181-198. - Hans Prescher/Otfried Wagenbreth: Georgius A. - seine Zeit und ihre Spuren. Leipzig/Stuttgart 1994. Fritz Krafft Agricola, Rudolf, eigentl. Roelof Huusman, Huysman, auch Frisius, * 1443 Baflo bei Groningen, t 27. 10. 1485 Heidelberg. Der Sohn eines Pfarrers studierte 1456-58 die Artes in Erfurt, ging 1462 zum Studium nach Köln und erwarb 1465 den Magistertitel in Löwen. Seit 1469 hielt er sich zum Studium der Jurisprudenz in Pavia auf, schloß 1473 Freundschaft mit Johann von Dalberg und den Brüdern Dietrich und Johannes von Plieningen und war zeitweise Praeceptor der Grafen Johann und Friedrich von Oettingen. 1475 wechselte er an die Univ. Ferrara, vor allem um dort besser Griechisch zu lernen, hatte Umgang mit Herzog Ercole d'Este und wurde als Organist in der Hofkapelle angestellt. 1476 hielt er zur Eröffnung des Studienjahres seine berühmte Oratio in laudem philosophiae et reliquiarum artium und schrieb 1477 eine Biographie Petrarcas. 1479 machte A. auf der Heimreise Aufenthalt in Dillingen, wo er sein Hauptwerk De inventione dialectica libri tres (gedruckt 1520) vollendete, und war seit 1480 juristischer und diplomatischer Vertreter der Stadt Groningen. 1484 folgte A. einem Ruf Dalbergs nach Heidelberg, wo er in losem Kontakt mit der Univ. Reden und Vorträge hielt. 1485 begleitete er diesen auf einer Reise nach Rom, erkrankte auf der Rückreise in Trient und starb vor Heidelberg. A. war einer der führenden deutschen Frühhumanisten, propagierte das Studium der Antike auf christlicher Grundlage und entwickelte in seinen Schriften die Idee eines umfassend gebildeten, kritisch und frei denkenden Menschen. Das Verdienst seiner Dialektik ist die Überwindung der scholastischen Methode. WEITERE WERKE: Oratio de vita Petrarchae. 1477. - De formando Studio. 1484. - Oratio de nativitale Christi. 1484. De inventione dialectica. Lucubrationes. Hrsg. v. Alardus Amstelredamus. 2 Bde., Köln 1539. Nachdruck Nieuwkoop 1967. - Winfried Trillitzsch (Hrsg. und Übers.): Der deutsche Renaissance-Humanismus. Abriß und Auswahl. Frankfurt/Main (auch Leipzig) 1981. Hier S. 159-183: R. A.: Rede zum Preise der Philosophie und der übrigen Wissenschaften. - De inventione dialectica libri tres. Drei Bücher über die Inventio dialectica. Auf der Grundlage der Edition von Alardus von Amsterdam (1539) kritisch hrsg., übersetzt und kommentiert von Lothar Mundt. Tübingen 1992. LITERATUR: Gerda C. Huisman: R. A. A Bibliography of printed Works and Translations. Nieuwkoop 1985. - Henricus Eduardus Josephus Maria van der Velden: Rodolphus A. (Roelof Huusman), een Nederlandsch humanist der vijf(iende eeuw. Leiden o. J. [1911]. - August Faust: Die Dialektik R. A.s. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 34 N. F. 27 (1922) S. 118-135. - Marcel Augustin Maria Nauwelaerts: Rodolphus A. Den Haag 1963. - Franz Josef Worstbrock: A., R. In: VL l, 1978, Sp. 84-93. Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983. - Fokke Akkermann/Arie Johan Vanderjagt (Hrsg.): R. A. Phrisius. 1444-1485. Proceedings of the International Conference at the University of Groningen, 28-30 October 1985. Leiden u.a. 1988. - Peter Mack: Renaissance argument. Valla and A. in the traditions of rhetoric and dialectic. Leiden u.a. 1993. - Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): R. A. 1444-1485. Protagonist des nordeuropäischen Humanismus. Zum 550. Geburtstag. Bern u.a. 1994. Agrippa von Nettesheim, eigentl. Heinrich Cornelius, * 14.9. 1486 Köln, t 18.2. 1535 Grenoble. A. wurde 1502 in Köln zum Magister promoviert und studierte danach in Paris, wo er 1507 einen okkultistischen

Ahlwardt Geheimbund stiftete. 1510 hörte er bei John Colet in London und ließ Johannes Trithemius die handschriftliche Erstfassung seines Hauptwerks De occulta philosophia libri III (gedruckt 1531, erw. 1533) zukommen. 1511 war er als Ritter im Heer Kaiser Maximilians I. in Italien, erlangte nach dem Besuch der Univ. Pavia vermutlich den medizinischen Doktorgrad und lehrte in Pavia und Turin. 1518 wurde A. Syndikus in Metz, verteidigte Beschuldigte in verschiedenen Hexenprozessen, ging 1520 nach Köln, wirkte seit 1522 als Stadtarzt in Genf, seit 1523 in Freiburg, wurde 1524 Leibarzt der Louise von Savoyen, der Mutter des französischen Königs, lebte seit 1528 als Arzt in Antwerpen und war 1530/31 Hofhistoriograph Karls V. in Mecheln. Nach Aufenthalten in Köln und am Hof des Erzbischofs Hermann von Wied in Bonn begab er sich 1535 nach Frankreich und wurde in Lyon verhaftet. Der in wechselnden Berufen und Tätigkeiten umgetriebene A. vertrat in seinen zahlreichen Schriften neuplatonisch-spekulative Überzeugungen, auf die auch Einflüsse der Kabbala sowie okkultistische und alchemistische Neigungen einwirkten. In seiner Abhandlung De incertitudine et vanitate omnium scientiarum et artium atgue excellentia verbi Dei dedamatio (1530, dt. 1534) übte er grundlegende Wissenschafts-, Kirchen- und Gesellschaftskritik. In keiner Wissenschaft ist nach A. etwas Beständiges zu finden. Mit seinem Zweifel an der Fähigkeit des Menschen, das Absolute zu erkennen, hatte er Einfluß auf das Wiederaufleben der Skepsis in der Renaissance (u. a. Montaigne). AUSGABEN: De occulta philosophia (Köln 1533). Hrsg. und erläutert v. Karl Anton Nowotny. Graz 1967. - Dialogus de homine. Ed. Paola Zambelli. In: Rivista critica di storia della filosofia 13 (1958) S. 47-71. - Opera omnia. Lyon (vermutlich in Deutschland) 1600. Nachdruck, hrsg. v. Richard H. Popkin, Hildesheim u.a. 1970. LITERATUR: Johann Meurer: Zur Logik des Heinrich Cornelius A. v. N. Bonn 1913. - Charles G. Nauert jr.: A. and the Crisis of Renaissance Thought. Urbana, 111. 1965. - WolfDieter Müller-Jahncke: Magie als Wissenschaft im frühen 16. Jahrhundert. Die Beziehung zwischen Magie, Medizin und Pharmazie im Werk des A. v. N. (1486-1535). Diss. Marburg 1973. - Paola Zambelli: Magic and radical reformation in A. v. N. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 39 (1976) S. 69-103. - Kurt Goldammer: A. v. N. In: TRE 2, 1978, S. 118-123. - Irene Backus: A. on .Human Knowledge of God' and ,Human Knowledge of the External World'. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 65 (1983) S. 147-159. - Marc van der Poel: Cornelius A., the Humanist Theologian and his Declamations. Leiden u. a. 1997. Ahlwardt, Peter, Pseud. Alethinus Libertus, * 14.2.1710 Greifswald, t 1.3. 1791 Greifswald. Der Sohn eines Schuhmachers studierte nach dem Besuch der Ratsschule 1727 an der Univ. seiner Heimatstadt Philosophie sowie Theologie und wechselte nach drei Jahren an die Univ. Jena, wo er zusätzlich Medizin und Rechtswissenschaften hörte. In Greifswald (Promotion 1732) hielt A. seit 1733 philosophische und mathematische Vorlesungen, wurde 1743 Adjunkt und 1752 o. Prof. der Logik und Metaphysik. A. gehörte der Deutschen Gesellschaft in Greifswald an und stiftete den Abeliten-Orden (Der Abelit, 1746). A. veröffentlichte u. a. Über die Unsterblichkeit der Seele und über die Freiheit Gottes (1735), Vernünfftige und gründliche Gedancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes und deren richtigen Gebrauch in der Erkenntniss der Wahrheit (1741), Gründliche Betrachtungen über die Augspurgische Confession (3 Bde., 1742-51), Einleitung in die Philosophie (1752) und Einleitung in die dogmatische Gottesgelahrtheit (1753).

WEITERE WERKE: Gedancken von der natürlichen Freyheit. Leipzig 1740. - Vernünfftige und gründliche Gedancken von Gott und dem wahrhafften Gottes-Dienst. Greifswald/Leipzig 1742. - Philosophisches Sendschreiben an [...] Jacob Heinrich von Balthasar, worinn einiger seiner philosophischen Sätze gründlich zu vertheidigen [...] suchet P. A. Leipzig 1750. Ahrens, Heinrich, * 14.7.1808 Kniestedt bei Salzgitter, t 7.8. 1874 Salzgitter. A., Sohn eines Gutsverwalters, studierte seit 1827 Jura an der Univ. Göttingen, war Schüler von Karl Christian Friedrich —»Krause und wurde 1830 promoviert. 1831 beteiligte er sich am Göttinger Aufstand und hatte im neugewählten Gemeinderat das Amt des Schriftführers inne. Nach der unblutigen Beendigung des Aufstandes durch die hannoversche Armee floh er über Belgien nach Paris, hielt dort 1833 Vorträge über Philosophie, wurde mit einem Hochschulkurs für Psychologie beauftragt und nahm 1834 einen Ruf als Prof. der Philosophie an die Univ. Brüssel an. 1848 wurde er für Salzgitter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. A. trat der Großdeutschen Partei bei und war vor allem im Verfassungsausschuß als Mitglied der Fraktion Westendhall tätig. Seit 1850 war er Prof. der Rechtsphilosophie in Graz, seit 1860 der Staatswissenschaften an der Philosophischen Fakultät in Leipzig. 1863/64 war A. als Vertreter der dortigen Univ. Mitglied der Ersten Sächsischen Kammer im sächsischen Landtag. Im Auftrag der Regierung richtete er in Leipzig ein philosophisches Seminar ein, das 1873 eröffnet wurde. A.s Grundanliegen war die Verbreitung und Weiterentwicklung der rechtsphilosophischen Ideen Krauses und des Versuchs der Entwicklung eines selbständigen Naturrechts - in einer Zeit, in der der Rechtspositivismus vorherrschte - unter besonderer Berücksichtigung sozialpolitischer Gesichtspunkte. Er veröffentlichte u. a. Cours de droh naturel ou de philosophic du droit (1838-40; 2 Bde., 81892; nach der zweiten Ausgabe deutsch von Adolph Wirk: Das Naturrecht oder die Rechtsphilosophie nach dem gegenwärtigen Zustande dieser Wissenschaft in Deutschland, 1846; neu bearb., 2 Bde., 61870/71; Neudruck 1968), Die Organische Staatslehre auf philosophischanthropologischer Grundlage (1850), Die Rechtsphilosophie oder das Naturrecht auf philosophisch-anthropologischer Grundlage (1852) und Juristische Encyklopadie, oder organische Darstellung der Rechts- und Staatswissenschaft, auf Grundlage einer ethischen Rechtsphilosophie (1855-57). Weitreichenden Einfluß hatte A.s Philosophie besonders in den romanischen Ländern. WEITERE WERKE: Cours de psychologic fait ä Paris sous des auspices du gouvernement. 2 Bde., Paris 1836-38. Grondbeginselen der Mensch-en Zielkunde naar de leer van K. C. F. Krause, ontvouwd in 12 voorlezingen gehouden le Parijs. Vrij vertaald met verbeteringen enz. van J. Nieuwenhuis. 2 Tie., Utrecht 1848. - Fichte's politische Lehre in ihrer wissenschaftlichen, culturgeschichtlichen und allgemeinen nationalen Bedeutung. Leipzig 1862. LITERATUR: A. Chauffard: Essai critique sur les doctrines philosophiques, sociales et religieuses de H. A. Paris 1880. - Friedrich Carl von Savigny: A. In: ADB 45, 1900, S. 714-716. - Friedrich Darmstädter: Der Rechtsphilosoph H. A. und die Anfänge wirtschaftlich-soziologischer Rechtsauffassung. In: Internationale Zeitschrift für Theorie des Rechts 8 (1934). - Wolfgang Vester: Sozialphilosophie und Sozialpolitik der deutschen Rechtsphilosophie des XIX. Jahrhunderts (Krause, A., Röder). Gießen 1935. Max Klüver: Sozialkritik und Sozialreform bei H. A. Hamburg 1967. - Rainer Schröder: Zur Rechtsphilosophie des Krause-Schülers H. A. (1808-1874). In: Klaus-Michael Kodalle (Hrsg.): K. C. F. K. 1781-1832. Studien zu seiner Phi-

Albertus Magnus losophie und zum Krausismo. Hamburg 1985, S. 93-111.Evi Herzer: Der Naturrechtsphilosoph H. A. (1808-1874.) Berlin 1993. Albert von Orlamünde, 13. Jh. Wahrscheinlich war A. Verfasser der Philosophie pauperum, auch Summa naturalium oder Compendium de negotio natural! genannt, eines Lehrbuchs, das an den Stadtschulen des Mittelalters stark verbreitet und auch für arme Studenten erschwinglich war. Da diesem Kompendium der Naturphilosophie größtenteils die Schriften des —»Albertus Magnus zugrundelagen, wurde die Verfasserschaft lange Zeit diesem zugeschrieben. WERKE: Summa naturalium. In: Albertus Magnus: Opera omnia. Lyon 1651, Bd. 21, S. 1-54; Bd. 5, S. 445-536. Nachträge in: Bernhard Geyer [s.u.], S. 3*-82*. LITERATUR: Martin Grabmann: Die Philosophia pauperum und ihr Verfasser A. v. O. Münster 1918. - Bernhard Geyer: Die Albert dem Großen zugeschriebene Summa Naturalium (Philosophia Pauperum). Texte und Untersuchungen. Münster 1938. Albert von Sachsen, auch Ricmestorp, van Helmstedt, Albertus de Saxonia, Albertutius, Albertus parvus, * um 1316, t 8.7.1390 Halberstadt. A. stammte aus einer Rickmerstorfer Bürgersfamilie, studierte in Prag und Paris, lehrte 1351-62 an der Pariser Artistenfakultät und war 1353 Rektor der Sorbonne. 1362-65 hielt er sich am päpstlichen Hof in Avignon auf, um dort mit Urban V. die Verhandlungen zur Bestätigung der Univ. Wien zu führen. 1365 wurde A. erster Rektor der Univ. Wien und war seit 1366 Bischof von Halberstadt. Er verfaßte naturund moralphilosophische Schriften, in denen er sich ausführlich mit Aristoteles beschäftigte. Wichtig waren insbesondere seine Quaestiones zu dessen physikalischen Schriften. A. verfaßte auch Abhandlungen zur Mathematik (u. a. Tractalus proportionum, De quadratura circuit) und zur Logik (u. a. Perutilis logica, Sophismata). Er stand mit seinen Theorien vor allem unter dem Einfluß von Johannes Buridan und Nikolaus von Oresme und war Ockhamist. WEITERE WERKE: De latudinibus. Padua 1505. - Sophismata et Insolubilia et Obligationes. Paris 1489. Nachdruck Hildesheim 1975. - Tractatus proportionum. Venedig 1496. Hubertus L. Busard: Der Tractatus proportionum von A. v. S. Wien 1971, S. 44-72. - Perutilis logica. Venedig 1522. Nachdruck Hildesheim 1974. LITERATUR: Harald Berger: Bibliographie zu A. v. S. (t 1390). In: Bulletin de philosophie medievale 36 (1994) S. 149-185; 38 (1996) S. 143-152. - Georg Heidingsfelder: A. v. S. Sein Lebensgang und sein Kommentar zur nikomachischen Ethik des Aristoteles. Freiburg/Münster 1921. Münster21927. - Jürgen Sarnowsky: Die aristotelischscholastische Theorie der Bewegung. Studien zum Kommentar A.s v. S. zur Physik des Aristoteles. Münster 1989 (mit Bibliographie). - Joel Biard (Hrsg.): Itineraires d'A. de Saxe. Paris-Vienne au XIV" siecle. Paris 1991. - Angel Munoz Gracia: Cinco nuevos fragmentos anonimos de Alberto de Sajonia. In: Bulletin de philosophie medievale 33 (1991) S. 162-176. -Christoph Kann: Die Eigenschaften der Termini. Eine Untersuchung zur .Perutilis logica' A.s v. S. Leiden u. a. 1994. Albertus Magnus, auch A. Teutonicus, A. Coloniensis, A. de Lauging, * um 1200 Lauingen/Donau, t 15. 11.1280 Köln. A., aus niederem staufischem Adel, schloß sich um Ostern 1223 als Student in Padua dem 1215 von Dominikus gegründeten Orden der Predigerbrüder an. Danach studierte er im Kloster seines Ordens, Heilig-Kreuz in der Stolkgasse, in Köln, der seinerzeit volkreichsten Stadt Westeu-

ropas. 1228 wurde er lector und lehrte in Hildesheim, Freiberg/Sachsen, Regensburg und Straßburg. 1243 ging er an die Univ. Paris, wo er im Frühjahr 1245 Prof. der Theologie wurde. Im Sommer 1248 kehrte er, begleitet von seinem Schüler Thomas von Aquin, nach Köln zurück, um dort eine Hochschule (Studium generale) zu errichten. Wahrscheinlich war er am 15.8. Zeuge der Grundsteinlegung des Kölner Doms. In Paris und während des zweiten Kölner Aufenthalts begann A. mit der Abfassung seiner wissenschaftlichen Werke, die ihm schließlich den Ruf eines herausragenden Gelehrten und großen Philosophen, der als Autorität betrachtet wurde, verschafften. Der Inhalt der frühen Schriften, meist Niederschlag von Vorlesungen und Disputationen, ist vorwiegend theologisch und von neuplatonischem Gedankengut geprägt. Seine gründlichen Kenntnisse der Natur, besonders der Flora und Fauna, erweiterte er ständig durch genaue und geduldige Beobachtungen, die er gern beschrieb. Äußerst folgenreich war sein entschiedenes Eintreten für die Erschließung des damals neuentdeckten Schrifttums aus den griechischen, arabischen und jüdischen Kulturkreisen. Er sah dies als unentbehrlich für den Fortgang der Wissenschaften an. Sein Ziel, das ganze überlieferte Lehrgut der Latein sprechenden gelehrten Welt verfügbar zu machen, suchte er durch Kommentierung der überlieferten Texte, vor allem derjenigen des Aristoteles, zu erreichen. Diese Aufgabe beanspruchte ihn bis in seine letzten Lebensjahre. Gegner eines vorurteilsfreien Studiums, auch aus der eigenen Ordensgemeinschaft, nannte er Dummköpfe und Faulpelze, ähnlich denen, die einst Sokrates umgebracht und Platon und Aristoteles verjagt hatten. Scharf tadelte er auch solche Zeitgenossen, die sich mit Scheinwissen begnügten. Das Werk des Aristoteles galt ihm als ein Vorbild für eine wirklichkeitsbezogene Wissenschaft. Die devote Aristoteles-Verehrung einiger Kollegen, die hierin den arabischen Philosophen und Aristoteleskommentator Averroes (1126-1198) nachahmten, lehnte er jedoch rundweg ab; denn ein derartiger Kult mußte die Erforschung der Natur nachhaltig gefährden. Aristoteles habe nicht selten geirrt, also sei es unsinnig, sich blindlings nach dessen Worten zu richten. „Wer glaubt, Aristoteles sei Gott gewesen, muß glauben, dieser habe nie geirrt. Wenn man aber glaubt, er sei ein Mensch gewesen, dann auch, daß er irren konnte, gleichermaßen wie wir." A. war davon überzeugt, daß sicheres philosophisches Wissen und christlicher Glaube einander nicht widersprechen. Er warnte allerdings eindringlich vor den Folgen einer unzureichenden Unterscheidung von Wissen und Glauben. Der Naturforscher dürfe im übrigen Behauptungen nicht ungeprüft übernehmen, sondern habe stets nach natürlichen Ursachen zu suchen. Ausdrücklich verwarf A. Versuche, naturwissenschaftliche Probleme durch Spekulationen über die Allmacht des Schöpfers zu relativieren. Die auch damals heftig diskutierte Frage nach einem Anfang der Welt hielt er für philosophisch unentscheidbar. Absurd, weil unmittelbarer Erfahrung nicht gerecht werdend, war seiner Meinung nach die dem Averroes zugeschriebene Lehre, der Verstand sei ein von den menschlichen Individuen getrennt existierendes Vermögen, das sich des einzelnen Menschen wie eines Instruments bedient. Jeder Mensch ist wesenhafte Einheit von Stoff und Geist. Vernunft und Entscheidungskraft machen seine Würde aus. Durch die damit gegebene Verantwortlichkeit der Person ist eine Ethik, der A.s besondere Aufmerksamkeit galt, notwendig und sinnvoll. Im Sommer 1252 empfahl A. seinen Schüler Thomas für die Laufbahn eines akademischen Lehrers. Dieser wurde daraufhin einige Zeit später Prof. in Paris. In seinem philosophischen und theologischen Werk knüpfte er an die von A. verfochtenen Grundsätze an und entfaltete sie in der ihm eigenen meisterhaften Weise.

Alefeld Seine Kölner Mitbürger suchten A. in manchem Streit als Ratgeber und Schlichter, dessen Unbestechlichkeit und Friedenswillen man schätzte. Selbst der mächtige Erzbischof und Reichsfürst Konrad von Hochstaden, der die Rechte der Bürgerschaft einzuschränken trachtete, fügte sich einem Schiedsspruch, den A. am 17.4.1252 fällte und der als „kleiner Schied" in die Kölner Geschichte einging. 1254 wurde A. Vorsteher (Provinzial) der Dominikanerprovinz Teutonia, zu der über 50 Niederlassungen gehörten. Die erforderlichen Reisen führten ihn an viele Orte in Deutschland und bis nach Riga. An Kapiteln seines Ordens nahm er 1255 in Mailand und 1256 in Paris teil. Im selben Jahr verteidigte er am Sitz des Papstes in Anagni die Bettelorden erfolgreich gegen Angriffe einiger Pariser Theologen. Er blieb bis Juni 1257 in Anagni und legte dann auf dem Kapitel in Straßburg das Amt des Provinzials nieder. Im Herbst 1257 nahm er in Köln seine Lehrtätigkeit wieder auf und setzte das nie ganz unterbrochene Schreiben intensiv fort. Sein Ansehen als Friedensstifter vermehrte er durch Vermittlung in einem neuen Streit zwischen Erzbischof und Kölner Bürgerschaft. Der „Große Schied" vom 28.6. 1258 ist ein bedeutendes Dokument, in dem die Rechte der Stadt überzeugend begründet wurden. 1259 trat A. in Valenciennes bei der Erstellung eines Lehrplans für die Studenten seines Ordens erneut für ein gründliches Studium der profanen Wissenschaften ein. Am 5. 1. 1260 betraute der Papst ihn mit dem Bischofsstuhl von Regensburg. Diesem Ruf folgte er, obwohl sein Ordensgeneral ihn beschwor, das Amt nicht anzunehmen. Im Kölner Dom im März 1260 geweiht, machte er sich nach Regensburg auf. Trotz vieler Schwierigkeiten gelang es ihm, die Zustände in dem vernachlässigten Bistum zu ordnen. Man nannte ihn dort, wohl wegen seiner Fußbekleidung, den „Bischof Bundschuh". Der gelehrten Arbeit ging er so gut wie möglich in seiner Residenz auf der Burg Stauf nach. 1261 trat er vom Bischofsamt zurück und wurde am 11.5.1262 dieser Bürde endgültig ledig. Rang und Autorität eines Bischofs behielt er jedoch. Er weilte dann, vermutlich auf Wunsch des Papstes Urban IV., eines Förderers der Wissenschaft, mehrere Monate an der Kurie in Viterbo und Orvieto. Dort traf er seinen inzwischen berühmten Schüler Thomas. Er schrieb weitere Paraphrasen zu Aristoteles, so zu dessen Ethik und Politik. In einem Gedicht aus dieser Zeit hieß es von ihm: „Dort ist einer, der, wenn alle Philosophie verschwände, sie neu schaffen könnte. Er würde sie besser wiederaufrichten und die alten Philosophen durch sein Können überflügeln." Am 13.2. 1263 wurde A. beauftragt, in den deutschsprachigen Ländern für einen neuen Kreuzzug gegen die muslimischen Beherrscher Jerusalems zu werben. Das führte ihn u. a. nach Augsburg, Donauwörth, Würzburg, Frankfurt, Speyer, Mainz, Brandenburg und wahrscheinlich auch an Orte in Böhmen und Österreich. Mit dem Tod des Papstes endete dieser Auftrag. Von Ende 1264 an lebte und arbeitete A. im Dominikanerkonvent Würzburg, zusammen mit seinem Bruder Heinrich und seinem Schüler —> Ulrich. 1268 erfüllte er in Straßburg, wo Ulrich inzwischen lehrte, eine Friedensmission. Seit Herbst 1269 weilte er wieder in Köln, lehrte, predigte, schrieb und unterzog sich Pflichten, die Bischofswürde und Stellung eines angesehenen Kölner Bürgers mit sich brachten. So weihte er am 28.4.1275 eine Kirche in Mönchengladbach und am 12.9. 1279 eine in Antwerpen. Mehrmals mußte er wieder für den Frieden in der Stadt und ihrer Umgebung tätig werden. Der schwerste Konflikt, ausgebrochen zwischen Bürgerschaft und Erzbischof Engelbert von Falkenburg, wurde am 2.6. 1275 unter Engelberts Nachfolger Siegfried von Westerburg beigelegt. A.s gelehrten Rat angesichts umstrittener wissenschaftlicher Fragen suchte 1271 der Ordensgeneral. In seiner Antwort beklagte A. die Unsinnigkeit einiger dieser Streitfragen. Experimente, die er im Kloster machte, um verborgene Kräfte und

Wirkweisen der Natur aufzuspüren, trugen ihm bei manchen Zeitgenossen den Ruf eines Schwarzkünstlers ein. Obgleich er solchen Gerüchten entgegentrat, fanden sie Eingang in einige Legenden. Die Nachricht, Thomas von Aquin sei am 7.3. 1274, noch keine 50 Jahre alt, gestorben, erschütterte ihn sehr. Daß A. 1274 am Unionskonzil in Lyon teilgenommen habe und dort für die Wahl Rudolfs von Habsburg, den er persönlich kannte, zum Kaiser eingetreten sei, ist unsicher, ebenso der Bericht, A. habe 1277 in Paris Lehren des Thomas gegen unsachliche Kritik verteidigt. Im Januar 1279 diktierte er sein Testament. Die Mitbrüder beobachteten mit Trauer, wie seine körperlichen und geistigen Kräfte abnahmen. Er starb am 15.11.1280. An seinem Grab war zu lesen: „Albert liegt hier, hochberühmt auf dem Erdkreis, beredt wie niemand, in der Wissenschaft ein sicherer Streiter, größer als Platon, kaum geringer als Salomon." Erzbischof Siegfried ließ ihn in einer Inschrift als „Blüte der Philosophen" bezeichnen, Ulrich von Straßburg nannte ihn „ein staunenswertes Wunder unserer Zeit". In Dantes Göttlicher Komödie begegnet A. neben Salomon und hervorragenden christlichen Lehrern. Er wurde noch lange in wissenschaftlichen Werken als Gewährsmann wichtiger Lehrstücke angeführt. Im 15. Jh. gab es, von der Univ. zu Köln ausgehend, die verbreitete Schule der Albertisten. A.s Andenken wurde durch manche Ereignisse der Zeit danach verdunkelt und verzerrt. Vor allem die vielerorts propagierte Verachtung des mittelalterlichen Geisteslebens, gepaart mit erstaunlicher Unkenntnis desselben, drängte Gestalt und Lebenswerk A.s nicht zuletzt in Deutschland in den Hintergrund. Es kam sogar zu grotesken Fehlurteilen, die manchmal heute noch wiederholt werden. A.s Werke wurden in Lyon 1651 in 21 und 1890-99 in Paris in 38 Bänden gedruckt. Eine moderne kritische Gesamtausgabe, die Editio Coloniensis, wird im Bonner Albertus-Magnus-Institut erarbeitet. Etliche Bände sind seit 1951 erschienen. A., über die Jahrhunderte hinweg wegen seiner Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und seines Friedenswillens stets auch verehrt, wurde am 16.12.1931 von der kath. Kirche heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt. Seit dem 16. 12.1941 gilt er als Patron der Naturforscher. 700 Jahre nach seinem Tod wurde er durch einen Besuch des Papstes Johannes Paul II. an seinem jetzigen Grab in St. Andreas in Köln geehrt. LITERATUR: Josef Pieper: Albert der Große. In: Theologisches Jahrbuch 4, Leipzig 1961, S. 636-649. - Paul Simon: Albert der Große. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 2. Berlin/New York 1977, S. 177-184. - Bernhard Geyer: A. M. In: Die großen Deutschen. Bd. 1. Gütersloh 1978, S. 201-216. - A. M., doctor universalis 1280/1980. Hrsg. v. Gerbert Meyer und Albert Zimmermann. Mainz 1980. - Ingrid Craemer-Ruegenberg: A. M. München 1980. - A. M. and the Sciences. Commemorative Essays, 1980. Ed. James A. Weisheipl. Toronto 1980. - Albert von Lauingen. 700 Jahre A. M. Hrsg. v. Historischen Verein Dillingen a. d. Donau. Lauingen 1980. - A. M., Ausstellung zum 700. Todestag. Historisches Archiv der Stadt Köln. 1981. - Albert der Große, seine Zeit, sein Werk, seine Wirkung. Miscellanea Mediaevalia, Bd. 14. Hrsg. v. Albert Zimmermann. Berlin/New York 1981. - A. de Libera: Albert le Grand et la Philosophie. Paris 1990. Albert Zimmermann Alefeld, Johann Ludwig, * 19.5. 1695 Griinstadt (Kr. Frankenthal), t 1760 Gießen. A. studierte in Gießen, Halle und Leipzig, wo er 1717 zum Magister promoviert wurde. Seit 1729 war er in Gießen a. o. Prof. der Philosophie, später o. Prof. der Dichtkunst und von 1736 an Prof. der Physik. 1749 wurde er erster Prof. der Philosophie. A. verfaßte u. a. eine Kurze, doch gründliche Abhandlung von Vernunftschlüssen (1725).

Althusius WEITERE WERKE: Zufällige Gedancken von dem Reich derer Gelehrten und dessen wahrhafftiger Beschaffenheit. Gießen 1731. Alkuin, auch Alchvine, Albinus, Beiname: Flaccus, * um 730 Northumbrien, t 19.5. 804 Tours. A. wurde an der Kathedralschule in York erzogen, war seit 778 deren Leiter und kam nach seinem Treffen mit Karl dem Großen in Parma 781 auf dessen Einladung ins Fränkische Reich. Er wurde Abt von Troyes, dann von Ferneres, 796 von St. Martin in Tours. A. war Leiter der Aachener Hofschule und u.a. Lehrer von —»Hrabanus Maurus und Einhard. Er gehörte zum engsten Kreis der um Karl versammelten Bildungselite. Großer Anteil wird ihm an der Bildungsreform des Fränkischen Reiches zugeschrieben. Maßgeblich beeinflußt hatte er die Epistola de lineris colendis (784/85) und die Admonitio generalis (789), die alle Bistümer und Klöster zur Einführung von Bibliotheken und Schulen verpflichteten. Aus dieser praktischen Tätigkeit gingen Schriften wie De orthographia hervor. Neben der Organisation des Bildungswesens liegt A.s Bedeutung vor allem in der Aufarbeitung und Vermittlung des überkommenen theologischen und philosophischen Gedankengutes. In der Disputaüo de vera philosophia forderte A. eine umfassende Kenntnis der Artes liberales, die als sapientia saecularis die Vorstufe der doctrina Christiana (sapientia spiritualis) bilden. Er verfaßte eine Grammatica, einen Dialogus de rhetorica et virtutibus und eine Schrift de Dialectica. In zahlreichen theologischen Werken (Bibelkommentare, Verbesserungen des Bibeltextes, liturgische und dogmatische Abhandlungen) trat er gegen den Adoptianismus auf. Im Auftrag Karls des Großen revidierte A. das römische Meßbuch und widmete sich der Neuorganisation des Missionswesens. 800 ließ er Karl dem Großen die Alkuinbibel (nicht erhalten) überreichen; sie fand viele Nachahmungen. Weit verbreitet war A.s Schrift De virtutibus et vitiis liber. In der 802 Karl dem Großen zum Aachener Konzil gewidmeten Schrift De fide sanctae et individuae trinitatis legte er die Trinität aus. A. war auch Autor der ältesten mathematischen Aufgabensammlung in lateinischer Sprache und schrieb rund 300 Briefe und Gedichte. WERKE: Opera omnia. PL 90, 667-676; 100; 101. - Briefe: M G H E p 4 , l-481; 5, 643 ff. LITERATUR: Charles Jacinth Bellairs Gaskoin: A., his Life and his Work. Cambridge 1904. Neudruck 1966. - Luitpold Wallach: A. and Charlemagne. Ithaca, New York 2 1968. - Stephen Allott: A. of -, c. A. D. 732-804. His life and letters. York 1974. - Wilhelm Heil: A. In: TRE 2, 1978, S. 266-276. - Dieter Schaller. A. In: VL I, 1978, Sp. 241-253. - Menso Folkerts: A. In: LexMA 1, 1980, Sp. 417-420. - Friedrich Dechant: Die theologische Rezeption der Artes liberales und die Entwicklung des Philosophiebegriffs in theologischen Programmschriften des Mittelalters von Alkuin bis Bonaventura. St. Ottilien 1993, bes. S. 61-100. Alsted, Johann Heinrich, * März 1588 Ballersbach bei Herborn, t 9.11.1638 Weißenburg (Siebenbürgen). A., Sohn eines Predigers, bezog 1602 das Pädagogium in Herborn, wurde 1608 Lehrer der Prima und Inspektor der Stipendiaten, 1610 a. o. Prof., 1615 o. Prof. der Philosophie an der Hohen Schule in Herborn. 1618 vertrat er die nassauischen Lande bei der Dordrechter Synode, wo er als Gegner der Arminianer auftrat. 1619 wurde A. Ordinarius für Theologie, war 1619/20 und 1625 Rektor und seit 1626 Professor Primarius. Seit 1629 lehrte er an der reformierten Hohen Schule in Weißenburg, wo er sich vor allem sprachlichen und theologischen Studien widmete. A. war in Herborn Lehrer von Johann Heinrich —> Bisterfeld und 1611-13 von Johann Amos -» Comenius, über den er großen Einfluß auf die Entwicklung der Pädagogik ausübte, und Freund von Johann

Valentin -» Andreae. In der Philosophie nahm er Gedanken von Aristoteles, Raimundus Lullus (Clavis artis Lullianae et verae logicae, 1609, Nachdruck 1983) und Petrus Ramus auf. Er war auch —> Keckermann verpflichtet, dessen Werke er als Systema Systematum herausgab. Als Theologe vertrat er die reformierte Föderaltheologie und hing dem Chiliasmus an. A. war einer der einflußreichsten Scholastiker des 17. Jahrhunderts. Er verfaßte zahlreiche Lehrbücher, die sich durch methodische Genauigkeit auszeichnen. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Elementale mathematicum in quo mathesis methodice traditur (1611, erweitert unter dem Titel Methodus admirandorum mathematicorum, 1613), Metaphysica tribus libris tractata (1613), Cursus philosophici encyclopaedia libris XXVII complectens universae philosophiae methodum (1620) und Distinctiones per universam theologiam (1626). Seine Bücher, die auch im calvinistischen Holland, in England und in Amerika benutzt wurden, stellte er 1630 zu einer Encyclopaedia. Septem tomis distincta (Faksimile-Neudruck der Ausgabe Herborn 1630, 7 in 4 Bänden, 1989/90) zusammen, womit er neben -> Agrippa von Nettesheim, Giordano Bruno und Athanasius -» Kircher in die Vorgeschichte der entsprechenden Entwürfe von —» Leibniz gehört. WEITERE WERKE: Panacea philosophica, id est, facilis, nova et accurata methodus docendi et discendi universam encyclopaediam 7 sectionibus distincta. Herborn 1610. - Systema menmonicon duplex. Frankfurt 1610. - Metaphysica methodus exquisitissima. Herborn 1611. - Systema physicae harmonicae. Herborn 1612. In den Auflagen ab 1614: Physica harmonica. - Theologia naturalis exhibens augustissimam naturae scholam. Frankfurt 1615. Hannover 1623. Compendium logicae harmonicae exhibens Universum bene disserendi modum iuxta principia Peripateticorum et Ratneorum celebriorum. Herborn 1615. - Triumphus bibliorum sacrorum. Frankfurt 1625. LITERATUR: Max Lippert: J. H. A.s pädagogisch-didaktische Reform-Bestrebungen und ihr Einfluß auf J. A. Comenius. Meißen 1898. - Robert G. Clouse: The Influence of J. H. A. on English Millenerian Thought in the Seventeenth Century. Diss. State University of Iowa 1963. - Walter Michel: Der Herborner Philosoph J. H. A. und die Tradition. Diss. Frankfurt/Main 1969. - Joachim Staedtke: A. J. H. In: TRE 2, 1978, S. 299-303. - Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 369-393. - Howard Hotson: J. H. A. 1588-1638. Between Renaissance, Reformation and universal reform. Oxford 2000. Althusius, Johannes, * 1557 Diedenshausen (heute zu Bad Berleburg), t 12.8. 1638 Emden. A. besuchte die Artistenfakultät in Köln, studierte Rechtswissenschaften in Basel (als Schüler Basilius Amerbachs) und in Genf, wo er mit Calvinismus und Humanismus in Kontakt kam. Nach der Promotion folgte er 1586 einem Ruf an die Hohe Schule Herborn, lehrte 1591-94 am Gymnasium in Steinfurt, war juristischer Berater in der nassauischen Kanzlei in Dillenburg, 1597 Rektor der 1594-99 von Herborn nach Siegen verlegten Akademie und seit 1604 Stadtsyndikus in Emden. 1617 wurde er Senior des calvinistischen Kirchenrats. In seinem Hauptwerk Politica methodice digesta et exemplis sacris et profanis illustrata (1603, 51654, Neudruck 1961, 1980) entwarf er eine Staats- und Gesellschaftslehre, die sowohl den Gedanken der Volkssouveränität als auch das legale Widerstandsrecht des

Altmann Volkes gegen Vertragsbrüchige Herrscher postulierte. Zu den Veröffentlichungen von A. gehören ferner Juris Romani (ab 2. Aufl. 1589: Jurisprudentiae Romanae) libri duo, ad leges methodi Rameae conformati (1586, 51623) und Dicaeologicae libri tres, totum et Universum ius, quo utimur, methodice complectentes (1617, 21649, Neudruck 1967). LITERATUR: Hans Ulrich Scupin/Ulrich Scheuner (Hrsg.): A.-Bibliographie. Bearb. v. Dieter Wyduckel. 2 Bde., Berlin 1973. - Otto von Gierke: J. A. und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien. Breslau 1880, 21902. Aalen 1958,71981. - Peter Jochen Winters: Die „Politik" des J. A. und ihre zeitgenössischen Quellen. Freiburg/Basel 1963. Carl J. Friedrich: J. A. und sein Werk im Rahmen der Entwicklung der Theorie von der Politik. Berlin 1975. - Michael Behnen: Herrscherbild und Herrschaftstechnik in der ,Politica' des J. A. In: Zeitschrift für historische Forschung 11 (1984) S. 412-472. - Karl-Wilhelm Dahm/Werner Krawietz/Dieter Wyduckel (Hrsg.): Politische Theorie des J. A. Berlin 1988. - Horst Dreitzel: Neues über A. In: Ius Commune 16 (1989) S. 275-302. - Thomas O. Hüglin: Sozietaler Föderalismus. Die politische Theorie des J. A. Berlin/New York 1991. Altmann, Alexander, * 16.4. 1906 Kaschau (Ungarn), t 6.6.1987 Boston (Massachusetts, USA). Nach dem Besuch der Talmud-Thora-Schule in Köln studierte A., Sohn eines Juristen und Rabbiners, seit 1926 am Berliner Rabbiner-Seminar und zugleich an der Univ. Berlin Philosophie, Germanistik und Anglistik. 1931 wurde er mit der Arbeit Die Grundlagen der Wertethik. Wesen, Wert, Person, Max Schelers Erkenntnis- und Seinslehre in kritischer Analyse promoviert. Seit demselben Jahr Rabbiner, lehrte er 1932-38 am Rabbinerseminar in Berlin und emigrierte dann nach Großbritannien. 1938-59 war A., der 1946 britischer Staatsbürger wurde, Communal Rabbi in Manchester, wo er 1953 das Institute for Jewish Studies gründete. 1959 ging er als Prof. für Jüdische Philosophie und Ideengeschichte an die Brandeis University nach Waltham (Massachusetts, USA). A. beschäftigte sich mit jüdischer Geistesgeschichte und Mystik (u. a. Von der mittelalterlichen zur modernen Aufklärung. Studien zur jüdischen Geistesgeschichte, 1987) und vor allem mit Moses —»Mendelssohn (u.a. Moses Mendelssohn Frühschriften zur Metaphysik, 1969; Moses Mendelssohn. A Biographical Study, 1973; Die trostvolle Aufklärung. Studien zur Metaphysik und politischen Theorie Moses Mendelssohns, 1982). 1954-59 gab er das Journal for Jewish Studies" heraus und war seit 1957 Mitherausgeber der „Scripta Judaica" sowie der Jubiläumsausgabe der Gesammelten Schriften (1971 ff.) von Mendelssohn. WEITERE WERKE: Studies in Religious Philosophy and Mysticism. London 1969. - Essays in Jewish Intellectual History. Hanover, N.H. 1981. LITERATUR: Siegfried Stein/Raphael Loewe (Hrsg.): Studies in Jewish religious and intellectual history. Presented to A. A. on the occasion of his 70th birthday. London 1979. Michael Albrecht: A. A. s. A. 16. April 1906-6. Juni 1987. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 42 (1988) S. 134-138. Amerbach, Veit, auch V. Amerpach, Vitus A., eigentl. Trolman von Wemding, * 1503 Wemding (Schwaben), t 13.9. 1557 Ingolstadt. Nach dem Studium in Ingolstadt, Freiburg/Breisgau und seit 1522 in Wittenberg wurde A. 1526 auf Empfehlung Martin —»Luthers Lehrer an der Lateinschule in Eisleben. 1529 erlangte A. an der Univ. Wittenberg den Magistergrad, wurde 1530 Prof. der „Phisica und Oratoria" und 1532 Dekan der Artistenfakultät. Ende der dreißiger Jahre geriet er in Streit mit -» Melanchthon und veröffentlichte 1542 Quattuor libri de anima, die als Gegenentwurf zu dessen Commentarius de

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anima (1540) gelten. 1543 verließ A. Wittenberg, konvertierte zum Katholizismus und war später Prof. der Philosophie und Rhetorik in Ingolstadt, wo er sich als Horaz- und Cicero-Kommentator einen Namen machte. 1549 erschien A.s Werk De philosophia naturali. LITERATUR: VD 16, Bd. l, 321-324. - Ludwig Fischer: Veit Trolmann von Wemding, genannt Vitus Amerpachius als Professor in Wittenberg (1530-1543). Freiburg/Breisgau 1926. Amery, Jean, eigentl. Hans Mayer, jüdischer Vorname: Chaim, Pseud. Hanns Mayer, Peter Frühwirth, Deckname: Roger Lippens, * 31.10. 1912 Wien, t 17. 10.1978 Salzburg. Nachdem sein Vater, ein Kaufmann, 1917 gefallen war, ging A., der katholisch erzogen wurde, mit seiner Mutter nach Bad Ischl, wo diese eine Pension betrieb. 1924 nach Wien zurückgekehrt, studierte er nach einer Buchhandelslehre unregelmäßig Literatur und Philosophie an der Universität. Beeinflußt wurde er vom logisch-empirischen Erkenntnisstil des Wiener Kreises 1934 gab A. mit Ernst Mayer die literarische Zeitschrift „Die Brücke" heraus und schrieb 1934/35 den Roman Die Schiffbrüchigen. 1938 floh er nach Antwerpen. 1940 wurde er als „feindlicher Ausländer" festgenommen und nach Südfrankreich deportiert. 1941 gelang ihm die Flucht aus dem Lager Gurs und die Rückkehr nach Brüssel. A. schloß sich einer deutschsprachigen Gruppe innerhalb der belgischen kommunistischen Widerstandsbewegung an und war Sprachlehrer an der Ecole Moyenne Juive de Bruxelles. 1943 von der Gestapo verhaftet, wurde er nach monatelanger Einzelhaft und Folter 1944 nach Auschwitz, später nach Buchenwald und Bergen-Belsen deportiert. Nach der Befreiung 1945 war er in Brüssel zwanzig Jahre als Journalist ausschließlich für Schweizer Zeitungen tätig. Seine Beiträge zeichnete er seit 1955 mit dem Pseudonym Jean Amery. Seit 1965 schrieb er Essays, Rezensionen, Filmberichte und Glossen für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und war für nahezu alle großen Rundfunkanstalten der Bundesrepuplik tätig. Stark von Jean-Paul Sartre und dessen Philosophie von der existentiellen Absurdität beeinflußt, beschäftigte er sich in seinen teils autobiographischen Essays mit gesellschaftlichen und literarischen Problemen. A. war Publizist im Sinne eines aufklärerischen Humanismus und philosophischer Essayist. Er veröffentlichte u.a. Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten (1966), Über das Altem. Revolte und Resignation (1968), Unmeisterliche Wanderjahre (1971), Widersprüche (1971), Lefeu oder Der Abbruch (1974) und Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod (1976). 1972 wurde A. mit dem Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet. Für die Verleihung des Lessing-Preises 1977 der Freien und Hansestadt Hamburg dankte er mit der programmatischen Rede Aufklärung als philosophia perennis. Kurz vor A.s Freitod erschien Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes (1978). WEITERE WERKE: Geburt der Gegenwart. Gestalten und Gestaltungen der westlichen Zivilisation seit Kriegsende. Ölten/Freiburg im Breisgau 1961. - Örtlichkeiten. Hrsg. v. Manfred Franke. Stuttgart 1980. - Weiterleben - aber wie? Essays 1968-1978. Hrsg. v. Gisela Lindemann. Stuttgart 1982. - Radical Humanism. Selected Essays. Hrsg. v. Sidney und Stella P. Rosenfeld. Blommington 1984. - Der integrale Humanismus. Zwischen Philosophie und Literatur. Aufsätze und Kritiken eines Lesers 1966-1978. Hrsg. v. Helmut Heißenbüttel. Stuttgart 1985. - Cindma. Arbeiten zum Film. Hrsg. v. Joachim Kalka. Stuttgart 1994. LITERATUR: Friedrich Pfäfflin (Bearbeiter:) J. A. Unterwegs nach Oudenaarde. Marbach/ Neckar 1982. - J. A. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1988 (Text + Kritik.

Andreae Heft 99). Darin: Friedrich Pfäfflin: Ausgewählte Bibliographie, S. 70-83. - J. A. Der Grenzgänger. Gespräch mit Ingo Hermann in der Reihe „Zeugen des Jahrhunderts". Hrsg. v. Ingo Hermann. Göttingen 1992. - Irene HeidelbergerLeonard (Hrsg.): Über J. A. Heidelberg 1990. - Siegbert Wolf: Von der Verwundbarkeit des Humanismus. Über J. A. Frankfurt/Main 1995. - Stephan Steiner (Hrsg.) J. A. (Hans Maier). Basel u. a. 1996 (mit Bibliographie). - Petra S. Fiero: Schreiben gegen Schweigen. Grenzerfahrungen in J. A.s autobiographischem Werk. Hildesheim u.a. 1997. Ancillon, (Jean Pierre) Frid^ric, auch Johann Peter Friedrich A., * 30.4. 1767 Berlin, t 19.4. 1837 Berlin. A., Sohn eines Theologen, wurde nach dem Studium der Theologie in Genf 1790 Prediger der französischen Gemeinde in Berlin. Seit 1792 war er Prof. der Geschichte an der Kriegsakademie und von 1803 an kgl. Historiograph. 1809 erfolgte seine Ernennung zum Staatsrat im Departement des Kultus. 1810 wurde er mit der Erziehung des Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. betraut. Von König Friedrich Wilhelm III. wurde A. 1814 als geheimer Legationsrat ins Außenministerium und 1817 in den Staatsrat berufen. 1831 wurde er Staatssekretär und war von 1832 bis zu seinem Tod 1837 preuß. Außenminister. A. war ein Gegner Steins und Hardenbergs und trat als Anhänger Metternichs für das Gleichgewicht der europäischen Mächte und in strikt konservativem Sinn für das monarchische System ein. Er verfaßte Werke philosophischen, historischen und staatswissenschaftlichen Inhalts, u. a. Über Souveränität und Staats-Verfassungen. Ein Versuch zur Berichtigung einiger politischen Grundbegriffe (1815, 21816), Über die Slaatswissenschaft (1818), Über Glauben und Wissen in der Philosophie (1824), Über den Geist der Staatsverfassungen und dessen Einfluß auf die Gesetzgebung (1825), Zur Vermittlung der Extreme in den Meinungen (1828-31) und Pensees sur l'homme (2 Bde., 1829). LITERATUR: Paul Haake: J. P. F. A. und Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. München u.a. 1920. Anders, Günther, eigentl. Günther Siegmund Stern, Pseud. Reinhold Hoffmann, * 12.7. 1902 Breslau, t 17. 12.1992 Wien. A., Sohn des Psychologen und Philosophen William —> Stern, wuchs seit 1915 in Hamburg auf, wurde 1917 in einer paramilitärischen Schülergruppe in Frankreich eingesetzt, nahm 1919 das Studium der Philosophie (bei Ernst -^Cassirer), Psychologie und Kunstgeschichte in Hamburg auf, studierte seit 1921 bei Edmund —»Husserl und Martin -»Heidegger in Freiburg und wurde 1924 bei Husserl mit der Dissertation Die Rolle der Situationskategorie bei den .Logischen Sätzen' promoviert. 1925 studierte er bei Heidegger in Marburg, wo er Hannah -»Arendt kennenlernte, mit der er 1929-37 verheiratet war. 1926 war A. Assistent von Max —»Scheler. Ein Versuch, sich mit der Studie Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen bei Paul —> Tillich zu habilitieren, scheiterte. Seit 1930 war A. in Berlin als freier Autor tätig, u. a. für die „Vossische Zeitung" und den Rundfunk. Der 1930-32 entstandene antifaschistische Roman Die molussische Katakombe erschien vollständig erst 1992 (Fassung 1938). 1933 emigrierte A. nach Paris, 1936 in die USA. 1936-39 lebte er in New York, 1939-42 in Los Angeles und kehrte dann nach New York zurück, wo er 1949/50 Ästhetik-Vorlesungen an der New School for Social Research hielt. A. schrieb Beiträge für Exil-Publikationen wie „Die Sammlung" und den „Aufbau". 1950 nach Europa zurückgekehrt, ließ er sich als freier Publizist in Wien nieder und wurde 1951 österr. Staatsbürger. A., für den der Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima ein Thema von zentraler Bedeutung war (Endzeit und Zeitenende. Gedanken über die atomare Situation, 1972;

ab 2. Aufl. unter dem Titel Die atomare Drohung. Radikale Überlegungen zum atomaren Zeitalter, 1981, 61993). gehörte zu den Initiatoren der Anti-Atomwaffen-Bewegung und war Mitglied des Russell-Tribunals in Stockholm und Kopenhagen. In den letzten Lebensjahren arbeitete er an der Zeitschrift „Neues Forum" (Wien) mit. A. schrieb neben Lyrik und Romanen vor allem über kulturphilosophische und zeitgeschichtliche Themen. Sein philosophisches Hauptwerk ist die Essay-Sammlung Die Antiquiertheit des Menschen (2 Bde., 1956-80, Nachdruck 1992), in dem er sich mit den Problemen der technologischen Zivilisation des Atomzeitalters befaßt. Sich von der akademischen Philosophie distanzierend, bezeichnete sich A. als Gelegenheitsphilosoph, als Sozial- bzw. „Technikpsychologe". Er wurde u. a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (1979), dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt (1985) und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Über das Haben. Sieben Kapitel zur Ontologie der Erkenntnis. Bonn 1928. - Pathologie de la liberte. Essai sur la non-identification. In: Recherches Philosophiques 7 (1936/37) S. 22-54. - Der Mann auf der Brücke. Tagebuch aus Hiroshima und Nagasaki. München 1959, 21963. - Off limits für das Gewissen. Der Briefwechsel zwischen dem Hiroshima-Piloten Claude Eatherly und G. A. Hrsg. v. Robert Jungk. Hamburg 1961. - Wir Eichmannsöhne. Offener Brief an Klaus Eichmann. München 1964, 21988. - Philosophische Stenogramme. München 1965, 1993. - Die Schrift an der Wand. Tagebücher 1941-1966. München 1967. - Hiroshima ist überall. München 1982. - Ketzereien. München 1982, 21991. - Lieben gestern. Notizen zur Geschichte des Fühlens. München 1986, 21989. - Gewalt - ja oder nein. Eine notwendige Diskussion. Hrsg. v. Manfred Bissinger. München 1987. - G. A. antwortet. Interview und Erklärungen. Hrsg. v. Elke Schubert. Berlin 1987. - Über philosophische Diktion und das Problem der Popularisierung [1949]. Göttingen 1992. LITERATUR: Jürgen Langenbach: G. A. München 1988. Konrad Paul Liessmann: G. A. zur Einführung. Hamburg 1988, 21993. - Werner Reimann: Verweigerte Versöhnung. Zur Philosophie von G. A. Wien 1990. - Georg Geiger: Der Täter und der Philosoph - Der Philosoph als Täter. Die Begegnung zwischen dem Hiroshima-Piloten Claude R. Eatherly und dem Antiatomkriegsphilosophen G. A. oder: Schuld und Verantwortung im Atomaren Zeitalter. Bern u. a. 1991. - Ludger Lütkehaus: Philosophieren nach Hiroshima. Über G. A. Frankfurt/Main 1992. - G. A. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1992 (Text + Kritik 115). Darin: Jan Striimpel: Bibliographie G. A., S. 89-101. - Detlef Clemens: G. A. Eine Studie über die Ursprünge seiner Philosophie. Frankfurt/Main 1996. - Margret Lohmann: Philosophieren in der Endzeit. Zur Gegenwartsanalyse von G. A. München 1996. - Wolfgang Kramer: Technokratie als Entmaterialisierung der Welt. Zur Aktualität der Philosophie von G. A. und Jean Baudrillard. Münster u.a. 1998. Andreae, Johann Valentin, * 17.8.1586 Herrenberg, t 27.6. 1654 Stuttgart. A., aus einer Theologenfamilie der württembergischen Ehrbarkeit, studierte seit 1601 in Tübingen evangelische Theologie; ein Studentenulk zwang ihn 1607 zu einer Unterbrechung des Studiums. Auf Reisen lernte er in Genf die strenge calvinistische Kirchenzucht, in Rom den Betrieb der verweltlichten Kurie kennen. Wieder in Tübingen, wurde er mit chiliastischen Gedanken, Spiritualismus und Naturphilosophie bekannt. Nach Abschluß des Studiums gab er als zweiter Pfarrer in Vaihingen/Enz (1614-20) seinen Erkenntnissen

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Andreas-Salome und Hoffnungen eine literarische Form. Die RosenkreuzerSchriften (u. a. Fama Fratemitatis oder Brüderschaft des hochlöblichen Ordens des Rosenkreuzes, Confessio Fraternitatis ...) strebten eine Erneuerung des steril gewordenen Wissenschaftsbetriebs und des Lebens an. Die Autorschaft A.s steht nicht eindeutig fest; erschreckt durch das große Aufsehen distanzierte er sich später davon. Die Idee einer allmählich sich durchsetzenden frommen Wissenschaft und die Sozietätspläne wirkten aber weiter fort und führten zu einem ausgedehnten Briefwechsel und zur Verbindung u. a. mit —»Comenius. In der Beschreibung der Christenstadt (1619) entwarf A. das Idealbild einer christlichen Gesellschaft, in der die Bürger unangefochten von einem entarteten landesherrlichen Kirchenregiment, ohne soziale Unterschiede und Geldwirtschaft in wahrer Gelehrsamkeit leben. Als Dekan (SpezialSuperintendent) von Calw (1620-39) setzte A. seine literarische Tätigkeit zunächst fort; die Form der Allegorie und der Verfremdung verhinderte aber eine größere Breitenwirkung. Trotz des Dreißigjährigen Kriegs konnte er noch das Färberstift (Stipendien und soziale Hilfe) gründen. 1634 brannte die Stadt ab, und er verlor seinen gesamten Besitz. 1639 wurde er als Hofprediger und Konsistorialrat in die Kirchenleitung nach Stuttgart berufen. Er widmete sich nun vor allem dem Aufbau des Landes und seiner Kirche. Seine hochfliegenden Reformpläne mußte er dabei in einzelne konkrete Maßnahmen umsetzen. 1644 wurden die Kirchenkonvente als örtliches Sittengericht eingeführt, entgegen seiner ursprünglichen Intention allerdings mit einem weltlichen Beamten, nicht als rein kirchliches Gremium. Seit 1648 bestand in Württemberg Schulpflicht. Immer wieder angegriffen wegen Abweichung von der rechten luth. Lehre, resignierte A. und ging 1650 als Generalsuperintendent und Abt des evang. Klosters nach Bebenhausen bei Tübingen und 1654 nach Adelberg bei Göppingen. Wiederentdeckt als Schriftsteller wurde er von —»Herder. Spener und Francke sahen in ihm einen Vorläufer des pietistischen Anliegens der Praxis Pietatis. WEITERE WERKE: Vita ab ipso conscripta. Hrsg. v. Friedrich Heinrich Rheinwald. Berlin 1849. - Teilausgabe in 3 Bdn. (Christianopolis, Fama Fratemitatis, Confessio Fratemitatis, Chymnische Hochzeit, Theophilus). Hrsg. v. Richard van Dülmen. Stuttgart 1972/73. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Wilhelm Schmidt-Biggemann. Stuttgart 1994 ff. LITERATUR: Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 1972. Gunter Franz: Zur Bibliographie der württembergischen Pietisten. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 72 (1972) S. 184ff. - Richard van Dülmen: Die Utopie einer christlichen Gesellschaft. Stuttgart 1978. - Ders.: A., J. V. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 2. Berlin 1978, S. 680-683. - Martin Brecht: J. V. A. und die Generalreformation. In: Geschichte des Pietismus 1. Hrsg. v. Martin Brecht. Göttingen 1993, S. 151-166. Gerhard Schäfer Andreas-Salome, Lou, geb. Louise von Salome, Pseud. Henri Lou, * 12.2. 1861 St. Petersburg, t 5.2. 1937 Göttingen. Die Tochter eines russischen Generals deutsch-baltischer Herkunft verbrachte ihre Kindheit und Jugend in St. Petersburg und studierte dann in Zürich Religionsgeschichte und Philosophie. Auf einer Italienreise lernte sie im Kreis der Malwida von Meysenbug Friedrich —»Nietzsche und Paul —»Ree kennen, mit denen sie ausgedehnte Reisen unternahm. Bis zu ihrer Heirat mit dem Orientalisten Friedrich Carl Andreas (1887) lebte sie mit Ree in Berlin. In München lernte sie 1897 Rainer Maria Rilke kennen, mit dem sie 1899 und 1900 Rußland bereiste und Lev N. Tolstoj besuchte. Die Jahre 1894 und 1909 verbrachte A.-S. in Paris und verkehrte dort u. a. mit Auguste Rodin und Frank Wedekind. Nach einer Begegnung mit Sigmund —»Freud ließ

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sie sich 1912 in Wien in der Psychoanalyse ausbilden (In der Schule bei Freud. Tagebuch eines Jahres. 1912/13) und praktizierte später in Göttingen. Neben Erzählungen schrieb A.-S. einen Lebensrückblick (postum 1951, hrsg. v. Ernst Pfeiffer). Ihre philosophischen Schriften, die sich mit religiöser Erfahrung, Liebe und Sexualität beschäftigen, zeigen einen starken phänomenologischen Einfluß. Zu ihnen zählen die Erzählung Im Kampf um Gott (1885, 31910) und Die Erotik (1910, Neuausgabe 1979). Friedrich Nietzsche in seinen Werken (1894, 2 1911, zuletzt 2000 erschienen) war die erste Nietzsche-Monographie, die sein Denken und Werk auf seine Persönlichkeit („geistige Individualität") zurückführt. WEITERE WERKE: Henrik Ibsens Frauen-Gestalten nach seinen sechs Familiendramen. Berlin 1892. - Rainer Maria Rilke. Leipzig 1928. - Mein Dank an Freud. Wien 1931. Briefe: Rainer Maria Rilke/L. A.-S.: Briefwechsel. Hrsg. v. Ernst Pfeiffer. Wiesbaden 1952. Frankfurt/Main 21968. - Sigmund Freud/L. A.-S.: Briefwechsel. Hrsg. v. Ernst Pfeiffer. Frankfurt/Main 1966, 21980. LITERATUR: Rudolf Binion: Frau Lou. Nietzsche's Wayward Disciple. Princeton, N.J. 1968. - Angela Livingstone: L. A.-S. London 1984. - Cordula Koepcke: L. A.-S. Leben, Persönlichkeit, Werk. Frankfurt/Main 1986. - Ursula Welsch/Michaela Wiesner: L. A.-S. Vom „Lebensurgrund" zur Psychoanalyse. München/Wien 1988,21990 (mit Bibliographie). - Linda Salber: L. A.-S. Reinbek 1990. - Biddy Martin: Woman and Modernity. The (Life) Styles of L. A.-S. Ithaca 1991. - Sandra A. Wawrytko: L. S. (1861-1937). In: A History of Women Philosophers. Hrsg. v. Mary Ellen Waithe. Bd. 4. Dordrecht u.a. 1995, S. 69-102. Angelus Silesius, eigentl. Johannes Scheffler, * 25.12. 1624 Breslau, t 9.7. 1677 Breslau. Der Sohn eines in Breslau ansässigen wohlhabenden polnischen Adligen besuchte 1636-43 das Breslauer ElisabethGymnasium, wo er durch den Rhetorikprofessor Christoph Koeler in die Prinzipien der neuen opitzianischen Poetik eingeführt wurde. 1643 ging er zum Studium der Medizin und des Staatsrechts nach Straßburg, 1644 nach Leiden, 1647 nach Padua, wo er 1648 zum Doktor der Philosophie und der Medizin promoviert wurde. 1649 erhielt er am lutherisch-orthodoxen Herzogshof von Oels (Niederschlesien) eine Anstellung als Hof- und Leibmedicus und fand 1650 Anschluß an den in der Nähe wohnenden Landadligen Abraham von Franckenberg. In dessen Freundeskreis wurde er mit der mystischen Theologie, mit Theosophie und Alchemie in der Nachfolge Jacob —»Böhmes vertraut. Nach dem Tod Franckenbergs und Streitigkeiten mit dem Hofprediger von Oels wegen Druckverbots für eine kleine Anthologie mit Mystikertexten gab er sein Hofamt auf, wurde Arzt im katholischen St. Mathias-Stift in Breslau, bekannte sich 1653 öffentlich zur kath. Kirche und nannte sich fortan Johannes Angelus Silesius, d. h. Gottes Bote aus Schlesien. Kaiser Ferdinand III. ehrte ihn durch Verleihung des Titels Kaiserlich-königlicher Hofmedicus. Von der Zensur unangefochten, publizierte er 1657 seine religiösen Dichtungen, die ihn berühmt machten: die Geistreichen Sinn- und Schlußreime, die in fünf Büchern in Wien erschienen und in der zweiten, um das 6. Buch erweiterten Auflage (1675) den Titel Cherubinischer Wändersmann erhielten, und - als seraphisches Gegenstück zu den Epigrammen — seine Sammlung von Andachtsliedern Heilige Seelenlust Oder Geistliche Hirten-Lieder Der in jhren JESUM verliebten Psyche (mit Melodien von Georg Joseph). Seit der Konversion stellte er sich in den Dienst der Rekatholisierung Schlesiens, die er mit 55 scharfen Streitschriften gegen die Protestanten zu befördern suchte; 39 dieser Schriften gab er noch in seinem Todesjahr gesammelt heraus (Ecclesiologia Oder Kirche-Beschreibung, 1677). Seine geistlichen Dichtungen von 1657 sind indes von Konfessionspolemik frei.

Apelt A. S. beschreitet die beiden traditionellen Wege der mystischen Annäherung an Gott und der Vereinigung mit ihm: den affektiven Weg über die Sinne (Heilige Seelenlust), den spekulativen Weg über die scharfsinnige Reflexion (Cherubinischer Wandersmann). Die 1676 Epigramme des Cherubinischen Wandersmann sind eine Anleitung zur scharfsinnigen Gottesspekulation. Sie enthalten, so der Dichter in der Vorrede, viele „seltzame paradoxa" oder scheinbar „widersinnige Reden", denen man aber nicht einen „verdammlichen Sinn" unterstellen dürfe; alle seine Aussagen über das Wesen Gottes oder die Vereinigung mit Gott seien in der mystischen Theologie seit Tauler und Ruisbroek vorgebildet, und der Leser sollte wissen, daß Gott und Mensch „nicht von Natur/sondern auß Genade" gleich und eins seien. Für die scharfsinnige Rede, die in unvereinbaren Gegensätzen concettistisch zum Erfassen eines höheren Sinnzusammenhangs anreizt, fand A. S. in der Zweiteiligkeit des Alexandrinerverses die angemessene schlichte Form für ein abwechslungsreiches poetisches Spiel, das Rekreation und Andacht verbindet, wie schon der Wiener Zensor, der Dichter Nicolaus Avancini, feststellte. Für den affektiven Weg in den Liederzyklen bot ihm die mystische Tradition der Jesusminne sowie deren zeitgemäße Aktualisierung bei Spee und Khuen die Vorbilder; im Zentrum steht die Seele in ihrem Liebesverlangen nach Jesus, in dem die Schönheit Gottes menschliche Gestalt angenommen hat. Hier wie auch in der Sinnlichen Beschreibung der Vier letzten Dinge (1675) wendet A. S. die Imaginationstechnik der Geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola an, um die Einbildungskraft des Lesers in Bewegung zu setzen. Der Cherubinische Wandersmann hat stets das Interesse der Philosophen (—> Leibniz, —> Hegel, —> Schopenhauer) und Dichter (Romantiker, G. Keller, Expressionisten) gefunden, die Lieder der Heiligen Seelenlust wurden in großer Zahl von Freylinghausen in das Gesangbuch der Hallenser Pietisten übernommen, einige gehören bis heute zum Liedgut beider Konfessionen. WEITERE WERKE: Bonus Consiliarius. Breslau 1643. Christliches Ehrengedächtniß des Herrn Abraham von Franckenberg. Oels 1652. - Köstliche Evangelische Perle. Glatz 1676 (Übers.). - Sämtliche Poetische Werke in 3 Bdn. Hrsg. v. Hans Ludwig Held. München M 949-52. - Cherubinischer Wandersmann. Kritische Ausgabe der Edition von 1675. Hrsg. v. Luise Gnädinger. Stuttgart 1984. LITERATUR: Ernst Otto Reichert: Johannes Scheffler als Streittheologe. Gütersloh 1967. - Hugo Föllmi: Czepko und Scheffler. Zürich 1968. - Georg Stenger: Ohne Warum. Versuch einer Phänomenologie des Ungrundes im Anschluß an den „Cherubinischen Wandersmann" von A. S. Essen 1990. Dieter Breuer Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna, * um 1099, t 12.8.1158 bei Mailand. Der wohl aus der Gegend von Lüttich stammende A. studierte in Deutschland und Frankreich, trat in den Prämonstratenserorden ein und wurde von Norbert von Xanten 1129 zum Bischof von Havelberg geweiht. 1133 und 1136-37 nahm er an den Romzügen Kaiser Lothars III. teil. 1135/36 hielt er sich als Leiter einer kaiserlichen Gesandtschaft am oströmischen Hof in Konstantinopel auf, wo er sich mit dem Erzbischof Niketas von Nikomedien in theologischen Disputationen auseinandersetzte. A. fiel bei Kaiser Konrad III. in Ungnade, kehrte erst nach der Thronbesteigung Friedrich Barbarossas an den Hof zurück und ging als dessen Gesandter nach Rom. A. hatte Anteil am Zustandekommen des Konstanzer Vertrags zwischen Kaiser und Papst. 1154 warb er in Byzanz für den Kaiser um die Hand der griechischen Prinzessin Maria. 1155 wurde er auf Wunsch Barbarossas zum Erzbischof von Ravenna ernannt und starb drei Jahre danach bei der Belagerung von Mailand. Zur kirchlichen und

territorialen Festigung seines Bistums errichtete A. 1144 das Prämonstratenserstift Jerichow, gründete um 1150 das Domkapitel und nahm 1147 als päpstlicher Legat am Wendenkreuzzug teil. Im Auftrag Papst Eugen III. dokumentierte A. 1150 das Streitgespräch von 1136 im 2. und 3. Buch seines Hauptwerks Anticimentm contrapositorum sub diahgo conscriptus (meist Dialogi genannt). Im l. Buch (Über de unitate fidei et multiformitate vivendi ab Abel iusto usque ad novissimum electum) entwarf er seine Geschichtstheologie, nach der Geschichte als fortschreitende Offenbarung der Wahrheit zu verstehen ist. Er verfaßte auch eine Apologie des Ordens der Regularkanoniker, eine liturgische Schrift (Tractatus de ordine pronuntiandae letaniae) und Briefe, u. a. an Wibald von Stablo. WERKE: Opera. PL 188, 1091-1248. LITERATUR: Gillian Rosemary Evans: Anselm of Canterbury and A. of H.: the controversy with the Greeks. In: Analecta Praemonstratensia 53 (1977) S. 158-175. - Johann Wilhelm Braun: A. v. H. In: VL l, 1978, Sp. 384-391. - Hermann Josef Sieben: Die eine Kirche, der Papst und die Konzilien in den Dialogen von A. v. H. (t 1158). In: Theologie und Philosophie 54 (1979) S. 219-251. - Walter Berschin: A. v. H. und die Anfänge einer Geschichtstheologie des hohen Mittelalters. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 29 (1988) S. 225-232. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 156-167. - Jay T. Lees: A. v. H.: deeds into words in the twelfth century. Leiden u.a. 1998. Anselm der Peripatetiker, auch A. von Besäte, * um 1050. A. stammte aus vornehmer italienischer Familie. Er trug, wohl nach der gleichnamigen philosophischen Schule des Aristoteles, den Beinamen „Peripatetiker" und vertrat die Eigenständigkeit der Dialektik gegenüber der Theologie. A. war der einzige sicher als Italiener zu identifizierende Kaplan Kaiser Heinrichs III. Wahrscheinlich wurde ihm eine Pfründe in Hildesheim zugewiesen, wo er jung starb. Möglich ist seine Identität mit dem Bischof Anselm von Lucca. A. verwendete als erster in den deutschen Königsurkunden im Rekognitionszeichen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet und war der Verfasser der Rhetorimachia. LITERATUR: Ernst Dümmler: A. der Peripatetiker. Halle 1872. - Carl Erdmann: Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters. Berlin 1951, S. 119-124. - Beth Susann Bennett: Die Rhetorimachia of A. de Besäte. Critical analysis and translation. Diss. University of Iowa City 1981. Apelt, Ernst Friedrich, * 3.3. 1812 Reichenau bei Zittau (Sachsen), t 27. 10. 1859 Oppelsdorf (Oberlausitz). Der Sohn eines Fabrikanten und Kohlegrubenbesitzers bildete sich schon während seiner Gymnasialzeit in Zittau autodidaktisch in Astronomie, Mathematik und Philosophie fort und studierte mit besonderem Interesse die Neue Kritik der reinen Vernunft von Jakob Friedrich —> Fries. 1831 ging A. als dessen Schüler nach Jena und studierte dann in Leipzig Naturwissenschaften, wo er Hermann —»Lotze kennenlernte. Er wurde 1835 in Leipzig promoviert, habilitierte sich 1839 in Jena (De viribus naturae primitivis) und wurde 1856 o. Professor. Er lehrte Mathematik, Astronomie und physikalische Geographie, später auch Philosophie. Daneben leitete und vergrößerte er die väterlichen Betriebe, besonders das Kohlebergwerk in Oppelsdorf, und gründete dort ein Kurbad und eine Vitriolfabrik. A. vertrat die gegen den Idealismus gerichtete und an —» Kant orientierte Friessche Lehre und entwickelte diese u.a. in seinem 1857 erschienenen Werk Metaphysik (Neuausgabe 1910) fort. Er veröffentlichte u. a. Die Epochen der Geschichte der Menschheit. Eine historisch-philosophische Skizze (2 Bde., 1845/46, 2 1851), Johann Keppler's astronomische Weltansicht (1849),

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Arendt Die Theorie der Induction (1854) und Religionsphilosophie (1860). A. war Mitherausgeber der Abhandlungen der Fries'schen Schule (1847 ff.; Nachdruck 1964). WEITERE WERKE: De viribus naturae primitivis. Jena 1839. - Ernst Reinhold und die Kantische Philosophie. Leipzig 1840. - Die Reformation der Sternkunde. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Jena 1852. - Parmenidis et Empedoclis doctrina de mundi structura. Jena 1857. - De ratione recte philosophandi commentatio. Jena 1859. LITERATUR: Thomas Glasmacher: Fries - A. - Schieiden. Verzeichnis der Primär- und Sekundärliteratur 1798-1988. Köln 1989. - Otto Apelt: Erinnerungen an E. F. A. In: Abhandlungen der Fries'schen Schule. Hrsg. v. Gerhard Hessenberg, Karl Kaiser und Leonard Nelson. N. F. Bd. 2, Heft 3, Göttingen 1908, S. 361-411. - Carl Brinkmann: E. F. A. und Henry Thomas Buckle. Ein Beitrag zur Geschichte der historischen Methode im neunzehnten Jahrhundert. In: Archiv für Kulturgeschichte 11 (1913) S. 310-319. - Walter Gresky: Die Ausgangspunkte der Philosophie E. F. A.s. Ein Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte des mittleren neunzehnten Jahrhunderts. Mit neuen Veröffentlichungen aus A.s Nachlaß. Würzburg 1936. Arendt, Hannah, eigentl. Johanna A., * 14. 10.1906 Linden (heute zu Hannover), t 4. 12. 1975 New York. Als Tochter einer assimilierten jüdischen Familie seit 1909 in Königsberg aufgewachsen, studierte A., deren Vater Ingenieur war, 1924-28 Philosophie bei Martin —»Heidegger, dem sie auch persönlich nahestand, in Marburg (im Nebenfach belegte sie evang. Theologie und Griechisch), bei Edmund -»Husserl in Freiburg und vor allem bei Karl -> Jaspers in Heidelberg. 1928 wurde sie dort mit der Arbeit Der Liebesbegriff bei Augustin. Versuch einer philosophischen Interpretation promoviert. Freundschaftlich verbunden war sie mit Benno von Wiese, Hans —» Jonas und dem Zionisten Kurt Blumenfeld. 1930 begann A. mit einer Studie über Rahel Varnhagen (1938 fertiggestellt, 1958 erschienen unter dem Titel Rahel Varnhagen: The Life of a Jewess', dt.: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik, 1959), in der sie die Problematik der Assimilation analysierte. 1933 floh A. nach Frankreich, war in Paris, wo sie Walter -»Benjamin kennenlernte, 1935-38 Generalsekretärin des französischen Büros der Jugend-Alijah und arbeitete 1938/39 für die .Jewish Agency". Nach dem Scheitern der ersten Ehe (1929-37) mit Günther Stern (—» Anders) heiratete sie 1940 Heinrich Blücher. Vorübergehend im Lager Gurs interniert, emigrierte A. 1941 in die USA. Dort arbeitete sie als freie Schriftstellerin, schrieb für die deutschsprachige Emigrantenzeitung „Aufbau" und war 1944-46 Mitarbeiterin in der Commission on European Jewish Cultural Reconstruction, 1949-52 deren Geschäftsführerin und 1946-48 Cheflektorin bei „Schocken Books". A. plädierte während des Krieges für eine jüdische Armee gegen Hitler, kritisierte in der Frage des Kondominiums von Juden und Arabern die offizielle zionistische Position und distanzierte sich vom Zionismus. Mit ihrem Werk The Origins of Totalitarianism (1951, auch unter dem Titel The Burden of Our Time', dt.: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1955), das sich in drei Teile gliedert (Antisemitismus, Imperialismus, totalitäre Bewegung und totale Herrschaft), machte sie sich international einen Namen als Analytikerin des Totalitarismus, dessen Ursprünge sie „in dem Niedergang und Zerfall des Nationalstaates und dem anarchischen Aufstieg der modernen Massengesellschaft" sah. Seit 1953 lehrte A., die seit 1951 Staatsbürgerin der USA war, als Dozentin und später als Professorin Politikwissenschaft in Berkeley, Princeton und Chicago. 1967-75 wirkte sie in New York an der New School for Social Research. Mit ihrem zuerst 1961 in der amerikanischen Zeitschrift „The

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New Yorker" veröffentlichten Bericht Eichmann in Jerusalem. A Report on the Banality of Evil (1963, dt. 1965) löste sie eine heftige Kontroverse über die „Banalität des Bösen" und Verstrickungen der , Judenräte" in den Holocaust aus. A.s politische Philosophie gilt als grundlegender Beitrag zur Analyse der Öffentlichkeitskultur in der Moderne. In The Human Condition (1958; dt. Vita activa oder Vom tätigen Leben, 1960) unterschied sie auf der Grundlage einer sich auf Aristoteles berufenden Handlungstheorie drei Dimensionen menschlichen Tätigseins: Arbeiten, Herstellen und Handeln und entwickelte ihre Auffassung vom Weltbezug des Menschen durch gemeinschaftliches Handeln. Den Charakter des Handelns als Initiativität betonte A. auch in dem geschichtsphilosophischen Werk On Revolution (1963; dt. Über die Revolution, 1965), in dem ihr hauptsächliches Interesse der Institutionalisierung öffentlicher Freiheiten in den Revolutionen gilt. Unvollendet blieb A.s an den drei Kritiken —» Kants orientierte Studie The Life of the Mind (1978; dt. Vom Leben des Geistes, 1979), das nach Thinking und Willing als dritten Teil Judging enthalten sollte (vgl. Lectures on Kant's Political Philosophy, hrsg. v. Ronald Beiner, 1982; dt. Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie, 1985). A. wurde mit dem Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg (1959; Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten. Rede über Lessing, 1960), dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1967) und dem Sonning-Preis der Universität Kopenhagen für Verdienste um die europäische Kultur (1975) ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Sechs Essays. Heidelberg 1948. Veränderte Ausgabe unter dem Titel: Die verborgene Tradition. Acht Essays. Frankfurt/Main 1976. - Fragwürdige Traditionsbestände im politischen Denken der Gegenwart. Vier Essays. Frankfurt/Main 1957. - Die Ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus. München 1958. - Between Past and Future. Six Exercises in Political Thought. New York 1961. Erw. Aufl. 1968. - Men in Dark Times. New York 1968. Dt.: Menschen in finsteren Zeiten. Hrsg. v. Ursula Ludz. München/Zürich 1989. - On Violence. New York 1970. Dt.: Macht und Gewalt. München 1970. - The Jew as Pariah. Jewish Identity and Politics in the Modern Age. Hrsg. v. Ron H. Feldman. New York 1978. - Zur Zeit. Politische Essays. Hrsg. v. Marie Luise Knott. Berlin 1986. Essays in Understanding 1930-1945. Hrsg. v. Jerome Kühn. New York u. a. 1994. - Ich will verstehen. Selbstauskünfte zu Leben und Werk. Hrsg. v. Ursula Ludz. München 1996 (mit Bibliographie, S. 255-332). - Briefe: H. A./Karl Jaspers. Briefwechsel 1926-1969. Hrsg. v. Lotte Köhler und Hans Saner. München 1985. - H. A./Kurt Blumenfeld: „... in keinem Besitz verwurzelt". Die Korrespondenz. Hrsg. v. Ingeborg Nordmann und Iris Pilling. Hamburg 1995. - Between Friends. The Correspondence of H. A. and Mary McCarthy, 1949-1975. Hrsg. v. Carol Brightman. New York 1995. Dt.: Im Vertrauen. Briefwechsel 1949-1975. München 1995. - H. A./Heinrich Blücher: Briefe 1936-1968. Hrsg. v. Lotte Köhler. München 1996. - H. A./Hermann Broch: Briefwechsel. Hrsg. v. Paul Michael Lützeler. Frankfurt/ Main 1996. -H. A./Martin Heidegger: Briefe 1925 bis 1975 und andere Zeugnisse. Aus den Nachlässen hrsg. v. Ursula Ludz. Frankfurt/Main 1998. LITERATUR: Adelbert Reif (Hrsg.): H. A. Materialien zu ihrem Werk. Wien u. a. 1979. - Bikhu Parekh: H. A. and the Search for a New Political Philosophy. New York 1981. Elisabeth Young-Bruehl: H. A. For Love of the World. New York/London 1982. Dt.: H. A. Leben, Werk und Zeit. Frankfurt/Main 1986. - Friedrich Georg Friedmann: H. A. Ein deutsche Jüdin im Zeitalter des Totalitarismus. München 1985. - Delbert Barley: H. A. Eine Einführung in ihr Werk. München 1990. - Manfred Reist: Die Praxis der Freiheit. H. A.s Anthropologie des Politischen. Würzburg 1990. -

Arnold! Margaret Canovan: . .: Reinterpretation of her Political Thought. Cambridge 1992. - Wolfgang Heuer: Citizen. Persönliche Integrität und politisches Handeln. Eine Rekonstruktion des politischen Humanismus H. A.s. Berlin 1992. Peter Kemper (Hrsg.): Die Zukunft des Politischen. Ausblicke auf H. A. Frankfurt/Main 1993. - Daniel Ganzfried/ Sebastian Hefti (Hrsg.): H. A. - nach dem Totalitarismus. Hamburg 1997. - Seyla Benhabib: H. A. Die melancholische Denkerin der Moderne. Hamburg 1998. - Hauke Brunkhorst; H. A. München 1999. - Julia Kristeva: H. A. Berlin/Wien 2001 (zuerst frz. 1999). Willi Jasper Arnirn, Hans (Friedrich) von, * 14.9. 1859 Rittergut Groß-Fredenwalde (Brandenburg), t 25.5.1931 Wien. A. studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg und Greifswald, seit 1878 klassische Philologie und wurde 1882 promoviert (De prologorum Euripideorum arte et interpolations). 1881-86 Gymnasiallehrer in Elberfeld und Bonn, habilitierte er sich 1888 mit Untersuchungen zu Philo von Alexandria in Halle, war Privatdozent, ging 1892 als a. o. Prof. nach Rostock und wurde 1893 o. Prof. der klassischen Philologie. Seit 1900 war er Prof. der griechischen Philologie in Wien, seit 1914 in Frankfurt/Main und von 1921 bis zu seiner Emeritierung wieder in Wien. A. beschäftigte sich mit hellenistischer Philosophie, besorgte eine Textausgabe zur frühen Stoa (Stoicorum veterumfragmenta, 3 Bde., 1903-05; Bd. 4: Index von Maximilian Adler; Neudruck 1921-23) und erforschte die Chronologie der Schriften Platons. Neben Studien zur Metaphysik und Ethik bei Aristoteles (u. a. Die drei aristotelischen Ethiken, 1924; Die Entstehung der Gotteslehre des Aristoteles, 1931) veröffentlichte er Übersetzungen der Tragödien des Euripides. WEITERE WERKE: Leben und Werke des Dion von Prusa mit einer Einleitung: Sophistik, Rhetorik, Philosophie in ihrem Kampf um die Jugendbildung. Berlin 1898. - Die europäische Philosophie des Altertums. In: Kultur der Gegenwart 15 (1909) S. 115-287. - Sprachliche Forschungen zur Chronologie der Platonischen Dialoge. Wien 1912. Platos Jugenddialoge und die Entstehungszeit des Phaidros. Leipzig 1914. - Xenophons Memorabilien und Apologie des Sokrates. Kopenhagen 1923. - Zur Entstehungsgeschichte der aristotelischen Politik. Wien 1924. - Arius Didymus' Abriß der peripatetischen Ethik. Wien 1926. - Das Ethische in Aristoteles' Topik. Wien 1927. - Eudemische Ethik und Metaphysik. Wien 1928. - Nochmals die aristotelischen Ethiken. (Gegen W. Jaeger. Zur Abwehr). Wien 1929. LITERATUR: Ludwig Radermacher: H. v. A. In: Akademie der Wissenschaften in Wien. Almanach für das Jahr 1931. 81. Jg., S. 211-219. Arnisäus, Henning, * 1570 Schlanstedt bei Halberstadt, t November 1636 Hilleröd. A. studierte seit 1589 Philosophie und Medizin in Helmstedt, war Schüler von Cornelius —» Martini, ging 1602 nach Frankfurt/Oder, las 1605 ein collegium politicum in Helmstedt und wurde nach Reisen nach Frankreich und England Prof. der Moral in Frankfurt/Oder, wo er 1612 das Amt des Prorektors innehatte. 1613 folgte er einem Ruf auf die erste medizinische Professur in Helmstedt. 1620 wurde er Leibarzt des dänischen Königs Christian IV. in Kopenhagen und blieb dort bis zu seinem Tod, obwohl er sich die Möglichkeit der Rückkehr nach Helmstedt ausbedungen hatte. A. verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen, u. a. zur Metaphysik des Aristoteles, in lateinischer Sprache. Er war der eigentliche Theoretiker der neuen luth. Metaphysik (De Constitution et Partibus Metaphysicae, 1606). Sein Einfluß reicht bis zu —> Leibniz. In seinem systematischen Handbuch der Metaphysik Epitome metaphysices (1606) wandte er sich gegen die Ramisten. Auf Schriften des in Rostock lehrenden Schotten Thomas Rhaedus antwortete A. mit den Vm-

diciae secundum veritatem pro Aristotele et sanioribus quibusque phüosophis (1611). A.s politisch-historische Schriften erschienen als gesammelte Werke 1633 in Leipzig und 1648 in Straßburg. LITERATUR: Horst Dreitzel: Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat. Die .Politica' des H. A. (ca. 1575-1636). Wiesbaden 1970. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 239-254. - Michael Behnen: ,Arcana - Haec sunt Ratio Status'. Ragion di Stato und Staatsräson (1589-1651). In: Zeitschrift für historische Forschung 14 (1987) S. 129-195. Arnoldi, Bartholomäus, auch Usingen(sis), * um 1465 Usingen (Hessen), t 9.9. 1532 Würzburg. Das 1484 begonnene Studium an der Univ. Erfurt schloß A. 1491 mit dem Grad des Mag. art. ab, lehrte dann an der Artistischen Fakultät 30 Jahre lang Philosophie und wurde 1514 zum Doktor der Theologie promoviert. Unter dem Einfluß —> Luthers, der 1501-05 bei ihm die Artes studiert hatte, trat A. 1512 in den Augustinerorden ein. Wie Luther verurteilte er Mißstände in der Kirche, war jedoch sonst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre. Er bekämpfte Luther in seinen Schriften, seit 1522 auch als Domprediger. Als A. 1525 zum Verlassen Erfurts gezwungen wurde, ging er als Berater des Bischofs Konrad von Thüngen nach Würzburg. 1530 begleitete er diesen auf den Reichstag nach Augsburg, wo er mit anderen kath. Theologen mit der Prüfung der Confessio Augustana betraut wurde. LITERATUR: Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Zur Bibliographie des B. A. von Usingen. In: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswesen 47 (1886) S. 353-368. - Otfried Müller: Die Rechtfertigungslehre nominalistischer Reformationsgegner. B. A. von Usingen und Kaspar Schatzgeyer über Erbsünde, erste Rechtfertigung und Taufe. Breslau 1940. - Remigius Bäumer: B. v. Usingen OESA (ca. 1464-1532). In: Katholische Theologen der Reformationszeit. Hrsg. v. Erwin Iserloh. Bd. 2. Münster 1985, S. 27-37 (mit Bibliographie). Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott), * 6.2.1828 Plibischken bei Königsberg (Ostpreußen), t 31.5.1905 Königsberg. Der Pastorensohn studierte 1846-50 in Königsberg Philosophie und Geschichte. Er schloß sich dort der „Freien evangelischen Gemeinde" des Julius Rupp, des Großvaters von Käthe Kollwitz, an. Wegen seines in Rupps „Volksboten" erschienenen Artikels Die freien Gemeinden und die Regierungen wurde A. zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und wegen seiner demokratischen Gesinnung 1852 aus Königsberg ausgewiesen. Obgleich diese Anordnung 1859 aufgehoben wurde, konnte sich A. erst 1874 in Königsberg habilitieren (Habilvorlesung: Ueber Kants Idee vom höchsten Gut) und eine Anstellung als Privatdozent für Philosophie erlangen. Als der Vorschlag, ihn zum o. Prof. zu berufen, in Berlin wiederholt abgelehnt wurde, gab er 1878 seine Lehrtätigkeit auf und lebte fortan als Privatgelehrter in Königsberg. A.s Gesammelte Schriften, in denen er sich vor allem mit dem Werk Immanuel -> Kants auseinandersetzte, erschienen 1906-11 (hrsg. v. Otto ->Schöndörffer) in zehn Bänden. Seine Einleitung in die Philosophie (Bd. 3 der Schriften) ist eigentlich eine Einleitung in die Philosophie Kants. WEITERE WERKE: Kant's transcendentale Idealität des Raumes und der Zeit. Für Kant gegen Trendelenburg. Königsberg 1870. - Metaphysik, die Schutzwehr der Religion. Königsberg 1873. - Kant's Prolegomena nicht doppelt redigirt. Widerlegung der Benno Erdmann'schen Hypothese. Berlin 1879. - Kritische Excurse im Gebiete der KantForschung. Könisgberg 1894. - Beiträge zu dem Material

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Arnoldus Saxo der Geschichte von Kant's Leben und Schriftstellertätigkeit in Bezug auf seine „Religionslehre" und seinen Conflict mit der preußischen Regierung. Königsberg 1898.

Arnoldus Saxo, 13. Jh. Neben Alexander Neckam war der niedersächsische Kleriker A. der erste Enzyklopädist des 13. Jahrhunderts. Seine zwischen 1225 und 1230 erarbeitete Enzyklopädie De finibus (Konjektur: floribus) rerum naturalium basiert auf frühmittelalterlichen und antiken Schriften. Eigengut des Verfassers sind die Prologe zu jedem der fünf Teile („De caelo et mundo", „De naturis animalium", „De virtute universali", „De virutibus lapidum", „De moralibus"). Dieses moralische und naturwissenschaftliche Fragen in fünf Abteilungen behandelnde Werk diente später u.a. —>Albertus Magnus, —»Bartholomäus Anglicus und Vinzenz von Beauvais als Quelle. LITERATUR: Emil Stange: A. S., der älteste Enzyklopädist des 13. Jahrhunderts. Diss. Halle 1885. - Franz Josef Worstbrock: A. S. In: VL l, 1978, Sp. 485-488. - Ch. Meier: Grundzüge der mittelalterlichen Enzyklopädistik. In: Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit. Hrsg. v. Ludger Grenzmann und Karl Stackmann. Stuttgart 1984, S. 467-500. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie des Mittelalters. München 1993, S. 284-295. Asher, David, * 8.12.1818 Dresden, t 2.12.1890 Leipzig. Nach einer Lehre als Holzschneider und Vergolder ging A., Sohn eines Kantors, 1838 nach Großbritannien. Er wurde Lehrer an der jüdischen Schule in Edmonton, danach Direktor der Hebrew Association School in Manchester. Das Studium der Philosophie und Philologie in Berlin schloß A. 1852 mit der Promotion ab und wurde Lehrer an der öffentlichen Handelsschule in Leipzig. Zu seinem Freundeskreis zählte Arthur —> Schopenhauer, als dessen „aktiver Apostel" er sich betätigte. A. veröffentlichte u.a. Der religiöse Glaube. Eine psychologische Studie (1860), Arthur Schopenhauer. Neues von ihm und über ihn (1871) und Das Endergebnis der Schopenhauer'sehen Philosophie in seiner Übereinstimmung mit einer der ältesten Religionen (1885). Er schrieb ferner eine Reihe Bücher über den Unterricht moderner Fremdsprachen. Ast, Georg Anton Friedrich, * 29. 12. 1778 Gotha, t 31.10. 1841 München. A., Sohn eines Bedienten, studierte seit 1798 Philologie und Philosophie in Jena, u. a. bei Friedrich —> Schlegel, -> Fichte und —> Schelling, wurde 1802 mit einer Abhandlung De primis artis Pukhri lineamentis zum Dr. phil. promoviert und hielt Vorlesungen über Ästhetik und Geschichte der Philosophie. 1805 wurde er Prof. der klassischen Philologie an der Univ. Landshut, wo er sich dem Kreis der Romantiker um Johann Michael —> Sailer und Friedrich Carl von —> Savigny anschloß, und gab 1808-10 die „Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst" heraus. 1807 erschienen Grundlinien der Philosophie (21809) und der Grundriß einer Geschichte der Philosophie (21825). Seit 1825 war A. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und von 1826 an Prof. an der Univ. München. A. übersetzte das Gesamtwerk Platons ins Lateinische (Platonis opera, 9 Bde. und 2 Bde. Kommentar, 1819-32) und erlangte mit dem Lexicon Platonicum (3 Bde., 1834-39, 21908; Nachdruck, 2 Bde., 1956) nachhaltige Bedeutung für die Platonforschung. In den Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik und Kritik (1808) skizzierte er, basierend auf einem allgemeinen menschlichen Geist, eine universelle Hermeneutik, die vom historischen über ein grammatikalisches Verständnis des Textes zu einem Verständnis des Geistes des Autors führt. Sein Grundriß der Philologie erschien 1808 (Nachdruck 1979).

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WEITERE WERKE: Ueber den Geist des Alterthums und dessen Bedeutung für unsere Zeit. Landshut 1805. - System und Kunstlehre oder Lehr- und Handbuch der Aesthetik. Leipzig 1805. - Entwurf der Universalgeschichte. 2 Tie., Landshut 1808, 21810. - Grundlinien der Aesthetik. Landshut 1813. - Platon's Leben und Schriften. Leipzig 1816. Nachdruck 1979. - De studiis humanitatis. München 1826. Annotationes in Platonis Opera. 2 Bde., Leipzig 1829-32. Hauptmomente der Geschichte der Philosophie. München 1829. LITERATUR: Johann Hermann: F. A. als Neuhumanist. Diss. München 1911 (mit Bibliographie). - Klaus Willimczik: F. A.s Geschichtsphilosophie im Rahmen seiner Gesamtphilosophie. Meisenheim/Glan 1967. - Hellmut Flashar: Die methodisch-hermeneutischen Ansätze von Friedrich August Wolf und F. A. In: Ders. u. a. (Hrsg.): Philologie und Hermeneutik im 19. Jahrhundert. Göttingen 1979, S. 21-31. Aster, Ernst von, * 18.3.1880 Berlin, t 22.10. 1948 Stockholm. A. studierte Naturwissenschaften und Philosophie in Berlin und München und wurde 1902 bei Theodor —»Lipps mit der Dissertation Über Aufgabe und Methode in den Beweisen und Analogien der Erfahrung in Kants Kritik der reinen Vernunft (1903) promoviert. Nach der Habilitation 1905 aufgrund seiner Untersuchungen über den logischen Gehalt des Kausalgesetzes wurde er 1913 a. o. Prof. der Philosophie. Von 1920 bis zur Entlassung 1933 war A. Ordinarius an der Univ. Gießen. Er war Mitglied der SPD und trat dem Weimarer Bund demokratischer Universitätsprofessoren bei. 1933 emigrierte A. nach Schweden und wurde 1936 auf den Lehrstuhl für Philosophie an die Univ. Istanbul berufen. A. verfaßte zahlreiche philosophiehistorische Werke (u.a. Geschichte der Philosophie, 1932; 18. Auflage, 1998, ergänzt von Ekkehard Martens) und versuchte eine Neubegriindung des Nominalismus {Prinzipien der Erkenntnislehre, 1913). Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Einführung in die Geschichte der Psychologie (1915, 2 1919), Geschichte der neueren Erkenntnistheorie (von Descartes bis Hegel) (1921) und Naturphilosophie (1932). A. gab Große Denker (2 Bde., 1911, 2 1923) heraus. WEITERE WERKE: Immanuel Kant. Leipzig 1909, 21918. Geschichte der antiken Philosophie. Berlin 1920. Einführung in die Philosophie Descartes'. München/Berlin 1921. - Raum und Zeit in der Geschichte der Philosophie und Physik. München/Berlin 1922. - Platon. Stuttgart 1925. - Die französische Revolution in der Entwicklung ihrer politischen Ideen. Vom Liberalismus über die Demokratie zu den Anfängen des Sozialismus. Leipzig 1926. Geschichte der englischen Philosophie. Bielefeld 1927. Marx und die Gegenwart. Tübingen 1929. - Die Psychoanalyse. Berlin 1930, M 959. - Nationalismus und Ethik. Leipzig 1933. - Die Philosophie der Gegenwart. Leiden 1935. LITERATUR: Regine Mader: Bibliographie von E. v. A. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 35 (1981) S. 263-267. - Hans Michael Baumgartner: Unbeirrbarkeit und Würde der Philosophie. Zum Gedächtnis des 100. Geburtstages von E. v. A. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 35 (1981) S. 259-263. Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig), * 19.11.1843 Paris, t 18.8.1896 Zürich. A., Sohn eines Verlegers, studierte Philosophie, Philologie und Physiologie in Zürich und Berlin, wurde 1868 in Leipzig promoviert (Über die beiden ersten Phasen des Spinozischen Pantheismus und das Verhältnis der zweiten zur dritten Phase. Nebst einem Anhang: Über Reihenfolge und Abfassungszeit der älteren Schriften Spinozas, Nachdruck 1980) und habilitierte sich dort 1876 mit der Arbeit Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten

Babenstuber Kraftmaßes. Prolegomena zu einer Kritik der reinen Erfahrung (21903). 1877 wurde er Prof. der Philosophie an der Univ. Zürich und Herausgeber der „Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie". In seinem Hauptwerk Kritik der reinen Erfahrung (2 Bde., 1888-90; 31921-28) ging A. von sogenannten empiriokritischen Axiomen aus, nach denen es keinen Unterschied zwischen innerer und äußerer Erfahrung gibt und nur die reine Erfahrung Grundlage der Wissenschaft sein kann. In seinem letzten Buch Der menschliche Weltbegriff (1891, 41927, Nachdruck 1996) suchte er zu zeigen, daß die Philosophie durch die Annahme einer inneren Welt bei anderen Menschen (Introjektion) in die Irre geführt werde. A. war Mitbegründer des Empiriokritizismus, einer am Prinzip der Denkökonomie ausgerichteten Variante des Positivismus, die in Deutschland u. a. durch Joseph ->Petzoldt Verbreitung fand. A.' erkenntnistheoretische Überlegungen wurden von Ernst —»Mach, Edmund ->Husserl und im Wiener Kreis rezipiert. Den Einfluß seines Werks auf die russische Philosophie bekämpfte Lenin in Materialismus und Empiriokritizismus (1909). LITERATUR: Oskar Ewald: R. A. als Begründer des Empiriokritizismus. Eine erkenntniskritische Untersuchung über das Verhältnis von Wert und Wirklichkeit. Berlin 1905. Jules Suter: Die Philosophie des R. A. Darstellung und erkenntniskritische Würdigung. Diss. Zürich 1910. - Friedrich Raab: Die Philosophie von R. A. Systematische Darstellung und immanente Kritik. Leipzig 1912. - Friedrich Hobek/ Wolfram Swoboda: R. A. In: Conceptus 9 (1975) Heft 36, S. 25-39 (mit Bibliographie). - Katherine Arens: Structures of Knowing: Psychologies of the Nineteenth Century. Dordrecht 1989. Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von, * 23.3. 1765 München, t 23.5. 1841 München. Nach dem Studium der Medizin in Wien und Ingolstadt war B., Sohn eines kurfürstlich bayerischen Medizinalrats, als Arzt tätig. Mit dem in seiner Dissertation Vom Wärmestoff (1786) formulierten Begriff der „Weltseele" wurde er zu einem Wegbereiter der romantischen Naturphilosophie. Seit 1788 studierte er Bergbau in Freiberg, arbeitete 1792-96 als Bergingenieur in England und Schottland und trat 1797 als Bergrat in bayerische Staatsdienste, wo er 1807 zum Oberstbergrat aufstieg und sich vor allem um die Glasmacherei verdient machte. 1808 wurde er in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und in den Adelsstand erhoben. Im selben Jahr eröffnete er in Lambach im Bayerischen Wald eine Glashütte, mit der er später in Schulden geriet. Das Patent eines dort von ihm entwickelten neuen Verfahrens zur Glaserzeugung wurde ihm 1811 von der österr. Regierung abgekauft. B. wurde 1820 pensioniert und 1826 zum Honorarprofessor für Religions- und Sozialphilosophie an der Univ. München ernannt. Seine Denkschrift zur Anmahnung einer gemeinsamen christlichen antinapoleonischen Politik (1814), die er den Monarchen von Österreich, Preußen und Rußland sandte, beeinflußte die Entstehung der Heiligen Allianz. B. beschäftigte sich mit mystischen und theosophischen Traditionen, neben Jacob —> Böhme auch mit Louis Claude de Saint-Martin, die zu den wichtigsten Quellen seiner universalistischen Einheitsspekulationen, denen die Idee eines ursprünglich harmonischen Verhältnissen von Geist und Natur zugrundelag, wurden. Sein Ziel sah B., der in engem Gedankenaustausch mit —>Schelling stand, in der Versöhnung von Wissenschaft und Christentum. Der göttlichen Offenbarung räumte er den Primat vor der menschlichen Vernunft ein. B. forderte die Einbeziehung („Einbürgerung") des Proletariats in eine ständestaatliche Gesellschaftsordnung und trat für die Anerkennung eines solidaritätstiftenden „Christentums als Sozietäts-Prinzips" ein. Eine der ersten Analysen des industriellen Frühkapitalismus in Deutschland bietet die Arbeit Über das dermalige

Mißverhältnis der Vermögenslosen oder Proletairs zu den Vermögen besitzenden Klassen der Sozietät in betreff ihres Auskommens (1835). B. veröffentlichte u.a. Beiträge zur Elementar-Physiologie (1797), Über das pythagoräische Quadrat in der Natur oder die vier Weltgegenden (1798), Beiträge zur dynamischen Philosophie im Gegensatz der mechanischen (1809) und die auf einer Reise nach Rußland entstandenen Fermenta cognitionis (Bd. 1-4, 1822-24; Bd. 5 unter dem Titel Proben religiöser Philosopheme, 1825; Neuausgabe 1992). In seinen Schriften zur erotischen Philosophie (u. a. Vierzig Sätze einer religiösen Erotik, 1831) vertrat er die Theorie von der „ursprünglich androgynen Natur des Menschen". WEITERE WERKE: Über die Begründung der Ethik durch die Physik. München 1813. - Über die Freiheit der Intelligenz. München 1826. - Vorlesungen über speculative Dogmatik. 5 Hefte, Stuttgart/Tübingen, ab Heft 2: Münster 1828-38. Über die Thunlichkeit oder Nichtthunlichkeit einer Emancipation des Katholicismus von der römischen Dictatur. Nürnberg 1839. - Der morgenländische und abendländische Katholizismus. Stuttgart 1841. - Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Franz Hoffmann u.a. 16 Bde., Leipzig 1851-60. Neudruck Aalen 1963,21987. - F. B. und sein Kreis. Ein Briefwechsel. Ausgewählt und hrsg. v. Fritz Werle. Leipzig 1924. - Schriften zur Gesellschaftsphilosophie. Hrsg. v. Johannes Sauter. Jena 1925. - Seele und Welt. Jugendtagebücher. Eingeleitet und hrsg. v. David Baumgardt. Berlin 1928. - Lettres inedites de F. v. B. Hrsg. v. Eugene Susini. 4 Bde., Paris/ Wien 1942-67. LITERATUR: Johannes Jost: Bibliographie der Schriften F. v. B.s. Mit kurzem Lebensabriss. Bonn 1926. - Leo Löwenthal: Die Sozietätsphilosophie F. v. B.s. Diss. Frankfurt/Main 1923. - David Baumgardt: F. v. B. und die philosophische Romantik. Halle 1927. - Friedrich Haiti: F. v. B. Graz u.a. 1971. - Willi Lambert: F. v. B.s Philosophie des Gebets. Ein Grundriß seines Denkes. Innsbruck u.a. 1978 (mit Bibliographie). - Gerhard Wehr: F. v. B. Zur Reintegration des Menschen in Religion, Natur und Erotik. Freiburg/Breisgau 1980. - Willi Lambert: F. v. B. (1765-1841). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 150-173. - Peter Koslowski (Hrsg.): Die Philosophie, Theologie und Gnosis F. v. B.s. Spekulatives Denken zwischen Aufklärung, Restauration und Romantik. Wien 1993. - Marie-Elise Zovko: Natur und Gott. Das wirkungsgeschichtliche Verhältnis Schellings und B.s. Würzburg 1996. - Ramon J. Betanzos: F. v. B.'s Philosophy of Love. Wien 1998. - Peter Koslowski: Philosophien der Offenbarung. Antiker Gnostizismus, F. v. B., Schelling. München u.a. 2001. Babenstuber, Ludwig, * 1660 Deining bei München, t 5.4. 1726Ettal. Aus einfachen Verhältnissen stammend, trat B. 1681 in die Benediktinerabtei Ettal ein, studierte seit 1683 Philosophie und Theologie in Salzburg und wurde 1689 zum Priester geweiht. 1690-92 lehrte er in Salzburg, 1692-95 im Stift der regulierten Chorherren in Schlehdorf (Oberbayern) Philosophie, 1695-1716 Moraltheologie, Dogmatik und Exegese an der Univ. Salzburg, wo er Prokanzler, Vizerektor, Dekan der Theologischen Fakultät und Regens des theologischen Konvikts wurde. Als Religionsphilosoph vertrat B. den strengen Thomismus, als Moraltheologe einen gemäßigten Probabilismus. Mit seiner Philosophia Thomistica Salisburgensis (4 Bde., 1704) verfaßte er einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte der thomistischen Philosophie. Zu seinen Hauptwerken gehört auch Ethica supernaluralis Salisburgensis (1718, 2 1735).

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Bachofen WEITERE WERKE: Vindiciae praedeterminationis physicae. Salzburg 1707. LITERATUR: Pirmin August Lindner: Die Werke des Ettaler Professors P. L. B., t 1726. In: Wissenschaftliche Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 34 (1913) S. 723-729. - L. Gluckert: P. L. B. Ein Gelehrtenleben. In: Wissenschaftliche Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens (1926) S. 141-148. - Augustin Altermatt: Zum Problem der physischen Prämotion. Die Prämotionslehre nach dem Salzburger Philosophen P. L. B. O.S.B. Diss. Freiburg (Schweiz) 1931. Bachofen, Johann Jakob, * 22.12.1815 Basel, t 25. 11.1887 Basel. B. entstammte einer Basler Patrizierfamilie, studierte Jura und Altertumswissenschaften in Göttingen und Berlin, wurde 1841 Prof. des römischen Rechts in Basel und war dort 1842-61 - ehrenamtlich - Richter am Kriminalgericht und später am Appellationsgericht in Strafsachen. Er veröffentlichte zunächst Schriften zum römischen Recht, z. B. Das römische Pfandrecht (1847), abweichend vom liberalen Geist des damaligen Pandektenrechts, nämlich rein antiquarisch und ohne Blick auf seine Verwendung als Recht der Gegenwart. 1859 schrieb er einen Versuch über die Gräbersymbolik der Alten gegen die liberale positivistische Geschichtsschreibung seiner Zeit, mit einer gefühlsbetonten und betont antirationalen Deutung antiker Religion und Mythologie. 1861 erschien in der gleichen Absicht und derselben Methode Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Das schwer lesbare Riesenwerk wurde zunächst völlig verständnislos aufgenommen. B. plante eine römische Geschichte gegen Theodor Mommsen, begann dann aber, ermuntert durch die Bestätigung seines Mutterrechts in ethnologischen Forschungen (Lewis H. Morgan, John F. McLennan), Untersuchungen über antike Verwandtschaftsformen, von denen unter dem Titel Antiquarische Briefe nur die ersten beiden Bände erschienen sind (1880-86). Anders als seine Zeitgenossen sah er die Fehler der damaligen Geschichtsschreibung, die mit dem Anspruch exakter Genauigkeit angeblich nur Fakten sammelte, tatsächlich aber weitgehend das Gerüst eigener Werturteile ausbaute. Seine Empörung über Mommsen - „Handels- und Capitalistengewäsch [.,.] durchzieht das ganze Werk" - war ähnlich drastisch wie seine Kritik an einer Archäologie, die nur Bestandsverzeichnisse anlegte, statt sich Gedanken zu machen über die in den Denkmälern erkennbaren religiösen und mythologischen Vorstellungen der Alten, was ihm in seiner tiefen Frömmigkeit besser gelang. Nach seinem Tod ist Das Mutterrecht eines der berühmtesten Bücher des 19. Jh. geworden. Seine Vorstellung vom Matriarchat als erster Kulturstufe der Menschheit, die erst später vom Patriarchat abgelöst wurde, ist zunächst von der marxistischen Literatur rezipiert worden (Friedrich —> Engels: Ursprung der Familie, 1884), fand Eingang in die große Literatur (Gerhart Hauptmann, Rainer Maria Rilke, Thomas Mann), Psychologie (Sigmund ->Freud), z.T. auch in die Geschichtswissenschaft (Ernst Kornemann, Karl Kerenyi, Fritz Schachermeyer) und in die Frauenbewegung. In der Ethnologie wandelte sich die Zustimmung auf Grund neuerer Forschungen zu matrilinearen Gesellschaften (Edvard Westermarck: History of Human Marriage, 1891) bald und bis heute in fast totale Ablehnung. B. hatte sich außer auf geniale Deutung antiker Mythen im wesentlichen gestützt auf Herodots Bericht über die matrilineare Struktur der Lyriker (Her. 1.173). Der Schluß von matrilinearer Verwandtschaftsstruktur auf weibliche Dominanz ist jedoch unsicher, weil in vielen von Ethnologen beschriebenen matrilinearen Stammesgesellschaften männliche Dominanz zu beobachten ist,

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nur selten - berühmtestes Beispiel: die Irokesen - weibliche. Das ganze ist bis heute umstritten. WERKE: Gesammelte Werke. 10 Bde., Basel. Hrsg. v. Karl Meuli. 1943-67. LITERATUR: Karl Meuli: B.s Leben. In: B.: Das Mutterrecht. 2. Bd., Basel 1948, S. 1012-1079. - Barbara HuberGreub (Hrsg.): J.J.B. (1815-1887). Eine Begleitpublikation zur Ausstellung im Historischen Museum Basel 1987. Basel 1987. Uwe Wesel Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von, eigentl. Czeike von B., Pseud. Eduard Silesius, * 14.8.1800 Troppau, t 6.12.1860 Schloß Hoditz. B., Sohn eines Großgrundbesitzers, studierte in Wien Rechtswissenschaften, trat 1826 in den Staatsdienst ein, wurde Kreiskommissär, 1840 Hofkonzipist und lebte später im Ruhestand in Dresden. Er veröffentlichte - seit 1826 auch unter Pseudonym - literarische Beiträge in Wiener Zeitschriften und Almanachen, Novellen, Dramen, Märchen, Reisebilder (u. a. Spaziergang durch die Alpen vom Traunstein zum Montblanc, 1844). Zu den popularphilosophischen Schriften von B., der ein entschiedener Gegner der Schule —»Hegels war und als Vertreter einer späten nachkantischen Moralpsychologie angesehen werden kann, zählen u. a. Ein neues Buch von den göttlichen Dingen oder die Philosophie eines Weltmanns (1845), Anfang sg runde der Psychologie für die nicht studirende Jugend und für ältere Freunde einer populären Lebensweisheit (1848) und Der moderne Matertatismus in seiner Nichtigkeit und Erbärmlichkeit; oder Karl Vogt, der Physiologe der Frankfurter Nationalversammlung, ein für allemal aus dem Tempel hinausgeworfen von Eduard Silesius (1849). Baer, Karl Ernst von, * 28.2. 1792 Gut Piep (Estland), t 28.11.1876Dorpat. B., Edler von Huthorn, wurde auf dem Gut Piep im Kreis Jerwen in Estland als viertes von zehn Kindern des Magnus Johann von B. (1765-1825) und seiner Ehefrau Juliane Louise, geb. von B. (1764-1820), geboren. Nach Privatunterricht und Besuch der Ritter- und Domschule in Reval studierte B. Medizin in Dorpat und wurde 1814 mit einer Arbeit über die unter Esten besonders verbreiteten Krankheiten promoviert. In Wien, Berlin und Würzburg setzte B. sein Studium fort, durch Ignaz Döllinger wurde er zu vergleichend anatomischen und embryologischen Studien angeregt. 1817 erhielt er in Königsberg die Stelle eines Prosektors bei Karl Friedrich Burdach und wurde 1819 zum Extraordinarius für Zoologie und 1822 zum Ordinarius für Naturgeschichte und Zoologie ernannt; gleichzeitig war er Direktor des Botanischen Gartens. In Königsberg blieb B. bis 1834, wurde zum Dekan der Medizinischen Fakultät und auch zum Rektor der Universität gewählt. Hier verheiratete er sich 1820 mit Auguste von Medem (1799-1864); eine Tochter und fünf Söhne wurden in dieser Ehe geboren. 1834 begab B. sich nach St. Petersburg, war ordentliches Mitglied für Zoologie an der Petersburger Akademie der Wissenschaften und von 1841 bis 1852 Prof. der Vergleichenden Anatomie und Physiologie an der Mediko-Chirurgischen Akademie. 1862 kehrte er nach Dorpat zurück. 1827 entdeckte B. bei der Untersuchung der Eierstöcke einer Hündin das Ei des Säugetiers (De ovi mammalium et hominis genest, 1827). Darüber hinaus gelang ihm eine Fülle zoologischer und vor allem embryologischer Erkenntnisse, die insgesamt ein zusammenhängendes Bild von der embryonalen Entwicklung der Wirbeltiere entwerfen. War B. in früheren Jahren von der Möglichkeit überzeugt, daß Lebensformen unmittelbar aus anorganischer Materie entstehen könnten, so schränkte er später diese Auffassung ein, ohne die Möglichkeit der

Baeumler Urzeugung generell auszuschließen. Seine Kritik am Darwinismus bedeutete keine absolute Gegnerschaft (Über Darwins Lehre, 1876); Umwandlung der Arten soll innerhalb gewisser Grenzen möglich sein, ebenso aber auch Neubildung ohne lebendige Vorformen. Die Abstammung des Menschen vom Affen lehnte B. ab, ebenso verwarf er Darwins Selektionstheorie. In den späteren Jahren traten ethnographische, geographische und archäologische Studien in den Vordergrund; B. gilt als Begründer der Anthropologie in Rußland. Wissenschaftliche Gesellschaften und Akademien wählten B. zu ihrem Mitglied, eine Insel erhielt seinen Namen. WEITERE WERKE: Ueber die Entwickelungsgeschichte der Thiere. Beobachtung und Reflexion. Bd. 1-2, Königsberg 1828, 1837. Bd. 3. Hrsg. v. Ludwig Stieda. Königsberg 1888. Nachdruck Brüssel 1967, französisch Paris 1836, russisch Moskau 1950/53. - Reden gehalten in wissenschaftlichen Versammlungen und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts. Bd. 1-3, St. Petersburg 1864-76. Braunschweig 21886. Nachrichten über Leben und Schriften des Geheimraths Dr. K. E. v. B., mitgetheilt von ihm selbst. St. Petersburg 1866. Braunschweig 21886. Nachdruck Hannover 1872, russisch Moskau 1950, engl. Canton, Mass., 1986. LITERATUR: Boris E. Raikov: K. E. v. B. 1792-1876. Sein Leben und sein Werk. Aus dem Russischen (1961). Leipzig 1968. -Jane M. Oppenheimer: B., K. E. v. In: Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. v. Charles C. Gillispie. Bd. l, New York 1970, S. 385-389. - Hans Querner: Das wissenschaftliche Weltbild K. E. v. B.s. In: Verhandlungen der Anatomischen Gesellschaft, Nr. 72 (1978) S. 819-825. - T. Lenoir: Kant, v. B. und das kausal-historische Denken in der Biologie. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 8 (1985) S. 99-114. Dietrich von Engelhardt Baeumker, Clemens, * 16.9.1853 Paderborn, t 7. 10. 1924 München. B., Sohn eines Gymnasialprofessors, studierte in Paderborn und Münster Philosophie, Philologie und Theologie, wurde 1877 zum Dr. phil. promoviert (Des Aristoteles Lehre von den äussem und innem Sinnesvermögen) und war seil 1880 Gymnasiallehrer in Münster. 1883 wurde er o. Prof. der Philosophie in Breslau, 1900 in Bonn, 1903 als Nachfolger Wilhelm -»Windelbands in Straßburg. 1891 gründete B. die „Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters", die er seit 1893 gemeinsam mit Georg von -> Hertling herausgab, dessen Nachfolger er 1912 auf dem Münchener Lehrstuhl wurde. Er beschäftigte sich zunächst mit griechischer Philosophie (u.a. Das Problem der Materie in der griechischen Philosophie, 1890, Nachdruck 1963), später vor allem mit der Geschichte der Philosophie im Mittelalter und erforschte die Einflüsse der griechischen und arabischen Philosophie auf die Scholastik. Als eines seiner bedeutendsten Werke gilt Witelo. Ein Philosoph und Naturforscher des 13. Jahrhunderts (1908). 1892-95 gab B. in 3 Teilen eine lateinische Übersetzung der Lebensquelle von Gabirol (Avencebrol) heraus (Föns vitae). WEITERE WERKE: Die Elemente der Logik. Münster 1890. Die Impossibilia des Siger von Brabant. Münster 1898. Die christliche Philosophie des Mittelalters. In: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Berlin/Leipzig 1909. - Die patristische Philosophie. Ebd. - Die Stellung des Alfred von Sareshel (Alfred Anglicus) und seiner Schrift De motu cordis in der Wissenschaft des beginnenden 13. Jahrhunderts. München 1913. - Roger Bacons Naturphilosophie, insbesondere seine Lehren von Materie und Form, Individuation und Universalität. Münster 1916. - Der Platonismus im Mittelalter. München 1916. - Petrus de Hibernia. Der JugendLehrer des Thomas von Aquino. München 1920. - C. B. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 1921, S. 31-60. - Studien und Charakteristiken zur

Geschichte der Philosophie, insbesondere des Mittelalters. Gesammelte Vorträge und Aufsätze. Mit einem Lebensbilde B.s hrsg. v. Martin Grabmann. Münster 1928. LITERATUR: Erich Becher: C. B. In: Deutsche Philosophen. München u.a. 1929, S. 241-262. - Max Ettlinger: Zum 70. Geburtstag C. B.s. In: Kant-Studien 28 (1933) S. 419-422. - Wolfgang Kluxen: C. B. (1853-1924) und die „Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters". In: Jahres- und Tagungsbericht der Görres-Gesellschaft 1990, S. 84-89. - Kurt Flasch: La concezione storiografica della filosofia in B. e Grabmann. In: Ruedi Imbach/Alfonso Maierü (Hrsg.): Gli studi di filosofia medievale fra otto e novecento. Contribute a un bilancio storiografico. Roma 1991, S. 51-73. Baeumler, Alfred, * 19.11.1887 Neustadt/Tafelfichte (Nordböhmen), t 19.3.1968 Eningen unter Achalm (Baden-Württemberg). B., Sohn eines Porzellanmalers und späteren Versicherungsbeamten, studierte in München, Berlin und Bonn Philosophie, Geschichte und Pädagogik und wurde 1914 mit der Arbeit Das Problem der Allgemeingültigkeit in Kants Ästhetik promoviert. Nach der Kriegsteilnahme 1915-18 war er als freier Schriftsteller tätig und gab u.a. Werke von ->Bachofen und -»Nietzsche heraus. 1924 habilitierte sich B. an der TH Dresden (Das Irrationalitätsproblem in der Ästhetik und Logik des 18. Jahrhunderts bis zur Kritik der Urteilskraft, 1923, Neudruck 1967), wurde dort 1928 a. o., 1929 o. Prof. der theoretischen Pädagogik und der Philosophie. Nach seinem Eintritt in die NSDAP 1933 wurde er auf den neuen Lehrstuhl für politische Pädagogik der Univ. Berlin berufen. 1926-34 war er mit Manfred Schröter Herausgeber der Reihe „Handbuch der Philosophie". Seit 1934 Leiter des Amtes (später Hauptamtes) Wissenschaft im Amt Rosenberg, wurde er 1941 Leiter der „Hohen Schule" der NSDAP. B. bekannte sich seit 1933 engagiert zur nationalsozialistischen Ideologie, die er vor allem im Rückgriff auf Nietzsche als „heroischen Realismus" philosophisch zu untermauern suchte. Nach seiner Verhaftung 1945 kritisierte er in Hitler und der Nationalsozialismus. Aufzeichnungen von 1945 (erschienen in: Der Pfahl 5, 1991) die Geistfeindschaft dieser Ideologie, wurde 1948 zu Arbeitslager verurteilt, später jedoch freigesprochen. B. veröffentlichte u.a. Bachofen und Nietzsche (1929), Nietzsche, der Philosoph und Politiker (1931,31937), Ästhetik (1934), Politik und Erziehung. Reden und Aufsätze (1937,41943), Studien zur deutschen Geistesgeschichte (1937,31943), Bildung und Gemeinschaft (1942) und Weltdemokratie und Nationalsozialismus. Die neue Ordnung Europas als geschichtsphilosophisches Problem (1943). WEITERE WERKE. Alfred Rosenberg und der Mythus des 20. Jahrhunderts. München '"21943. - Das mythische Weltalter. Bachofens romantische Deutung des Altertums. München 1965 (zuerst als Einleitung zu Johann Jakob Bachofen: Der Mythus von Orient und Occident, München 1926). LITERATUR: Endre Kiss: Nietzsche, B. oder die Möglichkeit einer positiven faschistischen Metaphysik. In: Annales Academiae Scientiarum budapestiensis de Rolando Eötvös Nominatae, Sectio Philosophica et Sociologica 16 (1982) S. 157-176. - Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Deutsche Philosophen 1933. Hamburg 1989. - Thomas Laugstien: Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus. Hamburg 1990. - Monika Leske: Philosophen im „Dritten Reich". Studie zu Hochschul- und Philosophiebetrieb im faschistischen Deutschland. Berlin 1990 (zu B.: S. 203-207). - Hubert Brunträger: Der Ironiker und der Ideologe. Die Beziehungen zwischen Thomas Mann und A. B. Würzburg 1993. Martin Michael Roß: „Die staatsgründende Tat" - A. B. und

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Bahnsen die Politisierung der Ästhetik. In: Ilse Korotin (Hrsg.): „Die besten Geister der Nation". Philosophie und Nationalsozialismus. Wien 1994, S. 66-86. Bahnsen, Julius Friedrich August, * 30.3.1830 Tondern, t 7.12. 1881 Lauenburg (Pommern). Der Sohn eines evang. Theologen bezog 1848 die Univ. Kiel, nahm als Freiwilliger an dem Feldzug für die Freiheit Schleswig-Holsteins teil, setzte 1851 seine geisteswissenschaftlichen Studien in Tübingen fort und wurde 1853 bei Friedrich Theodor -» Vischer promoviert. Nach Tätigkeiten als Hauslehrer in Eutin, Schwartau und Hamburg wurde er Lehrer an einer Privatschule in Altona und unternahm Reisen nach England (1854) und Süddeutschland (1856). 1858 kam er an das Gymnasium in Anklam, 1862 nach Lauenburg. B. bezeichnete sich als Nihilisten; in Umbildung der Lehre Arthur —»Schopenhauers entwickelte er seine „Charakterologie", in der er zwischen dem „Willen" als Handlungsimpuls und den „Motiven" als auslösenden Faktoren unterschied (u.a. Zum Verhältnis zwischen Wille und Motiv. Eine metaphysische Voruntersuchung zur Charakterologie, 1870). Über B. und Eduard von —> Hartmann gewannen Schopenhauers Gedanken Einfluß auf —> Freud. B. veröffentlichte Beiträge zur Charakterologie mit besonderer Berücksichtigung pädagogischer Fragen (2 Bde., 1867; neu hrsg. von Johannes Rudert, 1932), Zur Philosophie der Geschichte. Eine kritische Besprechung des Hegel-Hartmann'sehen Evolutionismus aus Schopenhauer'sehen Principien (1871) und Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt. Princip und Einzelbewährung der Realdialektik (2 Bde., 1880-82, Nachdruck 1997). Rudolf Louis gab 1905 aus B.s Nachlaß das autobiographische Manuskript Wie ich wurde, was ich ward heraus (neu hrsg. v. Anselm Ruest, 1931). WEITERE WERKE: Mosaiken und Silhouetten. Charakterographische Situations- und Entwickelungsbilder. Leipzig 1877. Neu hrsg. v. Albert Görland. Leipzig 1931. - Das Tragische als Weltgesetz und der Humor als ästhetische Gestalt der Metaphysik. Lauenburg 1877. Neu hrsg. v. Anselm Ruest. Leipzig 1931. - Aphorismen zur Sprachphilosophie. Leipzig 1881. LITERATUR: Paul Fechter: Grundlagen der Realdialektik. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bahnsen'schen Willensmetaphysik. München/Leipzig 1906. - Heinrich Leiste: Die Charakterologie von J. B. Köln 1928. - Paul Fechter: J. B. In: KantStudien 35 (1930), S. 195-205. - Heinrich Schöpf: J. F. A. B. Lauenburg i. Pom. 1930. - Gerhard Lehmann: J. B. als Willensmetaphysiker und Charakterologe. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 10 (1932) S. 74-92. - Anselm Ruest: J. B. Zur Scheidung des Schopenhauer-Schülers und des Selbstdenkers. In: Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft 19 (1932) S. 165-204. Heinz-Joachim Heydorn: J. B. Eine Untersuchung zur Vorgeschichte der modernen Existenz. Göttingen, Frankfurt/ Main 1953 (mit Bibliographie). - Heinz-Joachim Heydorn: Schopenhauer und B. In: Schopenhauer-Jahrbuch 3 (1956) S. 32-41. - Giuseppe Invernizzi: II pessimismo tedesco deirOttocento. Schopenhauer, Hartmann, B. e Mainländer e i loro avversari. Firenze 1994. Bahro, Rudolf, * 18. 11.1935 Bad Flinsberg (Schlesien), t 5.12. 1997 Berlin. B., Sohn eines Landwirts, kam als Flüchtlingskind in die spätere DDR, studierte 1954-59 Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost), redigierte 1960-62 die Universitätszeitung in Greifswald, arbeitete 1962-65 als Referent beim Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft in Berlin (Ost) und war dann bis 1967 stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Forum". 1967-77 in der Industrie tätig, war er zuletzt Abteilungsleiter für wissenschaftliche Arbeitsorganisation im Berliner Gummi-Kombinat. 1977

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übte er mit der (in Köln erschienenen) Studie Die Alternative Kritik am wirtschaftlichen und politischen System der DDR. Noch vor Erscheinen des Buches verhaftet, wurde B. aus der SED ausgeschlossen und 1978 wegen „nachrichtendienstlicher Tätigkeit" zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt, jedoch 1979 in die Bundesrepublik entlassen. 1979 gehörte er zu den Mitbegründern der Partei „Die Grünen", deren Bundesvorstand er 1982-84 angehörte; 1985 trat er aus der Partei aus. 1980 in Hannover zum Dr. phil. promoviert, habilitierte er sich dort 1983. 1989 kehrte B. nach Berlin (Ost) zurück, wurde 1990 rehabilitiert und war 1990-97 a. o. Prof. der Sozialökologie an der Humboldt-Universität. B. verfaßte politisch-ökonomische Schriften und Essays, schrieb aber auch Gedichte. Zu seinen Veröffentlichungen, in denen er die Vision einer anthropologischen Revolution entwarf, zählen Was da alles auf uns zukommt (2 Bde., 1980, mit Ernest Mandel und Peter von Oertzen), Elemente einer neuen Politik. Zum Verhältnis von Ökologie und Sozialismus (1980), Logik der Kettung. Wer kann die Apokalypse aufhalten? Ein Versuch über die Grundlagen ökologischer Politik (1987) und Bleib mir der Erde treu! Apokalypse oder Geist einer neuen Zeit (1995). WEITERE WERKE: Eine Dokumentation. Köln u.a. 1977. 2. Aufl. unter dem Titel: Ich werde meinen Weg fortsetzen. Eine Dokumentation. Köln u.a. 1979. - ...die nicht mit den Wölfen heulen. Das Beispiel Beethoven. Und 7 Gedichte. Köln u.a. 1979. - Krise des Marximus? Zürich 1980. Plädoyer für schöpferische Initiative. Zur Kritik von Arbeitsbedingungen im real existierenden Sozialismus. Köln 1980. LITERATUR: Ulf Wolter (Hrsg.): Antworten auf B.s Herausforderung des .realen Sozialismus'. Berlin 1978. - Der Bahro-Kongreß. Aufzeichnungen, Berichte und Referate. Berlin 1979. - Helmut Körte: B. zur Einführung. Hannover 21980. - Hans Kremendahl/Thomas Meyer (Hrsg.): Menschliche Emanzipation. R. B. und der demokratische Sozialismus. Frankfurt/Main 1981. - Hellmuth Nitsche: Antwort an B. und Genossen. Wesensmerkmale, Ergebnisse und Grenzen des realen Sozialismus. Bern 1984. - Gordon W. Smith: The major works of R. B. Diss. Loughborough. 1990. - Guntolf Herzberg: Aufbruch und Abwicklung. Neue Studien zur Philosophie in der DDR. Berlin 2000, S. 97-113 und 255-257. Baier, Alwill, * 27.9.1811 Altenkirchen/Rügen, t 1.9. 1892 Greifswald. B., Enkel des Schriftstellers Ludwig Theobul Kosegarten und Sohn eines Pastors, studierte seit 1830 Theologie und Philosophie an den Universitäten Greifswald und Berlin. 1836 wurde er in Greifswald zum Lizentiaten promoviert, habilitierte sich im folgenden Jahr für Theologie und erhielt 1844 eine a. o. Professur. Da ihm wegen seiner freisinnigen Anschauungen ein theologisches Ordinariat verwehrt blieb, übernahm er schließlich 1856 den Lehrstuhl für spekulative Philosophie der Univ. Greifswald. Dort hatte man ihm 1854 für seine Schrift Symbolik der christlichen Konfessionen und Religionsparteien den Dr. theol. verliehen. B.s philosophische Schriften erschienen 1891 unter dem Titel Aus der Vergangenheit. Akademische Reden und Vorträge. LITERATUR: Pyl: B. In: ADB 46, 1902, S. 188-189. Balthasar, Hans Urs von, * 12. 8.1905 Luzern, t 26.6. 1988 Basel. B. studierte Germanistik, dann Philosophie und Theologie, trat 1929 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1930 an der Univ. Zürich zum Dr. phil. promoviert (Geschichte des eschatologischen Problems in der modernen deutschen Literatur). Seit 1940 Studenten- und Akademikerseelsorger in Basel, trat er 1950 aus dem Jesuitenorden aus, gründete ein Säkularinstitut („Johannesgemeinschaft") und widmete sich einer umfangreichen Publizistik und Vortragstätigkeit.

Barion Selbst aktiver Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils, gewann B. durch seine wertkonservative Kritik an nachkonziliaren Entwicklungen internationale Bedeutung. Er begründete den Johannes Verlag, in dem er die Visionen der Adrienne von Speyr, die er als ihr langjähriger Sekretär dokumentiert hatte, veröffentlichte (Erster Blick auf Adrienne von Speyr, 1968). B. orientierte sich an den Kirchenvätern, großen Mystikern und Glaubenszeugen der Kirche. Bestimmender Einfluß ging von Erich -^Przywara und Henri de Lubac aus. Als einer der ersten kath. Theologen setzte sich B. mit Karl —>Barth auseinander (Karl Barth. Darstellung und Deutung seiner Theologie, 1951, 41976). Den Versuch einer christlichen Gesamtdeutung deutscher Dichtung, Philosophie und Theologie von —»Lessing bis in die Gegenwart unternahm er in Apokalypse der deutschen Seele. Studien zu einer Lehre von letzten Haltungen (3 Bde., 1937-39; Bd. l, 21947). Seine trinitarische Sendungstheologie, der schon Theologie der Geschichte (1950, 61979), Das Ganze im Fragment. Aspekte der Geschichtstheologie (1963, 21990) und Theologie der drei Tage (1969, 21983) verpflichtet waren, entfaltete B. in seinem theologischen Hauptwerk, das in der letzten Schaffensperiode entstand und die drei Teile Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik (6 Bde., 1961-69), Theodramatik (5 Bde., 1973-83), Theologik (5 Bde., 1985-87) sowie einen Epilog (1987) umfaßt. B. starb zwei Tage vor seiner Erhebung zum Kardinal. WEITERE WERKE: Kosmische Liturgie. Maximus der Bekenner, Höhe und Krise des griechischen Weltbilds. Freiburg/Breisgau 1941. 2., völlig veränderte Aufl., mit dem neuen Untertitel: Das Weltbild Maximus' des Bekenners. Einsiedeln 1961. Einsiedeln/Trier 31988. - Presence et Pensee. Essai sur la philosophie religieuse de Gregoire de Nysse. Paris 1941, 21988. - Wahrheit. Bd. 1: Wahrheit der Welt. Einsiedeln 1947. - Therese von Lisieux. Geschichte einer Sendung. Köln/Ölten 1950. - Der Christ und die Angst. Einsiedeln 1951, 61989. - Elisabeth von Dijon und ihre geistliche Sendung. Köln/Ölten 1952. - Reinhold Schneider. Sein Weg und sein Werk. Köln/Ölten 1953. 2., veränderte und vermehrte Aufl. unter dem Titel: Nochmals: Reinhold Schneider. Einsiedeln/Freiburg 1990. - Die Gottesfrage des heutigen Menschen. Wien/München 1956. - Verbum Caro. Einsiedeln 1960, M 990. - Sponsa Verbi. Einsiedeln 1960, 2 1971. - Glaubhaft ist nur Liebe. Einsiedeln 1963, '1985. Spiritus Creator. Einsiedeln 1967. - Pneuma und Institution. Einsiedeln 1974. - Mein Werk - Durchblicke. Einsiedeln/ Freiburg 1990. LITERATUR: Cornelia Capol: H. U. v. B. Bibliographie 1925-1990. Einsiedeln 1990. - Werner Löser: Im Geiste des Origenes. Frankfurt/Main 1976 (mit Literatur). - Louis Roberts: The Theological Aestetics of H. U. v. B. Washington 1987 (mit Literatur). - Karl Lehmann/Walter Kasper (Hrsg.): H. U. v. B. Gestalt und Werk. Köln 1989. - Emmanuel J. Bauer: H. U. v. B. (1905-1988). Sein philosophisches Werk. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u. a. 1990, S. 285-304. - Thomas Krenski: H. U. v. B. Das Gottesdrama. Mainz 1995. - Jörg Disse: Metaphysik der Singularität. Eine Hinführung am Leitfaden der Philosophie H. U. v. B.s. Wien 1996. - Angelo Scola: H. U. v. B. - ein theologischer Stil. Eine Einführung in sein Werk. Paderborn 1996. Bamberger, Fritz (Siegfried), * 7.1.1902 Frankfurt/ Main, t 1984 New York. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Berlin (Promotion 1923, Untersuchungen zur Entstehung des Wertproblems in der Philosophie des 19. Jahrhunderts) war B., Sohn eines Metzgermeisters, bis 1933 Bibliothekar, dann

bis 1938 Dozent für Philosophie an der Hochschule (Lehranstalt) für die Wissenschaft des Judentums in Berlin und leitete daneben die dortige jüdische Lehrerbildungsanstalt. Nach der Emigration in die USA 1939 lehrte er bis 1943 Philosophie an zwei Chicagoer Colleges. B. lebte seit 1942 in New York, war u.a. 1942-48 Forschungsdirektor des „Esquire", 1952-56 Chefredakteur des „Coronet", 1962-78 Dozent für vergleichende Geisteswissenschaft sowie Assistent des Präsidenten des Hebrew Union College Jewish Institute of Religion. Daneben war er seit 1955 ehrenamtlicher Mitarbeiter und schließlich Vizepräsident des New Yorker Leo-Baeck-lnstituts. B. war Mitherausgeber u.a. von Moses -> Mendelssohns Gesammelten Schriften (3 Bde., 1929-32) und veröffentlichte zuletzt Books are the Best Things (1962). LITERATUR: B., F. S. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 1. München 1992, S. 326-330. Bardili, Christoph Gottfried, * 18.5.1761 Blaubeuren, t 5.6. 1808 Mergelstetten. Der Pastorensohn und Vetter Friedrich W. J. —> Schellings besuchte die Klosterschulen von Denkendorf und Maulbronn und widmete sich seit 1778 als Baccalaureus am Tübinger Stift dem Studium der Theologie, Philosophie und der Naturwissenschaften. 1783 ging B. als Vikar nach Kirchheim, in die Pfarrgemeinde seines Vaters, setzte jedoch seit 1787 in Göttingen und an anderen deutschen Universitäten das Studium der Philosophie fort; 1789 kehrte er als Repetent für Philosophie an das Tübinger Stift zurück. 1790 wurde er Prof. der Philosophie an der Karlsschule, 1795 am Gymnasium in Stuttgart. In seiner Philosophie setzte sich B. hauptsächlich mit -»Kant auseinander. Er veröffentlichte u.a. Epochen der vorzüglichsten Begriffe (Teil l, 1788), Allgemeine practische Philosophie (1795), Heber die Gesetze der Ideenassoziation (1796) und Philosophische Elementarlehre mit beständiger Rücksicht auf die ältere Litteratur (2 Tie., 1802-06). B.s Hauptwerk Grundriß der Ersten ^gik, gereiniget von den Irrthümern bisheriger Logiken überhaupt, der Kantischen insbesondere (1800) ist eine Darstellung seiner eigenen Identitätsmetaphysik. WEITERE WERKE: Ursprung des Begriffes von der Willensfreiheit. Stuttgart 1796. - Briefe über den Ursprung einer Metaphysik überhaupt. Altona 1798 (anonym). - Beytrag zur Beurtheilung des gegenwärtigen Zustandes der Vernunftlehre. Landshut 1803. - C. G. B.s und C. L. Reinholds Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Spekulation. Hrsg. v. Carl Ludwig Reinhold. München 1804. - Noch zwey Worte über das logische Grundverhältniß. München 1806 (anonym). LITERATUR: Franz Wolfgang Garbeis: Bibliographie zu C. G. B. Aus den Quellen ermittelt und historisch-kritisch erläutert. Stuttgart-Bad Cannstadt 1979. - Fritz Karsch: C. G. B., der Vertreter des logischen Realismus im Zeitalter des deutschen Idealismus. Diss. Marburg 1923. - Ders.: C. G. B.s logischer Realismus. In: Kant-Studien 30 (1925) 437-452. Barion, Jakob, * 23.7.1898 Wüschheim, t 16.2.1996 Gummersbach. B. studierte Psychologie und Philosophie, wurde 1929 in Bonn promoviert (Die intellektuelle Anschauung bei J. G. Fichte und Schelling und ihre religions-philosophische Bedeutung) und habilitierte sich 1933. Zunächst Privatdozent in Bonn, wurde er 1938 o. Prof. an der Staatlichen Akademie in Braunsberg, 1947 Gastprofessor an der Univ. Bonn und war dort 1955-66 o. Professor. B. beschäftigte sich mit der Philosophie der Antike, dem Deutschen Idealismus, Rechtsund Staatsphilosophie. Er veröffentlichte u. a. Platin undAugustinus. Untersuchungen zum Gottesproblem (1935), Recht, Staat und Gesellschaft (1949), Hegel und die marxistische

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Barnick Staatslehre (1963, 21970), Was ist Ideologie? Studie zu Begriff und Problematik (1964, 31974) und Grundlinien philosophischer Staatstheorie (1986). WEITERE WERKE: Philosophie perennis als Problem und als Aufgabe. München 1936. - Macht und Recht. Eine PlatonStudie. Krefeld 1947. - Macht und Recht und das Wesen des Staates. Braunschweig 1951. - Ideologie, Wissenschaft, Philosophie. Bonn 1966. - Staat und Zentralismus. Bonn 1969. - Philosophie. Bonn 1977, 21982. LITERATUR: Peter Baumanns: Ausgewählte Bibliographie der Veröffentlichungen von J. B. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 22 (1968) S. 463-466. Barnick, Johannes (Ferdinand), * 1.6.1916 Polenzig (Brandenburg), t 16.8.1987 Wangen/Allgäu. Der Sohn eines Superintendenten studierte 1935-41 in Breslau, Tübingen, Berlin und Kiel Philosophie, Theologie, Geschichte, Germanistik und Sanskrit. Als Soldat 1941-45 vorwiegend an der Ostfront eingesetzt, erlitt B. schwere Verwundungen. 1945-49 war er wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Univ. Kiel. Danach war er als freier Autor philosophischer und politischer Untersuchungen tätig. Aufsehen erregte sein Entwurf einer neuen Deutschlandpolitik Die deutschen Trümpfe (1958). 1974 gründete B. auf seinem Allgäuer Einödhof eine eigene philosophische Schule. Er veröffentlichte u.a. Vom Sinn des Ganzen (1952, Neuausgabe 1981) und Vielfältigkeit in Logik und Welt oder Die vier Bücher vom Sinn des Ganzen (Buch l, 1969). WEITERE WERKE: Über die Trägheit. Tübingen 1951. Wandelbare Spätzeit. Gefahren und Chancen der Zukunft. Stuttgart 1956. Barth, Heinrich, * 3.2. 1890 Bern, t 22.5. 1965 Basel. B., Bruder von Karl —»B. studierte Philosophie in Bern, Marburg und Berlin und wurde 1913 promoviert (Descartes' Begründung der Erkenntnis). 1920 habilitierte er sich in Basel, wo er 1928 zum a. o., 1942 zum o. Prof. der Philosophie ernannt und 1960 emeritiert wurde. B. vertrat zunächst einen kritischen Idealismus im Anschluß an den Marburger Neukantianismus. Unter dem Einfluß der Dialektischen Theologie entwickelte er eine christlich geprägte Existenzphilosophie. Er veröffentlichte u. a. Philosophie der praktischen Vernunft (1927), Philosophie der Erscheinung. Eine Problemgeschichte (2 Bde., 1947-59; Bd. 2, 21966) und Erkenntnis der Existenz. Grundlinien einer philosophischen Systematik (1965). WEITERE WERKE: Die Seele in der Philosophie Platons. Tübingen 1921. - Das Problem des Ursprungs in der platonischen Philosophie. München 1921. - Eidos und Psyche in der Lebensphilosophie Platons. Tübingen 1932. - Die Freiheit der Entscheidung im Denkens Augustins. Basel 1935. Das Sein der Dinge. Weisheit und Wissenschaft. Wien 1956. LITERATUR: Hermann Diem: Kritischer Idealismus in theologischer Sicht. München 1924. - Philosophie und christliche Existenz. Festschrift für H. B. zum 70. Geburtstag am 3. Febr. 1960. Hrsg. v. Gerhard Huber. Basel/Stuttgart 1960 (mit Bibliographie). - Erich Heintel: Erscheinung und Existenz, H. B.s Philosophie in seinen Hauptwerken. In: Wiener Jahrbuch für Philosophie l (1968) S. 251-286. Paul Gürtler: Der philosophische Weg H. B.s. Transzendental begründete Existenzialphilosophie als Basis für das ökumenische Gespräch. Basel 1976. - In Erscheinung treten. H. B.s Philosophie des Ästhetischen. Hrsg. v. Günther Hauff u.a. Basel 1990. - Dorothea Grund: Erscheinung und Existenz. Die Bedeutung der Erscheinung für die Ansatzproblematik der transzendental begründeten Existenzphilosophie H. B.s. Amsterdam u.a. 1999. Barth, Karl, * 10.5.1886 Basel, t 10.12.1968 Basel. Als ältester Sohn eines pietistisch-konservativen Basler (später Berner) Theologieprofessors und seiner aus

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orthodox-reformierter Herkunft stammenden Frau wuchs B. seit 1889 in Bern auf. Dort begann er 1904 das Studium der Theologie, das er - nach Aufenthalten in Berlin, wo er in Adolf (von) Harnack einen imponierenden Lehrer fand, und in Tübingen, wo ihn der Berner Vorgänger seines Vaters, Adolf Schlatter, unbeeindruckt ließ - 1908 dort auch abschloß. Das folgende Jahr verbrachte er als Redaktionsgehilfe der „Christlichen Welt" bei Martin Rade in Marburg, einem Zentrum moderner, „liberaler" Theologie. Die in dieser Zeit verfaßten ersten Aufsätze weisen B. als engagierten Vertreter dieser theologischen Richtung, namentlich als Schüler des Marburger Systematikers Wilhelm Herrmann, aus. Nach kurzer Tätigkeit als Hilfsprediger in Genf (1909/10) war B. von 1911-22 Pfarrer in der Arbeiter- und Bauerngemeinde Safenwil/Aargau. 1913 heiratete er Nelly Hoffmann. 1915 wurde er Mitglied der sozialdemokratischen Partei der Schweiz, in der er bis zu seiner Übersiedlung nach Deutschland mitarbeitete. In der Safenwiler Zeit vollzog sich ein theologischer Umbruch, der mit der Gewinnung der Position endete, die B. erstmals öffentliche Beachtung einbrachte. Auslöser für diesen Wandel war das von B. empfundene Bedürfnis, die sozialen Spannungen in der Gemeinde ebenso wie die durch den Ersten Weltkrieg verursachten gesellschaftlich-politischen Verwerfungen explizit theologisch zu begreifen. Dafür standen ihm verschiedene Traditionshintergründe zur Verfügung: Einmal die religiös-soziale Bewegung in der Schweiz, die für B. vor allem in der Person Hermann Kutters bedeutsam wurde. Sodann die durch die schwäbischen Theologen Johann Christoph Blumhardt und dessen Sohn, Christoph Blumhardt, vertretene Auffassung von der wirklichkeitsverändernden Kraft der Frömmigkeit. Schließlich der neukantianische Konstruktivismus des Marburger jüdischen Philosophen Hermann —»Cohen. Diese Impulse veränderten B.s Wahrnehmung der Bibel, die ihm nun als Dokument bewegender Gotteskraft galt, und zwar gerade in dem paradoxen Sinn, daß es die Ferne, die Andersheit Gottes gegenüber dem Menschen und seinem Glauben war, die als Ausdruck seiner Nähe zu Mensch und Welt zu deuten gefordert wurde. Der scheinbar tautologische Satz „Gott ist Gott" bringt - als menschliche Aussage - diese Doppelheit exakt zum Ausdruck. Das Dokument, das diese Einsicht mannigfach variierte, war B.s Römerbrief (1919, schon Ende 1918 erschienen). Dieses Buch fand durch seine unmittelbare Verbindung der Gattungen Bibelkommentar und Gegenwartsdeutung, gefördert durch den expressionistischen Sprachstil der Zeit, breite öffentliche Resonanz. Mit dieser Aktualitätsdiagnose im Gewand direkt religiöser Sprache erregte B. nicht nur starke Aufmerksamkeit in der geistig-literarischen Welt, sondern fand zumal, verstärkt durch eine Reihe von Vorträgen, Gehör in der Pfarrerschaft. Damit wurde er zum Wortführer der seit 1922 so bezeichneten „Dialektischen Theologie". Zusammen mit seinem persönlichen Freund Eduard Thurneysen in der Schweiz sowie Friedrich Gogarten und Georg Merz in Deutschland gab B. das Richtungsorgan der Schule „Zwischen den Zeiten" (1922-33) heraus. In den Umkreis der Schule gehörten weiter Emil —»Brunner und in gewisser Hinsicht auch Rudolf -»Bultmann. Die B.-Forschung diskutiert heute die Alternative, ob es sich in dieser ersten theologischen Konzeption B.s um den Versuch handelt, eine (sozialistisch inspirierte) antidemokratische religiöse Gegenwelt aufzubauen, oder um die religiöse Deutung einer Moderne, die sich nicht mehr systematisch-begrifflich vereinheitlichen läßt; dann wäre darin eine Strategie gesucht, den Ambivalenzen der Moderne standzuhalten. Der Römerbriefkommentar - den B. in einer 1922 erschienenen zweiten Auflage einer gründlichen Revision unterzog, die freilich trotz Veränderung der leitenden Vorstellungskategorien nur den Grundgedanken von der absoluten Nähe des

Barth unendlich fernen Gottes verstärkte - brachte B. den Ruf auf die neuerrichtete Honorarprofessur für reformierte Theologie an der Univ. Göttingen, die er 1921 antrat. Der Wechsel ins akademische Lehramt, dem er bis zu seiner Emeritierung 1962 treu blieb, hatte für B. eine thematische Verbreiterung und eine historische Vertiefung seiner Theologie zur Folge, ohne indes eine positionelle Veränderung nötig zu machen. In Göttingen schärfte sich - in Abgrenzung vom dortigen, in sich uneinheitlichen Luthertum (Emanuel Hirsch, Carl Stange) - das reformierte Profil der Theologie B.s. 1926 nahm er einen Ruf an die Univ. Münster an, die ihm bereits 1922 den Grad eines D. theol. verliehen hatte. In Münster, wo seit 1929 Charlotte von Kirschbaum seine ständige Mitarbeiterin wurde, veröffentlichte er, seine Göttinger Vorlesungen über die Dogmatik bündelnd, die Prolegomena der Christlichen Dogmatik im Entwurf (1927), den ersten Band einer dann abgebrochenen Gesamtdogmatik, gewissermaßen die dogmatische Letztgestalt der „dialektischen Theologie". Mit dem Wechsel an die Univ. Bonn 1930 fiel eine wesentliche Revision der „dialektischen Theologie" zusammen. Ihr entscheidendes Motiv ist die Einsicht, daß es unzureichend ist, die Bejahung der Andersheit Gottes hauptsächlich in der Weise einer Verneinung des Menschlichen vorzubringen. Die frühere Aussage, Gott sei der „ganz andere", wurde als durch die bloße Negation immer noch zu sehr vom Menschen her gedacht eingesehen. Statt dessen sollte nun gelten: Gerade der in der geschichtlichen Person Jesu Christi sich selbst (nicht-dialektisch) verendlichende Gott ist der wahre Gott. Erst mit diesem Gedanken erlangte die Theologie B.s die bereits anfänglich erstrebte Autonomie. Durch ihn wurde aber auch das geschichtliche Gegebensein der kirchlichen Verkündigung und der Heiligen Schrift methodisch („per analogiam fidei", wie B. sagt) anschlußfähig an den „ganz anderen" Gott. Aus dieser Weichenstellung ging B.s monumentales, aber unvollendetes Hauptwerk Die Kirchliche Dogmatik (KD) hervor (4 Bde. in 13 Teilbänden, 1932-67). In der KD führte B. den Grundgedanken von der wesentlichen Besonderung („Offenbarung") Gottes in Jesus Christus als Prinzip aller ihrer Einzelaussagen durch (Prolegomena, KD I). Das Werk war scheinbar traditionell, nämlich nach der Trinitätslehre aufgebaut, doch gelangte B. in Wahrheit zu erheblichen Veränderungen der christlichen Dogmatik. In der Gotteslehre (KD II), vor allem in der hier behandelten Prädestinationslehre (KD 11,2), legte B. dar, daß Gottes Selbstbestimmung schon immer seine Selbstbestimmung zum Menschen sei. In der Anthropologie (KD 111,2) unterstrich er, daß menschliches Selbstsein wesentlich Selbstsein mit und vor Gott ist. In der Versöhnungslehre (KD IV) machte er die prinzipielle Kraft der Besonderung Gottes unter dem Aspekt seiner Selbstaktualisierung zum Thema. Der ausgreifende Umfang der KD folgte konsequent ihrem einen und einzigen Thema; dieses wurde an jedem Ort von Anfang an, also in stets gleicher religiöser Unmittelbarkeit, zum Gegenstand geistlicher Meditation gemacht. Die systematisch prägende Kraft des Grundgedankens verlangte mit prinzipiellem Gewicht nach einer nichtsystematischen, pluralen Darstellung. Damit führte B. als erster den Typ einer nach-modernen Dogmatik herauf, deren Reichweite noch nicht abzuschätzen ist. Gleichzeitig sorgte die Öffnung zur geschichtlichen Wirklichkeit der Kirche für eine in der Rezeption (wie auch in der heutigen B.Forschung) andauernde Irritation; denn damit schien eine theologische Rechtfertigung kirchlichen Bestandes und eine Untermauerung kirchlicher Bestimmungswünsche der Gesellschaft verbunden zu sein. Dieser Eindruck wurde durch die religiös-traditionelle Sprache der KD genälirt. Es konnte der Anschein entstehen, als sei die religiöse Gegenwelt des Römerbriefs in der KD durch eine kirchliche Gegenwelt ab-

gelöst worden. In welchem Maße B.s Theologie tatsächlich kirchlich-praktische Folgen zeitigen konnte, erwies sich im „Dritten Reich". Denn die Autonomie der Kirche ergab sich als konsequentes Postulat aus der Autonomie der Theologie im Sinne der KD. Als der Nationalsozialismus die Selbstbestimmung der evangelischen Kirchen aufzuheben trachtete, widersprach dem die wesentlich von B. formulierte Barmer Theologische Erklärung von 1934, eine aktuell pointierte bekenntnisartige Lehrzusammenstellung, die als Kurzfassung der Theologie B.s gelten kann. Sein theologisches Schaffen und politisches Wirken - er war 1931 in die SPD eingetreten und gehörte ihr bis zu ihrem Verbot im Juni 1933 an - wurde seither ein (freilich intern kontroverser) Kristallisationspunkt des Kirchenkampfes der Bekennenden Kirche (BK). Dabei war die Frage strittig, ob die beanspruchte Autonomie der Kirche lediglich der Wahrung ihrer überkommenen Gestalt dienen oder eine Selbstveränderung der Kirche einleiten sollte. B.s Theologie bewegte sich zwischen kirchlicher Bestandserhaltung und theologischer Kirchenkritik. Als B. sich weigerte, den Beamteneid auf Adolf Hitler abzulegen, wurde er 1935 in den Ruhestand versetzt. Er verließ Deutschland und lebte und lehrte bis zu seinem Tod in seiner Heimatstadt. Auch von Basel aus behielt B. Kontakt zur BK in Deutschland. Als nach dem Zweiten Weltkrieg manche Schüler B.s in wichtige kirchenleitende Positionen vor allem im Bereich der Evangelischen Kirche der Union einrückten und andere bedeutende Lehrstühle an den evang. Fakultäten einnahmen, offenbarte sich der kirchenpolitische Zwiespalt der Theologie B.s erneut, da dieselbe in der Fassung der Barmer Erklärung als Fundament kirchlicher Gestaltung in Anspruch genommen wurde, diese konstruktive Funktion aber mit der theologischen Selbstkritik unvermittelt blieb. Während des „Kalten Kriegs" wandte sich B. in einer Vielzahl von aktuellen Beiträgen gegen eine neuerliche, nun auf die Einheit von Westorientierung und Antikommunismus eingestellte, ideologische Rolle der Kirche. Zeitweilig hatte er wohl, beide Seiten des Ost-West-Konflikts kritisierend, so etwas wie einen „dritten Weg" im Auge. Intensiv beteiligte er sich an den Vorbereitungen zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen J948 in Amsterdam; das war sein dem eigenen Grundimpuls entspringender Beitrag zur Überwindung der konfessionellen Grenzen des Christentums. B.s Konzentration auf die Rolle der Kirche in der Nachkriegszeit war zwar theologisch schlüssig, trug ihm jedoch Gegnerschaft ein und bewirkte faktisch eine Einschränkung seiner Wirksamkeit. Im Unterschied etwa zur Theologie Rudolf Bultmanns, die mit dem Programm der Entmythologisierung und der existentialen Interpretation der Bibel stärker in der Lage war, auf die Veränderungen der Moderne geistesgeschichtlich zu reagieren, schien B.s Theologie antimodern befangen, neo-orthodox. So blieb der sich in Deutschland nach dem Krieg etablierenden Schule B.s - anders als seinerzeit dem Lehrer - eine in die Breite der Gesellschaft wirkende geistige und geistliche Interpretationskraft versagt. Zu einer späten kontroversen Debatte kam es noch einmal über die Kindertaufe, deren theologische Legitimität B. im letzten (Fragment-)Band der KD (IV,4), konsequent vom Gedanken geistlicher Selbstbestimmung der Kirche geleitet, in Frage stellte. Im Laufe seines Lebens erhielt B. eine Vielzahl akademischer Ehrungen, zuletzt kurz vor seinem Tod den SigmundFreud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Nach dem Tod B.s spaltete sich seine Schule in einen „linken", die gesellschaftlichpolitische Genese seiner Theologie betonenden, und einen „rechten", die innertheologische Logik akzentuierenden, Flügel. Eine Gesamtausgabe seiner Werke (ohne KD) ist im Erscheinen.

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Barth Die wissenschaftliche Beschäftigung mit B. ist über die Phase des Anschlusses bzw. des Widerspruchs hinaus zur Historisierung übergegangen. Die kath. B.-Deutung (Hans Urs von —> Balthasar) hat diesem Interesse vorgearbeitet, indem sie B.s Werk vor dem Hintergrund des Deutschen Idealismus deutete. Heute wird das Augenmerk immer stärker auf die erwähnten theologisch-politischen Irritationen gerichtet, die mit B.s autonom-theologischer Zeitdeutung verbunden sind. B.s Theologie besitzt in methodischem Sinn bleibende Zukunftsbedeutung, wenn es gelingt, die von ihm in Anspruch genommene Autonomie der Religion auch mit nichttheologischen Argumenten als zeitadäquat darzutun. B. bearbeitete wie kein anderer Theologe in diesem Jahrhundert die gesellschaftlich-politischen Umbrüche der Zeit mit autonom-theologischen Mitteln. Seine steten Abgrenzungen zur Philosophie und gegenüber der Moderne standen im Dienst dieser aktuellen Zeitwahrnehmung. In der Kirche gab er mit der Verselbständigung der Theologie Anstöße zu kirchlich-gesellschaftlichen Veränderungen. In der Theologie vollendete er mit seiner exklusiv theologischen Begründung der Selbständigkeit der (christlichen) Religion faktisch den Methodenwechsel der Theologie, den Friedrich -» Schleiermacher eingeleitet hatte. Dabei bildete seine Person (als „theologische Existenz") exemplarisch den integrierenden Punkt von theologischen und politischen Äußerungen; auch das ist eine Folge seiner auf den Selbstvollzug des Glaubens eingestellten Theologie. LITERATUR: Hans Urs von Balthasar: K. B. Darstellung und Deutung seiner Theologie. (Köln und Ölten 1951, Köln 1962) Einsiedeln 1976. - Walter Kreck: Grundentscheidungen in K. B.s Dogmatik. Zur Diskussion seines Verständnisses von Offenbarung und Erwählung. Neukirchen 1978. Eberhard Jüngel: B.-Studien. Zürich/Köln und Gütersloh 1982. - Bibliographie K. B. Band 1: Veröffentlichungen von K. B. In Verbindung mit der ÜB Tübingen und dem Institut für Hermeneutik an der Univ. Tübingen hrsg. v. Hans-Anton Drewes. Zürich 1984. Band 2: Veröffentlichungen über K.B. Zürich 1992. - Eberhard Busch: K. B.s Lebenslauf. Nach seinen Briefen und autobiographischen Texten. München 1975. Gütersloh 51993. Dietrich Korsch Barth, (Ernst Emil) Paul, * l. 8.1858 Baruthe bei Oels (Schlesien), t 30.9.1922 Leipzig. B., Sohn eines Lehrers, studierte 1875-81 in Breslau und Leipzig klassische Philologie, Geschichte und Philosophie und wurde 1881 promoviert. 1882-88 als Gymnasiallehrer tätig, habilitierte er sich 1890 in Leipzig mit der Arbeit Geschichtsphilosophie Hegel's und der Hegelianer bis auf Marx und Hartmann (21925), war seit 1897 a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik und wurde 1918 Honorarprofessor. Im Anschluß an —> Hegel, Auguste Comte und Herbert Spencer entwickelte B. eine positivistische Geschichtsphilosophie. Philosophie und Erziehung waren für ihn gesellschaftlich und historisch bedingt. Er engagierte sich für einen zeitgemäßen Moralunterricht und berief 1921 den ersten Kongreß für Moralpädagogik ein. B. veröffentlichte u. a. Die Philosophie der Geschichte als Soziologie (1897, 41922), Die Elemente der Erziehungs- und Unterrichtslehre (1910, I0 1923) und Die Geschichte der Erziehung in soziologischer und geistesgeschichtlicher Beleuchtung (1911, 61925). Er gab 1899-1901 die „Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie" und als neue Folge 1902-16 die „Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie" heraus. WEITERE WERKE: Die Stoa. Stuttgart 1903,61946. - Ethische Jugendführung. Grundzüge zu einem systematischen Moralunterricht. Leipzig 1919. - Die Notwendigkeit eines systematischen Moralunterrichts. Leipzig 1919, 2 I920. P. B. fSelbstdarstellungl. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die

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deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig21923, S. 1-20. LITERATUR: Arthur Liebert: Aus der Geschichtsphilosophie der Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung von P. B. „Die Philosophie der Geschichte als Soziologie". In: KantStudien 22 (1917/18) S. 329-340. - Hermann Pixberg: Soziologie und Pädagogik bei Willmann, B., Litt und Krieck. Langensalza 1926. - Gertrud Daniels: Individuum und Gemeinschaft bei P. B. und Friedrich Naumann. Hamburg 1932. Barthel, Ernst, * 17.10.1890 Schiltigheim (Elsaß), t 16.2. 1953 Oberkirch (Baden). Nach dem Studium der Philosophie, Anglistik, Germanistik, Mathematik und Physik in Straßburg und Berlin 1913 promoviert (Elemente der transzendentalen Logik), unterrichtete B. während des Ersten Weltkriegs an Schulen in Straßburg und Bukarest. 1921 habilitierte er sich in Köln und gründete 1924 die Zeitschrift „Antäus. Blätter für neues Wirklichkeitsdenken". Wegen seiner pazifistischen Haltung wurde ihm 1940 die Lehrbefugnis entzogen. B. lebte danach als Privatgelehrter in Oberkirch (Baden). Er beschäftigte sich mit —> Goethe und seinen naturwissenschaftlichen Theorien (u. a. Goethes Relativitätstheorie der Farbe. Nebst einer musikäslhetischen Parallele, 1923; Goethe, das Sinnbild deutscher Kultur, 1930, 41948) und veröffentlichte Lebens Philosophie (1923), Die Welt als Spannung und Rhythmus. Erkenntnistheorie, Ästhetik, Naturphilosophie, Ethik (1928), Vorstellung und Denken. Kritik des pragmatischen Verstandes (1931) und Mensch und Erde im Kosmos (1939). WEITERE WERKE: Goethes Wissenschaftslehre in ihrer modernen Tragweite. Bonn 1922. - Philosophie des Eros. München 1926. - Beiträge zur transzendentalen Logik auf polaristischer Grundlage. Leipzig 1932. - Der Mensch und die ewigen Hintergründe. Religionsphilosophie, Metaphysik der Zeit und ethische Zielbestimmung. München 1939. Friedrich Lienhard. Die Künstlerseele aus dem deutschen Elsaß. Colmar 1941. - Nietzsche als Verführer. Baden-Baden 1947. LITERATUR: Jean-Paul Wurtz: E. B. Philosophie alsacien, 1890-1953. Recueil d'etudes public ä l'occasion du centenaire de sä naissance. Strasbourg 1991. Bartholmess, Christian, auch Bartholmeß, * 26.2. 1815 Geiselbronn bei Hagenau (Elsaß), t 31.8.1856 Nürnberg. B. studierte in Straßburg evang. Theologie und trat 1838 eine Hauslehrerstelle bei einem französischen Marquis an. In den Pariser Intellektuellenkreisen machte er sich durch eine preisgekrönte Schrift De la certitude (1848), eine zweibändige Monographie über Giordano Bruno und eine Geschichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften einen Namen. 1853 wurde er auf den Philosophielehrstuhl des Protestantischen Seminars in Straßburg berufen. Dort veröffentlichte B. u.a. eine Histoire critique des doctrines religieuses de la Philosophie moderne (1855). Bartholomäus Anglicus, auch B. de Glanvilla, B. Sudovolgius, * gegen Ende des 12. Jh., t nach 1250. Der aus England stammende Minorit hielt sich seit 1225 in Paris auf, studierte dort und lehrte 1230 als Baccalaureus an der Minoritenschule. 1231 ging er als Lektor nach Magdeburg. 1240 vollendete B. A. sein Lebenswerk, die Enzyklopädie De proprietatibus rerum (19 Bücher; überliefert in 100 Codices und 80 alten Druckauflagen; Erstdruck 1488; Nachdruck 1964), die bis ins 16. Jh. weite Verbreitung erfuhr und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. B. A. selbst benutzte neben der Bibel zahlreiche patristische und mittelalterliche Quellen, mehrere arabische Quellen sowie profanantike Schriften (u.a. von Aristoteles und Plinius). Mit ihrer naturwissenschaftlichen Orientierung hat die Enzyklopädie selbst auf Theologie (-> Hugo von Straßburg),

Bauer Predigt (—»Berthold von Regensburg) und Spiritualität (Johannes Mauburnus) Einfluß gewonnen und diente auch im Bereich der Literatur (Dante, Shakespeare) als Quelle. LITERATUR: Heinz Meyer: B. A., De proprietatibus rerum. Selbstverständnis und Rezeption. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 117 (l988) 5. 237-274. - Michael C. Seymour u. a.: B. A. and his encyclopedia. Aldershot 1992. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 296-314. Basedow, Johann Bernhard, bis 1748 Johan Berend Bassedau, Pseud. Bernhard von Nordalbingen, getauft 11.9.1724 Hamburg, t 25.7.1790 Magdeburg. Nach dem Studium der Theologie in Leipzig war B., Sohn eines Perückenmachers und Bleichers, Hauslehrer in Holstein und erwarb 1752 die Magistenvürde an der Univ. Kiel (Inusitata eademque optima honestioris juventutis erudiendae methodus). 1753 wurde er Prof. der Moral, Rhetorik, später auch der Theologie an der Ritterakademie in Sor0 auf Seeland. B. forderte Religionsfreiheit und eine konfessionsübergreifende, ständische gegliederte Gesellschaftsordnung (Practische Philosophie für alle Stände, 2 Tie., 1758, 2 1777) und entwickelte eine allgemeine Religions- und Morallehre ohne Bindung an eine bestimmte konfessionelle Auffassung (Methodischer Unterricht der Jugend in der Religion und der Sittenlehre der Vernunft, 1764, Nachdruck 1985). Wegen seiner aufklärerischen Schriften 1761 an das Gymnasium nach Altona versetzt, traf er auch hier auf den Widerstand orthodoxer Theologen um den Senior Johann Melchior Goeze. 1767 wurde B. bei Beibehaltung seines Gehalts entlassen. Unter dem Einfluß von —> Comenius, Locke und Rousseau wandte er sich gegen die Mängel der damaligen Erziehung und verfaßte 1768 ein philanthropisches Erziehungsprogramm, in dem er ein lebensnahes, überkonfessionelles, unter staatlicher Aufsicht stehendes Bildungswesen forderte. 1771 von Fürst Leopold III. von AnhaltDessau nach Dessau berufen, errichtete er dort das „Philanthropinum" (1774), eine Musterschule für Zöglinge vom 6. bis 18. Lebensjahr, der in Deutschland und der Schweiz bald zahlreiche ähnliche Anstalten folgten. 1776 gab er die Leitung des Philanthropinums auf und war dann bis zu seinem Tod vor allem als theologischer Schriftsteller tätig. B. war Hauptvertreter des Philanthropismus und führender Vertreter der Pädagogik der Aufklärung. Nach seiner Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen und Studien und ihren Einfluß in die öffentliche Wohlfahrt (1768) veröffentlichte er 1774 sein Hauptwerk Das Elementarwerk (4 Bde.; kritische Bearbeitung in 3 Bänden von Theodor Fritzsch, 1909), illustriert von Daniel Chodowiecki, in dem er die Verlagerung des Bezugssystems von der objektiven Ordnung hin zur subjektiven Weltorientierung vollzieht. WEITERE WERKE: Philathelie oder Aussichten in die Wahrheiten und Religion der Vernunft. 2 Bde., Lübeck 1763/64. Gedanken von der Stärke und Schwäche der natürlichen Religion. Leipzig 1765. - Theoretisches System der gesunden Vernunft. Altona 1765. - Das Methodenbuch für Väter und Mütter der Familien und Völker. Altona/Bremen 1770 (zahlreiche Auflagen). - Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Eine Schule der Menschenfreundschaft und guter Kenntnisse. Leipzig 1774. - Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Hugo Goring. Langensalza 1880. - Ausgewählte pädagogische Schriften. Hrsg. v. Albert Reble. Paderborn 1965. LITERATUR: David Stern: J. B. B. und seine philosophischen und theologischen Anschauungen. Leipzig 1912. B.'s Leben und Werke. Hrsg. v. Walter Vorbrodt. 2 Tie., Halle 1920. - Otto Friedrich Bollnow: B., J. B. In: NDB l, 1953, S. 618-619. - Günter Ulbricht: J. B. B. Berlin 1963. Rosemarie Kohls: Philanthropismus, J. B. B., Philanthro-

pinum. Berlin 1974. - Wiltraut Finzel-Niederstadt: Lernen und Lehren bei Herder und B. Frankfurt/Main 1986. Bauch, Bruno (Arthur Kanut), * 19.1. 1877 Groß-Nossen (Schlesien), t 27.2.1942 Jena. B., Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften in Frei bürg/Breisgau, Straßburg und Heidelberg und wurde 1901 bei -»Rickert promoviert (Glückseligkeit und Persönlichkeit in der kritischen Ethik, 1902, 2 1931). Nach der Habilitation 1903 bei Hans —> Vaihinger in Halle (Vom Princip der Moral bei Kant, erschienen unter dem Titel Luther und Kant, 1904) lehrte er dort als Privatdozent, seit 1910 als Titularprofessor und ging 1911 als o. Prof. nach Jena. 1903 trat B. in die Redaktion der „Kant-Studien" ein und wurde später deren Herausgeber. 1911 (M 920) veröffentlichte er seine erste, 1917 ( 4 1933) seine zweite historische Darstellung der Philosophie -> Kants, jeweils unter dem Titel Immanuel Kant. 1903-16 war er Mitherausgeber der „Kant-Studien" und 1917 Mitbegründer der Deutschen Philosophischen Gesellschaft und der „Beiträge zur Philosophie des Deutschen Idealismus" (seit 1926 „Blätter für Deutsche Philosophie"), seit 1934 deren Präsident. Nach Kant am meisten von Hermann —> Lotze beeinflußt, bemühte sich B., Vertreter eines realistischen Kritizismus, um eine Synthese der Marburger und der südwestdeutschen (badischen) Schule des Neukantianismus. Grundlegend sind seine Werke Wahrheit, Wert und Wirklichkeit (1923) und Die Idee (1926). WEITERE WERKE: Geschichte der neueren Philosophie bis Kant. Leipzig 1908. - Das Substanzproblem in der griechischen Philosophie bis zur Blütezeit. Heidelberg 1910. Studien zur Philosophie der exakten Wissenschaften. Heidelberg 1911. - Vom Begriff der Nation. Ein Kapitel zur Geschichtsphilosophie. Berlin 1916. - Anfangsgründe der Philosophie. Gotha 1920,21932. - Das Naturgesetz. Ein Beitrag zur Philosophie der exakten Wissenschaften. Leipzig 1924. - Fichte und der deutsche Staatsgedanke. Langensalza 1925. - Philosophie des Lebens und Philosophie der Werte. Langensalza 1927. - Goethe und die Philosophie. Tübingen 1928. - B. B. ISelbstdarstellungl. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 7. Leipzig 1929, S. 1-42. - |Selbstdarstellung]. In: Deutsche systematische Philosophie nach ihren Gestalten. Bd. 1. Berlin 1931, S. 227-279. - Grundzüge der Ethik. Stuttgart 1935. Nachdruck Darmstadt 1965. LITERATUR: Paul Natorp: B. B.s „Immanuel Kant" und die Fortbildung des Systems des Kritischen Idealismus. In: Kant-Studien 22 (1917/18) S. 426-459. - Wolfgang Ritzel: Studien zum Wandel der Kantauffassung. Die Kritik der reinen Vernunft nach Alois Riehl, Hermann Cohen, Max Wundt und B. B. Meisenheim/Glan 1952. - Erich Keller: Zusammenfassender Bericht über B. B.s unveröffentlichtes Nachlaßwerk „Natur und Geist". In: Wirklichkeit und Wahrheit 2 (1965) S. 9-42. - Johano Strasser: Die Bedeutung des hypothetischen Imperativs in der Ethik B. B.s. Bonn 1967. - Mario A. Gonzalez Porta: Transzendentaler „Objektivismus". B. B.s kritische Verarbeitung des Themas der Subjektivität und ihre Stellung innerhalb der Neukantianischen Bewegung. Frankfurt/Main u.a. 1990. - Kurt Walter Zeidler: Kritische Dialektik und Transzendentalontologie. Der Ausgang des Neukantianismus und die post-neukantianische Systematik R. Hönigswalds, W. Cramers, B. B.s, H. Wagners, R. Reiningers und E. Heintels. Bonn 1995, S. 173-207 und 335-336. Bauer, Bruno, * 6.9.1809 Eisenberg (Sachsen), t 13.4. 1882 Rixdorf bei Berlin. B., Sohn eines Porzellanmalers, studierte seit 1828 Theologie und Philosophie in Berlin, war Schüler —»Hegels und

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Baumann wurde promoviert; 1834 habilitierte er sich für Religionsphilosophie und Altes Testament. 1836 formulierte er die Kritik am Leben Jesu von David Friedrich —»Strauß und gründete die „Zeitschrift fur speculative Theologie". 1839 ging er nach Bonn, wandte sich dem Linkshegelianismus zu und vertrat in seiner Philosophie des Selbstbewußtseins einen radikalen Atheismus (u. a. Die Posaune des Jüngsten Gerichts über Hegel den Atheisten und Antichristen. Ein Ultimatum, 1841, anonym; Neudruck 1969 und 1983). Seine Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker (3 Bde., 1841/42, 21846, Nachdruck 1974), in der er die Evangelien als Produkt ihrer Verfasser darstellte und die historische Existenz der Person Jesu bestritt, führte zum Entzug der Lehrbefugnis. Seine Schrift Das entdeckte Christentum (1843, Neuauflage 1927) wurde durch die Zensur vernichtet. B. ließ sich dann in Berlin nieder, arbeitete als Historiker und politisch konservativer Publizist u. a. für die antisemitische „Berliner Revue". Sein Spätwerk beeinflußte u. a. Friedrich -» Nietzsche, seine von den ehemaligen Schülern Karl -»Marx und Friedrich -»Engels verbreitete Schrift Christus und die Cäsaren. Der Ursprung des Christentums aus dem römischen Griechentum (1877,21879, Nachdruck 1968 und 1981) die Religionsauffassung des Marxismus. Zu den wichtigen Werken B.s zählen außerdem Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neueren Zeit seit der französischen Revolution. Nach den Quellen und Original-Memoiren bearbeitet und herausgegeben (zusammen mit seinem Bruder Edgar B., 3 Bde., 1843/44) und Geschichte der Politik, Cultur und Aufklärung des 18. Jahrhunderts (4 Bde., 1843-45; Neudruck, 4 Tie. in 2 Bänden, 1965). WEITERE WERKE: Die evangelische Landeskirche Preußens und die Wissenschaft. Leipzig '"21840. - Hegel's Lehre von der Religion und Kunst von dem Standpuncte des Glaubens aus beurtheilt. Leipzig 1842 (anonym). - Die gute Sache der Freiheit und meine eigene Angelegenheit. Zürich 1842. - Briefwechsel zwischen B. B. und Edgar Bauer während der Jahre 1839-42 aus Bonn und Berlin. Charlottenburg 1844. - Der neu eröffnete Edelmann oder Auswahl aus Edelmanns Schriften. Bern 1847 (anonym). - Vollständige Geschichte der Partheikämpfe in Deutschland während der Jahre 1842-46. 3 Bde., Charlottenburg 1847. Neudruck Aalen 1964. - Kritik der Evangelien und Geschichte ihres Ursprungs. 4 Bde., Berlin 1850-52. Nachdruck, 4 Tie. in 2 Bänden, Aalen 1983. - Philo, Strauß und Renan und das Urchristentum. Berlin 1874. - Der Fall und Untergang der neuesten Revolutionen. Berlin 1850/51. - Über die Prinzipien des Schönen. De pulchri principiis. Eine Preisschrift. Hrsg. v. Douglas Moggach und Winfried Schultze. Berlin 1996. LITERATUR: Horst Stuke: Philosophie der Tat. Studien zur „Verwirklichung der Philosophie" bei den Junghegelianern und den Wahren Sozialisten. Stuttgart 1963, bes. S. 123-187. - Joachim Mehlhausen: Dialektik, Selbstbewußtsein und Offenbarung. Die Grundlagen der spekulativen Orthodoxie B. B.s in ihrem Zusammenhang mit der Geschichte der theologischen Hegelschule dargestellt. Bonn 1965. - Ernst Barnikol: B. B. Studien und Materialien. Aus dem Nachlaß ausgewählt und zusammengestellt von Peter Reimer und Hans-Martin Sass. Assen 1972. - Zvi Rosen: B. B. und Karl Marx. Den Haag 1977. - Godwin Lämmermann: Kritische Theologie und Selbstbewußtseinstheorie B. B.s. München 1979. - Ruedi Waser: Autonomie des Selbstbewußtseins. Eine Untersuchung zum Verhältnis von B. B. und Karl Marx (1835-1843). Tübingen u.a. 1994. Baumann, Christian, * 1587 Wollmatingen bei Konstanz, t 6.5. 1635 Ingolstadt. B. trat 1607 in den Jesuitenorden ein, studierte 1610-13 Philosophie und 1617-20 Theologie in Ingolstadt. Nach einem

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kurzen Aufenthalt in Eichstätt wurde er 1620 Prof. der Logik in Freiburg/Breisgau, lehrte 1624-27 Philosophie in Dillingen und erhielt 1627 einen Lehrstuhl für Philosophie in Ingolstadt. B. veröffentlichte u.a. Angelus Custos. Schutzengel, das ist Summarischer Inhalt der Comoediae von dem Schutz und Gutthaten der lieben H. Engel gegen den Menschen (1620). Seine 1627 in Dillingen aufgeführten Tragoediae et Commoediae sind nur im Manuskript erhalten. Als Philosoph beschäftigte sich B. besonders mit aristotelischer Naturphilosophie (u. a. Commentarii in universam Aristotelis philosophiam). Unter seinem Vorsitz wurden rund 20 Disputationen zu diesem Thema gehalten. LITERATUR: Ulrich Neumann: B., C. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 33-34. Baumann, (Johann) Julius, * 22.4.1837 Frankfurt/Main, f 14.8. 1916 Göttingen. B. wurde 1863 in Berlin mit der Arbeit Doctrina Cartesiana de vere etfalso explicata et examinata zum Dr. phil. promoviert. Er war Prof. der Philosophie an der Univ. Göttingen. B., Schüler -* Lotzes, vertrat einen Idealrealismus, nach dem die Welt der Wahrnehmung nur durch die Setzung einer absoluten Realität begriffen werden kann. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der Philosophie nach Ideengehalt und Beweisen (1890, 2. Aufl. unter dem Titel: Gesamtgeschichte der Philosophie, 1903), Handbuch der Moral, nebst einem Abriß der Religionsphilosophie (1879), Philosophie als Orientierung über die Welt (1872), Elemente der Philosophie. Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik, Moral (praktische Psychologie) (1891), Realwissenschaftliche Begründung der Moral, des Rechts und der Gotteslehre (1898) und Die grundlegenden Tatsachen zu einer wissenschaftlichen Weltund Lebensansicht. Ein Boden der Gemeinsamkeit im Streit der Weltanschauungen (1894, 21901). WEITERE WERKE: Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik in der neueren Philosophie nach ihrem ganzen Einfluß dargestellt und beurtheilt. 2 Bde., Berlin 1868/69. Die Staatslehre des heiligen Thomas von Aquino. Leipzig 1873. - Sechs Vorträge aus dem Gebiet der praktischen Philosophie. Leipzig 1874. - Einführung in die Pädagogik. Leipzig 1890, 21901. - Die Grundfrage der Religion. Versuch einer auf den realen Wissenschaften ruhenden Gotteslehre. Stuttgart 1895. - Deutsche und außerdeutsche Philosophie der letzten Jahrzehnte. Gotha 1903. - Über Religionen und Religion. Worte zur Verständigung. Langensalza 1905. - Anti-Kant. Gotha 1905. - Der Wissensbegriff. Eine historisch-philosophische und philosophisch-kritische Monographie. Heidelberg 1908. - Neues zu Sokrates, Aristoteles, Euripides. Leipzig 1912. - Abriß eines Systems des rationalen Pragmatismus. Langensalza 1913. LITERATUR: Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und Kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990. Baumeister, Friedrich Christian, * 17.7.1709 Großenkörnern (Fürstentum Gotha), t 8.10. 1785 Görlitz. Der Gothaer Pastorensohn bezog 1727 die Univ. Jena, wo er beim Studium der Philosophie mit den Schriften Christian —> Wolffs in Berührung kam. Um ihn diesem Einfluß zu entziehen, wurde B. durch höchsten Befehl gezwungen, von Gotha 1729 an die Univ. Wittenberg wechseln. Seit 1730 Magister der Philosophie, wurde er 1736 als Adjunkt in die Philosophische Fakultät der Univ. Wittenberg aufgenommen. 1736 wurde er Rektor des Gymnasiums von Görlitz. Trotz mehrmals ergangener Rufe auf Lehrstühle der Philosophie und Theologie blieb er dort bis an sein Lebensende.

Baumgarten B., der wesentlich zur Verbreitung der Wölfischen Philosophie beitrug, veröffentlichte u. a. Philosophia deßnitiva h. e. definitiones philosophiae ex systemate Wolfii in unum collectae (1733), Institutiones philosophiae rationaüs, methodo Wolfiana conscriptae (1736, dt.: Denkungswissenschaft, mit Anmerkungen von Johann Christian Messerschmidt, 1765), Institutiones metaphysicae (1736), Philosophia recens controversa (3 Tie., 1738-66), Historia doctrinae controversae de mundo optima (1741) und Elementa philosophiae recentioris (1747). WEITERE WERKE: De studiorum cultura per saltum. Leipzig 1731. - Von der vernünftigen Art, den heut zu Tage so sehr einreißenden Deismo und Naturalismo zu begegnen. Görlitz 1737. - Von der Unzulänglichkeit der Vernunft in Beruhigung des Gewissens. Görlitz 1738. - Vita, Fata et Scripta Christian! Wolfii Philosoph!. Leipzig/Breslau 1739. Nachdruck in: Christian Wolff: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Jean Ecole u.a. Abt. I, Bd. 10. Hildesheim 1980. - Triga Germanorum de historia philosophica optime meritorum. Görlitz 1740. - Von den Verdiensten der Vorfahren um die Nachkommen in Ansehung der Religion und der Wissenschaften. Görlitz 1764. LITERATUR: Johann Christian Briegleb: Epistola de vita, moribus atque studiis C. F. B.i. Göttingen 1766. - BBHS l, 1992, S. 173-175. Baumgardt, David, * 20.4.1890 Erfurt, t 21.7.1963 Long Beach (New York). Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg studierte B. in Berlin, München, Freiburg/Breisgau, Wien und Heidelberg Philosophie und wurde 1920 in Berlin promoviert (Der Begriff der objektiven Möglichkeit in der Kritik der reinen Vernunft und in der modernen Phänomenologie und Gegenstandstheorie). 1924-31 war er dort Privatdozent, seit 1932 a. o. Professor, wurde jedoch 1935 aufgrund der Nürnberger Rassengesetze entlassen. B. emigrierte nach Großbritannien, trat 1935 eine Gastprofessur an der Univ. Birmingham an und floh bei Kriegsausbruch 1939 in die USA. Dort unterrichtete er bis 1941 an einer Quäkerschule in Pennsylvania, arbeitete 1941-54 als Berater für Philosophie und politische Ideologien in der Library of Congress und war 1955/56 Gastprofessor an der Columbia University. In seinen Schriften beschäftigte sich B. u. a. mit -» Kant, Spinoza, Moses —> Mendelssohn, der Philosophie der Romantik und der modernen Ethik. Er veröffentlichte u. a. Franz von Baader und die philosophische Romantik (1927), Der Kampf um den Lebenssinn unter den Vorläufern der modernen Ethik (1933), Bentham and the Ethics of Today (1952, Nachdruck mit unpublizierten Bentham-Manuskripten, 1966) und Great Western Myths (1961). Eine Zusammenfassung der philosophischen Vorstellungen B.s erschien 1977 postum in Jenseits von Machtmoral und Masochismus. Hedonistische Ethik als kritische Alternative. WEITERE WERKE: Mystik und Wissenschaft. Ihr Ort im abendländischen Denken. Witten 1963. LITERATUR: Joseph Frank/Helmuth Minkowski/Ernest J. Sternglass (Hrsg.): Horizons of a Philosopher. Essays in Honor of D. B. Leiden 1963 (mit Bibliographie). -Zvi Levy: D. B. and ethical Hedonism. Hoboken, N.J. 1989. Baumgarten, Alexander Gottlieb, Pseud. Aletheophilus, * 17.6.1714 Berlin, t 26.5. 1762 Frankfurt/Oder. Der Sohn eines Theologen besuchte das Franckesche Pädagogium in Halle, studierte dort seit 1730 die schönen Wissenschaften und machte sich an der Univ. Jena mit der Philosophie Christian —> Wolffs vertraut. B. lehrte dann an der Schule des Waisenhauses Poetik und Logik, erwarb mit der Arbeit Meditationes de nonnullis ad poetna pertinentibus (1735, Neudruck 1983) die Magisterwürde, war seit 1737 an

der Univ. Halle tätig und wurde 1740 Prof. der Weltweisheit und der schönen Wissenschaften in Frankfurt/Oder. Der vor allem vom Rationalismus Wolffs beeinflußte B. wurde anknüpfend an Georg Bernhard -> Bilfingers Dilucidationes philosophicae [...], in dem dieser eine Logik der Einbildungskraft monierte, und Bodmers und Breitingers Gedanken einer philosophischen Poetik aufnehmend - mit Aesthetica (2 Bde., 1750-58, Nachdruck 1961) zum Begründer der wissenschaftlichen Ästhetik als eigener philosophischer Disziplin, die er als Wissenschaft von der sinnlichen Erkenntnis („scientia cognitionis sensitivae", Aisthesis) verstand und zusammen mit der Logik (Acroasis logica. In Christianum L. B. de Wolff, 1761, Nachdruck 1973) der Erkenntnislehre (Gnoseologie) zuordnete. Das Ziel der Ästhetik, gleichzeitig Wissenschaft und Kunst, sah er in der Vervollkommnung der sinnlichen Erkenntnis als solcher, womit er Schönheit meinte. Seine Theorie der Dichtkunst (Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus, 1735) wirkte u. a. auf -» Schiller und -> Kant, der B .s Metaphysica (1739, 7 1779, Nachdruck 1963; ins Deutsche übertragen und hrsg. v. Georg Friedrich —»Meier: Metaphysik, 1776,21783) auch seinen Vorlesungen zugrundelegte. Auf Physik und Metaphysik, also die theoretische Philosophie, folgt bei B. die praktische (Ethica philosophica, 1740, 31763), die Rechtsphilosophie, die Lehre vom Anstand (Prepologie) und vom Ausdruck (Emphaseologie). WEITERE WERKE: Philosophische Briefe von Aletheophilus. Frankfurt 1741. - Initia philosophiae practicae primae acroamatice. Halle 1760. - lus naturae. Halle 1765. - Sciagraphia encyclopaedia philosophicae. Hrsg. v. Johann Christian Foerster. Halle 1769. - Philosophia generalis. Hrsg. v. Johann Christian Forster. Halle 1770. - Die Vorreden zur Metaphysik. Hrsg. v. Ursula Niggli. Frankfurt/Main 1999. LITERATUR: Ursula Franke: Kunst als Erkenntnis. Die Rolle der Sinnlichkeit in der Ästhetik des A. G. B. Wiesbaden 1972. - Hans Rudolf Schweizer: Ästhetik als Philosophie der sinnlichen Erkenntnis. Eine Interpretation der .Aesthetica' A. G. B.s. Basel/Stuttgart 1973. - Michael Jäger: Kommentierende Einführung in B.s .Aesthetica'. Zur entstehenden wissenschaftlichen Ästhetik des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Hildesheim/New York 1980. - Heinz Paetzold: Ästhetik des deutschen Idealismus. Zur Idee ästhetischer Rationalität bei B., Kant, Schelling und Schopenhauer. Wiesbaden 1983. - Friedhelm Solms: Disciplina aesthetica. Zur Frühgeschichte der ästhetischen Theorie bei B. und Herder. Stuttgart 1990. - Steifen W. Groß: A. G. B. Die Ästhetik als Lehre vom Menschen. Zum 250. Jahrestag des Erscheinens der „Aesthetica" A. B.s. Würzburg 2000. Baumgarten, Arthur, * 31.3.1884 Königsberg, t 27.11.1966 Berlin. B. studierte Rechtswissenschaft in Tübingen, Genf, Berlin und Leipzig. Noch im Jahr seiner Promotion zum Dr. jur. 1909 wurde er a. o. Prof. des Strafrechts in Genf, 1920 o. Prof. des Strafrechts und der Rechtsphilosophie in Köln, 1923 in Basel, wo er daneben zeitweise Richter am Strafgericht und am Appellationsgericht (1929/30) war. Seit 1930 Ordinarius in Frankfurt/Main, emigrierte er 1933 aus politischen Gründen in die Schweiz und erhielt an der Univ. Basel eine Professur. Auf einer Reise durch die Sowjetunion 1935 nahm er Kontakt zur KPD auf; er war 1944 Mitbegründer der Schweizer Partei der Arbeit und der SchweizerischSowjetischen Gesellschaft. Nach Gastprofessuren 1945 an den Universitäten Leipzig und Berlin, siedelte B. 1949 in die Deutsche Demokratische Republik über und lehrte bis zur Emeritierung 1953 als o. Prof. des Rechts an der HumboldtUniversität in Berlin; 1952-60 war er Präsident der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften „Walter Ulbricht". B. veröffentlichte u.a. Die Wissenschaft vom

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Baumgarten Recht und ihre Methode (2 Bde., 1920-22), Erkenntnis, Wissenschaft, Philosophie. Erkenntniskritische und methodologische Prolegomena zu einer Philosophie der Moral und des Rechts (1927), Rechtsphilosophie (in: Handbuch der Philosophie, 1929), Grundzüge der juristischen Methodenlehre (1939), Die Geschichte der abendländischen Philosophie. Eine Geschichte des geistigen Fortschritts der Menschheit (1945) und Bemerkungen zur Erkenntnistheorie des dialektischen und historischen Materialismus (1957). WEITERE WERKE: Moral, Recht und Gerechtigkeit. Bern 1917. - Der Weg des Menschen. Philosophie der Moral und des Rechts. Tübingen 1933. - Wissenschaft und Sprache. Basel 1936. - Logik als Erfahrungswissenschaft. Studien zur Reform der Logik. Kowno 1939. LITERATUR: Festschrift A. B. zum 75. Geburtstag. Berlin 1960 (Werkverzeichnis S. 275-278). - Helene Baumgarten/ Gerd Irrlitz/Hermann Kienner (Hrsg.): A. B. Rechtsphilosophie auf dem Wege. Vorträge und Aufsätze aus fünf Jahrzehnten. Glashütten im Taunus 1972 (mit Bibliographie). Vom Liberalismus zum Sozialismus. Zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. A. B. Redaktion: Ulrich Dähn. Potsdam-Babelsberg 1984. - Eberhard Poppe: A. B. zum 100. Geburtstag. Berlin 1985.

—»Kant, dem Deutschen Idealismus und der Philosophie des 20. Jh., Transzendentalphilosophie, Geschichtsphilosophie und Theorie der Geschichtswissenschaften. Er veröffentlichte u.a. eine Johann Gottlieb Fichte-Bibliographie (1968, mit Wilhelm G. Jacobs), Philosophie in Deutschland 1945-1975. Standpunkte, Entwicklungen, Literatur (1978, 4 1986, mit Hans-Martin Sass), Kants „Kritik der reinen Vernunft". Anleitung zur Lektüre (1985, 41996), Endliche Vernunft. Zur Verständigung der Philosophie über sich selbst (1991) und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1996, mit Harald Körten). B. war Mitherausgeber des Handbuchs philosophischer Grundbegriffe (3 Bde., 1973/74), seit 1976 der historisch-kritischen —»Schelling-Ausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1978-88 der „Zeitschrift für Philosophische Forschung" und seit 1989 des „Philosophischen Jahrbuchs". WEITERE WERKE: Fair play mit harten Bandagen. In: Christine und Michael Hauskeller (Hrsg.): „... was die Welt im Innersten zusammenhält". 34 Wege zur Philosophie. Hamburg 1996, S. 84-89. LITERATUR: Wilhelm G. Jacobs: H. M. B. In: Philosophisches Jahrbuch 106 (1999) S. 527-528. - Grenzbestimmungen der Vernunft. Philosophische Beiträge zur Rationalitätsdebatte. Zum 60. Geburtstag von H. M. B. Hrsg. v. Petra Kolmer und Harald Körten. Freiburg/München 1994. Recht - Staat - Gesellschaft. Facetten der politischen Philosophie. Hrsg. v. Petra Kolmer und Harald Körten. Freiburg/ München 1999 (mit Bibliographie). -Jürgen Goldstein: Jenseits der Geschichtsphilosophie. Neue Literatur zur historischen Vernunft. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 25 (2000) S. 347-361 (zu B.: S. 348-351).

Baumgarten, Eduard, * 26.8.1899 Freiburg/Breisgau, t 15.6.1982 Frankfurt/Main. Nach der Promotion bei seinem Onkel Max —> Weber an der Univ. Heidelberg (1924, Innere Formen der Vergemeinschaftung. Material-soziologische Untersuchung zur Deutung einer gegenwärtigen Kulturbewegung) war B. 1926-31 als Instruktor sowie seit 1927 als Prof. der Philosophie an der University of Wisconsin tätig. Als Abraham Lincoln Fellow wechselte er 1929 an die Univ. Freiburg/Breisgau, erhielt 1933 an der Univ. Göttingen einen Lehrauftrag für Amerikakunde, lehrte nach der Habilitation 1936 dort auch englische und amerikanische Philosophie. 1940 wurde B., der 1937 in die NSDAP eingetreten war, als o. Prof. und Direktor des Philosophischen Instituts nach Königsberg berufen. Nach der Flucht aus Ostpreußen erhielt er 1948 eine Gastprofessur für Soziologie an der Univ. Freiburg und folgte später einem Ruf nach Mannheim. B. vertrat eine auf breiter historischer und geisteswissenschaftlicher Basis stehende Philosophie und Soziologie. Er veröffentlichte u.a. Die geistigen Grundlagen des amerikanischen Gemeinwesens (2 Bde., 1936-38), Der Pragmatismus: Emerson, James, Dewey (1938) und Max Weber. Werk und Person (1964) und war Mitherausgeber eines Teils des Nachlasses von Max Weber. WEITERE WERKE: Das Vorbild Emersons im Werk und Leben Nietzsches. Teil 1. Heidelberg 1957. LITERATUR: Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996.

Baumgartner, Matthias, * 20.2.1865 Schretzheim bei Dillingen/Donau, t 22.6.1933, begraben in Schretzheim. Das Studium der Philosophie und der Naturwissenschaften in München und Breslau beendete B. 1892 mit der Promotion in München (Beiträge zur Psychologie und Erkenntnislehre des Wilhelm von Auvergne). 1896 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Die Philosophie des Alanus de Insults, im Zusammenhange mit den Anschauungen des 12. Jahrhunderts dargestellt für Philosophie und wurde 1897 als Ordinarius an die Univ. Freiburg/Breisgauberufen. 1901 erhielt er eine o. Professur in Breslau, die er bis zu seiner Emeritierung (1924) innehatte. B. befaßte sich vor allem mit der Geschichte der Philosophie des Mittelalters, u. a. mit dem Wahrheitsbegriff und der Erkenntnistheorie des Thomas von Aquin. Er veröffentlichte u. a. einen Grundriß der Metaphysik (1908) und war Mitherausgeber der „Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters" (seit 1908). WEITERE WERKE: Die Erkenntnislehre des Wilhelm von Auvergne. Münster 1893.

Baumgartner, Hans Michael, * 5.4.1933 München, t 11.5. 1999 Berg (Kr. Starnberg). B., Sohn eines Amtsrats, studierte Philosophie, Psychologie, Theologie und Mathematik an den Universitäten München, Frankfurt/Main und Göttingen, wurde 1961 mit der Arbeit Die Unbedingtheit des Sittlichen. Eine Auseinandersetzung mit Nicolai Hartmann (gedruckt 1962) zum Dr. phil. promoviert und war anschließend bis 1968 Assistent in Saarbrücken. 1971 habilitierte er sich in München (Kontinuität und Geschichte. Zur Kritik und Metakritik der historischen Vernunft, gedruckt 1972, Nachdruck 1997), war danach Prof. der Philosophie in Münster, seit 1976 in Gießen und 1985-98 an der Univ. Bonn. Er war Mitglied der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1986-92 Präsident der Internationalen Schelling-Gesellschaft. B. beschäftigte sich vor allem mit der Geschichte der Philosophie, insbesondere mit

Baur, Ludwig, * 9.4.1871 Oberdettingen bei Biberach (Württemberg), t 14. 1.1943 Starnberg. Der Sohn eines Lehrers studierte an der Univ. Tübingen kath. Theologie und war nach der Priesterweihe als Repetent am dortigen Konvikt, seit 1897 als Privatdozent an der Univ. tätig. 1903 wurde er a. o. Prof. an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Univ. Tübingen und unternahm Studienreisen nach Rom, Paris, London, Oxford und Cambridge. 1914-16 war er Feldgeistlicher. 1919 gehörte er als Mitglied des Zentrums der Verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs und bis 1925 dem württembergischen Landtag an. 1921 wurde er o. Prof. an der Univ. Tübingen, 1925 in Breslau. Zu B.s Veröffentlichungen zählen Die Philosophie des Robert Grosseteste, Bischofs von Lincoln (1917), Metaphysik (1922, 31935), Päpstliche Enzykliken und ihre Stellung zur Politik (1923, mit Karl Rieder), Logik und Erkenntnislehre (1930) und Psychologie (31930).

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Becher WEITERE WERKE: Charakterbildung. Vorträge über den Jakobusbrief. Freiburg/Breisgau 1912 (mit Adolf Remmle). Christus, der König der Zeiten. Vorträge über den Philipperbrief. Freiburg/Breisgau 1914. Bavink, Bernhard, * 30.6.1879 Leer (Ostfriesland), t 27.6. 1947 Bielefeld. B., Sohn eines mennonitischen Fabrikanten, aber Lutheraner wie seine Mutter, studierte in Bonn (1897/98) und Göttingen (1898-1902) Chemie, Mathematik (bei David -> Hüben) und Physik (bei Woldemar Voigt). Nach Staatsexamen (1902) und Promotion (1904) trat er 1905 in Göttingen eine Stelle als Oberlehrer an. 1912-44 unterrichtete er an der AugusteViktoria-Schule in Bielefeld, die heute seinen Namen trägt. 1936 wurde B. in den wissenschaftlichen Ausschuß der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte berufen. 1944 ernannte ihn die Univ. Münster zum Ehrenbürger, 1947 zum Prof. der Naturphilosophie. B., auch Herausgeber der Zeitschrift „Unsere Welt" des 1907 gegründeten „Keplerbundes zur Förderung der Naturerkenntnis", der den antimetaphysischen Monismus —»Haeckels bekämpfte, verfocht in seinen Schriften einen kritischen Realismus gegenüber materialistischen und positivistischen Auffassungen. Beeinflußt von Eduard von -»Hanmann, Oswald ->Külpe und Erich —»Becher, war es sein Anliegen, die Kluft zwischen naturwissenschaftlichem Szientismus und religiöser Weltanschauung zu überbrücken. Er arbeitete auch auf dem Gebiet der Eugenik (Organische Staatsauffassung und Eugenik, 1933; Eugenik als Forschung und Forderung der Gegenwart, 1934). Neben seinem Hauptwerk Allgemeine Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaft. Eine Einführung in die moderne Naturphilosophie (1914, !01954) veröffentlichte B. u. a. Das Übel in der Welt vom Standpunkt der Wissenschaft und Religion. Kritische Betrachtung von Leid, Tod und Sünde (1925, 21947), Die Naturwissenschaft auf dem Wege zur Religion. Leben und Seele, Gott und Willensfreiheit im Licht der heutigen Naturwissenschaft (1933, 71948) und Was ist Wahrheit in den Naturwissenschaften? (1947). WEITERE WERKE: Natürliche und künstliche Pflanzen- und Tierstoffe. Ein Überblick über die Fortschritte der neueren organischen Chemie. Leipzig 1908. 2., vollständig umgearb. Aufl. unter dem Titel: Einführung in die organische Chemie. Leipzig 1918,31924. - Grundriß der neueren Atomistik. Leipzig 1922. - Die Hauptfragen der heutigen Naturphilosophie. Berlin 1928. - Die Atomenergie und ihre Ausnutzung. Bern 1947. - Das Weltbild der heutigen Naturwissenschaften und seine Beziehungen zu Philosophie und Religion. Iserlohn 1947, 21952. - Weltschöpfung in Mythos und Religionen, Philosophie und Naturwissenschaft. Hrsg. v. Aloys Wenzl. München/Basel. 1950, 21952. - Kampf und Liebe als Weltprinzipien. Hrsg. v. Karola Otte. Iserlohn 1952. LITERATUR: Aloys Wenzl: [Nachruf]. In: Hochland 40 (1947/48) S. 99-100. - B. B. zum Gedächtnis. Reden, gehalten bei der Feier zur Namensänderung der ehem. Auguste Viktoria-Schule in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld am 22. November 1947. O. O. u. J. - Karola Otto: B. B. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 3 (1949) S. 116-119. B. B. Seine Heimat, sein Leben und sein Werk. Festschrift anläßlich der B.-Gedächtnisfeier in Leer/Ostfriesland am 21. Febr. 1952. Leer 1952. - Michael Schwartz: B. B.: Völkische Lebensanschauung - Rassenhygiene - .Vernichtung lebensunwerten Lebens'. Bielefeld 1993. Bayer, Karl, * 2.4. 1806 Ansbach, t 28. 12. 1883 Schweinfurt. B., Sohn eines Theologen, studierte seit 1825 Philosophie und Theologie in Erlangen und Berlin, u. a. bei —» Schleiermacher und -> Hegel, und wurde 1829 zum Dr. phil. promoviert. Nach Tätigkeiten als Gymnasiallehrer in

Erlangen und Nürnberg ging er 1835 als Subrektor der Lateinschule nach Hersbruck. 1838 wurde er nach Erlangen, 1857 nach Hof und 1862 nach Schweinfurt versetzt und 1876 pensioniert. Im Vormärz vertrat B. einen entschiedenen Liberalismus. Seine im Erlanger Bürgerverein gehaltenen Reden erschienen 1848 unter dem Titel Der Sieg der Freiheit und die deutsche Volksbildung im Druck. 1849-55 vom Wahlkreis Erlangen-Fürth in den bayerischen Landtag gewählt, schloß er sich den Linken an und setzte sich für die Emanzipation der Juden ein. Neben seinem philosophischen Hauptwerk Betrachtungen über den Begriff des sittlichen Geistes und über das Wesen der Tugend (1839) veröffentlichte er u. a. Zu Fichte 's Gedächtnis (1835) und Die Idee der Freiheit und der Begriff des Gedankens (1837). LITERATUR: Herman Haupt: B. In: ADB 46, 1902, S. 287-289. - Josef Brecht: Die pseudothomasischen Opuscula „De divinus moribus" und „De beatitudine". München 1973. Bayrhoffer, Karl Theodor, * 14.10.1812 Marburg/Lahn, t 3.2. 1888 Town Jordan (Wisconsin, USA). B. wurde wurde 1834 in Marburg mit der Arbeit De natura et formis variis animantium terrae simulque de vita universal (veröffentlicht 1835) promoviert. 1845 zum o. Prof. der Philosophie an die Univ. Marburg berufen, wurde er 1846 suspendiert. 1848 gehörte B. den Ständen von Frankenberg, 1849 und 1850 denen von Marburg an und entwickelte sich zum Führer der radikalen Demokraten. 1850 zum Präsidenten der hessischen Ständekammer gewählt, lehnte er die von den Konstitutionellen veranlaßte Steuerverweigerung ab. Nach der endgültigen Niederschlagung der Revolution floh B. nach Zürich, wanderte in die USA aus und ließ sich als Farmer in Wisconsin nieder. B., der sich von einem Anhänger zu einem Kritiker —» Hegels wandelte, veröffentlichte u.a. Die Grundprobleme der Metaphysik (1835), Die Idee des Christenthums im Verhältnisse zu den Zeitgegensätzen der Theologie (1836), Die Idee und Geschichte der Philosophie (1838) und Beiträge zur Naturphilosophie (2 Tie., 1839/40). WEITERE WERKE: Betrachtungen über Erfahrung und Theorie in der Naturwissenschaft. Leipzig 1838. - Das Wesen des Universums und die Gesetze des Humanismus, dargestellt aus dem Standpunkte der Vernunft. Ottawa, 111. 1871. LITERATUR: Philipp Losch: K. B. (1812-1888). In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830-1930. Bd. l, Marburg 1939, S. 8ff. Becher, Erich, * 1.9.1882 Reinshagen bei Remscheid, t 5. 1. 1929 München. B., Sohn eines Volksschullehrers, studierte 1901-04 Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften in Bonn, vor allem bei Benno —»Erdmann, und wurde zum Dr. phil. promoviert (Experimentelle und kritische Beiträge zur Psychologie des Lesens bei kurzen Expositionszeiten). 1907 habilitierte er sich mit der Arbeit Philosophische Voraussetzungen der exakten Naturwissenschaften. Seit 1909 war er o. Prof. an der Univ. Münster, wo er auch pädagogische Vorlesungen hielt, 1916-25 in München als Nachfolger von Oswald —»Külpe. Von einem kritischen Realismus ausgehend, übte B. Kritik an der Lehre des psychophysischen Realismus und vertrat die psychovitalistische Hypothese eines „überindividuellen Seelischen". In seinen Schriften behandelte er besonders psychologische, naturphilosophische, erkenntnistheoretische und ethische Probleme. B. veröffentlichte u. a. Die Grundfrage der Ethik. Versuch einer Begründung des Prinzips der größten allgemeinen Glückseligkeilsförderung (1907). Naturphilosophie (= Die Kultur der Gegenwart, hrsg. von Paul Hinneberg, III. Teil, 7. Abt., 1. Bd., 1914), Weltgebäude, Weltgesetze, Weltentwicklung. Ein Bild der unbelebten Natur (1915), Geisteswissenschaften

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Beck und Naturwissenschaften. Untersuchungen zur Theorie und Einteilung der Realwissenschaften (1921), Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der Pflanzengallen und die Hypothese eines überindividuellen Seelischen (1917) und Einführung in die Philosophie (1926, 21949). Zusammen mit Aloys —> Fischer gab er „Philosophische und pädagogische Arbeiten" heraus. WEITERE WERKE: Der Begriff des Attributes bei Spinoza in seiner Entwicklung und seinen Beziehungen zu den Begriffen der Substanz und des Modus. Halle 1905. - Der Darwinismus und die soziale Ethik. Leipzig 1909. - Gehirn und Seele. Heidelberg 1911. - E. B. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 21923, S. 21-41. - Metaphysik und Naturwissenschaften. Eine wissenschaftliche Untersuchung ihres Verhältnisses. München/ Leipzig 1926. - Grundlagen und Grenzen des Naturerkennens. München/Leipzig 1928. LITERATUR: Aloys Fischer: E. B.s Entwicklung und Stellung in der Philosophie der Gegenwart. In: Deutsche Philosophen. Lebensgang und Lehrgebäude von Kant, Schelling, Fechner, Lotze, Lange, Erdmann, Mach, Stumpf, Bäumker, Eucken, Siegfried Becher. Hrsg. v. Hedwig Becher. München 1929. S. XI-XXXI (Schriftenverzeichnis von E. B., S. 309-313). - Paul Luchtenberg: E. B. t In: Kant-Studien 34 (1929) S. 275-290 (mit Werkverzeichnis). - Fritz Thöne: E. B. als Vertreter des Eudämonismus. Gießen 1933. Aloys Wenzl: E. B.s „induktive Metaphysik" und ihre Weitelführung in die Gegenwart. In: Tatwelt 16 (1940) S. 147-155. - Karl Leidlmair: Induktive Metaphysik: Oswald Külpe (1862), E. B. (1882-1929) und Aloys Wenzl (1887-1967). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 147-158. Beck, Jacob Sigismund, * 6.8. 1761 Liessau bei Marienburg (Westpreußen), t 29.8. 1840 Rostock. B., Sohn eines Predigers, studierte Mathematik und Philosophie in Königsberg, wo Christian Jakob Kraus, Johann Schultz und Immanuel —»Kant seine Lehrer waren. Nach Beendigung des Studiums trat er eine Gymnasiallehrerstelle in Halle an, habilitierte sich dort 1791 (Dissertaüo de Theoremate Tayloriano, sive de lege generali, secundum quam functionis mutantur, mutatis a quibus pendent variabilibus) und wurde a. o. Prof. der Philosophie. Seit 1799 war er Ordinarius für Metaphysik an der Univ. Rostock, 1823/24 deren Rektor. B. besorgte einen Erläuternden Auszug aus den critischen Schriften des Herrn Prof. Kant auf Anrathen desselben (3 Bde., 1793-96, Nachdruck 1968 und 1975). Der dritte Band Einzig-möglicher Standpunct, aus welchem die critische Philosophie beurtheilt werden muß ging in wesentlichen Punkten über Kant hinaus und wurde von diesem abgelehnt, wohingegen das Werk von -> Fichte empfohlen wurde. B. veröffentlichte u. a. Grundriß der critischen Philosophie (1796, Nachdruck 1970), Commentar über Kant's Metaphysik der Sitten (Teil l, 1798; Nachdruck 1970) und Propädeutik zu jedem wissenschaftlichen Studio (1799). WEITERE WERKE: Grundsätze der Gesetzgebung. Leipzig 1806. - Bestimmungen einiger der Logik angehörigen Begriffe. 3 Tie., Rostock 1808/09. - Von den Formen der Staatsverfassung. 3 Tie., Rostock 1816/17. - Über die moralische Natur des menschlichen Willens. Rostock 1818. Lehrbuch der Logik. Rostock 1820. - Lehrbuch des Naturrechts. Jena 1820. LITERATUR: Wilhelm Dilthey: Die Rostocker Handschriften. Acht Briefe Kants an J. S. B. (enthält: J. S. B. und seine Stellung in der transzendentalphilosophischen Bewegung). In: Archiv für Geschichte der Philosophie 2 (1889)

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S. 592-656. Wiederabgedruckt in: Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften, Bd. 4. Leipzig/Berlin 21925, S. 310-353. Max Ernst Mayer: Das Verhältnis des S. B. zu Kant. Heidelberg 1896. - Joseph Reiser. Zur Erkenntnislehre J. S. B.s. Diss. München 1934. - Josef Schmucker-Hartmann: Der Widerspruch von Vorstellung und Gegenstand. Zum Kantverständnis von J. S. B. Meisenheim/Glan 1976. - J. S. B.'s Phenomenological Transformation of Kant's Critical Philosophy. Diss. Montreal 1979. - Ingrid M. Wallner: A New Look at J. S. B.'s „Doctrine of the Standpoint". In: KantStudien 75 (1984) S. 294-316. - Thomas Ludolf Meyer: Das Problem des höchsten Grundsatzes der Philosophie bei J. S. B. Amsterdam/Atlanta, GA 1991 (mit Bibliographie). Becker, Oskar (Joachim), * 5.9.1889 Leipzig, t 13.11.1964 Bonn. B. studierte 1908/09 in Oxford Physik, Chemie und Psychologie, danach in Leipzig u. a. Mathematik, theoretische Physik und Philosophie, wechselte dann nach Freiburg/Breisgau zu -»Husserl und wurde 1914 in Leipzig promoviert (Über die Zerlegung eines Polygons in exklusive Dreiecke auf Grund der ebenen Axiome der Verknüpfung und Anordnung). 1922 habilitierte er sich in Freiburg mit der Arbeit Beiträge zur phänomenologischen Begründung der Geometrie und ihrer physikalischen Anwendungen, wurde 1927 apl. Prof. in Freiburg und lehrte 1931-45 als o. Prof. der Geschichte der Mathematik in Bonn. B., ein Vertreter der phänomenologischen Methode, beschäftigte sich mit der mathematischen Behandlung der Modalgesetze und der Geschichte der Mathematik. Er veröffentlichte u. a. Mathematische Existenz. Untersuchungen zur Logik und Ontotogie mathematischer Phänomene (1927), Einführung in die Logistik, vorzüglich in den Modalkalkül (1951), Geschichte der Mathematik (1951, mit Joseph Ehrenfried Hofmann), Untersuchungen über den Modalkalkül (1952), Grundlagen der Mathematik in geschichtlicher Entwicklung (1954, 21964) und Größe und Grenzen der mathematischen Denkweise (1959). WEITERE WERKE: Zur Logik der Modalitäten. Halle 1930. Griechische Philosophie. Bonn 1941. - Das mathematische Denken der Antike. Göttingen 1957. -Zwei Untersuchungen zur antiken Logik. Wiesbaden 1957. - Dasein und Dawesen. Gesammelte philosophische Aufsätze. Pfullingen 1963. LITERATUR: Leo Zimny: O. B. - Bibliographie. In: KantStudien 60 (1969) S. 318-330. - Joseph Ehrenfried Hofmann: O. B. f. In: Praxis der Mathematik 7 (1965) S. 245. - Otto Pöggeler: Hermeneutische und mathematische Phänomenologie. In: Philosophische Rundschau 13 (1965) S. 1-39. - Elisabeth Ströker: Philosophische Untersuchungen zum Raum. Frankfurt/Main 1965, 21977. Otto Pöggeler: O. B. als Philosoph. In: Kant-Studien 60 (1969) S. 298-312. - Hermann Weidemann: Möglichkeit und Wahrheit. O. B.s modale Grundfigur und das Aristotelische Bivalenzprinzip. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 61 (1979), Heft l, S. 22-36. - Gereon Wolters: Der „Führer" und seine Denker. Zur Philosophie des „Dritten Reichs". In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 47 (1999) S. 223-251. - Otto Pöggeler: Phänomenologie und philosophische Forschung bei O. B. Bonn 2000. Beckers, Hubert (Karl Philipp), * 4.11.1806 München, •\ 10.3. 1889 München. B., Sohn eines Oberappellationsgerichtsrats und nachmaligen Geheimrats, studierte Rechtswissenschaft, dann Philosophie an der Univ. München, vor allem bei —> Schelling, und wurde 1830 mit der Arbeit Über das Wesen des Gefühles promoviert. 1831 habilitierte er sich (Dissertatio de Cartesii tractatu de methodo recte utendi ratione et veritatem in scientüs investigandi) und wurde 1832 Prof. der Philosophie in Dillingen, 1847 in München (Antrittsrede: Über die Stellung und Aufgabe der Philosophie in der Gegenwart).

Ben-Chorin B. veröffentlichte u.a. Das geistige Doppelleben in einer seiner reinsten und merkwürdigsten Erscheinungen (1856), Heber die Bedeutung der Schelling'sehen Metaphysik. Ein Beitrag zum tiefen Verständnis der Potenzen- oder Principienlehre Schelling's (1861), Die Unsterblichkeitslehre Schelling's im ganzen Zusammenhange ihrer Entwicklung (1865). Seine Privatbibliothek, der handschriftliche Nachlaß sowie seine Sammlung von Chorälen und geistlichen Liedern sind in den Besitz der Univ. München übergegangen. WEITERE WERKE: Ueber Carl Friedrich Gosche)'s Versuch eines Erweises der persönlichen Unsterblichkeit vom Standpunkte der Hegel'sehen Lehre aus. Hamburg 1836. Historisch-kritische Erläuterungen zu Schelling's Abhandlungen über die Quelle der ewigen Wahrheiten und Kant's Ideal der reinen Vernunft. München 1858. - Über die Bedeutung des geistigen Doppellebens für die Wissenschaft der Anthropologie mit Rücksicht auf die neuesten hierauf bezüglichen Untersuchungen von Immanuel Hermann Fichte. München 1860. - Ueber die Stellung der Philosophie zu den exacten Wissenschaften. München 1861. - Ueber die wahre und bleibende Bedeutung der Naturphilosophie Schelling's. München 1864. -Aphorismen über Tod und Unsterblichkeit. Zu Schelling's hundertvierzehnjährigem Geburtstag. München 1889. LITERATUR: Schriftenverzeichnis in: Almanach der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1884, S. 177-182. - Adolf Dyroff: B. In: ADB 2, 1875, S. 328-330. Behler, Ernst, * 4.9.1928 Essen, t 16.9.1997 Seattle (USA). B., Sohn eines Ministerialrats, studierte Philosophie und vergleichende Literaturwissenschaft an den Universitäten Mainz, München, Bonn und Paris und wurde 1951 in München promoviert (Friedrich Schlegel. Weltanschauungskritiker, Historiker, Philosoph). 1961 habilitierte er sich in Bonn (Die Ewigkeit der Weh. Problemgeschichtliche Untersuchungen zu den Kontroversen um Weltumfang und WeltUnendlichkeit im Mittelalter, Teil 1: Die Problemstellung in der arabischen und jüdischen Philosophie des Mittelalters, 1965), wurde 1963 Visiting Professor an der Washington University in St. Louis und 1965 Füll Professor für vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie an der University of Washington in Seattle. B. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie und der Poetik der Romantik und ihrer Wirkung auf die Moderne, insbesondere auf Friedrich —»Nietzsche. Er war Herausgeber der Kritischen Friedrich-Schlegel-Ausgabe (l958ff.) und der Kritischen Ausgabe der Vorlesungen August Wilhelm Schlegels (l989ff.), Mitherausgeber der „Modern Language Quarterly" (seit 1972), der „Michigan Germanic Studies" (seit 1974) und der „Nietzsche-Studien" (seit 1977). B. veröffentlichte u.a. Friedrich Schlegel (1966, neubearb. Ausg. 1983), Klassische Ironie, Romantische Ironie, Tragische Ironie. Zum Ursprung dieser Begriffe (1972), Die Zeitschriften der Brüder Schlegel. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Romantik (1983). Derrida - Nietzsche, Nietzsche Derrida (1988), Studien zur Romantik und zur idealistischen Philosophie (2 Bde., 1988-93), Unendliche Perfektibilität. Europäische Romantik und französische Revolution (1989), Frühromantik (1992), German Romantic Literary Theory (1993) und Ironie und literarische Moderne (1997). LITERATUR: Günter Abel/Jörg Salaquarda/Josef Simon: In memoriam E. B. In: Nietzsche Studien 26 (1997) S. VII-VIII. Behn, Siegfried, * 3.6.1884 Hamburg, i 27. 12.1970 Bonn-Bad Godesberg. B. studierte in München und Heidelberg, wo er 1908 mit der Arbeit Die Systembildung des dogmatischen Rationa-

lismus im Lichte von Kants Amphibolien der Reflexionsbegriffe dargestellt promoviert wurde. Seit 1913 Privatdozent für Philosophie und experimentelle Psychologie, wurde er 1922 a. o. Prof. in Bonn und war 1931-50 o. Professor. B. beschäftigte sich besonders mit Metaphysik und Ästhetik. Er veröffentlichte u. a. Kritik der pädagogischen Erkenntnis (1923), Die Wahrheit im Wandel der Weltanschauung. Eine kritische Geschichte der metaphysischen Philosophie (1924), Sein und Sollen. Eine metaphysische Begründung der Ethik (1927), Allgemeine Geschichte der Pädagogik in problementwickelnder Darstellung (2 Bde., 1928/29, 21961), Philosophie der Werte als Grundwissenschaß der pädagogischen Zieltheorie (1930), Schönheit und Magie. Ein Versuch (1932, 21964) und Einleitung in die Metaphysik (1933). WEITERE WERKE: Der deutsche Rhythmus und sein eigenes Gesetz. Eine experimentelle Untersuchung. Straßburg 1912. - Romantische oder klassische Logik? Vergleichende Dialektik des antinomischen Widerspruchs. Münster 1925. Die Ethik der Gegenwart. Bonn 1934. - Ethik. Ein Repetitorium. Bonn 1948. - Kritik der Erkenntnis. Bonn 1949. Beier, Karl (Friedrich Adam), * 30.5.1790 Ankuhn (heute zu Zerbst), t 16.4.1828 Leipzig. B. studierte seit 1809 an der Univ. Leipzig hauptsächlich Philologie und Philosophie, wurde 1813 promoviert, habilitierte sich 1815 an der Philosophischen Fakultät in Leipzig (De formis cogitandi disjunctivis) und war seit 1819 a. o. Prof., von 1825 an Collegia!. Als B.s Hauptwerke gelten zwei Ausgaben von Werken Ciceros, die mit einem gelehrten Kommentar versehene von De officiis (1820/21) und von Ciceronis orationum pro Tullio etc. fragmenta (1825). LITERATUR: Johann Christian Jahn: K. B. In: Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 3 (1828) S. 401-413. Beling, Ernst von, * 19.6. 1866 Glogau (Schlesien), t 18.5.1932 München. Nach seiner Habilitation 1893 an der Univ. Breslau erhielt B. 1895 die venia legendi für internationales Privatrecht. 1897 zum a. o., 1898 zum o. Prof. in Breslau ernannt, folgte er 1900 einem Ruf nach Gießen, 1902 nach Tübingen und 1913 nach München. B. war Mitbegründer der Deutschen Strafrechtlichen Gesellschaft. Er stand der klassischen Strafrechtsschule nahe, war ein entschiedener Anhänger der Vergeltungsstrafe und beschäftigte sich vor allem mit der Lehre vom strafrechtlichen Tatbestand (Die Lehre vom Verbrechen, 1906; Die Lehre vom Tatbestand, 1930). WEITERE WERKE: Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie. Augsburg 1923. - Revolution und Recht. Augsburg 1923. - Methodik der Gesetzgebung, insbesondere der Strafgesetzgebung. Berlin 1922. LITERATUR: Hartwig Plate: E. v. B. 1866-1932. Strafrechtslehrer in Tübingen von 1902-1913. In: Ferdinand Eisener (Hrsg.): Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfakultät. Tübingen 1977, S. 121-133. Ben-Chorin, Schalom, bis 1937: Fritz Rosenthal, * 20.7.1913 München, t 7.5.1999 Jerusalem. Einer jüdischen Kaufmannsfamilie entstammend, studierte B.-C., 1926-31 Mitglied der zionistischen Bewegung Kadimah, 1931-34 an der Univ. München Germanistik, Philosophie, vergleichende Religionswissenschaft und Judaistik. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mehrfach verhaftet, emigrierte er 1935 nach Palästina, wo er als freier Schriftsteller und Journalist u. a. für die Zeitung „Jedioth Chadaschoth" und „Die neue Weltbühne" tätig war. B.-C. wurde ein Schüler Martin —»Bubers. Wie dieser ein Deuter der jüdischen Mystik und ein reformfreudiger Erneuerer jenseits der Orthodoxie, gründete er 1958 in Jerusalem eine erste reformierte Gemeinde, die Har-El-Synagoge, deren Rabbiner er wurde. Er war ein Vorkämpfer

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Bendavid und bedeutender Vertreter des christlich-jüdischen Dialogs. 1961 gehörte er zu den Begründern der „Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen" beim Evangelischen Kirchentag. 1970-82 war er Gastdozent an den Universitäten in Jerusalem, München und Tübingen. B.-C. schrieb anfangs von Stefan George und Rainer Maria Rilke beeinflußte Gedichte (Die Lieder des ewigen Brunnens, 1934), später vor allem Essays (Juden und Christen, I960; Jüdische Ethik, 1983). Mit Ich lebe in Jerusalem (1972) und Jugend an der Isar (1974) veröffentlichte er zwei autobiographische Werke. Zu seinen Publikationen zählen ferner die Trilogie Die Heimkehrer (Bruder Jesus. Der Nazarener in jüdischer Sicht, 1967; Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht, 1970; Mutter Mir/am. Maria aus jüdischer Sicht, 1971), Jüdischer Glaube - die Tafeln des Bundes — das Zehnwort vom Sinai und Beten des Judentums (1975) und Die Erwählung Israels (1993). WEITERE WERKE: Jenseits von Orthodoxie und Liberalismus. Versuch über die jüdische Glaubenslage der Gegenwart. Tel Aviv 1939. Frankfurt/Main 1964. - Die Antwort des Jona. Zum Gestaltwandel Israels. Ein geschichts-theologischer Versuch. Hamburg 1956. - Im jüdisch-christlichen Gespräch. Berlin 1962. - Der unbekannte Gott. Berlin 1963. Das Judentum im Ringen der Gegenwart. Hamburg 1965. Zwiesprache mit Martin Buber. München 1966. - Der dreidimensionale Mensch. Der Mensch, die Bibel und die Moderne. Trier 1971. - Theologia Judaica. 2 Bde., Tübingen 1982-92. LITERATUR: Gotthard Müller (Hrsg.): Israel hat dennoch Gott zum Trost. Festschrift für S. B.-C. Trier 1978. - Heinz M. Bleicher (Hrsg.): Der Mann, der Friede heißt. Begegnungen, Texte, Bilder für S. B.-C. Gerungen 1983. - Mein Glaube, mein Schicksal. Jüdische Erfahrungen mitgeteilt im Gespräch mit Karl-Heinz Fleckenstein. Freiburg/Breisgau u.a. 1984. - Auf der Suche nach einer jüdischen Theologie. Der Briefwechsel zwischen S. B.-C. und Hans-Joachim Schoeps. Hrsg. v. Julius H. Schoeps. Frankfurt/Main 1989. Walter Homolka (Hrsg.): S. B.-C. Ein Leben für den Dialog. Gütersloh 1999.

Nachdruck Brüssel 1968. - Versuch einer Rechtslehre. Berlin 1802. Nachdruck Brüssel 1969. - Über die Religion der Ebräer vor Moses. Berlin 1812. - Zur Berechnung und Geschichte des Jüdischen Kalenders, aus den Quellen geschöpft. Berlin 1817. LITERATUR: L. B. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 2. München u.a. 1993, S. 3-11. Bender, Hedwig, * 22.2. 1834 Luxemburg, t 13.4.1928 Erfurt. Die Tochter eines preuß. Offiziers und Cousine von Marie Luise von Francois lebte den größten Teil ihrer Kindheit in Glatz (Schlesien). Nach dem Lehrerinnenexamen 1872 versuchte sie sich als Malerin, fand aber, durch —> Goethe und -> Herder angeregt, ihr Lebensziel im Studium der Philosophie. B. war in der Frauenbewegung engagiert. Seit 1877 lebte sie in Eisenach. In ihren philosophischen Arbeiten versuchte B., der Transzendentalphilosophie einen „gemäßigten Idealismus" entgegenzusetzen. Sie veröffentlichte u. a. Über das Wesen der Sittlichkeit und den natürlichen Entwicklungsprozeß des sittlichen Gedankens (1891), Die Frauenbewegung in Deutschland. Ihr gegenwärtiger Stand und ihre Bedeutung (1891) und Philosophie, Metaphysik und Einzelforschung. Untersuchung über das Wesen der Philosophie im Allgemeinen und über die Möglichkeit der Metaphysik als Wissenschaft und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaftlichen Forschung im Besonderen (1897). WEITERE WERKE: Giordano Bruno. Ein Märtyrer der Geistesfreiheit. Hamburg 1890. - Frauenwünsche und Frauenbestrebungen. Ein Beitrag zur Beurtheilung der Frauenfrage. Hamburg 1891. - Märtyrer des freien Denkens aus alter und neuerer Zeit. Hamburg 1891. LITERATUR: Karin Aleksander: B., H. In: Ursula I. Meyer/Heidemarie Bennent-Vahle (Hrsg.): PhilosophinnenLexikon. Aachen 1994, S. 61-64. - Marit Rullmann: Philosophinnen. Bd. 2, Frankfurt/Main 1998, S. 77-83.

Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb), * 15.1. 1845 Münzenberg (Hessen), t 8.4.1901 Bonn. Nach dem frühen Tod des Vaters, eines Pfarrers, wurde B. Bendavid, Lazarus, * 18.10.1762 Berlin, t 28. 3.1832 von seinen Onkeln, die Gymnasiallehrer bzw. OberhofprediBerlin. ger waren, erzogen. Er studierte in Göttingen bei Hermann Traditionell jüdisch gebildet, wandte sich B. früh den ma—»Lotze und Albrecht Ritschi Philosophie und Theologie, thematischen Wissenschaften zu. Er besuchte die Universchloß sein Studium in Gießen ab und besuchte das Predisitäten Göttingen und Halle und hielt als Privatgelehrter gerseminar in Friedberg. B. beschäftigte sich mit Immanuel und Anhänger —> Kants philosophische Vorlesungen in Wien —»Kants und Friedrich —> Schleiermachers Lehren und ent(1793-97). Wieder i n Berlin, war er politischer Redakteur der deckte dabei sein Interesse an der Religionsphilosophie. Er „Haude- und Spenerschen Zeitung" und leitete 1806-26 als wurde 1868 mit der Arbeit Schleiermachers philosophische ehrenamtlicher Direktor die von David Friedländer und Isaak Daniel Itzig gegründete jüdische Freischule. Seit 1822 war Gotteslehre promoviert und zog im selben Jahr als Hilfsprediger und Religionslehrer nach Worms. 1876 folgte B. dem B. Mitglied des Vereins für Cultur und Wissenschaft der JuRuf als o. Prof. der Systematischen Theologie nach Bonn. den. Neben mathematischen Abhandlungen (u. a. Versuch eiSeine Lutherrede von 1883, in der er Orthodoxie und Pietisner logischen Auseinandersetzung des mathematischen Unmus angriff, führte zu literarischen Protesten und zum Bruch endlichen, 1789) verfaßte er Schriften mit denen er Kants mit Ritschi (Ein Nachwort zu meiner Lutherrede, 1884). Philosophie zu popularisieren versuchte (u. a. Versuch über 1888 trat B. in die philosophische Fakultät über, wo er eine das Vergnügen, 2 Tie., 1794). 1798 erschienen seine VorProfessur der allgemeinen Religionswissenschaft übernahm. lesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der NaEr veröffentlichte u. a. Schleiermachers Theologie mit ihren turwissenschaft, 1799 sein Versuch einer Geschmackslehre philosophischen Grundlagen dargestellt (2 Bde., 1876-78), (Nachdruck 1970). B.s Selbstbiographie (1804) schildert seiDas Wesen der Religion und die Grundgesetze der Kirchennen Bruch mit der jüdischen Tradition. bildung (1886) und Mythologie und Metaphysik. GrundliWEITERE WERKE: Vorlesungen über die Critik der reinen Vernunft. Wien 1795. Neuauflage Berlin 1802. - Vorlesun- nien einer Geschichte der Weltanschauungen (Bd. 1: Die Entstehung der Weltanschauungen im griechischen Altertum, gen über die Critik der Urtheilskraft. Leipzig/Wien 1796. Nachdruck Brüssel 1974. - Vorlesungen über die Kritik 1899). WEITERE WERKE: Der Wunderbegriff des Neuen Testader praktischen Vernunft. Wien 1796. Nachdruck Brüssel ments. Eine historisch-kritische Untersuchung. Frankfurt/ 1974. - Rede über den Zweck der kritischen Philosophie. Main 1871. - Friedrich Schleiermacher und die Frage nach Wien 1796. - Beiträge zur Kritik des Geschmacks. Wien dem Wesen der Religion. Bonn 1877. -Johann Konrad Dip1797. Nachdruck Brüssel 1968. - Aufsätze verschiedenen Inhalts. Berlin 1800. — Philotheos oder über den Ursprung unpel. Der Freigeist aus dem Pietismus. Ein Beitrag zur Entsteserer Erkenntniss. Berlin 1802 (mit Georg Wilhelm Block). hungsgeschichte der Aufklärung. Bonn 1882. - Reformation

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Benjamin und Kirchentum. Festrede zur Feier des 400. Geburtstages Martin Luthers. Bonn 1883,81884. - Der Reformator Johannes Wiclef als Bibelübersetzer. Mainz 1884. - Der Kampf um die Seligkeit. Bonn 1888. LITERATUR: Fritz Krönig: Darstellung und Beurteilung der religionsphilosophischen Anschauungen W. B.s. Bremen 1910. Beneke, Friedrich Eduard, * 17.2. 1798 Berlin, t 1.3. 1854 Berlin. B. studierte Theologie und Philosophie in Halle und Berlin; 1820 habilitierte er sich an der Univ. Berlin für Philosophie (De veris phllosophiae initiis). Dem Deutschen Idealismus ablehnend gegenüberstehend, verlor er, nachdem er bereits mit Erkenntnislehre nach dem Bewußtsein der reinen Vernunft in ihren Grundzügen (1820) und Erfahrungsseelenlehre als Grundlage alles Wissens in ihren Hauptzügen (1820) zwei antihegelianische Werke veröffentlicht hatte, mit seiner empiristisch-relativistischen Grundlegung zur Physik der Sitten. Ein Gegenstück zu Kants Grundlegung der Metaphysik der Sitten (1822) die Lehrerlaubnis. Erst nach -> Hegels Tod erhielt er 1832 eine Professur. Beeinflußt von Jakob Friedrich —> Fries, deutete B. —> Kant psychologistisch um und sah - ähnlich wie Fries und —» Herbart - in der induktiven Psychologie die Grundlage aller philosophischen Disziplinen. Zu seinen wichtigen Veröffentlichungen zählen Psychologische Skizzen (2 Bde., 1825-27), Lehrbuch der Logik als Kunstlehre des Denkens (1832), Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft (1833, 41877), Grundlinien des natürlichen Systems der praktischen Philosophie (3 Bde., 1837-41), System der Metaphysik und Religionsphilosophie, aus den natürlichen Grundverhältnissen des menschlichen Geistes abgeleitet (1839), System der Logik als Kunstlehre des Denkens (2 Tie., 1842) und Pragmatische Psychologie oder Seelenlehre in der Anwendung auf das Leben (2 Bde., 1850). B. gab 1851-53 das „Archiv für die pragmatische Psychologie oder die Seelenlehre in der Anwendung auf das Leben" heraus. WEITERE WERKE: Neue Grundlegung zur Metaphysik. Berlin 1822. — Schutzschrift für meine Grundlegung zur Physik der Sitten. Leipzig 1823. - Kant und die philosophische Aufgabe unserer Zeit. Berlin 1832. - Die Philosophie in ihrem Verhältnisse zur Erfahrung, zur Speculation und zum Leben dargestellt. Berlin 1833. - Erziehungs- und Unterrichtslehre. 2 Bde., Berlin 1835/36, "1876. - Syllogismorum analyticorum engines et ordinem naturalem demonstravit. Berlin 1839. - Die neue Psychologie. Berlin 1845. - Lehrbuch der pragmatischen Psychologie oder der Seelenlehre in der Anwendung auf das Leben. Berlin 1853. - Ungedruckte Briefe. Hrsg. v. Renato Pettoello und Nikola Barelmann. Aalen 1994. LITERATUR: Georg von Hertling: B. In: ADB 2, 1875, S. 327-329. - Otto Gramzow: F. E. B.s Leben und Philosophie. Bern 1899 (mit Bibliographie). - Adolf Löwenberg: B.s Stellung zur Kantischen Moralphilosophie. Berlin 1901. - Hugo Renner: B.s Erkenntnistheorie. Halle 1902. - Albrecht Wandschneider: Die Metaphysik B.s. Berlin 1903. - Ernst Samuel: Die Realität des Psychischen bei F. E. B. Diss. Würzburg 1907. - A. Kempen: B.s Religionsphilosophie. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 27, N.F. 20 (1913/14) S. 457-473. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/ Main 1986. - Klaus Sachs-Hombach: Philosophische Psychologie im 19. Jahrhundert. Entstehung und Problemgeschichte. Freiburg/München 1993. Benjamin, Walter, * 15.7.1892 Berlin, t 27.9.1940 Port Bou (Prov. Gerona, Spanien). B. entstammte einer großbürgerlich-jüdischen Berliner Familie, studierte Philosophie, Germanistik und Kunstge-

schichte, engagierte sich in der Freien Studentenschaft und wurde 1919 an der Univ. Bern mit der Dissertation Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik promoviert. Als eine hieran anschließende, exemplarisch ausgearbeitete Kunstkritik verfaßte er seinen großen Essay Goethes Wahlverwandtschaften (1925 von Hofmannsthal verlegt), der zugleich auch den Zerfall seiner Ehe reflektiert. Den spekulativen Horizont des Frühwerks B.s, der in dieser Zeit vor allem mit Gershom —> Scholem, Ernst —> Bloch und Florens Christian Rang in Auseinandersetzung stand, bildete eine —> Kants Erkenntnistheorie theologisch radikalisierende Kritik der Sprache, des Rechts und der Politik (u.a.: Über die Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen, 1916, zu Lebzeiten unpubliziert; Zur Kritik der Gewalt, 1921). Die Habilitationsschrift über das deutsche Barock-Trauerspiel, in der B. die Wiederentdeckung der verkannten Kunstform der Allegorie mit der Kritik am neuzeitlichen Subjektbegriff verband, wurde 1925 von der Univ. Frankfurt am Main unter blamablen Vorwänden abgewiesen. Als freier Autor und Kritiker in Berlin lebend (mit Aufenthalten in Paris, Moskau, Ibiza), publizierte B. in der „Literarischen Welt" (Willy Haas) und der „Frankfurter Zeitung" (Siegfried —> Kracauer), verfaßte grundlegende Essays zur klassischen und zur zeitgenössischen Literatur (Kafka, Kraus, Proust, Brecht, französischer Surrealismus), zahlreiche Arbeiten für den Rundfunk sowie Übersetzungen aus dem Französischen. 1928 erschien bei Rowohlt Berlin die abgewiesene Habilitationsschrift Ursprung des deutschen Trauerspiels und die neue Darstellungsformen erprobende Einbahnstraße, in der sich B.s Wendung zur zeitdiagnostischen Konkretion und zu einem eigenwillig anverwandelten Marxismus manifestierte. In dieser Zeit entstand die produktive Freundschaft mit Brecht und die für die Exilzeit höchst bedeutsame Freundschaft mit Gretel und Theodor W. —> Adorno. 1933 mußte B., seiner Arbeitsmöglichkeiten beraubt, emigrieren. Im Pariser Exil arbeitete er die Berliner Kindheit um 1900 aus, einen Zyklus literarisch-philosophischer Prosastücke, der das autobiographische Gegenstück zu dem als Hauptwerk geplanten Buch Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts darstellte, für das B. eine riesige Zitatsammlung aus der Bibliotheque Nationale zusammentrug. Dieses aus dem Nachlaß publizierte Passagen-Werk sollte die kollektiven Phantasmagorien der vergangenen Großstadtwelt dem Vergessen entreißen und lesbar machen. Zur Buchpublikation gelangte nur die kommentierte Briefsammlung Deutsche Menschen, die das Erbe der zerstörten bürgerlichen Humanität festhält (1936, unter Pseudonym Detlef Holz). Die wichtigste Arbeits- und Publikationsmöglichkeit des Exils war für B. die Zugehörigkeit zu Max —> Horkheimers „Zeitschrift für Sozialforschung", in der u.a. seine Essays über Gide, Eduard Fuchs, Baudelaire erschienen, ebenso Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936), eine bahnbrechende medientheoretischkulturpolitische Analyse. B.s letzte Arbeit Über den Begriff der Geschichte (1940) entwirft in eindringlichen Denkbildern, gegen den nationalsozialistischen Triumph gerichtet, die Aufgabe eines messianisch-revolutionären Aufsprengens der Katastrophengeschichte. 1940 setzte B., von Auslieferung an Deutschland bedroht, im spanischen Grenzort Port Bou mit einer Überdosis Morphium seinem Leben ein Ende. B.s ganz außerordentliche, weit über den deutschen Sprachraum hinausreichende Wirkungsgeschichte begann erst in den sechziger Jahren. 1993 wurde ihm in Port Bou eine eindrucksvolle Gedenkstätte errichtet. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Rolf Tiedemann/Hermann Schweppenhäuser. 7 Bde. in 14 Einzelbänden. Frankfurt/Main 1974-89. - Gesammelte Briefe.

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Bense Hrsg. v. Theodor W. Adorno Archiv durch Christoph Gödde und Henri Loritz. 6 Bde., Frankfurt/Main 1995-2000. LITERATUR: Reinhard Markner/Thomas Weber (Hrsg.): Literatur über W. B. Kommentierte Bibliographie 1983-1992. Hamburg 1993. - Momme Brodersen: W. B. Eine kommentierte Bibliographie. Morsum/Sylt 1995. - Bernd Witte: W. B. Reinbek 1985. - Hans Puttnies/Gary Smith: Benjaminiana. Gießen 1991. - Uwe Steiner (Hrsg.): W. B. 1892-1940. Zum hundertsten Geburtstag. Bern 1992. Bernd Kiefer: Rettende Kritik der Moderne. Studien zum Gesamtwerk W. B.s. Bern u.a. 1994. - Stephane Moses: Der Engel der Geschichte. Franz Rosenzweig - W. B. Gershom Scholem. Frankfurt/Main 1994. - Klaus Garber/ Ludger Rehm (Hrsg.): Global B. Internationaler W. B. Kongreß 1992. 3 Bde., München 1997. Burkhardt Lindner Bense, Max, * 7.2.1910 Straßburg, t 29.4.1990 Stuttgart. B. studierte Physik, Mathematik, Geologie und Philosophie in Bonn, Köln und Basel, wurde 1937 promoviert (Quantenmechanik und Daseinsrealität. Eine Untersuchung über die Prinzipien der Quantenmechanik und ihre Beziehung zu Schelers Lehre von der Daseinsrealität der Gegenstandsarten) und arbeitete dann als Physiker in der Industrie. Nach Kriegsende einige Monate Bürgermeister von Georgenthal, wurde er im September 1945 Kurator der Univ. Jena, wo er sich 1946 habilitierte und anschließend philosophische Vorlesungen hielt. 1948 ging er nach Boppard und lehrte von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1978 an der TH (seit 1964 Univ.) Stuttgart; 1963 wurde er zum persönlichen Ordinarius ernannt. B. vertrat einen exakten Philosophiebegriff (Geist der Mathematik. Abschnitte aus der Philosophie der Arithmetik und Geometrie, 1939). Entschiedenen Rationalismus verband er mit einer existentiellen Grundanschauung („existentieller Rationalismus"). Seine Hauptthese, daß Wissenschaft und Kunst nicht ohne Mathematik geschaffen und erklärt werden können, legte B. zum ersten Mal in Konturen einer Geistesgeschichte der Mathematik (2 Bde., 1946-49) dar. Seit Anfang der fünfziger Jahre konzentrierte er sich auf die Ästhetik und begründete gegen die „Rezeptionsästhetik" eine objektive Ästhetik, die Informationsästhetik als eine Wissenschaft von den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Kreativität (Aesthetica, 4 Bde., 1954-60; veränderte und erw. Bearbeitung, 1965; 2., erw. Aufl. 1982; Einführung in die informationstheoretische Ästhetik. Grundlegung und Anwendung in der Texttheorie, 1969, 31971). Neben der Informationstheorie war die Semiotik wegweisend auf dem Weg zu einer Theorie der semiotischen Ästhetik (Zeichen und Design. Semiotische Ästhetik, 1971; Die Unwahrscheinlichkeit des Ästhetischen und die Semiotische Konzeption der Kunst, 1979). Bestimmt von der Idee des Experiments und seine Texttheorie konkretisierend, schuf B. auch poetische Texte, u. a. Bestandteile des Vorüber. Dünnschliffe, Mischtexte, Montagen (1961) und Entwurf einer Rheinlandschaft (1962). Er beeinflußte die deutsche „konkrete Poesie", so die Vertreter der Stuttgarter Schule (u. a. Helmut Heißenbüttel), aber auch Eugen Gomringer und Franz Mon. 1955-60 gab B. die kulturkritische Zeitschrift „augenblicke", 1960-76 die Reihe „rot", 1960-90 die Zeitschrift „Semiosis. Internationale Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik" und die „Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft" heraus. 1957 gründete er in Stuttgart die Studiengalerie des Studium generate. WEITERE WERKE: Raum und Ich. Eine Philosophie über den Raum. Berlin [1934]. Nachdruck München 1943. Aufstand des Geistes. Verteidigung der Erkenntnis. Stuttgart 1935. - Anti-Klages oder Von der Würde des Menschen. Berlin 1937. - Einleitung in die Philosophie. Eine Einübung des Geistes. München/Berlin 1941. - Sören Kierkegaard. Leben im Geist. Hamburg 1942. - Über Leibniz.

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Jena 1946. - Philosophie als Forschung. Köln 1947. - Umgang mit Philosophen. Essays. Köln 1947. - Von der Verborgenheit des Geistes. Berlin 1948. - Technische Existenz. Essays. Stuttgart 1949. - Literaturmetaphysik. Der Schriftsteller in der technischen Welt. Stuttgart 1950. - Die Philosophie. Frankfurt/Main 1951. - Der Begriff der Naturphilosophie. Stuttgart 1953. - Rationalismus und Sensibilität. Präsentationen. Krefeld/Baden-Baden 1956. - Theorie der Texte. Eine Einführung in neuere Auffassungen und Methoden. Köln 1962. - experimentelle Schreibweisen. Stuttgart 1964. - Ungehorsam der Ideen. Abschließender Traktat über Intelligenz und technische Welt. Köln 1965, 31966. Ausgewählte Schriften in vier Bänden. Hrsg. von Elisabeth Walther. Stuttgart/Weimar 1997/98. - Radiotexte. Essays, Vorträge, Hörspiele. Hrsg. v. Caroline und Elisabeth Walther. Heidelberg 2000. LITERATUR: Elisabeth Walther: Bibliographie der veröffentlichten Schriften von M. B. Baden-Baden 1994. - Gotthard Günther: Sein und Ästhetik. Kommentare zu M. B.s ästhetischen Informationen. In: Texte und Zeichen 3 (1957) S. 429-440. - Günther Busch: Ästhetik am Scheidewege. Zu M. B.s aesthetica. In: Merkur 14 (1960) S. 180-187. Elisabeth Walter/Ludwig Hang (Hrsg.): Muster möglicher Welten. Festschrift zum 60. Geburtstag. Wiesbaden 1970. M. B. zum 75. Geburtstag. Semiosis 36/37/38. 1984, Heft l und 1985, Heft 1/2. - Zeichen von Zeichen für Zeichen. Festschrift für M. B. Hrsg. v. Elisabeth Walther und Udo Bayer. Baden-Baden 1990. - M. B. zum Gedenken. Semiosis 57/58. 1990, Heft 112. - Zum Gedenken an M. B. Reden und Texte an seinem 90. Geburtstag. Hrsg. v. Ulrich Sieber. Stuttgart 2000. Berg, Franz, * 31.1. 1753 Frickenhausen, f 6.4.1821 Würzburg. Nach dem Besuch des Klerikalseminars in Würzburg empfing B. 1777 die Priesterweihe und war als Kaplan der dortigen Dompfarrei tätig. 1785 wurde er a. o., 1789 o. Prof. der Patrologie, 1811 Prof. der Universalgeschichte an der Juristischen Fakultät. B. war ein Anhänger der radikalen Aufklärung, stand dem System -» Kants kritisch gegenüber und war ein Gegner der Identitätsphilosophie -> Schellings. Er veröffentlichte u.a. Sextus, oder über die absolute Erkenntnis von Schelling. Ein Gespräch (1804) und Epikritik der Philosophie (1805). LITERATUR: Johann Baptist Schwab: B. In: ADB 2, 1875, S. 361-363. - Johann Baptist Schwab: F. B.: geistlicher Rath und Professor der Kirchengeschichte an der Universität Würzburg. Ein Beitrag zur Charakteristik des katholischen Deutschlands zunächst des Fürstbisthums Würzburg im Zeitalter der Aufklärung. Würzburg 1869, 21872. Bergbohm, Karl Magnus, * 18.9.1849 Riga, t 12.11.1927 Bonn. B. studierte in Dorpat, seit 1875/76 in Berlin und Leipzig, erlangte 1876 in Dorpat den Magistergrad (Staatsverträge und Gesetze als Quellen des Völkerrechts, 1877) und wurde 1877 zum Dozenten ernannt. 1882-84 war er Syndikus der Universität, wurde 1884 promoviert (Die bewaffnete Neutralität 1780-83. Eine Entwicklungsphase des Völkerrechts im Seekriege) und vom Senat zum Prof. des Staats- und Völkerrechts ernannt. Als die Regierung seine Ernennung nicht bestätigte, wurde er lediglich mit der Verwaltung der Professur beauftragt und hielt seit 1889 als Dozent Vorlesungen über Völkerrecht, allgemeines Staatsrecht, Kirchenrecht und Rechtsphilosophie. 1893 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. nach Marburg, 1895 als o. Prof. nach Bonn. B. war ein Verfechter des Gesetzespositivismus, suchte den naturrechtlichen Gedanken aus der Rechtswissenschaft zu ver-

Bergmann treiben und hielt die empirische Erfahrung des Rechts für ausschlaggebend (u. a. Jurisprudenz und Rechtsphilosophie, Bd. I, 1892). LITERATUR: Dietrich Lang-Hinrichsen: B., K. M. In: NDB 2, 1955, S. 77. - Rüdiger Kass: K. B.s Kritik der Naturrechtslehre des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Diss. Kiel 1972. Juan Llambias de Azevedo: Betrachtungen über B.s Kritik an der Naturrechtslehre. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 51 (1965), Beiheft 41, S. 163-199; 55 (1969) S. 87-107. Bergemann, Paul, * 20.10.1862 Löwenberg (Schlesien), t 8.10.1946 Kohlfun (Schlesien). Nach dem Studium in Berlin, Halle und Jena 1891 mit der Arbeit Ernst Plainer als Moralphilosoph und sein Verhältnis zur Kant'sehen Ethik promoviert, war B. zunächst Lehrer am Progymnasium in Goldberg und an der Mädchenschule der Franckeschen Stiftungen in Halle und leitete dann bis 1904 Übungen am Pädagogischen Seminar der Univ. Jena. Er war Gründer und erster Leiter der Jenaer „volkstümlichen Hochschulkurse"; großen Anteil hatte er an der Einrichtung öffentlicher Lesehallen in Jena. Wegen seiner Auseinandersetzungen mit Paul —»Natorp mußte B. seine Universitätskarriere aufgeben und war 1904-30 Direktor des von ihm gegründeten Privatlyzeums in Striegau. Er veröffentlichte u. a. Soziale Pädagogik auf erfahrungswissenschaftlicher Grundlage und mit Hilfe der induktiven Methode als universalistische oder Kultur-Pädagogik dargestellt (1900), Lehrbuch der pädagogischen Psychologie (1901) und Ethik als Kulturphilosophie (1904). WEITERE WERKE: Die evolutionistische Ethik als Grundlage der Wissenschaftlichen Pädagogik. Gotha/Wiesbaden 1894. - Die drei Fundamentalprobleme der Pädagogik und ihre theoretische Lösung. Leipzig 1896. - Adam Smith's pädagogische Theorien im Rahmen seines Systems der praktischen Philosophie. Wiesbaden 1896. - Die Lehre von den formalen und kulturhistorischen Stufen und von der Konzentration im Lichte der unbefangenen Wissenschaft. Leipzig 1897. - Zur Klarstellung des Begriffes Apperzeption. Gotha/Wiesbaden 1894. LITERATUR: Adolf Strehler: Die sozial-philosophischpädagogischen Grundanschauungen B.s und Natorps. Diss. Leipzig 1909. Berger, Johann Erich von, * 1.9. 1772 Faaborg (Insel Fünen, Dänemark), t 22.2. 1833 Kiel. Nach Abschluß des Jurastudiums in Kopenhagen kam B., Sohn eines Militärs, 1791 nach Hamburg; später studierte er Geschichte, Staatswissenschaften, Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie an den Universitäten Göttingen, Kiel und Jena, wo er Mitbegründer der literarischen „Gesellschaft der freien Männer" war. In Kiel wurde er mit Henrik -»Steffens bekannt. 1800 kehrte B. nach Kopenhagen zurück, wurde Referendar der Rentenkammer, ließ sich jedoch bald auf seinem Gut Seekamp bei Kiel nieder, um sich privaten Studien zu widmen. 1814 zum o. Prof. der Astronomie an der Univ. Kiel berufen, wurde er 1815 in der Philosophischen Fakultät promoviert und 1826 zum o. Prof. der Philosophie ernannt, der er sich nach dem Tod Karl Leonhard —»Reinhold ausschließlich widmete. 1821 und 1832 war B. Rektor der Universität. Er veröffentlichte U. a. Philosophische Darstellung der Harmonien des Weltalls (Teil l, 1808). In seinem philosophischen Hauptwerk Allgemeine Grundzüge zur Wissenschaft (4 Bde., 1817-27) entwickelte er nach dem Vorbild —»Hegels ein System der gesamten Wissenschaften. Friedrich Adolf—»Trendelenburg zählt zu B.s Schülern. WEITERE WERKE: Die Angelegenheiten des Tages. Schleswig 1795. Altona 21796. - Über den scheinbaren Streit der

Vernunft wider sich selbst, besonders in Religionssachen. Altona 1818. LITERATUR: Henning Ratjen: J. E. v. B.'s Leben. Altona 1835. - Ders.: B. In: ADB 2, 1875, S. 376-377. - Johannes Gehring: Die Religionsphilosophie J. E. v. B.s. Leipzig 1897. - Otto Schumacher: Die Ethik J. E. v. B.s. Hamburg 1929. -Charlotte Schönbeck: B. J. E. v. In: SchleswigHolsteinisches Biographisches Lexikon. Hrsg. v. Olaf Klose und Eva Rudolph. Bd. 2. Neumünster 1971, S. 52-54. Bergmann, Gustav, * 4.5.1906 Wien, t 21.4.1987 Iowa City (Iowa, USA). B. studierte Mathematik an der Univ. Wien und wurde 1928 aufgrund der Dissertation Beiträge zur metrischen Differentialgeometrie zum Dr. phil. promoviert. 1927-31 nahm er an Treffen des „Wiener Kreises" teil. 1929/30 war er Lehrer an einer Wiener Realschule, hielt sich 1930/31 als Mitarbeiter Walther Mayers in Berlin auf und war bis 1936 als Privatlehrer in Wien tätig. Das Studium der Rechtswissenschaft an der dortigen Univ. schloß B. 1936 mit der Promotion ab. Er war dann Juniorpartner in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei und bis zu seiner Emigration in die USA 1938 führendes Mitglied des sogenannten „Fleischer-Kreises", einer Diskussionsrunde von Wiener Wissenschaftlern, Sozialarbeitern und Rechtsexperten. 1939 wurde B. Research Assistant im Child Welfare Department bei Kurt Lewin an der Iowa State University, wo er seit 1950 als Prof. der Philosophie und Psychologie lehrte. 1968 wurde er Präsident der American Philosophical Association. B. schrieb u.a. Philosophy of Science (1957), Meaning and Existence (1959), Logic and Reality (1964) und Realism. A Critique of Brentano and Meinong (1964). LITERATUR: Laird Addis: The Philosophy of G. B. In: Algemeen Nederland Tijdschrift voor Wijsbegeerte 63 (1971), Heft 2, S. 78-98. - William Heald: From Positivism to Realism: The Philosophy of G. B. In: Books at Iowa 56 (1992) S. 25-46. - Herbert Hochberg: From Carnap's Vienna to Meinong's Graz: G. B.'s Ontological Odyssey. In: Grazer Philosophische Studien 48 (1994) S. 1-50. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/ Main 1997, bes. S. 660-666. Bergmann, Hugo, seit anfang der vierziger Jahre Bergman, * 25. 12. 1883 Prag, t 18.6. 1975 Jerusalem. B., Sohn eines Handlungsreisenden, studierte Naturwissenschaften (Chemie, Mathematik, Physik) und Philosophie an der Deutschen Univ. in Prag, war Schüler von Anton —»Marty und wurde 1905 promoviert (Die Atomtheorie im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Problemgeschichte der Philosophie). 1906-19 war er Bibliothekar an der Deutschen Universität. B. nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und war 1919 Mitglied des Nationalrats der tschechoslowakischen Republik. 1920 ging er nach Jerusalem und war dort Gründer und erster Direktor der Nationalbibliothek, die er bis 1935 leitete. Seit 1924 war er zusammen mit Hayyim Herman Pick Herausgeber der Vierteljahresschrift für hebräische Bibliographie „Kirjath Sefer". 1925 gehörte er zu den Gründern von „Brith Schalom", der Vereinigung für jüdisch-arabische Verständigung in Jerusalem. 1928 wurde B. Dozent, 1935 Prof. der Philosophie an der Hebräischen Univ. in Jerusalem, deren Rektorat er 1935-38 innehatte. 1960 war er Gründungsmitglied der Israel Academy of Science and Humanities. B. befaßte sich in seinen Schriften vorwiegend mit ethischen und erkenntnistheoretischen Themen. Er veröffentlichte u. a. Das philosophische Werk Bernhard Bolzanos (1909), Das Unendliche und die Zahl (1913), Jawne und Jerusalem (1919) und Der Kampf um das Kausalgesetz in der jüngsten Physik (1929).

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Bergmann WEITERE WERKE: Untersuchungen zum Problem der Evidenz der inneren Wahrnehmung. Halle 1908. - The Philosophy of Solomon Maimon. Transl. from the Hebrew by Noah J. Jacobs. Jerusalem 1967 (1. Aufl. 1932). - God and Man in Modern Thought. Jerusalem 1956. - Faith and Reason. An Introduction to Modern Jewish Thought. Transl. and ed. by Alfred Jospe. Washington, D.C. 1961. - The Quality of Faith. Essays on Judaism and Morality. Transl. by Yehuda Hanegbi. Jerusalem 1970. LITERATUR: Baruch Shohetman/Shlomo Shunami: The Writings of Shmuel H. B. A Bibliography 1903-1947. Jerusalem 1968. - Nathan Rotenstreich: Das Spektrum von B.s philosophischem Werk. In: Tagebücher und Briefe 1901-1975. Hrsg. v. Miriam Sambursky. Bd. 2. Königstein/Taunus 1985, S. XI-XV. - Abraham Zvie Bar-On: On Shmuel H. B.'s philosophy. Amsterdam 1986. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 2. München u.a. 1993, S. 199-208. Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard), * 1.4.1839 Opherdicke (Westfalen), t 24.8.1904 Marburg. B., Sohn eines Pastors, studierte 1859-61 Philosophie, Mathematik und Physik in Göttingen, wurde 1862 in Berlin zum Dr. phil. promoviert (Ueber den Werth und die Möglichkeit einer reinen Vernunftwissenschaft) und habilitierte sich dort 1872. Er war Mitglied der hegelianischen Philosophischen Gesellschaft, gab zusammen mit Karl Ludwig -»Michelet die Zeitschrift „Der Gedanke" heraus und gründete 1868 „Die Philosophischen Monatshefte" (seit 1895 zusammengelegt mit dem „Archiv für Philosophie"). Nach der Habilitation wurde B. als Nachfolger Friedrich -> Uebenvegs o. Prof. in Königsberg und folgte 1874 einem Ruf an die Univ. Marburg, deren Rektor er 1883/84 war. Er veröffentlichte u. a. Grundlinien einer Theorie des Bewußtseins (1870), Allgemeine Logik (Bd. 1: Reine Logik, 1879), Sein und Erkennen. Eine fundamental-philosophische Untersuchung (1880), Vorlesungen über Metaphysik mit besonderer Beziehung auf Kant (1886), Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1892/93), Untersuchungen über die Hauptpunkte der Philosophie (1900) und System des objectiven Idealismus (1903). WEITERE WERKE: Das erste Problem der Ontologie, aufgezeigt und aufgelöst. Berlin 1865. - Zur Beurtheilung des Kriticismus vom idealistischen Standpunkte. Berlin 1875. Grundzüge der Lehre vom Unheil. Marburg 1876. - Das Ziel der Geschichte. Marburg 1881. - Die Grundprobleme der Logik. Berlin 1882, 21895. - Über das Richtige. Eine Erörterung der ethischen Grundfragen. Berlin 1883. - Über den Utilitarismus. Marburg 1883. - Über das Schöne. Analytische und historisch-kritische Untersuchungen. Berlin 1887. LITERATUR: Ernst Eckstein: Der Begriff des Daseins bei J. B. Diss. Erlangen 1902. - Hans Keller: Der RaumZeitidealismus von J. B., H. Cohen und P. Natorp. Diss. Bonn 1930. - Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. Bering, Johannes, * 17.12.1748, t 3.6.1825 Marburg. Nach dem Studium in Marburg war B. Hauslehrer, dann Repetent der Stipendiaten, akademischer Lehrer der Philosophie und seit 1779 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Marburg. 1789 wurde er zum Universitätsbibliothekar und 1815 zum Hofrat ernannt. A. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie —> Kants und veröffentlichte u. a. Philosophischer Beweis für das Dasein Gottes (1780) und De regressu successive (1785).

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Berlinger, Rudolph, * 26.10.1907 Mannheim, t 7.7.1997 Würzburg. B. wurde 1940 zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich 1947 an der TH München (Die Paradox.it des Nichts), war bis 1955 Dozent und folgte 1955 einem Ruf als o. Prof. für Philosophie und Pädagogik an die Univ. Würzburg. Durch die Phänomenologie beeinflußt, beschäftigte er sich vor allem mit systematischer Philosophie, Problemgeschichte der Philosophie und morphopoietischer Metaphysik. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Das Nichts und der Tod (1954, 3 1996), Das Werk der Freiheit (1959), Augustins dialogische Metaphysik (1962), Vom Anfang des Philosophierens (1965), Philosophie als Weltwissenschaft (2 Bde., 1975-80), Die Weltnatur des Menschen. Morphopoietische Metaphysik. Grundlegungsfragen (1988) und Philosophisches Denken (1995). B. war 1969-73 Mitherausgeber des .Jahrbuchs Philosophische Perspektiven", seit 1975 der „Perspektiven der Philosophie. Neues Jahrbuch" und der Reihe „Elemente. Schriften zur Philosophie und ihrer Problemgeschichte". LITERATUR: R. B. Philosophische Publikationen. In: Perspektiven der Philosophie 24 (1998) S. 393-403. Bernays, Paul (Isaak), * 17. 10. 1888 London, t 18.9.1977 Zürich. B., Sohn eines Kaufmanns, studierte 1908-12 Mathematik an der TH Berlin und der Univ. Göttingen, nebenbei Musik und Philosophie, und wurde 1912 aufgrund einer Dissertation über die analytische Zahlentheorie der binären quadratischen Formen promoviert. 1913 habilitierte er sich an der Univ. Zürich mit einer funktionstheoretischen Arbeit und war dort bis 1917 Privatdozent. Seit 1919 an der Univ. Göttingen, wo er Mitarbeiter von David -» Hubert war, wurde er 1922 zum a. o. Prof. ernannt, 1933 jedoch entlassen. Nach seiner Emigration 1934 in die Schweiz lehrte er an der Zürich, seit 1945 als a. o. Professor. In Göttingen gehörte er zu dem Kreis um den Philosophen Leonard -»Nelson, der ihn in den Kreis der Neo-Friesschen Schule einführte, von der sich B. später mehr und mehr distanzierte. Er war Mitautor von Huberts Grundlagen der Mathematik (2 Bde., 1934-39) und Mitherausgeber der „Abhandlungen der Fries'schen Schule, Neue Folge" (1910-37). B. beschäftigte sich auch mit Mengentheorie und entwickelte eine axiomatische Mengenlehre (Axiomatic Set Theory, 1958), bei der er vor allem an Arbeiten John von Neumanns anknüpfte. B. gründete den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK). WEITERE WERKE: Das Moralprinzip bei Sidgwick und bei Kant. Göttingen 1910. - Über die Bedenklichkeit der neueren Relativitätstheorie. Göttingen 1913. - Über den transzendentalen Idealismus. Göttingen 1913. LITERATUR: Adolf Fraenkel: P. B. und die Begründung der Mengenlehre. In: Logica. Studia P. B. dedicata. Neuchätel 1959, S. 70-75. - Henri Lauener: P. B. (1888-1977). In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 9 (1978) S. 13-20. - Gert Heinz Müller (Hrsg.): Sets and Classes. On the Work by P. B. Amsterdam 1976 (mit Bibliographie). Bernhard von Waging, * um 1400 Waging bei Traunstein, t 2.8. 1472 Bergen bei Eichstätt. B. studierte an der Univ. Wien und wurde baccalaureus artium. Seit etwa 1435 Augustinerchorherr in Indersdorf, trat er 1446 in das Benediktinerkloster Tegernsee über, dessen Prior er 1452-65 war. B. wirkte auch als Reformer verschiedener Klöster (u. a. St. Georgenberg-Fiecht, Bergen a. d. Donau, Neuburg) und als geistlicher Schriftsteller. Ihm war besonders an einer inneren Erneuerung des Klerus gelegen. B. war befreundet mit —»Nikolaus von Kues, mit dem er einen Briefwechsel über Fragen der mystischen Theologie führte. Dessen Werk De docta ignorantia feierte er in seinem Laudatorium Doctae ignorantiae (1451), dem ein Defensorium laudatori (1459) und der Traktat De cognoscendo Deum

Bertalanffy (1459) folgten. Fragen des mystischen Lebens erörterte B., für den mystische Erfahrung in der Erkenntnis beginnt und sich im Affekt vollendet, auch in dem Werk De spiritualibus sentimentis et perfeclione spirituali (um 1463/64). LITERATUR: Eric Vansteenberghe: Autour de la docte ignorance. In: Beiträge zur Philosophie und Theologie des Mittelalters 14 (1915) S. 2-4. - Virgil Redlich: Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert. München 1931. Nachdruck Aalen 1974. - Werner Höver: B. v. W. In: VL l, 1978, Sp. 779-789. - Heide Dorothea Riemann: Der Briefwechsel B.s v. W. und Johannes von Eych (1461)-1463. Speculum pastorum et animarum rectorum, epistula impugnatoria, defensorium speculi pastorum et animarum rectorum. Zur Kontroverse über Rang und Verdienst des aktiven und des kontemplativen Lebens. Diss. Köln 1985. - Heide Dorothea Riemann: „De cognoscendo deum". Die Entstehungsgeschichte eines Traktates des B. v. W. zum Mystikerstreit des 15. Jahrhunderts. In: Ludwig Hagemann/Reinhold Glei (Hrsg.): " . Einheit und Vielfalt. Festschrift Karl Bormann zum 65. Geburtstag. Würzburg/ Altenberge 1993, S. 121-160. Bernhard!, (Johann) August Ferdinand (Christian), Pseud. Falkenhain, * 24.6. 1769 Berlin, t 2.6. 1820 Berlin. Nach dem Philologiestudium in Halle, u.a. als Schüler von Friedrich August Wolf, wurde B., Sohn eines Justitiars, 1791 Lehrer am Werderschen Gymnasium in Berlin und 1808 dessen Direktor. Seit 1811 war er Privatdozent, von 1816 an Konsistorialrat und wurde 1820 Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin. Zusammen mit seinem Schwager Ludwig Tieck veröffentlichte B. die Bambocciaden (3 Bde., 1797-1800). Als B.s Hauptwerk gilt die zweibändige philosophische Sprachlehre (1801 -03), in der er die sprachtheoretischen Erkenntnisse des 18. Jh. systematisierte und die Wissenschaftslehre Johann Gottlieb —» Fichtes auf die Sprachwissenschaft übertrug. 1838 erschienen Reliquien, Erzählungen und Dichtungen von B. und seiner Frau Sophie, herausgegeben von deren Sohn Wilhelm. WEITERE WERKE: Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Berlin 1805. - Mathematik und Sprachen, Gegensatz und Ergänzung. Berlin 1815. - Ueber die Natur der Buchstaben und die Consecution derselben. Berlin 1820. LITERATUR: Joachim Braeuer: A. F. B., der Sprachphilosoph der älteren Romantik. Diss. Breslau 1921. - Eva Fiesel: Die Sprachphilosophie der Deutschen Romantik. Tübingen 1927. - Eugen Klin: A. F. B. als Kritiker und Literaturtheoretiker. Bonn 1966. - Roswitha Wild-Schedlbauer: Reflexionen über A. F. B.s Leben und sprachwissenschaftliches Werk. In: Brigitte Asbach-Schnitker/Johannes Roggenhofer (Hrsg.): Neuere Forschungen zur Wortbildung und Historiographie der Linguistik. Festgabe für Herbert E. Brekle /.um 50. Geburtstag. Tübingen 1987, S. 367-385. - BBHS l, 1992, S. 241-248. Bernheim, Ernst, * 19.2.1850 Hamburg, t 3.3.1942 Greifswald. B. studierte Geschichte in Berlin und Heidelberg und habilitierte sich 1875 an der Univ. Göttingen. Seit 1883 war er a. o. Prof., seit 1889 o. Prof. der mittelalterlichen Geschichte und Hilfswissenschaften an der Univ. Greifswald, deren Rektor er 1899 wurde. B. war Mitarbeiter der „Monumenta Germaniae Historica" und 1891-97 an den Arbeiten zur Herausgabe der Libelli de Ute imperatorum et pontificum beteiligt. Als Hauptwerke gelten Lehrbuch der historischen Methode (1889; ab der 3., völlig neu bearb. Aufl.: /.../ und der Geschichtsphilosophie, 1903, *1914; Nachdruck, 2 Bde., I960) und Mittelalterliche Zeitanschauungen in ihrem Einfluß auf Politik und Geschichtsschreibung (Teil l, 1918; Neudruck 1964). B. war seit 1906 Geheimer Regierungsrat.

WEITERE WERKE: Geschichtsforschung und Geschichtsphilosophie. Göttingen 1880. - Einleitung in die Geschichtswissenschaft. Leipzig 1905, 41926. LITERATUR: Edmund Edel: Grenzen und Gefahren der Geschichtsauffassung E. B.'s. Diss. Köln 1942. Berolzheimer, Friedrich, * 3.1.1869 Bamberg, t 30.9. 1920 Berlin. Das Jurastudium in München, Erlangen und Berlin schloß B., Sohn eines Rechtskonzipienten, 1891 mit der Promotion ab und war dann bis 1901 als Anwalt tätig. Danach betätigte er sich auf literarisch-wissenschaftlichem Gebiet. Zusammen mit Josef —» Kohler gilt er als Begründer des Neuhegelianismus in der Rechtsphilosophie. Er war Mitbegründer und langjähriger Mitarbeiter des „Archivs für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie" sowie Gründer und Redakteur des Archivs der „Internationalen Vereinigung für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie". Als B.s Hauptwerk gilt sein System der Rechts- und Wirtschaftsphihsophie (5 Bde., 1904-07; Nachdruck 1963). WEITERE WERKE: Aristo-Plutokratie. Das politische System der nächsten Zukunft. München 1899. - Rechtsphilosophische Studien. München 1903. - Deutschland von heute. Kulturgemälde der deutschen Gegenwart. Berlin/Leipzig '••'1910. - Moral und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. München 1914. LITERATUR: Josef Kohler: F. B. zum 50. Geburtstag. In: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie 12 (1918/19) S. 97 ff. - Georg Lasson: F. B. Ebd., 14 (1920/21) S. 238-250. - Lothar Lotze/Walter Schier: F. B. und das ARSP. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 73 (1987) S. 15-29. Bertalanffy, Ludwig von, * 19.9.1901 Atzgersdorf (heute zu Wien), t 12.6. 1972 Buffalo (New York, USA). Der väterlicherseits aus ungarischem Adel stammende B. studierte nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums zunächst Philosophie und Kunstgeschichte, dann Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Biologie in Innsbruck und Wien, wo er nach seiner Heirat mit Maria Bauer 1925 und der Geburt des Sohnes Felix bei dem Neopositivisten Moritz —»Schlick über Fechner und das Problem der Integration höherer Ordnungen (1926) zum Dr. phil. promoviert wurde. Im Zeichen der zeitgenössischen Kontroverse zwischen Neovitalismus (Hans —»Driesch) und Entwicklungsmechanik (Wilhelm —»Roux) widmete sich B. der Biophilosophie und verfaßte auf Anregung des Biologen Julius Schaxel eine Kritische Theorie der Formbitdung (1928), in der sich bereits seine „organismische" Leitidee abzeichnete, mit der B. die Kontroverse überbrücken wollte. Parallel arbeitete B. zu Hölderlin, -»Kant, -»Spengler und gab eine Werkauswahl zu —»Nikolaus von Kues (1928) heraus. Die fächerübergreifende Habilitation (1934) bei den Philosophen Robert —»Reininger. Schlick und dem Zoologen Jan Versluys wird zum ersten Band eines Standardwerks über Theoretische Biologie (2 Bde., 1932-42, : 195I), worin die Eigengeset/.lichkeit des Organismus als „offenes System" bzw. „ganzheitlich" und formal-mathematisch betrachtet und der Terminus „Fließgleichgewicht" geprägt wird. Als Privatdozent für Theoretische Biologie konnte er aufgrund eines Rockefeller-Stipendiums 1937/38 in den USA mit dem Begründer der mathematischen Biophysik, Nicholas Rashevsky, zusammenarbeiten und in Chicago erstmalig seine „Allgemeine Systemtheorie" vortragen. Nach der Rückkehr ins nationalsozialistische Deutschland durfte sein Buch Lebenswissenschaft und Bildung (1930) wegen seiner kritischen Haltung nicht mehr erscheinen. Als angesehener außerplanmäßiger Prof. an der Univ. Wien (seit 1940) konnte B. jedoch Vom Molekül zur Organismenwelt

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Berthold (1940) veröffentlichen, außer den Abhandlungen zur exakten Biologie vor allem das Handbuch der Biologie (l942ff.) herausgeben und viele Fachpublikationen verfassen. Bei Kriegsende verlor er Habe, Bibliothek und das Hauptmanuskript zum dritten Band der Theoretischen Biologie. Mit der Leitung des Zoologischen Instituts betraut, bewegten B. die Arbeitsbedingungen und ökonomische Gründe nach Zusammenarbeit mit dem Biologen Joseph Henry Woodger in London, 1949 einen Lehrstuhl für Biologie an der Univ. Ottawa (Kanada) anzunehmen. Es erschien Das biologische Weltbild (1949), später in viele Sprachen übersetzt, anläßlich dessen sich auch eine Freundschaft mit Aldous Huxley anbahnte. Diverse Forschungsaufenthalte führten B. durch die USA: als Senior Fellow in the Behavorial Sciences 1954/55 nach Stanford, wo er Anatol Rapoport begegnete, mit dem er seit 1956 die „Yearbooks of the Society for General System Research" herausgab; als Kodirektor eines Forschungszentrums 1955-58 nach Los Angeles, wo er eine Methode zur Krebsdiagnose mittels Fluoreszenzmikroskopie entwickelte. Als Sloan Visiting Professor wechselte B. auf Einladung des Psychiaters Karl Menninger nach Topeka (Kansas), um Verhaltensstudien zu betreiben. 1961 erhielt B. einen zoologischen Lehrstuhl an der University of Alberta in Edmonton (Kanada), von dem er mit 65 Jahren an die Staatsuniversität von Buffalo ging, wo namhafte Autoren sein Lebenswerk würdigten (Erwin Laszlo, Hrsg.: The Relevance of General System Theory, 1972). Zwischenzeitliche Bemühungen, B. nach Deutschland zu berufen, scheiterten an bürokratischen Einwänden. Nach der Emigration verfaßte B. den Klassiker zur Biophysik des Fließgleichgewichts (1953), forschte über Robots, Men and Minds (1967) und vor allem über General System Theory. Foundations, Development, Applications (1968). Seine Frau arbeitete zeitlebens mit ihm zusammen. B. war Mitglied zahlreicher Gesellschaften und Organisationen. Über 250 Publikationen und 14 Bücher dokumentieren B. als interdisziplinären Polyhistor, mit Beiträgen zur Kunst-, Philosophie- und Kulturgeschichte, zur Psychiatrie, Psychologie, Soziologie und zur konkreten Biologie, z. B. zu Wachstumsgesetzen und Energiebedarf. In der Kybernetik und Informationstheorie umfassenden Systemtheorie schuf B. eine bis in die Gegenwart hinein wirkende Grundlage für die moderne theoretische Biologie, als deren bedeutendster Vertreter er galt und über die er in zahlreiche andere Disziplinen hinein gewirkt hat. LITERATUR: Arno Bendmann: L. v. B.s organismische Auffassung des Lebens in ihren philosophischen Konsequenzen. Jena 1967. - William Gray/Nicholas D. Rizzo: Unity Through Diversity. A Festschrift for L. v. B. 2 Bde., New York/London/Paris 1973 (Section I: L. v. B. Person and Work; Bibliography). - Gerhard Nierhaus: L. v. B. In: Sudhoffs Archiv 65 (1981), Heft 2, S. 144-171. Hans Werner Ingensiep

Biedermann, Gustav, * 1815 Böhmisch-Aicha. B. studierte Medizin in Prag und lebte als praktischer Arzt in Bodenbach. In seinem Erstlingswerk Die sepkulative Idee in Humboldts „Kosmos" (1849) als Anhänger —»Hegels erkennbar, behielt er dessen dialektische Methode zwar bei, änderte jedoch dessen System in seinem Hauptwerk Philosophie als Begriffswissenschaft (3 Tie., 1877-80) in der Weise ab, daß er an die Stelle der ursprünglichen Trias Idee, Natur, Geist die neue: Geist, Natur, Leben setzte. Er veröffentliche ferner Die Wissenschaftslehre (3 Tie., 1856-60), Die Naturphilosophie (1875), System der Philosophie (3 Tie., 1886-89), Religionsphilosophie (1887) und Philosophie als Begriffswissenschaft, Moral-, Rechts- und Religionsphilosophie (1890). WEITERE WERKE: Kants Kritik der reinen Vernunft und die Hegeische Logik in ihrer Bedeutung für die Begriffswissenschaft. Prag 1869. - Zur logischen Frage. Prag 1870. - Pragmatische und begriffswissenschaftliche Geschichtsschreibung der Philosophie. Prag 1870. - Metaphysik in ihrer Bedeutung für die Begriffswissenschaft. Prag 1870.

Berthold von Moosburg, t nach 20.4. 1361. B. ist zuerst bezeugt 1318 als Kommentator der aristotelischen Meteorologie. Er war Lesemeister im Regensburger Dominikanerkloster, wo er sich mit der Clavis physicae des —> Honorius Augustodunensis befaßte, dann Lesemeister am Ordensstudium in Köln. B. repräsentierte die neuplatonische Richtung innerhalb der deutschen Dominikanerschule und verfaßte den bedeutendsten, noch von —> Nikolaus von Kues geschätzten Kommentar aus dem Mittelalter zur theologischen Elementarlehre des Proklos, die Expositio super elementationem theologicam Procli, in der er seine theologischphilosophischen Ansichten erläutert. WERKE: Expositio super elementationem theologicam Procli. Hamburg 1984 ff. (auf 9 Bde. angelegt). LITERATUR: Willehad P. Eckert: B. In: Philosophisches Jahrbuch 65 (1957) S. 120-133. - Ders.: B. v. M. In: VL l, 1978, Sp. 816-817. - Loris Sturlese: ,Homo divinus'. Der

Biel, Gabriel, * um 1410/15 Speyer, t 7. 12.1495 Einsiedel bei Tübingen. B. studierte seit 1432 Heidelberg, wo er 1438 Magister artium wurde, 1442/43 und 1451-53 in Erfurt und seit 1453 in Köln. Seit 1457 Domprediger in Mainz, mußte er, da er in der großen Stiftsfehde auf seilen Adolfs von Nassau stand, Mainz 1462 vorübergehend verlassen. Nach Aufenthalten im Rheingau erhielt B. 1464 ein Benefiziat an der Nikolauskapelle in Eltville, wurde Bruder vom gemeinsamen Leben und beteiligte sich 1466 an der Gründung der Ordensniederlassungen in Marienthal bei Geisheim und in Königstein. B. gilt als das bedeutendste deutsche Mitglied dieser Ordensgemeinschaft. Er wurde Propst der Häuser in Butzbach (1468) und Urach (1479). 1479-92 lehrte er (seit 1484 als Prof.) Philosophie und Theologie an der Univ. Tübingen, deren Rektor er 1485 und 1489 war. Danach lebte er bis zu seinem Tod im Bruderhaus auf dem Einsiedel bei Tübingen. B., „ultimus

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Prokloskommentar B.s v. M. und die Probleme der nacheckhartschen Zeit. In: Abendländische Mystik im Mittelalter. Symposion Kloster Engelberg 1984. Hrsg. v. Kurt Ruh. Stuttgart 1986, S. 145-161. - Ders.: Tauler im Kontext. Die philosophischen Voraussetzungen des .Seelengrundes' in der Lehre des deutschen Neuplatonikers B. v. M. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 109 (1987) S. 390-426. Beseke, Johann Melchior Gottlieb, * 26.9.1746 Burg bei Magdeburg, t 19.10.1802 Mitau. B. studierte seit 1766 an der Univ. Frankfurt/Oder zunächst Theologie, später Philosophie und Rechtswissenschaften. 1771 ging er nach Halle, wo er 1772 zum Dr. jur. promoviert wurde und philosophische und juristische Vorlesungen hielt. 1774 folgte er einem Ruf an das akademische Gymnasium in Mitau, wo er erster Prorektor wurde. B. verfaßte juristische Arbeiten, die sich auf Naturrecht, Erb- und Strafrecht beziehen, vor allem jedoch philosophische (u. a. Über die Quellen der Moralität und Verbindlichkeit als die ersten Gründe der Moralphilosophie und des Naturrechts, 1774; Buch der Weisheit und Tugend, 1788; Versuch einer praktischen Logik, oder einer Anweisung den gesunden Verstand recht zu gebrauchen, 1786) und naturwissenschaftliche Schriften (u.a. Versuch einer Geschichte der Hypothesen über die Erzeugung der Thiere, 1797). Sein Entwurf eines Systems der transzendentalen Chymie erschien 1787. WEITERE WERKE: Entwurf eines Lehrbuchs der natürlichen Pflichten. Mitau 1777,21794. - Über das moralische Gefühl. Dessau 1782. - Probe eines kritischen Commentars über Kants Kritik der reinen Vernunft. Mitau 1789. Riga 1792.

Bilharz scholasticorum" genannt, war ein herausragender Systematiker des philosophischen und theologischen Wissens seiner Zeit, der den Nominalismus mit dem traditionellen scholastischen Denken zu verbinden suchte (vor allem in Sacri Canonis missae expositio, 1488; Neuausgabe, 4 Bde., 1963-76). Als Anhänger des Wilhelm von Ockham stellte er dessen Lehre in einem Kommentar der Sentenzen des Petrus Lombardus methodisch dar. Dieses Collectorium circa IV libros sententiarum (1501; ein Supplementum zu Buch IV von B.s Schüler Wendelin Steinbach erschien 1521; kritische Ausgabe, bearb. v. Wilfried Werbeck und Udo Hofmann, 4 Bde., 1973-92), die u.a. auf Martin -»Luther wirkten, enthält neben theoretischen auch praktische Überlegungen zur Ökonomie (1516 gesondert gedruckt als De potestate et Militate monetarum). WEITERE WERKE: Epitome et collectorium ex Occamo circa quatuor sententiarum libros. Tübingen 1501. Basel 1508. Nachdruck Frankfurt/Main 1965. - Defensorium oboedientiae apostolicae et alia documenta. Text und engl. Übers. Heiko A. Oberman u.a. Cambridge, Mass. 1968. - Dispositio et conspectus materiae cum indice conceptuum et rerum. Curavit Wilfried Werbeck. Mainz 1976. LITERATUR: Heiko A. Oberman: The Harvest of Medieval Theology. G. B. and Late Medieval Nominalism. Cambridge (Mass.) 1963. Durham (N.C.) 31983. Dt: Der Herbst der mittelalterlichen Theologie. Zürich 1965. - Wilhelm Ernst: Gott und Mensch am Vorabend der Reformation. Eine Untersuchung zur Moralphilosophie und -theologie bei G. B. Leipzig 1972 (mit Literatur). - Franz Joseph Burkhard: Philosophische Lehrgehalte in G. B.s Sentenzenkommentar unter besonderer Berücksichtigung seiner Erkenntnislehre. Meisenheim/Glan 1974. - Ulrich Bubenheimer: B., G. In: VL l, 1978, Sp. 853-858. -John Farthing: Thomas Aquinas and G. B. Durham (N.C.) 1988. - Ludger Kaczmarek: Sprachund Zeichentheorie in der deutschen Spätscholastik, G. B. ,Ultimus scholasticorum', Florentinus Diel .Primus modernorum' und die Grammatiker des 15. Jahrhunderts. In: Sprachtheorien in Spätantike und Mittelalter. Hrsg. v. Sten Ebbesen. Tübingen 1995, S. 207-236. - Gerhard Faix: G. B. und die Brüder vom gemeinsamen Leben. Tübingen 1999. Biese, Franz, * 11.5.1803 Friedland, t 16.4. 1895 Putbus/Rügen. Nach dem Studium der Philologie und Philosophie in Berlin und Halle kam B. 1829 als Lehrer an das Joachimsthalsche Gymnasium. 1835 veröffentlichte er den ersten Band einer Philosophie des Aristoteles, in ihrem innern Zusammenhange, mit besonderer Berücksichtigung des philosophischen Sprachgebrauchs, aus dessen Schriften entwickelt (Bd. 2: 1842), woraufhin er von König Friedrich Wilhelm III. zum Prof. ernannt und 1836 als Leiter des neugegründeten Pädagogiums nach Putbus auf Rügen berufen wurde, wo er 42 Jahre tätig war. Neben der zu seiner Zeit als Standardwerk geltenden Arbeit zur aristotelischen Philosophie veröffentlichte B. hauptsächlich auf die Unterrichtspraxis zugeschnittene Schriften. WEITERE WERKE: Ansicht des Aristoteles über das Wesen der besonderen Wissenschaften und über die Einteilung derselben in theoretische und praktische. Putbus 1838. - Philosophische Propädeutik für Gymnasien und höhere Bildungsanstalten. Berlin 1845. Bilfinger, Georg Bernhard, auch Bülfinger, * 23.1.1693 Cannstatt, t 18.2. 1750 Stuttgart. B., Sohn eines Spezial-Superintendenten, studierte zunächst Theologie in Tübingen, interessierte sich auch für Mathematik und Physik und entdeckte im Selbststudium —» Leibniz und —> Wolff. Nach kurzer Vikariatszeit in Bebenhausen wurde B. Schloßprediger in Tübingen, 1715 Repetent am

Stift, ging dann jedoch zu Wolff nach Halle. 1719 als unbesoldeter a. o. Prof. nach Tübingen zurückgekehrt, mußte er seine Stelle wegen des Widerstandes der Kollegen und der Geistlichkeit 1723 mit einer Professur am Collegium illustre vertauschen. Er wurde wegen seiner Vorlesungen über die Leibniz-Wolffsche Philosophie, die er in Tübingen einführte, heftig angegriffen. Die Veröffentlichung seines Hauptwerks Dilucidationes philosophicae de Deo, anima Humana, mundo et generalibus rerum affeclionibus (1725,31746) zog ein im ganzen negatives Gutachten der Philosophischen Fakultät über die Wolffsche Philosophie nach sich. 1725 folgte B. einem Ruf an die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, wo er vor allem an naturwissenschaftlichen Forschungen arbeitete. 1729 wurde er als Prof. der Theologie und zweiter Superattendent des Stifts durch Herzog Eberhard Ludwig zurückberufen, war seit 1734 Geheimer Rat und seit 1739 Präsident des Konsistoriums in Stuttgart. Das von ihm verfaßte Edikt von 1743 begründete die Integration der Pietisten in die Landeskirche. Nach dem Tod Herzog Karl Alexanders von Württemberg wurde B. Mitglied der vormundschaftlichen Regierung, als deren Mittelpunkt er galt. Zu seinen wichtigen Arbeiten zählen u. a. Specimen doctrinae veterum sinarum moralis et politicae; tamquam exemplum philosophiae gentium (1724) und Praecepta logica (21742). WEITERE WERKE: De harmonia animi et corporis maxime praestabilita ex mente illustris Leibnitii, commentatio hypothetica. Tübingen 1721. Frankfurt/Leipzig 1723, 21735. Tübingen 1741. - De axiomatis philosophicis articulos generales. Jena 1722 (mit Jacob Friedrich Müller). - De triplici rerum cognitione, historica, philosophica et mathematica, articulos. Jena 1722 (mit Ernst Friedrich Beerlin). Neuausgabe Tübingen 1768. De origine et permissione mali, praecipue moralis, commentatio philosophica. Frankfurt/Leipzig 1724. Tübingen 1743. LITERATUR: Richard Wahl: Prof. B.s Monadologie und prästabilierte Harmonie in ihren Verhältnis zu Leibniz und Wolff. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 85 (1885) S. 66-92 und 202-231. - P. Kapff: G. B. B. als Philosoph. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte N. F. 14 (1905) S. 279-288. - Eugen Schmid: Geheimrat G. B. B. (1693-1750). In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 3 (1939) S. 370-422. Heinz Liebing: Zwischen Orthodoxie und Aufklärung. Das philosophische und theologische Denken G. B. B.s. Tübingen 1961. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 289-300. Bilharz, Alfons, * 2.5.1836 Sigmaringen, t 23.5.1925 Sigmaringen. B., Sohn eines Hofkammerrats, studierte seit 1854 in Freiburg, Heidelberg, Würzburg, Wien und Berlin (Dr. med. 1859, Descriptio anatomica organorum genitalium Eunuchi Aethiopis) und absolvierte nach einem Besuch bei seinem Bruder Theodor in Kairo 1861 das medizinische Staatsexamen. B. lebte 1865-78 als praktizierender Arzt in St. Louis (USA) und beschäftigte sich seit 1877 mit philosophischen Fragen (Ontologie). 1882-1907 war er Direktor des Sigmaringer Landesspitals. Er veröffentlichte u. a. Der heliozentrische Standpunkt der Weltbetrachtung. Grundlegungen zu einer wirklichen Naturphilosophie (1879), Erläuterungen zu Kant 's Kritik der reinen Vernunft (1884), Metaphysik als Lehre vom Vorbewußten (3 Bde., 1890-1908), Mit Kant über Kant hinaus! (1904) und Philosophie als Universalwissenschaft. Deduktorisch dargestellt (1912). WEITERE WERKE: Metaphysische Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften. Auf Grundlage der heliozentrischen Philosophie dargestellt. Sigmaringen 1880 (mit Portus Dannegger). - Descartes, Hume, Kant. Eine kritische

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Binder Studie zur Geschichte der Philosophie. Wiesbaden 1910. A. B. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 5. Leipzig 1924, S. 25-42. LITERATUR: Rudolf Metz: A. B. t. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 122-125. - Dora Bilharz: A. B. Arzt und Philosoph. 1836-1925. Sigmaringen 1953. Binder, Julius, * 12.5.1870 Würzburg, t 28.8.1939 Starnberg. B., Sohn eines Syndikus, studierte Rechtswissenschaften in München, wurde 1894 promoviert (Zur Lehre von den subjektiven Grenzen der Rechtskraft; in Buchform unter dem Titel: Die subjektiven Grenzen der Rechtskraft, 1895) und habilitierte sich 1898 für Römisches und Bürgerliches Recht sowie Zivilprozeß in Würzburg. 1900 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. nach Rostock, 1903 als Ordinarius an die Univ. Erlangen, deren Prorektor er 1911 wurde. 1913 wechselte er als Lehrstuhlinhaber nach Würzburg, 1919 nach Göttingen und wurde 1936 emeritiert. B. war Mitbegründer des „Internationalen Hegelbundes" und Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Er hatte maßgebenden Anteil an der Erneuerung —> Hegelscher Philosophie nach dem Ersten Weltkrieg. B. veröffentlichte u.a. Die Korrealobligationen im römischen und im heutigen Recht (1899, Neudruck 1967), Die Rechtsstellung den Erben nach dem deutschen bürgerlichen Gesetzbuch (3 Tie., 1901-05), Das Problem der juristischen Persönlichkeit (1907), Die Plebs. Studien zur römischen Rechtsgeschichte (1909), Rechtsnorm und Rechtspflicht (1911, 2 1912) und Bürgerliches Recht. Erbrecht (1923, 21930). Ein deutliches Bekenntis zum Nationalsozialismus enthält Der deutsche Volksstaat (1934). Zu B.s philosophischen Arbeiten zählen Recht und Macht als Grundlagen der Staatswirksamkeit (1921), Philosophie des Rechts (1925 [Neudruck Aalen 1967]; 2., vollkommen neu bearbeitete Auflage: System der Rechtsphilosophie, 1937) und Grundlegung zur Rechtsphilosophie (1935). WEITERE WERKE: Rechtsbegriff und Rechtsidee. Bemerkungen zur Rechtsphilosophie Rudolf Stammlers. Leipzig 1915. Neudruck Aalen 1967. - Luthers Staatsauffassung. Erfurt 1924. - Die Gerechtigkeit als Lebensprinzip des Staates. Langensalza 1926. - Der Adressat der Rechtsnorm und seine Verpflichtung. Leipzig 1927. - Prozeß und Recht. Ein Beitrag zur Lehre vom Rechtsanspruch. Leipzig 1927. Neudruck 1969. - Führerauslese in der Demokratie. Langensalza 1929. - Staatsraison und Sittlichkeit. Berlin 1929. - Die sittliche Berechtigung des Krieges und die Idee des ewigen Friedens. Berlin 1930. LITERATUR: Rechtsidee und Staatsgedanke. Beiträge zur Rechtsphilosophie und zur politischen Ideengeschichte. Festgabe für J. B. Hrsg. v. Karl Larenz in Verbindung mit Ernst Mayer und Max Wundt. Berlin 1930. Mit einer Auswahlbibliographie bis 1930. Neudruck Aalen 1973. - Vincenzo Palazzolo: La filosofia del diritto di Gustav Radbruch e di J. B. Milano 1983. - Ralf Dreier: J. B. (1870-1939). Ein Rechtsphilosoph zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. In: Fritz Loos (Hrsg.): Rechtswissenschaft in Göttingen. Göttinger Juristen aus 250 Jahren. Göttingen 1987, S. 435-455. Ken Takeshita: Ein Weg zum Totalitarismus - der rechtsphilosophische Wendepunkt J. B.s. In: Archiv für Rechtsund Sozialphilosophie 79 (1993) S. 237-246. - Eckart Jakob: Grundzüge der Rechtsphilosophie J. B.s. Mit einem Anhang: Fünf unveröffentlichte Schriften B.s Baden-Baden 1996. Bispink, Franz Heinrich, Ordensname Benevenutus, * 29.8. 1749 Dülmen, t 5.6. 1820 Halle. Der Franziskaner B. widmete sich in verschiedenen Klöstern dem philosophischen und theologischen Studium und wurde

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1773 in Münster zum Priester geweiht. 1778/79 war er Lektor der Philosophie im Rietberger Kloster und wurde 1782 an das Kloster zu Hardenberg verwiesen, trat dort aus dem Orden aus und reiste nach Schwelm. Seit 1784 hielt sich B. in Hagen und später in Halle auf, wo er den Zölibat aufgab und eine Protestantin heiratete. Als Laie arbeitete er zunächst als Buchhändler, dann als Magister und wurde schließlich Prof. der Philosophie an der Univ. Halle. B. verfaßte philosophische (Fragmenta psychologico-moralia, 1784) sowie historisch-politische Schriften und fertigte Übersetzungen an (Das Weib und der Mönch. Aus dem Französischen des Herrn M, 1789). Bisterfeld, Johann Heinrich, * 1605 Siegen, t 16.2.1655 Weißenburg. B., Sohn eines Theologieprofessors und Superintendenten, studierte 1619-24 in Herborn, wo sein späterer Schwiegervater Johann Heinrich -»Alsted Rektor war, und setzte dann das Studium der Theologie in Heidelberg und Genf fort. Reisen führten ihn u.a. nach Leiden und Oxford. 1629 erhielt er einen Ruf als Prof. der Philosophie und Theologie an die 1622 gegründete reformierte Univ. in Weißenburg (Siebenbürgen). Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Mathematik und Physik, so daß ihm wegen seiner universalen Gelehrsamkeit vom Volk magische Fähigkeiten nachgesagt wurden. Neben seiner Lehrtätigkeit war B. während des Dreißigjährigen Kriegs oft in diplomatischer Mission für die protestantische Sache unterwegs. 1639 wurde er Lehrer des Herzogs Sigismund Rakoczi, 1652 Gutsherr in Nädas. In seinen theologischen Anschauungen wandelte er sich von einem Gegner des englischen Puritanismus zu einem seiner wichtigsten Fürsprecher in Siebenbürgen. Auf philosophischem Gebiet setzte sich B. vor allem mit dem System der Lullschen Kombinatorik auseinander, das er in seinen Schriften vielfach kommentierte und auf alle Wissenschaften anzuwenden versuchte. B. war ein Anhänger des -» Comenius, mit dem er seit etwa 1630 in Kontakt stand. Viele Gedanken aus dessen pansophischen Schriften flössen in Werke B.s ein, u. a. in das Philosophiae primae seminarium (1652, Neuausgabe 1657). Seine gesammelten Werke erschienen 1661 in zwei Bänden (Bisterfeldus redivivus, seu Operum Ja. Henrici Bisterfeldii). WEITERE WERKE: De uno Deo, Patre, Filio ac Spiritu, mysterium pietatis. Leiden 1639. Amsterdam 1659. - Phosphorus catholicus, seu artis meditandi epitome. Leiden 1657. - Elementorum logicorum libri tres. Leiden 1657. Alphabet! philosophic! libri tres. Leiden 1661. LITERATUR: Jan Kvacsala: Das Leben J. B.s. In: Ungarische Revue 13 (1893) S. 40-59 und 171-197. - Paolo Rossi: Clavis universalis. Arti mnemoniche e logica combinatoria da Lullo a Leibniz. Milano 1960, S. 197-200. - L. E. Loemker: Leibniz and the Herborn Encyclopedists. In: Journal of the History of Ideas 22 (1961) S. 323-338. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S. 27-40. Blasche, Bernhard Heinrich, * 9.4. 1766 Jena, t 26. 11. 1832 Waltershausen (bei Gotha). B., Sohn eines Theologen, begann 1783 in Jena das Studium der Theologie und Philosophie. 1796-1810 unterrichtete er an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal. Seine Anleitung für Papparbeiten, ein Techniklehrbuch und Die Werkstätte der Kinder (4 Bde., 1800-02) bildeten die Grundlage für den modernen Werkunterricht in den Schulen. B. unterrichtete später in Unter-Wirbach bei Saalfeld, ging 1820 nach Waltershausen bei Gotha und wurde zum Schwarzburg-Rudolstädter Edukationsrat ernannt. Dort beschäftigte er sich vor allem mit der Philosophie —»Schellings. B. veröffentlichte u.a. Handbuch der

Blüher Erziehungswissenschaft (2 Tie., 1822-24), Das Böse im Einklänge mit der Weltordnung (1827), Philosophie der Offenbarung als Grundlage und Bedingung einer höheren Ausbildung der Theologie dargestellt (1829) und Philosophie der Unsterblichkeitslehre, oder: wie offenbart sich ein ewiges Leben? (1831). WEITERE WERKE: Über das Wichtigste, was in der Naturphilosophie seit 1801 ist geleistet worden. In: Isis 9 (1819). Kritik des modernen Geisterglaubens. Auch über die Frage: Warum spuken die Geister jetzt vorzugsweise in der gelehrten Welt? Gotha 1830. - Die göttlichen Eigenschaften in ihrer Einheit und als Principien der Weltregierung dargestellt. Erfurt 1831. LITERATUR: Wilhelm Osterheld: B. H. B. Langensalza 1909. - H. Probst: J. J. Wagners Philosophie der Erziehungskunst (1803) und B. H. B.s Handbuch der Erziehungswissenschaft (1828). Zwei pädagogische Werke Schellingscher Schule. Pirna 1913. - Gerhard Trommler: Romantische Naturkunde. Die Doppelsinnigkeit der Naturbildung des B. H. B. (1766-1832). In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 10 (1987) S. 209-216. Blaufuss, Jakob Wilhelm, * 1723 Jena, t 3.6.1758 Jena. B., Sohn eines fürstlich Sachsen-Eisenacher Geheimen Registrators und Aktuars am Jenaer Schöppenstuhl, begann 1738 sein Studium an der dortigen Univ., an der er 1740 seine erste philosophische Abhandlung verteidigte. 1743 erwarb B. den Magistergrad, wurde in die Jenaer Teutsche Gesellschaft aufgenommen und zum Adjunkt der Philosophischen Fakultät ernannt. Kurz nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie 1758 starb er. Neben philosophischen Abhandlungen in lateinischer Sprache (u.a. De iure et officiis hominis erga brutos) verfaßte B. auf deutsch eine Lobrede auf seinen Landesherrn, ein Trauerspiel Brutus (1754) nach Voltaire und Vermischte Beyträge zur Erweiterung der Kenntniß seltener und merkwürdiger Bücher (2 Bde., 1753-56). Bloch, Ernst, * 8.7. 1885 Ludwigshafen, t 4.8. 1977 Tübingen. Als einziges Kind jüdischer Eltern - der Vater war Eisenbahnbeamter — wuchs B. in Ludwigshafen auf, studierte Philosophie, Physik, Germanistik und Musik und begab sich nach der Promotion 1908 nach Berlin, um bei Georg —> Simmel zu studieren. Dort lernte er auch Georg —> Lukäcs kennen, mit dem er 1911 nach Heidelberg ging. B. plante die Ausarbeitung eines großen philosophischen Systems, das um den Kern seines Denkens kreisen sollte: die Utopie, die für B. zum einen den unfertigen, unzureichenden Zustand der Welt bezeichnet, zum anderen das menschliche Unbehagen daran und die Fähigkeit, über das Gegebene hinauszudenken und es revolutionär zu überwinden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verzögerte freilich die Arbeit am philosophischen System. Der Kriegsgegner B. schrieb zahlreiche Aufsätze gegen die deutsche Kriegspolitik, seit 1917 aus der Schweizer Emigration. 1918 erschien das erste Hauptwerk Geist der Utopie, ein vom expressionistischen Lebensgefühl getränkter, fast ekstatischer Ruf nach einer neuen Welt und einem neuen Menschen, gleichzeitig Ausdruck von B.s Begeisterung für die russische Oktoberrevolution, obwohl er den Weg der Bolschewiki auch heftig kritisierte. 1919 kehrte B. nach Deutschland zurück, arbeitete in den zwanziger Jahren in Berlin als Feuilletonist und kämpfte publizistisch gegen den Nationalsozialismus, aber das Anti-Nazi-Buch Erbschaft dieser Zeit konnte erst in der Emigration (1935) erscheinen. Als Hitler an die Macht kam, floh B. in die Schweiz, dann nach Österreich, wo er 1934 seine Lebensgefährtin Karola Piotrkowska heiratete. Paris und Prag waren die nächsten Stationen des Exils; vor allem in Prag entwickelten sich heftige literarische und politische

Debatten, in denen B. zwar einen schöpferischen und humanistischen Marxismus verfocht, gleichzeitig aber für den Weg Stalins in der Sowjetunion - für ihn das einzig denkbare „Bollwerk" gegen den Faschismus - eintrat. Seit 1938 lebte B. im Exil in den USA, wo er elf Jahre lang intensiv an seinem Lebenswerk arbeitete. 1948 folgte er einem Ruf an die Univ. Leipzig; in der Deutschen Demokratischen Republik kamen zwei seiner Hauptwerke heraus: das -> Hegel-Buch Subjekt-Objekt (1951) und Das Prinzip Hoffnung (1954-59). Als dessen dritter Band 1959 erschien, war B. mit dem SED-Staat, in dessen sozialistische Anfänge er einige Hoffnungen gesetzt hatte, längst in Konflikt geraten. 1957 wurde er wegen offener Kritik an Staat und Partei zwangsemeritiert. Als während einer Vortragsreise durch Westdeutschland 1961 die Mauer gebaut wurde, blieben B. und seine Frau Karola im Westen; B. wurde Gastprofessor in Tübingen. Hier rundete er sein Lebenswerk ab: Die Tübinger Einleitung in die Philosophie (1963) entstand, es folgten Naturrecht und menschliche Würde (1963), Atheismus im Christentum (1968), Das Materialismusproblem (1972) und eine Kategorienlehre, an der B. schon vor dem Ersten Weltkrieg gearbeitet hatte (Experimentum Mundi, 1975). WEITERE WERKE: Gesamtausgabe in 16 Bdn. mit einem Ergänzungsband. Frankfurt/Main 1959-78. - Vom Hasard zur Katastrophe. Politische Aufsätze 1934-39. Frankfurt/ Main 1972. - Kampf, nicht Krieg. Politische Schriften 1917-19. Frankfurt/Main 1985. - Logos der Materie. Eine Logik im Werden. Aus dem Nachlaß 1923-1949. Hrsg. v. Gerardo Cunico. Frankfurt/Main 2000. LITERATUR: Heinz Kimmerle: Die Zukunftsbedeutung der Hoffnung. Bonn 1972. - Hans Heinz Holz: Logos Spermatikos. Darmstadt 1975. - Trautje Franz: Revolutionäre Philosophie in Aktion. Hamburg 1985. - Burghart Schmidt: E.B. Stuttgart 1985. - Peter Zudeick: Der Hintern des Teufels. Moos/Baden-Baden 1985. - Volker Caysa u.a. (Hrsg.): „Hoffnung kann enttäuscht werden". Frankfurt/ Main 1992. - Francesca Vidal: Kunst als Vermittlung von Welterfahrung. Zur Rekonstruktion der Ästhetik von E. B. Würzburg 1994. - Jan Robert Bloch (Hrsg.): „Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst." Perspektiven der Philosophie E. B.s. Frankfurt/Main 1997. Peter Zudeick Blüher, Hans, Pseud. Arthur Zelvenkamp, * 17.2.1888 Freiburg (Schlesien), t 4.2. 1955 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie, der klassischen Philologie und der Naturwissenschaften ließ sich B. als Privatgelehrter in Berlin nieder. Mit einer an Friedrich -> Nietzsche orientierten Philosophie beeinflußte er entscheidend die Wandervogelbewegung. In seinem Hauptwerk Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Eine Theorie der menschlichen Staatsbildung nach Wesen und Wert (2 Bde., 1917-19, Neuausgabe 1962) propagierte er den homoerotischen Männerbund als „heroische" Gesellschaftsform. Obgleich sich B.s Theorien der nationalsozialistisch-völkischen Ideologie zunehmend annäherten, verstand er sich nicht als Anhängendes Nationalsozialismus und stellte zwischen 1933 und 1945 seine Veröffentlichungstätigkeit ein. Nach dem Krieg betrieb B. Studien zur Metaphysik der Natur, fand aber kaum noch öffentliche Beachtung. Er veröffentlichte u.a. Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung (2 Bde., 1912), Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Ein Beitrag zur Erkenntnis der sexuellen Inversion (1912, 2 1922), Der Streit um Israel. Jüdisch-christliches Gespräch (1933, mit Hans Joachim Schoeps), Die Achse der Natur. System der Philosophie als Lehre von den reinen Ereignissen der Natur (1949, 21952) und Parerga zur Achse der Natur (1952). B.s Selbstbiographie Werke und Tage erschien 1920-53 in zwei Bänden.

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Blumenberg WEITERE WERKE: Die Theorie der Religionen und ihres Untergangs. Berlin 1912, 31913. - Gesammelte Aufsätze. Jena 1919. - In medias res. Grundbemerkungen zum Menschen. Jena 1919. - Die Nachfolge Platons. Eine akademische Sache. Prien 1920. - Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921. - Secessio judaica. Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung. Berlin/Potsdam 1922. Potsdam 31933. Neudruck in: Oliver Humberg/ Stephan Hötzel (Hrsg.): Das geistige Deutschland angesichts der jüdischen Frage. Positionen 1922-1938. VelbertNeviges 1994, S. 9-47. - Philosophie auf Posten. Gesammelte Schriften 1916-1921. Freiburg/Breisgau 1928. - Studien zur Inversion und Perversion. Das uralte Phänomen der geschlechtlichen Inversion in natürlicher Sicht. Schmiden bei Stuttgart 1965. LITERATUR: Johann Plenge: Antiblüher. Affenbund oder Männerbund? Hartenstein 1920. - Richard H. Grützmacher: Kritiker und Neuschöpfer der Religion im 20. Jahrhundert. Leipzig/Erlangen 1921. - Oskar A. H. Schmilz: Die falsch gestellte Judenfrage. In: Brevier für Unpolitische. Wegweiser zum öffentlichen Leben. München 31923. Neudruck in: Oliver Humberg/Stephan Hötzel (Hrsg.): Das geistige Deutschland [s. o.], S. 49-57. - Heinz Thies: H. B.s Hauptwerk: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Pfullingen 1930. Blumenberg, Hans, * 13.7.1920 Lübeck, t 28.3.1996 Altenberge. B., Sohn eines Kaufmanns, studierte zunächst an den Philosophisch-Theologischen Hochschulen in Paderborn und Frankfurt/Main, nach dem Zweiten Weltkrieg Philosophie, Germanistik und klassische Philologie an der Univ. Hamburg und wurde 1947 in Kiel mit der Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlichscholastischen Ontotogie promoviert. 1950 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Seit 1958 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Hamburg, folgte er 1960 einem Ruf als o. Prof. nach Gießen, 1965 nach Bochum und lehrte von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 in Münster (Westfalen). B. war seit 1960 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und übernahm nach dem Tod von Erich —»Rothacker 1965 die Leitung der Kommission für Philosophie. 1974 erhielt er den Kuno-Fischer-Preis der Univ. Heidelberg, 1980 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. In seinem in der programmatischen Abhandlung Paradigmen zu einer Metaphorologie (in: Archiv für Begriffsgeschichte, 1960) vorgelegten Entwurf einer „Metaphorologie", die er später zu einer „Theorie der Unbegrifflichkeit" weiterentwickelte, veranschaulicht B., daß das Denken zwar nicht ohne Begriffe, auf keinen Fall aber ohne „absolute Metaphern" auskommt. In ihrer theoretischen Funktion im Prozeß der Verständigung des Menschen über sich selbst und sein Verhältnis zur Welt ermöglichen die absoluten Metaphern, die begrifflich nicht ersetzbar sind, sondern höchstens durch andere Bilder abgelöst werden, eine Vorstellung von der Totalität der Wirklichkeit; in ihrer pragmatischen Funktion dienen sie als Orientierungsmuster. Dieser funktionalistischen Betrachtungsweise korrespondiert die Zurückweisung substantialistischer Vorstellungen geschichtlicher Kontinuität. Die Herausbildung „humaner Selbstbehauptung" gegen den „theologischen Absolutismus" des spätmittelalterlichen Nominalismus untersuchte B. in dem Werk Die Legitimität der Neuzeit (1966, erweitert und überarbeitet 1973-76). Nicht durch die Säkularisierung christlich-theologischer Tradition sei die Neuzeit charakterisiert, sondern durch den Akt

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der Selbsterhaltung autonomer menschlicher Vernunft, mit dem eine Rehabilitierung der theoretischen Neugierde und die Vorherrschaft von Naturwissenschaft und Technik einhergingen. Daß moderne Naturwissenschaft nicht nur ein Instrument der Daseinsbewältigung angesichts übermächtiger Natur ist, sondern die Bedrohung durch einen „Absolutismus der Wirklichkeit" vor Augen führt, zeigte B. in seiner zweiten umfangreichen Studie zum Epochenwandel: Die Genesis der kopemikanischen Welt (1975). In Auseinandersetzung mit Edmund ->Husserl definiert er in Lebenszeit und Weltzeit (1986) „Lebenswelt (...) als (...) Universum vorgegebener Selbstverständlichkeiten" und thematisiert das Mißverhältnis zwischen der Begrenztheit der Lebenszeit und dem Übermaß an Weltzeit, das für den Absolutismus der Wirklichkeit stehe. In ihrer Angst vor der für sie unverständlichen Welt erfanden die Menschen Mythen zur „Verarbeitung der Schrecken des Unbekannten und der Übermächtigkeit" (Arbeit am Mythos, 1979). In der Schaffung von Distanz und der Stiftung von Sinn und Bedeutsamkeiten steht das mythische Denken im Dienst der Aufklärung. Der Mythos als „hochkarätige Arbeit des Logos" diene der menschlichen Lebens- und Weltbewältigung. Ausgangspunkte von B.s Mythentheorie sind Arnold -»Gehlens anthropologische These von der fehlenden Umweltanpassung des Menschen und Ernst —> Cassirers Philosophie der symbolischen Formen. Der Mythos ist nach B. ein dogmenfreier „Rahmen" für immer neue Umgestaltungen. Die Arbeit am Mythos steht im thematischen Kontext von B.s Schriften über die Metapher. Grundlegende Bilder (Leben als Seefahrt, Welt als zu lesendes Buch) behandelte er in Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher (1979) und Die Lesbarkeit der Welt (1981). In Höhlenausgänge (1989) suchte er aus der Metapher der Höhle Grundelemente einer Philosophie der Institution zu gewinnen. Das philosophische Werk B.s zeichnet sich durch einen umfassend deutenden Zugriff auf die okzidentale Geistesgeschichte aus. Die sprachkritischen Ansätze seiner Metapherntheorie und seine Beschäftigung mit dem Thema Mythos hatten Einfluß auf die Debatten der Literaturwissenschaft. So wurde im Rahmen der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik", deren Mitbegründer B. war, die Frage nach dem „postmylhischen Mythos" gestellt. WEITERE WERKE: Die kopernikanische Wende. Frankfurt/ Main 1965. - Wirklichkeiten, in denen wir leben. Stuttgart 1981. - Die Sorge geht über den Fluß. Frankfurt/Main 1987. - Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie. Frankfurt/Main 1987. - Matthäuspassion. Frankfurt/Main 1988. - Die Vollzähligkeit der Sterne. Frankfurt/ Main 1997. - Ein mögliches Selbstverständnis. Stuttgart 1997. - Begriffe in Geschichten. Frankfurt/Main 1998. Goethe zum Beispiel. Frankfurt/Main 1999. - Die Verführbarkeit des Philosophen. In Verbindung mit Manfred Sommer hrsg. v. Hans Blumenberg-Archiv. Frankfurt/Main 2000. LITERATUR: Johannes Kirsch-Hänert: Zeitgeist - Die Vermittlung des Geistes mit der Zeit. Eine wissenssoziologische Untersuchung zur Geschichtsphilosophie H. B.s. Frankfurt/ Main u.a. 1989. - Franz Josef Wetz: H. B. zur Einführung. Hamburg 1993. - Peter Behrenberg: Endliche Unsterblichkeit. Studien zur Theologiekritik H. B.s. Würzburg 1994. Jürg Haeflinger: Imaginationssysteme. Erkenntnistheoretische, anthropologische und mentalitätshistorische Aspekte der Metaphorologie H. B.s. Bern u.a. 1996. - Jürgen Goldstein: Nominalismus und Moderne. Zur Konstitution neuzeitlicher Subjektivität bei H. B. und Wilhelm von Ockham. Freiburg/Breisgau, München 1998. - Die Kunst des Überlebens. Nachdenken über H. B. Hrsg. v. Franz Josef Wetz und Hermann Timm. Frankfurt/Main 1999 (mit Bi-

Böhme bliographie). - Philipp Stoellger: Metapher und Lebenswelt. H. B.s Metaphorologie als Lebenswelthermeneutik und ihr religionsphänomenologischer Horizont. Tübingen 2000. Bruno Jahn Bochenski, Joseph Marie, Ordensname: Innocent, * 30.8. 1902 Czuszow (Polen), t 8.2.1995 Freiburg (Schweiz). B., Sohn eines Großgrundbesitzers, studierte Jura in Lemberg, 1920-26 Nationalökonomie an der Univ. Posen, trat 1927 in den Dominikanerorden ein, nahm 1928 das Studium der Philosophie und Pädagogik in Freiburg (Schweiz) auf und wurde 1931 zum Dr. phil. promoviert (Die Lehre vom Ding an sich bei Straszewski {1848-1921 ]). Das folgende Studium der Theologie am Angelicum in Rom schloß er 1934 mit der Promotion ab und lehrte dort bis 1940 Logik. In dieser Zeit hatte er regen Austausch mit den Vertretern der polnischen analytischen Schule. 1940-45 stand er im Dienst der polnischen Armee in Schottland und Italien. 1945 folgte B. einem Ruf auf den Lehrstuhl für die Geschichte der Philosophie des 20. Jh. an der Univ. Freiburg (Schweiz), deren Rektor er 1964-66 war, nahm Gastprofessuren an Universitäten in den USA wahr und wurde 1972 emeritiert. 1948 gründete er die Union mondiale des sociites catholiques de philosophic, 1957 das Osteuropa-Institut in Freiburg (Schweiz), 1961 die Zeitschrift „Studies in Soviet Thought" sowie die Schriftenreihe „Sovietica". B., der sich als Analytiker und „kosmozentrischer Platoniker aristotelischer Prägung" verstand, arbeitete hauptsächlich auf dem Gebiet der Geschichte der Philosophie, vor allem der Geschichte der Logik. Religionsphilosophie verstand er als Logik der Religion. Zu seinen Hauptwerken gehören Europäische Philosophie der Gegenwart (1947, 31994), Der sowjetrussische dialektische Materialismus (Diamat) (1950, 5 1967), Die zeitgenössischen Denkmethoden (1954, 101993), Formale Logik (1956, !1996), Grundriß der Logistik (1954, 2 1962, aus dem Französischen übersetzt, neu bearb. und erweitert von Albert Menne), Logic of Religion (1965, dt. 1968) und Autorität, Freiheit, Glaube. Sozialphilosophische Studien (1988). B. gab die Bibliographie der sowjetischen Philosophie (1959 ff.) heraus und war Mitherausgeber des Handbuchs des Weltkommunismus (1958). WEITERE WERKE: Elementa logicae Graecae. Rom 1937. La logique de Theophraste. Freiburg (Schweiz) 1947. Die dogmatischen Grundlagen der sowjetischen Philosophie. Dordrecht 1958. - Wege zum philosophischen Denken. Freiburg/Breisgau u.a. 1959, I81985. Neuausgabe 1991, 3 1995. - Marxismus-Leninismus. München/Wien 1973. J. M. B. [Selbstdarstellung]. In: Ludwig J. Pongratz (Hrsg.): Philosophie in Selbstdarstellungen. Bd. I. Hamburg 1975, S. 11-36. LITERATUR: Anna-Teresa Tymieniecka/Charles Parsons (Hrsg.): Contributions to Logic and Methodology in Honor of J. M. B. Amsterdam 1965. -James J. O'Rourke/Thomas J. Blakeley/Friedrich Rapp (Hsrg.): Contemporary Marxism. Essays in Honor of J. M. B. Dordrecht u.a. 1984. - Hans Burkhardt: B.s Beitrag zur Logikgeschichte. In: Philosophie des Rechts, der Politik und der Gesellschaft. Akten des 12. Internationalen Wittgenstein Symposiums 7. bis 14. August 1987, Kirchberg/Wechsel (Österreich). Wien 1988, S. 304-311. - Edgar Morscher/Otto Neumaier: J. M. B. Leben und Werk. Salzburg 1988. - Edgar Morscher: J. M. B. (geb. 1902). Logik der Religion. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 341-352.

Bodenheimer, Edgar, * 14.3.1908 Berlin, t 30.5.1991 Davis (Kalifornien, USA). B., Sohn eines Bankdirektors, studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Genf, München, Heidelberg und Berlin, wo er 1932 promoviert wurde (Das Gleichheitsprinzip im Aktienrecht). 1933 in die USA emigriert, war er zunächst in einer Anwaltsfirma in New York tätig, setzte seit 1935 das Studium an der University of Washington in Seattle fort und erwarb 1937 den Grad eines Bachelor of Law. 1940-42 war er Anwalt im Bereich Arbeitsrecht, 1942-46 Hauptanwalt im Office of Alien Property Custodian. 1945 nahm er als einer der Hauptanklagevertreter an den Nürnberger Prozessen teil. Seit 1946 war er Associate Professor, 1951-66 Professor der Rechtswissenschaft an der University of Utah und lehrte danach an der University of California in Davis. B. beschäftigte sich mit Rechtsphilosophie, Rechtsauslegung und Rechtstheorien. Er veröffentlichte u. a. Präjudizienverwertung und Gesetzesauslegung im amerikanischen Recht (1961), Jurisprudence. The Philosophy and Method of the Law (1962, 2 1974), Treatise on Justice (1967), Power, Law and Society (1973) and Philosophy and Responsibility (1980). LITERATUR: Thomas Henry Irwin: Nietzsche and Jurisprudence. With Particular Reference to the Analysis of E. B. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 73 (1987) S. 216-234. - The Reemergence of Natural Law Jurisprudence in Decisional Law. Symposium in Memory of Professor E. B. University of California at Davis Law Review 26, No. 3 (Spring 1993), 503. - John B. Oakley: B., E (1908-1991). In: The Philosophy of Law. An Encyclopedia. Hrsg. v. Christopher Gray. Bd. 1. New York/London 1999, S. 86-87. Böhm, Andreas, * 17. 11. 1720 Darmstadt, t 6.7.1790 Gießen. Der Sohn eines Konzertmeisters studierte in Marburg bei Christian -»Wolff, wurde 1744 Prof. der Logik und Metaphysik in Gießen (seit 1746 auch der Mathematik), 1757 Bibliothekar an der dortigen Universitätsbibliothek. Nach der Ernennung zum Hessen-Darmstädtischen Bergrat (1768) wurde er 1770 Inspector Academiae und 1773 erster Prof. der Philosophie und Mathematik. B. besaß eine reichhaltige Sammlung von Büchern zur Kriegswissenschaft und veröffentlichte zu diesem Themenbereich u. a. Gründliche Anleitung zur Kriegsbaukunst (1776). Zu seinen philosophischen und mathematischen Arbeiten zählen ü>gica (1749,21762), Metaphysica (1753, 21763) und Vorlesungen über die reine Mathematik (Teil 1: Arithmetik, 1795). Böhme, Christian Friedrich, * 3.10. 1766 Eisenberg bei Altenburg, t 9.7.1844 Altenburg. B. studierte 1785-88 in Jena Theologie. Seit 1789 Hauslehrer in Wiehe (Thüringen), erhielt er 1793 eine Stelle als Lehrer am Gymnasium in Altenburg. 1800 übernahm er das Pfarramt und die Hauptlehrerstelle am Altenburger Magdalenenstift. 1812 wurde er Pfarrer in Luckau, 1822 Generalsuperintendent in Altenburg und 1827 zum Konsistorialrat ernannt. In seinen Schriften setzte sich B. mit der Philosophie —> Kants und —»Fichtes, mit moraltheologischen, religionsphilosophischen und -historischen Themen auseinander: Die christliche Religion nach ihrer vereinten ursprünglichen und gegenwärtigen Gestalt (3 Tie., 1825-32), Commenlar über und gegen die ersten Grundsätze der Fichteschen Wissenschaftslehre (1827) und Über die Moralität der Notlüge (1828). Er war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Moral und Religionsphilosophie". WEITERE WERKE: Beantwortung der Frage: Was ist Wahrheit? Altenburg 1803.

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Böhme Böhme, Jacob, * 1575 Alt-Seidenberg (Schlesien), t 16.11.1624Görlitz. B., viertes Kind wohlhabender Bauersleute, erlernte das Schuhmacherhandwerk, erwarb nach den Lehr- und Gesellenjahren 1599 das Meister- und Bürgerrecht in Görlitz und heiratete die Metzgerstochter Catharina Kuntzschmann. Seit 1600 hatte er visionäre Erfahrungen, die er als „Offenbarung Gottes" verstand und aus denen er eine eigenständige Weltschau entwickelte. Das 1612 als „Memorial" von B. für sich selbst aufgezeichnete, von Gesinnungsfreunden handschriftlich verbreitete Erstlingswerk Morgenröte im Aufgang (auch Aurora genannt) führte zum ersten Konflikt mit dem Görlitzer Pastor primarius Gregor Richter (1560-1624) und zu einem vom Görlitzer Rat verhängten Schreibverbot. 1613 gab B. sein Schuhmachergeschäft auf und betrieb einen Garnhandel. Durch seine Reisen und seine Korrespondenz (Theosophische Send-Briefe) wurde B. zum Mittelpunkt eines spiritualistischen Freundeskreises in der Oberlausitz und in Schlesien. Seit 1618, als der Handel infolge des in Böhmen ausgebrochenen Dreißigjährigen Kriegs zum Erliegen kam und B. überwiegend von Unterstützungen reicher Anhänger lebte, begann seine große schriftstellerische Schaffensperiode. Er verfaßte in rascher Folge zahlreiche Schriften, die seine Anschauungen über das Mysterium Magnum (Titel einer Hauptschrift, der Genesisauslegung, 1622/23) von Gott, Natur und Mensch entfalteten. Die einzige zu B.s Lebzeiten anonym erschienene Sammlung dreier Werke Der Weg zu Christo (1623) bewirkte in Görlitz erneut heftige Anfeindungen. Am kursächsischen Hof in Dresden überzeugte man sich 1624, daß B. den Landfrieden nicht störte. Er starb mit der Hoffnung auf eine „neue Reformation". Nur auf nachdrückliche Weisung des Rats erhielt er ein kirchliches Begräbnis. Obgleich B. „viel hoher Meister Schriften gelesen" hatte (wohl besonders seit 1613), schrieb er seine Einsichten den Offenbarungen zu, die ihm „kein Buch" und nicht die Vernunft, sondern „der Geist" eingegeben habe. In seiner Naturmetaphysik und Theosophie verband B. luth. Grundgedanken mit Traditionen der Mystik, des Spiritualismus (—> Paracelsus, Schwenckfeld, —»Weigel), der Alchemic und der Kabbala zu einem spekulativen System, das er in eigenwilliger Begrifflichkeit und Bildersprache entwarf und fortentwickelte: Aus dem göttlichen „Ungrund" geht in einer Reihe von Geburten, die in der Selbstgeburt Gottes ihren Ausgang nehmen, eine stufenweise Entwicklung bis hinunter zur Natur; allem Leben liegt ein Gegensatz zugrunde, der in der zweifachen Offenbarung Gottes als „feurigem Liebeswillen" und dunklem „Zornwillen" wurzelt. Voraussetzung für das rechte Erkennen und Handeln ist das Sich-Verlieren in den Willen des Ungrundes; auf Erden läßt sich diese Gelassenheit auch von den Wiedergeborenen nicht erreichen, die sich stets neu zwischen den im Menschen widerstreitenden Prinzipien entscheiden müssen. Mit diesen Schauungen wußte sich B. den konfessionellen Ausprägungen des Christentums überhoben („ein Christ hat keine Sekte" [= Konfessionskirche]). Seit 1640 wurden die Schriften B.s in den Niederlanden gedruckt, von 1647 an erschienen Übersetzungen ins Englische, bald in andere Sprachen. Die Breitenwirkung B.s begann mit der ersten, 15 Bde. umfassenden Gesamtausgabe, die Johann Georg Gichtel 1682 in Amsterdam veröffentlichte. Seine Ideen wirkten über den Pietismus bis in die Romantik (Ludwig Treck, —> Novalis) und den deutschen Idealismus (—>Schelling, —> Hegel) nach. WERKE: Sämtliche Schriften. Faksimile-Neudruck der Ausgabe von 1730. Hrsg. v. Will-Erich Peuckert. 11 Bde., Stuttgart 1955-61. LITERATUR: Eberhard H. Pältz: B„ J. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 6, Berlin/New York 1980, S. 748-754

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(Literatur). - Andrew Weeks: B.: An Intellectual Biography of the Seventeenth-Century Philosopher and Mystic. Albany, N. Y. 1991. - Jan Garewicz/Alois Maria Haas (Hrsg.): Gott, Natur und Mensch in der Sicht J. B.s und seiner Rezeption. Wiesbaden 1994. - Christian Bendrath: J. B.s Inkarnationsmorphologie. Berlin 1999. Hans Schneider Bölsche, Wilhelm, * 2.1. 1861 Köln, t 31.8.1939 Oberschreiberhau / Riesengebirge. Nach dem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte und ersten schriftstellerischen Versuchen in Paris ließ sich B., Sohn eines Redakteurs, 1885 in Berlin nieder. Beeinflußt vom Intellektuellenkreis „Durch" und seinen dem Naturalismus verpflichteten Literaten, schrieb B. 1887 den Essay Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena zu einer realistischen Aesthetik (Neuausgabe 1976), in dem er einen „gesunden Realismus" in der Literatur forderte. Als Mitbegründer der Freien Volksbühne (1890) und Redakteur der „Freien Bühne" bemühte er sich, auch das Proletariat mit dem modernen Theater vertraut zu machen. Dem von B. ins Leben gerufenen „Friedrichshagener Dichterkreis" gehörte auch Gerhart Hauptmann an. Während seine Romane wie Die Mittagsgöttin (3 Bde., 1887) kaum beachtet wurden, war B., der einen freidenkerisch-biologischen Monismus vertrat, mit seinen populärwissenschaftlichen, u.a. in den „Kosmos"-Bänden veröffentlichten Büchern über die Entwicklungsgeschichte (Die Abstammung des Menschen, 1904; 125. Tsd., 1931) äußerst erfolgreich. Zu seinen bekanntesten Werken zählt Das Liebesleben in der Natur. Eine Entwicklungsgeschichte der Liebe (3 Tie., 1893-1903). WEITERE WERKE: Stirb und werde! Naturwissenschaftliche und kulturelle Plaudereien. Jena 1913,21921. - Naturphilosophische Plaudereien. Charlottenburg 1920. - Das Leben der Urwelt. Aus den Tagen der großen Saurier. Leipzig 1931. Neu bearb. 181-190. Tsd. Hannover 1954. LITERATUR: Antoon Berentsen: Literatur im Zeichen von Naturwissenschaft und sozialer Frage. Zur frühen publizistischen Tätigkeit W. B.s 1887-97. Utrecht 1979. - Mary E. Stewart: Naturalism and the Supernatural. In: Journal of European Studies 12 (1982) S. 249-259. - Antoon Berentsen: „Vom Urnebel zum Zukunftsstaat". Zum Problem der Popularisierung der Naturwissenschaften in der deutschen Literatur (1880-1910). Berlin 1987. - Wolfram Klaus Hamacher: Wissenschaft, Literatur und Sinnflndung im 19. Jahrhundert. Studien zu W. B. Würzburg 1993. Bolliger, Adolf, * 12.4.1854 Holziken (Kt. Aargau), t 31.5. 1931 Uerikon/Zürichsee. B. studierte Theologie in Basel und Heidelberg, war seit 1875 Lehrer an der Bezirksschule Schöftland und schloß ein philosophisches Studium an der Univ. Leipzig mit der Promotion ab. 1878 habilitierte er sich an der Univ. Basel für Philosophie, war Privatdozent und übernahm das Lehramt für deutsche Sprache und Literatur an der Realschule. 1888-91 war er Pfarrer in Oberentfelden, 1891-1905 Prof. der Theologie in Basel und danach Pfarrer der Neumünstergemeinde in Zürich. B. veröffentlichte u. a. Das Problem der Causaiität. Ein philosophischer Versuch (1878), AntiKant oder Elemente der Logik, der Physik und der Ethik (Bd. l, 1882), Markus, der Bearbeiter des MatthäusEvangeliums. Altes und Neues zur synoptischen Frage (1902) und Drei ewige Lichter. Gott Freiheit, Unsterblichkeit als Gegenstände der Erkenntnis dargestellt (1903). WEITERE WERKE: Beiträge zur Dogmatik und Ethik. Aarau 1890. — Die Willensfreiheit. Eine neue Antwort auf eine alte Frage. Berlin 1903. - Weltkrieg und Gottesreich. Konstanz 2 19I7.

Boltzmann Bollnow, Otto Friedrich, * 14.3. 1903 Stettin, t 7.2. 1991 Tübingen. B., Sohn eines Lehrers, studierte zunächst Architektur an der TH Berlin-Charlottenburg, dann Mathematik und Phy sik an den Universitäten Berlin, Greifswald und Göttingen, wo er sich als Schüler von Georg —> Misch auch der Philosophie und Pädagogik widmete. 1925 wurde er bei Max —> Born in Göttingen mit einer physikalischen Arbeit promoviert und ging als Lehrer an die Odenwaldschule. Philosophisch wurde B. durch den „Göttinger Kreis" geprägt, dem außer Herman —> Nohl und Misch noch Josef -» König und Hans —»Lipps angehörten. Hier lernte er neben der Phänomenologie -» Husserls vor allem die Philosophie -> Diltheys kennen. Als Assistent Nohls habilitierte er sich 1931 mit einer Arbeit über Friedrich Heinrich —»Jacobi für Philosophie und Pädagogik und lehrte bis 1933 an der Privatschule von Leonard —» Nelson. 1938 wurde B. in Göttingen a. o., im folgenden Jahr in Gießen o. Prof. der Psychologie und Pädagogik, übernahm 1945/46 die Vertretung des philosophischen Lehrstuhls in Kiel und war seit 1946 Ordinarius der Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der Univ. Mainz. 1953 wurde B. Nachfolger Eduard —> Sprangers auf dem Lehrstuhl für Philosophie der jüngsten Zeit, philosophische Anthropologie, Ethik und Pädagogik in Tübingen (bis 1970). 1964-68 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften in Frankfurt/Main. B. veröffentlichte u.a. Dilthey. Eine Einfuhrung in seine Philosophie (1936, 4 1980), Das Wesen der Stimmungen (1941/1995), Existenzphilosophie (1943, in: Systematische Philosophie, hrsg. v. Nicolai Hartmann; ab 2. Aufl. selbständig erschienen, 1949, "1984), Einfache Sittlichkeit (1947, 41968), Die Pädagogik der deutschen Romantik. Von Arndt bis Frubel (1952, 977), Neue Geborgenheit. Das Problem einer Überwindung des Existentialismus (1955, 41979), Wesen und Wandel der Tugenden (1959, 8 1981), Existenzphilosophie und Pädagogik. Versuch über unstetige Formen der Erziehung (1959, 61984), Die pädagogische Atmosphäre. Untersuchungen über die gefühlsmäßigen zwischenmenschlichen Voraussetzungen der Erziehung (1964, 41970), Französischer Existentialismus (1965), Krise und neuer Anfang. Beiträge zur pädagogischen Anthropologie (1966, 21969), Philosophie der Erkenntnis (2 Bde., 1970-75) und Studien zur Hermeneutik (2 Bde., 1982/83). WEITERE WERKE: Die Lebensphilosophie F. H. Jacobis. Stuttgart 1933, 21966. - Die Ehrfurcht. Frankfurt/Main 1947, 21958. - Das Verstehen. Drei Aufsätze zur Theorie der Geisteswissenschaften. Mainz 1949. - Die Lebensphilosophie. Berlin u.a. 1958. - Maß und Vermessenheit des Menschen. Philosophische Aufsätze. Göttingen 1962. Mensch und Raum. Stuttgart 1963, ^2000. - Die Macht des Worts. Sprachphilosophische Überlegungen aus pädagogischer Perspektive. Essen 1964, 21966. - Vom Geist des Übens. Eine Rückbesinnung auf elementare didaktische Erfahrungen. Obenvil bei Zug 1978. Stäfa 31991. - Die anthropologische Betrachtungsweise in der Pädagogik. Essen 1964, 3 197I. LITERATUR: Frithjof Rodi: O. F. B.: Schriftenverzeichnis. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 22 (1968) S. 298-309. - Hans-Peter Göbbeler/Hans-Ulrich Lessing (Hrsg.): O. F. B. im Gespräch. Freiburg/Breisgau u.a. 1983 (mit Bibliographie). - Katinka Lutze: Wagnis Vertrauen. Das Verhältnis des Menschen zum Fremden in der anthropologischen Pädagogik O. F. B.s. Eitorf 1996. - Ursula Boelhauve: Verstehende Pädagogik. Die pädagogische Theorie O. F. B.s aus hermeneutischer, anthropologischer und ethischer Sicht im Kontext seiner Philosophie. Aisbach/ Bergstraße 1997 (mit Bibliographie). - Friedrich Kümmel (Hrsg.): O. F. B.: Hermeneutische Philosophie und Pädagogik. Freiburg/München 1997. - Wolfgang Gantke: Religion,

Wissenschaft und Leben. Die Bedeutung der Hermeneutik 0. F. B.s für die heutige Religionswissenschaft. Cuxhaven/ Dartford 1998. - Gottfried Schürz: Lebensganzheit und Wesensoffenheit des Menschen. O. F. B.s hermeneutische Anthropologie. Würzburg 2001. Boltzmann, Ludwig Eduard, * 20.2.1844 Wien, t 5.9. 1906 Duinobei Triest. B.s Vater, zuletzt Finanzbezirkskommissär in Linz, verstarb bereits 1859. Seine Mutter entstammte der angesehenen Salzburger Handelsfamilie Pauernfeind. Nachdem B. 1863 am Linzer akademischen Gymnasium mit Auszeichnung maturiert hatte, studierte er an der Univ. Wien Physik und Mathematik (Promotion 1866). Besonders Josef Stefan, der ihn mit Maxwells Elektrodynamik und der Atomistik vertraut machte, förderte ihn sehr. Noch als Student veröffentlichte er zwei wissenschaftliche Arbeiten, von denen die zweite bereits das Thema seines späteren Lebenswerkes, die mechanische Bedeutung des zweiten Hauptsatzes der Wärmelehre, behandelte. 1867, ein Jahr nach dem Abschluß seines Studiums, wurde er Assistent bei Stefan am Physikalischen Institut und 1868 Privatdozent für mathematische Physik. 1869 wurde der fünfundzwanzigjährige B. o. Prof. für mathematische Physik an der Univ. Graz. Um internationale wissenschaftliche Kontakte von Anfang an bemüht, reiste er im Sommersemester 1870 zu Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff nach Heidelberg und arbeitete 1871 /72 einige Monate am Laboratorium von Hermann von -»Helmholtz in Berlin. Dort begann er seine experimentellen Bestimmungen der Dielektrizitätskonstante von Isolatoren, die eine der ersten experimentellen Bestätigungen von Maxwells elektromagnetischer Lichttheorie darstellten. 1872 gelang es ihm, von statistischen Betrachtungen Maxwells ausgehend, eine Transportgleichung für ideale Gase aufzustellen, die den Übergang vom Nichtgleichgewicht zum thermodynamischen Gleichgewicht beschreibt, und die heute allgemein Boltzmanngleichung genannt wird. In derselben Arbeit formulierte er sein berühmtes -Theorem, das besagt, daß das aus der Verteilungsfunktion des Gases f ( v , t ) gebildete Funktional H = \ d*v f ( v . r ) l n f ( v , t ) unter der statistischen Voraussetzung, daß die Geschwindigkeiten v der einzelnen Gasmoleküle zu Anfang nicht korreliert sind (Hypothese des molekularen Chaos), mit der Zeit t niemals zunehmen, sondern höchstens gleichbleiben oder abnehmen kann. Bleibt H gleich, hat es ein Minimum erreicht, das dem thermodynamischen Gleichgewicht entspricht. Weiters konnte er zeigen, daß die Größe H dem Negativen der Entropie des Gases proportional ist. 1873-76 wirkte B. als Ordinarius für Mathematik an der Univ. Wien, kehrte aber 1876 als Nachfolger August Toeplers und Direktor des Physikalischen Instituts der Univ. wieder nach Graz zurück. Angeregt durch den Umkehreinwand seines Freundes Josef Loschmidt, verallgemeinerte er seine statistischen Betrachtungen zur Wärmetheorie und postulierte 1877, daß die Entropie eines thermodynamischen Systems dem Logarithmus der Zahl der Realisierungsmöglichkeiten des durch Druck, Temperatur, Volumen etc. gegebenen Makrozustandes des Systems durch verschiedene Mikrozustände proportional ist. Dieser fundamentale Zusammenhang, den man der Statistischen Mechanik zugrunde legen kann, wurde von Albert —» Einstein Boltzmannsches Prinzip genannt. Da die Zahl der Realisierungsmöglichkeiten eines Zustandes seiner Wahrscheinlichkeit proportional ist, erklärt dieses Prinzip das Anwachsen der Entropie anschaulich als Übergang von sehr unwahrscheinlichen zu wesentlich wahrscheinlicheren Zuständen. 1890 verließ B. Graz und lehrte theoretische Physik in München, bis er 1894 als Nachfolger Stefans wieder an die Univ. Wien zurückkehrte. Dort blieb er dann bis auf eine kurze Unterbrechung (1900-02 in Leipzig) und übernahm

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Bolzano 1903-06 auch noch Vorlesungen über Naturphilosophie, die vorher Ernst —»Mach gehalten hatte. Überarbeitung führte zu Depressionen und schließlich zu seinem Freitod. B. ist einer der Begründer der statistischen Physik. Max -»Plancks Quantenhypothese baute auf B.s Arbeiten auf, und der junge Einstein lieferte eine Theorie der Brownschen Bewegung, die zur quantitativen Bestätigung von B.s statistischen Schwankungen führte. Aus der Vielzahl von B.s Arbeiten sind seine Theorie der elastischen Nachwirkung (1876), die 1887 formulierte Ergodenhypothese und seine theoretische Herleitung des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes (1884) hervorzuheben. In seiner Wissenschaftstheorie verwendete er die sprachkritische Methode und hatte nach Ludwig —»Wittgensteins Aussage großen Einfluß auf diesen. Ferner kann er, wie auch von Konrad —» Lorenz anerkannt, als Vorläufer der Evolutionären Erkenntnistheorie bezeichnet werden. Seine Verteidigung des Atomismus gegen die Positivisten kann als hypothetischer Realismus klassifiziert werden. LITERATUR: Engelbert Broda: L. B., Mensch, Physiker, Philosoph. Wien 1986. - Wolfgang Stiller: L. B., Altmeister der Physik. Leipzig 1988. - L. B. - Henriette von Aigentler. Briefwechsel. Hrsg. v. Dieter Flamm. Wien 1995. Dieter Flamm Bolzano, Bernard, * 5.10.1781 Prag, t 18.12.1848 Prag. Die Bedeutung des oft „Böhmischer Leibniz" genannten B. für die Philosophie (scharfsinnige Kritik an Immanuel -»Kant und am Deutschen Idealismus), für die Mathematik und Logik (Vorwegnahme der Mengenlehre Georg —»Cantors, Einfluß auf die moderne Logik, etwa Edmund —> Husserl, Heinrich —> Scholz und auf den „Wiener Kreis", bis hin zu Alfred Tarski) wurde erst Jahrzehnte nach seinem Tod anerkannt und gewürdigt. B.s italienischer Vater war Kunsthändler, seine Mutter entstammte einer Prager Kaufmannsfamilie. Von 1791 bis 1796 besuchte er das Gymnasium der Pianisten, studierte seit 1796 Philosophie und Mathematik, von 1800 an auch Theologie an der Karls-Universität Prag. Hier hatte B. durch die Professoren Karl Heinrich Seibt und Johann Marian Mika den ersten Kontakt zur „Böhmischen Aufklärung". 1804 wurde er mit einer mathematischen Arbeit promoviert. Am 7.4.1805 ließ er sich zum Priester weihen; kurz darauf erfolgte die Promotion zum Doktor der Philosophie und noch im April 1805 die Ernennung zum provisorischen, 1806 zum ordentlichen Lehrer für Religionswissenschaften. Nicht nur seine brillanten Vorlesungen, sondern auch seine Erbauungsreden, die in großer Anzahl von Studenten und von Prager Bürgern besucht wurden, begründeten seinen Ruhm als Wortführer der „Böhmischen Aufklärung": In den Reden entfaltete er seine Ideen eines rational bestimmten Glaubens, aber auch seine Kritik an herrschenden sozialen Mißständen, verbunden mit Vorschlägen zu konkreten sozialen Reformen. Die Antwort der „Katholischen Restauration" war hart: B. wurde beschuldigt, häretische und staatsfeindliche Ideen zu verbreiten, und schließlich, mit kaiserlichem Dekret vom 24. 12.1819, aus dem Lehramt entlassen und unter Zensur gestellt. Unbeirrt sah er auch die positive Seite der Amtsenthebung, daß er, von Kindheit an an Lungentuberkulose leidend und pflegebedürftig, nun frei von den anstrengenden Verpflichtungen sich ganz auf seine mathematischen und logischen Studien konzentrieren konnte. 1820 begann er mit der Arbeit an seinem monumentalen Hauptwerk, der 'Wissenschaftslehre. Sie ist, ausgehend von den Wahrheiten an sich, sein Grundlagenwerk der Logik, der Wissenschafts- und der Erkenntnistheorie. Seit 1823 wohnte er nur im Sommer, von 1830 bis 1841 das ganze Jahr über auf dem Gut der Familie Hoffmann in Techobuz (Südböhmen). Hier, in der glücklichsten und fruchtbarsten Zeit seines Lebens unter der Gunst und Pflege seiner

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Freundin Anna Hoffmann, entstanden bzw. wurden vollendet: 1827 Athanasia, oder Gründe für die Unsterblichkeit der Seele, 1834 das Lehrbuch der Religionswissenschaft und endlich 1837 die Wissenschaftslehre, Alle diese Werke mußten die noch wirksame Zensur umgehen und erschienen nur anonym oder im Ausland (z.B. Sulzbach). 1842 starb unerwartet Anna Hoffmann. Tief erschüttert kehrte B., selbst schwer erkrankt, nach Prag zurück. Bei seinem Bruder Johann fand er Pflege, aber die fortschreitende Krankheit verminderte immer mehr seine Arbeitskraft. Er verfaßte noch das mengentheorethische Werk Paradoxen des Unendlichen, seine Grundlegung der Mathematik, die Größenlehre, und erarbeitete die letzte Fassung seiner Sozialutopie Vom besten Staate. Es war ihm nicht mehr vergönnt, diese Werke zu veröffentlichen. Er hinterließ einen gewaltigen Nachlaß, und es sollte noch gut ein Jahrhundert währen, bis sein Werk vollständig zugänglich wurde. WEITERE WERKE: B. B.-Gesamtausgabe. Hrsg. von Eduard Winter, Jan Berg, Friedrich Kambartel, Jaromir Louzil, Bob van Rootselaar. Stuttgart-Bad Cannstatt 1969 ff. LITERATUR: Heinrich Fels: B. B. Sein Leben, sein Werk. Leipzig 1929. - Jan Berg: B.'s logic. Stockholm 1962. Eduard Winter: B. B. Ein Lebensbild. Stuttgart-Bad Cannstatt 1969. - Ursula Neemann: B. B.s Lehre von Anschauung und Begriff in ihrer Bedeutung für erkenntnistheoretische und pädagogische Probleme. Paderborn 1972. - Friedrich Kambartel: B. B.'s Grundlegung der Logik. Hamburg 1978. - Curt Christian (Hrsg.): B. B., Leben und Wirkung. Wien 1981. - Jan Berg/Edgar Morscher: B.-Forschung 1989-1991. Sankt Augustin 1992. - Markus Textor: B.s Propositionalismus. Berlin/New York 1996. - Heinrich Ganthaler/Otto Neumaier (Hrsg.): B. und die österreichische Geistesgeschichte. Sankt Augustin 1997. - Jan Berg/Edgar Morscher (Hrsg.): B.-Forschung 1992-1998. Sankt Augustin 1999. Raphael Kaeser Boots, Abraham, * 27.9.1628 Bremen, t 11.10.1673 Marburg. B. studierte in Marburg, wurde dort 1661 Magister (De veritate), im folgenden Jahr Prof. der Philosophie, insbesondere der Metaphysik und 1664 Prof. der Beredsamkeit und Geschichte. Seit 1673 war er Universitätsbibliothekar. B. veröffentlichte u. a. eine Disputatio de immaterialitate et spiritualitate angelorum (1658). Born, Friedrich Gottlieb, * 1743 Leipzig, t 8. 12. 1807 Weesenstein bei Pirna. B. war 1782-1802 Prof. der Philosophie an der Univ. Leipzig. Mit den von ihm ins Lateinische übersetzten kritischen Schriften -»Kants (4 Bde., 1796-98) machte er sich um das Verständnis und die Verbreitung der Kantschen Philosophie verdient. Er war, gemeinsam mit Johann Heinrich —»Abicht, Mitarbeiter des „Neuen philosophischen Magazins zur Erläuterung des Kantischen Systems" (1789-91) und veröffentlichte u.a. Untersuchung über die Grundlagen des menschlichen Denkens, zur Aufklärung und Vertheidigung des Kantischen Systems (1789). Sein Lexicon manuale linguae Graecae erschien 1798-1802 in zwei Bänden. Nach 1802 zog sich B. als Schloßprediger nach Weesenstein zurück. WEITERE WERKE: Versuch über die ersten Gründe der Sinnenlehre zur Prüfung der Weishauptischen Zweifel gegen Kant. Leipzig 1789. Born, Max, * 11.12.1882 Breslau, t 5.1.1970 Göttingen. B. wuchs in der anregenden Atmosphäre eines kultivierten Elternhauses auf. Der Vater Gustav B. war Prof. der Anatomie und ein Pionier der Embryologie, die Mutter entstammte einer schlesischen Industriellenfamilie. Nach vier Semestern in Breslau und zwei Sommersemestern in Heidelberg und Zürich bezog er im Sommersemester 1904 die

Bouterwek Univ. Göttingen, wo er mit einer mathematischen und experimentellen Untersuchung über die Stabilität elastischer Drähte und Bänder im Juli 1906 promoviert wurde. Mit den Problemen der modernen Physik war er in einem von David —» Hubert und Hermann Minkowski geleiteten Seminar über Elektrodynamik bewegter Körper in Berührung gekommen. 1909 ging er nach Cambridge zu Joseph John Thomson, wo er neben der modernen Experimentalphysik auch mit der englischen Sprache vertraut wurde, was ihm später die Emigration erleichterte. 1909 habilitierte er sich in Göttingen mit einer Arbeit über das relativistische Elektron. Seine nun folgenden Publikationen schlössen an —> Einsteins Theorie der spezifischen Wärme an. Bald übernahm er es, eine einheitliche Kristallphysik auf atomistischer Grundlage aufzubauen, was 1915 zur Monographie Dynamik der Kristallgitter führte. Seine erste Professur für theoretische Physik erhielt B. 1915 an der Univ. Berlin, Ordinarius wurde er 1919 in Frankfurt. Mit seiner Berufung nach Göttingen 1921 begann dort eine glänzende Epoche der Physik, zumal gleichzeitig der geniale Experimentalphysiker James Franck nach Göttingen kam. Um beide versammelten sich bald aus aller Welt die hervorragendsten jungen Physiker. B. brachte mit seiner Monographie Atomtheorie des festen Zustandes seine früheren Arbeiten zum Abschluß und wandte sich den brennenden Problemen der Quantentheorie zu. Im Juli 1924 habilitierte sich bei ihm Werner —> Heisenberg, und im folgenden Jahr übergab ihm dieser ein Manuskript, das die physikalischen Grundlagen einer neuen Theorie enthielt. In Zusammenarbeit zuerst mit Pascual —> Jordan, dann auch mit Werner Heisenberg schuf B. die später sogenannte „Göttinger Matrizenmechanik". Darauf widmete er sich der physikalischen Interpretation des neuen Kalküls und gelangte zur statistischen Deutung der Quantentheorie. Dafür erhielt er 1954 den Nobelpreis für Physik. Aus seinen Vorlesungen ging das berühmte Lehrbuch Optik hervor, das 1933 erstmals erschien. 1956 kamen die Principles of Optics heraus, die lange als Standardwerk der theoretischen Optik galten. Als „Nichtarier" emigrierte B. 1933 und fand eine Stelle in Cambridge; einen Lehrstuhl erhielt er erst wieder 1936 in Edinburgh. 1954 kehrte B. mit seiner Frau nach Deutschland zurück, wo er sich in Bad Pyrmont niederließ. Die durch den Nobelpreis erreichte Berühmtheit nutzte B. nach dem Vorbild seines verehrten Freundes Einstein zu öffentlichem Engagement gegen das Wettrüsten und andere Torheiten der Zeit. WEITERE WERKE: Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen. Berlin 1920. - M.B. Ausgewählte Abhandlungen. 2 Bde., Göttingen 1963 (mit Bibliographie, Bd. 2, S. 695-706). - Albert Einstein/Hedwig und M. B.: Briefwechsel 1916-1955. München 1969. LITERATUR: M. B.: Mein Leben. Die Erinnerungen des Nobelpreisträgers. München 1975. - Gyeong Soon Im: M.B. und die Quantentheorie. Diss. rer. nat. Univ. Hamburg 1991. - Frank Holl: Produktion und Distribution wissenschaftlicher Literatur 1913-1933. Der Physiker M.B. und sein Verleger Ferdinand Springer. Diss. phil. Univ. München 1992. Armin Hermann Bornhausen, Karl (Eduard), * 19.11.1882 Frankfurt/ Main, t 22.7. 1940 Frankfurt/Main. B., Sohn eines Kaufmanns, hörte zunächst Vorlesungen in Lausanne, studierte dann evang. Theologie und Philosophie in Marburg, Berlin und Heidelberg, u. a. bei Wilhelm Herrmann und Hermann -> Cohen, und wurde 1906 in Heidelberg zum Lizentiaten der Theologie promoviert (Die Ethik Pascals). 1910 habilitierte er sich in Marburg für systematische Theologie. Eine Reise in die USA 1911 (Religion

in Amerika. Beiträge zu ihrem Verständnis, 1914) regte B. 1913 zur Gründung eines Seminars zum Studium amerikanischer Religionsverhältnisse in Marburg an („Theologische Amerika-Bibliothek"). 1920 wurde er o. Prof. für Religionsphilosophie und systematische Theologie in Breslau, 1934 in Frankfurt/Main. B. veröffentlichte u.a. Pascal (1920), Der Erlöser. Seine Bedeutung in Geschichte und Glauben (1926), Die Offenbarung. Über die Verbindung von Gott und Mensch in der Zeit (1928), Schöpfung. Wandel und Wesen der Religion (1930) und Fünffaltige Religion (1932). WEITERE WERKE: Der religiöse Wahrheitsbegriff in der Philosophie Rudolf Euckens. Göttingen 1910. - Die geschichtsphilosophischen Grundlagen des Glaubens. Leipzig 1914. Wandlungen in Goethes Religion. Ein Beitrag zum Bunde von Christentum und Idealismus. Berlin 1923. - Vom christlichen Sinn des deutschen Idealismus. Gotha 1924. LITERATUR: Matthias Wolfes: B., K. E. In: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hrsg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt von Traugott Bautz. Bd. 15, Herzberg 1999, Sp. 264-286. (mit Bibliographie). Bouterwek, Friedrich (Ludewig), auch Bouterweck, Boutterweck, Butterweck, Pseud. Ferdinand Achianow, * 15.4. 1766 Oker/Harz, t 9.8.1828 Göttingen. Während des rechtswissenschaftlichen Studiums in Göttingen hörte B., dessen Vater im Hüttenwesen tätig war, auch philosophische Vorlesungen bei Johann Georg Heinrich —»Feder und studierte Philologie bei Christian Gottlob Heyne. 1784 gab er das Jurastudium auf und widmete sich der Schriftstellerei. Seine Gedichte wurden im „Göttinger Musenalmanach" veröffentlicht; der Briefroman Graf Donamar (3 Bde.) erschien 1791-93. B. lehrte seit 1789 als Privatdozent an der Göttinger Univ. allgemeine Geschichte und Philosophie, war seit 1797 Prof. und wurde vor allem durch seine Vorlesungen über Ästhetik bekannt. Er arbeitete an dem Göttinger Projekt einer „Geschichte der Künste und Wissenschaften" mit und verfaßte in diesem Rahmen das monumentale Werk Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des 13. Jahrhunderts (12 Bde., 1801-19). Zunächst einen „gemäßigten Rationalismus" vertretend, versuchte B. in seinem philosophischen Hauptwerk Ideen tu einer allgemeinen Apodiktik. Ein Beitrag zur menschlichen Selbstverständigung und zur Entscheidung des Streits über Metaphysik, kritische Philosophie und Skepticismus (2 Bde., 1799), den Kritizismus durch Hereinnahme realistischer Elemente zu vervollkommnen. Mit seiner Lehre vom Vitalismus, nach der wir uns als wollende oder lebendige Kräfte erfassen und auch die Dinge außerhalb von uns als solche anzusehen haben, wirkte er auf —» Schopenhauer. Später schloß er sich zunehmend —»Jacobi an. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Aesthetik (2 Bde., 1806, 31824), Uhrbuch der philosophischen Wissenschaften (2 Tie., 1813) und Die Religion der Vernunft. Ideen zur Beschleunigung der Fortschritte einer haltbaren Religionsphilosophie (1824). Eine Autobiographie befindet sich in seinen Kleinen Schriften philosophischen, ästhetischen und literarischen Inhalts (1818, Neudruck 1975). Das zusammen mit Johann Gottlieb Gerhard -> Buhle herausgegebene „Göttingische Philosophische Museum" (2 Bde., 1798/99, Nachdruck 1979) führte er allein als „Neues Museum der Philosophie und Litteratur" (3 Bde., 1803-05) fort. WEITERE WERKE: Aphorismen. Freunden der Vernunftkritik nach Kants Lehre vorgelegt. Göttingen 1793. - Abriß akademischer Vorlesungen über die Philosophie der Schreibart in deutscher Prosa. Göttingen 1797. - Abriß akademischer Vorlesungen über die Rechtsphilosophie. Göttingen 1798. - Anfangsgründe der spekulativen Philosophie. Göttingen 1802. Die Epochen der Vernunft nach der Idee einer Apodiktik. Göltingen 1802. - Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaften. Göttingen 1803. - Immanuel Kant. Ein

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Bovo Denkmal. Hamburg 1804. - Ideen zur Metaphysik des Schönen. Eine Zugabe zur Aesthetik. Leipzig 1807. - Was ist Wahrheit? Eine populaire für jedermann verständliche Auflösung nach Grundsätzen der Vernunft erläutert. 2 Tie., Basel 1807. - Praktische Aphorismen oder Grundsätze zu einem neuen System der moralischen Wissenschaft. Leipzig 1808. - Lehrbuch der philosophischen Vorkenntnisse. Göttingen 1810, 21820. LITERATUR: Gustav Struck: F. B. Sein Leben, seine Schriften und seine philosophischen Lehren. Rostock 1919. - Fritz Jurczok: F. B. als Ästhetiker. Diss. Halle 1949. Bovo, Abt von Corvey, 10. Jh. Zunächst vermutlich Lehrer, war B., über dessen Leben wir nur spärliche Informationen besitzen, 900-916 Abt von Corvey. Sein einziges erhaltenes Werk, ein Kommentar zu dem Gedicht „O qui perpetua" aus dem dritten Buch der Philosophiae consolatiae des Boethius kann als die erste bekannte Reaktion auf die Interpretation dieses Werks im christlichen Sinne, von Remigius von Auxerre in Umlauf gebrachte, gelten. WERKE: Robert Burchard Constantijn Huygens: Mittelalterliche Kommentare zum ,O qui perpetua ...'. In: Sacris erudiri 6 (1954) S. 373-427. LITERATUR: Tullio Gregory: Platonismo medievale. Studi e ricerche. Rom 1958, S. 1-15. - Fidel Rädle: B. v. C. In: VL l, 1978, Sp. 976-977. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 37-41. Braig, Carl, * 10. 2. 1853 Kanzach bei Buchau (Württemberg), t 24.3. 1923 Freiburg/Breisgau. B. studierte seit 1873 Philosophie und Theologie an der Univ. Tübingen, u. a. bei Johannes Evangelista —» Kühn, Franz Xaver Linsenmann und Franz Xaver Funk, trat 1877 in das Priesterseminar Rottenburg ein und wurde 1878 zum Priester geweiht. 1883-89 war er Stadtpfarrer in Wildbad bei Karlsruhe, unternahm zahlreiche Studienreisen, u. a. nach Toulouse, wo er M. A. M. F. Duilhe de Saim-Projet kennenlernte. Aufgrund der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe von dessen Apologie des Christentums (1889), mit der er den Begriff „Modernismus" in die deutsche theologische Fachdiskussion einführte, wurde B. 1889 an der Univ. Freiburg zum Dr. theol. promoviert. Seit 1893 a. o. Honorarprofessor für die philosophisch-theologischen Disziplinen der propädeutischen Theologie, wurde er 1897 o. Prof. für Dogmatik und 1907 Prorektor der Univ. Freiburg. Zu seinen Schülern zählte u.a. Martin —»Heidegger. 1910 wurde B. zum päpstlichen Hausprälaten ernannt. Neben seinem ursprünglich auf zehn Bände angelegten Hauptwerk Grundzüge der Philosophie (3 Tie., 1896/97) veröffentlichte er u. a. Die Zukunftsreligion des Unbewußten und das Princip des Subjektivismus. Ein apologetischer Versuch (1882), Philosophisches System von Latze (1884), Enzyklopädie der theoretischen Philosophie (1883, 61886), Gottesbeweis oder Gottesbeweise? Würdigung neuer und neuester apologetischer Richtungen (1888), Das Wesen des Christentums an einem Beispiel erläuten oder Adolf Harnack und die Messiasidee (1903) und Modernstes Christentum und moderne Religionspsychologie (1907). WEITERE WERKE: Die Freiheit der philosophischen Forschung in kritischer und christlicher Fassung. Freiburg/ Breisgau 1894. - Leibniz. Sein Leben und seine Bedeutung. Freiburg/Breisgau 1901. - Der Modernismus und die Freiheit der Wissenschaft. Freiburg/Breisgau 1911. - Die Gotteslehre. Freiburg/Breisgau 1912. LITERATUR: Friedrich Stegmüller: K. B. (1853-1923). In: Oberrheinisches Pastoralblatt 54 (1953) S. 120-128 (mit Werkverzeichnis). - F. Träger: Das empirische Denken C. "B.s. In: Perspektiven der Philosophie 5 (1979)

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S. 341-356. - Karl Leidlmair: C. B. (1853-1923). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 409-419. Brand, Gerd, * 8.4.1921 Frankfurt/Main, t 3.7. 1979 Trier. Im Jahr 1933 emigriert, studierte B. 1939-47 an der Univ. Löwen Philosophie und wurde 1950 promoviert (Welt, Ich und Zeit. Nach unveröffentlichten Manuskripten Husserls, 1955, 21969). Seit 1948 Hauptgeschäftsführer der BelgischLuxemburgisch-Deutschen Handelskammer, trat er 1950 in den Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland und war 1964-69 Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Berlin. 1969-73 war B. Generalsekretär des Wissenschaftszentrums Berlin und gehörte seit 1973 dem Vorstand der Fritz Thyssen Stiftung an. 1976 wurde er zum Honorarprofessor an der Univ. Trier ernannt. B. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie Edmund -» Husserls und der Anwendungsmöglichkeiten der Phänomenologie auf die modernen Human- und Sozialwissenschaften. Er veröffentlichte u.a. Die Lebenswelt. Eine Philosophie des konkreten Apriori (1971), Gesellschaft und persönliche Geschichte. Die mythologische Sinngebung sozialer Prozesse (1972) und Welt, Geschichte, Mythos und Politik (1978). WEITERE WERKE: Die Krise der Sozialwissenschaften. Nutzanwendung aus unserer Beschäftigung mit den Problemen der Entwicklungsländer. Bonn 1963. LITERATUR: Ernst Wolfgang Orth: Nachruf. Prof. Dr. G. B. 8.4. 1921-3.7. 1979. In: Philosophisches Jahrbuch 87 (1980) S. 93-96. Brandts, Christian August, * 13.2.1790 Hildesheim, t 24.7.1867 Bonn. B. studierte an der Univ. Kiel Theologie, Philologie und Philosophie. Er habilitierte sich 1812 in Kopenhagen, verbrachte 1814 ein Jahr in Göttingen und habilitierte sich dann nach Berlin um. 1816 ging er als Sekretär der preuß. Gesandtschaft nach Rom und wurde 1821 Prof. der Philosophie in Bonn. 1837 reiste er nach Griechenland, wo er sich als Begleiter König Ottos zweieinhalb Jahre aufhielt (Mitteilungen über Griechenland, 3 Tie., 1842). B. trat vor allem als Historiker der griechischen Philosophie hervor. Er veröffentlichte neben seinem Hauptwerk, dem Handbuch der griechisch-römischen Philosophie (3 Tie., 1835-64), u.a. eine Geschichte der Entwicklung der griechischen Philosophie (2 Bde., 1862-64). 1827-33 war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Rheinisches Museum für Jurisprudenz, Philologie, Geschichte und griechische Philosophie". WEITERE WERKE: Vom Begriff der Geschichte der Philosophie. Kopenhagen 1815. - De perditis Aristotelis libris de ideis et de bono sive philosophia. Bonn 1823. - Bemerkungen über die Reihenfolge der ionischen Physiologen und über einzelne ihrer Lehren. Bonn 1829. LITERATUR: Friedrich Adolf Trendelenburg: Zur Erinnerung an C. A. B. Berlin 1868 (mit Bibliographie). Braniß, Christlieb Julius, * 13.9.1792 Breslau, t 2.6. 1873 Breslau. Der aus einer jüdischen Familie stammende B. wurde 1822 getauft. Er studierte in Breslau und Berlin Philologie und Philosophie, wurde 1823 in Göttingen promoviert (Die Logik in ihrem Verhältnis zur Philosophie, geschichtlich betrachtet), habilitierte sich 1825 in Breslau (De notione philosophiae Christianae) und war dort seit 1826 a. o. Prof., 1833-70 o.Prof. der Philosophie. Von —»Schleiermacher, Henrik —»Steffens und —»Hegel beeinflußt, entwickelte B. ein eigenes System, das mit dem reinen Tun beginnt. Er führte den Begriff Historismus als erster programmatisch in

Braun die Philosophie ein. B. veröffentlichte u.a. Über Schleiermachers Glaubenslehre (1824), Grundriß der Logik (1830), System der Metaphysik (1834), Geschichte der Philosophie seit Kant (1. Tl.: Einleitung, 1842; auch unter dem Titel Übersicht des Entwicklungsganges der Philosophie in der alten und mittleren Zeit) und Die wissenschaftliche Aufgabe der Gegenwart als leitende Idee im akademischen Studium (1848). WEITERE WERKE: Über die Würde der Philosophie und ihr Recht im Leben der Zeit. Berlin 1854. - Über atomistische und dynamische Naturauffassung. Breslau 1858. LITERATUR: Caesar Albanus Kletke: Die geschichtsphilosophische Weltanschauung von B. Breslau 1849. - Gunter Scholtz: „Historismus" als spekulative Geschichtsphilosophie: C. J. B. (1792-1873). Frankfurt/Main 1973. Brasch, Moritz, * 18. 8.1843 Zempelburg (Westpreußen), t 16.9. 1895 Leipzig. B., Sohn einer Schriftstellerin, studierte Naturwissenschaften und Medizin, später Literatur, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin, Greifswald und Jena (1863-68). Nach der Promotion 1870 aufgrund der Dissertation Benedict von Spinoza's System der Philosophie nach der Ethik und den übrigen Traktaten desselben in genetischer Entwicklung dargestellt und mit einer Biographie Spinoza's versehen lebte er als freier Wissenschaftler in Berlin. 1874 wurde er Redakteur des Brockhausschen Konversationslexikons. Seit 1880 war er freier Schriftsteller und Mitarbeiter wissenschaftlicher und literarischer Zeitschriften. Er veröffentlichte u. a. Moses Mendelssohn. Lichtstrahlen aus seinen philosophischen Schriften und Briefen. Nebst Biographie und Charakteristik Mendelssohn's (1875), Die Klassiker der Philosophie. Von den frühesten griechischen Denkern bis auf die Gegenwart (3 Bde., o.J. [1884/85]), Die Philosophie der Gegenwart. Ihre Richtungen und ihre Hauptvertreter (1888) und Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (1893). Er gab u. a. Moses Mendelssohns Schriften zur Philosophie, Aesthelik und Apologetik (2 Bde., 1880), Werke Arthur —»Schopenhauers und Abhandlungen Friedrich —> Ueberwegs heraus. WEITERE WERKE: Gesammelte Essays und Charakterköpfe zur neueren Philosophie und Literatur. Leipzig 1885. - Philosophie und Politik. Studien über Ferdinand Lassalle und Johann Jacoby. Leipzig o.J. [1889]. - Das Wesen und die Formen der Dramatischen Dichtung nach den Principien der modernen Aesthetik. Leipzig 1892. - Leipziger Philosophen. Portraits und Studien aus dem wissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Leipzig 1894. - Die Facultäten-Frage und die Stellung der Philosophie an den deutschen Universitäten. Leipzig 1895. LITERATUR: M. B. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 3. München u. a. 1995, S. 412-418. Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig), * 2.3. 1837 Auleben bei Nordhausen, t 15. 1.1883 Gießen. B. studierte zunächst Theologie und Medizin in Berlin, später Philosophie, seit 1862 Philologie und wurde 1865 mit der Arbeit Platonis Phaedri dispositio promoviert. Zu seinen Lehrern gehörten u. a. August Böckh und Friedrich Adolf —>Trendelenburg. Seit 1867 Lehrer an der FriedrichWerderschen Gewerbeschule, ging er 1870 als Oberlehrer an die Luisenschule in Berlin. Nach der Habilitation 1871 war B. als Privatdozent der Philosophie tätig. 1873 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Gießen, wo er auch Pädagogik lehrte. B. war Mitarbeiter der „Philosophischen Monatshefte". Er veröffentlichte u. a. Germanische Göttersage (1869, 21878), Adolf Trendelenburg (1873) und Summi in philosophia honores (1876). Aus dem Nachlaß

herausgegeben wurde Die Erziehung Friedrichs des Großen (1885). WEITERE WERKE: Die Bedeutung der platonischen Philosophie für die religiösen Fragen der Gegenwart. Berlin 1873. Braun, Alexander (Carl Heinrich), * 10.5.1805 Regensburg, t 29.3.1877 Berlin. B. studierte Medizin, vor allem aber Botanik in Heidelberg, wo er sich mit Karl Friedrich Schimper und Louis Agassiz befreundete, sowie in München und Tübingen, wo er 1829 mit einer Arbeit über die Pflanzengruppe der Farne promoviert wurde. Zu seinen Lehrern gehörten Friedrich Sigismund Leuckart, Gottlieb Wilhelm Bischoff, Franz Joseph —»Schelver, Lorenz -»Oken, Gotthilf Heinrich von —> Schubert und auch —»Schelling („das Haupt der ganzen Universität"). 1832 wurde B. Lehrer der Botanik und Zoologie am Polytechnikum in Karlsruhe, 1846 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Botanik in Freiburg/Breisgau, 1850 wurde er nach Gießen und 1851 nach Berlin berufen, zugleich als Direktor des Botanischen Gartens; die Rektoratszeit 1865/66 eröffnete B. mit der Rede Über das Wesen der Universität. B. gilt als Hauptvertreter der idealistischen Morphologie der Pflanzen; die mit Schimper unter dessen „freundschaftlicher Führung" entwickelte Theorie der Blattstellung wurde eine Grundlage der Systematik der Blutenpflanzen; seine Algenuntersuchungen trugen in Kritik an Matthias Jakob Schieiden und Theodor Schwann wesentlich zur Weiterentwicklung der Zellentheorie bei; sein natürliches System der Pflanzen fand Anwendung im Berliner Botanischen Garten (publiziert bei Paul F. A. Ascherson, Flora der Provinz Brandenburg, 1864). In den Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur (1851) wird —> Goethes Metamorphoselehre zwar aufgegriffen, aber zugleich verändert und zur Unterscheidung zwischen der anorganischen und organischen Natur mit ihrem „Triebe nach Vollendung" herangezogen. In der Monographie Das Individuum der Pflanze in seinem Verhältniss zur Species (1853) wird Darwins Lehre der Evolution anerkannt, aber in Ablehnung der Selektionstheorie unter das Prinzip der Teleologie gestellt. Mehrfach setzte B. sich in populären Veröffentlichungen für die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse ein. Die Universitälsrede Über den Zusammenhang der naturwissenschaftlichen Disciplinen unter sich und mit der Wissenschaft im Allgemeinen (1855) betont erneut die romantischnaturphilosophische Orientierung, die seine zeitgenössische Resonanz behindert hat: „So erscheint denn die Naturgeschichte innig verflochten mit der Lebensgeschichte des Menschen und mit seiner Lebensaufgabe." Geehrt wurde B. durch die Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina und die Preußische Akademie der Wissenschaften. 1882 edierte die Tochter Cecilie Mettenius Alexander Braun 's Leben nach seinem handschriftlichen Nachlass dargestellt. LITERATUR: Brigitte Hoppe: Deutscher Idealismus und Naturforschung. Werdegang und Werk von A.B. (1805 bis 1877). In: Technikgeschichte 36 (1969) S. 111-132. - Gerald L. Geison: B. In: DSB, Bd. l, 1970, S. 425-427. Michel Guedes: La theorie de la metamorphose en morphologie vegetale, la metamorphose et l'idoe d'evolution chez Alexandre B. (1805-1877). In: Episteme 7 (1979) S. 32-51. Dietrich von Engelhardt Braun, Otto, * 1.4. 1885 Dorpat, t 15.4.1922 Basel. B. studierte in Königsberg, Breslau und Jena, wo er 1906 aufgrund der Dissertation Scheüings geistige Wandlungen in den Jahren 1800-1810 zum Dr. phil. promoviert wurde. Er war Privatdozent in Münster und seit 1920 o. Prof. in Basel. An -> Schelling anknüpfend, vertrat B. einen aktiven Idealismus. Er veröffentlichte u.a. Hinauf zum Idealismus!

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Breitkopf Schelling-Studien (1908), Grundriß einer Philosophie des Schaffens als Kulturphilosophie. Einführung in die Philosophie als Weltanschauungslehre (1912) und Geschichtsphilosophie. Eine Einführung (1921). WEITERE WERKE: Euckens Philosophie und das Bildungsproblem. Leipzig 1909. - Zum Bildungsproblem. Zwei Vorträge (Philosophie und Schule. Kunst und Schule). Leipzig 1911. - Studien zur Bedeutungsforschung. Beiträge zur Kulturphilosophie. Heft 1. Paderborn 1911. - Deutsches Leben und deutsche Weltanschauung. Berlin 1922. Breitkopf, Gregor, auch Laticephalus, * um 1472 Konitz, t 1529 Leipzig. B. bezog 1490 die Univ. Leipzig, erlangte 1503 den Magistergrad und wurde in die Artistenfakultät aufgenommen. Innerhalb von 25 Jahren war er fünfmal Vizerektor, zweimal Dekan und einmal (1508) Rektor. 1500-14 gehörte er dem Marienkolleg, später dem kleinen Fürstenkolleg an. Wegen seines hohen Ansehens wurde er bei der Disputation, die 1519 zwischen —»Luther und Johannes Eck stattfand, zum Disputator gewählt. Seit 1523 war er Lizentiat und Dr. theol. und trat später in die Theologische Fakultät über. B. galt als bedeutender scholastischer Logiker. Er gab Werke lateinischer Klassiker (u. a. Horaz, Tibull und Seneca) heraus. Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef), * 16.1.1838 Marienberg bei Boppard/Rhein, t 17.3.1917 Zürich. B., Sohn eines Schriftstellers, Neffe von Clemens B. und Bettine von Arnim und Bruder des Sozialpolitikers Lujo B., studierte Philosophie, Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften in München, Würzburg, Berlin (u. a. bei —» Trendelenburg) und Münster (u. a. bei Franz Jakob —»Clemens), wurde aufgrund seiner ersten Veröffentlichung Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles (1862, Nachdruck 1960 und 1982) in Tübingen in absentia promoviert, empfing 1864 die Priesterweihe und habilitierte sich 1866 in Würzburg (Die Psychologie des Aristoteles, insbesondere seine Lehre vom ). 1872 wurde er dort a. o. Professor. Wegen des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes trat er 1873 aus der kath. Kirche aus, legte seine Professur nieder und erhielt 1874 einen Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Wien. Als ihm wegen seiner Vergangenheit als Priester eine Heirat durch die österr. Judikatur untersagt wurde, gab er die Österr. Staatsbürgerschaft auf und nahm die sächsische an. Nach dem mit dem Staatenwechsel verbundenen Verlust der Professur habilitierte sich B. 1880 nochmals und war bis 1894 Privatdozent an der Univ. Wien. Nach dem Tod seiner Frau verließ er Wien 1895 und lebte nach kürzeren Aufenthalten in der Schweiz und in Italien von 1898 bis zum Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg in Florenz. 1915 ging B., seit 1903 erblindend, nach Zürich. In seiner Wiener Abschiedsvorlesung Die vier Phasen der Philosophie und ihr augenblicklicher Stand (1895, 21926) brachte B. zum Ausdruck, daß er sich als Neubeginn einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit philosophischen Problemen sah. Ausgehend von Aristoteles und beeinflußt von John Stuart Mill und Auguste Comte, entwickelte er eine auf der Psychologie begründete empirisch-naturwissenschaftliche Methodik, die er u. a. in der Psychologie vom empirischen Standpunkte (1874; revidiert und erw. 1911; 3 Bde., 1924-28, hrsg. v. Oskar —»Kraus; Nachdruck 1955-68) formulierte. Zeit seines Lebens war B. bestrebt, der Philosophie den Charakter einer Wissenschaft zu verleihen (vgl. dazu seine in der Habilitationsdisputation vertretene These „Vera philosophia methodus nulla alia nisi scientia naturalis est"). Die phänomenale Psychologie bzw. Phänomenologie verstand er als philosophische Grundwissenschaft. Seine Lehre

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von der Intentionalität des Bewußtseins, nach der alle psychischen Empfindungen auf außerhalb des Bewußtseins liegende Dinge gerichtet sind, war Wegbereiterin der neueren Aktpsychologie. Zu seinen Hauptwerken zählen ferner Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis (1889, "1955, Nachdruck 1969), Versuch über die Erkenntnis (hrsg. v. Alfred ->Kastil, 1925,21970), Vom Dasein Gottes (hrsg. v. A. Kastil, 1929, Nachdruck 1968), Wahrheit und Evidenz. Erkenntnistheoretische Abhandlungen und Briefe (hrsg. v. O. Kraus, 1930, Nachdruck 1962 und 1974), Kategorienlehre (hrsg. v. A. Kastil, 1933), Grundlegung und Aufbau der Ethik (hrsg. v. Franziska -» Mayer-Hillebrand, 1952), Religion und Philosophie. Ihr Verhältnis zueinander und ihre gemeinsamen Aufgaben (hrsg. v. F. Mayer-Hillebrand, 1954), Die Lehre vom richtigen Urteil (hrsg. v. F. Mayer-Hillebrand, 1956) und Grundzüge der Ästhetik (hrsg. v. F. MayerHillebrand, 1959). B.s Werk beeinflußte u.a. die Phänomenologie (Edmund —>Husserl), die Gegenstandstheorie (Alexius von —»Meinong) und die Sprachphilosophie. Aus seinen zahlreichen Schülern (u. a. Christian von —» Ehrenfels, Franz -»Hillebrand, Alois -»Höfler, Alfred Kastil, Oskar Kraus, Anton —»Marty, Carl —»Stumpf) ging eine philosophische Schule hervor. WEITERE WERKE: Über die Gründe der Entmuthigung auf philosophischem Gebiete. Wien 1874. - Ueber die Zukunft der Philosophie. Wien 1892. Erw. Ausg. Leipzig 1929. - Untersuchungen zur Sinnespsychologie. Leipzig 1907,21979. Aenigmatias. Bern/München 21909, 51962. - Aristoteles und seine Weltanschauung. Leipzig 1911. - Aristoteles Lehre vom Ursprung des menschlichen Geistes. Leipzig 1911. - Zur Lehre von Raum und Zeit. In: Kant-Studien 25 (1920). - Die Lehre Jesu und ihre bleibende Bedeutung. Hrsg. v. A. Kastil. Leipzig 1922. - Gesammelte philosophische Schriften. Hrsg. v. Oskar Kraus und Alfred Kastil. 22 Bde., Leipzig 1922-33. - Geschichte der griechischen Philosophie. Hrsg. v. Franziska Mayer-Hillebrand. Bern/ München 1963. - Deskriptive Psychologie. Hrsg. v. Roderick M. Chisholm und Wilhelm Baumgartner. Hamburg 1982. - Briefe an Carl Stumpf. 1867-1917. Hrsg. und eingeleitet von Gerhard Oberkofler. Graz 1989. LITERATUR: Emil Utitz: F. B. In: Kant-Studien 22 (1917/18) S. 217-242. - Oskar Kraus: F. B. Zur Kenntnis seines Lebens und seiner Lehre. Mit Beiträgen von Carl Stumpf und Edmund Husserl. München 1919 (mit Bibliographie). - Alfred Kastil: Die Philosophie F. B.s. Eine Einführung in seine Lehre. München 1951. - Lucie Gilson: La psychologic descriptive selon F. B. Paris 1955. - Roderick M. Chisholm/Rudolf Haller (Hrsg.): Die Philosophie F. B.s. Amsterdam 1978. - Brentano Studien. Internationales Jahrbuch der Franz Brentano Forschung. Hrsg. v. Wilhelm Baumgartner/Franz-Peter Burkard/Franz Wiedmann. Dettelbach 1988 ff. - Josef M. Werle: F. B. und die Zukunft der Philosophie. Studien zur Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssystematik im 19. Jahrhundert. Amsterdam 1989. Dieter Münch: Psychologie und Metaphysik. Historischsystematische Untersuchungen zum Frühwerk F. B.s. Frankfurt/Main 1996. - Eberhard Tiefensee: Philosophie und Religion bei F. B. (1838-1917). Tübingen 1998. - Wilhelm Baumgartner (Hrsg.): Das Erbe B.s. Akten der Konferenz „The Legacy of B." in Krakow. Dettelbach 2000. Brentano, Margherita von, * 9.9.1922 Sauerburg, t 21.3. 1995 Berlin. Die Schwester des späteren Außenministers der Adenauer-Regierung Heinrich von B. setzte ihr im Berlin der ersten Kriegsjahre begonnenes Studium der Geschichte, Germanistik und Anglistik in Freiburg fort. 1948 wurde sie bei -»Heidegger mit der Dissertation Die Bedeutung des ,,' " als Grundbegriff der aristotelischen Metaphysik promoviert.

Broch Anschließend leitete sie bis 1956 den Jugend- und Schulfunk des Südwestfunks, ehe sie sich als Assistentin Wilhelm -> Weischedels an der Freien Univ. Berlin zunehmend politischen Fragen zuwandte. Mit der Befürwortung einer Anerkennung der Oder-Neiße-Linie erregte sie 1961 Aufsehen. 1971 habilitierte sich B. und war bis zu ihrer Emeritierung 1988 Prof. an der Freien Univ. Berlin. Ihr Einsatz für eine von politisch-moralischer Praxis getragene Philosophie machte sie zur Gegnerin der Atombewaffnung und des Nachrüstungsbeschlusses; zuletzt galt ihr besonderes Engagement der Errichtung eines Holocaust-Mahnmals in Berlin. 1973-84 war B. Vorstandsvorsitzende der Heinrich-HeineStiftung für Philosophie und kritische Wissenschaft. Sie veröffentlichte u. a. Bürgerlicher und faschistischer Antisemitismus (1968, mit Peter Furth) und Philosophie, Theoriestreit, Wissenschaßspluralismus (1978). LITERATUR: Streitbare Philosophie. M. v. B. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Gabriele Althaus und Irmingard Staeuble. Berlin 1988. Breyer, Johann Friedrich, * 2.12.1738 Stuttgart, t 28.6. 1826 Erlangen. B. bezog 1756 das Tübinger Stift, studierte Philosophie, Mathematik und Geschichte und erlangte 1758 den Magistergrad. Nach dem theologischen Examen wurde er 1761 als Prediger der deutschen evang. Gemeinde und Lehrer der Kinder des preuß. Konsuls nach Livorno berufen. 1768 reiste er über Rom (Bekanntschaft mit —»Winckelmann), Neapel, Venedig und München nach Hamburg, wo er u.a. mit -> Lessing verkehrte. 1769 wurde er o. Prof. der Philosophie an der Univ. Erlangen, 1773 Ältester des Instituts der Moral und der Schönen Wissenschaften. 1776 wurde er ferner zum Prof. der deutschen Literatur und Schönen Wissenschaften, 1782 zum brandenburgischen und später zum bayerischen Hofrat ernannt. B. schrieb u. a. Über den Eigennutz menschlicher Handlungen und Wie verhält sich das, was ist, zu dem, was seyn soll (1802). Breysig, Kurt, * 5.7.1866 Posen, t 16.6.1940 BergholzRehbriicke bei Potsdam. B., Sohn eines Professors, studierte als Schüler Gustav von Schmollers in Berlin Geschichte und wurde dort 1892 Privatdozent, 1896 a. o. und 1923 o. Professor. Ausgehend von Untersuchungen über die politische, soziale und kulturelle Entwicklung europäischer Völker, suchte er ein universalhistorisches Entwicklungsgesetz nachzuweisen (u. a. Die Kulturgeschichte der Neuzeit, 2 Bde., 1900/01; Der Stufenbau und die Gesetze der Weltgeschichte, 1905, 21927). In Naturgeschichte und Menschheitsgeschichte (1933) stellte er wie in seiner Geschichte der Menschheit (2 Bde., 1936-39; 5 Bde., 1955) das Natur- und das Menschheitsgeschehen als miteinander verbunden dar. Zu seinen Hauptwerken zählen ferner Vom geschichtlichen Werden (3 Bde., 1925-28), Vom Sein und Erkennen geschichtlicher Dinge. Umrisse einer zukünftigen Geschichtslehre (4 Bde., 1935-44) und Gestaltungen des Entwicklungsgedankens (1940). B. gab 1926-32 die Reihe „Forschungen zur Geschichts- und Gesellschaftslehre" heraus. B., einer der Begründer der Kulturgeschichte, beeinflußte u.a. Oswald —»Spenglers Kulturmorphologie. WEITERE WERKE: Die Entstehung des Gottesgedankens und der Heilbringer. Berlin 1905. - Die Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Berlin 1907. - Von Gegenwart und von Zukunft des deutschen Menschen. Berlin 1912. - Der Aufbau der Persönlichkeit von Kant. Aufgezeigt an seinem Werke. Versuch einer Seelenkunde des Gelehrten. Stuttgart 1931. - Die Geschichte der Seele im Werdegang der Menschheit. Breslau 1931. - Psychologie der Geschichte. Breslau 1935. Die Meister der entwickelnden Geschichtsforschung. Breslau 1936. - Der Wille der Welt an unserem Tun. Berlin 1942. - Das neue Geschichtsbild im Sinn der entwickelnden

Geschichtsforschung. Berlin 1944. - Gesellschaftslehre. Geschichtslehre (Werden, Wachstum und Entwicklung). Berlin 1958. - Aus meinen Tagen und Träumen. Memoiren, Aufzeichnungen, Briefe, Gespräche. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Gertrud Breysig und Michael Landmann. Berlin 1962 (mit Bibliographie). - Gedankenblätter. Hrsg. v. Gertrud Breysig. Berlin 1964. LITERATUR: Geist und Gesellschaft. K. B. zu seinem 60. Geburtstag. 3 Bde., Breslau 1927/28. - Ernst Hering: Das Werden als Geschichte. K. B. in seinem Werk. Berlin 1939. Ernst Hering: B., K. In: NDB 2, 1955, S. 609-610. - Gertrud Breysig: K. B. Ein Bild des Menschen. Heidelberg 1967. Briegleb, Johann Christian, * 2.12.1741 Görlitz, t 23.6.1805Coburg. B., dessen Vater evang. Theologe und klassischer Philologe war, begann 1759 in Jena das Studium der Theologie, Geschichte, Philosophie und Philologie bei Christian Adolph Klotz, dem er nach der Erlangung des Magistergrades 1763 nach Göttingen folgte. Dort war er Hofmeister im Haus Hardenberg und Erzieher u.a. des späteren preuß. Staatskanzlers Karl August von Hardenberg. 1768 wurde er Philosophielehrer am Gymnasium Casimirianum in Coburg, 1770 auch mit der Professur des Griechischen und der orientalischen Sprachen betraut. Seit 1783 herzoglich Coburgischer Rat, wurde er 1796 als Nachfolger seines Schwiegervaters Lorenz Adam Bartenstein Direktor des Gymnasiums und 1800 zum Konsistorialrat ernannt. B. verfaßte philologische und von —»Leibniz und Christian —> Wolff beeinflußte philosophische Abhandlungen (u. a. Grundsätze der Logik, 1774, 41791; Philosophische Grundsätze von der menschlichen Seele, von Gott und unsem Pflichten, 1778, 3I800). WEITERE WERKE: Von dem Unterschied der Beredsamkeit der Alten und der Neuern. Göttingen 1767. - Vorlesungen über den Horaz. 2 Tie., Altenburg 1770. - Vom historischen Enthusiasmus. Altenburg 1771. - Grundsätze von der philosophischen Rechtsgelehrsamkeit. Coburg 1788. - Einleitung in die philosophischen Wissenschaften. Coburg 1789. Broch, Hermann (Josef), * 1.11.1886 Wien, t 30.5.1951 New Haven (Connecticut, USA). Als Sohn jüdischer Eltern wuchs B. in Wien auf. Sein Vater war Textilhändler mährischer Herkunft, seine Mutter die Tochter eines Wiener Lederfabrikanten. B. besuchte ein Realgymnasium in Wien und eine Textilfachschule in Mülhausen (Elsaß). 1909 konvertierte er zum Katholizismus. Im gleichen Jahr heiratete er Franziska von Rothermann, die Tochter eines Zuckerfabrikanten aus Hirm (Burgenland), von der er sich 1923 scheiden ließ. 1910 wurde sein Sohn Hermann Friedrich geboren. Im Jahr der Heirat trat er als Verwaltungsrat in das Familienunternehmen „Spinnfabrik Teesdorf' in Teesdorf (Niederösterreich) ein. Gleichzeitig betrieb er autodidaktisch mathematische und philosophische Studien (Werttheorie). In das Jahrzehnt zwischen 1913 und 1922 fielen erste Publikationen philosophischer Essays und literarischer Arbeiten u. a. in Ludwig von Fickers Zeitschrift „Der Brenner" und Franz Bleis „Summa". 1917 lernte er in Wien die Modeschriftstellerin Ea von Allesch kennen; die intensive Beziehung dauerte bis 1928. 1927 verkaufte B. die Fabrik, um an der Univ. Wien Philosophie (Wiener Kreis) studieren zu können. In den folgenden Jahren entstand eines seiner beiden Hauptwerke, die Romantrilogie Die Schlafwandler (1930-32). Das Opus weist B. als repräsentativen Romancier der Moderne aus. Die Trilogie wurde von der Kritik stark beachtet, war aber kein Verkaufserfolg. In keinem anderen erzählerischen Werk B.s scheint die Folie der philosophischen Konzeption so stark durch wie in diesem Buch. In den dritten Teil des Romanzyklus fügte er eine Kurzfassung eines seit Jahren geplanten Werks über den „Zerfall der Werte" ein. Als neukantianisches Erbe ist B.s

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Brockdorff Werttheorie - im Gegensatz zu —»Schelers materialer Wertphilosophie - formal bestimmt. Über sein damaliges Vorbild hielt er 1932 den Vortrag James Joyce und die Gegenwart. Wie Die Schlafwandler weisen auch die folgenden literarischen Arbeiten, das Trauerspiel Die Entsühnung (1932), die Komödie Aus der Luft gegriffen (1934) und der Roman Die Verzauberung (1935), jene für B. bezeichnende Mischung aus zeitkritischen und mythischen Tendenzen auf. Die antifaschistischen Ansichten des Autors werden in der Verzauberung besonders deutlich. 1933 veröffentlichte er einen kleineren Roman, Die Unbekannte Größe, in dem die Grenzen mathematisch-wissenschaftlicher Erkenntnis dichterisch behandelt werden. 1936 begann B. mit der VölkerbundResolution die Serie seiner politischen Essays, die auf eine Stärkung der Demokratie abzielten. Nach dem „Anschluß" Österreichs wurde B. verhaftet, doch gelang ihm im Herbst 1938 die Emigration in die USA (mit einer Zwischenstation in Großbritannien). B. lebte in New York, in Princeton (bei seinem Freund Erich von Kahler) und in New Haven; 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. 1945 publizierte B. sein zweites opus magnum, den Roman Der Tod des Vergil, den er 1937 in Österreich begonnen hatte. B. sah in Vergil einen Dichter im Zeitbruch, einen Geistes- und Schicksalsverwandten, der die Krise seiner Epoche durchlebte und dichterisch gestaltete. Für das Buch erhielt er 1944 einen Preis der American Academy of Arts and Letters in New York. Zwischen 1943 und 1947 entstand seine umfangreiche Studie Massenwahntheorie, eine Analyse des Nationalsozialismus. Im Zentrum des Buches steht die ethische Begründung der als „irdisch-absolut" verstandenen Menschenrechte. 1949 heiratete B. in zweiter Ehe die Graphikerin Anne Marie Meier-Graefe. In seinen letzten Lebensjahren schrieb er den kulturkritischen Essay Hofmannsthal und seine Zeit (1948) sowie den „Roman in elf Erzählungen" Die Schuldlosen (1950). In diesem Roman bezog er einige bereits in den frühen dreißiger Jahren publizierte Novellen ein. Das Hauptthema des Buches ist moralische Schuld (als Gleichgültigkeit gegenüber fremdem Leid), die B. als Ursache für die Vorgänge in Deutschland während des Nationalsozialismus verstand. Als Lyriker ist B. nicht bekannt geworden, doch war ihm selbst dieser Teil seines Werkes wichtig. Er war ein passionierter Briefschreiber, und seine Korrespondenz ist ein substantieller Teil seines CEuvres. Während der Überarbeitung seines Romans Die Verzauberung starb B. 1951 an einem Herzschlag. Die Urne mit seiner Asche wurde auf dem Union District Cemetery in Killingworth (Connecticut, USA) beigesetzt. WERKE: Kommentierte Werkausgabe in 13 Bänden. Hrsg. v. Paul Michael Lützeler. Frankfurt/Main 1974-81. LITERATUR: Klaus W. Jonas: Bibliographie der Sekundärliteratur. In: H. B./Daniel Brody. Briefwechsel 1930-1951. Hrsg. v. Bertold Hack und Marietta Kleiss. Frankfurt 1971. - Ders.: Bibliographie der Sekundärliteratur zu H. B. 1971-1984. In: Paul Michael Lützeler (Hrsg.): H. B. Frankfurt/Main 1986, S. 333-357. - Paul Michael Lützeler: H. B. Eine Biographie. Frankfurt/Main 1985. - Michael Kessler/ Paul Michael Lützeler (Hrsg.): H. B. Das dichterische Werk. Tübingen 1987. - Stephen D. Dowden: H. B. Literature, Philosophy, Politics. Columbia (South Carolina) 1988. - Paul Michael Lützeler/Michael Kessler (Hrsg.): B.s theoretisches Werk. Frankfurt/Main 1988. - Andreas Mersch: Aesthetik, Ethik und Religion bei H. B. Frankfurt/Main u.a. 1989. Paul Michael Lützeler Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von. * 17.4. 1874 Itzehoe, t 29. 1. 1946 Kiel. Nach dem Studium der Philosophie, der Naturwissenschaften und der Medizin in Heidelberg und Kiel (vor allem bei Alois -»Riehl) wurde B., Sohn eines Landgerichtspräsidenten, 1898 in Kiel promoviert (Kants Teleologie) und habili-

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tierte sich 1901 an der TH Braunschweig für Philosophie. Er war dort als Privatdozent, seit 1908 als a. o. Prof. tätig, habilitierte sich aber aus beruflichen und politischen Gründen 1910 erneut an der Univ. Kiel (Über die philosophia perennis), wo er seit 1921 a. o. Prof. war. B. war einer der führenden Historiker der europäischen Aufklärungsphilosophie. 1929 gründete er zusammen mit Ferdinand —> Tönnies die Hobbes-Gesellschaft, deren Vorsitzender er 1936 wurde. B. veröffentlichte u. a. Die Geschichte der Philosophie und das Problem ihrer Begreiflichkeit (1906, 21908), Die englische Aufklärungsphilosophie (1924), Die deutsche Aufklärungsphilosophie (1926) und Hobbes als Philosoph, Pädagoge und Soziologe (1929). WEITERE WERKE: Beiträge über das Verhältnis Schopenhauer's zu Spinoza. 2 Bde., Hildesheim 1900. - Die philosophischen Anfangsgründe der Psychologie. Hildesheim 1905. - Die wissenschaftliche Selbsterkenntnis. Stuttgart 1911. - Die Philosophie in der Pädagogik. 1912. - Diskontinuität und Dialektik. Osterwieck 1914. - Descartes und die Fortbildung der kartesianischen Lehre. München 1923. LITERATUR: Jürg Johannesson: Baron C. v. B. gestorben. In: Zeitschrift für philosophische Forschung l (1946/47) S. 142-143. - Reinhard Lauth: B., C. In: NDB 2, 1955, S. 620. Brod, Max, * 27.5.1884 Prag, t 20.12.1968 Tel Aviv. B. war Sohn einer seit drei Jahrhunderten in Prag ansässigen jüdischen Mittelstandsfamilie; die in vielen seiner Werke veranschaulichte Überzeugung, daß es des Menschen Pflicht sei, Unglück und Leid zu bekämpfen, wurzelt in der Überwindung einer schweren Kyphose, die seine Kindheit und frühe Jugend verdüsterte. Er besuchte die PiaristenVolksschule, das Stefans-Gymnasium, studierte an der Deutschen Univ. in Prag Jura und wurde 1907 promoviert. Anschließend war er bis 1924 bei der Postdirektion in Prag beamtet, 1924-29 Kulturreferent im Ministerratspräsidium der CSR, 1929-39 Literatur- und Musikkritiker des „Prager Tagblatts", Mitbegründer des jüdischen Nationalrats in der CSR, dann als dessen Vizepräsident besonders um die Errichtung hebräischer Schulen bemüht. B. verließ mit seiner Frau am 15.3. 1939 Prag, und von da an „betrachtete er (sein) Leben als reines Geschenk ...". Seit 1939 lebte er in Israel und war als Dramaturg der „Habima" und als Musikkritiker tätig. Die weitgehend von -»Schopenhauer beeinflußte erste literarische Phase B.s, der „Indifferentismus", wurde mit dem Roman Schloß Nornepygge (1908) beendet. Die Begegnung mit Martin -> Buber und dessen Vorträge in Prag 1909/10 vertieften B.s Verständnis des Judentums, bestärkten sein jüdisches Identitätsbewußtsein und führten ihn schließlich zum Zionismus. Die Bedeutung der Tat im Judentum und die daraus resultierende ethische Verpflichtung bildet fortan den Kern von B.s Werk; das Streben nach der „Verwirklichung" als ethisches Postulat, das die Durchsetzung eines ethischen Effekts in der Realität bedeutet, bestimmt das Darstellungsziel seiner folgenden Schaffensepochen und liegt auch seiner unermüdlichen Tätigkeit als Förderer und Entdecker neuer Talente zugrunde; um nur die drei bedeutendsten zu nennen: Franz Werfel, Jaroslav Hasek und Leos Janacek. Der immanente Sinn des Lebens, der für B. in der als sittliches Prinzip erfaßten verwirklichenden Tat liegt, wird erstmals in der Überwindung der selbstbezogenen Triebe in Tycho Brakes Weg zu Gott (1915), dem Roman, mit dem B. berühmt wurde, dichterisch gestaltet; es ist der erste der sechs historischen Romane, in denen sich stets der Kampf des Protagonisten, die sittliche Wahrheit zu erreichen, spiegelt und die B. als den zentralen Punkt seines Werks haben wollte: 1925 folgte Reuheni, Fürst der Juden, wo die Frage nach dem Zweck der Sünde in der Schöpfung gestellt wird. Die Niederschrift von Johannes Reuchlin und sein Kampf (1965) erforderte ein kompliziertes Sprachstudium.

Brunner 1921, in Heidentum Christentum Judentum, hatte sich B. bereits zu der Auffassung durchgerungen, die er in den zwei Bänden Diesseits und Jenseits (1947/48) modifiziert, dann in Das Unzerstörbare (1968) und in Von der Unsterblichkeit der Seele (1969) überarbeitet und erweitert, doch im wesentlichen unverändert beibehält: In der Beherrschung oder Überwindung des kausalen Zusammenhangs von Sünde und Tat liegt die Bewährungsprobe des Menschen, die er mit Hilfe des Willens bestehen kann. In dem religionsphilosophischen Werk von 1921 findet sich bereits die Unterscheidung der drei Ebenen des Willens und der Tat. Die Konzeption der „Wahlfreiheit" - der zweiten Ebene - und der „Schaffensfreiheit" - der dritten -, die ohne Gnade nicht erreicht werden kann, die Spannweite dieser Willensfreiheit und die Pflicht des Menschen, sie zum Guten für sich und die Welt zu lenken, war das nie beendete Diskussionsthema zwischen B. und Kafka. B. lernte Kafka 1902 kennen und erkannte sofort seine außergewöhnliche literarische Begabung. Die Ermutigung, die Kafka aus dieser steten Anerkennung erwuchs, kann nicht überschätzt werden. B. erfaßte und interpretierte Kafkas Werk, das für ihn nichts Unklares enthielt, als die Spiegelung einer mit Kafkas ungeheurer Sensibilität erfühlten Wirklichkeit, die sich nicht mit allgemeingültigen Wirklichkeitsbegriffen messen läßt, und bewies die seelische Kraft zur „freien sittlich richtigen Tat", indem er sich über den Widerspruch, der zwischen Kafkas Verfügung, seine Manuskripte zu verbrennen, und der Wahl des Vollstreckers lag, hinwegsetzte. Mit der textkritischen Ausgabe von Kafkas Werk erwiesen sich auch die durch Jahrzehnte erhobenen Kritiken gegen B.s Kafka-Ausgaben als gegenstandslos. WEITERE WERKE: Heinrich Heine. Amsterdam 1934. Franz Kafka. Prag 1937 - Galilei in Gefangenschaft. Winterthur 1948. - Streitbares Leben. München 1960. - Der Prager Kreis. Stuttgart 1966. LITERATUR: Bernd Wilhelm Wessling. M.B. Ein Portrait. Stuttgart 1969. - Margarita Pazi: M. B., Werk und Persönlichkeit. Bonn 1970. - Margarita Pazi (Hrsg.): M. B., 1884-1984, Untersuchungen zu M. B.s literarischen und philosophischen Schriften. New York 1987. - Claus-Ekkehard Barsch: M.B. im Kampf um das Judentum. Wien 1992. Margarita Pazi Brucker, (Johann) Jacob, * 22.1.1696 Augsburg, t 26.11.1770 Augsburg. Der Sohn eines Schneiders studierte 1715-20 in Jena Theologie und Philosophie bei Johann Franz —»Buddeus. 1724 wurde er Prediger und Rektor der Lateinschule in Kaufbeuren. B. schrieb in Deutschland die erste Geschichte der Philosophie (Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad noslram usque aetatem deducta, 5 Bde., 1742-44); sie hatte Einfluß auf die französische Encyclopedic. 1744 wurde B. als Pfarrer nach Augsburg berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig war. Seit 1731 gehörte er der Preußischen Akademie der Wissenschaften und seit 1736 der Deutschen Gesellschaft in Leipzig an. Er veröffentlichte einen Bilder-Sal heutiges Tages lebender und durch Gelahrtheit berühmter Schrifft-Steller (illustriert von Johann Jacob Haid, Teil 1-10, 1741-55; Anhang, 1766; gleichzeitg erschien die lateinische Fassung, jedoch ohne den Anhang: Pinacotheca Scriptorum nostra aetate linens illustrium). Angeregt durch den Erfolg dieses biographischen Werks publizierten B. und Haid mit dem dem Ehren-tempel der Deutschen Gelehrsamkeit [...] (1747) eine zweite ähnliche Sammlung. WEITERE WERKE: Historia philosophica doctrinae de ideis qua turn veterum imprimis graecorum turn recentiorum philosophorum placita enarrantur. Augsurg 1723. (Stark erweiterte Neufassung von: J. B. (Präses), Christoph Fiedler (Respondent): Tentamen introductionis in historiam doctrinae

de ideis. Jena 1718). - Otium Vindelicium sive meletematum historico-philosophicorum triga [...]. Augsburg 1729. Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie [...]. 7 Bde., Ulm 1731-36. Supplement, 1737. - Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie [...]. Ulm 1736, 2 1751. - Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae [...J. Augsburg 1748. - Philosophiae universae origines et successiones [...]. Augsburg [1752]. LITERATUR: Karl Alt: J. B. Ein Schulmeister aus dem 18. Jahrhundert. Diss. Erlangen. Kaufbeuren 1926. - Ders.: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Mag. J. B. Kaufbeuren 1929. Wilhelm Schmidt-Biggemann/Theo Stammen (Hrsg.): J. B. (1696-1770). Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung. Berlin 1998. Darin: Helmut Zäh: Verzeichnis der Schriften J. B.s., S. 259-351. - Constance Blackwell: Zur Traditionskonstruktion der Naturphilosophie bei J. J. B. In: Dialektik, 1998, Heft l, S. 73-85 Brugger, Walter, * 17.12. 1904 Radolfzell/Bodensee, t 13.5. 1990 München. B. trat 1924 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte in Pullach bei München Philosophie, in Innsbruck Theologie, war 1929-31 und 1936/37 Repetitor der Philosophie am Germanicum in Rom, lehrte 1937 als Privatdozent der Fundamentaltheologie in Poona (Indien) und kam 1938 als Dozent an das Berchmannskolleg in Pullach bei München, wo er 1945 zum Prof. der Philosophie berufen wurde. Er veröffentlichte u.a. Theologia naturalis (1959), Summe einer philosophischen Gotteslehre (1979) und Grundlüge einer philosophischen Anthropologie (1986). B. gab ein Philosophisches Wörterbuch (1948, 171985) und mit Johannes Baptist -> Lotz die „Pullacher philosophischen Forschungen" (1955-58) heraus. WEITERE WERKE: Einleitung in die Philosophie und Erkenntniskritik. Pullach 1959. - Kleine Schriften zur Philosophie und Theologie. München 1984. LITERATUR: Otto Muck: Die deutschsprachige MarechalSchule - Transzendentalphilosophie als Metaphysik: J. B. Lotz, K. Rahner, W. B., E. Coreth u. a. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 590-622. Brunner, August (Eugen Albert), * 3. l. 1894 Orschwihr (Elsaß), t 11.4.1985 München. B. trat 1912 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte 1923-25 in Ore Place /Hastings (England), war in Irland und Stockholm tätig und lehrte seit 1929 in Valkenburg Philosophie. 1937 übernahm er einen Lehrstuhl für Logik und Metaphysik an der französischen Hochschule des Ordens auf der Insel Jersey, lebte seit 1941 in Paris, lehrte seit 1943 in Valspres-le Puy (Häute-Loire) und ging 1946 nach München. B. beschäftigte sich hauptsächlich mit Thomas von Aquin, —>Husserl und Sartre; im Mittelpunkt seines philosophischen Interesses stand das Erkenntnisproblem. B. gehörte zu den Herausgebern der Monatsschrift „Stimmen der Zeit". Er veröffentlichte u.a. Die Grundfragen der Philosophie. Ein systematischer Aufbau (1933,81982), Erkenntnistheorie (1948), La Personne incarnee. Etüde sur la phenomenologie et la philosophie existentialiste (1947), Der Stufenbau der Welt. Ontologische Untersuchungen über Person, Leben, StoffXI950), Glaube und Erkenntnis. Philosophisch-theologische Darlegung (1951), Die Religion. Eine philosophische Untersuchung auf geschichtlicher Grundlage (1956), Geschichtlichkeit (1961), Person und Begegnung. Eine Grundlegung der Philosophie (1982) und Offenbarung und Glaube (1985).

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Brunner WEITERE WERKE: Eine neue Schöpfung. Ein Beitrag zur Theologie des christlichen Lebens. Paderborn 1952. - Erkennen und Glauben. Art und Begründung des Glaubens. Kevelaer 1959. - Vom christlichen Leben. Gesammelte Aufsätze. Würzburg 1962. - Der Schritt über die Grenzen. Wesen und Sinn der Mystik. Würzburg 1972. - Erkenntnis und Überlieferung. München 1976. - Kant und die Wirklichkeit des Geistigen. Eine Kritik der transzendentalen Methode. München 1978. - Gnade. Einsiedeln 1983. - Offenbarung und Gnade. Eine phänomenologische Untersuchung. München 1985. LITERATUR: Gerald A. McCool: Recent trends in German scholasticism: B. and Lotz. In: International Philosophical Quarterly I (1961) S. 668-682. - Egon Becker: Offenbarung und Glaube nach A. B. Saarbrücken 1969. - Rudolf Urbanski: Leitbild und Geschichte. Zum Leitbild-Problem in A. B.s Buch „Geschichtlichkeit". In: Wissenschaftliche Zeitschrift. Friedrich-Schiller-Universität. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 19 (1970) S. 665-670. - KarlHeinz Neufeld: Das Werk A. B.s S.J. In: Archivum Societatis Jesu 58 (1989) S. 87-119 (mit Bibliographie). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u. a. 1990, S. 233-242. Brunner, Constantin, eigentl. Leopold Wertheimer, * 28.8. 1862 Altona (heute zu Hamburg), t 27.8. 1937 Den Haag. Der in jüdischer Tradition erzogene Enkel des Oberrabbiners von Altona studierte in Freiburg/Breisgau und Berlin Philosophie und Geschichte, wobei er sich in Abkehr vom Judentum und heftiger Gegnerschaft zum Zionismus vor allem an Spinoza und —> Goethe orientierte. Sein Hauptwerk Die Lehre von den Geistigen und vom Volke (1908, 2 1927, Nachdruck 1962) ist von der Verbindung von Geniekult und Kulturkritik durchdrungen. B.s Geistphilosophie, eine Verbindung materialistischer Weltanschauung, die nur relativ gültig ist, mit absoluter idealistischer Einheitslehre, wirkte auf Walter Rathenau und Gustav -» Landauer, aber auch auf die jüdische Jugendbewegung, aus deren Reihen sich in der Emigration esoterische Brunner-Zirkel bildeten. 1918 analysierte B. in der Schrift Der Judenhaß und die Juden den Antisemitismus. 1933 mußte er aus Deutschland in die Niederlande emigrieren. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Unser Christus oder das Wesen des Genies (1921, Neuaufi. 1958), Vom Einsiedler Constantin Brunner. Mein Leben und Schaffen [...] (1924) und Aus meinem Tagebuch (1928, 21967). WEITERE WERKE: Spinoza gegen Kant und die Sache der geistigen Wahrheit. Berlin 1909. Assen 21974. - Liebe, Ehe, Mann und Weib. Potsdam 1924. Stuttgart 2I965. - Materialismus und Idealismus. Potsdam 1928. Köln/Berlin 21959. Von den Pflichten der Juden und von den Pflichten des Staates. Berlin 1930. - Unser Charakter oder Ich bin der Richtige! Zürich 1939. Stuttgart 1964. - Kunst, Philosophie, Mystik. Gesammelte Aufsätze. Zürich 1940. - Der entlarvte Mensch. Hrsg. v. Magdalena Kasch. Den Haag 1953. Vermächtnis. Den Haag 1952. - Vom Geist und von der Torheit. Gesammelte Aufsätze. Hamburg 1971. LITERATUR: Friedrich Kellner: Über C. B.s Werk .Der Judenhaß und die Juden'. Wien/Berlin 1922. - Frederick Ritter: C. B. und seine Stellung zu Judenfrage. In: Bulletin des Leo Baeck-Instituts 14 (1975) S. 40-70. - Phöbus Grünberg: Der Begriff Philosophie in der Lehre C. B.s. Den Haag 1985. - Hans Goetz: Leben ist Denken. Eine Schrift zur Renaissance der Philosophie des deutschen Denkers C. B. Hrsg. v. Heinz Stolte. Frankfurt/Main 1987. - Heinz Stolte: Vom Feuer der Wahrheit. Der Philosoph C. B. [1968]. 3., erw. Aufl. Hamburg 1989. - Gunnar Porikys: Er schmeckt nach

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Mensch. Der Philosoph C. B. Potsdam 1993. - Israel Eisenstein: C. B.s Philosophie in ihrem Verhältnis zu Spinoza, Kant und Hegel. Essen 1995. - Jürgen Stenzel (Hrsg.): „Ich habe einen Stachel zurückgelassen..." Beiträge zum C.-B.Symposium, Hamburg 1995. Essen 1995. - Hendrik Matthes: C. B. Eine Einführung. Düsseldorf 2000 (mit Bibliographie). Brunner, Emil, * 23. 12.1889 Winterthur, t 6.4. 1966 Zürich. Nach Studienjahren in Zürich, Berlin und New York wurde B. 1912 als Pfarrer der Zürcher Reformierten Landeskirche ordiniert und 1913 an der Univ. Zürich mit der Arbeit Das Symbolische in der religiösen Erkenntnis. Beiträge zu einer Theorie des religiösen Erkennens promoviert. Anschließend ging er als Französischlehrer nach Großbritannien. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte er in die Schweiz zurück und wirkte 1916-24 als Pfarrer in Obstalden. 1922 habilitierte er sich und wurde 1924 als Prof. an die Univ. Zürich berufen, wo er, mit Unterbrechung durch Gastdozenturen in Princeton und Tokio, bis 1953 systematische und praktische Theologie lehrte. Neben Karl —»Barth und Friedrich Gogarten war er einer der Protagonisten der sogenannten „Dialektischen Theologie". In Anlehnung an Kierkegaard und in Abkehr von —> Schleiermacher beschäftigte ihn vor allem die Problematik von Glaube und Offenbarung in der rationalistisch geprägten Welt der Gegenwart. Anthropologisches Merkmal des Menschen ist seine Vernunftbegabung, die ihm die Einsicht in die Begrenztheit seiner Erkenntnisfähigkeit und damit die personale Begegnung mit Gottes Wirken ermöglicht. Aus dieser anthropologischen Argumentation erschließt sich B.s spätere Hinwendung zur Sozialethik unter dem Leitgedanken der Gerechtigkeit sowie seine Mitarbeit in der ökumenischen Bewegung. Zu seinen Hauptwerken zählen Erlebnis, Erkenntnis und Glaube (1921, 5 1933), Der Mittler. Zur Besinnung über den Christusglauben (1927, 41947), Das Gebot und die Ordnungen. Entwurf einer protestantisch-theologischen Ethik (1932, 31939, 4 1978), Der Mensch im Widerspruch. Die christliche Lehre vom wahren und vom wirklichen Menschen (1937, "1965) und Dogmatik (2 Bde., 1946-50; 3 Bde., I960). WEITERE WERKE: Die Mystik und das Wort. Der Gegensatz zwischen moderner Religionsauffassung und christlichem Glauben, dargestellt an der Theologie Schleiermachers. Tübingen 1924, 21928. - Philosophie und Offenbarung. Tübingen 1925. - Religionsphilosophie evangelischer Theologie. München 1927,21948. - Gott und Mensch. Vier Untersuchungen über das personhafte Sein. Tübingen 1930. - Unser Glaube. Eine christliche Unterweisung. Bern 1935. - Wahrheit als Begegnung. Sechs Vorlesungen über das christliche Wahrheitsverständnis. Berlin 1938. 2. erw. Aufl. Zürich 1963, M984. - Offenbarung und Vernunft. Die Lehre von der christlichen Glaubenserkenntnis. Zürich 1941, 2 1961. - Gerechtigkeit. Eine Lehre von den Grundgesetzen der Gesellschaftsordnung. Zürich 1943. - Das Mißverständnis der Kirche. Zürich 1951. - Das Ewige als Zukunft und Gegenwart. Zürich 1953. LITERATUR: Marc G. MacKim: E. B. A Bibliography. Lanham, Md. u. a. 1996. - Der Auftrag der Kirche in der modernen Welt. Festgabe zum 70. Geburtstag von E. B. Hrsg. v. Peter Vogelsanger. Zürich/Stuttgart 1959. - Horst Beintker: B. E. In: TRE 7, 1981, S. 236-242. - William H. Bailey: The ethics of Kant and B. New York u.a. 1998. Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor), * 22.7.1883 Hannover, t 2.11.1944 Willershagen bei Gelbensande (Mecklenburg). Der Sohn eines Möbelfabrikanten studierte in Heidelberg und Berlin Philosophie, Geschichte, neuere Sprachen, Staatswissenschaften und Theologie. 1909 aufgrund der Unter-

Buber suchungen zu Hegels Geschichtstheorie promoviert, habilitierte er sich 1911 in Erlangen (Beiträge zum kritischen Erkenntnisbegriffe) und wurde dort 1917 a. o. Prof. der Philosophie. 1925 ging er als o. Prof. der systematischen Theologie nach Rostock. Daneben war B. 1922-34 Leiter der Evangelisch-Sozialen Schule des Johannesstiftes in BerlinSpandau. B.s Religionsphilosophie war unter Bezugnahme auf -»Kant und -> Hegel vom Begriff der Gottesgesetzlichkeit bestimmt. Offenbarung und Glaube waren für ihn historisch und anthropologisch Grundlage aller Wissenschaft und Kultur („Philosophie aus dem Glauben"). In diesem Verständnis wies B. der Theologie auch Verantwortung für sozialethische und politische Grundfragen zu. Er veröffentlichte u. a. Die Staatsideen der politischen Parteien (21920), Die Idee der Religion. Prinzipien der Religionsphilosophie (1922), Deutschland und der Sozialismus (1924, 21927) und Allgemeine Offenbarung. Zum Streit um die „natürliche Theologie" (1935). B. gab Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte (1925) heraus. WEITERE WERKE: Eigengesetzlichkeit des Wirtschaftslebens. Leipzig 1935. - Reformation und Idealismus. München 1925. - Theologie als Problem. Rostock 1930. Die soziale Aufgabe der Kirche. Berlin 1930. - Das Eigentum und seine Ordnung. Berlin 1930. Logik. München 1933. - Die Kirche und ihr Recht. Halle 1935. - Adolf Stoecker. Wille und Schicksal. Berlin 1935. - Gesammelte Aufsätze und kleinere Schriften. Hrsg. v. Eugen Gerstenmaier und Carl Günther Schweitzer. Berlin 1957 (mit Bibliographie). LITERATUR: Gerhard Kuhlmann: B. und Tillich. Zum Problem einer Theonomie der Kultur. Tübingen 1928. Buber, Martin, (Mordechai), * 8.2.1878 Wien, t 13.6.1965 Jerusalem. B. entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbrachte er 1881-92 nach der Scheidung der Eltern Karl B. und Elise Wurgast in Lemberg im großelterlichen Haus. Vom Großvater Salomo B., einem als Editor rabbinischer Quellen bekannten Gelehrten, wurde er in die Welt jüdischer Religiosität und Geistigkeit eingeführt, von der Großmutter Adele in die Welt der schönen Literatur, vornehmlich der deutschen Klassik. Seit seinem 13. Lebensjahr besuchte er das polnische Gymnasium in Lemberg und lernte auf diese Weise auch den slawischen Kulturraum kennen (seine erste Veröffentlichung ist polnisch geschrieben). Daneben geriet er auch in Berührung mit Leben und Geist der chassidischen Bewegung des Ostjudentums, wuchs selbst aber als „kultur-assimilierter Westjude" (A. Böhm) heran. Das breit angelegte Studium (Philosophie, Germanistik, klassische Philologie, Literatur- und Kunstgeschichte, Psychiatrie und Nationalökonomie) begann 1896 in Wien und führte über Leipzig und Berlin nach Zürich. Unter seinen Lehrern ragen namentlich Wilhelm —»Dilthey und Georg —»Simmel hervor. Für seine geistige Entwicklung bestimmend war insbesondere der Einfluß —> Nietzsches, ferner die Beschäftigung mit Mystikern der Renaissance- und Reformationszeit wie Jacob -»Böhme und Valentin —»Weigel. Zu Marksteinen seines Lebens wurden 1899 in Zürich die Heirat mit Paula Winkler (später unter dem Schriftsteller-Pseudonym Georg Munk bekannt) und in Berlin im Kreis der von Heinrich und Julius Hart begründeten kultur-revolutionären, sozialistischen „Neuen Gemeinschaft" die Begegnung mit Gustav -» Landauer, dem er zeitlebens eng verbunden blieb. B. fand bereits früh Anschluß an die zionistische Bewegung: 1898 initiierte er eine zionistische Ortsgruppe und den Verein jüdischer Studenten in Leipzig, 1899 nahm er als Delegierter am 3. zionistischen Kongreß in Basel teil und wurde Redakteur der zionistischen Zeitschrift „Die Welt". 1901 trat er auf dem 5. zionistischen Kongreß in Basel als Sprecher der „kulturzionistischen" Richtung gegen die national-

politischen Zionisten auf, was zum Bruch mit Theodor Herzl und Max —»Nordau führte. 1902 begründete er mit Berthold Feiwel den „Jüdischen Verlag" im Sinne der kulturellen und geistigen „Erneuerung des Judentums". Die Verbindung mit dem „Verein jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag" (seit 1903) diente dem gleichen Ziel. Mit dem Abschluß der Dissertation (Zur Geschichte des Individuationsproblems [Nikolaus von Cues und Jakob Böhme}, Wien 1904) zog sich B. zunehmend aus der zionistischen Parteiarbeit zurück. Schon früh mit namhaften Dichtern und Schriftstellern bekannt (u. a. Richard Dehmel, Hermann Hesse, später Alfred Döblin, Max -»Brod, Arnold und Stefan Zweig, Samuel Joseph Agnon), fühlte er sich im Gefolge eigener ekstatischer Erfahrungen selbst zum Dichter berufen und begann eine vielseitige literarische Tätigkeit: Im Mittelpunkt steht die jüdische Mystik des Chassidismus (Die Geschichten des Rabbi Nachman, 1906; Die Legende des Baal Sehern, 1908; beide während eines Aufenthalts in Florenz 1905/06 entstanden), daneben aber auch andere, namentlich orientalische Überlieferungen mythischen und mystischen Denkens (Ekstatische Konfessionen, 1909; Übersetzung der Reden und Gleichnisse des Tschuang Tse, mit einem Nachwort zur Lehre des Too, 1910). Den Abschluß dieser ersten Schaffensphase bildet die kleine Prosadichtung Daniel (1913), die eine Synthese westlicher Lebensphilosophie und östlicher Mystik versucht, im Kern aber bereits Grundelemente des später für B. kennzeichnenden Existentialismus und dialogischen Prinzips enthält und von B. selbst rückblickend als „Bekehrung" bezeichnet wurde. In dieser Zeit bestritt B., inzwischen in Berlin ansässig, seinen Lebensunterhalt wesentlich durch das Lektorat bei Rütten & Loening (bis 1915) als Herausgeber der sozialpsychologischen Schriftenreihe „Die Gesellschaft". Seit 1913 wuchs zunehmend auch wieder das Interesse an Fragen der zionistischen Bewegung. Ansätze dazu finden sich bereits in den Drei Reden über das Judentum, zwischen 1909 und 1911 in Prag gehalten, 1911 publiziert. Öffentlich zum Ausdruck brachte er dies zunächst 1913 in Plänen zur Gründung einer jüdischen Schule in Deutschland, die Erziehung „im Sinne eines wahrhaften und lebendigen Judentums inaugurieren sollte", ferner 1916 unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs in seinen gesammelten Aufsätzen und Ansprachen über Die jüdische Bewegung, in der kleinen Schrift Vom Geist des Judentums sowie vor allem in der Herausgabe der Monatsschrift „Der Jude", die bis 1924 von B. als Sprachrohr jüdischer Neubesinnung und Sammlung geleitet wurde. 1916 - inzwischen nach Heppenheim an der Bergstraße umgezogen - kam es auch zur ersten Konzeption von Ich und Du, der 1923 veröffentlichten Grundschrift B.s, mit der er sich von der bisher eingenommenen mystischen Grundhaltung verabschiedete und die Kehre zum dialogischen Denken in Beziehung und Begegnung vollzog, Grundlage aller späteren sprachphilosophischen und pädagogischen Arbeiten. Die Greuel des Kriegs und die ihm folgenden revolutionären Umbrüche erlebte und deutete B. wie viele ihm verbundene Zeitgenossen als geistige und religiöse Krisis und als Widerlegung der nationalen Ideologie. Im Rahmen zionistischer Bestrebungen schloß er sich der von Aron David Gordon bestimmten revolutionärsozialistischen, nichtmarxistischen Erneuerungsbewegung des Ha-poel Hazair an (Teilnahme am Zionistenkongreß in Karlsbad 1921). 1921 verabschiedete er sich indes erneut von der aktiven Parteiarbeit, ohne freilich seine Anteilnahme an zionistischen Fragen aufzugeben (insbesondere auch die damit verbundene Araberfrage; Unterstützung der u. a. von den Freunden Hugo -»Bergmann, Hans Kohn und Gerschom —»Scholem bestimmten Gruppe des „Berit Schalom" beim Besuch Palästinas 1927).

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Bubnoff In den folgenden Jahren wirkte B. von Heppenheim aus in sich vielfältig weitenden Kreisen. Seit 1919 initiierte er Tagungen zur Erneuerung des Bildungswesens, unterstützt u. a. von Florens Christian Rang, Ernst Michel, Paul —»Natorp und anderen Mitgliedern des „südwestdeutschen Kreises" bzw. „Frankfurter Bundes", und arbeitete mit an den pädagogischen Reformbestrebungen im „Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der Erziehung" unter Elisabeth Rotten sowie im „Hohenrodter Bund". Er beteiligte sich an den Bestrebungen des interkonfessionellen „Patmoskreises" um Hans und Rudolf -»Ehrenberg, Werner Picht, Eugen -»Rosenstock-Huessy, Franz -» Rosenzweig und Leo Weismantel, die Begegnung und Zusammenarbeit der Religionen zu fördern, und gab im Auftrag dieses Kreises 1926-30 zusammen mit Joseph Wittig und Viktor von Weizsäcker die Zeitschrift „Die Kreatur" heraus. Daneben übte er eine vielfältige Unterrichtstätigkeit aus: in Frankfurt seit 1919 an dem von Anton Nobel gegründeten „Freien jüdischen Lehrhaus", an der „Akademie der Arbeit" sowie an der Univ. (seit 1923 mit einem Lehrauftrag für „Religionswissenschaft und jüdische Ethik", seit 1930 als Honorarprofessor für „Sozialwissenschaft"), ferner in freien Lehrgruppen in der Schweiz (Ascona 1924), in Holland (Amersfoort 1925) und sonst in Deutschland (Stuttgart 1928/29, Berlin 1929). Seit 1925 begann eine enge Zusammenarbeit mit Franz Rosenzweig bei der Verdeutschung der hebräischen Bibel, die B. nach dessen Tod (1929) weiterführte (1961 vollendet) und über deren Grundlagen beide in dem Gemeinschaftswerk Die Schrift und ihre Verdeutschung (1934) Rechenschaft ablegten. In der Folgezeit traten dadurch neben der weitergeführten Beschäftigung mit der Welt des Chassidismus (Der große Maggid und seine Nachfolger, 1922; Der Baal-Schem-Tob, 1927; Die chassidischen Bücher, 1928; Hundert chassidische Geschichten, 1930) biblische Themen immer stärker in seinen Gesichtskreis (Königtum Gottes, 1932). Nach der Machtergreifung der NSDAP legte B. vor dem offiziellen Entzug der venia legendi seine Frankfurter Professur nieder und betätigte sich danach am Aufbau einer „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung bei der Reichs vertretung der Juden in Deutschland". 1935 wurde ihm jede öffentliche Lehrtätigkeit verboten. Versuche, ihn an die hebräische Univ. in Jerusalem zu berufen, führten erst 1938 zum Erfolg. Noch vor dem Novemberpogrom konnte er dorthin emigrieren und eine Professur für „Sozialpsychologie" (in Folge eines orthodoxen Vetos nicht für „Religionsphilosophie") übernehmen. Der schwere Neubeginn war bestimmt von dem Bemühen, sich in den politischen Wirren des Landes an der Grundlegung und am Aufbau jüdischer Erziehungsarbeit zu beteiligen und zusammen mit J. L. Magnes in der Gruppe „Ichud" für jüdisch-arabische Verständigung einzutreten (Israel und Palästina, 1944, hebräisch). Er fand damit aber nur geringen Widerhall. Seine Schaffenskraft blieb ungebrochen. Die Ansätze von Ich und Du wurden weiter ausgebaut zu einer umfassenden philosophischen Anthropologie (später zusammengefaßt in Schriften zum dialogischen Prinzip, 1954), die bibelwissenschaftlichen Werke Der Glaube der Propheten (1942, hebräisch) und Moses (1945, hebräisch) vollendet. Auch die vor der Vertreibung aus Deutschland beschrittenen Wege der Begegnung und Auseinandersetzung (Zwiegespräch mit Karl Ludwig Schmidt im Stuttgarter Lehrhaus, 1933) mit christlicher Weltsicht wurden fortgesetzt (Zwei Glaubensweisen, geschrieben 1948 in den Tagen der Belagerung Jerusalems, mit ausdrücklichem Dank an Rudolf —»Bultmann, Albert —»Schweitzer, Rudolf —»Otto und insbesondere Leonhard Ragaz). Nach der Staatsgründung Israels errichtete er 1949 in Jerusalem ein „Seminar für Erwachsenenbildung", das er bis

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1953 selbst leitete. 1960-62 war er der erste Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels. 1947 kam er erstmals wieder nach Europa, zu Vorträgen nach Paris, Basel, London; seit 1951 besuchte er auch mehrmals Deutschland, ebenso die USA. In dieser Zeit wurden ihm zahlreiche offizielle Ehrungen zuteil: 1951 in Hamburg der Hansische Goethepreis, 1953 in Frankfurt der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1960 der Kulturpreis der Stadt München, 1961 der Große österreichische Staatspreis, 1963 in Amsterdam der niederländische Erasmuspreis; 1964 Ehrendoktorat der Univ. Heidelberg. Während so im Ausland seine Weltgeltung als philosophischer und religiöser Denker und Erzieher wuchs und er dort als der große Künder jüdischer Existenzdeutung galt, fand er in der jüdischen Welt, insbesondere Israel, auch nach seinem Tod bislang nur geringes Echo. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 3 Bde., München/ Heidelberg 1962-64. - Nachlese. Heidelberg 1965. - Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten. Hrsg. v. Grete Schaeder. 3 Bde., Heidelberg 1973-75. LITERATUR: Moshe Catanne: A Bibliography of M. B.'s Works. Jerusalem 1961. - Margot Cohn/Rafael Buber: M. B. A Bibliography of his Writings 1897-1978. Jerusalem 1980. - Hans Kohn: M. B. Sein Werk und seine Zeit. Hellerau bei Dresden 1930. Köln M961. Dreieich 41979 (Nachwort von Robert Weltsch). - Arthur Schilp/Maurice Friedman (Hrsg.): M. B. Stuttgart 1963 (Bibliographie). Grete Schaeder M. B. Hebräischer Humanismus. Göttingen 1966. - Gerhard Wehr: M. B. Reinbek bei Hamburg 1968. Ernst Simon: M. B.s lebendiges Erbe. Heidelberg 1978. Wolfgang Zink (Hrsg.): M. B. 1878-1978. Bonn 1978. - Augustin Rudolf Müller: M. B.s Verdeutschung der Schrift. St. Ottilien 1982. - Hermann Oberparleitner: M. B. und die Philosophie. Frankfurt 1982. - Maurice S. Friedman: M. B.'s Life and Work. 3 Bde., Detroit 1988. - Laurence Jay Silberstein: M. B.'s social and religious thought. New York 1989. - Gerhard Wehr: M. B. Leben, Werk und Wirkung. Zürich 1991, überarbeitete und erw. Fassung 1996. - Uwe Vetter: Im Dialog mit der Bibel. Grundlinien der Schriftauslegung M. B.s. Frankfurt 1992. - Stefan Brunnhuber: Der dialogische Aufbau der Wirklichkeit. Gemeinsame Elemente im Philosophiebegriff von M. B., Martin Heideggerund Sigmund Freud. Regensburg 1993. - Hans-Joachim Werner: M. B. Frankfurt/Main 1994. - Joachim Israel: M. B., Dialogphilosophie in Theorie und Praxis. Berlin 1995. Berndt Schauer Bubnoff, Nicolai von, * 7. 1. 1880 St. Petersburg, t 4.8. 1962 Heidelberg. Nach dem Abschluß der Studien an den Universitäten St. Petersburg, Leipzig, Heidelberg und Freiburg/Breisgau wurde B., dessen Vater Wirklicher Staatsrat mit dem Titel Leibarzt des Zaren war, 1908 bei Wilhelm -»Windelband promoviert (Das Wesen und die Voraussetzungen der Induktion) und habilitierte sich dort 1911 (Zeitlichkeit und Zeitlosigkeit). 1921 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an, wurde 1924 apl. Prof. an der Univ. Heidelberg und war 1933-50 Leiter der russischen Abteilung des dortigen Dolmetscher-Instituts. 1946 übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie an der Wirtschaftshochschule Mannheim und wurde Honorarprofessor an der Univ. Heidelberg. B. veröffentlichte u.a. Friedrich Nietzsches Kulturphilosophie und Umwertungslehre (1924) und Kultur und Geschichte im russischen Denken der Gegenwart (1927). Seine Kleine russische Sprachlehre (1931) wurde mehrfach aufgelegt. Seit Mitte der zwanziger Jahre und besonders in seinem Spätwerk widmete sich B. der Erforschung der russischen Philosophie, insbesondere der Religionsphilosophie. 1956 gab er Russische Religionsphilosophen. Dokumente heraus.

Büchner WEITERE WERKE: Arithmetische Selbständigkeit der europäischen Kultur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Berlin 1914. - Östliches Christentum. 2 Bde., München 1923-25. LITERATUR: Erich Th. Hock: B., N. v. In: Badische Biographien. Neue Folge. Hrsg. v. Bernd Ottnad. Bd. 1. Stuttgart 1982, S. 83-85. Bucher, Urban Gottfried, * 1679 Frauenheim (Sachsen). Über die Lebensumstände B.s, der mit Friedrich Wilhelm —>Stosch, Theodor Ludwig —»Lau und Gabriel —>Wagner zu den frühen deutschen Materialisten zählt, ist nur wenig bekannt. Er war Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1699 in Wittenberg und wurde 1707 bei Friedrich Hoffmann an der Medizinischen Fakultät der Univ. Halle promoviert. B. war Leibarzt des Fürsten von Fürstenberg, Statthalters des Kurfürsten Friedrich August I. 1722 veröffentlichte er Das Muster eines nützlich-Belehrten in der Person des Herrn Doctor Johann Joachim Bechers, eine scharfe Kritik an der Herrschsucht und Intoleranz der Priester. Der vermutlich von B. verfaßte Zweyer Guten Freunde Brief-Wechsel vom Wesen der Seelen, der 1713 anonym erschien, ist der wichtigste Beitrag deutscher Freidenker zu einer spiritualistischen Rationalpsychologie. Der Verfasser erhebt die Forderung nach einer Belebung der Naturwissenschaften und einer umfassenden Erforschung der objektiven Realität und skizziert auf der Grundlage eines aus medizinischen und philosophischen Quellen (u.a. Hobbes) gespeisten Materialismus eine sensualistische Erkenntnistheorie. WERKE: Zweyer Guten Freunde Brief-Wechsel vom Wesen der Seelen. Sammt einer Anonymi lustigen Vorrede. Mit Dokumenten. Hrsg. v. Martin Mulsow (in Vorb.). LITERATUR: Materialisten der Leibniz-Zeit. Ausgewählte Texte. Hrsg. v. Gottfried Stiehler. Berlin 1966, bes. S. 31-35. Buddeus, Johann Franz, eigentl. Budde, * 25.6.1667 Anklam, t 10. 11. 1729 Gotha. B., Sohn eines Pastors, studierte in Wittenberg und Jena. 1692 wurde er Prof. für Griechisch und Latein am akademischen Gymnasium in Coburg, 1693 Prof. der Moralphilosophie an der neuerrichteten Univ. Halle, kehrte 1705 als Prof. der Theologie nach Jena zurück und wurde 1715 Ordinarius. Philosophisch an -»Thomasius, zum Teil auch an Locke orientiert, verfaßte B. in der Hallenser Zeit die Elementa philosophiae practicae (1697, 2. überarbeitete Aufl. 1703) und die Institutiones philosophiae eclecticae, die in zwei selbständigen Teilen die Elementa philosophiae Instrumentalis (1703, Logik) und die Elementa philosopiae theoreticae (1706, Metaphysik) behandeln; zusammen stellen sie durchaus mit Lehrbuchcharakter - das vor —> Wolff am weitesten verbreitete philosophische System dar. In den theologischen Arbeiten, die der mit August Hermann Francke befreundete und von Spener beeinflußte B. vor allem in Jena verfaßte, vermittelte er zwischen Pietismus und Orthodoxie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Seleda iuris naturae et gentium (1704), Institutiones theologiae moralis (1711; dt. 1719), Hisloria ecclesiastica veteris testamenti ab orbe condito usque ad Christum natum (2 Bde., 1715-18), Institutiones theologicae dogmaticae (1723), Isagoge historicotheologica ad theologiam Universum singulasque eins partes (1727, erw. 1730) und Bedencken über die Wolffianische Philosophie nebst einer historischen Einleitung zur gegenwärtiger [sicj Controversie (1724). WEITERE WERKE: Allgemeines historisches Lexikon. 4 Tie., Leipzig 1709, 31730-32. - Theses theologicae de atheismo et superstitione. Jena 1716. Dt. 1717. - Ecclesia apostolica sive de statu ecclesiae christianae sub apostolis commentatio historico-dogmatica. Jena 1729. LITERATUR: Arnold F. Stolzenburg: Die Theologie des J. F. B. und des Chr. Matth. Pfaff. Berlin 1926. Nachdruck Aalen 1979. - Eberhard H. Pältz: B. J. F. In: TRE 7,

1981, S. 316-317. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S. 190-197. - Friederike Nüssel: Bund und Versöhnung. Zur Begründung der Dogmatik bei J. F. B. Göttingen 1996. Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig, Pseud. Karl Ludwig, * 28.3. 1824 Darmstadt, t 1.5. 1899 Darmstadt. Der Bruder des Schriftstellers Georg B., dessen Nachgelassene Schriflen er 1850 herausgab, studierte auf Wunsch des Vaters Medizin, ohne das früher begonnene Philosophiestudium aufzugeben, und wurde 1848 in Gießen zum Dr. med. promoviert. 1854 habilitierte er sich an der Univ. Tübingen und hielt Vorlesungen über medizinische bzw. gerichtsmedizinische Themen. Nach der Veröffentlichung seines Erstlings- und Hauptwerks Kraft und Stoff. Empirischnaturphilosophische Studien (1855,211904, Neuausg. 1997), in dem er u.a. die Existenz Gottes und eines freien Willens ablehnte und das Bewußtsein auf den physischen Zustand des Gehirns zurückführte, verlor er seine Lehrerlaubnis und ließ sich als praktischer Arzt in Darmstadt nieder. Auch in Natur und Geist. Gespräche zweier Freunde über den Materialismus und über die real-philosophischen Fragen der Gegenwart (1857, '1874, Neuausg. 1997) vertrat er atheistische und atomistische Positionen und verwarf die Trennung von Geist und Materie. Gemeinsam mit Carl —»Vogt und Jacob —» Moleschott (als sogenanntes materialistisches Triumvirat) trat er für die Darwinsche Theorie ein. B. gehörte der Ersten Internationale an und war Delegierter auf deren Kongreß in Lausanne 1867, später Abgeordneter im Hessischen Landtag. In den siebziger Jahren unternahm er eine Vortragsreise durch die USA und gründete 1881 den Deutschen Freidenkerbund. Zu B.s Veröffentlichungen zählen Sechs Vorlesungen über die Darwinsche Theorie von der Verwandlung der Arten und die erste Entstehung der Organismenwelt (1868, 51890), Der Mensch und seine Stellung in der Natur in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (1869,31889), Der Gottesbegriff und dessen Bedeutung in der Gegenwart (1874; umgearbeitete 3. Aufl. unter dem Titel Gott und die Wissenschaft, 1897), Aus dem Geistesleben der Tiere oder Staaten und Taten der Kleinen (1876, 31880), Das künftige Leben und die moderne Wissenschaft ('"21889) und Darwinismus und Sozialismus oder der Kampf ums Dasein und die moderne Gesellschaft (1894, 1910). WEITERE WERKE: Aus Natur und Wissenschaft. Studien, Kritiken und Abhandlungen. Leipzig 1862, 31874. 2 Bde., 1884. - Die Macht der Vererbung und ihr Einfluß auf den moralischen und geistigen Fortschritt der Menschheit. Leipzig 1882, 21909. - Der neue Hamlet. Poesie und Prosa aus den Papieren eines verstorbenen Pessimisten. Zürich 1885 (enthält Selbstbiographie). - Tatsachen und Theorien aus dem naturwissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Berlin '"21887. - Am Sterbelager des Jahrhunderts. Blicke eines freien Denkers aus der Zeit in die Zeit. Gießen 1898, 2 1900. - Kaleidoskop. Skizzen und Aufsätze aus Natur und Menschenleben. Gießen 1901. - Im Dienste der Wahrheit. Ausgewählte Aufsätze aus Natur und Wissenschaft. Mit Biographie des Verfassers von Alex Büchner. Gießen 1899, 1900. LITERATUR: Julius Frauenstädt: Der Materialismus. Seine Wahrheit und sein Irrthum. Eine Erwiderung auf Dr. L. B.s „Kraft und Stoff". Leipzig 1856. - Anton Büchner. Die Familie Büchner. Georg Büchners Vorfahren, Eltern und Geschwister. Darmstadt 1963, S. 64-81. Jutta Dreisbach-Olsen: L. B. Zur soziologischen Analyse naturwissenschaftlich-materialistischen Denkens im 19. Jahrhundert. Diss. Marburg 1969. - Peter Berglar: Der neue Hamlet - L. B. in seiner Zeit. In: Archiv für Kulturgeschichte 58 (1976) S. 204-226. - Carl Vogt, Jacob Moleschott, L. B., Ernst Haeckel: Briefwechsel.

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Bühler Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Christoph Kockerbeck. Marburg 1999. - Susanne Speckenbach: Wissenschaft und Weltanschauung. Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert - eine linguistische Untersuchung von L. B.s .Kraft und Stoff. Bremen 1999. Bühler, Karl, * 27.5.1879 Meckesheim, t 24.10.1963 Los Angeles. B. studierte in Freiburg, Berlin, Straßburg und Bonn Medizin und Philosophie, wurde 1903 zum Dr. med. (Duplizitätstheorie der Farbwahrnehmung (nach Helmholtz und von Kries) und 1905 zum Dr. phil. (Studien über Henry Home) promoviert und habilitierte sich 1907 als Schüler —> Külpes in Würzburg mit der Arbeit Tatsachen und Probleme zu einer Psychologie der Denkvorgänge für Psychologie. 1909 folgte er Külpe nach Bonn und habilitierte sich dorthin um. 1913 wurde er a. o. Prof. in München. B. nahm als Militärarzt am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1918 o. Prof. für Philosophie und Pädagogik an der TH Dresden, 1922 für Psychologie an der Univ. Wien und gründete im selben Jahr das Psychologische Institut der Stadt Wien, wo er gemeinsam mit seiner Frau Charlotte B. eine intensive Lehr- und Forschungstätigkeit entfaltete. Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 verhaftet und in den Ruhestand versetzt, emigrierte er über Norwegen und Großbritannien 1940 in die USA. 1940-45 lehrte er als Prof. am College von St. Scholastika in Duluth (Minnesota) und am St. Thomas College in St. Paul (Minnesota), war 1945-55 Prof. der Psychiatrie an der University of Southern California in Los Angeles, Psychologe am dortigen Cedars of Lebanon Hospital und führte eine Gemeinschaftspraxis mit seiner Frau. Stark beeinflußt von -> Husserl und der Gestalttheorie, verstand B. die Psychologie als eine biologische Wissenschaft und sah in der Sprache ein Instrument zur Verhaltenssteuerung. Als Mitglied des Kreises Prager Linguisten war er maßgeblich an der Entwicklung der Phonologic als wissenschaftlicher Disziplin beteiligt. Mit seiner Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache (1934, 21965; Neudruck 1982) gab B., u.a. durch die Unterscheidung von Ausdruck, Darstellung und Appell als drei sprachlichen Funktionen (Organon-Modell) und das Primat der Pragmatik, entscheidende Anregungen für die Entwicklung der Linguistik, Semiotik und Sprachphilosophie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Die geistige Entwicklung des Kindes (1918, 61930), Abriß der geistigen Entwicklung des Kindes (1919; '1967, mit Lotte Schenk-Danzinger), Die Krise der Psychologie (1927,31965), Ausdruckstheorie. Das System an der Geschichte aufgezeigt (1933, 21968) und Das Gestaltprinzip im Leben des Menschen und der Tiere (1960). WEITERE WERKE: Die Gestaltwahrnehmungen. Experimentelle Untersuchungen zur psychologischen und ästhetischen Analyse der Raum- und Zeitanschauung. Stuttgart 1913. Handbuch der Psychologie. Teil 1,1: Die Erscheinungsweisen der Farben. Jena 1922. - Die Axiomatik der Sprachwissenschaften. In: Kant-Studien 38 (1933) S. 19-90. Gekürzt mit Einleitung und Kommentar von Elisabeth Ströker, Frankfurt/Main 1969, 21976. - Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlaß. Hrsg. und mit einer Biographie versehen von Gustav Lebzeltern. Wien u.a. 1969. LITERATUR: Arnold F. Günther: Der Zeichenbegriff bei K. B. und G. H. Mead. Hamburg 1968. - Gustav Lebzeltern: K. B. - sein Leben und Werk. In: Karl Bühler: Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlaß. Hrsg. v. Gustav Lebzeltern. Wien 1969, S. 7-70. - Robert E. Innies: K. B. Semiotic foundations of language theory. New York u.a. 1982. - Achim Eschbach (Hrsg.): Bühler-Studien. 2 Bde., Frankfurt/Main 1984. - K. B.s Axiomatik. Fünfzig Jahre Axiomatik der Sprachwissenschaften. Hrsg. v. Carl Friedrich Graumann und Theo Herrmann. Frankfurt/Main 1984. - Achim Eschbach: Edmund Husserl (1859-1938) und K. B. (1879-1963). In: Kodikas/Code. Ars Semiotica 10

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(1987) S. 301-315. - Ders. (Hrsg.): K. B.'s theory of language. Amsterdam u. a. 1988. - Frank J. M. Vonk: Gestaltprinzip und abstrakte Relevanz. Eine wissenschaftshistorische Untersuchung zur Sprachaxiomatik K. B.s. Münster 1992. - Achim Eschbach: K. B. und die Würzburger Schule. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 237-254. Buhle, Johann Gottlieb Gerhard, * 29.9.1763 Braunschweig, t 11.8.1821 Braunschweig. Der Sohn des braunschweigischen Hofchirurgen Christian August B. studierte in Göttingen und Helmstedt Philologie und Philosophie; 1785 gewann er mit der Schrift Calendarium Palaestinae oeconomicum eine Preismedaille. Im folgenden Jahr erteilte er sowohl dem Prinzen von Fürstenberg als auch den drei Prinzen von England in Göttingen Privatunterricht. 1794 wurde B. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Göttingen, im Herbst 1804 kaiserlich russischer Hofrat und o. Prof. der Philosophie an der Univ. Moskau; seit 1811 war er Vorleser und Bibliothekar der Großfürstin Katharina, einer Schwester des Zaren. 1814 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde im folgenden Jahr Prof. der Philosophie und der Rechtswissenschaften sowie Syndikus und Mitglied des Direktoriums am Collegium Carolinum in Braunschweig. B. besorgte die erste neuzeitliche Ausgabe der gesammelten griechischen Texte des Aristoteles (1791-93) und verfaßte mit seinem Lehrbuch der Geschichte der Philosophie und einer kritischen Literatur derselben (8 Bde., 1796-1804) eine der ersten Philosophiegeschichten in deutscher Sprache. 1798 erschien sein Entwurf einer Transzendentalphilosophie, 1800-05 seine Geschichte der neueren Philosophie seit Wiederherstellung der Wissenschaften in sechs Bänden. Mit Friedrich —»Bouterwek gab er das „Göttingische Philosophische Museum" (2 Bde., 1798/99; Nachdruck 1979) heraus. WEITERE WERKE: Grundzüge einer allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften. Lemgo 1790. - Geschichte des philosophisch-menschlichen Verstandes. Teil 1. Lemgo 1793. - Einleitung in die allgemeine Logik und Kritik der reinen Vernunft. Göttingen 1795. - Lehrbuch des Naturrechts. Göttingen 1798. - Ideen zur Rechtswissenschaft, Moral und Politik. Göttingen 1799/1800. - Über Ursprung und Leben des Menschengeschlechts und das künftige Los nach dem Tode. Eine freie naturwissenschaftliche Ansicht. Braunschweig 1822. LITERATUR: Spehr: ADB 3, 1876, S. 509-510. Bultmann, Rudolf (Karl), * 20.8.1884 Wiefelstede/ Oldenburg, t 30.7.1976 Marburg. Der Sohn eines lutherisch-liberalen Pastors und seiner pietistischen Ehefrau studierte 1903-06 evang. Theologie in Tübingen (u. a. bei Theodor Häring, Karl Müller und Adolf Schlatter), Berlin (u. a. bei Hermann Gunkel, Adolf Harnack und Otto -» Pfleiderer) und Marburg (u. a. bei Wilhelm Herrmann, Adolf Jülicher und Johannes Weiß). 1907-16 war B. Repetent an der Hessischen Stipendiatenanstalt in Marburg. Er erwarb 1910 mit der Studie Der Stil der paulinischen Predigt und die kynisch-stoische Diatribe (1910, Nachdruck 1984) den Lie. theol. und habilitierte sich 1912 mit der Arbeit Die Exegese des Theodor von Mopsuestia (postum 1984) für das Fach Neues Testament. Dem Extraordinariat in Breslau 1916-20 folgten Rufe auf die Lehrstühle in Gießen (1920/21) und Marburg (1921, emeritiert 1951). Die Geschichte der synoptischen Tradition (1921, 91979), eine überlieferungsgeschichtlich fragende gattungskritische Analyse des synoptischen Evangelienstoffs, zeigte u.a., daß die Quellen wohl die Grundzüge der Verkündigung (Jesus, 1926, 1988), nicht aber die (für das damalige „moderne Christentum" maßgebliche) religiöse Persönlichkeit Jesu zu erkennen erlaubten. Die Zustimmung des radikal kritischen Neutestamentlers und Religionsgeschichtlers zur so-

Burckhardt genannten „Dialektischen Theologie" (Karl —t Barth, Friedrich Gogarten u.a.) und die Distanzierung von der sogenannten „Liberalen Theologie" seiner Lehrer in den zwanziger Jahren wirkten zwar überraschend, bedeuteten aber keine Wende in B.s Denkweg, sondern ergaben sich folgerichtig aus langjährigen Reflexionen über einen sachgemäßen Religions- bzw. Glaubensbegriff. Bedeutet christlicher Glaube nach B., daß sich der Mensch ganz durch die ihn von jenseits all seiner Verfügungsmöglichkeiten her in der Verkündigung des Christusevangeliums treffende Offenbarung Gottes, des „Ganz anderen", bestimmen läßt, so ist Theologie („Rede von Gott") nur möglich als Rede von der zur Offenbarung Gottes sich verhaltenden menschlichen Existenz (vgl. „Glauben und Verstehen"). Die Begriffe dafür fand B. bei Martin —»Heidegger, mit dem er in dessen Marburger Jahren 1924-28 in engem philosophisch-theologischen Gespräch stand. B.s Programm „existentialer Interpretation", exemplarisch durchgeführt in Das Evangelium des Johannes (1941, I21986) und Theologie des Neuen Testaments (1953, 91984), besagt, daß Texte auf das in ihnen enthaltene, den Leser bzw. Hörer auf ihn selbst anredende Existenzverständnis hin befragt und ausgelegt werden. Bei „mythischen", d.h. für B.: Jenseitiges diesseitig (z. B. Eschatologie endgeschichtlich) vorstellenden Texten erfolgt die existentiale Interpretation als „Entmythologisierung" (Neues Testament und Mythologie, 1941, Nachdruck 1985). Dieses Programm, mit dem er ein dem christlichen Glauben zugemutetes „sacrificium intellectus" abwies, wahrt nach B. das reformatorische „sola fide" für das Gebiet des Erkennens. Das vielfältige Werk des in Wissenschaft und Kirche international und interkonfessionell ebenso hoch geachteten wie heftig umstrittenen Theologen wird über das 20. Jh. hinaus, das er auf seinem Gebiet mitprägte, weiterwirken. WEITERE WERKE: Glauben und Verstehen. Gesammelte Aufsätze. 4 Bde., Tübingen 1933,91980; 1952, 51968; 1960, 3 1965; 1965, "1984. - Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen. Zürich 1949,51986. - Exegetica. Tübingen 1967. LITERATUR: Walter Schmithals: Die Theologie R.B.s. Tübingen 21967. - Martin Evang: R.B. in seiner Frühzeit. Tübingen 1988. - Eberhard Hauschildt: R.B.S Predigten. Marburg 1989 (mit Bibliographie). Martin Evang Burckhardt, Georg Eduard, * 30.5.1881 Rinteln, t 6.9.1974 Kassel. B. studierte Theologie und Philosophie in Bonn, Tübingen und Halle und wurde 1908 bei —»Vaihinger aufgrund der Dissertation Die Anfänge einer geschichtlichen Fundamentierung der Religionsphilosophie bei Herder zum Dr. phil. promoviert. 1917 habilitierte er sich an der Univ. Frankfurt/ Main und wurde 1922 a. o. Professor. 1939 in den Ruhestand versetzt, wurde er 1959 zum apl. Prof. ernannt. B. veröffentlichte u. a. Was ist Individualismus? Eine philosophische Sichtung (1913), Individuum und Welt als Werk. Grundlegung der Kulturphilosophie (1920; 2., verbesserte Auflage unter dem Titel Eigenwesen und Welt als Werk, 1941), Weltanschauungskrisis und Wege zu ihrer Lösung. Auch eine Einführung in die Philosophie der Gegenwart (2 Tie., I925/26) und Weltbild der werkschaffenden Menschheit in Grundzügen (1959). WEITERE WERKE: Individuum und Allgemeinheit in Platos Politeia. Halle 1913. Nachdruck Hildesheim 1981. - Geschichte des Kultur- und Bildungsproblems nach den wichtigsten Dokumenten. Eine Einführung in die Kulturphilosophie. Leipzig 1922. - Heraklit. Seine Gestalt und sein Künden. Zürich 1925. - Wille und Werk. Kulturphilosophische Vorträge und Aufsätze. Würzburg 1937. - Planbild eines Kulturstaates. Eine Verfassung im Sinn einer neuen Generation. Würzburg 1954. - Charakter und Umwelt. Ein

Beitrag zum „Elite-Problem". München u.a. 1956. - Kulturstaat und Menschheitskultur. Voraussetzungen friedensvoller Lebensordnung. Großburgwedel/Hannover 1958. Burckhardt, Jacob (Christoph), * 25.5.1818 Basel, t 8.8.1897 Basel. Aus einer Basler Gelehrten- und Pfarrerfamilie stammend, besuchte B. das Ratsgymnasium in Basel, studierte von 1837 bis 1839 dort zunächst Theologie, dann klassische Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte. In Berlin hörte er Vorlesungen L. —> Rankes, J. G. -»Droysens, J. Grimms, A. Boeckhs und F. Kuglers, in Bonn F. Welckers. 1843 wurde er aufgrund seiner Arbeiten über Karl Martell und Konrad von Hochstaden in absentia in Basel promoviert, wo er sich bald auch habilitierte. 1844/45 redigierte er die konservative „Basler Zeitung", in der er den radikalen Liberalismus wie den politischen Katholizismus bekämpfte. Von 1848 an lehrte er Geschichte am Basler Pädagogium, von 1855 bis 1858 Kunstgeschichte an der in Zürich, bis er den Ruf als Ordinarius der Geschichte und Kunstgeschichte an der Basler Univ. erhielt. Rufe an deutsche Universitäten, u.a. auf den Lehrstuhl Rankes in Berlin, lehnte er ab; seit 1886 las er, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1893, nur noch über Kunstgeschichte. Nachdem B. sich zunächst hauptsächlich mit der Geschichte des Mittelalters befaßt und - vor allem durch die Bearbeitung der Handbücher von F. Kugler während eines Aufenthaltes in Berlin 1846/47 - die Kunstgeschichte zu seinem zweiten, gleichberechtigten Arbeitsgebiet gemacht hatte, wurden seine wiederholten Aufenthalte in Italien für ihn entscheidend wichtig; jetzt entstanden in großartiger Synthese von Geschichte und Kunstgeschichte die Werke, die seinen Ruhm als Meister und Vorbild moderner Kulturgeschichtsschreibung begründeten. Seine Sicht der Geschichte löste sich nun aus nationaler Begrenzung und von romantischen Einflüssen, sie wurde abendländisch-europäisch und rückte ab vom dominierenden Paradigma politischer Geschichte. Das erste dieser Werke Die Zeit Konstantin des Großen (1856) stellte diese Epoche nicht als Niedergang der antiken Welt dar, sondern als Übergang zum Christentum, in dem sich die Grundlagen der Kultur des Mittelalters formierten, deren Blüte im 12. und 13. Jh. B. schon 1849/50 in einer Vortragsreihe vorgestellt hatte. 1855 folgte Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens. (Das Franz Kugler gewidmete Werk ist von der 2. bis zur 9. Auflage von anderen Herausgebern überarbeitet worden.) Weit mehr als „ein nicht unerwünschter Reisebegleiter", ist der Cicerone ein Dokument intimer Kennerschaft und ebenso präziser wie anregender Beschreibung und Deutung der italienischen Kunst seit der Antike. Bedeutender und von weit größerer historiographischer Wirkung war Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch (1860): nicht nur die erste große, für spätere Forschung grundlegend gebliebene Darstellung einer außerordentlich reichhaltigen politischen, sozialen und kulturellen Konfiguration, die einem Zeitalter den Namen gab, sondern methodisch und darstellerisch „das" beispielgebende Werk der Kulturgeschichtsschreibung. Von der als Ergänzung geplanten Bestandsaufnahme der Kunst der Renaissance (1867) ist ein Torso geblieben, ein - allerdings großartiges - Inventar der Bauwerke und der Dekoration. Nach diesen Werken, die - abgesehen von dem letztgenannten - in knapp einem Jahrzehnt erschienen, hat B., der weitere drei Jahrzehnte sein Basler Lehramt wie eine ausgedehnte Vortragstätigkeit für das gebildete Publikum gewissenhaft wahrnahm, zu seinen Lebzeiten nichts mehr veröffentlicht. Sein großes Alterswerk, die Griechische Kulturgeschichte (4 Bde.), ist zuerst von Jacob Oeri aus dem Nachlaß z.T. aufgrund des Kollegmanuskripts und einer Kollegnachschrift herausgegeben worden. Das gilt auch für

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Burkamp die Weltgeschichtlichen Betrachtungen, eine Folge von Vorlesungen und Vorträgen, denen Oeri den berühmt gewordenen Titel gegeben hat. (Die komplizierte Geschichte des Textes ist untersucht von Peter Ganz, dessen Edition [1982] jetzt als verbindlich zu gelten hat.) Die Griechische Kulturgeschichte reicht von der mythischen Vorzeit bis zum späten Hellenismus, von den Ursprüngen bis zur Selbstauflösung der griechischen Kultur, wobei dem Hellenismus die Bedeutung zukommt, die Kontinuität der Kultur Alteuropas geleistet zu haben. B.s nachhaltigste Wirkung geht von den Weltgeschichtlichen Betrachtungen aus - von ihm selbst als Betrachtungen über das Studium der Geschichte verstanden. Sie entstanden in den Jahren 1868 bis 1873, also in einer historisch bewegten und von B. kritisch und pessimistisch betrachteten Zeit. Sie beinhalten wie auch manche gleichzeitige und spätere Briefe - B. war ein glänzender Briefschreiber nicht nur eine im 20. Jh. intensiv diskutierte und rezipierte Theorie der Geschichte und der Geschichtsschreibung; sie sind auch durch eine sehr persönliche Sicht der Geschichte gekennzeichnet, die dem, zumal in Deutschland nach der Reichsgründung, vorherrschendem Zeitgeist entgegenstand, nach dem Ersten Weltkrieg jedoch als ahnungsvolle pessimistische Analyse der Tendenzen der allgemeinen Politisierung, des Machtstaatsdenkens und des Militarismus, der Vermassung und der kulturellen Nivellierung starke Resonanz fand. Sein lebenslanges Interesse galt der „Bildung Alt-Europas", dessen Kultur er im Zeitalter der Revolutionen und des sozialen und kulturellen Wandels seiner Zeit zerfallen sah. Er fürchtete die „Verflechtung der gegenwärtigen Krisis mit gewaltigen Völkerkriegen", weil die dagegenstehenden „Rechtsüberzeugungen" schwach geworden seien. Nicht zuletzt diese Einsicht hat ihn, den „weisesten Geist des neunzehnten Jahrhunderts" (J. Huizinga), der aller Geschichtsphilosophie ablehnend gegenüberstand, zu einem der großen Geschichtsdenker gemacht. Sein Versuch (in den Weltgeschichtlichen Betrachtungen), ohne teleologische Spekulation den großen Gang der Geschichte von der Interaktion der drei „Potenzen" Staat, Religion und Kultur her zu verstehen, ist die Konzeptualisierung seiner historiographischen Arbeit, der es um die Gesamtdarstellung historischer Sachverhalte, den Nachweis von Kontinuitäten in der Geschichte, den typisierenden Vergleich und stets auch um die Demonstration der bildenden Funktionen und der moralischen Verantwortung des historischen Denkens ging. WEITERE WERKE: J. B.: Gesamtausgabe. 14 Bde., Stuttgart/ Berlin/Leipzig 1929-34. - Gesammelte Werke. 10 Bde., Darmstadt 1955-59. - Über das Studium der Geschichte. Der Text der „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" aufgrund der Vorarbeiten von E. Ziegler nach den Handschriften hrsg. v. Peter Ganz. München 1982. - Historische Fragmente. Aus dem Nachlaß gesammelt von Emil Dürr. Mit einem Vorwort von Werner Kaegi. Stuttgart 1957. - Briefe. Vollständige Ausgabe. Hrsg. v. Max Burckhardt. 10 Bde., Basel 1949-88. LITERATUR: Werner Kaegi: J.B. Eine Biographie. 7 Bde., Basel 1947-82. - Karl Löwith: J.B. Der Mensch inmitten der Geschichte. Stuttgart 21966. - Werner Kaegi: J.B. und sein Jahrhundert. Basel 1968. - Jörn Rüsen: J. B. In: Deutsche Historiker III. Göttingen 1972, S. 7-28. - Wolfgang Hartwig: Geschichtsschreibung zwischen Alteuropa und moderner Welt. J.B. in seiner Zeit. Göttingen 1974. Rudolf Vierhaus Burkamp, Wilhelm, * 20. 1. 1879 Stockte (heute zu Winsen/Luhe), t 26. 8.1939 Rostock. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Schule in Hildesheim studierte B. seit 1904 zunächst Biologie, seit 1909 Philosophie in Berlin und Kiel und wurde 1913 aufgrund

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der Dissertation Die Entwicklung des Substanzbegriffs bei Ostwald promoviert. Danach an der Univ. Göttingen tätig, habilitierte er sich 1923 und war seit 1929 a. o. Prof. an der Univ. Rostock. B. beschäftigte sich mit Logik, Philosophie der Naturwissenschaften und Philosophiegeschichte. Er veröffentlichte u. a. Die Kausalität der psychischen Prozesse und die unbewußten Aktionsregulattonen (1922) Begriff und Beziehung. Studien zur Grundlegung der Logik (1927), Die Struktur der Ganzheiten (1929), Naturphilosophie der Gegenwart (1930), Logik (1932) und Wirklichkeit und Sinn (2 Bde., 1938). Burkhäuser, Nikolaus, auch Burckhäuser, * 15.8.1733 Fulda, t 22.12.1809 Würzburg. B. trat 1750 in die Gesellschaft Jesu ein und empfing 1762 die Priesterweihe. 1768 wurde er Prof. der Philosophie in Bamberg und hatte dann bis zur Säkularisation den Würzburger Lehrstuhl inne. Seine lateinischen Vorlesungen über Vernunftlehre und Metaphysik (1771-74) waren für die Entwicklung der Philosophie im kath. Deutschland von Bedeutung. B. veröffentlichte u. a. Theoria corporis naturalis principiis Boscovichii conformata (1770), Institutiones logicae (1772), Institutiones metaphysicae (3 Tie., 1772-74) und De incolis et systemate mundi universi (1774). Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig, auch Louis B., * 27.9.1862 Braunschweig, t 13.9.1907 Halle/Saale. Das Studium der Philosophie in Leipzig, Innsbruck und Berlin schloß B. 1885 mit der Promotion ab (Beiträge zur Entwicklungsgeschichte Spinoza 's) und ging 1887 für fünf Jahre als Prof. der Philosophie an die Univ. Tokio. Wieder in Deutschland, habilitierte er sich 1894 in Marburg, veröffentlichte seine Tokioter Vorlesungen unter dem Titel Philosophie und Erkenntnistheorie und folgte zwei Jahre später dem Ruf als Ordinarius nach Rostock. 1898 lehrte B. in Königsberg, 1904 in Münster und wurde 1907 an die Univ. Halle berufen. Seit 1902 leitete er die „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik". 1903 erschien sein Hauptwerk Geist und Körper, Seele und Leib (21913). WEITERE WERKE: Die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele und das Gesetz der Erhaltung der Energie. Tübingen 1900. - Die Weltanschauungen der großen Philosophen der Neuzeit. Leipzig 1904,81931. LITERATUR: Richard Falckenberg: Nachruf auf L. B. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 131 (1907) S. [I-II]. Nachtrag, S. 182-184. Caesar, Karl Adolf, * 12.4. 1744 Dresden, t 12. 1. 1811 Leipzig. C. studierte Philosophie und Rechtswissenschaften in Leipzig, erwarb 1769 den Magistergrad und habilitierte sich im folgenden Jahr. Danach als Privatlehrer tätig, wurde er 1778 a. o. Prof. und 1789 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Leipzig, deren Rektor er vier Mal war. C. veröffentlichte u. a. Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände der Philosophie (1783), Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (6 Bde., 1784-88) und Pragmatische Darstellung des Geistes der neuesten Philosophie des In- und Auslandes (3 Bde., 1800-03) sowie Übersetzungen philosophischer Werke aus dem Italienischen und Französischen. 1787-93 gab er die „Philosophischen Annalen" heraus. WEITERE WERKE: Philosophische Rhapsodien. Leipzig 1788. - Gedanken über die menschliche Glückseligkeit. Leipzig 1798. Callisen, Christian Friedrich, * 20.2.1777 Glückstadt, t 3. 10. 1861 Schleswig. C., Sohn eines Obergerichtsadvokaten, studierte Theologie und Philosophie in Kiel, Leipzig und Jena, wo er 1799 zum

Canetti Dr. phil. promoviert wurde. Er habilitierte sich an der Philosophischen Fakultät in Kiel und lehrte als Privatdozent Erfahrungsseelenlehre, Logik, Moral und Naturlehre. Nach drei Jahren gab er jedoch seine akademische Laufbahn auf und ging als Pfarrer nach Hollingstedt. 1804 wurde er Kirchenpropst in Hütten und Prediger in Schleswig, 1817 Mitglied des Gottorfer Oberkonsistoriums, 1835 Generalsuperintendent des Herzogtums Schleswig und 1845 Schloßprediger in Schleswig. 1848 dankte er von seinen kirchlichen Ämtern ab. C. veröffentlichte u. a. Kurzer Abriß einer philosophischen Encyklopädie (1802), Kurzer Abriß der christlichen Lehre in Sprüchen (1803, 71853), Kurzer Abriß einer populären und practischen Glaubenslehre (1852) und Entwurf einer durchaus auf practischem Grunde ruhenden Religionsphilosophie (1856). WEITERE WERKE: Kurzer Abriß der Erfahrungsseelenlehre. Kiel 1802. - Kurzer Abriß der Religionsphilosophie. Kiel 1802. - Kurzer Abriß der Logik und Metaphysik. Nürnberg/Sulzbach 1805. - Kurzer Abriß der philosophischen Rechts- und Sittenlehre. Nürnberg/Sulzbach 1805. - Kurzer Abriß des Wissenswürdigsten aus der Seelenlehre und aus der Lehre vom richtigen Denken und Wollen. Altona 1808. LITERATUR: Carl Prantl: C. In: ADB 3, 1876, S. 709-710. Calov, Abraham, eigentl. Kalau, * 16.4. 1612 Morungen, t 25.2.1686 Wittenberg. C., Sohn eines kurfürstlichen Rentmeisters, studierte seit 1626 in Königsberg, wo er 1632 den Magistergrad erwarb, setzte sein Studium 1634 in Rostock fort und wurde 1637 zum Dr. theol. promoviert. Er kehrte nach Königsberg zurück, wurde Adjunkt der Theologischen Fakultät und hatte seit 1640 eine a. o. Professur der Theologie inne. Während der Zeit seiner Studien- und Lehrjahre in Rostock und Königsberg entstanden seine wichtigen philosophischen Arbeiten, u.a. Tractatus novus de methodo (1632), der das Verfahren aller Wissenschaft reguliert. 1632/33 verfaßte er eine Gnostologia, die wie die 1634 gelesene Metaphysica generalis, letztere als Metaphysica divina, in den 165) herausgegebenen Scriplores philosophica erschien. Die gesammelten philosophischen Schriften enthielten auch die Noologia und die spezielle Metaphysik. 1643 ging C. als Schulrektor und Pastor nach Danzig. Auf dem Thorner Religionsgespräch 1645 erwies er sich als polemischer Wortführer des orthodoxen Luthertums gegen den Helmstedter Synkretismus um Georg Calixt, dessen Ausschluß aus der luth. Fraktion er durchsetzte. Seit 1650 Prof. in Wittenberg, versuchte er, alle von der Orthodoxie abweichenden Gruppierungen mittels einer neuen Bekenntnisschrift (Consensus repetitusßdei vere lutheranae, 1655) aus der luth. Kirche auszuschließen; der Vorstoß scheiterte jedoch am Widerstand der Jenaer Theologischen Fakultät. C. bekämpfte in seinen dogmatischen Schriften auch die Sozinianer (Scripta anti-sociniana, 3 Bde., 1684), Labadisten und Jesuiten sowie Jacob -> Böhme. Eines der Hauptwerke luth. Orthodoxie ist C.s Systema locorum theologicorum (12 Bde., 1655-77). Gegen Hugo Grotius und die Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung kämpfte er mit seiner Biblia illustrata (1672-76, 2 1719). LITERATUR: Johannes Wallmann: C., A. In: TRE 7, 1981, S. 563-568. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 411-433. - Volker Jung: Das Ganze der Heiligen Schrift: Hermeneutik und Schriftauslegung bei A. C. Stuttgart 1999. Campen, Heimerich von, * um 1390 Son bei Herzogenbusch, i 1460 Löwen. Nach dem Studium in Paris kam C. als Dozent der Philosophie nach Köln, wo er später einen Lehrstuhl der Theologie übernahm. 1432 war er Rektor der Universität. In deren

Auftrag nahm er am Basler Konzil teil, wo er gegen die Lehre der Hussiten und zugunsten des Papstes Stellung bezog. C. wurde 1435 Prof. der Theologie an der neuerrichteten Univ. in Löwen, wo er mehrmals das Rektorat innehatte. Seine theologischen und philosophischen Anschauungen formulierte er u. a. in den Reparationes naturalis philosophiae. LITERATUR: Carl von Prantl: C. In: ADB 3, 1876, S. 738 bis 739. Canetti, Elias, * 25.7.1905 Rustschuk (Bulgarien), t 14.8. 1994 Zürich. C.s Vorfahren sind im frühen Mittelalter aus Spanien ausgewanderte Juden. Spaniolisch und Bulgarisch waren die ersten Sprachen, die C. als Kind erlernte. Mit der Übersiedlung der Familie nach Manchester 1911 erwarb er englische und französische Sprachkenntnisse. Der plötzliche Tod des einunddreißigjährigen Vaters erschütterte den jungen C. nachhaltig. Die lebenslange intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Tod, eines der Hauptmotive im Schaffen C.s, mag hier seinen Ausgangspunkt haben. 1913 siedelte die Familie C. nach Wien um. C.s Mutter unterrichtete ihn im Deutschen. Mit Besorgnis und Interesse beobachtete er die Begeisterung der Massen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Zürich erfolgte 1921 der Umzug nach Frankfurt/Main. Nach dem Abitur kehrte C. nach Wien zurück und begann 1924 das Studium der Chemie. In einer Vorlesung von Karl Kraus begegnete er Veza Tauber-Calderon, die er 1934 heiratete. In C. reiften die ersten Überlegungen zum Phänomen der Masse. Während seiner Sommeraufenthalte in Berlin machte Wieland Herzfelde ihn mit George Grosz, Isaak Babel und Bertolt Brecht bekannt. 1929 schloß C. das lästiggewordene Chemiestudium mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Den Plan einer „Comedie Humaine an Irren" entwarf C. um 1930. Aus diesem Projekt eines achtbändigen RomanZyklus ging einzig der Roman Die Blendung (1931 fertiggestellt, 1935 erschienen) hervor. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich mit verschiedenen Bühnenwerken: Die Hochzeit (als Manuskript 1932 gedruckt) und Komödie der Eitelkeit (1950 gedruckt, jedoch nicht ausgeliefert). C. lernte Hermann -»Broch, Abraham Sonne, Alban Berg, Robert Musil und Fritz Wotruba kennen. Nach der Annexion Österreichs durch Hitler emigrierte C. über Paris nach London. Seit Januar 1939 widmete er sich über zwei Jahrzehnte hinweg den intensiven Studien der Erfahrungsrealitäten Masse und Macht. An die Entstehung des Dramas Die Befristeten (1952/53, Uraufführung 1956) schloß sich ein Aufenthalt in Marokko (1954) als Begleiter eines Filmteams an. Die hierbei entstandenen Aufzeichnungen wurden später als Die Stimmen von Marrakesch (1968, vordatiert 1967) veröffentlicht. I960 erschien C.s philosophisches Hauptwerk Masse und Macht. In der materialreichen Analyse beider Phänomene verschränken sich kulturanthropologische, psychologische und sozialhistorische Untersuchungen. Parallel dazu arbeitete er an einer AphorismenSammlung (1965 unter dem Titel Aufzeichnungen 1942-1948 erschienen). Im Mai 1963 starb Veza C. Mit zunehmender Bekanntheit des Werkes C.s wuchsen die öffentlichen Ehrungen: Literaturpreis der Stadt Wien und Deutscher Kritikerpreis (beide 1966), Großer Österreichischer Staatspreis (1968) etc. 1971 heiratete C. Hera Buschor, 1972 wurde die Tochter Johanna geboren. Im selben Jahr erhielt C. den Georg-Büchner-Preis. 1977 erschien der erste Teil der drei Bände umfassenden Autobiographie Die gerettete Zunge, ihm folgten 1980 Die Fackel im Ohr, 1985 Das Augenspiel. Den Nobelpreis für Literatur erhielt C. 1981. Die Bedeutung des Gesamtwerkes C.s liegt im poetisch wie erkenntnistheoretisch gleichermaßen ernsthaften Versuch, „den Weg durch das Labyrinth der eigenen Zeit

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Cantor [zu] finden, ohne ihr zu erliegen, aber auch ohne herauszuspringen". WEITERE WERKE: Die Provinz des Menschen. München 1973. - Der Ohrenzeuge. Fünfzig Charaktere. München 1974. - Das Gewissen der Worte. München 1975. - Das Geheimherz der Uhr. München 1987. LITERATUR: Walter Bensel (Hrsg.): E. C. Eine Personalbibliographie. Bremerhaven 1989. - Edgar Fiel: E. C. München 1984. - Hüter der Verwandlung. Beiträge zum Werk von E. C. München 1985. - Michael Krüger (Hrsg.): Einladung zur Verwandlung. Essays zu C.s „Masse und Macht". München 1995. - Hildegard Hogen: Die Modernisierung des Ich. Individualitätskonzepte bei Siegfried Kracauer, Robert Musil und E. C. Würzburg 2000. Andreas Hochholzer Cantor, Georg, * 3.3.1845 St. Petersburg, t 6.1.1918 Halle/Saale. Als Sohn eines erfolgreichen Kaufmanns studierte C. von 1862 bis 1867 Mathematik in Zürich, Göttingen und Berlin, wurde 1867 in Berlin promoviert und habilitierte sich 1869 in Halle/Saale mit einer Arbeit über ternäre quadratische Formen. Zunächst als Privatdozent in Halle tätig, wurde er an der dortigen Univ. 1872 a. o. Prof. und 1879 o. Prof. der Mathematik. C. trat, neben seinen grundlegenden mathematischen Forschungen, auch auf organisatorischem Gebiet hervor. Er war wesentlich mitbeteiligt an der Gründung (1890) der Deutschen Mathematikervereinigung - C. wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt — und am Zustandekommen internationaler Mathematikerkongresse. Er mußte seine Tätigkeit wegen schwerer Depressionen mehrfach durch längere freiwillige Klinikaufenthalte unterbrechen. C. war mit einer Arbeit über unbestimmte Gleichungen zweiten Grades promoviert worden, wandte sich aber dann unter dem Einfluß von Karl Weierstraß in Berlin der Analysis zu. Im Jahre 1870 bewies C., daß die Fourierentwicklung einer Funktion eindeutig ist, einen Satz, der, wie er 1872 zeigen konnte, auch richtig bleibt, wenn man für die Konvergenz der Reihe endliche oder sogar unendliche Ausnahmemengen zuläßt. In derselben Arbeit Über die Ausdehnung eines Satzes aus der Theorie der trigonometrischen Reihen führte C. die sogenannten Fundamentalfolgen zur Begründung der Theorie der reellen Zahlen ein, definierte die erste Ableitung einer linearen Punktmenge als Menge ihrer Häufungspunkte und wurde zur Idee der transfiniten Ordnungszahl geführt. Als Jahr der Begründung der Mengenlehre wird meist das Jahr 1874 angegeben, in dem C. die Arbeit Über eine Eigenschaft des Inbegriffs aller reellen algebraischen Zahlen publizierte und dort sowohl die Abzählbarkeit der Menge der algebraischen Zahlen als auch die Nichtabzählbarkeit des Kontinuums bewies. In den Jahren von 1879 bis 1883 erschienen sechs inhaltlich aufeinanderfolgende Arbeiten unter dem Titel Über unendliche lineare Punktmannigfaltigkeilen, mit denen wichtige Sätze und Begriffe der allgemeinen Mengenlehre eingeführt wurden. In den Jahren 1895 bis 1897 publizierte er die Beiträge zur Begründung der transfiniten Mengenlehre. Trotz aller Bemühungen aber konnte C. die sogenannte Kontinuumshypothese nicht beweisen; eine Lösung des Problems erfolgte erst 1938 durch Kurt -»Gödel und 1963 durch Paul Joseph Cohen. C.s Mengenlehre war anfangs umstritten. Zwar fand er u.a. in Richard -»Dedekind einen Mitstreiter, in Leopold Kronecker dagegen einen scharfen Gegner. Insbesondere stieß die Vorstellung des Aktual-Unendlichen auf Ablehnung. Die Entdeckung von Antinomien der Mengenlehre C. selbst hatte Widersprüche bemerkt - führte Anfang des 20. Jh. zu heftigen Diskussionen, aber auch zu produktiven Ergebnissen über die Grundlagen der Mathematik und zur Etablierung von verschiedenartigen philosophischmathematischen Schulen.

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WEITERE WERKE: Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts. Hrsg. v. Ernst Zermelo. Berlin 1932. LITERATUR: Joseph Dauben: G. C. His Mathematics and Philosophy of the Infinite. Cambridge (Mass.)/London 1979. - Walter Purkert/Hans-Joachim Ilgauds: G. C. Basel 1987. Hans Wußing Ganz, Israel Gottlieb, auch Cantz, * 26.2.1690 Grüntal, t 2.2. 1753 Tübingen. C., Sohn eines Pfarrers, besuchte die Lateinschule in Cannstatt, wurde 1704 unter die fürstlichen Alumnen in Bebenhausen aufgenommen und wechselte 1706 in das Tübinger theologische Stipendium. Seit 1707 Baccalaureus, wurde ihm 1709 die Magisterwürde verliehen. Nach dem Studium der Theologie 1714 zum Repetenten im Stift bestellt, unterrichtete er sechs Jahre hauptsächlich Philosophie, tat 1719 als Vikar Dienst im Predigtamt in Stuttgart, wurde 1720 Diakon in Nürtingen und war 1721-33 Lehrer in Bebenhausen. Als Spezialsuperintendent und Pfarrer kehrte er 1733 nach Nürtingen zurück, übernahm 1734 eine ordentliche Professur für Beredsamkeit und Dichtkunst, wurde Ephorus am Stipendium und wechselte 1739 auf die Professur für Logik und Metaphysik. 1742 mit der Fortsetzung der von dem Wolffianer Johann Gustav Reinbeck begonnenen, bis dahin in vier Teilen erschienenen Betrachtungen über die in der Augspurger Confeßion enthaltene und damit verknüpfte Göttliche Wahrheiten betraut, legte er 1743-47 deren 5. bis 9. Teil vor. 1747-53 war C. Prof. der Theologie. 1751 wurde ihm die theologische Doktorwürde verliehen. C., einer der wenigen süddeutschen Wolffianer, schrieb mehrere Werke zur Leibniz-Wolffschen Philosophie. Mit Philosophiae Leibnitianae et Wolßanae usus in theologia, per praecipua fidei capita (3 Bde., 1728-37) trat er - wie vor ihm schon Georg Bernhard —> Bilfinger - im Streit um —> Wolff für diesen ein und versuchte die Vereinbarkeit von Philosophie mit dem Christentum nachzuweisen. Zu seinen wichtigen Arbeiten zählen ferner lurisprudentia theologiae, seu de civitate Dei (1731, 21737), Grammaticae universalis tenuia rudimenta (1737, Neudruck 1982), Disciplinae morales omnes (2 Bde., 1739, '1762; Nachdruck, 2 Bde., 1994) Philosophia fundamentalis (1744, Nachdruck 1997) und Meditationes philosophicae (1750; Nachdruck, 2 Bde., 1996). WEITERE WERKE: Oratoria scientiarum familiae toti cognata, seu rationis et orationis actissimum vinculum. Tübingen 1735. - Humanae cognitionis fundamenta dubiis omnibus firmiora, seu Ontologia polemica concinnata. Leipzig 1740. - Ueberzeugender Beweis aus der Vernunft von der Unsterblichkeit sowohl der Menschen-Seelen insgemein, als besonders der Kinder-Seelen. Tübingen 1741, 31746. Ontologia syllogistico-dogmatica. Tübingen 1741. - Theologia naturalis thetico-polemica. Dresden 1742. - Unterricht von den Pflichten der Christen, oder theologische Moral. Berlin 1749. - Compendium Theologiae purioris. Tübingen 1752. Leipzig 1756. Heilbronn 1761. - Annotationes ad Compendium Theologiae purioris ex MScto. Hrsg. v. Georg Bernhard Ganz. Tübingen 1755. - Grammaticae universalis tenuia rudimenta. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Tübingen 1737 mit einer Bio-Bibliographie von Hans Jürgen Höller und einem kommentierenden Werküberblick von Herbert E. Brekle. Stuttgart 1982. LITERATUR: BBHS 2, 1993, S. 91-94. Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich), * 21.8. 1871 Hannover, t 8.12. 1961 Hamburg. C. wurde 1896 in Göttingen zum Dr. phil. promoviert (De Cynicorum epistulis), war seit 1901 Prof. an der Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg und habilitierte sich 1920 an der dortigen Univ., an der er seit 1926 Honorarprofessor für klassische Philologie war. C. beschäftigte sich mit

Carnap der Geschichte der griechischen Philosophie und der griechischen Fachwissenschaft, u. a. mit der Meteorologie, mit Germanenforschung sowie mit neuerer deutscher Geschichte. Er veröffentlichte u. a. Die Befreiungskriege 1813-J815 (2 Bde., 1902/1915), Geschichte der Philosophie (Bd. 1-4, 1922-35, 2 1953/54) und Das alle Germanien. Die Nachrichten der griechischen und römischen Schriflsteller(\929,21937). Die von C. besorgte Ausgabe Die Vorsokratiker. Die Fragmente und Quellenberichte (1935, 81973) ist neben der von Hermann ->Diels herausgegebenen Edition zu einer vielbenutzten populären Ausgabe geworden. Er übersetzte auch Werke von Marc Aurel, Epiktet, Heraklit und Hippokrates. WEITERE WERKE: Die Schrift von der Welt. Ein Beitrag zur Geschichte der griechischen Popularphilosophie. Leipzig 1905. - Zur meteorologischen Literatur der Griechen. Hamburg 1912. Carnap, Rudolf (Leo), * 18.5.1891 Ronsdorf bei Barmen, t 14.9.1970 Santa Monica (Kalifornien, USA). C. wurde als Sohn des Webers Johannes S. C. und der Lehrerin Anna, geb. Dörpfeld, geboren. Die Eltern waren tief religiös, gleichzeitig aber sehr tolerant; bewußt praktizierten sie das Christentum als Mittel zur Führung eines guten Lebens. Diese Grundhaltung der Toleranz prägte C. für sein Leben, und dies insbesondere dann, als er sich, beeinflußt durch die Schriften -»Goethes zum Christentum wie auch der Schriften von Ernst —> Haeckel und Wilhelm —» Ostwald, vom Christentum abwandte und sich eine teils atheistische und teils agnostische Lebenseinstellung erarbeitete. In der Zeit seines Studiums in Jena und Freiburg/Breisgau 1910-14 schloß er sich der Jugendbewegung an, ohne allerdings deren Tendenz zum Nationalismus mit zu vollziehen. Vielmehr entwickelte er gegen Ende des Ersten Weltkriegs den er teils an der Westfront und teils im Militärinstitut in Berlin verbrachte - ein Konzept eines undogmatischen und insbesondere nichtmarxistischen Sozialismus, genauer: eines auf den Grundsätzen eines politischen Liberalismus beruhenden Konzepts des ökonomischen Sozialismus. Dieses behielt er zeitlebens bei, da er einerseits der Ansicht war, daß das System des Kapitalismus die Menschheit in den wirtschaftlichen und damit auch sozialen Abgrund steuert, und da er sich andererseits ein unbeirrtes Vertrauen in die Fähigkeiten der menschlichen Vernunft bewahrte: Die von einem Höchstmaß an Vernunft geleiteten Entscheidungen auch in den Bereichen des Alltags müssen nach seiner Sicht schließlich im individuellen wie auch im sozialen Bereich die Oberhand über die durch Emotionen und Triebe gesteuerten Entscheidungen haben, eben weil sie - anders als diese - die Auswirkungen nüchterner Abschätzung sind und damit letztlich die größere Überzeugungskraft haben. Daher beteiligte er sich, im Gegensatz zu seinem Freund Otto -»Neurath, nicht an politischen Agitationen und Aktionen, da solche die Emotionen ansprechen und sie somit letztlich verstärken und auf diese Weise zum unkontrollierbaren Entscheidungsfaktor werden lassen. Nur geduldiges, präzises Arbeiten in kleinen Schritten, Baustein für Baustein sozusagen, ausgeführt durch immer mehr Menschen, die vom Erfolg eines solchen Arbeitens angesprochen werden, führt die Menschheit demnach weiter. Dies gilt dann auch und in besonderem Maß für die Philosophie, die nicht durch neuerliche, Luftschlössern gleichende grandiose Entwürfe, sondern durch minutiöse Kleinarbeit in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten vorangebracht und zu einer Wissenschaft entwickelt werden kann; als Instrument dieses Arbeitens benützte C. die symbolische Logik, die er in Jena bei Gottlob —» Frege sowie aus den Schriften von Bertrand Russell kennengelernt hatte. In seinem Buch über die Grundlagen der menschlichen Erfahrungserkenntnis zeigte er beispielhaft, wie ein solcher Weg zu begehen sei. Mit dieser Schrift habilitierte er sich 1926 bei Moritz —> Schlick in

Wien, und er publizierte sie 1928 unter dem Titel Der logische Aufbau der Welt (41974, Neuausgabe 1998); sie machte ihn mit einem Schlag international bekannt und berühmt. In Wien begründete er mit Schlick und Neurath eine Diskussionsrunde, die unter dem Namen „Wiener Kreis" bekannt wurde und die seit 1930, zusammen mit dem „Berliner Kreis" unter Hans —» Reichenbach, die Zeitschrift „Erkenntnis" als Organ dieser neuen, eine Einheitswissenschaft anstrebenden philosophischen Richtung herausgab. 1931 wurde C. auf den Lehrstuhl für Naturphilosophie an der Deutschen Univ. in Prag berufen; in den Jahren danach besuchten ihn namhafte junge Wissenschaftler aus der angelsächsischen Geisteswelt, unter ihnen insbesondere Willard Van Quine von Harvard und Charles W. Morris aus Chicago. Da sich in den Jahren danach an dieser Deutschen Univ. der Nationalsozialismus zunehmend ausbreitete und die liberalen Strömungen unterdrückte, nahm er 1936 einen Ruf an die University of Chicago an und erhielt 1941 die Staatsbürgerschaft der USA. In Chicago gab er, nach dem durch den Krieg bedingten Ende der Zeitschrift „Erkenntnis", zusammen mit Morris und Neurath die Serie International Encyclopedia of Unified Science heraus, als erneuter Versuch, den exakten Philosophien eine publizistische Plattform zu verschaffen. Ganz im Sinn seiner philosophischen Offenheit verfaßte er 1934 das zweite Hauptwerk Logische Syntax der Sprache (21968), in dem er sein berühmtes Toleranzprinzip propagierte. Dieselbe Offenheit führte ihn insbesondere in den Jahren 1932-36 dazu, das Erstlingswerk von Karl R. -»Popper gegen die vehemente Kritik seiner Freunde zu verteidigen und zu fördern, obgleich dessen Vorstellungen eines wissenschaftlichen Skeptizismus nicht zu seinem letztlich optimistischen Weltbild paßten. Seine Übernahme eines geläuterten Wahrheitsbegriffs von Alfred Tarski führte seit 1940 zum Zerwürfnis mit Neurath, der in C.s präzisem Verfahren nicht ein zusätzliches intellektuelles Instrument sehen konnte, sondern einen Rückfall in finstere Metaphysik vermutete. Er konzipierte und entwickelte damals auch die induktive Logik als das System induktiver Methoden und vervollständigte diese Arbeiten seit 1954 in Los Angeles, wo er die Nachfolge des dort verstorbenen Reichenbach antrat. Keine deutschsprachige Univ. hat nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, C. wieder nach Mitteleuropa zurückzuholen. Allerdings hat er seit 1966 mehrfach privat München besucht und dort im Institut von Wolfgang -»Stegmüller Vorträge gehalten. Dessen Schüler durften damals erleben, was es genau heißt, daß - wie es Stegmüller formulierte - der schärfste Kritiker von C. stets „Carnap" geheißen hat. WEITERE WERKE: Scheinprobleme der Philosophie. Berlin 1928. - Abriß der Logistik, mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen. Wien 1929. Introduction to Semantics. Cambridge (Mass.) 1942. - Logical Foundations of Probability. 1950. - The Continuum of Inductive Methods. 1952. LITERATUR: Paul A. Schupp (Hrsg.): The Philosophy of R. C. Les Salles (Illinois) 1963. - Lothar Krauth. Die Philosophie R. C.s. Wien 1970,21997. - Jaakko Hintikka (Hrsg.): R. C. - Logical Empirist. Dordrecht 1975. - Willi Hochkeppel: Andere Seiten des Denkens - Gespräche mit R. C. In: Der Monat XIX/224 (1967) S. 50-56. - Wolfgang Spohn (Hrsg.): Erkenntnis orientated. A centennial volume for R. C. and Hans Reichenbach. Dordrecht u.a. 1991. - Alan W. Richardson: C.'s Construction of the World. The Aufbau and the Emergence of Logical Empirism. Cambridge 1997. Wilhelm K. Easier

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Carneri Carneri, Bartholomäus von, * 3.11.1821 Trient, t 18.5.1909 Marburg/Dräu. C, dessen Vater Großgrundbesitzer und Polizeidirektor in Graz und Venedig war, wurde in Wien erzogen und studierte an der dortigen Univ. Philosophie. Seit 1857 bewirtschaftete er das Gut Wildhaus in der Steiermark, widmete sich seinen philosophischen Studien und engagierte sich 1861-83 im Steirischen Landtag. Der liberale Politiker gehörte 1870-85 als Abgeordneter des Steirischen Großgrundbesitzes dem Reichstag an. In seinen philosophischen Werken von einem Darwinismus -» Haeckelscher Prägung ausgehend, entwickelte C. eine humanitär ausgerichtete Sozialethik. Er veröffentlichte u. a. Sittlichkeit und Darwinismus. Drei Bücher Ethik (1871, 21903), Der Mensch als Selbstzweck. Eine positive Kritik des Unbewußten (1877), Grundlegung der Ethik (1881), Der moderne Mensch. Versuche über Lebensführung (1891,71902) und Empfindung und Bewußtsein. Monistische Bedenken (1893, 21906). C. schrieb außerdem Sonette (Pflug und Schwert, 1862) und übersetzte aus dem Ungarischen und Italienischen (Ungarische Volkslieder und Balladen, 1892; Sechs Gesänge aus Dantes göttlicher Komödie, 1896). WEITERE WERKE: Gefühl, Bewußtsein, Wille. Eine psychologische Studie. Wien 1876. - Entwicklung und Glückseligkeit. Ethische Essays. Stuttgart 1886. - Briefwechsel mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl. Hrsg. v. Margarete Jodl. Leipzig 1922. LITERATUR: Johannes Sieber: C. als Philosoph. Breslau 1913. - Johann Zenz: B. v. C. als Politiker. Diss. Wien 1948. - Friedrich Jodl: B. v. C. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 14 (1912) S. 3-10. - Albert Schwarz: C., B. In: NDB 3, 1957, S. 151-152. Carove, Friedrich Wilhelm, * 20.6.1789 Koblenz, t 18.3.1852 Heidelberg. Der aus einer ursprünglich italienischen Kaufmannsfamilie stammende C., dessen Vater Hofgerichtsassessor, später Regierungskommissar des kurtrierischen Bergwesens und Saynscher Hüttenkommissar war, studierte in Heidelberg Rechtswissenschaften und beteiligte sich dort 1817 an der Gründung der ersten Burschenschaft. In den folgenden Jahren widmete er sich als Schüler —» Hegels in Berlin philosophischen Studien und erhielt 1819 eine Stelle als Privatdozent in Breslau. Nach einer kurzfristigen Verwaltungstätigkeit als Einnehmer des Rhein-Oktroi 1823 siedelte er wieder nach Heidelberg über und verfaßte zahlreiche religionsphilosophische und historische Abhandlungen. 1848 beteiligte er sich an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments und war 1849 Vizepräsident des Friedenskongresses in Paris. C. strebte nach einer allgemeinen Menschheitsreligion, die für alle Völker und Zeiten befriedigend sein könnte, und bemühte sich um die Aussöhnung der Philosophie mit der Kirche, des Katholizismus mit dem Protestantismus. Seine ideenpolitische Kritik an Staat und Kirche ist vom Glauben an die Perfektibilität des Menschen bestimmt. C. veröffentlichte u.a. Über allein seligmachende Kirche (2 Bde., 1826/27, 21835), Kosmorama. Eine Reihe von Studien zur Orientierung in Natur. Geschichte, Staat, Philosophie und Religion (1831), Über kirchliches Christentum (1835), Neorama (3 Tie., 1838) und Vorhalle des Christentums oder die letzten Dinge der alten Welt. Ein weltgeschichtlicher Rückblick auf die vorchristlichen Religionen (1851). WEITERE WERKE: Der Saint-Simonismus und die neuere französische Philosophie. Leipzig 1831. - Rückblick auf die Ursachen der französischen Revolution und Andeutung ihrer welthistorischen Bestimmung. Hanau 1834. - Über das sogenannte germanische und das sogenannte christliche Staatsprincip, mit besonderer Beziehung auf Maurenbrecher, Stahl und Matthäi. Siegen 1843. - Über Emanzipation der Juden,

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Philosophie des Judentums und jüdische Reformprojekte zu Berlin und Frankfurt/Main. Siegen 1845. LITERATUR: Wilhelm von Faber: F. W. C. Ein Beitrag zum deutschen Liberalismus im Vormärz. Diss. München 1954. Hermann Lübbe: Politische Philosophie in Deutschland. Basel/Stuttgart 1963. - Albert Schürmann: F. W. C. Sein Werk als Beitrag zur Kritik an Staat und Kirche im frühliberalen Hegelianismus, Diss. Bochum 1971 (mit Bibliographie). - Christine Weckwerth: Die sozialtheoretischen und politischen Auffassungen von F. W. C. Eine Frühform des Hegelianismus. In: Hegel-Jahrbuch 1992, S. 23-29. Carriere, (Philipp) Moriz, * 5.3. 1817 Griedel bei Butzbach, t 18.1. 1895 München. C., Sohn eines Rentmeister-Adjunkts und Gutsbesitzers, studierte Philosophie in Gießen und Göttingen und wurde 1838 in Berlin mit der Arbeit Teleologiae Aristotelicae lineamenta promoviert, die den Einfluß —»Hegels verrät. 1842 habilitierte er sich in Gießen, wo er populäre Vorlesungen zu philosophischen und literarischen Themen hielt. Nachdem er sein vielbeachtetes Werk Die philosophische Weltanschauung der Reformationszeit in ihren Beziehungen zur Gegenwart (2 Tie., 1847) veröffentlicht hatte, erhielt er den Titel eines a. o. Professors. 1853 folgte er seinem Schwiegervater Justus von Liebig nach München, wo er zunächst Honorarprofessor an der Universität, dann Prof. für Kunstgeschichte an der Kunstakademie und 1887 Universitätsprofessor der Ästhetik wurde. Seit 1889 gehörte er der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an. Für C., einen Vertreter des spekulativen Theismus, hatte Kunst ihre Herkunft im Sittlichen (Ästhetik. Die Idee des Schönen und ihre Verwirklichung durch Natur, Geist und Kunst, 2 Tie., 1859, 31885; Die Kunst im Zusammenhang mit der Kulturentwicklung und die Ideale der Menschheit. Das Weltalter des Geistes im Aufgang, 5 Bde., 1863-74). WEITERE WERKE: Vom Geist. Schwert- und Handschlag für Franz Baader. Weilheim 1841. - Die Religion in ihrem Begriff, ihrer weltgeschichtlichen Entwicklung und Vollendung. Weilburg 1841. - Wissenschaft und Leben in Beziehung auf die Todesstrafe. Ein philosophisches Votum. Darmstadt 1845. - Das Wesen und die Formen der Poesie. Ein Beitrag zur Philosophie des Schönen und der Kunst. Leipzig 1854. - Die sittliche Weltordnung. Leipzig 1877,21891. Gesammelte Werke. 14 Bde., Leipzig 1886-94. - Lebenserinnerungen [bis 1847]. Hrsg. v. Wilhelm Diehl. Darmstadt 1914. LITERATUR: P. de Lind: M. C. t. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 106 (1895) S. 93-101. Markus Rieger: Erinnerungen an M. C. In: Die christliche Welt 9 (1895) S. 277-280. - Hermann Glockner: C., P. M. In: NDB 3, 1957, S. 158-159. Carus, Carl Gustav, * 3.1.1789 Leipzig, t 28.7.1869 Dresden. Die Verbindung von spekulativer Neigung, wissenschaftlicher Tätigkeit, praktischem Engagement und künstlerischer Begabung verkörperte eindrucksvoll C., der als Sohn des Färbereibesitzers August Gottlob Ehrenfried C. und seiner Ehefrau Christiane Elisabeth, geb. Jäger, aus deren Familie Ärzte und Naturforscher stammen, geboren wurde. Nach dem Besuch der Thomasschule in Leipzig studierte er seit 1804 an der Leipziger Univ. zuerst Naturwissenschaften und dann Medizin; zu seinen Lehrern gehörten Karl Friedrich Burdach, Johann Christian Gottfried Joerg und Johann Christian August Heinroth. 1811 wurde C. promoviert (De utheri rheumatismo); er habilitierte sich im selben Jahr mit einer Schrift über die Lebenslehre für das Fach Vergleichende Anatomie. 1811 heiratete er Caroline C. (1784-1859), eine Stiefschwester seines Vaters; sechs Söhne und fünf Töchter wurden in der Ehe geboren, nur zwei Kinder überleb-

Cassirer ten die Eltern. 1814 erfolgte - nach einigen Jahren ärztlicher Praxis - die Berufung als Prof. der Frauenheilkunde an die Chirurgisch-Medizinische Akademie und als Direktor der Entbindungsanstalt in Dresden. 1827 wurde C. zum kgl. Leibarzt sowie Hof- und Medizinalrat ernannt; verschiedene weitere Rufe wurden von ihm abgelehnt. Neben der medizinisch-wissenschaftlichen Tätigkeit malte C. und stellte auch auf Ausstellungen aus; mit Caspar David Friedrich und anderen Künstlern und Schriftstellern - vor allem mit Ludwig Tieck - war er persönlich bekannt. Entscheidend war die Beziehung zu —» Goethe, den er am 21.7.1821 in Weimar besuchte. Goethe, —> Schelling und Lorenz —» Oken prägten vor allem sein Naturbild; Goethe wurde ihm zugleich zum eindrucksvollen Beispiel „gesunder Krankheiten". Einflußreich war auch der Kontakt mit Alexander von Humboldt und mit dem Philosophen Christian Friedrich —» Krause. C.' Schriften behandeln naturwissenschaftlich-naturphilosophische , medizinische und psychologisch-anthropologische Themen. In seinem naturphilosophischen Hauptwerk Natur und Idee oder das V/erdende und sein Gesetz (1861) überträgt C. die Idee des Organismus auf die Erde. Fundamental folgt aus naturphilosophischer Sicht die Verantwortung des Menschen für die Natur: „Nicht nur der Mensch bedarf der Erde zu seinem Leben und Tätigsein, sondern auch die Erde des Menschen." Sein Lehrbuch der Zootomie (2 Bde., 1818), seine Grundzüge der vergleichenden Anatomie und Physiologie (1825) und sein Lehrbuch der Gynäkologie (1820) wurden mit Zustimmung von der Medizin der Zeit aufgenommen und erfuhren mehrere Auflagen und Übersetzungen wie ebenfalls seine Werke Psyche (1846), Symbolik der menschlichen Gestalt (1853) und die verschiedenen Studien zu Goethe. Die Rezeptionsgeschichte seiner Vorstellungen über das Unbewußte (Psychoanalyse, -*Freud, -»Jung) reicht bis in die Gegenwart. Neben der eigenen Malerei, die für ihn selbst zur Lebenshilfe wurde, beschäftigte sich C. auch mit Kunsttheorie (Neun Briefe über Landschaftsmalerei, 1831). Verschiedene Reisen, über die von ihm ebenfalls Berichte vorliegen, führten ihn nach England, Frankreich und Italien. 1848 setzte er sich für Reformen des Medizinalwesens ein. 1859 erschienen die Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken während eines halben Jahrhunderts. Anerkennung wurde C. in zahlreichen Ehrungen zuteil, 1862 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. In seinen Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten (2 Bde., 1865/66), zu denen 1931 ein Ergänzungsband erschien, entwarf C. ein Bild seines Lebens und der Epoche der Klassik und Romantik, das von Zustimmung und Dankbarkeit erfüllt ist, wie er es noch einmal in seinem Testament ausspricht: „Ein langes und reiches Leben war mir gegönnt, und ich scheide davon als von keinem verfehlten Kunstwerk, vielmehr mit innigem Dank gegen Gott und mit aufrichtiger Liebe zu den Menschen." WEITERE WERKE: Von den Naturreichen, ihrem Leben und ihrer Verwandtschaft. Dresden 1818. - Zwölf Briefe über das Erdleben. Stuttgart 1841. - Göthe. Zu dessen näherem Verständnis. Leipzig 1843. Nachdruck München 1948. Goethe, dessen Bedeutung für unsere und die kommende Zeit. Wien 1843. Nachdruck München 1948. - Mnemosyne. Pforzheim 1848. - Organon der Erkenntniß der Natur und des Geistes. Leipzig 1856. - Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Tierwelt. Wien 1866. LITERATUR: Rudolph Zaunick: C. G. C. Eine historischkritische Literaturschau mit zwei Bibliographien. Dresden 1930. - Marianne Prause: C. G. C. Leben und Werk. Berlin 1968. - Wolfgang Kloppe: Erinnerung an C. G. C., 1789-1869. Berlin 1969. - Heinz-Egon Kleine-Natrop: Der XIII. Präsident (1862-1869): C. G. C. (1789-1869). In: Nova

Acta Leopoldina, N. F. 36, Nr. 198 (1970) S. 199-247. Dorothea Kühn: Nachwort zu: C. G. C. Briefe über Landschaftsmalerei. Heidelberg 1972, S. [2]-[55]. - Wolfgang Genschorek: C. G. C. Arzt, Künstler, Naturforscher. Leipzig 1978, "1986. - Stefan Grosche: Lebenskunst und Heilkunde bei C. G. C. (1789-1869). Med. Diss. Göttingen 1993. -Jutta Müller-Tamm: Kunst als Gipfel der Wissenschaft. Ästhetische und wissenschaftliche Weltaneignung bei C. G. C. Berlin 1995. - Ekkehard Meffert: C. G. C. Arzt - Künstler Goetheanist. Eine biographische Skizze. Basel 1999. Dietrich von Engelhardt Cams, Friedrich August, * 27.4. 1770 Bautzen, t 6.2.1807 Leipzig. Seit 1795 Baccalaureus der Theologie und Frühprediger in Leipzig, wurde C. 1805 o. Prof. der Philosophie an der dortigen Universität. In seinen philosophischen Werken stützte er sich auf Immanuel —> Kant und Friedrich Heinrich —> Jacobi. Bemerkenswert sind seine Abhandlungen über die Psychologie. Durch eine Geschichte der Psychologie (1808, Nachdruck 1990), die als 3. Band seiner Nachgelassenen Werke (hrsg. von Ferdinand Hand, 7 Bde., 1808-10) postum erschien, wurde C. zu einem der ersten Psychologiehistoriker. WEITERE WERKE: De Anaxagoreae cosmo-theologiae fontibus. Leipzig 1797. - Psychologie der Hebräer. Leipzig 1809. Caspari, Otto, * 24.5.1841 Berlin, t 28.8.1917 Heidelberg. C. studierte in Berlin, Greifswald, München und Göttingen. 1869 habilitierte er sich in Heidelberg, wurde 1877 a. o. Prof. der Philosophie und nahm 1895 seinen Abschied. Von -» Leibniz, —> Herbart und —> Lotze beeinflußt, bemühte er sich um eine Verständigung der Philosophie, insbesondere der Erkenntnislehre, mit der modernen Naturwissenschaft. C. vertrat einen kritischen Empirismus. Er war ein Anhänger des Freimaurertums und förderte sozialreformerische Bestrebungen. 1877-79 gab er den „Kosmos. Zeitschrift für einheitliche Weltanschauung" heraus. C. veröffentlichte u. a. Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf die natürliche Entwickelung desfrühesten Geisteslebens (2 Bde., 1873, 21877), Die Grundprobleme der Erkenntnistätigkeit beleuchtet vom psychologischen und kritischen Gesichtspunkte (2 Bde., 1876-79), Der Zusammenhang der Dinge. Gesammelte philosophische Aufsätze (1881) und Hermann Lotze in seiner Stellung zu der durch Kant begründeten neuesten Geschichte der Philosophie (1883, 21895). WEITERE WERKE: Die Irrthümer der altclassischen Philosophen in ihrer Bedeutung für das philosophische Princip. Heidelberg 1868. - Die psychophysische Bewegung in Rücksicht der Natur ihres Substrats. Eine kritische Untersuchung als Beitrag zur empirischen Psychologie. Leipzig 1869. - Leibniz' Philosophie, beleuchtet vom Gesichtspunkt der physikalischen Grundbegriffe von Kraft und Stoff. Leipzig 1870. - Das Erkenntnisproblem. Mit Rücksicht auf die gegenwärtig herrschenden Schulen. Breslau 1881. Hamburg 2 1909. - Drei Essays über Grund- und Lebensfragen der philosophischen Wissenschaft. Heidelberg 1886, 21888. Was ist Freimaurerthum und was könnte seine Zukunft sein. Beiträge zur Ethik und Darlegung dieser Weltanschauung. Leipzig 1889. 2. Aufl. unter dem Titel: Die Bedeutung des Freimaurerthums. Eine Darlegung seiner Ethik, Religion und Weltanschauung. Berlin 1910, "1930. Cassirer, Ernst (Alfred), * 18.7. 1874 Breslau, t 12.4.1945 New York. Einer reichen jüdischen Kaufmannsfamilie entstammend, studierte C. seit 1892 Rechtswissenschaft, dann Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Philosophie und promovierte 1899 bei Hermann -»Cohen, führend im Marburger Neukantianismus, mit einer Dissertation über Descartes. Sie wurde Teil des Buches Leibniz' System in seinen

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Castillon wissenschaftlichen Grundlagen (1902). Mit einem vierbändigen Werk Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (1906, 1907, 1920 und 1950 bzw. 1957) verschaffte sich der junge C. nationale und internationale Reputation als Autor einer Problemgeschichte der Erkenntnis. Aufgrund von antisemitischen Ressentiments wurde C. erst 1906 in Berlin durch Wilhelm —»Diltheys Intervention im Fach Philosophie habilitiert. Mit Substanzbegriff und Funktionsbegriff (1910) legte C. ein eigenständiges erkenntniskritisches Werk vor, das den Relationsbegriff für die Deutung der zeitgenössischen Wissenschaften einführte. Mit Freiheit und Form (1916) bezeugte er auf dem Höhepunkt nationalistischer Euphorie einen kosmopolitischen Kulturbegriff, der die Idee eines deutschen „Sonderwegs" in die Moderne zurückwies. 1919 erhielt C. einen Ruf an die neugegründete Univ. Hamburg. In dem Buch Zur Einsteinschen Relativitätstheorie (1921), in dem er eine erste philosophische Deutung der modernen Physik gab und das ihm die Bekanntschaft mit Albert -» Einstein und später mit Erwin -» Schrödinger einbrachte, forderte C. eine Philosophie der symbolischen Formen. Diese Transformation der (Kantischen) Erkenntnistheorie zur Kulturphilosophie wurde in dem dreibändigen Werk Philosophie der symbolischen Formen (1923-29) eingelöst, das eine Analyse der Sprache, des Mythos und der Religion sowie der Wissenschaften als symbolische Formkreise durchführte. Bei der Ausarbeitung seiner Philosophie der symbolischen Formen stützte sich C. auf das Material der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (damals Hamburg), an deren Vorlesungs- und Publikationswesen er selbst neben Aby Warburg, Fritz Saxl, Erwin Panofsky, Edgar -»Wind und Gertrud Hing erheblichen Anteil hatte, etwa mit den Büchern Individuum und Kosmos (1927) sowie Die Renaissance des Platonismus in England und die Schule von Cambridge (1932). Beide Bücher plädieren für die Annahme, daß die Moderne in der Renaissance, nicht erst mit Descartes einsetzt. 1929 fand die Davoser Disputation zwischen Martin -»Heidegger und C. statt. Obgleich C. 1928 die Ehre zuteil wurde, anläßlich der Verfassungsfeier in Hamburg zu sprechen, und obwohl C. 1929/30 als einer der ersten Juden Rektor der Univ. Hamburg wurde, mußte er Deutschland 1933 verlassen. Nach einem Aufenthalt in Oxford (1933-35), wo er Albert —»Schweitzer kennenlernte, emigrierte C. nach Schweden, wo er von 1935 bis 1941 in Göteborg Philosophie lehrte. Er gab seiner Kulturphilosophie eine ethische Fundierung in den Büchern Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik (1936) und Axel Hägerström. Eine Studie zur schwedischen Gegenwartsphilosophie (1939), angeregt auch durch Schweizers Appell an ein ethisches Wächteramt der Philosophie gegenüber der Kultur. Im schwedischen Exil schrieb C. das geistesgeschichtliche Buch Descartes (1939), das Descartes' Einfluß auf Königin Christina von Schweden untersuchte, sowie die methodologische Studie Zur Logik der Kulturwissenschaften (1942 publiziert). Als schwedischer Staatsbürger floh C. 1941 mit seiner Frau Toni in die USA. Auf der Überfahrt lernte er Roman Jakobson kennen. In den USA lehrte C. als Gastprofessor an der Yale University New Haven (1941-44) und ab 1944 an der Columbia University New York. Mit dem Essay on Man (1944) gab C. seiner Kulturphilosophie ein anthropologisches Fundament und mit dem postum veröffentlichten Buch The Myth of the State, das den totalitären Staat deutete, eine sozialphilosophische Vertiefung. WEITERE WERKE: Idee und Gestalt. Berlin 1921. - Goethe und die geschichtliche Welt. Berlin 1932. - Philosophie der Aufklärung. Tübingen 1932. - Thorilds Stellung in der Gei-

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stesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Göteborg 1941. - Rousseau, Kant, Goethe. Princeton 1945. LITERATUR: Walter Eggers/Sigrid Mayer: E. C. An Annotated Bibliography. New Haven/London 1988. - John Michael Krois: C. Symbolic Forms and History. New Haven/ London 1987. - Andreas Graeser: E. C. München 1994. Heinz Paetzold: E. C. Von Marburg nach New York. Eine philosophische Biographie. Darmstadt 1995. - Dorothea Frede /Reinhold Schmücker (Hrsg.): E. C.s Werk und Wirkung. Kultur und Philosophie. Darmstadt 1997. - Oswald Schwemmer: E. C. Ein Philosoph der europäischen Moderne. Berlin 1997. - Ronnie M. Peplow: E. C.s Kulturphilosophie als Frage nach dem Menschen. Würzburg 1998. Rainer A. Bast: Problem, Geschichte, Form. Das Verhältnis von Philosophie und Geschichte bei E. C. im historischen Kontext. Berlin 2000. - Christa Hackenesch: Selbst und Welt. Zur Metaphysik des Selbst bei Heidegger und Cassirer. Hamburg 2001. Heinz Paetzold Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav), * 22.9.1747 Lausanne, t 27.1.1814 Berlin. C., Sohn eines Mathematikers und Philosophen, war seit 1787 Prof. der Philosophie an der Adligen Militär- und Artillerie-Akademie sowie Direktor der philosophischen Klasse an der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Er war Landes-Großmeister der großen Landesloge der Freimaurer in Deutschland. C., Schüler von Johann Heinrich -»Lambert, formalisierte den Syllogismus. Er veröffentlichte u. a. Elemens de Geometrie, on les six premiers Livres d'Euclide, avec le onzieme et le douzieme (1767), Sur un globe mouvant qui represente le mouvements de la terre (1779), Sur la division des instruments de geometrie et d'astronomie (1780), Theorie de l'art des Jardins (mit Christian Cay Lorenz Hirschfeld, 5 Bde., 1779-85), Sur la gnomonique (1784) und Examen philosophique de quelques principes d'algabre (1790/91). WEITERE WERKE: Observations sur le livre intitule: Systeme de la nature. Berlin 1771. LITERATUR: Christian Thiel: Zur Beurteilung der intensionalen Logik bei Leibniz und C. In: Akten des II. Internationalen Leibniz-Kongresses, Hannover 17.-22. Juli 1972. Bd. 4. Wiesbaden 1975, S. 27-37. Cathrein, Victor, Pseud. N. Siegfried, * 8.5.1845 Brig (Kt. Wallis), t 10.9.1931 Aachen. C., dessen Vater Kaufmann und ehrenamtlicher Regierungsstatthalter des Bezirks Brig war, trat 1863 der Gesellschaft Jesu bei und arbeitete dann als Erzieher in belgischen Kollegien. 1869 begann er in Maria Laach mit dem Studium der Theologie und Philosophie, das er 1870/71 unterbrach, um im Deutsch-Französischen Krieg als Krankenpfleger tätig zu sein. Infolge des Jesuitengesetzes verließ er 1872 Deutschland und vollendete seine Studien in Holland und England. 1877 zum Priester geweiht, ließ er sich in Holland nieder und lehrte seit 1882 als Prof. der Moralphilosophie am Kollegium in Valkenburg. Seit 1879 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Stimmen aus Maria Laach" (später „Stimmen der Zeit"). Stark beeinflußt von Theodor —»Meyer, behandelte C. auf der Grundlage des Neuthomismus ethische, juristische und weltanschauliche Themen seiner Zeit. Sein Anti-Kantianismus zeigte sich in der Bestimmung der norma honestatis; er vertrat das Moralprinzip der vernünftigen Menschennatur. Zu seinen Hauptwerken zählen Moralphilosophie (2 Bde., 1890/91, 61924), Philosophia moralis in usum scholarum, 1893, 211959), Der Sozialismus. Eine Untersuchung seiner Grundlagen und seiner Durchführbarkeit (1890, "1923), Recht, Naturrecht und positives Recht. Eine kritische Untersuchung der Grundbegriffe der Rechtsordnung (1901, 1909, Nachdruck 1964) und Die Einheit des sittlichen Bewußtseins der Menschheit (3 Bde., 1914).

Chladni Während des Kulturkampfes schrieb C. unter dem Pseudonym N. Siegfried (Actenstücke betreffend den preußischen Culturkampf, 1882). WEITERE WERKE: Die Aufgaben der Staatsgewalt und ihre Grenzen. Freiburg/Breisgau 1882. - Die Sittenlehre des Darwinismus. Eine Kritik der Ethik Herbert Spencers. Freiburg/Breisgau 1885. - Das Privatgrundeigentum und seine Gegner. Freiburg/Breisgau 1892,41909. - Religion und Moral oder Gibt es eine Moral ohne Gott? Freiburg/Breisgau 1900. 2. Aufl. unter dem Titel: Religion und Moral oder Gibt es eine religionslose Moral? Freiburg/Breisgau 1904. Die Frauenfrage. Freiburg/Breisgau 1901, 31909. - Glauben und Wissen. Freiburg/Breisgau 1903, 5 1911. - Grundbegriffe des Staatsrechts. Eine rechtsphilosophische Studie. Freiburg/Breisgau 1905. - Gewissen und Gewissensfreiheit. München 1906. - Die katholische Moral in ihren Voraussetzungen und ihren Grundlinien. Freiburg/Breisgau 1907. 2., vermehrte Aufl. unter dem Titel: Die katholische Weltanschauung in ihren Grundlinien, mit besonderer Berücksichtigung der Moral. Freiburg/Breisgau 1909,61921. - Die Grundlage des Völkerrechts. Freiburg/Breisgau 1918. - Sozialismus und Katholizismus. Paderborn 1929. LITERATUR: Leopold Kopier: [Nachruf]. In: Theologischpraktische Quartalschrift 85 (1932) S. 150-152. - Herbert Wallbrecher: Die Grundlagen des Naturrechts bei Adolf Trendelenburg und V. C. Diss. Köln 1949. - Stephan P. Leher: Begründung ethischer Normen bei V. C. und Wahrheitstheorien der Sprachphilosophie. Innsbruck u. a. 1992. - Kornelia Siedlaczek: Die Qualität des Sittlichen. Die neuscholastische Moraltheologie V. C.s in der Spannung von Natur und Norm. Frankfurt/Main 1997 (mit Bibliographie). Chalybäus, Heinrich Moritz, * 3.7. 1796 Pf äffroda/Erzgebirge, t 22.9.1862 Kiel. Das 1816 begonnene Studium der Philologie, Philosophie und Theologie beendete C., Sohn eines Pastors, 1820 mit der Promotion zum Dr. phil. Anschließend war er in Wien und seit 1822 in Dresden als Lehrer tätig und unterrichtete seit 1825 an der Fürstenschule in Meißen, seit 1828 an der Dresdner Militärakademie. Hier entstand nach einer Geschichte der Römer von der Gründung der Stadt bis zum Untergänge des abendländischen Kaisertums (4 Bde., 1829-32) seine erste philosophische Schrift (Historische Entwickelung der speculativen Philosophie von Kant bis Hegel, 1837,51860). Seit 1839 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Kiel, machte sich C. in der Folgezeit als Verfasser weiterer philosophischer Werke (u. a. System der speculativen Ethik oder Philosophie der Familie, des Staates und der religiösen Sitte, 2 Bde., 1850) sowie als Rezensent der .Jenaer Literaturzeitung" und des „Literarischen Centralblattes" einen Namen. In seinen philosophisch-theologischen Schriften (u.a. Philosophie und Christentum. Ein Beitrag zur Begründung der Religionsphilosophie, 1853) legte er auf —> Kant und die Ethikotheologie begründete, gegen den Hegelianismus gerichtete Auffassungen dar. WEITERE WERKE: Phänomenologische Blätter. Kiel 1840. Die moderne Sophistik. Kiel 1842. - Entwurf eines Systems der Wissenschaftslehre. Kiel 1846. - Fundamentalphilosophie. Ein Versuch, das System der Philosophie auf ein Realprincip zu gründen. Kiel 1861. LITERATUR: Carl von Prantl: C. In: ADB 4, 1876, S. 94-96. Chamberlain, Houston Stewart, * 9.9.1855 Southsea bei Portsmouth (Großbritannien), t 9.1. 1927 Bayreuth. Der Sohn eines britischen Admirals begann 1879 in Genf ein naturwissenschaftliches Studium und trieb 1884-89, beeindruckt von der Philosophie —> Kants, dem Deutschen Idealismus und der deutschen Klassik, philosophisch-literarische Studien in Dresden. 1889 übersiedelte er nach Wien, wo

er sich als freier Schriftsteller betätigte. Seit seiner Heirat (1909) mit Eva von Bülow, einer Tochter Richard Wagners und Cosima von Bülows, lebte er in Bayreuth und nahm 1916 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Schlagartig bekannt wurde er durch seine kulturhistorische Programmschrift Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts (2 Bde., 1899, 281942). Die kulturpessimistische Geschichtsdeutung Joseph Arthur de Gobineaus, die „Rasse" als vorgegebenes „Urphänomen" betrachtete, lehnte er ab. C., der den Höhepunkt deutscher Kultur in seinem Schwiegervater Wagner (Richard Wagner, 2 Bde., 1896, "1942) verkörpert glaubte, trat dagegen für eine durch „Zuchtwahl" begründete germanische „Rassegemeinschaft" ein, die allein Genies wie Kant (Immanuel Kant. Die Persönlichkeit als Einführung in das Werk, 1905,51938) und -»Goethe (Goethe, 1912, 51931) hervorbringen könne. Sein völkisch-germanisches, antisemitisches Denken beeinflußte u.a. Wilhelm II. und Hitler. C.s Autobiographie erschien unter dem Titel Lebenswege meines Denkens (1919). WEITERE WERKE: Arische Weltanschauung. München 1905, "1938. - Kriegsaufsätze. München 1914. - Politische Ideale. München 1915, 31916. - Neue Kriegsaufsätze. München 1915. - Gesamtausgabe der Hauptschriften. 9 Bde., München 1923. - Briefe 1882-1924 und Briefwechsel mit Wilhelm II. Hrsg. v. Paul Pretzsch. 2 Bde., München 1928. LITERATUR: Albert Vanselow: Das Werk H. S. C.s. Eine Bibliographie. München 1927. - Martin Broszat: Die antisemitische Bewegung im wilhelminischen Deutschland. Diss. Köln 1953. - Georg Lukäcs: Die Zerstörung der Vernunft. Berlin 1954. Neuwied/Berlin 1962, S. 605-621. - Jochen Schmidt: Richard Wagners Schwiegersohn in Deutschland. H. S. C.s .Grundlagen des 19. Jahrhunderts'. In: Ders.: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik. Bd. 2. Darmstadt 1985, S. 222-227. Chauvin, Etienne, auch Stephan C., * 18.4.1640 Nimes, t 6.4. 1725 Berlin. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes zum Verlassen Frankreichs gezwungen, war C. zunächst reformierter Prediger und Pensionatsvorsteher in Rotterdam. 1692 erschien dort sein Hauptwerk, das philosophische Wörterbuch Lexicon rationale sive thesaurus philosophicus ordine alphabetico digestus ( 2 1713). Dessen Erfolg verhalf ihm 1695 zur Berufung nach Berlin. Er wurde Hauptprediger an der reformierten Kirche sowie Inspektor und Prof. der Philosophie am College Franfais. C. setzte die in Rotterdam begonnene Herausgabe des „Nouveau journal des savants" fort und verfaßte ein Lehrbuch der Physik. LITERATUR: Lutz Geldsetzer: Zur philosophischen Lexikographie der Gegenwart, zur Geschichte ihrer Theorie und über das philosophische Lexikon des S. C. Düsseldorf 1967 (= zugleich Einleitung zum Nachdruck von S. C., Lexicon philosophicum, 2 1713, in: Instmmenta Philosophica, Series Lexica II, Düsseldorf 1967). Chladni, Johann Martin, auch Chladenius, * 17.4.1710 Wittenberg, t 10.9. 1759 Erlangen. C. studierte am Gymnasium illustre in Coburg und an der Univ. Wittenberg Theologie, Philosophie und Philologie und lehrte anschließend dort und an der Univ. Leipzig, wo er 1742 a. o. Prof. der Kirchenaltertümer wurde. Seit 1744 Direktor des Gymnasiums von Coburg, berief ihn die Univ. Erlangen 1747 zum o. Prof. der Theologie, Eloquenz und Dichtkunst. Bekannt wurde C. durch seine Geschichtstheorie, die Elemente der luth. Orthodoxie mit dem Rationalismus —»Wölfischer Prägung und dem Empirismus verband. Neu war auch die von ihm propagierte hermeneutische Methode des Umgangs mit Geschichtsquellen. Als Gegner des historischen Pyrrhonismus schuf er den Begriff der „Sehepunkte", die eine nur relative Erkenntnis der historischen

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Class Wahrheit erlauben. C. veröffentlichte u.a. Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften (1742, Nachdruck 1969), Nova philosophia deßnitiva (1750) und Allgemeine Geschichtswissenschaft, worinnen der Grund zu einer neuen Einsicht in alle Arten der Gelahrtheit geleget wird (1752, Neudruck 1985). WEITERE WERKE: Logica practica sive problemata logica. Leipzig 1742. - Logica sacra sive introductio in Theologiam systematicam. Coburg 1745. - Vernünftige Gedanken von dem Wahrscheinlichen und desselben gefährlichen Mißbrauche. Hrsg. und mit Anmerkungen versehen von Urban Gottlob Thorschmid. Stralsund u.a. 1748 (Originalausgabe: Idolum seculi: probabilitas. Koburg 1747). - Kleine Sammlung von Betrachtungen. Erlangen 1749. - Das Blendwerk der natürlichen Religion, schrift- und vernunftmäßig entdeckt. Leipzig 1751. LITERATUR: H. Müller: J. M. C. (1710-1759). Ein Beitrag zur Geschichte der Geschichtswissenschaften, besonders der historischen Methodik. In: Historische Studien 134 (1917) S. 1-162. - Peter Szondi: Einführung in die literarische Hermeneutik. Hrsg. v. Jean Bollack und Heien Stierlin. Frankfurt/Main 1975. - Christoph Friedrich: Sprache und Geschichte. Untersuchungen zur Hermeneutik von J. M. C. Meisenheim/Glan 1978. - Rolf Thiele: Verstehen und Intention. Untersuchung zur hermeneutischen Einordnung der Sprechintention im Anschluß an die Auslegungslehre von Chladenius. Diss. TH Aachen 1984.

seiner Logica velus et nova (1654, 21658) verband er cartesianische und aristotelische Elemente. Seine Philosophie wirkte auf Geulincx sowie auf Christian -»Wolff und trug zur Begründung der deutschen Sprachphilosophie bei. WEITERE WERKE: De cognitione Dei et nostri. Duisburg 1656. - Ars etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata. Duisburg 1663. - Cartesianam et alias in scholis usitatam philosophiam. Groningen 1679/80. - Differentia Cartesianam inter et vulgärem philosophiam. Berlin 1680 (zuerst in deutscher Sprache erschienen). - Opera omnia philosophica. Hrsg. v. Johann Theodor Schalbruch. 2 Bde., Amsterdam 1691. Nachdruck Hildesheim 1968. LITERATUR: Winfried Weier: Die Stellung des J. C. in der Philosophie. Diss. Mainz 1960. - Gerhard Menk: „Omnis novitas est periculosa". Der frühe Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn (1649-1651) und die reformierte Geisteswelt nach dem dreißigjährigen Krieg. In: Klaus Schaller (Hrsg.): Comenius. Erkennen, Glauben, Handeln. Sankt Augustin 1985, S. 135-163. - Francesco Trevisani: Descartes in Germania. Milano 1992. - Winfried Weier: Der Okkasionalismus des J. C. und sein Verhältnis zu Descartes, Geulincx, Malebranche. In: Studia Cartesiana 2 (1982) S. 43-62. Ulrich G. Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S. 88-105. - Theo Verbeek (Hrsg.): J. C. (1622-1665) and Cartesian philosophy in the seventeenth century. Dordrecht u.a. 1999.

Class, Gustav, * 15.10.1836 Niesky (Schlesien), t 21.10.1908 München. C. war Prof. in Erlangen, wo u.a. Ernst -^Troeltsch zu seinen Schülern gehörte, und in Tübingen. Er war ein Vertreter des ethischen Idealismus und Spiritualismus, ein Anhänger der Philosophie —> Kants und —> Lotzes. In Religion, Recht und Moral, Kultur sah er die drei Ideen, die die freie Entwicklung des Menschlichen leiten. Er veröffentlichte u. a. Ideale und Güter. Eine Untersuchung zur Ethik (1886), Untersuchungen zur Phänomenologie und Ontologie des menschlichen Geistes (1896) und Die Realität der Gottesidee (1904). WEITERE WERKE: Die metaphysischen Voraussetzungen des Leibnitzschen Determinismus. Tübingen 1874. - Über die Frage nach dem ethischen Wert der Wissenschaft. Erlangen 1879. LITERATUR: Worte der Erinnerung an Dr. G. C. Kgl. Ordentlicher Universitätsprofessor a. D. München 1908. - Hans Rust: G. C.s Philosophie in systematischer Darstellung. Nebst einem Versuch ihrer Weiterbildung. Leipzig 1909.

Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von, * 1.6.1780 Burg bei Magdeburg, t 16. 11.1831 Breslau. Das Adelsprädikat hatte sich der Vater, aus bürgerlicher Pfarrersfamilie stammend, nur zugelegt, um leichter als Offizier in das preuß. Heer aufgenommen zu werden. Nach dem Siebenjährigen Krieg amtierte er, zivil versorgt, als Akziseeinnehmer. Der junge C., eines von sechs Kindern, trat 1792 in das preuß. Infanterieregiment Prinz Ferdinand ein, machte den Frankreichfeldzug und die Belagerung von Mainz mit und erhielt 1795 das Leutnantspatent. Zwischen 1801 und 1803 besuchte C. die Berliner Kriegsschule. Deren Leiter Gerhard Johann David von Scharnhorst wurde zum bestimmenden Mentor des hochbegabten, aber als Autodidakt zutiefst unsicheren jungen Offiziers. Durch Empfehlung Scharnhorsts wurde C. Adjutant des Prinzen August von Preußen. Mit ihm, durch den er Zutritt in die Gesellschaft von Hof und Politik bekommen hatte, teilte er nach dem verlorenen Feldzug von 1806 eine mehrmonatige Internierung in Frankreich. Über die Schweiz, wo er Madame de Stael und August Wilhelm von Schlegel begegnet war, kehrte er zurück und schloß sich im April 1808 in Königsberg dem Reformerkreis um Stein, Gneisenau, Scharnhorst, Boyen und Grolman an. Zwischen 1809 und 1810 arbeitete er, als „Wirklicher Kapitän" wieder in die Armee aufgenommen, im Kriegsministerium. Am 19.7. 1810 wurde C. in den Generalstab versetzt. Im selben Jahr heiratete er Maria Sophia von Brüh! (Clausewitz), eine Tochter des Grafen Karl Adolf von Briihl, der Erzieher Friedrich Wilhelms III. gewesen war. C. unterrichtete an der Kriegsschule und unterwies zugleich den preuß. Kronprinzen. Nach dem Abschluß des Bündnisses zwischen Preußen und Frankreich nahm C. im April 1812 seinen Abschied; seine Motive hatte er vorher in einer Denkschrift niedergelegt, die auch die Intentionen des Reformerkreises wiedergab. Als Oberstleutnant kämpfte er in russischen Diensten und leitete die Verhandlungen mit York, die zur Konvention von Tauroggen führten. Erst am 30.3.1815 wurde C. als Oberst im Generalstab wieder in das preuß. Heer aufgenommen. Zwischen 1815 und 1818 hatte er Kommandos in Frankreich und am Niederrhein; 1818 übertrug man ihm, inzwischen Generalmajor, die Stelle eines Direktors der Kriegsschule in Ber-

Clauberg, Johann, * 24. 2. 1622 Solingen, t 31. 1. 1665 Duisburg. C., Sohn eines Bürgermeisters, erhielt seine erste Ausbildung in Köln, Moers und Bremen im Geist des Aristotelismus, studierte orientalische Philosophie und Theologie in Groningen und Leiden und unternahm eine Studienreise durch Frankreich und England, auf der er erstmals mit der Philosophie Descartes' in Berührung kam. Seit 1649 Prof. der Philosophie und Theologie in Herborn, ging er, nachdem Ludwig Heinrich von Nassau die cartesianische Lehre verboten hatte, 1651 als Prof. und Rektor des Gymnasiums nach Duisburg, das damals niederländisch war. Nach dessen Erhebung zur Univ. wurde C. 1655 ihr erster Rektor. C. war der bedeutendste cartesianische Scholastiker im deutschen Sprachraum. Er gilt als einer der ersten Verfechter eines theoretischen Rationalismus. C. gebrauchte in seinen philosophischen Schriften erstmals den Begriff Ontologie (Elementa philosophiae sive Ontosophia, 1647). Für den Cartesianismus kämpfend, schrieb er eine Defensio Cartesiana (1652), eine Paraphrasis in Meditationes Cartesii (1658) und verteidigte den Cartesianischen Zweifel (De Dubitatione Cartesiana, 1655). In

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Cohen lin. Diese wohl eher „bedeutungslose" und ihm „wenig zusagende Stelle" (Werner Hahlweg), die er bis zum 19. 8.1830 innehatte, ließ ihm gleichwohl Freiraum für seine schriftstellerischen kriegsgeschichtlichen und -theoretischen Arbeiten. 1830 nach Breslau kommandiert, wurde C. am 6.3.1831 Stabschef der wegen der polnischen Erhebungen gebildeten preuß. Armee unter Gneisenau in Posen. Im Herbst, nach dem Abflauen der Unruhen und der Auflösung des Oberkommandos, kehrte er nach Breslau zurück. Wenig später erlag C. dort der Cholera. C. ist als wohl bedeutendster Militärtheoretiker erst nach seinem Tod erkannt worden. Seine Witwe löste mit der Veröffentlichung seines Hauptwerkes Vom Kriege eine Welle der Beschäftigung mit seinen Erkenntnissen aus, die bis heute anhält. Dabei war seine Wirkung im Ausland stärker als in Deutschland; die populären preußisch-deutschen Generäle des 19. Jh. standen viel weniger unter dem Einfluß von C.' Gedanken, als unterstellt worden ist. Erst die kriegstheoretischen Schriften des Generalobersten Beck zeigen Übereinstimmung mit ihm. In der frühen Sowjetunion fanden, vor allem bei Lenin selbst, die Lehren vom Primat der Politik über das Militär Eingang. WEITERE WERKE: C. v.C.: Vom Kriege. Hinterlassenes Werk. Bd. 1-3. 1832-34. "1980, mit historisch-kritischer Würdigung von Werner Hahlweg. LITERATUR: Werner Hahlweg: C.v.C. Soldat, Politiker, Denker. Göttingen 21969. Peter Schumann Clemens, Franz (Friedrich) Jakob, * 4.10.1815 Koblenz, t 24.2. 1862 Rom. C., Sohn eines Kaufmanns und Bankiers, studierte Philosophie in Berlin und München, wurde 1839 promoviert (De philosophia Anaxagorae Clazomenii), bildete sich in Rom weiter und habilitierte sich 1843 für Philosophie an der Univ. Bonn. Seit er 1845 in einer Streitschrift gegen Johannes Gustav Gildemeister und Heinrich von Sybel die Echtheit des sogenannten Heiligen Rocks zu Trier verteidigte, galt er als dezidiert katholisch. Als Mitglied des Parlaments in der Frankfurter Paulskirche trat er u. a. für die Vormachtstellung Österreichs im Deutschen Bund ein. Seine Replik gegen —» Günther (Die spekulative Theologie Anton Günther's und die katholische Kirchenlehre, 1853) fand die Zustimmung der Amtskirche. C. war langjähriger Mitarbeiter der Zeitschrift „Katholik". Nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, eine Professur in Bonn zu erhalten, folgte er 1856 einem Ruf als Prof. an die Univ. Münster; zu seinen Schülern zählte u. a. Georg von —» Hertling. WEITERE WERKE: Giordano Bruno und Nicolaus de Cusa. Bonn 1847. - De Scholasticorum sententia philosophiam esse theologiae ancillam, commentatio. Münster 1856. Über das Verhältnis der Philosophie zur Theologie. Mainz I860. LITERATUR: Peter Walter: Die neuscholastische Philosophie im deutschsprachigen Raum. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 131-194 (zu C.: S. 134-139). Antonio Piolanti: Un pioniere della filosofia cristiana della metä dellOttocento: F. J. C. (t 1862). Cittä del Vaticano 1988. Clodius, Christian August Heinrich, * 21.9.1772 Altenburg, t 30.3. 1836 Leipzig. Der Sohn eines Lehrers studierte seit 1787 Philologie und Rechtswissenschaft an der Univ. Leipzig. Er habilitierte sich 1795 mit einer Abhandlung De poeseos generibus und wurde dort 1800 a.o., 1811 o.Prof. der praktischen Philosophie. Neben seinen Dichtungen befaßte sich C. mit einer philosophischen Poetik auf der Grundlage der —> Kantischen Transzendentalphilosophie (Entwurf einer systematischen Poetik,

nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung, 2 Bde., 1804), wandte sich später verstärkt der Religionsphilosophie zu (Grundriß der allgemeinen Religionslehre, 1808) und trat in seinem Hauptwerk Von Gott in der Natur, in der Menschengeschichte und im Bewußtsein (2 Bde., 1811/12) entschieden gegen Kants Philosophie auf. Er gab Johann Gottfried Seumes Autobiographie Mein Leben (1813), dessen Gedichte (1815) und eine neue Auflage von dessen Spaziergang nach Syracus im Jahr 1802 (1817-19) sowie eine Auswahl aus nachgelassenen Briefen und Schriften Klopstocks heraus. WEITERE WERKE: De virtutibus quas cardinales appellant. 7 Tie., Leipzig 1815-36. - De philosophiae conceptu quem Kantius cosmicum appellat a scholastico ad stabiliendam encyclopaediam disciplinarum philosophicarum accuratius separando. Leipzig 1826. - De philosophia morum a philosophia moralis accuratius separanda. Leipzig 1835. Cohen, Hermann, * 4.7.1842 Coswig (Anhalt), t 4.4. 1918 Berlin. Einziger Sohn von Friedericke, geb. Salomon, und Gerson C., wurde C. seit seinem vierten Lebensjahr durch seinen Vater, der Kantor der jüdischen Gemeinde und Lehrer in Coswig war, in hebräischer Sprache und Literatur unterrichtet. 1853 bezog er das Gymnasium in Dessau, im Oktober 1857 wechselte er an das Jüdisch-Theologische Seminar Breslau. Nach drei Jahren brach er die Ausbildung ab, holte das Abitur nach und immatrikulierte sich 1861 an der Philosophischen Fakultät der Universität. Im Herbst 1864 setzte er seine Studien in Berlin fort, auch über die im Oktober 1865 in Halle erfolgte Promotion hinaus. Er wurde Mitarbeiter der von Heymann -» Steinthal und Moritz -»Lazarus herausgegebenen „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft". Die Kontroverse zwischen Adolf —»Trendelenburg und Kuno -»Fischer über das richtige Verständnis der Raum-Zeit-Lehre —»Kants veranlaßte C. zu intensiver Beschäftigung mit den Schriften dieses Philosophen. 1871 erschien Kants Theorie der Erfahrung, ein für den Neukantianismus in philologischer wie philosophischsystematischer Hinsicht grundlegendes Werk. 1873 habilitierte er sich in Marburg; 1876 wurde er hier o. Prof. der Philosophie als Nachfolger seines verstorbenen Förderers Friedrich Albert -»Lange. 1878 heiratete er Martha Lewandowsky. Sein Schwiegervater Louis Lewandowsky war Komponist und Chordirigent in verschiedenen Synagogen Berlins. Auch das Ehepaar C. verband die Liebe zur Musik; Hermann C. war langjähriger Vorstand des Marburger Musikvereins. Unter der Zielsetzung, den kantischen Idealismus zeitgemäß zu erneuern, ließ C. seiner Aufarbeitung der theoretischen Philosophie Kants die Bücher Kants Begründung der Ethik (1877, 2 19IO) und Kants Begründung der Ästhetik (1889) folgen. Zusammen mit der stark umgearbeiteten und erweiterten Zweitauflage von Kants Theorie der Erfahrung (1885) und der Studie zum Prinzip der Inßnitesimal-Methode (1883) bildeten sie die Grundlage für die Doktrin der „Marburger Schule", die C. zusammen mit seinem Kollegen Paul —»Natorp begründete; ihre wichtigsten Repräsentanten in der jüngeren Generation waren Ernst —»Cassirer, Albert —> Görland und Nicolai —> Hartmann. Die Tendenz zur Überwindung des „Methoden"-Dualismus von Anschauung und Denken führte C. im ersten Teil seines Systems der Philosophie, der Utgik der reinen Erkenntnis (1902, 2 1914), zur These von der reinen Logizität der Erkenntnis. Die axiomatischen Voraussetzungen, auf denen Mathematik und Naturwissenschaften fußen, sollen aus ihrem Ursprung im reinen Denken auf- und ausgewiesen werden. Mit seinem zweiten systematischen Hauptwerk, Ethik des reinen Willens (1904, 21907), legte C. eine Rechts- und Tugendlehre des „ethischen Menschen" vor, in der er seine Theorie des

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Cohn ethischen Sozialismus begründete; die Ästhetik des reinen Gefühls (1912) setzt die Geltung künstlerischen Schaffens und Urteils ins „Gefühl", verstanden als eine dritte, die theoretische und praktische Objekterzeugung überformende Bewußtseinsrichtung. 1912 emeritiert, siedelte C. nach Berlin über. Er dozierte hier an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Schon während der Marburger Jahre hatte er über religionsphilosophische Fragen publiziert und wiederholt zur religiösen, kulturellen und politischen Situation des Judentums Stellung genommen. Seit seinem Bekenntnis in der Judenfrage (1880), das er zu dem von Heinrich Treitschke ausgelösten „Berliner Antisemitismusstreit" beitrug, und seinem Gutachten Die Nächstenliebe im Talmud im Marburger Prozeß 1888 bekämpfte er als Anhänger eines liberalen, aber dezidiert auf dem Recht und der Pflicht zur eigenen Religion bestehenden Judentums den grassierenden Antisemitismus. Im Mai 1914 besuchte C. verschiedene jüdische Gemeinden in Rußland. Sein zu Beginn des Ersten Weltkriegs weitgehend ungetrübter Patriotismus machte unter dem Eindruck der neu aufflammenden Judenfeindschaft bald Bitterkeit und Skepsis Platz. Unter den zahlreichen Arbeiten der letzten Lebensjahre, die sich u. a. mit dem Verhältnis von Deutschtum und Judentum beschäftigen, ragen seine Studie zum Begriff der Religion im System der Philosophie (1915) und die postum erschienene Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (1919, 21929) hervor. Das erste Buch führt mit der Würdigung der „Eigenart" des religiösen Bewußtseins zu einem neuen Begriff des Individuums, das Nachlaßwerk verknüpft jüdische Religiosität und philosophische Vernunft. WEITERE WERKE: Werke. Vollständige Ausgabe. Bd. 1-10, hrsg. v. Helmut Holzhey. Hildesheim 1977 ff.; Bd. 11-16, hrsg. v. Helmut Holzhey und Julius H. Schoeps. Heidelberg 1995 ff. LITERATUR: Eggert Winter: Ethik und Rechtswissenschaft. Berlin 1980. - Helmut Holzhey: C. und Natorp. 2 Bde., Basel/Stuttgart 1986. - Geert Edel: Von der Vernunftkritik zur Erkenntnislogik. Freiburg/München 1988. - Franz Orlik: H. C. (1842-1918): Kantinterpret - Begründer der „Marburger Schule" - Jüdischer Religionsphilosoph. Marburg 1992. - Reinhardt Brandt/Franz Orlik (Hrsg.): Philosophisches Denken - Politisches Wirken. H.-C.-Kolloquium Marburg 1992. Hildesheim 1993. - Helmut Holzhey (Hrsg.): H. C. Frankfurt/Main 1994. Helmut Holzhey Cohn, Jonas (Ludwig), * 2. 12. 1869 Görlitz (Niederschlesien), t 12. 1.1947 Birmingham (Großbritannien). C., Sohn eines Kaufmanns, studierte Naturwissenschaften an den Universitäten Leipzig, Berlin und Heidelberg, nebenbei Philosophie bei —»Wundt und experimentelle Psychologie bei Ebbinghaus, wurde 1892 mit einer botanischen Arbeit promoviert und arbeitete 1892-94 in Wundts Psychologischen Laboratorium in Leipzig. 1897 habilitierte er sich bei Wilhelm —»Windelband (Beiträge zur Lehre von den Wertungen), war Privatdozent, seit 1901 a. o. Prof. mit Lehrauftrag für Pädagogik in Freiburg/Breisgau und wurde 1919 Prof. der Philosophie und Pädagogik. 1933 pensioniert, emigrierte er nach Großbritannien und war Prof. in Birmingham. Unter dem Einfluß von Windelband, Heinrich —»Rickert und Hermann —> Cohen entfaltete C. Philosophie als „kritische Wertwissenschaft" (Wertwissenschaft, 3 Tie., 1932). In Allgemeine Ästhetik (1901) versuchte er, die Ästhetik als philosophisch-kritische Wertwissenschaft von der psychologischen Ästhetik abzugrenzen. Um die Badische Schule des Neukantianismus machte sich C. auch durch die Entwicklung einer kritischen Theorie der Dialektik (Theorie der Dialektik. Formenlehre der Philosophie, 1923, Nachdruck 1965) verdient. Zu seinen Veröffentlichungen gehören ferner Geschichte des Unendlichkeitsproblems im abendländischen Denken bis Kant (1896, Nachdruck 1960), Führende Denker.

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Geschichtliche Einleitung in die Philosophie (1907, 51928), Voraussetzungen und Ziele des Erkennens. Untersuchungen über die Grundfragen der Logik (1908), Geist der Erziehung. Pädagogik auf philosophischer Grundlage (1919) und Wirklichkeit als Aufgabe (1955, aus dem Nachlaß hrsg. von Jürgen von —» Kempski). Zusammen mit Richard —> Hönigswald begründete C. 1947 das „Archiv für Philosophie". WEITERE WERKE: Der Sinn der gegenwärtigen Kultur. Ein philosophischer Versuch. Leipzig 1914. - Der deutsche Idealismus. Leipzig/Berlin 1923. - J. C. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 21923, S. 61-81. - Die Philosophie im Zeitalter des Spezialismus. Leipzig 1925. - Befreien und binden. Zeitfragen der Erziehung, überzeitlich betrachtet. Leipzig 1926. - Der Briefwechsel zwischen William Stern und J. C. Hrsg. v. Helmut E. Lück. Frankfurt u.a. 1994. LITERATUR: J. C. Primär- und Sekundärliteratur (1892 bis 1986). In: Mitteilungen aus dem Jonas-Cohn-Archiv, Nr. 2, 1986. - Stephan Nachtsheim: Lage und Aufgabe der zeitgenössischen Kunst in der Kulturphilosophie J. C.s. In: Ideengeschichte und Kunstwissenschaft. Philosophie und bildende Kunst im Kaiserreich. Berlin 1983, S. 153-170. Margret Heitmann: J. C. Philosoph, Pädagoge und Jude. In: Juden in der Weimarer Republik. Sachsenheim 1986, S. 179-199. - Reinald Klockenbusch: Husserl und C. Widerspruch, Reflexion und Telos in Phänomenologie und Dialektik. Dordrecht u.a. 1989. - Anselm Model: „Ein anderes deutsches Antlitz". Zur Wertphilosophie und Ethik J. C.s. In: Freiburger Universitätsblätter, Heft 108, 1990, S. 121-131. Israel Idalovichi: Die Dialektik des Utraquismus. Frankfurt/ Main u.a. 1991. - Margret Heitmann: J. C. (1869-1947). Das Problem der unendlichen Aufgabe in Wissenschaft und Religion. Hildesheim 1999. Coing, Johann Franz, * 21.3.1725 Siegen, t 19.7.1792 Marburg. Der Sohn eines Konditors studierte in Herborn, Halle und Jena Theologie und Philosophie und lehrte 1749-53, seit 1752 als o. Prof., in Herborn Philosophie, bevor er einem Ruf als o. Prof. der Logik und Metaphysik nach Marburg folgte. 1758-78 war er zugleich Bibliothekar der Universitätsbibliothek. 1778 wechselte er auf einen Lehrstuhl für Theologie, war Superintendent und Leiter der kirchlichen Ausbildungsstätten des Synodalbezirks. Neben seinem Hauptwerk Die Lehre von der Gottheit Christi (1778) veröffentlichte C., der der Philosophie —> Wolffs anhing, u. a. Institutiones philosophicae de Deo, anima humana, mundo et primis humanae cognitionis principiis (1765) und Institutiones logicae (1767). WEITERE WERKE: De veritate religionis christianae. Herborn 1752. - De principio rationis sufficientis ac übertäte hujusque cum illo et divina praescientia consensu. Marburg 1756. - Compendium theologiae moralis. Frankfurt 1784. LITERATUR: Alberti: C. In: ADB 4, 1876, S. 396-397. Gottfried Zedler: Geschichte der Universitätsbibliothek zu Marburg. Marburg 1896, S. 52-61. Combach, Johannes, * 5. 12. 1585 Wetter (Hessen), t 10.6.1651 Kassel. Der Sohn eines Stadtbaumeisters studierte Philosophie und Theologie in Marburg, u.a. bei —»Goclenius, wurde 1605 promoviert und hielt sich 1609/10 zum Studium in Oxford auf. 1612-19 war er Prof. der Physik in Marburg, seit 1618 auch Lizentiat der Theologie und 1619-24 Prof. der Logik und Metaphysik. Nach Inbesitznahme Marburgs durch den Landgrafen von Hessen-Darmstadt 1624 mit den anderen Dozenten protestantischen Glaubens entlassen, wurde C. Prediger in Felsberg und folgte 1629 einem Ruf als Prof. der

Conrad-Martius Philosophie und Theologie an das von den Marburger Calvinisten in Kassel begründete Gymnasium illustre. 1639-43 lehrte er am Gymnasium in Bremen, danach bis zu seinem Tod wieder in Kassel. C., der 1621-25 die Marburger Universitätsbibliothek betreute, veröffentlichte über 170 Abhandlungen, u.a. Metaphysicorum, über singularis (1613). LITERATUR: Werk Verzeichnis in: Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Bd. 2. Kassel 1782. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 305-314. Comenius, Johann Amos, eigentl. Jan Amos Komensky, * 28.3.1592 Nivnice, t 15.11. 1670 Amsterdam. C.' Eltern, Martin Komensky, Besitzer einer Mühle in Uhersky Brod, und seine Frau Anna, starben früh: Mit elf Jahren war er Vollwaise. Als hochbegabter Schüler 1608-11 in der Lateinschule der böhmischen Brüderunität in Prerov wurde er zum Theologiestudium ausersehen. Er studierte 1611-13 in Herborn und 1613/14 in Heidelberg. Dort beeindruckten ihn die Bemühungen des David Pareus um religiösen und politischen Frieden. 1614 wurde er Rektor in der Schule, wo er vier Jahre vorher noch Schüler gewesen war. 1618 heiratete er Magdalena Vizovskä und übernahm Schul- und Predigeramt in Fulnek. Der Dreißigjährige Krieg erreichte 1621 mit Verfolgung und Zerstörung auch Fulnek. C.' Frau und zwei Kinder starben 1622 an der Pest. Trauer und Trost bestimmten seine ersten Schriften, darunter eines der größten Werke der tschechischen Literatur: das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens (1623). Er schilderte den Wirrwarr und die Täuschungen der Welt sowie die Befreiung durch den Weg aus dem Labyrinth in die Sozialordnung der wahren Kirche Christi. Eine solche educatio beschäftigte ihn nun fortwährend philosophisch, pädagogisch und politisch, begründet in der Allweisheit der Friedensbotschaft der Bibel. Sein Leben wurde durch Verfolgung und Flucht unstet. Seit 1628 in Leszno (Lissa) in Polen, wurde er dort 1632 Senior der Brüderunität. Als Verfasser von Sprachlehrbüchern und pansophischen Reformschriften wurde er in Europa bekannt. 1641 verhandelte er in London mit leitenden Politikern, aber der Bürgerkrieg unterbrach seine Pläne. Er besuchte Descartes und wirkte 1642-48 als Reformator des schwedischen Schulwesens in Elbing, klagte aber schon damals darüber, daß man ihn nur als Didaktiker schätzte, nicht aber als Vordenker einer pansophischen Weltreform. Er begann sein Hauptwerk, die Universale Beratung über die Zurechtbringung aller menschlichen Dinge (De rerum Humanarum Emendatione Consultatio Catholica). 1650-54 wirkte er in Särospatak als Schulreformer und verfaßte sein berühmtes Schulbuch, den Orbus pictus, der Anschauung, Alltagsleben und Spracherwerb elementar verband. Nach dem Brand von Leszno 1656 fand er sein letztes Exil in Amsterdam. Dort erschien die erste Gesamtausgabe seiner didaktischen Schriften mit der Großen Didaktik als Hauptwerk. Seine Lebensbilanz faßte C. in der Schrift Unum necessarium (1668) zusammen. Seine fast vollendete Conaultatio wurde erst 1935 in Abschrift in Halle wiedergefunden. Dieses siebenteilige Werk, mit der Lehre von der Allerziehung (Pampaedia) als Mittelpunkt, stellte die ComeniusForschung auf eine neue Basis. C. hat eine enzyklopädische Theologie der Weltverantwortung entworfen, die auch die Gefahren der Wissenschaft bei aller Bejahung technischen Fortschritts erkannte. Er wurde in Naarden bei Amsterdam begraben, bis heute lebendige Gedenkstätte an ihn und seinen Wahlspruch: „Alles fließe frei. Gewalt sei ferne den Dingen." WEITERE WERKE: Informatorium der Mutterschule (1628). Heidelberg 1962. - Angelus Pacis (1667). Würzburg 1993.

LITERATUR: Jan Kvaczala: J. A. C. Berlin 1892. Neudruck Osnabrück 1989. - Milada Blekastad: C. Oslo/Prag 1969. Jan Patocka: Die Philosophie der Erziehung des J. A. C. Paderborn 1971. - Klaus Schaller. C. Darmstadt 1973. Veit-Jakobus Dietrich: J. A. C. Reinbek 1991. - Gerhard Michel/Jürgen Beer (Hrsg.): J. A. C. - Klaus Goßmann/ Christoph Scheilke (Hrsg.): J. A. C. 1592-1992. Gütersloh 1992. - J. A. C. Leben, Werk und Wirken. Autobiographische Texte und Notizen. Hrsg. v. Gerhard Michel und Jürgen Beer. Sankt Augustin 1992. - Uwe Voigt: Das Geschichtsverständnis des J. A. C. in „Via Lucis" als kreative Syntheseleistung. Bern u.a. 1996. - Reinhard Golz/Werner Korthaase/Erich Schäfer (Hrsg.): C. und unsere Zeit. Geschichtliches, Bedenkenswertes und Bibliographisches. Baltmannsweiler 1996. Henning Schmer Commer, Ernst (Ludwig Theodor), * 18.2.1847 Berlin, t 24.4. 1928 Graz. Der Sohn eines Komponisten und Musikwissenschaftlers studierte Rechtswissenschaft in Bonn, Berlin und Göttingen, wurde 1869 promoviert, verließ nach kurzer Zeit als Referendar den Staatsdienst und begann das Studium der Philosophie und Theologie, das ihn nach Tübingen, Würzburg, Breslau und Rom führte, wo er 1880 zum Dr. theol. promoviert wurde. Bereits seit 1877 lehrte er als Dozent der Philosophie in Liverpool, wechselte 1884 als Prof. der Allgemeinen Moral und Apologetik nach Münster, folgte 1888 einem Ruf nach Breslau und lehrte seit 1900 als Ordinarius für Dogmatik in Wien. C. gilt als Mitbegründer der deutschen Neuscholastik, deren Sprachrohr das von ihm 1886 gegründete Jahrbuch für Philosophie und speculative Theologie" (seit 1914 „Divus Thomas") war. Er veröffentlichte u. a. Die philosophische Wissenschaft. Ein apologetischer Versuch (1882), System der Philosophie (4 Bde., 1883-86), Die immerwährende Philosophie. Eine Skizze (1899) und Hermann Schell und der fortschrittliche Katholizismus (1907, 21908). WEITERE WERKE: Die Katholizität nach dem hl. Augustinus. Eine augustinische Studie. Breslau 1873. - Logik. Paderborn 1897. - Die Kirche in ihrem Wesen und Leben dargestellt. Teil 1. Wien 1904. - Briefe an Hermann Schell von 1885-1899. Veröffentlicht von Carl Hennemann. Würzburg 1907. - Die jüngste Phase des Schellstreites. Wien 1909. LITERATUR: Bibliographie in: Eduard Hegel: Geschichte der katholisch-theologischen Fakultät Münster 1773-1964. 2 Bde., Münster 1966-71, hier Bd. 2, S. 12-13. - Gisbert Greshake: Die Katholische Theologische Fakultät der Universität Wien 1884-1984. Berlin 1984, S. 157-173. - Michael Glossner und die Theologie seiner Zeit. Briefwechsel Michael Glossner - E. C. Ausstellungskatalog und Dokumentation. Hrsg. v. Matthias Buschkühl. Eichstätt 1992. Conrad-Martius, Hedwig, geb. Martius, * 27.2.1888 Berlin, t 15.2. 1966 Starnberg. Aus einer Medizinerfamilie stammend, nahm C.-M. als eine der ersten Frauen in Deutschland ein reguläres Universitätsstudium auf, gehörte in München zum Kreis um Theodor ->Lipps, wechselte 1911 nach Göttingen, um bei Edmund ->Husserl zu studieren, und wurde 1912 bei Alexander —> Pfänder mit der Arbeit Über die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Positivismus promoviert. Im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Theodor Conrad, mit dem sie sich als Betreiberin einer Obstplantage selbständig machte. Ihr Versuch, sich zu habilitieren, scheiterte 1933 wegen eines jüdischen Großelternteils. 1949 wurde C.-M. Dozentin für Naturphilosophie an der Univ. München, wo sie 1955 eine Honorarprofessur erhielt. C.-M., die mit Edith —> Stein befreundet war, entwickelte die „Wesensphänomenologie" Adolf —»Reinachs weiter und begründete die Realontologie neu. Sie gilt als eine der bedeutendsten Schülerinnen

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Conring Husserls. C.-M. veröffentlichte u.a. Realontologie (1924), Ursprung und Aufbau des lebendigen Kosmos (1938, 21949 unter dem Titel Abstammungslehre), Der Selbstauflau der Natur (1944, 21961), Die Zeit (1954), Utopien der Menschenzüchtung. Der Sozialdarwinismus und seine Folgen (1955), Das Sein (1957), Der Raum (1958), Die Geistseele des Menschen (1960) und Schriften zur Philosophie (3 Bde., 1963-65). Fragment blieb ihre Arbeit Metaphysik des Irdischen. WEITERE WERKE: Metaphysische Gespräche. Halle 1921. Die „Seele" der Pflanze. Biologisch-ontologische Betrachtungen. Breslau 1934. - Naturwissenschaftlich metaphysische Perspektiven. Heidelberg 1949. - Das Lebendige. Die Endlichkeit der Welt. - Der Mensch. Drei Dispute. Mit Curt Emmerich [d.i. Peter Bamm]. München 1951. LITERATUR: Eberhard Ave-Lallemant: H. C.-M. (1888 bis 1966). Bibliographie. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 31 (1977) S. 301-309. -Festschrift für H. C.-M. zum 70. Geburtstag. (= Philosophisches Jahrbuch 66). München 1958 (mit Bibliographie). - Jean Hering: Das Problem des Seins bei H. C.-M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 13 (1959) S. 463-469. - Eberhard AveLallemant: H. C.-M. Eine große Philosophin unserer Zeit. 1888-1966. Evangelische Akademie Tutzing. Jahrbuch 15 (1965) S. 302-312. - Ders.: H. C.-M. (1888-1966): Phenomenology and Reality. In: Herbert Spiegelberg: The Phenomenological Movement. A Historical Introduction. 3., erw. Aufl. Den Haag u.a. 1982, S. 212-222. Conring, Hermann, * 9. 11.1606 Norden, t 12.12. 1681 Helmstedt. C., in Ostfriesland in einer heute noch existierenden Theologen- und Juristenfamilie geboren, studierte in Helmstedt und Leiden Medizin und Politik. Er wurde zunächst 1632 Prof. der Physik und Rhetorik, lehrte Naturphilosophie nach Aristoteles und ließ über medizinische Themen disputieren. 1636 erwarb er die Doktortitel der Philosophie und der Medizin. 1637 wurde er in die Medizinische Fakultät aufgenommen. Von da an lehrte er Medizin und Politik; Jurist im formellen Sinn ist er nie gewesen, obwohl sein Nachruhm im wesentlichen auf seinen Leistungen im Reichsverfassungsrecht und in der Rechtsgeschichte beruht. Das Jahrzehnt zwischen 1640 und 1650 stellt die Hauptphase seines medizinischen Wirkens dar, äußerlich anerkannt durch die Ernennung zum Leibarzt der Fürstin Juliane von Ostfriesland, der schwedischen Königin Christine und ihres Nachfolgers Karl X. Gustav. Danach lehrte er bis zu seinem Tod medizinische, politische, historische und juristische Fächer, führte eine europaweite Gelehrtenkorrespondenz, vor allem mit dem bedeutenden Reichspolitiker Johann Christian von Boyneburg, und war geschätzter Rechtsgutachter und Berater, u.a. seines bibliophilen Landesherrn Herzog August von Braunschweig-Wolfenbüttel. Als Mediziner und Politologe vertrat C. einen für experimentell gewonnene neue Erkenntnisse offenen Aristotelismus. Von der Richtigkeit der Theorie William Harveys über den Blutkreislauf überzeugte er sich durch Vivisektionen und propagierte die Theorie als erster auf dem Kontinent. Er arbeitete über Scorbut, Ernährungsphysiologie und Hygiene, ließ über nahezu alle damals bekannten Krankheiten disputieren, trieb medizinhistorische Studien und setzte sich in scharfer Form mit den Anhängern von —» Paracelsus auseinander. Auf dem Feld der Rechts- und Reichsgeschichte begann er mit Studien zur Germania des Tacitus und analysierte die komplizierte Reichsverfassung in allen denkbaren Richtungen. In bezug auf die Reform der Gesetzgebung propagierte er einen territorialstaatlichen (nicht kaiserlichen) Absolutismus. Für die deutsche Rechtsgeschichte ist er berühmt geworden als Verfasser von De origine iuris germanici (1643, deutsche Übersetzung 1994). In diesem Werk,

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dem Gründungsbuch der deutschen Rechtsgeschichte, widerlegte er die sogenannte lotharische Legende, derzufolge Kaiser Lothar III. von Supplinburg die Geltung des (antiken) römischen Rechts im Reich angeordnet habe. C. weist erstmals quellennah und historisch zutreffend nach, daß die Aufnahme des römischen Rechts (Rezeption) sich „nach und nach" (sensim) durch die Praxis vollzogen habe. Außerdem verfaßte er zahlreiche Gutachten in aktuellen reichsverfassungsrechtlichen Streitigkeiten, bei denen er, fast nebenbei, ebenso Grundlegendes für die Methodik der Urkundenkritik (Diplomatik) leistete. In der politischen Theorie blieb er moderater und zukunftsoffener Aristoteliker. Zahlreiche Einzelstudien auf diesem Feld mündeten in das zusammenfassende Werk De civili prudentia (1662). In der Auseinandersetzung mit Machiavelli war er Gegner einer moralischen Staatsräsondoktrin und entfaltete eine in Sitte und Religion eingebundene Glückseligkeitslehre. Seine Vorlesungen zur Staatenkunde machten ihn zu einem der Begründer der Statistik. Theologisch gehörte er zu der auf konfessionellen Ausgleich zielenden irenischen Richtung des Helmstedter Luthertums (Calixt, Hornejus). C. war - neben dem überragenden Philosophen —> Leibniz - einer der Polyhistoren des 17. Jh., ein Vielwisser, kritischer Kopf und methodisch arbeitender Gelehrter, der außerordentlich anregend gewirkt und insbesondere die Rechtsgeschichte in den Rang einer historisch-kritischen Disziplin erhoben hat. WEITERE WERKE: Opera. Hrsg. v. Johann Wilhelm Goebel. 7 Bde., Braunschweig 1730 (Nachdruck Aalen 1970-73). Die Werkausgabe ist unvollständig. LITERATUR: H.C. 1606-1681. Ein Gelehrter der Universität Helmstedt. Wolfenbüttel 1981 (Ausstellungskatalog, Herzog August Bibliothek). - Michael Stolleis (Hrsg.): H.C. Beiträge zu Leben und Werk. Berlin 1983 (mit Werkverzeichnis). - Gerd Kleinheyer/Jan Schröder: Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten. Heidelberg 31989, S. 62-64. Michael Stolleis (Hrsg.): H. C. Der Ursprung des deutschen Rechts. Frankfurt/Main 1994. - Dietmar Willoweit: H.C. In: Michael Stolleis (Hrsg.): Staatsdenker der frühen Neuzeit. Frankfurt / Main 31995. Michael Stolleis Copernicus, Nicolaus, eigentl. N. (Niklas) Koppernick (Koppernig), * 19.2. 1473 Thorn (heute Torun), t 24.5. 1543 Frauenburg (heute Frombork). Mütterlicher- und väterlicherseits aus deutschstämmigen Familien stammend, die spätestens seit der Mitte des 14. bzw. 15. Jh. in Thorn ansässig waren, das mit dem Zweiten Thorner Frieden (1466) ebenso wie das Ermland unter polnische Oberhoheit kam, war C„ der deutsch sprach und des Polnischen nicht mächtig war, Zeit seines Lebens Untertan des polnischen Königs. Nach dem frühen Tod des Vaters (1483), der in die sehr angesehene Patrizierfamilie Watzenrode eingeheiratet hatte, nahm sich der hochgebildete Bruder der Mutter, Lukas Watzenrode, seit 1475 Canonicus in Kulm, dann Domherr in Frauenburg und seit 1489 Bischof von Ermland, der Erziehung C.' und seines Bruders Andreas an. Sie besuchten wohl die Lateinschule in Kulm (C. war später „clericus" der Diözese Kulm) und wurden beide im Herbst 1491 an der Artistenfakultät der Univ. Krakau immatrikuliert, wo C. sich hauptsächlich den mathematischen Fächern widmete, für die Krakau damals Hochburg war. Wie lange er dort studierte, ist unbekannt; sein Magisterexamen legte er jedenfalls erst in Bologna ab, wo er Ende 1496 in der Juristischen Fakultät immatrikuliert wurde, finanziell abgesichert durch das Kanonikat in Frauenburg, das ihm allerdings statt 1495 nach dem Ausscheiden seines Vorgängers auf päpstlichen Einspruch erst im Sommer 1497 zugewiesen wurde. In Bologna widmete er sich gemeinsam mit dem angesehenen Regiomontanus-Schüler Domenico di Novara auch astronomischen Studien und beobachtete am 9.3. 1497 eine Bedeckung des Aldebaran durch den Mond, woraus sich

Copernicus dessen Durchmesser bestimmen läßt, der nach der Theorie des Ptolemaios in den Vierteln viermal so groß wäre wie bei Voll- und Neumond - C. scheint also schon damals dieser Theorie kritisch gegenübergestanden zu haben. 1500 weilte er in Rom, wo er Beobachtungen anstellte und Vorlesungen gehalten haben soll. Eine weitere Studienverlängerung wurde ihm dann im Juli 1501 vom Domkapitel unter der Bedingung gewährt, daß er Medizin studiere, um später Domkapitel und Bischof als medizinischer Berater zur Verfügung zu stehen. Er war auch Leibarzt der Bischöfe und ein vielgefragter praktischer Arzt, der sogar an den Hof von Krakau gerufen wurde und als solcher den Zeitgenossen bekannt war, während seine astronomischen Interessen ihn der europäischen Gelehrtenwelt bekannt machten. Sein Studium an der venezianischen Univ. und Medizinhochburg Padua blieb jedoch ohne Abschluß; promoviert wurde er am 31.5.1503 in Ferrara zum Doktor des Kirchenrechts. Ende 1503 wurde C. persönlicher Sekretär und Leibarzt seines Onkels auf der Bischofsburg in Heilsberg und hat als solcher an den Preußischen Landtagen teilgenommen; erst im Jahre 1511 verlegte er seinen Wohnsitz nach Frauenburg (wo er aber am 2.6.1509 schon eine Mondfinsternis beobachtete) und trat die Domherrenstelle tatsächlich an. Er wurde im November sogleich zum Kanzler des Kapitels ernannt und bekleidete 1516-21 über vier Amtsperioden mit einjähriger Unterbrechung das Amt des Administrators, wozu er auf der Feste Allenstein residierte, zuletzt als Festungskommandant gegen die das flache Land verwüstenden Ordensheere (sogenannter Reiter- oder Pfaffenkrieg); anschließend war er Kommissar für das Ermland bei den Friedensverhandlungen und hatte sich als Administrator über die gewöhnlichen Amtsaufgaben hinaus um die Wiederbesiedlung der zerstörten und verlassenen Dörfer und Höfe zu kümmern (hierzu hat er insgesamt 71 Überlandreisen durchgeführt, mit einem polnischen Bediensteten als Dolmetscher, da die Neusiedler meist Polen waren). Während der Vakanz des Bischofstuhls fast über das gesamte Jahr 1523 war er Generaladministrator des Bistums und somit interimistischer Bischofsvertreter; 1537 stand C. selbst als einer von vier Kandidaten auf der Liste für die Bischofswahl. Als Administrator des Domkapitels war C. gleichzeitig Beauftragter des Bistums für die anstehende preuß. Münzreform, wozu er zwischen 1517 und 1526 drei Denkschriften verfaßte, in denen er die Ideen von Sir Thomas Gresham vorwegnahm; sie lagen zwar 1522 und 1526 der Diskussion auf den Landtagen zugrunde, wurden aber von den Feudalvertretern aus kurzsichtigen Gewinnüberlegungen heraus nicht angenommen. Seit 1533 war aber auch C.' Ruf als Astronom bis in die höchsten kirchlichen Kreise in Rom gedrungen, so daß Papst Klemens VII. sich das neue Weltbild von seinem Sekretär vortragen ließ. C. widmete später sein Werk Papst Paul III., und er war auch Mitte 1515 durch die Aufforderung des auf dem 5. Lateran-Konzil mit der Leitung der Kommission für die Kalenderreform beauftragten Bischof von Fossombrone, Paul von Middelburg, sich hierzu zu äußern - der C. befreundete Frauenburger Domherr und Schreiber des Konzils Bernhard Sculteti hatte ihn in den Expertenkreis einbezogen -, zu der exakten Bestimmung des Herbstäquinoktiums 1515 angeregt worden. Er nahm damit ältere Studien zur Länge des tropischen Jahres und Monats wieder auf und baute sie zu einer recht komplizierten Trepidationstheorie aus, die noch in die erste Fassung seines großen astronomischen Werks De revolutionibus (Die Umwälzungen, nämlich der ätherischen Himmelssphären, nicht der „Weltkörper", d. h. Gestirne) einging, die in der Vorrede zu De revolutionibus von 1542 auf 1515 datiert wird. 1524/25 hat er die Trepidationstheorie in De revolutionibus Buch III nochmals überarbeitet, angeregt durch den befreundeten Krakauer Studienfreund und

kgl. Sekretär Bernhard Wapowski (mit den astronomisch interessierten Gelehrten in Krakau blieb C. auch von Frauenburg aus in Kontakt), der eine Stellungnahme zu der 1522 erschienenen Trepidationstheorie Johannes Werners erbeten hatte (erfolgt im sogenannten [Wapowski-]Brief gegen Werner vom 3.6.1524). Die Theorie war jedoch wegen der zugrundegelegten variablen Jahreslänge und der Kompliziertheit des mathematisch-physikalischen Apparates mit mehreren der Fixsternsphäre zugeordneten zusätzlichen Sphären auch für die späteren Bemühungen um die (Gregorianische) Kalenderreform ungeeignet und ohne Einfluß. Seit C. nach Frauenburg gekommen war, hatte er an seinem opus maius immer wieder gearbeitet; zum Druck entschließen konnte er sich erst, nachdem der junge Mathematiker Georg Joachim Rheticus aus Wittenberg nach Frauenburg geschickt worden war, um die neue astronomische Theorie kennenzulernen. Beide unterzogen das Werk gemeinsam einer Schlußredaktion, und Rheticus besorgte dann auch den Druck 1543 in Nürnberg (das Erscheinen selbst erlebte C. nicht mehr), hatte jedoch zuvor in einer 1540 in Danzig als offener Brief erschienenen Abhandlung zusammenfassend über die heliostatische Theorie und ihren Autor berichtet. Diese Narratio prima wurde bereits im folgenden Jahr neu aufgelegt und ist insgesamt schon im 16. Jh. sehr viel häufiger gedruckt - und gelesen - worden als das mathematisch exakte, aber auch schwerfälligere Werk des C. selbst, weshalb sie aber auch mehr zur Kenntnis der darin enthaltenen heliostatischen Theorie beitrug. C. hatte diese Theorie in etwas anderer Form bereits vor seiner Übersiedlung nach Frauenburg im Commentariolus (um 1510) ohne den mathematischen Apparat skizziert und handschriftlich kursieren lassen. Er hatte darin die mathematischphysikalischen Elemente der antik-mittelalterlichen Astronomie weitgehend beibehalten (Äthersphären als Träger [Deferenten] von Epizykeln) und nur die exzentrische und ungleichförmige Ausgleichsbewegung der Planeten bei Ptolemaios aufgegeben, die zwar allein die Phänomene ausreichend beschreiben konnte, aber den auf Aristoteles zurückgehenden physikalischen Prinzipien der Kreis- und Gleichförmigkeit sämtlicher Bewegungen am Himmel widersprach, weshalb dessen Theorie als bloße Hypothese ohne Realitätsanspruch galt. C. gelang es, diese Ausgleichsbewegung durch je eine konzentrische und gleichförmig rotierende Sphäre und einen Doppelepizykel äquivalent wiederzugeben - woraufhin die Theorie wieder den damaligen physikalischen Ansprüchen genügte und als real gelten konnte. Da der Epizykel aber seit Ptolemaios schon zur Wiedergabe des sogenannten synodischen Bewegungsanteils relativ zur Sonne gedient hatte, mußte C. diesen jetzt anders darstellen. Er vertauschte dazu die auf einem exzentrischen Kreis um die ruhende Erde bewegte Sonne der ptolemäischen geozentrischen Theorie mit der Erde und ließ den synodischen Anteil als bloß optischen Effekt durch die Bewegungen der Erde - und des Beobachters - entstehen, insgesamt die (gleichsam systemimmanent erzwungene) Heliozentrik als geringeres Übel denn die Mißachtung der physikalischen Prinzipien ansehend. Die physikalische Geschlossenheit der deshalb heliostatischen Theorie (die ruhende Sonne befindet sich nicht in, sondern nur nahe dem Weltzentrum) geht bei der detaillierten mathematischen Bearbeitung in De revolutionibus dann allerdings dadurch verloren, daß hier der innere, größere Epizykel wieder jeweils mit dem konzentrischen Deferenten zu einem kinematisch gleichwertigen exzentrischen Deferenten zusammengefaßt wird. Dieser allerdings rotiert im Gegensatz zur ptolemäischen Theorie gleichförmig, entspricht also den Prinzipien - weshalb C. sein System auch als die reale „machina mundi" ansah und nicht als mathematische Hypothese, wie die ohne sein Wissen dem Hauptwerk anonym von dem evang. Theolo-

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Cornelius gen Andreas Osiander hinzugesetzte Vorrede behauptet. Die Fixsternsphäre ruht nach dieser Theorie (abgesehen von der Trepidation, während die Präzessionsbewegung ebenfalls der Erde zugewiesen wurde), ist allerdings wegen einer fehlenden Parallaxe unermeßlich weit entfernt. Nach der Wiederherstellung der „himmlischen Physik" gewann C. die fehlende Physik für die täglich rotierende und jährlich die Sonne umlaufende, also vielfach bewegte Erde mit einer an Platon statt an Aristoteles orientierten Schweretheorie, wonach alles dem ihm ähnlichen Körper zustrebt (Erde, Wasser, Luft und Feuer der Erde zur Erde, des Mondes zum Mond usw.) und nicht Schweres dem Weltzentrum und Leichtes der Mondsphäre. C. sah das neue, reale Weltbild zwar als harmonischer denn jedes geozentrische an (die Umlaufzeiten der Planeten wachsen mit größerem Abstand), und auch die größere mathematisch-kinematische Ökonomie, die mehrere Bewegungen, für die früher zusätzliche Sphären erforderlich waren, bei allen Planeten (und der Fixsternsphäre) als Effekt aus den Bewegungen der einen Erde entstehen ließ, begeisterte die Gelehrten (als Kompromiß wurde daraufhin von Tycho Brahe ein System erstellt, in dem ebenfalls alle Planeten die Sonne umkreisen, letztere aber wie der Mond wieder die ruhende Erde umkreist); aber es wurden rasch Argumente gegen die Heliozentrik vorgebracht (Sonderstellung des Mondes, unendliche Entfernung der Fixsterne, Nichtwahrnehmung der Erdbewegungen, Widersprüche zu Aussagen in der Bibel), die erst in den folgenden anderthalb Jahrhunderten durch eine neue Astronomie (Johannes -> Kepler: statt aus mehreren Kreisbewegungen resultierend erfolgt die Bewegung eines Planeten längs einer Bahn, die elliptische Form erhält) und Physik (Isaac Newton: irdische und himmlische Bewegungen erfolgen durch das wechselseitige Wirken von Fernkräften auf träge Massen) sowie Entdeckungen am Himmel (Galileo Galilei u.a.: Phasen der inneren Planeten, Jupitermonde, Sonnenflecken) entkräftet werden konnten. Allerdings hat der Widerstand der kath. Kirche seit Beginn des 17. Jh. (Galilei-Prozeß) die Anerkennung dieses Weltbildes in kath. Ländern lange verhindert und verzögert; erst 1835 wurde das Werk des C. offiziell vom Index genommen. C. verstand sich als überzeugter Renaissance-Humanist zwar als Restaurator der alten, nämlich vorptolemäischen Astronomie, wodurch alle Fehler der Überlieferung ausgemerzt würden - er transformierte praktisch die ptolemäische Form unter Beibehaltung ihrer physikkonformen mathematischen Elemente in eine den älteren physikalischen Prinzipien wieder genügende, somit als real geltende Form und vollendete so im eigenen Selbstverständnis die antike Astronomie; er wurde damit aber gleichzeitig zum Erneuerer des Weltbildes, für das dann in der Folgezeit erst die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen werden mußten. WEITERE WERKE: De revolutionibus orbium coelestium, Libri VI. Nürnberg 1543 (Faksimile-Nachdruck Paris 1927, Leipzig/New York 1965, Brüssel 1966, Budapest 1973); Basel 1566 (Prag 1971), Amsterdam 1617 (Turin 1943); Thorn/Berlin 1873. - Die Geldlehre des N. C. Hrsg. v. Erich Sommerfeld. Berlin/Vaduz 1978. - N. Copernici locationes mansorum desertorum. Hrsg. v. Marian Biskup. Olsztyn 1970. - N. K. Gesamtausgabe. Bd 1-2, München 1944-49 [mehr nicht erschienen]. - N. Copernici opera omnia/Complete Works. [Jeweils] Bd. Iff., Warschau/Krakau (Polnische Akademie der Wissenschaften) 1973 ff./Warschau/ London 1972 ff. (I. Faksimile des Autographs. 1972/73; II. De revolutionibus. Hrsg. v. R. Gansiniec. 1975/78; III. Minor Works. Hrsg. v. Edward Rosen [bisher nur engl.]. 1985). - N. C. Gesamtausgabe. Bd. l ff., [Hildesheim] Berlin 1974 ff. (I. Faksimile des Manuskripts. 1974; II. De revolutionibus. Hrsg. v. Heribert M. Nobis/Bernhard Sticker f.

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1984; VI/L Briefe. Hrsg. v. Andreas Kühne. 1994). - Übersetzungen: Über die Kreisbewegungen [sie] der Weltkörper. Übers, v. Carl Ludolf Menzzer. Thorn 1879 (Leipzig 1939); De revolutionibus. Buch I. Lateinisch-Deutsch. Hrsg. v. Georg Klaus, Anmerkungen Aleksander Birkenmajer. Berlin 1959. - Three Copernican Treatises. Transl. Edward Rosen. New York 1939, 21959, 31981 (mit C.-Biographie und Bibliographie). - N. K. Erster Entwurf seines Weltsystems. Lateinisch-Deutsch. Hrsg. v. Fritz Rossmann. München 1948 (Nachdruck Darmstadt 1966). - Noel M. Swerdlow: The Derivation and First Draft of C.'s Planetary Theory: A Translation of the „Commentariolus" with Commentary. In: Proceedings of the American Philosophical Society 117 (1973), S. 423-512. - N. C. Das neue Weltbild. Drei Texte: Commentariolus, Brief gegen Werner, De revolutionibus I. Lateinisch-Deutsch. Hrsg. v. Hans Günter Zekl. Hamburg 1990. LITERATUR: Bibliographien/'Kegesten: Henryk Baranowski: Bibliografia Kopernikowska 1509-1955 [II, 1956-1971]. Warschau 1958-73. - Marian Biskup: Regesta Copernicana (Calendar of C.' Papers). Wroclaw u.a. 1973. - Weitere Titel: Leopold Prowe: N. Coppernicus. 2 Bde. in 3, Berlin 1883/84 (Nachdruck Osnabrück 1967). - Ernst Zinner: Entstehung und Ausbreitung der coppernicanischen Lehre. Erlangen 1943. München 21988 (Bibliographie). - Studia Copernicana. Bd. Iff., Wroclaw 1970ff. - Felix Schmeidler: N. K. Stuttgart 1970 (Große Naturforscher 34). - Avant, avec, apres Copernic. La representation de l'Univers et ses consiquences 6pist6mologiques. Paris 1975. - N. C. Quincentenary Celebrations: Final Report. Wrocfaw u.a. 1977. - Noel M. Swerdlow/Otto E. Neugebauer: Mathematical Astronomy in C.' „De revolutionibus". 2 Teile, Berlin u.a. 1984 (Komm. De revolutionibus). - Fritz Krafft: N. C. Astronomie und Weltbild an der Wende zur Neuzeit. In: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, Philosophisch-historische Klasse, 3. Folge 179 (1989) S. 282-335. - Gudrun Wolfschmidt (Hrsg.): N. C., Revolutionär wider Willen. Stuttgart 1994. Fritz Krafft Cornelius, Hans, eigentl. Johannes Wilhelm C., * 27.9. 1863 München, t 23.8.1947 München. C., Sohn eines Historikers, studierte anfangs in Berlin, später in Leipzig und München Mathematik, Physik und Chemie und wurde 1886 aufgrund einer chemischen Arbeit promoviert. Er war dann zwei Jahre als erster Unterrichtsassistent bei Adolf von Baeyer tätig, bevor er seinem Interesse für Philosophie nachgab und sich 1894 in diesem Fach habilitierte (Versuch einer Theorie der Existentialurteile). Seit 1903 lehrte er erst als Privatdozent, später als a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. München. 1910 folgte C. einem Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Akademie für Sozialwissenschaften in Frankfurt/Main und war dort 1914-19 gleichzeitig Leiter der „Münchner Lehrwerkstätten". C.s Erkenntnislehre gründete auf einer metaphysikfreien Psychologie, nur ausgehend von den unmittelbar gegebenen Tatsachen des Bewußtseins. Analog zu —»Kant bestand für ihn jedoch auch eine unabhängig vom Bewußtsein existierende Welt der Dinge. C. veröffentlichte u.a. Psychologie als Erfahrungswissenschaft (1897), Einleitung in die Philosophie (1901, 31921), Elementargesetze der bildenden Kunst. Grundlagen einer praktischen Ästhetik (1908, 3 1920) und Transcendentale Systematik. Untersuchungen zur Begründung der Erkenntnistheorie (1916, 21926). Eine Gesamtdarstellung seiner Philosophie veröffentlichte er 1934 unter dem Titel Das philosophische System von Hans Cornelius. WEITERE WERKE: Kunstpädagogik. Leitsätze für die Organisation der künstlerischen Erziehung. Erlenbach-Zürich 1920. - H. C. Leben und Lehre. [Selbstdarstellung]. In: Ray-

Crusius mund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 1921, S. 81-99. Vom Wert des Lebens. Hannover 1923. - Kommentar zur Kants Kritik der reinen Vernunft. Erlangen 1926. - Die Aufgabe der Erziehung, hergeleitet aus den ethischen und politischen Pflichten des Menschen. Langensalza 1928. LITERATUR: Carl August Emge: H. C. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 3 (1948/49) S. 264-270. Cramer, Daniel, Pseud. Daniel Candidus, * 20. 1. 1568 Reetz (Neumark), t 5. 10.1637 Stettin. Der Sohn eines luth. Predigers studierte Theologie an der Univ. Rostock und wurde Prof. der Logik an der Univ. Wittenberg. An dieser Univ., an der seinerzeit -^Luther den Aristoteles bekämpft hatte, ging mit C.s Isagoge in Metaphysicam Aristotelis (1594,21601) die erste neue Einführung in die aristotelische Metaphysik hervor. 1597 erschien seine Synopsis trium librorum rhetoricum. 1595 wurde C. an das Gymnasium in Stettin berufen, wo er seit 1597 Hofprediger an der Marienkirche war. 1598 erhielt er die theologische Doktorwürde der Univ. Wittenberg, war 1613-18 Generalsuperintendent für das Land Stettin und beteiligte sich 1614 am liturgischen Streit mit dem brandenburgischen Generalsuperintendenten Christoph Pelargus (Bedenken auf C. Pelargi deutsche Confession, 1615). Neben zahlreichen bibelexegetischen Arbeiten (u.a. Biblische Außiegung, 1627) schrieb C. lateinische Schuldramen und gab eine kommentierte Lutherbibel heraus. Als erster Kirchenhistoriker Pommerns verfaßte er das Das Grosse Pomrische Kirchen Chronicon (1602), das in zahlreiche Auflagen jeweils auf den neuesten Stand gebracht wurde. Mit seinen erschienenen geistlichen Emblembüchern (Societas Jesu et rosae crucis vera, 1617; Emblemata sacra, 1622; Octoginta emblemata moralia nova, 1630) nahm er Einfluß auf die protestantische Erbauungsl iteratur. LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitutionen und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 165-175. Cramer, Wolfgang, * 18.10.1901 Hamburg, t 2.4.1974 Frankfurt/Main. C. wurde 1932 in Breslau promoviert (Die Reziprozitätsformel für Gaußsche Summen in reell quadratischen Zahlkörpern), habilitierte sich 1935 (Das Problem der reinen Anschauung. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung über die Prinzipien der Mathematik, 1937) und war dann dort, seit 1949 in Frankfurt /Main Privatdozent. 1953 wurde er apl. Prof., 1962 a.o. Prof. der Philosophie in Frankfurt/ Main. Bestrebt den transzendenten Gebrauch der Vernunft wieder einzuführen, entwickelte C. in Die Monade. Das philosophische Problem vom Ursprung (1954) und Grundlegung einer Theorie des Geistes (1957, 41999) eine Philosophie der Subjektivität, die von —»Leibniz 1 Monadologie inspiriert ist. Zu den Veröffentlichungen C.s zählen ferner Das Absolute und das Kontingente. Untersuchungen zum Substanzbegriff (1959, 21976), Spinozas Philosophie des Absoluten (1966) und Gottesbeweise und ihre Kritik. Prüfung ihrer Beweiskraß (1967). WEITERE WERKE: Das Grundproblem der Philosophie. In: Diskus. Frankfurter Studentenzeitung. Beilage zu Jg. 4, 1954, Heft 2, S. 54-60. - Vom transzendentalen zum absoluten Idealismus. In: Kant-Studien 52 (1960/61) S. 3-32. LITERATUR: Dieter Henrich: Über System und Methode von C.s deduktiver Monadologie. In: Philosophische Rundschau 6 (1958) S. 237-263. - Dieter Henrich/Hans Wagner (Hrsg.): Subjektivität und Metaphysik. Festschrift für W. C. Frankfurt/Main 1966. - Wolfgang Kersting: Monade und Bewußtsein. Die monadologische Subjektivitätskonzeption W. C.s. In: Albert Heinekamp (Hrsg.): Beiträge zur

Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Gottfried Wilhelm Leibniz. Stuttgart 1986, S. 346-368. - Rationale Metaphysik. Die Philosophie von W. C. Hrsg. v. Hans Radermacher u. a. 2 Bde., Stuttgart 1987-90 (mit Bibliographie). - HermannJosef Zoche: Absolutes Denken. Der Aufstieg zum Absoluten anhand der Transzendentalphilosophie W. C.s. Darmstadt 1988. - Rüdiger Schmelz: Subjektivität und Leiblichkeit. Die psychophysische Einheit in der Philosophie W. C.s. Würzburg 1991. - Kurt Walter Zeidler: Kritische Dialektik und Transzendentalontologie. Der Ausgang des Neukantianismus und die post-neukantianische Systematik R. Hönigswalds, W. C.s, B. Bauchs, H. Wagners, R. Reiningers und E. Heintels. Bonn 1995, S. 139-171 und 334. Crell, Ludwig Christian, * 28.5.1671 Neustadt bei Coburg, t 15.11.1733 Leipzig (?). Der Sohn eines Pastors studierte seit 1690 an der Univ. Leipzig, wo er 1693 Magister wurde und sich bald darauf habilitierte. Seit 1699 Konrektor, wurde C. 1699 Rektor der dortigen Nicolaischule und im selben Jahr Assessor der Philosophischen Fakultät in Leipzig. 1708 erfolgte seine Ernennung zum a. o., wenig später zum o. Prof. der Philosophie. Er wurde wiederholt zum Dekan und zweimal zum Prokanzler gewählt. C. veröffentlichte zahlreiche Programme philosophischen Inhalts, darunter De vario logices pretio (1716). Er war ein bekannter Redner und Verfasser lateinischer Gedichte. WEITERE WERKE: De imaginationis in mentem corpusque imperio. Leipzig 1716. - De Antonio Musa, Augusti medico. Leipzig 1725. Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von, auch Creuz, * 24. 11. 1724 Homburg v. d. H., t 6.9. 1770 Homburg v.d.H. Der einem verarmten schlesisch-sächsischen Adelsgeschlecht entstammende C. wurde von seinem Gönner Friedrich IV. von Hessen-Homburg 1746 zum Hof- und Staatsrat mit Sitz und Stimme in der Regierung ernannt und blieb sein Leben lang im Dienst des homburgischen Hauses. Seit 1751 hatte er das Amt des obersten Staatsrats inne und bemühte sich um die Beilegung des Streits zwischen den Häusern Hessen-Darmstadt und Hessen-Homburg. Aufgrund geschickter diplomatischer Interventionen in Berlin und Wien konnte er der Sache Hessen-Homburgs schließlich zum Sieg verhelfen. Neben seiner Tätigkeit im Staatsdienst war C. Verfasser Staats- und rechtswissenschaftlicher Schriften (u.a. Der wahre Geist der Gesetze, 1766), die auf den Gedanken Montesquieus basieren und in erster Linie der Verteidigung seines Herrscherhauses dienten. Darüber hinaus betätigte er sich in einem Versuch über die Seele (2 Tie., 1753/54) als philosophierender Gelegenheitsschriftsteller, verfaßte Oden traditionellen Stils und schrieb in der Nachfolge Albrecht von Hallers und E. Youngs elegische Lehrgedichte (u. a. Lucrezische Gedanken), in denen er moralisierend-didaktische Tendenzen der Frühaufklärung mit metaphysischem Gedankengut und spätbarocker VanitasMotivik verband. WEITERE WERKE: Considerationes metaphysicae. Frankfurt 1760. - Die Gräber. Ein Philosophisches Gedicht in Sechs Gesängen. Nebst einem Anhange neuer Oden und philosophischer Gedanken. Frankfurt/Mainz 1760. - Versuch von Menschen. 2 Tie., Frankfurt 1769. LITERATUR: Abroteles Eleutheropulos: F. C. C.v. C.s Erkenntnistheorie. Leipzig 1895. - Ursula Bürgel: Die geistesgeschichtliche Stellung des Dichters C. in der Literatur der deutschen Aufklärung. Marburg 1949 (Werkregister). Crusius, Christian August, * 10.1. 1715 Leuna bei Merseburg, t 18.10.1775 Leipzig. Der Pfarrerssohn studierte Philosophie und Theologie an der Univ. Leipzig, wurde 1737 zum Magister der Philoso-

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Czolbe phie promoviert, habilitierte sich 1740 und war seit 1742 auch Baccalaureus der Theologie. 1744 wurde er a. o. Prof. der Philosophie, 1750 o. Prof. der Theologie. Seit 1753 wirkte C. als Ephorus der kurfürstlichen Stipendiaten sowie als Kanonikus in Zeitz; 1755 wurde er Kanonikus in Meißen, Dezemvir der Univ. Leipzig, 1757 Professor primarius der Theologischen Fakultät. Daneben behielt er eine Lehrstelle als Philosoph. Zweimal war er Rektor, einmal Prorektor der Universität. 1764 wurde er Kustos und Prälat des Stifts Meißen, 1773 Senior der Univ. Leipzig, C. war neben Johannes —»Buddeus der bedeutendste theologische Gegner der Philosophie Christian —> Wolffs. Er bekannte sich zur Einheit der positiven Offenbarung und der Vernunft und lehnte den ontologischen Gottesbeweis ab. Zu seinen philosophischen Arbeiten zählen Anweisung, vernünftig zu leben (1744, - 767), Entwurf der nothwendigen Vernunft-Wahrheiten (1745, 31766), Weg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntniß, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetzt werden (1747) und Anleitung, über natürliche Begebenheiten ordentlich und vorsichtig nachzudenken (2 Bde., 1749,21774). Von C. beeinflußt, löste sich Kant, der sich in seiner Habilitationsschrift Nova Dilucidatio mit dessen Lehre auseinandersetzte, mehr und mehr von der Leibniz-Wolffschen Schulphilosophie. Auch Johann Heinrich —> Lambert und Moses —> Mendelssohn standen unter dem Einfluß von C. Als Theologe vertrat er in Anknüpfung an Johann Albrecht Bengel und Johannes Coccejus eine realistische, prophetisch-typologische Schrifttheologie, die er in seinem dreibändigen Werk Hypomnemata ad theologiam propheticam (1764-78) darlegte. WEITERE WERKE: De corruptelis intellectus a voluntate pendentibus. Leipzig 1740. Dt. von J. G. Wichmann. Leipzig 1768. - De appetitibus insitis voluntatis humanae. Leipzig 1742. - De usu et limitibus principii rationis determinantis, vulgo sufficientis. Leipzig 1743. Dt. von Chr. F. Krause. Leipzig 1744, 21766. - Opuscula philosophico-theologica. Leipzig 1750 . -Abhandlung von dem wahren Begriffe der christlichen Frömmigkeit. Leipzig 1763. - Abhandlung von dem rechten Gebrauch und der Einschränkung des sogenannten Satzes vom zureichenden oder besser determinierenden Grunde. Leipzig 1766. - Kurze Vorstellung von dem eigentlichen schriftmäßigen Plan des Reiches Gottes. Leipzig 1768, 21773. - Kurzer Begriff der christlichen Moraltheologie. 2 Tie., 1772/73. - Die philosophischen Hauptwerke. Hrsg. v. Giorgio Tonelli u.a. 4 Bde., Nachdruck Hildesheim u.a. 1964-87. LITERATUR: Heinz Heimsoeth: Metaphysik und Kritik bei C. A. C. Ein Beitrag zur ontologischen Vorgeschichte der Kritik der reinen Vernunft im 18. Jahrhundert. Berlin/Königsberg 1926. Köln 21956. - Magdalena Benden: C. A. C. Wille und Verstand als Prinzipien des Handelns. Bonn 1972. - Gert Röwenstrunk: C., C. A. In: TRE 8, 1981, S. 242-244. - Sonia Carboncini: C. A. C. und die Leibniz-Wolffsche Philosophie. In: Albert Heinekamp (Hrsg.): Beiträge zur Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Gottfried Wilhelm Leibniz. Stuttgart 1986, S. 110-125. Reinhard Finster: Zur Kritik von C. A. C. an der Theorie der einfachen Substanzen bei Leibniz und Wolff. In: Studia Leibnitiana 18 (1986) S. 72-82. - Martin Krieger: Geist, Welt und Gott bei C. A. C. Erkenntnistheoretisch-psychologische, kosmologische und religionsphilosophische Perspektiven im Kontrast zum Wolffschen System. Würzburg 1993. Czolbe, Heinrich, * 30. 12. 1819 Katzke bei Danzig, t 19.2.1873 Königsberg. Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte seit 1840 an den Universitäten Breslau, Heidelberg und Berlin Medizin, wurde 1844 promoviert und praktizierte anschließend einige Jahre in einer Privatpraxis. Seit 1848 Militärarzt, war C. 1859 als Stabsarzt in Spremberg und 1860-67 als Garnisons- und

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Oberstabsarzt in Königsberg tatig. Nach seiner Verabschiedung widmete er sich philosophischen Studien, vertrat in seiner Schrift Neue Darstellung des Sensualismus (1855) einen dem Materialismus nahestehenden extremen Sensualismus und beschäftigte sich u.a. mit —»Kant, Spinoza, —»Hegel und -»Schleiermacher. Er entsagte bald dem naiven Realismus und propagierte die Existenz einer die Körperwelt durchdringenden Weltseele. In seinen postum erschienenen Grundzügen einer extensionalen Erkenntnistheorie. Ein räumliches Abbild von der Entstehung der sinnlichen Wahrnehmung (1875) strebte C. eine empirische Umbildung des Spinozismus und eine Rückkehr zur Philosophie der Griechen an. WEITERE WERKE: Entstehung des Selbstbewußtseins. Eine Antwort an Herrn Prof. Lotze. Leipzig 1856. — Die Grenzen und der Ursprung der menschlichen Erkenntnis im Gegensatz zu Kant und Hegel. Naturalistisch-teleologische Durchführung des mechanischen Prinzips. Jena 1865. - Die Mathematik als Ideal für alle andere Erkenntnis. In: Zeitschrift für exakte Philosophie 7 (1866). LITERATUR: Eduard Johnson: H. C. Königsberg 1873. Hans Vaihinger: Die drei Phasen des C.schen Naturalismus. In: Philosophische Monatshefte 12 (1876) S. 1-31. - Pinkas Friedmann: Darstellung und Kritik der naturalistischen Weltanschauung H. C.s. Bern 1905. Dacque, Edgar, * 8.7.1878 Neustadt/Weinstraße, t 14.9. 1945 München. D. studierte an der Univ. München Paläontologie und wurde 1903 promoviert. 1912 habilitierte er sich für Paläontologie und historische Geologie und wurde 1915 a. o. Prof. sowie Kustos an der Paläontologischen Sammlung des Bayerischen Staates. 1915 erschienen seine Grundlagen und Methoden der Paläogeographie. Er erwarb sich Verdienste um die Erforschung der fossilen Wirbellosen, besonders des Jura. D. erneuerte die romantische Naturphilosophie (Urwelt, Sage und Menschheit. Eine naturhistorisch-metaphysische Studie, 1924, 81938) und vertrat in Abgrenzung von der darwinistischen Entwicklungslehre eine teleologische Evolutionstheorie (Leben als Symbol. Metaphysik einer Entwicklungslehre, 1928), nach der der Mensch die ideelle Urform in sich birgt und zugleich Ziel aller biologischen Entwicklung ist. WEITERE WERKE: Der Descendenzgedanke und seine Geschichte vom Altertum bis zur Neuzeit. München 1903. Natur und Seele. Ein Beitrag zur magischen Weltlehre. München 1926, 31928. - Die Erdzeitalter. München 1930, 2 1935. - Natur und Erlösung. München 1933. - Organische Morphologie und Paläontologie. Berlin 1935. - Aus der Urgeschichte der Erde und des Lebens. Tatsachen und Gedanken. München 1936. - Das verlorene Paradies. Zur Seelengeschichte des Menschen. München 1938, 41953. - Vermächtnis der Urzeit. Grundprobleme der Erdgeschichte. Hrsg. v. Joachim Schröder und Manfred Schröter. Mit einem bibliographischen Anhang v. Horst Kliemann. München 1948. Werk und Wirkung. Eine Rechenschaft. Hrsg. v. Manfred Schröter. München 1948. LITERATUR: Werkverzeichnis in: Zeitschrift für die gesamte Naturwissenschaft 2 (1936) S. 38-43. - Alois Dempf: Die Weltidee, 1955, S. 1-29. - Werner Quenstedt/Manfred Schroten D. E. In: NDB 3, 1957, S. 465-467. Darjes, Joachim Georg, * 23.6.1714 Güstrow, t 17.7.1791 Frankfurt/Oder. D. habilitierte sich 1735 an der Univ. Jena und wurde 1738 Adjunkt der Philosophischen Fakultät. 1739 zum Dr. jur. promoviert, wurde er 1744 o. Prof. der Moral und der Politik sowie Sachsen-Weimarer Hofrat. 1763 folgte er einer Berufung —»Friedrichs des Großen als o. Prof. der Rechtswissenschaft an die Univ. Frankfurt/Oder, führte dort als einer der ersten die Kameralwissenschaften in das universitäre

David Lehrprogramm ein und stiftete die Kgl. gelehrte Gesellschaft in Frankfurt/Oder, der er vorstand. D. war ein Gegner der —> Wolffschen Philosophie, jedoch von ihr beeinflußt. Er vertrat die Theorie des Influxus physicus. D. veröffentlichte zahlreiche mathematische, philosophische, juristische und staatswissenschaftliche Schriften, u.a. Elementa metaphysices (2 Bde., 1743,21753 in einem Band), Erste Grunde der gesummten Mathematik (2 Tie., 1747, 41777), Philosophische Nebenstunden (4 Tie., 1749-52), Erste Gründe der philosophischen Sittenlehre (1750, 41782), Via ad veritatem (1755, dt. 1756) und Erste Gründe der Cameralwissenschafren(1756, 2 1768). Weitere Werke: Die lehrende Vernunftkunst. Jena 1737. Logica. Leipzig 1747. - Anmerkungen über ein Lehrbuch der Wolfischen Metaphysik. Jena 1749. - Observations juris naturae. Jena 1751-54. - Einleitung in Bielefelds Lehrbegriff der Staatskunst. Jena 1756. Berlin 31786. - Diskurs über Natur- und Völkerrecht. 3 Tie., Jena 1762/63. - Meine Gedanken von den Grenzen des Rechts der Natur. Frankfurt 1775. Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm), * 4.7.1883 Mannheim, t 23.1.1957 Heidelberg. D. studierte an den Universitäten Straßburg, München, Freiburg/Breisgau und Heidelberg und wurde Amtsrichter, später Landgerichtsdirektor. Seit 1928 Lehrbeauftragter, seit 1930 Privatdozent für Rechtsphilosophie an der Univ. Heidelberg, wurde er 1935 von den Nationalsozialisten seiner Ämter enthoben, emigrierte 1937 zunächst nach Italien, hielt sich zu Forschungs- und Lehrtätigkeiten in Rom auf und wurde dort zum Dr. phil. promoviert. Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs ging er nach Großbritannien und lehrte zunächst an der Cambridge University, 1942-53 an der London School of Economics and Political Science. D. kam 1948 an die Univ. Heidelberg zurück und lehrte dort bis an sein Lebensende Rechtsphilosophie und englische Jurisprudenz. Er veröffentlichte u. a. Die politische Gleichheit im antiautoritären Staat (1948). Daub, Karl, * 20.3. 1765 Kassel, t 22. 11. 1836 Heidelberg. Der Sohn eines Reitknechts wurde nach dem Studium der Philologie, Philosophie, Geschichte und Theologie in Mär bürg 1790 Stipendiatenmajor und Privatdozent und kam 1794 als Prof. der Philosophie an die Hohe Landesschule in Hanau. 1795 folgte er einem Ruf an die Theologische Fakultät in Heidelberg und übernahm 1805 den Lehrstuhl von D. L. Wundt. Ursprünglich Kantianer, wurde D. später Anhänger der —»Schellingschen Identitätsphilosophie und trat schließlich unter dem Einfluß -» Hegels zusammen mit Philipp Konrad -»Marheineke, der 1838-44 (mit Theophor Wilhelm Dittenberger) D.s Philosophische und theologische Vorlesungen in 7 Bänden herausgab, für eine spekulative Restauration des orthodoxen Dogmas ein. Kirchenpolitisch beteiligte er sich am Zustandekommen der Union in Baden. D. veröffentlichte u.a. Lehrbuch der Katechetik (1801), Theologumena (\ 806), Einleitung in das Studium der christlichen Dogmatik aus dem Standpunkte der Religion (1810), Judas Ischariot oder das Böse im Verhältnis zum Guten (2 Bde., 1816-18) und Die dogmatische Theologie jetziger Zeit oder die Selbstsucht in der Wissenschaft des Glaubens und seiner Artikel (1833). Seit 1805 gab er zusammen mit Georg Friedrich Creuzer die Heidelberger „Studien" (1805-10) heraus. WEITERE WERKE: Predigten nach Kantischen Grundsätzen. Königsberg 1794. LITERATUR: Karl Rosenkranz: Erinnerungen an K. D. Berlin 1837. - Klaus Krüger: Der Gottesbegriff der Spekulativen Theologie. Berlin 1970 (mit Werkverzeichnis). Uwe Schott: D., K. In: TRE 8, 1981, S. 376-378. Falk Wagner: Die vergessene spekulative Theologie. Zur

Erinnerung an C. D. anläßlich seines 150. Todesjahres. Zürich 1987. - Ewald Stübinger: Spekulativer Idealismus. C. D. (1765-1836). In: Profile des neuzeitlichen Protestantismus. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Graf. Gütersloh 1990, S. 156-172. - Ders.: Die spekulative Theologie C. D.s als Kritik der positionellen Theologie. Diss. Wien 1990. Daumer, Georg Friedrich, Pseud. Eusebius Emmeran, Amadeus Ottokar, * 5. 3.1800 Nürnberg, t 13.12.1875 Würzburg. D., Sohn eines Kürschnermeisters, war als Nürnberger Gymnasiast Schüler -» Hegels, studierte später evang. Theologie bei Gotthilf Heinrich —> Schubert in Erlangen sowie an der Univ. Leipzig und lehrte 1823-26 Altphilologie am Gymnasium in Nürnberg; seine kritische Schrift Über den Gang und die Fortschritte unserer geistigen Entwicklung seit der Reformation führte zur Suspendierung vom Unterricht. 1828 wurde ihm vom Nürnberger Rat die Erziehung und Ausbildung des Findlings Kaspar Hauser übertragen, die er 1829 nach einem Attentat auf Hauser niederlegte (Mittheilungen über Kaspar Hauser, 2 Bde., 1832). D. behauptete die soziale Inkompetenz der Kirchen, kritisierte ihre Einschätzung von Katastrophen als Strafgerichten Gottes und publizierte u.a. Sabbath, Moloch und Tabu (1839). Später entwickelte er eine auf einen von Gott geschaffenen höheren Menschen bauende „EremitalPhilosophie" und konvertierte 1858 zum Katholizismus (Meine Konversion. Ein Stück Seelen- und Zeitgeschichte, 1859). Einige seiner lyrischen Arbeiten, darunter die aus dem Persischen übertragenen Gedichte Hafis (1846), wurden von Johannes Brahms vertont. In seinem Werk Geheimnisse des christlichen Altertums (2 Bde., 1846) stellt D. das Christentum als eine auf Menschenopfer beruhende Religion kannibalistischen Ursprungs dar; der Marienkult dagegen sei heidnisch-germanischen Ursprungs. Zu D.s Veröffentlichungen zählen Andeutung eines Systems speculativer Philosophie (1831), Philosophie, Religion und Allerthum (1833), Züge zu einer neuen Philosophie der Religion und Religionsgeschichte (1835), Der Anthropologismus und Krilicismus der Gegenwart in der Reife seiner Selbstoffenbarung (1844) und Das Christentum und sein Urheber (1864). WEITERE WERKE: Urgeschichte des Menschengeistes. Fragmente eines Systems speculativer Theologie mit besonderer Beziehung auf die Schellingsche Lehre von dem Grund in Gott. Berlin 1827. - Der Feuer- und Molochdienst der alten Hebräer als urväterlicher, legaler, orthodoxer Kultus der Nation, historisch-kritisch nachgewiesen. Braunschweig 1842. - Die Stimmen der Wahrheit in den religiösen und confessionellen Kämpfen der Gegenwart. Nürnberg 1845. - Die Religion des neuen Weltalters. Versuch einer combinatorisch-aphorislischen Grundlegung. 3 Bde., 1850. - Aus der Mansarde. Streitschriften, Kritiken, Studien und Gedichte. Mainz 1860-62. - Charakteristiken und Kritiken betreffend die wissenschaftlichen, religiösen und socialen Denkarten, Systeme, Projekte und Zustände der neuesten Zeit. Hannover 1870. LITERATUR: Michael Birkenbihl: G. F. D. Beitrag zur Geschichte seines Lebens und seiner westöstlichen Dichtungen. Diss. München u.a. 1905. - Adalbert Elschenbroich: D., G. F. In: NDB 3, 1957, S. 527-528. - Karlhans Kluncker: G. F. D. Leben und Werk. 1800-1875. Bonn 1984. - Olaf Briese: So ketzerisch wie orthodox. Der Religionsphilosoph G. F. D. In: Konkurrenzen. Philosophische Kultur in Deutschland 1830-1850. Porträts und Profile. Würzburg 1998, S. 118-130. David von Augsburg, * um 1200/10 Augsburg, t 15. 11.1272 Augsburg. D. gehörte gemeinsam mit seinem Mitbruder, vielleicht auch Schüler -> Berthold von Regensburg zur ersten Generation

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Dedekind deutscher Franziskaner, war um 1240 Novizenmeister in Regensburg, visitierte 1246 die Kanonissenstifte Ober- und Niedermünster und wurde von seinem Orden möglicherweise bei Inquisitionsprozessen gegen die in Bayern auftretenden Waldenser eingesetzt. Er schrieb zahlreiche kleinere unterweisende Traktate sowie das als sein Hauptwerk in lateinischer Sprache geltende De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum incipientium, proficienlium ei perfectorum libri tres, das bald Lehrbuchcharakter erlangte, in einer großen Anzahl von Abschriften vorlag und u.a. Bonaventura, Bernhard von Clairvaux und Thomas von Aquin zugeschrieben wurde. Nach D. ist das höchste Ziel die Einheit mit Gott, die nur über die Ausübung der christlichen Tugenden, das Gebet und das Leben in Armut zu erreichen ist. Als Grundmuster des Aufstiegs zum geistlichen Leben diente ihm der dreifache Weg des Wilhelm von St. Thierry. D. hatte Einfluß auf die Devotio moderna. Seine volkssprachlichen Schriften markieren den Beginn einer „deutschen Theologie" und sind für die Geschichte der deutschen Sprache von Bedeutung (u.a. Die sieben Vorregeln der Tugend). WERKE: De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum incipientium, proficientium et perfectorum libri tres. Hrsg. v. PP. Collegii S. Bonventurae. Quaracchi 1899. - Franz Pfeiffer (Hrsg.): Deutsche Mystiker des 14. Jahrhunderts. Bd. 1. Leipzig 1845, S. 309-405, 496-567. - Die sieben Staffeln des Gebets in der deutschen Originalfassung. Hrsg. v. Kurt Ruh. München 1965. LITERATUR: Dagobert Stöckerl: Bruder D. v. A. Ein deutscher Mystiker aus dem Franziskanerorden. München 1914. - Werinhard J. Einhorn: Der Begriff der „Innerlichkeit" bei D. v. A. und Grundzüge der Franziskanermystik. In: Franziskanische Studien 48 (1966) S. 336-376. - Kurt Ruh: D. v. A. In: VL 2, 1980, Sp. 47-58. - Martin Anton Schmidt: D. v. A. In: TRE 8, 1981, S. 388-390. - Georg Steer: D. v. A. und Berthold von Regensburg. In: Albrecht Weber (Hrsg.): Handbuch der Literatur in Bayern. Regensburg 1987, S. 99-110. - Claudia Rüegg: D. v. A. Historische, theologische und philosophische Schwierigkeiten zu Beginn des Franziskanerordens in Deutschland. Bern u.a. 1989. - Kurt Ruh: Die Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2. München 1993, S. 524-537. Dedekind, Richard, * 6.10.1831 Braunschweig, t 12.2.1916 Braunschweig. D.s Vater, ein Jurist, war Prof. am Collegium Carolinum (Vorläufer des späteren Polytechnikums bzw. der TH) in Braunschweig. D. studierte dort von 1848 bis 1850, ehe er sich dem Studium der Mathematik in Göttingen zuwandte. Er wurde bei —»Gauß promoviert und habilitierte sich 1854 ebenfalls in Göttingen. Wissenschaftlich von Gustav Peter -> Dirichlet beraten, verbrachte D. die anschließenden Jahre als Privatdozent in Göttingen, ehe er 1858 als Prof. an das Polytechnikum in Zürich ging. Seit 1862 lehrte er am Polytechnikum bzw. an der TH Braunschweig, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1894. Von 1872 bis 1875 wirkte er als Direktor des Braunschweiger Polytechnikums. Große Verdienste erwarb sich D. auch bei der Herausgabe und Kommentierung der Werke von Carl Friedrich Gauß, Dirichlet und Bernhard Georg Friedrich —»Riemann. D., zugleich ein hervorragender akademischer Lehrer, hat äußerst scharfsinnige Abhandlungen geschrieben, insbesondere zur arithmetischen Theorie der algebraischen Zahlkörper endlichen Grades. Er prägte den Begriff „Zahlkörper" und fand den grundlegenden Satz, daß jedes Ideal in ein Produkt von endlich vielen Primidealen zerlegt werden kann. D. hatte bereits 1857/58 in Vorlesungen den abstrakten Gruppenbegriff verwendet und die Galoissche Gruppe als Automorphismengruppe des entsprechenden Normalkörpers verstanden. Damit wurde D. zu einem der

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Wegbereiter der modernen Algebra, wie sie zu Beginn des 20. Jh. auf axiomatischer Grundlage herausgearbeitet wurde. In der grundlegenden, bis in die Gegenwart neu aufgelegten Schrift Was sind und was sollen die Zahlen? (1888, 3 1911, 81960) gelang D. ein mengentheoretisch begründeter Aufbau der Theorie der natürlichen Zahlen, also ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Grundlagen der Mathematik. Überhaupt konnte D., im brieflichen Kontakt mit Georg —»Cantor, die anfangs heftig umstrittene Mengenlehre durch seine Forschungsergebnisse wesentlich unterstützen. Eine zweite, bereits 1872 publizierte Schrift Stetigkeit und irrationale Zahlen hatte die Theorie der irrationalen Zahlen auf sichere Grundlagen gestellt: Irrationale Zahlen werden als „Schnitte" im Bereich der rationalen Zahlen definiert. Übrigens hatten Karl Theodor Wilhelm Weierstraß (1860), Meray (1869) und Cantor (1872), wenn auch mit anderen Methoden und Begriffen, ebenfalls die Theorie der irrationalen Zahlen streng begründet. Alle diese Verfahren sind insofern mathematisch äquivalent, als sie eine genetische Erweiterung des Systems der rationalen Zahlen zum System der irrationalen Zahlen und damit zum System der reellen Zahlen gewährleisten. WEITERE WERKE: Gesammelte mathematische Werke. Braunschweig 1930-32. LITERATUR: E. Landau: R. D. In: Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche Mitteilungen 1917, S. 50-70. - Emmy Noether/Jean Cavailles (Hrsg.): Briefwechsel Cantor - D. Paris 1937. - O. Neumann: Zur Genesis der algebraischen Zahlentheorie. In: Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin, Leipzig 17 (1980), Heft l, S. 32-48 und Heft 2, S. 38-58. - Walter Purkert: Ein Manuskript D.s über Galois-Theorie. In: Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin, Leipzig, 13 (1976), Heft 2, S. 1-16. - W. Scharlau (Hrsg.): R. D. 1831 bis 1981. Braunschweig/Wiesbaden 1981. Hans Wußing Dedelley, Jakob, * 1691 Delley/Freiburg (Schweiz), t 28.6.1757 Ingolstadt. D. trat 1714 in die Gesellschaft Jesu ein, lehrte 1724-30 Philosophie in Freiburg (Schweiz) und wurde 1730 an der Univ. Ingolstadt Prof. der Logik, 1733 Prof. der Metaphysik. Später Rektor verschiedener Kollegien, leitete er u.a. 1748/49 das Jesuitenkollegium in Dillingen, 1749-52 dasjenige in Pruntrut. Sein Werk zur Logik, Summulae logicae (1730, 71751), fand weite Verbreitung. LITERATUR: Cornelia Jahn: D., J. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 81. Delff, (Heinrich Karl) Hugo, * 11.8.1840 Husum, t 6.11.1898Husum. D. studierte seit 1857 Philosophie und Theologie an den Universitäten Tübingen, München und Kiel (Promotion 1861) und kehrte anschließend in seine Geburtsstadt zurück. Er war Mitarbeiter, später Teilhaber und schließlich alleiniger Besitzer der Buchhandlung seines Bruders und widmete sich daneben philosophischer Schriftstellerei. D. orientierte sich an der Philosophie Franz von —»Baaders und an Dante. Er schrieb u. a. Grundlehren der philosophischen Wissenschaft (1869), Dante Alighieri und die göttliche Komödie. Eine Studie zur Geschichte der Philosophie und zur Philosophie der Geschichte (1870), Über den Weg, zum Wissen und zur Gewißheit zu gelangen (1882), Die Hauptprobleme der Philosophie und Religion (1886) und Philosophie des Gemüts. Begründung und Umriß der Weltanschauung des sittlich-religiösen Idealismus (1893). WEITERE WERKE: Ideen zu einer philosophischen Wissenschaft des Geistes und der Natur. Husum 1865. - Die Idee

Dennert der göttlichen Komödie. Leipzig 1871. - Welt und Weltzeiten. Eine Philosophie des Lebendigen und der That. 2 Bde., 1872. - Cultur und Religion. Die Entwicklung des humanen Bewußtseins historisch und philosophisch betrachtet. Gotha 1875. - Grundzüge der Entwicklungsgeschichte der Religion. Leipzig 1883, 2 I886. LITERATUR: Johann Saß: D. In: ADB 5, 1877, S. 643-648. Dempf, Alois, * 2.1.1891 Altomünster, t 15.11.1982 Eggstätt / Chiemsee. D., Sohn eines Posthalters, bildete sich zunächst zum Mediziner aus und praktizierte während des Ersten Weltkriegs. Anschließend studierte er Philosophie an den Universitäten Innsbruck, München und Kiel, wurde 1921 promoviert (Der Wertgedanke in der aristotelischen Ethik und Politik), habilitierte sich 1926 an der Univ. Bonn (Dax Unendliche in der mittelalterlichen Metaphysik und in der Kantischen Dialektik) und wurde dort 1930 a. o. Professor. Er trat mit antinationalsozialistischen Publikationen an die Öffentlichkeit, die eine Berufung an einen deutschen Lehrstuhl verhinderten, wurde 1937 o. Prof. an der Univ. Wien und war 1938-45 suspendiert. 1949 wurde er o. Prof. an der Univ. München. D. hielt nach seiner Emeritierung 1956 noch jahrelang Vorlesungen über mittelalterliche Wissenssoziologie, als deren Begründer er gilt. Seit 1950 war er Mitglied der Bayerischen, seit 1958 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1950-60 gab er das „Philosophische Jahrbuch" der Görres-Gesellschaft heraus. D. versuchte in seinen Analysen mittelalterlicher und patristischer Philosophie eine Synthese von philosophischer Anthropologie, Soziologie und vergleichender Philosophiegeschichte vom thomistischen Standpunkt aus. Er veröffentlichte u. a. Die Hauptform mittelalterlicher Weltanschauung. Eine geisteswissenschaftliche Studie über die Summe (1925), Sacrum Imperium. Geschieht!- und Staatsphilosophie des Miltelalters und der politischen Renaissance (1929, 41973), Religionsphilosophie (1937), Selbstkritik der Philosophie und vergleichende Philosophiegeschichte im Umriß (1947), Theoretische Anthropologie (1950), Kritik der historischen Vernunft (1957), Geistesgeschichte der altchristlichen Kultur (1964), Religionssoziologie der Christenheit (1972) und Metaphysik. Versuch einer problemgeschichtlichen Synthese (1986, mit Christa Dempf-Dulckeit). WEITERE WERKE: Weltgeschichte als Tat und Gemeinschaft. Eine vergleichende Kulturphilosophie. Halle 1924. Ethik des Mittelalters. München 1927. Nachdruck der Ausgabe 1931, Darmstadt 1971. - Metaphysik des Mittelalters. München 1930. - Kulturphilosophie. München 1932. Görres spricht zu unserer Zeit. Der Denker und sein Werk. Freiburg 1933. - Meister Eckhart. Eine Einführung in sein Werk. Leipzig 1934, 21960. - Kierkegaards Folgen. Leipzig 1935. - Christliche Staatsphilosophie in Spanien. Salzburg 1937. - Christliche Philosophie. Der Mensch zwischen Gott und Welt. Bonn 1938, 21952. - Philosophie als Forschung und Synthese. München 1954. - Die Einheit der Wissenschaft. Stuttgart 1955,21962. - Die Weltidee. Einsiedeln 1955. - Weltordnung und Heilsgeschichte. Einsiedeln 1958. - A. D. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. l. Hamburg 1975, S. 37-79. LITERATUR: Philosophie viva. Festschrift für A. D. Freiburg/ Breisgau 1960 (= Philosophisches Jahrbuch 68). - Friedrich Mordstein: Die Philosophie des dialektischen Realismus. A. D. zum 80. Geburtstag. In: Philosophisches Jahrbuch 78 (1971) S. 134-144. - Hermann Krings: A. D. Ein Nachruf. In: Philosophisches Jahrbuch 90 (1983) S. 225-229. - Siegfried Battisti: A. D. (1891-1982). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorf-

fer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 226-232. - Vincent Berning/ Hans Meier (Hrsg.): A. D. (1891-1982). Philosoph, Kulturtheoretiker, Prophet gegen den Nationalsozialismus. Weissenhorn 1992. Denker, Rolf, * 20.6.1932 Bielefeld, t 23.11.1999 Tübingen. Zum Verlagsbuchhändler ausgebildet, studierte D. Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik in Bonn und Tübingen, wurde 1961 zum Dr. phil. promoviert (Natur als Gegenstand der Malerei. Ein vergleichende Vergegenwärtigung kunstphilosophischer Gedanken Kants und kunsttheoretischer Gedanken Goethes) und schloß ein Studium der Psychoanalyse an. 1962-64 arbeitete er am Goethe-Wörterbuch mit, war am Philosophischen Seminar der Univ. Tübingen tätig, habilitierte sich dort 1979, lehrte 1985-92 als apl. Prof. der Philosophie und psychoanalytischen Theorie und wurde dann Leiter eines privaten Anna-Freud-Instituts für angewandte Psychoanalyse und praktische Philosophie in Tübingen. D. beschäftigte sich insbesondere mit der Philosophie der Aufklärung und mit Psychoanalyse. Er veröffentlichte u.a. Aufklärung über Aggression (1966, 51975) Individualismus und mündige Gesellschaft (1967), Grenzen liberaler Aufklärung (1968), Angst und Aggression (1974), Selbst-Bild als Fremdentwurf. Aufsätze zur Philosophie von Kant bis Bloch (1985), Hiob oder die Schwere des Glücks (1990) und Anna Freud zur Einführung (1995). Dennert, Eberhard, Pseud. G. Hein, * 31.7. 1861 Pützerlin bei Stargard, t 18.6.1942 Bad Godesberg. Der Sohn eines Pfarrers studierte Naturwissenschaften an den Universitäten Marburg und Bonn und war 1885-88 Assistent A. Wigands und K. Goebels am Botanischen Institut in Marburg. 1888 ging D. als naturwissenschaftlicher und medizinischer Redakteur bei der Deutschen Enzyklopädie nach Rudolstadt und war 1889-1907 Lehrer und Heimerzieher am Evangelischen Pädagogium in Bad Godesberg. Er befaßte sich als populärer Schriftsteller und Vortragsredner zunächst mit Grundfragen der Naturwissenschaft sowie mit allgemeinen Bildungszielen (Dennerts Volks-UniversalLexikon, 3 Bde., 1898-1900; 2 Bde., 21902/03, 31910) und wandte sich später der christlichen Apologetik zu. D. war ein leidenschaftlicher Gegner Ernst -»Haeckels und seiner Naturphilosophie, gründete 1907 als Reaktion auf Haeckels 1906 ins Leben gerufenen „Deutschen Monistenbund" den „Keplerbund zur Förderung der Naturerkenntnis" und wurde 1908 dessen wissenschaftlicher Leiter. Er verfaßte 94 Bücher, mehr als 3000 Flugschriften und Zeitschriftenaufsätze, gab vier Zeitschriften (u.a. „Unsere Welt", „Für Naturfreunde") heraus, baute den „Naturwissenschaftlichen Verlag" auf und hielt Kurse und Vorlesungen. Er veröffentlichte u.a. Naturgesetz, Zufall, Vorsehung! (1906, I0 1913), Der Staat als lebendiger Organismus. Biologische Betrachtungen zum Aufbau der neuen Zeit (1920, 21922), Vom Untergang der Kulturen zum Aufstieg der Menschheit. Betrachtungen über die Grundgesetze einer Kulturbiologie (1921), Das geistige Erwachen des Urmenschen. Eine vergleichendexperimentelle Untersuchung über die Entstehung von Technik und Kunst (1929), Die Krisis der Gegenwart und die kommende Kultur. Eine Einführung in die Geschichtsphilosophie (1929) und Hindurch zum Licht! Erinnerungen aus einem Leben der Arbeit und des Kampfes (1937). WEITERE WERKE: Die Religion der Naturforscher. Wider eine Lüge des materialistischen Sozialismus. Breslau 1895, 9 1825. - Weltbild und Weltanschauung. Zur Verständigung über das Verhältnis der freien Naturforschung zum Glauben. Hamburg 1900, 91909. - Fechner als Naturphilosoph und Christ. Ein Beitrag zur Kritik des Pantheismus. Gütersloh

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Derbolav 1902. - Die Weltanschauung des modernen Naturforschers. Stuttgart 1907. - Ist Gott tot? Gott - Welt - Mensch. Drei Fragen der Weltanschauung, naturwissenschaftlich betrachtet. Halle 1908, 81922. - Das Weltbild im Wandel der Zeit. Hamburg 1909. - Wesen und Recht der Kausalität. Godesberg 1913. - Lindseys Kameradschaftsehe, biologisch und ethisch geprüft. Leipzig U21929. - Geheiligte Natur- und Lebensanschauung. Leipzig 1930. LITERATUR: Bernhard Bavink: E. D. 70. Jahre alt. In: Unsere Welt 23 (1931) S. 193 ff. - Wandlungen und Fortschritte in Wissenschaft und Weltanschauung. Beiträge zum Geistesleben der Gegenwart. E. D. zum 31. Juli 1931 gewidmet. Hrsg. v. Wolfgang Dennert. Leipzig 1931. - Olaf Seile: Antidarwinismus und Biologismus. Naturwissenschaftliche Weltanschauung und Politik im Werk E. D.s (1861-1942). Husum 1986. Derbolav, Josef, * 24.3.1912 Wien, t 14.7.1987 Bonn. D. studierte 1930-36 an der Univ. Wien Pädagogik, klassische Philologie und Philosophie (Promotion 1935), war Mittelschullehrer und Prof. an der Lehrerbildungsanstalt in Krems, seit 1951 a. o. Prof. der Pädagogik an der Univ. Saarbrücken, habilitierte sich 1953 an der Univ. Wien und war 1955-87 o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. Bonn. D. beschäftigte sich u. a. mit der Philosophie Platons (Erkenntnis und Entscheidung. Philosophie der geistigen Aneignung in ihrem Ursprung bei Platon, 1954; Platons Sprachphilosophie im Kratylos und in den späteren Schriften, 1972; Von den Bedingungen gerechter Herrschaft, Studien zu Platon und Aristoteles, 1980), vor allem aber mit der Pädagogik, die er als philosophische, aus Prinzipien begründete Wissenschaft verstand. Er veröffentlichte u. a. Die gegenwärtige Situation des Wissens von der Erziehung (1956), Wesen und Formen der Gymnasialbildung (1957), Systematische Perspektiven der Pädagogik (1971), Pädagogik und Politik. Eine systematisch-kritische Analyse ihrer Beziehungen (1975), Fehlentwicklungen...? Kritische Streifzüge durch die politisch-pädagogische Landschaft der Bundesrepublik Deutschland (1984) und Grundriß einer Gesamtpädagogik (postum 1987, hrsg. von Bruno H. Reifenrath). Seit 1969 war D. korrespondierendes Mitglied der Accademia Peloritana dei Perivolanti in Messina, seit 1980 der Österreichischen Akademie der Wissenschaft. WEITERE WERKE: Der Dialog „Kratylos" im Rahmen der platonischen Sprach- und Erkenntnisphilosophie. Saarbrücken 1953. - Impulse europäischer Geistesgeschichte. Hrsg. v. Dietrich Benner, Wolf-Dietrich SchmiedKowarzik und Lothar Wigger. Sankt Augustin 1987. LITERATUR: Aspekte und Probleme einer pädagogischen Handlungswissenschaft. Festschrift für J. D. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Dietrich Benner. Kastellaun 1977 (mit Bibliographie). - Philosophische Elemente der Tradition des politischen Denkens. J. D. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Erich Heintel. Wien 1979. - Siegfried Kross u.a.: In memoriam J. D. Reden gehalten [...] bei der Gedenkfeier [...]. Bonn 1989. - Max Müller: Pädagogik und Erziehungswissenschaft. Der praxeologische Übergang bei D. Bern u.a. 1995. Des Bosses, Bartholomäus, * 29.8. 1668 Herford, t 17.4. 1738 Köln. Seit 1686 Jesuit, lehrte Des B. Theologie am Collegium in Hildesheim, 1709-11 Mathematik in Köln, anschließend in Paderborn und kehrte 1713 nach Köln zurück. Seit einem Besuch bei Gottfried Wilhelm -» Leibniz 1706 in Hannover führten beide einen umfangreichen gelehrten Briefwechsel zu philosophischen und theologischen Fragen. Des B. veröffentlichte u. a. G. G. Leibnitii Tentamina Theodiceae de bonitate Dei, Übertäte hominis, et origine mali, Laune versa, et notationibus illustrata (1719).

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Dessauer, Friedrich, * 19.7.1881 Aschaffenburg, t 16.2.1963 Frankfurt/Main. Der Sohn eines Industriellen gründete während seiner naturwissenschaftlichen Studien in München und Darmstadt ein Labor für Forschung und Apparatebau, aus dem sich 1907 die Vereinigten Elektrotechnischen Institute in Frankfurt/Main (Veifa-Werke) entwickelten, deren erster Direktor er war. Seit 1920 Prof. an der Univ. Frankfurt/Main, wurde er 1922 Lehrstuhlinhaber und Direktor des für ihn errichteten Instituts für Biophysik. Hier wurde er um 1922 mit seinen Arbeiten zum Wirkungsmechanismus von Röntgenstrahlen bei ihrer Einwirkung auf biologische Substanzen und Vorgänge zum Begründer der Quantenbiologie (Quantenbiologie, 1954). D. war 1924-33 als Zentrumsabgeordneter Mitglied des Reichstags sowie wirtschaftspolitischer Berater des Reichskanzlers Heinrich Brüning und trat als Mitinhaber der Frankfurter „Rhein-Mainischen Volkszeitung" frühzeitig gegen den Nationalsozialismus auf. 1933 zur Aufgabe seines Lehrstuhls gezwungen, inhaftiert und seines Vermögens beraubt, übernahm er 1934 den Lehrstuhl für Radiologie und Biophysik an der Univ. Istanbul und wurde 1937 Leiter des Physikalischen Instituts an der Univ. Freiburg (Schweiz). 1953 kehrte er an die Univ. Frankfurt/Main zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius für Physikalische Grundlagen der Medizin. D. gilt als Pionier der Röntgenmedizin und der Strahlenbiophysik, trieb die Entwicklung der Röntgentechnik entscheidend voran und förderte die Röntgenkinematographie, mit der ihm erstmals 1909/10 Aufnahmen des schlagenden Herzens gelangen. Seine Untersuchungen der Dosisverteilung bildeten die Grundlage der Tiefentherapie zur Behandlung tiefliegender Tumoren. Daneben beschäftigte sich D. seit Beginn seiner Forschertätigkeit mit politischen und philosophischen Fragen, u. a. mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Philosophie (Wissen und Bekenntnis, 1944). Er verfaßte auch belletristische, historische und biographische Schriften sowie die Autobiographie Kontrapunkt eines Forscherlebens (1962). WEITERE WERKE: Leben, Natur, Religion. Das Problem der transzendenten Wirklichkeit. Bonn 1924. - Bedeutung und Aufgabe der Technik beim Wiederaufbau des Deutschen Reiches. Berlin 1926. - Philosophie der Technik. Das Problem der Realisierung. Bonn 1927, 31933. Neubearbeitete Ausg.: Streit um die Technik. Frankfurt/Main 1956. - Religion im Lichte der heutigen Naturwissenschaft. Frankfurt/Main 1950. - Was ist der Mensch? Die 4 Fragen des Immanuel Kant. Frankfurt/Main 1959. - Durch die Tore der neuen Zeit. Göttingen 1961. LITERATUR: Martin Goes: F. D. 1881-1963. Zur Person und zu seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten aus Amt und Vaterland. Aschaffenburg 1995. Dessoir, Max, * 8.2. 1867 Berlin, t 19.7. 1947 Königstein/Taunus. Der Sohn eines Schauspielers studierte an den Universitäten Berlin und Würzburg Philosophie (Promotion 1889 bei —> Dilthey aufgrund der Arbeit Karl Philipp Moritz als Aesthetiker) und Medizin (Promotion 1890). In Berlin befreundete er sich mit Gerhart Hauptmann, Max Reger und Max Reinhardt. 1892 habilitierte sich D. für Philosophie an der Univ. Berlin und wurde dort 1897 a.o., 1920 o.Prof. der Philosophie und Ästhetik. 1906 begründete er die „Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft", 1909 die Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft. 1906 erschien sein Werk Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft (2., stark veränderte Aufl., 1923). D. beschäftigte sich mit dem Grenzgebiet zwischen Psychologie und Physiologie sowie mit okkulten Erscheinungen und führte den Ausdruck Parapsychologie ein (Vom Jenseits der Seele. Die Geheimwissenschaften in kritischer Be-

Deutinger trachtung, 1917, 61931). Er verfaßte populäre Schriften und war u. a. Jurymitglied öffentlicher Wettbewerbe, Kulturbeirat der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft und Vorstandsmitglied der Berliner Volkshochschule. 1925 gab er ein zweibändiges Lehrbuch der Philosophie sowie Der Okkultismus in Urkunden (2 Bde.) heraus. Die Nationalsozialisten verboten D. 1934 die Herausgabe der Zeitschrift, entfernten ihn später aus dem Lehrkörper der Berliner Univ. und untersagten ihm jegliche öffentliche Betätigung. Er verließ 1943 Berlin und zog nach Kronberg. Seine Autobiographie erschien unter dem Titel Buch der Erinnerung (1946, 21947). WEITERE WERKE: Bibliographie des modernen Hypnotismus. Berlin 1888. - Das Doppel-Ich. Leipzig 1890,21896. Geschichte der neueren deutschen Psychologie. Bd. l: Von Leibniz bis Kant. Berlin 1894. 2., völlig umgearbeitete Aufl. 1902, 31910. - Shakespeare und Nietzsche. Stuttgart 1897. - Abriß einer Geschichte der Psychologie. Heidelberg 1911. - Kant und die Psychologie. In: Kant-Studien 29 (1924) S. 98-120. - Beiträge zu einer allgemeinen Kunstwissenschaft. Stuttgart 1929. - Einleitung in die Philosophie. Stuttgart 1936,21946. - Das Ich, der Traum, der Tod. Stuttgart 1947, 2 1951. LITERATUR: Gertrud Jung: Die Schriften von M. D. in Auswahl. In: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 2l (1927) S. 396-398. - Christian Herrmann: M. D. Mensch und Werk. Stuttgart 1929 (mit Bibliographie). - Thomas Munro: Foreword. In: M. D. Aesthetics and Theory of Art. Detroit, Mich. 1970. - Wolfhart Henckmann: Über ein Wort D.s zum Verhältnis zwischen Kunsterfahrung und Kunstwissenschaft. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Wege zur Kunst und zum Menschen. Festschrift für Heinrich Lützelerzum 85. Geburtstag. Bonn 1987, S. 171-181. Deubler, Konrad, * 26.11.1814 Goisern (Oberösterreich), t 31.3. 1884 Primesberg bei Goisern (Oberösterreich). D. wurde 1832 Müller, später Gastwirt und schließlich Bauer, eignete sich autodidaktisch die Ideen der Aufklärung und des Materialismus an, setzte sich in kleinen Zirkeln für Glaubens- und Pressefreiheit ein und verbreitete in Wort und Schrift als einflußreicher „Bauernphilosoph" seine liberalistischen und republikanischen Erkenntnisse. 1853 des Hochverrats, der Religionsstörung und der Verbreitung verbotener religiöser, politischer und philosophischer Schriften angeklagt, wurde er zunächst freigesprochen, schließlich jedoch zu zwei Jahren schweren Kerkers verurteilt. 1864 rehabilitiert, lebte er als Bäcker, Wirt und Bürgermeister in Goisern. Auf seinen Reisen vor allem durch Deutschland trat er in Kontakt mit zahlreichen gelehrten Zeitgenossen wie Ernst —> Haeckel, Ludwig —»Büchner, Eugen —»Dühring, Karl Julius —»Duboc, Carl —»Vogt und Ludwig -»Feuerbach. D.s 1846 erworbenes Almhaus auf dem Primesberg wurde zu einem vielbesuchten geistigen Zentrum. Seine Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen (2 Bde., 1886) gab Arnold Dodel postum heraus. Deussen, Paul (Jakob), * 7. 1. 1845 Oberdreis bei Neuwied, t 6.7. 1919 Kiel. Seit der Schulzeit an der Landesschule Pforta mit -> Nietzsche befreundet, studierte D. 1864-69 Theologie, Philosophie, klassische Philologie und Sanskrit an den Universitäten Bonn, Tübingen und Berlin, war anschließend im Schuldienst tätig und seit 1872 Hauslehrer und Erzieher in Genf. 1873 habilitierte er sich an der dortigen Univ., hielt philosophische Vorlesungen und begründete das Studium des Sanskrit. D. wurde 1881 Privatdozent, 1887 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Berlin, wechselte 1889 als Ordinarius an die Univ. Kiel und unternahm zahlreiche Reisen nach Griechenland, Spanien, Ägypten und Indien

(1892). Als Grundlage seines philosophischen Denkens verstand D. die Philosophie -»Schopenhauers. 1911 rief er die Schopenhauer-Gesellschaft ins Leben, deren Jahrbücher er bis zu seinem Tod herausgab, und betreute den Beginn der Edition der historisch-kritischen Schopenhauer-Ausgabe (1911 ff.). In seinen Arbeiten Das System des Vedänta (1883, 3 1920) und Die Sütra's der Vedänta (1887) interpretierte er den Monismus des Vedänta als Anfang einer Gedankenreihe, die über den Platonismus und das Christentum bis zu Kant und Schopenhauer führt. D.s Hauptwerk ist eine Allgemeine Geschichte der Philosophie (6 Bde., 1894-1917), in der er der indischen und der europäischen Philosophie bis Schopenhauer je drei Bände widmete. Seine Autobiographie Mein Leben erschien postum 1922. WEITERE WERKE: Die Elemente der Metaphysik. Aachen 1877. Leipzig 7 1921. - Der kategorische Imperativ. Kiel 1891. - Jakob Böhme. Über sein Leben und seine Philosophie. Kiel 1897. Leipzig '1922. - Erinnerungen an Friedrich Nietzsche. Leipzig 1901. - Erinnerungen an Indien. Kiel 1904. - Vedänta und Platonismus im Lichte der Kantischen Philosophie. Berlin 1904, 21922. - Outlines of Indian Philosophy, with an Appendix on the Philosophy of the Vedänta in its Relations to Occidental Metaphysics. Berlin 1907. LITERATUR: Heinrich Scholz: P. D. t. In: Kant-Studien 24 (1919/20) S. 304-317. - Franz Mockrauer: P. D. als Mensch und Philosoph. In: Neuntes Jahrbuch der SchopenhauerGesellschaft für das Jahr 1920, S. 1-84. - Alexius Meinong: P. D. In: Almanach der Akademie der Wissenschaften in Wien 70 (1920), S. 242-254. - Gustav Schneider: Das Subjekt des Erkennens bei Schopenhauer und die Weiterbildung des Problems bei D. und Eduard von Hartmann. In: Elftes Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft für das Jahr 1922, S. 32-55. - Reinhart Biernatzki: Kants Erkenntnislehre in ihrem Zusammenhang mit den Hauptwerten der Religion nach P. D. Hamburg 1926. - Indologie. In: Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft 18 (1931) S. 246-254. - Peter Hacker: Schopenhauer und die Ethik des Neuhinduismus. In: Saeculum 12 (1961) S. 366-399. Deutinger, Martin, * 24.3. 1815 Schachten bei Langenpreising (Oberbayern), t 9.9. 1864 Bad Pfäfers (Schweiz). Der Sohn eines Müllers studierte in Dillingen und München, wurde 1837 zum Priester geweiht und habilitierte sich ohne Promotion 1841 für Philosophie. 1844 verlieh ihm die Univ. Würzburg den theologischen Doktortitel. 1846 folgte er einem Ruf als a. o. Prof. der Philosophie an die Univ. München, wurde aber 1848 im Zusammenhang mit der Affäre um Lola Montez seines Amts enthoben und nach Dillingen versetzt. Seit 1852 auf eigenen Wunsch hin im Ruhestand, ließ sich D. in München nieder, wo er seit 1858 Universitätsprediger war. In der Absicht, eine umfassende, illustrierte Kunstgeschichte zu verfassen, unternahm er ausgedehnte Kunstreisen und nahm den Bestand beinahe aller europäischen Galerien auf, nachdem er 1850 die Photographic erlernt hatte. Als Philosoph entwickelte er die Lehre Franz von —»Baaders weiter, führte den freien Willen als christliches Erkenntnisprinzip ein und grenzte sich dadurch vom Idealismus und der Neuscholastik ab. D. begründete 1850 „Siloah. Zeitschrift für religiösen Fortschritt inner der Kirche". Neben seinem Hauptwerk Grundlinien einer positiven Philosophie ah vorlaufiger Versuch einer Zurückfiihrung aller Theile der Philosophie auf christliche Principien (7 Tie., 1843-53) veröffentlichte er zahlreiche philosophische, theologische und kunsthistorische Arbeiten, u.a. Die Denklehre (1844), Bilder des Geistes in Kunst und Natur (4 Bde., 1846-66), Der Geist der christlichen Überlieferung (2 Bde., 1850/51) Das Reich Gottes nach dem Apostel Johannes (3 Bde., 1861-67, neu hrsg. von F. Zimmer, 1934) undRenan und das Wunder. Ein Beitrag zur christlichen Apologetik (1864).

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Diels WEITERE WERKE: Die organische Entwicklung der Philosophie in der Geschichte. Dillingen 1851. - Das Princip der neueren Philosophie und die christliche Wissenschaft. Regensburg 1857. Nachdruck Regensburg 1967. - Beitrag zur Lösung der neu angeregten Streitfrage über das Verhältnis der Philosophie und Theologie. Augsburg 1861. - Über das Verhältnis der Poesie zur Religion. Augsburg 1861. Neu hrsg. v. Carl Muth. Kempten 1915. - Der gegenwärtige Zustand der deutschen Philosophie. Hrsg. v. Lorenz Kastner. München 1866. - Werke. Hrsg. v. Heinrich Fels. München 1938. LITERATUR: Lorenz Kastner: M. D.s Leben und Schriften. Beitrag zur Reform der Philosophie und Theologie. Bd. 1. München 1875. - Max Ettlinger: Die Ästhetik M. D.s in ihrem Werden, Wesen und Wirken. Kempten u.a. 1914. Franz Wiedmann: Die Ästhetik M. D.s. In: Philosophisches Jahrbuch 71 (1963/64) S. 82-101. - Wolfhart Henckmann: Das Wesen der Kunst in der Ästhetik M. D.s. München 1966 (mit WerkVerzeichnis). - Walter Mixa: Das Werden der Person durch Glaube, Hoffnung und Liebe nach M. D. Essen 1981. - Franz Wiedemann: M. D. Leben und Werk. Graz u. a. 1971. - Stephan Berger: Zur Grundlegung einer Theologie der Subjektivität. M. D.s philosophisch-theologische Subjekttheorie. Frankfurt/Main u.a. 1985 (mit Bibliographie). Bernhard Braun: M. D. (1815-1864). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 285-305. Diels, Hermann (Alexander), * 18.5.1848 Biebrich (heute zu Wiesbaden), t 4.6.1922 Berlin. D., Sohn eines Bahnhofsverwalters, studierte in Berlin und Bonn klassische Philologie sowie Philosophie, wurde 1870 promoviert (De Galeni Historic» philosophia) und war zunächst als Gymnasiallehrer tätig. Seit 1881 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, wurde er 1882 a. o. Prof. an der dortigen Univ., 1886 o. Professor. 1895 wurde er als Nachfolger Theodor Mommsens ständiger Sekretär der Philosophisch-historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften. Seine zahlreichen, auf vielen Gebieten grundlegenden Untersuchungen im Bereich der antiken Medizin und Philosophie machten D. weithin bekannt. Zu seinen Hauptwerken gehört die kritische Edition der Fragmente der Vorsokratiker (1903, 81957). 1901 gab er Poetarum philosophorum fragmenta heraus. WEITERE WERKE: Doxographi graeci. Berlin 1879,21929. Elementum. Eine Vorarbeit zum griechischen und lateinischen Thesaurus. Leipzig 1899. - Antike Technik. Leipzig 1914, M919. Nachdruck Osnabrück 1965. LITERATUR: Otto Kern: H. D. und Carl Robert. Ein biographischer Versuch. Leipzig 1927. - H. D., Hermann Usener, Eduard Zeller: Briefwechsel. Hrsg. v. Dietrich Ehlers. 2 Bde., Berlin 1992. - Philology and philosophy. The letters of H. D. to Theodor and Heinrich Gomperz (1871-1922). Ed. by Maximilian Braun. Hildesheim 1995. „Lieber Prinz". Der Briefwechsel zwischen H. D. und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1869-1921). Hrsg. und eingeleitet v. Maximilian Braun. Hildesheim 1995. - William M. Calder: H. D. (1848-1922) et la science de l'antiquiti. Geneve 1999. Diemer, Alwin, * 16.4.1920 Eisenberg (Pfalz), t 25.12. 1986 Düsseldorf. D. studierte an den Universitäten Erlangen, München und Heidelberg zunächst Theologie, wandte sich dann aber der Medizin und Philosophie zu. 1947 wurde er in Heidelberg zum Dr. med. (Zum Problem des Blutabbaus) und 1950 in Mainz zum Dr. phil. (Das Problem des Unbewußten in seiner geschichtlichen Entwicklung) promoviert. D. war Schüler von Fritz Joachim -»Rintelen, habilitierte sich 1954

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an der Univ. Mainz mit der Schrift Edmund Husserl. Versuch einer systematischen Darstellung seiner Phänomenologie (1956, 21965), wurde dort 1959 apl. Prof. der Philosophie und war von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1985 o. Prof. in Düsseldorf. D. machte sich vor allen Dingen durch seine begriffsanalytische Behandlung wissenschaftstheoretischer Fragestellungen verdient. 1970 gehörte er zu den Begründern der „Zeitschrift für allgemeine Wissenschafstheorie". Er befaßte sich auch mit der Dokumentation von Philosophie mit Hilfe moderner Datenverarbeitung (Computer. Medium der Informationsverarbeitung, 1972). 1978 wurde D. Präsident der F£de~ration Internationale des Societes de Philosophie und nach fünfjähriger Amtszeit ihr Ehrenpräsident. Er veröffentlichte u.a. Einführung in die Ontotogie (1959), Grundriß der Philosophie (2 Bde., 1962-64), Elementarkurs Philosophie. Dialektik (1976), Hermeneutik (1977) und Philosophische Anthropologie (1978). Zusammen mit Ivo Frenzel gab D. Das Fischer Lexikon Philosophie (1958) heraus. WEITERE WERKE: Was heißt Wissenschaft? Meisenheim/ Glan 1964. LITERATUR: Lutz Geldsetzer/Gert König: A. D. (1920 bis 1986). In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie/ Journal for General Philosophy of Science 18 (1987) S. 1-21 und 355-359 (Bibliographie). - Ulrike Hinke-Dörnemann (Hrsg.): Die Philosophie in der modernen Welt. Gedenkschrift für Prof. Dr. med. Dr. phil. A. D. 2 Bde., Frankfurt/ Main u. a. 1988. Dietrich von Freiberg, auch Theodoricus Teutonicus de Vriberg, * um 1240, t um 1320. D. versah zunächst das Amt des Lesemeisters am Dominikanerkloster zu Freiberg in Sachsen, wurde um 1276 zur weiteren Ausbildung nach Paris gesandt und dort, nach seiner Amtszeit als Provinzial der deutschen Ordensprovinz 1293-96, 1297 zum Magister der Theologie promoviert. Seit 1310 Definitor oder Elektor am Generalkapitel, war er seit 1310 Vikar der oberdeutschen Provinz Teutonia. D. verfaßte zahlreiche Schriften zur Naturphilosophie, Logik, Erkenntnistheorie, Metaphysik und Theologie, u. a. De origine rerum praedicamentalium (entstanden um 1280), De animatione caeli (entstanden um 1290), De intellectu et intellibili (um 1296), De ente et essentia (um 1297), De natura et proprietate continuorum (um 1298). Im Gegensatz zu Thomas von Aquin verstärkte er die von -»Albertus Magnus vertretene Tendenz der Trennung von Philosophie und Theologie und die Stützung der Naturforschung auf selbständige Experimente. In seiner Abhandlung De iride et radialibus et impressionibus (nach 1304) gelang ihm als erstem die bis heute gültige Erklärung des Regenbogens. D. veränderte das Selbstverständnis der Philosophie, die er als konsequentes Wissen der Vernunft von sich selbst, von Gott, den sie in sich als ihr Prinzip findet, und von der Natur verstand. Seine frühen Schriften (u.a. Tractatus de visione beatifica, Tractatus de accidentibus) sind geprägt durch Einflüsse aus der averroistisehen Problematik und zeichnen sich durch ihr erkenntnistheoretisches Interesse aus. D. versuchte mit Hilfe der Lehre der Scheidung zwischen „willentlicher" und „natürlicher" Providenz die Bereiche der Theologie und der Philosophie voneinander zu trennen, um die Möglichkeiten einer autonomen wissenschaftlichen und philosophischen Forschung zu gewährleisten. WERKE: Opera omnia. Veröffentlicht unter der Leitung von Kurt Flasch. 4 Bde., Hamburg 1977-85 (mit Einleitung und Bibliographie). - Abhandlung über die Akzidentien. Lateinisch-deutsch. Auf der Grundlage des Textes der kritischen Ausgabe von Maria Rita Pagnoni-Sturlese übersetzt von Burkhard Mojsisch. Hamburg 1994.

Dilthey LITERATUR: Engelbert Krebs: Meister D. (Theodoricus Teutonicus de Vriberg). Sein Leben, seine Werke, seine Wissenschaft. Münster 1906. - Kurt Flasch: Kennt die mittelalterliche Philosophie die konstitutive Funktion des menschlichen Denkens? Eine Untersuchung zu D. v. F. In: Kant-Studien 63 (1972) S. 182-206. - Burkhard Mojsisch: Die Theorie des Intellekts bei D. v. F. Hamburg 1977. - Loris Sturlese: D. v. F. In: VL 2, 1980, Sp. 127-135. - Loris Sturlese: Dokumente und Forschungen zu Leben und Werk D.s v. F. Hamburg 1984. - Ruedi Imbach: Metaphysik, Theologie und Politik. Zur Diskussion zwischen Nikolaus von Straßburg und D. v. F. über die Abtrennbarkeit der Akzidentien. In: Theologie und Philosophie 61 (1986) S. 359-395. - Nikiaus Largier: Zeit, Zeitlichkeit, Ewigkeit. Ein Aufriß des Zeitproblems bei D. v. F. und Meister Eckhart. Bern 1989. D. v. F. Neue Perspektiven seiner Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft. Freiberger Symposion, 10.-13. März 1997. Hrsg. v. Karl-Hermann Kandler/Burkhard Mojsisch/ Franz-Bernhard Stammkötter. Amsterdam u. a. 1999. Dietrich, Otto, * 31.8.1897 Essen, t 22.11.1952 Düsseldorf. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte D. in München, Frankfurt/Main und Freiburg/Breisgau politische Wissenschaften und wurde 1921 promoviert (Georg Simmei und seine Bedeutung für die Nationalökonomie). Zunächst wissenschaftlicher Assistent der Essener Handelskammer, wandte er sich dem Journalismus zu und wurde 1928 Leiter des Handelsteils der deutschnationalen „MünchenAugsburger Abendzeitung", 1931 stellvertretender Chefredakteur der „Essener-National-Zeitung". Seit demselben Jahr Pressechef der NSDAP, seit 1932 Reichsleiter der NSDAP und Mitglied der SS, hatte er 1933 als Vizepräsident der Reichspressekammer Anteil an der Gleichschaltung der Presse. 1938-45 war D. Pressechef der Reichsregierung, Staatssekretär im Propagandaministerium und Präsident der Reichspressekammer. 1945 verhaftet, wurde er im „Wilhelmstraßenprozeß" 1949 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, 1950 jedoch entlassen. Mit seinen Versuchen, den Nationalsozialismus philosophisch zu fundieren (Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus, 1935; Revolution des Denkens, 1939, 21943; Die geistigen Grundlagen des neuen Europa, 1941) stieß D. vor allem bei Alfred Rosenberg auf Ablehnung. Zu seinen Veröffentlichungen gehören ferner Mit Hitler in die Macht (1934, 351944) und Zwölf Jahre mit Hitler (postum 1955). Dietzgen, Josef, * 9.12.1828 Blankenberg/Sieg, t 15.4.1888 Chicago. D., Sohn eines Rotgerbers, erlernte 1845-49 das Lohgerberhandwerk. Autodidaktisch eignete er sich Fremdsprachen und philosophische Kenntnisse an, besonders Aristoteles, -4Kant und —»Fichte. 1848 nahm er an der revolutionären Bewegung in Uckerath teil. 1849-51 und - nach dem wirtschaftlichen Mißerfolg einer 1853 eröffneten Kolonialwarenhandlung - 1859-61 hielt er sich in den USA auf, wo er sich als Gerber, Schildermaler und Lehrer durchschlug, beschäftigte sich publizistisch mit der Sklavenfrage und hatte engen Kontakt zu Friedrich Adolf Sorge. 1864-68 war D. technischer Leiter der staatlichen Wladimirischen Gerberei in St. Petersburg und schrieb unter dem Eindruck des ersten Bandes des Kapitals von Karl —»Marx sein Hauptwerk Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit. Dargestellt von einem Handarbeiter. Eine abermalige Kritik der reinen praktischen Vernunft (1869), in dem er sich mit dem Kantianismus auseinandersetzte. Nach seiner Rückkehr 1869 übernahm D. die von seinem Onkel geerbte Gerberei in Siegburg und gehörte zu den Gründern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach. 1872 war er Delegierter beim 5. Kongreß der Ersten Internationale in Den Haag und 1873 beim Eisenacher

Parteikongreß. Seit 1884 erneut in den USA, leitete er die Redaktion der „Chicagoer Arbeiterzeitung". Kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland starb D., dessen Einfluß auf Lenins Materialismus und Empirokritizismus (1909) nachweisbar ist. Mit philosophischen Arbeiten wie Streifzüge eines Sozialisten in das Gebiet der Erkenntnistheorie (1887, 2 1905) und der umfangreichen publizistischen Tätigkeit (u. a. für den „Volksstaat") trug D. zur Verbreitung und theoretischen Aneignung der marxistischen Weltanschauung bei. WEITERE WERKE: Das Acquisit der Philosophie und Briefe über Logik, speziell demokratisch-proletarische Logik. Stuttgart 1895,2I903. - Kleine philosophische Schriften. Stuttgart 1903. - Sozialdemokratische Philosophie. Berlin 1906. - Erkenntnis und Wahrheit. Des Arbeiterphilosophen universelle Denkweise und naturmonistische Anschauung über Lebenskunst, Ökonomie, Philosophie, Religion und Sozialismus. Zu seinem 20. Todestag gesammelt und hrsg. v. Eugen Dietzgen. Stuttgart 1908. - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Eugen Dühring. 3 Bde., Wiesbaden 1911. Stuttgart 4 1930. Berlin 1965. - D.-Brevier für Naturmonisten. Hrsg. v. Eugen Dühring. München 1915. Berlin 21930. - Schriften in drei Bänden. Hrsg. v. der Arbeitsgruppe Philosophie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1961-65. - Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit und andere Schriften. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hellmut G. Haasis. Darmstadt/Neuwied 1973. LITERATUR: Ernst Untermann: Die logischen Mängel des engeren Marxismus. Georg Plechanow et alii gegen J. D. Auch ein Beitrag zur Geschichte des Materialismus. Hrsg. v. Eugen Dühring. München 1910. - Adolf Hepner: J. D.s philosophische Lehren. Stuttgart 1916, 21922. - Eugen Dühring: Materialismus oder Idealismus? Ein Lösungsversuch gemäß J. D.s Erkenntnislehre. Stuttgart 1921. - Max Apel: Einführung in die Gedankenwelt J. D.s. Berlin 1931. Otto Finger: J. D. Ein Beitrag zu den philosophischen Leistungen des deutschen Arbeiterphilosophen. Berlin 1977. Gerhard Huck: J. D. (1828-1888). Ein Beitrag zur Ideengeschichte im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1979. - Horst-Dieter Strüning: „Unser Philosoph J. D.". Frankfurt/Main 1980. Gertraude Wieland: D. in St. Petersburg und seine frühen Artikel. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 36 (1988) S. 361-365. Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig), in frühen journalistischen Texten Pseud. Hoffner, Elkan, v. Kleist, * 19. 11. 1833 Biebrich (heute zu Wiesbaden), t L 10. 1911 Seis am Schiern (Südtirol). D. stammt aus einer alten Theologenfamilie, Vater und Großvater waren calvinistische Prediger. Auch D., der in Wiesbaden das Gymnasium besuchte - er hielt die Abiturrede zum Thema Über den Einfluß des griechischen Altertums auf die Jugend - betrieb auf väterlichen Wunsch Theologie und legte das nassauische Examen ab. Er studierte in Heidelberg und Berlin u.a. bei Kuno —»Fischer und Leopold von —»Ranke, absolvierte ein philologisches Staatsexamen und wurde Lehrer am Französischen, dann am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin. Mit 31 Jahren wurde er mit einer noch lateinisch geschriebenen Arbeit über —> Schleiermachers Ethik promoviert und habilitierte sich im selben Jahr mit einer Studie über das moralische Bewußtsein. Es folgte eine schnelle akademische Karriere: 1866 wurde er in Basel Prof. und ging 1868 nach Kiel, ein Jahr bevor —> Nietzsche nach Basel kam, und obwohl —» Burckhardt bat, daß er bleibe; 1871 folgte Breslau, 1882 schließlich nahm er eine Berufung nach Berlin an, wo er bis an sein Lebensende arbeitete, täglich „12 bis 14 Stunden mindestens". D. begann mit einer biographischen Darstellung: Leben Schleiermachers (1870). Später sah er in Lebensbeschreibungen die deutlichste Form, in der „das Leben" - der zentrale Begriff seines Denkens - „zum Ausdruck kommt".

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Dilthey Er vermochte anschaulich zu schreiben und entwickelte ein lebendiges Bild Deutschlands, besonders des Berliner Lebens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. In dieser Darstellung, die wie so vieles Spätere Fragment blieb, wird schon eine These greifbar, die zu den Hintergrundstrukturen des D.schen Philosophierens zählt: zureichend beweisbare Erkenntnis auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften ist nur in der historischen Erzählung möglich, die große Entwicklungslinien aufzeigt. Sein erstes Hauptwerk, die Einleitung in die Geisteswissenschaften (1883), referiert dann auch die Entfaltung des abendländischen Geistes von den mythischen Vorformen über die Griechen (besonders Platon und Aristoteles), das Mittelalter bis in die Neuzeit. Die intendierte, an —> Kant erinnernde Kritik der historischen Vernunft wird so nicht systematisch, sondern als „historisches Verfahren" durchgeführt. „Das historische Verfahren folgt dem Gang der Entwicklung." Wie sehr D. an den Fakten entlanggeht, zeigt etwa der Titel von Bd. 2 der Gesammelten Werke: Weltanschauung und Analyse des Menschen seit der Renaissance. D. blickt zwar „systematisch" auf die Fülle des geschichtlichen Materials, indem er den „Fortschritt der Anthropologie in diesen Systemen" (Descartes, Hobbes, Spinoza, -> Leibniz) beschreibt, konstruiert aber keine geschlossene Theorie des Menschen (die —> Heidegger erst anbietet) und der Geschichte, die nicht möglich sei. „Man müßte das Ende der Geschichte erst abwarten, um für die Bestimmung ihrer Bedeutung das vollständige Material zu besitzen." D. deutete und verstand deshalb „das Leben aus ihm selber"; er forderte Einfühlung und Nacherleben der Objektivationen des anderen Lebens. Damit verfiel er dem Vorurteil der historischen Schule, vergangene Ereignisse quasi unmittelbar, objektiv erfassen zu können. Gadamer revidierte diese Position in der hermeneutischen Theorie, ohne den anthropologischen Standort D. s prinzipiell zu verlassen. Soziologische Einwände vermißten in der D.schen Hermeneutik die Fähigkeit zur Kritik des Verstandenen. Die Einfühlung gerinne weithin zur Einsfühlung mit den Objekten und übersehe so die Momente von Herrschaft, die in den geschichtlichen Ereignissen steckten. Die Begründung der Eigenständigkeit der Geisteswissenschaften erfolgte bei D. in Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften, die gegen Ende des 19. Jh. ein nicht mehr überbietbares Ansehen genossen. Sie hatten sich als Einzelwissenschaften emanzipiert und versprachen im Theoretischen Gewißheit, im Praktischen aber eine im Leben durch die technischen Produkte wirksame Anwendung, die von den Geisteswissenschaften zwar gewollt, aber nicht nachprüfbar erreicht wurde. In der frühen Phase D.s, der man später Psychologismus vorwarf, ist noch eine „Analysis der Tatsachen des Bewußtseins" durchgeführt, womit „das einzige in letzter Instanz sichere Wissen" gewonnen werden soll. Hier schon wies D. aber auf etwas hin, was von ihm selbst, auch von der Rezeption im 20. Jh., vernachlässigt wurde: „auf das Leben Einfluß zu gewinnen", galt ihm als das höchste Ziel. „Von den praktischen Bedürfnissen der Gesellschaft" wollte er ausgehen. Heidegger merkte in Sein und Zeit an (§77), daß D. nachdrücklich von seinem Freund, dem Grafen York, daran erinnert wurde, daß „die Bedürfnisse des praktischen Lebens" „der eigentliche Rechtsgrund aller Wissenschaft" seien. Dabei war D. als „goethesche Natur" (wie ein Schüler schrieb) von einem Optimismus, der nur vor den großen Katastrophen des Jahrhunderts entstehen konnte. Für ihn war, wie er im Tagebuch 1861 notierte, das christliche „Mißtrauen gegen die menschliche Natur in ihrer gesunden Ruhe, die mir immer Gegenstand der höchsten Bewunderung war", „rein unbegreiflich". In immer neuen Angängen versuchte D. lebenslang, eine Fortsetzung der Einleitung in die Geisteswissenschaften zu schreiben; vollenden konnte er sie nicht. So wird das „gut

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Teil Resignation" verständlich, das seine Schüler an ihm beobachteten. Vorhanden ist eine überwältigende Zahl von Fragmenten; hierzu gehört auch Der Aufbau, der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften (1910). Ein Moment in dieser Struktur (was bald ein Schlüsselwort D.s wurde) ist die „gegenseitige Abhängigkeit" alles Seienden. Dadurch wird in den Geisteswissenschaften ein zirkuläres Verfahren nötig: von den Teilen zum Ganzen zu gehen und wieder zurück; das eine wird erst aus dem anderen verständlich. Es entsteht so „ein logisch nie vollständig darstellbares Ineinandergreifen". Die wissenschaftshistorische Bedeutung D.s wird darin gesehen, daß er die Naturwissenschaften, welche „die Natur erklären", indem sie eine mathematische Erfassung durchführen, trennt von den Geisteswissenschaften, die das Leben aus der Geschichte „verstehen". Die Methode dieses Verstehens wird von der Hermeneutik geliefert. D. wurde damit zum Erneuerer der hermeneutischen Theorie, womit er die vielfältige Entwicklung dieser Grundlagendisziplin im 20. Jh. anschob. Die Geisteswissenschaften wollen zentral „Menschheit (im alten Sinn als Wesen des Menschen) bestimmen". D. wandte sich gegen „den verdünnten Saft von Vernunft" als reiner Denktätigkeit, ohne das irrationalistisch zu meinen. Er wollte „historische, psychologische Perspektiven" einführen und „den ganzen Menschen, dies wollend fühlend verstehende Wesen" erkennen. Besonders der späte D. gelangte zu einer Anthropologie, die aus der geschichtlichen Beschreibung sich entfaltet und auf die Standortgebundenheit und damit Relativität hinweist. Das Bewußtsein -» Hegels von einem absoluten Wissen ist vergangen. Das immer wieder von D. betonte historische Bewußtsein besteht, indem geschichtliche Ereignisse verstanden werden, in der Erfahrung, daß „Begrenzung das Wesen der Individualität" ausmacht. Im Bewußtsein der Endlichkeit hielt D. fest an der „Selbigkeit der Menschennatur", die überhaupt erst Verstehen ermöglicht. Verstehen als Verstehen des Ausdrucks menschlicher Handlungen findet „Bedeutung", indem es Gemeinsames versteht. Dies Gemeinsame bestimmte D. ins Praktische gewendet an einer Stelle als „Tätigkeit für die Gemeinschaft". Dabei war der alte D. skeptisch: mit Bewußtsein ein Bedingtes zu sein, ist eine seiner Formeln, die auch einschließt, daß das Leben „nicht nur lückenhaft in unserer Erfahrung gegeben ist, sondern es ist mehrseitig. Gegensätze treten in ihm auf [...] und im Versuch, sie in Begriffen zusammenzudenken, werden diese Gegensätze zu Widersprüchen. In keinem Lösungsversuch können die verschiedenen Seiten dieser Gegensätze zugleich berücksichtigt werden." In seiner Typologie der Weltanschauungen fand D. eine Ordnung dieser geschichtlichen Vielfalt. Weltanschauungen vollziehen eine „Entscheidung der im Lebensrätsel enthaltenen Probleme in einer bestimmten Richtung". D. unterschied in seinem Spätwerk den Naturalismus (oder Materialismus); dessen Anhängern gilt der „Prozeß der Natur als die ganze Wirklichkeit". Im Idealismus der Freiheit, dessen Vertreter „eine souveräne Selbstherrlichkeit" ausstrahlen, sind die Willensmomente dominant. Hierher gehören Kant, —»Schiller, —»Fichte. „Gott ist nur da für den Willen, der ihn kraft seiner Freiheit fordert." Der objektive Idealismus, zu dem D. selbst zu zählen ist, hält an einer kosmischen, letztlich harmonischen Struktur (ein Lieblingswort D.s) fest, wie unerkennbar - D. sagt: rätselhaft - sie auch bleibe. Die „Welt ist die Explikation Gottes; er hat sich ihr in die grenzenlose Mannigfaltigkeit auseinandergelegt". D. stand am Eingang des 20. Jh. als der große Anreger, der selbst Ruinen zurückließ, aus denen die Geisteswissenschaften aufbauten. So führte etwa Eduard —> Spranger die D.sche Typologie in seinen „Lebensformen" weiter; die entmythologisierende Theologie Rudolf -» Bultmanns hat - vermit-

Dirichlet telt durch Heidegger - ihre Wurzeln bei D., für den „die christlichen Dogmen unhaltbar geworden" sind. Sie sollen in „ihrem Lebenswert für jede menschliche Lebendigkeit" betrachtet werden. Die Rezeption hat auf viele Aporien im D.schen Denken hingewiesen; so bleibt unausgemacht die Vereinbarkeit der Annahme einer allgemeinen Menschennatur mit der sonst zentral plazierten Geschichtlichkeit, durch die alles immer anders sein soll. WEITERE WERKE: Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie. 1894. - Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. 1901 ff. - Die Jugendgeschichte Hegels. 1905. - Das Erlebnis und die Dichtung. Leipzig/Berlin 1906. - Gesammelte Schriften. 19 Bde. Göttingen 1966-85. LITERATUR: Georg Misch: Lebensphilosophie und Phänomenologie. Eine Auseinandersetzung der Diltheyschen Richtung mit Heidegger und Husserl. Bonn 1930. - Hellmuth Plessner: D.s Idee einer Philosophie des Lebens. In: Hellmuth Plessner: Gesammelte Schriften. Bd. 5, Frankfurt/ Main 1981. - Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen I960. Darin: D.s Verstrickung in die Aporien des Historismus, S. 205-228. - Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Frankfurt/Main 1968. Darin: D.s Theorie des Ausdrucksverstehens: Ich-Identität und sprachliche Kommunikation, S. 178-203. - Peter Krausser: Kritik der endlichen Vernunft. W. D.s Revolution der allgemeinen Wissenschaftsund Handlungstheorie. Frankfurt/Main 1968. - Rudolf A. Makkreel: D. Philosopher of the Human Studies. Princeton 1975. Dt.: D. Philosoph der Geisteswissenschaften. Frankfurt/Main 1991. - Manfred Riedel: Verstehen oder Erklären? Zur Theorie der Geschichte der hermeneutischen Wissenschaften. Stuttgart 1978. - Frithjof Rodi/Hans-Ulrich Lessing (Hrsg.): Materialien zur Philosophie W. D.s. Frankfurt/ Main 1984. - Matthias Jung: D. zur Einführung. Hamburg 1996. Erwin Leibfried Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann), * 7.7.1881 München, t 29.6. 1954 München. D., Sohn eines Botanikers, studierte seit 1900 Mathematik (u.a. bei Felix Klein), Physik und Philosophie (u.a. bei —> Husserl an den Universitäten Erlangen, Göttingen und an der TH München, wo er 1907 promoviert wurde (Beiträge zur Kenntnis der infinitesimalen Deformationen einer Fläche) und 1907/08 Assistent war. 1912 habilitierte er sich an der dortigen Univ. für Mathematik (Über wohlgeordnete Mengen und zerstreute Mengen im allgemeinen). 1919/20 Lehrer an der Oberrealschule in Augsburg, seit 1920 a. o. Prof. der Methodik und der mathematischen Wissenschaften, wurde er 1932 als o. Prof. für Philosophie, Pädagogik und Psychologie an die TH Darmstadt berufen und gleichzeitig zum Vorstand des Pädagogischen Seminars in Mainz ernannt. Mit dessen Aufhebung 1934 wurde D. wegen seiner Arbeit Die Kultur der Juden. Eine Versöhnung zwischen Religion und Wissenschaft (1919) in den Ruhestand versetzt. 1935 hatte er einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Univ. München und nahm seit 1940 einen Lehrauftrag für Geschichte und Methodik der Naturwissenschaften an der Naturwissenschaftlichen Fakultät wahr. 1945 wurde D., in dessen Werk in Teilen nationalsozialistisches Gedankengut Eingang gefunden hatte, auf Weisung der Militärregierung aus dem Dienst entlassen. Der Grundlagenkrise in Mathematik und Physik begegnete D. in Abhebung gegen den Logischen Empirismus des Wiener Kreises und den Kritischen Rationalismus —» Poppers mit der Entwicklung einer operativen Wissenschaftslehre. Thema seiner wissenschaftstheoretischen Abhandlungen ist eine methodische Begründung der exakten Wissenschaft, die in konstruktiven Theorien gesucht wird, in deren Rahmen Gegenstände

materiell erzeugt, nicht nur formal beschrieben werden. D. gilt mit seinem Ansatz als Begründer der methodischen Philosophie. Zu seinen Hauptwerken zählen Die Grundlagen der Naturphilosophie (1913, Nachdruck 1967), Die Grundlagen der Physik. Synthetische Prinzipien der mathematischen Naturphilosophie (1919, 21923), Physik und Hypothese. Versuch einer induktiven Wissenschaftslehre nebst einer kritischen Analyse der Fundamente der Relativitätstheorie (1921), Der Zusammenbruch der Wissenschaft und der Primat der Philosophie (1926, 21931), Das System. Das philosophisch-rationale Grundproblem und die exakte Methode der Philosophie (1930), Philosophie der ^gik und Arithmetik (1931), Geschichte der Naturphilosophie (1932, Nachdruck 1967), Die Grundlagen der Geometrie. Ihre Bedeutung für Philosophie, Mathematik, Physik und Technik (1933), Die Methode der Physik (1938), Grundriß der methodischen Philosophie. Die Lösungen der philosophischen Hauptprobleme (1949), Das physikalische Weltbild, (1951), Die Ergreifung des Wirklichen (1955, Nachdruck der Kapitel I-IV, 1969) und Aufbau der exakten Fundamentalwissenschaft (postum 1964, hrsg. von Paul —»Lorenzen). WEITERE WERKE: Grundlinien einer Kritik und exakten Theorie der Wissenschaften, insbesondere der mathematischen. München 1907. - Grenzen und Ziele der Wissenschaft. Leipzig 1910. - Das Experiment. Sein Wesen und seine Geschichte. München 1928. - Metaphysik als Wissenschaft vom Letzten. München 1929. - Zur Philosophie des Dritten Reiches. In: Zeitschrift für Deutschkunde 48 (1934) S. 609-622. - Das Handeln im Sinne des höchsten Zieles (Absolute Ethik). München 1935. - Von der Tierseele zur Menschenseele. Die Geschichte der geistigen Menschwerdung. Leipzig o.J. [1941], 31943. - Aufsätze zur Methodik. Hrsg. v. Ulrich Weiß. Hamburg 1987. LITERATUR: Peter Schroeder-Heister: Bibliographie H. D. (1881-1954). In: Zeitschrift für philosophische Forschung 35 (1981) S. 283-298. - Wilhelm Krampf: Die Philosophie H. D.s. München 1955. - Erhard Gorn: Die Philosophie H. D.s. Düsseldorf 1960. - Kuno Lorenz/Jürgen Mittelstraß: Die methodische Philosophie H. D.s In: H. D.: Die Ergreifung des Wirklichen. Frankfurt/Main 1969 [s.o.], S. 7-55. Jörg Willer: Relativität und Eindeutigkeit. H. D.s Beitrag zur Begründungsproblematik. Meisenheim/Glan 1973. Peter Janich (Hrsg.): Methodische Philosophie. Beiträge zum Begründungsproblem der exakten Wissenschaften in Auseinandersetzung mit H. D. Mannheim u.a. 1984. Ulrich Weiß: H. D.s methodische Philosophie. Eine kritische Rekonstruktion ihres voluntaristisch-pragmatischen Begründungszusammenhangs. Mannheim 1991. - Peter Janich: Entwicklungen der methodischen Philosophie. Frankfurt/Main 1992. - Hans-Jürgen Köncke: Philosophische Letztbegründung und technische Instrumentalität. Rekonstruktion der Philosophie H. D.s vor dem wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund um 1920. Diss. Hamburg 1998. Dirichlet, Gustav Peter, eigentl. Lejeune Dirichlet, * 13.2. 1805 Düren bei Aachen, t 5.5. 1859 Göttingen. D. stammte aus einer Familie französischen Ursprungs. Der Vater war Posthalter und Kaufmann. D. trat als Zwölfjähriger in das Bonner Gymnasium ein und wurde dort von dem Physiker Georg Simon —»Ohm in Mathematik unterrichtet. D. studierte 1822-26 Mathematik in Paris und war zugleich als Hauslehrer tätig. Ersten Publikationen folgte 1827 in Bonn die Promotion. Nach einer Tätigkeit als Privatdozent (1827) und als a. o. Prof. (1828) an der Univ. Breslau konnte er durch Vermittlung Alexander von -» Humboldts 1831 die angestrebte Berufung an die Berliner Univ. erhalten, war aber weiterhin Lehrer für Mathematik an der Berliner Kriegsschule. 1832 wurde er Mitglied der Berliner Akademie und 1839 o. Prof. an der Universität. Nach der Teilnahme am

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Döring Goldenen Doktorjubiläum von ->Gauß (1849), zusammen mit dem ihm befreundeten Mathematiker Carl Gustav Jacob —»Jacobi, folgte er 1855 einer Berufung nach Göttingen, als Nachfolger von Gauß. Durch A. von Humboldt, den er bereits in Paris kennengelernt hatte, wurde D. in die Familie Mendelssohn Bartholdy eingeführt; 1832 schloß er die Ehe mit Rebecca Mendelssohn Bartholdy. Der Großvater seiner Frau war der Philosoph Moses -> Mendelssohn, der Komponist Felix -> Mendelssohn Bartholdy wurde sein Schwager. Schon in Paris, im Kontakt mit den mathematischen Physikern Joseph Fourier und Denis Poisson, stieß D. als einer der ersten zum vollen Verständnis der schwierigen zahlenorientierten Disquisitiones arlthmetlcae von Gauß vor; D. hauptsächlich verdankt man die Einsicht in die grundlegende Bedeutung des Gaußschen Meisterwerkes. Noch in Paris, 1825, konnte er fast lückenlos beweisen, daß die Große Fermatsche Vermutung für n = 5 richtig ist, daß also die Gleichung x5 + y5 = z5 keine ganzzahlige positive Lösung besitzt. 1837 bewies D., daß eine unendliche arithmetische Folge, bei der Anfangsglied und Differenz zueinander teilerfremd sind, unendlich viele Primzahlen enthält. Der Beweis wurde mit analytischen Hilfsmitteln geführt, mit den nach D. benannten unendlichen Reihen. Er darf als Begründer der analytischen Zahlentheorie gelten. Auch wesentliche Ergebnisse über Einheiten in algebraischen Zahlkörpern gehen auf ihn zurück. Die mathematischen Forschungen von D. gingen weit über Zahlentheorie hinaus. Anknüpfend an Leonhard —> Euler und Fourier konnte er 1829 den schwierigen Beweis des schon vorher verwendeten Satzes erbringen, daß sich jede stückweise stetige und monotone Funktion in eine konvergente trigonometrische Reihe entwickeln läßt. Bei D. findet sich auch eine moderne Erfassung des Funktionsbegriffes. Seit Beginn der vierziger Jahre wandte sich D. verstärkt der mathematischen Physik zu und beschäftigte sich u. a. mit Randwertproblemen und Hydrodynamik. Seine Beweise beruhten auf dem anschaulich evidenten D.schen Prinzip von der Existenz eines Minimums eines speziellen Integrals; es konnte allerdings erst 1899 von David —» Hubert bewiesen werden. WEITERE WERKE: Werke. Berlin 1889. LITERATUR: Kurt-Reinhard Biermann: Die Mathematik und ihre Dozenten an der Berliner Universität 1810-1920. Berlin 1973. - Kurt-Reinhard Biermann (Hrsg.): Briefwechsel zwischen A. von Humboldt und P. G. L. D. Berlin 1982. Helga Koch: P. G. L. D. (1805 bis 1859). In: Biographien bedeutender Mathematiker. Berlin 41989, S. 378-386. Hans Wußing Döring, August, * 3.2.1834 Elberfeld, t 28.6.1913 Oporto. D. wirkte 1857/58 als Prediger in Altenberg-Moresnet bei Aachen und unternahm 1859-61 eine Reise in die USA. Seit 1861 war er Gymnasiallehrer in Kleve, Wesel und Barmen, bis ihm 1870 die Direktion des Gymnasiums und der Realschule in Dortmund übertragen wurde. 1864 in Jena promoviert, habilitierte er sich 1885 an der Univ. Berlin für Philosophie. D. engagierte sich in der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. Er veröffentlichte u. a. Handbuch der menschlich-natürlichen Sittenlehre für Eltern und Erzieher (1899), Geschichte der griechischen Philosophie (2 Bde., 1903) und Grundlinien der Logik als einer Methodenlehre universeller sachlicher Ordnung unserer Vorstellungen (1913). WEITERE WERKE: Philosophische Güterlehre. Untersuchungen über die Möglichkeit der Glückseligkeit und die wahre Triebfeder des sittlichen Handelns. Berlin 1888. - Der Inhalt der sittlichen Forderung. Berlin 1893. - System der Pädagogik im Umriß. Berlin 1894. - Die Lehre des Sokrates als

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sociales Reformsystem. Neuer Versuch des Problems der sokratischen Philosophie. München 1895. LITERATUR: P. Scheerer: Die Frage nach der Möglichkeit des Glücks und der wahren Triebfeder des sittlichen Handelns und ihre Beantwortung durch A. D. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 153 (1913); 154 (1914) S. 1-12. Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu, * 29.6.1876 Potsdam, t 25. 12.1944 Bonn. D.-S., Sohn eines königlich-preußischen Generalleutnants, studierte in Rom, Lausanne, Freiburg/Breisgau und Berlin Rechtswissenschaft und Philosophie und wurde 1903 zum Dr. jur. promoviert (Die Stellung der Buße im reichsrechtlichen System des Immaterialgüterschutzes). 1904 habilitierte er sich in Halle, war Privatdozent und ging 1906 als a. o. Prof. nach Königsberg, wo er 1913 o. Prof. der Rechtsund Staatswissenschaften wurde. 1920 folgte er einem Ruf an die Univ. Heidelberg, 1926 nach Bonn. Im Ersten Weltkrieg war D.-S. Kriegsgerichtsrat in Litauen, Leiter der Justizabteilung der Militärbezirksverwaltung Litauen-Süd, im Herbst 1918 Prorektor der Univ. Dorpat und wurde im November 1918 Mitglied des Justizausschusses des Arbeiterund Soldatenrats Königsberg. 1919/20 gehörte er für die Deutsche Volkspartei (DVP) der Weimarer Nationalversammlung an und war bis Februar 1921 Mitglied des ersten Reichstags. 1932 aus der DVP ausgetreten, war er Mitbegründer des Deutschen National Vereins. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung behielt er seine Professur zwar bei, verweigerte aber 1933 das Rektorat und zog sich aus dem politischen Leben zurück. Als Jurist setzte sich D.S. für einen individualisierten Strafvollzug und für stärkere Garantien der Rechtssicherheit ein. Er veröffentlichte u.a. Willensfreiheit und Verantwortung (1907), Das Strafverfahren (1913; Das Strafpwzeßrecht, 21925, M929) und Kernprobleme der Rechtsphilosophie (1940, Neudruck 1959). WEITERE WERKE: Die Revolution als Rechtsbruch und Rechtsschöpfung. Heidelberg 1923. LITERATUR: Alfred Escher: Neukantianische Rechtsphilosophie, ideologische Verbrechensdogmatik und modernes Präventionsstrafrecht. Eine biographische und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung über A. Graf zu D. (1876-1944). Berlin 1993 (mit Bibliographie). Donat, Josef, * 31.5.1868 Philippsdorf, t 4.4.1946 Sitten. Der Sohn eines Fabrikanten trat 1887 in den Jesuitenorden ein, studierte in Preßburg und Innsbruck und war dort 1911-38 an der Theologischen Fakultät der Univ. Prof. der christlichen Philosophie, 1932-37 auch Rektor des Theologenkonvikts Canisianum. Als nach dem „Anschluß" die Theologische Fakultät aufgehoben wurde, lehrte er 1938-45 an der Päpstlichen Fakultät in Sitten. D. war einer der ersten kath. Theologen seiner Zeit, die sich über die Pflege der scholastischen Philosophie hinaus um eine fruchtbare Begegnung mit der modernen Philosophie bemühten. Seine achtbändige Summa philosophiae Christianae (1910-21) fand als Lehrbuch internationale Verbreitung. WEITERE WERKE: Die Freiheit der Wissenschaft. Ein Gang durch das moderne Geistesleben. Innsbruck 1910, '1925. Über Psychoanalyse und Individualpsychologie. Innsbruck 1932. Dorner, August, * 13.5.1846 Schiltach, t 17.4.1920 Hannover. D., Sohn eines evang. Theologen, studierte in Berlin, Göttingen und Tübingen. 1867 wurde er in Berlin zum Dr. phil. (De Baconis baronis de Verulamio philosophia) und 1869 zum Lizentiaten der Theologie promoviert. In den folgenden Jahren unternahm D. Reisen durch Frankreich, den Orient und

Driesch die USA, war 1870-73 Repetent in Göttingen und wurde 1874 Prof, am Predigerseminar in Wittenberg. Seit 1889 a. o. Prof., wurde er im folgenden Jahr o. Prof. der Theologie in Königsberg. D. war von —»Kant und dem Deutschen Idealismus beeinflußt; er vertrat in seinen Werken eine spekulative kritische Theologie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. Kirche und Reich Gottes (1883), Das menschliche Erkennen. Grundlinien der Erkenntnistheorie und Metaphysik (1887), Das menschliche Handeln. Philosophische Ethik (1895), Grundriß der Dogmengeschichte. Entwicklungsgeschichte der christlichen Lehrbildungen (1901), Grundriß der Religionsphilosophie (1903), Die Entstehung der christlichen Glaubenslehren (1906), Enzyklopädie der Philosophie (1910) und Eine Metaphysik des Christentums (1913). WEITERE WERKE: Augustinus. Sein theologisches System und seine religionsphilosophische Anschauung. Berlin 1873. - Zur Geschichte des sittlichen Denkens und Lebens. Hamburg 1901. - Grundriß der Encyklopädie der Theologie. Berlin 1901. - Grundprobleme der Religionsphilosophie. Leipzig 1903. - Individuelle und soziale Ethik. Berlin 1906. LITERATUR: Anton Korwan: D.s Kritik des Pessimismus. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 149 (1913) S. 58-86. - Hermann Schwarz: A. D. und der Naturalismus. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 153 (1914) S. 1-8. - Georg Frebold: D.s philosophische Grundstellung und seine Auffassung vom Wesen der Religion. Hannover 1917. - Paul Lau: A. D.s Religionsphilosophie. Königsberg 1928. Dreier, Christian, * 22.12.1610 Stettin, t 3.8.1688 Königsberg. D. ging zu Studium der Rechte nach Jena, wurde 1631 Magister, studierte dann Theologie und Philosophie in Wittenberg unter Jakob —> Martini und setzte seine Studien in Rostock und Kopenhagen fort. Zunächst Pastor in Stralsund und Stettin, lehrte er seit 1638 Philosophie und Geschichte an der Univ. Königsberg, wurde nach der Promotion zum Dr. theol. 1644 zum a. o. Prof. der Theologie berufen und nahm im folgenden Jahr als kurfürstlich-brandenburgischer Gesandter am Colloquium caritativum Thoruniense teil, zu dem König Wladislaw IV. von Polen eingeladen hatte. Seit 1648 Diakon an der Königsberger Schloßkirche, wurde er 1649 zum ersten Hof- und Schloßprediger in Königsberg und 1652 zum Assessor des samländischen Konsistoriums ernannt. Seit 1657 war er Professor primarius. D. vollzog eine deutliche Abwendung von der scholastischen Metaphysik im Geiste humanistischer Aristotelesauslegung. Das wichtigste philosophische Werk D.s, dessen Arbeiten größtenteils theologischen Inhalts sind, ist Sapientia seu Philosophie prima (1644). In den synkretistischen Streitigkeiten im Herzogtum Preußen nahm D. Partei für Georg Calixt. 1688 erschien eine Sammlung seiner antikatholischen Disputationen aus den Jahren 1646-61 unter dem Titel Controversiae cum Pontificiis praecipuae. WEITERE WERKE: De certitudine. In: J. E. Bußmann (Hrsg.): Dialecticae Regiomontana, hoc est Compendium Topicorum Aristotelis. Helmstedt 1680. LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S. 127-139. Drews, (Christian Heinrich) Arthur, * 1.11.1865 Uetersen (Holstein), t 19.7. 1935 Illenau bei Brühl (Baden). D., dessen Vater Lehrer, dann Kaufmann war, studierte zunächst Sprach- und Literaturwissenschaften, später Philosophie an den Universitäten München, Berlin, Heidelberg und Halle, wurde 1889 promoviert (Die Lehre von Raum und Zeit in der nachkantischen Philosophie) und habilitierte sich

1896 an der TH Karlsruhe für Philosophie. Seit 1898 war er dort Titularprofessor und 1928-31 planmäßiger Professor. Beeinflußt vor allem von Eduard von —> Hartmann und seinem Begriff des Unbewußten, entwickelte D., für den der Schwerpunkt der Philosophie in der Metaphysik und Religionsphilosophie lag, einen „konkreten Monismus" im Sinn einer pantheistischen Metaphysik und lehrte als einer der ersten die Philosophie —> Schopenhauers, —»Nietzsches und Hartmanns an der Hochschule. D. verneinte die historische Existenz Jesu und erklärte die christliche Überlieferung als „Christusmythe". Um 1909/10 wurde er vorübergehend zum Mittelpunkt einer sektiererischen Massenbewegung. Eine angestrebte Verbindung zum sozialistisch-materialistischen Freidenkertum scheiterte an D.' idealistischen Tendenzen. Zu seinen Hauptwerken gehören Die deutsche Spekulation seit Kant mit besonderer Rücksicht auf das Wesen und die Persönlichkeit Gottes (2 Bde., 1893, 51925), Das Ich als Grundproblem der Metaphysik. Eine Einführung in die spekulative Philosophie (1897), Eduard von Hanmanns philosophisches System im Grundriß (1902, 21906), Die Religion als Selbst-Bewußtsein Gottes. Eine philosophische Untersuchung über das Wesen der Religion (1906, 21925), Plotin und der Untergang der antiken Weltanschauung (1907, 2 1925, Nachdruck 1964), Der Monismus (2 Bde., 1908), Die Christusmythe (2 Bde., 1909-11, 21924), Die Entstehung des Christentums aus dem Gnostizismus (1924), Die Leugnung der Geschichtlichkeit Jesu (1926), Lehrbuch der Logik (1928) und Die Marienmythe (1928). WEITERE WERKE: Eduard Hartmann's Philosophie und der Materialismus in der modernen Kultur. Leipzig 1890. Kants Naturphilosophie als Grundlage seines Systems. Berlin 1894. - Der Ideengehalt von Richard Wagners ,Ring des Nibelungen' in seinen Beziehungen zur modernen Philosophie. Leipzig 1898. - Nietzsches Philosophie. Heidelberg 1904. - Geschichte des Monismus im Altertum. Heidelberg 1913. - Einführung in die Philosophie. Die Erkenntnis der Wirklichkeit als Selbst-Erkenntnis. Berlin 1921. - Metaphysik und Anthroposophie in ihrer Stellung zur Erkenntnis des Übersinnlichen. Berlin 1922. - Psychologie des Unbewußten. Berlin 1924. - A. D. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 5. Leipzig 1924, S. 67-128. - Deutsche Religion. Grundzüge eines Gottesglaubens im Geiste des deutschen Idealismus. München 1935. - A. D./Eduard von Hartmann: Philosophischer Briefwechsel. Hrsg. v. Rudolf Mutter und Eckhart Pilick. Rohrbach/Pfalz 1995. LITERATUR: Frederick C. Conybeare: The Historical Christ, or an Investigation of the Views of Mr. J. M. Robertson, Dr. A. D., and Prof. W. B. Smith. Chicago 1914. - E. Ungerer: A. D. Ein Rückblick auf die Lebensarbeit des Karlsruher Philosophen. In: Die Badische Schule 12 (1935) S. 294-300. Anselm Model: D., A. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. v. Bern Ottnand. Bd. 1. Stuttgart, S. 64-66. Ders.: Religion ohne Geschichte? Zur Synthese von Hegel und Feuerbach bei A. D. In: Hegel-Jahrbuch (1995) S. 93-98. Driesch, Hans Adolf Eduard, * 28.10.1867 Kreuznach, t 16.4. 1941 Leipzig. Aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammend, studierte D. seit 1886 Zoologie in Freiburg/Breisgau bei August Weismann und Eugen Korscheit, seit 1887 in Jena bei Ernst -»Haeckel und Oscar Hertwig. 1888 ging er für ein Semester nach München, um sich in chemischer und physikalischer Experimentiertechnik auszubilden. Hier traf er mit Gustav Wolff zusammen, der aufkeimende Zweifel am darwinistischen Lehrgebäude nährte. Bereits im Frühjahr 1889 wurde D. bei Haeckel mit Tektonischen Studien an Hydroidpolypen promoviert, schlug die von Haeckel angebotene Assistentenstelle aber aus und gelangte 1891 über Plymouth und Triest an die von Anton Dohrn geleitete Zoologische

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Drobisch Station in Neapel. Hier war er mit geringen Unterbrechungen bis zu seiner Übersiedlung nach Heidelberg 1900 tätig. 1907 habilitierte sich D. unter Erlaß aller Formalitäten an der Philosophischen Fakultät der Univ. Heidelberg für Naturphilosophie, erhielt 1911 daselbst eine außerordentliche Professur, die 1917 in Nachfolge von Emil —»Lask in eine „ordentliche Honorar-Professur" umgewandelt wurde. 1920 nahm er einen Ruf an die neugegründete Univ. Köln an, um schon im folgenden Jahr nach Leipzig zu gehen. Hier wirkte D. bis zu seiner vorzeitigen Emeritierung im Oktober 1933 durch den nationalsozialistischen Staat in Anwendung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", wobei man D. vor allem seine pazifistische Gesinnung und Haltung als Freund des Judentums zur Last legte. Gleichzeitig wurde ihm das Recht der öffentlichen Rede entzogen. In D.s wissenschaftlichem Lebenswerk ragen die experimentellen Befunde an Seeigelkeimen sowie eine Neukonzipierung der theoretischen Biologie heraus. Ihm gelang die Aufzucht von Echiniden-Halbkeimen zu wohlausgebildeten Larven, damit die erste künstliche Hervorbringung eineiiger Zwillinge. Im Gegensatz zu der vorherrschenden RouxWeismannschen Theorie der tierischen Ontogenese faßte D. Keimesentwicklung als eine Systemleistung auf, wobei auch Halb-, Viertel- und Achtelkeime etc. die Potenz zur Hervorbringung des ganzen Organismus in sich tragen. Das Vermögen zur Ganzbildung, die „Ganzheitskausalität", wurde zusammen mit der Charakteristik des Keimes als „harmonisch-äquipotentielles System", das in seinem Verhallen durch eine „prospektive Bedeutung" (was der Keim normalerweise leistet) und eine „prospektive Potenz" (was er im Störungsfalle zu leisten vermag) gekennzeichnet ist, zum tragenden Begriff der theoretischen Biologie. Im Verfolg dieser Resultate gelangte er zu einer vitalistischen Deutung der Ganzheitskausalität. Die ganzmachende Kraft bezeichnete er unter Rückgriff auf Aristoteles als „Entelechie". In den Giffordvorlesungen 1908 in Aberdeen hat D. den Neovitalismus umfassend entwickelt (The Science and Philosophy of the Organism 1908; deutsch: Philosophie des Organischen, 1909, "1928). Leben ist danach zu definieren als „Gebanntsein wissender Ganzheit in Materie". Fortan bestimmten die Naturphilosophie, sodann eine von Ernst -»Mach und Oswald -»Külpe beeinflußte und auf kritischer Verarbeitung des Neukantianismus Otto —> Liebmanns fußende Erkenntnislehre (Ordnungslehre, 1912, 2 1923) und eine später von D. als „rationaler Positivismus" bezeichnete Wirklichkeitslehre (1917) D.s wissenschaftliche Interessen. Bereits 1911 bezog er die Grundgedanken seiner Philosophie auf die Neubegründung einer Ethik, was er, bestärkt durch die chauvinistischen Tendenzen rechter und faschistischer Kräfte in den zwanziger Jahren, zu einer politischen Ethik ausbaute (Die sittliche Tat, 1927), die den Idealen der internationalen Völkerverständigung gewidmet ist, Chauvinismus, Rassismus und Antisemitismus als schlimmste Übel der zivilisierten Welt brandmarkt. Als höchstes ganzheitliches Ideal bezeichnet D. den Frieden in einer demokratischen Weltgemeinschaft. In den dreißiger Jahren hat sich D. parapsychologischen Fragen zugewandt (Parapsychologie, 1932). WEITERE WERKE: H. D. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 2 I923, S. 43-70. LITERATUR: H. D.: Lebenserinnerungen. München/Basel 1951. - Aloys Wenzl (Hrsg.): H. D. Persönlichkeit und Bedeutung für Biologie und Philosophie von heute. München/ Basel 1951. - Reinhard Mocek: Wilhelm Roux - H. D. Zur Geschichte der Entwicklungsphysiologie der Tiere. Jena 1974. - Thomas Miller: Konstruktion und Begründung. Zur Struktur und Relevanz der Philosophie H. D.s. Hildesheim/ Zürich/New York 1991. Reinhard Mocek

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Drobisch, Moritz Wilhelm, * 16.8.1802 Leipzig, t 30.9.1896 Leipzig. D., Sohn eines Stadtschreibers, wurde bereits mit 24 Jahren Prof. der Mathematik an der Univ. Leipzig, beschäftigte sich darüber hinaus mit empirischer Philosophie und erhielt 1842 auch einen philosophischen Lehrstuhl in Leipzig. D. verbreitete die Lehren Johann Friedrich —> Herbarts und arbeitete vor allem auf dem Gebiet der Logik, wobei er den formalen Charakter der Logik gegenüber dem aufkommenden Psychologismus betonte. Seine Neue Darstellung der Logik nach ihren einfachsten Verhältnissen. Nebst einem logischmathematischen Anhange (1836) erfuhr mehrere Auflagen (2., völlig umgearbeitete Aufl. 1851 mit dem neuen Untertitel Mit Rücksicht auf Mathematik und Naturwissenschaft, M863,51887; Nachdruck der 3. Aufl., 1998). D. beschäftigte sich auch mit musikalischen Fragestellungen und veröffentlichte u. a. Über die mathematische Bestimmung der musikalischen Intervalle (1846). WEITERE WERKE: Beiträge zur Orientierung über Herbart's System der Philosophie. Leipzig 1834. - Quaestionum mathematico-psychologicarum spec. I-V. Leipzig 1836-39. - Grundlehren der Religionsphilosophie. Leipzig 1840. - Empirische Psychologie nach wissenschaftlicher Methode. Leipzig 1842. Hamburg/Leipzig 21898. - Erste Grundlehren der mathematischen Psychologie. Leipzig 1850. - Über die Fortbildung der Philosophie durch Herbart. Leipzig 1876. - Kant's Dinge an sich und sein Erfahrungsbegriff. Hamburg/Leipzig 1885. - Enzyklopädie der Philosophie. Hrsg. v. Otto Flügel. Langensalza 1908. LITERATUR: Moritz Brasch: Leipziger Philosophen. Portraits und Studien aus dem wissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Leipzig 1894. - Moritz Wilhelm Heinze: M. W. D. Leipzig 1897. - Walther Neubert-Drobisch: M. W. D. Ein Gelehrtenleben. Leipzig 1902. - Conrad Hermann: D., M. W. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog l (l897) S. 133-135. Droysen, Johann Gustav (Bernhard), * 6.7. 1808 Treptow (Pommern), t 19.6.1884 Berlin. Von D. stammt der Begriff „Hellenismus" als Epochenbezeichnung. Doch weder seine aufsehenerregenden frühen Veröffentlichungen zur Alten Geschichte, mit dem 1833 erschienenen Alexander dem Großen an der Spitze, noch die vierzehnbändige Geschichte der preußischen Politik (1855-86), die er für sein eigentliches Lebenswerk hielt, noch das volkstümlich gewordene und vielaufgelegte Leben des Feldmarschalls Yorck von Wartenburg (1851) machen seine Bedeutung in der Geschichtswissenschaft aus. Es sind vielmehr die Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, seit 1857 in Jena, seit 1859 in Berlin gehalten, die, erst fünfzig Jahre nach seinem Tod zusammengefaßt publiziert, nachhaltige Wirkung ausübten und noch heute diskutiert werden. D. kam aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater, Militärpfarrer, war Sohn eines Schusters, die Mutter Tochter eines Kleinhändlers. Der Vater starb früh; seine Studienfreunde organisierten eine Sammlung, mit deren Hilfe dem ältesten Sohn das Gymnasium bezahlt werden konnte. Seit 1826 studierte D. in Berlin Philologie und Philosophie bei Böckh und bei —> Hegel. Böckh verschaffte dem begabten und fleißigen Studenten, der seine finanzielle Lage durch Nachhilfeunterricht aufbesserte, eine Hauslehrerstelle in der Familie Mendelssohn Bartholdy. D. wurde Mentor und Freund des nur wenig jüngeren Felix Mendelssohn Bartholdy. 1829 legte D. sein Oberlehrerexamen ab und wurde zwei Jahre später promoviert, zugleich als Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster festangestellt. 1833 habilitierte er sich für klassische Philologie in Berlin und wurde 1835 zum a. o. Prof. ernannt; die Lehrerstelle bildete aber weiter die Grundlage seiner Existenz. In dieser Zeit gab er die Werke des Aischylos und des

Duboc Aristophanes in deutscher Sprache heraus. 1840 folgte D. einem Ruf nach Kiel auf einen Lehrstuhl für Geschichte. Don, in der vormärzlichen Unruhe und unter dem starken Eindruck der schleswig-holsteinischen Unabhängigkeitsbewegung, wurde aus dem Altphilologen der Politiker und Zeithistoriker. Seine 1846 in zwei Bänden veröffentlichten Vorlesungen über die Freiheitskriege belegen diesen Wandel besonders deutlich, aber auch in seinen althistorischen Publikationen, so in der Geschichte des Hellenismus, die er bis 1843 vorgelegt hatte, waren die zeitgeschichtlich-politischen Anspielungen schon unübersehbar gewesen. 1848 ließ sich D. in die Frankfurter Nationalversammlung wählen. Zusammen mit Beseler, Dahlmann und Waitz bildete er den norddeutschen Führungsflügel der gemäßigt-liberalen „Kasino"oder „Erbkaiserpartei". In gewisser Weise noch „kleindeutscher" als manche seiner Fraktionsfreunde, sah er die künftige Rolle Preußens in Deutschland voraus. Nach dem Scheitern der Revolution und kurzer Abgeordnetenzeit in der schleswig-holsteinischen Landesversammlung nahm D. einen Ruf nach Jena an und zog sich aus der Politik zurück. 1859 ging er an die Berliner Universität. Von der kleindeutsch-borussischen Geschichtslehre, als deren Kopf und Begründer D. gemeinhin gilt, obwohl dem bescheidenen Mann jeder „Ehrgeiz eines akademischen Schulhauptes" gefehlt hat (Otto Hintze), ist nicht viel geblieben. Seine vielfach wiederaufgelegte Historik indessen weist D. als führenden theoretischen Kopf unter den deutschen Geschichtswissenschaftlern des 19. Jh. aus. WEITERE WERKE: Briefwechsel. Hrsg. v. Rudolf Hübner. Stuttgart 1929. - Politische Schriften. Hrsg. v. Felix Gilbert. München 1933. - Historik. Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte. Hrsg. v. Rudolf Hübner. München 1937. LITERATUR: Jörn Rüsen: Begriffene Geschichte. Genesis und Begründung der Geschichtstheorie J. G. D.s. Paderborn 1969. - Christine Wagner: Die Entwicklung J. G. D.s als Althistoriker. Bonn 1991. -Christoph Johannes Bauer: „Das Geheimnis aller Bewegung ist ihr Zweck". Geschichtsphilosophie bei Hegel und D. Hamburg 2001. Peter Schumann Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von, Pseud. E. Rene, H. Foreign, H. Sakrosankt, Adalbert Brunn, * 2.5. 1858 Hietzing (heute zu Wien), t 31.5. 1918 Mauer-Öhling (Niederösterreich). Bis 1873 am Wiener Konservatorium zur Pianistin ausgebildet, studierte D. 1874-76 u.a. Philosophie, klassische Philologie, Germanistik und moderne Sprachen an der Univ. Zürich und wurde 1878 zum Dr. phil. promoviert. Danach war D., die im Kreis um Malwida von Meysenburg u, a. Lou —> Andreas-Salome und —> Nietzsche kennenlernte, schriftstellerisch tätig, engagierte sich für die Gleichberechtigung der Frauen und gründete die Frauenrevuen „Der heilige Kampf und „Der Fehderuf'. D. war Ehrenmitglied u. a. der Ethical Society in Chicago und der Spirituellen Vereinigung in Köln. Neben mehreren Dramen (u. a. Die Pädagogin) veröffentlichte sie u.a. Percy Bysshe Shelley (1884), Moderne Versuche eines Religionsersatzes (1886), worin sie sich kritisch gegen Nietzsche wandte, Zur neuen Lehre. Betrachtungen (1888; 1889 unter dem Titel Zur Begründung einer neuen Weltanschauung), Eugen Diihring. Eine Studie zu seiner Würdigung (1889) und Pessimistische Kardinalsätze (1905, Neudruck 1988 als Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt). 1891 wurde D. in das Dresdner Irren- und Siechenhaus eingewiesen und war dann bis zu ihrem Tod in verschiedenen Nervenheilanstalten. WEITERE WERKE: Wie ist Verantwortung und Zurechnung ohne Annahme der Willensfreiheit möglich? Heidelberg 1887.

LITERATUR: Hinrike Gronewold: H. v. D. 1856-1918. Die geistige Amazone. In: Sibylle Duda/Luise F. Pusch (Hrsg.): „Wahnsinnsfrauen". Frankfurt/Main 1992, S. 96-122. Sabine Thiessen: H. D. In: Ursula I. Meyer/Heidemarie Bennent-Vahle (Hrsg.): Philosophinnen-Lexikon. Aachen 1994, S. 61-64. Dubislav, Walter (Ernst Otto), * 20.9.1895 Berlin, t 17.9.1937 Prag. D. begann 1914 das Mathematikstudium bei Edmund Georg Hermann Landau und David —> Hubert an der Univ. Göttingen und ließ sich nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1919 in Berlin nieder. 1922 schloß er das Studium der Philosophie mit der Promotion bei Heinrich Meier ab (Beiträge zur Lehre von der Definition und vom Beweis vom Standpunkt der mathemalischen Logik aus), habilitierte sich 1928 an der TH Berlin und wurde dort 1931 a. o. Professor. D. war Mitbegründer und letzter Vorsitzender der „Gesellschaft für empirische Philosophie" und stand dem „Wiener Kreis" nahe. 1936 emigrierte er aus politischen Gründen in die Tschechoslowakei. Er war Mitverfasser des Systematischen Wörterbuchs der Philosophie (1923). Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Über die Definition (1926, 31931), Die Philosophie der Mathematik in der Gegenwart (1932) und Naturphilosophie (1933). WEITERE WERKE: Die Fries'sche Lehre von der Begründung. Dömitz 1926. - Über die sog. analytischen und synthetischen Urteile. Berlin 1926. - Zur Methodenlehre des Kritizismus. Langensalza 1929. Duboc, (Karl) Julius, Pseud. Julius Lanz, * 10. 10. 1829 Hamburg, t 11.6. 1903 Dresden. D., Sohn eines Kaufmanns, studierte zunächst Mathematik und Physik an den Universitäten Gießen und Leipzig, um sich später dem Bergbau zu widmen, wandte sich letztlich aber der Philosophie zu. D. lebte 1853-57 als Schafzüchter in Australien, verlor jedoch seinen Besitz und mußte nach Europa zurückkehren. Er beendete in Berlin das Universitätsstudium, war nach der Promotion zunächst Redakteur der „Deutschen Zeitung", 1861-63 der „Westfälischen Zeitung" in Dortmund, dann bis 1870 bei der „Berliner Nationalzeitung" und ging anschließend als freier Schriftsteller nach Dresden. D. stand im Briefwechsel mit Ludwig —> Feuerbach. In seinen philosophischen Schriften propagierte er eine Art ethisch-ehrfürchtigen Atheismus (Grundriß einer einheitlichen Trieblehre vom Standpunkt des Determinismus, 1892) und wandte sich gegen den Pessimismus —> Schopenhauers (Der Optimismus als Weltanschauung und seine religiös ethische Bedeutung für die Gegenwart, 1881). D. veröffentlichte auch historische Arbeiten sowie Essays und Novellen. WEITERE WERKE: Die Psychologie der Liebe. 1874, "1898. - Das Leben ohne Gott. Untersuchungen über den ethischen Gehalt des Atheismus. 1875, 21884. - Gegen den Strom. Gesammelte Aufsätze. Hannover 1877, '1884. 100 Jahre Zeitgeist in Deutschland. Geschichte und Kritik. Leipzig 1889, 21899. - Jenseits vom Wirklichen. Eine Studie aus der Gegenwart. Dresden 1896. Erw. Ausg. unter dem Titel: Anti-Nietzsche. Dresden 1897. - Die Lust als social-ethisches Entwicklungsprinzip. Ein Beitrag zur Ethik der Geschichte. Leipzig 1900. - Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert. Berlin 1901 (mit P. Wiegler). LITERATUR: Johann Sass: D., J. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 18. Berlin 1905, S. 63-68 (mit Bibliographie). - Renate Vollbrecht: D., J. In: NDB 4, 1959, S. 145-146.

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Du Bois-Reymond Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich), * 7.11.1818 Berlin, t 26.12.1896 Berlin. Als Sohn eines Uhrmachers, der aus Neuchätel stammte und sich in Berlin bis zum Geheimen Regierungsrat hochgearbeitet hatte, und einer Mutter aus hugenottischer Familie, einer Enkelin Daniel Chodowieckis, wuchs Du B.-R. in Berlin und in Neuchätel auf, studierte zunächst Naturwissenschaften in Berlin und Bonn, seit 1839 Medizin in Berlin, wo er rasch zum Schülerkreis des Anatomen und Physiologen Johannes Müller gehörte. Durch diesen wurde Du B.-R. auf das Gebiet der Elektrophysiologie geführt, der er sich in der Folgezeit beinahe ausschließlich widmete. 1843 wurde er mit der Arbeit Quae apud veteres de piscibus eiectricis exstant argumenta promoviert. 1846 habilitierte er sich und unterrichtete an der Berliner Akademie der Künste Anatomie. Erst 1854 begann er, Physiologie an der Univ. zu lehren, ein Jahr später wurde er zum a. o. Prof. ernannt. Nach Müllers Tod 1858 erhielt er den Berliner Lehrstuhl für Physiologie. Seit 1851 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, versah er seit 1867 das Amt eines ständigen Sekretärs derselben. 1869/70 und 1882/83 war er Rektor der Universität. Seit 1853 war er mit Jeannette Claude verheiratet, die ebenfalls Chodowiecki zum Urahnen hatte. Der Ehe entsprangen vier Söhne und sechs Töchter. Daß Du B.-R. zu einem der Hauptrepräsentanten der Naturwissenschaften des 19. Jh. wurde, liegt nicht bloß an seinen zweifellos epochemachenden wissenschaftlichen Arbeiten, sondern auch an der wissenschaftspolitischen und -theoretischen Zielstrebigkeit, die sein Tun von Anfang an begleitete. Schon 1842 schrieb er an Eduard Hallmann, daß er sich gemeinsam mit Ernst Brücke verschworen habe, „die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalischchemischen". Diese mechanistisch-reduktionistische Haltung war zunächst einmal gegen ältere vitalistische und naturphilosophische Strömungen gerichtet, die aber zu der Zeit längst an Einfluß verloren hatten, diente aber auch einer Abgrenzung von Müller und dessen eher morphologisch ausgerichteten Schülern wie Theodor Bischoff, Jakob Henle und Karl Reichert. Das praktische Ziel solcher Bestrebungen war die disziplinäre Loslösung der Physiologie von der Anatomie, gleichzeitig bestand eine Annäherung an die methodischen Grundlagen und Praktiken der Physik. Obgleich Müller die Rivalität in seinem Umkreis duldete, war das Forum für die jungen Physiologen, zu denen auch Hermann von —»Helmholtz gehörte, die 1845 gegründete Berliner Physikalische Gesellschaft. 1847 formulierten Du B.-R., Brücke, Helmholtz und Carl Ludwig das Programm einer organischen Physik, das in konzeptueller und methodischer Hinsicht die Physiologie neu definierte. Zu der Zeit war Du B.-R. mit seinen epochemachenden Untersuchungen über tierische Elektrizität (Bd. l erschien 1848, Bd. 2, 1. Hälfte 1849, die 2. Hälfte in 2 Teilen 1860 und 1884) befaßt, in denen er endgültig den Nachweis von elektrischer Aktivität in Nerven und Muskeln erbringen konnte. Die außerordentlichen experimentellen Schwierigkeiten auf dem Wege zu dieser Erkenntnis überwand Du B.-R. durch eine vollständige Innovation der elektrophysiologischen Methodik bei der Messung des elektrischen Stroms, was nur möglich war durch die Entwicklung ganz neuartiger Apparaturen, Reiz- und Meßinstrumente. So ermöglichte ein mehrfach verbesserter Verstärker überhaupt erst die Messung des Nervenstroms. Die technischen Entwicklungen und experimentellen Erfolge waren eine entscheidende Voraussetzung für die Etablierung der Elektrophysiologie und auch der Elektrotherapie, die zunehmend bei neurologischen Erkrankungen angewendet wurde. In theoretischer Hinsicht war Du B.-R. weniger glücklich, denn seine physikalische Denkweise führte ihn zu einer Analogie zwi-

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schen den Vorgängen im Organismus und Amperes Theorie des Magneten. Er vermutete, daß Muskelfasern aus peripolaren Molekülen mit positiven und negativen Polen bestehen, wobei ihre Lage Veränderung bei Aktivität der gemessenen Änderung der Spannung entspricht. Während Ludimar Hermann nachweisen konnte, daß in intakten Muskelfasern kein Strom fließt, versuchte Du B.-R. seine Theorie vergebens aufrecht zu erhalten. Als Du B.-R. 1858 endlich einen Lehrstuhl erhielt, viel später als seine Freunde, war sein wissenschaftliches Werk weitgehend abgeschlossen. Im Gegensatz zu Ludwig oder Brücke, die auf verschiedensten Gebieten der Physiologie aktiv waren, blieb Du B.-R. auf die Elektrophysiologie spezialisiert und hatte dementsprechend weder in der Vivisektion noch in der Mikroskopie allzu große Erfahrung. Möglicherweise hatten die langjährige Einseitigkeit und der theoretische Mißerfolg eine gewisse Resignation zur Folge, jedenfalls verlagerte Du B.-R. nach 1860 seinen Schwerpunkt zunehmend in institutionelle, wissenschaftspolitische und gesellschaftliche Aktivitäten, insbesondere in die weitere disziplinäre Stärkung der Physiologie. Er beteiligte sich federführend an der Reformierung der medizinischen Ausbildung an der Berliner Fakultät, hatte eine ganze Reihe von Schülern (u. a. Hermann, Julius Bernstein und Eduard Pflüger), die später selbst Lehrstühle der Physiologie einnahmen. Im Gegensatz zu anderen Physiologen mußte Du B.-R. lange auf ein räumlich eigenständiges physiologisches Institut warten. Der Durchbruch war zumindest zeitlich eng mit dem Gewinn des Kriegs 1870/71 gegen Frankreich verbunden. Während er zuvor öffentliche politische Interventionen, ganz im Gegensatz etwa zu Rudolf Virchow, stets vermieden hatte, brach Du B.-R. im entscheidenden Moment, trotz seiner frankophilen Erziehung, in anti-französische Ressentiments aus und bezeichnete als amtierender Rektor in der Rede Der deutsche Krieg (1870) die Berliner Univ. als „geistiges Leibregiment" der Hohenzollern. Bismarck bedankte sich für die Rede mit einem Brief aus Versailles. Noch 1870 machte Du B.-R. eine erneute Eingabe an das Ministerium und erhielt 1871 endlich die Genehmigung für den Neubau. Er mußte allerdings bis 1877 warten, bis er die damals teuerste wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland, das modernste physiologische Institut mit vier eigenständigen Abteilungen (physiologische Chemie, Histologie, physiologische Physik, sowie eine spezielle tierexperimentelle Abteilung) eröffnen konnte. Du B.-R.s weitgespannte Aktivitäten als Redner und Schriftsteller waren in erster Linie Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses der Naturwissenschaften, die eine führende Rolle in der gesellschaftlichen und kulturellen Identität des Bildungsbürgertums einnehmen wollten und damit eine dezidierte Gegenposition zur humanistischen Bildung und ihren Leitwissenschaften Philosophie, Geschichte und Philologie bezogen. Dieses Bestreben durchzieht die meisten der berühmt gewordenen Reden (gesammelt in 2 Bdn., 1912), die vor allem durch ihre wirkungsvolle Rhetorik und ihre profunde Gelehrsamkeit bestachen. Wenn Du B.-R. in Der physiologische Unterricht einst und jetzt (1877) von „gediegener physiologischer Bildung" als Aufgabe des Unterrichts sprach, war damit keineswegs nur eine solide Grundlage für die ärztliche Tätigkeit gemeint, sondern die Ausbildung von Fähigkeiten, die dem modernen industrialisierten Staat angemessen sein sollten. Der Appell an die Studenten lautete, „selber zu sehen und selber sich zu überzeugen. Sie müssen hier nicht glauben, sondern versuchen und wagen, zu wissen." Während Naturwissenschaft auf der einen Seite der individuellen Bildung und Moral dienen sollte, kam sie auf der anderen der allgemeinen Kultur, der gesellschaftlichen Identität zugute. Mit der programmatischen Verknüpfung von Culturgeschichte und Naturwis-

Dühring senschaft (1877) sollte letztere als Dreh- und Angelpunkt der abendländischen Geschichte eingeführt werden. Wenn der wissenschaftliche Fortschritt die Maßgaben für die kulturelle Entwicklung festlegte, mußten wenigstens die Mathematik und die Geschichte der Wissenschaften einen ungleich größeren Platz im bildungsbürgerlichen Curriculum einnehmen. Gleichwohl wurde der Fortschrittsoptimismus Du B.-R.s konterkariert durch seine Warnung vor wissenschaftlicher Spezialisierung und einer Nähe zur industriellen Nutzbarkeit, die eine bedenkliche kulturelle Entwicklung zu verflachenden „materiellen Interessen" nahmen. Ohne es auf den Begriff zu bringen, diagnostizierte Du B.-R. hier einen Umschlag von Fortschritt in Niedergang, was als eines der frühen Anzeichen für den Kulturpessimismus der Jahrhundertwende angesehen werden kann. Während Du B.-R. der Naturwissenschaft in praktischgesellschaftlicher Hinsicht höchste Priorität einräumte, zog er in der Erkenntnistheorie klare Grenzen des Naturerkennens (1872), die sich auf die Beziehung von Kraft und Stoff sowie das Verhältnis von Materie und Bewußtsein bezogen. Mit der skeptischen Formel vom „Ignoramus - Ignorabimus" setzte Du B.-R. eine breite Diskussion über die Rolle der Naturwissenschaft und ihr Verhältnis zur Philosophie in Gang. Transzendente Probleme waren für ihn nicht vor dem Erfahnmgshorizont der Naturwissenschaften zu bearbeiten und mußten sie deswegen nichts angehen. Bescheiden war diese Grenzziehung insofern, als sie den naiven Realismus der Vulgärmaterialisten und auch eine monistische Wissenschaftskonzeption als Religionsersatz, etwa bei Ernst ->Haeckel, der der Hauptgegner Du B.-R.s in der Ignorabimus-Debatte war, in Frage stellte. Andererseits verfolgte Du B.-R. in seiner anti-metaphysischen, gegen Theologie oder Philosophie gerichteten Haltung kaum die Absicht, jenseits der gezogenen Grenze ein vernünftiges oder nützliches Wissensgebiet zu akzeptieren. Innerhalb des wissenschaftlichen Geltungsbereichs war die Physiologie „die Königin unter den Wissenschaften". Auch wenn ein solcher Stellenwert viel eher der Physik zugeschrieben wurde, hat Du B.-R. an der Verfestigung des Selbstverständnisses der Naturwissenschaftler und ihrer gesellschaftlichen Autorität einen erheblichen Anteil gehabt. WEITERE WERKE: Abhandlungen zur allgemeinen Muskelund Nervenphysik. 2 Bde., Leipzig 1875-77. - Jugendbriefe an Eduard Hallmann. Berlin 1918. - Zwei große Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Ein Briefwechsel zwischen E. Du B.-R. und Karl Ludwig. Leipzig 1927. - Dokumente einer Freundschaft. Briefwechsel zwischen Hermann von Helmholtz und E. Du B.-R. 1846-1894. Berlin 1986. LITERATUR: Karl E. Rothschuh: Du B.-R. In: DSB, Bd. 4, S. 200-205. - Karl E. Rothschuh/Elisabeth Tutte: E. Du B.R. (1818-1896). Bibliographie. Originalien und Sekundärliteratur. In: Acta Historica Leopoldina 9 (1975) S. 113-136. Gunter Mann (Hrsg.): Naturwissen und Erkenntnis im 19. Jahrhundert: E. Du B.-R. Hildesheim 1981. - Peter W. Ruff: E. Du B.-R. Leipzig 1981. - Ferdinande Vidoni: Ignorabimus! E. Du B.-R. und die Debatte über die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis im 19. Jahrhundert. Frankfurt/ Main 1991. - Timothy Lenoir: Politik im Tempel der Wissenschaft. Frankfurt/Main 1992,8. 18-52.-ChristophGradmann: Naturwissenschaft, Kulturgeschichte und Bildungsbegriff bei E. Du B.-R. In: Tractrix 9 (1993) S. 1-16. Michael Hagner Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave), * 2.12.1831 Berlin, t 7.4.1889 Freiburg/Breisgau. Der Bruder von Emil —> Du B.-R. studierte zunächst Medizin an der Univ. Zürich, später Mathematik an der neugegründeten mathematischen Schule Carl Gustav Jacob Jacobis und F. Neumanns an der Univ. Königsberg. Nach der Promotion in

Berlin 1859 lehrte er Mathematik und Physik am FriedrichWerderschen Gymnasium in Berlin, habilitierte sich 1865 an der Univ. Heidelberg und wurde dort 1868 a. o. Professor. 1870 folgte er einem Ruf als o. Prof. nach Freiburg/Breisgau und wechselte 1874 an die Univ. Tübingen, 1884 an die TH Berlin. Du B.-R.s wichtigste Arbeiten waren der Theorie der unendlichen Reihen gewidmet, einige Konvergenzkriterien für Reihen mit konstanten und veränderlichen Gliedern sind nach ihm benannt. Er führte die Bezeichnungen asymptotisch gleich und asymptotisch proportional ein, betonte als erster die Bedeutung des Begriffs der Derivierten einer Funktion und setzte sich in mathematisch-philosophischen Schriften mit Termini wie Stetigkeit, Kontinuum, unbegrenzt und unendlich auseinander. Seine Schrift Über die Grundlagen der Erkenntnis in den exakten Wissenschaften wurde postum 1890 veröffentlicht. Dühring, (Karl) Eugen, * 12.1. 1833 Berlin, t 21.9. 1921 Nowawes (heute zu Potsdam). D., Sohn eines Beamten, studierte an der Univ. Berlin Rechtswissenschaften, Philosophie und Nationalökonomie, wurde 1861 zum Dr. phil. promoviert (De tempere, spatio, causalitate atque de analysis infinitesimalis logica) und habilitierte sich dort 1863 für Philosophie, später auch für Nationalökonomie. 1877 verlor er seine Lehrbefugnis wegen seiner Angriffe auf das zeitgenössische Universitätswesen und wegen Streitigkeiten mit Kollegen. Seine Hauptwerke Kritische Geschichte der Philosophie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1869, 41894), Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Socialismus von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1871, "1900), Logik und Wissenschaftstheorie (1878,21905) und Kritische Geschichte der allgemeinen Principien der Mechanik (1872,31887) waren bahnbrechend in den jeweiligen Disziplinen. Neben Ernst —> Mach und Richard —»Avenarius gilt D. als einer der bedeutendsten deutschen Positivisten. -> Schopenhauer und dem Positivismus A. Comtes verpflichtet, polemisierte er gegen die „Hegel-Seuche" der Dialektik und vor allem gegen —»Marx. In seiner naturalistischen „Wirklichkeitsphilosophie" lehnte er Metaphysik und Religionen, insbesondere einen falschen Begriff von Unendlichkeit, ab. Sein Entwurf eines „sozialitären Gesellschaftssystems" wie seine von seinen Gegnern als „Vulgärmaterialismus" bezeichnete Trivialisierung —»Hegelscher Philosophie rief Kritik hervor, die in Friedrich -» Engels' sogenanntem „Anti-Dühring" (Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, 1877) gipfelte. D. bezeichnete sich als eigentlichen Begründer des Antisemitismus und publizierte weitverbreitete antisemitische Schriften (u. a. Der Ersatz der Religion durch Vollkommeneres und die Ausscheidung alles Judenthums durch den modernen Völkergeist, 1883; 3. Aufl.: [...] und die Abstreifung alles Asiatismus, 1906, 41928). Seine Autobiographie Sache, Leben und Feinde erschien 1882 (21903). WEITERE WERKE: Natürliche Dialektik. Neue logische Grundlegungen der Wissenschaft und Philosophie. Berlin 1865. - Der Werth des Lebens. Breslau 1865. Leipzig 8 1922 - Kritische Grundlegung der Volkswirthschaftslehre. Berlin 1866. - Cursus der Philosophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und Lebensgestaltung. Leipzig 1874. - Robert Mayer, der Galilei des 19. Jahrhunderts. 2 Bde., Chemnitz 1880-95. - Die Größen der modernen Literatur. 2 Bde., Leipzig 1893, 21904-10. - Wirklichkeitsphilosophie. Phantasmenfreie Naturergründung und gerecht freiheitliche Lebensordnung. Leipzig 1895. LITERATUR: Hans Vaihinger: Hartmann, D. und Lange. Zur Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert. Iserlohn 1876. - Emil Döll: E. D. Leipzig 1892. - Sigmund Posner: Abriss der Philosophie E. D.s. Breslau 1906. - Gerhard Albrecht: E. D.s Wertlehre. Jena 1914. - Ders.: E. D. Ein Beitrag zur Geschichte der Sozialwissenschaften. Jena

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Dürr 1927. - Haimi Binder: Das sozialitäre System E. D.s. Jena 1933. - Rolf Kirchhoff/Teodor I. Oisermann (Hrsg.): 100 Jahre .Anti-Dühring'. Berlin 1978. - Aldo Venturelli: Asketizismus und Wille zur Macht. Nietzsches Auseinandersetzung mit E. D. In: Nietzsche Studien 15 (1986) S. 107-139. Dürr, (Georg) Ernst, * 23.3.1878 Würzburg, f 27.9.1913 Bern. D., Sohn eines Lehrers, kam während seines Studiums der Natur- und Geisteswissenschaften durch Oswald —»Külpe in Würzburg in Verbindung mit experimenteller Psychologie und der Philosophie des kritischen Realismus, war Assistent bei Wilhelm —> Wundt am Psychologischen Institut der Univ. Leipzig und wurde 1902 promoviert. Er habilitierte sich 1903 in Würzburg (Heber die Grenzen der Gewißheit) und folgte 1906 einem Ruf als a. o. Prof. der Philosophie, speziell Pädagogik und Psychologie, an die Univ. Bern. Seit 1907 Ordinarius, gründete D. in Bern ein PädagogischPsychologisches Seminar und kurz vor seinem Tod das Psychologische Laboratorium der Universität. Seine Forschungen bewegten sich in den Grenzbereichen von Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Die Lehre von der Aufmerksamkeit (1907, 31923), Einführung in die Pädagogik (1908), Grundzüge der Ethik (1909) und Erkenntnistheorie (1910). WEITERE WERKE: Grundzüge einer realistischen Weltanschauung. Leipzig 1907. - Das Gute und das Sittliche. Grundprobleme der Ethik. Heidelberg 1911.

Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf, * 11.11.1864 Winniczki bei Lemberg, t 1.5. 1934 München. Seit 1883 Novize der Gesellschaft Jesu, wurde D.-B., Sohn eines Großgrundbesitzers, in Exaeten, Feldkirch, Ditton Hall und Valkenburg ausgebildet, 1896 zum Priester geweiht und lehrte anschließend klassische Sprachen, Deutsch, Französisch und Religion in Feldkirch. Als Mitarbeiter der „Stimmen aus Maria-Laach" befaßte er sich überwiegend mit dem Urchristentum und begann seine umfangreichen Studien zu Spinoza. D. lebte 1909-20 in Luxemburg, Bonn und München, leitete in Bonn ein von ihm errichtetes Tagesheim für Gymnasiasten und war 1920-30 Spiritual des Breslauer Theologenkonvikts. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Koblenz und München. Neben seinem Hauptwerk, der vierbändigen Monographie über Spinoza (Der junge Spinoza, 1910,31933; Das Entscheidungsjahr, 1933; Das neue Leben, 1934; Das Lebenswerk, 1936) publizierte er zahlreiche pädagogische Studien und Entwürfe, darunter Reifendes Leben (1920/1924). WEITERE WERKE: Schöpferische Liebe. Ein Weg zur sittlichen Vollendung. Berlin 1923. - Spinoza nach 300 Jahren. Berlin/Bonn 1932.

Dürr, Karl, * 16.6. 1888 Zürich, t 18.9. 1970 Zürich. Nach dem Studium an den Universitäten München, Berlin und Zürich 1912 aufgrund der Dissertation Interpretation und Kritik der Erkenntnistheorie E. v. Hartmanns promoviert, habilitierte sich D. 1916 für Philosophie an der Univ. Zürich (Von der Bildung der Begriffsinhalte. Eine logische Untersuchung), wurde 1925 Prof., 1935 a. o. Prof. der Logik und Geschichte der Logik, 1958 o. Prof. für Logik, Erkenntnistheorie und Geschichte der neueren Philosophie. Er gilt als einer der Pioniere des Logischen Positivismus des „Wiener Kreises". D. veröffentlichte u.a. die von Bertrand Russell und Clarence Irving Lewis beeinflußte Studie Neue Beleuchtung einer Theorie von Leibniz. Grundzüge des Logikkalküls (1930), Leibniz' Forschungen im Gebiete der Syllogistik (1949) und Lehrbuch der Logistik (1954). WEITERE WERKE: Ist etwas? Ein philosophischer Dialog. Zürich 1918. - Wesen und Geschichte der Erkenntnistheorie. Zürich 1924. — The prepositional logic of Boethius. Amsterdam 1951. - Moderne historische Forschungen im Gebiet der antiken Logik. Basel 1953. - Fragezeichen zu Einstein. Über die Unzureichendheit der herkömmlichen Beweise der speziellen Relativitätstheorie. Bern 1960. - Metaphysik und wissenschaftliche Philosophie. Berlin 1967. LITERATUR: Henri Lauener: Veröffentlichungen schweizerischer Wissenschaftstheoretiker I. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 2 (1971) S. 340-351 (zu D.: S. 343-344).

Dunkmann, Karl, * 2.4.1868 Aurich (Ostfriesland), t 28. 11.1932 Berlin. D. studierte an den Universitäten Halle, Basel und Greifswald und wurde 1899 promoviert (Das Problem der Freiheit in der gegenwärtigen Philosophie und das Postulat der Theologie). Bereits seit 1894 war er Pastor in Stolp, später in Greifswald. Seit 1907 Direktor des Predigerseminars in Wittenberg, folgte er 1913 einem Ruf als Ordinarius für Systematische Theologie an die Univ. Greifswald und gab in den folgenden Jahren zahlreiche Studien zu homiletischen, historischen und systematischen Themen heraus. 1918 übernahm D. einen Lehrauftrag für Soziologie an der TH Berlin, gründete 1924 das Institut für angewandte Soziologie und rief 1928 die Zeitschrift „Archiv für angewandte Soziologie" ins Leben. D. veröffentlichte u. a. Geschichte des Christentums als Religion der Versöhnung und Erlösung (Bd. l, 2 Tie., 1907), System der theologischen Erkenntnislehre (1909), Das religiöse Apriori und die Geschichte. Ein Beitrag zur Grundlegung der Religionsphilosophie (1910), Der christliche Gottesglaube. Grundriß der Dogmatik (1918) und Die Kritik der sozialen Vernunft. Eine Philosophie der Gemeinschaft (1924). Er war Herausgeber eines Lehrbuchs der Soziologie und Sozialphilosophie (1931). WEITERE WERKE: Die moderne Hoffnungslosigkeit in Wissenschaft, Kunst und Moral. Stolp 1901. - Idealismus oder Christentum? Die Entscheidungsfrage der Gegenwart. Leipzig 1914. - Metaphysik der Geschichte. Eine Studie zur Religionsphilosophie. Leipzig 1914. - Die theologische Prinzipienlehre Schleiermachers. Gütersloh 1916. - Der Kampf um Othmar Spann. Leipzig 1928. - Angewandte Soziologie. Berlin 1929. - Soziologie der Arbeit. Halle 1933.

Dulckeit, Gerhard, * 6.6. 1904 Riga, t 16.1. 1954 Kiel. D. wurde 1931 an der Univ. Göttingen promoviert (Naturrecht und positives Recht bei Kant), habilitierte sich 1934 an der Univ. Göttingen, wurde 1938 o. Prof. in Heidelberg, 1941 in Straßburg und 1947 in Kiel und lehrte neben römischem und bürgerlichem Recht vor allem Rechtsphilosophie. Er gilt als einer der bedeutendsten Erneuerer der Rechtsphilosophie im Sinne —> Hegels. D. verfaßte Schriften zur Rechtsgeschichte, Rechtsdogmatik und Rechtsphilosophie, u. a. Rechtsbegriff und Rechtsgestall. Untersuchungen zu Hegels Philosophie des Rechts und ihrer Gegenwartsbedeutung (1936), und Philosophie der Rechtsgeschichte. Die Grundgestalten des Rechtsbegriffs in seiner historischen Entwicklung (1950) und Römische Rechtsgeschichte (1952, "1995).

Du Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von, * 3.4.1839 Landshut, t 5.8.1899 Heiligkreuz bei Hall (Tirol). In der königlich-bayerischen Pagerie in München erzogen, begann Du P., Sohn eines Rechtsanwalts, 1857 ein unvollendet gebliebenes Studium der Rechtswissenschaften und schlug anschließend die militärische Laufbahn ein. Daneben widmete er sich dem Studium der Philosophie, wurde 1868 mit einer philosophischen Studie von der Univ. Tübingen zum Dr. phil. promoviert und quittierte 1871 als Hauptmann den Militärdienst. In seinem erfolgreichen Buch Der Kampf um das Dasein am Himmel (1873, 21882) versuchte er, Darwins Theorie von der indirekten Auslese auf das Weltall anzuwenden. Nach der Heirat mit einer vermögenden Frau

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Eberhard 1880 ließ sich D. als freier Schriftsteller in München nieder, veröffentlichte eine Reihe zum Teil weitverbreiteter Schriften und befaßte sich mit den sogenannten Geheimwissenschaften Magnetismus, Somnambulismus und Spiritismus. Er schrieb 1886-94 regelmäßig Beiträge für die Monatszeitschrift für Seelen- und Geistesleben „Sphinx" und war Begründer und Ehrenpräsident der Münchner „Gesellschaft für wissenschaftliche Psychologie". D. gilt als Mitbegründer einer experimentellen Parapsychologie. Sein Hauptwerk ist Die Philosophie der Mystik (1884). WEITERE WERKE: Psychologie der Lyrik. Leipzig 1880. Studien aus dem Gebiete der Geheimwissenschaften. 2 Tie., Leipzig 1890/91, 21903. - Das Rätsel des Menschen. Leipzig 1892. Wiesbaden 1950. - Die Entdeckung der Seele durch die Geheimwissenschaften. 2 Bde., Leipzig 1894; Bd. l, 21910; Bd. 2, 31922. - Die Magie als Naturwissenschaft. 2 Tie., Jena 1899. - Experimentalpsychologie und Experimentalphysik. Leipzig 1903. LITERATUR: Alfred von Mensi: Du P., C. Freiherr. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 4 (1900) S. 146-152. - Carl-Ludwig Reichert: „Mystische Wurfgeschosse". Der bayerische Okkultist K. du P. München 1989. Dyroff, Adolf, * 2.2.1866 Damm bei Aschaffenburg, t 3.7. 1943 München. D. studierte an den Universitäten Wurzburg, Bonn und Berlin klassische Altertumswissenschaften, Germanistik und Geschichte und befaßte sich daneben mit kunsthistorischen und philosophischen Studien. Nach der Promotion 1892 unterrichtete D. 1894-99 am Gymnasium in Würzburg und wandte sich unter dem Einfluß seines ehemaligen Lehrers Wilhelm —»Dilthey sowie des mit ihm befreundeten Oswald -»Külpe schließlich der Philosophie zu. Er habilitierte sich 1899 an der Univ. München mit Demokritstudien, folgte 1901 einem Ruf als a. o. Prof. an die Univ. Freiburg/Breisgau und hatte 1903-34 den Bonner Lehrstuhl für kath. Philosophie inne. Unter seinen Schülern waren Johannes Maria —>Verweyen, Peter —»Wust und Heinrich Fels. D. arbeitete zunächst zur antiken Philosophie und befaßte sich später zunehmend mit dem Mittelalter und der Renaissance. Er veröffentlichte u. a. Ethik der alten Stoa (1897), Über den Existenzialbegriff (1902), Über das Seelenleben des Kindes (1904, :1911), Einführung in die Psychologie (1908, 61932) und Der Gottesgedanke bei den europäischen Philosophen in geschichtlicher Sicht (1942). D. war Herausgeber von Renaissance und Philosophie (13 Bde., 1908-20) und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften von Joseph —»Görres. WEITERE WERKE: Carl Joseph Windischmann (1775-1839) und sein Kreis. Köln 1916. - A. D. [Selbstdarstellung|. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 5. Leipzig 1924, S. 129-163. Religion und Moral. Berlin 1925. - Betrachtungen über Geschichte. Köln 1926. - Ästhetik des tätigen Geistes. Hrsg. v. Wladimir Szylkarski. 2 Bde., Bonn 1948. - Einleitung in die Philosophie. Grundprobleme der Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik und Ästhetik. Hrsg. v. Wladimir Szylkarski. Bonn 1948. LITERATUR: Synthesen in der Philosophie der Gegenwart. Festgabe A. D. zum 60. Geburtstag. Bonn 1926. - Wladimir Szylkarski: A. D. Ein Blick auf sein Leben und sein Werk. Bonn 1947. - Wladimir S/.ylkarski: Jugendgeschichte A. D.s. Bonn 21947. - Vinzenz Rüfner: A. D. Eine Würdigung zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages am 2. Februar 1966. In: Philosophisches Jahrbuch 74 (1966/67) S. 220-228. Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig), * 9.11.1885 Berlin, t 16.6.1981 Marburg. Der Sohn eines Psychologen studierte Philosophie, Physik und Kunstgeschichte an den Universitäten Lausanne, Berlin,

Halle und Heidelberg und wurde 1910 zum Dr. phil. promoviert (Kants Philosophie und ihr Verhältnis zum relativen und absoluten Idealismus; als Buch erschienen unter dem Titel Relativer und absoluter Idealismus, 1910). Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg habilitierte er sich 1921 mit der Arbeit Die Grundlagen der Philosophie Hegels an der Univ. Freiburg, wurde dort 1926 zum a. o. Prof. der Philosophie ernannt, folgte 1930 einem Ruf als o. Prof. der historischen und systematischen Philosophie an die Univ. Rostock und lehrte seit 1940 an der Univ. Marburg, wo er 1945/46 als Rektor amtierte. Seit 1935 war er auch als Heerespsychologe tätig. Als Philosoph widmete sich E. zunächst einer systematischen Weiterentwicklung der —> Hegeischen Denkansätze, wandte sich dann -» Kant zu und veröffentlichte eine Reihe wichtiger Abhandlungen über dessen Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie, darunter Kants Lehre vom ewigen Frieden und die Kriegsschuldfrage (1929). E. stand sowohl dem sogenannten Marburger Neukantianismus als auch allen Formen des Existentialismus ablehnend gegenüber und beschäftigte sich insbesondere mit der aktuellen Entwicklung in Politik und Geistesgeschichte, so 1957 in seiner Schrift Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. E. war Herausgeber des „Archivs für Philosophie" sowie der „Revue internationale de la Philosophie". WEITERE WERKE: Über die Fortschritte der Metaphysik. Tübingen 1931. - Über die Beschränkung unserer Erkenntnis auf die Attribute des Denkens und der Ausdehnung bei Spinoza. Den Haag 1933. - Zu Deutschlands Schicksalswende. Frankfurt/Main 1946, 21947. - Die Formeln des kategorischen Imperativs und die Ableitung inhaltlich bestimmter Pflichten. Torino 1960. - Wozu Rechtsphilosophie? Berlin/ New York 1972. - J. E. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 3. Hamburg 1977, S. 1-59. LITERATUR: Heinrich Levy: Die Hegel-Renaissance in der deutschen Philosophie mit besonderer Berücksichtigung des Neukantianismus. Charlottenburg 1927. - Gerd Wolandt: J. E. als philosophischer Schriftsteller. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 24 (1970) S. 571-589. Ebel, Kaspar, * 11. 12. 1595 Gießen, t 10.3. 1664 Gießen. Der Sohn eines Gerichtsschöffen studierte Philosophie und Theologie an den Universitäten Gießen, Wittenberg, Jena, Erfurt und Altdorf. Nach einer Tätigkeit als Gymnasialrektor in Worms folgte er 1629 einem Ruf als Prof. der Logik an die von Gießen nach Marburg verlegte Universität. 1646-50 war er als Bibliothekar an der dortigen Universitätsbibliothek tätig, die er schließlich nach Gießen zurückführte. E. veröffentlichte u.a. Metaphysica (1638), Compendium logicae peripateticae (1645, 61681) und Aphorismorum metaphyxicorum recognitorum disputationes XX (1649). WEITERE WERKE: Ad apologiam pro syllogismo infinito. Marburg 1633. - De quatuor virtutibus moralibus. Gießen 1634. - De Deo. Marburg 1638. - De suppositio eiusque ratione formali. Marburg 1638. - Quaestiones miscellaneae. Marburg 1638. - De accidente in genere et quanitate in specie. Marburg 1639. - De anima separata. Marburg 1639. Opera philosophica. Hrsg. v. Kilian Rudrauff. 2 Bde., Frankfurt 1677. Eberhard, Johann August, * 31.8.1739 Halberstadt, t 6.1.1809 Halle. E., Sohn eines Kantors, studierte 1756-59 in Halle Theologie und wurde Hofmeister in Halberstadt im Hause des späteren Staatsminsters von der Horst, dem er 1763 nach Berlin folgte, wo er u.a. an den Abendunterhaltungen Moses -> Mendelssohns und Friedrich Nicolais teilnahm. Seit 1768 Prediger am Berliner Arbeitshaus und in der Gemeinde Stralow, erregte E. 1772 mit seinem literarischen Debüt Neue Apologie des Sakrales, die mehrfach aufgelegt

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Ebert und übersetzt wurde, großes Aufsehen, da er einige zentrale Lehrstücke der christlichen Verkündigung kritisierte und durch seine aufklärerischen Tendenzen Anstoß erregte; 1774 wurde ihm die Erlangung einer Predigerstelle in Charlottenburg erschwert. 1776 wurde E. jedoch für die philosophischanthropologische Forschung in seiner Allgemeinen Theorie des Denkens und Empfindens 2 I786 mit dem Preis der Königlichen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet, deren Mitglied er seit 1786 war. 1778 folgte er einem Ruf als Prof. der Philosophie nach Halle. In seinen Abhandlungen verband E. die Leibniz-Wolffsche-Philosophie mit Motiven der englischen Aufklärungsphilosophie. E. kritisierte die Beschränkung menschlicher Erkenntnis auf Erscheinungen und bestritt die strikte Trennung von Sinnesund Verstandeswelt. Er gab die Zeitschriften „Philosophisches Magazin" (1788-92) und „Philosophisches Archiv" (1792-95) heraus, in denen er gegen —»Kant polemisierte. E. veröffentlichte u. a. Vorbereitung zur natürlichen Theologie (1781), Sittenlehre der Vernunft (1781, 21786), Theorie der schönen Wissenschaften (1783, '1790), Allgemeine Geschichte der Philosophie (1788, 21797) und Handbuch der Aesthetik (1803-05,21807-20). E. war Verfasser eines ersten deutschen Synonymenwörterbuches (Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik, 6 Bde., 1795-1802; gekürzte Ausgabe 1802 als Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache, 171910). WEITERE WERKE: Von dem Begriffe der Philosophie und ihren Teilen. Berlin 1778. - Vorlesungen über Zeichen der Aufklärung einer Nation. Halle 1783. - Kurzer Abriß der Metaphysik mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Zustand. Halle 1794. - Über den Gott des Herrn Prof. Fichte und den Götzen seiner Gegner. Halle 1799. - Geist des Urchristentums. Handbuch der Geschichte der philosophischen Kultur. Halle 1807. LITERATUR: Friedrich Nicolai: Gedächtnisschrift auf J. A. E. Berlin/Stettin 1810. - Karl Lungwitz: Die Religionsphilosophie J. A. E.s. Weida 1910. - Georg Draeger: J. A. E.s Psychologie und Ästhetik. Halle 1914. - Henry E. Allison: The Kant-Eberhard-Controversy. Baltimore/London 1973. Alexander Altmann: Eine bisher unbekannte frühe Kritik E.s an Kants Raum- und Zeitlehre. In: Kant-Studien 79 (1988) S. 329-341. - Zwi Batscha: „Despotismus von jeder Art reizt zur Widersetzlichkeit". Die Französische Revolution in der deutschen Popularphilosophie. Frankfurt/Main 1989. - Manfred Gawlina: Das Medusenhaupt der Kritik. Die Kontroverse zwischen Immanuel Kant und J. A. E. Berlin/New York 1996. - Marion Lauschke/Manfred Zahn (Hrsg.): Immanuel Kant. Der Streit mit J. A. E. Hamburg 1998. Ebert, Johann Jakob, auch Zachäus, Zachäus Fidibusfex, * 20. I I . 1737 Breslau, t 18.3. 1805 Wittenberg. Der Sohn eines sächsischen Steuerbeamten begann 1756 ein Studium an der Univ. Leipzig, das er 1760 als Magister der Philosophie abschloß, und habilitierte sich im folgenden Jahr. Er hielt mathematische und philosophische Vorlesungen, begab sich 1764 auf eine Reise durch Deutschland und Frankreich, war 1768/69 als Hofmeister in St. Petersburg tätig und folgte 1770 einem Ruf als Prof. der Mathematik nach Wittenberg. In seinen zahlreichen mathematischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen (u. a. Kurze Unterweisung in den Anfangs gründen der Vernunftlehre, 21774, 61810; Kurze Unterweisung in den Anfangsgründen der Naturlehre, 1775,41803) versuchte E., das Wissen verständlich zu vermitteln und so für eine soziale Reformbewegung zu nutzen. 1784/85 gab er das Wochenblatt „Der Philosoph für Jedermann" heraus; er war Verfasser der satirischen Wochenblätter „Fidibus" (1768-70) und „Tapeten" (1771-76).

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WEITERE WERKE: Von der wechselweisen Vereinigung der Philosophie und schönen Wissenschaften. Leipzig 1760. Unterweisung in den philosophischen und mathematischen Wissenschaften. Leipzig 1773,51810. -Unterweisung in den Anfangsgründen der practischen Philosophie. Leipzig 1784. Ebner, Ferdinand, * 31.1.1882 Wiener Neustadt (Niederösterreich), t 17. 10.1931 Gablitz bei Purkersdorf (Niederösterreich). Der einer bäuerlichen Familie entstammende E. studierte an der Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt. Er war 1902-12 als Volksschullehrer in Waldegg, 1912-23 in Gablitz tätig, zuletzt auch als Schulleiter, bevor er wegen eines chronischen Lungenleidens aus dem Schuldienst ausschied. Nach ersten dichterischen Versuchen wandte er sich 1907 in autodidaktischen Studien, beeinflußt vom Werk Otto —> Weiningers, Henri Bergsons, später von Sören Kierkegaard und Theodor -» Haecker, der Philosophie zu und vollzog 1916 eine Wende zum, wenn auch antiklerikalen, Christentum. Seit 1919 legte er seinen philosophischen Standpunkt in der von Ludwig von Ficker herausgegebenen Kulturzeitschrift „Der Brenner" dar und veröffentlichte 1921 im Brenner-Verlag sein Hauptwerk Das Wort und die geistigen Realitäten, Pneumatologische Fragmente (21952). E., der als Wegbereiter des kath. Existentialismus in Österreich gilt, war einer der Begründer der dialogischen Betrachtungsweise der menschlichen Existenz, nach der der Mensch aus dem Bezug seines Ichs zum Du lebt, der sich in der Sprache und in der Liebe ausdrückt. WEITERE WERKE: Wort und Liebe. Regensburg 1935. Das Wort ist der Weg. Aus den Tagebüchern. Ausgewählt und eingeleitet von Hildegard Jone. Wien 1949. - Schriften. Hrsg. v. Franz Seyr. 3 Bde., München 1963-65 (mit Bibliographie). - Das Wunder des Wortes. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Seyr. Graz u.a. 1965. LITERATUR: Walther Methlagl u.a. (Hrsg.): Gegen den Traum vom Geist. F. E. Beiträge zum Symposion Gablitz 1981. Salzburg 1985. - Augustinus Karl WuchererHuldenfeld: Personales Sein und Wort. Einführung in den Grundgedanken E.s. Wien 1985. - Werner L. Hohmann: F. E. Bedenker und Ebner des Wortes in der Situation der „geistigen Wende". Essen 1995. - Jaroslaw Jagiello: Vom ethischen Idealismus zum kritischen Sprachdenken. F. E.s Erneuerung des Seinsverständnisses. München 1997. — Hans Gerald Hödl; Decodierungen der Metaphysik. Eine religionsphilosophische Interpretation von F. E.s Denkweg auf der Grundlage unveröffentlichter Manuskripte. Frankfurt/Main u. a. 1998. - Helga Braun: F. E.s Ort in der Moderne. Essen 2000. Eckhard, Arnold, auch Eckard, * Trupe bei Bremen (?), t 9.11.1685 Jeinsen bei Elze. E., Sohn eines Pfarrers, war an der Univ. Rinteln o. Prof. der Logik, Physik und Mathematik und a. o. Prof. der Theologie. Er gehörte dem Kreis der toleranten Theologen des 17. Jh. an. 1677 nahm er zusammen mit einem Bruder seines Freundes Gerard Woher Molanus an einem Streitgespräch mit —»Leibniz über Hobbes und Descartes teil, wobei er sich als konsequenter Cartesianer darstellte. 1678 mußte E. die Univ. Rinteln verlassen und wirkte danach als Pfarrer in Jeinsen. Er veröffentlichte u. a. Exercitatio physica de illis corporis humani functionihus, quae a nulla anima dependent, quaequae ex sola partium dispositione mechanice deduci et demonstrari possunt (1672) und Positionum mathematicarum sylloge (1676). WEITERE WERKE: Tractatus de lumine, luce et coloribus, quo omnis luminis [...J proprietates [...] more et ordine geometrico demonstratae exhibentur. Rinteln 1672. - Disputa-

Eckhart tio de causa efficients peccati. Rinteln 1675, - Briefwechsel Leibniz - E. In: Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe 2, Bd. 1. Berlin 1926, Nr. 138 ff. LITERATUR: Georges Friedmann: Leibniz et Spinoza. Paris 1946, '1975. Eckhart von Hochheim, auch Meister Eckhart, * Tambach bei Gotha (Thüringen) vor 1328, t wahrscheinlich Avignon. Das erste sichere Datum aus E.s Leben ist der 18.4.1294, an dem er als Sentenzenlektor (frater Ekhardus lector sententiarum) vor den Ordensbrüdern im St. Jacques-Konvent bei der Sorbonne, Paris, die Festpredigt am Ostersonntag hielt. Da die Pariser Statuten für die Tätigkeit des Sententiars das Mindestalter von 33 Jahren vorschrieben, dürfte E. um, eher vor 1260 geboren worden sein: zu Tambach bei Gotha (Thüringen), wo das Ministerialengeschlecht derer von Hochheim residierte, dem E. nach dem Zeugnis der Nachschrift seiner Augustinus-Predigt vom 28.8. 1302 (oder 28.2.1303) entstammte (reportatus ab ore magistri Echardi de hochheim). Sein Vater, dominus Eckhardus, miles, dictus de Hochheim, starb vordem 19.5.1305. Schon in jungen Jahren dürfte E. in das Dominikanerkloster Erfurt, gegründet 1229, eingetreten sein. In ihm absolvierte er mit dem Studium logicale, naturale und biblicum den Bildungsgang eines Studenten des Dominikanerordens. In Köln könnte er —»Albertus Magnus noch gehört haben. Es ist unwahrscheinlich, daß er 1277 Student der Artes in Paris war. Zum Beginn des akademischen Jahres 1293/94 hielt E. als Baccalaureus der Theologie die Collano in libros Senlentiarum. 1294 wurde er zum Prior seines Heimatklosters gewählt. Zwei Jahre später übernahm er auch das Amt des Vikars von Thüringen. Provinzial zu dieser Zeit (1293-96) war -»Dietrich von Freiberg, der E. philosophisch maßgeblich beeinflußt hat. In Erfurt verfaßte E. zwischen 1294 und 1298 seinen ersten deutschen Traktat, die Reden der Unterweisung, in der Form von Lehrgesprächen („collationes") für die Ordensnovizen. In ihm entwickelt er eine neue Vorstellung der „vita evangelica", in deren Mittelpunkt die Selbsterkenntnis (nim din selbes war) und die Aufgabe des Eigenwillens steht (abegescheidenheit): in den Menschen, der sich seiner gänzlich entäußert, „geht Gott ein mit all dem Seinen", er wird gotthaft (gotvar = gottfarbig), er gewinnt Sein. 1302 wurde E. an der Pariser Univ. zum Magister der Theologie promoviert. Als magister actu regens hatte er die Aufgabe, die Bibel zu erklären. Das Wertvollste aus E.s erstem Pariser Magisterium sind seine drei lateinischen Quaestiones Parisienses, in denen er seine Originalität voll entfaltete. In bewußter Abhebung von Thomas von Aquin erklärte er in der ersten Quästio: Weiterhin „zeige ich, daß ich nicht mehr der Meinung bin, daß Gott erkennt, weil er ist; sondern, weil er erkennt, deshalb ist er, in der Weise, daß Gott Intellekt und Erkennen ist, und das Erkennen selbst die Grundlage seines Seins ist". In seiner Lehre vom Primat des Intellekts schreitet E. auf der Linie der Dominikaner fort, die Albert der Große und Dietrich von Freiberg gezogen hatten. Großen Einfluß übte auch Pseudo-Dionysius Areopagita auf E. aus. Das Corpus Dionysiacum, um 1250 entstanden, hatte er in Paris kennengelernt. Dionysische Mystik verraten das in der Form einer Sequenz abgefaßte deutsche Lied Granum Sinapis und sein lateinischer Kommentar, die E. vielleicht zum Verfasser haben (Ruh). Im September 1303 wurde E. zum ersten Provinzial der neugegründeten Provinz Saxonia, die neben einer hohen Zahl von Frauenkonventen 47 Männerkonvente umfaßte, gewählt. Als Provinzial gründete er Frauenklöster in Braunschweig, Dortmund und Groningen und besuchte 1304, 1307 und 1310 die Generalkapitel des Ordens in Toulouse, Straßburg

und Piacenza. In Halberstadt, Rostock, Halle, Minden, Seehausen/Altmark, Norden und Hamburg hielt er Provinzialkapitel ab. 1307 ernannte ihn das Generalkapitel zusätzlich zum Generalvikar der böhmischen Provinz. Aus E.s Zeit als Provinzial stammen mit großer Wahrscheinlichkeit seine ersten deutschen Predigten, die zum Großteil Eingang in die Predigtsammlung Paradisus anime inteiligentis fanden, und zwei lateinische Predigten und zwei Vorlesungen über das 24. Kapitel des Jesus Sirach, in denen E. sein religiöses, ethisches und philosophisches Projekt vorstellt. 1311 beauftragte das Generalkapitel in Neapel E. ein zweites Mal mit der Wahrnehmung des Pariser Lehrstuhls und bestätigte damit nicht seine Wahl zum Provinzial der Teutonia, die die Elektoren am 8.9. 1310 in Speyer vorgenommen hatten. Der neuerliche Ruf nach Paris war eine Auszeichnung, die bis dahin innerhalb des Dominikanerordens nur Thomas von Aquin zuteil geworden war. Die Jahre 1311 bis 1313 sind von höchster Bedeutung. E. konzipierte in ihnen sein „Dreigeteiltes Werk" (Opus tripanitum), das von dem Benutzer verlangte, seine Teile, das Werk der Thesen (Opus propositionum), das Werk der Fragen (Opus quaestionum) und das Werk der Auslegungen (Opus expositionum), dem ein Predigtteil (Opus sermonum) beigefügt wurde, synoptisch zu lesen. Das Werk blieb unvollendet. Neben dem Prologus generalis konnte E. nur die Kommentare zu den Büchern Weisheit, Genesis, Exodus und zum Johannesevangelium ausführen. Im Unterschied zu den Pariser Quästionen ist die Grundthese des „Dreigeteilten Werkes": Das Sein ist Gott (Deus igitur et esse idem). 1313 kehrte E. nicht wieder in die Leitung der Saxonia zurück; ihm wurde vielmehr als Vikar des Ordensgenerals Berengar von Landorra und seines Nachfolgers Herveus Natalis (l318-23) die Aufsicht und Betreuung der süddeutschen Schwesternkonvente übertragen, mit Sitz in Straßburg. E.s Wirken in Straßburg bezeugen Urkunden vom 14.4.1314 und vom 13.11. 1316. Zwischen 1313 und 1323 besuchte er die Dominikanerinnenklöster Katharinental und Ötenbach, in denen er Anna von Ramswag und Elisabeth von Beggenhofen begegnete. Neben seiner intensiven und erfolgreichen Predigttätigkeit verfolgte er in seinem Straßburger Jahrzehnt zwei unterschiedliche literarische Unternehmungen. Er begann mit der Auslegung der ganzen Hl. Schrift, die jedoch nur die Bildreden betrachten sollte. Zur Vollendung gelangte freilich nur der Liber parabolarum Genesis. Er begann Traktate in deutscher Sprache abzufassen, seine deutschen Ansprachen in schriftlicher Form zu redigieren und autorisierte Predigtsammlungen anzulegen. In ihnen wendete er sich nicht mehr nur an den engeren Kreis der Latein lesenden Intellektuellen, sondern bewußt auch an Laien, denen er seine neue „Philosophie des Christentums" (Flasch) vertraut zu machen versuchte. Über die Themen seiner Predigt gibt er in der deutschen Predigt 53 Rechenschaft: Er pflege zu sprechen l. von der Abgeschiedenheit und daß der Mensch frei werden solle von sich selbst und allen Dingen, 2. daß er wieder eingebildet werden solle in Gott (Gottesgeburt), 3. vom großen Adel der Seele und daß der Mensch damit auf wunderbare Weise zu Gott komme, und 4. von der Lauterkeit der göttlichen Natur, die unaussprechlich ist. Die meisten der deutschen Predigten (etwa 120) E.s dürften in der Straßburger Zeit entstanden sein. Den Liber Benedictus, bestehend aus dem Buch der göttlichen Tröstung und der Predigt Vom edlen Menschen, übersandte er der KöniginWitwe Agnes, Gemahlin des 1301 verstorbenen Königs Andreas III. von Ungarn, wahrscheinlich anläßlich ihres Eintritts ins geistliche Leben 1318 in Königsfelden (so Ruh). Es kann vermutet werden, daß E. nach dem Tod von Herveus Natalis am 7.8. 1323 vom neuen Ordensgeneral Barnabas Cagnoli von Vercelli an das Studium generale der Dominikaner in Köln beordert wurde. Bezeugt ist, daß er

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Ehrenberg auch in Köln gepredigt hat, so im Zisterzienserinnenkloster von St. Mariengarten und im Benediktinerinnenkloster St. Machabaeorum. Zwischen August 1325 und Januar 1326 wurden E. mehrere Sätze aus dem Über Benedictus als verdächtig vorgeworfen. Er verfaßte eine schriftliche Erwiderung, beginnend mit dem Wort Requisites, die bisher noch nicht wiedergefunden wurde. Wilhelm von Nidecke und Hermann von Summo, zwei Angehörige des eigenen Ordens, verklagten ihn beim Erzbischof von Köln, Heinrich II. von Virneburg, wegen Häresie, der vor September 1326 einen Inquisitionsprozeß gegen E. eröffnete. Listen mit häretisch beurteilten Einzelsätzen aus E.s Schriften dienten als Beweisgrundlage. Aus zwei Listen sind Sätze in E.s sogenannter Rechtfertigungsschrift erhalten. E. erkannte die Rechtmäßigkeit des erzbischöflichen Verfahrens nicht an und appellierte am 24.1.1327 an den Hl. Stuhl (Avignon). Zudem beteuerte er am 13.2.1327 in einer öffentlichen Erklärung in der Kölner Dominikanerkirche seine Rechtgläubigkeit. Avignon zog auch tatsächlich den Prozeß an sich, verlegte aber das Schwergewicht der Anklage auf den formellen Wortlaut der inkriminierten Artikel (heretici, prout verba sonant). Obgleich man an der Kurie versuchte, den Prozeß versanden zu lassen, entschied sich am 27.3.1329 Papst Johannes XXII. für die Publikation einer Bulle (In agro dominico), die 17 Sätze E.s als häretisch und elf weitere als übelklingend, kühn und der Häresie verdächtig verurteilte, aber auch vermerkte, E. habe vor seinem Tod die inkriminierten Sätze widerrufen, „sofern sie im Geiste der Gläubigen häretische Auffassungen erregen könnten". E. starb vermutlich im Frühjahr 1328, mit großer Wahrscheinlichkeit in Avignon. Die Wirkung E.s im Spätmittelalter und in der Neuzeit ist einzigartig. Sein lateinisches Werk bewahrte unter den Kölner Dominikanern ein „Kreis von Eckhartisten" (Sturlese). Heinrich —> Seuse verteidigte in seinem Buch der ewigen Wahrheit E.s Lehre. Johannes -» Tauler hielt das Gedenken an den „liebenswerten Meister" wach. Kongenial anverwandelt hat sich die geistige Welt E.s —> Nikolaus von Kues, der in seiner Apologia doctae ignorantiae dem Heidelberger Theologieprofessor Johannes Wenk von Herrenberg E.s Originalität vor Augen führte. In zahlreichen Handschriften des Spätmittelalters wurden E.s deutsche Predigten verbreitet. Im Augsburger Taulerdruck hatte —> Luther die Predigten Nr. 101-104 gelesen, ohne E. namentlich zu kennen. Valentin ->Weigel, Jacob -> Böhme und -»Angelus Silesius waren mit E.s Gedanken vertraut. Die wissenschaftliche Neuentdeckung und erste Eckhart-Bewunderung löste Friedrich -»Schlegel (22.12.1807) mit seiner Bemerkung, E. sei „vielleicht der tiefsinnigste Philosoph, den Dtl. je gehabt hat", aus. Auch —»Hegel nahm E. zur Kenntnis. 1857 publizierte Franz Pfeiffer erstmals E.s deutschsprachiges Werk, 1886 entdeckte Heinrich Suso Denifle die lateinischen Schriften. Die kritische Gesamtausgabe, 1936 von Josef —»Koch und Josef Quint begonnen, ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Die neueste Forschung ist bemüht, E.s philosophische, theologische, spirituelle und literarische Leistung in den deutschen wie in den lateinischen Werken herauszustellen, aber auch seine Einbindung in den Kontext der philosophischen Sonderkultur der deutschen Dominikaner in Köln und der religiösen Bewegungen, insbesondere der Beginenbewegung des 13. und 14.Jh., zu sehen. Unbeschadet der vielfältigen politischen (Alfred Rosenberg) und weltanschaulichen Vereinnahmungen des 20. Jh. gehört E. heute zu den wenigen Autoren des Mittelalters, dessen Kompetenz als christlicher „Lehr- und Lebensmeister" und als abendländischer Vertreter im interkulturellen Gespräch gesucht wird. Erich -> Fromm bezieht sich in To Have or to Be (1976) auf E. als Zeugen einer neuen Ethik der Menschheit. WEITERE WERKE: Kritische Gesamtausgabe: M.E. Die deutschen und lateinischen Werke. Hrsg. im Auftrag der

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DFG (je 5 Bde.). Die deutschen Werke. Bd. I-III, V. Hrsg. v. Josef Quint. Stuttgart 1936-76. Bd. IV. Hrsg. v. Georg Steer (im Druck). Die lateinischen Werke. Bd. 1,1, II-IV, V, l-4. Hrsg. v. Josef Koch u.a. Stuttgart 1936-75. Bd. 1,2, V.5-7. Hrsg. v. Loris Sturlese. Stuttgart 1987/88. - Gesamt- und Teilausgaben: Franz Pfeiffer (Hrsg.): Deutsche Mystiker des 14. Jh. Bd. 2, Leipzig 1857. Neudruck Aalen 1962. - Franz Jostes (Hrsg.): M.E. und seine Jünger. Ungedruckte Texte zur Geschichte der deutschen Mystik. Freiburg (Schweiz) 1895. Neudruck mit Wörterverzeichnis v. Peter Schmitt und Nachwort v. Kurt Ruh. Berlin 1972. - Philipp Strauch (Hrsg.): Paradisus anime intelligentis. Berlin 1918. - Neuhochdeutsche Übersetzungen: Josef Quint: M. E. Deutsche Predigten und Traktate. München 1955. 21963. Neudruck Zürich 1979. - Dietmar Mieth: M.E. Einheit im Sein und Wirken. Ölten 1979. München 1986. - Nikolaus Largier: M. E. Werke I-II. Texte und Übersetzungen. Sämtliche deutschen Predigten und Traktate sowie eine Auswahl aus den lateinischen Werken. Kommentierte zweisprachige Ausgabe. Frankfurt/Main 1993. LITERATUR: Josef Koch: Kritische Studien zum Leben M. E.s. In: Kleine Schriften I. Rom 1973, S. 247-347. Erika Albrecht: Zur Herkunft M. E.s. In: Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen 31 (1978) S. 28-34. - Kurt Flasch: Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustinus zu Machiavelli. Stuttgart 1986, S. 406-425. - Winfried Trusen: Der Prozeß gegen M. E. Vorgeschichte, Verlauf und Folgen. Paderborn 1988 (Rechtsund Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der GörresGesellschaft N.F. 54). - Kurt Ruh: M.E. Theologe. Prediger. Mystiker. München 21989. - Eckardus theutonicus, homo doctus et sanctus. Nachweise und Berichte zum Prozeß gegen M. E. Hrsg. v. Heinrich Stirnimann in Zusammenarbeit mit Ruedi Imbach. Freiburg (Schweiz) 1992. - Loris Sturlese: Acta Echardiana. In: M. E. Die lateinischen Werke. Bd. V, S. 155-240 (wird fortgesetzt). - Loris Sturlese: M.E. Ein Porträt. In: Eichstätter Hochschulreden 90. Regensburg 1993. - Loris Sturlese: Eckhartiens de Cologne. Le Studium Generale des Dominicains allemands et la condamnation des theses de Maitre Eckhart. In: Voici Maitre Eckhart. Textes et etudes reunis par Emilie Zum Brunn. Grenoble 1994, S. 355-371. - Marie-Anne Vannier: Maitre Eckhart ä Strasbourg (1313-1323/1324). In: Voici Maitre Eckhart, S. 341-353. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 3, Kap. 36, München 1996. - Klaus Jacobi (Hrsg.): M. E. Lebensstationen, Redesituationen. Berlin 1997. Georg Steer Ehrenberg, Hans, * 4.6. 1883 Altona (heute zu Hamburg), t 31.8.1958 Heidelberg. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in Göttingen, Berlin, Heidelberg und München wurde E., Sohn eines jüdischen Bankiers, 1906 an der Univ. München zum Dr. rer. pol. (Die Eisenhüttentechnik und der deutsche Hüttenarbeiter bis 1850), 1909 an der Univ. Heidelberg zum Dr. phil. (Kants mathematische Grundsätze der reinen Naturwissenschaft, als Buch erschienen unter dem Titel Kritik der Psychologie als Wissenschaft, nach den systematischen Prinzipien der Erkenntnislehre Kants, 1910) promoviert und habilitierte sich 1910 (Kritik der Psychologie als Wissenschaft, als Dialektik der inneren Erfahrung). 1918 wurde er a. o. Prof. an der Univ. Heidelberg, studierte 1920-23 Theologie an der Univ. Münster, wurde 1924 ordiniert und war 1925-37 in Bochum seelsorgerisch tätig. Zur Zeit der Weimarer Republik war E. ein einflußreicher religiöser Sozialist. 1933 aus dem Heidelberger Lehramt entlassen, 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, emigrierte er 1939 nach Großbritannien, wo er sich im World Council of Churches engagierte und 1943-45 am

EibI Philosophical Institute in London lehrte. 1947 kehrte E. nach Deutschland zurück und war bis 1954 vorwiegend in der Westfälischen Volksmission tätig. Er veröffentlichte u. a. Tragödie und Kreuz (2 Bde., 1920), Evangelisches Laienbüchlein (3 Tie., 1922), Antike Geschichtsmythen (1923), Kirche und Sozialdemokratie (1926), An Autobiography by a German Pastor (1943) und Heimkehr nach Deutschland (1949). WEITERE WERKE: Die Parteiung der Philosophie. Studien wider Hegel und Kantianer. Leipzig 1911. - Disputation. 3 Bücher vom deutschen Idealismus. München 1923-25. Vom Menschen, biblisch und aktuell. Gladbeck 1948. - In der Schule Pascals. Heidelberg 1954. LITERATUR: Werner Licharz/Manfred Keller (Hrsg.): Franz Rosenzweig und H. E. Bericht einer Beziehung. Frankfurt/ Main 1986. - Jenseits all unseres Wissens wohnt Gott. H. E. und Rudolf Ehrenberg zur Erinnerung. Hrsg. v. Rudolf Hermeier. Moers 1987. - Günter Brakelmann: H. E. Ein judenchristliches Schicksal in Deutschland. 2 Bde., Waltrop 1997-99. Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von, * 20.6. 1859 Rodaun (heute zu Wien), t 8.9.1932 Lichtenau (Niederösterreich). E. studierte Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, dann Philosophie an der Univ. Wien, wurde 1885 in Graz promoviert (Größenrelationen und Zahlen) und habilitierte sich 1888 für Philosophie an der Univ. Wien (Über Fühlen und Wollen. Eine psychologische Studie, 1887). Seit 1896 war er a. o., 1899-1929 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Prag. Der Schüler von Franz -> Brentano und Alexius von —»Meinong arbeitete zunächst hauptsächlich auf dem Gebiet der Psychologie und der Werttheorie. In der Abhandlung Über Gestaltqualitäten (in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 14, 1890) führte er den Begriff Gestalt in die Psychologie ein. E. bestimmte das Ziel des menschlichen Handelns durch die Beziehung auf das Wohl der Gesamtheit und verstand darunter die maximal mögliche Förderung des biologisch Wertvollen. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. System der Werttheorie (2 Bde., 1897/98), Die Grundbegriffe der Ethik (1907) und Kosmogonie (1916). E. versuchte sich auch als Dichter und beschäftigte sich mit Richard Wagner. WEITERE WERKE: Metaphysische Ausführungen im Anschlüsse an Emil Du Bois-Reymond. Wien 1886. - Sexualethik. Wiesbaden 1907. - Das Primzahlengesetz. Entwickelt und dargestellt auf Grund der Gestalttheorie. Leipzig 1922. Philosophische Schriften. Hrsg. v. Reinhard Fabian. 4 Bde., München u.a. 1982-90. LITERATUR: Werner Ludy: Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeitraum von 1860 bis 1918. Diss. ErlangenNürnberg 1970 (zu E.: S. 1-14). - Max Brod: C. v. E. zum Gedenken. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 313-314. - Gestalthaftes Sehen. Festschrift zum 100. Geburtstag C. E.' Darmstadt 1960 (mit Bibliographie). - Hanno Ehses: Gestaltreinheit und Gestalthöhe. Ulm 1972. - Reinhard Fabian (Hrsg.): C. v. E. Leben und Werk. Amsterdam 1986. - C. v. E. - der Vater der Gestalttheorie. Ein Porträt. In: Information Philosophie 1988, Heft 2, S. 20-31. Ehrlich, Johann Nepomuk, * 21. I. 1810 Wien, t 23.10.1864 Prag. E. studierte Theologie und Philosophie in Krems und in Wien, trat 1827 in den Piaristenorden ein und wurde 1836 Prof. der Physik, später auch der Philosophie in Krems. 1850 ging er als Prof. der Moraltheologie nach Graz, 1852 nach Prag und lehrte seit 1857 an der neugegriindeten Lehrkanzel für Fundamentaltheologie. E. gehörte zum Kreis der

„Güntherianer" und beschäftigte sich vorwiegend mit der Sozialethik in der Moraltheologie. Neben seinem Hauptwerk Fundamental-Theologie (2 Bde., 1859-62) veröffentlichte er u.a. Metaphysik als rationale Ontologie (1841), Randglossen zu Julius Fröbels System der sozialen Politik (1849) und Über das christliche Prinzip der Gesellschaft (1856). WEITERE WERKE: Lehre von der Bestimmung des Menschen als rationale Teleologie. 2 Tie., Wien 1842-45. Die neuesten Vorschläge zur Reform der filosofischen Ethik und empirischen Psychologie in vier Aforismen besprochen. Bonn 1847. - Apologetische Ergänzungen zur Fundamentaltheologie. 2 Tie., Wien 1863/64. Ehrlich, Walter, * 16.5.1896 Berlin, t 26.12. 1968 Bad Ragaz (Kt. St. Gallen). E., Sohn eines Kaufmanns, studierte Architektur, dann Philosophie (bei Benno —> Erdmann, Ernst —>Cassirer) an der Univ. Berlin, fand bei Hermann -> Diels Zugang zur antiken Philosophie, hörte auch germanistische und romanistische Vorlesungen und ging dann nach Heidelberg, wo er nach dem Ersten Weltkrieg das Studium der Philosophie bei -> Rickert, -»Driesch und Heinrich —»Maier fortsetzte. Mit der Dissertation Der Freiheitsbegriff bei Kant und Schopenhauer 1920 promoviert, ging E. 1922 nach Berlin und reichte dort seine Untersuchung Kant und Husserl. Kritik der transzendentalen und der phänomenologischen Methode (1923) zur Habilitation ein. Das Angebot Maiers, eine Leibniz-Edition für die Akademie der Wissenschaften Berlin vorzubereiten, schlug E. aus, gab damit seine Universitätskarriere auf und war gezwungen, seine Bibliothek zu versteigern, um die Veröffentlichung seiner Arbeit Das unpersonale Erlebnis. Einführung in eine neue Erkenntnislehre (1927) möglich zu machen. Danach zog er sich nach Bad Ragaz zurück. E. vertrat eine kulturkritische Position und suchte eine neue personale Metaphysik zu begründen, die auch Auswirkungen auf Ästhetik und Politik haben sollte. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Metaphysik im erkenntnistheoretischen Grundriß (1924), Stufen der Personalitat. Grundlegung einer Metaphysik des Menschen (1930), Der Sinn der Geschichte. Einleitung in die Transzendentalgeschichte (1935), Ontologie des Bewußtseins (1940) und Kulturgeschichtliche Autobiographie (1961). WEITERE WERKE: Intentionalität und Sinn. Prolegomena zur Normenlehre. Halle 1934. - Grundzüge der Rechtsmetaphysik. Halle 1935. - Das Verstehen. Zürich 1939. - Ästhetik. Chur 1947. - Soziologie. Chur 1949. - Geistesgeschichte. Tübingen 1952. - Metaphysik. Tübingen 1955. - Ethik. Tübingen 1956. - Philosophische Anthropologie. Tübingen 1957. - Einführung in die Staatsphilosophie. Tübingen 1958. - Hauptprobleme der Wertphilosophie. Tübingen 1959. - Grundlinien einer Naturphilosophie. Tübingen 1960. - Aphorismen zur Philosophie der Kunst. Tübingen 1962. - Kulturphilosophie. Tübingen 1964. - Philosophie der Geschichte der Philosophie. Tübingen 1965. LITERATUR: Gerhard Klamp: Bibliographie W. E. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 20 (1966) S. 331-332. Erich Feldmann: W. E. zum 70. Geburtstage. In: KantStudien 57 (1966) S. 537-539. Eibl, Hans, * 10.10.1882 Bielitz, t 19.11.1958 Linz/ Donau. Das Studium in Wien schloß E. 1905 mit der Promotion ab (Platos Psychologie) und habilitierte sich 1914 für Philosophie (Metaphysik und Geschichte. Eine Untersuchung zur Entwicklung der Geschichtsphilosophie). Danach als Gymnasiallehrer tätig, wurde er 1924 a. o. Prof. und 1925 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Wien. Daneben beschäftigte er sich seit einem Aufenthalt in den Niederlanden 1920 mit Entwürfen für farbige Glasfenster und für Architektur. E. arbeitete einen Gemäldezyklus für einen ebenfalls selbst kon-

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Einsiedel zipierten Idealtempel der Menschheit aus. In der JohannesBosco-Kirche in Linz sind von E. gestaltete Glasfenster zu sehen. Zu seinen philosophischen Schriften zählen Von Augustinus zu Kant (1933), Die Grundlegung der abendländischen Philosophie. Griechische und christlich-griechische Philosophie (1934) und Augustinus. Vom Götterreich zum Gottesstaat (1951). WEITERE WERKE: Augustin und die Patristik. München 1923. - Vom Sinn der Gegenwart. Ein Buch von deutscher Sendung. Wien 1933, 21934. - Delphi und Sokrates. Eine Deutung für unsere Zeit. Salzburg 1949. Einsiedel, (Johann) August von, * 4.3.1754 Lumpzig bei Altenburg (Thüringen), t 8.5.1837 Schloß Scharfenstein bei Zschopau/Erzgebirge. E. trat früh in holländische Militärdienste und kam 1777, vom Dienst beurlaubt, erstmals nach Weimar, wo er -»Goethe kennenlernte, sich mit -> Herder befreundete und Anhänger Rousseaus wurde. Nach seiner Entlassung studierte er in Göttingen und an der Bergakademie Freiberg (seit 1780) Naturwissenschaften, war dort 1782/83 Bergkommissionsrat und unternahm 1785 eine zweijährige Reise durch Afrika. E. kehrte zunächst nach Weimar zurück und lebte in den folgenden Jahren in Leitzkau, Lumpzig und Illmenau, seit 1803 in Jena, nachdem er sich im Winter 1801/02 als Anhänger der Französischen Revolution in Frankreich aufgehalten hatte. Von E.s philosophischen Aufzeichnungen, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt und als Materialsammlung für eine spätere Geistesgeschichte im Sinne der Rousseauschen Confessions gedacht waren, blieben einzig seine Ideen von 1776(?)-80 und 1791-97 in Herders Nachlaß erhalten. Sie beeinflußten dessen Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit und den GoetheToblerschen Aufsatz Die Natur. WEITERE WERKE: Briefe E.s an Herder. In: Von und an Herder. Hrsg. v. Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Leipzig 1861/62, Bd. 2, S. 345-409. - Ideen. Eingeleitet, mit Anmerkungen versehen und nach Johann Gottfried Herders Abschriften hrsg. v. Wilhelm Dobbek. Berlin 1957. LITERATUR: Adalbert Elschenbroich: E., J. A. v. In: NDB 4, 1959, S.398-399. Einstein, Albert, * 14.3.1879 Ulm, t 18.4.1955 Princeton (New Jersey, USA). Das Jahr 1905 nennen wir heute den „annus mirabilis" der Physik. Mit seinen drei großen Arbeiten, alle in Band 17 der „Annalen der Physik", leitete E. den Übergang von der klassischen Physik des 19. Jh. zur Wissenschaft des 20. Jh. ein. Er gab einen Beweis für die atomistische Konstitution der Materie, stellte die Lichtquantenhypothese auf und schuf die Spezielle Relativitätstheorie. Aus dieser zog er, ebenfalls noch 1905, mit der berühmten Formel E = mc2 den Schluß auf die Äquivalenz von Masse und Energie. Aufmerksam auf die Bedeutung der E.schen Arbeiten wurde als erster Max -»Planck. Zwar lehnte Planck die Lichtquantenhypothese ab, die uns heute als konsequente Weiterführung des Planckschen Quantenansatzes von 1900 erscheint; aber er war von der Speziellen Relativitätstheorie fasziniert und verglich schon 1909 die von ihr bewirkte Umwälzung des Weltbildes „an Ausdehnung und Tiefe" mit der seinerzeitigen Einführung des Copernikanischen Weltsystems. Die Spezielle Relativitätstheorie setzte sich im Kreis der deutschen Physiker und Mathematiker innerhalb sehr kurzer Zeit durch. Entscheidend war nicht die experimentelle Bestätigung, sondern die mathematische Struktur der Theorie. Von 1910 an bahnte sich auch der Umschwung für die

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neuen Quantenideen an; es gelang E., den Physikochemiker Walther Nernst und den theoretischen Physiker Arnold Sommerfeld zu überzeugen. Auf Initiative von Nernst fand in Brüssel eine Krisen- und Gipfelkonferenz der international führenden Physiker statt, die heute sogenannte SolvayKonferenz. Noch nicht die Brüsseler Tagung selbst, aber die von ihr ausgehende Signalwirkung führte zum Umschwung. Eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einer wirklichen Quantentheorie wurde 1913 das quantentheoretische Atommodell von Niels Bohr. E. konnte seine Physik zunächst nur als Hobby neben seiner Berufsarbeit am Schweizer Patentamt betreiben, was ein junger Kollege schon damals einen „Treppenwitz in der Geschichte" genannt hat. 1909 erfüllte sich E.s Lebenswunsch; er wurde (a. o.) Prof. der theoretischen Physik an der Univ. Zürich. 1911 ging er als Ordinarius nach Prag, 1912 an die Eidgenössische Technische Hochschule nach Zürich. An der , damals noch „Polytechnikum" genannt, hatte er 1896 bis 1900 studiert und sein Diplom als Fachlehrer der Mathematik und Physik erworben, vergleichbar einem heutigen Staatsexamen für das höhere Lehramt. Zwei Jahre mußte er mit dem Erteilen von Nachhilfeunterricht und Vertretungen überbrücken, bis er 1902 die Stelle am „Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum" in Bern antreten konnte. Die sieben Jahre am Patentamt als technischer Vorprüfer betrachtete er später als wichtige Geistesschulung. Wahrscheinlich ist seine Vorliebe für Gedankenexperimente darauf zurückzuführen, ebenso seine (von Planck konstatierte) Fähigkeit, „fremden neu auftauchenden Ansichten und Behauptungen schnell auf den Grund zu gehen und ihr Verhältnis zueinander und zur Erfahrung mit überraschender Sicherheit zu beurteilen". Seine erste Frau Mileva Mario hat E. während des Studiums kennengelernt. Über das Schicksal des gemeinsamen, vorehelichen Kindes, des „Lieserls", ist nichts bekannt. Wahrscheinlich haben es die Eltern (wohl auf sein Betreiben) zur Adoption freigegeben. E. und Mileva hatten dann noch zwei Söhne; der ältere Hans Albert wurde Prof. der Hydraulik in Berkeley, der jüngere Eduard endete in einer Irrenanstalt. Die Ehe verlief unglücklich. E. und Mileva trennten sich 1914, die Ehe wurde 1919 geschieden. Die vielfach kolportierte Behauptung, Mileva E.-Marifi sei an der Begründung der Speziellen Relativitätstheorie und anderer Arbeiten beteiligt gewesen, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch. Zum 1.4.1914 folgte E. einem Ruf nach Berlin an die Preußische Akademie der Wissenschaften. Er hatte hier keinerlei Lehrverpflichtungen, konnte aber jederzeit Vorlesungen an der Univ. halten. Bis auf die Teilnahme an den Akademiesitzungen Donnerstag nachmittag hatte er im Prinzip seine ganze Zeit frei für die wissenschaftliche Arbeit. Ende Oktober 1915 gelang E. nach siebenjähriger Arbeit die Formulierung der Allgemeinen Relativitätstheorie, der Feldtheorie der Gravitation. Er zeigte, daß seine neue Theorie in erster Näherung mit dem Newtonschen Gravitationsgesetz übereinstimmt. In zweiter Näherung gab es Abweichungen. E. nannte drei Effekte, die zwischen der alten Newtonschen und seiner neuen Theorie entscheiden sollten: die Perihelbewegung des Merkur, die Lichtablenkung am Sonnenrand und die Verschiebung der Spektrallinien des Sonnenlichts durch die Gravitationswirkung der Sonne. Die kleinen Anomalien des Merkur waren bereits astronomisch festgestellt; sie ergaben sich sofort richtig aus der Theorie. Um die Lichtablenkung am Sonnenrand bei der Sonnenfinsternis am 29.5.1919 zu messen, entsandten die Royal Society und die Royal Astronomical Society zwei Expeditionen in die Tropen; am 6.11. 1919 wurde auf einer gemeinsamen Sitzung in London (mit einer gewissen Überinterpretation der Ergebnisse) bekanntgegeben, daß E.s Theo-

Eisler rie bestätigt sei. (Die Prüfung der Rotverschiebung nahm noch viele Jahre in Anspruch). 1919/20 wurde E. innerhalb weniger Monate berühmt; die Zeitungen stellten ihn als „neue Größe der Weltgeschichte" vor. Rasch lernte er die Schattenseiten des Ruhmes kennen. In Berlin begann im August 1920 eine aus trüben politischen Quellen gespeiste Kampagne gegen ihn; seine Theorie wurde als „wissenschaftlicher Dadaismus" geschmäht. Hier bereiteten sich die späteren nationalsozialistischen Begriffe „Entartete Kunst" und „Entartete Wissenschaft" vor. Als prominenter Jude mußte E. in den Zeiten innenpolitischer Krisen, insbesondere nach dem Mord an Walther Rathenau, bei den (im Zusammenhang mit Hitlers Bierhallenputsch stehenden) antisemitischen Krawallen in Berlin Anfang November 1923 und nach dem Erfolg der NSDAP bei den Reichstagswahlen am 31.7. 1932 mit Anschlägen auf seine Person rechnen. Jedesmal hat er Berlin für einige Zeit verlassen. Die vor allem von den deutschen Physikern bewiesene Solidarität hat ihn bewegen, Deutschland nicht endgültig den Rücken zu kehren. Seit 1932 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Zur Zeit der Machtergreifung Hitlers befand sich E. nicht im Land, sondern in Pasadena. Er hat sofort gegen die Menschenrechtsverletzungen protestiert und sein Amt bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften niedergelegt. Er fand eine neue Stellung am „Institute for Advanced Study" in Princeton (New Jersey). Seine große schöpferische Zeit lag hinter ihm. Mit der neuen, 1925-27 geschaffenen Quantentheorie und der statistischen Interpretation der physikalischen Gesetze konnte er sich nicht abfinden. („Der Alte würfelt nicht.") Er hat immer wieder vergeblich versucht, Unstimmigkeiten nachzuweisen. Immerhin ist die Theorie von ihm wenigstens als Zwischenergebnis akzeptiert worden, und er hat Werner -»Heisenberg und Erwin -> Schrödinger zum Nobelpreis vorgeschlagen. Schon Anfang der zwanziger Jahre setzte er sich zum Ziel, Gravitation und Elektrodynamik in einer „Einheitlichen Theorie" zusammenzufassen. Immer tiefer hat er sich in dieses Problem verbissen, aber nie ein greifbares Ergebnis erzielt. Im Kampf gegen das Dritte Reich fand E. eine neue große Aufgabe. Er suspendierte sogar seinen Pazifismus, weil er wußte, daß nur noch politische Wachsamkeit und militärische Stärke helfen konnten. Mit der Möglichkeit, die im Atom eingeschlossene Energie gemäß seiner Formel E = mc2 freisetzen zu können, hatte E. schon früh gerechnet. Er glaubte jedoch, daß er selbst diesen Tag nicht mehr erleben werde. Als er während eines Urlaubs auf Long Island im Juli 1939 von Leo Szilard und Eugene Wigner über die Entdeckung der Kernspaltung und die sich daran anschließenden Arbeiten informiert wurde, machte er kein Hehl aus seiner Überraschung. An eine Kettenreaktion mit Hilfe von Neutronen hatte er nicht gedacht. E. \var von der unbedingten Loyalität der deutschen Gelehrten ihrem Staate gegenüber überzeugt. Im Ersten Weltkrieg hatten die Chemiker die Giftgase als neue Waffe eingeführt, jetzt würden die deutschen Physiker, meinte er, die Atombombe entwickeln. Darin täuschte er sich. In Sorge, die Welt könnte von Adolf Hitler durch die Drohung mit der Atombombe erpreßt werden, unterzeichnete E. am 2.8.1939 den berühmten Brief an den amerikanischen Präsidenten. Direkt den Anstoß zum Bau der Atombombe gab dieses Schreiben nicht; erst als andere amerikanische Gelehrte, die zum wissenschaftlichen Establishment des Landes gehörten, auf die Gefahr aufmerksam geworden waren, begann das gigantische „Manhattan Project". Nach der Explosion der Atombomben und der Kapitulation Japans engagierte sich E. als Präsident des von ihm gegründeten „Emergency Committee

of Atomic Scientists" mit dem Ziel, die Atomenergie „zum Segen und nicht zum Ruin der Menschheit" zu nutzen. E.s zweite, 1919 geschlossene Ehe verlief äußerlich harmonisch, aber nur, weil Elsa ihm völlige Freiheit ließ. E. hat sich selbst einen „Einspänner" genannt, und seine Bindungslosigkeit anderen Menschen gegenüber zeigte sich hier besonders kraß. Seit Elsas Tod am 20.12.1936 lebte er mit seiner Stieftochter Margot, seiner treuen Sekretärin Helene Dukas und zeitweise seiner Schwester Maya Winteler (1881-1951) in Princeton. WEITERE WERKE: Ausgabe: The collected Papers of A. E. Princeton. Bisher Vol. 1: The Early Years, 1879-1902 (1987). - Vol. 2: The Swiss Years: Writings, 1900-1909 (1989). - Vol. 3: The Swiss Years: Writings, 1909-1911 (1993). - Vol. 4: The Swiss Years: Writings, 1912-1914 (1995). - Vol. 5 The Swiss Years: Correspondence, 1902-1914 (1993). - Einzelwerke: Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie. Leipzig 1916. - Über spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, gemeinverständlich. Braunschweig 1917. - Die Evolution der Physik. Von Newton bis zur Quantentheorie. Hamburg 1956 (mit Leopold Infeld). - Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang? Hrsg. v. Otto Nathan/Paul Norden. Bern 1975. - Aus meinen späten Jahren. Stuttgart 1979. - Mein Weltbild. Hrsg. v. Carl Seelig. Frankfurt 1981. LITERATUR: Ernst Weil: A. E. A Bibliography of his scientific Papers. 1901-1954. London 1960. - Nell Boni/Monique Russ/Dan H. Laurence: A Bibliographical Checklist and Index to the Published Writings of A. E. Paterson (N.J.) 1960. - Carl Seelig: A. E. Eine dokumentarische Biographie. Zürich 1954, S. 263-294. - Ronald W. Clark: A. E. Leben und Werk. Esslingen 1974. - Banesh Hoffmann: Schöpfer und Rebell. Dietikon-Zürich 1976. - Paul A. Schupp: A. E. als Philosoph und Naturforscher. Braunschweig/Wiesbaden 1979, S. 513-538. - Abraham Pais: „Raffiniert ist der Herrgott ...". A. E. Eine wissenschaftliche Biographie. Braunschweig/Wiesbaden 1986. -Albrecht Fölsing: A. E. Eine Biographie. Frankfurt/Main 1993. - Armin Hermann: E. Der Weltweise und sein Jahrhundert. Eine Biographie. München 1994. Armin Hermann Eisler, Moritz, * 20.1.1823 Proßnitz (Mähren), t 21.12.1902 Troppau (Schlesien). E. studierte an der Univ. Prag Philosophie und orientalische Sprachen, war gleichzeitig Schüler des Oberrabbiners Salomo Jehuda Low Rapoport und wurde 1853 Gymnasialdirektor und Religionslehrer in Nikolsburg. 1862 gründete er den „Mährisch-Schlesischen Israelitischen Lehrerverein" zur Unterstützung invalider jüdischer Lehrer. E. veröffentlichte Schriften zu Fragen der jüdischen Philologie und Philosophie. Mit den Vorlesungen über die jüdischen Philosophen des Mittelalters (3 Bde., 1870-83) unternahm er einen der ersten Versuche, die Hauptsysteme der jüdischen Religionsphilosophie allgemeinverständlich darzustellen. Eisler, Rudolf, * 7.1.1873 Wien, t 13.12.1926 Wien. E., Sohn eines Kaufmanns, studierte in Wien, Prag und Leipzig Philosophie, wurde 1894 promoviert (Die Weiterbildung der Kant'sehen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart. Ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie) und lebte nach einem Aufenthalt in Paris seit 1899 als Privatgelehrter und wissenschaftlicher Schriftsteller in Wien. Er war Mitbegründer und Sekretär der „Soziologischen Gesellschaft" (1907), Herausgeber der „PhilosophischSoziologischen Bücherei" sowie Redakteur der „Wissenschaftlichen Volksbibliothek". Von -»Kant und Wilhelm —»Wundt beeinflußt, war E. dem Kritizismus zugeneigt, suchte eine Synthese zwischen Idealismus und Realismus (Idealrealismus), arbeitete auf den verschiedenen Gebieten

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Elias der Philosophie und trat für Wundts psychophysischen Parallelismus ein. E., dessen Hauptleistung auf lexikographischem Gebiet liegt, verfaßte ein Wörterbuch der philosophischen Begriffe und Ausdrücke (3 Bde., 1900; 41927-30, weitergeführt und vollendet durch Karl —»Roretz; neu bearbeitet als Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. von Joachim —»Ritter und Karlfried Gründer, 1971 ff.), ein Philosophen-Lexikon (1912) und ein Handwörterbuch der Philosophie (1913, 21922, Neudruck 1949). Aus dem Nachlaß wurde 1930 das Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem Nachlass (Nachdruck 1961 und 1964) herausgegeben. Zu E.s Werken zählen ferner Geschichte der Philosophie im Grundriß (1895), Kritische Einführung in die Philosophie (1905), Einführung in die Erkenntnistheorie (1907, 21925) und Geist und Körper (1912, 21925). WEITERE WERKE: Der psychophysische Parallelismus. Eine philosophische Skizze. Leipzig 1893. - Psychologie. Leipzig 1895. Marktredwitz "1922. - Kritische Untersuchung des Begriffes der Weltharmonie und seine Anwendungen bei Leibniz. Leipzig 1895. - Die Elemente der Logik. Leipzig 1898. - Das Bewußtsein der Außenwelt. Grundlegung zu einer Erkenntnistheorie. Leipzig 1901. - Nietzsche's Erkenntnistheorie und Metaphysik. Leipzig 1902. - Wilhelm Wundt's Philosophie und Psychologie. In ihren Grundzügen dargestellt. Leipzig 1902. - Soziologie. Die Lehre von der Entstehung und Entwickelung der menschlichen Gesellschaft. Leipzig 1903. - Leib und Seele. Darstellung und Kritik der neueren Theorien des Verhältnisses zwischen physischem und psychischem Dasein. Leipzig 1906. - Grundlagen der Philosophie des Geisteslebens. Leipzig 1908. - Das Wirken der Seele. Ideen zu einer organischen Psychologie. Leipzig 1909. - Geschichte des Monismus. Leipzig 1910. Der Zweck. Seine Bedeutung für Natur und Geist. Berlin 1914. LITERATUR: Mieczslaw Sztern: R. E. und seine Philosophie. Nachruf und Würdigung. In: Kant-Studien 32 (1927) S. 428-434. - Edith Selow: E. R. In: NDB 4, 1959, S. 421-422. Elias, Norbert, * 22.6.1897 Breslau, t 2.8. 1990 Amsterdam. In Breslau, Freiburg und Heidelberg studierte E. seit 1918 Medizin und Philosophie. Das Medizinstudium beendete er nach dem Physikum; in Philosophie wurde er 1924 in Breslau promoviert. Seit 1924 arbeitete sich E. in Heidelberg bei Alfred ->Weber und Karl -»Mannheim in die Soziologie ein; als Assistent Mannheims ging er 1930 an die Univ. Frankfurt. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 verhinderte den Abschluß seines Habilitationsverfahrens und zwang ihn ins Exil; die Habilitationsschrift wurde, überarbeitet und mit einer neuen Einleitung versehen, erst 1969 unter dem Titel Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie veröffentlicht. Gleichfalls 1969 erschien die zweite Auflage seines zuerst 1939 in der Schweiz veröffentlichten Hauptwerks Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, ein Jahr später das Lehrbuch Was ist Soziologie? Das Exil verbrachte E. zunächst in Paris, von 1935 an in England. Seit 1954 war er als Lecturer an der Univ. Leicester tätig; von 1961 bis 1963 lehrte er als Gastprofessor an der Univ. Ghana. Seit den siebziger Jahren lebte E. in Amsterdam; einige Jahre arbeitete er am „Zentrum für interdisziplinäre Forschung" in Bielefeld. Die Exilierung hat die Wirkung von E. in Deutschland zunächst behindert. Während er vor allem in den Niederlanden bereits früher beachtet wurde, setzte im deutschsprachigen Bereich erst mit dem 1974 erschienenen Neudruck von Über den Prozeß der Zivilisation eine breitere Rezeption ein, die

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bald über Soziologie und Sozialpsychologie hinaus in andere Fachgebiete, insbesondere in die Literaturwissenschaft, hineinreichte. In Über den Prozeß der Zivilisation untersuchte E. den komplementären Zusammenhang zwischen zunehmender sozialer Verflechtung und sich verändernder psychischer Struktur des einzelnen in der frühen europäischen Neuzeit, der z.B. am sich wandelnden Scham- und Peinlichkeitsempfinden ablesbar ist; ein Kennzeichen dieses Prozesses ist die Verwandlung von gesellschaftlich erfahrenem Fremdzwang in Selbstzwang des Individuums. Auf den materialen Untersuchungen aufbauend, entwickelte E. eine umfassende Theorie des historischen und sozialen Wandels, die in ihrer Verknüpfung von Geschichte, Soziologie und Psychologie einen Gegenentwurf zu den in den Sozialwissenschaften vorherrschenden struktural-funktionalistischen Theorien darstellt. Ausgangspunkt ist die wechselseitige Abhängigkeit und Angewiesenheit der Menschen, damit auch die Interdependenz der verschiedenen menschlichen Lebensäußerungen. Deren Träger sind weder die vereinzelten Individuen noch eine abstrakt gedachte Gesellschaft, sondern die ihrerseits miteinander verflochtenen Figurationen (von der Familie bis zum Staat), die nicht zuletzt Organisationen von Machtverhältnissen sind. Diese Figurationen sind dynamische Gebilde; ihre Entwicklung gehorcht Regelmäßigkeiten, welche die - durchaus ungeplanten - historischen Wandlungsprozesse bestimmen. In zahlreichen weiteren Arbeiten hat E. die Theorie der Zivilisation an unterschiedlichen Gegenständen erprobt und beständig weiterentwickelt, etwa in den Abhandlungen in Die Gesellschaft der Individuen (1987), in der zuerst in englischer Sprache erschienenen Untersuchung Etablierte und Außensetter (zusammen mit John L. Scotson, dt. 1990) oder in den Studien über die Deutschen (1989). Weiter hat sich E. mit Sportsoziologie, mit Fragen der Wissenssoziologie und Wissenschaftstheorie, mit Symboltheorie, mit Themen wie Tod und Zeit beschäftigt. Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb er auch Gedichte; eine Auswahl erschien 1987 unter dem Titel Los der Menschen. WEITERE WERKE: Zwei Reden anläßlich der Verleihung des Theodor W. Adorno-Preises. Frankfurt/Main 1977 (zusammen mit Wolf Lepenies). - Über die Einsamkeit des Sterbenden in unseren Tagen. Frankfurt/Main 1982. - Engagement und Distanzierung. Arbeiten zur Wissenssoziologie I. Hrsg. und übers, v. Michael Schröter. Frankfurt/Main 1983. - Über die Zeit. Arbeiten zur Wissenssoziologie II. Übers, v. Holger Fliessbach/Michael Schröter. Frankfurt/ Main 1984. - Humana conditio. Beobachtungen zur Entwicklung der Menschheit am 40. Jahrestag eines Kriegsendes. Frankfurt/Main 1986. - N.E. über sich selbst. Frankfurt/Main 1990. - Mozart. Zur Soziologie eines Genies. Hrsg. v. Michael Schröter. Frankfurt/Main 1991. LITERATUR: Materialien zu N. E.' Zivilisationstheorie. Hrsg. v. Peter Gleichmann/Johan Goudsblom/Hermann Körte. Frankfurt/Main 1977. - Macht und Zivilisation. Materialien zu N.E.' Zivilisationstheorie 2. Hrsg. v. Peter Gleichmann /Johan Goudsblom/Hermann Körte. Frankfurt/Main 1984. - Hermann Körte: Über N. E. Das Werden eines Menschenwissenschaftlers. Frankfurt/Main 1988. - Ralf Baumgart/Volker Eichener: N. E. zur Einführung. Hamburg 1991, 2 1997. - N. E. und die Menschenwissenschaften. Studien zur Entstehung und Wirkungsgeschichte seines Werkes. Hrsg. v. Karl-Siegbert Rehberg. Frankfurt/Main 1995. Reiner Wild Elisabeth von Schönau, * um 1129, t 18.6.1164 Kloster Schönau (Kr. St. Goarshausen). Aus adligem rheinischen Geschlecht stammend, trat E. mit zwölf Jahren in das Benediktinerinnenkloster Schönau ein und legte dort 1147 die Profeß ab. Von 1157 bis zu ihrem Tod stand sie dem Kloster als Meisterin vor. Eine schwere körperliche und seelische Krise löste 1152 bei E. eine Reihe

Emge von Visionen und Ekstasen aus, die von da an immer wiederkehrten. Unter der geistigen Führung ihres Bruders Ekbert, der 1155 ebenfalls in das Kloster Schönau eintrat, nahmen E. s Visionen zunehmend den Charakter von Antworten auf allgemeine und kirchlich-religiöse Zeitfragen an. Sie wurden von Ekbert schriftlich niedergelegt. Vor allem ihre phantastischen Offenbarungen über die hl. Ursula und die 11 000 Jungfrauen (Kevelationes de sacm exercitu virginum Coloniensium, 1156/57) entfalteten eine große Breitenwirkung im mittelalterlichen Europa. Nach ihrem Tod wurde E. in Schönau als Heilige verehrt und 1584 in das Martyrium Romanum aufgenommen. Allerdings fanden ihre Visionen nie offizielle Anerkennung durch die Kirche. WEITERE WERKE: Die Visionen der heiligen E. v. S. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Emil Roth. Brunn 1884, 21886 (mit Literatur). - Das Gebetbuch der heiligen E. v. S. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Emil Roth. Augsburg 1886. LITERATUR: Gertrud Jaron Lewis: Bibliographie zur deutschen Frauenmystik des Mittelalters. Berlin 1989, S. 146-158. - Schönauer Elisabeth-Jubiläum 1965. Festschrift anläßlich des 800jährigen Todestages. Kloster Schönau 1965. - Kurt Kosten E. v. S. In: VL 2, 1980, Sp. 488-494. - Elisabeth Gössmann: Das Menschenbild der Hildegard von Bingen und E. v. S. vor dem Hintergrund der friihscholastischen Anthropologie. In: Frauenmystik des Mittelalters. Hrsg. v. Peter Dinzelbacher und Dieter R. Bauer. Ostfildern bei Stuttgart 1985, S. 24-47. - Peter Dinzelbacher: Die Offenbarungen der hl. E. v. S. Bilderwelt, Erlebnisweise und Zeittypisches. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 97 (1986) S. 462-482. - Anne L. Clark: E. of S. A twelfth-century visionary. Philadelphia 1992. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2, München 1993, S. 63-80. Claudia Eliass: Die Frau ist die Quelle der Weisheit. Weibliches Selbstverständnis in der Frauenmystik des 12. und 13. Jahrhunderts. Pfaffenweiler 1995. Eisenhans, Theodor, * 7.3.1862 Stuttgart, t 3.1.1918 Dresden. E., Sohn eines Lehrers, studierte evang. Theologie sowie Philosophie an der Univ. Tübingen, wurde 1885 zum Dr. phil. promoviert und war seit 1891 als Stadtpfarrer in Riedlingen tätig. Er habilitierte sich 1902 mit der Arbeit Das Kant-Friesische Problem, die 1906, wesentlich erweitert, unter dem Titel Fries und Kant. Ein Beitrag zur Geschichte und systematischen Grundlegung der Erkenntnistheorie (2 Bde.) erschien. Zunächst Privatdozent für Psychologie und Philosophie in Heidelberg, ging er 1908 als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an die TH Dresden, deren Rektor er 1916/17 war. E. betonte die Bedeutung der Psychologie für die Philosophie. Der Erkenntnisprozeß ist nach E. durch Mathematisierung (Raum und Zeit), Klassifikation (Substanz) sowie Kausalerklärung (Kausalitätsgesetz) gekennzeichnet. Als Psychologe war er Gegner der Aktualitatstheorie. Er veröffentlichte u. a. Psychologie und Uigik zur Einführung in die Philosophie (1890, 71936), Charakterbildung (1908, 3 1920) und Uhrbuch der Psychologie (1912, M 939). WEITERE WERKE: Das Wesen des Schönen. Stuttgart 1888. - Wesen und Entstehen des Gewissens. Eine Psychologie der Ethik. Leipzig 1894. - Sebstbeobachtung und Experiment in der Psychologie. Freiburg/Breisgau u. a. 1897. Kants Rassentheorie und ihre bleibende Bedeutung. Leipzig 1904. - Die Voraussetzungen der vorausset/ungslosen Wissenschaft. Leipzig 1909. Elvenich, Peter Joseph, * 29. 1. 1796 Embken bei Zülpich (Bez. Aachen), t 16.6.1886 Breslau. Nach Abschluß des Theologie- und Philosophiestudiums an den Universitäten Münster und Bonn mit der Promotion wurde E. 1821 in Koblenz Gymnasiallehrer und 1823

Privatdozent an der Univ. Bonn. 1826 erfolgte dort seine Berufung zum a. o. Prof. der Philosophie. 1829-43 war er o. Prof. in Breslau, leitete 1830-38 das Matthiasgymnasium und 1839-72 die Universitätsbibliothek. E. wurde als Verteidiger des Hermesianismus bekannt. Nach der Verurteilung der Schriften von Georg -» Hermes reiste er 1837 mit Johann Wilhelm Josef Braun nach Rom, wo er sich vergeblich um die Revision der päpstlichen Dekrete bemühte. Nach dem Vatikanischen Konzil von 1870 schloß er sich den Altkatholiken an. E. veröffentlichte u. a. Die Moralphilosophie (2 Bde., 1830-33), De Fichtei idealismo (1832) und Acta Hermesiana (1836, M 937). WEITERE WERKE: Die Beweise für das Dasein Gottes nach Cartesius. Breslau 1868. LITERATUR: Herman H. Schwedt: Das römische Urteil über Georg Hermes (1775-1831). Freiburg/Breisgau u.a. 1980. Emge, Carl August, * 21.4. 1886 Hanau/Main, t 20.1.1970BadHonnef. E. studierte an den Universitäten Tübingen, Heidelberg und Marburg Rechtswissenschaften, danach Philosophie, Kunstgeschichte und Psychologie und wurde zum Dr. jur. und zum Dr. phil. (Das Eherecht Immanue! Kants. Ein Beitrag zur Geschichte der Rechtswissenschaft) promoviert. 1916 habilitierte er sich in Gießen für Jura (Über das Grunddogma des rechtsphilosophischen Relativismus), 1923 in Jena für Philosophie. Einer außerordentlichen Professur in Jena folgte die Berufung nach Riga, wo er auch das Ordinariat für Soziologie innehatte. 1931 wurde ihm die wissenschaftliche Leitung des Nietzsche-Archivs in Weimar und der kritischen Gesamtausgabe von —»Nietzsches Werken übertragen. Von Anfang an ein Verfechter konservativer Lehrideen, wurde E., seit 1931 Mitglied der NSDAP, bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Thüringen 1932 zum Universitätskommissar der nationalsozialistischen Bewegung in Jena ernannt. 1933 erhielt er das erste Ordinariat für Rechtsphilosophie in Deutschland und trat in die Geschäftsführung von Hans Franks Akademie für deutsches Recht ein. 1934 übernahm E. den Vorsitz der „Internationalen Vereinigung für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie", die ihren letzten Namensbestandteil durch Sozialphilosophie ersetzte. 1945 war er Mitbegründer der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. E. veröffentlichte u. a. Hegels Logik und die Gegenwart (1927), Der „umgedrehte Platonismus". Anregungen Nietzsche's zur Situationsphilosophie (1952), Einführung in die Rechtsphilosophie (1955) und Philosophie der Rechtswissenschaft. Erfahrung und Denken (1961). WEITERE WERKE: Vorschub der Rechtsphilosophie. Berlin 1925. - Über die Idee. (Das regulative Prinzip). Versuch einer Grundlegung einer rationalen religiösen Dogmatik. Berlin 1926. - Der philosophische Gehalt der religiösen Dogmatik. Prolegomena zu einer wahren Theologie. München 1929. - Geistiger Mensch und Nationalsozialismus. Berlin 1931 (unter Pseudonym ab Insulis). - Geschichte der Rechtsphilosophie. Berlin 1931. - Das „Aktuelle". Ein bisher übersehener direktiver Grundbegriff. Jena 1935. - Ideen zu einer Philosophie des Führertums. Berlin 1936. - Ein Rechtsphilosoph wandert durch die alte Philosophie. Berlin 1936. - Erste Gedanken zu einer Richtigkeitslehre. Berlin 1942. - Über den Unterschied zwischen „tugendhaftem", „fortschrittlichem" und „.situationsgemäßem" Denken, ein Trilemma der „praktischen Vernunft". Mainz 1950. - Über das bleibende Erbe Nietzsches. Mainz 1955. - Das Problem der Fortschritts. Wiesbaden 1958. LITERATUR: Philosophie und Recht. Festschrift zum 70. Geburtstag von C. A. E. Hrsg. v. Ulrich Klug. Wiesbaden I960. -Thomas Laugstien: Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus. Hamburg 1990. - Stefan K. Pinter: Zwischen Anhängerschaft und Kritik. Der Rechtsphilosoph

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Engel C. A. E. im Nationalsozialismus. Diss. Freie Univ. Berlin 1994. - Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996. Engel, Johann Jakob, * 11.9.1741 Parchim, t 28.6.1802 Parchim. Der Sohn eines Predigers studierte zunächst in Rostock und Bützow Theologie, wechselte aber unter dem Einfluß von Johann Nikolaus ->Tetens zu Philosophie, Mathematik und Physik und ging 1765 nach Leipzig, wo er sich der Philosophie, Geschichte, den alten und neuen Sprachen und der Jurisprudenz zuwandte. In Leipzig war er u. a. mit Christian Felix Weiße und Christian -> Garve befreundet. Durch die Wandertruppen von Heinrich Gottfried Koch und Abel Seyler kam er in Kontakt mit dem Schauspieler Conrad Ekhof. Nach vorübergehender Tätigkeit als Theaterdichter, Rezensent und Essayist ging er 1776 als Prof. der Moralphilosophie an das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. E. nahm an gelehrten Zirkeln wie der „Mittwochsgesellschaft" teil, war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und wurde Erzieher der Brüder Alexander und Wilhelm von -» Humboldt sowie des späteren Königs Friedrich Wilhelm III. 1787-94 leitete er gemeinsam mit Karl Wilhelm Ramler das Berliner Nationaltheater. E. gilt als einer der führenden Vertreter der Berliner Aufklärung. In seinen Theaterstücken und Libretti (u. a. dem Singspiel Die Apotheke, zu dem Christian Gottlieb Neefe die Musik schrieb) ist das Vorbild —>Lessings und C. F. Weißes zu erkennen. Außerdem verfaßte E. zahlreiche moralisierende, populärphilosophische, ästhetische und kritische Schriften, u. a. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783). Mit seinen Ideen zu einer Mimik (2 Bde., 1785/86) wurde E. ein Vorläufer der modernen Ausdruckspsychologie. Teile seines vielbeachteten Zeitromans Herr Loreni Stark (1801) erschienen bereits 1795-97 in -»Schillers „Hören". Zu E.s Veröffentlichungen zählt auch Der Philosoph für die Welt (3 Bde., 1775-1800). WEITERE WERKE: Schriften. 12 Bde., Berlin 1801-06. Neuausgabe, 14 Bde., Berlin 1851. LITERATUR: Friedrich Nicolai: Gedächtnisschrift auf J. J. E. Berlin 1806. - Carl Schröder: J. J. E. Schwerin 1897. Fritz Hoffmann: J. J. E. als Ästhetiker und Kritiker. Breslau 1922. - Zwi Batscha: „Despotismus von jeder Art reizt zur Widersetzlichkeit". Die französische Revolution in der deutschen Popularphilosophie. Frankfurt/Main 1989. - J. J. E.: Briefwechsel aus den Jahren 1765 bis 1802. Hrsg. und kommentiert von Alexander Koäenina. Würzburg 1992. - Christoph Blatter: J. J. E. (1741-1802). Wegbereiter der modernen Erzählkunst. Untersuchungen zur Darstellung von Unmittelbarkeit und Innerlichkeit in E.s Theorie und Dichtung. Bern u.a. 1993. Engelbert von Admont, * um 1250, t 10. oder 12.5. 1332 Admont. Der vermutlich einer angesehenen Familie aus der Steiermark entstammende E. trat 1267 in das Benediktinerkloster Admont ein. Seine dort begonnenen philosophischen und theologischen Studien setzte er zunächst an der Prager Domschule und seit 1278 in Padua fort, wo er sich u.a. mit den aristotelischen Schriften beschäftigte. 1297 wurde er zum Abt von Admont gewählt und resignierte 1327. E. schrieb theologische, naturphilosophische, moralphilosophische und staatstheoretische Werke im Geist des zeitgenössischen Thomismus sowie einen Traktat De musica. In dem Traktat De ortu, progress» el fine regnorum el praecipue regni seu imperil Romani (um 1312, gedruckt 1553) fordert er ein vom Papsttum unabhängiges, gleichberechtigtes Kaisertum. Unter Bezug auf die wichtigsten klassischen, patristischen und mittelalterlichen Autoritäten verteidigte E. das Dogma der

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Transsubstantionslehre gegen die Impanationslehre des Johannes von Quidort von Paris. LITERATUR: George B. Fowler: A Medieval Thinker Confronts Modern Perplexities. E. Abbot of A. OSB. (c. 1250-1331). In: American Benedictine review 234 (1972) S. 226-248. - Marlies Hamm: E. v. A. In: VL 2, 1980, Sp. 535-549. - Dies.: E. v. A. als Staatstheoretiker. Diss. Würzburg, 1973. Engelberti, Ulrich, auch Ulrich von Straßburg, f 1277 Paris. Einer Straßburger Adelsfamilie entstammend, war E. 1248-54 Schüler von -> Albertus Magnus an der Kölner Ordenshochschule und wurde später Lektor am Predigerkonvent seiner Heimatstadt Straßburg. 1272-77 war er Provinzial der deutschen Ordensprovinz und ging dann nach Paris, um den theologischen Magistergrad zu erwerben; er starb jedoch vor Aufnahme seiner Lehrtätigkeit. E.s Schriften gehören dem christlichen Neuplatonismus an. Deutlich geht er in ihnen über Albert, als dessen bedeutendster Schüler er gilt, hinaus. E.s Hauptwerk ist eine Summa de summo bono, die von Alberts Kommentar zu De divinis nominibus beeinflußt ist. E.s Briefe (1891, hrsg. von H. Finke) sind ordensgeschichtlich interessant. LITERATUR: Ignaz Backes: Die Christologie, Soteriologie und Mariologie des Ulrich von Straßburg. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des 13. Jahrhunderts. Trier 1975. - Francis J. Lescoe: God as First Principle in Ulrich of Straßburg. New York 1979. - Alain de Libera: U. de S., Lecteur d'Albert le Grand. In: Ruedi Imbach (Hrsg.): Albert der Große und die Deutsche Dominikanerschule. Freiburg (Schweiz) 1985, S. 105-136. Engelhus, Dietrich, * um 1365 Einbeck, t 5.5.1434 Wittenburg. E. wurde an der Univ. Prag Magister artium, war später in Erfurt und auch an der neugegründeten Univ. Leipzig immatrikuliert und soll nach zeitgenössischen Quellen Rektor der Schulen in Bamberg, Einbeck, Göttingen und Magdeburg gewesen sein. Eine gemeinsam mit Johannes Busch 1433 unternommene Visitationsreise nach Kloster Bödecken und nach Windesheim belegt seine Verbindung mit der Windesheimer Kongregation. Auch zu Johannes Dederoth, dem Gründer der Kongregation Bursfelde, unterhielt E. Beziehungen. 1434 trat er als presbyter donatus in das Augustiner-Chorherrenstift Wittenburg ein. E. verfaßte zahlreiche Schriften, die überwiegend praktischen Zwecken in Schule und Kirche dienten. Zwischen 1419 und 1429 entstand in mehreren Redaktionen sein Hauptwerk Speculum seu imago mundi, später auch Nova chronica genannt, eine der letzten großen, in Weltalter eingeteilten lateinischen Chroniken, die er später auch ins Niederdeutsche übersetzte. Das Werk wurde nach seinem Tod u. a. von Matthias Döring fortgesetzt. LITERATUR: Annette Baumann: Weltchronistik im ausgehenden Mittelalter. Heinrich von Herford, Gobelinus Person, D. E. Frankfurt/Main 1995. Engels, Friedrich, * 28.11.1820 Barmen (heute zu Wuppertal), t 5.8. 1895 London. E. war der älteste Sohn eines streng religiösen reformierten Textilfabrikanten. Während seiner kaufmännischen Lehre (seit 1838) betätigte er sich unter dem Pseudonym Friedrich Oswald als Dichter und Schriftsteller; er näherte sich, 1841/42 in Berlin den Militärdienst ableistend, dem theoretischen (Junghegelianer) und politischen Radikalismus. Seit 1842 als Kaufmann in Manchester tätig, wurde er mit den mit der Industrialisierung verbundenen sozialen Problemen, der entstehenden britischen Arbeiterbewegung und mit deutschen kommunistischen Emigranten bekannt. 1845 publizierte er Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Seit

Erasmus von Rotterdam 1845/46 war er eng mit Karl -»Marx befreundet (ihr gemeinsames Manuskript der Deutschen Ideologie erschien, fast vollständig gedruckt, erst 1932). Gemeinsam entwickelten sie die Theorie des Wissenschaftlichen bzw. Historischen Materialismus, wandelten 1847 den „Bund der Gerechten" (London) in den „Bund der Kommunisten" um und verfaßten das Manifest der Kommunistischen Partei (publiziert Februar 1848). 1848/49 redigierten sie die „Neue Rheinische Zeitung" (Köln). E. beteiligte sich an revolutionären Aktivitäten 1848/49, u.a. im Rheinland und in Baden. Seit Ende 1849 erneut in England, nahm er seine kaufmännische Tätigkeit in Manchester wieder auf, unterstützte finanziell den mittellosen Marx, verfaßte mehrere Schriften (u.a. Der deutsche Bauernkrieg, 1850, nach Wilhelm Zimmermann, 1841/42) und schrieb Zeitungsartikel für Marx (u.a. für die „New York Tribüne"). In der Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850 haben Marx und E. ihre Haltung während der Revolution von 1848/49 kritisch analysiert und die selbständige Aktion der „proletarischen Partei" gegenüber den „kleinbürgerlichen Demokraten" gefordert mit dem Ziel, „die Revolution permanent zu machen, so lange, bis alle mehr oder weniger besitzenden Klassen von der Herrschaft verdrängt sind". Nach der Auflösung des Kommunistenbundes befaßte sich E. vor allem mit militärischen Fragen (Spitzname „General"), den Problemen des Panslawismus, des Krimkriegs und der „orientalischen Frage". E. trat gegen das Selbständigkeitsstreben der „geschichtslosen" kleinen (vor allem slawischen) Völker auf, unterstützte aber die nationalen Ambitionen der Polen und Iren (siehe z. B. Brief von E. an Karl -» Kautsky, 7./15.2.1882). In Zusammenhang mit dem drohenden italienischen Krieg forderte E. Anfang 1859 (in Po und Rhein) für die Deutschen „die Einheit, die [...] allein uns nach innen und außen stark machen kann"; außerdem warnte er vor einer „russischfranzösischen Allianz" (Savoyen, Nizza und der Rhein, 1860). In den sechziger Jahren beschäftigte sich E. noch intensiver mit der deutschen Politik (Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, 1865), bekämpfte Ferdinand —»Lassalle und den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV); nach dem preuß. Sieg in der Schlacht von Königgrätz akzeptierte er die bevorstehende deutsche Einheit unter preuß. Führung, „ohne es [das Faktum] zu billigen", um „die sich jetzt jedenfalls darbieten müssenden größeren Facilitäten zur nationalen Organisation und Vereinigung des deutschen Proletariats [zu] benutzen, soweit wir können" (E. an Marx, 25.7. 1866). Vor allem nach der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP, 7.-9.8.1869 in Eisenach) versuchten E. und Marx, Einfluß auf die entstehende sozialistische Arbeiterbewegung in Deutschland zu nehmen. Nach seiner Übersiedlung nach London war E. seit Oktober 1870 Mitglied des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) und dessen korrespondierender Sekretär zunächst für Belgien, dann (seit 1871) für Spanien und Italien sowie (seit 1872) für Portugal und Dänemark. Zumindest seit 1854 (bis zu ihrem Tod 1863) war die irische Arbeiterin Mary Burns und danach ihre Schwester Lizzy, die er auf ihrem Totenbett 1878 heiratete, E.s Partnerin. Nach dem Ende der IAA betätigte sich E. seit 1872 wieder stärker publizistisch mit dem Ziel, „ein universales, wissenschaftlich-philosophisches System des dialektischen Materialismus" einzuführen, „durch das er Marx' .politische Ökonomie' naturwissenschaftlich zu fundieren und zu einer allgemeinen, Natur, Geschichte und Gesellschaft umfassenden Wissenschaftslehre auszubauen" (H. Bollnow) trachtete. Er versuchte, gemeinsam mit Marx auf die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie vor und nach dem Gothaer Vereinigungskongreß (Mai 1875) und während des Sozialisten-

gesetzes (1878-90) Einfluß zu nehmen. Eine große Wirkung hatten seine Schriften Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (1878), Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates (1884) und Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1888). Nach Marx' Tod 1883 wurde E. zum Hauptberater des „marxistisch" beeinflußten Teils der internationalen, besonders der deutschen Arbeiterbewegung, außerdem bereitete er die Edition der Bände 2 und 3 des Marxschen Kapital (1885, 1894) vor. Er nahm Einfluß auf das Erfurter Programm der SPD (1891) und auf die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie (u. a. Stellungnahme gegen Georg von Vollmars „Reformismus" und die „linke" Opposition der „Jungen"); er hoffte angesichts der sozialdemokratischen Erfolge bei den Reichstagswahlen von 1890 und 1893 auf den baldigen „großen Kladderadatsch" in Deutschland (siehe E.s Briefwechsel mit August Bebel). E. starb an Speiseröhrenkrebs; seine Asche wurde bei Eastbourne im Meer versenkt. WEITERE WERKE: Karl Marx /F. E.: Historisch-kritische Gesamtausgabe (1. MEGA). Hrsg. v. D. Rjazanov, seit 1931 v. V. Adoratski. 12 Bde., Frankfurt/Main, Berlin; Moskau/Leningrad 1927-35 (unvollständig). - Karl Marx/F.E.: Werke. 39 Bde., 2 Ergänzungsbände, Berlin 1961-68. - Karl Marx/ F. E.: Gesamtausgabe. Berlin 1975 ff. (nicht abgeschlossen). - Marx Engels Verzeichnis. 2 Bde., Berlin 1968-71. (Willy Herferth): Sachregister zu den Werken Karl Marx/ F. E. Hrsg. v. Hans Jörg Sandkühler. Köln 1983. - Der größte Teil des literarischen Nachlasses von E. befindet sich im IISG (Amsterdam). - Korrespondenzen: F. E.s Briefwechsel mit Karl Kautsky. Hrsg. v. Benedikt Kautsky. Wien 1955. - F. E./Paul et Laura Lafargue. Correspondence. Hrsg. v. Emile Bottigelli. 3 Bde., Paris 1956-59. - Karl Marx/ F. E.: Briefwechsel mit Wilhelm Bracke (1869-1880). Berlin 1963. - Wilhelm Liebknecht. Briefwechsel mit Karl Marx und F. E. Hrsg. v. Georg Eckert. The Hague 1963. - August Bebels Briefwechsel mit F. E. Hrsg. v. Werner Blumenberg. London/The Hague/Paris 1965. - Eduard Bernsteins Briefwechsel mit F.E. Hrsg. v. Helmut Hirsch. Assen 1970. Gespräche mit Marx und F. E. Hrsg. v. Hans Magnus Enzensberger. 2 Bde., Frankfurt/Main 1973. LITERATUR: Gustav Mayer: F. E. Eine Bibliographie. 2 Bde., Haag 1934 (Bd. 1: 1. Aufl., Berlin 1920). - Auguste Cornu: Karl Marx und F.E. Leben und Werk (1818-1846). 3 Bde., Berlin bzw. Berlin/Weimar 1954-68. - Jelena Stepanova: Frederick E. Moskau 1958. - Hermann Bollnow: E., F. In: NDB, Bd. 4, 1959, S. 521-527. - Vera Machäckovä: Der junge E. und die Literatur. (1838-1844). Berlin 1961. Horst Ullrich: Der junge E. 2 Bde., Berlin 1961-66. - Gerhard Becker: Karl Marx und F. E. in Köln 1848-1849. Berlin 1963. - Helmut Hirsch: F.E. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1968. - Henryk Skrzypzcak: Marx, E., Revolution. Berlin 1968. - Jehuda L. Wallach: Die Kriegslehre von F. E. Frankfurt/Main 1968 - F. E. Eine Biographie. Berlin 1970. - F.E. Sein Leben und Wirken. Moskau 1970 (russ.), 1973 (dt.). - Joachim Strey/Gerhard Winkler: Karl Marx und F.E. in Köln 1848/49. Berlin 1972. W. O. Henderson: The Life of F.E. 2 Bde., London 1976. - Manfred Kliem (Hrsg.): F.E. Dokumente seines Lebens 1820-1895. Leipzig 1977. - Roman Rosdolsky: Zur nationalen Frage. F. E. und das Problem der geschichtslosen Völker. Berlin 1979. Siegfried Bahne Erasmus von Rotterdam, Desiderius, * zwischen 1466 und 1469 bei Rotterdam, t in der Nacht zum 12.7. 1536 Basel. Der Name Roterodamus ersetzte den Familiennamen; Desiderius war der Humantstenname. Die Herkunft des E. ist

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Erasmus von Rotterdam unklar; er stammte aus der Verbindung eines niederen Klerikers mit der Arzttochter Margareta Rogers aus Gouda. Die fünfzehnjährige Schulzeit dauerte ungewöhnlich lange: auf Gouda folgte die Domschule von Utrecht, dann die Kapitelschule der Brüder vom Gemeinsamen Leben in Deventer. 1487 trat E. mit seinem älteren Bruder Pieter in das Augustiner-Chorherrenstift Steyn bei Gouda ein. Im Kloster traf er auf einen humanistischen Kreis von Brüdern, die klassische Sprachstudien neben dem Bildungsprogramm des Ordens betrieben. Seit der Priesterweihe 1492, erstes belegtes Ereignis seines Lebens, suchte er dem Kloster zu entkommen. Seine Hoffnung war eine Bildungsreise nach Italien: Der erste Versuch 1493/94 als Sekretär des Bischofs von Cambrai, Heinrich van Bergen, mißlang; er begleitete ihn auf Reisen, doch die Italienreise zerschlug sich. Schließlich erhielt E. 1495 ein Stipendium für ein Studium. Er studierte in Paris Theologie, um das Doktorat zu erwerben. Vorausgesetzt war das vierjährige Artesstudium, danach ein achtjähriges Studium der Theologie. E. blieb im Zeitrahmen und wurde 1506 in Turin zum Doktor der Theologie promoviert. Während seiner Zeit beim Bischof von Cambrai entwarf E. die Antibarbari gegen die Sprachbarbaren, ein Werk, das 25 Jahre später teilweise herauskam: Im Gespräch zwischen Freunden werden die humanistischen Ideen von der Perfektibilität der Menschen durch Bildung und Erziehung entwickelt. Die humane Bildung sei auf natürliche Weise in der Antike geoffenbart und durch die christliche Offenbarung vollendet worden. Barbarischer Bildungsfeind ist nicht der rohe Ungebildete, sondern der tyrannische Verbildete in Mönchsorden und Schulen. E. artikulierte als sein zentrales Problem die Suche nach dem christlichen Humanismus. Sein Studium in Paris begann am College Montaigue, einem Ort strengster Disziplin. Er fand Anschluß an den Pariser Humanistenkreis, doch blieb er dort nur einer unter vielen .jungen" Humanisten. Als Privatlehrer entwarf er etliche Lehrtexte, wie De conscribendis epistolis und De copia verborum, die erst später veröffentlicht wurden. Sein Lateinschüler Lord Mountjoy, William Blount, lud ihn 1499 nach England ein. Der halbjährige Englandaufenthalt bis Februar 1500 mit Perspektive einer Italienreise - wurde kurzfristig zur Enttäuschung, langfristig die Lebenswende: Er fand Anerkennung und wurde in die hohe Gesellschaft eingeführt. In Oxford fand er angemessene Gesprächspartner, so in John Colet, der ihn zu den Disputatiunculae de tedio, puvore, tristitia Jesu und der Concio de puero Jesu anregte. E. überzeugte sich von der Bedeutung des Griechischen und wendete sich der antiken paganen wie christlichen Literatur zu. Es wurde ihm die Bedeutung der alten Vätertheologie klar, besonders die von Hieronymus und Origenes, und damit seine eigene Rolle als Sprachgelehrter in der Theologie. Zurückgekehrt in seine kargen Pariser Verhältnisse, gab E. 1500 dort sein erstes Buch, d\eAdagia, heraus. Diese Sammlung lateinischer Sprüche zur Pflege eines eleganten Stils ergänzte er in weiteren Ausgaben um griechische Weisheiten, bis 1536 die letzte Ausgabe 3260 kommentierte Redewendungen enthielt. Verschiedentlich hielt er sich in den Niederlanden auf und fand in Theodor Maertens in Antwerpen (dann Löwen) einen Drucker, der 1503 seine Lucubratione.t, Ergebnisse seiner Nachtwachen, verlegte. Darin befand sich das Enchiridion militis christianae (Handbüchlein eines christlichen Ritters), welches erst die gesonderte Ausgabe 1518 bei Proben in Basel zu dem - von —» Luther wie von Loyola - gelobten und verdammten Hauptwerk humanistischer Christus-Frömmigkeit machte. Im Jahr 1504 fand E. im Kloster Pare bei Löwen das Manuskript der Annotationes in Novum Testamentum seines Vorbildes Lorenzo Valla, worin der Vulgatatext am klassischen Latein wie am grie-

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chischen Urbild geprüft wurde. Die philologische Bibelkritik inspirierte E. zu der ein Jahrzehnt später edierten kritischen Neuausgabe des Neuen Testaments. In England lebte E. nach seinem halbjährigen Besuch 1499/1500 erstmals etwa ein Jahr 1505 bis 1506, dann nach dem Studienaufenthalt in Italien 1509 bis 1514, endlich mehrmals kurzzeitig 1515 bis 1518 in London, an den Universitäten und kirchlichen Zentren, so Canterbury. E. verdankte England viel, vor allem Mäzene und Freunde, wie den kgl. Erzieher Lord Mountjoy, den Dean of St. Paul's, John Colet, den Erzbischof von Canterbury, William Warham, und den Protagonisten des „zivilen" Humanismus Thomas More, mit dem er griechische Literaturstudien (LukianÜbersetzungen) betrieb, aus denen das Lob der Torheit und die Utopia entstanden. Die Studienreise nach Italien ergab sich 1506. E. hielt sich in Turin (Promotion), Padua, Bologna, Neapel und Florenz auf. In Venedig edierte er bei Aldus Manutius die um griechische Sprüche erweiterten Adagio. Nach Rom kam er wegen der Kriegszüge Papst Julius' II. spät, wo er die Gunst der Kardinale Grimani, Riario und des späteren Papstes Leo X., Giovanni de' Medici, gewann. Sein Interesse galt weniger der antiken Kunstüberlieferung als alten, unedierten Manuskripten. Als ihn 1509 aus England die Nachricht erreichte, der alte König liege im Sterben, eilte er dorthin, in Erwartung des „goldenen Zeitalters der Gelehrsamkeit". Die folgenden englischen Jahre wurden eine Zeit intensiver Studien, besonders an den griechisch-lateinischen Bibeltexten. Man hörte nichts von ihm, außer, er habe im Sommer 1511 sein Lob der Torheit selbst in Paris zum Druck gegeben. Die Hoffnungen auf Heinrich VIII. wurden enttäuscht. Auch fand E. in England keine unabhängige Stellung als Gelehrter und auch keine leistungsfähige Druckerei. Als E. 1514 wieder auf den Kontinent übersiedelte, suchte er einen Platz bei Gönnern, auch in Löwen, wo sein Drucker Maertens saß. In dieser Übergangssituation erreichte ihn der Rückruf seines Priors ins Kloster, den er mit einem beeindruckenden Lebensbekenntnis ablehnte. Mitte August 1514 war er auf dem Weg rheinaufwärts, blieb in Basel und begann mit Proben sofort ein umfangreiches Druckprogramm: Eine Atfa^/a-Ausgabe, neue Plutarch-Übersetzungen und Seneca-Texte, vor allem die Editionen der HieronymusBriefe und des Neuen Testaments. Auf seinen Reisen durch das Rheinland seit 1514 zeigte sich, wie berühmt E. bereits war. Er wurde als Licht der Bildung gefeiert, welches nun auch in Deutschland aufscheine. In Mainz und Frankfurt traf er —> Reuchlin und Hütten. Nachdem er fast Engländer geworden war, werde er nun Deutscher, so fand E. selbst. Die Jahre seines frühen Ruhmes von 1515 bis 1518 waren außerordentlich unruhig; kein Angebot entsprach seinen Ansprüchen an Unabhängigkeit. Jean le Sauvage, Kanzler von Brabant, verschaffte ihm 1516 den Titel eines Ratgebers beim jungen Karl (V.). E. verfaßte dazu die Erziehungslehre für Prinzen, Institutio Principis Christian, doch mochte er nicht mit dem zum König gewählten Karl nach Spanien übersiedeln. Unglücklich verliefen seine Bemühungen, sich in Löwen niederzulassen. Wegen Luther kam er zunehmend in Konflikte mit der dortigen Theologischen Fakultät. E. mißbilligte zwar Luthers Heftigkeit entschieden und seine Thesen zum Teil, doch das Reformanliegen verteidigte er voll und plädierte für die Reintegration des Wittenbergers. Er engagierte sich in der „Causa Lutheri" stark und entwarf einen Plan, um zwischen Kurie und Luther durch ein Gelehrtengericht zu vermitteln. Auf dem Kölner Fürstentag im Oktober 1520 bestärkte er persönlich den sächsischen Kurfürsten, Luther zu schützen. Der Lutherstreit war aber so weit fortgeschritten, daß E. kaum Vermittlungsmöglichkeiten mehr sah. Der Antilutherpartei in Löwen genügte seine

Erdmann Haltung nicht. Seine Schriften sollten geprüft werden. Egmondanus und andere predigten öffentlich gegen ihn. Man suchte ihn in Stellung gegen Luther zu bringen. Das aber traf E.' Nerv, sein Bestehen auf geistiger Unabhängigkeit. Im Herbst 1521 siedelte er fast fluchtartig nach Basel über. Doch vermochte ihn dort auch das Haus Froben-Amerbach nicht vor den reformatorischen Auseinandersetzungen zu schützen. Nach 1520 gab E. zwar noch schriftliche Ratschläge, trat aber persönlich weder auf den Reichstagen zu Worms 1521 und Augsburg 1530 noch auf der Versammlung der Eidgenossen in Baden 1526 auf. In Basel 1521 wurde E. zu einer Art Privatgelehrten des Druckhauses Proben. Er reiste kaum mehr; sein Leben bestand aus Schreiben und Edieren der zahlreichen begonnenen und entworfenen Unternehmen: Der humanistischen Bildungswerke, der Klassikerausgaben und -Übersetzungen, etwa von Plutarch, Seneca, Terenz, besonders aber der Väterausgaben. Die Ausgaben des Neuen Testaments beanspruchten viel Kraft. Seine Paraphrasen der Evangelien widmete er den vier Regenten: Karl V., Franz I., Heinrich VIII. und Ferdinand. Die Kontroversschriften nahmen in den zwanziger Jahren derart zu, daß E. fürchtete, er könne kaum noch etwas Aufbauendes schreiben. Durch einen immensen Briefwechsel und ein eigenes Botensystem korrespondierte er mit der Außenwelt. Mit seinem sechsjährigen „Exil" von 1529 bis 1535 im kath. Freiburg wich E. den religionspolitischen Wirren aus, die ein ruhiges Studieren unmöglich machten, und protestierte gegen Basels Übergang zur Reformation. Doch kehrte er im Sommer 1535 dorthin zurück und lebte bis zu seinem Tod in der Obhut der Proben. Das letzte Werk, das er zum Druck bringen konnte, war seine große Predigtlehre Ecclesiastes sive de ratione concionandi. Seit seiner Niederlassung in Basel beschäftigten E. Entwürfe für seine Gesammelten Werke. Ausgereift war der Plan im Index Lucubrationum 1530. Seine neun „Ordines" wurden maßgebend für die Basler Ausgabe durch Froben-AmerbachEpiscopius 1538-40, die Leidener Ausgabe durch Jean Le Clerc 1703-06 und die seit 1969 im Erscheinen begriffene Amsterdamer Gesamtausgabe. Die neun Klassen wurden nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten konzipiert, so daß sie in etwa gleichstarke Bände paßten. Das von P. S. Allen besorgte Opus Epistolarum, Oxford 1900-47, wurde zur Grundlage der neueren Erasmusforschung (ehemals Ordo 3). Die von E. als seine „propria res" bezeichneten Ordines l und 2 „ad institutionem literarum" betreffen das humanistische Bildungsthema direkt. Neben den Adagio und Leitfäden zum eleganten Gebrauch der alten Sprachen stehen die Colloquia familiaria. Diese vertrauten Gespräche in gutem Latein sind eine Sammlung moralischer Gespräche zu zivilisatorischen Lebenssituationen von Ehe, Zölibat, Kindheit, Alter, Tod, gesprochen von Charakteren wie Abt, Dirne, Söldner, Wallfahrer: Nach der unautorisierten Ausgabe von Proben 1518 besorgte E. selbst fünf eigene Ausgaben mit weiteren Gesprächen. Die Klassen 4 und 5 ,,ad moraliam et pietatem" enthalten seine literarischen Hauptwerke zur politischen Ethik und christlichen Lebensphilosophie: Moriae encomium (Lob der Torheit), Querela pads (Friedensklage), Enchiridion, Instiiuiio principum (Fürstenlehre), De bello Turcico (Türkenkrieg), aber auch die Aufrufe zur Bibellesung für alle Christen im Kommentar zu Psalm l: Beatus vir, und der Paraclesis (Ermahnung). Alle diese Texte wurden umgehend volkssprachlich in den Reformdiskurs der Zeit eingebracht. Die Klassen 6, 7 und 9 enthalten Beiträge zur Erschließung der Bibel und der Kirchenväter. Seine Annotationes in NT wie seine Bibelparaphrasen sind heute kaum mehr bekannt. Die lateinischen Kirchenväterausgaben sind nicht in die Omnia Opera aufgenommen und noch in den alten Proben-

Ausgaben zu benutzen: Hieronymus (1516), Cyprian (1520), Arnobius (1522), Hilarius (1523), Ambrosius (1527), Augustinus (1528/29). Die Erasmus-Übersetzungen von Origenes, Chrysostomus und Irenäus wurden als eigene Werke aufgenommen. In den achten Ordo sind die kontroversen Apologien und Streitschriften gestellt: Sie enthalten Auseinandersetzungen mit den Reformatoren wie mit den traditionalistischen Theologen der Universitäten Paris, Köln, Löwen und Spaniens. Unter diese von E. geringgeachteten Apologien rechnete er nicht die humanistischen Streitschriften, so den Ciceronianus gegen die Sprachpuristen, die er unter die Moralia stellte. Hierzu zählen aber besonders die Kontroversen mit Luther um den freien Willen. WERKAUSGABEN: Neben den drei genannten Ausgaben der „Omnia Opera" sowie dem „Opus epistolarum" von Allen sind zu nennen: Erasmi opuscula. A Supplement. Hrsg. v. Wallace K. Ferguson. Den Haag 1933. - The Poems. Hrsg. v. Cornells Reedijk. Leiden 1956. LITERATUR: Bibliographien: Ferdinand van der Haeghen: Bibliotheca Erasmiana. Gent 1893. Neudruck 1972. Jean-Claude Margolin: Quatorze annies de bibliographic erasmienne (1936-1949). Paris 1969. - Jean-Claude Margolin: Douze annees de bibliographie erasmienne (1950-1961). Paris 1963. - Jean-Claude Margolin: Neuf annees de bibliographie erasmienne (1962-1970). Paris 1977. - Erasmusdrucke des 16. Jh. in bayerischen Bibliotheken. Hrsg. v. Irmgard Bezzel. Stuttgart 1979. - VD 16, E 1859-3666. - Laufende Berichterstattung: Archiv für Reformationsgeschichte. Beiheft Literaturbericht. Gütersloh 1972 ff. - Biographien: Johan Huizinga: E. Dt. von Werner Kaegi. Basel 1926. Reinbek bei Hamburg 1993. - Karl August Meissinger: E. von Rotterdam. Berlin 1942, 21948. - Richard Newald: E. Roterodamus. Freiburg/Breisgau 1947. - Andreas Flitner: E. im Urteil seiner Nachwelt. Tübingen 1952. - Margaret Philips-Mann: E. and the Northern Renaissance. 1965. Woodbridge 21981. - Cornells Augustijn: E. von Rotterdam. München 1986. - James D. Tracy: E. of the Low Countries. Berkely, Ca. 1996 Heinz Holeczek Erdmann. Benno, * 30.5.1851 Guhrau bei Glogau (Schlesien), t 7. 1. 1921 Berlin. Zunächst Buchhändler, studierte E. in Berlin und Heidelberg Mathematik, Physik und Philosophie. Er wurde stark von ->Helmholtz und -»Zeller beeinflußt. 1873 in Berlin aufgrund der Dissertation Die Stellung des Dinges an sich in Kants Aesthetik und Analytik promoviert, habilitierte er sich 1876, wurde 1878 a. o., 1879 o. Prof. in Kiel, 1884 in Breslau, 1890 in Halle, 1898 in Bonn und kehrte 1909 nach Berlin zurück. Dort gehörte er der Akademie der Wissenschaften an und leitete nach dem Tod von Wilhelm —» Dilthey die —> Kant- und die —> Leibniz-Ausgabe der Akademie. Die Bedeutung E.s liegt in seinen Arbeiten zur Geschichte der Philosophie, insbesondere zu Immanuel Kant (Kant's Kritizismus in der 1. und 2. Auflage der Kritik der reinen Vernunft, 1878). Es gebührt ihm das Verdienst, eine streng historisch orientierte Kantphilologie gegen philosophische Zeitbedürfnisse, Kant ohne Rücksicht auf historische Bedingungen seines Philosophierens in Anspruch zu nehmen, entwickelt zu haben. Auf dem Gebiet der systematischen Philosophie galt E.s Interesse der Erkenntnistheorie sowie der Logik (U)gik, Bd. 1: Logische Elementarlehre, 1892; 2., völlig umgearbeitete Aufl., 1907, 3 I923). Seine wahrnehmungspsychologischen Forschungen faßte er in Grundzüge der Repmduktionspsychologie (1920) zusammen. WEITERE WERKE: Martin Knutzen und seine Zeit. Ein Bei trag zur Geschichte der Wolfischen Schule und insbesondere zur Entwicklungsgeschichte Kants. Leipzig 1876. Neudruck Hildesheim 1973. - Die Axiome der Geometrie. Eine philosophische Untersuchung der Riemann-Helmholtz'sehen

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Erdmann Raumtheorie. Hamburg 1877. - Beiträge zur Geschichte und Revision des Textes von Kants Kritik der reinen Vernunft. Berlin 1900. - Umrisse zur Psychologie des Denkens. 1900. Tübingen 21908. - Literarische Untersuchungen über Kants Prolegomena. Halle 1904. Neudruck Hildesheim 1975. Über Inhalt und Geltung des Kausalgesetzes. Halle 1905. Methodologische Konsequenzen aus der Theorie der Abstraktion. Berlin 1916. - Die Idee von Kants Kritik der reinen Vernunft. Berlin 1917. - Berkeleys Philosophie im Lichte seines wissenschaftlichen Tagebuchs. Berlin 1919. Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie. Berlin 1921. LITERATUR: Emil Arnoldt: Kant's Prolegomena nicht doppelt redigirt. Widerlegung der B. E.'schen Hypothese. Berlin 1879. - Eise Wentscher: B. E.s Stellung zu Kants Ethik. In: Kant-Studien 32 (1927) S. 317-319. - Erich Becher: E. B. In: Ders.: Deutsche Philosophen. München u.a. 1929, S. 125-163. -Johann Baptist Rieffert: B. E. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 213-215. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. Erdmann, Johann Eduard, * 13.6.1805 Wolmar (Livland), t 12.6.1892 Halle/Saale. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Dorpat und Berlin war E. 1829-32 in seinem Geburtsort Pfarrer und ging dann nach Berlin zurück, wo er sich 1834 für Philosophie habilitierte. 1836 folgte er einem Ruf nach Halle und wurde 1839 o. Professor. Er gilt als einer der wichtigsten Althegelianer, die im Gegensatz zu den Junghegelianern für die theistisch-orthodoxe Auslegung der Religionsphilosophie —»Hegels eintraten. E. arbeitete auch über Spinoza und —»Leibniz, dessen philosophische Schriften (Opera philosophica, 2 Bde., 1839, Nachdruck 1959) er herausgab. Dabei veröffentlichte er erstmals das der Leibnizforschung wichtige Impulse gebende französische Original der Monadologie. E.s Hauptwerke sind Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie (6 Bde., 1834-53; Nachdruck in 7 Bänden, 1932/33,21977), Grundriß der Logik und Metaphysik. Für Vorlesungen (1841, "1864), Psychologische Briefe (1851, "1868, 71896) und Grundriß der Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1866; 4. Aufl., hrsg. v. Benno —>Erdmann, 1896; neu bearbeitet und bis in die Gegenwart fortgeführt von Ferdinand Clemens, 1930). WEITERE WERKE: Vorlesungen über Glauben und Wissen. Berlin 1837. - Leib und Seele nach ihrem Begriff und ihrem Verhältniß zueinander. Ein Beitrag zur Begründung der philosophischen Anthropologie. Halle 1837, 21849. Natur oder Schöpfung. Eine Frage an die Naturphilosophie und Religionsphilosophie. Leipzig 1840. - Grundriß der Psychologie. Leipzig 1840, S1873. Vermischte Aufsätze. Leipzig 1846. - Über Lachen und Weinen. Über die Stellung deutscher Philosophen zum Leben. Berlin 1850. Nachdruck Eschborn 1992. - Philosophische Vorlesungen über den Staat. Halle 1851. LITERATUR: Benno Erdmann: J. E. E. In: Philosophische Monatshefte 29 (1893) S. 219-227 (mit Bibliographie). Hermann Glockner: J. H. E. Stuttgart 1932. - Karl Larenz: Hegelianismus und preußische Staatsidee. Die Staatsphilosophie J. E. E.s und das Hegelbild des 19. Jahrhunderts. Hamburg 1940. - Hermann Lübbe (Hrsg.): Die Hegeische Rechte. Stuttgart 1962. - Stephan Bitter: J. E. E. Kirchliche Predigt und philosophische Spekulation in der Entwicklung eines theologischen Hegelianers. Rheinbach-Merzbach 1994. Erhard, Andreas, * 29. 1.1790 Bozen, t 27. 11. 1846 München. E., der früh verwaiste Sohn armer Bauersleute, studierte in Landshut Theologie, dann Philosophie. Seit 1820 Rektor und Oberlehrer in Landshut, wurde er 1824 Gymnasiallehrer in

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München und war 1826-44 Privatlehrer am dortigen königlichen Hof. 1832 wurde er a. o., 1837 o. Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie an der Univ. München. Als Philosoph war E. Anhänger des von -»Schelling geprägten Realidealismus. Neben philosophischen Arbeiten (u.a. Handbuch der Logik, 1839; Handbuch der Moralphilosophie, 1841) schrieb E. Dramen, von denen besonders das Trauerspiel Heimeran (1819) bekannt geworden ist. WEITERE WERKE: Möron. Philosophisch-ästhetische Phantasien in 6 Gesprächen. Passau 1826. - Metaphysik. Regensburg 1845. Erhard, Johann Benjamin, auch Erhardt, fälschlich Ehrard, * 8.2.1766 Nürnberg, t 28.11.1827 Berlin. Aus finanziellen Gründen lernte E. zunächst den Beruf eines Drahtziehers wie sein Vater, der ihn schon früh zu autodidaktischer Beschäftigung mit den Naturwissenschaften und Künsten anregte. 1787 begann E. in Würzburg mit dem Studium der Medizin, das er 1790/91 auf die Philosophie in Jena ausdehnte, wo er Christoph Martin Wieland (Warnung vor Kantischer Terminologie), Friedrich —> Schiller (Beteiligung an der Zeitschrift „Die Hören") und —»Novalis („wirklicher Freund") kennenlernte. Nach der Promotion 1792 in Altdorf (Idea organi media) ließ sich E. als praktischer Arzt in Nürnberg nieder. Reisen unternahm er nach Kopenhagen, Königsberg (Besuch bei -»Kant), Wien und Oberitalien. 1797 trat E. in die Dienste Karl August von Hardenbergs in Ansbach und übersiedelte 1799 nach Berlin, wo er als praktischer Arzt tätig war und 1823 zum Obermedizinalrat ernannt wurde. Philosophisch war E. von Immanuel Kant beeinflußt, der ihn seinerseits persönlich sehr schätzte; politisch begeisterten ihn der amerikanische Unabhängigkeitskrieg und die Französische Revolution. Diese Hintergründe prägten E.s Schriften. Sein Versuch über die Narrheit und ihre ersten Anfänge (1794) plädiert für Religion und Moral in der Prävention wie für eine pragmatisch-moralische „Kur der Herstellung", Gewalt soll allenfalls das letzte Mittel sein. Die Abhandlung Über das Recht des Volkes zu einer Revolution (1795) überträgt das philosophische Ideal der individuellen Autonomie auf die Gesellschaft. In der Theorie der Gesetze, die sich auf das körperliche Wohlsein der Bürger beziehen (1800) werden Politik und Medizin in eine enge Verbindung gebracht: „Der Arzt hat nur als Staatsdiener bürgerlichen Wert"; andererseits soll der Staat „schlechterdings sich nicht in diese Ausübung mischen". E. setzte sich im übrigen für ein „Frauenzimmerbild" ein, um „dem halben Menschengeschlechte seine verlorenen, Jahrtausende lang verkannten Rechte durch geistige Ausbildung und sittliche Förderung wiederzugeben". Die von ihm 1805 selbst verfaßte Lebensbeschreibung wurde von Karl August Varnhagen von Ense in den Biographischen Denkmalen (1837) publiziert. WEITERE WERKE: Über die Melancholie (Beiträge zur philosophischen Anthropologie, 1796). - Versuch eines Organons der Heilkunde (Magazin zur Vervollkommnung der theoretischen und praktischen Heilkunde, 1800/01). - Über die Einrichtung und den Zweck höherer Lehranstalten. 1802. - Über das Recht des Volks zu einer Revolution und andere Schriften. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hellmut G. Haasis. München 1970 (mit Auswahlbibliographie). LITERATUR: Heinrich Schipperges: Ein Arzt im Streit der Fakultäten. Zu Leben und Werk von J. B. E. In: Melemata. Festschrift für Werner Leibbrand zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. J. Schumacher. Mannheim 1967, S. 105-111. Dietrich von Engelhardt

Espenberger Erhardt, Franz (Bruno), * 4. 11.1864 Niedertrebra (Thüringen), t 6.4.1930 Rostock. E. studierte in Heidelberg, Berlin und Jena, wo er 1888 promoviert wurde (Kritik der Kantischen Antinomienlehre) und sich 1891 für Philosophie habilitierte (Der Satz vom Grunde als Prinzip des Schließens). Seit 1899 war er o. Prof. in Rostock. Bei aller Bewunderung für die Tiefe kantischen Philosophierens trat E. bei der Kategorienlehre in scharfen Gegensatz zu —»Kant und wandte sich u. a. gegen dessen Thesen von der Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Metaphysik. Er erstrebte eine wissenschaftlich begründete, selbständige wie positive Metaphysik und sprach einer Philosophie ohne Metaphysik jede Daseinsberechtigung ab, womit er auch in Opposition zu den Lehren der Marburger Schule stand. E. konnte sein Denksystem nicht vollenden. Der erste Teil Metaphysik. Erkenntnistheorie erschien 1894, der zweite Teil (Naturphilosophie) war bei seinem Tod druckfertig, der dritte Teil (Psychologie) nicht abgeschlossen. WEITERE WERKE: Mechanismus und Teleologie. Eine Abhandlung über die Principien der Naturforschung. Leipzig 1890. - Psycho-physischer Parallelismus und erkenntnistheoretischer Idealismus. Leipzig 1900. - Die Philosophie des Spinoza im Lichte der Kritik. Leipzig 1908. - Tatsachen, Gesetze, Ursachen. Leipzig 1922. - Die Grundgedanken der Kritik der reinen Vernunft. Leipzig 1924. - Bleibendes und Vergängliches in der Philosophie Kants. Leipzig 1926. - Die Weltanschauung Spinozas. Stuttgart 1928. LITERATUR: Wilhelm Burkamp: F. E. In: Kant-Studien 35 (1930) S. 291-292. - Margarete Goldmund: Die Philosophie F. E.s. Leipzig 1937. Erhardt, Johann Simon, * 30.3.1776 Ulm, t 24.6.1829 Heidelberg. Nach ersten Anstellungen 1809-11 als Gymnasiallehrer in Schweinfurt, Ansbach und Nürnberg wurde E. 1812 Prof. in Erlangen. 1817 folgte er einem Ruf als Prof. der Philologie und Ästhetik an die Univ. Freiburg/Breisgau und 1823 nach Heidelberg. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift „Eleutheria oder Freyburger litterarische Blätter" (1818-20) und Verfasser zahlreicher historisch-philologischer wie philosophischer Schriften, u. a. Philosophische Encyklopädie oder System der gesummten wissenschaftlichen Erkenntnisse (1818), Grundlage der Ethik (1821) und Einleitung in das Studium der gesammten Philosophie (1824). E. knüpfte zum Teil an das Identitätssystem -»Schellings an. Zugleich sah er den Parallelismus der makrokosmischen Weltseele und der mikrokosmischen Menschenseele von den vier „Gesetzen" Beharrung, Entzweiung, Entwicklung und Erregung gesteuert. WEITERE WERKE: Über den Begriff und Zweck der Philosophie. Freiburg/Breisgau 1818. - Vordersätze zur Aufstellung einer systematischen Anthropologie. Freiburg/Breisgau 1819. Erismann, Theodor, * 16.9. 1883 Moskau, t 2. 12.1961 Innsbruck. E., Sohn eines schweizer. Universitätsprofessors in Moskau, studierte an der Univ. Zürich Physik und Philosophie, wo er 1911 promoviert wurde. 1913 ging er als Privatdozent für Philosophie und Psychologie nach Straßburg, 1914 nach Bonn. 1926 wurde er o. Prof. an der Univ. Innsbruck. Neben zahlreichen Beiträgen, insbesondere auf den Gebieten der experimentellen Wahrnehmungspsychologie, der Kinderpsychologie und der Massenpsychologie, veröffentlichte E. u.a. Psychologie (3 Bde., 1920/21; 2., neubearb. Auflage unter dem Titel Allgemeine Psychologie, 2 Bde., 1958/59), Psychologie der Berufsarbeit und der Berufsberatung (1922, mit Martha Moers) und Denken - Wollen - Sein (2 Bde., 1950-53). Bis 1945 war er Mitherausgeber des „Archivs für

die gesamte Psychologie", seit 1946 der „Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie und Pädagogik". WEITERE WERKE: Die Eigenart des Geistigen. Induktive und einsichtige Psychologie. 2 Tie., Leipzig 1924. - Psychologie und Recht. Bern 1947. - Wahrscheinlichkeit im Sein und Denken. Eine Theorie der Wahrscheinlichkeit und ihrer Geltung im Naturgeschehen. Wien 1954. LITERATUR: Festschrift für Prof. Dr. T. E. zu seinem 70. Geburtstag. Hrsg. v. Hans Windischer. Wien/Meisenheim 1953 (= Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie, Pädagogik 4, Heft 4). - Hüben Rohracher: T. E. In: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 112, 1962 (mit Bibliographie). - Peter Goller: Die Lehrkanzeln für Philosophie an der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (1848 bis 1945). Innsbruck 1989, S. 153-182. Eschenmayer, Adolph Karl August, * 4.7.1768 Neuenbürg (Baden-Württemberg), t 17.11.1852 Kirchheim/ Teck. Nach dem Medizinstudium in Stuttgart und Tübingen (naturphilosophische Promotion 1796) ließ sich E. 1797 als praktischer Arzt in Kirchheim nieder. 1800-11 war er Oberarzt in Sulz und in dieser Eigenschaft Leibarzt der Herzogin von Württemberg. 1811 wurde E. als a. o. Prof. der Medizin und Philosophie nach Tübingen berufen, wo er 1818-36 als Ordinarius wirkte. E. stand seit Beginn seines Studiums der —»Schellingschen Naturphilosophie nahe, distanzierte sich in seinem Glaubensverständnis aber von der spekulativen Identitätsphilosophie (Logik gibt „keinen Maßstab für Gott" ab). Physische Krankheit ist Störung der organischen Funktionen, die Heilmethode sollte homöopathisch sein; seelische Krankheit ist Störung der geistigen Vermögen, die Therapie sollte psychosomatisch sein. Mit seinem Psychologiekonzept beeinflußte E. die württembergische Verfassungsreform. Seine Psychiatrievorlesungen trugen zur Institutionalisierung der Universitätspsychiatrie bei. E. arbeitete über tierischen Magnetismus und Somnambulismus und gründete mit anderen das „Archiv für den thierischen Magnetismus" (1817-24). 1852 erschienen seine Betrachlungen über den physischen Weltbau, mit Beziehung auf die organischen, moralischen und unsichtbaren Ordnungen der Welt. WEITERE WERKE: Sätze aus der Naturmetaphysik. Erlangen 1797. - Die Philosophie in ihrem Übergange zur Nichtphilosophie. Erlangen 1803. - Psychologie. Tübingen 1817, 2 1822. - Grundriß der Naturphilosophie. Tübingen 1832. LITERATUR: Gabrielle Gsell: C. A. v. E.s theoretische Auffassung von der Psychopathologie. Med. Diss. München 1962. - Walter Wuttke: Materialien zu Leben und Werk A. K. A. v. E.s. In: Sudhoffs Archiv 56 (1972) S. 255-296. Dietrich von Engelhardt Espenberger, Johann Nepomuk, * 1.2.1876 Neustift bei Passau, t 14.8. 1954 Freising. Der Sohn eines Schreinermeisters studierte Theologie und Philosophie an der Univ. München und war nach der Priesterweihe 1899 zunächst Stadtpfarrkooperator in Vilshofen. 1901 wurde E. zum Dr. phil. (Die Philosophie des Petrus Lombardus und ihre Stellung im zwölften Jahrhundert) und 1905 zum Dr. theol. (Die Elemente der Erbsünde nach Augustin und der Frühscholastik) promoviert. 1904-14 war er Benefiziat an St. Peter, 1906 Universitätsprediger in München. Seit 1905 Privatdozent für Apologetik an der dortigen Univ., erhielt er 1912 einen Lehrauftrag für Propädeutik der Philosophie und wurde gleichzeitig a. o. Professor. Als Nachfolger Sebastian Hubers wurde E. 1914 a. o., 1923 o. Prof. der Philosophie am Lyzeum in Freising, dem er 1933 als Prorektor und 1934 als Rektor vorstand. Er veröffentlichte u.a. Grund und Gewißheit des übernatürlichen Glaubens in der Hochund Spätscholastik (1915).

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Esser Esser, Wilhelm, * 21.2. 1798 Düren, t 6. 10.1854 Düren. E. studierte seit 1814 Theologie, Philosophie und Philologie in Köln und wechselte 1816 an die Univ. Münster, um sein Studium bei Georg —> Hermes fortzusetzen. Als Hermes einen Ruf an die neugegründete Univ. Bonn annahm, folgte ihm E., der 1821 zum Dr. phil. promoviert wurde (De prima et altera pars quae fertur Nubium Aristophanis edhione ad Elvenichium disserlatio) und als Privatdozent tätig war. 1823 wurde E. a. o. Prof. der Philosophie an der als Rest der Univ. verbliebenen kath. Akademie in Münster, 1826 o. Prof. der Philosophie und Philologie. Er veröffentlichte u. a. ein System der Logik (1823, 21830). WEITERE WERKE: Moralphilosophie. Münster 1827. - Psychologie. 2 Tie., Münster 1854. Ettlinger, Max (Emil), * 31.1.1877 Frankfurt/Main, t 12.10. 1929 Ebenhausen bei München. Das Studium der Philosophie absolvierte E. seit 1895 bei Kuno —»Fischer in Heidelberg, später in München bei Theodor —> Lipps und Georg von —> Hertling. 1899 wurde er promoviert (Zur Grundlegung einer Aesthetik des Rhythmus) und war 1903-07 wissenschaftlicher Redakteur der Zeitschrift „Hochland". 1914 habilitierte sich E. mit der Arbeit Die Ästhetik Martin Deutingers in ihrem Werden, Wesen und Wirken für Philosophie an der Univ. München, folgte 1917 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Münster und war dort Mitbegründer des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik, 1921 dessen wissenschaftlicher Leiter. Er war Mitherausgeber der „Philosophischen Handbibliothek" (seit 1920) und der „Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik" (seit 1926). E. veröffentlichte u. a. Leibniz als Geschichtsphilosoph (1921), Geschichte der Philosophie von der Romantik bis zur Gegenwart (1924) und Leitfaden der Tierpsychologie (1927). WEITERE WERKE: Untersuchungen über die Bedeutung der Deszendenztheorie für die Psychologie. Köln 1903. - Philosophische Fragen der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze. Kempten 1911. - Die philosophischen Zusammenhänge in der Pädagogik der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Münster 1925. LITERATUR: H. Kühle: M. E. Ein christlicher Philosoph. In: Hochland 27 (1929/30) S. 230-239. Eucken, Rudolf (Christoph), * 5.1.1846 Aurich (Ostfriesland), t 15.9.1926 Jena. Der Sohn eines Postmeisters studierte seit 1863 Philosophie und klassische Philologie bei Rudolf Hermann —> Lotze und Gustav —> Teichmüller in Göttingen und Berlin, wurde 1866 promoviert und war seit 1867 Gymnasiallehrer in Husum, Berlin und Frankfurt/Main. 1871 wurde er Ordinarius für Philosophie und Pädagogik in Basel und ging 1874 nach Jena, wo er bis zu seiner Emeritierung 1920 in hohem Ansehen wirkte. Für seine zahlreichen Schriften zur Philosophie der idealen Weltanschauung wurde E. 1908 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er vertrat einen sozialethisch verstandenen, neufichteanischen „neuen Idealismus", den er „schöpferischen Aktivismus" nannte, und forderte ein auf substantielle Einheit ausgerichtetes, ethisch verwurzeltes Geistesleben, dessen absolute Form er im Göttlichen sah (vor allem in den Grundlinien einer neuen Lebensanschauung, 1907; 2. veränderte Aufl. 1913). Auf seine Anregung hin wurde 1918 die Luther-Gesellschaft gegründet, deren erster Präsident er war. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart (1878; ab 3. Aufl., 1904, unter dem Titel Geistige Striimun gen der Gegenwart, 61928), Geschichte der philosophischen Terminologie (1879, Neudruck 1960), Die Einheit des Geisteslebens in Bewusstsein und That der Menschheit (1888, 2 1925), Die Lehensanschauungen der großen Denker. Eine Entwicklungsgeschichte des Lebensproblems der Menschheit

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von Plato bis zur Gegenwart (1890, 201950) und Mensch und Welt (1918). Seine Lebenserinnerungen erschienen 1921 (21922). WEITERE WERKE: Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt. Leipzig 1896, 21907. - Der Wahrheitsgehalt der Religion. Leipzig 1901. Berlin 4 1 920. - Einführung in eine Philosophie des Geisteslebens. Leipzig 1908. - Der Sinn und Wert des Lebens. Leipzig 1908, 21910. - Erkennen und Leben. Leipzig 1912. Berlin 1923. - Der Sozialismus und seine Lebensgestaltung. Leipzig 1920, 21926. - Briefe (1900-1926). Hrsg. v. Othmar Feyl. Jena 1961. LITERATUR: William Ralph Boyce Gibson: R. E.'s Philosophy of Life. London 1906. - Emile Boutroux: R. E.s Kampf um einen neuen Idealismus. Leipzig 1911. - Fritz Medicus: R. E. zum Gedächtnis. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 445-454. - Erich Becher: E. und seine Philosophie. Leipzig 1927. - Max Wundt: R. E. Langensalza 1927. - Thomas Raeber: E. R. In: NDB 4, 1959, S. 670-672. - Reinhold Haskamp: Spekulativer und phänomenologischer Personalismus. Einflüsse Johann Gottlob Fichtes und R. E.s auf Max Webers Philosophie der Person. Freiburg/Breisgau 1966. Uwe Dame: Gottlob Frege und R. E. - Gesprächspartner in der Herausbildungsphase der modernen Logik. In: History and Philosophy of Logic 16 (1995) S. 245-255. Euler, Leonhard, * 15.4.1707 Basel, t 18.9.1783 St. Petersburg. E. war das erste von vier Kindern des evang. reformierten Pfarrers von Riehen bei Basel Paulus E. und der Margaretha E., geb. Brucker. Von seinem Vater erhielt E. den ersten elementaren Schulunterricht, worauf er in das Basler Gymnasium (Lateinschule) geschickt wurde. Mit 13 Jahren bezog er die Basler Univ., wo er anfänglich Philosophie, orientalische Sprachen und Geschichte, bald jedoch bei Johann Bernoulli Mathematik studierte. Kurz nach seiner Promotion zum Magister (1724) verfaßte E. seine ersten mathematischen Abhandlungen, die 1726 und 1727 in den Leipziger Acta eruditorum im Druck erschienen, und beteiligte sich mit seiner Schrift Meditationes super problemate nautico [...] (Über die günstigste Bemastung von Schiffen) am Preisausschreiben der Pariser Akademie (1727), die ihm einen geteilten zweiten Preis („Accessit") zuerkannte. Nach einer erfolglosen Bewerbung um die 1726 vakant gewordene Physikprofessur in Basel mit seiner „Habilitationsschrift" Dissertatio de sono (Über den Schall) folgte E. einem durch Daniel Bernoulli vermittelten Ruf an die 1725 von Peter dem Großen gegründete Akademie der Wissenschaften in Petersburg, wo er zunächst als Adjunkt, danach als Prof. der Physik und nach D. Bernoullis Rückkehr nach Basel (1733) als Prof. der Mathematik wirkte. Diese erste Petersburger Periode dauerte bis 1741. Nach dem Tod der Zarin Anna Iwanowna und in den nachfolgenden politischen Wirren und Machtkämpfen in Rußland kam E. ein Ruf —> Friedrichs II. von Preußen sehr gelegen. Er zog 1741 nach Berlin, wo er als Direktor der Mathematischen Klasse der Preußischen Akademie bis 1766 wirkte. In dieser Berliner Periode erwies sich E. als aktiver Mittler zur Petersburger Akademie, mit der er ohne Unterbrechung - sogar während des Siebenjährigen Kriegs, in welchem Rußland gegenüber Preußen im Feindeslager stand - in engster Verbindung blieb. Das Unverständnis und grobe Fehlverhalten Friedrichs II. gegenüber E. bewegen diesen 1766 zur Annahme eines Rufs der Kaiserin Katharina II. zurück nach Petersburg. Obgleich er infolge einer mißlungenen Staroperation 1771 sein Augenlicht fast gänzlich verlor- des rechten Auges ging er 1738 durch einen Abszeß verlustig - steigerte E. seine wissenschaftliche Produktivität noch mehr: rund die Hälfte seines Gesamtwerks von etwa 85 Quartbänden ent-

Euler stand in der zweiten Petersburger Periode. E. unterhielt mit etwa 300 Gelehrten Europas rege wissenschaftliche Korrespondenz, war Mitglied aller bedeutenden Akademien seiner Zeit und erwarb an die zwanzig Akademiepreise, zwölf davon aus Paris. E.s Ehe mit Katharina Gsell (1707-1773), einer Tochter des aus St. Gallen stammenden Kunstmalers und ersten Direktors der Petersburger Kunstkammer Georg Gsell, entsprangen dreizehn Kinder, von denen acht früh verstarben und nur drei den Vater überlebten: Der Sohn Johann Albrecht E. (1734-1800) wurde als Prof. der Physik Akademiemitglied und Ständiger Sekretär der Petersburger Akademie, Karl (1740-1790) Arzt und Kollegienrat, Christoph (1743-1808) General der Artillerie und Direktor der Waffenfabrik Sisterbeck/Sestrorezk bei St. Petersburg. In der ersten Petersburger Periode verfaßte E. neben zahlreichen Abhandlungen seine zweibändige Mechanica (1736), die erste eigentliche analytische Mechanik in der Geschichte der Wissenschaft auf der Grundlage der Gravitationstheorie Newtons und mit konsequenter Anwendung des Infinitesimalkalküls von —»Leibniz sowie der Methoden von Jakob und Johann Bernoulli. Auch entstammt E.s Scientia navalis (2 Bde., 1749, Schiffswissenschaft) zur Hauptsache noch dieser Periode, wie auch die Konzeption der Methodus inveniendi tineas curvas (1744), der ersten Darstellung der Variationsrechnung als eines neuen Zweigs der Mathematik, der später von Lagrange wesentlich weiterentwickelt werden sollte. Das Tentamen novae iheoriae musicae (1739), E.s weit ausgreifender Entwurf einer neuen Musiktheorie, die sich jedoch bei den praktizierenden Musikern und Komponisten nicht durchzusetzen vermochte, ist ebenfalls eine Frucht der ersten Petersburger Jahre. In der Berliner Periode entstand - neben Hunderten von Abhandlungen und einigen Büchern zur Algebra, Zahlentheorie, Astronomie, Mechanik, Hydrodynamik, Hydraulik (Wasserturbine), Musiktheorie wie auch zur theoretischen und praktischen Optik (Achromaten, Teleskope) - die monumentale, bis in unsere Zeit nachwirkende Lehrbuch-Trilogie, bestehend aus der Intmductio in analysin infinitorum (2 Bde., 1748, Einführung in die Analysis des Unendlichen), den Institutiones calculi differential!s (2 Bde., 1755, Differentialrechnung) und den Institutiones calculi integralis (4 Bde., 1768 ff., Integralrechnung), die zusammen eine bereits moderne Synopsis der höheren Mathematik darstellen. Drei weitere Bücher aus diesem Zeitabschnitt sind der Himmelsmechanik (1744), der Ballistik (1745) und der Mondtheorie (1753) gewidmet und je eines der Theorie optischer Systeme (1766), der Starrkörpermechanik (1765) und der Theologie (1747). Diese anonym in deutscher Sprache erschienene Schrift Rettung der göttlichen Offenbarung gegen die Einwürfe der Freygeister ist eine vor dem Hintergrund von E.s heftiger Aversion gegen die Monadenlehre —»Wölfischer Prägung zu sehende Apologie des Christentums gegen die Enzyklopädisten. Hier verteidigt E. hauptsächlich die Glaubwürdigkeit der Bibel durch einen Vergleich mit derjenigen der Wissenschaften. Das - ebenfalls in deutscher Sprache geschriebene - Buch Neue Grundsätze der Artillerie (1745) gehört zur Ballistik und entstand als Übersetzung einer englischen Schrift von Benjamin Robins, allerdings mit wesentlicher mathematischer Kommentierung, Erweiterung und Vertiefung: E. hat dieses Werk wohl Friedrich II., der damals soeben aus dem Zweiten Schlesischen Krieg nach Potsdam zurückgekehrt war, als Willkommensgruß wie auch als Nützlichkeitsnachweis für die Mathematik dargebracht. E.s in der zweiten Petersburger Periode erschienenen Hauptwerke sind - neben der in deutscher Sprache verfaßten und mehrfach aufgelegten Vollständigen Anleitung zur Algebra (2 Bde., 1770) - die dreibändige Dioptrien (l769ff.) als

großangelegte Synopsis der gesamten Optik, eine „Zweite Schiffstheorie" (1773), die vor allem für die praktischen Schiffsingenieure bestimmt war, dann eine .Zweite Mondtheorie" (1772) und ferner die Lett res ä une Princesse d'Allemagne (3 Bde., 1768-72, Philosophische Briefe), die damals verbreitetste und in alle Kultursprachen übersetzte Synopsis populärer naturwissenschaftlicher und philosophischer Bildung. E. wurde durch seine Bücher, die sich alle durch große Klarheit und möglichste Einfachheit auszeichnen und die ersten eigentlichen Lehrbücher im modernen Sinn darstellen, zum Lehrer Europas bis weit ins 19. Jahrhundert. Abgesehen von der durchgängigen Analytisierung (Mathematisierung) der Naturwissenschaften verdanken E. viele Zweige der Mathematik ihre Begründung und/oder Ausformung: Die Variationsrechnung, die Theorie der unendlichen Reihen, der gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen sowie der mehrfachen Integrale, die Zahlentheorie (die sich vor E. lediglich auf die Behandlung einiger spezieller Probleme beschränkt hatte) und die kombinatorische Topologie. Sein gewaltiges Opus ist auch heute noch nicht vollständig im Druck zugänglich, und eine „definitive" Werkbiographie steht noch aus; eine solche wäre allerdings fast gleichbedeutend mit einer Universalgeschichte der mathematischen Wissenschaften des 18. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: Leonhardi Eulen Opera omnia. Hrsg. von der Euler-Kommission der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften. Leipzig/Berlin/Zürich/Basel 1911 ff. (seit 1982 Basel), in vier Serien: Series prima: Opera mathematica. 30 Bde. in 29 (alle erschienen). Series secunda: Opera mechanica et astronomica. 32 Bde. in 31 (alle erschienen außer Bd. 26 und 27). Series tertia: Opera physica, Miscellanea. 12 Bde. (alle erschienen außer Bd. 10). Series quarta A: Commercium epistolicum (Briefwechsel). 9 Bde., wovon erschienen: Bd. 1: Regestenband mit verschiedenen Verzeichnissen. Basel 1975. Bd. 5: E.s Briefwechsel mit Clairaul, d'Alembert und Lagrange. Basel 1980. Bd. 6: E.s Briefwechsel mit Maupertuis und Friedrich II. Basel 1986. Series quarta B: Manuscripta et Adversaria (wissenschaftliche Manuskripte, Notiz- und Tagebücher). Etwa 7 Bde. (noch nichts erschienen). Die Series I-III sind nahezu Ausgaben letzter Hand, die Series IV A und B kritischhistorisch aus den Handschriften ediert. Hinweise auf weitere Briefausgaben aus früherer Zeit findet man in BV (s. u.) unter den Namen Eneström, Forbes, Fuss, Juschkewitsch, Smirnow. Der handschriftliche Nachlaß E.s liegt im Archiv der Akademie der Wissenschaften von Rußland in St. Petersburg. LITERATUR: Bibliographien: Gustaf Eneström: Verzeichnis der Schriften L. E.s. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Ergänzungsband 4. Leipzig 1910-13, S. 1-388 (bis heute noch immer verbindliche Standardbibliographie, enthält 866 Werktitel). - Johann Jakob Burckhardt: Euleriana. Verzeichnis des Schrifttums über L. E. In: L. E. 1707-1783. Beiträge zu Leben und Werk. Gedenkband des Kantons Basel-Stadt. Basel 1983, S. 511-552. (Dieser Band wird im folgenden abgekürzt zitiert mit EGB, das darin enthaltene Burckhardt-Verzeichnis mit BV). - Gesamtdarstellungen: Emil A. Fellmann: L. E. - Ein Essay über Leben und Werk. In: EGB, S. 12-98; ferner im BV unter den Autorennamen Du Pasquier, Fellmann, FUSS, Juschkewitsch, Spiess, Truesdell. - Biographien: Emil A. Fellmann: L.E. Reinbek bei Hamburg 1995; ferner im BV unter den Autorennamen Du Pasquier, Fellmann, FUSS, Juschkewitsch, Spiess, Thiele. - Philosophie: Wolfgang Breidert: L. E. und die Philosophie. In: EGB, S. 447-457; ferner im BV unter den Autorennamen Elkana, Hoppe, Kotek, Loria, Speiser A., Suchting. - Genealogien: Karl Euler: Das Geschlecht der Euler-Schölpi. Gießen 1955. - Gleb K. Michajlow u.a.:

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Ewald Die Nachkommen L. E. s in den ersten sechs Generationen. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 94 (1994) S. 163-239. Emil A. Fellmann Ewald, Oskar, eigentl. Friedländer, * 2.9.1881 Bur-St. Georgen (Slowakei), t 25.9.1940 bei Oxford. Der Sohn des Religionshistorikers Moritz Friedländer begann zunächst ein rechtswissenschaftliches Studium an der Wiener Univ., wandte sich dann jedoch der Philosophie zu und wurde 1903 zum Dr. phil. promoviert. 1909 habilitierte sich E. für theoretische Philosophie und lehrte bis 1928 als Privatdozent an der Univ. Wien. Seit 1926 unternahm er zahlreiche Vortragsreisen in die Schweiz, nach Deutschland und Schweden. 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet, wurde er im Konzentrationslager Dachau interniert. 1939 nach einer Intervention des Physikers Alexander von Muralt freigelassen, kehrte E. nach Wien zurück und emigrierte über die Schweiz nach Großbritannien. Er veröffentlichte u. a. Nietzsches Lehre in ihren Grundbegriffen. Die ewige Wiederkunft des Gleichen und der Sinn des Übermenschen (1904), Richard Avenarius als Begründer des Empiriokritizismus. Eine erkenntniskritische Untersuchung über das Verhältnis von Wert und Wirklichkeit (1905), Kants Methodologie in ihren Grundzügen. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung (1906), Kants kritischer Idealismus als Grundlage von Erkenntnistheorie und Ethik (1908) und Die Religion des Lebens (1925). WEITERE WERKE: Gründe und Abgründe. Präludien zu einer Philosophie des Lebens. 2 Tie., Berlin 1909. - Lebensfragen. Leipzig 1910. - Welche wirklichen Fortschritte hat die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutschland gemacht? Berlin 1920. - Die Erweckung. Selbsterkenntnis und Weltgestaltung. Berlin/Darmstadt 1922. - Die französische Aufklärungsphilosophie. München 1924. - Von Laotse bis Tolstoi. Berlin 1927. - Laotse. München 1928. E werbeck, Christian Gottfried, * 15.1.1761 Conitz, t 28.12.1837 Elbing. E. studierte an der Univ. Halle vor allem Philologie, war Lehrer am kgl. Pädagogium in Glaucha bei Halle, wurde 1786 zum Dr. phil. promoviert und lehrte als a. o. Prof. der Philosophie in Halle. 1787 vervollkommnete er seine mathematischen Kenntnisse in Berlin und war seit 1788 o. Prof. der Mathematik am Akademischen Gymnasium in Danzig (De similitudine inter mathesin puram atque philosophiam logicam obvia, 1789). Seit 1790 Prof. der Philosophie und Aufseher der Ratsbibliothek, übernahm E. nach der Umgestaltung der Schule 1814 das Rektorat des Gymnasiums, legte dieses Amt jedoch 1817 freiwillig nieder und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Privatgelehrter in Elbing. Exner, Franz (Seraphin), * 28.2. 1802 Wien, t 21.6. 1853 Padua. Der Sohn eines preußisch-schlesischen Zollinspektors studierte 1821-25 Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien und Pavia, danach Philosophie und wurde 1827 zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr ging er an die Univ. Wien, lehrte seit 1828 auch Erziehungskunde und war 1831-48 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Prag, 1845-47 zugleich Mitarbeiter an der Reform der Gymnasien und philosophischen Studien der Univ. Wien. Seit 1848 Ministerialrat im Unterrichtsministerium, erarbeitete E. zusammen mit Hermann Bonitz - im Sinne der —> Herbartschen Pädagogik - den Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich (1848) als Basis der Neuorganisation der Universitäten, die von Minister Leo von Thun und Höllenstein 1849-51 durchgeführt wurde. E. veröffentlichte u.a. Über Nominalismus und Realismus (1842), Die Psychologie der Hegeischen Schule (1842) und Über Leibnitzens Üniversal-Wissenschaft (1843).

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LITERATUR: Richard Meister: E., F. S. In: NDB 4, 1959, S. 698-699. - Berta Karlik/Erich Schmid: F. S. E. und sein Kreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Physik in Österreich. Wien 1982. Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard, * 23.12.1851 Magdeburg, t 28.9.1920 Jena. Aufgewachsen in Dessau, studierte F., Sohn eines Zuckerfabrikanten, Philosophie an den Universitäten Jena, Leipzig, Halle, Erlangen und Göttingen, wurde in Jena 1877 promoviert und habilitierte sich dort 1880. Seit 1887 a. o. Prof. in Jena, war er 1889-1920 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Erlangen. F. lehrte hauptsächlich Geschichte der Philosophie und vertrat selbst einen an —> Fichte, -» Lotze und —»Eucken angelehnten kritisch-empirischen Idealismus. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der neueren Philosophie von Nikolaus von Kues bis zur Gegenwart (1886; '1927, verbessert und ergänzt von Ernst von —»Aster) und Hermann Lotze (Bd. l, 1901). F. gab die „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" (seit 1885 mit August Krohn, seit 1889 allein) und „Frommann's Klassiker der Philosophie" (seit 1896) heraus. WEITERE WERKE: Über den intelligiblen Charakter. Zur Kritik der Kantischen Freiheitslehre. Halle 1879. - Über die gegenwärtige Lage der deutschen Philosophie. Leipzig 1890. - Hilfsbuch zur Geschichte der Philosophie seit Kant. Leipzig 1899,31917. - Kant und das Jahrhundert. Leipzig 1904, 21907. Faust, August, * 24.7.1895, t 1945 Breslau. F. wurde 1924 in Heidelberg aufgrund der Dissertation Descartes und Augustin zur Unterscheidung von theoretischer und religiöser Gewißheil zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich 1927 in Tübingen und war dann Privatdozent und Assistent am Philosophischen Seminar bei Heinrich -> Ricken in Heidelberg. 1933 wurde er dort zum nichtbeamteten a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik, 1935 in gleicher Funktion in Tübingen ernannt und war seit 1937 o. Prof. in Breslau. Seit der Gründung des NS-Dozentenbundes 1934 Mitglied der Reichsdozentenführung, trat F. 1937 der NSDAP bei. Seine philosophischen Hauptinteressen lagen in der Transzendentalphilosophie —> Kants und —»Fichtes, der Philosophiegeschichte und der politischen Pädagogik. F. veröffentlichte u.a. Heinrich Rickert und seine Stellung innerhalb der deutschen Philosophie der Gegenwart (1927), Der Möglichkeitsgedanke, Systemgeschichtliche Untersuchungen (2 Bde., 1931/32) und Johann Gottlieb Fichte (1938) und veranstaltete eine —»Böhme-Ausgabe. Während des Zweiten Weltkriegs maßgeblich am „Kriegseinsatz der Philosophen" beteiligt, verfaßte er eine Philosophie des Krieges (1942). 1945 beging F. nach der Besetzung Breslaus durch die sowjetische Armee Selbstmord. WEITERE WERKE: Jacob Böhme als „Philosophus Teutonicus". Ein Beitrag zur Unterscheidung deutschen und westeuropäischen Denkens. Stuttgart/Berlin 1941. Fechner, Erich, * 23.12.1903 Aachen, t 10.2.1991 Tübingen. F. studierte 1923-28 und 1934-41 in Köln und Bonn Philosophie, Soziologie, Germanistik, Anglistik, Wirtschaftswissenschaften und Jura. Seit 1927 Dr. phil. (Der Begriff des kapitalistischen Geistes bei Werner Sombart und Max Weber. Ein Vergleich und ein Ausgleich), wurde er 1928 Diplomvolkswirt und 1937 zum Dr. jur. promoviert. 1928-34 war er Syndikus verschiedener Wirtschaftsverbände. Seit 1941 Dozent an der Univ. Bonn, wurde er 1942 a. o. Prof. für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Handels-, Wirtschaftsund Arbeitsrecht an der Univ. Tübingen, 1944 o. Professor. Bis 1968 war F. Direktor des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht, das er 1957 gegründet hatte. Er veröffentlichte

Feder u.a. Die soziologische Grenze der Grundrechte (1954) und Rechtsphilosophie. Soziologie und Metaphysik des Rechts (1956, 21962). F. war Mitherausgeber der Zeitschrift „Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie". Fechner, Gustav Theodor, * 19.4.1801 Großsärchen (Niederlausitz, heute Zarki Wielkie, Polen), t 18.11.1887 Leipzig. Aus einer Pastorenfamilie stammend, studierte F. in Leipzig Medizin. Die Lektüre einer Schrift von Lorenz -> Oken brachte ihn zeitweise unter den Einfluß von —»Schellings Naturphilosophie. Seine Übersetzungen naturwissenschaftlicher Werke aus dem Französischen und der Umgang mit dem Physiologen Ernst Heinrich Weber führten ihn zur Physik, der er sich nunmehr widmete. 1834 wurde er o. Prof. der Physik an der Univ. Leipzig, an der er bis zu seinem Tod blieb. Neben Werken zur Elektrizitätslehre und subjektiven Lichterscheinungen schrieb F. unter dem Namen Dr. Mises auch Satiren und Gedichte. 1839 geriet er in eine depressive Psychose und mußte bis 1843 seine akademische Tätigkeit aufgeben. Obgleich er den Titel eines Physikprofessors beibehielt, nahm er seine Stelle nicht mehr in Anspruch, sondern hielt als ein bezahlter Außenseiter der Univ. Vorlesungen über verschiedene Grenzgebiete, darunter Naturphilosophie, Psychophysik, Ästhetik, Ethik und das LeibSeele-Problem. In seinen philosophischen Ansichten wurde F. vor allem von seinem Freund, dem Philosophen Christian Hermann -»Weiße, beeinflußt. 1860 erschienen seine zweibändigen Elemente der Psychophysik, die ihn berühmt machten und die Experimentalpsychologie begründeten. F. definierte die Psychophysik als „exacte Lehre von den functionellen oder Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Körper und Seele, allgemeiner zwischen körperlicher und geistiger, physischer und psychischer, Welt". Durch Rückgriff auf Experimente von Ernst Heinrich Weber entdeckte er das Weber-Fechnersche Gesetz, nach dem die Empfindung proportional dem Logarithmus des Reizes ist (E = log R). F.s genuin statistische Methoden der psychophysischen Messung gehören bis heute zur Ausbildung jedes Psychologen. Mit der Psychophysik vertrat F. auch einen psychophysischen Parallelismus, der Leib und Seele als unterschiedliche Erscheinungsweisen ein und desselben Gegenstandes faßt und so eine monistische, nichtreduktive Alternative zum Cartesischen Substanzdualismus darstellt. Nach dieser Doppelaspekt-Theorie sind die prinzipiell allen zugänglichen Erscheinungsweisen physisch, die sich selbst erscheinenden psychisch. F. versucht hier, die naturphilosophische Lösung des Leib-Seele-Problems naturwissenschaftlich annehmbar zu machen. In der Weiterführung psychophysischer Ansätze begründete F. eine experimentelle Ästhetik. In der postum 1897 erschienenen Kollektivmasslehre entwarf er eine mathematische Theorie der Statistik, aus der Richard von —»Mises seine Häufigkeitstheorie der Wahrscheinlichkeit entwickelte. Seine Leib-Seele-Philosophie erweiterte F. zu einer panpsychistischen Naturphilosophie. 1873 erschienen Einige Ideen zur Schöpfungs- und Entwicklungsgeschichte der Organismen, in der eine Theorie der Selbstorganisation entworfen wird. Seine Philosophie faßte F. in Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht (1879) zusammen. WEITERE WERKE: Das Büchlein vom Leben nach dem Tode. Dresden 1836, 31887. - Zend-Avesta oder über die Dinge des Himmels und des Jenseits. Leipzig 1851. Nachdruck Eschborn 1992. - Ueber die physikalische und philosophische Atomenlehre. Leipzig 1855, 21864. Nachdruck Wien 1995. - Ueber die Seelenfrage. Ein Gang durch die sichtbare Welt, um die unsichtbare zu finden. Leipzig 1861. Nachdruck der 3. Aufl. 1928, Eschborn 1994. - Dr. Mises: Kleine Schriften. Leipzig 1875. - Vorschule der Aesthetik.

2 Tie., Leipzig 1876. - In Sachen der Psychophysik. Leipzig 1877. - Revision der Hauptpuncte der Psychophysik. Leipzig 1882. - Verschiedene Werke sind als Microfiche erschienen: München 1990, Nachdr. Eschborn 1992 ff. LITERATUR: Johannes Emil Kuntze: G. T. F. (Dr. Mises). Ein deutsches Gelehrtenleben. Leipzig 1892. - Horst Gundlach: Entstehung und Gegenstand der Psychophysik. Berlin/Heidelberg/New York 1993. - Michael Heidelberger: Die innere Seite der Natur. G. T. F.s wissenschaftlich-philosophische Weltauffassung. Frankfurt/Main 1993. - Petra Lennig: Von der Metaphysik zur Psychophysik. G. T. F. (1801-1887). Frankfurt u. a. 1994. - Irene Altmann: Bibliographie G. T. F. Leipzig 1995. Michael Heidelberger Feder, Johann Georg Heinrich, * 15.5.1740 Schornweißbach bei Neustadt/Aisch, t 22.5.1821 Hannover. F., Sohn eines Pfarrers und Schüler des Wolffianers Simon Gabriel —> Suckow, war nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Pädagogik in Erlangen (1757-60) Hauslehrer in Polsingen. 1765 aufgrund der Arbeit Homo nalura non ferens, in der er sich mit dem Pessimismus Rousseaus auseinandersetzte, promoviert, wurde er im selben Jahr Prof. der Metaphysik und der orientalischen Sprachen, später der Logik, Metaphysik und praktischen Philosophie am Casimirianum und Coburg. 1767 erhielt F. einen Ruf nach Göttingen und wurde 1782 zum Hofrat ernannt. F. war wie Christoph -> Meiners, mit dem er die „Philosophische Bibliothek" (1788-91) herausgab, ein Gegner -> Kants. Die Kontroverse zwischen beiden erreichte ihren Höhepunkt, nachdem F. in seiner Eigenschaft als Redakteur der „Götlinger Gelehrten Anzeigen" eine Rezension der Kritik der reinen Vernunft durch —»Garve entstellend umänderte. 1797 verließ F. Göttingen und ging nach Hannover, wo er Direktor der Pagenschule der Stadt, Georgianum genannt, und 1802 auch Leiter der kgl. Bibliothek wurde. 1806 zum Direktor der Hofschule und Ritter des Guelfenordens ernannt, wurde er 1819 Geheimer Justizrat. F. schrieb einige erfolgreiche Lehrbücher, u. a. Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nötigen Geschichte (1767, 21769), Logik und Metaphysik (1769,81794 unter dem Titel Grundsätze der Logik und Metaphysik; lat. Ausg. 1777, 41797) und Lehrbuch der praktischen Philosophie (1770, erschien ab der 5. Auflage unter dem Titel Grundlehren zur Kenntniß des menschlichen Willens und der natürlichen Gesetze des Rechtsverhaltens, 1783,31789). In seinem Hauptwerk Untersuchungen über den menschlichen Willen (4 Tie., 1779-93) legte er eine erste psychologische Typenlehre dar. F.s Autobiographie wurde 1825 von Karl August Ludwig Feder unter dem Titel J. G. H. Feder's Leben, Natur und Grundsätze, Zur Belehrung und Ermunterung seiner lieben Nachkommen, auch Anderer die Nutzbares daraus aufzunehmen geneigt sind (Nachdruck 1968) herausgegeben. WEITERE WERKE: De morte voluntaria. Bd. l. Erlangen 1765. Bd. 2, Coburg 1766. - Neuer Emil oder von der Erziehung nach bewährten Grundsätzen. 2 Tie., Erlangen 1768-74, 21790. - Ueber Raum und Caussalität, zur Prüfung der Kantischen Philosophie. Göttingen 1787. Nachdruck Brüssel 1968. - Abhandlungen über die allgemeinen Grundsätze der praktischen Philosophie. Lemgo 1792. Über das moralische Gefühl. Kopenhagen 1792. LITERATUR: Gottlob August Tittel: Erläuterungen der theoretischen und praktischen Philosophie nach Herrn F.s Ordnung. Frankfurt/Main 1783, 31794. Nachdruck Frankfurt/ Main 1993. - Erich Pachaly: F.s Erkenntnistheorie und Metaphysik. Leipzig 1906. - Wilhelm Stietz: F. als Gegner Immanuel Kants. Diss. Rostock 1924. - Walther Ch. Zimmerli: „Schwere Rüstung" des Dogmatismus und „anwendbare Eklektik". J. G. H. F. und die Göttinger Philosophie des ausgehenden 18. Jahrhunderts. In: Studia Leibnitiana XV/1 (1983) S. 58-71. - Kurt Röttgers: J. G. H. F. - Beitrag

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Feigl zu einer Verhinderungsgeschichte eines deutschen Empirismus. In: Kant-Studien 75 (1984) S. 420-441. - Zwi Batscha: „Despotismus von jeder Art reizt zur Widersetzlichkeit". Die Französische Revolution in der deutschen Popularphilosophie. Frankfurt/Main 1989. - Reinhard Brand: F. und Kant. In: Kant-Studien 80 (1989) S. 249-264. Feigl, Herbert, * 14.12.1902 Reichenberg (Böhmen), t 1.6.1988 Minneapolis (USA). F., seit 1918 tschechoslowakischer Staatsbürger, nahm 1921 das Studium der Mathematik, Physik und Philosophie in München auf und studierte seit 1922 bei Moritz —> Schlick, Hans —»Hahn, Hans Thirring und Karl -»Bühler in Wien. Seit 1924 war er Mitinitiator des Wiener Kreises. 1927 mit der Dissertation Zufall und Gesetz. Versuch einer naturerkenntnistheoretischen Klärung des Wahrscheinlichkeit! und Induktionsproblems promoviert, lehrte er bis 1930 an Wiener Volkshochschulen und emigrierte nach einer Rockefeller Fellowship an der Harvard University 1931 in die USA. 1931-37 war F. Lecturer and Assistant Professor, 1938-40 Associate Professor an der University of Iowa. 1937 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an. Seit 1940 war F. Prof. der Philosophie an der University of Minnesota, wo er 1953 das für die analytische Philosophie einflußreiche Minnesota Center for the Philosophy of Science gründete. Er war Präsident der American Philosophical Association und Vizepräsident der American Association for the Advancement of Science. F. beschäftigte sich vor allem mit dem Problem des empirischen Zusammenhangs von psychischen Innenerlebnissen und physischem Außenverhalten. Er schrieb u.a. Theorie und Erfahrung in der Physik (1929) und The „Mental" and the „Physical" (1958). Er war Herausgeber von Readings in Philosophical Analysis (1949, mit Wilfried Sellars), Readings in the Philosophy of Science (1953, mit May Brodbeck) und Minnesota Studies in the Philosophy of Science (3 Bde., 1956-62, mit M. Scriven). LITERATUR: Mind, matter, method. Essays in philosophy and science in honor of H. F. Hrsg. v. Paul K. Feyerabend und Grover Maxwell. Minneapolis 1966. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/ Main 1997, bes. S. 674-680. - Logical empiricism and the special sciences. Reichenbach, F., and Nagel. Edited and with introductions by Sahotra Sarkar. New York 1996. Fernow, Carl Ludwig, * 19. 11. 1763 Blumenhagen bei Stettin, t 4. 12.1808 Weimar. Der Sohn eines Bauern studierte nach einer Apothekerlehre und Versuchen in der Porträtmalerei 1791-93 bei Karl Leonhard -»Reinhold in Jena Philosophie. 1794-1803 lebte er in Rom, erhielt auf Vermittlung —> Goethes eine außerordentliche Professur für Ästhetik in Jena und wurde 1804 Bibliothekar am Weimarer Hof. Während seines Aufenthalts in Italien entwickelte F. eine klassizistische Kunsttheorie, die mangels einer systematischen Darstellung aus den Römischen Studien (3 Tie., 1806-08) erschlossen werden muß. Über Johann Joachim —> Winckelmanns Phänomenologie hinausgehend, stellte er mit —> Kant und -» Schiller Ideal und Kunstschönheit gegen Einzelerscheinung und Naturschönheit. F. veröffentlichte neben Künstlerbiographien eine Italienische Sprachlehre für Deutsche (2 Tie., 1804, 3 1829). LITERATUR: Irmgard Fernow: C. L. F. als Ästhetiker. Diss. Würzburg 1936 (mit Bibliographie). - Georg Luck: C. L. F. Bern 1984. - Rainer Bens: Einige „Aussteiger aus der Pharmazie". Stuttgart 1989. - Harald Tausch: Entfernung der Antike. C. L. F. im Kontext der Kunsttheorie um 1800. Tübingen 2000.

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Feuerbach, Ludwig (Andreas), * 28.7.1804 Landshut, t 13.9.1872 Rechenberg bei Nürnberg. Der Sohn des bayerischen Rechtsgelehrten Paul Johann Anselm F. studierte Philosophie und Theologie in Erlangen, in Heidelberg bei dem spekulativen Theologen Karl —>Daub und in Berlin bei —»Hegel. Er wurde in Erlangen mit einer Dissertation De infinitate, umtäte, atque comtnunitate rationis (1828) promoviert und habilitierte sich im gleichen Jahr mit einer überarbeiteten Fassung dieser Schrift, die einen rationalistisch-mystischen Entwurf einer universalen Vernunftphilosophie versucht, in Erlangen für das Fach Philosophie. Von 1829 bis 1837 hielt er Vorlesungen zur Logik und Metaphysik sowie zur Geschichte der Philosophie. Einige Studien gab er selbst heraus, so die Geschichte der neueren Philosophie von Bacon bis Spinoza (1833), Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnizschen Philosophie (1838), Pierre Bayle (1838) und Zur Kritik der hegelschen Philosophie (1839). Die Vorlesungsmanuskripte wurden von Erich Thies herausgegeben (1974, 1975). Die Philosophiegeschichtsschreibung akzentuiert identitätsphilosophische und lebensweltliche Aspekte der behandelten Autoren. Im Jahr 1830 erschien anonym die vielbeachtete kritische Schrift Gedanken über Tod und Unsterblichkeit, die F. der Möglichkeit beraubte, je in Bayern zum beamteten Prof. ernannt zu werden. In dieser den Geist einer säkularen Mystik atmenden und in flammendem Stil geschriebenen Schrift bestreitet F. die individuelle Auferstehung und bezeichnet den christlichen Jenseitsglauben als Hindernis, die Unendlichkeit des Lebens und der Sinnlichkeit im Augenblick zu erfahren. Ohne Aussicht auf eine feste Anstellung in Erlangen und des Unterrichtens müde, zog er nach seiner Verheiratung mit Berta Löw 1837 nach Schloß Bruckberg bei Ansbach, wo seine literarisch produktivste Zeit begann. 1841 erschien Das Wesen des Christentums, 1843 die Reformschrift Grundsätze der Philosophie der Zukunft. Es sind im wesentlichen diese beiden Publikationen, die F.s Einfluß auf seine Zeitgenossen und in der europäischen Ideengeschichte bis heute bestimmen. Im Wesen des Christentums leitet er den Glauben an Gott und das Jenseits aus einer krankhaften Projektion des Menschen ab und verlangt, die Inhalte des Christentums in ihrer nicht-verkehrten Form im Diesseits zu verwirklichen. Nicht mehr nur negativ gegen das Christentum, sondern gegen Spekulation und Metaphysik insgesamt und positiv eine neue Philosophie des Ich-undDu fordernd sind die als Aufruf geschriebenen Grundsätze der Philosophie der Zukunft, denen sich die Thesen zur Reformation der Philosophie von 1842 (aus dem Nachlaß) an die Seite stellen: Die Grundsätze legen in der Kritik der bisherigen Philosophie, vor allem seines Lehrers Hegel, die Forderung nach einer neuen Philosophie aus: „Die wahre Dialektik ist nicht der Monolog des einsamen Denkers mit sich selbst, sie ist ein Dialog zwischen Ich und Du" (Paragraph 62 der Grundsätze). „Wir waren momentan alle Feuerbachianer", schrieb Friedrich —»Engels im Rückblick 1888. Auf die Entwicklung eines anthropologischen Humanismus beim jungen —> Marx wirkten vor allem die Grundsätze, auf Gottfried Keller die lebensweltliche Destruktion von Jenseitsglaube und christlicher Dogmatik. F. wurde zu einem der bekanntesten kritischen Intellektuellen seiner Zeit und hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung eines nicht mehr christlich bestimmten gebildeten Bürgertums in Deutschland. Er entzog sich jedoch den Einladungen von Arnold ->Ruge und Marx zu einer politischen Kritik der Gegenwartszustände, für die ihm die Zeit nicht reif schien. Im Jahr 1848 hielt er auf Einladung von Heidelberger Studenten öffentlich die Vorlesungen über das Wesen der Religion, in denen das Religionsverhalten auf Furcht und Angst vor der unbekannten Natur zurückgeführt wird. Sich vom politischen Aktionismus des Jahres 1848 distanzierend, sah

Fichte er seine Aufgabe in der langfristig angelegten theoretischen Aufklärung, die dann erst ihrerseits durch eine breitere Basis von politischer Brisanz wird. Nach dem durch den Konkurs seines Schwagers Löw, des Besitzers der Bruckberger Prozellanmanufaktur, notwendig gewordenen Umzug lebte F. von 1860 bis zu seinem Tod auf dem Rechenberg bei Nürnberg, wo er seine letzten Jahre in großer Armut verbrachte. Von 1852 bis 1857 schrieb er an der umfangreichen Theogonie aus den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums (1857), die er als sein Hauptwerk ansah und in der er versuchte, mit immer neuen Zitaten die These zu belegen, daß Gott und die Hoffnung auf das Jenseits Schöpfungen des Menschen seien. WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. 10 Bde., Leipzig 1846-66. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Wilhelm Bolin/Friedrich Jodl. Stuttgart 1903-11. Neuauflage Stuttgart 1959-64 mit 3 Ergänzungsbänden hrsg. v. Hans-Martin Sass. - Werke in 6 Bänden. Hrsg. v. Erich Thies. Frankfurt 1975 ff. Von der historisch-kritischen Ausgabe, Ludwig Feuerbach: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Werner Schuffenhauer. Berlin, sind seit 1969 die Bde. 1-12 sowie 17 und 19 erschienen, ebenfalls in elektronischer Form auf Diskette oder CDROM, hrsg. v. M. Neumann und S. T. Stoler, Georgetown University Washington DC: Center for Text and Technology. LITERATUR: Simon Rawidowitz: L. F. Berlin 1931. Reprint 1964. - Hans-Martin Sass: L. F. Reinbek bei Hamburg 1972, 4 1994. - Erich Thies (Hrsg.): L. F. Wege der Forschung. Darmstadt 1978. - Marx W. Wartofsky: L. F. Cambridge 1977. - Francesco Tomasoni: L. F. und die nichtmenschliche Natur. Stuttgart 1990. - Hans J. Braun/Hans-Martin Sass/ Werner Schuffenhauer/Francesco Tomasoni (Hrsg.): L. F. und die Philosophie der Zukunft. Berlin 1990. - Hans J. Braun (Hrsg.): Solidarität oder Egoismus. Studien zu einer Ethik bei und nach F. Berlin 1994. Hans-Martin Sass Feyerabend, Paul (Karl), * 13.1.1924 Wien, t 11.2. 1994 Genf. Als Offizier am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer verwundet, studierte F., Sohn eines Beamten und einer Näherin, zunächst Gesang und Theatergeschichte in Weimar, seit 1947 Geschichte, Astronomie, Mathematik und Physik an der Univ. Wien und wurde 1951 mit der Arbeit Zur Theorie der Basissätze promoviert. In Wien gehörte er dem Diskussionskreis um Victor —> Kraft an. 1952 studierte er bei Karl —»Popper, den er 1948 in Alpach (Tirol) kennengelernt hatte, in London, kehrte 1953 nach Wien zurück und übersetzte 1954 Poppers Open society and its enemies ins Deutsche. Seit 1955 an der Univ. Bristol tätig, ging er 1958 als Gastprofessor an die University of California in Berkeley, wo er 1959 Füll Professor wurde. 1979-90 war er gleichzeitig auch Prof. für Philosophie der Wissenschaft an der Zürich. F. beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie sowie mit den soziokulturellen Auswirkungen von Wissenschaft. Sich vom kritischen Rationalismus Poppers distanzierend, entwickelte er eine „anarchistische Erkenntnistheorie" (u. a. Against method. Outline of an anarchistic theory of knowledge, 1975; dt. Neufassung unter dem Titel Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, 1976,51995), die alle rationalen Methodologien als bindende Regelsysteme ablehnt und Spontaneität als Voraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt ansieht („anything goes"). Als Pendant zur dadaistischen Wissenschaftspluralität entwarf F. in Science in a Free Society (1978, veränderte deutsche Ausgabe Erkenntnis für freie Menschen, 1979, 5 1995) das Konzept einer freien Gesellschaft des demokratischen Relativismus. In Wissenschaft und Kunst (1984,21987) übertrug er die Kunsttheorie Alois Riegls, der von gleichberechtigten Stilformen spricht, auf die Wissenschaften. Zu

seinen Hauptwerken zählen ferner Knowledge without foundations (1962), Realism, rationalism, and scientific method (1981), Problems of Empiricism (1981), Farewell to reason (1987, dt. Irrwege der Vernunft, 1989) und Three dialogues of knowledge (1991). F.s Autobiographie erschien 1994 unter dem Titel Killing time (dt. Zeitverschwendung, 1995). WEITERE WERKE: Der wissenschaftstheoretische Realismus und die Autorität der Wissenschaften. Braunschweig 1978. - Probleme des Empirismus. Schriften zur Theorie der Erklärung der Quantentheorie und der Wissenschaftsgeschichte. Braunschweig 1981. - Widerstreit und Harmonie. Trentiner Vorlesungen. Hrsg. v. Peter Engelmann. Wien 1998. - Conquest of abundance. A tale of abstraction versus the richness of being. Ed. by Bert Terpstra. Chicago u. a. 1999. Briefe: Briefe an einen Freund. Hrsg. v. Hans Peter Dürr. Frankfurt/Main 1995. - P. F./Hans Albert. Briefwechsel. Hrsg. v. Wilhelm Baum. Frankfurt/Main 1997. LITERATUR: Hans Peter Dürr (Hrsg.): Versuchungen. Aufsätze zur Philosophie P. F.s. Frankfurt/Main 1980/81. - Josef Marschner: P. K. F.s Kritik an der empiristischen Wissenschaftstheorie. Wien 1984. - Gunnar Andersson: Kritik und Wissenschaftsgeschichte. Kuhns, Lakatos' und F.s Kritik des kritischen Rationalismus. Tübingen 1988. - George Couvalis: F.'s Critique of Foundationalism. Adlershot/Brookfield 1989. - Gonzalo Munevar (Hrsg.): Beyond reason. Essays on the philosophy of P. F. Dordrecht u. a. 1991. - John Preston: F. Philosophy, science and society. Cambridge 1997. Eberhard Döring: P. K. F. zur Einführung. Hamburg 1998. Fichte, Immanuel Hermann, * 18.7.1796 Jena, t 8.8.1879 Stuttgart. Der Sohn Johann Gottlieb —»F.s studierte in Berlin seit 1812 Philologie, Philosophie und Theologie, wurde 1818 aufgrund der Arbeit De philosophiae novae Platonicae origine zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1819 in der Philosophischen Fakultät. Seit 1822 als Gymnasiallehrer in Saarbrücken tätig, ging er 1826 in gleicher Funktion nach Düsseldorf, folgte 1836 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie nach Bonn und war im folgenden Jahr einer der Begründer der „Zeitschrift für Philosophie und speculative Theologie", die er seit 1847 mit Hermann —>Ulrici unter dem Namen „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" herausgab. Seit 1842 lehrte er als Ordinarius in Tübingen, wo er u.a. mit Ludwig Uhland, Justinus Kerner und Gustav Schwab verkehrte. 1847 berief F. eine allgemeine Deutsche Philosophenversammlung nach Gotha ein. Nach seiner Emeritierung 1863 lebte er als Privatgelehrter und Schriftsteller in Stuttgart. F. gehörte zu den wichtigsten Repräsentanten des spekulativen Theismus. Er entwarf ein System der Ethik (3 Bde., 1850-53, Nachdruck 1969) als Lehre vom Wesen des menschlichen Willens, deren höchste Erkenntnisstufe die Gottesliebe ist. Zu seinen Hauptwerken zählen Grundzüge zum Systeme der Philosophie (Bd. l: Das Erkennen als Selbsterkennen, 1833; Bd. 2: Die Ontologie, 1836; Bd. 3: Die spekulative Theologie oder allgemeine Religionslehre, 1846; Nachdruck 1969), Beiträge zur Charakteristik der neueren Philosophie (1829,21841, Nachdruck 1968), Anthropologie. Die Lehre von der menschlichen Seele (1856, 31876) und Psychologie. Die Lehre von dem bewußten Geiste des Menschen oder Entwicklungsgeschichte des Bewußtseins, begründet auf Anthropologie und innerer Erfahrung (2 Bde., 1864-73, Nachdruck 1970). 1834/35 gab F. den Nachlaß (3 Bde.), 1845/46 Sämmtliche Werke seines Vaters in 8 Bänden heraus. WEITERE WERKE: Die Idee der Persönlichkeit und der individuellen Fortdauer. Elberfeld 1834. Leipzig 21855. - Religion und Philosophie in ihrem gegenwärtigen Verhältnisse. Heidelberg 1834. - Über die Bedingungen eines speculativen Theismus. Elberfeld 1835. - Die Seelenfortdauer und die

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Fichte Weltstellung des Menschen. Eine anthropologische Untersuchung und ein Beitrag zur Religionsphilosophie wie zu einer Philosophie der Geschichte. Leipzig 1867. - Vermischte Schriften zur Philosophie, Theologie und Ethik. 2 Bde., Leipzig 1869. - Die theistische Weltansicht und ihre Berechtigung. Leipzig 1873. - Fragen und Bedenken über die nächste Fortbildung deutscher Speculation. Leipzig 1876. LITERATUR: Rudolf Eucken: Zur Erinnerung an I. H. F. In: Zeitschrift für Philosophie 110 (1897) S. 1-7. - Hildegard Herrmann: Die Philosophie I. H. F.s. Ein Beitrag zur Geschichte der nachhegelschen Spekulation. Berlin 1928. - Marie Horstmeier: Die Idee der Persönlichkeit bei I. H. F. Göttingen 1930. - Pietro de Vitis: I. H. F. Bd. 1. L'„Aufhebung" del panteismo hegeliano. Perugia 1978. Hermann Ehret: I. H. F. Ein Denker gegen seine Zeit. Stuttgart 1986 (mit Werkverzeichnis). - Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. - Stefan Koslowski: Idealismus als Fundamentaltheismus. Die Philosophie I. H. F.s zwischen Dialektik, positiver Philosophie, theosophischer Mystik und Esoterik. Wien 1994. - Anatol Schneider: Personalität und Wirklichkeit. Nachidealistische Schellingrezeption bei I. H. F. und Christian Weiße. Würzburg 2001. Fichte, Johann Gottlieb, * 19.5.1762 Rammenau (Oberlausitz), t 29.1. 1814 Berlin. F.s außergewöhnliche intellektuelle Kraft ist zweimal entdeckt worden, und das hat seinen Lebenslauf bestimmt. Aus einer Bandmacherfamilie stammend, verließ das älteste Kind einer großen Geschwisterschar das dörfliche Milieu mit acht Jahren, als nach einer glückhaften Begegnung ein adliger Förderer den Knaben in seine Obhut nahm. F. erhielt eine gelehrte Erziehung im Pfarrhaus von Niederau, auf der Lateinschule in Meißen und 1774-80 auf der Fürstenschule in Pforta bei Naumburg. F.s Studium der Theologie und Jurisprudenz in Jena, Wittenberg und Leipzig führte zu keinem erfolgreichen Abschluß. Nach Abbruch des Studiums etwa 1784 war er für ein Jahrzehnt Hauslehrer in Leipzig, Zürich, Warschau und nahe Danzig. Die Begegnung mit Immanuel —»Kant brachte die zweite Wende in F.s Lebenslauf. Die Lektüre der kritischen Schriften Kants 1790 wirkte wie ein Bekehrungserlebnis und ließ F. von einer deterministischen zu einer freiheitlichen Grundüberzeugung übergehen. Er wurde ein begeisterter Verfechter der Transzendentalphilosophie und kritischen Freiheitslehre. Bei einem Besuch 1791 in Königsberg legte er seine Schrift Versuch einer Critik aller Offenbarung Kant zur Begutachtung vor. Kant gab eine Druckempfehlung an seinen Verleger. Und so wurde F. zum zweitenmal entdeckt, diesmal vom literarischen Publikum. Als das Buch nämlich zur Ostermesse 1792 teilweise anonym erschien, wurde zunächst Kant, dessen religionsphilosophische Schrift erwartet wurde, als Autor vermutet. Indem Kant diese Vermutung in einer öffentlichen Erklärung korrigierte, wurde F. schlagartig berühmt. Die Ereignisse im revolutionären Frankreich führten F. zu einer Konkretisierung der Kantischen Freiheitslehre. Seine politischen Überzeugungen legte er anonym in den beiden Flugschriften Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europas, die sie bisher unterdrückten (1793) und Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution (1793) nieder. F. heiratete in Zürich am 22.10. 1793 Marie Johanne Rahn (1755-1819), mit der er Ende 1792 von Danzig aus die Verlobung erneuert hatte. Dem Ehepaar Fichte wurde 1796 ein Sohn geboren, der spätere Philosoph Immanuel Hermann ->F. Im Frühjahr 1794 wurde F. Nachfolger des Kantianers Karl Leonhard -4 Reinhold in der Philosophieprofessur an der Univ. Jena. Das folgende Jahrfünft bis zum Frühjahr 1799

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stand im Zeichen beispiellosen universitären Lehrerfolgs und größter literarischer Produktivität, aber auch kämpferischer Auseinandersetzungen. Er hatte nämlich im Herbst 1793 in einem Evidenzerlebnis den Grundgedanken der „Wissenschaftslehre" gefaßt, durch die alle Wissenschaft aus einem Grundpunkt erhellt, die Philosophie in den Rang einer evidenten Wissenschaft erhoben und damit das Anliegen Kants durch Behebung seiner Aporien realisiert werden sollte. Das Nachlaßstück Eigne Meditationen über ElementarPhilosophie dokumentiert F.s Bemühen um die Formulierung seiner neuen Einsicht. Sein Programm (Über den Begriff der Wissenschaftslehre, 1794) arbeitete F. in seiner Jenaer Professur systematisch aus. Die wirkmächtige erste Darstellung Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre (1794/95), die er 1795 durch die Schrift Grundriß des Eigentümlichen der Wissenschaftslehre in Rücksicht auf das theoretische Vermögen ergänzte und die wegen der Zentralstellung der produktiven IchEvidenz heftige Diskussionen auslöste, machte ihn zum Wortführer der von Kant inaugurierten kritischen Philosophie in Deutschland. Bei seiner ersten Vorlesungsreihe über ein allgemeinwissenschaftliches Thema (Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, 1794) konnte kein Hörsaal die Studentenscharen fassen. Die Univ. Jena wuchs sprunghaft an. Hölderlin, Hardenberg (—> Novalis), die Brüder -» Schlegel, —»Schelling kamen nach Jena. Entsprechend seiner systematischen Grundkonzeption zog F. die Grundgedanken der Wissenschaftslehre in die Rechtslehre (Grundlage des Naturrechts, 1796) und in die Ethik (Das System der Sittenlehre, 1798) aus, wobei er die Prinzipien der wechselseitigen personalen Anerkennung und der moralischen Selbstgesetzgebung ins Zentrum stellte. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten" veröffentlichte F. 1798 den Aufsatz Lieber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung zur korrigierenden Begleitung des Aufsatzes Entwickelung des Begriffs der Religion von Friedrich Karl —> Forberg. Dieses Zeitschriftenheft wurde im November 1798 von der kursächsischen Regierung wegen Atheismus mit einem Konfiskationsedikt belegt. Gegen diesen Angriff auf seine philosophische und rechtliche Position ging F. seinerseits offensiv vor. Mit seiner Flugschrift Appellation an das Publikum, für deren weite Verbreitung er sorgte und der er andere Verteidigungsschriften folgen ließ, trug F. mit Jahresbeginn 1799 den Streit um den Atheismusvorwurf in die literarische Öffentlichkeit, die mit großer Heftigkeit diesen Fall behandelte. Er bestritt mit seinem aus dem Prinzip des reinen Moralismus entwickelten Gottesbegriff die traditionellen Prädikate der Persönlichkeit und Substantialität Gottes und lehrte eine akosmistische Wirklichkeitssicht statt der Schöpfungskosmologie. Kant, -»Jacobi und Reinhold gingen auf Distanz. Die ministeriellen Untersuchungen des Weimarer Hofs führten Ende März 1799 zur Entlassung F.s aus seiner Jenaer Professur. Der Atheismusstreit markiert in F.s beruflichem und philosophischem Werdegang einen Einschnitt. Beruflich mußte er sich eine neue Wirkungsstätte suchen; er fand diese durch Vermittlung Friedrich Schlegels in Berlin, wo er seit Sommer 1799 als Privatgelehrter lebte. Philosophisch verstärkte der Atheismusstreit F.s Bemühungen um eine vertiefte Ausarbeitung und evidente Darstellung der Wissenschaftslehre. F. setzte in Berlin zunächst seine vielfältige Publikationstätigkeit fort. Er äußerte sich populär zu anthropologischen Grundfragen (Die Bestimmung des Menschen, 1800), lieferte einen rechtsphilosophisch-politischen Entwurf (Der geschloßne Handelsstaat, 1800), warb kämpferisch für seine philosophische Grundposition (Sonnenklarer Bericht an das größere Publikum über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie, 1801) und zog erfolgreich gegen das

Finster höchst einflußreiche Schulhaupt der Berliner Aufklärung zu Felde (Friedrich Nicolai's Leben und sonderbare Meinungen, 1801). Im Zuge seines bereits in Jahresfrist gescheiterten starken Engagements für eine Reform des Berliner Freimaurertums (1799/1800) hielt F. einige Sonntags Vorlesungen, die in nicht authentischer Gestalt in Philosophie der Maurerei. Briefe an Konstant (in: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 1-2, 1802/03) dokumentiert sind. Die internen Auseinandersetzungen mit den Frühromantikern um eine Zeitschriftengründung (1800/01) und der Bruch mit Schelling (1801/02) beeinträchtigten F.s Beziehung zur literarischen Öffentlichkeit nachhaltig. Die Anfang 1801 angekündigte neue Darstellung der Wissenschaftslehre unterblieb. Das höchst anspruchsvolle Ergebnis seiner jahrelangen Bemühungen um die Wissenschaftslehre, die er 1804 in ihren Prinzipien für vollendet ansah, trug F. nur mündlich vor. Dadurch blieb F.s Entwicklung nach Art und Grund weithin der Öffentlichkeit verborgen. Zahlreiche Vorlesungen über die Wissenschaftslehre und andere philosophische Disziplinen (Rechtslehre, Sittenlehre, Gotteslehre, nicht aber Naturlehre) wurden und werden der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erst aus dem Nachlaß bekannt. F.s Privatgelehrtendasein endete mit dem Sommersemester 1805, als er Prof. der Philosophie an der damals preuß. Univ. Erlangen wurde, seinen Berliner Wirkungskreis aber beibehielt. Er veröffentlichte 1806 drei populäre Vorlesungsreihen (Heber das Wesen des Gelehrten, Die Grundlüge des gegenwärtigen Zeitalters und Die Anweisung zum seeligen Leben). Nach der militärischen Niederlage Preußens gegen Frankreich floh F. 1806 mit der Regierung nach Königsberg. Professur und Zensorenamt übte er dort 1807 nur kurz aus und kehrte über Kopenhagen nach Berlin zurück. Er beteiligte sich nachdrücklich an den preuß. Reformbemühungen. Große Wirkung hatte er als Freiheitsrufer mit seinen Reden an die deutsche Nation (1808), in denen er eine Erneuerung des politisch-gesellschaftlichen Lebens im Sinne nationaler Freiheit propagierte. F. wurde 1808 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. An der 1810 neugegründeten Berliner Univ., auf deren Organisation er durch eine Denkschrift Einfluß zu nehmen versucht hatte, erhielt F. die Professur für Philosophie, für die er literarisch eine wissenschaftliche Standortbestimmung vornahm (Die Wissenschaftslehre in ihrem altgemeinen Umrisse, 1810). Zunächst Dekan der Philosophischen Fakultät, wurde er 1811 erster gewählter Rektor der Berliner Univ., legte aber 1812 dieses Amt vorzeitig nieder, weil er für seine Disziplinarmaßnahmen gegen studentische Händel keine Mehrheit fand (Gegnerschaft —»Schleiermachers). Der Beginn des Befreiungskriegs gegen Napoleon führte im März 1813 zum Abbruch der Vorlesungstätigkeit, die F. aber im Herbst 1813 mit neuem Elan und neuen Impulsen wieder aufnahm. Er starb im Januar 1814 an einem Nervenfieber. F. hat keine Schule gebildet. Seine Zuordnung zum Deutschen Idealismus fordert nähere Bestimmung. Sein philosophisches Werk ist Fragment. Die vollständige Erschließung des Nachlasses wird wohl gerade diesen Charakter heller ins Licht stellen. WEITERE WERKE: Nachgelassene Werke. Hrsg. v. Immanuel Hermann Fichte. 3 Bde., Bonn 1834/35. Fotomechanischer Nachdruck Berlin 1971. - Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Immanuel Hermann Fichte. 8 Bde., Berlin 1845/46. Fotomechanischer Nachdruck Berlin 1971. - Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. v. Reinhard Lauth/Hans Jacob/Hans Gliwitzky. Bisher 26 Bde. in 4 Reihen. Stuttgart-Bad Cannstatt 1962 ff. LITERATUR: Hans Michael Baumgartner/Wilhelm G(ustav) Jacobs: J. G. F.-Bibliographie. Stuttgart-Bad Cannstatt 1968. - Sabine Doye: J. G. F.-Bibliographie (1968-1992/93).

Fichte-Studien-Supplementa 3. Amsterdam/Atlanta 1993. Peter Baumanns: J. G. F. Kritische Gesamtdarstellung seiner Philosophie. Freiburg/Breisgau 1990. - Christoph Asmuth (Hrsg.): Sein - Reflexion - Freiheit. Aspekte der Philosophie J. G. F.s. Amsterdam 1997. Günter Meckenstock Fink, Eugen, * 11. 12.1905 Konstanz, t 25.7.1975 Freiburg/Breisgau. F. studierte seit 1925 Philosophie, Germanistik, Geschichte und Volkswirtschaft an den Universitäten Münster, Berlin und Freiburg/Breisgau. 1930 mit Beiträgen zu einer phänomenologischen Analyse der psychischen Phänomene, die unter den vieldeutigen Titeln „ Sich denken, als ob", „ Sich etwas bloß vorstellen", „Phantasieren" befaßt werden bei Edmund —» Husserl promoviert, war er bis zu dessen Tod 1938 dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1933 verlor F. sein Stipendium wegen der Zusammenarbeit mit einem Juden. 1939 emigrierte er nach Belgien, wo er zu den Begründern des Husserl-Archivs an der Univ. Löwen gehörte. 1940 wurde er interniert, später in ein französisches Lager verbracht, von den deutschen Truppen befreit und nach seiner Rückkehr nach Deutschland zur Wehrmacht eingezogen. 1946 habilitierte sich F. an der Univ. Freiburg, war zunächst Dozent und wurde 1948 Ordinarius für Philosophie und Erziehungswissenschaften. 1949/50 errichtete er das HusserlArchiv in Freiburg, dem er bis 1970 vorstand. Von 1954 bis zu seiner Emeritierung 1971 leitete er das Studium Generale an der Univ. Freiburg. Auch unter dem Einfluß Martin —»Heideggers stehend, verfaßte F. ontologische und phänomenologische Untersuchungen zu Spiel, Tod, Erziehung, Gewalt usw. vor dem Hintergrund der abendländischen Philosophie (u. a. Metaphysik der Erziehung im Weltverständnis von Plato und Aristoteles, 1970; Traktat über die Gewalt des Menschen, 1974). WEITERE WERKE: Die phänomenologische Philosophie Edmund Husserls in der gegenwärtigen Kritik. Berlin 1934. Zur ontologischen Frühgeschichte von Raum, Zeit und Bewegung. Den Haag 1957. - Alles oder Nichts. Ein Umweg zur Philosophie. Den Haag 1959. - Spiel als Weltsymbol. Stuttgart 1960. - Nietzsches Philosophie. Stuttgart 1960. - Studien zur Phänomenologie 1930-1939. Den Haag 1966. - Nähe und Distanz. Phänomenologische Vorträge und Aufsätze. Hrsg. v. Franz Anton Schwarz. Freiburg/Breisgau 1976. - VI. Cartesianische Meditation. Texte aus dem Nachlaß E. F.s (1932) mit Anmerkungen und Beilagen aus dem Nachlaß Edmund Husserls (1933/34). Hrsg. v. Hans Ebeling, Jann Holl und Guy van Kerckhoven. Dordrecht u. a. 1988. LITERATUR: E.-F.-Symposion, Freiburg, 1985. Hrsg. v. Ferdinand Graf. Freiburg/Breisgau 1987. - Hartmut MeyerWolters: Koexistenz und Freiheit. E. F.s Anthropologie und Bildungstheorie. Würzburg 1992. - Stephan Wirth: Mensch und Welt. Die Anthropo-Kosmologie E. F.s. Mainz 1995. Ronald Bruzina: Antworten und Fragen: Edmund Husserl und E. F. in der Freiburger Phänomenologie. In: Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.): Die Freiburger Phänomenologie. Freiburg/München 1996, S. 33-64. - Guy van Kerckhoven: E. F.s Phänomenologie der VI. Cartesianischen Meditation. Ebd., S. 88-110. - Natalie Depraz/Marc Richir (Hrsg.): E. F. Actes du Colloque de Cerisy-la-Salle 23-30 juillet 1994. Amsterdam u.a. 1997. - E. F./Jan Patoclca: Briefe und Dokumente 1933-1977. Hrsg. v. Michael Heitz und Bernhard Nessler. Freiburg/Breisgau u. a. 1999. - Thomas Franz: Der Mensch und seine Grundphänomene. E. F.s Existentialanthropologie aus der Perspektive der Strukturanthropologie Heinrich Rombachs. Freiburg/Breisgau 1999. Finsler, Paul, * 1.4.1894 Heilbronn, t 29.4. 1970 Zürich. F. studierte an der TH Stuttgart und an der Univ. Göttingen, wurde 1919 promoviert (Ueber Kurven und Flächen

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Fischer in allgemeinen Räumen, Nachdruck 1951) und habilitierte sich 1922 in Köln, wo er als Privatdozent tätig war. 1927 wurde a. o. Prof. der angewandten Mathematik an der Univ. Zürich und war 1944-59 o. Prof. der Mathematik. F. war ein Vertreter des Platonismus in der Mathematik. Nach der Verallgemeinerung der klassischen Differentialgeometrie in seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Entwicklung einer erweiterten von Kurven und Flächen in n-dimensionalen Räumen, die seit 1934 nach ihm benannt sind. F.s totalendliche Mengen führten zu einer Generalisierung der natürlichen Zahlen, für die der Fundamentalsatz über die eindeutige Primfaktorzerlegung gültig bleibt. Er veröffentlichte u.a. Formale Beweise und die Entscheidbarkeit (1926), Über die Grundlegung der Mengenlehre (1926) und Die Unendlichkeit der Zahlenreihe (1954). LITERATUR: Johann Jakob Burckhardt: Die Mathematik an der Universität Zürich 1916-50 unter den Professoren R. Fueter, A. Speiser und P. F. Basel u.a. 1980. Fischer, Aloys, * 10.4.1880 Furth im Wald, t 23. 11.1937 München. F., Sohn eines Gartenarbeiters, studierte 1899-1902 klassische Philologie in München. Nach dem Lehrerexamen 1903 setzte er das Studium dort und in Leipzig fort. 1903/04 war er Hauslehrer in der Familie des Bildhauers Adolf von Hildebrand. Als Schüler Theodor -»Lipps 1904 promoviert (Ueber symbolische Relationen, 1905), habilitierte er sich 1907 für Philosophie (Zur Bestimmung des ästhetischen Gegenstandes). 1908-20 war er Erzieher der königlichen Erbprinzen Luitpold und Albrecht von Bayern, gründete 1910 das Pädagogisch-Psychologische Institut des Münchner Lehrervereins, wurde 1915 zum a. o. Prof. ernannt und hatte 1919/20 zusätzlich einen Lehrauftrag an der Handelshochschule Nürnberg. Seit 1920 war F. o. Prof. der Pädagogik und Vorstand des Pädagogischen Seminars an der Univ. München, seit 1929 auch Vorstand des Psychologischen Instituts. 1937 wurde er nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt. Beeinflußt von Alexander -» Pfänder, versuchte F., die phänomenologische Methode für die Pädagogik nutzbar zu machen. Er veröffentlichte u.a. Deskriptive Pädagogik (1914) und Pädagogische Soziologie (1933). WEITERE WERKE: Familie und Gesellschaft. Langensalza 1927. - Über Sinn und Wert geschichtlicher Bildung in der Gegenwart. München 1932. - Leben und Werk. Hrsg. v. Karl Kreitmair. 6 Bde., München 1950-57. - Ausgewählte pädagogische Schriften. Besorgt v. Karl Kreitmair. Paderborn 1961. LITERATUR: Josef Dolch: Bibliographie. In: A. F. Leben und Werk, [s.o.] Bd. l, S. 253-265. - Hans Huber: A. F. Erinnerung an einen großen Berufspädagogen zum 50. Todestag. München 1987. - Richard Schumack: A. F. - von der Philosophie zur Pädagogik. In: Universität und Bildung. Festschrift Laetitia Boehm zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Winfried Müller u.a. München 1991. - Bernhard Josef Stalla: A. F. (1880-1937). Biographie und Bildungstheorie. Eine Analyse zu seinem anthropologisch-interdisziplinären Bildungsdenken im Sinne eines geisteswissenschaftlichen Kontinuitätskonzeptes für basale Bildungsprozesse. Frankfurt/ Main u.a. 1999. Fischer, Christian Gabriel, * 8.10.1686 Königsberg, t 15.12.1751 Königsberg. F. studierte seit 1703 Theologie und orientalische Sprachen in Königsberg, wurde 1710 in Jena Magister der Philosophie und beendete seine Studien in Rostock. Seit 1711 hielt er in Königsberg Vorlesungen über Theologie, philologische und philosophische Themen sowie über Naturwissenschaften. 1715 wurde er zum a. o. Prof. der Physik ernannt. F.

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war ein Schüler Christian —> Wolffs, dessen Schriften er verteidigte (Quaestio philosophica an spiritus sint in loco?, 1723). Mit dem aufkommenden Pietismus in Konflikt geraten, wurde er 1725 zusammen mit Wolff aus Königsberg und dem Land ausgewiesen. F. hielt einige Zeit Vorlesungen in Danzig und unternahm nach Italien, Frankreich und England. 1736 kehrte er nach Königsberg zurück und lebte seitdem zurückgezogen. F. veröffentlichte u.a. Lapidum in agro Prussico sine praeiudicio contemplandorum explicatio (1715), Anderer Versuch für die Historie des unterirdischen Preußens (1715), Mutmaßung von dem aufgehenden Monde (1717), Demonstratio solida de obligatione hominis ad religionem et naturalem et revelatam (1736) und Vernünftige Gedanken von der Natur, was sie sei (1743). LITERATUR: August Kurz: Über C. G. F.s Venünftige Gedanken von der Natur. Halle 1908. - Carl von Prantl: F. In: ADB 7, 1877, S. 49-50. Fischer, Engelbert Lorenz, * 12.10.1845 Aschaffenburg, t 17. 1. 1923 Würzburg. Nach dem Studium an der Univ. Würzburg, das er 1875 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß (Über das Gesetz der Entwicklung auf psychisch-ethischem Gebiete. Auf naturwissenschaftlicher Grundlage mit Rücksicht auf Ch. Darwin, Herbert Spencer und Th. Buckle), war F. als Stadtkaplan und Subregens im Seminar, später als Pfarrer in Oberdürrbach tätig. 1893 wurde er Stadtpfarrer und Päpstlicher Hausprälat in Würzburg. Unter dem Einfluß von -» Leibniz stehend, verfaßte er zahlreiche theologische und philosophische Arbeiten im Sinne der Neuscholastik. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Heidentum und Offenbarung (1878), Die Grundfragen der Erkenntnistheorie. Kritik der bisherigen erkenntnistheoretischen Standpunkte und Grundlegung des kritischen Realismus (1887), Die modernen Ersatzversuche für das aufgegebene Christentum. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie und Apologetik (1903), Erinnerungen und Grundsätze aus meinem Leben (1904) und Überphilosophie. Ein Versuch, die bisherigen Hauptgegensätze der Philosophie in einer höheren Einheit zu vermitteln (1907). WEITERE WERKE: Über den Pessimismus. Frankfurt/Main 1881. - Über das Princip der Organisation und die Pflanzenseele. Mainz 1883. - Das Problem des Übels und die Theodicee. Mainz 1883. - Theorie der Gesichtswahrnehmung. Untersuchungen zur physiologischen Psychologie und Erkenntnislehre. Mainz 1891. - Das Grundproblem der Metaphysik. Eine kritische Untersuchung der bisherigen metaphysischen Hauptsysteme und Darstellung des Vernunftenergismus. Mainz 1894. - Der Triumph der christlichen Philosophie gegenüber der antichristlichen Weltanschauung am Ende des 19. Jahrhunderts. Mainz 1900. - Friedrich Nietzsche. Der ,Antichrist' in der neuesten Philosophie. Mainz 1901, 21906. - Der Großgeist, das höchste Menschenideal. Grundlinien zu einer Philosophie des Ganzgenies. Berlin 1908. Fischer, Franz, * 20.5. 1929 Neunkirchen (Niederösterreich), t 4.11.1970 Norderstedt bei Hamburg. Der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene F. studierte zunächst Landwirtschaft, seit 1950 Philosophie in Wien und war Schüler Erich —»Heintels. Seit 1954 am Erziehungswissenschaftlichen Institut in Bonn tätig, war er bis 1962 Assistent Josef -» Derbolavs. Unter dem Einfluß von Friedrich Heinrich —»Jacobi und —»Hegel stehend, entwickelte F. in seiner Dissertation Systematische Untersuchung zum Affinitätsproblem (1956) eine erkenntnistheoretische Philosophie des „Sinnes von Sinn". Seine Philosophie war außerdem durch die dialektische Theologie Karl —» Earths und durch Rudolf —> Bultmanns beeinflußt. F. vertrat eine sinntheoretische, proflexive Philosophie. Er veröffentlichte u.a. Aporie

Fischer des Selbst (1960). Vereinsamt und depressiv, nahm sich F. das Leben. WEITERE WERKE: F. F. [Selbstdarstellung]. In: Ludwig J. Pongratz (Hrsg.): Pädagogik in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Hamburg 1976. - Nachgelassene Schriften: Bd. 1: Philosophie des Sinnes von Sinn. Frühe philosophische Schriften und Entwürfe (1950-1956). Hrsg. v. Erich Heintel. Kastellaun 1980. - Bd. 2: Die Erziehung des Gewissens. Schriften und Entwürfe zur Ethik, Pädagogik, Politik und Hermeneutik. Hrsg. v. Josef Derbolav. Kastellaun 1980. - Bd. 3: Darstellung der Bildungskategorien im System der Wissenschaften. Aus dem Nachlaß herausgegeben, eingeleitet und mit Nachworten versehen von Dietrich Benner und Wolfdietrich Schmied-Kowarzik. Ratingen/Kastellaun 1975. Bd. 4: Proflexion - Logik der Menschlichkeit. Späte Schriften und letzte Entwürfe 1960-1970. Hrsg. von Michael Benedikt und Wolfgang W. Priglinger, München 1985. LITERATUR: Anne Fischer-Buck: F. F. (1929-1970). Ein Leben für die Philosophie. München 1987.

Philosophie zur objektiven Vernunftwissenschaft (1845) und Grundzüge des Systems der Philosophie oder Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (4 Bde., 1848-54). WEITERE WERKE: Die Freiheit des menschlichen Willens im Fortschritte ihrer Momente. Tübingen 1833. - Die spekulative Dogmatik von David Friedrich Strauß. 2 Bde., Tübingen 1841/42. - Die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus. Erlangen 1853. - Über die Unmöglichkeit den Naturalismus zum ergänzenden Teil des Systems der Wissenschaft zu erheben. Erlangen 1854. - Zur hundertjährigen Geburtsfeier Franz von Baaders. Versuch einer Charakteristik seiner Theosophie und ihres Verhältnisses zu den Systemen Schellings und Hegels, Daubs und Schleiermachers. Erlangen 1865. LITERATUR: Richard Falckenberg: F. In: ADB 48, 1904, S. 574-575. - Willi Schack: K. P. F.s Gotteslehre mit besonderer Berücksichtigung seiner Widerlegung des Hegeischen Pantheismus und seiner Verbindung von Transzendenz und Immanenz Gottes. Wittenberg 1911.

Fischer, (Ernst) Hugo, * 17. 10. 1897 Halle/Saale, t 11.5. 1975 Ohlstadt (Oberbayern). F. studierte Philosophie, Geschichte und Sanskrit in Leipzig, wurde 1921 promoviert (Das Prinzip der Gegensätzlichkeit bei Jacob Böhme) und habilitierte sich dort 1926 mit der Arbeit Hegels Methode in ihrer ideengeschichtlichen Notwendigkeit. Er gehörte dem „nationalrevolutionären" Zirkel um Ernst Jünger an. Seit 1937 a. o. Prof., ließ sich E. 1938 beurlauben, ging nach Norwegen und wurde Direktor der Forschungsabteilung des Institutt for Samfunnsforsking og Arbeidslzre in Oslo. 1939-55 betrieb er theaterwissenschaftliche Forschungen im Darlington Arts Department in Devon (England) und war 1940-50 in Cambridge tätig. Seit 1949 Gastprofessor in Benares (Indien), wurde er 1957 zum a. o. Prof. an der Univ. München ernannt, kehrte jedoch erst 1959 nach Deutschland zurück. Auf der Basis einer Analyse vergangener und gegenwärtiger Kultur befaßte sich F. mit der zivilisatorischen Entwicklung der Menschheit. Er veröffentlichte u. a. Erlebnis und Metaphysik. Zur Psychologie des metaphysischen Schaffens (1928), Nietzsche Apostata oder Die Philosophie des Ärgernisses (1931), Karl Marx. Sein Verhältnis zu Wirtschaft und Staat (1932) und Theorie der Kultur. Das Kulturelle Kraftfeld (1965). WEITERE WERKE: Die Aktualität Plotins. Über die Konvergenz von Wissenschaft und Metaphysik. München 1956. Wer soll Herr der Erde sein? - Eine politische Philosophie. Stuttgart 1962 (überarbeitete Fassung von: Lenin, der Machiavelli des Ostens, 1933 Druck eingestellt). LITERATUR: Bernhard Gajek: Magister - Nigromontan Schwarzenberg: Ernst Jünger und H. F. In: Revue de litterature comparee 71 (1997) S. 475-500 und 540-541.

Fischer, Kuno (Ernst Berthold), * 23.7.1824 GroßSandewalde (Schlesien), t 5.7.1907 Heidelberg. Der Pfarrerssohn studierte seit 1844 Philologie in Leipzig, wechselte im folgenden Jahr an die Univ. Halle, wo er sich als Schüler Johann Eduard —> Erdmanns vorwiegend mit Philosophie beschäftigte, und wurde 1847 promoviert (De Platonico Parmenide). Anschließend als Hauslehrer in Pforzheim tätig, habilitierte sich F. 1850 in Heidelberg und veröffentlichte 1852 den ersten Band seiner wegweisenden Geschichte der neuern Philosophie (8 Bde., 1852-82, Neuausgabe 1889-90; 2 Ergänzungsbände, 1893-98; 10 Bde., 1897-1904), in der er die historische Entwicklung der Philosophie als einen Prozeß fortschreitender Selbsterkenntnis sah. 1852 erschien außerdem sein Buch Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre (2. Aufl. unter dem Titel System der ^gik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre, 1865, 3 1909; Neuausgabe 1998, hrsg. und eingeleitet von HansGeorg Gadamer). 1853 geriet F. in den Verdacht theologischpolitischer Radikalität, weshalb ihm die Lehrerlaubnis entzogen wurde. 1855 habilitierte er sich in Berlin, ging 1856 als o. Prof. nach Jena und kehrte 1872 nach Heidelberg zurück, wo er 1904 emeritiert wurde. Seine 1860 erschienene Arbeit über —»Kant (Kant's Leben und die Grundlagen seiner Lehre, ab der 4. Aufl. in 2 Bänden, 1898/99,51909/10) zählt zu den Grundlagen des Neukantianismus. Mit Publikationen u. a. über -»Goethe, -» Schiller, -> Lessing und Shakespeare machte sich F. auch als Literarhistoriker einen Namen. WEITERE WERKE: Diotima. Die Idee des Schönen. Philosophische Briefe. Pforzheim 1849. - Francis Bacon von Verulam. Die Realphilosophie und ihr Zeitalter. Leipzig 1856. 2., völlig umgearb. Aufl., 1875, '1904. - Schiller als Philosoph. Frankfurt/Main 1858. 2. Aufl., 2 Bde., 1891/92. Baruch Spinoza's Leben und Charakter. Heidelberg 1865. Anti-Trendelenburg. Jena '"21870. - Kritik der Kantischen Philosophie. München 1883. Heidelberg 21892. - GoetheSchriften. 10 Bde., Heidelberg 1888-1903. - Philosophische Schriften. 5 Bde., Heidelberg 1891/92. - Das Verhältnis zwischen Willen und Verstand im Menschen. Heidelberg 1890, 21896. LITERATUR: Friedrich Adolf Trendelenburg: K. F. und sein Kant. Leipzig 1869. - Albrecht Krause: Immanuel Kant wider K. F. Lahr 1884. - Bruno Bauch: K. F. Jena 1924. - Hermann Lübbe: Die Hegeische Rechte. Stuttgart 1962. - Reiner Wiehl: Die Heidelberger Tradition der Philosophie zwischen Kantianismus und Hegelianismus. K. F., Wilhelm Windelband, Heinrich Ricken. In: Wilhelm Doerr u.a. (Hsrg.): Semper apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386-1986. Bd. 2: Das 19. Jahrhundert, 1803-1918. Berlin u.a. 1985, S. 413-435. - Klaus Christian Köhnke:

Fischer, Karl Philipp, * 5.3.1807 Herrenberg (Württemberg), t 25.2.1885 Winnenthal (Württemberg). Zunächst Apothekerlehrling, studierte F., Sohn eines Amtssubstituten, Theologie und Philosophie an den Universitäten Tübingen und München. Seit 1834 Privatdozent in Tübingen, wurde er - gefördert von Ferdinand Christian Baur - 1837 a. o. Prof. der praktischen Philosophie und lehrte 1841 -77 als o. Prof. an der Univ. Erlangen Logik, Metaphysik und Religionsphilosophie. Seit 1879 lebte er nervenkrank in der Anstalt Winnenthal. Ausgehend von der Philosophie —> Hegels, bildete F. unter dem Einflüssen von —> Schelling und -» Baader seine theologisch motivierte Religionsphilosophie weiter und entwickelte zu einem spekulativen Theisten. Er veröffentlichte u. a. Die Wissenschaft der Metaphysik im Grundrisse (1834), Die Idee der Gottheit. Ein Versuch, den Theismus sepkulativ zu begründen und zu entwickeln (1839), Die spekulative Charakteristik und Kritik des Hegel'sehen Systems und Begründung der Umgestaltung der

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Fischl Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/ Main 1986. - Reinhold Hülsewiesche: System und Geschichte. Üben und Werke K. F.s. New York u.a. 1989. Fischl, Johann, * 7.3.1900 Tobay (Ungarn, heute Tobaj, Burgenland), t 24.12.1996 Graz. F., Sohn eines Kleinbauern, studierte Theologie an der Univ. Graz, empfing 1922 die Priesterweihe und wurde 1925 zum Dr. theol. promoviert. 1924-27 hielt er sich zum Studium der Philosophie an der Gregoriana in Rom auf, wo er 1926 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1932 habilitierte er sich an der Univ. Graz mit der Arbeit Unsere Gedächtnisbilder. Untersuchung über die Grundlegung des menschlichen Gedächtnisses für Christliche Philosophie und Apologetik, wurde 1935 a. o. Prof. und lehrte nach der Zwangspensionierung 1940 an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt der Diözese Graz-Seckau. 1945 reaktiviert, war er bis 1970 o.Professor; 1948/49 und 1958/59 hatte er das Amt des Rektors der Univ. inne. F. beschäftigte sich mit der Geschichte der Philosophie und der christlichen Weltanschauung. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Die Formen unseres Denkens (1946, 2. Aufl. unter dem Titel Logik. Ein Lehrbuch, 1953) und Christliche Weltanschauung und die Probleme der Zeit (1946, 21948). Sein Hauptwerk ist eine fünfbändige Geschichte der Philosophie (1947-54), die auch zusammengefaßt in einem Band erschienen ist (Geschichte der Philosophie. Von den Griechen bis zur Gegenwart, 1964, 5 1980). WEITERE WERKE: Die Wahrheit unseres Denkens. Graz 1946. - Der Mensch bei Nietzsche und im Christentum. Linz 1948. 2. Aufl. unter dem Titel: Menschenschändung und Menschenwürde. Linz 1948. - Was ist der Mensch? Versuche einer Sinndeutung des Lebens und der Geschichte. Graz/Wien 1948. - Der Kampf um die Metaphysik. Von der Einheit aller Wissenschaften. Graz 1959. Flatt, Johann Friedrich, * 20.2.1759 Tübingen, t 24. 11.1821 Tübingen. F., Sohn eines Theologen, studierte in Tübingen Philosophie, Theologie und Mathematik, unternahm 1784/85 eine Bildungsreise nach Göttingen und kehrte 1785 als a. o. Prof. der Philosophie nach Tübingen zurück, wo er 1792 a. o., 1798 o. Prof. der Theologie wurde. F. gehörte zusammen mit seinem Bruder Karl Christian F. und Friedrich Gottlieb Süskind zur sogenannten „Älteren Tübinger Schule" um Gottlob Christian Storr. Er gilt als Anhänger des biblisch begründeten rationalen Supranaturalismus. F. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie Immanuel —> Kants, über den er als erster in Tübingen Vorlesungen hielt, sowie mit Ethik und biblischer Exegese. Christliche Sittenlehre begründete er streng biblizistisch als genaue Befolgung der durch Jesus mitgeteilten „Belehrungen" der Gebote Gottes. Es finden sich bei ihm auch Ansätze einer philosophischen Behandlung der Dogmengeschichte. F. veröffentlichte u.a. Briefe über den moralischen Erkenntnisgrund der Religion überhaupt und besonders in Beziehung auf die Kantische Philosophie (1789) und Observations quaedam ad comparandam Kantianam disciplinam cum Christiana doctrina pertinentes (1792). 1796 begründete er das „Magazin für christliche Dogmatik und Moral", das er bis 1802 herausgab. WEITERE WERKE: Fragmentarische Beyträge zur Bestimmung und Deduction des Begriffes von Causalität und zur Grundlegung der natürlichen Theologie in Beziehung auf die Kantische Philosophie. Leipzig 1788. - Commentatio, in qua symbolica ecclesiae nostrae de deitate Christi sententia probatur et vindicatur. Göttingen 1788. - Vermischte Versuche theologisch-kritisch-philosophischen Inhalts. Leipzig 1795. - Fragmentarische Bemerkungen gegen den Kantischen und Kiesewetterschen Grundriß der reinen allgemeinen Logik. Tübingen 1802. - Vorlesungen über christliche

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Moral. Hrsg. v. Johann Christian Friedrich Steudel. Tübingen 1823. - Opuscula academica. Gesammelt von C. F. Süsskind. Tübingen 1826. LITERATUR: Heinrich Döring: Die gelehrten Theologen Deutschlands im 18. und 19. Jahrhundert. Bd. 1. Neustadt a.d.O. 1831, S. 408-411 (mit Bibliographie). - Wilhelm Gass: Geschichte der christlichen Ethik. Bd. 2,2. Berlin 1887, S. 134-138. - Eberhard H. Pältz: F., J. F. In: NDB 5, 1961, S. 223-224. Flügel, Otto, * 16.6.1842 Lützen bei Leipzig, t 9.7.1914 Dölau bei Halle/Saale. Während des Studiums der Theologie, der Philosophie und der Naturwissenschaften an der Univ. Halle stieß F., Sohn eines Lehrers und Bürgermeisters, auf die Philosophie und Psychologie Johann Friedrich —»Herbarts, die starken Einfluß auf ihn ausübte. Er arbeitete als Gymnasiallehrer, wurde 1869 Diakon in Laucha/Unstrut und war 1871-1908 Landpfarrer in der Nähe von Halle. Danach lebte F. als philosophischer Schriftsteller in Dölau. Er setzte sich mit den atheistischen, materialistischen und monistischen Strömungen seinerzeit auseinander und bekämpfte sie. Seit 1872 war F. zusammen mit seinem Schwiegervater Friedrich Heinrich Theodor Allihn Herausgeber der „Zeitschrift für exakte Philosophie", die 1894 in „Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik" umbenannt wurde. Er veröffentlichte u. a. Der Materialismus vom Standpunkte der atomistischmechanischen Naturforschung beleuchtet (1865), Die Probleme der Philosophie und ihre Lösungen (1876, 41906), Das Seelenleben der Tiere (1882, 31897), Das Ich und die sittlichen Ideen im Leben der Völker (1885, 51912), Die Sittenlehre Jesu (1887, 41897), Abriß der Logik und die Lehre von den Trugschlüssen (1894, 51914), Herbarts Lehren und Leben (1907, 21912) und Monismus und Theologie (1908, 4 1914). WEITERE WERKE: Die Seelenfrage mit Rücksicht auf die neueren Wandlungen gewisser naturwissenschaftlicher Begriffe. Löthen 1878, M902. - Die spekulative Theologie der Gegenwart kritisch beleuchtet. Köthen 1881, 21888. A. Ritschl's philosophische Ansichten. Langensalza 1886, 3 1895. - Die Bedeutung der Metaphysik Herbarts für die Gegenwart. Langensalza 1902. - Idealismus und Materialismus der Geschichte. Langensalza 1898. - Zur Philosophie des Christentums. Langensalza 1899. LITERATUR: Karl Hemprich: O. F.s Leben und Schriften. Langensalza 1908. Förster, Friedrich Wilhelm, * 2.6. 1869 Berlin, t 9.1.1966 Kilchberg bei Zürich. Der Sohn eines Astronomen schloß das Studium der Philosophie an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Berlin 1893 mit der Promotion ab (Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zur Kritik der reinen Vernunft). 1895 wurde er als Redakteur der von seinem Vater gegründeten Zeitschrift „Ethische Kultur" wegen Majestätsbeleidigung verurteilt. Nach der Habilitation für Ethik und Pädagogik 1898 (Willensfreiheit und sittliche Verantwortlichkeit. Eine sozialpsychologische Untersuchung) war F. seit 1901 Privatdozent in Zürich, ging 1912 als Prof. nach Wien und lehrte 1914-20 in München Ethik und Sozialwissenschaften. Während des Ersten Weltkriegs wandte er sich gegen die Kriegspolitik Deutschlands, dem er die Schuld am Krieg vorwarf, und mußte seine Lehrtätigkeit aufgeben. F. emigrierte nach Aufenthalten in der Schweiz (1922-26), in Paris (1926-36) und in den französischen Alpen (1936-40) 1940 in die USA. 1963 kehrte er in die Schweiz zurück. F. setzte sich als überzeugter Pazifist und politischer Ethiker vor allem für eine Charakter-, Sexual- und politische Erziehung ein. Er veröffentlichte u.a. Schule und Charakter. Beiträge zur

Frank Pädagogik des Gehorsams und zur Reform der Schuldisziplin (1907, "1953), Sexualethik und Sexualpädagogik (1907, 6 1952), Angewandte politische Ethik (2 Bde., 1922-24) und Politische Erziehung (1959, 21964). WEITERE WERKE: Technik und Ethik. Leipzig 1905. - Christentum und Klassenkampf. Leipzig 1908,41919. - Autorität und Freiheit. Betrachtungen zum Kulturproblem der Kirche. Kempten 1910,211922.-Schuld und Sühne. München 1911. Trier "1961. - Alte und neue Erziehung. Luzern 1936. LITERATUR: Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. Seine Lebensarbeit in Beiträgen seiner Freunde. Schlüchtern 1921. Ludwig Pilger: F. W. F. als Ethiker, Politiker und Pädagoge. München 1922. - Alfred Dedo Müller (Hrsg.): F. W. F. und die wirkliche Welt. Zürich 1928. - Hermann Görgen: Beiträge zur Geschichte der ethischen Bewegung und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen und pädagogischen Ansichten F. W. F.s bis zum Jahre 1904. Bonn 1933. - Josef Antz/Franz Pöggeler (Hrsg.): F. W. F. und seine Bedeutung für die Pädagogik der Gegenwart. Ratingen 1955. - Herbert Burger: Politik und Ethik bei F. W. F. Bonn 1969. - Max Pascal: Pädagogische und politische Kritik im Lebenswerk F. W. F.s (1869-1966). Stuttgart 1999. Forberg, Friedrich Karl, * 30.8.1770 Meuselwitz bei Altenburg, t 1. 1. 1848 Hildburghausen. F. war aufgrund der Arbeit De aesthetica transcendentali seit 1792 Privatdozent an der Philosophischen Fakultät in Jena, wurde im folgenden Jahr dort Adjunkt und war seit 1797 Konrektor, später Rektor in Saalfeld /Saale. Seit 1802 im gelehrten Hof- und Staatsdienst, wurde er zunächst Archivrat, 1806 Geheimer Kanzleirat in Coburg, 1807 Aufseher der herzoglichen Hofbibliothek. F., Schüler Johann Gottlieb —»Fichtes, veröffentlichte 1798 in dessen „Philosophischem Journal" den Aufsatz Entwickelung des Begriffs Religion, der den Beginn des zur Entlassung Fichtes führenden Atheismusstreites markierte. 1799 verteidigte sich F. mit der Schrift Apologie eines angeblichen Atheismus. WEITERE WERKE Über die Gründe und Gesetze freier Handlungen. Jena/Leipzig 1795. LITERATUR: Heinrich Rickert: Fichtes Atheismusstreit und die kantische Philosophie. Eine Säkularbetrachtung. Berlin 1899. - Anton Wesselsky: F. und Kant. Wien 1913. Formey, Johann Heinrich Samuel, * 31.5. 1711 Berlin, t 8.3.1797 Berlin. Nach theologischen und philosophischen Studien wurde F., der aus einer Familie der französischen Flüchtlinge in Berlin stammte, reformierter Prediger in Brandenburg, wechselte 1737 als Lehrer an das Französische Gymnasium in Berlin und wurde 1739 Philosophielehrer. Bei der Reorganisation der Berliner Akademie als Historiograph herangezogen, wurde er dort 1748 Sekretär, übernahm 1778 noch das Sekretariatsamt bei der Prinzessin Henriette Marie und war seit 1788 Direktor der Philosophischen Klasse der Akademie. Er hatte den Titel eines preuß. Geheimen Rats. F. war ein Anhänger der Philosophie von —»Leibniz und —» Wolff, neigte sich aber auch zum englischen Empirismus. Er repräsentierte die eklektische Richtung der Berliner Akademie. F. veröffentlichte u.a. La belle Wolßenne (6 Bde., 1741-53), Choix des memoires et abrege de l'histoire de l'Academie de Berlin (4 Bde., 1761), Anti-Emile (1763, dt. 1763) und Emile chretien (4 Bde., 1764). WEITERE WERKE: Elementa philosophiae s. medulla Wolfiana. Berlin 1747. - Pensees raisonnables opposees aux pensees philosophiques. Berlin 1749-56. - Le syteme du vrai bonheur. Berlin 1750. - Le philosophic chretien. 4 Bde., Leiden 1750-56. Dt.: Der christliche Philosoph. 4 Bde., Frankfurt/Main 1753-57. - Abrtge" du droit de la nature et des gens de l'oeuvre latin de Wolf. Principes du droit de la nature et des gens. Extrait du grand ouvrage latin de M. de

Wolf. 3 Bde., Amsterdam 1758. - Abrego de l'histoire de la philosophic. 1760. Dt.: Kurzgefaßte Historic der Philosophie. Berlin 1763. - Grundsätze der Sittenlehre. 2 Bde., Berlin 1762. Formstecher, Salomon, * 26. (27.?) 7. 1808 Offenbach/ Main, t 24.4.1889 Offenbach/Main. F. studierte Philosophie, evang. Theologie und Philologie in Gießen, hörte auch naturwissenschaftliche Vorlesungen und wurde 1831 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1832 war er Prediger und Religionslehrer, seit 1842 großherzoglicher Rabbiner in Offenbach. F. beteiligte sich führend an der jüdischen Reformbewegung, trat u. a. für eine radikale Reform des jüdischen Religionsgesetzes ein und nahm an den Rabbinerversammlungen in Braunschweig, Frankfurt/Main, Breslau und Kassel (1844-46) teil. Er war Mitherausgeber der Familienzeitschrift „Freitagabend" und der „Israelitischen Wochenschrift". Sein religionsphilosophisches Hauptwerk Religion des Geistes. Eine wissenschafiliche Darstellung des Judenthums nach seinem Charakter, Entwicklungsgange und Berufe in der Menschheit, das in selbständiger Auseinandersetzung mit dem Frühwerk —> Schellings entstand, erschien 1841. WEITERE WERKE: Mosaische Religionslehre, für die israelitische Religionsschule dargestellt. Gießen 1860. LITERATUR: Bettina Kratz-Ritter: S. F. Ein deutscher Reformrabbiner. Hildesheim u.a. 1991. - Lexikon deutschjüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. München 1999, S. 187-192. Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl, * 12.1. 1806 Osnabrück, t 8.11.1881 Jena. F., dessen Vater Rektor eines Gymnasiums war, studierte in Göttingen, Berlin und München Theologie, Philosophie und Philologie, wurde 1829 promoviert (Über die Denkweise der ältesten Philosophen) und lehrte nach der Habilitation 1829-42 in Heidelberg, die folgenden vier Jahre in Berlin Philosophie, Literaturgeschichte und Psychologie. 1846 wurde er in Jena a. o. Prof., 1860 Honorarprofessor und folgte 1873 Kuno -»Fischer auf dem Lehrstuhl für Philosophie. F. beschäftigte sich auch mit musikwissenschaftlichen Fragen, vor allem mit der antiken griechischen Musik. Auf Anregung des Philologen August Böckh entstand das 1847 veröffentlichte Werk Das musikalische System der Griechen, in dem ihm die Transkription der altgriechischen Notenschrift abschließend gelang. F., der im philosophischen Denken von -»Hegel und -» Fichte beeinflußt war, verfaßte u. a. eine Genetische Geschichte der Philosophie seit Kant (1852). In Die Lücken des Hegeischen Systems der Philosophie. Nebst Andeutung der Mittel, wodurch eine Auffüllung derselben möglich ist fordert er die Rückkehr zu —> Kant. Zu seinen Schriften gehören außerdem System der Psychologie als empirischer Wissenschafi aus der Beobachtung des Innern Sinnes (2 Bde., 1855) und Beiträge zur Psychologie als Wissenschaft aus Speculation und Erfahrung (1875). WEITERE WERKE: Philosophische Meditationen über Plato's Symposion. Heidelberg 1835. - Die Stellung Kants zur Philosophie vor und nach ihm. In: Deutsche Vierteljahrsschrift 4 (1838) S. 91-123. - Darstellung und Kritik der Beweise für das Dasein Gottes. Heidelberg 1840. - Sechs philosophische Vorträge. Jena 1869,21872 LITERATUR: Rudolf Eucken: F. als Religionsphilosoph. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 82 (1883) S. 180-196. - Felix Würffei: K. F. in seinem Verhältnis zum Deutschen Idealismus. Halle 1939. - Heinz Alfred Brockhaus: F., A. R. K. In: NDB 5, 1961, S. 304-305. Frank, Erich, * 6.6.1883 Prag, t 22.6.1949 Amsterdam. F. studierte in Freiburg/Breisgau, Berlin, Wien und Heidelberg, wurde 1911 promoviert (Das Prinzip der dialektischen Synthesis und die Kantische Philosophie) und war

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Frank danach Gymnasiallehrer in Mannheim und Heidelberg. Seit 1923 Privatdozent, seit 1927 apl. Prof. an der Univ. Heidelberg, lehrte er 1928-36 als o. Prof. der Philosophie an der Univ. Marburg (als Nachfolger von Martin —»Heidegger). 1936 wegen seiner jüdischen Herkunft zwangsemeritiert, emigrierte F. 1939 in die USA, wurde Research Associate und 1945 Prof. am Bryn Mawr College in Pennsylvania. 1948/49 war er Prof. an der University of Pennsylvania. F. beschäftigte sich mit der Geschichte der Philosophie, der Geschichts- und Religionsphilosophie und der Metaphysik. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Plato und die sogenannten Pythagoreer (1923, Nachdruck 1962), St. Augustine and Greek Thought (1942), Philosophical Understanding and Religious Truth (1945; dt.: Philosophische Erkenntnis und religiöse Wahrheit, 1950) und Wissen, Wollen, Glauben. Gesammelte Aufsätze zur Philosophiegeschichte und Existenzphilosophie (postum 1955, hrsg. von Ludwig Edelstein). Frank, Philipp, * 20.3.1884 Wien, t 21.7.1966 Cambridge (Massachusetts, USA). F. studierte an der Univ. Wien, habilitierte sich 1909 und wurde 1912 Nachfolger Albert —» Einsteins als Prof. der theoretischen Physik an der Deutschen Univ. in Prag. 1917-38 war er dort o. Prof. und Institutsdirektor, mußte aber 1938 als Jude emigrieren. 1939-53 Prof. an der Harvard University, las F. über Physik und Mathematik und gründete 1948 das „Institute of the Unity of Sciences", dem er als Präsident bis 1965 vorstand. Seit 1953 leitete er Forschungsprojekte der National Science Foundation und der American Academy of Arts and Sciences. F., der dem Wiener Kreis des Logischen Positivismus nahestand, befaßte sich mit dem Grenzgebiet zwischen Philosophie und Naturwissenschaften. Er schrieb u.a. Das Kausalgesetz und seine Grenzen (1932) und Einstein. His Life and Times (1949). LITERATUR: Boston studies in the philosophy of science. Bd. 2: In honor of P. F. Hrsg. v. Robert S. Cohen und Marx Wartofsky. New York 1965. - Expressions of appreciations as arranged in the order given at the memorial meeting for P. F. Harvard University 1966. Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 681-687. Frankl, Wilhelm Maria, * 25.3.1878 Graz, t 6.2. 1933 Mährisch-Trübau. F. studierte Philosophie und klassische Philologie in Graz und wurde 1903 bei Alexius —»Meinong aufgrund der Dissertation Das sogenannte Prinzip der Oekonomie des Denkens soll nach seiner vermeintlichen und nach seiner wirklichen Bedeutung gewürdigt werden promoviert. 1904 wurde er Supplent am k. k. Staatsgymnasium in Görz, 1905 am Stiftsgymnasium in St. Paul im Lavanttal (Kärnten) und 1906 provisorischer Lehrer am k. k. Staatsgymnasium in Mährisch-Trübau. 1925 dem deutschen Staatsgymnasium in Leitmeritz zugewiesen, wurde er 1927 nach MährischTrübau zurückversetzt, jedoch wegen Krankheit beurlaubt und 1929 in den Ruhestand versetzt. F.s philosophisches Interesse galt der Gegenstandstheorie und der auf ihr beruhenden Logik. Er veröffentlichte u.a. Grundzüge einer allgemeinen Wirklichkeitstheorie (1905). Frantz, (Gustav Adolph) Constantin, * 12.9.1817 Börnecke bei Halberstadt, t 2.5. 1891 Blasewitz (heute zu Dresden). F., Sohn eines Pfarrers, studierte Mathematik, Physik, Philosophie und Geschichte in Halle und Berlin. Zunächst als Lehrer tätig, widmete er sich in der Nachfolge -»Hegels und —> Schellings privat dem Studium philosophischer Fragen. 1842 veröffentlichte er Die Philosophie der Mathematik

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und gab 1843 zusammen mit A. Hillert das Werk Hegels Philosophie in Auszügen heraus. F. entwickelte sich später zu einem Gegner von Hegels Staats- und Rechtsphilosophie. 1843-48 war er referierender Literat im preuß. Kultusministerium, unternahm zahlreiche Auslandsreisen und wurde nach der Revolution 1848 mit seinem in Wort und Schrift geäußerten Bekenntnis zum europäischen Föderalismus bekannt. F. war später Sekretär im Außenministerium, arbeitete 1852-56 im preuß. Generalkonsulat für Spanien in Barcelona und nahm auf eigenen Wunsch seinen Abschied. Seit 1873 lebte er als politischer und philosophischer Publizist bei Dresden (u.a. Die Weltpolitik, 3 Bde., 1882/83). Die Rezeption seiner Werke, die von den Zeitgenossen wenig beachtet wurden, setzte verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg ein. Als Antisemit, Pangermanist und Bismarck-Kritiker gilt F. als einer der Vordenker des „Dritten Reiches". Sein philosophisches Hauptwerk ist Schelling's positive Philosophie (3 Bde., 1879/80). Zu seinen staatsphilosophischen Arbeiten zählen Vorschule zur Physiologie des Staates (1857), Kritik aller Parteien (1862) und Die Naturlehre des Staates als Grundlage aller Staatswissenschaft (1870, Neudruck 1960). WEITERE WERKE: Grundsätze des wahren und wirklichen absoluten Idealismus. Berlin 1843. - Speculative Studien. 2 Hefte, Berlin 1843/44. - Philosophismus und Christentum. München 1875. - Der Föderalismus. Mainz 1879. Neudruck 1962. LITERATUR: Erich Wittenberg: F., G. A. C. In: NDB 5, 1961, S. 353-356. - Max Häne: Die Staatsideen des K. F. Gladbach-Rheydt 1929. - L. Sauzin: C. F. In: The Third Reich. London 1955, S. 115-147. - Manfred Ehmer: C. F. Die politische Gedankenwelt eines Klassikers des Föderalismus. Rheinfelden 1988. Frauenstädt, (Christian Martin) Julius, * 17.4.1813 Bojanowo (Prov. Posen), t 13. 1. 1879 Berlin. Nach Abschluß des Theologie- und Philosophiestudiums an der Univ. Berlin (1833-37) war F. Mitarbeiter u.a. der „Hallischen Jahrbücher", der „Vossischen Zeitung" und der „Blätter für literarische Unterhaltung". 1841-52 als Hauslehrer in Adelsfamilien tätig, führte er während der Revolutionszeit ein „Lesecabinet nach Pariser Muster" in Berlin. Nach ersten Einflüssen von —»Kant und —»Hegel war er Schüler und Vertrauter Arthur -» Schopenhauers, der ihn zum Erben u.a. seiner Manuskripte und Verlagsrechte einsetzte. F. besorgte die erste Gesamtausgabe der Werke Schopenhauers (6 Bde., 1873/74). Er veröffentlichte u.a. Die Freiheit des Menschen und die Persönlichkeil Gottes. Ein Beitrag zu den Grundfragen der gegenwärtigen Speculation (1838), Studien und Kritiken zur Theologie und Philosophie (1840), Schelling's Vorlesungen in Berlin. Darstellung und Kritik derselben (1842), Über das wahre Verhältnis der Vernunft zur Offenbarung. Prolegomena zu jeder künftigen Philosophie des Christenlhums (1848), Der Materialismus. Seine Wahrheit und sein Irrthum (1856) und SchopenhauerLexikon. Ein philosophisches Wörterbuch nach Arthur Schopenhauer's sämmtlichen Schriften und handschriftlichem Nachlaß (2 Bde., 1871). WEITERE WERKE: Die Menschwerdung Gottes nach ihrer Möglichkeit, Wirklichkeit und Nothwendigkeit. Mit Rücksicht auf Strauß, Schallerund Göschel. Berlin 1839.-Ästhetische Fragen. Dessau 1853. - Briefe über die Schopenhauer'sehe Philosophie. Leipzig 1854. - Die Naturwissenschaft in ihrem Einfluß auf Poesie, Religion, Moral und Philosophie. Leipzig 1855. - Briefe über natürliche Religion. Leipzig 1858. - Das sittliche Leben. Ethische Studien. Leipzig 1866. - Blicke in die intellectuelle, physische und moralische Welt nebst Beiträgen zur Lebensphilosophie. Leipzig 1869. - Neue Briefe über die Schopenhauer'sehe Philosophie. Leipzig 1876.

Freud LITERATUR: Hermann Berger: J. F. Sein Leben, seine Schriften und seine Philosophie. Rostock 1911. - Henry Walter Brann: J. F. In: Ders.: Schopenhauer und das Judentum. Bonn 1975, S. 76-89. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. München 1999, S. 360-365. Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig), * 8. 11. 1848 Wismar, t 26.7.1925 Bad Kleinen. F., dessen Vater eine von ihm gegründete Mädchenschule leitete, studierte bis 1871 in Jena Mathematik bei Ernst Abbe, Physik bei Karl -> Snell und Philosophie bei Kuno -»Fischer, wechselte dann nach Göttingen, wo er auch Vorlesungen Rudolf Hermann -» Lotzes hörte, beschäftigte sich vor allem mit der Theorie komplexer mathematischer Funktionen und wurde 1873 mit der Arbeit Über eine geometrische Darstellung der imaginären Gebilde in der Ebene promoviert. 1874 habilitierte er sich in Jena für Mathematik (Rechnungsmethoden, die sich auf eine Erweiterung des Größenbegriffs gründen) und war Privatdozent in der Mathematischen Fakultät. 1879 wurde er zum a. o. Prof., 1896 zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt und 1918 emeritiert. Seit 1899 war er Codirektor des Mathematischen Instituts und trug den Titel Hofrat. F. begründete die moderne formale Logik, die er weitgehend ohne historische Vorbilder 1879 in der Begriffsschrift. Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens (Neudruck 1964, 5 1998) vorlegte, und betrieb mathematische Grundlagenforschung. Die Begriffsschrift enthält den ersten vollständigen Kalkül der Logik der Junktoren („wenn", „nicht") und der Quantoren („alle"). Daß der Begriff der Zahl ausschließlich mit Hilfe logischer Begriffe definierbar sei, wollte F. in seinem zweiten Buch Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch-mathematische Untersuchung über den Begriff der Zahl, 1884; kritische Ausgabe, 1986) zeigen. 1891 erschien die logisch-sprachphilosophische Studie Function und Begriff, 1892 der semantische Aufsatz Über Sinn und Bedeutung. In seinen Grundgesetzen der Arithmetik. Begriffsgeschichtlich abgeleitet (2 Bde., 1893-1903, Nachdruck 1962) unternahm F. den Versuch, auch die Gesetze der Arithmetik auf rein logische zu reduzieren, scheiterte jedoch an der Ableitung eines Widerspruchs. Bertrand Russell, mit dem er in regem Briefwechsel stand, machte F. 1902, kurz bevor er den zweiten Band in Druck gab, auf eine Antinomie im ersten Band der Grundgesetze aufmerksam. Folgenreiche wahrheits- und sprechakttheoretische Gedanken formulierte F. in seinem Aufsatz Der Gedanke. Eine logische Untersuchung (in: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus, Bd. 2, 1918). F. gilt als einer der großen Vordenker der analytischen Philosophie. Zu seiner Zeit wenig beachtet, kam es nach seinem Tod mit der Ausarbeitung der mathematischen Logik zu einer „Frege-Renaissance", besonders im angelsächsischen Raum. Die erste umfangreiche Würdigung F.s brachte Russell, der selbst wesentliche Erkenntnisse aus dessen Lehre gewann, in einem Anhang zu The Principles of Mathematics. Ebenso betonten die Philosophen Edmund —»Husserl, Rudolf —»Carnap und Ludwig —»Wittgenstein ausdrücklich die Bedeutung F.s für ihre Forschungen. Auch die Entwicklung der Sprachphilosophie und Linguistik ist durch F.s sprachanalytische Untersuchungen nachhaltig beeinflußt worden. WEITERE WERKE: Ueber die Zahlen des Herrn H. Schubert. Jena 1899. - Funktion, Begriff, Bedeutung. Hrsg. v. Günther Patzig. Göttingen 1962, 71994. - Begriffsschrift und andere Aufsätze. Hrsg. v. Ignacio Angelelli. Hildesheim 1964, 5 1998. - Logische Untersuchungen. Hrsg. v. Günther Patzig. Göttingen 1966, 4 I993. - Kleine Schriften. Hrsg. v. Ignacio Angelelli. Hildesheim 1967,21990. - Nachgelassene Schriften und wissenschaftlicher Briefwechsel. Bd. 1: Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Hans Hermes, Friedrich Kambartel

und Friedrich Kaulbach. Hamburg 1969. 2., rev. Aufl., Hamburg 1983. Bd. 2: Wissenschaftlicher Briefwechsel. Hrsg. v. Gottfried Gabriel, Hans Hermes, Friedrich Kambartel, Christian Thiel u.a. Hamburg 1976. - Schriften zur Logik und Sprachphilosophie. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Gottfried Gabriel. Hamburg 1971, 42001. - G. F.s Briefwechsel mit D. Hubert, E. Husserl, B. Russell, sowie ausgewählte Einzelbriefe F.s. Hrsg. v. Gottfried Gabriel, Friedrich Kambartel und Christian Thiel. Hamburg 1980. - Briefe an Ludwig Wittgenstein. Hrsg. von Allan Janik. In: Grazer Philosophische Studien 33/34 (1989) S. 5-33. - G. F.s politisches Tagebuch. Hrsg. v. Gottfried Gabriel und Wolfgang Kienzier. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 42 (1994) S. 1057-1066. LITERATUR: Matthias Schirn (Hrsg.): Studien zu F. 3 Bde., Stuttgart 1976. - Hans Sluga: G. F. London 1980. - Michael Dummett: The interpretation of F.'s philosophy. London 1981. - Pavel Tichy: The foundations of F.'s logic. Berlin 1988. - Franz von Kutschera: G. F. Eine Einführung in sein Werk. Berlin/New York 1989. - Michael Dummett: F. philosophy of mathematics. Cambridge (Mass.) 1991. - Philosophie und Logik. F.-Kolloquien Jena 1989/1991. Hrsg. v. Werner Stelzner. Berlin u. a. 1993. - Hans D. Sluga: The philosophy of F. 4 Bde., New York 1993. - Bernhard Janßen: „Kants wahre Meinung". F.s realistischer Objektivismus und seine Kritik am erkenntnistheoretischen Idealismus. Münster 1996. - Verena Mayer: G. F. München 1996. - Ulrike Kleemeier: G. F. Kontext-Prinzip und Ontotogie. Freiburg/Breisgau 1997. - Gabriel Falkenberg: Sinn, Bedeutung, Intensionalität. Der Fregesche Weg. Tübingen 1998. - Gottfried Gabriel/Uwe Dathe (Hrsg.): G. F. - Werk und Wirkung. Paderborn 2000. - Lothar Kreiser: G. F. Leben - Werk - Zeit. Hamburg 2001. Freud, Sigmund, * 6.5. 1856 Freiberg (heute Pfibor), t 23.9. 1939 London. „Ich bin am 6. Mai 1856 zu Freiberg in Mähren geboren, einem kleinen Städtchen der heutigen Tschechoslowakei. Meine Eltern waren Juden, auch ich bin Jude geblieben. Von meiner väterlichen Familie glaube ich zu wissen, daß sie lange Zeit am Rhein (in Köln) gelebt hat, aus Anlaß einer Judenverfolgung im vierzehnten oder fünfzehnten Jahrhundert nach dem Osten floh und im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts die Rückwanderung von Litauen über Galizien nach dem deutschen Österreich antrat. Als Kind von vier Jahren kam ich nach Wien, wo ich alle Schulen durchmachte. Auf dem Gymnasium war ich durch sieben Jahre Primus, hatte eine bevorzugte Stellung, wurde kaum je geprüft. Obwohl wir in sehr beengten Verhältnissen lebten, verlangte mein Vater, daß ich in der Berufswahl nur meinen Neigungen folgen sollte. Eine besondere Vorliebe für die Stellung und Tätigkeit des Arztes habe ich in jenen Jugendjahren nicht verspürt, übrigens auch später nicht. Eher bewegte mich eine Art von Wißbegierde, die sich aber mehr auf menschliche Verhältnisse als auf natürliche Objekte bezog und auch den Wert der Beobachtung als eines Hauptmittels zu ihrer Befriedigung nicht erkannt hatte. Indes, die damals aktuelle Lehre Darwins zog mich mächtig an, weil sie eine außerordentliche Förderung des Weltverständnisses versprach, und ich weiß, daß der Vortrag von Goethes schönem Aufsatz "Die Natur,, in einer populären Vorlesung kurz vor der Reifeprüfung die Entscheidung gab, daß ich Medizin inskribierte." So beschreibt F. in einer 1925 publizierten Selbstdarstellung seinen Werdegang. F. immatrikulierte sich 1873 an der Medizinischen Fakultät der Wiener Univ., trat 1877 in das Physiologische Institut von Ernst Brücke ein und wurde 1881 promoviert. Er wurde in dieser Zeit von dem mit ihm befreundeten Wiener Arzt Josef Breuer (auch finanziell) unterstützt. 1882 verlobte sich F. mit Martha Bernays (1861-1951), seiner späteren Frau, und war als Arzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig,

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Freud u. a. auch bei Theodor Meynert in der Psychiatrie. 1885/86 unternahm er eine Studienreise nach Paris, um bei dem Neurologen Jean Martin Charcot an der Salpetriere zu lernen, der vor allem durch seine Hypnoseversuche an Hysterikerinnen zahlreiche Forscher faszinierte. 1886 eröffnete F. eine eigene Praxis in Wien und heiratete seine langjährige Braut. 1887 wurde Mathilde als erstes von sechs Kindern geboren. F. begann seine Korrespondenz mit dem Berliner Hals-NasenOhren-Arzt Wilhelm Fließ, dem entscheidenden Gesprächspartner während der späteren Selbstanalyse. 1889 reiste er zu dem französischen Internisten Hippolyte Bernheim nach Nancy, dem Begründer der medizinischen Suggestionslehre und Wegbereiter der Psychotherapie. F. entlehnte vor allem von Bernheim das psychodynamische Modell von Widerstand und Übertragung. Dieser begriff die Krankheit als eine neurophysiologische Fehlregulation, wonach pathogene Autosuggestionen einen unheilvollen Widerstand gegen Suggestionen von außen aufbauen und eine Korrektur der Fehleinstellung verhindern. Bernheim definierte den Übertragungsweg der Suggestion analog zum neurophysiologischen Reflexmodell: die (Wort-)Suggestion verläuft zentripetal zum Gehirn, dort wird sie - sofern der Empfänger seine Kritik ausgeschaltet hat, d. h. die Suggestion „glaubt" automatisch zentrifugal in eine Körperbewegung umgesetzt, wobei auch vegetative Funktionen, wie Herzschlag, Verdauung oder Monatsblutung therapeutisch beeinflußt werden können. Somit wurde erstmals das gesprochene Wort zum Hauptinstrument der Psychotherapie erklärt: „das Wort allein genügt" (Bernheim). F. wandte nun in seiner nervenärztlichen Praxis die (hypnotische bzw. kathartische) Suggestivtherapie an. 1891 zog er in die Wohnung Berggasse 19 in Wien ein, in der er bis zu seiner Emigration 1938 lebte und arbeitete. 1895 erschienen, nach einer Reihe bedeutender neurologischer und psychologischer Schriften, die mit Josef Breuer verfaßten Studien über Hysterie. Erstmals gelang ihm in diesem Jahr die umfassende Analyse eines eigenen Traumes („Irma-Traum"), auch wurde Anna F., die später das Werk ihres Vaters fortsetzen und die Kinderpsychoanalyse begründen sollte, als sechstes Kind geboren. 1896 starb F.s Vater; als „Reaktion" darauf wandte er sich - von schweren (vermutlich) psychosomatischen Störungen heimgesucht der selbstanalytischen Traumdeutung zu. Ein Ergebnis davon war, daß F. 1897 die „Verführungstheorie" (Lehre vom pathogenen Trauma) bei den Abwehrneurosen durch den „Ödipuskomplex" (Lehre von der pathogenen Wunscherfüllung) ersetzte. 1900 erschien F.s Hauptwerk Die Traumdeutung. Die Freundschaft mit Fließ, seinem „Alter ego" während der Selbstanalyse, zerbrach ein Jahr später. In seinem Hauptwerk stellt F. die Resultate seines selbstanalytischen Prozesses dar und begründet damit die Psychoanalyse. Schritt für Schritt entwickelt er hier am Leitfaden seiner eigenen Träume seine Lehre mit einer eigentümlichen Logik, die in seiner „Traumpsychologie" gipfelt. Dort werden erstmals die grundlegenden Begriffe der frühen Psychoanalyse und ihrer „Metapsychologie" definiert: „psychischer Apparat", „Regression", „Primär- und Sekundärvorgang", „infantiler Wunsch", „Ödipus(-Hamlet)", das „Unbewußte" als psychische Realität. Seit 1902 tagte die „Psychologische Mittwoch-Vereinigung" in F.s Wohnung, um die neue Deutungskunst zu diskutieren und an verschiedenen Gegenstandsbereichen zu erproben. 1908 fand der erste Internationale Psychoanalytische Kongreß in Salzburg statt. 1909 reiste F. mit seinen Schülern Carl Gustav —»Jung und Sandor Ferenczi in die USA, wo er an der Clark University Vorlesungen über die Psychoanalyse hielt. 1910 wurde das „Zentralblatt für Psychoanalyse" sowie die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (= IPV, Präsident C. G. Jung) gegründet, 1912 die

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Zeitschrift „Imago". Es kam nun zu ersten „Abfallbewegungen" unter F.s Anhängern (Alfred —»Adler, Wilhelm Stekel). Jung, der Zürcher Psychiater, trat 1914 als Präsident der IPV zurück. Zum letzten Mal hielt F. seine „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse" in den Wintersemestern 1915/16 und 1916/17. 1919 erfolgte die Gründung des Internationalen Psychoanalytischen Verlags. F. führte den „Todestrieb" in seiner Schrift Jenseits des Lustprinzips (1920) ein, revidierte damit die Wunscherfüllungstheorie und gelangte somit zu dem Triebdualismus von Eros und Todestrieb. 1923 wurde ein Krebs am harten Gaumen diagnostiziert; F. mußte sich einer radikalen Operation unterziehen, die Nasen- und Rachenraum miteinander verband und das Tragen einer Prothese notwendig machte. (Bis zu seinem Lebensende wurde er dreiunddreißigmal operiert.) In dieser Zeit modifizierte Freud die Struktur des „psychischen Apparates" durch die Begriffe des Ich, Es und Über-Ich. 1930 erhielt er den Goethepreis der Stadt Frankfurt, seine höchste Auszeichnung. 1933 wurden auch Bücher F.s von den Nationalsozialisten in Berlin verbrannt. Die Deutschen Psychoanalytischen Vereinigungen mußten sich während der nationalsozialistischen Herrschaft auflösen. F. arbeitete in den folgenden Jahren u. a. am Moses-Thema. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten am 11.3.1938 in Österreich emigrierte er mit seiner Frau und seiner Tochter Anna nach London. 1939 verschlimmerte sich die Krankheit; er schreibt an seine Gönnerin Marie Bonaparte: „Das Radium hat wieder etwas aufzufressen begonnen, unter Schmerzen und Vergiftungserscheinungen, und meine Welt ist wieder was sie früher war, eine kleine Insel Schmerz schwimmend auf einem Ozean von Indifferenz." Er bat schließlich seinen „Leibarzt" Max Schur, sein Leben mit einer Morphium-Injektion zu beenden. Auf dem Feld der Psychotherapie hatte die („orthodoxe") F.sche Vereinspsychoanalyse von jeher mit anderen „Schulen" zu konkurrieren, die sich mehr oder weniger stark von ihr absetzten. So beschränkt die Reichweite der von F. initiierten „psychoanalytischen Bewegung" auch blieb, so sehr infiltrierte ihr Impetus die Medizin insgesamt: die Idee der Psychosomatik tauchte auf, der Umgang mit dem Patienten schien reformbedürftig, die Bedeutung seiner subjektiven Lebensgeschichte für den Prozeß der Krankheit und der Gesundung wurde thematisiert. Beispielhaft sei hier nur auf Georg Groddeck, Wilhelm -» Reich und Viktor von Weizsäcker verwiesen, welche in der Pionierzeit der Psychosomatik die unterschiedlichsten Konzepte verfochten und sich dabei alle auf Freud beriefen. F. (in mehr oder weniger verkürztpopularisierter Form) scheint heute jedoch weit über Medizin und Psychologie hinaus allgegenwärtig zu sein, insbesondere in unserer alltäglichen Vorstellungswelt, unserem kollektiven Bewußtsein. WEITERE WERKE: Ausgaben: The Standard Edition of the Complete Psychological Works of S. F. 24 Bde., London 1953-74. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Anna Freud/ Edward Bibring/Wilhelm Hoffer/Ernst Kris/Otto Isakower; unter Mitwirkung von Marie Bonaparte/Georg von Griechenland. Bd. 1-18, Frankfurt/Main 4-31976-83. - Studienausgabe. 10 Bde. Hrsg. v. Alexander Mitscherlich u.a. 3.-9. korr. Aufl. Frankfurt/Main 1980/81. Mit einem Ergänzungsband: Schriften zur Behandlungstechnik. 1975. Wichtige Schriften, die nicht in den Werkausgaben enthalten sind: Beitrag zur Kenntnis der Cocawirkung. In: Wiener Medizinische Wochenschrift 35 (1885) S. 129-133. Zur Auffassung der Aphasie. Eine kritische Studie. Wien 1891. - Die Infantile Cerebrallähmung. In: Hermann Nothnagel (Hrsg.): Specielle Pathologie und Therapie. 9. Bd., 3. Tl., 2. Abt. Wien 1897. - Briefausgaben: S. F./Arnold Zweig: Briefwechsel. Hrsg. v. Ernst L. Freud. Frankfurt/ Main 1969. - S. F./C. G. Jung, Briefwechsel. Hrsg. v.

Freyer William McGuire/Wolfgang Sauerländer. Frankfurt/Main 1974. - S. F., Briefe 1873-1939. Ausgewählt und hrsg. v. Ernst Freud/Lucie Freud. 3. korr. Aufl. Frankfurt/Main 1980. - Georg Groddeck/S. F.: Briefwechsel. Wiesbaden/ München 1985. - S. F., Briefe an Wilhelm Fließ 1887-1904. Ungekürzte Ausgabe. Hrsg. v. Jeffrey Moussaieff Massen. Frankfurt/Main 1986. LITERATUR: Bibliographien: Alexander Grinstein: The Index of Psychoanalytical Writings. Vol. 1-14, New York 1956-75. - Alexander Grinstein: S. F.'s Writings. A Comprehensive Bibliography. New York 1977. - Sigmund-FreudKonkordanz und -Gesamtbibliographie. Zusammengestellt v. Ingeborg Meyer-Palmedo. 3. korr. Aufl. Frankfurt/Main 1980. - Biographien: Max Schur: S. F. Leben und Sterben. Aus dem Amerikanischen v. Gert Müller. Frankfurt/Main 1973. - S. F. Sein Leben in Bildern und Texten. Hrsg. v. Ernst Freud/Lucie Freud/Ilse Grubrich-Simitis. Mit einer biographischen Skizze von Kurt R. Eissler. Frankfurt/Main 1976. - Ronald W. Clark: S. F. Aus dem Englischen von Joachim A. Frank. Frankfurt/Main 1981. - Ernest Jones: Das Leben von S. F. Aus dem Englischen v. G. MeiliDworetzki, unter Mitarbeit v. Katherine Jones. 3 Bde., Bern/ Stuttgart 31982. - Zur Geschichte und Interpretation der Psychoanalyse: Henri F. Ellenberger: Die Entdeckung des Unbewußten. Ins Deutsche übertragen v. Gudrun TheusnerStampa. 2 Bde., Bern/Stuttgart/Wien 1973. - Jean Laplanche/Jean-Bertrand Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse. 2 Bde. Aus dem Französischen v. Emma Moersch. Frankfurt/Main 1973. - Paul Ricoeur: Die Interpretation. Ein Versuch über F. Aus dem Französischen v. Eva Moldenhauer. Frankfurt/Main 1974. - Didier Anzieu: L'autoanalyse de F. et la dicouverte de la psychoanalyse. 2 Bde. Nouv. ed. Paris 1975. - Paul Roazen: S. F. und sein Kreis. Eine biographische Geschichte der Psychoanalyse. Bergisch Gladbach 1976. - Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Hrsg. v. Herman Nunberg/Ernst Federn. 4 Bde., Frankfurt/Main 1976-81. - Frank J. Sulloway: F., Biologe der Seele. Jenseits der psychoanalytischen Legende. Köln-Lövenich 1982. - Heinz Schott: Zauberspiegel der Seele. S. F. und die Geschichte der Selbstanalyse. Göttingen 1985. - Alfred Schöpf: S. F. und die Philosophie der Gegenwart. Würzburg 1998. Heinz Schott Freudenthal, Jacob, auch Jakob, * 20.6.1839 Bodenfelde/Weser, t 1.6. 1907 Schreiberhau. Aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammend, studierte F. seit 1858 in Breslau Theologie, später in Göttingen Philosophie und Philologie. 1863 wurde er aufgrund der Arbeit Über den Begriff des Wortes ( bei Aristoteles zum Dr. phil. promoviert und 1864 als Lehrer für klassische Sprachen und Religionsphilosophie an das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau berufen. 1875 habilitierte sich F. an der dortigen Univ. für Philosophie und erhielt 1879 eine außerordentliche, 1888 eine ordentliche Professur. Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften reiste er 1888 nach England, um ältere englische Philosophie zu studieren. 1898 hielt er sich zu Spinoza-Studien in den Niederlanden auf. F. wurde zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er schrieb u. a. Spinoza. Sein Leben und seine Lehre (Bd. 1: Das Leben Spinozas, 1904; 21927) und gab Die Lebensgeschichte Spinoza 's in Quellenschriften, Urkunden und nichtamtlichen Nachrichten, 1899) heraus. WEITERE WERKE: Die durch Averroes enthaltenen Fragmente Alexanders zur Metaphysik des Aristoteles. Berlin 1885. - Über die Theologie des Xenophanes. Breslau 1886. Immanuel Kant. Breslau 1904. LITERATUR: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 7. München 1999, S. 437-441.

Frey, Janus Cäcilius (Johannes), * um 1580 Kaiserstuhl (Kt. Aargau), t 1.8.1631 Paris. F. erhielt Anfang des 17. Jh. am Collegium Montaigu in Paris eine Professur für Philosophie. Durch seine glänzenden Vorträge und sein reiches Wissen erwarb er sich hohes Ansehen. Nachdem F. zudem noch ein medizinisches Studium aufgenommen hatte, das er 1618 mit der Promotion abschloß, hielt er seit 1622 auch medizinische Vorlesungen. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, daß er als Mediziner praktisch tätig war. F. hat nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten (Opera, 1645; Opuscula varia, 1646) abgefaßt, sondern ist auch als Dichter von Anagrammen u. a. poetischen Spielereien bekannt geworden. Die griechische Philosophie erklärte er als eine Ableitung der Philosophie der Druiden (Philosophia Druidarum). In Via ad divas scientias artesque, linguarum notitiam, extemporaneos sermones nova et expedita (1628) entwickelt F. eine Art Pädagogik nach den Grundsätzen des Raimundus Lullus. 1631 wurde er Opfer einer Pestepidemie. WEITERE WERKE: Universae philosophiae compendium ad mentem et methodum concinnatum. Paris 1633. - Mens: Hie prima humanae sapientiae fundamenta axiomata astruunctur. Jena 1689. LITERATUR: A. Schumann. F. In: ADB 7, 1878, S. 361-362. Freyer, Hans, * 31.7.1887 Leipzig, t 18.1.1969 Wiesbaden. F. studierte in Greifswald und Leipzig Theologie, Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie und wurde 1911 promoviert. Durch seine von der Lebensphilosophie beeinflußten frühen Schriften wirkte er auf die deutsche Jugendbewegung ein. 1920 habilitierte er sich und erhielt zwei Jahre später eine Professur für Philosophie in Kiel. 1925 kehrte er in seine Heimatstadt Leipzig zurück, wo er den ersten Lehrstuhl für Soziologie in Deutschland übernahm, den er bis 1948 innehatte, und begründete eine stark historische soziologische Schule. 1938-44 war er zugleich Gastprofessor und Leiter des Deutschen Kulturinstituts in Budapest. F. ließ sich 1948 in Wiesbaden als Mitarbeiter des Brockhaus-Verlags nieder und lehrte 1953-55 in Münster, wo er auch emeritiert wurde. Schon 1954 als Gastprofessor in Ankara, war er nach seiner Emeritierung wiederholt dort tätig und half beim Aufbau eines soziologischen Instituts. F. stand in den Traditionen von -> Hegel und -»Dilthey. In dem 1930 erschienenen Buch Soziologie als Wirklichkeitswissenschafl. Logische Grundlegung des Systems der Soziologie (21964) unternahm er den Versuch einer philosophischen Grundlegung der Soziologie durch eine Historisierung ihrer Kategorien, um sie zu einer „vollwertigen Wissenschaft" zu machen. Die soziologische „Wirklichkeitswissenschaft" mit dem Status einer „Ethoswissenschaft" sah er als „Nachkommin, vielfach Erbin der Geschichtsphilosophie". Die Notwendigkeit eines führergelenktes Staates, der einen „Stufenbau aus Über- und Unterordnungen" herstellt, begründete F. in seinem Buch Der Staat (1925, 21926) beinahe ausschließlich mit metaphysischen Argumenten. Einen kollektiven Freiheitsbegriff, nach dem der Mensch nur frei ist, „wenn er in einem konkreten Gemeinwillen steht" und die individuelle Freiheit zum Schütze der „Volksgemeinschaft" einzuschränken sei, propagierte er auch in der Schrift Die Revolution von rechts (1931). In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg übte er mit seinen weit ausgreifenden und sprachmächtig vorgetragenen zivilisationskritischen Zeitanalysen (Weltgeschichte Europas, 2 Bde., 1948, 21954; Theorie des gegenwärtigen Zeilalters, 1955, 31961) nachhaltigen Einfluß auf die intellektuelle Diskussion in Deutschland aus. WEITERE WERKE: Antäus. Grundlegung einer Ethik des bewußten Lebens. Jena 1918,21922. - Die Bewertung der Wirtschaft im philosophischen Denken des 19. Jahrhunderts. Leipzig 1921,21939. - Prometheus. Ideen zur Philosophie

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Freytag Löringhoff der Kultur. Jena 1923. -Theorie des objektiven Geistes. Eine Einleitung in die Kulturphilosophie. Leipzig 1923, 31934. Einleitung in die Soziologie. Leipzig 1931. - Herrschaft und Planung. Zwei Grundbegriffe der politischen Ethik. Hamburg 1933. - Pallas Athene. Ethik des politischen Volkes. Jena 1935. - Über Fichtes Macchiavelli-Aufsatz. Leipzig 1936. - Die politische Insel. Eine Geschichte der Utopien von Platon bis zur Gegenwart. Leipzig 1936. - Gesellschaft und Geschichte. Leipzig 1937. - Macchiavelli. Leipzig 1938. - Schwelle der Zeiten. Beiträge zur Soziologie der Kultur. Stuttgart 1965. - Herrschaft, Planung und Technik. Aufsätze zur politischen Soziologie. Hrsg. und kommentiert v. Elfriede Üner. Weinheim 1987. LITERATUR: Dietrich Willers: Verzeichnis der Schriften von H. F. Darmstadt 1966. - Otthein Rammstedt: Deutsche Soziologie 1933-1945. Die Normalität einer Anpassung. Frankfurt/Main 1986. - Jerry Z. Muller: The Other God that Failed. H. F. and the Deradicalization of German Conservatism. Princeton, N.J. 1987. - Elfriede Üner: Soziologie als „geistige Bewegung". H. F.s System der Soziologie und die „Leipziger Schule". Weinheim 1992. - Thomas Gil: Kritik der Geschichtsphilosophie. L. von Rankes, J. Burckhardts und H. F.s Problematisierung der klassischen Geschichtsphilosophie. Stuttgart 1993. - Hartmut Remmers: H. F.: Heros und Industriegesellschaft. Studien zur Sozialphilosophie. Opladen 1994. - Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, * 11.6.1912 Bilderlingshof bei Riga, t 28.2. 1996 Tübingen. F. L. studierte an den Universitäten Greifswaid und München Mathematik, Physik, Chemie, Musikwissenschaft und Philosophie, war Schüler von Günther ->Jacoby und wurde 1936 in Greifswald zum Dr. phil. promoviert (Zum Problem der „mathematischen Existenz", veröffentlicht unter dem Titel Die ontologischen Grundlagen der Mathematik, 1937). 1944 habilitierte er sich in Freiburg/Breisgau (Die Leistungen der Logik und die logischen Leistungen der Logistik}, wurde 1948 Dozent, 1955 apl. Prof. der Philosophie und war 1985 Prof. an der Univ. Tübingen. F.-L. beschäftigte sich vor allem mit Logik, der Philosophie der Mathematik und Sprachphilosophie. Die auf der klassischen aristotelischen Logik basierende Begriffslogik stellte für ihn die grundlegende Logik dar. Eine weiterentwickelte aristotelische Logik hielt er für den Einsatz bei Computern geeigneter als algebraartige Kalküle. 1957 rekonstruierte er aus Skizzen Wilhelm Schickards Tübinger Rechenmaschine von 1623 und wies damit nach, daß dieser schon vor Pascal und —> Leibniz die erste funktionierende Rechenmaschine gebaut hat. F. L. veröffentlichte u. a. Gedanken zur Philosophie der Mathematik (1948), Logik. Ihr System und ihr Verhältnis zur Uigistik (1955, 51972), Logik (Bd. 2: Definitionstheorie und Methodologie des Kalkülwechsels, 1967), Neues System der Logik. Symbolisch-symmetrische Rekonstruktion und operative Anwendung des aristotelischen Ansatzes (1985) und Zur Gegenwart und Zukunft der Tübinger Logik (1990). WEITERE WERKE: Werbung für Philosophie. Meisenheim/ Glan 1973. - Wilhelm Schickard und seine Rechenmaschine von 1623. Tübingen 1987. LITERATUR: Johann-Michael von Petzinger: Schriftenverzeichnis von B. v. F. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 31 (1977) S. 457-461. - Arnold Schmidt: Philosophische Grundlagen der Logistik. Thesen zu B. Baron v. F. L. und ihre Diskussion. In: Symphilosophein. Viertes Symposium. Bericht über den 3. Deutschen Philosophenkongreß in Bremen 1950. München 1952, S. 161-203. - Walter Gölz: B. v. F. L. 65 Jahre alt. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 31 (1977) S. 455-457.

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Frick, Karl, * 4. 11. 1856 Levis (Vorarlberg), t 1.7.1931 Feldkirch (Vorarlberg). F. trat 1872 in Gorheim in die Gesellschaft Jesu ein, setzte das Noviziat in Exaten fort und absolvierte die Ordensstudien der Philosophie in Wijnansrade und Blyenbeck, die der Theologie in Ditton Hall (Großbritannien). Seit 1879 nahm er verschiedene Aufgaben innerhalb seines Ordens wahr, wirkte 1890-1904 als Prof. der Philosophie, 1897-1903 als Rektor des Ignatiuskollegs in Valkenburg und amtierte sechs Jahre lang als Oberer in Luxemburg sowie als Direktor der kath. Missionen. 1909 zog sich F. aus Krankheitsgründen nach Feldkirch zurück, war dann bis 1918 schriftstellerisch in Valkenburg tätig und lehrte bis 1928 als Prof. der Philosophie in Valkenburg, Feldkirch und Pul lach. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Logica (1893, 71931) und Ontologia sive Metaphysica generalis (1894, 71934). Friedländer, Salomo, Pseud. Mynona, * 4.5.1871 Gollantsch (Posen), t 9.9.1946 Paris. Der einer Arztfamilie entstammende F. studierte seit 1894 Medizin an der Univ. München, anschließend Zahnmedizin in Berlin, wo er sich 1896 der spekulativen Philosophie zuwandte. 1897 ging er an die Univ. Jena, um Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren. 1902 wurde er dort zum Dr. phil. promoviert und lebte seit 1906 als freier Schriftsteller in Berlin; er war u.a. mit Samuel —»Lublinski, Eise Lasker-Schüler und Herwarth Waiden befreundet. F. veröffentlichte seine Werke vor allem in den expressionistischen Zeitschriften „Der Sturm" und „Die Aktion" sowie in den „Weissen Blättern" in Zürich. 1919 gab er zusammen mit Anselm Ruest die Zeitschrift „Der Einzige" als Organ des von ihm mitbegründeten Stirnerbundes heraus. Nach Groteskensammlungen und einer Biographie von Friedrich -> Nietzsche (1911) erschien 1918 F.s philosophisches Hauptwerk Schöpferische Indifferenz (21926), in dem er seine Polaritätsphilosophie darlegte, die er als absolute Freiheitslehre und immoralistische Ethik betrieb. 1933 emigrierte F. nach Paris und arbeitete u.a. für die Exilzeitschriften „Die Sammlung" und „Pariser Tagblatt". WEITERE WERKE: Der Philosoph Ernst Marcus als Nachfolger Kants. Leben und Lehre. Ein Mahnruf. Essen 1930. LITERATUR: Klaus H. Kiefer: Avantgarde - Weltkrieg - Exil. Materialien zu Carl Einstein und S. F./M. Frankufrt/Main 1986. - Peter Cardorff: F. (M.) zur Einführung. Hamburg 1988. - Manfred Kuxdorf: Der Schriftsteller S. F., M. Kommentator einer Epoche. Frankfurt/Main u.a. 1990. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München 2000, S. 148-167. Friedmann, (Adolph) Hermann, * 11.4.1873 Biatystok, t 25.5.1957 Heidelberg. Der einer deutsch-baltischen Familie entstammende F., Sohn eines Finanzfachmannes, studierte zunächst Rechtswissenschaften und Geschichte in Dorpat und Heidelberg, dann Naturwissenschaften und Philosophie an der Univ. Berlin, wo er zum Friedrichshagener Kreis um Rudolf -»Steiner u.a. gehörte. 1897 in Heidelberg zum Dr. phil. promoviert, wirkte F. 1898-1902 als Rechtsanwalt in Basel, lebte 1906-34 in Helsinki, hatte dort 1931-34 einen Lehrauftrag für Philosophiegeschichte und war Rechtsberater des russischen Generalgouverneurs in Finnland sowie von Industrieunternehmen. Seit 1934 lebte F. in Großbritannien, war nach dem Zweiten Weltkrieg in der internationalen Schriftstellergemeinschaft (PEN) tätig, übernahm 1946 den Vorsitz der deutschen PENGruppe in London und wurde 1951 Ehrenpräsident des deutschen PEN-Zentrums in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1950 hielt er als Honorarprofessor Vorlesungen über Naturphilosophie und Völkerrecht an der Univ. Heidelberg. F. entwarf ein philosophisches System, das Wissenschaft

Friedrich und Gesellschaft in einen normativen Wechselbezug bringen soll. 1925 erschien sein grundlegendes Werk Die Welt der Formen. System eines morphologischen Idealismus (21930), 1950 seine Autobiographie Sinnvolle Odyssee. Geschichte eines Lebens und einer Zeit. WEITERE WERKE: Die Konvergenz der Organismen. Eine empirisch begründete Theorie als Ersatz für die Abstammungslehre. Berlin 1904. - Über ein physikalisches Endlichkeitsprinzip und den allgemeinsten Ausdruck der Naturgesetzlichkeit. Jurjew-Dorpat 1905. - Epilegomena. Zur Diagnose des Wissenschafts-Zeitalters. München 1954. LITERATUR: Friedrich Kuntze: Der morphologische Idealismus. München 1929. - Erich Rudolf Jaensch: Zur Auseinandersetzung mit H. F.s morphologischen Idealismus. In: Zeitschrift für Psychologie 120 (1931) S. 106-113. - W. Böhm: H. F. Wissenschaft und Symbol. In: Philosophisches Jahrbuch 61 (1951) S. 229-240. - Manfred Büttner: F., A. H. In: NDB 5, 1961, S. 457-458. Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen, * 24.1.1712 Berlin, t 17.8. 1786 Potsdam. Das historische Urteil über die Gestalt dieses in jeder Hinsicht außerordentlichen und bedeutenden Monarchen ist seit seinen Lebenszeiten kontrovers. Widersprüchlich aber waren die Persönlichkeit F. und sein Regiment selbst. Wie kein anderer Monarch seiner Zeit war er bewundert und gehaßt, verehrt und gefürchtet, auf distanzierte Weise populär und einsam. Wie auf keine andere Herrschaft als die seine paßt der in sich widersprüchliche Begriff „aufgeklärter Absolutismus"; wie bei keinem anderen verbanden sich bei ihm Feldherrn-, Künstler- und Literatentum, Pflichtbewußtsein, Fleiß, Rücksichtslosigkeit in den Anforderungen an sich selbst und an andere, Ehrgeiz und Zynismus; wie kein anderer übte er ein persönliches Regiment aus. Widersprüchlich auch das „friderizianische" Preußen: eine überanstrengte „Großmacht" auf zu schmaler materieller Grundlage, ein in mancher Hinsicht als Leitbild dienender, aber auch gefurchteter und heftig kritisierter Militär- und Verwaltungsstaat. Ein expansiver Machtstaat, auf den sich in Deutschland und Europa ebenso große Erwartungen wie Sorgen richteten, der jedoch zwei Jahrzehnte nach dem Tod seines großen Königs eine vernichtende politische und militärische Niederlage erfuhr, die die Katastrophe des friderizianischen Regierungssystems bedeutete. Gleichwohl ist F. die Symbolgestalt Preußens geblieben. Die Jugendgeschichte F.s hat zu vielen wissenschaftlichen Deutungen, literarischen und populären Darstellungen und Versuchen Anlaß gegeben, in ihr einen Schlüssel für die Erklärung seines späteren Handelns zu finden. Kein Zweifel, daß die strenge, ja gewalttätige Erziehung durch den Vater bei ihm tiefe Verletzungen hinterlassen hat. Friedrich Wilhelm L, ein jähzorniger Familienpatriarch, tiefreligiöser Pflichtenmensch von derben Umgangsformen, Herrscher, Verwalter und Schulmeister seiner Länder, seiner Untertanen und seiner Familie, war im Widerspruch zu seinem Vorgänger, dem ersten Träger der preuß. Königskrone, und dessen barockem Herrschaftsstil bestrebt, durch rigorose Sparsamkeit und rücksichtslose Inanspruchnahme aller dürftigen Ressourcen das brandenburgisch-preußische Länderkonglomerat zu einer „considerablen" europäischen Macht zu entwickeln. Diesem Ziel ordnete er auch die Erziehung des Thronfolgers, das Leben seiner Familie in der Uneleganz eines sparsamen und prosaischen Haushalts, die Eheschließungen seiner zahlreichen Kinder unter. Der Versuch F.s, sich 1730 dem Druck des Vaters und königlichen Korporals, der ihn zum guten Christen und zum Soldaten machen wollte, durch die Flucht nach England zu entziehen, führte zur Katastrophe: Gefangensetzung auf der Festung Küstrin, lange Verhöre wegen Desertation und Hochverrat, Hinrichtung des Freundes Hans Hermann von Kalte vor den

Augen des Kronprinzen, dessen Thronverzicht der König freilich nicht erreichte. F. war gezwungen, in subalterner Stellung bei der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin zu arbeiten, wurde 1732 Chef eines Infanterieregiments in Ruppin und mußte im selben Jahre die von seinem Vater ausgewählte Prinzessin Elisabeth Christine von BraunschweigBevern heiraten, während seine Mutter, Sophie-Dorothea, Tochter Georgs I. von England, für ihn und F.s Schwester Wilhelmine eine englische Doppelhochzeit angestrebt hatte. F. vermied nunmehr offene Konflikte und möglichst jede Begegnung mit seinem Vater, stellte sich ihm als gehorsamer und pflichteifriger Sohn dar: ein Verhalten berechnender Klugheit, entschlossener Selbstbehauptung und des Abwartens, hinter dem sich das Ruhmverlangen und der Ehrgeiz einer starken Persönlichkeit verbargen. Nach der Eheschließung (1732) konnte er einen eigenen Haushalt führen und Freunde um sich versammeln, 1736 Schloß Rheinsberg beziehen und ausbauen und eine Geselligkeit pflegen, wie es sie im nüchternen Militär- und Verwaltungsstaat des „Soldatenkönigs" sonst nicht gab. Musik, Theater, Literatur, geistreiche französische Konversation bestimmten den Tag, dazu aber auch ein intensives, freilich etwas wahlloses Selbststudium des hochbegabten Kronprinzen, der bis dahin keine gründliche intellektuelle Ausbildung erfahren hatte. Er las kein Latein, sprach zeit seines Lebens schlechtes Deutsch, schrieb auch das Französische nicht fehlerfrei. Die von ihm geschätzten antiken Schriftsteller kannte er in französischer Übersetzung; seine philosophischen und persönlichen Briefe, seine historischen und staatsphilosophischen Werke verfaßte er in französischer Sprache. F. hat nie ein positives Verhältnis zur deutschen Literatur gewonnen; die Kenntnislosigkeit und Geringschätzung, die aus seiner Schrift De la litterature Allemande (1780) spricht, ist ein Ärgernis schon für Zeitgenossen gewesen und für die deutsche Nachwelt geblieben. Gewiß war F. als Philosoph, Kriegs- und Zeithistoriker und Komponist nicht originell, unter den europäischen Herrschern seiner Zeit gleichwohl eine Ausnahmeerscheinung: In seinem Denken der (vornehmlich französischen) Aufklärung, in seinem Kunstgeschmack dem Rokoko zugehörig, ein Rationalist und Deist, ohne auf ein System festgelegt zu sein, ein Fürst, der Flöte spielte und komponierte und der (1739) einen Antimachiavell schrieb, in dem er das ideale und hochmoralische Bild eines aufgeklärten Herrschers entwarf. Daß eben dieser Fürst ein Jahr später - sein Vater starb am 30. Mai - seine Herrschaft ganz „machiavellistisch" mit dem auf fragwürdige Erbansprüche sich berufenden Einfall in Schlesien (16.10. 1740) begann, erklärt sich aus dem aufgestauten Handlungswillen und dem Ruhmverlangen des jungen Königs, aus der Verfügung über eine große, gut ausgebildete Armee und aus der politischen Situation, die mit dem Tod Kaiser Karls VI. (20. Oktober) eintrat. In zahlreichen internationalen Verträgen hatte dieser die Nachfolge seiner Tochter Maria Theresia in allen habsburgischen Ländern abzusichern versucht; trotzdem wurden nun von mehreren Seiten territoriale Ansprüche erhoben, die zum Österreichischen Erbfolgekrieg führten. Aus ihm sind Preußen, Österreich und das europäische Mächtesystem verändert hervorgegangen - die Länder des Hauses Habsburg innerlich gefestigt und reformbereit, Preußen durch den Erwerb Schlesiens zu einer der großen Mächte geworden, die Mitte Europas politisch gestärkt. Deutschland allerdings durch den „Dualismus" der beiden Vormächte belastet, der jede Reform der Reichsverfassung verhindert hat. Preußen hat den Besitz seiner neuen Provinz Schlesien in zwei weiteren Kriegen behaupten müssen, deren letzter den Staat F.s an den Rand der Katastrophe führte. Nach dem schnellen Erfolg im 1. Schlesischen Krieg (1740-42) rückte F., als Österreich zum erfolgreichen Angriff auf seine anderen Gegner (Bay-

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Friedrich ern, Frankreich) übergegangen war, 1744 in Böhmen ein. Bei seiner Rückkehr aus dem wechselvollen, schließlich durch bedeutende Siege über die österr. und sächsischen Heere entschiedenen 2. Schlesischen Krieg (Friede von Dresden, 25.12.1745) soll er in Berlin zuerst als „der Große" begrüßt worden sein. Politische Entscheidungskraft und kriegerischer Ruhm - er hatte seine Armeen persönlich befehligt - trugen ihm europäische Bewunderung ein, ebenso die schon 1740 begonnenen und nun verstärkt fortgeführten Reformen im Justizwesen (Aufhebung der Folter, Reform des Zivilprozeßrechts), im Wirtschaftsleben (Kanalbau, Ansiedlung von Kolonisten, Bauernschutz), Erneuerung und Ausbau der Berliner Akademie der Wissenschaften, die einen dominierend französischen Charakter erhielt, verstärkte Bautätigkeit in Berlin und Potsdam, wo F. in dem neuerrichteten Schoß Sanssouci eine berühmt gewordene Tafelrunde um sich versammelte, der u.a. Voltaire (1750-53) angehörte, mit dem der König von 1736 bis 1778 in brieflicher Verbindung gestanden hat. Zugleich aber arbeitete F. intensiv an der Ausbildung und Ausrüstung der Armee; rechnete er doch stets mit einem neuen Krieg, in dem Österreich Schlesien zurückzugewinnen versuchen werde, während Preußen aufgrund seiner gefährdeten geopolitischen Lage auf weitere Vergrößerung bedacht sein müsse. Ausgelöst worden ist der 3. Schlesische, der „Siebenjährige Krieg", durch das sogenannte ,/enversement des alliances", nämlich die Annäherung Österreichs an seinen alten Gegner Frankreich, die zunehmende Rivalität Frankreichs und Englands und den Drang Rußlands nach Westen. Als F. am 16.1.1756 die Westminster-Konvention mit England schloß und Frankreich dadurch seinen alten Verbündeten Preußen verlor, entschloß es sich zu einem Verteidigungsbündnis mit Österreich; zugleich rüstete Rußland. Unter dem Eindruck eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs entschied sich F. für Krieg und fiel im August 1756 in Sachsen ein. Seine Erwartung, mit schnellen Schlägen die Koalition der Gegner verhindern zu können, erfüllte sich nicht; Rußland, Schweden, schließlich das Reich traten der österreichisch-französischen Allianz bei; die preuß. Armeen mußten Böhmen wieder räumen, Schlesien war bedroht, die Russen drangen in Ostpreußen ein, die Österreicher bis vor Berlin, die Schweden in Pommern vor, die verbündeten Engländer setzten zeitweilig ihre Subsidienzahlung aus. In der Abfolge von eindrucksvollen Siegen (Leuthen, Zorndorf) und schweren Niederlagen (Hochkirch, Kunersdorf) bewährten sich F.s Feldherrntum und seine auch gegen sich selbst rücksichtslose Durchhaltekraft. Seit 1759 in strategischer Defensive, auf die letzten Ressourcen seines Landes zurückgreifend, hoffte er vergebens auf einen Sonderfrieden mit einem der Gegner. Erst der Thronwechsel in Rußland 1762 und das Ausscheiden des Zarenreiches aus dem Krieg verhinderte die Niederlage Preußens. Letzte militärische Erfolge F.s, vor allem aber die allgemeine Kriegsmüdigkeit machten den Frieden von Hubertusburg (15.2. 1763) auf der Grundlage des Status quo ante möglich - wenige Tage nach dem Frieden von Paris, der den weltweiten Siebenjährigen Kampf zwischen England und Frankreich abschloß. Auch nach dem Krieg galt die größte Aufmerksamkeit F.s der Armee. Nur aufgrund ihrer Stärke, so war er überzeugt, könne sich Preußen als Macht unter größeren Mächten behaupten; er rechnete mit neuen Kriegen, in denen Ostpreußen und die westlichen Gebiete nicht zu verteidigen sein würden, und er hielt weitere, in seinen beiden bedeutenden Politischen Testamenten (1752, 1768) genannte territoriale Erwerbungen für wünschenswert, ohne jedoch einen Krieg zu wollen. Der Gewinn Westpreußens (ohne Danzig und Thorn) und Ermlands aus der (1.) polnischen Teilung (1772) - das Ergebnis einer Europa erschreckenden Machtdiplomatie Rußlands, Preußens und Österreichs -

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brachte die erstrebte Landverbindung mit Ostpreußen. Trotz zweier Treffen mit Kaiser Joseph II. (1769 und 1770) blieb F. mißtrauisch gegenüber Österreich. Als Joseph beim Tod des Kurfürsten Maximilian Joseph und dem Übergang Bayerns an die kurpfälzische Linie des Hauses Wittelsbach Ansprüche auf Niederbayern stellte, ließ F. 1778 seine Armeen aufmarschieren, ohne daß es jedoch in diesem „bayerischen Erbfolgekrieg" zu größeren Kriegshandlungen kam. In direkten Verhandlungen zwischen Maria Theresia und F. kam unter russischer Vermittlung der Teschener Frieden (13.5.1779) zustande. Die von Joseph II. erstrebte Machtausdehnung Österreichs im Reich zu verhindern, blieb F. auch in seinen letzten Lebensjahren bemüht, in denen sich Preußen zunehmend außenpolitisch isoliert fand. Aus diesem Grund trat er, gleichsam als Verteidiger der Reichsverfassung, dem von Joseph geplanten Tausch Bayerns gegen die österr. Niederlande entgegen und machte den kurzlebigen Deutschen Fürstenbund (1785) zum Instrument seiner Politik. Die zweite Hälfte der Regierungszeit F.s von 1763 bis 1786 kannte nicht mehr den Glanz und die Leichtigkeit des Lebens in Rheinsberg und Potsdam. Das Hofleben kam weitgehend zum Erliegen; der unermüdlich tätige König, der seit langem von seiner Gattin getrennt lebte, vereinsamte; Schroffheit und Skepsis gegenüber den Menschen nahmen zu, vor allem gegenüber Amtsträgern, von denen er unerbittlich Pflichterfüllung und Diensteifer verlangte. Er regierte „aus dem Kabinett", behielt sich alle Entscheidungen vor, war „allgegenwärtig"; seine Inspektionsreisen und militärischen Besichtigungen waren gefürchtet. Ständig in Uniform, verstand er sich als „ersten Diener" seines Staates. Der Wiederaufbau der vom Krieg betroffenen Provinzen und der Landesausbau wurden energisch vorangetrieben, die schon 1740 in Gang gebrachte Reform der Gerichtsverfassung und des Zivilrechts wurde wieder aufgenommen; sie hat im „Allgemeinen Landrecht für die preußischen Staaten" ihren krönenden Abschluß gefunden: einer Kodifikation aus dem Geiste des späten Natur- und Vernunftrechts und des friderizianischen aufgeklärten Absolutismus, die allerdings erst 1794 in Kraft gesetzt wurde, dann jedoch, unter dem Eindruck der Französischen Revolution und anti-aufklärerischer Tendenzen in der preuß. Regierung, um wichtige Rechtsgarantien reduziert, wie auch die Pressezensur schon bald nach dem Tod F.s verschärft wurde. Der Thronwechsel von 1786 bedeutete keinen abrupten Bruch in der Geschichte Preußens. Zwar war Friedrich Wilhelm II. nicht in der Lage, das Herrschaftssystem seines Oheims wirksam fortzuführen, was für einen Staat, der ganz auf das persönliche Regiment des Monarchen eingestellt war, zumal in der europäischen Krise des ausgehenden Jahrhunderts, eine folgenreiche innere Schwächung mit sich brachte. F.s Regiment war schon in seinen letzten Jahren zwar leistungsfähig, aber doch auch starr geworden. In Sorge um die äußere Sicherheit Preußens, die nach seiner Überzeugung nur bei Unterhaltung einer überdimensionierten Armee und als Voraussetzung dafür bei rigider Finanzund Staatswirtschaftspolitik, strikter administrativer Sozialkontrolle und ständischer Gliederung der Staatsgesellschaft gewährleistet sei, ließ er, der Modellfürst des aufgeklärten Absolutismus, weitergehende Reformen nicht zu. So erwarteten gerade jüngere Beamte und Offiziere, Gelehrte und Schriftsteller beim Thronwechsel 1786 eine Lockerung staatlicher Bevormundungen und Anforderungen, neue Reformanstrengungen und ein neues Aufblühen des künstlerischen und geselligen Lebens in der Hauptstadt, und die ersten Jahre Friedrich Wilhelms II. schienen diese Erwartung zu erfüllen. Die sich bald herausstellende Führungsschwäche der neuen Regierung, die zweifellos zu der Staatskrise Preußens in den neunziger Jahren des 18. Jh. entscheidend beitrug, war je-

Frischeisen-Köhler doch auch - und noch mehr - eine Funktionskrise des „friderizianischen" Systems. Geblieben ist und hat weitergewirkt das Beispiel eines Herrschers, der sein ganzes Tun in den Dienst des Staates stellte, sich mit diesem identifizierte und im Besitz unbeschränkter Macht diese gleichwohl als Auftrag der Regierten und als staatspatriotische Pflicht verstand, eines Herrschers, dessen geschichtlicher Wirkung weder Harmonisierung der Widersprüche noch Monumentalisierung der Leistung gerecht werden. Dem Außerordentlichen der historischen Gestalt F.s haben sich seine Gegner wie seine Kritiker bis heute nicht entziehen können. Seinem Wunsch entsprechend ist er, allein und schlicht, auf der Terrasse von Schloß Sanssouci beigesetzt worden - allerdings erst am 17.9.1991, nach der deutschen Wiedervereinigung. WERKE: Die Werke F.s des Großen. In deutscher Übersetzung. Hrsg. v. Gustav Berthold Volz. 10 Bde., Berlin 1912-14. - Politische Correspondenz F.s des Großen. Bearb. v. Reinhold Koser/Albert Naude/Kurt Treusch von Buttler/O. Hermann/Gustav Berthold Volz. 46 Bde., Berlin 1879-1939. - Die politischen Testamente F.s des Großen. Hrsg. v. Gustav Berthold Volz. Berlin 1920. - Briefwechsel mit Voltaire 1736-1778. Hrsg. v. Reinhold Koser/Hans Droysen. 3 Bde., Leipzig 1908-11. - Gespräche F.s des Großen. Hrsg. v. Friedrich von Oppeln-Bronikowski/Gustav Berthold Volz. Berlin 31926. - Gespräche mit Henri de Catt. Übersetzt und hrsg. v. Wilhelm Schüßler. München 1981. Friedrich der Große. Hrsg. v. Otto Bardong. (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte der Neuzeit, Bd. 22). Darmstadt 1982. - Hans Pleschinski (Hrsg.): Voltaire - F. der Große. Aus dem Briefwechsel. Zürich 1992. LITERATUR: Reinhold Koser: Geschichte F.s des Großen. 4 Bde., Stuttgart/Berlin 451912-14. - Arnold Berney: F. der Große. Entwicklungsgeschichte eines Staatsmanns. Tübingen 1934. - Gerhard Ritter: F. der Große. Ein historisches Profil. Heidelberg 31954. - Ingrid Mittenzwei: F. II. von Preußen. Köln 1980. - Theodor Schieder: F. der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Berlin/Wien 1983. - Wilhelm Treue (Hrsg.): Preußens großer König. Leben und Werk F.s des Großen. Eine Ploetz-Biographie. Freiburg/Würzburg 1986. Rudolf Vierhaus Fries, Jakob Friedrich, * 23.8.1773 Barby/Elbe, t 10.8.1843 Jena. Nach seiner schulischen Bildung in Anstalten der Herrnhuter Brüdergemeine begann F., Sohn eines Pfarrers, 1795 das Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Leipzig, studierte seit 1796 Philosophie in Jena, u.a. als Schüler Johann Gottlieb ->Fichtes, und wurde 1801 mit der Dissertation De intuitu intellectual! zum Dr. phil. promoviert. Ebenfalls 1801 habilitierte er sich und wurde 1805 gleichzeitig mit —> Hegel zum a. o. Prof. der Philosophie ernannt. Noch im selben Jahr folgte F. einem Ruf als o. Prof. der Philosophie (seit 1812 auch der Physik) an die Univ. Heidelberg und lehrte seit 1816 erneut in Jena. Mit seinem Eintreten für Verfassungsgebung und Staatsreform wurde er zu einem Wortführer der Burschenschaften und nahm 1817 am Wartburgfest teil. 1819 in die Untersuchungen um die Ermordung Kotzebues verwickelt, wurde F. unter Belassung seines Gehaltes suspendiert und erhielt erst wieder 1824 die Lehrerlaubnis für Physik und Mathematik, 1837 auch wieder für Philosophie. Als Philosoph gab F. der kantischen Transzendentalphilosophie eine empirisch-psychologische Wendung, da die Grundlage der Erkenntniskritik für ihn die Bewußtseinsanalyse ist, die sich auf Selbstbeobachtung stützt. Gegen die idealistischen Systementwürfe Fichtes, Hegels und -»Schellings grenzte er sich scharf ab. Zu Hauptwerken F.s, der alle Bereiche der Philosophie behandelte, zählen System der Philosophie als evidente Wissenschaft aufgestellt (1804), Wissen, Glaube und Ahndung (1805, 21808, Neudruck 1905, 21931), Neue

oder anthropologische Kritik der Vernunft (3 Bde., 1807, 2 1828-31, Neudruck 1935), System der Logik (1811, 31837, Neudruck 1914), Handbuch der praktischen Philosophie oder philosophische Zwecklehre (2 Tie., 1818-32), Handbuch der psychischen Anthropologie oder Lehre von der Natur des menschlichen Geistes (2 Bde., 1820/21, 21837-39), Die mathematische Naturphilosophie, nach philosophischer Methode bearbeitet (1822), Die Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1837-40) und Politik oder philosophische Staatslehre (1848, hrsg. v. E. F. -»Apelt, Neudruck 1962). Nachwirkungen seiner Philosophie rinden sich im Kreis seiner Schüler um Apelt, der die sogenannte erste „Friessche Schule" bildete, und bei Leonard -> Nelson und der von ihm 1904 gegründeten „Neufriesschen Schule". WEITERE WERKE: Philosophische Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung, mit Beleuchtung der gewöhnlichen Fehler in der Bearbeitung des Naturrechts. Jena 1803. Nachdruck Leipzig 1914. - Reinhold, Fichte und Schelling. Leipzig 1803. - Fichte's und Schelling's neueste Lehren von Gott und der Welt. Heidelberg 1807. - Grundriß der Logik. Heidelberg 1811, 31837. - Von deutscher Philosophie, Art und Kunst. Ein Votum für Friedrich Heinrich Jacobi gegen F. W. J. Schelling. Heidelberg 1812. - Entwurf des Systems der theoretischen Physik. Heidelberg 1813. - System der Metaphysik. Heidelberg 1824. - Lehrbuch der Naturlehre. Teil 1: Experimentalphysik. Jena 1826. - Versuch einer Kritik der Prinzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Braunschweig 1842. - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Lutz Geldsetzer und Gert König. 26 Bde., Aalen 1967-82. LITERATUR: Thomas Glasmacher: F. - Apelt - Schieiden. Verzeichnis der Primär- und Sekundärliteratur 1798-1988. Köln 1989. - Ernst Ludwig Theodor Henke: J. F. F. Aus seinem handschriftlichen Nachlasse dargestellt. Leipzig 1867. Berlin 21937. - Rudolf Otto: Kantisch-F.'sche Religionsphilosophie und ihre Anwendung auf die Theologie. Tübingen 1909, 31928. - Meinhard Hasselbladt: J. F. F. Seine Philosophie und seine Persönlichkeit. München 1922. - Walter Dubislav: Die F.'sche Lehre von der Begründung. Darstellung und Kritik. Dömitz 1926. - Josef Hasenfuß: Die Religionsphilosophie bei J. F. F. Würzburg 1935. - Karl Heinz Bloching: J. F. F.' Philosophie als Theorie der Subjektivität. Münster 1971. - Hans Kraft: J. F. F. im Urteil der Philosophiegeschichte. Düsseldorf 1980. - Gerald Hubmann: Ethische Überzeugung und politisches Handeln. J. F. F. und die deutsche Tradition der Gesinnungsethik. Heidelberg 1997. - Wolfram Hogrebe/Kay Herrmann (Hrsg.): J. F. F. Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathematiker. Frankfurt/Main u.a. 1999. Frischeisen-Köhler, Max, eigentl. Köhler, * 19.7.1878 Berlin, t 22. 10. 1923 Halle/Saale. F.-K. studierte seit 1897 Mathematik, Physik und Zoologie an der Univ. Berlin, wandte sich unter dem Einfluß Wilhelm -» Diltheys zunehmend der Philosophie und ihrer Geschichte zu und wurde 1902 in Berlin mit der Arbeit Hobbes in seinem Verhältnis zu der mechanischen Naturanschauung promoviert. 1906 habilitierte er sich, war nebenamtlich Dozent an der Berliner Handelshochschule und hielt seit 1912 Vorlesungen über Pädagogik an den staatlichen Fortbildungskursen preuß. Seminarlehrer. 1915 wurde F.-K. als a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik nach Halle berufen, wo er seit 1921 als o. Prof. lehrte. In seinen Schriften befaßte er sich mit der Geschichte der Philosophie, der Erkenntnistheorie und Methodenlehre sowie mit der Pädagogik. Er veröffentlichte u.a. Wissenschaft und Wirklichkeit (1912), Bildung und Weltanschauung. Einführung in die pädagogischen Theorien (1921) und Philosophie und Pädagogik (1931, 21962). F.-K. gab zusammen mit Arthur -> Lieber! die „Kant-Studien" heraus und führte die Auseinandersetzung um die naturwissenschaftliche Begriffsbildung gegen

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Frobenius -»Rickert fort. Er war auch Herausgeber der .Jahrbücher der Philosophie. Eine kritische Übersicht der Philosophie der Gegenwart" (1913/14). WEITERE WERKE: Das Realitätsproblem. Berlin 1912. - Das Problem des ewigen Friedens. Betrachtungen über das Wesen und die Bedeutung des Krieges. Berlin 1915. - Grenzen der experimentellen Methode. Berlin 1918. - Die Philosophie der Gegenwart. In: Die Geschichte der Philosophie. Hrsg. v. Max Dessoir. Berlin 1925, S. 555-630. LITERATUR: Rudolf Lehmann: M. F.-K. In: Kant-Studien 29 (1924) S. V-XX. - Josef Frings: Das Realitätsproblem bei W. Dilthey und M. F.-K. Bonn 1927. Frobenius, Leo (Viktor), * 29.6.1873 Berlin, t 9.8.1938 Biganzolo/Lago Maggiore (Italien). Als Autodidakt und exzentrischer Charakter hatte es F. zeitlebens schwer, in der Fachwelt anerkannt zu werden, doch gehört sein Werk zu den größten Leistungen der deutschsprachigen Ethnologie. Zu Beginn seines Suchens in Völkerkundemuseen und Afrikabibliotheken stand er unter dem Einfluß von Friedrich Ratzel und Heinrich Schurtz. Seine ersten genialischen Würfe, Der Ursprung der afrikanischen Kulturen und Masken und Geheimbünde Afrikas (beide 1898), wurden an der Univ. abgelehnt. 1904 begann mit den aufwendigen „Deutschen Innerafrikanischen Expeditionen" (DIAFE) F.' empirische Phase. Er lernte den Kongo und Kasai, den Westsudan, Maghreb, Nigeria und Kamerun, Kordofan, die Sahara und das Rote Meer kennen, bis der Erste Weltkrieg eine auch F.' Kulturkonzeption verändernde Zäsur brachte. Den „Riß von 1914" verarbeitete er in seiner Paideuma genannten Standortbestimmung von 1921, einer Skizze seiner u.a. von Oswald —»Spengler beeinflußten Lehre vom Lebenszyklus aller Kulturen. An die Stelle des Sammeins von Volkserzählungen trat auf den folgenden Expeditionen in die Nubische Wüste, ins südliche Afrika und nach Tripolitanien vermehrt die Aufnahme von Felsbildern, in denen F. Ausdrucksformen einer Frühzeit sah, die bereits alle entscheidenden Menschheitsgedanken verschlüsselt enthielten. Seit 1936 wurde diese einmalige Sammlung handabgezeichneter Felsbilderkopien als „Reichsbildergalerie" in Ausstellungen des In- und Auslandes gezeigt. F.' Weltanschauung, die er auf seinen vielen Reisen ebenso wie durch das Studium vornehmlich antiker Quellen bestätigt fand und in den zwanziger und dreißiger Jahren in Büchern für einen großen Leserkreis veröffentlichte, steht in der Tradition der deutschen Mystik und Romantik: Hinter der Welt der Tatsachen verberge sich eine Welt der Wirklichkeit und Wirksamkeit, in der das Spiel, die Zweckfreiheit, vor allem aber das Schicksal walteten. Am Anfang jedes Kulturschaffens stehe das Rätsel Tod, und die menschlichen Gesellschaften bewältigten es durch imitatio mundi, durch Dienst und Zucht (paideuma). Mit dieser ideellen Ausrichtung war der fachwissenschaftliche Außenseiter dem Kreis um den abgedankten Kaiser Wilhelm II. in Doorn willkommen; die Mythologen Walter F. Otto und Karl Reinhardt sorgten 1925 für die Übersiedelung seines bankrotten Privatinstituts von München nach Frankfurt/Main. Fortan etablierte F. seine „Kulturmorphologie" als (neben der kulturhistorischen und ethnosoziologischen) eigenständige Richtung der deutschen Völkerkunde; er übernahm 1934 das Frankfurter Völkerkundemuseum und machte sein Forschungsinstitut zum geistigen Brennpunkt eines ebenso expressionistischen wie konservativen Exotismus. In seinem Sterbejahr 1938 wurden die „Deutsche Gesellschaft für Kulturmorphologie" und die Zeitschrift „Paideuma" gegründet, die seinen Gedanken bis 1965, dem Tod seines Schülers und Nachfolgers Adolf E. Jensen, verpflichtet blieb. Danach erschien F., der in der afrikanischen Intellektuellenbewegung „Negritude" schon während der dreißiger Jahre begeistert

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rezipiert worden war, im postkolonialen Afrika wieder bedeutsam zu werden, und seine Gedanken zur Kunstethnologie und Stillehre, seine Begriffe wie Gestalt, Formenkreis und Mimesis oder sein Dreischritt des Kunstdramas von der Ergriffenheit zu Ausdruck und Wiederholung können auch heute noch anregend wirken. WEITERE WERKE: Und Afrika sprach. 3 Bde., Berlin 1912/13. - Atlantis. Volksmärchen und Volksdichtungen Afrikas. 12 Bde., Jena 1921-28. - Atlas Africanus. 8 Hefte., München 1922-30. - Hadschra Maktuba. München 1925. Erlebte Erdteile. 7 Bde., Frankfurt 1925-30. - Erythräa. Berlin 1931. - Madsimu Dsangara. Berlin 1931. - Schicksalskunde. Leipzig 1932. - Kulturgeschichte Afrikas. Zürich 1933. - Ekade Ektab. Leipzig 1937. LITERATUR: Adolf E. Jensen: L. F. Leben und Werk. In: Paideuma l (1938) S. 45-58. - Hermann Niggemeyer: Das wissenschaftliche Schrifttum von L. F. In: Paideuma 4 (1950) S. 377-418. - Fritz W. Kramer: Die Aktualität des Exotischen. Der Fall der „Kulturmorphologie" von F. und Jensen. In: Richard Faber/Renate Schlesier: Die Restauration der Götter. Würzburg 1986, S. 258-270. - Bernhard Streck: Kultur als Mysterium. Zum Trauma der deutschen Völkerkunde. In: Helmuth Berking/Richard Faber: Kultursoziologie - Symptom des Zeitgeistes? Würzburg 1989, S. 89-115. Bernhard Streck Frobenius-KÜhn, Eleonore, geb. Kühn, Pseud. Kühn, Lenore Ripke-Kühn, * 31. 1. 1878 Riga, t 21.10. 1955 Tutzing. Die Lehrerstochter studierte 1896-98 an der Hochschule für Musik in Berlin, dann in Paris und war als Pianistin und Klavierlehrerin in Riga tätig. Seit 1903 widmete sie sich in Berlin, Erlangen und Freiburg/Breisgau philosophischen Studien und wurde 1907 bei Heinrich -»Rickert promoviert (Das Problem der ästhetischen Autonomie). Danach als Journalistin (u.a. für „Die deutschnationale Frau", „Deutsche Kämpferin") und Publizistin tätig, lebte sie in den dreißiger Jahren als freie Schriftstellerin in Berlin, später in Potsdam. F.-K. war Gründungsmitglied der Deutschen Philosophischen Gesellschaft. Sie veröffentlichte Die Autonomie der Werte. Eine kritische Grundlegung nach transzendentalteleologischer Methode (1924) und Schöpferisches Leben (1928), verfaßte Essays (Lob des Blau, 1948), Romane sowie Reisebeschreibungen und übersetzte aus dem Französischen und Italienischen. F.-K. war Mitarbeiterin des Weimarer Nietzsche-Archivs. LITERATUR: Marit Rullmann: L. K. In: Dies.: Philosophinnen. Bd. 2. Frankfurt/Main 1998, S. 110-116. Frobes, Johann Nikolaus, auch Frobesius, * 7. oder 11.1. 1701 Goslar, t 11.9. 1756 Helmstedt. F., Sohn eines Ratsherrn, studierte seit 1720 an der Univ. Helmstedt, später in Halle und Marburg Artes und Theologie. Zunächst Hauslehrer und Prediger, kehrte er nach Helmstedt zurück und habilitierte sich für Philosophie. Seit 1740 Prof. der Logik und Metaphysik und dem folgenden Jahr Prof. der Physik und Mathematik, widmete F. seine Lehrund Veröffentlichungstätigkeit beiden Fachrichtungen, bis er 1751 die philosophischen Vorlesungen abgab. Zu seinen Werken zählt eine Encyclopaedia mathematica memorialis (6 Bde., 1743-46). Eine Sammlung von Biographien von Mathematikern der Vergangenheit blieb unvollendet (Rudimenta Biographiae mathematicae, Tie. 1-3, 1751-55). Frobes, Joseph, * 26.8.1866 Betzdorf (Rheinland), t 24.3. 1947 Köln. F., Sohn eines Lokomotivführers, trat 1882 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte in Valkenburg (Niederlande) Philosophie und Theologie. Später widmete er sich dem Studium der Psychologie. Nach einer Tätigkeit als Gymnasial-

Fromm lehrer (1890-94) erhielt F. 1899 eine Professur für Philosophie am Ignatius-Kolleg in Valkenburg, wo er sich auf das Gebiet der experimentellen Psychologie spezialisierte. Er bemühte sich um eine Synthese zwischen aristotelischscholastischer Philosophie und experimentell fundierter Wissenschaft. F. veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der experimentellen Psychologie (2 Bde., 1916-20, 31923-29). WEITERE WERKE: Psychologia speculativa. 2 Bde., Freiburg/Breisgau 1927. - Cursus brevior psychologiae. Paris 1933. - Compendium psychologiae experimentalis. Rom 1937,21948. - Tractatus logicae formalis. Rom 1940. Frohschammer, Jakob, * 6.1.1821 Illkofen (heute zu Barbing, Kr. Regensburg), t 14.6.1893 Bad Kreuth. F., Sohn eines Bauern, studierte seit 1841 in München Philosophie und Theologie; 1847 wurde er promoviert und zum Priester geweiht. Nach kurzer seelsorgerischer Tätigkeit im Bayerischen Wald habilitierte er sich 1850 an der Theologischen Fakultät der Univ. München (Ueber die Differenz zwischen der katholischen und der pelagianischen Lehre von der Willensfreiheit) und lehrte Religionsphilosophie und Pädagogik. 1854 wurde er apl. Professor. Nach der Veröffentlichung seiner nach Beschäftigung mit Werken der modernen Naturwissenschaften entstandenen Arbeit Über den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Genemtianismus (1854), in der er die traditionelle theologische Vorstellung des Kreatianismus über das Entstehen der menschlichen Geistseele in Frage stellte, wurde den Studenten sowie allen Katholiken der Besuch seiner Vorlesungen untersagt. Nur infolge der Intervention König Maximilians H. konnte F. seit 1855 seine Lehrtätigkeit als Prof. an der Philosophischen Fakultät fortführen. 1857 wurden seine Schriften indiziert. F. wurde 1863 von allem priesterlichen Handeln suspendiert und 1871 exkommuniziert, nachdem er die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils energisch bekämpft hatte. Dem Dogmatismus der kath. Kirche setzte F. die Forderung nach Gewissensfreiheit und Freiheit der Wissenschaft entgegen (u. a. Über die Freiheit der Wissenschaft, 1861). In seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk versuchte er eine spätidealistische Synthese von Philosophie und Theologie. In seiner Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik. Zur Reform der Philosophie (1858) kritisierte F. die Philosophie des Mittelalters, vor allem die Erkenntnistheorie des Thomas von Aquin und die Vorstellung von der Philosophie als der ancilla theologiae. In F.s philosophischem System ist die Phantasie Grundprinzip von Erkenntnis und Wirklichkeit (Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses, 1877; Über die Organisation und Cultur der menschlichen Gesellschaft. Philosophische Untersuchungen über Recht und Staat, societies Leben und Erziehung, 1885; Über die Genesis der Menschheit und deren geistige Entwicklung in Religion, Sittlichkeit und Sprache, 1883). 1892 erschien sein System der Philosophie im Umriß. 1862 gründete F. die philosophische Zeitschrift „Athenäum", die 1864 auf den Index gesetzt wurde. WEITERE WERKE: Menschenseele und Physiologie. Eine Streitschrift gegen Professor Karl Vogt in Genf. München 1855. - Über die Aufgabe der Naturphilosophie und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. München 1861. - Über das Recht der neuern Philosophie gegenüber der Scholastik. München 1863. - Das Christentum und die moderne Naturwissenschaft. Wien 1868. - Das Recht der eigenen Überzeugung. Leipzig 1869. - Das neue Wissen und der neue Glaube. Leipzig 1873. - Über die Bedeutung der Einbildungskraft in der Philosophie Kant's und Spinoza's. München 1879. - Über die Prinzipien der aristotelischen Philosophie und die Bedeutung der Phantasie in derselben. München 1881. — Die Philosophie als Idealwissenschaft und System. München 1884. - Die Philosophie des Thomas von

Aquino, kritisch gewürdigt. Leipzig 1889. - Über das Mysterium Magnum des Daseins. Leipzig 1890. LITERATUR: Bernhard Münz (Hrsg.): Briefe von und über J. F. Leipzig 1897. - Albert Attensperger (Hrsg.): J. F.s philosophisches System im Grundriß. Nach F.s Vorlesungen. Zweibrücken 1899. - Günther Fried: Phantasie, Wahrheit und Erkenntnis. Ein Kapitel aus der Philosophie J. F.s. München 1929. - Walter Simonis: J. F. (1821-1893). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 341-364. - Edmund Runggaldier: J. F.s Einsatz für die Freiheit der philosophischen Forschung. In: Zeitschrift für Katholische Theologie 110 (1988) S. 443-454. - Raimund Lachner: J. F. (1821-1893). Leben und Werk. St. Ottilien 1990. - Ders.: Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei J. F. Münster 1995. Fromm, Erich (Pinchas), * 23.3.1900 Frankfurt/Main, t 18.3.1980 Muralto (Kl. Tessin). F. studierte in Frankfurt und Heidelberg Psychologie, Philosophie und Soziologie und wurde 1922 bei Alfred -»Weber mit der Arbeit Das jüdische Gesetz promoviert. 1922-26 widmete er sich an der Univ. München Studien der Medizin und absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung in Berlin. Als Privatdozent für Psychoanalyse und Sozialforschung lehrte er 1929-33 am „Institut für Sozialforschung" in Frankfurt/Main. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte F. 1934 in die USA, wo er als Gastprofessor und Dozent u. a. an der Columbia University (1934-39), der Washington School of Psychiatry (1940/41), der Yale University (1948/49) und der New School for Social Research (1946-56) tätig war. Seit 1949 lebte er in Mexico City, war 1951-65 Prof. an der Universidad Nacional Autonoma de Mexico und leitete 1955-67 das Mexikanische Institut für Psychoanalyse. F., der seit 1962 auch an der Univ. New York als Prof. lehrte, siedelte 1976 in die Schweiz über. Anfangs eng an der Lehre Sigmund -> Freuds orientiert, betonte er zunehmend die Bedeutung der sozialen und kulturellen Einflüsse auf den Einzelnen und die Triebstruktur. Er vertrat einen radikalien Humanismus und stellte die menschlichen Bedürfnisse nach Bezogenheit und Identitätserleben heraus. Die in Escape from freedom (1941; dt. Die Furcht vor der Freiheit, 1945) enthaltenen Grundgedanken seiner Lehre, vor allem die Theorie des „Sozialcharakters", entwickelte F. in Man for himself. An inquiry into the psychology of ethics (1947; dt. Psychoanalyse und Ethik. Bausteine zu einer humanistischen Charakterologie, 1947) weiter. Mit seiner Konzeption der Sozialpsychologie schuf er die Verbindung zwischen Psychologie und Soziologie (The crisis of psychoanalysis, 1970; dt. Analytische Sozialpsychologie und Gesellschaftstheorie). F. verfaßte Studien zur psychologischen Basis des Nationalsozialismus und zur menschlichen Aggression (The anatomy of human destructiveness, 1973; dt. Anatomie der menschlichen Destruktivität, 1974). In seinem Werk To have or to be (1976; dt. Haben oder Sein, 1976) entwickelte er Thesen über die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft und fordert im Rückgriff auf das Alte und das Neue Testament sowie auf die Mystik Meister -» Eckharts eine neue „humanistische Religiosität". Das Buch Art of loving (1956; dt. Die Kunst des Liebens, 1956), das sich mit dem charakterologischen Problem der Liebe beschäftigt, erreichte außerordentliche Verbreitung. WERKE: Gesamtausgabe. Hrsg. v. Rainer Funk. 10 Bde., Stuttgart 1980/81 (Bibliographie in Bd. 10, S. 373-468). Schriften aus dem Nachlaß. Hrsg. v. Rainer Funk. Weinheim/Basel 1989-92. LITERATUR: Adalbert Reif (Hrsg.): E. F. Materialien zu seinem Werk. Wien 1978. - Rainer Funk: E. F. Hamburg

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Fülleborn 1983. - Burkhard Bierhoff: E. F. Analytische Sozialpsychologie und visionäre Gesellschaftskritik. Opladen 1993. Volker Frederking: Durchbruch vom Haben zum Sein. E. F. und die Mystik Meister Eckhaus. Paderborn 1994. - Fromm Forum Tübingen 1997 ff. - E. F. heute. Zur Aktualität seines seines Denkens. Hrsg. v. Rainer Funk. München 2000. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München 2000, S. 197-221. Fülleborn, Georg Gustav, * 2.3.1769 Groß-Glogau, t 16.2.1803 Breslau. F., Sohn eines Hof- und Kriminalrats, studierte 1786-89 Theologie, Philosophie und Philologie an der Univ. Halle, war 1789-91 als Diakon in der luth. Gemeinde Groß-Glogau tätig und wurde 1791 als Prof. der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache an das Elisabethengymnasium nach Breslau berufen. Er fungierte als zweiter Inspektor des Seminars für städtische Schulen und gehörte der pädagogischen Examinationskommission an. Er veröffentlichte u. a. Kurze Theorie des lateinischen Styls, als Leitfaden beym Unterricht (1793), Beiträge zur Geschichte der Philosophie (3 Bde. in 12 Stücken, 1791-99) und Encyclopaedia philologica (1805). LITERATUR: Hermann Palm: A. In: ADB 8, 1878, S. 194-195. Gablentz, Otto Heinrich von der, * 11.9.1898 Berlin, t 27.4.1972 Berlin. G. war nach der Promotion zum Dr. rer. pol. an der Univ. Freiburg/Breisgau 1925 Referent im Statistischen Reichsamt in Berlin und wurde 1934 aus politischen Gründen entlassen. 1948 zum Direktor der Deutschen Hochschule für Politik ernannt, wurde er im folgenden Jahr Privatdozent, 1953 a. o. und nach der Eingliederung der Hochschule in die Freie Universität o. Prof. der Soziologie bzw. der Politologie. G.' Forschungsschwerpunkt war die Innenpolitik und die politische Philosophie. Er veröffentlichte u.a. Die Tragik des Preußentums (1948), Die politischen Theorien seit der Französischen Revolution (1957, erw. Aufl. unter dem Titel Die politischen Theorien seit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, 1963) und Einführung in die politische Wissenschaft (1965). Gabler, Georg Andreas, * 30.7.1786 Altdorf, t 13.9.1853 Teplitz. Der Sohn eines evang. Theologen studierte Philosophie und Rechtswissenschaften an den Universitäten Altdorf und Jena, kam als Hauslehrer in die Familie Schiller nach Weimar und wurde 1811 Lehrer am Gymnasium Ansbach. 1817 wechselte er als Gymnasialprofessor nach Bayreuth, wurde 1821 Rektor, lehrte seit 1824 neben Altphilologie philosophische Propädeutik (Die Propadeutik der Philosophie, 1827) und war seit demselben Jahr Kreisscholarch. 1835 wurde G. als Nachfolger seines Lehrers —» Hegel auf den philosophischen Lehrstuhl der Univ. Berlin berufen. 1843 veröffentlichte er gegen die von —»Trendelenburg geäußerten Bedenken Die Hegel'sehe Philosophie. Beiträge zu ihrer richtigen Beurteilung und Würdigung. WEITERE WERKE: De verae philosophiae erga religionem Christianam pietate. Berlin 1836. - Kritik des Bewußtseins. Eine Vorschule zu Hegel's Wissenschaft der Logik. Neue Ausgabe. Leiden 1901. Gabriel, Leo, eigentl. Leopold G., * 11.9.1902 Wien, t 15.2. 1987 Wien. G. studierte scholastische Philosophie und Theologie in Innsbruck, erwarb 1926 in Rom das Doktorat der scholastischen Philosophie und wurde 1929 an der Univ. Wien bei Heinrich —»Gomperz mit der Dissertation Der Gottesbegriff Platins zum Dr. phil. promoviert. 1932-48 war er Gymnasiallehrer für Philosophie und Geschichte in Wien. 1947 habilitierte

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er sich an der Univ. Wien und lehrte dort antike Philosophie, Logik und Erkenntnistheorie, 1950 als a. o. Prof. und 1951-72 als o. Professor. G. war Präsident des Universitätszentrums für Friedensforschung und der Föderation Internationale des Sociäes de Philosophie (1968-73), gab seit 1948 die Zeitschrift „Wissenschaft und Weltbild" heraus, war seit 1967 Mitherausgeber des „Wiener Jahrbuchs für Philosophie" und edierte 1964-67 die philosophisch-theologischen Schriften des —> Nikolaus von Kues in 3 Bänden. Neben seinem Hauptwerk Integrale Logik. Die Wahrheit des Ganzen (1965) veröffentlichte G. u. a. Von Brahma zur Existenz. Die Grundformen der Erkenntnis und die Einheit der Philosophie (1949,21954) und Existenzphilosophie. Von Kierkegaard bis Sartre (1950, 21968). WEITERE WERKE: Führertum und Gefolgschaft. Sozialphilosophische Zeitschau. Wien/Leipzig 1937. - Logik der Weltanschauung. Graz u.a. 1949. - Mensch und Welt in der Entscheidung. Wien 1961. LITERATUR: Vom Sinn des Ganzen. Festschrift für L. G. Hrsg. v. Alois Dempf, Wolfgang Denk und Johann Fischl. Wien 1962. - Wahrheit und Wirklichkeit. Festgabe für L. G. zum 80. Geburtstag. Hrsg. v. Peter Kampits. Berlin 1983. Gangauf, Theodor, eigentl. Michael G., * 1.11.1809 Bergen bei Neuburg/Donau, t 15.9.1875 Augsburg. Seit 1833 Priester, trat G., Sohn eines Schneiders, 1835 in Augsburg in den Benediktinerorden ein und wurde im folgenden Jahr Studienpräfekt, 1841 Direktor und Prof. der Philosophie am Lyzeum in Augsburg, 1851 Abt von St. Stephan. 1853 reiste er gemeinsam mit Johann Baptist Baltzer zur Verteidigung der Schriften Anton -» Günthers nach Rom, unterwarf sich unmittelbar nach der Verurteilung Günthers 1857 schriftlich und unterließ die Veröffentlichung eigener Studien. 1859 legte G. die Abtswürde nieder und widmete sich einer pädagogischen und literarischen Tätigkeit. Er veröffentlichte u. a. Metaphysische Psychologie des heiligen Augustmus (3 Tie., 1844-47, 21852/53, Nachdruck 1968) und Des heiligen Augustinus spekulative Lehre von Gott dem Dreieinigen (1865). WEITERE WERKE: Verhältnis zwischen Glauben und Wissen nach den Prinzipien des Kirchenlehrers Augustinus. Augsburg 1851. LITERATUR: O. Lechner: Abt T. G. In: Augustinus (Madrid) 13 (1968) S. 249-256. - Paul Wenzel: Das wissenschaftliche Anliegen des Güntherianismus. Essen 1961. - Ad sanctum Stephanum 969-1969. Augsburg 1969, S. 309-316. Gans, Eduard, * 23.3.1797 Berlin, t 5.5.1839 Berlin. G., Sohn eines Kaufmanns und Bankiers, studierte 1816-19 an den Universitäten Berlin, Göttingen und Heidelberg Jura, Philosophie und Geschichte u.a. bei -»Thibaut und —> Hegel, erlangte jedoch als Jude trotz Berufung auf das Emanzipationsedikt von 1812 („Lex Gans", 1822) keine akademische Anstellung. Gemeinsam mit Leopold Zunz gründete er den „Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden", war 1821-23 dessen Präsident und trug mit Zunz wesentlich zur Entstehung einer Wissenschaft des Judentums bei. Nach seinem Übertritt zum Christentum 1825 erhielt G. 1828 das erstrebte juristische Ordinariat an der Univ. Berlin; zu seinen Schülern zählte auch Karl —> Marx. Als Vordenker des vormärzlichen Liberalismus gab er aus Hegels Nachlaß Grundlinien der Philosophie des Rechts (1833) und Vorlesungen zur Geschichte (1837) heraus. Sein Hauptwerk ist Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwickelung. Eine Abhandlung der Universalrechtsgeschichte (4 Bde., 1824-35). 1836 erschienen die autobiographischen Rückblicke auf Personen und Zustände (Neudruck 1993). WEITERE WERKE: System des römischen Civilrechts im Grundrisse. Berlin 1827. - Vermischte Schriften, juristischen, historischen und staatswissenschaftlichen Inhalts.

Gauß 2 Bde., Berlin 1834. - Über die Grundlage des Besitzes. Berlin 1839. - Philosophische Schriften. Hrsg. v. Horst Schröder. Glashütten/Taunus 1971. - Naturrecht und Universalrechtsgeschichte. Hrsg. v. Manfred Riedel. Stuttgart 1981. LITERATUR: Hanns Günther Reissner: E. G. Ein Leben im Vormärz. Tübingen 1965. - Manfred Riedel: Hegel und G. In: Natur und Geschichte. Karl Löwith zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Hermann Braun und Manfred Riedel. Stuttgart u.a. 1967, S. 257-273. - Norbert Waszek (Hrsg.): E. G. (1797-1839). Hegelianer - Jude - Europäer. Texte und Dokumente. Frankfurt/Main u.a. 1991. - Norbert Waszek: Freiheit und Verfassung. Von Hegel zu G. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 78 (1992) S. 460-471. - Johann Braun: E. G. (1797-1839). Ein homo politicus zwischen Hegel und Savigny. In: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. Hrsg. v. Helmut Heinrichs u.a. München 1993, S. 45-57. - Michael H. Hoffheimer: E. G. and the Hegelian philosophy of law. Dordrecht u.a. 1995. - Johann Braun: Judentum, Jurisprudenz und Philosophie. Bilder aus dem Leben des Juristen E. G. (1797-1839). Baden-Baden 1997. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München 2000, S. 306-314. Garve, Christian, * 7. 1. 1742 Breslau, t 1.12. 1798 Breslau. G., Sohn eines Waid- und Schönfärbers, studierte seit 1762 Theologie, Philosophie und Mathematik in Frankfurt/Oder und Halle, u. a. bei Alexander Gottlieb -» Baumgarten und Georg Friedrich -»Meier, kam nach dem Erwerb des Magistergrads 1766 nach Leipzig und wurde in die Familie Christian Fürchtegott Gellerts aufgenommen. Er verkehrte freundschaftlich mit Christian Felix Weiße und dem Theologen Georg Joachim Zollikofer und wurde 1768 a. o. Prof. der Philosophie. 1772 kehrte er aus gesundheitlichen Gründen nach Breslau zurück und lebte dort bis zu seinem Tod. G. vertrat eine empirisch-induktive, populäre „Philosophie des Lebens". Seine u. a. von —»Schiller hochgeschätzten Essays befassen sich in erstaunlich moderner Weise (u.a. Über die öffentliche Meinung, 1802) mit Soziologie, Politik, Psychologie, Religion und Ästhetik. Er schrieb Charaktergemälde und vielbeachtete Rezensionen (u.a. von -» Lessings Laokoon) und veröffentlichte Übersetzungen sowie Kommentare philosophischer Schriften. Seine auf Anregung -> Friedrichs II. entstandene Übersetzung von Ciceros De officiis (Abhandlung von den menschlichen Pflichten) erschien 1783. G.s Hauptwerk sind Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben (5 Tie., 1792-1802, 21802-04). Er überstetzte u. a. Adam Smith, Edmund Burke und Adam Ferguson. WEITERE WERKE: Abhandlung über die Verbindung der Moral mit der Politik. Breslau 1788. - Über Gesellschaft und Einsamkeit. 2 Bde., Breslau 1797-1800. - Eigene Betrachtungen über die allgemeinen Grundsätze der Sittenlehre. Breslau 1798. - Sämmtliche Werke. 18 Bde., Breslau 1801-04. - Briefe an Christian Felix Weiße und einige andere Freunde. Breslau 1803. - Popularphilosophische Schriften. Hrsg. v. Kurt Wölfel. 2 Bde., Stuttgart 1974. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Kurt Wölfel. 15 Bde., Hildesheim u. a. 1985-89 (Bibliographie in Bd. 15). LITERATUR: Paul Müller: C. G.s Moralphilosophie und seine Stellungnahme zu Kants Ethik. Borna-Leipzig 1905. Günter Schulz: C. G. und Immanuel Kant. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau 5 (1960) S. 123-188. - Gotthardt Frühsorge: Vom .Umgang' und von den Büchern. Zu C. G.s Reflexionen bürgerlicher Existenz. In Euphorien 81 (1987) S. 66-80. - Zwi Batscha: „Despotismus von jeder Art reizt zur Widersetzlichkeit". Die

Französische Revolution in der deutschen Popularphilosophie. Frankfurt/Main 1989. - Claus Altmayr: Aufklärung als Popularphilosophie. Bürgerliches Individuum und Öffentlichkeit bei C. G. St. Ingbert 1992. - Franz Nauen: G. - ein Philosoph in der echten Bedeutung des Wortes. In: KantStudien 87 (1996) S. 184-197. Gauß, Carl Friedrich, * 30.4.1777 Braunschweig, t 23.2.1855 Göttingen. Breite und Tiefe, Klarheit und Schönheit seiner Arbeiten zu fast allen Gebieten der Mathematik sowie seine Beiträge zur Astronomie, Physik und Geodäsie weisen G. als einen der bedeutendsten Mathematiker der Geschichte und als herausragenden Naturforscher aus. G., ein Einzelkind, stammte aus finanziell beengten familiären Verhältnissen. Der Vater arbeitete als Gassenschlächter, Gärtner, Maurer und Kassierer, konnte aber durch eisernen Fleiß der Familie einen bescheidenen Lebensunterhalt sichern. Die Mutter hatte bei den damaligen Bildungsmöglichkeiten keine Gelegenheit zum Schulbesuch gehabt; in hohem Alter, fast erblindet, starb sie im Haushalt ihres berühmten Sohnes. Die Begabung von G. wurde durch verständnisvolle Lehrer relativ früh erkannt; sie vermittelten ihm den Zugang zum Gymnasium und verschafften ihm großzügige finanzielle Unterstützung durch den Herzog von Braunschweig. So konnte er von 1792 bis 1795 am sogenannten Collegium Carol i nu m (dem Vorläufer der heutigen TH Braunschweig) und anschließend, von 1795 bis 1798, an der Göttinger Univ. studieren. Erst dort entschied er sich statt für klassische Sprachen für Mathematik als Studienfach. Noch während der Studienzeit gelangen ihm sensationelle mathematische Entdeckungen. Vom Herzog weiterhin gefördert, konnte sich G. ohne äußere Verpflichtungen der Forschung widmen; so entstand die vielbewunderte Monographie Disquisitiones arithmeticae (1801). Der noch jugendliche G. gehörte nun unstreitig zu den führenden Mathematikern seiner Zeit. Nach dem Ableben des Herzogs (1806), der auf preuß. Seite in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen Napoleon tödliche Verwundungen erlitten hatte, mußte G. eine Stellung annehmen. Er folgte 1807 einer Berufung nach Göttingen als Prof. der Astronomie und Direktor der Sternwarte. Trotz ehrenvoller Angebote hat G. Berufungen an andere Universitäten und Akademien ausgeschlagen und ist Göttingen treu geblieben. G. war zweimal verheiratet. Nach einer äußerst glücklichen Ehe starb seine erste Frau Johanna, geb. Osthoff, Tochter eines Weißgerbermeisters, an den Folgen der Geburt des dritten Kindes, das dann später auch verstarb. Die zweite Ehe mit Minna, geb. Waldeck, Tochter des Göttinger Professors der Rechte, Johann Peter Waldeck, litt erheblich unter der andauernden Kränklichkeit seiner Frau; aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Der alternde G. galt als unnahbar, verschlossen, unzugänglich, als Olympier auf dem hohen Berg der Wissenschaften thronend. Er war gewiß spröde im Umgang mit Menschen, die er nicht näher kannte, auch gegen jüngere Wissenschaftler. Doch in seinen Briefen an die Freunde, zumal aus seiner Jugendzeit, tritt uns ein Mensch entgegen, der starker Freuden und echter Gefühle fähig war und schwer unter Schicksalsschlägen gelitten hat. Das wissenschaftliche Werk von G. ist monumental und bildet eine Einheit. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit nur wird hier über seine Beiträge nach getrennten Fachgebieten berichtet. Schon 1791 fand G. eigenständig neue mathematische Zusammenhänge, u. a. zur Primzahlverteilung. Am Beginn seiner Göttinger Studienzeit, am 30.3.1796, entdeckte er, daß auch das regelmäßige Siebzehneck mit Zirkel und Lineal

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Gauß konstruierbar ist. Mit einer entsprechenden Eintragung eröffnete er sein wissenschaftliches Tagebuch. Darüber hinaus konnte er ein seit der Antike ungeklärtes Problem endgültig bewältigen, nämlich alle n anzugeben, für die sich das regelmäßige -Eck ausschließlich mit Zirkel und Lineal konstruieren läßt. Das mathematisch wahrhaft sensationelle Ergebnis wurde alsbald veröffentlicht. Auch die Doktorarbeit von 1799 behandelte ein Problem, das in Jahrhunderten nicht hatte befriedigend gelöst werden können. Zwar hatte man schon im 17. Jh. den Satz ausgesprochen, daß eine algebraische Gleichung des Grades n genau n Lösungen besitzt, aber alle Beweise waren lückenhaft geblieben. G. gab mit seiner Dissertation den ersten vollständigen Beweis dieses Satzes; es ist der Fundamentalsatz der Algebra. Daraufhin wurde G. am 16.7.1799 in Helmstedt in absentia promoviert. G. ist später mehrfach auf dieses grundlegende Theorem zurückgekommen. Er veröffentlichte 1815, 1816 und 1849 (aus Anlaß seines Goldenen Doktorjubiläums) noch drei weitere, voneinander unabhängige Beweise. Aus angestrengten zahlentheoretischen Studien, u. a. zur Kreisteilung, zum Reziprozitätsgesetz für quadratische Reste und zur Theorie der Kongruenzen und der quadratischen Formen, ging 180) das auch heute noch faszinierende Werk Disquisitiones arithmeticae (Arithmetische Untersuchungen) hervor. Seitdem darf die Zahlentheorie, die auch vorher schon über eine Fülle von Ergebnissen verfügt hatte, als eine selbständige, systematisch geordnete mathematische Disziplin gelten. Erst durch das Ansehen von G. - eine Arbeit von 1831 über biquadratische Reste war entscheidend - wurden die imaginären bzw. komplexen Zahlen unbestrittener Bestandteil der Mathematik. Seit 1798/99 war G. im Besitz des Zugangs zur Theorie der elliptischen Funktionen, die etwa 30 Jahre später in einem grandiosen Wettlauf zwischen dem Norweger Niels Henrik Abel und dem Deutschen Carl Gustav Jakob Jacobi ausgearbeitet wurde. Ebenso unbestreitbar steht fest, daß G., zeitlich vor dem Russen Nikolaj I. Lobatschewski und dem Ungarn JanoS Bolyai, im Besitz der nichteuklidischen Geometrie war. Dies belegen Tagebuchaufzeichnungen und vertrauliche briefliche Mitteilungen an seine Freunde. Doch hat G. nicht zur nichteuklidischen Geometrie publiziert, vermutlich aus Furcht vor unfruchtbaren philosophischen Diskussionen. Im Zusammenhang mit astronomischen Studien hat G. auch hervorragende Beiträge zur Analysis geliefert, u. a. zur Lemniskate, zur Reihenkonvergenz mit einem strengen Konvergenzkriterium (zeitlich vor Augustin Louis Cauchy), zur hypergeometrischen Reihe und damit zusammenhängenden transzendenten Funktionen sowie zur Theorie von Funktionen komplexer Variabler. Das astronomische Werk von G. umfaßt, allein schon vom Umfang her, mehr als die Hälfte seiner Schriften. Gestützt auf Methoden des Fehlerausgleichs von Beobachtungsdaten (Methode der kleinsten Quadrate) entwickelte er durchgreifende, vereinfachte neue Methoden der Bahnberechnung von Himmelskörpern sowie Methoden der Störungsrechnung. Sie bewährten sich schon bei der Berechnung der Bahn des Planetoiden Ceres, der, am 1.1.1801 entdeckt, aber nur kurzzeitig beobachtbar, ein Jahr später an der von G. berechneten Stelle wiedergefunden werden konnte. Ein Großteil der astronomischen Arbeiten von G. galt den von den Planeten auf die Planetoiden Pallas, Juno und Vesta ausgeübten Störungen. Als Krönung seiner theoretisch-astronomischen Tätigkeit erschien 1809 die Monographie Theoria motus corporum coelestium [...] (Theorie der Bewegungen der in Kegelschnitten sich um die Sonne bewegenden Himmelskörper), in der sich außerordentliche Rechenfertigkeit mit höchster Abstraktionskraft verbindet. Dies ist überhaupt eine der herausragenden wissenschaftlichen Charakteristika von G.

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Vom Landesherrn wurde G. mit der Vermessung des Königreichs Hannover beauftragt. Er leitete die organisatorischen Vorbereitungen, war von 1821 bis 1825 unermüdlich selbst im Gelände, erfand das Heliotrop als leistungsfähiges Meßinstrument und wertete das ungeheure Zahlenmaterial aus. Diese, 1848 abgeschlossene, Vermessung war für die damalige Zeit beispielgebend hinsichtlich Genauigkeit und Effektivität. Theoretische Grundlagen waren Fehlerrechnung und die von G. um 1820 entwickelte Theorie der konformen Abbildungen. Als theoretisch-mathematische Frucht seiner praxisbezogenen Tätigkeit erschien 1827 das Standardwerk der Differentialgeometrie der Flächen, die Disquisitiones generates circa superficies curvas (Allgemeine Untersuchungen über gekrümmte Flächen). Seine Untersuchungen über Gegenstände der höheren Geodäsie (1844 und 1847) wurden zum Ausgangspunkt der modernen Geodäsie. Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre wandte sich G. verstärkt der Physik zu, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem Physiker Wilhelm Weber, der 1831 auf Veranlassung von G. nach Göttingen berufen worden war. Es entstanden das sogenannte absolute physikalische Maßsystem, ein eisenfreies magnetisches Observatorium und 1832/33 eine voll funktionsfähige elektromagnetische Telegraphenlinie, die das Physikalische Kabinett mit der vor den Toren der Stadt liegenden Sternwarte verband und erst 1845 durch Blitzschlag zerstört wurde. In regelmäßigen Abständen wurden Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins publiziert; G. trug mit seiner Abhandlung Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im umgekehrten Verhältnisse des Quadrates der Entfernung wirkenden Anziehungsund Abstoßungskräfte wesentlich zur Herausbildung der Potentialtheorie bei. Weitere physikalische Arbeiten betrafen u. a. das sogenannte Prinzip des kleinsten Zwangs, Studien zur Kapillarität, zur Optik und speziell zu achromatischen Linsen. Gegen Ende seines Lebens befaßte sich G., vom großräumigen Eisenbahnbau fasziniert, mit der Sicherung des Eisenbahnverkehrs durch elektromagnetische Telegraphen. Die wissenschaftliche Leistung von G. hat bereits zu seinen Lebzeiten höchste Anerkennung, ja Bewunderung erfahren. Die noch im Todesjahr 1855 geprägte Gedenkmünze würdigt ihn als „mathematicorum princeps" (etwa: Fürst der Mathematiker). Viele seiner Ergebnisse, Methoden und Grundideen haben Mathematik und Naturforschung des 19. und sogar des 20. Jh. mitbestimmt und wirken noch heute fort. WEITERE WERKE: Werke. Hrsg. von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. 12 Bde., Göttingen/Leipzig/ Berlin 1863-1933. - Briefwechsel zwischen C.F.G. und H. C. Schumacher. Hrsg. v. Christian August Friedrich Peters. 6 Bde., Altona 1860-65. - Briefwechsel zwischen G. und Bessel. Hrsg. v. Arthur Auwers. Leipzig 1880. - Briefwechsel zwischen C.F.G. und W. Bolyai. Hrsg. v. Franz Schmidt/Paul Stacke). Leipzig 1899. - Briefwechsel zwischen A. von Humboldt und C. F. G. Neu hrsg. v. KurtReinhard Biermann. Berlin 1977. - C. F. G.: Mathematisches Tagebuch 1796-1814. Hrsg. v. Kurt-Reinhard Biermann/ Elisabeth Schuhmann/Hans Wußing/O. Neumann. Leipzig "1985. LITERATUR: Sartorius von Waltershausen: G. zum Gedächtnis. Leipzig 1856. Reprint Wiesbaden 1965. -Gedenkband anläßlich des 100. Todestages von C.F.G. Hrsg. v. Hans Falkenhagen u.a. Leipzig 1957. - Tord Hall: C.F.G. Cambridge/London 1970. - Hans Reichardt: G. und die nichteuklidische Geometrie. Leipzig 1976. - Gauß-Festschrift. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften der DDR, Nr. 3 (1978). - Uta C. Merzbach: C.F.G. A Bibliography. Wilmington (Delaware) 1984. - Hans Wußing: C. F. G. Leipzig 51989. - C.F.G. Der „Fürst der Mathematiker" in Briefen und Gesprächen. Hrsg. v. Kurt-Reinhard Biermann.

Geiger Leipzig/Jena/Berlin 1990. - Symposia Gaussiana. Hrsg. v. Minaketan Behara/Rudolf Fritsch/Rubens G. Lintz. Berlin/ New York 1995. Hans Wußing Gebser, Jean, auch Hans G., * 20.8.1905 Posen, t 14.5.1973 Wabern bei Bern. G. erlernte den Beruf eines Bankkaufmanns und Buchhändlers. Nach Reisen durch Italien, Frankreich und Spanien, wo er u. a. mit Federico Garcia Lorca, Picasso, Andre Malraux und Louis Aragon Freundschaft schloß, ließ er sich 1939 in der Schweiz nieder. 1946-67 war G. Dozent für Psychologie in Zürich, seit 1967 Prof. der vergleichenden Kulturlehre in Salzburg. In seinem Werk Ursprung und Gegenwart (3 Bde., 1949-66) entwickelt er ein geschichtsphilosophisches Konzept der Stufenfolge des Bewußtseins und das Programm einer Abkehr von Perspektivismus und Fortschrittsdenken. Seine Lehre hat u. a. die New-Age-Bewegung beeinflußt. WEITERE WERKE: Strukturwandel europäischen Geistes. Essen 1954. - Abendländische Wandlung. Abriß der Ergebnisse moderner Forschung in Physik, Biologie und Psychologie. Frankfurt/Main 1960. - In der Bewährung. Zehn Hinweise auf das neue Bewußtsein. München 1962. - Der unsichtbare Ursprung. Evolution als Nachvollzug. Ölten 1970. - Ein Mensch zu sein. Betrachtungen über die Formen der menschlichen Beziehungen. München 1974. - Gesamtausgabe in 8 Bänden. Schaffhausen 1975-81. LITERATUR: Eric Mark Kramer (Hrsg.): Consciousness and culture. An introduction to the thought of J. G. Westport, Conn. u.a. 1992. - Andreas Brzoska: Integrales Denken. Erinnerung an J. G. Münster 1996. - Gerhard Wehr: J. G. Individuelle Transformation vor dem Horizont eines neuen Bewußtseins. Petersberg 1996. Gehlen, Arnold, * 29. 1.1904 Leipzig, t 30. 1.1976 Hamburg. G., Sohn eines Buchhändlers, studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Leipzig und Köln, wurde 1927 promoviert (Zur Theorie der Setzung und des setzungshaften Wissens bei Driesch) und habilitierte sich 1930 in Leipzig mit der Arbeit Wirklicher und unwirklicher Geist. Eine philosophische Untersuchung in der Methode absoluter Phänomenologie (1931). 1933 trat G. in die NSDAP ein, wurde Assistent Hans —>Freyers am Soziologischen Institut der Univ. Leipzig und und erhielt 1934 den Lehrstuhl seines Lehrers Hans —> Driesch. Nachdem er sich Mitte der dreißiger Jahre von einer vor allem an —> Fichte orientierten idealistischen Philosophie abgewandt hatte, versuchte G., die Anthropologie als Fundamentalwissenschaft zu entwickeln, die dem natürlichen und zivilisatorischen Status des Menschen entspreche. In Königsberg, wohin er 1938 berufen worden war, vollendete er sein Hauptwerk Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung In der Welt (1940, "1986). 1940 folgte G. einem Ruf nach Wien, nahm seit 1942 am Zweiten Weltkrieg teil und wurde 1945 im Zuge der Entnazifizierung seines Amtes enthoben. 1947 erhielt er den Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie an der Verwaltungshochschule in Speyer und lehrte 1962-69 Soziologie an der TH Aachen. Als Nachfolger von Bruno —> Bauch wurde er Präsident der Deutschen Philosophischen Gesellschaft. Die auf —»Scheler und —»Plessner aufbauende philosophi sehe Anthropologie G.s, in der er die Kulturleistungen des Menschen aus dessen Verständnis als „Mängelwesen" herleitete, war ebenso wie seine zeitkritischen Analysen höchst einflußreich, jedoch auch lebhaft umstritten. G. gehörte auch zu den einflußreichsten Vertretern einer anthropologisch fundierte soziologischen Institutionentheorie in Deutschland. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Theorie der Willensfreiheit (1933), Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen (1956, "l964), Die Seele im technischen Zeitalter (1957), Zeit-Bilder. Zur Soziologie und

Ästhetik der modernen Malerei (1960, 2 I965), Anthropologische Forschung (1961) und Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik (1969). WERKE: Idealismus und Existentialphilosophie. Leipzig 1933. - Deutschtum und Christentum bei Fichte. Berlin 1935. - Der Staat und die Philosophie. Leipzig 1935. Studien zur Anthropologie und Soziologie. Neuwied/Berlin 1963. - Theorie der Willensfreiheit und frühe philosophische Schriften. Neuwied/Berlin 1965. -Gesamtausgabe. Hrsg. v. Karl-Siegbert Rehberg. 7 Bde., Frankfurt/Main 1978-93. LITERATUR: Friedrich Jonas: Die Institutionenlehre A. G.s. Tübingen 1966. - Peter Jansen: A. G. Die anthropologische Kategorienlehre. Bonn 1975. - Lothar Samson: Naturteleologie und Freiheit bei A. G. Systematisch-historische Untersuchungen. Freiburg/Breisgau u.a. 1976. - Henning Ottmann: A. G. in der Literatur. Bericht über einen fast noch unbekannten Autor. In: Philosophisches Jahrbuch 86 (1979) S. 148-184. - Werner Rügemer: Philosophische Anthropologie und Epochenkrise. Studie über den Zusammenhang von allgemeiner Krise des Kapitalismus und anthropologischer Grundlegung der Philosophie am Beispiel A. G.s. Köln 1979. - Peter Fonk: Transformation der Dialektik. Grundzüge der Philosophie A. G.s. Würzburg 1983. - Helmut Klages/Helmut Quaritsch (Hrsg.): Zur geisteswissenschaftlichen Bedeutung A. G.s. Berlin 1994. - Michael Deege: Die Technikphilosophie A. G.s. Hamburg 1996. Christian Thies: Die Krise des Individuums bei Adorno und G. Reinbek 1997. - Angelika Pürzer: Der Ansatz einer Ganzheitsphilosophie bei A. G. Bern u.a. 1997. - Karlheinz Weißmann: A. G. Vordenker eines neuen Realismus. Bad Vilbel 2000. Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon), * 21.5. 1829 Frankfurt/Main, t 29.8. 1870 Frankfurt/Main. G., Sohn eines Talmudisten, studierte nach einer abgebrochenen Buchhandelslehre 1847-49 an den Universitäten Bonn, Heidelberg und Marburg Sprachwissenschaft sowie Philosophie und unterrichtete von 1861 bis zu seinem Tod am Frankfurter Philanthropin deutsche Sprache, mathematische Geographie und Hebräisch. Auf dem Gebiet der Sprachforschung versuchte er, ähnlich wie Heymann —> Steinthal, die psychologisch-philosophische Methode auf die Analyse der Sprachentstehung anzuwenden. G. sah die Sprache als Quelle der Vernunft an. Allgemein-philosophisch repräsentierte er den „hylozoistischen Monismus". Seine Hauptwerke sind Ursprung und Entwicklung der menschlichen Sprache und Vernunft (2 Bde., 1868-72; Bd. 2, 21899; Nachdruck 1977) und Ursprung der Sprache (1869, -1878). WEITERE WERKE: Über Umfang und Quelle der erfahrungsfreien Erkenntnis. Frankfurt/Main 1865. - Zur Entwickelungsgeschichte der Menschheit. Stuttgart 1871, 2 I878. LITERATUR: Eugene Peschier: L. G. Sein Leben und Denken. Frankfurt/Main 1871. - Julius Keller: L. G. und die Kritik der Vernunft. Wertheim/Main 1883. - Ludwig A. Rosenthal: L. G. Seine Lehre vom Ursprünge der Sprache und Vernunft und sein Leben. Stuttgart 1884. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München 2000, S. 332-336. Geiger, Moritz (Alfred), * 26.6. 1880 Frankfurt /Main, t 9.8. 1937 Seal Harbor (Maine, USA). G., Sohn eines Schriftstellers, studierte Rechts- und Geschichtswissenschaft, dann Philosophie und Psychologie unter Theodor —»Lipps in München, Wilhelm —>Wundt in Leipzig und später bei Edmund ->Husserl in Göttingen. 1904 zum Dr. phil. promoviert (Bemerkungen zur Ps\chologie der Gefühlselemente und Gefühlsverhindungen), habilitierte er sich 1907 in München (Methodologische und experimentelle Beiträge zur Quantitätslehre) und lehrte von 1923 bis zu seiner Emigration 1933 als o. Prof. in Göttingen,

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Geissler danach am Vassar College in Poughkeespie (New York). G., neben Alexander —> Pfänder einer der bedeutendsten Vertreter der deskriptiven Phänomenologie, war Mitbegründer und Mitherausgeber (1913-30) des .Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung". Er befaßte sich zudem mit Psychologie (Studien über das Unbewußte), Ästhetik, Mathematik und Wissenschaftstheorie. G. veröffentlichte u. a. Systematische Axiomatik der euklidischen Geometrie (1924), Zugänge zur Aesthelik (1928) und Die Wirklichkeit der Wissenschaften und die Metaphysik (1930). WEITERE WERKE: Die philosophische Bedeutung der Relativitätstheorie. Halle 1921. - Beiträge zur Phänomenologie des ästhetischen Genusses. Halle 1913. - Fragment über den Begriff des Unbewußten und die psychische Realität. Ein Beitrag zur Grundlegung des immanenten psychischen Realismus. Halle 1930. LITERATUR: Werner Ziegenfuß: Die phänomenologische Ästhetik. Borna-Leipzig 1927. Berlin 1928. - Hermann Zeltner: M. G. zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 14 (1960) S. 452-466. - Ders.: G., M. A. In: NDB 6, 1964, S. 145. - Alfred Mitraux: Zur phänomenologischen Ästhetik M. G.s. In: Studia Philosophica 28 (1968) S. 68-92. - Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie: Das philosophische Seminar der Universität Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Hrsg. v. Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms und Cornelia Wegeier. München 21998, S. 287-317. Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt, Pseud. Dr. Friedrich, Konstantiner, K. Rembrandt, * 10.7. 1859 Eisenach, t 17.5.1941 Hamburg. G. studierte Philosophie, Naturwissenschaften und Mathematik in Berlin, wurde 1898 in Halle zum Dr. phil. promoviert (Ist die Einwirkung eines freien Willens räumlich möglich ohne Widerspruch gegen die Arbeitserhaltung?) und war als Gymnasiallehrer, später als Universitätsprofessor tätig. Seit 1904 lebte er als freier Schriftsteller in Luzern und Umgebung sowie im Kanton Bern. G. veröffentlichte u. a. Die Grundsätze und das Wesen des Unendlichen in der Mathematik und Philosophie (1902), Das System der Seinsgebiete als Grundlage einer umfassenden Philosophie (Philosophia ordinum essendi) (1919) und Philosophie der Mathematik (1933). Er verfaßte auch mehrere dramatische Dichtungen, darunter Paoli. Ein Drama aus der Zeit der französischen Revolution (1891). WEITERE WERKE: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität, nebst einem Grundwort zur Metaphysik der Möglichkeiten. Berlin 1900. - Moderne Verirrungen auf philosophischmathematischen Gebieten. Kritik und selbstgebende Untersuchungen. Ebikon bei Luzern 1909. - Gemeinverständliche Widerlegung des formalen Relativismus. Leipzig 1921. Die Grundlagen der Natur (Philosophia naturalis). Leipzig 1922. - Religion und Durchdringung. Eine philosophische Botschaft an alle. Leipzig 1925. - Die Seelenlehre der Durchdringung. Eine Ergründung vom Wesen der Seele. Eisenach 1929. Gentzen, Gerhard (Karl Erich), * 24.11.1909 Greifswald, 14.8.1945 Prag. Der Juristensohn wurde 1934 in Göttingen promoviert (Untersuchungen über das logische Schließen, Nachdruck 1969) und war danach Assistent bei David —» Hubert. 1943 wurde er nach zweijährigem Kriegsdienst Dozent für Mathematik an der Deutschen Univ. in Prag (Beweisbarkeit und Unbeweisbarkeit von Anfangsfällen der transfiniten Induktion in der reinen Zahlentheorie). G. betrieb vor allem mathematische Grundlagenforschung. 1936 gelang ihm der Beweis der

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Widerspruchsfreiheit der Arithmetik, womit er das von seinem Lehrer entwickelte Hubert-Programm weiterführte. Bei Kriegsende kam G. in ein Internierungslager, wo er bald an Erschöpfung starb. WEITERE WERKE: Die Widerspruchsfreiheit der reinen Zahlentheorie. In: Mathematische Annalen 112 (1935). Nachdruck, Darmstadt 1967. - Die gegenwärtige Lage in der mathematischen Grundlagenforschung. Neue Fassung des Widerspruchsfreiheitsbeweises für die reine Zahlentheorie. Leipzig 1938. Nachdruck, Darmstadt 1969. - Collected Papers. Hrsg. v. Manfred Egon Szabo. Amsterdam u.a. 1969. George, (Johann Friedrich) Leopold, * 14.8.1811 Berlin, t 24.5.1873 Berlin. G., Sohn eines Kupferstechers und Malers, studierte zunächst Theologie, wandte sich den orientalischen Sprachen zu, war Schüler —> Schleiermachers an der Philosophischen Fakultät der Univ. Berlin und wurde 1833 promoviert (De Aethiopum imperio in Arabia felici). 1834 habilitiert er sich, war Privatdozent und Gymnasiallehrer in Berlin und folgte 1856 einem Ruf als Prof. der Philosophie an die Univ. Greifswald. Im Sinne der Lehre Schleiermachers beschäftigte sich G. mit religionsphilosophischen Fragestellungen. In seinem Hauptwerk Die Logik als Wissenschaftslehre dargestellt (1868) entwarf er eine Methodenlehre des Denkens mit empirischen und spekulativen Elementen. WEITERE WERKE: Mythus und Sage. Versuch einer wissenschaftlichen Entwickelung dieser Begriffe und ihres Verhältnisses zum christlichen Glauben. Berlin 1837. - Princip und Methode der Philosophie, mit besonderer Rücksicht auf Hegel und Schleiermacher dargestellt. Berlin 1842. - System der Metaphysik. Berlin 1844. - Die fünf Sinne. Berlin 1846. - Lehrbuch der Psychologie. Berlin 1854. - Über Fichte's Vorlesungen, betreffend die Bestimmung der Gelehrten. Greifswald 1862. LITERATUR: Karl Ludwig Michelet: G.s System der Metaphysik. In: Jahrbücher für spekulative Philosophie l (1846) S. 231-233. - Hermann Ulrici: Zur logischen Frage. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 55 (1869) S. 1-69. - Hans-Martin Sass: G., J. F. L. In: NDB 6,1964, S. 235-236. Gerhardt, Carl Immanuel, * 2.12.1816 Herzberg/Elster, t 5.5. 1899 Halle/Saale. Das Studium der Philosophie und Mathematik an der Univ. Berlin schloß G., Sohn eines Senators und Färbereibesitzers, 1837 mit der Promotion ab (Explicatio et dijudicatio praecipuorum modorum quibus mathematici fundamenta calculi differentialis jacere conati sunt) und unterrichtete seit 1839 in Salzwedel, 1853-55 am Französischen Gymnasium und an der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin. Seit 1856 wirkte er am Gymnasium in Eisleben, 1876-91 als Direktor. G. verfaßte Beiträge zur Geschichte der Arithmetik und Algebra und wurde vor allem als —> Leibniz-Forscher bekannt. Sein Hauptwerk ist die Herausgabe von Leibniz' Mathematischen Schriften (7 Bde., 1849-63), der Philosophischen Schriften (7 Bde., 1875-90), des Briefwechsels zwischen Leibniz und Christian Wolff (\S60) und des Briefwechsels von G. W. Leibniz mit Mathematikern (Bd. l, 1899). 1877 veröffentlichte G., der seit 1874 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina war, eine Geschichte der Mathematik in Deutschland. WEITERE WERKE: Historische Entwickelung des Princips der Differentialrechnung bis auf Leibnitz. Salzwedel 1840. Die Entdeckung der Differentialrechnung durch Leibniz. Halle 1848. - Die Geschichte der höheren Analysis. Halle 1855. LITERATUR: Joseph Ehrenfried Hofmann: G., C. I. In: NDB 6, 1964, S. 285-286. - Heinz-Jürgen Hess: K. I. G. Ein großer Leibniz-Editor. In: Albert Heinekamp (Hrsg.):

Geyer Beiträge zur Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Gottfried Wilhelm Leibniz. Stuttgart 1986, S. 29-64 (mit Bibliographie). Gerhoh von Reichersberg, auch Gerhoch, * 1092/93 bei Polling (Oberbayern), t 27.6.1169 Reichersberg (Oberösterreich). Nach theologischen Studien in Freising, Moosburg und Hildesheim wurde G. 1118/19 Domherr und Scholastikus der Domschule in Augsburg, floh jedoch infolge von Auseinandersetzungen mit dem Bischof und trat 1124 in das Augustiner-Chorherrenstift Rottenbuch bei Weilheim ein, wo er, wie schon in Augsburg, für die strenge Einhaltung der kirchlichen Zucht, der kanonischen Regeln sowie die Einführung der vita comtnunis des Klerus plädierte. 1126 übernahm G. die Pfarrei Cham, floh 1128 vor der Stauferpartei nach Regensburg und hielt sich dort bis 1132 auf. Sein Liber de aedificio Dei, eine Streitschrift gegen die Verweltlichung des Klerus und Feudalisierung der Kirche, hatte einen Häresieprozeß zur Folge, der 1130 für G. mit dem Schweigegebot endete. 1132 wurde er Propst von Reichersberg, wo er reformerisch tätig war. In seinen Schriften verteidigte G. seine Lehre von der Ungültigkeit der durch Schismatiker gespendeten Sakramente gegen Bernhard von Clairvaux. Als ein von —»Rupert von Deutz beeinflußter Antischolastiker setzte er sich u. a. mit Peter Abaelard auseinander. Während seiner Reichersberger Zeit verfaßte G. seine exegetischen Schriften (darunter sein Hauptwerk Tractatus in psalmos) und geschichtstheologische Werke. Das päpstliche Schisma von 1159 veranlaßte ihn zu der historischen Abhandlung De investigatione Antichristi. WERKE: PL 193-194. - MGH LL 3, 131-525. - Opera inedita. Hrsg. v. Damien van den Eynde u. a. Roma 1955/56. Letter to Pope Hadrian about the novelties of the day. Hrsg. v. Nikolaus M. Häring. Toronto 1974. LITERATUR: Peter Classen: G. v. R. Eine Biographie. Wiesbaden 1960 (mit Literatur, Verzeichnis der Quellen sowie sämtlicher gedruckter und ungedruckter Werke und Briefe). - Wolfgang Beinert: Die Kirche - Gottes Heil in der Welt. Die Lehre von der Kirche nach den Schriften des Rupert von Deutz, Honorius Augustodunensis und G. v. R. Münster 1973. - Anna Lazzarino del Grosso: Armut und Reichtum im Denken G.s v. R. München 1973. - Hraban Haacke: G. v. R. In: VL 2, 1980, Sp. 1245-59. - Erich Meuthen: G. v. R. In: TRE 12, 1984, S. 457-459. - Ders.: G. v. R. In: LexMA 4, 1989, Sp. 1320-1322. - Karl F. Morrison: The Church as Play. G. of R.'s Call for Reform. In: Popes, Teachers, and Canon Law in the Middle Ages. Ed. by James Koss Sweeney and Stanley Chodorow. Cornell 1989, S. 114-144. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 110-118. Gertrud von Helfta, auch G. die Große, * 6.1.1256 Thüringen, t 17.11. 1301/02 Kloster Helfta bei Eisleben. Unbekannter Herkunft, kam G. mit fünf Jahren in das thüringische Zisterzienserkloster Helfta, das der Äbtissin Gertrud von Hackeborn unterstand, deren Schwester —»Mechthild von Hackeborn G.s Erziehung übernahm. Bis zu ihrem 24. Lebensjahr betrieb G. das Studium der freien Künste und der Theologie und galt wegen ihrer Belesenheit und der Kenntnis der lateinischen Sprache bald als gelehrte Frau. 1281 hatte sie ihre erste mystische Begegnung mit Christus, der weitere Christusvisionen folgten, die sie in lateinischer Sprache niederschrieb. Nach dem Liber specialis graciae, in dem G. zusammen mit einer Unbekannten die Gnadenerlebnisse ihrer Lehrerin Mechthild beschrieb, entstand ihr Hauptwerk, die Offenbarungsschrift Legatus divinae pietatis. In beiden wird, mit Anklängen an das Hohe Lied, erstmals das Erleben der Brautmystik sprachlich erfaßt. G., deren Werke

zur klassischen Erbauungsliteratur zählen, wird seit 1739 als Heilige verehrt. WERKE: Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae [...] Opus ad codicum fidem nunc primum integre editum Solesmensium O.S.B. Monachorum cura et opera [Louis Paquelin]. 2 Bde., Poitiers-Paris 1875-77. Bd. 1: Sanctae Gertrudis Magnae ,Legatus divinae pietatis' accedunt ,Exercitia Spiritualia'. - Der Hl. Gertrud der Großen ,Gesandter der göttlichen Liebe'. Übersetzt von Johannes Weissbrodt. Freiburg/ Breisgau 1876. Stein/Rhein 141979. - (Euvres spirituelles. 4 Bde., Hrsg. v. Jacques Hourlier u.a. Paris 1967-86. - Ein böte der götlichen miltekeit. Hrsg. v. Otmar Wieland. Ottobeuren 1973. - Gesandter der göttlichen Liebe. Übersetzt und hrsg. v. Johanna Lanczkowski. Heidelberg 1989. LITERATUR: Gertrud Jaron Lewis: Bibliographie zur deutschen Frauenmystik des Mittelalters. Berlin 1989, Nr. 1616-1839. - Ansgar Volmer: Die heilige G. die Große v. H. Kevelaer 1937. - Ulrich Köpf: G. (die Große) v. H. In: TRE 12, 1984, S. 538-540. - P. Anselm Moser: G.s Leben im Abriß. In: Hans Christian Meiser (Hrsg.): Deutsche Mystikerinnen. München 1987, S. 123-135. - Kurt Ruh: G. v. H. Ein neues Gertrud-Bild. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 121 (1992) S. 1-20. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2. München 1993, S. 296-337. - Gertrud Jaron Lewis: Die Thanatologie G.s v. H. In: Denkmodelle von Frauen im Mittelalter. Hrsg. v. Beatrice Acklin Zimmermann. Freiburg (Schweiz) 1994, S. 107-123. - Claudia Eliass: Die Frau ist die Quelle der Weisheit. Weibliches Selbstverständnis in der Frauenmystik des 12. und 13. Jahrhunderts. Pfaffenweiler 1995. - Michael Bangert: Demut in Freiheit. Studien zur geistlichen Lehre im Werk G.s v. H. Würzburg 1997. Gervasius von Breisach, * 7.5.1648, t 29.9.1717 Luzern. Nach dem Studium der Artes und der Rechtswissenschaften wurde G. promoviert und war Advokat am Conseil souverain d'Alsace in Ensisheim. 1671 trat er in den Kapuzinerorden ein, war seit 1679 Lektor der Philosophie und Theologie in Freiburg und Solothurn und wurde 1690 Guardian von Solothurn, 1694 von Breisach, 1698 von Schlettstadt. 1700-15 amtierte er mehrfach als Oberer der schweizer. Provinz und war 1704/05 päpstlicher Visitator der belgischen Ordensprovinz. Er veröffentlichte u. a. die Lehrbücher Cursus philosophicus (3 Bde., 1687) und Cursus theologicus (6 Bde., 1689). Geyer, Bernhard, * 3.2. 1880 Alme (Westfalen), t 4.4.1974 Bonn. Der Sohn eines Lehrers studierte Philosophie in Münster und Innsbruck, Theologie in Bonn und wurde 1907 promoviert (Die Sententiae divinitatis herausgegeben und untersucht. Ein Beitrag zur Kenntnis der Schule des Gilbertus Porretanus). 1914 habilitierte er sich für christliche Philosophie an der Univ. Bonn und folgte 1921 einem Ruf als o. Prof. der Dogmatik an die Univ. Breslau. 1927 wurde er o. Prof. der Dogmatik, Dogmengeschichte und Patrologie in Bonn, später Leiter des 1931 von Kardinal-Erzbischof Schulte von Köln gegründeten Albertus-Magnus-Instituts in Bonn. Bekannt wurde G. vor allem durch seine Arbeiten zur Scholastik, insbesondere zu —»Albertus Magnus (u. a. Die Albert dem Großen zugeschriebene Summa Naturalium, 1938). Er gab Die philosophischen Schriften Peter Abaelards heraus (3 Bde., 1919-27) und bearbeitete die 11. Aufl. von Friedrich —> Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie der patristischen und scholastischen Zeit (l928). LITERATUR: Studia Albertina. Festschrift für B. G. Hrsg. v. Heinrich Ostlender. Münster 1952. - Wolfgang Kluxen: In memoriam B. G. In: Bulletin de Philosophie medievale 16/17 (1974/75) S. 199-200.

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Geyer Geyer, Hans F., eigentl. Hans Franz Rütter, * 24.5.1915 Wädenswil (Kt. Zürich), t 29.8.1987 Hergiswil (Kt. Nidwalden). Nach dem Besuch des Handelsgymnasiums in Lausanne war G. mehrere Jahre im elterlichen Textilunternehmen tätig, studierte dann Philosophie, Germanistik, Romanistik und Psychologie an der Univ. Zürich und wurde 1945 bei Eberhard —» Grisebach mit der Dissertation Ein klassisches Gespräch (Fichte, Schilling und Hegel) promoviert. Er arbeitete anschließend in einem Verlag, dann für mehr als zwei Jahrzehnte in der Industrie. Seit 1971 widmete er sich als Privatgelehrter ausschließlich philosophischen Studien, hielt u.a. Gastvorlesungen an der Univ. Tübingen, wurde in den Vorstand des „Engadiner Kollegiums" gewählt und publizierte zahlreiche Essays. Seine Philosophie gründet sich auf eine ganzheitliche Anthropologie, auf die Versöhnung von Geist und Leben. 1985 erschien der erste seiner auf drei Bände konzipierten Naturphilosophie unter dem Titel Physiologie der Kultur. WEITERE WERKE: Gedanken eines philosophischen Lastträgers. Zur Phänomenologie des 20. Jahrhunderts. Zürich 1962. - Werke. 3 Bde., Zürich 1997. LITERATUR: Robert Mächler: Philosophie der Leiblichkeit. Zu H. F. G.s .Physiologie der Kultur'. In: Schweizer Monatshefte für Politik, Wirtschaft und Kultur 65 (1985). Guido Schmidlin: H. F. G. - Philosoph der Leiblichkeit. In: Information Philosophie, 1998, Heft 5, S. 34-42.

stische Metaphysik im Ausgleich von Idealismus und Realismus. Das Problem der natürlichen Gotteserkenntnis bei J. G. Freiburg (Schweiz) 1957 (mit Bibliographie). - Bernhard Braun: J. G. (1869-1948). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 630-636.

Gigon, Olof, * 28.1.1912 Basel, t 18.6.1998 Athen. Der Sohn eines Arztes studierte klassische Philologie in Basel und München und wurde bei Peter Von der Mühll mit der Dissertation Untersuchungen zu Heraklit (1935) promoviert, habilitierte sich 1937, folgte 1940 einem Ruf als o. Prof. der klassischen Philologie nach Freiburg (Schweiz) und lehrte 1949-82 an der Univ. Bern, deren Rektor er 1966/67 war. Nach der Emeritierung lebte er in Athen. Er gab, im Anschluß an Karl Reinhardt, der VorsokratikerForschung intensive Impulse: Auf die Heraklit-Dissertation folgte die Gesamtdarstellung Der Ursprung der griechischen Philosophie von Hesiodbis Parmenides (1945,21968). Eindringliche Interpretation des originalen Wortlauts und sorgfältige Beachtung auch scheinbarer Kuriosa verbinden sich mit dem Gesamtbild einer hellenischen Getstesentwicklung. Anschließend wandte G. sein Forschungsinteresse dem Sokrates-Problem zu. Das Buch Sakrales. Sein Bild in Dichtung und Geschichte (1947, M 994) vertritt die These, daß statt eines „historischen" Sokrates nur „Sokratesdichtung" faßbar sei, wobei die erhaltenen Texte von Platon und XeGeyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria), * 16.3. 1869 nophon ihrerseits bereits als sekundär zu gelten haben. Dies Erkelenz (Rheinland), t 11.4. 1948 Siegsdorf (Oberverweist allerdings auf einen nicht verifizierbaren Bereich bayern). des nicht Erhaltenen; der Kommentar zu Xenophons MemoG., Sohn eines Gymnasialoberlehrers, habilitierte sich 1898 rabilien (2 Bde., 1953-56) wurde nach dem zweiten Buch an der Univ. Bonn für Philosophie, wurde 1904 a. o. Prof. abgebrochen. an der Univ. Münster, 1911 o. Prof. und ging 1917 in glei- Als Berner Professor entfaltete G. eine weit ausstrahlende cher Stellung nach Freiburg/Breisgau; seit 1924 lehrte er als Wirksamkeit, ausgezeichnet durch besondere geistige LebenNachfolger Clemens —»Baeumkers an der Univ. München. digkeit, Modernität ohne Modernismus, souveränen WeitIn seinen wissenschaftlichen Arbeiten stand G. in der Trablick ohne Autoritätsgläubigkeit, rasches und entschiedenes dition der philosophia perennis, anknüpfend an Aristoteles Urteil, klaren und pointierten Stil. Er war Mitbegründer des und Thomas von Aquin, und verband in seiner Philosophie „Museum Helveticum" und der Reihe „Bibliothek der Alten die Realität des Erfahrens mit der Idealität eines schöpferiWelt im Artemis-Verlag", Mitherausgeber des Lexikon der schen Nachvollzugs der Geheimnisse des Daseins durch das Alten Welt (1965), publizierte zahlreiche Studien vor allem Denken. Seinen kritischen Realismus erörterte G. in der prozu Aristoteles, zur hellenistischen Philosophie und zu Cigrammatischen Schrift Eidologie oder Philosophie als Formcero, dazu Übersetzungen von großer Breitenwirkung und erkenntnis (1921). Grundlegend für seinen philosophischen zweisprachige, knapp kommentierte Ausgaben. BemerkensAufbau ist sein Lehrbuch der Psychologie (1908,21920). Zu wert ist die kritische Ausgabe der Vita Aristotelis Marciaseinen Veröffentlichungen zählen ferner Grundlegung der na (1962), ferner Platon: Lexikon der Namen und Begriffe empirischen Psychologie (1902), Naturerkenntnis und Kau(1975, mit L. Zimmermann). Eine interpretierende Gesamtsalerkenntnis (1906), Allgemeine Philosophie des Seins und darstellung von Platons Staat unter dem Titel Gegenwärtigder Natur (1915), Grundlegung der Utgik und Erkenntniskeit und Utopie (1976) blieb unvollendet; eine angekündigte theorie (1919), Erkenntnistheorie (1922), Auf dem KampfVorsokratiker-Ausgabe kam nicht zustande; die große neue felde der Uigik (1926) und Das Gesetz der Ursache. UnterAusgabe Aristotelis Opera 111: Librorum Perditorum Fragsuchungen zur Begründung des allgemeinen Kausalgesetzes menta (1987) ist philologisch unbefriedigend. (1933). WEITERE WERKE: Grundprobleme der antiken Philosophie. WEITERE WERKE: Die Erkenntnistheorie des AristoteBern/München 1959; frz. 1961. - Studien zur antiken Philes. Münster 1917. - Abriß der allgemeinen Psychologie. losophie. Berlin 1972. -Die antike Philosophie als Maßstab Münster 1922. - Augustin und die phänomenologische Reund Realität. Zürich/München 1977. Walter Burkert ligionsphilosophie der Gegenwart. Münster 1923. - Einige Glafey, Adam Friedrich, * 17.1. 1692 Reichenbach, Hauptprobleme der Metaphysik. Freiburg/Breisgau 1923. t 14.7.1753 Dresden. Max Schelers Phänomenologie der Religion. 1924. - Das G. studierte an der Univ. Jena, begleitete anschließend zwei Prinzip vom zureichenden Grunde. Regensburg 1929. - J. G. Adlige auf Reisen durch Deutschland und habilitierte sich in [Selbstdarstellung]. In: Hermann Schwarz (Hrsg.): Deutsche Leipzig für Rechtswissenschaft. Zum kursächsischen Hofsystematische Philosophie nach ihren Gestaltern. Bd. 2. Berund Justitienrat ernannt, kam er nach Dresden und war lin 1934, S. 55-114. LITERATUR: Das Schrifttum von J. G. In: Fritz Joachim von dort auch als Geheimer Archivar tätig. Von Rousseau und —»Leibni/. beeinflußt, veröffentlichte G. zahlreiche Schriften Rintelen (Hrsg.): Philosophia perennis. Festgabe für J. G. zur Rechtsphilosophie, zum Naturrecht und zur deutschen zum 60. Geburtstag. Bd. 2. München 1930, S. 1197-1201. Geschichte, u.a. Die Grundsätze der bürgerlichen RechtsOtto Muck: Das Methodenproblem der Metaphysik unter begelehrsamkeit (1720; erregten bei der sächsischen Regiesonderer Berücksichtigung J. G.s. Diss. Wien 1951. - Palmaz rung solchen Anstoß, daß das Buch auf ihren Befehl verRucker: J. G.s philosophische Persönlichkeit. In: Franziskanische Studien 33 (1951) S. 1-22. - Herbert Gabel: Theinichtet wurde), Vernunft- und Völkerrecht (1723, 31746),

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Glogau Vollständige Geschichte des Rechts der Vernunft (1739; 2. Aufl., 2 Tie., 1746) und Kern der Geschichte des Churund Fürstlichen Hauses zu Sachsen (1721, 41753). Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von, * 8.9.1891 Berlin, t 25.6. 1963 Tübingen. G., Sohn eines Juristen, studierte Indologie, Religionswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Tübingen, München, Berlin und Bonn, wo er 1914 aufgrund seiner Dissertation Die Lehre vom Karman in der Philosophie Jainas, nach den Karmagrantas dargestellt (gedruckt 1915) promoviert wurde. 1918 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Madhvas Philosophie des Vishnuglaubens (gedruckt 1923). Seit 1920 Privatdozent an der Univ. Berlin, wurde er 1924 a. o. Prof. und folgte 1928 einem Ruf als o. Prof. der Indologie an die Univ. Königsberg, Von 1946 bis zu seiner Emeritierung 1960 hatte er den Lehrstuhl für Indologie und vergleichende Religionswissenschaft in Tübingen inne. G. hinterließ umfassende Werke über alle großen indischen Religionen, beschäftigte sich mit dem Verhältnis von indischer Religion und Philosophie und erforschte die Literaturen Indiens. Seine Schriften erzielten durch Allgemeinverständlichkeit über die Fachwelt hinaus Wirkung. G. veröffentlichte u. a. Die Literaturen Indiens. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1921, veränderte Neuauflage 1961), Der Hinduismus. Religion und Gesellschaft im heutigen Indien (1922, Nachdruck 1978), Der Jainismus. Eine indische Erlösungsreligion (1925, Nachdruck 1964, 21984), Brahma und Buddha. Die Religionen Indiens in ihrer geschichtlichen Entwicklung (1926, neubearbeitet unter dem Titel Die Religionen Indiens, 1943) Der Buddhismus in Indien und im Fernen Osten. Schicksale und Lebensformen einer Erlösungsreligion (1936), Die Philosophie der Inder. Eine Einführung in ihre Geschichte und ihre Lehren (1949, 4 1985) und Die fünf großen Religionen (2 Bde., 1951/52, 3 1958). Seine Autobiographie Meine Lebensreise. Menschen, Leben und Dinge, die ich sah erschien postum 1964. WEITERE WERKE: Unsterblichkeit und Erlösung in den indischen Religionen. Halle 1938. - Entwicklungsstufen des indischen Denkens. Untersuchungen über die Philosophie der Brahmanen und Buddhisten. Halle 1940. - Buddhistische Mysterien. Die geheimen Lehren und Riten des DiamantFahrzeugs. Stuttgart 1940. - Der Stufenweg zum Göttlichen. Shankaras Philosophie der All-Einheit. Baden-Baden 1948. Buddhismus und Gottesidee. Die buddhistischen Lehren von den überzeitlichen Wesen und Mächten und ihre religionsgeschichtlichen Parallelen. Wiesbaden 1954. - Kant und die Religionen des Ostens. Kitzingen/Main 1954. - Das Indienbild deutscher Denker. Stuttgart 1960. - Von Buddha zu Gandhi. Aufsätze zur Geschichte der Religionen Indiens. Wiesbaden 1962. LITERATUR: Zoltan Kärolyi: H. v. G. Bibliographie. Wiesbaden 1968. - Helmut Hoffmann: G., O. M. H. In: NDB 6, 1964, S. 427-428. Glockner, Hermann, * 23.7. 1896 Fürth, t 11.7. 1979 Braunschweig. G. studierte an den Universitäten Erlangen, München und Heidelberg Philosophie, war Schüler von Paul —> Hensel und Heinrich —»Ricken und wurde 1921 aufgrund der Dissertation Die Fortbildung der Hegeischen Gedanken in Fr. Th. Vischers Ästhetik promoviert. 1924 habilitierte er sich an der Univ. Heidelberg, war Privatdozent und wurde 1930 zum a. o. Prof. ernannt. 1933 als o. Prof. an die Univ. Gießen berufen, wirkte er 1951-64 an der TH (später TU) Braunschweig. Bekannt geworden ist G., führender Vertreter des Neuhegelianismus, durch seine grundlegenden Beiträge zur Erforschung der Philosophie —> Hegels. Er gab 1927-59 in mehreren Auflagen die Jubiläumsausgabe der Werke Hegels heraus (20 Bände, 2 Ergänzungsbände, Registerband),

verbunden mit einem Hegel-Lexikon (2 Bde. in 4 Teilen, 1936-39; 2., verbesserte Aufl., 2 Bde., 1957). Seit 1934 war er mit Karl ->Larenz Herausgeber der „Zeitschrift für Deutsche Kulturphilosophie". G. schrieb u. a. Hegel (Bd. l, 1929, 4 1964; Bd. 2, 1940, 968), Die europäische Philosophie von den Anfängen bis zur Gegenwart (1958, 51980), Beiträge zum Verständnis und zur Kritik Hegels sowie zur Umgestaltung seiner Geisleswell (1965), Die ästhetische Sphäre (1966), Kulturphilosophische Perspektiven (1968) und Das Selbstbewußtsein. Eine Einführung in die Fundamentalphilosophie (1972). Er trat auch als Dramatiker, Lyriker und Erzähler hervor. 1970 erschienen seine Erinnungen unter dem Titel Bilderbuch meiner Jugend in 2 Bänden. Seit 1955 war G. ordentliches Mitglied der Braunschweiger Wissenschaftlichen Gesellschaft, seit 1963 Mitglied des WillibaldPirckheimer-Kuratoriums. WEITERE WERKE: Die ethisch-politische Persönlichkeit des Philosophen. Eine prinzipielle Untersuchung zur Umgestaltung der Hegeischen Geistes weit. Tübingen 1922. - Der Begriff in Hegels Philosophie. Versuch einer logischen Einleitung in das metalogische Grundproblem des Hegelianismus. Tübingen 1924. - Das philosophische Problem in Goethes Farbenlehre. Heidelberg 1924. - Fiedrich Theodor Vischer und das 19. Jahrhundert. Berlin 1931. - Johann Eduard Erdmann. Stuttgart 1932. - Hegel und seine Philosophie. 1932. - Das Abenteuer des Geistes. Stuttgart 1938,31947. Vom Wesen der deutschen Philosophie. Stuttgart 1941. Einführung in das Philosophieren. Berlin 1944. Stuttgart 3 1951. Neuausgabe Bonn 1974,21979. -Philosophische Einleitung in die Geschichte der Philosophie. Stuttgart 1949. Philosophie und Technik. Krefeld 1953. - Paraphilosophika. Gesammelte Dichtungen. Krefeld 1974. - H. G. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 80-119. Gesammelte Schriften. 5 Bde., Bonn 1963-83. LITERATUR: Rationalita't, Phänomenalität, Individualität. Festgabe für H. und Marie G. Hrsg. v. Wolfgang Ritzel. Bonn 1966 (mit Bibliographie). - Rudolf Malter: H. G. 1896-1979. In: Kant-Studien 71 (1979) S. 280-281. Glogau, Gustav, * 6.6. 1844 Laukischken (Kr. Labiau, Ostpreußen), t 22.3.1895 Laurion (Griechenland). G., Sohn eines Superintendenten, studierte seit 1863 in Berlin Medizin, Philosophie und Geschichte und wurde 1869 aufgrund der Dissertation De Aristotelis ethicon Nicomacheorum notionihus promoviert. Nach der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg als Lehrer tätig, unterrichtete er 1876/77 am Gymnasium in Winterthur (Schweiz). 1878 habilitierte sich G. am Polytechnikum in Zürich, wurde dort 1882 Prof., 1883 a. o. Prof. in Halle, 1884 o. Prof. in Kiel. In seinen philosophischen Schriften ging er von den Theorien seines Lehrers Heymann —»Steinthal (Steinthalspsychologische Formeln zusammenhängend entwickelt, 1876) und der Völkerpsychologie der Herbartianer aus, war aber auch vom Deutschen Idealismus und vom Christentum beeinflußt. Philosophie und Religion sind für G. eng miteinander verbunden. Sein Hauptwerk ist ein Abriß der philosophischen Grund-Wissenschaften (2 Bde., 1880-88). G. starb auf einer Reise in Griechenland. WEITERE WERKE: Grundriß der Psychologie. Breslau 1884. - Graf Leo Tolstoj, ein russischer Reformator. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie. Kiel 1893. - Das Vorstadium und die Anfänge der Philosophie. Hrsg. v. Hermann Siebeck. Kiel/Leipzig 1895. - Die Hauptlehren der Logik und Wissenschaftslehre. Kiel 1894, - Vorlesung über Religionsphilosophie. Nach einem Stenogramm im Auszug hrsg. v. HansClasen. Kiel 1898. LITERATUR: Paul Deußen: Zur Erinnerung an G. G. Kiel/ Leipzig 1895. - Hermann Siebeck: Zum Gedächtnis von

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Glossner G. G. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 107 (1896) S. 120-130 (mit Schriftenverzeichnis). - Hermann Siebeck: G. In: ADB 39, 1904, S. 394-397. - Marie Glogau: G. G. Sein Leben und sein Briefwechsel mit H. Steinthal. Kiel/Leipzig 1906. - Hans Clasen: G. G.s System der Philosophie. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 118/119. - Johannes Andrich: G.s Theorie über die Entwicklungsstufen des Geistes. Diss. Erlangen 1913. - Viktor Kirchner: Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Eine Konfrontation von Haeckel und G. Langensalza 1914. Glossner, Michael, * 19.10.1837 Neumarkt (Oberpfalz), t 3.4.1909 München. G. empfing 1860 die Priesterweihe und wurde 1864 Theologieprofessor am Bischöflichen Seminar der deutschen Diözese Tiraspol in Saratow (Rußland), das er seit 1873 leitete. 1877 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Pfarrer in der Diözese Eichstätt, 1879 Subregens in Regensburg und 1888 Benefiziat in Ingolstadt. Seit 1891 lebte er in München und wurde 1904 päpstlicher Hausprälat. In seinen theologischen und philosophischen Schriften zeigte sich G. als Vertreter der thomistischen Schule und scharfer Gegner des Modernismus. Er war engster Mitarbeiter an Ernst —»Commers .Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie". G. veröffentlichte u. a. ein Lehrbuch der katholischen Dogmatik nach den Grundsätzen des heiligen Thomas (2 Bde., 1874), Das objective Princip der aristotelisch-scholastischen Philosophie (1880), Der moderne Idealismus nach seinen metaphysischen und erkenntnistheoretischen Beziehungen (1880), Die moderne Philosophie (1889) und Katholizismus und moderne Kultur (1902). WEITERE WERKE: Die Lehre des hl. Thomas vom Wesen der göttlichen Gnade gegenüber der neuesten Deutung derselben durch H. v. Kühn. Mainz 1871. - Das Prinzip der Individuation nach der Lehre des heiligen Thomas und seiner Schule. Paderborn 1887. - Nikolaus von Cusa und Marius Nizolius als Vorläufer der neueren Philosophie. Münster 1891. - Der spekulative Gottesbegriff in der neuen und neuesten Philosophie. Padeborn 1894. - Savonarola als Apologet und Philosoph. Paderborn 1898. LITERATUR: M. G. und die Theologie seiner Zeit. Briefwechsel M. G. - Ernst Commer. Ausstellungskatalog und Dokumentation. Hrsg. v. Matthias Buschkühl. Eichstätt 1992 Goclenius, Rudolph d.Ä., auch Gockel, * 1.3.1547 Korbach (Grafschaft Waldeck), t 8.6.1628 Marburg. G. studierte an den Universitäten Marburg und Wittenberg, erwarb 1571 die Magisterwürde, wurde 1574 Rektor der lateinischen Schule in Korbach und übernahm im folgenden Jahr die Leitung des Pädagogiums in Kassel. 1581 folgte er einem Ruf als Prof. der Philosophie an die Univ. Marburg, wurde 1589 Prof. der Logik und der Mathematik und las seit 1603 Logik und Ethik. Gemeinsam mit dem Juristen Hermann Vultejus bestimmte er jahrzehntelang die Entwicklung der Univ. Marburg; beide waren Berater des Landgrafen Moritz von Hessen. G. veröffentlichte u. a. Problematum logicorum (3 Bde., 1590/91; 5 Bde., 1597; Nachdruck 1967), Isagoge in peripateticorum et scholasticorum primam philosophiam, quae did consuevit metaphysica (1598, Nachdruck 1976), Conciliator philosophicus (1609, Nachdruck 1977) und Lexicon philosophicum, quo tantam clave philosophiae fores aperiuntur (1613; Nachdruck 1962, 1964). WEITERE WERKE: : hoc est, De hominis perfectione, animo et in primis ortu hujus, commentationes ac disputationes quorundam theologorum & philosophorum nostrae aetatis. Marburg 1590,21597. - Partitio dialectica. Frankfurt 1595. - Institutionum logicarum de inventione liber unus. Marburg 1598. - Dilucidationes canonum philosophicorum. Lieh 1604. - Controversiae logicae et philosophiae, ad praxin logicam directae, quibus praemissa sunt

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theoremata seu praecepta logica. Marburg 1604. - Lexicon philosophicum Graecum. Marburg 1615. LITERATUR: Freudenthal: G. In: ADB 8, 1879, S. 308-312. Franz J. Schmidt: Materialien zur Bibliographie von R. G. sen. (l547-1628) und R. G.jun. (1572-1621). Hamm 1979.Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Augsburg 1985, S. 175-196. Gödel, Kurt (Friedrich), * 28.4. 1906 Brunn, t 14.1. 1978 Princeton (New Jersey, USA). G., dessen Vater Direktor in einer Tuchfabrik, später auch deren Teilhaber war, studierte an der Univ. Wien seit 1924 Physik, seit 1926 Mathematik bei Hans -»Hahn und wurde 1930 mit einer Arbeit Über die Vollständigkeit des Logikkalküls promoviert. Er schloß sich dem Kreis um Moritz —»Schlick an, von dessen Mitgliedern er vor allem Rudolf —>Carnap verbunden blieb. Autodidaktisch eignete sich G. die moderne Logik an. 1933 habilitierte er sich an der Univ. Wien mit der 1931 veröffentlichten Unvollständigkeitsarbeit (Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I, in: Monatshefte für Mathematik und Physik 38). Seit demselben Jahr wiederholt am Institute for Advanced Studies (IAS) in Princeton (New Jersey) tätig, wurde G. 1939 während eines Aufenthaltes in Österreich trotz seiner Depressionen für diensttauglich befunden, woraufhin er 1940 seinen dauernden Wohnsitz in den USA nahm. Seit 1946 ständiges Mitglied des IAS, 1948 Staatsbürger der USA, wurde er 1953 in die National Academy of Science aufgenommen und zum Prof. am IAS ernannt. Mit dem Nachweis der Vollständigkeit des Hilbertschen Kalküls der engeren Quantorenlogik war G. bereits 1930 in Fachkreisen als Logiker anerkannt. Die Entdeckung, daß zum Nachweis der Widerspruchsfreiheit eines Systems mehr an Mitteln benötigt wird, als dieses System selber enthält, führte in der Grundlagenforschung zur Einführung der Disziplin „Metamathematik". G. befaßte sich dann mit Mengenlehre und bewies 1936 die relative Konsistenz des Auswahlaxioms, 1937 die der Kontinuumshypothese. Seit 1942 galt sein Interesse vorwiegend genuin philosophischen und theologischen Untersuchungen, darunter dem Gottesbeweis. G. starb an Unterernährung. WEITERE WERKE: Die Vollständigkeit der Axiome des logischen Funktionenkalküls. In: Monatshefte für Mathematik und Physik 37 (1930) S. 349-360. - Russell's Mathematical Logic. In: Paul A. Schupp (Hrsg.): The Philosophy of Bertrand Russell. Evanston, 111. 1944, S. 123-153. - A remark about the relationship between relativity theory and idealistic philosophy (1949. Dt.: Eine Bemerkung über die Beziehungen zwischen der Relativitätstheorie und der idealistischen Philosophie. In: Albert Einstein als Philosoph und Naturforscher. Hrsg. v. Paul Arthur Schupp. Stuttgart 1956, S. 406-412. - Collected Works. Hrsg. v. Solomon Feferman u.a. 3 Bde., Oxford/New York 1986-95. LITERATUR: Hao Wang: From mathematics to philosophy. New York 1974. - Jahrbuch/Yearbook der Kurt-GödelGesellschaft/Kurt Gödel Society. Wien 1988 ff. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 688-691. -John W. Dawson: Logical dilemmas. The life and work of K. G. Wellesley, Mass. 1997. Dt.: K. G.: Leben und Werk. Wien/New York 1999. Falle Yourgrau: G. meets Einstein. Time travel in the G. universe. Chicago 1999 (erw. Neuausgabe von: The disappearance of time. K. G. and the idealistic tradition in philosophy. Cambridge 1991). - Bernd Buldt u.a. (Hrsg.): Wahrheit und Beweisbarkeit. Leben und Werk G.s. Wien (in Vorb.).

Görres Görland, Albert, * 9.7. 1869 Hamburg, t 18.2. 1952 Dollerupholz bei Flensburg. G., Sohn eines Klavierbauers, studierte in Marburg, Kassel und Berlin und wurde 1898 mit einer Arbeit über Aristoteles promoviert (im Druck Aristoteles und die Mathematik, 1899). Nach einer Tätigkeit als Lehrer an verschiedenen Schulen habilitierte er sich 1919 an der Univ. Marburg für Philosophie, war seit 1923 planmäßiger a. o. Prof. und wurde 1935 emeritiert. G. gab —»Kants Kritik der reinen Vernunft (1913) als Bd. 3 der Kantausgabe -»Cassirers heraus und war mit diesem Herausgeber von -» Cohens Schriften zur Philosophie und Zeitgeschichte (2 Bde., 1928) sowie der „Hamburger Beiträge zur Philosophie des kritischen Idealismus" (1928/29). G. veröffentlichte u.a. Aristoteles und Kant bezüglich der Idee der theoretischen Erkenntnis (1909), Ethik als Kritik der Weltgeschichte (1914), Religionsphilosophie als Wissenschaft aus dem Systemgeiste des kritischen Idealismus (1922), Kants Revolution der Denkungsart als eine problemgeschichtliche Betrachtungsweise (1926), Prologik. Dialektik des kritischen Idealismus (1930), Politische Ideenbildung (1930), Ästhetik. Kritische Philosophie des Stils (1937) und Die Grundweisen des Menschseins (1954). WEITERE WERKE: Paul Natorp als Pädagoge. Leipzig 1904. - Rousseau als Klassiker der Sozialpädagogik. Gotha 1906. - Der Gottesbegriff bei Leibniz. Gießen 1907. Mein Weg zur Religion. Leipzig 1910. - Die Hypothese. Ihre Aufgabe und ihre Stelle in der Arbeit der Naturwissenschaft. Göttingen 1911. - Neubegründung der Ethik aus ihrem Verhältnis zu den besonderen Gemeinwissenschaften. Berlin 1918. - Kritische Philosophie des Stils. Hamburg 1937. LITERATUR: Karl Vorländer: Eine Neubegründung der Ethik auf Kantischer Grundlage (A. G.). In: Kant-Studien 23 (1918/19) S. 444-455. - Kurt Lisser: Der Begriff des Rechts im System der kritischen Philosophie bei Kant. Mit einem Anhang über Cohen und G. Hamburg 1922 (Kant-Studien, Ergänzungsheft 58). - Erich Gaede: Die Religionsphilosophie von J. F. Fries und A. G. Oschersleben 1935. - FranzReinhard Schenk: Die Begriffe Erziehung und Bildung in der „Ästhetik" und „Ethik" A. G.s. Hamburg 1974. - Pieter H. van der Gulden: A. G.s systematische Philosophie. Berlin u.a. 1990 (Diss. Utrecht, 1943). Görres, (Johann) Joseph von, * 25.1.1776 Koblenz, t 29.1.1848 München. Nach dem Besuch eines von aufklärerischen Jesuiten geleiteten Gymnasiums 1786-93 verschrieb sich G. - Sohn einer mittelständischen Holzhändlerfamilie - den Naturwissenschaften, der Medizin und der Geschichte. Mit dem kath. Glauben brechend, hing er seit 1792 revolutionärem, republikanischem Gedankengut an. Schon seine frühen Schriften (Der allgemeine Friede ein Ideal, 1798; Beiträge in den Zeitschriften „Das Rothe Blatt" 1798/99 und „Der Rübezahl" 1799) lassen seine Devise erkennen, stets „die frische grüne Wahrheit ohne alle Furcht" zu sagen. G.' Ziel war die „Amalgamation" der beiden großen Revolutionen des 18. Jh., der französischen in der Politik und der deutschen in der Philosophie. So sollte jener Zustand „der höchsten Kultur" erreicht werden, „bei dem die Menschenwürde in ihrer ganzen Majestät verwirklicht, das Sittengesetz auf den Thron erhoben ist und der Verstand unbeschränkt gebietet". Im November 1799 - G. war als Beauftragter der Koblenzer Patrioten in Paris - erlebte er seine große Enttäuschung: der Staatsstreich Napoleons hatte die politische Szene verwandelt, seine Mission blieb erfolglos, die politischen Akteure sah er „entkleidet hinter den Kulissen". Für 13 Jahre verschwand G. aus der Politik.

Eine Stellung als Lehrer der Naturwissenschaften an der Secondairschule Koblenz gab ihm die wirtschaftliche Basis für seine Ehe mit Katharina von Lassaulx (1801). Philosophisch geriet er in diesen zurückgezogenen Jahren unter den Einfluß —»Schellings (vor allem seiner Naturphilosophie), beschäftigte sich mit den Mythen und Religionen der Völker (Glaube und Wissen, 1805) (Einfluß -»Herders) und begegnete mit Achim von Arnim und Georg Friedrich Creuzer - Clemens Brentano kannte er bereits aus der Schulzeit - der jüngeren Romantik. 1804 begann er, auf Einladung von Johann Christoph von Aretin an der Zeitschrift „Aurora" mitzuarbeiten. Von 1806 bis 1808 lehrte er als Privatdozent an der Univ. Heidelberg. G. las ein breites Programm; seine Ziele waren die universale Darstellung der gesamten Geistes- und Naturwissenschaft und eine mythische Weltdeutung. „Ein einsiedlerischer Zauberer, Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft mit seinen magischen Kreisen umschreibend", so charakterisierte ihn der junge Eichendorff. Die Beschäftigung mit der altdeutschen Geschichte, den verschütteten Traditionen des katholisch geprägten Mittelalters, ließen den jakobinischen Weltbürger langsam zum deutschen Patrioten werden (es entstanden Die Teutschen Volksbücher, 1807; die Mythengeschichte der asiatischen Welt, 1810; Mitarbeit an verschiedenen Zeitschriften). Bis in die Straßburger Zeit vertrat er den Gedanken einer überkonfessionellen Universalreligion, einer katholisch-protestantischen Doppelkirche, doch ließ er 1807 seine beiden Kinder nachträglich taufen, 1808 wurde das dritte Kind getauft. Als die linksrheinischen Gebiete von der Herrschaft Napoleons befreit wurden, brach nach den Koblenzer Jahren des Wartens G.' zweites „öffentliches Leben" an. Im Januar 1814 gründete er den „Rheinischen Merkur"; das Blatt gewann rasch geistigen, politischen Einfluß - Napoleon bezeichnete es als „fünfte Großmacht". Mit beißendem Spott schrieb G. gegen Napoleon, für Deutschland forderte er eine „starke Einheit in freier Vielheit", einen friedlichen Dualismus Preußen-Österreich mit einem Haus Habsburg als Träger der Krone, warnte vor Reaktion und Liberalismus. Herausgefordert durch die schlechte ökonomische Situation der Rheinprovinz, bezeichnete G. (noch vor —»Baader und Wilhelm Emmanuel von Ketteier) die soziale Frage als die Zukunftsfrage des deutschen Katholizismus. Als das europäische Gleichgewicht sich wieder herstellte, die deutsche Nationalbewegung schwächer wurde, griff G. die Siegermächte heftig an, was 1816 zum Verbot des „Rheinischen Merkur" und zur Entlassung aus dem Schuldienst führte. G. antwortete mit dem Manifest Teulschland und die Revolution (1819). Diese Anklage gegen die politische Reaktion wurde zur Hauptzäsur in G.' Lebenslauf: dem Haftbefehl der preuß. Regierung konnte er sich nur durch die Flucht nach Straßburg entziehen (Oktober 1820). Kurz darauf übersiedelte er ins schweizer. Aarau, wo er Europa und die Revolution in 27 Tagen niederschrieb; im Herbst 1821 kehrte er nach Straßburg zurück. Die acht Exiljahre sollten die Inkubationszeit des späten G., des Christen, Mystikers, Kämpfers für die kath. Sache sein. Mit der Aufnahme der Arbeit am „Katholik" im Herbst 1824, die den neuen, von der katholisch-demokratischen Bewegung Frankreichs geprägten Zusammenklang von Katholizität, Freiheitsbewegung und erneuertem publizistisch-historischem Schaffen zeigte, schloß G. auch seine Rückkehr zur kath. Kirche ab. Im Oktober 1825 trat in Bayern Ludwig I. die Regierung an. G. wandte sich aus dem Exil mit einem Appell, der das Programm der christlichen Romantik enthielt - Kurfürst Maximilian in den Mund gelegt - an den König; dieses Lebenszeichen verfehlte seine Wirkung nicht: G.' Freunde in München, allen voran Bischof —»Sailer, betrieben seine Berufung an die Münchner Universität. 1827 begann G. seine

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Göschel Tätigkeit als „ordentlicher Professor der allgemeinen und Litterärgeschichie" in München. Das Hauptwerk der Münchner Zeit war die Christliche Mystik (4 Bde., 1836-42). G.' Haus in der Schönfeldstraße war Treffpunkt aller „legitim und katholisch gesinnten Männer"; Besucher aus halb Europa erwiesen G. ihre Reverenz. Die Gefangennahme des Kölner Erzbischofs Clemens August von Droste zu Vischering am 20.11.1837 wegen des Mischehenstreits trieb G. noch einmal zu publizistischer Aktivität; er verfaßte den Athanasius, das „erste große Dokument des politischen Katholizismus"; Kirche und Staat sollten voneinander unabhängig, doch in „höherer Ordnung der Dinge zu gemeinsamem Gedeihen verbunden sein". 1842 zog er das Fazit des Kampfes in der Schrift Kirche und Staat nach Ablauf der Kölner Irrung; erneut betonte er, an Preußen gerichtet, daß Deutschland den Frieden unter den Konfessionen brauche, um zu Frieden und Einheit zu gelangen. 1847/48 entstand sein letztes Werk Aspecten an der Zeitwende. Zum neuen Jahre 1848, in dem er vor der Tyrannis der Zukunft „Radikalismus, Kommunismus, Proletariat" - warnte. 1839 wurde G. von Ludwig I. geadelt. Der archimedische Punkt in G.' Leben ist sein politischer Moralismus, sein Wille zu Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Sein Standort wechselte mehrfach. Er hat stets Partei bezogen und dies auch von jedermann verlangt - denn Gott vergebe das Parteiliche, aber nicht das Geheuchelte. In der Spirale kann man das adäquate Symbol für G.' Metamorphosen finden: er selbst sah seine aufklärerischen Anfänge am Ende seines Lebens zurückgekehrt in den Bereich des Christlichen, aus dem sie gekommen waren, das Gleiche wiedergeboren in veränderter Gestalt und auf höherer Ebene. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Marie Görres. 1. Abt.: Politische Schriften. 6 Bde., München 1854-60. 2. Abt.: Gesammelte Briefe. Hrsg. v. Marie Görres/ Franz Binder. 3 Bde., München 1858-74. - Kritische Neuausgabe: J.G. Gesammelte Schriften. Hrsg. im Auftrage der Görres-Gesellschaft v. Wilhelm Schellberg/Adolf Dyroff, fortgeführt v. Leo Just/Heribert Raab. Bd. 1-16, Köln 1926-84; Erg.-Bde. l und 2, Paderborn 1985-93. Die Edition der politischen Schriften der späten Münchner Zeit ist für 1996/97 ff. geplant. - Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Wolfgang Frühwald. 2 Bde., Freiburg/Basel/Wien 1978. - J. G. Ein Leben für Freiheit und Recht. Auswahl aus seinem Werk, Urteile von Zeitgenossen, Einführung und Bibliographie. Hrsg. v. Heribert Raab. Paderborn 1978. LITERATUR: Bibliographie. In: Ergänzungsband 2 der Gesammelten Schriften. Bearb. v. Albert Portmann-Tinguely. Paderborn 1993. - Biographie und Bibliographie in (s.o.) Wolfgang Frühwald, Bd. 2 (1978) und Heribert Raab (1978). Hans Maier GÖSChel, Karl Friedrich, * 7. 10. 1781 Langensalza, t 22.9. 1861 Naumburg. An seinem Studienort Leipzig war G. als Jurist tätig, bevor er 1819 an das preuß. Oberlandesgericht in Naumburg kam. Er betrieb landes- und lokalgeschichtliche, literarische und theologische Studien und versuchte, auf eine Erneuerung des christlichen Glaubens durch die Literatur —> Goethes und die Philosophie —> Hegels hinzuwirken. Seine Aphorismen über Nichtwissen und absolutes Wissen im Verhältnis zur christlichen Glaubenserkenntnis. Ein Beitrag zum Verständnis der Philosophie unserer Zeit (1829) sowie Hegels wohlwollende Rezension der Schrift brachten ihn für einige Jahre in engen Kontakt zur Hegeischen Schule. Seit 1834 Rat im preuß. Justizministerium, stieg er unter Friedrich Wilhelm IV. zum kirchenpolitischen Sachbearbeiter auf und erwirkte die staatliche Anerkennung der altlutherischen Kirche. Seit 1845 war G. Mitglied des preuß. Staatsrats und Konsistorialpräsident der Provinz Sachsen in Magdeburg.

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WEITERE WERKE: Hegel und seine Zeit. Mit mit Rücksicht auf Goethe. Berlin 1832. - Der Monismus des Gedankens. Zur Apologie der gegenwärtigen Philosophie am Grabe ihres Stifters. Naumburg 1832. - Von den Beweisen für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele im Lichte der spekulativen Philosophie. Berlin 1835. - Zur Philosophie und Theologie des Rechts und der Rechtsgeschichte. Schleusingen 1835. - Beiträge zur spekulativen Philosophie von Gott, dem Menschen und dem Gott-Menschen. Mit Rücksicht auf Dr. D. Fr. Strauß' Christologie. Berlin 1838. LITERATUR: Heinrich Eduard Schmieder: K. F. G. Berlin 1863. - Arndt Haubold: K. F. G. (1784-1861). Ein sächsischpreußisches Lebensbild des Literaten, Juristen, Philosophen, Theologen zwischen Goethezeit und Bismarckära. Bielefeld 1989. Goethe, Johann Wolfgang von, * 28.8.1749 Frankfurt/ Main, t 22.3. 1832 Weimar. G. war der älteste Sohn Johann Caspar G.s und seiner Frau Catharina Elisabeth G. Der Vater, kaiserlicher Rat, entstammte einer thüringischen Handwerkerfamilie; da er ein Kapital von 90000 Gulden geerbt hatte, konnte er sich ein berufsloses Leben als „Particulier" gestatten und später noch zu der materiellen Unabhängigkeit des Sohnes wesentlich beitragen. Die Mutter, geborene Textor, Tochter des Frankfurter Schultheißen, gehörte einer südwestdeutschen Gelehrten- und Beamtenfamilie an. Das Haus „Zu den Drei Leyern", in dem G. zur Welt kam, scheintot zunächst, lag im Frankfurter Großen Hirschgraben. Es gehörte der Großmutter Cornelia G., die den Kindern zu Weihnachten 1753 ein Puppentheater schenkte, für das G. sein erstes Schauspiel, ein Josephsdrama, verfaßte. Von den fünf nach ihm geborenen Geschwistern wuchs nur die Schwester Cornelia G. mit ihm auf. Den Elementarunterricht der Kinder übernahm zunächst der Vater, der sie dabei schon ins Italienische einführte. Bald aber überließ er den Unterricht in den Naturwissenschaften und in der Mathematik sowie im Lateinischen, Griechischen, Französischen, Englischen und Hebräischen eigenen Lehrern. Daneben lief die Unterrichtung im Zeichnen, Klavierspielen, Fechten und Reiten. G., der das Studium der Sprachen in Göttingen bevorzugt hätte, ging 1765 auf Drängen des Vaters zum Studium der Rechte nach Leipzig. Schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts hatte sich die Stadt zu einem Zentrum der Aufklärungsbewegung entwickelt: Johann Christoph —> Gottsched hielt hier Vorlesungen über eine rationalistische Poetik, Christian Fürchtegott Geliert über eine neue Stil- und Sittenlehre, die ständige Bühne Friederike Caroline Neubers bevorzugte französisch-klassizistische Dramen. G.s anfängliches Interesse an den juristischen Kollegs erlahmte; bald auch stellte sich Kritik an den Gellertschen wie den Gottschedschen Vorlesungen ein. Der Einfluß der rationalistischen Poetik machte ihn unsicher und ließ ihn alle aus Frankfurt mitgebrachten poetischen Arbeiten verbrennen. Er fühlte sich mehr zum Bildenden Künstler berufen als zum Dichter und nahm Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser, dem Lehrer Johann Joachim —> Winckelmanns. Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums (1764) wurde G. zur lebenslangen Grundlage seines Antikenverständnisses. Ostern 1766 brachte der Mittagstisch im „Gasthaus am Brühl" G. mit einer Runde junger Erzieher zusammen, zu der auch Ernst Wolfgang Behrisch gehörte. Ihm, der bald Freund und Kritiker G.s wurde, gelang es, die besten der noch ganz in anakreontischer Manier verfaßten Gedichte zu einem Buch zusammenzufassen, dem der Autor den Titel Annette gab: sie waren zumeist aus der Liebe zur Wirtstochter Anna Katharina Schönkopf entstanden. G.s Eifersucht brachte wiederholt Verzweiflung über die Liebenden. Zeugnis dieser Gefühlsschwankungen war das Lustspiel Die Laune des Verliebten

Goethe (1768). Der plötzliche Weggang von Behrisch und die Trennung im Frühjahr 1768 von „Käthchen" haben ihn so geschwächt, daß der Achtzehnjährige im Juli 1768 von einem blutigen Husten befallen wurde und erst an seinem Geburtstag die Heimreise nach Frankfurt wagen konnte. Wie ein „Schiffbrüchiger" fühlte sich G. beim Wiedereintritt in sein Vaterhaus. Die leichte Tuberkulose klang im Frühjahr 1769 allmählich ab. Für die langsamer heilende seelische Überreizung wareine Freundin der Mutter hilfreich: Susanne Katharina von Klettenberg, Urbild der „schönen Seele", deren Lebensbekenntnisse G. später seinem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre einfügte. Mit ihr und der Mutter - beide der pietistischen Erweckungsbewegung anhängend — studierte G. pansophische Schriften. Trotz der Krankheit wurden Die Mitschuldigen, eine schon in Leipzig begonnene Farce, jetzt beendet. In Straßburg, wohin G. im Frühjahr 1770 aufbrach, war er zu einem neuen Leben wie zu einem ernsthaft betriebenen Studium entschlossen. Die „Ephemerides", Eintragungen von Lesefrüchten und Buchtiteln, zeugen von einer immensen Lektüre. Wichtiger aber waren andere Eindrücke: das gotische Münster und die elsässische Landschaft. In dieser Gemütsverfassung machte die Begegnung mit Johann Gottfried —> Herder „Epoche". Auch diesem ging es um ein neues Erfassen des Schöpferischen. G.s Antwort darauf war eine intensive Homerlektüre, die Beschäftigung mit Ossian, den angeblich neuentdeckten gälischen Heldenliedern, die Skizzierung eines Aufsatzes über das Straßburger Münster (Von deutscher Baukunst, 1773 ausgeführt) und schließlich die Aufzeichnung von zwölf Volksliedern. Schon 1770 war ihm in Sesenheim die Pfarrerstochter Friederike Brion begegnet. Aus der Liebe zu ihr entstanden Gedichte, von denen einige zu den persönlichsten G.scher Liebeslyrik gehören. Als Lizentiat der Rechte Ende August 1771 wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, begann er im September seine vierjährige Anwaltstätigkeit. Zwar war ihm Frankfurt nach wie vor „ein leidig Loch"; dennoch fanden sich Freunde genug, um am 14. Oktober „Shakspears Nahmenstag" zu feiern, wobei G. vermutlich die Rede Zum Shakspears Tag hielt. Wenige Wochen danach begann er mit der Niederschrift des historischen Dramas Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der Eisernen Hand, wozu ihn Shakespeare angeregt hatte. Sechs Wochen dauerte die Arbeit, dann sorgte der neugewonnene Freund Johann Heinrich Merck für ein rasches Erscheinen im Juni 1773. Merck gewann G. und Herder zur Mitarbeit an den „Frankfurter Gelehrten Anzeigen", einem wissenschaftlichen Rezensionsorgan. - Im Mai 1772 ging G. auf Anraten des Vaters an das Reichskammergericht in Wetzlar, um als Praktikant das Verfahren des Reichsprozesses kennenzulernen. In dieser Zeit entstanden, dank einer intensiven Pindarlektüre, die großen Hymnen in dem neuen, dithyrambischen Stil: u. a. Mahomets Gesang, An Schwager Kronos, Prometheus, Ganymed, Schon in seinen ersten Wetzlarer Wochen war G. der verlobten Amtmannstochter Charlotte Buff begegnet. G. schloß Freundschaft mit beiden Brautleuten, aber die Zuneigung für Lotte wurde doch „leidenschaftlicher als billig", und so „faßte ich den Entschluß, mich freiwillig zu entfernen". - Um sich, wieder in Frankfurt, von den schmerzlichen Erfahrungen des Sommers 1772 zu befreien, brachte er 1774, in gut vier Wochen, in Form brieflicher Mitteilungen an einen Freund die Leiden des jungen Werthers zu Papier. Der Roman wurde in alle europäischen Sprachen übersetzt und war ein Welterfolg. Freunde und Fremde, u. a. der Erzieher Carl Ludwig von Knebel mit den beiden Prinzen von Sachsen-WeimarEisenach, fanden sich bald bei dem „literarischen Meteor" ein. Einladungen folgten, so auch die zu einem Konzert im Hause der Bankiersfamilie Schönemann. Mit der Tochter Anna Elisabeth (Lili) Schönemann entspann sich bald eine

leidenschaftliche Beziehung; um die Ostermesse 1775 kam es zur Verlobung; um die Herbstmesse jedoch löste man sich wieder voneinander. Eine Einladung des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar kam gerade recht. G. nahm sie an und traf am 7. 11.1775 nach einer Reise in die Schweiz in Weimar ein. In der Schweiz hatte G. Johann Kaspar —»Lavater getroffen, dessen physiognomische Studien G.s anatomischen bzw. morphologischen Überlegungen entgegenkamen. Lavaters Pietismus aber trug später zur Entfremdung der Freunde bei, vor allem seit G.s wachsender Neigung zum Spinozismus. Daß G. sich schon im Januar 1776 zu der ihm angebotenen ministeriellen Tätigkeit entschloß, war nicht unüberlegt. Er wußte wohl, daß er sich damit auf einen „Platz" stellte, von dem aus „das durchaus Scheissige dieser zeitlichen Herrlichkeit" erkennbar wurde; andererseits war es ein „Schauplatz", wo man „ein paar Herzogtümer vor sich hatte". SachsenWeimar war ein armes Land: die erste gemeinsame Unternehmung mit dem Herzog galt dem stillgelegten Ilmenauer Kupferbergbau. G. - 1776 Geheimer Legationsrat und Mitglied des Geheimen Conseils, 1779 Geheimer Rat, 1782 geadelt - übernahm den Vorsitz der neugegründeten Bergwerkskommission, bald auch den der Wegebaukommission, schließlich die Leitung der Staatsfinanzen: Aufgaben, die er sehr ernst und effektiv wahrnahm. Schon im Herbst 1776 hatte er sich des Theaters angenommen; es kamen eigene frühere Sprechstücke und Singspiele zur Aufführung (u. a. Jahrmarktsfesl zu Plundersweilern, Erwin und Elmire)', bald auch neu entstandene (Die Geschwister, Lila, Triumph der Empfindsamkeit, Jery und Bätely). Den Höhepunkt dieser Aufführungen bildete 1779 die Iphigenie. G.s Verhältnis zum Herzog entwickelte sich zu einer beständigen, zugleich vertrauten und respektvollen Freundschaft. Eine enge Bindung hatte sich gleich anfangs zu Charlotte von Stein geknüpft, der glücklos verheirateten Frau des Oberstallmeisters Ernst Josias von Stein. Die 1500 Briefe G.s, die bis zum August 1786 zu ihr gingen, zeugen davon. Zur inneren Entfernung kam es durch G.s auch ihr verschwiegenen Entschluß, für unbestimmte Zeit nach Italien zu gehen. In der Lebenskrise, in die er durch Arbeitsüberlastung und die einengende Liebesbindung geraten war, schien es ihm notwendig, die Basis seiner Existenz noch einmal neu zu gründen. In den zwei italienischen Jahren (September 1786 bis Mitte 1788) hat er nicht nur Rom mit seinen antiken Bauund Kunstwerken und in Neapel das Volksleben gründlich kennengelernt, nicht nur in Sizilien gewissermaßen Griechenland erfahren (ein „Nausikaa"-Drama entworfen, das Prinzip der Pflanzenbildung - das Bildungsgesetz der Metamorphose - entdeckt), sondern, in einer Art zweiter Geburt, sich selbst wiedergefunden. Poetische Frucht dieser Jahre war die Umsetzung der Iphigenie in Blankverse und die Vollendung des noch in Frankfurt begonnenen Egmont-Oramas. Karl August hat aus G.s Selbsteinsicht kluge Folgerungen gezogen. Der aus Italien Zurückgekehrte wurde von den laufenden Regierungsgeschäften entbunden. Erst 1791 wieder fiel ihm die Leitung des neugegründeten Hoftheaters zu, der er sich bis 1817 unterzog. Er vollendete jetzt das aus Rom mitgebrachte Tasso-Drama wie auch den wohl schon in Rom begonnenen Gedichtzyklus der Römischen Elegien. Das sinnlich-antike Lebensgefühl, aus dem sie sich nährten, erfuhr neue Belebung durch die Beziehung zu Christiane Vulpius (Goethe). Aus ihr entwickelte sich eine lebenslange Verbindung; Weihnachten 1789 kam der Sohn August G. zur Welt, jedoch erst 1806 - unter dem Eindruck des auch Sachsen-Weimar unmittelbar betreffenden Kriegs wurde die Ehe geschlossen, auch als ein bewußtes Zeichen der Anerkennung bürgerlicher Ordnungsvorstellungen. Das Mißbehagen an Freunden und Umwelt, das G. seit seiner Rückkehr nicht verloren hatte, kompensierte er durch inten-

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Goethe sive Beschäftigung mit der botanischen und zoologischen Morphologie wie mit der Farbenlehre, wobei die Aufmerksamkeit nicht mehr, wie früher, auf einzelne Phänomene gerichtet war, sondern auf das eine Prinzip, auf das sich die mannigfachen Erscheinungen zurückführen ließen. Dieser auf das Normative gerichtete Sinn war es wohl vor allem, der G. den Ausbruch der Französischen Revolution als das „schrecklichste aller Ereignisse" erfahren ließ. Dabei war er kein Anhänger des „ancien regime". Reformen waren auch nach seiner Überzeugung immer wieder nötig; aber nur innerhalb einer Verfassung, die einen Regenten, der sich als Diener seines Staates verstand, mit Untertanen verband, die frei waren innerhalb der Grenzen ihres Standes. - Es folgten unruhige Jahre: 1790 eine Reise nach Venedig, um Anna Amalia, die Mutter Karl Augusts, abzuholen, und drei weitere Reisen zur Begleitung des Herzogs: der Aufbruch ins schlesische Feldlager anläßlich der Reichenbacher Konvention 1790, die Teilnahme an der Campagne in Frankreich 1792 und an der Belagerung von Mainz 1793. 1794, auf dem Höhepunkt der Revolution in Paris, entschloß sich Friedrich —> Schiller zur Gründung der Monatsschrift „Die Hören" und bat G. um Mitarbeit. Damit begann das Jahrzehnt ihrer fruchtbaren Zusammenarbeit: die Epoche der deutschen literarischen Klassik - parallel zum Jahrzehnt der Frühromantik. Zu dem antirevolutionären Programm der „Hören", dem es gleichwohl um Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes ging, lieferte G. einen programmatischen Beitrag - nicht, wie Schiller, philosophischer, sondern poetisch-metaphorischer Art - mit dem Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. Schon um die Jahreswende 1795/96 zeichnete sich jedoch der Mißerfolg der Zeitschrift ab. Als G. und Schiller in etwa 600 Xenien, bissigen Zwei- und Vierzeilern, mit der Urteilsunfähigkeit von Kritikern und Zeitgenossen abrechneten, war „alles in Aufruhr". In der Zeit des engen Umgangs mit Schiller entstanden u. a. die Balladen Der Schatzgräber, Die Braut von Korinth, Der Gott und die Bajadere, Der Zauberlehrling, die Elegien Alexis und Dora, Amyntas, Euphrosyne, das Versepos Hermann und Dorothea, ein Welterfolg, Wilhelm Meisters Lehrjahre und dramatische Produktion (ein Teil der skizzierten Achilleis und der erste Teil der als Trilogie entworfenen Natürlichen Tochter). - Schillers Tod im Mai 1805 war für G. ein Verlust ohnegleichen; erst nach Wochen konnte er sich wieder zur Arbeit an der Farbenlehre und auch zur Fortsetzung des Fauif-Fragments entschließen, das, schon aus Frankfurt mitgebracht, erst 1806 vollendet wurde. Napoleons Sieg bei Jena und Auerstedt 1806 und die harten Folgen für das Land überschatteten auch G.s literarische Tätigkeit, unterbrachen sie aber nicht. Er hat das politische System des Rheinbundes unter napoleonischem Protektorat (1805) bejaht, die Auflösung des Alten Reiches nicht bedauert. Seine Audienz bei Napoleon (Erfurter Fürstentag 1808) rechnete er zu den höchsten Augenblicken seines Lebens; der Kaiser, von dem er das Kreuz der Ehrenlegion erhielt, galt ihm als Verkörperung des Außerordentlichen und des „Dämonischen". In diesen unruhigen Jahren bereitete G. seine Selbstbiographie vor (bis 1775). Auch die poetischen Produktionen der nächsten Jahre: das Drama Pandora und der Roman Die Wahlverwandtschaften, gründen, nach G.s Worten, in dem Moment einer Krise. Im ersten Friedensjahr 1814 beschloß G., sein „freies Geburtsland" nach 17 Jahren wiederzusehen und zur Kur nach Wiesbaden zu gehen. Es war der Aufbruch zu neuer Produktivität. Mitverursacht wurde sie durch die Lektüre des persischen Dichters Hafis (14. Jh.). Schon auf der Reise nach Wiesbaden entstanden fast täglich Gedichte; als der WestÖstliche Divan 1819 erschien, war er zu zwölf Büchern angewachsen, aus denen sich das Suleika-Buch durch die Fülle seiner Gedichte heraushebt. Sie waren 1815 aus der Liebe

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zu Marianne, der Frau des befreundeten Frankfurter Bankiers Johann Jacob von Willemer, entstanden, wobei G. drei von ihr verfaßte unter die seinen aufgenommen hatte. 1816 wurde G. bei der Modernisierung der Verwaltung des zum Großherzogtum erhobenen Kleinstaates SachsenWeimar die Oberaufsicht über alle Landesanstalten für Kunst und Wissenschaft übertragen, die er - mit dem Titel eines Staatsministers - bis zu seinem Tod ausübte. Nach dem Tod Christiane von G.s (1816) zog der Sohn August von G. mit seiner Frau Ottilie, geb. von Pogwisch, in das Haus am Frauenplan, in dem G. nun selber die Haushaltsführung übernehmen mußte. August von G. starb noch vor seinem Vater 1830 in Rom. - Die Kurreisen gingen nun seit 1821 nach Marienbad, wo G. 1823 von der jungen Ulrike von Levetzow stark angezogen wurde. Der vom Großherzog überbrachte Heiratsantrag blieb erfolglos; auf der Heimreise hat G. dem Schmerz dieses Abschieds in der Marienbader Elegie Ausdruck gegeben. - Es war G.s letzte große Reise. Fortan beschäftigte ihn die Vorbereitung der vollständigen Ausgabe seiner Werke, die er 1831, unterstützt von Johann Peter Eckermann, abschließen konnte. „Hauptgeschäft" der letzten Jahre war die Fortsetzung des Faust und der Lehrjahre. 1829 erschien die neubearbeitete Fassung von Wilhelm Meisters Wanderjahren. Für die Fortsetzung des Faust knüpfte G. an die 1800 verfaßten Verse einer //e/enu-Dichtung an; die verbleibenden Akte konnte er wie erhofft noch vor seinem 82. Geburtstag vollenden und am 22.7. 1831 in sein Tagebuch notieren: „Das Hauptgeschäft zustandegebracht". Das in 60 Jahren gewachsene Manuskript behandelte er wie sein Vermächtnis: er siegelte es ein. - Am 22. März 1832, mittags um halb zwölf, starb G. G.s Werk umfaßt die theoretische Durchdringung und praktische Ausübung von Bildender Kunst und Poesie. Er verfügt souverän über die Tradition und ihre Regeln - und befreit sich aus deren Zwängen, indem er mit ihnen neue lyrische, epische und dramatische Formen schafft, die für die Folgezeit prägend wurden. Daneben steht das umfangreiche Corpus der naturwissenschaftlichen Schriften, die auf eine Morphologie der objektiven Naturphänomene zielen. Erfolgreich im Sinne der modernen Naturwissenschaft war die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen und der Begriff der Metamorphose der Tiere und Pflanzen, als eine vorweggenommene Evolutionslehre. Erfolglos dagegen blieben in der physikalisch orientierten Naturwissenschaft die Arbeiten zur Geologie und zur Optik. Erst in jüngster Zeit wird die G.sche Farbenlehre wieder philosophisch ernstgenommen, als eine Phänomenologie im Bezug auf das Auge. Gemeinsam ist G.s naturwissenschaftlichen Schriften der Versuch, in morphologischen Anschauungsformen, mit Begriffen wie Urphänomen, Metamorphose, Polarität und Steigerung zu den von der anorganischen Natur bis zur menschlichen Sittlichkeit waltenden einheitlichen Gesetzen vorzudringen. Dieser Universalismus weist in seinem Umfang noch einmal auf die Tradition zurück. In der Suche nach der zugrundeliegenden All-Einheit aber reagiert G. bereits auf das spezifisch moderne Bewußtsein ihres Zerbrechens. Darin gründet G.s Anerkennung durch die Zeitgenossen ebenso wie seine unvergleichliche Wirkung auf nahezu alle produktiven Geister, die freilich in Unterricht und Zitatensteinbrüchen von einer zuweilen unerträglichen Trivialisierung begleitet wird. AUSGABEN: G.s Werke. Abt. 1-4. Zusammen 133 Bde. Weimar 1887-1919. Nachdr. München 1987, nebst 3 Nachtragsbänden, hrsg. v. Paul Raabe. [Weimarer Ausg.] Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hrsg. im Auftrag der Deutschen Akademie der Naturforscher. Weimar 1947 ff. Gedenkausgabe. Hrsg. v. Ernst Beutler. 24 Bde. nebst 3 Ergänzungsbänden, Zürich 1948-71. - Werke. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin

Goldschmidt 1952-75. [Akademie-Ausg., abgebrochen} - Werke. Ham burger Ausgabe. Hrsg. v. Erich Trunz. Hamburg 1960-71; Neuaufl. seit 1952, seit 1972: München. - Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde., Frankfurt/Main 1985 ff. - Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. 21 in 26 Bänden, München 1985 ff. Corpus der Goethezeichnungen. Bearb. v. Gerhard Femmel. 7 Bde., München 21972-79. LITERATUR: Bibliographien: G.-Bibliographie. Begründet von Hans Pyritz ... 2 Bde., Heidelberg 1965-68. - G.Bibliographie. In: Jahrbuch der G.-Gesellschaft bzw. G.Jahrbuch. - Internationale Bibliographie zur Deutschen Klassik. Weimar 1959 ff. - Biographien: Emil Staiger: G. 3 Bde., Zürich/Freiburg 1952-54. - Kurt Robert Eissler: G. Eine psychoanalytische Studie. Basel/Frankfurt 1983. Karl Otto Conrady: G. Leben und Werk. Frankfurt/Main 1987. - Dorothea Hölscher-Lohmeyer: J. W. G. München 1991. - Heinrich Meyer: G. Das Leben im Werk. Zürich 1994. - Nicholas Boyle: G. Der Dichter in seiner Zeit. Bd. l, München 1995. - Studien: Wolfgang Schadewaldt: Goethestudien. Zürich 1963. - Ernst Beutler: Essays um G. Zürich/München 71980. - Albrecht Schöne: G.s Farbentheologie. München 1987. - Victor Lange: G. Stuttgart 1989. Friedrich Sengle: Das Genie und sein Fürst. Die Geschichte der Lebensgemeinschaft G.s mit dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Stuttgart/Weimar 1993. G.-Handbuch. 4 Bde., Stuttgart 1996 ff. Dorothea Hölscher-Lohmeyer Goldberg, Oskar, * 5.11.1885 Berlin, t 13.8.1953 Nizza. G., Sohn eines Orientalisten, studierte Theologie am Beth Hamidrasch und am Rabbinerseminar in Berlin und legte 1908 das Rabbinerexamen ab. Seit 1909 studierte er Orientalistik, Völkerpsychologie, Psychophysik und Medizin in Berlin und München, wo er 1915 promoviert wurde. 1911 gründete er mit Fritz Hommel und anderen die Gesellschaft zur Erforschung der unbewußten Vorgänge in Sprache und Zahl, war 1912 Assistent für neurologische Forschung bei Theodor —»Ziehen in Berlin und bei Kraepelin in München und nahm 1913/14 an Expeditionen nach Tibet teil. Während des Ersten Weltkriegs war er Militärarzt. Seit 1916 unternahm G. Versuche, Geisteskranke durch psychophysiologische Interventionen zu heilen, wandte sich dann der Mythenforschung zu und war 1917-22 Forschungsprofessor am Ostasien-Instilut der Univ. München. G. war spiritus rector der von 1927 bis 1931 bestehenden „Philosophischen Gruppe" in Berlin, der u. a. Joachim Caspary, Simon Guttmann und Erich Unger angehörten. 1932-38 hielt sich G. in San Remo auf, ging 1938 nach Zürich, 1939 nach Frankreich, 1941 nach New York und lebte seit Ende der vierziger Jahre in Paris. Er verfaßte zahlreiche Arbeiten über jüdische Mystik. In seinem 1925 erschienenen Hauptwerk Die Wirklichkeit der Hebräer vertrat er die Meinung, daß der archaische Zustand der Hebräer zur Zeit der Wüstenwanderung der ideale Zustand des jüdischen Volkes sei. In seiner Schrift Maimonides. Kritik der jüdischen Glaubenslehre (1935) setzte er den alten Maimonidesstreit fort und trat für die Wiederherstellung des biblischen Opferkults ein. WEITERE WERKE: Die fünf Bücher Mosis ein Zahlengebäude. Die Feststellung einer einheitlich durchgeführten Zahlenschrift. Berlin 1908. - Das Zahlengebäude des Pentateuch. Eine Geheimschrift in den 5 Büchern Moses. Genf 1947. LITERATUR: Erich Unger: Das Problem der mythischen Realität. Eine Einleitung in die G.sche Schrift „Die Wirklichkeil der Hebräer". Berlin 1926. - Schalom Ben-Chorin: Der Mystiker O. G. In: Zwiesprache mit Martin Buber. Gerungen 1978, S. 135-137. - Manfred Voigts: O. G. Der mythische

Experimentalwissenschaftler. Ein verdrängtes Kapitel jüdischer Geschichte. Berlin 1992. - Christian Hülshörster: Thomas Mann und O. G.s „Wirklichkeit der Hebräer". Frankfurt/Main 1999. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. München 2001, S. 67-71. Goldscheid, Rudolf, Pseud. Rudolf Golm, * 12.8.1870 Wien, t 6. 10. 1931 Wien. Der einer Kaufmannsfamilie entstammende G. studierte ohne Abschluß Philosophie in Wien (bei Ernst —»Mach), Volkswirtschaft und Philosophie in Berlin, wo Gustav Schmoller, Georg -»Simmel und Wilhelm —»Dilthey seine Lehrer waren, und lebte danach als Privatgelehrter in seiner Heimatstadt. In jüngeren Jahren war er als Schriftsteller fruchtbar. Als Anhänger eines wissenschaftlichen Sozialismus und als Pazifist war G. führend in dem 1906 von Ernst —»Haeckel gegründeten „Deutschen Monistenbund" tätig und gehörte 1907 zu den Gründern der Wiener Soziologischen Gesellschaft, deren Vorsitz er lange innehatte. 1908 war er an der Gründung des „Österreichischen Monistenbundes" beteiligt. G. war 1909 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und trug zur Institutionalisierung der Soziologie als universitäres Lehrfach bei. Er war außerdem 1913/14 Mitherausgeber der „Annalen für Naturund Kulturphilosophie" (mit Wilhelm -> Ostwald) und seit 1922 Herausgeber der „Friedenswarte". G veröffentlichte u. a. Zur Ethik des Gesamtwillens. Eine sozialphilosophische Untersuchung (Bd. l, 1902), Entwicklungswerttheorie, Entwicklungsökonomie, Menschenökonomie (1908), Höherentwicklung und Menschenökonomie. Grundlegung der Sozialbiologie (Bd. l, 1911), Das Verhältnis der äußern Politik zu inneren. Ein Beitrag zur Solziologie des Weltkrieges und Weltfriedens (1914, 31915), Staatssozialismus und Staatskapitalismus ('" 5 I917) und Sozialisierung der Wirtschaft oder Staatsbankerott (1919). WEITERE WERKE: Grundlinien zu einer Kritik der Willenskraft. Willenstheoretische Betrachtung des biologischen, ökonomischen und sozialen Evolutionismus. Wien 1905. Verelendungs- und Meliorationstheorie? Berlin 1906. - Darwin als Lebenselement unserer modernen Kultur. Wien 1909. - Friedensbewegung und Menschheitsökonomie. Berlin/Zürich 1912. - Monismus und Politik. Wien 1913. Reine Vernunft und Staatsvernunft. Wien 1918. - Grundfragen des Menschenschicksals. Gesammelte Aufsätze. Wien 1920. LITERATUR: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 106-113 Goldschmidt, Hermann Levin, * 11.4.1914 Berlin, t 29.3. 1998 Zürich. Der Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts arbeitete nach dem Abitur 1932-34 als Volontär im Ullstein-Verlag in Berlin. Von den Nationalsozialisten verfolgt, emigrierte er 1938 in die Schweiz und studierte an der Univ. Zürich, wo er 1941 promoviert wurde. G. gründete 1951 das Freie Jüdische Lehrhaus in Zürich, das er bis 1961 leitete, und 1990 mit seiner Frau Mary die „Stiftung Dialogik" im Archiv für Zeitgeschichte in Zürich. 1957 erhielt er als erster den Leo Baeck Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland. Seit 1972 war er Philosophiedozent am Oberseminar des Kantons Zürich. G. entwickelte eine Philosophie für die moderne Zeit unter dem Schlagwort „Dialogik, die Freiheit des Widerspruchs". Mittelpunkt seines philosophischen und schriftstellerischen Werks ist die deutsch-jüdische Kultur. G. veröffentlichte u. a. Das Vermächtnis des deutschen Judentums (1957, erweitert 3 1965), Die Botschaß des Judentums. Grundbegriffe, Geschichte, Gegenwartsarbeit, Auseinandersetzung (1960) und Dialogik. Philosophie auf dem Boden der Neuzeit (1964).

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Goldschmidt WEITERE WERKE: Glaube und Wissen in der Geschichte und Lehre des Judentums. Zürich 1958. - Werke. Hrsg. v. Willi Goetschel. Wien 1992 ff. LITERATUR: Wege des Widerspruchs. Festschrift für H. L. G. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Willi Goetschel, J. C. Cartwright und Maja Wicki. Bern 1984. - Perspektiven der Dialogik. Zürcher Kolloquium zum 80. Geburtstag von H. L. G. Hrsg. v. Willi Goetschel. Wien 1994. Goldschmidt, Ludwig, * 6.8.1853 Sondershausen, t 25.1.1931. G. studierte Mathematik an den Universitäten Berlin und Göttingen und wurde 1881 promoviert. 1883-92 war er Direktor der Handelsschule in Gotha, anschließend mathematischer Revisor bei der Gothaer Lebensversicherungs AG und hatte 1908-19 die Leitung des Gymnasiums in Gotha inne. G. beschäftigte sich intensiv mit —> Kant und verfaßte eine Reihe von Werken über die kantische Philosophie, darunter Zur Würdigung der Kritik der reinen Vernunft (1900) und Kant über Freiheit, Unsterblichkeit, Gott (1904). In seiner Schrift Gegen Einsteins Metaphysik. Eine kritische Befreiung (1923) versuchte er, die naturphilosophische Deutung der Relativitätstheorie —> Einsteins zu widerlegen. WEITERE WERKE: Kant und Helmholtz. Hamburg/Leipzig 1898. - Kantkritik oder Kantstudium. Gotha 1901. - Kants .Privatmeinungen' über das Jenseits und Die Kant-Ausgabe der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften. Gotha 1905. - Baumanns Anti-Kant. Eine Widerlegung. Gotha 1906. - Kant und Haeckel. Freiheit und Naturnotwendigkeit. Gotha 1906. - Zur Wiedererweckung Kantischer Lehre. Kritische Aufsätze. Gotha 1910. - Verwahrung gegen die Behandlung Kants in Lehre und Schrift. Gotha 1914. - Weder Kant noch Goethe. Gotha 1920. Goldstein, Julius, * 29.10.1873 Hamburg, t 25.6.1929 Darmstadt. G., Sohn eines Kinderzeughändlers, studierte in Berlin und Jena Sprachen und Philosophie, wurde 1899 promoviert (Untersuchungen zum Kulturproblem der Gegenwart) und habilitierte sich 1902 an der TH Darmstadt für Philosophie (Die empiristische Geschichtsauffassung David Humes mit Berücksichtigung moderner methodologischer und erkenntnistheoretischer Probleme). Er lehrte dort sowie an den Pädagogischen Instituten in Darmstadt und Mainz und wurde 1910 Titularprofessor, 1925 a. o. Professor. 1920-25 war er Chefredakteur der regierungsamtlichen „Darmstädter Zeitung", 1925-29 Herausgeber der kulturphilosophischen Zeitschrift „Der Morgen", 1924 Gastprofessor in den USA. Der überzeugte Republikaner und Verfechter eines humanen deutschen Nationalbewußtseins wandte sich entschieden gegen den rassischen Antisemitismus und übertriebenen Nationalismus. G. veröffentlichte u.a. Wandlungen in der Philosophie der Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung des Problems von Leben und Wissenschaft (1911), Zur Soziologie des Antisemitismus (1920), Rasse und Politik (1921, 'I960) und Deutsche Volks-Idee und Deutsch-Völkische Idee. Eine Soziologische Erörterung der Völkischen Denkart (1927, 21928). WEITERE WERKE: Die Technik. Frankfurt/Main o.J. [1912]. - Aus dem Vermächtnis des 19. Jahrhunderts. Philosophische Aufsätze. Berlin 1922. LITERATUR: Robert H. Schmidt: G., J. In: NDB 6, 1964, S. 621-622. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 168-175. Gomperz, Heinrich, * 18.1.1873 Wien, t 27. 12.1942 Los Angeles. G., Sohn von Theodor -^G., studierte Rechtswissenschaft, dann in Berlin bei Adolf Harnack Kirchengeschichte,

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schließlich klassische Philologie und Philosophie und wurde 1896 in Wien zum Dr. phil. promoviert (Zur Psychologie der logischen Fundamentaltalsachen; im Druck: Die Psychologie der Grundtatsachen). Seit 1900 an der Univ. Bern, habilitierte er sich für Philosophie (Die Welt als geordnetes Ereignis), kehrte 1905 nach Wien zurück und wurde dort 1920 a. o. Professor. Von 1924 bis zu seiner Suspendierung aus politischen Gründen 1934 war G. o. Prof. der Philosophie. 1935 emigrierte er in die USA und war bis 1942 Gastprofessor an der University of Southern California in Los Angeles. 1939/40 hielt er Vorlesungen an der Univ. Oregon, 1940/41 an der Univ. Illinois. Mit seiner Weltanschauungslehre. Ein Versuch, die Hauptprobleme der allgemeinen theoretischen Philosophie geschichtlich zu entwickeln und sachlich zu bearbeiten (2 Bde., 1905-08) wandte sich G. gegen den Logischen Positivismus, insofern dieser den Versuch einer Darstellung des Gesamtzusammenhangs der „Realität" als Spekulation und Metaphysik ablehne. In Sophistik und Rhetorik (1912, Nachdruck 1965) versuchte er den Nachweis zu erbringen, daß die Sophisten sich selbst zumeist nicht als Philosophen betrachtet haben. Zu G.' Veröffentlichungen zählen auch Die Lebensauffassung der griechischen Philosophen und das ideal der inneren Freiheit (1904, 3 1927, Nachdruck 1979), Über Sinn und Sinngebilde, Verstehen und Erklären (1929) und Interpretation. Logical analysis of a method of historical research (1939). WEITERE WERKE: Grundlegung der neosokratischen Philosophie. Wien 1897. - Kritik des Hedonismus. Stuttgart 1898. - Das Problem der Willensfreiheit. Jena 1907. - Philosophie des Krieges in Umrissen. Gotha 1915. - Die Idee der überstaatlichen Rechtsordnung nach ihren philosophischen Voraussetzungen kritisch untersucht. Wien 1920. - Die indische Theosophie. Jena 1925. - Die Wissenschaft und die Tat. Wien 1934. - Philosophical Studies. Hrsg. v. D. S. Robinson und Philip Merlan. Boston 1953 (mit Werkverzeichnis). LITERATUR: Ernst Topitsch: H. G. (1873-1942). In: Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie, Pädagogik 5 (1954) S. 1-6. - Wolfhart Henckmann: Bewußtsein und Realität bei Külpe und G. Zwei Alternativen in der philosophischen Grundlegung der Semasiologie. In: Zeitschrift für Semiotik 4 (1988) S. 377-397. - Martin Seiler: H. G. (1873-1942). Philosophie und Semiotik. In: Philosophie und Semiotik. Hrsg. v. Ludwig Nagl u.a. Wien 1991, S. 101-124. - Friedrich Stadier/Martin Seiler (Hrsg.): H. G., Karl Popper und die österreichische Philosophie. Amsterdam u.a. 1994. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 230-234. Gomperz, Theodor, * 29.3. 1832 Brunn, t 29.8. 1912 Baden (Niederösterreich). G., Sohn eines Großhändlers und Bankiers, studierte 1849 an der Univ. Wien Rechtswissenschaft und 1850-53 klassische Philologie. Während eines Aufenthalts in Leipzig 1854/55 schrieb er für die „Grenzboten" und schuf durch die Beschäftigung mit dem hippokratischen Corpus und den herkulanensischen Papyri die Basis für seine Habilitation an der Univ. Wien 1867. Seit 1869 a. o. Prof., war G. 1873-1900 o. Prof. an der Univ. Wien. 1869-80 leitete er eine zwölfbändige Übersetzung der Werke John Stuart Mills. Seine Arbeiten auf den Gebieten der Textphilologie und Interpretation galten Autoren wie Euripides, Demosthenes und Herodot; im Mittelpunkt standen jedoch die antiken Philosophen, denen er sein Hauptwerk Griechische Denker (3 Bde, 1896-1909, "1922-31) widmete, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. G. war seit 1901 Mitglied des österr. Herrenhauses und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er war der Vater von Heinrich —> G. WEITERE WERKE: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer Schriftsteller. 8 Bde., Wien 1875-1905. - Platonische Aufsätze. 4 Bde., 1887-1905. - Essays und Erinne-

Gottsched rungen. Stuttgart 1905. - Hellenika. Eine Auswahl philologischer und philosophiegeschichtlicher kleiner Schriften. 2 Bde., Leipzig 1912. - Briefe und Aufzeichnungen. Ausgewählt, erläutert und zu einer Darstellung seines Lebens verknüpft von Heinrich Gomperz. Bd. 1. Wien 1936. LITERATUR: Robert A. Kann (Hrsg.): T. G. Ein Gelehrtenleben im Bürgertum der Franz-Josefs-Zeit. Auswahl seiner Briefe und Aufzeichnungen 1869-1912. Erläutert und zu einer Darstellung seines Lebens verknüpft von Heinrich Gomperz. Wien 1974. - Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. Bd. 9. München 2001, S. 235-242. Gordon, Andreas, eigentl. George G., * 15.6.1712 Cofforach (Schottland), t 22.8. 1751 Erfurt. Der einem schottischen Adelsgeschlecht entstammende G. kam 1724 nach Regensburg und studierte Philosophie. Nach einer Reise durch Frankreich und Italien trat er 1732 in das Schottenstift St. Jakob in Regensburg ein. 1735 wurde er zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung an die Univ. Salzburg entsandt und war von 1737 bis zu seinem Tod Prof. der Philosophie in Erfurt. G. wandte sich entschieden von der scholastischen Philosophie ab und versuchte, vor allem im Bereich der Naturphilosophie, die zeitgenössische Naturwissenschaft zu berücksichtigen. Er veröffentlichte u. a. Philosophie utilis et iucunda (3 Bde., 1745), Varia philosophiae mutationem spectantia (1749) und Physicae experimentalis elementa (3 Bde., 1751-53). WEITERE WERKE: Phaenomena electricitatis exposita. Erfurt 1744. Dt.: Versuch einer Erklärung der Elektrizität. Erfurt 1745, 21746. - Oratio philosophiam novatn utilitatis ergo amplectendam, et scholasticam philosophiam futilitatis causa eliminandam suadens. Erfurt 1747. LITERATUR: Bernhard Jansen: Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stellung zur Philosophie der Aufklärung. In: Scholastik 11 (1936) S. 1-51. - Ludwig Hammermayer: Aufklärung im katholischen Deutschland im 18. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte (Tel-Aviv) 4 (1975) S. 53-109. - Erich Kleineidam: Um'versitas Studii Erffordensis. Bd. 4. Leipzig 21988, S. 108-119. Gottfried von Viterbo, * 1125 Viterbo, t um 1190 Viterbo. Der einer deutschen Familie entstammende G. war nach dem Studium in Bamberg unter den Kaisern Konrad III. und Friedrich I. Barbarossa Notar an der staufischen Hofkapelle. Später trat er in die Dienste der päpstlichen Kurie. Seine ihm von Barbarossa aufgetragenen Gesandtschaften führten ihn nach Sizilien, Spanien, Frankreich und nach Rom. Für seine Dienste wurde er mit den Kanonikaten in Speyer, Pisa und Lucca bedacht. Auf seinen Reisen sammelte er umfangreiches Material und schrieb mit der Heinrich VI. gewidmeten Genealogie Speculum regum (um 1183) sein erstes von insgesamt vier Büchern. Hauptwerk ist das im Wechsel von Versen und Prosa verfaßte Pantheon (l 190, 2., veränderte Ausgabe), eine mit Sagen und Anekdoten angereicherte „Weltgeschichte". WEITERE WERKE: MGH SS 22, 1-338. - Denominatio regnorum imperio subiectorum. Hrsg. v. L. Delisle. Paris 1890. LITERATUR: Gerhard Baaken: Zur Beurteilung G.s v. V. In: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Karl Hauck und Hubert Mordek. Köln 1978. - Karl Langosch: G. v. V. In: VL 3, 1981, Sp. 173-182. - Friedrich Hausmann: G. v. V. Kapellan und Notar, Magister, Geschichtsschreiber und Dichter. In: Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wirkungsweisen des staufischen Kaisers. Hrsg. v. Alfred Haverkamp. Sigmaringen 1992, S. 603-621. - Loris St-

urlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 228-244. - Maria E. Dorninger: G. v. V. Ein Autor in der Umgebung der frühen Staufer. Stuttgart 1997. Gottschalk der Sachse, Godescalc, G. von Orbais, selten auch G. von Fulda, * um 807, t 10. 10.868 oder 869 Hautvillers bei Epernay. Der sächsische Grafensohn wurde als Oblate im Kloster Fulda erzogen. Nach einem Studienaufenthalt auf der Reichenau zum Mönchsgelübde gezwungen, sprach ihn die Mainzer Synode 829 davon frei. Doch war G. schon 830 wieder Mönch in Corbie, später in Hautvillers und Orbais. Auf Missionsreisen durch Italien und den Balkan forderten seine Predigten über die doppelte Prädestination Widerspruch der Geistlichkeit heraus. Auf Betreiben seines Fuldaer Lehrers -^Hrabanus Maurus von der Synode in Mainz 848 als Häretiker verurteilt, hielt ihn nach erneuter Verurteilung 849 durch die Synode in Quierzy Erzbischof Hinkmar von Reims in Hautvillers gefangen. G. war nicht nur ein leidenschaftlicher Theologe, der extreme Positionen vertrat, und ein hervorragender Kenner des Augustinus, sondern auch selbständiger Grammatiker. Seine zehn überlieferten Gedichte, davon zwei mit Melodie, zeigen eine ausdrucksvolle Sprachkraft und reiche Formkunst. Seine Prädestinationslehre wurde im 17. Jh. von den Jansenisten aufgegriffen. WERKE: MGH. Poetae III, 707-738; IV-3, 934-936; VI-1, 86-106. - Cyrille Lambot: CEuvres theologiques et grammaticales. Louvain 1945. LITERATUR: Klaus Vielhaber: G., der Sachse. Bonn 1956. Gangolf Schrimpf: Die ehtischen Implikationen der Auseinandersetzung zwischen Hraban und G. In: Hrabanus Maurus und seine Schule. Festschrift der Rabanus-Maurus-Schule. Fulda 1980, S. 164 174. - Fidel Rädle: G. d. S. In: VL 3, 1981, Sp. 189-199. - Knut Schäferdiek: G. d. S. In: TRE 14, 1985, S. 108-110. - Jürgen Weitzel: Die Normalität als Frage an das Schicksal des G. v. Orbais. In: Religiöse Devianz. Hrsg. v. Dieter Simon. Frankfurt/Main 1990, S. 211-229. John Marenbon: Carolingian thought. In: Carolingian culture: emulation and innovation. Hrsg. v. Rosamond McKitterick. Cambridge 1994, S. 171-192. - George H. Tavard: Trina Deltas. The Controversy between Hincmar and G. Milwaukee 1996. Gottsched, Johann Christoph, * 2.2. 1700 Juditten (heute zu Königsberg), t 12. 12.1766 Leipzig. Der Sohn eines Pfarrers studierte an der Königsberger Univ. „Albertina" Theologie und Philosophie. 1724 floh er aus seiner Heimat, um einer Aushebung als Soldat zu entgehen. Geprägt von der Philosophie —> Wolffs und > Leibnizens, bot ihm das Buchhandelszentrum Leipzig ideale Voraussetzungen, sein kulturpolitisches und pädagogisches Reformprogramm durchzusetzen, das nicht nur auf eine deutsche Nationalsprache und Nationalliteratur abzielte, sondern auch gegen Aberglaube und Orthodoxie gerichtet war. So bildete der Leipziger Prof. der Poesie (1730) und der Logik und Metaphysik (1734) eine Allianz mit dem gering geachteten Stand der Theaterleute (Theaterreform mit Friederike Caroline und Johann Neuber) und schrieb die Regeltragödie Sterbender Cato (1732). G. bestimmte als Senior der Leipziger Deutschen Gesellschaft (1727-38) und als Zeitschriftenherausgeber (seit 1725) das literarische Leben der frühen Aufklärung. Er veröffentlichte zwei Moralische Wochenschriften („Die Vernünftigen Tadlerinnen", 1725/26; „Der Biedermann", 1727-29) und drei literaturkritische Journale („Beyträge zur Critischen Historic der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit", 1732-44; „Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste", 1745-50; „Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit", 1751-62), die an ein bürgerliches Pu-

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Grabmann blikum adressiert waren. Seine Hauptmitarbeiterin und Ehefrau Luise Adelgunde Victorie G., die Tochter des Danziger Arztes Johann Georg Kulmus, arbeitete in seinem Sinne als Übersetzerin, Rezensentin und Dramenautorin. G. stand mit etwa neunhundert Gelehrten in Europa in Kontakt und initiierte bzw. unterstützte zahlreiche gelehrte Gesellschaften. Sein universalistisches CEuvre ist an den Hauptwerken, der Poetik Versuch einer Critischen Dichtkunst ( 29, datiert 1730), der Philosophie Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (1733/34), der Rhetorik Ausführliche Redekunst (1736), der Grammatik Deutsche Sprachkunst (1748) und der Dramensammlung Die Deutsche Schaubühne (1741-45), ablesbar. G. gilt auch als wichtiger Vermittler und Popularisator naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Somit verbindet G. erstmals barocke Gelehrsamkeit mit aufklärerischer Breitenwirkung. Literaturhistorische Bedeutung erlangte er durch die Critische Dichtkunst, in der er eine rationalistische, auf Naturnachahmung basierende Poetik propagierte. An Miltons Paradise Lost entzündete sich der „Literaturstreit" mit den Schweizern Johann Jakob Bodmer und Johann Jacob Breitinger, in dem G. unterlag und der ihn in der Folge zum Gespött der Nachwelt werden ließ (so zum Beispiel in -»Lessings 17. Literaturbrief). G.s Leistungen hinsichtlich der „Organisation eines überregionalen Literaturbetriebes" bleiben davon unberührt. WEITERE WERKE: Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Joachim Birke/P. M. Mitchell. Berlin/New York 1968-95. - Schriften zu Theorie und Praxis aufklärender Literatur. Hrsg. v. Uwe-K. Ketelsen. Reinbek bei Hamburg 1970. - Schriften zur Literatur. Hrsg. v. Horst Steinmetz. Stuttgart 1972. - Reden, Vorreden, Schriften. Hrsg. v. Marianne Wehr. Leipzig 1974. - Der Biedermann. Hrsg. v. Wolfgang Martens. Stuttgart 1975. - Die Vernünftigen Tadlerinnen. Hrsg. v. Helga Brandes. Hildesheim 1993. LITERATUR: Theodor Wilhelm Danzel: G. und seine Zeit. Auszüge aus seinem Briefwechsel. Leipzig 1848. - Gustav Waniek: G. und die deutsche Litteratur seiner Zeit. Leipzig 1897. - Werner Rieck: J. C. G. Eine kritische Würdigung seines Werkes. Berlin (Ost) 1972. - Hans Otto Horch/ Georg-Michael Schulz: Das Wunderbare und die Poetik der Frühaufklärung. G. und die Schweizer. Darmstadt 1988. Heide Hollmer: Anmuth und Nutzen. Die Originaltrauerspiele in G.s 'Deutscher Schaubühne'. Tübingen 1994. P. M. Mitchell: J. C. G. (1700-1766). Harbinger of German Classicism. Columbia, S.C. 1995. Gabriele Ball Grabmann, Martin, * 5.1.1875 Winterzhofen (Oberpfalz), t 9. 1. 1949 Eichstätt. Der Bauernsohn studierte 1893-98 am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt Philosophie und Theologie, empfing 1898 die Priesterweihe und war zwei Jahre Seelsorger in der Oberpfalz. 1900 setzte er seine Studien am Thomaskolleg der Dominikaner in Rom fort und wurde 1901 zum Dr. phil., 1902 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1906 a. o. Prof. der Dogmatik am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt, übernahm er 1913 als o. Prof. den Lehrstuhl für Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Wien und lehrte von 1918 bis zur Aufhebung der Theologischen Fakultät 1939 in München Dogmatik. G. betrieb umfangreiche Quellenforschungen zur Philosophie- und Theologiegeschichte des Mittelalters (Aristotelismus, Thomas von Aquin, Thomismus, mittelalterliche Mystik) und verfaßte grundlegende Werke zur Scholastik. Er veröffentlichte u.a. Die Geschichte der scholastischen Methode (2 Bde., 1909-11; Nachdruck 1956, 1957, 1961, 1988), Thomas von Aquin. Persönlichkeit und Gedankenwelt (1912, 81949), Mittelalterliches Geistesleben (3 Bde., 1926-56, Nachdruck 1984) und Die Geschichte der katholischen Theologie seit dem Ausgang der Väterzeit (1933, Nachdruck 1961).

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WEITERE WERKE: Die Grundgedanken des heiligen Augustinus über Seele und Gott. Köln 1916, 21929. Nachdruck Darmstadt 1967. - Forschungen über die lateinischen Aristotelesübersetzungen des 13. Jahrhunderts. Münster 1916. Einführung in die Summa Theologiae des hl. Thomas von Aquin. Freiburg/Breisgau 1919, 21928. - Die echten Schriften des hl. Thomas von Aquin. Münster 1920, 31949. Gesammelte Akademieabhandlungen. 2 Bde., München 1922-44. Nachdruck Paderborn u.a. 1979. - Die Kulturphilosophie des hl. Thomas von Aquin. Augsburg 1925. Der lateinische Averroismus des 13. Jahrhunderts und seine Stellung zur christlichen Weltanschauung. München 1931. Studien über den Einfluß der aristotelischen Philosophie auf die mittelalterlichen Theorien über das Verhältnis von Kirche und Staat. München 1934. - Thomas von Erfurt und die Sprachlogik des mittelalterlichen Aristotelismus. München 1943. LITERATUR: Michael Schmaus: Leben und Werk M. G.s. In: Mitteilungen des Grabmann-Instituts der Universität München. Heft 3. Miscellanea. Gedenkblatt zum 10. Todestag. München 1959. - Ludwig Ott: M. G. Sein Leben und sein Werk. Neumarkt 1975. - Hermann Köstler/Ludwig Ott: M. G. Nachlaß und Schrifttum. Paderborn u.a. 1980. Credo ut intelligam. M. G. zum 50. Geburtstag. St. Ottilien 1999. Grassi, Ernesto, * 2.5. 1902 Mailand, t 22. 12.1991 München. G. studierte in Mailand u.a. bei Emilio Chiocchetti, wurde dort 1925 promoviert und setzte sein Studium bei -» Scheler, —» Hartmann, —»Jaspers und vor allem bei —> Heidegger fort. Seit 1929 Lektor für italienische Sprache an der Univ. Freiburg/Breisgau, lehrte er in Rom, ehe er 1935 eine Professur in Pavia erhielt. Gleichzeitig war er seit 1937 Honorarprofessor in Freiburg/Breisgau. 1938 gründete G. in Berlin das Institut „Studia Humanitatis" und mit Walter F. Otto und Karl Reinhardt das „Jahrbuch für geistige Überlieferung", dessen erster Band 1940 eine Humanismus-Debatte entfachte; aus politischen Gründen wurde das .Jahrbuch" bald verboten. Nach 1945 lehrte G. in Zürich und seit 1948 an dem von ihm initiierten Institut für Philosophie und Geistesgeschichte des Humanismus in München. Im Zentrum seiner Arbeit stand die Philosophie der Antike, der Renaissance und des italienischen Humanismus, die er unter Einbeziehung von Elementen der Existenzphilosophie für die Gegenwart fruchtbar zu machen suchte (Die Macht der Phantasie, 1980; Einführung in die philosophischen Probleme des Humanismus, 1986). G. machte die Philosophie Giambattista Vicos bekannt. Mit Kunst und Mythos (1957) und Theorie des Schönen in der Antike (1962) beteiligte er sich an der Diskussion um den modernen Kunstbegriff. Seit 1955 war G. Herausgeber von „rowohlts deutscher enzyklopädie (rde)". WEITERE WERKE: Vom Vorrang des Logos. Das Problem der Antike in der Auseinandersetzung zwischen italienischer und deutscher Philosophie. München 1939. - Verteidigung des individuellen Lebens. Bern 1946. - Von Ursprung und Grenzen der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Bern 1950 (mit Thure von Uexküll). LITERATUR: Richard Wisser: Das Mehr-als-Ästhetische der Kunst. E. G.s Theorien über Wirklichkeit und Möglichkeit als Wissen der Kunst. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 17 (1965) S. 62-73 und 161-168. - Eberhard Bons: Der Philosoph E. G. Integratives Denken - Antirationalismus - Vico-Interpretation. München 1990 (mit Bibliographie). - Studi in memoria di E. G. 2 Bde., Napoli 1996.

Grisebach Grebe, Wilhelm, * 9.5.1897 Metze (Niederhessen), t 24.11.1946. G. wurde 1920 in Frankfurt/Main mit einer naturwissenschaftlichen Dissertation promoviert (Beiträge zum Auftau der Mengenlehre auf Grund von Weyls Theorie des Kontinuums). Er habilitierte sich dort (Die Form des Erkennens. Eine Untersuchung zur Grundlegung der formalen Logik, 1929), erhielt 1934 einen Lehrauftrag für Logik und Erkenntnistheorie, wurde 1935 a. o. Prof. und ging 1939 als apl. Prof. nach Tübingen. 1933 trat er in die NSDAP ein und war 1933-35 auch Mitglied der SA. G. beschäftigte sich mit Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie und veröffentlichte u. a. Erkennen und Zeit. Eine Studie über das Naturgesetz (1931), Geist und Sache. Grundlegung der Theorie der Geisteswissenschaften und Klärung des Sinnes kulturellen Schaffens (1934) und Der tätige Mensch. Untersuchungen zur Philosophie des Handelns (1937). Grelling, Kurt, * 2.3. 1886 Berlin, t 18.9. 1942 Konzentrationslager Auschwitz. G. studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Freiburg, Berlin, Lausanne und Göttingen, wo er 1910 das Staatsexamen ablegte. Nach der Promotion bei David —»Hubert im selben Jahr aufgrund der Dissertation Die Axiome der Arithmetik mit besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zur Mengenlehre war er im höheren Schuldienst tätig. G. war zunächst Anhänger der anthropologischen Erkenntnistheorie von Jakob Friedrich -> Fries, wie sie Leonard -»Nelson weiterführte; gleichzeitig befaßte er sich mit der Philosophie der exakten Wissenschaften. Mit Leonard Nelson veröffentlichte er 1908 eine Analyse der damals bekannten Antinomien (Bemerkungen zu den Paradoxien von Russell und Burali-Forti, in: Abhandlungen der Fries'schen Schule, N. F.), darunter auch der nach ihm benannten Grellingschen Antinomie. 1924 erschien seine elementare Einführung Mengenlehre. Später gehörte G. der Berliner „Gesellschaft für empirische (danach: wissenschaftliche) Philosophie" an und vertrat den empiristischen Standpunkt. Um 1935/36 hielt er sich zeitweise zu Studienzwecken bei Paul —> Oppenheim in Brüssel auf. Nach Kriegsausbruch floh G. nach Brüssel und wurde bald nach dem Einmarsch der deutschen Besatzungstruppen 1940 nach Paris abgeschoben und in einem Lager interniert; am 16.9.1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und zwei Tage später ermordet. WEITERE WERKE: Die philosophischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Göttingen 1910. LITERATUR: Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und Kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990. - Ders.: K. G. und der Logische Empirismus. In: Rudolf Haller/Friedrich Stadier (Hrsg.): Wien Berlin - Prag. Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Zentenarien Rudolf Carnap, Hans Reichenbach, Edgar Zilsel. Wien 1993, S. 362-385. Griepenkerl, Friedrich Konrad, * 10.12.1782 Peine, t 6.4.1849 Braunschweig. G., Sohn eines Predigers, studierte in Göttingen Theologie, Philosophie und Pädagogik, bei Johann Nikolaus Forkel Orgel, Klavier und Musiktheorie. Seit 1808 unterrichtete er am Fellenbergschen Institut im schweizer. Hofwil und leitete das dortige Musikleben. 1816 als Kollaborator am Catharineum nach Braunschweig zurückgekehrt, wurde er 1821 promoviert und 1825 o. Prof. der philosophischen und schönen Wissenschaften am dortigen Collegium Carolinum. G. widmete sich vor allem dem Werk Johann Sebastian Bachs, gründete eine Singakademie zur Aufführung der Chorwerke, gab seit 1837 die Klavierwerke und seit 1844 eine Gesamtausgabe der Orgelwerke heraus und schrieb mehrere Ab-

handlungen über dessen Werk. G. veröffentlichte ein Lehrbuch der Ästhetik (2 Tie., 1827) und ein Lehrbuch der Logik (1828,21831), beide auf -» Herbarts Grundsätzen beruhend. WEITERE WERKE: Briefe an einen jüngeren gelehrten Freund über Philosophie und besonders über Herbart's Lehren. 1832. Grimm, Eduard, * 7.8.1848 Jena, t 11.11.1932 Emmelndorf bei Hittfeld. G. studierte 1867-70 in Jena Theologie, nahm als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und ging dann als Kandidat der Theologie und Lehrer nach Hamburg. Seit 1878 betreute er die Pfarrgemeinde Bürgel bei Jena, wechselte 1881 als Archidiakon nach Weimar und kehrte 1892 als Hauptpastor nach Hamburg zurück. Neben Predigtsammlungen und theologischen Schriften (Die Ethik Jesu, 1903, 21917) veröffentlichte G. philosophische Abhandlungen, u. a. Zur Geschichte des Erkenntnisproblems. Von Bacon bis Hume (1890), Das Problem Friedrich Nietzsches (1899) und Das Sittliche. Eine Weiterführung des Kantischen Grundgedankens (1928). WEITERE WERKE: Descartes' Lehre von den angeborenen Ideen. Jena 1873. - Arnold Geulinx' Erkenntnistheorie und Occasionalismus. Jena 1875. - Theorie der Religion. Leipzig 1908. - Die zwei Wege im religiösen Denken. Göttingen 1922. Grisebach, Eberhard, * 27.2.1880 Hannover, t 16.7. 1945 Zürich. Der Beamtensohn studierte 1900 in Darmstadt Architektur, seit 1901 in Berlin Philosophie. Nach krankheitsbedingter Unterbrechung nahm er 1908 sein Studium in Jena wieder auf, wurde 1910 aufgrund seiner Dissertation Kultur als Formbildung promoviert und habilitierte sich 1913 mit der Studie Kulturphilosophische Arbeit der Gegenwart. Unter dem Eindruck des Neoidealismus Rudolf —»Euckens und der ästhetischen Hermeneutik Wilhelm -»Diltheys sowie der Philosophie Georg -» Simmels und Heinrich -»Rickerts setzte sich G. mit dem Problem der Ethik in der dialektischen Spannung zwischen der Innenwelt des Menschen und seiner realen Umgebung auseinander. Die erkenntnistheoretische Frage der Scheidung zwischen beiden Bereichen qualifizierte G. als eine ethische, indem er Erkenntnisfähigkeit und Einbildungskraft, Antriebskräfte der Individuation, als durch den Widerspruch anderer Menschen hervorgerufen sah. G.s existentialkritische Anthropologie beeinflußte die protestantische Theologie seiner Zeit. Von 1931 bis zu seinem Tod lehrte G. als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik in Zürich. Er veröffentlichte u. a. Wahrheit und Wirklichkeiten. Entwurf zu einem metaphysischen System (1919), Die Grenzen des Erziehers und seine Verantwortung (1924) und Gegenwart. Eine kritische Ethik (1928). WEITERE WERKE: Die Schuld des Geistes. Halle 1921. Erkenntnis und Glaube. Halle 1923. - Freiheit und Zucht. Zürich 1936. - Was ist Wahrheit in Wirklichkeit? Bern/ Leipzig 1941. - Die Schicksalsfrage des Abendlandes. Sturmzeit, Grundlagenbesinnung, Aufbaugedanken. Bern/ Leipzig 1942. - Jacob Burckhardt als Denker. Bern/Leipzig 1943. LITERATUR: Guido Schmidt: Der Ausgang neuprotestantischer Theologie aus der kritischen Philosophie E. G.s. Bern/ Stuttgart 1953. - Rudolf Meyer: G., E. In: NDB 7, 1966, S. 98. - Gottfried W. Hunold: Ethik im Bannkreis der Sozialontologie. Bern/Frankfurt 1974. - Michael Weinrich: Die Entdeckung der Wirklichkeit im personalistischen Denken. Göttingen 1978. - Klaus G. Hess-Buschmann: Frieden ist: Im Widerspruch Gemeinschaft bilden. Wiesbaden 1985. - Klaus-Michael Kodalle: Schockierende Fremdheit. Nachmetaphysische Ethik in der Weimarer Wendezeit. Wien 1996.

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Groethuysen Groethuysen, Bernhard, * 9.1.1880 Berlin, t 17.9.1946 Luxemburg. G. kann als Philosoph des Bürgertums gelten, wobei sich beide Typen - der „Philosoph" und der „Bürger" - in seiner eigenen Wahrnehmung ausschlössen. Damit ist die Paradoxie angesprochen, mit der sein Denken und Tun konfrontiert war: Gedanklich mündete sie in seine „philosophische Anthropologie", praktisch in sein Bemühen, zwischen der deutschen und der französischen Kultur zu vermitteln, in der er den Ausdruck des bürgerlichen Lebens schlechthin sah. So gut wie nichts prädestinierte G. zu einer solchen Rolle. Entgegen einer in der Literatur verbreiteten Meinung waren G.s Eltern Deutsche. Die Familie G. stammte aus Straelen am Niedenrhein, allerdings war der Großvater mütterlicherseits Russe. Nach dem Ausbruch der Geisteskrankheit des Vaters, eines Sanitätsrats, wurde G. von seiner Mutter in Baden-Baden erzogen. Zum Wintersemester 1898/99 immatrikulierte er sich in Wien, ging nach einem Jahr für zwei Semester nach Berlin und für zwei weitere nach München, bevor er nach Berlin zurückkehrte, wo er 1903 mit der Dissertation Das Mitgefühl bei dem Psychologen Friedrich Stumpf promoviert wurde. Die Vorarbeiten zu einer Geschichte der Französischen Revolution, die er danach in Angriff nahm und deren erstes (im Zweiten Weltkrieg verlorengegangenes) Kapitel 1907 als Habilitationsschrift angenommen wurde, lassen den Einfluß seiner Berliner Lehrer Georg —»Simmel und Wilhelm -» Dilthey erkennen. Letzterer vor allem riet G., der später seine Gesammehen Schriften herausgeben sollte, vor dem Hintergrund der „Lebensphilosophie" nach der „Umsetzung einzelner Energien von verschiedenen Formen in eine Totalkraft" zu trachten, „welche herrschend in [einer Nation] wird und eine neue Ordnung in der Welt der Objektivitäten [...] herbeiführt". Noch stand jedoch für G. das revolutionäre Ereignis im Mittelpunkt und war sein Verhältnis zu Frankreich (er hielt sich regelmäßig, u. a. im Auftrag der LeibnizKommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften, in Paris auf) vom Blick des Außenstehenden geprägt. Dank des Literaturwissenschaftlers und Bergson-Schülers Charles Du Bös und seiner Lebensgefährtin, Simmels Übersetzerin, der belgischen Anarchistin Alix Guillain. faßte er in dem Milieu der Dichter (der „Nouvelle Revue Fran9aise" um Andre Gide) Fuß, die er in seiner postum erschienenen Introduction ä la philosophie de Art als Weggefährten des Anthropologen dargestellt hat. Die modernen Künstler - so seine These — hätten den Historismus überwunden, indem sie die Vergangenheit hinter sich gelassen hätten: Darin komme die „Selbstgenügsamkeit des Lebens" zum Ausdruck, die er als ein Hauptmerkmal des Bürgertums erkannte. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich G.s Einstellung soweit verändert, daß er sich trotz vierjähriger Internierung in Chäteauroux entschloß, in Frankreich zu bleiben. Im Sommersemester lehrte er weiterhin in Berlin, so daß er in beide Richtungen als „Vermittler" (Robert Minder) tätig werden konnte. In diese Zeit gehören Abhandlungen über die philosophischen Traditionen Deutschlands und Frankreichs sowie zahlreiche Rezensionen, Übersetzungen (—»Goethe, Hölderlin, Büchner, Hofmannsthal) und verlegerische wie auch institutionelle Initiativen. Auch an den auf den Literaten Paul Desjardins zurückgehenden „Dekaden" von Pontigny, einem der Treffpunkte der europäischen Intelligenz in der Zwischenkriegszeit, war G. neben Ernst Robert Curtius maßgeblich beteiligt. 1927 erschienen, gleichzeitig in deutscher und in französischer Sprache, die beiden ersten (und letzten) Bände der Entstehung der bürgerlichen Welt- und Lebensanschauung in Frankreich. Im Mittelpunkt stand nicht mehr die Revolution, sondern der Bürger, der sie machen würde. Die Predigten des 17. und 18. Jahrhunderts spiegeln nach G.s Meinung

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indirekt eine neue „Weltanschauung". Die Politisierung des Bürgertums habe Rousseau herbeigeführt, der „Lebenspositivismus" jedoch habe in allen Bereichen des Lebens die Oberhand gewonnen. Der Bürger habe als „Mensch" bereits anders als der „Christ" (oder der „Philosoph") gelebt. G.s Analyse erinnert an Simmel, unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von jeglicher Soziologie. Sie gründet vielmehr in einer von Dilthey herrührenden Hermeneutik, die G.s Denken und Handeln zutiefst geprägt hat und die zuweilen als Nähe zum Marxismus mißverstanden wurde. Doch stieß G.s bezeugte Freude am Dialog (so Georg -» Misch und Jean Paulhan) an Grenzen. Bereits 1932 kehrte G. aufgrund der politischen Entwicklung Deutschland endgültig den Rücken und wurde Franzose. Die letzten Jahre seines Lebens bestritt er mehr schlecht als recht als einer der ersten freien Publizisten. Nach der Besatzungszeit, die er unbehelligt überlebte, starb er 1946 in Luxemburg während eines Aufenthalts bei Freunden. G.s Einfluß ist schwer zu ermitteln. Allein im Bereich der Geschichtsschreibung nehmen seine Intuitionen in vielerlei Hinsicht entscheidende Akzente der Schule der „Annales" vorweg (Geschichte des Todes, Geschichte des Unglaubens, usw.). LITERATUR. Hannes Böhringer: B. G. Vom Zusammenhang seiner Schriften. Berlin 1978 (mit G.s Bibliographie und Quellenangaben). - Hans-Martin Lohmann: Geschichten und Geschichte. Zu B. G.s ideologiehistorischen Frankreich-Studien. In: Vermittler. H. Mann, Benjamin, G., Kojeve, Szondi, Heidegger in Frankreich, Goldmann, Sieburg (Deutsch-französisches Jahrbuch 1). Hrsg. v. Jürgen Sieß. Frankfurt/Main 1981, S. 59-74. - Jürgen Sieß: Der Philosoph bei den Dichtern. B. G.s Fragmente einer literarischen Anthropologie. Ebd., S. 75-104. Martial Staub Grohmann, (Johann) Christian August, * 7.8.1769 Großkorbetha bei Weißenfels, t 3.7.1847 Dresden. G., Sohn eines Pastors, studierte seit 1786 Theologie und Philosophie in Leipzig und wurde 1790 promoviert. 1792 habilitierte er sich in Wittenberg (Dissertatio de generationis atque temperatorum legibus), erhielt 1798 eine außerordentliche Professur und wurde 1803 o. Prof. der Logik und Metaphysik. 1810 folgte er einem Ruf an das Hamburger Akademische Gymnasium, wo er bis zu seiner Pensionierung 1833 unterrichtete. Mit Werken wie Ideen zu einer physiognomischen Anthropologie (1791), Philosophie der Medizin (1808), Ideen zur Entwickelung des kindlichen Alters (1812) und Ästhetik als Wissenschaft (1830) versuchte G. eine Vermittlung zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, speziell zwischen den medizinischen und anthropologischen Erkenntnissen und dem philosophischen Diskussionsstand der Zeit, und bereitete so den Weg für die moderne Entwicklungspsychologie. WEITERE WERKE: Neue Beiträge zur kritischen Philosophie und insbesondere zur Logik. Leipzig 1796. - Über den Begriff der Geschichte der Philosophie. Wittenberg 1797. Neue Beiträge zur kritischen Philosophie und insbesondere zur Geschichte der Philosophie. Berlin 1798 (mit Karl Heinrich Ludwig Pölitz). - Über das Verhältnis der Kritik zur Metakritik. Leipzig 1802. - Dem Andenken Kant's oder die neuern philosophischen Systeme in ihrer Nichtigkeit dargestellt. Berlin 1804. LITERATUR: Werner Leibbrand: G., J. C. A. In: NDB 7, 1966,8. 119-120. Groos, Friedrich, * 23.4.1768 Karlsruhe, t 15.6.1852 Eberbach / Neckar. G., Sohn des badischen Hof- und Kirchenrats Emanuel G., begann 1788 in Tübingen und Stuttgart mit dem Studium der Rechtswissenschaften, das er seit 1792 in Freiburg und Pavia zugunsten der Medizin aufgab. Nach der Promotion 1796

Gruppe praktizierte er mehrere Jahre als Assistent des Stadtphysikus in Karlsruhe, unterbrochen durch eine schwere Krankheit, in der ihm die Lektüre stoischer Texte zu einer großen Hilfe wurde. 1805-13 war G. Arzt in Karlsruhe, Stein/Pforzheim, Gochsheim und Odenheim, danach Hofmedikus in Schwetzingen und seit 1814 als Nachfolger von Johann Christian Roller leitender Arzt der Irren- und Siechenanstalt in Pforzheim. Mit der von der Siechenanstalt abgetrennten Irrenanstalt siedelte G. 1826 nach Heidelberg über, hielt dort auch Vorlesungen an der Univ. über Psychiatrie und trat 1836 mit der Verleihung des Zähringer Löwenordens in den Ruhestand. Mit seinen Beiträgen zur Medizin, Psychologie, Psychiatrie und Gerichtsmedizin sowie Philosophie und Naturphilosophie gehört G. zu den philosophisch beeinflußten Medizinern der Romantik um 1800. Geisteskrankheiten haben nach ihm eine physische wie geistige Ursache, sie gehen auf die „unglückliche Vereinigung und den Zusammenfluß einer psychischen oder moralischen und einer organischen Abnormität" zurück, ihre Behandlung kann ebenfalls nur körperlich und psychologisch ausfallen. Wichtige Schriften in diesem Zusammenhang sind: Betrachtungen über die moralische Freiheit und Unsterblichkeit (1818), Untersuchungen über die moralischen und organischen Bedingungen des Irreseyns und der Lasterhaftigkeit (1826), Entwurf einer philosophischen Grundlage für die Lehre von den Geisteskrankheiten (1828). Seine Autobiographie wurde seinem Werk Der Weg durch den Vorhof der politischen Freiheit zum Tempel der moralischen Freiheit (1849) vorangesetzt. WEITERE WERKE: Über das homöopathische Heilprincip. Ein kritisches Wort. Heidelberg 1825. - Ideen zur Begründung eines obersten Princips für die psychische Legalmedicin. Heidelberg 1829. - Die Schellingsche Gottesund Freiheitslehre vor den Richterstuhl der gesunden Vernunft gefordert. Heidelberg 1829. LITERATUR: Hans-Bernhard Hubert: F. G. Med. Diss. München 1957. - Heinrich Schipperges: F. G. In: NDB, Bd. 7, 1966, S. 129-130. Dietrich von Engelhardt Groos, Karl (Theodor), * 10. 12. 1861 Heidelberg, t 27.3. 1946 Tübingen. G., Sohn eines Verlagsbuchhändlers, studierte in Heidelberg Philosophie und wurde bei Kuno —> Fischer promoviert. 1889 habilitierte er sich in Gießen, wurde 1892 a. o. Prof. der Philosophie und folgte 1898 einem Ruf als o. Prof. nach Basel. 1901 kehrte G. nach Gießen zurück. Seit 1911 hielt er Vorlesungen über Philosophie und Psychologie an der Univ. Tübingen. G. veröffentlichte zahlreiche philosophische, entwicklungs- und biopsychologische Studien und versuchte, die Erkenntnisse der Humanwissenschaften seiner Zeit in einem philosophischen System zur Grundlegung einer eigenen Metaphysik zu bündeln (Der Aufbau der Systeme. Eine formale Einführung in die Philosophie, 1924). Seine systematischen Bemühungen blieben jedoch hinter den frühen Studien zur Einübungstheorie (u.a. Die Spiele der Tiere, 1896, 31930; Die Spiele der Menschen, 1899; Das Seelenleben des Kindes, 1903, 61923) zurück. WEITERE WERKE: Die reine Vernunftwissenschaft. Systematische Darstellung von Schellings rationaler oder negativer Philosophie. Berlin 1889. - Einleitung in die Aesthetik. Gießen 1892. - Der aesthetische Genuß. Gießen 1902. Die Befreiungen der Seele. Jena 1909. K. G. (Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 1921, S. 101-115. - Beiträge zur Ästhetik. Tübingen 1924. - Die Sicherung der Erkenntnis. Theoretischer Relativismus und praktischer Absolutismus. Tübingen 1927. Methodik und Metaphysik. Tübingen 1928. - Zur Psychologie und Metaphysik des Wert-Erlebens. Berlin 1932. - Die Unsterblichkeitsfrage. Berlin 1936. - Seele, Welt und Gott.

Gesammelte Aufsätze zur Naturphilosophie und Metaphysik des Geistes. Stuttgart 1952. LITERATUR: Franz Weinert: G., K. T. In: NDB 7, 1966, S. 130. Gropp, Rugard Otto, * 22.3. 1907 Magdeburg, t 4.7.1976 Berlin. G., Sohn eines Stadtinspektors, war 1926-29 Werkstudent in Leipzig, München und Halle und dann als Stenotypist tätig. Seit 1929 Mitglied der KPD, wurde er 1941 verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. 1945 nahm er das Studium an der Univ. Halle wieder auf und wurde 1948 zum Dr. rer. pol. promoviert (Zur bürgerlichen Geschichts- und Gesellschaftsproblematik. Eine Untersuchung vom Standpunkt des historischen Materialismus). 1952 habilitierte er sich (Voraussetzungen und Aufbau der Geschichtswissenschaft. Zur Kritik des historischen Empirismus) und wurde o. Prof. für dialektischen und historischen Materialismus an der Univ. Leipzig; seit 1960 wirkte er an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Ausgehend von einer materialistischen -» Hegel-Deutung, veröffentlichte G. zahlreiche Schriften zum dialektischen Materialismus, von denen vor allem Der dialektische Materialismus. Kurzer Abriß (1957, 101961) weite Verbreitung fand. Zu seinen Arbeiten gehören außerdem Zu Fragen der Geschichte der Philosophie und des dialektischen Materialismus (1958, 21959) und Das nationale philosophische Erbe. Über die progressive Grundlinie in der deutschen Philosophiegeschichte (1960). Er gab die Schriftenreihe „Philosophisches Erbe" heraus. G. war maßgeblich an den Auseinandersetzungen um Leo —> Kofier und Ernst —> B loch beteiligt. WEITERE WERKE: Die Grundfrage der Philosophie. Die Entstehung und Bedeutung des Denkens. Leipzig 1958. - Was ist der dialektische Materialismus? München 1960. Gruber von Zurglburg, Philibert, * 1761 Zurglburg (Tirol), t 11.8. 1799 Bozen. G. war Mitglied des Franziskanerordens und unterrichtete als Rhetoriklehrer am Bozener Franziskanergymnasium. Er repräsentierte neben Herkulan Oberrauch und G. J. Lechleitner eine theologisch-philosophische Lehrmeinung, die in der kam. Literatur Deutschlands unter dem Namen „Tiroler Schule" bekannt wurde. G. veröffentlichte u. a. Philosophie der ältesten für denkende Philosophen der neuesten Zeilen (8 Bde., 1792-98) und Der göttliche Friede zwischen Theologie und Philosophie während der ersten 6 Jahrhunderte des Christentums (3 Tie., 1800). LITERATUR: Karl Werner: Geschichte der katholischen Theologie. München 1866, 21889. Nachdruck Hildesheim 1966, S. 334-340. - Alois Adalbert Waibel: P. P. G.'s Leben, Weisheit und Lied. Augsburg 1833. Gruppe, Otto Friedrich, * 15.4. 1804 Danzig, t 7. 1.1876 Berlin. Nach dem Studium der Philosophie und klassischen Philologie an der Univ. Berlin war G., Sohn eines Branntweinbrenners, seit 1835 Leiter des literarischen Feuilletons der „Preußischen Staatszeitung". Seit 1842 im preuß. Kulturministerium tätig, wurde er 1844 a. o. Prof. der Philosophie und Geschichte, 1862 Sekretär der Akademie der Künste in Berlin. G. gab den „Deutschen Musenalmanach auf die Jahre 1851-55" heraus und verfaßte zahlreiche Werke auf philologischem (u. a. Ariadne. Die tragische Kunst der Griechen in ihrer Entwickelung und in ihrem Zusammenhange mit der Volkspoesie, 1834) und philosophischem Gebiet. In Auseinandersetzung mit der Philosophie —> Hegels entstanden Anläus. Ein Briefwechsel über speculative Philosophie in ihrem Conflict mit Wissenschaft und Sprache (1831) und Wendepunkt der Philosophie im neunzehnten Jahrhundert (1834). G. schrieb auch zahlreiche Dichtungen (u.a. Gedichte, 1835; Firdusi, 1856; Drei Biblische Gesänge, 1857)

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Guardini und veröffentlichte Leben und Werke deutscher Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den 3 letzten Jahrhunderten (5 Bde., 1863-70, 21872). WEITERE WERKE: Bruno Bauer und die akademische Lehrfreiheit. Berlin 1842. - Die kosmischen Systeme der Griechen. Berlin 1851. - Gegenwart und Zukunft der Philosophie in Deutschland. Berlin 1855. LITERATUR: Hans Simonis: Die Sprachphilosophie O. F. G.s und G. Gerbers nach ihrer Bedeutung für die Erkenntnistheorie. Diss. Bonn 1959. - Jürgen von Kempski: G., O. F. In: NDB 7, 1966, S. 325-326. - Hermann-Josef Cloeren: O. F. G. und die sprachanalytische Philosophie. Diss. Münster 1967. - Olaf Bliese: Die .Leerheit abstracter Begriffe'. O. F. G.s Sprachkritik im Spannungsfeld von Hegelianern und Schelling. In: Ders.: Konkurrenzen: philosophische Kultur in Deutschland 1830-1850. Porträts und Profile. Würzburg 1998, S. 131-146. Guardini, Romano, * 17.2.1885 Verona, t 1.10.1968 München. Der Sohn eines italienischen Kaufmanns wuchs in Mainz auf und studierte seit 1903 Chemie in Tübingen, Nationalökonomie in München und Berlin, 1906/07 Theologie in Freiburg/ Breisgau und Tübingen. 1910 ordiniert und seit 1911 deutscher Staatsbürger, wurde er 1915 in Freiburg/Breisgau zum Dr. theol. promoviert (Die Lehre des heiligen Bonaventura von der Erlösung. Ein Beitrag zur Geschichte und zum System der Erlösungslehre), war er einige Jahre seelsorgerisch tätig und habilitierte sich 1922 in Bonn. 1923 folgte G. einem Ruf auf den neuerrichteten Lehrstuhl für kath. Religionsphilosophie und Weltanschauung an die Univ. Berlin, wo er bis zur Aufhebung des Lehrstuhls und der Zwangspensionierung durch die Nationalsozialisten lehrte. 1945 übernahm er einen Lehrstuhl für Religionsphilosophie und christliche Weltanschauung in Tübingen und lehrte von 1948 bis zu seiner Emeritierung 1964 an der Univ. München. Er war führend in der kath. Jugendbewegung („Quickborn") und in der deutschen liturgischen Bewegung tätig und zeitweise einer der angesehensten kath. Kulturphilosophen. In seinen Werken befaßte sich G. mit zahlreichen Persönlichkeiten der Dichtung und Philosophie (Augustinus, Dante, Blaise Pascal, Friedrich Hölderlin und Fedor M. Dostojewski]), mit vielen Grundfragen des christlichen Glaubens sowie mit Zeitund Kulturproblemen. In seinem philosophischen Hauptwerk Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten (1925,31985) entwarf er das Programm einer „enantiologischen Soziologie". Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. Vom Geist der Liturgie (1918, 201997), Vom Sinn der Kirche (1922, 933), Briefe vom Corner See (1927), Das Gute, das Gewissen und die Sammlung (1929, 5 1962), In Spiegel und Gleichnis (1932), Das Gebet des Herrn (1932,81959), Der Mensch und der Glaube. Versuche über die religiöse Existenz in Doslojewskijs großen Romanen (1933), Christliches Bewußtsein. Versuch über Pascal (1935, 41991), Der Herr. Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi (1937, I51985), Das Wesen des Christentums (1938), Welt und Person (1939), Der Tod des Sokrates (1944,51987), Freiheit, Gnade, Schicksal. 3 Kapitel zur Deutung des Daseins (1948, 21949), Das Ende der Neuzeit. Ein Versuch zur Orientierung (1950, "1989), Religion und Offenbarung (Bd. l, 1958), Sorge um den Menschen (2 Bde., 1962-66, 41988/89), Die Kirche des Herrn (1965), Stationen und Rückblicke (1965, 21995) und Wahrheit des Denkens und Wahrheits des Tuns (1980). WEITERE WERKE: Die Macht. Versuch einer Wegweisung. Würzburg 1951, 21952. - Theologische Briefe an einen Freund. Einsichten an der Grenze des Lebens. Müchen u. a. 1976,-11982. - Die Existenz des Christen. Aus dem Nachlaß herausgegeben. Wien 1976. Ethik. Vorlesungen an der Universität München. Hrsg. v. Hans Mercker u. a. 2 Bde.,

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Mainz/Paderborn 1993. - Unterscheidung des Christlichen. Gesammelte Studien. Hrsg. v. Heinrich Kahlfeld. Mainz 1935. 2., vermehrte Aufl., Mainz 1963. Neudruck 3 Bde., 1994/95. - Berichte über mein Leben. Autobiographische Aufzeichnungen. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Franz Heinrich. Düsseldorf 1984. - Werke. Hrsg. v. Franz Heinrich. Mainz/ Paderborn 1986 ff. LITERATUR: Hans Mercker: Bibliographie R. G. (1885 bis 1968). Paderborn u.a. 1978. - Karl Wucherer-Huldenfeld: Die Gegensatzphilosophie R. G.s in ihren Grundlagen und Folgerungen. Wien 1968. - Hans Urs von Balthasar: R. G. Reform aus dem Ursprung. München 1970. Neuausgabe Freiburg/Breisgau 1995. - Eugen Biser: Interpretation und Veränderung. Werk und Wirkung R. G.s. Paderborn 1979. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: R. G. (1885 bis 1968). Leben und Werk. Mainz 1985, 41995. - Heinz Robert Schielte: G., R. In: TRE 14, 1985, S. 294-297. - Josef F. Schmuckervon Koch: Autonomie und Transzendenz. Untersuchungen zur Religionsphilosophie R. G.s. Mainz 1985. - Arno Schilson: Perspektiven theologischer Erneuerung. Studien zum Werk R. G.s. Düsseldorf 1986. - Helmut Kühn: R. G. Philosoph der Sorge. St. Ottilien 1987. - Gunda Büske: Anruf der Freiheit. Anthropologie bei R. G. Paderborn u.a. 1998. - Joachim Reber: Die Welt des Christen. Philosophische Untersuchungen zum Welt-Konzept R. G.s. Paderborn u.a. 1999. Günther, Anton, * 17.11.1783 Lindenau (Böhmen), t 24.2.1863 Wien. Der Sohn eines Dorfschmieds studierte Philosophie und Rechtswissenschaften an den Universitäten Prag und Wien, u. a. als Schüler Bernard —> Bolzanos und Klemens Maria Hofbauers. Das Studium der Theologie in Raab schloß er mit der Promotion zum Dr. theol. ab. 1821 zum Priester geweiht, trat G. im folgenden Jahr in Starnwies (Galizien) in die Gesellschaft Jesu ein, die er jedoch nach dem Noviziat wieder verließ, und lebte seit 1824 als Privatgelehrter in Wien. Im Gegensatz zur Neuscholastik suchte G. eine anthropologische Fundierung und rationale Begründung der Mysterien des Christentums. Seine Philosophie, als sogenannter Güntherianismus 1830-70 von großem Einfluß, brachte ihm den Vorwurf des „Semirationalismus" ein. Er veröffentlichte u.a. Vorschule zur speculativen Theologie des positiven Christentums (2 Bde., 1828/29,21846-48), Thomas a scrupulis. Zur Transfiguration der Persönlichkeitspantheismen neuester Zeit (1835) und Die Juste-Milieus in der deutschen Philosophie gegenwärtiger Zeit (1838). 1857 wurden die Schriften G.s auf den Index gesetzt. Zusammen mit den meisten seiner Schüler unterwarf sich G. schließlich dieser Verurteilung. Der Rest seiner Anhänger ging später zum Altkatholizismus über. Mit Johann Emmanuel Veith gab G. das philosophische Jahrbuch „Lydia" (5 Bde., 1849-54) heraus. WEITERE WERKE: Süd- und Nordlichter am Horizont speculativer Theologie. Wien 1832. - Eurystheus und Herakles. Metalogische Kritiken und Meditationen. Wien 1843. - Gesammelte Schriften. 9 Bde., Wien 1882. Neudruck Frankfurt/Main 1968. - Anti-Savarese. Hrsg. v. Peter Knoodt. Wien 1883. - Späte Schriften. Bd. 1: Lentigos und Peregrins Briefwechsel und Anti-Savarese. Hrsg. v. Johann Reikerstorfer. Wien/München 1978. - Briefe: Joseph Pritz: Wegweisung zur Theologie. Briefe A. G.s an Johann Nepomuk Ehrlich. Wien 1971. LITERATUR: Peter Knoodt: A. G. 2 Bde. Wien 1881. Eduard Winter: Das positive Vernunftskriterium. Eine historisch-kritische Studie zu der philosophisch-dogmatischen Spekulation A. G.s. Warnsdorf 1928. - Joseph Pritz: Glauben und Wissen bei A. G. Wien 1963 (mit Werkverzeichnis). - Johann Reikerstorfer: Über den Begriff der Philosophie bei A. G. Diss. Wien 1974. - Erwin Mann: Die Wiener theologische Schule A. G.s im Urteil des

Günther 20. Jahrhunderts. Wien 1979. - Christoph Kronabel: Die Aufhebung der Begriffsphilosophie. A. G. und der Pantheismus. Freiburg/München 1989. - Adam Bunnell: Before Infallibility. Liberal Catholicism in Biedermeier Vienna. Rutherford u.a. 1990. - Bernhard Osswald: A. G. Theologisches Denken im Kontext einer Philosophie der Subjektivität. Paderborn u.a. 1990. Günther, Gotthard, * 15.6.1900 Arnsdorf/Riesengebirge, t 29.11.1984 Hamburg. G., Sohn eines Pastors, schloß sein Studium der Philosophie 1933 in Berlin mit der Promotion ab (Grundzüge einer neuen Theorie des Denkens in Hegels Logik), wurde 1935 Assistent an der Univ. Leipzig, übernahm 1938 eine Carnegie-Dozentur an der Univ. Stellenbosch in Südafrika, ging 1940 in die USA und lehrte 1942-53 am Colby College in Waterville und an der Bollingen Foundation in New York. Zwischen 1955 und 1968 war er mehrfach Gastprofesor an der Univ. Hamburg, hatte von 1961 bis zur Emeritierung 1971 einen Lehrstuhl an der University of Illinois inne und übernahm 1972 wieder einen Lehrauftrag in Hamburg. G. strebte eine Revision der Grundlagen der Logik im Sinne einer Erweiterung der klassischen zweiwertigen Logik hin zur mehrwertigen Logik an; dabei berücksichtigte er auch neuartige Bereiche wie die Kybernetik. Er veröffentlichte u. a. Das Bewußtsein der Maschinen (1957), Idee und Grundriß einer nicht-Aristotelischen Logik (Bd. l, 1959, M991), Utgik, Zeit, Emanation und Evolution (1967) und Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik (3 Bde., 1976-80). WEITERE WERKE: G. G. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 2. Hamburg 1975, S. 1-76. LITERATUR: Hans-Peter Bartels: Logik und Weltbild. Opladen 1992. - G. G. Technik, Logik, Technologie. Hrsg. v. Ernst Kotzmann. München u. a. 1994. - Kurt Klagenfurt: Technologische Zivilisation und transklassische Logik. Eine Einführung in die Technikphilosophie G. G.s. Frankfurt/Main 1995. - Technologische Kultur. Kulturphilosophische Aspekte im Werk G. G.s. Hrsg. v. Ernst Kotzmann. München/Wien 1999. Güttier, Carl, * 26.1.1848 Reichenstein (Schlesien), t 12.2.1924 München. G., Sohn eines Industriellen, studierte Naturwissenschaften und Paläontologie in Berlin und Breslau, wo er 1870 mit einer Arbeit lieber die Formel des Arsenikalkieses zu Reichenstein i. Schi, und dessen Goldgehalt promoviert wurde. Danach im väterlichen Betrieb tätig, ging er 1874 nach München, um kath. Theologie zu studieren. Aufsehen erregte seine 1879 anonym erschienene Schrift Genesis und Exodus im preußischen Kulturkampf. 1884 habilitierte er sich an der Univ. München für Philosophie (Lorenz Oken und sein Verhältnis zur modernen Entwicklungslehre), war Privatdozent und wurde 1898 Professor. G. beschäftigte sich mit philosophischer Propädeutik, Logik, Erkenntnislehre, Religionsphilosophie und Geschichte der neueren Philosophie. Er suchte eine Verbindung zwischen einem gemäßigten Neukantianismus und der alten Offenbarungsreligion. Als Vertreter einer idealistischen Weltanschauung wandte er sich gegen den Psychologismus. G. veröffentlichte u.a. Naturforschung und Bibel in ihrer Stellung zur Schöpfung (1877, 2 1881) und Eduard Lord Herbert von Cherbury. Ein kritischer Beitrag zur Geschichte des Psychologismus und der Religionsphilosophie (1897). 1912 erschien seine Neuausgabe der Meditationen des Descartes. WEITERE WERKE: Wissen und Glauben. München 1893, 2 1904. - Psychologie und Philosophie. München 1896. Gibt es eine .katholische' Wissenschaft? München 1902. Gesammelte Abhandlungen. Theologie, Philosophie, Zeitfragen. München 1918. - Einführung in die Geschichte der Phi-

losophie seit Hegel. München 1921. - Einführung in die Geschichte der neueren Philosophie des Auslandes. München 1922. LITERATUR: Elisabeth Braun: C. G. Zu seinem 70. Geburtstage. In: Kant-Studien 23 (1918/19) S. 142-146. Gumposch, Philipp Viktor, * 1817 Boos bei Memmingen, t 1.1.1853 München. G. studierte Philosophie und Philologie an der Univ. München, wurde 1838 promoviert (Lieber die Grenzen aristotelischer Logik) und unterrichtete 1842/43 an der Kantonsschule in Chur. Anschließend kehrte er als Privatgelehrter nach München zurück, um sich seinen literarischen und philosophischen Forschungen zu widmen, und war später Praktikant an der dortigen Hof- und Staatsbibliothek. G. veröffentlichte u.a. Allgemeine Literaturgeschichte der Deutschen (1846), Geschichte der Philosophie (1850) als Supplement zu Thaddäus Anselm —> Rixners Handbuch der Geschichte der Philosophie und als sein Hauptwerk Die philosophische und theologische Litteratur der Deutschen von 1400 bis auf unsere Tage (Bd. l, 1851). Er übersetzte die Streitschriften R. Bellarmins in 14 Bänden (1853). WEITERE WERKE: Ueber die Logik und logischen Schriften des Aristoteles. Leipzig 1839. - Briefe über religiöse Duldung. Augsburg 1847. - Die Seele und ihre Zukunft. Untersuchungen über die Unsterblichkeitslehre. St. Gallen 1849. Gundling, Nicolaus (Hieronymus), * 25.2. 1671 Kirchensittenbach (Mittelfranken), t 9.12.1729 Halle/Saale. G. studierte Theologie an den Universitäten Altdorf, Jena und Leipzig und erwarb 1695 in Altdorf das theologische Lizentiat. Anschließend Predigeramtskandidat in Nürnberg, ging er 1699 als Hofmeister nach Halle, wo er unter dem Einfluß von Christian ->Thomasius Rechtswissenschaften und praktische Philosophie studierte und 1703 zum Dr. jur. promoviert wurde. Seit 1705 a. o. Prof. der Philosophie in Halle, übernahm er 1707 dort die Professur der Eloquenz, später die des Natur- und Völkerrechts und wurde zum Konsistorialrat und preuß. Geheimen Rat ernannt. In Anlehnung an die naturrechtlichen Gedanken des Thomasius trat G. zunächst als kritischer Journalist hervor und verfaßte 1702 anonym seine „Neuen Unterredungen", die vermutlich als Fortsetzung der Thomasischen „Monatsgespräche" konzipiert waren, jedoch bald wieder eingestellt werden mußten. Daneben gehörte er zu den führenden Mitarbeitern der „Observationes selectae ad rem litterariam spectantes" (1700-05) und leitete einige Jahre die „Neue Bibliothek". G. veröffentlichte u. a. Historia philosophiae moralis (Teil l, 1706), Abriß zu einer rechten Reichs-Historie (1708, 21724) und lurisprudentia sive lus naturae et gentium (1715, 21728). WEITERE WERKE: Dissertatio de statu naturali Hobbesii. Halle 1706. - Gundlingiana [...] allerhand zur Jurisprudentz, Philosophie, Historic, Critic, Litteratur und übrigen Gelehrsamkeit gehörige Sachen. Halle 1715-32. - Historic der Gelahrtheit. Hrsg. v. Christian Friedrich Hempel. 3 Tie., 1734-46. - Umständliches Leben und Schriften, Collegia, Studia, Inventa und eigene Meinungen. Hrsg. v. Christian Friedrich Hempel. Frankfurt 1736 (mit Biographie). Collegium historico-literarium. 2 Bde., Bremen 1738-42. Rechtliche Ausarbeitungen. Hrsg. v. Carl Ferdinand Hommel. 2 Bde., Halle 1772/73. LITERATUR: Herbert Eichler: Von Ludewig und G. zur Romantik. In: Historische Vierteljahrsschrift 25 (1931) S. 214 ff. - Rolf Lieberwirth: G., N. H. In: NDB 7, 1966, S. 318-319. Günther, Owen, auch Günther, * 1532 Eiderstedt (Holstein), t 1625. G. wurde 1557 als Schüler —»Melanchthon in Wittenberg Magister, studierte und lehrte anschließend in Rostock. Seit

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Gutberiet 1570 war er Prof. der Logik in Jena, seit 1576 in Helmstedt, wo er die erste Aristotelesprofessur innehatte. Mit seinem Werk Methodomm tractatus duo (1586) legte G. eine eigenständige Logik und Methodenlehre vor. LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitutionen und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 53-62. Gutberiet, Constantin, * 10.1.1837 Geismar (Thüringen), t 27.4.1928 Fulda. Der Sohn eines Mühlenbesitzers studierte 1856-62 Philosophie und Theologie an der Gregoriana in Rom, empfing 1861 die Priesterweihe und war nach der Promotion zum Dr. theol. seit 1862 Dozent am Priesterseminar in Fulda. Als dieses 1874 infolge der Kulturkampfgesetze aufgegeben werden mußte, wurde G. Regens des „Fuldaneums" in Würzburg. Seit der Wiedereröffnung des Priesterseminars in Fulda 1886 lehrte er dort als Prof. der Dogmatik und wurde 1900 Domkapitular. G. war Vertreter eines durch Francisco Suärez vermittelten Neuthomismus, den er mit den empirischen Wissenschaften, insbesondere der experimentellen Psychologie, konfrontierte. 1888 gründete er das „Philosophische Jahrbuch der Görres-Gesellschaft". Zu G.s Hauptwerken zählen Lehrbuch der Philosophie (6 Bde., 1878-85, "1904-13), Lehrbuch der Apologetik (3 Bde., 1888-94, 41914-22), Die Willensfreiheit und ihre Gegner (1893,21907), Der Mensch. Sein Ursprung und seine Entwicklung. Eine Kritik der mechanisch-monistischen Anthropologie (1896, 3 1911), Psychophysik. Historisch-kritische Studien über experimentelle Psychologie (1905) und Experimentelle Psychologie mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik (1915). WEITERE WERKE: Das Unendliche, mathematisch und metaphysisch betrachtet. Mainz 1878. Nachdruck in: Das Problem des Unendlichen. Hrsg. v. Herbert Meschkowski. München 1974. - Das Gesetz von der Erhaltung der Kraft und seine Beziehungen zur Metaphysik. Münster 1882. Ethik und Religion. Grundlegung der religiösen und Kritik der unabhängigen Sittlichkeit. Münster 1892. - Der mechanische Monismus. Eine Kritik der modernen Weltanschauung. Paderborn 1893. - Der Kampf um die Seele. Mainz 1899; 2. Aufl., 2 Bde., 1903. - Der Kosmos. Sein Ursprung und seine Entwicklung. Paderborn 1908. - C. G. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 4. Leipzig 1923, S. 47-74. LITERATUR: Eduard von Hartmann: C. G. t In: Philosophisches Jahrbuch 41 (1928) S. 261-266. - Peter Walter: Die neuscholastische Philosophie im deutschsprachigen Raum. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emmerich Coreth u. a. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 131-194. Gutke, Georg, * I. 10. 1589 Kölln (heute zu Berlin), t 19.(?)8. 1634 Berlin. Der Sohn eines Gerichtsschöppen und Mundbäckers wurde 1613 Magister, 1615 Adjunkt der Philosophie und 1618 Dekan an der Univ. Wittenberg. Im selben Jahr folgte er einem Ruf als Rektor an das Gymnasium zum Grauen Kloster nach Berlin. G., der durch seine Auslegungen der aristotelischen Philosophie bekannt wurde, verteidigte in seiner Abhandlung Habitus primorum principiorum seu intelligentia (1625) die Notwendigkeit einer besonderen Wissenschaft der intelligentia, die neben die von Aristoteles anerkannten Wissenschaften der intellektuellen Tugenden treten solle. Er veröffentlichte u. a. Logica divina seu peripatetica docens (1626). LITERATUR: H. Emil Weber: Die philosophische Scholastik des deutschen Protestantismus im Zeitalter der Orthodoxie. Leipzig 1907. - Max Wundt: Die deutsche Schul-

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metaphysik des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1939. - Lewis W. Beck: Early German Philosophy. Kant and his Predecessors. Cambridge, Mass. 1969. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 394-411. Glittmann, Jakob, * 22.4. 1845 Beuthen (Oberschlesien), t 29.9. 1919 Breslau. G. studierte an der Univ. Breslau, besuchte dort zugleich das Jüdisch-Theologische Seminar und wurde 1868 zum Dr. phil. promoviert (De Cartesii Spinozaeque philosophiis et, quae inter eas intercedat ratione). 1870 erhielt er das Rabbinerdiplom, war 1874-92 Landesrabbiner in Hildesheim und ging anschließend als Rabbiner der Synagogengemeinde nach Breslau. Er war seit 1910 Vorsitzender des Rabbinerverbandes in Deutschland, ferner Mitbegründer und seit 1916 Vorsitzender der „Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums". G. war Historiker der mittelalterlichen jüdischen Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Die Religionsphilosophie des Abraham ihn Daud aus Toledo. Ein Beitrag zur Geschichte der jüdischen Religionsphilosophie und der Philosophie der Araber (1879), Die Religionsphilosophie des Saadia (1882), Die Philosophie des Salomon ihn Gabirol (Avicebron) (1889) und Die Scholastik des 13. Jahrhunderts in ihren Beziehungen zum Judentum und zur jüdischen Literatur (1902). G. war der Vater von Julius WEITERE WERKE: Das Verhältnis des Thomas von Aquino zum Judentum und zur jüdischen Literatur. Göttingen 1891. - Jean Bodin und seine Beziehungen zum Judentum. Breslau 1906. - Die philosophischen Lehren des Isaak ben Salomon Israeli. Münster 1911. - Moses ben Maimon. Sein Leben, seine Werke, sein Einfluß. 2 Bde., Leipzig 1914. Die religionsphilosophischen Lehren des Isaak Abravanel. Breslau 1916. LITERATUR: Festschrift zum 70. Geburtstag. J. G.s. Hrsg. vom Vorstande zur Förderung der Wissenschaft des Judentums. Leipzig 1915. Nachdruck New York 1980. Guttmann, Julius, auch Yitzchak G., * 15.4. 1880 Hildesheim, f 19.5. 1950 Jerusalem. Der Sohn Jakob —>G.s schloß sein Studium an der Univ. Breslau und dem dortigen Jüdisch-Theologischen Seminar mit der Promotion zum Dr. phil. (Der Gottesbegriff Kants, 1903) und dem Rabbinerzeugnis (1906) ab und habilitierte sich 1910 für Philosophie (Kants Lehre von den Formen der Anschauung). Anschließend lehrte er Philosophie am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau, war Privatdozent an der dortigen Univ. und ging nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums nach Berlin, wo er 1919-33 als erster hauptamtlicher Dozent jüdische Religionsphilosophie lehrte. G. war seit 1922 als Nachfolger Eugen Taeublers Leiter des Forschungsinstituts der Akademie für die Wissenschaft des Judentums und 1926-33 einer der verantwortlichen Herausgeber der Akademie-Ausgabe der Gesammelten Schriften Moses -»Mendelssohns. Kurz nach Erscheinen seines Hauptwerkes Die Philosophie des Judentums (1933, Nachdruck 1985) emigrierte G. nach Jerusalem und wurde Prof. der jüdischen Philosophie an der Hebräischen Universität. WEITERE WERKE: Kants Gottesbegriff in seiner positiven Entwicklung. Berlin 1906. - Das Verhältnis von Religion und Philosophie bei Jehuda Halewi. Breslau 1911. - Religion und Wissenschaft im mittelalterlichen und im modernen Denken. Berlin 1922. LITERATUR: Leo Strauss: Philosophie und Gesetz. Beiträge zum Verständnis Maimunis und seiner Vorläufer. Berlin 1935.

Haeckel Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver), * 10.5.1844 Köln, t 2.4.1909 Luxemburg. H., Sohn eines Kaufmanns, trat 1862 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach dem Studium der Philosophie im Kloster Maria Laach lehrte er an der Stella Matutina in Feldkirch Humaniora und widmete sich theologischen Studien. Später lehrte er Naturphilosophie in Blijenbeek (Niederlande), wohin das Studienhaus der Ordensprovinz infolge des Jesuitengesetzes von 1872 verlegt worden war. 1894 wurde H. mit der Leitung der Deutschen Ordensprovinz betraut, die er bis 1900 innehatte. Anschließend war er Rektor der Stella Matutina, bis er 1904 an das Schriftstellerhaus in Luxemburg wechselte und sich dort der Herausgabe der „Stimmen aus Maria-Laach" widmete. H. veröffentlichte u.a. Philosophia naturalis (1894, 31906). LITERATUR: Burkhart Schneider: H., H. In: NDB 7, 1966, S. 369-370. Häberlin, Paul, * 17.2.1878 Kesswil (Kt. Thurgau), t 28.9. 1960 Basel. H., Sohn eines Lehrers, studierte Theologie in Basel, Göttingen und Berlin, dann Philosophie in Göttingen und Basel und wurde 1903 promoviert (Über den Einßuss der spekulativen Gotteslehre der Religionsphilosophie bei Fr. Schleiermacher). 1904-09 war er Direktor des Thurgauer Lehrerseminars in Kreuzungen. Seit 1908 Privatdozent für Philosophie an der Univ. Basel (Habilitationsschrift: Herbert Spencers Grundlagen der Philosophie), folgte er 1914 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie, Pädagogik und Psychologie an die Univ. Bern. 1922-44 wirkte er erneut an der Univ. Basel. H. gründete 1927 einen philosophischen Kreis, die Stiftung Lucerna, 1930 das Anthropologische Institut in Basel, 1940 die Schweizerische Philosophische Gesellschaft. Er entwickelte eine Ontologie auf rein apriorischer Basis. H. veröffentlichte u. a. Wissenschaft und Philosophie (1 Bde., 1910-12), Das Geheimnis der Wirklichkeit (1927), Allgemeine Ästhetik (1929), Naturphilosophische Betrachtungen. Eine allgemeine Ontologie (2 Bde., 1939/40), Ethik (1946), U)gik im Grundriß (1947) und Philosophia perennis (1952). In seiner philosophischen Anthropologie beschäftigte er sich mit psychophysischen Problemen und dem Dualismus zwischen Geist und Trieb (Der Mensch, 1941, Neuausg. 1969). WEITERE WERKE: Der Gegenstand der Psychologie. Ber lin 1921. - Leib und Seele. Basel 1923. - Das Gute. Basel 1926. - Das Wunderbare. 12 Betrachtungen über die Religion. Zürich 1930, 51940. - Das Wesen der Philosophie. München 1934. - Kleine Schriften. Zürich 1948. - Leben und Lebensform. Prolegomena zu einer universalen Biologie. Basel/Stuttgart 1957. - Statt einer Autobiographie. Frauenfeld 1959. - Das Böse. Ursprung und Bedeutung. Bern 1960. LITERATUR: Werkverzeichnis in: Zeitschrift für philosophische Forschung 16 (1962) S. 413-428. - Wolfgang Stegmüller: Apriorischer Seinsmonismus: P. H. In: Ders.: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Bd. l. Stuttgart 61978, S. 316-345. - Paul Kamm: P. H. Leben und Werk. 2 Bde., Zürich 1977-81 (mit Bibliographie). - Dino Larese (Hrsg.): P. H. Ein Leben im Dienste der Wahrheit. Amriswil 1988. - Hans Buscher: P. H. und seine ganzheitliche Philosophie. Basel 1991. - P. H./Ludwig Binswanger. Briefwechsel 1908-1960. Mit Briefen von Sigmund Freud u.a. Im Auftrag der Paul-Häberlin-Gesellschaft hrsg. und kommentiert von Jeannine Luczak. Basel 1997. Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August), * 16.2. 1834 Potsdam, t 9.8. 1919 Jena. Als Sohn eines Juristen verlebte H. Kindheit und Jugend in Merseburg. Bereits während des Medizinstudiums (1852 bis 1858 in Berlin, Würzburg und Wien) wurde er durch Johannes Müller und Albert Koelliker für vergleichende Ana-

tomie und Entwicklungsgeschichte der damals noch wenig erforschten niederen Seetiere interessiert. Nach kurzer Praxis gab er den Arztberuf auf. Auf Veranlassung Carl Gegenbaurs habilitierte er sich 1861 für vergleichende Anatomie an der Univ. Jena, wo er 1862 eine außerordentliche Professur sowie die Leitung des Zoologischen Museums und 1865 das neugegründete Ordinariat für Zoologie erhielt. 1863 wurde H. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Mit einer Monographie über Die Radiolarien (1862) begründete er seinen Ruf als Zoologe und bekannte sich erstmals zur Evolutionstheorie Darwins. Als führender Vertreter der Darwinschen Theorie in Deutschland versuchte er, mit seinem programmatischen Hauptwerk Generelle Morphologie der Organismen (1866) die Morphologie als Ergebnis der ontogenetischen und phylogenetischen Entwicklung auf der Grundlage der Deszendenztheorie darzustellen. H. führte viele neue Begriffe (Ontogenie, Phylogenie, Ökologie, Chorologie, Gastrula) in die Biologie ein. Er übernahm die schon in der vorevolutionistischen Periode (Johann Friedrich Meckel, Karl Ernst von -»Baer) erkannten, auch von Fritz Müller und Darwin dargestellten Rekapitulationsbeziehungen zwischen Individual- und Stammesentwicklung (1872 als „Biogenetisches Grundgesetz" bezeichnet) als Methode der phylogenetischen Forschung. Als Urform aller Metazoen postulierte H. eine zweischichtige, gastrulaähnliche Primitivform, die Gastraea (Gastraeatheorie, 1874). Zur Darstellung von natürlichen Abstammungsverwandtschaften zeichnete er „Stammbäume" für das gesamte Organismenreich; dabei bezog er den Menschen in den Stammbaum der Wirbeltiere ein. Seine gemeinverständlichen Schriften Natürliche Schöpfungsgeschichte (1868) und Anthropogenie (1874) trugen wesentlich zur Popularisierung und Verbreitung der Evolutionstheorie bei. Als Ergebnis zahlreicher großer Reisen entstanden morphologisch-systematische Monographien über Rüsselquallen (1865), Siphonophoren (1869), Kalkschwämme (1872) und Medusen (1879), etwa 1200 Landschaftsaquarelle, Skizzen und Ölbilder sowie anschauliche Reiseberichte. Hauptleistungen auf systematischem Gebiet bildeten die Monographien über Tiefsee-Radiolarien, -Medusen, -Keratosen und Siphonophoren (mit 3702 Neubeschreibungen von Arten) im Rahmen der Auswertung der Challenger-Expedition (1872-76). Durch die ständige Verknüpfung von Wissenschaft und Weltanschauung wirkte er weit über die Biologie hinaus. Seinen 1866 im Anschluß an -> Goethe formulierten „Monismus" faßte er 1899 in dem aufsehenerregenden, in viele Sprachen übersetzten Buch Die Welträtsel und dem Ergänzungsband Die Lebenswunder (1904) zusammen. Die Unterzeichnung des „Kruppschen Preisausschreibens" (1900) kennzeichnete sein sozialdarwinistisches Engagement. 1906 gründete er den „Deutschen Monistenbund", 1907 das „Phyletische Museum". Mit dem Tafelwerk Kunstformen der Natur (1899-1904) beeinflußte H. auch Kunstgewerbe, bildende Kunst und Architektur des Jugendstils (u. a. Hermann Obrist, Hermann Finsterlin, Rene Binet). WEITERE WERKE: Systematische Phylogenie. 3 Bde., Berlin 1894-96. - Kristallseelen. Studien über das anorganische Leben. Leipzig 1917. - Gemeinverständliche Werke. Hrsg. v. Heinrich Schmidt. 6 Bde., Leipzig/Berlin 1924. LITERATUR: Heinrich Schmidt: E. H. Leben und Werke. Berlin 1926. - Gerhard Heberer (Hrsg.): Der gerechtfertigte H. Stuttgart 1968. - Johannes Hemleben: E. H. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1964. - Georg Uschmann: E. H. - Biographie in Briefen. Leipzig/Jena/Berlin 1983. - Erika Krauße: E. H. Leipzig 21987. - Jürgen Sandmann: Der Bruch mit der humanitären Tradition. Stuttgart 1990. - Mario Di Gregorio: A Wolf in Sheep's Clothing: Carl Gegenbaur, E. H., the Vertebral Theory of the Skull, and the Survival of Richard Owen. In: Journal of the History of

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Haecker Biology 28 (1995) S. 247-280. - Eve-Marie Engels (Hrsg.): Die Rezeption von Evolutionstheorien im 19. Jahrhundert. Frankfurt/Main 1995. - Lynn K. Nyhart: Biology Takes Form. Animal Morphology and the German Universities 1800-1900. Chicago/London 1995. - Klaus-D. Thomann/ Werner F. Kümmel: Naturwissenschaft, Kapital und Weltanschauung. Das Kruppsche Preisausschreiben und der Sozialdarwinismus. (T. I-III). In: Medizinhistorisches Journal 30 (1995), H. 2, S. 99-143; H. 3, S. 205-243; H. 4, S. 315-352. Carl Vogt, Jacob Moleschott, Ludwig Büchner, E. H.: Briefwechsel. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Christoph Kockerbeck. Marburg 1999. - Das ungelöste Welträtsel. Frida von Uslar-Gleichen und E. H. Briefe und Tagebücher 1898-1903. Hrsg. v. Norbert Eisner. 3 Bde., Göttingen 2000. Erika Krauße Haecker, Theodor, * 4.6.1879 Eberbach (heute zu Mulfingen, Hohenlohekreis), t 9.4. 1945 Ustersbach (Kr. Augsburg). H., Sohn eines Ratsschreibers, machte 1894-98 eine kaufmännische Lehre bei einer Esslinger Wollfirma und begann 1901 ein geisteswissenschaftliches Studium in Berlin, das er in München fortsetzte, wo ihn besonders Max —> Scheler beeinflußte. Nach Abschluß des Studiums arbeitete er im Verlag seines Freundes Ferdinand Schreiber als dessen Stellvertreter. Seit 1911 veröffentlichte er Aufsätze, Satiren und Polemiken in den „Meggendorfer Blättern" sowie in den Zeitschriften „Hochland" und „Der Brenner". 1921 zum Katholizismus konvertiert, bemühte sich H. in seinen Schriften um die Entwicklung einer christlichen Philosophie in Übereinstimmung mit den Lehrsätzen der kath. Kirche. Zu seinen Hauptwerken gehören Christentum und Kultur (1927), Vergil, Vater des Abendlandes (1931, 71952) und Der Geist des Menschen und die Wahrheit (1937). H. übersetzte Werke von Vergil, Kierkegaard und Kardinal John Newman. 1935 wurde H. von den Nationalsozialisten mit Redeverbot, 1938 mit Publikationsverbot belegt, hielt aber seine Eindrücke von der Diktatur in privaten Aufzeichnungen fest (Tag- und Nachtbücher. 1939-1945, postum 1947, Neuausg. 1989). Nach dem Tod Ferdinand Schreibers 1942 übernahm er als Geschäftsführer die Leitung von dessen Verlag. H. stand dem Widerstandskreis um die „Weiße Rose" nahe. WEITERE WERKE: Satire und Polemik. 1914-1920. Innsbruck 1922. - Was ist der Mensch? Leipzig 1933. - Schöpfer und Schöpfung. Leipzig 1934. - Der Christ und die Geschichte. Leipzig 1935,21949. - Opuscula. München 1949. Metaphysik des Fühlens. München 1950, 21955. - Werke. 5 Bde., München 1958-67. LITERATUR: Günther Böhme: Der Schriftsteller H. und die Philosophie der Gnade. Diss. München 1953. - Eugen Blessing: T. H. Gestalt und Werk. Zürich 1959. - Walter Schnarweiler: H.s christliches Menschenbild. Frankfurt/ Main 1962. - Karin Masser: T. H. - Literatur in theologischer Fragestellung. Frankfurt u.a. 1986 (mit Bibliographie). - T. H. 1879-1945. Bearb. v. Hinrich Siefken. Mit einer Bibliographie von Eva Dambacher. Marbach 1989. Florian Mayr: T. H. Eine Einführung in sein Werk. Paderborn u.a. 1994. - T. H. Leben und Werk. Texte, Briefe, Erinnerungen, Würdigungen. Zum 50. Todestag am 9. April 1995. Hrsg. v. Bernhard Hanssler und Hinrich Siefken. Esslingen/Sigmaringen 1995. Haering, Theodor (Lorenz) d. J., * 22.4.1884 Stuttgart, t 15.6. 1964 Tübingen. H., Sohn eines evang. Theologen, begann als Angehöriger des Tübinger Stifts mit dem Studium der Theologie und Philosophie, das er in Halle, Berlin, München und Bonn fortsetzte. Er wurde 1910 zum Dr. phil. promoviert (Der Duisburg'sehe Nachlaß und Kants Kritizismus um 1775)

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und habilitierte sich 1912 in Tübingen (Untersuchungen zur Psychologie der Wertung). Im Ersten Weltkrieg im Fürsorgewesen tätig, lehrte er seit 1919 an der Univ. Tübingen und wurde nach dem Tod seines Lehrers Erich —> Adickes 1928 auf den Lehrstuhl für historische und systematische Philosophie berufen. Seit 1937 war H. Mitglied der NSDAP. 1948 wurde er in den Ruhestand versetzt, 1951 emeritiert. H. beschäftigte sich mit Fragen der Erkenntnistheorie sowie mit der Geschichte der Philosophie und Psychologie. Seine philosophischen Hauptwerke sind Hegel. Sein Wollen und sein Werk (2 Bde., 1929-38, Neudruck 1963 und 1979) und Novalis als Philosoph (1954). Zu den Publikationen H.s, der sich auch mit schwäbischer Heimatkunde befaßte, zählen ferner Reden, Novellen und Erzählungen wie Der Mond braust durch das Neckartal (1935). WEITERE WERKE: Die Materialisierung des Geistes. Tübingen 1919. - Struktur der Weltgeschichte. Tübingen 1921. Schillers Philosophie und die Lebensfragen der Gegenwart. Tübingen 1922. - Philosophie der Naturwissenschaft. Berlin 1923. - Hauptprobleme der Geschichtsphilosophie. Karlsruhe 1925. - Die deutsche und die europäische Philosophie. Stuttgart/Berlin 1943. - Philosophie des Verstehens. Tübingen 1963. LITERATUR: Erich Haag: T. H. In: Attempto 14 (1964) S. 39-41. - Walther Gerhardt: H., T. In: NDB 7, 1966, S. 449-450. Haeuptner, Gerhard, * 1.9.1909 Bad Schmiedeberg, t 1.6.1967 Tübingen. H. wurde 1936 in Göttingen zum Dr. phil. promoviert (Die Geschichtsansicht des jungen Nietzsche. Versuch einer immanenten Kritik der zweiten unzeitgemäßen Betrachtung: „ Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben". 1955 habilitierte er sich in Tübingen mit der Arbeit Verhängnis und Geschichte. Ein geschichtsphilosophischer Versuch (1956) und war als Privatdozent tätig. WEITERE WERKE: Über das Zeitfernrohr. Vorbemerkungen zu einer philosophischen Analyse der Historizität des geschichtsbildenden Subjekts und der Zeitgestalt der historischen Welt. Meisenheim/Glan 1950. - Giacomo Casanova. Versuch über die abenteuerliche Existenz. Meisenheim/Glan 1957. LITERATUR: Otto Friedrich Bollnow: G. H. zum Gedenken. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 613-618 (mit Schriftenverzeichnis). Haffner, Paul Leopold, * 21.1.1829 Horb/Neckar, t 2.11. 1899 Mainz. H., Sohn eines Arztes, studierte seit 1847 an der Univ. Tübingen und wurde 1852 zum Priester geweiht. Nach der Promotion zum Dr. phil. wurde er 1854 Repetent am Tübinger Wilhelmsstift und Privatdozent für Philosophie. 1855-76 Prof. der Philosophie in Mainz, lehrte er seit 1864 auch Apologetik am dortigen bischöflichen Seminar. Seit 1866 Domkapitular, wurde H. 1886 zum Bischof von Mainz gewählt, nachdem der Bischofsstuhl infolge des Kulturkampfes neun Jahre lang nicht besetzt gewesen war. Er war Mitbegründer der Görres-Gesellschaft, erster Vorsitzender ihrer philosophischen Sektion, Leiter des 1864 gegründeten „Katholischen Broschürenvereins" und Herausgeber der „Frankfurter zeitgemäßen Broschüren" (1879-86). H. veröffentlichte u.a. Grundlinien der Philosophie als Aufgabe, Geschichte und Lehre zur Einleitung in die philosophischen Studien (2 Bde., 1881-84). WEITERE WERKE: Die deutsche Aufklärung. Mainz 1864. Der Materialismus in der Kulturgeschichte. Mainz 1865. Sammlung zeitgemäßer Broschüren. Frankfurt/Main 1887.

Haller LITERATUR: Thomas Ball: P. L. H. als Philosoph. Diss. Mainz 1949 (mit Bibliographie). - Ludwig Lenhart: P. L. H. Der schwäbische Philosoph auf dem Mainzer Bischofsstuhl. In: Jahrbuch für das Bistum Mainz 8 (1959/60) S. 11-117. Hagemann, Georg, * 17.11.1832 Beckum (Westfalen), t 6.12.1903 Münster. Seit 1856 kath. Priester, wurde H. 1861 an der Akademie in Münster promoviert und habilitierte sich dort im folgenden Jahr für Philosophie. 1881 wurde er a. o. Prof., 1884 o. Prof. der Philosophie. 1860-84 war er auch Präses im Gräflich von Galenschen Konvikt in Münster. H., Vertreter der aristotelisch-scholastischen Philosophie, veröffentlichte u.a. Elemente der Philosophie (3 Bde., 1868-70, mehrere Auflagen). LITERATUR: Stephan Schindele: G. H. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 9 (1906) S. 439-441. Hager, Fritz-Peter, * 1.8.1939 Adelboden (Kt. Bern), t 15.10. 1997 Adelboden (Kt. Bern). H. studierte Philosophie, klassische Philologie und Pädagogik an der Univ. Bern, wurde 1961 promoviert (Die Vernunft und das Problem des Bösen im Rahmen der platonischen Ethik und Metaphysik, 1963, 21970), war 1963-66 Mitarbeiter am Anthropologischen Institut der Stiftung Lucerna in der Schweiz und 1965 Fellow am Institute for Advanced Study in Princeton (USA). 1969 habilitierte er sich mit der Arbeit Der Geist und das Eine. Untersuchungen zum Problem der Wesensbestimmung des höchsten Prinzips in der griechischen Philosophie (1970), wurde 1978 a. o. Prof. an der Univ. Zürich und war seit 1986 Ordinarius für historisch-systematische Pädagogik. H. war einer der Träger der Pestalozzi-Forschung in Zürich, Mitbegründer der „Neuen Pestalozzi-Studien" und trat mit Veröffentlichungen u. a. zum philosophischen und pädagogischen Platonismus, zur Aufklärungsphilosophie und Aufklärungspädagogik sowie zu —» Pestalozzi hervor: Pestalozzi und Rousseau (1975), Plato Paedagogus (1981), Gott und das Böse im antiken Platonismus (1987), Wesen, Freiheit und Bildung des Menschen (1989) und Aufldärung, Platonismus und Bildung bei Shaftesbury (1993). LITERATUR: Schriftenverzeichnis F.-P. H. t In: Daniel Tröhler (Hrsg.): Pestalozzis „Nachforschungen" I: textimmanente Studien. 18 neuentdeckte Briefe Pestalozzis. Bern u. a. 1988, S. 15-24 (= Neue Pestalozzi-Studien, Bd. 5). - Reinhard Fatke: Prof. Dr. F.-P. H. (1939-1997). Ebd., S. 9-14. Hahn, Hans, * 27.9. 1879 Wien, t 24.7. 1934 Wien. Nach dem Studium an den Universitäten Wien, Straßburg, München und Göttingen (1898-1903) habilitierte sich H. 1905 an der Univ. Wien für Mathematik, war 1909-16 Prof. an der Univ. Czernowitz und folgte anschließend einem Ruf an die Univ. Bonn, an der er 1917 o. Prof. wurde. 1921-34 o. Prof. an der Univ. Wien, führte er dort u. a. Seminare zur Didaktik der Mathematik ein. H. beschäftigte sich mit Variationsrechnung, Mengenlehre, reellen Funktionen und Erkenntnistheorie, führte auf dem Gebiet der Mengenlehre den Begriff des „Zusammenhanges im Kleinen" ein und veröffentlichte u. a. Theorie der reellen Funktionen (Bd. l, 1921). In seinen philosophischen Arbeiten vertrat er einen dezidierten logischen Empirismus. H. zählte zu den führenden Mitgliedern des „Wiener Kreises" und wurde 1921 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Er war Obmann der „Vereinigung sozialistischer Hochschullehrer" und gehörte dem Wiener Stadtschulrat an. WEITERE WERKE: Überflüssige Wesenheiten (Occams Rasiermesser). Wien 1930. Nachdruck in: Hubert Schleichen (Hrsg.): Logischer Empirismus. Der Wiener Kreis. München 1975, S. 95-116. - Logik, Mathematik und Naturerkennen. Wien 1933. Nachdruck in: H. Schleichen (Hrsg.), (s.o.),

S. 40-69. - Empiricism, Logic and Mathematics. Hrsg. v. Brian McGuinness. Dordrecht u.a. 1980 (mit Bibliographie). - Gesammelte Abhandlungen/Collected works. Bd. 1-3. Hrsg. v. Leopold Schmetterer und Karl Sigmund. Wien 1995-97. LITERATUR: Karl Mayerhofer: H. H. In: Monatshefte für Mathematik und Physik 41 (1934) S. 221-238 (mit Bibliographie). - Karl Sigmund: H. H. and the Foundational Debate. In: Werner DePauli-Schimanovich/Eckehart Köhler/ Friedrich Stadier (Hrsg.): The Foundational Debate. Complexity and Constructivity in Mathematics and Physics. Dordrecht u. a. 1995, S. 235-246. - Erhard Oeser: Crisis and Return of Intuition in H. H.'s Philosophy of Mathematics. Ebd., S. 247-258. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 693-703. Haller, Carl Ludwig von, * 1.8.1768 Bern, t 20.5.1854 Solothurn. H. entstammte einer alteingesessenen und angesehenen Berner Patrizierfamilie, er war der Enkel Albrecht von H.s. 1786 trat er in den Staatsdienst des Kantons Bern ein, für den er bald auch diplomatisch tätig wurde. Wenig später betätigte er sich ebenfalls als Publizist und Schriftsteller; 1798 redigierte er - nach der französischen Invasion in der Schweiz - für ein Jahr die oppositionellen „Helvetischen Annalen". 1799 floh H. nach Süddeutschland und Österreich, wo er als Mitglied der Kanzlei des Erzherzogs Karl in Wien tätig war. 1806 kehrte er nach Bern zurück und wurde aufgrund seiner Publikationen, obwohl er niemals ein Universitätsstudium absolviert hatte, an die dortige Akademie als Prof. für allgemeines Staatsrecht, vaterländische Geschichte und Kameralistik berufen. 1814 gab H. die Professur auf und widmete sich - nach der Wahl in den Großen Rat der Stadt Bern der Ausarbeitung seines theoretischen Hauptwerks Restauration der Staats-Wissenschaft, das in sechs Bänden zwischen 1816 und 1834 erschien. Im Oktober 1820 konvertierte H. heimlich zum Katholizismus; seine Konversion wurde aber bald bekannt, und er verteidigte sich 1821 in einer vielgelesenen Broschüre. Noch im selben Jahr ging H., dessen Stellung im protestantischen Bern unhaltbar geworden war, nach Paris, wo er sich als Publizist der ultraroyalistischen Presse betätigte; 1824 wurde er „Publiciste attache" au Ministere des Affaires etrangeres". Im Mai 1830 zum Prof. an der Ecole des Charles berufen, mußte er nach der Julirevolution das Land verlassen, kehrte in die Schweiz zurück und lebte fortan bis zu seinem Tod in Solothurn als konservativer Publizist und Schriftsteller. H.s politisches Denken, das er mit vielen Wiederholungen und zuweilen ermüdender Umständlichkeit - in seinem Hauptwerk und in vielen kleineren Schriften entwickelte, geht von der Grundthese aus, daß der „Naturzustand" unter den Menschen nicht durch einen Herrschafts- oder Gesellschaftsvertrag beseitigt worden sei, sondern unvermindert andauere und alle politischen Verhältnisse unmittelbar bestimme. Alle Rechtsverhältnisse sind nach H. privatrechtlicher Natur; ein sich hiervon abhebendes Staatsrecht kann es nicht geben. Das „Naturgesetz" der Herrschaft des Stärkeren über den Schwächeren ist gottgewollt, jeder Herrscher ist Statthalter Gottes und regiert von Gottes Gnaden. Dennoch ist das Recht des Herrschers kein absolutes Recht: Er ist durch Gottes Gesetz zur Unterstützung und zum Schutz der Schwachen verpflichtet und besitzt auch nicht das Recht, gegen die göttliche Moral- und Wertordnung zu verstoßen. Daher ist der gegen H. vielfach erhobene Vorwurf, er habe einem „krassen Machtnaturalismus" den Weg gebahnt, unzutreffend. Gegen jeden Herrscher, der gegen Gottes Gesetze verstößt, hat der Untertan, so H.s Lehre, ein Widerstandsrecht.

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Hamann Von Bedeutung für die weitere Entwicklung des deutschen Konservatismus wurde H.s Lehre vom Patrimonialstaat. Danach entsteht jeder Staat aus der Familie: Weil nur die unabhängigen Familienhäupter freie Landeigentümer sein können, entwickelt sich aus ihrer Herrschaft mit der Zeit die Monarchie als „naturgemäße" Staatsform. - In den weiteren Bänden seines Hauptwerkes entwickelte H. eine Typologie der verschiedenen Staatsgattungen; er unterscheidet hier neben dem Patrimonialstaat die Militärstaaten, die Priesterstaaten (womit die reine Theokratie gemeint ist) sowie die Republik. H.s Theorie wurde - vor allem infolge seiner Verkennung der Tatsache des modernen Staates - von den meisten zeitgenössischen politischen Denkern und Juristen als schon im Ansatz veraltet abgelehnt; zu seinen schärfsten Kritikern zählte —> Hegel. Andererseits gingen von H. starke und wichtige Anregungen auf fast alle führenden konservativen Politiker, Denker und Publizisten seiner Epoche aus - so etwa auf Carl Ernst Jarcke, Ernst Ludwig von Gerlach und Carl Wilhelm von Lancizolle. Er verfügte über vielfältige Kontakte und Verbindungen in ganz Europa und kann gewissermaßen als Zentrum einer „Internationale der Ultras" in der Ära zwischen 1815 und 1848 angesehen werden. WEITERE WERKE: Geist und Gang der letzten Pariser Revolution oder: Was ist von derselben für den Frieden zu hoffen oder zu fürchten? Erlangen 1800. - Handbuch der allgemeinen Staatenkunde, des darauf gegründeten allgemeinen Staatsrechts und der allgemeinen Staatsklugheit nach den Gesetzen der Natur. Winterthur 1808. - Politische Religion oder biblische Lehre über die Staaten. Winterthur 1811. Ueber die Constitution der Spanischen Cortes, o. O. 1820. Nachdruck Frankfurt/Main 1970. - Satan und die Revolution. Ein Gegenstück zu den Paroles d'un croyant. Luzern 1834. - Geschichte der kirchlichen Revolution oder protestantischen Reform des Kantons Bern und umliegender Gegenden. Augsburg/Luzern 1836. - Milanges de droit public et de haute politique. Bd. 1-2, Paris 1839. - Die Freymaurerey und ihr Einfluß in der Schweiz. Schaffhausen 1840. Staatsrechtliche Prüfung des vereinigten Preußischen Landtags nebst redlichem Rath an den König zur Behauptung seines guten Rechts. Schaffhausen 1847. - Satan und die Revolution und andere Schriften. Hrsg. v. Jean-Jacques Langendorf. Wien/Leipzig 1991. LITERATUR: Ewald Reinhard: K. L. v. H. - Ein Lebensbild aus der Zeit der Restauration. Köln 1915. - Wilhelm Hans von Sonntag: Die Staatsauffassung C. L. v. H.s, ihre metaphysische Grundlegung und ihre politische Formung. Jena 1929. - Ewald Reinhard: K. L. v. H., der „Restaurator der Staatswissenschaft". Münster 1933. - Kurt Guggisberg: C. L. v. H. Frauenfeld/Leipzig 1938. - Ewald Reinhard: Der Streit um K. L. v. H.s „Restauration der Staatswissenschaft". In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 111 (1955) S. 115-130. - Herbert R. Liedke: The German Romanticists and K. L. v. H.s Doctrines of European Restauration. In: The Journal of English and Germanic Philology 57 (1958) S. 371-393. - Christoph Pfister: Die Publizistik K. L. v. H.s in der Frühzeit 1791-1815. Bern/Frankfurt 1975. Hans-Christof Kraus Hamann, Johann Georg, * 27.8. 1730 Königsberg, t 21.6.1788 Münster (Westfalen). Der Sohn des städtischen Baders tat sich schwer mit einer bürgerlichen Existenz. Das Studium von Theologie, Philosophie, Jurisprudenz und schöner Literatur brach er bald als „Invalide des Apoll" ab. Auf zwei baltischen Hauslehrerstellen scheiterte er, schon ganz literarischer Tätigkeit und einem unersättlichen Lesehunger hingegeben. Eine mißlungene, wohl handelspolitische Mission nach London (1757/58) führte schließlich zu einer Lebenskrise, die mit intensiver Bibellektüre, ihn lebenslang bestimmend, und einer Kehre zu lebendiger christlicher Frömmigkeit überwun-

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den wurde. H. fand bei der Niederschrift der nicht zur Veröffentlichung bestimmten Biblischen Betrachtungen eines Christen zu seinem Lebensthema, der Kondeszendenz Gottes in die Menschensprache (insbesondere der Bibel), und zu seiner religiös motivierten Autorschaft. Sie erhielt ihren ersten öffentlichen Ausdruck in der von Kontroversen mit aufgeklärten Freunden (u.a. Immanuel —»Kant) begleiteten Schrift Sokratische Denkwürdigkeiten (1759), einer hintergründigen typologischen Deutung der Sokrates-Gestalt und zugleich kritischen Abrechnung mit dem Zeitgeist. Es folgten einige kleine sprachmächtige, gedanklich verdichtete und ironisch verrätselte Traktate, die 1762 in dem Sammelband Kreuzzüge des Philologen erschienen. In dessen Mitte steht die schnell berühmte und bis heute Literaturwissenschaft, Sprachphilosophie und Theologie beschäftigende Aesthelica in nuce, die als schöpfungstheologisch und eschatologisch orientierter Essay H.s gewaltige Einwirkung auf Sturm und Drang, den jungen —» Goethe und die Romantik bis hin zu —» Jean Paul vermittelte. Mit dieser und den folgenden kryptischen Druckschriften wurde der „Magus in Norden" (Carl Friedrich von Moser) zum einflußreichen christlichen Schriftsteller in betonter Frontstellung zum Zeitalter der Aufklärung, um dessen Brieffreundschaft sich bald führende Geister bewarben (u. a. -^Herder, Kant, —»Jacobi, -^Lavater, Claudius, Nicolai). Seine zukunftsträchtigen Gedankenkeime sind zu epochaler Wirkung besonders durch Herder gelangt, der sie auch an Goethe weitervermittelte. Dieser wollte in H. sogar den hellsten Kopf seiner Zeit sehen (vgl. Dichtung und Wahrheit, 12. Buch). Als Spätschüler darf S0ren Kierkegaard bezeichnet werden. H.s persönliche Existenz in Königsberg festigte sich nur mühsam. Seit 1777 war er Packhofverwalter beim Zoll, und er lebte in nie gesetzlich legitimierter, glücklicher „Gewissensehe" mit einer einfachen Frau, die ihm vier Kinder gebar. Die untergeordnete berufliche Stellung, die er typologisch stilisierte (Mt 9,9), erlaubte ihm, eine ungeheure Belesenheit in allen erreichbaren Literaturen zu erwerben, die er witzig verfremdend und tiefsinnig fromm in Zitatmontagen (Cento-Stil) seiner schriftstellerischen Strategie dienstbar zu machen wußte. Diese „Autorhandlungen" waren meist auf das Ziel gerichtet, die religiöse Leidenschaft und Tiefe des Christentums im Sinne von —> Luthers Glaubensdenken den Lesern nahezubringen. Seine literarischen Fehden als Metakritiker des Aufklärungsdenkens und der friderizianischen Politik eröffneten u. a. die Auseinandersetzung mit der historisch-kritischen Theologie (Johann David Michaelis), mit Herders Theorie des Sprachursprungs (Des Ritters von Rosenkreuz letzte Willensmeynung /.../, 1772), mit dem religionsgeschichtlichen Synkretismus eines Johann August Starck (Hierophantische Briefe), mit Theodor Gottlieb Hippeis Eheverständnis (Versuch einer Sibylle über die Ehe), mit zeitgenössischer Ästhetik (Fünf Hirtenbriefe das Schuldrama betreffend) und mit Moses -> Mendelssohns Berufung auf das Judentum (Golgatha und Scheblimini, 1784). Diese Schrift insbesondere begründete H.s Wirkung in der deutschen Erweckungsbewegung. Einen Höhepunkt bildete H.s Auseinandersetzung mit Kants gerade erschienener Kritik der reinen Vernunft (1787) in der kleinen Schrift Metakritik über den Purismus der Vernunft (gedruckt 1800), die, scharfsinnig und ungemein komplex, auch gegenwärtig Philosophen und Sprachdenker beschäftigt. Von hier aus dürfte sich das besondere Interesse erklären, das —»Hegel an H.s Denken nahm. Aus H.s nicht unkritischer Freundschaft mit Friedrich Heinrich Jacobi, die vor allem im Briefwechsel der letzten Jahre dokumentiert ist (Spinozismus-Debatte), erwuchs der Plan einer Reise H.s nach Westdeutschland und Weimar. Seine Urlaubsgesuche wurden schließlich mit der Entlassung aus

Harig dem Dienst beantwortet. Er besuchte 1787 Jacobi in Düsseldorf und hielt sich einige Zeit in Münster in dem ihn verehrenden Kreis um die Fürstin Galitzin auf. Dort starb der kaum Achtundfünfzigjährige nach kurzer Krankheit. Der Grabstein auf dem Überwasserfriedhof in Münster zitiert die Apostelworte von der Torheit Gottes (l Kor 1,23. 25. 27). WEITERE WERKE: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Josef Nadler. 6 Bde., Wien 1949-57. - J. G. H.s Hauptschriften erklärt. Hrsg. v. Fritz Blanke/Lothar Schreiner. 5 Bde., Gütersloh 1956-63. - Briefwechsel. Hrsg. v. Walther Ziesemer/Arthur Henkel. 7 Bde., Frankfurt/Main 1955-79. - J. G. H.: Sokratische Denkwürdigkeiten. Aethetica in nuce. Stuttgart 1968. LITERATUR: Josef Nadler: J. G. H. Der Zeuge des Corpus mysticum. Salzburg 1949. - Sven-Aage J0rgensen: J. G. H. Stuttgart 1976. - Bernhard Gajek (Hrsg.): Acta des Internationalen Hamann-Colloquiums. Marburg 1983 ff. (bisher 5 Bde.). - Oswald Bayer: Zeitgenosse im Widerspruch. J. G. H. als radikaler Aufklärer. München 1988. - Bernhard Gajek (Hrsg.): J. G. H., Autor und Autorschaft. Acta des Sechsten Internationalen Hamann-Kolloquiums im HerderInstitut zu Marburg/Lahn 1992. Bern u.a. 1996. - Isaiah Berlin: The Magus of the North: J. G. H. and the Origin of Modern Irrationalism. London 1993. Dt.: Der Magus in Norden. J. G. H. und der Ursprung des modernen Irrationalismus. Berlin 1995. - Oswald Bayer (Hrsg.): J. G. H. „Der hellste Kopf seiner Zeit". Tübingen 1998. Joachim Ringleben Hanow, Michael Christoph, auch Hanov, Hanovius, * 12.12. 1695 Zamborst bei Stettin, t 22.9. 1773 Danzig. H., Sohn eines Predigers, absolvierte in Wittenberg und Leipzig ein Studium generale, hörte insbesondere Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften und wurde nach dem Erwerb der Magisterwürde (1720) Hofmeister. 1727-71 lehrte er als Prof. der Philosophie am Akademischen Gymnasium in Danzig und war Bibliothekar der dortigen Universität. Neben Schriften, Dissertationen und Disputationen aus fast allen Wissenschaftsbereichen verfaßte H. den Catalogus alphabeticus universales bibliothecae [...] senatus Gedanensis [...] (1728) und Philosophia naturalis sive physica dogmatica (4 Bde., 1762-65). LITERATUR: Karl Prantl: H. In: ADB 10, 1879, S. 525-526. Mansch, Michael Gottlieb, * 22.9.1683 Müggenhahl bei Danzig, t 1749 Wien. H., Sohn eines Theologen, studierte Theologie und Philosophie in Danzig und Leipzig und wurde 1703 zum Magister promoviert. Er hatte persönlichen Kontakt zu Christian -» Wolff und —> Leibni?.. 1710/11 hielt er Vorlesungen in Leipzig und lebte, seit 1718 kaiserlicher Rat, in Dresden, Prag, Wien, Frankfurt/Main und Frankfurt/Oder. H. kaufte noch in Danzig den handschriftlichen Nachlaß Johann —» Keplers, wovon er den ersten Teil unter dem Titel Operum Joannis Kepleri tomus l (1718) herausgab. Er verfaßte ferner naturwissenschaftliche, philosophische und theologische Schriften, u.a. Selecta moralia (1720). WEITERE WERKE: Diatriba de Enthusiasmo Platonico. Leipzig 1716. - Theoremata metaphysica ex philosophia Leibnitiana selecta. Frankfurt 1725. - Medicina mentis et corporis. Nürnberg 1728. Wien 21750. LITERATUR: Th. Hirsch: H. In: ADB 10, 1879, S. 527-528. Hardenberg, (Georg) Friedrich (Philipp) Frh. von -> Novalis Harich, Wolfgang, * 9. 12.1923 Königsberg, t 15. 3. 1995 Berlin. Der Sohn des Schriftstellers Walter H. studierte Philosophie und Germanistik in Berlin, war 1945-50 als Theater- und Literaturkritiker tätig und lehrte nach der Promotion 1951 (Herder und die bürgerliche Geisteswissenschaft) an der

Humboldt-Universität in Berlin als Prof. der Philosophiegeschichte. H. war 1945/46 Mitglied der KPD, danach der SED. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer arbeitete er als Verlagslektor, war Mitherausgeber und Chefredakteur der „Deutschen Zeitschrift für Philosophie" (1953-56) und stellte die Literaturtheorie von Georg -> Lukäcs in der DDR zur Diskussion. 1956 forderte H. gemeinsam mit Freunden die Entstalinisierung von Partei und Gesellschaft. Nach der Verhaftung der Mitglieder der sogenannten „Harich-Gruppe" wurde er 1957 wegen „Bildung einer konspirativen, staatsfeindlichen Gruppe" zu zehnjähriger Haftstrafe verurteilt, jedoch 1964 im Zuge einer Amnestie freigelassen. Danach Lektor des Akademie-Verlags in Ostberlin und freischaffender Wissenschaftler, arbeitete er über —»Jean Paul und gab eine Gesamtausgabe der Werke Ludwig —» Feuerbachs heraus. H. beschäftigte sich seit 1972 zunehmend mit ökologisch orientierter Zukunftsforschung. 1979-81 hielt er sich in Österreich, der Bundesrepublik Deutschland, Spanien und der Schweiz auf, wo er sich in der Umweltschutz- und Friedensbewegung betätigte. 1990 wurde er durch Kassation des Urteils von 1957 rehabilitiert. Zu H.s Veröffentlichungen zählen Zur Kritik der revolutionären Ungeduld (1971), Jean Pauls Revolutionsdichtung (1974), Kommunismus ohne Wachstum? (1975) und Nietzsche und seine Bruder (1994). WEITERE WERKE: Rudolf Haym und sein Herderbuch. Berlin 1955. - Jean Pauls Kritik des philosophischen Egoismus. Frankfurt/Main 1968. - Keine Schwierigkeiten mit der Wahrheit. Berlin 1993. - Ahnenpaß. Versuch einer Autobiographie. Hrsg. v. Thomas Grimm. Berlin 1999. - Nicolai Hartmann. Leben, Werk, Wirkung. Hrsg. v. Reinhard Pitsch. Würzburg 2000. LITERATUR: Helmut Lange: W. H.s Angst vor einem Kunstzerfall in der DDR. In: Literaturmagazin 1. Hrsg. v. Hans Christoph Buch. Reinbek 1973, S. 123-127. - Norbert Kapferer: Das Feindbild der marxistisch-leninistischen Philosophie in der DDR 1945-1988. Darmstadt 1990, bes. S. 103-109. - Johann Wolfgang Görlich: Geist und Macht in der DDR. Die Integration der kommunistischen Ideologie. Freiburg/Ölten 1968. - Matthias Eckholdt: Begegnung mit W. H. Schwedt/Oder 1996. - Siegfried Prokop (Hrsg.): Ein Streiter für Deutschland. Das W.-H.-Gedenk-Kolloquium am 21. März 1996 im Ribbeck-Haus zu Berlin. Berlin 1996. Siegfried Prokop: Ich bin zu früh geboren. Auf den Spuren W. H.s. Berlin 1997. - Stefan Dornuf/Reinhard Pitsch (Hrsg.): W. H. zum Gedächtnis. Eine Gedenkschrift in zwei Bänden. München 1999/2000. Harig, Gerhard, * 31.7. 1902 Niederwürschnitz, t 13. 10. 1966 Leipzig. Der Sohn eines Landarztes studierte Physik an der Univ. Leipzig, wurde 1929 promoviert und war Assistent an der TH Aachen. 1933 entlassen, emigrierte er im selben Jahr in die Sowjetunion, wo er an der TH und der Akademie der Wissenschaften in Leningrad tätig war. Nach der Rückkehr nach Deutschland 1938 verhaftet, war H. bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwald interniert. 1947 als Prof. an die Univ. Leipzig berufen, war er 1951 Mitglied des Staatssekretariats für Hochschulwesen der DDR und wurde 1957 Prof. der Geschichte der Naturwissenschaften an der Univ. Leipzig. H. beschäftigte sich mit Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften. Er veröffentlichte u. a. Die Erkenntnistheorie des Marxismus. Zu Lenins .Materialismus und Empiriokritizismus' (1945), Weltanschauung und moderne Physik. Planck und die Quantentheorie (1946) und Die Tat des Kopernikus. Wandlung des astronomischen Weltbildes im 16. und 17. Jahrhundert (1962, 21965). 1959 begründete H. die Zeitschrift „NTM. Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaft, Technik und Medizin". WEITERE WERKE: Wesen und Entstehung der marxistischen Philosophie. Leipzig 1958. - Ausgewählte philosophische

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Harms Schriften (1934-59). Hrsg. v. einem Herausgeberkollektiv unter Leitung von Gottfried Handel. Leipzig 1973 (mit Biographie und Bibliographie). LITERATUR: H.-J. Böhme: G. H. - Wissenschaftler und Revolutionär. In: Das Hochschulwesen 8 (1972). Harms, (Joachim) Friedrich (Simon), * 24.10.1816 Kiel, t 5.4. 1880 Berlin. H., Sohn eines Glasers, studierte in Kiel und Berlin Medizin, Naturwissenschaften und Philosophie, habilitierte sich 1842 in Kiel für Philosophie und wurde 1848 a. o., 1858 o. Professor. 1867 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Berlin, wo er bis zu seinem Tod lehrte. H. war seit 1873 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. In seinem philosophischen Denken näherte er sich dem älteren -»Fichte. H. veröffentlichte u.a. Der Anthropologismus in der Entwickelung der Philosophie seit Kant und Ludwig Feuerbachs Anthroposophie (1845), Die Philosophie seit Kant (1876, 21879) und Die Philosophie in ihrer Geschichte (2 Tie., 1878-81). In Johann Gottlob Fichte (1862) und Die Philosophie Fichtes nach ihrer geschichtlichen Stellung und nach ihrer Bedeutung (1862) stellte H. den ethischen und nicht den subjektiven Idealismus als das einheitliche Wesen der Philosophie Fichtes dar. WEITERE WERKE: Abhandlungen zur systematischen Philosophie. Berlin 1868. - Metaphysik. Hrsg. v. Heinrich Wiese. Leipzig 1885. - Logik. Hrsg. v. Heinrich Wiese. Leipzig 1886. - Begriffe, Formen und Grundlegung der Rechtsphilosophie. Hrsg. v. Heinrich Wiese. Leipzig 1889. - Ethik. Hrsg. v. Heinrich Wiese. Leipzig 1889. - Naturphilosophie. Hrsg. v. Heinrich Wiese. Leipzig 1895. LITERATUR: Friedrich Zimmer: Grundriß der Philosophie nach F. H. Freiburg/Breisgau 1902. Hartenstein, Gustav, * 18.3.1808 Flauen (Vogtland), t 2.2.1890 Jena. Der Sohn eines Kaufmanns studierte in Leipzig Theologie, Philosophie und Philologie, wurde 1831 promoviert und habilitierte sich 1833. Seit 1834 lehrte er als a. o., seit 1836 als o. Prof. der Philosophie an der Univ. Leipzig, deren Rektor er 1848 wurde. 1859 ließ sich H. aus persönlichen Gründen emeritieren und war zuletzt Leiter der Jenaer Universitätsbibliothek. Er gab die Werke —»Kants in zehn Bänden (1838/39) und in acht Bänden (1867-69) sowie -» Herbarts sämtliche Werke in zwölf Bänden (1850-52) heraus, beschäftigte sich mit Fragen der Metaphysik und Ethik und veröffentlichte u. a. Historisch-philosophische Abhandlungen (1870). WEITERE WERKE: Die Probleme und Grundlagen der allgemeinen Metaphysik. Leipzig 1836. - Über die neuesten Darstellungen und Beurtheilungen der Herbartschen Philosophie. Leipzig 1838. - Die Grundbegriffe der ethischen Wissenschaften. Leipzig 1844. - Locke's Lehre von der menschlichen Erkenntniss in Vergleichung mit Leibniz* Kritik derselben dargestellt. Leipzig 1861. Hartmann, (Karl Robert) Eduard von, * 23.2.1842 Berlin, t 5.6.1906 Berlin. H., Sohn eines preuß. Generalmajors, schlug die Offizierslaufbahn ein, mußte sie jedoch krankheitshalber 1865 abbrechen und studierte in Berlin Naturwissenschaften und Philosophie. Bereits zwei Jahre nach seiner Promotion gelang es H., mit seinem Erstlingswerk Die Philosophie des Unbewußten. Versuch einer Weltanschauung (1869, I21923; Neudr., hrsg. von Ludger Lütkehaus, 1989) eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. H. wurde nachgerade der „Modephilosoph" der Gründerzeit; sein „transzendentaler Realismus" stellt sich dar als eine dem evolutionären Optimismus verpflichtete Kompilation aus damals neuesten Erkenntnissen der Naturwissenschaften und einer Metaphysik, die idea158

listische Denkpositionen -»Hegels, -»Schopenhauers und —»Schellings synthetisiert. Rufe an die Universitäten Leipzig, Göttingen und Berlin nahm H. wegen eines Knieleidens, das ihn zu einer vorwiegend liegenden Lebensweise zwang, nicht an; er lebte als Privatgelehrter in Berlin. Von 1872 bis zu ihrem frühen Tod 1877 war H. mit Agnes Taubert verheiratet, seit 1878 mit Alma Lorenz; beide Frauen machten sich mit Abhandlungen und Editionen um H.s Werk verdient. H. befaßte sich mit nahezu allen Einzeldisziplinen der Philosophie. Seine Werke zur Ethik (Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins, 1879), zur Religionsphilosophie (2 Tie., 1882) und zur Ästhetik (2 Tie., 1886/87) boten mit ihrem weltanschaulichen Synkretismus populäre Antworten auf gesellschaftliche und kulturelle Probleme der Zeit. Heute wird insbesondere H.s wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung für die Entdeckung des Unbewußten gewürdigt, in dem er das „identische Dritte hinter Materie und Bewußtsein" sah; seine zahlreichen einschlägigen Abhandlungen neben der Philosophie des Unbewußten (u. a. Kritische Grundlegung des transcendenten Realismus, 1875; Das Grundproblem der Erkenntnistheorie, 1889; Kategorienlehre, 1896) gelten als bedeutende Schriften im Vorfeld von —»Freuds Tiefenpsychologie. WEITERE WERKE: Ausgewählte Werke. 13 Bde., Leipzig 1888 ff. - Über die dialektische Methode. Berlin 1868. Erläuterungen zur Metaphysik des Unbewußten. Berlin 1874. - Die Selbstzersetzung des Christentums und die Religion der Zukunft. Berlin 1874. - Wahrheit und Irrtum im Darwinismus. Berlin 1875. - Zur Geschichte und Begründung des Pessimismus. Berlin 1880. - Der Spiritismus. Leipzig 1885. - Ethische Studien. Leipzig 1898. Geschichte der Metaphysik. 2 Bde., Leipzig 1899 ff. - Die moderne Psychologie. Leipzig 1902. - Das Problem des Lebens. Bad Sachsa 1906. - System der Philosophie im Grundriß. 8 Bde., Bad Sachsa 1907-09. LITERATUR: Alma von Hartmann: Chronologische Übersicht der Schriften v. H.s. In: Kantstudien 17 (1912) S. 501-520. Hans Stäglich: Verzeichnis der H.-Literatur. Leipzig 1932. Max Huber: E. v. H.s Metaphysik und Religionsphilosophie. Winterthur 1954. - Gerhard Kuebart: Das Unbewußte in der Menschenlehre E. v. H.s und Sigmund Freuds. München 1970. - Christoph R. Weismüller: Das Unbewußte und die Krankheit: eine kritisch kommentierte Darstellung der „Philosophie des Unbewußten" E. v. H.s im Hinblick auf den Krankheitsbegriff. Essen 1985. - Ludger Lütkehaus (Hrsg.): „Dieses wahre innere Afrika". Texte zur Entdeckung des Unbewußten vor Freud. Frankfurt/Main 1989. Cornelia Fischer Hartmann, Klaus, * 5.9.1925 Berlin, t 30.6.1991 Tübingen. Nach Militärzeit und Kriegsgefangenschaft studierte H. seit 1946 Philosophie, Anglistik und Germanistik an der Univ. Bonn, wurde 1953 promoviert (Husserls Einfühlungstheorie auf monadologischer Grundlage) und habilitierte sich dort 1962 mit der Arbeit Grundzüge der Ontotogie Sartres in ihrem Verhältnis zu Hegels Logik. Seit 1967 apl. Prof., seit 1969 Wissenschaftlicher Rat und Prof., folgte er 1972 einem Ruf als o. Prof. nach Tübingen. H. arbeitete vor allem auf dem Gebiet der praktischen Philosophie, speziell der Sozialphilosophie. Eine philosophische Theorie des Sozialen, insbesondere des Politischen, verknüpfte er mit einer transzendentalphilosophischen Rechtfertigung des Erkennnens. H. veröffentlichte u. a. Sartres Sozialphilosophie (1966), Marxens „Kapital" in transzendentalphilosophischer Sicht (1968), Die Marxsche Theorie (1970), Politische Philosophie (1981) und Studies in Foundational Philosophy (1988).

Hartmann WEITERE WERKE: Praktische Philosophie im Blick kategorialer Ontologie. Würzburg 1994. - Hegels Logik. Hrsg. v. Olaf Müller. Berlin u. a. 1999. LITERATUR: Bibliography of the Works of K. H. (September 5, 1925 - July 30, 1991). In: H. Tristram Engelhardt, Jr./ Terry Pinkard (Hrsg.): Hegel Reconsidered. Dordrecht u. a. 1994, S. 231-241. - Kategorie und Kategorialität. Historischsystematische Untersuchungen zum Begriff der Kategorie im philosophischen Denken. Festschrift für K. H. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Dietmar Koch und Klaus Bort. Würzburg 1990 (mit Bibliographie). - Terry Pinkard: K. H.: A Philosophical Appreciation. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 46 (1992) S. 600-608. - Klaus Rosen: Transzendentalphilosophie und kategoriale Theorie des Politischen. Zum Gedenken an K. H. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 17 (1992) S. 35-47. - Klaus Brinkmann: K. H. zum Gedächtnis. In: Perspektiven der Philosophie 19 (1993) S. 343-366. Hartmann, Max(imilian), * 7.7.1876 Lauterecken bei Kusel, t 11. 10. 1962 Buchenbühl (heute zu WeilerSimmerberg). H., Sohn eines Steuer- und Gemeindeeinnehmers, studierte nach dem Besuch einer Forstakademie (1895) in München Naturwissenschaften und Zoologie, wurde 1901 promoviert, 1902 Assistent am Zoologischen Institut Gießen und habilitierte sich 1903 (Die Fortpflanzungsweisen der Organismen). 1905 wechselte er an das Institut für Infektionskrankheiten (später Robert-Koch-Institut) nach Berlin, lehrte seit 1909 als a. o. Prof., seit 1921 als Honorarprofessor an der Univ. und war seit 1914 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts, später Max-Planck-Instituts für Biologie. An dieser 1944 nach Hechingen, 1952 nach Tübingen verlegten Anstalt blieb H. bis 1955. Seit 1932 war H. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Er befaßte sich mit erkenntnistheoretischen und methodologischen Grundlagen der Naturwissenschaften und arbeitete insbesondere auf dem Gebiet der Physiologie der Befruchtung und der Sexualität. H. veröffentlichte u. a. Allgemeine Biologie (2 Tie., 1925-57, 4 1953), Die Sexualität (1943, 21956) und Die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften (1948, 21959). WEITERE WERKE: Atomphysik, Biologie und Religion. Stuttgart 1947. Nachdruck Darmstadt 1961. - Biologie und Philosophie. Berlin 1925. - Philosophie der Naturwissenschaften. Berlin 1937. - Einführung in die allgemeine Biologie und ihre philosophischen Grund- und Grenzfragen. Berlin 1956, 21965. - Gesammelte Vorträge und Aufsätze. 2 Bde., Stuttgart 1956. LITERATUR: H. Nachtsheim: M. H. In: Sitzungsberichte der naturforschenden Freunde zu Berlin. Neue Folge 3 (1963) S. 14-20. - Rudolf Reinboth: Der Biologe M. H. als Naturphilosoph. In: Philosophie naturalis 8 (1964) S. 3-8. Helmut Dolezal: H., M. In: NDB 8, 1969, S. 1-2. Hartmann, (Paul) Nicolai, * 20.2.1882 Riga, t 9.10.1950 Göttingen. Aus deutschbaltischer Familie stammend, besuchte der Sohn eines Diplomingenieurs das Gymnasium in St. Petersburg und studierte nach dem Abitur (1901) Medizin, klassische Philologie und Philosophie in Dorpat und St. Petersburg. Seit 1905 studierte er in Marburg, wo er 1907 bei Hermann —> Cohen und Paul —> Natorp promoviert wurde. Er habilitierte sich 1909 für Philosophie, wurde 1920 a. o. Prof. und 1922 Nachfolger auf Natorps Lehrstuhl in Marburg. 1925 wurde er nach Köln, 1931 nach Berlin und 1945 nach Göttingen berufen. Der Anspruch auf strenge Wissenschaftlichkeit und die Vorliebe für die Platonische Philosophie motivierten H.s anfängliche Hinwendung zur Marburger Schule des Neukantianismus. Sein Bruch mit der Schule wurde offenkundig durch die

Grundzüge einer Metaphysik der Erkenntnis (1921, 51965). Der spektakuläre Erfolg des Werkes erklärt sich daraus, daß H. mit seiner kenntnisreichen und scharfsichtigen Kritik am Neukantianismus gleichsam eine Begründung für die in der zeitgenössischen Philosophie - teils durch Gegenstandstheorie, Phänomenologie und Lebensphilosophie, teils durch die Rückbesinnung auf die vor-kantische LeibnizWolffsche Ontologie - bereits mehrfach vorbereitete und propagierte „Auferstehung der Metaphysik" (Peter —» Wust) nachreichte. Indem er die zwischen erkennendem Subjekt und Objekt (Gegenstand) bestehende „Erkenntnisrelation" als ein Verhältnis zwischen zwei Seienden und somit als eine bestimmte Art von „Seinsrelation" deutete, bog H. die neukantianische Erkenntnistheorie in eine Ontologie (Seinslehre) um. Diese „ontologische Umprägung der idealistischen Denkimmanenz des Seins in eine Seinsimmanenz des Denkens" wollte er als „die Umkehrung der ,kopernikanischen Tat' —> Kants" verstanden wissen. Dabei sollte es sich aber um eine „kritische Ontologie" handeln, insofern die in der „alten Ontologie" vollzogene dogmatisch-spekulative Gleichsetzung von logischer Form, realer Seinsform und Denken aufzubrechen und durch eine „Metaphysik der Probleme" zu ersetzen sei, die bei der „Analyse vorliegender Strukturphänomene" ihren Ausgang nimmt. Dieses Programm einer streng an den Sachproblemen orientierten Analyse führte H. in den drei Bänden seiner Ontologie durch: Zur Grundlegung der Ontologie (1935, "1965), Möglichkeit und Wirklichkeit (1938, 31966) und Der Aufbau der realen Welt (1940, 964). Als Kernstück der Ontologie galt ihm die Analyse der Seinsmodalitäten (Möglichkeit, Wirklichkeit, Notwendigkeit). Da im real Seienden das Mögliche wirklich und darum auch notwendig sei, wandte er sich entschieden gegen den aristotelischen Möglichkeitsbegriff und gegen jedes teleologische - auf eine Totalerkenntnis der Wirklichkeit zielende - Wirklichkeitsverstandnis. Dementsprechend verstand H. den im Aufbau der realen Welt vorgelegten „Grundriß der allgemeinen Kategorienlehre" nicht als ein abgeschlossenes System der Prinzipien (Kategorien) des realen Seins, sondern als Beitrag zu einer „Kategorialanalyse", die in geduldiger Detailarbeit und in engem Kontakt mit den Einzelwissenschaften die Ordnungsstrukturen des realen Seins entschlüsselt. Das wohl bekannteste Lehrstück der H.schen Philosophie bildet die in diesem Zusammenhang vorgenommene Gliederung des realen Seins in vier „Seinsschichten": in die anorganische, organische, seelische und geistige Schicht. Die schichtenspezifischen Fragestellungen einer „speziellen Kategorienlehre" verfolgte H. vor und nach der Ausarbeitung seiner dreibändigen Onlologie in Das Problem des geistigen Seins (1933, 31962) und in der Philosophie der Natur (1950, 21980), wobei die erste Arbeit auch als Frucht seiner langjährigen Auseinandersetzung mit der Philosophie -»Hegels zu verstehen ist. Die Ethik (1926, "l962) H.s verdankte Max -»Schelers wesensphänomenologischem Programm einer „materialen Wertethik" entscheidende Anregungen. Im Unterschied zu Scheler betonte H. jedoch das überzeitliche und überpersönliche „ideale Sein" der Werte. Zwar bedürfen die Werte zu ihrer Realisierung des Menschen, der als einziges Wesen in der Welt über „Zwecktätigkeit, Wertbewußtsein und Freiheit verfügt", doch entspricht ihr unerbittlicher Sollensanspruch durchaus jener „Härte des Realen", die H. in seiner Ontologie so nachdrücklich gegen alle ,idealistischen' Konzeptionen ausspielte. H. galt seinerzeit, neben Martin —»Heidegger, als der bedeutendste lebende Philosoph Deutschlands. Dieser Würdigung zu seinen Lebzeiten folgte bislang keine entsprechende Wirkung auf die Nachwelt. WEITERE WERKE: Platos Logik des Seins. Gießen 1909. Berlin 21965. - Philosophische Grundfragen der Biologie.

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Hausdorff Göttingen 1912. - Die Philosophie des Deutschen Idealismus. 2 Bde., Berlin/Leipzig 1923-29. Berlin 21960. - Neue Wege der Ontologie. In: Systematische Philosophie. Hrsg. v. N. H. Stuttgart 1943. Separat: Stuttgart 31949. - Teleologisches Denken. Berlin 1951. 21966. - Ästhetik. Berlin 1953. 2 1966. - Kleinere Schriften. 3 Bde. Bd. 1: Abhandlungen zur systematischen Philosophie. Berlin 1955. Bd. 2: Abhandlungen zur Philosophiegeschichte. Berlin 1957. Bd. 3: Vom Neukantianismus zur Ontologie. Berlin 1958. - N. H. und Heinz Heimsoeth im Briefwechsel. Hrsg. v. Frida Hartmann/ Renate Heimsoeth. Bonn 1978. LITERATUR: Heinz Heimsoeth/Robert Heiß (Hrsg.): N. H. Der Denker und sein Werk. Göttingen 1952. - Hans Michael Baumgartner: Die Unbedingtheit des Sittlichen. München 1962. - Ingeborg Wirth: Realismus und Apriorismus in N. H.s Erkenntnistheorie. Berlin 1965. - Alois Johann Buch (Hrsg.): N. H. 1882-1982. Bonn 1982. 21987. - Josef Stallmach: Ansichsein und Seinsverstehen. Bonn 1987. - Martin Morgenstern: N. H.: Grundlinien einer wissenschaftlich orientierten Philosophie. Tübingen 1992. - Ders.: N. H. zur Einführung. Hamburg 1997. Kurt Walter Zeidler Hausdorff, Felix, Pseud. Paul Mongre, * 8.11.1868 Breslau, t 26. 1. 1942 Bonn. H. studierte an den Universitäten Berlin und Leipzig (Promotion 1891), befaßte sich zunächst mit mathematischer Astronomie und habilitierte sich 1896 (Über die Absorption des Lichtes in der Atmosphäre) an der Univ. Leipzig. Um 1900 wandte er sich der Mengenlehre zu, wurde 1910 a. o. Prof. an der Univ. Bonn und folgte 1913 einem Ruf als o. Prof. der Mathematik an die Univ. Greifswald. 1921-35 war er o. Prof. an der Univ. Bonn. Als sogenannter „Nichtarier" von der Deportation durch die Nationalsozialisten bedroht, setzte er gemeinsam mit seiner Familie seinem Leben selbst ein Ende. H. schuf axiomatische Grundlagen von Mengenlehre und mengentheoretischer Topologie; den topologischen Raum definierte er mit Hilfe des Begriffs der Umgebung (Hausdorffscher Raum). Nach H. ist auch das Hausdorffsche Paradoxon benannt. Seine Hauptwerke sind Grundzüge der Mengenlehre (1914, Nachdr. 1949 und 1965) und die verkürzte Ausgabe unter dem Titel Mengenlehre (21927; 3., um ganz neues Material erweiterte Aufl., 1935; Nachdr. 1944). Seine philosophischen Schriften und Aphorismen sowie Gedichte veröffentlichte H., ein Anhänger -»Nietzsches, unter dem Pseudonym Paul Mongre, u.a. Sant' llario. Gedanken aus der Landschaft Zarathustras (1897) und Das Chaos in kosmischer Auslese. Ein erkenntniskritischer Versuch (1898, Neudr. unter dem Titel Zwischen Chaos und Kosmos oder Vom Ende der Metaphysik, 1976). WEITERE WERKE: Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Günter Bergmann. 2 Bde., Stuttgart 1969. LITERATUR: Günter Asser/Jürgen Flachsmeyer/Willi Rinow (Hrsg.): Theory of Sets and Topology. In Honour of F. H. (1868-1942). Berlin 1972. - Wolfgang Krull: F. H. 1868-1942. In: Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Mathematik und Naturwissenschaften. Bonn 1970, S. 54-69. Hauser, Berthold, * 18.7. 1713 Wildenberg, t 14.3. 1762 Dillingen. Seit 1728 Mitglied der Gesellschaft Jesu, wurde H. 1748 Prof. der Physik an der Univ. Ingolstadt. 1749-51 lehrte er Philosophie, 1751-61 Mathematik, 1751-53 und 1757-62 Hebräisch an der Univ. Dillingen. H. befaßte sich mit der zeitgenössischen Naturphilosophie, setzte sich kritisch mit Isaac Newton auseinander und adaptierte die galileische Bewegungslehre. Er veröffentlichte u. a. Elementa philosophiae ad ralionis et experientiae ductum conscripta et usibus scholasticis accomodata (8 Bde., 1755-64).

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LITERATUR: Bernhard Jansen: Deutsche Jesuiten-Philosophen des 18. Jahrhunderts in ihrer Stellung zur neuzeitlichen Naturauffassung. In: Zeitschrift für katholische Theologie 57 (1933) S. 384-410 (zu H.: S. 388-391). Havemann, Robert (Hans Günther), * 11.3.1910 München, t 9.4.1982 Grünheide/Mark (Kr. Fürstenwalde). H. studierte bis 1931 Chemie an den Universitäten München und Berlin, trat nach der Promolion 1932 in das KaiserWilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem ein und wurde als KPD-Mitglied (seit 1932) 1933 entlassen. Mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft kam er an die IV. Medizinische Universitätsklinik im Robert-Koch-Krankenhaus, wurde 1937 Assistent am Pharmakologischen Institut der Univ. Berlin und habilitierte sich 1943. H. betätigte sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in der Widerstandsgruppe „Neu Beginnen" und wurde 1943 als Mitglied der Widerstandsgruppe „Europäische Union" in einem Hochverratsprozeß vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. Er erhielt Vollstreckungsaufschub, da er für das Heereswaffenamt Forschungen in einem eigens eingerichteten Labor im Zuchthaus Brandenburg-Görden durchführte. 1945 zum Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem ernannt, wurde er 1950 wegen seiner Kritik an der Kernwaffenproduktion der USA entlassen. H. war seit 1947 Prof. der physikalischen Chemie an der Humboldt-Universität und gehörte als SED-Mitglied 1950-63 der Volkskammer der DDR an. 1964 wurde er aus der Partei und der Univ., 1966 aus der Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen. Seit 1976 stand er als Wortführer eines demokratischen Sozialismus in der DDR unter Hausarrest. H. veröffentlichte u.a. Dialektik ohne Dogma? Naturwissenschaft und Weltanschauung (1964), Fragen, Antworten, Fragen. Aus der Biographie eines deutschen Marxisten (1972), Ein deutscher Kommunist. Rückblicke und Perspektiven aus der Isolation (1978) und Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg. Kritik und reale Utopie (1980). Er wurde im November 1989 postum rehabilitiert. WEITERE WERKE: Rückantworten an die Hauptverwaltung „Ewige Wahrheiten". München 1971. - Die Stimme des Gewissens. Texte eines deutschen AntiStalinisten. Hrsg. v. Rüdiger Rosenthal. Reinbek 1990. LITERATUR: R. H. Dokumente eines Lebens. Zusammengestellt und eingeleitet von Dirk Draheim, Hartmut Hecht, Dieter Hoffmann u. a. Berlin 1991. - Clemens Vollnhals: Der Fall H. Ein Lehrstück politischer Justiz. Berlin 2000. Havenreuter, Johann Ludwig, * 1. 8.1548 Straßburg, t 1.10.1618 Straßburg. H., Sohn eines Mediziners, studierte in Augsburg und Straßburg u.a. bei Johannes Sturm, wurde 1574 Prof. und Magister artium, 1585 Prof. und im folgenden Jahr Magister der Medizin. 1589 gab er auf Wunsch des Senats der Univ. Straßburg die medizinische Professur zurück und übernahm den Lehrstuhl für Physik, Metaphysik und Logik. Seit 1577 Mitglied des St. Thomasstifts in Straßburg, wurde er dort 1611 Dechant und 1614 Propst. H. veröffentlichte u.a. Commentarii in Artstotelis de anima et parva naturalia dictos libros (1605). LITERATUR: Freudenthal: H. In: ADB 11, 1880, S. 115-117. Hayd, Heinrich, * 11. 1.1829 München, t 23.4. 1892 Freising. Nach dem Studium an der Univ. München wurde H. 1852 zum Priester geweiht. Er war Seelsorger, später Stiftszeremoniar und Assistent am kgl. Münzkabinett in München und wurde 1866 als Prof. der Philosophie und Ästhetik an das

Heckmann Lyzeum nach Freising berufen. H. war Stifter des Freisinger Waisenhauses. Er übersetzte aus dem Griechischen und Lateinischen für die „Bibliothek der Kirchenväter" (1872-80) und schrieb u.a. De doctrina Petri Abaelardi (1860, erw. Neuausg. unter dem Titel Ahälard und seine Lehre im Verhältnis zur Kirche und ihrem Dogma, l863) und Die Principien alles Seienden bei Aristoteles und den Scholastikern (1871/72). WEITERE WERKE: Der freie Wille als tiefste Wurzel der menschlichen Persönlichkeit. Freising 1887. - Wesen und Ursprung der menschlichen Seele. Freising 1888. LITERATUR: A. Koch: H. In: ADB 50, 1905, S. 84-87. Hayek, Friedrich August von, * 8.5.1899 Wien, t 23.3. 1992 Freiburg/Breisgau. Seine Studien der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften schloß H. 1921 (Dr. jur.) und 1923 (Dr. rer. pol.) mit der Promotion an beiden Fakultäten ab. Er war 1927-31 Direktor des von ihm gegründeten Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung, habilitierte sich 1929 an der Univ. Wien und war 1931-50 Prof. an der London School of Economics; 1938 wurde er britischer Staatsbürger. H. lehrte 1950-62 Moral and Social Sciences an der Univ. Chicago, war anschließend Prof. der Wirtschaftspolitik an der Univ. Freiburg und wurde 1968 emeritiert. Danach hatte er zahlreiche Gastprofessuren inne, 1969-77 an der Univ. Salzburg. H. war ein Vertreter des Neoliberalismus und trat besonders durch Wettbewerbs- und konjunkturtheoretische Arbeiten hervor. Er war Mitbegründer der Mont Pelerin Society und erhielt für seine Leistungen auf dem Gebiet der Geld-, Kapitalund Konjunkturtheorie 1974 zusammen mit Gunnar Myrdal den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. H.s Sozialphilosophie, die Einflüsse von Michael —> Polanyi aufweist, versteht kulturellen Fortschritt als Bildung von Verhaltensregeln aufgrund des Wechselspiels von innovativen und imitierenden Handlungen (Law, legislation and liberty, 3 Bde., 1973-79; dt. Recht, Gesetzgebung und Freiheit, 1980/81, 2 1986). Eine funktionale Begründung individueller Freiheit formulierte H. in seinem als „Philosophie der Freiheit" verstandenen Werk The constitution of liberty (1960; dt. Die Verfassung der Freiheit, 1971, 3 1991). In die Wissenschaftstheorie führte er die Theorie der Prinzipienerklärung ein (Die Theorie komplexer Phänomene, 1972), nach der alle Erklärungen der Wirklichkeit nur die Muster oder Prinzipien der Erscheinungen betreffen. Zu seinen wichtigen Veröffentlichungen zählen ferner Geldtheorie und Konjunkturtheorie (1929), Prices and production (1931), The theory of capital (1941), The road of serfdom (1944; dt. Der Weg zur Knechtschaft, 1945), Individualism and economic order (1948; dt. Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 1952), Denationalization of money (1976; dt. Die Entnationalisierung des Geldes), Knowledge, evolution and society (1983) und The fatal conceit (1988). WEITERE WERKE: The Counter-Revolution of science. Glencoe, III. 1952. Dt.: Mißbrauch und Verfall der Vernunft. Frankfurt/Main 1959, 2 1979. - Studies in philosophy, politics and economics. London 1967. - New Studies in philosophy, politics, economics and the history of ideas. London 1978. LITERATUR: Norman Barry: H.'s Social and Economic Philosophy. London 1979. - John N. Gray: H. on Liberty. Oxford 1984, 21986. Dt.: Freiheit im Denken H.s. Tübingen 1995. - Hardy Bouillon: Ordnung, Evolution und Erkenntnis. H.s Sozialphilosophie und ihre erkenntnistheoretische Grundlage. Tübingen 1991. - Stephan Rothlin: Gerechtigkeit in Freiheit. Darstellung und kritische Würdigung des Begriffs Gerechtigkeit im Denken von F. A. v. H. Frankfurt/ Main 1992. - Roland Kley: H.'s social and political thought. Oxford/New York 1994. - Christoph Zeitler: Spontane Ordnung, Freiheit und Recht. Zur politischen Philosophie von

F. A. v. H. Frankfurt u.a. 1995. - Hans Jörg Hennecke: F. A. v. H. Die Tradition der Freiheit. Düsseldorf 2000 (mit Bibliographie). Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel), * 25.8.1874 Frankfurt/Main, t 26.8. 1947 Oxford. H., Sohn eines Kaufmanns, studierte Rechtswissenschaft und Philosophie in Lausanne, Straßburg und Berlin, wurde 1897 promoviert (Der Begriff der Volonte generate als Fundament der Rousseauschen Lehre von der Souveränität des Volks) und befaßte sich zunächst überwiegend mit Rechtsphilosophie, vor allem mit Rousseau (Jean Jacques Rousseau 's Sozialphilosophie, 1898). Er trat in den Staatsdienst ein und wurde 1905 Richter am Landgericht Frankfurt/Main, 1909 Amtsrichter und 1910 Landrichter. 1907 habilitierte sich H. an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt für Bürgerliches Recht und Rechtsphilosophie, war Privatdozent, wurde 1914 a. o. Prof. des Römischen und Bürgerlichen Rechts und der Rechtsphilosophie an der Univ. Rostock, 1919 Ordinarius und wechselte 1923 an die Univ. Köln. 1935 von seinem Lehrstuhl vertrieben, gelang ihm 1938 die Flucht aus Deutschland. H. veröffentlichte u. a. Leistung und Gegenleistung im Versicherungsvertrag (1933). WEITERE WERKE: Weltbürgertum und Vaterlandsliebe in der Staatslehre Rousseaus und Fichtes. Berlin 1924. LITERATUR: Theo Mayer-Maly: H., F. In: NDB 8, 1969, S. 153-154. - Renate Heuer/Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität. Frankfurt/New York 1997, S. 154-156. Heckmann, Gustav, * 22.4.1898 Voerde/Niederrhein, t 8.6. 1996 Hannover. H., Sohn eines Sparkassendirektors, studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen, Marburg und Berlin (u.a. bei Leonard —»Nelson) und wurde 1924 bei Max —»Born promoviert (Über die Elastizitätskonstanten der Kristalle). Seit 1927 war er Lehrer am Landeserziehungsheim Walkemühle bei Melsungen des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) und arbeitete an der ISKZeitschrift „Der Funke" mit. Nach Schließung der Schule 1933 durch die Nationalsozialisten emigrierte er zusammen mit Minna Specht nach Dänemark und war an der Weiterführung der Kinderabteilung an verschiedenen Orten beteiligt. 1938 siedelte H. mit der Schule nach Wales über, 1940 nach Somerset. Seit 1942 für die britische Admiralität in der Minenabwehr tätig, kehrte er 1946 nach Deutschland zurück und hatte 1947-82 eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Hannover inne, deren Direktor er 1956-58 war. 1947-53 war er Vorsitzender des Niedersächsischen Lehrerverbandes. Nach L. Nelson bereicherte H. das „Soldatische Gespräch" um neue Aspekte (Das Sokratische Gespräch, 1981, Neuausg. 1993). Es wird als ein argumentatives Gespräch zwischen mehreren gleichberechtigten Teilnehmern verstanden; dem Gesprächsleiter kommt eine nur wenig inhaltlich lenkende Rolle zu. LITERATUR: Vernunft, Ethik, Politik. G. H. zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Detlef Horster und Dieter Krohn. Hannover 1983. - Gisela Raupach-Strey: Die Sokratische Methode nach Leonard Nelson IG. H. - eine philosophische Gesprächsmethode zwischen Alltag und Wissenschaft. In: Kommunikation und Humanontogenese. Hrsg. v. Karl-Friedrich Wessel und Frank Naumann. Bielfeld 1994, S. 560-568. - Detlef Horsten Zum Tode von G. H. am 8. Juni 1996. In: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 18 (1996) S. 223-225. - Ute Siebert: Das Sokratische Gespräch. Darstellung seiner Geschichte und Entwicklung. Kassel 1996.

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Hegel Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, * 27.8.1770 Stuttgart, t 14.11.1831 Berlin. Der Sohn eines Rentkammersekretärs und späteren Expeditionsrats trat 1788 als herzoglicher Stipendiat in das Tübinger Stift ein und studierte an der dortigen Univ. Theologie und Philosophie. 1790 erwarb er den Titel eines Magisters der Philosophie und bestand 1793 das theologische Konsistorialexamen. Hatte H. zu Beginn seiner wissenschaftlichen Ausbildung vielleicht die Absicht gehabt, Pfarrer zu werden, so entschied er sich bald - wie seine im Stift gewonnenen Freunde Hölderlin und —»Schelling -, einen anderen Weg zu gehen. Sein Erkenntnisinteresse hatten die Autoren der deutschen Aufklärung und die antiken Schriftsteller geweckt. In Tübingen wurden dann -> Kant, -» Jacobi und insbesondere Rousseau mit seinen kulturkritischen sowie politiktheoretischen Schriften für ihn wegweisend. Während der Revolution in Frankreich, deren Übergreifen auf Südwestdeutschland er wohl erwartete, beschäftigten ihn vor allem drei Fragen: 1. Wie muß eine religiöse Volksbildung beschaffen sein, so daß durch sie die Motivation ethischen und politischen Handelns verstärkt wird? Die Frage war relevant geworden, nachdem Rousseaus Untersuchung, welche Religionstypen vom politischen Standpunkt aus ihre Berechtigung innerhalb eines vernünftigen Gemeinwesens haben könnten, ein aporetisches Ergebnis gefunden, Kants Religionsschrift und Ethik jedoch gezeigt hatten, daß ein Widerstreit zwischen religiösen, ethischen und politischen Pflichten vermeidbar sei. Es kam somit darauf an, den Gedanken eines solchen Ganzen vernunftgegründeter Aufgaben in ein Bildungsprogramm umzusetzen. Der Suche nach entsprechenden Lebensformen widmeten sich H., Hölderlin und Schelling mit ihrem Ideal einer „unsichtbaren Kirche". In den Umkreis derselben Interessen gehörte auch die historische Frage: 2. Was waren die Gründe dafür, daß der christliche Glaube im Verlauf seiner Geschichte zu einer auf Autorität beruhenden „positiven" Religion und zu einem Instrument des Despotismus hatte werden können? Durch Entdeckung solcher Gründe hoffte H., die Beantwortung der ersten Frage fördern zu können. Die dritte Frage ergab sich zunächst aus einem wissenschaftspolitischen Umstand: Die Tübinger theologische Orthodoxie war Mitte der neunziger Jahre dazu übergegangen, die Kantische Philosophie zu einer neuen Rechtfertigung freiheitsfeindlicher kirchlicher Dogmen zu mißbrauchen. Es galt daher zu überlegen: 3. Wie kann das Kantische Verfahren, von Gewißheiten der reinen praktischen Vernunft aus zu religiösen Überzeugungen zu gelangen, vor einem solchen Mißbrauch argumentativ gesichert werden? Beim Versuch, diese Frage zu beantworten, änderte sich das H.sehe Programm einer religionskritischen und sozialpädagogischen Anwendung revolutionärer Ideen. Aus einer tiefgreifenden Kritik an Kants praktischer Philosophie ging am Ende ein System der Philosophie hervor, dessen Standpunkt man als „spekulativen Idealismus" bezeichnen kann. Während dieser Entwicklung verdiente sich H. seinen Lebensunterhalt mit Hauslehrerstellen in Bern (1793-96) und Frankfurt (1797-99), wo auch Hölderlin Hauslehrer war. Nach dem Tod seines Vaters (1799) konnte H. kurze Zeit von seinem Erbe leben, so daß es ihm 1801 durch Vermittlung Schellings möglich war, sich in Jena zu habilitieren. 1805 wurde er dort zum a. o. Prof. ernannt. Das Amt sicherte jedoch sein Auskommen nicht. Trotzdem waren seine Jenenser Jahre (1801-07) von großer, ihm öffentliche Aufmerksamkeit verschaffender Fruchtbarkeit: Bereits 1801 erschien außer einer kurzen Habilitationsschrift über die Planetenbahnen die Monographie Differenz, des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie, und 1802/03 publizierte H. im „Kritischen Journal der Philosophie", das er zusammen mit Schelling herausgab, u.a. die Abhandlungen

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Verhältnis des Skeptizismus zur Philosophie, Glauben und Wissen oder Reflexionsphilosophie der Subjektivität in der Vollständigkeit ihrer Formen als Kantische, Jacobische und Fichtesche Philosophie und Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts. Hauptwerk seiner Jenenser Zeit war jedoch die Phänomenologie des Geistes, die den ersten Teil eines Systems philosophischer Wissenschaft bilden sollte und 1807 erschien. Aufgabe der Phänomenologie war es, das „natürliche Bewußtsein" zum Standpunkt spekulativer Vernunfterkenntnis zu führen und dadurch diese Vernunfterkenntnis sich selbst finden zu lassen. Der doppelte Läuterungsprozeß konnte aber zu diesem Ziel nur gelangen, wenn der konkreten Zeitsituation, in welcher sich das natürliche Bewußtsein mit seinen gegensätzlichen Überzeugungen befand, Rechnung getragen wurde. Der Grundgegensatz der Epoche besteht für H. zwischen einer zum ersten Prinzip erhobenen, auf verschiedenen Stufen „wissenden" Subjektivität einerseits und andererseits einer „Objektivität" all dessen, das sich die Subjektivität nicht zu eigen machen kann. So prüft die Phänomenologie nicht nur Wissensinhalte, sondern auch abgestufte Wissensarten. Das Verfahren, das dies leisten soll, beginnt in einem ersten Schritt damit, daß das natürliche Bewußtsein auf jeder Stufe seinen Wissensanspruch selber prüft und „wir" dem nur zusehen. Ergebnis der Prüfung ist, daß es seinen eigenen Anspruch nicht erfüllen kann. In einem zweiten Schritt ist es Aufgabe des philosophischen Bewußtseins, zu zeigen, daß wir dieses negative Ergebnis in einer positiven Bedeutung nehmen können, aus der sich eine neue Stufe des natürlichen Bewußtseins ergibt. Vollständig ist die Selbstpriifung, wenn der Gegensatz zwischen Subjekt und Objekt überwunden ist, denn dieser ist konstitutiv für das natürliche Bewußtsein. Überwunden ist er, wenn der Inhalt des Bewußtseins seinem Wahrheitsmaßstab entspricht. Diese letzte Gestalt der Phänomenologie nennt H. das „absolute Wissen", das zugleich ein noch unentfaltetes Wissen des Absoluten ist. Die Entfaltung dieses Wissens ist dann die Aufgabe des zweiten Systemteils, der Wissenschaft der Logik, die in den Jahren 1812-16 erschien. Sie macht für H. die „eigentliche Metaphysik" aus. Ihre Aufgabe ist es aber nicht nur, einen adäquaten Begriff des Absoluten zu entwickeln; sie soll zugleich die Versuche der vor-kantischen Metaphysik und der Kantischen Transzendentalphilosophie, das Absolute zu denken, kritisieren, indem sie die traditionellen Begriffe der Metaphysik und der Logik drei Betätigungsweisen des Denkens aussetzt: Zuerst denkt der abstrakte Verstand einen dieser Begriffe, wobei es sein Bestreben ist, ihn als unterschieden von anderen zu bestimmen, d.h. zu definieren. Gegenüber dem Ergebnis dieses Versuchs weist zweitens die dialektische Vernunft nach, daß der vom Verstand möglichst gut bestimmte Begriff sich nicht einmal von seinem Gegenbegriff unterscheiden läßt. Damit ist der Definitions versuch des Verstandes gescheitert. Aufgabe der spekulativen Vernunft ist es, im dritten Schritt zu zeigen, daß das Ergebnis der Auseinandersetzung nicht - wie von der dialektischen Vernunft unterstellt - nur negativ aufgefaßt werden kann, nämlich als Grund zu skeptischer Urteilsenthaltung, sondern daß dieses Ergebnis auch positiv zu fassen ist als neuer Begriff, an dem sich dann der Verstand wieder betätigen kann. Da in dem neuen Begriff das Ergebnis der ersten beiden Schritte enthalten ist, werden die Begriffe der Wissenschaft der Logik immer reichhaltiger. Abgeschlossen ist das Verfahren, wenn es der dialektischen Vernunft nicht mehr möglich ist, überhaupt einen Gegenbegriff zu bilden. Diesen letzten Begriff der Logik nennt H. die „absolute Idee". Daß fast zehn Jahre zwischen dem Erscheinen der Phänomenologie des Geistes und dem vollständigen Erscheinen der Wissenschaft der Logik vergingen, lag u. a. an der fortge-

Heidegger setzt unsicheren finanziellen Situation H.s. Als er das Manuskript der Phänomenologie unmittelbar vor der Schlacht bei Jena nach Bamberg geschickt hatte, folgte er ihm bald selbst (1807), indem er die Redaktion der „Bamberger Zeitung" übernahm, die ihm Friedrich Immanuel —» Niethammer verschafft hatte. Ebenfalls durch Vermittlung Niethammers wurde er 1808 Direktor des Ägidiengymnasiums in Nürnberg, wo er 1811 die zwanzigjährige Marie von Tucher heiratete. Erst 1816 war es H. vergönnt, eine akademische Laufbahn mit gesichertem Einkommen zu beginnen - als Heidelberger Prof., der er allerdings nur zwei Jahre blieb, bevor er 1818 durch persönlichen Einsatz des Ministers Altenstein Nachfolger —»Fichtes in Berlin wurde. Seit 1816 „veröffentlichte" H. neben einigen kleineren Schriften die Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften (1817 in Heidelberg und stark überarbeitet 1827 und 1830 in Berlin) und seine Grundlinien der Philosophie des Rechts (1821). Die Encyclopädie war auf die Unterrichtung von Studierenden angelegt, die seine Vorlesungen besuchten, und enthält deshalb nur die Anfange und Grundbegriffe aller philosophischen Wissenschaften in systematischem Zusammenhang. Neben der bereits erwähnten Logik, die den ersten Teil der Encyclopädie ausmacht, sind das die Philosophie der Natur (zweiter Teil) und des Geistes (dritter Teil). Die Rechtsphilosophie ist eine Ausarbeitung des Teils der Encyclopädie, die dem „objektiven Geist" gewidmet ist. Zu ihm gehören viele der Themen, die den jungen H. beschäftigt haben. So behandelt die Rechtsphilosophie nicht nur das Recht im engeren Sinne, sondern auch Typen von moralischen Handlungen sowie sittliche Lebensformen in Familie, bürgerlicher Gesellschaft, Staat und Weltgeschichte. Sie beansprucht dabei u. a., eine Antwort auf die oben angeführte dritte Frage zu geben, welcher konkreten Bedingungen es bedarf, damit ethische, politische und religiöse Normen nicht miteinander kollidieren. Dazu wird nicht eine möglichst große Anzahl konsistenter Grundsätze aufzustellen versucht, sondern es werden von den thematischen Gegenständen adäquate Begriffe gebildet, mittels derer allererst die vernünftigen Relationen zwischen dem Rechtlichen, Moralischen, Politischen und Religiösen begriffen werden können. Die Adäquatheit der Begriffe soll dadurch erzielt werden, daß das grundbegriffliche Material geltender Normen und vorhandener Überzeugungen des gesunden Menschenverstandes mit Hilfe der spekulativen Logik durchdrungen und so berichtigt wird, daß darin das „Selbstgefühl von der lebendigen Einheit des Geistes" (Enc. § 379) zum Ausdruck kommt. Erst in den Berliner Jahren erwarb H. seinen philosophischen Ruhm, der ihm eine enorme Wirkung verschafft hat. Seine Vorlesungen zur Ästhetik, Geschichte der Philosophie, Philosophie der Geschichte und Religion wurden nicht nur von Studenten besucht, sondern auch vom bildungshungrigen Publikum der Berliner Gesellschaft. Während dieser Zeit prägte die H.sche Philosophie in An- und Ablehnung nicht nur das weitere Philosophieren, sondern auch die Ausbildung zahlreicher Einzelwissenschaften. Nach H.s plötzlichem Tod - er starb an Cholera während einer Epidemie begann bald die Spaltung der H.schen Schule in eine sogenannte Rechte, Linke und Mitte. Zur ersteren gehörten u. a. Johann Eduard -» Erdmann, Kuno -» Fischer, Hermann Friedrich Wilhelm —» Hinrichs; zur zweiten Bruno —» Bauer, Friedrich —»Engels, Ludwig —>Feuerbach und Karl —»Marx und zur dritten Eduard —»Gans, Karl Ludwig —»Michelet und Karl —»Rosenkranz. AUSGABEN: Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe. Hrsg. v. Hermann Glockner. Suttgart 1927-30. Nachdr. 1964. - Gesammelte Werke. Hrsg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft v. Friedhelm Nicolin und Otto Pöggeler. Hamburg 1968 ff. - - Werke. In 20 Bänden. Hrsg. v.

Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt/Main 1969-71. LITERATUR: Kurt Steinhauer (Hrsg.): H. Bibliography/Bibliographie. 2 Tie., München u.a. 1980-98. - Karl Rosenkranz: G. W. F. H.s Leben. Berlin 1844. Nachdruck Darmstadt 1988. - Dieter Henrich: H. im Kontext. Frankfurt/Main 1971. - Hans Friedrich Fulda/Dieter Henrich (Hrsg.): Materialien zu H.s „Phänomenologie des Geistes". Frankfurt/ Main 1973. - Manfred Riedel (Hrsg.): Materialien zu H.s Rechtsphilosophie. 2 Bde., Frankfurt/Main 1975. - Arseni Gulyga: G. W. F. H. Leipzig 1974. - Rolf-Peter Horstmann (Hrsg.): Seminar: Dialektik in der Philosophie H.s. Frankfurt/Main 1978. - Christoph Helferich: G. W. F. H. Stuttgart 1979. - Hans Friedrich Fulda: G. W. F. H. In: Klassiker des Denkens. Hrsg. v. Otfried Hoffe. Bd. 2, München 1982, S. 62ff. - Charles Taylor: H. Frankfurt/Main 1983 (engl. 1975). - Robert Pippin: H.s Idealism. Cambridge 1989. Ludwig Siep: Praktische Philosophie im Deutschen Idealismus. Frankfurt/Main 1992. - Sergio Dellavalle: Freiheit und Intersubjektivität. Zur historischen Entwicklung von H.s geschichtsphilosophischen und politischen Auffassungen. Berlin 1998. Hans Friedrich Fulda/Mirjam Wildenauer Heidegger, Martin, * 26.9. 1889 Meßkirch, t 26.5.1976 Freiburg/Breisgau. H. wurde als Sohn eines Mesners und Küfers geboren; die kath. Kirche ermöglichte ihm den Besuch der Gymnasien in Konstanz und Freiburg und (als der Anschluß an den Jesuitenorden aus gesundheitlichen Gründen gescheitert war) das Studium der Theologie in Freiburg/Breisgau. In einer Rede zum Gedächtnis des barocken Predigers und Landsmanns Abraham a Sancta Clara zeigte der Student den Antimodernismus, der damals von der Kirche gefordert wurde. Nach dem dritten Semester brach H. das Theologiestudium ab und wandte sich (nach einem Semester der Krankheit und Krise) der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Philosophie zu. Der Promotion über Fragen der Logik folgte die schnelle Habilitation über einen logischsprachphilosophischen Traktat, der damals noch dem Duns Scotus zugeschrieben wurde (1915). Formell wurde die Habilitation von dem Neukantianer Heinrich —»Rickert betreut; sie sollte eine Berufung auf jenen Freiburger philosophischen Lehrstuhl ermöglichen, der der Ausbildung der Theologen diente. Doch wurde die Berufungsfrage anders entschieden. Zum Militärdienst wurde H. aus gesundheitlichen Gründen nur in eingeschränkter Weise herangezogen; so konnte H. seine Lehrtätigkeit wenigstens zeitweise ausüben. Im März 1917 heiratete er Elfride Petri, die Tochter einer protestantischen Offiziersfamilie, Studentin der Nationalökonomie, mit jugendbewegten Motiven und Fragen der Emanzipation der Frauen vertraut. Schon 1917 wandte H. sich —»Schleiermacher zu, der als Vater des Modernismus galt, dazu der Religionsphänomcnologie Rudolf —> Ottos und dem freien Protestantismus eines Ernst —»Troeltsch. Nach dem Krieg trennte sich H. von seinen theologischen Freunden und Förderern, da ihm das „System" des Katholizismus unannehmbar geworden war. Philosophisch bekannte sich H. zur Phänomenologie Edmund -»Husserls, der 1916 nach Freiburg berufen worden war und nach dem Krieg H.s Tätigkeit als Privatdozent durch eine Assistentenstelle absicherte. Doch bildete H., gestützt auf Wilhelm -»Diltheys Rechtfertigung geisteswissenschaftlicher Arbeit, die Phänomenologie, die von Husserl transzendentalphilosophisch weiterentwickelt worden war, zu einer hermeneutischen um: Die Philosophie soll durch eine formal anzeigende Hermeneutik in Entscheidungsspielräume einweisen, die dort nötigen Entscheidungen (etwa für einen bestimmten Glauben) aber dem Leben selbst überlassen. Besondere Aufmerksamkeit fand die Weise, wie Dinge uns in einer Umwelt angehen. Im religiösen Bereich führte

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Heidemann die Neuentdeckung der urchristlichen Eschatologie bei Albert -> Schweitzer, Johannes Weiß und dem Nietzschefreund Franz ->Overbeck zur Überwindung der liberalen wie der orthodoxen Theologie; eine Nähe bestand zur Theologie der Krise bei Karl -» Barth und Friedrich Gogarten. H. wollte in einem Werk über Aristoteles seine Destruktion der philosophischen Tradition vorführen. Dabei sollte der Hinweis auf Situation und Augenblick im sechsten Buch der Nikomachischen Ethik mit der Forderung zur Entscheidung beim jungen —> Luther und bei Kierkegaard verbunden und gegen die metaphysische Option für ein Sein als stetes Anwesen gestellt werden. Aufgrund einer Übersicht über dieses geplante Werk wurde H. 1923 als persönlicher Ordinarius nach Marburg/Lahn berufen; dort wandte er sich der Auseinandersetzung mit —»Kant zu. Den wichtigsten Gesprächspartner fand er in dem Theologen Rudolf —»Bultmann. (Bultmann stellte zwei Jahrzehnte später die neue Hermeneutik als Aufforderung vor, durch Entmythologisierung die für uns entscheidenden Motive aus dem Neuen Testament herauszuarbeiten; damit löste er eine weltweite Kontroverse aus, an der H. sich aber nicht mehr beteiligte.) Da H. in Marburg das erste Ordinariat anstrebte, publizierte er im Frühjahr 1927 Sein und Zeit. Obgleich das Werk Fragment blieb, zog es mit einem Schlag die philosophische Aufmerksamkeit auf sich. Zum Wintersemester 1928/29 kehrte H. als Nachfolger seines Lehrers Husserl auf dessen Wunsch hin nach Freiburg zurück. H.s Antrittsvorlesung, welche die alten metaphysischen Grundfragen mit der Erfahrung des Nichtigwerdens alles Seienden in der Angst verband, brachte jedoch den Bruch mit Husserl. H. hatte sich die unruhige Spätphilosophie Max -»Schelers angeeignet und geriet im Herbst 1929 unter den Bann -»Nietzsches und seiner radikalen Kritik der Tradition. Spätestens seit Silvester 1931 sah er politisch in Hitler den groben Keil, der auf den groben Klotz der kommunistisch-stalinistischen Bedrohung zu setzen sei. Im Frühjahr 1933 schloß sich H. dem angeblichen nationalsozialistischen „Aufbruch" an und ließ sich zum Rektor der Freiburger Univ. wählen. Die von H. geforderte Revolution sollte erst in ihre eigentliche Phase eintreten und von der Univ. aus zu einer grundstürzenden Besinnung führen, H.s Unfähigkeit für Politik und Verwaltung, dazu Differenzen mit übergeordneten Stellen sowie innerhalb der Univ. selbst führten im Frühjahr 1934 zum Rücktritt vom Rektorat. Doch wollte H. noch im Rahmen einer preuß. Dozentenakademie langfristig die Umwandlung des Lehrkörpers der Universitäten versuchen. Da er aber grundlegende Ideen des Nationalsozialismus, wie die Rassenlehre, nie akzeptierte, wurde er mehr und mehr von nationalsozialistischen Ideologen ausgeschaltet. In einer Vorlesung über Hölderlin setzte H. im Winter 1934/35 auf jenen Dichter, der vom Schwinden alles Göttlichen aus dem Leben der Menschen spricht und in dieser Erfahrung die Bedingung einer Wende sieht. Wenn die bindende Kraft des Göttlichen zerfällt, dann kann der so entstehende Nihilismus lehren, daß der Anspruch des Göttlichen seinen Ort und seine Stunde hat. Schon die Fixierung des Göttlichen zu einem höchsten Seienden tötet Gott, und so ist Platon ebenso nihilistisch wie Nietzsche. Ein zweites Hauptwerk, die Beiträge zur Philosophie von 1936-38, folgt Hölderlin. H. hat dieses Werk in völliger Einsamkeit ausgearbeitet und lange verschwiegen. Das Werk wurde erst postum 1989 zu H.s 100. Geburtstag ediert. Im Winter 1937/38 erörterte H. mit Freiburger Hochschullehrern die „Bedrohung der Wissenschaft" durch Politisierung. Der metaphysische Zugriff auf alles Seiende habe sich, wie Nietzsches Denken zeige, in Wissenschaft und Technik verwandelt und sei so einem Kampf planetarischer Mächte um Weltherrschaft anheimgegeben worden. Während die Beiträge zur Philosophie noch eine „neue Mythologie" er-

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warteten, beschränkte sich H. seit 1938 mehr und mehr darauf, mit den frühesten griechischen Denkern, der tragischen Tradition und mit Hölderlins spätesten Fragmenten von unscheinbaren kleinen Anfängen her eine Wandlung zu erhoffen. Obgleich H. nach 1945 langwierigen Entnazifizierungsverfahren und Lehrverboten unterworfen wurde, gewann er vor allem über französische Freunde und Anhänger wieder das Ohr der Öffentlichkeit. Der Brief über den Humanismus von 1947 verband den Humanismus mit der Metaphysik und so mit dem Aufstand des Menschen, der nur noch um sich selbst kreist. Die Existenzphilosophie eines Karl —»Jaspers (mit dem H. seit Anfang der zwanziger Jahre befreundet gewesen war) wurde ebenso zurückgewiesen wie der Existentialismus eines Sartre. In großen Vorträgen etwa in Bremen und vor der Münchener Akademie der Schönen Künste fand H. in der Kunst (so im Bildwerk Paul Klees) ein Gegengewicht gegen die auswuchernde Technik. Schon Sein und Zeit hatte über Ludwig Binswanger einen starken Einfluß auf die Psychiatrie ausgeübt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verband H. sich mit dem Zürcher Psychiater Medard Boss; sein Denken, das im Menschen das Da des Seins erfährt, sollte über den akademischen Raum hinaus wirken und gerade kranken Menschen helfen. So kam es zur Ausbildung der daseinsanalytischen Psychiatrie. Auf Reisen in die Provence und (seit 1962) nach Griechenland suchte H. das ursprünglich Griechische als Anstoß, über die technische Welt hinauszufragen. Das Spätwerk, das die Grundgedanken darstellen sollte, wollte sich aber nicht ergeben. Doch konnte H. noch die Anfange einer Gesamtausgabe seiner Schriften, Vorlesungen und Nachlaßtexte miterleben. Obgleich er seit den sechziger Jahren in Deutschland aus der Diskussion gedrängt war, wurde er über das Interesse in Frankreich, Japan und schließlich auch in Nordamerika zum wohl wirkungsmächtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Voraussetzung dafür war, daß er selbst und auch seine Schüler durch Jahrzehnte hindurch Philosophen aus aller Welt zum Philosophiestudium nach Deutschland gezogen hatten. WEITERE WERKE: Gesamtausgabe. Frankfurt/Main 1975ff. (inzwischen auf 102 Bände veranschlagt). LITERATUR: Walter Biemel: M. H. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1973. - HansMartin Saß u.a.: M. H. Bibliography and Glossary. Bowling Green, Ohio 1982 (über 6000 Titel). - M. H.: Zollikoner Seminare. Hrsg. v. Medard Boss. Frankfurt/Main 1987. Hugo Ott: M. H. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt/New York 1988. - Hartmut Buchner (Hrsg.): Japan und H. Sigmaringen 1989. - Dietrich Papenfuss/Otto Pöggeler (Hrsg.): Zur philosophischen Aktualität H.s (Symposium der A.-v.-Humboldt-Stiftung). 3 Bde., Frankfurt/Main 1990-92. - Otto Pöggeler: Neue Wege mit H. Freiburg/ München 1992. - Theodore Kisiel: The Genesis of H.'s „Being and Time". Berkeley/Los Angeles/London 1993. Friedrich-Wilhelm von Herrmann: Wege ins Ereignis. Frankfurt/Main 1994. - Ders.: Hermeneutik und Reflexion. Der Begriff der Phänomenologie bei H. und Husserl. Frankfurt/ Main 2000. Otto Pöggeler Heidemann, Ingeborg, * 6.9.1915 Bonn, t 8.11.1987 Remagen. H. studierte Philosophie, wurde 1951 bei Heinz —> Heimsoeth in Köln mit Untersuchungen zur Kantkritik Max Schelers promoviert und habilitierte sich 1958 in Mainz (Spontaneität und Zeitlichkeit. Ein Problem der Kritik der reinen Vernunft). Sie ging im selben Jahr an die Univ. Bonn, wurde 1961 Dozentin, lehrte 1964-80 als apl. Prof. und war seit 1968 Leiterin der Abteilung für Kantforschung. Beeinflußt von Heimsoeth und Gottfried —» Martin, beschäftigte sich H. mit

Heineccius der Philosophie —» Kants, war an der Herausgabe der „KantStudien" beteiligt und veröffentlichte u. a. Der Begriff des Spieles und das ästhetische Weltbild in der Philosophie der Gegenwart (1968). LITERATUR: Gerhard Lehmann: Spontaneität und Zeitlichkeit. In: Kant-Studien 51 (1959/60) S. 353-360. - Gerhard Funke: In memoriam I. H. In: Kant-Studien 80 (1989) S. 1-2. Heider, Wolfgang, * 14. 12. 1558 Wölfis, t 10.8. 1626 Jena. H. studierte in Jena, erwarb 1583 die Magisterwürde und wurde 1587 Prof. der Ethik und der Politik an der Univ. Jena. 1617-26 war er auch Universitätsbibliothekar. H. zählte zu den enzyklopädischen Schriftstellern der späteren Humanistenschule. Er schrieb mehrere Dissertationen und Reden, u.a. Philosophiae muralis syntagma (1629, 1638, 1646). LITERATUR: ADB 11, 1880, S. 306. Heim, Karl, * 20.1.1874 Frauenzimmern, t 30.8.1958 Tübingen. H. studierte in Tübingen Philosophie und Theologie, wurde 1899 zum Dr. phil., 1905 zum Lie. theol. promoviert und war 1897-99 Lehrer und Vikar am Christlichen Volksschulseminar Tempelhof bei Crailsheim. 1899-1902 Sekretär der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung, ging er 1903 als Inspektor an das Schlesische Konvikt nach Halle und wurde dort 1907 Privatdozent für systematische Theologie. 1914 folgte er einem Ruf nach Münster und war seit 1920 o. Prof. der systematischen Theologie in Tübingen. H. verband in seiner Theologie eine apologetische und evangelistisch-kritische, an das Erbe des schwäbischen Pietismus anknüpfende Tendenz mit Offenheit für das naturwissenschaftliche Denken seiner Zeit. Sein Hauptwerk war Der evangelische Glaube und das Denken der Gegenwart. Grundlüge einer christlichen Lebensanschauung (6 Bde., 1931-52). H.s Autobiographie erschien unter dem Titel Ich gedenke der vorigen Zeit (1957, 31960). WEITERE WERKE: Das Gewißheitsproblem in der systematischen Theologie bis zu Schleiermacher. Leip/ig 1911. Glaubensgewißheit. Eine Untersuchung über die Lebensfrage der Religion. Leipzig 1916. Berlin 41949. - Die Weltanschauung der Bibel. Leipzig 1921, 81931. - Das Wesen des evangelischen Christentums. Leipzig 1925, 41949. LITERATUR: Heinz Erich Eisenhus: Kritische Darstellung und Entwicklung des Problems der Glaubensgewißheit bei K. H. Berlin 1928. - Hermann Timm: Glaube und Naturwissenschaft in der Theologie K. H.s. Wirten/Berlin 1968. Zdenek Kucera: H., K. In: TRE 14, 1985, S. 774-777. Rolf Hille: Das Ringen um den säkularen Menschen. K. H.s Auseinandersetzung mit der idealistischen Philosophie und den pantheistischen Religionen. Gießen/Basel 1990 (mit Bibliographie). - Elisabeth Gräb-Schmidt: Erkenntnistheorie und Glaube. K. H.s Theorie der Glaubensgewißheit vor dem Hintergrund seiner Auseinandersetzung mit dem philosophischen Ansatz Edmund Husserls. Berlin/New York 1994. Helmut Krause: Theologie, Physik und Philosophie im Weltbild K. H.s. Das Absolute in Physik und Philosophie in theologischer Interpretation. Frankfurt/Main u.a. 1995. Heimsoeth, Heinz, * 12.8.1886 Köln, t 10.9. 1975 Köln. H. studierte in Heidelberg, Berlin, Marburg und wurde 1911 promoviert (Descartes' Methode der klaren und deutlichen Erkenntnis). 1913 habilitierte er sich dort (Leibniz' Methode der formalen Begründung), wurde 1922 a. o. Professor und war 1923-31 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Königsberg, seit 1931 an der Univ. Köln. H. veröffentlichte wichtige Arbeiten zur Geschichte der Philosophie, vor allem der Neuzeit, u. a. Die sechs großen Themen der abendländischen Metaphysik (1922, - 965), Metaphysik der Neuzeit

(1929, Nachdr. 1967), Studien zur Philosophie Immanue! Kants (2 Bde., 1956-70) und Transzendentale Dialektik. Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft (4 Bde., 1966-71). Er war Herausgeber der „Blätter für Deutsche Philosophie". WEITERE WERKE: Fichte. München 1923.-Persönlichkeitsbewußtsein und Ding an sich in der kantischen Philosophie. Leipzig 1924. - Metaphysik und Kritik bei Chr. A. Crusius. Berlin 1926. - Nietzsches Idee der Geschichte. Tübingen 1938. -Gesammelte Abhandlungen. 2 Bde., Köln 1956-61. H. H. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 3. Hamburg 1977, S. 102-132. LITERATUR: Friedhelm Nicolin: Die Schriften H. H.s. Eine Bibliographie. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 15 (1961) S. 579-591. - Ingeborg Heidemann: Person und Welt. Zur Kantinterpretation von H. H. In: Kant-Studien 48 (1956/57) S. 344-360. - Hans Wagner: Zur Kantinterpretation der Gegenwart. Rudolf Zocher und H. H. In: KantStudien 53 (1961/62) S. 235-254. - Friedrich Kaulbach/ Joachim Ritter (Hrsg.): Kritik und Metaphysik. Studien. H. H. zum achtzigsten Geburtstag. Berlin 1966 (darin: Friedhelm Nicolin: Bibliographie H. H., S. 383-395). - Friedrich Kaulbach: Dialektik und Theorie der philosophischen Methode bei Kant. Zum Kant-Kommentar von H. H. In: KantStudien 64 (1973) S. 395-410. - Ingeborg Heidemann: Metaphysikgeschichte und Kantinterpretation im Werk H. H.s. In: Kant-Studien 67 (1976) S. 291-312. - Nicolai Hartmann und H. H. im Briefwechsel. Hrsg. v. Frida Hartmann und Renate Heimsoeth. Bonn 1978. Heineccius, Johann Gottlieb, * 11.9.1681 Eisenberg, t 31.8. 1741 Halle/Saale. Nach dem Theologiestudium in Leipzig wandte sich H., Sohn eines Lehrers, 1703 unter Samuel Stryk und Christian —»Thomasius dem Jurastudium zu. 1708 wurde er Adjunkt der Philosophischen Fakultät, 1713 o. Prof. der Philosophie und 1716 zum Dr. jur. promoviert. 1720 a. o. Prof., wurde H. 1721 o. Prof. der Rechte, Assessor und Hofrat. Seit 1723 in Franeker, erhielt er 1725 einen Lehrstuhl in Frankfurt/Oder und wurde 1731 zum Geheimrat ernannt. 1733 folgte er einem Ruf an die Univ. Halle, wo er Vorlesungen über Hugo Grotius und Samuel —> Pufendorf hielt und ein eigenes Naturrechtssystem entwickelte (Elementa iuris naturae et gentium, 1737, dt. 1994), dessen oberstes, von Samuel von Cocceji übernommenes Prinzip die Liebe als Gebot Gottes ist. H. beschäftigte sich mit fast allen Bereichen der Rechtswissenschaft, insbesondere mit dem Zivilrecht. Er veröffentlichte u. a. Antiquitatum Romanarum syntagma (1719, 201841 hrsg. v. Ch. F. Mühlenbruch), Elementa iuris civilis secundum ordinem Institutionum (1725) und Elementa iuris civilis secundum ordinem Pandectarum (1727). Seine Elementa iuris Germania (2 Bde., 1735/36) waren das erste vollständige Lehrbuch des deutschen Privatrechts. H.' Schriften fanden auch im Ausland, vor allem in den romanischen Ländern, weite Verbreitung. WEITERE WERKE: Elementa philosophiae rationalis et moralis. 1728. - Elementa historiae philosophicae. Berlin 1743. Opera omnia. Hrsg. v. Johann Christian Gottlieb Heineccius. 8 Bde., Genf 1744-49. 12 Bde., Neapel 1759-77. 9 Bde., Genf 1765-71 (jeweils mit einer Lebensbeschreibung von H.). - Anfangsgründe des bürgerlichen Rechtes nach der Ordnung der Instituzionen. Goldbach 1999 (Nachdruck der Ausg. Leipzig 1766). - Opuscula minora. Amsterdam 1768. - Akademische Reden über desselben Elementa iuris civilis secundum ordinem Institutionum. Goldbach 1999. LITERATUR: E. Bussi: H. In: HRG 2, 1978, S. 55-57. Rolf Lieberwirth: H., J. G. In: NDB 8, 1969, S. 296-297. -

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Heinemann Christoph Bergfeld: Einleitung. In: J. G. H.: Grundlagen des Natur- und Völkerrechts. Hrsg. v. Christoph Bergfeld. Frankfurt/Main 1994. Heinemann, Fritz, eigentl. Heinrich Friedrich H., * 8.2.1889 Lüneburg, t 28.12.1969 Oxford. H., Sohn eines Justizrats, studierte Philosophie, Mathematik, Physik und Kunstwissenschaft in Cambridge (England), München, Berlin und Marburg, wo er 1912 promoviert wurde (Das Zeitproblem und der Aufbau der kantischen Kritik der reinen Vernunft in seinen sachlich-systematischen und genetisch-historischen Hauptmotiven). Er war Schüler von Hermann —»Cohen und Paul -»Natorp. 1921 habilitierte er sich an der Univ. Frankfurt mit der Arbeit Die Plotinische Frage. Prolegomena zu einer Neuuntersuchung Platins für Philosophie, insbesondere Geschichte der Philosophie und war dort seit 1930 a. o. Professor. 1933 entlassen, emigrierte er über die Niederlande und Frankreich nach Großbritannien und war 1939-56 Lecturer in Oxford. 1947 erhielt H. die britische Staatsbürgerschaft. Seit 1957 wurde er im Rahmen der sog. Wiedergutmachung als emeritierter Prof. der Philosophie der Univ. Frankfurt geführt. H. war Historiker und Kritiker der Philosophie des 20. Jh., besonders der Existenzphilosophie. Er veröffentlichte u.a. Platin (1921), Neue Wege der Philosophie. Geist, Leben, Existenz (1929), Existenzphilosophie, lebendig oder tot? (1954, 41971) und Jenseits des Existentialismus (1957). WEITERE WERKE: Odysseus oder Die Zukunft der Philosophie. Stockholm 1939. LITERATUR: Die Schriften von F. H. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 19 (1965) S. 153-158. - Renate Heuer/ Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität. Frankfurt/New York 1997, S. 158-159. Heinrich von Gorkum, * um 1378 Gorinchem (Diözese Utrecht), t 19.2.1431 Köln. H. v. G. studierte seit 1395 in Paris die Artes, erwarb 1398 den Titel eines Lizentiaten und lehrte dort bis 1402 und wieder 1409-19 als magister artium actu regens. Ende 1419 wurde er als Lizentiat der Theologie in Köln immatrikuliert und im folgenden Jahr als Dr. theol. promoviert. Als Prof. der Artes an der von ihm gegründeten Bursa Montana, Prof. der Theologie, zeitweilig auch Rektor und Vizekanzler der Univ. sowie Pfarrer der Klein-Sankt-Martinkirche war er bis zu seinem Tod in der rheinischen Domstadt tätig. H. v. G. gilt als einer der Initiatoren der Renaissance der thomistischen Lehre in Deutschland, die er u. a. in einer als Compendium Summae theologiae S. Thomae (1473) gedruckten Zusammenfassung wiedergab. Im Kölner Wegestreit vertrat er die Thomisten. WEITERE WERKE: Tractatus consultatorii. Köln 1503. Compendium sententialiter correspondens libro Posteriorum. o. O. 1503(7). LITERATUR: Willibrord Lampen: Notizen zu H. v. G. In: Franziskanische Studien 34 (1952) S.290-292. - Antonius Gerardus Weiler: H. v. G. Seine Stellung in der Philosophie und Theologie des Spätmittelalters. Hilversum u.a. 1962 (mit Bibliographie). - Götz-Rüdiger Tewes: Die Bursen der Kölner Artisten-Fakultät bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Köln u. a. 1993. Heinrich von Herford, * vor 1326 Herford, t 9.10.1370 Minden. H. trat vor 1328 in den Mindener Konvent des Dominikanerklosters Soest ein. Aus seinem Leben ist außer der Teilnahme am Generalkonvent seines Ordens 1340 in Mailand wenig bekannt. Seine schriftstellerische Tätigkeit verschaffte ihm aber schon zu Lebzeiten hohes Ansehen. Von seinen theologischen, historischen und rhetorischen Abhandlungen und Kompilationen sind lediglich drei Werke über-

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liefert. Der Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon (hrsg. von A. Potthast, 1859) ist eine aus zahlreichen Quellen zusammengefaßte und um H.s Zeitgeschichte (1320-55) erweiterte Weltchronik. Die Catena aurea entium vel problematum series (teilweise hrsg. v. L. Sturlese, 1987) enthält eine ebenfalls aus damals bekannten Werken kompilierte, enzyklopädische Zusammenstellung philosophischnaturwissenschaftlicher und theologischer Fragen und Antworten. LITERATUR: Eugen Hillenbrand: H. v. H. In: VL 3, 1981, Sp. 745-749 - Annette Baumann: Weltchronistik im ausgehenden Mittelalter. H. v. H., Gobelinus Person, Dietrich Engelhus. Frankfurt/Main 1995. - Klaus Peter Schumann: H. v. H. Enzyklopädische Gelehrsamkeit und universalhistorische Konzeption im Dienste dominikanischer Studienbedürfnisse. Münster 1996. Heinrich Heinbuche von Langenstein, auch H. von Hessen d.Ä., * um 1325 Langenstein (Hessen), t 11.2.1397 Wien. H. war 1358 an der Univ. Paris immatrikuliert und erwarb 1363 den Grad eines Magister artium, 1375/76 den eines Magister theologiae. Um sich der von Papst Clemens VII. geforderten Oboedienz zu entziehen, verließ er 1382 Paris und zog sich in das Zisterzienserkloster Eberbach am Rhein zurück. Dort ergänzte H. seine thomistischen Studien durch die Beschäftigung mit der Mystik Bernhards von Clairvaux. Zwei Jahre später folgte er mit anderen ehemaligen Pariser Professoren dem Ruf Herzog Albrechts III. an die Univ. Wien, wurde 1393 Rektor und war entscheidend an deren Reform beteiligt. H., der konziliaristische Positionen vertrat, gilt als einer der produktivsten spätmittelalterlichen Gelehrten. Von seinen etwa hundert Schriften zu astronomischen, naturwissenschaftlichen, theologisch-philosophischen und kirchenpolitischen Fragen sind nur wenige gedruckt. Darunter sind die sieben Bücher eines Genesis-Kommentars, Schriften zur Beilegung des Schismas (Epistola pads, Epistola concilii pads), die das Konstanzer Konzil beeinflußt haben, ferner Werke zur Universitätsorganisation und zur Laienkatechese. Entstehungszeit und Autorschaft eines H. zugeschriebenen Traktats Erkenntnis der Sünde (seit 1393 in 77 Handschriften überliefert; hrsg. v. Rainer Rudolf, 1969) sind ungeklärt. WEITERE WERKE: Unterscheidung des Geistes. Lateinisch und deutsch. Hrsg. v. Thomas Hohmann. Zürich/München 1977. LITERATUR: Justin Lang: Die Christologie bei H. v. L. Freiburg 1966. - Nicholas H. Stenek: Science and Creation in the Middle Age. H. of L. (d. 1379) on Genesis. Notre Dame 1976. - Peter Wiesinger: Zur Autorschaft und Entstehung des H. v. L. zugeschriebenen Traktats „Erkenntnis der Sünde". In: Zeitschrift für deutsche Philologie 97 (1978) S. 42-60. - Thomas Hohmann/Georg Kreuzer/Franz Josef Worstbrock: H. v. L. In: VL 3, 1981, Sp. 763-773. - Georg Kreuzer: H. v. L. In: TRE 15, 1986, S. 11-13. - Georg Kreuzer: H. v. L. Studien zur Biographie und den Schismatraktaten unter besonderer Berücksichtigung der ,Epistola pads' und der,Epistola concilii pacis'. Paderborn u. a. 1987. - Alfons Hämmert: Die Welt - Symbol Gottes oder eigenständige Wirklichkeit? Verachtung und Hochschätzung der Welt bei H. v. L. (t 1397). Regensburg 1994. Heinrich von Lübeck, t nach 1336. Erstmals 1312 in einer Stralsunder Urkunde als Vikar der Dominikanerprovinz Saxonia erwähnt, lehrte H. vermutlich vor 1323 als Lector regens am Kölner Studium generale. 1325/36 war er Provinzial der sächsischen Ordensprovinz, danach kurze Zeit Generalvikar. Neben verlorengegangenen lateinischen Predigten sind von H. drei für die ältere thomistische Lehre in Deutschland bedeutende Quodlibeta erhalten

Heinze (teilweise aus Handschriften in der Hofbibliothek Wien und der Universitätsbibliothek Münster ediert von F. Mitzka als Quaestiones de motu creaturarum et de concurs» divino l...], 1932). LITERATUR: Gabriel M. Löhr: Die Kölner Dominikanerschule vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Freiburg (Schweiz) 1948. - Loris Sturlese: H. v. L. In: VL 3, 1981, Sp. 781-785. - Ders.: Gottebenbildlichkeit und Beseelung des Himmels in den Quodlibeta H.s. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 24 (1977) S. 191-233. Heinrich Totting von Oyta, * um 1330 Friesoythe, t 20.5.1397 Wien. H. studierte in Prag, wurde 1355 zum Magister artium promoviert und leitete 1360-66 das Artistenstudium in Erfurt. Karl IV. berief ihn als Magister regens der Artistenfakultät nach Prag zurück. Im folgenden Jahr wurde er zum Priester geweiht und zum Propst der Stiftskirche von Wiedenbrück ernannt. Nach einem zweijährigen Prozeß wegen Häresieverdachts in Avignon 1373 freigesprochen, setzte H. seine theologischen Studien in Paris fort und erhielt dort 1380 den Titel eines Magister theologiae. Im folgenden Jahr kehrte er als Vizekanzler der Univ. nach Prag zurück, von wo aus er —>Heinrich von Langenstein 1383/84 an die neugegründete Univ. Wien folgte. Als Eklektiker mit Begabung zum Ausgleich in Streitfragen gehörte H. zu den bedeutendsten Theologen in der Gründungszeit der deutschen Universitäten. Neben Predigten und Erklärungen zu aristotelischen Schriften und zur Bibel verfaßte er u.a. einen Tractatus de contractibus (1506) und eine Abbreviatio (1512; ediert von W. J. Courtenay, 1978) des Sentenzenkommentars des Occam-Schülers Adam Wodham. WEITERE WERKE: H. T. v. O. Quaestiones in Isagogen Porphyrii. Hrsg. v. Johannes Schneider. München 1979. LITERATUR: Albert Lang: H. T. v. O. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der ersten deutschen Universitäten und zur Problemgeschichte der Spätscholastik. Münster 1937. - Olaf Pluta: Kritik der Unsterblichkeitsdoktrin in Mittelalter und Renaissance. Amsterdam 1986. - Michael Gorman: Henry of Oyta's nominalism and the principle of individuation. In: Modern Schoolman 69 (1991/92), Nr. 2, S. 135-148. Heinrich von Werl, * um 1400 Werl (Westfalen), t 10.4. 1463 Osnabrück. H. trat in Osnabrück in den Franziskanerorden. 1430 wurde er an der Univ. Köln immatrikuliert, 1432 zum Provinzial der dortigen Ordensprovinz ernannt und 1435 zum Doktor promoviert. In den fast dreißig Jahren seiner Lehr- und Amtszeit bekämpfte H., ein bedeutender Skotist, sowohl die sich ausbreitende Observantenbewegung innerhalb des Ordens als auch den Reformkardinal —»Nikolaus von Kues. Als einziger Kölner Prof. nahm er in seinen Schriften gegen das schismatische Konzil von Basel sowie den Kölner Erzbischof Dietrich von Moers und für Papst Eugen IV. Stellung. Zu seinen überlieferten theologischen Schriften zählt ein Tractatus de Immaculata conceptione Beatae Mariae Virginis. Neben kirchenpolitischen Werken (u. a. Tractatus seu collectio ex diversis de eminenüa potestatis apostolicae super Ecclesiam universalem per totum orbem dispersam et synodaliler congregatam) verfaßte er auch philosophische Arbeiten (u.a. De formalitatibus, ediert von S. Glasen, 1954). WERKE: Opera omnia. Hrsg. v. Sophronius Glasen. St. Bonavcntura u.a. 1955. LITERATUR: Sophronius Glasen: H. v. W. Min., ein deutscher Skotist. Beiträge zu seinem Leben und seinen Schriften. In: Wissenschaft und Weisheit 10 (1943) S. 61-72; 11 (1944) S. 67-71. - Kurt Ruh: H. v. W. In: VL 3, 1981, Sp. 919-923.

Heintel, Erich, * 29. 3.1912 Wien, t 25.11.2000 Schneeberg (Niederösterreich). H. studierte Philosophie an der Univ. Wien, wurde 1936 promoviert (Wirklichkeit, Wahrheit und Wert bei Nietzsche) und habilitierte sich 1939 bei Robert —»Reininger für Philosophie (Nietzsches .System' in seinen Grundbegriffen). Seit 1952 war er dort a. o., 1960-82 o. Prof. der Philosophie. 1978 wurde er wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. H. bemühte sich um eine Versöhnung von aristotelischer Metaphysik und der Transzendentalphilosophie Immanuel —» Kants. Er veröffentlichte u.a. Metabiologie und Wirklichkeitsphilosophie (1944), Hegel und die analogia entis (1958), Die beiden Labyrinthe der Philosophie. Systemtheoretische Betrachtungen zur Fundamentalphilosophie des abendländischen Denkens (1968), Einfuhrung in die Sprachphilosophie (1972, 41991), Grundriß der Dialektik. Ein Beitrag zu ihrer fundamentalphilosophischen Bedeutung (2 Bde., 1984) und Die Stellung der Philosophie in der „universitas litterarum" (1990). H. war 1965-82 Herausgeber der Reihe „Überlieferung und Aufgabe. Abhandlungen zur Geschichte und Systematik der europäischen Philosophie" (22 Bde.) und 1968-86 des „Wiener Jahrbuchs für Philosophie". WEITERE WERKE: Zum Logos der Dialektik und zu seiner Logik. Darmstadt 1977. - E. H. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 3. Hamburg 1977, S. 133-188. - Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Versuch einer gemeinverständlichen Einführung in das Philosophieren. 1986, 3 1993. - Gesammelte Abhandlungen. Bd. 1-8, Stuttgart-Bad Cannstatt 1988-2000. LITERATUR: Helmut Gehrke: Theologie im Gesamtraum der Wirklichkeit. Zur Systematik E. H.s. Wien/München 1981. Philosophia perennis. Festschrift zum 80. Geburtstag von E. H. Hrsg. v. Hans-Dieter Klein und Johann Reikerstorfer. 2 Tie., Frankfurt/Main u.a. 1993 (mit Bibliographie). Hans-Dieter Klein (Hrsg.): Internationales Symposion „Philosophia perennis", 23.-2S. März 1992. Das Lebenswerk E. H.s anläßlich seines 80. Geburtstages. Wien 1992 (Wiener Jahrbuch für Philosophie 24). - Kurt Walter Zeidler: Kritische Dialektik und Transzendentalontologie. Der Ausgang des Neukantianismus und die postneukantianische Systematik R. Hönigswalds, W. Cramers, B. Bauchs, H. Wagners, R. Reiningers und E. H.s. Bonn 1995, S. 291-330 und 339. Heinze, Max, * 13.12.1835 Prießnitz bei Naumburg/ Saale, t 17.9.1909 Leipzig. H. studierte u. a. in Halle, Tübingen und Berlin Theologie, Philosophie und klassische Philologie und war nach der Promotion bis 1863 Lehrer an der Fürstenschule in Pforta, danach Erzieher am großherzoglichen Hof in Oldenburg. 1872 habilitierte er sich in Leipzig mit einer Arbeit über Die Lehre vom Logos in der griechischen Philosophie (1872) und wurde 1874 als o. Prof. nach Basel und 1875 als Nachfolger von Heinrich —> Ahrens nach Leipzig berufen, wo er bis zu seinem Tod Geschichte der Philosophie lehrte. Neben Veröffentlichungen zur griechischen Philosophie, aber auch über Descartes, Spinoza und -> Leibniz, gab H. in einer grundlegenden Neubearbeitung die 5.-9. Auflage des Grundrisses der Geschichte der Philosophie von Friedrich -» Ueberweg heraus. WEITERE WERKE: Die Sittenlehre des Descartes. Leipzig 1872. - Der Eudämonismus in der griechischen Philosophie. Leipzig 1883. - Vorlesungen Kants über Metaphysik. Leipzig 1894. LITERATUR: Philosophische Abhandlungen. M. H. zum 70. Geburtstag gewidmet von Freunden und Schülern. Berlin 1906. - Abraham Eleutheropulos: M. H. Leipzig 1909. - Hans Vaihinger: M. V. In: Kant-Studien 14 (1909) S. 349-352.

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Heise Heise, Wolfgang, * 8. 10.1925 Berlin, t 10.4. 1987 Berlin. Der Sohn eines Studienrats wurde 1943 wegen seiner jüdischen Herkunft in einem Lager bei Zerbst interniert. Nach der Befreiung und während des Philosophiestudiums an der Humboldt-Universität engagierte er sich in der antifaschistisch-demokratischen Bewegung. 1954 mit einer Arbeit über Johann Christian Edelmann promoviert, habilitierte er sich 1963 mit der Studie Philosophie als Krisenbewußtsein und illusionäre Krisenüberwindung (gedruckt unter dem Titel: Aufbruch in die Illusion, 1964), die einen impliziten Gegenentwurf zu Georg —»Lukäcs' Theorie der Zerstörung der Vernunft in der nachhegelianischen Geschichte der idealistischen Philosophie darstellt. 1969-86 hatte H. den Lehrstuhl für Geschichte der Ästhetik an der Humboldt-Universität inne. Seine Schriften widmen sich der Geschichte der Philosophie und der Kunsttheorie. In seinem Buch Hölderlin. Schönheit und Geschichte (1988) und dem Sammelband Brecht 88. Anregungen zum Dialog über Vernunft am Jahrtausendende (1987) entwarf H. am Beispiel des mit ihm befreundeten Heiner Müller eine ästhetische Theorie gesellschaftlicher Selbsterkenntnis, die das Theater als „Laboratorium sozialer Phantasie" deutet. WEITERE WERKE: Realistik und Utopie. Aufsätze zur deutschen Literatur zwischen Lessing und Heine. Berlin 1982. Die Wirklichkeit des Möglichen. Dichtung und Ästhetik in Deutschland 1750-1850. Berlin/Weimar 1990. LITERATUR: Auswahlbibliographie der Arbeiten von W. H. : Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin. Gesellschaftswissenschaftliche Reihe 35 (1986) S. 806-811. - Günter Mayer: Gedenkstunde für W. H. In: Weimarer Beiträge 11 (1987) S. 1765-1773. - Achim Trebeß: Lothar Kühne und W. H.: zwei Ansätze marxistischer Ästhetik in der DDR. In: Michael Brie/Karin Hirdina (Hrsg.): Im memoriam Lothar Kühne. Von der Qual, die staatssozialistische Moderne zu leben. Berlin 1993, S. 27-34. - Claudia Salchow: Plädoyer für das Erinnern: Anmerkungen zu Leben, Werk und Nachlaß von W. H. In: hochschule ost. Leipzig 5 (1996), Heft 3, S. 92-101. Achim Trebeß: Entfremdung und Ästhetik. Eine begriffsgeschichtliche Studie und eine Analyse der ästhetischen Theorie W. H.s. Stuttgart 2001. Heisenberg, Werner, * 5.12.1901 Würzburg, t 1.2.1976 München. Als Sohn des Gymnasiallehrers und späteren ByzantinistikProfessors August H. und dessen Frau Annie, geb. Wecklein, absolvierte H. als „Wunderkind" das Maximilians-Gymnasium, bevor er im Wintersemester 1920 in München bei dem Physiker Arnold Sommerfeld sein Studium aufnahm. Bereits während dieser Zeit veröffentlichte er wichtige Beiträge zur damals im Brennpunkt der Forschung stehenden BohrSommerfeldschen Atomtheorie, die den Weg zur Aufklärung der rätselhaften magnetischen Aufspaltung von Spektrallinien im anomalen Zeemaneffekt bahnten. Während der kurzen Studienzeit lernte er auch seinen ihm ebenbürtigen Freund und wissenschaftlichen Weggenossen, den wegen seiner scharfen Kritik von Kollegen gleichermaßen gefürchteten und geschätzten Wolfgang —»Pauli kennen, der ihm lebenslang ein wichtiger wissenschaftlicher Partner wurde. Nach einer fast gescheiterten Doktorprüfung im Sommer 1923 habilitierte sich H. schon im folgenden Jahr bei Max —»Born in Göttingen und verbrachte im Winter 1924/25 seinen ersten Studienaufenthalt bei Niels Bohr in Kopenhagen. Nachdem er hier mit Bohrs holländischem Mitarbeiter Hendrik Antony Kramers eine wichtige, den Durchbruch zu einer neuen Theorie vorbereitende Abhandlung über die Quantentheorie der Dispersion verfaßt hatte, kehrte er nach Göttingen zurück, um das eigentliche Problem der von Widersprüchen gezeichneten korrespondenzmäßigen Quanten-

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theorie in Angriff zu nehmen. Am 29.7. 1925 wurde seine grundlegende Untersuchung Über quantentheoretische Umdeutung kinematischer und mechanischer Beziehungen zur Veröffentlichung eingereicht. Mit ihr war das Fundament der neuen, mit nicht vertauschbaren Größen operierenden Quantenmechanik geschaffen, die mit einem Schlag alle Unstimmigkeiten der älteren Theorie beseitigte. Nachdem Pauli noch vor Jahresende das Problem des Wasserstoffatoms in zufriedenstellender Weise gelöst hatte, waren die tonangebenden Physiker von der Richtigkeit der Theorie trotz ihres ungewohnten Matrix-Formalismus und ihres unanschaulichen Charakters überzeugt. Schon im Februar 1926 veröffentlichte Erwin —> Schrödinger seine alternative Undulationsmechanik, die zunächst eine Rückkehr zu einer anschaulichen Physik zu versprechen schien. Durch die Dirac-Jordansche Transformationstheorie konnte jedoch die Äquivalenz dieser und weiterer Formalismen mit der Theorie von H. bewiesen werden. Der nun einsetzende Streit um die wahre Interpretation der Quantentheorie wurde durch die Anfang 1927 von H. gefundene Unschärferelation vorläufig zugunsten der „Kopenhagener Auffassung" entschieden: Ebenso wie die gleichzeitige Orts- und Impulsmessung einer Partikel durch das Plancksche Wirkungsquantum einer bestimmten Einschränkung unterliegt, bestehen auch für andere beobachtbare Größen komplementäre Gegensätze, die ihre gleichzeitige Beobachtbarkeit verhindern. Im Jahr dieser Entdeckung erhielt der sechsundzwanzigjährige H. den Ruf auf die Leipziger Professur für theoretische Physik, 1932 den Nobel-Preis für Physik. In seinem Umkreis entstand nun eines der wichtigsten Zentren der rasch aufblühenden Quantentheorie, aus dem zahlreiche Schüler hervorgingen, welche wie Rudolf Peierls, Felix Bloch, Edward Teller, Carl Friedrich von Weizsäcker und viele andere wegweisend für die Zukunft des Faches im Inund Ausland wurden. 1933 wurde H. zum Mitglied und 1967 zum Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Von 1942 bis 1948 war H. Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin, das, verlagert nach Hechingen, neu aufgebaut in Göttingen, als Institut für Astrophysik 1955 nach München übersiedelte. Das dortige Institut trägt heute seinen Namen. Nach Vollendung der Quantentheorie hat H. in den folgenden Jahrzehnten mit ebenso großem Erfolg die Grundlagen der Kern- und Elementarteilchen-Physik mitgestaltet. Seine in den fünfziger Jahren entwickelte Spinortheorie der Elementarteilchen („Heisenbergsche Weltformel") fand jedoch nicht die von ihm erwartete Aufnahme. Während des Zweiten Weltkriegs war H., dessen Ablehnung einer „deutschen Physik" bekannt war, dennoch leitend an dem auf eine kriegstechnische Anwendung ausgerichteten deutschen Uranprojekt beteiligt. Daß es dabei nicht zur Entwicklung einer Atombombe kam, hat er später als eine glückliche Fügung des Schicksals empfunden. Nach dem Krieg spielte H. eine wichtige Rolle in der Wissenschaftspolitik. 1949 wurde er Präsident des neugeschaffenen Forschungsrats, der 1951 der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingegliedert wurde. Außer seinen über 200 Publikationen in Fachzeitschriften verfaßte H. nur wenige Bücher. Am bekanntesten sind seine in verschiedenen Bänden herausgegebenen und in zahlreichen Auflagen erschienenen Aufsatzsammlungen Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft (1935), Schritte über Grenzen (1971) und sein autobiographisches Werk Der Teil und das Ganze (1969). H. war zuletzt Honorarprofessor an der Univ. München und Präsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. WEITERE WERKE: Die physikalischen Prinzipien der Quantentheorie. Leipzig 1930. - Physik und Philosophie. Stuttgart 1959. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Walter Blum/ Hans-Peter Dürr/Helmut Rechenberg. Abt. A, Bd. 1-3:

Helmholtz Wissenschaftliche Originalarbeiten. Berlin/Heidelberg/New York 1985-93. Abt. B: Wissenschaftliche Übersichtsartikel, Vorträge und Bücher. Berlin/Heidelberg/New York 1984. Abt. C, Bd. 1-5: Allgemeinverständliche Schriften. München/Zürich 1984-89. LITERATUR: Armin Hermann: W. H. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1976. Carl Friedrich von Weizsäcker/Bartel L. van der Waerden: W. H. 1977. - Cornelia Liesenfeld: Philosophische Weltbilder des 20. Jahrhunderts. Eine interdisziplinäre Studie zu Max Planck und W. H. Würzburg 1992. - Bodo Geyer (Hrsg.): W. H. Physiker und Philosoph. Heidelberg 1993. David C. Cassidy: W. H. Leben und Werk. Heidelberg 1995. Karl von Meyenn Hellenbach, Lazar Frh. von, * 3.9.1827 Schloß Paczolaj (Slowakei), t 23.10.1887 Nizza. H. studierte an der Univ. Prag Jura, Cameralia. Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften. Danach diente er in einem ungarischen Regiment, bewirtschaftete sein Gut und war 1860-67 Abgeordneter im kroatischen Landtag. 1869 ging er nach Wien. Ausgehend von Arthur —»Schopenhauer, ließ sich H. in seinem Denken zunehmend vom Okkultismus leiten, indem er neben dem geistigen Ich und dem physischen Leib als Organismus auch einen unsichtbaren Leib annahm. Dieser „Metaorganismus", identisch mit „Seele", sei sowohl Träger magischer Kräfte als auch Empfänger parapsychischer Wahrnehmungen wie Telepathie oder Hellsehen. Der Wissenschaft warf er u. a. in dem Werk Die Vorurteile der Menschheit (3 Bde., 1879/80, 2 I884) vor, in ihrer Beschränkung auf mechanisch-kausale Erklärungen des Lebens das menschliche Bewußtsein von seiner höheren Bestimmung zu verdrängen. WEITERE WERKE: Eine Philosophie des gesunden Menschenverstandes. Gedanken über das Wesen der menschlichen Erscheinung. Leipzig 1876,21887. - Der Individualismus im Lichte der Biologie und der Philosophie der Gegenwart. Wien 1878, 2 I887. - Aus dem Tagebuche eines Philosophen. Wien 1881. - Die Magie der Zahlen als Grundlage aller Mannigfaltigkeit und das scheinbare Fatum. Wien. 1882. Leipzig 31910. - Die Logik der Tatsachen. Leipzig 1884. — Geburt und Tod als Wechsel der Anschauungsform und die Doppelnatur des Menschen. Wien 1885. Leipzig 1897. LITERATUR: Wilhelm Hübbe-Schieiden: H., der Vorkämpfer für Wahrheit und Menschlichkeit. Leipzig 1891. Heller, Hermann (Ignatz), * 17.7. 1891 Teschen (Schlesien), t 5. I I . 1933 Madrid. H., Sohn eines Rechtsanwalts, studierte Rechtswissenschaft in Wien, Innsbruck und Graz, wo er 1915 promoviert wurde. 1920 habilitierte er sich in Kiel für Rechtsphilosophie, Staatslehre und Staatsrecht. Im selben Jahr beteiligte sich H. am Widerstand gegen den Kapp-Putsch. Bis 1922 Privatdozent in Kiel, ging er als Direktor des Volksbildungswerkes nach Leipzig, war 1926-28 in Berlin Direktor des KaiserWilhelm-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, 1928-32 a. o. Prof. an der dortigen Univ. und folgte 1932 einem Ruf als Ordinarius nach Frankfurt. Im Herbst 1932 vertrat er vor dem Staatsgerichtshof Leipzig in dem Streit Reich gegen Preußen die abgetretene Regierung Braun-Severing. 1933 entlassen, fand er nach mehreren Stationen in Europa Aufnahme an der Univ. Madrid. H. veröffentlichte u. a. Hegel und der nationale Machtstaatsgedanke (1921), Die Souveränität (1927) und Europa und der Fascismus (1929, 2 1931). Gegenüber der klassischen Staatslehre betonte H. in seiner postum erschienenen Staatslehre (1934, hrsg. v. Gerhart Niemayer, 61983) die gesellschaftliche Funktion des Staates.

WEITERE WERKE: Sozialismus und Nation. Berlin 1925, 2 1931. - Die politischen Ideenkreise der Gegenwart. Breslau 1926. - Rechtsstaat oder Diktatur? Tübingen 1930. Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Martin Drath. 3 Bde., Leiden 1971. LITERATUR: Wolfgang Schluchter: Entscheidung für den sozialen Rechtsstaat. H. H. und die staatstheoretische Diskussion in der Weimarer Republik. Baden-Baden 21983. Stephan Albrecht: H. H.s Staats- und Demokratieauffassung. Frankfurt/Main u.a. 1983. - Der soziale Rechtsstaat. Gedächtnisschrift für H. H. 1891-1933. Hrsg. v. Christoph Müller und Ilse Staff. Baden-Baden 1984. - Thomas Vesting: Aporien des rechtswissenschaftlichen Formalismus: H. H.s Kritik an der Reinen Rechtslehre. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 77 (1991) S. 348-373. - Albrecht Dehnhard: Dimensionen staatlichen Handelns. Staatstheorie in der Tradition H. H.s. Tübingen 1996. Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von, * 31.8. 1821 Potsdam, t 8.9.1894 Berlin. H., der universelle Naturwissenschaftler des 19. Jh. -„the intellectual giant" nannte ihn James Clerk Maxwell -, umfaßte in Forschung und Lehre nahezu vollständig die Physiologie und die Physik seiner Zeit. Zudem lieferte er philosophische Analysen der Mathematik und der Naturwissenschaft und hatte zuletzt als Wissenschaftsorganisator eine führende Position inne. H.' Vater war Gymnasiallehrer. Angesichts bescheidener elterlicher Mittel blieb H. nur der Weg über eine militärärztliche Ausbildung am Kgl. MedizinischChirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin, um seinen naturwissenschaftlichen Neigungen zu folgen. Seit 1843 Eskadron-Chirurg und Militärarzt in Potsdam, bekam H. 1848 die erste feste akademische Stelle als Lehrer der Anatomie an der Berliner Akademie der Künste (und als Assistent an der Anatomisch-Zootomischen Sammlung). 1849 wurde er a. o. Prof. und Leiter des Instituts für Physiologie an der Univ. Königsberg; 1851 wurde er dort zum o. Prof. der Physiologie ernannt und 1855 auf eine Professur für Anatomie und Physiologie an der damals preuß. Univ. nach Bonn berufen. Schon 1858 folgte er nach langen Auseinandersetzungen zwischen den Ministerien in Berlin und Karlsruhe einem Ruf auf die Professur für Physiologie im badischen Heidelberg. Seine Tätigkeit als Anatom und Physiologe in Bonn und Heidelberg markiert die fruchtbarste Periode seines wissenschaftlichen Lebens, wobei er sich allerdings mehr und mehr der Physik zuwandte. Folgerichtig erhielt H. 1871 als Nachfolger von Gustav Magnus den Lehrstuhl für Physik an der Berliner Universität. Gleichzeitig wurde er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1883 wurde H. geadelt. Krönung der beruflichen Laufbahn wurde für den sechsundsechzigjährigen H. die (formell im April 1888 übernommene) Präsidentschaft der 1887 in Berlin gegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR). H. und der ihm seit 1845 aus der Berliner Physikalischen Gesellschaft bekannte Werner Siemens hatten zu einer Gruppe von mathematisch-naturwissenschaftlich orientierten Lehrern, Hochschullehrern und Technikern gehört, die seit 1872 Denkschriften zur Errichtung eines außeruniversitären Instituts zur Förderung der Präzisionsmechanik an das Preußische Kultusministerium richtete. Siemens brachte 1883/84 den Diskussionsprozeß den entscheidenden Schritt voran. Auf Bismarcks Ersuchen hin konzipierte Siemens 1884 einen Organisationsplan und trug später durch eine Schenkung materiell zum Aufbau der neuen wissenschaftlich-technischen Anstalt bei. Bedeutsam für H.' wissenschaftliches Werk war schon 1847 die Schrift Über die Erhaltung der Kraft. Hervorgegangen war sie aus physiologisch-chemischen Versuchen über

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Helmholtz Wärmeerzeugung und Stoffwechsel in biologischen Systemen sowie aus theoretisch-physikalischen Erörterungen. H. verknüpfte dabei den in der Mechanik längst diskutierten Satz von der Erhaltung der „lebendigen Kraft" mit der Vorstellung, daß alle physikalischen Vorgänge, also auch die thermodynamischen, auf entfernungsabhängige, zentrale („konservative") Kräfte zwischen Massenpunkten zurückzuführen sind. Enthalten war aber auch der Versuch, über eine Energiebilanz zeitlich veränderlicher Stromsysteme und Magnete das Induktionsgesetz zu begründen, ein Versuch, der zur gleichen Zeit und mehr implizit durch energetische Argumente geleitet, auch von Franz E. Neumann gemacht worden war. Wie im Falle von Julius Robert Mayers Manuskript zur Energieerhaltung veröffentlichte Johann Christian Poggendorff die Arbeit von H. in den „Annalen der Physik und Chemie" nicht; wegen der „Natur der Abhandlung" und wegen des Vorrangs „experimenteller Untersuchungen" vor den „theoretisirenden". H.' Arbeit erschien deshalb als Broschüre - 40 Jahre später jedoch als Eröffnungsband von Wilhelm -»Ostwalds „Klassikern der exakten Wissenschaften". Für H.' beruflichen Weg wichtiger waren 1850 die Messungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeiten von elektrisch gesetzten Nervenreizen. Als variable Meßstrecke diente der Schenkelnerv eines Frosches. Aus den Weglängenunterschieden und den unterschiedlichen Auslenkungen eines Galvanometers (als Maß für die unterschiedlichen Laufzeiten) konnte H. die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Nervenreizen bestimmen. Die überraschend geringe Geschwindigkeit in der Größenordnung von 30m/sec stieß zunächst auf Zweifel, nicht zuletzt bei H.' Lehrer Johannes Müller. H.' Experimente zur Reizleitung in Nerven zusammen mit den Versuchen seines Freundes Emil —> Du Bois-Reymond, die eigentlichen Muskelströme und die Aktionsströme der Nervenreize zu messen, trugen jedoch bald zur Ablösung der Vorstellung von einer „Lebenskraft" (der H.' Lehrer Johannes Müller teilweise noch anhing) und zur Durchsetzung einer strikt physikalisch-chemisch ausgerichteten Physiologie bei. Ebenfalls 1850 erfand H. den Augenspiegel. Über einen halbdurchlässigen Spiegel und durch die Augenlinse des Patienten hindurch konnte H. erstmalig den beleuchteten Augenhintergrund einschließlich der Gefäße und des Ansatzes des Sehnervs beobachten. Auf Thomas Young aufbauend, entwickelte er außerdem die Theorie, daß die Farbempfindungen auf einer Mischung der von den drei unterschiedlichen Rezeptoren im Auge wahrgenommenen physiologischen Grundfarben Rot, Grün und Blauviolett beruhen. In den Bereich der Sinnesphysiologie gehört auch die Erklärung der menschlichen Stimme, der Klangfarbe musikalischer Instrumente und der Empfindung von musikalischen Harmonien durch die Mitwirkung von Obertönen. Die Frequenzanalyse von Tönen im menschlichen Gehör lokalisierte H. allerdings noch zu weitgehend in der Basilarmembran im Innenohr (anstelle der heute angenommenen Feinanalyse der Potentialschwankungen im Gehirn). Die Arbeiten zur Sinnesphysiologie machten H.' empiristische Erkenntnistheorie immer offensichtlicher. Nach seiner Vorstellung erzeugen die vom Willen steuerbaren Sinnesorgane Bilder der Außenwelt. Charakteristisch für die Philosophie H.' ist, daß er —> Kants Theorie der Anschauungsformen Raum und Zeit als Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung kritisch überprüfte. H. wollte der euklidischen Geometrie nicht mehr die Sonderrolle einräumen, die Kant ihr zugewiesen hatte, und betonte - aufbauend u. a. auf Bernhard —»Riemann - den empirischen Ursprung der Axiome der Geometrie. Den apriorischen Charakter des Zeitbegriffs bei Kant unterzog H. ebenfalls der Kritik. Zwar versuchte er ebenso wie Kant die Folge der natürlichen Zahlen mit der zeitlichen Folge von Bewußtseinsinhalten im Gedächtnis zu

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verknüpfen. Auch im Falle der Zahlen und der arithmetischen Axiome betonte H. jedoch deren Bindung an die Messung physikalischer Größen, mithin die empirische Bedeutung der mit der natürlichen Zahlenfolge verknüpften Zeitreihe. Schon auf seiner Bonner Professur für Anatomie und Physiologie befaßte sich H. neben der physiologischen Optik und neben akustischen Fragen mit zentralen Problemen der Hydrodynamik. Bei der mathematischen Behandlung von Wirbelbewegungen erhielt H. das bis heute mit seinem Namen verbundene Resultat, wonach in einer reibungsfreien Flüssigkeit entstandene Wirbel erhalten bleiben. Seit seinen letzten Heidelberger Jahren hatte H. vollends eine Akzentverschiebung zur theoretischen Physik vollzogen und sich in die kritische Auseinandersetzung mit den konkurrierenden elektrodynamischen Theorien von Wilhelm Weber und James Clerk Maxwell begeben. Gegen das Webersche Gesetz, das als „Fernwirkungstheorie" neben der magnetischen Wechselwirkung von bewegten Ladungen auch die elektrostatische Wechselwirkung und das Induktionsgesetz umfassen sollte, führte H. die Eleganz der Maxwellschen Feldtheorie, einschließlich der in ihr enthaltenen elektromagnetischen Lichttheorie, ins Feld. Wichtig war aber vor allem das Argument, das Webersche Gesetz sei wegen seiner geschwindigkeits- und beschleunigungsabhängigen Kräfte zwischen Ladungen nicht mit dem Energieerhaltungssatz vereinbar. H. versuchte aber, nicht nur ein verallgemeinertes Wechselwirkungspotential für die elementare elektrodynamische Wechselwirkung zu formulieren. Ausgehend von einem elektrisch und magnetisch polarisierbaren Medium und von unterschiedlichen Leitungs- und Polarisationsströmen setzte er der Maxwellschen Theorie, die vom einheitlichen Konzept des Verschiebungsstroms und des daran geknüpften Ladungsbegriffs beherrscht war, eigene Feldgleichungen entgegen. So gelangte er zu einer abweichenden Form des Ampere-Gesetzes für Ströme und Magnetfelder und schließlich zu Wellengleichungen, die auch longitudinale elektromagnetische Wellen zuließen, die also im Gegensatz zu den transversalen Wellen der Maxwellschen Theorie auch Wellen voraussagten, bei denen die elektrischen Größen in Ausbreitungsrichtung schwingen. An den Hertzschen Experimenten mit elektromagnetischen Wellen ging seit 1888 in der Elektrodynamik kein Weg mehr vorbei, vor allem nicht an den Versuchen zur Polarisation der elektromagnetischen Wellen, die die aus der Maxwellschen Theorie folgende Transversalität der Wellen experimentell nahezu greifbar gemacht hatten. Dabei war es H. gewesen, der in seiner auf seinen Assistenten Heinrich -> Hertz gezielten Preisaufgabe für die Preußische Akademie für 1879 einen experimentellen Nachweis für die elektrodynamische Wirkung zeitlich veränderlicher Polarisationszustände in Dielektrika verlangt und damit den Anstoß für die Bestätigung der Maxwellschen Theorie gegeben hatte. In seinen letzten Jahren befaßte sich H. erneut mit den Grundlagen der Elektrodynamik. Sein Versuch, die elektrodynamischen Feldgleichungen mit Hilfe des Prinzips der kleinsten Wirkung zu formulieren, sollte sich als wichtiges theoretisches Strukturelement der Relativitätstheorie erweisen. Manches in H.' physikalischem Werk wies über die Zeit hinaus: so die Vorahnung der Relativitätstheorie in seiner Elektrodynamik, seine Überlegungen zu den Axiomen der Geometrie im Anschluß an Riemann, die Dispersionstheorie, die wegen des Zugangs zur Elektronenzahl im Atom eine wichtige Brücke von der klassischen Physik zur Bohrschen Quantentheorie des Atombaus werden sollte, die Thermochemie sowie die Überlegungen zu einer Verletzung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik durch lebende Systeme. Auch zeigte die Großforschungseinrichtung PhysikalischTechnische Reichsanstalt bereits deutliche Züge der For-

Henkel schungsorganisation des 20. Jahrhunderts. Mit seinen empiristisch geprägten, sparsamen mikrophysikalischen Modellen blieb H. dennoch ein Mann des Abschlusses der klassischen Physik des 19. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik. Braunschweig 1863. Handbuch der physiologischen Optik. 3 Lieferungen. Leipzig 1865-67. -Wissenschaftliche Abhandlungen. 3 Bde., Leipzig 1882-95. - Vorträge und Reden. 2 Bde., Braunschweig 1884. 41896. - Vorlesungen über Theoretische Physik. 6 Bde., Leipzig 1897-1907. - Schriften zur Erkenntnistheorie. Hrsg. und erläutert von Paul Hertz und Moritz Schlick. Berlin 1921. Neuausgabe, hrsg. v. Ecke Bonk. Wien u.a. 1998. LITERATUR: Leo Koenigsberger: H. v. H. 3 Bde., Braunschweig 1902/03. - Gert König: Der Wissenschaftsbegriff bei H. und Mach. In: Alwin Diemer (Hrsg.): Beiträge zur Entwicklung der Wissenschaftstheorie im 19. Jahrhundert. Meisenheim 1968, S. 90-114. - JedZ. Buchwald: From Maxwell to Microphysics. Chicago/London 1985, S. 177-186. - Christa Kirsten (Hrsg.): Briefwechsel zwischen H. v. H. und Emil du Bois-Reymond 1846-94. Berlin (DDR) 1986. - Jürgen Bortfeldt u.a. (Hrsg.): ForschenMessen-Prüfen [...]. Weinheim 1987, S. 27-48. - Richard L. Kremer (Hrsg.): Letters of H. v. H. to his wife 1847-1859. Stuttgart 1990. - David Cahan (Hrsg.): H. v. H. and the Foundations of Nineteenth-Century Science. Berkeley 1993. - Ders. (Hrsg.): Letters of H. v. H. to his parents 1837-1846. Stuttgart 1993. - Lorenz Krüger (Hrsg.): Universalgenie H., Rückblick nach 100 Jahren. Berlin 1994. Gregor Schiemann: Wahrheitsgewißheitsverlust. H. v. H.' Mechanismus im Anbruch der Moderne. Eine Studie zum Übergang von klassischer zu moderner Naturphilosophie. Darmstadt 1997. Walter Kaiser Hempel, Carl Gustav, * 8.1.1905 Oranienburg, t 9.11. 1997 Princeton (New Jersey, USA). H. studierte 1923-30 Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen, Heidelberg, Berlin und Wien, wo er am „Wiener Kreis" teilnahm. In Berlin war er Mitglied der von Hans -»Reichenbach gegründeten „Gesellschaft für empirische (später: wissenschaftliche) Philosophie". 1934 wurde H. in Berlin promoviert (Beiträge zur logischen Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs). Im selben Jahr nach Belgien emigriert, lebte er, als Gast Paul —> Oppenheims, als Privatgelehrter und Schriftsteller in Brüssel. 1937 ging er in die USA und war 1937/38 (als Forschungsassistent von Rudolf —>Carnap) an der University of Chicago, 1939/40 am City College in New York, 1940-48 am dortigen Queens College tätig. 1948-54 war er Associate Professor an der Yale University, 1955-73 Stuart Professor of Philosophy an der Princeton University und - nach Gastprofessuren u.a. in Jerusalem (1974) und Berkeley (1975 und 1977) - 1977-85 Füll Professor an der University of Pittsburgh. Nach Arbeiten zur nichtklassischen Logik und Mathematik sowie zu den Grundlagen der Psychologie beschäftigte sich H., dessen Arbeiten in der Tradition des Logischen Empirismus stehen, vor allem mit der Theorie der wissenschaftlichen Erklärung, der Bestätigung wissenschaftlicher Theorien und der Wissenschaftssprache. Er entwickelte zusammen mit Paul Oppenheim ein Modell der Struktur wissenschaftlicher Erklärungen („Hempel-Oppenheim-Schema"), entdeckte das „Hempelsche Bestätigungsparadox" und begründete zusammen mit Carnap ein Zwei-Stufen-Modell der Wissenschaftssprache. H. veröffentlichte u.a. Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik, Wissenschaftstheoretische Untersuchungen zur Konstitutionsforschung und Psychologie (1936, mit Paul Oppenheim), Fundamentals of Concept Formation in Empirical Science (1952), Aspects of Scientific Explanation and Other Essays in the Philosophy of Science (1965; dt.:

Aspekte wissenschaftlicher Erklärung, 1977) und Philosophy of Natural Science (1966). LITERATUR: Nicholas Rescher: Essays in Honor of C. G. H. A Tribut on the Occasion of his 65th Birthday. Dordrecht u.a. 1969. - Wilhelm K. Essler/Hilary Putnam/Wolfgang Stegmüller (Hrsg.): Epistemology, methodology, and philosophy of science. Essays in honor of C. G. H. on the occasion if his eightieth birthday. Dordrecht u. a. 1985 (mit Bibliographie). - Richard Jeffrey: A Brief Guide to the Work of C. G. H. In: Erkenntnis 42/1 (1995) S. 3-7. - Nicholas Rescher: H2O: Hempel-Helmer-Oppenheim. Eine Episode aus der Geschichte der Wissenschaftstheorie des zwanzigsten Jahrhunderts. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 44 (1996) S. 779-805. Hengstenberg, Hans-Eduard, * 1.9.1904 Homberg/Niederrhein, t 8.8.1998 Würzburg. H., Sohn eines Industriekaufmanns, studierte nach einer kaufmännischen Lehre an der Univ. Köln Psychologie und Philosophie (bei Max -> Scheler, Nicolai -» Hartmann, Helmuth -»Plessner), wurde 1929 promoviert (Erwägungen über den Denkvorgang) und war dann als freier Schriftsteller tätig. Beeinflußt von Romano -»Guardini, konvertierte er 1930 zum kath. Glauben. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg nahm er 1946 eine Dozentur für Philosophie an der Pädagogischen Akademie Oberhausen (Rheinland) an, lehrte 1953-61 an der Pädagogischen Akademie Bonn und war 1961-69 o. Prof. der Philosophie an der Pädagogischen Hochschule der Univ. Würzburg. H., dessen Denken von den beiden Grundmotiven Struktur (ontologische Konstitution) und Freiheit bestimmt war, beschäftigte sich mit dem klassischen Materiebegriff, den er in seinem Hauptwerk Autonomismus und Transzendentalphilosophie (1950, 21992) neu festzulegen suchte und später gegen den Evolutionismus von Teilhard de Chardin verteidigte (u. a. Mensch und Materie. Zur Problematik Teilhard de Chardins, 1965, 21998). Eine phänomenologische Fundamenlierung des Seinsbegriffs nahm er in Philosophische Anthropologie (1957, 31966), Freiheit und Seinsordnung (1961) und Grundlegung der Ethik (1969, 21989) vor. WEITERE WERKE: Tod und Vollendung. Regensburg 1938. 2., erw. Aufl. unter dem Titel: Der Leib und die letzten Dinge. Regensburg 1955, M996. - Sein und Ursprünglichkeit. Zur philosophischen Grundlegung der Schöpfungslehre (1958, 21959). - H.-E. H. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 120-193. - Seinsüberschreitung und Kreativität. Salzburg/München 1979. LITERATUR: Norbert Matros: Beitrag zur Revision des Gewissensbegriffs auf der Grundlage der philosophischen Anthropologie von H.-E. H. Diss. Salzburg 1966 (Teilveröffentlichung unter dem Titel: Das Selbst in seiner Funktion als Gewissen. In: Salzburger Jahrbuch für Philosophie 10/11, 1966/67). - Strukturen und Freiheit. Festschrift für H.-E. H. zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Gotthold Müller. Würzburg 1990 (mit Bibliographie). - Anna-Elisabeth Funke: Metaphysik der Materie und künstlerische Kreativität. Studien zu einigen Grundgedanken H.-E. H.s. Dettelbach 1995. -Georg Scherer: H.-E. H. In: Information Philosophie, 1995, Heft l, S. 34-39. - Rafael Hüntelmann: Existenzontologie. Dettelbach 1997. - Peter Kunzmann: Sachverhalt und Sachverhaltsevidenz. H.-E. H.s umfassende Ausdeutung eines denkpsychologischen Modells. In: Brentano-Studien 7 (1997) S. 301-313. - Rafael Hüntelmann: H.-E. H. In: Philosophisches Jahrbuch 106 (1999) S. 283-285. Henkel, Heinrich, * 12.9.1903 Braunfels, t 28.2.1981 Stockdorf bei München. Der Sohn eines Postbeamten studierte Jura und Germanistik an den Universitäten Frankfurt/Main und Freiburg,

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Hennemann war seit 1925 Gerichtsreferendar und wurde 1927 promoviert (Die Rechtsnatur des Notstandes). 1929 wurde er Gerichtsassessor, 1932 Amts- und Landrichter, später Oberlandesgerichtsrat. Seit 1930 unterrichtete er an der Univ. Frankfurt, zunächst als Privatdozent für Strafrecht und Strafprozeßrecht, seit 1933 als o. Professor. 1934 wechselte H. als Prof. nach Marburg, 1935 nach Breslau, wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieb. Nach der Kriegsgefangenschaft ließ er sich 1949 als Rechtsanwalt in Frankfurt nieder, bevor er von 1951 bis zu seiner Emeritierung 1969 als o. Prof. in Hamburg lehrte. H., der auch als Honorarprofessor an der Univ. Salzburg tätig war, veröffentlichte u.a. eine Einführung in die Rechtsphilosophie (1964, 21977). WEITERE WERKE: Strafrichter und Gesetz im neuen Staat. Die geistigen Grundlagen. Hamburg 1934. - Recht und Individualität. Berlin 1958. Hennemann, Gerhard, * 25.6.1900 Werdohl (Westfalen), t 13.4. 1981 Werdohl (Westfalen). H. wurde 1930 in Bonn zum Dr. phil. promoviert (Querschnitt durch das Problem der Willensfreiheit vom Standpunkte einer neuen Identitätsphilosophie von U)gos und Dynamis) und war seit 1937 Dozent in Berlin, 1943/44 an der TH Stuttgart, 1952/53 an der Bergakademie in Clausthal-Zellerfeld. 1956-58 am Institut für Theoretische Physik der Univ. Köln tätig, lehrte er seit 1961 Philosophie an der Pädagogischen Hochschule in Wuppertal, seit 1966 als Professor. H. beschäftigte sich vor allem mit natur- und religionsphilosophischen Fragen. Er veröffentlichte u. a. Zum Problem der Voraussetzungslosigkeil und Objektivität in der Wissenschaft (1947), Das Bild der Welt und des Menschen in ontologischer Sicht (1951), Philosophie, Religion, moderne Naturwissenschaft (1955), Naturphilosophie im 19. Jahrhundert (1959) und Grundzüge einer Geschichte der Naturphilosophie und ihrer Hauptprobleme (1975). WEITERE WERKE: Das Verhältnis der Quantenmechanik zur klassischen Physik. Bonn 1947. - Naturwissenschaft und Religion. Berlin 1963. - Probleme der physikalischen und religiösen Wirklichkeit. Berlin 1967. LITERATUR: G. H.: Bibliographie. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 24 (1970) S. 449-454. Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von, * 4.10.1791 Gotha, t 5.10.1866 Berlin. H. entstammte einer Familie adliger Militärs und studierte in Heidelberg Jura, Geschichte und Philosophie, später in Wien auch Nationalökonomie. 1815 ließ er sich als Referendar in Königsberg (Neumark) nieder, verlagerte jedoch seinen Wohnsitz 1818 nach Berlin, wo er —»Hegels Schüler wurde. Seit 1820 öffentlicher Repetent für die Hegeische Philosophie und im folgenden Jahr zum Dr. phil. promoviert (De systematis feudalis notione), lehrte H. seit 1825 als a. o., seit 1835 als o. Prof. der Philosophie in Berlin. 1836 ging er als Lehrer für Logik an die Allgemeine Kriegsschule und beschäftigte sich vor allem mit staatswissenschaftlichen Themen. H., der als politisch Konservativer zum rechten Flügel der Hegelianer zählte, redigierte 1827-47 die „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik". Er veröffentlichte u.a. Principien der Ethik in historischer Entwicklung (1824). WEITERE WERKE: Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen über Goethe's Farbenlehre. Berlin 1822. - Zur Verständigung über die preußische Verfassungsfrage. Berlin 1824. LITERATUR: Fritz Schlawe: Die „Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik". Ein Beitrag zur Geschichte des Hegelianismus. In: Zeitschrift für Religion und Geistesgeschichte 11 (1959) S. 240-258 und 343 -356. - Hans-Martin Saß: H., L. In: NDB 8, 1969, S. 546-547.

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Hensel, Paul (Hugo), * 17.5.1860 Groß-Barthen (Ostpreußen), t 8. 11.1930 Erlangen. Der Gutsbesitzersohn und Enkel von Wilhelm und Fanny H. begann eine Buchhändlerausbildung, die er aber abbrach, um das Abitur nachzuholen. Seit 1881 studierte er in Berlin Philosophie und Geschichte, wechselte 1883 nach Freiburg und war nach seiner Promotion 1885 als Bibliotheksvolontär tätig. 1888 habilitierte sich H. bei -> Windelband in Straßburg und befreundete sich mit Heinrich -»Rickert. Seit 1896 a. o. Prof., zunächst in Straßburg, seit 1898 in Heidelberg, erhielt er 1902 einen Ruf als o. Prof. der systematischen Philosophie nach Erlangen. H., der sich mit der programmatischen Arbeit Ethisches Wissen und ethisches Handeln habilitiert hatte, beschäftigte sich auch mit Religionsphilosophie und geschichtlichen Studien. Neben zwei Monographien über Thomas Carlyle und Rousseau veröffentlichte er u.a. Hauptprobleme der Ethik (1903, 21912, Nachdruck 1922). WEITERE WERKE: Die neue Güterlehre. Berlin 1910. Kleine Schriften und Vorträge. Hrsg. v. Ernst Hoffmann und Heinrich Ricken. Tübingen 1930. - Religionsphilosophie. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Friedrich Sauer. Mit einem Anhang: „Was bedeutet P. H.s Religionsphilosophie?" Von Josef Münzhuber. Göttingen 1934. - P. H. Sein Leben in seinen Briefen. Hrsg. v. Elisabeth Hensel. Wolfenbüttel/Hannover 1948. LITERATUR: Heinrich Rickert: P. H. In: Kant-Studien 35 (1930) S. 183-194. -Fritz Medicus: H., P. In: NDB 8, 1969, S. 561-562. - Hermann Glockner: P. H. Der Sokrates von Erlangen. Bonn 1972. Herbart, Johann Friedrich, * 4.5.1776 Oldenburg, t 14.8. 1841 Göttingen. H., Sohn eines Justiz- und Regierungsrats, studierte 1794-97 in Jena Philosophie bei -»Fichte und wandelte sich von einem begeisterten Schüler zu einem entschiedenen Opponenten des bewußtseinsphilosophischen Idealismus. Bis 1800 Hauslehrer in Bern, lernte er —> Pestalozzi kennen und nahm einiges von ihm in seine Pädagogik auf. 1800-02 hielt er sich als Erzieher und Privatgelehrter in Bremen auf. 1802 wurde er in Göttingen promoviert und habilitierte sich, war seit 1805 a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik und erhielt 1809 den Lehrstuhl -> Kants an der Univ. Königsberg. H. gründete dort ein pädagogisches Seminar, dem er ein kleines Internat als Versuchsschule angliederte. Er wurde Direktor der von Wilhelm von —» Humboldt berufenen wissenschaftlichen Deputation und der Kgl. Prüfungskommission, Schulrat und Ehrenmitglied des ostpreußischen Provinzialschulkollegiums und hatte Einfluß auf das Schulwesen der Provinz. 1833 kehrte H. als o. Prof. der Philosophie nach Göttingen zurück. Als Dekan seiner Fakultät mißbilligte er 1837 die Haltung der Göttinger Sieben. Als Gegner der .idealistischen' Richtung des Kantianismus und von —> Leibniz beeinflußt, lehrte H., daß es letzte einfache Wesen („Reale") gäbe, die unveränderliche und dauernde Eigenschaften besäßen (Hauptpunkte der Metaphysik, 1806; Allgemeine Metaphysik, nebst den Anfängen der philosophischen Naturlehre, 2 Bde., 1828/29). Die Anwendung dieses Modells auf die Seele führte ihn zu einer Erklärung der psychischen Prozesse als Vorstellungsmechanik (Lehrbuch der Psychologie, 1816, 6 1900; Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik, 2 Bde., 1824/25). Auf die von seiner „realistischen Metaphysik" auf die Psychologie übertragene Lehre gründete H. eine Pädagogik (Allgemeine Pädagogik 1806; Umriß pädagogischer Vorlesungen, 1835, 21841). Ihr Grundbegriff ist die „Bildsamkeit", die dem Menschen eigentümlich ist. Aufgabe der Erziehung sei es, den Menschen zur sittlichen Selbstbestimmung zu befähigen. H.s intellektualistisch-mechanistische Pädagogik

Herder erlangte durch ihn und seine Schüler starken Einfluß auf das deutsche und österr. Schulwesen. WEITERE WERKE: Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung. Göttingen 1804. - Allgemeine praktische Philosophie. Göttingen 1808. - Lehrbuch zur Einleitung in die Philosophie. Königsberg 1813, "1837, "1912. Textkritisch revidierte Ausg. hrsg. v. Wolfhart Henckmann. Hamburg 1993. - Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Gustav Hartenstein. 12 Bde., Leipzig 1850-52. 2. Aufl. mit einem zusätzlichen Bd. 13, Hamburg 1883-93. - Sämtliche Werke. In chronologischer Reihenfolge. Hrsg. v. Karl Kehrbach und Otto Flügel. 19 Bde., Langensalza 1887-1912. Neudruck Aalen 1964. - Pädagogische Schriften. Hrsg. v. Walter Asmus. 3 Bde., Düsseldorf/München 1964/65. LITERATUR: Josef Nikolaus Schmilz: H.-Bibliographie 1842-1963. Weinheim 1964. - Walter Asmus: J. F. H. Eine pädagogische Biographie. 2 Bde., Heidelberg 1968-70. Friedrich W. Busch/Hans-Dietrich Raapke (Hrsg.): J. F. H.s Leben und Werk in den Widersprüchen seiner Zeit. Oldenburg 1976. - Josef Kühne: Der Begriff der Bildsamkeit und die Begründung der Ethik bei H. Zürich 1976. - Rudolf Lassahn (Hrsg.): Tendenzen internationaler H.-Rezeption. Kastellaun 1978. - Franz Träger: H.s realistisches Denken. Würzburg/Amsterdam 1982. - Alfred Langewand: Moralische Verbindlichkeit oder Erziehung. H.s frühe Subjektivitätskritik und die Entstehung des ethisch-edukativen Dilemmas. Freiburg/Breisgau 1991. - Matthias Heesch: J. F. H. zur Einführung. Hamburg 1999. - Lothar Schneider/Andreas Hoeschen (Hrsg.): H.s Kultursystem. Perspektiven der Transdisziplinarität im 19. Jahrhundert. Würzburg 2000. Herbertz, Richard, * 15.8.1878 Köln, t 7. 10. 1959 Thun (Schweiz). H. studierte Philosophie in Bonn, wurde 1905 promoviert (Die Lehre vom Unbewußten im System des Leibniz) und ging 1910 nach Bern, wo er als Prof. der Philosophie tätig war. Beeinflußt von Benno -> Erdmann, vertrat er die These, daß das Ziel der Philosophie, die Gewinnung einer Gesamtauffassung der Wirklichkeit, mit Hilfe des Denkens und allgemeingültigen Urteilens zu erreichen sei (u. a. Das philosophische Urerlebnis, 1921). Seit 1925 wandte sich H. zunehmend der Kriminalpsychologie zu und beschäftigte sich mit der Neuformulierung des Strafbegriffs (Die Psychologie des Unbewußten, 1932). 1939 wurde er Bürger von Thun. WEITERE WERKE: Studien zum Methodenproblem und seiner Geschichte. Köln 1910. - Das Wahrheitsproblem in der griechischen Philosophie. Berlin 1913. - Prolegomena zu einer realistischen Logik. Halle 1916. Herder, Johann Gottfried, * 25.8. 1744 Mohrungen (heute Mor^g, Polen), t 18.12. 1803 Weimar. Sohn eines Kantors und Lehrers, gab sich H. früh extensiver Lektüre der Bibel, griechischer und römischer Klassiker sowie zeitgenössischer Dichter hin. 1762 begrüßte er mit einem anonym gedruckten, hebraisierenden Gesang an den Cyrus, seiner ersten literarischen Äußerung, den Wechsel auf dem Zarenthron. Von einem Arzt der nach der Besetzung Ostpreußens 1758-62 abziehenden russischen Truppen wurde er zum Studium der Medizin nach Königsberg eingeladen. Sofort zur Theologie wechselnd, konzentrierte sich H. auf die philosophischen Vorlesungen Immanuel —»Kants, der ihm auch Gedanken von David Hume und Jean-Jacques Rousseau vermittelte. Mag an der Theologischen Fakultät der luth. Apologet Theodor Christoph Lilienthal sein wichtigster Lehrer gewesen sein, so war für ihn von weit größerer Bedeutung die Bibelwissenschaft, wie sie der Göttinger Orientalist Johann David Michaelis mit seinen Schriften betrieb. Ein Gegengewicht zum akademischen Studium war seit 1764 H.s Freundschaft mit Johann Georg —»Hamann, die bis zu dessen Tod andauern sollte (Briefwechsel). In zwei

frühen Manuskripten setzte sich H. kritisch sowohl mit Kants erkenntniskritischer Rationalität als auch mit Hamanns offenbarungsgläubiger Irrationalität auseinander, indem er die spezifische Evidenz menschlicher Existenzerfahrung zu interpretieren und mit den Charakteristika aufgeklärter Kultur zu korrelieren suchte (1764/65, Erstdrucke 1936 bzw. 1909). Von November 1764 bis Mai 1769 war H. Lehrer an der Domschule zu Riga, seit Juli 1767 auch Pastor an zwei Vorstadtkirchen. Neben einigen Essays und zahlreichen Rezensionen entwarf H. in dieser Zeit zunächst eine Geschichte der Dichtung der Antike in universalgeschichtlichem Horizont, bevor er als „Beilage" zu den von Gotthold Ephraim —> Lessing, Moses —> Mendelssohn, Thomas —> Abbt, Friedrich —»Nicolai und anderen 1759-65 geschriebenen Briefen, die neueste Literatur betreffend seine kommentierenden „Fragmente" Über die neuere deutsche Literatur (1766/67) veröffentlichte. Dieses erste Hauptwerk setzte sich von anderen zeitgenössischen Vorstellungen über eine Verbesserung der deutschen Literatursprache ab, indem es die Sprache einer Dichtung entwarf, die, wo sie an der Antike Maß nimmt, nicht kultivierte Nachahmung, sondern aktueller, wesentlicher Ausdruck von Empfindung und Welterschließung sein sollte. Ergänzt wurden diese „Fragmente" durch Kritische Wälder, die eine Diskussion von Lessings Laokoon sowie Attacken auf den Hallenser klassischen Philologen Christian Adolf Klotz enthielten. Umfangreiche Manuskripte zur Sprachtheorie und Ästhetik sowie zur orientalischen - in H.s Augen der menschheitlich ältesten - Poesie in der Bibel (Gen 1-11) blieben ungedruckt für spätere Umarbeitungen liegen (Erstdrucke 1805, 1846, 1993). Im Mai 1769 brach H. zu Schiff zu einer Reise nach Deutschland auf, die ihn dort für sein weiteres Leben festhalten sollte. Er begleitete zunächst einen befreundeten Kaufmann nach Nantes, wo er einen viermonatigen Aufenthalt für ausgreifende Lektüre der französischen Aufklärer und die Abfassung eines Reisejournals nutzte (Journal meiner Reise im Jahr 1769, Erstdruck 1846). In diesem skizzierte er Gedanken über die Konstruktion einer universalen Ideengeschichte und ihre Transformation in pädagogische und verfassungsrechtliche Konzeptionen. Bis März 1770 führte ihn die von seinem Verleger Johann Friedrich Hartknoch finanzierte Reise weiter über Paris, Brüssel, Antwerpen, Leiden, Amsterdam und Hamburg nach Eutin. Blieb H. in Paris in kritischer Reserve gegenüber dem französischen Kunstleben und dem Kreis der Enzyklopädisten, so begeisterte ihn in Hamburg die Begegnung mit Lessing. Im Dienst des Fürstbischofs von Lübeck sollte H. dessen Sohn auf seiner „grand tour" begleiten, verließ jedoch die Reisegesellschaft im September 1770 in Straßburg, nachdem er in Darmstadt die Bekanntschaft mit Johann Heinrich Merck und mit seiner späteren Frau Karoline Flachsland (1750-1809) gemacht hatte. 1771 gewann er mit seiner Abhandlung über den Ursprung der Sprache einen von der Berliner Akademie der Wissenschaften ausgesetzten Preis. Das Werk verfocht eine historische Auffassung der Sprache und befreite die Theorie des Sprachursprungs vom Offenbarungsbegriff der kirchlichen Orthodoxie, hielt aber die Möglichkeit einer Offenbarungsreligion als eine Dimension der Anthropologie offen und diente insofern zugleich der Kritik der französischen Aufklärung. Seine Beschäftigung mit Dichtungen des Orients, Griechenlands und Nordeuropas, mit Shakespeare und mit Volkspoesie wurde durch die Freundschaft des jungen —»Goethe für die deutsche Literatur bedeutsam. Von April 1771 bis September 1776 war H. Konsistorialrat des Grafen von Schaumburg-Lippe in Bückeburg, eine Stellung, die ihm im Mai 1773 zu heiraten erlaubte. In seiner Sammlung Von deutscher Art und Kunst (1773), die

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Herder seine emphatischen Deutungen von Ossian und Shakespeare enthielt, formulierte er ein Kunstideal der starken Leidenschaft, das im „Sturm und Drang" wirksam wurde, von ihm selbst jedoch nur mit einer Ausgabe eigener Nachdichtungen von europäischen Volksliedern aus verschiedensten Anthologien weiter verfolgt wurde (Manuskript 1774, Druckfassung 1778/79). Trotz seiner Freundschaft mit Christian Gottlob Heyne in Göttingen trug H. in einer Serie von Rezensionen und Werken 1772-76 seine gcschichtsphüosophischen und theologischen Gedanken mit solch vehementer Polemik gegen zeitgenössische Gelehrte und Konsistorialräte (u. a. August Ludwig von Schlözer, J. D. Michaelis, Johann Joachim -> Spalding) vor, daß eine Berufung als Prof. der Theologie an die Univ. Göttingen scheiterte. Schöpfungstheologie auf den Ursprung der Kultur der Menschheit hin interpretierend, wollte H. die biblische Tradition und damit die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes gegen den säkularen Fortschrittsoptimismus und die auf Moral zentrierte Funktionalisierung der Kirche verteidigen. Sein Buch Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (4 Tie., 1774-76), ein Werk, das exegetisch mit einer poetischen Deutung von Gen 1-6 eine Leistung der Aufklärung, religionsgeschichtlich aber dem Erbe des Barock verpflichtet war, begleitete er deshalb mit zwei Pamphleten: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit und An Prediger. Fünfzehn Provinziatbtätter. Indem er von einer Hermeneutik des Historischen forderte, die jeweilige, sich aus ihren Traditionslinien heraus entfaltende Eigenheit bestimmter Epochen und Kulturen anzuerkennen, gab er hier seine kritische Antwort auf Philosophen europäischen Ranges wie Voltaire, Rousseau und Hume. Mit einer weiteren Schrift näherte sich H. dem Problem der in seine universalgeschichtlichen Untersuchungen verflochtenen Anthropologie von seilen einer psychologischen Erkenntnislehre (Vom Erkennen und Empfinden der Menschlichen Seele, Manuskript 1774/75, Druckfassung 1778). Im Oktober 1776 wurde H. durch Vermittlung Goethes Generalsuperintendent des Herzogtums Sachsen-Weimar. Bis 1783 war die erste Phase seiner Weimarer Autorschaft überwiegend theologischen Arbeiten gewidmet, die über Johann Gottfried Eichhorn erheblichen Einfluß auf die Bibelwissenschaft ausüben sollten (Briefe, das Studium der Theologie betreffend, 1780/81; Vom Geist der Ebräischen Poesie, 1782/83). Daneben gewann er 1778 einen Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit einem Essay Über die Wirkung der Dichtkunst auf die Sitten der Völker, sodann mit einem Essay Vom Einfluß der Regierung auf die Wissenschaften 1780 ein weiteres Mal den Preis der Berliner Akademie, die ihn 1787 zu ihrem auswärtigen Ehrenmitglied ernannte. In diese Zeit fielen der Abbruch seiner Korrespondenz mit Johann Caspar —»Lavater, aber auch Besuche bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Matthias Claudius und Friedrich Gottlieb Klopstock. In der zweiten Phase bis 1788 entstanden, in einer nach Spannungen vorerst erneuerten Freundschaft mit Goethe, die ersten drei Teile von H.s berühmtestem Werk, den Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Aus einer als Naturgeschichte entworfenen Kosmologie entwickelte H. hier die Grundbestimmung des Menschen zu Humanität und Religion, die er durch Bezug auf die biblische Tradition absicherte (1. und 2. Teil, 1784/85). Von Kant wurde er für dieses Projekt in zwei Rezensionen scharf kritisiert. Dennoch machte gerade der hier und da kontemplative oder appellative Ton die Ideen zu einem wirkungsmächtigen Buch. Mit seinem Zentralbegriff „Humanität" gelang es H., vom Menschen so zu sprechen, daß er für die individuelle Ausbildung der menschlichen Bestimmung eine Orientierung fand, die den Menschen einerseits in die Gesellschaft einwies, andererseits aber auch zur Transzendenz hin öffnete. Die re-

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ligionsphilosophischen Implikationen des Werkes führte H. in seinem Beitrag zu dem von Friedrich Heinrich -»Jacobi angestoßenen Streit um Spinoza und den Pantheismus weiter aus (Gott. Einige Gespräche, 1787). Mit dem dritten Teil der Ideen (1787) legte er universalgeschichtlich orientierte Reflexionen über die Völker der Antike vor. Nach einer Italienreise von August 1788 bis Juli 1789 erschien ein bis zum Mittelalter führender vierter Teil der Ideen (1791), während H. die Darstellung der neueren europäischen Geschichte, nicht zuletzt wegen politischer Differenzen in Weimar im Urteil über die von ihm zunächst offen begrüßte Französische Revolution, aufgab. Mit publizistischem Geschick beteiligte sich H. vorwiegend in der dritten Phase seiner Weimarer Jahre an der literarischen Konversation der Zeit mit sechs Sammlungen Zerstreuter Blätter (1785-97), poetischer, philosophischer und historischer Beiträge. Weitere Werke dieser Art waren die Briefe zu Beförderung der Humanität (1793-97) und die Zeitschrift „Adrastea" (1801-03), die Literaturkritik und kulturgeschichtliches Bildungsgut miteinander verbanden und mit aufgeklärt-moralischem Impetus durchdrangen. Als Theologe veröffentlichte er Schriften zu Traditionen und zum Wesen des Christentums sowie zur Evangelienkritik in fünf Teilen Christlicher Schriften (1794-98). Mißtrauen gegenüber der Rezeption der Philosophie Kants veranlaßte H. zu umfassender, aber unkonzentrierter Kritik (Metakritik, 1799; Kalligone, 1800). Populär wurde seine Nachdichtung eines spanischen Romanzenepos des 16. Jh., Der Cid. Geschichte des Don Ruy Diaz, Grafen von Bivar (1802/03). Im 19. Jh. waren H.s Werke in der Gesamtausgabe (1805-20) weit verbreitet, und er galt als ein Wegbereiter des Historismus. Die Rezeption H.s geriet jedoch zeitweilig in den Sog eines gegenaufklärerischen Nationalbewußtseins, das die intellektuelle Weite und die anthropologische Ausrichtung seines Denkens nicht mehr nachvollziehen konnte. Daneben wurde im Bild von H. als einem Weimarer Klassiker, der die christliche Theologie in ein säkulares Humanitätschristentum aufgelöst habe, die theologische Fundierung seines Werkes übersehen. Die heutige Forschung legt neues Gewicht auf H.s frühe Schriften aus Riga und Bückeburg und rekonstruiert durch die Analyse seiner Auseinandersetzungen mit der philosophischen Tradition und seiner Aufnahme von Einflüssen der Zeitgenossen den zuweilen unter einem Predigergestus verborgenen Beitrag H.s zum Diskurs der europäischen Aufklärung über Sprachphilosophie und Ästhetik, Geschichtsphilosophie und Religionsphilosophie. Damit gewinnt H.s Humanitätsbegriff ein Profil, das ihn im Spannungsfeld von Universalismus und Pluralität, von Säkularität und Fanatismus den Anspruch aufgeklärter Vernunft und die Kraft poetischer Empfindung zur Geltung bringen läßt. WEITERE WERKE: Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Bernhard Suphan u.a. 33 Bde., Berlin 1877-1913. Nachdruck Hildesheim 1967. - Briefe 1763-1803. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Wilhelm Dobbek/Günter Arnold. 10 Bde., Weimar 1977-96. - Werke (kommentierte Ausgabe). Hrsg. v. Wolfgang Proß/Pierre Penisson. 3 Bde., München 1984 ff. Werke (kommentierte Ausgabe). Hrsg. v. Ulrich Gaier u. a. 10 Bde., Frankfurt/Main 1985 ff. LITERATUR: Gottfried Günther/ Albina A. Volgina/Siegfried Seifert (Hrsg.): H.-Bibliographie. Berlin/Weimar 1978. Doris Kühles: H. Bibliographie 1977-1992. Stuttgart/Weimar 1994. - H.-Jahrbuch/Yearbook. Hrsg. v. Wilfried Maisch. Stuttgart/Weimar 1992 ff. - Rudolf Haym: H. nach seinem Leben und seinen Werken. 2 Bde., Berlin 1877-85. Nachdruck Osnabrück 1978. - Hugh Barr Nisbet: H. and the Philosophy and History of Science. Cambridge 1970. Isaiah Berlin: Vico and Herder. London/New York 1976. Wulf Koepke: J. G. H. Boston 1987. - Gerhard Sauder (Hrsg.): J. G. H. 1744-1803. Hamburg 1987. - Günter Ar-

Herrad nold: J. G. H. Leipzig 1988. - Ulrich Gaier: H.s Sprachphilosophie und Erkenntniskritik. Stuttgart/Bad Cannstatt 1988. Kurt Mueller-Vollmer (Hrsg.): H. Today. Berlin/New York 1990. - Hans Adler: Die Prägnanz des Dunklen. Gnoseologie - Ästhetik - Geschichtsphilosophie bei J. G. H. Hamburg 1990. - Pierre Penisson: J. G. H. La Raison dans les Peuples. Paris 1992. - Martin Bollacher (Hrsg.): J. G. H.: Geschichte und Kultur. Würzburg 1994. - Egon Freitag/Christian Juranek (Hrsg.): J. G. H.: Ahndung künftiger Bestimmung (Ausstellungskatalog). Stuttgart/Weimar 1994. - Thomas Zippert: Bildung durch Offenbarung. Marburg 1994. Jens Heise: J. G. H. zur Einführung. Hamburg 1998. Christoph Bultmann Hermann von Reichenau, auch Hermannus Contractus, Herimannus Augiensis, Hermann der Lahme, * 18.7. 1013 Saulgau, t 24.9.1054 Kloster Reichenau/Bodensee. Von frühester Kindheit an gelähmt, wurde H., Sohn des Grafen Wolfrad II. von Altshausen, siebenjährig dem Benediktinerkloster Reichenau übergeben, wo er 1043 zum Priester geweiht wurde. Als vielseitiger Gelehrter, Lehrer, Dichter und Komponist stand er bereits zu Lebzeiten in hohem Ansehen. H. verfaßte Schriften zur Mathematik, Astronomie und Zeitrechnung sowie den musiktheoretischen Traktat De musica, ein Lehrbuch zur Unterweisung der Reichenauer Mönche im Choralgesang. H. erfand eine Notenschrift, die sich jedoch nicht durchsetzte. Seine Chmnica, eine umfassende Darstellung des christlichen Zeitalters bis 1054, gilt als zentrale historische Quelle für die frühe salische Kaiserzeit. Die präzisen Datierungen nach Inkarnationsjahren wenden H.s komputistische Studien an. Bedeutung erlangte H. auch durch sein lyrisches Werk, das zahlreiche Heiligenoffizien, mehrere Sequenzen und das als Warnung vor den Hauptsünden an einen Nonnenkonvent gerichtete Lehrgedicht De octo vitiis principalibus umfaßt. LITERATUR: Werner Bergmann: Der Traktat „De Mensura astrolabii" des H. v. R. In: Francia 8 (1980) S. 65-103. Arno Borst: Das mittelalterliche Zahlenkampfspiel. Heidelberg 1986, bes. S. 81-96. - Franz-Josef Schmale: H. v. R. In: VL, 3, 1981, Sp. 1082-1090. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 54-65. Bettina Klein-Ilbeck: Antidotum vitae. Die Sequenzen H.s des Lahmen. Diss. Heidelberg 1998. Hermann von Schildesche, auch H. de Schildicz, H. Scildis, H. de Westfalia, * 8.9.1290(?) Schildesche (heute zu Bielefeld), t 8.7.1357 Würzburg. H. trat zu Beginn des 14. Jh. in das Augustinerkloster in Herford ein, besuchte die Generalstudien seines Ordens und erwarb nach mehrjähriger Tätigkeit als Lektor der Theologie in verschiedenen Klöstern 1334 in Paris den Magistergrad der Theologie. 1337-39 war er Provinzial der sächsisch-thüringischen Augustinerprovinz. Von 1340 bis zu seinem Tod wirkte er als Prof. der Theologie, Generalvikar und Großpönitentiar in Würzburg. H. ergriff im Streit zwischen Kaiser Ludwig IV. dem Bayern und der päpstlichen Kurie um 1328 durch einen Traktat gegen Marsilius von Padua (Tractatus contra haereticos negantes immunitatem et iurisdiclionem sanctae Ecclesiae, ediert von Adolar Zumkeller, 1970) sowie als Mitglied der Gesandtschaft des deutschen Episkopats in Avignon Partei. Er war Verfasser zahlreicher theologischer und kanonistischer Schriften, u. a. des Tractatus de conceptione gloriosae Virginis Mariae (um 1350), der ältesten in Deutschland verfaßten Schrift über die Immaculata. Größte Verbreitung fand seine Pastoralschrift Speculum manuals sacerdotum (zwischen 1334 und 1345), von der noch heute mehr als 150 Handschriften in europäischen Bibliotheken erhalten sind. Zu seinen spekulativen philosophisch-theologischen Schriften gehören ein Tractatus de vitiis capitalibus duplex und das Lehrgedicht

Divisio metrica ac generalis descriptio totius philosophiae ac omnium artium. Als bedeutender Vertreter der Mystik schrieb er Postilla super Cantica und Claustrum animae. LITERATUR: Adolar Zumkeller: Schrifttum und Lehre des H. v. S. Würzburg 1959. - Ders.: Der Augustinermagister H. v. S. In: Fränkische Lebensbilder. Hrsg. v. Gerhard Pfeiffer. Bd. 7. Würzburg 1977, S. 12-32. - Ders.: H. v. S. In. VL3, 1981, Sp. 1107-1112. Hermes, Georg, * 22.4. 1775 Dreierwalde (heute zu Hörstel, Westfalen), t 26.5.1831 Bonn. Der Sohn eines Bauern studierte 1792-98 Philosophie und Theologie an der Univ. Münster und empfing 1799 die Priesterweihe. Seit 1798 Gymnasiallehrer, wurde er 1807 Prof. der Dogmatik in Munster, 1820 in Bonn. Seit 1825 gehörte er dem Kölner Domkapitel an. H., ein Schüler des Kantianers Ferdinand Überwasser, war der Begründer des Hermesianismus, eines anthropozentrischen, psychologistischen und kritizistischen Lehrsystems zur rationalen Begründung der kath. Glaubenslehre in Auseinandersetzung mit der Philosophie —»Kants. Gefördert vom Kölner Erzbischof August Graf Spiegel, fand H.' Lehre an fast allen Katholisch-Theologischen Fakultäten und Hochschulen Preußens Verbreitung. Zu seinen Schülern zählten u. a. Johann Heinrich Achterfeldt und Johann Wilhelm Josef Braun. Nach H.' Tod erfolgte die Verurteilung des Hermesianismus durch das Breve Papst Gregors XVI. Dum acerbissimas (1835); seine Werke (u.a. Einleitung in die christkatholische Theologie, 2 Tie., 1819-29, 21834) wurden auf den Index gesetzt. WEITERE WERKE: Untersuchung über die innere Wahrheit des Christentums. Münster 1804. - Christkatholische Dogmatik. Hrsg. v. Johann Heinrich Achterfeldt. 3 Bde., Münster 1834/35. LITERATUR: Bibliographie in: Eduard Hegel: Geschichte der katholisch-theologischen Fakultät Münster 1773-1964. Bd. 2. Münster 1971, S. 29-30. - Hermann Breulmann: Prolegomena einer zukünftigen Dogmatik. Zur Begründungstheorie G. H. Diss. Würzburg 1980. - Eduard Hegel: H., G. In: TRE 15, 1985, S. 156-158. - Herman H. Schwedt: G. H. (1775-1831), seine Schule und seine wichtigsten Gegner. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 221-241. - Thomas Fliethmann: Vernünftig glauben. Die Theorie der Theologie bei G. H. Würzburg 1997. Herrad von Hohenburg, auch H. von Landsberg, t 1196 oder bald danach. H. ist 1178-96 urkundlich als Äbtissin von Hohenburg (Elsaß) genannt und war die Nachfolgerin der von Kaiser Friedrich I. eingesetzten Reformäbtissin Rilindis. Weitere gesicherte Aussagen über ihren Lebensweg gibt es nicht. Ihre kompilatorische Enzyklopädie Hortus deliciarum (Garten der Köstlichkeiten) spiegelt das rege geistige Leben in Hohenburg wieder und gilt als ein Hauptwerk der staufischen Literatur und Kunst. Das Sammelwerk bot eine umfassende Lehre von den Dingen des Glaubens, der Kirche und der Natur, wobei die Texte zum großen Teil gängigen Darstellungen (u.a. Petrus Comestor, —»Honorius Augustodunensis) entnommen wurden. Das Original der Handschrift verbrannte 1870 in Straßburg, wurde aber 1979 größtenteils rekonstruiert. Das illustrierte lateinische Werk, das zur Belehrung der Schwestern diente, wurde von H. als Darstellung der Heilsgeschichte konzipiert. AUSGABE: Hortus deliciarum. Hrsg. v. R. Green, M. Evans, C. Bischoff und M. Curschmann. London 1979. LITERATUR: Johanne Authenrieth: Einige Bemerkungen zu den Gedichten im Hortus deliciarum der H. v. Landsberg. In: Festschrift für Bernhard Bischof. Hrsg. v. Johanne Authenrieth. Stuttgart 1971, S. 307-321. - Michael Curschmann:

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Hertling Texte, Bilder, Strukturen. Der „Hortus deliciarum" und die frühmittelhochdeutsche Geistlichendichtung. In: Deutsche Vierteljahrschrift 55 (1981) S. 379-418. - Ders.: H. v. H. In: VL 3, 1981, Sp. 1138-1147. - Ders.: H. v. H. In: TRE 15, 1985, S. 162-165. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 220-227. Hertling, Georg (Friedrich) Graf von, * 31.8.1843 Darmstadt, t 4.1.1919 Ruhpolding (Oberbayern). Der einer rheinpfalzischen Familie entstammende Sohn eines hessischen Hofgerichtsrats studierte Philosophie an den Universitäten München, Münster und Berlin, wurde 1864 in Berlin zum Dr. phil. promoviert (De Aristotelis notione unius) und habilitierte sich 1867 in Bonn. Wegen seines Bekenntnisses zum Katholizismus wurde H. dort erst nach dem Kulturkampf 1880 zum a. o. Prof. der Philosophie ernannt. Er folgte 1882 einem Ruf als o. Prof. an die Univ. München. H. befaßte sich insbesondere mit der Staats- und Sozialphilosophie und war 1876 Mitbegründer der „GörresGesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland", als deren erster Präsident er bis 1919 amtierte. 1875-90 sowie 1896-1912 gehörte er als Mitglied der Zentrumsfraktion dem Deutschen Reichstag an, wurde 1909 Vorsitzender der Reichstagsfraktion des Zentrums und war seit 1891 Reichsrat der Krone Bayerns. 1912 wurde H. kgl. bayerischer Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußeren sowie zugleich Vorsitzender im Ministerrat, setzte 1913 die Erhebung des Prinzregenten Ludwig zum bayerischen König durch und war 1917/18 Reichskanzler und preuß. Ministerpräsident. Am 3.10.1918 nahm er seinen Abschied, ohne seine Ziele, die Reform des preuß. Dreiklassenwahlrechts und einen Friedensschluß ohne Annexionen, erreicht zu haben. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. H. veröffentlichte u.a. Albertus Magnus (1880, 21914), Das Princip des Katholicismus und die Wissenschaft (1899) und Recht, Staat und Gesellschaft (1906, 41917). 1919/20 erschienen seine Erinnerungen aus meinem Leben in 2 Bänden. WEITERE WERKE: Materie und Form und die Definition der Seele bei Aristoteles. Bonn 1871. - Über die Grenzen der mechanischen Naturerklärung. Bonn 1875. - Die Hypothese Darwins. Würzburg 1876. - Aufsätze und Reden socialpolitischen Inhalts. Freiburg/Breisgau 1884. - John Locke und die Schule von Cambridge. Freiburg/Breisgau 1892. Kleine Schriften zur Zeitgeschichte und Politik. Freiburg/ Breisgau 1897. - Augustin. Der Untergang der antiken Kultur. Mainz 1902,21904. - Reden, Ansprachen und Vorträge des Grafen G. v. H., gesammelt von Adolf Dyroff. Köln 1929. LITERATUR: Festschrift für G. v. H. zum Siebzigsten Geburtstage am 31.8.1913. Kempten 1913. - Winfried Becker: G. v. H. Jugend und Selbstfindung zwischen Romantik und Kulturkampf. Mainz 1981 (mit Bibliographie). - G. v. H. 1843-1919. Hrsg. und erläutert von Winfried Becker. Paderborn u.a. 1993. - Winfried Becker: G. v. H. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 44 (1994) S. 115-130. Hertz, Heinrich (Rudolf), * 22.2.1857 Hamburg, t 1. 1. 1894 Bonn. H., dessen Vater Rechtsanwalt, später Senator und Leiter des Justizwesens in Hamburg war, ließ schon als Kind außerordentliche Begabungen erkennen. Nach dem Abitur am Hamburger Johanneum 1875 und einem einjährigen Praktikum in einem Baubüro in Frankfurt/Main nahm er 1876 in Dresden das Studium der Ingenieurswissenschaft auf, ging nach seinem Militärdienstjahr nach München, um naturwissenschaftlichen Neigungen nachzugeben, und 1878 nach Berlin, wo Hermann von —»Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff seine Lehrer waren. Gleich im ersten Berliner Semester bearbeitete H. erfolgreich eine von Helm-

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holtz ausgelobte Preisaufgabe aus der Elektrodynamik. Eine zweite Preisaufgabe stellte er vorerst zurück: den experimentellen Nachweis für die von Maxwell mathematisch erarbeitete Theorie, wonach es elektromagnetische Wellen im Raum geben kann, die aus elektrischen und magnetischen Feldern bestehen und sich mit der Geschwindigkeit des Lichts fortpflanzen. 1880 wurde H. mit der Dissertation Über die Induktion in rotierenden Kugeln bei Helmholtz, dessen Assistent er wurde, promoviert. 1883 habilitierte er sich in Kiel und erhielt im folgenden Jahr einen Ruf auf den Lehrstuhl für Physik am Karlsruher Polytechnikum (TH seit 1885). Dort glückte ihm 1886 mit der Übertragung elektrischer Schwingungen zwischen zwei ungeschlossenen Stromkreisen ein für seine Arbeit richtungweisender Versuch: H. experimentierte mit Spulen, deren Draht von einer Funkenstrecke (Dipol) unterbrochen war. Als er eine Leidener Flasche über eine Spule entlud, traten an der zweiten Spule gleichfalls Funken auf. Die erste Spule funktionierte wie ein Sender mit den durch die Primärfunken in Gang gebrachten Schwingungen, die zweite Spule war zum Empfänger geworden. Ende 1887 gelang ihm der Nachweis für die endliche, dem Licht entsprechende Ausbreitungsgeschwindigkeit hochfrequenter elektromagnetischer Schwingungen. 1888 schließlich ergaben Versuche, daß elektromagnetische Wellen alle typischen Eigenschaften des Lichts besitzen (Reflexion, Brechung und Polarisation). Damit war die Gültigkeit der Maxwellschen Theorie endgültig bewiesen. Im September 1889 trug er in Heidelberg die Ergebnisse seiner Karlsruher Forschungen erstmals vor einem breiten Fachpublikum vor. Am 30. Dezember desselben Jahres erkannte ihm die Pariser Akademie der Wissenschaften den „Prix Lacaze" für „die beste physikalische Arbeit der beiden letzten Jahre" zu. Daß H. damit die physikalischen Grundlagen für die drahtlose Telegraphic und so auch den Hörfunk geschaffen hatte, war damals allerdings weder ihm noch den Zeitgenossen bewußt. Seit 1889 Ordinarius in Bonn, widmete sich H. verstärkt theoretischen Fragestellungen. So entstanden - unter vollständigem Verzicht auf den Kraftbegriff - seine Prinzipien der Mechanik (1894), doch traf dieses Werk überwiegend auf Ablehnung. Nur wenige Kollegen wie etwa Ernst -» Mach und Ludwig Eduard —> Boltzmann begriffen es als wertvollen Beitrag zumal für eine philosophisch orientierte Physik. H. selbst vermochte den widersprüchlichen Diskurs nicht mehr klärend zu rechtfertigen. WERKE: Gesammelte Werke. Leipzig. Bd. 1: Schriften vermischten Inhalts. Hrsg. v. Philipp Lenard. 1895. Bd. 2: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft. 1892. Bd. 3: Die Prinzipien der Mechanik. Hrsg. v. Philipp Lenard mit Vorwort von Hermann von Helmholtz. 1895. Erinnerungen, Briefe, Tagebücher. Hrsg. v. Johanna Hertz. Leipzig 1927. LITERATUR: Armin Hermann: H. In: NDB, Bd. 8, 1969, S. 713-714. - Gerhard Hertz: H. H. Persönliche und historische Hintergründe der Entdeckung. In: Fridericiana 41 (1988). - Klaus Beyrer: H. und die Anfänge der Funkentelegraphie. In: Archiv für deutsche Postgeschichte 2 (1988). H. H. Eine Funkgeschichte. Hrsg. v. Ansgar Hafner. Frankfurt/Main 1991. Klaus Beyrer Hertz, Paul, * 29.7. 1881 Hamburg, t 24. 3. 1940 Philadelphia (USA). H., Sohn eines Rechtsanwalts, studierte Physik an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Leipzig, wurde 1904 in Göttingen promoviert (Untersuchungen über unstetige Bewegungen eines Elektrons) und habilitierte sich 1909 in Heidelberg für theoretische Physik (Zur Theorie des Saitengalvanometers). Seit 1912 lehrte er in Göttingen, wo er 1921 zum a. o. Prof. ernannt wurde. Neben physikalischen Untersuchungen wandte sich H. auch der Philosophie zu

Heusinger und schrieb 1923 sein Werk Das Denken und seine Beziehung zur Anschauung, in dem er die produktive Leistung des Denkens im Hinblick auf die Elementarprozesse analysierte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde H. 1933 entlassen, hielt 1934/35 Vorlesungen an der Univ. Genf, 1936-38 an der Deutschen Univ. in Prag und emigrierte 1938 in die USA, wo er sich in Philadelphia niederließ. LITERATUR: Paul Bernays: H., P. In: NDB 8, 1969, S. 709-711. Herz, (Naphtali) Markus, * 17. 1.1747 Berlin, t 19.1. 1803 Berlin. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende H. begann 1766 nach einer abgebrochenen kaufmännischen Lehre das Studium der Philosophie und Medizin an der Univ. Königsberg, wo er Schüler -»Kants war. 1770 kehne H. nach Berlin zurück, schloß sich dem Kreis der jüdischen Aufklärer um Moses —» Mendelssohn an und konnte mit der Unterstützung David Friedländers sein Medizinstudium an der Univ. Halle fortsetzen, das er 1774 mit der Promotion zum Dr. med. abschloß. Anschließend wirkte H. am neugegründeten jüdischen Krankenhaus in Berlin. Mit seiner Frau Henriette, mit der er seit 1779 verheiratet war, unterhielt H. einen Salon, der einen geistigen Mittelpunkt Berlins darstellte. 1785 wurde er zum Hofrat und Leibarzt, 1787 von Friedrich Wilhelm II. zum Prof. der Philosophie ernannt. H. hielt philosophische Privatvorlesungen und veröffentlichte u.a. Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit (1771, Neuausg. 1990) und Versuch über den Geschmack und die Ursachen seiner Verschiedenheit (1776). Er war ein Vorkämpfer der Emanzipation der Juden in Deutschland und übersetzte 1782 zusammen mit Mendelssohn Vindiciae Judaeorum von Manasse ben Israel aus dem Jahr 1656. LITERATUR: B. Ibing: M. H. Münster 1984. - Martin L. Davies: Identity or history? M. H. and the end of the Enlightenment. Detroit, Mich. 1995. Hess, Moses, eigentl. Moritz H., * 21. 1. 1812 Bonn, t 6.4. 1875 Paris. H. trat 1825 in das väterliche Handelskontor in Köln ein, wandte sich 1837 dem Studium der Philosophie an der Univ. Bonn zu und veröffentlichte im selben Jahr anonym die Schrift Die heilige Geschichte der Menschheit. Von einem Jünger Spinoza's, in der er — neben Spinoza auch von —> Hegel beeinflußt - den Weg zu einer künftigen sozialistischen Gesellschaftsordnung als Notwendigkeit der Geschichte darlegte. 1841 gehörte er zu den Begründern der „Rheinischen Zeitung" in Köln, für die er 1842/43 zusammen mit Karl -» Marx als Redakteur und Korrespondent tätig war, und brachte 1845/46 in Elberfeld die so/.ialkritische Zeitschrift „Gesellschaftsspiegel" heraus. 1845-48 wirkte H. in den deutschen kommunistischen Gruppen in Brüssel und Paris, arbeitete zunächst mit Marx und Friedrich —»Engels zusammen, die sich aber noch vor 1848 von ihm trennten, führte 1850/51 in Genf die Sektion des Bundes der Kommunisten (Fraktion Willich-Schapper) und ließ sich 1853 in Paris nieder. Infolge einer 1861 erlassenen Amnestie konnte er wieder deutschen Boden betreten, wurde 1863 Bevollmächtigter des von Ferdinand —»Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Köln und lebte danach als Korrespondent verschiedener Blätter in Paris. Seit 1869 wandte er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu. H. gilt als Hauptvertreter des sogenannten philosophischen Sozialismus, der die idealistische klassische deutsche und die materialistische Philosophie —> Feuerbachs für die sozialistische Theorie dienstbar zu machen suchte. Seit der ersten Hälfte der fünfziger Jahre beschäftigte er sich auch mit philosophischen Fragen der Naturwissenschaften. In seinem Werk

Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätsfrage (1862) formulierte H. eine frühe sozialistische Form des Zionismus. WEITERE WERKE: Die europäische Triarchie. Leipzig 1841. Amsterdam 1971. - Die letzten Philosophen. Darmstadt 1845. - Jugement dernier du vieux monde social. Genf 1851. - Dynamische Stofflehre. I. Kosmischer Theil. Paris 1877. - Jüdische Schriften. Hrsg. und eingeleitet von Theodor Zlocisti. Berlin 1905. - Briefwechsel. Hrsg. v. Edmund Silberner. 's-Gravenhage 1959. - Philosophische und sozialistische Schriften 1837-50. Eine Auswahl. Hrsg. und eingeleitet von Auguste Cornu und Wolfgang Mönke. Berlin 1961. - Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Horst Lademacher. Köln 1962. - Ökonomische Schriften. Hrsg. v. Detlef Horster. Darmstadt 1972. LITERATUR: Edmund Silberner: The Works of M. H. An Inventory of his signed and anonymous Publications, Manuscripts and Correspondence. Leiden 1958. - Horst Stuke: Philosophie der Tat. Studien zur „Verwirklichung der Philosophie" bei den Junghegelianern und den Wahren Sozialisten. Stuttgart 1963, bes. S. 189-244. - Edmund Silberner: Zur H.-Bibliographie. In: Archiv für Sozialgeschichte 6/7 (1966/67) S. 241-314. - Theodor Zlocisti: M. H., der Vorkämpfer des Sozialismus und des Zionismus (1821-1875). Berlin 1921. - Edmund Silbener: M. H. Geschichte seines Lebens. Leiden 1966. - Isaiah Berlin: The Life and Opinions of M. H. New York 1969. Horst Lademacher: M. H. in seiner Zeit. Bonn 1977. Shlomo Na'aman: Emanzipation und Messianismus. Leben und Werk des M. H. Frankfurt/Main 1982. - Shlomo Avineri: M. H., Prophet of communism and Zionism. New York u.a. 1985. - Zvi Rosen: M. H. und Karl Marx. Ein Beilrag zur Entstehung der Marxschen Theorie. Hamburg 1983. Hessen, Johannes, * 14.9. 1889 Lobberich/Niederrhein, t 28.8.1971 BadHonnef. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie 1910-14 an der Univ. Münster und der Priesterweihe 1914 war H. mehrere Jahre lang seelsorgerisch tätig und wurde 1916 an der Univ, Münster zum Dr. theol. (Die Begründung der Erkenntnis nach dem hl. Augustinus), 1918 an der Univ. Würzburg zum Dr. phil. promoviert (Die Religionsphilosophie des Neukantianismus, 1. erw. Aufl. 1924). 1920 habilitierte er sich an der Univ. Köln für Philosophie, wo er seit 1927 als a. o. Prof. lehrte. 1940 abgesetzt, konnte H. sein Lehramt erst nach seiner Rehabilitierung 1945 wieder aufnehmen. Als Religionsphilosoph vertrat er eine von Max —»Scheler beeinflußte „wertphilosophische" Lebensanschauung. H. veröffentlichte u. a. Der deutsche Genius und sein Ringen um Gott (1936, 21937), Wertphihsnphie (1937), Die Werte des Heiligen (1938, M 951), Platonismus und Prophetismus (1939) und Existenzphilosophie (1947, 21948). WEITERE WERKE: Augustins Metaphysik der Erkenntnis. Berlin/Bonn 1931. Leiden 21960 (mit Bibliographie). Lehrbuch der Philosophie. 3 Bde., München/Basel 1948-50, 2 3 " 1959-64. - Griechische oder biblische Theologie? Das Problem der Hellenisierung des Christentums in neuer Beleuchtung. Leipzig 1956,21962. - Der Absolutheitsanspruch des Christentums. München/Basel 1963. LITERATUR: Veritati. Festgabe für J. H. Hrsg. v. Willy Falkenhahn. München 1949. - Hubertus Mynarek: J. H.s Philosophie des religiösen Erlebens. Paderborn 1963. - Christoph Weber: Der Religionsphilosoph J. H. (1889-1971). Ein Gelehrtenleben zwischen Modernismus und Linkskatholizismus. Frankfurt/Main u.a. 1994. Heusinger, Johann Heinrich Gottlob, * l. 8. 1767 Römhild bei Meiningen, t 13.4. 1837 Dresden. H. studierte seit 1787 in Jena Theologie und Philosophie, arbeitete seil 1789 als Hauslehrer und Privatlehrer bei Gera sowie in Dresden und wurde 1795 Dozent der Philosophie

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Heyde in Jena. 1797 wechselte er als Lehrer, Erzieher und Privatgelehrter erst nach Eisenach und später nach Dresden, wo er von 1810 bis zu seiner Pensionierung 1831 als Prof. an der Militärakademie Geographie, Geschichte, Deutsch und Enzyklopädie lehrte. H. veröffentlichte neben Erzählungen und Romanen pädagogische, ästhetische und philosophische Arbeiten, u. a. Über die Benutzung des bey Kindern so thätigen Triebes, beschäftigt zu seyn (1797), Handbuch der Ästhetik (2 Bde., 1797-1800) und Über das idealistische und atheistische System des Professors Fichte (1799). WEITERE WERKE: Versuch einer Encyklopädie der Philosophie, verbunden mit einer praktischen Anleitung zu dem Studium der kritischen Philosophie. 2 Tie., Weimar 1796. Besuche bei Todten und Lebenden. Leipzig 1834. - Die Grundlehren der Größenkunst. Leipzig 1835. LITERATUR: Carl von Prantl: H. In: ADB 12, 1880, S. 335-336. Heyde, Johannes Erich, * 22.5.1892 Polkenberg bei Zeisnig (Sachsen), t 6.4.1979 Berlin. H., Sohn eines Lehrers, studierte Philosophie und klassische Philologie in Greifswald, wurde 1915 bei Johannes -»Rehmke promoviert (Über den Wertbegriff, 1916 unter dem Titel Grundlegung der Wertlehre erschienen), lehrte dort 1942 Philosophie und Pädagogik, 1943 Pädagogik in Rostock und habilitierte sich 1944 in Innsbruck. 1945 wurde er Prof. an der Hochschule für Lehrerbildung in Rostock, 1946 o. Prof. und Direktor des Psychologischen Instituts an der dortigen Univ. und ging 1950 als o. Prof. der Philosophie an die TU Berlin. H. veröffentlichte u. a. Grundwissenschaftliche Philosophie (1924), Wert. Eine philosophische Grundlegung (1926) und Entwertung der Kausalität!? Für und wider den Positivismus (1957). Er war Herausgeber der philosophischen Zeitschrift „Grundwissenschaft" (seit 1936) und Mitherausgeber der „Zeitschrift für philosophische Forschung". WEITERE WERKE: Realismus oder Idealismus. Leipzig 1924. - Johannes Rehmke und unsere Zeit. Berlin 1935. Wege zur Klarheit. Gesammelte Aufsätze. Berlin 1960. LITERATUR: Georg Korth: Über den Sinn der Worte .Bedeutung' und .Gegenstand'. Zu: J. E. H., „Bedeutung und Gegenstand". In: Kant-Studien 54 (1963) S. 198-220. - Günter Sodan: Grundwissenschaftliches Philosophieren. Ein Forschungsbericht zu den Werken von J. E. H. In: Kant-Studien 55 (1964) S. 175-193. Heydenreich, Karl Heinrich, * 19.2.1764 Stolpen bei Dresden, t 26.4. 1801 Burgwerben bei Weißenfels. H., Sohn eines Pfarrers, studierte in Leipzig Philologie und Philosophie, erwarb 1785 den Magistergrad und lehrte seit 1789 als Prof. in Leipzig, mußte aber, wegen Schulden in Wechselarrest genommen, 1798 sein Lehramt niederlegen. Er hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Werk, darunter Gedichte, Maximen und Popularphilosophisches wie Vesta. Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, besonders des häuslichen (5 Bde., 1798-1801). H. war ein Anhänger der Philosophie —»Kants; wegen seiner Kritik an dessen ästhetischem Formalismus im Sinne der Empfindsamkeit zog er sich die Gegnerschaft -> Goethes und —»Schillers zu. Mit Natur und Gott nach Spinoza (1789) wandte er sich im sogenannten Pantheismusstreit gegen -> Herder. WEITERE WERKE: System der Ästhetik. Leipzig 1790. - Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion. 2 Bde., Leipzig 1790/91,21805. - Originalideen über die interessantesten Gegenstände der Philosophie. 3 Tie., Leipzig 1793-95. - System des Naturrechts nach kritischen Principien. 2 Tie., 1794/95, 21801.

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LITERATUR: Karl Gottlob Schelle: K. H. H.s Charakteristik als Menschen und Schriftsteller. Leipzig 1802. - J. Franck: H. In: ADB 12, 1880, S. 355-356. - Paul Schlüter: K. H. H.s Systematik der Ästhetik. Halle 1939. Heynlin de Lapide, Johannes, auch , Hemlin, Hegelin, Lapierre, de la Pierre, Steinlin, Lapidanus, * um 1428/31 Stein bei Pforzheim, t 12.3.1496 Basel. H. studierte in Erfurt, Leipzig und Löwen, bevor er 1454 in Paris immatrikuliert wurde. Im folgenden Jahr erwarb er dort den Grad eines Magister artium und wurde 1462 als Baccalaureus theologiae Mitglied der Sorbonne. Als Professor der Artistenfakultät hielt er Vorlesungen über Aristoteles und verfaßte Kommentare zu dessen Philosophie sowie zu der des Porphyries und des Gilbert de la Porree. Zu seinen Schülern gehörten u. a. -> Reuchlin und Johann Amerbach. In einer zusammen mit Guilhelmus Fichetus eingerichteten Offizin wurde 1470 das erste in Paris gedruckte Buch herausgegeben, die Epistolae von G. Barzizza, dem weitere humanistische sowie antike Werke folgten. 1464/65 setzte H. zusammen mit Johannes Geiler von Kaysersberg in Basel die Aufnahme des Realismus als gleichberechtigt neben dem Nominalismus durch, dann lehrte er bis zu seiner Promotion zum Dr. theol. (1472) an der Sorbonne, an der er 1468 zum Prior und 1469 zum Rektor gewählt wurde. Danach wirkte H. als Leutpriester in Basel, als Prediger in Bern, als Prof. der Theologie, Rektor der neugegründeten Univ. und Stadtpfarrer in Tübingen (1478/79) und als Kustos des Kollegiatstifts zu Baden-Baden. 1484 kehrte er als Münsterprediger nach Basel zurück und lebte von 1487 bis zu seinem Tod als Prediger und Schriftsteller in der Basler Kartause St. Margaretental. In Amerbachs Offizin war er als Herausgeber, Berater und Korrektor tätig. Als umfassend gebildeter Gelehrter, wirkungsmächtiger Prediger in deutscher Sprache und Kämpfer für die Reform der Kirche war H. einer der bedeutendsten Frühhumanisten seiner Zeit. Das verbreiteste Werk H.s war das Resolutorium dubiorum circa celebrationem missarum occurentium (1492). WEITERE WERKE: Compendiosus de arte punctandi dialogus (im Anhang von H.s Ausgabe der „Orthographia" des G. Barzizza). Paris 1470. - Tractatus de arte solvendi importunas sophistarum argumentationes. Basel, um 1495. LITERATUR: Martin Hossfeld: J. H. aus Stein. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 6 (1907) S. 309-359; 7 (1908) S. 79-219 und 237-431. - Piroska Mathe: H. de L. In: NDB 9, 1972, S. 98-100. - Martin Steinmann: Basler Büchersammler: J. H. de L. (1430-1496). In: Librarium 20 (1977) S. 22-27. - Beat Matthias von Scarpatetti: H. de L. In: VL 3, 1981, Sp. 1213-1219. Heyse, Hans, * 8.3.1891 Bremen, t 19.10.1976 Göttingen. H., Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1910 in Heidelberg, Marburg und Leipzig Philosophie, nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1919 als Austauschkriegsgefangener in Bern promoviert (Einleitung in die Kategorienlehre). Er arbeitete dann als Referent im Oberpräsidium der Provinz Brandenburg, habilitierte sich 1925 in Breslau (Der Begriff der Ganzheit und die Kantische Philosophie, 1927), wurde 1931 a. o. Prof., ging 1932 als o. Prof. der Philosophie nach Königsberg, trat 1933 in die NSDAP ein und hatte das Amt des Rektors der Univ. inne. 1936 folgte er einem Ruf nach Göttingen, wo er eine neugegriindete Akademie der Wissenschaften des NS-Dozentenbundes (1937-39) leitete. 1935-37 war er Vorsitzender der Kant-Gesellschaft, 1936/37 alleiniger Herausgeber der „Kantstudien". In Idee und Existenz (1935) stellte H. im Sinne einer philosophiegeschichtlichen Legitimation des Nationalsozialismus die europäische Geistesgeschichte als Auseinandersetzung zwischen dem germanischen, dem christlichen und dem anti-

Hubert ken Denken dar, in der sich die menschliche Existenz im tragischen Opferkampf um eine neue, germanische Idee des Geistes als wahre Lebensform bewähren muß. 1945 aus dem Hochschuldienst entlassen, wurde H. später als „entlastet" eingestuft und vorzeitig emeritiert. LITERATUR: Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie: Das philosophische Seminar der Universität Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Hrsg. v. Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms und Cornelia Wegeier. München 21998, S. 287-317.

19. Jh. zählte, galten H.s Publikationen der Jahre 1885-93. Den Auftakt bildete seine Dissertation Über die invarianten Eigenschaften spezieller binärer Formen, insbesondere der Kugelfunktionen, 1887 folgte seine Habilitationsschrift Über einen allgemeinen Gesichtspunkt für invariantentheoretische Untersuchungen im binären Formengebiete; 1890 bewies er den Basissatz für Ideale und den Endlichkeitssatz der Invariantentheorie. Die Aufstellung des vollen Invariantensystems in beliebig vielen Variablen mit Hilfe einer neuen, direkten Methode (1893) bildete den krönenden Abschluß dieser Schaffensperiode. 1892 wurde H. zum a. o., 1893 zum o. Prof. an der Univ. Königsberg berufen, 1895 Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig), * 15.10.1797 Oldenburg, folgte er einem Ruf an die Univ. Göttingen, an der er bis t 25.11.1855 Berlin. zu seiner Emeritierung 1930 lehrte. H.s zahlentheoretische Nach dem Schulabschluß war H., Sohn eines Philologen, Studien gipfelten in dem 1897 veröffentlichten sogenannten kurze Zeit Erzieher im Haus Wilhelm von —> Humboldts „Zahlbericht" Die Theorie der algebraischen Zahlkörper, eiund studierte seit 1816 klassische Philologie und Philosophie nem Meisterwerk, das das Grundbuch künftiger Zahlentheo(u.a. bei —»Hegel) in Berlin. Neben seinen Studien arbeitete retiker wurde. er dort als Erzieher in der Familie Mendelssohn Bartholdy. Wie H.s Vorlesungen zeigen, beschäftigte er sich bereits H. habilitierte sich 1827 in Berlin und hielt als a. o. Prof. (seit seit 1891 mit der projektiven und der euklidischen Geome1829) Vorlesungen über griechische und lateinische Literatrie. Anläßlich der Feierlichkeiten zur Enthüllung des Gaußtur, allgemeine Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie. Weber-Denkmals in Göttingen 1899 veröffentlichte er seine Während seine Studien zunächst besonders griechischen und Grundlagen der Geometrie, die inzwischen zu einem Klassirömischen Autoren galten, wandte sich H. nach dem Tod ker wurden und viele Auflagen erlebten. H. bediente sich der seines Vaters bevorzugt deutschen Sprachstudien zu und geaxiomatischen Methode in Form eines ganz und gar abstrakstaltete dessen größere Sprachlehre in der 5. Auflage zu eiten Systems; die geometrische Einkleidung betraf nur noch nem Ausführlichen Lehrbuch der deutschen Sprache (2 Bde., die Sprache, sie spielte keinerlei mathematische Rolle. H.s 1838-49) um. Er vollendete u. a. das von seinem Vater vorAxiomatik beruhte auf folgenden fünf Gruppen: den Axiobereitete Handwörterbuch der deutschen Sprache (3 Bde., men der Verknüpfung, der Anordnung, der Kongruenz, dem 1833-49) und entwickelte ein an Hegel und -»Schelling Parallelenaxiom und den Axiomen der Stetigkeit. orientiertes System der Sprachwissenschaft (1856, hrsg. von In seinem auf dem 2. internationalen Mathematikerkongreß Heymann —> Steinthal), dessen Grundeinsichten er teilweise in Paris 1900 gehaltenen Vortrag Mathematische Probleme schon vor Humboldt gewonnen hatte. präsentierte H. 23 verschiedenartige Probleme aus ganz unLITERATUR: August Leskien: H. In: ADB 12, 1880, terschiedlichen Gebieten, die in der Folgezeit eine Fülle von S. 380-381. - Erich Petzet/Gustav Herbig: C. W. L. H. und Bearbeitungen nach sich zogen. H. wandte sich der Analysein System der Sprachwissenschaft. München 1913. sis zu, löste das Dirichletsche Prinzip (1904) und veröffentHielscher, Johannes, * 15. 10.1871 Posen, t 26.8.1945 lichte 1904-10 eine Reihe von Arbeiten zur VariationsrechMünster (Westfalen). nung und zur Theorie der Integralgleichungen. Wiederum Das Studium an den Universitäten Leipzig, Halle, Heidelwechselte er sein Arbeitsgebiet, indem er sich mit der maberg und Straßburg schloß H. 1900 mit der Promotion in thematischen Physik zu beschäftigen begann; 1912-14 lieZürich ab (Untersuchungen zur geschichtlichen Entwickeferte er u.a. Beiträge zur kinetischen Gastheorie und zu lung der Logik in den Prinzipien der Mechanik, 1901) und den Wirkungsprinzipien der allgemeinen Relativitätstheorie. habilitierte sich dort 1902 mit der Arbeit Entwurf einer Nach 1918 waren es vor allem die Grundlagen der MaErkenntnistheorie des Massenbegriffs, des räumlichen und thematik, denen H. seine Aufmerksamkeit schenkte. Seine zeitlichen Messens. 1908 ging er als Privatdozent an die Antworten auf die Frage nach den Beweismöglichkeiten der Univ. Münster, wo er 1921 zum a. o., 1934 zum o. Prof. er- Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit eines Axiomensynannt wurde. Neben naturphilosophischen Problemstellunstems brachte ihn in eine Kontroverse mit Kurt —> Gödel, der gen befaßte sich H. mit psychologischen Untersuchungen 1931 beweisen konnte, daß es nicht für jede ausdrucksfähige früherer Formen philosophischen Denkens. Wichtig für das mathematische Theorie ein vollständiges Axiomensystem Verständnis der —»Fichteschen Philosophie ist sein Werk gibt. Das Denksystem Fichtes (1913). H.s Forschungstätigkeit stand in engstem Zusammenhang WEITERE WERKE: Die ältere griechische Philosophie mit seiner Lehrtätigkeit. Es gelang ihm, eine große Anzahl Völker- und individualpsychologisch dargestellt. Leipzig von Studenten für seine Forschungsthemen zu begeistern. Er 1905. - Das psychologische Verhältnis zwischen der allbetreute 69 Doktorarbeiten, sechs der Autoren waren Frauen. gemeinen Bildungsstufe eines Volkes und den in ihm sich Viele von H.s Studenten zählten später zu den bedeutengestaltenden Weltanschauungen. In: Archiv für die gesamte den Mathematikern. H.s Lehrbücher entstanden meistens in Psychologie 9 (1907) S. 1-25. Zusammenarbeit mit seinen Schülern. 1932 wurde H. zum LITERATUR: Wilhelm G. Jacobs: H., J. In: NDB 9, 1972, Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher S. 108. Leopoldina ernannt. WEITERE WERKE: Grundzüge einer allgemeinen Theorie der Hubert, David, * 23.1.1862 Königsberg, t 14.2.1943 linearen Integralgleichungen. Leipzig/Berlin 1912. - GeGöttingen. sammelte Abhandlungen. 3 Bde., Berlin 1932-35. - ZuH. war einer der bedeutendsten und universellsten Mathesammen mit Richard Courant: Methoden der mathematimatiker; er beeinflußte die Mathematik seiner Zeit so nachschen Physik. 2 Bde., Berlin 1924-37. - Zusammen mit Wilhaltig, daß seine Schule weit in die Zukunft hinein wirkte. In helm Ackermann: Grundzüge der theoretischen Logik. BerOstpreußen geboren, besuchte er in Königsberg die Schule lin 1928. - Zusammen mit Stefan Cohn-Vossen: Anschauliund die Universität; 1884 schloß er das Mathematikstudium che Geometrie. Berlin 1932. - Zusammen mit Paul Bernays: mit der Promotion ab. Der Formen- und Invariantentheorie, die zu den wichtigsten mathematischen Disziplinen im Grundlagen der Mathematik. 2 Bde., Berlin 1934-39.

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Hildebrand LITERATUR: Otto Blumenthal: Lebensgeschichte. In: D. H.: Gesammelte Abhandlungen. Bd. 3, Berlin 1935, S. 388 bis 429. - Hermann Weyl: D. H. and his Mathematical Work. In: Bulletin of the American Mathematical Society 50 (1944) S. 612-654. - Constance Reid: H. Berlin/Heidelberg/New York 1970. - Michael Toepell: Über die Entstehung von D. H.s .Grundlagen der Geometrie'. Göttingen 1986. - Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und kritische Philosophie. Göttingen 1990. - David Rowe (Hrsg.): D. H. Natur und mathematisches Erkennen. Basel/Boston/Berlin 1992. Karin Reich Hildebrand, Dietrich von, Pseud. Peter Ott, * 12.10.1889 Florenz, t 26.1. 1977 New Rochelle (New York, USA). Der Sohn des Bildhauers Adolf von H. studierte Philosophie an den Universitäten München und Göttingen (u.a. als Schüler Edmund —»Husserls) und wurde 1913 zum Dr. phil. promoviert (Die Träger des Sittlichen innerhalb der Handlung). 1914 konvertierte er vom jüdischen zum kath. Glauben. 1918-24 lehrte er als Privatdozent (Habilitationsschrift: Sittlichkeit und ethische Werterkenntnis, 1921, 3 1982), 1924-33 als a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. München. 1933 ging er als entschiedener politischer Gegner der Nationalsozialisten nach Österreich, war Mitbegründer der Wochenzeitschrift „Der Christliche Ständestaat" und wurde Honorarprofessor an der Univ. Salzburg. 1935-38 lehrte H. als o. Prof. an der Univ. Wien, trat häufig als Redner auf legitimistischen politischen Veranstaltungen auf und emigrierte nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich über die Tschechoslowakei nach Frankreich, wo er 1939/40 a. o. Prof. am Institut Catholique in Toulouse war. 1940 übersiedelte er in die USA und war von 1941 bis zu seiner Emeritierung 1960 Prof. an der Fordham University in New York. Überzeugt von der Existenz und Erkennbarkeit der objektiven Wahrheit, entwickelte H. eine an Max -»Scheler orientierte, christlich-katholisch geprägte materielle Wertethik. Er war ein Verfechter der Phänomenologie im Sinne Adolf —> Reinachs und Alexander —> Pfänders, Gegner des späten —»Husserl und aller Transzendentalphilosophie. H. veröffentlichte u.a. Christian Ethics (1953, 2. Aufl. unter dem Titel Ethics, 1972; dt. Christliche Ethik, 1959, 21973), True Morality and its Counterfeits (mit Alice Jourdain, 1955; 2. Aufl. unter dem Titel Morality and Situation Ethics, 1966; dt. Wahre Sittlichkeit und Situationsethik, 1957,21973) und What is Philosophy? (1960,21973; dt. Was ist Philosophie?, 1976). WEITERE WERKE: Metaphysik der Gemeinschaft. Augsburg 1930. Regensburg 21955. - Die Umgestaltung in Christus. Über christliche Grundhaltung. Einsiedeln/Köln 1940, 4 1955. - Die Menschheit am Scheideweg. Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Hrsg. v. Karla Mertens. Regensburg 1955. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. der Dietrich von Hildebrand Gesellschaft. 10 Bde., Regensburg/Stuttgart 1971-84. - D. v. H. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 2. Hamburg 1975, S. 77-127. - Memoiren und Aufsätze gegen den Nationalsozialismus. 1933-1938. Hrsg. v. Ernst Wenisch. Mainz 1994. LITERATUR: Adolf Preis: D. v. H. Bibliographie 1989. (Liechtenstein) 1989. - Wahrheit, Wert und Sein. Festgabe für D. v. H. zum 80. Geburtstag. Hrsg. v. Balduin Schwarz. Regensburg 1970. - Damian P. Fedoryka: D. v. H.s Philosophie der Person. Salzburg 1970. - Josef Seifert: D. v. H. (1889-1977) und seine Schule. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfiigersdorffer. Bd. 3. Graz u. a. 1990, S. 172-200. - Ders.: D. v. H. und die Philosophie der Gegenwart. Stuttgart 1990. - Aldo Vendemiati: Fenomenologia e realismo. Introduzione al pensiero di D. v. H. Napoli 1992. - Truth and value. The philosophy

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of D. v. H. (= Aletheia 5). Bern u.a. 1992. - Josef Seifert (Hrsg.): D. v. H.s Kampf gegen den Nationalsozialismus. Heidelberg 1998.

Hildebrandt, Kurt, * 12.12.1881 Florenz, t 20.5.1966 Kiel. H. studierte Medizin an den Universitäten München und Berlin, wo er 1906 promoviert wurde, und schloß sein weiteres Studium an der Univ. Marburg 1922 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Nietzsches Wettkampf mit Sokrates und Plato). Er war Oberarzt und Psychiater an den Wittenauer Heilstätten der Stadt Berlin und übernahm 1932 die Leitung der Heilanstalt Herzberge. 1933 wurde er Mitglied der NSDAP. Nach der Habilitation wurde H., der seit 1928 Vorlesungen an der Univ. Berlin hielt, 1934 zum a. o. Prof. ernannt. Von 1934 bis zu seiner Emeritierung 1945 lehrte er als o. Prof. der Philosophie an der Univ. Kiel. H. veröffentlichte neben medizinischen Schriften zahlreiche Arbeiten im Bereich der Philosophie, u. a. Norm und Entartung des Menschen (1920), Norm und Verfall des Staates (1920), Platon. Der Kampf des Geistes um die Macht (1933, 21959), Individualität und Gemeinschaft (1933), Hölderlin. Philosophie und Dichtung (1939) und Leibniz und Kant (1955). WEITERE WERKE: Wagner und Nietzsche. Ihr Kampf gegen das 19. Jahrhundert. Breslau 1924. - Goethe. Seine Weltweisheit im Gesamtwerk. Leipzig 1941, 31944. - Goethes Naturerkenntnis. Hamburg 1947, 21948. - Leibniz und das Reich der Gnade. Kritizismus und Metaphysik. Meisenheim/ Glan 1953. - Das Werk Stefan Georges. Hamburg 1960. Ein Weg zur Philosophie. Bonn 1962 (mit Bibliographie). LITERATUR: Nachtrag zur Bibliographie von K. H. [Erschienen 1962 als Anhang zu seinem Buch „Ein Weg zur Philosophie"]. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 151. Hildegard von Bingen, * 1098 Bermersheim bei Alzey (Rheinhessen), t 17.9. 1179 Kloster Rupertsberg bei Bingen. Aus dem edelfreien Geschlecht derer von Bermersheim stammend, wurde H. achtjährig der Inkluse Jutta von Sponheim zur geistlichen Erziehung anvertraut. Die dem Benediktinerkloster Disibodenberg (Nahe/Glan) angegliederte Frauenklause entwickelte sich zu einem Konvent. Zwischen 1112 und 1115 legte H. die Profeß ab. Nach dem Tod ihrer Lehrerin wurde sie selbst zur Meisterin gewählt. 1151 bezog die Schwesterngemeinschaft ein eigenes Kloster Rupertsberg bei Bingen. 1165 erwarb H. das leerstehende ehemalige Augustinerkloster in Eibingen/Rhein als Tochterkloster dazu. H. heilte Kranke; sie war eine brieflich und persönlich viel konsultierte Ratgeberin. Mehrere schwere Krankheiten hinderten sie nicht daran, seit 1158 auf Predigtreisen öffentlich zu wirken und kritisch zu kirchlichen Mißständen Stellung zu nehmen. Seit ihrer Kindheit besaß H. die Gabe der visionären Schau, die sich bei ihr in der Folgezeit mit profundem theologischen Wissen, dem Studium der Heiligen Schrift und der Kirchenväter, verband. 1141 begann sie mit der Niederschrift ihrer Werke. Auf der Synode von Trier (1147/48) und durch Vermittlung Bernhards von Clairvaux erfolgte die päpstliche Bestätigung ihrer Sehergabe. Ihrem persönlichen Charisma entsprechend, sind H.s theologische Hauptwerke Scivias (Wisse die Wege, 1141-51), Über vitae meritorum (Das Buch der Lebensverdienste, 1158-63), Liber divinorum sperum (Das Buch der göttlichen Werke, 1163-73/74) - formal durch Visionsreihen und deren Deutung gegliedert. Neben den theologischen Werken schrieb sie geistliche Lieder, die erste Moralität Ordo virtutum, ferner hagiographische und naturwissenschaftlich-medizinische Werke sowie mehr als 300 Briefe. Ihr Gesamtwerk ist die gelungene Synthese

Hinrichs von Erfahrung und Erkenntnis, von Mystik und Weltverantwortung. H. starb im 82. Lebensjahr. Der im 13. Jh. eingeleitete Heiligsprechungsprozeß kam nicht zu einem Abschluß. Gleichwohl ist sie seit 1584 im Martyrologium verzeichnet. Aus dem lokalen H.-Kult einiger Klöster entwickelte sich im 18. Jh. ein regionaler Kult für das Mainzer Bistum. Nach der endgültigen römischen Anerkennung wurde der 17.9.1941 erstmals in ganz Deutschland als ihr Fest begangen. Die sogenannte Hildegard-Medizin nimmt gegenwärtig den Namen H.s zur Propagierung eines neuen Naturheilverfahrens in Anspruch. Es mangelt ihr jedoch an textkritischer Fundierung. WEITERE WERKE: Lieder. Hrsg. v. Pudentiana Barth/Immaculata Ritscher/Joseph Schmidt-Görg. Salzburg 1969. Heilkunde. Übersetzt und erläutert von Heinrich Schipperges. Salzburg 41981. - Briefwechsel. Übersetzt von Adelgundis Führkötter. Salzburg 21990. LITERATUR: Werner Lauter: H.-Bibliographie. 2 Bde., Alzey 1970-84. - Gertrud Jaron Lewis: Bibliographie zur deutschen Frauenmystik. Berlin 1989, S. 66-145. - H. v. B. Internationale wissenschaftliche Bibliographie. Unter Verwendung der H.-Bibliographie von Werner Lauter hrsg. v. MarcAeilko Ans. Mainz 1998. - Fabio Chavez Alvarez: „Die brennende Vernunft". Studien zur Semantik der „rationalitas" bei H. v. B. Stuttgart 1991. - Elisabeth Gössmann: Die Makro-Mikrokosmik als umfassendes Denkmodell H.s v. B. In: Denkmodelle von Frauen im Mittelalter. Hrsg. v. Beatrice Acklin Zimmermann. Freiburg (Schweiz) 1994, S. 19-41. Gabriele Lautenschläger: H. v. B. Die theologische Grundlegung ihrer Ethik und Spiritualität. Stuttgart 1993. - Heinrich Schipperges: H. v. B. München 1995. - Margot Schmidt (Hrsg.): Tiefe des Gotteswissens - Schönheit der Sprachgestalt bei H. v. B. Stuttgart 1995. - H. v. B. 1098-1998. Hrsg. v. der Historischen Gesellschaft Bingen e.V. Bingen 1998. Gabriele Lautenschläger Hillebrand, Franz, * 2.12. 1863 Wien, t 13.4. 1926 Innsbruck. H. studierte Philosophie und Naturwissenschaften in Wien (bei Franz —> Brentano) und Prag (bei Anton —> Marty), war nach der Promotion 1887 (Synechologische Probleme der Scholastik) am Physiologischen Institut Ewald Herings und am Physikalischen Institut Ernst —»Machs tätig und habilitierte sich 1891 für Philosophie an der Univ. Wien (Die neuen Theorien der kategorischen Schlüsse). Dort 1894 zum a. o. Prof. ernannt, war er 1896-1926 o. Prof. der Philosophie in Innsbruck, wo er 1897 ein Institut für experimentelle Psychologie errichtete und sich fortan fast ausschließlich der Sinnespsychologie widmete. H. schrieb u. a. Zur Lehre von der Hypothesenbildung (1896) und Lehre von den Gesichtsempfindungen (1929, aus dem Nachlaß hrsg. v. Franziska —> Mayer-Hillebrand, mit der H. seit 1920 verheiratet war). WEITERE WERKE: Über die spezifische Helligkeit von Farben. Wien 1889. - Ewald Hering. Ein Gedenkwort der Psychophysik. Berlin 1918. LITERATUR: Carl Stumpf/Hans Rupp: F. H. In: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. I. Abteilung. Zeitschrift für Psychologie 102 (1927) S. 1-5. - Gerhard Oberkofler: F. H. (1863-1926). Der Begründer des Instituts für experimentelle Psychologie in Innsbruck. In: Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Philosophischen Fakultät zu Innsbruck bis 1945. Hrsg. v. Franz Huter. Innsbruck 1971, S. 163-171. - Peter Goller: Die Lehrkanzeln für Philosophie an der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (1848 bis 1945). Innsbruck 1989 (bes. S. 83-112; Bibliographie S. 250-251).

Hillebrand, Joseph, * 1788 Großdüngen bei Hildesheim, t 25.1. 1871 Soden. Der Bauernsohn studierte kath. Theologie in Hildesheim, klassische Philologie und Orientalistik in Göttingen, trat kurz nach seiner Priesterweihe (1815) zum Protestantismus über und war dann als Hofmeister tätig. Seit 1817 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Heidelberg, wurde er 1821 o. Prof. und -»Hegels Nachfolger. 1822 folgte er einem Ruf an die Univ. Gießen, deren Rektor er 1841/42 war, und leitete zudem als Pädagogiarch das dortige Gymnasium, seit 1834 als Oberstudienrat. 1847-65 war H. mit Unterbrechungen Abgeordneter in der Hessischen Kammer, der er 1847 präsidierte. Er geriet wegen seiner liberaldemokratischen Anschauungen in heftige politische Auseinandersetzungen, die 1850 den Verlust seiner Professorenstelle zur Folge hatten. H. vertrat ein freiheitlich-humanistisches Bildungsideal, das er in seinen theoretischen Schriften (u. a. Versuch einer allgemeinen Bildungslehre, 1816) sowie in seinen Bildungsromanen (u.a. Germanikus, 1817) zum Ausdruck brachte. 1845/46 erschien seine dreibändige Deutsche National-Literatur seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts [...]. Als Philosoph in der Tradition des Deutschen Idealismus stehend, beschäftigte sich H. besonders mit Ästhetik und Anthropologie (u.a. (Die Anthropologie als Wissenschaft, 3 Bde., 1822/23; Lehrbuch der Literar-Aesthetik oder Theorie und Geschichte der schönen Litteratur, 2 Bde., 1827). WEITERE WERKE: Propädeutik der Philosophie. 2 Bde., Heidelberg 1819. - Philosophie des Geistes oder Encyklopädie der gesammten Geisteslehre. 2 Tie., Mannheim 1835/36, 2 1842. LITERATUR: Karl von Prantl: H. In: ADB 12, 1880, S. 415-417. - Hans Ulrich Schreiben J. H. Sein Leben und Werk. Esslingen 1937. - Hermann Uhde-Bernays: Nachwort: J. und Karl H., Vater und Sohn. In: Karl Hillebrand: Unbekannte Essays. Hrsg. v. Hermann Uhde-Bernays. Bern 1955, S. 283-396. Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm, * 22.4.1797 Karlseck (Friesland), t 17.9.1861 Friedrichroda (Thüringen). Der Pastorensohn studierte zunächst Theologie an der Univ. Heidelberg, wechselte dann unter dem Einfluß —> Hegels zur Philosophie und habilitierte sich 1819. Seit 1822 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Breslau, folgte er 1824 einem Ruf als o. Prof. an die Univ. Halle und wirkte dort als entschiedener Verfechter der Hegeischen Lehre. In seiner 1835 verfaßten Genesis des Wissens entwickelte er eine „Metaphysik des wirklichen Geistes" als Ergänzung zu Hegels Phänomenologie. Zu den Veröffentlichungen von H. gehören außerdem Die Religion im Innern Verhältnisse zur Wissenschaft (1822, Vorwort von G. W. F. Hegel), Grundlinien der Philosophie der Logik als Versuch einer wissenschaftlichen Umgestaltung ihrer bisherigen Principien (1826) und Geschichte der Rechts- und Staatsprincipien seit der Reformation bis auf die Gegenwart in historisch-philosophischer Entwicklung (auch unter dem Titel Geschichte des Naturund Völkerrechts, 3 Bde., 1849-53, Neudruck 1962). WEITERE WERKE: Ästhetische Vorlesungen über Goethes Faust. Berlin 1825. - Das Wesen der antiken Tragödien. Halle 1827. - Schillers Dichtungen nach ihren historischen Beziehungen und ihrem inneren Zusammenhange. 2 Bde., Leipzig 1837/38. - Politische Vorlesungen. 2 Bde., Halle 1843. - Die Könige. Entwicklungsgeschichte des Königthumes von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1852, M853. - Das Leben in der Natur. Halle 1854. LITERATUR: Willy Moog: Hegel und die Hegeische Schule. München 1930. - Hermann Lübbe: Politische Philosophie in Deutschland. Basel 1963. - Jürgen Gebhardt: H., H. F. W. In: NDB9, 1972,5. 187-188.

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Hirsch Hirsch, Samuel, * 8.6.1809 Thalfang bei Trier, t 11.5.1889 Chicago. H. studierte 1827-33 Philosophie, Orientalistik und Religionswissenschaften in Bonn, Berlin und Leipzig. 1838 wurde er Rabbiner in Dessau, legte jedoch sein Rabbinat nach Auseinandersetzungen mit seinen Gemeinden 1842 nieder. 1843 folgte er einem Ruf des Königs der Niederlande als Großrabbiner nach Luxemburg, vertrat auf den Rabbinerversammlungen von Braunschweig 1844 und Frankfurt/Main 1845 eine radikale Reform des Judentums, die sich aber in Deutschland nicht durchsetzten konnte, und ging 1865 als Nachfolger David Einhorns nach Philadelphia (USA). Dort gründete H. die „Orphans Guardian Society" sowie den amerikanischen Zweig der „Alliance Israelite Universelle", war Vorsitzender der ersten Konferenz der amerikanischen Reformrabbiner 1869 in Philadelphia und hatte Anteil an der Formulierung der Grundsätze des Reformjudentums. Zuletzt lebte er in Chicago. Von seinem auf neun Bände berechneten Werk Das System der religiösen Anschauungen der Juden und sein Verhältnis zum Heidentum, Christentum und zur absoluten Philosophie... erschien nur Band l im Druck: Die Religionsphilosophie der Juden (1842, Nachdruck 1986). H. wies —> Hegels Einstufung des Judentums unterhalb der heidnischen Naturreligionen zurück und zeigte statt des „pantheistischen" Christentums das Judentum als absolute Religion auf. WEITERE WERKE: Kritik der Gottesbeweise. 1842. - Das Judentum, der christliche Staat und die moderne Kritik. Briefe zur Beleuchtung der Judenfrage von Bruno Bauer. Leipzig 1843. - Die Humanität als Religion. Trier 1854. LITERATUR: Julius Guttmann: Die Philosophie des Judentums. München 1933. Nachdruck Wiesbaden 1985, S. 328-337. - Hans-Joachim Schoeps: Geschichte der jüdischen Religionsphilosophie. Berlin 1935. - Emil L. Fackenheim: S. H. and Hegel. Cambridge, Mass. 1964. - HansJoachim Schoeps: H., S. In: NDB 9, 1972, S. 219-220. Nathan Rotenstreich: Jews and German philosophy. New York 1984. - Yirmiyahu Yovel/Dark Riddle: Hegel, Nietzsche, and the Jews. Pennsylvania 1998. Hirschberger, Johannes, * 7.5.1900 Österberg (heute zu Greding), t 27.11.1990 Oberreifenberg (heute zu Schmitten). H. studierte kath. Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt, wurde zum Priester geweiht und ging nach zweijähriger Tätigkeit in der Seelsorge zum Studium der Philosophie, griechischen Philologie und kath. Dogmatik nach München, wo er 1930 zum Dr. phil. promoviert wurde (Die Phronesis in der Philosophie Platons von dem Staate). Danach Domkaplan, 1933-40 Domvikar und Religionslehrer an Höheren Schulen in Eichstätt, wurde er 1939 dort a. o. Prof., 1946 o. Prof. für Philosophiegeschichte und praktische Philosophie an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule und hatte 1953-68 den von der Diözese Limburg gestifteten Lehrstuhl für Katholische Religionsphilosophie an der Univ. Frankfurt/Main inne. 1961 wurde er zum päpstlichen Hausprälaten ernannt. H. beschäftigte sich, von einem ideengeschichtlichen Ansatz ausgehend, mit der Geschichte der Philosophie, Religionsphilosophie, Ethik und Metaphysik. Mit seinem Namen verbindet sich vor allem eine Geschichte der Philosophie (Bd. 1: Altertum und Mittelalter, 1949, 141987, Bd. 2: Neuzeit und Gegenwart, 1952, 131988), die weite Verbreitung fand. H. veröffentlichte ferner eine Kleine Philosophiegeschichte (1961, 211989) und war in Verbindung mit Bernhard —> Lakebrink Herausgeber der „Studien zur Problemgeschichte der antiken und mittelalterlichen Philosophie" (seit 1966). LITERATUR: Parusia. Studien zur Philosophie Platons und zur Problemgeschichte des Platonismus. Festgabe für J. H.

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Hrsg. v. Kurt Flasch. Frankfurt/Main 1965. - Gangolf Schrimpf: J. H. zum Gedächtnis. In: Philosophisches Jahrbuch 99 (1992) S. 165-170. Hißmann, Michael, * 25.9. 1752 Hermannstadt (Siebenbürgen), t 14.8.1784 Göttingen. H. studierte Theologie und Philosophie in Erlangen und Göttingen, wo er 1776 zum Dr. phil. promoviert wurde (De Infinite). Seit 1782 a. o. Prof., wurde er kurz vor seinem Tod 1784 o. Professor. H., Anhänger des englischen-französischen Sensualismus und Gegner der Wolffianer, veröffentlichte u. a. Geschichte der Lehre von der Association der Ideen (1776), Psychologische Versuche (1777, 21788), Untersuchungen über den Stand der Natur (1780) und Versuch über das Leben des Freiherren von Leibnitz (1783). Er war Herausgeber des „Magazins für die Philosophie" (6 Bde., 1778-83; Bd. 7, 1789, hrsg. von Johann Hermann Pfingsten). WEITERE WERKE: Briefe über Gegenstände der Philosophie an Leserinnen und Leser. 1778. - Anleitung zur Kenntniß der auserlesenen Literatur in allen Theilen der Philosophie. 1778. LITERATUR: Karl von Prantl: H. In: ADB 12, 1880, S. 503. Hochstetter, Erich, * 14.8.1888 Berlin, t 16.6. 1968 Greste (heute zu Leopoldshöhe, Kr. Lemgo). H. studierte an den Universitäten Berlin (u.a. bei Benno —»Erdmann) und Freiburg/Breisgau, wurde 1915 promoviert (Die subjektiven Grundlagen der scholastischen Ethik), habilitierte sich 1927 an der Univ. Berlin und war dort seit 1930 a. o. Professor. 1941 wurde er Mitglied der NSDAP. Seit 1946 Lehrbeauftragter an der Univ. Göttingen, wurde er 1950 apl. Prof. in Münster und 1956 Leiter der dortigen Leibniz-Forschungsstelle. H. war Herausgeber der Sämtlichen Schriften und Briefe (l956ff.) von Gottfried Wilhelm —> Leibniz. Er schrieb u. a. Studien zur Metaphysik und Erkenntnislehre Wilhelms von Ockham (1927) und Zu Leibniz' Gedächtnis (1948). Höfler, Alois, * 6.4.1853 Kirchdorf/Krems (Oberösterreich), t 26.2.1922 Wien. H., Sohn eines Landesgerichtsrats, studierte 1871-76 Mathematik und Physik an der Univ. Wien, unterrichtete 1876-1903 an verschiedenen Wiener Gymnasien und befaßte sich, beeinflußt von Alexius -»Meinong und Franz —»Brentano, zunehmend mit Pädagogik und Philosophie. 1885 wurde er mit einer philosophischen Dissertation promoviert (Einige Gesetze der Unverträglichkeit zwischen Urteilen), habilitierte sich 1894 für Philosophie und Pädagogik an der Univ. Wien (Psychische Arbeit) und wurde 1903 o. Prof. der Pädagogik an der Univ. Prag, 1907 an der Univ. Wien. H. war Mitarbeiter an Lehrbüchern der Psychologie, Physik und Logik und einer der ersten Theoretiker der Gestaltpsychologie. Den Gestaltbegriff von Christian von —»Ehrenfels erweiterte er auf organisches Leben und musikalische Gebilde. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Grundlehren der Logik (1890,81926), Grundlehren der Psychologie (1897, 91925), Naturwissenschaft und Philosophie (2 Bde., 1920/21), ferner Unterrichtswerke und zahlreiche didaktische Abhandlungen seiner Fächer. WEITERE WERKE: Zur Propädeutik-Frage. Wien 1884. Physik mit Zusätzen aus der angewandten Mathematik, aus der Logik und Psychologie. Braunschweig 1904 (mit Eduard Maiß und Friedrich Poske). - Zur gegenwärtigen Naturphilosophie. Berlin 1904. - Die Philosophie des A. H. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 21923, S. 117-160. LITERATUR: Karl Höfler/Otto Höfler/Wolfgang Höfler/ Hans Altenhuber: Verzeichnis der Veröffentlichungen von A. H. In: Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie,

Hoffmann Pädagogik 4 (1953) S. 166-182. - Robert Reifungen A. H. In: Almanach der Akademie der Wissenschaften in Wien 72, 1922. - Ders.: A. H. In: Wiener Zeitschrift für Philosophie, Psychologie und Pädagogik 4 (1953) S. 139-165. - Erich Heintel: A. H. - Versuch einer Würdigung. In: Wissenschaft und Weltbild 6 (1953). - Waltraud Reichert: H., A. In: NDB 9, 1972, S. 312-313.

Hoffmann, Ernst, * 13.1.1880 Berlin, t 28.1.1952 Heidelberg. Seit 1899 studierte H., Sohn eines Architekten, Philologie und Theologie, später Philosophie in Berlin und Heidelberg, wurde 1905 promoviert (De Aristotelis Physicorum libri septimi arigine et auctoritate pars prior) und lehrte danach klassische Sprachen und philosophische Propädeutik an Gymnasien in Berlin. Seit 1922 o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. Heidelberg, wurde ihm 1935 von den Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen. H. befaßte sich mit Platon und der Geschichte des Platonismus im Altertum und im Mittelalter, übernahm 1927 die Leitung der Cusanus-Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und war seit 1931 Mitherausgeber der Schriften des —»Nikolaus von Kues. 1945 konnte er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen. Zu H.s Werken zählen Platonismus und Mystik im Altertum (1935) und Platon (1950, 3 1967). WEITERE WERKE: Die griechische Philosophie von Thaies bis Platon. Teil l von: Geschichte der Philosophie. Hrsg. v. Jonas Cohn. Leipzig 1921. - Die antike Philosophie von Aristoteles bis zum Ausgang des Altertums. In: Lehrbuch der Philosophie. Hrsg. v. Max Dessoir. Bd. I. Berlin 1925. Die Sprache und die archaische Logik. Tübingen 1925. Das Universum des Nikolaus von Cues. Heidelberg 1930. Pädagogischer Humanismus. Hrsg. v. Walter Rüegg und Arthur Stein. Zürich/Stuttgart 1955. - Platonismus und christliche Philosophie. Zürich/Stuttgart 1960. LITERATUR: Paul Wilpert: E. H. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 7 (1953) S. 265-275 (Schriftenverzeichnis, S. 269-275).

Hönigswald, Richard, * 18.7.1875 Ungarisch-Altenburg, t 11.7. 1947 New Haven (Connecticut, USA). H., Sohn eines Arztes, studierte Medizin an der Univ. Wien (Promotion 1902), danach Philosophie in Halle (bei Alois -> Riehl) und Graz (bei Alexius von -» Meinong) und wurde 1904 zum Dr. phil. promoviert (Über die Lehre Hume's von der Realität der Außendinge). 1906 habilitierte er sich an der Univ. Breslau mit Beiträgen zur Erkenntnistheorie und Methodenlehre, war Privatdozent, seit 1911 Titularprofessor und hatte seit 1916 das Extraordinariat für Philosophie, Psychologie und Pädagogik inne, das 1919 zum Ordinariat angehoben wurde. 1930 folgte er einem Ruf als o. Prof. nach München, wurde wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 zwangsweise in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und war 1938 im Konzentrationslager Dachau interniert. 1939 über die Schweiz in die USA emigriert, lebte er in New York als Privatgelehrter. Schwerpunkte der Entwicklung der Philosophie H.s, der seinen kantianischen Ansatz in Auseinandersetzung mit der Tradition entfaltete (u. a. Die Philosophie des Altertums, 1917,21924; Die Philosophie von der Renaissance bis Kant, 1923) waren Wissenschaftstheorie, Denkpsychologie (Über die Grundlagen der Pädagogik, 1918, 2. erw. Aufl. 1927; Die Grundlagen der Denkpsychologie, 1921, 2. erw. Aufl. 1925, Nachdruck 1965), Geltungstheorie und Sprachphilosophie (Philosophie und SpraHoffmann, Franz, * 19.1.1804 Aschaffenburg, che. Problemkritik und System, 1937, Nachdruck 1970). Zu t 22.10.1881 Würzburg. seinen systematischen Werken gehören auch Grundfragen Zunächst Student der Rechtswissenschaft (1826/27), widder Erkenntnistheorie (1931, Neuausg. 1997). In Auseinanmete sich H., Sohn eines Registrators beim Appellationsgedersetzung mit den philosophischen Hauptströmungen seiner richt, dann an der Univ. München der Philosophie, TheoZeit arbeitete H. mit dem Ziel einer Theorie der Gegenständlogie und den Naturwissenschaften, und wurde zum Dr. lichkeit die Dialektik von Erkenntnis und konkretem Subphil. promoviert. 1834 ging er als Prof. der Philosophie an jekt (Monas) heraus. Die „Theorie letztdefinierter Begriffe" das Lyzeum in Bamberg, 1835 als o. Prof. der theoretischen faßte er als „strenge Wissenschaft" auf. H.s Nachlaß wurde und praktischen Philosophie an die Univ. Würzburg. H. war 1957-77 vom Hönigswald-Archiv in Bonn unter der Leitung mit Guido Görres und Hyacinth Holland bekannt sowie mit von Hans -* Wagner und unter maßgeblicher Betreuung von Friedrich Beck befreundet und beteiligte sich am Aufbau eiGerd —»Wolandt in 10 Bänden herausgegeben, darunter Die ner lokalen Presse und an öffentlichen Veranstaltungen der Systematik der Philosophie aus individueller ProblemgestalUniv. Würzburg. H. gab die Sämtlichen Werke seines Lehtung entwickelt (2 Bde., 1976/77). rers Franz von —»Baader (16 Bde., 1851-60) heraus und WEITERE WERKE: (Systematische) Selbstdarstellung. In: schrieb u. a. Vorhalle zur speculativen Lehre Franz Baader's Hermann Schwarz (Hrsg.): Deutsche systematische Phi(1836), Grundzüge einer Geschichte des Begriffs der Logik losophie nach ihren Gestaltern. Bd. 1. Berlin 1931, in Deutschland von Kant bis Baader (1851) und Kirche und S. 191-223; auch in: R. H.: Grundfragen der ErkenntnisStaat (2 Tie., 1872). 1867-82 erschienen seine Philosophitheorie. Hrsg. v. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik. Hamburg schen Schriften (8 Bde.). 1997, S. 205-243. - Denker der italienischen Renaissance. WEITERE WERKE: Grundriß der allgemeinen reinen Logik. Basel 1938. - Aus der Einsamkeit. Briefe einer Freundschaft. Würzburg 21855. - Biographie Franz von Baader's. Leipzig R. H. an Ernst Lohmeyer. Hrsg. v. Wolfgang Otto. Würzburg 1857. 1999. LITERATUR: Josef Hafner: Leben und Schaffen des WürzLITERATUR: Gerd Wolandt: Gegenständlichkeit und Gliedeburger Philosophen F. K. H. Diss. Bonn 1941. rung. Untersuchungen zur Prinzipientheorie R. H.s. Köln 1964. - Ernst Wolfgang Orth/Dariusz Aleksandrowicz Hoffmann, Johann Adolf, * 26.8.1676 Zarpen bei Lübeck, t 17.11.1731 Hamburg. (Hrsg.): Studien zur Philosophie R. H.s. Würzburg 1996. Ernst Wolfgang Orth: Kultur und Organismus. Studien zur H. studierte nach dem Besuch des Lübecker Katharineums Philosophie R. H.s. Bonn 1997. - Christian Bermes: Phi1698-1701 Theologie, Philosophie und Philologie an der losophie der Bedeutung. Eine Studie zu Frege, Husserl, Univ. Wittenberg, seit 1702 an der Univ. Kopenhagen und Cassirer und H. Würzburg 1997. - Wolfdietrich Schmiedreiste als Hofmeister einige Jahre durch Europa. AnschlieKowarzik (Hrsg.): Erkennen - Monas - Sprache. Internaßend ließ er sich als Kunst- und Juwelenhändler in Amstertionales R.-H.-Symposion Kassel 1995. Würzburg 1997. dam nieder, trieb daneben private Studien und kam 1719 Anke Redecker: Korrelation und Kontinuität. Zur Genese nach Hamburg, wo er 1723 Mitglied der ersten Patriotiund Kritik der Erkenntnispsychologie R. H.s vor dem Hinschen Gesellschaft wurde. H.s der Frühaufklärung verpflichtergrund der Theoriekonzepte des Marburger Neukantianistete Schriften (u. a. Zwey Bücher von der Zufriedenheit nach mus. Würzburg 2000. den Gründen der Vernunft und des Glaubens, 1722, I01766)

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Hoffmeister zählten zu den am weitesten verbreiteten populaiphilosophischen Werken der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er befaßte sich auch mit volkswirtschaftlichen Theorien und schrieb Beiträge für die moralische Wochenschrift „Der Patriot". WEITERE WERKE: Politische Anmerkung der wahren und falschen Staatskunst. Hamburg 1758. LITERATUR: Werkverzeichnis in: Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Bd. 3, Hamburg 1857, S. 316-319. - Hans M. Wolff: Die Weltanschauung der deutschen Aufklärung in geschichtlicher Entwicklung. Bern 1949,21963, S. 46-60. Hoffmeister, Johannes, * 17.12. 1907 Heldrungen, t 19.10.1955 Bonn. H. schloß das Studium 1932 in Heidelberg mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Kaspar von Banks Leben, Werke und sein Deutscher Phönix), habilitierte sich 1941 über Hölderlin und die Philosophie (21944) und war seit 1948 Prof. in Bonn. Er wurde als Historiker der Goethezeit bekannt (Goethe und der deutsche Idealismus, 1932), befaßte sich besonders mit der Philosophie —»Hegels und war Herausgeber der kritischen Ausgabe von dessen Sämtlichen Werken (1952-60) sowie Mitherausgeber der Briefe von und an Hegel (4 Bde., 1952-60). H. führte das von Friedrich Kirchner 1886 begründete Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1944, 21955) fort und schrieb u.a. Die Heimkehr des Geistes. Studien zur Dichtung und Philosophie der Goethezeit (1946). WEITERE WERKE: Hölderlin und Hegel. Tübingen 1931. Hölderlins Empedokles. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Richard Matthias Müller. Bonn 1963. LITERATUR: J. H. zum Gedächtnis. Hrsg. v. Friedhelm Nicolin und Otto Pöggeler. Hamburg 1956 (mit Bibliographie). Hofmann, Paul, * 26.11.1880 Berlin, t 7.3. 1947 Berlin. H., Sohn des Ingenieurs Carl H., studierte bei Benno —>Erdmann, wurde 1901 in Rostock promoviert (Kant's Lehre vom Schlüsse und ihre Bedeutung) und habilitierte sich 1914 an der Univ. Berlin für Philosophie (Die antithetische Struktur des Bewußtseins). Seit 1922 a. o. Prof., wurde er von den Nationalsozialisten 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft seines Amtes enthoben. Seit 1946 war er o. Prof. an der Univ. Berlin. H. suchte die methodischen Grundlagen einer „sinnerforschenden Philosophie" zu schaffen. Neben seinem Hauptwerk Sinn und Geschichte (1937), in dem er u. a. die geistesgeschichtlichen Gründe für den zeitgenössischen Verfall des abendländischen Wertesystems erarbeitete, schrieb er Die Antinomie im Problem der Gültigkeit (1921) und Das Verstehen von Sinn und seine Allgemeingültigkeit (1929). WEITERE WERKE: Empfindung und Vorstellung. In: KantStudien 47 (1919). - Metaphysik oder verstehende Sinnwissenschaft? Gedanken zur Neugründung der Philosophie im Hinblick auf Heideggers „Sein und Zeit". Leipzig 1929. Rome, ville occupee. Paris 1985 (Autobiographie). LITERATUR: Paul Feldkeller: Sinn, Echtheit, Liebe nach P. H.s Sinn-Analyse und deren Bedeutung für die Weltanschauungskrise der Gegenwart. Berlin 1931. - Kate Hamburger: Sinnphilosophie. Zum Gedenken des 80. Geburtstages P. H.s. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 14 (1960) S. 612-619. - Dies.: H., P. In: NDB 9, 1972, S. 444-445. - Stephan Haltmayer: Zum Begriff der Liebe. Untersuchung auf der Grundlage der Dialektik EinzelnesAllgemeines bei P. H. und Ludwig Binswanger. Diss. Wien 1973.

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Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von, Pseud. J. B. de Mirabaud, getauft 8.12. 1723 Edesheim bei Landau/Pfalz, t 21. 1.1789 Paris. Von seinem vermögenden Onkel mütterlicherseits, dessen Namen und Titel er nach der Adoption trug, wurde H., Sohn eines Weinbauern, seit 1731 in Paris eine höhere Ausbildung ermöglicht. 1744-48 studierte er Rechts- und Naturwissenschaften, vermutlich auch Sprachen an der Univ. Leiden und kehrte danach nach Paris zurück. In seinem Pariser Salon sowie auf seinem Landsitz Grandval verkehrte die europäische Geisteswelt, darunter Rousseau, Helvetius, David Hume, Garrick, Melchior Grimm und vor allem Diderot, dessen Encyclopedie H. mitfinanzierte und für die er mindestens 400 Artikel verfaßte. Außerdem übersetzte er deutschsprachige Werke aus den Bereichen Glasherstellung, Mineralogie und Metallurgie ins Französische. Seit 1760 befaßte sich H. bevorzugt mit Religionskritik und entwickelte in seinem unter Pseudonym und mit fingiertem Druckort erschienenen Hauptwerk Systeme de la nature, ou, des loix du monde physique et du monde moral (2 Bde., 1770; dt. 1783) seine Vorstellungen einer idealen Gesellschaft. Das Werk, in dem H. ein materialistisch fundierten Atheismus vertrat, wurde von den Behörden verboten, öffentlich verbrannt und stieß auf harte Kritik Voltaires, —> Friedrichs II. und —> Goethes. Zu den Werken H.s, dem es vor allem um die Begründung einer natürlichen, vernünftigen Moral und um die Entwicklung eines strikt materialistischen Tugendbegriffs ging, gehören außerdem Le christianisme devoite, ou, Examen des principes et des effets de la religion chretienne (1766, dt. 1970), Elements de la morale universelle (1773), La Morale universelle (1776, dt. 1898) und Ethocratie (1776). Bleibenden Einfluß hatte H. auf die Religionskritik des 19. Jh. (Ludwig —»Feuerbach, Karl —»Marx). WEITERE WERKE: Le vrai du Systeme de la nature. Leiden (recte Amsterdam) 1774. Dt. Frankfurt/Main 1783. - Ausgewählte Texte. Hrsg. v. Manfred Naumann. Berlin 1959. System der Natur [...]. Hrsg. v. Manfred Neumann, übersetzt v. Fritz Georg Voigt. Berlin 1960. - Religionskritische Schriften. Das entschleierte Christentum. Taschentheologie. Briefe an Eugenie. Hrsg. v. Manfred Naumann. Berlin 1970. LITERATUR: Hubert Rock: Kritisches Verzeichnis der philosophischen Schriften H.s. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N. F. 23 (1917) S. 270-290. - Jeroom Vercruysse: Bibliographie descriptive des ecrits du Baron d'H. Paris 1971. - Pierre Naville: P. T. d'H. et la philosophic scientifique au XVIIIs siecle. Paris 1934. Revidierte und erweiterte Neuaufl. Paris 1967. - Rudolf Besthorn: Textkritische Studien zum Werk. Berlin 1969. - Hermann Sauter: H., P. T. v. In: NDB 9, 1972, S. 510-512. - Alan Charles Kors: D'H.'s Coterie. An Enlightenment in Paris, Princeton, NJ 1976. - Michael Haupt: Von H. zu Marx. Materialistischer Diskurs und ideologische Praxis. Hamburg 1987. Jeroom Vercruysse: P. T. B. v. H. 1723-1789. Philosoph der französischen Aufklärung. Speyer 1991. Hollitscher, Walter, * 16.5.1911 Wien, t 21.7.1988 Wien. H., seit 1924 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Österreichs, seit 1929 der KPÖ, studierte Philosophie und Biologie in Wien, wurde 1934 bei -» Schlick und —»Reininger promoviert (Über Gründe und Ursachen des Streites um das Kausalprinzip in der Gegenwart) und schloß ein Studium der Medizin und Psychoanalyse in Wien und Lausanne an. Bis 1938 war er Präsident der Akademischen Vereinigung für Medizinische Psychologie in Wien. 1938 nach Großbritannien emigriert, war er Assistent am Londoner Institut für Psychoanalyse (bis 1945), Mitglied der KPÖ-Parteignippe, Vizepräsident des Austrian Centre und Mitarbeiter im Free Austrian Movement. 1946 nach Österreich zurückgekehrt, wurde H. Wissenschafts-Konsulent im

Homines Wiener Rathaus. 1949-53 war er Prof. der Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin, seit 1965 nebenberuflicher Prof. an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1965 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. H. schrieb Bücher zu naturwissenschaftlichen, psychologischen und philosophischen Themen, u. a. Die Natur im Weltbild der Wissenschaft (1960) und Der Mensch im Weltbild der Wissenschaft (1969). WEITERE WERKE: Die Entwicklung im Universum. Berlin 1951. - Die Natur im Weltbild der Wissenschaft. Wien 1960. - Marxistische Religionssoziologie. Wien 1967. - Der Mensch im Weltbild der Wissenschaft. Wien 1969. - Aggression im Menschenbild. Marx, Freud, Lorenz. Frankfurt/ Main 1970. - Tierisches und Menschliches. Wien 1971. „Kain" oder Prometheus? Zur Kritik des zeitgenössischen Biologismus. Berlin 1972. - Sexualität und Revolution. Wien 1973. - Grundbegriffe der marxistischen Ökonomie und Philosophie. Wien 1974. LITERATUR: Marxistisch-leninistische Philosophie und wissenschaftliches Weltbild. Zum 70. Geburtstag von W. H. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 2/1981 (mit Auswahlbibliographie). - Plädoyers für einen wissenschaftlichen Humanismus. Hrsg. v. Josef Schleifstein und Ernst Wimmer. Wien 1981. Hollmann, Samuel Christian, * 3. 12.1696 Stettin, t 4.9. 1787 Göttingen. H. studierte seit 1718 Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften an den Universitäten Königsberg und Wittenberg, erwarb 1720 den Magistergrad, lehrte an den Univ. Jena, Greifswald und Wittenberg und wurde 1724 Adjunkt, 1726 a. o. Prof. an der Univ. Wittenberg. 1734 wurde er als erster o. Prof. der Philosophie an die neugegründete Univ. Göttingen berufen, an der er bis 1784 zunächst philosophische, später überwiegend naturwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Gemeinsam mit Albrecht von Haller war er Mitbegründer der Göttinger Sozietät der Wissenschaften und 1751-61 einer ihrer Direktoren. H., Anhänger Christian —»Wolffs, verfaßte philosophische Abhandlungen und Lehrbücher, die zu ihrer Zeit populär waren, sowie naturwissenschaftliche, vor allem meteorologische Schriften, u. a. Grundlinien der Physica experimentalis (1742). WEITERE WERKE: Institutiones pneumatologiae et theologiae naturalis. Göttingen 1740. - Philosophiae naturalis primae lineae. Göttingen 1753. LITERATUR: Wagenmann: H. In: ADB 12, 1880, S. 760-762. Holzapfel, Rudolf Maria, * 26.4.1874 Krakau, t 8.2. 1930 Muri(Kt. Bern). Nach dem Tod des Vaters, eines Arztes, mußte H. 1890 vorzeitig die Schule beenden, scheiterte mit dem Versuch, sich als Kaufmann in Südafrika eine Existenz aufzubauen, und brach ein anschließendes Philosophiestudium in Zürich aus finanziellen Gründen ab. Er wurde Setzer einer Missionsdruckerei in London, lebte 1898-1901 im Süden Rußlands, trat erstmals 1901 mit Panideal. Psychologie der sozialen Gefühle (neue, sehr veränderte und erw. Aufl., 2 Bde., 1923, mit dem Untertitel: Das Seelenleben und seine soziale Neugestaltung) an die Öffentlichkeit und legte in dieser kulturphilosophischen Schrift seine Vorstellung von einer Erneuerung der Menschheit aus dem Gewissen vor. 1903 wurde er an der Univ. zum Dr. phil. promoviert (Wesen und Methoden der sozialen Psychologie). H. bereiste Österreich, Italien und Frankreich und ließ sich dann als Privatgelehrter in Lausanne, 1920 in Bern nieder, wo er einen Kreis von „Panidealisten" um sich scharte. Er wurde u. a. von Ernst —»Mach unterstützt, der auch das Vorwort zur Erstausgabe seines Hauptwerks verfaßte.

WEITERE WERKE: Welterlebnis. Das religiöse Leben und seine Neugestaltung. 2 Tie., Jena 1928. - Nachgelassene Schriften. Jena 1939. LITERATUR: Ein Künder neuer Lebenswege. Einzelbilder zur Seelenforschung R. M. H.s. Hrsg. v. Hans Zbinden. Jena 1923. - Vladimir Astrov: R. M. H., der Schöpfer des Panideal. Mit einem Vorwort von Romain Rolland. Jena 1928. - Ein Gestalter der Zukunft. Aus Leben und Werk R. M. H.s. Hrsg. v. Hans Zbinden. München 1932. Hans Rhyn: Das neue Gewissen. Pfullingen 1960. - Monika Meyer-Holzapfel: R. M. H. Leben und Werk. 1974. - Johann Ulrich Marbach: Hölderlin und H. und das Problem der religiösen Erneuerung. Aarau u.a. 1985. Hommcl, Karl Ferdinand, Pseud. Alexander von Joch, * 6. 1.1722 Leipzig, t 16.5. 1781 Leipzig. H., Sohn eines Professors der Institutionen, schloß das Studium an den Universitäten Leipzig und Halle 1744 mit der Promotion ab (De legum civilium et naturalium natura) und wurde Oberhofgerichtsadvokat, 1750 a. o. Prof. des Staatsrechts an der Univ. Leipzig. Seit 1752 war er Prof. des Lehnrechts, seit 1756 der Institutionen sowie Beisitzer des Spruchkollegiums, dessen Leitung er 1763 gleichzeitig mit dem juristischen Ordinariat und dem Amt des Ersten Beisitzers der Gelehrtenbank des Oberhofgerichts übernahm. H., einflußreicher Aufklärungsjurist in der Nachfolge von Christian —»Thomasius, schrieb naturrechtliche Werke (u. a. Propositum de novo systemate juris naturae et gentium, 1747), beschäftigte sich mit dem Strafrecht, seiner Vereinheitlichung und Reform (Principes euro leges, 1765, Neudruck 1975) und veröffentlichte 1778 die von ihm mit Anmerkungen versehene Übersetzung Des Marquis von Beccaria unsterbliches Werk von Verbrechen und Strafen (Neudruck 1966). 1763 erschien als Anleitung zur Verbesserung des juristischen Urteilsstils sein Teutscher Flavius (41800), 1770 unter Pseudonym sein strafrechtsphilosophisches Hauptwerk Über Belohnung und Strafen nach türkischen Gesetzen ( 2 1772, Neudruck 1970). Ausgehend vom luth. Determinismus, vertrat H. ein Strafrecht mit dem Ziel der Besserung, Abschreckung und Verbrechensverhütung, hielt jedoch im Gegensatz zu Beccaria an der Todesstrafe fest. Seine Philosophischen Gedanken über das Criminalrecht wurden 1784 von seinem Schwiegersohn und Schüler Karl Gottlob Rössig herausgegeben. WEITERE WERKE: Selbstdarstellung in: Christoph Weidlich: Zuverlässige Nachrichten von denen jetztlebenden Rechtsgelehrten. 4. Teil. Halle 1760, S. 249-280. - Litteratura juris. 1761, 21779. - Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obvenientium neque tarnen legibus decisarum. 7 Bde., 1766-87. - De differentia causarum, politiae et justitiae. Leipzig 1770. - Opuscula iuris universi et imprimis elegantoris selecta Pars I. 1785. LITERATUR: Schriftenverzeichnis in: Rhapsodia quaestionum 7 (1787) S. 79-96 (von Karl Gottlob Rössig). - Alfred Rosenbaum: C. F. H. in seinen Beziehungen zum Naturrecht und zur juristischen Aufklärung im 18. Jahrhundert. Diss. Leipzig 1907. - Karl von Zahn: C. F. H. als Strafrechtsphilosoph und Slrafrechtslehrer. Leipzig 1911. Hans Geräts: Das „Neue System des Naturrechts" des Leipziger Gelehrten H. In: Festschrift für Erwin Jacobi. Berlin 1957, S. 103-148. - Rainer Policy: Die Lehre vom gerechten Strafmaß bei K. F. H. und Benedikt Carpzov. Diss. Kiel 1972. Hommes, Jakob, * 12.10.1898 Völklingen/Saar, t 10.7. 1966 München. H. studierte in München, u.a. bei ->Husserl und Joseph —> Geyser, und wurde 1926 promoviert (Die philosophischen Grundlehren des Nikolaus Kusanus über Gott und das Verhältnis Gottes zur Welt). Anfang der dreißiger Jahr ging

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Honecker er nach Freiburg/Breisgau, wo er eine leitende Stelle in einem Verlagshaus übernahm. 1946 habilitierte er sich mit der Arbeit Der existentielle On und die Methode der Ontologie (veröffentlicht 1953), wurde 1953 a. o. Prof. und war seit 1956 o. Prof. an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Regensburg. Seine Hauptwerke sind Zwiespältiges Dasein. Die existenziale Ontotogie von Hegel bis Heidegger (1953), Der technische Eros. Das Wesen der materialistischen Geschichtauffassung (1955) und Krise der Freiheil. Hegel, Marx, Heidegger (1958). WEITERE WERKE: Lebens- und Bildungsphilosophie als völkische und katholische Aufgabe. Freiburg 1934. - Dialektik und Politik. Vortrage und Aufsätze zur Philosophie in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. v. Ulrich Hommes. Köln 1968 (mit Bibliographie). LITERATUR: Hermann Lübbe: Philosophie in der Freiheitskrise. In: Philosophische Rundschau 8 (1960) S. 52-60. Bernhard Braun: J. H. (1898-1966). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 273-284. Honecker, Martin, * 9.6.1888 Bonn, t 20.10.1941 Freiburg/Breisgau. Nach dem Studium in München und Bonn, u.a. bei Adolf —»Dyroff, und der Promotion 1914 (Die Rechtsphilosophie des Alessandro Turamini) leistete H., Sohn eines Kaufmanns, zwei Jahre Kriegsdienst, geriet in französische Kriegsgefangenschaft und war zuletzt in der Schweiz interniert. 1921 habilitierte er sich mit der im Internierungslager begonnenen Studie Gegenstandslogik und Denklogik an der Univ. Bonn für Philosophie und wurde 1924 Nachfolger Joseph -»Geysers als o. Prof. an der Univ. Freiburg/Breisgau. Im Zweiten Weltkrieg war H. als Heerespsychologe beim Generalkommando V in Stuttgart tätig. Er war Generalsekretär der Görres-Gesellschaft (1925-29) und Mitherausgeber u.a. der „Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik" (1925 / 26), der „Forschungen zur Geschichte der Philosophie der Neuzeit" und der „Philosophischen Handbibliothek" (seit 1930). H. veröffentlichte u.a. Das Denken (1925) und Logik (1927, 21942). WEITERE WERKE: Die Staatsphilosophie des Sebastian Fox Morcillo. Münster 1914. - Die Probleme der Wertungspsychologie. In: Philosophia perennis. Abhandlungen zu ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift, Josef Geyser zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Fritz-Joachim von Rintelen. Bd. I. Regensburg 1930. LITERATUR: Adolf Dyroff: Zum Gedächtnis an M. H. In: Philosophisches Jahrbuch 55 (1942) S. 139 ff. - Max Müller: M. H. zum Gedächtnis. In: Philosophisches Jahrbuch 74 (1966/67) S. 228-231. - Ders.: H., M. In: NDB 9, 1972, S. 596. Honorius Augustodunensis, * um 1080, t 1156 bei Regensburg. Geboren in England oder Irland, wurde H. A. - möglicherweise in Canterbury - Benediktiner und kam vor 1110 nach Deutschland, wo er sich am Kampf um die Gregorianische Reform beteiligte. Zuletzt (ab etwa 1130) war er Inkluse in Regensburg. Er versuchte, in seinen in zahlreichen Handschriften verbreiteten und teilweise in mehrere Volkssprachen übersetzten Lehr- und Handbüchern das naturwissenschaftliche, exegetische, liturgische, philosophische und historische Grundwissen seiner Zeit zusammenzufassen und dem Klerus zugänglich zu machen. Zwischen 1098 und 1101 verfaßte er die theologische Summe Elucidarium, die in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurde. Die Imago mundi (1. Fassung ist bereits um 1100 handschriftlich bezeugt) entwirft in 3 Büchern einen Plan der Welt. H. A. hatte auch Anteil an der Verbreitung des Eriugenismus in

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Deutschland, vor allem mit seiner Clavis physicae, einer Zusammenfassung der Schrift De divisione naturae des Johannes Scotus. Von seinem rationalen Denkansatz her Anselm von Canterbury nahestehend, gehört H. A. mit seinem über 30 Werke umfassenden (Euvre zu den bedeutendsten Wegbereitern der sogenannten Renaissance des 12. Jahrhunderts. AUSGABEN: L'Elucidarium et les Lucidaires. Hrsg. v. Yves Lefevre. Paris 1954. - De anima et deo. Hrsg. v. MarieOdile Garrigues. In: Recherches Augustiniennes 12 (1972) S. 212-278. - Clavis physicae. Hrsg. v. Paolo Lucentini. Roma 1974. - Imago mundi. Hrsg. v. Valerie I. J. Flint. In: Archives d'histoire doctrinale et litteraire du Moyen Age 57 (1982) S. 1-153. LITERATUR: Joseph Anton Endres: H.' A. Beitrag zur Geschichte des geistigen Lebens im 12. Jahrhundert. Kempten/München 1906. - Robert D. Crouse: H. A. Disciple of Anselm? In: Analecta Anselmiana, IV, 2, Frankfurt am Main 1975, S. 131-139. - Rhaban Haacke/Maria Ludovica Arduini: H. A. In: TRE 15, 1986, S. 571-578. - Dagmar Gottschall: Das ,Elucidarium' des H. A. Untersuchungen zu seiner Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte im deutschsprachigen Raum. Mit Ausgabe der niederdeutschen Übersetzung. Tübingen 1992. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 119-142. Georg Steer/Dagmar Gottschall (Hrsg.): Der deutsche ,Lucidarius', kritischer Text nach den Handschriften. Tübingen 1994. - Hartmut Freytag: H. In: VL 4, 1983, Sp. 122-132. Robert Luff: Wissensvermittlung im europäischen Mittelalter. „Imago-mundi"-Werke und ihre Prologe. Tübingen 1999. Horkheimer, Max, * 14.2.1895 Zuffenhausen (heute zu Stuttgart), t 7.7.1973 Nürnberg. Einer großbürgerlich-jüdischen Fabrikantenfamilie entstammend, war H. als einziger Sohn dazu bestimmt, die lukrative Textilfabrik zu übernehmen. 1910 begann er eine kaufmännische Lehre im väterlichen Betrieb. 1911 lernte er Friedrich Pollock kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1913/14 lebte H. in Paris, London und Brüssel, anschließend kehrte H. als Betriebsleiter in die väterliche Fabrik zurück. Die Tagebuchnotizen und Novellen aus dieser Zeit (postum 1974 unter dem Titel Aus der Pubertät erschienen) dürfen als frühe Protestversuche H.s gegen miserable soziale Zustände gewertet werden. Nach dem Krieg holte H. 1919 das Abitur nach, um das Studium der Philosophie, Psychologie und Nationalökonomie in München, Frankfurt und Freiburg aufzunehmen. 1922 kam es - H. schloß eben seine Promotion Über die Antinomie der teleologischen Urteilskraft bei Hans —»Cornelius ab - zum Zusammentreffen mit Edmund —»Husserl und Martin —»Heidegger. 1922 begann die Freundschaft mit Felix Weil und Theodor W. -»Adorno und mit beiden die Planung eines sozialwissenschaftlichen Instituts. H. habilitierte sich 1925 in Frankfurt mit einer Untersuchung über Kants Kritik der Urteilskraft als Verbindungsglied zwischen theoretischer und praktischer Philosophie und wurde 1926 Privatdozent. H. heiratete im selben Jahr Rose Christine Riekher. Mit der Berufung auf den Lehrstuhl für Sozialphilosophie an der Univ. Frankfurt 1930 ging die Ernennung zum Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung einher. Methodologisch richtete sich die Institutsarbeit am Versuch einer gegenseitigen Durchdringung von philosophischer Theorie und einzelwissenschaftlicher Forschung aus, mit dem Ziel, die Vorgänge des gesellschaftlichen Lebens umfassend zu erhellen. Das publizistische Forum dafür bildete die seit 1932 von H. herausgegebene „Zeitschrift für Sozialforschung". Nach dem Entzug des Lehrstuhls und der Schließung des Instituts floh H. 1933 über die Schweiz in die USA (1934), um das Institut in New York neu einzurichten. 1937 erschien H.s grundlegender Aufsatz Traditionelle und kritische Theorie in Paris, wo er im Herbst Walter —»Benjamin traf.

Hrabanus Maurus Nach seiner Umsiedlung nach Los Angeles (1940) arbeitete H. mit Adorno an der Dialektik der Aufklärung (1947). Darin rückte er von der materialistischen, fortschrittsoptimistischen Geschichtsauffassung der frühen Jahre ab. Als radikale Gesellschaftskritik bleibt philosophischem Denken einzig die Analyse einer sich in einem unaufhaltsamen Selbstzerstörungsprozeß befindenden Vernunft: eine Zerfallsanalyse, die H. in Eclipse of Reason (1947, deutsch 1967 unter dem Titel Zur Kritik der instrumenteilen Vernunft) anhand des der Industrie-Kultur zugrundeliegenden Rationalitätsbegriffs fortführte. 1949 wurde H. in sein ehemaliges Ordinariat an der Univ. Frankfurt/Main wieder eingesetzt. Im folgenden Jahr übernahm er die Leitung des neugegründeten Instituts für Sozialforschung. Von 1951 bis 1953 Rektor der Univ., war er von 1954 bis 1959 Gastprofessor an der University of Chicago. Trotz allem schopenhauerschen Pessimismus suchte H., Begründer der neomarxistischen „Kritischen Theorie" („Frankfurter Schule"), „im schlechten Bestehenden des Anderen eingedenk zu bleiben", was sich in seiner Spätphilosophie als die „Sehnsucht" niederschlug, „dieses irdische Dasein möge nicht absolut, nicht das Letzte sein". Nach seiner Emeritierung ließ sich H. in Montagnola (bei Lugano) nieder. 1960 verlieh ihm die Stadt Frankfurt die Ehrenbürgerschaft, 1971 die Hansestadt Hamburg den Lessingpreis. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Alfred Schmidt und Gunzelin Schmid Noerr. 19 Bde., Frankfurt/ Main 1985-96. LITERATUR: Helmut Gumnior/Rudolf Ringguth: M. H. Reinbek 1973. - Maimon Maör: M. H. Berlin 1981. - Alfred Schmidt /Norbert Altwicker (Hrsg.): M. H. heute: Werk und Wirkung. Frankfurt/Main 1986. - Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. München 1988. - Seyla Benhabib/Wolfgang Bonss/John McCole (Hrsg.): On M. H. New perspectives. Cambridge, Mass. 1993. - Olaf Asbach: Von der Erkenntniskritik zur kritischen Theorie der Gesellschaft. Eine Untersuchung zur Vor- und Entstehungsgeschichte der kritischen Theorie M. H.s (1920-1927). Opladen 1997. - Rolf Wiggershaus: M. H. zur Einführung. Hamburg 1998. Andreas Hochholzer Horneffer, Ernst, * 7.9.1871 Stettin, t 5.9.1954 Iserlohn. H. studierte klassische Philologie und Philosophie in Göttingen und Berlin, wurde 1896 promoviert (De Hippia maiore qui fertur Platonis) und lebte anschließend als freier Publizist und Vortragsredner in München. Er befaßte sich vor allem mit Friedrich -»Nietzsche, hielt 1900 dessen Grabrede und wurde von der Schwester des Philosophen, Elisabeth Förster-Nietzsche, zur Herausgabe des Nachlasses herangezogen. In München hielt er religionsphilosophische Vorträge als Dozent des Kartells der Freiheitlichen Vereinigung, erteilte konfessionslosen Moralunterricht, veranstaltete weltliche Sonntagsfeiern und gab 1909-13 die Monatsschrift „Die Tat" heraus. 1918 habilitierte er sich an der Univ. Gießen und wurde 1920 a. o. Prof. der Metaphysik. H. konnte während des Nationalsozialismus zunächst noch publizieren, wurde dann jedoch seiner Professur enthoben. Er war Mitglied der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland und hielt bei deren Wiedergründung 1949 in der Frankfurter Paulskirche den Festvortrag. H. veröffentlichte u.a. Philosophie an der Zeitenwende (1954). WEITERE WERKE: Nietzsches letztes Schaffen. Jena 1907. Das klassische Ideal. Mit August Horneffer. Leipzig 1906, 3 1909. - Erkenntnis. Die Tragödie des deutschen Volkes. Seine Wiedergeburt. 3 Bde., 1919, 31921. - Der Platonismus und die Gegenwart. München 1920,31927. - Nietzsche als Vorbote der Gegenwart. Düsseldorf 1934, 21935. - Vom starken Leben. Ein Evangelium der Tat. Leipzig 2 1912.

Hrabanus Maurus, * um 780 Mainz, t 4.2.856 Winkel/Rheingau. Ungeklärt sind die Daten seiner Geburt und Jugend. Von seinen Eltern (aus fränkischem Adel) dem Kloster Fulda übergeben (puer oblatus). Als junger Mönch kurz bei —» Alkuin (Tours), von dem er den Beinamen Maurus, Lieblingsschüler des hl. Benedikt, erhielt, verfaßte er noch vor der Priesterweihe (Dezember 814) sein Erstlingswerk De laudibus sanctae crucis: 28 Figurengedichte in Hexametern und Prosa, wobei er Bilder als Piktogramme („pictura quasi scriptura") zur besseren Lesbarkeit der Binnenverse einsetzte. Unter Abt Eigil begann H. als Leiter der Klosterschule eine bald über Fulda hinaus bekannte Lehrtätigkeit, die er auch noch als Abt des Klosters (822-42) fortsetzte; Schulleiter wurde nun sein Schüler Rudolf. Durch H.' Wirken gewann Fulda hohes Ansehen als Stätte geistigen und monastischen Lebens: Aus vielen Klöstern kamen Schüler, u.a. Walahfrid Strabo von der Reichenau, Otfrid von Weissenburg, Lupus von Ferneres. Unter ihm wuchs der Konvent schon bald zu einer der größten Klostergemeinschaften des Frankenreiches (825 in Fulda etwa 600 Mönche, einschließlich Außenstationen etwa 800), was durch die seit 824 regelmäßig vorgenommenen Eintragungen in die Totenannalen des Klosters und eine 825 angelegte Liste aller Mönche bezeugt ist. Der geistlichen Unterweisung seiner Mönche und Schüler dienten seine Erklärungen fast aller biblischen Bücher, die auch wie die meisten seiner übrigen Werke als Geschenke an hochrangige Persönlichkeiten des kirchlichen und politischen Lebens gesandt wurden. Als Zeugnisse für H.' Aufgaben und Bemühungen als Abt sind außerdem zu erwähnen die ohne erkennbares Vorbild um 828 geschriebenen, topographisch geordneten Cartulare (Sammlungen der Urkunden über Besitz und Rechte des Klosters), ein um 835-40 zusammengestellter Bibliothekskatalog des Klosters, der - gescheiterte - Versuch, die päpstliche Bestätigung einer gefälschten Fassung des von Papst Zacharias 751 gewährten Privilegs zu erhalten, ferner die von H. veranlaßten Kirchen- und Kapellenbauten - u. a. die Michaelskapelle in Fulda und die Kirche auf dem Petersberg/ Fulda - sowie seine Bemühungen um Reliquien, bei deren Erwerb er viele seiner Gedichte verfaßt hat. In den Auseinandersetzungen um die Reichsteilung nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen (840) stand H. als Verfechter der Reichseinheit auf der Seite Kaiser Lothars I. Nach dessen Niederlage gegen seine Brüder Ludwig den Deutschen und Karl den Kahlen bei Fontenoy (Juni 841) trat H. 841/42 als Abt von Fulda zurück und lebte in der Außenstation auf dem Petersberg/Fulda. Hier verfaßte er eine Reihe größerer Werke, u.a. De rerum naturis (seit dem Erstdruck wird das an Isidors von Sevilla Etymologien anknüpfende Werk auch unter dem Titel De universe überliefert), eine Enzyklopädie, die seinem Freund Haimo von Halberstadt als Hilfsmittel für die Bibelauslegung dienen sollte. Nach der Versöhnung mit Ludwig wurde H. 847 zum Erzbischof von Mainz erhoben. Sein Wirken in dieser Funktion bezeugen die ostfränkischen Synoden, die 847, 848 und 852 unter seiner Leitung in Mainz stattfanden, und seine schriftlichen Äußerungen zu Streitfragen: zur Rechtgläubigkeit Gottschalks von Orbais, eines ehemaligen Fuldaer Mönches, dessen Verurteilung H. zuletzt auf der Mainzer Synode 848 mit ungerechter Härte betrieb; zur Wiedereinsetzbarkeit Erzbischof Ebos von Reims (vor allem gegen Erzbischof Hmkmar von Reims) sowie zu der durch Paschasius Radbertus und Ratramnus von Corbie ausgelösten Eucharistiediskussion. Gewichtig für sein Wirken als Leiter des Mainzer Bistums und der damit verbundenen größten ostfränkischen Kirchenprovinz (von Verden bis Konstanz) waren seine Kontakte zu Repräsentanten des politischen, kirchlichen und geistigen

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Huber Lebens, an erster Stelle zu Kaiser Lothar L, zu dessen Sohn Lothar II. und zu Ludwig dem Deutschen. Bekannt wurde H. zunächst als Lehrer, der Nachwelt blieb sein umfangreiches literarisches Werk geläufig: seine Erklärungen fast aller biblischen Bücher, sein Lob des Kreuzes, Schriften für den Unterricht (u. a. De arte grammatica und De computo) und die kirchliche Praxis, Gedichte sowie Stellungnahmen zu Problemen seiner Zeit. Maßgeblich war für ihn die Autorität der Bibel, auch in Rechtsfragen. Am häufigsten zitierte er die Werke der Kirchenväter, um seine Meinung zu stützen, auch gegen anerkannte Autoritäten. Keineswegs war er ein „öder Plagiator", aber auch nicht „Praeceptor Germaniae". Die etwa 1200 Handschriften umfassende Überlieferung seiner Werke bezeugt vielmehr ihre europäische Verbreitung seit dem 9. Jh., zuerst in Oberitalien im Gefolge der fränkischen Eroberung und im Westfrankenreich, seit dem 10. Jh. auch in England im Zusammenhang mit den Reformen, u. a. des Erzbischofs Dunstan. Schon im 15. Jh. sind Drucke einzelner Werke erschienen, 1626/27 in Köln eine erste Gesamtausgabe. Seine Schriften wie sein Wirken als Lehrer, Abt und Erzbischof vermitteln das Bild einer gebildeten, durch Kenntnis der Bibel und der kirchlichen Tradition geprägten Persönlichkeit der frühmittelalterlichen fränkischen Kirche. WEITERE WERKE: Migne. Patrologia Latina. Vol. 107-112 (mit wenigen Ausnahmen Abdruck der l., von G. Colvener herausgegebenen Gesamtausgabe. 3 Bde., Köln 1626/27). MGH, Epistolae 5, S. 379-531. - MGH, Poetae Latinae 2, S. 154-258. - Analecta hymnica medii aevi (AHMA) 50, S. 180-209. - De institutione clericorum. Ed. A. Knöpfler. München 1900. Neue Ed. von Detlev Zimpel in Vorbereitung. - Martyrologium. Ed. John McCulloh. De computo. Ed. Wesley M. Stevens. Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis. Vol. 44, Turnhout 1979. - Raban Maur: Louanges de la Sainte Croix. Traduit, annote et presente par Michel Perrin. Paris/Amiens 1988. - Vgl. Repertorium fontium historiae medii aevi 5, 1984, S. 561 ff. LITERATUR: Helmut Speisberg: H.-M.-Bibliographie. In: H. M. und seine Schule. Hrsg. v. Winfried Bohne. Pulda 1980, S. 210-228. - Raymund Kottje: Die Bußbücher Halitgars von Cambrai und des H. M. Ihre Überlieferung und ihre Quellen. Berlin u. a. 1980. - Ders.: H. M. In: VL, Bd. 4, 1983, Sp. 166-196 (mit Angaben zur handschriftlichen Überlieferung der Werke). - Winfried Bohne: H. M. In: TRE, Bd. 15, 1986, S. 606-610. - Raymund Kottje: Raban Maur. In: Dictionnaire de Spiritualite, Bd. 13, 1988, S. 1-10. Ders.: H. M. In: LexMA, Bd. 5, 1990, Sp. 144-147. - Ders./ Harald Zimmermann (Hrsg.): H. M. - Lehrer, Abt und Bischof. Wiesbaden 1982. - Herrad Spilling: Opus Magnentii Hrabani Mauri in honorem sanctae crucis conditum. Hrabans Beziehung zu seinem Werk. Frankfurt/Main 1992. - Giles Brown: The Carolingian Renaissance. In: Rosamond McKillerick (ed.): Carolingian Culture: emulation and innovation. Cambridge 1994, S. 1-51. - Raymund Kottje: Schriftlichkeit im Dienst der Klosterverwaltung und des klösterlichen Lebens unter H. M. In: Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen. Hrsg. v. Gangolf Schrimpf. Frankfurt/ Main 1996. Raymund Kottje Huber, Johann Nepomuk, Pseud. Janus, * 18.8. 1830 München, t 20.3.1879 München. Der Sohn eines Trödelhändlers studierte in München Theologie und Philosophie und wurde 1854 promoviert (Die Cartesianischen Beweise vom Daxein Gottes). Er habilitierte sich 1855 (Über Platans Lehre von einem persönlichen Gott), wurde 1859 zum a. o. Prof. ernannt und war 1861 o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. München. Seine philosophische Entwicklung beeinflußten Ernst von ->Lasaulx, Franz von ->Baader und Johann

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Nepomuk Paul —» Oischinger. Ausgehend von der kam. Romantik und den Gedanken des späten —»Schelling, bekannte sich H. in seiner - indizierten - Abhandlung Philosophie der Kirchenväter (1859) als Gegner der Neuscholastik und der Jesuiten. Im Streit um das Erste Vatikanum schloß er sich der altkatholischen Bewegung an und arbeitete an Johann Joseph Ignaz von Döllingers Janus. Der Papst und das Konzil (1869) mit. WEITERE WERKE: Über die Willensfreiheit. München 1858. - Johannes Scotus Erigena. München 1861. - Die Idee der Unsterblichkeit. München 1864,31878. - Die Lehre Darwins kritisch betrachtet. München 1871. - Kleine Schriften. Leipzig 1871. - Die religiöse Frage, wider E. v. Hartmann. München 1875. - Zur Kritik moderner Schöpfungslehren mit besonderer Rücksicht auf Ernst Haeckel. München 1875. LITERATUR: Eberhard Zirngiebl: J. H. Gotha 1881. Huber, Kurt (Theodor), * 24.10.1893 Chur (Schweiz), t 13.7. 1943 München. H. verbrachte seine Kindheit in Stuttgart, wo sein Vater Prof. an der Handelshochschule war, erhielt während seiner Gymnasialzeit Musikunterricht und komponierte bereits als Zwölfjähriger ein Spiel vom Rotkäppchen. Seit 1912 studierte er an der Univ. München Musikwissenschaft, systematische Philosophie und Physik und wurde 1917 promoviert. Als Assistent am Psychologischen Institut Erich —> Bechers habilitierte sich H. mit der Schrift Der Ausdruck musikalischer Elementarmotive. Eine experimental-psychologische Untersuchung (1920) für Psychologie und Philosophie. 1926 erhielt er eine a. o. Professur an der Univ. München mit Lehraufträgen für experimentelle und angewandte Psychologie, später auch für Ton- und Musikpsychologie, psychologische Volksliedkunde und Methodenlehre. Er wirkte, bis auf eine kurze Tätigkeit als Leiter des Volksliedarchivs in Berlin (1938), bis zu seinem Tod in München, wo er 1940 zum apl. Prof. ernannt wurde. Im Auftrag der Deutschen Akademie im München sammelte H. seit 1925 (seit 1928 im Zusammenarbeit mit Paul Kiem) Volkslieder in Altbayern. Später führten ihn Forschungsreisen auch auf den Balkan und nach Südfrankreich. Im Bereich der Philosophie beschäftigte er sich mit allgemeiner Ästhetik und Musikästhetik. H. war von Anfang an gegen den Nationalsozialimus engagiert und gewann einige Schüler für seine oppositionelle Haltung. 1942 stießen die Geschwister Sophie und Hans Scholl zu dem um H. entstandenen Kreis. Seit Herbst 1942 beteiligte er sich an der Herstellung von Flugblättern der „Weißen Rose". H. verfaßte das am 18. 2.1943 im Lichthof der Univ. München abgeworfene Flugblatt, das zu seiner Verhaftung am 27.2. 1943 und späteren Hinrichtung führte. WEITERE WERKE: Herders Begründung der Musikästhetik. 1. Teil: Die philosophischen Grundlagen von Herders Musikästhetik. In: Archiv für Musikforschung l (1936). - Leibniz. Der Philosoph der universalen Harmonie. Hrsg. v. Inge Köck und Clara Huber. München 1951. Nachdruck 1989. Ästhetik. Bearb. und hrsg. v. Otto Ursprung. Ettal 1954. Musikästhetik. Bearb. und hrsg. v. Otto Ursprung. Ettal 1954. - Grundbegriffe der Seelenkunde. Ettal 1955. LITERATUR: Clara Huber (Hrsg.): K. H. zum Gedächtnis. Bildnis eines Menschen, Denkers und Forschers. Regensburg 1947 (mit Bibliographie). - Georgi Schischkoff: K. H. als Leibniz-Forscher. Zur Erinnerung an den Münchner Philosophen und Tonpsychologen im „Leibniz-Jahr 1965". München 1966. - Ders.: Das Leibniz-Bild im Werke K. H.s. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 20 (1966) S. 569-594. - Clara Huber (Hrsg.): „... Der Tod ... war nicht vergebens". K. H. zum Gedächtnis. München 1986 (mit Bibliographie). - Claudia Schorcht: Philosophie an den bayerischen Universitäten 1933-1945. Erlangen 1990 (bes. S. 162-169).

Hugo Hübscher, Arthur, * 3.1.1897 Köln, t 10.4.1985 Frankfurt/Main. H. studierte deutsche und romanische Philologie, Philosophie und Geschichte an der Univ. München und wurde 1921 mit einer Arbeit über die Neukirchsche Sammlung promoviert. Seit 1924 war er Redakteur der „Süddeutschen Monatshefte", die 1936 verboten wurden, seit 1928 auch der „Münchner Neuesten Nachrichten". 1950-62 gehörte er der Redaktion der „Bayerischen Staatszeitung" an. H. erwarb sich vor allem Verdienste um Arthur -» Schopenhauers Werk, das er in verschiedenen Ausgaben veröffentlichte (u. a. Sämtliche Werke, l Bde., 1937-41; Der handschriftliche Nachlaß, 6 Bde., 1966-75; Gesammelte Briefe, 1978). Er übernahm 1936 den Vorsitz der Schopenhauer-Gesellschaft, den er bis 1982 innehatte, und war 1937-83 Herausgeber des „Schopenhauer-Jahrbuchs". Daneben arbeitete H. über Hölderlin und Platon, gab 1929 das Münchner Dichterbuch, 1952 ein Brevier der Lebenskunst. Aphorismen der Weltliteratur (31970) heraus und schrieb u.a. Hundertfünfzig Jahre F. A. Brockhaus. 1805-1955 (1955) und Von Hegel zu Heidegger. Gestalten und Probleme (1961). 1962 ging er nach Frankfurt/Main, wo er die Leitung des SchopenhauerArchivs übernahm. Seine 1966 erschienene Autobiographie trägt den Titel Leben mit Schopenhauer. WEITERE WERKE: Arthur Schopenhauer. Ein Lebensbild. Leipzig 1938, 21949. - Philosophen der Gegenwart. München 1949. - Schopenhauer. Biographie eines Weltbildes. Stuttgart 1952. - Die große Weissagung. Texte, Geschichte und Deutung der Prophezeiungen von den biblischen Propheten bis auf unsere Zeit. München 1952. - Denker unserer Zeit. 2 Bde., München 1956/57, 21958-61. Erlebt - gedacht - vollbracht. Erinnerungen an ein Jahrhundert. Bonn 1983. LITERATUR: Von der Aktualität Schopenhauers. Festschrift zum 75. Geburtstag A. H.s. Hrsg. v. Ewald Bucher, Eric F. J. Payne und Karl O. Kurth. Frankfurt/Main 1972 (= Schopenhauer Jahrbuch 53) (mit Bibliographie). - Wolfgang Schirmacher (Hrsg.): Zeit der Ernte. Studien zum Stand der Schopenhauer-Forschung. Festschrift für A. H. zum 85. Geburtstag. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982 (mit Bibliographie). Hügel, Friedrich Frh. von, * 5.5. 1852 Florenz, t 27. 1. 1925 London. Der Sohn eines österr. Diplomaten und einer kath. Schottin studierte zunächst Rechtswissenschaft in Wien und erhielt dann durch die Heirat mit einer englischen Adligen Zugang zu den katholisch-aristokratischen Kreisen Londons. Seit 1871 dort ansässig, verfaßte H., Autodidakt und theologisch hochgebildeter Privatgelehrter, zahlreiche religiöse Schriften und wirkte als fortschrittlicher Laientheologe. Neben George Tyrrell gilt er als wichtigster Vertreter der römischkatholischen Reformbewegung, des Mystizismus und des Modernismus in Großbritannien. Zunächst um die Fruchtbarmachung der kritisch-exegetischen Forschungen Alfred Loisys für eine aufgeschlossene kath. Theologie bemüht, entwickelte er dann eine Religionsphilosophie, die er u. a. in seinem Hauptwerk The Mystical Element of Religion äs studied in Saint Catherine of Genoa and her Friends (2 Bde., 1908, 21923) darlegte. Obgleich er den „idealen Katholizismus", die Vereinigung von Verstand und Glaube sowie die „incarnational philosophy" forderte, blieb er der Institution Kirche treu. H. war seit 1914 britischer Staatsbürger. WEITERE WERKE: Eternal Life. A Study of its Implications and Applications. Edinburgh 1912,2 1913. - The German Soul. London/Paris 1916. - Essays and Adresses on the Philosophy of Religion. 2 Bde., London/Toronto 1921-26. Selected Letters. Hrsg. v. Bernard Holland. London/Toronto 1927. LITERATUR: Lawrence Francis Barmann: Baron F. v. H. and the Modernist Crisis in England. Cambridge 1972 (mit

Werkverzeichnis). - Maurice Nedoncelle: The Life of Baron v. H. London 1951. - A. A. Cock: A Critical Examination of v. H.'s Philosophy of Religion. London 1953. - Jean Steinmann. F. v. H. Paris 1962. - John J. Heaney: The Modernist Crisis: V. H. London 1969. - Joseph P. Whelan: The Spirituality of F. v. H. London 1971. - Lawrence Francis Barmann: Baron F. v. H. and the Modernist Crisis in England. Cambridge, Mass. 1972. - James J. Kelly: Baron F. v. H.'s philosophy of religion. Leuven 1983. - Manfred Weitlauff: H., F. v. In: TRE 15, 1986, S. 614-618. - Ellen Leonard: Creative tension. The spiritual legacy of F. v. H. Scranton 1997. Hülsen, August Ludwig, * 2.3. 1765 Aken/Elbe, t 24.9. 1809 Lentzke bei Fehrbellin. Der aus einer märkischen Pfarrersfamilie stammende H. studierte in Halle Theologie und Philologie und war danach Hauslehrer bei der Familie Fouque. Seit 1795 gehörte er in Jena zu einem sich um —> Fichte und die Brüder —»Schlegel sammelnden philosophisch-literarischen Kreis und war Mitglied der „Gesellschaft der freien Männer". Die Jahre 1796-98 verbrachte H. in der Schweiz und kehrte dann in seine märkische Heimat zurück, wo er als Lehrer bei Freunden und Verwandten wirkte. Sein Versuch, im Fouquischen Landhaus in Lentzke, wie auch schon zuvor in der Schweiz, ein privates Erziehungsinstitut zu errichten, schlug fehl. 1803 übernahm er ein Gut in Wagersrott bei Schleswig. H. vollzog in seinem philosophischen Denken den Übergang vom Fichte-Schüler zum Vertreter einer an die Frühromantik angelehnten pantheistischen Bewußtseinshaltung. WERKE: Prüfung der von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgestellten Preisfrage: Was hat die Metaphysik seit Leibnitz und Wolf für Progressen gemacht? Altona 1796. - Über die natürliche Gleichheit der Menschen. In: Athenaeum 2,1 (1799) S. 152-180. - Philosophische Fragmente, aus H.s literarischem Nachlaß. Hrsg. v. Fouque. In: Allgemeine Zeitschrift von Deutschen für Deutsche 2(1813) S. 264-302. LITERATUR: Karl Obenauer: A. L. H. Seine Schriften und seine Beziehungen zur Romantik. Diss. München 1910. Wilhelm Flitner: A. L. H. und der Bund der freien Männer. Jena 1913. - Johannes Richter: Die Religionsphilosophie der Fichteschen Schule. Berlin 1931. - Wilhelm Flitner: H., A. In: NDB 9, 1972, S. 734-736. - Martin Oesch: H.s idealistische Romantik. In: Gisela Dischner/Richard Faber (Hrsg.): Romantische Utopie - Utopische Romantik. Hildesheim 1979, S. 106-118. Hugo von Honau, * um 1150, t um 1200. H.s Biographie ist nur aus seinen Schriften und einigen Briefen zu erschließen; er war demnach Scholastikus der elsässischen Abtei Honau und Pfalzdiakon Kaiser Friedrichs L, in dessen Auftrag er sich 1171 und 1179 am Hof Manuels I. in Konstantinopel aufhielt. Vermutlich studierte er bei Gilbert de la Porree in Paris und dürfte dort Petrus von Wien begegnet sein. Von dem in Konstantinopel lebenden Gelehrten Hugo Etherianus erhielt H. auf seinen ausdrücklichen Wunsch einen theologischen Traktat über die Unterscheidung von „persona" und „natura". In Anlehnung an Hugo Etherianus benutzte er für seine in der Tradition Gilberts stehenden Abhandlungen die Schriften griechischer Kirchenväter. H. verfaßte u. a. einen Liber de diversitate naturae et personae und einen Liber de homoysion et homoeysion (spätestens 1182). Als in Paris ausgebildeter Theologe verbreitete er die Methoden der französischen Frühscholastik in Deutschland. WERKE: Nikolaus M. Häring: The Liber de diversitate naturae et personae by Hugh of Honau. In: Archives d'histoire doctrinale et litterairedu Moyen Age 37 (1962) S. 103-216. -

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Hugo Ders.: Hugh of Honau and the „liber de ignorantia". In: Medieval Studies 25 (1963) S. 209-230. - Ders.: The „Liber de differentia naturae et personae" by Hugh of Etherian and the letters adressed to him by Peter of Vienna and Hugh of Honau. In: Medieval Studies 24 (1962) S. 16-21. - Ders.: The Liber de homoysion et homoeysion by Hugh of Honau. Ebd. 42 (1967) S. 129-253 und 43 (1968) S. 211-295. LITERATUR: Albert Dondaine: Ecrits de la „Petite Ecole" Porretaine. Vrin 1962. - Franz Josef Worstbrock: H. v. H. In: VL 4, 1983, Sp. 229-232. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 145-156. Hugo von Sankt Viktor, * Ende 11. Jh., t 11.2.1141 St. Victor bei Paris. Nur sporadisch und widersprüchlich sind biographische Nachrichten über H. überliefert. Mit Selbstzeugnissen geizt der schon zu seiner Zeit berühmte Theologe extrem - anders als sein Zeitgenosse Peter Abaelard. Sein Didascalicon enthält die Auskunft (3.20): „Ich war seit meiner frühen Jugend im Exil"; H. stammte also nicht aus Paris oder der Isle de France. In einem Widmungsschreiben an das ostfälische Chorherrenstift St. Pankraz in Hamersleben (Diözese Halberstadt) zeigt er darüber hinaus engere persönliche Verbindung, so daß die Annahme einer früheren Lebensgemeinschaft naheliegt. Wenn eine Gruppe von Fremdberichten, die teils auf Nachrichten aus St. Victor, teils auf sächsischen Traditionen fußt, in ihm einen Abkömmling aus dem Haus der sächsischen Grafen von Blankenburg und nahen Verwandten des Bischofs Reinhard von Halberstadt sieht, der früh in St. Pankraz eingetreten, nach längerer Wanderschaft um 1115 im kurz zuvor durch Wilhelm von Champeaux gegründeten Stift St. Victor bei Paris Aufnahme fand, so paßt diese (späte) Überlieferung gut dazu. Unvereinbar freilich sind damit ältere Nachrichten aus (miteinander zusammenhängenden) Handschriften des 12. Jh. aus Anchin und Marchiennes, die H. in der Gegend von Ypern beheimatet sein lassen. Robert von Torrigny, der ihn (um 1154) als „magister Lothariensis" einführt, begründet eine dritte Version, die freilich alles andere als eindeutig ist. So läßt sich die frühe Biographie nicht präzis aufhellen, wenn auch die sächsisch-victorinische Tradition wohl den Vorzug verdient. Sehr wenig ist auch von H.s Wirken in St. Victor selbst bekannt, wo er seit etwa 1125 als Lehrer an der offenen Schule wirkte, die er (spätestens seit 1133) leitete. Nach dem Mord an dem Prior Thomas (August 1133) scheint H. kurz dies Amt bekleidet zu haben. Sein Name begegnet in den Urkunden des Stifts sporadisch (l 127-40). Wie oft er von seinen Pflichten ferngehalten wurde, ist nicht zu ermitteln. Wenigstens eine Reise an die Kurie Papst Innozenz' II. (l 130-43) ist bezeugt, wenn auch offen bleiben muß, ob sie ihn nach Rom oder nach Frankreich führte. An dem Prozeß gegen Peter Abaelard in Sens (Juni 1140) hat H. offenbar nicht teilgenommen. Seine Gesundheit war so angegriffen, daß es ihm unmöglich war, am Stiftsleben voll teilzunehmen. Wohl noch nicht fünfzigjährig, verstarb er (Migne, Patrologia Latina 175, 161-163), „bonus, humilis, mansuetus et pius", d. h. in vorbildhafter Frömmigkeit. So dürftig und unsicher die Nachrichten über H.s Lebensweg sind, so reich ist nach Umfang, Inhalt und Nachwirkung seine literarische Produktion, die ihn zu einem der bedeutendsten Autoren der Frühscholastik von breitester Wirkung auf die europäische Geistesgeschichte machte. Seine Schriften, die allesamt im Schulzusammenhang Platz haben, umfassen fast sämtliche damaligen Wissensgebiete. Die handschriftliche Überlieferung ist unerwartet breit. Eine Fülle von Notizen und kleineren Textstücken, die H. hinterließ, ist nach seinem Tod (zusammen mit Texten aus seiner Schule) gesammelt worden (authentisch in diesen Miscellanea wohl vor allem Liber I und II). Sein bekannter Name bewirkte

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bereits früh eine große Zahl pscudcpigraphischcr Zuschreibungen, so daß eine kritische Ausgabe seiner Schriften ungemein schwierig bleibt. Die bald nach seinem Tod unter der Aufsicht des Abtes Gilduin (gest. 1152) in St. Victor veranstaltete Sammlung seiner Schriften, deren Inhaltsverzeichnis erhalten blieb, bleibt ein wichtiges, wenn natürlich auch nicht untrügliches Kriterium für die literarische Kritik. In vier Phasen entfaltete sich sein Werk. Standen vor 1125 vor allem exegetische Abhandlungen zum Alten Testament sowie propädeutische Texte für den Unterricht in den „sieben freien Künsten" (darunter das Didascalicon.) im Zentrum seiner Produktion, so rückten in den Jahren zwischen 1125 und 1130/31 Themen der systematischen Theologie in den Vordergrund (darunter auch eine „Nachschrift" von Vorlesungen Sententiae de divinitate, weitgehend unpubliziert). 1130/31 bis 1137 ist vor allem das Hauptwerk De sacramentis zu datieren, dem sich Ausarbeitungen zur Bibelexegese, kleine systematische Abhandlungen sowie große Zeittafeln zur Weltgeschichte (Chronicon, ebenfalls noch ungedruckt, mit einer theoretisch wichtigen Einleitung) anschließen. In die letzte Lebensspanne (1137-41) fallen mystischsystematische Schriften von großer Nachwirkung, u.a. auf —»Hildegard von Hingen, Meister -H*Eckhart, -»Tauler und Hermann von Fritzlar. H.s umfassende, von Wissensdurst und Kenntnisfreude gekennzeichnete Bemühungen haben der Haltung der scholastischen Universität des 13. und 14. Jh. vorgearbeitet und seinen legendären Ruhm begründet. Sein Beharren auf konkretem Wissen bei der Erschließung der göttlichen Schöpfung und Offenbarung hat das mittelalterliche Geistesleben beeindruckt. WERKE: Maßgeblich immer noch die Ausgabe der Viktoriner, Rouen 1648 (= Migne, Patrologia Latina 175-177). Vgl. auch Rolf Schönberger/Brigitte Kible: Repertorium edierter Texte des Mittelalters. Berlin 1994, S. 378-385 (Nrr. 14048-14240). LITERATUR: Zur Biographie Gottfried Wilhelm Leibniz: (Praefatio zu) Accessiones historicae. Leipzig 1698. - F. E. Croydon: Notes on the life of H. of S. V. In: Journal of Theological Studies 40 (1939) S. 232-254. - Roger Baron: Science et sagesse chez H. d. S. V. Paris 1956. - Roger Baron: Etudes sur H.d.S.V. Paris 1957. - Damien van den Eynde: Essai sur la succession et la date des ecrits de H. d. S. V. 1960. - Jürgen Miethke: Zur Herkunft H.s v. S. V. In: Archiv für Kulturgeschichte 54 (1972) S. 241-265. -Joachim Ehlers: H. v. S. V. Wiesbaden 1973. - Rudolf Goy: Die Überlieferung der Werke des H.d.S.V. Stuttgart 1976. Kurt Ruh: H. v. S. V. In: VL, Bd. 4, 1983, Sp. 282-292. Stephan Ernst: Gewißheit des Glaubens. Der Glaubenstraktat H.s v. S. V. als Zugang zu seiner theologischen Systematik. Münster 1987. - Robert-Henri Bautier: Paris au temps d'Abelard. In: Robert-Henri Bautier: Etudes sur la France capetienne. Hampshire u. a. 1992. Jürgen Miethke Hugo von Straßburg, eigentl. Hugo Ripelin, * um 1200/10 Straßburg, t 1268 Straßburg. Der aus einem Straßburger Patriziergeschlecht stammende H. trat in das dortige Dominikanerkloster ein. 1232 wird er als Prior des Zürcher Dominikanerklosters erstmals urkundlich erwähnt. Während seines fast dreißigjährigen Zürcher Aufenthalts wirkte er als Prior bzw. Subprior. Mehrmals vermittelte H. in dieser Zeit zwischen Rudolf von Habsburg und dem Propst von Fahr. 1260 kehrte er in den Straßburger Heimatkonvent zurück und war dort seit 1262 Prior. H. verfaßte ein weit verbreitetes Lehrbuch der Theologie, das Compendium theologicae veritalis (1265-70), das die philosophische und theologische Terminologie, die praktische Theologie und die Seelsorge des Spätmittelalters nachhaltig beeinflußte. H.s Abhandlung zählt zu den großen Standardwerken

Humboldt der theologischen Gebrauchsliteratur, sie ist zwischen 1285 und dem 16. Jh. in annähernd 1000 Handschriften, darunter rund 650 deutschen, 71 italienischen, 67 französischen und 64 englischen, überliefert und übertraf das gleichnamige Werk des Thomas von Aquin an Einfluß. WEITERE WERKE: Compendium theologicae veritatis. In: Opera omnia Alberti Magni. Bd. 34. Hrsg. v. A. Bornget. Paris 1895, S. 1-261. LITERATUR: Karl Schmitt: Die Gotteslehre des Compendium theologicae veritatis des H. R. v. S. Münster 1940. - Georg Boner: Über den Dominikanertheologen H. v. S. In: Archivum Fratrum Praedicatorum 24 (1954) 269-286. - Georg Steer: H. R. v. S. Zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des .Compendium theologicae veritatis' im deutschen Spätmittelalter. Tübingen 1981. - Ders.: H. R. v. S. In: VL 4, 1983, Sp. 252-266. - Alain de Libera: Introduction a la mystique rhenane. Paris 1984, S. 73-98. Hugo, Gustav, * 23.11.1764 Lörrach, t 15.9.1844 Göttingen. H., Sohn eines Ministerialbeamten und Hofgerichtsbeisitzers, studierte in Göttingen Rechtswissenschaft, gewann 1785 den Preis der Juristischen Fakultät und wurde anschließend Erzieher der Prinzen am Hof von Dessau. Nach der Promotion 1788 in Halle folgte er im selben Jahr einem Ruf als a. o. Prof. an die Univ. Göttingen, wo er seit 1792 als o. Prof. lehrte. H. stellte in mehrfach überarbeiteten Kompendien das gesamte Privatrecht vor. Er veröffentlichte u. a. Lehrbuch der Geschichte des römischen Rechts (1790, "1832), Lehrbuch und Chrestomathie des klassischen Pandektenrechts (1790), Lehrbuch der juristischen Encyklöpädie (1792, 81835) und Civilistische Literärgeschichte (1812,31830). Seine Rechtsphilosophie legte er im Lehrbuch des Naturrechts als einer Philosophie des positiven Rechts (1797, 41819, Nachdruck 1971) dar. Zu H.s Leistungen gehört neben der Entdeckung des Eigenwerts des römischen Privatrechts die Zurückführung des materialen Naturrechts auf eine naturrechtliche .juristische Anthropologie" mit kritischer Funktion für das historisch gewachsene positive Recht. LITERATUR: Fritz Eichengrün: Die Rechtsphilosophie G. H.s. Haag 1935. - G. Marini: L'opera di G. H. nella crisi del giusnaturalismo tedesco. Milano 1969. - Jürgen Blühdorn: Naturrechtskritik und „Philosophie des positiven Rechts". Zur Begründung der Jurisprudenz als positiver Fachwissenschaft durch G. H. In: Tijdschrift vorr Rechtsgeschiedenis 41 (1973) S. 3-17. - Klaus Luig: H., G. In: NDB 10, 1974, S. 26-27. - HRG 2, 1978, S. 252-254. - Malte Dießelhorst: G. H. (1764-1844) oder: Was bedeutet es, wenn ein Jurist Philosoph wird? In: Fritz Loos (Hrsg.): Rechtswissenschaft in Göttingen. Göttinger Juristen aus 250 Jahren. Göttingen 1987, S. 146-165. - Jan Schröder: G. H. In: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.): Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. Heidelberg41996, S. 207-211. Humboldt, Wilhelm von, * 22.6.1767 Potsdam, t 8.4.1835 Tegel (heute zu Berlin). Der ältere Sohn des Majors und Kammerherrn Alexander Georg von H. aus einer Grundbesitzer-Familie von jungem Adel und der Marie-Elisabeth von Colombe, Nachfahrin südfranzösisch-hugenottischer Kaufleute, erhielt zusammen mit seinem Bruder Alexander eine gründliche Adelsund Gelehrtenbildung. Der Vater starb, als H. in der Mitte des zwölften Lebensjahrs stand. Die Mutter sorgte für anspruchsvolle Privatlehrer und Hofmeister, zu denen der Ökonom Christian Wilhelm von Dohm, der Jurist Ernst Ferdinand Klein, der Philosoph Johann Jakob —> Engel, der Pädagoge Johann Heinrich Campe und der Philologe Gottlob Johann Christian Kunth gehörten. H. verkehrte in Kreisen

der Berliner Aufklärung, vor allem in dem Salon geistreichempfindsamer Geselligkeit, den Henriette Herz unterhielt. Dort wurde er Mitglied eines schwärmerischen Freundeszirkels, der sich „Tugendbund" nannte. Zwanzigjährig bezog H. 1787, noch unter hofmeisterlicher Aufsicht, mit seinem Bruder Alexander die Univ. Frankfurt/ Oder, wechselte 1788 an die lebendigere Univ. Göttingen über und widmete sich dort nicht so sehr den Fächern der vorgesehenen Staatslaufbahn wie den Vorträgen bedeutender Gelehrter. Er hörte bei Georg Christoph —> Lichtenberg physikalische, bei August Ludwig von Schlözer historische, bei Christian Gottlob Heyne gräzistische Kollegs. Von Göttingen aus stattete H. dem Gut Burgörner bei Hettstedt einen Besuch ab, bei dem er von Karoline von Dacheröden sogleich tief beeindruckt war. Es folgten Reisen nach Mainz, wo er Georg und Therese Forster, und nach Pempelfort bei Düsseldorf, wo er Friedrich Heinrich —> Jacobi besuchte. Nach vier Semestern sah er seine Universitätsstudien als hinreichend an und brach 1789 zu einer Bildungsreise über Aachen und Lüttich nach Paris auf, begleitet von seinem ehemaligen Hauslehrer Campe, der es eilig hatte, die Revolutionsereignisse nicht zu versäumen. Während Campe in überschwenglichen Briefen berichtete und diese Berichte auch bald veröffentlichte, zeigen H.s Tagebucheintragungen und Briefe eine distanzierte, ja fast kühle Betrachtung des brodelnden Paris. Ende August wurde die Besuchsreise zu Berühmtheiten fortgesetzt: nach Mainz wiederum zu Forsters, nach Mannheim, wo er August Wilhelm Iffland verfehlte, nach Stuttgart, wo er den von langer Festungshaft gezeichneten Christian Friedrich Daniel Schubart aufsuchte. In Zürich ging er bei Johann Kaspar -» Lavater ein und aus, nahm jedoch dessen Physiognomik sehr kritisch auf. Noch am Tag seiner Ankunft in Erfurt am 16.12.1789 verlobte er sich mit Karoline von Dacheröden. Über sie und ihre Freundinnen Lengefeld lernte er -» Schiller kennen. Besuche in Weimar und Jena, erste Begegnungen mit —> Goethe und —» Herder schlössen sich an. 1790 bewarb sich H. um eine Stellung im preuß. Staatsdienst; er arbeitete, neben seiner Vorbereitung für den Justizdienst, im auswärtigen Departement, erhielt den Titel eines Legationsrats und wurde Referendar am Hof- und Kammergericht. Schon im Mai 1791 nahm er seinen Abschied, um sich ganz seiner Bildung und seinen schriftstellerischen Plänen zu widmen. H. lebte mit seiner Frau auf den Dacherödenschen Besitzungen Burgörner und Auleben, auch in Erfurt. Gemeinsam besuchten sie Weimar, Jena und Berlin. Im Austausch mit Friedrich Gentz entstanden seine ersten politischen Schriften, vor allem die Ideen über Staatsverfassung und die Abhandlung Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen, von der einzelne Teile 1792 in Schillers „Neuer Thalia" und in der „Berlinischen Monatsschrift" publiziert wurden, die im ganzen aber erst postum (1851) bekannt geworden ist und seither als eine klassische Urkunde des staatskritischen Liberalismus gilt. Ausschlaggebend für H.s wissenschaftliche Tätigkeit in dieser Zeit wurde der Verkehr mit dem bedeutenden Philologen, Homer-Forscher und Hallenser Professor Friedrich August Wolf. Eine begeisterte Zusammenarbeit im Lesen und Erarbeiten griechischer Texte während eines Besuchs von Wolf in Auleben, Weihnachten 1792, legte das Fundament für eine lebenslange Beziehung, die freilich durch den alternden Wolf erheblichen Belastungen ausgesetzt war. Im Frühjahr 1794 entschlossen sich die H.s, ganz nach Jena zu übersiedeln, um in täglichem Verkehr mit Schiller zu sein. Den wechselseitigen Einfluß kann man sich kaum groß genug vorstellen. Eine Unterbrechung des persönlichen Umgangs trat 1795/96 durch einen langen Aufenthalt in Tegel bei der kranken Mutter H.s ein, während wel-

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Humboldt eher eine umfängliche Korrespondenz die Freundschaft vertiefte. In Jena war in diesen Jahren durch Johann Gottlieb -» Fichte, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, Christian Gottfried Schütz, Christoph Wilhelm Hufeland und die Brüder A. W. und F. -> Schlegel eine dichte Atmosphäre geistigen Austausche entstanden. Goethe kam oft herüber oder ließ sich in Weimar besuchen. Auch Alexander von H. reiste aus Coburg herbei und regte zu anatomischen, physiologischen und mineralogischen Studien an. Im August 1796 führte eine Reise Wilhelm und Karoline H. nach Greifswald, Stralsund, Lübeck, Eutin und Hamburg, auf der Johann Heinrich Voß, Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius und Friedrich Heinrich Jacobi besucht wurden. Pläne für einen längeren Aufenthalt in Italien wurden durch die Kriege zerschlagen. Doch hielten die H.s die Fortsetzung ihrer Bildung in der romanischen Welt für unerläßlich. So ließen sie sich vom November 1797 an in Paris nieder. Ihr Haus wurde bald zu einem Zentrum geistiger Geselligkeit, in dem deutsche und französische Literaten und Maler ein und aus gingen. Von Paris aus wurden zwei Spanienreisen unternommen, zunächst (September 1799 bis April 1800) über Madrid, Toledo, Cordoba, Sevilla, Cadiz, Granada, Barcelona und den Montserrat; eine weitere galt dem französischen und spanischen Baskenland (April bis Juni 1801). Dort traf H. nicht nur auf eine archaische Kultur mit alten Rechtsund Agrarformen, die er mit allen Mitteln volkskundlichen Interesses zu registrieren suchte, sondern vor allem auf eine nicht-indogermanische Sprache und ihr kulturelles Umfeld eine Begegnung, die für seine weiteren universalen Sprachstudien eine Schlüsselbedeutung bekam. Im August 1801 kehrte die Familie mit nunmehr vier Kindern zurück. In Berlin, das H. jetzt recht provinziell erschien, bewarb er sich um die freiwerdende Stelle des preuß. Residenten beim Vatikan, um auf diese Weise mit einem offiziellen Auftrag zu dem erstrebten Aufenthalt in Rom zu gelangen. Er erhielt dieses Amt und brach im November 1802 mit der Familie nach Rom auf. Die politisch-diplomatische Bedeutung dieser Stelle war gering; der verbliebene Kirchenstaat befand sich in kläglicher Abhängigkeit von Napoleon. Wilhelm und Karoline von H. haben jedoch die römischen Jahre von 1802 bis 1808 als zentrales Erlebnis ihrer Bildung, ihrer Auseinandersetzung mit der Antike, ihres Umgangs mit Künstlern angesehen. Trotz des persönlichen Leids, das sie mit dem Tod zweier Kinder traf, haben sie diese Jahre stets als Höhepunkt ihres geistigen und geselligen Lebens angesehen. Karoline brachte während der diplomatischen Reisen H.s noch fast vier weitere Jahre (1808-10; 1817-19) in Rom zu und festigte damit die Lebensbeziehung zu dieser Stadt und zu der Szene zeitgenössischer deutscher und französischer Künstler, die dort ihr Zentrum hatte. Gottlieb Schick und Johann Christian Reinhart, Beitel Thorvaldsen und Christian Daniel Rauch gehörten zum regelmäßigen Umgang, Chateaubriand, Mme de Stael, August Wilhelm Schlegel zu den Besuchern der H.s, vor allem aber Alexander von H., der 1805, schon hochberühmt, aus Paris herüberkam und den Sommer über in Rom blieb. 1808 wurde H. nach Berlin gerufen. Die schwindende Bedeutung der diplomatischen Aufgabe in Rom, vor allem aber die Notlage Preußens waren Anlaß für den Freiherrn vom Stein, H.s Mitarbeit im preuß. Reformkabinett zu suchen. Am 10.2. 1809 wurde H. zum Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern bestellt. Bis Juni 1810, nur knapp sechzehn Monate, hatte er dieses Amt inne; in ihnen gingen von ihm Anregungen, Denkschriften, Initiativen und Vorschläge aus, die von einem Kreis von gleichgestimmten liberalen Mitarbeitern gestützt und fortgeführt wurden. Die Gründung der Berliner Univ. (1811) und die Reform des Gymnasiums gelten als die wichtigsten Leistungen dieser Zeit. Durch Kompetenzfragen verstimmt, bat H.

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um seine Entlassung aus diesem Amt und wurde alsbald wieder mit diplomatischen Aufgaben betraut. Als Gesandter und bevollmächtigter Minister in Wien bestimmte er, vom September 1810 an, in den folgenden Jahren die Allianzpolitik wesentlich mit, die zum Sieg über Napoleon 1813 und 1815 führte. Danach arbeitete er an der Neuordnung Europas mit. In Frankfurt, Chatillon, Wien (als zweiter Vertreter Preußens neben Hardenberg), Paris, London, Berlin und Aachen gestaltete er in den folgenden Jahren die Friedensschlüsse und die europäischen Territorialveränderungen mit. Die Gesandtenstelle in London 1817/18 empfand er als eine Abschiebung durch Hardenberg. 1819 war er für einige Monate als Minister für ständische Angelegenheiten Kabinettsmitglied. Der Niedergang liberaler Politik im Zeichen Metternichs, wie er in den Karlsbader Beschlüssen vom 20.9.1819 zum Ausdruck kam, veranlaßten H. zum Protest bei der Krone und führten zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst zum Jahresende 1819. Von da an hat sich H. nach Tegel zurückgezogen und sich seinen gelehrten Arbeiten, vor allem seinem universalen Sprachstudium, gewidmet. Die jährlich zu haltenden Akademie-Vorträge verlangten ihm Einzelstudien zur Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie ab: über vergleichendes Sprachstudium (1820), über Entstehung der grammatischen Formen (1822), über Verbalformen und Sanskrit (1824), über den Geist der chinesischen Sprache (1827), Über den Dualis (1827). Nach dem Tod Karolines (1829) sehr vereinsamt, übernahm er auch wieder öffentliche Ämter, so den Vorsitz der Kommission für die Errichtung des Neuen Museums (1829) und eine erneute Mitgliedschaft im Staatsrat (1830). Die Arbeit der letzten Lebensjahre galt dem großen sprachwissenschaftlichen Hauptwerk Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java und seiner komparatistischen Einleitung Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus. Die Veröffentlichung erlebte er nicht mehr. Von seinen Werken sind, trotz der großen AkademieAusgabe, die Schriften und Materialien zur Sprachforschung noch zu erheblichen Teilen unveröffentlicht (ihre Edition hat 1994 begonnen). Ebenso harrt der Briefwechsel Wilhelm von H.s, der ihn mit Gelehrten, Künstlern und Politikern ganz Europas verband und einen wichtigen Teil seines Lebens und Arbeitens dokumentiert, noch einer kritischen Edition. WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Kg). Preußischen Akademie der Wissenschaften. 17 Bde., Berlin 1903-36 (Nachdr. Berlin 1968). - Werke in 5 Bänden (Kommentierte Studienausgabe). Hrsg. v. Andreas Flitner/ Klaus Giel. Darmstadt/Stuttgart 1960-81. - Schriften zur Sprachwissenschaft. Hrsg. v. Kurt Mueller-Vollmer u. a. Paderborn 1994 ff. - Menschenbildung und Staatsverfassung. Texte zur Rechtsphilosophie. Hrsg. v. Hermann Kienner. Freiburg 1994. - W. v. H. Aus Briefen und Tagebüchern. Hrsg. v. Rudolf Freese. Darmstadt 1986. - W. und Caroline v. H. in ihren Briefen. Hrsg. v. Anna von Sydow. 7 Bde., Berlin 1906-16. - Goethes Briefwechsel mit W. und Alexander v. H. Hrsg. v. Ludwig Geiger. Berlin 1909. - Der Briefwechsel zwischen Friedrich Schiller und W. v. H. Hrsg. v. Siegfried Seidel. 2 Bde., Berlin 1962. - W. v. H. Briefe an Friedrich August Wolf. Hrsg. v. Philip Mattson. Berlin/ New York 1990. - Weitere Briefgruppen und Einzelkorrespondenzen sind in mehr als 300 Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen verstreut; vgl. Philip Mattson: Verzeichnis des Briefwechsels W. v. H.s. Heidelberg 1980. LITERATUR: Eduard Spranger: W. v. H. und die Humanitätsidee. Berlin 1909. - Siegfried A. Kaehler: W. v. H. und der Staat. München 1927. - Ernst Howald: W. v. H. Erlenbach/Zürich 1944. - Friedrich Schaffstein: W. v. H. Ein Lebensbild. Frankfurt/Main 1952. - Clemens Menze: Die Bildungsreform W. v. H.s. Hannover 1975. - Jürgen Trabant: Apeliotes oder der Sinn der Sprache. W. v. H.s Sprach-

Husserl Bild. München 1986. - Tilman Borsche: W. v. H. München 1990. - Helmut Müller-Sievers: Epigenesis. Naturphilosophie im Sprachdenken W. v. H.s. Paderborn 1993. - Erhard Wicke/Wolfgang Neuser/Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): Menschheit und Individualität. Zur Bildungstheorie und Philosophie W. v. H.s. Weinheim 1997. - Hans-Ernst Schiller: Die Sprache der realen Freiheit. Sprache und Sozialphilosophie bei W. v. H. Würzburg 1998. Andreas Flitner Husserl, Edmund, * 8.4. 1859 Proßnitz (Südmähren), t 27.4. 1938 Freiburg/Breisgau. Nach dem Studium der Mathematik, Astronomie und Philosophie (letzteres u. a. bei Franz —»Brentano und Carl —»Stumpf) und der Promotion habilitierte sich H. als Mathematiker (Über den Begriff der Zahl, 1887). Seit 1887 Privatdozent in Halle, wurde H. 1901 als a. o. Prof. der Philosophie nach Göttingen, 1916 als o. Prof. nach Freiburg berufen. 1928 wurde er emeritiert. Seit 1933 war er seiner jüdischen Abstammung wegen Schikanen ausgesetzt, 1936 wurde ihm der Professorentitel aberkannt. H. war der Begründer der .Phänomenologie', einer bis heute nachwirkenden Schultradition. Die Phänomenologie intendiert, unter der Devise ,Zu den Sachen selbst' und der Bezeichnung der Anschauung als Rechtsquelle aller Begriffe und Behauptungen, den Rückgang von der Beschäftigung mit bloßen Begriffen zur Analyse der Anschauungsvollzüge, in denen das mit den Begriffen Gemeinte .erscheint', ,sich zeigt'. H.s Logische Untersuchungen (2 Bde., 1900/01) stellen die Methode in den Dienst der Analyse logischer Grundbegriffe, die wiederum auf eine Wissenschaftstheorie - im Sinne einer Theorie des wissenschaftlichen Gegenstandes a priori - zielt. Die Logischen Untersuchungen führen im Interesse der Wahrung des Allgemeinheitsanspruchs und der Notwendigkeit der Logik eine Auseinandersetzung mit einer psychologistischen Grundlegung der Logik (Christoph -»Sigwart, Wilhelm -»Wundt u.a.). Einsetzend mit der Deskription einzelner, konkreter Vollzüge sollen die Begriffe und Gesetze der Logik als die jeden wissenschaftlichen Vollzug und dessen Gegenstand überhaupt bestimmenden Grundbegriffe und Gesetzmäßigkeiten ausgewiesen werden. In der ersten Auflage der Logischen Untersuchungen ist dieser Ansatz mit der Beschreibung des wissenschaftlichen Aktes noch ein bloßer Zugangs weg zu den eigentlich interessierenden Regionen der Gegenständlichkeit. Mit der Arbeit am ersten Band der Ideen zu einer reinen Phänomenologie (1913) wird H. der konstitutiven Bedeutung des Zusammenhangs von ichhaftem Vollzug (noesis/cogito) und Gegenständlichkeit (noema/cogitatum) ansichtig. Die Phänomenologie vollzieht eine Umkehrung der üblichen Forschungsrichtung mit dem Ziel, nicht den Gegenstand der empirischen Wissenschaften, sondern im Ausgang von diesem das Subjekt als die Ordnung der Einheit der Akte, in denen allein dieser Gegenstand erscheint, zur Darstellung zu bringen. Der phänomenologische Verzicht auf Seinsstellungnahmen dient diesem Ziel und ermöglicht die Auslegung der erfahrenen Welt als Erscheinendes vor einem Subjekt intentionaler Akte. Dies Programm impliziert die These, daß der Zusammenhang von cogito und cogitatum konstitutiv sei: Im Vollzug wird der Phänomenologe dessen ansichtig, daß die geradehin erfahrene Welt wesentlich und notwendig ,Welt für ein Subjekt' und in diesem Sinne durch ein Subjekt konstituiert ist, während der Begriff eines subjektunabhängigen ,Ding an sich' sinnlos ist. Die transzendentale Phänomenologie wird zur Letztbegründungswissenschaft. Im Spätwerk H.s (Krisis-Schrift, 1935-37; Formale und transzendentale Logik, 1929) finden sich Ansätze zu der von seinen Freiburger Schülern (Ludwig —»Landgrebe, Eugen —»Fink, Martin —> Heidegger) aufgenommenen und breit ausgeführten Erschließung lebensweltlicher Phänomene mit

Hilfe der Phänomenologie. Es können so die präobjektiven Erscheinungsweisen der Welt und die vor der thematischen Reflexivität liegenden Modifikationen der Intentionalität als eigentliches Fundament der .objektiven' Welt erschlossen und die intellektualistische Tradition der abendländischen Subjektivitätstheorie und Ontologie korrigiert werden; die Lebenswelt erweist sich so als die eigentliche Sphäre des Transzendentalen. Das Werk H.s läßt sich diesem Programm in drei Blöcken zuordnen: Zunächst die phänomenologische Einzelforschung zu Regionalontologien und entsprechenden Konstitutionsproblemen - dazu gehören beispielsweise die Texte zur Analyse der InterSubjektivität, der passiven Synthesis, des inneren Zeitbewußtseins etc., teilweise enthalten in den rund 45000 Manuskriptseiten im H.-Archiv in Löwen. Neben diesen für H. wichtigsten Studien stehen die programmatischen Schriften, in denen er das Programm einer Phänomenologie als Letztbegründungswissenschaft skizziert (etwa: Die Idee der Phänomenologie, 1906; Cartesische Meditationen, 1929-32; Encyclopaedia Britannica-Artikel, 1927/28). Die Programmschrift Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie (1935-37) gehört bereits zum dritten Block, den philosophic- und geistesgeschichtlichen Selbstverortungen der Phänomenologie (Philosophie als strenge Wissenschaft; als Aufsatz in „Logos", 1911), in denen H. sein Programm als Rettung aus den relativistischen Folgen des naturwissenschaftlichen Empirismus und des Historismus anbietet. AUSGABE: Husserliana. Bisher 29 Bde., Den Haag 1949 ff. LITERATUR: Steven Spileers: E. H. Bibliography. Dordrecht u.a. 1999. - Eugen Fink: Die phänomenologische Philosophie H.s in der gegenwärtigen Kritik. In: Kantstudien 38 (1933) S. 319-383 [von H. autorisierte Darstellung]. - Herbert Spiegelberg: The Phenomenological Movement, 2 Bde., Den Haag 1960. - Thomas Seebohm: Die Bedingungen der Möglichkeit der Transzendentalphilosophie. Bonn 1962. Ludwig Landgrebe: H.s Phänomenologie und die Motive zu ihrer Umbildung. In: Ders.: Der Weg der Phänomenologie. Gütersloh 1963. - Elisabeth Ströker: H.s transzendentale Phänomenologie. Frankfurt/Main 1987. - David Bell: H. London u. a. 1990. - Barry Smith/David Woodruff Smith (Hrsg.): The Cambridge companion to H. Cambridge 1995. Rudolf Bernet/Iso Kern/Eduard Marbach: E. H. Darstellung seines Denkens. Hamburg 21996. - Friedrich-Wilhelm von Herrmann: Hermeneutik und Reflexion. Der Begriff der Phänomenologie bei Heidegger und H. Frankfurt/Main 2000. Notger Slenczka Husserl, Gerhart, * 22.12.1893 Halle/Saale, t 9.9.1973 Freiburg /Breisgau. H., Sohn Edmund —»H.s, studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Göttingen, Freiburg/Breisgau und Leipzig und wurde 1921 promoviert. 1924 habilitierte er sich an der Univ. Bonn, war bis 1926 Richter, 1926-33 o. Prof. an der Univ. Kiel, ging 1933 an die Univ. Göttingen und erhielt 1934 einen Ruf an die Univ. Frankfurt/Main. Im selben Jahr in die USA emigriert, war er 1934-40 Visiting Professor an der University of Virginia in Charlottesville und 1940-48 Prof. der Rechte an der National University in Washington, D. C. 1942 gehörte er zu den Begründern der Zeitschrift „Philosophy and Phenomenological Research". 1952 kehrte er nach Deutschland zurück, war 1952/53 Gastprofessor an der Univ. Köln und wurde 1953 emeritiert. H.s Hauptarbeitsgebiete waren Rechtsphilosophie, Römisches Recht, Bürgerliches Recht, Zivilprozeßrecht, Ausländisches Recht und Rechtsvergleichung. Er veröffentlichte u. a. Rechtskraft und Rechtsgeltung (1925), Der Rechtsgegenstand (1933), Recht und Zeit (1955), Recht und Welt (1964) und Person, Sache, Verhalten (1969).

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Ilting LITERATUR: Phänomenologie, Rechtsphilosophie, Jurisprudenz. Festschrift für G. H. zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. Thomas Würtenberger. Frankfurt/Main 1969. - Britta Böhler: G. H. Leben und Werk. Diss. Freiburg 1992. Henri R. Pallard/Richard Hudson: H., G. In: The Philosophy of Law. Hrsg. v. Christopher Berry Gray. New York/London 1999, S. 385-386. Ilting, Karl-Heinz, * 5.3.1925 Bocholt, t 25.8.1984 St. Ingbert. Nach Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft studierte I. seit 1946 Philosophie und klassische Philologie in Bonn und wurde 1949 promoviert (Das Problem einer phänomenologischen Anthropologie). Seit 1950 Studienrat in Düsseldorf, wurde er 1959 Studienleiter und Dozent bei der „Stätte der Begegnung" (Institut für politische Bildung) in Bad Oeynhausen, 1961 Assistent am Philosophischen Seminar in Kiel, wo er sich 1962 mit der Arbeit Platons Theorie der Wirklichkeit, 1. Teil: Die Periode der Grundlegung habilitierte. 1965 übernahm er die Vertretung von Paul —»Lorenzen in Erlangen, 1966 einen Lehrstuhl für Philosophie an der Univ. Saarbrücken. I. befaßte sich mit praktischer Philosophie, Philosophiegeschichte, Grundlagen der Ethik und der politischen Philosophie sowie mit Rechtsphilosophie. Von -» Hegel, dessen Werk im Mittelpunkt seines Schaffens stand, gab er Vorlesungen über Rechtsphilosophie, 1818-183] (4 Bde., 1973/74), Vorlesungen zur Religionsphilosophie. Bd. I: Die Vorlesung von 1821, nach Hegels handschriftlichem Manuskript in Synapse mit der Ausgabe von 1840 (1978), Die Philosophie des Rechts. Die Mitschriften Wannenmann (Heidelberg 1817/18) und Homeyer (Berlin 1818/19) (1983) und Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte. Berlin 1822/23. Nachschriften von Karl Gustav Julius von Griesheim, Heinrich Gustav Hotho und Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler (1996) heraus. Er verfaßte u. a. Naturrecht und Sittlichkeit. Begriffsgeschichtliche Studien (1983) und Grundfragen der praktischen Philosophie (1994, hrsg. von Paolo Becchi). I. war seit 1972 Träger des Ordre des Palmes Acadimiques. LITERATUR: Gedenkfeier für Prof. Dr. K.-H. 1.1 25.8.1984. Philosophische Fakultät der Universität des Saarlandes. Saabrücken 1985. - Karl-Otto Apel/Riccardo Pozzo (Hrsg.): Zur Rekonstruktion der praktischen Philosophie. Gedenkschrift für K.-H. I. Stuttgart 1990. Darin: Paolo Becchi: Die Veröffentlichungen K.-H. I.s, S. 601-608. - Riccardo Pozzo: K.-H. I.s Edition und Interpretation der Hegeischen Rechtsphilosophie. In: Hegel-Jahrbuch 1933/1994, S. 166-169. Ipsen, Günther, * 20.3.1899 Innsbruck, t 29.1.1984 Oberursel /Taunus. L, Sohn eines Mediziners, studierte an den Universitäten Innsbruck und Leipzig, wurde 1922 zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich 1925 für Soziologie und Philosophie und ging 1931 als a. o. Prof. an die Univ. Leipzig. Seit 1933 war er o. Prof. der Philosophie und Soziologie an der Univ. Königsberg, 1939-45 an der Univ. Wien. 1951 wurde er Abteilungsleiter am Sozialforschungsinstitut in Dortmund und o. Prof. an der Univ. Münster, an der er bis zu seiner Emeritierung 1959 lehrte. I. zählte zu den führenden Vertretern der Leipziger Schule der Soziologie und zu den Theoretikern der Bevölkerungswissenschaft (Bevölkerungslehre, in: Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums. Bd. l, 1933, Sp. 425-463). Er veröffentlichte u. a. Die Sprachphilosophie der Gegenwart (1930) und Das Landvolk. Ein soziologischer Versuch (1933). LITERATUR: Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996. Iselin, Isaak, * 17.3.1728 Basel, t 15.6.1782 Basel. L, Sohn des reformierten Theologen und Historikers Jacob Christoph L, studierte seit 1742 an der Philosophischen Fa-

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kultät in Basel, wo er 1745 den Grad eines Magister artium erwarb, dann dort und in Göttingen Rechtswissenschaften. Er lernte Albrecht von Haller, während eines Aufenthalts in Paris auch Rousseau und Buffon kennen. 1755 wurde I. zum Dr. beider Rechte promoviert. Seit 1754 war er Mitglied des Großen Rats in Basel und arbeitete von 1756 bis zu seinem Tod als Ratsschreiber. Er gehörte 1761 zu den Begründern der Helvetischen Gesellschaft, rief 1777 in Basel die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen ins Leben, der er einen Teil seines Vermögens vermachte, und gab die „Ephemeriden der Menschheit", eine Zeitschrift für „Sittenlehre und Politik" heraus (1776-82, von Rudolf Zacharias Becker bis 1786 fortgesetzt), die bald zu den führenden Zeitschriften im deutschsprachigen Raum zählte. In seinen Schriften setzte sich I. vor allem mit Rousseau auseinander, zunächst in der 1755 anonym erschienenen Arbeit Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes (21784), und trat für die humanistischphilanthropische Linie der Aufklärung sowie für pädagogische, religiöse und sozialpolitische Reformen ein. Seine Philosophischen Muthmaßungen über die Geschichte der Menschheit (2 Bde., 1764, 71791, Nachdruck 1976), die —»Herder als Vorarbeit dienten, stellten die Geschichte als fortwährende Entwicklung des Menschen zur Humanität dar. I., hochgeschätzt u. a. von Moses -»Mendelssohn, war ein Freund und Förderer Johann Heinrich -> Pestalozzis. WEITERE WERKE: Philosophische und Politische Versuche. Zürich 1760, 21767. - Vermischte Schriften. 2 Tie., Zürich 1770,21787. - Einige Briefe über das Basedowsche Elementarwerk (zusammen mit Lavater). Zürich 1771. - Pädagogische Schriften. Hrsg. v. Hugo Goring. Langensalza 1882. Pariser Tagebuch 1752. Bearb. v. Ferdinand Schwarz. Basel 1919. LITERATUR: August von Miaskowski: I. I. Basel 1875. Meinrad Alois Regli: I. I.s „Geschichte der Menschheit". Eine Vorarbeit zu Johann Gottfried Herders „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit"? Borna-Leipzig 1919. - Ulrich Im Hof: I. I. Sein Leben und die Entwicklung seines Denkens bis zur Abfassung der „Geschichte der Menschheit" von 1764. 2 Bde., Basel 1947 (mit Bibliographie). - Ders.: I. I. und die Spätaufklärung. Bern 1967 (mit Bibliographie). - Holger Jacob-Friesen: Profile der Aufklärung: Friedrich Nicolai - I. L, Briefwechsel (1767-1782). Edition, Analyse, Kommentar. Bern u.a. 1997. Isenkrahe, Kaspar, * 12.5.1844 Müntz bei Julien, t 12.8.1921 Trier. I. studierte an der Univ. Bonn, wurde 1866 zum Dr. phil. promoviert und war danach als Gymnasiallehrer in Krefeld (1870-82) und Bonn (1882-93) und seit 1893 als Prof. in Trier tätig. Er verfaßte zahlreiche mathematische und physikalische Studien, u. a. zur Gravitationstheorie (Die Räthsel von der Schwerkraft, 1879). Seit 1900 beschäftigte sich I. zunehmend mit mathematisch-naturwissenschaftlichen und philosophisch-theologischen Grenzfragen und übte heftige Kritik an der Beweisführung der Apologetik, vor allem an deren Gottesbeweis (u.a. Waffen der Apologetik, 3 Bde., postum 1922). Itelsohn, Gregorius Borisowitsch, * 18. 1.1852 Schitomir (Ukraine), t 3.5.1926 Berlin. Nach Studien der Physik und Mathematik in St. Petersburg kam I. 1884 nach Berlin, wo er sich vornehmlich mit jüdischer Religionsphilosophie beschäftigte und als Dozent an der jüdischen Volkshochschule tätig war. Daneben gab er Schriften über Logik heraus und entwickelte 1904 auf dem Genfer Philosophenkongreß eine neue Definition der Logik. I. war mit Albert -» Einstein befreundet und übertrug dessen Werke in die russische Sprache.

Jacoby Jacobi, Friedrich Heinrich, * 25.1.1743 Düsseldorf, t 10.3.1819 München. J. stammte aus einer wohlhabenden Düsseldorfer Fabrikanten- und Kaufmannsfamilie, erhielt zunächst in Frankfurt/ Main und Genf eine Ausbildung, die ihn zur Übernahme der Geschäfte des Vaters qualifizieren sollte. Bereits in Genf entwickelte er Interesse an philosophischen und wissenschaftlichen Themen, wurde bekannt mit dem Mathematiker Georges-Louis Lesage und studierte Jean-Jacques Rousseau sowie die französischen Enzyklopädisten. 1764 übernahm er die Leitung der väterlichen Zuckerfabrik, die er 1772 wieder aufgab, hatte ein Amt in der Verwaltung des Herzogtums JUlich und Berg inne und war dann Referent für Zoll- und Wirtschaftsfragen im bayerischen Innenministerium. Sein Landsitz in Pempelfort bei Düsseldorf wurde bald zu einem Zentrum literarischen und kulturellen Lebens, das u. a. Denis Diderot, -> Goethe, die Brüder -> Humboldt, Frans Hemsterhuis und Johann Georg ->Hamann anzog. Einem größeren Publikum wurde J. durch seinen Briefroman Aus Eduard Allwills Papieren bekannt, dessen erster Teil 1775 und dessen zweiter Teil 1776 in C. M. Wielands „Teutschem Merkur" erschien. Einen zweiten Briefroman veröffentlichte J. 1777 unter dem Titel Freundschaft und Liebe und erneut 1779 unter dem Titel Woldemar. Eine Seltenheit aus der Naturgeschichte. Für die philosophische Diskussion der Zeit wurde J. zunächst durch seine Rolle im sogenannten „Pantheismusstreit" bedeutsam, den er durch seine Schrift Über die Lehre des Spinoza, in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (1785, 2. erw. Aufl. 1789, Neuausg. 2000) auslöste. In diesem Werk kritisierte er die Philosophie Spinozas als eine Theorie, die notwendig zu Nihilismus, Fatalismus und Atheismus führe, und gab dieser Kritik eine antiaufklärerische Pointe dadurch, daß er Gotthold Ephraim -»Lessing als Anhänger eines pantheistisch verklärten Spinozismus darstellte. In die sich an J.s Ausführungen anschließende Debatte über Lessings Spinozismus, allgemeiner über die Frage, was die Konsequenzen der Aufklärung für das Weltbild der Menschen seien, wurden mehr oder weniger freiwillig viele führende Intellektuelle der Zeit einbezogen, allen voran Moses -» Mendelssohn und auch -» Kant. Gegen den von seinen Gegnern in dieser Kontroverse erhobenen Vorwurf, er rede irrationalistischen Vorstellungen und einer Philosophie des Gefühls und des Glaubens das Wort, verwahrte sich J. in seiner Schrift David Hume, über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (1787), in der er darauf insistierte, daß sein Begriff des Glaubens keineswegs irrationalistischer, sondern moderner, empiristischer Herkunft sei. Dieser Streit und besonders die Position, die J. in ihm einnahm, beeinflußten stark die philosophischen Ansätze der Hauptvertreter des „Deutschen Idealismus", nämlich —> Fichte, —» Schelling und -»Hegel. 1794 floh J. vor den anrückenden französischen Truppen aus Pempelfort zunächst nach Hamburg und dann nach Eutin, wo er sich für die nächsten zehn Jahre niederließ. In diese Zeit fielen ausgedehnte Reisen nach Aachen, Paris und Hannover. Im Jahr 1805 zog J. nach München und war 1807-12 Präsident der dortigen Akademie der Wissenschaften. J. blieb ein kritischer Beobachter der neueren Philosophie seiner Zeit. 1799 nahm er in einem offenen Brief Jacobi an Fichte im sogenannten „Atheismusstreit" gegen Fichte Stellung, 1801 wandte er sich kritisch gegen die Kantische Philosophie in seiner Schrift Über das Unternehmen des Kritizismus, die Vernunft zu Verstande zu bringen, und 1811 veröffentlichte er, gegen Schelling gerichtet, die Abhandlung Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung. J.s gesamtes Werk ist von einem tiefen Mißtrauen gegen die wahrheitserschließende Kraft wissenschaftlich-logischen Beweisens und Begründens geprägt. Wahrheiten über das

Leben und die Welt können ihm zufolge nur durch Glauben und Offenbarung enthüllt werden. Diese Auffassung verband ihn mit Matthias Claudius, dem J. seine Söhne zur Erziehung anvertraute. WERKE: Werke. Hrsg. v. Friedrich Rom/Friedrich Koppen. 6 Bde., Leipzig 1812-25 (Nachdr. Darmstadt 1968). Werke. Hrsg. v. Klaus Hammacher und Walter Jaeschke. Hamburg 1998 ff. - Briefwechsel. Gesamtausgabe. Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhof. Hrsg. v. Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider. Stuttgart 1981 ff. LITERATUR: Ulrich Rose: F. H. J. Eine Bibliographie. Stuttgart/Weimar 1993. - Günther Baum: Vernunft und Erkenntnis. Die Philosophie F. H. J.s. Bonn 1969. - Klaus Hammacher: Die Philosophie F. H. J.s. München 1969. - Karl Homann: F. H. J.s Philosophie der Freiheit. Freiburg/München 1973. - Peter-Paul Schneider: Die „Denkbücher" F. H. J.s. Stuttgart 1986. - F. H. J. Dokumente zu Leben und Werk. Hrsg. v. Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider. Stuttgart 1989 ff. - Kurt Christ: F. H. J. Rousseaus deutscher Adept. Würzburg 1998. - Klaus Hammacher (Hrsg.): Fichte und J. Amsterdam u.a. 1998. - Susanna Kahlefeld: Dialektik und Sprung in J.s Philosophie. Würzburg 2000. - Birgit Sandkaulen: Grund und Ursache. Die Vernunftkritik J.s. München 2000. Rolf-Peter Horstmann Jacoby, Günther, * 21.4.1881 Königsberg, t 4. 1.1969 Greifswald. Das Studium der Theologie, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Königsberg und Tübingen schloß J., Sohn eines Theologen, 1903 als Lizentiat der Theologie ab, studierte Philosophie in Berlin und wurde 1906 promoviert (die Dissertation ist 1907 unter dem Titel Herders und Kants Ästhetik im Druck erschienen). Nach Lehr- und Studienaufenthalten in Paris (1906/07) und Glasgow (1907/08) habilitierte er sich 1909 in Greifswald und war danach in unterschiedlichen Anstellungen an der Harvard University, der University of Illinois in Urbana, der Univ. Tokio sowie in Konstantinopel (1915-18) tätig. Seit 1919 war er a. o. Prof., seit 1928 o. Prof. der Philosophie in Greifswald. 1937 wegen seiner jüdischen Herkunft zwangspensioniert, wurde er 1945 wieder in sein Amt eingesetzt. Neben seinem Hauptwerk Allgemeine Ontotogie der Wirklichkeit (Bd. l 1925, Bd. 2 in vier Lieferungen 1928-32, abschließende Teile 1955; 2. Aufl. in 2 Bänden 1993) veröffentlichte J. logische, erkenntnistheoretische, ästhetische und philosophiegeschichtliche Arbeiten. Die Nachteile der Immanenzontologie sah er in der Transzendenzontologie aufgehoben. 1955 verfaßte J. die Denkschrift über die gegenwärtige Universitätsphilosophie in der Deutschen Demokratischen Republik. WEITERE WERKE: Der Pragmatismus. Neue Bahnen in der Wissenschaftslehre des Auslands. Leipzig 1909. - Herder als Faust. Leipzig 1911. - Die Ansprüche der Logistiker auf die Logik und ihre Geschichtsschreibung. Stuttgart 1962. LITERATUR: Walter Gölz: Der Weg zur Ontologie bei Nicolai Hartmann und G. J. Diss. Tübingen 1957. - Bruno Baron von Freytag-Löringhoff: G. J. 80 Jahre alt. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 15 (1961) S. 237-250 (mit Bibliographie, S. 249-250; Nachtrag, S. 496). - Erhard Albrecht: Zur Rolle der Ontologie in der spätbürgerlichen Philosophie. Gedanken aus Anlaß des 100. Geburtstages von G. J. (1881-1969). In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 29 (1981) S. 854-858. - Hartwig Frank/Carola Häntsch (Hrsg.): G. J. (1881-1969). Zu Werk und Wirkung. Greifswald 1993. - Hans-Christoph Rauh: Der Greifswalder Universitätsphilosoph G. J. und die DDR-Philosophie. Zur Denkschrift 1955. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 42 (1994) S. 498-504.

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Jaeger Jaeger, Werner (Wilhelm), * 30.7.1888 Lobberich (heute zu Nettetal), t 19. 10.1961 Boston. J., Sohn eines Fabrikbesitzers, studierte klassische Philologie an den Universitäten Marburg und Berlin, wurde 1911 bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff mit einer grundlegenden Arbeit zur Metaphysik des Aristoteles promoviert (Emendationum Aristotelearum specimen) und bereiste 1911-13 zu wissenschaftlichen Zwecken die Schweiz, Österreich und Italien. 1913 habilitierte ersieh an der Univ. Berlin (Nemesios von Emesa, 1914). 1914 ging J. als a. o. Prof. der griechischen Sprache und Literatur an die Univ. Basel, war 1915-21 o.Prof. in Kiel und folgte 1921 einem Ruf an die Univ. Berlin, wo er die Zeitschriften „Die Antike" (1924-44) und „Neue Philologische Untersuchungen" (l926ff., Neudruck 1973) gündete und herausgab. 1936 emigrierte er in die USA, lehrte als Prof. des Griechischen und der klassischen Philologie in Chicago und wurde 1939 erster Leiter des Institute for Classical Studies an der Harvard University. Mit dem Werk Paideia. Die Formung des griechischen Menschen (Bd. l, 1934, "1959; Bd. 2, 1944, 31959; Bd. 3, 1947, 31959) begründete er den sogenannten „dritten Humanismus", mit dem er den antiquarisch orientierten Historismus überwinden wollte. J. war bedeutend als AristotelesForscher (Aristoteles. Grundlegung einer Geschichte seiner Entwicklung, 1923, 21955) sowie in der Deutung des antiken Christentums (The Early Christianity and Greek Paideia, 1961, dt.: Das frühe Christentum und die griechische Bildung, 1963), edierte Aristoteles und begründete die kritische Ausgabe zu Gregor von Nyssa. WEITERE WERKE: Platos Stellung im Aufbau der griechischen Bildung. Berlin 1928. - Humanistische Reden und Vorträge. Berlin 1937, 21960. - Diokles von Karystos. Die griechische Medizin und die Schule des Aristoteles. Berlin 1938,21963. - Demosthenes. Berkeley, Ca. 1938. Dt. Berlin 1939, 21963. - Die Theologie der frühen griechischen Denker. Stuttgart 1953. Nachdruck Darmstadt 1964. - Scripta Minora. 2 Bde., Roma 1960 (darin: An Intellectual Autobiography). - Gregor von Nyssas Lehre vom Heiligen Geist. Leiden 1966. - Five Essays. Montreal 1966 (mit Bibliographie). LITERATUR: Hermann Langerbeck: W. J. In: Gnomon 34 (1962) S. 101-105. - Wolfgang Schadewaldt: Gedenkrede auf W. J. Berlin 1963 (mit Bibliographie). - Olof Gigon: W. J. zum Gedenken. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 18 (1964) S. 156-164. - Horst Seidel: Zu W. J.s Entwicklungshypothese. In: Aristoteles: Metaphysik. Bd. 1. Hamburg 31989, S. LV-LIX. - William M. Calder III: W. J. In: Berlinische Lebensbilder. Hrsg. v. Michael Erbe. Bd. 4. Berlin 1989, S. 343-463. - W. J. reconsidered. Proceedings of the Second Oldfather Conference, held on the campus of the University of Illinois at Urbana-Champaign, April 26-28, 1990. Hrsg. v. William M. Calder HI. Atlanta, Ga. 1992. Richard Mehring: Humanismus als „Politicum": W. J.s Problemgeschichte der griechischen Paideia. In: Antike und Abendland 45 (1999) S. 111-128.

Jäsche, Gottlieb Benjamin, * 3.7.1762 Groß-Wartenberg (Schlesien), f 25.8. 1842 Dorpat. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Halle (1783-86) war J. als Hauslehrer tätig. 1791 ging er nach Königsberg, lebte seit 1795 in Kurland, wurde in Halle promoviert und habilitierte sich 1799 in Königsberg für Philosophie, wo er als Privatdozent im Sinne der kantischen Philosophie tätig war. Zu seinen Freunden zählten Johann —> Schultz, Christian Jacob —> Kraus, Friedrich Theodor —>Rinck und Immanuel —>Kant. 1802 folgte J. einem Ruf als Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie an die Univ. Dorpat, wo er bis 1839 Vorlesungen mit Bezug auf die kantische Philosophie hielt. Er gehörte der Schulkommission an und war als Mitglied der Direktion des Lehrerinstituts am Aufbau des Schulsystems der drei baltischen Provinzen beteiligt. 1812 wurde er zum Kollegienrat, 1822 zum Staatsrat ernannt. J. setzte sich in mehreren Abhandlungen mit dem Verhältnis von Philosophie und Religion, von Ethik und Systematik der Wissenschaften auseinander. Er veröffentlichte u.a. Immanuel Kant's Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (1800) und Grundlinien der Ethik oder philosophischen Sittenlehre (1824, Nachdruck 1973). WEITERE WERKE: Stimme eines Arktikers über Fichte und sein Verfahren gegen die Kantianer. 1799. Nachdruck Brüssel 1974. - Grundlinien der Moralphilosophie oder die philosophische Rechts- und Tugendlehre. Dorpat 1804. - Grundlinien zu einer Architektonik und systematischen Universal-Encyklopädie der Wissenschaften. Dorpat 1818. - Kurze Darstellung der philosophischen Religionslehre. Dorpat 1825. - Der Pantheismus nach seinen verschiedenen Hauptformen, seinem Ursprung und Fortgang, seinem speculativen und praktischen Werth und Gehalte [...]. 3 Bde., Berlin 1826-32.

Jaensch, Erich (Rudolf), * 26.2. 1883 Breslau, t 1.2. 1940 Marburg /Lahn. J., Sohn eines Arztes, studierte Philosophie und Naturwissenschaften an den Universitäten Tübingen, Jena, Breslau und Göttingen, wurde 1909 promoviert (Zur Analyse der Gesichtswahmehmungen) und habilitierte sich 1910 an der Univ. Straßburg. 1912/13 lehrte er als o.Prof. an der Univ. Halle, 1913-40 in Marburg, wo er auch Direktor des Philosophischen Seminars und des Psychologischen Instituts war. Seit 1933 war er Mitglied der NSDAP. Auf der Grundlage experimentell-psychologischer Untersuchungen stellte J. eine neue Theorie über den Gesichtssinn und die Raumwahrnehmung auf. Er beschäftigte sich mit den eidetischen

Jakob, Ludwig Heinrich von, * 26.2.1759 Wettin, t 22.7. 1827 Bad Lauchstädt. J., Sohn eines Posamentierers und Kleinbauern, studierte seit 1777 an der Univ. Halle Theologie, Philologie und Philosophie und wurde 1782 Lehrer am Stadtgymnasium. 1785 habilitierte er sich an der dortigen Univ. für Philosophie und wurde 1789 a.o., 1791 o.Prof. der Philosophie; seit 1804 lehrte er auch Staatswissenschaft. 1806 folgte er einem Ruf als Prof. der Politischen Ökonomie und Staatskunst an die Univ. Charkow, ging 1809 als Mitglied einer Finanzkommission nach St. Petersburg, um an der Verfassungs- und Verwaltungsreform des Russischen Reiches mitzuarbeiten, wurde 1816 nobilitiert und kehrte

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Anschauungsbildern und entwickelte eine biologistische Typenlehre („Integrationstypologie"), welche er u. a. in Die Eidetik und die typologische Forschungsmethode [...] (1925, 933) und Der Gegentypus (1938) darlegte. Zu seinen philosophischen Werken gehören Wirklichkeit und Wert in der Philosophie und Kultur der Neuzeit (1929) und Grundformen menschlichen Seins (1929). J. war Herausgeber der „Monographien zur Grundlegung der philosophischen Anthropologie und Wirklichkeitsphilosophie". WEITERE WERKE: Über die Wahrnehmung des Raumes. Leipzig 1911. - Studien zur Psychologie menschlicher Typen. Leipzig 1930. - Über den Aufbau des Bewußtseins. 2 Tie., Leipzig 1930. - Vorfragen der Wirklichkeitsphilosophie. Der Kasualbegriff in der neuesten Physik von Friedrich Oppenheimer. Leipzig 1931. LITERATUR: Gert Heinz Fischer: E. R. J. zum Gedenken. Sein Werk und sein Vermächtnis. In: Zeitschrift für Psychologie 148 (1940) S. 19-90 (mit Bibliographie). - Irmgard Pinn: Die rassistischen Konsequenzen einer völkischen Anthropologie. Zur Anthropologie E. J.s. In: Garsten Klingemann (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland. Opladen 1987, S. 212-241.

Jaspers im selben Jahr als Prof. der Staatswissenschaften an die Univ. Halle zurück. Als Nationalökonom vertrat J. die Grundgedanken des theoretischen Systems von Adam Smith. Seine volkswirtschaftlichen Hauptwerke sind Grundsätze der National-Oekonomie oder National-Wirthschaftslehre (1805; 3., sehr vermehrte und verbesserte Aufl. unter dem Titel Grundsätze der National-Oekonomie oder Theo rie des National-Reichthums), Grundsätze der PolizeiGesetzgebung und der Polizei-Anstalten (2 Bde., 1809, 2 1837) und Staatsfinanzwissenscha.fi (2 Bde., 1821). Als Philosoph in der Tradition —» Kants stehend und um die Verbreitung von dessen Lehren bemüht, veröffentlichte er u. a. Prolegomena zur praktischen Philosophie (1787), Grundriß der allgemeinen Logik und kritische Anfangsgründe der Metaphysik (1788) und Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre (1791, 41810). J. übersetzte Werke von David Hume und Pierre Jean George Cabanis ins Deutsche und gab die „Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes" (1795-97, Neudruck 1969) heraus. WEITERE WERKE: Prüfung der Mendelssohnschen Morgenstunden. Leipzig 1786. Neudruck Brüssel 1968. - Über das moralische Gefühl. Halle 1788. - Antimachiavel, oder über die Grenzen des bürgerlichen Gehorsams. Halle 1794, 2 1796. - Philosophische Sittenlehre. Halle 1794. Neudruck Brüssel 1969. - Philosophische Rechtslehre, oder Naturrecht. Halle 1795, 21796. - Vermischte philosophische Abhandlungen aus der Teleologie, Politik, Religionslehre und Moral. Halle 1797. - Grundsätze der Weisheit des menschlichen Lebens. Halle 1800. - Einleitung in das Studium der Staatswissenschaften. Halle 1819. LITERATUR: Hans Pototzky: L. H. v. J. als Nationalökonom. Straßburg 1905. - Marie-Elisabeth Vopelius: L. H. v. J. In: NDB 10, 1974, S. 216-217. - Michael Stolleis: Staatsraison, Recht und Moral in philosophischen Texten des späten 18. Jahrhunderts. Meisenheim/Glan 1972. - Zwi Batscha: L. H. J.s frühbürgerliches Widerstandsrecht. In: Ders.: Studien zur politischen Theorie des deutschen Frühliberalismus. Frankfurt/Main 1981, S. 128-162. Jansen, Bernhard, * 10.4.1877 Telgte (Westfalen), t 7.3. 1942 Hochheim/Main. Nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1893 studierte J., Sohn eines Schmieds, Theologie und Philosophie in Valkenburg (Niederlande), Straßburg (bei Clemens —>Baeumker) und Bonn und wurde in Freiburg/Breisgau zum Dr. theol. promoviert. 1910 setzte er sein Studium bei Franz Ehrle in Rom fort, arbeitete auf dessen Anregung hin an der Herausgabe der Quaestiones des Petrus Johannis Olivi zum zweiten Buch der Sentenzen (3 Bde., 1922-26) und lehrte 1907-22 als Prof. der Geschichte der Philosophie am Ignatiuskolleg in Valkenburg. 1926-33 war J. in gleicher Stellung am Berchmanskolleg in Pullach bei München tätig und nahm zeitweise Lehraufträge an der Gregoriana in Rom sowie an der Univ. Innsbruck wahr. Er veröffentlichte u. a. Die Erkenntnislehre Olivis (1921), Wege der Weltweisheit (1924), Aufsliege zur Metaphysik heute und ehedem (1933), Zur Philosophie der Scotisten des 17. Jahrhunderts (1936) und Die Geschichte der Erkenntnislehre in der Philosophie bis Kant (1940). WEITERE WERKE: Leibniz erkenntnistheoretischer Realist. Grundlinien seiner Erkenntnislehre. Berlin 1920. - Der Kritizismus Kants. München 1925. - Die Religionsphilosophie Kants. Berlin/Bonn 1929. - Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stellung zur Philosophie der Aufklärung. In: Scholastik I I (1936) S. 1-51. LITERATUR: B. J. t. In: Scholastik 17 (1942) S. 240-242.

Jaspers, Karl (Theodor), * 23.2. 1883 Oldenburg, t 26.2.1969 Basel. Aus gutsituierten bürgerlichen Verhältnissen kommend, begann J. 1901 /02 mit dem Studium der Jurisprudenz in Heidelberg (später in München), das er jedoch enttäuscht vorzeitig abbrach, um sich 1902/03 in Berlin für das Medizinstudium einzuschreiben. 1908 wurde er mit dem Thema Heimweh und Verbrechen zum Dr. med. promoviert. Nach seiner Approbation als Arzt arbeitete J. seit 1909 als Volontärassistent an der Heidelberger Psychiatrischen Klinik. In diesem Jahr begegnete er Max -> Weber. 1910 ehelichte er Gertrud Meyer, die sein Leben und Werk mittrug. Nach der Habilitation bei Wilhelm —> Windelband (Allgemeine Psychopathologie, 1913, 91973) wurde J. 1916 Extraordinarius für Psychologie in Heidelberg. Der für sein philosophisches Denken entscheidende Begriff der Grenzsituation findet sich bereits 1919 in der Psychologie der Weltanschauungen (61971), einer Schrift, die den Übergang zur Philosophie markiert. 1920 - J. schloß Freundschaft mit Martin —»Heidegger - wurde er a.o.Prof., 1922, ebenfalls in Heidelberg, Ordinarius für Philosophie. In Heidelberg gehörte auch Hannah —> Arendt zu seinen Schülern. „Den Menschen an sich selbst zu erinnern" (Die geistige Situation der Zeit, 1931), das spezifisch Zeitbedingte der menschlichen Daseinsordnung reflektierend zu erhellen, wird von J. als die eigentliche Aufgabe philosophischen Denkens betrachtet. Damit reihte sich J. in das Projekt einer Existenzphilosophie ein. Sein opus magnum, die dreibändige Philosophie (1932, 4 1973), zeichnet den Weg eines sich vergewissernden Verstehens menschlicher Existenz: als „philosophische Weltorientierung", Erkenntnis der Unmöglichkeit wissenschaftlich gesicherter Existenzerfahrung, als „Existenzerhellung", Erfahrung des Umgreifenden in den Grenzsituationen des Lebens und als „Metaphysik", Lesbarkeit der Chiffren der Transzendenz im Leben. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sahen sich J. und seine jüdische Frau durch die ständig wachsende Gefahr einer Deportation und eines gewaltsamen Todes bedroht. 1933 wurde er aus allen Universitätsämtern ausgeschlossen, 1937 seines Amtes enthoben und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Emigrations- und Suizidbereitschaft - J.' Frau wurde eine Ausreise verweigert - kennzeichnen die ausweglose Situation bis 1945. Mit der Wiedereinsetzung in sein Amt und der Ernennung zum l. Senator der Univ. erfolgte die öffentliche Rehabilitierung. 1947 erschien der erste Band einer vierbändig projektierten Philosophischen Uigik mit dem Titel Von der Wahrheit. Der Ruf an die Univ. Basel 1948 veranlaßte die Umsiedlung dorthin. J. widmete sich zunehmend philosophiegeschichtlichen Themen: Vom Ursprung und Ziel der Geschichte (1949), Einführung in die Philosophie (1950), Schelling (1955) und Die großen Philosophen (1957). Als kritischer Diagnostiker aktueller politischer Entwicklungen geschätzt - Die Atombombe und die Zukunft des Menschen (1957); Wohin treibt die Bundesrepublik? (1966) -, als umfassend Forschender und Lehrender geachtet, wurden ihm u. a. zahlreiche Auszeichnungen zuteil: Goethepreis der Stadt Frankfurt (1947), Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1958), Erasmuspreis (1959), Orden Pour le merke (1964), Internationaler Friedenspreis der Stadt Lüttich (1965). 1969 erwarb J. das Basler Bürgerrecht. Trotz lebenslanger Krankheit - die Diagnose (Bronchiektasen) stellte einen frühen Tod in Aussicht - hinterließ J. ein umfangreiches wissenschaftliches Werk, das Psychiatrie, Psychologie, Philosophie, Kunst und Religionsgeschichte zum Gegenstand weitverzweigter Untersuchungen machte. WEITERE WERKE: Der philosophische Glaube. München 1948. - Rechenschaft und Ausblick. Reden und Aufsätze. München 1951, 21958. - Lionardo als Philosoph. Bern

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Jauß 1953. - Die Frage der Entmythologisierung. München 1954 (mit Rudolf Bultmann). - Schicksal und Wille. Hrsg. v. Hans Saner. München 1967. - Chiffren der Transzendenz. München 1970. - Philosophische Autobiographie. München 1977. - Briefe: Hannah Arendt und K. J. Briefwechsel 1926-1969. Hrsg. v. Lotte Köhler und Hans Saner. München 1986. - Martin Heidegger und K. J. Briefwechsel 1920-1963. Hrsg. v. Walter Biemel und Hans Saner. Frankfurt/Main 1990. LITERATUR: Gisela Gefken/Karl Kunert: K. J. Eine Bibliographie. Bd. 1: Die Primärbibliographie. Oldenburg 1978. Neu bearbeitet und fortgeführt bis 1996 von Christian Rabanus. Tübingen 2000. - Klaus Piper (Hrsg.): K. J. Werk und Wirkung. München 1963. - Jeanne Hersch: K. J. München 1980. - Hans Saner: K. J. Reinbek bei Hamburg 21984. Franz-Peter Burkard: K. J. Würzburg 1985. - Kurt Salamun: K. J. München 1985. - Dietrich Harth (Hrsg.): K. J. Denken zwischen Wissenschaft, Politik und Philosophie. Stuttgart 1989. - Richard Wisser/Leonard H. Ehrlich (Hrsg.): K. J. Philosoph among Philosophers. Philosoph unter Philosophen. Würzburg 1993. - Richard Wisser: K. J. Philosophie in der Bewährung. Würzburg 1995. - Reiner Wiehl/Dominic Kaegi (Hrsg.): K. J. - Philosophie und Politik. Heidelberg 1999. Andreas Hochhoher Jauß, Hans Robert, * 12.12. 1921 Göppingen, t 1.3.1997 Konstanz. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an dem er in der Waffen-SS teilnahm, begann J. 1948 an der Univ. Heidelberg bei Gerhard Hess und Hans-Georg Gadamer das Studium der romanischen Philologie, Geschichte und Philosophie. 1955 wurde er mit der Arbeit Zeit und Erinnerung in Marcel Prousts „A la recherche du temps perdu". Eine Untersuchung zur Theorie des Romans (21970, Neuausg. 1986) promoviert, habilitierte sich 1959 mit Untersuchungen zur mittelalterlichen Tierdichtung, wurde a. o. Prof. an der Univ. Münster und hatte 1961-65 den Lehrstuhl für Romanische Philologie an der Univ. Gießen inne. Hier gründete er 1963 zusammen mit Hans —> Blumenberg, Clemens Heselhaus und Wolfgang Iser die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik". 1966 folgte J. einem Ruf an die Univ. Konstanz, an der er bis zu seiner Emeritierung 1987 lehrte. Sein Schaffensgebiet umfaßte die gesamte romanische Literatur, wobei er besonders mit Studien zur allegorischen Dichtung des romanischen Mittelalters hervortrat, aber auch über die Ästhetik der Moderne arbeitete. Mit W. Iser begründete er die Theorie der Rezeptionsästhetik (Konstanzer Schule), die, ausgehend von der Hermeneutik (vor allem Hans-Georg Gadamers), eine Aufwertung des Aspekts der Rezeption in der ästhetischen Kommunikation versucht. Bekannt wurde J. durch seine Konstanzer Antrittsvorlesung 1967 (Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft), in der er, sich gegen eine formalistisch-ästhetische wie eine historisch-marxistische Literaturtheorie wendend, Literaturgeschichte als Prozeß ästhetischer Produktion und Rezeption verstand, in dem literarische Texte durch Leser, Kritiker und Schriftsteller stets aktualisiert werden. J. nahm zahlreiche Gastprofessuren wahr, u. a. in Berkeley, an der Columbia University New York, in Paris, in Princeton und an der Yale University. Er war u. a. Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Academia Europaea sowie Ehrenvorsitzender des Deutschen Romanistenverbandes. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Literaturgeschichte als Provokation (1970), Älterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur. Gesammelte Aufsätze 1956-1976 (1977), Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik (1982), Studien zum Epochenwandel der ästhetischen Moderne (1989) und Wege des Verstehens (1994).

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WEITERE WERKE: Kleine Apologie der ästhetischen Erfahrung. Konstanz 1972. - Die Theorie der Rezeption. Rückschau auf ihre unerkannte Vorgeschichte. Konstanz 1987. LITERATUR: Gerd Irrlitz: H.-R. J. (1921-1997). In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 45 (1997) S. 639-647. Hans-Ulrich Gehrig: Schriftprinzip und Rezeptionsästhetik. Rezeption in Martin Luthers Predigt und bei H. R. J. Neukirchen-Vluyn 1999. Jean Paul, eigentl. Johann Paul Friedrich Richter, * 21.3. 1763 Wunsiedel, t 14.11. 1825 Bayreuth. Als Sohn und Enkel von Pastoren und Schulmeistern wuchs J. P. im Fichtelgebirgsstädtchen Wunsiedel, im Dorf Joditz (bei Hof) und in Schwarzenbach/Saale in dürftigen Verhältnissen auf. Seine Erfahrungen mit der Armut flössen später in die Erzählungen und Romane ein, während die Fragment gebliebene Selberlebensbeschreibung (1818/19) die Kinderjahre zur Idylle verschönt. Die früh einsetzende Lektüre von Büchern aus allen Wissensgebieten rief seinen Hang zum Sammeln von Lesefrüchten und deren Übertragung ins Werk hervor. Der autodidaktische Zug seines Lernens setzte sich auch fort, als er in Hof das Gymnasium (1779/80) und in Leipzig die Universität (1781-84) besuchte. Der Not gehorchend, mußte er Theologie studieren; doch war ihm mit 18 Jahren schon klar, daß er Schriftsteller werden würde, und trotz langer Erfolglosigkeit bei bitterstem Elend hielt er an diesem Ziel fest. In Leipzig, wo er sein Studium aus Geldmangel abbrechen mußte, und dann in Hof bei der Mutter verfaßte er unter dem Einfluß der Rationalisten gesellschaftskritische Satiren in einem schwerverständlichen, mit Bilderreichtum und gelehrtem Witz prunkenden Stil. In zehn Hungerjahren fanden nur zwei Satirensammlungen einen Verleger (Grönländische Prozesse, anonym, 1783; Auswahl aus des Teufels Papieren, unter dem Pseudonym J. P. F. Hasus, 1789), und auch diese nahm die Öffentlichkeit kaum wahr. Viele der ungedruckten Satiren streute er später in die erzählenden Werke ein. Nach einer durch philosophische Studien ausgelösten Glaubenskrise, die 1789 in der Schreckensvision einer gottlosen Welt (Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei) ihren Ausdruck fand, begann er seit 1790, erzählende Prosa zu schreiben, auf der seine Bedeutung vor allem beruht. Nach der ersten Erzählung Leben des vergnügten Schulmeisterleins Maria Wutz in Auenthal (1793) entstanden die Romane Die unsichtbare Loge (1793) und Hesperus oder 45 Hundsposttage (1795). Der Hesperus machte ihn mit einem Schlage berühmt. Karl Philipp —>Moritz, —»Herder und Wieland äußerten sich lobend. Nach einem Besuch in Jena und Weimar (1796), wo er auch -> Goethe und -» Schiller kennenlernte und sich mit Herder anfreundete, begannen seine Wanderjahre, die ihn von Hof über Leipzig und Weimar (1798-1800) nach Berlin führten (1800/01), wo er Karoline Mayer heiratete, mit der er über Meiningen (1801/02) und Coburg (1803/04) seinen Rückzug in die Heimat antrat: in das von ihm schon mehrfach poetisch verklärte Bayreuth. Während der Wanderjahre waren auch der erste deutsche Eheroman Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F, St. Siebenkäs (1796/97), der vierbändige Titan (1800-03) und die fragmentarischen Flegeljahre (1804) entstanden. In Bayreuth kamen zu weiteren erzählenden Werken (Dr. Katzenbergers Badereise, 1809; Der Komet oder Nikolaus Marggraf, 1820-22) theoretische Schriften (Vorschule der Ästhetik, 1804; Levana oder Erziehlehre, 1806), Rezensionen und politische Abhandlungen hinzu. Trotz seines biedermeierlich anmutenden Lebensstils verfolgte J. P. das geistige und politische Leben und griff in die Tageskämpfe ein. Sein letztes Werk war ein philosophisch-religiöses (Seiina oder Über die

Jerusalem Unsterblichkeit, 1827), doch blieb es, wie manches andere von ihm, Fragment. Die Schwierigkeiten, J. P. zu lesen, haben weniger mit seiner Zeitverhaftetheit als mit seiner Erzählweise zu tun. Er erzählt selten direkt einer Handlung folgend, sondern meist auf dem Umweg über die durch die Handlung im Autor ausgelöste Reflexion. Es ist eine offene Form, die Abschweifungen Raum gibt und an die Stelle des Linearen die Arabeske setzt. Handlungsarm sind seine erzählenden Werke aber nicht. Im Schulmeistertem Wutz und im Leben des Quintus Fixlein (1796), wo arme Leute den widrigen Umständen ein bißchen Glück abzutrotzen versuchen, werden ganze Lebensgeschichten erzählt; in den Romanen gibt es Mord und Kindesentführung, Befreiung aus Ehefesseln, verzwickte Erbschaftsfälle und viele Liebesgeschichten. Doch ist das alles für J. P. nur Vehikel, um Innenwelten zu zeigen und Satiren und Naturschwärmereien unterzubringen. Mit Recht wurden seine Romane enzyklopädisch genannt. J. P.s politische Intentionen waren eng mit seinen sozialen Erfahrungen und mit den Einflüssen der Aufklärung verbunden. Seine anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution verkehrte sich in Ablehnung. Er schrieb eine Friedenspredigt (1808) und eine Kriegserklärung gegen den Krieg (1809), polemisierte im Freiheitsbüchlein (1805) gegen die Zensur und wurde auch in den Befreiungskriegen kein Nationalist. Auch seine Publizistik hat künstlerischen Charakter; sie ist witzig und gefühlsbeladen, keiner Partei verpflichtet, sondern einer weltbürgerlich-humanen Idee. Ästhetisch sah sich J. P. als Widerpart der Klassik Goethes und Schillers; er polemisierte aber auch gegen die Romantik, zu der er nie gehörte, sich ihr aber zeitweise annäherte und Einfluß auf sie ausübte. Die größte Wirkung hatte J. P.s Werk zwischen 1815 und 1850. Das Biedermeier liebte seine gemütvolle Seite, die Literaten des Jungen Deutschland verehrten den ,Anwalt der Armen" (Borne). Büchner holte sich aus dem Hesperus Anregung für seinen „Hessischen Landboten". Stifter, Raabe und Keller waren von J. P. beeinflußt, doch in der zweiten Hälfte des 19. Jh. war seine Wirkung nur noch gering. Stefan George entdeckte ihn um 1900 als Dichter der Innerlichkeit wieder, aber erst nach 1950 begann das Interesse am Gesamtwerk wieder zu wachsen. Heute wird er u. a. als Anreger und Vorläufer modernen Erzählens geschätzt. AUSGABEN: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausg. Hrsg. von der Preußischen (Deutschen) Akademie der Wissenschaften. In 3 Abteilungen mit insgesamt 33 Bänden. Weimar 1927-44, Berlin 1952 ff. (noch nicht abgeschlossen). Neudr. Leipzig 1975. - Werke [seit 1974: Sämtliche Werke] in 10 Bänden. München 1959-85. LITERATUR: Eduard Berend: J. P.-Bibliographie. Neubearbeitet und ergänzt von Johannes Krogoll. Stuttgart 1963. - Jahrbuch der J.-P.-Gesellschaft. Bayreuth/München 1966 ff. - Eduard Berend: J. P.s Persönlichkeit in Berichten seiner Zeitgenossen. Berlin/Weimar 1956. - Uwe Schweikert/Wilhelm Schmidt-Biggemann/Gabriele Schweikert: J.P.-Chronik. München 1975. - Gert Ueding: J. P. München 1993. - Gustav Lohmann: J. P. Entwicklung zum Dichter. Würzburg 1999. Günter de Bruyn Jeitteles, Ignaz, * 6.(l3.?)9. 1783 Prag, t 19.6.1843 Wien. J., Sohn eines Talmudgelehrten und medizinischen Fachschriftstellers, studierte Rechtswissenschaften an der Univ. Prag, erhielt seine literarischen Anregungen von August Gottlieb Meißner, der dort Ästhetik und klassische Literatur lehrte, und trat 1804 mit dem Gelegenheitsgedicht Seiner Majestät Franz dem Zweiten hervor. Er übersiedelte dann als Teilhaber eines Handelshauses nach Wien, war daneben als Journalist tätig und verfaßte als Kritiker und Satiriker zahlreiche Beiträge für Wiener Zeitschriften und Taschenbücher.

Zusammen mit seinem Vetter Alois J. redigierte er seit 1819 das Wochenblatt „Siona". In seinem Hauptwerk Ästhetisches Lexikon. Ein alphabetisches Handbuch zur Theorie der Philosophie des Schönen und der Schönen Künste (2 Bde., 1835-37, 21839, Nachdruck 1978) erweist sich J. als konservativer Theoretiker der Restauration. WEITERE WERKE: Eine Reise nach Rom. Mit einer biographischen Skizze von August Lewald. Wiesbaden 1844. LITERATUR: Heinz Rieder: J„ I. In: NDB 10, 1974, S. 388. Herbert Seidler: Österreichischer Vormärz und Goethezeit. Wien 1982. Jenisch, Daniel, * 2.4. 1762 Heiligenbeil (Ostpreußen), t 9.2. 1804 (?) Berlin. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie (u. a. bei -> Kant) in Königsberg und dem Erwerb des Grades eines Magisters ging J. 1786 nach Berlin, wo er 1788 dritter Prediger an der Marienkirche wurde. Seit 1792 vierter Diakon an St. Nicolai, übernahm er im folgenden Jahr die Professuren für Altertümer an der Berliner Akademie der bildenden KUnste, für Geschäftsstil an der Bauakademie und für deutsche Literatur am Französischen Gymnasium. J. veröffentlichte zahlreiche theologische, philosophische, philologische und historische Schriften, übersetzte englische und französische Werke ins Deutsche und publizierte Beiträge in Berliner Zeitschriften der Spätaufklärung sowie im „Teutschen Merkur" und im „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde". 1794 erschien sein Preußenepos über —»Friedrich II. Borussia in 12 Gesängen, 1800/01 Geist und Charakter des 18. Jahrhunderts, politisch, moralisch, ästhetisch und wissenschaftlich betrachtet (3 Tie.), 1802 seine Theorie der Lebensbeschreibung, 1804 seine Kritik des dogmatischen, idealistischen und hyper-idealistischen Religions- und MoralSystems. Ungesichert ist, ob sich J., vermutlich in einem Anfall von Schwermut, in die Spree stürzte. WEITERE WERKE: Ueber Grund und Werth der Entdeckungen des Herrn Professor Kant in der Metaphysik, Moral und Aesthetik. Berlin 1786. Neudruck Brüssel 1973. -Threnodie auf die französische Revolution. Leipzig 1794. - DiogenesLaterne. Leipzig 1799. - Universalhistorischer Überblick der Entwickelung des Menschengeschlechts, als eines sich fort bildenden Ganzen. Eine Philosophie der Kulturgeschichte. 2 Bde., Berlin 1801. LITERATUR: Gerhard Sauder: Popularphilosophie und KantExegese: D. J. In: Christoph Jamme/Gerhard Kurz (Hrsg.): Idealismus und Aufklärung. Kontinuität und Kritik der Aufklärung in Philosophie und Poesie um 1800. Stuttgart 1988, S. 162-178. Jerusalem, Karl Wilhelm, * 21.3.1747 Wolfenbüttel, t 30.10. 1772 Wetzlar. Der Sohn eines Theologen fand 1760 Aufnahme in das Collegium Carolinum, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Göttingen und wurde 1770 Assessor bei der Justizkanzlei in Wolfenbüttel. Seit 1771 war er Legationssekretär bei der Braunschweigischen Vertretung am Reichskammergericht in Wetzlar, wo er infolge von Auseinandersetzungen mit seinem Vorgesetzten und einer unerfüllten Liebe in schwere Depressionen fiel und sich erschoß. Seine Philosophischen Aufsätze, in denen er sich u.a. mit der Frage nach dem Ursprung der Sprachen, der Erkenntnistheorie, der Freiheit und gemischten Empfindungen beschäftigte, wurden 1776 von —» Lessing herausgegeben (Neudruck 1900, hrsg. von Paul Beer), dem er freundschaftlich verbunden war. J.s Schicksal gab den Anlaß zu —»Goethes Roman Die Leiden des jungen Werthers (1774). WEITERE WERKE: Aufsätze und Briefe. Hrsg. v. Heinrich Schneider. Heidelberg 1925. LITERATUR: Heinrich Schneider: Werther-Jerusalem als Freund Lessings. In: Ders.: Lessing. Zwölf biographische

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Jerusalem Studien. Bern 1951, S. 94-109. - Adalbert Elschenbroich: J., K. W. In: NDB 10, 1974, S. 415-417. - Roger Paulin: Der Fall W. J. Zum Selbstmordproblem zwischen Aufklärung und Empfindsamkeit. Göttingen 1999. Jerusalem, Wilhelm, * 11.10. 1854 Drenitz (Böhmen), t 15.7.1923 Wien. Vom Vater zum Rabbiner bestimmt, wandte sich J. jedoch 1872 an der Univ. Prag dem Studium der klassischen Sprachen zu und wurde 1878 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1876 arbeitete er als Gymnasiallehrer in Prag und Nikolsburg und war 1885-1920 am Piaristengymnasium in Wien tätig. J. habilitierte sich 1891 an der Univ. Wien für Philosophie und erhielt 1903 auch die Venia legendi für Pädagogik. Seit 1920 a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik, wurde er 1923 o. Professor. 1894-1902 unterrichtete er auch an der JüdischTheologischen Lehranstalt in Wien. J. verband eine durch den sozialwissenschaftlichen Evolutionismus Herbert Spencers beeinflußte biologisch-genetische Interpretation psychischer Vorgänge mit einer an Ernst —» Mach orientierten Erkenntnistheorie. Weite Verbreitung erfuhren sein Lehrbuch der empirischen Psychologie (1888, 81926) und seine Einleitung in die Philosophie (1899, 101923). J.s pädagogisches Hauptwerk ist Die Aufgaben des Lehrers an den höheren Schulen (1912, 1. Aufl. unter dem Titel Die Aufgaben des Mittelschullehrers, 1903). WEITERE WERKE: Laura Bridgmann. Wien 1890,21891. Die Urtheilsfunction. Wien 1895. - Der kritische Idealismus und die reine Logik. Wien/Leipzig 1905. - Wege und Ziele der Ästhetik. Wien 1906. - Der Krieg im Lichte der Gesellschaftslehre. Stuttgart 1915. - Meine Wege und Ziele. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 3. Leipzig 1923, S. 53-98. Gedanken und Denker. Gesammelte Aufsätze. Wien 1905. Neue Folge. Wien 1925. - Einführung in die Soziologie. Wien 1926. LITERATUR: Edmund Jerusalem: Verzeichnis der Veröffentlichungen W. J.s. Wien 1925. - Robert Reininger: W. J. In: Kantstudien 29 (1924). - Festschrift für W. J. zu seinem 60. Geburtstag von Freunden, Verehrern und Schülern. Wien 1915. - Walther Eckstein: W. J. Sein Leben und Wirken. Wien 1935. - Mechthild Schlömann: Die Denksoziologie W. J.s. Eine grundlagenkritische Untersuchung. Diss. München 1953. - Hans Brockard: J., W. In: NDB 10, 1974, S. 418-419. Jodl, Friedrich, * 23.8. 1849 München, t 26. 1. 1914 Wien. J., Sohn eines Finanzrats, studierte seit 1867 Geschichte und Philosophie an der Univ. München und wurde 1871 zum Dr. phil. promoviert (David Humes Lehre von der Erkenntnis). 1873-76 arbeitete er als Dozent für Universalgeschichte an der Kriegsakademie in München, habilitierte sich dort 1880 für Philosophie (Studien zur Geschichte und Kritik der Theorien über den Ursprung des Sittlichen) und folgte 1885 einem Ruf als o. Prof. an die Deutsche Univ. Prag. 1896-1914 war J. Prof. der Philosophie an der Univ. Wien, seit 1901 auch Dozent für Ästhetik an der dortigen TH und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1893-96 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. J. vertrat eine monistische Weltanschauung, die auf Naturerkenntnis durch die Vernunft und einer humanitären Ethik basierte. Seine positivistisch-materialistische Philosophie war von John Stuart Mill, Auguste Comte und Ludwig —»Feuerbach beeinflußt, dessen Schriften er zusammen mit Wilhelm Bolin herausgab. J. veröffentlichte u. a. Geschichte der Ethik in der neueren Philosophie (2 Bde., 1882-89, 2. Aufl. unter dem Titel Geschichte der Ethik als philosophischer Wissenschaft, 2 Bde., 1906-12; Bd. l, 41930; Bd. 2,

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1923) und Lehrbuch der Psychologie (1896; 2 Bde., 21903, recte 1902,61924). WEITERE WERKE: Leben und Philosophie David Humes. Halle 1872. - Die Kulturgeschichtsschreibung. Halle 1878. Volkswirtschaftslehre und Ethik. Berlin 1886. - Ludwig Feuerbach. Stuttgart 1904. - Vom wahren und vom falschen Idealismus. Leipzig 1914. - Vom Lebenswege. Gesammelte Vorträge und Aufsätze. Hrsg. v. Wilhelm Börner. 2 Bde., Stuttgart 1916/17. - Allgemeine Ethik. Hrsg. v. Wilhelm Börner. Stuttgart 1918. - Kritik des Idealismus. Bearb. und hrsg. v. Carl Siegel und Walther Schmied-Kowarzik. Leipzig 1920. - Geschichte der neueren Philosophie. Hrsg. v. Karl Roretz. Wien 1924. LITERATUR: Walther Schmied-Kowarzik: F. J. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 27 (1914) S. 474-489 (mit Bibliographie). - Wilhelm Börner: F. J., eine Studie. Stuttgart 1911. - Margarete Jodl: F. J. Sein Leben und Wirken dargestellt in Tagebüchern und Briefen. Stuttgart 1920. - Kamillo Baumgarten: F. J.s philosophischer Standpunkt. Diss. Wien 1924. - Carl Siegel: F. J. In: NÖB I I , 1925, S. 81-96. Georg Gimpl: Vernetzungen. F. J. und sein Kampf um die Aufklärung. Oulu 1990. - Ders. (Hrsg.): Unter uns gesagt. F. J.s Briefe an Wilhelm Bolin. Wien 1990. - Ego und Alterego. Wilhelm Bolin und F. J. im Kampf um die Aufklärung. Festschrift für Juha Manninen. Hrsg. v. Georg Gimpl. Frankfurt/Main u.a. 1996. Joel, Karl, * 27.3.1864 Hirschberg (Schlesien), t 23.7.1934 Walenstadt (Kt. St. Gallen). Der Sohn eines Rabbiners und Neffe Manuel —> J.s studierte als Schüler Wilhelm —> Diltheys und Jacob -> Freudenthals Philosophie an den Universitäten Breslau und Leipzig, wo er 1883 zum Dr. phil. promoviert wurde (Zur Erkenntnis der geistigen Entwicklung und der schriftstellerischen Motive Platos), und lebte nach 1887 zeitweise in Berlin. 1893 habilitierte sich J. in Basel, wurde dort 1897 a. o., 1902 o.Prof. der Philosophie und war 1913/14 Rektor der Universität. Unter dem Einfluß der Romantik und des Deutschen Idealismus stehend, versuchte er, die Einheit von Leben und Denken in einer „organischen Weltauffassung" zu begründen. J. schrieb u. a. Der Ursprung der Naturphilosophie aus dem Geiste der Mystik (1906, 21926), Seele und Welt. Versuch einer organischen Auffassung (1912, 21923) und Wandlungen der Weltanschauung. Eine Philosophiegeschichte als Geschichtsphilosophie (2 Bde., 1928-34, Nachdruck 1965). In seiner Schrift Der freie Wille (1908) verteidigte er die Willensfreiheit als wissenschaftlich begründet. WEITERE WERKE: Der echte und der Xenophontische Sokrates. 2 Bde., Berlin 1893-1901. - Philosophenwege. Berlin 1901.-Nietzsche und die Romantik. Jena/Leipzig 1905, 2 1923. - Antibarbarus. Jena 1914. - Die philosophische Krisis der Gegenwart. 1914,21922. - Geschichte der antiken Philosophie. Bd. 1. Tübingen 1921. - K. J. [Selbstdarstellung). In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 1921, S. 71-90. LITERATUR: Festschrift für K. J. Zum 70. Geburtstag. Basel 1934. - Michael Landmann: J., K. In: NDB 10, 1974, S. 455-456. Joel, Manuel, * 16. 10. 1826 Birnbaum (Posen), t 3.11.1890 Breslau. Nach dem Studium an den Universitäten Berlin und Halle, das J., Sohn eines Rabbinatsbeisitzers, 1854 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß, folgte er im selben Jahr einem Ruf an das neuerrichtete Judisch-Theologische Seminar in Breslau. Dort unterrichtete er zunächst als Gymnasiallehrer, übernahm jedoch bald einen Lehrauftrag für Homiletik, jüdische Religionsphilosophie und systematische Theologie und war von 1864 bis zu seinem Tod Rabbiner von Breslau.

John J. gehörte zu den Begründern der wissenschaftlichen Erforschung der jüdischen Religionsphilosophie und wurde durch Arbeiten über Religionsphilosophen der Spätantike und des Mittelalters sowie über jüdische Vorläufer Spinozas bekannt. Er veröffentlichte u. a. Die Religionsphilosophie des Mose hen Maimon (Maimonides) (1859), Zur Genesis der Lehre Spinozas (1871), Beiträge zur Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1876, Neudruck 1980) und Religiös-philosophische Zeitfragen (1876). WEITERE WERKE: Levi Ben Gerson (Gersonides) als Religionsphilosoph. Breslau 1862. - Das Verhältnis Alberts des Großen zu Moses Maimonides. Breslau 1863. - Don Chasdai Creska's religions-philosophische Lehren. Breslau 1866. Spinozas theologisch-politischer Traktat auf seine Qualität geprüft. Breslau 1870. - Blicke in die Religionsgeschichte zu Anfang des 2. christlichen Jahrhunderts. 2 Bde., 1880-82. Johann von Glogau, Familienname: Schelling, * um 1445, t 11.2.1507 Krakau. J. studierte seit 1462 an der Univ. Krakau, erwarb die Magisterwürde und lehrte dort seit 1468 als Professor. 1497/98 war er an der Univ. Wien tätig. J. verfaßte zahlreiche Arbeiten in den Bereichen Philosophie, Mathematik, Logik (Exercitium novae logicae), Astronomie mit Astrologie (Tractatus in iudiciis astrorum), Geographie und Historie. Er kommentierte vor allem Werke von Aristoteles, Johannes de Sacrobosco, Johannes Regiomontanus und Petrus Hispanus sowie die Kosmologie des Ptolemäus. Zu seinen Schülern gehörten Nicolaus —»Copernicus und Wojciech Brudzewski. LITERATUR: Stefan Swiezawski: Materiaux servant aux recherches sur J. de G. (1507). In: FS Etienne Gilson. Toronto 1959, S. 613-650. - Wladyslaw Senko: Wste.p do stuium nad Janem z Glogowa. Materialy i Stud. Zaktadu Historii Filozofli. 1961, Bd. l, S. 9-59. - Stefan Swiezawski: Quelques aspects du contenu philosophique des „Questiones in Physicam Aristotelis" de J. de G. In: La filosofia della natura nel medioevo. Atti del terzo Congresso internazionale di filosofia medioevale. Milano 1966, S. 699-709. Johannes de Erfordia, auch J. Alamannus, J. de Saxonia, J. de Herfordia, * um 1250, t um 1340 Erfurt(?). J. ist nach dem Klosterstudium erstmalig 1275 als Lektor in Erfurt bezeugt und lehrte später am Generalstudium seines Ordens in Magdeburg. .1295 studierte er Rechtswissenschaften in Bologna und wurde dort zum Doktor der Rechte promoviert. Von Italien kehrte J. nach Erfurt zurück, war zunächst Lektor und seit 1307 Guardian des dortigen Franziskanerklosters und Vikar der sächsischen Ordensprovinz. Neben der Rechtskonkordanz Tabula iuris canonici et civilis (vermutlich bald nach 1274 entstanden), einem Handbuch für Beichtväter und einer Summa confessorum (zwischen 1300 und 1302 entstanden) gehört ein um 1300 entstandener und von Bonaventura beeinflußter Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus zu den Hauptwerken von J. WERKE: Die Summa Confessorum des J. v. E. Hrsg. v. Norbert Brieskorn. 3 Tie., Frankfurt/Main u.a. 1981. LITERATUR: Valens Heynck: Studien zu J. v. E. I: Das vierte Buch seines Sentenzenkommentars. In: Franziskanische Studien 40 (1958) S. 329-360. - Ders.: Studien zu J. v. E. II: Sein Verhältnis zur Olivischule. In: Franziskanische Studien 42 (1960) S. 153-196. - Winfried Trusen: Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter. In: Zeitschrift für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 57 (1971) S. 83-126. - Norbert Brieskorn/Volker Honemann: J. von Erfurt. In: VL 4, 1983, Sp. 583-589. Johannes von Freiburg, auch J. Rumsik, * um 1250 Haslach/Kinzigtal, t 10.3.1314 Freiburg/Breisgau. Der aus der Familie Rumsik stammende J. trat in Freiburg in den Dominikanerorden ein, studierte Theologie und ka-

nonisches Recht, war Schüler Ulrichs von Straßburg (Ulrich —> Engelberti) und hielt sich für einige Zeit in Paris auf. Seit 1280 war er Prior und Lektor im Dominikanerkonvent Freiburg. Anliegen und Werk des Raimund von Penafort weiterführend, erarbeitete er mehrere Werke sogenannter Beichtstuhljurisprudenz. Er verfaßte ein Registrum zur Erschließung der Summa de casibus penitenlie Raimunds, stellte Additiones ad Summam Raymundi zusammen und schuf mit seinem Libellus de quaestionihus casualibus (nach 1280) eine Sammlung von Casus, die bei Raimund nicht oder nur unvollständig abgehandelt wurden. Sein Hauptwerk ist eine Summa confessorum (1280-98), die eine tiefe Kenntnis der zeitgenössischen Kasuistik und Legistik zeigt. Mit diesem Werk, formte J. Raimunds juristisch ausgerichtetes Handbuch durch die Rezeption der dominikanischen Theologen Thomas von Aquin, —> Albertus Magnus und Pierre de Tarentaise (Innozenz V.) in eine Enzyklopädie praktisch-theologischen Wissens um. Die Summe, von der J. selbst eine Abbreviatur konzipierte (Manuale super summam confessorum) erfuhr lateinische und volkssprachliche Bearbeitungen, u.a. als Rechtssumme Bruder Bertholds. LITERATUR: Leonard E. Boyle: The „summa confessorum" of John of Freiburg and the popularization of moral teaching of St. Thomas and of some of his contemporaries. In: St. Thomas Aquinas Commemorative Studies 2 (1974) S. 245-268. - Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 428-436. - Die ,Rechtssumme' Bruder Bertholds. Hrsg. v. Marlies Hamm und Hclgard Ulmschneider. Bd. 1. Tübingen 1980. - Marlies Hamm: J. v. F. In: VL 4, 1983, Sp. 605-611. Johannes von Sterngassen, * Ende 13. Jh. Köln, t Köln. Der aus dem Kölner Geschlecht der Korngin stammende J. ist 1310 im Straßburger Dominikanerkonvent bezeugt, war 1316 dort Lesemeister und Prior und leitete wahrscheinlich 1320 das Kölner Studium generale. Von seinen Werken sind erhalten ein Sentenzenkommentar und eine Quaestio quodlibetalis, die ihn als Thomisten ausweisen, ferner Predigten. Besonders in seinen Predigten, in denen J. scholastische Spekulation in mystische Spiritualität umsetzt, begegnen Denkmotive Meister -^Eckharts, den er jedenfalls während seiner Straßburger Zeit persönlich gekannt haben muß. Es sind dies Lauterkeit (lüterkeit) und Abgeschiedenheit (abegescheidenheit) in ihrer mystischen Bedeutung. J.s Leben und Werk lassen sich nicht immer von dem des ebenfalls als Dominikanertheologe in Köln tätigen Bruders Gerhard trennen. LITERATUR: Wilhelm Preger: Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter. Bd. 2. Leipzig 1881, S. 116-123. - Volker Honemann: J. v. S. In: VL 4, 1983, Sp. 760-762. - Walter Senner: J. v. S. OP und sein Sentenzenkommentar. 2 Bde., Berlin 1995. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 3. München 1996, S. 410-414. John, Erhard, * 14. 10. 1919 Gablonz/Neiße, t 29.7. 1997 Thum / Erzgebirge. J. studierte 1941/42 an der Karls-Universität in Prag, war 1951-54 Dozent und Direktor der Landesvolkshochschule Sachsen, setzte dann das Studium an der HumboldtUniversität in Berlin fort und wurde 1956 zum Dr. phil. promoviert (Propädeutik zu einer Theorie der Kultur und der Kulturrevolution). 1961 habilitierte er sich an der Univ. Leipzig mit Untersuchungen über die Bedeutung der Widerspiegelungstheorie für die Ästhetik, wurde 1962 Dozent für Allgemeine Kulturwissenschaften und gründete dort 1964 das Institut für Ästhetik und Kulturtheorie; seit 1964 war er Prof. und 1969-86 o.Professor. J. schrieb u.a. Probleme der Kultur und der Kulturarbeit (1957, 21967), Einführung in die Ästhetik (1963, 51978), Probleme der marxistischleninistischen Ästhetik (1967; 2. Aufl., 2 Bde., 1976-78) und Werte des Lebens - Werte der Kultur (1982).

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Jonas WEITERE WERKE: Zur Dialektik des Sozialen, Nationalen und Internationalen in der Kulturentwicklung. Berlin 1972. Kunst und sozialistische Bewußtseinsbildung. Berlin 1974. Zur Planung kultureller Prozesse. Berlin 1978. - Ästhetik kurz gefaßt. Berlin 1987. Jonas, Hans, * 10.5.1903 Mönchengladbach, t 5.2.1993 New Rochelle bei New York. J., Sohn eines Textilfabrikanten, studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Freiburg (bei Edmund —»Husserl), Berlin, Heidelberg und Marburg (bei Martin —»Heidegger und Rudolf —»Bultmann), wo er 1928 mit einer Arbeit über den Begriff der Gnosis promoviert wurde. In Marburg lernte er Hannah -»Arendt kennen, der er durch lebenslange Freundschaft verbunden war. Eine bei Heidegger geschriebene Seminararbeit erschien 1930 unter dem Titel Augustin und das paulinische Freiheitsproblem im Druck. 1933 mußte J. wegen seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland emigrieren und ging nach Großbritannien, 1935 weiter nach Palästina, wo er zeitweise Dozent an der Hebräischen Univ. Jerusalem war. Im Zweiten Weltkrieg leistete er 1940-45 als Angehöriger der Jewish Brigade Group freiwilligen Dienst in der Britischen Armee und kehrte mit den alliierten Truppen für kurze Zeit nach Deutschland zurück. 1946-48 lehrte J. wieder Philosophie an der Hebräischen Univ., ferner Alte Geschichte an der British School of Higher Studies in Jerusalem, war im Unabhängigkeitskrieg 1948/49 Artillerieoffizier in der Haganah und übersiedelte 1949 nach Kanada. Er war zunächst Fellow an der McGill University in Montreal, wirkte 1950-54 an der Carleton University in Ottawa und ging 1955 nach New York, wo er bis zu seiner Emeritierung 1976 an der New School for Social Research in New York Philosophie lehrte. J. war an verschiedenen Universitäten als Gastprofessor tätig und erhielt neben mehreren Ehrendoktoraten 1987 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seinen frühen, religionswissenschaftlich einflußreichen Arbeiten über das frühchristliche und spätantike Denken (Gnosis und spätantiker Geist, Bd. l, 1934; Bd. 2.1, 1954; Bd. 2.1-2, 1993) legte J. die existentialontologische Terminologie zugrunde. Er entschlüsselte in den gnostischen Dogmen und Mythen die existentielle Erfahrung des Menschseins; die Gnosis mit ihrem Dualismus von Mensch und Welt wird zu einer Grunderfahrung des Menschseins. Gegenüber Gnosis und Entwertung der Natur zum bloßen Objekt naturwissenschaftlichen Denkens in der Moderne entwickelte J. eine Philosophie des Lebendigen (The Phenomenon of Life, 1966; dt. Organismus und Freiheit. Ansätze zu einer philosophischen Biologie, 1973). Er strebte eine Beseitigung des gnostischen Gegensatzes von Mensch und Welt an, der als Dualismus von Geist und Materie, Selbst und Natur in moderner Philosophie und Naturwissenschaft fortlebt. Zentraler Begriff jedweder Deutung des Lebens ist die Freiheit. Im Zuge einer qualitativen und teleologischen Naturdeutung gelangte J. zu einer metaphysischen Begründung der Ethik. Angesichts von Gefährdungen der Menschheit durch die technisch-wissenschaftliche Entwicklung entwarf er eine Zukunftsethik, indem er dem „Prinzip Hoffnung" (Ernst —»Bloch) und den mit ihm verbundenen positiven Utopien Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation (1979) gegenüberstellte. Er führte die Zukunft als Instanz ein, vor der Handlungen zu verantworten seien; jede Handlung muß auf eine mögliche Gefährdung für Menschen, Tiere und Umwelt überprüft werden. Erste Pflicht der Zukunftsethik ist es, eine Vorstellung der „Fernwirkungen" zu entwickeln („Heuristik der Furcht"). Urmodell der Verantwortung als einem „nicht-reziproken Verhältnis" ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kind bzw. zwischen Staatsmann und Bürger. Über —» Kant hinausgehend gab J. dem kategorischen Imperativ eine neue Form: „Handle so,

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daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden." Die Brücke zum Konkreten schlug J. u. a. in Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung (1985); er griff medizinethische Themen (u. a. Hirntod, Organbanken, Leihmütter) auf und thematisierte insbesondere die Gefährdung der ,Idee des Menschen' durch Humanexperiment und Gentechnologie. WEITERE WERKE: Zwischen Nichts und Ewigkeit. Göttingen 1963. - On Faith, Reason and Responsibility. San Francisco 1978. - Macht oder Ohnmacht der Subjektivität? Das Leib-Seele-Problem im Vorfeld des Prinzips Verantwortung. Frankfurt/Main 1981. - Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Frankfurt/Main 1987. - Wissenschaft als persönliches Erlebnis. Göttingen 1987. - Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen. Frankfurt/Main 1992. LITERATUR: Randall P. Nall u. a.: Bibiliographie H. J. In: Ethik für die Zukunft. München 1994, S. 460-476. - Dietrich Böhler (Hrsg.): Verstehen und Verantworten. Im Dialog mit H.J. Münster/Hamburg 1993. - Dietrich Böhler/Rudi Neuberth (Hrsg.): Herausforderung Zukunftsverantwortung. H. J. zu Ehren. Münster/Hamburg 1993. - Franz Josef Wetz: H.J. zur Einführung. Hamburg 1994. - Dietrich Böhler (Hrsg.): Ethik für die Zukunft. Im Diskurs mit H. J. München 1994. - Bernd Wille: Ontologie und Ethik bei H. J. Dettelbach 1997. - Thomas Schieder: Weltabenteuer Gottes. Die Gottesfrage bei H. J. Paderborn u. a. 1998. - Gertrude Hirsch Hadorn: Umwelt, Natur und Moral. Eine Kritik an H. J., Vittorio Hösle und Georg Picht. Freiburg/München 2000. Bruno Jahn Jordan, (Ernst) Pascual, * 18. 10.1902 Hannover, t 31.7.1980 Hamburg. Der Sohn eines Malers studierte Physik, Mathematik und Zoologie in Hannover und Göttingen, wo er 1925 mit der Arbeit Zur Theorie der Quantenstrahlung promoviert wurde, und habilitierte sich dort 1926 für theoretische Physik. Seit 1928 Privatdozent an der Univ. Hamburg, wurde J. im folgenden Jahr zum a. o. Prof. ernannt und ging 1935 als o. Prof. nach Rostock. Seit 1939 arbeitete er als Meteorologe bei der Luftwaffe, später in einem physikalischen Institut der Kriegsmarine und folgte 1944 einem Ruf als o. Prof. nach Berlin, 1947 nach Hamburg. 1957-61 war J. Bundestagsabgeordneter der CDU, 1963-67 Präsident der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. Zusammen mit Max -» Born und Werner -> Heisenberg formulierte er die Matrizenmechanik und gehörte damit zu den Begründern der Quantenmechanik. 1926 lieferte er, unabhänging von Paul Adrien Maurice Dirac, eine wahrscheinlichkeitstheoretische Interpretation für diese Theorie. Seine späteren Forschungen befaßten sich mit Quantenelektrodynamik, der Relativitätstheorie und der Kosmologie sowie auch mit philosophischen Problemen der Quantenmechanik und allgemein der Physik. J. veröffentlichte u.a. Elementare Quantenmechanik (1930, mit Max Born), Statistische Mechanik auf quantentheoretischer Grundlage (1933, 21946), Atom und Weltall (1936, I0 1960), Die Expansion der Erde (1966) und Albert Einstein (1969). WEITERE WERKE: Der Naturwissenschaftler vor der religiösen Frage. Hamburg 1963. Oldenburg/Hamburg 6 1972. - Schöpfung und Geheimnis. Oldenburg/Hamburg 1970. - Wie frei sind wir? Naturgesetz und Zufall. Osnabrück 1971. - Erkenntnis und Besinnung. Grenzbetrachtungen aus naturwissenschaftlicher Sicht. Oldenburg/Hamburg 1972. - P. J. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 194-218. LITERATUR: Mara Beller: P. J.'s Influence on the Discovery of Heisenberg's Indeterminacy Principle. In: Archive for History of Exact Sciences 33 (1985) S. 337-349.

Jung Juhos, Bela, * 22.11.1901 Wien, t 27.5.1971 Wien. J., Sohn eines Unternehmers, verlebte einen Teil seiner Kindheit in Ungarn, besuchte das Realgymnasium in Wien und studierte seit 1920 an der Univ. Wien Mathematik, Physik und Philosophie (bei Moritz —»Schlick). 1926 wurde er mit einer Arbeit über -»Schopenhauer zum Dr. phil. promoviert (Inwieweit ist Schopenhauer der Kant'sehen Ethik gerecht geworden?) und schloß sich bald darauf dem „Wiener Kreis" an. Bedingt durch die politische Entwicklung und den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte er sich erst 1948 für theoretische Philosophie habilitieren (Die Erkenntnis und ihre Leistung, 1950). 1955 erhielt er den Titel eines a. o. Professors. J., Vertreter eines konsequenten logischen Empirismus, beschäftigte sich mit der logischen Analyse wissenschaftlicher Erkenntnis, insbesondere auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Seine Untersuchungen trugen wesentlich zur Weiterentwicklung der modernen Wissenschaftstheorie bei. 1962 wurde er Mitglied des Pariser Institut International de Philosophie. J. veröffentlichte u.a. Die Erkenntnis und ihre Leistung. Die naturwissenschaftliche Methode (1950), Elemente einer neuen Logik (1954), Die erkenntnislogischen Grundlagen der klassischen Physik (1963, mit Hubert Schleichen) und Die erkenntnislogischen Grundlagen der modernen Physik (1967). WEITERE WERKE: Über die Grundlagen der Gewißheit reinen Denkens. Leipzig 1911. - Erkenntisformen und Naturund Geisteswissenschaften. Leipzig 1940. - Das Wertgeschehen und seine Erfassung. Meisenheim/Glan 1956. Wahrscheinlichkeit als Erkenntnisform. Berlin 1970 (mit Wolfgang Katzenberger). LITERATUR: Gerhard Zecha: Veröffentlichungen österreichischer Wissenschaftstheoretiker. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie l (1970) S. 311-321 (zu J.: S. 314-316). - Viktor Kraft: Nachruf auf B. J. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 2 (1971) S. 163-173. Nachträge und Ergänzungen zur Bibliographie (s. o.). Ebd., S. 338-339. - Hubert Schleichen: Denker ohne Wirkung. B. J. - ein typisches Schicksal. In: Conceptus 5 (1971) S. 5-12. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 706-711. Jung, Carl Gustav, * 26.7.1875 Kesswil/Bodensee (Kt. Thurgau), t 6.6.1962 Küsnacht (Kt. Zürich). J. entstammte väterlicherseits einer ursprünglich westdeutschen Familie. Sein Großvater Carl Gustav J. war Ordinarius für Chirurgie und Rektor der Univ. Basel, J.s Vater war reformierter Pfarrer. Nach dem Medizinstudium in Basel wurde J. 1900 Assistenzarzt und war 1905-09 Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik „Burghölzli" in Zürich unter (Paul) Eugen Bleuler. Als Privatdozent lehrte J. 1905-13 an der Univ., 1933-42 an der (seit 1935 als Titularprofessor). Von 1909 an führte er eine selbständige Praxis als ärztlicher Psychotherapeut in Küsnacht. 1943/44 hatte er ein Semester lang das Ordinariat für medizinische Psychologie an der Univ. Basel inne. J. erhielt viele Ehrendoktorate, u. a. von der Clark University in Worcester/ Massachusetts (1909), von Harvard (1936), Oxford (1937) und Genf (1945). Schlüssel zu Werk und Entwicklung J.s war Sigmund —»Freud, auf den er sich schon sehr früh bezog: 1900 in einem Referat über Freuds Traumlehre, 1902 in seiner Dissertation über okkulte Phänomene. Von 1906 an korrespondierten Freud und J. freundschaftlich miteinander; 1907 lernte J. Freud in Wien persönlich kennen. Von nun an galt er jahrelang als Bannerträger der internationalen Psychoanalyse. 1913 kam es jedoch zum Bruch zwischen beiden. J. verfiel in diesem Zusammenhang einer längeren psychotischen Reaktion, deren kreative Bearbeitung ihn zu sei-

ner eigenen analytischen Psychologie führte. Erste Zeugnisse dieser Umorientierung waren grundlegende Werke wie Wandlungen und Symbole der Libido (1912) und Psychologische Typen (1921), worin er u.a. Extra- und Introversion beschrieb. Hinfort profilierte sich J. immer eindrucksvoller als tiefenpsychologischer Repräsentant eines späten romantizistisch-symbolistischen Neuplatonismus, den er mit großer Kraft und schriftstellerischer Fruchtbarkeit gegen die überwiegend naturalistisch-positivistischen, zum Teil physikalistischen Wissenschaftsanschauungen Freuds vertrat. Er sah sich selbst in der Nachfolge platonischer, spätantik-hermetischer, gnostisch-mystischer und spiritualistischer Gegen- und Unterströmungen der europäischen Geistesgeschichte. Vor allem die alte alchemistische Philosophie deutete er als eine Vorläuferin seiner Auffassungen, in deren Zentrum Phantasie, Phantastik und Esoterik, Mythen und Symbolik standen. Mit dieser antiaufklärerischen, antirationalistischen, zum Teil auch antimodernistischen Denkweise, die dem weiteren Umfeld der „konservativen Revolution" in der ersten Hälfte des 20. Jh. zugerechnet werden kann, entwickelte J. seine Psychotherapie. Sie bedeutete ihm nicht nur eine mit Träumen, „aktiver Imagination" und Mythologien arbeitende Behandlungsweise, sondern auch eine an religiösen, d.h. vor allem an christlich-theologischen Konzeptionen angelehnte Weltanschauung. Ein Kernbegriff seiner Psychologie ist der „Archetypus" (griechisch: Urbild, Urmuster; urtypische Verhaltensweise). Darunter verstand J. z. B. die Mutter und das Mütterliche (die „Große Mutter"), das Kind, den alten Weisen, die unbewußte psychische Gegengeschlechtlichkeit (Anima/Animus), den Schatten (die verdrängte „dunkle Seite" der Psyche). Auch die „Individuation" besitzt als innerer Wandlungs- und Integrationsprozeß „archetypische" Wesenszüge. Das gemäß J. alle Archetypen umfassende fundamentale „kollektive Unbewußte" steht in der Nachfolge des platonisch-stoischen, deutsch-romantischen Konzepts der göttlichen Weltseele. J. wirkte anregend sowohl fachintern auf andere psychotherapeutische Richtungen als auch auf Physik, Kunst und Literatur, Mythenforschung, Theologie und New Age. Angefeindet wurde er dagegen nicht zuletzt wegen seiner doppelzüngigen Nähe zu einigen Elementen der nationalsozialistischen Ideologie (z. B. Rassismus), ferner wegen der von ihm selbst geförderten Tendenz seiner „Schule", seine Lehre als Heilsweg und ihn selbst als eine Art mythischen Offenbarungsträger zu sehen. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke. 19 Bde., Zürich, später Ölten 1958-83. - Erinnerungen, Träume, Gedanken. Hrsg. v. Aniela Jaffe. Zürich 1962. - C. G. J. u. a.: Der Mensch und seine Symbole. Ölten 1968. - Briefe. Hrsg. v. Aniela Jaffe". 3 Bde., Ölten 1972. - Sigmund Freud/C. G. J. Briefwechsel. Frankfurt/Main 1974. LITERATUR: Lisa Ress/William McGuire: General bibliography of C. G. J.s writings. Princeton, NJ, 1992. - Aniela Jaffi (Hrsg.): C. G. J. Bild und Wort. Ölten 1977. - Rolf Fetscher: Grundlinien der Tiefenpsychologie von S. Freud und C. G. J. in vergleichender Darstellung. Stuttgart 1978. Paul J. Stern: C. G. J. München 1977. - Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G. J. (1940). Frankfurt/Main 1984. Gerhard Wehr: C. G. J. Leben, Werk, Wirkung. München 1985. - Tilman Evers: Mythos und Emanzipation. Eine kritische Annäherung an C. G. J. Hamburg 1987. - Colin Wilson: Herr der Unterwelt. C. G. J. und das 20. Jahrhundert. München 1987. - Robert C. Smith: The wounded J. Effects of J.'s relationship on his life and work. Evaneston, III. 1996. - Frank MacLynn: C. G. J. New York 1997. Peter Seidmann

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Jungius Jungius, Joachim, eigentl. J. Jung, * 1.11.1587 Lübeck, t 3. . 1657 Hamburg. J., Sohn eines Lehrers an der Lübecker Katharinenschule, studierte in Rostock und Gießen, wo er 1609 eine Professur für Mathematik erhielt. 1614 gab er diese auf und schloß sich zeitweilig dem Didaktikreformer Wolfgang Ratke an. 1616 schrieb er sich erneut in Rostock als Medizinstudent ein und wurde 1618 in Padua promoviert. Wieder in Rostock, gründete J. um 1622 mit der kurzlebigen „Societas Ereunetica" die erste naturforschende Gesellschaft im nördlichen Europa und arbeitete als Mathematikprofessor über Optik und Geometrie. 1629 wurde er Rektor des Johanneums und Prof. der Logik und Naturlehre am Akademischen Gymnasium in Hamburg. Konflikte mit Scholarchat und Geistlichkeit ließen ihn jedoch das Rektorat niederlegen, um sich der Forschung zu widmen. Das philosophische Hauptwerk von J., die Logica Hamburgensis von 1638, bildet Höhe- und Endpunkt in der langen Tradition aristotelischer Schulphilosophie. Zum formalen Instrumentarium der Logik tritt hier eine neue Wissenschaftslehre, die J. nicht von der Metaphysik her, sondern aus der Sinneserfahrung begründen wollte. Seine nur in Ansätzen entwickelte „Protonoetik" als Lehre von den einfachsten Begriffen und Verstandesoperationen sollte ihm dabei als methodisches Werkzeug dienen. Als Naturwissenschaftler war J. Exponent eines radikalen Empirizismus. Es war sein Ziel, die bestehenden Lehrsysteme zu falsifizieren und anschließend - von den erst noch zu ermittelnden Letztbestandteilen der Natur her - die Wissenschaften insgesamt neu zu errichten. Denn Wirklichkeit bestand für J. aus Ordnungen steigender Komplexität, die sich analytisch in ihre letzten Korpuskeln zerlegen und von dort aus synthetisch wieder zu höheren Ordnungen zusammensetzen ließen. Auf diese Weise wollte er die Naturlehre nach dem Vorbild der Mathematik methodisch erneuern und auf empirischer Grundlage axiomatisieren. Zentral war für ihn die Erforschung stofflichchemischer Eigenschaften, denn auf diesem Weg hoffte er, experimentell letztlich zu den Elementen der Naturdinge vordringen zu können. Dieses Programm blieb unvollendet, und erst postum wurden einige Arbeiten aus dem umfangreichen handschriftlichen Nachlaß publiziert. Wirkungsgeschichtlich gibt es Verbindungen zu Gottfried Wilhelm -» Leibniz und dem englischen Botaniker John Ray; auch —> Goethe hat sich mit J.' Pflanzenmorphologie beschäftigt. WEITERE WERKE: Doxoscopiae physicae minores. Hrsg. v. Martin Fogelius. Hamburg 1662. - Logica Hamburgensis. Lat./dt. hrsg. v. Rudolf W. Meyer. Hamburg 1957. - Logicae Hamburgensis Additamenta. Hrsg. v. Wilhem Risse. Göttingen 1977. - Praelectiones Physicae. Hrsg. v. Christoph Meinel. Göttingen 1982. - Disputationes Hamburgen ses. Hrsg. v. Clemens Müller-Glauser. Göttingen 1988. LITERATUR: Gottschalk Eduard Guhrauer: J. J. und sein Zeitalter. Stuttgart/Tübingen 1850. - Hans Kangro: J. J.' Experimente und Gedanken zur Begründung der Chemie als Wissenschaft. Wiesbaden 1968. -Christoph Meinel: In physicis futurum saeculum respicio. J. J. und die Naturwissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts. Göttingen 1984. Ders.: Der handschriftliche Nachlaß von J. J. in der Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg. Stuttgart 1984. - Ders.: Die Bibliothek des J. J. Ein Beitrag zur Historia litteraria der Frühen Neuzeit. Göttingen 1992. Christoph Meine! Kästner, Abraham Gotthelf, * 29.9.1719 Leipzig, t 20.6.1800 Göttingen. Auf Wunsch seines Vaters, eines Professors der Rechtswissenschaften, studierte K. zunächst Jura an der Univ. Leipzig. Gleichzeitig verfolgte er naturwissenschaftliche und literarische Interessen. Nach Abschluß des Jurastudiums (1737) widmete er sich hauptsächlich der Mathematik. In diesem Fach erwarb er 1739 den Doktorgrad, die Voraussetzung für

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seine Tätigkeit als Universitätslehrer. Er hielt mathematische, philosophische und juristische Vorlesungen und wurde 1746 zum Prof. ernannt. Zehn Jahre später folgte er einem Ruf auf eine Professur an der Univ. Göttingen, wo er 1763 auch die Leitung der Sternwarte übernahm. In seinem umfangreichen Schriftenverzeichnis halten sich mathematisch-naturwissenschaftliche und literarisch-poetische Veröffentlichungen die Waage. Aus seinen Vorlesungen gingen die Mathematischen Anfangsgründe hervor, ein an den Lehrbüchern von Christian -> Wolff orientiertes, siebenbändiges Lehrbuch der reinen und angewandten Mathematik (1758-91); dazu kamen zahlreiche Schriften zur Astronomie und ein vierbändiges wissenschaftshistorisches Werk (Geschichte der Mathematik seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts, 1796-1800). K.s physikalische Publikationen und Rezensionen waren ein wichtiger Beitrag zur Newton-Rezeption in Deutschland. Als Schriftsteller und Poet wurde er vor allem durch Lehrgedichte und, zum Teil zugespitzte und boshafte, Epigramme bekannt, die sein Bemühen um die Verbindung von Literatur, Wissenschaft und Sprachpflege dokumentieren (Philosophisches Gedichte von den Kometen, 1744). K., der in Leipzig die Vorlesungen —»Gottscheds besucht hatte, bekämpfte wie dieser die Zurücksetzung der deutschen Sprache gegenüber dem Lateinischen und dem Französischen. Insbesondere in den Naturwissenschaften propagierte er den Gebrauch des Deutschen (Über den Vortrag gelehrter Kenntnisse in der deutschen Sprache, 1787). K. war ein überaus fruchtbarer Übersetzer philosophischer und naturwissenschaftlicher Werke aus verschiedenen Sprachen; seine bekanntesten Übersetzungen galten Montesquieus Esprit des lois (1753) und den Abhandlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften (seit 1749). Dazu kam eine intensive Herausgebertätigkeit; er redigierte u. a. das „Hamburgische Magazin" und die von seinem Freund Christlob Mylius begründeten „Physikalischen Belustigungen". In seiner Vielseitigkeit (wenn auch nicht in seiner Originalität) ist K. mit Albrecht von Haller und Jean d'Alembert vergleichbar. Als herausragender Vertreter der deutschen Spätaufklärung stand er bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen; da seine Leistungen jedoch weder genial noch einzigartig waren, „umfaßt das Nachleben A. G. Kästners und seiner Werke zuvörderst die Geschichte eines Vergessensprozesses" (R. Baasner). Für K. als Naturwissenschaftler gilt das bis heute; seine literarischen und philosophischen Texte dagegen finden in der neueren, sozialgeschichtlich orientierten Germanistik zunehmend Beachtung. Ironie und Anerkennung sprechen aus dem Urteil des Mathematikers Carl Friedrich —>Gauß: „Kästner war unter den Dichtern seiner Zeit der beste Mathematiker, unter den Mathematikern seiner Zeit der beste Dichter." WEITERE WERKE: Gesammelte poetische und schönwissenschaftliche Werke. Berlin 1841. Nachdr. 1971. LITERATUR: Rainer Baasner: A. G. K., Aufklärer (1719 bis 1800). Tübingen 1991. Andreas Kleinen Kafka, Gustav, * 23.7.1883 Wien, t 12,2.1953 Veitshöchheim bei Würzburg. Der Industriellensohn studierte seit 1902 Rechtswissenschaften, Psychologie und Philosophie an den Universitäten Wien, Göttingen, München und Leipzig, wo er 1906 zum Dr. phil. promoviert wurde, und habilitierte sich 1910 für Psychologie in München (Versuch einer kritischen Darstellung der neueren Anschauungen über das Ichproblem). Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wirkte K. dort als a. o. Prof., folgte 1923 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie, Psychologie und Pädagogik an die Univ. Dresden und übernahm 1929 eine Gastprofessur an der Johns Hopkins University in Baltimore. 1934 auf eigenen Wunsch vorzeitig emeritiert,

Kahler lebte er als Privatgelehrter in Dresden und ging 1947 als o. Prof. der Philosophie und Psychologie nach Würzburg, wo er bis 1952 lehrte. 1948 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Für die von ihm mitherausgegebene Geschichte der Philosophie in Einzeldarstellungen (1921-33) verfaßte K. u. a. Die Vorsokratiker (1921), Sokrate.i, Platon und der sokratische Kreis (1921) und Aristoteles (1922). WEITERE WERKE: Einführung in die Tierpsychologie auf experimenteller und ethologischer Grundlage. Bd. 1. Die Sinne der Wirbellosen. Leipzig 1914. - Geschichtsphilosophie der Philosophiegeschichte. Berlin 1933. - Naturgesetz, Freiheit und Wunder. Paderborn 1940. LITERATUR: Philipp Lersch: G. K. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften. Jahrbuch 1953. München 1954, S. 162-165. - Ernst G. Wehner: G. K. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie. Diss. Würzburg 1964. - Wilhelm Arnold: K., G. In: NDB 11, 1977, S. 15-16. Kaftan, Julius, * 30.9. 1848 Loit bei Apenrade, t 27.8. 1926 Berlin. Zusammen mit seinem Bruder Theodor K. studierte K., Sohn eines Pastors, Theologie und Philosophie in Erlangen, Berlin und Kiel, wurde 1872 an der Univ. Leipzig mit der Dissertation Sollen und Sein. Eine Studie zur Kritik Herbarts zum Dr. phil. und habilitierte sich nach der Promotion zum Dr. theol. an der dortigen Theologischen Fakultät 1873. Im Herbst desselben Jahr ging er als a. o. Prof. nach Basel, wo er 1881 o. Prof. wurde und Vorlesungen über Dogmatik und Ethik hielt. 1883 übernahm K. als Nachfolger Isaak August Dorners den Lehrstuhl -> Schleiermachers in Berlin und war 1904-25 zugleich Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats der altpreußischen Landeskirche und 1921 auch dessen geistlicher Vizepräsident. 1922 war er an der neuen Kirchenverfassung der altpreußischen Union beteiligt. K. setzte sich für die Einführung des Bischofsamtes und die Freiheit der theologischen Wissenschaft ein. Vom vermittlungstheologischen Ansatz Albrecht Ritschis ausgehend, faßte er den evang. Glauben als theologisches Erkennungsprinzip auf. Neben seinen Hauptwerken Dogmatik (1897, 81920) und Philosophie des Protestantismus (1917) veröffentlichte er u. a. Das Wesen der christlichen Religion (1881, 2 1888) und Die Wahrheit der christlichen Religion (1888). WEITERE WERKE: Sollen und Sein in ihrem Verhältnis zueinander. Leipzig 1872. - Das Christentum und Nietzsches Herrenmoral. Berlin 1897, 31902. - Kant, der Philosoph des Protestantismus. Berlin 1904. - J. K. (SelbstdarstellungJ. In: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Erich Stange. Bd. 4. Leipzig 1928, S. 201-232. LITERATUR: Theodor Kaftan/J. K.: Kirche Recht und Theologie in vier Jahrzehnten. Der Briefwechsel der Brüder. Hrsg. und kommentiert v. Walter Göbell. 2 Bde., München 1967 (Werkverzeichnis: Bd. 2, S. 962-973, Nr. 1-178; biographische Einleitung). - Heinrich Scholz: Zur Philosophie des Protestantismus. In: Kant-Studien 25 (1920/21) S. 24-49. - Adolf Heger: J. K.s theologische Grundposition. Göttingen 1930. - Jendris Alwast: K., J. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 7. Neumünster 1985, S. 105-107. - Folkart Wittekind: Geschichtliche Offenbarung und die Wahrheit des Glaubens. Der Zusammenhang von Offenbarungstheologie, Geschichtsphilosophie und Ethik bei Albrecht Ritschi, J. K. und Karl Barth (1909-1916). Tübingen 2000. Kahle, Ludwig Martin, * 6.5. 1712 Magdeburg, t 5.4. 1775 Berlin. K. studierte Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Jena und Halle, erwarb 1734 die Magisterwürde und wurde 1735 Adjunkt der Philosophischen Fakultät. Seit 1737

Prof. der Philosophie in Göttingen, wurde er 1744 zum Dr. jur. promoviert und war seit 1747 a. o. Prof. der Rechte. Seit 1750 lehrte er als landgräflich hessischer Hofrat an der Moserschen Staatsakademie in Hanau Staatsrecht, folgte 1751 einem Ruf als o. Prof. nach Marburg und ging 1753 als Hofund Kammergerichtsrat nach Berlin, wo er 1764 zum Geheimen Rat und Justitiarius des Generalfinanzdirektoriums befördert wurde. L. veröffentlichte u.a. Commentatio f...] de trulina Europas, quae vulgo appellalur Die Balance von Europa, praecipua belli et pads norma (1744) und Elementa juris canonico-pontificio-ecclesiastici, turn veteris turn hodiemi (2 Tie., 1743/44). Seine Vergleichung der Leibnitzischen und Newtonschen Metaphysik, wie auch verschiedene andere philosophische und mathematische Lehm beyder Weltweisen (1740) richtet sich gegen Voltaire. K. gab die Bibliothecae phüosophicae (2 Bde., 1740) von Burkhard Gotthelf Struve heraus. WEITERE WERKE: Elementa logicae probabilium methodo mathematica. Halle 1735. - Neue Erläuterung der Europäischen Balance, als der vornehmsten Richtschnur des Krieges und des Friedens. Hannover 1746. - Opuscula minora. Frankfurt/Main 1751. LITERATUR: Albert Teichmann: K. In: ADB 14, 1881, S. 795. Kahler, Erich (Gabriel) von, * 14.10.1885 Prag, t 28.6. 1970 Princeton (New Jersey, USA). Der Sohn eines Industriellen lebte seit 1900 in Wien, studierte Geschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin, München und Heidelberg und wurde 1911 in Wien zum Dr. phil. promoviert (Über Recht und Moral). K. trat in Beziehung zu den Kreisen um Max -> Weber und Stefan George, freundete sich mit Friedrich Gundolf an und veröffentlichte seit 1903 erste Gedichtbände. Seit 1912 war er in Wolfratshausen bei München ansässig; 1942-49 wohnte hier Hermann -^Broch in K.s Haus. 1933 floh K. vor den Nationalsozialisten über Wien und Prag nach Zürich, wo er sich 1935-38 aufhielt und in freundschaftlicher Beziehung zu Thomas Mann stand. 1938 emigrierte K. in die USA, lehrte dort Geschichte und Geschichtsphilosophie an der New School for Social Research in New York und am Black Mountain College in North Carolina und übernahm 1947 eine Professur für deutsche Literatur an der Cornell University in Ithaca. Gastprofessuren führten ihn an die Univ. Manchester (England), an die Ohio State University und an die Princeton University. K. veröffentlichte u.a. Der deutsche Charakter in der Geschichte Europas (1937), Man the Measure. A New Approach to History (1943), Die Verantwortung des Geistes (1952), The Tower and the Abyss. An Inquiry into the Transformation of the Individual (1957), Die Philosophie von Hermann Brach (1962) und Die Auflösung der Form. Tendenzen der modernen Kunst und Literatur (1971). WEITERE WERKE: Der Beruf der Wissenschaft. München 1919. - Briefwechsel mit Thomas Mann. Hrsg. v. Erika Mann. 3 Bde., Frankfurt/Main 1961-65. - Der Sinn der Geschichte. Stuttgart 1964. - Out of the Labyrinths. Essays in Clarification. New York 1967. - The Disintegration of Form in the Arts. New York 1968. - Untergang und Übergang. München 1970. - The Orbit of Thomas Mann. Princeton 1973. LITERATUR: E. L. Wolff/H. Steiner (Hrsg.): E. v. K. New York 1951 (mit Bibliographie). - Anna Kiel: E. K. Ein „uomo universale" des zwanzigsten Jahrhunderts - seine Begegnungen mit bedeutenden Zeitgenossen. Vom Georgekreis, Max Weber bis Hermann Broch und Thomas Mann. Bern u.a. 1989. - Thomas Mann/E. K. Briefwechsel 1931-1955. Hrsg. und kommentiert von Michael Assmann. Hamburg 1993. - Gerhard Lauer: Die verspätete Revolution. E. K. Wissenschaftsgeschichte zwischen konservativer Revolution und Exil. Berlin u.a. 1995.

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Kahlert Kahlert, (Karl) August (Timotheus), * 5.3.1807 Breslau, t 29.3. 1864Breslau. K., Sohn eines Privatgelehrten, studierte seit 1826 Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Breslau und Berlin (u.a. bei ->Hegel, -»Gans und —»Savigny), wurde 1832 Referendar am Breslauer Oberlandesgericht, mußte seine juristische Laufbahn jedoch aus Gesundheitsgründen bereits im folgenden Jahr aufgeben und begann in Breslau das Studium der Literaturgeschichte und Philosophie, das er 1836 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloß (De homoeoteleuti natura et Indole). Er habilitierte sich, wurde 1840 an der Univ. Breslau zum a. o. Prof. der Philosophie ernannt und hielt philosophische und literaturgeschichtliche Vorlesungen, bis er 1846 sein Lehramt infolge eines Rückenmarkleidens vorzeitig niederlegen mußte. 1835 erschien seine Arbeit über Schlesiens Antheil an deutscher Poesie. Seine ästhetischen sowie musik- und literaturkritischen Ansichten stellte K. in seinem weitgehend von Hegel geprägten System der Ästhetik (1846) dar. Neben zahlreichen musikgeschichtlichen Arbeiten veröffentlichte er 1853 die Monographie Angelus Silesius sowie eine Reihe von Erzählungen, Novellen und Gedichten. K. war mit Robert Schumann befreundet und setzte sich für die Förderung des Breslauer Musiklebens ein. WEITERE WERKE: Parallele zwischen der platonischen und aristotelischen Staatsidee. Czernowitz 1853. LITERATUR: Hermann Palm: K. In: ADB 15, 1882, S. 3-5. Kainz, Friedrich, * 4.7.1897 Wien, t 1.7.1977 Wien. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte K., Sohn eines Bankprokuristen, Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft an der Univ. Wien und wurde 1921 zum Dr. phil. promoviert (Lenaus Kunsttheorie in ihren Beziehungen zur zeitgenössischen Aesthetik). Anschließend widmete er sich medizinischen Studien, besuchte psychiatrische Vorlesungen und befaßte sich mit Sprachstörungen. 1925 habilitierte er sich für Ästhetik an der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien. 1931 erhielt er den Titel eines a. o. Prof., wurde 1939 planmäßiger a. o. Prof. der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Ästhetik und Sprachpsychologie und 1950 o. Prof. an der Univ. Wien, wo er bis 1969 wirkte. 1950 wurde K. korrespondierendes, 1955 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er lehrte auch am Pädagogischen Institut der Stadt Wien sowie an verschiedenen Volkshochschulen. K. beschäftigte sich mit Literatur- und Sprachgeschichte, mit Stilistik, allgemeiner Kunstwissenschaft und Ästhetik sowie mit Sprachphilosophie und Sprachpsychologie. Er veröffentlichte grundlegende Arbeiten zur Sprachpsychologie und zur Problematik von Sprache und Denken (u. a. Psychologie der Sprache, 6 Bde., 1941-69), eine Einführung in die Philosophie der Kunst (1948) sowie Vorlesungen über Ästhetik (1948). WEITERE WERKE: Das Steigerungsproblem als künstlerisches Gestaltungsprinzip. Leipzig 1924. - Personal istische Ästhetik. Leipzig 1932. - Einführung in die Sprachpsychologie. Wien 1946. - Philosophische Etymologie und historische Semantik. Graz u. a. 1969. - Über die Sprachverführung des Denkens. Berlin 1972. - Grillparzer als Denker. Der Ertrag seines Werks für die Welt- und Lebensweisheit. Wien 1975. LITERATUR: Felix Trojan: F. K. Persönlichkeit und Werk. In: Sprachforum 2 (1956/57) S. 166-170 (mit Schriftenverzeichnis). - Erich Heintel: F. K. Zur 70. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Wiener Jahrbuch für Philosophie l (1968) S. 9-14 (mit Schriftenverzeichnis).

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Kalthoff, Albert, * 5.3.1850 Barmen (heute zu Wuppertal), t 11.5.1906 Bremen. Der Sohn eines Färbermeisters studierte Theologie und Philosophie in Berlin, wurde 1874 in Halle zum Dr. phil. promoviert (Die Frage nach der metaphysischen Grundlage der Moral, mit besonderer Beziehung auf Schleiermacher untersucht), übernahm 1875 das Pfarramt in Nickern und war seit 1884 Pfarrer der reformierten Gemeinde in Rheinfelden bei Basel. Seit 1888 zweiter Pastor an St. Martini in Bremen, wurde er 1894 Primarius und amtierte zeitweise auch als Direktor des Geistlichen Ministeriums der Hansestadt. Zusammen mit Friedrich Steudel und Oscar Mauritz begründete K. den Bremer Radikalismus, der sich sowohl gegen die liberale als auch gegen die positive Theologie wandte. Er vertrat eine Sozialtheologie, zweifelte an der Existenz des geschichtlichen Jesus und verfocht die Meinung, daß für die Entstehung des Christentums die in den Evangelien ausgeformten sozialen und ethischen Gedanken der Zeit allein entscheidend seien. Kurz vor seinem Tod gründete K. mit Ernst —» Haeckel den Monistenbund. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Das Christus-Problem. Grundlinien zu einer Sozialtheologie (1902, 21903), Religiöse Weltanschauung (1903) und Die Entstehung des Christentums (1904). WEITERE WERKE: Schleiermachers Vermächtnis an unsere Zeit. Braunschweig 1896. - Friedrich Nietzsche und die Kulturprobleme unserer Zeit. Berlin 1900. - Die Philosophie der Griechen in kulturgeschichtlicher Grundlage dargestellt. Berlin 1901. - Zarathustrapredigten. Reden über die sittliche Lebensauffassung Friedrich Nietzsches. Jena 1904. - Die Religion der Modernen. Jena 1905. - Zukunftsideale. Hrsg. mit einer Lebensskizze von Friedrich Steudel. Jena 1907. LITERATUR: Arnold Knellwolf: K., der Prophet der Zukunftsreligion. Basel 1908. - Gerhard Schmölze: K., A. In: NDB 11, 1977, S. 74-75. - „Mit Gott dem Herrn zum Krieg?" Bremer Pastoren für den Frieden vom Kaiserreich bis zur Ära Adenauer. Hrsg. im Auftrag Evangelischer Kirchen im Lande Bremen von Helmut Donat und Reinhard Jung. Bremen 1988. Kamlah, Wilhelm, * 3.9.1905 Hohendorf/Bode, t 24.9.1976 Erlangen. K., Sohn eines Pastors, studierte 1924-30 Musikwissenschaft, evang. Theologie (bei Rudolf —> Bultmann) und Philosophie (bei Martin -» Heidegger) in Göttingen, Tübingen, Heidelberg und Marburg und wurde 1931 in Göttingen mit der Arbeit Apokalypse und Geschichtstheologie. Die mittelalterliche Auslegung der Apokalypse vor Joachim von Fiore (1935, Nachdruck 1965) promoviert. Seit 1932 Assistent am dortigen Historischen Seminar, erhielt er 1934 aus politischen Gründen Lehrverbot und wurde bei Kriegsbeginn eingezogen. 1940 habilitierte er sich während einer einsemestrigen Lehrtätigkeit in Königsberg für Philosophie (Christentum und Selbstbehauptung. Historische und philosophische Untersuchungen zur Entstehung des Christentums und zu Augustins „Bürgerschaft Gottes", 2. Aufl. unter dem Titel Christentum und Geschichtlichkeit, 1951). 1945 habilitierte er sich nach Göttingen um, wurde dort 1950 apl. Prof., 1951 a. o. Prof. an der TH Hannover und wirkte 1954-70 als o. Prof. in Erlangen. Nach historischen Forschungen zur mittelalterlichen und patristischen Theologie wandte sich K. der Philosophie zu, entwickelte in Auseinandersetzung mit Martin Heidegger und Arnold —»Gehlen eine philosophische Anthropologie, beschäftigte sich mit der Entstehung neuzeitlichen Denkens und arbeitete über Fragen der Logik, Sprach- und Wissenschaftskritik. Neben Paul —»Lorenzen gilt er als Begründer der sogenannten Erlanger Schule innerhalb der konstruktiven Wissenschaftstheorie. K. veröffentlichte u. a. Der Mensch in der Profanität. Versuch einer Kritik der profanen durch vernehmende Vernunft (1949), Wissenschaft, Wahrheit, Existenz (1960), Logische Propädeu-

Kant tik. Vorschule des vernünftigen Redens (1967, M 996, mit Paul Lorenzen), Utopie, Eschatologie, Geschichtsteleologie (1969), Philosophische Anthropologie, Sprachkritische Grundlegung und Ethik (1972, 21973) und Von der Sprache zur Vernunft. Philosophie und Wissenschaft in der neuzeitlichen Profanität (1975). Als führendes Mitglied der „SingBe wegung" gründete er 1926 den Heinrich-Schütz-Kreis und besorgte mehrere Neuausgaben von Motetten und Passionen von Heinrich Schütz. 1946 war er Gründer des Akademischen A-capella-Chors in Göttingen und 1958 des Collegium cantorum in Erlangen. K. wählte den Freitod, für den er u. a. in Meditatio mortis (1976) plädierte. WEITERE WERKE: Der Ruf des Steuermanns. Die religiöse Verlegenheit dieser Zeit und die Philosophie. Stuttgart 1954. LITERATUR: Eckhard König/Henning Kößler: W. K. 70 Jahre. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 29 (1975) S. 603-605 (Verzeichnis der Veröffentlichungen von W. K., S. 605-609). - Eckhard König: In memoriam W. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 31 (1977) S. 150-152. - Jürgen Mittelstraß/Manfred Riedel (Hrsg.): Vernünftiges Denken. Studien zur philosophischen Anthropologie und Wissenschaftstheorie. W. K. zum Gedächtnis. Berlin/New York 1978 (mit Bibliographie). - Carl Friedrich Gethmann/Geo Siegwart: The Constructivism of the ,Erlanger Schule': Background, Goals and Development. In: Cogito 8 (1994) S. 226-233. - Rolf Ascheberg: Kritik der „Protophysik der Zeit" und der „Logischen Propädeutik". Zur Kritik des neueren Konstruktivismus. Idstein 1995. Kant, Immanuel, * 22.4.1724 Königsberg (Preußen), t 12.2. 1804 Königsberg. Der Sohn eines unbemittelten Handwerksmeisters und einer pietistisch-frommen Mutter besuchte 1732-40 das nach den Erziehungsprinzipien August Hermann Franckes organisierte Collegium Fridericianum und studierte 1740-46 an der Univ. seiner Heimatstadt. Entscheidende Anregungen empfing K. durch die philosophischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Vorlesungen und Disputierübungen des Extraordinarius Martin -»Knutzen. Nach langen Hauslehrerjahren im Ostpreußischen wurde K. erst 1755 an der Albertina zum Magister promoviert und habilitierte sich im selben Jahr daselbst mit der Schrift Principiorum Primorum Cognitionis Metaphysicae Nova Dilucidatio, einer Untersuchung über den Status und die Funktion des Satzes des Widerspruchs und des Satzes vom Grund in der Metaphysik der Schule von —»Leibniz und Christian —»Wolff. 1755 erschien zudem die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, in der K. die Entstehung des Universums auf der Basis der Mechanik Newtons durch die Hypothese der Zusammenballung ursprünglich durch den Weltraum zerstreuter Elemente der Materie zu erklären versuchte und damit spätere Überlegungen von Laplace vorwegnahm (KantLaplace'sche Theorie). Als unbesoldeter Privatdozent hatte K. über 10 Jahre von den Einnahmen aus seinen freilich erfolgreichen Vorlesungen zu leben. Er las bis zu 28 Stunden in der Woche über Logik, Metaphysik, praktische Philosophie, Moralphilosophie, Naturrecht, Rationaltheologie und philosophische Enzyklopädie, aber auch über mathematische und physikalische Themen sowie über Pädagogik und - mit besonderem Zuspruch - über physische Geographie und Anthropologie. 1766 erlangte er die Stelle eines Unterbibliothekars an der Königsberger Schloßbibliothek. Mehrere Bewerbungen auf erledigte Professorenstellen an der Albertina schlugen jedoch fehl. Trotz seiner beengten, aber nach eigenem Zeugnis niemals bedrückenden Lage lehnte K. 1769 und 1770 Berufungen nach Erlangen und Jena ab. Erst 1770 gelang ihm der Übergang auf ein Ordinariat für Logik und Metaphysik an seiner Heimatuniversität, die er trotz eines 1778 durch seinen Förderer, den Minister Karl Abraham von Zedlitz,

vermittelten lukrativen Rufs nach Halle nie verlassen hat. K. war mehrfach Dekan, 1786 und 1788 Rektor. K.s vorkritische Schriften der sechziger Jahre behandelten zumeist spezielle Probleme der Logik, der rationalen Theologie, der Theorie des Geschmacks und der Moralphilosophie unter dem Einfluß Rousseaus („Rousseau hat mich zurechtgebracht") und der britischen .moral sense'-Philosophie. Sie galten aber auch schon der Aufklärung des Gewißheitsgrades der mathematischen, moralischen und metaphysischen Erkenntnis als solcher, so insbesondere die Preisschrift Über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral von 1764, die nach dem Urteil der Berliner Akademie einer Abhandlung Moses -»Mendelssohns, die den Preis erhielt, .beinahe gleich' kam. In der bei Antritt seines Ordinariats verteidigten Inauguraldissertation De mundi sensibilis ataue intelligibilis forma et principiis von 1770 hat K. die für seine spätere Erkenntnistheorie verbindlich bleibende Lehre von Raum und Zeit als den apriorischen Formen der Anschauung, in denen uns die empirischen Inhalte der Sinne gegeben werden, entwickelt. Mit seiner 1781 (21787) erschienenen Kritik der reinen Vernunft, die er nach zehnjähriger Gedankenarbeit in wenigen Monaten niederschrieb, hat K. die philosophische Theorielage seiner Zeit revolutioniert. Das Buch setzt dem Empirismus und Rationalismus des 18. Jh. unter dem Namen ,Transzendentalphilosophie' eine völlig neue Konzeption von den Aufgaben und Möglichkeiten der theoretischen Philosophie entgegen. Ihre kritische Hauptfrage: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?" gilt der Aufklärung des Geltungsgrundes von Urteilen, die beanspruchen, streng allgemein zu gelten, deren Wahrheit jedoch nicht durch die Anwendung der logischen Regel des Satzes vom Widerspruch eingesehen werden kann. K. rechtfertigt die Gültigkeit solcher Urteile wie z. B. des Kausalitätsprinzips („Alle Veränderungen haben eine Ursache") durch den Nachweis, daß sie die nicht-empirischen Bedingungen der Möglichkeit unserer Erfahrungsurteile über Sachverhalte der raum-zeitlich geordneten Welt sind. Voraussetzung hierfür ist die Auszeichnung und Rechtfertigung eines Systems von Grundbegriffen (Kategorien), die nicht aus der sinnlichen Erfahrung abstrahierbar sind. Ihre objektive Gültigkeit wird von K. in Texten, die zu den schwierigsten der gesamten philosophischen Überlieferung gehören, dadurch dargetan, daß sie diejenigen Funktionen des Denkens sind, durch die das uns in den Anschauungsformen von Raum und Zeit gegebene Mannigfaltige der Sinnlichkeit allererst zu dem Begriff von einem Gegenstand der Sinne vereinigt wird. Damit weist K. einerseits den erkenntnistheoretischen Empirismus zurück, kritisiert aber zugleich die Überzeugung der rationalistischen Metaphysik, mit Begriffen und Urteilen a priori, die jeden Erfahrungsgebrauch transzendieren, objektive Erkenntnis erwerben zu können. Metaphysik als Wissenschaft vom .Übersinnlichen' ist unmöglich. Die von K. intendierte „Revolution der Denkungsart" hat sich nur mühsam und allmählich durchgesetzt. Anfänglich eher verständnislose Rezensionen veranlaßten K. 1783 zu den Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, die den Grundgedanken der Kritik der reinen Vernunft breiteren Eingang verschafften. Hierzu trug auch der Versuch K.s bei, in den Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft von 1786 das System der synthetischen Urteile a priori der Kritik der reinen Vernunft durch eine Grundlagentheorie der Newtonschen Physik zu erweitern. Erst im letzten Drittel der achtziger Jahre begann der Siegeszug der .Kritischen Philosophie', nicht zuletzt infolge ihrer Propagierung durch Karl Leonhard —»Reinhold, den ,Apostel' K.s, und durch die von Christian Gottfried Schütz herausgegebene .Jenaische Allgemeine Literaturzeitung".

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Kanthack Ein weiterer Grund hierfür war der rasche Erfolg von K.s Hauptschriften zur praktischen Philosophie, der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten von 1785 und der Kritik der praktischen Vernunft von 1788. K.s kritische Ethik setzt allen Versuchen einer sich auf anthropologische Tatsachen gründenden Rechtfertigung moralischer Normen „reine praktische Vernunft" durch die Auszeichnung des uns in der Form des „kategorischen Imperativs" bewußten Sittengesetzes entgegen. Sie beruht auf einer Analyse des moralischen Bewußtseins, die dieses als praktisches Wissen a priori bestimmt. Die Formel des kategorischen Imperativs: „Handle so, daß die Maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne", verlangt von moralisch erlaubten Handlungen, daß jedermann die Maxime, nach der er handeln will, daraufhin überprüft, ob sie seine Maxime auch unter der Bedingung bleiben könnte, wenn sie die Maxime aller Handelnden wäre. Mit diesem Universalisierungsprinzip ist wegen des Verzichts auf die Auszeichnung inhaltlich bestimmter ethischer Grundwerte der Formalismus und kraft der Forderung des Handelns ,aus Pflicht' der Rigorismus der ethischen Theorie K.s verbunden, die schließlich zu den in praktischer Vernunft gegründeten Postulaten der Freiheit, der Unsterblichkeit der Seele und der Existenz Gottes führt. So gelingt der Vernunft in ihrem praktischen Gebrauch, was ihr im theoretischen mißlingen muß. In seiner späten Metaphysik der Sitten von 1797 hat K. seine Theorie von Freiheit und Autonomie für eine a priori verfahrende Bestimmung des Begriffs des Rechts und seiner internen Gliederung sowie der menschlichen Grundpflichten nutzbar gemacht. In der Kritik der Urteilskraft von 1790 hat K. seinen philosophischen Apriorismus auf die Bestimmung der Struktur und des Geltungsanspruchs des ästhetischen Urteils über das Natur- und Kunstschöne ausgedehnt und dargelegt, daß dieser Anspruch zwar mit Notwendigkeit erhoben wird, aber im Unterschied zu den synthetischen Urteilen a priori unseres theoretischen und praktischen Wissens nicht in intersubjektiv nachprüfbarer und entscheidbarer Begriffsform unter Beweis gestellt werden kann. Darüber hinaus entwickelt K. hier eine Theorie des Organischen, die auf eine objektiv gültige Naturteleologie verzichtet und sie durch das Konzept einer Zweckmäßigkeit ersetzt, die in unserer bloß subjektiven, aber gleichwohl notwendigen Deutung der Natur durch regulative Ideen' ihren Grund hat. Die Freiheitstheorie und die Postulatenlehre seiner Moralphilosophie machten es für K., der aus seiner Schulzeit eine lebenslange Abneigung gegen kirchlich organisierte Frömmigkeit beibehalten hat, dringlich, dem religiösen Bewußtsein in der Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft von 1793 seinen Ort im System des Kritizismus ohne Bezug auf Inhalte der Offenbarung anzuweisen. Die Publikation dieser Schrift stand in offensichtlichem Konflikt mit dem Wöllnerschen Religionsedikt von 1788 und führte 1794 zur Maßregelung K.s durch eine Kabinettsorder Friedrich Wilhelms II. und zu einem Publikationsverbot in Sachen der Religion, dem sich K. zwar fügte, aber bezeichnenderweise nur für die Regierungszeit dieses Monarchen. Im Vorwort zum Streit der Fakultäten von 1798 hat K. den Vorgang selber dokumentiert. K.s kleinere Abhandlungen der achtziger und neunziger Jahre (u.a. Was ist Aufklärung? 1784; Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis, 1793; Zum ewigen Frieden, 1795) galten der Konkretisierung der Grundgedanken seines Kritizismus in geschichts-, Staats- und kulturphilosophischen Kontexten. Gegen die Auffassung seiner sich in den neunziger Jahren zu Kritikern wandelnden frühen Anhänger, daß der ,Geist' der kritischen Philosophie von ihrem .Buchstaben' zu trennen sei und K. nur die .Resultate', nicht aber die

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.Prämissen' zum System der Transzendentalphilosophie geliefert habe, verhielt sich K. schroff ablehnend, wie seine Erklärung gegen Fichte von 1799 beweist. Bis in seine letzten Jahre im Opus Postumum am Problem des Übergangs von den Metaphysischen Anfangs gründen der Naturwissenschaft zur Physik Newtons und an einer völligen Neuorganisation des Systembegriffs seiner Philosophie arbeitend, nahm er die Frühphase der philosophischen Entwicklung des Deutschen Idealismus, die doch ganz von seiner Philosophie ihren Ausgang genommen hatte, nur noch von ferne wahr. Sie galt ihm als ein neuer Mystizismus. K. war insbesondere in seinen Magisterjahren ein gesuchter und geistvoller Gesellschafter. Der Unverheiratete verkehrte in Kreisen der wohlhabenden Kaufmannschaft, des Adels und der hohen Militärs Königsbergs und nur mit wenigen ausgesuchten Universitätskollegen. Schon früh stand er in Briefwechsel mit Johann Heinrich —> Lambert und Moses Mendelssohn, später mit Karl Leonhard Reinhold, Friedrich —»Schiller, Christian —»Garve und Johann Gottlieb —»Fichte sowie vielen seiner Schüler und Anhänger. Mit seinem Mitbürger Johann Georg —»Hamann und seinem frühen Hörer Johann Gottfried —»Herder traten in der Sache begründete Spannungen auf. Als der fast Achtzigjährige körperlich und geistig entkräftet starb, war sein bis heute andauernder Weltruhm fest begründet. Seine ostpreußische Heimat hat er niemals verlassen. WERKE: K.s Schriften. Begonnen von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (Akademieausgabe). Berlin 1910ff. (Werke; Briefe; Handschriftlicher Nachlaß; Vorlesungen - noch nicht abgeschlossen). LITERATUR: Kant-Bibliographie 1945 bis 1990. Begründet von Rudolf Malter. Hrsg. v. Margit Ruffing. Frankfurt/Main 1998. - Karl Vorländer: I. K.s Leben. Leipzig 1912. Hamburg 31974. - Ernst Cassirer: K.s Leben und Lehre. Berlin 1918. Nachdr. Darmstadt 1977. - Jens Kulenkampff: Materialien zu K.s ,Kritik der Urteilskraft'. Frankfurt/Main 1974. - Rüdiger Bittner/Konrad Cramer (Hrsg.): Materialien zu K.s .Kritik der praktischen Vernunft'. Frankfurt/ Main 1975. - Arsenij Gulyga: I. K. Frankfurt/Main 1981. Otfried Hoffe: I. K. München 1983, 52000. - Heinz Eidam: Dasein und Bestimmung. K.s Grund-Problem. Berlin 2000. Hans Friedrich Fulda/Jürgen Stolzenberg (Hrsg.): Architektonik und System in der Philosophie Kants. Bd. l. Hamburg 2001. - Gerd Irrlitz: Kant-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Stuttgart/Weimar 2001. Konrad Cramer Kanthack, Katharina, geb. Heufelder, * 7.11.1901 Berlin, t 26.2.1986 Marburg. Die Bankierstochter studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Anglistik und Philosophie in Berlin und wurde 1928 mit der Arbeit Der architektonische Raum promoviert. 1950 erhielt sie aufgrund der Schrift Die psychische Kausalität und ihre Bedeutung für das Leibnizsche System (1939), einer umfassenden Untersuchung über den Seelenbegriff von der Antike bis zu —»Leibniz, die Venia legendi für Philosophie an der Freien Univ. Berlin und lehrte dort 1952-76 als apl. Professorin. K. beschäftigte sich zunächst mit literarischen und literarästhetischen Themen, dann mit den metaphysischen Systemen von Leibniz und —»Scheler (Leibniz. Ein Genius der Deutschen, 1946; Max Scheler. Zur Krisis der Ehrfurcht, 1948) und entwickelte Ende der fünfziger Jahre, vor allem in der Auseinandersetzung mit der Seinsphilosophie —»Heideggers ihre Metaphysikkritik. Zu ihren Veröffentlichungen zählen ferner Vom Sinn der Selbsterkenntnis (1958), Das Denken Martin Heideggers. Die große Wende der Philosophie (1959,21964) und Nicolai Hanmann und das Ende der Ontotogie (1962). K. schrieb auch Romane (Die Söhne Pans, 1942; Gaston Remix, 1949), Gedichte (Buch der Entgleisungen, 1948) und Erzählungen.

Kaufmann WEITERE WERKE: Zur Lehre vom überindivuellen Bewußtsein. Leipzig 1931. - Über den Mut. Gedanken und Gestalten. Berlin 1948. LITERATUR: Hans-Peter Hempel: Die philosophischen Schriften von K. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 314-316. - Karsten Harries: The Gnoseo-Ontological Circle and the End of Ontology. In: The Review of Metaphysics (New Haven) 17 (1963/64) S. 577-585. - Kirsten Hebel: K. K. In: Ursula I. Meyer/Heidemarie Bennent-Vahle (Hrsg.): Philosophinnen-Lexikon. Aachen 1994, S. 191-194. Kassner, Rudolf, * 11.9.1873 Groß-Pawlowitz (Mähren), t 1.4.1959 Sierre (Kt. Wallis). Der seit seiner Kindheit gelähmte Sohn eines Guts- und Fabrikbesitzers schloß das Studium der Geschichte, Philosophie und Philologie an den Universitäten Wien und Berlin 1896 mit der Promotion ab (Der ewige Jude in der Dichtung) und unternahm anschließend Reisen nach London und Paris, später auch nach Indien und Afrika. Seit 1900 lebte K. als Privatgelehrter in München, war u. a. mit Eduard Graf von Keyserling, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal befreundet und kehrte nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Wien zurück. 1933 verboten die Nationalsozialisten die Publikation seiner Werke in Deutschland, und nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 erhielt er Schreibverbot. 1945 übersiedelte er in die Schweiz, hielt dort Vorlesungen an der Univ. Zürich und ließ sich 1946 in Sierre nieder. K. trat als Kulturphilosoph, Essayist und Erzähler hervor. Zwischen 1908 und 1938 entwarf er eine antipsychologische Physiognomik als intuitives Weltdeuten, das er auf große Bereiche des menschlichen Denkens und Fühlens anwandte, um damit die Einbildungskraft als einzige menschliche Erkenntnisfähigkeit zu rehabilitieren (Die Grundlagen der Physiognomik, 1922; Das physiognomische Weltbild, 1930; Physiognomik, 1932, 2 1951). Seine Philosophie der Einbildungskraft (Narciss oder Mythos und Einbildungskraft, 1928; Von der Einbildungskraft, 1936) im Sinne einer „physiognomischen Ästhetik" sah K. durchaus als Gegenstück zu -»Kant. Im Mittelpunkt seines Denkens stand, wie er in Zahl und Gesicht (1919, M 956, Neudruck 1979) formuliert, die Kritik der Romantik als Inbegriff der Moderne. Autobiographisches schildern die Werke Buch der Erinnerung (1938), Die zweite Fahrt (1946) und Umgang der Jahre (1949). K. schuf bedeutende Übersetzungen aus dem Griechischen (Platon), Französischen, Englischen (Laurence Sterne) und Russischen (Aleksandr S. Puschkin) und war erster Vermittler Kierkegaards und Andre Gides in Deutschland. WEITERE WERKE: Die Mystik, die Künstler und das Leben. Über englische Dichter und Maler im 19. Jahrhundert. Accorde. Leipzig 1900. Überarbeitet unter dem Titel: Englische Dichter. Leipzig 1920. - Der Tod und die Maske. Leipzig 1902, 21913. - Der Indische Idealismus. München 1903. - Melancholia. Eine Trilogie des Geistes. Berlin 1908. Winterthur '1953. - Das neunzehnte Jahrhun dert. Ausdruck und Größe. Erlenbach-Zürich 1947. - Das inwendige Reich. Versuch einer Physiognomik der Ideen. Erlenbach-Zürich 1953. - Der Gottmensch und die Weltseele. Erlenbach-Zürich/Stuttgart I960. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Ernst Zinn und Klaus E. Bohnenkamp. 10 Bde., Pfullingen 1969-91. - Briefe an Tetzel [d.i. Gottlieb Fritz]. Hrsg. v. Ernst Zinn und Klaus E. Bohnenkamp. Pfullingen 1979. - Rainer Maria Rilke und R. K. Freunde im Gespräch. Hrsg. v. Klaus E. Bohnenkamp. Frankfurt/Leipzig 1997. LITERATUR: Dolf Sternberger: Einsichten K.s. In: Europäische Revue 11 (1940) S. 673-683. - Theodor Wieser: Die Einbildungskraft bei R. K. Studie mit Abriß von Leben und Werk. Diss. Zürich 1949. - R. K. zum 80. Geburtstag. Gedenkbuch. Hrsg. v. Alphons Clemens Kensik und Daniel

Bodmer. Erlenbach-Zürich 1953. - Kurt Werner Peukert: R. K. und die Metaphysik. Diss. Freiburg/Breisgau 1961. Hans Paeschke: R. K. Pfullingen 1963. - Eva Acquistapace: Person und Weltdeutung. Zur Form des Essayistischen im Blick auf das literarische Selbstverständnis R. K.s. Bern u. a. 1971. - Gerhard Neumann/Ulrich Ott (Hrsg.): R. K. Physiognomik als Wissensform. Freiburg/Breisgau 1999. Kastil, Alfred, * 12.5. 1874 Graz, t 20.7. 1950 Schönbühel/Donau (Niederösterreich). K., Sohn eines Bankbeamten, studierte Rechtswissenschaft, dann Philosophie (bei Anton —> Marty und Emil Arleth) an der Deutschen Univ. Prag und wurde 1898 promoviert (Über die Grundlagen der Moral bei Aristoteles und Thomas von Aquino). Zeitweise war er Erzieher des Sohnes von Franz —»Brentano in Florenz. 1902 habilitierte er sich (Die Frage nach der Erkenntnis des Guten bei Aristoteles und Thomas von Aquin), war Sekretär der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur und der deutschen Sektion der Modernen Galerie des Königreiches Böhmen, folgte 1909 einem Ruf als a. o. Prof. der Philosophie an die Univ. Innsbruck und wirkte dort 1912-33 als Ordinarius. Gemeinsam mit Oskar —»Kraus bearbeitete er Brentanos Nachlaß. Nach 1933 arbeitete er zunächst in Wien, später in Schönbühel an der Herausgabe der Werke Brentanos weiter. K. schloß sich der philosophischen Richtung Franz Brentanos an, dessen Interpretation und Weiterentwicklung er als seine Lebensaufgabe ansah. Er veröffentlichte u.a. Studien zur neueren Erkenntnistheorie (Bd. 1: Descartes, 1909). Postum erschien Die Philosophie Franz Brentarums. Eine Einführung in seine Lehre (1951, hrsg. v. Franziska —»Mayer-Hillebrand). K. war auch Mitherausgeber der philosophischen Schriften Anton Martys. WEITERE WERKE: Zur Lehre von der Willensfreiheit in der Nicomachischen Ethik. Prag 1901. - Jakob Friedrich Fries' Lehre von der unmittelbaren Erkenntnis. Eine Nachprüfung seiner Reform der theoretischen Philosophie Kants. Göttingen 1912. LITERATUR: Franziska Mayer-Hillebrand: A. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 5 (1950) S. 272-276. Peter Goller: A. K. (1909-1934). Loyaler Brentano-Schüler oder Brentano-Epigone? In: Ders.: Die Lehrkanzeln für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (1848 bis 1945). Innsbruck 1989, S. 123-151. Kauffmann, Max Reinhard, * 8.2.1868 Berlin, t 9.7. 1896 bei Aussee (Steiermark). K., Sohn eines Rechtsanwalts, studierte Philosophie (bei ->Deussen, -»Dilthey und -»Ebbinghaus) und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin und hörte seit 1888 Vorlesungen über Psychologie bei —» Wundt und -» Külpe in Leipzig. Er veröffentlichte u.a. Fundamente der Erkenntnistheorie und Wissenschaftslehre (1890) und Immanente Philosophie (Bd. 1: Analyse der Metaphysik, 1893) und begründete die „Zeitschrift für immanente Philosophie" (1895-99). K. verunglückte auf dem Loser bei Aussee (Steiermark). LITERATUR: Richard von Schubert-Soldern: Nachruf. In: Zeitschrift für immanente Philosophie l (1896) S. 375-376. Franz Eulenburg: M. R. K. Ebd., S. 377-386. Kaufmann, Arthur, * 10.5. 1923 Singen (Hohemwiel), t 11.4.2001 München. K. studierte seit 1945 Rechtswissenschaft in Freiburg/Breisgau und Heidelberg und wurde 1949 bei Gustav -> Radbruch promoviert (Das Unrechtsbewußtsein in der Schuldlehre des Strafrechts, 1950, Neudruck 1985). 1952-56 war er Richter am Landgericht Karlsruhe. 1956-60 studierte er Philosophie in Heidelberg, habilitierte sich dort 1960 mit der Arbeit Das Schuldprinzip. Eine strafrechtlich-rechtsphilosophische Untersuchung (1961, 2 1976) für Strafrecht, Strafprozeßrecht

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Kaufmann und Rechtsphilosophie und ging im selben Jahr als o. Prof. nach Saarbrücken, 1969 nach München, wo er auch Leiter des Instituts für Rechtsphilosophie und Rechtsinformatik der Univ. war. K. beschäftigte sich vor allem mit Strafrecht, Jugendstrafrecht, Strafprozeßrecht, Rechts- und Kulturphilosophie. Er nahm auch Stellung zu Fragen der Ökologie und der Reproduktionsmedizin und begründete einen „kategorischen Imperativ der Toleranz". Im Zentrum seiner Rechtsphilosophie steht die Frage nach dem Unverfügbaren im Recht. Zu seinen Hauptwerken zählen Naturrecht und Geschichtlichkeit (1957, 51974), Analogie und „Natur der Sache" (1965, 2 1982), Rechtsphilosophie im Wandel. Stationen und Wege (1972,21984), Einführung in Rechtsphilosophie und Rechtstheorie der Gegenwart (1977, 61994), Gerechtigkeit - der vergessene Weg zu Frieden. Gedanken eines Rechtsphilosophen zu einem politischen Thema (1986), Gustav Radbruch. Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat (1987) und Grundprobleme der Rechtsphilosophie. Eine Einführung in das rechtsphilosophische Denken (1994, 2. Aufl. unter dem Titel Rechtsphilosophie, 1997). K. war Herausgeber der Gesamtausgabe der Werke Gustav Radbruchs (20 Bde., 1987 ff.) und Mitherausgeber der „Juristenzeitung" (seit 1970), „Datenverarbeitung in Steuer, Wirtschaft, Recht" (seit 1971), des „Archivs für Rechts- und Sozialphilosophie" (seit 1976) und der „Zeitschrift für die gesamte Staatsrechtswissenschaft" (seit 1983). K. gehörte zahlreichen wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften des In- und Auslandes an. Von seinen über 400 Veröffentlichungen wurde ein großer Teil in mehrere Sprachen übersetzt. WEITERE WERKE: Recht und Sittlichkeit. Tübingen 1964. Schuld und Strafe. Studien zur Strafrechtsdogmatik. Köln u.a. 1966, 21983. - Wozu Rechtsphilosophie heute? Frankfurt/Main 1971. - Grundprobleme der zeitgenössischen Rechtsphilosophie und Rechtstheorie. Frankfurt/Main 1971 (mit Winfried Hassemer). - Die Parallelwertung in der Laiensphäre. Ein sprachphilosophischer Beitrag zur allgemeinen Verbrechenslehre. München 1982. - Strafrecht zwischen Gestern und Morgen. Ausgewählte Aufsätze und Vorträge. Köln u.a. 1983. - Beiträge zur Juristischen Hermeneutik sowie weitere rechtsphilosophische Abhandlungen. Köln u.a. 1984, 21992. - Theorie der Gerechtigkeit. Problemgeschichtliche Betrachtungen. Frankfurt/Main 1984. - Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit. München 1989. - Rechtsphilosophie in der Nach-Neuzeit. Abschiedsvorlesung. Heidelberg 1990, 21993. - Vom Ungehorsam gegen die Obrigkeit. Aspekte des Widerstandsrechts von der antiken Tyrannis bis zum Unrechtsstaat unserer Zeit - vom leidenden Gehorsam bis zum zivilen Ungehorsam im modernen Rechtsstaat. Heidelberg 1991. - Über Gerechtigkeit. Köln u. a. 1993. - Negativer Utilitarismus. Ein Versuch über das bonum commune. München 1994. LITERATUR: Winfried Hassemer (Hrsg.): Dimensionen der Hermeneutik. A. K. zum 60. Geburtstag. Heidelberg 1984. Lothar Philipps/Heinrich Scholler (Hrsg.): Jenseits des Funktionalismus. A. K. zum 65. Geburtstag. Heidelberg 1989. - Ulfrid Neumann A. K. zum 70. Geburtstag. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 79 (1993) S 259-260. - Reinhard Meckel: A. K. zum 70. Geburtstag. Juristenzeitung 48 (1993), Heft 11, S. 570-571. - Fritjof Haft u.a. (Hrsg.): Strafgerechtigkeit. Festschrift für A. K. zum 70. Geburtstag. Heidelberg 1993 (mit Bibliographie). Kaufmann, David, * 7.6.1852 Kojetein (Mähren), t 6.7.1899 Karlsbad. K. besuchte 1867-77 das Rabbinerseminar in Breslau, studierte gleichzeitig Orientalistik, Philosophie und Naturwissenschaften an den Universitäten Breslau und Leipzig, wo er 1874 zum Dr. theol. promoviert wurde, und erhielt 1877 das Rabbinatsdiplom. Anschließend folgte er einem Ruf als Prof.

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der jüdischen Geschichte, Religionsphilosophie und Homiletik an die neugegründete Landesrabbinerschule in Budapest und wirkte dort bis zu seinem Tod. Seit 1892 zeichnete er als Mitherausgeber der „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums". K. erforschte die jüdische Religionsphilosophie des Mittelalters und veröffentlichte u.a. Die Geschichte der Attributenlehre in der jüdischen Religionsphilosophie des Mittelalters von Saadja bis Maimuni (1877). WEITERE WERKE: Die Sinne. Beiträge zur Geschichte der Physiologie und Psychologie im Mittelalter. Leipzig 1884. Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Markus Brann. 3 Bde., Frankfurt/Main 1908-15. LITERATUR: Gedenkbuch zur Erinnerung an D. K. Hrsg. v. Markus Brann und Ferdinand Rosenthal. Breslau 1900 (mit Biographie und Bibliographie). - Samuel Krauss: D. K. Eine Biographie. Berlin 1901. Kaufmann, Erich, * 21.9.1880 Demmin (Pommern), t 5.11.1972 Heidelberg. Der Sohn eines Justizrats studierte seit 1898 Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg, Halle und Erlangen, wurde 1906 in Halle promoviert (Studien zur Staatslehre des monarchischen Prinzipes) und habilitierte sich 1908 in Kiel. 1912 wurde K. dort zum a. o. Prof. ernannt, ging 1913 als o. Prof. nach Königsberg und folgte 1917 einem Ruf als Ordinarius nach Berlin, 1920 nach Bonn. 1927 kehrte er als Honorarprofessor nach Berlin zurück und fungierte auch als Rechtsberater des Auswärtigen Amtes. 1934 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen. 1939 emigrierte K. in die Niederlande, kehrte 1946 als Prof. des Internationalen und Verfassungsrechts sowie der Rechtsphilosophie an der Univ. München nach Deutschland zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1950. Anschließend wirkte er bis 1958 als Rechtsberater für völkerrechtliche Angelegenheiten des Bundeskanzleramtes. K. verfaßte zahlreiche Werke über öffentliches Recht, Völkerrecht und Rechtsphilosophie, u.a. Das Wesen des Völkerrechts und die Clausula rebus sic stantibus (1911, Neudruck 1964), Kritik der neukantianischen Rechtsphilosophie (1921) und Hegels Rechtsphilosophie (1931). WEITERE WERKE: Zur Problematik des Volkswillens. Berlin 1931. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Albert Hilger u.a. 3 Bde., Göttingen 1960. LITERATUR: Um Recht und Gerechtigkeit. Festgabe für E. K. zu seinem 70. Geburtstage. Stuttgart/Köln 1950. (mit Bibliographie). - Emanuele Castrucci: Tra organicismo e „Rechtsidee". II pensiero giuridico di E. K. Milano 1984. Klaus Rennert: Die „geisteswissenschaftliche Richtung" in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik. Berlin 1987. Manfred Friedrich: E. K. (1880-1972). Jurist in der Zeit und jenseits der Zeiten. In: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. Hrsg. v. Helmut Heinrichs u.a. München 1993, S. 693-704. Kaufmann, Felix, * 4.7.1895 Wien, t 23.12.1949 New York. Das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften schloß K. 1919 mit der Promotion zum Dr. jur. ab (Wahrheit und Wert in der reinen Rechtslehre) und studierte 1919-22 Philosophie. 1922 habilitierte er sich aufgrund der Arbeit Logik und Rechtswissenschaft. Grundriß eines Systems der reinen Rechtslehre (1921, Neudruck 1966) und wirkte, seit 1926 auch Dr. phil. (Die Kriterien des Rechts. Eine Untersuchung über die Prinzipien der juristischen Methodenlehre, 1924, Neudruck 1966), bis 1938 als Privatdozent der Rechtsphilosophie an der Univ. Wien. In seinem Brotberuf war er Leiter der österr. Vertretung der Anglo-Iranian Oil Company. K. gehörte dem „Wiener Kreis", dem „Privatseminar" Ludwig von Mises und dem von Herbert von Fürth und Friedrich August von —» Hayek gegründeten „Geistkreis" an. Nach dem

Kaulich .Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 in die USA emigriert, wurde er Associate Professor, 1944 Füll Professor an der Graduate Faculty der New School for Social Research in New York und lehrte u. a. Rechtsphilosophie und Methodenlehre der Sozialwissenschaft. In seinen rechtstheoretischen Arbeiten versuchte K., die neokantische Rechtsphilosophie, vor allem die Konzeption der reinen Rechtslehre Hans —> Kelsens, dessen Schüler er war, auf der Basis der Phänomenologie weiterzuentwickeln. K. veröffentlichte u. a. Die philosophischen Grundprobleme der Lehre von der Strafrechtsschuld (1929), Das Unendliche in der Mathematik und seine Ausschaltung (1930, Nachdruck 1968), Methodenlehre der Sozialwissenschaften (1936, Neudruck 1999) und Methodology of the Social Sciences (1944, 21958). Er war Mitherausgeber der Zeitschrift „Phenomenology and Philosophical Research". WEITERE WERKE: Wiener Lieder zu Philosophie und Ökonomie. Hrsg. v. Gottfried von Habeier und Ernst Helmstädter. Mit einer Einführung von J. Herbert Furth. Stuttgart u.a. 1992 (mit Bibliographie). LITERATUR: Gustav Adolf Walz: Kritik der phänomenologischen reinen Rechtslehre F. K.s. Stuttgart 1928. - Ingeborg Helling: Logischer Positivismus und Phänomenologie: F. K.s Methodologie der Sozialwissenschaften. In: Hans-Joachim Dahms (Hrsg.): Philosophie, Wissenschaft, Aufklärung. Beiträge zur Geschichte und Wirkung des Wiener Kreises. Berlin 1985, S. 237-256. - Hans G. Zilian: Klarheit und Methode. F. K.s Wissenschaftstheorie. Amsterdam u.a. 1990. - Harry P. Reeder: The work of F. K. Washington, DC 1991. -Phänomenologie und logischer Empirismus. Zentenarium F. K. (1895-1949). Hrsg. v. Friedrich Stadier. Wien/New York 1997. - Günther Winkler: Geleitwort. In: F. K.: Methodenlehre der Sozialwissenschaften. Wien/New York 1999, S. VII-LXIII. Kaufmann, Fritz (Leopold), * 3.7.1891 Leipzig, t 9.8.1958 Zürich. K. studierte Philosophie in Genf, Berlin, Leipzig und Göttingen, wo er Schüler Edmund —>Husserls war, und wurde 1924 in Freiburg/Breisgau promoviert (Das Bildwerk als ästhetisches Phänomen). 1924-36 war er Assistent Husserls, bei dem er sich 1926 habilitierte, 1936-38 Gastprofessor an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. 1938 in die USA emigriert, nahm er u.a. Lehraufträge an der Northwestern University in Evanston (Illinois), an der State University of New York in Buffalo und an der Ohio State University wahr. K. veröffentlichte u.a. Die Philosophie des Grafen Paul Yorck von Wartenburg (1927, Buchausgabe 1928), GeSchichtsphilosophie der Gegenwart (1931) und Thomas Mann: The World as Will and Representation, 1957). Postum erschien Das Reich des Schönen. Bausteine zu einer Philosophie der Kunst (1960, mit Bibliographie). WEITERE WERKE: Sprache als Schöpfung. Zur absoluten Kunst im Hinblick auf Rilke. Stuttgart 1934. LITERATUR: Ludwig Landgrebe: F. K. in memoriam. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 12 (1958) S. 612-615 (mit Bibliographie). - Hans-Georg Gadamer: Nachwort. In: F. K.: Das Reich des Schönen. Stuttgart 1960, S. 397-402. - Hans Rainer Sepp: Bild und Sorge. F. K.s „phänomen-geschichtliche" Analyse des ästhetischen Bildbewußtseins. In: Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.): Die Freiburger Phänomenologie. Freiburg/München 1996, S. 235-254. Kaulbach, Friedrich, * 19.2.1912 Nürnberg, t 10.5. 1992 Heilsbronn. K. schloß das Philosophiestudium 1937 mit der Promotion in Erlangen ab (Zur Logik und Kategorienlehre der mathematischen Gegenstände), habilitierte sich 1952 mit der Arbeit Philosophische Grundlegung zu einer wissenschaftlichen Symbolik (1954) und war Dozent in Braun-

schweig. Seit 1959 war er a. o., 1969-80 o. Prof. der Philosophie in Münster. K. ist vor allem als —> Kant-Forscher und als Interpret von dessen Philosophie bekannt (u.a. Immanuel Kant, 1969, 21982; Das Prinzip Handlung in der Philosophie Kants, 1978; Studien zur späten Rechtsphilosophie Kants und ihrer transzendentalen Methode, 1982). Er beschäftigte sich außerdem mit Vernunftkritik, Ethik, Handlungstheorie, Metaphysik, Natur- und Wissenschaftsphilosophie, mit Aristoteles, -» Leibniz und —» Hegel, zuletzt auch mit -»Nietzsche. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Philosophie der Beschreibung (1968), Einführung in die Metaphysik (1972, 51991), Ethik und Metaethik. Darstellung und Kritik metaethischer Argumente (1974), Nietzsches Idee einer Experimentalphilosophie (1980) und Philosophie des Perspektivismus (Bd. l, 1990). K. war einer der Herausgeber der „Perspektiven der Philosophie". WEITERE WERKE: Das sittliche Sein und das Sollen. Eine Einführung in die Ethik. Braunschweig 1948. - Die Metaphysik des Raumes bei Leibniz und Kant. Köln 1960. - Der philosophische Begriff der Bewegung. Studien zu Aristoteles, Leibniz und Kant. Köln/Graz 1965. - F. K. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 3. Hamburg 1977, S. 189-235. Philosophie als Wissenschaft. Eine Anleitung zum Studium von Kants , Kritik der reinen Vernunft' in Vorlesungen. Hildesheim 1981. - Einführung in die Philosophie des Handelns. Darmstadt 1982. - Ästhetische Welterkenntnis bei Kant. Würzburg 1984. - Sprachen der ewigen Wiederkunft. Die Denksituation des Philosophen Nietzsche und ihre Sprachstile. Würzburg 1985. - Immanuel Kants .Grundlegung zur Metaphysik der Sitten'. Interpretation und Kommentar. Darmstadt 1988, 2I996. LITERATUR: Norbert Herold: Bibliographie F. K. zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 42 (1988) S. 112-123 (mit biographischer Einführung: S. 112-115). - Joachim Kopper: Beschreibung als ,principium generans'. F. K. zum 60. Geburtstag. In: Kant-Studien 63 (1972) S. 207-212. - Recht und Natur. Beiträge zur Ehren von F. K. Hrsg. v. Volker Gerhardt. Berlin 1992. Darin: Norbert Herold: Bibliographie F. K., S. 198-201. - Friedrich Kambartel: Grenzüberschreitungen der Vernunft. Zum Tode von F. K. In: Perspektiven der Philosophie 19 (1993) S. 369-374. - Perspektiven des Perspektivismus. Gedenkschrift zum Tode F. K.s. Hrsg. v. Volker Gerhardt und Norbert Herold. Würzburg 1992. Kaulich, Wilhelm, * 11.2.1833 Wekelsdorf (Böhmen), t 20.6.1880Graz. K. studierte Philosophie in Göttingen bei Hermann -> Lotze und habilitierte sich 1857 an der Univ. Prag. Seit 1868 Skriptor an der Universitätsbiliothek und Privatdozent in Graz, wurde er 1871 a. o. Prof. der Philosophie an der dortigen Universität. K., Vertreter eines christlichen Thomismus, war in seiner philosophischen Entwicklung von —> Schelling und —» Lotze beeinflußt und schloß sich dann dem Kreis um Anton —»Günther an. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der scholastischen Philosophie (1. Teil, 1863), Handbuch der Logik (1869), Handbuch der Psychologie (1870), System der Metaphysik (1874) und System der Ethik (1877). WEITERE WERKE: Das speculative System des Johannes Scotus Erigena. Prag 1860. - Die Lehren des Hugo und Richard von St. Victor. Prag 1864. - Über die Freiheit des Menschen. Prag 1866. - Über die Möglichkeit, das Ziel und die Grenzen des Wissens. Prag 1868,2I870. - Contra Glaubensbekenntiss eines modernen Naturforschers. Prag 1880. LITERATUR: Löwe: K. In ADB 15, 1882, S. 485. - Franz von Krones: Geschichte der Karl Franzens-Universität in Graz. Graz 1886.

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Kautsky Kautsky, Karl, * 18.10.1854 Prag, t . 10.1938 Amsterdam. K., Sohn eines Malers und Theaterdekorateurs, war in den Jahren von 1866 bis 1870 tschechischer Nationalist. Seit 1863 lebte er in Wien; an der dortigen Univ. studierte er Geschichte, Philosophie und Nationalökonomie, aber ohne Studienabschluß. Anfang 1875 wurde er Mitglied der österr. Sozialdemokratie und war 1880-82 in Zürich Mitarbeiter des sozialreformerisch gesinnten Karl Höchberg. Bis zum .»Revisionismusstreit" war K. mit dessen damaligem Privatsekretär und späteren Redakteur der Zeitschrift „Sozialdemokrat", Eduard Bernstein, befreundet. Nach eigener Angabe „von 1880 an" begann K.s „Entwicklung zu konsequentem, methodischem Marxismus, angeregt durch Friedrich —»Engels 1 .Antidühring' und gefördert durch E. Bernstein" (K.). Von 1883 bis 1917 war K. Herausgeber der wichtigsten theoretischen Zeitschrift der deutschen Sozialdemokratie - und seit 1889 auch der „II. Internationale" - „Die neue Zeit". Nach Engels' Tod (1895) wurde K. zum international anerkannten Interpreten des „Marxismus", zum „Papst des Marxismus" („Roter Papst"). Seine popularisierende Fassung des —> Marxschen Kapital erzielte hohe Auflagen; sie wurde in viele Sprachen übersetzt. - Auf das umstrittene Problem des sogenannten „Kautskyanismus" kann nur hingewiesen werden. Der theoretische Teil des sogenannten „Erfurter Programms" der SPD (1891) wurde von K. entworfen; seitdem wurde er zum theoretischen Wortführer des sogenannten „marxistischen Zentrums" um August Bebel in der SPD-Führung. K. vertrat einen „materialistischen Evolutionismus"; für ihn war der dialektische Materialismus eine „Methode der Erforschung der unendlichen Welt mit den Mitteln und innerhalb der Grenzen des beschränkten menschlichen Erkenntnisvermögens als Methode eines endlosen Erkenntnisprozesses". Bereits 1893 hatte er in der „Neuen Zeit" geschrieben: „Die Sozialdemokratie ist eine revolutionäre, nicht aber eine Revolutionen machende Partei." Obgleich er Bernstein 1896 die Gelegenheit gegeben hatte, seine revisionistischen Auffassungen in der „Neuen Zeit" zuerst darzulegen, wurde K. zum scharfen Kritiker des seiner Ansicht nach „eklektizistischen" Revisionismus. Auf dem Dresdner SPD-Parteitag 1903 setzte sich die von ihm, Bebel u. a. vertretene Richtung durch. Fortan sah er - wie Bebel seine Aufgabe darin, das sogenannte „marxistische Zentrum" zwischen den linken und rechten Parteiflügeln zu stärken. 1899 beschäftigte er sich auch mit der Agrarpolitik der Sozialdemokratie, 1902 erschien seine programmatische Schrift Die soziale Revolution. 1905-10 bereitete er die Edition der Marxschen Theorien über den Mehrwert vor. Bereits 1904 hatte in der „Neuen Zeit" eine Generalstreikdebatte begonnen; K. wollte - so P. Nettl - eine „aggressive Strategie" der SPD ausarbeiten. Während der russischen Revolution von 1905 näherte er sich Rosa —»Luxemburg und anderen „Linken", geriet aber damit in einen Gegensatz zu den Freien Gewerkschaften und zum Teil auch zum Parteivorstand. Etwa seit dieser Zeit nahm er eine Art Mittelposition zwischen der Parteiführung und den „Linken" ein. Spätestens seit 1914 schwand seine Autorität in der deutschen und internationalen Sozialdemokratie. Er vertrat einen gemäßigten Antikriegsstandpunkt. 1917 schloß er sich der USPD an, wo er dem rechten Flügel zuzuordnen war. Im Winter 1918/19 war er beigeordneter Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Vorsitzender der Sozialisierungskommission. Nach der Oktoberrevolution in Rußland bekämpfte er die kommunistische Herrschaft (siehe Die Diktatur des Proletariats, 1918; Terrorismus und Kommunismus, 1919); er beschäftigte sich intensiv mit dem Problem von Demokratie und Staat. 1920/21 hielt er sich im damals menschewistischen Georgien auf. 1922 trat er wieder zur SPD über;

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er verfaßte den Grundsatzteil des Heidelberger Programms (1925). 1927 publizierte er Die materialistische Geschichtsauffassung, 1932 Krieg und Demokratie und 1937 Sozialisten und Krieg. K. ist oft als der bedeutendste Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie in ihrer „marxistischen Ära" vor dem Ersten Weltkrieg bezeichnet worden; als politisch Handelnder ist er aber kaum aufgetreten. Es kann H.-J. Steinberg zugestimmt werden, daß K. „ganz offensichtlich eine Tradition in der Geschichte des Sozialismus [verkörpert], die verschüttet ist". Von 1885 bis 1890 lebte K. in London, danach bis 1897 in Stuttgart, bis 1924 in Berlin, schließlich bis zu seiner Emigration in die Niederlande 1938 in Wien. Verheiratet war er von 1883 bis 1888 mit Louise Strasser, später Freyberger; seit 1890 mit Luise Ronsperger (gest. 1944 in Auschwitz). LITERATUR: Bibliographien: Werner Blumenberg: K. K.s literarisches Werk. Eine bibliographische Übersicht. 's-Gravenhage 1960. - Ergänzungen in der Rezension von Bert Andreas in: Annali, 4. Jg., Milano 1961, S. 689-976. - Der literarische Nachlaß von K. befindet sich im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG), Amsterdam. - Korrespondenzen: Victor Adler: Briefwechsel mit August Bebel und K. K. Hrsg. v. Friedrich Adler. Wien 1954. Friedrich Engels' Briefwechsel mit K. K. Hrsg. v. Benedikt Kautsky. Wien 21955. - K. K. und die Sozialdemokratie Südosteuropas. Korrespondenz 1883-1938. Hrsg. v. Georges Haupt/Jänos Jemnitz/Leo van Rossum. Frankfurt/ New York 1986. - Studien: Walter Holzheuer: K. K.s Werk als Weltanschauung. München 1972. - M. Waldenberg: II papa rosso K. K. 2 Bde., Roma 1980. - Reinhold Hünlich: K. K. und der Marxismus der II. Internationale. Marburg 1981. - Peter Lübbe: K. gegen Lenin. Berlin/Bonn 1981. Massimo L. Salvadori: Sozialismus und Demokratie. K. K. 1880-1938. Stuttgart 1982. - Hans-Jürgen Mende: K. K. vom Marxisten zum Opportunisten. Berlin 1985. - Leo van Rossum u.a.: Marx' vergessener Meisterschüler: K. K. Amsterdam 1988. - Gary P. Steenson: K. K. 1854-1938. Marxism in the Classical Years. Pittsburgh 21991. Siegfried Bahne Keckermann, Bartholomäus, * 1571/73 Danzig, t 25.8.1609 (1608?) Danzig. K„ dessen Vater zunächst Beamter, dann Konrektor einer Schule in Danzig und zuletzt Kaufmann war, studierte seit 1590 Theologie und Philosophie in Wittenberg, Leipzig und Heidelberg und wurde 1595 zum Magister artium promoviert. Danach war er am Heidelberger Pädagogium sowie am dortigen Collegium Sapientiae tätig, lehrte zunächst Logik, seit 1600 hebräische Sprache und empfing 1602 die Doktorwürde. Im selben Jahr nahm er einen Ruf als Prof. der Philosophie an das reformierte Gymnasium in Danzig an. K. war der Hauptvertreter der sogenannten „systematischen" Richtung der reformierten Schulphilosophie. Im Rahmen seines enzyklopädischen Denkens entwickelte er eine Konzeption von „Philosophie" als Grundlagenwissenschaft für alle Wissenschaften. Ausgehend von der vorgegebenen Heilsgewißheit formulierte er Vorstellungen einer analytischen Theologie, die in der weiteren Theologiegeschichte und über sie hinaus fortwirkten (Opera omnia, 1 Bde., 1614). Als Nachfolger —> Mercators führte K. die Universalkosmographie in die Einzelfächer Geographie, Physik etc. über. Er betonte als erster, daß die Geographie mit ihrer Weltkenntnis und Weltbeherrschung den Menschen in bezug auf die Natur gottgleich mache. K. übte einen bedeutenden Einfluß auf das enzyklopädische Schrifttum der Folgezeit aus, insbesondere auf Johann Heinrich —> Alsted. WEITERE WERKE: Contemplatio gemina, prior ex generali physica de loco. Heidelberg 1598. - Praecognitorum logicorum tractatus III. Systemati logico annis ab hinc aliquot

Kelsen praemissi. Hanau 1599. Nachdruck Hildesheim 1980. - Systema logicae [...]. Hanau 1600. - Systema Grammaticae Hebraeae, sive sanctae linguae exactior. Hanau 1600. - Systema ss. theologiae, tribus libris adornatum. Hanau 1603. Systema compendiosum totius mathematices [...]. Hanau 1603. - Gymnasium logicum, id est, De usu & exercitatione logicae artis absolution & pleniori, libri tres. Hanau 1605. Disputationes philosophicae, physicae praesertim, quae in Gymnasio Dantiscano ad lectionum philosophicarum cursum paulo plus biennio publice institutae & habitae sunt. Hanau 1606. - Systema logicae minus, succinto praeceptorum compendio tribus libri annis ab nine aliquot adornatum. Hanau 1606. - Systema ethicae, tribus libris [...]. Hanau 1607. Disputationes practicae, nempe ethicae, oeconomicae, politicae. Hanau 1608. - Systematis logici plenioris pars I. Hanau 1609. - Scientiae metaphysicae compendiosum systema. Hanau 1609. - Systema physicum septem libris adornatum [...]. Danzig 1610. - Systema geographicum, duobus libris adornatum & publice olim praelectum. Hanau 1611. Systema astronomiae compendiosum in Gymnasio Dantiscano [...]. Hanau 1611. - Praecognitorum philosophicorum libri duo, naturam philosophiae explicantes, et rationem eius turn discendae monstrantes. Hanau 1612. - Resolutio systematis logici maioris in tabellas pleniores, quam quae antehac fuerunt. Hanau 1612. - Systema systematum clarissimi viri Bartholomaei Keckermanni, omnia huius autoris scripta philosophica uno volumine comprehensa lectori exhibens, idque duobus tomis quorum prior disciplinas instrumentales |...J posterior ipsam Paedian philosophicam [...]. [Hrsg. v. Johann Heinrich Alsted.] 2 Bde., Hanau 1613. LITERATUR: Emil Menke-Glückert: Die Geschichtsschreibung der Reformation und Gegenreformation. Bodin und die Begründung der Geschichtsmethodologie druch B. K. Leipzig 1912. - Willem H. van Zuylen: B. K. Sein Leben und Wirken. Borna-Leipzig 1934. - Manfred Büttner: Die Neuausrichtung der Georgraphie im 17. Jahrhundert durch B. K. In: Geographische Zeitschrift 63 (1975) S. 1-12. Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983. - Richard A. Muller: Vera Philosophie cum Sacra Theologie nusquam pugnat: K. on Philosophy, Theology and the Problem of Double Truth. In: Sixteenth Century Journal 15 (1984) S. 341-365. - Gino Roncaglia: Buone e cattive fantasie. La riflessione sugli enti inesistenti nella logica di B. K. In: Metaxy 13 (1992) S. 80-104. - Martin W. F. Stone: The Adoption and Rejection of Aristotelian Moral Philosophy in Reformed ,Casuistry'. In: Ders./Jill Kraye (Hrsg.): Humanism and Early Modern Philosophy. London 1999, S. 59-90. Keller, Wilhelm, * 19. 10. 1909 Toffen (Kt. Bern), t 28.2. 1987 Rapperswil. K., Sohn eines Lehrers, studierte zunächst klassische Philologie in Neuchätel, dann Philosophie und Psychologie in Bern und München. Nach der Promotion 1935 (Der Sinnbegriff als Kategorie der Geisteswissenschaften) wurde er Mitglied des von Paul —»Häberlin geleiteten Anthropologischen Instituts der Stiftung Lucerna an der Univ. Basel. 1944 habilitierte er sich in Bern mit einer Arbeit, die die Entwicklung der Ontologie der Griechen von Parmenides bis Aristoteles behandelte, und nahm 1947 einen Ruf als Prof. der systematischen Philosophie und Psychologie an die Univ. Zürich an. K.s systematischer Entwurf der philosophischen Anthropologie Vom Wesen des Menschen (1943, 21971: Einführung in die philosophische Anthropologie) nimmt ein dem Menschsein immanentes Streben nach Einheit von Geist und Natur an, Psychologie und Philosophie des Wollens (1954, 21970) beschreibt phänomenologisch die Möglichkeit menschlicher Freiheit.

WEITERE WERKE: Gegenwartsaufgaben der Philosophie. Bern 1945. - Das Selbstwertstreben. Wesen, Formen und Schicksale. München/Basel 1963. - Das Problem der Willensfreiheit. Bern/München 1965. - Dasein und Freiheit. Abhandlungen und Vorträge zur philosophischen Anthropologie und Psychologie. Hrsg. v. Hans-Jürgen Braun. Bern 1974. LITERATUR: W. K. (Selbstdarstellung). In: Psychologie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz, Werner Traxel und Ernst G. Wehner. Bd. S. Bern u.a. 1979, S. 109-147. Kellermann, Benzion, * 1869 Gerolzhofen (Bayern), t Juni 1923 Berlin. K. wirkte seit 1888 als Religionslehrer in Berlin, Frankfurt/ Main und Konitz, wo er zugleich als Rabbiner tätig war. Er studierte in Marburg bei Hermann —»Cohen und wurde 1896 in Gießen promoviert (Der Midrasch mm I. Buche Samuelis und seine Spuren bei den Kirchenvätern und in der orientalischen Sage). 1917 wurde er Rabbiner an der jüdischen Gemeinde in Berlin. K. gehörte zur engeren Marburger Schule des Neukantianismus und war um eine Weiterentwicklung der —» Kant-Cohenschen Philosophie in kulturphilosophischer Hinsicht bemüht. Er veröffentlichte u.a. Der ethische Monotheismus der Propheten und seine soziologische Würdigung (1917), Das Ideal im System der kantischen Philosophie (1920) und Die Ethik Spinozas (1922), eine ablehnende Auseinandersetzung mit Spinoza. K. übersetzte den größten Teil des Hauptwerks des mittelalterlichen Philosophen Levi ben Gerson, Milchamot Adonai {Die Kämpfe Gottes, 2 Bde., 1914-18), und gab Werke Kants heraus. WEITERE WERKE: Kritische Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Christentums. Berlin 1906. - Der Wissenschaftliche Idealismus und die Religion. Berlin 1908. LITERATUR: Alfred Baeumler: Kritizismus und Kulturphilosophie. In: Kant-Studien 25 (1902/21) S. 411-426. Arthur Liebe«: B. K. t. In: Kant-Studien 28 (1923) S. 486-490. - Wolfgang Georg Bayerer: Hinweis auf eine Lücke im Text der Akademie-Ausgabe von Kants Bemerkungen zur Bouterwek-Rezension. In: Kant-Studien 77 (1986) S. 338-346. - Wolfgang G. Bayerer: Charakter als Politicum. Bemerkungen zur Hintergrund-Motivation der überzogenen Negativ-Bewertung des Kant-Herausgebers B. K. durch den Kant-Herausgeber Gerhard Lehmann während des Dritten Reiches. Grossen Buseck 1986. Kelsen, Hans, * I I . 10. 1881 Prag, t 19.4. 1973 Berkeley (Kalifornien, USA). K„ in dessen Lebenslauf sich die Widrigkeiten der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts widerspiegeln, entstammte einer jüdischen Familie und konvertierte 1905 zum kath. Glauben. Er studierte Rechtswissenschaft an der Univ. Wien. In seinen philosophischen Interessen wurde K. durch seine Freundschaft mit Otto —> Weininger bestärkt; sie sollten sich in seinem Werk in vielfältiger Weise niederschlagen. 1905 veröffentlichte er seine erste Schrift über Die Staatslehre des Dante Alighieri und wurde 1906 zum Dr. jur. promoviert. 1908 ermöglichte ihm ein Stipendium, für drei Semester nach Heidelberg zu gehen, wo er bei Georg Jellinek hörte, mit Max —> Weber aber erst später in Berührung kam. Bereits 1907 verfaßte K. einen Kommentar zur neuen österr. Reichsratswahlordnung. Mit seiner 1911 erschienenen Habilitationsschrift Hauptprobleme der Staatsrechtslehre, entwickelt aus der Lehre vom Rechtssatz (2. Neudr. der 2. Aufl. von 1923, 1984) begründete er einen kritischen Rechtspositivismus und legte den thematischen Grundstock zu dem Bereich, den er mit seiner 1934 in 1. und 1960 in überarbeiteter 2. Auflage erschienenen Reinen Rechtslehre behandelte. Mit ihr wurde K. zum Begründer der „vierten" Wiener Schule.

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Kempski Rakoszyn Seit 1911 war er Privatdozent für Staatsrecht und Rechtsphilosophie in Wien und lehrte gleichzeitig an der dortigen Exportakademie, an der er 1917 zum o. Prof. ernannt wurde. K. wurde unmittelbarer Referent des letzten k. u. k. Kriegsministers von Stöger-Steiner und war u. a. mit den Vorarbeiten für eine Armeeverfassungsreform betraut. 1919 wurde K. zum o. Prof. des Staats- und Verwaltungsrechts an der Juristischen Fakultät der Univ. Wien ernannt. Von Karl Renner wurde er bei der Ausarbeitung der österr. Bundesverfassung von 1919, die seit 1945 wieder in Geltung ist, herangezogen, wobei sein persönlicher Anteil der Abschnitt über die Verfassungsgerichtsbarkeit war. K. als der Schöpfer des Verfassungsgerichtshofs wurde zum Verfassungsrichter auf Lebenszeit gewählt und zum ständigen Referenten für jenen bestellt. Zusammen mit Georg Fröhlich und Adolf Merkel gab er 1922 eine kommentierte Ausgabe der österr. Bundesverfassung heraus. Im Zuge eines ideologisch eingefärbten Kompetenzkonfliktes - ausgelöst durch den Streit um die sogenannte Dispensehe - zwischen Verwaltungsbehörden, ordentlichen Gerichten und den Verwaltungsgerichten und der dadurch bedingten Verfassungsreform von 1929 wurde K. 1930 als Verfassungsrichter entsetzt; eine Mitwirkung im neuen Verfassungsgerichtshof lehnte er ab und ging 1930 an die Kölner Universität. Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" pensionslos entlassen, nahm K. 1933 eine Berufung an das Genfer „Institut Universitaire des Hautes Etudes Internationales" an, wo er schon im Jahr zuvor Gastvorlesungen gehalten hatte. Im selben Jahr wurde ihm auch die erste Ehrendoktorwürde verliehen; insgesamt waren es elf. 1936 nahm K. parallel zu seiner Genfer Lehrtätigkeit einen Ruf an die Juristische Fakultät der Prager Deutschen Univ. an, wo er bis zum Wintersemester 1937/38 lehrte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewog ihn, Europa zu verlassen und nach Amerika zu emigrieren, wo er 1940 zunächst an der Harvard Law School unterrichtete, deren Ehrendoktor er seit 1936 war. 1942 nahm K. die bis zu seinem 70. Lebensjahr ausgeübte Lehrtätigkeit an der University of California in Berkeley auf, zunächst als Gastprofessor, dann temporär und schließlich seit 1945 als Füll Professor; in demselben Jahr erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. In seinem Hauptwerk, der Reinen Rechtslehre, ging es K. darum, eine von aller politischen Ideologie und allen naturwissenschaftlichen Elementen gereinigte Rechtstheorie zu entwickeln. Dadurch wollte er die Rechtswissenschaft auf die Höhe einer echten Geisteswissenschaft heben. Der durch die beabsichtigte Trennung der Rechtswissenschaft von der (Rechts-)Politik erzeugte „Rechtspositivismus" kann seinerseits ideologieanfällig sein, was seine Kritiker ihm vorwarfen. K.s Reine Rechtslehre wendet sich einerseits gegen Begründungsversuche für normative Verbindlichkeit durch einen Rückgriff auf vermeintlich vorgegebene Werte und unterscheidet sich damit vom Naturrecht. Andererseits unterscheidet sie Sein und Sollen, wobei allein aus der Tatsache des Seins nicht zwangsläufig auf das Sollen rückgeschlossen werden kann. Die dadurch aufgeworfene Begründungsproblematik für die Normordnung löst K. mit der Konstruktion der gedachten „Grundnorm", auf welche als (Ober-)Rechtssatz im Wege eines Stufenmodells die einzelnen (Unter-)Rechtssätze zurückzuführen sind. Sein umfangreiches und in viele Sprachen übersetztes wissenschaftliches Opus umfaßt neben staatsrechtsphilosophischen auch völkerrechtliche Schriften, Gutachten und die Herausgabe von Fachzeitschriften. WEITERE WERKE: Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts. Tübingen 1920. - Allgemeine Staatslehre. Berlin 1925. - Vom Wesen und Wert der Demokratie. Tübingen 21929. - Sozialismus und Staat. Leip-

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zig 21923. - Society and Nature. Chicago 1943. - General Theory of Law and State. Cambridge (Massachusetts) 1945. LITERATUR: Rudolf A. Metall: H. K. Leben und Werk. Wien 1969. - Ralf Dreier: Sein und Sollen. In: Juristenzeitung 27 (1972) S. 329-335. - Norbert Leser: K. In: NÖB, Bd. 20, 1979, S. 29-39. - Agostino Carrino: L'ordine delle norme. Politica e diritto in H. K. Napoli 1984. Dt.: Die Normenordnung. Staat und Recht in der Lehre H. K.s. Wien u.a. 1998. - Robert Walter: H. K. - Ein Leben im Dienste der Wissenschaft. Wien 1985 (mit Bibliographie). - Horst Dreier: Rechtslehre, Staatssoziologie und Demokratietheorie bei H. K. Baden-Baden 1986 (mit Bibliographie). - Friedrich Koja (Hrsg.): H. K. oder die Reinheit der Rechtslehre. Köln u.a. 1988. - David Dyzenhaus: Legality and legitimacy. Carl Schmitt, H. K. und Hermann Heller in Weimar. Oxford u.a. 1997. - Robert Walter/Clemens Jabloner (Hrsg.): H. K.s Wege sozialphilosophischer Forschung. Ergebnisse eines internationalen Symposions in Wien (l4.-15. Oktober 1996). Wien 1997 (mit einem Nachtrag zur chronologischen Bibliographie der Werke K.s von Christian M. Piska, S. 143-165). - Rainer Lippold: Recht und Ordnung. Statik und Dynamik der Rechtsordnung. Wien 2000. Ekkehard Jost Kempski Rakoszyn, Jürgen von, * 20.5.1910 Osnabrück, t 11. 10. 1998 Berlin. Der Sohn eines Ingenieurs studierte 1930-35 an den Universitäten Freiburg/Breisgau und Berlin und wurde 1951 in Frankfurt/Main aufgrund der Arbeit Charles S, Peirce und der Pragmatismus zum Dr. phil. promoviert. 1954-56 nahm er einen Lehrauftrag für mathematische Logik an der TH Hannover wahr, hatte 1955/56 eine Gastprofessur an der Univ. Hamburg inne und war seit 1958 Lehrbeauftragter, seit 1961 Honorarprofessor für Logik der Sozial Wissenschaften in Münster. Seine Schriften (3 Bde., hrsg. von Achim Eschbach; Bd. 1: Brechungen, Bd. 2: Recht und Politik, Bd. 3: Prinzipien der Wirklichkeif) erschienen 1992. K. R. war Mitherausgeber des „Archivs für Rechts- und Sozialphilosophie" (1938-44), des „Archivs für Philosophie" (1947-64) und des „Archivs für Mathematik, Logik und Grundlagenforschung" (seit 1950). Kepler, Johannes, * 27.12.1571 Weil der Stadt, t 15.11. 1630 Regensburg. Das älteste von sieben Kindern eines unsteten Kriegsmannes blieb sein gesamtes Leben über von schwächlicher Konstitution, die es anfänglich auch in seiner geistigen Entwicklung hemmte. Blattern raubten ihm fast das Augenlicht und machten ihn kurzsichtig; hinzu kam ein angeborenes Augenleiden, das K. alles vervielfacht sehen ließ. Voraussetzungen dafür, daß er gleichwohl einer der größten Astronomen wurde, waren einerseits ein uneingeschränktes Vertrauen in die Möglichkeit exakter Himmelsbeobachtungen und Positionsmessungen überhaupt, wofür er in den Werken Astronomiae pars optica (1604) und Dioptrice (1611) erstmals die wissenschaftlichen Grundlagen schuf; andererseits die aus dem Protestantismus begründete neuplatonische Überzeugung, daß die beste aller möglichen Welten von Gott nach besonderen mathematischen Mustern erschaffen wurde, die Schöpfung als „körperliches Abbild Gottes" also nicht nur im Sinne des Neuplatonismus durchgehend mathematisch strukturiert sei, diese Struktur vielmehr auch physikalisch erklärbar und empirisch erfaßbar sein müsse. Er faßte sein astronomisches Bemühen deshalb zeit seines Lebens als Dienst zur Erkenntnis Gottes, seiner Allmacht und Absichten aus der Schöpfung auf und gewann hieraus die Ausdauer, die Suche nach den von Gott in die Schöpfung integrierten (deshalb physikalisch begründbaren) mathematischen Gesetzen unbeirrt zu verfolgen. K. gelang

Kepler so die Begründung neuzeitlicher Astronomie als empirischund physikalisch-mathematischer Wissenschaft unter Ausschaltung der bis dahin gültigen aristotelisch-ptolemäischen Axiome der Astronomie und Physik - und damit die eigentliche Wende zur neuzeitlichen Naturwissenschaft. Ausgangspunkt war die ihm von seinem Tübinger Lehrer Michael Mästlin vermittelte Überzeugung von der mathematischen Ökonomie des deshalb richtigen heliozentrischen Systems von —» Copernicus, das Mästlin selber allerdings nie öffentlich vertrat. K. hatte fünf Jahre die dreiklassige Lateinschule in Leonberg besucht, danach seit 1584 die Klosterschule in Adelberg und seit 1586 die höhere Stiftsschule in Maulbronn, wo er 1588 das Bakkalaureatsexamen ablegte, bevor er mit einem landesherrlichen Stipendium zum Studium der Theologie an das Tübinger Stift kam. Neben Philosophie und Theologie studierte er die mathematischen Fächer des Quadriviums und legte 1591 die Magisterprüfung ab. Mästlin vermittelte ihm 1594 die Stelle eines Lehrers der Ethik und Mathematik an der evang. Landschaftsschule in Graz. K. fühlte sich als überkonfessioneller Christ, war jedoch zur Konversion zum Katholizismus weder bereit, als 1598 alle Protestanten im Zuge der Gegenreformation aus der Steiermark vertrieben wurden, noch, als er wegen verweigerter Unterschrift unter die Konkordienformel 1612 kurz nach Antritt einer neuen Stelle an der Landschaftsschule in Linz exkommuniziert und sein Ausschluß vom Abendmahl 1619 vom Württembergischen Konsistorium bestätigt wurde. Dies verhinderte die Rückkehr an die Univ. Tübingen endgültig, zumal K. sich mit den Schriften Vnterricht von H. Sacrament des Leibs und Bluts Jesu Christi (1617) und Glaubensbekandtnus vnd Ableinung allerhand desthalben entstandener vngütlichen Nachreden (1623) auch öffentlich widersetzte. 1617 war zudem seine Mutter der Hexerei angeklagt worden, und es hatte großer Anstrengungen K.s bedurft, die Anklage zu widerlegen. Zwischenzeitlich hatte die Gegenreformation auch in Linz Einzug gehalten, und die Situation wurde für Protestanten ähnlich prekär wie in Graz. Das Amt des Kaiserlichen Mathematikers, das K. nach dem Tod Brahes 1601 übertragen wurde, schützte ihn zwar vor persönlicher Verfolgung, doch wurde Anfang 1626 seine Bibliothek wegen ihres .ketzerischen' Inhalts beschlagnahmt. Als auch noch seine Druckerei samt den fertiggestellten Teilen seines riesigen astronomischen Tafel werks, das auf Wunsch des Kaisers hier gedruckt werden sollte, während eines Bauernaufstandes zerstört wurde, verließ K. endgültig Linz. Er begann mit seiner Familie ein unstetes Wanderleben, das ihn zuerst für ein Jahr nach Ulm führte. Die Tabulae Rudolphinae, in denen die neue K.sche Astronomie in tabellarisch aufgeschlüsselte Komponenten zur Berechnung der Ephemeriden für die Planeten umgesetzt wurde, wurden hier neu gedruckt und erschienen 1627. Dann ging er nach Frankfurt, Ulm und Linz sowie je zweimal nach Regensburg und Prag, um wiederum vergebens Gehaltsrückstände vom Kaiser einzufordern, bis dieser ihn 1628 samt den rückständigen Gehältern als Hofastrologen an Wallenstein abtrat und K. nach Sagan übersiedelte. Aber selbst der Herzog von Friedland blieb die Rückstände schuldig, so daß K. sie im Oktober 1630 erneut vom Kaiser auf dem Reichstag einfordern wollte. Kurz nach der Ankunft in Regensburg starb er jedoch an den Folgen der Reiseanstrengungen. Zu K.s Aufgaben als Landschaftsmathematiker gehörte die Erarbeitung sogenannter Schreibkalender oder Prognostika; bereits mit dem ersten für das Jahr 1595 (das letzte auf das Jahr 1624 erschien 1623) hatte K. insofern Glück, als sowohl der schwere Winter als auch die Unruhen unter den Bauern Oberösterreichs und die Flucht vor den einfallenden Türken, wie von ihm prognostiziert, eintraten - was seinem Ansehen im protestantischen Lande sehr förderlich

war. Schon früh verfolgte K. in den Schreibkalendern auch eine Auseinandersetzung mit der überkommenen Astrologie, vor allem im Prognostiken auf das Jahr 1602 (De fundamentis astrologiae certioribus, 1601); er selbst praktizierte eine reformierte Astrologie mit weitgehender Beschränkung auf eine neubegründete reduzierte Aspektenlehre (Antwort auff Röslini Discus, 1609; Tertius interveniens, 1610), die die Einbindung in sein mathematisch-harmonikales Konzept vom Kosmos erlaubte. In dem Wissen, daß empirische Daten keine Entscheidung über die kinematische Richtigkeit eines der Planetensysteme erlauben, suchte K. nach Beweisen für die von ihm favorisierte Heliozentrik durch eine vorempirische Ableitung von Anzahl, Bahngröße und Geschwindigkeit der Planeten. Den vermeintlichen Beweis für die Sechszahl, sein ,Mysterium cosmographicum', fand er am 19.7. 1595, wie er 1596 im Prodromus dissertationum cosmographicarum ( 2 1621) berichtet. Die Daten Brahes, die K. die Bestätigung des ,Mysterium cosmographicum' liefern sollten, erwiesen es als bloße Approximation, im Falle des Mars führten sie K. aber nach langen Rechnungen und Irrwegen 1605 auf die Ellipse als wahre Bahnform mit der Sonne in einem der Brennpunkte. Das 2. Gesetz, nach dem der Fahrstrahl Sonne-Planet in gleichen Zeiten gleichgroße Flächen überstreicht, tritt hier noch in der Form des Radiensatzes auf. Die daraufhin neu aufgenommene Suche nach der Grundlage für die Bahngrößen führte erst 1619 zum 3. Gesetz der Planetenbewegungen, und zwar in der Harmonice mundi (1619) im Rahmen einer grandiosen Gesamtschau des Kosmos, welche alle Formen von Wirklichkeit als harmonikale Proportionen erfaßt, von der Musik und Astrologie über die Seele und das gesellschaftliche Leben bis hin zu den Planetenbahnen, in denen die Extremgeschwindigkeiten je zweier benachbarter Planeten im Verhältnis harmonischer Tonintervalle stehen - was übrigens auch für die lange nach K. entdeckten Planeten gilt. Der langwierige Weg zur Lösung seiner drei astronomischen Probleme, ergänzt durch das Tafelwerk und die Epitome astronomiae Copemicae (1618-21), die astronomische, kosmologische und physikalische Konsequenzen der Heliozentrik behandelt, läßt auch in K.s eigenen Augen die Fülle der zwischenzeitlich verfaßten Gelegenheitsarbeiten erblassen, aus der wissenschaftsgeschichtlich neben den genannten optischen Arbeiten und dem Versuch einer Reform der Astrologie die Ansätze zu einer Integralrechnung herausragen, die er bei der Berechnung der Flächeninhalte des 2. K.schen Gesetzes und von Rotationskörpern zur Bestimmung des Inhaltes von Weinfässern entwickelte (Nova Stereometria doliorum vinariorum, 1615 dt. als Außzug auß der Vralten Messekunst Archimedis, 1616). AUSGABE: Gesammelte Werke. Begründet von Walther von Dyck und Max Caspar, hrsg. von der Kepler-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 1937 ff. LITERATUR: Bibliographia Kepleriana. Hrsg. v. Max Caspar [1936]. 2. Aufl. besorgt von Martha List. München 1968. Internationales K.-Symposium Weil der Stadt 1971. Hrsg. v. Fritz Krafft/Karl Meyer/Bernhard Sticker. Hildesheim 1973. - K. - Four Hundred Years. Proceedings of Conferences Held in Honour of J. K. Hrsg. v. Arthur Beer/ Peter Beer. Oxford 1975. - J. K. 1571-1971. Gedenkschrift der Universität Graz. Hrsg. v. Paul Urban/Berthold Sutler. Graz 1975. - Jürgen Hübner: Die Theologie J. K.s zwischen Orthodoxie und Naturwissenschaft. Tübingen 1975. K. Symposion zu J. K.s 350. Todestag. Linz 1982. - Fritz Krafft: Tertius interveniens: J. K.s Bemühungen um eine Reform der Astrologie. In: August Bück (Hrsg.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 197-225. - Owen Gingerich: The Eye of Heaven: Ptolemy, Copernicus, K. New York 1993. - Max Caspar: J. K.

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Kerler Stuttgart 1948. Nachdruck der 3. Auflage [1958], ergänzt um ein vollständiges Quellenverzeichnis. Stuttgart 1995 (mit Bibliographie der deutschen und englischen Übersetzungen). Fritz Krafft Kerler, Dietrich Heinrich, * 16.6.1882 Neu-Ulm, t 16.9.1921 München. Nach Abbruch seiner Schulausbildung arbeitete K. in der antiquarischen Buchhandlung seines Vaters, begann, sich dort für Philosophie zu interessieren, holte das Abitur nach und studierte Philosophie in München. Trotz seines schweren Herzfehlers wurde K. zum Kriegsdienst eingezogen und konnte erst von Kurt -»Ports Vater, einem einflußreichen Regimentskommandeur, wieder befreit werden. K. wurde bei Clemens —»Baeumker mit der Untersuchung Die FichteSchelling'sehe Wissenschaftslehre (1917) promoviert. Den Plan einer Habilitation gab er wegen seiner schwachen Gesundheit auf. K. starb an den Folgen einer Blutvergiftung; seinen philosophischen Nachlaß erhielt Port. K.s vor allem von —»Husserl beeinflußte Wertphilosophie begründet eine Erkenntnistheorie, welche die Lehre der reinen Phänomenologie mit Elementen des kritischen Realismus verbindet. Er veröffentlichte u. a. Jenseits von Optimismus und Pessimismus. Versuch einer Deutung des Lebens aus den Talsachen einer impersonalistischen Ethik (1914), Max Scheler und die impersonalistische Lebensanschauung (1917), Die philosophischen Grundlagen der Steinerschen Anthroposophie (1921) und Die auferstandene Metaphysik (1921). WEITERE WERKE: Die Patronate der Heiligen. Ulm 1905. Nachdruck Hildesheim 1968. - Die Idee der gerechten Vergeltung in ihrem Widerspruch mit der Moral. Ethische Gedanken zur Strafrechtsreform. Ulm 1908. - Über Annahmen. Eine Streitschrift gegen A. v. Meinongs gleichnamige Arbeit nebst Beiträgen zur Bedeutungslehre und Gegenstandstheorie. Ulm 1910. - Nietzsche und die Vergeltungsidee. Ulm 1910. - Deutschlands Verletzung der belgischen Neutralität eine sittliche Notwendigkeit. Im Zusammenhang mit allgemeineren Bemerkungen zur Ethik des Kriegs. Ulm 1915. Die Philosophie des Absoluten in der Fichteschen Wissenschaftslehre. Ansbach 1917. - Der Denker. Eine Herausforderung. Ulm 1920. - Weltwille und Wertwille. Linien des Systems der Philosophie. Aus hinterlassenen Notizen aufgebaut und hrsg. v. Kurt Port. Leipzig 1925. LITERATUR: Arnold Kowalewski: D. H. K. Eine Würdigung. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 580-583. - Helmut Schiller: Die Frage nach dem Sinn des Lebens. Eine Einführung in die Wertphilosophie und Ethik. Mit Originaltexten von D. H. K. (1882-1921) und Kurt Port (1896-1979). Esslingen 1987. Kurt Port: Das System der Werte. K.s Werkethik und die Formen des Geistes im wertphilosophischen Sinne. München/ Leipzig 1929. - Ders.: Wie ich Kerler begegnete. In: Ders.: Philosophische Schriften. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Helmut Schiller. Bd. I. Esslingen 1993, S. 451-466. Kern, Berthold von, * 5.12.1848 Münsterberg (Schlesien), t 15.4. 1940 Berlin. K. studierte in Breslau und Berlin Medizin und Philosophie, arbeitete nach der Promotion 1872 an der Charite, trat 1874 in militärärztlichen Dienst und war in Schweidnitz, Breslau, Berlin, Lübeck und Karlsruhe tätig. 1901 wurde er General- und Korpsarzt in Stettin, 1903 Subdirektor des zur Kaiser-Wilhelms-Akademie umgewandelten FriedrichWilhelm-Instituts in Berlin, 1906 o. Prof. der Staatsarzneikunde und 1909 Inspektor der 2. Sanitätsinspektion. Am Ersten Weltkrieg nahm K., 1913 in den erblichen Adelsstand erhoben, als Feldsanitätschef beim Oberbefehlshaber Ost teil. Er veröffentlichte Kriegschirurgie des Sehorgans (1890) und Sehproben-Tafeln, (1904, mit Reinhold Scholz), ferner psychologische Studien (Die psychische Krankenbehandlung in ihren wissenschaftlichen Grundlagen, 1919; Hu-

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mane Bildung und ärztliche Beratung, 1913). Zu seinen philosophischen Werken gehören Das Wesen des menschlichen Seelen- und Geisteslebens (1905, 21907), Das Erkenntnisproblem und seine kritische Lösung (1910, 2 1911), Weltanschauungen und Welterkenntnis (1911), Einleitung in die Grundfragen der Ästhetik (1913) und Die Willensfreiheit (1914). WEITERE WERKE: Das Problem des Lebens in kritischer Bearbeitung. Berlin 1909. - Über den Ursprung der geistigen Fähigkeiten des Menschen. Berlin 1912. - Die Religion in ihrem Werden und Wesen. Berlin 1919. LITERATUR: Julius Schultz: B. v. K. (zum siebzigsten Geburtstag). In: Kant-Studien 24 (1919/20) S. 176-178. - Julius Schultz: Zu B. v. K.s 80. Geburtstag. In: Kant-Studien 34 (1929) S. 256-257. Keyserling, Hermann Graf, * 20.7.1880 Könno (Livland), t 26.4. 1946 Innsbruck. Der Neffe zweiten Grades des Schriftstellers Eduard von K. studierte seit 1897 in Genf, Dorpat, Heidelberg und Wien Chemie und Zoologie und wurde 1902 in Geologie promoviert. 1903 ließ er sich in Paris nieder, lernte u. a. Henri Bergson kennen und arbeitete dort, beeinflußt von Houston Stewart —» Chamberlain, seinen kultur- und geschichtsphilosophischen Entwurf aus (Das Gefüge der Welt, 1906, 21920). 1906 versuchte er, sich unter Fürsprache Wilhelm -»Diltheys an der Berliner Univ. zu habilitieren. Der Versuch mißlang, und nach Vorlesungen in Hamburg (Prolegomena zur Naturphilosophie, 1910) zog sich K. 1908 auf den Familienbesitz Rayküll in Estland zurück. Von dort aus unternahm er zahlreiche Reisen. Mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs postulierte er eine individuelle und gesellschaftliche „Erneuerung vom Geiste her". Resultat einer einjährigen Weltreise war u.a. das irrationalistisch-lebensphilosophische Reisetagebuch eines Philosophen (2 Bde., 1919), das zur Grundlage seiner metaphysischen „Philosophie des Sinns" wurde. Zur Verbreitung dieser Lehre gründete K. 1920 die „Schule der Weisheit" in Darmstadt, an deren Veranstaltungen u.a. Leo Baeck, C. G. —> Jung, Max —» Scheler und Ernst —> Troeltsch teilnahmen. Die Nationalsozialisten unterbanden nach 1933 die freie Geistesbetätigung der Schule. Die auf ein höheres Erkenntnisstadium zielende Synthese aus östlicher „Seinskultur" und westlicher „Könnenskultur" sah K. in Rabindranath Tagore verkörpert. K.s Memoiren erschienen 1948 unter dem Titel Das Buch vom Ursprung. WEITERE WERKE: Unsterblichkeit. München 1907,31920. Philosophie als Kunst. Darmstadt 1920, 21922. - Schöpferische Erkenntnis. Darmstadt 1922. - Graf H. K. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie in Selbstdarstellungen. Bd. 4. Leipzig 1923, S. 99-125. Menschen als Sinnbilder. Darmstadt 1926. - Wiedergeburt. Darmstadt 1927. - Das Spektrum Europas. Heidelberg 1928. - La revolution mondiale et la responsabilite de l'esprit. Paris 1934. - Sur l'art de la vie. Paris 1936. - Das Buch vom persönlichen Leben. Stuttgart 1936. - Kritik des Denkens. Stuttgart 1948. LITERATUR: Paul Feldkeller: Graf K.s Erkenntnisweg zum Übersinnlichen. Die Erkenntnisgrundlagen des Reisetagebuchs eines Philosophen. Darmstadt 1922. - Heinrich Adolph: Die Philosophie des Grafen K. Stuttgart 1927. Hugo Dyserinck: Graf H. K. und Frankreich. Ein Kapitel deutsch-französischer Geistesbeziehungen im XX. Jahrhundert. Bonn 1970. - Gesellschaft Hessischer Kulturfreunde (Hrsg.): Sinnsuche oder Psychoanalyse. Briefwechsel Graf H. K. - Oskar A. H. Schmilz aus den Tagen der .Schule der Weisheit'. Darmstadt 1970. - Barbara Garthe: Über Leben und Werk des Grafen H. K. Diss. Erlangen/Nürnberg

Kiesewetter 1976. - Ute Gahlings: Sinn und Ursprung. Untersuchungen zum philosophischen Weg H. Graf K.s. St. Augustin 1992. Dies.: H. Graf K. Ein Lebensbild. Darmstadt 1996. Khunrath, Heinrich, auch H. Conrad, Ricenus Thrasibulus, * 1560 Leipzig, t 9.9. 1605 Dresden (oder Leipzig). K. studierte Medizin in Basel, wo er 1588 promoviert wurde. Er verfaßte zahlreiche Alchemica, insbesondere das Amphiteatrum sapientiae aetemae solius verae (1595), das laut einer „Censura" der Pariser Universitätstheologen (1625) internationales Aufsehen erregte. Es gehört zu den seltensten Büchern der paracelsischen Kabbala, Magie und Alchemie. Maßgeblich durch den theoalchemischen Grundgedanken geprägt, daß die alchemische Universalarznei (Lapis philosophorum) ein Symbol der übernatürlich-geistigen Universalarznei (Christus) sei, gilt das Amphiteatrum als frühes und wichtiges Zeugnis der physikotheologischen Literatur. Im 17. und 18. Jahrhundert vor allem bei alchemisierenden Pietisten, Theosophen und Naturmystikern verbreitet, erlebte es im Zuge des Wiederauflebens der Geheimwissenschaften im 19. Jahrhundert in Frankreich eine Renaissance und übte im 20. Jahrhundert großen Einfluß auf Esoteriker aus. WEITERE WERKE: Confessio de chao physico-chemicorum catholico. Magdeburg 1596. - Vom hylealischen [...] Chaos. Magdeburg 1597. - Symbolum physico-chymicum. o. O. 1598. Dt. Hamburg 1598. - Bericht vom philosophischen Athanor. Magdeburg 1599. - Magnesia catholica philosophorum. Magdeburg 1599. - De igne magorum philosophorum. Straßburg 1608. - Amphitheatrum sapientiae aeternae. Faksimile-Ausgabe des Erstdrucks von [Hamburg] 1595. Mit einer Einleitung von Carlos Gilly. Stuttgart-Bad Cannstatt (in Vorb.) LITERATUR: Claude K. Deischer/Joseph L. Rabinowitz: The Owl of H. K. Its Origin and Significance. In: Chymia 3 (1950) S. 243-250. - The Amphitheatre Engravings of H. K. Engl. v. Patricia Tahil (mit Kommentaren von Johann Arndt, Stanislaus de Guaita, J. B. Craven). Edinburgh 1981. - Ralf Töllner: Der unendliche Kommentar. Untersuchungen zu vier ausgewählten Kupferstichen aus H. K.s „Amphitheatrum Sapientiae Aeternae Solius Verae" (Hanau 1609). Ammersbek bei Hamburg 1991 (mit Bibliographie). Kielmeyer, Carl Friedrich von, * 22. 10.1765 Bebenhausen (heute zu Tübingen), t 24.9. 1844 Stuttgart. Der Sohn eines herzoglichen Jagdzeugmeisters wurde schon 1773 in die Karlsakademie in Stuttgart aufgenommen, wo ihn Carl Heinrich Köstlin für die Naturgeschichte begeisterte. Das Medizinstudium schloß K. 1786 ab, das Thema seiner chemischen Dissertation galt der Analyse von Mineralwässern. Zu dieser Zeit wirkte er stark auf den jüngeren Mitschüler Georges Cuvier ein. Seinen wissenschaftlichen Horizont erweiterte K. durch eine zweijährige Studienreise durch Deutschland, wo er an der damals führenden Univ. Göttingen insbesondere bei Friedrich Blumenbach und Georg Christoph —> Lichtenberg Vorlesungen besuchte. 1790 zum Lehrer der Zoologie an der Hohen Karlsschule ernannt, stieg er 1792 zum o. Prof. der Chemie in der Medizinischen Fakultät auf. Nach der Schließung dieser einzigartigen Bildungseinrichtung 1794 unternahm er Reisen an die Nordund die Ostsee und hielt sich wiederum zu Forschungszwecken in Göttingen auf. 1796 übernahm K. die Professur für Chemie an der Univ. Tübingen, die er 1801 mit derjenigen für Botanik, vergleichende Anatomie und Materia medica vertauschte. 1817 als Staatsrat nach Stuttgart berufen, war er bis zu seiner Pensionierung 1839 vorwiegend administrativ tätig. Seine gesellschaftlichen Verdienste und wissenschaftlichen Leistungen fanden Anerkennung durch die Verleihung des persönlichen Adels (1808, Ritter des Württembergischen Civilverdienstordens), der Ehrenbürgerschaft

der Stadt Stuttgart (1835) und der Benennung einer Pflanzengattung nach ihm (.Kielmeyera', 1826 durch den Botaniker Karl Friedrich Philipp von Martius). 1818 wurde K. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. In die Wissenschaftsgeschichte ist K. vor allem durch eine Rede Lieber die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Geseze und Folgen dieser Verhältniße (1793, Faks. 1993) eingegangen. Diese schmale Druckschrift von nur 46 Seiten gilt als einer der Schlüsseltexte in Medizin, Naturwissenschaft und Philosophie um 1800. Hier formulierte K., von physiologischen Vorstellungen ausgehend, das später von Ernst —> Haeckel so genannte „biogenetische Grundgesetz": Er konnte zeigen, daß in der aufsteigenden Reihe der Organismen (die ansatzweise evolutiv gedacht war) „organische Kräfte" (Irritabilität, Sensibilität und Reproduktionskraft) in bestimmten Verhältnissen wirksam sind, die ebenso in der Individualentwicklung vom Embryo zum erwachsenen Organismus zutage treten. Durch diese Lehre von der hierarchischen Stufung „organischer Kräfte" hat K. die Organismusvorstellungen der romantischen Naturforscher und die Naturphilosophie des Deutschen Idealismus erheblich beeinflußt, während er als Vorläufer der Evolutionstheorie erst im späten 19. Jh. wiederentdeckt wurde. Er vertrat zudem die Idee einer „Grundkraft", die er mit dem Magnetismus identifizierte, die die Entwicklung der Erde und des Lebens veranlaßt habe. Die Bedeutung von K.s Rede spiegelt sich in zahlreichen Nachdrucken (zuletzt 1993) und einer französischen Übersetzung (1814) wider. Größte Wirkung entfalteten ferner K.s Vorlesungen über nahezu alle naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer der Medizin, insbesondere vergleichende Anatomie und Physiologie, die in zahlreichen Mit- und Nachschriften in ganz Deutschland Verbreitung fanden. Seine Vorträge galten als mustergültig in der Gliederung und Durchdringung des Stoffes, die besten Ideen kamen ihm beim Sprechen. Da er sich nie zum Druck dieser vielgerühmten Vorlesungen entschließen konnte, finden sich viele seiner wegweisenden Gedanken in den Schriften seiner Schüler wie Georg Friedrich Jäger, Christoph Heinrich Pfaff, Karl Eberhard Schelling oder Friedrich Schnurrer; dem Werk Allgemeine Zoologie oder Physik der organischen Körper (1840) von Gustav Wilhelm Munter liegt vollständig die Nachschrift einer Vorlesung K.s zugrunde. WEITERE WERKE: Disquisitio chemica acidularum Bergensium et Goeppingensium. Stuttgart 1786. - Physischchemische Untersuchung des Schwefelwassers vom Stachelberg im Canton Glarus. Stuttgart 1816. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Fritz-Heinz Holler. Berlin 1938. LITERATUR: Kai Torsten Kanz: K.-Bibliographie. Verzeichnis der Literatur von und über den Naturforscher C. F. K. (1765-1844). Stuttgart 1991. - Ingrid Schumacher: K. F. K., ein Wegbereiter neuer Ideen. In: Medizinhistorisches Journal 14 (1979) S. 81-99. - Kai Torsten Kanz: C. F. K., Lichtenberg und Göttingen 1786-1796. In: Lichtenberg-Jahrbuch 1989 (1990) S. 140-160. - Kai Torsten Kanz (Hrsg.): C. F. K. Über die Verhältnisse der organischen Kräfte. Faks. der Ausg. Stuttgart 1793 mit Einleitung. Marburg/Lahn 1993. Kai Torsten Kanz (Hrsg.): Philosophie des Organischen in der Goethezeit. Studien zu Werk und Wirkung des Naturforschers C. F. K. Stuttgart 1994. Kai Torsten Kanz Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian, * 4. 11. 1766 Berlin, t 9. 7. 1819 Berlin. Als kurmärkischer Stipendiat studierte K., Sohn eines Lehrers, an der Univ. Halle Theologie, Mathematik, Philosophie und Philologie. Er nahm Kontakt mit Immanuel -»Kant auf, ging nach Königsberg und wurde dessen Schüler und Tischgenosse. 1790 in Halle zum Dr. phil. promoviert, begann

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Kircher K. in Berlin eine umfassende Lehrtätigkeit als Kantianer. Zunächst als Privatlehrer tätig, erhielt er 1793 eine Professur für Philosophie und 1798 eine ordentliche Professur für Logik, neben der er einen Lehrauftrag für Philosophie und Mathematik am Collegium Medico-Chirurgicum der Pepiniere (seit 1798 Abteilung der Militärakademie) wahrnahm. Er setzte dort seine Lehrtätigkeit für Mathematik auch nach der Auflösung der Akademie (1807) und der Umwandlung in eine Kriegsschule bis 1813 fort. K. trug maßgeblich zur Verbreitung der Lehre Kants bei. Er veröffentlichte u. a. Über den ersten Grundsatz der Moralphilosophie, nebst einer Abhandlung über die Freyheit (2 Bde., 1788-90). WEITERE WERKE: Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen. 2 Bde., Berlin 1791-96. - Versuch einer faßlichen Darstellung der wichtigsten Wahrheiten der neuern Philosophie für Uneingeweihte. 2 Bde., Berlin. 1795-1803. - Prüfung der Herderschen Metakritik. 2 Bde., 1799/1800. - Erläuterung der ersten Anfangsgriinde der reinen Mathematik zum Gebrauch beim Unterricht. Berlin 1802, "1819. - Kurzer Abriß der Erfahrungsseelenlehre. Berlin 1806. LITERATUR: Friedbert Holz: K., J. G. K. C. In: NDB 11, 1977, S. 597. Kircher, Athanasius, auch Chircero, Kircherus, Salvator Imbroll, * 2.5. 1602 Gaisa/Rhön, t 27. 11.1680 Rom. Als siebtes Kind des Beamten Johann K. in Gaisa/Rhön bei Fulda geboren, besuchte K. zunächst die Jesuitenschule in Fulda, ehe er 1618 in die Gesellschaft Jesu eintrat und das Noviziat in Paderborn begann. Nach dem Überfall des protestantischen Bischofs von Halberstadt mußte K. 1622 aus Paderborn fliehen und gelangte über Münster nach Köln, wo er seine philosophischen und naturkundlichen Studien beendete. Nach kurzem Aufenthalt in Koblenz lehrte er am Jesuitenkolleg in Heiligenstadt, ehe er 1625 nach Mainz ging. Nach der Priesterweihe (1628) verbrachte K. das dritte Probejahr in Speyer, wurde jedoch bereits 1629 als Prof. der Ethik, der Mathematik und der orientalischen Sprachen nach Würzburg berufen. 1631 floh er vor den Schweden nach Avignon, wo er durch Nicolas C. F. de Peiresque zu ägyptologischen Forschungen angeregt wurde. Die 1633 erfolgte Berufung als Hofmathematiker Kaiser Ferdinands II. nach Wien wurde unter Vermittlung von de Peiresque und Papst Urban VIII. rückgängig gemacht. In Rom erhielt K. eine Professur für Mathematik, Physik und Orientalistik am Collegium Romanum. Nach einer Reise mit dem konvertierten Landgrafen Friedrich von Hessen-Darmstadt nach Malta kehrte er 1638 nach Rom zurück, wobei er die Vulkane Ätna, Stromboli und Vesuv untersuchte. Unter Papst Innozenz X. lebte K. am Collegium Romanum, führte eine weitausgebreitete Korrespondenz mit den Gelehrten seiner Zeit und richtete das „Museum Kircherianum" als Sammlung von ethnologischen, antiken und physikalisch-technischen Objekten ein. Das „Museum Kircherianum" blieb bis 1870 im Vatikan erhalten, wurde aber 1915 vom italienischen Staat auf andere römische Museen verteilt; die Objekte konnten bisher nicht wieder zusammengetragen werden. Gefördert durch Kaiser Ferdinand II., vermochte K. seine Bücher in Rom zu publizieren, wobei sich sein wissenschaftliches Interesse im Sinne des barocken Wissenschaftsideals auf alle Gebiete der belebten und unbelebten Natur erstreckte. Die Methodik K.s, die er in seinem Werk Ars magna sciendi (1699) niederlegte, wurde für das späte 17. und frühe 18.Jh. richtungweisend. In Anlehnung an die „ars combinatoria" des Raimundus Lullus erreichte er die Verknüpfung aller Wissenschaften zu einer Universalwissenschaft, dem „Mundus combinatus" (Leinkauf 1993). Die orientalistischen Studien K.s schlugen sich in der Bearbeitung koptischer Handschriften (Prodromus Coptus sive Aegypticus, 1636) ebenso nieder wie in dem Wörterbuch der

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altägyptischen Sprache Lingua Aegyptiaca restituta, opus hipartitum, una cum Supplemente (1643), dem Obeliscus Pamphilius (1650) und dem vor allem als Quelle der Kabbalistik vielbenutzten Oedipus Aegyptiacus (3 Bde., 1652-55). Seine Werke zu Mathematik und Physik, unter ihnen die naturkundlichen Institutiones mathemaficae (1630), sowie das umfassende Werk über den Magnetismus Magnes sive de arte Magnetica (1641, 21643, 31654) zeigen K. als Wissenschaftler, der empirische Beobachtungen mit theoretischen Spekulationen verbindet. Optische Phänomene beschrieb er in seiner Ars magna Lucis et Umbrae in Mundo (1646, 2 1671), in der er die bereits bekannte „Laterna magica" erklärt. Im Mundus subterraneus (1664/65, 21678) analysiert er die Struktur der Erde und ihrer Phänomene. In unmittelbarem Zusammenhang mit den naturkundlichen Studien steht K.s Schrift zur Musiktheorie Musurgia universalis sive ars magna consoni et dissoni (1650), in der eine Komponiermaschine beschrieben wird. In Sprache, Naturkunde und Musik sah K. gleichermaßen bipolare Kräfte („Sympathie" und „Antipathie") als Beherrscher des kosmischen Geschehens wirken. In seinem Scrutinium physico-medicum, contagiosae luis quae dicitur pestis (1658), das auch als deutscher Text Natürliche und medicinalische Durchgründung der leidigen ansteckenden Sucht und sogenannten Pestilenz (1680) erschien, wandte sich K. der Medizin zu und postulierte aufgrund eigener Beobachtungen mit einfachen Mikroskopen die Entstehung der Pest durch Würmer aus verwesenden Pflanzenstoffen, Fleisch und Käse. Wenngleich sich K. noch als Anhänger der aristotelischen „Generatio spontanea" erweist, hätten seine Beobachtungen auch auf dem Gebiet der Medizin neue Wege aufweisen können, die jedoch erst später beschriften wurden. Dagegen hielt K. am geozentrischen Weltbild fest und argumentierte gegen Galilei, -> Kepler und -> Copernicus. LITERATUR: Bibliographien: Augustin de Backer: Bibliotheque de la Compagnie de Jisus. 1. Tl.: Bibliographie. Neu hrsg. v. Charles Sommervogel. Brüssel/Paris 1900-12. Neudr. Heverle/Louvain 1960, Bd. 4, Sp. 1046-1077. Gerhard Dünnhaupt: Bibliographisches Handbuch der Barockliteratur. Tl. 2, Stuttgart 1980, S. 994-1016. - Studien: Josef Gutmann: A. K. und das Schöpfungs- und Entwicklungsproblem. Diss. Würzburg 1938. - Harry Beal Torrey: A. K. and the Progress of Medicine. In: Osiris 5 (1938) S. 246-275. - Paolo Rossi: Clavis universalis. Mailand/Neapel 1960. - Conor Reilly: A. K. Wiesbaden/Rom 1974. Jocelyn Godwin: A. K. A Renaissance Man and the quest for Lost Knowledge. London 1979. - Wilhelm Schmidt Biggemann: Topica universalis. Hamburg 1983. Frankfurt/ Main 21989, S. 176-186. - Luigi Belloni: A. K., seine Mikroskopie, die Animalcula und die Pestwürmer. In: Medizinhistorisches Journal 20 (1985) S. 58-65. - Enciclopedismo in Roma barocca: A. K. e il Museo Collegio romano tra Wunderkammer e museo scientifico. Hrsg. v. Maristella Casciato u.a. Venedig 1986. - John E. Fletcher (Hrsg.): A. K. und seine Beziehungen zum gelehrten Europa seiner Zeit. Wiesbaden 1988. - Thomas Leinkauf: Mundus combinatus. Studien zur Struktur der barocken Wissenschaften am Beispiel A. K.s. SJ (1602-1680). Berlin 1993. Wolf-Dieter Müller-Jahncke Kirchmann, Julius Hermann von, * 5.11.1802 Schafstädt bei Merseburg, t 20.10. 1884 Berlin. Der Sohn eines kursächsischen Offiziers studierte Rechtswissenschaft in Leipzig und Halle und trat in den Staatsdienst ein. 1829 wurde er Assessor am Oberlandesgericht in Naumburg, 1833 Strafrichter in Halle, 1834 Direktor des Stadtund Landgerichts in Querfurt, 1839 Direktor des Landgerichts in Torgau, 1846 (leitender) Staatsanwalt beim Kriminalgericht in Berlin, 1848 beim dortigen Kammergericht. Seiner liberalen Haltung wegen wurde er jedoch im selben

Klatzkin Jahr als Vizepräsident an das Oberlandes-, später Appellationsgericht Ratibor versetzt, wo er 1849/50 Mitherausgeber der „Demokratischen Blätter" war. 1867 erfolgte nach mehrmaligen Disziplinarmaßnahmen der preuß. Regierung aufgrund seines Vertrags Über den Communismus der Natur (1866,31882) im Berliner Arbeiterverein K.s endgültige Amtsenthebung; danach war er als philosophischer Schriftsteller und Politiker in Berlin tätig. 1848 gehörte K. für das linke Zentrum der preuß. Nationalversammlung, 1861-70 und 1873-76 als Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei dem preuß. Abgeordnetenhaus und 1867-77 dem Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstag an. In der Rechtslehre machte sich K. u.a. durch seine Erläuterungen zum Preußischen Zivilprozeßgesetz, die Propädeutik Die Grundbegriffe des Rechts und der Moral (1869, 21873, Nachdruck 1970) sowie den aufsehenerregenden Vortrag Über die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft 1847 (1848, Neudruck zuletzt 1988) einen Namen. Als Philosoph war er Befürworter des „naiven Realismus" (u. a. Über das Prinzip des Realismus, 1875). Besondere Verdienste erwarb er sich durch die Gründung und Herausgabe der „Philosophischen Bibliothek" (seit 1868) mit übersetzten und kommentierten Texten von Aristoteles, Descartes, Spinoza, Hobbes und anderen. 1872 wurde K. Mitglied, 1878 Präsident der Berliner „Philosophischen Gesellschaft". WEITERE WERKE: Die Philosophie des Wissens. Bd. 1: Die Lehre vom Vorstellen als Einleitung in die Philosophie. Berlin 1864. - Die Lehre vom Wissen als Einleitung in das Studium philosophischer Werke. Berlin 1868. Leipzig '1878. Aesthetik auf realistischer Grundlage. 2 Bde., Berlin 1888. Katechismus der Philosophie. Leipzig 1877, 41897. - Ueber die Anwendbarkeit der mathematischen Methode auf die Philosophie. Halle 1883. LITERATUR: Eduard von Hartmann: J. H. v. K.'s erkenntnistheoretischer Realismus. Ein kritischer Beitrag zur Begründung des transcendentalen Realismus. Berlin 1875. Adolf Lassen: J. H. v. K. als Philosoph. Halle 1885. - Theodor Sternberg: J. H. v. K. und seine Kritik der Rechtswissenschaft. Berlin/Leipzig 1908. - Paul-Hermann Opitz: J. H. v. K.s rechtstheoretische Ansichten. Diss. Marburg 1954. Herbert Berger: Begründung des Realismus bei J. H. v. K. und Fr. Ueberweg. Diss. Bonn 1958. - Rainer Bast (Hrsg.): J. H. v. K. (1802-1884) Jurist, Politiker, Philosoph. Hamburg 1993. Klages, Ludwig, * 10.12.1872 Hannover, t 29.7.1956 Kilchberg bei Zürich. K., Sohn eines Kaufmanns, studierte Chemie und Physik in Leipzig und München, wo er 1900 mit einer experimentalchemischen Arbeit promoviert wurde. Daneben studierte er Psychologie und Philosophie, vor allem bei Theodor —>Lipps. In München schloß er sich dem Kreis um Stefan George an, in dessen „Blättern für die Kunst" er zwischen 1894 und 1904 Gedichte und Prosa veröffentlichte, und war 1899 Mitbegründer der „Kosmologischen Runde". Nach Auflösung dieser Verbindungen widmete sich K., der bereits 1896 die „Deutsche Graphologische Gesellschaft" mitbegründet hatte, ganz psychologischen Forschungen; 1900-1908 gab er die „Graphologischen Monatshefte" heraus. Zu den Teilnehmern seines „Psychodiagnostischen Seminars" (seit 1905), das er nach seiner Übersiedlung in die Schweiz (1915) seit 1920 in Kilchberg als „Seminar für Ausdruckskunde" weiterführte, gehörte auch Karl —»Jaspers. K. gilt als Begründer der wissenschaftlichen Graphologie, der Charakterkunde und der Ausdruckslehre. Seine auf diesen Gebieten veröffentlichten Standardwerke Die Probleme der Graphologie (1910), Prinzipien der Charakterologie (1910, ab 41926 unter dem Titel Die Grundlagen der Charakterkunde, 141969), Ausdrucksbewegung und

Gestaltungskraft (1913, ab 51936 unter dem Titel Grundlegung der Wissenschaft vom Ausdruck, 91970), Handschrift und Charakter (1917, 28 1982) erlebten zahlreiche Auflagen. In seinen lebensphilosophischen Ansichten wurde K. besonders von Melchior Palägyj, Henri Bergson und Johann Jakob -> Bachofen angeregt. Von der Bewußtseinswissenschaft, der anders genannten Erkenntnistheorie, handelt seine 1921 erschienene Schrift Vom Wesen des Bewußtseins. In seinem Essay Vom kosmogonischen Eros (1922, 81981) bestimmt K. den Eros als eine die Seele vom Geist befreiende Ekstase, in der Lebensvergewisserung stattfindet. Sein philosophisches Hauptwerk ist Der Geist als Widersacher der Seele (3 Bde., 1929-32, 61981). Die antike Lehre der Dreiteilung von Geist-Seele-Leib wiederaufnehmend, ging er von einem Antagonismus zwischen dem Geist auf der einen und dem Leib und der Seele auf der anderen Seite als untrennbar zusammengehörenden Polen der „Lebenszelle" aus. WEITERE WERKE: Die psychologischen Errungenschaften Nietzsches. Leipzig 1926. Bonn 41977. - Goethe als Seelenforscher. Leipzig 1932. Bonn 41971. - Geist und Leben. Berlin 1934. - Vom Wesen des Rhythmus. Jena 1934. Rhythmus und Runen. Leipzig 1944. - Die Sprache als Quell der Seelenkunde. Zürich 1948. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Ernst Frauchinger u.a. 8 Bde., Registerband und 3 Ergänzungsbände. Bonn 1964-92. LITERATUR: Martin Ninck: Zur Philosophie von L. K. In: Kant-Studien 36 (1931) S. 148-157. - Max Bense: AntiKlages oder Von der Würde des Menschen. Berlin 1937. Herbert Hönel (Hrsg.): Erforscher und Künder des Lebens. Festschrift zu L. K.' 75. Geburtstag. Linz 1947. - Hans Eggert Schröder: L. K. Die Geschichte seines Lebens. 3 Bde., Bonn 1966-92. - Hans Kasdorff: L. K. Werk und Wirkung. 2 Bde., Bonn 1969-74. - Hans Eggert Schröder: L. K. Berlin 1972. - Hans Kasdorff: L. K. im Widerstreit der Meinungen. Bonn 1978. - Konrad Eugster: Die Befreiung vom anthropozentrischen Weltbild. L. K.' Lehre vom Vorrang der Natur. Bonn 1989. - Hestia. Jahrbuch der Klages-Gesellschaft. Bonn 1964ff. - Michael Großheim: L. K. und die Phänomenologie. Berlin 1994. - Franz Tenigl: L. K. Vorträge und Aufsätze zu seiner Philosophie und Seelenkunde. Bonn 1997. - Perspektiven der Lebensphilosophie. Zum 125. Geburtstag von L. K. Hrsg. v. Michael Großmann. Bonn 1999. Klatzkin, Jakob, * 10.3. 1882 Kartusskaja Bereza (Rußland), t 26.3.1948 Vevey (Schweiz). K., Sohn eines Rabbiners, studierte in Marburg (bei Hermann -> Cohen) und Bern Philosophie. 1909-11 war er Schriftleiter des zionistischen Zentralorgans „Die Welt". 1912 wurde er in Bern mit der erkenntnistheoretischen Studie Das Problem der Bewegung in methodischer Bedeutung promoviert und übernahm die Leitung des Hauptbüros des Jüdischen Nationalfonds in Köln. 1912-15 gab er die „Freien Zionistischen Blätter" heraus. Als Schriftleiter war K. 1915-19 für das „Bulletin Juif" in Lausanne tätig, arbeitete 1921/22 für die „Zionistischen Blätter" in Heidelberg. Mit Nahum Goldmann gründete er 1923 in Berlin den Eschkol-Verlag, in dem er seit 1928 als Chefredakteur der Encyclopaedia Judaica (10 deutsche Bände 1928-34 und zwei hebräische Bände 1929 und 1934) wirkte. K. übersetzte u. a. Werke Spinozas ins Hebräische und schrieb philosophische Essays (u. a. Probleme des modernen Judentums, 1918; 3., ergänzte Aufl. 1930). Eine nationale jüdische Identität war für ihn nur in einem jüdischen Staat und nicht in der Diaspora realisierbar. 1933 emigrierte K. in die Schweiz und wanderte 1941 in die USA aus. 1947 kehrte er in die Schweiz zurück. Bleibende Bedeutung um die neuhebräische Philosophie erwarb sich K. durch seinen Thesaurus philosophicus linguae Hebraicae et veteris et recentioris (4 Bde., 1926-34).

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Klaus WEITERE WERKE: Hermann Cohen. Berlin 1919. 2., erweiterte Aufl. 1921. - Krisis und Entscheidung im Judentum. 2. ergänzte Aufl. Berlin 1921. - Die Judenfrage der Gegenwart. Vevey 1935. - Der Erkenntnistrieb als Lebens- und Todesprinzip. Zürich 1935 Klaus, Georg, * 28.12.1912 Nürnberg, t 29.7.1974 Berlin. Der Sohn eines Eisenbahners studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Erlangen, trat 1929 in die KPD ein, wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verhaftet und 1934 in einem Hochverratsprozeß zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Zunächst in „Schutzhaft", war er 1936-39 im Konzentrationslager Dachau interniert, arbeitete in einer Bleistiftfabrik, wurde 1942 zur Wehrmacht einberufen und kam zu einem Strafbataillon. Seit 1946 SEDKreisvorsitzender in Sonneberg, wurde er 1947 Sekretär der SED-Landesleitung Thüringen, setzte dann sein Studium an der Sozialpädagogischen Fakultät der Univ. Jena fort, wurde 1948 zum Dr. päd. promoviert (Die erkenntnistheoretische Isomorphierelation) und war anschließend Lehrbeauftragter für dialektischen und historischen Materialismus an der dortigen Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät. 1950 habilitierte sich K. an der Humboldt-Universität in Berlin (Dialektik und Materialismus in Konischen Frühschriften), wurde Prof. für marxistische Philosophie in Jena und folgte 1953 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Logik und Erkenntnistheorie am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität in Berlin, wo er auch Direktor dieses Instituts und bis 1957 Prorektor war. 1959-74 war K. Leiter der Arbeitsgruppe Philosophie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften und 1962-69 Direktor des Zentralinstituts für Philosophie. 1961 wurde er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften. K. beschäftigte sich mit philosophischen Fragen der Mathematik, Kybernetik und Semiotik, Geschichte der Philosophie, Logik, Erkenntnistheorie und Methodologie der Wissenschaften. Er veröffentlichte u. a. Einführung in die formale Logik (1958, seit 1964 unter dem Titel Moderne Logik. Abriß der formalen Logik), Kybernetik in philosophischer Sicht (1961), Kybernetik und Gesellschaft (1964), Kybernetik und Erkenntnistheorie (1966) und Kybernetik - eine neue Universalphilosophie der Gesellschaft? (1973). In mehrfachen Auflagen erschienen das von ihm herausgegebene Philosophische Wörterbuch (1964, mit Manfred Buhr) und das Wörterbuch der Kybernetik (1967, mit Heinz Liebscher). WEITERE WERKE: Jesuiten, Gott, Materie. Des Jesuitenpaters Wetter Revolte wider Vernunft und Wissenschaft. Berlin 1957. - Philosophie und Einzel Wissenschaften. Berlin 1958. - Semiotik und Erkenntnistheorie. Berlin 1963, 2 1969. - Spezielle Erkenntnistheorie. Prinzipien der wissenschaftlichen Theorienbildung. Berlin 1965. - Spieltheorie in philosophischer Sicht. Berlin 1968. - Sprache der Politik. Berlin 1971. - Kybernetik - eine neue Universalphilosophie der Gesellschaft? Berlin 1973. - Rationalität - Integration Information. Entwicklungsgesetze der Wissenschaft in unserer Zeit. Berlin 1974. LITERATUR: Zur Geschichte der marxistisch-leninistischen Philosophie in der DDR. Berlin 1979. - Heinz Liebscher: G. K. zu philosophischen Problemen von Mathematik und Kybernetik. Berlin 1982 (mit Bibliographie). - Philosophie Wissenschaft. Zum Wirken von G. K. Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums zum Gedenken an G. K. [...]. Berlin 1983. Klaus, Michael, * 26.1. 1719 Preßburg, t 1. 12. 1792 Wien. K. trat 1736 in den Jesuitenorden ein, wurde zum Dr. theol. und zum Dr. phil. promoviert, lehrte Mathematik in Ofen, Pest und Kaschau, Physik am Theresianum in Wien, war

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dann o. Prof. der Naturlehre an der dortigen Univ. und ging später als Prof. des Kirchenrechts nach Tyrnau. Nachfolgend wurde er Direktor der höheren Schule in Ofen und Prof. der Theologie in Erlau und lebte seit 1767 wieder in Preßburg, nach der Aufhebung seines Ordens als Zensor. K. veröffentlichte u. a. Prima ac generalis philosophia (1755), Philosophia naturalis seu Physica generalis et particularis (2 Bde., 1756) und Introductio in philosophiam (1757). Klein, Joseph, * 5.1.1896 Breidt (Siegkreis), t 1.4.1976 Göttingen. K. studierte kath. Theologie und Philosophie in Bonn, trat in das erzbischöfliche Priesterseminar in Köln ein und wurde 1922 zum Priester geweiht. Danach in der praktischen Seelsorge tätig, ging er 1926 zum Studium des Kirchenrechts nach Rom, wo er 1928 an der Gregoriana zum Doktor des Kanonischen Rechts promoviert wurde. Seit 1929 Prof. für Kirchenrecht und Liturgie am Priesterseminar in Bensberg, wurde er 1932 zusätzlich Synodalrichter, 1934 auch Promotor Justitiae in Disziplinarsachen des Metropolitangerichts in Köln. Daneben war K. mit philosophischen Studien befaßt, insbesondere zum Marburger Neukantianismus. 1941 mit der Dissertation Die Grundlegung der Ethik in der Philosophie Hermann Cohens und Paul Natorps. Eine Kritik des Marburger Neukantianismus zum Dr. theol. promoviert, habilitierte er sich 1944 für Kirchenrecht (Kanonistische und moraltheologische Normierung in der katholischen Theologie, 1949) und wurde 1949 Nachfolger von Josef —»Koch auf dem Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie an der Univ. Göttingen. Nachdem seine Antrittsvorlesung auf den Index gesetzt worden war, trat K. 1953 zum evang. Glauben über (Skandalen. Um das Wesen des Katholizismus, 1958) und übernahm das Amt des Fachberaters für Philosophie für die 3. Auflage von Die Religion in Geschichte und Gegenwart. LITERATUR: Festschrift für J. K. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Erich Fries. Göttingen 1967. Klein, Matthäus, * 18. 12. 1911 Bettingen/Main, t 2.2. 1988 Berlin. K. studierte seit 1931 Theologie in Greifswald, Erlangen und Heidelberg, nahm am Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete 1945 als Leiter der Presseabteilung am Aufbau des Berliner Rundfunks mit. Als SED-Mitglied unterrichtete er 1947-50 an der Parteihochschule, wurde dann Dozent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und war 1951-62 Dozent bzw. Prof. und stellvertretender Direktor am Institut für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED, nachdem er 1961 zum Dr. phil. promoviert worden war. 1956-60 war er Chefredakteur der „Deutschen Zeitschrift für Philosophie", danach Mitglied des Redaktionskollegiums und 1962-73 stellvertretender Direktor des Zentralinstituts für Philosophie der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin. K. war Mitbegründer und Vizepräsident der Urania. Er beschäftigte sich mit der Geschichte der marxistischen Philosophie und der Persönlichkeitstheorie. K. veröffentlichte u. a. Das gesellschaftliche Bewußtsein und seine Rolle in der Entwicklung der Gesellschaft (1961) und Humanismus, Menschenrechte, Frieden (1967, mit Manfred Buhr). WEITERE WERKE: Karl Marx. Humanist, Denker, Revolutionär. Leipzig 1958. LITERATUR: Beiträge zur Geschichte der Philosophie. Zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. M. K. Jena 1977. Klemmt, Alfred, * 10.3.1895 Jatznick, t 8.8.1979 Berlin. K. studierte seit 1919 Philosophie, Sprachen und Kunstgeschichte an der Univ. Berlin (vor allem bei Alois —»Riehl und Ernst —>Troeltsch) und wurde 1922 promoviert (Georg Simmel. Eine kritische Charakterstudie und Erläuterung der

Knittermeyer Grundprobleme der gegenwärtigen Philosophie). 1930-40 war er Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. K. arbeitete über Descartes, Pascal, Malebranche, Locke und Berkeley und veröffentlichte u.a. John Locke. Theoretische Philosophie (1952), Karl Leonhard Reinholds Elementarphilosophie (1958) und Descartes und die Moral (1971). In Wissenschaft und Philosophie im Dritten Reich (1938) trat er für eine Fundierung der Philosophie auf der nationalsozialistischen Ideologie ein und betonte dabei den rationalistischen Anspruch. LITERATUR: Gerhard Lehmann: Schriftenverzeichnis A. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 36 (1982) S. 89-90. - Magnus Selling: Nachruf auf A. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 36 (1982) S. 87-89. Kleutgen, Joseph, Pseud. J. W. Karl, * 9.4.1811 Dortmund, t 13. 1. 1883 St. Anton bei Kaltem (Südtirol). K., Sohn eines Kaufmanns, studierte zunächst klassische Philologie, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in München, ging 1832 zum Studium der kath. Theologie nach Münster, wo er den Philosophen Christoph Bernhard —»Schlüter kennenlernte, 1833 nach Paderborn und trat in das donige Priesterseminar ein. Um einer drohenden Verhaftung wegen früherer burschenschaftlicher Aktivitäten zu entgehen, begann er 1834 bei den Jesuiten in Brig (Kt. Wallis) das Noviziat und wurde schweizer. Staatsbürger. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg (Schweiz), wo er 1837 die Priesterweihe empfing, war er seit 1841 Lehrer an der ordenseigenen Schule in Brig. 1843 wurde er Mitarbeiter des Ordenssekretärs in Rom und lehrte seit 1850 Rhetorik am Collegium Germanicum. Ursprünglich Anhänger des Theologen Anton —»Günther, vollzog er in Rom die Hinwendung zur restaurativen Theologie. Als Konsultor der Index-Kongregation (seit 1850) hatte er 1857 maßgeblichen Anteil an der Verurteilung von Günther und —» Frohschammer. 1858 wirkte K. an der Neuordnung der Studien am Collegium Romanum mit. Das im selben Jahr übernommene Amt des Ordenssekretärs hatte er bis zu seiner Verurteilung durch das Heilige Offizium 1861/62 wegen seiner Verwicklung in die Affäre um das Kloster S. Ambrogio inne. Seit 1869 lebte K. an verschiedenen Orten in Oberitalien und Tirol. 1870 hatte er Anteil an der Formulierung der beiden dogmatischen Konstitutionen des Ersten Vatikanischen Konzils, 1878/79 war er Studienpräfekt am Collegium Romanum. In zwei umfangreichen Werken suchte K„ ein Hauptwegbereiter der Neuscholastik im deutschen Sprachraum, den Hermesianismus zu überwinden: Die Theologie der Vorzeit verlheidigt (3 Bde., 1853-70; 5 Bde., ~ 1867-74) und Die Philosophie der Vorzeit vertheidigt(2Bde., 1860-63, 21878). WEITERE WERKE: Ars dicendi priscorum potissimum praeceptis et exemplis illustrata. Rom 1847. - Beilagen zu den Werken über die Theologie und Philosophie der Vorzeit. 3 Hefte, Münster 1868-75. - Über die Verurteilung des Ontologismus durch den Hl. Stuhl. Münster 1868. - Kleinere Werke. 5 Bde., Münster 1869-74. Bd. 4-5, Regensburg 2 1880-85. - Institutiones theologicae. Bd. 1: De ispo Deo. Regensburg 1881. LITERATUR: Bernhard Casper: Die Hegelinterpretation J. K.s. In: Philosophisches Jahrbuch 80 (1973) S. 160-166. Konrad Deufel: Kirche und Tradition. Ein Beitrag /ur Geschichte der theologischen Wende im 19. Jahrhundert am Beispiel des kirchlich-theologischen Kampfprogramms P. J. K.s SJ. München u. a. 1976 (mit Bibliographie). - Wilhelm Baum: K., J. In: NDB 12, 1980, S. 57-58. - Peter Walter: Die neuscholastische Philosophie im deutschsprachigen Raum. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Gra? u. a. 1988, S. 131-194 (zu J. K.: S. 145-175).

Knauer, Vinzenz (Andreas), Pseud. V. van Erck, * 20.6. 1828 Wien, t 20. 7. 1894 Wien. K. studierte Philosophie und Theologie in Wien, trat 1850 in das dortige Schottenstift ein und empfing 1853 die Priesterweihe. 1854-78 wirkte er in verschiedenden Pfarreien als Seelsorger, 1878-85 als Novizenmeister und 1878-94 als Bibliothekar des Schottenstifts. 1856 lernte er Anton —» Günther kennen, dessen Schüler er wurde. 1867 zum Dr. phil. promoviert, habilitierte er sich 1878 für Philosophie an der Univ. Innsbruck und lehrte seit 1889 Philosophiegeschichte an der Univ. Wien. K. war ein Vertreter der aristotelisch-thomistischen Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit (1876), Grundlinien zur aristotelischthomistischen Psychologie (1885) und Die Hauptprobleme der Philosophie in ihrer Entwicklung und theilweisen Lösung von Thaies bis Robert Hamerling (1892). WEITERE WERKE: Die Könige Shakespeare's. Ein Beitrag zur Rechtsphilosophie. Wien 1863. - William Shakespeare, der Philosoph der sittlichen Weltordnung. Innsbruck 1879. Robert Hamerling gegen den Pessimismus Schopenhauer's und Hartmann's. Wien 1892. LITERATUR: Christine Mann: Der Philosophiehistoriker V. K. in seinem Verhältnis zu A. Günther. In: Erbe als Auftrag. Zur Theologie- und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts. Hrsg. v. Erwin Mann. Wien 1973, S. 168-185. Knittel, Kaspar, auch Knitl, * 6.2.1644 Glatz, t 11. 12. 1702 Telcz (Ungarn). K. trat sechzehnjährig in die Gesellschaft Jesu ein und lehrte nach Abschluß seiner Studien Altertumswissenschaften, Mathematik, Ethik sowie Philosophie. Zum Teil gleichzeitig wirkte er als Prediger und kaiserlicher Gesandter in den Niederlanden und war Prokurator der Ordensprovinz am kaiserlichen Hof in Wien. Später wurde er Rektor des Kollegiums in Krummau und übte danach die gleiche Funktion an der Univ. Prag aus. K. trat als Prediger und Verfasser von Einführungen in die aristotelische Naturphilosophie und Dialektik hervor und wurde auch durch seine Einführung in die lullistische Kombinatorik bekannt (Wo regia ad omnes scientias et artes, 1682). WEITERE WERKE: Cosmographia elementaris. Prag 1673. Aristoteles curiosus et utilis. Prag 1682. LITERATUR: Eberhard Knobloch: K., K. In: NDB 12, 1980, S. 190. - Cesare Vasoli: II Gesuita K. K. e la sua , Via regia'. In: Nouvelles de la republique des lettres, Heft 2 (1985) S. 149-165. Knittermeyer, (Johann) Hinrich, * 20.2. 1891 Hamburg, t 25.2. 1958 Bremen. Der Sohn eines Kapitäns studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte, Religion und Mathematik in Jena, Heidelberg und Marburg, wo er auf Anregung von Hermann -* Cohen bei Paul ->Natorp 1914 mit der Arbeit Der Terminus .transzendental' in seiner historischen Entwicklung bis zu Kant (1920) promoviert wurde. Nach Kriegsteilnahme und Staatsexamen wollte er sich habilitieren, wurde jedoch 1923 auf Veranlassung von Theodor Spitta zum Direktor der Bremer Stadtbibliothek (seit 1927 Staatsbibliothek) ernannt, an der er ein neues Aufstellungssystem und einen neuen Katalog einführte und der er 1933 die Lesehalle (Volksbücherei) angliederte. K., der der kantischen Philosophie eine christliche Auslegung gab, entfaltete in Bremen eine reiche Vorlesungstätigkeit und war 1924 an der Gründung der Bremer Wissenschaftlichen Gesellschaft (seit 1941 Wittheit zu Bremen) beteiligt. Er veröffentlichte u. a. Die Philosophie und das Christentum (1927), Schelling und die romantische Schule (1928). Immunuel Kant (1939), Die Philosophie der Existenz von der Renaissance bis zur Gegenwart (1952),

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Knoodt war an der kritischen Ausgabe der Werke —> Pestalozzis beteilig und edierte aus dem Nachlaß J. M. Färbers Unbekannte Briefe und Urkunden aus dem Goethekreis (1940). Obgleich wegen seiner frühen Mitgliedschaft in der NSDAP 1945 aus dem Staatsdienst entlassen und erst 1948 „entlastet", stand K. in der Nachkriegszeit als Philosoph - u. a. bei Karl —> Jaspers - in hohem Ansehen. WEITERE WERKE: Staat und Mensch. Bremen 1931. - Weltanschauung und christlicher Glaube. Bremen 1936. - Philosophie der Lebensalter. Oldenburg 1944. - Der Mensch der Erkenntnis. Entwurf einer kritischen Transzendentalphilosophie. Hrsg. v. Gusta Knittermeyer. Hamburg 1962. Grundgegebenheiten des menschlichen Daseins. München/ Basel 1963. LITERATUR: Hermann Noack: Zwei Nachlaßwerke von H. K. Interpretation und Würdigung. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 117-136. - Rudolf Malter: Kritizismus und Metaphysik. Zur Kantinterpretation H. K.s. In: Kant-Studien 63 (1972) S. 86-100.

Königsberg 1735. - Philosophischer Beweis von der Wahrheit der christlichen Religion. Königsberg 1740. - Commentatio philosophica de humane mentis individua natura sive immaterialitate. Königsberg 1741. LITERATUR: Benno Erdmann: M. K. und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Wolfischen Schule und insbesondere zur Entwicklungsgeschichte Kants. Leipzig 1876. Neudruck Hildesheim 1973. - M. van Biema: M. K. La Critique de l'harmonie pre^tablie. Paris 1908. - Friedbert Holz: K., M. In: NDB 12, 1980, S. 231-232.

Knoodt, (Franz) Peter, * 6. 11.1811 Boppard/Rhein, t 27. 1. 1889 Bonn. Nach dem Theologiestudium 1835 zum Priester geweiht, wurde K., Sohn eines Bürgermeisters, in Trier Kaplan und unterrichtete Religion. 1841-43 setzte er sein Studium bei Anton -»Günther in Wien fort, schloß es mit der Promotion ab (De Cartesii sentential cogito ergo sum) und wirkte seit 1845 als Prof. der Philosophie in Bonn, wo er 1847 den kam. Lehrstuhl der Philosophie übernahm. 1848/49 gehörte K. der Frankfurter Nationalversammlung an. Er veröffentlichte u.a. Günther und Clemens. Offene Briefe (3 Bde., 1853/54) und die Biographie Anton Günther (2 Bde., 1881), verteidigte den „Güntherianismus" und „Hermesianismus" und stellte sich gegen die jesuitische Neuscholastik. Zwar hielt er sich 1854 zur Verteidigung Günthers in Rom auf, unterwarf sich jedoch nach der Indizierung der Werke Günthers 1857. Seit 1870 Altkatholik, wurde K. 1878 Generalvikar des Bischofs Joseph Hubert Reinkens. LITERATUR: Victor Landen: P. F. K. als Philosoph. Diss. Bonn 1920. - Johannes Beumer: P. K. und sein geistiger Werdegang nach neuentdeckten Briefen. In: Internationale Kirchliche Zeitschrift 65 (1975) S. 149-175. - Joseph Hubert Reinkens: Briefe an seinen Bruder Wilhelm (1840-73). Hrsg. v. Hermann-Josef Sieben. 3 Bde., Köln u.a. 1979. - Paul Wenzel: K., P. In: NDB 12, 1980, 211.

Koch, Joseph, * 2.5.1885 Miinstereifel, t 10.3.1967 Köln. K., Sohn eines Gymnasialprofessors, studierte seit 1903 Theologie, Philosophie und klassische Philologie in Freiburg/Breisgau, Straßburg (bei Clemens -»Baeumker) und Bonn, empfing 1908 die Priesterweihe, wurde 1915 in Bonn zum Dr. phil. (Die Erkenntnislehre Herman Schells) und 1925 in Breslau zum Dr. theol. promoviert (Durandus de S. Porciano O. P., 1927) und habilitierte sich dort im selben Jahr für systematische Theologie. Seit 1930 war er a. o. Prof., seit 1933 o. Prof. der Fundamentaltheologie und der philosophisch-theologischen Propädeutik. 1945 mußte K. Breslau verlassen und wurde Gastprofessor in Bonn. 1947 übernahm er eine neugeschaffene Professur der patristischen und scholastischen Philosophie und Religionsphilosophie in Göttingen und lehrte von 1948 bis zu seiner Emeritierung 1954 als Ordinarius für mittelalterliche Philosophie in Köln. K. gehörte zu den bedeutendsten Erforschern der Literatur und Ideen der mittelalterlichen Philosophie und Theologie; er machte sich vor allem mit Arbeiten über Meister —> Eckhart, dessen lateinische Werke er herausgab, und -» Nikolaus von Kues einen Namen. K. war korrespondierendes Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Heidelberg und München. Er veröffentlichte u. a. Nikolaus von Cues und seine Umwelt (1948), Die A rs coniecturalis des Nikolaus von Kues (1956), Zur Analogielehre Meister Eckharts (1959) und Kritische Studien zum Leben Meister Eckharts (1959/60). Seit 1950 gab er die Reihe „Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters" heraus. WEITERE WERKE: Platonismus im Mittelalter. Krefeld 1948. LITERATUR: Wolfgang Kluxen: J. K. zum 80. Geburtstag. In: Philosophisches Jahrbuch 72 (1964/65) S. 437-443. - Rudolf Haubst: J. K. In: Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft 6 (1967) S. 11-15. - Michael Schmaus: K., J. In: NDB 12, 1980, S. 268-269.

Knutzen, Martin, * 14.12. 1713 Königsberg, t 29.1.1751 Königsberg. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs K., Sohn eines Kaufmanns, bei Verwandten auf und studierte seit 1728 an der Univ. Königsberg Philologie, Geschichte, Philosophie, Mathematik und Theologie. 1733 mit der Arbeit Dissertatio metaphysica de aetemitate mundi impossibili promoviert, wurde er 1734 a. o. Prof. der Logik und Metaphysik. Seit 1744 war K. auch Adjunkt an der Schloßbibliothek und Oberinspektor des akademischen Kollegs. In seinem philosophischen Denken wandte er sich vom Aristotelismus und Eklektizismus ab und dem Leibniz-Wölfischen Rationalismus zu. K. verfaßte neben philosophischen (u. a. Systema causarum efficientium, 1745; Elementa philosophicae rationalis seu logicae cum generalis turn specialioris mathematica methodo demonstrate!, 1747, Nachdruck 1991) theologische, mathematische und naturwissenschaftliche Arbeiten. Als Universitätslehrer —> Kants übte er auf diesen entscheidenden Einfluß aus, indem er ihn in die mathematischen und philosophischen Studien sowie die Werke Newtons einführte. WEITERE WERKE: Commentatio philosophica de commercio mentis et corporis per influxum physicum explicando.

König, Josef, * 24.2.1893 Kaiserslautern, t 17.3.1974 Göttingen. K. studierte 1912-14 Philosophie und klassische Philologie in Heidelberg, Marburg, Zürich und München, setzte das Studium nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg in Göttingen fort und wurde 1923 zum Dr. phil. promoviert (Der Begriff der Intuition, 1926). 1925/26 hörte er Vorlesungen Martin -> Heideggers in Marburg, lebte dann zwei Jahre in Rom und Athen und habilitierte sich 1935 in Göttingen mit der Schrift Sein und Denken. Studien im Grenzgebiet von Logik, Ontotogie und Sprachphilosophie (21969), wo er anschließend lehrte. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg war K. seit 1946 o. Prof. der Philosophie in Hamburg, 1953-63 in Göttingen. Er veröffentlichte u.a. Bemerkungen über den Begriff der Ursache (1949). WEITERE WERKE: Georg Misch als Philosoph. Göttingen 1967. - Vorträge und Aufsätze. Hrsg. v. Günther Patzig. Freiburg u.a. 1978. - Der logische Unterschied theoretischer und praktischer Sätze und seine philosophische Bedeutung. Hrsg. v. Friedrich Kümmel. Freiburg/München 1994. - Kleine Schriften. Hrsg. v. Günther Dahms. Freiburg 1996. - J. K./Helmuth Plessner: Briefwechsel 1923-1933. Hrsg. v. Hans-Ulrich Lessing. Freiburg/München 1994 (mit

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Köstlin einem Briefessay über H. Plessners „Die Einheit der Sinne" von J. K.). LITERATUR: Argumentationen. Festschrift für J. K. Hrsg. v. Harald Delius und Günther Patzig. Göttingen 1964. Günther Patzig: K., J. In: NDB 12, 1980, S. 344-345. Formbestimmtheiten von Sein und Denken. Aspekte einer dialektischen Logik bei J. K. Hrsg. v. Hans Heinz Holz. Köln 1982. - Friedrich Kümmel: J. K. Versuch einer Würdigung seines Werks. In: Dilthey-Jahrbuch 7 (1990/91) S. 166-208. - Volker Schürmann: Zur Struktur hermeneutischen Sprechens. Eine Bestimmung im Anschluß an J. K. Freiburg/München 1999. König, Rene\ * 5.7.1906 Magdeburg, t 21.3.1992 Köln. K. wuchs als Sohn einer Industriellenfamilie in Frankreich auf, woher seine Mutter stammte. 1930 schloß er seine Studien der islamischen Sprachwissenschaft, Philosophie und Soziologie in Wien und Berlin mit einer Dissertation bei Max —> Dessoir über Die naturalistische Künstlerästhetik in Frankreich und ihre Auflösung (1931) ab. Nach seiner Rückkehr von einem Forschungsaufenthalt in Paris mißfiel seine Schrift Vom Wesen der deutschen Universität (1935) den nationalsozialistischen Machthabern. K. emigrierte 1937 in die Schweiz, wo er sich im folgenden Jahr in Zürich mit einer Kritik der historisch-existentiellen Soziologie (1975) habilitierte. 1949 als Nachfolger Leopold von —»Wieses nach Köln berufen, setzte er sich mit Erfolg für die Modernisierung der empirischen Sozialforschung in Deutschland ein, ohne die internationale Theorieentwicklung und vor allem die Fachgeschichtsschreibung zu vernachlässigen. Als objektive Wissenschaft von der Gesellschaft sollte Soziologie nicht nur über Krisen informieren, sondern deren Lösungen vorbereiten, ohne indessen Sozialerlösung zu betreiben. Gesellschaftsbeobachtung mit therapeutischer Absicht wurde in Soziologie heute (1949) systematisch entfaltet. Seine zahlreichen Beiträge zu Einzelfragen der Familien-, Gemeinde-, Betriebs-, Mode- oder Entwicklungssoziologie, die langjährige Redaktion der „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie", die Herausgabe des Soziologie-Bandes in der Reihe der „Fischer-Lexika" (1958) und des Handbuchs für empirische Sozialforschung (1962 f.) förderten die Nachkriegskarriere des Faches. Neben allem methodologischen Elan vertrat er in den Büchern Soziologische Orientierungen (1965), Soziologische Studien (1971) sowie in seiner Autobiographie Leben im Widerspruch (1980) oder in dem Werk Soziologie in Deutschland. Begründer/Verächter/Verfechter (1987) eine Sozialforschung in betont aufklärerischer Absicht, die weit über den akademischen Bereich hinaus Beachtung gefunden hat. Als indirekte Morallehre hat die Soziologie laut K. ihre Mitwelt auf die „logoswissenschaftlichen" Herausforderungen der Industriemoderne zu verpflichten, auch und gerade gegen romantische Rückfälle des Zeitgeistes. WEITERE WERKE: Niccolö Machiavelli. Zur Krisenanalyse einer Zeitenwende. Zürich 1941. - Sizilien. Ein Buch von Städten und Höhlen, von Fels und Lava und von der großen Freiheit des Vulkans. Zürich 1943. - Die Gemeinde. Reinbek 1958. - Macht und Reiz der Mode. Düsseldorf 1971. Indianer wohin? Alternativen in Arizona. Opladen 1973. Die Familie in der Gegenwart. Ein interkultureller Vergleich. München 1974. - Navajo Report 1970-1980. Neustadt/Weinstraße 1980. - Menschheit auf dem Laufsteg. Die Mode im Zivilisationsprozeß. München/Wien 1985. LITERATUR: Alphons Silbermann (Hrsg.): Militanter Humanismus. Von den Aufgaben der modernen Soziologie. Frankfurt/Main 1966. - Günter Albrecht u.a. (Hrsg.): Soziologie - Bezug zur Praxis - Verhältnis zu anderen Wissenschaften. Opladen 1973. - Heine von Alemann/Hans Peter Thurn (Hrsg.): Soziologie in weltbürgerlicher Absicht. Opladen 1981. - Friedhelm Neidhardt/M. Rainer Lepsius

(Hrsg.): Kultur und Gesellschaft. Opladen 1986. - Heine von Alemann/Gerhard Kunz (Hrsg.): R. K. Opladen 1992. Sven Papcke König, (Johann) Samuel, * 31.7.1712 Büdingen (Hessen), t 21.8.1757 Zuilenstein (Niederlande). Der Sohn eines Pietisten und Mathematikers studierte seit 1730 Mathematik bei Johann und Daniel Bernoulli in Basel, seit 1735 bei Christian —»Wolff in Marburg und praktizierte 1738 als Rechtsanwalt in Bern. 1739-45 war er Mathematikund Physiklehrer der Marquise de Chätelet, Voltaires Freundin. K. kehrte dann als Jurist nach Bern zurück, unterzeichnete ein von seinem Freund Samuel Henzi initiiertes politisch liberales Memorial und mußte deswegen eine zehnjährige Verbannung auf sich nehmen. Er erhielt 1745 eine Professur für Philosophie, 1747 auch für Mathematik an der Univ. Franeker in den Niederlanden und wurde 1748 Rat und Bibliothekar des Erbstatthalters Prinzen von Oranien, 1749 auch Prof. an der Kriegsakademie in Den Haag. Seit 1740 war er korrespondierendes Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften, seit 1749 der Berliner Akademie der Wissenschaften und seit 1751 der Royal Society (London). 1751 zeigte er in einer kleinen Abhandlung (Dissertatio de universali principio aeauilibri et motus, in vi viva reperto, deque nexu inter vim vivam et aclionm) die Schwächen der —»Maupertuisschen Konzeption des Prinzips der kleinen Wirkung auf und wies darauf hin, daß —» Leibniz dieses Prinzip bereits 1707 in einem Brief an Jakob Hermann formuliert hatte. Es folgte ein heftiger Gelehrtenstreit, an dem sich auch Leonhard —> Euler beteiligte. Nachdem die Akademie 1752 den Brief für eine Fälschung erklärt hatte, schickte K. seine Ernennungsurkunde zurück. Nach K. ist ein Satz über die kinetische Energie der Relativbewegung eines Massenpunktsystems bezüglich seines Schwerpunkts benannt. LITERATUR: Eugen Dühring: Kritische Geschichte der Principien der Mechanik. Berlin 1873. - Adolph Mayer: Geschichte der Principien der kleinsten Action. Leipzig 1877. Günther: K. In: ADB 16, 1882, S. 521-522. - Willy Kabitz: Über eine in Gotha aufgefundene Abschrift des von S. K. in seinem Streite mit Maupertuis und der Akademie veröffentlichten, seinerzeit für unecht erklärten Leibnizbriefes. In: Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1913, S. 632-638. - Herbert Breger: Über den von S. K. veröffentlichten Brief zum Prinzip der kleinsten Wirkung. In: Hartmut Hecht (Hrsg.): Pierre Louis Moreau de Maupertuis. Eine Bilanz nach 300 Jahren. Berlin/Baden-Baden 1999, S. 363-381. - Ursula Goldenbaum: Die Bedeutung der öffentlichen Debatte über das ,Jugement' der Berliner Akademie für die Wissenschaftsgeschichte. Eine kritische Sichtung hartnäckiger Vorurteile. Ebd., S. 383-417. Köstlin, Karl (Reinhold) von, * 28.9. 1819 Urach, t 12.4. 1894 Tübingen. K., Sohn eines Ephorus des theologischen Seminars in Urach, studierte Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Tübingen und Berlin. Seit 1849 Privatdozent, wurde er 1853 a. o. Prof. in der Theologischen, 1858 in der Philosophischen Fakultät und war seit 1863 o. Prof. für deutsche Literatur und Ästhetik. Er veröffentlichte u. a. Der Lehrbegriff des Evangeliums und der Briefe Johannis und die verwandten neutestamentlichen Lehrbegriffe (1843), Der Ursprung und die Komposition der synoptischen Evangelien (1853), Ästhetik (2 Bde., 1863-69), Über den Schönheitsbegriff (1879), Geschichte der Ethik. Darstellung der philosophischen Moral-, Staats- und Social-Theorien des classischen Alterthums (Teil 1: Die griechische Ethik bis Plato, 1887, Neudruck 1975) und Prolegomena zur Aesthetik (1889). K.

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Kofier bearbeitete den musikalischen Teil der Ästhetik von Friedrich Theodor -^ Vischer. WEITERE WERKE: Goethe's Faust, seine Kritiker und seine Ausleger. Tübingen 1860. - Fichte. Ein Lebensbild. Tübingen 1862. - Hegel in philosophischer, politischer und nationaler Beziehung. Tübingen 1870. - Richard Wagners Tondrama: Der Ring des Nibelungen. Seine Idee, Handlung und musikalische Komposition. Tübingen 1877. LITERATUR: Eugen Schneider: K. In: ADB 51, 1906, S. 343-344. - Maria Köstlin: Das Buch der Familie Köstlin. Stuttgart o.J. [1931]. - Stefan J. Dietrich: „Man muß sich eben mit Gewalt durchbeißen." Der Tübinger Ästhetiker K. R. v. K. (1819-1894). Eine biographische Skizze. In: Bausteine zur Tübinger Universitätsgeschichte. Folge 8. Tübingen 1997, S. 49-74. Kofler, Leo, Pseud. Stanislaw Warynski, Jules Deverite, * 26.4. 1907 Groß Tuchen (heute Chocimierz, Polen), t 29.7.1995 Köln. Nach dem Besuch der Wiener Handelsakademie arbeitete K., als Sohn eines assimilierten jüdischen Grundbesitzers in Ostgalizien geboren, 1930-34 in der dortigen Sozialdemokratischen Bildungszentrale und hörte Vorlesungen bei Max -»Adler an der Universität. Nach dem „Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 emigrierte er in die Schweiz, war dort als Straßenarbeiter tätig und ging 1947 in die Sowjetische Besatzungszone. Aufgrund der 1944 in der Schweiz erschienenen Arbeit Die Wissenschaft von der Gesellschaft. Umriß einer Methodenlehre der dialektische Soziologie ("1974) in Halle zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich K. mit der Arbeit Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Versuch einer verstehenden Deutung der Neuzeit aus der Perspektive des historischen Materialismus (1948, '1979; Neuauflage 1992, 2 Bde., erstmals vollständig) und war dort Prof. für Mittlere und Neuere Geschichte. Nach öffentlicher Kritik der Politik der SED Anfang 1950 beurlaubt, trat K. im Frühjahr aus der SED aus und ging Ende des Jahres nach Köln. Seit 1951 als wissenschaftlicher Autor und Volkshochschuldozent sowie in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätig, war er seit 1968 Dozent an der Kunstakademie in Köln und lehrte 1972-91 an der Univ. Bochum. K., um eine eigenständige, Soziologie, Geschichte, Ästhetik und Anthropologie verbindende Interpretation des Marxismus bemüht, entwickelte eine Praxisphilosophie, wobei er Prozessualität als anthropologische Zentralkategorie sah. Er untersuchte die stalinistische Bürokratie sowie die „nivellierte Mittelstandsgesellschaft", beschäftigte sich mit Fragen der Literaturtheorie und suchte, theoretische Positionen von -> Lukäcs und -> Marcuse kombinierend, eine zur Kritischen Theorie alternative Sozialphilosophie zu entwickeln. Zu seinen Hauptwerken zählen Geschichte und Dialektik (1955, 31973), eine theoretische Kritik des bürokratischmechanistischen Marxismusverständnisses, Zur Theorie der modernen Literatur (1962, 21974), Technologische Rationalität im Spätkapitalismus (1971; 2. Aufl. unter dem Titel Beherrscht uns die Technik? Technologische Rationalität im Spätkapitalismus, 1983), Aggression und Gewissen. Grundlegung einer anthropologischen Erkenntnistheorie (1973), Soziologie des Ideologischen (1975) und Geistiger Verfall und progressive Elite (1981). WEITERE WERKE: Marxistischer und stalinistischer Marxismus. Köln 1951. - Der Fall Lukäcs. Georg Lukäcs und der Stalinismus. Könn 1952. - Staat, Gesellschaft und Elite zwischen Humanismus und Nihilismus. Ulm 1960. 2. Aufl.: Marxistische Staatstheorie. Frankfurt/Main 1970. 3. Aufl.: Die Vergeistigung der Herrschaft. 2 Bde., Frankfurt/Main 1986/87. - Das Ende der Philosophie? Dortmund 1961. Stalinismus und Bürokratie. Neuwied/Berlin 1970. - Der Alltag zwischen Eros und Entfremdung. Bochum 1982. Eros, Ästhetik, Politik. Thesen zum Menschenbild bei Marx.

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Hamburg 1985. - Avantgardismus als Entfremdung. Ästhetik und Ideologiekritik. Frankfurt/Main 1987. - „Die Kritik ist der Kopf der Leidenschaft". Aus dem Leben eines marxistischen Grenzgängers. Ein Gespräch anläßlich seines 80. Geburtstages. (An den Gesprächen waren Wolf Schönleiter und Werner Seppmann beteiligt.) Hamburg 1987. - Zur Kritik bürgerlicher Freiheit. Ausgewählte politisch-philosophische Texte eines marxistischen Einzelgängers. Hrsg. v. Christoph Jünke. Hamburg 2000. LITERATUR: Ernst Bloch u. a. (Hrsg.): Marxismus und Anthropologie. Festschrift für L. K. Bochum 1980. - Oskar Negt: Kritik als Kopf der Leidenschaft. Zur Bedeutung L. K.s für einen kritischen Marxismus. In: Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen. Hrsg. v. Thomas Brüsemeister u.a. Berlin 1991. - L. K. Materialien zu Leben und Werk. Im Auftrag der Leo-Kofler-Gesellschaft zusammengestellt von Christian Illian u.a. Witten 1997. - Christoph Jünke (Hrsg.): Am Beispiel L. K. Marxismus im 20. Jahrhundert. Münster 2001. Kohler, Josef, * 9. 3.1849 Offenburg, t 3.8. 1919 Berlin. Der Sohn eines Volksschullehrers studierte Rechtswissenschaften in Freiburg/Breisgau und Heidelberg und war nach der Promotion in Freiburg 1874 als Anwaltsvertreter und Amtsrichter in Mannheim tätig, wo er zum Kreisgerichtsrat ernannt wurde. Sein 1878 erschienenes grundlegendes Werk Deutsches Patentrecht (Neudruck 1984) brachte ihm ohne Habilitation einen Ruf als o. Prof. nach Würzburg ein; seit 1888 lehrte er in gleicher Stellung in Berlin. K. hinterließ rund 2500 Veröffentlichungen, darunter bedeutende Beiträge zur Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie, Rechtsvergleichung und zum geltenden Recht. Bahnbrechend auf dem Gebiet des Urheberrechts und des gewerblichen Rechtsschutzes, veröffentlichte K. u.a. Das Autorrecht (1880), Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), Lehrbuch des Patentrechts (1908) und Kunstwerkrecht (1908). Mit dem für diesen Rechtsbereich von ihm geprägten Begriff „Immaterialgüterrecht" wies er auf neben einer ursprünglich vorwiegend vermögensrechtlichen Betrachtung („geistiges Eigentum") mitzuberücksichtigende persönlichkeitsrechtliche Aspekte hin. In der Rechtsphilosophie (Lehrbuch der Rechtsphilosophie, 1909, 31923, Neudruck 1998) —> Hegel und —> Schopenhauer verbunden, vertrat K. eine kulturwissenschaftliche Auffassung des Rechts (Das Recht als Kulturerscheinung, 1885); über eine universalrechtsgeschichtliche Methode kam er zu einer Erneuerung des Naturrechts („Naturrecht der jeweiligen Kulturperiode"). Er entdeckte die spanischen Naturrechtslehrer des 16. und 17. Jh., namentlich Francisco de Vitoria. K. war ferner führend in der Rechtsvergleichung (Das Recht als das Lebenselement der Völker, 1887; Das Recht der Azteken, 1892), für die er 1878 mit Franz Bernhöft die „Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft" begründete. Von bleibender Bedeutung ist seine Leistung als Quellenforscher; er edierte u.a. die von Johann von Schwarzenberg verfaßte Carolina, das Strafgesetzbuch Kaiser Karls V. und den Codex Hammurapi aus dem Jahr 1750 v. Chr. Er war Herausgeber u.a. von Franz von Holtzendorffs Enzyklopädie der Rechtswissenschaft (6. Aufl., 2 Bde., 1902-04; 7. Aufl., 5 Bde., 1913-15) und begründete 1907 zusammen mit Friedrich —> Berolzheimer das „Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie". K. schrieb auch Lyrische Gedichte (1892), den Roman Eine Faustnatur (1907) und schuf Nachdichtungen von Dantes Göttlicher Komödie sowie von Petrarcas Sonetten. WEITERE WERKE: Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz. Würzburg 1883, 21919, Neudruck 1980. - Das Recht des Markenschutzes. Würzburg 1884. - Einführung

Konrad in die Rechtswissenschaft. Leipzig 1902, 61929. - Vom Lebenspfad. Mannheim 1902. - Rechtsphilosophie und Universalrechtsgeschichte. In: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft. Hrsg. v. Franz von Holtzendorff. Bd. 1. Leipzig 6 1904, S. 1-69. - Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts. 3 Bde., Berlin 1906-15. - Musterrecht. Stuttgart 1909. - Recht und Persönlichkeit in der Kultur der Gegenwart. Stuttgart 1914. Internationales Strafrecht. Stuttgart 1917. - Grundlagen des Völkerrechts. Stuttgart 1918. LITERATUR: Arthur Kohler: J. K. Bibliographie. Basel 1931. Neudruck Aalen 1984. - Friedrich Berolzheimer: J. K. als Rechtsphilosoph. In: Philosophische Wochenschrift und Literatur-Zeitung l (1906) S. 439-444. - Albert Osterrieth: J. K. Ein Lebensbild. Berlin 1920. - Klaus Luig: K., J. In: NDB 12, 1980, 425-426. - Günter Spendel: J. K. Bild eines Universaljuristen. Heidelberg 1983. - Wolfgang Gast: Historischer Optimismus. Die juristische Weltsicht J. K.s. In: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 85 (1986) S. 1-10. - Andreas Gängel/Michael Schaumburg: J. K. Rechtsgelehrter und Rechtslehrer an der Berliner Alma mater um die Jahrhundertwende. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 75 (1989) S. 289-312. - Wolfgang Schild: Die Ambivalenz einer Neo-Philosophie. Zu J. K.s Neohegelianismus. In: Gerhard Sprenger (Hrsg.): Deutsche Rechtsund Sozialphilosophie um 1900. Stuttgart 1991 (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Beiheft 43), S. 46-65. Kohr, Leopold, * 5. 10. 1909 Oberndorf (Salzburg), t 26.2.1994 Gloucester (Großbritannien). Der Arztsohn studierte in Wien, Innsbruck, Paris und London, war Kriegsberichterstatter im Spanischen Bürgerkrieg, wo er Ernest Hemingway und George Orwell kennenlernte, und emigrierte nach dem „Anschluß" Österreichs über die USA nach Kanada. K. lehrte u. a. an der Rutgers University und der Staatsuniversität von Puerto Rico Nationalökonomie und politische Philosophie und beteiligte sich an der Gründung des karibischen Inselstaats Anguilla. K. war ein Verfechter einer Rückkehr zu kleinen, überschaubaren Einheiten („Small is beautiful"). Unter seinen vielen Büchern sind The Breakdown of Nations (1957) und The Overdeveloped Nations (1977) Welterfolge geworden. 1983 erhielt er als erster den Alternativen Nobelpreis. WEITERE WERKE: „Small is beautiful" - Schriften aus dem Gesamtwerk. Wien 1994. LITERATUR: Gerald Lehner: Die Biographie des Philosophen und Ökonomen L. K. Wien 1994. Koigen, David, * 27. 10. 1879 Wachniaki (Ukraine), t 7.3.1933 Berlin. Der Sohn eines Gutspächters studierte 1896-1900 Philosophie in Bern, Zürich, München, Berlin und Paris, wurde 1900 in Bern promoviert und lebte bis 1913 als Privatgelehrter in München und Berlin. 1913 legte er die Magisterprüfung an der Univ. St. Petersburg ab, wurde Feuilletonredakteur des Kadettenblatts „Denj" und gab 1917/18 den „Boten für Kultur und Politik" heraus. Seit 1918 lehrte K. als Prof. der Philosophie und Soziologie an der Univ. und der Handelshochschule in Kiew, kehrte 1921 nach Berlin zurück und war seit 1928 Honorarprofessor in Hamburg. Seine Jahre in Kiew und seine Flucht nach Deutschland schilderte er in seinem Buch Apokalyptische Reiter (1925). K. war Begründer und Mitherausgeber der Vierteljahresschrift für Soziologie, Geschichts- und Kulturphilosophie „Ethos" (1925-27) und veröffentlichte u.a. Aufbau der sozialen Welt im Zeitalter der Wissenschaft. Umrisse einer soziologischen Strukturlehre (1929). WEITERE WERKE: Der moralische Gott. Berlin 1922. - Das Haus Israel. Hrsg. v. Ernst Hoffmann. Berlin 1934. LITERATUR: Franz Menges: K., D. In: NDB 12, 1980, S. 437-438.

Kolbenheyer, Erwin Guido, * 30.12.1878 Budapest, t 12.4.1962 München. Der Sohn eines Architekten studierte Zoologie, Philosophie und Psychologie in Wien, wo er die Freundschaft und Förderung Stefan Zweigs genoß, und wurde 1905 promoviert. Mit dem Roman Amor Dei (1908) bekannt geworden, lebte er seit 1919 als freier Schriftsteller in Tübingen und ging 1932 nach München. 1917-26 verfaßte er die völkischmystizistische Romantrilogie Paracelsus. K. gilt als einer der Hauptvertreter einer biologistischen, sozialdarwinistischen Geschichtskonzeption, die er in seiner Schrift Die Bauhütte. Grundzuge einer Metaphysik der Gegenwart (1925) darlegte. 1925 wurde K. mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet und im folgenden Jahr zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste gewählt, die er 1931 aus Protest verließ, um 1933 wieder zurückzukehren. Auch seine zahlreichen Reden und Schriften (u. a. der Vortrag Unser Befreiungskampf und die deutsche Dichtkunst, 1932), in denen er seine völkische und antikirchliche Einstellung propagierte, weisen ideologische Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus auf. 1945 erhielt K. ein fünfjähriges Berufsverbot und wurde 1950 zum Minderbelasteten erklärt. Er stand weiterhin in Verbindung zu rechtsextremen Kreisen. Seine dreibändige Autobiographie Sebastian Karst über sein Leben und seine Zeit erschien 1957/58. 1958 wurde er mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Gesammelte Werke in 8 Bänden. München 1939-41. - Bauhüttenphilosophie. München 1942. - Gesamtausgabe. 18 Bde. Heusenstamm 1957-78. LITERATUR: Konrad Wandrey: K. Der Dichter und Philosoph. München 1934. - Erich Przywara: E. G. K.: Religion der Sehnsucht. In: Stimmen der Zeit 133 (1938) S. 17-30. Ernst Frank: Jahre des Glücks, Jahre des Leids. Eine K.Biographie. Velbert 1969. - Robert König: Der metaphysische Naturalismus E. G. K.s. Nürnberg 1971 (mit Bibliographie). Kondylis, Panajotis, * 17.8.1943 Olympia, t 11.7.1998 Athen. K. studierte in Athen klassische Philologie und Philosophie, später in Frankfurt/Main und Heidelberg Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaft. Nach der Promotion 1977 an der Univ. Heidelberg (Die Entstehung der Dialektik. Eine Analyse der geistigen Entwicklung von Hölderlin, Schelling und Hegel bis 1802, Buchausgabe 1979) lebte er als Privatgelehrter in Athen und Heidelberg. K. beschäftigte sich mit der Formationsphase des deutschen Idealismus, der europäischen Aufklärung und dem Verfall des Konservatismus. Er veröffentlichte u. a. Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus (1981), Macht und Entscheidung. Die Herausbildung der Weltbilder und die Wertfrage (1984), Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang (1986), Theorie des Krieges. Clausewitz, Marx, Engels, Lenin (1988), Die neuzeitliche Metaphysikkritik (1990), Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform. Die liberale Moderne und die massendemokratische Postmoderne (1991) und Montesquieu und der Geist der Gesetze (1996). Aus dem Nachlaß herausgegeben wurde 1999 (von Falk Horst) der erste Band (Soziale Beziehung, Verstehen, Rationalität) einer auf drei Bände angelegten allgemeinen Theorie des Sozialen unter dem Titel Das Politische und der Mensch. Grundzüge der Sozialontologie. K. kam durch einen Unglücksfall ums Leben. Konrad der Jüngere von Halberstadt, t nach 1355. K. wird 1342 und 1350 als Lektor am Ordensstudium der Dominikaner in Magdeburg genannt. 1345 wurde er Magister der Theologie. Seit 1350 war er Provinzial der sächsischen Ordensprovinz, wurde jedoch auf dem Generalkapitel in Narbonne 1354 aus unbekannten Gründen abgesetzt. K.

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Konrad war ein Vertrauter —> Karl IV. Neben einem Sentenzenkommentar und kleineren theologischen Traktaten verfaßte er eine Reihe von Kompendien, u. a. die Dicta- und Exemplasammlungen Tripanitus moralium und Trivium praedicabilium, das Predigerhandbuch Liber similitudinum naturalium und die Typologiensammlung Figurae historiae Christi. In seinen Sammelwerken wird der Einfluß des -» Albertus Magnus auf die enzyklopädische Literatur des 14. Jh deutlich sichtbar. K.s Cronographia interminata bietet ein neues Modell der Weltgeschichte in vier Teilen und acht aetates. WEITERE WERKE: Mensa philosophica. Lübeck 1476. Köln 1480. LITERATUR: Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatomm. Bd. 1. Roma 1970, S. 278-283. - William A. Hinnebusch: The History of the Dominican Order. Bd. 2. Staten Island (NY) 1973, S. 262-264. - Paul-Gundolf Gieraths: K. d. J. v. H. In: NDB 12, 1980, S. 541. - Katharina Colberg/Franz Josef Worstbrock: K. v. H. d. J. In: VL 5, 1985, Sp. 191-194. - Dieter Berg (Hrsg.): Bürger, Bettelmönche und Bischöfe in Halberstadt. Werl 1997. Konrad von Megenberg, de Monte Puellarum, * um 1309 Mäbenberg bei Abenberg (Mittelfranken), t 14.4.1374 Regensburg. Seit 1334 studierte der einer verarmten Ministerialenfamilie entstammende K. Altes an der Univ. Paris, erwarb dort den Magistergrad und wurde Lektor der Philosophie am Zisterzienser-Kolleg St. Bernhard. Seit 1342 war er Rektor der Wiener Stephansschule, aus der später als Stiftung von Herzog Rudolf IV. die Univ. hervorging, und leitete in dieser Position das gesamte Schulwesen in Wien. 1348 übersiedelte K. als Domherr nach Regensburg, reiste mehrmals - u. a. im Auftrag der Stadt - an die Kurie nach Avignon und war 1359-63 Pfarrer der Domschule von St. Ulrich. K. gehörte zu den literarisch produktivsten Klerikern des 14. Jahrhunderts. Er verfaßte zahlreiche mittellateinische und volkssprachige Werke, als sein theologisches Hauptwerk den Commentarius de laudibus beatae virginis Mariae (nach 1364), der von seiner glühenden Marien Verehrung zeugt. Ferner schrieb er politische Schriften wie den Planctus ecclesiae in Germaniam, polemische Traktate gegen Wilhelm von Ockham, seine moralphilosophischen Hauptwerke Monastica (= Speculum felicitatis humanae, 1348) und Yconomica (1348/52) sowie naturwissenschaftliche Schriften wie Die deutsche Sphaera, eine Bearbeitung der Sphaera Mundi des Johannes von Sacrobosco. Für ein Laienpublikum gedacht war das mit zahlreichen Allegorien ausgestaltete Buch der Natur (puoch von den nalürleichen dingen), eine Bearbeitung des Liber de natura rerum des Thomas von Cantimpr6. LITERATUR: Helmut Ibach: Leben und Schriften des K. v. M. Belin 1938. - Sabine Krüger: K. v. M. In: NDB 12, 1980, S. 546-547. - Walter Blank: Mikro- und Makrokosmos bei K. v. M. In: Klaus Grubmüller u.a. (Hrsg.): Geistliche Denkformen in der Literatur des Mittelalters. München 1984, S. 83-100. - Georg Steer: K. v. M. In: VL 5, 1985, Sp. 221-236. - W. J. Courtenay: C. of M.: The Parisian Years. In: Vivarium 35 (1997) S. 102-124. - Gerold Hayer: K. v. M.: „Das Buch der Natur". Untersuchungen zur seiner Text- und Überlieferungsgeschichte. Tübingen 1998. Korsch, Karl, * 15.8.1886 Tostedt/Lüneburger Heide, t 21.10. 1961 Belmont (Massachusetts, USA). Der Sohn eines Amtsgerichtssekretärs studierte Rechtswissenschaften und Philosophie in München, Berlin, Genf und Jena, wo er 1910 zum Dr. jur. promoviert wurde, und hielt sich 1912-14 zu weiteren Studien in London auf. Hier schloß sich K. der sozialistischen Fabian Society an. Nach der Rückkehr nach Deutschland nahm er als Frontoffizier am

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Ersten Weltkrieg teil. 1917 wurde er USPD-Mitglied sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sozialisierungskommission in Berlin und trat 1920 zur KPD über. 1919 habilitierte er sich, wurde im Oktober 1923 o. Prof. des Zivil-, Prozeß- und Arbeitsrechts in Jena, im selben Monat Justizminister in Thüringen und war 1924-28 Reichstagsabgeordneter. 1924 schloß er sich dem linken Flügel der KPD an, wurde Chefredakteur des theoretischen Organs „Die Internationale" und befaßte sich vorwiegend mit philosophischen Fragen des Marxismus. 1926 wurde K. wegen seiner Kritik an der kommunistischen Internationale aus der Partei ausgeschlossen und vertrat rätekommunistische Konzeptionen. Seit den späten zwanziger Jahren war er eng mit Bertolt Brecht befreundet. Nach seiner Entlassung aus dem Universitätsdienst 1933 emigrierte K. über Dänemark und London in die USA (1936) und war 1943-45 Prof. der Soziologie in New Orleans. Er veröffentlichte u. a. Kernpunkte der materialistischen Geschichtsauffassung (1922), Quintessenz des Marxismus (1922), Marxismus und Philosophie (1923, 2 1930, Neuausg. 1966), Die materialistische Geschichtsauffassung. Eine Auseinandersetzung mit Karl Kautsky (1929) und Karl Marx (1938, 21963). WEITERE WERKE: Die materialistische Geschichtsauffassung und andere Schriften. Hrsg. v. Erich Gerlach. Frankfurt/Main 1971. - Politische Texte. Hrsg. v. Erich Gerlach und Jürgen Seifert. Frankfurt/Main 1974. -Gesamtausgabe. Hrsg. v. Michael Buckmiller. Frankfurt/Main, ab Bd. 3 Amsterdam 1980 ff. LITERATUR: Claudio Pozzoli (Hrsg.): Jahrbuch der Arbeiterbewegung. Bd. 1: Über K. K. Frankfurt/Main 1973 (mit Bibliographie). - Autorenkollektiv: K. Der Klassiker des Antirevisionismus.Berlin 1976. - Hermann Weber: K., K. In: NDB 12, 1980, S. 599-600. - Michael Buckmiller (Hrsg.): Zur Aktualität von K. K. Frankfurt/Main 1981. - HansJürgen Kornder: Konterrevolution und Faschismus. Zur Analyse von Nationalsozialismus, Faschismus und Totalitarismus im Werk K. K.s. Frankfurt/Main 1987. - Walter G. Neumann: Philosophie und Praxis. K. K.s „Marxismus und Philosophie". Frankfurt/Main 1990. Kracauer, Siegfried, * 8.2.1889 Frankfurt/Main, t 26.11.1966 New York. Aus einer Frankfurter jüdischen Familie stammend, studierte K. Architektur, wurde 1914 an derTH Berlin promoviert und arbeitete in diesem „Brotberuf' bis 1918, mit einer Unterbrechung durch die Einberufung zum Militär 1917 (die Erfahrungen der Kriegsjahre sind eindrücklich dargestellt in K.s Schlüsselroman Ginster, anonym veröffentlicht 1928). Nach Frankfurt zurückgekehrt und arbeitslos, schrieb er eine Monographie über Georg —> Simmel, der ihm während der Berliner Studien den Blick auf die strukturellen Umwälzungen der Gegenwart eröffnet hatte. In diesen Jahren begann die lebenslange Freundschaft mit Leo —> Löwenthal und Theodor W. -»Adorno. Stand K.s Auseinandersetzung mit der Moderne anfangs in der Tradition pessimistischer Kultur- bzw. Zivilisationskritik (siehe Soziologie als Wissenschaft, 1922, oder seinen Traktat über den Detektiv-Roman, 1924 ff.), so lehnte er metaphysisch begründete Erneuerungsversuche entschieden ab, den radikalen jüdischen Messianismus eines Ernst -»Bloch ebenso wie die von ihm als neuromantisch kritisierte Bibelübersetzung von Martin -» Buber und Franz -»Rosenzweig. K.s Anstellung bei der „Frankfurter Zeitung" (1921, seit 1924 als Feuilletonredakteur) begünstigte seine eigene Wende zum „Profanen", zur passionierten Analyse der „unscheinbaren Oberflächenäußerungen" als Chiffren historischen Wandels. In fast zweitausend Artikeln, Essays und Notizen (in Auswahl wiederveröffentlicht in Das Ornament der Masse, 1963, und Straßen in Berlin und anderswo, 1964) unternahm K. mikrologische Analysen der kulturell geschmähten, ephemeren Phänomene des

Kraft großstädtischen Alltags, von den Räumen, Medien, Produkten, Ritualen einer neuen Freizeit- und Massenkultur bis zu den Schattenzonen des neuen Elends, die der Glanz der Zerstreuung auszublenden versuchte. Soziologisch verortete K. das Problem des sich herausbildenden Massensubjekts in seiner bahnbrechenden Artikelserie Die Angestellten: Aus dem neuesten Deutschland (1929/30). Mit der zunehmenden Krise der Weimarer Republik sowie im Zuge seiner —»Marx-Lektüre nahmen K.s Filmkritiken und Artikel verschärft ideologiekritischen und politischen Charakter an, was 1930 zu seiner Versetzung nach Berlin, zu Gehaltskürzungen und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 zu seiner Entlassung führte. Im Pariser Exil schrieb K. seinen zweiten Roman, Georg (Erstveröffentlichung 1973), sowie seine „Gesellschaftsbiographie" über Jacques Offenbach. Wie Walter —> Benjamin auf die finanzielle Unterstützung des inzwischen nach New York verlegten Frankfurter Instituts für Sozialforschung angewiesen, verfaßte K. auf Anregung von Adorno eine Untersuchung über „Masse und Propaganda", die sich mit Benjamins medientheoretischer Analyse des Faschismus in wichtigen Punkten berührte. 1941, nach angsterfüllten Monaten in Marseille und Lissabon, gelang K. und seiner Frau Lili die Flucht nach New York, wo er bis zu seinem Tod von Stipendien, Publikationen und Auftragsarbeiten lebte. In den letzten Lebensabschnitt K.s gehören drei wichtige Bücher, die alle auf englisch geschrieben sind: seine sozialpsychologische Geschichte des deutschen Films 1918 bis 1933 From Caligari to Hitler (1947; dt. Ausg., verstümmelt und entpolitisiert, 1958); seine in Marseille 1940 begonnene Filmästhetik Theory of Film: The Redemption of Physical Reality (1960; dt. 1964), ein kanonischer Text der realistischen Filmtheorie, und seine Überlegungen zur Geschichtsschreibung History: The Last Things Before the Last (postum 1969; hrsg. von Lili K. und Paul Oskar -> Kristeller), das theoretische Pendant zu K.s geschichtsphilosophischer Analyse von Photographie und Film. Während dieser Zeit hatte K. eine offizielle Verbindung zum Museum of Modern Art (Film Library) sowie eine Forschungsposition beim Bureau of Applied Social Research, Columbia University, wo er Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse erarbeitete. Über Adornos Würdigung hinaus, daß K. „die Filmkritik in Deutschland überhaupt erst auf Niveau gebracht" habe, wird K. heute zu den Kronzeugen für eine literarischtheoretisierende Ethnographie der Moderne gezählt, in der Film und Medien eine zentrale - nicht immer eindeutig festgeschriebene - Rolle spielen. WERKE: Schriften. Hrsg. v. Karsten Witte/Inka MülderBach u.a. 8 Bde., Frankfurt/Main 1971-90. LITERATUR: Thomas Y. Levin: S. K. Eine Bibliographie seiner Schriften. Marbach/Neckar 1989. - S. K. Text + Kritik. Sonderband. München 1980. - Inka Mülder: S. K., Grenzgänger zwischen Theorie und Literatur. Stuttgart 1985. - Ingrid Belke/Irina Renz: S. K. 1889-1966. Marbach/ Neckar 1988. - Michael Kessler/Thomas Y. Levin (Hrsg.): S. K. Neue Interpretationen. Tübingen 1990. - Andreas Volk (Hrsg.): S. K. Zum Werk des Romanciers, Feuilletonisten, Architekten, Filmwissenschaftlers und Soziologen. Zürich 1996 (mit Bibliographie). - Hildegard Hogen: Die Modernisierung des Ich. Individualitätskonzepte bei S. K., Robert Musil und Elias Canetti. Würzburg 2000. Miriam Hansen Kraft, Julius, * 23. 10. 1898 Wunstorf bei Hannover, t 29. 12.1960 New York. K., Sohn eines Kaufmanns und Senators, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen, Breslau und Wien, nach der Promotion 1922 zum Dr. jur. (Die Methode der Rechtstheorie in der Schule von Kant und Fries, 1924) Soziologie, Nationalökonomie und Philosophie in Göttingen, wurde 1924 zum Dr. phil. promoviert (Die philosophischen

Grundlagen der Kriminalpolitik, 1925) und war dann Assistent Franz Oppenheimers am Lehrstuhl für Theoretische Nationalökonomie und Soziologie in Frankfurt/Main. Er habilitierte sich dort 1928 für Soziologie und lehrte nach der Emigration in die Niederlande Philosophie an der Univ. Utrecht (seit 1933). 1939-44 war K. Lecturer an der University of Rochester (New York), danach Lecturer und Instructor an mehreren New Yorker Hochschulen und 1947-50 Prof. of Philosophy am Washington and Jefferson College in Washington (Pennsylvania). 1954-57 gab er in London als Research Fellow der Society for the Furtherance of Critical Philosophy die Gesammelten Werke Leonard -> Nelsons, seines philosophischen Lehrers in Göttingen, heraus und wurde nach der Rückkehr nach Deutschland 1957 o. Prof. der Soziologie an der Univ. Frankfurt/Main. K. war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Ratio" (seit 1959). Er beschäftigte sich vor allem mit Erkenntnistheorie und Ethik, vertrat einen Kritischen Rationalismus und trat als Rechtstheoretiker und -Soziologe für die Trennung von idealen Rechtsnormen und empirischer Rechtswirklichkeit ein. K. veröffentlichte Von Husserl zu Heidegger. Kritik der phänomenologischen Philosophie (1932, 31977), Die Unmöglichkeit der Geisteswissenschaft (1934, 31977) und Erkenntnis und Glaube (1937, 21957). Er war Mitherausgeber der „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie" und des „Studium generale". WEITERE WERKE: Philosophie als Wissenschaft und als Weltanschauung. Untersuchungen zu den Grundlagen von Philosophie und Soziologie. Hrsg. v. Albert Menne. Hamburg 1977 (mit Bibliographie). LITERATUR: Karl R. Popper: J. K. In: Ratio4 (1962), Heft l, S. 2-10. - Dirk Käsler: K., J. In: NDB 12, 1980, S. 653. Renate Heuer/Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurt Universität. Frankfurt/New York 1997, S. 227-229. Kraft, Victor, * 4.7.1880 Wien, t 3.1.1975 Wien. K., Sohn eines Bürgerschuldirektors, studierte Philosophie, Geschichte und Geographie an der Univ. Wien und wurde 1903 mit der Arbeit Die Erkenntnis der Außenwelt promoviert. 1912 trat er als wissenschaftlicher Beamter des Referats Philosophie in die Wiener Universitätsbibliothek ein, wo er 1915 Bibliotheksassistent und wissenschaftlicher Beamter wurde. Seit 1914 mit dem Buch Weltbegriff und Erkenntnisbegriff (1912) für Theoretische Philosophie habilitiert, erhielt er 1924 den Titel eines a. o. Professors. 1938 verlor K. seine Lehrerlaubnis wegen der jüdischen Herkunft seiner Frau und mußte als Bibliothekar vorzeitig in den Ruhestand gehen; gleichzeitig wurde ihm die Venia legendi entzogen. 1945 rehabilitiert, kehrte er als Beamter in den Bibliotheksdienst zurück, war für die Neuorganisation der Universitätsbibliothek Wien zuständig und wurde dort 1947 Generalstaatsbibliothekar. 1947 zum a. o. Prof. der Philosophie ernannt, war er von 1950 bis zu seiner Emeritierung 1952 o.Professor. Ausgehend von der neopositivistischen Philosophie des „Wiener Kreises" um Moritz -» Schlick, dessen regelmäßiger Gast er war, arbeitete K. an einer metaphysikfreien und erkenntnistheoretisch fundierten Ethik und Wertlehre. Er vertrat einen deduktivistischen Rationalismus, verstand sich als Empirist und bekämpfte einen phänomenalistischen Positivismus, dem er einen konstruktivistischen Realismus entgegensetzte. K. veröffentlichte u. a. Die Grundformen der wissenschaftlichen Methoden (1925, 21973), Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre (1937, 21951), Mathematik, Logik und Erfahrung (1947; 2., neubearb. Aufl. 1970), Der Wiener Kreis. Der Ursprung des Neopositivismus (1950, 21968) und Erkenntnislehre (1960). K. war seit 1954 Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. WEITERE WERKE: Einführung in die Philosophie. Philosophie, Weltanschauung und Wissenschaft. Wien 1950.

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Kranz 2., ergänzte Aufl. Wien 1967. Nachdruck Wien/New York 1975. - Rationale Moralbegründung. Graz u.a. 1963. - Die Grundlagen der Erkenntnis und der Moral. Berlin 1968. LITERATUR: Probleme der Wissenschaftstheorie. Festschrift für V. K. Hrsg. v. Ernst Topitsch. Wien 1960. - Heiner Rutte: V. K. Eine philosophische Standortbestimmung. In: Conceptus 7 (1973), Nr. 21/22, S. 5-8. - Rudolf Haller: Nachruf auf V. K. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 30 (1976) S. 618-622. - Friedrich Kainz: V. K. In: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1975. Wien 1976, S. 519-557 (mit Bibliographie). Ernst Topitsch: K., V. In: NDB 12, 1980, S. 654-655. - Alfred Schramm: V. K. Konstruktiver Realismus. In: Grundprobleme der großen Philosophen. Neuzeit. Hrsg. v. Josef Speck. Bd. 6. Göttingen 1992, S. 110-137. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/ Main 1997, bes. S. 717-725. Kranz, Walther, * 23.11.1884 Georgsmarienhütte, t 18.9.1960 Bonn. K., Sohn eines Buchhalters, studierte klassische Philologie, Archäologie und Germanistik in Göttingen und Berlin, trat 1909 in den Schuldienst ein und wurde 1911 promoviert. Seil 1918 als Studienrat am Grunewald-Gymnasium in Berlin tätig, wurde er 1928 Direktor der berühmten Internatsschule in Pforta, mußte diese Position aber während des Nationalsozialimus aufgeben. 1932-37 hatte K. eine Honorarprofessur der Didaktik und der alten Sprachen in Halle inne und kam 1935 als Studienrat an die dortige Hauptschule der Franckeschen Stiftungen. Nach der Versetzung in den Ruhestand 1937 emigrierte K. in die Türkei und war 1943-50 Prof. der Geschichte der Philosophie und klassischen Philologie an der Univ. Istanbul. Wieder in Deutschland, lehrte er 1950-55 als Honorarprofessor der Didaktik der alten Sprachen an der Univ. Bonn. Schwerpunkte seiner Arbeit waren die griechische Dichtung und Philosophie. 1911 veröffentlichte er einen Index zu Hermann -»Diels Sammlung der Fragmente der Vorsokratiker, die er mit der 5. Auflage (3 Bde., 1934-38) ganz übernahm. Seit 1925 gab er allein, seit 1927 zusammen mit Rudolf —> Schottlaender Lesehefte „Aus Renaissance und Reformation" heraus. K. veröffentlichte u.a. Stasimon. Untersuchungen zu Form und Gehall der griechischen Tragödie (1933), Vorsokratische Denker (1939, 21949), Geschichte der griechischen Literatur (1939, 4 1961), Die griechische Philosophie (1941, 5 1962), Die Kultur der Griechen (1943), Empedokles (1949) und Kosmos (1958). WEITERE WERKE: Studien zur antiken Literatur und ihrem Fortwirken. Kleine Schriften. Hrsg. v. Ernst Vogt. Heidelberg 1967 (mit Bibliographie). LITERATUR: Hans Herter: W. K. |. In: Gnomon 32 (1960) S. 782-784. - F. Müller: W. K. In: Die Pforte N. F. 10 (1962). - Gerhard Baader: K., W. In: NDB 12, 1980, S. 674-675. Kraus, Christian Jakob, auch Krause, * 27.7.1753 Osterode (Ostpreußen), t 25.8.1807 Königsberg (Ostpreußen). Der Sohn eines Chirurgen studierte seit 1770 Philosophie bei Immanuel —»Kant an der Univ. Königsberg und übernahm 1773 eine Hauslehrerstelle. 1774/75 lernte er Hans Jakob von Auerswald und Johann Georg —> Hamann kennen und reiste zum Abschluß seiner Studien 1778 über Berlin nach Göttingen. Dort hörte K. Christian Gottlob Heyne und August Ludwig Schlözer, erwarb 1780 in Halle die Magisterwürde und wurde 1781 in Königsberg Prof. der praktischen Philosophie und Kameralistik. Seine Lehrtätigkeit umfaßte neben Philologie Sprachtheorie und praktische Philosophie angelsächsischer Tradition. Philosophisch den erkenntnistheoretischen Skeptizismus Humes repräsentierend,

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entfernte er sich zunehmend von Kant. Seit den neunziger Jahren beschäftigte sich K. vermehrt mit Finanz- und Wirtschaftsfragen und las über Verwaltungs- und Handelskunde sowie Gewerbe- und Landwirtschaftskunde. Er gehörte zu den einflußreichsten „politischen Professoren" Preußens und Deutschlands und engagierte sich für eine konsequent liberale Wirtschaftspolitik. K. übersetzte das Hauptwerk von Adam Smith (An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, zuerst 1776). Seine Vermischten Schriften über staatswirtschaftliche, philosophische und andere Gegenstände (8 Tie., 1808-19) wurden von Hans von Auerswald herausgegeben. WEITERE WERKE: Staatswirtschaft. Hrsg. v. Hans von Auerswald. 5 Tie., Königsberg 1808-11. 6 Bde., Breslau 21837. LITERATUR: J. Voigt: Das Leben des Professors C. J. K. Königsberg 1819 (= C. J. K: Vermischte Schriften... Bd. 8). - Gottlieb Krause: Beiträge zum Leben v. C. J. K. In: Altpreußische Monatsschrift 18 (1881) S. 53-96 und 193-224. - Benny Dobbriner: C. J. K. Diss. Frankfurt/ Main 1926. - Georg Viereck: C. J. K.' Moralphilosophie in ihrem Verhältnis zu Adam Smith's ,Theory of Moral Sentiments'. Borna-Leipzig 1940. - Hermann Lehmann: Die ökonomischen Auffassungen des C. J. K. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1976, Teil 2, S. 109-131. - Fritz Milkowski: K., C. J. In: NDB 12, 1980, S. 681-682. Hartwig Franke/Kristina Franke: Ganzheitliche Sprachforschung [...]. C. J. K. In: Integrale Linguistik, 1985, S. 21-40. Kraus, Oskar, * 24.7.1872 Prag, t 26.9.1942 Oxford (England). Im Wintersemester 1890/91 begann K., Sohn eines Kaufmanns, mit dem Studium der Rechtswissenschaft an der Deutschen Univ. Prag und hörte zugleich Philosophie (bei Anton —» Marty und Friedrich —»Jodl). 1895 wurde er zum Dr. jur. promoviert und trat bei der Finanzprokuratur in den Staatsdienst ein. 1901 habilitierte er sich mit einer Bentham-Studie für Philosophie (Zur Theorie des Wertes), wurde 1911 a. o. Prof. und übernahm 1916 als Nachfolger Martys dessen Lehrstuh) an der Univ. Prag. Während des Ersten Weltkriegs entstand seine völkerrechtliche Schrift Jeremy Benthams Grundsätze für ein künftiges Völkerrecht und einen dauernden Frieden (1925). Er bearbeitete gemeinsam mit Alfred —> Kastil den Nachlaß Franz —> Brentanos, wurde Leiter der 1931 gegründeten Prager Brentano Gesellschaft und war an Ausgaben von Werken Martys und Brentanos beteiligt. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch deutsche Truppen wurde K. in ein Konzentrationslager verbracht, kam jedoch nach sechs Wochen frei und konnte nach Großbritannien fliehen. 1941 hielt er an der Univ. Edinburgh die Gifford-Lectures New Meditations on Mind, God, and His Creation. K. beschäftigte sich mit Wert- und Wirtschaftsphilosophie, Rechtsphilosophie, Weltanschauungstypen und dem Krieg als ethischem Problem. Er veröffentlichte u. a. Franz Brentano. Zur Kenntnis seines Lebens und seiner Lehre (1919, mit Carl -> Stumpf und Edmund -»Husserl), Wege und Abwege der Philosophie (1934) und Die Werttheorien. Geschichte und Kritik (2 Bde., 1937). WEITERE WERKE: Das Bedürfnis. Ein Beitrag zur beschreibenden Psychologie. Leipzig 1894. - Die Lehre von Lob, Lohn, Tadel und Strafe bei Aristoteles. Halle 1905. - Neue Studien zur Aristotelischen Rhetorik. Halle 1907. - Das Recht zu strafen. Stuttgart 1911. - Anton Marty. Sein Leben und seine Werke. Halle 1916. - Franz Brentanos Stellung zur Phänomenologie und Gegenstandstheorie. Leipzig 1924. - Albert Schweitzer. Sein Werk und seine Weltan schauung. Berlin 1926, 21929. - O. K. [Selbstdarstellung]. In: Die Philosophie der Gegenwart in Selbtsdarstellungen. Bd. 7. Leipzig 1929, S. 161-203. LITERATUR: Friedbert Holz: K., O. In: NDB 12, 1980, S. 696-698.

Krieck Krause, (Caesar Ernst) Albrecht, * 12. 11.1838 Grätz (Prov. Posen), t 14. 11. 1902 Hamburg. K. verbrachte seine Jugend in Breslau und Hamburg, studierte Theologie und Philosophie in Breslau, Jena und Berlin und wurde mit der Arbeit Über das Verhältnis des Unendlichen zur Erkenntnis (1861) zum Dr. phil. promoviert. Seit 1862 war er Pastor an St. Katharinen in Hamburg und erregte durch seine freisinnigen Predigten Aufsehen. Daneben widmete sich K. dem Studium der Philosophie -» Kants und veröffentlichte u. a. Das nachgelassene Werk Immanuel Kants: Vom Übergange von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik, mit Belegen populär-wissenschaftlich dargestellt (1888). WEITERE WERKE: Die Gesetze des menschlichen Herzens wissenschaftlich dargestellt als die formale Logik des reinen Gefühles. Lahr 1876. - Populäre Darstellung von Immanuel Kant's Kritik der reinen Vernunft. Lahr 1881, 2 1882. Immanuel Kant wider Kuno Fischer [...]. Lahr 1884. Krause, Karl Christian Friedrich, * 7.5.1781 Eisenberg (Thüringen), t 27.9.1832 München. Der Sohn eines Lehrers und späteren Pfarrers studierte 1797-1800 in Jena Theologie, Mathematik und Philosophie (bei —»Fichte und —»Schelling) und wurde zum Dr. phil. promoviert. 1802 habilitierte sich K. in Jena und las bis 1804 als Privatdozent über Naturrecht, Naturphilosophie, Mathematik und Logik. 1805 trat er in eine Freimaurerloge ein und war 1805-14 Lehrer an der Dresdner Ingenieurakademie. Danach in Berlin tätig, kehrte er 1815 nach Dresden zurück, unternahm 1817 eine Studienreise durch Italien und Frankreich und lebte seit 1823 als Privatdozent in Göttingen. Von dort 1831 wegen angeblicher revolutionärer Gesinnung ausgewiesen, ging er nach München, wo Schelling seine akademische Situierung behinderte. Vor allem von Fichtes „objektiver" Philosophie geprägt, entwickelte K. ein System des Panentheismus, nach dem Gott alle Dinge, Natur und Geist, in sich begreift, jedoch noch übersteigt. Von —> Kant beeinflußt, suchte er die Spaltung zwischen Subjekt und Objekt in der Einheit der „Denklehre" und der „Schaulehre", von Philosophie und Kunst zu überwinden. K. veröffentlichte u. a. Grundlage des Naturrechtes oder philosophischer Grundriß des Ideals des Rechtes (1803, 21890), Anleitung zur Naturphilosophie (1804,21894), Abriß des Systemes der Utgik als philosophischer Wissenschaft (1825,21828), Abriß des Systemes der Philosophie des Rechtes (1828), Vorlesungen über das System der Philosophie (1828) und Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft (1829, 21868). Über seinen Schüler Heinrich —> Ahrens entfalteten K.s Pädagogik und seine Philosophie vor allem in Spanien große Wirkung (Krausismo). WEITERE WERKE: System der Sittenlehre. Leipzig 1810, 2 1887. - Das Urbild der Menschheit. Dresden 1811. - Abriß der Ästhetik oder Philosophie des Schönen und der schönen Kunst. Hrsg. v. J. Leutbecher. Göttingen 1837. - Das System der Rechtsphilosophie. Leipzig 1874. - Philosophische Abhandlungen. Hrsg. v. Paul Hohlfeld und August Wünsche. Leipzig 1889. - Zur Geschichte der neueren philosophischen Systeme. Hrsg. v. Paul Hohlfeld. Leipzig 1889. Neuausgabe Egelsbach 1996. - Das Eigentümliche der Wesenslehre. Hrsg. v. Paul Hohlfeld und August Wünsche. Leipzig 1890. - Vorlesungen über Naturrecht oder Philosophie des Rechtes und des Staates. Hrsg. v. Richard Mucke. Leipzig 1892. - Der Menschheitsbund. Hrsg. v. Richard Vetter. Berlin 1900. LITERATUR: Theodor Schwarz: Die Lehre vom Naturrecht bei K. C. F. K. Bern 1940. - Nicolas Maria Lopez Calera: K. C. F. K.s Rechtsphilosophie in Spanien: Joaquin Costa. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 50 (1964) S. 387-403. - Klaus-Michael Kodalle (Hrsg.): K. C. F. K.

1781-1832. Studien zu seiner Philosophie und zum Krausismo. Hamburg 1985 (mit Bibliographie). - Siegfried Wollgast: K. C. F. K. (1781-1832). Anmerkungen zu Leben und Werk. Berlin 1990. - Enrique M. Urena: K. C. F. K. Philosoph, Freimaurer, Weltbürger. Eine Biographie. StuttgartBad Canstatt 1991. - Peter Landau: Stufen der Gerechtigkeit. Zur Rechtsphilosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz und K. C. F. K. München 1995. - Otto Carlos Stoetzer: K. C. F. K. and his influence in the Hispanic world. Köln u.a. 1998. Kreibig, Josef Clemens, * 18.12.1863 Wien, t 8.11.1917 Wien. Nach dem Besuch der Wiener Handelsakademie war K., Sohn eines Staatsbahnbeamten, Bankbeamter und 1890-94 Prof. für Nationalökonomie und Arithmetik an der Handelsakademie in Innsbruck. 1883-90 studierte er als außerordentlicher Hörer an der Univ. Wien bei —> Brentano, seit 1891 in Innsbruck Philosophie und wurde 1893 promoviert (Beitrag zur Geschichte und Kritik des ethischen Skeptizismus von Protagoras bis Montaigne). 1894-1906 wirkte er an der Handelsakademie in Wien, war nach der Habilitation seit 1898 Privatdozent für Ethik und Psychologie an der dortigen Univ. und ging 1906 als Direktor der Handelsakademie nach Graz, wo er im selben Jahr an der Univ. die Venia legendi für das gesamte Gebiet der Philosophie erhielt. 1907 wurde er Ministerialreferent für das deutsche Handelsschulwesen im k. k. Unterrichtsministerium, 1914 tit. a. o. Prof. der Philosophie und Psychologie an der Univ. Wien. K. beschäftigte sich vor allem mit Wissenschaftstheorie, u. a. mit dem Verhältnis von Philosophie zu den Einzelwissenschaften. Ursprünglich ein Anhänger des „Psychologismus" seiner Zeit, strebte er später dessen Überwindung an. K., der sich in seinen philosophischen Schriften vorwiegend mit psychologischen, werttheoretischen und logischen Problemen befaßte, veröffentlichte u.a. Die intellectuellen Funktionen. Untersuchungen über Grenzfragen der Logik, Psychologie und Erkenntnistheorie (1909). Er verfaßte auch handels- und finanzwissenschaftliche Arbeiten. K. gehörte 1888 zu den Gründern der Philosophischen Gesellschaft an der Univ. Wien. WEITERE WERKE: Epikur. Seine Persönlichkeit und seine Lehre. Wien 1886. - Die Aufmerksamkeit als Willenserscheinung. Wien 1897. - Die fünf Sinne des Menschen. Leipzig 1901, 21907. 3. Aufl. unter dem Titel: Die Sinne des Menschen. Sinnesorgane und Sinnesempfindungen. Leipzig 1917. - Psychologische Grundlegung eines Systems der Wert-Theorie. Wien 1902. - Gedanken über Moral und Krieg. Wien u.a. 1915. LITERATUR: Hans Schmidkunz-Halensee: J. K. K. In: KantStudien 23 (1918/19) S. 150-155. - Friedbert Holz: K., J. In: NDB 12, 1980, S. 734-736. Krieck, Ernst, * 6.7.1882 Vögisheim (heute zu Mullheim, Baden), t 19.3. 1947 Moosburg/Isar. K., Sohn eines Maurermeisters, besuchte das Lehrerseminar in Karlsruhe und war bis 1924 im badischen Volksschuldienst, nach der Veröffentlichung von Philosophie der Erziehung (1924) bis 1928 als freier Schriftsteller tätig. Seine literarisch-philosophischen Studien veranlaßten ihn zu kulturphilosophischen Untersuchungen, die ihn traditionellen Bildungsidealen zunehmend entfremdeten. Aus der Suche nach einer weltanschaulichen Neuorientierung entwickelte K. neben einer erziehungspolitischen eine eigene staatspolitische Konzeption. Ende der zwanziger Jahre vollzog K., der seit 1928 Prof. der Pädagogik an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt/Main war, die Hinwendung zu konservativnationalrevolutionären Kreisen und trat 1932 der NSDAP und dem NS-Lehrerbund in der Hoffnung bei, seinen kulturpolitischen Zielen auf diesem Weg zur Durchsetzung zu

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Kries verhelfen. Seine Nationalpolitische Erziehung (1932) galt in der Anfangsphase des „Dritten Reiches" als erziehungspolitisches Standardwerk. 1933 wurde K. Prof. der Pädagogik an der Univ. Frankfurt, im folgenden Jahr übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik in Heidelberg. Er begründete 1933 „Volk im Werden. Zeitschrift für Erneuerung der Wissenschaften" und war seit 1936 Herausgeber der Schriftenreihe „Weltanschauung und Wissenschaft". Die durch seine Völkisch-Politische Anthropologie (3 Bde., 1936-38) ausgelöste Kontroverse mit den Rassentheoretikern des nationalsozialistischen Regimes veranlaßte K. zur Niederlegung aller seiner Ämter und zum Austritt aus der SS, der er seit 1934 angehört hatte. Zurückgezogen widmete er sich in den folgenden Jahren seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Nach Kriegsende wurde K. aus dem Hochschuldienst entlassen und im Internierungslager Moosburg inhaftiert, wo er starb. WEITERE WERKE: Persönlichkeit und Kultur. Kritische Grundlegung der Kulturphilosophie. Heidelberg 1910. - Lessing und die Erziehung des Menschengeschlechts. Heidelberg 1913. - Die Revolution der Wissenschaft. Ein Kapitel über Volkserziehung. Jena 1920. - Erziehungs-Philosophie. München 1930. - Leben als Prinzip der Weltanschauung und Problem der Wissenschaft. Leipzig 1938. - Der Mensch in der Geschichte. Geschichtsdeutung aus Zeit und Schicksal. Heidelberg 1940. LITERATUR: Eckhard Thomale: Bibliographie E. K. Schrifttum, Sekundärliteratur, Kurzbiographie. Weinheim u.a. 1970. - Willi Kunz: E. K. Leben und Werk. Leipzig 1942 (mit Bibliographie). - Gerhard Müller: E. K. und die nationalsozialistische Wissenschaftsreform. Weinheim 1978. Jürgen Schriewer: K., E. In: NDB 13, 1982, S. 36-38. - Ralf Noltensmeier/Edgar Weiss: Über E. K. Kiel 1992. - Ernst Hofer: Nationalsozialismus und Pädagogik. Umfeld und Entwicklung der Pädagogik E. K.s. Würzburg 1997. Kries, Johannes (Adolf) von, * 6. 10.1853 Roggenhausen bei Graudenz, t 30.12.1928 Freiburg/Breisgau. K., Sohn eines Amtsrats und Domänenpächters, studierte Medizin in Halle und Leipzig, wo er sich 1878 für Physiologie habilitierte. Seit 1880 war er a. o., 1883-1924 o. Prof. der Physiologie an der Univ. Freiburg/Breisgau. K. beschäftigte sich vor allem mit der Sinnesphysiologie und der physikalischen Physiologie. Seinen größten Erfolg erzielte er mit seinen Forschungen zum Farbempfinden. Er führte außerdem die Begriffe des Tages- und Dämmerungssehens ein. Mit Willibald Nagel gelang ihm 1896/97 die Unterscheidung von Prot- und Deuteranopie (Rot- und Grünblindheit). Neben seiner medizinischen Arbeit widmete sich K. erkenntnistheoretischen Fragen, insbesondere der Urteilslehre. Er veröffentlichte u.a. Über den Begriff der objektiven Möglichkeit (1888), Über die materiellen Grundlagen der Bewußtseinserscheinung (1901), Logik. Grundzüge einer kritischen und formalen Urteilslehre (1916) und Allgemeine Sinnesphysiologie (1923). K. war seit 1882 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und seit 1911 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Aus seiner „Freiburger Schule" gingen bedeutende Physiologen hervor, u. a. Ernst Mangold. WEITERE WERKE: Die Principien der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Freiburg 1886,21927. - Immanuel Kant und seine Bedeutung für die Naturforschung der Gegenwart. Berlin 1924. - J. v. K. ISelbstdarstellungl. In: Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Louis Ruyter Radcliffe Grote. Bd. 4. Leipzig, 1925. LITERATUR: J. v. K. Festgabe zum 70. Geburtstag. Berlin 1923. - Wilhelm Trendelenburg: J. v. K. zum Gedenken. In: Münchner Medizinische Wochenschrift 76 (1929) S. 922-924. - Heinz Walter: K., J. v. In: NDB 13, 1982, S. 46-47.

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Kristeller, Paul Oskar, eigentl. Gräfenberg, * 22.5.1905 Berlin, t 7.7. 1999 New York. K.s Vater Oskar Gräfenberg, ein wohlhabender Geschäftsmann aus Göttingen, erlag am Tag der Geburt seines Sohnes einem Herzschlag. Die gebildete Mutter Alice Magnus, von angesehener jüdischer Herkunft, brach alle Beziehungen zur Familie ihres Mannes ab und heiratete sechs Jahre später den Industriellen und Witwer Heinrich Kristeller, dessen Namen K. - seit 1919 auch offiziell - annahm. Die Familie gehörte der Berliner „Reform-Synagoge" an; sie war nicht zionistisch gesinnt, beachtete aber die hohen jüdischen Feiertage. Von 1914 bis 1923 besuchte K. das humanistische Mommsen-Gymnasium; dazu erhielt er Privatunterricht in englischer und französischer Konversation und im Klavierspiel, das er bis zur Konzertreife erlernte. 1926, als Student in Marburg, spielte er mit Karl —>Löwith und HansGeorg Gadamer Trio; im Hause -> Heidegger musizierte er regelmäßig zum Dessert. 1923-28 studierte K. in Heidelberg, Berlin, Marburg und Freiburg Philosophie, Mathematik und Geschichte bei Heinrich —> Rickert, Karl -»Jaspers, Ernst -»Cassirer, Edmund —»Husserl, Martin —» Heidegger und Ernst —» Hoffmann, bei dem er 1928 promoviert wurde (Der Begriff der Seele in der Ethik des Platin, 1929). Da Hoffmann es ablehnte, neben Raymond Klibansky einen weiteren Juden zu habilitieren, schloß K. ein Studium der klassischen Philologie bei Werner —> Jaeger und Eduard Norden in Berlin an (Staatsexamen 1931) und begann danach, eine Habilitation bei Heidegger vorzubereiten. Die Judengesetze von 1933 erzwangen den Abbruch der Arbeit. Unter dem Schutz des faschistischen Kultusministers Giovanni Gentile konnte K. sie seit 1934 in Pisa fortsetzen und abschließen, ehe ihn die italienischen Rassengesetze von 1938 auch aus Italien vertrieben. Erst an der Yale University in New Haven, dann, seit 1939, in New York, wo er an der Columbia University bis zu seiner Pensionierung 1973, zuletzt als Frederick J. E. Woodbridge Professor, lehrte und bis zu seinem Tod lebte, fand K. ein anfangs karges Asyl. Hier heiratete er 1940 seine Jugendfreundin Edith Lind aus Hamburg. Hier erst konnte er seine Habilitationsschrift Die Philosophie des Marsilio Ficino, 1943 in englischer Übersetzung veröffentlichen, ehe sie 1953 im italienischen Original und endlich 1972 in der deutschen Erstfassung gedruckt wurde. Auf der Grundlage seiner deutschen Ausbildung in Italien zum angesehenen Gelehrten gereift, wurde K. in den USA zum großen Initiator und Mentor der Renaissanceforschung, der weit über die fachlichen Grenzen der Philosophie und die nationalen Grenzen der USA hinaus historische Exaktheit und methodische Strenge im Umgang mit der Renaissance durchsetzte. Exemplarisch war seine Erschließung des Renaissance-Platonismus in seinen Wurzeln und Ergebnissen, wegweisend seine Verknüpfung des Renaissance-Humanismus mit der mittelalterlichen Scholastik, unerschöpflich die Vielfalt der durch Quellenstudium gewonnenen neuen Informationen und Einsichten. Mit seinem sechsbändigen Katalog humanistischer Handschriften in und außerhalb Italiens (her Italicum, 1963-91), seiner Liste der Latin Manuscript Books (41993) und den von ihm initiierten Untersuchungen zur lateinischen Übersetzungs- und Kommentartradition antiker Autoren in Mittelalter und Renaissance (Catalogus Translationum et Commentariorum, 1960 ff.) schuf er Standardinstrumente der Forschung. WEITERE WERKE: Supplementum Ficinianum. Florenz 1937. - Studies in Renaissance Thought and Letters. 3 Bde., Rom 1956-93. - Renaissance Thought. 2 Bde., New York 1961-65. - Eight Philosophers of the Italian Renaissance.

Krüger Stanford 1964 (dt. 1986). - Humanismus und Renaissance. Hrsg. v. Eckhard Keßler. 2 Bde., München 1974-76. LITERATUR: James Hankins u.a. (Hrsg.): Supplementum festivum. Binghamton (N. Y.) 1987. - Margaret L. King: her Kristellerianum. In: Renaissance Quarterly 47 (1994) S. 907-29. Eckhard Keßler Kronenberg, Moritz, Pseud. Montanus, Philalethes, * 3.4.1865 Vlotho (Westfalen), t 21.9.1935 Berlin. Der Sohn eines Lehrers studierte an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Leipzig. Zum Dr. phil. promoviert, arbeitete er 1890-97 als Erzieher und übernahm anschließend die Schriftleitung der Wochenschrift „Ethische Kultur" in Berlin. Seit 1903 war er als freier Schriftsteller tätig. K„ der dem Vorstand der neoidealistischen Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur angehörte, veröffentlichte u.a. Kant (1897, 61922), Geschichte des deutschen Idealismus (2 Bde., 1909-12) und Der politische Gedanke (4 Tie., 1922-27). WEITERE WERKE. Herder's Philosophie nach ihrem Entwicklungsgang und ihrer historischen Stellung. Heidelberg 1889. - Moderne Philosophen. Porträts und Charakteristiken. München 1899. - Ethische Präludien. München 1905. Die All-Einheit. Grundlinien der Welt- und Lebensanschauung im Geiste Goethes und Spinozas. Stuttgart 1924. Kroner, Richard (Jacob), * 8.3. 1884 Breslau, t 2.11. 1974 Mammern (Kt. Thurgau). K., Sohn eines Gynäkologen, studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Breslau, Berlin, Heidelberg und Freiburg/Breisgau, wo er bei Heinrich —»Rickert 1908 mit der Arbeit Über logische und ästhetische Allgemeinheit promoviert wurde, in der er sich mit ->Husserls Phänomenologie auseinandersetzte. 1910 gehörte K. zu den Gründern der philosophischen Zeitschrift „Logos", die er bis 1938 herausgab. 1912 habilitierte er sich mit einer naturphilosophischen Schrift (Zweck und Gesetz der Biologie). Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg setzte er seine Studien in Freiburg/Breisgau bei Ricken und anschließend bei Husserl fort. 1919 zum a. o. Prof. ernannt, ging er 1924 als o. Prof. der Philosophie an die TH nach Dresden, wo er mit Paul -> Tillich Freundschaft schloß, 1928 nach Kiel. 1930-34 war K. Erster Vorsitzender des „Internationalen Hegel-Bundes". 1935 wurde er von seinen amtlichen Pflichten entbunden. K. emigrierte 1938 nach Großbritannien, 1939 in die USA, lehrte von 1941 bis zu seiner Emeritierung 1952 Religionsphilosophie am Union Theological Seminary in New York und übernahm dann Lehraufträge an der Temple University in Philadephia. K. stand unter dem Einfluß des südwestdeutschen Neukantianismus. Mit der Philosophiegeschichte Von Kant bis Hegel (2 Bde., 1921-24, 21961, Nachdruck 1977) lieferte er einen zentralen Beitrag zum Neuhegelianismus. K. veröffentlichte ferner Kulturphilosophische Grundlegung der Politik (1931), Speculation and revelation in the history of philosophy (3 Bde., 1957-61) und Freiheit und Gnade (1969). WEITERE WERKE: Zweck und Gesetz in der Biologie. Eine logische Untersuchung. Tübingen 1913. - Kants Weltanschauung. Tübingen 1914. - Die Selbstverwirklichung des Geistes. Prolegomena zur Kulturphilosophie. Tübingen 1928. - The Religious Function of Imagination. New Haven 1941. - How Do We Know God. New York/London 1943. Culture and Faith. Chocago 1951. - Selbstbesinnung: Drei Lehrstunden. Tübingen 1958. - Between Faith and Thought. New York 1966. LITERATUR: Werner Flach: K. und der Weg von Kant bis Hegel. Die systematischen Voraussetzungen der K.sehen Kantkritik. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 12 (1958) S. 554-579. - John Emory Skinner: Self and world. The

religious philosophy of R. K. Philadelphia 1962 (mit Bibliographie). - Friedbert Holz: K., R. In: NDB 13, 1982, S. 84-86. - Walter Asmus: R. K. (1884-1974). Ein Philosoph und Pädagoge unter dem Schatten Hitlers. Frankfurt/ Main u.a. 1990, 21993. - Otto Pöggeler: „Eine nötige Erinnerung an R. K." In: Archiv für Geschichte der Philosophie 74 (1992) S. 203-213. - Jendris Alwast: K., R. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 9. Neumünster 1991, S. 191-196. Krüger, Felix, * 10.8. 1874 Posen, t 25.2. 1948 Basel. K. studierte Philosophie, Geschichte, Wirtschaftslehre und Physik an den Universitäten Straßburg, Berlin, München und Leipzig und wurde 1898 in München zum Dr. phil. promoviert (Der Begriff des absolut Wertvollen als Grundbegriff der Moralphilosophie). Anschließend arbeitete er in Wilhelm -»Wundts Institut für experimentelle Psychologie in Leipzig, seit 1899 am Physiologischen Institut der Univ. Kiel, wo er sich 1903 habilitierte (Das Bewußtsein der Konsonanz). K., der experimentelle Studien auf dem Gebiet der Tonpsychologie betrieb, entwickelte eine vieldiskutierte „Differenztheorie der Konsonanz". 1906 folgte er einem Ruf nach Buenos Aires, kehrte 1909 nach Leipzig zurück und wechselte im folgenden Jahr an die Univ. Halle. 1917 wurde er als Nachfolger Wundts o. Prof. in Leipzig, wo er die sogenannte „Zweite Leipziger Psychologenschule" auf der Grundlage der „Genetischen Ganzheits- und Strukturpsychologie" begründete. Seit 1935 Rektor der Univ., geriet K., zunächst scharfer Nationalsozialist, in Konflikt mit der nationalsozialistischen Politik, wurde abgesetzt und 1938 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. 1945 ging er nach Basel. K. veröffentlichte u.a. Über Entwicklungspsychologie (1915), Über psychische Ganzheit (1926), Das Wesen der Gefühle (1928) und Lehre von dem Ganzen (1948). WEITERE WERKE: Zur Philosophie und Psychologie der Ganzheit. Hrsg. v. Eugen Heuss. Berlin u.a. 1953. LITERATUR: Rudolf Odebrecht: Gefühl und Ganzheit. Der Ideengehalt der Psychologie F. K.s. Berlin 1929. - Onko Buss: Die Ganzheitspsychologie F. K.s. München 1934. Albert Wellek: Die Wiederherstellung der Seelenwissenschaft im Lebenswerk F. K.s. Hamburg 1950. - Udo Undeutsch: K., F. In: NDB 13, 1982, S. 99-100. - Ulfried Geuter: Das Ganze und die Gemeinschaft. Wissenschaftliches und politisches Denken in der Ganzheitspsychologie F. K.s. In: Carl F. Graumann (Hrsg.): Psychologie im Nationalsozialismus. Berlin u.a. 1985, S. 55-88. Krüger, Gerhard, * 30. 1. 1902 Wilmersdorf (heute zu Berlin), t 14.2. 1972 Baden-Baden. K. studierte Philosophie an den Universitäten Jena, Tübingen und Marburg, wo Paul -»Natorp, Nicolai —> Hartmann und Martin —»Heidegger seine Lehrer waren, und wurde 1925 promoviert (Kants Lehre von der Sinnesaffektion). 1929 habilitierte er sich in Marburg (Philosophie und Moral in der komischen Kritik, 1931, 21967), wurde 1940 als o. Prof. der Philosophie nach Münster und 1946 nach Tübingen berufen. Seit 1952 lehrte K. in Frankfurt /Main, wo er bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie, Geschichtsphilosophie und Metaphysik innehatte. Er veröffentlichte u. a. Einsicht und Leidenschaft. Das Wesen des platonischen Denkens (1939, 61992), Freiheit und Weltverwaltung (1958) und Grundfragen der Philosophie. Geschichte, Wahrheit. Wissenschaft (1958). K. gab Hauptwerke von —> Leibniz heraus. Er war der Vater von Lorenz WEITERE WERKE: Eros und Mythos bei Plato. Frankfurt/ Main 1978. LITERATUR: Einsichten. G. K. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Klaus Oehler und Richard Schaeffler. Frankfurt/ Main 1962

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Krüger (mit Bibliographie). - Hans-Georg Gadamer: G. K. In: Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Ingeborg Schack. Marburg 1977, S. 299-307 (mit Bibliographie). - Richard Schaeffler. K., G. In: NDB 13, 1982, S. 104. Krüger, Lorenz, * 3.10.1932 Marburg, t 29.9.1994 Göttingen. Der Sohn des Philosophen Gerhard —> K. wurde 1959 in Heidelberg zum Dr. rer. nat. promoviert und war 1961/62 Gastforscher am Weizman Institute in Israel. Anschließend studierte er Philosophie in Berlin und Hamburg (u. a. bei Dieter Henrich und Carl Friedrich von Weizsäcker) und habilitierte sich 1972 mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit über John Locke in Göttingen für Philosophie (Der Begriff des Empirismus). K. war 1972 Gastprofessor an der Univ. Berkeley (USA), 1973-81 Prof. an der Univ. Bielefeld, 1981-86 an der Freien Univ. Berlin und danach in Göttingen. In Berlin war er wissenschaftlicher Leiter des „Zentrums für Wissenschaftsgeschichte und -theorie", das als Keimzelle für das neugegründete Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte dienen sollte, zu dessen Gründungsdirektor K. berufen war. Eine schwere Krankheit hinderte ihn, diese Aufgabe zu einem Ende zu bringen. K. bemühte sich um eine Rehabilitierung des Empirismus und hatte als Wissenschaftstheoretiker Anteil an der philosophischen Vermittlung der Ideen von Thomas S. Kühn in Deutschland. K. war Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Er schrieb u. a. Rationalismus und Entwurf einer universalen Logik bei Leibniz (1969) und gab The Probabilistic Revolution (2 Bde., 1987) heraus. LITERATUR: Hans-Peter Krüger: Zum Tode des Philosophen L. K. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 42 (1994) S. 1099-1102. - Erhard Scheibe: L. K. 3. Oktober 1932 - 29. September 1994. In: Philosophie naturalis 33 (1996) S. 177-186. - Memorial Symposium for L. K. Berlin, 25. September 1995, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Berlin 1996.

lehre oder Aesthetik (1810), System der praktischen Philosophie (3 Bde., 1817-19), Handbuch der Philosophie und der philosophischen Literatur (2 Bde., 1820/21, 21828, Nachdruck 1969) und Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, nebst ihrer Literatur und Geschichte (5 Bde., 1827-29, 21832-38, Nachdruck 1969 und 1970). Seine unter dem Pseudonym Urceus erschienene Autobiographie Meine Lebensreise (1825, 2I842) wurde später ergänzt durch Leipziger Freuden und Leiden im Jahre 1830 oder das merkwürdigste Jahr meines Lebens (1831). WEITERE WERKE: Kleine philosophische Schriften. Leipzig 1796. - Aphorismen zur Philosophie des Rechts. Jena/ Leipzig 1800. - Philosophie der Ehe. Ein Beitrag zur Philosophie des Lebens für beide Geschlechter. Leipzig 1800 (anonym). - Bruchstücke aus meiner Lebensphilosophie. Berlin/Stettin 1800/01. - Entwurf eines neuen Organons der Philosophie oder Versuch über die Principien der philosophischen Erkenntniß. Meißen/Lübben 1801. Nachdruck Brüssel 1969. - De poetica philosophandi ratione. Leipzig 1809. Grundlage zur einer neuen Theorie der Gefühle und des sogenannten Gefühlsvermögens. Königsberg 1823. - Gesammelte Schriften. 12 Bde., Braunschweig/Leipzig 1830-41. Der neue Pythagoras. Leipzig 1836. - Commentationes academicae partim ad theologian) partim ad philosophiam huiusque imprimis historiam spectantes. Leipzig 1838. - Drei Beiträge zur Philosophie des 19. Jahrhunderts. Leipzig 1839. LITERATUR: Alfred Fiedler: Die staatswissenschaftlichen Anschauungen und die politisch-publizistische Tätigkeit des Nachkantianers W. T. K. Diss. Dresden 1933. - Ludwig Hasler: Gesunder Menschenverstand und Philosophie. Vom systematischen Sinn der Auseinandersetzung Hegels mit W. T. K. In: Hegel-Jahrbuch 1977/78, S. 239-248. - Friedbert Holz: K., W. T. In: NDB 13, 1982, S. 114-115. - Adolf Kemper: Gesunder Menschenverstand und transzendentaler Synthetismus. W. T. K. Philosoph zwischen Aufklärung und Idealismus. Münster 1988 (mit Bibliographie).

Krug, Wilhelm Traugott, Pseud. Urceus, Kantaros, Beatus Lucifer, * 22.6. 1770 Radis bei Wittenberg, t 12. 1.1842 Leipzig. K., Sohn eines Gutspächters, studierte nach dem Besuch der Fürstenschule in Pforta Theologie und Philosophie in Wittenberg (bei Franz Volkmar —> Reinhard), legte 1791 das Magisterexamen ab und setzte das Studium in Jena (bei Karl Leonhard —»Reinhold) und Göttingen fort. 1794 habilitierte er sich in Wittenberg (De pace interphilosophos) und wurde Adjunkt der Philosophischen Fakultät. 1801 ging er als a. o. Prof. der Philosophie nach Frankfurt/Oder, wo er Wilhelmine Zenge, die ehemalige Verlobte Heinrich von Kleists, heiratete und seine anonym veröffentlichten Briefe über die Perfektibilität der geoffenbarten Religion (1795) Anstoß erregten. Seit 1805 als Nachfolger -> Kants in Königsberg, lehrte er 1809-34 an der Univ. Leipzig, zu deren Rektor er 1813 und 1830 gewählt wurde und um deren Reform er sich verdient machte (Entwurf zur Wiedergeburt der Universität Leipzig und anderer Hochschulen, welcher ihr mehr oder weniger ähnlich sind, 1829). Durch das Studium der kritischen Schriften Kants geprägt, distanzierte sich K. vom Deutschen Idealismus (Briefe über die Wissenschaftslehre, 1800; Briefe über den neuesten Idealismus, 8101, Nachdruck 1968). Er vertrat einen von ihm als Weiterentwicklung der Transzendentalphilosophie Kants aufgefaßten „transzendentalen Synthetizismus". K. verfaßte zahlreiche Schriften philosophischen, theologischen, politischen, juristischen und enzyklopädischen Inhalts. Zu seinen Hauptwerken zählen Fundamentalphilosophie oder urwissenschaftliche Grundlehre (1803, 31827, Nachdruck 1968), System der theoretischen Philosophie (3 Bde., 1806-10, 41833), Geschmacks-

Kühne, Lothar, * 10.9.1931 Bockwitz (Lauchhammer), t 7.11.1985 Heiligendamm. K., Sohn eines Maschinenschlossers, war 1947-49 Funktionär der Freien Deutschen Jugend, studierte danach an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät in Halle, 1952-57 Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin (u. a. bei Wolfgang -»Heise), besuchte auch kunstwissenschaftliche Vorlesungen und wurde 1966 promoviert (Zu erkenntnistheoretischen und ästhetischen Problemen der Architekturtheorie). Nach dem Studium lehrte er bis 1979 im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium und arbeitete dann an der Sektion Marxistisch-leninistische Philosophie der Humboldt-Universität in Berlin. 1971 wurde er zum Prof. für dialektischen und historischen Materialismus berufen. K. beschäftigte sich mit architekturtheoretischen Fragen, industrieller Formgestaltung, Ästhetik und der Theorie menschlicher Individualität und der Lebensweise. Er veröffentlichte u. a. Gegenstand und Raum. Über die Historizität des Ästhetischen (1981, 21988). Ob K., der in der Ostsee ertrank, Selbstmord beging, ist ungewiß. WEITERE WERKE: Haus und Landschaft. Aufsätze. Dresden 1985. LITERATUR: Michael Brie/Karin Hirdina (Hrsg.): Im memoriam L. K. Von der Qual, die staatssozialistische Moderne zu leben. Berlin 1993 (mit Texten von L. K. und Bibliographie). - Achim Trebeß: Martin Seel und L. K. Eine ausgebliebene Ost-West-Diskussion zum Verhältnis von Natur und Ästhetik. In: Ästhetik und Kommunikation 30 (1999), Heft 106,5. 107-117.

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Kühn Kühnemann, Eugen, * 28.7. 1868 Hannover, t 12.5. 1946 Fischbach/Riesengebirge. K., Sohn eines Geheimen Regierungsrats, studierte Philosophie, Archäologie und Literaturgeschichte an den Universitäten Marburg, München, Berlin und Göttingen (Promotion 1889, Die Kantischen Studien Schillers und die Komposition des „Wallenstein"), habilitierte sich 1895 für Philosophie an der Univ. Marburg (Kants und Schillers Begründung der Ästhetik) und wurde dort 1901 a. o. Professor. 1903 wurde er Rektor der neugegründeten Akademie in Posen und folgte 1906 einem Ruf als Ordinarius für Philosophie an die Univ. Breslau. K. wurde 1909 Prof. an der Harvard University in Cambridge und übernahm 1912 die Carl-Schurz-Professur an der University of Wisconsin in Madison. 1917 kehrte er nach Breslau zurück. Seit 1928 Präsident der Gesellschaft für deutsches Schrifttum, hielt er 1931/32 auf Einladung der Carl-Schurz-Memorial Foundation Philadelphia Vorträge über deutsches Geistesleben, die er mit nationalsozialistischer Propaganda verband. K. wurde 1935 an der Univ. Breslau emeritiert und betätigte sich danach als Vortragsredner. Er veröffentlichte u. a. Herders Leben (1895,31927), Grundlehren der Philosophie. Studien über Vorsokratiker, Sokrates und Plato (1899), Schiller (1905, 71927), Deutschland und Amerika (1917, 918), Kant (2 Bde., 1923/24) und Goethe (2 Bde., 1930). K. gab Werke -»Herders sowie philosophische Schriften und Gedichte —> Schillers heraus. WEITERE WERKE: Herders Persönlichkeit in seiner Weltanschauung. Berlin 1893. - Sokrates und die Pädagogik. Marburg 1901. - Über die Grundlagen der Lehre des Spinoza. Halle 1902. - Die Philosophie Schillers. 1905. - Aus dem Weltreich des deutschen Geistes. München 1914, 21926. E. K. ISelbstdarstellungj. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 6. Leipzig 1927, S. 1-36. - Mit unbefangener Stirn. Mein Lebensbuch. Heilbronn 1937. LITERATUR: Festschrift für E. K. zum 28.7.1928. Hrsg. v. Alfred Mann. Breslau 1928. - E. K. In: Monatshefte 38 (1946). - Friedbert Holz: K., E. In: NDB 13, 1982, S. 205-206. - Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. Külpe, Oswald, * 3.8. 1862 Kandau bei Tukkum (Kurland), t 30.12.1915 München. K., Sohn eines Notars, studierte Geschichte, Philologie, experimentelle Psychologie und Philosophie in Leipzig, Berlin und Göttingen und wurde 1887 promoviert (Zur Theorie der sinnlichen Gefühle). 1888 habilitierte er sich in Leipzig (Die Lehre vom Willen in der neueren Psychologie) und war 1887-94 Assistent Wilhelm —>Wundts am dortigen Institut für experimentelle Psychologie. 1894 übernahm er den Würzburger Lehrstuhl für Philosophie und Ästhetik und gründete 1896 ein Institut für experimentelle Psychologie, das mit Untersuchungen zur Denkpsychologie internationale Anerkennung fand („Würzburger Schule"). 1909 wurde er Prof. an der Univ. Bonn, 1914 in München; an beiden Universitäten gründete er Institute nach dem Würzburger Vorbild. K., der sich seit 1898 von positivistischen, sich an Ernst —» Mach anlehnenden Auffassungen abwandte und sich zum kritischen Realisten wandelte, untersuchte die aktuelle Intentionalität durch die unmittelbare Deskription von Denkprozessen und das Denkerleben. Er veröffentlichte u. a. Grundriß der Psychologie, auf experimenteller Grundlage dargestellt (1893), Einleitung in die Philosophie (1895, I2 1928), Die Philosophie der Gegenwart in Deutschland (1902, 61914), Immanuel /if (1907, 3 1912) und Die Realisierung. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften (Bd. l, 1912; Bd. 2-3, aus dem Nachlaß herausgegeben von August -»Messer, 1920-23).

WEITERE WERKE: Erkenntnistheorie und Naturwissenschaft. Leipzig 1910. - Vorlesungen über Psychologie. Hrsg. v. Karl Bühler. Leipzig 1920, 21922. - Grundlagen der Ästhetik. Hrsg. v. Siegfried Behn. Leipzig 1921. - Vorlesungen über Logik. Hrsg. v. Otto Selz. Leipzig 1923. LITERATUR: Clemens Baeumker: [Nekrolog und Schriftenverzeichnis]. In: Jahrbuch der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1916. München 1916, S. 73-107. Martin Grabmann: Der kritische Realismus O. K.s und der Standpunkt der aristotelisch-scholastischen Philosophie. In: Philosophisches Jahrbuch 29 (1916) S. 333-369. - Wolfhart Henckmann: O. K.s Beitrag zu einer Erkenntnistheorie der Zeichen. In: Klaus D. Dutz/Peter Schmitter (Hrsg.): Historiographia Semioticae. Studien zur Rekonstruktion der Theorie und Geschichte der Semiotik. Münster 1985, S. 69-132. Karl Leidlmair: Induktive Metaphysik: O. K. (1862), Erich Becher (1882-1929) und Aloys Wenzl (1887-1967). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 147-158. - Steffi Hammer: Denkpsychologie - Kritischer Realismus. Eine wissenschaftshistorische Studie zum Werk O. K.s. Frankfurt/Main u.a. 1994. - Wolfhart Henckmann: K.s Konzept der Realisierung. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 197-208. Kühn, Helmut, * 22.3. 1899 Lüben (Schlesien), t 2.10.1991 München. K. schloß sein Studium an den Universitäten Breslau und Innsbruck 1923 in Breslau mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Begriff des Symbolischen in der deutschen Ästhetik bis Schiller) und ging dann nach Berlin. In den folgenden Jahren studierte er klassische Philologie, publizierte einige Arbeiten zur Ästhetik, bearbeitete im Auftrag der Kant-Gesellschaft -»Eislers Kant-Lexikon und habilitierte sich 1930 für Philosophie (Die Kulturfunktion der Kunst, 2 Bde., 1931). 1935 wurde K. die Lehrbefugnis entzogen. 1937 in die USA emigriert, wurde er Gastprofessor an der University of North Carolina in Chapel Hill, 1940 a.o., 1942 o.Prof. der Philosophie sowie 1947 Inhaber des Emory-Lehrstuhls an der University of Georgia in Atlanta. Daneben betätigte er sich politisch u. a. als Vortragsredner vor deutschen Kriegsgefangenen. 1949 kehrte er als o.Prof. der Philosophie an der Univ. Erlangen nach Deutschland zurück und war 1953-66 o.Prof. der Philosophie in München, 1953-58 Direktor des Instituts für Amerikanistik an der Univ. sowie 1961-71 Rektor der Hochschule für Politische Wissenschaften. K. befaßte sich mit griechischer Philosophie, Ästhetik, Metaphysik und politischer Philosophie. Er war Herausgeber der „Epimeleia. Beiträge zur Philosophie" sowie Mitherausgeber der „Zeitschrift für Politik", der „Philosophischen Rundschau" und der „Zeitschrift für philosophische Forschung". Nach 1945 gehörte K. zu den wichtigsten Erneuerern der Philosophie in Deutschland, insbesondere der Politischen Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Sokrates. Ein Versuch über den Ursprung der Metaphysik (1934, 2 1959), Wesen und Wirken des Kunstwerks (1960), Schriften zur Ästhetik (1966, hrsg. und Nachwort von Wolfhart Henckmann) und Der Staat (1967). WEITERE WERKE: A History of Esthetics. (Mit Katharine Everett Gilbert). New York 1939. London 31956. - Freedom Forgotten and Remembered. Chapel Hill 1942. - Begegnung mit dem Nichts. Ein Versuch über die Existenzphilosophie. Tübingen 1950. - Begegnung mit dem Sein. Meditationen zur Metaphysik des Gewissens. Tübingen 1954. Romano Guardini. Der Mensch und das Werk. München 1961. - Das Sein und das Gute. München 1962. - Traktat über die Methode der Philosophie. München 1966. - Die wahre Tragödie. Platon als Nachfolger der Tragiker. Hildesheim/New York 1970. - H. K. [Selbstdarstellung]. Philo-

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Kühn sophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 3. Hamburg 1977, S. 236-283. LITERATUR: Wolfhart Henckmann: Schriftenverzeichnis von H. K. 1965-1978. Zum 80. Geburtstag zusammengestellt. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 33 (1979) S. 443-454. - Ders.: Erkenntnis und Entscheidung. Über die Begründung von H. K.s Philosophie der ontologischen Affirmation. In: Philosophisches Jahrbuch 75 (1968) S. 430-437. - Fritz Kaufmann: Ethik und Metaphysik - Betrachtungen zu H. K.s .Begegnung mit dem Nichts' und .Begegnung mit dem Sein'. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 10 (1956) S. 279-286. - Epimeleia. Die Sorge der Philosophie um den Menschen. Festschrift H. K. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Franz Wiedmann. München 1964 (mit Bibliographie). - Anodos. Festschrift für H. K. Hrsg. v. Rupert Hofmann u.a. Weinheim 1989 (mit Bibliographie). Kühn, Johannes Evangelista von, * 20.2.1806 Wäschenbeuren bei Schwäbisch Gmünd, t 8.5.1887 Tübingen. Seit 1826 Student der Philosophie, Theologie, Mathematik und Physik in Tübingen (Dr. phil.) und Stipendiat des Wilhelmsstifts, setzte K., Sohn eines Metzgers und Gastwirtes, nach der Priesterweihe 1831 seine Studien an der Univ. München fort und wurde 1832 Prof. der neutestamentlichen Exegese an der Univ. Gießen. Seit 1837 war er Prof. der neutestamentlichen Exegese, 1839-82 der Dogmatik an der Univ. Tübingen, 1860/61 deren Rektor. 1847 wurde erzürn Bischof von Rottenburg gewählt, jedoch vom König nicht akzeptiert und ernannt. 1848-52 Abgeordneter im württembergischen Landtag, wurde K. 1856 ständiges Mitglied des Staatsgerichtshofs und 1868 der Kammer der Standesherren in Württemberg. Als einer der bedeutendsten Theologen der kath. Tübinger Schule geriet er mit seiner Ablehnung der Neoscholastik zugunsten einer anthropologisch ausgerichteten Geschichtsphilosophie in zunehmenden Widerspruch zur offiziellen Linie des Vatikan. Als K.s Hauptwerk gilt seine Katholische Dogmatik (3 Bde., 1846-68), die er nach innerkirchlicher Kritik nicht vollendete. WEITERE WERKE: Jacobi und die Philosophie seiner Zeit. Mainz 1834. - Über Glauben und Wissen, mit Rücksicht auf extreme Ansichten und Richtungen der Gegenwart. Tübingen 1839. - Philosophie und Theologie. Tübingen 1860. Die christliche Lehre von der göttlichen Gnade. Tübingen 1868. LITERATUR: Franz Wolfinger: Der Glaube nach J. E. v. K. Wesen, Formen, Herkunft, Entwicklung. Göttingen 1972 (mit Bibliographie). - Hans-Günther Turk: Der philosophisch-theologische Ansatz bei J. E. K. Frankfurt/ Main u.a. 1979. - Adrian Brants: Erkenntnis und Freiheit. Rekonstruktion der philosophisch-theologischen Erkenntnislehre J. E. K.s. Frankfurt u.a. 1989. - Hubert Wolf: Ketzer oder Kirchenlehrer? Der Tübinger Theologe J. v. K. (1806-1887) in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Mainz 1992 (mit Bibliographie). - Markus Oelsmann: J. E. v. K. Vermittlung zwischen Philosophie und Theologie in Auseinandersetzung mit Aufklärung und Idealismus. Würzburg 1997 (mit Bibliographie). Kuntze, Friedrich, * 20.4.1881 Nordhausen, t 28. 1. 1929 Nordhausen. K., Sohn eines Malzfabrikanten, studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften in Lausanne, Berlin und Freiburg/Breisgau, wurde 1904 bei Heinrich —»Rickert promoviert (Das Problem der Objektivität bei Kant) und habilitierte sich 1911 mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit (Die Philosophie Salomon Maimons, 1912) an der Univ. Berlin für Philosophie. Im Ersten Weltkrieg zunächst Offizier der Kavallerie, schied er später aus dem

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Frontdienst aus und wurde militärischer Leiter der Abteilung Statistik im Kriegsministerium. 1918 kehrte er an die Univ. Berlin zurück und wurde später a. o. Professor. Seit seiner Dissertation befaßte sich K. mit -» Kant und der Frage nach der Möglichkeit objektiver Erkenntnis und setzte sich u. a. mit den Arbeiten Salomon -»Maimons und Hermann -»Friedmanns auseinander. Er postulierte das sogenannte „Analogieprinzip" der Erkenntnis (u. a. Von den neuen Denkmitteln der Philosophie, 1928). WEITERE WERKE: Die kritische Lehre von der Objektivität. Heidelberg 1906. - Denkmittel der Mathematik im Dienste der exakten Darstellung erkenntiskritischer Probleme. Berlin 1912. - Die Technik der geistigen Arbeit. Heidelberg 1921, 4 1923. - Erkenntnistheorie. München 1927. - Der morphologische Idealismus. Seine Grundlagen und seine Bedeutung. München 1929. LITERATUR: Hans Sveistrup: F. K. t. In: Kant-Studien 34 (1929) S. 291-299. - Friedbert Holz: K., F. In: NDB 13, 1982, S. 305-306. Kunz, Hans, * 24.5.1904 Trimbach (Kt. Solothurn), t 27.4. 1982 Basel. K., Sohn eines Fabrikanten, studierte Rechtswissenschaft in Basel, seit 1927 Psychologie, Philosophie und Psychiatrie in Heidelberg und Basel, wurde 1934 promoviert (Zur Phänomenologie und Analyse des Ausdrucks, 1938) und trat in das von Paul —»Häberlin geleitete Anthropologischen Instituts der Stiftung Lucerna ein. 1945 habilitierte er sich für Psychologie und philosophische Anthropologie an der dortigen Universität, an der er seit 1951 als Prof. lehrte. 1947 gründete er gemeinsam mit Alexander Mitscherlich und Felix Schottlaender die Zeitschrift „Psyche" und redigierte bis 1975 die deutschsprachige Ausgabe der „Studia Philosophica". K. bediente sich der Methode der vorurteilsfreien Deskription, lehnte methodischen Reduktionismus ab und veröffentliche phänomenologische Untersuchungen (u.a. Die anthropologische Bedeutung der Phantasie, 2 Bde., 1946). Weitere Studien entstanden in Auseinandersetzung mit Martin -» Heidegger, Ludwig -> Klages, Ludwig Binswanger, Helmuth —» Plessner und der Psychoanalyse. K. betätigte sich auch als Botaniker; elf Arten, Unterarten und Varietäten der europäischen Flora sind nach ihm benannt. WEITERE WERKE: Über den Sinn und die Grenzen des psychologischen Erkennens. Stuttgart 1957. - H. K. [Selbstdarstellung]. In: Psychologie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz, Werner Traxel und Ernst G. Wehner. Bd. 1. Bern u.a. 1972, S. 126-158. LITERATUR: Max Herzog: Tod und Bewußtsein. Versuch einer Darstellung der These vom Todesursprung des Geistes in der philosophischen Anthropologie von H. K. Bern u. a. 1983. Kym, Andreas Ludwig, * 30.3.1822 Berlingen (Kt. Thurgau), t 1.5.1900 Zürich. K. studierte Philosophie, wurde 1846 in Berlin promoviert (De juris notione Spinozae) und habilitierte sich in Zürich mit der Arbeit Hegels Dialectik in ihrer Anwendung auf die Geschichte der Philosophie (1849). Seit 1850 war er a. o. Prof., 1857-1900 o. Prof. der Philosophie an der dortigen Universität. K. war ein Anhänger von Friedrich Adolf —»Trendelenburg und vertrat einen „theistischen Monismus" sowie eine organisch-teleologische Weltanschauung. Er veröffentlichte u.a. Metaphysische Untersuchungen (1875). WEITERE WERKE: Die Weltanschauungen und deren Consequenzen. Zürich 1854. - Das Problem des Bösen. München 1878. - Über die menschliche Seele, ihre Selbstrealität und Fortdauer. Berlin 1890. LITERATUR: Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986.

Lambert Laas, Ernst, * 16.6.1837 Fürstenwalde/Spree, t 25.7. 1885 Straßburg. L., Sohn eines Schneidermeisters, studierte zunächst Theologie, dann unter Friedrich Adolf —> Trendelenburg Philosophie an der Univ. Berlin, wurde 1859 zum Dr. phil. promoviert ( Aristotelis in ethicis principium quid velit et valeat) und war seit 1861 Gymnasiallehrer in Berlin. 1872 wurde er o. Prof. der Philosophie an der Univ. Straßburg. Sein philosophisches Hauptwerk ist Idealismus und Positivismus (3 Bde., 1879-84), in dem er gegenüber dem namentlich auf Platon und —> Kant zurückgeführten „Idealismus" einen an Protagoras, David Hume und John Stuart Mill sich anschließenden „positivistischen" Standpunkt vertritt, für den die Erfahrungstatsachen die einzigen Grundlagen allen Erkennens und Wissens darstellen. Als Pädagoge machte sich L. vornehmlich durch seine Arbeiten Der deutsche Aufsatz in den obem Gymnasialklassen (1868; '1894-98, 2 Tie.) und durch Der deutsche Unterricht auf höhern Lehranstalten (1872, 21882) verdient. WEITERE WERKE: Die Pädagogik des Johannes Sturm. Berlin 1872. - Kants Analogien der Erfahrung. Eine kritische Studie über die Grundlagen der theoretischen Philosophie. Berlin 1876. - Kant's Stellung in der Geschichte des Conflicts zwischen Glauben und Wissen. Berlin 1882. Reprint Ann Arbor 1980. - Literarischer Nachlaß. Hrsg. v. Benno Kerry. 3 Bde., Wien 1887. LITERATUR: Rudolf Hanisch: Der Positivismus von E. L. Halle 1902. - Dragischa Gjurits: Die Erkenntnistheorie des E. L. Diss. Leipzig 1902. - Katharina Awakowa-Sakijewa: Die Erkenntnistheorie von E. L. Diss. Zürich 1916. - Nikolaus Koch: Das Verhältnis der Erkenntnistheorie von E. L. zu Kant. Ein Beitrag zur Geschichte des Positivismus in Deutschland. Würzburg 1940. - Friedbert Holz: L., E. In: NDB 13, 1982, S. 359-360. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. Lakebrink, Bernhard, * 5.8.1904 Asseln bei Paderborn, t 7.2. 1991 Paderborn. L. studierte Rechtswissenschaft und Philosophie in Bonn, München und Freiburg/Breisgau, wurde 1930 promoviert (Das Wesen der theoretischen Notwendigkeit unter besonderer Berücksichtigung der kantischen und ihrer modernen Interpretation [Natorp, Heidegger}) und unterrichtete anschließend an verschiedenen Gymnasien. 1954 habilitierte er sich in Köln (Das Verhältnis von Thomismus und Hegelschem Denken) und war 1961-72 als Nachfolger Max Müllers o. Prof. der Philosophie in Freiburg/Breisgau. L.s Hauptinteresse galt dem Verhältnis von neuzeitlichem Denken (Dialektik -» Hegels) und mittelalterlicher Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Der lateinische Gedanke und die deutsche Subjektivität (1946), Hegels dialektische Ontotogie und die thomistische Analektik (1955, 21968), Klassische Metaphysik (1967), Die Europäische Idee der Freiheit. Band I: Hegels Logik und die Tradition der Selbstbestimmung (1968) und Kommentar zu Hegels Logik in seiner „Enzyklopädie" von 1830 (2 Bde., 1979-85). WEITERE WERKE: Neue Bildung. Die Überwindung des modernen Nominalismus. Bonn 1946. - Studien zur Metaphysik Hegels. Freiburg/Breisgau 1969. - Perfectio omnium perfectionum. Cittä del Vaticano 1984. - Die Wahrheit in Bedrängnis. Stein am Rhein 1986. LITERATUR: Gegenwart und Tradition. Festschrift für B. L. Hrsg. v. Cornelio Fabro. Freiburg/Breisgau 1969. Lakmann, Nikolaus, auch Lakemann, * um 1415 Danzig, t 16. 11.1479Breslau. L. trat vermutlich noch in Danzig in den Franziskanerorden ein, studierte 1433/34 im Ordensstudium in Magdeburg, wurde 1443/44 an der Univ. Erfurt immatrikuliert

und 1446 zum Dr. theol. promoviert. Von 1461 bis zu seinem Tod war er Provinzialmeister der sächsischen Ordensprovinz. L. zählte zu den bedeutendsten Systematikern der Erfurter Barfüßerschule. Er verfaßte Traktate (u.a. Tractatus de formalitatibus, 1442), einen Sentenzenkommentar und Quaestiones. LITERATUR: Ludger Meier: N. L. OFM und die Erfurter Predigttätigkeit um die Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Franziskanische Studien 25 (1938) S. 166-177. - Ders.: Die Barfüßerschule zu Erfurt. Münster 1958. - Christine Michler: L., N. In: VL 5, 1985, Sp. 487-489. Lambert von Heerenberg, auch Lambertus de Monte Domini, * um 1430 's-Heerenberg (Gem. Bergh, Prov. Gelderland), t 17.4.1499 Köln. L. studierte seit 1450 an der Univ. Köln, erwarb 1454 den Grad eines Magister artium, 1467 den eines Magister theologiae und wurde 1473 zum Dr. theol. promoviert. 1455-73 war er Prof. in der Artistenfakultät, 1473-99 städtischer Prof. der Theologie und 1478/79 Rektor der Univ. Köln. Von 1480 bis zu seinem Tod hatte er das Amt des Rektors der Montaner-Burse inne. 1460-80 war er Kanoniker an St. Aposteln, seit I486 Kanoniker an St. Andreas in Köln. L. zählt zusammen mit —»Heinrich von Gorkum und Gerhard ter Steghen zu den Hauptfiguren des Thomismus an den deutschen Universitäten des 15. und 16. Jahrhunderts. Er verfaßte umfangreiche Kommentare zur Logik, Psychologie, Physik und Naturphilosophie des Aristoteles sowie Lehrbücher u. a. zu den Summulae logicales des Petrus Hispanus, die in erster Linie Lehrzwecken an der Montaner-Burse dienten. WEITERE WERKE: Copulata pulchenrima atque optima super octo libros Phisicorum Arestotelis cum textu. Köln 1489-94. - Copulata super libros De anima Arestotelis cum textu. Köln 1492. LITERATUR: Hans Gerhard Senger: Was geht L. v. H. die Seligkeit des Aristoteles an? In: Miscellanea medievalia 15 (1982) S. 293-311. - Ders.: L. v. H. In: NDB 13, 1982, S. 433-435. - Götz-Rüdiger Tewes: Die Bursen der Kölner Artisten-Fakultät bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Köln u.a. 1993. Lambert, Johann Heinrich, getauft 26. (?)8. 1728 Mülhausen (Elsaß), t 25.9.1777 Berlin. Als Sohn eines hugenottischen Schneiders fand L. unter den damaligen gesellschaftlichen Bedingungen nur mühevoll Anerkennung, auf dem Wege über vorwiegend autodidaktische Aneignung von Bildung und moderner Wissenschaft, als Sekretär, Hauslehrer, Reisebegleiter. Die Suche nach angemessener wissenschaftlicher Tätigkeit führte ihn durch weite Teile Europas, in Deutschland u. a. nach Göttingen, Augsburg, München und Leipzig, ehe er 1765 Mitglied der Berliner Akademie und schließlich 1770 preuß. Oberbaurat wurde. Übertriebene Religiosität und Exzentrizität in Kleidung und Umgangsformen machten L. zu einer vielfach aufsehenerregenden Persönlichkeit. Das wissenschaftliche Werk vom L. ist weitgefächert und umfaßt mehr als 150 Publikationen. In der Mathematik verdankt man ihm die Entwicklung der Funktionen Tangens und Tangens hyperbolicus in Kettenbrüche, den Beweis der Irrationalität von e und (1767). L. leistete bedeutende Beiträge zur Theorie der Parallellinien und zur nichteuklidischen Geometrie, die allerdings erst postum erschienen und u.a. von Friedrich Engel und Paul Stäckel in ihrer Theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss (1895) gewürdigt wurden. Weitere mathematische Themen von L. betreffen Zahlentheorie, Goniometrie, Trigonometrie und Kartographie. L. dürfte als erster die Bedingungen für winkeltreue

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La Mettrie bzw. flächentreue Kartenprojektionen formuliert haben. Eine die späteren darstellenden und projektiven Geometrien eng berührende und deren Ergebnisse vorwegnehmende Publikation Die freye Perspektive oder Anweisung, jeden perspektivischen Aufriss von freyen Stücken und ohne Grundriss zu verfertigen (1759) erlangte einige Verbreitung und sollte zugleich eine Konstruktionshilfe für bildende Künstler abgeben. Als umfangreichste mathematische Publikation erschienen 1765-72 die Beyträge zum Gebrauch der Mathematik und deren Anwendung, eine Sammlung vermischten Inhalts in vier Bänden. L.s Beiträge zur Astronomie und insbesondere zur Kosmologie machten seinen Namen weithin bekannt. Neben seinen Studien über die Kometenbahnen waren es insbesondere seine Cosmologischen Briefe über die Einrichtung des Weltbaues (1761, Neuausgabe 1979), die Aufsehen erregten. Sie wurden in mehrere Sprachen übersetzt und verbanden exakte Wissenschaft mit kühnen Spekulationen. So erkannte L. die Milchstraße als eine Ansammlung von Tausenden von Sonnen und damit als astronomische Einheit höherer Ordnung, behauptete aber zugleich, daß sogar die Kometen und überhaupt das ganze Universum von menschenähnlichen Lebewesen bewohnt seien. Ferner war L. ei ner der Begründer des „Berliner Astronomischen Jahrbuchs oder Ephemeriden", das in der Folgezeit eine zentrale Rolle in der Kommunikation auf astronomischem Gebiet spielen sollte. Zahlreiche physikalische Arbeiten L.s stellten sich das Ziel, objektive, vom Sinneseindruck unabhängige Meßmethoden einzuführen und mathematische Gesetzmäßigkeiten aufzustellen. So erschien 1760 eine Photometria sive de mensura et gradibus luminis, colorum et umbrae mit klassisch gewordenen Experimenten (u. a. über Lichtstärke und Leuchtkraft). Es folgten eine Hydrometrie (1774/75) und 1779 eine Pyrometrie oder vom Maasse des Feuers und der Wärme. In seinen philosophischen Hauptwerken Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung von Irrthum und Schein (1764, Neuausgabe 1990) und Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntnis (1771) strebte L. eine methodologische Verallgemeinerung seiner philosophischen und wissenschaftstheoretischen Ansichten an, wobei Logik und symbolische Bezeichnungen unter Bezug auf —» Leibniz eine wesentliche Rolle spielten. Jedoch erfuhren seine philosophischen Positionen zwischen dem Rationalismus -> Wolffs und dem Kritizismus -»Kants bis in jüngste Zeit höchst unterschiedliche Beurteilungen. Im Jahr 1752 begann L. sein Monatsbuch, in dem er, bis zu seinem Tod, die von ihm monatlich gemachten Entdeckungen und Hauptthemen seiner Studien festhielt. WEITERE WERKE: Schriften zur Perspektive. Hrsg. v. Max Steck. Berlin 1943. - Opera mathematica. Hrsg. v. Andreas Speiser. 2 Bde., Zürich 1946-48. - Philosophische Schriften. Hrsg. v. Hans-Werner Arndt. Nachdruck Hildesheim 1965 ff. - J. H. L.s deutscher gelehrter Briefwechsel. Hrsg. v. Johann Bernoulli. 5 Bde., Berlin 1781-87. LITERATUR: Max Steck: Bibliographia Lambertiana. Hildesheim 1970. - Ders.: Der handschriftliche Nachlaß von J. H. L. (1728-1777). Basel 1977. - Robert Zimmermann: L., der Vorgänger Kants. Wien 1879. - Johannes Lepsius: J. H. L. Eine Darstellung seiner kosmologischen und philosophischen Leistungen. München 1881. - Otto Baensch: J. H. L.s Philosophie und seine Stellung /u Kant. Tübingen 1902. Nachdruck Hildesheim 1978. - Christoph J. Scriba: J. H. L. In: DSB, Bd. 7, 1973, S. 595-600. - Norbert Hinske: Stellenindex zu J. H. L. 4 Bde., Stuttgart 1983-87. P. Schreiber: J. H. L. In: Lexikon bedeutender Mathematiker. Leipzig 1990, S. 270-271. - Gesine Leonore Schiewer:

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Cognitio symbolica. L.s semiotische Wissenschaft und ihre Diskussion bei Herder, Jean Paul und Novalis. Tübingen 1996. Hans Wußing La Mettrie, Julien Offray de, Pseud. Aletheius Demtrius, * 25.12.1709 Saint-Malo (Frankreich), t 11. 11.1751 Berlin. Ausgebildet am College de Coutance, am College de Caen und am College d'Harcourt, wo er seinen Maltre es-Arts machte, begann La M., Sohn eines wohlhabenden Textilhändlers, am College du Plessis Philosophie und Theologie zu studieren. 1728 nahm er in Paris das Studium der Medizin auf, wurde 1733 promoviert, setzte sein Studium bei dem latrochemiker Herman Boerhaave in Leiden fort und ließ sich 1734 als Arzt in Saint-Malo nieder. Er übersetzte Boerhaaves wichtigste Arbeiten ins Französische und begann selbst, medizinische Arbeiten zu verfassen. 1742 ging er als Sanitätsoffizier und Leibarzt des Due de Grammont nach Paris, den er als Militärarzt bei dessen Feldzügen nach Süddeutschland und Holland im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieg begleitete. Nachdem seine 1745 erschienenen Arbeiten La Volupte und Histoire Naturelle de l'Ame (21747) 1746 in Paris öffentlich verbrannt worden waren, ebenso wie die nachfolgende Satire gegen seinen eigenen Stand, Politique du Medecin de Machiavel, floh La M. nach Leiden. Anfang 1748 mußte er nach Veröffentlichung von L'Homme Machine (1747, auf 1748 vordatiert) auch die Niederlande verlassen und folgte einer Einladung —» Friedrichs des Großen auf Vermittlung von —»Maupertuis nach Berlin, wurde dessen Arzt und Vorleser, nahm an der königlichen Tafelrunde in Sanssouci teil und fand Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften. In seiner zweiten großen, als Einleitung einer Seneca-Übersetzung getarnten Exilschrift Discour sur le Bonheur (1748), die auch unter dem Titel Anti-Seneque, ou Le Souverain Bien (1750) erschien, entwickelte La M. seine Theorie von der Unnatürlichkeit jeglichen Scham- und Schuldgefühls. La M. verfaßte zahlreiche medizinische Werke (u. a. Dissertation sur les Maladies Veneriennes, 1735; Tratte du Vertige, 1737; Lettres sur An de conserver la Sante & de prolonger la Vie, 1738) und historische Schriften, die ihm wegen ihres atheistischmaterialistischen Inhalts und aufgrund seiner Polemiken gegen den Ärztestand heftige Anfeindungen eintrugen und zum Teil verbrannt wurden. Sein Hauptwerk L'homme machine (dt. Der Mensch eine Maschine), in dem La M. den Menschen als eine sich selbst steuernde, mit mechanischen Prinzipien erklärbare Maschine bezeichnet, hat die französische Aufklärung und insbesondere den Materialismus stark beeinflußt. 1752 ließ Friedrich II. den von ihm selbst verfaßten Eloge du Sieur de La Mettrie in der Berliner Akademie verlesen. WEITERE WERKE: Essai sur l'Esprit et les Beaux-Esprits. Amsterdam 1742. - Essais sur le Raisonnement. o. O. [Paris] 1744. - Saint Cosme venge. Strasbourg 1744. - L'HommePlante. Potsdam 1748. Amsterdam 1753. Republished with introduction and notes bei Francis L. Rougier. New York 1936. - Ouvrage de Penelope ou Machiavel en Medecine. 3 Bde., 1748-50. - Epitre ä M.clle A. C. P. ou la Machine Terrassee. . . [Berlin] 1749. Dt.: Die zu Boden gestürzte Maschine. Oder: Glaubwürdige Nachricht von dem Leben und sonderbaren Enden des berühmten Arztes de la M. Frankfurt 1750. - L'Art de Jouir. Cythere [Berlin] 1751. Dt.: Die Kunst, die Wollust zu empfinden. Cythera [Berlin] 1751. - (Euvres Philosophiques. 2 Bde., Londres [Berlin] 1751 [recte 1750]. - La Venus Metaphysique oü Essai sur l'Origine de l'Ame Humaine. Berlin 1752. - (Euvres Philosophiques. 2 Bde., Berlin 1774. Neudruck Paris 1987. Hildesheim/New York 21988. - (Euvres Philosophiques. Nouvelle Edition. 3 Bde., Berlin/Paris 1796. - Die Satiren des

Landauer Herrn Maschine. Ein Beitrag zur Philosophie - und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1913. - CEuvres Philosophiques. 2 Bde., Texte revu par Francine Markovits. Paris 1987. LITERATUR: Roger E. Stoddard: J. O. de La M. 1709-1751. A Bibliographical Inventory. Together with a facsimile reprint of La M.'s long-lost thesis, Epistolaris de vertigine dissertatio (Rennes, 1736). Köln 2000. - Leo Mendel: La M. Arzt, Philosoph und Schriftsteller (1709-1751). Vergessenes und Aktuelles. Leipzig 1965. - Kathleen Anne Wellmann: J. O. de La M. Medicine, philosophy, and enlightenment. Durham/London 1992. - Birgit Christensen: Ironie und Skepsis. Das offene Wissenschafts- und Weltverständnis bei J. O. de La M. Würzburg 1996 (mit Bibliographie). - Claude Morilhat: La M., un materialisme radical. Paris 1997. - Ursula P. Jauch: Jenseits der Maschine. Philosophie, Ironie und Ästhetik bei J. O. de La M. (1709-1751). München/Wien 1998 (mit Bibliographie). Lamprecht, Karl Gotthard, * 25.2. 1856 Jessen (Prov. Sachsen), t 10.5.1915 Leipzig. Der Pastorensohn und Absolvent von Schulpforta studierte Geschichte in Göttingen und Leipzig (bei Wilhelm Röscher), wurde 1878 mit einer wirtschaftsgeschichtlichen Arbeit promoviert und habilitierte sich 1880 an der Univ. Bonn. Bereits fünf Jahre später veröffentlichte er den ersten Band seines durch den rheinischen Industriellen Gustav Mevissen geförderten Werks Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter (4 Bde., 1885/86), das trotz vereinzelter Kritik anerkennende Aufnahme fand und L.s Ruf als Wirtschaftshistoriker begründete. Der Berufung an die Univ. Marburg/Lahn 1890 folgte 1891 diejenige auf einen Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte an der Univ. Leipzig. Als Reaktion auf die beiden ersten Bände seiner Deutschen Geschichte (16 Bde. und 3 Ergänzungsbände, 1891-1901) entzündete sich der die deutsche Geschichtswissenschaft seit 1893 heftig bewegende „Methodenstreit" (Lamprechtstreit). L.s Versuch, der an der Jahrhundertwende vielfach diagnostizierten Grundlagenkrise der Geisteswissenschaften angesichts der Herausforderungen durch die Naturwissenschaften dadurch zu begegnen, daß er in Anlehnung an die Psychologie die Existenz historischer Regelmäßigkeiten behauptete, die er als „sozialpsychische Gesetzmäßigkeiten" und als „Formen kultureller Vergesellschaftung" charakterisierte, stieß auf vehemente Ablehnung bei der Mehrheit der Fachkollegen, allen voran Georg von Belows. Wie Friedrich —»Meinecke und Felix Rachfahl erhob Below den Vorwurf des historischen Materialismus gegen L.; andere Kritiker wie Otto Hintze, Max -»Weber oder Ernst -»Troeltsch anerkannten L.s Zielsetzung als wichtig, kritisierten aber die methodisch oberflächliche Durchführung. L.s methodischer Neuansatz war vom englischen und französischen Positivismus des ausgehenden 19. Jh. geprägt; mit diesem verband er den Versuch einer Neubestimmung auch des Gegenstandsbereiches historischer Forschung. Gegen die bis dahin gehandhabte Form der Geschichtsschreibung setzte er eine Auffassung von Kulturgeschichte, die die Totalität sozialer, wirtschaftlicher, politischer und geistiger Erscheinungen erfassen sollte. Damit stand er in einer Tradition deutscher Kulturgeschichtsschreibung, die bis auf Johann Gottfried -»Herder zurückreicht. Innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft wurde L. seit der Jahrhundertwende immer mehr zum Außenseiter; im Ausland genoß er dagegen hohe Anerkennung. Aufgrund seiner wissenschaftsorganisatorischen Fähigkeiten hat L. die Institutionalisierung landesgeschichtlicher Forschung ebenso vorangebracht wie diejenige der allgemeinen Geschichtsforschung (u. a. Gründung des Kgl. Sächsischen Instituts für Kulturund Universalgeschichte an der Univ. Leipzig, Gründung der „Versammlung Deutscher Historiker" 1894). Politisch

den Nationalliberalen nahestehend, näherte sich L. seit der Jahrhundertwende imperialistischem und Machtstaatsdenken bei gleichzeitig wachsender Distanz zu den Alldeutschen. L.s wissenschaftliche Anregungen wirkten in der sozialgeschichtlich arbeitenden Landesgeschichtsschreibung bzw. historischen Landeskunde fort. WEITERE WERKE: Ausgewählte Schriften zur Wirtschaftsund Kulturgeschichte und zur Theorie der Geschichtswissenschaften. Hrsg. v. Herbert Schönebaum. Aalen 1974. LITERATUR: Luise Schorn-Schütte: K. L. Kulturgeschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Politik. Göttingen 1984. - Roger Chickering: K. L. A German Academic Life. New Jersey 1993. Luise Schorn-Schütle Landauer, Gustav, * 7.4. 1870 Karlsruhe, t 2.5.1919 München. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns studierte 1888-92 Germanistik und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Straßburg ohne Abschluß. Von 1891 bis 1917 in Berlin wohnhaft, danach in Krumbach (Bayerisch-Schwaben), und zweimal verheiratet, in zweiter Ehe mit der Lyrikerin Hedwig Lachmann, verdiente L. den Lebensunterhalt seiner Familie hauptsächlich mit freiberuflicher Publizistik (Essayistik, Rezensionen, Theaterkritiken, Übersetzungen) und als Vortragsredner. In Berlin beteiligte sich L. an der Gründung der „Neuen Freien Volksbühne", deren Träger mit der oppositionellen, 1891 aus der SPD ausgeschlossenen Gruppe der „Jungen" teilweise identisch waren. Von 1893 bis 1897 gehörte er der Redaktion der Zeitschrift „Der Sozialist" an und wurde rasch zu einem führenden Vertreter der anarchistischen Richtung. 1893/94 (elf Monate) und 1899/1900 (sechs Monate) mußte er wegen politisch begründeter Delikte Gefängnisstrafen verbüßen. Charakteristisch für das Denken des hochgebildeten L. war die Integration ganz unterschiedlicher Ansätze und ihre Verarbeitung in einer eigenwilligen Synthese. In seiner Jugend stark von Friedrich —»Nietzsche beeindruckt (siehe den autobiographisch geprägten Roman Der Todesprediger, 1893), sich zur deutschen Kulturnation bekennend und daneben zunehmend die spirituellen Elemente des Judentums betonend, beschäftigte sich L. u.a. mit Shakespeare (Shakespeare, 2 Bde., 1920), —»Goethe und den Romantikern sowie mit der mittelalterlichen Mystik Meister —»Eckharts, den er ins Deutsche übersetzte (erschienen 1903). In Anknüpfung an die Sprachkritik Fritz -» Mauthners (Skepsis und Mystik, 1903) wollte L. „begriffliche Wissenschaft" um ästhetische und nichtrationale Dimensionen erweitern und so das Denken und Empfinden der Menschen revolutionieren. L.s Anarchismus war unter dem Einfluß Kropotkins und Tolstois hauptsächlich ethisch begründet, allgemein auf die Menschheit statt auf die Klasse der Lohnarbeiter bezogen, entschieden gewaltlos und „kultursozialistisch" orientiert. Nicht auf die Eroberung der Staatsmacht, revolutionär oder reformerisch, sollte das Augenmerk der Sozialisten gerichtet sein, sondern auf die „regeneratio" menschlicher und sozialer Strukturen als Wiederherstellung des Gemeinschaftlichen durch „Bünde der Freiwilligkeit", in denen die Synthese von Freiheit und Gebundenheit erneuert werden sollte, welche L. im christlichen Spätmittelalter bereits einmal verwirklicht glaubte (Die Revolution, 1907). In kleinen solidarischen und herrschaftsfreien Gemeinschaften, „sozialistischen Dörfern", könnte die neue Ordnung bereits unter den Bedingungen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung partiell und exemplarisch verwirklicht werden (Aufruf zum Sozialismus, 1911). Seit 1908 wieder verstärkt politisch aktiv (Gründung des „Sozialistischen Bundes"), blieb L. im Ersten Weltkrieg in deutlicher Distanz zum militärischen Nationalismus. Mitte November 1918 kam er der Bitte des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) nach, in München für die Revolution zu wirken, und wurde dort zu einer der

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Landgrebe zentralen Gestalten der radikalen Münchner Szene. In der ersten Bayerischen Räterepublik (7.-13.4.1919) fungierte er als „Volksbeauftragter" für Kultusangelegenheiten. Am 1.5.1919 verhaftet, wurde L. am 2.5. bei seiner Einlieferung ins Zentralgefängnis Stadelheim von Freikorpssoldaten gelyncht. WEITERE WERKE: Macht und Mächte. Novellen. Berlin 1903. - Der werdende Mensch. Aufsätze über Leben und Schrifttum. Hrsg. v. Martin Buber. Potsdam 1921. - Beginnen. Aufsätze über Sozialismus. Hrsg. v. Martin Buber. Köln 1924. - G. L. und die Revolutionszeit 1918/19. Die politischen Reden, Erlasse und Briefe L.s aus der NovemberRevolution 1918/19. Hrsg. v. Ulrich Linse. Berlin 1974. G. L. Sein Lebensgang in Briefen. Hrsg. v. Martin Buber. 2 Bde., Frankfurt/Main 1929. - G. L. Werkausgabe. Angelegt auf 8 Bde., zuerst erschienen Bd. 3. Hrsg. v. Gert Mattenklott/Hanna Delf von Wolzogen. Berlin 1997. LITERATUR: Ruth Link-Salinger (Hyman): G. L. Philosopher of Utopia. Indianapolis 1977. - Siegbert Wolf: G. L. zur Einführung. Hamburg 1988. - Leonhard M. Fiedler u. a. (Hrsg.): G. L. (1870-1919). Eine Bestandsaufnahme zur Rezeption seines Werkes. Frankfurt/New York 1995. - Michael Matzigkeit (Hrsg.): „...die beste Sensation ist das Ewige..." G. L. - Leben, Werk und Wirkung. Düsseldorf 1995. Hanna Delf/Gert Mattenklott (Hrsg.): G. L. im Gespräch. Symposium zum 125. Geburtstag. Tübingen 1997. Peter Brandt Landgrebe, Ludwig, * 9.3.1902 Wien, t 14.8.1991 Köln. L., Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1921 Philosophie, Geschichte, Geographie und Kunstgeschichte in Wien und Freiburg/Breisgau, wo er 1928 promoviert wurde (Wilhelm Diltheys Theorie der Geisteswissenschaften). 1923-30 war L. Edmund -»Husserls Privatassistent, lebte seit 1933 in Prag, wo er sich 1935 an der Deutschen Univ. habilitierte (Nennfunktion und Wortbedeutung. Eine Studie über Martys Sprachphilosophie, 1934) und ging 1939 nach Löwen, um die Ordnung und Transkription der Manuskripte Husserls weiterzuführen, wurde jedoch nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien 1940 verhaftet und in ein Lager in Sudfrankreich verbracht. Nach zwei Monaten entlassen, war er bis Kriegsende in Hamburg kaufmännisch tätig. 1945 Dozent an der dortigen Univ., wurde er 1947 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Kiel und war 1956-71 o. Prof. und Direktor des Husserl-Archivs in Köln. Seit 1951 arbeitete L. in der von der Studiengemeinschaft der Evangelischen Akademien in Deutschland einberufenen Marxismus-Kommission mit, deren Vorsitz er 1956 gemeinsam mit Richard Nürnberger übernahm. 1966 wurde er Mitglied der RheinischWestfälischen Akademie der Wissenschaften. Ausgehend von Martin -»Heideggers Daseinsanalytik, befaßte sich L. mit phänomenologischen Analysen von Gesellschaft und Geschichte. Er veröffentlichte u. a. Phänomenologie und Metaphysik (1949), Philosophie der Gegenwart (1952, 21957), Der Weg der Phänomenologie (1963, 41971), Phänomenologie und Geschichte (1968) und Der Streit um die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie (1975). WEITERE WERKE: Was bedeutet uns heute Philosophie? Hamburg 1948,21954. - Über einige Grundfragen der Philosophie der Politik. Köln/Opladen 1969. - Selbstdarstellung. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 128-169. - Faktizität und Individuation. Studien zu den Grundfragen der Phänomenologie. Hamburg 1982. LITERATUR: Karl Ulmer: Weltverständnis und Sprache. L. L. zum 65. Geburtstag. In: Hans-Georg Gadamer (Hrsg.): Das Problem der Sprache. Mücnhen 1967, S. 277-292. Walter Beimel (Hrsg.): Phänomenologie heute. Festschrift für L. L. Den Haag 1972. - Ulrich Claesges/Klaus

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Held (Hrsg.): Perspektiven transzendental-phänomenologischer Forschung. Für L. L. zum 70. Geburtstag. Den Haag 1972. - Stefano Poggi: Filosofia della vita, fenomenologia ed existenzialismo in L. L. In: Rivista di fllosofia 64 (1973) S. 232-256. Landmann, Michael, * 16.12. 1913 Basel, t 25.1.1984 Haifa (Israel). Das Studium der Philosophie schloß L. 1939 in Basel mit der Promotion ab (Der Sokratismus als Wertethik), habilitierte sich 1949 in Mainz (Problematik. Nichtwissen und Wissensverlangen im philosophischen Bewußtsein) und war 1951-80 Prof. der Philosophie an der Freien Univ. Berlin. Später übersiedelte er nach Haifa, wo er eine Abteilung für allgemeine europäische Geistesgeschichte an der Univ. einrichtete. Bekannt wurde L. vor allem durch seine Veröffentlichungen zur Anthropologie (u. a. Philosophische Anthropologie, 1955, 31968; Der Mensch als Schöpfer und Geschöpf der Kultur, 1961), die er als Grundlagendisziplin der Geisteswissenschaft mit dem Begriff der Kultur verband. Später veröffentlichte er vorwiegend vernunftkritische Studien. WEITERE WERKE: Elenktik und Maieutik. Bonn 1950. - Erkenntnis und Erlebnis. Berlin 1951. - Creatura creatrix. Ursprünge und Zielsetzungen der philosophischen Anthropologie. Berlin 1962. - Die absolute Dichtung. Essays zur philosophischen Poetik. Stuttgart 1963. - Pluralität und Antinomie. Kulturelle Grundlagen seelischer Konflikte. München/ Basel 1963. LITERATUR: Der Mensch als geschichtliches Wesen. Anthropologie und Historie. Festschrift für M. L. Hrsg. v. Klaus-Jürgen Grundner, Peter Krausser und Heinrich Weiss. Stuttgart 1974. - Hans-Joachim Hupe: „Werde, der du sein willst". Kreativität und Teleologie in der Kulturanthropologie M. L.s. Bonn u.a. 1991. Landsberg, Paul (Ludwig), auch Paul Riehen, * 3.12. 1901 Bonn, t 2.4.1944 Konzentrationslager Oranienburg. L., Sohn eines Rechtshistorikers, studierte Philosophie an den Universitäten Freiburg/Breisgau (bei Edmund -^Husserl und Martin -»Heidegger) und Köln (bei Max -»Scheler), wo er 1923 promoviert wurde (Wesen und Bedeutung der platonischen Akademie. Eine erkenntnissoziologische Untersuchung). 1928 habilitierte er sich an der Univ. Bonn für Philosophie (Augustinus. Studien zur Geschichte seiner Philosophie) und war als Privatdozent tätig. Als ihm 1933 die Lehrbefugnis entzogen wurde, war er bereits emigriert. In Frankreich fand er Anschluß an die Personalistenschule um Emmanuel Mounier, ging 1934 nach Spanien und lehrte an den Universitäten Barcelona und Santander, kehrte jedoch bei Ausbruch des Bürgerkriegs nach Paris zurück. Er war aktiv an der „Volksfrontbewegung" beteiligt und arbeitete mit Willi Münzenberg in dessen „Union Franco-Allemande" zusammen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs moderierte L. die deutschen Nachrichten bei Radio Paris, floh 1940 nach Lyon und lebte später einige Zeit in Pau unter dem Namen Paul Richert. Im März 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Oranienburg deportiert, wo er an Tuberkulose starb. L. beschäftigte sich mit der Erkenntnis- und Wissenssoziologie, wobei er philosophisches Wissen auf einer „inneren Erfahrung" begründet verstand. Die philosophische Anthropologie war für ihn keine Einzeldisziplin der Philosophie, sondern Philosophie schlechthin. L. veröffentlichte u. a. Die Welt des Mittelalters und wir. Ein geschichtsphilosophischer Versuch Ober den Sinn eines Zeitalters (1922, 31925), Einführung in die philosophische Anthropologie (1934,21960) und Die Erfahrung des Todes (1937; Nachdruck 1973, erweitert um die Übersetzung einer Studie L.s über den Selbstmord). WEITERE WERKE: Pascals Berufung. Bonn 1929.

Lange LITERATUR: Roland Marwitz: Der junge L. In: Hochland 40 (1947/48) S. 164-169. - John M. Österreicher: Walls are Crumbling. Seven Jewish People Discover Christ. New York 1952. - Eduard Zwierlein: Die Idee einer philosophischen Anthropologie bei P. L. L. Zur Frage nach dem Wesen des Menschen zwischen Selbstauffassung und Selbstgestaltung. Würzburg 1989. - Karl Albert: L.s Deutung des Mittelalters und die Idee einer konservativen Revolution. In: Ders.: Philosophische Studien. Bd. 4: Philosophie der Sozialität. St. Augustin 1992, S. 193-203. - Ders.: Philosophische Anthropologie und Sozialphilosophie bei P. L. L. Ebd., S. 204-218 (Erstveröffentlichung in: Zeitschrift für philosophische Forschung 27, 1973, S. 582-594). - Philosophie im Schatten von Auschwitz. Edith Stein - Theodor Lessing Walter Benjamin - P. L. L. Dettelbach 1995, S. 97-120. Landshut, Siegfried, * 7.8.1897 Straßburg, t 6.12.1968 Hamburg. Der Sohn eines Architekten studierte seit 1919 Rechtswissenschaften in Freiburg/Breisgau, Nationalökonomie und Soziologie in Frankfurt/Main und wurde 1921 zum Dr. rer. pol. promoviert. Anschließend wandte sich L. in Freiburg dem Studium der Philosophie zu, studierte in Köln und Heidelberg Soziologie und war 1926 am Institut für Auswärtige Politik in Hamburg und seit 1927 am Sozialökonomischen Seminar der Univ. Hamburg tätig. 1933 scheiterte er wegen seiner jüdischen Herkunft mit seiner Habilitationsschrift in Hamburg, emigrierte nach Frankreich, dann nach England und Ägypten und war 1936-38 Research Fellow an der Univ. Jerusalem. 1940-45 leitete er eine englische Rundfunkstation, betreute 1945-48 deutsche Kriegsgefangenenlager in Ägypten und wurde 1951 auf den neuerrichteten Lehrstuhl für die Wissenschaft von der Politik in Hamburg berufen. Daneben vertrat er bis 1953 kommissarisch den Lehrstuhl für Soziologie und die Leitung des Seminars für Sozialwissenschaften. 1963-65 war L. Präsident der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Seine Gesammelten Beiträge zur Politik und Soziologie erschienen 1968. Wichtig war seine Ausgabe der Frühschriften von Karl —>Marx (1953). LITERATUR: Rainer Nicolaysen (Hrsg.): Polis und Moderne. S. L. in heutiger Sicht. Mit ausgewählten Dokumenten zur Biographie. Berlin u.a. 2000. Langbehn, (August) Julius, genannt „Der Rembrandtdeutsche", * 26.3. 1851 Hadersleben, t 30.4.1907 Rosenheim. L., Sohn eines Gymnasialkonrektors, studierte in Kiel, seit 1872 in München Naturwissenschaften und Philologie, wechselte nach Kunststudien in Italien 1875 zur Archäologie und wurde 1880 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1885 lebte L. vorwiegend in Dresden, wo er in engem Kontakt zu Ferdinand Avenarius stand, an dessen „Kunstwart" er mitarbeitete. Großes Aufsehen erregte sein 1890 anonym erschienenes zeit- und kulturkritisches, an -»Nietzsche und Lagarde anknüpfendes Werk Rembrandt als Erzieher. Von einem Deutschen (^WS), in dem er Materialismus, Intellektualismus, Wissenschaft und Modernismus als auf die deutsche Kultur zerstörerisch wirkende Elemente verurteilte. Mit der Propagierung von Verinnerlichung, Idealismus und Bodenständigkeit erzielte er enorme Breitenwirkung und beeinflußte die deutsche Jugend- und Heimatkunstbewegung. 1892 übersiedelte er nach Ober-St. Veit bei Wien, nachdem ihm wegen der als pornographisch denunzierten 40 Lieder von einem Deutschen (1891) eine Gerichtsverhandlung drohte, befaßte sich vor allem mit der kam. Mystik und konvertierte 1900 zum kath. Bekenntnis; davon sind auch die späteren Auflagen seines Rembrandt-Buches beeinflußt. Seit 1893 bestand ein Freundschaftsbund mit Momme Nissen. Seit 1902 lebte L. wieder in München.

WEITERE WERKE: Niederdeutsches. Ein Beitrag zur Völkerpsychologie. Hrsg. v. Benedikt Momme Nissen. Buchenbach-Baden 1926. - Deutsches Denken. Gedrucktes und Ungedrucktes vom Rembrandtdeutschen. Stuttgart 1933, 21942. - Der Geist des Ganzen. Zum Buch geformt von Benedikt Momme Nissen. Freiburg/Breisgau 1930. LITERATUR: Benedikt Momme Nissen: Der Rembrandtdeutsche J. L. Freiburg/Breisgau 1929. - Fritz Stern: Kulturpessimismus als politische Gefahr. Bern/Stuttgart 1963, S. 127-220. - Helmut Ibach: L., J. In: NDB 13, 1982, S. 544-546. - Bernd Behrendt: Zwischen Paradox und Paralogismus. Weltanschauliche Grundzüge einer Kulturkritik in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts am Beispiel A. J. L. Frankfurt/Main u.a. 1984. - Arnolf Niethammer: Gemeinschaft, Volk und Staat innerhalb eines Teilzusammenhanges der Kunsterziehungsbewegung (L. und Lichtwark). In: Pädagogische Rundschau 40 (1986) S. 193-219. Doris Mendlewitsch: Volk und Heil. Vordenker des Nationalsozialismus im 19. Jahrhundert. Rheda-Wiedenbrück 1988, S. 74-115. Lange, Friedrich Albert, * 28.9.1828 Wald (heute zu Solingen), t 21.11. 1875 Marburg/Lahn. L. lebte seit 1841 in Zürich, studierte dort und in Bonn Philosophie, Theologie und Philologie und wurde 1851 zum Dr. phil. promoviert (Quaextiones metricae). 1852-55 unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Köln, habilitierte sich 1855 in Bonn und war als Privatdozent für Philosophie und Pädagogik tätig. 1858-66 war L. Gymnasiallehrer in Duisburg, Redakteur des „Wochenblatts für die Grafschaft Mark", der „Rhein- und Ruhrzeitung" und der „Süddeutschen Zeitung", Handelskammer-Sekretär und Verleger. Seit 1866 wieder in der Schweiz, wurde er Mitherausgeber und Redakteur des „Demokratischen Landboten" in Winterthur, 1870 Prof. der Philosophie in Zürich und lehrte seit 1872 in Marburg. L. war einer der Wegbereiter des Neukantianismus in Deutschland und begründete die Marburger Schule. In seinem philosophischen Hauptwerk Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart (2 Bde., 1866, "1926, Neuausgabe 1974) ordnete er dem Materialismus eine Funktion als naturwissenschaftliche Methode zu, lehnte ihn jedoch erkenntnistheoretisch als Metaphysik ab, da zur Ergänzung der materiellen Wirklichkeit eine vom Menschen selbst geschaffene Idealwelt nötig sei. Als Radikaldemokrat trat L. während des preuß. Verfassungskonflikts für die politische Emanzipation von demokratischem Bürgertum und Arbeiterbewegung ein. Zu L.s Veröffentlichungen zählen ferner Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunfi beleuchtet (1865, 5 1894, Nachdruck 1975), J. St. Mill's Ansichten über die sociale Frage und die angebliche Umwälzung der Socialwissenschaft durch Carey (1866) und Logische Studien. Ein Beitrag zur Neubegründung der formalen Logik und der Erkenntnistheorie (hrsg. von Hermann —> Cohen, 1877,21894). WEITERE WERKE: Die Grundlegung der mathematischen Psychologie. Ein Vesuch zur Nachweisung eines fundamentalen Fehlers bei Herbart und Drobisch. Duisburg 1865. Neue Beiträge zur Geschichte des Materialismus. Zurückweisung der „Beiträge" Schillings, nebst der Untersuchung über Epikur und die Grenzen des Erfahrungsgebietes. Winterthur 1867. - Einleitung und Kommentar zu Schillers philosophischen Gedichten. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Otto Adolf Ellissen. Bielefeld/Leipzig 1897. - Über Politik und Philosophie. Briefe und Leitartikel 1862-75. Hrsg. v. Georg Eckert. Duisburg 1968. - Pädagogik zwischen Politik und Philosophie. Hrsg. v. Joachim H. Knoll. Duisburg 1975. LITERATUR: Hans Vaihinger: Hartmann, Dühring und Lange. Iserlohn 1876. - Otto Adolf Ellissen: F. A. L. Eine Lebensbeschreibung. Leipzig 1894. - Georg Wolff: F. A. L.s sozialpolitische Anschauungen und seine Stellung zu Sozialis-

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Lange mus und Sozialfreform. Diss. Gießen 1920. - Georg Eckert: F. A. L. Über Politik und Philosophie. Duisburg 1986. Joachim H. Knoll/Julius H. Schoeps (Hrsg.): F. A. L. Leben und Werk. Duisburg 1975. - Friedbert Holz: L., F. A. In: NDB 13, 1982, S. 555-557. - George J. Stack: L. and Nietzsche. Berlin u. a. 1983. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. - Frank Freimuth: F. A. L. - Denker der Pluralität: Erkenntnistheorie, Pädagogik, Politik. Frankfurt/Main u. a. 1995. - Bjarne Jacobsen: Max Weber und F. A. L. Rezeption und Innovation. Wiesbaden 1999. Lange, Joachim, * 26.10.1670 Gardelegen (Altmark), t 7.5. 1744 Halle/Saale. Als Student der Theologie in Leipzig wurde L. insbesondere von August Hermann Francke beeinflußt, dem er 1690 nach Erfurt und Halle/Saale folgte. 1693 schloß er sich in Berlin, wo er als Hauslehrer tätig war, dem Kreis um Philipp Jakob Spener an. 1695 erhielt L. in Abwesenheit von der Univ. Halle die Magisterwürde. Seit 1696 Rektor in Köslin (Pommern), wurde er 1698 Rektor des Friedrich-Werderschen Gymnasiums, 1699 Pfarrer an der Friedrichstädter Kirche in Berlin. 1709 folgte er einem Ruf als Prof. der Theologie nach Halle, den er in erster Linie seiner vielgelobten griechischen und lateinischen Grammatik (1707) zu verdanken hatte, die vielfach aufgelegt wurde. L. war Wortführer in den pietistischen Streitigkeiten und kämpfte u. a. in seinem Antibarbarus orthodoxiae dogmatico-hermeneuticus (4 Tie., 1709-11) gegen Valentin Ernst Löscher und mit seiner Abhandlung Entdeckung der falschen Philosophie in Wolffs System (1724) gegen Christian -> Wolff, dessen Vertreibung aus Halle er mitveranlaßte. Ohne sie eigentlich zu widerlegen bezeichnete er Wolffs mechanistisch-deterministischen Vorstellungen von Gott, Welt und Mensch als theologisch unannehmbar. Philosophisches Hauptwerk L.s ist eine ganz im pietistischen Geist verfaßte Medicina mentis (1706, "1718), in der er eine Erkenntnistheorie aus der Beschränkung des menschlichen Verstandes heraus entwickelt. Seine unvollendete Autobiographie erschien unter dem Titel D. Joachim Langens f...] Lebenslauf, zur Erweckung seiner in der Evangelischen Kirche stehenden, und ehemal gehabten vielen und wehrtesten Zuhörer (1744). WEITERE WERKE: Die richtige Mittelstraße zwischen den Abwegen der Absonderung von der äußerlichen Gemeinschaft der Kirchen, auch anderer Lehr- und Lebens-irrungen, auch der päbistischen Ketzermacherey. Halle 1712. - Historia ecclesiastica veteris et novi testamenti. Halle 1722. Causa Dei et religionis naturalis adversus atheismum. Halle 1723. Nachdruck der Ausg. von 1727, Hildesheim u.a. 1984. - Modesta disquisitio novi philosophiae systematis de Deo, mundo et nomine. Halle 1723. - Nova anatome, seu idea analytic! systematis metaphysici Wolfiani. Frankfurt 1726. - Biblisches Licht und Recht oder Erklärung der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments. Leipzig 1732-38. - Hundert und dreyßig Fragen aus der neuen Mechanischen Philosophie. Philosophische Fragen aus der neuen Mechanischen Morale. Halle 1734. Nachdruck Hildesheim 1999. - Kurtzer Abriß derjenigen Lehr-Sätze, welche in der Wolffischen Philosophie der natürlichen und geoffenbahrten Religion nachtheilig sind. O. O. 1737. LITERATUR: Vollständige Sammlung aller derer Schriften, welche in der Langischen und Wolffischen Streitigkeit abgefasset worden. Marburg 1737. - Rolf Dannenbaum: J. L. als Wortführer des Halleschen Pietismus gegen die Orthodoxie. Diss. Göttingen 1952. - Hans-Martin Rotermund: Orthodoxie und Pietismus. V. E. Löschers „Thimotheus verinus" in der Auseinandersetzung mit der Schule A. H. Franckes. Berlin 1959. - J. L. (1670-1744), der „Hällische Feind" oder:

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Ein anderes Gesicht der Aufklärung. Ausgewählte Texte und Dokumente zum Streit über Freiheit - Determinismus. Bearb. und hrsg. v. Martin Kühnel. Halle/Saale 1996. Lange, Konrad von, * 15.3.1855 Göttingen, t 28.7.1921 Tübingen. L. studierte Architektur an der TH Berlin, wechselte dann zum Studium der Archäologie über und wurde 1879 in Leipzig zum Dr. phil. promoviert. Nach Studienreisen durch die Niederlande, England, Frankreich, Griechenland, Kleinasien und Italien habilitierte sich L. 1884 in Jena und ging im folgenden Jahr als a.o.Prof. nach Göttingen. 1892 wurde er nach Königsberg berufen, 1893 zum o. Prof. der Kunstgeschichte ernannt und hatte von 1894 bis zu seinem Tod den Lehrstuhl für Ästhetik und Kunstgeschichte in Tübingen inne. In seinem 1901 erschienenen Hauptwerk Das Wesen der Kunst (2 Bde.; 2. Aufl. in l Bd., 1907) systematisiert L. die Verbindung der Ästhetik mit der Psychologie. Er begründete das Tübinger Institut für Kunstgeschichte, gründete die Stuttgarter Lehr- und Versuchswerkstätten und verwaltete 1901-07 nebenamtlich die Stuttgarter Galerie. In späteren Jahren setzte sich L. kritisch mit dem neuen Medium Film auseinander (u.a. Das Kino in Gegenwart und Zukunft, 1920) und bekämpfte dessen Gefahren „auf ethischem und ästhetischem Gebiet" von einem konservativen Standpunkt aus. WEITERE WERKE: Über die Methode der Kunstphilosophie. In: Zeitschrift für Psychologie, 1904. - Schön und praktisch. Eine Einführung in die Ästhetik der angewandten Künste. Esslingen 1908. - Über den Zweck der Kunst. Stuttgart 1912. - Die ästhetische Illusion und ihre Kritiker. In: Annalen der Philosophie l (1919). LITERATUR: Peter Märker: L., K. v. In: NDB 13, 1982, S. 550-551. Lange, Samuel Gottlieb, * 5.4.1767 Ohra bei Danzig, t 15.6. 1823 Rostock. Der Pfarrerssohn studierte Theologie und Philosophie in Jena, habilitierte sich 1795 und wurde im selben Jahr Adjunkt an der Philosophischen Fakultät. Seit 1796 a. o. Prof. der Philosophie, wurde L. 1798 a. o. Prof. der Theologie und ging im selben Jahr als o. Prof. der Theologie und Prediger an der Heiliggeistkirche nach Rostock. In seinen Werken System der theologischen Moral (1801) und Versuch einer Apologie der Offenbarung (1794) erweist sich L. als Anhänger des Kantischen Realismus. WEITERE WERKE: Über die Bedürfnisse eines neuen Systems der christlichen Theologie. Rostock 1804. - Lehrbuch der reinen Elementarlogik. Rostock 1820,21821. Lapide, Pinchas E(lias), * 28.11.1922 Wien, t 23. 10. 1997 Frankfurt/Main. Von den Nationalsozialisten verhaftet, gelang L. die Flucht aus einem Konzentrationslager; er emigrierte 1940 nach Palästina und leistete 1941-46 Militärdienst in der jüdischen Brigade der Britischen Armee. 1945/46 war er britischer Verbindungsoffizier in Wien, absolvierte ein Dolmetscherstudium an der dortigen Univ. und gehörte 1948/49 der israelischen Armee an. 1951-62 war L. Diplomat im israelischen Außenamt, 1962-64 Koordinator des Israelischen Pilger-Komitees, seit 1964 Direktor im Pressebüro des Ministerpräsidenten in Jerusalem, später stellvertretender Leiter des Staatlichen Presseamtes, seit 1965 Prof. am American Institute for Bible Studies und am American College in Jerusalem. 1965 begann L. das Studium der Romanistik, Mediävistik und Politilogie an der Hebräischen Univ. in Jerusalem, wurde 1971 an der Univ. Köln zum Dr. phil. promoviert, lebte seit 1974 in Frankfurt/Main und lehrte u. a. an den Universitäten Göttingen, Bern und Tübingen. In seinen Schriften bemühte sich L. um den jüdisch-christlichen Dialog und

Lasker eine deutsch-jüdische Aussöhnung. Er veröffentlichte u. a. Der Rabbi von Nazaret. Wandlungen des jüdischen Jesusbildes (1974), Ist das nicht Josephs Sohn? Jesus im heutigen Judentum? (1976, 41994), Auferstehung. Ein jüdisches Glaubenserlebnis (1977, 61991), Mit einem Juden die Bibel lesen (1982, 31987), Ist die Bibel richtig übersetzt? (1986, 5 1989), Jesus - ein gekreuzigter Pharisäer? (1990, 2 I991), Jesus, das Geld und der Weltfrieden (1991) und Rom und die Juden. Papst Pius XII. und die Judenverfolgung (1997). Larenz, Karl, * 23.4.1903 Wesel, t 24.1.1993 Olching bei München. Der Sohn eines Senatspräsidenten am Oberverwaltungsgericht in Berlin studierte in Göttingen Rechtswissenschaft, wurde 1927 promoviert (Hegels Zurechnungslehre und der Begriff der objektiven Zurechnung) und habilitierte sich dort 1930 mit der Arbeit Die Methode der Auslegung des Rechtsgeschäfts. 1933-45 und 1951-60 lehrte er als o. Prof. in Kiel und war 1960-71 Prof. und Direktor des Instituts für Bürgerliches Recht in München. L. arbeitete vor allem zur Rechtsund Staatsphilosophie (u. a. Rechts- und Staatsphilosophie der Gegenwart, 1931, 21935) und zur Methodenlehre. Zu seinen Hauptwerken zählen ein Lehrbuch des Schuldrechts (2 Bde., 1953-56, l3"41986-94) und die Methodenlehre der Rechtswissenschaft (1960, 21992). WEITERE WERKE: Einführung in Hegels Rechtsphilosophie Berlin 1931 (mit Martin Busse und Julius Binder). - Rechtsund Staatsphilosophie des deutschen Idealismus und ihre Gegenwartsbedeutung. In: Handbuch der Philosophie. Hrsg. v. Alfred Baeumler und Manfred Schröter. Bd. 38. München 1933, S. 89-188. - Deutsche Rechtserneuerung und Rechtsphilosophie. Tübingen 1934. - Über Gegenstand und Methodik des völkischen Rechtsdenkens. Berlin 1938. - Hegelianismus und preußische Staatsidee. Die Staalsphilosophie Johann Eduard Erdmanns und das Hegelbild des 19. Jahrhunderts. Hamburg 1940. LITERATUR: R. Dreier/Julius Binder: K. L. In: Rechtswissenschaft in Göttingen. Göttinger Juristen aus 250 Jahren. Hrsg. v. Fritz Loos. Göttingen 1987, S. 435-455. - Uwe Diederichsen: L. K. In: Juristen im Porträt. München 1988, S. 495-510. - Boris A. Barczyk: K. L.' völkisch-idealistische Rechtsphilosophie. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 57 (1993) S. 99-116. - Claus-Wilhelm Canaris: K. L. t. In: Juristenzeitung 48 (1993), Heft 9, S. 404-406. - Ralf Dreier: K. L. über seine Haltung im „Dritten Reich". Ebd., S. 454-457. - Ralf Frassek: Von der „völkischen Lebensordnung" zum Recht. Die Umsetzung weltanschaulicher Programmatik in den schuldenrechtlichen Schriften von K. L. Baden-Baden 1996. Lasaulx, Ernst (Peter) von, * 16.3. 1805 Koblenz, t 10.5.1861 München. L. studierte klassische Philologie in Bonn und München, wo er sich dem Kreis um Joseph von -»Görres anschloß. Er widmete sich bevorzugt der Lektüre der Mystiker und Kirchenväter. 1830-33 unternahm er eine Reise, die ihn über Wien, Rom, Griechenland und die Türkei bis nach Palästina führte. 1835 wurde er in Kiel promoviert und im selben Jahr als a. o. Prof. der klassischen Philologie an die Univ. Würzburg berufen. Seit 1844 lehrte er als o. Prof. in München, wurde aber im Zusammenhang mit der Lola-Montez-Affäre 1847 in den Ruhestand versetzt und erst zwei Jahre später wieder reaktiviert. Der überzeugte Katholik gehörte 1848/49 der äußersten Rechten der Frankfurter Nationalversammlung an. In den aus seinen philologischen Studien entstandenen geschichts- und religionsphilosophischen Entwürfen bemühte sich L., die christliche Philosophie des Mittelalters in Einklang mit dem deutschen Idealismus zu bringen (Neuer Versuch einer alten, auf die Wahrheit der Thatsachen gegründeten Philosophie der Geschichte, 1856). Seine auf

diesem Weg entwickelte Kulturzyklentheorie wurde später von Oswald —> Spengler aufgegriffen. L.' religionsphilosophischer Ansatz, der alle Religionen als Vorstufen der christlichen Offenbarung verstand, stieß auf den Widerstand orthodoxer kirchlicher Kreise. Nach seinem Tod wurden seine letzten Werke auf den Index gesetzt. WEITERE WERKE: Über die theologische Grundlage aller philosophischen Systeme. München 1856. - Philosophie der schönen Künste. München 1860. LITERATUR: Remigius E. v. L. (1805-61), ein Lebensbild. Münster 1904. - Alfons Koether: E. v. L.s Geschichtsphilosophie und ihr Einfluß auf Jakob Burckhardts „Weltgeschichtliche Betrachtungen". Berlin 1937. - Herta-Ursula Docekal: E. v. L. Ein Beitrag zur Kritik des organischen Geschichtsbegriffs. Münster 1970. - Viktor Conzemius: L., E. In: NDB 13, 1982, S. 644-645. - Siegbert Peetz: Die Wiederkehr im Unterschied. E. v. L. Freiburg/München 1989. Lask, Emil, * 25.9.1875 Wadowice (Galizien), t 26.5. 1915 bei Turza Mala (Galizien). L. wuchs in der Mark Brandenburg auf, begann 1894 das Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg/Breisgau, wandte sich aber bald der Philosophie zu (vor allem bei Heinrich -»Ricken), studierte 1896-98 in Straßburg bei Wilhelm -> Windelband und wurde 1902 mit der Arbeit Fichtes Idealismus und die Geschichte (Neudruck 1914) promoviert. 1901-04 setzte er das juristische Studium in Berlin fort und habilitierte sich 1905 in Heidelberg (Rechtsphilosophie). Er gehörte dort zum Kreis um Max —> Weber und wurde 1913 a. o. Professor. 1914 meldete er sich als Freiwilliger an die Front und fiel 1915 in den Karpaten. Von der badischen Schule des Neukantianismus ausgehend, strebte L. eine kategoriale Erfassung des Lebens und der Philosophie, die er als Begründungswissenschaft auffaßte, an. Er schrieb u.a. Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre (1911, 2 1923, Nachdruck 1993) und Die Lehre vom Urteil (1912). WERKE: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Eugen Herrigel. 3 Bde., Tübingen 1923/24. LITERATUR: Georg von Lukäcs: E. L. Ein Nachruf. In: KantStudien 22 (1917/18) S. 349-370. - Georg Pick: Die Übergegensätzlichkeit der Werte. Gedanken über das religiöse Moment in E. L.s Logischen Schriften vom Standpunkt des transzendentalen Idealismus. Heidelberg 1921. - Hanspeter Sommerhäuser: E. L. in der Auseinandersetzung mit Heinrich Rickert. Berlin 1965. - Ders.: E. L. 1875-1915. Zum neunzigsten Geburtstag des Denkers. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 136-145. - Rudolf Malter: Heinrich Rickert und E. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 23 (1969) S. 86-97. - Konrad Höbe: E. L.s Rechtsphilosophie. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 59 (1973) S. 221-235. - Michael Schweitz: E. L., Kategorienlehre vor dem Hintergrund der kopernikanischen Wende Kants. In: Kant-Studien 75 (1984) S. 213-227. - Stephan Nachtsheim: E. L.s Grundlehre. Tübingen 1992. - Karl Schumann: Two Idealism: L. and Husserl. In: Kant-Studien 83 (1993) S. 448-466. - Roger Hofer: Gegenstand und Methode. Untersuchungen zur frühen Wissenschaftslehre E. L.s. Würzburg 1997. Lasker, Emanuel, * 24. 12. 1868 Berlinchen (Neumark), t 11.1.1941 New York. L. studierte Mathematik und Philosophie in Berlin, Göttingen und Heidelberg (Promotion 1902). Mit einem geteilten ersten Platz im Hauptturnier von Breslau sowie einem /.weiten Platz in Amsterdam begann 1889 seine Laufbahn als Berufsschachspieler. Nach seinem ersten Sieg über den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz 1894 konnte L. den Weltmeistertitel bis 1921 behaupten, als er in Havanna gegen Jose Raul Capablanca verlor. Neben schachtheoretischen Werken (Gesunder Menschenverstand im Schach,

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Lassalle 1925; Lehrbuch des Schachspiels, 1926) verfaßte L. philosophische Studien (Das Begreifen der Well, 1913). 1933 emigrierte er nach Großbritannien und nahm 1935 eine Einladung der Moskauer Akademie der Wissenschaften an. Nach zweijähriger Tätigkeit am dortigen Mathematischen Institut übersiedelte L. 1937 nach New York. Lassalle, Ferdinand, (Vater: Lassal), * 13.4.1825 Breslau, t 31.8.1864 Genf. Der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Tuchhändlers verweigerte sich einer Ausbildung zum Kaufmann, studierte in Breslau und Berlin Philosophie und wurde nachhaltig von Linkshegelianern beeinflußt. Der brillante junge Mann beeindruckte u. a. Alexander von Humboldt, der ihn als „Wunderkind" empfand, und Heinrich Heine, der ihn Varnhagen von Ense gegenüber als „neuen Mirabeau" bezeichnete. Im Auftrag seines Schwagers Ferdinand Friedland (früher Friedländer) wirkte er am Zustandekommen der Prager Gasgesellschaft mit. Während der Revolution 1848/49 engagierte sich L. als Redner und Journalist für die äußerste Linke und wurde mit Karl ->Marx bekannt. Acht Jahre lang (1846-54) nahm ihn der Kampf für die Scheidung der befreundeten Gräfin Sophie Hatzfeldt in Anspruch, den er auch als politischen Kampf gegen die bestehenden sozialen Machtverhältnisse verstand und nutzte. 1856 erfolgte die Auflösung der Ehe und - aufgrund eines Vergleichs - die Auszahlung eines großen Teils des von der Gräfin in die Ehe eingebrachten Vermögens. L. erhielt von ihr eine Jahresrente von 7000 Talern. 1858 erschien ein umfangreiches Werk über Heraklit, das er schon vor 1848 begonnen hatte. Es war eine Sensation und brachte ihm die Anerkennung nicht nur der Hegelianer und die Aufnahme in die „Berliner Philosophische Gesellschaft" ein. Gleichzeitig war er mit dem Drama Franz von Sickingen beschäftigt, in dem er einen eindrucksvollen Revolutionär zu gestalten hoffte. Marx und Friedrich —» Engels hielten die Wahl dieses feudalen Rebellen als revolutionären Helden für verfehlt. Der Streit um das Theaterstück hielt einige Zeit an. Rasch meinte L., sich die Grundzüge einer Kritik der Nationalökonomie aneignen zu können, deren zentrale Bedeutung für die Politik ihm durch Marx nahegebracht worden war. 1859 skizzierte er in Der italienische Krieg und die Aufgabe Preußens seine Vorstellung von einer demokratischen deutschen Republik. Der Vielvölkerstaat Österreich müsse aufgelöst, der deutsche Teil mit den übrigen deutschen Ländern verbunden werden, Preußen damit seine Vormachtstellung verlieren. Seine sozialökonomische Theorie entwickelte er in der Arbeit System der erworbenen Rechte. Eine Versöhnung des positiven Rechts und der Rechtsphilosophie (Bd. l, 1860, 2 1880). Als wichtigste außenpolitische Aufgabe bezeichnete er die Versöhnung mit Frankreich, von der „alle politische Freiheit, aller zivilisatorische Fortschritt in Europa ... kurz alle demokratische Entwicklung abhänge". 1861/62 nahm er in Italien Kontakt zur italienischen revolutionären Bewegung auf. Der Auseinandersetzung mit dem liberalen Bürgertum diente u. a. das Buch Herr Julian Schmidt, der Literaturhistoriker (1862). Vorträge im Berliner Arbeiterverein (Arbeiterprogramm) und im Bürgerbezirksverein (Über Verfassungswesen) sowie über die Notwendigkeit des Parlamentsstreiks (Was nun?) machten ihn in Kreisen demokratischer Arbeiter und Angestellter bekannt. In einem Offenen Antwortschreiben an das Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig formulierte er seine prinzipiellen Vorstellungen von der Aufgabe einer sozialistischen Partei: I. Erkämpfung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts, 2. Bildung von Produktionsgenossenschaften, 3. staatliche finanzielle Hilfe für die Genossenschaften. An einen Erfolg gewerkschaftlicher Kämpfe für bessere Löhne glaubte er nicht, weil das „eherne Lohngesetz" die Löhne

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dauernd auf dem Existenzniveau halten würde. Dieses „Gesetz" hatte er irrtümlich aus den Manischen Schriften abgeleitet. Im April 1863 hielt L. seine erste Agitationsrede zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) in Leipzig (Zur Arbeiterfrage). Am 23. Mai wurde der ADAV gegründet und L. (mit 1350 gegen 2 Stimmen) zum Präsidenten gewählt. Seine satzungsgemäße Machtstellung war ungewöhnlich stark. In den folgenden Monaten wurde L. bei seinen zahlreichen - höchst erfolgreichen Agitationsreden überall mit Jubel begrüßt. Die Arbeiter waren stolz auf ihn. Insgeheim hatte er Gespräche mit Otto von Bismarck, die zu keinem Erfolg führten. Bismarck gab erst Jahrzehnte später die Kontakte zu und zeigte sich beeindruckt von L.s Geist. Erschöpft von der Arbeit suchte L. in Bad Ems und in der Schweiz Erholung. Die plötzlich entflammte Liebe zu Helene von Dönniges, die mit Janko von Radovic verlobt war, brachte ihm eine Duellforderung ein. L. starb an den Verletzungen und wurde nach Breslau überführt, wo er auf dem jüdischen Friedhof begraben ist. Trotz seiner Kritik an L.s ökonomischen Auffassungen und seinem Spott in der Korrespondenz mit Engels tröstete Karl Marx die Gräfin Hatzfeldt in einem Kondolenzbrief mit den Worten: „Er ist jung gestorben, im Triumph, als Achilles." Die deutsche Arbeiterbewegung hat die Gestalt des Redners und Organisators - trotz der kurzen Zeit seines Wirkens - in ehrendem Gedächtnis behalten. Die „Arbeiter-Marseillaise" endet mit den Worten: „Nicht zählen wir den Feind. Nicht die Gefahren all', der Bahn, der kühnen folgen wir, die uns geführt Lassall'". Gegen L.s Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und seine Programmatik wurde 1869 in Eisenach die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands" unter Mitwirkung von Wilhelm Liebknecht und August Bebel gegründet. Aber noch in dem Programm des Vereinigungsparteitags von Gotha (1875) waren Gedanken L.s enthalten. Marx und Engels haben aus diesem Grund heftige Kritik daran geübt. Während L. „großdeutsch" und demokratischreformerisch dachte, orientierte sich die Sozialdemokratie in der Folge kleindeutsch und wortrevolutionär. Erst nach 1918 kam L. auch als Theoretiker wieder zu Ehren. WEITERE WERKE: L.s Reden und Schriften sind noch nicht vollständig in Werkausgaben vorhanden. Die folgenden Editionen ergänzen einander und überschneiden sich teilweise: Reden und Schriften. Mit einer biographischen Einleitung. Hrsg. v. Eduard Bernstein. London 1892/93. - Gesammelte Reden und Schriften in 12 Bänden. Hrsg. v. Eduard Bernstein. Berlin 1919/20. - Nachgelassene Briefe und Schriften. Hrsg. v. Gustav Mayer. 6 Bde., Stuttgart/Berlin 1921-25. LITERATUR: Bert Andreas: Bibliographie der Schriften von F. L. und Auswahl der Literatur über ihn. In: Archiv für Sozialgeschichte 3 (1963) S. 331-423. - Bernhard Becker: Geschichte der Arbeiter-Agitation von F. L., mit einer Einleitung zum Nachdruck von Toni Offermann. Berlin/Bonn 1978 (1. Aufl. 1874). - Eduard Bernstein: F. L., eine Würdigung des Führers und Kämpfers. Berlin 1891, 2 1919. - Hermann Oncken: L. Stuttgart 1904, '1923. - Gustav Mayer: Bismarck und L., ihr Briefwechsel und ihre Gespräche. Berlin 1928. - Thilo Ramm: F. L. als Rechts- und Sozialphilosoph. Wien 1953, 21956. - Thilo Ramm: L. und Marx. In: Marxismusstudien. Tübingen 1960, S. 185-221. - Shlomo Na'aman: L. Hannover 1970 (beste und umfassendste Biographie). - Walter Hinderer (Hrsg.): Sickingen-Debatte. Ein Beitrag zur materialistischen Literaturtheorie. Darmstadt/ Neuwied 1974. - Helmut Hirsch: Sophie von Hatzfeldt, in Selbstzeugnissen, Zeit- und Bilddokumenten dargestellt. Düsseldorf 1981. Iring Fetscher Lassen, Adolf, * 12.3. 1832 Altstrelitz, t 20.12. 1917 Berlin. L., Sohn eines Kaufmanns, studierte Philosophie, klassische Philologie, Jura und Theologie in Berlin, wurde 1861 in

Lavater Leipzig promoviert und war Gymnasiallehrer in Berlin. Als Anhänger des Deutschen Idealismus bemühte er sich um die Überwindung des naturwissenschaftlichen und psychologischen Positivismus seiner Zeit, brachte sich jedoch durch seine „theologische Hegelei" (Dilthey) zunehmend ins Abseits. Über die Synthese aristotelischen und idealistischen Gedankenguts entwickelte L. die Idee der geistigen Selbstbefreiung des Menschen. Nach der Habilitation 1877 (De causis finalibus, 1876) lehrte er an der Univ. Berlin, seit 1897 als ordentlicher Honorarprofessor. L. schrieb u. a. Meister Eckhart, der Mystiker (1868) und System der Rechtsphilosophie (1882). Er war der Vater von Georg ->L. WEITERE WERKE: Johann Gottlieb Fichte im Verhältnis zu Kirche und Staat. Berlin 1863. - Das Kulturideal und der Krieg. Berlin 1868. M927. - Über Gegenstand und Behandlungsart der Religionsphilosophie. Heidelberg 1879. - Über den Zufall. Berlin 1918. Neudruck Egelsbach 1994. LITERATUR: Philipp Killinger: A. L.s Religionsphilosophie und ihre Beziehungen der G. W. F. Hegels. Straßburg 1913. - Georg Lasson: A. L. In: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie 12 (1918/19) S. 1-10. - Arthur Liebert/Ferdinand Jakob Schmidt: A. L. zum Gedächtnis. In: Kant-Studien 23 (1918/19), S. 101-123. - Ferdinand Jakob Schmidt: A. L. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 220-222. Friedbert Holz: L., A. In: NDB 13, 1982, S. 678-679. Lasson, Georg, * 13.7.1862 Berlin, t 2.12.1932 Berlin. Der Sohn Adolf —» L.s studierte Theologie und Philosophie in Berlin und Tübingen und war 1888-1902 Pfarrer in Friedersdorf bei Storkow und 1902-27 an der Bartholomäuskirche in Berlin. Seit der Jahrhundertwende beschäftigte sich L. verstärkt mit philosophischen Fragen. Seine stärksten Anregungen bezog er aus den Werken —> Hegels und der antiken griechischen Philosophen. Er gab die erste kritische Ausgabe der Werke Hegels (18 Bde., 1905-30), seit 1912 auch das „Hegel-Archiv" heraus. L. veröffentlichte u.a. Gottes Sohn im Fleisch (1892, 21899), Grundlagen der Glaubenslehre (1913), Was heißt Hegelianismus? (1916) und Hegel als Geschichtsphilosoph (1920, 21922). WEITERE WERKE: Johann Gottlieb Fichte und seine Schrift über die Bestimmung des Menschen. Berlin 1908. LITERATUR: Helmut Kühn: G. L. zum 70. Geburtstag. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 314-315. - Friedbert Holz: L., G. In: NDB 13, 1982,5.679-681. Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd, Pseud. Velatus, * 20.4. 1848 Breslau, t 17.10. 1910 Gotha. L., Sohn eines Eisengroßhändlers, studierte Mathematik, Physik und Philosophie (u. a. bei -»Dühring und -> Dilthey) in Breslau und Berlin und wurde 1873 mit der Arbeit lieber Tropfen, welche an festen Körpern hängen und der Schwerkraft unterworfen sind promoviert. 1875/76 war er wissenschaftlicher Hilfslehrer am Königlichen Gymnasium in Ratibor, unterrichtete 1876-1908 am Ernestinum in Gotha und wurde 1884 zum Prof., 1909 zum Hofrat ernannt. Seit 1884 war L. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Neben seiner Lehrtätigkeit betrieb der Neukantianer L. umfangreiche naturwissenschaftlich-philosophische Studien (Die Lehre Kants von der Idealität des Raumes und der Zeit, im Zusammenhange mit seiner Kritik des Erkennens allgemeinverständlich dargestellt, 1883). Er war Mitarbeiter an der Akademie-Ausgabe von Kants Werken und gab die Hauptwerke Gustav Theodor —»Fechners, über den er auch eine Monographie publizierte (Gustav Theodor Fechner, 1896, 31910), nach dessen Tod neu heraus. Vor der 1884 gegründeten Mittwochs-Gesellschaft zu Gotha hielt er bis 1909 sechzig Vorträge zu philosophischen, literarischen und naturwissenschaftlichen Themen. Neben wissenschaftlichen Schriften (u. a. Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde., 1890, 21926; Nachdruck 1963)

veröffentlichte L. Romane (u. a. Aspira. Der Roman einer Wolke, 1905; Stementau, die Pflanze vom Neptunsmond, 1909), Erzählungen und Märchen (u.a. Seifenblasen. Moderne Märchen, 1890; Nie und immer. Neue Märchen, 1902) mit naturwissenschaftlich-technischer, teilweise auch utopischer Thematik. Als sein bekanntestes Werk gilt der mehrfach aufgelegte und in viele Sprachen übersetzte Roman Auf zwei Planeten (2 Bde., 1897, Neuausg. 1979). WEITERE WERKE: Atomistik und Kriticismus. Ein Beitrag zur erkenntnis-theoretischen Grundlegung der Physik. Braunschweig 1878. - Natur und Mensch. Breslau 1878. Wirklichkeiten. Beiträge zum Weltverständnis. Berlin 1900, 4 1921. - Religion und Naturwissenschaft. Leipzig 1904. Was ist Kultur? Leipzig 1906. - Seelen und Ziele. Leipzig 1908. - Empfundenes und Erkanntes. Aus dem Nachlasse. Leipzig 1919. LITERATUR: Hans Lindau: K. L t. In: Kant-Studien 16 (1911) S. 1-4. - Walter Dimter: L., K. In: NDB 13, 1982, S. 681-682. - Dietmar Wenzel (Hrsg.): K. L. Lehrer, Philosoph, Zukunftsträumer. Die ethische Kraft des Technischen. Meitingen 1987. Darin: Joachim Körber/Uli Konnte/Dietmar Wenzel: Bibliographie der Werke L.', S. 173-220. Rudi Schweikert: Über K. L. Eine Auswahlbibliographie mit Kommentaren, S. 221-254. Lau, Theodor Ludwig, * 15.6. 1670 Königsberg (Preußen), t Februar 1740 Altona (heute zu Hamburg). L. studierte in Königsberg und seit 1694 in Halle, wo er bei Christian —»Thomasius Vorlesungen über Jura und Volkswirtschaftslehre hörte. 1695 brach er zu einer Reise auf, die ihn nach Holland, England und Frankreich führte, kehrte 1701 zurück, trat in die Dienste Herzog Friedrich Wilhelms von Kurland und wurde Staats- und Ordensrat sowie Kabinettsdirektor. Nach dem Tod des Herzogs 1711 verließ er den Hof. 1717 verfaßte L. in Frankfurt/Main die Schrift De Deo, Mundo, Homine, die konfisziert wurde und ihm eine Klage wegen Atheismus einbrachte. 1719 veröffentlichte er eine ähnliche Schrift und ein nationalökonomisches Werk. 1722 wurde L. aus Frankfurt ausgewiesen, 1725 in Erfurt promoviert und verbrachte seit 1727 einige Jahre in Königsberg. Seit 1736 ist er in Altona nachgewiesen. L. schrieb zahlreiche Arbeiten politischen, wirtschaftlichen und philosophischen Inhalts. Er ist dem Kameralismus zuzuordnen; in der Philosophie war er ein Schüler Spinozas. WERKE: T. L. L. Dokumente. Mit einer Einleitung hrsg. v. Martin Pott. Stuttgart-Bad Cannstatt 1992. LITERATUR: Materialisten der Leibniz-Zeit. Ausgewählte Texte. Hrsg. v. Gottfried Stiehler. Berlin 1966. Lavater, Johann Caspar, * 15. 11.1741 Zürich, t 2. 1.1801 Zürich. Sohn eines angesehenen Zürcher Arztes, wurde L. nach humanistischer Schulbildung und Theologiestudium am Collegium Carolinum ordiniert (1762). Infolge der Überzahl von Kandidaten erhielt er eine erste Anstellung aber erst 1769, und erst spät wurde er Diakon (1778) und Pfarrer (1786) an St. Peter in Zürich. Nach der erfolgreichen Klage gegen den korrupten Regierungsbeamten Felix Grebel (Der ungerechte Landvogd, 1762) verbrachte er neun Monate bei dem Propst Johann Joachim —»Spalding in Barth (Vorpommern), ohne sich jedoch mit dessen theologischen Modernismen anzufreunden. Gegenüber Orthodoxie, Pietismus und Neologie nahm L. vielmehr eine selbständige Stellung ein. Im Gegensatz zur Vernunftgläubigkeit seiner Zeit ebenso wie zur kirchlichen Lehre postulierte er, von der Autorität der biblischen Offenbarung getragen, die fortdauernde Möglichkeit der Offenbarung nicht allein geistlicher und moralischer Wahrheiten, sondern auch physisch wahrnehmbarer, das natürliche Leben verwandelnder göttlicher Kräfte, wie sie Jesus Christus, dem Gottmenschen, einst zur Verfügung

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Lazarus standen und wie er sie seinen gläubigen Jüngern aller Zeiten verbürgt habe. L. fand damit zu einem vertieften und umfassenden Verständnis von Erlösung zurück: Christus als Mittler wurde ihm zum Medium einer Steigerung der Natur und zum Modell der Gottebenbildlichkeit des Menschen - Gedanken, die L. in die Nähe des Sturm und Drang und des Idealismus brachten. Seine Aussichten in die Ewigkeit (1768-78) und sein Geheimes Tagebuch (1771) fanden begeisterte Leser. Seine Physiognomischen Fragmente (1775-78), in denen er anhand von Bildbeispielen die Entsprechung der äußeren Gesichtszüge und der inneren Wesenszüge der Menschen nachzuweisen versuchte, weckten Bewunderung und Kritik, letztere besonders von Georg Christoph -» Lichtenberg. Auf seinen Reisen faszinierte er durch seine Beredsamkeit und durch die Lauterkeit seiner Person. Die ausgebreitete Korrespondenz, die er pflegte, machte ihn weithin bekannt. Mit seiner anhaltenden, geradezu schwärmerischen Suche nach unbezweifelbaren Wirkungen des Übernatürlichen zum Zweck eines sicheren Gottesbeweises wurde er wiederholt zum Opfer von Betrügern (Gassner, Cagliostro u. a.). Selbst die langjährige Freundschaft mit —> Goethe (seit 1773) ließ er darüber zerbrechen (1786). In Predigt und Seelsorge widmete er sich treulich den Forderungen seines städtischen Pfarramtes. So leistete er zuletzt Widerstand gegen die Besetzung der Schweiz durch die Truppen der Französischen Revolution (1798). Nach langem Leiden erlag er der Schußverletzung durch einen ihrer Soldaten. Weit mehr als nur „ein frommer Außenseiter" (Emanuel Hirsch), hat L. stark auf seine Zeitgenossen gewirkt; sein Werk zeigt aber auch Reflexe in der geisteswissenschaftlichen Psychologie von Ludwig —»Klages. WERKE: Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Ernst Staehelin. 4 Bde., Zürich 1943. - Eine Neuedition ist in Zürich in Vorbereitung. LITERATUR: Heinrich Funck (Hrsg.): Goethe und L. Weimar 1901. -Paul Wernle: Der schweizerische Protestantismus im XVIII. Jahrhundert. Bd. 3, Tübingen 1925. - Hubert Schiel: Sailer und L. Köln 1928. - Horst Weigelt: L., Leben, Werk und Wirkung. Göttingen 1991. - Gerhard Ebeling: Genie des Herzens unter dem genius saeculi. L. als Theologe. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 89 (1992) S. 59-97. Karl Pestalozzi (Hrsg.): Das Antlitz Gottes im Antlitz des Menschen. Zugänge zu J. C. L. Göttingen 1994. Gustav Adolf Benrath Lazarus, Moritz, * 15.9. 1824 Filehne (Prov. Posen), t 13.4. 1903 Meran. L., Sohn eines Kaufmanns, studierte Philosophie und Geschichte in Berlin, wurde 1849 promoviert (De educatione aesthetica) und lehrte im privaten Kreis, bis er 1860 auf einen für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Völkerpsychologie an der Univ. Bern berufen wurde. 1866 kehrte er nach Berlin zurück, unterrichtete an der preuß. Kriegsakademie und wurde 1873 o. Prof. der Philosophie an der Universität. Seit 1897 lebte er in Meran. L. war Gegner Treitschkes im Berliner Antisemitismusstreit und Vertreter des liberalen Judentums im Wilhelminismus. Er gilt als Begründer der Völkerpsychologie, die er aus dem methodischen Ansatz Johann Friedrich -» Herbarts entwickelte. In Anlehnung an den -» Hegeischen Begriff des „objektiven Geistes" postulierte er einen dem individuellen Geist übergeordneten kollektiven „Gesamtgeist". Gemeinsam mit seinem Schwager Heymann —» Steinthal gab er die „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft" (1860-90) heraus. Seine weitverbreitete apologetische Ethik des Judentums (Bd. l, 1898; Bd. 2, aus dem Nachlaß, 1911) wurde von Hermann —» Cohen scharf kritisiert. L.' Lebenserinnerungen (bearbeitet von Nahida Lazarus und Alfred Leicht) erschienen 1906, Aus meiner Jugend wurde postum 1913 herausgegeben (von Nahida Lazarus).

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WEITERE WERKE: Das Leben der Seele in Monographien über seine Erscheinungen und Gesetze. 2 Bde., Berlin 1856/57. 3. Aufl., 3 Bde., Berlin 1883-97. Neudruck Berlin 1917. - Über die Ideen in der Geschichte. Berlin 1865, 2 1872. - Ideale Fragen. Berlin 1878. Heidelberg 31885. Was heißt national? Berlin 1925. LITERATUR: Bernhard Münz: M. L. Zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums (30. XI. 1899). Berlin 1900. Hermann Cohen: Das Problem der jüdischen Sittenlehre. Eine Kritik von L.s Ethik des Judentums. In: Jüdische Schriften. Bd. 3. Berlin 1924. - M. L. und Heymann Steinthal. Die Begründer der Völkerpsychologie in ihren Briefen. Hrsg. v. Ingrid Belke. 3 Bde., Tübingen 1971-86 (mit Bibliographie). - Elke Natorp: L., M. In: NDB 14, 1985, S. 11-13. Leese, Kurt, * 6.7. 1887 Gollnow (Pommern), t 6. 1. 1965 Hamburg. L., Sohn eines Juristen, studierte in Straßburg, Rostock und Berlin evang. Theologie und Philosophie, besuchte 1911 /12 das Königliche Predigerseminar in Naumburg/Queis und wurde 1912 in Kiel zum Lizentiaten der Theologie promoviert (Die Prinzipienlehre der neueren systematischen Theologie im Lichte der Kritik Ludwig Feuerbachs). Er war dann Pastor in Vorpommern und 1921-32 in Hamburg, wo er 1927 mit der von Ernst —> Cassirer und William —> Stern betreuten Arbeit Von Jakob Böhme zu Schelling. Eine Untersuchung zur Metaphysik des Gottesproblems zum Dr. phil. promoviert wurde. 1928 gründete er zusammen mit Paul —» Tillich, Eduard Heimann und August Rathmann die „Neuen Blätter für den Sozialismus". Im selben Jahr habilitierte er sich für Philosophie (Philosophie und Theologie im Spätidealismus. Forschungen zur Auseinandersetzung zwischen Christentum und idealistischer Philosophie im 19. Jahrhundert, 1929) und war als Privatdozent tätig. Seit 1935 nichtbeamteter a. o. Prof., wurde ihm 1940 aus „politischen und weltanschaulichen Gründen" die Lehrbefugnis entzogen. 1945 rehabilitiert, war er bis zu seiner Emeritierung 1955 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Hamburg. L. beschäftigte sich besonders mit Religionsphilosophie und deutscher Geistesgeschichte. Neben seinem systematischen Hauptwerk Die Religion des protestantischen Menschen (1938, 21948) veröffentlichte er u. a. Die Geschichtsphilosophie Hegels auf Grund der neu erschlossenen Quellen untersucht und dargestellt (1922), Der deutsche Idealismus und das Christentum (1927), Die Krisis und Wende des christlichen Geistes (1932, 21941), Die Religionskrisis des Abendlandes und die religiöse Lage der Gegenwart (1948), Recht und Grenze der natürlichen Religion (1954) und Ethische und religiöse Grundfragen im Denken der Gegenwart (1956). WEITERE WERKE: Moderne Theosophie. Berlin 1918, 2 1921. - Die Kulturkrisis der Gegenwart und die Kirche. Berlin 1924. - Anthroposophie und Religion unter besonderer Berücksichtigung des evangelischen Glaubensbegriffs. Berlin 1926. - Rasse, Religion, Ethos. Drei Kapitel zur religiösen Lage der Gegenwart. Gotha 1934. - Geistesmächte und Seinsgewalten. München 1946. - Der unbekannte Gott. Villingen 1961. LITERATUR: Rainer Hering: Von der Theologie zur Religionsphilosophie. Vor 100 Jahren wurde K. L. geboren. In: Uni-hh. Berichte und Meinungen aus der Universität Hamburg 18 (1987), Nr. 4, S. 42-44. - Josef Meran: Die Lehrer am Philosophischen Seminar der Hamburger Universität während der Zeit des Nationalsozialismus. In: Eckart Krause/Ludwig Huber/Holger Fischer (Hrsg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich". Die Hamburger Universität 1933-1945. Berlin/Hamburg 1991, S. 459-482 (bes. 470-472). - Rainer Hering: Vom Umgang mit theologischen Außenseitern im 20. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 77 (1991) S. 101-122.

Leibniz Lehmann, Gerhard, * 10.7.1900 Berlin, t 18.4.1987 Berlin. L. wurde 1922 an der Univ. Berlin mit der Arbeit Über die Setzung der „Individualkonstante" und ihre erkenntnistheoretisch-metaphysische Verwertung promoviert und war dann im Verlagswesen und als Mitherausgeber von Karl Dunkmanns „Archiv für angewandte Soziologie" tätig. 1939 habilitierte er sich in Greifswald (Kants Nachlaßwerk und die Kritik der Urteilskraft) und war seit 1940 Dozent an der Univ. Berlin. Er bearbeitete den handschriftlichen Nachlaß, insbesondere das Opus posthumum (2 Bde., 1936-38), in den von der Preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Gesammelten Schriften -^ Kants (1931 ff.) und veröffentlichte u.a. Psychologie des Selbstbewußtseins. Eine Einführung in die IchPhilosophie (1923), Das Kollektivbewußtsein. Systematische und historisch-kritische Vorstudien zu Soziologie (1928), Geschichte der nachkantischen Philosophie (1931), Die deutsche Philosophie der Gegenwart (1943), Die Philosophie des 19. Jahrhunderts (2 Tie., 1953), Die Philosophie im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts (2 Tie., 1957-60), Beiträge zur Geschichte und Interpretation der Philosophie Kants (1969) und Kants Tugenden (1980). WEITERE WERKE: Eros im modernen Denken. Versuch einer Metaphysik der Geschlechtsliebe. Heilbronn 1923. - Die Grundprobleme der Naturphilosophie. Eine methodische Betrachtung. Heilbronn 1923. - Über Einzigkeit und Individualität. Leipzig 1926. - Das religiöse Erkennen. Untersuchung über Bedeutung und Grenzen der religiösen Begriffsbildung. Karlsruhe 1926. - Vorschule der Metaphysik. Berlin 1927. Psychologie der Individualitäten. Ein Beitrag zur Theorie des Charakters. Berlin 1928. - Kultur und Erziehung. Untersuchungen zur Grundlegung einer Kulturpädagogik. Berlin 1929. - Die Ontotogie der Gegenwart in ihren Grundgestalten. Halle 1933. - Der Einfluß des Judentums auf das französische Denken der Gegenwart. Berlin 1940. LITERATUR: Die Schriften von G. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 19 (1965) S. 348-356. - G. L.: Die Schriften von G. L. In: Ders.: Kants Tugenden, Berlin 1980, S. 277-284. - Paul Fechter: G. L. und das Collegium logicum. In: Ders.: Menschen auf meinen Wegen. Gütersloh 1955, S. 266-274. - Wolfgang Ritzel: G. L. Zum 10. Juli 1980. In: Kant-Studien 71 (1980) S. 346-351. Werner Stark: Antwort auf die Erwiderung „Zum Streit um die Akademieausgabe Kants" von G. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 39 (1985) S. 630-633. Wolfgang G. Bayerer: Charakter als Politicum. Bemerkungen zur Hintergrund-Motivation der überzogenen NegativBewertung des Kant-Herausgebers Benzion Kellermann durch den Kant-Herausgeber G. L. während des Dritten Reiches. Grossen Buseck 1986. - Wolfgang Ritzel: G. L. zum Gedächtnis. 10. Juli 1900- 18. April 1987. In: Kant-Studien 79 (1988) S. 133-139. - George Leaman/Gerd Simon: Die Kant-Studien im Dritten Reich. In: Kant-Studien 85 (1994) S. 443-469 (450 f.). Lehmann, Rudolf, * 26.3. 1855 Krefeld, t 7.3. 1927 Breslau. Nach dem Studium der klassischen Philologie und Philosophie (Promotion 1878, Kant's Lehre vom Ding an sich. Ein Beitrag zur Kantphilologie) war L., Sohn eines Sprachlehrers, 1881-1906 Oberlehrer in Berlin. Mit der Arbeit Pädagogik und die angrenzenden Gebiete (1900) habilitierte er sich in Berlin, erhielt 1906 den Lehrstuhl der Philosophie und deutschen Literatur an der Akademie in Posen und wurde 1919 Honorarprofessor an der Univ. Breslau. L. entwickelte eine systematische, an der deutschen Klassik orientierte Pädagogik. Er forderte die gemeinsame Grundschule sowie die akademische Ausbildung aller Lehrer. L. veröffentlichte u.a. Der deutsche Unterricht (1890, 31909),

Schopenhauer. Ein Beitrag zur Psychologie der Metaphysik (1894), Erziehung und Erzieher (1901, 21912 unter dem Titel Erziehung und Unterricht), Lehrbuch der philosophischen Propädeutik (1905, 51922), Die pädagogische Bewe gung der Gegenwart (2 Bde., 1922/23) und Das doppelte Ziel der Erziehung (1925). WEITERE WERKE: Schopenhauer und die Entwicklung der monistischen Weltanschauung. Berlin 1892. - Über philosophische Propädeutik. Berlin 1900. LITERATUR: Günther Böhme: L., R. In: NDB 14, 1985, S. 92-93. Leibniz, Gottfried Wilhelm, * 21.6.1646 Leipzig, t 14.11. 1716 Hannover. Der Sohn eines Professors der Moral verlor sechsjährig seinen Vater. Er studierte in Leipzig und Jena und wurde 1667 an der Univ. Altdorf zum Doktor beider Rechte promoviert. Er schlug die ihm angebotene Professur aus, da ihm die praktische Wirksamkeit ebenso wichtig war wie die theoretischen Studien, und trat auf Vermittlung von Johann Christian von Boyneburg als Rechtsberater in die Dienste des Mainzer Kurfürsten; 1670 wurde er Revisionsrat am Oberappellationsgericht in Mainz. 1669 verfaßte er eine Schrift zur polnischen Königswahl, in der er seine Position mit mathematischer Beweisführung darzulegen versuchte. Seine naturphilosophischen Gedanken veröffentlichte er 1671 in der Hypothesis physica nova, die er später als Jugendschrift einordnete. 1672 reiste er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er mit dem Consilium Aegyptiacum vergeblich versuchte, das gegen die Niederlande und Deutschland gerichtete Expansionsstreben Ludwigs XIV. auf das Osmanische Reich umzulenken. Der Kontakt mit den Pariser Gelehrten (Antoine Arnauld, Christiaan Huygens, Nicolas Malebranche, Edme Mariotte u. a.) war von prägender Bedeutung. Bei einer Reise nach London (1673) stellte er ein erstes Modell seiner Rechenmaschine (der ersten wirklichen Vier-SpeziesRechenmaschine) vor und wurde zum Mitglied der Royal Society gewählt. 1675 entwickelte er die Differential- und Integralrechnung (die erste Veröffentlichung dazu erschien 1684). In Paris lernte er auch den sächsischen Gelehrten Ehrenfried Walther von —> Tschirnhaus kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1676 reiste L. über London und die Niederlande - wo er mit Spinoza zusammentraf - nach Hannover, um dort als Bibliothekar und (seit 1678) als Hofrat in den Dienst des Herzogs Johann Friedrich zu treten; er blieb auch unter den Nachfolgern des Herzogs bis zu seinem Lebensende in diesem Amt. L.1 jahrelange Bemühungen, mit Hilfe von Windmühlen die Harzer Silberbergwerke zu entwässern, führten nicht zum Erfolg. In den achtziger Jahren veröffentlichte er eine Reihe von Aufsätzen zur Mathematik (u.a. zur „LeibnizReihe" für /4) sowie zu seiner „Dynamik", in der er gegen Descartes die Erhaltung der „lebendigen Kraft" (proportional zum Produkt von Masse und Quadrat der Geschwindigkeit) begründete. Die Dynamik sollte zugleich die Pforte sein, durch die man zur wahren Metaphysik gelangt. 1686 verfaßte L. den Discours de metaphysic/ue, die erste zusammenfassende Darstellung seiner reifen Philosophie, mit der er auf die Substanzlehren von Descartes und Spinoza antwortete. Im Mittelpunkt dieser erst nach seinem Tod veröffentlichten Abhandlung steht die einfache Substanz (seit 1695: Monade); sie ist die Empfindungsfähigkeit (bei höheren Lebewesen: Seele) eines individuellen Lebewesens. Die Abläufe in Körper und Seele stehen in exakter Entsprechung zueinander (seit 1695: „in prästabilierter Harmonie"), ohne daß eine wechselseitige Beeinflussung vorläge (später: „Die Monaden haben keine Fenster"). In anderen Aufzeichnungen entwickelte L. das Projekt einer universellen Begriffsschrift, durch die er das gesamte menschliche Denken dem Kalkül unterwerfen wollte.

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Leibniz 1685 beauftragte ihn Herzog Ernst August - dessen politische Bestrebungen (u. a. Erwerb der Kurfürsten würde) er unterstützte - mit der Abfassung einer Geschichte des Weifenhauses. Von 1687 bis 1690 unternahm er eine Forschungsreise nach Süddeutschland, Österreich und Italien, um in den dortigen Archiven zu arbeiten. Während der italienischen Reise lehnte er das Angebot ab, Bibliothekar des Vatikan zu werden, wofür eine Konversion Voraussetzung gewesen wäre. Im oberitalienischen Kloster Vangadizza gelang ihm der Nachweis der Verwandtschaft der Weifen mit dem italienischen Geschlecht der Este. L. arbeitete bis zu seinem Tod an der Weifengeschichte, ohne sie zu vollenden. Im Zusammenhang damit gab er eine Anzahl mittelalterlicher Geschichtsquellen (Accessiones historicae, Scriptores rerum Brunsvicensium) heraus, die teilweise bis heute in keiner anderen Ausgabe vorliegen. Als Vorspann zur Weifengeschichte verfaßte er eine Abhandlung zur Erdgeschichte (Pmtogaea), die auf geologischen Untersuchungen im Harz basierte. Ende der achtziger und in den neunziger Jahren stellten sich die führenden Mathematiker Europas (neben L. vor allem Huygens, Newton, Jakob und Johann Bernoulli) gegenseitig eine Reihe von Problemen (u. a. Kettenlinie, Kurve der kürzesten Fallzeit), die mit der von Newton und L. unabhängig voneinander entwickelten Differential- und Integralrechnung gelöst werden konnten und die L.' Ruhm als Mathematiker begründeten. Anläßlich seiner Aufnahme als auswärtiges Mitglied in die Academie des Sciences sandte er 1701 seine nur mit den Ziffern 0 und l operierende Binärmathematik nach Paris. L. konzipierte als erster eine Rechenmaschine, die auf dem binären Zahlensystem beruhte; sie blieb jedoch Entwurf. Seine Arbeiten zur Determinantenrechnung und zur Analysis situs teilte er nur einigen Briefpartnern mit. Seit Anfang der neunziger Jahre war L. auch als Bibliothekar in Wolfenbüttel tätig; aus den dortigen Beständen gab er Quellen zum Völkerrecht (Codex juris gentium) heraus. 1696 wurde er in Hannover zum Geheimen Justizrat ernannt. Gemeinsam mit dem Loccumer Abt Gerard Wolter Molanus bemühte er sich seit 1683 in Gesprächen und in der Korrespondenz mit kath. Bischöfen lange Jahre um eine Wiedervereinigung der Lutheraner und Katholiken, seit 1698 auch um die Vereinigung der Lutheraner und Reformierten. In Hannover war die Kurfürstin Sophie für L. eine wichtige Gesprächs- und Briefpartnerin. Als er ihr seinen Gedanken von der Einmaligkeit alles Seienden erläuterte, versuchte der Hofstaat - vergeblich, wie L. berichtet -, ihn durch das Auffinden zweier völlig gleicher Blätter zu widerlegen. Den Kontakt mit der gelehrten Welt hielt er durch seinen umfangreichen europaweiten Briefwechsel (mehr als 15000 Briefe mit mehr als 1100 Korrespondenten) aufrecht. Nach der Veröffentlichung der Novissima sinica 1697, in denen er zum Studium der chinesischen Kultur aufforderte, dehnte sich sein Briefwechsel mit Jesuitenmissionaren in China aus. Zur Finanzierung der neugegrtindeten Berliner Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident er 1700 wurde, schlug er die Seidenraupenzucht vor. Bei seinen häufigen Aufenthalten in Berlin führte er philosophische Gespräche mit Königin Sophie Charlotte, die sich als seine Schülerin bezeichnete und deren Tod 1705 ihn in tiefe Trauer versetzte. Mit ihrer Hilfe hatte er den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. für die Gründung der Akademie der Wissenschaften in Berlin gewinnen können. Als Antwort auf den englischen Philosophen John Locke entstanden 1703-05 die Nouveaux Essais sur l'entendemenl humain; wegen Lockes Tod verzichtete L. jedoch auf die Veröffentlichung, so daß das erkenntnistheoretische Fragen behandelnde Werk erst 1765 gedruckt wurde. Es erweiterte den Grundsatz, daß nichts im Verstand ist, was nicht zuvor in den Sinnen gewesen ist, durch den Zusatz „außer

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dem Verstand selbst", und es behandelte u. a. auch die „petites perceptions", deren sich die menschliche Monade nicht bewußt ist. In der Auseinandersetzung mit dem Skeptiker Pierre Bayle entstand die 1710 gedruckte Theodicee, die in den folgenden Generationen als Grundbuch der Gebildeten galt und in der die These von der besten aller möglichen Welten als Rechtfertigung Gottes angesichts des Übels in der Welt entwickelt wurde. Während der junge Voltaire der These zustimmte, hat er nach dem Erdbeben von Lissabon 1755 die Thaodicee in seinem Candide wirkungsvoll verspottet. L.' Anregungen und Pläne zur Gründung von Akademien in St. Petersburg, Dresden und Wien wurden zu seinen Lebzeiten nicht realisiert. Er unternahm zahlreiche Reisen, mitunter trotz ausdrücklichen Verbots des Kurfürsten Georg Ludwig, der über das langsame Fortschreiten der Weifengeschichte verärgert war. (Als das Haus Hannover 1714 die englische Thronfolge antrat, mußte L. deshalb gegen seinen Wunsch in Hannover bleiben.) L. traf 1711 inTorgau, 1712 in Karlsbad und 1716 in Bad Pyrmont mit Zar Peter dem Großen zusammen. Er entwickelte Vorschläge zur Rechtsreform und zum Bildungswesen in Rußland und wurde 1712 zum russischen Geheimen Justizrat ernannt. Ebenfalls 1712 ernannte Kaiser Karl VI. ihn zum Reichshofrat. Zu seinen Vorschlägen für das „allgemeine Beste", die er dem Kaiser ebenso wie anderen Fürsten machte, zählen Entwürfe zur Förderung der Manufakturen, zur Münzreform, zur Einrichtung von Versicherungen und einer Medizinalbehörde. Für Prinz Eugen von Savoyen, mit dem L. in Wien Gespräche führte, verfaßte er die Principes de la nature et de la grace fondos en raison als eine kurze Zusammenfassung seiner Philosophie. 1714 entstand seine wohl bekannteste Schrift, die sogenannte Monadologie. Ein Prioritätsstreit mit Newton um die Entwicklung der Differential- und Integralrechnung machte ihm in seinen letzten Lebensjahren zu schaffen. 1715/16 führte er mit Samuel Clarke, der die naturphilosophischen Ansichten Newtons vertrat, eine Korrespondenz über Raum und Zeit sowie den Begriff des Naturgesetzes. L. pflegte offenbar beim Denken zu schreiben; sein umfangreicher Nachlaß von mehr als 50000 Blatt ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht. Ungefähr 40 Prozent des Nachlasses sind in lateinischer Sprache verfaßt, etwa 35 Prozent französisch, der Rest überwiegend in deutsch. In den Unvorgreifflichen Gedancken betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache und der Ermahnung an die Teutschen, ihren verstand und ihre spräche beßer zu üben plädierte er jedoch nach dem Vorbild Frankreichs, Italiens und Englands für die Verwendung der Nationalsprache, wofür die Prägung nationalsprachlicher Fachtermini Voraussetzung war. Seine Arbeiten zur Sprachwissenschaft standen in enger Verbindung mit seinen historischen Forschungen (u.a. zur Völkerwanderung); die Collectanea etymologica erschienen erst kurz nach seinem Tod. Durch seinen Schüler Christian —» Wolff erlangte L. im 18. Jh. eine einflußreiche Stellung in der Philosophie der Aufklärung, vor allem in Deutschland. L. gilt mit Recht als der letzte Universalgelehrte. AUSGABEN: Sämtliche Schriften und Briefe (AkademieAusgabe). Darmstadt (später Berlin) 1923 ff. (bisher 29 Bde.). - Mathematische Schriften. Hrsg. v. Carl Immanuel Gerhardt. 7 Bde., Berlin (später Halle) 1849-60. Werke. Hrsg. v. Onno Klopp. 11 Bde., Hannover 1864-84. Philosophische Schriften. Hrsg. v. Carl Immanuel Gerhardt. 7 Bde., Berlin 1875-90. - Philosophische Schriften. Hrsg. v. Hans Heinz Holz/Wolf von Engelhardt/Herbert Herring. 4 Bde., Frankfurt/Main 1965-92. Neuausg. 1996. - Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Hrsg. v. Ernst Cassirer. 2 Bde., Hamburg 41996. - Leibniz: Philosophische

Leonhardi Schriften und Briefe. Hrsg. v. Ursula Goldenbaum. Berlin 1992. LITERATUR: Emile Ravier: Bibliographie des ceuvres de L. Paris 1937. - Albert Heinekamp (Hrsg.): L.-Bibliographie. [Bd. 1], Frankfurt/Main 21983. Bd. 2, Frankfurt/Main 1996 (erfaßt die Sekundärliteratur). Fortgesetzt jährlich in Studia Leibnitiana. - Eduard Bodemann: Die L.-Handschriften in der Bibliothek zu Hannover. Hannover/Leipzig 1895. Eduard Bodemann: Der Briefwechsel des G. W. L. in der Bibliothek zu Hannover. Hildesheim 1895. - Wilhelm Totok/Carl Haase (Hrsg.): L. Sein Leben - sein Wirken - seine Welt. Hannover 1966. - Kurt Müller/Gisela Krönen: Leben und Werk von L. Eine Chronik. Frankfurt/Main 1969. - Albert Heinekamp/Franz Schupp (Hrsg.): L.' Logik und Metaphysik. Darmstadt 1988. - Eric J. Alton: G. W. L. Eine Biographie. Frankfurt/Mai n 1991. - Annette Marschlich: Die Substanz als Hypothese. L.' Metaphysik des Wissens. Berlin 1997. - Eike Christian Hirsch: Der berühmte Herr L. Eine Biographie. München 2000. Herbert Breger Leisegang, Hans, * 13.3.1890 Blankenburg (Thüringen), t 5.4.1951 Berlin. L., Sohn eines Militärpfarrers, studierte klassische Philologie, Theologie und Philosophie in Straßburg, Paris und Leipzig, wurde 1911 bei Clemens —> Baeumker in Straßburg zum Dr. phil. promoviert (Die Raumtheorie im späteren Plalonismus, insbesondere bei Philon und den Neuplatonikern) und war als Gymnasial- und Volksschullehrer tätig. 1920 habilitierte er sich an der Univ. Leipzig (Pneuma Hagion. Der Ursprung des Geistbegriffs der synoptischen Evangelien aus der griechischen Mystik, 1922), wurde 1925 a. o. Prof. und ging 1930 als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Jena. 1934 wurde L. aus politischen Gründen zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und verlor seine Anstellung. Seit 1937 studierte er Physik, Mathematik und Chemie in Jena, wurde 1942 zum Dr. rer. nat. promoviert und arbeitete bis Januar 1945 als technischer Physiker am Institut für Flugausrüstung und Gerätebau der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug im Flughafen Ainring bei Bad Reichenhall. 1945 nahm er seine frühere Lehrtätigkeit in Jena wieder auf, wurde 1948 wegen „antidemokratischen Verhaltens" entlassen und ging nach Berlin, wo er seit demselben Jahr an der Freien Univ. lehrte. L. beschäftigte sich mit hellenistischer und mit Religionsphilosophie und erarbeitete einen philosophischphilologischen Index zu den Werken Philons von Alexandria (2 Bde., 1926-30). Aus der Erkenntnis der Pluralität von Kulturformen folgerte er die Existenz verschiedener „Denkformen", die dem jeweiligen Gegenstand der Anschauung strukturell entsprechen. Seine Denkformenanalyse demonstrierte er anhand der Weltbilder bedeutender Philosophen. Neben seinem Hauptwerk Denkformen (1928; 2., neubearb. Aufl. 1951) veröffentlichte L. u.a. Der heilige Geist. Das Wesen und Werden der mytisch-intuitiven Erkenntnis in der Philosophie und Religion der Griechen (1919), Die Gnosis (1924, '1942 51985), Die Platondeutung der Gegenwart (1929), Religionsphilosophie der Gegenwart (1930), Goethes Denken (1932) und Hegel, Marx, Kierkegaard. Zum dialektischen Materialismus und zur dialektischen Theologie (1948). Aus dem Nachlaß L.s wurde herausgegeben Meine Weltanschauung (1951). WEITERE WERKE: Griechische Philosophie von Thaies bis Platon. Breslau 1922. - Die Grundlagen der Anthroposophie. Eine Kritik der Schriften Rudolf Steiners. Hamburg 1922. Der Apostel Paulus als Denker. Leipzig 1923. - Hellenistische Philosophie von Aristoteles bis Plotin. Breslau 1923. Weltanschauung. Philosophisches Lesebuch. 2 Bde., Breslau 1926/27 (mit Ernst Bergmann). - Deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert. Breslau 1928. - Lessings Weltanschauung. Hamburg 1931. - Luther als deutscher Christ. Berlin

1934. - Das Weltbild der heutigen Wissenschaft und Philosophie. Berlin 1950. - Einführung in die Philosophie. Berlin 1951, "I960. LITERATUR: Hans-Joachim Lieber: H. L. zum 60. Geburtstag. Berlin 1950 (mit Bibliographie). - Theodor Litt: H. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 6 (1951) S. 275-282. - Gert Müller: Kritik der L.schen Denkformen. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 9 (1955) S. 663-683. - Walter Georg Waffenschmidt: Denkformen und Denktechnik. Meisenheim/Glan 1961. - Hermann Schüling: Denkstil, Beschreibung und Deutung der Denkformen. Gießen 1964. Ratingen 21967. - Friedbert Holz: L., H. In: NDB 14, 1985, S. 155-156. - Eckardt Mesch: H. L. Leben und Werk. Erlangen/Jena 1999. Leist, Fritz, * 21.7.1913 Saarbrücken, t 30.7.1974 München. L. studierte Philosophie und wurde 1940 mit der Untersuchung Die sensus interiores bei Thomas von Aquin in München promoviert. Er war im Bund Quickborn aktiv und leitete den 1933 mit anderen ehemaligen Mitgliedern konfessioneller Jugendgruppen gegründeten illegalen Jugenbund „Grauer Orden", der 1938 zerschlagen wurde. 1947 habilitierte er sich in München, war Privatdozent, wurde 1952 apl. Prof. der Philosophie und Religionsphilosophie und war seit 1967 Wissenschaftlicher Rat. L. beschäftigte sich mit der Bedeutung der Religion in der modernen Gesellschaft und vor allem mit ethischen und moralischen Fragestellungen des Ehekonzepts. Er veröffentlichte u. a. Liebe und Geschlecht (1953), Moses, Sakrales, Jesus. Um die Begegnung mit der biblischen und antiken Welt (1959), Existenz im Nichts. Versuch einer Analyse des Nihilismus (1961), Der Mensch im Bann der Bilder. Verführung oder Geleit? (1962), Nicht der Gott der Philosophen (1966), Die biblische Sage von Himmel und Erde (1967), Liebe - Geschlecht - Ehe (1967) und Utopie Ehe zwischen Pornographie und Prüderie (1973). WEITERE WERKE: Der lebendige Gott und die Götter. Der Versuch eines Weges. Donauwörth 1949. - Kultus als Heilsweg. Zur Überwindung der Heillosigkeit unserer Zeit. Salzburg 1950, 21954. - Der größere Gott. Auf dem Wege zum Alten Testament. München 1960. - Traum, Erkenntnis und Erfahrung. Das eigene und das andere Geschlecht. München 1969. - Der sexuelle Notstand und die Kirchen. Gütersloh '-21972. Leonhardi, Hermann Karl Frh. von, * 12.3. 1809 Frankfurt/Main, t 21.8. 1875 Prag. L., Sohn eines Kaufmanns, hörte 1827-29 naturwissenschaftliche, juristische und philosophische Vorlesungen an der Univ. Göttingen, wo er mit der Lehre Karl Christian Friedrich -» Krauses bekannt wurde. Über diesen geriet er in Streit mit Amadeus —>Wendt, in dessen Folge L. relegiert wurde. 1829 in München in Untersuchungshaft genommen, verteidigte er in vierzig Verhören die Lehre Krauses. Nach Krauses Tod 1832 erhielt er dessen handschriftlichen Nachlaß, den er 1834-43 herausgab. 1841 heiratete L. die Tochter Krauses und ging als Privatgelehrter nach Heidelberg, 1849 als a. o. Prof. nach Prag und wurde 1866 o. Professor. 1868 organisierte er dort den ersten Philosophenkongreß, aus dem 1871 der „Erziehungsverein" hervorging, der die Grundsätze Fröbels mit denen Krauses verband. L. veröffentlichte u.a. Vorbericht zu Karl Christian Friedrich Krause's Vorlesungen über die reine d. i. allgemeine Philosophie der Geschichte (1843) und Die hohe Bedeutung der neueren Rechtsphilosophie im Allgemeinen und insbesondere für den Rechtsstaat (1874).

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Lersch WEITERE WERKE. Einige Gedanken über den Deutschkatholizismus. Heidelberg 1847, 21852. - Der Philosophenkongress als Versöhnungsrath. Prag 1868. LITERATUR: Carl von Prantl: L. In: ADB 18, 1883, S. 311-312.

Lessing, Gotthold Ephraim, * 22. 1.1729 Kamenz (Kursachsen), t 15.2.1781 Braunschweig. Wie so viele Schriftsteller des mittleren und späten 18. Jh. stammt auch der, dem die deutsche Literatur den Aufstieg zu Eigenständigkeit und weltliterarischem Rang verdankt, aus einem luth. Pfarrhaus. Doch hat L. im Unterschied zu anLersch, Philipp, * 4.4.1898 München, t 15.3.1972 deren dessen geistiges Erbe sein Leben lang, auch kritisch, München. bewahrt. Nach Absolvierung der städtischen Lateinschule in Das Germanistikstudium in München schloß L., Sohn eines Kamenz verbrachte L. fünf Jahre (1741-46) in dem angeArchitekten, 1922 mit der Promotion ab (Der Traum in der sehenen Internat St. Afra in Meißen. L.s früheste poetische deutschen Romantik, im Druck erschienen 1923), studierte Versuche reichen in diese Zeit zurück, vielleicht auch die Psychologie und Philosophie bei Erich -»Becher, Moritz Neigung zur „Rettung" von Verkannten in der verschollenen -> Geiger und Alexander -»Pfänder und war 1925-33 am Abschiedsrede De mathematica barbarorum. Psychologischen Laboratorium des Reichswehrministeriums Von 1746 bis 1748 studierte L. in Leipzig, zuerst Theolotätig. 1929 habilitierte er sich an der TH Dresden, wurde dort gie, dann Medizin, doch in der Hauptsache „Schöne Wissen1936 a. o. Prof. der Philosophie und Psychologie und folgte schaften", darin zum Teil bestärkt von seinem Lehrer Ab1937 einem Ruf als o. Prof. nach Breslau. Seit 1939 lehrte raham Gotthelf —»Kästner und dem Dramatiker Christian er in Leipzig, von 1942 bis zu seiner Emeritierung 1968 in Felix Weiße. L.s „Vetter", der Journalist Christlob Mylius, München und war 1953-55 Vorsitzender der Deutschen Geebnete die Wege zur Veröffentlichung erster Gedichte: Fasellschaft für Psychologie. L. beschäftigte sich besonders mit beln und anakreontischer Lieder. Die Neubersche Truppe der Entwicklung der Charakterologie, der Persönlichkeitsführte im Januar 1748 L.s Typenkomödie Der junge Geund Ausdruckspsychologie (Gesicht und Seele. Grundlinien lehrte auf, eine Satire auf das „schulfüchsische" Gelehreiner mimischen Diagnostik, 1932,51961) sowie der Sozitenideal des Barock, zugleich ein Plädoyer für geist- und alpsychologie und veröffentlichte 1938 sein Hauptwerk Der geschmackvolle Weitläufigkeit. Der Ehrgeiz, ein „deutscher Auftau des Charakters, das seit 1951 unter dem Titel Aufbau Moliere" zu werden, zeitigte mehrere Lustspiele, die die euder Person erschien ("1970). Er gab die „Zeitschrift für anropäische Tradition mit Witz und gesundem Menschenvergewandte Psychologie und Charakterkunde" heraus. L. war stand aufgreifen. Bedeutender, auch selbständiger war die seit 1944 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie Verbindung von Lustspiel und Problemstück in Die Juden der Wissenschaften. und Der Freigeist (gedruckt erst 1754 bzw. 1755 in den WEITERE WERKE: Lebensphilosophie der Gegenwart. BerSchriften): Vorurteile (gegen Juden, gegen Geistliche) werlin 1932. - Seele und Welt. Zur Frage nach der Eigenart des den mit sozialem Engagement komisch entlarvt. Seelischen. Leipzig 1941. - Zum Problem der Vererbung In den Berliner Jahren, 1748-55, die nur durch ein Studiendes Seelischen. Leipzig 1942. - Der Mensch in der Gegen- jahr (1752) an der Univ. Wittenberg unterbrochen waren, wart. München 1947, 31964. - Vom Wesen der Geschlechführte L. als einer der ersten in Kontinentaleuropa das Leter. München/Basel 1947,31959. - Der Mensch als soziales ben eines freien Schriftstellers. Die sechs Bände gesammelWesen. München 1964,21965. - Zur Psychologie der Indokter Schriften (1753-55) dokumentieren, daß er sich, in ertrination. München 1969. - Der Mensch als Schnittpunkt. ster Linie als Journalist und Literaturkritiker, durch seine Fragen der Psychologie und Anthropologie der Gegenwart. Unabhängigkeit von den herrschenden Parteien in LeipMünchen 1969. zig und Zürich einen Namen gemacht hatte. Mit Witz und Lust am „Unterscheiden", namentlich in Pope ein MetaLITERATUR: Bibliographie der Veröffentlichungen von P. L. In: Adolf Däumling (Hrsg.): Seelenleben und Menschenbild. physiker! (ein Dichter ist kein Philosoph), dazu mit Neigung zum Widerspruch gegen gängige Urteile (vor allem Festschrift zum 60. Geburtstag von P. L. München o.J. in den Rettungen des Horaz, 1754: wider den literaturkri[1958], S. 148-249. - Eduard Zellinger: Das Bleibende im Werk von P. L. und die Wandlungen in den Grundlagen tischen Biographismus) setzte L. Maßstäbe, besonders für die Dramenkritik. Durch Kritik, ausgesprochen in der neuen der neueren Psychologie. In: Theologie und Philosophie 47 (1972) S. 528-554. - Hans Thomae: L., P. In: NDB 14, 1985, Gattung der Theaterzeitschrift, war die deutsche Bühne über den unoriginellen Moralismus der —> Gottschedschen 319-320. „Reinigung" hinaus zu reformieren. L. selbst trug dazu Leser, Hermann, * 1.6.1873 Weimar, t 1.5.1937 sein erstes, noch heute gespieltes Stück bei: Miss Sara Erlangen. Sampson (1755). Angeregt von englischen „domestic traL. studierte seit 1894 an der Univ. Jena Theologie, wurde gedies", begründete es für Deutschland die Gattung des 1899 promoviert (Die zwei Hauptmomente der kritischen „bürgerlichen Trauerspiels", das bis in die siebziger Jahre Methode Kants und ihr Verhältnis zur Methode von Fries) des Jahrhunderts außerordentlich beliebt war: das empfindund habilitierte sich 1901 in Erlangen mit der Arbeit Das same, „rührende" Familienstück von ganz und gar privatem, Wahrheitsproblem unter dem Gesichtspunkt der kulturhistomenschlich-mitmenschlichem statt heroisch-geschichtlichem rischen Erfahrung'. 1908 zum a.o.Prof. ernannt, wurde er und gesellschaftlich-staatlichem Gehalt. dort 1913 o. Prof. für allgemeine Pädagogik und Geschichte Die Theorie dieser Gattung entwickelte L. 1756/57 in seiner der Pädagogik. In seinem Frühwerk setzte sich L. hauptsächzweiten Leipziger Zeit, bevor er 1758 nach Berlin zurücklich mit der Philosophie Rudolf —» Euckens auseinander und kehrte, im Briefwechsel mit Moses —> Mendelssohn und versuchte einen Weiterführung von dessen Gedanken hinFriedrich Nicolai: Nicht Bewunderung des Helden, son sichtlich erkenntnistheoretischer Fragestellungen. Er betonte dern einfühlendes Mitleid garantierte die moralische Wirden Zusammenhang von Philosophie und Pädagogik; die kung der Tragödie. Der Einakter Philotas (1759) entsprach Psychologie sah er als Hilfswissenschaft der Pädagogik. L. dieser Konzeption, nicht zuletzt auch als Polemik gegen das veröffentlichte u.a. Einführung in der Grundprobleme der Heldendrama. Ein Faust-Plan, gedacht als Plädoyer für den Erkenntnistheorie (1911), Der Idealismus des Deutschen Anschluß an die volkstümliche deutsche Theatertradition, (1918) und Das pädagogische Problem in der Geistesgeblieb liegen. Einer damals populären Gattung gab L. 1759 Auftrieb durch seine Fabeln, eingeleitet durch Abhandlunschichte (1925-28). WEITERE WERKE: Johann Heinrich Pestalozzi. Leipzig gen, die sich für die stilistische Prägnanz Äsops im Gegensatz zu La Fontaines Plauderton einsetzen. Kritik und 1907.

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Lessing Theorie verbanden auch die mit Mendelssohn, Nicolai u. a. verfaßten Literaturbriefe über zeitgenössische Bücher vielerlei Art (1759-65). Die klassizistischen „Regeln" haben sich vor dem Geschmack zu verantworten. „Was die Meister der Kunst zu beobachten für gut befinden, das sind Regeln" (19. Brief). So kann Shakespeare, bislang als „unregelmäßig" verfemt, neben Sophokles gestellt werden als Vorbild für das deutsche Drama der Zukunft (17. Brief). Den bahnbrechenden Erfolg der Literaturbriefe bezeugten die Zeitgenossen mit Lob und Furcht. Abschiedslos reiste L. 1760 aus Berlin nach Breslau, um „mehr unter Menschen als unter Büchern zu leben" (an Karl Wilhelm Ramler, 6.12. 1760). Er wurde Sekretär des preuß. Generals Bogislaw Friedrich von Tauentzien, der nach Ende des Siebenjährigen Kriegs Gouverneur von Schlesien war. Offizierskasino, Wirtshaus, Theater, Spieltisch waren dort L.s Welt. Die Arbeit galt in der Breslauer und der Berliner Zeit (1765-67) der Abhandlung Laokoon (1766) und dem Lustspiel Minna von Barnhelm (1767). Goethe bekundete die befreiende Wirkung des Laokoon auf die junge Generation. Zwar war an L.s Unterscheidung bildender und „redender" Künste kaum etwas originell; wichtig war sie als Weiterführung von L.s Eintreten für die empfindsame Dichtung. Johann Joachim -» Winckelmann hatte die antike Statue des von Schlangen umwundenen trojanischen Priesters und seiner Söhne als Ausdruck stoischer Gelassenheit gedeutet: als „edle Einfalt und stille Größe" des Gemüts. L. ließ das für die bildende Kunst gelten. In der Dichtung hingegen habe sich die Konzentration nicht auf das Schöne in der Raumdimension, sondern auf den Ausdruck der Gefühle in ihrer zeitlichen Entfaltung zu richten: beherrscht in der Statue, schreie Laokoon in der Dichtung. - Minna von Barnhelm gilt als die erste deutsche Komödie, die die Gegenwart noch anspricht. Am Rande ist das Erbe der satirischen Komödie mit ihren auf Figuren gebrachten Eigenschaften in diesem realistisch-zeitgenössischen Lustspiel vom „Soldatenglück" noch vorhanden. Doch aus Typen sind Charaktere geworden: vielseitige, differenzierte Gestalten, die nicht mehr verächtlich verlacht, sondern mit humorvollem Verständnis präsentiert werden. Aufgeführt wurde Minna auf dem ersten deutschen Nationaltheater, in Hamburg, wo L. seit 1767 (bis zur Schließung 1769) als Aufführungskritiker, als „Dramaturg" tätig war. Als laufender Kommentar zu den Vorstellungen der ersten Saison (Sommer 1767) wurden die einzelnen „Stücke" der Hamburgischen Dramaturgie in unregelmäßigen Abständen bis zur Ostermesse 1769 gedruckt, als auch die Gesamtausgabe erschien. Nach anfänglicher Kommentierung der schauspielerischen Leistung ging L. statt auf aktuelle Berichterstattung immer mehr auf grundsätzliche Probleme des Dramas und Theaters ein, unbekümmert um die Erwartungen des Publikums. Darin besteht der überdauernde, einflußreiche Wert der Hamburgischen Dramaturgie. Trotzdem stellt sie „nichts weniger als ein dramatisches System", sondern lediglich „Fermenta cognitionis" (95. Stück) dar. Seinen Kampf gegen die regeltreue Bewunderungstragödie und für die empfindsame „bürgerliche" Dramatik führte L. auch hier weiter. Shakespeares Dramen wurden dementsprechend interpretiert, ebenso die aristotelischen Grundbegriffe eleos, phobos und katharsis: Mitleid als karitativ-humanitärer Affekt, Furcht als „auf uns selbst bezogenes Mitleid"; die dadurch erreichte Reinigung des Gemüts ist die Formel für das optimale Mittelmaß von Mitleid und Furcht. Es verwandele „Leidenschaften in tugendhafte Fertigkeiten" (78. Stück); Theater bilde. Aus dieser Zeit stammen auch die Antiquarischen Briefe (2 Bde., 1768/69), eine polemische Gemmenkunde, und Wie die Alten den Tod gebildet (1769), die begeistert aufgenommene Feier des anmutigen Thanatos-Jüng-

lings als Kritik der abschreckenden christlichen Todessymbolik. Das letzte Jahrzehnt, vom Mai 1770 an, verbrachte L. in Wolfenbüttel, der ehemaligen Residenzstadt der braunschweigischen Herzöge, als Leiter der berühmten herzoglichen Bibliothek. Seine Lebens Verhältnisse waren eingeschränkt. Über die Vereinsamung in der Kleinstadt halfen ihm Reisen (Wien, Italien), Besuche bedeutender Gelehrter sowie der Braunschweiger Freundeskreis um Johann Joachim Eschenburg hinweg, auch die Beziehung zu Eva König, die nach fünfjähriger Verlobungszeit 1776 seine Frau wurde, doch bereits Anfang 1778 bei der Geburt eines Sohnes starb. Die Wolfenbüttler Anstellung bot Zeit und Gelegenheit zu schriftstellerischer Tätigkeit aller Art. Als Bibliothekar verstand sich L. nicht nur als Hüter, sondern auch als wissenschaftlicher Bearbeiter der Bestände. Es entstanden lexikographisch-sprachgeschichtliche, literaturgeschichtlichphilologische, auch historische und theologische Studien, zum Teil erschienen in einer Buchreihe der Bibliothek. Die aufsehenerregendsten Beiträge darin waren 1774 und 1777 die von L. kritisch kommentierten Fragmente aus Hermann Samuel —> Reimarus' Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes, einem Werk radikal rationalistischer Bibelkritik. Die dadurch entfachte Kontroverse, vor allem mit dem orthodox luth. Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze, wurde zum Skandal. Der Braunschweiger Herzog verbot L. die Fortsetzung des theologischen Streits, obwohl L. von Reimarus' Offenbarungskritik ebenso abwich wie von der luth. Doktrin der Verbal inspiration der Bibel. (Ihn überzeugte am Christentum dessen im Gefühl erfahrene „innere Wahrheit".) L.s Nathan (1779) führte die Kontroverse weiter im Zensurschutz der Literatur. Vorausgegangen war 1772 Emilia Galotti, ein bürgerliches „Trauerspiel" von bis heute umstrittenem Gehalt. Zumindest indirekt prangert es die absolutistische Herrschaft an einem nach Italien verlegten Hof an, wo die Untertanin der Nachstellung des Fürsten nur durch ihren vom eigenen Vater vollzogenen Tod entgeht. Nathan wirkte weniger aufreizend. Als eines der großen Zeugnisse der Humanität und aufgeklärten Toleranz sieht das Stück die Frage nach der „wahren" Religion im Bild des Wettstreits von Judentum, Christentum und Islam: „über tausend tausend Jahr" werde sich zeigen, welche Religion die größte Humanität des Verhaltens inspiriere. In einem ähnlichen Zukunftsaspekt gipfeln Die Erziehung des Menschengeschlechts (1780) und die Freimaurergespräche Ernst und Falk (1778-81). WERKE: Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Karl Lachmann. 3. Aufl., besorgt durch Franz Muncker. 23 Bde., Stuttgart, später Leipzig 1886-1924. Nachdr. Berlin 1968. - Werke. Vollständige Ausgabe in 25 Teilen. Hrsg. v. Julius Petersen/ Waldemar von Olshausen. Berlin 1925-35. Nachdr. Hildesheim/New York 1970. - Werke. Hrsg. v. Herbert G. Göpfert u.a. 8 Bde., München 1970-78. - Werke und Briefe. Hrsg. v. Wilfried Barner u.a. Frankfurt/Main 1985 ff. LITERATUR: Erich Schmidt: L. Berlin 1884-92, 41923. Nachdr. Hildesheim 1983. - Paul Rilla: L. und sein Zeitalter. Berlin 1958. - Karl S. Guthke: G. E. L. Stuttgart 1967, '1979. - Wilfried Barner u.a.: L. Epoche - Werk Wirkung. München 1975, 51987. - Edward Harris/Richard Schade (Hrsg.): L. in heutiger Sicht. Bremen 1977. - Dieter Hildebrandt: L. Biographie einer Emanzipation. München/ Wien 1979. - Wilfried Barner/Albert Reh (Hrsg.): Nation und Gelehrtenrepublik. L. im europäischen Zusammenhang. München 1984. - Jürgen Jacobs: L. Eine Einführung. München/Zürich 1986. - Dietrich Harth: G. E. L. oder die Paradoxien der Selbsterkenntnis. München 1993. - Wolfgang Kroger: G. E. L. Stuttgart 1995. - Wolfgang Albrecht: G. E. L. Stuttgart 1996. - L. Yearbook. München 1969 ff. Karl S. Guthke

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Lessing Lessing, Theodor, * 8.2.1872 Hannover, t 30.8.1933 Marienbad. Der Sohn eines Arztes studierte nach mehreren abgebrochenen Berufsausbildungen Medizin in Freiburg/Breisgau, Bonn und München, wandte sich 1895 der Psychologie, Literatur und Philosophie zu und wurde 1899 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert (African Spir's Erkenntnislehre). L. war als Vortragsredner und Publizist tätig, wurde 1901 Lehrer am Landerziehungsheim Haubinda, 1904 am Landerziehungsheim Laubegast bei Dresden und veröffentlichte 1906 Schopenhauer, Wagner, Nietzsche. Einführung in die moderne deutsche Philosophie. Für kurze Zeit Theaterkritiker in Göttingen, studierte er 1906 bei Edmund —»Husserl, habilitierte sich 1907 für Philosophie an der TH Hannover und wurde Privatdozent. 1908 gründete er den „Anti-LärmVerein". Während des Ersten Weltkriegs Lazarettarzt und Lehrer, nahm L. 1918 seine philosophische Lehrtätigkeit in Hannover wieder auf. 1919 erschien sein Grundlagenwerk über die erkenntniskritischen und geschichtspsychologischen Voraussetzungen des historischen Gedächtnisses Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen (41927, Neudruck 1962, 1983). 1920 gründete L. die „Freie Volkshochschule" in HannoverLinden und lehrte seit 1922 als a. o. Prof. der Pädagogik und Philosophie an der TH Hannover. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Essays und Feuilletons, die das „Prager Tagblatt" seit 1923 veröffentlichte. 1924 berichtete er über den Prozeß gegen den Massenmörder Haarmann in Hannover. Infolge einer antisemitischen und nationalistischen Hetzkampagne gegen ihn, die durch sein verzerrt wiedergegebenes psychologisches Porträt Paul von Hindenburgs ausgelöst worden war, verzichtete L. 1926 auf weitere Vorlesungstätigkeit. Sein Lehrauftrag wurde vom preuß. Kultusministerium in einen Forschungsauftrag umgewandelt. L. setzte sich in den folgenden Jahren mit der völkisch-nationalistischen Bewegung auseinander, vor der er früh warnte. Er vertrat publizistisch einen pragmatischen Sozialismus (u. a. Gleichberechtigung der Frau, Völkerverständigung). In Europa und Asien oder Der Mensch und der Wandellose (1915 von der Militärzensur verboten, 1918 erschienen, ab der 3. Aufl. 1924 mit dem Untertitel Untergang der Erde am Geist, 5 1930) unterzog er die technische Zivilisation einer radikalen Kritik. Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Studien zur Wertaxiomatik. Untersuchungen über reine Ethik und reines Recht (1908, 21914), Weib, Frau, Dame (1910), Philosophie als Tat (2 Tie., 1914) und Der jüdische Selbsthaß (1930, Neuauflage 1984). L. starb nach einem Attentat von sudetendeutschen Nationalsozialisten in seinem Exil in Marienbad. WEITERE WERKE: Die verfluchte Kultur. Gedanken über den Gegensatz von Leben und Geist. München 1921. Nietzsche. Berlin 1925. - Prinzipien der Charakterologie. Halle 1926. - Gesammelte Schriften in 10 Bänden. Prag 1935 (Bd. 1: Einmal und nie wieder. Lebenserinnerungen. Prag 1935. Frankfurt/Main 1991). - Ich warf eine Flaschenpost ins Eismeer der Geschichte. Essays und Feuilletons. Hrsg. v. Rainer Marwedel. Darmstadt/Neuwied 1986. Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Jörg Wollenberg. 2 Bde., Bremen 1995-97. LITERATUR: August Messer: Der Fall Lessing. Eine objektive Darstellung und kritische Würdigung. Bielefeld 1926. Peter Böhm: T. L.s Versuch einer erkenntnistheoretischen Grundlegung von Welt. Ein kritischer Beitrag zur Aporetik der Lebensphilosophie. Würzburg 1986. - Rainer Marwedel: T. L. 1872-1933. Eine Biographie. Darmstadt/Neuwied 1987 (mit einer kommentierten Bibliographie 1933-83). Bernward Baule: Kulturerkenntnis und Kulturbewertung bei T. L. Hildesheim 1992.

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Ley, Hermann, * 30.11. 1911 Leipzig, t 24.11.1990 Dresden. Der Sohn eines Zahnarztes wurde 1927 SPD-, 1930 KPDMitglied und studierte seit 1930 Naturwissenschaften und Zahnmedizin in Leipzig, wo er zum Dr. med. dent, promoviert wurde. Seit 1933 im antifaschistischen Widerstand tätig, wurde L. vier Jahre im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Leiter der Kulturabteilung der KPD in Leipzig und trat 1946 in die SED ein. 1948 habilitierte er sich in Leipzig und lehrte 1949-59 an der TH Dresden, seit 1950 als Prof. für dialektischen Materialismus. 1956-62 war L. Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees, 1962-68 Direktor des Philosophischen Instituts der Humboldt-Universität Berlin und 1969-77 Leiter des Bereichs Philosophische Fragen der Naturwissenschaften. Seit 1955 war L. Mitherausgeber der „Zeitschrift für Philosophie". Neben seinem Hauptwerk Geschichte der Auflclärung und des Atheismus (5 Bde., 1966-89) veröffentlichte er u.a. Studie zur Geschichte des Materialismus im Mittelalter (1957), Technik und Weltanschauung. Einige philosophische Konsequenzen der wissenschaftlich-technischen Revolution (1969, 21971), Vom Bewußtsein zum Sein. Vergleich der Geschichtsphilosophie von Hegel und Marx (1982) und Atheismus, Materialismus, Politik (1978). WEITERE WERKE: Avicenna. Berlin 1953. - Naturgesetz und menschlicher Wille. Leipzig/Jena 1956. - Friedrich Engels' philosophische Leistung und ihre Bedeutung für die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Naturphilosophie. Berlin 1957. - Dämon Technik? Berlin 1961. - Kritische Vernunft und Revolution. Zur Kontroverse zwischen Hans Albert und Jürgen Habermas. Köln 1971 (mit Thomas Müller). - Über die Schwierigkeiten des Einzelwissenschaftlers. Des Biologen Jacques Monod Kritik am historischen Materialismus und der Zwang zur Philosophie in den Naturwissenschaften. Berlin 1973. LITERATUR: Wissenschaft und Persönlichkeit. H. L. zum 70. Geburtstag. Berlin 1981. Lichtenberg, Georg Christoph, * 1.7.1742 OberRamstadt bei Darmstadt, t 24.2.1799 Göttingen. L. stammte aus der bis ins 15. Jh. nachweisbaren südwestdeutschen Geistlichen-, Gelehrten- und Beamtenfamilie Lichtenberger (erst sein Großvater, ein erweckter Pietist, trennte sich von dem jüdisch klingenden Namenssuffix). Sein Vater Johann Conrad L., der zum höchsten geistlichen Amt in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt aufstieg, verschwägerte die Familie mit der bürgerlichen Beamtenschicht. Er nutzte seine technischen Kenntnisse als Architekt und war ein geschätzter Prediger und fruchtbarer Autor von rund 1500 Kantaten, Der Gegensatz von orthodoxer Gläubigkeit und abweichlerischer Frömmigkeit in Verbindung mit einer Neigung zu staatserhaltender Loyalität, praktischem Erwerbssinn und schöngeistigen Neigungen prägte L.s Intellekt ebenso wie sein Empfinden. L. war das 17. Kind seiner Mutter; außer ihm überlebten nur vier Geschwister die ersten Lebensjahre. Von Geburt an schwächlich, seit frühesten Kindertagen bucklig, war der physisch Zurückgebliebene nicht nur für körperliche Arbeiten untauglich, sondern wählte überdies die in der Familie ungewöhnliche Laufbahn eines Universitätsprofessors. In der Residenz des Fürstentums Hessen-Darmstadt, wohin das geistliche Amt 1745 die Familie geführt hatte, besuchte L. 1752-61 das .Pädagogium'. 1763 wurde er als ,Mathematum et Physices Studiosus', mit einem landgräflichen Stipendium ausgestattet, an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Die Tätigkeit als Hofmeister englischer Studenten wurde für seine Berufung nach Göttingen entscheidend: 1770 von einem Zögling nach England eingeladen, lernte er König Georg III. kennen und wurde durch dessen Intervention zum

Liebert a. o. Prof., 1775 zum Ordinarius in Göttingen ernannt. Zuvor schickte ihn königliche Ordre 1772/73 nach Hannover, Osnabrück und Stade zur astronomischen Bestimmung dieser Orte. Hernach verbrachte L. anderthalb Jahre in England. Dieser Aufenthalt, der ihn mit allen Licht- und Schattenseiten des Alltags, der Wissenschaft und Kultur konfrontierte, sollte von nachhaltiger Bedeutung für sein ganzes Leben, Denken und Werk werden. Sein Aussehen und sein geringes Einkommen hinderten ihn lange an einer bürgerlichen Haushaltung; 1780 nahm er die fünfzehnjährige Maria Dorothea Stechard als Geliebte zu sich; sie starb 1782. Nicht viel älter war seine nächste Geliebte Margarete Elisabeth Kellner, die er 1789 heiratete; sie überlebte ihn um 49 Jahre. Anfang 1778, bald nach Entdeckung der später nach ihm benannten Staubfiguren (elektrostatischen Entladungen auf einen Nichtleiter, die erstmalig die beiden Typen der Elektrizität sichtbar machten und im 20. Jh. Grundlage der Xerokopiertechnik wurden), übertrug ihm sein Lehrer und Kollege Abraham Gotthelf -»Kästner die Hauptvorlesung Experimentalphysik, die L. auf einen neuen Standard brachte und bis zu seinem Lebensende jedes Semester las. Sie wurde zu einer der größten Attraktionen der Göttinger Universität, weil L. pro Semester fast 500 Versuche ausführte und dadurch schwierigste Sachverhalte sinnfällig zu machen verstand. Bedeutende Entdeckungen machte er nach den Staubfiguren nicht mehr; dazu fehlten in Göttingen und der kargen Universität die Mittel und die Zeit. Umso mehr versuchte er zeitlebens, Wissenschaft zu popularisieren. Von 1778 bis 1799 gab er den auflagenstarken „Göttinger Taschen Calender" heraus, den er größtenteils selbst schrieb bzw. aus anderen Werken und Zeitschriften abschrieb. Mit leichter Hand gelang es ihm, auch komplizierte Sachverhalte der Aufklärung verständlich darzubieten. Ausführlicher zu erörternde Gegenstände behandelte er in Heinrich Christian Boies „Deutschem Museum", 1780-85 im von ihm redigierten und zusammen mit Georg Forster herausgegebenen „Göttingischen Magazin der Wissenschaften und Litteratur", danach im „Hannoverischen Magazin". Viermal überarbeitete er das Lehrbuch von Johann Christian Polycarp Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre; den Plan, ein eigenes Lehrbuch nach kantischen Grundsätzen vorzulegen, hat er nicht verwirklicht. Wie er überhaupt mehr geplant als vollendet hat: einen satirischen Roman, eine Autobiographie, Abhandlungen zum ,Hydrostatischen Paradox', zu Problemen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, zur Wärmereflexion. Ein fast fertiges Buch zur Theorie des Regens hielt er im Druck an; es kam erst nach seinem Tod ans Licht. Als er unter dem Pseudonym Conrad Photorin im Timorus (1773) Johann Caspar —> Lavater bekriegte, weil dieser den Juden Moses —»Mendelssohn aufgefordert hatte, zum christlichen Glauben überzutreten, begann man ihn zu fürchten. 1776 mischte er sich in die Diskussion über den Büchernachdruck mit den Episteln an Tobias Göbhard ein. Diese stehen in der Tradition der Epistolae obscurorum virorum (1515): Der fingierte Absender versucht, als vorgeblicher Parteigänger des Angegriffenen, dessen Position mit abstrusen Argumenten zu verteidigen. 1777 vertrieb er den Gaukler Jakob Philadelphia durch die Parodie von dessen Affiche aus Göttingen. 1777/78 griff er Lavaters Theorie der .Physiognomik' an. 1781/82 geißelte er Johann Heinrich Voß, als dieser seine Transkription des griechischen Eta als ,ä' durchsetzen wollte. In ihm fand er zwar keinen ebenbürtigen, wohl aber unnachgiebigen Widerpart, dem er das letzte Wort ließ. Im 19. Jh. sorgte seine Ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche (Hefte 1-11, 1794-1809; bis 14 von anderen fortgesetzt) für Berühmtheit. Schon im Zusammenhang mit Physiognomik hatte er sich mit Bilderfolgen befaßt. Für den „Göttinger Taschen Calender" erläuterte er die damals

üblichen Monatskupfer. 1784 begann er mit der Erklärung ausgewählter Bildausschnitte. In groben Zügen faßte er die im Bild gebotene Handlung zusammen, um dann eingehender die Kopien auch ,physiognostisch' zu erläutern und die mannigfachen Anspielungen des Künstlers zu entziffern. Seit 1794 brachte L. die Kalender-Erläuterungen als Buch heraus. Langfristige Wirkung gezeitigt haben von L.s zu Lebzeiten veröffentlichten Schriften nur wenige; etwa die HogarthErklärung oder Teile seiner aus der Vorlesung bekannten physikalischen Gedanken. Von der Nachwelt geschätzt wird er wegen anderer Texte. Es sind dies die rund 1600 überlieferten (von insgesamt 6000-8000) Briefe dieses .Caesars im Briefschreiben'. Vor allem aber wegen jener erst postum veröffentlichten 1500 Druckseiten Notizen aus 35 Jahren, die gern, doch nicht alle zu Recht, .Aphorismen' genannt werden: bloße Lesefrüchte und Exzerpte, fremde und (öfter) eigene oder doch sprachlich angeeignete witzige und paradoxe Formulierungen, Metaphern und Wortspiele; nachdenkliche Einfalle und Überlegungen, auch naturwissenschaftlichphilosophische Fragen und Betrachtungen aus allen Bereichen des Lebens und des Geistes. Merkbücher, die zunächst noch ganz in der Tradition der .Florilegien' humanistischer Rhetoriker standen, dann aber in ihrer Regelmäßigkeit geprägt sind vom Bekenntnisbuch der pietistischen Vorfahren L.s sowie seinem eigenen astronomischen und experimentellen Beobachtungsbuch. Hierin zeigt sich sein Anliegen, die schon damals zerfallende Einheit der Wissenschaft zu restituieren. Mit den Eintragungen in diesen „Sudelbüchern", wie er sie einige Male bezeichnete (auch „Gedankenbuch", „Hausbuch" und „Exzerpten-Buch Sparbüchse"), mit diesen „Pfennigs Wahrheiten" zeigt er sich als einer der schärfsten Beobachter und als originellster Kopf seiner Zeit, als Philosoph, der die eigene ,antisystematische' Art zu denken demonstriert und lehrt, .Wahrheit zu finden', erscheint er als Meister der Sprache und Begründer des deutschen Aphorismus. WERKE: Vermischte Schriften. Hrsg. v. Ludwig Christian Lichtenberg/Friedrich Kries. 9 Bde., Göttingen 1800-06. Vermehrte Neuausg. 14 Bde., Göttingen 1844-53. - Aphorismen. Hrsg. v. Albert Leitzmann. 5 Bde., Berlin 1902-08. Schriften und Briefe. Hrsg. v. Wolfgang Promies. 4 Bde., Kommentarband zu Bd. l und 2 sowie zu Bd. 3. München 1967-92. - Briefwechsel. Hrsg. v. Ulrich Joost/Albrecht Schöne. 5 Bde., München 1983 ff. (Bd. 1-4 erschienen). LITERATUR: Rudolf Jung: L.-Literatur. Heidelberg 1972. Otto Deneke: L. München 1944 (nur Bd. 1). - Wolfgang Promies: L. Reinbek 1964, "1992. - Franz H. Mautner: L. Geschichte seines Geistes. Berlin 1968. - Albrecht Schöne: Aufklärung aus dem Geist der Experimentalphysik. L.s Konjunktive. München 1982, '1993. - L.-Jahrbuch. Hrsg. v. Wolfgang Promies/Ulrich Joost. Saarbrücken 1989 ff. (mit fortlaufender Bibliographie). - Ulrich Joost: L. - der Briefschreiber. Göttingen 1993. - Rudolf Jung: Studien zur Sprachauffassung G. C. L.s. Versuch einer Interpretation der sprachphilosophischen Aphorismen. Egelsbach 1993. Ulrich Joost Liebert, Arthur, bis 1905 Levy, * 10. 11. 1878 Berlin, t 5.11.1946 Berlin. Zunächst in Berlin als Kaufmann tätig, studierte L., Sohn eines Kaufmanns, 1901-05 Geisteswissenschaften, Nationalökonomie und Soziologie an der dortigen Univ., legte bei seinem Übertritt zum luth. Bekenntnis den Namen Levy ab, holte 1907 die Reifeprüfung nach und wurde 1908 mit einer Arbeit über Giovanni Pico della Mirandola als Philosophen der Frührenaissance promoviert. Als Mitarbeiter, seit 1910 stellvertretender und 1927-33 alleiniger Geschäftsführer der Kant-Gesellschaft machte sich L. um deren internationale Ausdehnung verdient und war Herausgeber und Autor ihrer

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Liebmann Publikationen. Seit 1910 lehrte er Philosophie und Pädagogik an der Handelshochschule Berlin, wo er 1925 zum Dozenten und 1930 zum a. o. Prof. ernannt wurde. 1925 habilitierte sich L. an der Univ. Berlin für Philosophie und wurde dort 1928 a. o. Professor. Wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 entlassen, gelang ihm die Flucht nach Belgrad, wo er o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. wurde und die Gesellschaft „Philosophia" sowie ihr gleichnamiges Organ gründete. 1939 siedelte er nach Birmingham über und versuchte, dort einen „Weltbund des Humanismus" zur Bekämpfung der geistigen und moralischen Krise seiner Zeit wie auch ihrer Auswirkungen (u. a. Arbeitslosigkeit) zu organisieren. L. folgte 1946 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Pädagogische Fakultät der Univ. Berlin, deren erster Dekan er wurde. Er veröffentlichte u. a. Das Problem der Geltung (1914, 2 1921, Neudruck 1993), Wie ist kritische Philosophie überhaupt möglich? Ein Beitrag zur systematischen Phänomenologie der Philosophie (1919,21923), Ethik (1924), Geist und Welt der Dialektik (1929), Erkenntnistheorie (2 Tie., 1932) und Der universale Humanismus (1946). WEITERE WERKE: Der Geltungswert der Metaphysik. Berlin 1915. - Vom Geist der Revolutionen. Berlin 1919, 31925. August Strindberg. Seine Weltanschauung und seine Kunst. Berlin 1920, 31925. - Die geistige Krisis der Gegenwart. Berlin 21923. - Kants Ethik. Berlin 1931. - Der Liberalismus als Forderung, Gesinnung und Weltanschauung. Zürich 1938. - Von der Pflicht der Philosophie in unserer Zeit. Zürich 1938. LITERATUR: Gerhard Kropp: A. L. in memoriam. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 3 (1948/49) S. 427-435 (mit Bibliographie). - Peter Müller: L., A. In: NDB 14,1985, S. 486-487. Liebmann, Otto, * 25.2.1840 Löwenberg (Schlesien), t 14.1.1912 Jena. L., Sohn eines Juristen, studierte seit 1859 Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften in Jena (bei Kuno —»Fischer, Karl —>Fortlage), Leipzig (bei Gustav Theodor —> Fechner, Wilhelm —> Drobisch) und Halle, ließ sich nach der Promotion 1864 (De Philosophandi Methodo Commentatio Germanice et Latine conscripta) in Tübingen nieder und trat in Kontakt u.a. zu Friedrich Theodor —»Vischer und Karl Neumann. 1866 habilitierte er sich in Tübingen für Philosophie, nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil (Vier Monate vor Paris, 1871, 21896), wurde 1872 a.o., 1878 o. Prof. in Straßburg und war 1882-1911 o. Prof. an der Univ. Jena. L. gab mit seiner Schrift Kant und die Epigonen (1865, Neudr. 1912 und 1991) den entscheidenden Anstoß zum Neukantianismus und entwickelte die Philosophie -»Kants zu einer „kritischen Metaphysik" weiter. Zu seinen Werken zählen ferner Zur Analysis der Wirklichkeit (1876, "1911), Gedanken und Tatsachen (2 Bde., 1882-1904) und Die Klimax der Theorien (1884, Neudr. 1914). WEITERE WERKE: Über den individuellen Beweis für die Freiheit des Willens. Stuttgart 1866. - Über den objectiven Anblick. Stuttgart 1869. LITERATUR: Bruno Bauch: O. L. In: Neudrucke seltener philosophischer Werke. Hrsg. v. der Kant-Gesellschaft. Bd. 2. Berlin 1912, S. V-XII. - Ders./Rudolf Eucken: Nachruf in: Kant-Studien 17 (1912) S. 1-8. - Adolf Meyer: Über L.s Erkenntnislehre und ihr Verhältnis zur Kantischen Philosophie. Diss. Leipzig 1916. - Kurt Rathke: Erkenntnistheorie, Transzendentalphilosophie und kritische Metaphysik von O. L. Rostock 1926. - Peter Müller: L., O. In: NDB 14, 1985, S. 506-508. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986 (zu L. bes. S. 211-230).

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Liebrucks, Bruno, * 12.10.1911 Budupönen (Ostpreußen), t 15.1.1986 Frankfurt/Main. L., Sohn eines Lehrers, war seit 1933 Assistent an der Univ. Königsberg und wurde 1935 zum Dr. phil. promoviert (Probleme der Subjekt-Objektrelation). Er habilitierte sich mit der Arbeit Platans Entwicklung zur Dialektik. Untersuchungen zum Problem der Eleatismus (1949) und war seit 1950 Prof. der Philosophie an der Univ. Köln, 1959-76 in Frankfurt/Main. L. befaßte sich vor allem mit Fragen der Sprachphilosophie und verfolgte in seinem Hauptwerk Sprache und Bewußtsein (l Bde., 1964-79), von der Dialektik -> Hegels ausgehend, die sprachliche Bewältigung des Seins durch den Menschen von der Antike bis zur Moderne. WEITERE WERKE: B. L. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 170-223. LITERATUR: Heinz Röttges/Brigitte Scheer/Josef Simon (Hrsg.): Sprache und Begriff. Festschrift für B. L. Meisenheim/Glan 1974. - Klaus-Michael Kodalle: Philosophie als ,Einübung der Preisgabe'. Eine Erinnerung an B. L. (t 15.1.1986) - in Anknüpfung und Widerspruch. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 41 (1987) S. 262-278. Brigitte Scheer: Zum Gedächtnis an B. L. Ebd., S. 299-305 (mit Bibliographie). Likavetz, Joseph Kalasanz, Taufname Franz Xaver, * 25. 11.1773 Zinkau (Böhmen), t 13. 1.1850 Laibach. Seit 1791 Mitglied des Piaristenordens, empfing L. 1798 die Priesterweihe, war bis 1802 Prof. am Gymnasium in Leitomischl, 1803/04 Präfekt und Prof. der Philosophie am Löwenburger Konvikt in Wien und folgte 1805 einem Ruf als Prof. der Rhetorik an die Univ. Prag. 1809-15 lehrte er in Brunn, anschließend als Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie am Lyzeum in Graz, war dort seit 1817 auch Prediger an der Stadtpfarrkirche und hielt 1822/23 philosophische Vorlesungen. L. wurde 1825 an der Univ. Graz zum Dr. phil. promoviert und war 1827/28 deren erster Rektor. 1831-35 stand er als Direktor dem Grazer Gymnasium vor und wurde dann Bibliothekar der Lyzealbibliothek in Laibach, 1843 Vizedirektor des dortigen Gymnasiums, 1844 Direktor der illyrischen Provinzialgymnasien. L. war ein Anhänger —> Kants, vor allem aber Wilhelm Traugott —» Krugs. Er veröffentlichte u. a. Elementa philosophiae in unum auditorum philosophiae adumbrata (5 Bde., 1812-14, 2 1818-20), Elementa iuris naturae (1817) und Grundriss der Denklehre oder Logik (1828). Seine Werke standen zeitweise auf dem Index. WEITERE WERKE: Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre oder empirische Psychologie. Graz 1827. Lindemann, Heinrich Simon, * 12.7.1807 Landau (Pfalz), t 27.1.1855 München. L., Sohn eines Schneidermeisters, besuchte ohne Abschluß die chirurgische Schule in Bamberg. Das Studium der Rechtswissenschaft in München mußte er aus finanziellen Gründen wiederholt unterbrechen; er arbeitete als Setzer und Korrektor in einer Buchdruckerei in Schaffhausen und dann als Rentamtsoberschreiber in Kaiserslautern. Seit 1831 wieder in München, nahm er unter dem Einfluß von Karl Friedrich Christian -> Krause das Studium der Philosophie auf. L. gründete eine Privatlehranstalt und eine Kleinkinderbewahranstalt in München. 1839 habilitierte er sich in Heidelberg, wo ihm der philosophische Unterricht am Lyzeum übertragen wurde. 1840 erhielt er eine Lehrstelle in Solothurn und folgte 1847 einem Ruf als Prof. der Philosophie nach München. L. veröffentlichte u. a. Übersichtliche Darstellung des Lebens und der Wissenschaftslehre Karl Christian Friedrich Krause's, und dessen Standpunktes zur Freimaurerbruderschaft (1839), Die Lehre vom Menschen oder die Anthropologie, Ein Handbuch für Gebildete aller Stände

Lipps (1840), Die Denkkunde oder die Logik (1846) und Grundriß zu den Vorlesungen über Anthropologie (1848). WEITERE WERKE: Unsere Zeit vom Standpunkte der Erziehung und Andeutungen zum Besserwerden. München 1837. LITERATUR: Carl von Prantl: L. In: ADB 18, 1883, S. 678-679. Linke, Paul Ferdinand, * 15.3. 1876 Staßfurt, t 19.6. 1955 Brannenburg. L., Sohn eines Geometers, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München bei Theodor —> Lipps und in Jena bei Wilhelm —»Wundt, bei dem er 1901 mit der Arbeit David Humes Lehre vom Wissen promoviert wurde, und war 1904-07 in Bremerhaven und Leipzig im höheren Schuldienst. 1907 habilitierte er sich an der Univ. Jena mit der Arbeit Die stroboskopischen Täuschungen und das Problem des Sehens von Bewegungen, in der er eine neue Theorie des kinematographischen Sehens entwickelte. 1918 wurde er dort a. o. Prof., 1946 o. Professor. L. befaßte sich mit Psychologie, Erkenntnistheorie, Logik und Ethik. Er bemühte sich um eine Lehre von der Intentionalität des Bewußtseins. Nach der Beschäftigung mit den Schriften -»Husserls und —>Bolzanos wurde er zum Gegner des Relativismus. L. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für philosophische Forschung" und veröffentlichte u. a. Die phänomenale Sphäre und das reale Bewußtsein. Eine Studie zur phänomenologischen Betrachtungsweise (1912), Grundfragen der Wahrnehmungslehre. Untersuchungen über die Bedeutung der Gegenstandstheorie und Phänomenologie für die experimentelle Psychologie (1918, 21929) und Niedergangserscheinungen in der Philosophie der Gegenwart. Wege zu ihrer Überwindung (1961). WEITERE WERKE: Verstehen, Erkennen und Geist. Zur Philosophie der psychologischen geisteswissenschaftlichen Betrachtungsweise. Leipzig 1936, LITERATUR: Hellmuth Dempe: P. F. L. Ein Leben für Philosophieren im sokratischen Geiste. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 11 (1957) S. 262-275 (mit Bibliographie). Lipmann, Jom Tow ben Salomo, auch LipmannMühlhausen, * 2. Hälfte 14. Jh. Mühlhausen (?), t Mitte 15. Jh. Prag. L. lebte seit den achtziger Jahren des 14. Jh. in Prag. 1407 wird er als judex Judaeorum bezeichnet. 1440-50 gehörte er zu den Führern der Erfurter Versammlung der aschkenasischen Juden. Auf zahlreichen Visitationen jüdischer Gemeinden (u. a. Krakau, Lindau, Erfurt) stellte er Regeln für das Schreiben von Gesetzes-Schriftrollen und den liturgischen Gesang auf, die weite Verbreitung fanden. L. verfügte über umfangreiche Kenntnisse der Bibel, des Talmud, der lateinischen Sprache und der jüdischen Philosophie. Er korrespondierte mit jüdischen und christlichen gelehrten Zeitgenossen, disputierte u. a. mit dem Konstanzer Bischof und verfaßte aus Anlaß der Denunziation eines Konvertiten 1390 die polemische Schrift Sefer ha-Nizzachon, die in Abschriften sowie seit 1644 in verfälschter Form gedruckt weite Verbreitung fand. L. schrieb außerdem kabbalistische Werke und Responsen. LITERATUR: Judah Kaufmann: Y. T. L. M. Mühlhausen 1927. - Joseph Maurice Davis: R. Vom Lipman Heller, Joseph b. Isaac ha-Levi, and rationalism in Ashkenazic Jewish culture. Diss. Univ. Cambridge, Mass. 1990. Mikrofiche-Ausg.: Ann Arbor, Mich. 1990. Lipps, Gottlob (Friedrich), * 5.8. 1865 Albersweiler (Pfalz), t 9.3. 1931 Zürich. L., Halbbruder von Theodor -> L., studierte 1883-87 in Leipzig und München Mathematik, Physik und Philosophie, trat nach der Promotion 1888 (Die logischen Grundlagen des mathematischen Funktionsbegriffs) in den Schuldienst ein

und lehrte seit 1890 in Hagenau und Straßburg, seit 1902 an einem Gymnasium in Leipzig. 1904 habilitierte er sich für Philosophie (Die Maßmethoden der experimentellen Psychologie), wurde 1909 a. o. Prof. und ging 1911 als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik und Direktor des Psychologischen Instituts an die Univ. Zürich, deren Rektor er 1930/31 war. Zu seinen Hauptwerken zählt ein Grundriß der Psychophysik (1899, 31921). WEITERE WERKE: Die Theorie der Collectivgegenstände. Leipzig 1902. - Mythenbildung und Erkenntnis. Leipzig/ Berlin 1907. - Das Problem der Willensfreiheit. Leipzig 1912, 2 I919. - Das Wirken als Grund des Geistlebens und des Naturgeschehens. Leipzig 1931. LITERATUR: J. Witzig: G. F. L. In: Kant-Studien 36 (1931) S. 362-363. Lipps, Hans, eigentl. Johann Heinrich L., * 22.11.1889 Pirna, t 10.9.1941 bei Shabero (Bez. Ochwat, Rußland). L., Sohn eines Fabrikdirektors, studierte 1909/10 Kunstgeschichte, Ästhetik, Philosophie, Architektur in München, zunächst an der Univ., dann an der TH, belegte während des Dienstjahres als Einjährig-Freiwilliger in Dresden an der dortigen TH Philosophie, ging dann zum Studium der Naturwissenschaften und Philosophie (bei —»Husserl und —»Reinach) nach Göttingen, begann 1912 das Medizinstudium und wurde 1913 zum Dr. phil. promoviert (Lieber Strukturänderungen von Pflanzen in geändertem Medium). Im Sommersemester 1914 zum Studium in Straßburg, war L. im Ersten Weltkrieg als Arzt tätig und habilitierte sich kurz nach der Promotion (Pharmakologische Untersuchungen in der Colchicinreihe //) zum Dr. med. 1921 für Philosophie an der Univ. Göttingen mit der Arbeit Untersuchungen zur Philosophie der Mathematik. Neben seiner Lehrtätigkeit praktizierte er in den Semesterferien als Schiffsarzt, war seit 1928 a. o. Prof. in der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät der Univ. Göttingen, habilitierte sich 1934 in die Philosophische Fakultät um, wurde 1936 als persönlicher Ordinarius an die Univ. Frankfurt berufen und erhielt 1939 ein planmäßiges Ordinariat in der dortigen Philosophischen Fakultät. Seit demselben Jahr als Stabsarzt der Reserve wieder im aktiven Wehrdienst, nahm L. am Frankreich- und am Rußlandfeldzug teil und fiel als Regimentsarzt bei Shabero. L. war von Wilhelm -»Dilthey und Martin —> Heidegger beeinflußt, beschäftigte sich mit Logik, Erkenntnistheorie und Existenzphilosophie und veröffentlichte u. a. Untersuchungen zur Phänomenologie der Erkenntnis (2 Tie., I927/28), Untersuchungen zu einer hermeneutischen U>gik (1938, 2 1959) und Die menschliche Natur (1941). WEITERE WERKE: Die Verbindlichkeit der Sprache. Hrsg. v. Evamaria von Busse. Frankfurt/Main 1944,21959. - Die Wirklichkeit des Menschen. Hrsg. v. Evamaria von Busse. Frankfurt/Main 1954. - Werke. 5 Bde., Frankfurt/Main 1976/77. LITERATUR: Eberhard Scheiffele: Der Begriff der hermeneutischen Logik bei H. L. Diss. Tübingen 1971. - Otto Friedrich Bollnow: Zur hermeneutischen Logik von Georg Misch und H. L. Frankfurt/Main 1983. - Wolfgang von der Weppen: Die existentielle Situation und die Rede. Untersuchung zu Logik und Sprache in der existentiellen Hermeneutik von H. L. Würzburg u. a. 1984. - Jochem Hennigfeld: Der Mensch und seine Sprache. Aspekte der Phänomenologie bei H. L. In: Philosophische Rundschau 32 (1985) S. 104-111. J. F. Owens: .Bedeutung' bei H. L. Diss. München 1987. Dilthey-Jahrbuch für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften 6 (1989) S. 13-227 (mit Bibliographie). Gerhard Rogler: Die hermeneutische Logik von H. L. und die Begründbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnis. Würzburg 1998.

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Lipps Lipps, Theodor, * 28.7.1851 Wallhalben (Kr. Pirmasens), t 17.10.1914 München. L., Sohn eines Pfarrers und Halbbruder von Gottlob —»L., studierte seit 1867 Theologie in Erlangen, Tübingen und Utrecht, nach dem theologischen Examen 1872 in Speyer Philosophie und Naturwissenschaften in Utrecht und wurde 1874 in Bonn promoviert (Zur Herbart'sehen Ontotogie). Anschließend Gymnasial- und Hauslehrer in Bonn, habilitierte er sich hier 1877 für Philosophie und wurde 1884 zum Prof. ernannt. 1890 folgte er einem Ruf an die Univ. Breslau, 1894 an die Univ. München und gründete dort das Psychologische Institut; 1899 wurde er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. L. verstand die Psychologie als erkenntnistheoretische Grunddisziplin und zog dadurch zeitweise den Vorwurf des Psychologismus auf sich. Zu seinen Hauptwerken zählen Grundzüge der Logik (1893, 31923), Raumästhetik und geometrisch-optische Täuschungen (2 Bde., 1893-97), Vom Fühlen, Wollen und Denken (1902, 31926) und Leitfaden der Psychologie (1903, 3 1909). In seiner Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst (2 Bde., 1903-06, 21914-20; Bd. l, 31923) versuchte L. die von ihm vertretene Ästhetik der Einfühlung, die er als perzeptives Verschmelzen mit dem Objekt der Anschauung verstand, systematisch zu entfalten (Zur Einfühlung, 1913). WEITERE WERKE: Gnmdtatsachen des Seelenlebens. Bonn 1883. Neudruck Bonn 1912. - Psychologische Studien. Heidelberg 1885. Leipzig 21905. - Komik und Humor. Leipzig 1898, 21922. - Die ethischen Grundfragen. Hamburg 1899. Leipzig 51927. - Das Selbstbewußtsein. Empfindung und Gefühl. Wiesbaden 1901. - Einheiten und Relationen. Eine Skizze zur Psychologie der Apperzeption. Leipzig 1902. Inhalt und Gegenstand, Psychologie und Logik. München 1905. - Die ästhetische Betrachtung und die bildende Kunst. Hamburg/Leipzig 1906. - Philosophie und Wirklichkeit. Heidelberg 1908. - Zur „Psychologie" und „Philosophie". Worte. Das „Cogito ergo sum". Gefühlsqualitäten. Leipzig 1912. LITERATUR: Niels W. Bokhove/Karl Schuhmann: Bibliographie der Schriften von T. L. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 45 (1991) S. 112-130 (mit biographischer Einführung S. 112-118). - Oscar Schuster: Die Einfühlungstheorie von T. L. und Schopenhauers Ästhetik. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N. F. 18(1912)8. 104-116.Alexander Pfänder (Hrsg.): Münchener philosophische Abhandlungen. T. L. zu seinem 60. Geburtstag gewidmet von früheren Schülern. Leipzig 1911. - Georg Anschütz: T. L.' neuere Urteilslehre. Leipzig 1913. - Wolfhart Henckmann: L., T. In: NDB 14, 1985, S. 670-672. - Maria Rosaria De Rosa: T. L. Estetica e critica delle arti. Napoli 1990. Lipsius, Friedrich Reinhard, * 3.10. 1873 Jena, t 29.8. 1934 Leipzig. L., Sohn eines evang. Theologen, studierte Theologie in Leipzig und Jena, war seit 1897 Hilfsprediger in Weimar, wurde 1908 promoviert (Kritik der theologischen Erkenntnis, 1904) habilitierte sich 1899 in Jena für systematische Theologie (Die Vorfragen der systematischen Theologie mit besonderer Rücksicht auf die Philosophie Wilhelm Wundts kritisch untersucht) und übernahm 1906 das Pastorenamt an der St. Martini-Kirche in Bremen. Seit 1912 Privatdozent für Philosophie in Leipzig (Habilitationsschrift Das Prinzip der Erkenntniseinheit, 1913 erschienen unter dem Titel Einheit der Erkenntnis und Einheit des Seins, 21925), wurde er 1919 a. o. Professor. Seit 1932 war er Mitglied der NSDAP. L. veröffentlichte u.a. Die Religion des Monismus (1907), Naturphilosophie und Weltanschauung (1918, 21925) und Naturphilosophie (1923). WEITERE WERKE: Wahrheit und Irrtum in der Relativitätstheorie. Tübingen 1927.

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Litt, Theodor, * 27. 12.1880 Düsseldorf, t 16.7. 1962 Bonn. L., Sohn eines Gymnasialprofessors, studierte in Bonn und Berlin und wurde 1904 aufgrund einer altphilologischen Dissertation promoviert (De Verrii Flacci et Cornelii Labeonisfastorum libris). Bis 1918 Gymnasiallehrer in Bonn und Köln, wurde er 1919 a. o. Prof. an der Univ. Bonn und 1920 als Nachfolger Eduard -»Sprangers o.Prof. der Philosophie und Pädagogik in Leipzig, wo er 1931/32 das Rektorat innehatte. 1937 gab er seine Ämter aus konservativoppositioneller Haltung gegen den Nationalsozialismus auf (Die Stellung der Geisteswissenschaften im nationalsozialistischen Staate, 1933), übernahm seinen Lehrstuhl 1945 wieder und wechselte 1947 an die Univ. Bonn. 1952 wurde L. in den Orden Pour le mdrite gewählt. L. veröffentlichte zahlreiche wissenschaftstheoretische Arbeiten, besonders zu den Methodenproblemen der Geisteswissenschaften. Auf der Grundlage eines an -> Hegel orientierten dialektischen Denkens, auch beeinflußt von ->Dilthey, ->Simmel und —»Husserl, entwickelte L. eine umfassende Kulturphilosophie Individuum und Gemeinschaft (1919, 31926) und philosophische Anthropologie (u.a. Mensch und Welt, 1948, 2 1961). Den für ihn fundamentalen Gegensatz von Erkennen und Leben suchte er durch die „Gesamtanschauung" deutender Ideen zu einer „organischen Einheit" zu bringen. Sein pädagogischer Ansatz der Förderung geisteswissenschaftlicher, vor allem geschichtlicher Bildung unter Eingliederung von Naturwissenschaft, Technik und Arbeitswelt wurde von der Kritischen Erziehungswissenschaft von Wolfgang Klafki und der politischen Bildungsbewegung der sechziger Jahre aufgegriffen. Zu L.s Werken zählen Geschichte und Leben (1918, 31930), Führen oder Wachsenlassen. Eine Erörterung des pädagogischen Grundproblems (1927, 131967), Denken und Sein (1948), Naturwissenschaften und Menschenbildung (1952, 51968) und Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt (1955, "1959). WEITERE WERKE: Erkenntnis und Leben. Leipzig 1923. Die Philosophie der Gegenwart und ihr Einfluß auf das Bildungsideal. Leipzig 1925, 31930. - Ethik der Neuzeit. München 1926. Neudruck 1968. - Kant und Herder als Deuter der geistigen Welt. Leipzig 1930. Heidelberg 2 1949. - Einleitung in die Philosophie. Leipzig 1933. Stuttgart 21949. - Philosophie und Zeitgeist. Leipzig ' 21935. Die Selbsterkenntnis des Menschen. Leipzig 1938. Hamburg 2I948. - Protestantisches Geschichtsbewußtsein. Leipzig 1939. - Das Allgemeine im Aufbau der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis. Leipzig 1941. Groningen 21959. Neudruck Hamburg 1980 (mit Bibliographie). - Technisches Denken und menschliche Bildung. Heidelberg 1957, 31964. LITERATUR: Albert Reble: T. L. Stuttgart 1950. - Paul Vogel: T. L. Berlin 1955. - Lorenz Funderburk: Erlebnis, Verstehen, Erkenntnis. T. L.s System der Philosophie aus erkenntnistheoretischer Sicht. Bonn 1971. - Josef Derbolav/Clemens Menze/Friedhelm Nicolin (Hrsg.): Sinn und Geschichtlichkeit. Werk und Wirkungen T. L.s. Stuttgart 1980. - Peter Müller: L., T. In: NDB 14, 1985, S. 708-710. Thomas Friederich: T. L.s Warnung vor „allzu direkten Methoden". In: Deutsche Philosophen 1933. Hrsg. v. Wolfgang Fritz Haug. Berlin 1989, S. 99-124. - Wolfgang K. Schulz: Untersuchungen zur Kulturtheorie T. L.s. Neue Zugänge zu seinem Werk. Weinheim 1990. - Wolfgang Matthias Schwiedrzik: Lieber will ich Steine klopfen... Der Philosoph und Pädagoge T. L. in Leipzig 1933-1947. Leipzig 1997. Löw, Reinhard, * 15.2. 1949 Freising, t 25. 8.1994 Nürnberg. L. studierte in München Mathematik, Pharmazie, Philosophie (bei Robert Spaemann und Hermann Krings) und Geschichte. 1977 wurde er zum Dr. rer. nat. (Die Geschichte der Pflanzenchemie von 1790 bis 1820, veröffentlicht unter

Löwenthal dem Titel Pflanzenchemie zwischen Lavoisier und Liebig, 1977, 21979) und 1979 zum Dr. phil. (Zum Begriff des Organischen bei Kant, veröffentlicht unter dem Titel Philosophie des Lebendigen. Der Begriff des Organischen bei Kant, sein Grund und seine Aktualität, 1980) promoviert. 1977-84 war er Wissenschaftlicher Assistent, habilitierte sich 1983 mit der Arbeit Nietzsche, Sophist und Erzieher (1984) für Philosophie und hatte an der Univ. München 1984-87 eine Professur für Naturphilosophie sowie 1992/93 die Vertretung eines Lehrstuhls für Philosophie inne. 1987 war L. einer der Gründungsdirektoren und seitdem Mitglied des Direktoriums des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover und Mitherausgeber von dessen „Jahrbuch für Philosophie". L. beschäftigte sich mit erkenntnistheoretischen und ethischen Problemen der Naturwissenschaft und der Technik, insbesondere der Medizin und der Gentechnologie. Gegen einen materialistischen und evolutionistischen Ansatz entwarf er eine organische Naturphilosophie, die er u. a. in der Bioethik sowie in Fragen des Naturschutzes und der Ökologie anwandte. L. war Mitglied der Academia Scientiarum et Artium Europaea der Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung (seit 1993), der Päpstlichen Akademie für das Leben (1994) sowie des Internationalen BioethikKomitees der UNESCO (1994). Er war Mitherausgeber der Zeitschriften „Scheidewege" und „Communio". L. veröffentlichte u.a. Philosophie des Lebendigen (1980), Leben aus dem Labor. Gentechnologie und Verantwortung - Biologie und Moral (1985) Über das Schöne. Warum das Schöne schön ist (1994) und Die neuen Gottesbeweise (1994). WEITERE WERKE: Die Frage Wozu? Geschichte und Wiederentdeckung des teleologischen Denkens. München 1981, '1991 (mit Robert Spaemann). - Menschen aus dem Labor. Köln 1986. - Ethik und Gentechnik. Philosophische Überlegungen zu einem aktuellen Problem. Köln 1987. - Warum Naturschutz? Philosophische Überlegungen. Köln 1988. LITERATUR: Rainer Isak: Evolution ohne Ziel? Ein interdisziplinärer Forschungsbeitrag. Freiburg/Breisgau u.a. 1992. - Peter Koslowski/Richard Schenk: In memoriam R. L. In: Peter Koslowski/R. L./Richard Schenk (Hrsg.): Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Band 6, 1995. Wien 1994, S. 13-14. Löwe, Johann Heinrich, * 8.12.1808 Prag, t 15.1.1892 Prag. L. studierte Jura und fand über Anton —> Günther Zugang zur Philosophie. Dank der Vermittlung von Friedrich Fürst zu Schwarzenberg wurde er 1838 Philosophieprofessor am Salzburger Lyzeum. Seit 1851 lehrte er an der Univ. Prag, zunächst als a. o., seit 1858 als o. Prof. der Philosophie. In Salzburg und Prag wirkte er im Sinne des gemäßigten kath. Liberalismus Günthers. Als Berichterstatter im böhmischen Landtag setzte sich L., 1863/64 Rektor der Prager Univ., für die Einführung von Deutsch und Tschechisch als obligatorische Unterrichtsfächer an allen böhmischen Gymnasien ein. Er veröffentlichte u.a. Die Philosophie Fichte's nach dem Gesammtergebnisse ihrer Entwickelung und in ihrem Verhältnisse zu Kant und Spinoza (1862), Lehrbuch der Logik (1881) und Die speculative Idee der Freiheit, ihre Widersacher, ihre practische Verwertung (1890). WEITERE WERKE: Über den Begriff der Logik und ihrer Stellung zu den anderen philosophischen Disciplinen. Wien 1849. - Das speculative System des Rene Descartes, seine Vorzüge und Mängel. Wien 1854. - Über ein angebliches ethisches Hindernis der Abstammung der Menschheit von einem Menschenpaare. Prag 1867. - Der Kampf zwischen dem Realismus und Nominalismus im Mittelalter, sein Ursprung und sein Verlauf. Prag 1876. LITERATUR: Joseph Pritz: Zur Geschichte der philosophischtheologischen Schule A. Günthers. Briefe A. Günthers an

den Philosophen J. H. L. In: Festschrift Franz Loidl zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Viktor Flieder. Bd. 1. Wien 1970, S. 204-254. Löwenthal, Eduard, * 12.3.1836 Ernsbach (Württemberg), t 23.3. 1917 Berlin. L. studierte Rechtswissenschaften und Philosophie in Tübingen und wurde 1859 zum Dr. phil. promoviert. Gründer der „Allgemeinen deutschen Universitäts-Zeitschrift" sowie des „Zeitgeistes" und Redakteur der Pay n'sehen „Glocke" in Leipzig, wurde L. 1860 aus Frankfurt ausgewiesen. 1865 gründete er in Berlin die sozialhumane Religionsgemeinschaft der Kogitanten. 1866 nach Dresden übergesiedelt, gründete er die Cogitanten-Akademie und den Europäischen Unionsverein, der sich die Schaffung eines pazifistischen europäischen Staatenbundes zur Aufgabe stellte. Während des Krieges 1870/71 mußte L. in die Schweiz fliehen, wo er in Zürich die „Freiheitswacht" herausgab. 1871 nach Berlin zurückgekehrt, übernahm er 1873 die Chefredaktion der „Neuen freien Zeitung". 1874 erneuerte er den Unionsverein unter dem Namen „Deutscher Unionsverein für internationale Friedenspropaganda". Wegen Majestätsbeleidigung zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, begab er sich 1875 nach Brüssel, 1876 nach London und 1877 nach Paris. L. lehrte eine dogmenfreie, das Übersinnliche ausschließende, wissenschaftliche Religion, vertrat einen positivistisch-naturalisitschen Monismus und bekämpfte energisch den Militarismus, weswegen er von verschiedenen Seiten 1900, 1905 und 1906 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Er veröffentlichte u. a. Eine Religion ohne Bekenntnis (1865), Der Anarchismus und das Recht der Schwachen oder das Grundübel unserer Zeit (1894), System und Geschichte des Naturalismus (1861, 61897), Der wahre Weg zum bleibenden Frieden (1896), Geschichte der Philosophie im Umriss (1896, 41898), Die religiöse Bewegungen im 19. Jahrhundert (1900), Grundzüge zur Reform des deutschen Strafrechts und Strafprozesses (1903, 21905), Wahrer Monismus und Scheinmonismus (1907), Neues System der Soziologie (1908), Moderne Philosophen (1909) und Mein Lebenswerk auf sozialpolitischem, neu-religiösem, philosophischem und naturwissenschaftlichem Gebiete (1910). WEITERE WERKE: Der Militarismus als Ursache der Massenverarmung in Europa und die europäische Union als Mittel einer Überflüssigmachung der stehenden Heere. Potschappel 1870. - Der letzte Grund der Dinge und Die Entstehung der beseelten und geistigen Organismen. Berlin 1896. Der Bankrott der Darwin-Haeckel'schen Entwicklungstheorie und die Krönung des monistischen Gebäudes. Berlin 1900. - Die Fulgurogenesis im Gegensatz zur Evolutionstheorie und die Kulturziele der Menschheit. Berlin 1902. Geschichte der Friedensbewegung. Berlin 1903, 21907. Das Entropiegesetz und das Prinzip der menschlichen Metamorphose. Berlin 1909. Löwenthal, Leo, * 3.11.1900 Frankfurt/Main, t 21. 1. 1993 Berkeley (Kalifornien, USA). Der Sohn eines jüdischen Arztes arbeitete bis 1922 zusammen mit Martin -> Buber im .freien Jüdischen Lehrhaus" des Rabbiners Nobel, wurde 1924 mit einer Arbeit über die Sozietätsphilosophie Franz von —»Baaders promoviert und unterrichtete 1926-30 als Lehrer im preuß. Staatsdienst. Seit 1926 arbeitete L. im Frankfurter Institut für Sozialforschung und wurde 1932 geschäftsführender Redakteur der von Max -»Horkheimer herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialforschung". 1933 sorgte er als letzter Mitarbeiter in Frankfurt für die reibungslose Übersiedlung des Instituts zunächst nach Genf und später in die USA. Während des Zweiten Weltkriegs analysierte L. für das State Department die deutsche Propaganda. Als das Institut für Sozialforschung 1949 nach Frankfurt zurückkehrte, blieb L. in den USA und war bis

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Löwi 1954 Direktor der Forschungsabteilung der „Voice of America". 1941-55 war er Lektor für Soziologie an der Columbia University in New York, seit 1956 Prof. der Soziologie in Berkeley (Kalifornien). L. verband die Psychoanalyse mit einem undogmatischen Marxismus. Er veröffentlichte u.a. Knut Hamsun: Zur Vorgeschichte der autoritären Ideologie (1937) und Prophets of deceit (1949, mit Norbert Guterman; dt.: Agitation und Ohnmacht). In seinem ideologiekritischen Hauptwerk Literature and mass culture (1950, dt.: Literatur und Massenkultur) bekräftigte er seine Kritik an der sogenannten „biographischen Mode" und dem damit verbundenen Mechanismus der Personalisierung als massenmedialer Technik. 1989 erhielt L. den Adorno-Preis. WEITERE WERKE: Literature and the Image of Man. Sociological studies of the European drama and novel 1600-1900. Boston 1953. - Literature, popular culture, and society. Englewood Cliffs 1961. Dt.: Literatur und Gesellschaft. Das Buch in der Massenkultur. Berlin 1964, 21972. - Schriften. Hrsg. v. Helmut Dubiel. 5 Bde., Frankfurt/Main 1980-87. Mitmachen wollte ich nie. Ein autobiographisches Gespräch mit Helmut Dubiel. Frankfurt/Main 1980 (mit Bibliographie). LITERATUR: Martin Jay: An Unmastered Past. London 1987. - Peter-Erwin Jansen (Hrsg.): Das Utopische soll Funken schlagen...: Zum 100. Geburtstag von L. L. Frankfurt/ Main 2000. Löwi, Moritz, * 13. 12. 1891 Breslau, t 1942 USA. L., Sohn eines jüdischen Religionslehrers, studierte Philosophie in Breslau und wurde 1921 bei Richard -» Honigswald promoviert (Synthesis und System. Ein Beitrag zur Theorie des Ganzheitsgedankens). Er beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der philosophischen und psychologischen Erkenntnis und widmete sich zunehmend auch neurophysiologischen Untersuchungen über das Empfindungsvermögen des Menschen. 1924 habilitierte er sich mit der Schrift Schwellenuntersuchungen. Theorie und Experiment, in der er die minimalste sinnliche Wahrnehmbarkeit für den Menschen auszuloten versuchte. 1934 emigrierte L. in die USA. Er veröffentlichte u. a. Über spezifische Sinnesenergien. Psychologie und Physiologie (1927) und Grundbegriffe der Pädagogik (1934). WEITERE WERKE: Zum Problem der Ganzheit. Synthesis und System. Breslau 1927 Löwith, Karl, * 9.1.1897 München, t 24.5. 1973 Heidelberg. L., Sohn des Malers Wilhelm Löwith, wuchs in München auf und besuchte dort das Realgymnasium. Mit 13 Jahren las er -»Schopenhauer, -»Kant und Platon. 1914 meldete er sich freiwillig zum Heer, wurde 1915 schwer verwundet und geriet in italienische Gefangenschaft. Er kehrte 1917 nach München zurück und begann mit dem Studium der Philosophie und der Biologie. Zwei Persönlichkeiten prägten ihn in dieser Zeit nachhaltig: Max —> Weber, besonders in seiner Rede über „Wissenschaft als Beruf im Wintersemester 1918/19, und Albert ->Schweitzer, den L. an der Univ. München hörte. Als 1919 die Münchner Revolution ausbrach, zog L. nach Freiburg, studierte bei Edmund —»Husserl und lernte dessen Assistenten Martin —> Heidegger kennen. In der anregenden Freiburger Studienzeit zählten u. a. Walter Marseille, Afra Geiger und Martin Thust zu L.s Freunden. Zurück in München, wurde er 1923 bei Moritz -^Geiger mit der Arbeit Auslegung von Nietzsches Selbstinterpretation und von Nietzsches Interpretationen promoviert und übernahm zunächst eine Stelle als Hauslehrer in Mecklenburg. 1924 folgte er Heidegger nach Marburg; hier lernte er HansGeorg Gadamer, Gerhard -> Krüger und Leo -> Strauss ken-

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L. habilitierte sich 1928 bei Heidegger in Marburg mit der Arbeit Das Individuum in der Rolle des Mitmenschen. Es folgte eine außerordentlich produktive Phase als Lehrer und Autor. L. hielt Vorlesungen über Friedrich —» Nietzsche, Wilhelm -»Dillhey, -»Hegel, S0ren Kierkegaard, Karl -»Marx und über Existenzphilosophie, philosophische Anthropologie, Soziologie und Psychoanalyse. Es entstanden u.a. Hegel und Hegelianismus (1931), Max Weber und Karl Marx (1932), Kierkegaard und Nietzsche (1933). Seine letzte Vorlesung in Marburg 1933/34 war bewußt Nietzsche und dem Versuch gewidmet, diesen Philosophen vor seinen „gewissenlosen Verkündern" zu retten. Um den beginnenden anti-jüdischen Anfeindungen zu entgehen, nahm L. ein Rockefeller-Stipendium an und fand 1934-36 Zuflucht in Rom. Hier konnte er die Schriften Nietzsches Philosophie der ewigen Wiederkehr des Gleichen (1935) und Jacob Burckhardt. Der Mensch inmitten der Geschichte (1936) vollenden. Der Lehrauftrag in Marburg wurde ihm offiziell 1935 entzogen. Nachdem er auch in Italien vor Verfolgung nicht mehr sicher sein konnte, folgte L. Ende 1936 einem Ruf an die japanischen Univ. in Sendai. Hier verfaßte er Von Hegel zu Nietzsche (1941), das Buch, das sein internationales Ansehen begründet hat. Als der Druck der deutschen Botschaft immer bedrohlicher wurde, mußte L. auch Japan verlassen; er erhielt 1941, dank einer Vermittlung von Reinhold Niebuhr und Paul -> Tillich, eine Stelle am Theologischen Seminar in Hartford (USA). 1949 wurde er an die New School for Social Research in New York berufen. In seiner bedeutenden Abhandlung Meaning in history (1949; dt.: Weltgeschichte und Heilsgeschehen, 1953) entwickelte L. seine Kritik am geschichtsphilosophischen Denken. Durch die Vermittlung Gadamers wurde er 1952 auf den philosophischen Lehrstuhl in Heidelberg berufen, den er bis 1964 innehatte. Heidegger - Denker in dürftiger Zeit, seine kritische Auseinandersetzung mit Heidegger, veröffentlichte L. 1953. Er schrieb 1956 Wissen, Glaube und Skepsis und 1960 Bemerkungen zum Unterschied von Orient und Okzident. 1967 erschien Gott, Mensch und die Welt in der Metaphysik von Descartes bis zu Nietzsche. Seine letzten Lebensjahre waren der großen Studie Paul Valery: Grundzüge seines philosophischen Denkens (1971) gewidmet. L. war nicht nur ein bedeutender Philosophiehistoriker, sondern leistete durch seinen Skeptizismus einen einzigartigen Beitrag zu einer prinzipiellen Kritik der „Moderne" sowie der zeitgenössischen Philosophie und Theologie. WEITERE WERKE: Sämtliche Schriften. Hrsg. von Klaus Stichweh/Marc B. de Launay. 9 Bde., Stuttgart 1981-88. Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht. Stuttgart 1986 (enthält Curriculum vitae 1959). LITERATUR: Hans-Georg Gadamer: K. L. In: Ders.: Philosophische Lehrjahre. Eine Rückschau. Frankfurt/Main 1977, S. 231-239. - Wiebrecht Ries: K. L. Stuttgart 1992. - Burkhard Liebsch: Verzeitlichte Welt. Variationen über die Philosophie K. L.s. Würzburg 1995. Raphael Kaeser Lorenz, Konrad (Zacharias), * 7. 11. 1903 Wien, t 27.2.1989 Wien. L., Sohn eines berühmten Orthopäden, studierte an der Univ. Wien zunächst Medizin und wurde 1928 promoviert. Als Assistent am II. Anatomischen Institut begann er ein Studium der Zoologie, das er 1933 ebenfalls mit dem Doktorat abschloß. 1937 habilitierte er sich für Tierpsychologie an der Univ. Wien und wurde 1940 als Ordinarius für vergleichende Psychologie an die Univ. Königsberg berufen. Schon 1941 aber wurde er zum Militär eingezogen und war seit 1942 Heerespsychiater im Lazarett Posen. 1944 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1948 entlassen wurde. Seine weiteren wissenschaftlichen Wirkungsstätten waren die Forschungsstelle für Verhaltensphysiologie in Buldern/Westfalen (1951-57) und danach das

Lorm Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen (Oberbayern), dessen Direktor er von 1961 bis 1973 war. L. wurde für seine wissenschaftlichen Arbeiten durch zahlreiche Ehrendoktorate und 1973 durch den Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet. 1957 wurde L. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Er gilt als einer der Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung oder Ethologie; seine Arbeiten haben ein weltweites Echo gefunden. Schon seit 1927 veröffentlichte L., der früh ein begeisterter Tierbeobachter war, seine Beobachtungen in einschlägigen wissenschaftlichen Zeitschriften. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine Studien an Graugänsen, die in mehreren Publikationen, nicht zuletzt in der 1988 erschienenen umfangreichen Monographie Hier bin ich - wo bist du? Ethologie der Graugans, ihren Niederschlag gefunden haben. L. ging es insbesondere um den Nachweis angeborenen Verhaltens. Die Ethologie sah er als Disziplin, die die Evolutionstheorie Darwins auf die Erforschung des Verhaltens bei Tier und Mensch anwendet. Viele Kontroversen löste sein 1963 erschienenes Buch Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression aus, in dem er die These vertrat, daß dem Menschen eine Neigung zu aggressivem Verhalten (Aggressivität) angeboren sei. Neben seinen fachwissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte L. populäre Tierbücher, vor allem Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen (1949) und So kam der Mensch auf den Hund (1950). In späteren Jahren trat er wiederholt als Mahner und Warner vor der Zerstörung der Umwelt auf und publizierte kulturkritische Schriften wie Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (1973) und Der Abbau des Menschlichen (1983). Ein weiterer Schwerpunkt in L.' Schaffen war die stammesgeschichtliche Begründung der Voraussetzungen menschlichen Erkennens und Denkens. Er deutete —> Kants a priori als a posteriori der Evolution und wurde damit zu einem der Begründer der evolutionären Erkenntnistheorie. Maßgeblich ist dafür das Buch Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens (1973), das er selbst für sein wichtigstes Werk hielt. Die Grundidee dazu findet sich bereits in einem 1941 veröffentlichten Aufsatz sowie in einem umfangreichen Manuskript, das L. während seiner Kriegsgefangenschaft auf Zementsackpapier schrieb, das erst nach seinem Tod wieder gefunden und unter dem Titel Die Naturwissenschaft vom Menschen von seiner Tochter Agnes von Cranach 1992 veröffentlicht wurde. WEITERE WERKE: Über tierisches und menschliches Verhalten. 2 Bde., München/Zürich 1965. - Evolution and Modification of Behavior. Chicago/London 1965. - Vergleichende Verhaltensforschung. Wien/New York 1978. LITERATUR: Wolfgang M. Schleidt (Hrsg.): Der Kreis um K. L. Ideen, Hypothesen, Ansichten. Berlin/Hamburg 1988. - Bernhard Hassenstein: K. L. 1903-1989. Wissenschaftliches Werk und Persönlichkeit. In: Sitzungsberichte Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin 29/30 (1990) S. 63-87. - Franz M. Wuketits: K. L. Leben und Werk eines großen Naturforschers. München/Zürich 1990. Franz M. Wuketits: K. L. Vom Spiel zur Erkenntnis. Naturforschung als Liebhaberei. In: Wissenschaft und Fortschritt 42 (1992) S. 153-156. - Norbert Bischof: „Gescheiter als alle die Laffen". Ein Psychogramm von K. L. München/ Zürich 1993. Franz M. Wuketits Lorenzen, Paul, * 24.3.1915 Kiel, t 1.10.1994 Göttingen. L. studierte 1933-38 Mathematik, Physik, Philosophie und Chemie in Kiel, Berlin und Göttingen, wurde 1939 in Göttingen promoviert (Abstrakte Begründung der multiplikativen Idealtheorie) und war nach dem Zweiten Weltkrieg Assistent von Wolfgang Krull in Bonn, wo er sich 1946 für Mathematik habilitierte (Über halbgeordnete Gruppen, 1949). Nach

einer Gastdozentur in Cambridge (Großbritannien) 1948/49 war er Dozent für Mathematik und Geschichte der Mathematik in Bonn, seit 1952 außerplanmäßiger Prof., erhielt 1956 einen Ruf auf eine ordentliche Professur für Philosophie nach Kiel und war 1962-80 o. Prof. der Philosophie in Erlangen-Nürnberg, wo er zusammen mit Wilhelm —> Kamiah zum Begründer der so genannten „Erlanger Schule" der konstruktiven Wissenschaftstheorie wurde. L. gehörte seit 1960 der Göttinger Akademie der Wissenschaften an, war Gründungsmitglied der Deutschen Vereinigung für mathematische Logik und Grundlagenforschung der exakten Wissenschaften, ordentliches Mitglied der Acadimie Internationale de Philosophie des Sciences in Brüssel und des Institut de Philosophie in Paris. Nach Arbeiten zur abstrakten Algebra und zur Logik wandte sich L. dem Begründungsproblem von Logik und Geometrie zu. Er veröffentlichte u. a. Einführung in die operative Logik und Mathematik (1955, 2 I969), Formale Logik (1958, 41970), Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens (mit Wilhelm Kamiah, 1967, 21973), Konstruktive U>gik, Ethik und Wissenschaftstheorie (1973, 21975, mit Oswald Schwemmer) und Lehrbuch der konstruktiven Wissenschaftstheorie (1987). WEITERE WERKE: Die Entstehung der exakten Wissenschaften. Berlin u. a. 1960. - Metamathematik. Mannheim 1962. Differential und Integral. Eine konstruktive Einführung in die klassische Analysis. Frankfurt/Main 1965. - Methodisches Denken. Frankfurt/Main 1968. LITERATUR: Konstruktionen versus Positionen. Beiträge zur Diskussion um die konstruktive Wissenschaftstheorie. P. L. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Kuno Lorenz. Berlin u.a. 1979. -Johannes Friedmann: Kritik konstruktivistischer Vernunft. Zum Anfangs- und Begründungsproblem bei der Erlanger Schule. München 1981. - Rolf Ascheberg: Kritik der „Protophysik der Zeit" und der „Logischen Propädeutik". Zur Kritik des neueren Konstruktivismus. Idstein 1995. Rudolf Kotier/Rüdiger Inhetveen: P. L. In: Philosophia naturalis 32 (1995) S. 319-330. - Messung als Begründung oder Vermittlung? Ein Briefwechsel mit P. L. über Protophysik und ein paar andere Dinge. Hrsg. und geführt von Horst-Heino von Borzeszkowski und Renate Wahnser. Sankt Augustin 1995. - Akademische Gedenkfeier für P. L. am 10. November 1995. Erlangen 1998. Lorm, Hieronymus, eigentl. Heinrich Landesmann, * 9. 8. 1821 Mikulov (Mähren), t 3.12. 1902 Brunn. Der seit seinem 16. Lebensjahr taube und unter schweren Sehstörungen leidende L. studierte in Wien Philosophie und Literatur. Die Veröffentlichung seiner regimekritischen Essaysammlung zur österr. Literatur (Wiens poetische Schwingen und Federn, 1847), zwang ihn zur Flucht aus Wien. Nach seiner Rückkehr 1848 war er Redakteur der „Wiener Zeitung" und wurde durch seine in den folgenden Jahren erschienenen Feuilletonromane (u. a. Ein Zögling des Jahres 1848, 3 Bde., 1855) bald einem größeren Publikum bekannt. L. trat auch als Lyriker hervor, dessen Spätwerk deutlich den Einfluß der Philosophie Arthur —> Schopenhauers zeigt. Seit 1856 in Baden bei Wien, später in Dresden und seit 1892 in Brunn lebend, erfand L., der 1880 völlig erblindete, die noch heute gültige Handtastensprache (Lormsches Fingeralphabet). WEITERE WERKE: Philosophisch-kritische Streifzüge. Berlin 1873. - Der Naturgenuß. Ein Beitrag zur Glückseligkeitslehre. Teschen 1883, 21901. - Natur und Geist im Verhältnis zu den Kulturepochen. Teschen 1884. - Die Muse des Glücks und moderne Einsamkeit. Zwei Beiträge zur Lebensphilosophie. Dresden 1893,21897. - Der grundlose Optimismus. Ein Buch der Betrachtung. Wien 1894,21897.

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Lossius Lossius, Johann Christian, * 22.4.1743 Liebstedt, t 18. 1. 1813 Erfurt. L. studierte in Jena Philosophie und Theologie, wurde 1770 o. Prof. der Philosophie in Erfurt, hatte zudem einen theologischen Lehrstuhl inne und übte das Amt eines Oberschulrats aus. In der Erkenntnistheorie war er stark von Charles Bonnet und dessen materialistischer Sinnesphysiologie beeinflußt. L. veröffentlichte u. a. Physische Ursache des Wahren (1775), worin er die Berechtigung einer Metaphysik gegen —> Basedow verneint, Hannibal. Ein physiognomisches Fragment (1776), Unterricht der gesunden Vernunft (2 Tie., 1777), Etwas über Kantische Philosophie, in Hinsicht des Beweises vom Daseyn Gottes (1789) und Neues philosophisches allgemeines Reallexikon (4 Bde., 1803). WEITERE WERKE: De physiognomica Aristotelis. Erfurt 1778. - Neueste philosophische Literatur. 7 Tie., Halle. 1778-82. - Übersicht der neuesten philosophischen Literatur. 3 Hefte, Gera 1784/85. - Die Gallische Schädellehre. Frankfurt/Main 1808. LITERATUR: Carl von Prantl: L. In: ADB 19, 1884, S. 218. Lotz, Johannes Baptist, * 2.8.1903 Darmstadt, t 3.6.1992 München. L. trat 1921 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1932 zum Priester geweiht. Er studierte Theologie in Innsbruck, Philosophie in Valkenburg und Freiburg/Breisgau (bei Martin -> Honecker und Martin -» Heidegger) und lehrte nach der Promotion 1936 (Das Seiende und das Sein. Grundlegung einer Untersuchung über Sein und Wert, 1937) Ontologie, Philosophische Anthropologie und Geschichte der Philosophie am Bcrchmanskolleg in Pullach (seit 1971: Hochschule für Philosophie München), dessen Rektor er dreimal war. 1952-84 war er zugleich an der Päpstlichen Univ. Gregoriana in Rom tätig. L. bemühte sich um die Einbeziehung der zeitgenössischen Philosophie in das kirchliche Denken. Insbesondere die Einsichten Heideggers suchte L. für eine Neuinterpretation der Tradition des Thomas von Aquin heranzuziehen. Mit der Verbindung der ontologischen Frage nach dem Sein und der existenzphilosophischen Frage nach dem Wesen des Menschen wollte er Wege zur Erkenntnis Gottes und zur Selbstfindung des Menschen aufzeigen. Ausgehend von einer Philosophie der memoria, beschäftigte sich L. auch mit der Meditation. Er veröffentlichte u.a. Sein und Wert (1938; 2., neubearbeitete und vermehrte Aufl. unter dem Titel Das Urteil und das Sein. Eine Grundlegung der Metaphysik, 1957), Meditation. Der Weg nach innen. Philosophische Klärung und Anleitung zum Vollzug (1954; 2. Aufl. unter dem Titel Meditation im Alltag, 1959, 31963), Metaphysica operationis humanae. Methodo transcendentali explicata (1958, 31972), Sein und Existenz. Kritische Studien in systematischer Absicht (1965), Der Mensch im Sein. Versuche zur Geschichte und Sache der Philosophie (1967), Martin Heidegger und Thomas von Aquin. Mensch - Zeit Sein (1975), Mensch — Sein — Mensch. Der Kreislauf des Philosophierens (1982) und Ästhetik aus der ontologischen Differenz. Das An-wesen des Unsichtbaren im Sichtbaren (1984). WEITERE WERKE: Die Welt des Menschen. Eine Vorschule zur Glaubenslehre. Regensburg 1940 (mit Josef de Vries). 2., neubearbeitete Aufl. mit dem Untertitel: Ein Grundriss christlicher Philosophie. Regensburg 1951. Neubearbeitung unter dem Titel: Philosophie im Grundriß. Würzburg 1969. Zwischen Seligkeit und Verdammnis. Ein Beitrag zu dem Thema: Nietzsche und das Christentum. Frankfurt/Main 1953. - Von der Einsamkeit des Menschen. Zur geistigen Situation des technischen Zeitalters. Frankfurt 1955, "I960. Überarbeitete Ausgabe unter dem Titel: Erfahrungen mit der Einsamkeit. Freiburg/Breisgau 1971, 21972. - Ontologia. Barcelona 1963. - Ich - Du - Wir. Fragen um den Menschen. Frankfurt/Main 1968. - Die Stufen der Liebe. Eros -

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Philia - Agape. Frankfurt/Main 1971. - Die Identität von Geist und Sein. Eine historisch-systematische Untersuchung. Rom 1972. - Kurze Anleitung zum Meditieren. Frankfurt/ Main 1973. - Transzendentale Erfahrung. Freiburg/Breisgau 1978. - Person und Freiheit. Eine philosophische Untersuchung mit theologischen Ausblicken. Freiburg/Breisgau 1979. - In jedem Menschen steckt ein Atheist. Frankfurt/Main 1981. - Geschichtlicher Wandel und unwandelbare Wahrheit. Salzburg 1986. - Von Liebe zu Weisheit. Grundströmungen eines Lebens. Frankfurt/Main 1987. Vom Sein zum Heiligen. Metaphysisches Denken nach Heidegger. Frankfurt/Main 1990. LITERATUR: Josef de Vries/Markus Nechleba: Bibliographie P. J. B. L. S.J. (1903-1992). In: Theologie und Philosophie 69 (1994) S. 238-264. - Otto Muck: Die transzendentale Methode in der scholastischen Philosophie der Gegenwart. Innsbruck 1964. - Der Mensch vor dem Anspruch der Wahrheit und der Fremdheit. Festgabe für J. B. L. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Josef de Vries und Walter Brugger. Frankfurt/ Main 1973 (mit Bibliographie). - Otto Muck: Die deutschsprachige Marichal-Schule - Transzendentalphilosophie als Metaphysik: J. B. L., K. Rahner, W. Brugger, E. Coreth u. a. In: (1891-1982). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 590-622. - Erasmo N. Bautista Lucas: Metaphysik im Ansatz. Seinsverständnis aus dem menschlichen Geamtvollzug bei Joh. Bapt. Lotz. Mostoles/Madrid 1996 (mit Bibliographie). Lotze, (Rudolph) Hermann, * 21.5.1817 Bautzen, t 1.7.1881 Berlin. L. wurde als Sohn des Militärchirurgen Karl Friedrich L. in Bautzen geboren. Er studierte in Leipzig Philosophie und Medizin. Seine Lehrer waren u.a. Ernst Heinrich Weber (Physiologie), Alfred Wilhelm Volkmann (Anatomie), Gustav Theodor —»Fechner (Physik) und Christian Hermann —»Weiße (Philosophie). In den Frühschriften finden sich Anklänge an —»Schelling und —»Leibniz. Nach der medizinischen Promotion (De futurae biologiae principiis philosophicis) 1838 ließ sich L. als praktischer Arzt in Zittau nieder, ging aber im Herbst 1839 wieder an die Leipziger Univ., wo er sich noch im selben Jahr habilitierte. Bis 1843 scheint L. hauptsächlich von schriftstellerischer Tätigkeit gelebt zu haben. 1841 erschien seine Metaphysik, 1842 die Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften und 1843 seine Logik. In beiden entwickelte er ein erstes philosophisches System, in dem das „System der Gründe", der „Zusammenhang der Dinge" und das „System der Zwecke" aufeinander bezogen sind. In teilweise dialektisch anmutender Manier entwickelte L. eine eigene Ontologie, wobei er Konzepte wie Zufall, Rhythmus und Muster in einen multikausal angelegten Ursachenbegriff integrierte; sein Mechanizismus ist hier bereits teleologisch und auch ethisch begründet. L. schrieb Beiträge für Rudolph —»Wagners Handwörterbuch der Physiologie (1842 ff.), u. a. den einleitenden Beitrag Leben. Lebenskraft, in dem er den Begriff der Lebenskraft zugunsten einer , Mechanik' der Lebensvorgänge aufzugeben forderte. In der Auffassung des Organismus als eines offenen Systems, in der Interpretation des Stoffwechsels auf der Basis von -» Herbarts Begriff der Störung und in seiner Benutzung des Begriffs der Idee als eines regulativen Prinzips sowie in seiner Kritik zeitgenössischer medizinischer Werke erwies er sich als einer der konzeptuell differenziertesten Mediziner der Zeit (Canguilhem 1979). 1843 wurde er a. o. Prof. der Philosophie. 1844 wurde er als Nachfolger Herbarts nach Göttingen berufen. Im selben Jahr heiratete er Ferdinande Hoffmann. Rufe nach Bonn und Leipzig lehnte L. ab. 1881 ging er nach Berlin, wo er kurze Zeit später starb.

Ludovici Die 2. Auflage der Allgemeinen Pathologie (1848), die Allgemeine Physiologie des körperlichen Lebens (1851) und die Medicinische Psychologie oder Physiologie der Seele (1852) waren als Teile einer „Enzyklopädie der Medizin" geplant. Diese enzyklopädische Arbeit mündete in L.s erfolgreichstes Werk Mikrokosmus. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit. Versuch einer Anthropologie (3 Bde., 1856-64, 61923). Der „Mikrokosmos" stellt den Versuch dar, nach dem seit Mitte des 19. Jh. mehrfach proklamierten Ende der „Philosophie als Philosophie" die Gedanken der Enzyklopädie und des wissenschaftlichen Wissens vor einem Zerfallen in Einzeltatsachen zu retten. Unter Berufung auf —> Herders Ideen versuchte L., die „Erscheinungskreise" des menschlichen Lebens einander zuzuordnen. Intention des Werks ist es u.a., die rationalen und empirischen sowie die gefühlsmäßigen und religiösen Formen des Wissens als miteinander kompatibel darzustellen. L.s Publikum war hier nicht die akademische Philosophie, sondern die gebildete Öffentlichkeit. Seine Geschichte der Ästhetik in Deutschland (1868) wurde viel beachtet. In der Spätphase überarbeitete er seine philosophischen Frühwerke und integrierte sie in ein neu konzipiertes System der Philosophie: Drei Bücher der Logik (1874), Drei Bücher der Metaphysik (1879), der 3. Band (Ethik, Aesthetik, Religionsphilosophie) blieb unvollendet. Postum erschienen Diktate aus seinen Vorlesungen u. a. über Logik, Ästhetik und praktische Philosophie. WEITERE WERKE: Kleine Schriften. Hrsg. v. David Peipers. 3 Bde., Leipzig 1885-91. - 21 Briefe von H. L. an Ernst Friedrich Apelt (1835-1841). Hrsg. v. Walter Gresky. In: Blätter für Deutsche Philosophie 10 (1937) S. 319-331 und 11 (1938) S. 184-203. - Grundzüge der praktischen Philosophie. Diktate aus den Vorlesungen (Reprint der Ausg. Leipzig 1882). Dordrecht 1969. - Grundzüge der Ästhetik. Hrsg. v. Hein Stünke. Berlin 1988. - Logik, Erstes Buch. Vom Denken. Eingeleitet und hrsg. v. Gottfried Gabriel. Hamburg 1989. - Logik, Drittes Buch. Vom Erkennen. Eingeleitet und hrsg. v. Gottfried Gabriel. Hamburg 1989. LITERATUR: Max Wentscher: H. L. Bd. 1: L.s Leben und Werke. Heidelberg 1913. - William R. Wood ward/Ulrike Rainer: Berufungskorrespondenz R. H. L.s an Rudolph Wagner. In: Sudhoffs Archiv 59 (1975) S. 356-386. - Georges Canguilhem: Die Herausbildung des Konzeptes der biologischen Regulation im 18. und 19. Jahrhundert. In: Ders.: Wissenschaftsgeschichte und Epistemologie. Hrsg. v. Wolfgang Lepenies. Frankfurt/Main 1979, S. 89-109. - Reinhardt Pester: Einleitung. In: R. H. L.: Kleine Schriften zur Psy chologie. Hrsg. v. Reinhardt Pester. Berlin 1989, S. 13-33. Petra Lennig: R. H. L.s Konzept einer allgemeinen Pathologie. In: Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung 85 (1991) S. 637-640. - William R. Woodward: Inner migration or disguised reform? Political interests of H. L.'s philosophical anthropology (1850-1889). History of the human sciences 9 (1996) S. 1-26. - Reinhardt Pester: H. L. Wege seines Denkens und Forschens. Würzburg 1997. - William R. Woodward: From Mechanism to Value. H. L.: Physician, Philosopher, Psychologist. 1817-1881. Cambridge u.a. 1999. Bettina Wahrig-Schmidt Lubinus, Eilhardus, eigentl. Eilert Lubben, * 24.3.1565 Westerstede (Oldenburg), t 2.6.1621 Rostock. Der Pastorensohn begann, mit einem Jahresstipendium des Grafen Johann XVI. von Oldenburg ausgestattet, 1588 sein Studium in Leipzig und besuchte in den folgenden Jahren mit Köln, Helmstedt, Straßburg, Jena, Marburg und Rostock fast alle wichtigen luth. Universitäten der Zeit. 1591 in Rostock zum Magister promoviert, war er dort seit 1595 Dozent, seit 1596 Prof. der Poesie. Die in dem philosophischen Entwurf Phosphorus seu de natura malt (1595) neuplatonisch inspirierte These vom Bösen als Folge des Nichts führte zu Kon-

troversen mit bedeutenden protestantischen Theologen, verhinderte jedoch nicht L.' Ernennung zum Prof. der Theologie 1605. 1606 wurde er zum Dr. theol. promoviert. Neben Lehrbüchern (u.a. Clavis Graecae linguae, 1609, "1670) und exegetischen Kommentaren veröffentlichte L. u. a. 1618 eine monumentale Landkarte Pommerns. LITERATUR: Wilhelm Schmidt-Biggemann: E. Lubins Begriff des Nihilismus. In: Archiv für Begriffsgeschichte 17 (1973) S. 177-205. - Ders.: L., E. In: NDB 15, 1987, S. 283-284. - Stephan Meier-Oeser: Die Präsenz des Vergessenen. Zur Rezeption der Philosophie des Nicolaus Cusanus. Münster 1989, S. 151-155. Lublinski, Samuel, Pseud. Salomo Liebhardt, Silvio Peregrinus, Sylvester, * 18.2.1868 Johannisburg (Ostpreußen), t 25.12.1910 Weimar. Der Sohn eines Getreide- und Morchelhändlers brach den Besuch des Gymnasiums ab, reiste nach Italien und arbeitete seit 1887 bei Antiquaren in Verona und Venedig. Dort eignete er sich autodidaktisch umfangreiches historisches und philologisches Wissen an. 1892 zurückgekehrt, ließ sich L. als Buchhändler in Heidelberg nieder und ging 1895 als Journalist und Publizist nach Berlin. Er schrieb über Politik, Soziales, Theater und Literatur, seit 1897 verstärkt über die Judenfrage aus zionistischer Sicht, wandte sich jedoch später vom Zionismus ab. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Jüdische Charaktere bei Grillpaner, Hebbel und Otto Ludwig (1899), Litteratur und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (4 Bde., 1899/1900), Die Bilanz der Moderne (1904, Nachdruck 1974) und Ausgang der Moderne (1909, Nachdruck 1976). L. verfaßte auch Tragödien und Novellen. WEITERE WERKE: Vom unbekannten Gott. Ein Baustein. Dresden 1904. - Charles Darwin. Eine Apologie und eine Kritik. Leipzig 1906. - Die Humanität als Mysterium. Jena 1907. - Das werdende Dogma vom Leben Jesu. Jena 1910. Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Ida Lublinski. München 1914. - Die Entstehung des Christentums aus der antiken Kultur. Jena 1920. LITERATUR: Theodor Lessing: S. L. In: Ders.: Philosophie als Tat. Göttingen 1914. - Renate Heuer: L., S. In: NDB 15, 1987, S. 266-267. Ludovici, Carl Günther, * 7.8. 1707 Leipzig, t 5.7. 1778 Leipzig. Der Sohn eines Orientalisten studierte an der Univ. Leipzig Philosophie und Theologie, wurde 1725 Baccalaureus und 1728 Magister an der Philosophischen Fakultät. Seit 1731 Assessor, wurde er 1733 Prof. der Weltweisheit in Leipzig und lehrte seit 1761 aristotelische Logik. Neben philosophischen Werken erarbeitete L. als Enzyklopädist die Bände 19-64 des Zedlerschen Universal-Lexicons aller Wissenschaften und Künste. Als sein Hauptwerk gilt die Eröffnete Akademie der Kaufleute (5 Bde., 1752-56), die als erstes deutschsprachiges Handelslexikon Vorbild für die modernen Nachschlagewerke der Wirtschaftswissenschaften wurde und im fünften Band einen erstmaligen Grundriß betriebswirtschaftlicher Probleme in wissenschaftlicher Systematik enthielt. Zu L.s philosophiehistorischen Arbeiten zählen Ausführlicher Entwurf/ einer vollständigen Historic der Wolfischen Philosophie (3 Tie., 1737/38, Nachdruck 1977), Ausführlicher Entwurffeiner vollständigen Historie der Leibnitzischen Philosophie (2 Bde., 1737, Nachdruck 1966) und Neueste Merkwürdigkeiten der LeibnitzWolfischen Philosophie (1738, Nachdruck 1973). WEITERE WERKE: Autoritas Augustanae confessionis demonstrata. Leipzig 1730. - De perfectionibus sermonis

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Luhmann aestheticis. Leipzig 1764. - Continuatio prolusionis de perfectionibus sermonis aestheticis. Leipzig 1764. LITERATUR: Peter Koch: L., C. G. In: NDB 15, 1987, S. 305-306. Luhmann, Niklas, * 8.12.1927 Lüneburg, t 6.11.1998 Oerlinghausen bei Bielefeld. L. stammte aus einer Lüneburger Brauelfamilie und war für kurze Zeit Kriegsteilnehmer. Von 1946 bis 1949 studierte er Rechtswissenschaft in Freiburg und ging nach dem juristischen Vorbereitungsdienst in die öffentliche Verwaltung Niedersachsens (Kultusministerium), wo er bis 1959 arbeitete. Bereits in diesen Jahren bereitete er als Privatgelehrter in Auseinandersetzung mit Philosophie und Soziologie sein späteres wissenschaftliches Werk vor. 1960/61 studierte er bei Talcott Parsons an der Harvard University, ging danach an das Forschungsinstitut der Verwaltungshochschule Speyer (1962-65), wurde promoviert, habilitierte sich auf Anregung Helmut —»Schelskys 1966 an der Univ. Münster und wurde anschließend Abteilungsleiter an der Sozialforschungsstelle Dortmund. 1968 folgte die Ernennung als der erste Prof. der neugegründeten Univ. Bielefeld, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 blieb. L. gelang in der Nachfolge Talcott Parsons' eine originäre Neufassung der soziologischen Systemtheorie. Im Zentrum steht die Diagnose, daß die moderne Gesellschaft aus spezialisierten Großsystemen für Politik, Recht, Wissenschaft, Religion, Erziehung, Kunst u. a. besteht. Diese Systeme sind einerseits autonom, andererseits bilden die anderen Funktionssysteme für sie eine orientierungsrelevante Umwelt, die der wichtigste Einflußfaktor auf das innersystemische Geschehen ist. Andere Kernstücke von L.s Werk sind eine Theorie des Strukturaufbaus von Systemen, die er - durch den Neodarwinismus beeinflußt - als soziologische Evolutionstheorie entwarf; eine Theorie der Kommunikationsmedien, die sich für soziale Einflußprozesse auf der Basis von Sondersprachen wie Macht, Geld, Liebe und Wahrheit interessiert; schließlich eine soziologische Differenzierungstheorie, die funktionale Differenzierung als die Struktur der modernen Gesellschaft mit Formen der Strukturbildung in älteren Gesellschaften vergleicht. Im späteren Werk nahm die Bedeutung der Kommunikationstheorie noch einmal zu, da L. Kommunikation als das basale Element im Aufbau sozialer Ordnung verstand und sich damit von der Tradition der soziologischen Handlungstheorie löste. Vor allem aber wuchs das Gewicht der soziologischen Epistemologie als Selbstreflexion einer Theorie. Soziologie und Wissenschaft wurden als Beobachtungsweisen verstanden, die sich nicht prinzipiell von den Beobachtungsweisen unterscheiden, in denen soziale Realität selbst fundiert ist. Insofern wurde die Frage nach einer Theorie des Beobachters zu einer Leitfrage jeder soziologischen Theorie. In den frühen Jahren dominierten rechts- und verwaltungssoziologische Bücher im Werk L.s: Funktionen und Folgen formaler Organisationen (1964), Grundrechte als Institution (1965), Zweckbegriff und Systemralionalität (1968), Rechtssoziologie (1972). Parallel dazu entstand die lange Reihe von Aufsätzen zur Neubegründung von Systemtheorie und Funktionalismus, die in Aufsatzbänden unter dem Titel Soziologische Aufklärung (Bd. 1-6, 1970-95) gesammelt wurden. 1971 erschien der einflußreiche Band der Diskussion mit dem Frankfurter Antipoden Jürgen Habermas: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Historische Arbeiten zur Selbstbeschreibung und Differenzierungsgeschichte der modernen Gesellschaft wurden unter dem Titel Gesellschaftsstruktur und Semantik (Bd. 1-4, 1980-95) und in der Einzelstudie Liebe als Passion (1982) publiziert. 1984 legte L. erstmals eine großangelegte Synthese seiner Theorie als Soziale Systeme (1984) vor. Danach arbeitete er an umfangreichen Büchern zu den einzelnen Funktionssystemen

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der modernen Gesellschaft (Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988; Die Wissenschaft der Gesellschaft, 1990; Das Recht der Gesellschaft, 1993; Die Kunst der Gesellschaft, 1995) und an dem von ihm lange geplanten Schlußstein seines CEuvres, Die Gesellschaft der Gesellschaft (2 Bde., 1997), das die Theorie der Weltgesellschaft als die Theorie jenes Systems enthält, das weltweit alle Kommunikationen zur Einheit eines Systems zusammenfaßt. Bei seinem Tod war L. zwar schon einer der einflußreichsten Soziologen der Welt, aber dennoch ist zu vermuten, daß die weltweite Wirkungsgeschichte seiner Theorie erst am Anfang steht, wie auch zahlreiche Publikationen aus dem Nachlaß zu erwarten sind. WEITERE WERKE: Vertrauen. Stuttgart 1968. - Macht. Stuttgart 1975. - Funktion der Religion. Stuttgart 1977. - Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat. München/Wien 1981. Ökologische Kommunikation. Wiesbaden 1986. - Soziologie des Risikos. Berlin 1991. - Die Realität der Massenmedien. Wiesbaden 1996. LITERATUR: Dirk Baecker u. a. (Hrsg.): Theorie als Passion. Frankfurt/Main 1987. - Hans Haferkamp/Michael Schmid (Hrsg.): Sinn, Kommunikation und soziale Differenzierung. Frankfurt/Main 1987. - Dirk Baecker (Hrsg.): Probleme der Form, Frankfurt 1993. - Dirk Baecker (Hrsg.): Kalkül der Form. Frankfurt/Main 1993. - Klaus Dammann u.a. (Hrsg.): Die Verwaltung des politischen Systems. Opladen 1994. - Claudio Baraldi u.a. (Hrsg.): Glossar zu N. L.s Theorie sozialer Systeme. Frankfurt/Main 1997. - Rudolf Stichweh (Hrsg.): N. L. - Wirkungen eines Theoretikers. Bielefeld 1999. Rudolf Stichweh Lukäcs, György von, Pseud. Blum, Keller, * 13.4.1885 Budapest, t 4.6.1971 Budapest. L. wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf, studierte Jura, Nationalökonomie (Dr. jur. 1906) und Philosophie (Dr. phil. 1909) und stellte 1918 einen Habilitationsantrag in Heidelberg. Er trat der Kommunistischen Partei Ungarns bei und war seit 1919 Mitglied des Zentralkomitees sowie Unterrichtsminister. Nach dem Sturz der Räteregierung leistete er bis 1929 illegale Parteiarbeit in Budapest und Wien, wurde 1930 aus Österreich ausgewiesen und ging nach Moskau, wo er am Marx-Engels-Lenin-Institut arbeitete. 1931-33 lebte er in Berlin, war dort Mitglied des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller und des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller und publizierte in den Zeitschriften „Linkskurve" und „Internationale Literatur". 1933 emigrierte er erneut in die UdSSR, war seit 1934 Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und Mitarbeiter an den Zeitschriften „Internationale Literatur" und „Literaturnyj kritik", seit 1936 an der „Literarischen Rundschau" und 1937/38 an der „Deutschen Zentral-Zeitung". 1938-41 war er Chefredakteur der ungarischen Emigrantenzeitung „Uj Hang". 1941 wurde er nach Taschkent evakuiert. 1944 kehrte L. nach Budapest zurück und wurde Prof. der Ästhetik und Kulturphilosophie. 1949-56 war er Mitglied des ungarischen Parlaments und Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. 1956 hielt er die Petöfy-Club-Rede für demokratischen Sozialismus. In der Regierung Nagy Minister für Volksbildung, wurde er nach deren Liquidierung deportiert. Seit 1957 lebte L. als Rentner in Budapest. L. war u.a. Ernst -»Bloch, Paul Ernst, Arnold Hauser, Karl —> Mannheim, Max -» Weber, Michail Lifschitz, Wolfgang —»Harich und Walter Janka freundschaftlich verbunden und am Sonntagskreis, George-Kreis, Weber-Kreis sowie an der Berliner Mittwochsgesellschaft beteiligt. Starke Einflüsse übten auf ihn die deutsche Mystik, Ibsen, —> Hegel, —> Marx, Kierkegaard, Dostojewski, der Syndikalismus und Lenin aus. Zu seinen Schülern zählen neben vielen anderen Ferenc Feher, Agnes Heller, György Markus und Mihäly Vajda.

Luther In seiner vormarxistischen Periode gründete und leitete L. die progressive Thalia-Bühne in Budapest. Er schrieb Theaterkritiken, Essays in Zeitschriften und eine Entwicklungsgeschichte des modernen Dramas (1908). Radikal gegen den bürgerlichen Kulturbetrieb gerichtet war seine Ästhetische Kultur (1913); Hauptschriften dieser Periode waren der Entwurf einer Philosophie der Kunst (1912-14), der Versuch einer nichtstaatlichen Gnadenethik (DostojewskiNotizen 1914/15), der Entwurf einer Ästhetik (1916-18) und antiromantisch-existentialistische literarische Essays (Die Seele und die Formen, 1911 und Die Theorie des Romans, 1920). Nach seiner marxistischen Wende schrieb L. das Standardwerk des westlichen Marxismus, Geschichte und Klassenbewußtsein (1923), in dem er die Kategorien Totalität, mögliches Bewußtsein und Verdinglichung entwickelte. Die Totalität des Seins werde im Bewußtsein antizipiert und im Akt der Revolution von der Mehrheitsklasse (Proletariat) unter Aufhebung der Verdinglichung realisiert. Nach politischen Kampfschriften gegen den Nationalsozialismus und Maßregelungen durch die Partei veröffentlichte er literaturwissenschaftliche Arbeiten: Essays über Realismus (1948), Der russische Realismus in der Weltliteratur (1949), Der historische Roman (1955), Deutsche Literatur in zwei Jahrhunderten (1964). L. entwickelte einen „großen Realismus", der mißverstanden und politisch fehlinterpretiert zum sozialistischen Widerspiegelungsrealismus wurde. Zwei philosophiehistorische Arbeiten ragen heraus: Der junge Hegel (1948), ein Werk, das die Beziehungen von Dialektik und Ökonomie behandelt, und Die Zerstörung der Vernunft (1954) mit einer Geschichte des Irrationalismus als Grundlage des Faschismus. In zahlreichen Interviews und besonders in Sozialismus und Demokratisierung (hrsg. von Frank Benseler/Rüdiger Dannemann, 1987) übte L. scharfe Kritik am Stalinismus. Die Spätwerke Die Eigenart des Ästhetischen (1963) und Zur Ontotogie des gesellschaftlichen Seins (1984-86) kehren zu den für L. zentralen Forschungsfragen zurück: „Es gibt Kunstwerke - wie sind sie möglich?" Nicht durch geniale Intuition, sondern durch humanistisches Eingedenken der stolzen Entwicklungslinie menschlicher Kultur und ihre aktive Fortsetzung. Und: Kann die herrschende Ontologie vergegenständlichten Seins ersetzt werden durch eine Lehre vom Sozialen, also von den nichtentfremdeten Verhältnissen zwischen Menschen? Ja - durch die in teleologischen Setzungen von den Naturschranken sich emanzipierende Menschheit. WEITERE WERKE: Ausgaben: Werke. Berlin/DDR, bis 1956. - Werke. Hrsg. v. Frank Benseler (ab Bd. 16 mit György Markus). Neuwied 1962 ff. (Von 21 Bänden sind bisher 17 erschienen). - Werkauswahl. Hrsg. v. Peter Ludz. 2 Bde., Neuwied 1961-67. - Politische Aufsätze 1918-1929. Hrsg. v. Jörg Kammeier/Frank Benseler. 5 Bde., Neuwied 1975-79. - Briefe und Zeugnisse: Gelebtes Denken. Eine Autobiographie im Dialog. Frankfurt/Main 1981. - Briefwechsel 1902-1917. Hrsg. v. Eva Karädi/Eva Fekete. Budapest/Stuttgart 1982. LITERATUR: Jürgen Hartmann: Chronologische Bibliographie der Werke von G. L. In: Festschrift zum 80. Geburtstag. Hrsg. v. Frank Benseler. Neuwied 1965, S. 625-696. Fritz J. Raddatz: G. L. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1972. - G. L. Sein Leben in Bildern, Selbstzeugnissen und Dokumenten. Hrsg. v. Eva Fekete/ Eva Karddi. Stuttgart 1981. - Revolutionäres Denken. G. L. Eine Einführung in Leben und Werk. Hrsg. v. Frank Benseler. Darmstadt 1984. - G. L. Über die Vernunft in der Kultur. Ausgewählte Schriften 1909-1969. Hrsg. v. Sebastian Kleinschmidt. Leipzig 1985. - Rüdiger Dannemann: L. zur Einführung. Hamburg 1997. - Jahrbücher der LukäcsGesellschaft. Bern 1997 ff. Frank Benseler

Luther, Martin, * 10. 11.1483 Eisleben, t 18.2. 1546 Eisleben. L. war das älteste von wahrscheinlich neun Kindern des aus einem thüringischen Bauerngeschlecht stammenden Hans Luder und der Eisenacher Bürgerstochter Margaretha L., geb. Lindemann. Der Vater war in einer der Aufstiegsbranchen der Zeit, dem Kupferbergbau, tätig, arbeitete sich bis zum Hüttenmeister empor und wurde zeitweise reich. Die sorgfältige Schulausbildung des Sohnes (1490-1501 nacheinander in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach) und dessen planmäßig begonnenes Universitätsstudium (seit Sommer 1501 in Erfurt, 1502 Promotion zum Baccalaureus artium, 1505 zum Magister artium, danach Eintritt in die Juristische Fakultät) lassen den steuernden Einfluß des Vaters vermuten. Diese Entwicklung brach jäh ab, als L. am 17.7. 1505 aufgrund eines Gelübdes in Todesnot in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt eintrat und damit auf eine weltliche Karriere verzichtete, was einen Konflikt mit dem Vater zur Folge hatte. Innerhalb des Ordens stieg er freilich rasch auf, wurde Priester (1507) und begann danach ein Theologiestudium in Erfurt und Wittenberg, das er wiederum planmäßig durchlief. Nach einer im Zusammenhang mit Ordensstreitigkeiten unternommenen Reise nach Rom wurde er am 18./19. 10. 1512 durch seinen Generalvikar Johann von Staupitz in Wittenberg zum Dr. theol. promoviert und damit zu dessen Nachfolge als Inhaber einer Lectura in biblia befähigt - einer Professur, die dann für L.s ganzes weiteres Leben die berufliche Basis bilden sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war der knapp Dreißigjährige nur als hochbegabter, vorzüglich, jedoch konventionell ausgebildeter und mit tiefem Ernst auf die Erfüllung seiner religiösen Pflichten bedachter Mönch aufgefallen. Der große Umbruch seines Lebens vollzog sich in den folgenden Jahren und stand mit L.s beruflicher Aufgabe, der wissenschaftlichen Auslegung der Bibel, in Zusammenhang. L. kam im Verlauf eines mehrstufigen Erkenntnisprozesses, der sich in den reichlich vorhandenen Texten nachvollziehen, jedoch nur schwer präzis fassen und datieren läßt, zu der Einsicht, daß die herrschende scholastische Theologie sich von den Grundlagen des Christentums, dem „Evangelium", d. h. der Botschaft von der bedingungslosen Heilstat Christi, weit entfernt habe, da sie vom Menschen religiöse Leistungen forderte und ihm religiöse Verdienste zutraute. Daß nur der Glaube an das biblische Verheißungswort, nicht dagegen irgendein Vertrauen in eigene „Werke" den Menschen retten könne, wurde L. zur ergreifenden Gewißheit, die ihre letzte Eindeutigkeit während des Ablaßstreits erreicht zu haben scheint. Damals, etwa gleichzeitig mit den am 31.10. 1517 veröffentlichten 95 Thesen gegen den Ablaß, legte L. seinen Vatersnamen „Luder" ab und nahm seinen endgültigen Namen an, offenbar weil er eine verborgene etymologische Beziehung zu „Eleutherius" (griech. = der Freie) wahrgenommen hatte. Mit seinem Widerspruch gegen den Ablaßhandel griff L. von seinem neuen, wie er überzeugt war: zu den biblischen Ursprüngen zurückkehrenden Verständnis des christlichen Glaubens aus erstmals über die herrschende Theologie hinaus eine Heilsveranstaltung der Kirche an. Zugleich trat er publizistisch an die Öffentlichkeit. Eine enorme Ausweitung seiner Lebenskreise war die Folge. Von den Verfechtern und Nutznießern des Ablasses (Johann Tetzel, Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg) erfuhr er sofort scharfe Zurückweisung, ein Ketzerprozeß in Rom wurde eingeleitet. Mit seinen nunmehr in rascher Abfolge erscheinenden Schriften dagegen, in denen er erst die Ablaßfrage, dann zunehmend allgemeinere Themen des Glaubens zumeist in deutscher Sprache und vielfach mit seelsorgerischer Zielsetzung behandelte, hatte L. beispiellosen Erfolg und ge-

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Luther wann beträchtliche Popularität - bereits zwei Jahre nach den Ablaßthesen, am Jahresende 1519, waren etwa 250000 Exemplare seiner Schriften auf dem Markt. In demselben Maß, in dem er einerseits in Frage gestellt, andererseits aufgenommen wurde, erweiterten und verschärften sich L.s eigene kirchenkritische Einsichten. Vor allem die absoluten Ansprüche des Papsttums und der geltenden kirchenrechtlichen Ordnung wurden ihm, je schroffer sie ihm entgegengehalten wurden (Verhör in Augsburg durch Kardinal Cajetan Oktober 1518, Leipziger Disputation mit Johannes Eck Sommer 1519), desto fragwürdiger. Im Jahr 1520 endlich fielen die Entscheidungen. Während L. damals seine ausgereiftesten Schriften - fundamental kritische (An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung, De captivitate Babylonica ecclesiae) sowie elementar aufbauende (Von den guten Werken, Von der Freiheit eines Christenmenschen) - erscheinen ließ, wurde in Rom der Prozeß gegen ihn mit der Bannsentenz abgeschlossen (Bannandrohungsbulle Exsurge Domine 15.6.1520, Bannbulle Decet Romanum pontificem 3. 1.1521). Auf dem Reichstag zu Worms im April/ Mai 1521 folgte nach dramatischem Ringen um eine diplomatische Lösung des Konflikts die Reichsacht (Wormser Edikt). Der so rasch auf die höchste politische Ebene der Christenheit und ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Nation gerückte Mönch und Professor wurde durch die offizielle Verwerfung und den Ausschluß aus Kirche und Gesellschaft nicht bezwungen. Vielmehr traten seit 1521 zahlreiche Instanzen und Mächte noch deutlicher als zuvor für ihn ein: eine Reihe von Reichsfürsten mit L.s Landesherrn, dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen, an der Spitze, ferner führende Politiker großer Reichsstädte, insbesondere aber das, was man die „öffentliche Meinung" der Zeit nennen kann; im gesamten deutschen Sprachgebiet und darüber hinaus wurden die neuen Ideen aufgegriffen und verbreitet, Prediger und Autoren von Flugschriften stellten sich in großer Zahl auf L.s Seite, es bildete sich eine „evangelische Bewegung", die vor allem in den Städten ihre Basis hatte. L.s eigener Lebensraum war freilich für den Rest seines Lebens nahezu ganz auf das Gebiet des Kurfürstentums Sachsen beschränkt. Hier war er 1521/22 auf der Wartburg bei Eisenach interniert, wo er eine enorme Arbeitsleistung, insbesondere die Übersetzung des Neuen Testamentes ins Deutsche binnen weniger Wochen, vollbrachte. Im März 1522 kehrte er nach Wittenberg zurück, wo Unruhen ausgebrochen waren - manche seiner Anhänger, vor allem sein Fakultätskollege Andreas Bodenstein von Karlstadt, propagierten eine rasche Umsetzung der neuen Erkenntnisse in praktische Maßnahmen der Kirchen- und Gesellschaftsreform, die L. für übereilt hielt. Mit seiner Rückkehr konnte er die Führungsposition in der Wittenberger Bewegung zurückerlangen, und er hat sie in dem Vierteljahrhundert, das ihm noch blieb, nicht mehr verloren. Mit seiner unerhört ausgedehnten und fortdauernd erfolgreichen Schriftstellerei (insgesamt bis 1546 knapp 700 Schriften in knapp 4000 Ausgaben, also mehreren Millionen Buchexemplaren), seiner reichen Korrespondenz und seiner Predigttätigkeit (insgesamt etwa 2000 Predigten sind erhalten) übte L. eine einzigartige Autorität aus und machte die sächsische Kleinstadt zu einem Hauptort der Zeit. Dabei traten nach und nach die Fragen der Neugestaltung des individuellen und gemeinschaftlichen christlichen Lebens immer stärker in den Vordergrund. Der Neuaufbau eines an der Bibel orientierten, gereinigten Kirchenwesens wurde, nachdem sich die Führungsinstanzen der bestehenden Kirche seiner Sache großenteils verschlossen hatten, zu L.s zweiter, großer Lebensaufgabe.

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Freilich waren seine späteren Lebensjahrzehnte auch von weiteren Konflikten und Scheidungen stark bestimmt. Seit 1524/25 verlor die evang. Bewegung ihre bis dahin einigermaßen gewahrte Einheitlichkeit. Von den im Namen des Evangeliums um eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse kämpfenden süd- und mitteldeutschen Bauern distanzierte sich L. ebenso scharf wie von Karlstadt; er replizierte schroff auf die theologischen Einwendungen des -> Erasmus von Rotterdam (De servo arbitrio, 1525), und er ließ sich auch mit denjenigen seiner Anhänger, die in wichtigen Fragen der Abendmahlslehre und -praxis abweichende Positionen vertraten und die vor allem in schweizer, und süddeutschen Städten beheimatet waren (—>Zwingli, Oekolampad, Bucer u. a.), auf langwierige und erbitterte Kontroversen ein, die erst 1536 (Wittenberger Konkordie) wenigstens teilweise bereinigt werden konnten. Seit dem 9.10.1524 trat L. nicht mehr in der Mönchskutte auf, seit dem 13.6.1525 war er mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora verheiratet. Die Ehe, aus der sechs Kinder hervorgingen, war glücklich, und sie wurde ein Paradigma für die sittliche Aufwertung der Familie und der Sexualität, für die L. eintrat. In diesem Bereich hat er die gesellschaftlichen Normen in Deutschland und darüber hinaus ebenso nachhaltig neu ausgerichtet wie mit der neuartigen ethischen Schätzung des weltlichen Berufs, der staatlichen Ordnung und des Obrigkeitsgehorsams sowie mit dem zusammen mit seinem Wittenberger Kollegen und Freund Philipp —> Melanchthon betriebenen Ausbau aller Stufen des Bildungswesens. Die Führungsstellung des Territorialstaats in Deutschland wurde durch L. und die Reformation maßgeblich bestärkt. Insbesondere aber hat L. mit seinem eigentlichen Anliegen, der Vertiefung und Intensivierung des Christlichen, gewirkt. In der Zukunft blieb unvergeßlich, daß nach seiner Lehre die christliche Heilsbotschaft ihrem Wesen nach Trost bedeutet, daß die Christen durch „Glauben", also als einzelne Individuen und zu eigener Verantwortlichkeit, gerettet werden, und daß er der Bibel den Rang des maßgeblichen Orientierungsmittels für jeden Menschen und alle Gemeinschaft zuwies. Doch gewannen auch manche der Scheidungen, die L. vollzog, dauerhafte Bedeutung. So hatte seine Absage an das Papsttum die säkulare Folge, daß dessen Alleingeltung im Abendland ein Ende fand. Schlimme Texte aus seinen späten Jahren aber, in denen er die religiöse Verwerfung der Juden bekräftigte, hatten noch im 20. Jh. verderbliche Konsequenzen. Nicht zuletzt aufgrund seiner Wirkungen ist L. einer der wichtigsten Deutschen geworden. Von niemandem aus der älteren Zeit ist mehr überliefert als von ihm. Jahrhundertelang blieb er in dem einen Teil der Nation eine Leitfigur ohnegleichen, während er im anderen Teil zur Unperson wurde. So bereicherte und erschwerte er die deutsche Geschichte gleichermaßen. WERKE: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Weimar 1883 ff. (Weimarer Ausgabe = WA; in vier Reihen insgesamt 113 Bde., dazu sechs Revisionsnachträge sowie zur Zeit [1996] fünf Registerbände; fast abgeschlossen). - Luther. Werke in Auswahl. Hrsg. v. Otto Clemen. 8 Bde., Berlin 3 61962-68. - Luther. Studienausgabe. Hrsg. von Hans-Ulrich Delius. Bisher 5 Bde., Leipzig 1980-92. LITERATUR: Bibliographien und Hilfsmittel: Josef Benzing/ Helmut Claus: L.-Bibliographie. Verzeichnis der gedruckten Schriften M. L.s bis zu dessen Tod. 2 Bde., BadenBaden 21989-94. - L.-Bibliographie. Alljährlich im LutherJahrbuch. - Kurt Aland: Hilfsbuch zum Lutherstudium. Witten 1970. - Biographien und Untersuchungen: Gerhard Ebeling: Lutherstudien. 3 Bde., Tübingen 1971-89. - Heinrich Bornkamm: M. L. in der Mitte seines Lebens. Göttingen 1979. - Helmar Junghans (Hrsg.): Leben und Werk M. L.s von 1526 bis 1546. 2 Bde., Berlin/Göttingen 1983. - Ger-

Maass hard Bott/Gerhard Ebeling/Bernd Moeller (Hrsg.): M. L. Sein Leben in Bildern und Texten. Frankfurt/Main 1983. Martin Brecht: M. L. 3 Bde., Stuttgart/Berlin '1986/87. Reinhard Schwarz: L. Göttingen 1986. - Martin Brecht/ Karlheinz zur Mühlen/Walter Mostert: L. In: TRE, Bd. 11, 1991, S. 513-594 (Literatur). - Bernhard Lohse: L.s Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Göttingen 1995. Bernd Moeller Luxemburg, Rosa, (Vater: Luksemburg), auch Rosalie L., vorübergehend verh. Lübeck, * 5.3.1871 Zamosc (südöstliches Polen), t 15.1. 1919 Berlin. L. wurde als fünftes und jüngstes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Zwei Jahre später zog ihre Familie nach Warschau um. Hier wuchs sie im Milieu des aufgeklärten und assimilierten Judentums auf und erhielt eine an bildungsbürgerlichen Idealen orientierte Erziehung. Sie war zeitlebens von anfälliger Gesundheit und als Folge eines Hüftleidens seit Kindheit leicht gehbehindert. Als kaum Achtzehnjährige wurde sie 1889 wegen ihrer Mitarbeit in jüdisch-revolutionären Zirkeln zur Emigration in die Schweiz gezwungen. In Zürich studierte sie Nationalökonomie und wurde 1897 promoviert. Sie nahm Verbindungen zu polnischen, russischen und deutschen Sozialdemokraten auf und lernte dabei ihren späteren langjährigen Lebensgefährten Leo Jogiches kennen. Sie betrachtete sich als Polin mit russischem Paß, war jedoch kosmopolitisch orientiert; so sprach und schrieb L. polnisch, russisch, deutsch, französisch, englisch und italienisch. Die nationalpolitischen Unabhängigkeitsbestrebungen unter den Sozialdemokraten bekämpfte sie ebenso wie die zionistischen und jüdischsozialistischen, auf Autonomie bedachten Organisationen in Polen und Rußland. Ihr Ideal war die gleichberechtigte sozialistische Völkergemeinschaft ohne Nationalismus und Chauvinismus; sie kämpfte für die politischen Freiheitsrechte des Proletariats. L. entschied sich trotz ihrer Begabung gegen eine wissenschaftliche Karriere und agierte als politische Publizistin. 1898 verlagerte sie ihr Wirkungsfeld von der Schweiz nach Deutschland. Sie siedelte nach Berlin über und wurde Mitglied der SPD. Mit Temperament und Kalkül schaltete sie sich in die Auseinandersetzungen über Revisionismus und Reformismus ein und wurde in wenigen Jahren zur in West- und Osteuropa anerkannten Sprecherin eines proletarisch-revolutionären Internationalismus. Ein Hineinwachsen in den Sozialismus oder sozialreformerische Kompromisse mit dem bürgerlichen Staat, wie sie die Revisionisten forderten, konnte es für L. nicht geben. Für sie war die Voraussetzung für die Transformation des Kapitalismus in den Sozialismus die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat auf revolutionärem Weg. Vor der eigentlichen Transformationsphase würden in ihrer Härte sich steigernde Klassenkämpfe die ökonomische Notwendigkeit des Zusammenbruchs des Kapitalismus verstärken und gleichzeitig die Massen für die revolutionäre Endauseinandersetzung schulen. Den Massenstreik betrachtete sie als konstante revolutionäre Provokation der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. Diese Einschätzung wurde durch ihre Erfahrungen in der russischen Revolution von 1905 bestärkt. (In Warschau hatte sie sich kurzzeitig an dieser Revolution beteiligt und war vorübergehend festgenommen worden.) Sie glaubte an die schöpferische Kraft der Massen, die im Zuge des revolutionären Kampfes auch die Formen der sozialistischen Zukunftsgestaltung bestimmen würden. Mit dieser Auffassung stand sie schon früh im Gegensatz zu Lenins Parteitheorie von der Rolle der Avantgarde. Auch Lenins Verständnis der Diktatur des Proletariats bzw. die Strategie der Ausschaltung der bürgerlichen Demokratie bis hin zum frühbürgerlichen Rückfall in den terreur lehnte sie entschieden ab. Sie forderte vielmehr unter der Devise „Freiheit ist immer Freiheit der

Andersdenkenden" eine neue emanzipative Form der Demokratie. Diese sozialistische Demokratie grenzte sie scharf von der bürgerlichen Demokratie ab, die sie nur als Überbau für die kapitalistische Gesellschaft ansah. In der deutschen Revolution von 1918 verengte sie die sozialistische Demokratie dann auf die Rätedemokratie. Seit 1910 kämpfte L. mit wachsender Schärfe gegen Nationalismus, Militarismus und Imperialismus. Krieg bedeutete für sie den Absturz in die Barbarei. Die Annäherung großer Teile des internationalen Proletariats an den jeweiligen Nationalstaat hielt sie für „ein Unglück für die Menschheit"; einzig die instrumentelle Nutzung des Kriegs zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistisch-imperialistischen Klassenherrschaft schien ihr legitim. Hier folgte sie ihrer Imperialismus-Theorie, wonach der Imperialismus sowohl eine geschichtliche Methode zur Existenzverlängerung des Kapitalismus als auch das sicherste Mittel ist, „dessen Existenz auf kürzestem Wege objektiv ein Ziel zu setzen". Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs repräsentierte L. die Richtung der äußersten Linken in der deutschen und europäischen Arbeiterbewegung. Sie hatte seit 1912 bedeutende Aufmerksamkeit mit ihren publizistischen Attacken gefunden, große Agitationserfolge bei ihren Versammlungsreden erzielt und war beliebt als Lehrerin in der Parteischule der SPD. Dennoch wurde sie in der Partei immer mehr isoliert. Es gelang ihr nicht, an der kontinuierlichen Organisationsarbeit einer Massenpartei teilzunehmen; sie unterschätzte die Bedeutung von Partei und Gewerkschaften für die Stabilität der Bewegungen im Klassenstaat und verstand wohl auch nicht die Rolle der reformorientierten Tagesarbeit für die Lebenswelt der Arbeiter. Dennoch wollte sie sich nicht von der Partei trennen, um den Kontakt zu den Massen nicht zu verlieren. L. pflegte selbst einen bildungsbürgerlichen Lebensstil. Ihr kompromißloser Kampf gegen den Krieg brachte ihr Prozesse, öffentliche Verleumdungen und Gefängnisstrafen ein. Von Januar 1915 bis November 1918 war sie fast ununterbrochen inhaftiert. 1915 schrieb sie die Junius-Broschüre, ihre Abrechnung mit der Burgfriedenspolitik der Sozialdemokraten; seit Januar 1916 erschienen die Spartakus-Briefe, an denen sie mitwirkte. In der linksradikalen Bewegung, die jedoch nur eine Minderheit der Arbeiterklasse für ihre Ziele gewinnen konnte, setzte sich L. nicht in allen wichtigen Punkten durch, als zum Jahreswechsel 1918/19 die KPD gegründet wurde. Sie entwarf ein Programm, dessen Kern die Forderung nach absoluter Gewaltlosigkeit enthielt; Gewalt sollte nur gegenüber der Gegenrevolution legitim sein. Nur widerstrebend schloß sie sich dem Januar-Aufstand an und unterstützte ihn publizistisch in dem von ihr und Karl Liebknecht geleiteten Zentralorgan der KPD, der „Roten Fahne". Am 15.1.1919 wurde L„ noch nicht 48 Jahre alt, durch Freikorps-Soldaten verhaftet, schwer mißhandelt und ermordet. Ihr Leichnam wurde erst Monate später im Berliner Landwehrkanal ans Ufer getrieben; am 14.6.1919 wurde L. auf dem Friedhof in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. WERKE: Gesammelte Werke. 5 Bde., Berlin 1970-75. - Gesammelte Briefe. Bd. 1-5, Berlin 1982-84. Bd. 6. Hrsg. v. Annelies Laschitza. Berlin 1993. - Briefe an Leo Jogiches. Mit einer Einleitung von Feliks Tych. Frankfurt/Main 1971. LITERATUR: John Peter Nettl: R. L. Köln 21968. - Elzbieta Ettlinger: R. L. Ein Leben. Bonn 1990. - Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung der R. L. Berlin 1995. - Annelies Laschitza: Im Lebensrausch, trotz alledem. R. L. Eine Biographie. Berlin 1996. Helga Grebing Maass, Johann Gebhard Ehrenreich, * 26.2.1766 Crottendorf bei Halberstadt, t 23. 12. 1823 Halle. Neben dem Studium der Theologie und Philosophie an der Univ. Halle unterrichtete M. Hebräisch und Mathematik am

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Mach Pädagogium und am Waisenhaus. 1787 habilitierte er sich, wurde 1791 a. o., 1798 o. Prof. der Rhetorik und Mathematik und war 1806 Rektor der Universität. 1813-15 leitete er die städtischen Lazarette und das städtische Armenwesen. M. schrieb zahlreiche Artikel für Johann August -» Eberhards „Philosophisches Magazin", verteidigte die —> Leibnizsche Philosophie gegen -» Kant und veröffentlichte Grundlagenwerke (u.a. Grundriß der Logik, 1793,51826; Grundriß des Naturrechts, 1808), anonym Prosa und zuletzt lexikographische Schriften zur Synonymik. WEITERE WERKE: Briefe über die Antinomie der Vernunft. Halle 1788. - Über die Ähnlichkeit der christlichen und der neuern philosophischen Sittenlehre. Leipzig 1791. Kritische Theorie der Offenbarung. Halle 1792. Nachdruck Brüssel 1969. - Versuch über die Einbildungskraft. Halle 1792. - Grundriß der reinen Mathematik. Halle 1795. - Versuch über die Leidenschaften. 2 Bde., 1805-07. - Versuch über die Gefühle, besonders über die Affecten. 2 Tie., Halle 1811. Mach, Ernst, * 18.2.1838 Chirlitz (heute zu Brno, Tschechische Republik), t 19.2. 1916 Vaterstellen bei München. Der Sohn eines Landwirts und ehemaligen Erziehers studierte an der Wiener Univ. Physik und wurde dort 1860 promoviert. Nach einer vierjährigen Privaldozentenzeit erhielt er 1864 einen Ruf als Prof. der Mathemalik (seit 1866 der Physik) an die Univ. Graz, 1867 wurde er Direktor des Physikalischen Insliluls der Univ. Prag, das seit deren Teilung 1883 zur Deutschen Univ. gehörte. 1895 kehrte er als Prof. der Philosophie an die Univ. Wien zurück, 1901 wurde er emeritiert. Als Rektor und Dekan hal M. insbesondere in Prag wichlige universiläre Leilungsfunklionen bekleidel; als einer der wenigen zeilgenössischen Akademiker sympalhisierte er mil der öslerr. Sozialdemokratie. Seil 1873 war M. Milglied der Deulschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. M.s Forschungen gliedern sich in drei Hauptkomplexe: Physik, Sinnesphysiologie, Philosophie/Erkenntnistheorie. Ausgangspunkt und Verbindungsglied war die Physik. 1861 gelang ihm der experimentelle Nachweis des akustischen Doppier-Effekts, und er machle den Vorschlag, diesen zur speklroskopischen Bestimmung der Relativgeschwindigkeit von Fixsternen zu nutzen. Die Idee wurde später in der Spektralastronomie (Hermann Carl Vogel, Edward Charles Pickering) aufgegriffen. Noch bedeutsamer sind seine Untersuchungen schnellfliegender Projeklile. Hierbei gelangen ihm 1886 die ersten pholographischen Momeniaufnahmen von Überschallgeschossen und dem von ihnen milgeführten Verdichlungskegel in der Luft (Machscher Kegel; Machsche Zahl). Sie begründeten M.s Ruf als eines Pioniers der modernen Aerodynamik und waren zudem wichlige Beiträge zur Eniwicklung von Kurzzeitphotographie und ballistischer Meßtechnik. Als einfallsreicher Experimentator zeigte sich M. auch bei seinen sinnesphysiolögischen Studien, die ihn u. a. zur Entdeckung der sogenannten Mach-Bänder (1865), eines Phänomens der Konlraslverschärfung, sowie zur Lokalisierung eines speziellen Sinnesorgans für beschleunigte Drehbewegungen in den Bogengängen des menschlichen Innenohres (1875) führte. M.s Monographie Beiträge zur Analyse der Empfindungen (1886) faßte nicht nur seine sinnesphysiologischen Untersuchungen zusammen, sondern dokumentierte auch sein Bemühen, eine allgemeine Sinneslehre zu schaffen, die das gesamte empirische Wissen und alle Theorien auf Empfindungen zu reduzieren sucht. M.s Interesse am Verhältnis von Physischem und Psychischem war auch ein wichtiges Motiv für seine kritischhislorischen Analysen der Eniwicklung des physikalischen Denkens; allein schon die Titel seiner diesbezüglichen Monographien Die Mechanik in ihrer Entwicklung (1883), Die

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Principien der Wärmelehre (1896) und Die Principien der physikalischen Optik (1921) sind Programm. Als konsequenter Sensualist setzte er sich mit den metaphysischen Begriffen in der Physik (z. B. absoluter Raum, absolute Zeit, Atom) auseinander; vor allem unterzog er die Newtonsche Physik einer konsequenten Kritik und wies auf die Grenzen einer mechanistischen Beschreibung physikalischer Phänomene hin. Albert —» Einstein war von dieser Kritik stark beeinflußt und griff sie bei der Erarbeitung seiner Allgemeinen Relalivilälstheorie u. a. in Gestalt des sogenannten „Machschen Prinzips" direkl auf. M.s phänomenologische und positivistische Wissenschaftsauffassung hat aber nicht nur in der Vorgeschichte der Relativilätslheorie eine wichlige Rolle gespielt. Auch die Pioniere der modernen Quantenmechanik, namenllich Werner —»Heisenberg und Wolfgang —»Pauli, wurden davon beeinflußt. Die von M. in den mehrfach neuaufgelegten Beiträgen zur Analyse der Empfindungen (1886) entwickeile Theorie, der zufolge das Ich eine Illusion wechselnder Bewußlseinszuslände darstelle, formulierte Fragen, auf die sich der liierarische Impressionismus Richard BeerHofmanns, Hermann Bahrs und Hugo von Hofmannsthals, der bei M. Vorlesungen gehört hatte, ebenso bezog wie Robert Musil in den M.schen Subjekt-Objekl-Reflexionen eine Bestätigung seiner literarischen Ambitionen fand. M.s Ideen bildeten ebenfalls für den „Wiener Kreis" des Neopositivismus einen zentralen Anknüpfungspunkt, und selbst die zeitgenössische Politik hat sich in Gestall des russischen Revolutionärs Wladimir I. Lenin mil ihnen auseinandergeselzt. WEITERE WERKE: Populärwissenschaftliche Vorlesungen. Leipzig 1896, 51923. Neudruck Wien u.a. 1987. - Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung. Leipzig 1905. - Kultur und Mechanik. Stuttgart 1915. -John Blackmore/Klaus Hentschel (Hrsg.): E. M. als Außenseiter. M.s Briefwechsel über Philosophie und Relativitätstheorie mit Persönlichkeiten seiner Zeit. Wien 1985. LITERATUR: Werner Ludy: Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeilraum von 1860 bis 1918. Diss. ErlangenNürnberg 1970 (zu M.: S. 15-54). - John Thomas Blackmore: E. M. Berkeley 1972. - Manfred Diersch: Empiriokritizismus und Impressionismus. Berlin 1973. - Joachim Thiele: Wissenschaftliche Kommunikation. Die Korrespondenz E. M.s. Kastellaun 1978. - Gereon Wolters: Mach I, Mach II, Einstein und die Relalivitätslheorie. Berlin/ New York 1987. - Rudolf Haller/Friedrich Sladler (Hrsg.): E. M. - Werk und Wirkung. Wien 1988. - Dieter Hoffmann/ Hubert Lailko (Hrsg.): E. M. - Stadien und Dokumente zu Leben und Werk. Berlin 1991. - John Blackmore (Hrsg.): E. M. A Deeper Look. Dordrecht 1992. Dieter Hoffmann Mager, Alois, * 21.8. 1883 Zimmern ob Rottweil (Württemberg), t 26. 12.1946 Salzburg. M., Sohn eines Schullheißen und Zimmermeislers, trat 1903 in die Benediktinerabtei Beuron ein und wurde 1909 zum Priester geweiht. Nach dem Studium der Philosophie in Löwen und München (Promotion 1914, Aristoteles und die spanische Mystik) Divisionspfarrer in Frankreich, studierte er nach Kriegsende in München Psychologie, habilitierte sich 1924 an der Univ. Salzburg für Christliche Philosophie, Experimentalpsychologie und Mystik und wurde 1927 a. o., 1930 o. Professor. M. war 1938 im Priorat der Beuroner Kongregation in Tonogaoka (Japan) tätig, gründete 1945 die von den Nationalsozialisten aufgehobene Theologische Fakulläl der Univ. Salzburg neu und beteiligte sich an der Organisation der Salzburger Hochschulwochen. Er veröffenllichle u. a. Vorlesungen über experimentelle Psychologie (1929),

Maimon Mystik als Lehre und Leben (1934) und Mystik als seelische Wirklichkeit. Eine Psychologie der Mystik (1945). WEITERE WERKE: Die Enge des Bewußtseins. Stuttgart 1919, 21930. - Die Staatsidee des Augustinus. München 1920. - Der Wandel in der Gegenwart Gottes. Eine religionsphilosophische Betrachtung. Stuttgart/Augsburg 1921. Theosophie und Christentum. Berlin 1922. Berlin/Bonn 2 1926. - Christus und der Forscher. Augsburg 1931. LITERATUR: Emmerich Raitz von Frentz: Mystik als Lehre und Leben. In: Stimmen der Zeit 133 (1938) S. 125-127. Heinrich Bleienstein: A. M. und die Psychologie der Mystik. In: Geist und Leben 20 (1947) S. 312-316. - Theodor Wolfram Köhler: M., A. In: NDB 15, 1987, S. 651-652. Magirus, Tobias, * 25.5. 1586 Angermünde (Uckermark), t 6.1. 1652 Frankfurt/Oder. M. studierte seit 1606 in Frankfurt/Oder, erwarb 1608 den Magistergrad und wurde 1610 Lehrer am Gymnasium in Joachimsthal. Seit 1615 war er Prof. der Logik, seit 1625 der Physik an der Univ. Frankfurt/Oder. M. veröffentlichte u.a. Polymneon, s. florilegium locorum communium ordinatum (1629). Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann), * 17.10.1884 Verden/Aller, t 25.7.1939 bei Fürth (Bayern). Der Sohn eines Buchhändlers studierte 1902-06 Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen und unterrichtete 1911-14 als Oberlehrer am Gymnasium in Stade, wo er nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1918-22 als Studienrat tätig war. Seit 1923 Oberstudienrat in Greifswald, wurde M. 1925 bei Edmund -»Husserl in Freiburg/ Breisgau zum Dr. phil. promoviert (Leibnizens Synthese von Universalmathematik und Individualmetaphysik, Neudruck 1964) und habilitierte sich im folgenden Jahr in Greifswald (Neue Einblicke in die Entdeckungsgeschichte der höheren Analysis). 1927 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Marburg, befaßte sich intensiv mit den Handschriften —»Leibnizens und veröffentlichte u.a. Zur Keimesgeschichte der Leibnizschen Differentialrechnung (1932). Die Preußische Akademie der Wissenschaften betraute M. mit der Herausgabe des mathematischen Briefwechsels von Leibniz im Rahmen der Akademie-Ausgabe. Das Zustandekommen der Edition konnte er infolge seines frühen Unfalltodes nicht mehr erleben. 1937 erschien sein letztes grundlegendes Werk Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, Beiträge zur Genealogie der mathematischen Mystik. WEITERE WERKE: Leibniz als Gegner der Gelehrteneinseitigkeit. Stade 1912. - Eine neue Monadologie. Berlin 1917 (= Kant-Studien. Ergänzungshefte 39). Nachdruck Würzburg 1971. - Der Wille zur Ewigkeit. Gedanken eines deutschen Kriegers über den Sinn des Geisteslebens. Halle 1917. Das unsichtbare Königreich des deutschen Idealismus. Halle 1920. - Ewigkeit und Gegenwart. Eine fichtische Zusammenschau. Erfurt 1922. - Leibniz und Goethe. Die Harmonie ihrer Weltansichten. Erfurt 1924. Maier, Heinrich, * 5.2. 1867 Heidenheim/Brenz, t 28. 11. 1933 Berlin. Der Sohn eines Seifensieders und Kaufmanns studierte 1885-90 Theologie und Philosophie in Tübingen, u.a. bei seinem späteren Schwiegervater Christoph -»Sigwart, wurde 1892 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1896 für Philosophie. M. war seit 1900 a.o.Prof. in Tübingen und ging 1901 als o. Prof. der Philosophie nach Zürich. Seit 1902 lehrte er wieder in Tübingen, seit 1911 in Göttingen, seit 1918 in Heidelberg und von 1922 bis zu seinem Tod in Berlin, wo er mehrere Jahre die Redaktion der Kant- und Leibniz-Akademie-Ausgabe leitete. M. veröffentlichte u. a. Die Syllogistik des Aristoteles (2 Bde., 1896-1900, Neuausgabe 1936, Nachdruck 1970), Psychologie des emotionalen

Denkens (1908) und Sakrales (1913, Nachdruck 1964). Seine Philosophie der Wirklichkeit (3 Bde., 1926-35), deren zweiter und dritter Band von seiner Tochter Anneliese M. aus dem Nachlaß herausgegeben wurden, ist auf die Begründung einer logisch und erkenntnistheoretisch gesicherten Metaphysik ausgerichtet. M. war Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Heidelberg, Kopenhagen und Berlin. WEITERE WERKE: Logik und Erkenntnistheorie. Tübingen 1900,21918. - An der Grenze der Philosophie. Melanchthon, Lavater, David Friedrich Strauß. Tübingen 1909. - Das geschichtliche Erkennen. Göttingen 1914. - Die mechanische Naturbetrachtung und die „vitalistische" Kausalität. Berlin 1928. - Grundrichtungen kosmologisch-metaphysischer Weltbetrachtung. Berlin 1935. LITERATUR: Andrea Ferro: Veritä e realitä secondo H. M. In: Giornale Critico della Filosofia Italiana 9 (1928) S. 111-146, 205-219 und 355-362. - Helfried Hartmann: H. M. zum Gedächtnis. In: Kant-Studien 39 (1934) S. 237-241. Eduard Spranger: Gedächtnisrede auf H. M. Berlin 1934. Nicolai Hartmann: H. M.s Beitrag zum Problem der Kategorien. Berlin 1938. Maimon, Salomon, eigentl. Salomon ben Josua, * 1753 Sukowiborg bei Mirz (Polnisch-Litauen), t 22. 11.1800 Nieder-Siegersdorf (Niederschlesien). Der Sohn eines Rabbiners wurde jüdisch-orthodox erzogen und besuchte die Talmudschulen in Mirz und Iwenez. Als M. elfjährig den Ausbildungsstand eines Rabbiners erreichte, wurde er von seinem Vater gegen ein beträchtliches Entgelt verheiratet, lebte jedoch wegen ständiger Auseinandersetzungen mit seiner Schwiegermutter meist außer Haus und arbeitete als Hauslehrer. Als Vierzehnjähriger wurde M. Vater eines Sohnes. Nachdem er die lateinische Sprache erlernt hatte, verließ er 1777 Heimat und Familie und kam über Königsberg und Stettin nach Berlin, wo es ihm erst 1780 mit der Unterstützung Moses —> Mendelssohns gelang, Fuß zu fassen und eine Apothekerlehre zu absolvieren. Mit einem Empfehlungsschreiben Mendelssohns ging er nach Hamburg, versuchte vergeblich, zum Christentum zu konvertieren, und besuchte mit Hilfe wohlhabender Bürger 1783-85 das Gymnasium Christianeum in Altona. M. begann ein Medizinstudium in Breslau, das er jedoch bald wieder abbrach, arbeitete erneut als Hauslehrer und kehrte 1786 nach Berlin zurück. Mit der Unterstützung Lazarus -» Bendavids studierte er —> Kants Kritik der reinen Vernunft und veröffentlichte 1790 sein bedeutendstes philosophisches Werk Versuch über die Transcendentalphilosophie mit einem Anhang über die symbolische Erkenntniß und Anmerkungen (Nachdruck 1963); sein Philosophisches Wörterbuch oder Beleuchtung der wichtigsten Gegenstände der Philosophie in alphabetischer Ordnung (1791) behandelt die wichtigsten Aspekte des Versuchs in prägnanter Form. 1792 erschien seine Lebensgeschichte (2 Bde., hrsg. v. Karl Philipp —»Moritz, Nachdruck 1960), die mit der Darstellung des Judentums im Zeitalter der Aufklärung ein wichtiges kulturhistorisches Dokument ist. M. verbrachte seine letzten Lebensjahre auf dem Gut des Grafen von Kalckreuth in Nieder-Siegersdorf. WEITERE WERKE: Versuch einer neuern Logik, oder Theorie des Denkens. Berlin 1792, 21794. Neuausgabe in den Neudrucken seltener philosophischer Werke. Hrsg. v. der KantGesellschaft. Bd. 3. Berlin 1912. - Streifereien im Gebiete der Philosophie. Berlin 1793. - Kritische Untersuchungen über den menschlichen Geist, oder das höhere Erkenntnisund Willensvermögen. Leipzig 1797. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Valerio Verra. 7 Bde., Hildesheim 1965-76. 2. Reprint 2000. LITERATUR: Friedrich Kuntze: Die Philosophie S. M.s. Heidelberg 1912. - Albert Zubersky: S. M. und der kritische Idealismus. Leipzig 1925. - Samuel Atlas: From Critical

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Mainländer to Speculative Idealism: The Philosophy of S. M. Den Haag 1964. - Samuel Hugo Bergmann: The Philosophy of S. M. Jerusalem 1967. London 21968. - Francesco Moiso: La filosofia di S. M. Mailand 1972. - Noah J. Jacobs: Schrifttum über S. M. Eine Bibliographie mit Anmerkungen. In: Judentum im Zeitalter der Aufklärung. Bremen/ Wolfenbüttel 1977, S. 353-398. - Josef Rauscher: Auf der Suche nach Universalität - S. M.s (1753-1800) sprachphilosophische Streifereien. In: Brigitte Asbach-Schnitker/Johannes Roggenhofer (Hrsg.): Neuere Forschungen zur Wortbildung und Historiographie der Linguistik. Tübingen 1987, S. 339-352. - Achim Engstier: Untersuchungen zum Idealismus S. M.s. Stuttgart 1990. - Konrad Pfaff: S. M.: Hiob der Aufklärung. Mosaiksteine zu seinem Bildnis. Hildesheim u.a. 1995. Mainländer, Philipp, eigentl. P. Batz, * 5. 10.1841 Offenbach/Main, t 1.4.1876 Offenbach/Main. M., Sohn eines Fabrikanten, besuchte die Handelsschule in Dresden und trat 1858 eine Stelle in einem Handelshaus in Neapel an. Seit 1863 arbeitete er im Geschäft seines Vaters, seit 1868 in einem Berliner Bankhaus und tat 1874/75 Dienst bei den Kürassieren in Halberstadt (Meine Soldatengeschichte, hrsg. von Walther Rauschenberger, 1925). Philosophisch angeregt durch das Studium der Werke Leopardis, Spinozas, —> Kants und vor allem —> Schopenhauers, entwickelte M. dessen Willensmetaphysik neuplatonisch weiter und entwarf eine systematische soteriologische und teleologische Metaphysik des Nihilismus (Die Philosophie der Erlösung, Bd. l, 1876, 31894; Bd. 2, hrsg. v. Minna Batz, 1886, 21894). Er wurde von —»Nietzsche wahrgenommen, der ihn als „süßlichen Virginitätsapostel" bezeichnete. M. schrieb auch das dramatische Gedicht Die letzten Hohenstaufen: Enzo - Manfred - Conradino (1876) und die Novelle Rupertine del Fino (1899, bearbeitet von Fritz Sommerlad). M. starb durch Selbstmord. WERKE: Philosophie der Erlösung. Ausgewählt und mit einem Vorwort versehen von Ulrich Horstmann. Frankfurt/ Main 1989. - Schriften. Hrsg. v. Winfried H. MüllerSeyfarth und Joachim Hoell. 4 Bde., Hildesheim u.a. 1996-99. LITERATUR: Max Seiling: M., ein neuer Messias. München 1888. - Susanna Rubinstein: Ein individualistischer Pessimist. Leipzig 1894. - Fritz Sommerlad: Aus dem Leben P. M.s. Mitteilungen aus der handschriftlichen Selbstbiographie des Philosophen. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 112 (1898) S. 74-101. - Friedrich Kormann: Schopenhauer und M. Jena 1914. - Walther Rauschenberger: P. M. In: Jahrbuch der SchopenhauerGesellschaft 18 (1931) S. 229-245. - Richard Gebhard: Ein Jünger Schopenhauers: P. M. Ebd., S. 220-228. - Esther Mon-Hua Liang: Die Ethik der Schule Schopenhauers. Diss. Berlin 1932. - Winfried H. Müller-Seyfarth (Hrsg.): „Die modernen Pessimisten als decadents". Von Nietzsche zu Horstmann. Texte zur Rezeptionsgeschichte von P. M.s Philosophie der Erlösung. Würzburg 1993. - Giuseppe Invernizzi: II pessimismo tedesco dell'Ottocento. Schopenhauer, Hartmann, Bahnsen e M. e i loro avversari. Firenze 1994. Bernd Gräfrath: Pessimismus, Egoismus, Sozialdemokratie. P. M.s „Philosophie der Erlösung". In: SchopenhauerJahrbuch 77 (1996) S. 211-240. - Winfried H. Müller: Apologie der Selbstauslösung. Ethik und Metaphysik in P. M.s Theorie des Zerfalls. Egelsbach 1996. - Ulrich Horstmann: Aus Schopenhauers Schatten: Die vierbändige M.-Ausgabe beseitigt einen blinden Fleck in der Philosophiegeschichte. In: Schopenhauer-Jahrbuch 81 (2000) S. 165-167. - Michael Gerhard: Die „Schriften" P. M.s. Ebd., S. 203-207. Winfried H. Müller-Seyfarth: Metaphysik der Entropie. M.s transzendentale Analyse und ihre ethisch-metaphysische Relevanz. Berlin 2000.

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Mally, Ernst, * i 1.10. 1879 Krainburg, t 8.3. 1944 Schwanberg (Steiermark). M., Sohn eines Arztes, studierte Philosophie, Mathematik und Physik in Graz, war u. a. Schüler Alexius von —»Meinongs und wurde 1903 promoviert (Untersuchungen zur Gegenstandstheorie des Messens). Seit 1906 war er Gymnasiallehrer in Graz, habilitierte sich 1913 für Philosophie und vertrat nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg seit 1918 den Lehrstuhl für Pädagogik. Seit dem Tod Meinongs 1920 leitete M. das psychologische Laboratorium und wurde 1923 a. o., 1925 o. Prof. der Philosophie. 1942 wegen einer Krankheit vorzeitig emeritiert, setzte er seine Lehrtätigkeit in philosophischen Zirkeln zu Hause fort und lebte seit 1943 in Schwanberg. M. schrieb u.a. Grundgesetze des Sollens. Elemente der Logik des Willens (1926) und Erlebnis und Wirklichkeit. Einleitung zur Philosophie der Natürlichen Weltauffassung (1935). WEITERE WERKE: Gegenstandstheoretische Grundlagen der Logik und Logistik. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 148 (1912). - Studien zur Theorie der Möglichkeit und Ähnlichkeit. Wien 1922. - Anfangsgründe der Philosophie. Leitfaden für den Philosophischen Einführungsunterricht an höheren Schulen. Wien/ Leipzig 1938. - Wahrscheinlichkeit und Gesetz. Ein Beitrag zur wahrschetnlichkeitstheoretischen Begründung der Naturwissenschaft. Berlin 1938. - Logische Schriften. Großes Logikfragment, Grundgesetze des Sollens. Hrsg. v. Karl Wolf und Paul Weingartner. Dordrecht 1971 (mit Bibliographie). LITERATUR: Karl Wolf: Die Spätphilosophie E. M.s. In: Wissenschaft und Weltbild 5 (1952) S. 145-153. - Wolfgang L. Gombocz: Notizen zur M.s existenzfreier Logik. In: Österreichische Philosophen und ihr Einfluß auf die analytische Philosophie der Gegenwart. Bd. l. Hrsg. v. Johann Christian Marek u.a. Innsbruck u.a. 1977, S. 393-396. - E. M. Versuch einer Neubewertung. Hrsg. v. Alexander Hieke. Sankt Augustin 1998. Malter, Rudolf, * 30.7.1937 Spiesen (Saarland), t 2. 12. 1994 Mainz. M. wurde 1966 in Saarbrücken promoviert (Reflexion und Glaube bei Georg Hermes. Historisch-systematische Untersuchung zu einem zentralen Problem der modernen Religionsphilosophie), habilitierte sich 1975 an der Univ. Mainz (Das reformatorische Denken und die Philosophie. Luthers Entwurf einer transzendental-praktischen Metaphysik, 1980) und wurde dort 1977 Prof. der Philosophie. In seiner Eigenschaft als Erster Vorsitzender der Kant-Gesellschaft Bonn förderte er die kantische Philosophie durch philosophische Beiträge, vielfältige Herausgebertätigkeit (u.a. Immanuel Kant in Rede und Gespräch, 1990; „Denken wir uns aber als verpflichtet...". Königsberger Kant-Ansprachen 1804-1945, 1992) und grundlegende Arbeiten zur -4 Kant-Bibliographie (Kant-Bibliographie 1945-1990, begründet von M., hrsg. v. Margit Ruffing, 1999) und Kant-Dokumentation. Die Begründung einer Kant-Forschungsstelle an der Univ. Mainz ist sein Werk. M., der 1984-92 Präsident der SchopenhauerGesellschaft war, gab ein Kleines Schopenhauer-Brevier (1987) heraus und veröffentlichte Arthur Schopenhauer. Transzendentalphilosophie und Metaphysik des Willens (1991). WEITERE WERKE: Kant in Königsberg seit 1945. Eine Dokumentation (mit Ernst Staff und Peter W. Wörster). Wiesbaden 1983. - Der eine Gedanke. Hinführung zur Philosophie Arthur Schopenhauers. Darmstadt 1988. LITERATUR: Margit Ruffing: R. M. Chronologisches Verzeichnis wissenschaftlicher Arbeiten 1966-1995. In: Schopenhauer-Jahrbuch 77 (1996) S. 273-314. - Gerhard Funke: R. M. in memoriam. In: Kant-Studien 86 (1994) S. 1-3. - Joachim Kopper: Das philosophische Anliegen R. M.s. In: Kant-Studien 87 (1995) S. 218-221. - Heinz

Manser Gerd Ingenkamp: Zum Gedenken an R. M. Präsident der Schopenhauer-Gesellschaft e.V. von 1984 bis 1992. In: Schopenhauer-Jahrbuch 77 (1996) S. 15-19. - Günter Zöller: Schopenhauer und das Problem der Metaphysik. Kritische Überlegungen zu R. M.s Deutung. Ebd., S. 51-63. - Gerhard Funke: R. M. - ecce philosophus exemplaris. In: Schopenhauer-Jahrbuch 78 (1997) S. 135-146. Manegold von Lautenbach, t nach 1103. M. trat um 1080 in die Augustinerchorherrenpropstei Lautenbach bei Gebweiler im Elsaß ein, wurde von dort 1085 von Anhängern Kaiser Heinrichs IV. vertrieben und flüchtete in das Stift Rottenbuch. 1094 ist er als Prior des neugegründeten elsässischen Augustinerchorherrenstifts Marbach bezeugt. Um 1085 verfaßte der Frühscholastiker und Anhänger Papst Gregors VII. im Investiturstreit die beiden Schriften Über contra Wolfelmum, in dem er sich gegen die Ansichten des Abts Wolfhelm von Brauweiler stellt und die Lehren der heidnischen Philosophie als für den christlichen Glauben gefahrlich ansieht, sowie den dem Erzbischof Gebhard von Salzburg gewidmeten Liber ad Geberhardum, in dem M. in die Problematik des Investiturstreits eingreift und als einer der ersten mittelalterlichen Autoren die Erwählung und Absetzung des Königs auf die Idee der Volkssouveränität zurückführt. LITERATUR: Josef Aanton Endres: M. v. L. Ein Beitrag zur Philosophiegeschichte des 11. Jahrhunderts. In: Historischpolitische Blätter für das katholische Deutschland 127 (1901) S. 389-401. - Wilfried Hartmann: M. v. L. und die Anfänge der Frühscholastik. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 26 (1970) S. 47-149. - Horst Fuhrmann: .Volkssouveränität' und .Herrschaftsvertrag' bei M. v. L. In: Festschrift für Hermann Krause. Köln/Wien 1975, S. 21-42. - Wilfried Hartmann: M. v. L. In: VL 5, 1985, Sp. 1214-1218. - Johannes Laschinger: M. v. L. In: NDB 16, 1990, S. 21-22. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 77-86. Mannheim, Karl, eigen«. Käroly M., * 27.3.1893 Budapest, t 9.1. 1947 London. Als Sohn ungarisch-deutscher Eltern jüdischer Abstammung studierte M. seit 1912 in Budapest und Berlin Philosophie, Kunstgeschichte und Soziologie. 1918 in Budapest mit einer Arbeit über Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie (1922) promoviert, ging er nach dem Zusammenbruch der ungarischen Räterepublik 1919 an die Univ. Heidelberg, wo er sich 1926 bei Alfred -» Weber und Emil Lederer mit einer Untersuchung über die Ursprünge des konservativen Denkens in Deutschland habilitierte. Nach vierjähriger Tätigkeit als Privatdozent in Heidelberg trat M. die Nachfolge von Franz Oppenheimer als Prof. der Soziologie und Nationalökonomie in Frankfurt/Main an, die er bereits 1933 wieder aufgeben mußte. Danach war M. an der London School of Economics and Political Science und am „Institute of Education" der Univ. London tätig, an der er die „International Library of Sociology" gründete. Inspiriert durch Wilhelm —>Dilthey, Georg —»Simmel, Georg —» Lukäcs und die Wiener Kunstgeschichtliche Schule (Alois Riegl), unternahm M. den Versuch, Diltheys Form der Weltanschauungsanalyse für die Kulturphilosophie seiner Zeit fruchtbar zu machen. Seine anfänglich mehr erkenntnistheoretisch und kunstgeschichtlich orientierten Analysen wurden in der Folgezeit durch eine stärkere soziologische Fundierung ergänzt, wodurch M. in den zwanziger Jahren zu einem der bedeutendsten Vertreter der modernen Kulturund Wissenssoziologie wurde. Sein Versuch einer „Zurechnung" der einzelnen geistigen Gebilde wie der Kunst, Literatur und Weltanschauung auf die Lebenslage der verschiedenen sozialen Schichten und Klassen hatte ihm dabei den Vorwurf des „Relativismus" eingebracht, weil M. auch den mit

den einzelnen historisch-sozialen Denkströmungen jeweils verbundenen Wahrheitsanspruch auf ihre „Seinsgebundenheit" zurückzuführen versuchte. Mit seinem 1929 erschienenen Buch Ideologie und Utopie (81995) hat M. eine breite Diskussion über die von ihm begründete Form der Ideologiekritik ausgelöst, an der sich namhafte Theoretiker seiner Zeit beteiligten. Nach 1933 veränderten sich M.s ursprünglich stark geistesgeschichtlich orientierte Forschungsinteressen hin zu einer stärker empirisch verfahrenden Analyse der modernen Massengesellschaft, wobei er bereits in seinem ersten im Exil erschienenen Buch Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus (1935) den Versuch unternahm, die innerhalb der totalitären Diktaturen seiner Zeit sowie der modernen Massenmedien der westlichen Welt entwickelten Techniken der Beherrschung großer Volksmassen für einen „dritten Weg" im Sinne einer demokratischen Planung der gesellschaftlichen Entwicklung fruchtbar zu machen. Mit der damit einhergehenden Rezeption der Freudschen Psychoanalyse und der modernen Sozialpsychologie sowie seiner Hinwendung zur politischen Erwachsenenbildung wurde M. nun zum Fürsprecher einer stärkeren Verbindung von Psychologie und Soziologie. Gegen Ende seines Lebens war M. überdies darum bemüht, eine neue Gesprächsbasis zwischen der Theologie und der Soziologie herzustellen. WEITERE WERKE: Essays on the Sociology of Culture. Hrsg. v. Ernest Manheim. London/New York 1956. Diagnosis of Our Time. Wartime Essays of a Sociologist. London/New York 1943. - Freedom, Power, and Democratic Planning. Hrsg. v. Ernest K. Bramstedt/Hans Gerth. London/New York 1950 (dt.: Freiheit und geplante Demokratie. Köln/Opladen 1970). - Wissenssoziologie. Hrsg. v. Kurt H. Wolff. Berlin/Neuwied 1964. - Strukturen des Denkens. Hrsg. v. David Kettler/Volker Meja/Nico Stehr. Frankfurt/ Main 1980. - Konservatismus. Ein Beitrag zur Soziologie des Wissens. Hrsg. v. David Kettler/Volker Meja/Nico Stehr. Frankfurt/Main 1984. - Collected Works. London 1997. LITERATUR: Edward Shils: M. In: International Encyclopedia of the Social Sciences 9 (1968) S. 557-562. Kurt H. Wolff: K. M. In: Klassiker des soziologischen Denkens. Bd. 2. Hrsg. v. Dirk Käsler. München 1978, S. 286-387. - Collin Loader: The intellectual development of K. M. Culture, politics, and planning. Cambridge 1985. - Henk E. S. Woldring: K. M. The Development of his Thought. Assen/Maastricht 1986. - Wilhelm Hofmann: K. M. zur Einführung. Hamburg 1996. - Elisabeth Welzig: Die Bewältigung der Mitte. E. M.: Soziologe und Anthropologe. Wien 1997. Klaus Lichtblau Manser, Gallus Maria, eigentl. Joseph Anton M., * 25.7.1866 Brülisau (Kt. Appenzell), t 20.2.1950 Freiburg (Schweiz). Der aus bäuerlichen Verhältnissen stammende M. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums der Benediktiner in Einsiedeln seit 1888 Philosophie und Theologie in Monza, Mailand und Freiburg (Schweiz), lehrte seit 1892 Philosophie in Wenersh (England) und wurde 1894 promoviert (Possibilitas praemotionis physicae in actibus liberis naturalibus iuxta mentem divi Aquinatis). 1897 trat er in den Dominikanerorden ein, war 1898 Dozent für Moraltheologie am Dominikanerstudium in Düsseldorf und kehrte dann als Vizepräfekt des Konvikts Canisianum nach Freiburg zurück, wo er 1899-1942 Prof. der Logik, Ontologie und Geschichte der mittelalterlichen Philosophie war. M. schrieb u.a. Das Wesen des Thomismus (1932,31949), Das Naturrecht in thomistischer Beleuchtung (1944) und Angewandtes Naturrecht (1947). WEITERE WERKE: De natura philosophiae. Freiburg (Schweiz) 1903.

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Marck LITERATUR: Festgabe für P. G. M. O. P. Zum 70. Geburtstag, 25.7.1936, dargebracht von Schülern und Freunden. Freiburg (Schweiz) 1936 (mit Bibliographie). - Willy Büchi: Erinnerungen an Pater G. M. O. P. In: Civitas 8 (1949/50) S. 407-412. - Bernhard Braun: G. M. (1866-1950). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 623-629. Marck, Siegfried, * 9.3.1889 Breslau, t 16.2.1957 Chicago (USA). M., Sohn eines Richters, studierte Rechtswissenschaft in Breslau und Genf, Philosophie, Neuere Literaturgeschichte und Geschichte in Berlin und Freiburg und wurde 1911 mit der Dissertation Erkenntniskritik, Psychologie und Metaphysik nach ihrem Inneren Verhältnis in der Ausbildung der platonischen Ideenlehre bei Eugen -> Kühnemann promoviert. 1917 habilitierte er sich in Breslau (Kant und Hegel. Eine Gegenüberstellung ihrer Grundbegriffe) und wurde 1924 a. o., 1930 o. Prof. der Philosophie und Soziologie an der Univ. Breslau. Politisch aus dem Kreis der jungsozialistischen Opposition kommend, trat er der SPD bei und war 1919-26 Stadtverordneter. M. hatte Kontakt zu der „Klassenkampf'-Gruppe um Kurt Rosenfeld. 1933 emigrierte er nach Frankreich, wo er an der Univ. Dijon als Gastprofessor Philosophiegeschichte und Literatur lehrte. Er gehörte der SPD-Gruppe Paris an und unterstützte seit 1934 den Versuch, ein sozialistisches Kampfkartell als Vorstufe einer proletarischen Einheitspartei aufzubauen. 1939 in die USA emigriert, war M. 1940-45 Prof. der Philosophie am Central YMCA College in Chicago, dann an dem von ihm mitbegründeten Roosevelt College und seit 1955 Gastprofessor in Bonn. 1941 schloß er sich der von Albert Grzesinski geleiteten „Association of Free Germans" an. M. veröffentlichte u. a. Die Dialektik in der Philosophie der Gegenwart (2 Bde., 1929-31), Substanz- und Funktionsbegriff in der Rechtsphilosophie (1925) und Der Neuhumanismus als politische Philosophie (1938). WEITERE WERKE: Die platonische Ideenlehre in ihren Motiven. München 1912. - Imperialismus und Pazifismus als Weltanschauung. Tübingen 1918. - Der amerikanische Pragmatismus in seinen Beziehungen zum kritischen Idealismus und zur Existenzphilosophie. Wilhelmshaven 1951. - Vernunft und Sozialismus. Der Kampf um den Vernunftbegriff im 20. Jahrhundert. Berlin/Hannover 1956. - Die Aufhebung des Irrationalismus. Wilhelmshaven 1958. LITERATUR: Theodor Litt/Wolfgang Ritzel: S. M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 11 (1957) S. 602-606. Malte Wiedemeyer: Philosophie der Übergegensätzlichkeit. Eine Kritik der Dialektikauffassung des sozialdemokratischen Theoretikers S. M. (1889-1957). Diss. Berlin 1983. Helmut Hirsch: S. M. Biographisches zur Wiederentdeckung des Philosophen, Soziologen und Sozialisten. In: Sven Papcke (Hrsg.): Ordnung und Theorie. Beiträge zur Geschichte der Soziologie in Deutschland. Darmstadt 1986, S. 368-385. - Franz Walter: S. M. (1889-1957). Linkssozialist, Realpolitiker und Neuhumanist. In: Peter Lösche/ Michael Scholing/Franz Walter (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 251-279. - Franz Walter/F.-Michael Kümmel: Zwischen Kant und Hegel, zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung. S. M. zum 100. Geburtstag. In: Jahrbuch der Universität Breslau 30 (1989) S. 185-213. - Hans-Holger Paul: M., S. In: NDB 16, 1990, S. 120-122. Marcus, Ernst Moses, * 3.9.1856 Kamen (Westfalen), t 30. 10. 1928 Essen. Nach juristischen Studien arbeitete M. als Hilfs- und Amtsrichter, seit 1890 in Essen und wurde 1916 zum Gehei-

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men Justizrat ernannt. Um 1890 begann er neben seiner Berufstätigkeit mit dem autodidaktischen Studium der Philosophie, wobei er sich zunächst dem Werk -> Kants widmete und später kritische Schriften zu —»Einsteins Relativitätstheorie publizierte (Kritik des Aufbaus [Syllogismus] der speziellen Relativitätstheorie und Kritik der herrschenden Hypothese der Lichtausbreitung, 1926). M. verfaßte zur kantischen Philosophie 16 Monographien (u.a. Die exakte Aufdeckung des Fundaments der Sittlichkeit und Religion und Die Konstruktion der Welt aus den Elementen des Kant, 1899; Die Elementarlehre zur allgemeinen Logik und die Grundzüge der transzendentalen Logik, 1906, 21911; Aus den Tiefen des Erkennens, 1925) sowie rund 30 Rezensionen und Abhandlungen in Zeitschriften. Die in seiner Wohnung vor einem privaten Hörerkreis gehaltenen Vorlesungen erschienen unter dem Titel Kants Weltgebäude (1917, 21920). In akademischen Kreisen weitgehend ignoriert, fand M. positive Resonanz u. a. bei dem Philosophen Hugo -»Dingler. WEITERE WERKE: Kants Revolutionsprinzip (Kopernikanisches Prinzip). Eine exakte Lösung des Kant-Humeschen Erkenntnisproblems, insbesondere des Problems der „Erscheinung" und des „Ding an sich". Herford 1902. - Das Erkenntnisproblem oder wie man mit der ,Radiernadel' philosophiert. Herford 1905. Berlin 21919. - Das Gesetz der Vernunft und die ethischen Strömungen der Gegenwart. Herford 1907. 2. Aufl. unter dem Titel: Der kategorische Imperativ. München 1921. - Theorie einer natürlichen Magie gegründet auf Kants Wertlehre. München 1924. - Die Zeit- und Raumlehre Kants (Transzendentale Aesthetik) in Anwendung auf Mathematik und Naturwissenschaft. München 1927. - Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Gottfried Martin und Gerd Hergen Lübben. 2 Bde., Bonn 1969, 21981. LITERATUR: Salomo Friedländer: E. M. In: Kant-Studien 32 (1927) 436-438. - Ders.: Der Philosoph E. M. als Nachfolger Kants. Leben und Lehre. Ein Nachruf. Essen 1930. - Zwi Altmann: E. M - der Philosoph. Skizzen zu seinem Leben und Werk. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 14 (1975) S. 21-39. - Horst Lüdtke: E. M. als Kantinterpret. Eine kritische Würdigung unter Berücksichtigung des unveröffentlichten Nachlasses. Hildesheim u.a. 1989. Marcuse, Herbert, * 19.7. 1898 Berlin, t 29.7. 1979 Starnberg. M., Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten, war 1917-19 Mitglied der SPD und gehörte 1918/19 für kurze Zeit dem Reinickendorfer Arbeiter- und Soldatenrat an. Er studierte Literaturwissenschaften, Philosophie und Nationalökonomie in Berlin und Freiburg/Breisgau, hier u. a. bei Edmund -»Husserl, und wurde 1922 mit der Dissertation Der deutsche Künstlerroman promoviert. Nach einer Buchhandelsund Verlagstätigkeit in Berlin setzte er 1928-32 das Studium der Philosophie in Freiburg fort. 1932 gab M. wegen philosophischer und politischer Differenzen die Absicht auf, sich bei Martin —»Heidegger mit der Arbeit Hegels Ontotogie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit (1932, 3 1975) zu habilitieren. Er wurde Mitarbeiter des von Max —»Horkheimer geleiteten Instituts für Sozialforschung, das 1933 von Frankfurt/Main nach Genf verlegt wurde. 1934 übersiedelte M. mit dem Institut nach New York. 1940 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1942 ging M. nach Washington, um als Angestellter des Bureau of Intelligence of the Office of War Information, später des Research and Analysis Branch des Office of Strategic Services die politische Entwicklung in Deutschland zu beobachten. Seit 1945 war er in der Research and Intelligence Division des State Department in Washington tätig, seit 1947 als Abteilungsleiter. 1950-52 war M, Lektor für Soziologie und Senior Fellow am Russian Institute der Columbia University, 1952-54 Senior Fellow am Russian Research Center der Harvard University und arbeitete an Studien über den Sowjet-

Marheineke marxismus (Soviet Marxism, 1958; dt.: Die Gesellschaftslehre des sowjetischen Marxismus, 1964). 1954-65 war er Prof, der Politikwissenschaft an der Brandeis University in Waltham (Massachusetts), 1959 und 1961/62 Studienleiter an der Ecole Pratique des Hautes Etudes in Paris, seit 1964 Prof. der Sozialphilosophie an der University of California in San Diego und seit 1965 Honorarprofessor an der Freien Univ. Berlin. M. starb 1979 während einer Vortragsreise in Deutschland. M.s bleibendes Thema war seit seiner Dissertation die Befreiung des Menschen aus gesellschaftlichen Zwängen. Unter dem Einfluß des lebensphilosophischen Historismus Wilhelm —»Diltheys und der Daseinsanalytik von Heideggers Sein und Zeit beschäftigte er sich insbesondere mit den Frühschriften von Karl —»Marx (u.a. Beiträge zu einer Phänomenologie des Historischen Materialismus, 1928). Zu den wichtigen Arbeiten, die M. in der „Zeitschrift für Sozialforschung" veröffentlichte, gehört neben dem ideologiekritischen Beitrag Über den affirmativen Charakter der Kultur (1937) vor allem der Aufsatz Philosophie und kritische Theorie (1937), in dem er seine Version der Idee einer kritischen Theorie der Gesellschaft formuliert. Um den emanzipativen Gehalt des Vernunftbegriffs geht es auch in seinem —> Hegel-Buch Reason and Revolution (1941; dt.: Vernunft und Revolution, 1962). Das Verhältnis von individueller Freiheit und kulturellem Fortschritt untersucht M. in Eros and Civilization (1955; dt.: Eros und Kultur, 1957; Triebstruktur und Gesellschaft, 1965). Dieses Buch ist primär eine Antwort auf —> Freuds Schrift Unbehagen in der Kultur (1930). M. schwebt ein nicht-repressives Fortschrittsprinzip vor. Während Freud die freie Triebbefriedigung als mit dem Bestand von Kultur für unvereinbar hält, ist für M. eine „Kultur ohne Unterdrückung" unter den Bedingungen der fortgeschrittenen Naturbeherrschung der Gegenwart möglich. One-Dimensional Man (1964; dt.: Der eindimensionale Mensch, 1967) ist als Kritik der spätkapitalistischen Gesellschaften konzipiert, in denen „technologische Rationalität" zur „politischen Rationalität" geworden sei. Die Irrationalität der Gesellschaft bestehe darin, daß die technischen und ökonomischen Potentiale nicht zur Herstellung eines Zustandes dienen, in dem die Menschen in Freiheit ihre Individualität entwickeln können, sondern zur Aufrechterhaltung von Konformität. Die Hinwendung der Theorie zum praktischen Engagement fand ihren Ausdruck im Essay Repressive Toleranz (1965). M.s Arbeiten zur spälkapitalistischen Wohlstandsgesellschaft und seine Überlegungen zur Herausbildung einer neuen Subjektivität, zur Verknüpfung von „sozialer Revolution" und „individueller Emanzipation" lieferten eine theoretische Basis für die Studentenbewegung der sechziger Jahre. Zuletzt gewannen für M. in politischer Hinsicht die emanzipatorische Frauenbewegung, in philosophischer Hinsicht die klassische Kunst (Die Permanenz der Kunst, 1977) an Bedeutung. WERKE: Schriften. 9 Bde., Frankfurt/Main 1978-89. Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Peter-Erwin Jansen. Lüneburg 1999 ff. LITERATUR: Hans Heinz Holz: Utopie und Anarchismus. Köln 1968. - Jürgen Habermas (Hrsg.): Antworten auf H. M. Frankfurt/Main 1968. - Stefan Breuer: Die Krise der Revolutionstheorie. Negative Vergesellschaftung und Arbeitsmetaphysik bei H. M. Frankfurt/Main 1977. - Jürgen Haber mas, Silvia Bovenschen u.a.: Gespräche mit H. M. Frankfurt/Main 1978. - Douglas Kellner: H. M. and the Crisis of Marxism. London 1984. - Roland Roth: Rebellische Subjektivität. H. M. und die neuen Protestbewegungen. Frankfurt/Main 1985. - Kritik und Utopie im Werk von H. M. Hrsg. vom Institut für Sozialforschung. Frankfurt/Main 1992. Darin: Rene Görtzen: Kommentierte Bi bliographie der Schriften über H. M., S. 312-390. - Stephan

Bundschuh: „Und weil der Mensch ein Mensch ist". Anthropologische Aspekte der Sozialphilosophie H. M.s. Lüneburg 1998. Bruno Jahn Marcuse, Ludwig, Pseud. Heinz Raabe, * 8.2.1894 Berlin, t 2.8.1971 München. Der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammende M. wuchs in Berlin auf, studierte 1913-17 dort und in Freiburg/ Breisgau Philosophie, Geschichte, Mathematik und Literaturwissenschaft und wurde mit der Arbeit Die Individualität als Wert und die Philosophie Friedrich Nietzsches (1917) promoviert. Anschließend arbeitete er als freier Journalist und Schriftsteller, schrieb u. a. für das „Berliner Tageblatt", die „Vossische Zeitung", das „Tagebuch", die „Weltbühne" und 1925-29 Theaterkritiken für den „Frankfurter Generalanzeiger". M. war mit Joseph Roth, Lion Feucht wanger und Heinrich Mann befreundet. Am Tag nach dem Reichstagsbrand emigrierte er nach Sanary-sur-Mer (Frankreich). 1936/37 besuchte M. auf Einladung des sowjetischen Schriftstellerverbandes die Sowjetunion, kehrte aber nach Frankreich zurück, wo er für die in Paris erscheinende Emigrantenzeitung „Zukunft" arbeitete. 1938 emigrierte er in die USA und bestritt seinen Lebensunterhalt zunächst mit Vorträgen und schriftstellerischen Arbeiten. Seit 1945 amerikanischer Staatsbürger, lehrte M. 1946-62 als Prof. der Philosophie, Kultur- und Geistesgeschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Er besuchte mehrmals Deutschland, nahm 1960 eine Gastprofessur an der Univ. Frankfurt/Main an und kehrte 1962 ganz nach Deutschland zurück. Neben seiner journalistischen Tätigkeit trat M. als Autor von Biographien (u.a. über Heinrich Heine, Ludwig Borne und Sigmund —> Freud) hervor. Aufsehen erregte das kulturkritische Buch Obszön. Geschichte einer Entrüstung (1962). Zu M.s Veröffentlichungen gehören Philosophie des Glücks. Von Hiob bis Freud (1949, erw. Neuausg. 1972), Pessimismus. Ein Stadium der Reife (1953, erw. unter dem Titel Unverlorene Illusionen. Pessimismus, ein Stadium der Reife, 1965), Mein 20. Jahrhundert. Auf dem Weg zu einer Autobiographie (1960), Nachruf auf Ludwig Marcuse (1960) und Aus den Papieren eines bejahrten Philosophie-Studenten (1964, Neuausgabe unter dem Titel Meine Geschichte der Philosophie, 1981). WEITERE WERKE: Der Philosoph und der Diktator. Plato und Dionys. Berlin 1950. Erweitert unter dem Titel: Plato und Dionys. Berlin 1968. - Amerikanisches Philosophieren. Pragrnatisten, Polytheisten, Tragiker. Hamburg 1959. - Essays, Porträts, Polemiken. Zürich 1979. LITERATUR: Dieter Lamping (Hrsg.): L. M. Werk und Wirkung. Bonn 1987. - Karl-Heinz Hense: Glück und Skepsis. L. M.s Philosophie des Humanismus. Würzburg 2000. Marheineke, Philipp Konrad, auch Marheini(c)ke, * 1.5. 1780 Hildesheim, t 31.5.1846 Berlin. M., Sohn eines Geschäftsmanns und Stadtrats, studierte Theologie in Göttingen, war Hauslehrer in Milzow bei Neustrelitz und wurde 1803 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert (De theologia moralis saeculi XVII. statu et incrementis, qua philosophorum qui de iure scrispere, mentis ceperit). Seit 1805 war er dort a. o. Prof. der Kirchengeschichte, seit 1807 a. o., seit 1809 o. Prof. der Historischen und Praktischen Theologie an der Univ. Heidelberg. M. stand in Beziehung zum Heidelberger Romantiker-Kreis und war mit dem Theologen Karl -» Daub befreundet. 1811 wechselte er nach Berlin und lehrte dort bis kurz vor seinem Tod alle theologischen Fächer mit Ausnahme der exegetischen. Seit 1820 war er Prediger an der Dreifaltigkeitskirche. Anfänglich von —> Schelling beeinflußt, wurde für seine philosophische Entwicklung der enge Kontakt zu —» Hegel, der seit 1818 ebenfalls in Berlin lehrte, maßgebend. Überzeugt von der absoluten Gültigkeit der spekulativ-begrifflichen Philosophie

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Marsilius Hegels, versuchte M. in seinem eigenen System, Glauben und Wissen in Einklang zu bringen - mit dem Ziel der Restauration des orthodoxen Dogmas mit den Mitteln der idealistischen Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Christliche Symbolik (3 Bde., 1810-13, Neudruck 1897), Geschichte der deutschen Reformation (2 Bde., 1816; 2. Aufl., 4 Bde., 1831-34) und Die Grundlehren der christlichen Dogmatik (1819, 21827). WEITERE WERKE: Einleitung in die öffentlichen Vorlesungen über die Bedeutung der Hegeischen Philosophie in der christlichen Theologie. Berlin 1842. - Zur Kritik der Schellingschen Offenbarungsphilosophie. Berlin 1843. LITERATUR: Alfred Weber: Le Systeme dogmatique de P. C. M. Straßburg 1857. - Elise Ihle: P. K. M. Der Einfluß der Philosophie auf sein theologisches System. Diss. Leipzig 1938. - Volker Drehsen: M., P. K. In: TRE 22, 1992, S. 109-115. - Eva-Maria Rupprecht: Kritikvergessene Spekulation. Das Religions- und Theologieverständnis der spekulativen Theologie P. K. M.s. Frankfurt/Main 1993 (mit Bibliographie). - Albrecht Titus Wolff: Spekulative Ekklesiologie. Das Verständnis der Kirche in der Dogmatik von P. K. M. Frankfurt/Main u.a. 1998. Marsilius von Inghen, * um 1340 Inghen bei Nimwegen (Niederlande), t 20.8.1396 Heidelberg. Der akademische Ausbildungsweg M.' ist bis auf seine Inauguralvorlesung als Magister artium (1362) unbekannt; vermutet wird, daß er Schüler des Naturphilosophen Johannes Buridan war. Er lehrte als gefeierter und beliebter Prof. in den größten Hörsälen an der Artistenfakultät der Univ. Paris, wo er 1367 und 1371 das Amt des Rektors innehatte. M. war Prokurator der englischen Nation (1362, 1373-75) und Repräsentant der Univ. am päpstlichen Hof von Avignon (1369, 1377-78). Er gehörte zu den Begleitern Papst Gregors XI. auf dessen Romreise. Im Zusammenhang mit dem großen abendländischen Schisma kam M. nach Heidelberg und wurde der erste Rektor der Universität. Er schrieb verschiedene Kommentare zur Logik und Naturphilosophie des Aristoteles, die später zum Teil als Standardlehrwerke verwendet wurden, sowie einen Sentenzenkommentar. M. trug zur Verbreitung der Philosophie Wilhelms von Ockham in Deutschland bei. WERKE: Parva logicalia. Basel 1489. - Tractatus de arte obliganda. Paris 1489. LITERATUR: Maarten J. F. M. Hoenen: M. v. L, Bibliographie. In: Bulletin de philosophic medievale 31 (1989) S. 150-167; 32 (1990) S. 191-195. - Wilhelm Möhler: Die Trinitätslehre des M. v. I. Limburg 1949. - Egbert P. Bös: John Buridan and M. v. I. on Consequences. In: The Logic of John Buridan. 3rd European Symposium on Medieval Logic and Semantics 1975. Hrsg. v. Jan Pinborg. Kopenhagen 1976, S. 61-69. - Mieczyslaw Markowski: M. v. I. In: VL 6, 1987, Sp. 136-141. - M. v. I. Werk und Wirkung. Akten des Zweiten Internationalen M.-v.-I.-Kongresses. Hrsg. v. Stanitaw Wielgus. Lublin 1993. - Maarten J. F. M. Hoenen: M. of I. Devine knowledge in late medieval thought. Leiden u.a. 1993. - Ders. (Hrsg.): Philosophie und Theologie des ausgehenden Mittelalters. M. v. I. und das Denken seiner Zeit. Leiden u. a. 2000. Martin, Gottfried, * 19.6.1901 Gera, t 20.10.1972 Bonn. Der aus einer Pfarrersfamilie stammende M. studierte Chemie, Physik, Mathematik und Philosophie (u.a. bei Martin -»Heidegger) und wurde nach zwischenzeitlicher Verlagstätigkeit 1934 mit der Arbeit Arithmetik und Kombinatorik bei Kant (1938, Neudruck 1972) promoviert. 1940 habilitierte er sich in Köln (Wilhelm von Ockham. Untersuchungen zur Ontotogie der Ordnungen, 1949), wurde 1941 dort Dozent, 1943 in Jena, war seit 1946 wieder in Köln,

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wurde dort 1949 apl. Prof. der Philosophie, 1953 a. o. Prof., 1954 o. Prof. in Mainz und lehrte 1958-69 in Bonn. M. beschäftigte sich vor allem mit wissenschaftstheoretischen Fragen der Mathematik, Physik und Logik sowie mit Problemen der klassischen und modernen Metaphysik. Er war Herausgeber der „Kant-Studien" (1953-65, 1953-61 zusammen mit Paul -> Menzer) und des Personen- und Sach-Index zu .Kant's gesammelte Schriften' (1962ff.). M. schrieb u.a. Immanuel Kant. Ontotogie und Wissenschaftstheorie (1951; 4., erw. Aufl. 1969), Einleitung in die allgemeine Metaphysik (1957, 31965), Leibniz. Logik und Metaphysik (1960,21967) und Allgemeine Metaphysik. Ihre Probleme und ihre Methode (1965). WEITERE WERKE: Klassische Ontologie der Zahl. Köln 1956. - Gesammelte Abhandlungen. Bd. 1. Köln 1961. Platons Ideenlehre. Berlin 1973. LITERATUR: Eduard Gerresheim: Bibliographie der Veröffentlichungen G. M.s. In: Kant-Studien 57 (1966) S. 400-415. - Ders./Günther Buhl: Bibliographie der Veröffentlichungen von G. M. Fortführung und Ergänzung der Bibliographie... [s.o.]. In: Kant-Studien 73 (1982) S. 499-502. - Ingeborg Heidemann/Ernst Konrad Specht (Hrsg.): Einheit und Sein. G. M. zum 65. Geburtstag. (= Kant-Studien 57) Köln 1966 (mit Bibliographie). - Ingeborg Heidemann: Die Theorie der Theorien im Werk G. M.s. Zur Stellung Kants in der aporetisch-dialektischen Metaphysik. In: Kant-Studien 64 (1973) S. 1-29. - Anton Schlittmaier: Zur Methodik und Systematik von Aporien. Untersuchungen zur Aporetik bei Nicolai Hartmann und G. M. Würzburg 1999. Martinak, Eduard, * 5.9.1859 Warasdin (Kroatien), t 4.8.1943 Klagenfurt. M. schloß das Studium der Germanistik und klassischen Philologie 1882 mit der Promotion ab und war Gymnasiallehrer in Leoben und Graz. 1894 habilitierte er sich für Philosophie an der Univ. Graz und wurde er 1904 a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik, 1909 o. Prof. der Pädagogik an der Univ. Graz. 1919-22 leitete er die Reformabteilung für Mittelschulen im Unterrichtsministerium in Wien. M. schuf Grundlagen für die gegenstandstheoretisch wie psychologisch orientierte Semasiologie und bemühte sich um eine pädagogisch fundierte Ausbildung der Mittelschullehrer. Er veröffentlichte u. a. Psychologische Untersuchungen zur Bedeutungslehre (1901). M. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Kinderforschung" und der „Österreichischen Vierteljahreshefte für Erziehung und Unterricht". WEITERE WERKE: Zur Logik Lockes. John Lockes Lehre von den Vorstellungen. Graz 1887. LITERATUR: Nachruf in: Almanach der Akademie der Wissenschaften Wien für das Jahr 1943. Wien 1944. - Clemens Knobloch: E. M. und die psychologische Bedeutunglehre. In: Kodikas/Code. Ars Semeiotica 9 (1986) S. 183-196. Martini, Cornelius, auch Martinus, * Herbst 1568 Antwerpen, t 17.12.1621 Helmstedt. Aufgrund des evang. Bekenntnisses aus Flandern vertrieben, studierte M., Sohn eines Ratsherrn und Deichgrafen, seit 1584 an der Univ. Rostock. 1592 wurde er Prof. der Philosophie und Logik in Helmstedt und zum Magister artium promoviert. M. las über Aristoteles, später als einer der ersten Protestanten über die aristotelische Metaphysik und schuf damit Grundlagen für die evang. Schulphilosophie. Das führte zu Auseinandersetzungen mit den strengen Lutheranern, die eine Beeinflussung der Theologie durch die Philosophie befürchteten. 1601 nahm M. am Regensburger Religionsgespräch teil. Er kämpfte gegen die metaphysikfeindlichen Ramisten und deren These von der doppelten Wahrheit. M. war Wortführer des Wissenschaftsideals der

Marx „Caselani". Er veröffentlichte u. a. Metaphysica commentanieder. M. verließ die Schweiz, wurde in Göttingen 1875 tio (1605) und Disputationes metaphysicae (1606). promoviert (Kritik der Theorien über den Sprachursprung) WEITERE WERKE: Commentarius in Aristotelis librum Peund ging im selben Jahr als a. o. Prof. der Philosophie an die rihermeneias. Helmstedt 1594. - De analysi logica tracta- Univ. Czernowitz, wo er seit 1879 o. Prof. war. 1880-1913 tus. Helmstedt 1619. - Repsonsio ad primam et miserabilehrte er als Prof. an der Deutschen Univ. Prag. M., einer lem vexatam quaestionem Balthasaris Meisneri. Helmstadt der bedeutendsten Schüler Brentanos, befürwortete einen an 1621. - Metaphysica. Helmstedt 1622. - Commentariorum der naturwissenschaftlichen Methode ausgerichteten Objeklogicorum adversus Ramistas libri V. Helmstedt 1623. tivismus. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten stand die SprachDisputationes physicae. Helmstedt 1647. - Disputationes lophilosophie, die er als Teil der Sprachwissenschaft verstand. gicae. Helmstedt 1652. - Disputationes ethicae. Helmstedt M. veröffentlichte u.a. Die Frage nach der geschichtlichen 1658. Entwicklung des Farbensinnes (1879), Untersuchungen zur LITERATUR: Walter Sparn: Wiederkehr der Metaphysik. Grundlegung der allgemeinen Grammatik und SprachphiloStuttgart 1976. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und sophie (1908, Nachdruck 1976) und Zur Sprachphilosophie. die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand Die „logische", „lokalistische" und andere Kasustheorien der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, (1910). S. 206-221. - Siegfried Wollgast: Philosophie in DeutschWEITERE WERKE: Über den Ursprung der Sprache. Würzland zwischen Reformation und Aufklärung. Berlin 1988, burg 1875. Nachdruck Frankfurt/Main 1976. - Was ist Phi2 1993. losophie? Prag 1897. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Josef Eisenmeier, Alfred Kastil und Oskar Kraus. 2 Bde., Halle Martini, Jakob, * 16. 10.1570 Langenstein bei Halber1916-20. - Raum und Zeit. Hrsg. v. Josef Eisenmeier, Alstadt, t 30.5.1649 Wittenberg. fred Kastil und Oskar Kraus. Halle 1916. - Satz und Wort. M. studierte die Artes und Theologie in Wittenberg und Eine kritische Auseinandersetzung mit der üblichen grammaHelmstedt; er war Schüler von Cornelius —» Martini und Datischen Lehre und ihren Begriffsbestimmungen. Reichenberg niel -> Cramer. Seit 1597 Lehrer und Pfarrer in Norden (Ost1925. Bern 21950. - Über Wert und Methode einer |im Nachfriesland), kehrte er 1602 als Prof. der Logik und Metaphysik druck: allgemeinen] beschreibenden Bedeutungslehre. Hrsg. nach Wittenberg zurück, lehrte seit 1613 auch Ethik, erhielt v. Otto Funke. Reichenberg 1926. Nachdruck Bern 1950. 1623 eine theologische Professur und wurde 1627 Propst Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Otto Funke. Bd. l, Bern der Schloßkirche und Assistent des Konsistoriums. M., der 1940, 21965. Bd. 2, Reichenberg 1925. Neuausgabe Bern in Wittenberg die ersten systematischen Werke zur Meta1950. Bd. 3, Reichenberg 1926. Neuausgabe Bern 1950. physik erarbeitete, zählte zu den bedeutendsten Vermittlern LITERATUR: Oskar Kraus: M.s Leben und Werke. Eine der luth. Schulphilosophie. Er schrieb u. a. Lutheranismus/ Skizze. In: A. M.: Gesammelte Schriften. Bd. l, 1. Abt. Das ist kurtie Widerhotung der Fürnehmesten Hauptstücke Hrsg. v. Josef Eisenmeier, Alfred Kastil und Oskar Kraus. unser Christlichen/und in Gottes wort gegründeten ReliHalle/Saale 1916. - Otto Funke: Innere Sprachform. Eine gion (1601). Eine umfassende Rechtfertigung der MetaphyEinführung in A. M.s Sprachphilosophie. Reichenberg 1924. sik in deutscher Sprache legte M. in seinem VernunftspieNachdruck Hildesheim 1974. - Savina Raynaud: A. M., Figel (1619) vor. Er trat auch in philosophische Auseinanlosofo del Linguaggio. Uno strutturalismo pressaussuriano. dersetzung mit Bartholomä'us -»Keckermann (Praelectiones Roma 1982. - Karl-Friedrich Kiesow: A. M.s Kritik an Husextemporaneae in Systema Logicum Barth. Keckermanni, serls phänomenologischem Apriorismus. In: Kodikas/Code. 1617) und Clemens -»Timpier (Partitiones et Quaestlones Ars Semeiotica 9 (1986) S. 167-182. - Kevin Mulligan Metaphysicae, 1615). (Hrsg.): Mind, Meaning and Metaphysics. The Philosophy WEITERE WERKE: Theorematum Metaphysicorum exercitaand Theory of Language of A. M. Dordrecht u.a. 1990. tiones quatuordecim. Wittenberg 1604. Darin: Niels W. Bokhove/Savina Raynaud: A Bibliography LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Meof Works by and on A. M., S. 237-284. - Rosaria Egidi: thode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen A. M. Amsterdam 1992. protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 221-239. Marx, Karl, * 5.5.1818 Trier, t 14.3. 1883 London. Martius, Götz, * 7.3.1853 Erxleben, t 27.5.1927 Kiel. Carl M. - so die Schreibung seines Vornamens in der GeM. studierte klassische Philologie und Philosophie in Berburtsurkunde - entstammte väterlicherseits einer seit etwa lin und Bonn, wo er 1877 promoviert wurde (Zur Lehre 1650 in Trier amtierenden Rabbinerfamilie. Sein Onkel Savom Unheil). 1878-82 Lehrer in Bonn und Berlin, habilimuel Marx Levy hatte das Amt des Trierer Oberrabbiners tierte er sich 1885 in Bonn für Philosophie, war Privatdonoch bis 1827 inne. Auch M.' Vater hatte seinen berufzent und lehrte seit 1889 experimentelle Psychologie. 1893 lichen Weg 1809 als Sekretär des Trierer jüdischen Konzum a. o. Prof. der Philosophie ernannt, folgte er 1898 einem sistoriums begonnen. Den Namen Marx führte die FamiRuf als o. Prof. an die Univ. Kiel, wurde 1910 Rektor und lie im Vollzug des napoleonischen Dekrets vom 20.7. 1808 gründete ein Psychologisches Seminar, dessen Direktor er bis zu seiner Emeritierung 1921 war. M. gab die „Beiträge über die Annahme fester Vor- und Familiennamen. M.' Vater He(r)schel (seit 1814: Heinrich) Mordechai bzw. Marx zur Psychologie und Philosophie" (l896ff.) heraus und ver(1777-1838), Absolvent der Koblenzer Rechtsschule (Breöffentlichte u. a. Über die Ziele und Ergebnisse der experivet de capacite: 1813), war noch unter französischer Regiementellen Psychologie (1888) und Leib und Seele (1910). rung als Avoue (Anwalt), seit 1815 als Advokat am TrieWEITERE WERKE: G. M. [Selbstdarstellung]. In: Raymund rer Appellationsgerichtshof tätig, wurde 1820 als AdvokatSchmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in SelbstAnwalt am preuß. Trierer Landgericht zugelassen und 1831 darstellungen. Bd. 3. Leipzig 1922, S. 99-120. zum Justizrat ernannt. M.' Mutter, die Kaufmannstochter Marty, (Martin) Anton (Maurus), * 18.10.1847 Schwyz Henriette Pressburg (1788-1863), war in Nimwegen aufge(Schweiz), t 1.10.1914 Prag. wachsen und blieb ihrer niederländischen Abkunft zeitleDer Sohn eines Schuhmachers studierte Theologie und Phibens eng verbunden. Heinrich M. hatte sich unter Einfluß der losophie am Mainzer Seminar und an der Univ. Würzburg, französischen Aufklärung vom orthodoxen Judentum gelöst wo er Schüler Franz -»Brentanos war. Seit 1869 lehrte M. und war nach Eingliederung der Rheinlande in den preuß. als Prof. der Philosophie am Schwyzer Lyzeum. 1870 empStaatsverband zum Protestantismus übergetreten, um den für fing er die höheren Weihen. 1873 legte er nach VerkündiJuden einschränkenden Bestimmungen bei der Bekleidung gung des Unfehlbarkeitsdogmas des Papstes das Priesteramt öffentlicher Ämter zu entgehen. Wie das Taufregister der

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Marx evang. Gemeinde Trier ausweist, wurden die Taufakte von Karl M. nebst sechs Geschwistern bezeichnenderweise erst am 26.8.1824 und von Henriette am 20.11. 1825 vollzogen. Bildungsbürgertum, geprägt vom Geist der Aufklärung, und Assimilationswille kennzeichneten das Marxsche Elternhaus: in den religiösen Überzeugungen deistisch, in den politischen Auffassungen liberal ohne antipreußische oder antimonarchische Tendenz. Wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung des jungen M. wurde auch, daß er Zugang zum Haus des Regierungsrats Johann Ludwig von Westphalen (l770-1842) erhielt. Seit 1830 erfuhr M. eine gründliche humanistische Bildung am Trierer Gymnasium und nahm 1835 an der neugegründeten preuß. Univ. Bonn das Studium der Rechtswissenschaften auf. 1836 wechselte er an die Berliner Reformuniversität, wo er u. a. den Hegelianer Eduard —> Gans und den Mitbegründer der historischen Rechtsschule, Friedrich Carl von -> Savigny, hörte, vor allem aber im Kreis der Hegelschen Linken um den radikalen Theologen und Religionskritiker Bruno —> Bauer Position gewann. Zuvor hatte sich der Neunzehnjährige mit der vier Jahre älteren Jenny, Tochter Johann Ludwig von Westphalens, verlobt. Im Vorwort zu seinem ersten großen ökonomischen Werk Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859) hat M. rückblickend geurteilt, sein Fachstudium sei „das der Jurisprudenz" gewesen, die er ,jedoch nur als untergeordnete Disziplin neben Philosophie und Geschichte" betrieben habe. Das erste juristische Staatsexamen (Auskultatorprüfung) hat M. nicht abgelegt. Im April 1841 wurde er mit einer im Geist der Hegeischen Linken abgefaßten philosophiehistorischen Dissertation über die nacharistotelische Periode Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie an der Univ. Jena in absentia zum Dr. phil. promoviert. M.' Vorhaben, seinem Mentor Bruno Bauer an die Univ. Bonn nachzufolgen und sich dort zu habilitieren, zerschlug sich, als nach dem Wechsel im preuß. Kultusministerium vom Hegelianer Altenstein zu Eichhorn Bruno Bauer die Lehrbefugnis als Privatdozent entzogen wurde. M. wandte sich dem Journalismus zu, um die materiellen Voraussetzungen für die beabsichtigte Eheschließung zu schaffen. Erste Station auf diesem Wege war die 1841 von rheinischen Bürgern als liberales Gegengewicht gegen die klerikale „Kölnische Zeitung" gegründete „Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe". In den wenigen Monaten als de facto Chefredakteur von Oktober 1842 bis zum Verbot der Zeitung am 31.3. 1843 gelang es M., der sich zuvor durch eine Artikelserie über die Verhandlungen des 6. Rheinischen Landtags als Mitarbeiter empfohlen hatte, der „Rheinischen Zeitung" jene kritische Form einer politischen Zeitung zu geben, die sie zum „Muster für die gesamte zeitgenössische deutsche Presse" (K. Koszyk) machte. Diesem Erfolg trug die preuß. Regierung insofern Rechnung, als sie M. anbot, Chefredakteur der „Preußischen Staatszeitung" zu werden. Am 19.6.1843 heiratete M. in Kreuznach seine Braut Jenny von Westphalen (1814-1881), Halbschwester des preuß. Innenministers in der Ära Manteuffel, Ferdinand von Westphalen. Bereits im Oktober folgte sie ihrem Mann nach Paris, später nach Brüssel (1845-48), Köln (1848/49), London (seit 1849) und teilte die „Misere des Lebens" an der Seite des Emigranten, der 1845 seine preuß. Staatsangehörigkeit aufgegeben hatte und seitdem staatenlos blieb. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor: Jenny (1844-1883), verheiratet mit Charles Longuet, Laura (1845-1911), verheiratet mit Paul Lafargue, Edgar (1847-1855) und Eleanor (1855-1898). Drei weitere Kinder starben im frühen Kindesalter. Nach der Quellenlage sehr wahrscheinlich ist zudem M.' Vaterschaft Frederick Demuths (1851-1929), eines unehelichen Sohnes des Hausmädchens Helene Demuth.

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In Paris, wo er mit Heinrich Heine, Georg Herwegh, Moses ->Heß, Pierre Joseph Proudhon und Michail A. Bakunin in engere Beziehung trat, gab M. mit Arnold -»Rüge 1844 die „Deutsch-Französischen Jahrbücher" heraus, für die er die Aufsätze Zur Judenfrage und Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung beisteuerte. Friedrich —»Engels' Beitrag für die Zeitschrift Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie veranlaßte M. zu einem intensiven Studium der klassischen Nationalökonomie: Ergebnis waren die „Ökonomisch-philosophischen Manuskripte von 1844", die wie die Deutsche Ideologie von 1845/46 erstmals 1932 aus dem Nachlaß veröffentlicht wurden und der Diskussion um M. und den Marxismus eine neue Richtung gaben: Beide Texte dokumentieren den wissenschaftsgeschichtlichen Ort von M. in der Philosophie wie in den aufkommenden Sozialwissenschaften. M.' Theorie, an deren Ausgang seine kritische Schülerschaft zu -> Hegel stand, ergab sich als Resultat eines konsequenten Entwicklungsganges, den Karl —> Korsch auf die Formel gebracht hat, M. habe „zunächst die Religion philosophisch, dann die Religion und Philosophie politisch, und schließlich die Religion, Philosophie, Politik und alle anderen Ideologien ökonomisch kritisiert". Die Begegnung mit Friedrich Engels, die zum Ausgangspunkt einer lebenslangen Freundschaft und einer engen politischen und geistig-wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft wurde, war für M. das wichtigste Ereignis der Pariser Zeit, die im Januar 1845 auf Veranlassung der preuß. Regierung mit der Ausweisung wegen zweier antipreußischer Artikel von M. im Pariser „Vorwärts" endete. Erste Früchte der gemeinsamen Arbeit von M. und Engels waren eine kritische Auseinandersetzung mit der Hegeischen Linken und damit der eigenen intellektuellen Abkunft (Die heilige Familie, oder Kritik der kritischen Kritik. Gegen Bruno Bauer & Consorten, 1845) und Die Deutsche Ideologie. Der 1845/46 zur Selbstverständigung niedergeschriebene, mangels Verleger der „nagenden Kritik der Mäuse" überlassene umfangreiche Text von 556 Manuskriptseiten war die Geburtsurkunde des historischen Materialismus: „Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein." 1888 fand Engels in M.' Nachlaß 11 Thesen über Ludwig -> Feuerbach, die den Gegensatz zu den bisherigen philosophischen Weggefährten akzentuieren: „D. Philosophen haben d. Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an sie zu verändern" (These 11). Neben weiterer schriftstellerischer und journalistischer Tätigkeit (Streitschrift gegen Proudhon: Misere de la philosophie. Reponse a la Philosophie de la misere de M, Proudhon, \ 847; Mitarbeit an der „Deutschen Brüsseler Zeitung") wandte sich M. gemeinsam mit Engels verstärkt der politischen Arbeit zu. Über die Gründung eines von Brüssel aus organisierten Netzes kommunistischer Korrespondenzkomitees gelang es im November 1847, den in London ansässigen utopisch-kommunistischen „Bund der Gerechten" unter Zurückdrängung der ideologischen Einflüsse von Wilhelm Weitling und Moses Heß in den „Bund der Kommunisten" (1847-52) Marx-Engels'scher politischer Konfession umzuformen. Ende Februar 1848, zugleich mit dem Ausbruch der Februarrevolution in Paris, erschien in London das von M. als Auftragsarbeit des zweiten Bundeskongresses verfaßte Manifest der Kommunistischen Partei. Ausgehend von der Prämisse „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen" entwickelte M. mit aufrüttelnder Sprachkraft in Abgrenzung von allen Strömungen des Frühsozialismus seine geschichtstheoretische Fundierung einer kommunistischen Zukunftsgesellschaft, auf die die Dynamik der entfalteten Produktivkräfte der kapitalistischen Industriegesellschaft revolutionär hinführe. Wenngleich dem Manifest in der Revolution von 1848 nur marginale Bedeutung zukam, hatte es doch als in der Welt wohl am

Marx weitesten verbreiteter Text explizit politischer Literatur eine ungeheuere Fernwirkung. Die Ereignisse 1848/49 begriffen M. und Engels als europäische bürgerliche Revolution, die sich über den Sturz der Monarchie in Deutschland hinaus gegen das reaktionäre zaristische Rußland wenden müsse, was auf die Unterstützung der Position des demokratischen Radikalismus durch die „Partei Marx" hinauslief. Dies war auch die Leitlinie der unter Leitung von M. (Mitredakteure u. a. Engels, Georg Weerth, Ferdinand Freiligrath) redigierten „Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie", die als publizistische Wortführerin der deutschen Linken das Tagesgeschehen vom 1.6.1848 bis zum 19.5. 1849 kritisch begleitete. Nach der gescheiterten Revolution aus Preußen ausgewiesen, verließ M. im Sommer 1849 Deutschland, um nach einem Zwischenaufenthalt in Paris definitiv ins Londoner Exil zu gehen. Die Londoner Jahre - erst seit 1864 konnte ihn Engels als Teilhaber der Firma Ermen & Engels/Manchester nachhaltigerfinanziellunterstützen - bedeuteten für M. einerseits den Tiefpunkt seiner bürgerlichen Existenz mit dem Zwang, der Familie durch journalistische Arbeit ein Mindesteinkommen zu sichern, andererseits konnte er, gestützt auf die Bibliothek des British Museum, langfristig angelegten wissenschaftlichen Studien nachgehen. In mehreren exzellenten zeitgeschichtlichen Studien beschrieb M. ebenso konstruierend wie eindringlich Abläufe der politischen Geschichte und Sozialgeschichte Frankreichs {Die Klassenkämpfe in Frankreich, 1850; Der 18te Brumaire des Louis Bonaparte, 1852; The civil war in France, 1871). Seine Tätigkeit als europäischer Korrespondent der „New-York Tribüne", für die er und Engels zwischen 1851 und 1862 einige hundert Artikel lieferten, erforderten es, die englische Innen- und Wirtschaftspolitik und die Geschehnisse der internationalen Politik intensiv zu verfolgen, was seinen bisherigen Gesichtskreis erweiterte und der wissenschaftlichen Arbeit zugute kam. 1856/57 veröffentlichte er in der Londoner „Free Press" eine Studie zur russischen Außenpolitik des 18. Jh. (Revelations of the Dip lomatic History of the 18th Century), die im Nachhall des Krimkriegs sein kritisches, historiographisch fragwürdiges Rußlandbild offenbarte, das er nach Erlernen der russischen Sprache und intensiven Quellenstudien zur russischen inneren Entwicklung in den siebziger Jahren allerdings korrigierte. Am 28.9.1864 wurde in London die „Internationale Arbeiterassoziation" gegründet, auf die M. als Verfasser des als „Inauguraladresse" bekanntgewordenen Programms bis hin zu den öffentlichkeitswirksamen Adressen zum DeutschFranzösischen Krieg und zur schließlichen Verlegung des „Generalrats" im Streit mit den Bakunisten 1872 nach New York entscheidenden politischen Einfluß nahm: Obgleich lediglich „korrespondierender Sekretär für Deutschland" (zeitweise auch für Belgien, Holland bzw. Rußland), war er de facto der führende Kopf der Internationale. Für die sich organisierende Arbeiterbewegung in Deutschland (ADAV: 1863, VDAV: 1868, SDAP: 1869, SAPD: 1875) hatten M. und Engels eher die Funktion kritischer Beobachter als die aktiver Mitgestalter, versuchten jedoch durch lebhafte Korrespondenz u.a. mit Ferdinand —»Lassalle, Wilhelm Liebknecht und August Bebel ihrer Position als Ratgeber in theoretischen und praktischen Fragen Geltung zu verschaffen. Überhaupt kam für M. dem Briefkontakt als politischem, literarischem und wissenschaftlichem Medium - rund 4000 Briefe von und rund 10000 Briefe an M. und Engels sind überliefert - mehr noch als bei anderen Zeitgenossen Bedeutung zu. M.' zentraler Forschungsansat?, in den Londoner Jahren zielte primär auf die kapitalistische Produktionsweise, auf die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft, die er jedoch als Resultat vorausgegangener Entwicklung und die europäische wie außereuropäische Geschichte als Weg zu ihr hin er-

kannte, wodurch seine 1851 begonnenen Studien und Exzerpte sehr bald eine enzyklopädische Ausrichtung erfuhren und er sich auf einen Wettlauf mit dem ungestümen Progreß wissenschaftlicher Entwicklung mit ihren Charakteristika - der einzeldisziplinären Verzweigung und dem ständigen Mehr an Information - einließ. Resultat waren Exzerpte und Notizen im Umfang von umgerechnet 21 600 Druckseiten Text und 35 000 Buchseiten mit Marginalien zu nahezu allen Wissensgebieten einschließlich der Naturwissenschaften als materiale Basis eines nicht abgeschlossenen Lebenswerks. 1859 veröffentlichte M. als erstes und einziges Heft einer geplanten Veröffentlichungsreihe, die das System der bürgerlichen Ökonomie in der Reihenfolge Kapital, Grundeigentum, Lohnarbeit sowie Staat, auswärtiger Handel, Weltmarkt behandeln sollte und auf einem weit umfangreicheren Manuskript aus den Jahren 1857/58 (= Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1939-41) fußte, die Schrift Zur Kritik der politischen Ökonomie. Die Publikation, in der M. erstmals seine Werttheorie darlegte und deren Vorwort seine Definition der materialistischen Geschichtsauffassung und der ihm eigenen Terminologie enthält, erzielte in der Fachwelt nicht die erhoffte Wirkung. Erst 1867 erschien sein wirtschaftswissenschaftliches Hauptwerk, mit dem er „das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen" hoffte: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Buch l: Der Produktionsprozess des Kapitals. Der zeitliche Abstand wird verständlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, daß M. bei Abfassung des Textes als Vorstudien für das auf mehrere Bände angelegte Gesamtwerk bereits die (seit 1976 in der zweiten Abteilung der Marx-Engels-Gesamtausgabe edierten) Manuskriptgruppen von 1861-63 bzw. von 1863-67 vorlagen. Der erste Band, in dem M. den Charakter der kapitalistischen Warenproduktion einerseits als Prozeß der materiellen Produktion (Wertbildungsprozeß), andererseits als Verwertungsprozeß (Produktion von Mehrwert) erklärte, diente nur der Untersuchung eines Teilbereichs. Als „Springpunkt, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht", beschrieb er die „zwieschlächtige" Rolle der Arbeit im kapitalistischen Produktionsprozeß, wobei er zwischen konkreter, Gebrauchswert erzeugender Arbeit und abstrakter, Tauschwert bildender Arbeit unterschied und dies mit einer eindringlichen Schilderung der Vorgänge der industriellen Revolution in England verband. Bereits 1872 erschienen eine überarbeitete zweite deutsche Auflage sowie autorisierte Übersetzungen ins Russische und Französische. Der zweite Band, der gemäß M.' Planung den „Cirkulationsprozeß des Kapitals (Buch II) und die Gestaltungen des Gesamtprozesses (Buch III)" behandeln sollte, wurde von Engels postum unter Beschränkung auf Buch II 1885 herausgegeben, der dritte Band und zugleich Buch III (Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion) erschien in der Bearbeitung von Engels 1894. Die von M. als abschließender Band (= Buch IV) vorgesehene „Geschichte der Theorie" wurde durch Karl —> Kautsky unter Rückgriff auf das Manuskript von 1861-63 erstmals 1905-10 unter dem Titel Theorien über den Mehrwert veröffentlicht. M. hatte die Arbeit am Kapital Ende der siebziger Jahre, spätestens 1880 eingestellt, so daß der Editor Engels die Bände 2 und 3 aus einer Vielzahl von Texten fragmentarischen Charakters und unterschiedlicher Entstehungszeit konstituieren mußte. Erst wenn die in Arbeit befindlichen entsprechenden Bände der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA2, Abt. II, Bde. 1 1 , 1 2 und 14) mit M.' Manuskriptvorlagen und Engels' Bearbeitungsmanuskripten vorliegen, wird man das Ausmaß der Engels'schen Autorschaft präzisieren können. Als M., seit langem leberleidend und kaum arbeitsfähig, am 14. März 1883 wohl an den Folgen einer nie ausgeheilten Lungentuberkulose starb, harrte ein riesiges Werk von rund

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Marx 135000 Seiten zu Lebzeiten Gedrucktem oder handschriftlich Hinterlassenem der Erschließung. Zugleich begann mit Engels' Grabrede die Wirkungsgeschichte und Mythisierung des historischen Marx im Zeichen des Marxismus, die freilich nicht mehr Marx1 Geschichte ist. WEITERE WERKE: Werkausgaben: K. M./Friedrich Engels: Historisch-kritische Gesamtausgabe (= MEGA1). Hrsg. v. David B. Rjazanov, seit 1931 v. Vladimir V. Adoratskij. 12 Bde., Frankfurt/Main, Berlin; Moskau/Leningrad 1927-35 (unvollständig). - K. M./Friedrich Engels: Gesamtausgabe (= MEGA2). Erste Abt.: Werke, Artikel, Entwürfe (32 Bde., bisher 15 erschienen). Zweite Abt.: Das „Kapital" und Vorarbeiten (15 Bde., bisher 10 erschienen). Dritte Abt.: Briefwechsel (35 Bde., bisher 10 erschienen). Vierte Abt.: Exzerpte, Notizen, Marginalien (32 Bde., bisher 8 erschienen). Hrsg. 1975-89: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Hrsg. ab 1990: Internationale Marx-Engels-Stiftung (IMES)/Amsterdam. Berlin 1975ff. - K. M./Friedrich Engels: Werke. 39 Bde., 4 Ergänzungsbände, Sachregister. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED bzw. ab 1990 vom Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung/Berlin. Berlin 1956-90. - Marx Engels Verzeichnis. Bd. 1: Werke, Schriften, Artikel. Bd. 2: Briefe, Postkarten, Telegramme. Bearb. v. Manfred Kliem/Richard Sperl, Berlin 1966-71. - Einzelne Editionen: Das Kommunistische Manifest (Manifest der Kommunistischen Partei) von K. M. und Friedrich Engels. Hrsg. v. Thomas Kuczynski. Trier 1995. - K. M. Manuskripte über die polnische Frage (1863-1864). Hrsg. v. Werner Conze/Dieter HertzEichenrode. 's-Gravenhage 1961. - K. M. Matematiieskie rukopisi (Mathematische Manuskripte). Hrsg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Moskau 1968. - The Ethnological Notebooks of K. M. Hrsg. v. Lawrence Krader. Assen 1972. - K. M. über Formen vorkapitalistischer Produktion. Vergleichende Studien zur Geschichte des Grundeigentums 1879-80. Hrsg. v. Hans-Peter Harstick. Frankfurt/Main und New York 1977. - Der literarische Nachlaß von M. und Engels befindet sich seit 1938 größtenteils im Internationalen Institut für Sozialgeschichte/Amsterdam; der bis 1990 im Zentralen Parteiarchiv der KPdSU verwahrte Nachlaßbestand ist als Teil des ZPA dem Russischen Zentrum für die Bewahrung und das Studium von Dokumenten zur neueren Geschichte/Moskau übergeben worden. LITERATUR: Bibliographie: Franz Neubauer: Marx-EngelsBibliographie. Boppard 1979. - Biographien: K. M. Chronik seines Lebens in Einzeldaten. Zusammengestellt vom MarxEngels-Lenin-Institut Moskau ( 934). Glashütten/Taunus 1971. - Marx-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Zusammengestellt v. Maximilien Rubel ( 968). München 1983. Franz Mehring: K. M. Geschichte seines Lebens. Leipzig 1918. - Auguste Cornu: K. M. und Friedrich Engels. Leben und Werk (1818-1846). 3 Bde., Berlin bzw. Berlin/ Weimar 1954-68. - Maximilien Rubel: K. M. Essai de biographie intellectuelle. Paris 1957. - Werner Blumenberg: K. M. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1962. - Heinz Monz: K. M. Grundlagen der Entwicklung zu Leben und Werk. Trier 1973. - Walter Euchner: K. M. München 1983. - Iring Fetscher: M., K. In: NDB, Bd. 16, 1990, S. 328-344. - Einzelstudien: Karl Löwith: Von Hegel zu Nietzsche. Der revolutionäre Bruch im Denken des neunzehnten Jahrhunderts. M. und Kierkegaard ( 939). Stuttgart 41958. - Karl Korsch: Marxismus und Philosophie ( 923). Hrsg. v. Erich Gerlach. Frankfurt/Wien 1966. Iring Fetscher: K. M. und der Marxismus. Von der Philosophie des Proletariats zur proletarischen Weltanschauung, München 1967. - Helmut Fleischer: M. und Engels. Die phi-

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losophischen Grundlinien ihres Denkens. Freiburg/Breisgau und München 1970. - Jacques Grandjonc: Communisme/ Kommunismus/Communism. Origine et diveloppement international de la terminologie communautaire prfmarxiste des utopistes aux neo-babouvistes 1785-1842. 2 Bde., Trier 1989. - Shlomo Avineri: The Social and Political Thought of K. M. Cambridge 1968. - Wolfgang Schieder: K. M. als Politiker. München/Zürich 1991. - Hans-Peter Harstick: „Karl Marx als Historiker". In: Arbeiterbewegung und Geschichte. Hrsg. v. Hans-Peter Harstick/Arno Herzig/Hans Feiger. Trier 1983, S. 160-232. - Otto Morf: Das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte bei K. M. Bern 1951. - Joan Robinson: Grundprobleme der Marxschen Ökonomie ( 951). Marburg 1987. - Karl Kühne: Ökonomie und Marxismus. 2 Bde., Neuwied/Berlin 1972-74. Roman Rosdolsky: Zur Entstehungsgeschichte des M.schen „Kapital". 2 Bde., Frankfurt/Main 1968. - Walter Euchner/Alfred Schmidt (Hrsg.): Kritik der politischen Ökonomie heute. lOOJahre „Kapital". Frankfurt/Main und Wien 1968. Hans-Peter Harstick Marx, Werner, * 19.9.1910 Mülheim/Ruhr, t 21.11. 1994 Bollschweil (Kr. Breisgau-Hochschwarzwald). M. studierte Rechtswissenschaft in Freiburg/Breisgau, Berlin und Bonn, legte 1932 das Referendarexamen ab und wurde 1933 promoviert. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst im selben Jahr emigrierte er nach Großbritannien, 1934 nach Palästina, 1938 in die USA. 1939-44 studierte er Sozialwissenschaften an der „University in Exile" in New York, danach Philosophie und wurde 1949 zum Doktor der Philosophie promoviert. Seit 1949 lehrte M. an der Graduate Faculty der New School for Social Research in New York, seit 1953 als Assistant Professor, seit 1962 als Füll Professor. 1962 wirkte er als Fulbright Professor in Heidelberg. 1964 wurde er Prof. der Philosophie in Freiburg/Breisgau und Direktor des dortigen Husserl-Archivs. M. beschäftigte sich mit der Philosophiegeschichte (Philosophie der Griechen, Deutscher Idealismus), der Phänomenologie Edmund —»Husserls, der Existenzphilosophie Martin -»Heideggers und praktischer Philosophie. Er schrieb u. a. Heidegger und die Tradition (1961), Vernunft und Welt (1970), Aristoteles' Theorie vom Seienden (1972), Gibt es auf Erden ein Maß? Grundbestimmungen einer nichtmetaphysischen Ethik (1983) und Ethos und Lebenswelt. Mitleidenkönnen als Maß (1986). WEITERE WERKE: Die Bestimmung der Philosophie im deutschen Idealismus. Stuttgart 1964. - W. M. [Selbstdarstellung]. Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 219-240. LITERATUR: Josef Isensee/Ernst Friesenhahn/W. M.: Reden zum 50. Doktorjubiläum von W. M. Gehalten am 18.11.1983. Bonn 1984. Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau, * 28.9.1698 Saint-Malo (Bretagne), t 27.7.1759 Basel. M., Sohn eines Marineoffiziers und Abgeordneten des Conseil de Commerce, studierte 1714-16 in Paris unter der Leitung des Cartesianers Le Blond Philosophie, seit 1717 Musik, vor allem aber Mathematik. 1718-20 gehörte er als Offizier der französischen Armee an. M. war seit 1723 Mitarbeiter, seit 1725 Mitglied der Academic des Sciences in Paris, seit 1728 Mitglied der Royal Society in London, leitete 1736/37 die französische Lappland-Expedition zur Durchführung einer genauen Gradmessung in hohen Breiten und hielt sich mehrmals in Basel auf, wo er 1729/30 bei Johann I Bernoulli Mathematik und Mechanik studierte. Seit 1732 trat M. offen für den Newtonschen Standpunkt ein (Discours sur les differentes figures des astres, erschienen 1735). 1741 wurde er von —» Friedrich dem Großen

May mit der Reorganisation der Königlich Preußischen Societal der Wissenschaften, der M. seit 1735 als auswärtiges Mitglied angehörte, beauftragt (seit 1744: Acad6mie Royale des Sciences et Belles-Lettres). Seit 1746 deren ständiger Präsident, entwickelte er eine intensive wissenschaftliche und organisatorische Tätigkeit und holte bedeutende Gelehrte nach Berlin (u. a. Julien Offray de —> La Mettrie, Johann Friedrich Meckel). 1743 wurde er in die Acadimie Francaise gewählt. Nach dem Streit über die Priorität des Prinzips der kleinsten Wirkung - entstanden nachdem Samuel -»König in einer kleinen Abhandlung (1751) einen Brief von -»Leibniz zitierte, in dem dieser jenes Prinzip bereits formuliert habe -, an dem sich auch —> Euler und Voltaire beteiligten, zog sich M. 1753/54 nach Saint-Malo zurück. Danach bis 1756 wieder in Berlin, lebte er anschließend nochmals in Frankreich. M., zunächst hauptsächlich Mathematiker, Physiker und Biologe, befaßte sich später auch mit philosophischen Themen (Problem der Gottesbeweise, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Ethik). Er veröffentlichte u. a. Sur la forme des instruments de musique (1724), Sur une question de maximis et minimis (1726) und Venus Physique (1745). Zu seinen philosophischen Hauptwerken zählen Reflexions philosophiques sur l'origines des langues et la signification des mots (1748), Essai de philosophic morale (1749), Essai de cosmologie (1750), Lettres (1752), Systeme de la nature (1754) und Examen philosophique de la preuve de l'excistence de Dieu employee dans Essai de cosmologie (1758). WEITERE WERKE: CEuvres. 4 Bde., Lyon 1768. Nachdruck Hildesheim 1965-74. - Sprachphilosophische Schriften. Übersetzt und hrsg. v. Winfried Franzen. Hamburg 1988 (mit Bibliographie). LITERATUR: Pierre Brunei: M. 2 Bde., Paris 1929. - Leon Velluz: M. Paris 1969. - La pensee philosophique de M. Son milieu et ses sources. Ed. posthume par Claudio Cesa. Hildesheim u.a. 1987. - Dominique Bourel: P. L. M. de M. In: Berlinische Lebensbilder. Bd. 3: Wissenschaftspolitik in Berlin. Hrsg. v. Wolfgang Treue und Karlfried Gründer. Berlin 1987, S. 17-31. - David Beeson: M. An intellectual biography. Oxford 1992 (mit Bibliographie). - Renate Wahnser/Horst-Heino von Borzeszkowski: M. Eine meiaphysische Diskussion über eine neue Physik. Berlin 1998. Hartmul Hechl (Hrsg.): P. L. M. de M. Eine Bilanz nach 300 Jahren. Berlin/Baden-Baden 1999 (mit Bibliographie). Mauthner, Fritz, * 22.11.1849 Hofitz bei Königgrätz (Böhmen), t 28.6.1923 Konstanz. Der Sohn eines deutsch-jüdischen Webereibesitzers wuchs seit 1855 in Prag auf, studierte ohne Abschluß bis 1873 Rechtswissenschaften, hörte auch geisteswissenschaftliche Vorlesungen und arbeitete in einer Anwaltskanzlei. Nach dem Tod seines Vaters 1874 wandte sich M. einer journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeit zu, ging 1876 nach Berlin und schrieb Feuilletons, die dann zum Teil in Sammelbänden erschienen, Theater- und Lileraturkriliken für verschiedene Zeitungen, bis 1905 für das „Berliner Tageblatt". Seit 1889 im Vorstand der Freien Bühne, gehörte er 1892 zu den Gründungsmitgliedern der Neuen Freien Volksbühne. Bekannl wurde er durch seine literarischen Parodien Nach berühmten Mustern (1878, 301902). M. schrieb ferner Novellen, Essays und historisierende (u. a. Xantippe, 1884; Hypatia, 1892) und gesellschaftskritische Romane (Der neue Ahasver, 1882; Berlin W., 3 Bde., 1886-90). Seit 1893 arbeitete an einer radikal-skeplischen nominalisiischen Sprachkrilik, die 1901 /02 unter dem Titel Beiträge zu einer Kritik der Sprache (31923; Nachdruck 1967-69, 1982; Neuausgabe 1999) in drei Bänden erschien und auf die Sprachskepsis der Jahrhundertwendeliteratur großen Einfluß hatte, etwa bei Hugo von Hofmannsthal, mit dem M. korrespondierte. 1905 zog er sich ins Privatleben zurück, ließ sich

zunächsl in Freiburg/Breisgau, 1909 in Meersburg am Bodensee nieder. Zum Spätwerk M.s gehören das Wörterbuch der Philosophie. Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache (2 Bde., 1910/11; 2. Aufl., 3 Bde., 1923/24; Nachdruck 1972, 1980; Neuausgabe 1997) und Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande (4 Bde., 1920-23; Nachdruck 1963; Neuausgabe 1989, 2000). Der erste Teil (Prager Jugendjahre) seiner Erinnerungen erschien 1918 (Nachdruck 1969). Als Philosoph vertrat M., der in der Sprachkritik die Aufgabe der Philosophie sah, eine nominalisiische Position. WEITERE WERKE: Aristoteles. Ein unhistorischer Essay. Berlin 1904. - Spinoza. Berlin/Leipzig 1906. Dresden 1921. - Ausgewählte Schriften. 6 Bde., Stuttgart/Berlin 1919 [Auswahl aus dem liierarischen Werk]. - F. M. [Selbstdarstellung]. In: Raymond Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 3. Leipzig 1923, S. 121-144. - Die drei Bilder der Welt. Ein sprachkritischer Versuch. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Monty Jacobs. Erlangen 1925. - Gustav Landauer/F. M.: Briefwechsel 1890-1919. Hrsg. und bearb. v. Hanna Delf und Julius H. Schoeps. München 1994. - Das Philosophische Werk. Nach den Ausgaben lelzter Hand. Hrsg. v. Ludger Lütkehaus. Wien 1997 ff. LITERATUR: Gershon Weiler: M.'s Critique of Language. Cambridge 1970. - Joachim Kühn: Gescheiterte Sprachkritik. F. M.s Leben und Werk. Berlin/New York 1975. Lars Gustafsson: Sprache und Lüge. 3 sprachphilosophische Extremisten. Friedrich Nietzsche, Alexander Bryan Johnson, F. M. München 1980. Frankfurt/Main 1982. - Katherine Arens: Funclionalism and Fin de siecle. F. M.'s crilique of language. Bern u.a. 1985. - Martin Kurzreiler: Sprachkritik als Ideologiekritik bei F. M. Frankfurt/Main u.a. 1993. Elisabeth Leinfellner/Hubert Schleichen (Hrsg.): F. M. Das Werk eines kritischen Denkers. Wien u.a. 1995 (mit Bibliographie). - Helmut Henne/Christine Kaiser (Hrsg.): F. M. Sprache, Literatur, Kritik. Tübingen 2000. May, Eduard, * 14.6.1905 Mainz, t 10.7.1956 Berlin. Nach dem Studium der Zoologie, Botanik, Geologie und Paläontologie an der Univ. Frankfurt/Main 1929 promoviert (Beiträge zur Kenntnis der Hartteile der Terediniden), war M., Sohn eines Beamten, bis 1931 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Senckenbergischen Museum in Frankfurt/ Main und arbeitete dann bis 1940 in Göllingen für die Chemischen Fabriken Gebr. Borchers AG, Goslar. 1941 habilitierte er sich für Naturphilosophie und Geschichte der Naturwissenschaft in München. Während des Zweiten Weltkriegs war M. Leiter der Entomologischen Abteilung im Rahmen der Forschungsstätte für Wehrwissenschaftliche Zweckforschung des „Ahnenerbes" der SS. 1951 wurde er Ordinarius des philosophischen Instituts an der Freien Univ. Berlin. M. beschäftigte sich mit Fragen des Relativismus, der logischen Grundlegung der Naturwissenschaften und der onlologischen Letztbegründung wissenschaftlicher Aussagen. Er veröffentlichte u. a. Die Bedeutung der modernen Physikfür die Theorie der Erkenntnis (1937), Am Abgrund des Relativismus (1941, M 943) und Kleiner Grundriß der Naturphilosophie (1949). Postum erschien Heilen und Denken (1956). M. begründete 1950 die Zeitschrift „Philosophia naturalis", gab auch die „Beihefte zur Philosophia naturalis" (seit 1953) und die „Monographien zur Naturphilosophie" (seit 1953) heraus und war Milherausgeber der Zeilschrifl „Philosophischer Literaturanzeiger" (seit 1952). LITERATUR: Georgi Schischkoff: Die philosophischen Schriften von E. M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 20 (1966) S. 324-327. - Wilhelm Weischedel: In memoriam E. M. In: Zeilschrift für philosophische Forschung 11 (1957)5.452-459.

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Mayer-Hillebrand Mayer-Hillebrand, Franziska, geb. Reicher, * 10.8.1885 Weidling bei Wien, t 29.3. 1978 Innsbruck. Die Tochter eines Generals studierte seit 1914 Philosophie, Psychologie und Biologie an der Univ. Innsbruck und wurde 1919 promoviert (Das Nichtreale als Fiktion). 1920 heiratete sie Franz —> Hillebrand, an dessen Institut sie in den folgenden Jahren experimentalpsychologische Arbeiten übernahm, 1928 den Neurologen und Psychiater Karl Mayer. 1932 habilitierte sie sich an der Philosophischen Fakultät und wurde 1943 zurapl. Professorin, 1948 zu a. o. Professorin ernannt. M.-H. wandte sich auch kunstpsychologischen Arbeiten zu. Bis 1966 gab sie ingesamt 6 Bände aus dem Nachlaß von Franz -> Brentano heraus (u. a. Grundlegung und Aufbau der Ethik, 1952; Grundzüge der Ästhetik, 1959) und besorgte auch die Edition des Brentano-Buches ihres Lehrers Alfred -> Kastil. WEITERE WERKE: F. M.-H. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 2. Hamburg 1975, S. 224-269. LITERATUR: Hans Ganner: In memoriam Frau Univ.Prof. Dr. phil. F. M.-H. (1885-1978). In: Berichte des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins in Innsbruck 66 (1979) S. 147-150. - Peter Goller: Die institutionelle Situation der Fächer Philosophie, Psychologie und Pädagogik nach dem Abgang von Alfred Kastil 1934: Richard Strohal, F. M.-H., Simon Moser und Hans Windischer. In: Ders.: Die Lehrkanzeln an der Philosophischen Fakultät Innsbruck (1848 bis 1945). Innsbruck 1989, S. 183-203. Mechthild von Hackeborn, * 1241/42, t 1299 Kloster Helfta bei Eisleben. M. stammte aus dem Geschlecht der Freiherren von Hackeborn, die in Nordthüringen und am Harz begütert waren. Im Alter von sieben Jahren wurde sie in das Zisterzienserinnenkloster Rodersdorf aufgenommen, das ihre Schwester Gertrud von Hackeborn 1250-91 als Äbtissin leitete und das 1258 wegen Wassermangels nach Helfta bei Eisleben verlegt wurde. M. genoß eine sorgfältige Bildung und war Leiterin der Klosterschule sowie Vorsängerin im Chorgesang. 1261 wurde ihr die fünfjährige —> Gertrud von Helfta als Schülerin anvertraut. M., die in ihren letzten acht Lebensjahren infolge einer Krankheit bettlägerig war, erzählte erstmals um 1291 ihren Mitschwestern von ihren mystischen Erlebnissen. Auf Veranlassung der Äbtissin schrieben Gertrud von Hackeborn und eine andere Schwester M.s Offenbarungen nieder; die Richtigkeit der Aufzeichnungen wurde später von M. bestätigt. Der Liber specialis gratiae wurde mehrfach ins Deutsche und in andere Sprachen übersetzt und in zahlreichen Handschriften verbreitet. Bald nach ihrem Tod wurde M. als Heilige verehrt. Durch ihre Herz-Jesu-Gebete trug M. zur Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung bei. WERKE: Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae [...] Opus ad codicum fidem nunc primum integre editum Solesmensium O.S.B. Monachorum cura et opera [Louis Paquelin]. 2 Bde., Poitiers-Paris 1875-77. Bd. 2: Sanctae Mechtildis Liber specialis gratiae. S. 1-422. - Leben und Offenbarungen der hl. Mechtildis und der Schwester Mechtildis [von Magdeburg]. Hrsg. nach den neuesten lateinischen Ausgaben von Josef Müller. Bd. l. Regensburg 1880. - Das Buch vom strömenden Lob. Auswahl, Übersetzung und Einführung von Hans Urs von Balthasar. Einsiedeln 1955. LITERATUR: Gertrud Jaron Lewis: Bibliographie zur deutschen Frauenmystik des Mittelalters. Berlin 1989, Nr. 1503-1615. - Alois M. Haas: Themen und Aspekte der Mystik M.s v. H. In. Temi e problemi nella mistica femminile trecentesca. Todi 1983, S. 47-83. - Margot Schmidt: M. v. M. In: VL 6, 1987, Sp. 251-260. - Dies.: M. v. H. In: Johannes Thiele (Hrsg.): Mein Herz schmilzt wie Eis am Feuer. Die religiöse Frauenbewegung des Mittelalters

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in Porträts. Stuttgart 1988, S. 87-99. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2. München 1993, S. 296-314. - Margarete Hubrath: Schreiben und Erinnern. Zur „memoria" im Liber sepcialis gratiae M.s v. H. Paderborn u. a. 1996. Mechthild von Magdeburg, * um 1207 in der Gegend von Zerbst, t um 1282 Kloster Helfta bei Eisleben. M. wuchs vermutlich im höfischen Milieu einer wohlhabenden Burgmannenfamilie in der Nähe von Magdeburg auf. Im Alter von zwölf Jahren erlebte sie ihre erste religiöse Vision, verließ daraufhin das Elternhaus, um ein Leben in selbstgewählter Armut und Askese zu führen. Etwa 40 Jahre lang lebte sie in Magdeburg, zeitweise vermutlich in einem Beginenhaus. Auf Anregung ihres dominikanischen Beichtvaters Heinrich von Halle begann sie um 1250, ihre mystischen Erfahrungen niederzuschreiben: Ein fließendes Licht der Gottheit. Um 1270 fand sie Aufnahme im Zisterzienserinnenkloster Helfta unter der Äbtissin Gertrud von Hackeborn. Hier verfaßte M. den letzten Teil ihres Werks, das, von Heinrich von Halle redigiert, in sieben Bänden überliefert ist. Die originale niederdeutsche Fassung ist nicht erhalten; zwischen 1343 und 1345 ließ Heinrich von Nördlingen im Kreis der Basler Gottesfreunde eine oberdeutsche Übertragung anfertigen. LITERATUR: Getrud Jaron Lewis: Bibliographie zur deutschen Frauenmystik des Mittelalters. Berlin 1989, Nr. 1339 bis 1502. - Friedrich Rotter/Reinhold Weier (Hrsg.): Nähe Gottes und „Gottesfremde". Mystische Erfahrungen der heiligen M. v. M. Aschaffenburg 1980. - Hans Neumann: M. v. M. In: VL 6, 1987, Sp. 260-270. - Sonja A. Buholzer: Studien zur Gottes- und Seelenkonzeption im Werk der M. v. M. Bern 1988. - Marianne Heimbach: „Der ungelehrte Mund" als Autorität. Mystische Erfahrung als Quelle kirchlich-prophetischer Rede im Werk M.s v. M. Stuttgart 1989. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 2, München 1993, S. 245-295. - Marianne HeimbachSteins: Trinität - Minne - Prophetic. Grundstrukturen theologischen Denkens im Werk M.s v. M. In: Denkmodelle von Frauen im Mittelalter. Hrsg. v. Beatrice Acklin Zimmermann. Freiburg (Schweiz) 1994, S. 83-106. - Frank J. Tobin: M. v. M. A Medieval Mystic in Modern Eyes. Columbia, SC. 1995. - Bardo Weiss: M. v. M. und der frühe Meister Eckhart. In: Theologie und Philosophie 70 (1995) S. 1-40. Medicus, Fritz (Georg Adolf), * 23.4. 1876 Stadtlauringen (Unterfranken), t 12. 1.1956 Zürich. An den Universitäten Jena, Kiel und Straßburg studierte M., Sohn eines Apothekers, zunächst Theologie und wandte sich dann zunehmend der Philosophie zu. 1898 in Jena promoviert (Kants transcendentale Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie), ging er nach Halle, wo er sich 1901 mit der Arbeit Kants Philosophie der Geschichte habilitierte und bis 1911 als Privatdozent tätig war. Er war außerdem Privatsekretär Hans —»Vaihingers. M. trug durch eine Vorlesungsreihe (J. G. Fichte, 1905), eine Biographie und eine sechsbändige Werkausgabe (1908-12) zur Neubelebung des Interesses an der Philosophie Johann Gottlieb —> Fichtes bei. 1911-46 war er Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Zürich. Seine weiteren Werke sind Grundfragen der Ästhetik, Ethik sowie religionsphilosophischen Themen gewidmet, u. a. Grundfragen der Ästhetik (1917), Vom Wahren, Guten und Schönen (1943), Das Mythologische in der Religion (1944) und Menschlichkeit. Die Wahrheit ah Erlebnis und Verwirklichung (1951). WEITERE WERKE: Fichtes Leben. Leipzig 1914, 21922. Die Freiheit des Willens und ihre Grenzen. Tübingen 1926. Pestalozzis Leben. Leipzig 1927. - Von der doppelten Basis

Meinecke der menschlichen Dinge. Zürich 1943. - Vom Überzeitlichen in der Zeit. Beiträge zur humanistischen Besinnung. Zürich 1954. LITERATUR: Natur und Geist. F. M. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Hans Barth und Walter Rüegg. Erlenbach-Zürich 1946 (mit Bibliographie). - Paul Bernays: F. M. In: Viertelsjahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 101 (1956) S. 232-233. Mehlis, Georg, * 8.3.1878 Hannover, t 13.9.1942 Freiburg/Breisgau. M. studierte Philosophie in Marburg, Freiburg und Heidelberg und wurde 1906 promoviert (Schellings Geschichtsphilosophie in den Jahren 1799-J804, gewürdigt vom Standpunkt der modernen geschichtsphilosophischen Problembildung). 1909 habilitierte er sich in Freiburg/Breisgau (Die Geschichtsphilosophie Auguste Comtes). 1910 gründete er die Zeitschrift „Logos", die er seit 1912 gemeinsam mit Richard —> Kroner herausgab. M. befaßte sich mit Spinoza, Plotin, der deutschen Romantik und der Religionsphilosophie. Er veröffentlichte u. a. Lehrbuch der Geschichtsphilosophte (1915), Einführung in ein System der Religionsphilosophie (1917), Probleme der Ethik (1918), Die Mystik in der Fülle ihrer Erscheinungsformen in allen Zeiten und Kulturen (1926) und Italienische Philosophie der Gegenwart (1932). WEITERE WERKE: Gestalten des Krieges. Tübingen 1915. Die deutsche Romantik. München/Berlin 1922. - Über Formen der modernen Lyrik und Epik. Eine kunstphilosophische Studie. Leipzig 1922. - Spinozas Leben und Lehre. Stuttgart 1923. - Plotin. Stuttgart 1924. - Das Böse in Sittlichkeit und Religion. Erfurt 1926. - Die Idee Mussolinis und der Sinn des Faschismus. Leipzig 1928. - Der Staat Mussolinis. Die Verwirklichung des korporativen Gemeinschaftsgedankens. Leipzig 1929. - Freiheit und Faschismus. Leipzig 1934. Mehniel, Gottlieb Ernst August, * 21. 1. 1761 Wintzigerode bei Erfurt, t 7.6. 1840 Erlangen. M. studierte Theologie und Philosophie, habilitierte sich 1792 für Philosophie an der Univ. Erlangen und wurde dort 1799 Ordinarius. Seit 1804 zweiter Bibliothekar der Universitätsbibliothek, wurde er 1817 Oberbibliothekar. In seine Amtszeit fallen die Übernahme der Altdorfer Bücherschätze 1818 und der Umzug der Bibliothek in das neue Gebäude 1825. Beeinflußt durch die Philosophie -> Kants und —»Ficntes, veröffentlichte er u.a. Theorie des Vorstellungsvermögens (1797), Versuch einer vollständigen analytischen Denklehre (1803), Über das Verhältnis der Philosophie zur Religion (1805), Lehrbuch der Sittenlehre (1811) und Reine Sittenlehre (1814). Meier, Georg Friedrich, * 29.3.1718 Ammendorf bei Halle/Saale, t 21.6.1777 Giebichenstein (heute zu Halle/ Saale). M., Sohn eines Pfarrers, studierte evang. Theologie und Philosophie an der Univ. Halle und wurde 1739 promoviert. Im folgenden Jahr trat er die Nachfolge seines ehemaligen Lehrers Alexander Gottlieb —> Baumgarten an und wurde 1746 zum a. o., 1748 zum o. Prof. der Philosophie ernannt. Obgleich als Schüler Baumgartens in der Tradition der LeibnizWolffschen Metaphysik stehend, entwickelte sich M. unter dem Einfluß Lockes zu einem Anhänger des praktischen Vernunftbegriffs der Aufklärung. Zur Förderung der Vernunft in allen Bereichen des menschlichen Lebens trat er für ein praxisorientiertes Erkenntnisstreben der Wissenschaft und eine für jedermann verständliche Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnis ein. Mit den Anfangsgründen aller schönen Wissenschaften (3 Bde., 1748-50, 21754-59, Nachdruck 1976) legte M. ein systematisches Werk zur Ästhetik vor. Er schrieb eine Vemunftlehre (1752, Nachdruck 1997),

die von der Tradition des Wolffianismus wie der antiken Rhetorik bestimmt ist; den Auszug aus der Vemunftlehre (1752) benutzte —»Kant für seine Logikvorlesungen. Wie in der Ästhetik war M. auch in der Ethik (Philosophische Sittenlehre, 5 Bde., 1753-61, 21762-74), der Metaphysik (Metaphysik, 4 Bde., 1755-59) und der praktischen Philosophie (Allgemeine praktische Weltweisheit, 1764) Baumgarten verpflichtet, dessen erster Biograph er wurde (Leben des Professors Alexander Gottlieb Baumgarten, 1763). Zusammen mit Samuel Gotthold Lange gab er 1751-56 die Moralische Wochenschrift „Der Mensch" heraus (Nachdruck 1992). WEITERE WERKE: Beweis von der vorher bestimmten Übereinstimmung. Halle 1743, 21752. - Theoretische Lehre von der Gemüthsbewegung überhaupt. Halle 1744,21759. Nachdruck Frankfurt/Main 1971. - Abbildung eines wahren Weltweisen. Halle 1745. - Abbildung eines Kunstrichters. Halle 1745. - Beurtheilung der Gottschedischen Dichtkunst. 6 Tie., Halle 1747-49. Nachdruck Hildesheim/New York 1975. - Gedanken vom Zustand der Seele nach dem Tode. Halle 1749. - Versuch einer allgemeinen Auslegekunst. Halle 1756. Nachdruck mit einem Vorwort von Lutz Geldsetzer. Düsseldorf 1965. Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. v. Axel Bühler. Hamburg 1996. - Betrachtungen über den ersten Grundsatz aller schönen Künste und Wissenschaften. Halle 1757. - Gedanken von dem Verhältniß der Philosophie gegen die geoffenbarte Religion. Halle 1759. LITERATUR: Ernst Bergmann: Die Begründung der deutschen Ästhetik durch A. G. Baumgarten und G. F. M. Leipzig 1911. - Josef Schaffrath: Die Philosophie des G. F. M. Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklärungsphilosophie. Eschweiler 1940. - Leonard P. Wessell jr.: G. F. M. and the Genesis of philsophical Theodicees of History in the 18th Century Germany. In: Lessing Yearbook 12 (1980) S. 63-84. - Uwe Möller: Rhetorische Überlieferung und Dichtungstheorie im frühen 18. Jahrhundert. Studien zu Gottsched, Breitinger und G. F. M. München 1983. - Günter Schenk: Leben und Werk des Halleschen Aufklärers G. F. M. Halle /Saale 1994. - Riccardo Pozzo: G. F. M.s „Vernunftlehre". Stuttgart 2000. Meilinger, Andreas Florian, * 29.11. 1763 Landshut, t 30. 11.1836 München. Der aus ärmlichen Verhältnissen kommende M. trat in das Benediktinerkloster Benediktbeuern ein, studierte dort Theologie und wurde 1787 zum Priester geweiht. 1789 ging er als Prof. der Grammatik und Poesie an das Gymnasium nach Freising; seit 1794 lehrte er dort Philosophie, seit 1796 in Benediktbeuern. 1801 in Salzburg zum Dr. phil. promoviert, übernahm er den dortigen Lehrstuhl für Moralphilosophie, Naturrecht und Geschichte der Philosophie und wurde 1803 Prof. der Philosophie in Passau. Seit 1806 wirkte M. am Lyceum in München, das er seit 1823 leitete. Er war auch Lehrer des Kronprinzen Maximilian. M. veröffentlichte u.a. einen Grundriß der Logik und Metaphysik (1821,31835) und einen Grundriß der Moralphilosophie und des Naturrechts (1827). WEITERE WERKE: Pädagogische Bemerkungen über die vaterländischen Gymnasien. München 1826. - Über den wahren Sinn der akademischen Gesetze. München 1828. Meinecke, Friedrich, * 20.10.1862 Salzwedel (Altmark), t 6.2.1954 Berlin-Dahlem. Der Sohn eines Postbeamten wuchs seit 1871 in Berlin auf, wo er 1882-86, abgesehen von zwei Semestern in Bonn, Geschichte, Germanistik und Philosophie studierte und 1886 promoviert wurde. Anschließend im preuß. Archivdienst tätig, hatte er seit 1892 die Redaktion der „Historischen Zeitschrift" inne, deren Herausgeber er 1896-1935 war. 1896 in Berlin habilitiert, folgte er 1901 einem Ruf an die Univ. Straßburg. 1906 ging er nach Freiburg und 1914 zurück

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Meiners nach Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung 1930 Neuere Geschichte lehrte. Aus seinem Schülerkreis gingen zahlreiche bedeutende Historiker hervor, von denen einige (u.a. Hans Baron, Dietrich Gerhard, Felix Gilbert und Hajo Holborn) als Emigranten die amerikanische Geschichtswissenschaft beeinflußt haben. Nach einigen Arbeiten zur preußisch-deutschen Geschichte vor allem des 19. Jh. legte M. 1907 sein erstes großes Werk Weltbürgertum und Nationalstaat vor. Hierin beschreibt er, den Nationalismus seiner eigenen Zeit verharmlosend, die Entstehung des deutschen Nationalstaatsgedankens als Synthese zwischen Kosmopolitismus und Preußentum. Es folgten 1924 Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte, eine Auseinandersetzung mit dem Problem des Spannungsverhältnisses zwischen Macht und ethischer Verantwortung seit Machiavelli, und 1936 Die Entstehung des Historismus, in der er - über Ernst -»Troeltsch hinausgehend - die Ursprünge der sich geschichtlich orientierenden Weltauffassung vom frühen 18. Jh. bis -»Goethe nachzeichnet. Mit diesen Werken wurde er zum anerkannten Meister der politischen Ideengeschichte, die er in einer Art Gratwanderung anhand der großen Vertreter der Staatstheorie, Geschichtsschreibung, Dichtkunst und Politik behandelte. Unter dem Eindruck der Niederlage von 1945 verfaßte er sein letztes Buch Die deutsche Katastrophe (1946), die er aus den Fehlentwicklungen seit der wilhelminischen Zeit herzuleiten und zu verarbeiten suchte. Obgleich „Herzensmonarchist", gehörte M. spätestens im Ersten Weltkrieg, in dem er gegen Annexionen eintrat, zu den - wenn auch maßvollen - Kritikern des Kaiserreiches. 1918/19 bekannte er sich als „Vernunftrepublikaner" zum neuen Staat, den er gegen Angriffe von rechts nachdrücklich verteidigte. Seit 1928 Vorsitzender der neugeschaffenen Historischen Reichskommission, mußte er dieses Amt auf Druck der Nationalsozialisten 1934 ebenso aufgeben wie ein Jahr später die Herausgeberschaft der „Historischen Zeitschrift". Dies und die Wirkung seines letzten Buches machten ihn nach 1945 zu einer Symbolfigur für die Erneuerung der deutschen Geschichtswissenschaft. 1948 wurde M. zum ersten Rektor der neugegründeten Freien Univ. Berlin gewählt, dessen Historisches Institut 1951 seinen Namen erhielt. WEITERE WERKE: Das Leben des Generalfeldmarschalls Hermann von Boyen. 2 Bde., Stuttgart 1896-99. - Erlebtes 1862-1901. Leipzig 1941. - Straßburg - Freiburg - Berlin 1901-1919. Erinnerungen. Stuttgart 1949. - Werke. Hrsg. im Auftrag des Friedrich-Meinecke-Instituts der Freien Universität Berlin. 9 Bde., München u.a. 1957-79. LITERATUR: Verzeichnis der Schriften M.s und der Literatur über ihn bei Michael Erbe (Hrsg.): F. M. heute. Berichte über ein Gedenk-Colloquium zu seinem 25. Todestag 1979. Berlin 1981, S. 199-258. - Ernst Schulin: F. M. In: HansUlrich Wehler (Hrsg.): Deutsche Historiker. Bd. l, Göttingen 1971, S. 39-57. - Stefan Meineke: F. M. Persönlichkeit und politisches Denken bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Berlin 1995. - Harm Klueting: „Vernunftrepublikanismus" und „Vertrauensdiktatur": F. M. in der Weimarer Republik. In: Historische Zeitschrift 242 (1986) S. 69-98. Michael Erbe Meiners, Christoph, * 31.7.1747 Warstade (Land Hadeln), t 1.5. 1810 Göttingen. Der Sohn eines Postmeisters lehrte seit 1772 Weltweisheit an der Univ. Göttingen und schrieb eine Vielzahl von Büchern und Aufsätzen, überwiegend zu religionsgeschichtlichen (Allgemeine kritische Geschichte der Religionen, 1 Bde., 1806/07), kulturgeschichtlichen und völkerkundlichen Themen. Bekannt wurde M. durch seinen Grundriss der Geschichte der Menschheit (1785,21793, Neudr. 1981); hier und in den Untersuchungen über die Verschiedenheiten der

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Menschennaturen in Asien und den Südländern, in den ostindischen und Südseeinseln [...] (3 Bde., 1811-15) vertrat er die bereits von Georg Forster und Johann Gottfried -» Herder kritisierte These einer grundsätzlichen Verschiedenheit des „schönen" weißen Stammes und der „häßlichen" farbigen Völker. Wie sein Lehrer Johann Georg Heinrich -> Feder vertrat M. eine psychologistische Auffassung der Philosophie (Grundriß der Seelenlehre, 1773,21786; Grundriß der Ethik oder Lebenswissenschaft, 1801; Untersuchungen über die Denkkräfte und Willenskräfte des Menschen, 1806). Zusammen mit Feder gab er die „Philosophische Bibliothek" (4 Bde., 1788-91) heraus. WEITERE WERKE: Kurzer Abriß der Psychologie. Göttingen 1773. - Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker, besonders der Egyptier. Göttingen 1775. - Vermischte philosophische Schriften. 3 Tie., Leipzig 1775-78. Beyträge zur Geschichte der Denkart des ersten Jahrhunderts n. Chr. Leipzig 1782. - Geschichte des weiblichen Geschlechts. 4 Bde., Hannover 1788-1800. - Allgemeine Geschichte der altern und neuern Ethik oder Lebenswissenschaft. 2 Tie., 1800/01. - Allgemeine Geschichte der Religionen. 2 Bde., 1806. LITERATUR: Britta Rupp-Eisenreich: Des choses occultes en historic des sciences humaines: le destin de la „science nouvelle" de C. M. In: L'Ethnographie 79 (1983) Nr. 90/91, S. 131-183. - Friedrich Lotter: C. M. und die Lehre von der unterschiedlichen Wertigkeit der Menschenrassen. In: Hartmut Boockmann/Hermann Wellenreuther (Hrsg.): Geschichtswissenschaft in Göttingen. Göttingen 1987, S. 30-75. - Sabine Vetter: Wissenschaftlicher Reduktionismus und die Rassentheorie von C. M. Ein Beitrag zur Geschichte der verlorenen Metaphysik in der Anthropologie. Aachen 1997. Meinong, Alexius, Ritter von Handschuchsheim, * 17.7. 1853 Lemberg, t 27.11. 1920 Graz. M., Sohn eines k. k. Generalmajors, studierte Geschichte und deutsche Philologie an der Univ. Wien. Nach der Promotion 1874 mit einer Dissertation über Arnold von Brescia wandte er sich unter dem Einfluß Franz -»Brentanos der Philosophie zu und habilitierte sich 1878 mit HumeStudien. I: Zur Geschichte und Kritik des modernen Nominalismus (1877). 1882 wurde er a. o., 1889 o. Prof. in Graz. Ausgehend von Brentanos Auffassung von der Psychologie als philosophischer Fundamentalwissenschaft, widmete sich M. vor allem psychologischen Fragestellungen. 1894 begründete er in Graz das erste psychologische Laboratorium Österreichs. 1916 wurde er zum Hofrat ernannt. In Anlehnung an Brentanos Intentionalitätsbegriff entwickelte M. 1899-1916 seine Gegenstandstheorie, die den Gegenstand sowohl für sich als auch hinsichtlich seines Erfaßtwerdens durch das Subjekt betrachtet. Er veröffentlichte u. a. Über die philosophische Wissenschaft und ihre Propädeutik (1885), Psychologisch-ethische Untersuchungen zur Werth-Theorie (1894, statt einer 2. Aufl.: Zur Grundlegung der allgemeinen Werttheorie, 1923), Über Annahmen (1902, 31928), Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften (1907) und Über Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit. Beiträge zur Gegenstandstheorie und Erkenntnistheorie (1915). Schüler M.s waren u.a. Christian —>Ehrenfels, Alois -> Höfler, Eduard -»Martinak, Ernst -»Mally, Hans —»Pichler und Ferdinand —»Weinhandl. WEITERE WERKE: Hume-Studien. II: Zur Relationstheorie. Wien 1882. - Gesammelte Abhandlungen. Hrsg. v. Alois Höfler u. a. 2 Bde., Leipzig 1913 /14, 2 1929. -A.M. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 1921, S. 91-150. - Philosophenbriefe. Aus der wissenschaftlichen Korrespondenz von A. M. mit Franz Brentano [u. a.]. Hrsg. v. Rudolf Kindinger. Graz 1965. - Ge-

Melanchthon samtausgabe. Hrsg. v. Roderick Chisholm, Rudolf Haller und Rudolph Kindinger. 8 Bde., Graz 1968-78. - Über Gegenstandstheorie. Selbstdarstellung. Hrsg. v. Josef M. Werle. Hamburg 1988 (mit Bibliographie). LITERATUR: Eduard Martinak: M. als Mensch und als Lehrer. Graz 1925. - John N. Findlay: M.'s Theory of Objects and Values. Oxford 1963. - Reinhardt Grossmann: M. London 1974. - Roderick Chisholm: Brentano and M. Studies. Amsterdam 1982. - Peter Simons: A. M.: Gegenstände, die es nicht gibt. In: Josef Speck (Hrsg.): Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Neuzeit. Bd. 4. Göttingen 1986, S. 91-127. - Peter Simons (Hrsg.): Essays on M. München 1992. - Rudolf Haller (Hrsg.): M. und die Gegenstandstheorie. M. and the Theory of Objects. Amsterdam u.a. 1996. - Evelyn Dölling: „Wahrheit suchen und Wahrheit benennen". A. M. Skizze seines Lebens. Amsterdam 1998. Melanchthon, Philipp, eigentl. Schwartzerdt, * 16.2. 1497 Breiten, t 19.4.1560 Wittenberg. Der älteste Sohn eines angesehenen Waffentechnikers, der im Dienste des Kurfürsten von der Pfalz stand, und der Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns wurde nach Studien in Pforzheim (1508/09), Heidelberg (1509-12) und Tübingen (1512-18) und ersten philologischen Publikationen auf Empfehlung seines Verwandten Johannes —»Reuchlin 1518 auf den neugestifteten Lehrstuhl für Griechisch an der kursächsischen Univ. Wittenberg berufen. Hier wurde er theologischer Schüler -»Luthers. Die Botschaft von der geschenkten Gnade gab seinem Leben hinfort den dauerhaften Halt. Die gedankliche Durchdringung dieser Erfahrung führte ihn zur systematischen Entfaltung der reformatorischen Lehre. Schon seine Thesen für den theologischen Baccalaureat (9.9. 1519) akzentuierten das Schriftprinzip und die Kritik der Transsubstantiationslehre. Sein bedeutendstes Werk, die Loci theologici, mit dem er 1521 die erste Dogmatik der Reformation geschaffen hat, ist in Anwendung des Schriftprinzips aus der Arbeit am Bibeltext hervorgegangen. Wie alle seine Lehrbücher hat er es ständig verbessert und 1555 die Übersetzungen von Georg Spalatin und Justus Jonas durch eine deutsche Fassung ersetzt. Schon zu M.s Lebzeiten erschienen Übersetzungen ins Italienische, Französische, Kroatische und Holländische. M., der in Universität und Kirche auch organisatorische Aufgaben zu erfüllen hatte, wurde nicht nur für seine eigenen Landesherren ein geschätzter Ratgeber und Berichterstatter. Seine Position war immer maßvoll und sachgemäß. Dies zeigte sich schon in der „Wittenberger Bewegung" 1521/22, als Luther auf der Wartburg war. An der Universität mußte der scholastische Studiengang zum humanistischreformatorischen verändert werden. Die scholastischen Vorlesungen über Logik und Naturkunde wurden durch antike und humanistische Lehrbücher ergänzt und dann ersetzt. Neben der formalen Logik (Dialektik) wurde die Rhetorik stärker gepflegt; 1523 traten zu den Disputationen im Wechsel die Declamationen. M.s Rektorat 1523/24 war ein Markstein der Studienreform. 1525 erhielt M. einen Sonderstatus, der ihm erlaubte, an der Theologischen Fakultät zu wirken, ohne seine umfassende Tätigkeit an der Philosophischen aufgeben zu müssen. Als Berater bei Schul-, Universitäts- und Kirchenreformen wurde er oft nach auswärts gerufen, 1525 und 1526 nach Nürnberg, 1536 nach Tübingen, 1539 nach Leipzig, 1547 nach Jena, 1557 nach Heidelberg, 1543 mit Martin Bucer nach Bonn zur Reformation des Erzbistums Köln, die jedoch von Kaiser Karl V. verhindert wurde. Auch nach Hessen, Anhalt, Kurbrandenburg, Mecklenburg, Pommern, Preußen, Dänemark und Siebenbürgen reichte sein Einfluß. Im Bauernkrieg wurde er in seiner Pfälzer Heimat als Ratgeber benannt; er votierte im Sinne Luthers für Re-

formen innerhalb der bestehenden Ordnung. Am Aufbau der evang. Landeskirche Kursachsens war er maßgeblich beteiligt, exemplarisch als Visitator in Thüringen 1527-29. Dabei schrieb er den Unterricht der Visitatoren, ein Lehrbuch für Pfarrer, das eine kurze aber einflußreiche Schulordnung enthält. Anstelle des geächteten Luther wurde M. der wichtigste theologische Berater der Protestanten auf Reichstagen und bei Religionsgesprächen, erstmals in Speyer 1529. In Augsburg 1530 brachte er das bis heute gültige evang. Bekenntnis deutsch und lateinisch in die Endgestalt und verfaßte dessen Apologie. Seine Zusammenarbeit mit Luther beruhte auf einer grundlegenden theologischen Übereinstimmung, schloß aber Differenzen in Einzelfragen nicht aus. In Luthers Streit mit -» Erasmus von Rotterdam um die Willensfreiheit hielt sich M. zurück. Als er dann als Visitator seit 1527 die Folgen einer mißverstandenen und mißverständlichen Evangeliumspredigt zu sehen bekam, gab es für ihn keinen Zweifel mehr, daß viel deutlicher als bisher gesagt werden mußte, was für Luther und ihn immer feststand: Die Freiheit eines Christenmenschen ist nicht die Freiheit von den Pflichten und Gesetzen der bürgerlichen Gesellschaft, sondern die innere Freiheit vor Gott, die frei macht zum Dienst am Nächsten. Verantwortliches Handeln ist Pflicht, reicht aber zur wahren Befreiung nicht aus. Es ist auf das relativ Gute beschränkt und scheitert am Absoluten. Insofern war M. mit Luther einig. Doch wollte er nicht von einem „unfreien Willen" sprechen. Mit Erasmus appellierte er an die Freiheit als Verpflichtung im menschlichen Bereich. Luther erhob dagegen keinen Einspruch. M.s behutsam differenzierte Lehre vom freien Willen ist in das Augsburger Bekenntnis eingegangen und damit für das Luthertum verbindlich geworden. Seit 1527 behandelte M. in seinen Vorlesungen die ethischen und politischen Schriften des Aristoteles, über den er wenige Jahre zuvor wie Luther äußerst negativ geurteilt hatte. Im Kampf gegen Aristoteles verband sich die humanistische Abneigung gegen die dialektisch hochgezüchtete Schulphilosophie mit der reformatorischen Befreiung des Glaubens vom Gesetz. Als dieser Kampf gewonnen war, konnten auch das Gesetz und der Philosoph der Gerechtigkeit wieder ohne emotionale Abneigung studiert werden. Den Schlüssel bot die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Für M. wurde sie zur zentralen Formel für die reformatorische Erkenntnis. Die Scholastiker, aber auch manche Richtungen der Reformation unterschieden nicht die Forderungen des Gesetzes und die Gabe des Evangeliums und gefährdeten damit nach M.s Meinung die Heilsgewißheit, die sich allein im Glauben an die geschenkte Gnade hält. Wenn also die „Rechtfertigung des Sünders" allein durch das Urteil Gottes geschieht, das nur glaubend angenommen werden muß, so bleibt dennoch neben diesem „Evangelium" das „Gesetz". Nach M. hat es drei Funktionen. Als die letztlich unerfüllbare Forderung des Guten läßt es den Menschen sein Scheitern erkennen und macht ihn bereit für den Glauben an die durch Christus geschenkte Vergebung der schuldhaften Unzulänglichkeit. Es hat aber auch und für jeden einsehbar eine allgemein menschliche Dimension, die das Zusammenleben der Menschen regelt (usus civilis), und es ist für alle verbindlich, auch für die Christen, die das Gute kraft der geschenkten Erneuerung von selber tun. Denn auch sie bedürfen der Hinweise und Anleitungen des Gesetzes (tertius usus legis). Überhaupt gilt laut M., daß das Evangelium die bürgerlichen Gesetze nicht aufhebt. Inhaltlich ist das „Gesetz", das als „Naturgesetz" allen Menschen vom Schöpfer ins Herz gegeben ist, in den Schriften des Alten und Neuen Testaments zu finden, wobei freilich die zeitgebundenen Zeremonien der Juden nicht zu dem allgemein verbindlichen Sittengesetz gehören. Als Naturgesetz wird es auch in den Weisheitslehren aller Völker entfaltet, am vollkommensten

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Meilin durch den Philosophen Aristoteles. Die friihreformatorische Polemik gegen ihn meinte eigentlich nur die mißbräuchliche Anwendung seiner Ethik mit dem Begriff der Gerechtigkeit auf die Theologie. Die logisch-rhetorischen und naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles blieben ohnehin von der Polemik ausgenommen. Als Frucht seiner Aristoteles-Studien erschien 1538 M.s System der Ethik. Jahrelang studierte er die aristotelische Physik mit dem Ziel einer Darstellung auf dem Stand seiner Zeit. Als erster Teil erschien 1540 die Anthropologie De anima, die 1553 ihre endgültige Gestalt erhielt. 1549 war M.s Physik vollendet. Beide Bücher zusammen bieten die Lehre vom Menschen und von der unbelebten Natur einschließlich der Sterne. Bei mehreren Religionsgesprächen bemühte sich M. vergeblich um eine Verständigung mit den Katholiken. Die bischöfliche Kirchenverfassung hielt er für besser als das Notbischofsamt der Landesherren. Als zur Vorbereitung auf das angekündigte Konzil Luthers Schmalkaldische Artikel zu unterzeichnen waren, tat M. dies mit dem Zusatz, einen Papst, der das Evangelium nicht behindert, nach menschlichem Recht als Haupt der Kirche anerkennen zu wollen. Wie er aber das tatsächlich bestehende Papsttum einschätzte, beschrieb er in seinem gleichzeitigen Tractatus de potestate papae: als zum Reich des Antichristen gehörend. Im Abendmahlsstreit mit den Zwinglianern stand M. bis zum Marburger Religionsgespräch 1529 ganz auf Luthers Seite. Auf dem Augsburger Reichstag 1530 begann er die Vermittlungsarbeit Bucers zu unterstützen. Nachdem die Politiker den Widerstand der kursächsischen Theologen gegen ein Verteidigungsbündnis entkräftet hatten, wurde 1531 der Schmalkaldische Bund geschlossen. Ihm gehörten auch oberdeutsche Reichsstädte an, die —»Zwingli zuneigten und deshalb das Augsburger Bekenntnis nicht angenommen hatten. Ein Bündnis ohne gemeinsames Bekenntnis wurde aber als Problem empfunden. Es galt, die Differenzen, die nur in der Abendmahlslehre für relevant gehalten wurden, zu überwinden. Treibende Kraft war Bucer. Die Brücke zu dem anfänglich ablehnenden Luther schlug M., und als 1536 endlich eine förmliche Vereinbarung getroffen werden konnte, schrieb er den Text. Im Augsburger Bekenntnis, das er in der lateinischen Fassung überarbeitete und erweiterte, änderte er den Abendmahlsartikel 10 im Sinne dieser „Wittenberger Konkordie". Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes 1547 stellte sich M. dem neuen Landesherrn Moritz von Sachsen zur Verfügung und verhinderte dadurch die Auflösung der Univ. Wittenberg. Es gelang ihm, die evang. Lehre in Kursachsen zu bewahren und das kaiserliche Religionsgesetz (Augsburger Interim) abzuwehren. Doch sein Entgegenkommen in äußeren Formen, die er für ethisch neutral (Adiaphora) hielt, brachte ihm viele Angriffe ein, auch von ehemaligen Schülern. Die damit verbundenen Lehrstreitigkeiten schwächten das Luthertum und beeinträchtigten seine politische Handlungsfähigkeit, wie sich auf dem Wormser Religionsgespräch von 1557 in aller Öffentlichkeit zeigte. M.s Lebenswerk zielte auf die Formulierung einer klaren, allgemein anerkannten Lehre. Dies gelang nicht. Was er vermochte, war, den Sinn für exakte Formulierungen zu entwickeln; damit bereitete er den Boden für die Orthodoxie. Die Lehrstreitigkeiten, die ihm den Lebensabend vergällten, sind die logische Folge seines Bemühens um die Reinheit der Lehre, denn jeder, der glaubte, diese Reinheit gefunden zu haben, mußte sie vehement verfechten. Trotz all dieser Streitigkeiten erreichte M. im letzten Jahrzehnt seines Lebens den Gipfel seines theologischen und wissenschaftlichen Einflusses. Für das Trienter Konzil schrieb er 1551 die Confessio Saxonica; die Gesandtschaftsreise dorthin (1552) mußte er freilich wegen des Fürsten-

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kriegs schon in Nürnberg beenden. Die Mecklenburger Kirchenordnung 1552, die für andere Territorien vorbildlich wurde, enthält sein theologisches Lehrbuch Examen Ordinandorum, das separat auch deutsch und lateinisch erschien. Die enge Zusammenarbeit mit der Univ. Leipzig, wo seit 1541 sein Freund Camerarius wirkte, und mit der Regierung in Dresden bei der Gestaltung des Bildungswesens in Kursachsen führte ihn im Frühjahr 1560 wieder einmal zur Stipendiatenprüfung nach Leipzig. Dabei zog er sich eine Erkältung zu, an der er am 19. April in Wittenberg starb. Er wurde an der Seite Luthers in der Schloßkirche beigesetzt. AUSGABEN: Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia. Hrsg. v. Carl Gottlieb Bretschneider/ Heinrich Ernst Bindseil. 28 Bde. (= Corpus Reformatorum, Bde. 1-28). Halle/Braunschweig 1834-60. Reprint Frankfurt/Main 1963. - Supplementa Melanchthoniana. Werke Philipp Melanchthons, die im Corpus Reformatorum vermißt werden. 5 Bde., Leipzig 1910-29. Reprint Frankfurt/Main 1968. - Melanchthons Werke in Auswahl. Hrsg. v. Robert Stupperich. 7 Bde., Gütersloh 1951-75, z. T. 21978-83. - Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Hrsg. v. Heinz Scheible. Stuttgart-Bad Cannstatt 1977 ff. - Horst Georg Pöhlmann: P. M. Loci communes 1521. Lat.-dt. Gütersloh 1993. - P. M.: Enarratio secundae tertiaeque partis Symboli Nicaeni (1550). Hrsg. v. Hans-Peter Hasse. Gütersloh 1996. - Martin H. Jung/Gerhard Weng: Ich rufe zu dir. Gebete des Reformators P. M. Frankfurt/Main 1996. - Melanchthon deutsch. Hrsg. v. Michael Beyer/Stefan Rhein/Günter Wartenberg. 2 Bde., Leipzig 1997 LITERATUR: Wilhelm Hammer: Die Melanchthonforschung im Wandel der Jahrhunderte. Ein beschreibendes Verzeichnis. 4 Bde., Gütersloh 1967-96. - Heinz Scheible: M. In: TRE, Bd. 22, 1992, S. 371-410 (Literatur). - Oswald Bayer: Theologie. Gütersloh 1994. - Günter Frank: Die theologische Philosophie P. M.s (1497-1560). Leipzig 1995. - Heinz Scheible: P. M. Eine Gestalt der Reformationszeit. Karlsruhe 1995. - Heinz Scheible: M. und die Reformation. Forschungsbeiträge. Mainz 1996. -Jörg Haustein (Hrsg.): P. M. Ein Wegbereiter für die Ökumene. Göttingen 21997 (mit neuester Literatur). - Heinz Scheible (Hrsg.): M. in seinen Schülern. Wiesbaden 1997. - Heinz Scheible: M. München 1997. - Hans-Rüdiger Schwab: P. M. Der Lehrer Deutschlands. Ein biographisches Lesebuch. München 1997. Heinz Scheible Mellin, George Samuel Albert, * 13.6.1755 Halle, t 11.2. 1825 Magdeburg. M. studierte Theologie, Mathematik, Physik und Philosophie und erwarb 1816 die theologische Doktorwürde. Er wurde Konsistorialrat und erster Prediger der deutsch-reformierten Kirche in Magdeburg. M. veröffentlichte zahlreiche durch die Philosophie —»Kants beeinflußte Arbeiten, u. a. Grundlegung zur Metaphysik der Rechte oder der positiven Gesetzgebung (1796, 21798, Nachdruck 1969), Marginalien zu Kants metaphysischen Anfangsgründen der Sittenlehre (2 Tie., 1801), Encyclopädisches Wörterbuch der Kritischen Philosophie (6 Bde., 1797-1804) und Allgemeines Wörterbuch der Philosophie (2 Bde., 1805-07). WEITERE WERKE: Marginalien und Register zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Züllichau 1794. Neuherausgegeben v. Ludwig Goldschmidt. Gotha 1900. - Marginalien und Register zu Kants Kritik der Erkenntnisvermögen. Züllichau 1795. Neuherausgegeben v. Ludwig Goldschmidt. Gotha 1902. Neudruck Aalen 1969. - Kunstsprache der kritischen Philosophie. Jena/Leipzig 1798. - Anhang zur Kunstsprache der Kantischen Philosophie. Jena 1800.

Mendelssohn Melzer, Ernst, * 21.9. 1835 Leisersdorf bei Goldberg (Schlesien), t 1.2. 1899 Bonn. M. studierte Theologie, Philologie und Philosophie in Breslau (bei Johann Baptist Baltzer) und Bonn (bei Peter -^Knoodt), wo er 1860 mit einer Arbeit über die Selbstbewußtseinstheorie des Augustinus und Descartes zum Dr. phil. promoviert (Augustini et Cartesii placila de mentis humanae sui cognitione quomodo inter se congruant a seseque differant quaeritur). Danach war er Schriftleiter bei der „Breslauer Provinzialzeitung" und beim „Glogauer Stadtund Landboten". Er schloß sich 1870 der altkatholischen Bewegung an und wurde nach Eintritt in seinen Ruhestand 1885 Schriftleiter des „Altkatholischen Volksblatts" in Bonn. M., Anhänger der Philosophie Anton —» Günthers, veröffentlichte u.a. Herder als Geschichlsphilosoph (1872), Johann Baptista Baltzers Leben, Wirken und wissenschaftliche Bedeutung (1877), Die Lehre von der Autonomie der Vernunft in den Systemen Kants und Günther!: (1879, 21882) und Die Unsterblichkeitslehre auf Grundlage der Schöpfungslehre (\ 8%). WEITERE WERKE: Die Unsterblichkeitstheorie J. G. Fichtes vom Standpunkt des Theismus kritisch dargestellt. Neisse 1881. - Lessings philosophische Grundanschauung. Neisse 1883. - Goethes philosophische Entwicklung. Neisse 1884. Erkenntnistheoretische Erörterungen über die Systeme von Ulrici und Günther. Neisse 1886. - Die theistische Gottesund Weltanschauung als Grundlage der Geschichtsphilosophie. Neisse 1888. - Die Augustinische Lehre vom Kausalitätsverhältnis Gottes zur Welt. Neisse 1892. - Der Beweis für das Dasein Gottes und seine Persönlichkeit mit Rücksicht auf die herkömmlichen Gottesbeweise. Neisse 1895, 2 1910.

Mendelssohn, Moses, * 6.9.1729 Dessau, t 4.1.1786 Berlin. Als Kind eines armen jüdischen Gemeindeschreibers gelang es M. unter schwierigen materiellen Bedingungen, zu einem der führenden Vertreter der deutschen Spätaufklärung, einer der überragenden Gestalten des zeitgenössischen Judentums und einem höchst erfolgreichen Kaufmann aufzusteigen. M.s Leben ist ein staunenswertes Beispiel eines sozialen Aufstiegs durch Talent, intensive Arbeit, Selbstanstrengung und Willen. M. wurde frühzeitig durch den Dessauer Rabbiner David Fränkel, der ihn u.a. auf die Schriften des jüdischen Philosophen Moses Maimonides aufmerksam machte, in das Talmud-Studium eingeführt. Um diese Studien fortzusetzen, folgte er 1743 seinem Lehrer nach Berlin. Die Vertiefung in die Quellen seines jüdischen Glaubens hat er niemals abgebrochen. Die ihn zu einem Rabbinat befähigende Ausbildung hat M. aus Interesse an einer Assimilation niemals verleugnet. Im unermüdlichen Selbststudium eignete er sich zunächst das Deutsche, dann das Lateinische, Französische und Englische an, und auch seine reiche Kenntnis der modernen deutschen und europäischen Kultur verdankte er seinen autodidaktischen Studien. Als ihn der jüdische Arzt Aaron Emmerich Gumpertz in das Berliner intellektuelle Leben einführte, war M. bereits ein Kenner der zeitgenössischen Philosophie und Literatur. Aus der Begegnung mit dem gleichaltrigen Kritiker und Theaterautor Gotthold Ephraim —»Lessing (1753), der ihm 1779 in seinem Nathan ein bleibendes Denkmal gesetzt hat, und dem Verleger Friedrich Nicolai entwickelten sich lebenslange Freundschaften, die in den ersten Jahren den Stil und den Ort der Publikationen M.s beeinflußten. Er wurde rasch zu einer der profiliertesten Gestalten der Berliner Aufklärung. Bis 1750 lebte M., der seinen Unterhalt zunächst durch das Abschreiben hebräischer Texte verdiente, Mende, Georg, * 6.9.1910 Breslau, t 2.5.1983 Jena. in großer finanzieller Unsicherheit. Sie wurde beendet, als er Der Lehrerssohn studierte an den Universitäten Breslau und (1750) eine Anstellung als Hauslehrer der Kinder des jüdiPrag u.a. Philosophie, deutsche und englische Philologie, schen Seidenwarenhändlers Isaak Bernhard erhielt, der ihn später Psychologie und wurde 1935 in Prag promoviert 1754 zudem zum Buchhalter seiner inzwischen gegründe(Kritik des dialektischen Materialismus an der Lehre Ernst ten Seidenmanufaktur machte, die er nach 1761 mehr oder Machs). Nach Deutschland zurückgekehrt, wurde M., seit minder selbständig leitete. Nach Isaak Bernhards Tod (1768) 1932 Mitglied der KPD, der Vorbereitung des Hochverrats führte M. mit dessen Witwe die Seidenmanufaktur höchst erangeklagt, war 1935-37 im Zuchthaus und arbeitete dann als folgreich weiter. Diese Stellung sicherte ihm zwar ein gutes Auskommen, ließ ihm für private Studien aber stets nur beSchreibkraft. 1945/46 Referent in der Kulturverwaltung der grenzte Zeit. Stadt Hamburg, trat er 1946 in die SED ein und wurde Re1762 heiratete M. Fromet Gugenheim, die Tochter eigierungsrat der Provinzialverwaltung des Landes Sachsennes armen jüdischen Hamburger Kaufmanns. Diese LieAnhalt. Seit 1947 war M. Dozent an der Vorstudienanstalt besheirat war für das damalige Judentum keineswegs und zugleich Lehrbeauftragter für soziale und politische Proselbstverständlich. 1763 erhielt er, nach langem Bemühen, bleme der Gegenwart an der Univ. Halle-Wittenberg. 1950 durch Vermittlung des Marquis d'Argens das Privileg eihabilitierte er sich an der Univ. Leipzig (Das Weltbild Marnes außerordentlichen Schutzjuden, das ihm und seiner Frau, tin Heideggers. Seine Wurzeln und seine Auswirkungen), nicht aber seinen Kindern, den Aufenthalt in Preußen siwurde 1951 Prof. in Halle und lehrte 1953-72 als o. Prof. cherte. Der literarisch äußerst erfolgreiche M. wurde 1771 der Philosophie an der Univ. Jena. M. befaßte sich mit der Geschichte der marxistisch-leninistischen Philosophie (u. a. zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen. —> Friedrich II. verweigerte ihm Karl Marx' Entwicklung vom revolutionären Demokraten allerdings die Ernennung. Eine schwere Nerven- bzw. Herzzum Kommunisten, 1954,31960) und kritisierte von diesem krankheit überschattete seit 1771 M.s Leben und verhinStandpunkt aus vor allem Existenzphilosophie und Phänoderte über Jahre hinweg schriftstellerische Aktivitäten. In menologie (Studien über die Existenzphilosophie, 1956). ihr gründete auch eine verstärkte Neuorientierung seiner InWEITERE WERKE: Freiheit und Verantwortung. Berlin teressen, insbesondere eine neuerstarkte Vertiefung in die 1958. - Das Atom und die Philosophie. Berlin 1960. - Welt- Quellen seines jüdischen Glaubens. literatur und Philosophie. Berlin 1965. - Philosophie und In M.s schriftstellerischer Produktion, seinen Schriften wie Ideologie. Berlin 1971. seinen Übersetzungen, lassen sich vier Schwerpunkte unterLITERATUR: Dieter Fricke/ Erhard Lange: G. M. zum scheiden: Metaphysik, Ästhetik, Literaturkritik und jüdische 60. Geburtstag. In: Wissenschaftliche Zeitschrift. FriedrichStudien. Seine erste Veröffentlichung, die Philosophischen Schiller-Universität Jena. Gesellschafts- und SprachwissenGespräche (1755), nahm zentrale Themen der -»Wölfischen schaftliche Reihe 19 (1970) S. 483-485. - G. M. EhrenMetaphysik auf. Ihnen folgten die Briefe ueber die Empdoktor der Philosophischen Fakultät an der Martin-Lutherfindungen (1755) und die zusammen mit Lessing verfaßte Universität, Halle-Wittenberg. Halle 1981. Kampfschrift Pope ein Metaphysiker.' (1755), die gegen

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Menger die Akademie der Wissenschaften in Berlin gerichtet war. Gleichzeitig übersetzte er Rousseau und Shaftesbury ins Deutsche. Sein Essay Abhandlungen über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften (1764), über Natur und Grad der Gewißheit der metaphysischen Wahrheiten, eine Frage, die bewußt einen Grundpfeiler der Wölfischen Philosophie in Frage stellte, gewann den ersten Preis im Preisausschreiben der Berliner Akademie. 1757 begann M., zusammen mit Nicolai und Lessing, seine unermüdliche Tätigkeit als Literaturkritiker in den zeitgenössischen großen Rezensionsorganen, „Bibliothek der Schönen Wissenschaften", „Briefe, die neueste Literatur betreffend", „Allgemeine deutsche Bibliothek". Zu seinen wichtigsten Beiträgen als Literaturkritiker zählte seine Stellungnahme zu der Bestimmung des Menschen (1748) des luth. Aufklärungstheologen Johann Joachim -»Spalding. Aus der Auseinandersetzung M.s mit Thomas —»Abbt über diese Schrift ging schließlich das Werk hervor, das M.s europäischen Ruhm begründete und ihm den Titel des „deutschen Sokrates" eingetragen hat: Phaedon oder über die Unsterblichkeit der Seele. Später folgten noch die Anmerkungen zu Abbts freundschaftlicher Korrespondenz (1782), in denen M. seine anthropologischen Überlegungen darlegte. In seinen jüdischen Schriften, die ihn als exzellenten jüdischen Denker seiner Zeit auszeichneten („von Moses [Maimonides] bis Moses, gibt es niemanden wie Moses"), benutzte M. Wolffsche Kategorien und Terminologien, um die Traditionen jüdischer Philosophie und Exegese neu zu formulieren. In zwei Ausgaben der ersten modernen jüdischen Zeitschriften (Kohelet Musar, 1758 ?) sowie in einem Kommentar zu Maimonides' Einführung in die Philosophie (Milot ha-Higayon, 1760/61) schuf M. jüdische Äquivalente zu Wolffschen Kategorien, um zentrale theologische Themen angemessener diskutieren zu können. Seine Bemühungen um die Quellen seines jüdischen Glaubens setzte er fort in dem Traktat über die Unsterblichkeit der Seele (Sefer ha-Nefesh, 1769). In seinem 1770 erschienenen Kommentar zu Ecclesiastes (Biur Megalit Kohelet) nutzte er Wolffsche Kategorien, um Unsterblichkeit und Vorsehung zu diskutieren und jüdische Traditionen einer vielschichtigen Exegese zu verteidigen. Als ihn 1769/70 der Schweizer Theologe Johann Kaspar -»Lavater aufforderte, seinen Glauben zu rechtfertigen oder zum Christentum zu konvertieren, beantwortete M. diese Herausforderung mit einem Plädoyer für Toleranz. Damals begann M. auch die Übersetzung und Kommentierung biblischer Texte. 1783 veröffentlichte er eine Übersetzung der Psalmen, die zugleich ein Beitrag zur natürlichen Religion und Ästhetik (das „Sublime") war. Seine exegetischen Bemühungen gipfelten in der deutschen Übersetzung des Pentateuch (Sefer Netivot ha-Shalom, 1783). Die Einleitung setzte bei dem mündlichen Charakter der hebräischen Sprache an, um die Authentizität des masoretischen Textes zu verteidigen; im Kommentar bot er eine Kurzfassung der mittelalterlichen „literalen" Tradition der Exegese. M.s bedeutendstes Werk zu Fragen des Judentums ist Jerusalem, oder ueber religiöse Macht des Judentums (1783), in dem er seine bekannte Definition des Judentums als „göttlicher Gesetzgebung" und nicht als einer „geoffenbarten Religion" formulierte. Durch Friedrich Heinrich —»Jacobis Behauptung, Lessing habe sich zum Pantheismus bekannt, wurde M. in den sogenannten „Pantheismusstreit" hineingezogen. Sein Beitrag zu dieser Auseinandersetzung waren die Morgenstunden (1785), in denen er Lessing zu verteidigen und Gottes Existenz zu beweisen suchte. M.s Ruhm machte ihn seit den späten sechziger Jahren des 18. Jh. zum Sprecher der Juden. Er veröffentlichte ein Kompendium jüdischer Gesetze, Ritualgesetze der Juden (1778), zum Gebrauch vor deutschen Gerichten. Diese Arbeit war

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gleichsam die Disposition zu der Einführung in die Übersetzung eines Plädoyers (1781) für die Wiederzulassung der Juden im England des 17. Jh. (Vorrede zu Menasseh BenIsrael Rettung der Juden). M.s Intervention zugunsten der elsässischen Juden wurde in engster Zusammenarbeit von Christian Wilhelm Dohm zu dessen Buch Über die bürgerliche Verbesserung der Juden (1781) ausgebaut. Dohms Argumentation zielte ab auf Rechtsgleichheit, Erwerbsfreiheit, Erwerbsrecht, Handelsfreiheit, Zugang zu Wissenschaften und öffentlichen Ämtern, Kultusfreiheit und religiös-rechtliche Autonomie der Juden. WERKE: Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. 27 Bde. in 36 Bänden. Stuttgart-Bad Cannstatt 1971 ff. LITERATUR: Alexander Altmann: M. M. A biographical study. Philadelphia 1973. - Michael Albrecht: M. M. Ein Forschungsbericht. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 57 (1983) S. 64-166. - David Sorkin: M. M. and the religious enlightenment. London 1996. Dt.: M. M. und die theologische Aufklärung. Wien 1999. - Michael Albrecht/Eva Engel: M. M. im Spannungsfeld der Aufklärung. Stuttgart 2000. David Sorkin Menger, Anton, Pseud. Dr. Julius Bergbohm, * 12.9.1841 Maniow (Galizien), t 6.2.1906 Rom. M., Sohn eines Advokaten und Bruder des Wirtschaftswissenschaftlers Carl M., bezog zunächst die Univ. Krakau, studierte seit dem Wintersemester 1860 Rechtswissenschaft in Wien, daneben Philosophie, Geschichte und Mathematik, wurde 1865 zum Dr. jur. promoviert und gehörte 1865-75 der Kanzlei des Hof- und Gerichtsadvokaten Georg Granitsch an, seit 1872 als dessen Kompagnon. 1871 habilitierte er sich für österr. Zivilprozeßrecht, wurde 1875 a. o. Prof., war 1877-99 o. Prof. des Zivilprozeßrechts und hatte 1895/96 das Amt des Rektors der Univ. inne (Antrittsrede: Die sozialen Aufgaben der Rechtswissenschaft). Neben prozeßtheoretischen Schriften (u. a. System des oesterreichischen Civilprocessrechts in rechtsvergleichender Darstellung, 1876) veröffentlichte M., einer der profiliertesten Vertreter des .Juristensozialismus", sozialphilosophische und mathematische Arbeiten {Neue Rechnungsmethoden der höheren Mathematik, 1891; Neue Integrationsmethoden auf Grund der Potential-, Logarithmal- und Numeralrechnung, 1892). Sein Hauptwerk ist die Neue Staatslehre (1903, 41930), in der er die Organisation des „volkstümlichen Arbeitsstaates" entwickelt. Als Vorarbeit dazu gilt das Buch Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung (1886, 41910), das die rechtsphilosophischen Grundgedanken enthält, auf dem der Staat aufgebaut sein soll. 1905 erschien die Neue Sittenlehre, postum 1906 die bereits 1904 abgeschlossene Volkspolitik. Obgleich ein scharfer Kritiker der sozialen Mißstände seiner Zeit und ein Befürworter „ökonomischer Grundrechte des Sozialismus" (Recht auf Arbeit und den vollen Arbeitsertrag, Recht auf Existenz), unterschied sich M. von der Mehrheit der Sozialisten durch seinen evolutionären Ansatz sowie seine scharfe Kritik an Karl —»Marx und dem historischen Materialismus. Er erwarb sich auch Verdienste durch die Einrichtung von „volkstümlichen Universitätskursen", die jedermann zugänglich waren. WEITERE WERKE: Die Zulässigkeit neuen thatsächlichen Vorbringens in den höhern Instanzen. Wien 1873. - Das bürgerliche Recht und die besitzlosen Volksklassen. Tübingen 1890, 51927. LITERATUR: Eugen Ehrlich: A. M. In: Süddeutsche Monatshefte 3 (1906) S. 285-318. - Carl Grünberg: A. M. Sein Leben und sein Lebenswerk. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung 18 (1909) S. 29-78 (mit Bibliographie). - Julius Kraft: A. M. als Methodiker der Rechtstheorie. In: Archiv für Geschichte des Sozialismus

Mercator und der Arbeiterbewegung 12 (1926) S. 182-198. - Nikolaus Wendeling: A. M. als Rechtstheoretiker und Rechtspolitiker. Diss. Marburg 1949. - Karl Hermann Kästner: A. M. (1841-1906) - Leben und Werk. Tübingen 1974. - Dörte Willrodt-von Westernhagen: Recht und soziale Frage. Die Sozial- und Rechtsphilosophie A. M.s. Hamburg 1975. Hans Hörner: A. M. - Recht und Sozialismus. Frankfurt/ Main 1977. Menger, Karl, * 13.1.1902 Wien, t 5.10.1985 Chicago. M., Sohn des Wirtschaftswissenschaftler Carl M. und Neffe von Anton ->M., studierte Mathematik an der Univ. Wien, wurde 1924 promoviert (Über die Dimensionalität von Punktmengen) und habilitierte sich 1925 an der Univ. Amsterdam. 1928-36 lehrte er als a. o. Prof. der Geometrie an der Univ. Wien, anschließend als Prof. der Mathematik an der University of Notre Dame in Indiana (USA). 1946 folgte er einem Ruf an das Illinois Institute of Technology in Chicago, an dem er bis zu seiner Emeritierung 1971 wirkte. M. beschäftigte sich mit vielen Bereichen der Mathematik; die meisten seiner Arbeiten betrafen die Topologie, besonders die Dimensionstheorie. Er entwickelte u.a. den sog. Dimensionssatz der allgemeinen Topologie und den nach ihm benannten Satz der Graphentheorie über den Zusammenhang in Graphen. Die Beschäftigung mit der Graphentheorie führte M. auch zu allgemeinen wirtschaftlichen Betrachtungen. Darüber hinaus beschäftigte er sich als Mitglied des Wiener Kreises mit wissenschaftstheoretischen Fragen. Bekannt wurde er insbesondere durch seine Formulierung des Toleranzprinzips, demzufolge jeder Formalismus auf Dezisionen beruht. M. veröffentlichte u.a. Dimensionstheorie (1928), Kurventheorie (1932), Moral, Wille und Weltgestaltung (1934) und Einige neuere Fortschritte in der exakten Behandlung sozialwissenschaftlicher Probleme (1936). LITERATUR: Hans Georg Knapp: Mensch und Norm. Bemerkungen zur K. M.s Grundlegung der Logik der Sitten. In: Österreichische Philosophen und ihr Einfluß auf die analytische Philosophie der Gegenwart. Bd. l. Hrsg. v. Johann Christian Marek u.a. Innsbruck u.a. 1977, S. 175-182. Menzer, Paul, * 3.3.1873 Berlin, t 21.5. 1960 Halle/ Saale. M., Sohn eines Oberpostsekretärs, studierte Germanistik in Berlin, wandte sich unter dem Einfluß Wilhelm -»Diltheys der Philosophie zu und wurde 1896 mit der Arbeit Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zum Erscheinen der Grundlegung zur Metapyhsik der Sitten promoviert. Nach seiner Habilitation 1900 (Der Einfluß der ursprünglichen naturphilosophischen Lehren Kants auf Herders Ideen) Privatdozent in Berlin, wurde er 1906 a. o. Prof. in Marburg und 1908 o. Prof. in Halle. Nach 1933 massiv in der Ausübung seiner Lehrtätigkeit eingeschränkt, wurde M. 1938 emeritiert, kehrte aber 1945 auf seinen Lehrstuhl zurück, den er bis 1948 innehatte. Als Schüler und Mitarbeiter Diltheys war er seit seiner Studienzeit zunächst an den Vorarbeiten, später an der Herausgabe der von der Preußischen Akademie der Wissenschaften edierten Schriften -» Kants und der „Kant-Studien" (1924-34, 1953-60) beteiligt. Sein eigenes Hauptwerk zur Kantinterpretation war Kants Lehre von der Entwicklung in Natur und Geschichte (1911). WEITERE WERKE: Einleitung in die Philosophie. Leipzig 1913, 51949. - Weltanschauungsfragen. Stuttgart 1918. Persönlichkeit und Philosophie. Halle 1920. - Deutsche Metaphysik der Gegenwart. Berlin 1931. - Metaphysik. Berlin 1932. - Kants Ästhetik in ihrer Entwicklung. Berlin 1952. Goethes Ästhetik. Köln 1957. LITERATUR: Eduard Gerresheim: Bibliographie der Veröffentlichungen von P. M. In: Kant-Studien 53 (1961/62) S. 544-553. - Gerhard Lehmann: Kant und der Evolutionismus. Zur Thematik der Kantforschung P. M.s. In: Kant-

Studien 53 (1961/62) S. 389-410. - Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. - Heinz Wichmann: Metaphysik und Weltanschauung. Zu P. M.s philosophischem Ansatz. In: KantStudien 89 (1998) S. 179-187. Mercator, Gerhard, auch Gerard, Gerardus M., flämisch: de Creemere, de Cremer, deutsch: Kremer, Krämer, * 1512 Rupelmonde (Flandern, heute Belgien), t 1594 Duisburg. M. studierte seit 1530 an der Univ. Löwen, wurde 1532 zum Magister artium promoviert und betrieb anschließend private Studien der Theologie, Philosophie und Mathematik, vor allem in ihren praktischen Anwendungsmöglichkeiten (Karten, Globen und Instrumente). 1537 schuf er eine erste Karte Amplissima Terrae Sanctae descriptio ad utriusque Testament! intelligentiam. Ob M. den theologischen Doktorgrad erworben hat, ist fraglich. 1544 wurde er wegen „Lutherey" (Ketzerei) verhaftet und für viele Monate eingekerkert. In dieser Zeit erschien das naturwissenschaftliche Hauptwerk —> Melanchthons Initia Doctrinae Physicae (1549), das großen Einfluß auf M. ausgeübt haben dürfte. (Der erst vor kurzem aufgefundene Briefwechsel mit Melanchthon ist noch nicht ausgewertet.) 1552 übersiedelte M. nach Duisburg, ob als Glaubensflüchtling, ist umstritten. Jedenfalls lebte er in der von religiöser Toleranz geprägten Stadt im Herzogtum Kleve vor Anfeindungen sicher. Von 1559 bis 1562 war er am neugegründeten Duisburger Gymnasium als Lehrer für Mathematik und Kosmographie tätig. Mit seiner großen Weltkarte von 1569 (Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum navigantium) erlangte M. Weltruhm. Möglicherweise angeregt von Erhard Etzlaub, entwickelte er eine bis heute wegen ihrer Winkeltreue für die Seefahrt (und Luftfahrt) wichtige Projektion, die als „Mercator-Projektion" in die Geschichte eingegangen ist. In den siebziger Jahren hat M. theologische Schriften veröffentlicht, die großenteils bis vor kurzem unbekannt, zumindest unbeachtet waren. Er befaßte sich mit der Theologie der Schweizer Reformierten. Auch dürfte er von der sogenannten „Christliche Physik" des Lambertus Danaeus, eines Schülers Calvins, angeregt worden sein. Etwa gleichzeitig mit der Weltkarte erschien M.s theologisch geprägte Weltgeschichte Chronologia. Hoc est temporum demonstratio exactissima, ab initio mundi usque ad annum Domini MDLXVIIl (1569). Nach weiteren kartographischen Arbeiten folgte im Jahr 1590 der Römerbrief-Kommentar (bislang nur als Manuskript vorhanden in Leiden), in dem er die theologisch-systematischen Grundlagen für seine Kosmographie erarbeitete. Kurz vor seinem Tod vollendete M. das Hauptwerk, die Kosmographie (Atlas, sive Cosmographicae Meditationes de Fabrica Mundi et fabricati figura, postum 1595 von M.s Sohn Rumold herausgegeben). Bislang wurden hauptsächlich „nur" die Karten zur Kenntnis genommen, gelegentlich erschienen diese sogar ohne den Text. Besonders hervorzuheben ist die christologische Ausrichtung, die sich grundsätzlich von den mittelalterlichen Kosmographien (bis zu Sebastian Münster) unterscheidet. Früher vorwiegend als Kartograph und Globenhersteller bis hinein in die arabisch-islamische Welt bekannt, war M. im 16. Jh. jedoch vor allem (auch) als Kosmograph, Theologe und Philosoph von großer Bedeutung, was erst durch neuere Forschung deutlich gemacht worden ist. LITERATUR: Manfred Büttner: Neue Wege in der MercatorForschung. M. als Universalwissenschaftler. Abhandlungen zur Geschichte der Geowissenschaften und Religion/ Umwelt-Forschung. Beiheft 2, 1992, 21995. - Manfred Büttner: M.s Hauptwerk, der Atlas, aus theologischer und wissenschaftshistorischer Sicht... In: Duisburger MercatorStudien. Bd. l, Bochum 1993, S. 1-42. - Ingrid Kretsch-

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Mesmer mer: M.s Bedeutung in der Projektionslehre (MercatorProjektion). In: Duisburger Mercator-Studien. Bd. 1, Bochum 1993, S. 151-174. - G. M. Atlas, Kosmographische Gedanken über die Erschaffung der Welt und ihre kartographische Gestalt ... Aus dem Lateinischen von Heinrich Graf, Karl Fluck, Stefan Kasperkowitz und Theo Rous. Mit Anmerkungen hrsg. v. Wilhelm Krücken. Duisburg 1994. - Marijke De Lang: The History of the Gospel Synopsis and Gerardus M.'s Evangelica Historia. In: Duisburger Mercator-Studien. Bd. 3, Bochum 1995, S. 199-208. - Herrmann Kandier: Die Bedeutung des Mercator-Atlas' für die islamisch-geographische Literatur. In: Ebd., S. 119-129. Gerhard L'E. Turner: Gerard M. äs Instrument Maker. In: Ebd., S. 131-145. - Manfred Büttner: Wandlungen in den Wissenschaften von der Natur um 1600. In: Forschungen zur Physikotheologie im Aufbruch III. Referate des Wissenschaftshistoriker-Kongresses September 1996 Berlin. Münster 1997, S. 25-64. Manfred Büttner Mesmer, Franz Anton, * 23.5.1734 Iznang/Bodensee, t 5.3. 1815 Meersburg. M. stammte aus einer kath. Familie, die im Bodenseeraum beheimatet war; sein Vater Jakob M. war Jägermeister, seine Mutter Maria Ursula M. eine Handwerkerstochter. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums 1744-50 studierte er an der Jesuitenuniversität in Dillingen und der Univ. Ingolstadt Philosophie und Theologie, erwarb nach eigenen Angaben einen philosophischen Doktorgrad und begab sich 1759 zum Studium zunächst der Jurisprudenz, dann der Medizin nach Wien. 1766 wurde er mit einer Dissertation über den Einfluß der Planeten auf den menschlichen Körper promoviert (De planetarum influxu); hier ist bereits die Rede von der „animalischen Schwerkraft" (gravitas animalis). Nach seiner Heirat mit Anna von Bosch eröffnete M. in Wien eine Praxis und entwickelte seine Lehre des „tierischen Magnetismus". Kontakte bestanden zu den Musikern Christoph Willibald Gluck, Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart; 1768 wurde das Singspiel Bastien und Bastienne in M.s Garten uraufgeführt. 1775 erschien das erste Sendschreiben über die Magnetkur, dem weitere folgten, die auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Angriffe wegen der Behandlung der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis waren die Ursache, daß er sich 1777/78 nach Paris begab. Dort setzte er seine Therapie mit großem Zuspruch in der höheren Gesellschaft und Verbreitung durch zahlreiche Schüler fort; allerdings kam es auch hier zu Widerstand und Kritik bei Gelehrten und Ärzten. 1779 publizierte M. ein Memoire sur la decouverte du magnetisme animal (dt.: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus, 1781). 1783 gründete er eine Societe de l'Harmonie für Anhänger und Interessierte seiner Lehre, der ähnliche Gesellschaften auch an anderen Orten folgten. Eine von der Pariser Academic des Sciences eingesetzte Kommission von Medizinern und Naturforschern, zu der auch Benjamin Franklin und Antoine Lavoisier gehörten, gelangte 1784 (Rapport des commissaires, charges par le Roy, de iexamen du magnetisme animal, dt. 1787) zu dem Schluß, daß dem tierischen Magnetismus keine physikalische Kraft oder materielle Substanz zugrundeliege, die beobachteten Ergebnisse vielmehr Auswirkungen der Berührung und Einbildungskraft seien. In einem geheimen Bericht für den König wurde auf die Gefahren der Erotisierung der ArztPatienten-Beziehung hingewiesen. Ein ähnlich negatives Urteil fällte die Kommission der Societe Royale de Medecine. Die Französische Revolution vertrieb M. unter Verlust seines Vermögens aus Paris; er hielt sich an verschiedenen Orten in der Schweiz und Deutschland sowie kurzfristig in Wien auf, wo er 1793 als Jakobiner verhaftet und aus der Stadt verwiesen wurde. 1798 begab sich M. noch einmal nach Frankreich und erreichte einen Vergleich mit der Regierung. 1800 veröffentlichte M. Über meine Entdeckungen

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(frz. 1799). Zahlreiche Mediziner in verschiedenen Ländern griffen seine Therapie auf. Seit 1803 lebte M. bis zu seinem Tod am Bodensee, zunächst in Meersburg, wohin er nach mehrfachem Ortswechsel schließlich wieder zurückkehrte und wo er auch beerdigt wurde. Beeinflußt von verbreiteten zeitgenössischen Vorstellungen des Mikro-Makrokosmos-Parallelismus und der Magnetkur, ging M. von einem feinen physischen Fluidum („Allflut") aus, das das ganze Weltall durchströmte und dessen Hemmungen oder Stockungen über die Nerven im Körper des Menschen Krankheit verursachten. Der Therapeut kann mit einem Magneten diese Störungen überwinden, was ihm auch durch „Striche" mit der Hand oder dem Zeigefinger oder allein durch den Blick gelingt; Spiegel und Schall können das Fluidum übertragen und verstärken. Mit Musik - M. spielte selbst virtuos die Glasharmonika - kann die Therapie unterstützt werden. Zur Anwendung kamen auch Gefäße mit Metallstäben, die von mehreren Patienten gleichzeitig berührt wurden. Heilsamen Einfluß sollten ebenfalls „magnetisierte" Bäume ausüben können. M. sprach von animalischem Magnetismus oder Lebensmagnetismus, um den Unterschied zum physikalischen Magnetismus zu betonen. Eine Renaissance erlebte M. mit seiner Lehre seit 1810 bei den Romantikern, während er sich selbst stets als Aufklärer verstand. Wesentlich trug hierzu das Werk Mesmerismus. Oder System der Wechselwirkungen bei, das von dem Arzt Karl Christian Wolfart 1814 herausgegeben wurde und sich nicht nur auf Gesundheit, Krankheit und Therapie beschränkte, sondern auch Fragen der Erziehung, Gesellschaft und Gesetze behandelt. Bei zahlreichen romantischen Dichtern finden sich Spuren von M. (—> Jean Paul, Der Komet; E. T. A. Hoffmann, Der Magnetiseur, Der unheimliche Gast', Heinrich von Kleist, Käthchen von Heilbronn), aber auch bei —»Goethe (Wahlverwandtschaften) und späteren Autoren des 19. und 20. Jh. (Balzac, Edgar Allan Poe, Thomas Mann). Ebenso spielte der Mesmerismus bei den Naturphilosophen und vor allem bei den Medizinern der Romantik eine Rolle und wurde auch in der Öffentlichkeit beachtet. —» Hegel entwickelte eine spekulative Deutung und wies zugleich auf Gefahren hin; —> Schelling griff in Clara oder über den Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt den Somnambulismus auf; —>Schopenhauer bezeichnete den Mesmerismus als „die inhaltschwerste aller jemals gemachten Entdeckungen"; —»Schleiermacher ließ sich bei Wolfart magnetisieren. Justinus Kerner richtete eine mesmeristische Praxis in Weinsberg ein und publizierte mit der Seherin von Prevorst (1829) einen umfassenden Patientenbericht. Adolph Karl August von —> Eschenmayer verfaßte 1816 einen Versuch, die scheinbare Magie des thierischen Magnetismus aus physiologischen und psychischen Gesezen zu erklären. Noch 1857 erschien von Carl Gustav ->Carus die mesmeristische Studie Lebensmagnetismus. Im „magnetischen Schlaf* oder „künstlichen Somnambulismus", einer Entdeckung des Mesmerschülers Armand Marc Jacques de Puysegur (1784), sollen nach romantischer Sicht die Gesetze der Zeit und des Raumes aufgehoben, Kontakte zum Jenseits hergestellt werden, der Patient soll seine Krankheit diagnostizieren und selbst therapeutische Vorschläge machen können. Die weitere Entwicklung des Mesmerismus führte zur modernen Psychotherapie und Tiefenpsychologie (Hypnose, Suggestion), trug aber auch zur Ausbreitung von Okkultismus und Spiritismus bei. WEITERE WERKE: Beschwerden und Vorstellungen an das Parlament zu Paris wider den Bericht des Kgl. Commissionärs vom thierischen Magnetismus. Wien 1785 - Sammlung der neuesten gedruckten und geschriebenen Nachrichten von Magnetcuren vorzüglich der Mesmerischen. Leipzig 1798.

Metzke LITERATUR: Justinus Kerner: F. A. M. aus Schwaben, Entdecker des thierischen Magnetismus. Frankfurt/Main ]856. - Josef Vliegen: Von M. bis Breuer. In: Psychologie des 20. Jahrhunderts. Bd. l, Zürich 1976, S. 687-700. Robert Darnton: Der Mesmerismus und das Ende der Aufklärung in Frankreich. München 1983. - Heinz Schott (Hrsg.): F. A. M. und die Geschichte des Mesmerismus. Stuttgart 1985. - Gereon Wolters (Hrsg.): F. A. M. und der Mesmerismus. Konstanz 1988. - Heinrich Feldt: Der Begriff Kraft im Mesmerismus. Med. Diss. Bonn 1990. - Jürgen Barkhoff: Magnetische Fiktionen. Literarisierung des Mesmerismus in der Romantik. Stuttgart 1995. Dietrich von Engelhardt Messer, August, * 11.2.1867 Mainz, t 11.7.1947 Rostock. M., Sohn eines Kaufmanns und Fabrikanten, studierte klassische und deutsche Philologie sowie Geschichte an den Universitäten Gießen, Straßburg und Heidelberg und war nach der Promotion 1893 (Über das Verhältnis von Sittengesetz und Staatsgesetz bei Hobbes) im Schuldienst tätig. 1899 habilitierte er sich an der Univ. Gießen für Philosophie und Pädagogik, wurde 1904 a. o. Prof. und übernahm 1910 den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik. 1933 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen, konnte jedoch seine reguläre Emeritierung im selben Jahr durchsetzen. M., der als Schüler von Oswald —» Külpe gilt, befaßte sich mit Erkenntnislehre, Pädagogik (Volkshochschul- und Hochschuldidaktik) und einer induktiven Metaphysik. 1925-33 war er Herausgeber der Zeitschrift „Philosophie und Leben". M. veröffentlichte u.a. Einführung in die Erkenntnistheorie (1909, 3 1927), Die Philosophie der Gegenwart (1916, 81934), Natur und Geist (1920), Psychologie (1914, völlig umgearbeitet 5 1934), Weltanschauung und Erziehung (1921), Pädagogik der Gegenwart (1926, 2 1931) und Deutsche Wertphilosophie der Gegenwart (1926). Weite Verbreitung erfuhren seine Geschichte der Philosophie (4 Bde., 1912-16, 8'91932-35) und seine Geschichte der Pädagogik (3 Bde., 1925, 2 1930/31). WEITERE WERKE: Kants Ethik. Leipzig 1904. - Empfindung und Denken. Leipzig 1908, 31928. - Das Problem der Willensfreiheit. Leipzig 1911, 31922. - Ethik. Leipzig 1918, 21925. - Glauben und Wissen. Geschichte einer inneren Entwicklung. München 1919,41935. - Fichte. Seine Persönlichkeit und seine Philosophie. Leipzig 1920. - Oswald Spengler als Philosoph. Stuttgart 1922, 2 I924. - Der kritische Realismus. Karlsruhe 1923. - A. M. (Selbstdarstellung). In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 3. Leipzig 1923, S. 145-176. - Philosophische Grundlegung der Pädagogik. Breslau 1924. - Immanuel Kants Leben und Philosophie. Stuttgart 1924. - Einführung in die Philosophie und Pädagogik. Leipzig 1931. - Lebensphilosophie. Leipzig 1931. LITERATUR: Gerhard Klamp: A. M. Leben und Werk. Eine Nachruf post festum und erste Würdigung. In: Zeitschrift für philosophische Forschung l (1946/47) S. 397-403 (mit Bibliographie). - Ders.: Supplement zur Bibliographie A. M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 618-620. - Bernulf Kanitscheider: A. M. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Hans Georg Gundel u.a. Marburg 1982, S. 645-657. Metz, Andreas, * 7. 12. 1767 Bischofsheim/Rhön, t 7. 12. 1839 Würzburg. M. studierte in Würzburg, trat dort 1786 in das geistliche Seminar ein und wurde 1791 zum Priester geweiht. Dann seelsorgerisch tätig, wurde er 1794 Prof. der Philosophie und Mathematik am Gymnasium in Würzburg, erhielt 1798 die Venia legendi an der Univ. Würzburg und war seit 1802 o. Prof. der Philosophie. M. veröffentlichte u. a. Kurze und deutliche Darstellung des Kantischen Systems (1795, 2. Aufl.

unter dem Titel Darstellung und Hauptmomente der Elementarlehre der Kantischen Kritik, 1802, Nachdruck 1974), Handbuch der Logik (1802, 21816) und Grundriß der praktischen Philosophie (1826). WEITERE WERKE: Systeme philosophiae pracitcae. Würzburg 1798. - Grundriß der Anthropologie in pragmatischpsychologischer Hinsicht. Würzburg 1808, 2 1821. - Über den Wert der Logik im Verhältnis zur Metaphysik und Mathematik. Würzburg 1814. - Über den Begriff der Naturphilosophie. Würzburg 1829. Metzger, Arnold, * 24.2.1892 Landau (Pfalz), t 16.8. 1974 Badgastein (Österreich). M., Sohn eines Weinbauern, studierte 1910-14 Philosophie, Nationalökonomie und Geschichte in Jena, wurde 1915 promoviert (Untersuchungen zur Frage der Differenz der Phänomenologie und des Kantianismus) nahm am Ersten Weltkrieg teil und war 1920-24 Assistent Edmund —»Husserls in Freiburg/Breisgau. 1933 veröffentlichte M. seine Habilitationsschrift Phänomenologie und Metaphysik (2I966), konnte jedoch wegen seiner jüdischen Herkunft nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten keine akademische Laufbahn beginnen und war 1935-37 Dozent für Philosophie an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. 1938 emigrierte er nach Paris, 1940 nach England und 1941 in die USA, wo er 1946-48 Dozent für Philosophie am Simmons College in Boston war und Vorlesungen an der Harvard University hielt. 1952-74 las er als Honorarprofessor der Philosophie in München über Sozial- und Existenzphilosophie sowie Phänomenologie. M.s Hauptwerk ist Freiheit und Tod (1955, 21972). Das 1968 abgeschlossene Manuskript Automation und Autonomie. Einfährung in die Philosophie der sozialisierten Gesellschaft ist unveröffentlicht. WEITERE WERKE: Der Gegenstand der Erkenntnis. Halle 1925. - Dämonie und Transzendenz. Pfullingen 1964. Automation und Autonomie. Das Problem des freien Einzelnen im gegenwärtigen Zeitalter. Pfullingen 1964. - Der Einzelne und der Einsame. Pfullingen 1967. - Existentialismus und Sozialismus. Pfullingen 1968. - Phänomenologie der Revolution. Frankfurt/Main 1979. - Ernst Bloch/ A. M.: „Wir arbeiten im gleichen Bergwerk". Briefwechsel 1942-72. Hrsg. v. Karola Bloch, Ilse Melzger und Eberhard Braun. Frankfurt/Main 1987 (mit Nachwort von Eberhard Braun, S. 129-152). LITERATUR: Gotthard Günther: Ideen zu einer Metaphysik des Todes. In: Archiv für Philosophie 7 (1957). - Frank Böckelmann: Annäherungen an A. M.s Phänomenologie der revolutionären Selbstreflexion. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 24 (1970) S. 372-388. Metzke, Erwin, * 3.7. 1906 Danzig, t 3.7.1956 Tübingen. M. studierte Philosophie, Philologie und Theologie und wurde 1929 in Königsberg promoviert (Karl Rosenkranz und Hegel). 1934 wurde er Privatdozent, 1940 apl. Prof. in Köln, 1944 Prof. in Heidelberg und 1953 in Tübingen. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Erforschung der Geschichte der Metaphysik des späten Mittelalters und der Neuzeit, u. a. bei —» Luther, —> Kant, —> Hegel und —> Marx. M. veröffentlichte u. a. Geschichtliche Wirklichkeit. Gedanken zur einer deutschen Philosophie der Geschichte (1935), Paracelsus' Anschauung von der Welt und vom menschlichen Leben (1943), Handlexikon der Philosophie (1948, 21949) und Sakrament und Metaphysik (1948) und bearbeitete den 1. Band (Altertum und Mittelalter) der Geschichte der Philosophie von Karl -»Vorländer neu (1949). WEITERE WERKE: Hamanns Stellung in der Philosophie des 18. Jahrhunderts. Halle 1934. - Coincidentia oppositorum.

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Meumann Gesammelte Studien zur Philosophiegeschichte. Hrsg. v. Karlfried Gründer. Witten 1961. LITERATUR: Lothar Bornscheuer: Bibliographie E. M. In: E. M.: Coincidentia oppositorum. [s.o.] S. 345-351. Meumann, Ernst, * 29.8.1862 Uerdingen (heute zu Krefeld), t 26.4.1915 Hamburg. M. studierte zunächst evang. Theologie in Halle und Bonn und wurde 1891 an der Univ. Tübingen zum Dr. phil. promoviert. Danach arbeitete er am Institut für experimentelle Psychologie bei Wilhelm -»Wundt in Leipzig, habilitierte sich 1894 mit der Schrift Untersuchungen zur Psychologie und Ästhetik des Rhythmus und wurde 1897 a. o. Prof. der induktiven Philosophie und Pädagogik an der Univ. Zürich, an der er seit 1900 o. Prof. war. 1905-07 lehrte M. an der Univ. Königsberg, 1907-09 in Münster, 1909/10 in Halle und 1910/11 in Leipzig, ehe er 1911 als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik nach Hamburg an das Öffentliche Vortragswesen, die spätere Univ. Hamburg, berufen wurde. M. wandte das Laborexperiment als empirische Forschungsmethode auf Fragestellungen der Pädagogik an; er zählt damit zu den Pionieren der empirischen Pädagogik und pädagogischen Psychologie. Er veröffentlichte u. a. Vorlesungen zur Einführung in die experimentelle Pädagogik und ihre psychologischen Grundlagen (2 Bde., 1907; 2. Aufl., 3 Bde., 1911-14; Bd. l, 31916; Bd. 2, 31920), Einführung in die Ästhetik der Gegenwart (1908,41930), Intelligenz und Wille (1908, 41925), Ökonomie und Technik des Gedächtnisses (1908, 51920) und Abriß der experimentellen Pädagogik (1914,21920). M. gab die .Zeitschrift für pädagogische Psychologie und experimentelle Pädagogik" heraus (1911-14 mit Otto Scheibner) und war mit Wilhelm —» Wirth Herausgeber des „Archivs für die gesamte Psychologie" (1911-14). WEITERE WERKE: System der Ästhetik. Leipzig 1914, '1919. LITERATUR: Paul Probst: Bibliographie E. M. Mit einer Einleitung zur Biographie. Herzberg 1991. - Paul Müller: E. M. als Begründer der experimentellen Psychologie. Diss. Zürich 1941. Meurers, (Peter) Joseph, * 13.2.1909 Köln, t 31.7.1987 Ruhpolding (Oberbayern). M. studierte Mathematik, Physik, Astronomie und Philosophie in Freiburg/Breisgau, Göttingen und Bonn (u. a. bei Arnold Kohlschütter und Theodor —»Litt) und wurde 1934 mit der Arbeit Die allgemeinen Beziehungen zwischen Leuchtkraft, der Masse und der effektiven Temperatur der Sterne an der Univ. Bonn promoviert. 1938 habilitierte er sich (Studien über die Entartung der Materie in den Sternen und Planeten), lehnte eine in Köln angebotene Dozentur ab und war dann als Meteorologe tätig. Seit 1947 lehrte er Meteorologie an der Univ. Bonn, wurde 1948 Assistent an der dortigen Sternwarte, 1949 a. o. Prof. der Astronomie und war seit 1962 o. Prof. der Astronomie an der Univ. Wien. Neben astronomischen und meteorologischen Arbeiten (u. a. Astronomische Experimente, 1956; Allgemeine Astronomie, 1972) beschäftigte sich M., beeinflußt von —»Heidegger und -»Jaspers, vor allem mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft, Philosophie und Religion. Er veröffentlichte u. a. Wilhelm Diltheys Gedankenwelt und die Naturwissenschaft (1936), Die Frage nach Gott und die Naturwissenschaft (1962), Kosmologie heute (1984) und Gott bist Du? (1984). Seit 1957 war M. Herausgeber der Zeitschrift „Philosophia Naturalis". WEITERE WERKE: Das Alter des Universums. Eine philosophische Studie zum Problem des Weltalters in der Astronomie. Meisenheim/Glan 1954. - Wissenschaft im Kollektiv. Ein neuer Versuch zum Verständnis des dialektischen Materialismus. München 1959. - Die Sehnsucht nach dem verlo-

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renen Weltbild. Verlockung und Gefahr der Thesen Teilhard de Chardins. München 1963. LITERATUR: Bruno Meurers: Verzeichnis der Veröffentlichungen: J. M. (1909-1987). In: Philosophia naturalis 24 (1987), Heft 2, S. V-XV. - Martha Vennerstein/Hans Adam: Professor J. M. zum Gedenken. In: Philosophia naturalis 24 (1987), Heft 2, S. I-IV. Meyer, Hans, * 18.12.1884 Etzenbach (Niederbayern), t 30.4.1966 Frontenhausen (Niederbayern). M. studierte Philosophie in Regensburg, Freiburg/Breisgau und München, wo er 1906 promoviert wurde (Die Naturphilosophie Robert Boyles) und sich 1909 mit der Arbeit Der Entwicklungsgedanke bei Aristoteles habilitierte. Bis 1915 dort als Privatdozent tätig, wurde er 1921 a. o. Prof. und lehrte 1922-55 als Ordinarius für Philosophie und Pädagogik in Würzburg. Seit 1924 gab er die „Forschungen zur Philosophie und ihrer Geschichte" heraus. M. beschäftigte sich vor allem mit antiker und mittelalterlicher Philosophie und veröffentlichte neben Arbeiten über Werk und Wirken des Thomas von Aquin (Thomas von Aquin. Sein System und seine geistesgeschichtliche Stellung, 1938, 21961; Martin Heidegger und Thomas von Aquin, 1964) vor allem eine Geschichte der abendländischen Wellanschauung (6 Bde., 1947-50, spätere Auflagen unter dem Titel Abendländische Weltanschauung, 31965-67) und Systematische Philosophie (3 Bde., 1955-60; Bd. 4: Vinzenz -»Rüfner: Psychologie. Grundlagen und Hauptprobleme, 1969). WEITERE WERKE: Der gegenwärtige Stand der Entwicklungslehre. Bonn 1908. - Zur Psychologie der Gegenwart. Köln 1909. - Geschichte der Lehre von den Keimkräften von der Stoa bis zum Ausgang der Patristik. Bonn 1914. Platon und die Aristotelische Ethik. München 1919. - Natur und Kunst bei Aristoteles. Paderborn 1919. - Geschichte der alten Philosophie. München 1925. - Das Wesen der Philosophie und die philosophischen Probleme. Bonn 1936. LITERATUR: Die Schriften von H. M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 19 (1965) S. 540-542. - Alois Dempf: H. M.s abendländische Geistesgeschichte. In: Philosophisches Jahrbuch 63 (1954) S. 243-247 (mit Bibliographie). - Vinzenz Rüfner: H. M. zum Gedächtnis. In: Philosophisches Jahrbuch 74 (1966/67) S. 231-233. - Karl Leidlmair: H. M. (1884-1966). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 637-642. Meyer, Jürgen Bona, * 25.10.1829 Hamburg, t 22.6.1897 Bonn. M., Sohn eines Kaufmanns, studierte 1849-51 in Bonn Naturwissenschaften, in Berlin auch Philosophie und wurde dort 1854 promoviert (De principiis Aristotelis in distributione animalium adhibitis). Danach Privatgelehrter in Hamburg und bis 1860 Mitherausgeber des „Hamburger Wochenblatts", habilitierte er sich 1862 in Berlin, wurde Dozent für Philosophie an der Königlichen Kriegsakademie und folgte 1868 einen Ruf als o. Prof. nach Bonn. Zu seinen philosophischen Schriften zählen u. a. Zum Streit über Leib und Seele (1856) und Über den Sinn und Werth des Kriticismus (in: Deutsches Museum 11, 1857), mit denen er in den Materialismusstreit eingriff. Seit 1889 gab er die von Franz von Holtzendorff begründeten „Deutschen Zeit- und Streitfragen" heraus. M. gründete den Liberalen Schulverein für Rheinland und Westfalen, dessen „Monatsblatt" er seit 1883 herausgab. WEITERE WERKE: Aristoteles Thierkunde. Ein Beitrag zur Geschichte der Zoologie, Physiologie und alten Philosophie. Berlin 1855, Nachdruck 1975. - Über Fichtes Reden an die deutsche Nation. Hamburg 1862. - Kant's Psychologie dargestellt und erörtert. Berlin 1869. - Philosophische Zeitfra-

Michelet gen. Bonn 1870, 21874. - Arthur Schopenhauer als Mensch und Denker. Berlin 1872. - Weltelend und Weltschmerz. Eine Rede gegen Schopenhauer's und Hartmann's Pessimismus. Bonn 1872. - Der alte und der neue Glaube. Betrachtungen über David Friedr. Strauß' Bekenntniß. Bonn 1873. Fichte, Lassalle und der Socialismus. Berlin 1878. - Leitfaden zur Geschichte der Philosophie. Bonn 1882. - Probleme der Lebensweisheit. Berlin '-21887. LITERATUR: Theodor Lipps: J. B. M. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Bd. 2, S. 397-400. D. R.: M. In: ADB 55, 1910, S. 560-563. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. Meyer, Rudolf, * 25.4.1915 Baden (Kt. Aargau), t 4.1.1989 Certenago (Kt. Tessin). M., Sohn eines kaufmännischen Direktors, studierte bis 1938 Romanistik und Philosophie an der Sorbonne in Paris, danach in Zürich, wo er 1942 mit der Untersuchung Der Protest des Gewissens in der Philosophie bei Eberhard ->Grisebach promoviert wurde. 1946 habilitierte er sich (Leibniz und die europäische Ordnungskrise, 1948; Nachdruck 1984) und wurde 1956 Titularprofessor, 1958 - in der Nachfolge Karl -»Dürrs - a. o. Prof. und war seit 1969 o. Prof. der Geschichte der Philosophie und Logik an der Univ. Zürich. 1985 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. M. befaßte sich mit der Geschichte des philosophischen Denkens, mit —»Leibniz, —»Jungius und der Philosophie des deutschen Idealismus. Er edierte die Logica Hamburgensis von Jungius (1957) sowie dazu Logica Addimenta (1977, mit Wilhelm -> Risse). Seit 1968 war M. Leiter der Neuausgabe von Friedrich —» Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie (l983ff). Zusammen mit Walther Ch. Zimmerli leitete er seit 1974 die Hegel-Forschungsstelle der Univ. Zürich, die sich später der Philosophie -> Schellings zuwandte. Seit 1976 gehörte M. dem Vorstand der Internationalen Hegel-Gesellschaft an, deren Kopräsident er 1986 wurde. WEITERE WERKE: Studien zum Zeitproblem in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. München 1982. - Ist Naturphilosophie heute noch möglich? Hamburg 1984. LITERATUR: Helmut Holzhey: Professor Dr. R. W. M. In: Jahresbericht der Universität Zürich 1988/89, S. 145. Walther Ch. Zimmerli: Nachruf auf R. W. M. In: Jahresbericht der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg 1989, S. 66-70. Meyer, Theodor, * 4.3.1821 Bonzen (Kt. Aargau), t 4.2. 1913 Exaeten bei Roermond (Niederlande). Der Bauernsohn trat 1841 in die Gesellschaft Jesu ein, wurde infolge des Sonderbundkriegs 1847 aus der Schweiz vertrieben und kam über verschiedene Stationen in das Kolleg von Sandec (Galizien), dann nach Belgien. In Löwen beendete er seine Studien, empfing 1851 die Priesterweihe und übernahm im folgenden Jahr in Paderborn einen Lehrauftrag für dogmatische Theologie. Seit 1856 unterrichtete M. an den Ordenskollegien in Bonn, Aachen, Maria Laach (1863), Blijenbeek und Exaeten (1885) Ethik und Naturrecht. Er gehörte zu den Begründern der Zeitschrift „Stimmen aus Maria-Laach". M. veröffentlichte u. a. Institutiones iuris naturalis seu philosophiae moralis universae secundum principia S. Thomae Aquinatis (2 Bde., 1885-1900). WEITERE WERKE: Grundsätze der Sittlichkeit und des Rechts nach Maßgabe der im Syllabus VII verzeichneten Irrtümer. Freiburg/Breisgau 1868. - Die christlich-ethischen Sozialprinzipien und die Arbeiterfrage. Freiburg/Breisgau 1891, verbessert 61904 (zuerst in: Stimmen aus Maria Laach, 1871 und 1872). LITERATUR: Walter Kerber: M., T. In: NDB 17, 1994. S. 374-375.

Meyer-Abich, Adolf, * 14.11.1893 Emden, t 3.3.1971 Hamburg. M.-A. studierte Philosophie und Naturwissenschaften an den Universitäten Göttingen und Jena, wurde 1916 promoviert (Über Liebmanns Erkenntnislehre und ihr Verhältnis zur Kantischen Philosophie. Ein Beitrag zur Kritik des modernen Intellektualismus) und war Bibliothekar an den Universitätsbibliotheken in Göttingen, Kiel und Hamburg. 1926 wurde er Privatdozent an der Univ. Hamburg. 1929 ging er als Prof. der Philosophie an die Staats-Universität Santiago de Chile, lehrte seit 1930 als a. o. Prof. in Hamburg, seit 1946 als a. o. Prof. der Geschichte der Naturwissenschaften und wurde 1958 o. Professor. Zwischenzeitlich unternahm M.-A. Vortragsreisen durch Nord- und Südamerika (1935) und war in der Dominikanischen Republik Direktor des „Institute Cientifico Dominico-Aleman" (1938). 1932 wurde M.-A. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Als einer der Hauptrepräsentanten und Mitbegründer des „Holismus", der Lehre, daß alle Daseinsformen der Welt danach streben, ein Ganzes zu sein, verfaßte er Schriften zur Geistesgeschichte der Naturwissenschaften, vor allem der Biologie, u. a. Logik der Morphologie im Rahmen einer Logik der gesamten Biologie (1926), Ideen und Ideale der biologischen Erkenntnis (1934), Naturphilosophie auf neuen Wegen (1948) und Geistesgeschichtliche Grundlagen der Biologie (1963). Er war Herausgeber des Sammelbandes Biologie der Goethezeit (1949). WEITERE WERKE: Das Prinzip der Ganzheitskausalität erläuert an dem von ihm bewirkten Bedeutungswandel bekannter biologischer Theorien. Bremen 1937. - Der Ursprung des Lebens oder die Entstehung des Anorganischen. Uppsala u.a. 1945. - Beiträge zur Theorie der Evolution der Organismen. Leiden 1950. - The historico-philosophical background of the modern evolution-biology. Leiden 1964. Alexander von Humboldt. Reinbek 1967. - Die Vollendung der Morphologie Goethes durch Alexander von Humboldt. Ein Beitrag zur Naturwissenschaft der Goethezeit. Göttingen 1970. Michelet, Karl Ludwig, auch Charles Louis M., * 4.12.1801 Berlin, t 16. 12. 1893 Berlin. M., Sohn eines Textilkaufmanns, studierte 1819-22 an der Univ. Berlin Rechtswissenschaft, besuchte auch philosophische Veranstaltungen und hörte von 1821 an sämtliche Vorlesungen -» Hegels, bei dem er 1824 mit der rechtsphilosophischen Dissertation De doli et culpae in iure criminali notionibus promoviert wurde. 1826 habilitierte er sich und wurde 1829 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Berlin, an der er bis 1874 lehrte. Zu seinen Schülern zählte David Friedrich -»Strauß. M. erlangte vor allem durch die Verbreitung und Weiterentwicklung der Philosophie Hegels Bedeutung. Er war 1843 Mitbegründer der Philosophischen Gesellschaft in Berlin, beteiligte sich an den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik" (1827-46) und gab die Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie Hegels heraus. In seinen eigenen Werken trat M. für eine Anwendung der Hegeischen Lehre in einer „Philosophie der Tat" ein. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der letzten Systeme der Philosophie in Deutschland, von Kant bis Hegel (2 Bde., 1837/38), Die Epiphanie der ewigen Persönlichkeit des Geistes (3 Bde., 1844-52), Die Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklungsgänge seit dem Jahre 1775 bis auf die neuesten Zeiten (2 Bde., 1859/60), Naturrecht oder Rechts-Philosophie als die praktische Philosophie (2 Bde., 1866), Hegel, der unwiderlegte Wertphilosoph (1870), Das System der Philosophie als exacter Wissenschaft, enthaltend Logik, Naturphilosophie und Geistesphilosophie (5 Bde., 1876-81) und die Autobiographie Wahrheit aus meinem Leben (1884).

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Michelis WEITERE WERKE: Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältnisse zum Systeme der Moral. Berlin 1827. - System der philosophischen Moral. Berlin 1828. - Examen critique de l'ouvrage d'Aristote intitule Metaphysique. Paris 1836 (Preisschrift der Acadimie des Sciences Morales et Politiques, Paris). - Anthropologie und Psychologie, oder die Philosophie des subjectiven Geistes. Berlin 1840. - Vorlesungen über die Persönlichkeit Gottes und Unsterblichkeit der Seele. Berlin 1841. - Entwicklungsgeschichte der neuesten deutschen Philosophie. Berlin 1843. Historisch-kritische Darstellung der dialektischen Methode Hegels. Leipzig 1888 (mit G. H. Haring). Nachdruck Hildesheim 1977,21980. LITERATUR: 8 Abhandlungen, Herrn Prof. Dr. K. L. M. zum 90. Geburtstag als Festgruß dargereicht von Mitgliedern der philosophischen Gesellschaft. Leipzig 1892 (mit Bibliographie, S. 86-102). - Eugen Heinrich Schmitt: M. und das Geheimnis der Hegel'schen Dialektik. Frankfurt/Main 1888. Walter Kühne: Graf August Cieszkowski. Leipzig 1938. Norbert Waszek: M., K. L. In: NDB 17, 1994, S. 447. Michelis, Friedrich, * 27.7.1815 Münster (Westfalen), t 28.5.1886 Freiburg/Breisgau. M. studierte seit 1834 Philosophie und Theologie an der Akademie in Münster, empfing 1838 die Priesterweihe, war 1844-49 Kaplan und Religionslehrer in Duisburg und wurde 1849 an der Univ. Bonn zum Dr. phil. promoviert (De enunciationis natura sive de vi, quam in grammaticam habuit Plato). Danach unterrichtete M. am Seminarium Theodorianum in Paderborn, wurde 1854 Direktor des neugegründeten Collegium Borromaeum in Münster, legte sein Amt jedoch nach wenigen Monaten nieder und war 1855-64 Pfarrer in Albachten bei Münster. 1864 wurde er a. o. Prof. der Philosophie am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Ostpreußen), 1866 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und 1867 des Norddeutschen Parlaments. Aufgrund seiner strikten Ablehnung des päpstlichen Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit wurde M. 1870 von seiner Professur suspendiert und 1871 exkommuniziert. In den folgenden Jahren warb er in Wort und Schrift für die sich bildende altkatholischen Kirche (u. a. Was ist und was will der Altkatholizismus?, 1875) und übersiedelte 1875 nach Freiburg, wo er als Pfarrer bis zu seinem Tod der altkatholischen Gemeinde vorstand. M. schrieb eine Kritik der Günther'sehen Philosophie (1854) und Die Philosophie Platons in ihrer inneren Beziehung zur geoffenbarten Wahrheit (2 Bde., 1859/60). WEITERE WERKE: Der Materialismus als Köhlerglaube. Münster 1856. - Das Formentwicklungsgesetz im Pflanzenreich oder das natürliche Pflanzensystem, nach idealem Princip ausgeführt. Bonn 1869. - Die Philosophie des Bewußtseins. Bonn 1877. - Katholische Dogmatik. Freiburg/Breisgau 1881. - Das Gesammtergebnis der Naturforschung, denkend erfaßt. Freiburg/Breisgau 1885. LITERATUR: Arnold Kowalewski: Die Philosophie des Bewußtseins von F. M. und ihre Bedeutung für die Philosophie überhaupt. Berlin 1897. - Willi Beiz: F. M. und seine Bestreitung der Neuscholastik in der Polemik gegen Joseph Kleutgen. Leiden 1978 (mit Bibliographie). - Franz Xaver Bischof: M., F. In: NDB 17, 1994, S. 449-450. Michelitsch, Anton, * 25.5.1865 Eibiswald (Steiermark), t 3.3. 1958 Graz. M. studierte an der Gregoriana in Rom, wo er 1892 zum Dr. phil. et theol. promoviert wurde. 1891 zum Priester geweiht, wurde er 1895 Hofkaplan in Graz und war 1897-1934 Prof. der Philosophie und Apologetik an der dortigen Universität, 1921/22 deren Rektor. M., Vertreter des Neuthomismus, verfaßte zahlreiche Schriften zur Philosophie des Thomas von Aquin, zur Naturphilosophie und Metaphysik sowie zur Apologetik, u. a. Atomismus, Hylemorphis-

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mus und Naturwissenschaft (1900), Elementa apologeticae sive theologiae fundamental (1900-04, 31925), Einleitung in die Erkenntnislehre (1910, 21923), Einleitung in die Naturphilosophie (1921, 21923) und Einleitung in die Metaphysik (1922). Seine Illustrierte Geschichte der Philosophie (2 Bde.) erschien 1933. Als Direktor der Katholischen Preßvereinsanstalten in Graz (1900-06) begründete M. die „Kleine Zeitung". WEITERE WERKE: Haeckelismus und Darwinismus. Eine Antwort auf Haeckels „Welträthsel". Graz 1900. - Allgemeine Religionsgeschichte. Graz 1930. Micraelius, Johannes, eigentl. J. Lütkeschwager, * 1.9. 1597 Köslin (Pommern), t 3. 12. 1658 Stettin. Der Sohn eines Archidiakons studierte seit 1617 an der Univ. Königsberg, erwarb an der Univ. Greifswald den Grad eines Magister artium und wurde 1624 Prof. der Rhetorik, 1641 Rektor und Prof. der Theologie und Philosophie am fürstlichen Pädagogium in Stettin. 1649 wurde er an der Univ. Greifswald zum Dr. theol. promoviert, an der er seit 1656 Prokanzler war. M. verfaßte einige dramatische Werke, insbesondere Schulkomödien mit Inhalten aus der klassischen Antike (u. a. Tragico-Comoedia Nova de Pomeride a Lastevio afflicta [,..], 1631). Bedeutung erlangte er jedoch hauptsächlich durch seine historischen Arbeiten (Syntagma historiarum ecclesiae, 1630, 41699), ein Lexicon philosophicum terminorum philosophis usitatorum (1653, 21662, Neudr. 1966) und durch sein theologisches Hauptwerk Ethnopronius tribus dialogorum libris [...] (1647, 31674). LITERATUR: Von Bülow: M. In: ADB 21, 1885, S. 700-701. Lutz Geldsetzer: Über das philosophische Lexikon des J. M. und die philosophische Lexikographie. Düsseldorf 1966 (= zugleich Einleitung zum Nachdruck von J. M., Lexicon philosophicum terminorum philosophis usitatorum, Stettin 2 1662, in: Instrumenta Philosophica, Series Lexica I, Düsseldorf 1966). - Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983. Misch, Georg, Pseud. Peter Langen, * 5.4. 1878 Berlin, t 10.6.1965 Göttingen. Der Kaufmannssohn studierte seit 1896 in Berlin Philosophie und Rechtswissenschaft, wurde 1900 mit einer Dissertation Zur Entstehung des französischen Positivismus promoviert und habilitierte sich 1905 für Philosophie. Seit 1911 a.o.Prof. in Marburg, 1914-18 im Dienst des Sanitätskorps, erhielt er 1916 einen Ruf nach Göttingen, trat das Lehramt dort 1919 an und wurde im selben Jahr o. Professor. 1923-38 war M. ordentliches Mitglied der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften. 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft zwangsweise in den Ruhestand versetzt, emigrierte er 1939 nach Großbritannien. 1946 nach Göttingen zurückgekehrt, wurde er rehabilitiert und im selben Jahr wegen Erreichung der Altersgrenze emeritiert. M.s geistesgeschichtlich orientierte Arbeiten stehen in der Nachfolge seines Lehrers (und Schwiegervaters) Wilhelm —>Dilthey, dessen Werke er ebenso wie die Hermann —»Lotzes herausgab. An der Geschichte der Autobiographie, einem Standardwerk der Biographieforschung (Bd. l, 1907, 21930, stark vermehrt 1949/50 in 2 Teilbänden, "1974-76; Bd. 2.1, 1955, '1988; Bd. 2.2, 1955, 31992; Bd. 3.1, 1959, 31998; Bd. 3.2, 1962, 2 1979; Bd. 4.l, postum 1967; Bd. 4.2, postum 1969) arbeitete er von 1900 bis zu seinem Tod. Neben seinem philosophisch bedeutendsten Werk Lebensphilosophie und Phänomenohgie. Eine Auseinandersetzung der Dilthey'sehen Richtung mit Heidegger und Husserl (1930, 31967), in dem er die Lebensphilosophie gegenüber der Freiburger Schule der Phänomenologie zu behaupten suchte, veröffentlichte er u. a. Der Weg in die Philosophie (1926, 21950).

Möhler WEITERE WERKE: Vom Lebens und Gedankenkreis Wilhelm Diltheys. Frankfurt/Main 1947. - Der Aufbau der Logik auf dem Boden der Philosophie des Lebens. Göttinger Vorlesungen über Logik und Einleitung in die Theorie des Wissens. Hrsg. v. Gudrun Kühne-Bertram und Frithjof Rodi. Freiburg/München 1994. LITERATUR: Erich Weniger: Sämtliche Veröffentlichungen von G. M. In: Archiv für Philosophie 8 (1958) S. 172-177. Josef König: G. M. als Philosoph. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. I: Philologischhistorische Klasse, Jg. 1967, S. 149-245 (mit Bibliographie). - Otto Friedrich Bollnow: Lebensphilosophie und Logik. G. M. und der Göttinger Kreis. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 34 (1980) S. 423-440. - Ders.: Zur hermeneutischen Logik von G. M. und Hans Lipps. Freiburg/Breisgau 1983. - Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. G. M.s „Geschichte der Autobiographie" im Kontext der Metaphysikkritik Diltheys. In: Michael Jaeger: Autobiographie und Geschichte. Stuttgart/Weimar 1995, S. 71-132. Der Philosoph G. M. In: Dilthey-Jahrbuch 11 (1997/98) S. 17-200; 12 (1999/2000). - Hans-Joachim Dahms: Aufstieg und Ende der Lebensphilosophie. Das philosophische Seminar der Universität Göttingen zwischen 1917 und 1950. In: Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Hrsg. v. Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms und Cornelia Wegeier. 2., erw. Aufl. München 1998, S. 287-336 (zu M. bes. S. 287-296). Mises, Richard Martin Edler von, * 19.4. 1883 Lemberg (Galizien). t 14.7.1953 Boston (Massachusetts, USA). M. studierte an der TH Wien Maschinenbau, wurde 1906 promoviert (Die Ermittlung der Schwungmassen im Schubkurbelgetriebe) und ging im selben Jahr als Assistent an die Deutsche TH Brunn. Er habilitierte sich dort (Theorie der Wasserräder, 1909), war Honorardozent für Maschinenwesen und arbeitete nebenbei als Ingenieur. 1909 ging als a. o. Prof. der angewandten Mathematik nach Straßburg, erhielt nach Kriegsende einen Lehrauftrag für dieses Fach in Frankfurt /Main und wechselte 1919 auf den Lehrstuhl für Festigkeitslehre, Hydro- und Aerodynamik an der TH Dresden. 1920-33 war er persönlicher Ordinarius und Direktor des Instituts für angewandte Mathematik an der Univ. Berlin, folgte 1933 einem Ruf an die Univ. Istanbul und lehrte seit 1939 an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). M., seit 1923 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, lieferte richtungweisende Arbeiten auf fast allen Gebieten der angewandten Mathematik, insbesondere zur Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematischen Statistik sowie zur Aero-, Gas- und Hydrodynamik. Er begründete die „Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik". M. veröffentlichte u.a. Fluglehre (1918, 61957), Wahrscheinlichkeitsrechnung und ihre Anwendungen in der Statistik und theoretischen Physik (1931), Kleines Lehrbuch des Positivismus (1939), Mathematical theory of probability and statistics (1946) und Mathematical theory of compressible fluid flow (1949, 21958). WEITERE WERKE: Naturwissenschaft und Technik der Gegenwart. Leipzig 1922. - Vorlesungen aus dem Gebiete der angewandten Mathematik. Bd. 1. Wien 1931. - Wahrscheinlichkeit, Statistik und Wahrheit. Wien 1928, M951. Selected Papers. 2 Bde., Providence, Rhode Island 1963/64. LITERATUR: Österreichische Mathematik und Physik. Wolfgang Gröbner - R. v. M. - Wolfgang Pauli. Hrsg. von der Zentralbibliothek für Physik in Wien. Wien 1993. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 741-751.

Mittasch, (Paul) Alwin, * 27. 12. 1869 Großdehsa bei Löbau (Lausitz), t 4.6. 1953 Heidelberg. M. besuchte das Volksschullehrerseminar in Bautzen, unterrichtete an einer Leipziger Bezirksschule und studierte daneben seit 1896/97 Pädagogik und Chemie an der dortigen Universität. Trotz ausgezeichneter Promotion 1902 (Über die chemische Dynamik des Nickelkohlenoxyds) blieb ihm die akademische Laufbahn wegen des fehlenden Abiturs versperrt. M. kam als Chemiker zur BASF, entwickelte 1910 einen effektiven Mischkatalysator, der die großtechnische Synthese des Ammoniaks aus Luftstickstoff ermöglichte, und wurde 1918 als einer der engsten Mitarbeiter von Carl Bosch Leiter des neuen Ammoniaklabors in Oppau. Unter M. entstand dort innerhalb von zehn Jahren die größte chemische Forschungsstätte in Europa. Auf seinen Namen wurden über achtzig Patente eingetragen. 1933 trat M. in den Ruhestand und wurde 1937 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Er veröffentlichte u. a. Katalyse und Determinismus. Beitrag zur Philosophie der Chemie (1938), Schopenhauer und die Chemie (1939), Kurze Geschichte der Katalyse (1939), Lebensproblem und Katalyse (1947), Von der Chemie zur Philosophie (1948) und Salpetersäure aus Ammoniak (1953). Die Chronik meines Lebens (2 Bde., 1944-52) blieb unveröffentlicht. WEITERE WERKE: Naturforschergedanken über Unsterblichkeit. Heidelberg 1944. 2., erw. Aufl. unter dem Titel: Unvergänglichkeit? Naturforschergedanken über Unsterblichkeit. Heidelberg 1947. - Friedrich Nietzsches Naturbeflissenheit. Heidelberg 1950. - Friedrich Nietzsche als Naturphilosoph. Stuttgart 1952. - Erlösung und Vollendung. Gedanken über die letzten Fragen. Meisenheim/Wien 1953. Entelechie. München/Basel 1959. Mitterer, Albert, * 8.3.1887 Schwaz (Tirol), t 4.5.1966 Wien. Der Sohn eines Weichenwärters studierte 1907-11 in Brixen Theologie, wurde 1911 zum Priester geweiht und war in der Seelsorge sowie als Supplent für philosophisch-theologische Propädeutik tätig. 1915 setzte er sein Studium in Wien fort, wurde 1919 zum Dr. theol. promoviert und ging 1920 als Prof. der Fundamentaltheologie an die Theologische Diözesanlehranstalt in Brixen, wo er bis zur zwangsweisen Aussiedlung aus Südtirol 1940 lehrte. Im folgenden Jahr übernahm er die Lehrstuhlvertretung für Fundamentaltheologie und Apologetik in Wien und war 1948-58 Ordinarius. M. setzte sich im Sinn eines „kritischen Thomismus" vor allem mit den modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auseinander und schrieb u. a. Elternschaft und Gattenschaft (1949), Geheimnisvoller Leib Christi (1950), Dogma und Biologie der heiligen Familie (1952) und Die Entwicklungslehre Augustins im Vergleich mit dem Weltbild des hl. Thomas von Aquin und dem der Gegenwart (1956). WEITERE WERKE: Das Ringen der alten Stoff-FormMetaphysik mit der heutigen Stoff-Physik. Innsbruck 1935. - Wesensartwandel und Artensystem der physikalischen Körperwelt. Brixen 1936. - Die Zeugung der Organismen, insbesondere des Menschen. Wien 1947. - Philosophie und Theologie. Wien 1948. Möhler, Johann Adam, * 5.5.1796 Igersheim bei Mergentheim, t 12.4. 1838 München. M., Sohn eines Bäckers und Gastwirts, besuchte Gymnasien in Mergentheim und Ellwangen. Seit 1815 studierte er Theologie an der „Katholischen Landesuniversität" in Ellwangen, die 1817 als Katholisch-Theologische Fakultät an die Univ. Tübingen verlegt wurde. Nach dem Abschluß des Studiums 1818 verbrachte M. ein Jahr am Priesterseminar in Rottenburg/Neckar und fand danach kurze Verwendung in der Seelsorge. 1820 wurde er Repetent am Wilhelmsstift in Tübingen. Für das akademische Lehramt bestimmt, konnte

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Mokre M. 1822 mit Unterstützung der württembergischen Regierung eine Studienreise antreten. 1823 wurde M. Privatdozent für Kirchengeschichte (und Kirchenrecht), 1826 a. o., 1828 o. Professor. Rufe an die Universitäten Freiburg und Breslau lehnte er ab. Ein Wechsel nach Bonn wurde, auch unter dem Einfluß von Georg —» Hermes, von Erzbischof August Graf Spiegel verhindert. M.s Erstlingswerk Die Einheit in der Kirche, oder das Princip des Katholicismus, dargestellt im Geiste der Kirchenväter der drei ersten Jahrhunderte (1825) erregte allgemeines Aufsehen, erfuhr aber auch Widerspruch bis zum Vorwurf der Häresie. In zwei Studien (Athanasius der Große und die Kirche seiner Zeit, 1827; Anselm. Erzbischof von Canterbury, I827/28) suchte er, sich von diesem Verdacht zu reinigen; im Anselm finden sich Anklänge einer romantischen, kulturapologetischen Sicht von Mönchtum und Mittelalter. 1832 erschien die Symbolik, oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten, nach ihren öffentlichen Bekenntnißschriflen, mit vielen Auflagen (25 allein in deutscher Sprache bis 1921) und zahlreichen Übersetzungen: eines der einflußreichsten und meistgelesenen theologischen Bücher des 19. Jahrhunderts. Die hier gebotene Deutung der beiden Konfessionen prägte die kath. Sicht. Im Grunde führte M. fort, was er bereits 1823/24 in einer Studie Pragmatische Blicke und in der Einheit (1825) vorbereitet hatte; der Protestantismus war für ihn die Verkörperung eines negativen Prinzips (Subjektivismus, Egoismus), das den Keim der Auflösung schon in sich trage, während der Katholizismus das positive Prinzip repräsentiere. Die durch das Erscheinen der Symbolik verursachten Spannungen und Streitigkeiten (vor allem mit Ferdinand Christian Baur) veranlaßten M. 1835, Tübingen zu verlassen und einen Ruf nach München anzunehmen. Hier las er vor allem über die Bücher des Neuen Testaments. Obgleich scharfer Polemik nicht abgeneigt, war M. persönlich äußerst empfindlich, wirkte aber dennoch stark in den Raum der Politik. Die sich formierende jungkirchliche, ultramontan gestimmte Bewegung war von seinen Ideen geprägt. Die Partei der „Möhlerianer" kämpfte (mit Rückbindung nach Rom) für die Rechte der kath. Kirche, gegen die „Unterdrückung" durch die (meist protestantischen) Regierungen in Deutschland. Nachdem M. 1838 zum Domdekan von Würzburg ernannt worden war, wollte König Ludwig I. dem gefeierten Theologen ein ungestörtes Arbeiten, fern von den Pflichten der Universität, ermöglichen. Durch seinen Tod konnte M. das Amt aber nicht mehr antreten. WEITERE WERKE: Bis 1966 siehe Verzeichnis der gedruckten Arbeiten J. A. M.s (1796-1838). Aus dem Nachlaß Stephan Lösch (t 1966). Durchgesehen, ergänzt und hrsg. v. Rudolf Reinhardt. - Nachgelassene Schriften. Nach den stenographischen Kopien von Stephan Lösch (1881-1966), hrsg. v, Rudolf Reinhardt. Bd. l: Vorlesungen, Entwürfe, Fragmente. Übertragen, bearbeitet und eingeleitet von Reinhold Rieger. Paderborn 1989. Bd. 2: Exegetische Vorlesungen. Übertragen, bearbeitet und eingeleitet von Reinhold Rieger. Paderborn 1990. - Vorlesungen zum Römerbrief. Hrsg. v. Reinhold Rieger. München 1990. - Vorlesungen über die Kirchengeschichte. Hrsg. v. Reinhold Rieger. 2 Bde., München 1992. LITERATUR: Siehe Verzeichnis von Manfred Weitlauff in NDB, Bd 17, 1994, S. 616-620. - Hubert Wolf: M. In: Bautz, Bd. 5, 1993, Sp. 1584-1593. Rudolf Reinhardt Mokre, Johann (Josef Alois), bis 1939 Hans M., * 4.6. 1901 Brück an der Mur (Steiermark), t 26. 12.1981 Graz. M. studierte Mathematik, Physik, Rechtswissenschaft und Philosophie an der Univ. Graz und wurde 1924 zum Dr.

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jur., 1925 zum Dr. rer. pol. (Das Verfassungsrecht der österreichischen Länder, 1929) und 1928 zum Dr. phil. (Gegenstandstheoretisches zur reinen Rechtslehre) promoviert. Danach war er Demonstrator an dem mit dem Philosophischen Seminar verbundenen Psychologischen Laboratorium, 1928-32 Wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Seminar der Univ. Graz, an der er sich 1931 für Rechtsphilosophie habilitierte, und wurde 1932 Privatdozent, 1937 tit. a. o. Professor. 1930-34 arbeitete M. hauptberuflich im Volksbildungswesen und war 1934-38 staatlicher Volksbildungsreferent für Steiermark. Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 als Volksbildner entlassen und 1939 als Universitätslehrer zwangspensioniert, emigrierte er in die USA. 1939/30 war er Lecturer in History of Governments am St. Peter's College in Jersey City (New Jersey), 1940-45 Instructor in Sociology am College of Arts and Sciences der Saint Louis University in St. Louis (Missouri) und 1945-48 Professor of Physics and Mathematics am Barat College of the Sacred Heart in Lake Forest (Illinois). 1946 wurde M. US-amerikanischer Staatsbürger. 1948/49 nahm er eine Gastprofessur an der Univ. Graz wahr, an der er von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1971 als o. Prof. der Rechts- und Staatswissenschaften lehrte. 1958-65 war er Leiter des von ihm angeregten Instituts für Empirische Soziologie und Statistik an der Univ. Graz. Nach dessen Trennung in ein Institut für Statistik und ein Institut für Soziologie leitete er letzteres 1965-68 allein und 1968-71 zusammen mit Kurt Freisitzer. M. hatte auch Anteil an der Gründung der Österreichischen Sektion der „Internationalen Vereinigung für Rechts- und Staatsphilosophie" (1963) und der Gründung des Instituts für Rechtsphilosophie an der Univ. Graz (1968). Er veröffentlichte u. a. Theorie des Gewohnheitsrechts. Problementwicklung und System (1932), Grundriß der Arbeiterkunde (1950) und Unsere Gesellschaft im Wandel der Zeiten (1955, 2 1956). Moleschott, Jacob, * 9.8.1822 's-Hertogenbosch (Niederlande), t 20.5.1893 Rom. Der Sohn eines niederländischen Hausarztes besuchte 1838-42 das Gymnasium in Kleve. Früh mit -»Hegels Lehren vertraut, befaßte er sich später mit David Friedrich -> Strauß und Friedrich Theodor ->Vischer und studierte 1842-45 Medizin in Heidelberg bei Friedrich Tiedemann, Leopold Gmelin und Jakob Henle. Er übersetzte Arbeiten des Physiologen Gerardus Johannes Mulder ins Deutsche und gewann mit der Schrift Kritische Betrachtung von Liebig's Theorie der Pflanzenernährung (1845) einen Preis der Teylerschen Gesellschaft. Mit De Malpighianis pulmonum vesiculis (1845) wurde M. bei Henle promoviert. Mit Franciscus Cornells Donders forschte er in Mulders chemischem Laboratorium und gründete mit Donders und Isaac van Deen die Zeitschrift „Holländische Beiträge zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften" (1846-48). 1847 wurde M. Privatdozent für Physiologie in Heidelberg. Bedeutende Schriften entstanden: Die Physiologie der Nahrungsmittel. Ein Handbuch der Diätetik (1850), Lehre der Nahrungsmittel für das Volk (1850), Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Thieren. Ein Handbuch für Naturforscher, Landwirthe und Aerzte (1851) und sein weltanschauliches Hauptwerk Der Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebig's Chemische Briefe (1852; 5. Aufl., 2 Bde., 1887) - beeinflußt von Ludwig —»Feuerbachs Religionskritik, der M.s Nahrungsmittellehre mit dem geflügelten Wort rezensierte: „Der Mensch ist, was er ißt". M. vertrat neben Ludwig —»Büchner und Carl —»Vogt den physiologischen Materialismus als freigeistige Volksaufklärung. Alle Lebensvorgänge wurden (gegen Justus von Liebig) durch chemischen Stoffwechsel ohne besondere „Lebenskraft" nur mittels „Kraft und Stoff' erklärt, seelische

Morasch Vorgänge („ohne Phosphor kein Gedanke") und der Wille als determinierte Gehirnzustände. Wegen Eintretens für die Leichenverbrennung zwecks Rückführung der Asche als Düngemittel in den Kreislauf erfolgte 1854 eine Verwarnung vom Rektor der Universität („unsittlich und frivol"), weshalb M. auf sein Lehramt verzichtete, aber weiterhin forschte, praktizierte und sich für Georg Forster begeisterte. Gegen Widerstände wurde M. 1856 als Prof. der Physiologie nach Zürich berufen (Antrittsrede: Licht und Leben, 1856,31879), 1861 als Prof. der Physiologie nach Turin, wo er 1866 die italienische Staatsbürgerschaft erhielt und sich 1867 für die Aufnahme von Julius Robert Mayer in die Akademie einsetzte. Für seine Verdienste wurde M. 1876 zum Senator des Königreiches Italien ernannt, 1878 als Prof. der Physiologie an die Sapienza in Rom berufen und 1892 mit dem Zivildienstkreuz für seine Leistungen in Wissenschaft und Politik geehrt. WEITERE WERKE: Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zur Respiration, Verhornung, Nervenreizbarkeit (bewies u.a. die beschleunigende Wirkung des Vagus auf den Herzschlag) erschienen in der von M. hrsg. Zeitschrift „Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Thiere" (I-V, Frankfurt 1856-58; VI-XIV, Gießen 1859-92; XV, 1895, mit Bibliographie zu M.). - Georg Forster. Der Naturforscher des Volks. Frankfurt 1854. - Physiologisches Skizzenbuch. Gießen 1861. - Kleine Schriften. Gießen 1880-87. - Für meine Freunde. LebensErinnerungen. Gießen 1894. LITERATUR: Walter Moser: Der Physiologe J. M. und seine Philosophie. Zürich 1967. - A. M. Geist-Hofmann: M. In: DSB, Bd. 9, 1974, S. 456-457. - Udo Hagelgans: J. M. als Physiologe. Frankfurt/Main 1985. - Vincent J. B. M. Peelers (Hrsg. und Einleitung): J. M. De eenheid des levens. Rotterdam 1989 (mit Bibliographie). - Stefan Büttner: M. In: NDB, Bd. 17, 1994, S. 723-725. - Carl Vogt, J. M., Ludwig Büchner, Ernst Haeckel: Briefwechsel. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Christoph Kockerbeck. Marburg 1999. Hans Werner Ingensiep Molitor, Joseph Franz, * 8.6.1779 Ober-Ursel/Taunus, t 23.3.1860 Frankfurt/Main. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte in Mainz und Marburg wurde M. 1806 Lehrer am Philanthropin in Frankfurt/Main. 1808-12 war er Lehrer am Gymnasium Fridericianum, dann für kurze Zeit an der kath. Realschule und seit 1812 Lyzealprofessor in Frankfurt/Main. Später schrieb er, zwischenzeitlich Freimaurer, philosophisch-literarische Werke. Zunächst von -»Schelling und Joseph von -»Görres beeinflußt, verfaßte M. sein Hauptwerk Philosophie der Geschichte oder über die Tradition in dem Alten Bunde und ihre Beziehung zur Kirche des neuen Bundes mit vorzüglicher Rücksicht auf die Kabbala (Bd. l, 1828, 2., überarbeitete und vermehrte Aufl. 1857; Bd. 2, 1834; Bd. 3, 1839; Bd. 4, 1. Abt. 1853) im Geiste einer modernen Mystik, die Elemente aus der Kabbala mit christlichen verband. WEITERE WERKE: Ideen zur einer künftigen Dynamik der Geschichte. Frankfurt/Main 1805. - Der Wendepunkt des Antiken und Modernen, oder Versuch, den Realismus mit dem Idealismus zu versöhnen. Frankfurt/Main 1805. - Über die Philosophie der modernen Welt. Heidelberg 1806. Moog, Willy, eigentl. Wilhelm M., * 22.1.1888 Neuengronau bei Kassel, t 24.10.1935 Braunschweig. M., Sohn eines Lehrers, studierte seit 1906 in Gießen, Berlin und München Philosophie, deutsche und klassische Philologie und Kunstgeschichte, wurde 1909 promoviert (Das Verhältnis von Natur und Ich in Goethes Lyrik) und habilitierte sich 1919 an der Univ. Greifswald für

Philosophie und Pädagogik (Logik, Psychologie und Psychologismus. Wissenschaftssystematische Untersuchungen), 1922 wurde er a. o., 1924 o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der TH Braunschweig. Zusammen mit Max —» Frischeisen-Köhler bearbeitete er den dritten Band von Friedrich —> Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie (I21924). M. schrieb u.a. Geschichte der Pädagogik (Bd. 2 und 3, 1928-33, mehr nicht erschienen; Nachdr. 1967, neu hrsg. v. Franz-Josef Holtkemper, 91991) und Hegel und die Hegeische Schule (1930, Neudr. 1973). WEITERE WERKE: Kants Ansichten über Krieg und Frieden. Darmstadt 1917. - Fichte über den Krieg. Darmstadt 1917. - Die deutsche Philosophie des 20. Jahrhunderts in ihren Hauptrichtungen und ihren Grundproblemen. Stuttgart 1922. - Grundfragen der Pädagogik der Gegenwart. Osterwieck 1923. - Philosophische und pädagogische Strömungen in ihrem Zusammenhang. Langensalza 1926. - Das Leben der Philosophen. Berlin 1932. LITERATUR: Helmut Schneider: M., W. In: NDB 18, 1997, S. 67-68. Moos, Paul, * 22.3. 1863 Buchau/Federsee (Oberschwaben), t 27.2.1952 Raeren bei Eupen. M., Sohn eines Kaufmanns, wandte sich nach einer abgebrochenen Kaufmannslehre und einigen Studienjahren in München und Tübingen ganz der Musik zu und besuchte die Akademie der Tonkunst in München, führte jedoch auch diese Ausbildung nicht zu Ende und ging nach Berlin, um Schriftsteller zu werden. Nach einem längeren Aufenthalt in Italien lebte er seit 1898 in Ulm und war als Privatgelehrter tätig. Beeinflußt von der Philosophie Eduard von -»Hartmanns, schrieb M. u.a. Moderne Musikästhetik in Deutschland (1902; 1922 unter dem Titel Die Philosophie der Musik von Kant bis Eduard von Hartmann) und Die deutsche Ästhetik der Gegenwart (2 Bde., 1920-31). WEITERE WERKE: Richard Wagner als Ästhetiker. Versuch einer kritischen Darstellung. Berlin 1906. LITERATUR: Arthur Drews: P. M. Die Philosophie der Musik. In: Die Musik 15, l (1922/23) S. 352-356. - Hermann H. Wetzel: P. M. In: Die Musik 18, 2 (1925/26) S. 485-489. - Wolfhart Henckmann: M., P. In: NDB 18, 1997, S. 74-75. Morasch, Johann Adam, * 27.4.1682 Pöttmes bei Aichach (Oberbayern), t 19.12.1734 Ingolstadt. M., Sohn eines Kaufmanns italienischer Abstammung, studierte in Wien, Dillingen und Ingolstadt Philologie, Philosophie und Medizin, wurde 1705 mit dem Stadtphysikat betraut und trat nach der Promotion zum Dr. med. 1707 die Stelle eines fürstbischöflichen Leibarztes in Eichstätt an. Gegen massiven Widerstand der Medizinischen Fakultät wurde er 1708 a.o., 1710 o.Prof. und erhielt 1716 die „Primaria Professura" an der Univ. Ingolstadt, deren Rektorat er 1718 und 1727 innehatte. M. war Landschaftsphysikus des Ingolstädter Kreises und wurde 1716 zum kurfürstlichen bayerischen Rat ernannt. Er veranlaßte die Anlegung eines Botanischen Gartens in Ingolstadt. 1719 wurde M. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Als Gegner der scholastisch-aristotelischen und Befürworter der atomistischen Philosophie vollendete er das Werk Joseph Anton Kleinbrodts nach dessen Vorlesungen und hinterlassenen Manuskripten, ließ es unter dem Titel Philosophia atomistica (2 Tie., 1727-31) erscheinen und löste damit an der Univ. Ingolstadt das sogenannte „bellum atomisticum" aus. M. gelang es, die mechanistische Lehre für die Medizin fruchtbar zu machen. Er veröffentlichte u. a. Nucleus physiologicus seu institutionum medicarum liber primus (1711), Praelectiones academicae ex medicina practica de febribus et capitis morbis habitae (1725) und Atomismus a injustis peripateticorum censuris [...] vindicatus (anonym, 1733).

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Moritz LITERATUR: Christa Habrich: M., J. A. In: NDB 18, 1997, S. 84-85. - Dies.: M., J. A. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetita Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 284-286. Moritz, Karl Philipp, * 15.9.1756 Hameln, t 26.6.1793 Berlin. Der Sohn eines hannoveranischen Militärmusikers wuchs in bitterer Armut auf. Im Anton Reiser schildert M. seine bedrückende Kindheit im von eiferndem und engem Pietismus beherrschten Elternhaus, die qualvolle Hutmacherlehre bei einem bigotten frömmlerischen Quietisten in Braunschweig (Abbruch nach Selbstmordversuch), die demütigende Gymnasialzeit in Hannover, die M. gegen den Willen der Eltern mit einem Stipendium, aber in äußerst ärmlichen Verhältnissen absolvierte, seine vergeblichen Versuche, Schauspieler zu werden und schließlich sein nach wenigen Monaten abgebrochenes Theologiestudium in Erfurt. Nach einem Aufenthalt bei der Herrnhuter Brüdergemeine in Barby und einem wiederum abgebrochenen Studium in Wittenberg bemuhte er sich vergeblich um eine Anstellung an —> Basedows Philanthropin in Dessau, war einige Monate Informator am Potsdamer Militär-Waisenhaus, wurde 1778 Lehrer an der Unteren Schule des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin und, nachdem er nachträglich in Wittenberg den Magistergrad erworben hatte, Konrektor. Seit Herbst 1779 war M. Freimaurer. Sein Schauspiel Blunt oder der Gast (1780) gilt als die erste deutsche Schicksalstragödie. In den Jahren zwischen 1780 und 1786 gehörte M. dem Kreis der Berliner Aufklärer (Friedrich Gedike, Johann Erich Biester, Anton Friedrich Büsching, Moses -»Mendelssohn, Henriette und Marcus —> Herz u. a.) an und veröffentlichte in rascher Folge Schriften aufklärerischen und pädagogischen Inhalts, insbesondere auch über die deutsche Sprache (u. a. Deutsche Sprachlehre für die Damen, 1782). Anfang 1784 wurde er zum Gymnasialprofessor befördert und übernahm im selben Jahr die Redaktion der „Vossischen Zeitung" (bis Sommer 1785). Seit 1783 gab M. das „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde" (10 Bde. bis 1793) heraus, die erste deutsche Zeitschrift für Psychologie, und druckte darin vorab Kapitel seines Anton Reiser. Ein psychologischer Roman (4 Tie., 1785-90). M.' Hauptwerk ist zugleich Autobiographie, realistischer Roman, individualpsychologische Analyse mangelnden „Selbstgefühls" und sozialpsychologische Fallgeschichte im Zeichen der sich neu formierenden Wissenschaft der Anthropologie. Überaus produktiv, schrieb M. gleichzeitig den allegorischen Roman Andreas Hanknopf (2 Bde., 1786-90), eine Kinderlogik (1786), den Versuch einer deutschen Prosodie (1786), der —»Goethe bei der Versfassung der Iphigenie als „Leitstern" diente, und zahlreiche kleinere Schriften. Dabei wurde M. immer wieder heimgesucht von Schüben eines Lungenleidens, das ihn sein Leben lang begleitete, und von Anfällen grüblerischer Schwermut. Wiederholt brach er zu überstürzten Fußreisen auf: durch England, mehrmals durch Deutschland, schließlich — ohne regulären Urlaub - 1786 nach Italien. Er lebte dort im Kreis der deutschen Künstler, pflog engen Umgang mit Goethe und entwickelte eine klassizistische Ästhetik (Über die bildende Nachahmung des Schönen, 1788), die Goethe auszugsweise in seine Italienische Reise aufnahm. Auf geschichtsphilosophischer Grundlage korrigierte M. die Aufklärungsästhetik: Nicht an der Wirkung des aufklärerischen fabula docet messe sich die Qualität eines Kunstwerks, sondern an seiner inneren Vollendung und Autonomie. Ein solches Kunstwerk sei der Höhepunkt der Natur selbst. Der Gedanke des „in sich selbst Vollendeten" bildet auch die Basis von M.' Gesellschaftskritik: Der einzelne dürfe im sozialen Leben nicht nur als nützliches Mittel, sondern müsse stets als „Zweck"

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betrachtet werden. Resultat des Aufenthalts in Italien sind außerdem M.' Werke über Altertumskunde und Mythologie in den folgenden Jahren (Anthousa oder Roms Altertümer, 1791; Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten, 1791). Auf der Rückreise im Herbst 1788 war er zwei Monate Gast in Goethes Haus in Weimar. Durch Vermittlung Karl Augusts, den er in der herzoglichen Kutsche nach Berlin begleiten durfte, wurde er 1789 Prof. der Theorie der schönen Künste an der Akademie der Künste, 1791 Hofrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Prof. an der Militärakademie. Wilhelm Heinrich Wackenroder, Ludwig Tieck und Alexander von Humboldt zählten zu seinen Hörern. Den literarischen Rang des noch unbekannten —> Jean Paul, der ihm ein Manuskript zusandte, erkannte er als erster. Als Eklektiker vereinigte M. die widersprüchlichsten Strömungen seiner Zeit in sich: Rationalismus und Empfindsamkeit, pietistisch-mystische Innerlichkeit und aufklärerische Psychologie, exzentrisches Geniewesen und klassische Kunstgesinnung. Sein Werk spiegelt die Krise einer universalen, verbindlichen Weltanschauung im Zeitalter der Spätaufklärung. WEITERE WERKE: Schriften zur Ästhetik und Poetik. Kritische Ausgabe. Hrsg. v. Hans Joachim Schrimpf. Tübingen 1962. — Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Hrsg. v. Anke Bennholdt-Thomsen/Alfredo Guzzoni. Lindau 1978-79. Werke. Hrsg. v. Horst Günther. 3 Bde., Frankfurt/Main 1981. - Anton Reiser/Andreas Hartknopf. Hrsg. v. Kirsten Erwentraut. Düsseldorf/Zürich 1996. - Anton Reiser. Hrsg. v. Ernst-Peter Wieckenberg. München 21997. LITERATUR: Hans Joachim Schrimpf: K. P. M. Stuttgart 1980. - Jürgen Jahnke: Neues zu K. P. M. Sammelrezension mit ergänzender Bibliographie (1980-1987). In: Das achtzehnte Jahrhundert 12,1 (1988) S. 186-193. - Heide Hollmer/Albert Meier: Bibliographie. In: Text + Kritik 118/119 (1993) S. 135-140. - Hans Amstutz: Bibliographie neuerer Literatur zu K. P. M. ab 1983. In: Annelies Häcki Buhofer: K. P. M. Tübingen/Basel 1994, S. 129-141. - Alo Allkemper: Ästhetische Lösungen. Studien zu K. P. M. München 1990. - Alessandro Costazza: Schönheit und Nützlichkeit. K. P. M. und die Ästhetik des 18.Jahrhunderts. Bern u.a. 1996. Raimund Bezold Moser, Simon, * 15.3. 1901 Jenbach (Tirol), t 22.7. 1988 Mils bei Hall (Tirol). M., Sohn eines Postamtsdirektors, studierte seit 1919 Jura an der Univ. Innsbruck, legte 1921 das erste Staatsexamen ab und wurde zum Dr. phil. scholasticus promoviert. Anschließend schrieb er sich an den Universitäten Berlin, Marburg und Freiburg zum Studium der Philosophie, Nationalökonomie, klassischen Philologie und Mathematik ein und wurde 1932 in Freiburg zum Dr. phil. promoviert (Die „Summulae in Libros physicorum" des Wilhelm von Ockham, im Druck erschienen als Grundbegriffe der Naturphilosophie bei Wilhelm von Ockham). 1935 habilitierte sich M. an der Univ. Innsbruck für Geschichte der Philosophie und systematische Philosophie (Zur Lehre von der Definition bei Aristoteles), war Privatdozent und wurde 1948 a. o. Professor. 1952 ging er an die TH Karlsruhe, wurde 1955 a. o. Prof. und lehrte von 1962 bis zu seiner Emeritierung 1968 als o. Professor. M., der sich zunächst vorwiegend mit der aristotelisch-scholastischen Tradition der Philosophie beschäftigte, wandte sich später u. a. in seiner Schrift Metaphysik einst und jetzt. Kritische Untersuchungen zu Begriff und Ansatz der Ontologie (1958) zunehmend dem Verhältnis von Philosophie und positiven Wissenschaften sowie den philosophischen Fragen zu, die durch die Entwicklung der Natur- und Technikwissenschaften aufgeworfen wurden. WEITERE WERKE: Erkenntnis und Wert. Salzburg 1946. Philosophie und Gegenwart. Vorträge. Meisenheim/Glan

Müller I960. - Zwischen Antike und Gegenwart. Philosophische Vorträge und Abhandlungen. Hrsg. v. Hans Lenk und Matthias Maring. Frankfurt/Main 1986. LITERATUR: Ernst Oldemeyer: Die wissenschaftlichen Schriften von S. M. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 20 (1966) S. 327-330. - Ders. (Hrsg.): Die Philosophie und die Wissenschaft. S. M. zum 65. Geburtstag. Meisenheim/Glan 1967. - Andrea Esser: M., S. In: NDB 18, 1997, S. 204-205. Most, Otto (Josef), * 19.11.1904 Breslau, t 2. 11. 1968 Münster. M. studierte Philosophie (u.a. bei Ludwig —»Baur und Richard —> Hönigswald) und wurde 1931 in Breslau promoviert (Die Ethik Franz Brentanos und ihre geschichtlichen Grundlagen). 1932 habilitierte er sich mit der Arbeit Die Determinanten des seelischen Lebens. I. Grenzen der kausalen Betrachtungsweise (1939) und war dort bis zum Entzug der Venia legendi 1939 Privatdozent. 1948 wurde er o. Prof. an der Univ. Münster. M. setzte sich mit Franz —»Brentano, ->Husserl, Nicolai -> Hartmann und -»Scheler auseinander und beschäftigte sich in den letzten Jahren mit dem jungen —> Nietzsche (Zeitliches und Ewiges in der Philosophie Nietzsches und Schopenhauers, 1977, hrsg. von Hannes Böhringer). LITERATUR: Joachim Ritter: O. M. In: Philosophisches Jahrbuch 77 (1970) S. 421-422. Müller, Adam Heinrich Ritter von Nittersdorf, * 30.6. 1779 Berlin, t 17. 1.1829 Wien. Kleinen Verhältnissen entstammend - sein Vater war untergeordneter Finanzbeamter in Berlin -, konnte sich M. durch den Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster (1795-98) eine umfassende Schulbildung erwerben. In Göttingen studierte er 1798-1801 Rechtswissenschaften und Geschichte; zu seinen dortigen Lehrern zählten der Jurist Gustav —> Hugo und die Historiker August Ludwig von Schlözer und Arnold Hermann Ludwig Heeren, die auf den jungen M. großen Einfluß ausübten. Am tiefsten wurde er jedoch durch Friedrich Gentz geprägt, der insbesondere die eigene Anglophilie auf den jungen M. übertrug. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsreferendar in Berlin wurde er Hauslehrer der Familie HazaRadlitz in Posen; hier verfaßte er 1805 sein erstes Buch, die philosophische Abhandlung Die Lehre vom Gegensatz. Während einer Reise zu Gentz nach Wien konvertierte M. im Frühjahr 1805 zum Katholizismus. Von Ende 1805 bis 1809 lebte M. in Dresden, wo er durch seine 1806 gehaltenen Vorlesungen über deutsche Wissenschaft und Literatur berühmt wurde; den von ihm propagierten Gedanken eines Ausgleichs der Gegensätze (germanisches gegen griechisches Element der europäischen Literatur, Klassik gegen Romantik) wandte er hier auf Dichtung, Philosophie, aber auch politisches Denken an. Seine zentralen politischen Ideen entwickelte er in seinen 1808/09 gehaltenen Vorlesungen, die er 1811 unter dem Titel Die Elemente der Staatskunst publizierte. Gemäß seiner Devise, der „Staatsgelehrte" habe dem Staatsmann zur Seite zu stehen, propagierte M. die Grundgedanken der politischen Romantik, als deren Hauptwerk die Elemente anzusehen sind: Gegen die moderne Vertragstheorie setzte er die Idee des organisch gewachsenen, Tradition und Gegenwart verbindenden monarchischen Ständestaats; gegen die moderne Wirtschaftstheorie des (von M. zeitlebens angefeindeten) Adam Smith propagierte er den Gedanken einer strengen sozialen Bindung des Eigentums. Auch später hat er immer wieder das moderne Wirtschaftsleben kritisiert. Seine ebenso bewunderte wie angefeindete Definition des Staats darin lautet: Der Staat sei keine „Manufaktur... oder merkantilische Sozietät, er ist die innigste Verbindung der gesamten physischen und geistigen Bedürfnisse, des gesamten physischen

und geistigen Reichtums, des gesamten inneren und äußeren Lebens einer Nation, zu einem großen, energischen, unendlich bewegten und lebendigen Ganzen". 1809 ging M., nachdem er sich mit Sophie von Haza verheiratet hatte, nach Berlin, wo er weitere historisch-politische Vorlesungen hielt und mit Heinrich von Kleist die „Berliner Abendblätter" (1810/11) herausgab. M., nun wieder im preuß. Staatsdienst (wenn auch im „Wartestand"), lehnte die Reformbestrebungen des seit 1810 amtierenden Staatskanzlers Hardenberg ab und versuchte, mit seinen regierungskritischen Artikeln eine öffentliche Diskussion über die Reformpolitik auszulösen. 1811 fungierte er zudem als enger politischer Berater des Führers der preuß. Adelsopposition, Friedrich August Ludwig von der Marwitz. Doch Hardenberg zerschlug die Opposition: Marwitz wurde inhaftiert, die „Abendblätter" mußten ihr Erscheinen einstellen und M. wurde als diplomatischer Berichterstatter nach Wien abgeschoben. Nachdem der preuß. Staat seine Gehaltszahlungen eingestellt hatte, mußte sich M. in österr. Diensten verdingen: Von 1813 bis 1815 war er für die österr. Armee - als Herausgeber des „Boten in Tirol" - publizistisch tätig, 1815 wurde er in den Stab Metternichs aufgenommen, der ihm von 1815-26 den Posten eines österr. Generalkonsuls für Norddeutschland mit Sitz in Leipzig verschaffte. Hier entwickelte M. zahlreiche publizistische und politische Aktivitäten, u. a. gab er von 1816 bis 1818 die „Deutschen Staatsanzeigen" heraus. Als Diplomat agierte M. jedoch weitgehend glücklos; seine Kritik des Reformationsjubiläums von 1817 führte zu ersten öffentlichen Auseinandersetzungen um seine Person, und nach dem von ihm nicht unbeeinflußten Übertritt des Herzogspaares von Anhalt-Körnen zum Katholizismus im Jahr 1825 konnte ihn Metternich nicht mehr halten. M. kehrte nach Wien zurück, wo er immerhin den persönlichen Adel erhielt und seine drei letzten Lebensjahre als Hofrat in kaiserlichen Diensten - befaßt mit „offiziöser Publizistik" verbrachte. WEITERE WERKE: Über Friedrich II. und die Natur, Würde und Bestimmung der Preußischen Monarchie. Berlin 1810. Vermischte Schriften über Staat, Philosophie und Kunst. 2 Bde., Wien 1812. - Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland. Leipzig 1816. - Gesammelte Schriften. Bd. 1. Hrsg. v. Sophie von Müller. Wien 1839. - Ausgewählte Abhandlungen. Hrsg. v. Jakob Baxa. Jena 1921. - Schriften zur Staatsphilosophie. Hrsg. v. Rudolf Kohler. München 1923. - Kritische, ästhetische und philosophische Schriften. Hrsg. v. Walter Schroeder/Werner Siebert. 2 Bde., Neuwied 1967. LITERATUR: Ferdinand Reinkemeyer: A. M.s ethische und philosophische Anschauungen im Lichte der Romantik. Diss. Köln 1926. - Alfred von Martin: Die politische Ideenwelt A. M.s. In: Festschrift für Walter Goetz. Leipzig/Berlin 1927, S. 305-327. - Gisela von Busse: Die Lehre vom Staat als Organismus. Kritische Untersuchungen zur Staatsphilosophie A. M.s. Berlin 1928. - Jakob Baxa: A. M. Ein Lebensbild aus den Befreiungskriegen und aus der deutschen Restauration. Jena 1930. - Ernst Rudolf Huber: A. M. und Preußen. In: Ders.: Nationalstaat und Verfassungsstaat. Stuttgart 1965, S. 48-70. - Jakob Baxa: A. M.s Lebenszeugnisse. 2 Bde., München/Paderborn/Wien 1966. - Albrecht Langner: Zur konservativen Position in der politisch-ökonomischen Entwicklung Deutschlands vor 1848. In: Katholizismus, konservative Kapitalismuskritik und Frühsozialismus vor 1850. Hrsg. v. Albrecht Langner. München/Paderborn/ Wien 1975, S. 11-73. - Benedikt Koehler: Ästhetik der Politik. A. M. und die politische Romantik. Stuttgart 1980. Jochen Marquardt: .Vermittelte Geschichte'. Zum Verhältnis von ästhetischer Theorie und historischem Denken bei A. H. M. Stuttgart 1993. Hans-ChristofKraus

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Müller Müller, Aloys, * 11.7.1878 Euskirchen, t 4.12. 1952 Buschdorf (heute zu Bonn). Nach der Priesterweihe 1903 als Seelsorger u.a. in Düsseldorf tätig, schloß M. das Studium der Mathematik, Physik und Philosophie in Bonn 1913 mit der Promotion ab (Untersuchungen zum realistischen Wahrheitsproblem). 1921 habilitierte er sich für Philosophie und Psychologie, war Privatdozent, hatte gleichzeitig die Stelle eines Pfarrektors in Buschdorf bei Bonn inne und lehrte von 1927 bis zum Entzug der Venia legendi 1939 als a. o. Professor. Nach 1945 nahm M. seine Lehrtätigkeit wieder auf. Er veröffentlichte u. a. Das Problem des absoluten Raumes und seine Beziehungen zum allgemeinen Raumproblem (1911, 2. Aufl. unter dem Titel Die philosophischen Probleme der Einsteinschen Relativitätstheorie, 1922), Die Theorie der Cezeitenkräfte (1916), Die Referenzflächen des Himmels und der Gestirne (1918), Psychologie (1927) und Welt und Mensch in ihrem irrealen Aufbau (1951; '1925 und 21931 unter dem Titel Einleitung in die Philosophie). WEITERE WERKE: Wahrheit und Wirklichkeit. Bonn 1913.Der Gegenstand der Mathematik mit besonderer Beziehung auf die Relativitätstheorie. Braunschweig 1922. - Die Stellung des Menschen im Kosmos. Bonn 1948. - Schriften zur Philosophie. Hrsg. und eingeleitet von Cornel J. Bock. 2 Bde., Bonn 1967-69 (mit Bibliographie). Müller, Kurt, auch Curt M., * 14.5.1907 Nordhausen/ Harz, t 27.11.1983 Hannover. M., Sohn eines Kaufmanns, studierte deutsche Philologie, Geschichte und Philosophie an den Universitäten München, Königsberg und Berlin. Nach der Promotion 1936 wurde er Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für die Veröffentlichung von —»Leibniz' Sämtlichen Schriften und Briefen bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus politischen und finanziellen Gründen entlassen, war er zunächst Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Univ. Amsterdam, bis er 1944 zum Kriegsdienst herangezogen wurde. 1946 erhielt M., der 1950 von der Akademie zum Prof. ernannt wurde, den Auftrag zum Wiederaufbau der Arbeitsstelle und der Fortführung der Leibniz-Edition. Nach dem Bau der Berliner Mauer setzte er seine Arbeit von Hannover aus fort und war 1963-74 Leiter der bei der Niedersächsischen Landesbibliothek eingerichteten neuen Zentrale der Leibniz-Forschung. Neben seiner jahrzehntelangen herausgeberischen Arbeit, die seit 1967 auch die „Veröffentlichungen des Leibniz-Archivs" und seit 1969 die „Studia Leibnitiana" einschloß, bereicherte M. die Leibniz-Forschung u.a. durch eine annalistische Leibniz-Biographie (Leben und Werk von G. W. Leibniz, 1969) und die erste bibliographische Zusammenfassung der Sekundärliteratur zu Leibniz. Müller, Max, * 6.9.1906 Offenburg (Baden), t 18.10.1994 Freiburg/Breisgau. Der Sohn eines Richters studierte Geschichte, Romanistik und Germanistik in Berlin, München und Paris und kam Ende der zwanziger Jahre nach Freiburg, wo er von Martin -> Heidegger für die Philosophie gewonnen wurde. 1932 promoviert (Über Grundbegriffe philosophischer Wertlehre. Logische Studien über Wertbewußtsein und Wertgegenständlichkeit), habilitierte er sich 1937 mit der Arbeit Realität und Rationalität (in überarbeiteter Fassung erschienen unter dem Titel Sein und Gei.it, 1940,21981). Eine Dozentenstelle blieb dem stark in der kath. Studenten- und Jugendarbeit engagierten M. jedoch aus politisch-weltanschaulichen Gründen verwehrt. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Heerespsychologe. Wegen seiner Beziehungen zu den Geschwistern Scholl kam er zeitweise in Haft. 1945 wurde M. Dozent für Philosophie, 1946 o. Prof. an der Univ. Freiburg, 294

wirkte seit 1960 in München und kehrte nach seiner Emeritierung 1972 nach Freiburg zurück, wo er bis 1978 als Honorarprofessor lehrte. Er war Gründungsmitglied der badischen CDU, leitete deren kulturpolitischen Ausschuß und betätigte sich 1956-60 als Stadtrat in Freiburg. Seit 1952 Mitglied der Görres-Gesellschaft, stand er 1959-70 deren Philosophischer Sektion vor und gab deren „Philosophisches Jahrbuch" heraus. M. beschäftigte sich vor allem mit zentralen Fragen der Metaphysik, Ontologie und Anthropologie. Er veröffentlichte u. a. Exislenzphilosophie im geistigen Leben der Gegenwart (1949, 31964; 4. Aufl. unter dem Titel Existenzphilosophie. Von der Metaphysik zur Metahistorik, 1986), Erfahrung und Geschichte. Grundzüge einer Philosophie der Freiheit als transzendentale Erfahrung (1971), Philosophische Anthropologie (1974) und Der Kompromiß oder Vom Unsinn und Sinn menschlichen Lebens (1980). WEITERE WERKE: Sinn-Deutungen der Geschichte. Drei philosophische Betrachtungen zur Situation. Zürich 1976. Symbolos. Versuch einer genetisch-objektiven Selbstdarstellung und Ortsbestimmung. München 1967 (mit Bibliographie). - Auseinandersetzung als Versöhnung. Ein Gespräch über ein Leben mit der Philosophie. Hrsg. v. Wilhelm Vossenkuhl. Berlin 1994. - Macht und Gewalt. Prolegomena einer politischen Philosophie. Hrsg. und kommentiert v. Anton Bösl. Freiburg/München 1999. LITERATUR: Ein Gespräch mit M. M. In: Freiburger Universitätsblätter, Heft 92, 1986, S. 13-31. - Ramon Eduardo Ruiz-Pesce: Metaphysik als Metahistorik oder Hermeneutik des unreinen Denkens. Freiburg/München 1987. - KaiUwe Socha: Person-sein. Freiheit und Geschichtlichkeit als Grundkonstanten des Menschen im Denken von M. M. (1906-1994). Frankfurt/Main u.a. 1999. Müller-Freienfels, Richard, Pseud. u. a. Sebastianus Segelfalter, * 7. 8.1882 Bad Ems, t 12.12.1949 Weilburg/ Lahn. Nach dem Studium an den Universitäten München, Berlin, Genf, Wien und Tübingen (Promotion 1904, Zur Erzählungskunst Otto Ludwigs) war M.-F., Sohn eines Professors der klassischen Philologie, als Gymnasiallehrer tätig. 1922 wurde er Dozent an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik und an der Staatlichen Kunstschule Berlin. 1930-33 war er Prof. an der Pädagogischen Akademie Stettin, anschließend an der Handelshochschule in Berlin, bis er 1939 pensioniert wurde. 1938-42 gab M.-F. als Nachfolger von Max -»Dessoir die „Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft" heraus. 1946-48 lehrte er an der Univ. Berlin. 1949 ging er nach Weilburg, wo er noch kurze Zeit am Pädagogischen Institut lehrte. Als Philosoph war M.-F. von -» Nietzsche und Hans -> Vaihinger beeinflußt und beschäftigte sich mit der Lebensphilosophie Henri Bergsons und dem Pragmatismus von William James. Er begründete eine ganzheitlich ausgerichtete „Lebenspsychologie". Neben seinem Hauptwerk Psychologie der Kunst (2 Bde., 1912, 21922/23; Bd. 3, 1933,21938) veröffentlichte er u. a. Persönlichkeit und Weltanschauung. Psychologische Untersuchungen zu Religion, Kunst und Philosophie (1919; 2., stark veränderte Aufl., 1923, mit dem Untertitel: Die psychologischen Grundtypen in Religion, Kunst und Philosophie), Psychologie der Religion (2 Bde., 1920), Philosophie der Individualität (1920, 21923), Psychologie des deutschen Menschen und seiner Kultur. Ein volkscharakterologischer Versuch (1921, 21929), Grundzüge einer Lebenspsychologie (2 Bde., 1924/25), Metaphysik des Irrationalen (1927), Die Hauptrichtungen der gegenwärtigen Psychologie (1929, 3 1933), Allgemeine Sozial- und Kultur-Psychologie (1930), Tagebuch eines Psychologen (1931) und Menschenkenntnis und Menschenbehandlung. Eine praktische Psychologie für Jedermann (1940).

Münz WEITERE WERKE: Poetik. Leipzig/Berin 1914, 21921. Das Denken und die Phantasie. Psychologische Untersuchungen nebst Exkursen zur Psychopathologie, Aesthetik und Erkenntnistheorie. Leipzig 1916. - Bildungs- und Erziehungsideale in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in psychologischer und philosophischer Beleuchtung. Leipzig 1921. - Irrationalismus. Umrisse einer Erkenntnislehre. Leipzig 1922. - Die Philosophie des 20. Jahrhunderts in ihren Hauptströmungen. Berlin 1923. - Zur Psychologie und Soziologie der modernen Kunst. Halle 1926. - Geheimnisse der Seele. München 1927, 21937. - Bildungs- und Erziehunsgeschichte. 3 Tie., 1932/33. - Lebensnahe Charakterkunde. Leipzig 1935. - Psychologie der Musik. Berlin 1936. - Psychologie der Wissenschaft. Leipzig 1936. Werde, was du bist! Psychologischer Wegweiser zur Lebensvertiefung. Homburg 1936, 21941. - Das Lachen und das Lächeln. Komik und Humor als wissenschaftliche Probleme. Bonn 1948. - Der Mensch und das Universum. Philosophische Antworten auf kosmische Fragen. Berlin 1949. - Goethe. Mensch und Werk in neuzeitlicher Beleuchtung. Berlin 1949. - Schicksal und Zufall. Eine wissenschaftliche Erörterung außerwissenschaftlicher Probleme. München/Berlin 1949. LITERATUR: Paul Flaut: Die Psychologie der produktiven Persönlichkeit. Stuttgart 1929. - Hermann Noack: Über einige neuere Arbeiten auf dem Felde der Ästhetik und der Kunstwissenschaften. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 10 (1932) S. 102-172 (zu M.-F.: S. 128-132). - R. M.-F., 1882-1949, zum Gedächtnis. Hrsg. v. Hans-Georg Böhme. Weilheim 1950 (mit Werkverzeichnis). - Helmut E. Lück: M.-F., R. In: NDB 18 (1997) S. 495-496. Müller-Lyer, Franz Carl, eigentl. Franz Xaver Hermann Müller, * 5.2.1857 Baden-Baden, t 29.10.1916 München. M.-L., Sohn eines Arztes, studierte Medizin in Straßburg, Bonn und Leipzig und wurde 1880 promoviert (Über psychische Erkrankungen bei akuten fieberhaften Krankheiten). 1881-83 war er Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik in Straßburg und arbeitete auf den Gebieten der experimentellen Psychologie und Psychophysik. Anschließend widmete er sich in Berlin, Wien, Paris und London psychologischen und soziologischen Studien, ließ sich 1887 als praktischer Arzt in Dresden nieder, ging jedoch 1888 als Privatgelehrter nach München. Nach M.-L. ist die Miiller-LyerscheTäuschung benannt, eine geometrisch-optische Täuschung, welche die Grundlage für zahlreiche wahrnehmungspsychologische Forschungen wurde. Unter dem Einfluß von Auguste Comte und Herbert Spencer entwickelte M.-L., der sich Ende der achtziger Jahre der Soziologie zuwandte, eine evolutionistische Kulturlehre. Er begründete die sogenannte phaseologische Methode, die mit Hilfe empirischer Untersuchungen unterschiedliche Entwicklungsstufen in Wirtschaft, Familie und sozialen Organisationen feststellen sollte. M.-L. war 1911 Mitbegründer des Euphoristenordens und wurde 1915 zum Vorsitzenden des Deutschen Monistenbundes gewählt. Sein Zyklus „Die Entwicklungsstufen der Menschheit" umfaßt folgende Arbeiten: Der Sinn des Lebens und die Wissenschaft. Grundlinien einer Volksphilosophie (1910, 21919), Phasen der Kultur und Richtungslinien des Fortschritts. Soziologische Überblicke (1908, 21915, Neuauflage 1948), Formen der Ehe, der Familie und der Verwandtschaft (1911, 21921), Die Familie (1912, 2 1921), Phasen der Liebe. Ein Soziologie des Verhältnisses der Geschlechter (1913) und Die Zähmung der Nomen (Teil l, 1918, 21920; Teil 2, nach dem Manuskript überarbeitet und herausgegeben von Betty Müller-Lyer, 1924). WEITERE WERKE: Soziologie der Leiden. München 1914. LITERATUR: Wilhelm Börner: F. C. M.-L. Ein Nachruf. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N. F. 23 (1917)

S. 95-97. -Julius Köhler: Die M.-L.schen Anschauungen im Lichte des modernen Darwinismus. Diss. Gießen 1924. Dem Andenken an M.-L. München 1926. - Rudolf Eisler: F. M.-L. als Soziolog und Kulturphilosoph. München 1923. - Robert Riemann: M.-L., der Soziologe und der Monist. Hamburg 1927. - W. Gyssling: F. K. M.-L., Soziologe und Freidenker. In: Ratio humana (Zürich) 4 (1973) S. 2-10. - Sigrid Curth: Soziologie als Programm sozialer Reform. Evolutionstheorie und demokratische Aktion: F. M.-L. Marburg 1986. - Andrea Esser: M.-L., F. C. In: NDB 18, 1997, S. 503-504. Müllner, Laurenz, * 29.7.1848 Groß Grillowitz (Mähren), t 28.11.1911 Meran. M. studierte Philosophie und kam. Theologie in Brunn und Wien, wurde 1871 zum Priester geweiht und 1876 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1880 las er an der Univ. Wien über philosophisch-theologische Propädeutik. 1883 auf ein Extraordinariat für christliche Philosophie berufen, mußte er sich wegen seiner Beschäftigung mit naturphilosophischen Fragen und der Darwinschen Entwicklungslehre gegen den Vorwurf des Reformkatholizismus zur Wehr setzen, bis er 1887 eine o. Professur erhielt. 1894/95 war er Rektor der Univ. Wien und trat in dieser Eigenschaft erfolgreich für die Hochschulautonomie ein. Seit 1896 hatte er das Ordinariat für Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien inne. M.s Interesse galt vor allem Galileo Galilei und dessen Bedeutung für die Philosophie. WEITERE WERKE: Wilhelm Rosenkranz' Philosophie. Wien 1877. - Literatur- und kunstkritische Studien. Beiträge zur Ästhetik der Dichtkunst und Malerei. Wien 1895. Münsterberg, Hugo, * 1.6.1863 Danzig, t 16.12.1916 Cambridge (Massachusetts, USA). Nach Studien in Leipzig und Heidelberg, die er mit der Promotion zum Dr. phil. (1885, Die Lehre von der natürlichen Anpassung in ihrer Entwickelung, Anwendung und Bedeutung) und Dr. med. (1887) abschloß, habilitierte sich M. 1888 in Freiburg/Breisgau für Philosophie (Die Willenshandlung). 1892 wurde er von William James für die Leitung des Psychologischen Laboratoriums der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) gewonnen, wo er, abgesehen von kurzen Aufenthalten in Freiburg und Berlin, bis zu seinem Tod wirkte. M. gilt als einer der Begründer der angewandten Psychologie, für die er den Begriff „Psychotechnik" entwickelte. Er beschäftigte sich vorwiegend mit Arbeits- und Betriebspsychologie sowie mit dem Wertbegriff. Philosophisch bemühte er sich um eine Synthese zwischen Johann Gottlieb —»Fichtes ethischem Idealismus und den Ergebnissen der experimentellen Psychologie. M. veröffentlichte u. a. Beiträge zur experimentellen Psychologie (4 Hefte, 1889-92), Grundzüge der Psychologie (Bd. l, 1900; 2. Aufl. hrsg. v. Max -»Dessoir, 1918), Die Amerikaner (2 Bde., 1904,41912), Philosophie der Werte (1908, 2 1921), Psychologie und Wirtschaftsleben (1912, 5 1922) und Grundzüge der Psychotechnik (1914, M 928). WEITERE WERKE: Der Ursprung der Sittlichkeit. Freiburg 1889. LITERATUR: Max Dessoir: Zur Erinnerung an H. M. In: H. M.: Grundzüge der Psychologie. Leipzig 1918, S. V-XX. - John Henry Wigmore: M. and the Psychology of Evidence. Illinois 1909. - Frieda Wunderlich: M.s Bedeutung für die Nationalökonomie. Jena 1920. Münz, Bernhard, * 1.2. 1856 Leipnik (Mähren), t 17. 12. 1919 Wien. M. studierte Philosophie und klassische Philologie an den Universitäten Wien, Innsbruck und München. Nach der Promotion in Wien 1877 (Die Platonische Ideenlehre) wirkte er zunächst an der Universitätsbibliothek Graz und kam

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Mundt 1889 als Amanuensis an die Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, deren Leitung er 1903 übernahm. Als Philosoph trat der von Jakob —> Frohschammer beeinflußte M. zunächst mit Studien zur antiken Philosophie (u. a. Die Keime der Erkenntnistheorie in der vorsophistischen Periode der griechischen Philosophie, 1880), später mit philosophisch-literarischen Charakteristiken historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten hervor. Er veröffentlichte u. a. Jakob Frohschammer, der Philosoph der Weltphantasie (1894), Literarische Physiognomien (1903) und Shakespeare als Philosoph (1918). 1915-18 gehörte M. dem Redaktionskomitee der von Salomon Wininger herausgegebenen Großen Jüdischen Nationalbiographie an, um deren Zustandekommen er sich große Verdienste erwarb. WEITERE WERKE: Die Erkenntniss- und Sensationstheorie des Protagoras. Wien 1880. - Lebens- und Weltfragen. Wien 1886. - Marie Eugenie delle Grazie als Dichterin und Denkerin. Wien 1902. - Friedrich Hebbel als Denker. Wien 1906. Wien/Leipzig 21907. Mundt, Theodor, * 19.9.1808 Potsdam, t 30.11.1861 Berlin. M. studierte Philologie und Philosophie in Berlin und wurde 1830 in Erlangen promoviert. Als Redakteur und Herausgeber verschiedener literarischer Zeitschriften, die wiederholt mit der preuß. Zensur in Konflikt gerieten, später auch als Erzähler, entwickelte sich M. zu einem der wichtigeren Autoren des Jungen Deutschland". Er gab u.a. den „Literarischen Zodiacus" (1835) und die „Dioskuren" (1836/37) heraus und schrieb historische Romane (u. a. Thomas Munter, 3 Bde., 1841), Novellen und Reisebeschreibungen. Seit 1839 mit der später unter dem Pseudonym Luise Mühlbach bekanntgewordenen Schriftstellerin Klara Müller verheiratet, konnte sich M. mit Unterstützung -»Schellings und nach Versicherung seiner staatstragenden Haltung 1842 an der Univ. Berlin habilitieren. Neuerliche zeitkritische Äußerungen führten jedoch 1848 zur vorübergehenden Versetzung an die Univ. Breslau, wo er als a. o. Prof. der Geschichte und Literatur lehrte. 1850 zurückgekehrt, wirkte M. als Universitätsbibliothekar, bis er 1853 anläßlich von Differenzen mit dem Historiker Georg Heinrich Pertz vorzeitig pensioniert wurde. M. hinterließ zahlreiche literarhistorische, literaturtheoretische und ästhetische Schriften (u. a. Die Kunst der deutschen Prosa, 1837; Aesthelik. Die Idee der Schönheit und des Kunstwerks im Lichte unserer Zeit, 1845, Nachdruck 1966), in denen er versuchte, mit —»Hegeischen Kategorien dessen Ästhetik weiterzuführen. Zu M.s Bekanntenkreis gehörte u.a. Charlotte Stieglitz, der er mit dem Roman Madonna, oder: Unterhaltungen mit einer Heiligen (1835) ein literarisches Denkmal setzte. Zu nennen sind auch Geschichte der Literatur der Gegenwart vom Jahre 1789 bis zur neuesten Zeit (1842, 2 1853), Dramaturgie, oder Theorie und Geschichte der dramatischen Kunst (2 Bde., 1847/48) und Italienische Zustände (4 Tie., 1858-60). WEITERE WERKE: Madeion, oder: Die Romantiker in Paris. Leipzig 1832. - Moderne Lebenswirren. Briefe und Abenteuer eines Salzschreibers. Leipzig 1834. - Charaktere und Situationen. 2 Bde., Leipzig 1837. - Spaziergägne und Weltfahrten. 3 Bde., Altona 1838/39. - Die Geschichte der Gesellschaft in ihren neueren Entwicklungen und Problemen. Berlin 1844. - Kleines Skizzenbuch. Berlin 1844. Die Götterwelt der alten Völker. Berlin 1846. - Allgemeine Literaturgeschichte. 3 Bde., Berlin 1846, 21848. - Niccolo Macchiavelli und das System der modernen Politik. Berlin 1851. LITERATUR: Johannes Proelß: Das Junge Deutschland. Stuttgart 1892. - Otto Draeger: T. M. und seine Beziehungen zum Jungen Deutschland. Marburg 1909. Neudruck New York/ London 1968. - Walter Grupe: M.s und Kühnes Verhältnis zu Hegel und seinen Gegnern, Halle 1928. Nachdruck o. O.

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[Walluf bei Wiesbaden] o. J. [1973]. - Willy Moog: Hegel und die Hegeische Schule. München 1930. - Hanna Quadfasel: T. M.s literarische Kritik und die Prinzipien seiner „Ästhetik". Bruchsal 1932. - Annemarie Gethmann-Siefert: Hegelsches gegen Hegel. Zu M.s Anti-Hegelschen Entwurf einer Ästhetik. In: Hegel-Studien 15 (1980) S. 271-278. Mussmann, Johann Georg, * 1798 Danzig, t 30.6.1833 Halle/Saale. M., Sohn eines Schmieds, nahm als Freiwilliger 1815 am Feldzug gegen Frankreich teil, studierte 1819-22 Philosophie in Halle, war Hofmeister im Haus von Johann Friedrich Pfaff und wurde 1826 in Berlin promoviert (De idealismo sine philosophla ideali). 1828 habilitierte er sich in Halle mit der Arbeit De logicae et dialecticae notione historica und wurde 1829 a. o. Professor. M. war ein Schüler —» Hegels, beschäftigte sich auch mit aristotelischer Logik und veröffentlichte u.a. Lehrbuch der Seelenwissenschaft (1827), Grundlinien der Logik und Dialektik (1828) und Grundriss der allgemeinen Geschichte der christlichen Philosophie mit besonderer Rücksicht auf die christliche Theologie (1830). WEITERE WERKE: Darf auf Gymnasien philosophischer Unterricht erteilt werden oder nicht? Berlin 1827. - Wissenschaftliche Beleuchtung der Grundsätze der religiösen Wahrheitsfreunde oder Philaleten. Halle 1831. - Vorlesungen über das Studium der Wissenschaften und Künste auf der Universität. Halle 1832. Mutianus Rufus, Conradus, eigentl. Konrad Muth, * 15.10. 1471 (oder 1470) Homberg/Efze (Hessen), t 30.3. 1526Gotha. M., Sohn eines Ratsherrn und Bürgermeisters, besuchte die Lateinschule von Alexander Hegius in Deventer, an der u. a. —»Erasmus von Rotterdam vorübergehend sein Mitschüler war. Seit 1486 studierte er in Erfurt (1488 Baccalaureus, 1492 Magister artium) und ging nach zwei Jahren als Dozent 1494/95 über Mainz zum Studium der Rechts nach Italien wo er in seinem Bemühen um eine Synthese von antiker Philosophie und christlicher Theologie durch den Florentiner Neuplatonismus nachhaltig beeinflußt wurde. 1501 wurde er in Ferrara in kanonischem Recht promoviert. 1502 nach Deutschland zurückgekehrt, trat er 1503 ein Kanonikat in Gotha an, das ihm ein bescheidenes Auskommen und ein ganz seinen Studien hingegebenes Leben ermöglichte. Obgleich er selbst nichts veröffentlichte, galt M. den Zeitgenossen als Autorität in literarischen Fragen. Sein Einfluß entfaltete sich vor allem im Erfurter Humanistenkreis um Helius Eobanus Hessus und Crotus Rubeanus, aus dem auch die sog. Dunkelmännerbriefe (Epistolae obscumrum virorum) hervorgingen, und in einem umfangreichen, kulturgeschichtlich bedeutsamen Briefwechsel. Trotz seiner Kritik an den Mißständen innerhalb der kath. Kirche distanzierte sich M. von der reformatorischen Bewegung, deren soziale und politische Auswirkungen er mißbilligte. M. zählte zu den vielseitigsten Gelehrten des deutschen Renaissancehumanismus. WERKE: Der Briefwechsel des M. R. Hrsg. v. Carl Krause. Kassel 1885. - Der Briefwechsel des C. M. Hrsg. v. Karl Gillert. 2 Bde., Halle 1890. LITERATUR: Fritz Haibauer: M. R. und seine geistesgeschichtliche Stellung. Leipzig/Berlin 1929. Nachdruck Hildesheim 1972. - Robert W. Scribner: The Erasmians and the Beginning of the Reformation in Erfurt. In: Journal of Religious History 9 (1976/77) S. 3-31. - Eckhard Bernstein: German Humanism. Boston 1983, S. 87-95. - Heinrich Grimm, NDB 18, 1997, S. 656-657. Mutius, Gerhard von, * 6.9.1872 Gellenau (Schlesien), t 19. 10. 1934 Berlin. Nach dem Jurastudium trat M. 1903 in den diplomatischen Dienst ein. Über Paris und St. Petersburg kam er 1908 als

Natorp Legationsrat nach Peking, kehrte 1909 nach Paris zurück und wurde 1911 Botschaftsrat in Konstantinopel. Während des Ersten Weltkriegs war er 1915-17 Leiter der politischen Abteilung des Generalgouvernements in Warschau. Seit 1918 deutscher Gesandter in Norwegen, führte er 1920/21 den Vorsitz der deutschen Friedensdelegation in Paris und übernahm anschließend die Leitung der Westeuropa-Abteilung des Auswärtigen Amtes. 1923-26 war er Gesandter in Kopenhagen, danach in Bukarest und arbeitete seit 1931 wieder im Auswärtigen Amt. M. war auch publizistisch tätig und wurde für Die drei Reiche. Ein Versuch philosophischer Besinnung (1916, 21920) mit dem Nietzsche-Preis ausgezeichnet. WEITERE WERKE: Gedanke und Erlebnis. Umriß einer Philosophie des Wertes. Darmstadt 1922. - Abgeschlossene Zeiten. Hermannstadt 1925. - Jenseits von Person und Sache. Skizzen und Vorträge zur Philosophie des Persönlichen. München 1925. - Wort, Wert, Gemeinschaft. Sprachkritische und soziologische Überlegungen. München 1929. - Zur Mythologie der Gegenwart. München 1933. Mutschelle, Sebastian, * 18.1.1749 Allershausen bei Freising, t 28. 11. 1800 München. M. besuchte das Jesuitengymnasium in München und wurde 1763 Novize in Landsberg/Lech. Nach der Aufhebung des Ordens 1773 setzte er seine Studien in Ingolstadt fort, empfing 1774 die Priesterweihe und wurde 1779 Kanonikus am Kollegiatstift St. Veit in Freising. Im selben Jahr erhielt er als Konsistorialrat das Schulkommissariat in Freising, wo er sich für eine Bildungsreform einsetzte. Wegen seiner aufklärerischen Aktivitäten in Mißkredit geraten, legte er 1793 seine Ämter nieder und zog sich auf die Pfarrei Baumkirchen bei München zurück. Dort widmete er sich neben der Seelsorge, die er im Dienst der Volkserziehung betrieb, auch dem Studium der Philosophie —> Kants, deren Grundsätze er mit der christlichen Theologie zu vereinen suchte. Rehabilitiert wurde er 1799 Prof. der Moral am Münchner Lyzeum. M. veröffentlichte u. a. Versuch einer [...] faßlichen Darstellung der Kantischen Philosophie (1794) und Moraltheologie (2 Tie., 1800-03). WEITERE WERKE: Über das sittlich Gute. München 1788, 2 1801. - Beiträge zur Metaphysik, in einer Prüfung der Stattler-antikantischen. München 1795, 21800. -Vermischte Schriften, oder philosophische Gedanken und Abhandlungen. 4 Bde., München 1799/1800. LITERATUR: Kajetan von Weiller: S. M.'s Leben. München 1803. - Walter Hunscheidt: S. M. 1749 bis 1800. Ein kantianischer Moraltheologe, Moralphilosoph und Moralpädagoge. Bonn 1948. Nahlowsky, Josef Wilhelm, * 18.3.1812 Prag, t 15. 1.1885Graz. N. studierte in Prag, wurde 1848 Dozent für Philosophie, später Gymnasiallehrer in Przemysl und Schuldirektor in Czernowitz. Seit 1852 Ordinarius für Philosophie in Olmütz, folgte er 1855 einem Ruf nach Pest und war 1860-62 Privatgelehrter in Böhmen, anschließend bis 1878 o. Prof. der Philosophie in Graz. N., ein Anhänger Johann Friedrich —»Herbarts, veröffentlichte Schriften zur Ethik sowie über Bewußtsein und Gefühl (u.a. Das Gefühlsleben, 1862, 3 1907; Allgemeine praktische Philosophie, 1870,M903), ferner Grundzüge zur Lehre von der Gesellschaft und dem Staat (1865). WEITERE WERKE: Das Duell, sein Widersinn und seine moralische Verwerflichkeit. Leipzig 1864. Langensalza 21904. -

Die ethischen Ideen als die waltenden Mächte im Einzel- wie im Staatsleben. Leipzig 1865. Langensalza 21904. LITERATUR: Carl von Prantl: N. In: ADB 23, 1886, S. 242. Natorp, Paul, * 24. 1.1854 Düsseldorf, t 17. 8. 1924 Marburg. Der Sohn eines protestantischen Pfarrers studierte von 1871 bis 1876 in Berlin, Bonn und Straßburg. Während der ersten Studienjahre galt sein Interesse vornehmlich der Musik, Literatur und Mathematik. Von der Absicht, Musik zum Lebensberuf zu machen, riet Johannes Brahms N. ab. 1876 erfolgte seine Promotion in Straßburg mit einer Arbeit über den Peloponnesischen Krieg. Seit 1880 trat N. in Marburg in enge wissenschaftliche Verbindung zu Hermann —»Cohen, dessen Kant-Interpretation er schon in Straßburg zur Kenntnis genommen hatte. Auf Anregung Cohens habilitierte sich N. im folgenden Jahr; die Habilitationsschrift erschien 1882 unter dem Titel Descartes' Erkenntnißtheorie. Eine Studie zur Vorgeschichte des Kritizismus. 1885 wurde N. Extraordinarius; 1893 erhielt er das Ordinariat für Philosophie und Pädagogik in Marburg, das er bis 1922 innehatte. Sein Ansehen als Gelehrter begründete N. durch Untersuchungen zur antiken Philosophie und zum Verhältnis der neuzeitlichen Naturwissenschaften zur Philosophie Immanuel -> Kants. Mit ihnen erwies er sich nicht nur als gründlicher Philologe, sondern auch als Mitstreiter Cohens bei dessen Bemühungen um eine Rehabilitierung der kritisch-idealistischen Philosophie Kants („Marburger Schule"). 1903 erschien N.s Studie zur Philosophie Platons (Platos Ideenlehre, 1903,21921, Nachdruck 1994), die eine breite und kontroverse Diskussion auslöste. Die 1910 erschienene Schrift Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften ( 2 1921) trug wegen der Klarheit ihrer Darstellung wesentlich zur Verbreitung der „Marburger Schule" des Neukantianismus bei. Neben Arbeiten zur systematischen Philosophie trat er mit dem Entwurf einer auf dem Prinzip der Gemeinschaft begründeten Sozialpädagogik hervor und entfaltete eine breite publizistische Tätigkeit zu aktuellen pädagogisch-politischen Fragen. Mit der Grundlegung einer neuen philosophischen Psychologie (Einteilung in die Psychologie nach kritischer Methode, 1888; 2 1912 unter dem Titel Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode) hatte sich N. schon früh über die Grenzen der „Marburger Schule" hinaus Anerkennung und Gehör verschafft. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, den N. verurteilte, plädierte er für die Verwirklichung der Idee eines demokratischen Sozialismus, in der er, unter Berufung auf die Tradition der klassischen deutschen Philosophie und Kunst, den „deutschen Weltberuf' sah (Deutscher Weltberuf. Geschichtsphilosophische Richtlinien, 1918). In seinem Spätwerk bemühte sich N. um die Neubegründung eines Systems der Philosophie, in dem er das ursprünglich mit Cohen geteilte Programm des Aufweises apriorischer Bedingungen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis („transzendentale Methode") zu einer allgemeinen Theorie der Kultur zu erweitern suchte. Die diesbezüglichen Entwürfe, von N. hauptsächlich in Vorlesungen vorgetragen, blieben bis auf eine Skizze in seiner Selbstdarstellung von 1921 und den 1925 publizierten Vorlesungen über Praktische Philosophie der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Die 1958 aus dem Nachlaß veröffentlichte Philosophische Systematik (hrsg. von Hans Natorp), in der N. u. a. auf die Philosophie —> Hegels und die Tradition des Neuplatonismus zurückgriff, blieb ohne Resonanz. Erst die neuere Forschung hat den systematischen Gehalt der Philosophie N.s und ihre Bedeutung für die Philosophie seiner Zeit gewürdigt. WEITERE WERKE: Forschungen zur Geschichte des Erkenntnisproblems im Altertum. Protagoras, Demokrit, Epikur und die Skepsis. Berlin 1884. - Religion innerhalb der Grenzen der Humanität. Tübingen 1897, 21908. - Sozialpädagogik.

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Neeb Theorie der Willensbildung auf der Grundlage der Gemeinschaft. Stuttgart 1899, 21904 (Neudr. Paderborn 1974). Philosophie. Ihr Problem und ihre Probleme. Einführung in den kritischen Idealismus. Göttingen 1911, '1921. - P. N. [Selbstdarstellung]. In: Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Raymund Schmidt. Bd. l, Leipzig 1921, S. 151-176. 21923, S. 161-190. LITERATUR: Helmut Holzhey: Cohen und N. Bd. 1: Ursprung und Einheit. Die Geschichte der „Marburger Schule" als Auseinandersetzung um die Logik des Denkens. Bd. 2: Der Marburger Neukantianismus in Quellen. Zeugnisse kritischer Lektüre. Briefe der Marburger. Dokumente zur Philosophiepolitik der Schule. Basel /Stuttgart 1986. - Norbert Jegelka: P. N. Philosophie, Pädagogik, Politik. Würzburg 1992. - Helmut Löns: Transzendentalpsychologie und „Metaphysik" der Kultur. Eine Untersuchung zur theoretischen Philosophie P. N.s. Frankfurt/Main u.a. 1994. Jürgen Stolzenberg: Ursprung und System. Probleme der Begründung systematischer Philosophie im Werk Hermann Cohens, P. N.s und beim frühen Martin Heidegger. Göttingen 1995. Jürgen Stolzenberg Neeb, Johannes, * 1.9.1767 Steinheim bei Hanau, t 13.6.1843 Steinheim. N. studierte seit 1782 Philosophie und Theologie in Mainz, empfing die Priesterweihe, wurde 1791 zum Dr. phil. und Dr. theol. promoviert und war als Gymnasiallehrer in Aschaffenburg tätig. 1792-94 lehrte er als Prof. der Philosophie in Bonn und unterrichtete 1798-1803 an der Zentralschule in Mainz. 1803 trat N. aus dem Priesterstand aus und lebte nach seiner Heirat auf einem Gut bei Mainz. Er war Bürgermeister von Steinheim/Main und Abgeordneter im hessischen Landtag. N. veröffentlichte u. a. Über Kants Verdienste um das Interesse der philosophierenden Vernunft (1792, 2 1795), System der kritischen Philosophie auf dem Satz des Bewußtseins gegründet (2 Tie., 1795/96) und Vernunft gegen Vernunft, oder die Rechtfertigung des Glaubens (1797). WEITERE WERKE: Über das Verhältniß der stoischen Philosophie zur Moral. Mainz 1791. - Vermischte Schriften. 2 Tie., Frankfurt/Main 1817-21. - Hinterlassene Schriften. Mainz 1845. LITERATUR: Gerhard Jentgens: Der philosophische Entwicklungsgang des J. N. (1767-1843). Düsseldorf 1922. Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel, * 14.2.1776 Reichenberg bei Erbach/Odenwald, t 16.3.1858 Breslau. N. v. E., Sohn eines Gutsbeamten, studierte 1795-99 in Jena Naturwissenschaften und Medizin und schloß 1800 das Studium in Gießen mit der medizinischen Promotion ab. Neben seiner nach einigen Jahren aufgegebenen ärztlichen Tätigkeit widmete er sich naturwissenschaftlichen und philosophischen Forschungen, legte Sammlungen von Vögeln und Insekten an, unterhielt Kontakte mit Naturforschern, Philosophen und Dichtern. Mit —> Goethe, den er auch persönlich kennenlernte, stand er im Briefwechsel. 1818 wurde N. v. E. zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt, deren Mitglied er seit 1816 war und der er bis zu seinem Tod vorstand. 1817 folgte N. v. E. einem Ruf auf den Lehrstuhl für Botanik in Erlangen, wo er zugleich Direktor des Botanischen Gartens war. Bereits 1818 wechselte er auf den Lehrstuhl für Allgemeine Naturgeschichte und Botanik an der neugegründeten Univ. Bonn und 1830 an die Univ. Breslau, wo er ebenfalls für den Botanischen Garten verantwortlich war. 1852 wurde er ohne Pension wegen des Vorwurfs des Konkubinats seines Amtes enthoben; ausschlaggebend waren allerdings N. v. E.s sozialistische Neigungen und Aktivitäten. Die Präsidentschaft der Leopoldina blieb ihm erhalten, Bibliothek und Herbarium mußten verkauft werden.

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N. v. E. war ein Anhänger der Naturphilosophie der Romantik, setzte sich für Mesmerismus und für die Aufnahme der Naturwissenschaften in den Schulunterricht ein, gehörte 1848 zu den Gründern des Arbeitervereins in Breslau, nahm als Abgeordneter der Stadt Breslau an der preuß. Nationalversammlung teil und wurde im Januar 1849 wegen „gefährlicher sozialer Bestrebungen" aus Berlin ausgewiesen. Zugleich blieb N. v. E. seinem kath. Glauben treu; seine politischen Visionen orientierten sich an dem idealistischreligiösen Ideal des „Reiches Gottes". In der Schrift Das Leben der Ehe in der vernünftigen Menschheit und ihr Verhältniß zum Staat und zur Kirche (1845) trat N. v. E. für ein Verständnis der Liebe als Einheit von „Naturehe" und „Geistesehe" ein. Die wissenschaftliche Produktivität von N. v. E. - oft auch gemeinsam mit seinem Bruder Theodor Friedrich Ludwig N. v. E. - war groß: umfassende Darstellungen der Botanik (Handbuch der Botanik, 2 Bde., 1820/21), Beiträge zur botanischen Systematik, monographische Studien über einzelne Pflanzen und Tiere, naturphilosophische Publikationen (Naturphilosophie, 1841) sowie Veröffentlichungen über sozialpolitische und theologische Themen. N. v. E. wurde mit der Aufnahme in über 70 inund ausländische Akademien und der Verleihung von zahlreichen Orden geehrt; eine Pflanze wurde nach ihm benannt (Esenbeckia). In den detaillierten Beschreibungen der organischen Naturphänomene sind „seine Arbeiten durch ihre Klarheit und Treue zu den Meisterwerken zu zählen", heißt es im Nachruf seines Nachfolgers in der Präsidentschaft der Leopoldina Dietrich Georg Kieser. WEITERE WERKE: Das System der Pilze und Schwämme. Würzburg 1816/17. - Entwickelungsgeschichte des magnetischen Schlafs und Traums. Bonn 1820. - Naturgeschichte der europäischen Lebermoose. 4 Bde., Berlin 1833-38. Vergangenheit und Zukunft der Kaiserlichen LeopoldinischCarolinischen Akademie der Naturforscher. Breslau 1851. Das Leben in der Religion. Rastenburg 1853. LITERATUR: Dietrich Georg Kieser: Lebensbeschreibung. In: Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino Germanicae Naturae Curiosorum 27 (1860) S. LXXXV-XCVII. Johannes Proskauer: N., C. G. (D.). In: DSB, Bd. 10, 1970, S. 11-14. - Georg Uschmann: C. G. N. (1776-1858). XI. Präsident (1818-1858) der Akademie. In: Leopoldina. Mitteilungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Reihe 3, Jg. 22 (1976) 1980, S. 173-190. Günther Höpfner: C. G. D. N. v. E. (1776-1858) - ein deutscher Gelehrter an der Seite der Arbeiter. In: NachmärzForschungen. Trier 1994, S. 9-103. Dietrich von Engelhardt Nelson, Leonard, * 11.7.1882 Berlin, t 19.10.1927 Göttingen. Der Sohn eines Rechtsanwalts und Nachkomme Moses —»Mendelssohns studierte Philosophie, Mathematik und Psychologie in Heidelberg, Berlin und Göttingen, wurde 1904 mit der Dissertation Jakob Friedrich Fries und seine jüngsten Kritiker zum Dr. phil. promoviert und gründete die Neue Folge der „Abhandlungen der Fries'sehen Schule" (1904-18) sowie die Fries-Gesellschaft. 1909 habilitierte sich N. in Göttingen für Philosophie (Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie) und wurde hier 1919 a. o. Professor. Er befaßte sich zunehmend mit Politik und Pädagogik, gründete den Internationalen Jugendbund, der 1925 als Internationaler Sozialistischer Kampfbund neu entstand, sowie das Landerziehungsheim Walkemühle. Als Begründer des Neufriesianismus versuchte er, unter Berufung auf —> Fries, dessen Umbildung der Vernunftkritik —»Kants weiterzuentwickeln und die konsequente politische Umsetzung einer exakten Ethik einzuleiten. N.s sozialistisches Engagement hinterließ Spuren im Godesberger Programm der SPD. Er veröffentlichte u. a. Über das

Neumann sogenannte Erkenntnisproblem (1908), Vorlesungen über die Grundlagen der Ethik (3 Bde., 1917-32), Die Rechtswissenschaft ohne Recht (1917, 21949), Beiträge zur Philosophie der Logik und Mathematik (1959) und Fortschritte und Rückschritte der Philosophie (hrsg. von Julius —> Kraft, 1962). WEITERE WERKE: Kant und die nichteuklidische Geometrie. Berlin 1906. - Die kritische Ethik bei Kant, Schiller und Fries. Eine Revision ihrer Prinzipien. Göttingen 1914. Ethische Methodenlehre. Leipzig 1915. - Die neue Reformation. Bd. 1: Die Reformation der Gesinnung durch Erziehung zu Selbstvertrauen. Leipzig 1918,21922. Bd. 2: Die Reformation der Philosophie durch Kritik der Vernunft. Leipzig 1918. - Vom Beruf der Philosophie unserer Zeit für die Erneuerung des öffentlichen Lebens. Leipzig 1918. Braunschweig 31949. - Die sokratische Methode. Göttingen 1922,31931. Nachdruck Kassel 1996. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Paul Bernays u. a. 9 Bde., Hamburg 1970-77. Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Heinz-Joachim Heydorn. Frankfurt/Köln 1974. Neuausgabe Frankfurt/Main 1992. LITERATUR: L. N. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Aus seinen Werken zusammengefügt und erläutert von Willi Eichler und Martin Hart in Gemeinschaft mit anderen seiner Freunde. Paris 1938. - Minna Specht/Willy Eichler (Hrsg.): L. N. zum Gedächtnis. Frankfurt/Main u.a. 1953 (mit Bibliographie). - Christoph Westermann: Recht und Pflicht bei L. N. Bonn 1969. - Peter Schröder (Hrsg.): Vernunft, Erkenntnis, Sittlichkeit. Internationales philosophisches Symposion aus Anlaß des 50. Todestages von L. N. Hamburg 1979. - Dragan Jakowljewitsch: L. N.s Rechtfertigung metaphysischer Grundsätze der theoretischen Realwissenschaft. Frankfurt/Main u.a. 1988. - Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und Kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990. - Reinhard Kleinknecht/Barbara Neisser (Hrsg.): L. N. in der Diskussion. Frankfurt/Main 1994. - Silvia Knappe (Hrsg.): Vernunftbegriff und Menschenbild bei L. N. Frankfurt/Main 1996. Holger Franke: L. N. Ein biographischer Beitrag unter besonderer Berücksichtigung seiner rechts- und staatsphilosophischen Arbeiten. 2., erw. Aufl., Aachen/Mainz 1997. Udo Vorholt: Die politische Theorie L. N.s. Eine Fallstudie zum Verhältnis von philosophisch-politischer Theorie und konkret-politischer Praxis. Baden-Baden 1998. Nestle, Wilhelm (Albrecht), * 16.4.1865 Stuttgart, t 18.4.1959 Stuttgart. N. studierte in Tübingen und Berlin klassische Philologie, wurde 1889 in Tübingen zum Dr. phil. promoviert und trat 1888 in den höheren Schuldienst ein. 1913-19 war er Direktor des Heilbronner Gymnasiums, 1919-32 Oberstudiendirektor des Karls-Gymnasiums in Stuttgart und 1933-35 Honorarprofessor der griechischen Philologie in Tübingen. N. veröffentlichte u.a. Die griechischen Philosophen (4 Bde., 1922/23), Geschichte der griechischen Literatur (2 Bde. 1923/24, 31961-63), Die griechische Religiosität in ihren Grundzügen und Hauptvertretern von Homer bis Proklos (3 Bde., 1930-34), Vom Mythos zum Logos. Die Selbstentfaltung des griechischen Denkens von Homer bis auf die Sophistik und Sakrales (1940, 2 I942, Nachdruck 1966,21975), Griechische Weltanschauung in ihrer Bedeutung für die Gegenwart (1946, Nachdruck 1969) und Griechische Studien. Untersuchungen zur Religion, Dichtung und Philosophie der Griechen (1948, Nachdruck 1968). Er gab Werke Platons und in Auswahl Die Vorsokratiker (1908,41956, Nachdruck 1978) heraus. WEITERE WERKE: Euripides, der Dichter der griechischen Aufklärung. Stuttgart 1901. - Der Friedensgedanke in der antiken Welt. Leipzig 1938. - Griechische Geistesgeschichte von Homer bis Lukian. 1944. Neudruck Stuttgart 1949,

2 1956. - Die Krisis des Christentums. Stuttgart 1947. - Griechische Lebensweisheit und Lebenskunst. Stuttgart 1949.

Neuhäusler, Anton (Otto), Pseud. A. Fuchsbichler, O'Mayr, Josef Meier, Franz Ringseis, Augustin Sturm, * 20.2.1919 München, t 11.1.1997 München. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg studierte N. Philosophie an der Univ. München und wurde 1950 mit Psyche und Materie. Untersuchungen über die Berechtigung einer psychistischen Materieauffassung promoviert. 1955 habilitierte er sich (Zeit und Sein, 1957) und lehrte 1958-81 als Prof. der Philosophie an der Univ. München. N. veröffentlichte u.a. Mensch und Materie (1948), Telepathie, Hellsehen, Praekognition (1953), Der Mensch und die Abstammungslehre (1958) und Grundbegriffe der philosophischen Sprache (1963, 21967). Daneben verfaßte er in bairischer Mundart zahlreiche Bände zumeist humorvoller Gedichte (u.a. / kann koane Engal mehr seng. Bairische Gedichte, 1970; A bissl Zeit für d Ewigkeit, 1980; Man werd doch no lacha derfa. Versin gegns Traurigsei, 1988) und Geschichten (Nachrichten aus Nechnum. Merkwürdige, denkwürdige und unwürdige Geschichten, 1981). 1985 erschien sein Neues bayerisches Wörterbuch. WEITERE WERKE: Angst vor dem Nichts? Krefeld 1953. Der Weg in die Relativitätstheorie. Meisenheim/Glan 1957. Neumann, Franz Leopold, Pseud. Franz Leopold, * 23.5. 1900 Kattowitz (Schlesien), t 2.9. 1954 Visp (Kt. Wallis, Schweiz). Nach dem Ersten Weltkrieg nahm N., Sohn eines Handwerkers, an den revolutionären Kämpfen teil und trat in die SPD ein. Seit 1918 studierte er Rechtswissenschaften, Philosophie und Ökonomie in Breslau, Leipzig und Frankfurt/ Main und wurde 1923 mit einer Arbeit über Staat und Strafe zum Dr. jur. promoviert. 1923-27 war er Rechtsreferendar in Frankfurt, Assistent von Hugo Sinzheimer und Dozent an der Akademie der Arbeit, 1928-33 Rechtsanwalt in Berlin, Syndikus der Baugewerkschaft und Dozent für Arbeitsrecht an der Deutschen Hochschule für Politik. 1932 wurde er Syndikus der SPD. 1933 von den Nationalsozialisten ausgebürgert, emigrierte er nach London, studierte bis 1935 Politikwissenschaft und Soziologie an der London School of Economics und wurde 1936 mit der Arbeit The Governance of the Rule of Law promoviert. 1936-42 war N. Mitarbeiter am New Yorker Institute of Social Research, betrieb Recherchen zur Analyse des Nationalsozialismus und schrieb u. a. Behemoth. The Structure and Practice of National Socialism (1942, 21943, dt. 1977), eine der erste soziologischen Gesamtdarstellungen des Nationalsozialismus. 1942 wurde er als Deutschland-Experte Forschungsdirektor in dem Research and Analysis Branch des Office of Strategie Services und des State Department, später Mitarbeiter bei den Nürnberger Prozessen. 1947-54 war N. Prof. für Public Law and Government an der Columbia University New York, lehrte als Gastprofessor in Berlin und wirkte an der Institutionalisierung der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland mit. Zu seinen Veröffentlichungen gehören auch Koalitionsfreiheit und Rechtsverfassung. Die Stellung der Gewerkschaften im Verfassungssystem (1932) und Die Gewerkschaften in der Demokratie und in der Diktatur (1935). N. starb bei einem Unfall in der Schweiz. WEITERE WERKE: The Democratic and the Authoritarian State. Essays in Political and Legal Theory. Hrsg. v. Herbert Marcuse. Glencoe 1957. New York 1964. Dt.: Demokratie und autoritärer Staat. Studien zur politischen Theorie. Hrsg. und eingeleitet von Helge Pross. Frankfurt/Main, Wien 1967. - Wirtschaft, Staat, Demokratie. Aufsätze 1930-1954. Hrsg. v. Alfons Söllner. Frankfurt/Main 1978. LITERATUR: Wolfgang Luthardt: Ausgewählte Bibliographie der Arbeiten von F. L. N. In: F. L. N.: Behemoth. Struktur

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Neumark und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944. Köln u.a., S. 777-784. - Alfons Söllner: N. zur Einführung. Hannover 1982. - Hubertus Buchstein/Gerlinde Schlöer: Politische Theorie in der Kritische Theorie nach 1950, F. L. N. Berlin 1983. - Joachim Perels (Hrsg.): Recht, Demokratie und Kapitalismus - Aktualität und Probleme der Theorie F. L. N.s. Baden-Baden 1984. - Rainer Erd (Hrsg.): Reform und Resignation. Gespräche über F. L. N. Frankfurt/Main 1985. - Andreas Fisahn: Eine kritische Theorie des Rechts. Zur Diskussion der Staats- und Rechtstheorie von F. L. N. Aachen 1993. Neumark, David, * 3.8.1866 Szczerzec (Galizien), t 15.12. 1924 Cincinnati (Ohio, USA). Der traditionell jüdisch erzogene N., Sohn eines Privatgelehrten, studierte seit 1892 an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums sowie an der Univ. Berlin, wurde 1896 zum Dr. phil. promoviert (Die Freiheitslehre bei Kant und Schopenhauer) und erwarb 1897 das Rabbinerdiplom. Im selben Jahr nahm er am ersten Zionistenkongreß teil. 1897-1904 war er Rabbiner in Rakonitz (Böhmen) und 1904-07 Redakteur des philosophischen und halachischen Teils der geplanten Enzyklopädie Ozar Hajahadut. 1907 wurde N. Prof. der jüdischen Philosophie an der VeitelHeine-Ephraim-Lehranstalt in Berlin und lehrte 1907-24 als Prof. der jüdischen Philosophie am Hebrew Union College in Cincinnati. 1919 gründete er das „Journal of Jewish Lore and Philosophy", das seit 1921 als „Hebrew Union College Annual" weitergeführt wurde. N. veröffentlichte u.a. Geschichte der jüdischen Philosophie des Mittelalter.? (2 Bde., 1907-28), Crescas and Spinoza (1909), Toldot haiqqarim bejisrael (Geschichte der Dogmen im Judentum, 2 Bde., 1912-19, Neuaufl. 1971) und The Philosophy of the Bible (1918). Neurath, Otto (Karl Wilhelm), * 10. 12. 1882 Wien, t 22.12. 1945 Oxford (Großbritannien). N., Sohn eines Nationalökonomen, studierte in Wien, Berlin und Heidelberg, wurde 1906 in Berlin zum Dr. phil. promoviert (Zur Anschauung der Antike über Handel, Gewerbe und Landwirtschaft) und lehrte bis 1914 an der Handelsakademie in Wien. 1917 habilitierte er sich in Heidelberg für politische Ökonomie (Durch die Kriegswirtschaft zur Natu ralwirtschaft, 1919) und wurde 1919 Präsident des bayerischen Zentralwirtschaftsamtes. Nach der Zerschlagung der Räterepublik wurde er angeklagt, dann jedoch freigesprochen. In Wien schloß er sich den Sozialdemokraten an. Er wurde Generalsekretär des Wiener Forschungsinstituts für Gemeinwirtschaft, Direktor des von ihm gegründeten Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums und Direktor des Internationalen Verbandes für Bildungspädagogik. Als Vertreter des Neopositivismus gehörte N. zu dem gemeinsam mit Moritz —> Schlick und Rudolf —»Carnap gegründeten Wiener Kreis, dessen Grundsätze er im Sinne eines Fallibilismus modifizierte und auf die Sozial- und Geisteswissenschaften anwendete. 1934 emigrierte N. in die Niederlande, wurde in Den Haag Direktor der International Foundation for Visual Education und des Mundaneum Instituts und begründete 1937 das Institute for the Unity of Science. 1940 floh er nach England und wurde 1942 Direktor des Isotype Institute in Oxford. N. erfand die International Picture Language ISOTYPE, ursprünglich zur verständlichen Präsentation von Statistiken, die bald weltweit Verwendung fand. Er veröffentlichte u. a. Lebensgestaltung und Klassenkampf (1928), Empirische Soziologie (1931), Einheitswissenschaft und Psychologie (1933) und Foundations of the Social Sciences (1944). WEITERE WERKE: Antike Wirtschaftsgeschichte. Leipzig 1909, 31926. - Lesebuch der Volkswirtschaftslehre. Wien 1910, 21913 (mit Anna Schapire-Neurath). - Können wir

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heute sozialisieren? Eine Darstellung der sozialistischen Lebensordnung und ihres Werdens. Leipzig 1919 (mit Wolfgang Schumann). - Anti-Spengler. München 1921. - Wissenschaftliche Weltauffassung, Sozialismus und Logischer Empirismus. Hrsg. v. Rainer Hegselmann. Frankfurt/Main 1979. - Gesammelte philosophische und methodologische Schriften. Hrsg. v. Rudolf Haller u. Heiner Rutte. 2 Bde., Wien 1981. - Gesammelte bildpädagogische Schriften. Hrsg. v. Rudolf Haller und Robin Kinross. Wien 1991. - Gesammelte ökonomische, soziologische und sozialpolitische Schriften. Hrsg. v. Rudolf Haller und Ulf Höfer. 2 Bde., Wien 1998. LITERATUR: Elisabeth Nemeth: O. N. und der Wiener Kreis. Revolutionäre Wissenschaftlichkeit als Anspruch. Frankfurt/ Main, New York 1981. - Schlick und N. Ein Symposium. Hrsg. v. Rudolf Haller. Amsterdam 1982. - Frank HofmannGrünenberg: Radikal-empiristische Wahrheitstheorie. Eine Studie über O. N., den Wiener Kreis und das Wahrheitsproblem. Wien 1988. - Danilo Zolo: Reflexive epistemology. The philosophical legacy of . . Dordrecht u.a. 1989. Nancy Cartwright/Jordi Cat/Lola Fleck/Thomas E. Uebel (Hrsg.): O. N. Philosophy between science and poltics. Cambridge u.a. 1996. - Elisabeth Nemeth/Friedrich Stadier (Hrsg.): Encyclopedia and Utopia. The life and work of O. N. (1882-1945). Dordrecht u.a. 1996. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/ Main 1997, bes. S. 752-770. Nicolai, Heinrich, * 7.5. 1605 Danzig, t 29.12. 1660 Danzig. N. studierte in Wittenberg, Leipzig und Jena, wurde an der Univ. Marburg zum Magister promoviert und ging zum Studium der Theologie nach Rostock. 1630 wurde er Prof. der Logik und Metaphysik am Gymnasium in Danzig, 1650 Prof. der Theologie und Philosophie am Gymnasium in Elbing. 1658 erfolgte die Ernennung zum brandenburgischen Kirchenrat. 1660 legte N. seine Professur aus gesundheitlichen Gründen nieder. Er verfaßte philosophische Schriften und Lehrbücher (Miscellanearum exercitationum decas, 3 Bde., 1636-38) und nahm aktiven Anteil an den theologischen Kontroversen seiner Zeit. Aufgrund seiner Schrift Irenicum seu de differenliis religionum conciliandis commentalio (1645) und seines Eintretens für eine Vereinigung der Bekenntnisse wurde er als „Synkretist" heftig angegriffen. Auf dem Totenbett nahm N. nach einem harten Beichtexamen seine Ansichten zurück. Nider, Johannes, auch Nieder, Nyder, * um 1380 Isny/ Allgäu, t 13.8.1438 Nürnberg. N. trat vermutlich 1402 in das Dominikanerkloster zu Colmar ein, war seit 1422 an der Univ. Wien immatrikuliert und wurde dort 1426 als Schüler des Franz von Retz zum Dr. theol. promoviert. Seit 1428 Prior des Nürnberger Predigerklosters und Vikar der reformierten Klöster seiner Ordensprovinz, reformierte N. 1429 das Basler Dominikanerkloster und zählte 1431-34 zu den führenden Persönlichkeiten des Basler Konzils. Die letzten Jahre seines Lebens lehrte er an der Univ. Wien. N. war einer der wichtigsten Reformer des deutschen Dominikanerordens im Spätmittelalter. Sein umfangreiches, teilweise noch im 17. Jh. wiederaufgelegtes Werk, das asketische und moraltheologische Schriften sowie Briefe und Predigten umfaßt, war aktuellen Problemen gewidmet und zeugt von N.s Bemühen, Orden und Kirche unter Rückgriff insbesondere auf die Lehren des Thomas von Aquin zu reformieren. Sein gesellschaftskritischer Traktat Formicarius (um 1475, Neudruck 1989), ein moralisch belehrendes Sittengemälde in der Form eines LehrerSchüler-Gesprächs, gilt als eines der wertvollsten Zeugnisse

Nietzsche zur Kulturgeschichte des 15. Jahrhunderts. Es wurde zusammen mit N.s Schrift Praeceptorium divinae legis (1411) 1487 in vollem Wortlaut in den Malleus maleficarum des Heinrich Institoris übernommen. WEITERE WERKE: Tractatus de contractibus mercatorum. Köln 1468. LITERATUR: Kaspar Schieler: Magister J. N. aus dem Orden der Prediger-Brüder. Mainz 1885. - Winfried Trusen: Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik. Dargestellt an Wiener Gutachten des 14. Jahrhunderts. Wiesbaden 1961. - Eugen Hillenbrand: N., J. In: VL 6, 1987, Sp. 971-977. - Ulla Williams: Schul der weisheit. Spirituelle artes-Auslegung bei J. N. Mit Edition der ,14. Harfe'. In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters. Kurt Ruh zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. Konrad Kunze. Tübingen 1989, S. 391-424. - Margit Brand: Studien zu J. N.s deutschen Schriften. Roma 1998. Niethammer, Friedrich Immanuel, * 26.3. 1766 Beilstein (Württemberg), t 1.4. 1848 München. Der aus einer württembergischen Gelehrtenfamilie stammende N. studierte Theologie und Philosophie als Angehöriger des Tübinger Stifts an der dortigen Univ. (1784-89) und seit 1790 an der Univ. Jena, wo er sich 1792 habilitierte (De vero revelationis fundamento). \ 793 wurde er dort a. o. Prof. der Philosophie, 1798 Prof. der Theologie und stand u.a. mit -4Goethe, —»Schiller, ->Fichte und Wilhelm von —> Humboldt in Kontakt. 1804 wurde N. von Maximilian Joseph Montgelas zur Reform der evangelischlutherischen Landeskirche in bayerische Dienste berufen. Er war Konsistorialrat und o. Prof. der Theologie an der Univ. Würzburg, Zentralschulrat der protestantischen Konfession (1807), Oberkirchenrat (1808) und Oberkonsistorialrat (1818) in München. Als Pädagoge versuchte N., Aufklärung und Neuhumanismus zu versöhnen. 1808 wurde er mit der Reform der höheren Schulen in Bayern beauftragt und führte mit dem „Allgemeinen Normativ für Bayern" die Trennung der Realanstalten und der humanistischen Gymnasien herbei, die jedoch bereits 1816 wieder aufgehoben wurde. N.s programmatische Schrift Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit erschien 1808 (Neudr. 1968). WEITERE WERKE: Ueber den Versuch einer Kritik aller Offenbarungen. Jena 1792. - Versuch einer Ableitung des moralischen Gesetzes aus der Form der reinen Vernunft. Jena 1793. - Ueber Religion als Wissenschaft zur Bestimmung des Inhalts der Religionen und der Behandlungsart ihrer Urkunden. Neustrelitz 1795. - Versuch einer Begründung des vernünftigen Offenbarungsglaubens. Jena 1798. - Schelling's Briefwechsel mit N. Hrsg. v. Georg Dammköhler. Leipzig 1913. - Korrespondenz mit dem Klagenfurter Herbert-Kreis. Hrsg. v. Wilhelm Baum. Wien 1995. LITERATUR: Johannes Richter: Die Religionsphilosophie der Fichteschen Schule. Berlin 1931. - Ernst Hojer: Die Bildungslehre F. I. N.s. Frankfurt/Main 1965. - Gerhard Lindner: F. I. N. als Christ und Theologe. Seine Entwicklung vom deutschen Idealismus zum konfessionellen Luthertum. Nürnberg 1971. - Peter Euler: Pädagogik und Universalienstreit. Zur Bedeutung von F. I. N.s pädagogischer „Streitschrift". Weinheim 1989. - Roswitha Thomas: Schillers Einfluß auf die Bildungsphilosophie des Neuhumanismus. Untersuchung zum ideengeschichtlichen Zusammenhang zwischen Schillers philosophischen Schriften und F. I. N.s Erziehungsentwurf. Diss. Stuttgart 1993.

Nietzsche, Friedrich (Wilhelm), * 15. 10. 1844 Röcken bei Leipzig, t 25.8. 1900 Weimar. N. stammte aus einer traditionsreichen Pastorenfamilie. Krankheit und Tod des Vaters, der 1849 an einer Hirnerkrankung starb, erlebte N. als das Trauma seiner Kindheit und fürchtete zeitlebens ein ähnliches Schicksal. Ein Jahr später zog die Mutter mit N. und der Tochter Elisabeth (Förster-Nietzsche) nach Naumburg/Saale. Nach dem Besuch der Knaben-Bürgerschule und einiger Klassen des Domgymnasiums erhielt der vierzehnjährige N. eine Freistelle in der Landesschule „Zur Pforte". Hier genoß er einen gründlichen Unterricht und zeigte außergewöhnliche Begabung in den klassischen Sprachen und in deutscher Literatur. Er komponierte, schrieb Gedichte und literarische Abhandlungen. Nicht erst der bemerkenswerte Aufsatz Fatum und Geschichte (1862) läßt erkennen, daß die späteren Inhalte und Probleme seiner Philosophie N. bereits in der Schülerzeit beschäftigt haben. Bereits die Texte seit dem zehnten Lebensjahr geben Auskunft über N.s geistige Entwicklung, die in Form einer aus sozialen Gründen verdeckten und hintersinnigen, durch Aufnahme griechischen Denkens geprägten Auseinandersetzung vor allem mit der christlichen Religion und Moral erfolgte. Im Herbst 1864 begann N. ein Studium der Theologie und Philologie in Bonn, setzte das Philologiestudium 1865 in Leipzig fort und entschied sich endgültig gegen den theologischen Beruf. Obgleich eine zu einem Preisausschreiben der Universität eingereichte Diogenes-LaertiusUntersuchung preisgekrönt wurde, trug sich N. gleichzeitig mit Plänen einer philosophischen Dissertation im Anschluß an -> Kant und erwog einen Fachwechsel zur Chemie. Nach N.s Militärdienst (1867/68) erfolgte statt dessen auf Empfehlung Friedrich Wilhelm Ritschis im Februar 1869 überraschend die Berufung des vierundzwanzigjährigen Studenten zum Prof. der klassischen Philologie an die Univ. Basel. Nach der durch schwere Krankheit schon nach wenigen Wochen abgebrochenen Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg bewarb sich N. 1871 ergebnislos um eine freigewordene philosophische Professur an der Basler Universität. Neben Kontakten zu seinem Kollegen Jacob —> Burckhardt, bei dem er im Sommer 1872 das später unter dem Titel Weltgeschichtliche Betrachtungen edierte Kolleg hörte, verband N. seit dem Beginn seiner Tätigkeit in Basel eine Freundschaft mit Richard und Cosima Wagner. In seiner ersten selbständigen Veröffentlichung Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) deutete N. im Geiste —>Schopenhauers die griechische Kultur als Ergebnis der Versöhnung des Apollinischen, das für die durch die Kunst hervorgebrachten geformten Vorstellungen steht, und des Dionysischen als dessen tiefer liegender, gestaltloser Grund des Daseins. Die Überwindung der mit Sokrates beginnenden und bis in die Gegenwart reichenden theoretischen Einstellung der Wissenschaft - für N. Ausdruck des Gegensatzes zum Leben erhoffte er sich von Wagners kulturpolitischen Plänen. Die Absicht, als politischer Schriftsteller und Erzieher der Deutschen zu wirken, bestimmte sowohl die 1872 in Basel gehaltenen fünf Vorträge Ueber die Zukunft unserer Bildungsanstalten als auch eine Reihe kleinerer zwischen 1871 und 1873 entstandener, erst aus dem Nachlaß publizierter Schriften: Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, die das Urteil über die vorsokratische Philosophie nachhaltig verändert hat; Ueber das Pathos der Wahrheit (1872) und Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne (1873) enthalten N.s radikale Metaphysik- und Erkenntniskritik, die durch Destruktion absoluter Wahrheitsansprüche sowohl Wahrheit als auch Erkenntnis als ein vom Menschen selbstgesetztes Maß erweist; ferner den als Programmschrift für Bayreuth verfaßten Mahnruf an die Deutschen (1873)

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Nietzsche mit der Forderung nach einer Machtpolitik, die unter dem Primat der Kultur zu stehen habe. In den Jahren 1873 bis 1876 erschienen die kulturund zeitkritischen vier Unzeitgemässen Betrachtungen: Die l. Schrift enthält eine scharfe Polemik gegen David Friedrich -^Strauß als den Modellfall des Bildungsphilisters im zeitgenössischen Wissenschaftsbetrieb. In der 2. Schrift (Vom Nutzen und Nachtheil der Historic für das Leben) wendet sich N. gegen den Historismus des 19. Jh. und fordert eine Revision des Wertes der Geschichte für das menschliche Leben, den die Historic allein im Dienst des lebendigen Augenblicks gewinnt. Arthur Schopenhauer und Richard Wagner sind (in der 3. und 4. Schrift) paradigmatische Beispiele des einzigartigen Individuums mit seinem heroischen Lebenslauf, an das N. die Hoffnung auf eine Wiedergeburt der Kultur (als ästhetischer Einheit aller Erscheinungen des Lebens) knüpfte. Erste Symptome einer schwachen physischen Kondition hatten sich schon früh gezeigt. Seit 1873 wurde N. immer häufiger von migräneartigen Anfällen geplagt, die ihn zu einer Unterbrechung seiner Lehrtätigkeit nötigten. Hinzu kamen ein chronisch überreizter Magen und ein schweres Augenleiden. Im Herbst 1876 ließ sich N. deshalb für zwei Semester beurlauben. Als die Beschwerden an Heftigkeit und Häufigkeit zunahmen, mußte N. 1879 ein Entlassungsgesuch einreichen. Von seiner Basler Pension lebend, führte N. fortan ein unstetes, einsames Leben in unablässiger Suche nach günstigen klimatischen Bedingungen. Die Winter verbrachte er meist in Nizza, Venedig oder Turin, die Sommer in Sils-Maria im Engadin. Seine Kontakte beschränkten sich neben gelegentlichen Besuchen in Deutschland fast gänzlich auf Briefwechsel mit Lou von Salome (-» Andreas-Salome), Paul —* Ree, Franz -^Overbeck, Carl von Gersdorff, Heinrich Köselitz (Peter Gast) und anderen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheitsgeschichte blieb nicht ohne Einfluß auf N.s Vorstellungen von .Gesundheit' und .Krankheit' in ihrer philosophisch-existentiellen Dimension und spielte auch für seine Kulturdiagnose eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nach der Loslösung von Richard Wagner vollzog N. mit Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister (1878) den Übergang zu einem unabhängigen Denken im Stil einer entlarvenden Kritik. Auch in den rasch folgenden Aphorismenbüchern Vermischte Meinungen und Sprüche (1879), Der Wanderer und sein Schatten (1880) (beide in der Zweitausgabe von 1886 als Bd. 2 von Menschliches, Allzumenschliches) und Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurtheile (1881) gelangte N. durch seine genealogische und psychologische Methode zu grundlegenden Einsichten in die Herkunft, Anlage und Stellung moralischer Handlungen und zum Aufweis der Unmoralität der Moral. Aufgrund der Endlichkeit menschlichen Erkennens und Handelns konnte es für N. nach dem Verlust transzendenter und historischer Sicherheiten nur eine „ExperimentalPhilosophie" geben, die er als Die fröhliche Wissenschaft (Buch I-IV, 1882) aus dem leibhaftigen Erleben hervorgehen läßt. In der literarischen Wiedergeburt des persischen Weisen in Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen (1883-85) schaffte sich N. sein ,Ideal' einer schöpferischen Verbindung aller Gegensätze im Menschen. Neben der Konzeption des Übermenschen und der ,Lehre' von der ewigen Wiederkehr des Gleichen findet sich in dieser Schrift auch seine Lehre vom Willen zur Macht, der, als ursprüngliche Einheit aller geistigen und physischen Kraft, N.s Erwartung einer Umwertung der Werte eine metaphysische Begründung gibt.

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In den Jahren 1886 und 1887 gab N. einige seiner bisherigen Schriften teilweise erweitert und mit Vorreden versehen neu heraus und knüpfte damit bewußt an die kritisch-aufklärerische Phase des ersten Aphorismen-Buches von 1878 an. Gleichzeitig erschienen Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft (1886) und Zur Genealogie der Moral Eine Streitschrift (1887), die wichtigste seiner moralkritischen Schriften. Darin vertritt N. die These, daß die jüdisch-christliche Religion mit ihrer lebensfeindlichen Moral nicht nur eine Umwertung der Werte in Form des modernen Nihilismus heraufgeführt habe, sondern in ihrem Bündnis mit der neuzeitlichen Wissenschaft die Zukunft des Menschen bedrohe. Rettung versprach sich N. von der Destruktion der alten Werte, die den Nihilismus überwinden und eine erneute Umwertung der Werte ermöglichen könne. Das Jahr 1887 brachte eine weitere Verschlechterung seines gesundheitlichen Zustandes. Trotzdem schrieb N. Ende des Jahres in Venedig seinen Hymnus an das Leben, die einzige von ihm in Druck gegebene Komposition, und war in den folgenden Monaten außerordentlich produktiv. Neben der Arbeit an seinem Hauptwerk Der Wille zur Macht entstand im Frühjahr 1888 Der Fall Wagner. Ein MusikantenProblem. Im Laufe dieses Jahres entwickelte er eine geradezu ungeheuerliche Produktivität. Seine Arbeiten für das geplante Hauptwerk brach er ab und verwandte einen Teil des Manuskripts für Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt (1889) und Der Antichrist. Fluch auf das Christentum (1894). In hektischer Eile konzentrierte er sich auf seine abschließende Auseinandersetzung Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen (1894), auf seine Autobiographie Ecce homo. Wie man wird, was man ist (1908) und auf die späte Gedichtsammlung Dionysos-Dithyramben (1894). Anzeichen einer wachsenden öffentlichen Aufmerksamkeit gegenüber seinem Werk mehrten sich, Georg Brandes hielt an der Univ. Kopenhagen eine Vorlesung über N. Ausdruck von N.s eruptiver Gefühlslage in dieser Zeit waren überschwengliche Briefe, in denen er bevorstehende Schicksalsentscheidungen verhieß und sich selbst die entscheidende Rolle zuschrieb. Ende 1888 häuften sich die Anzeichen eines zunehmenden Verlustes realistischer Selbsteinschätzung, N. schien sich in einem Delirium der Exaltation zu befinden. Erhaltene Texte und Fragmente der Jahreswende dokumentieren den Übergang zum Wahnsinn. Anfang Januar 1889 brach er, offenkundig geisteskrank, in Turin zusammen. Seitdem lebte N. in geistiger Umnachtung. Die - bis heute nicht ganz sichere - Diagnose der Ärzte lautete auf progressive Paralyse, also auf einen unaufhaltsam fortschreitenden Abbau der Hirntätigkeit, vermutlich infolge einer lange Jahre latenten syphilitischen Infektion. Nach kurzem Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik von Basel und einjähriger Unterbringung in der psychiatrischen Klinik in Jena übernahm die Mutter die Pflege N.s, der im Verlauf fortschreitender Demenz nahezu alle physischen und psychischen Kräfte einbüßte. Nach dem Tod der Mutter 1897 nahm die Schwester Elisabeth N. zu sich nach Weimar. Im Umgang mit dem Kranken und der editorischen Entstellung seines Werks hat sie allerdings eine höchst ambivalente Rolle gespielt. Zum Zeitpunkt seines Todes war N. zu einer Symbolfigur der europäischen Literatur geworden und ist heute als Philosoph der moderne Klassiker par excellence. WERKE: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Giorgio Colli/Mazzino Montinari. Berlin/New York 1967ff. (Studienausgabe in 15 Bänden, München 1980). - Briefwechsel. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Giorgio Colli/Mazzino Montinari. Berlin/New York 1975 ff. (Studienausgabe in 8 Bänden. Berlin/New York/München 1986). - Werke in

Nikolaus drei Bänden. Hrsg. v. Karl Schlechte. München/Darmstadt 1969. - Frühe Schriften. Hrsg. v. Carl Koch/Hans Joachim Mette/Karl Schlechte. 5 Bde., München 1994 (Nachdruck der Ausg. München 1933-40). - Der musikalische Nachlaß. Hrsg. im Auftrag der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft v. Curt Paul Janz. Basel/Kassel 1976. LITERATUR: Bibliographien: Herbert W. Reichert/Karl Schlechte (Hrsg.): International N. Bibliography. Chapel Hill, N. C. 21968. - N.-Studien. Internationales Jahrbuch für die N.-Forschung. Hrsg. v. Mazzino Montinari/Wolfgang Müller-Lauter/Heinz Wenzel u.a. Berlin/New York 1972 ff. (Fortsetzung der von Reichert und Schlechte begonnenen Bibliographie). - Biographien: Curt Paul Janz: F. N. Biographie in drei Bänden. München 1978/79. - Werner Ross: Der ängstliche Adler. F. N.s Leben. München 1984. - Pia Daniela Volz: N. im Labyrinth seiner Krankheit. Eine medizinisch-biographische Untersuchung. Würzburg 1990. - Hermann Josef Schmidt: N. absconditus oder Spurenlesen bei N. Kindheit. 2 Bde., Berlin/Aschaffenburg 1991. - Hermann Josef Schmidt: N. absconditus oder Spurenlesen bei N. II. Jugend. 2 Bde., Berlin/Aschaffenburg 1993/94. - Gesamtdarstellungen: Karl Jaspers: N. Eine Einführung in das Verständnis seines Philosophierens. Berlin/Leipzig 1936. - Wolfgang Müller-Lauter: N. Seine Philosophie der Gegensätze und die Gegensätze seiner Philosophie. Berlin 1971. - Friedrich Kaulbach: N.s Idee einer Experimentalphilosophie. Köln/Wien 1980. - Walter Kaufmann: N. Philosoph - Psychologe - Antichrist. Darmstadt 1982. - Henning Ortmann (Hrsg.): N.-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Stuttgart/Weimar 2000. Volker Gerhardt Nigri, Petrus, eigentl. Peter Schwarz, Schwartz, * um 1435 Kaaden/Eger, t um 1483 Buda (heute zu Budapest). N. trat 1452 in den Dominikanerorden ein und studierte seit 1457 in Leipzig, Bologna, Montpellier und Salamanca, wo er in der jüdischen Schule Hebräisch lernte. Seit 1471 hielt er sich an den Universitäten Freiburg und Ingolstadt auf und erwarb 1473 das Lizentiat der Theologie. N. war ein Verteidiger des Thomismus. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Erschließung des hebräischen Bibeltextes und der Judenmission (u. a. in Regensburg, Bamberg und Nürnberg). 1481 wurde er von Matthias Corvinus als Rektor des neugegründeten Studium generale in Buda berufen. Zu N.s Werken gehören der Tractatus contra perfidos ludeos de conditionibus veri Messiae (1475), eine lateinische Fassung seiner Regensburger Judenpredigten von 1474, und dessen erweiterte deutsche Fassung Der Stern Meschiah (1477). LITERATUR: Stephanus Hesek: Philosophia P. N. Diss Freiburg (Schweiz) 1920. - Benedikt K. Vollmann: N., P. In: VL6, 1987, Sp. 1008-1013. Nikolaus von Kues, * 1401 an der Mosel, t 11.8. 1464 Todi (Umbrien). Der Sohn des vermögenden Moselschiffers Johann Krebs wurde meistens nach dem Geburtsort (lateinisch: Cusanus) benannt. Er studierte in Heidelberg und Padua, wo er 1423 zum Doktor des geistlichen Rechts promoviert wurde. Danach begann er in seiner trierischen Heimat eine erfolgreiche Karriere als Weltkleriker und Kirchenjurist. Er nahm die damit verbundenen Verwaltungsaufgaben wahr, ließ sich frühestens 1433 - zum Priester weihen und wurde zu einem der bedeutendsten Prediger seiner Zeit. Seit 1432 nahm er am Basler Konzil teil - zunächst als Rechtsvertreter einer Partei im Streit um die Besetzung des Trierer Erzbistums, bald aber aufgrund seiner Gelehrsamkeit als eines der angesehensten Mitglieder der Kirchenversammlung. 1437 trat er im Streit zwischen Papst und Konzil auf die Seite der papsttreuen Konzilsminderheit und reiste zu Verhandlungen über die Aufhebung der Kirchenspaltung

nach Byzanz. Im folgenden Jahrzehnt wurde N. im Ringen zwischen Papst und Konzil um das Reich zum erfolgreichsten Vorkämpfer des Papsttums. 1448 wurde er mit der Kardinalswürde belohnt, zwei Jahre danach mit dem Bistum Brixen. 1450/51, nach dem Sieg der Päpste über den Konziliarismus, bereiste er als päpstlicher Legat das Reich, um die traditionellen kirchlichen Verfassungsverhältnissse wiederherzustellen, aber auch, um die Kirche zu reformieren. In seinem Bistum bemühte er sich um Kirchenreform sowie um eine Restauration der alten Machtstellung des Bischofs von Brixen. Er scheiterte vor allem am Widerstand des Landesherrn. So mußte er 1460 an den päpstlichen Hof emigrieren; sein Bistum hat er nicht wiedergesehen. Sozialgeschichtlich repräsentiert N. den Typus des aus dem Bürgertum kommenden Geistlichen, der aufgrund eines akademischen Studiums und dank lokaler Verbindungen Karriere machte: als Bischof von Brixen war er Reichsfürst. Der so rasch zum Erfolg gekommene Kleriker war ein frommer Mann und ein Seelsorger, der gleichwohl Pfründen sammelte, deren Erträge die finanzielle Voraussetzung seiner kirchenpolitischen und geistlichen Tätigkeit waren. Persönlich eher bedürfnislos, verwendete er seine Einkünfte zu einem großen Teil zur Stiftung eines Hospitals in seiner Heimatstadt. N. war ohne Zweifel der größte Gelehrte zwischen Thomas von Aquin und —> Leibniz. Nach heutigen Begriffen war er nicht nur Jurist und Theologe, sondern auch Philosoph, Mathematiker und Historiker. Zunächst trat er als Entdecker von Handschriften aus der römischen Antike und aus dem frühen Mittelalter hervor. Die Humanisten auf dem Basler Konzil, die an bisher unbekannten Texten aus der Antike interessiert waren, verdankten ihm u. a. eine Reihe von Komödien des Plautus. Doch war der Cusaner nicht nur an poetischen Texten interessiert. Die Urkunden, die er aufspürte, dienten ihm als Material für seine kirchenpolitischen Ziele und seine kirchenpolitischen Traktate, vor allem für De Concordantia catholica, die er 1433 und 1434 auf dem Basler Konzil schrieb. Dieser Entwurf einer Reform von Kirche und Reich stellt unabhängig von der Frage nach seiner Realisierbarkeit den tiefsinnigsten Staats- und gesellschaftspolitischen Traktat des späteren Mittelalters dar. Auch haben die anderen Hauptwerke des Cusanus Titel, die die Absichten des Autors ebenso markieren wie die Traditionen seines Denkens. So steht die Schrift über das gelehrte Nichtwissen (De docta ignorantia) in der auf Sokrates und Platon zurückgehenden Tradition des Wissens von der Begrenztheit menschlichen Wissens. Was N. unter dem Titel Vom Zusammenfall der Gegensätze (Coincidentia oppositorum) darstellte, läßt sich bis zu Aristoteles zurückführen und gehört in die Nachbarschaft seiner Staats- und gesellschaftstheoretischen Einsichten. In Gott fallen die Gegensätze in eins. Doch bemühte sich der Philosoph zugleich darum, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis auszuweiten. Er spekulierte über die Mutmaßungen (De Coniecturis) und konstruierte in platonischer Tradition so etwas wie ein mathematisches Weltsystem. Daß Cusanus damit die Grenzen mittelalterlichen Denkens hinter sich gelassen habe, wird man nicht sagen können. Wie sollten die Gedanken eines der erfolgreichsten Kirchenpolitiker aus der ersten Hälfte des 15. Jh. nicht „mittelalterlich" gewesen sein? Daß im Verständnis des Cusanus Christus die Quelle alles menschlichen Wissens war, kann nicht bezweifelt werden. 1464 unternahm Cusanus eine Sichtung des Korans (Cribratio Alchorani). Doch sollte man diese scheinbar unvoreingenommene Interpretation des Leittextes des Islam nicht mißverstehen. Wenn N. - in scheinbarer Vorwegnahme von —»Lessings Ringparabel - von der einen Religion in der Mannigfaltigkeit sprach, so war damit doch nicht die Gleichberechtigung anderer Glaubenslehren mit dem Christentum

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Nikolaus gemeint, sondern nur, daß auch der Koran - unwillentlich die christliche Heilsbotschaft enthalte. N. war eine einzigartige Gestalt. Als Gelehrter und Philosoph gehörte er zu den führenden Denkern der Weltgeschichte. Keiner von ihnen war jedoch in dem Maße ein Mann des praktischen Wirkens wie er: als Verwalter geistlicher Vermögen, als Seelsorger, als Kirchenpolitiker und als Sprecher politischer Mächte auf Reichstagen. WERKE: Nicolai de Cusa Opera omnia. Leipzig/Hamburg 1932 ff. - Cusanus-Texte. Heidelberg 1929 ff. - Acta Cusana. Hrsg. v. Erich Meuthen/Hermann Hallauer. Hamburg 1976 ff. LITERATUR: VD 16. N 1545-1554. - Edmond Vansteenberghe: Le Cardinal Nicolas de Cues. Paris 1920. - Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft. Trier 1961 ff. - Erich Meuthen: N. v. K. 1401-1464. Münster 1964, 7 I992. - Stephan Meier-Oeser: Die Präsenz des Vergessenen. Zur Rezeption der Philosophie von N. C. vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Münster 1989. - Josef Stallmach: Ineinsfall der Gegensätze und Weisheit des Nichtwissens. Grundzüge der Philosophie des N. v. K. Münster 1989. Karl-Hermann Kandier: N. v. K. Denker zwischen Mittelalter und Neuzeit. Göttingen 1995. - Kurt Flasch: N. v. K. Geschichte einer Entwicklung. Vorlesungen zur Einführung in seine Philosophie. Frankfurt/Main 1998. Hartmut Boockmann Nikolaus von Straßburg, 1. Hälfte 14. Jh. N. studierte 1321-23 in Paris und war anschließend Lektor der Theologie am Kölner Generalstudium. 1325 von Papst Johannes XXII. zum Vikar der Provinz Teutonia des Dominikanerordens ernannt, ist er noch im selben Jahr in diesem Amt in Colmar bezeugt. N. führte das Prüfungsverfahren gegen Meister —> Eckhart durch, sprach diesen von dem Vorwurf der Häresie frei, wurde daraufhin selbst als impeditor inquisitionis angeklagt und trotz seines persönlichen Erscheinens am päpstlichen Hof von dem Kölner Gericht verurteilt. Dennoch nahm er 1327 als Definitor am Generalkapitel von Perpignan teil und war danach möglicherweise Mitglied des Freiburger Konvents. N., Vertreter der deutschen Dominikanerschule thomistischer Ausrichtung, verfaßte das Lehrbuch Summa philosophiae (vor 1323) sowie mehrere philosophische und theologische Traktate (u.a. De adventu Christi). Erwähnung verdienen ferner seine zahlreichen deutschen Predigten, insbesondere die Predigt vom Goldenen Berg, die er 1324 auf dem Provinzialkapitel der Teutonia in Löwen hielt. LITERATUR: Eugen Hillenbrand: N. v. S. Religiöse Bewegung und dominikanische Theologie im 14. Jahrhundert. Freiburg/Breisgau 1968. -Ruedi Imbach/U. Lindblad: Compilatio rudis ac puerilis. Hinweise und Materialien zu N. v. S. O. P. und seiner ,Summa'. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 32 (1985) S. 155-233. - Ruedi Imbach: Metaphysik, Theologie und Politik. Zur Diskussion zwischen N. v. S. und Dietrich von Freiberg über die Abtrennbarkeit der Akzidentien. In: Theologie und Philosophie 61 (1986) S. 359-395. - Claus Wagner: Materie im Mittelalter. Edition und Untersuchungen zur Summa (11,1) des N. v. S. OP. Freiburg (Schweiz) 1986. - Eugen Hillenbrand/ Kurt Ruh: N. v. S. In: VL 6, 1987, Sp. 1153-1162. Nink, Caspar, * 31. 1. 1885 Molsberg (Westerwald), t 17. 11. 1975 Frankfurt/Main. N. trat 1905 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte Philosophie und Theologie an der Ordenshochschule in Valkenburg (Niederlande) und war nach der Priesterweihe (1917) u. a. in Göttingen als Dozent und in Rom als Repetitor am Collegium Germanicum-Hungaricum tätig. 1922-24 hielt er sich zum Studium in Freiburg/Breisgau auf, wo er 1924

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aufgrund der Dissertation Grundfragen der Erkenntnistheorie, behandelt aus dem Gedankenkreise Kleutgens zum Dr. phil. promoviert wurde. 1924-26 war N. Prof. der Logik und Erkenntnistheorie am Ignatius-Colleg in Valkenburg und lehrte 1926-54 Erkenntnistheorie, Ontotogie und Philosophische Gotteslehre an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt/Main. Er veröffentlichte u.a. Grundlegung der Erkenntnistheorie (1930), Sein und Erkennen. Untersuchungen zur inneren Einheit der Philosophie (1938, 21952), Philosophische Gotteslehre (1948), Ontotogie. Versuch einer Grundlegung (1952) und Zur Grundlegung der Metaphysik. Das Problem der Seins- und Gegenstandskonstitution (1957). WEITERE WERKE: Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Eine kritische Einführung in Kants Erkenntnistheorie. Frankfurt/Main 1930. - Kommentar zu den grundlegenden Abschnitten von Hegels Phänomenologie des Geistes. Regensburg 1931, 21948. - Metaphysik des sittlich Guten. Freiburg/Breisgau 1955. LITERATUR: Josef de Vries: Zur Lehre von den inneren Prinzipien des Seienden. In: Zeitschrift für katholische Theologie 76 (1954) S. 343-348. - Andreas Lehr: Das Seiende als System. Zum Begriff der innerlichen Seinsvieleinheit im Spätwerk C. N.s. Frankfurt/Main u.a. 1999. Noack, Hermann, * 23.2.1895 Hamburg, t 19.11.1977 Hamburg. N. wurde 1924 an der Univ. Hamburg promoviert (Die systematische und methodische Bedeutung des Stilbegriffs), wo er sich 1928 habilitierte (Geschichte und System der Philosophie. Untersuchungen über die Begründbarkeit ihrer Einheit im kritisch-idealistischen Begriff der Systematik selbst). Von 1932 bis zu seiner Emeritierung 1956 wirkte er dort als a. o. Professor und war 1952-56 Studienleiter der Evangelischen Akademie in Hofgeismar. N. führte die systematische Philosophie im Geist der Marburger Schule des Neukantianismus fort. Er veröffentlichte u. a. Symbol und Existenz der Wissenschaft. Untersuchungen zur Grundlegung einer philosophischen Wissenschaftslehre (1936), Sprache und Offenbarung. Zur Grenzbestimmung von Sprachphilosophie und Sprachtheologie (I960) und Die Philosophie Westeuropas (1962). N. war Herausgeber der „Hamburger philosophischen Arbeiten" (1939-41). Noack, Ludwig, * 4.10.1819 Bessungen bei Darmstadt, t 15.6. 1885 Gießen. Nach dem Theologie- und Philologiestudium in Gießen (Promotion 1844) besuchte N. 1840-42 das Predigerseminar in Friedberg und wurde Pfarrgehilfe und Religionslehrer am Gymnasium in Worms. Wegen angeblich von ihm verfaßter Schmähartikel über die Univ. Gießen 1844 entlassen, war er bis 1847 Privatlehrer und -gelehrter, wurde anschließend Lehrer an der höheren Bürgerschule in Oppenheim und 1849 Repetent. Die 1849 vorgelegte theologische Habilitationsschrift Die Principien der evangelischen Kirche und die Aufgabe der freien Theologie (im Druck 1852 erschienen) wurde von der Fakultät nicht angenommen. Seit 1855 a. o. Prof. der Philosophie in Gießen, 1870 darüber hinaus zum Gehilfen an der Universitätsbibliothek ernannt, wurde er erst 1873 - nach dem Sturz des Ministers Dalwigk zu Lichtenfels - o. Prof. und erster Bibliothekar. N. veröffentlichte u.a. Die christliche Dogmengeschichte (1853, 2 1856), Die Theologie als Religionsphilosophie in ihrem wissenschaftlichen Organismus dargestellt (1853), Propädeutik der Philosophie (1854), Schelling und die Philosophie der Romantik (2 Tie., 1859), Aus der Jordanwiege nach Golgatha. Die Geschichte Jesu auf Grund freier geschichtlicher Untersuchungen über das Evangelium und die Evangelien (4 Bde., 1870/71) und Philosophiegeschichtliches Lexikon. Historisch-biographisches Handwörterbuch zur Geschichte

Notker der Philosophie (1877-79, Nachdruck 1968 und 1986). Er war Herausgeber der „Jahrbücher für spekulative Philosophie" (1846-48) und der Zeitschrift „Psyche" (1858-63). WEITERE WERKE: Der Religionsbegriff Hegels. Darmstadt 1845. - Mythologie und Offenbarung. 2 Tie., Darmstadt 1845/46. - Der Genius des Christenthums oder Christus in der Weltgeschichte. 3 Tie., 1852. - Die speculative Religionswissenschaft im encyklopädischen Organismus ihrer besonderen Disciplinen. Darmstadt 1847. - Die christliche Mystik nach ihrem geschichtlichen Entwickelungsgange im Mittelalter und in der neuern Zeit dargestellt. 2 Tie., Königsberg 1853. - Geschichte der Philosophie in gedrängter Übersicht. Weimar 1853. - Die Freidenker in der Religion, oder die Repräsentanten der religiösen Aufklärung in England, Frankreich und Deutschland. 3 Tie., Bern 1853-55. - Johann Gottlieb Fichte nach seinem Leben, Lehren und Wirken. Leipzig 1862. Nohl, Herman (Julius), * 7. 10.1879 Berlin, t 27.9. 1960 Göttingen. N., Sohn eines Lehrers, studierte in Berlin vor allem Geschichte und Philosophie, u. a. bei Friedrich -> Paulsen und Wilhelm —»Dilthey, wurde 1904 promoviert (Sokrates und die Ethik) und habilitierte sich 1908 an der Univ. Jena (Die Weltanschauungen der Malerei). 1920 ging er als o. Prof. der Pädagogik und Philosophie an die Univ. Göttingen, an der er abgesehen von einer von den Nationalsozialisten erzwungenen Unterbrechung (1937-45) bis zu seiner Emeritierung 1949 lehrte. N. stand als Philosoph in der Tradition Diltheys (u.a. Einfährung in die Philosophie, 1935, 91998). Er war Mitglied des Sera-Kreises um Eugen Diederichs in Jena, stand der Jugendbewegung nahe und war Mitbegründer der Volkshochschule Thüringen. N. zählte zu den herausragenden Förderern der reformpädagogischen Bewegung der zwanziger Jahre (Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie, 1935, IO I988) und begründete die Göttinger Schule der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Er war Herausgeber der „Göttinger Studien zur Pädagogik" sowie Mitherausgeber des Handbuchs der Pädagogik (5 Bde., 1928-37, Nachdruck 1966), der „Kleinen pädagogischen Texte" und der Zeitschrift „Die Erziehung". WEITERE WERKE: Die ästhetische Wirklichkeit. Eine Einführung. Frankfurt/Main 1935, 31961. - Charakter und Schicksal. Eine pädagogische Menschenkunde. Frankfurt/ Main 1938, 71970. - Die sittlichen Grunderfahrungen. Eine Einführung in die Ethik. Frankfurt/Main 1939, M949. - Vom Sinn der Kunst. Göttingen 1961. - Ausgewählte pädagogische Abhandlungen. Besorgt von Josef Offermann. Paderborn 1967. - Die Deutsche Bewegung. Vorlesungen und Aufsätze zur Geistesgeschichte von 1770-1830. Hrsg. v. Otto Friedrich Bollnow und Frithjof Rodi. Göttingen 1970. - Das historische Bewußtsein. Hrsg. v. Erika Hoffmann und Rudolf Joerden. Göttingen 1979. LITERATUR: Elisabeth Ahrens/Irmgard Wedemeyer/Erich Weniger: Bibliographie. H. N. zu seinem 75. Geburtstag. Weinheim 1954. Nachträge in: Zeitschrift für Pädagogik l (1955) S. 132; 5 (1959) S. 454-457. - Elisabeth Blochmann: H. N. in der pädagogischen Bewegung seiner Zeit. Göttingen 1969. - Giosua Thöny: Philosophie und Pädagogik bei Wilhelm Dilthey und H. N. Bern/Stuttgart 1992. Jürg Blickenstorfer: Pädagogik in der Krise. Hermeneutische Studie, mil Schwerpunkt N., Spranger, Litt zur Zeit der Weimarer Republik. Bad Heilbrunn 1998. - Joachim Henseler: Wie das Soziale in die Pädagogik kam. Zur Theoriegeschichte universitärer Sozialpädagogik am Beispiel Paul Natorps und H. N.s. Weinheim u.a. 2000. - Dorle Klika: H. N. Sein „Pädagogischer Bezug" in Theorie, Biographie und Handlungspraxis. Köln u. a. 2000.

Nordau, Max, eigentl. Simon Maximilian Südfeld, * 29.7. 1849 Pest, t 22. 1.1923 Paris. Bereits während der Schul- und Universitätszeit in Pest Feuilletonist kleinerer Journale, reiste N., Sohn eines Rabbiners, als Korrespondent des „Pester Lloyd" zwei Jahre durch Europa und ließ sich nach der Promotion zum Dr. med. 1876 vorübergehend, 1880 dauerhaft als Arzt und Publizist in Paris nieder. Er schrieb weitverbreitete kultur- und zeitkritische Abhandlungen sozialdarwinistischen und materialistischen Inhalts (u. a. Die conventionellen Lügen der Kulturmenschheit, 1883, I91904; Entartung, 2 Bde., 1892/93, M 896), Reiseschilderungen, Dramen und Romane und war Korrespondent u.a. der „Vossischen Zeitung", der „Neuen Freien Presse", der „Welt" und der „Nation". 1892 lernte er Theodor Herzl kennen, engagierte sich zunehmend für die zionistische Bewegung, gehörte bis 1911 zu den bedeutendsten Führern der Zionistenkongresse und war wesentlich an der Ausarbeitung des „Basler Programms" beteiligt. N. geriet über den Weg zur Schaffung eines jüdischen Staats in Gegensatz zu den politischen Führern des Zionismus. 1914-20 lebte er im Exil in Madrid und London. WEITERE WERKE: Aus dem wahren Milliardenlande. 2 Bde., Berlin 1878. 2., vermehrte Aufl. unter dem Titel: Paris. Studien und Bilde aus dem wahren Milliardenlande. Berlin 1881. - Vom Kreml zur Alhambra. 2 Bde., Leipzig 1880, 3 1889. - Paris unter der dritten Republik. Leipzig 1880, "1890. - Ausgewählte Pariser Briefe. Wien 1884, 41887. Paradoxe. Leipzig 1885. Leipzig 1891. - Psycho-physiologie du genie et du talent. Paris 1897. - Der Zionismus und seine Gegner. Wien 1898. Berlin 3 I903. - Von Kunst und Künstlern. Leipzig 1905. - Der Sinn der Geschichte. Berlin 1909. - Zionistische Schriften. Köln 1909. Revidierte und erw. Aufl. Berlin 1923. - Menschen und Menschliches von heute. Berlin 1915. - Die Biologie der Ethik. Leipzig 1920. LITERATUR: Milton Painter Foster: The Reception of N.'s .Degeneration' in England and America. Diss. University of Michigan 1954. - Meir Ben-Horin: M. N. New York 1956. Jens Malte Fischer: Dekadenz und Entartung. M. N. als Kritiker des Fin de siecle. In: Roger Bauer u. a. (Hrsg.): Fin de siecle. Frankfurt/Main 1977, S. 93-111. -Christoph Schulte: Psychopathologie des Fin de siecle. Der Kulturkritiker, Arzt und Zionist M. N. Frankfurt/Main 1997 (mit Bibliographie). Notker der Deutsche, auch N. Teutonicus, N. Labeo, Notker III., * um 950, t 29.6.1022 St. Gallen. N., Neffe Ekkehards I. von St. Gallen, trat wie seine Vettern Ekkehard II., Ekkehard III. und Burchard in das Benediktinerkloster St. Gallen ein und wirkte dort bis zu seinem Pesttod als Lehrer. Sein vermutlich mit ihm verwandter Schüler Ekkehard IV. rühmt N.s Liebenswürdigkeit, Gelehrsamkeit und Tugendhaftigkeit. N. führte als einer der ersten Deutsch als Sprache gelehrter Schriften ein. Er übersetzte als erster Aristoteles und andere Schulautoren (Boethius. Martianus Capella) ins Althochdeutsche, verfaßte eine Reihe von Traktaten zur Rhetorik, Logik und Arithmetik und hinterließ als einziges rein deutsch abgefaßtes Werk vier Kapitel einer musiktheoretischen Abhandlung. Seine sprachlich und sachlich anspruchsvollen Arbeiten drangen dennoch über St. Gallen kaum hinaus und gerieten seit dem 12. Jh. in Vergessenheit. WERKE: Die Schriften N.s und seiner Schule. Hrsg. v. Paul Piper. 3 Bde., Freiburg/Tübingen 1882/83. - Die Werke N.s des Deutschen. Neue Ausgabe, begonnen von Edward H. Sehrt und Taylor Starck, fortgesetzt von James C. King und Petrus W. Tax. Tübingen 1973 ff. LITERATUR: Ingeborg Schröbler: Notker III. von St. Gallen als Übersetzer und Kommentator von Boethius' De consolatione philosophiae. Tübingen 1953. - Jürgen Jaehrling: Die philosophische Terminologie N.s des Deutschen in seiner Übersetzung der aristotelischen Kategorien. Berlin 1969. Stefan Sonderegger: Notker III. von St. Gallen. In: VL 6,

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Novalis 1987, Sp. 1212-1236. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 44-50. - Ernst Hellgardt: N. d. D. In: TRE 24, 1994, S. 665-668. Novalis, eigentl. (Georg) Friedrich (Philipp) Frh. von Hardenberg, * 2.5.1772 Oberwiederstedt/Harz, t 25.3.1801 Weißenfels. N. stammte aus einer altadligen niedersächsischen Familie. Sein Vater war Gutsbesitzer im Mansfeldischen, streng pietistisch und der Briidergemeine nahestehend. Zunächst von einem Hofmeister unterrichtet, kam N. 1790 auf das Gymnasium in Eisleben und ging zum Studium der Jurisprudenz an die Univ. Jena. Aus dieser Zeit stammen die ersten dichterischen Versuche im Stile Klopstocks und des Göttinger Hain. Stärkeren Einfluß übten die Persönlichkeit und die Weltanschauung -»Schillers auf ihn aus, vor allem dessen Humanitätsdenken. Im Oktober 1791 zog N. nach Leipzig, wo er ein enges Freundschaftsbündnis mit Friedrich —» Schlegel einging und mit dessen philosophischen Studien besonders zu —»Kant vertraut wurde. In Wittenberg beschäftigte er sich nebenbei auch mit der Landwirtschaft und der Technik, schloß 1793 sein Studium ab und trat in Tennstedt in den Verwaltungsdienst ein. In dieser Zeit befaßte er sich auch mit —> Fichtes Wissenschaftslehre. N. ging in der Frage des Gegensatzes zwischen Subjekt und Objekt, Ich und NichtIch weiter als Fichte und postulierte unter Zuhilfenahme der Naturphilosophie Spinozas eine höhere Einheit ,Gott'. Ende 1794 lernte N. die zwölfjährige Sophie von Kühn kennen, die er später die „Seele meines Lebens" nennen sollte. Im März 1795 erfolgte die heimliche Verlobung. Sophie erkrankte jedoch im November an Lungenschwindsucht und starb bereits im März 1797. Das „Sophien-Erlebnis" erweckte in N. „die unendliche Idee der Liebe"; eine Vision am Grabe der Geliebten ließ den Gedanken entstehen, ihr nachzusterben. Auch nachdem er zur praktischen Tätigkeit zurückgekehrt war - seit 1796 war er bei der Salinendirektion in Weißenfels tätig, und seit Ende 1797 studierte er an der Bergakademie Freiberg -, so blieb Sophie für ihn eine Vermittlerin des Diesseitigen und Jenseitigen. Das Sophien-Erlebnis war auch grundlegend für Sprache und Gedankengut der später entstandenen Hymnen an die Nacht und Geistlichen Lieder. Hinzu kam die intensive Beschäftigung mit der Philosophie von Frans Hemsterhuis und dessen Lehre von der gegenseitigen Attraktion der physischen und moralischen Sphären sowie dessen Glauben an die Wiederkehr des goldenen Zeitalters. In Freiberg wurde N. von dem Geologen Abraham Gottlob Werner und dessen geognostischer Systematik angezogen. Es folgten naturwissenschaftliche und medizinische Studien, die N. die Einheit der organischen und nicht-organischen Welten postulieren ließen. Bei alledem spielte neuplatonisches, pantheistisches und naturphilosophisches Gedankengut mit hinein, nicht zuletzt —» Schellings Vorstellung von dem gemeinsamen Grund von Natur und Geist. N.' naturwissenschaftliche und mathematische Studien waren nicht nur spekulativ, sondern hatten auch den praktischen Sinn einer Anwendung im beruflichen Bereich. Darüber hinaus bildeten sie die Grundlage einer größeren Gedankenstruktur, der .Enzyklopädistik', einer „scientifischen Bibel", die die Verwandtschaft aller Wissensgebiete und Künste und eine höhere geistige Einheit herstellen sollte. N.' Notizhefte, „das allgemeine Brouillon" genannt, dokumentieren diesen Prozeß. Bedeutender sind indes N.' Fragmenthefte, die die Grundlage seiner ersten publizierten Sammlung Bliithenstaub darstellten. Sie sind ein Produkt seiner Freundschaft und seines „Symphilosophierens" mit Friedrich Schlegel. Obgleich nicht in Jena wohnhaft, gehörte N. durch regen brieflichen Gedankenaustausch und Besuche zum Jenaer Kreis der Romantik. Blüthenstaub erschien im ersten Heft des „Athenaeum". Diese „mystischen Fragmente" (bekanntestes:

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„Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg"), legten N.' Vorstellung vom Seheramt des Dichters und vom Tod als Anfang eines höheren Lebens dar. Andere, zu N.' Lebzeiten nicht veröffentlichte Fragmentsammlungen nahmen die Vorstellung der „Magie" oder des „magischen Idealismus" auf, des Postulats einer höheren schaffenden Kraft, die die Grenzen von Ding und Gedanken aufhebt und zu einer höheren Einheit führt. Ganz anderer Art war die ebenfalls 1798 erschienene Sammlung Glauben und Liebe oder der König und die Königin, zunächst als Huldigung an das neue preuß. Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise gedacht. Grundlage des Staats war für N. die Familie als Mikrokosmos einer höheren Gemeinschaft; der König einer „ächten" Republik vereinigt alle staatsbildenden und kulturtragenden Eigenschaften, er herrscht nicht nur, er erzieht und er vermittelt. Die Königin hier wirkt das Sophien-Erlebnis nach - erfüllt die höchsten Erwartungen einer Idealgestalt der Liebe. 1798 verlobte sich N. mit Julie von Charpentier aus Freiberg. Blieb Sophie seine Muse, der Gegenstand seiner Todessehnsucht, so war die zweite Verbindung ein Zeichen seiner Bejahung des tätigen Lebens. Im Mai 1799 kehrte er nach Weißenfels zurück, wo er bis zu seinem Tod blieb. Durch Reisen nach Dresden und Jena blieb er mit dem Romantikerkreis (die Brüder Schlegel und ihre Frauen, Johann Wilhelm Ritter, Henrik -»Steffens, Schelling) in enger Verbindung; auch zu -»Goethe und Schiller hielt er den Kontakt aufrecht. Im Sommer 1799 lernte er Ludwig Tieck in Jena kennen. Besonders wichtig war Tiecks Hinweis auf den schlesischen Mystiker Jacob -»Böhme und dessen Lehre von der Wechselwirkung des Geistigen und Sinnlichen sowie dessen Symbolsprache. Auch Tiecks poetische Vorstellung vom Mittelalter wirkte auf N.' Heinrich von Ofterdingen nach. Von dem romantischen Verständnis des Romans als eines Gefäßes aller Gattungen und Dichtarten, überhaupt als experimentierende Kunstform („Märchen") beeinflußt, begann N. an dem Fragment gebliebenen Prosawerk Die Lehrlinge zu Sais (1798 entstanden) zu arbeiten. Aus der Suche nach der wiederherzustellenden Einheit von historischer Zeit und mythischer Zukunft war eine Reihe anderer Werke hervorgegangen. Die Christenheit oder Europa (1799) ist eine Friedenspredigt und ein Geschichtsentwurf zugleich. N. blickt auf die idealisierte, durch Reformation und Aufklärung zerstörte religiöse und kulturelle Einheit des Mittelalters zurück, stellt den Verfall der Religion im Zuge der Französischen Revolution fest und prophezeit die Wiedergeburt der Religion und die Wiederkehr eines irenischen goldenen Zeitalters. Das Ineinanderwirken von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist für N.' Geschichtsdenken charakteristisch. Die wohl 1797 in der Urfassung entstandenen Hymnen an die Nacht (Endfassung 1799) übertragen dieses historische Organismusdenken im Sinne des Sophien-Erlebnisses in den Bereich des Mythischen. Die Macht des Todes - auch in der heiteren griechischen Welt spürbar wird durch Christus überwunden; die Sehnsucht nach der Braut Sophie identifiziert sich mit der Liebe zu Christus. Auch die 1799/1800 entstandenen Geistlichen Lieder schließen sich hier an, nur mit deutlichen Anklängen an den Ton der schlichten Innigkeit, die den Kirchengesang der Brudergemeine charakterisiert. Alle diese Bezüge gingen auf in dem Fragment gebliebenen Roman Heinrich von Ofterdingen (1800 entstanden). An den romantischen Künstlerroman (Wilhelm Heinrich Wackenroder und Tieck) anschließend, aber auch das Muster von Goethes Wilhelm Meister aufnehmend, stellt der Roman den Werdegang eines jungen Künstlers im Mittelalter dar. Verzeichnete Wilhelm Meister eine Entwicklung aus der .Poesie' hin zur Erlangung der Reife und der Verantwortung, so ist Heinrichs Werdegang

Ockenfuß ein „Weg nach Innen" („blaue Blume"), der Aufschluß der Mysterien von Geschichte, Natur und Poesie. Der zweite Teil von Heinrich von Ofterdingen ist das Werk eines vom Tod Gezeichneten. Seit 1798 an Lungentuberkulose krank, starb N. kaum neunundzwanzigjährig. Seinen dichterischen Nachlaß veröffentlichten Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck, allerdings mit Eingriffen und nach einem Auswahlprinzip, das die Vielfalt seines Geistes nicht erkennen ließ. Die Christenheit oder Europa erschien erst 1826. WERKE: Schriften. Hrsg. v. Paul Kluckhohn/Richard Samuel. 6 Bde., Stuttgart 1960-88. LITERATUR: Richard Samuel: Die poetische Staatsauffassung Friedrich von Hardenbergs. Frankfurt/Main 1925. Heinz Ritter: N.' „Hymnen an die Nacht". Heidelberg 1930, 2 1974. - Hans-Joachim Mahl: Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des N. Heidelberg 1965. - Gerhard Schulz: N. Reinbek 1969. - Gerhard Schulz (Hrsg.): N. Darmstadt 1970, 21986. - Hannelore Link: Abstraktion und Poesie im Werk des N. Stuttgart 1971. - Jurij Striedter: Die Fragmente des N. als „Präfigurationen" seiner Dichtung. München 1985. - Herbert Uerlings: Friedrich von Hardenberg genannt N. Werk und Forschung. Stuttgart 1991. - Florian Roder: N. Die Verwandlung des Menschen. Stuttgart 1992. - N. und die Wissenschaften. Hrsg. v. Herbert Uerlings. Tübingen 1997. - Florian Roder: Menschwerdung des Menschen. Der magische Idealismus im Werk des N. Stuttgart 1997. Roger Paulin Nüsslein, Georg, * 28.6.1766 Bamberg, t 12.1.1842 Bamberg. N. studierte Philosophie, Mathematik und Theologie in Bamberg (Dr. phil. 1784), wurde Kaplan in Lichtenfels und betrieb autodidaktisch das Studium der philosophischen Schriften —» Kants. 1793 wurde er Prof. der Philosophie und Mathematik an der Univ., nach deren Aufhebung 1804 am Lyzeum in Bamberg. Seit 1821 gehörte er dem Bamberger Domkapitel an. N. folgte in seinen Schriften (u.a. Disquisitio de immortalitate animi, 1799) den Lehren Kants, verzichtete aber seit einer spöttischen Kritik Franz Bergs 1802 auf weitere Veröffentlichungen. WEITERE WERKE: De cognitionum a priori et a posteriori discrimine. Bamberg 1794. - Disquisitio de humanae voluntatis übertäte. Bamberg 1797. - Positiones quaedam philosophicae. Bamberg 1799. - Versuch einer faßlichen Darstellung der allgemeinen Verstandeswissenschaft. Bamberg 1801. - Theses ex universa philosophia. Bamberg 1803. Kritik der falschen Ansichten der Logik. Bamberg 1803. Obereit, Jakob Hermann, * 2.12.1725 Arbon (Schweiz), t 2.2. 1798 Jena. Der Sohn eines Anhängers der Mystikerin Madame Guyon befaßte sich seit seiner Jugend mit theosophischpansophischen Spekulationen. Nach einer praktischen Ausbildung bei einem Wundarzt in Arbon und dem Medizinstudium in Halle und Berlin ließ sich O. 1750 in Lindau nieder und trat als Operateur und Medicinae Practicus in den Dienst der Stadt. In Lindau schloß er sich dem Kreis um Johann Jakob Bodmer an und befreundete sich mit Christoph Martin Wieland. 1755 fand O. auf Schloß Hohenems die Handschrift C des Nibelungenlieds, 1776 begann er ein Wanderleben und kam schließlich über Leipzig nach Jena. 1786-91 war er „Hof- und Cabinetsphilosoph" in Meiningen. Bekannt wurde O. durch den Streit mit Johann Georg -» Zimmermann über die Einsamkeit (Vertheidigung der Mystik und des Einsiedlerlebens gegen Herrn Zimmermann in Hannover, 1775; Die Einsamkeit der Weltüberwinder nach inneren Gründen erwogen von einem lakonischen Philanthropen, 1781). In seinen letzten Lebensjahren setzte er sich

mit der Philosophie Immanuel —> Kants und Johann Gottlieb -> Fichtes, in dessen Haus in Jena er starb, auseinander und veröffentlichte u. a. Beobachtungen über die Quelle der Metaphysik, von alten Zuschauem, veranlaßt durch Kant's Kritik der reinen Vernunft (1791) und Finale Vernunftkritik für das gerade Herz. Zum Kommentar Herrn M. Zwanzigers über Kants Kritik der praktischen Vernunft (1796). WEITERE WERKE: Ursprünglicher Geister- und Körperzusammenhang nach Newtonischem Geiste an die Tiefdenker in der Philosophie. Augsburg 1776. - Gamaliel's, eines philosophischen Juden, Spatziergänge über die Berlinischen Wundergaben, o. O. 1780. - Supplike an philosophische Damen, zur Besänftigung der großen flammenden Autorschaft über die Einsamkeit des Herrn Hofrat und Leibarztes Zimmermann in Hannover. In drey Aufwartungen. Leipzig 1786. - Die verzweifelte Metaphysik, o. O. 1786. Erz-Räthsel der Vernunft-Kritik und der verzweifelten Metaphysik; in der Unmöglichkeit eines Beweises und Nichtbeweises vom Daseyn Gottes aus Wesensbegriffen. Meiningen 1789. LITERATUR: Friso Melzer: O.-Studien. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 55 (1930) S. 209-230 (mit Bibliographie). - Werner Milch: Die Einsamkeit. Zimmermann und O. im Kampf um die Überwindung der Aufklärung. Frauenfeld/ Leipzig 1937. - Robert-Henri Blaser: Un Suisse. J. H. O. 1725-1798. Medecin et Philosophe, tire d'oubli la Chanson des Nibelungen. Bern 1965. - Werner Dobras: Leben und Werk des Entdeckers der Nibelungen-Handschrift J. H. O. In: Montfort 34 (1982) S. 154-162. - Werner Dobras: O., J. H. In: NDB 19, 1999, S. 382-383. Ochsner, Heinrich, * 15.3.1891 Kenzingen, t 15.9.1970 Freiburg / Breisgau. O., Sohn eines Sattlermeisters, trat nach dem Abitur in das Theologische Konvikt der Erzdiözese Freiburg ein und studierte Theologie. Als ihm nach einer krankheitsbedingten Unterbrechung die Wiederaufnahme verweigert wurde, studierte er weiter Theologie, Philosophie, Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Geschichte des Mittelalters in Freiburg/Breisgau, nach dem Ersten Weltkrieg in Marburg und Köln bei Rudolf -»Otto, Ernst Robert Curtius, Friedrich Heiler und Max -»Scheler. 1922 brach er sein Studium ab und betreute 1923-33 in Freiburg als wissenschaftlicher Assistent bei Edmund —»Husserl japanische Gelehrte. Seit 1934 war O. wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Caritasverband und bis zu seiner Pensionierung Lektor im Caritas-Verlag (später LambertusVerlag). Philosophisch wurde er hauptsächlich von Husserl und Martin -»Heidegger, mit dem er seit 1915 auch persönlich befreundet war, geprägt. O. wiederum beeinflußte die philosophisch-wissenschaftliche Entwicklung Bernhard —»Weites. Während des „Dritten Reiches" gehörte er dem philosophischen Zirkel um den Publizisten Karl Färber an. Trotz Drängen seitens seiner Freunde und Kollegen hat O., der sich um eine Auseinandersetzung kath. Denkens mit neueren geistigen Strömungen Europas und Asiens bemühte, kaum etwas veröffentlicht. Seine Ideen und Gedanken hielt er vorwiegend in Briefen an Freunde fest. O. war Mitherausgeber von „Symposion. Jahrbuch für Philosophie" (1948 ff.). LITERATUR: Das Maß des Verborgenen. H. O. zum Gedächtnis. Hrsg. v. Curd Ochwadt und Erwin Tecklenburg. Hannover 1981 (mit Bibliographie). - Bernhard Weite: Dr. H. O. Ein Gelehrter und Heimatforscher. In: Die Pforte l (1981) S. 5-7. - Max Müller: Auseinandersetzung als Versöhnung. Ein Gespräch über ein Leben mit der Philosophie. Hrsg. v. Wilhelm Vossenkuhl. Berlin 1994. Ockenfuß, Lorenz -»Oken, Lorenz

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Odebrecht Odebrecht, (Paul) Rudolf, * 9.3.1889 Berlin, t 31.5.1945 Berlin. Das Studium der Philosophie, Mathematik und Physik in Berlin schloß O., Sohn eines Feuerversicherungsbeamten, 1906 mit der Promotion ab (Hermann Cohens Philosophie der Mathematik). Danach als Lyzeal- und Gymnasiallehrer sowie als Radierer tätig, habilitierte er sich 1931 mit der Schrift Schleiermachers Ästhetik des Gefühls in ihrer systematischen und problemgeschichtlichen Bedeutung, trat 1933 in die NSDAP ein und lehrte seit 1939 nebenberuflich als a. o. Prof. an der Univ. Berlin. Sein Plan, eine Geschichte der „arteigenen" deutschen Philosophie zu verfassen, in die er völkische Gesinnung und nationalsozialistische Politik mit einfließen lassen wollte, scheiterte an der mangelnden Unterstützung der politischen Machthaber sowie an O.s plötzlichem Unfalltod 1945. Seine vor 1933 in verschiedenen Schriften (u.a. Form und Geist. Der Aufstieg des dialektischen Gedankens in Kants Ästhetik, 1930; Schleiermachers System der Ästhetik. Grundlegung und problemgeschichtliche Sendung, 1932), vor allem in seinem philosophischen Hauptwerk Grundlegung einer ästhetischen Werttheorie (Bd. 1: Das ästhetische Werterlebnis, 1927; Bd. 2: Morphologie der ästhetischen Wertzonen, nicht erschienen) dargelegte transzendental-phänomenologische Ästhetik wurde besonders in Japan mit Interesse rezipiert. 1929-33 war O. mit Hans —»Leisegang Herausgeber der Zeitschrift „Philosophie und Schule". Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften gab er -»Schleiermachers Ästhetik (1931) und Dialektik (1942) heraus. WEITERE WERKE: Kleines philosophisches Wörterbuch. Erklärung der Grundbegriffe der Philosophie. Berlin 1908, 61929. - Beiträge zu einer Systematik des reinen Bewußtseins. Magdeburg 1909. - Gefühl und schöpferische Gestaltung. Leitgedanken zu einer Philosophie der Kunst. Berlin 1929. - Gefühl und Ganzheit. Der Ideengehalt der Psychologie Felix Kruegers. Berlin 1929. -Ästhetik der Gegenwart. Berlin 1932. - Nikolaus von Kues und der deutsche Geist. Ein Beitrag zur Geschichte des Irrationalitätsproblems. Berlin 1934. - Welterlebnis und philosophische Rede. Beitrag zum Verstehen deutscher Philosophie. Berlin 1938. LITERATUR: Hermann Noack: Über einige neuere Arbeiten auf dem Felde der Ästhetik und der Kunstwissenschaften. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 10 (1932) S. 121-172 (zu O.: S. 148-152). - Thomas Weber: Joachim Ritter und die „metaphysische Wendung". In: Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Deutsche Philosophen 1933. Hamburg 1989, S. 219-243, zu O.: S. 224-229. - Wolfhart Henckmann: O., R. In: NDB 19, 1999, S. 417-418. Oehler, Richard, * 27.2. 1878 Heckholzhausen (Hessen), t 13.11.1948 Wiesbaden. O. studierte Theologie und klassische Philologie in Halle und Berlin, wurde 1903 in Halle zum Dr. phil. promoviert (Nietisches Verhältnis zur vorsokratischen Philosophie; im Druck: Friedrich Nietzsche und die Vorsokratiker, 1904) und trat dann als Volontär in den Dienst der dortigen Universitätsbibliothek. Seit 1905 Bibliothekar an der Bibliothek Landau in Florenz, wurde er 1907 Assistent an der Universitätsbibliothek Halle und kam 1908 als Hilfsbibliothekar an die Kgl. Hofbibliothek in Berlin. Seit 1911 Bibliothekar der Universitätsbibliothek Bonn, wurde O. nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1920 Staatskommissar für die Wiederherstellung der Bibliothek in Löwen (Belgien). Seit 1925 war er Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Breslau, 1927-45 der Städtischen und Universitätsbibliotheken in Frankfurt/Main. 1933 wurde O. Mitglied der NSDAP. Er verfaßte mehrere Schriften über das Werk seines Vetters Friedrich —> Nietzsche, war Mitherausgeber von dessen Werken sowie von dessen Briefwechsel mit Franz

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-»Overbeck (1916) und erarbeitete ein Nietzsche-Register. Alphabetisch-systematische Übersicht zu Nietzsches Werken nach Begriffen, Kernsätzen und Namen (1926, 1943, Neudruck 1949, zuletzt 1978). WEITERE WERKE: Nietzsche als Bildner der Persönlichkeit. Leipzig 1911. - Am jungen Tag. Versuche und Gedanken. Bonn 1920. - Nietzsches philosophisches Werden. Leipzig 1926. - Friedrich Nietzsche und die deutsche Zukunft. Leipzig 1935. - Die Zukunft der Nietzsche-Bewegung. Leipzig 1938. Oeing-Hanhoff, Ludger, * 22.12.1923 Mari (Westfalen), t 6.5.1986 Tübingen. O.-H. studierte Philosophie, kath. und evang. Theologie und klassische Philologie an den Universitäten Münster, Tübingen, Freiburg (Schweiz) und Löwen und wurde 1951 in Münster promoviert (Ens et unum convertuntur. Stellung und Gehalt des Grundsatzes in der Philosophie des Hl. Thomas von Aquin, 1953). Seit 1956 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Univ. Münster, gehörte zum Kreis um Joachim —»Ritter und habilitierte sich 1962 mit der Arbeit Descartes und der Fortschritt der Metaphysik. 1966 wurde er apl. Prof., 1967 o. Prof. an der Univ. Gießen und folgte 1974 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophische Grundfragen der Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Univ. Tübingen. O.-H. beschäftigte sich mit Fragen der Methodologie, der Ontologie und Metaphysik, der praktischen Philosophie, der Religions- und der Geschichtsphilosophie. Er war an der Planung des Historischen Wörterbuchs der Philosophie (1971 ff.) beteiligt, dessen Mitherausgeber er war. O.-H. gehörte auch zu den Herausgebern des „Philosophischen Jahrbuchs der GörresGesellschaft" und der „Theologischen Quartalschrift". WEITERE WERKE: Metaphysik und Freiheit. Ausgewählte Abhandlungen. Hrsg. v. Theo Kobusch und Walter Jaeschke. München 1988. LITERATUR: Theo Kobusch: Zum Tode L. O.-H.s. In: Philosophisches Jahrbuch 94 (1987) S. 1-10 (mit Bibliographie). Oelmüller, Willi, * 16.2.1930 Dorsten (Westfalen), t 25.9.1999 Montaione. O. studierte Philosophie, Pädagogik, Germanistik und Geschichte an der Univ. Münster und wurde 1956 mit der Dissertation Das Problem des Ästhetischen bei Friedrich Theodor Vischer. Studie zur Geschichte der nachhegelschen Ästhetik promoviert. 1957-63 im Höheren Schuldienst tätig, hatte er 1962-81 einen Lehrauftrag für Philosophie an der Univ. Münster und war 1963-65 Studienrat im Hochschuldienst am dortigen Philosophischen Seminar. 1965 zum o. Prof. der Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe ernannt, habilitierte er sich 1967 an der Univ. Münster für Philosophie (Subjektivität und Geschichte. Studien über Lessing, Herder und Kant), war 1972-80 o. Prof. an der Universität/Gesamthochschule Paderborn, gehörte für das Fach Philosophie Kommissionen des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen an und leitete 1976-91 die interdisziplinären Kolloquien zur Gegenwartsphilosophie. 1978-81 war er Mitglied des erweiterten Vorstandes der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 1992 lehrte O. als o. Prof. an der Univ. Bochum. Er veröffentlichte u. a. Friedrich Theodor Vischer und das Problem der nachhegelschen Ästhetik (1959), Die unbefriedigte Aufklärung. Beiträge zu einer Theorie der Moderne von Lessing, Kant und Hegel (1969, 21979), Was ist heute Aufklärung? (1972) und Philosophische Aufklärung. Ein Orientierungsversuch (1994). Er war Mitherausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie (l971 ff.) und der Philosophischen Arbeitsbücher (Bd. 1-8, 1977-91).

Oettingen LITERATUR: Bernhard Nacke: Normenbegründung und politische Praxis. Orientierungshilfe durch herrschaftsfreien Diskurs bei Jürgen Habermas und philosophischen Diskurs bei W. O.? Essen 1986. - Friedrich Hermanni/Volker Steenblock (Hrsg.): Philosophische Orientierung. Festschrift zum 65. Geburtstag von W. O. München 1995 (mit Bibliographie). Oelzelt von Newin, Anton d.J., * 13. 1.1854 Wien, t 15.2. 1925 Wien. Der Sohn eines Bauunternehmers schloß das Philosophiestudium 1887 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Über Phantasie-Vorstellungen), habilitierte sich 1890 und war 1890-95 Privatdozent für Philosophie in Bern. Ein Anhänger —> Meinongs, wendete er dessen erkenntnistheoretische und ethische Gesichtspunkte ins Agnostische. N. v. O. veröffentlichte u. a. Über sittliche Dispositionen (1892) und Kosmodi· cee (1897). O. v. N. war mit Anton Bruckner befreundet, der lange Zeit in seinem Haus lebte und ihm seine 6. Symphonie widmete. WEITERE WERKE: Die Unlösbarkeit der ethischen Probleme. Wien 1883. - Die Grenzen des Glaubens. Wien 1885. - Weshalb das Problem der Willensfreiheit nicht zu lösen ist. Wien 1900. - Kleinere philosophische Schriften. Wien 1903. - Teleologie als empirische Disziplin. Wien 1918. Oesterreich, Traugott Konstantin, * 15.9.1880 Stettin, t 28.7. 1949 Tübingen. O., Sohn eines Geheimen Rechnungsrats im Preußischen Kriegsministerium in Berlin, studierte seit 1899 Astronomie, Mathematik und Physik, dann Philosophie und Psychologie in Berlin, wo er 1905 aufgrund der Arbeit Kant und die Metaphysik zum Dr. phil. promoviert wurde und bis 1910 als Privatgelehrter tätig war. Er arbeitete am Neurobiologischen Institut in Berlin, habilitierte sich 1910 (Die Phänomenologie des Ich in ihren Grundproblemen) für Philosophie und Psychologie in Tübingen und lehrte von 1923 bis zum Entzug der Lehrbefugnis 1933 als a. o. Professor. 1945 wurde er dort als Ordinarius wieder eingesetzt. O. befaßte sich auch mit Religionsphilosophie und Parapsychologie und veröffentlichte u.a. Einführung in die Religionspsychologie als Grundlage für Religionspsychologie und Religionsgeschichte (1917), Die Besessenheit (1921) und Grundbegriffe der Parapsychologie. Eine philosophische Studie (1921). Er nahm eine grundlegende Bearbeitung von —> Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart vor (sog. „Ueberweg-Oesterreich", 3 Tie., 1914-16, I2 1923). WEITERE WERKE: Die deutsche Philosophie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tübingen 1910. - Die religiöse Erfahrung als philosophisches Problem. Berlin 1915. - Das Weltbild der Gegenwart. Berlin 1920. 2„ erw. Aufl., 1923. Der Okkultismus im modernen Weltbild. Dresden 1921, 3 1923. - Die philosophische Bedeutung der mediumistischen Phänomene. Stuttgart 1924. - Die Probleme der Einheit und Spaltung des Ich. Stuttgart 1928. LITERATUR: Marie Oesterreich: T. K. O. „Ich-Forscher" und Gottsucher; Lebenswerk und Lebensschicksal. Stuttgart 1954 (mit Bibliographie). Oetinger, Friedrich Christoph, Pseud. Halatophilus Irenaeus, * 6.5.1702 Göppingen, t 10.2. 1782 Murrhardt (Württemberg). Nach seinem Theologiestudium in Tübingen (1722-27) entdeckte O. Jacob —> Böhme für sich; in Frankfurt/Main ließ er sich in die Kabbala einführen. Er studierte Medizin und befaßte sich mit Psychologie und als Pietist mit der Ordnung des Aufstiegs zur Wiedergeburt des neuen Menschen (Abriß der Evangelischen Ordnung zur Wiedergeburt, 1735). 1738 wurde O. Pfarrer in Hirsau, 1743 in Schnaitheim bei Heidenheim, 1746 in Walddorf bei Tübingen; 1752 rückte er zum

Dekan in Weinsberg und 1759 zum Dekan in Herrenberg auf; 1765 wurde er Prälat von Murrhardt. Das System seines Denkens konnte er nach der Entdeckung des Sensus communis stufenweise ausbilden: Im menschlichen Wissen ist samenhaft ein Teil des paradiesischen Urwissens enthalten (Inquisitio in Sensum communem und Die Wahrheit des Sensus communis, 1753). Er beschäftigte sich nun auch mit der zeitgenössischen Naturwissenschaft; neben dem Buch der Schrift vermittelt auch das Buch der Natur göttliche Offenbarung (Die Metaphysik in Connexion mit der Chemie, 1768). Seine Theologie leitete er aus der Idee des Lebens ab (Theohgia ex idea vitae deducta, 1765; historisch-kritische Edition, hrsg. von Konrad Ohly, 1979). In der von ihm angenommenen kommenden Güldenen Zeit wird die Philosophie der Alten mit dem Wissen um die Signatur der Dinge, der Pflanzen und des Menschen wieder lebendig (Die Güldene Zeit, 1759-61; Die Philosophie der Alten wiederkommend in der Güldenen Zeit, 1762). Zeitweilig ließ er sich von dem schwedischen Theosophen Emanuel Swedenborg beeindrucken (Swedenborgs und anderer irdische und himmlische Philosophie, 1765). Eine Zusammenfassung seiner Gedanken enthält das Biblische und emblematische Wörterbuch (1776; historisch-kritische Edition, hrsg. von Gerhard Schäfer, 1998). Wie sein Vorbild und Lehrer Johann Albrecht Bengel verstand sich O. als Ausleger der Heiligen Schrift; mit seiner Spekulation über die Vollendung der Schöpfung war er ein Vertreter des spezifisch württembergischen Pietismus. Im Sinne des Eklektizismus konnte er Bausteine verschiedenster Art in sein System aufnehmen. Mit dem Gedanken vom Fortschreiten der Zeit hatte er Anteil am Optimismus der Epoche der Aufklärung, lehnte aber den Rationalismus als Entleerung der Schrift ab. O. hatte keine unmittelbaren Schüler. Mit seinen Predigten lebte er im württembergischen Pietismus weiter, als „Magus des Südens" wurde er von kleinen Zirkeln verehrt; nicht unerhebliche Anregungen sind von O. auf die Philosophie des Deutschen Idealismus ausgegangen, vor allem auf -» Schilling. Wiederentdeckt wurde er im 20. Jh. im Zeichen einer neuen Spiritualität. WEITERE WERKE: Genealogie der reellen Gedanken eines Gottesgelehrten. Des württembergischen Prälaten F. C. O. Selbstbiographie. Neu hrsg. v. Julius Rössle. Metzingen 1961. - Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia. Hrsg. v. Reinhard Breymayer/Friedrich Häußermann. Berlin 1977. Die Epistelpredigten. Metzingen 1978. - Weinsberger Evangelien-Predigten. Metzingen 1987. LITERATUR: Ernst Benz: Theologie der Elektrizität. In: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse 12/1970. Wiesbaden 1971, S. 26-67. - Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 1972, S. 231-279. - Henry F. Fullenwider: F. C. O. Wirkungen auf Literatur und Philosophie seiner Zeit. Göppingen 1975. - Reinhard Breymayer: Zu F. C. O.s emblematischer Musiktheorie. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 76 (1976) S. 130-175. - Ulrich Gaier: Nachwirkungen O.s in Goethes Faust. In: Pietismus und Neuzeit 10 (1984) S. 90-123. - Guntram Spindler: O. und die Erkenntnislehre des 18. Jahrhunderts. In: Pietismus und Neuzeit 10 (1984) S. 22-65. - Martin Brecht: Der württembergische Pietismus. In: Geschichte des Pietismus. Bd. 2. Hrsg. v. Martin Brecht. Göttingen 1995, S. 269-278. Gerhard Schäfer Oettingen, Alexander von, * 24.12.1827 Rittergut Wissust (Livland), t 20.8. 1905 Dorpat. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Dorpat, Erlangen, Bonn und Berlin habilitierte sich O. 1854 in Dorpat für Theologie, wurde 1856 a. o. Prof. der systematischen Theologie an der dortigen Univ. und war von

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Ogiermann 1857 bis zu seiner Emeritierung 1890 Ordinarius. Er war Lehrer von Adolf von Harnack. O. gilt als Hauptvertreter der Moralstatistik, die durch statistische Messungen die in den menschlichen Handlungen sich offenbarenden sittlichen Kräfte darlegen will (Moralstatistik. Versuch einer Sozialethik auf empirischer Grundlage, 1868; 31882 unter dem Titel Die Moralstatistik in ihrer Bedeutung für die Sozialethik). Seine Lutherische Dogmatik erschien 1897-1902 in zwei Bänden. WEITERE WERKE: Wahre und falsche Autorität. Mit Beziehung auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse beleuchtet. Leipzig 1878. LITERATUR: Andreas Pawlas: Statistik und Ethik. Zur Problematik der Integration statistischer Aussagen in der Ethik, dargestellt an der Sozial- und Wirtschaftsethik A. v. O.s. Frankfurt/Main u.a. 1991. Ogiermann, Helmut, * 29.3.1910 Zabrze (Oberschlesien), t 25.5.1995 Frankfurt/Main. O. begann 1929 das Studium der Theologie, trat noch im selben Jahr in die Gesellschaft Jesu ein und studierte seit 1931 Philosophie in Valkenburg (Niederlande). Nach dem Studium der Theologie in Frankfurt/Main 1939 zum Priester geweiht, wurde er 1940 zum Sanitätsdienst eingezogen. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft setzte er 1945 sein Studium an der Gregoriana in Rom fort und wurde 1947 mit der Arbeit Hegels Gottesbeweise (veröffentlicht 1948) promoviert. 1957 habilitierte er sich an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt (Materialistische Dialektik, 1958), wo er bis zu seiner Emeritierung als Philosophiedozent tätig war. Beeinflußt von —> Hegel und —> Heidegger, wandte sich O. früh der thomistischen Metaphysik zu und bekämpfte die atheistischen Tendenzen der Moderne. Er lehrte Philosophiegeschichte, Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik und veröffentlichte u. a. Sein-zuGott (1974; 2., iiberarb. Aufl. unter dem Titel Es ist ein Gott, 1981). Oischinger, Johann Nepomuk Paul, * 13.5.1817 Wittmannsberg (Bayern), t 11. 12.1876 München. O. studierte u.a. bei —»Baader, —»Görres und —»Schelling Philosophie sowie bei Döllinger und Reithmayr Theologie in München, wurde in das dortige Georgianum aufgenommen und zum Dr. phil. promoviert. 1840 trat er in das Klerikalseminar in Regensburg ein, wurde 1841 zum Priester geweiht und setzte nach einjähriger seelsorgerischer Tätigkeit seine Studien in München fort. Hier lebte O. bis zu seinem Tod als Privatgelehrter und versuchte, in seinen philosophischen Arbeiten die Diskrepanz zwischen Theologie und Philosophie zu überbrücken (u. a. Philosophie und Religion oder speculative Entwicklung ihres normalen Verhältnisses im Gegensatz zur mythischen Auffassung, 1849). Er wandte sich heftig gegen die scholastische Theologie des Mittelalters, besonders gegen Thomas von Aquin, sowie gegen die Neuscholastik, und kritisierte auch den Dualismus Anton —»Günthers und seines Kreises (Die GUnthersche Philosophie, 1852). O. schrieb u. a. einen Grundriß zu einem neuen System der Philosophie (1843,21852 unter dem Titel Grundriß zum Systeme der christlichen Philosophie) und Spekulative Entwicklung der Hauptsysteme der neuern Philosophie von Descartes bis Hegel (2 Bde., 1853/54). WEITERE WERKE: Apologie der christlichen Philosophie gegen die Lehren und Angriffe des Dr. Denzinger, Prof. der Theologie in Würzburg. München 1854. - Die speculative Theologie des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers. Landshut 1858. - Die christliche und scholastische Theologie. Jena 1869.

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Oken, Lorenz, bis 1803 Ockenfuß, * 1.8.1779 Bohlsbach bei Offenburg, t 11.8.1851 Zürich. Der Sohn des Bauern Johann Adam Ockenfuß studierte nach Schulbesuchen in Offenburg und Baden von 1800 bis 1804 Medizin in Freiburg (Promotion 1804, Febris synochalis biliosa cum typo tertiano et complicatione rheumatica). 1802 erschien die Übersicht des Grundrisses des Sistems der Naturphilosofie und der damit entstehenden Theorie der Sinne im Geist der Naturphilosophie —» Schellings, dem zahlreiche weitere Beiträge mit der Ausarbeitung des eigenen naturphilosophischen Standpunktes folgten. In der Schrift Die Zeugung von 1805 wurden als Basis der pflanzlichen und tierischen Organismen ,Infusorien' oder schleimige Urbläschen angenommen, die aus der anorganischen Materie entstehen sollen. 1805 habilitierte sich O. nach kurzem Studienaufenthalt in Würzburg, wo er bei Ignaz Döllinger physiologische und bei Schelling philosophische Vorlesungen besuchte, an der Göttinger Universität. In diese Zeit fallen Studien zur Entwicklung des Darms beim Hühnerembryo. 1807 kam es durch Fürsprache —> Goethes zur Berufung als a. o. Prof. der Medizin nach Jena. In seiner Programmschrift zu Beginn der Vorlesungen stellte O. seine Wirbeltheorie des Schädels vor, die einen ebenso leidigen wie weitbeachteten Prioritätsstreit mit Goethe nach sich zog. 1812 wurde er zum Prof. der Naturgeschichte ernannt. 1814 verheiratete sich O. mit Louise Stark, einer Tochter des Mediziners Johann Christian Stark. Von 1817 bis 1848 gab O. die enzyklopädische Zeitschrift „Isis" heraus, ein wissenschafts- wie kulturhistorisches Dokument ersten Ranges der Epoche nach 1800. Die Teilnahme O.s 1817 am Wartburgfest und die entsprechende Berichterstattung in der „Isis" führten zu Gerichtsverfahren und der Aufforderung zur Einstellung der „Isis". 1819 gab O. die Professur in Jena auf, kehrte aber nach Aufenthalten in München, Paris und Basel 1822 als Privatgelehrter nach Jena zurück. Im selben Jahr gründete er, angeregt durch die Jahresversammlung der 1815 entstandenen Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft in Bern, die noch heute aktive Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte - ein Vorbild für die Einrichtung ähnlicher Gesellschaften in vielen anderen Ländern (England, Frankreich, Italien). 1827 wurde O. als Prof. der Physiologie nach München und 1832 nach Zwistigkeiten mit der Regierung und Amtsenthebung als Prof. der Naturgeschichte, Naturphilosophie und Physiologie an die neugegründete Univ. Zürich berufen, die ihn zu ihrem ersten Rektor wählte („Die Universität ist neu und mithin noch rein von allen Mißständen, von allen eingewurzelten bösen Gewohnheiten"). Georg Büchner wurde bei ihm 1836 mit der Arbeit Memoire sur le Systeme nerveux du Barbeau promoviert. O.s Forschungen erstreckten sich über alle Bereiche der Natur und waren mit zahlreichen neuen Beobachtungen in der Anatomie, Physiologie und Zoologie verbunden, galten aber vor allem der Naturphilosophie. Den Naturwissenschaften wurde von O. ein hoher Bildungswert zugesprochen. Natur und Geist seien ursprünglich identisch, Leben besitze Geltung für die gesamte Natur, Entwicklung dürfe aber nicht als stammesgeschichtliche Abstimmung verstanden werden. 1818 wurde O. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. WEITERE WERKE: Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie (mit Dietrich Georg Kieser). 2 Bde., Bamberg 1806/07. - Ueber die Bedeutung der Schädelknochen. Jena/Bamberg 1807. - Lehrbuch des Systems der Naturphilosophie. 3 Bde., Jena 1809-11, 31843. Über den Wert der Naturgeschichte, besonders für die Bildung der Deutschen. Jena 1809. - Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände. 13 Bde., Stuttgart 1833-45. - Gesammelte Schriften. Programme zur Naturphilosophie. Hrsg. v. Julius Schuster. Berlin 1939.

Ostwald LITERATUR: Günther Busse: Philosophische und geistesgeschichtliche Grundzüge der Lehre L. O.s. Phil. Diss. Freiburg/Breisgau 1950. - Max Pfannenstiel: L. O. Sein Leben und Wirken. Freiburg/Breisgau 1953. - Hermann BräuningOktavio: O. und Goethe im Lichte neuer Quellen. Weimar 1959. - Alexander Ecker: L. O. Stuttgart 1980. Klaus Wenig: L. O. - Naturphilosoph und spiritus rector der Wissenschaftsentwicklung anfangs des 19. Jahrhunderts in Deutschland. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der FriedrichSchiller-Universität Jena, Naturwissenschaftliche Reihe 37 (1988) H. 2, S. 217-222. - Sibille Mischer: „Der verschlungene Zug der Seele". Natur, Organismus und Entwicklung bei Schelling, Steffens und O. Würzburg 1997. Olaf Breidbach/Hans-Joachim Fliedner/Klaus Ries (Hrsg.): L. O. 1779-1851. Ein politischer Naturphilosoph. Weimar 2001. Dietrich von Engelhardt Oldendorp, Johann, * 1480/90 Hamburg, t 3.6.1567 Marburg. O., Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1504 in Rostock, Köln und Bologna, wo er wahrscheinlich 1515 den Lizentiatengrad erwarb. 1516 wurde er als Licentiatus iuris in Greifswald ehrenhalber umsonst inskribiert, wo er 1517 und 1522 das Rektorenamt innehatte. 1518 wurde er in Greifswald „in iure caesareo" promoviert. Seit 1520 war O. Lector für Zivilrecht in Frankfurt/Oder, kehrte 1521 nach Greifswald zurück und ging 1526 als Stadtsyndikus und Prof. nach Rostock. 1530 lieferte er den Entwurf zur Rostocker Ratsordnung in Religionssachen, deren Erlaß durch den Rat 1531 den Beginn der Reformation in der Stadt bezeichnet. 1534-36 wirkte O. als Syndikus in Lübeck und war Vertrauter und Ratgeber des Bürgermeisters Jürgen Wullenwever, aus dessen Katastrophe er sich zu retten wußte. 1538 wurde er Prof. in Köln und 1540 in Marburg. Seit 1544 war er Rat Landgraf Philipps, der ihn seit 1553 mit der Reform der Universität und des juristischen Studiums beauftragte. Durch seine Schrift Wat byllick vnn recht ys (1529) gilt O. als Begründer eines protestantischen Naturrechts. Zu seinen wichtigsten Schriften gehören Formula investigandae actionis (1538), Eisagoge iuris naturalis (1539), Actionum iuris civilis loci communes (1539), Variorum lectionum libri (1540), Enchiridion exceptionum forensium (1540), De iure et aequitate forensis disputatio (1541) und Cotlatio iuris civilis et canonici (1541). WEITERE WERKE: Opera. 2 Bde., Basel 1559. Nachdruck Aalen 1966. - De emptione et venditione reddituum. Nachdruck der Ausg. Frankfurt/Oder 1525. Hrsg. mit einer biographischen Einleitung von Sabine Pettke und einer rechtshistorischen Einleitung von Hans Peter Glöckner. Rostock 1995. LITERATUR: VD 16, O 151-163.-Hans-Helmut Dietze: J. O. als Rechtsphilosoph und Protestant. Königsberg 1933. - Erik Wolf: Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. Tübingen 41963, S. 138-176 (mit Bibliographie). - Peter Macke: Das Rechts- und Staatsdenken des J. O. Diss. Köln 1966. - Sabine Pettke: O., J. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Hrsg. v. Olaf Klose. Bd. 8. Neumünster 1987, S. 262-267. - Bernhard Pahlmann: J. O. In: Gerhard Kleinheyer/Jan Schröder (Hrsg.): Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. Heidelberg 41996, S. 313-316. Oppenheim, Heinrich Bernhard, * 20.7. 1819 Frankfurt/ Main, t 29.3. 1880 Berlin. O. studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen, Heidelberg und Berlin, wurde 1842 promoviert und habilitierte sich für Staatswissenschaften und Völkerrecht in Heidelberg. Er gab seine Tätigkeit als Privatdozent jedoch bald wieder auf, wandte sich der politischen Publizistik zu und redigierte 1848 in Berlin gemeinsam mit Arnold —»Rüge

die Zeitschrift „Reform. Organ der demokratischen Partei". 1849 nahm O. an den badischen Verfassungskämpfen teil und war kurze Zeit Redakteur der amtlichen „Karlsruher Zeitung", bevor er emigrieren mußte. 1850-61 lebte er im Exil in der Schweiz, in Frankreich und England, redigierte nach seiner Rückkehr seit 1862 die „Deutschen Jahrbücher für Politik und Literatur" in Berlin und war 1873-77 nationalliberales Mitglied des Reichstags. O. prägte den Begriff „Kathedersozialisten". Er veröffentlichte u.a. System des Völkerrechts (1845) und Philosophie des Rechts und der Gesellschaft (1850, zuerst in: Neue Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, redigiert von Friedrich Grieb und Johann Scherr, Bd. 5, 1847). Oppenheim, Paul, * 17.7.1885 Frankfurt/Main, t 22.7.1977 Princeton (USA). Das Studium der Chemie schloß O. 1908 in Gießen mit der Promotion ab (Der Abbau des Narce'ins) und arbeitete anschließend in führender Position in der chemischen Industrie: 1908-26 bei der Firma N. M. Oppenheim Nachfolger in Frankfurt/Main und 1926-33 bei der I.G. Farbenindustrie AG. Seit 1927 war er Dozent an der Univ. Frankfurt/Main. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte O. 1933 nach Belgien, war 1937 Dozent am International Congress of Unity of Sciences in Paris und lehrte seit 1938 in Cambridge. 1939 übersiedelte er in die USA und übernahm einen Lehrauftrag in Cambridge (Massachusetts). O. leistete Beiträge zu verschiedenen Bereichen der Wissenschaftstheorie, insbesondere zur Psychologie und Physik, und veröffentlichte u. a. Die natürliche Ordnung der Wissenschaften. Grundgesetze der vergleichenden Wissenschaftslehre (1926). WEITERE WERKE: Die Denkfläche. Statische und dynamische Grundgesetze der wissenschaftlichen Begriffsbildung. Berlin 1928. LITERATUR: Nicholas Rescher: H2O: Hempel-HelmerOppenheim. Eine Episode aus der Geschichte der Wissenschaftstheorie des zwanzigsten Jahrhunderts. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 44 (1996) S. 779-805. Ortloff, Johann Andreas, * 23. 10. 1769 Coburg, t 15.2. 1828 Coburg. Der Sohn eines Schuhmachers besuchte die Lateinschule in Coburg, erlernte das väterliche Handwerk und studierte 1793-96 Rechtswissenschaften und Philosophie. 1797 wurde O. Prof. der Philosophie und war seit 1803 Polizeidirektor in Coburg. 1807 erfolgte seine Ernennung zum herzoglich sachsen-coburgischen Hofrat. O. war Deputierter des Coburger Magistrats bei den Landständen. Er schrieb u. a. Über den Einfluß der stoischen Philosophie auf die Römische Jurisprudenz (1797), Handbuch der Literatur der Philosophie in allen ihren Teilen (1. Abt., 1798) und Das Recht der Handwerker (1803). WEITERE WERKE: Über die Geschichte der Wissenschaften und Künste. Coburg 1807. Ostwald, (Friedrich) Wilhelm, * 2.9.1853 Riga, t 4.4. 1932 Leipzig. O., Sohn eines Böttchermeisters, studierte nach dem Besuch des Realgymnasiums Chemie an der Univ. Dorpat. Bereits in seinen Graduierungsarbeiten (Kandidatenarbeit, 1875; Magisterarbeit, 1877 und Doktordissertation, 1878) widmete sich O. physikalisch-chemischen Fragestellungen. Als Privatdozent in Dorpat begann er mit der Abfassung seines zweibändigen Lehrbuchs der allgemeinen Chemie (1885-87; 2. Aufl., 3 Bde., 1891-1902), das er nach seiner Berufung zum Prof. der Chemie (1882) an das Polytechnikum in Riga vollendete. 1887 wurde O. auf den Lehrstuhl für physikalische Chemie an der Univ. Leipzig berufen, dem damals einzigen in der Welt für dieses Gebiet. Hier begründete er

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Otloh seine bedeutende wissenschaftliche Schule, aus der mehr als 70 spätere Professoren für physikalische Chemie hervorgegangen sind. Seine Experimentalarbeiten führten zur Formulierung grundlegender Zusammenhänge wie dem Ostwaldschen Verdünnungsgesetz (1888) und der Ostwaldschen Stufenregel (1897) sowie zur Realisierung der katalytischen Oxidation von Ammoniak (Ostwald-Verfahren 1902/03). Letztere ging aus systematischen Untersuchungen zur Katalyse hervor, die vor allem in dem 1898 eröffneten InstitutsNeubau ausgeführt worden sind. Seine grundlegenden Arbeiten zur Katalyse wurden 1909 mit dem Nobelpreis für Chemie gewürdigt. In seiner Leipziger Zeit schrieb und publizierte O. außerdem zahlreiche chemische Fachbücher und faßte seine philosophischen Reflexionen in den Vorlesungen über Naturphilosophie (1902) zusammen. Mit der Gründung und Herausgabe der „Zeitschrift für Physikalische Chemie" 1887 hatte er seinem Fachgebiet ein eigenständiges Publikationsorgan gegeben und damit wesentlich zu dessen Konstituierung beigetragen. 1906 ließ sich 0. vorzeitig in den Ruhestand versetzen und zog sich auf seinen Landsitz „Energie" in Goßbothen bei Leipzig zurück. Dort widmete er sich vor allem wissenschaftshistorischen und wissenschaftsorganisatorischen Problemen. So publizierte er Leitlinien der Chemie (1906) und Elektrochemie. Ihre Geschichte und Lehre (1896) sowie das Buch Große Männer (1909), das später zur Grundlage einer Buchreihe mit dem gleichen Namen wurde. 1910 wurde O. Präsident des Deutschen Monistenbundes, 1911 übernahm er als deren Mitbegründer die Präsidentschaft der Internationalen Assoziation der Chemischen Gesellschaften. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs begann O. experimentelle Untersuchungen zur Farbenforschung. Er entwickelte eine eigenständige Farbenlehre, die er selbst als seine bedeutendste wissenschaftliche Leistung betrachtete und die er durch Publikationen, Vorträge und eine eigene Zeitschrift propagierte. Allerdings konnte sich O.s Farbenlehre nicht durchsetzen. O.s größte Bedeutung liegt auf dem Gebiet der physikalischen Chemie, die er zusammen mit dem Schweden Svante Arrhenius und dem Holländer Jacobus Henricus van't Hoff zu einer eigenständigen Disziplin entwickelte und zu deren Propagierung, Institutionalisierung und Ausbau er maßgeblich beitrug. WEITERE WERKE: Grundriß der allgemeinen Chemie. Leipzig 1889. - Herausgeber der Buchreihe: O.s Klassiker der exakten Wissenschaften. Leipzig, seit 1889. - Hand- und Hilfsbuch zur Ausführung physiko-chemischer Messungen. Leipzig 1893. - Die wissenschaftlichen Grundlagen der analytischen Chemie. Leipzig 1894. - Grundlinien der anorganischen Chemie. Leipzig 1900. - Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaft. Leipzig 1909. - Die Farbenfibel. Leipzig 1916. - Die Farbenlehre. 5 Bde., Leipzig 1918-22 (Bd. 3 mit Eugen Ristenpart. Bd. 4 von Hans Podestä. Bd. 5 nicht erschienen). - Lebenslinien (Autobiographie). 3 Bde., Berlin 1926/27. - Zur Geschichte der Wissenschaft. Vier Manuskripte aus dem Nachlaß von W. O. hrsg. v. Regine Zott. Leipzig 1985. LITERATUR: Grete Ostwald: W. O., mein Vater. Stuttgart 1953. - Hans-Günther Körber: Aus dem wissenschaftlichen Briefwechsel W. O.s. 2 Bde., Berlin 1961-69. - Naum I. Rodnyj/Jurij I. Solowjew: W. O. Leipzig 1977. - Erwin N. Hiebert/Hans-Günther Körber: O., F. W. In: DSB, Bd. 15, 1978, S. 455-469. - Günther Lotz/Lothar Dunsch/Uta Kring (Hrsg.): Forschen und Nutzen. W. O. zur wissenschaftlichen Arbeit. Berlin 1978, 21982. - Regine Zott: W. O. und Paul Waiden in ihren Briefen. Berlin 1994. Horst Remane Otloh von St. Emmeram, * um 1010 in der Diözese Freising, t 23. 11. kurz nach 1079 St. Emmeram. Über sein Leben gibt O. in zahlreichen autobiographischen Passagen seiner Werke Auskunft. Im Bistum Freising gebo-

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ren, erhielt er früh eine Ausbildung im Kloster Tegernsee. O. wurde wegen seiner Schreibbegabung nach Franken geschickt, hielt sich um 1024 im Kloster Hersfeld auf, war Schreiber im Dienst Bischof Meinhards von Würzburg und dann Kleriker im Bistum Freising. Nach einem Streit mit dem Erzpriester Werinher ging er in das Kloster St. Emmeram in Regensburg, wo er 1032 sein Gelübde einlöste und Mönch wurde. O. übernahm bald die Leitung der Klosterschule, wurde Dekan, begab sich nach Auseinandersetzungen mit dem Abt und dem Regensburger Bischof 1062 nach Fulda und kehrte erst 1067 nach St. Emmeram zurück. O., der sich zunächst für antike Literatur, vor allem für Lukian, begeisterte, verurteilte später als Antihumanist nicht nur diesen, sondern auch den Philosophen Boethius. Neben Gedichten und theologischen Abhandlungen verfaßte er u.a. Berichte über eigene und fremde Visionen, den Liber visionum und den autobiographischen Liber de temptatione cuiusdam monachi mit einer Schilderung seiner Glaubenskämpfe und einem Verzeichnis seiner Schriften. WERKE: Othloni Monachi S. Emmerami opera omnia. In: PL 146, Sp. 27-434. - Paul Gerhard Schmidt (Hrsg.): O. v. St. E., Liber visionum: In: MGH Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 13. Weimar 1989 (mit Bibliographie). LITERATUR: Helga Schauwecker: O. v. St. E. Ein Beitrag zur Bildungs- und Frömmigkeitsgeschichte des 11. Jahrhunderts. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 74 (1963) S. 1-240 (mit Bibliographie). - R. Evans: .Studium discendi'. O. of St. E. and the Seven Liberal Arts. In: Revue Theologique 44 (1977) S. 29-54. - Hedwig Röckelein: O., Gottschalk, Tnugdal. Frankfurt/Main u.a. 1987. - Bernhard Bischoff: O. v. St. E. In: VL 7, 1989, Sp. 658-670. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 66-77. - Sabine Gäbe: O. v. St. E. „Liber de temptatione cuiusdam monachi. Untersuchung, kritische Edition und Übersetzung. Bern u.a. 1999. Otto von Freising, * um 1112 wohl in Neuburg bei Wien (heute Klosterneuburg), t 22.9.1158 Morimond. Als Sohn des später heiliggesprochenen österr. Markgrafen Leopold III. aus dem Geschlecht der Babenberger und der Agnes, Tochter des salischen Kaisers Heinrich IV., zählte O. zur Spitzengruppe des Reichsadels. Schon um 1126 bekleidete er das Amt des Propstes von Klosterneuburg, seit etwa 1127 studierte er in Paris, wo er frühscholastisches Denken kennenlernte. 1132 trat O. in das Zisterzienserkloster Morimond ein, 1138 wählte man ihn dort zum Abt. Noch im selben Jahr wurde er zum Bischof von Freising erhoben. In Auseinandersetzung mit den wittelsbachischen Vögten und den Herzögen von Bayern sicherte O., nicht ohne Rückschläge (l 157/58 Gründung Münchens durch Heinrich den Löwen), den weltlichen Besitz des Bistums. Dessen inneren Ausbau förderte er durch die Gründung oder Reform zahlreicher Klöster, wozu er vor allem Regularkanoniker heranzog. 1147-49 nahm O. mit König Konrad III., seinem Halbbruder, am 2. Kreuzzug teil. Auch als Bischof hielt er an seiner monastischen Lebensweise fest; er verstarb 1158 auf dem Weg zum Generalkapitel der Zisterzienser. In den Jahren 1143-46 schrieb O. seine Historic de duabus civitatibus, eine Universalchronik, in der er mit historisch gedeuteten Kategorien der Geschichtsphilosophie des Augustinus die Weltgeschichte als Auseinandersetzung zwischen Gottesstaat (civitas Dei) und irdischem Staat (civitas terrena) in drei Entwicklungsstufen beschrieb; die historische Hauptquelle ist Frutolf von Michelsberg. Die civitas terrena gewinnt Gestalt in vier Weltreichen (nach Hieronymus und Orosius), deren Abfolge der allgemeinen Kulturwanderung von Ost nach West entspricht. Das letzte Reich in dieser

Overbeck Folge ist das noch immer existierende Imperium Romanum. Dessen Zustand seit den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser- und Papsttum im sog. Investiturstreit beurteilte O. pessimistisch: Das Ende der Geschichte und damit die Vollendung des Gottesstaats im Jenseits stünden bevor. Die Chronik gilt aus heutiger Sicht als einer der anspruchsvollsten mittelalterlichen Versuche einer Gesamtdarstellung und -deutung der Weltgeschichte. Nach dem Regierungsantritt seines Neffen Friedrich I. Barbarossa verfaßte O. auf dessen Bitten 1157/58 die sog. Gesta Frederici. Geschildert wird die Zeit seit Heinrich IV. als Vorgeschichte und Entfaltung der Herrschaft des neuen Kaisers; Friedrich werde die aufgebrochenen Gegensätze noch einmal überwinden. Der Tenor ist deutlich optimistischer, auch wenn O. seine grundsätzliche Geschichtstheorie nicht aufgegeben hat. Der Quellenwert der Gesta ist hoch zu veranschlagen, wenngleich die prostaufische Tendenz nicht übersehen werden darf. Nach O.s Tod setzte sein Schreiber Rahewin dieses Werk fort. QUELLEN: Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum. Bde. 45, 46. Hannover/Leipzig, Z1912, 1912. - Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters (Freiherr vom SteinGedächtnisausgabe). Bde. 16, 17. Darmstadt 51990, 21974 (mit deutscher Übersetzung). LITERATUR: Hans-Werner Goetz: Das Geschichtsbild O.s v. F. Köln/Wien 1984. - Franz-Josef Schmale: O. v. F. In: VL, Bd. 7, 1989, Sp. 215-223. - Cornelia Kirchner-Feyerabend: O. v. F. als Diözesan- und Reichsbischof. Frankfurt/Main u.a. 1990. - Karl Schnith: O. v. F. In: LexMA, Bd. 6, 1993, Sp. 1581-1583. - Hans-Werner Goetz: O. v. F. In: TRE, Bd. 25, 1995, S. 555-559 (mit Bibliographie). LITERATUR: Josef Schmidlin: Die Philosophie O.s v. F. In: Philosophisches Jahrbuch 18 (1905) S. 156-175, 312-323 und 407-443. - O. v. F. Gedenkgabe zu seinem 800. Todesjahr. Hrsg. v. Joseph A. Fischer. Freising 1958. - Hans Werner Goetz: Das Geschichtsbild O.s v. F. Köln 1984. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 167-182. Werner Hechberger Otto, Rudolf (Louis Karl), * 25.9.1869 Peine, t 7.3. 1937 Marburg. Der Sohn eines Malzfabrikanten studierte Theologie in Erlangen und Göttingen, wo er 1898 mit der Arbeit Geist und Wort nach Luther zum Lie. theol. promoviert wurde und sich mit derselben Schrift für systematische Theologie habilitierte. Mit der 1904 veröffentlichten Untersuchung Naturalistische und religiöse Wellansicht (31929) wurde er 1905 in Tübingen zum Dr. phil. promoviert. Seit 1907 lehrte O. hier als a. o. Prof., unternahm 1911 Studienreisen nach China, Japan und Sibirien und begründete 1913 die Sammlung „Göttinger Quellen der Religionswissenschaft". Seit 1914 war er o. Prof. der Religionswissenschaft in Breslau, 1917-29 in Marburg. 1913-18 gehörte er als Abgeordneter dem preuß. Landtag an. O.s Hauptanliegen bestand darin, Wesen und Wahrheit der Religion wissenschaftlich zu erfassen. 1917 erschien sein Hauptwerk Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen (W1987), in dem er den Versuch unternimmt, zentrale religiöse Kategorien in einer psychologisch operierenden Phänomenologie zu beschreiben. Seine theologische Ethik entwickelte O. in Auseinandersetzung mit —»Kant. Der Zusammenarbeit der Religionen in ethischen Fragen sollte der von ihm 1921 gegründete „Religiöse Menschheitsbund" dienen. O. war seit 1927 Mitherausgeber der „Liturgischen Blätter" und Initiator der 1929 eröffneten „Religionskundlichen Sammlung" der Univ. Marburg. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. Kantisch-Fries'sehe Religionsphilosophie und ihre Anwendung auf die Theologie (1909, 2 1921),

West-östliche Mystik. Vergleich und Unterscheidung zur Wesensdeutung (1926), Die Gnadenreligion Indiens und das Christentum (1930) und Reich Gottes und Menschensohn. Religionsgeschichtlicher Versuch (1934,31954). O. übte Einfluß auf zahlreiche Theologen, Religionsforscher und Philosophen aus, u. a. auf Mircea Eliade, Friedrich Heiler, Gustav Mensching und Paul —> Tillich. WEITERE WERKE: Goethe und Darwin. Darwinismus und Religion. Göttingen 1909. - Aufsätze, das Numinose betreffend. Gotha 1923. 5. und 6., vermehrte Aufl. unter dem Titel: Das Gefühl des Überweltlichen (sensus numinis). München 1932. - Freiheit und Notwendigkeit. Ein Gespräch mit Nicolai Hartmann über Autonomie und Theonomie der Werte. Tübingen 1940. LITERATUR: Ansgar Paus: Religiöser Erkenntnisgrund. Herkunft und Wesen der Aprioritheorie R. O.s. Leiden 1966. Hans-Walter Schütte: Religion und Christentum in der Theologie R. O.s. Berlin 1969. - Jack S. Boozer/Martin Kraatz: R. O. In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Marburg 1977, S. 362-389. - Philip C. Almond: R. O. An introduction to his philosophical theology. Chapel Hill, N.C. u.a. 1984. Dietmar Kamperu, a. (Hrsg.): Das Heilige. Seine Spur in der Moderne. Frankfurt/Main 1987. - Garsten Colpe: Über das Heilige. Frankfurt/Main 1990. - Georg Pfleiderer: Theologie als Wirklichkeitswissenschaft. Studien zum Religionsbegriff bei Gustav Wobbermin, R. O., Heinrich Scholz und Max Scheler. Tübingen 1992. - Todd A. Gooch: The numinous and modernity. An interpretation of R. O.'s philosophy of religion. Berlin u. a. 2000. Overbeck, Franz (Camille), * 16.11.1837 St. Petersburg, t 26.6.1905 Basel. Der Sohn eines deutschen Kaufmanns und einer Französin wuchs seit seinem 12. Lebensjahr in Dresden auf, studierte 1856-60 Theologie in Leipzig und Göttingen und habilitierte sich 1864 in Jena. 1870 wurde O. a. o. Prof. des Neuen Testaments und der älteren Kirchengeschichte in Basel, wo er 1872-97 als Ordinarius lehrte. Von Ferdinand Christian Baur beeinflußt und in engem Kontakt zu Friedrich —»Nietzsche stehend, übte O. radikale Kritik an der zeitgenössischen Kirche und Theologie, insbesondere an der liberalen Theologie und der Anpassung des Christentums an die moderne Kultur, und stellte ihr das frühe, eschatologisch ausgerichtete Christentum der kirchlichen „Urgeschichte" und dessen „Urliteratur" gegenüber. Er schrieb u. a. Über die Christlichkeit unserer heutigen Theologie (1873; 2., erw. Aufl. 1903, Nachdruck 1974), Studien zur Geschichte der alten Kirche (1875) und Über die Anfänge der patristischen Literatur (1882, Neudr. 1954). 1919 gab sein Schüler Carl Albrecht Bernoulli unkritisch die Sammlung seiner unveröffentlichten Aufzeichnungen unter dem Titel Christentum und Kultur (21963) heraus. Von O. beeinflußt war u.a. Karl -> Barth. WEITERE WERKE: Selbstbekenntnisse. Hrsg. v. Jacob Taubes. Frankfurt/Main 1966. - Werke und Nachlaß. Hrsg. v. Ekkehard W. Stegemann u.a. Stuttgart/Weimar 1994ff. LITERATUR: Overbeckiana. Übersicht über den F.-O.Nachlaß der Universitätsbibliothek Basel. 2 Tie., Basel 1962. - Walter Nigg: F. O. München 1931. - Arnold Pfeiffer: F. O.s Kritik des Christentums. Göttingen 1975. - Rudolf Wehrli: Alter und Tod des Christentums bei F. O. Zürich 1977. - John Eben Wilson: Gott, Mensch und Welt bei F. O. Bern 1977. - Rudolf B rändle/Ekkehard Stegemann (Hrsg.): F. O.s unerledigte Anfragen an das Christentum. München 1988. - Nikiaus Peter: Im Schatten der Modernität. F. O.s Weg zur „Christlichkeit unserer heutigen Theologie". Stuttgart 1992. - Martin Henry: F. O. Theologian? Religion and history in the thought of F. O. Frankfurt/Main u. a. 1995. Andreas Urs Sommer: Der Geist der Historic und das Ende

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Pabst des Christentums. Zur „Waffengenossenschaft" von Friedrich Nietzsche und F. O. Mit einem Anhang unpublizierter Texte aus O.s „Kirchenlexikon". Berlin 1997. Pabst, Johann Heinrich, * 25.1.1785 Lindau/Eichsfeld, t 28.7. 1838 Wien. Das Studium der Medizin in Göttingen schloß P., Sohn eines Landmanns und Gemeinderichters, 1808 mit der Promotion ab, kam im selben Jahr als Erzieher nach Wien und wurde 1809 Bataillonsarzt in der österr. Armee, mußte seinen Beruf jedoch infolge einer schweren Erkrankung aufgeben. Um 1815 schloß er sich unter dem Einfluß der kath. Restauration dem Hofbauerkreis an und machte 1824/25 die Bekanntschaft Anton —»Günthers, mit dem er 1834 Janusköpfe für Philosophie und Theologie herausgab. P. verfaßte u. a. die Schriften Der Mensch und seine Geschichte. Ein Beitrag zur Philosophie des Christentums (1830, 21847) und Gibt es eine Philosophie des positiven Christentums? Die Frage über Leben und Tod des 19. Jahrhunderts beantwortet (1832), die zur Verbreitung der Güntherschen Philosophie beitrugen, und war Mitarbeiter der Bonner „Zeitschrift für Philosophie und katholische Theologie". LITERATUR: Peter Knoodt: Anton Günther. 2 Bde., Wien 1881. Nachdruck Frankfurt/Main 1981. - Erwin Mann: Dr. med. J. H. P. Sein Leben und seine Bedeutung als engster Freund und Mitarbeiter A. Günthers. Diss. Wien 1967. Erweitert unter dem Titel: Das „zweite Ich" A. Günthers: J. H. P. Wien 1970. - Christoph Kronabel: Die Aufhebung der Begriffsphilosophie. A. Günther und der Pantheismus. Freiburg/München 1989. Pannwitz, Rudolf, * 27.5.1881 Crossen/Oder, t 23.3. 1969 Astano bei Lugano. P., Sohn eines Lehrers, studierte in Marburg und Berlin Germanistik, Philosophie und Archäologie. Er schloß sich Stefan George an, gründete 1904 mit Otto zur Linde die Zeitschrift „Charon", wandte sich unter dem Einfluß von Berthold Otto der Pädagogik zu und wurde Privaterzieher in den Häusern des Malers Reinhold Lepsius und des Philosophen Georg —> Simmel. Zeitlebens verstand sich P. als Prophet der „guten Botschaft" -> Nietzsches (Das Werk der deutschen Erzieher, 1909; Dionysische Tragödien, 1913; Nietzsche und die Verwandlung des Menschen, 1943); dessen Übermensch sei der „Mensch, der [...] gewagt hat, zu leben". Breitere Wirkung erzielte P. mit dem Essay Die Krisis der europäischen Kultur (1917), einem kulturpolitisch-ästhetischen Programm zur Bekämpfung des Nihilismus, das über die „Umwertung aller Werte" eine zeitgemäße Wiedergeburt der archetypischen „all-einheit" herauffuhren sollte. Das Buch, auf das auch Thomas Mann und Stefan Zweig positiv reagierten, machte im Leben Hugo von Hofmannsthals nach dessen eigenem Bekenntnis „Epoche". Auch materiell förderte Hofmannsthal fortan den Jüngeren. Richard Coudenhove-Kalergi empfand den 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossenen P. als „Seher", Theodor Däubler als „Bruder" und „Gefährten". Wie ein neuer Zarathustra verkündete P. eine übernationale ins Kosmisch-Mythische gesteigerte - kulturelle Einheit, damit im Ringen um die „reine Form" Materialismus und Verfall überwunden werden (Der Übergang von heute zu morgen, 1958). Ähnliche Übersteigerung kennzeichnet seinen Versuch, antike, nördliche und orientalische Mythologien mit den Wissenschaften von Natur und Mensch zu einem .atheistischen' Pantheismus zu verschmelzen (u. a. Der Aufbau der Natur, 1961; Das Werk des Menschen, 1968). Bei dem Niederländer Venvey erkannte P. eine verwandte Haltung (Albert Verwey und Stefan George, 1965). Den dämonischen Zügen des Werks entsprach das unruhige Privatleben P.'. Nach vielen Ortswechseln ließ er sich 1921

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mit seiner ersten Frau und seinen zwei unehelichen Töchtern sowie deren Mutter in Dalmatien nieder, wo er 1927 die Ärztin und Husserl-Schülerin Charlotte Dammann heiratete, mit der er seit 1948 an verschiedenen Orten im Tessin lebte. WEITERE WERKE: Wasser wird sich ballen. Gesammelte Gedichte. Stuttgart 1963. - Das Werk des Menschen. Stuttgart 1968. - Undine. Ein unveröffentlichtes Versepos. Mit einem einführenden Essay zu Leben und Werk hrsg. v. Gabriella Rovagnati. Nürnberg 1998. - Briefe: Erwin Jaeckle: R. P. und Albert Verwey im Briefwechsel. Zürich 1976. - Hugo von Hofmannsthal/R. P.: Briefwechsel 1907-1926. Hrsg. v. Gerhard Schuster. Frankfurt 1993. LITERATUR: Hans Wolffheim: R. P. Mainz 1960. - Udo Rukser: Über den Denker R. P. Mit einer Selbstbiographie von P. und einer Bibliographie. Meisenheim/Glan 1970. - Alfred Guth: R. P. Paris 1973. Gabriella Rovagnati Paracelsus, eigentl. Theophrastus von Hohenheim, * um 1493 Einsiedeln, t 24.9.1541 Salzburg. Später hinzugefügte Beinamen - wie Philippus oder Aureolus - sind quellenmäßig nicht zu belegen; der Name „Bombastus" bezieht sich auf die Geschlechterbezeichnung der „Bombaste von Hohenheim". Nach dem frühen Tod der Mutter zog der Vater, Wilhelmus von Hohenheim, um 1502 nach Villach in Kärnten, wo er eine Stadt- und werksärztliche Praxis aufbaute. Durch seinen Vater erhielt P. erste Einblicke in Medizin, Bergbau und Scheidekunst. Um 1509 begann er in der Absicht, Arzt zu werden, mit dem Studium der Artes liberales, vermutlich in Wien; dort wurde er 1511 Baccalaureus; 1516 schloß er in Ferrara das Medizinstudium ab, vermutlich mit der Promotion (urkundlich nicht gesichert). In den folgenden Jahren bereiste er Süditalien, Spanien und Frankreich. Als Feldchirurg nahm er vermutlich teil am „Venedischen Krieg" (1516 oder 1517), am „Niderlendischen Krieg" (1519) wie auch am „Denemarkischen" Krieg (1529); belegt ist die Teilnahme an der Belagerung Stockholms. Nach Umwegen über Litauen, Polen und Ungarn kehrte P. 1524 nach Villach zurück, um sich bald darauf in Salzburg zu ärztlicher Praxis niederzulassen. In die Bauernaufstände verwickelt, mußte er bald schon Salzburg verlassen. Um diese Zeit hatte er mit der Niederschrift seines ersten Werks Volumen Paramirum begonnen, in dem er die fünf Krankheitsursachen („fünf Fürsten") darlegte, die das Kranksein bestimmen (= Entien-Lehre). Die durch ein dynamisches Lebensprinzip gesteuerte Gesundheit wird danach ständig gefährdet durch Prinzipien konstitutioneller (Ens naturale) oder kosmologischer Art (Ens astrale), ferner durch toxische (Ens veneni) oder psychische Einflüsse (Ens spirituale), nicht zuletzt durch übernatürliche Fügung (Ens Dei). In den Jahren 1525/26 entstand eine weitere Frühschrift, die Archidoxen (= Grundlehren), ein pharmazeutisch-chemischer Traktat mit Darstellung neuer Destillationsmethoden (Alchimia medica). 1526 wurde P. in Straßburg ansässig, wo er in die „Zunft der Luzerne" eintrat und damit das Bürgerrecht erkaufte. Als Consiliarius wurde er bald nach Basel gerufen, wo seine Heilerfolge ihm 1527 eine Anstellung als Stadtarzt einbrachten mit dem Recht, an der dortigen Universität Vorlesungen zu halten. Bereits im Januar 1528 mußte er angesichts wachsender Konflikte mit dem Magistrat und der Fakultät Basel verlassen, fand vorübergehend Zuflucht bei seinem Freund Lorenz Fries in Colmar und kam 1530 zur Ruhe im Schloß des Freiherrn Hans Bernhard von Stauff in Beratzhausen bei Regensburg. Hier vollendete er sein Hauptwerk Paragranum, das den Untertitel Liber quatuor columnarum artis medicae trägt. Danach beruht die Heilkunst auf vier Säulen: der Philosophie, der Astronomie, der Alchemic und der „physica" (gelegentlich auch „lügend" genannt). In seiner Nürnberger Zeit erfolgte der Druck weiterer Schriften: Vom

Paul! Holtz Guaiaco (1529) und Von der Frantzösischen kranckheit (1530); eine weitere Schrift kam aufgrund einer Eingabe der Leipziger Hochschule nicht mehr zum Druck. Zu Lebzeiten ungedruckt blieb auch das Opus Paramirum (1531), in welchem die antik-mittelalterliche Säftelehre durch drei Prinzipien erweitert wurde: den verbrennbaren Schwefel, das flüchtige Quecksilber und das beständige Salz. Das dritte Buch des Paramirum war den „tartarischen" (tartarus = Weinstein) Krankheiten gewidmet, die aus Rückständen im Körperinneren entstehen sollen; das vierte Buch behandelt die Frauenkrankheiten. Von Regensburg aus wanderte P. nach St. Gallen, wo er sich vermutlich längere Zeit aufhielt. Nach Diskussionen mit Theologen schrieb er seine Auslegung der Psalmen und weitere theologische und sozialkritische Schriften. Um das Jahr 1533 entstanden seine drei Bücher über die Bergsucht und andere Bergkrankheiten (erstmals 1567 gedruckt), die einen Aufenthalt in den Bergwerken des Inntals und seine Befassung mit Hygienezuständen der Bergleute dokumentieren. Im Frühsommer des Jahres 1534 Anden wir P. in Sterzing, wo sein Büchlein von der Pest entstand; 1536 vollendete er in Bad Pfäfers seine Badeschrift. Eine eigene Schriftengattung widmete P. 1538 den Kärntner Ständen: neben einer Chronica das Buch von den tartarischen Krankheiten, die Sieben Defensiones sowie den Labyrinthus medicorum errantium, die als sogenannte „Kärntner Schriften" allerdings erst 1955 zum Druck kamen. Um die Jahre 1537 und 1538 legte P. erste Entwürfe seiner Astronomia Magna nieder. Die Texte sind nicht handschriftlich gesichert; gedruckt wurden sie erstmals 1571 als Die ganze Philosophia sagax. der großen und kleinen Welt. Aus äußeren wie inneren Kriterien als unecht angesehen werden müssen weitere Traktate wie Philosophia de generationibus, Philosophia ad Athenienses, ferner De vita longa, die Bücher De natura rerum sowie große Teile der Entwürfe zur Astronomia magna. Zu Beginn des Jahres 1538 hielt sich P. noch einmal in Wien auf, reiste zu den Schwefelquellen von Baden, besuchte Judenberg und Bad Einöd und erreichte Villach, wo ihm der Rat der Stadt unter dem 22.5.1538 eine Urkunde über das Ableben seines Vaters (1534) ausstellte. Im August 1540 war P. zum zweiten Mal in Salzburg, auch diesmal offensichtlich um eine ärztliche Niederlassung bemüht. Bereits Ende September 1541 jedoch diktierte er im Wirtshaus „Zum Weißen Ross" dem Notar Hans Kalbsohr seinen letzten Willen. Zu Erben seiner Habe ernannte er „arme, elende, dürftige Leut', die keine Pfründ' noch andere Fürsehung haben". Drei Tage nach diesem Testament starb er und wurde noch am selben Tag auf dem Armenfriedhof von Sankt Sebastian zu Grabe getragen. Neben naturphilosophischen und medizinischen Schriften hat P. ein umfangreiches, längst noch nicht erschlossenes theologisches Schrifttum hinterlassen. Hierzu zählen seine Bibelauslegungen und Abendmahlsschriften, aber auch zahlreiche sozialkritische und ethische Traktate sowie die Bußund Beichtschriften, nicht zuletzt seine Marienschriften. Die moderne P.-Forschung setzte ein mit den quellenkritischen Studien von Karl Sudhoff, der die Zusammenhänge des Weltbildes mit Neuplatonismus und Gnosis der Renaissance zu klären gesucht hat. Weitere Impulse erhielt die P.Forschung durch historisch-analytische Studien von Chemieund Pharmaziehistorikern. Was die „Theologica Paracelsica" angeht, so hat in erster Linie Kurt Goldammer die theologischen Schriften Hohenheims wie auch seine sozialpolitischen Traktate sorgfältig ediert. Eine solide Biographie liegt bisher ebensowenig vor wie eine umfassende Ergographie. Gleichwohl lassen sich aus dem vorliegenden umfangreichen Gesamtwerk geistesgeschichtlich dominierende Leitlinien herausstellen, die neben dem Arzt auch den Philosophen und Theologen P. erkennen lassen.

WEITERE WERKE: Zu seinen Lebzeiten gedruckt wurden lediglich vier Schriften: 1. Vom Holtz Guaiaco gründlicher heylung, 1529 bei Peypus in Nürnberg erschienen und als Kritik an dem als Syphilistherapeutikum gehandelten Wunderholz gedacht; 2. Von der Frantzösischen kranckheit Drey bücher, 1530 ebenfalls bei Peypus erschienen mit einer massiven Kritik an den damals üblichen Quecksilberkuren; 3. Vonn dem Bad Pfeffers in Oberschwytz gelegen, Tugenden, Krefften unnd würckung, Ursprung und herkommen, Regiment und Ordinantz, 1535 in Zürich gedruckt; 4. Große Wundartzney, 1535 bei H. Varnier in Ulm und 1536 bei Heinrich Steiner in Augsburg gedruckt, mit einer Darstellung neuer Methoden zur Wundbehandlung und dem Versuch, Chirurgie und innere Medizin zu verbinden. In den Druck kamen ferner mehrere astronomisch-prognostische Schriften wie die Practica Teütsch auf das Jahr 1537. - VD 16, P 365-726. - Gesamtausgaben: P. Werke. Quartausgabe in zehn Teilen, besorgt von Johannes Huser. Basel 1589-91. Sämtliche Werke. 1. Abt.: Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische Schriften. Hrsg. v. Karl Sudhoff. 14 Bde., München 1922-33. Dazu Registerband, bearb. v. Martin Müller/Robert Blaser. Einsiedeln 1960. 2. Abt.: Theologische und religionsphilosophische Schriften. Hrsg. v. Kurt Goldammer. Wiesbaden 1955-86. LITERATUR: Karl-Heinz Weimann: P.-Bibliographie 1932 bis 1960. Wiesbaden 1963. - Karl Sudhoff: P. Ein deutsches Lebensbild aus den Tagen der Renaissance. Leipzig 1936. Ildefons Betschart: Theophrastus P. Einsiedeln 1942. - Kurt Goldammer: P. Natur und Offenbarung. Hannover 1953. Walter Pagel: Das medizinische Weltbild des P. Wiesbaden 1962. - Otto Zekert: P. Europäer im 16. Jahrhundert. Stuttgart/Köln/Mainz 1968. - Heinrich Schipperges: P. Der Mensch im Licht der Natur. Stuttgart 1974. - Ingrid Kästner: P. Leipzig 1989. - Joachim Teile (Hrsg.): Parerga Paracelsica. Stuttgart 1991. - Frank Geerk: P. - Arzt unserer Zeit. Zürich 1992. - Udo Benzenhöfer (Hrsg.): P. Darmstadt 1993. - Heinz Dopsch u.a. (Hrsg.): „keines ändern Knecht..." Salzburg 1993. - Pirmin Meier: P. - Arzt und Prophet. Zürich 1993. - Heinrich Schipperges: P. - heute. Frankfurt/Main 1994. Heinrich Schipperges Pasch, Georg, * 23.9.1661 Danzig, t 30.9. 1707 Kiel. Der Kaufmannssohn studierte Theologie und Philosophie in Wittenberg, erwarb 1684 den Magistergrad und habilitierte sich 1686 (De brutorum sensibus atque cognitione). Anschließend unternahm er Studienreisen durch Deutschland, Holland, Frankreich und England und ging 1689 als Prof. der Moralphilosophie nach Kiel. 1701 übernahm er hier auch die Professur für Logik und Metaphysik, später zudem die für praktische Theologie. Er schrieb Schediasma de curiosis huius seculi inventis, quorum accuratiori cultuifacem praetulit antiquitas (1695) und De variis modis moralia tradendi über (1707). WEITERE WERKE: De causis praecipuorum iudicii defectuum atque errorum, qui obsunt promovendo rei litterariae commodo. Wittenberg 1686. - De licitis divitias acquirendi modis. Kiel 1692. - De pronunciato illo: Vulgus regitur opinionibus. Kiel 1701. - De Scepticorum praecipuis hypothesibus. Kiel 1706. LITERATUR: Carstens: P. In: ADB 25, 1887. - Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel 1665-1965. Bd. 5, Teil 1. Neumünster 1969, S. 13-17. Pauli, Wolfgang (Ernst), * 25.4.1900 Wien, t 15.12. 1958 Zürich. Die wissenschaftliche Erziehung des mathematisch außerordentlich begabten P., des Sohnes eines Biochemikers, wurde durch seinen Paten Ernst -» Mach betreut. Kurz nach seinem Gymnasialabschluß veröffentlichte P. einen bedeutenden Beitrag zu der durch Hermann —»Weyl erweiter-

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Paullini ten Allgemeinen Relativitätstheorie, der Albert —»Einsteins Aufmerksamkeit erregte. Als P. im Wintersemester 1918/19 sein Physikstudium bei Arnold Sommerfeld in München aufnahm, wurde er durch seinen Lehrer mit den ungelösten quantentheoretischen Problemen der damaligen Atomphysik konfrontiert. Die Krise der sog. älteren Quantentheorie wurde erst 1925 durch die das Verhalten aller atomaren Systeme einheitlich und ohne zusätzliche Hilfsannahmen beschreibende Heisenbergsche Quanten-Mechanik beendet, an deren Entstehung P. maßgeblich beteiligt war. Noch als Student verfaßte er ein Referat über die Relativitätstheorie für die Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften, das 1921 auch als selbständiges Buch erschien und zu einem Klassiker wurde. Nach seiner Promotion 1921 und einer Assistenzzeit bei Max —> Born in Göttingen ging P. im Sommer 1922 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter zu Wilhelm Lenz an die Univ. Hamburg. Schon bald darauf wurde er von Niels Bohr für ein Jahr nach Kopenhagen eingeladen. Nach seiner Rückkehr lieferte P. mit dem Ausschließungsprinzip die von Bohr gesuchte Erklärung für den Schalenaufbau der Elektronen im periodischen System der Elemente. 1945 wurde ihm dafür der Nobelpreis verliehen. Diese vom klassischen Standpunkt aus unverständliche Regel verbietet den gleichzeitigen Aufenthalt von mehr als einem Elektron in einem durch die Theorie bestimmten Quantenzustand. Das Verbot hat weitreichende Konsequenzen für das Verhalten makroskopischer Körper. Es regelt nicht nur den Aufbau des periodischen Systems der Elemente, sondern bestimmt auch die Natur der chemischen Bindung und der elektrischen, magnetischen und thermischen Eigenschaften der Materie. Die 1926 von P. zur Erklärung des Paramagnetismus eingeführten Spin-Matrizen bildeten den Ausgangspunkt für die 1928 durch Paul Dirac aufgestellte relativistische Wellengleichung des Elektrons. Sie wurde das Vorbild für weitere u. a. auch von P. und Markus Fierz formulierte Wellengleichungen für Teilchen mit beliebigem Spin, die bereits entdeckte oder noch zu entdeckende Elementarteilchen beschreiben sollten. Die Lösung dieser Gleichungen prognostizierte in Übereinstimmung mit dem Pauli-Prinzip auch die Existenz der Positronen (bzw. Antiteilchen), die kurz darauf durch Carl Anderson und andere zunächst in der Höhenstrahlung entdeckt wurden. Zusammen mit Werner —»Heisenberg formulierte der seit 1928 an der Zürich wirkende P. die erste Quantentheorie der Wellenfelder, die sowohl das elektromagnetische Feld als auch die den Teilchen zugeordneten Materiewellen einheitlich als quantisierte Feldgrößen behandelt. Bei der Suche nach einer Erklärung der Kernbindungskräfte gab das 1930 von P. postulierte und erst 1956 durch Frederick Reines und Clyde Cowan entdeckte Neutrino wichtige Anregungen. P. hatte dieses wegen seiner großen Durchdringungsfähigkeit schwer nachweisbare Teilchen zur Aufrechterhaltung des Energie- und Impulserhaltungssatzes beim radioaktiven ß-Zerfall gefordert. Enrico Fermi bildete die Neutrinohypothese zu einem feldtheoretischen Formalismus aus, der 1934 durch Hideki Yukawa zu einer Quantenfeldtheorie der starken Kernkräfte mit Mesonen als massebegabte Feldquanten ausgestaltet werden konnte. Während der Kriegsjahre zog sich P. nach Princeton zurück, wo er zusammen mit Einstein und anderen Emigranten zu den wenigen Physikern gehörte, die in diesen Jahren Grundlagenforschung treiben konnten. Nach seiner Rückkehr nach Zürich 1946 bildete sich hier in seinem Umkreis ein bedeutendes Zentrum der theoretischen Physik. Durch häufige Amerikabesuche und regen wissenschaftlichen Austausch gelang es ihm und seinen Schülern, auch in den europäischen Ländern der Nachkriegszeit die physikalische Forschung neu zu beleben. In seinen beiden letzten Lebensjahren hat sich P. an der Weiterbildung einer von Heisenberg vorgeschlagenen Theorie der Elementarteil-

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chen beteiligt. Die Aufdeckung schwerwiegender mathematischer Mängel veranlaßte ihn jedoch, sich im April 1958 endgültig von dieser Theorie zu distanzieren. P. publizierte seine wissenschaftlichen Beiträge vorwiegend in Fachzeitschriften und als Handbuchartikel. Seine 1961 veröffentlichten Vorträge über Physik und Erkenntnistheorie wurden nochmals 1984 zusammen mit einer biographischen Einleitung publiziert. Die 1994 unter dem Titel Writings on Physics and Philosophy veröffentlichte englische Übersetzung enthält eine revidierte Fassung des Aufsatzes The influence of archetypal ideas on the scientific theories of Kepler. Der Aufsatz war ursprünglich 1952 in deutscher Sprache zusammen mit einem Beitrag von Carl Gustav —»Jung in Naturerklärung und Psyche erschienen. Ebenso bedeutend wie diese Schriften sind P.s Briefe, mit denen er Einfluß auf die physikalischen Entwicklungen ausübte und in denen er sein allgemeineres wissenschaftliches Gedankensystem niederlegte. 1934 war er mit der Archetypenlehre und der Auffassung über das kollektive Unbewußte des Zürcher Psychologen C. G. Jung in Berührung gekommen. In seinen späteren Jahren hat P. versucht, diese Ideen mit seinen physikalischen Auffassungen als psychophysische Ganzheit im Sinne der Bohrschen Komplementarität in Einklang zu bringen. WEITERE WERKE: Collected scientific papers by W. P. Hrsg. v. Ralph Kronig/Victor Frederick Weisskopf. 2 Bde., New York 1964. - W. P. Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Hrsg. v. Karl von Meyenn (zum Teil unter Mitwirkung von Armin Hermann und Victor Frederick Weisskopf). Bd. 1: 1919-1929; Bd. 2: 1930-1939; Bd. 3; 1940-1949; Bd. 4.1; 1950-1952. New York/Heidelberg/Berlin 1979-96. - W. P. und C. G. Jung. Ein Briefwechsel 1932-1958. Hrsg. v. Carl A. Meier. Berlin 1992. LITERATUR: John Hendry: The creation of quantum mechanics and the Bohr-P. dialogue. Dordrecht 1984. - Charles P. Enz/Karl von Meyenn (Hrsg.): W. P. Das Gewissen der Physik. Braunschweig/Wiesbaden 1988. - Harald Atmanspacher/Hans Primas/Eva Wertenschlag-Birkhäuser (Hrsg.): Der P.-Jung-Dialog und seine Bedeutung für die moderne Wissenschaft. Berlin/Heidelberg 1995. Karl von Meyenn Paullini, Christian Franz, * 25. (26.?) 2. 1643 Eisenach, t 10.1.1712 Eisenach. P. studierte Theologie, Medizin und andere Fächer in Danzig, Königsberg und Kopenhagen, wurde in Jena zum Poeta laureatus gekrönt und erwarb in Wittenberg den Magistergrad. 1672 unternahm er eine Bildungsreise nach London, Oxford und Leiden, wo er 1673 zum Dr. med. promoviert wurde, und ließ sich im selben Jahr als praktischer Arzt in Hamburg nieder. 1675 wurde er Leibarzt Bernhard von Galens, des Bischofs von Münster, im Stift Corvey und 1677 auch Historiograph des Stifts. 1681-88 stand P. als Arzt und Historiograph im Dienst Rudolf Augusts von BraunschweigWolfenbüttel und wirkte dann bis an sein Lebensende als Stadtphysikus in Eisenach. Er war Mitglied des Pegnesischen Blumenordens, der Fruchtbringenden Gesellschaft und seit 1675 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. P. verfaßte medizinische, naturphilosophische, historische und populärwissenschaftliche Schriften, u. a. Philosophischer Feyerabend[...] Realien undmerckwürdige Begebenheiten (1700) und Kleine doch curieuse Bauern-Physic (1705). LITERATUR: Georg Metze: C. F. P., Leben und Wirken. Diss. Halle 1968. Paulsen, Friedrich, * 16.6.1846 Langenhorn bei Husum, t 14.8.1908 Berlin. Der Sohn einfacher Bauersleute von der schleswigschen Nordseeküste erfuhr frühe geistige Förderung durch die

Pesch Schule seines Heimatorts, weniger durch das Gymnasium Christianeum zu Altona, wo er 1866 das Abitur ablegte. Anschließend studierte P. drei Semester Theologie in Erlangen, dann Philosophie, Philologie und Geschichte in Berlin, Bonn, Kiel und wieder in Berlin. Dort folgte auf die Promotion bei -> Trendelenburg (Symbolae ad systemata philosophiae moraiis historicae et criticae, 1871) die Habilitation mit der Schrift Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie (1875). 1878 wurde P. zum a. o. Prof., 1894 zum Ordinarius für Philosophie an der Berliner Univ. ernannt (mit einem zweiten Schwerpunkt in der Pädagogik, der bis dahin von Wilhelm -»Dilthey versehen worden war); Rufe nach Breslau, Würzburg, München, Kiel und Leipzig lehnte er ab. Über seine Bildungsgeschichte bis zur Lebensmitte berichtet P. in seiner Autobiographie Aus meinem Leben (1909); Fragmente der späteren Lebensjahre sind deren amerikanischer Übersetzung angefügt (F. P.: An Autobiography, 1938). Philosophisch war P. geprägt von Spinoza und den englischen Empiristen (John Stuart Mill), von —»Kant, —> Beneke und —> Schopenhauer, von —> Lotze und Wilhelm —» Wundt. Seine philosophischen Hauptwerke - klare, eher populäre Einführungen zum Verständnis der Grundprobleme - haben ungewöhnliche Verbreitung gefunden und waren in Übersetzung von besonderer Wirkung in den USA (System der Ethik mit einem Umriß der Staats- und Gesellschaftslehre, 1889, I21921, übers. New York 1899; Einleitung in die Philosophie, 1892, 421929, übers. 1895; Immanuel Kant, 1898, 8 1924, übers. 1902; Schopenhauer, Hamlet, Mephistopheles, 1900, 41926). An den modernen philosophischen Strömungen seit der Jahrhundertwende hat er jedoch keinen Anteil genommen; seine unmittelbare Wirkung endete Mitte der zwanziger Jahre. Mit der Hinwendung zur Pädagogik und Bildungspolitik (seit 1877) fand P. nach eigenem Bekunden sein eigentliches Wirkungsfeld, auf dem er um die Jahrhundertwende eine unumstrittene Autorität war, obwohl er der Jugend- und Frauenbewegung sowie den vorwärts treibenden Kräften der Reformpädagogik (Kunsterziehungsbewegung, Erlebnispädagogik) nicht gewogen war. Er plädierte in der Gymnasialfrage früh für ein differenziertes System: deutsch-humanistische und naturwissenschaftliche Bildungswege gleichberechtigt neben dem klassisch-humanistischen. In diesem Zusammenhang entstand seine klassisch gewordene Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart (1885, 31919-21, Reprint 1965). Seine wichtigsten bildungspolitischen Analysen gab nach P.s Tod sein Schüler Eduard —» Spranger heraus (Gesammelte pädagogische Abhandlungen, 1912). Die reformpädagogische Bewegung nach dem Ersten Weltkrieg bewirkte, daß seine Pädagogik (postum 1911, 7 1921) weitgehend vergessen wurde. Indes kann P.s Bedeutung für die Pädagogik und Bildungspolitik vor 1914 nicht überschätzt werden. WEITERE WERKE: Bibliographie in: F. P.: Gesammelte pädagogische Abhandlungen. Hrsg. v. Eduard Spranger. Stuttgart/Berlin 1912, S. 683-711. LITERATUR: Bibliographie in: F. P.: Ausgewählte pädagogische Abhandlungen. Besorgt v. Clemens Menze. Paderborn 1960, S. 131-133. Dort auch die Würdigung des Herausgebers: Persönlichkeit und Werk F. P.s, S. 110-128. Ulrich Herrmann Pauw, (Franz) Kornelius de, * 18.8. 1739 Amsterdam, t 7.7. 1799 Xanten. P., Sohn eines Kaufmanns, wurde bei den Jesuiten in Lüttich erzogen, erhielt 1761 ein Kanonikat in Xanten und wurde dort 1765 Subdiakon und Bibliothekar des Stifts St. Victor. 1767/68 lernte er in Berlin durch Vermittlung von Karl Theophil von Guichard —> Friedrich den Großen kennen und

wurde für kurze Zeit dessen Vorleser. Obgleich ihm der preuß. König zuerst eine Stelle an der Berliner Akademie, dann ein Domkanonikat in Breslau anbot, kehrte P. nach einem zweiten Besuch in Potsdam 1775/76 nach Xanten zurück. Ämter, die ihm von der französischen Besatzung angetragen wurden, lehnte P. größtenteils Teil ab, war jedoch Vorsitzender der Unterrichtskommission in Kleve und erhielt 1792 das französische Bürgerrecht. Mit seinen enzyklopädischen, ins Deutsche, Holländische und Englische übersetzten Untersuchungen Recherches philosophiques sur les Americains (2 Bde., 1768/69, Neuausgabe 1991; dt. 1769; 1777 auf den Index gesetzt), Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois (2 Bde., 1773; dt. 1774) und Recherches philosophiques sur les Grecs (2 Bde., 1787; dt. 1789) unternahm er den Versuch, eine umfassende Naturund Kulturgeschichte des Menschen zu verfassen und der verbreiteten Idealisierung Chinas (Voltaire) und Spartas zu widersprechen. WEITERE WERKE: Defense des „Recherches philosophiques sur les Americains". Berlin 1770. - De Solonis legibus. 4 Bde., Berlin 1787/88. - tEuvres philosophiques. 7 Bde. Paris 1795. LITERATUR: Peter Frowein: P., F. K. In: NDB 20, 2001, S. 140-141. Feister, Franz, * 9.3.1880 Lügde (Westfalen), t 28.6. 1956 Rom. Der Sohn des Bürgermeisters von Lügde studierte nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1897 zunächst am Ignatiuskolleg in Valkenburg (Niederlande), dann an den Universitäten Innsbruck, München und Bonn Philosophie und Theologie und wurde 1920 zum Dr. phil. promoviert (Kritische Studien zum Leben und zu den Schriften Alberts des Großen). Seit 1920 lehrte er Geschichte der mittelalterlichen Theologie an der Gregoriana in Rom, als Prof. seit 1930 auch Geschichte der Moraltheologie. In der Tradition Franz Ehrles stehend, beschäftigte sich P. hauptsächlich mit der Hochscholastik in Oxford und Paris von etwa 1230 bis 1330 und veröffentlichte u. a. Exegetische Schriften des Alexander von Haies (1921), Thomas von Sutton O. Pr. ein Oxforder Verteidiger der thomistischen Lehre (1922) und Der älteste Sentenzenkommentar aus der Oxforder Franziskanerschule (1926). Er war Mitbegründer und erster Redakteur der seit 1926 erscheinenden Zeitschrift „Scholastik". Mit Martin —»Grabtnann gab P. die Opuscula et textus. Series Scholastica et Mystica heraus. WEITERE WERKE: Die Exquisitio super quatuor Evangelia ad litteram des Hl. Thomas von Aquin. Rom 1924. - Zur Datierung der Aristotelesparaphrase des hl. Albert des Großen. Innsbruck, o. J. [1932]. LITERATUR: Adolf Schönmetzer: Verzeichnis der von F. P. S. J. verfaßten Aufsätze und Bücher. In: Scholastik 31 (1956) S. 487-495. - Josef Koch: P. Francisco P. S.J. (t 28. Juni 1956) in Memoriam. Ebd., S. 481-486. - Julius Oswald: P., F. In: NDB 20, 2001, S. 167-168. Pesch, Heinrich, * 17.9. 1854 Köln, t 31.3. 1926 Valkenburg (Niederlande). P., Sohn eines Schneiders und Bruder von Tilman —»P., studierte seit 1872 in Bonn Theologie, Philosophie und Volkswirtschaft, trat 1876 in die Gesellschaft Jesu ein und setzte sein Studium in Blyenbeck (Niederlande) und Ditton Hall (Großbritannien) fort. 1888 zum Priester geweiht, war er 1892-1900 Spiritual im Mainzer Priesterseminar und vertiefte 1901-03 seine volkswirtschaftlichen Studien u.a. bei Gustav Schmoller in Berlin. P. vertrat die These, daß zur iustitia socialis sowohl die legale wie die distributive Gerechtigkeit gehören. Die anthropologischen und sozialen Grundlagen der Volkswirtschaftslehre betonend, wies er darauf hin,

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Pesch daß die Wirtschaft ein vom Menschen getragener Lebensprozeß sei. Seine Gesellschaftsauffassung („Solidarismus") hatte Auswirkungen auf die kirchliche Soziallehre und die Wirtschaftsethik. Neben seinem Hauptwerk Lehrbuch der Nationalökonomie (5 Bde., 1905-24) veröffentlichte P. u.a. Liberalismus, Socialismus und christliche Gesellschaftsordnung (2 Bde., 1896, 21900/01) und Allgemeine Volkswirtschaftslehre (1923). WEITERE WERKE: Die Sociale Befähigung der Kirche in protestantischer Beleuchtung. Berlin 1890, 21899. Ethik und Volkswirtschaft. Freiburg/Breisgau 1918. - Nicht kommunistischer, sondern christlicher Sozialismus. Berlin 1918. - Neubau der Gesellschaft. Freiburg/Breisgau 1919. Des wissenschaftlichen Sozialismus Irrgang und Ende. Freiburg/Breisgau 1924. - H. P. [Selbstdarstellung]. In: Die Volkswirtschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Felix Meiner. Bd. 1. Leipzig 1924, S. 191 ff. LITERATUR: Heinrich Lechtape: Der christliche Solidarismus. Dargestellt nach H. P. 1919, 31922. - Johann B. Schuster: Das Verhältnis von iustitia legalis und distributive zur iustitia legalis in Quadragesimo anno mit besonderer Berücksichtigung der Lehre von H. P. S. J. In: Scholastik 11 (1936) S. 225-242. - Franz Hermann Müller: H. P. and his Theory of Christian Solidarism. St. Paul, Minn. 1941. - Richard E. Mulcahy: The Economics of H. P. New York 1952. - Anton Rauscher: P., H. In: NDB 20, 2001, S. 209. Pesch, Tilmann, Pseud. Gottlieb, * 1.2. 1836 Köln, t 15.10.1899 Valkenburg (Niederlande). Der Bruder von Heinrich ->P. trat 1852 in die Gesellschaft Jesu ein, absolvierte die Ordensstudien und wurde 1866 zum Priester geweiht. 1867-69 war er Prof. der Philosophie in Maria Laach, 1870-72 Prediger und Seelsorger in Aachen; später lebte er in Belgien und den Niederlanden. P., ein Gegner —»Kants, vertrat als Naturphilosoph den aristotelischen Hylemorphismus und einen theistischen Vitalismus. Unter dem Pseudonym Gottlieb veröffentlichte er apologetische Schriften (Christ oder Antichrist, 6 Bde., 1889-97). Er schrieb Briefe aus Hamburg (1883/84) und religiöse Abhandlungen (Das religiöse Leben, 1878, 241932; Christliche Lebensphilosophie. Gedanken über religiöse Wahrheiten, 1895, 221924). Sein Hauptanliegen war die Wiederbelebung der christlich-scholastischen Philosophie in Deutschland (Instituliones philosophiae naturalis secundum principia S. Thomae Aquinatis, 2 Bde., 1880,21897; Institutiones logicales secundum principia S. Thomae Aquinatis, 3 Bde., 1888-90,21919; Institutiones psychologicae secundum principia S. Thomae Aquinatis, 3 Bde., 1896-98). WEITERE WERKE: Die moderne Wissenschaft betrachtet in ihrer Grundfeste. Freiburg/Breisgau 1876. - Die Haltlosigkeit der „modernen Wissenschaft". Eine Kritik der Kantischen Vernunftkritik für weitere Kreise. Freiburg 1877. Das Weltphänomen. Eine erkenntnistheoretische Studie zur Säcularfeier von Kant's Kritik der reinen Vernunft. Freiburg/ Breisgau 1881. - Die großen Welträtsel. Philosophie der Natur. Freiburg/Breisgau 2 Bde., 1883/84, 31907. - Seele und Leib als zwei Bestandteile der einen Menschensubstanz. Fulda 1893. LITERATUR: Friedrich Lauchen: P. In: ADB 53, 1907, S. 19-20. - Jan de Vries: T. P. S.J. und die Philosophie Lacensis. In: Hochschule für Philosophie München - Philosophische Fakultät S.J., Jahresbericht 1977/78, S. 1-11. Pestalozzi, Johann Heinrich, * 12.1. 1746 Zürich, t 17.2. 1827 Brugg (Kt. Aargau). P., Sohn eines früh verstorbenen Chirurgen, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. An den Besuch der Lateinschule und des Collegium Humanitatis schloß sich ein abgebrochenes Theologie- und Rechtsstudium am Zürcher Carolinum an. Unter dem Einfluß der Physiokraten wandte sich P.

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1767 der Landwirtschaft zu und erwarb ein eigenes Gut in Neuhof (Kt. Aargau). 1769 heiratete er Anna Schultheß, die Tochter eines wohlhabenden Zürcher Kaufmanns. Nach dem Scheitern seines landwirtschaftlichen Unternehmens folgten zahlreiche weitere, letztlich jedoch erfolglose Projekte. So wandelte P., der in der Nachfolge von Rousseau und unter dem Eindruck —> Lavaters die Pädagogik reformieren wollte, sein Gut 1775 in eine Anstalt für arme Kinder um, um diese zur Selbständigkeit zu erziehen. Eine Finanzierung allein durch die Arbeit der Kinder scheiterte jedoch, so daß es 1780 zur Schließung der Anstalt kam. 1798 wurde der durch seine pädagogischen Schriften bereits bekannt gewordene P. zum Direktor des Waisenhauses in Stans bestellt, mußte jedoch diese Aufgabe aufgrund der Kriegsereignisse schon ein Jahr später wieder aufgeben. 1800 erweiterte er die Elementarschule in Burgdorf im Kanton Bern zu einem Lehrerseminar, in dem er seine didaktischen Methoden weiter entwickeln und erproben konnte. 1804 zog er mit dem Seminar in das ehemalige Kloster Münchenbuchsee um. Schließlich trat er in die Lehrerbildungsanstalt in Yverdon ein, die einen neuen Lehrertyp hervorbrachte und P. in ganz Europa Berühmtheit verschaffte. Als sie sich jedoch immer mehr aus höheren Ständen rekrutierte, ließ P. 1825 die Anstalt schließen und zog sich auf seinen Neuhof zurück. Von P.s zahlreichen Schriften, in denen er sich u.a. auch zu politischen Fragen äußerte (u. a. zur Französischen Revolution in Ja oder Nein, 1793), erreichte insbesondere Lienhard und Gertrud, ein 1781 erschienener Volksroman (neu hrsg. von Albert Reble, 41993) in der Tradition von Rousseaus Emile, ein breiteres Publikum. Trotz wiederholten Scheiterns seiner Vorhaben war P. ein erstaunlicher Wirkungseifolg beschieden, der nicht zuletzt aus der politischen Nachfrage nach neuen pädagogischen Konzeptionen zu erklären ist, die sich aus dem Verlust des exklusiven Charakters von Wissen als ständischem Privileg ergab. P.s Verdienst bestand darin, daß er zum einen ein Konzept für die Ausbildung eines neuen Lehrerstandes entwickelte, zum anderen eine neue Unterrichtsmethode schuf, die, von der Natur des Menschen ausgehend, Kopf, Herz und Hand gleichermaßen ausbilden sollte und der Schulbildung eine ganz neue Bedeutung verlieh. P.s Methode, mit der ihm um 1800 der internationale Durchbruch gelang, basiert auf der Annahme, daß sich alles Wissen aus einer elementaren Ordnung herleiten lasse und durch innere Reflexion desselben eine neue Ordnung entstehe. P.s Erziehungskonzept geht dabei von der stufenmäßigen Erlangung einer formalen Elementarbildung aus, die im wesentlichen auf Anschauung beruhen und mittels repetitiver Übungen erfolgen sollte. Eine solche - bereits im häuslichen Bereich einsetzende - Erziehung zur Selbsterziehung war primär für die unteren Stände vorgesehen, ohne daß eine Verbesserung der ökonomischen Verhältnisse angestrebt wurde („Der Arme muß zur Armut auferzogen werden"). Ziel war jedoch für P. nicht allein eine Schulreform, sondern vielmehr die Volksbildung als Menschheitsaufgabe gemäß dem Erziehungsideal der Sittlichkeit, wobei er unter dem Eindruck der französischen Jakobinerherrschaft die Versittlichung auf einen rein individuellen Vorgang reduzierte. Grundlage einer versittlichten Gesellschaft bildete für P. das Dorf mit seinen familialen Beziehungen als umfassende, in sich geschlossene erzieherische Ordnung. Mit seinen Ideen stand P. durchaus in der Tradition Schweizer Reformer, die sich in den Patriotischen Gesellschaften Zürichs zusammenfanden. Indem er jedoch seine pädagogischen Konzeptionen aus dem allgemeinen politischen Diskurs herauslöste, wurde P. zum Begründer der modernen Sozialpädagogik, auf den sich zu berufen für alle nachfolgenden Pädagogen (z. B. —> Herbart, Diesterweg) eine Selbstverständlichkeit war. Rezipiert wurde aus P.s umfassendem Erziehungskonzept fast

Pfänder ausschließlich seine Unterrichtsmethode. So hat P. Entwicklungen angestoßen, die einen neuen Schultyp, die von der Kirche unabhängige und mit effizienteren Unterrichtsmethoden arbeitende Volksschule, hervorbrachten. Als Mittelpunkt einer allgemeinen Diskussion um eine Reform der Ausbildung wurden P.s Ideen vor allem in Deutschland - und hier insbesondere in Preußen - rezipiert. Es entstanden zahlreiche Pestalozzi-Zirkel, etwa in Frankfurt/Main und Berlin, die Schulneugründungen vorantrieben. Die Reform des .niederen Schulwesens' war in Preußen 1830 mit dem Aufbau von Lehrerseminaren im wesentlichen abgeschlossen. P.s Methode wurde jedoch schon bald wieder aufgegeben; Kritiker warfen ihr einen bloßen Formalismus vor, welcher der modernen Schule nicht angemessen sei. Relativ unabhängig von seinem Werk erfolgte eine Idolisierung der Person P. bereits im frühen 19. Jahrhundert. Hieran änderte selbst die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende wissenschaftliche Auseinandersetzung nichts, der die kritische Ausgabe Sämtlicher Werke (l927ff.) und die Ausgabe Sämtlicher Briefe (l946ff.) zu verdanken ist. Erst neuere Arbeiten stellen den ,Mythos P.' in Frage, indem sie sich um eine Historisierung der Person P. bemühen (Oelkers, Osterwalder). Gleichwohl wird der Name P. von zahlreichen Institutionen, die der Jugendförderung dienen (PestalozziFoundation, Pestalozzi-Kinderdörfer), in Anspruch genommen. WEITERE WERKE: Über Volksbildung und Industrie (1806). Neuausgabe mit einer Einleitung v. Heinz Mühlmeyer. Heidelberg 1964. - Werke (nach dem Text der Erstdrucke hrsg. und kommentiert v. Gertrude Cepl-Kaufmann). Zürich 1986. - Politische Schriften. Basel 1991. - Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechtes (1797). Neu hrsg. v. Arnold Stenzel. Bad Heilbrunn "1993. - Wie Gertrud ihre Kinder lehrt: ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten, in Briefen. Hrsg. v. Albert Reble. Bad Heil· brunn 5 I994. - Sämtliche Werke und Briefe auf CD-ROM. Wiesbaden 1994. LITERATUR: Herman Nohl: J. H. P. 1746-1827. In: Die großen Deutschen. Hrsg. v. Theodor Heuss/Benno Greifenberg. Bd. 2, Nachdruck Frankfurt/Main u.a. 1983, S. 283-297. - Peter Stadier: P. Geschichtliche Biographie. 2 Bde., Zürich 1988-93. - Fritz-Peter Hager/Daniel Tröhler: Philosophie und Religion bei P. Bern 1994 (mit Bibliographie). - Jürgen Oelkers/Fritz Osterwalder (Hrsg.): P. Umfeld und Rezeption. Studien zur Historisierung einer Legende. Weinheim 1995. - Sigurd Hebenstreit: J. H. P. Leben und Schriften. Freiburg 1996. - Fritz Osterwalder: P. - ein pädagogischer Kult. P.s Wirkungsgeschichte in der Herausbildung der modernen Pädagogik. Weinheim/Basel 1996. Gerd-Bodo Reinert u. a.: J. H. P.: Anthropologisches Denken und Handeln. Ein pädagogisches Konzept über die Zeiten. Donau worth 21996. - Fritz Osterwalder: Zum 250. Geburtstag P.s - rationale Argumentation oder Kult des Pädagogischen. In: Zeitschrift für Pädagogik 42 (1996) Heft 2, S. 149-163. Tanja Schewe Petraschek, Karl, * 22.9.1876 Weyer (Oberösterrcich), t 22.9. 1950 München. Zunächst im österr. Justizdienst, war P. 1929-42 Privatdozent für Rechts- und Staatsphilosophie an der Univ. München. Er veröffentlichte u. a. Die rechtliche Natur des Bergwerkeigentums (1905), Die Logik des Unbewußten. Eine Auseinandersetzung mit den Prinzipien und Grundbegriffen Eduards von Hartmann (2 Bde., 1926), System der Rechtsphilosophie (1932) und System der Philosophie des Staates und des Völkerrechts (1938, M 944). WEITERE WERKE: Der Grundwiderspruch in der speziellen Relativitätstheorie und seine Folgen. Leipzig 1922. -

Die Rechtsphilosophie des Pessimismus. Ein Beitrag zur Prinzipienlehre des Rechts und zur Kritik des Sozialismus. München 1929. Petzoldt, Joseph, * 24. 11. 1862 Altenburg, t 1.8. 1929 Berlin. P. studierte 1882-87 in Jena, München, Genf, Leipzig und Göttingen, wo er 1890 zum Dr. phil. promoviert wurde (Maxima, Minima und Ökonomie), und unterrichtete nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfslehrer an verschiedenen Berliner Gymnasien, seit 1891 als Oberlehrer am Gymnasium in Spandau. 1904 habilitierte er sich an der TH Charlottenburg für Philosophie und wurde 1922 a. o. Prof. der naturwissenschaftlichen Erkenntnistheorie an der TH BerlinCharlottenburg. 1912 gründete P., Vertreter des Immanenzpositivismus, die Gesellschaft für positive Philosophie. Er verband mit der Lehre von -»Avenarius die von —»Mach und —»Schuppe. P. war Mitherausgeber der „Annalen der Philosophie" und veröffentlichte u. a. Einführung in die Philosophie der reinen Erfahrung (2 Bde., 1900-04), Das Weltproblem vom Standpunkte des relativistischen Positivismus aus (1906, 4 I924) und Das allgemeinste Entwicklungsgesetz (1923). WEITERE WERKE: Die Stellung der Relativitätstheorie in der geistigen Entwicklung der Menschheit. Dresden 1921, 2 1923. - Das natürliche Höhenziel der menschlichen Entwicklung. Berlin 1927. LITERATUR: Christian Herrmann: J. P. t. In: Kant-Studien 34 (1929) S. 508-510. - Klaus Hentschel: Die Korrespondenz P.-Reichenbach. Zur Entwicklung der „wissenschaftlichen Philosophie" in Berlin. Berlin 1990. Pfänder, Alexander (Carl Heinrich), * 7.2.1870 Iserlohn, t 18.3.1941 München. P., Sohn eines Architekten und Bauunternehmers, studierte 1888-92 Ingenieurwissenschaften in Hannover und München. Nach einem Privatstudium der Philosophie (1892-94) studierte er 1894-97 Philosophie, Mathematik und Physik in München und wurde 1898 promoviert (Das Bewußtsein des Wollens). 1900 habilitierte er sich mit der Preisschrift Phänomenologie des Wollens (1900, 963), hielt sich 1903/04 zu Studienzwecken in Leipzig auf und wurde 1908 a. o. Prof. der Philosophie in München, 1921 in Königsberg und war von 1930 bis zu seiner Emeritierung 1935 o. Prof. in München. P., ein bedeutender Vertreter der von Theodor -> Lipps ausgehenden „Münchner Phänomenologie", bemühte sich insbesondere um eine phänomenologische Grundlegung der Logik und Psychologie. Er war seit 1913 Mitherausgeber des .Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung". Neben seinem Hauptwerk Die Seele des Menschen. Versuch einer verstehenden Psychologie (1933) veröffentlichte er u.a. Einführung in die Psychologie (1904, 21920), Motive und Motivation (1911, 3 1963), Zur Psychologie der Gesinnungen (2 Bde., 1913-16, 2 1922-30) und Logik (1921,42000). WEITERE WERKE: Philosophie der Lebensziele. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Wolfgang Trillhaas. Göttingen 1948. - Einleitung in die Philosophie und Phänomenologie. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Herbert Spiegelberg. München 1973. Ethik (ethische Wertlehre und ethische Sollenslehre) in kurzer Darstellung. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Peter Schwankl. München 1973. LITERATUR: Werke. In: A. P.: Phänomenologie des Wollens. Mit einem Vorwort von Herbert Spiegelberg. München/ Tübingen 31963, S. VII-VI1I. - Wolfgang Trillhaas: A. P. In memoriam. Erlangen 1942. - Herbert Spiegelberg: A. P.s Phänomenologie. Den Haag 1963. - Oscar Oppenheimer: Streben, Wollen, Motivieren. Zu P.s Phänomenologie des Wollens. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 538-553. - Karl Schuhmann: Die Dialektik

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Pfeifer der Phänomenologie. Den Haag 1973. - Eberhard AveLallemant/Herbert Spiegelberg (Hrsg.): P.-Studien. Den Haag 1982. - Karl Schuhmann (Hrsg.): A. P.'s Early Philosophical Papers. Dordrecht u.a. 1989. - Eberhard AveLallement: P., A. In: NDB 20, 2001, S. 289-290. Pfeifer, Franz Xaver, * 16.3.1829 Deisenhofen bei Dillingen, t 17.10.1902 Dillingen. P. studierte 1849-53 Philosophie und Theologie in Dillingen und München und wurde 1854 zum Priester geweiht. Nach seelsorgerischer Tätigkeit in Memmingen und Augsburg setzte er das Studium an der Univ. München fort, wo er 1860 zum Dr. theol. promoviert wurde. Anschließend wirkte er an verschiedenen Münchner Kirchen, zuletzt als Hofkaplan an der Maxburgkapelle, bis er 1867 einem Ruf als Prof. der Philosophie an das Lyzeum in Dillingen folgte. Neben seiner Lehrtätigkeit war er seit 1875 Bibliothekar der kgl. Kreis- und Studienbibliothek. P. schrieb u. a. Die Kontroverse über das Beharren der Elemente in den Verbindungen von Aristoteles bis zur Gegenwart (1879). WEITERE WERKE: Harmonische Beziehungen zwischen Scholastik und modernder Naturwissenschaft mit specieller Rücksicht auf Albertus Magnus, St. Thomas von Aquin und die Worte der Encyclica „Aeterni Patris". Augsburg 1881. Pfeil, Hans, * 26.3. 1903 Freiberg (Sachsen), t 28.11.1997Bamberg. P. studierte Pädagogik, Philosophie und kath. Theologie an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Münster und München und wurde 1926 bei Joseph —> Geyser mit der Arbeit Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens (1928) promoviert. 1928/29 besuchte er das Priesterseminar in Schmochitz bei Bautzen, wurde zum Priester geweiht, habilitierte sich 1932 an der Univ. Würzburg für Philosophie (Der Psychologismus im englischen Empirismus, 1934, 21974) und war als Privatdozent tätig. 1938 wurde er zum Dr. theol. promoviert (Die Grundlehren des Deutschen Glaubens. Eine Bewertung und Ablehnung, 1936). 1939 zum apl. Prof. ernannt, ging P. 1940 an die Univ. Münster, wo er scholastische Philosophie lehrte. 1946 wurde er o. Prof. und folgte 1947 einem Ruf an die Philosophisch-Theologische Hochschule in Bamberg. P. beschäftigte sich mit griechischer und mittelalterlicher Philosophie, Anthropologie und Religionsphilosophie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Der Mensch im Denken der Zeit (1938), Friedrich Nietzsche und die Religion (1948, 21949), Grundfragen der Philosophie im Denken der Gegenwart (1949), Existenzialistische Philosophie (1950), Überwindung des Massenmenschen durch echte Philosophie (1956), Der atheistische Humanismus der Gegenwart (1959,21961), Einführung in die Philosophie (1960, 5 1983), Tradition und Fortschritt im nachkonziliaren Christsein (1969), Christsein in säkularisierter Welt (1972), Der moderne Mensch (1972, 31983), Von Christus zu Dionysos. Nietzsches religiöse Entwicklung (1975) und Vom Sinn des Lebens und der Einsamkeit (1983). WEITERE WERKE: Was sollen wir wissen? Donauwörth 1960,21963. - Massenmenschentum, Existentialismus, Christentum. Leutesdorf/Rhein 1961. - Die Menschheit in der Krise. Aschaffenburg 1963. - Das platonische Menschenbild. Aschaffenburg 1963. LITERATUR: H. P. Schriftenverzeichnis. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 27 (1973) S. 616-620. - Ein christlicher Philosoph. Prälat Professor DDr. Hans Pfeil. Leben und Werk. Hrsg. v. Thea Rank und Johannes Stöhr. Bamberg u.a. 1998. Pfleiderer, Edmund, * 12. 10.1842 Stellen im Remsial (heute zu Kernen im Remsial), t 3.4. 1902 Tübingen. P., Sohn eines Mathematikers und Bruder von Otlo —> P., studierte Theologie in Tübingen und war 1870/71 Feldprediger im Deutsch-Französischen Krieg (Erinnerungen und

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Erfahrungen eines Feldpredigers im Kriege 1870/71, 1890), seil 1873 Prof. der Philosophie in Kiel, seil 1877 in Tübingen. P. beschäftigte sich vor allem mil erkenntnistheorelischen, elhischen und historischen Fragen. Eine Zeillang war er aklives Milglied der Nationalliberalen Partei. P. veröffentlichte u. a. Gottfried Wilhelm Leibniz als Patriot, Staatsmann und Bildungsträger (1870, Nachdruck 1987), Empirismus und Skepsis in David Hume 's Philosophie als abschließender Zersetzung der englischen Erkenntnislehre, Moral und Religionswissenschaft (1874), Lotte's philosophische Weltanschauung (1882, 21884), Die Philosophie des Heraklit von Ephesos im Lichte der Mysterienidee (1886) und Sakrales und Plato (1896). WEITERE WERKE: Die Aufgaben der Philosophie in unserer Zeit. Kiel 1874. - Der moderne Pessimismus. Berlin 1875. Die Idee eines goldenen Zeitalters. Ein geschichtsphilosophischer Versuch, mit besonderer Berücksichtigung auf die Gegenwart ausgeführt. Berlin 1877. - Die Philosophie und das Leben. Tübingen 1878. - Zur Ehrenrettung des Eudämonismus. Tübingen 1879. - Eudämonismus und Egoismus. Eine Ehrenrettung des Wohlprinzips. Leipzig 1880. - Kantischer Kritizismus und englische Philosophie. Halle 1881. -Arnold Geulinx als Hauptvertreter der okkasionalistischen Metaphysik und Ethik. Tübingen 1882. - Leibniz und Geulinx. Mil besonderer Beziehung auf ihr beiderseiliges Uhrengleichnis. Tübingen 1884. - Zur Lösung der platonischen Frage. Freiburg/Breisgau 1888. LITERATUR: Th. Ziegler: E. P. In: Biographisches Jahrbuch für Altertumswissenshaft 25 (1902) S. 83-91. Pfleiderer, Otto, * l. 9.1839 Stellen im Remstal (heute zu Kernen im Remstal), t 17. 8.1908 Berlin. Nach dem Studium der evang. Theologie in Tübingen wirkle P., Bruder von Edmund -> P., u. a. als Sladtpfarrer in Heilbronn und wurde 1870 als Superintendent nach Jena berufen. Seit 1871 Ordinarius der praktischen Theologie an der dortigen Univ., folgte er 1875 einem Ruf als o. Prof. der systematischen Theologie nach Berlin, wo er bis zu seinem Tod lehrte. Der Schüler von Ferdinand Christian Baur und Anhänger der sogenannten „freien Theologie" wandte sich gegen die von Albrechi Rilschl postulierte kantianische Trennung von Glaube und Wissen, der er in Anlehnung an -> Hegel die Einheil von Theologie und Philosophie gegenüberstellte. Die Schöpfung versiand er als „anfangsund endlose Belätigung der göttlichen Allmacht, welche die unendlichen Potenzen des göttlichen Wesens in sukzessiver Verwirklichung ins Räumlich-Zeitliche heraussetzt". P. veröffentlichte u. a. Die Religion, ihr Wesen und ihre Geschichte (2 Bde., 1869,21878), Der Paulinismus. Ein Beitrag zur Geschichte der urchristlichen Religion (1873, 21890), Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage (1878, 2. Aufl. in 2 Bänden, 1883, 31893), Grundriss der christlichen Glaubens- und Sittenlehre (1880, 61898), Das Urchristentum (1887, 21902), Die Entwicklung der protestantischen Theologie in Deutschland seit Kant und in Großbritannien seit 1825 (1891) und Die Entstehung des Christentums (1905, 21907). WEITERE WERKE: Moral und Religion nach ihrem gegenseitigen Verhältnis geschichtlich und philosophisch erörtert. Leipzig 1872. - Die deutsche Religionsphilosophie und ihre Bedeutung für die Theologie der Gegenwart. Berlin 1875. Johann Gottlieb Fichte als deutscher Denker und Palriot. Stuttgart 1877. - Die Vorbereitung des Christentums in der griechischen Philosophie. Halle 1904. Tübingen 21912. Religion und Religionen. München 1906, 2 1911. - Über das Verhältnis der Religionsphilosophie zu anderen Wissenschaften. Berlin 1906. - Reden und Aufsätze. München 1909. LITERATUR: Adolf Lasson: O. P.s Religionsphilosophie. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 95

Picht (1889). - Paul Gastrow: P. als Religionsphilosoph. Berlin 1913. - Friedrich Wilhelm Graf: P., O. In: NDB 28, 1996, S. 429-437. Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm), * 7.6. 1829 Hanau, t 16.3. 1910 Bonn. P. studierte Medizin in Marburg und Berlin, wurde 1853 in Berlin promoviert (De nervorum splanchniorum functione) und war Assistent von Emil -* Du Bois-Reymond in Berlin, wo er sich 1858 für Physiologie habilitierte. 1859 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Physiologie nach Bonn, gründete 1868 die Zeitschrift „Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere" und wurde zum Geheimen Medizinalrat ernannt. P. vertrat eine teleologische Naturauffassung. Nach dem von ihm behaupteten Gesetz der Ideologischen Mechanik ist die Ursache jeden Bedürfnisses eines Lebewesens zugleich die Ursache der Befriedigung des Bedürfnisses (Die teleologische Mechanik der lebendigen Natur, '"21877). P. beschäftigte sich mit den sensorischen Funktionen des Rückenmarks, der chemischen Wärmeregulation, der Atmungsphysiologie und der Physiologie des Elektrotonus. 1859 stellte er das nach ihm benannte Pflügersche Zuckungsgesetz auf, das die Abhängigkeit der Muskelzuckung von Reizart und Reizstärke beschreibt. 1875 entdeckte P. die intrazelluläre Atmung. Er veröffentlichte u. a. Wesen und Aufgabe der Physiologie (1878) und Die allgemeinen Lebenserscheinungen (1889). LITERATUR: M. Nußbaum: E. F. W. P. als Naturforscher. Verzeichnis der veröffentlichten Werke und Schriften. Bonn 1909. - Elie de Cyon: E. P. In: Pflüger's Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere 132 (1910). Pfordten, Otto Frh. von der, * 23.5.1861 Frankfurt/ Main, t 6.3.1918 Brüssel. P., Sohn eines Juristen und Staatsmanns, studierte in München, Straßburg und Heidelberg und habilitierte sich 1886 in München für Chemie. Seit 1889 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, Heidelberg und München, wo er 1902 mit dem Studium der Philosophie begann. 1907 wurde er Privatdozent für Philosophie an der Univ. Straßburg. P. schrieb Romane und Dramen (u.a. Friedrich der Große, 1902). Zu seinen philosophischen Werken zählen u.a. Versuch einer Theorie vom Urteil und Begriff(1906), Vorfragen der Naturphilosophie (1907), Konformismus. Eine Philosophie der normativen Werte (3 Tie., 1910-13), Ethik (1916) und Religionsphilosophie (1916). Philippi, Johann Ernst, * um 1700 Merseburg, t Oktober 1758 Halle. Nach dem Jura- und Philosophiestudium in Leipzig ging P. 1727 nach Halle, wo er zum Dr. jur. promoviert wurde. Er war Anwalt in Merseburg, bis ihn eine drohende Haftstrafe wegen Verstoßes gegen das Duellmandat zur Flucht veranlaßte. Dank der Protektion seines Vaters, des sächsischen Hofpredigers Ernst Christian P., wurde er 1731 anstelle von Johann Christoph —» Gottsched auf den Hallenser Lehrstuhl für Beredsamkeit berufen. Durch seine Polemik gegen Christian —» Wolff und Gottsched und durch die schlechte Qualität seiner Publikationen machte er sich viele Gegner unter der Hallenser Professorenschaft, die um den Ruf ihrer Univ. fürchteten. Die von Christian Ludwig Liscow über ihn verfaßten Satiren (u. a. Briontes der Jüngere, 1732) gaben P. der Lächerlichkeit preis. Für die Univ. Halle untragbar geworden, bemühte er sich vergeblich um andere Stellungen und wurde 1740 als geistesgestört in Gewahrsam genommen. Über das weitere Schicksal des durch Liscow als eines Prototypen des „elenden Scribenten" bekannt gewordenen P. ist nichts bekannt. LITERATUR: Berthold Litzmann: Christian Ludwig Liscow. Hamburg/Leipzig 1883, S. 47-97. -Jürgen Manthey (Hrsg.):

Christian Ludwig Liscow: Vortrefflichkeit und Nohtwendigkeit der elenden Scribenten. Frankfurt/Main 1968. Picard, Max, * 5.6. 1888 Schopfheim (Baden), t 3. 10. 1965 Sorengo bei Lugano. Der Sohn eines Kaufmanns studierte in Freiburg/Breisgau, Berlin und München Medizin und hörte während seiner Assistentenzeit in Heidelberg auch Philosophie bei Ernst —> Troeltsch und Heinrich —> Ricken. Danach praktizierte P. kurze Zeit in München, bevor er sich 1918 ins Tessin zurückzog, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Er verfaßte konservativ-religiöse Schriften zur Kunsttheorie, Kulturphilosophie und Kulturkritik. In Das Ende des Impressionismus (1916) entwickelte P. eine pessismistische Kulturtheorie. Zu nennen sind auch Der letzte Mensch (1921), Die Flucht vor Gott (1934, 31958) und Hitler in uns selbst (1946, M955) sowie das sprachphilosophische Werk Die Welt des Schweigens (1948, Neuausg. 1988). WEITERE WERKE: Das Menschengesicht. München 1929. Erlenbach 61956. - Die Grenzen der Physiognomik. Erlenbach-Zürich 1939. - Zerstörte und unzerstörte Welt. Erlenbach-Zürich 1951. - Ist Freiheit heute überhaupt möglich? Einbruch in die Kinderseele. Hamburg 1955. Der Mensch und das Wort. Erlenbach-Zürich 1955. - Die Atomisierung der Person. Hamburg 1958. - Das letzte Antlitz. Totenmasken von Shakespeare bis Nietzsche. München 1959. - Fragmente aus dem Nachlaß. Erlenbach 1978. - Wie der letzte Teller eines Akrobaten... Eine Auswahl aus dem Werk. Hrsg. v. Manfred Bosch. Sigmaringen 1988. - Nach Santa Fosca. Tagebuch aus Italien. München 1989. LITERATUR: Wilhelm Hausenstein/Benno Reifenberg: M. P. zum 70. Geburtstag. Erlenbach 1958 (mit Bibliographie). Manfred Bosch: P., M. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. v. Bernd Ottnad. Bd. I. Stuttgart 1994, S. 274-278. Pichler, Hans, * 26.2. 1882 Leipzig, t 10. 11. 1958 Greifswald. P. studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Nationalökonomie an den Universitäten Straßburg, Berlin und Heidelberg, wo er 1906 bei —> Windelband zum Dr. phil. promoviert wurde (Über die Arten des Seins). 1913 habilitierte er sich an der Univ. Graz, wurde dort 1921 a. o. Prof. und war 1921-49 o. Prof. der Philosophie in Greifswald. Sich mit dem philosophischen Denken von Gottfried Wilhelm -> Leibniz, Christian -4Wolff und Immanuel -»Kant auseinandersetzend, bemühte er sich um eine Neubelebung der Ontologie. P. schrieb u.a. Über die Erkennbarkeit der Gegenstände (1909), Über Christian Wolffs Ontologie (1910), Vom Wesen der Erkenntnis (1926), Die Logik der Seele (1927), Einführung in die Kategorienlehre (1937) und Das Geistvolle in de r Natur (1939). WEITERE WERKE: Möglichkeit und Widerspruchslosigkeit. Leipzig 1912. - Grundzüge einer Ethik. Graz u.a. 1919. Von der Einseitigkeit der Gedanken. Graz 1919. - Weisheit und Tat. Erfurt 1923. - Zur Logik der Gemeinschaft. Tübingen 1924. - Vernunft und Verstand. Berlin 1934. Persönlichkeit, Glück und Schicksal. Stuttgart 1947. - Vom Sinn der Weisheit. Stuttgart 1949. LITERATUR: Gerhard Lehmann: Von der Gegenstandstheorie zur Gemeinschaftslogik. H. P. zum 70. Geburtstag am 26.2. 1952. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 6 (1951/52) S. 603-609. - Günther Jacoby: Denkmal H. P.s zum 5. Todestag. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 17 (1963) S. 462-476 (mit Bibliographie). Picht, Georg (Max Friedrich Valentin), * 9.7.1913 Straßburg, t 9.8.1982 Hinterzarten. P., Sohn eines Soziologen, Urenkel des Archäologen Ernst Curtius und Neffe des Romanisten Ernst Robert Curtius,

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Pieper studierte klassische Philologie, Philosophie und Pädagogik in Freiburg, Kiel und Berlin. 1938/39 in der Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften tätig, unterrichtete er danach bis zur Übernahme des Internats durch die Nationalsozialisten 1942 an der Schule Birklehof in Hinterzarten Griechisch und Latein. 1943 promoviert (Die Grundlagen der Ethik des Panaitios), war er bis 1945 wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am Institut für Altertumswissenschaften in Freiburg. 1946-52 leitete P. das Landerziehungsheim Birklehof. Seit 1958 in Heidelberg an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) tätig, wurde er 1965 Ordinarius für Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Univ. Heidelberg. P. zählte mit seiner Kritik am deutschen Bildungswesen, u. a. als Mitglied des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen (1952-62), zu den Wegbereitern der Bildungsreform. Er beschäftigte sich mit Friedensforschung und gehörte dem Kuratorium der „Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung" an. P. veröffentlichte u. a. Die deutsche Bildungskatastrophe (1964), Die Verantwortung des Geistes (1965), Prognose, Utopie, Planung. Die Situation des Menschen in der Zukunft der technischen Welt (1967, 31971), Mut zur Utopie (1969, 21970), Wahrheit, Vernunft, Verantwortung (1969), Theologie und Kirche im 20. Jahrhundert (1972) und Hier und Jetzt. Philosophieren nach Auschwitz und Hiroshima (2 Bde., 1980/81). WEITERE WERKE: Naturwissenschaft und Bildung. Würzburg 1954. - Unterwegs zu neuen Leitbildern. Würzburg 1957. - Die Erfahrung der Geschichte. Frankfurt/Main 1958. - Technik und Überlieferung. Die Überlieferung der Technik, die Autonomie der Vernunft und die Freiheit des Menschen. Hamburg 1959. - Der Gott der Philosophen und die Wissenschaft der Neuzeit. Stuttgart 1966. - Vorlesungen und Schriften. Studienausgabe in 11 Bänden. Hrsg. v. Constanze Eisenbart. Stuttgart 1985-99: Kants Religionsphilosophie. 1985,31998; Kunst und Mythos. 1986,51997; Aristoteles „De Anima". 1987,21997; Nietzsche. 1988,21993; Der Begriff der Natur und seine Geschichte. 1989, "1998; Platons Dialoge „Nomoi" und „Symposion". 1990, 21992; Glauben und Wissen. 1991, 31994; Zukunft und Utopie. 1992; Geschichte und Gegenwart. 1993; Die Fundamente der Griechischen Ontotogie. 1995; Von der Zeit. 1999. LITERATUR: Christian Link (Hrsg.): Die Erfahrung der Zeit. Gedenkschrift für G. P. Stuttgart 1984. - Constanze Eisenbart (Hrsg.): G. P. - Philosophie der Verantwortung. Stuttgart 1985. - Rolf Neumann: Natur, Geschichte und Verantwortung im „nachmetaphysischen Vernunftdenken" von G. P. Stuttgart 1994. - Marko Kleiber: „Kunst und Mythos" bei G. P. Ihre Bedeutung für die Frage des Menschen nach Wahrheit und Wirklichkeit. Hamburg 1996. - Richard Klein (Hrsg.): Das Ganze und der Zwischenraum. Studien zur Philosophie G. P.S. Würzburg 1998. Gertrude Hirsch Hadorn: Umwelt, Natur und Moral. Eine Kritik an Hans Jonas, Vittorio Hösle und G. P. Freiburg/München 2000. - Constanze Eisenbart: P., G. In: NDB 20, 2001, S. 417-418. Pieper, Josef, * 4.5.1904 Elte (heute zu Rheine), t 6.11.1997 Münster. P., Sohn eines Schulleiters, studierte seit 1923 in Münster und Berlin Philosophie, Rechtswissenschaften und Soziologie und wurde 1928 mit einer Dissertation über die Grundlegung der Ethik des Thomas von Aquin, Die Wirklichkeit und das Gute (Buchtitel 1935), in Münster promoviert. Neben dem Selbststudium von Kierkegaard und Thomas beeinflußten P. vor allem die Begegnungen mit Romano -»Guardini (im Umkreis der kath. Jugendbewegung) und Erich —> Przywara bei den Davoser Hochschulwochen (seit 1928). Nach einer Assistententätigkeit bei Johann —» Plenge am Münsteraner „Forschungsinstitut für Organisationslehre

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und Soziologie" (1928-32) publizierte P. freiberuflich vorwiegend zu kultur- und sozialphilosophischen Fragen. Beschlagnahmung und Verbote einzelner Schriften (u.a. der Grundformen sozialer Spielregeln und der Thesen zur sozialen Politik) bestimmten 1933 seinen Rückzug aus der Soziologie. Zugleich erschien bei Jakob Hegner Vom Sinn der Tapferkeit, eine auf Thomas von Aquin gestützte Vergegenwärtigung des christlichen Menschenbildes, die große Verbreitung fand bis in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus hinein (Dietrich Bonhoeffer, Geschwister Scholl). Daneben arbeitete P. in der kath. Erwachsenenbildung als Autor, Übersetzer, Herausgeber am „Dortmunder Institut für neuzeitliche Volksbildung" (1935-40). Unmittelbar nach Kriegsende habilitierte er sich bei Gerhard —»Krüger in Münster mit der Schrift Wahrheit der Dinge. Eine Untersuchung zur Anthropologie des Hochmittelalters (1947). Noch im selben Jahr wurde er an die neu gegründete Pädagogische Akademie in Essen berufen (1945-72) und 1959 zum Prof. der philosophischen Anthropologie an der Univ. Münster ernannt. Zwischenzeitliche Rufe, u.a. nach Notre Dame (USA), Mainz und München, lehnte er ab. Gastprofessuren führten ihn in die USA, Vortrags- und Studienreisen im Auftrag des Auswärtigen Amtes und der Deutschen Forschungsgemeinschaft nach Indien und Japan. P. lehrte in Münster bis 1995, weit über seine Emeritierung (1972) hinaus. Die außerordentliche Attraktivität seiner Münsteraner Vorlesungen und der publizistische Erfolg seiner in mehr als 15 Sprachen übersetzten Schriften verdankten sich einem vornehmlich an Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin orientierten philosophischen Stil. In Abgrenzung zum Positivismus wie zum Historismus verstand P. unter einem „existentiell belangvollen Philosophieren" den Versuch, am Leitfaden der Sprache und der überlieferten abendländisch-christlichen Weltdeutung „die Gesamtheit dessen, was begegnet, auf ihre letztgründige Bedeutung hin zu bedenken". Offenheit für den Wahrheitsanspruch (nicht allein) christlicher Theologie wie Empfänglichkeit für die Ausdrucksformen bildender Kunst, Literatur und Musik gehörten daher für P. zur Haltung des wahrhaft Philosophierenden. Die vollkommenste Realisierung dieses Philosophiebegriffs fand P. bei Platon, den er erst unter dem Einfluß von Gerhard Krüger für sich entdeckte und durch mehrere Fernsehproduktionen einem breiteren Publikum erschloß. In seinem Nachwort zur englisch-amerikanischen Ausgabe (1952) von Was heißt Philosophieren? (1948) rühmte T. S. Eliot am Werk P.s nicht allein ein „Höchstmaß an Klarheit" in der Formulierung seiner Ideen. Er habe darüber hinaus „in den gebührenden Rang innerhalb der Philosophie" das wieder eingesetzt, „was der schlichte Verstand unnachgiebig dort anzutreffen verlangt: Einsicht und Weisheit". Die Universitäten in München (1964) und Münster (1974) verliehen P. den Ehrendoktor der Theologie, Eichstätt (1985) und Washington (1990) denjenigen der Philosophie. P. war Gründungsmitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt (1949) und Mitglied der RheinischWestfälischen Akademie der Wissenschaften (1954) sowie mehrerer ausländischer Akademien. Von den zahlreichen Preisen und Ehrungen ist besonders zu erwähnen der Internationale Balzanpreis (1987) für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Eine 1991 in Münster gegründete Josef Pieper Stiftung hat sich die Bewahrung und Fortschreibung seines Lebenswerks zum Ziel gesetzt. WEITERE WERKE: Das Viergespann. Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. München 1964. - Noch wußte es niemand. Autobiographische Aufzeichnungen 1904-1945. München 1976. - Noch nicht aller Tage Abend. Autobiographische Aufzeichnungen 1945-1964. München 1979. - Lieben, hoffen, glauben. München 1986. - Eine Geschichte wie

Planck ein Strahl. Autobiographische Aufzeichnungen seit 1964. München 1988. - Kümmert euch nicht um Sokrates. Drei Fernsehspiele. Katholisches Filmwerk Frankfurt. Frankfurt/ Main 1990. - Werke in acht Bänden. Hrsg. v. Berthold Wald. Hamburg 1995 ff. - Edition J. P. Mainz 1996 ff. LITERATUR: J. P. Schriftenverzeichnis 1929-1989. Hrsg. v. P. Breitholz/M. van der Giet. München 1989. - Dokumentationen der Josef Pieper Stiftung. Münster 1996 ff. - Guido Rodheudt: Die Anwesenheit des Verborgenen. Zugänge zur Philosophie J. P.S. Münster 1997. Berthold Wald Pilgram, Friedrich, * 19.1.1819 Imbach bei Solingen, t 30.11.1890 Monheim bei Köln. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs P., dessen Vater lutherisch war und dessen Mutter dem reformieten Bekenntnis angehörte, in Monheim auf. Neben dem Studium der Philosophie in Halle, Bonn und Berlin (bei -> Schelling) beschäftigte sich er mit theologischen und juristischen Fragen. Beeinflußt von -> Hegel, galt sein Interesse hauptsächlichen dem „esse sociale" und dem Verhältnis von Denken und Wirklichkeit. 1846 konvertierte er in Koblenz zum Katholizismus. Ohne Universitätsabschluß seit 1848 schriftstellerisch tätig, setzte sich P. in historisch-politischen Zeitschriften für kath. „Korporationen" und eine ständische Ordnung ein. 1860 gründete er den „Rheinischen Boten" und war vorübergehend Chefredakteur der von ihm 1870 mitgegründeten Zentrumszeitschrift „Germania". Neben seinem Hauptwerk Physiologie der Kirche. Forschungen über die geistigen Gesetze, in denen die Kirche nach ihrer natürlichen Seite besteht (1860) veröffentlichte er u.a. Zeitfragen (1852), Sociale Fragen betrachtet aus dem Prinzip kirchlicher Gemeinschaft (1855), Vereinigung der Katholiken und Protestanten (1861) und Neue Grundlagen der Wissenschaft vom Staate (1870). WEITERE WERKE: Controversen mit den Ungläubigen. Über die Realität des Wissens und die Logik des Glaubens. Freiburg/Breisgau 1855. - Nach vierzig Jahren. Religionsphilosophischer Briefwechsel zweier Jugendfreunde in spätester Lebenszeit. Hrsg. v. Wilhelm von Zehender. Leipzig 1895. LITERATUR: Bernhard Casper: Die Einheit aller Wirklichkeit. F. P. und seine theologische Philosophie. Freiburg/Breisgau 1961 (mit Bibliographie). - Ders.: F. P. (1819-1893). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfiigersdorfer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 319-328. Planck, Karl Christian, * 17. 1. 1819 Stuttgart, f 7.6. 1880 Maulbronn. Der aus einem württembergischen Beamten- und Gelehrtengeschlecht stammende P. studierte in Tübingen Theologie, wurde 1840 promoviert und war seit 1844 Repetent am Tübinger Stift. 1848 habilitierte er sich für Philosophie und lehrte an der Univ. Tübingen Philosophie, Religionsphilosophie und Kunstmythologie; er war auch Universitätsbibliothekar. 1854 wurde er Gymnasialprofessor in Ulm, 1869 in Blaubeuren und 1879 Seminarephorus in Maulbronn. Von -» Hegel beeinflußt, stand P. dem Deutschen Idealismus und einer pantheistischen Weltsicht nahe. Er lehnte die Abstammungslehre ab und wandte sich in seiner Sozialphilosophie gegen den Materialismus. Er veröffentlichte u. a. Die Wehalter (Teil 1: System des Realismus, 1850; Teil 2: Das Reich des Idealismus oder zur Philosophie der Geschichte, 1851), Katechismus des Rechts oder Grundsätze einer Neubildung der Gesellschaft und des Staats (1852), Grundlinien einer Wissenschaft der Natur als Wiederherstellung der reinen Erscheinungsformen (1864), Seele und Geist oder Ursprung, Wesen und Thätigkeitsform der psychischen und geistigen Organisation (1871) und Anthropologie und Psychologie auf naturwissenschaftlicher Grundlage (1874).

WEITERE WERKE: Grundzüge einer genetischen Naturwissenschaft oder einer Mathematik der Naturformen nach dem Grundgesetze der innerlich stetigen Zusammenfassung. Tübingen 1862. - Grundzüge der organischen Naturansicht als Einleitung zur Anthropologie. Ulm 1869. - Gesetz und Ziel der neueren Kunstentwicklung im Vergleiche mit der antiken. Stuttgart 1870. - Wahrheit und Flachheit des Darwinismus. Ein Denkstein zur Geschichte heutiger deutscher Wissenschaft. Nördlingen 1872. - Grundriß der Logik als kritische Einleitung zur Wissenschaftslehre. Tübingen 1873. - Logisches Causalgesetz und natürliche Zweckthätigkeit. Zur Kritik aller Kantischen und nachkantischen Begriffsverkehrung. Nördlingen 1877. - Testament eines Deutschen. Philosophie der Natur und Menschheit. Hrsg. v. Karl Köstlin. Tübingen 1881. Jena 31925. - Ein halbes und ein ganzes Recht. Tübingen 1885. - Deutsche Geschichte und deutscher Beruf. Aufsätze und Reden. Hrsg. v. R. Planck. Tübingen 1905. - Deutsche Zukunft. Ausgewählte politische Schriften. Hrsg. v. Mathilde Planck. München 1922. LITERATUR: Zur Erinnerung an K. C. P. Tübingen 1880. Otto Ludwig Umfrid: K. P. Dessen Werke und Wirken. Tübingen 1881. - Ferdinand J. Schmidt: Das Lebensideal K. C. P.s Berlin 1896. - Mathilde Planck: Der Berufsstaat nach der Rechtslehre K. C. P.S. Jena 1918. - Traugott Constantin Oesterreich: K. C. P., zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages. In: Kant-Studien 24 (1919/20) S. 123-131. - Gerhard von dem Borne: K. C. P.s Anthropologie auf der Grundlage seiner Logik des reinen Denkens. Winnenden 1930. - Mathilde Planck: K. C. P. Stuttgart 1950. Planck, Max (Karl Ernst Ludwig), * 23.4.1858 Kiel, t 4.10.1947 Göttingen. P. entstammte einer schwäbisch-preußischen Juristen- und Theologenfamilie. Der Vater, Professor der Rechtswissenschaften in Kiel, nahm 1867 einen Ruf nach München an. Nach Schulausbildung und Abitur am Maximilians-Gymnasium begann P. 1874 das Studium der Physik an der LudwigMaximilians-Universität, das er 1879, nach zwei auswärtigen Semestern bei Hermann von —»Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff in Berlin, mit der Dissertation Über den 2. Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie abschloß. Nach der Habilitation mit der Schrift Über Gleichgewichtszustände isotroper Körper in verschiedenen Temperaturen (1880) und einigen Jahren als Privatdozent in München übernahm P. 1885 eine außerordentliche Professur für mathematische Physik in Kiel; 1889 folgte er einem Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, wo er die Nachfolge Kirchhoffs antrat. Diese außerordentliche Professur wurde 1892 in einen Lehrstuhl für theoretische Physik umgewandelt, den P. fast 35 Jahre innehatte. Die theoretische Physik stand Ende des 19. Jh. nach Ansicht der Zeitgenossen kurz vor ihrer Vollendung; darüber hinaus hatte sie den Ruf einer unbedeutenden, weil unpraktischen Nebendisziplin. P.s Verdienst besteht darin, beide Vorurteile gleichzeitig widerlegt zu haben. Durch seine Arbeiten wurde die theoretische Physik zu einem Kern- und Grundlagenfach der Naturwissenschaften; in ihrem Zentrum stand die von P. um 1900 begründete Quantentheorie, die die Physik revolutionierte. Schwerpunkt der P.schen Arbeiten war zunächst die Thermodynamik, insbesondere die Thermodynamik der Wärmestrahlung. Ihre Untersuchung hatte sich zu einem zentralen Forschungsproblem ausgewachsen, das zahlreiche Physiker beschäftigte. Mit der praktischen Konstruktion „schwarzer Strahler" und der exakten Messung ihrer Energieverteilung befaßten sich u.a. die Physiker Ferdinand Kurlbaum, Otto Lummer, Ernst Pringsheim und Heinrich Rubens an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin. Während die Energieverteilung experimentell präzise bestimmt werden konnte, stellte ihre theoretische Erklärung ein ungelöstes

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Plaßmann Problem dar. Auf der Grundlage des Entropiebegriffs und durch geschickte Interpolation der bekannten Strahlungsformeln fand P. einen Ausdruck für die Energiedichte, der in der Lage war, den Verlauf der experimentell ermittelten Verteilungen exakt wiederzugeben („Plancksche Strahlungsformel"). Im Zuge der theoretischen Begründung dieser Formel, die auf dem statistischen Gleichgewicht zwischen Strahlung und Materie aufbaute, erkannte P., daß der Konstante h eine ganz grundlegende Bedeutung zukommen müsse („Plancksches Wirkungsquantum"). Die Tragweite seiner revolutionären Entdeckung, die er am 14.12,1900 der Physikalischen Gesellschaft in Berlin präsentierte und wenig später in einem Aufsatz Zur Theorie des Gesetzes der Energieverteilung im Normal-Spektrum publizierte, blieb P. allerdings noch verborgen; er verwandte Jahre auf den letztlich vergeblichen Versuch, sein Ergebnis mit der klassischen Physik in Einklang zu bringen. Erst -»Einstein erkannte, daß nicht nur die Energie der P.schen Oszillatoren, sondern das Licht bzw. das Strahlungsfeld selbst und somit alle Prozesse des Energieaustausches quantenhaften Charakter be sitzen. Erst Einsteins Deutung des lichtelektrischen Effekts (1905) und seine statistische Herleitung der P.schen Formel (1917) sowie das von Niels Bohr stammende Modell des Atoms (1913) verhalfen der P.schen Quantentheorie zum Durchbruch. Für die Begründung der Quantentheorie erhielt P. den Nobelpreis für Physik des Jahres 1918. P.s weitere Arbeiten galten vor allem der Relativitätstheorie, deren damals noch unbekannten Begründer Einstein er 1906 quasi entdeckt und danach u. a. durch Berufung an die Preußische Akademie der Wissenschaften gefördert hatte. Darüber hinaus wirkte P. als Wissenschaftsorganisator. Seit 1894 Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, wurde er 1912 Beständiger Sekretär ihrer Physikalisch-Mathematischen Klasse. Ein Jahr später übernahm er das Rektorat der Berliner Universität. Nach seiner Emeritierung (1926) war P. von 1930 bis 1937 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG), ein Amt, das er von 1945 bis 1946 noch einmal übernahm. Die restaurierte KWG wurde 1949 in allen drei Westzonen als Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (MPG) zugelassen; sie ist die bedeutendste außeruniversitäre Forschungsorganisation Deutschlands. Weitere Wirkungssphären P.s waren die Deutsche Physikalische Gesellschaft (Vorsitz 1905-09 und 1915/16), die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (1. Vorsitz 1921/22) sowie der Orden Pour le Merite für Wissenschaften und Künste (Ritter 1915, Kanzler 1930). In seinen philosophischen Anschauungen, die er in zahlreichen populären Vorträgen verbreitete, war P. ein Idealist. Mit vielen Naturwissenschaftlern teilte er zwar einen erkenntnistheoretischen Realismus, den er sich in der Auseinandersetzung mit dem Positivismus —» Machscher Prägung erworben hatte; die in den zwanziger Jahren dominierende, pragmatisch-positivistische Interpretation der Quantentheorie („Kopenhagener Deutung") lehnte er ab. In bezug auf Ethik und Moral orientierte er sich jedoch an idealistischen und pantheistischen Vorstellungen, aus denen er auch den Antrieb für sein naturwissenschaftliches Erkenntnisstreben als einer „Suche nach dem Absoluten" herleitete. P.s politische Ansichten entsprachen denen der bürgerlichkonservativen Eliten des Kaiserreiches. Der Revolution von 1918/19 stand er verständnislos gegenüber. Während der Zeit des Nationalsozialismus sah er sich vor dem Dilemma, einen Weg zwischen preuß. Staatsraison und offenem Widerstand finden zu müssen. 1933 suchte er das Gespräch mit Hitler, um diesem die verheerenden Wirkungen der nationalsozialistischen Beamtengesetze auf Wissenschaft und Staat zu verdeutlichen, was ohne Erfolg blieb. Offizieller Verbote ungeachtet, organisierte er 1935 eine viel be-

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achtete Gedenkfeier für seinen aus Deutschland vertriebenen und kurz danach verstorbenen jüdischen Kollegen Fritz Haber. Das „Dritte Reich" überstand P. abwartend und in der steten Hoffnung, durch sein Wirken die deutsche Wissenschaft vor der völligen Vernichtung bewahren zu können. P.s private Vorlieben galten der Musik, besonders dem Klavierspiel, und dem Bergsteigen. Sein privates Leben war von Tragik überschattet. Seine erste Frau Marie, geb. Merck, verlor P. 1909. Von den vier Kindern aus dieser Ehe überlebte keines den Vater. Der größte Teil von P.s Habe, darunter Bibliothek und Korrespondenz, wurde 1944 bei einem Bombenangriff auf Berlin vernichtet. Mit seiner zweiten Frau Marga, geb. von Hoeßlin, mußte er unter primitivsten Bedingungen in Göttingen neu beginnen, wo er im Alter von 89 Jahren verstarb. Ein Gedenkstein in Kiel mit der Naturkonstanten h = 6,62 10"27 erg sec erinnert an den Begründer der Quantentheorie. WEITERE WERKE: Das Prinzip der Erhaltung der Energie. Leipzig 1887, 21908. - Grundzüge der Thermodynamik. Leipzig 1897. - Vorlesungen über die Theorie der Wärmestrahlung. Leipzig 1906. - Acht Vorlesungen über theoretische Physik, gehalten an der Columbia University. Leipzig 1910. - Einführung in die theoretische Physik. 5 Bde., Leipzig 1916-32. - Wege zur physikalischen Erkenntnis. Stuttgart 1933 (ab der 5. Auflage unter dem Titel: Vorträge und Erinnerungen. 7. Aufl. Darmstadt 1969). - M. P. in seinen Akademie-Ansprachen. Berlin 1948 (mit einem nahezu vollständigen Verzeichnis seiner gedruckten Schriften). Wissenschaftliche Selbstbiographie. Leipzig 1948, 41967. Physikalische Abhandlungen und Vorträge. 3 Bde., Braunschweig 1958. - Vom Wesen der Willensfreiheit und andere Vorträge. Mit einer Einleitung von Armin Herrmann. Frankfurt 1990. LITERATUR: Hans Hartmann: M. P. als Mensch und Denker. Berlin 1938. 3., erw. Aufl. Basel 1953. - Walther Gerlach: Die Quantentheorie. M. P., sein Werk und seine Wirkung. Mit einer Bibliographie der Werke M. P.s. Bonn 1948. Max Born: M. P. 1858-1947. In: Die Großen Deutschen. Berlin 1957, S. 214-226. - M. P. zum Gedenken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1959. - Heinrich Vogel: Zum philosophischen Wirken M. P.s. Seine Kritik am Positivismus. Berlin 1961. Hermann Kretzschmar: M. P. als Philosoph. München u.a. 1967. - Stanley Goldberg: M. P.'s philosophy of nature and his elaboration of the special theory of relativity. In: Historical Studies in the Physical Sciences 7 (1976) S. 125-160. Henry Lowood: M. P. A bibliography of his non-technical writings. Berkeley (CA) 1977. - John Heilbron: The dilemmas of an upright man. M. P. as spokesman for German science. Berkeley (CA) 1986. Deutsche Übersetzung unter dem Titel: M. P. Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947. Stuttgart 1988. - Cornelia Liesenfeld: Philosophische Weltbilder des 20. Jahrhunderts. Eine interdisziplinäre Studie zu Max Planck und W. H. Würzburg 1992. - Dirk Ullmann: Quelleninventar M. P. Berlin 1996. - Armin Hermann: M. P. (1858-1947). In: Die großen Physiker. Hrsg. v. Karl von Meyenn. 2 Bde., München 1997, Bd. 2, S. 143-159. - Karl von Meyenn/Helmut Rechenberg u.a.: Zum 50. Todestag von M. P. In: Physikalische Blätter 53 (1997) S. 999-1022. Max-Planck-Gesellschaft (Hrsg.): M. P. (1858-1947). Zum Gedenken an seinen 50. Todestag am 4. Oktober 1997. München 1997. Burghard Weiss Plaßmann, Hermann Ernst, * 27.10.1817 Hellefeld/ Sauerland, t 23.7. 1864 Tivoli (Italien). P. studierte Philosophie in Münster (bei Christoph Bernhard —»Schlüter) und München (bei Franz von —> Baader), danach Theologie in Paderborn, wo er zum Priester geweiht wurde. 1846 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. 1855 in Rom zum

Plessner Dr. theol. promoviert, wurde er 1856 Prof, der Philosophie in Paderborn, gab diese Stellung jedoch 1859 zugunsten einer schriftstellerischen Tätigkeit auf. 1862 ging P. nach Rom und war Rektor des Campo Santo Teutonico sowie Konsultor der Index-Kongregation. Neben seinem Hauptwerk Die Schule des heiligen Thomas von Aquino (5 Bde., 1857-62) veröffentlichte er u. a. Über Toleranz öde r das friedliche Zusammenleben verschiedener Konfessionsverwandten (1852) und Die Lehre des hl. Thomas über die Bescheidenheit und Demut (1858). LITERATUR: Josef Höfer: H. E. P. In: Theologie und Glaube 55 (1965) S. 106-120. - Peter Walter: Die neuscholastische Philosophie im deutschsprachigen Raum. In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 131-194 (zu P.: S. 139-144). Plainer, Ernst, auch Plattner, * 11.6.1744 Leipzig, t 27. 12. 1818 Leipzig. Der Sohn eines Mediziners studierte Medizin und Philosophie und wurde 1767 promoviert (De vi corporis in memoria). Seit 1770 a. o. Prof. der Medizin in Leipzig, wurde er 1780 o. Prof. der Physiologie und 1801 der Philosophie. 1783 und 1789 übernahm er das Rektorenamt. Zunächst von —»Leibniz beeinflußt, trat P. in Auseinandersetzung mit der Philosophie —> Kants für die Entstehung einer neuen, aus Philosophie und Medizin bestehenden wissenschaftlichen Disziplin, der „Anthropologie", ein (u. a. Anthropologie fürAerzte und Weltweise, 1772, Nachdruck 1998; Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, 1790; Lehrbuch der Utgik und Metaphysik, 1793). Seine Philosophischen Aphorismen (2 Bde., 1776-82) beeinflußten insbesondere ->Jean Paul. WEITERE WERKE: Über den Atheismus. Leipzig 1783. Opuscula academica. Berlin 1824. LITERATUR: Paul Bergemann: E. P. als Moralphilosoph und sein Verhältnis zur Kant'schen Ethik. Halle 1891. Ernst Bergmann: E. P. und die Kunstphilosophie des 18. Jahrhunderts. Nach ungedruckten Quellen dargestellt. Im Anhang: P.'s Briefwechsel mit dem Herzog von Augustenburg über die Kantische Philosophie u.a. Leipzig 1913. Alexander Kosenina: E. P.s Anthropologie und Philosophie. Der .philosophische Arzt' und seine Wirkung auf Johann Karl Wezel und Jean Paul. Würzburg 1989 (mit Bibliographie). Plenge, Johann (Max Emanuel), * 7.7. 1874 Bremen, t 11.9. 1963 Münster. P., Sohn eines Kaufmanns, studierte Volkswirtschaftslehre, Philosophie und Geschichte in Leipzig und Heidelberg, wurde 1898 mit einer Untersuchung über Hausierer im Westerwald zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1903 in Leipzig (Gründung und Geschichte des Credit Mobilier). 1903-05 bereiste er zum Studium der kapitalistischen Entwicklung die USA, wurde 1910 a. o. Prof. in Leipzig und 1913 o. Prof. der Soziologie und Wirtschaftlichen Staatswissenschaften in Münster. 1920 begründete er dort das erste Staatswissenschaftliche Institut Deutschlands, aus dem 1925 das Forschungsinstitut für Organisationslehre und Soziologie an der Univ. Münster hervorging, dessen Leiter P. seit 1928 war. 1935 wurde er zwangsemeritiert. Als einer der Wegbereiter der Beziehungs- und Organisationslehre setzte er sich auf der Basis einer sozialistischen Grundhaltung für eine „Durchgeistigung" der Soziologie durch die Philosophie ein. Dem Denken —> Hegels verpflichtet, beschäftigte sich P. mit der Idee des „organisatorischen Sozialismus" und dem daran zu orientierenden Neuaufbau Deutschlands. Der Veranschaulichung sollte sein universalistisches „Tafelwerk"

als Übersicht über die Grundtatsachen aller Erfahrung dienen. P. veröffentlichte u.a. Marx und Hegel (1911), Zur Vertiefung des Sozialismus (1919), Drei Vorlesungen über die allgemeine Organisationslehre (1919), Deutsche Propaganda. Die Lehre von der Propaganda als praktische Gesellschaftslehre (1922), Zur Ontotogie der Beziehung (1930) und Sein und Geist. Eine Einführung in das Reich des Geistes (1947). Er war Herausgeber der „Staatswissenschaftlichen Musterbücher", der „Staatswissenschaftlichen Beiträge" und der „Staatswissenschaftlichen Lehrbücher". WEITERE WERKE: 1789 und 1914. Die symbolischen Jahre in der Geschichte des politischen Geistes. Berlin 1916. Die Geburt der Vernunft. Berlin 1918. - Christentum und Sozialismus. Münster 1919. - Hegel und Weltgeschichte. Münster 1931. - Die Altersreife des Abendlandes. Düsseldorf 1948. - Cogito ergo sumus. Eine Auswahl aus den Schriften über Wirtschaft und Gesellschaft, Geschichte und Philosophie, Sozialismus und Organisation. Besorgt und eingeleitet von Hanns Linhardt. Berlin 1964. - Organisationsund Propagandalehre. Berlin 1965 (mit Bibliographie). LITERATUR: Konrad Pfaff: J. P. zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 5 (1950) S. 121-126. Bernhard Schäfers (Hrsg.): Soziologie und Sozialismus, Organisation und Propaganda. Abhandlungen zum Lebenswerk von J. P. Stuttgart 1967. - Klaus Ansorg: J. P.s Sozialismusvorstellungen und ihre Rezeption in der Sozialdemokratie während des Ersten Weltkriegs. Frankfurt/Main 1984. Bernhard Schäfers: Die gesellschaftliche Funktionsbestimmung der Soziologie nach J. P. In: Sven Papcke (Hrsg.): Ordnung und Theorie. Beiträge zur Geschichte der Soziologie in Deutschland. Darmstadt 1986, S. 351-367. - Axel Schildt: Ein konservativer Prophet moderner nationaler Integration. Biographische Skizze des streitbaren Soziologen J. P. (1874-1963). In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 35(1987)8.523-570. Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht, * 20. 12.1749 Belleben, t 8.2. 1806 Duisburg. P., Sohn eines Pfarrers, studierte Rechtswissenschaft und Theologie in Göttingen, Wittenberg, Halle und Leipzig. Er nahm mit —» Goethe brieflich Kontakt auf. 1777 besuchte dieser ihn in Wernigerode und berichtete darüber im Gedicht Harzreise im Winter. 1779 begann P. an der Univ. Königsberg das Philosophiestudium, erwarb 1783 den Grad eines Magisters und war dann in Wernigerode schriftstellerisch tätig. 1788 wurde er Prof. der Philosophie an der Univ. Königsberg. P. veröffentlichte u. a. Historische und philosophische Untersuchungen über die Denkart, Theologie und Philosophie der ältesten Völker, besonders der Griechen bis auf Aristoteles Zeiten (1785), Memnonium oder Versuche zur Enthüllung des Geheimnisses des Alterthums (2 Bde., 1787), Osiris und Sakrales (\ 783) und Versuche zur Aufklärung der Philosophie des ältesten Alterthums (2 Tie. in 3 Bänden, 1788-90). WEITERE WERKE: Beweis und Notwendigkeit des Uebels und der Schmerzen bei fühlenden und vernünftigen Geschöpfen. Dessau 1783. LITERATUR: E. Jacobs: P. In: ADB 26, 1888, S. 277-281. Plessner, Helmuth, Pseud. Ulrich Eyser. * 4.9.1892 Wiesbaden, t 12.6. 1985 Göttingen. P., Sohn eines Arztes, studierte Medizin in Freiburg/Breisgau, Zoologie und Philosophie in Berlin und Heidelberg (u. a. bei Hans —> Driesch), seit 1914 bei Edmund —> Husserl in Göttingen und wurde 1918 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert (Vom Anfang als Prinzip der Bildung transzendentaler Wahrheit i Begriff der kritischen Reflexion], 1917). 1917/18 war er Volontärassistent am Germanischen Museum in Nürnberg. 1920 habilitierte er sich mit Untersuchungen zu einer Kritik der philosophischen Urteilskraft für So-

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Ploucquet ziologie und Philosophie in Köln und war dort Privatdozent bis zur Entlassung wegen seiner jüdischen Herkunft 1933. P. emigrierte nach Istanbul und ging dann in die Niederlande. 1934-39 forschte er an der Univ. Groningen, an der er 1939-43 und 1946-51 o. Prof. zunächst der Soziologie, dann der Philosophie war. 1951-61 lehrte P. als Prof. der Soziologie und Philosophie an der Univ. Göttingen, deren Rektor er 1960 wurde. 1962/63 war er erster Inhaber der TheodorHeuss-Professur an der New School for Social Research in New York und hatte 1965-72 einen Lehrauftrag für Philosophie an der Univ. Zürich inne. Neben Arnold -» Gehlen und Max —> Scheler gilt P., der Leben als Grenzleistung definierte, als Begründer der modernen philosophischen Anthropologie. Unter Einbeziehung der Humanbiologie, der Psychologie und der Soziologie erarbeitete er eine Theorie der Beziehung des Menschen zu seiner Welt. P. veröffentlichte u. a. Die Einheit der Sinne. Grundlinien einer Aesthesiologie des Geistes (1923, Nachdruck 1965), Die Stufen des Organischen und der Mensch, Einleitung in die philosophische Anthropologie (1928, -11975), Macht und menschliche Natur. Versuch zur Anthropologie der geschichtlichen Weltansicht (1931), Das Schicksal des deutschen Geistes im Ausgang seiner bürgerlichen Epoche (1935, erw. Neuaufl. unter dem Titel Die verspätete Nation. Über die politische Verführbarkeit bürgerlichen Geistes, 1959, 41966; Neuausgabe zuletzt 1994), Lachen und Weinen. Eine Untersuchung der Grenzen menschlichen Verhaltens (1941, 31961), Conditio humana (1964), Diesseits der Utopie (1966) und Die Frage nach der Conditio humana (1976, 21985). WEITERE WERKE: Grenzen der Gemeinschaft. Eine Kritik des sozialen Radikalismus. Bonn 1924. - Zwischen Philosophie und Gesellschaft. Ausgewählte Abhandlungen und Vorträge. Bern 1953. - Das Problem der Öffentlichkeit und die Idee der Entfremdung. Göttingen 1960. - H. P. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 269-307. Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Günter Dux, Odo Marquard und Elisabeth Ströker. 10 Bde., Frankfurt/Main 1980-85. Politik, Anthropologie, Philosophie. Aufsätze und Vorträge. Hrsg. v. Salvatore Giammusso und Hans-Ulrich Lessing. München 2000. LITERATUR: Salvatore Giammusso: Bibliographie H. P. In: Dilthey-Jahrbuch 7 (1990/91) S. 323-341. - Felix Hammer: Die exzentrische Position des Menschen. Methode und Grundlinien der philosophischen Anthropologie H. P.S. Bonn 1967. - Rüdiger Kramme: H. P. und Carl Schmitt. Berlin 1989. - Stephan Pietrowicz: H. P. Genese und System seines philosophisch-anthropologischen Denkens. Freiburg/ München 1992. - Hans Redeker: H. P. oder Die verkörperte Philosophie. Berlin 1993. - Heiner Bielefeldt: Kampf und Entscheidung. Politischer Existentialismus bei Carl Schmitt, H. P. und Karl Jaspers. Würzburg 1994. - Gerhard Arlt: Anthropologie und Politik. Ein Schlüssel zum Werk P.S. München 1996. - Hans-Ulrich Lessing: Hermeneutik der Sinne. Eine Untersuchung zu H. P.s Projekt einer ,Ästhesiologie des Geistes' nebst einem P.-Ineditum. Freiburg/Breisgau u.a. 1998. - Kersten Schüßler: H. P. Eine intellektuelle Biografie. Berlin 2000. Ploucquet, Gottfried, * 25.8. 1716 Stuttgart, t 13.9.1790 Tübingen. Der aus einer nach Württemberg emigrierten Hugenottenfamilie stammende P., Sohn eines Gastwirts, war nach dem Studium der Philosophie (Magister 1734) und Theologie (bis 1738) in Tübingen als Vikar und Hauslehrer tätig. Anschließend war er Pfarrer in Röthenburg und seit 1746 Diakon in Freudenstadt. Aufgrund einiger Veröffentlichungen (u.a. Primaria monadologiae capita, 1748) wurde er 1748 auswärtiges Mitglied der Kgl. Preußischen Akademie der

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Wissenschaften zu Berlin. 1750-82 war er o. Prof. der Logik und Metaphysik in Tübingen, 1758 für ein Jahr an der Stuttgarter Militärakademie (u.a. als Lehrer Friedrich -»Schillers). Er beschäftigte sich mit rationaler Psychologie, bemühte sich um eine christlich-pietistische Interpretation der Leibniz-Wolffschen Philosophie und kommentierte antike Autoren (Thaies, Anaxagoras, Demokrit). P., einer der bedeutendsten Logiker des 18. Jh., fand unter Verwendung einer neuen Symbolik ein Kalkül für die Ableitung der syllogistischen Modi. Er schrieb u. a. Principia de substantiis et phaenomenis (1752,21764), Methodus calculandi in logicis (1763) und Institutiones philosophiae theoreticae (1772, editio ultima unter dem Titel Expositiones philosophiae theoreticae, 1782). 1766 erschien eine Sammlung der Schriften, welche den logischen Calcul Herrn Prof. Ploucquets betreffen, mit neuen Zusäzen (hrsg. v. August Friedrich Bock, Nachdruck 1970). WEITERE WERKE: Methodus tractandi infinita in metaphysicis. Berlin 1748. - Fundamenta philosophiae sepculativae. Tübingen 1759. - Elementa philosophiae contemplativae. Stuttgart 1778. - Commentationes philosophiae selectiores. Hrsg. v. J. F. Clossius. Straßburg 1781. LITERATUR: Paul Bornstein: G. P.s Erkenntnistheorie und Metaphysik. Potsdam 1898 (Diss. Erlangen 1894). - Karl Aner: G. P.s Leben und Schriften. Halle 1909. Neudruck Hildesheim 1999. - Friedrich Rülf: G. P.s Urteilslehre. Erlangen 1922. - Albert Menne: Zur Logik von G. P. In: Akten des XIV. Internationalen Kongresses für Philosophie in Wien [...] 1968. Bd. 3. Wien 1969, S. 45-49. - Burkhard Gerlach: Wer war der „große Mann", der die Raumtheorie des transzendentalen Idealismus vorbereitet hat? In: KantStudien 89 (1998) S. 1-34. Pockels, Karl Friedrich, * 15.11. 1757 Wörmlitz bei Halle, t 29.10. 1814 Braunschweig. Der aus einer Pastorenfamilie stammende P. studierte 1776-79 Theologie und Philosophie in Halle, war hier u.a. Schüler August Hermann Niemeyers und Johann August —»Eberhards und wurde entscheidend von dem Schulreformer Friedrich von Rochow beeinflußt, durch dessen Empfehlung ihm Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig 1780 die Erziehung seiner Söhne August und Friedrich Wilhelm anvertraute. 1787 folgte er Herzog August als Haus- und Hofmeister in den hannoverschen Militärdienst. 1790 wurde er Kgl. Großbritannischer Rat, 1800 Herzoglich Braunschweigischer Hofrat, 1814 Kurator des Presseund Publikationswesens. P. verfaßte popularphilosophische Schriften (u. a. Beiträge zur Beförderung der Menschenkenntnis, 1 Hefte, 1788/89; Neue Beyträge zur Bereicherung der Menschenkunde überhaupt und der Erfahrungsseelenlehre insbesondere, 1798) und bearbeitete gemeinsam mit Karl Philipp —»Moritz einige Bände des „Magazins zur Erfahrungsseelenkunde". P. war auch Mitarbeiter des „Vossischen Musenalmanachs" und des „Neuen Teutschen Merkurs" und veröffentlichte 1809 anonym ein Biographisches Gemälde des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg. WEITERE WERKE: Versuch einer Charakteristik des weiblichen Geschlechts. 5 Bde., Hannover 1799-1802. Denkwürdigkeiten zur Bereicherung der Erfahrungsseelenlehre und Charakterkunde. Halle 1794. - Denkwürdigkeiten zur Beförderung des Edlen und Schönen. 2 Bde., Berlin 1786-88 (mit Karl Philipp Moritz). - Aphorismen zu einem Charaktergemälde des weiblichen Geschlechts. Hannover 1802. - Der Mann. Ein anthropologisches Caraktergemälde seines Geschlechts. 4 Bde., Hannover 1805-08. LITERATUR: Karl Georg Wilhelm Schiller: Braunschweigs schöne Litteratur in den Jahren 1745 bis 1800 [...]. Zum 100jährigen Stiftungsfeste des Collegii Carolini. Wol-

Polanyi fenbüttel 1845, S. 126-131. - Günter Schulz: C. F. P. und die Erziehung in der frühen Kindheit. In: Ders. (Hrsg.): Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung. Bd. 3., Bremen/Wolfenbüttel 1976, S. 259-272. Pörschke, Karl Ludwig, * 10.1.1752 Molsehnen bei Königsberg (Preußen), t 24.9. 1812 Königsberg. P. studierte Philosophie und Naturwissenschaften in Königsberg, Halle und Göttingen, habilitierte sich 1787 in Königsberg und wurde dort 1795 a. o. Prof. der Philosophie. Seit 1803 war er o. Prof. der Poesie, seit 1806 der Schönen Wissenschaften, der Pädagogik und Beredsamkeit und übernahm 1809 den Lehrstuhl für praktische Philosophie in Königsberg. P. verfaßte ethische und metaphysische Schriften, u. a. Gedanken über einige Gegenstände der Philosophie des Schönen (2 Bde., 1794-96) und Briefe über die Metaphysik der Natur (1800). WEITERE WERKE: Vorbereitungen zu einem populären Naturrechte. Königsberg 1795. - Einleitung in die Moral. Libau 1797. - Anthropologische Abhandlungen. Königsberg 1801. Pohl, Wenzel, * 28. 8.1870 Fleyh (Böhmen), t 25.12.1949 Wien. P. studierte Philosophie und Theologie an der Univ. Innsbruck, empfing 1894 die Priesterweihe und wurde 1900 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1894 war er Religionslehrer und Erzieher in der Familie Lobkowitz, wurde er 1902 Domprediger und Religionslehrer in Leitmeritz, 1904 o. Prof. der Fundamentaltheologie und Philosophie, 1906 auch o. Prof. der Pädagogik an der dortigen bischöflichen Lehranstalt. 1920 wurde P. a.o„ 1922 o. Prof. der christlichen Philosophie und Pädagogik an der katholisch-theologischen Fakultät der Univ. Wien. Seit 1938 im Ruhestand, war er Supplent und nach Aufhebung der Lehrkanzel 1943-46 Lehrbeauftragter. P. war um eine Synthese der Philosophie von Aristoteles und Platon bemüht. Er veröffentlichte u. a. Beiträge zur Philosophia und Paedagogia perennis (1919), De vera religione quaestiones selectae (1928) und Die Synthese der platonischen Ideenlehre und der aristotelischen Formenlehre als Lösung von Grundfragen der Philosophie (1934). Aus seiner Beschäftigung mit dem Philosophen und Pädagogen Otto —> Willmann entstanden die Arbeiten Otto Willmann. Der Pädagoge der Gegenwart (1930) und Otto Willmanns religiöser Entwicklungsgang (1935). WEITERE WERKE: Johann Amos Comenius als Vertreter der christlichen Schulerziehung. Warnsdorf o. J. [1920] - Thomas von Aquin. Ein Lehrer der Wahrheit. Wien 1924. Platonische Erziehungsweisheit. Regensburg 1925. - Der Grundgedanke der Philosophie des hl. Augustinus. Wien 1930. Pohle, Joseph, * 19.3. 1852 Niederspay bei Koblenz, t 21.2. 1922 Breslau. P. studierte 1871-79 Theologie und Philosophie an der Gregoriana in Rom und 1879-81 in Würzburg, empfing 1878 die Priesterweihe und wurde 1874 zum Dr. phil. und 1879 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1881 Sekundarlehrer in Baar (Schweiz), ging er 1883 als Prof. der Theologie an das St. Joseph's College in Leeds (Großbritannien) und lehrte 1886-89 als Prof. der Philosophie in Fulda, wo er mit Constantin —> Gutberiet das „Philosophische Jahrbuch" gründete und herausgab (l888ff.). 1889 wurde er Prof. der Apologetik an der kath. Univ. in Washington, 1894 Prof. der Dogmatik in Münster und 1897 in Breslau. P. schrieb u.a. Die Sternenwelten und ihre Bewohner (1884, 7 I922), Lehrbuch der Dogmatik (3 Bde., 1902-05; neubearbeitet von J. Gummersbach Bd. 1-2,101952-56; Bd. 3, 91960) und Natur und Übernatur (1913).

Pohlenz, Max (Hugo), * 30.7.1872 Hänchen (Kr. Cottbus), t 5. 1.1962 Göttingen. P. studierte klassische Philologie in Erlangen, Berlin und Göttingen, wurde 1898 promoviert (Quemadmodum Galenus Posidonium in libris de placitis Hippocratis et Platonis secutis sit) und war acht Jahre lang Gymnasiallehrer in Schöneberg. 1906 wurde er a. o. Prof. der klassischen Philologie in Göttingen, 1909 persönlicher Ordinarius und hatte 1916-37 den Lehrstuhl für klassische Philologie inne. 1934 setzte er sich für den politisch mißliebigen Hermann Fränkel vor dessen Weggang nach Stanford ein. P. war Mitglied der Akademien der Wissenschaften von Göttingen und Rom. In seinen Arbeiten befaßte er sich besonders mit den griechischen Tragikern (Die griechische Tragödie, 2 Bde., 1930, 2 1954) und mit der Philosophie (u.a. Grundfragen der stoischen Philosophie, 1940; Der hellenische Mensch, 1947; Die Stoa. Geschichte einer geistigen Bewegung, 2 Bde., 1948/49, "1970-72). 1950 erschien sein Werk Gestalten aus Hellas. P. war Mitarbeiter und Herausgeber der kritischen Ausgabe von Plutarchs Moralia (1925 ff.). WEITERE WERKE: De Posidonü libris . Leipzig 1898. - Vom Zorne Gottes. Ein Studie über den Einfluß der griechischen Philosophie auf das alte Christentum. Göttingen 1909. - Aus Platons Werdezeit. Berlin 1913. - Staatsgedanke und Staatslehre der Griechen. Leipzig 1923. . Beitrag zur Geschichte des griechischen Geistes. Göttingen 1933. - Antikes Führertum. Cicero de officiis und das Lebensideal des Panaitios. Leipzig 1934. Nachdruck Amsterdam 1967. - Herodot. Der erste Geschichtsschreiber des Abendlandes. Leipzig 1937,21961. - Hippokrates-Studien. Göttingen 1937. - Hippokrates und die Begründung der wissenschaftlichen Medizin. Berlin 1938. - Zenon und Chrysipp. Göttingen 1938. - Die Begründung der abendländischen Sprachlehre durch die Stoa. Göttingen 1939. - Philosophie und Erlebnis in Senecas Dialogen. Göttingen 1941. - Philon von Alexandria. Göttingen 1942. - Klemens von Alexandria und sein hellenisches Christentum. Göttingen 1943. Griechische Freiheit. Wesen und Werden eines Lebensideals. Heidelberg 1955. - Kleine Schriften. Hrsg. v. Heinrich Dörrie. 2 Bde., Hildesheim 1965. Polanyi, Michael, * 12.3.1891 Budapest, t 22.2. 1976 Oxford. Aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, studierte P., Bruder des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers Karl P., Medizin und Chemie an der TH Karlsruhe, wurde hier 1913 zum Dr. med., 1917 in Budapest zum Dr. phil. promoviert und war 1923-33 als Privatdozent wissenschaftliches Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie. 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten entlassen, emigrierte er im selben Jahr nach Großbritannien, war 1933-48 Prof. für physikalische Chemie und 1948-58 Prof. für soziale Studien in Manchester. Seit 1959 war er Senior Research Fellow in Oxford und wirkte als Gastprofessor an mehreren amerikanischen Universitäten. Nach 1848 befaßte sich P. besonders mit Sozialwissenschaften und Philosophie und entwickelte eine Theorie des personengebundenen Wissens, das sich aus untergeordneten, unartikulierten und impliziten Einsichten generiert. Er veröffentlichte u. a. Science, Faith and Society (1946), Personal Knowledge. Towards a Post-Critical Philosophy (1958), Beyond Nihilism (1960; dt. Jenseits des Nihilismus, 1961) und The Tacit Dimension (1966; dt. Implizites Wissen, 1985). WEITERE WERKE: Meaning. Chicago 1975 (mit Harry Prosch). - Society, economics & philosophy. Selected papers. Edited with an introduction by Richard T. Allen. New Brunswick, N.J. 1997. LITERATUR: Thomas A. Langford/William H. Poteat (Hrsg.): Intellect and Hope. Essays in the Thought of M. P.

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Polich Durhamn, N. C. 1968 (mit Bibliographie). - Richard L. Gelwick: The Way of Discovery. An Introduction to the Tought of M. P. New York 1977. - Harry Prosen: M. P. A Critical Exposition. Albany, N.Y. 1986 (mit Bibliographie). Andy F. Sanders: M. P.'s post-critical epistemology. A reconstruction of some aspects of „Tacit knowing". Amsterdam 1988. - Richard T. Allen: Transcendence and immanence in the philosophy of M. P. and Christian theism. Lewiston u.a. 1992. - Drusilla Scott: Everyman revived. The common sense of M. P. Grand Rapids, Mich. 1995. - Georg Hans Neuweg: Könnerschaft und implizites Wissen. Zur lehr-lerntheoretischen Bedeutung der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie M. P.S. Münster u. a. 1999. - Jerry H. Gill: The tacit mode. M. P.'s postmodern thought. Albany, N.Y. 2000. Polich, Martin, auch M. P. von Meilerstadt, Mellerstadtius, * um 1450 Mellrichstadt (Unterfranken), t 27.12. 1513. P. wurde 1470 an der Univ. Leipzig immatrikuliert, erwarb 1475/76 den Grad eines Magister artium und studierte neben seiner Tätigkeit als Lehrer für aristotelische Logik Medizin, Astronomie und Astrologie. 1482 erhielt er die Stelle eines Leibarztes bei Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen, der ihn 1494 zum Prof. der Medizin ernannte und ihm auch die Mitgliedschaft im Collegium maius der Univ. verschaffte. 1502 wurde P. vom Kurfürsten mit der Gründung der Univ. Wittenberg betraut, deren erster Rektor er wurde. P. verfaßte neben medizinischen Schriften philosophische und anatomische Lehr- und Handbücher sowie astronomisch-astrologische Kalendarien. Als sein ehemaliger Schüler Konrad Wimpina um 1500 die Humanisten angriff, wurde P. zum Vorkämpfer des Leipziger Frühhumanismus und reagierte mit der Schrift Laconismos tumultuarius [...] in defensionem poetices contra quendam Theologum editus (um 1500). P. war Mitglied der von Konrad Celtis eingerichteten Sodalitas litteraria Rhenania und trat für die Grundsätze des Hippokrates ein. 1498-1501 trug er einen Gelehrtenstreit mit Simon Pistoris über den Ursprung der Syphilis aus. LITERATUR: VD 16 P 3973-3976.

arbeitenden Teil der Gesellschaft („Nährarmee") geschaffen werden. Von diesem Sektor der Wirtschaft mit Arbeitspflicht und Versorgung in natura grenzt er den Luxusgütersektor ab. P. hat mit seinen gesellschaftspolitischen Zukunftsvorstellungen Widerspruch, in seinen letzten Lebensjahren aber auch Anerkennung erfahren. Verehrer und Schüler gründeten 1918 den Verein „Allgemeine Nährpflicht". Eine eigene Zeitschrift kam mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zu ihrem Ende. 1938 wurde P.s Denkmal im Wiener Rathauspark zerstört und 1951 wieder errichtet. P. war nach 1945 lange Zeit im wesentlichen nur noch Gegenstand des Gedenkens anläßlich seines Geburts- und Todestages; erst in den achtziger Jahren wurden seine Vorstellungen als Bestandteil der erinnerten Tradition der Idee einer materiellen Grundsicherung erneut thematisiert. WEITERE WERKE: Die technischen Fortschritte nach ihrer ästhetischen und kulturellen Bedeutung. Leipzig 1888, 2 1901. - Fundament eines neuen Staatsrechts. Dresden 1905. - Das Recht zu leben und die Pflicht zu sterben. Socialphilosophische Betrachtungen, anknüpfend an die Bedeutung Voltaire's für die neuere Zeit. Leipzig 1878, 41924. Voltaire. Eine Charakteranalyse in Verbindung mit Studien zu Ästhetik, Moral und Politik. Dresden 1905, 31925. - Das Individuum und die Bewertung menschlicher Existenz. Dresden 1910. 3. Aufl. unter dem Titel: Das Ich und das soziale Gewissen. Dresden 1924. - Selbstbiographie. Leipzig 1917. Neudruck unter dem Titel: Mein Leben und Wirken. Eine Selbstdarstellung. Dresden 1924. - Eine Auseinandersetzung mit dem Sozialismus und den Sozialisten. Wien 1920. - Über Religion. Wien/Leipzig 1924. - Philosophie des Strafrechts. Wien/Leipzig 1924. LITERATUR: Ingrid Belke: Die sozialreformerischen Ideen von J. P.-L. (1838-1921) im Zusammenhang mit allgemeinen Reformbestrebungen des Wiener Bürgertums um die Jahrhundertwende. Tübingen 1978. - Paul Edwards: J. P.-L. In: The Encyclopedia of Philosophy. Bd. 6, New York/London 1967, S. 401-407. - Bruno Frei: Der Türmer. Wien 1971. - Materielle Grundsicherung. P.-L.' Programm „Die allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage". Hrsg. und eingeleitet von Emmerich Tälos. Wien 1989. Emmerich Talos

Popper, Josef, Pseud. Lynkeus, * 21.2. 1838 Kolin (Böhmen), t 22. 12.1921 Wien. Nach einer Ausbildung an den Polytechnika in Prag und Wien sowie verschiedenen wenig erfolgreichen Tätigkeiten (z. B. als Privatlehrer) beschloß P., Sohn eines Kaufmanns, 1866, sich mit technischen Erfindungen seinen Lebensunterhalt zu sichern. Er war dabei durchaus erfolgreich (Erfindung der Kesseleinlagen, Herstellung eines Luftkondensators, Konstruktion eines Luftkühlapparats), gab jedoch wegen andauernder Krankheit 1897 jede technische Beschäftigung für immer auf. Der von ihm vorerst als Pseudonym für seine Schrift Phantasien eines Realisten (2 Bde., 1899) verwendete Name Lynkeus (Türmerfigur aus —» Goethes Faust) wurde 1901 zum Beinamen. P. publizierte weiterhin Arbeiten zu Themen wie Energieübertragung, Elektrotechnik, Aerodynamik. Bekannt wurde er jedoch in erster Linie mit seinen sozialphilosophischen und sozialethischen Überlegungen - vor allem mit seinem Werk Die allgemeine Nährpflichl als Lösung der sozialen Frage (1912, 2 1923). Mit diesem Zukunftsprogramm, dessen Kernpunkt die materielle Existenzsicherung für alle Menschen ist, steht P. in einer Reihe von Autoren (Edward Bellamy, Karl Ballod, Pjotr A. Kropotkin), die angesichts verbreiteter sozialer Not (vor allem der Arbeiterschaft) eine Gesellschaft ohne Not erstrebten. Den Bezugspunkt der gesellschaftspolitischen Überlegungen P.s bildete das Recht jedes Individuums auf eine sorglose physische Existenz. Das dafür Notwendige muß - so P. - von einem pflichtmäßig

Popper, Sir Karl Raimund, * 28.7. 1902 Wien, t 17.9. 1994 Croydon bei London. P., Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, studierte in Wien u.a. Literatur, Physik, Philosophie und Musik. 1922 holte er die Reifeprüfung nach und machte eine Tischlerlehre. 1925 gehörte P. zu den Studenten des ersten Jahrgangs am „Pädagogischen Institut" in Wien und wurde 1928 bei dem Sprachtheoretiker Karl —»Bühler promoviert. 1930-35 war er Hauptschullehrer in Wien. Vor allem in Auseinandersetzung mit der Philosophie des „Wiener Kreises" (Moritz —»Schlick, Ludwig —»Wittgenstein u.a.) entstand Die Logik der Forschung (1935). 1937-45 hatte P. einen Lehrauftrag in Christchurch (Neuseeland) inne, wo er The Open Society and Its Enemies (1945; dt. Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde, 2 Bde. 1957/58) schrieb. Von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1969 war er Prof. der Logik und wissenschaftlichen Methode an der London School of Economics. P. hielt Gastvorlesungen an vielen bedeutenden Universitäten und wurde mit zahlreichen Doktoraten ausgezeichnet. 1965 wurde er geadelt. Bis zu seinem Tod beschäftigten ihn philosophische und politische Probleme. Mit 17 Jahren bereits führten zwei Erlebnisse P. zu gedanklichen Konsequenzen, die die Keimzellen einer neuen Philosophie wurden. Aus seinem -»Einstein-Erlebnis folgerte er, daß auch ein System von scheinbar sicheren Wahrheiten (die Physik vor der Jahrhundertwende) zum Einsturz kommen kann, wenn man kritisch bleibt und kleine Fehler ernst nimmt. Sein —> Marx-Erlebnis öffnete ihm die Augen dafür,

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Portmann daß ein unwiderlegbares System (der dialektische Materialismus) eine politische Gefahr ist, wenn es die Irrtumsmöglichkeit nicht einkalkuliert. Das Eingeständnis der Fehlbarkeit (Fallibilität) und die Suche nach Fehlern (Kritizismus) waren fortan für ihn wichtiger als die traditionelle Suche nach einer sicheren Begründung des Wissens. In der Logik der Forschung verwirft P. den sogenannten ,Induktionsschluß' von Beobachtungen auf die Theorie. Theorien - so sein Diktum - sind Erfindungen und gelten solange als wahr, als sie intensiven Widerlegungsversuchen standhalten, d. h. solange sie nicht falsifiziert werden können. Alles Wissen bleibt Vermutungswissen; es gibt keine Methode, Irrtümer auszuschließen. In seiner Analyse und Kritik totalitärer Systeme ersetzt P. die Frage Platons „Wer soll regieren?" durch die Frage „Wie soll regiert werden?". Nicht in der Volksherrschaft, sondern in der Zähmung der Macht durch Gewaltenteilung, freie Presse und Rechtsstaatlichkeit liegt der Wert der Demokratie. Die Idee einer Geschichte, die inneren Notwendigkeiten folgt (—»Hegel und Marx), wird verworfen, weil die unvoraussagbaren Folgen neuen Wissens nicht bedacht wurden (Das Elend des Historizismus, 1965). Die Zukunft ist stets offen. P.s Offene Gesellschaft mißtraut daher allen utopischen Versprechungen und sucht in einer Welt voller Probleme ihr Heil in der Vernunft der kleinen täglichen Verbesserungen. P. hat als Wissenschaftstheoretiker und Sozialphilosoph weit über die Fachgrenzen hinaus gewirkt. Sein Dogmatismus und Skeptizismus überwindender kritischer Rationalismus wurde zu einer neuen Grundlage wissenschaftlicher Arbeit und fand Anerkennung auch in vielen Einzeldisziplinen und in der Politik. WEITERE WERKE: Objektive Erkenntnis. Hamburg 1973. Ausgangspunkte. Hamburg 1979 (mit Bibliographie). - Das Ich und sein Gehirn. München/Zürich 1982 (zusammen mit John C. Eccles). - Auf der Suche nach einer besseren Welt. München/Zürich 1984. - Alles Leben ist Problemlösen. München/Zürich 1994. - Vermutungen und Widerlegungen. 2 Bde., Tübingen 1994-97. LITERATUR: Eberhard Döring: K. R. P. Einführung in Leben und Werk. Hamburg 1987. - Lothar Schäfer: K. P. München 1988. - Jürgen August Alt: K. R. P. Frankfurt/New York 1992. - Manfred Geier: K. P. Reinbek 1994. Hans-Joachim Niemann Port, Kurt, * 8. 8.1896 Berlin, t 22.4.1979 Esslingen. P. kam mit fünfzehn Jahren nach Ulm, nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde danach Eisenbahnarbeiter. Beeindruckt von Dietrich Heinrich —» Kerlers Schrift Jenseits von Optimismus und Pessimismus, gab er später dessen Nachlaß heraus, wurde 1931 in München mit der Arbeit Der Einprägungswert der Wahrnehmungslehre promoviert und habilitierte sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete P. in Esslingen den Port Verlag und gab seit 1947 die Kulturzeitschrift „Die Pforte" heraus. In seinen Schriften, zu denen u. a. Das System der Werte. Kerlers Werkethik und die Formen des Geistes im wertphilosophischen Sinne (1929), Die Enge des Bewußtseins. Die experimentelle üisung eines alten psychologischen Problems von metaphysischer Bedeutung und eine Begründung der ontologischen Philosophie (1955) und Vollendung der Grundethik? (1975) gehören, beschäftigt er sich mit den Problemen der exakten Fassung des von Kerler übernommenen Begriffs „Objektwert", den Grenzen des von Kerler geforderten Impersonalismus und der Frage der Willensfreiheit. P. schrieb auch Gedichte (Leben und Tod, 1919). WEITERE WERKE: Philosophische Schriften. Hrsg. v. Helmut Schiller. 6 Bde., Esslingen 1993-96. - Stefan George. Ulm 1919. - Sexdiktatur. Volksverdummung, Volksverführung, Volksvernichtung. Esslingen 1972. - Bloßer

Sex oder ganze Liebe? Werterkenntnis zur Wende. Esslingen 1978. - Gottesmystik und Mystik der Seele. Esslingen 1979. - Vernunftgemäßer Idealismus als Voraussetzung zukünftiger Kultur. Hrsg. v. Helmut Schiller. Esslingen 1991. LITERATUR: August Messer: Wertphilosophie der Gegenwart. Berlin 1930. - Helmut Schiller: Einleitung. In: K. P.: Philosophische Schriften, [s.o.] Bd. l, 1993, S. XX1-LXIV. Portmann, Adolf, * 27.5.1897 Basel, t 28.6.1984 Basel. Der Arbeitersohn studierte in Basel, wo er 1921 promoviert wurde und sich 1926 habilitierte; 1931-68 war er hier Prof. und Direktor der Zoologischen Anstalt. 1947 war P. Rektor der Univ. seiner Heimatstadt, 25 Jahre im Vorstand ihrer Volkshochschule, 1948-51 Präsident der International Association of University Lecturers, 1962-69 der schweizer. Hochschulrektorenkonferenz. P.s Arbeiten galten zunächst Insekten und Meerestieren, später auch Vögeln, Säugern und dem Menschen. In der Dissertation über Libellen zog F., seiner Zeit weit voraus, aus Lebensweise und Verhalten Schlüsse für eine .biologische Systematik'. Wirbeltierstudien zu Wachstum und Gehirnentwicklung führten P. zum Thema Nesthocker und Nestflüchter als Entwicklungszustände verschiedener Wertigkeit bei Vögeln und Säugern (1939), in das er 1941 auch den Menschen einbezog: Die Tragzeiten der Primaten und die Dauer der Schwangerschaft beim Menschen. Ein Problem der vergleichenden Biologie. Er beschrieb den Menschen als „sekundären Nesthocker" mit „offener" Präge- und Lernphase im „sozialen Uterus" der Familie. P. gewann damit einen biologischen Zugang zum Verständnis der menschlichen Sonderstellung (Biologische Fragmente zu einer Lehre vom Menschen, 1944). Wie der Titel zeigt, sah P. das Studium des Lebendigen als notwendigen, aber nicht ausreichenden Beitrag zum Verständnis von Mensch und Welt und Wissenschaft dafür nicht als allein zuständig an. Dieser Auffassung ging er vor allem auf den Eranos-Tagungen nach, die der Zusammenführung von Wissen aus Ost und West galten. Der Fachwelt stand diese Einstellung so fern, daß sie (vor allem in Deutschland) P.s zoologische Arbeiten wenig beachtete; ein Echo fanden hier seine Auffassungen über die biologische Basis des Humanums dagegen bei Kinderärzten, Pädagogen und Anthropologen. Bei der Berufswahl hatte P. auch die Malerei erwogen; er hat sein Leben lang gezeichnet und gemalt und sah im Ästhetischen ein dem Rationalen gleichwertiges Element von Lebens- und Weltkunde. Seine gesellschaftliche Verantwortung als Forscher nahm P. als Mitinitiator von „Schweizer Jugend forscht" wahr. P. hat früh vor den negativen Auswirkungen der Wissenschaft auf Medizin und Umwelt, Moral und Politik gewarnt. WEITERE WERKE: Einführung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere. Basel 1948, M965. - Probleme des Lebens. Eine Einführung in die Biologie. Basel 1949, •11964. - Das Tier als soziales Wesen. Zürich 1953,21962. Ein Naturforscher erzählt. Basel 1954, 1966. - Der Pfeil des Humanen (Zu P. Teilhard de Chardin). Freiburg/München 1960, 61965. - Biologie und Geist. Freiburg/Basel/Wien 1963. - Zoologie aus vier Jahrzehnten. München 1967. Biologie als technische Weltmacht. Hamburg 1969. - Entläßt die Natur den Menschen? München 1970. LITERATUR: Rolf Kugler: Philosophische Aspekte der Biologie A. P.s Zürich 1967. - Gerd von Wahlen: A. P. Versuch einer Würdigung. Basel 1972. - Helmut Müller: Philosophische Grundlagen der Anthropologie A. P.s. Weinheim 1988. - Anita Brinckmann-Voss/Pio Fieroni/Sigurd von Boletzky: A. P.s frühe Studien mariner Lebewesen. Ba-

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Praechter sei 1997. - Uni Nova. Wissenschaftsmagazin der Universität Basel. (Hrsg. vom Rektorat.) Nr. 79/Mai 1997 (Themenheft zum 100. Geburtstag von A. P.). Gerd von Wahlen Praechter, Karl, * 17.10.1858 Heidelberg, t 18.2.1933 Halle/Saale. Der Kaufmannssohn studierte seit 1877 zunächst Theologie in Lausanne, dann klassische Philologie in Tübingen, Leipzig, Bonn und Marburg, wo er 1885 zum Dr. phil. promoviert wurde, und war 1881-87 als Gymnasiallehrer in Durlach und Bruchsal tätig. 1887-89 setzte P. seine Studien in Berlin fort, habilitierte sich 1889 für klassische Philologie in Bern und wurde hier 1897 a. o., 1899 o. Prof. der klassischen Philologie. 1907 folgte er einem Ruf als Ordinarius nach Halle. P. veröffentlichte u. a. Die griechisch-römische Popularphilosophie und die Erziehung (1886) und Hierokles der Stoiker (1901). Von ihm stammt die Neubearbeitung der 10., 11. und 12. Auflage des 1. Bandes von —»Ueberwegs Grundriß der Geschichte der Philosophie (1909, 1920, 1926). Prantl, Carl von, * 28. 1.1820 Landsberg/Lech, t 14.9. 1888 Oberstdorf. P., Sohn eines Kaufmanns, studierte klassische Altertumswissenschaft in München und Berlin, wurde 1841 in München zum Dr. phil. promoviert (De Solonibus legibus specimina) und habilitierte sich 1843 (De Aristotelis librorum ad historiam animalium pertinentium ordine atque dispositione). Seit 1849 lehrte P. als a. o., seit 1859 als o. Prof. zunächst der Philologie, seit 1864 der Philosophie in München und wurde 1872 Vorstand des Universitätsarchivs. Im selben Jahr wurde er nobilitiert. Seine Geschichte der Logik im Abendlande (4 Bde., 1855-70, Neuausgabe 1927, 1955) ist der erste großangelegte Versuch, mit bis dahin teilweise unbekanntem Material einen Überblick über die Geschichte der Logik zu geben. P. machte sich auch um die Aristoteles-Forschung verdient. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Die Bedeutung der Logik für den jetzigen Standpunkt der Philosophie (1849), Über die Entwicklung der aristotelischen Logik aus der Platonischen Philosophie (1853) und Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München (2 Bde., 1872). WEITERE WERKE: Über die Probleme des Aristoteles. München 1851. - Die gegenwärtige Aufgabe der Philosophie. München 1852. - Über die dianoetischen Tugenden in der Nicomachischen Ethik des Aristoteles. München 1852. - Übersicht der griechisch-römischen Philosophie. Stuttgart 1854. - Über die zwei ältesten Compendien der Logik in deutscher Sprache. München 1856. - Die Philosophie in den Sprichwörtern. München 1858. - Über die geschichtlichen Vorstufen der neureren Rechtsphilososophie. München 1858. - Michael Psellus und Petrus Hispanus. Leipzig 1867. - Verstehen und Beurteilen. München 1877. Über die Berechtigung des Optimismus. München 1880. LITERATUR: Gideon Spicker: Mensch und Thier. Eine psychologisch-metaphysische Abhandlung mit besondrer Rücksicht auf C. v. P.'s Reformgedanken zur Logik. In: Zeitschrift für philosophische Kritik 9 (1876) S. 193-270. Wilhelm von Christ: Gedächtnisrede auf K. v. P. gehalten in der öffentlichen Sitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften zur München am 28. März 1889. München 1889 (mit Bibliographie). - Clemens Baeumker: K. v. P. In: ADB 55, 1910, S. 854-872. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. Pribram, Karl, * 2.12.1877 Prag, t 14.7. 1973 Washington, D. C. Das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Deutschen Univ. Prag, in Breslau, Berlin und Wien schloß P., dessen Vater als Jurist Präsident der Arbeiter-UnfallVersicherungsanstalt für das Königreich Böhmen war, 1900

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in Prag mit der Promotion zum Dr. jur. ab, habilitierte sich 1907 für politische Ökonomie in Wien (Geschichte der österreichischen Gewerbepolitik), war Privatdozent und wurde 1914 a. o. Prof. der Wirtschaftswissenschaften; 1916 wurde die Venia legendi auf das Gebiet der Statistik erweitert. 1909-21 war er Sekretär, später Generalsekretär der österr. Zentralstelle für Wohnungsreform, 1911-17 Leiter der Abteilung für Wirtschaftsstatistik bei der Statistischen Zentralkommission in Wien, wurde nach kurzem Kriegsdienst 1917 ins Handelsministerium übernommen, wechselte in das Ministerium für Soziale Verwaltung und wurde zum Ministerialrat ernannt. 1919-22 war er Mitglied des vom Reichsarbeitsministerium in Berlin eingesetzten Arbeitsrechtsausschusses, leitete 1921-28 die Statistische Abteilung im Internationalen Arbeitsamt in Genf und lehrte 1928-33 als Ordinarius für Wirtschaftliche Staatswissenschaften, Wirtschaftsund Sozialwissenschaft in Frankfurt/Main. 1933 wegen seinerjüdischen Herkunft in den Ruhestand versetzt, emigrierte P. 1934 in die USA, war in Washington, D.C., 1934-36 Mitglied des Brooking Institute Research Stuff, 1936-42 des Social Security Board und lehrte 1939-52 an der American University. 1942-59 gehörte er der Tariff Commission an. P. veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur Sozial- und Wohnungsproblematik, Sozialstatistik und zum Arbeitsrecht, beschäftigte sich aber auch mit sozial- und rechtsphilosophischen Fragen. Zu seinen Werken zählen u. a. Die Entstehung der individualistischen Sozialphilosophie (1912), Die Grundgedanken der Wirtschaftspolitik der Zukunft (1918), Probleme der internationalen Arbeitsstatistik (1925), Probleme der internationalen Sozialpolitik (1927) und Unemployment as a World Problem (1931). P.s Hauptwerk ist A History of Economic Reasoning (\ 983; dt. Geschichte des ökonomischen Denkens, 1992). WEITERE WERKE: Nominalismus und Begriffsrealismus in der Nationalökonomie. In: Schmollers Jahrbuch, 1913. Der Individualismus in der neueren Rechtsphilosophie. Wien 1914. LITERATUR: Renate Heuer/Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität. Frankfurt/New York 1997, S. 295-298. Przywara, Erich, * 12.10.1889 Kattowitz (Oberschlesien), t 28.9.1972 Hagen bei Murnau (Oberbayern). Der Kaufmannssohn trat in die Gesellschaft Jesu ein, war 1908-10 Novize in Exaeten (Niederlande), studierte 1910-13 Philosophie in Valkenburg (Niedelande) und war 1913-17 am Collegium Stella Matutina in Feldkirch (Vorarlberg) tätig. 1917-21 hielt er sich zum Studium der Theologie in Valkenburg auf. 1920 empfing P. die Priesterweihe, arbeitete von 1922 bis zu ihrem Verbot durch die Nationalsozialisten 1941 in der Redaktion der Zeitschrift „Stimmen der Zeit" in München und übte 1920-37 eine rege Vortragstätigkeit in Mitteleuropa aus. P. veröffentlichte Schriften zur Anthropologie, zum Phänomen der Zeit und zur Kirche. Seine Interpretation der Analogia entis führte zu einer theologischen Kontroverse mit Karl —»Barth. P.s nicht abgeschlossenes philosophisches Hauptwerk ist Analogia entis. Metaphysik (Bd. l, 1932). Zu Darstellung seiner Analogia entis sind auch die Arbeiten Mensch. Typologische Anthropologie (Bd. l, 1959) und Logos. Logos, Abendland, Reich, Commercium (1964) heranzuziehen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u. a. Religionsbegründung. Max Scheler John Henry Newman (1923), Religionsphilosophie katholischer Theologie (1926), Ringen der Gegenwart (2 Bde., 1929), Augustinus (1934), Christliche Existenz (1934), Deus semper maior. Theologie der Exerzitien (3 Bde., 1938-40), Crucis mysterium. Das christliche Heute (1939), Humanitas. Der Mensch gestern und morgen (1952) und Kirche in Gegensätzen (1962).

Pufendorf WEITERE WERKE: Gottesgeheimnis der Welt. 3 Vorträge über die geistige Krisis der Gegenwart. München 1923. Gott. 5 Vorträge über das philosophische Problem. München 1926. - Das Geheimnis Kierkegaards. München 1929. Kant heute. Eine Sichtung. München 1930. - Heroisch. Paderborn 1936. - In und gegen. Stellungnahmen zur Zeit. Nürnberg 1955. - Demut, Geduld, Liebe. Die 3 christlichen Tugenden. Düsseldorf 1960. - Schriften. Hrsg. v. Hans-Urs von Balthasar. 3 Bde., Einsiedeln 1962. LITERATUR: E. P. Sein Schrifttum 1912-1962. Hrsg. v. Leo Zimny und Hans-Urs von Balthasar. Einsiedeln 1963. - E. P. 1889-1969. Eine Festgabe. Hrsg. v. Leo Zimny. Düsseldorf o.J. [1969]. - Julio Terän-Dutari: Christentum und Metaphysik. Das Verhältnis beider nach der Analogielehre E. P.S. München 1973. - Erich Naab: Zur Begründung der analogia entis bei E. P. Eine Erörterung. Regensburg 1987. - Bernhard Gertz: E. P. (1889-1972). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u.a. 1988, S. 572-589. - Heinrich Beck: Freiheit und triadische Struktur des Seins - im Ausgang von E. P. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 38 (1991) S. 385-398. - Philibert Secretan: L'analogie selon Gustav Siewerth et E. P. Essai d'e"tude comparative. In: Revue philosophique Louvain 95 (1997) S. 298-317. Eva-Maria Faber: P., E. In: TRE 27, 1997, S. 607-610. Pufendorf, Samuel Frh. von, * 8.1.1632 Dorfchemnitz (Sachsen), t 26.10. 1694 Berlin. Der Sohn eines luth. Pastors besuchte seit 1645 die Fürstenschule in Grimma. 1650 nahm er in Leipzig das Studium der Theologie auf, verlegte sich jedoch bald auf juristischphilosophische Studien. 1656 setzte er sein Studium in Jena fort. Hier traf er auf seinen wichtigsten Lehrer, den Philosophen und Mathematiker Erhard —»Weigel, der ihn mit den Gedanken von Hugo Grotius und Thomas Hobbes vertraut machte. 1658 verließ er Jena mit dem Magistergrad, um durch Vermittlung seines Bruders Hauslehrer bei dem schwedischen Gesandten in Kopenhagen, Baron von Coyet, zu werden. Dort geriet er für acht Monate in dänische Gefangenschaft, die er zur Abfassung seines ersten größeren Werks, Elementorum Jurisprudentiae Universalis libri duo (1660), nutzte. Nach seiner Freilassung 1659 folgte P. der Familie Coyet nach Holland, wo er Peter de Groot, Sohn von Hugo Grotius, kennenlernte. Auf dessen Empfehlung hin erteilte ihm Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz einen Ruf nach Heidelberg auf den ersten Lehrstuhl für Natur- und Völkerrecht. Hier heiratete P. 1665 Katharina Elisabeth von Pal then. Die bedeutendste seiner verfassungsrechtlichen Abhandlungen dieser Zeit war die 1667 unter dem Pseudonym Severinus de Monzambano veröffentlichte Schrift De statu Imperil Germanici ad Laelium fratrem, dominion Trezolani, über unus. Hieraus stammt die berühmte Beschreibung des damaligen Reiches als eines (im Sinne der aristotelischen Staatsformenlehre) irregulären, einem „Monstrum" ähnlichen Gebildes. 1670 folgte P. einem Ruf an die schwedische Univ. Lund, womit auch der erstrebte Wechsel an die Juristische Fakultät verbunden war. Kurz darauf entstanden seine beiden Hauptwerke: De lure Naturae et Gentium libri octo (1672) und De officio hominis et civis prout ipsi praescribuntur lege natural! (1673), in denen er sein in Deutschland für über hundert Jahre maßgebliches Naturrechtssystem entwickelte. Dieses beruhte auf der Vorstellung, aus der Hilflosigkeit des einzelnen Menschen (imbecillitas) ergebe sich die Notwendigkeit zum Gemeinschaftsleben (socialitas), welches durch Verträge (u.a. Gesellschafts-/Unterwerfungsvertrag) abgesichert wird. Weitere wichtige Aspekte waren die Unterscheidung zwischen relativem und absolutem Naturrecht

sowie dessen weitgehende Säkularisierung. Dank zahlreicher Übersetzungen konnten diese Gedanken international großen Einfluß erzielen, insbesondere auf die Menschenrechtserklärungen des 18. Jahrhunderts. In Preußen, wo Christian -»Thomasius und Christian -»Wolff P.s Ideen weiterentwickelten, spiegelte sich die Wirkung seiner Lehren etwa im 2. Teil des Allgemeinen Landrechts, dessen Aufbau von der kleinsten Einheit hin zum Gesamtstaat P.s Naturrechtssystem entlehnt war. Langfristig förderten die Gedanken P.s im Zivilrecht die Herausbildung eines Allgemeinen Teils, im Strafrecht die Entwicklung des Schuldstrafrechts und die stärkere Berücksichtigung von Abschreckung und Erziehung (statt bloßer Vergeltung) bei der Definierung des Strafzwecks. Nach der Besetzung Lunds durch die Dänen ernannte König Karl XI. P. 1676 in Stockholm zu seinem Hofhistoriographen. Früchte dieser Tätigkeit waren zwei Untersuchungen zur schwedischen Reichsgeschichte (Commentariorum de rebus Suecicis ab expeditione Gustavi Adolphi in Germaniam ad abdicationem usque Christinae, 1686; De rebus a Carola Gustavo Sueciae rege gestis, 1696) sowie die Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten, so itziger Zeit in Europa sich befinden (1682-85). Die Beschäftigung P.s mit Fragen des Staatskirchenrechts weckte das Interesse des Großen Kurfürsten, der sich daher bemühte, ihn als Hofhistoriker für Brandenburg-Preußen zu gewinnen. 1688 siedelte P. nach Berlin über. Hier verfaßte er vor allem die Geschichte der Regierungszeit des Großen Kurfürsten (De rebus gestis Friderici Wilhelmi Magni Electoris Brandenburgici Commentariorum, 1695) und begann mit einer ähnlichen Arbeit über dessen Nachfolger (1784 unter dem Titel De rebus gestis Friderici III Electoris Brandenburgici erschienen). Nach einer erneuten Reise nach Schweden, in deren Verlauf er in den schwedischen Freiherrnstand erhoben worden war, verstarb P. 1694 in Berlin, wo er im Chor der Nicolai-Kirche beigesetzt wurde. WEITERE WERKE: De Obligatione erga patriam. 1663. De rebus gestis Philippi Amynthae. 1663. - Dissertatio de Republica irregulari. Lund 1668. - Ens scandica, qua adversus libros de lure Naturae et Gentium obiecta diluuntur. Frankfurt/Main 1668. - Dissertationes Academicae Selectiores. Uppsala 1677. - Über die Natur und Eigenschaft der christlichen Religion und Kirche in Ansehung des bürgerlichen Lebens und Staats. 1687. - Jus feciale Divinum sive de consensu et dissensu protestantium. Lübeck 1695. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Wilhelm Schmidt-Biggemann. Berlin 1996 ff. LITERATUR: Bibliographie der Literatur zu P. in: Detlef Döring: Pufendorf-Studien. Berlin 1992, S. 214 ff. Erik Wolf: Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. Tübingen "1963, S. 311-370. - Malte Dießelhorst: Zum Vermögensrechtssystem S. P.s. Göttingen 1976. - Albrecht Randelzhofer: Die Pflichtenlehre bei S. v. P. Berlin 1983. - Armin Angat: Die Aufnahme der Lehren S. v. P.s (1632-1694) in das Recht der Vereinigten Staaten von Amerika. Kiel 1985. - Kjell A. Modder (Hrsg.): S. v. P. 1632-1982. Stockholm 1986. - Dietmar Willoweit: P., S. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. v. Adalbert Erler/Ekkehard Kaufmann. Bd. 4, Berlin 1990, Sp. 105-109. - Detlef Döring: P.-Studien. Beiträge zur Biographie S. v. P.s und zu seiner Entwicklung als Historiker und theologischer Schriftsteller. Berlin 1992. - Thomas Behme: S. v. P.: Naturrecht und Staat. Göttingen 1995. - Hagen Hof: S. P. In: Gerd Kleinheyer/Jan Schröder: Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. Karlsruhe 4 1996, S. 335-340. - Fiammetta Palladini/Gerald Härtung (Hrsg.): S. P. und die europäische Frühaufklärung. Berlin 1996. Ina Eben

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Radakovic Radakovic, Konstantin, * 11.7.1894 Graz, t 19.9.1973 Graz. R. studierte Philosophie an den Universitäten Czernowitz und Innsbruck, wo er 1918 aufgrund der Arbeit Das Problem der Kausalität promoviert wurde. 1923 habilitierte er sich an der Univ. Graz und war Privatdozent, seit 1927 Leiter des Seminars für philosophische Soziologie, seit 1934 als tit. a. o. Professor. Aus Protest gegen die Nationalsozialisten legte er im Oktober 1938 die Dozentur nieder. 1941 nach Kostajnica (Kroatien) emigriert, kehrte er nach Kriegsende nach Graz zurück, wurde 1946 a. o. Prof. der Geschichte der Philosophie und Soziologie und war 1949-65 o. Prof. der Philosophie. R. veröffentlichte u. a. Die letzten Fundamente der Hume'sehen Erkenntnistheorie (1925), Grundzüge einer descriptiven Soziologie (1927), Grundzüge einer genetischen Soziologie (1929) und Individuum und Gesellschaft (1931). WEITERE WERKE: Vitalismus und Mechanismus. Graz 1922. - Die Stellung des Skeptizismus zu den Grundlagen unserer Erkenntnis. Graz 1926. - Die Stellung des Skeptizismus zu Wissenschaft und Weltanschauung. Graz 1928. Das religiöse Erlebnis. Graz 1951. LITERATUR: Philosophie der Toleranz. Festschrift zum 65. Geburtstag von K. R. Graz 1959. Radbruch, Gustav (Lambert), * 21. 11. 1878 Lübeck, t 23. 11.1949 Heidelberg. R., Sohn eines Kaufmanns, studierte in München, Leipzig und Berlin Jura und legte 1901 das Referendarexamen ab. 1902 in Berlin bei Franz von Liszt promoviert, habilitierte er sich 1903 in Heidelberg mit einer Arbeit zum strafrechtlichen Handlungsbegriff und war dort Privatdozent, später a. o. Professor. 1919 wurde R. o. Prof. des Strafrechis und der Rechtsphilosophie in Kiel, wirkte seit 1926 wieder in Heidelberg und wurde 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Lehramt entlassen. Von 1920 bis 1924 gehörte er als Sozialdemokrat dem Reichstag an und war 1921, 1922 und 1923 Reichsjustizminister. 1945 wurde er in Heidelberg wieder in sein Professorenamt eingesetzt. R.s Bedeutung als Rechtsphilosoph besteht vornehmlich darin, daß er nach einem Jahrhundert formaler Allgemeiner Rechtslehre (in der Nachfolge —> Kants) wieder eine materiale Rechtsphilosophie begründete. Den Rechtsbegriff orientierte er, den zeitgenössischen Positivismus überschreitend, an der Rechtsidee, auf die er bezogen sei. Ein objektives Naturrecht lehnte er ab, nicht aber ein subjektives im Sinne unveräußerlicher Menschenrechte. Bei der Ausarbeitung einer materialen Rechtsphilosophie (Rechtsphilosophie, 31932; 4.-8. Aufl. postum, hrsg. von Erik Wolf) knüpfte R. an den südwestdeutschen (wertphilosophischen) Neukantianismus an, von dem er zwei Denkrichtungen übernahm: den Methodendualismus von Sollen und Sein sowie den werttheoretischen Ansatz. Von hier aus erfaßte er die Rechtswissenschaft als eine „wertbeziehende" Kulturwissenschaft. Sein Hauptanliegen war, mittels des Methodendualismus und eines erkenntnistheoretisch begründeten Relativismus die dialektische Fülle der Kulturwerte zu ordnen. Die zentrale Frage war dabei die nach der Rechtsidee. R. zufolge entfaltet sich diese nach drei Wirkungsrichtungen: Gerechtigkeit (Gleichheit), Zweckmäßigkeit (soziale Werte) und Rechtssicherheit (Rechtsfrieden). Dabei hatte ursprünglich die Rechtssicherheit (Positivität) den Vorrang. Da nämlich das Gleichheitsprinzip nur formal sei und die Zweckidee nur relativ gelte, müsse um des Rechtsfriedens willen der Rechtsinhalt autoritativ festgesetzt werden. R.s Relativismus verzichtete zwar auf eine absolut geltende soziale Ordnung, nicht jedoch auf die Sichtung und Bewertung der möglichen Sozialmodelle, deren Zahl er für begrenzt hielt: individualistische, überindividualistische und transpersonale Werte: Freiheit, Macht, Kultur.

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In seiner rechtsphilosophischen Parteienlehre stellt R. die Demokratie als die einzig zulässige Staatsform heraus. Zufolge des Pluralismus von Grundtypen politischer Parteien müsse im politischen Leben der Mehrheitswille entscheiden. Dabei setzte der späte R. dem Relativismus und dem Mehrheitsprinzip eine durch das Verbot einer diktatorischen Verfassung und durch die Anerkennung unveräußerlicher Grund- und Menschenrechte unübersteigbare Grenze. Dem Einwand, daß die scharfe Trennung von Sollen und Sein wirklichkeitsfremd und die Aufstellung von drei gleichermaßen möglichen Modellen der sozialen Ordnung zu dialektisch gedacht sei, trug R. in seinem Spätwerk (Vorschule der Rechtsphilosophie, 1947, 2. und 3. Aufl. postum, hrsg. von Arthur Kaufmann) weitgehend selbst Rechnung: einmal durch die Entspannung des Dualismus von Sollen und Sein mittels der „Natur der Sache", zweitens, indem er nicht mehr der Rechtssicherheit stets den Vorrang vor der Zweckmäßigkeit einräumte, und drittens, indem er „gesetzlichem Unrecht", das generell gegen die Gerechtigkeit verstößt, die Geltung absprach und an dessen Stelle „übergesetzliches Recht" treten ließ (Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht, in: Süddeutsche Juristen-Zeitung, 1946, S. 105-108). Diese „Radbruchsche Formel" hat maßgeblich die gerichtliche Bewältigung des nationalsozialistischen und dann auch des DDR-Unrechts beeinflußt. Als Strafrechtslehrer hat R. die kriminalpolitischen Reformgedanken seines Lehrers Franz von Liszt weitergeführt. Er trat nachdrücklich für den Resozialisierungsgedanken ein und forderte für den Strafvollzug die Gemeinschaftshaft in (halb-) offenen Anstalten. Als Reichsjustizminister legte er einen von ihm persönlich gestalteten Strafgesetzentwurf (Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuches, [1922] 1952) vor, der die Abschaffung der Todesstrafe, des Zuchthauses und der nutzlosen Ehrstrafen vorsah. Bedeutendes hat R. auch auf dem Gebiet der Rechts- und Kulturgeschichte geleistet; genannt seien Paul Johann Anselm Feuerbach. Ein Juristenleben (1934, 31969), Elegantiae Juris Criminalis. Vierzehn Studien zur Geschichte des Strafrechts (1938, 21950), Gestalten und Gedanken (1944, 2 1954). WEITERE WERKE: Einführung in die Rechtswissenschaft. Leipzig 1910. Göttingen 121969 (ab 9. Aufl. postum, bearb. v. Konrad Zweigert). - Kulturlehre des Sozialismus. Berlin 1922. 4. Aufl. postum, hrsg. v. Arthur Kaufmann, Frankfurt/ Main 1970. - Die Natur der Sache als juristische Denkform. In: Festschrift zu Ehren von Rudolf Laun. Hamburg 1948, S. 157-176. - Der Geist des englischen Rechts. Heidelberg 1946. Göttingen 51965. - Geschichte des Verbrechens (mit Heinrich Gwinner). Stuttgart 1951. Neuausgaben Frankfurt/ Main 1990 und 1991. - Der innere Weg. Aufriß meines Lebens. Stuttgart 1951. Göttingen 21961. - G. R. Gesamtausgabe, auf 20 Bände berechnet. Hrsg. v. Arthur Kaufmann. Heidelberg 1987 ff. LITERATUR: Archibald Hunter Campbell: G. R.s Rechtsphilosophie und die englische Rechtslehre. Hannoversch Münden 1949 (engl. und dt.). - Erik Wolf: Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. Tübingen 41963, S. 713-765. - Paul Bonsmann: Die Rechts- und Staatsphilosophie G. R.s. Bonn 1965. - Günter Spendel: Jurist in einer Zeitenwende. G. R. zum 100. Geburtstag. Heidelberg 1979. - Holger Otte: G. R.s Kieler Jahre 1919-1926. Diss. Kiel 1982. - Michael Gottschalk: G. R.s Heidelberger Jahre 1926-1949. Diss. Kiel 1982. - Björn Schumacher: Rezeption und Kritik der Radbruchschen Formel. Diss. Göttingen 1985. - Arthur Kaufmann. G. R. Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat. München 1987. - Arthur Kaufmann: Die R.sche Formel vom gesetzlichen Unrecht und vom übergesetzlichen Recht in der Diskussion um das im Namen der DDR begangene Unrecht. In: Neue Juristische Wochen-

Ranke schrift 48 (1995) S. 81-86. - Frank Sauger: R.sche Formel und Rechtsstaat. Heidelberg 1995. - Carola Vulpius: G. R. in Oxford. Zur Aufarbeitung eines Kapitels länderiibergreifender Rechtsphilosophie. Heidelberg 1995. Arthur Kaufmann Rahner, Karl (Josef Erich), * 5.3.1904 Freiburg/Breisgau, t 30.3.1984 Innsbruck. R. trat 1922 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte 1924-33 Philosophie und Theologie an den Hochschulen der Jesuiten in Feldkirch (Vorarlberg), Pullach und Valkenburg (Niederlande); 1932 wurde er zum Priester geweiht. Von seinen Vorgesetzten zur Promotion in Philosophie bestimmt, erarbeitete er in Freiburg/Breisgau eine Dissertation, in der er die Erkenntnistheorie des Thomas von Aquin weiterführen wollte, die jedoch von dem neuscholastischen Philosophen Martin —> Honecker nicht angenommen wurde (Geist in Welt, 1939). Bestimmend für R.s Denken wurde die Teilnahme an Martin —»Heideggers Seminaren 1934-36. Nach der Promotion in Theologie 1936 und der Habilitation für Dogmatik dozierte er an der Univ. Innsbruck. Vorträge bei den Salzburger Hochschulwochen 1937 waren die Grundlage für sein religionsphilosophisches Werk Hörer des Wortes (1941). Nach Aufhebung der Theologischen Fakultät und des Jesuitenkollegs in Innsbruck durch die Nationalsozialisten erhielt R. „Gauverbot" in Tirol. Er war seit 1939 im Wiener Seelsorgeinstitut, auf Vortragsreisen und als Pfarrseelsorger in Bayern tätig, konnte nach Kriegsende in Pullach und München wieder Theologie dozieren und wurde 1949 zum o. Prof. der Dogmatik an der wiedererrichteten Theologischen Fakultät der Univ. Innsbruck ernannt, an der sein Bruder Hugo R. als Kirchenhistoriker lehrte und forschte. R.s wissenschaftliche Tätigkeit beruhte zwar auf einem fundamentalen Ansatz in Meditation und Transzendentaltheologie, realisierte sich aber vor allem im Eingehen auf konkrete Anfragen. So entstanden aus Artikeln und Vorträgen 16 Bände Schriften zur Theologie (1954-84). Seine systematisierende Kraft kam in einer umfangreichen Lexikon-Tätigkeit zur Geltung: Er war Herausgeber der 2. Auflage des Lexikonsfür Theologie und Kirche (14 Bde., 1957-68) und des Lexikons Sacramentum Mundi (4 Bde., 1967-69), Mitverfasser des Kleinen Theologischen Wörterbuchs (zusammen mit Herbert Vorgrimler, 1961). Ferner trat er durch wissenschaftliche Planung und Mitherausgeberschaft hervor, u.a. der Reihe „Quaestiones disputatae" (1958-84: 101 Bände) und des Handbuchs der Pastoraltheologie (5 Bde., 1964-72). 1961 berief ihn Papst Johannes XXIII. zur Mitarbeit bei der Vorbereitung des Zweiten Vatikanischen Konzils; 1961-65 kam er im Konzil als offizieller Theologe zu großem Einfluß. Die von der Kirchenversammlung befürwortete Öffnung der Kirche zur Welt trug er durch engagierte Mitwirkung an Symposien von Christen und Marxisten sowie von Naturwissenschaftlern und Theologen mit. Er war Mitbegründer der Zeitschrift „Concilium" (l965 ff.). Mannigfache loyale Kritik an kirchlichen Mißständen und Fehlentwicklungen verband er mit konkreten Reformvorschlägen. Der Ökumene von kath. und evang. Christen gab er wichtige Impulse. Ausgedehnte Vortragsreisen führten ihn durch ganz Europa (auch durch den damaligen Ostblock) und nach Übersee. Für die Medien war er ein gesuchter Partner. 1964 nahm R. einen Ruf als Nachfolger Romano —> Guardinis auf dem Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Univ. München an. Aus den dortigen Vorlesungen über das Christentum erwuchs sein Grundkurs des Glaubens (1975). Er wechselte 1967 auf die o. Professur für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Univ. Münster und wurde 1971 emeritiert. Als Berater des Münchner Kardinals Julius Döpfner und in der Synode der westdeutschen Bistümer in Würzburg (1971-75) wirkte er

stark auf die kirchlichen Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein. Seine vielschichtige Tätigkeit wurde durch offizielle Ehrungen anerkannt: 1970 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, im selben Jahr Mitglied des Ordens Pour le merite für Wissenschaft und Künste, 1972 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences in Boston, 1973 SigmundFreud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Insgesamt erhielt er 15 Ehrendoktorate. Von seinen Anfangsjahren bis zu seinem Tod wirkte er auch mit nachhaltigem Echo als religiöser Schriftsteller, durch Meditationskurse und Predigten. WEITERE WERKE: Sendung und Gnade. Innsbruck 1959. Biblische Predigten. Freiburg/Basel/Wien 1965. - K. R. im Gespräch. 3 Bde., München/Düsseldorf 1982-86. - Eine Gesamtausgabe und -bibliographie werden zur Zeit durch das Karl-Rahner-Archiv in Innsbruck erarbeitet. LITERATUR: Klaus P. Fischer: Der Mensch als Geheimnis. Die Anthropologie K. R.s. Freiburg 1974. - K. R. Bilder eines Lebens. Freiburg 1985. - Herbert Vorgrimler: K. R. verstehen. Freiburg 21988. - K. R. Sehnsucht nach dem geheimnisvollen Gott. Hrsg. v. Herbert Vorgrimler. Freiburg 1990. - Karl-Heinz Neufeld: Die Brüder R. Freiburg 1994. Albert Raffelt/Hansjürgen Verweyen: K. R. München 1997. Herbert Vorgrimler Rand, Rose, * 14.6.1903 Lemberg, t 28.6.1980 Princeton (New Jersey, USA). R. kam 1920 nach Wien, wo sie an der Univ. Philosophie studierte (u.a. bei Moritz -»Schlick), wurde 1927 mit einer Dissertation über den polnischen Logiker Tadeusz Kotarbinski promoviert (Kontarbinskis Philosophie) und nahm an Sitzungen des Wiener Kreises teil. 1930-37 leistete sie Forschungsarbeit in der Psychiatrischen Klinik bei Otto Pötzl und Heinz Hartmann. 1939 emigrierte R. als jüdische Staatenlose nach Großbritannien, arbeitete als Krankenschwester und besuchte Vorlesungen der Moral Science Faculty in Cambridge, u. a. von Ludwig —> Wittgenstein. Seit 1943 war sie im Kriegsdienst und bis 1948 als Fabrikarbeiterin tätig. Seit 1947 hielt R. Abendkurse über Psychologie und Deutsch am Luton Technical College und am Tottenham Technical College. Versuche einer Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Arbeit scheiterten. R. lebte zuletzt in den USA. LITERATUR: Ilse Korotin: ,Ach Österreich... das ist wirklich ein Kapitel für sich'. Auf den Spuren weiblichen Philosophierens zwischen .Wissenschaftlicher Weltauffassung' und .Deutscher Sendung'. In: Die Philosophin 3 (1991) S. 26-50. Ranke, Leopold von, * 21. 12.1795 Wiehe bei Artern/ Unstrut, t 23.5.1886 Berlin. Bis heute gilt R. als einer der großen Historiker und Begründer der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung. Dieses Ansehen beruht auf der Methode seiner Arbeit, auf seinen beispielgebenden Werken und auf der Bildung einer einflußreichen historischen Schule. Er war nicht der erste, der historiographische Quellen strenger Kritik unterwarf und auf originäre Quellen (Urkunden, Akten etc.) zurückgriff; aber er machte dies zur methodischen Grundforderung. Aus seinem Seminar ist eine Reihe von namhaften Historikern hervorgegangen; die akademische Lehre war gleichwohl nicht der bedeutendste Teil seiner Arbeit. R. war vor allem Geschichtsschreiber, der auf der Grundlage kritischer Quellenforschung große historische Darstellungen literarischen Anspruchs schrieb, die zur Bildungslektüre wurden. R.s Vorfahren waren Pfarrer; sein Vater jedoch hatte das Studium der Theologie mit dem der Jurisprudenz vertauscht und verwaltete die Patrimonialgerichte des Grafen von Werthern. Nach häuslichem Unterricht und zweijährigem Besuch der

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Ranke Lateinschule des Klosters Donndorf wurde er 1809 in die sächsische Fürstenschule Schulpforta aufgenommen, deren Ausbildungsprogramm durch die Verbindung von strenger, aber nicht enger luth. Religiosität und klassischer Bildung geprägt war. Die hier erfahrene Prägung trug wesentlich dazu bei, daß der Theologiestudent, der 1814 die Leipziger Univ. bezog, sich zunehmend der Philologie zuwandte, durch die er, vor allem unter dem Einfluß Gottfried Hermanns, zur historisch-philologischen Quellenkritik geführt wurde. Der Schritt zur Geschichtswissenschaft als Beruf erfolgte in Frankfurt/Oder, wo er 1818 Oberlehrer am Gymnasium wurde. Er trat damit in den Dienst des Staates, mit dessen politischem und sozialem System er sich zunehmend identifizierte, in dem er zu höchsten Ehren aufstieg und dessen Geschichte er einen beträchtlichen Teil seines Lebens widmete. 1825 schon wurde R. an die Univ. Berlin berufen, der er bis an sein Lebensende angehörte. 1843 heiratete er Clarissa (Klara) Graves aus anglo-irischer Familie. 1865 wurde er nobilitiert. Als angesehenster deutscher Historiker seiner Zeit - und einstiger Lehrer König Maximilians II. von Bayern - war er erster Präsident der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Beschäftigung mit griechischen und römischen Geschichtsschreibern, die er auf die Völkerwanderung, das Mittelalter und die Renaissance ausweitete, veranlaßten ihn, Widersprüchen, auf die er bei den italienischen Geschichtsschreibern der Zeit um 1500 traf, kritisch nachzugehen und eine eigene Darstellung zu versuchen. Sein Erstling, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1514 (1824), erregte Aufsehen und verschaffte ihm eine a. o. Professur an der Berliner Universität. Das Epochemachende an diesem Buch war einmal die Konzeption der romanischen und germanischen Völker als enge, geschichtlich konkrete Einheit des sich im späten Mittelalter bildenden europäischen Staatensystems. Zum anderen war es die Methode der Erarbeitung des Buches, über die der beigegebene Band Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber Rechenschaft gab; er sollte „zur Sammlung eines unverfälschten Stoffes für die neuere Geschichte, zu einem gründlichen Urteil über Natur und Wert der über dieselbe vorhandenen urkundlichen Schriften (...) beitragen". Bei seinen Studien zur Fortsetzung der Geschichten in österreichischen und italienischen Archiven stieß R. auf die „Relationen" der venezianischen Gesandten als verläßliche Quelle vor allem für die diplomatisch-politische Geschichte. Ihr Studium ließ den Plan eines Werkes über die Fürsten und Völker von Südeuropa im 16. und 17. Jahrhunden entstehen, von dem 1827 ein erster Band Die Osmanen und die spanische Monarchie behandelte. Als politisch angeregte zeitgeschichtliche Gelegenheitsarbeit entstand Die serbische Revolution (1829). Bei R.s Rückkehr nach Berlin (1831) ließ er sich für die Herausgabe einer halboffiziellen Zeitschrift zur Erläuterung und Rechtfertigung der preuß. Politik gewinnen. Nach zwei Bänden (1832 und 1836, zu Zweidritteln von R. selbst geschrieben), kam die „Historisch-politische Zeitschrift" zum Erliegen: Sie war für ein breiteres Publikum zu wissenschaftlich, R. kein Publizist. Seine konservative und gouvernementale Einstellung brachte ihm wenig Zustimmung und begründete das Urteil politischer Leisetreterei und Konfliktscheu - ein Urteil, das sich durch seine Revolutionsfurcht 1848, seine Zurückhaltung gegenüber dem liberalen Nationalismus und zunächst auch der Reichsgründung, schließlich seine Erleichterung über die konservative Wendung der deutschen Innenpolitik 1878/79 bestätigt sah. Sein „objektiver" Konservatismus entsprach seinem Verständnis vom Gang der Weltgeschichte und von seiner Aufgabe als Historiker: im Glauben an die göttliche Lenkung der Geschichte sich um

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objektive Erkenntnis und Darstellung, „wie es wirklich gewesen war", zu bemühen. Mit seiner Antrittsrede als o. Prof. Über die Verwandtschaft und den Unterschied von Geschichte und Politik von der politischen Publizistik Abschied nehmend (1836), trat R. in die Phase seiner großen Werke ein, die ihn zum bedeutendsten deutschen Geschichtsschreiber seiner Zeit und auch international berühmt machten. Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrhundert (3 Bde., 1834-36), die Frucht seiner italienischen Studien, war ein Beispiel historischer und konfessioneller Unparteilichkeit und ein Meisterwerk der Darstellung in der narrativen Verknüpfung des Allgemeinen und des Besonderen, deren Erkenntnis und Sichtbarmachung R. als die Hauptaufgabe des Historikers verstand. Sein nächstes großes Werk galt der Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation (5 Bde., 1839-43; Bd. 6: Analekten, Urkundenteil. 1847); mit ihm begann die wissenschaftliche Deutung dieser entscheidungsvollen Epoche. Wieder stand eine Quellengruppe am Anfang, die Reichstagsakten, deren Informationen er durch die Erschließung umfangreichen Archivmaterials ergänzte; wieder umspannte die Darstellung das ganze Geflecht der politischen und kirchlichen Geschehnisse, um einzelne bedeutende Ereignisse, Personen, Schriften verdichtet und von der Höhe „allgemeiner" Betrachtung her dargestellt. Mit dem Thronwechsel 1840, der Ernennung zum Historiographien des preuß. Staates und dem Eintritt in den engeren Kreis um Friedrich Wilhelm IV. verstärkte sich R.s innere Bindung an das monarchische Preußen; die Revolution 1848 vertiefte seinen politischen Konservatismus. Seine unmittelbar zuvor erschienenen Neun Bücher preußischer Geschichte (3 Bde., 1847/48), die Darstellung der Ausformung des monarchischen Absolutismus und des Aufstiegs Preußens zur Großmacht (bis 1745) fanden im liberalen und national gesinnten Lager, aber auch bei den altpreußischen Konservativen nur geringe Resonanz, obwohl sie (1874 auf Zwölf Bücher [5 Bde.] erweitert und bis 1763 fortgeführt) frühere Darstellungen in den Schatten stellten. Mit der Konzentration auf die innere Staatsentwicklung und die partikularstaatliche Machtpolitik kam das Werk dem vorherrschenden Zeitgeist nicht entgegen. 1832 hatte R. in einem berühmt gewordenen Aufsatz Die großen Mächte (in: Historisch-politische Zeitschrift), die Ausbildung des europäischen Staatensystems als den wichtigsten Vorgang der frühneuzeitlichen europäischen Geschichte und als ihr friedenssicherndes Ergebnis skizziert. Die Darstellung des inneren und äußeren Aufstiegs dieser Mächte wurde sein großes Thema - nach der Preußischen Geschichte in der Französischen Geschichte, vornehmlich im 16. und 17. Jahrhundert (5 Bde., 1852-61) und der Englischen Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrhundert (7 Bde., 1859-69). Sie beruhten auf ausgreifenden Quellenstudien, deren Erträge in „Analekten" nachgewiesen und kritisch reflektiert wurden. Die darstellerische Höhe der Französischen Geschichte wurde allerdings von der Englischen nicht erreicht; die konservative Interpretation der Unruhen und Umbrüche während der Stuart-Epoche, insbesondere der Glorious Revolution 1688, stieß auf Kritik. Die große Französische Revolution und ihre Aus- und Fernwirkungen auf Deutschland, die tief in seine Lebenszeit hineinreichten, hat R. - trotz mancher Annäherungen nicht zusammenhängend behandelt, sondern nur ausschnittsweise (z. B. in Die Deutschen Mächte und der Fürstenbund. Deutsche Geschichte von 1780-1790, 2 Bde., 1871; Ursprung und Beginn der Revolutionskriege 1781 und 1792, 1875; Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten Hardenberg, 5 Bde., 1877-81): im wesentlichen politikgeschichtliche Historiographie, die nicht mehr die Unmittelbarkeit seiner Abhandlungen über Deutschland und Frankreich in der

Rausch „Historisch-politischen Zeitschrift" (1832) besaß. In seinen Vorlesungen hat R. wiederholt die Geschichte seiner Zeit behandelt; in seinen Werken kommt sie nur marginal und auf besondere Veranlassung hin vor; sie war nach R.s Überzeugung zu nahe, ihr Verlauf im Zeitalter der Revolutionen noch zu offen für eine „objektive" Darstellung. Gegen Ende seines Lebens legte R. 1881 den ersten Doppelband seiner Weltgeschichte vor; bis 1885 folgten fünf weitere Bände, die die Darstellung bis zum Tod Ottos des Großen führen; posthum wurden bis 1888 die drei letzten Bände, die bis zum Fall Konstantinopels und zum Beginn der Renaissance reichen, von seinen Mitarbeitern herausgegeben. Ein wissenschaftsgeschichtlich bereits überholtes, als Leistung eines fast erblindeten über achtzigjährigen Einzelnen erstaunliches Werk. Hier ist die Weltgeschichte noch einmal als die Geschichte der Kulturwelt des vorderasiatisch-europäischen Raumes erzählt, die auf die romanisch-germanischen Völker zuläuft; ihre Darstellung breitet ein immenses historisches Wissen aus, das freilich nicht mehr dem Stand der Forschung entsprach. In ihr versuchte R., im .Zusammenhang der großen Geschichte" das Wirken Gottes in der Geschichte zu erkennen und seine früh verkündete Absicht, die „Mär der Weltgeschichte aufzufinden", zu verwirklichen. Er tat es im Vertrauen auf den Fortbestand der „Kulturwelt", dessen Bedrohung durch soziale Revolution er überwunden glaubte, als er sein letztes Werk zu diktieren begann. Keines seiner Werke gehört heute noch zur Pflichtlektüre der Historiker, auch nicht zum Kanon bildungsrelevanter Lektüre. In der Geschichte der - nicht nur deutschen - Geschichtswissenschaft aber nimmt R. die Stellung eines „Klassikers" ein. Und es gibt nach der kritischen Auseinandersetzung mit seiner Geschichtslheorie und deren Nachwirkungen Anzeichen eines neuen Interesses an seinen Werken als bedeutende Beispiele narrativer Geschichtsschreibung. Eine historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke R.s gibt es bisher nicht. Seine sehr umfangreiche private Bibliothek, in der sich auch zahlreiche Originale und Abschriften von bisher ungedruckten archivalischen Quellen befinden, wurde nach seinem Tod von der Syracuse University, N. ., erworben. Ihre Erschließung hat begonnen. WERKE: Sämtliche Werke. 54 Bde., Leipzig 1867-90. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Paul Joachimsen u. a. München 1926 ff. (Davon erschienen nur: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Hrsg. v. P. Joachimsen. - Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Hrsg. v. Georg Küntzel. 1930). - Leopold von Ranke. Aus Werk und Nachlaß. Hrsg. v. Walther Peter Fuchs/Theodor Schieder. München 1964 ff. (Bd. I: Tagebücher Hrsg. v. W. P. Fuchs. 1964. Bd. 2: Über die Epochen der neueren Geschichte. Hrsg. v. T. Schieder/Helmut Berding. 1971. Bd. 3: Frühe Schriften. Hrsg. v. W. P. Fuchs. 1973. Bd. 4: Vorlesungseinleitungen. Hrsg. v. W. P. Fuchs/Volker Dotterweich. 1975). - Edward Muir: The L. v. R. Manuscripts of Syracuse University. Syracuse 1983. - L. v. R. Das Briefwerk. Hrsg. v. W. P. Fuchs. Hamburg 1949. - L. v. R. Neue Briefe. Bearb. v. Bernhard Hoeft, hrsg. v. Hans Herzfeld. Hamburg 1949. LITERATUR: Theodor von Laue: R. The Formative Years. Princeton 1950. - Carl Hinrichs: R. und die Geschichtstheologie der Goethezeit. Göttingen 1954. - Rudolf Vierhaus: R. und die soziale Welt. Münster 1957. - Gunter Berg: L. v. R. als akademischer Lehrer. Studien zu seinen Vorlesungen und seinem Geschichtsdenken. Göttingen 1968. - Helmut Berding: L. v. R. In: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Deutsche Historiker. Bd. 1. Göttingen 1971, S. 7-24. - Leonard Krieger: R. The Making of History. Chicago/London 1977. - Rudolf Vierhaus: Geschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Kunst. In: Historische Zeitschrift 244 (1987) S. 285-298. Wolfgang Mommsen (Hrsg.): L. v. R. und die moderne

Geschichtswissenschaft. Stuttgart 1988. - Georg G. Iggers/ James M. Powell (Hrsg.): L. v. R. and the Shaping of the Historical Discipline. Syracuse 1990. Rudolf Vierhaus Raphael, Max, Pseud. M. R. Schönlank(e), * 27.8.1889 Schönlanke (Posen), t 14.7. 1950 New York. R. studierte 1907-13 Nationalökonomie, Wirtschafts- und Kunstgeschichte in München, Berlin und Paris. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil, desertierte 1917 in die Schweiz, kehrte 1920 nach Berlin zurück, war 1920-32 Dozent an der Volkshochschule in Berlin, befaßte sich mit philosophischen Fragen, studierte zugleich Mathematik und Physik. 1932 wurde R. aus politischen Gründen entlassen, emigrierte nach Paris, wo er 1940 verhaftet und interniert wurde, und ging 1941 nach New York. Er starb vermutlich durch Selbstmord. Zu R.s Schriften gehören u. a. Von Monet zu Picasso. Grundzüge einer Ästhetik und Entwicklung der modernen Malerei (1913, M 920), Idee und Gestalt. Ein Führer zum Wesen der Kunst (1921), Proudhon, Marx, Picasso (1933) und Zur Erkenntnistheorie der konkreten Dialektik (1934). WEITERE WERKE: Werkausgabe in 11 Bänden. Hrsg. v. Klaus Binder (Bd. 1-4) und Hans-Jürgen Heinrichs (Bd. 5-11). Frankfurt/Main 1989 (mit Bibliographie und Beschreibung des Nachlasses). LITERATUR: Hans-Jürgen Heinrichs (Hrsg.): ,Wir lassen uns die Welt nicht zerbrechen'. M. R.s Werk in der Diskussion. Frankfurt/Main 1989. Ratzenhofer, Gustav, * 4.7.1842 Wien, t 8. 10.1904 auf See. R. erlernte das Uhrmacherhandwerk, trat 1859 in den Militärdienst ein, nahm 1866 am Feldzug gegen Preußen teil, besuchte 1868-70 die Kriegsschule und arbeitete 1874-76 im Wiener Büro für Kriegsgeschichte. 1876-79 war R. im k. k. Kriegsarchiv tätig, wurde 1889 Oberst, 1894 Kommandant einer Infanteriebrigade, 1895 Generalmajor, 1898 Präsident des Militärobergerichts in Wien und Feldmarschalleutnant. Seit 1895 war er Mitglied des Internationalen Instituts für Soziologie in Paris. Neben militärwissenschaftlichen Abhandlungen veröffentlichte R., der einen monistischen Positivismus vertrat, soziologische und philosophische Schriften, u. a. Die sociologische Erkenntnis. Positive Philosophie des socialen Lebens (1898), Der positive Monismus und das einheitliche Prinzip aller Erscheinungen (1899) und Positive Erkenntnistheorie (1902). 1893 erschien sein dreibändiges Hauptwerk Wesen und Zweck der Politik als Teil der Soziologie und Grundlage der Staatswissenschaften. WEITERE WERKE: Positive Ethik. Die Verwirklichung des Sittlich-Seinsollenden. Leipzig 1901. - Die Krise des Intellects. Positive Erkenntnistheorie. Leipzig 1902. - Positive Lehre von den menschlichen Wechselbeziehungen. Aus dem Nachlasse hrsg. v. Gustav Ratzenhofer. Leipzig 1907. LITERATUR: Otto Gramzow: G. R. und seine Philosophie. Berlin 1904. - Albion Woodbury Small: General Sociology. Chicago 1905 (Kapitel 4-5). - Ludwig Stein: Der soziale Optimismus. Jena 1905. - L. Gumplowicz: La sociologia e G. R. In: Rivista italiana di sociologia 9 (1905) S. 269-297. Rausch, Jürgen, * 12.4. 1910 Bremen, t 8.6.1995. R. studierte an den Universitäten Heidelberg und Jena Philosophie, Germanistik und Geschichte, wurde 1934 mit der Arbeit Zum Problem des Primats. Studie zum Charakter der Sittlichkeit und ihrer Stellung im Wertreich promoviert und war 1942-45 Dozent für Philosophie an der Univ. Jena. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 lebte er als freier Schriftsteller in München, war Mitarbeiter von Zeitungen und Rundfunkanstalten und 1953-58 Lektor bei der Deutschen Verlagsanstalt. 1962 wurde er Prof. der Philosophie, 1967 erster Rektor der Pädagogischen Hochschule in

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Rauschenberger Bonn. R. schrieb u. a. Der Urteilssinn. Eine logische Untersuchung (1943), Ernst Jüngers Optik (1951) sowie Essays (u.a. Der Mensch als Märtyrer und Monstrum, 1957) und Gedichte. Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich), * 12.7.1880 Stuttgart, t 20. 10. 1952 Frankfurt/Main. R. studierte Rechtswissenschaften und Philosophie in Heidelberg, Berlin, München und Freiburg/Breisgau, wurde 1906 in Heidelberg zum Dr. jur. promoviert und schlug 1909 die Bibliothekslaufbahn ein. Seit 1911 war er Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Senckenbergischen Bibliothek in Frankfurt/Main, wurde 1913 deren Vorstand und war 1916-47 Direktor. Beeinflußt von —»Schopenhauer und Eduard von —»Hartmann verfaßte R., der einen kritischen Realismus vertrat, eine Reihe von philosophischen Schriften. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Der kritische Idealismus und seine Widerlegung (1918), Erb- und Rassenpsychologie schöpferischer Persönlichkeiten (1942), Eduard von Hartmann (1942) und Das Weltgesetz der Polarität (1951). WEITERE WERKE: Das Bundesstaatsproblem. Leipzig 1920. - Über Identität und Kausalität. Frankfurt/Main 1920. - Die staatsrechtliche Bedeutung von Staatsstreich und Revolution. Leipzig/Frankfurt 1922. - Das philosophische Genie und seine Rasseabstammung. Frankfurt/Main 1922. Die Antinomien Kants. Berlin 1923. - Das Genie und Talent des Herrschens. Mannheim 1923. - Goethes Abstammung und Rassenmerkmale. Leipzig 1934. - Schopenhauers Abstammung und Ahnenerbe. Frankfurt 1936. - Aphorismen und Sentenzen. Leipzig 1941. - Parmenides und Heraklit. Heidelberg 1941. LITERATUR: Wilhelm Lange-Eichbaum: Genie, Irrsinn und Ruhm. München 1928, 61979. Nachdruck Frechen 2000. Ree, Paul, * 21. 11.1849 Bartelshagen (Pommern), t 28.10.1901 Celerina (Engadin). Der Sohn eines reichen Gutsbesitzers studierte Rechtswissenschaft und Philosophie an der Univ. Leipzig und ging 1874 nach Basel, wo er mit Friedrich —> Nietzsche Freundschaft schloß. 1875 wurde R. in Halle promoviert ( notio in Aristolelis Ethicis quid sibi velil). Nach dem Bruch mit Nietzsche strebte R. die Habilitation für Philosophie an, gab diese Absicht dann jedoch auf und studierte in Berlin und München Medizin. Nach dem Abschluß des Studiums 1890 lebte er als Arzt in Stibbe (Westpreußen). R. hatte durch seine evolutionistisch-deterministische, psychologisch ausgerichtete Moralphilosophie großen Einfluß auf Nietzsches Lehre von der Genealogie der Moral. Er schrieb u.a. Der Ursprung der moralischen Empfindungen (1877), Die Entstehung des Gewissens (1885) und Philosophie (postum 1903). WEITERE WERKE: Die Illusion der Willensfreiheit. Ihre Ursachen und ihre Folgen. Berlin 1885. LITERATUR: Hermann Bettele: P. R.s Lehre vom Gewissen und die Kritik derselben bei Theodor Eisenhans und H. G. Stoher. München 1927. - Charlotte Morawski: Der Einfluß R.s auf Nietzsches neue Moralideen. Breslau 1915. Rehmke, Johannes, * 1.2.1848 Hainholz bei Elmshorn (Holstein), t 23. 12.1930 Marburg. R., Sohn eines Lehrers, studierte Theologie und Philosophie in Kiel und Zürich und wurde 1873 an der Univ. Zürich zum Dr. phil. promoviert (Hartmann's Unbewußtes auf die Logik hin kritisch beleuchtet). 1875-83 war er Prof. der evang. Religionslehre und Philosophie an der Kantonsschule in St. Gallen. 1884 habilitierte er sich in Berlin und wurde 1885 a. o. Prof. an der Univ. Greifswald, an der er 1887-1921 o. Prof. der Philosophie war. 1921 ging er nach Marburg und hielt bis 1929 an der dortigen Univ. philosophische Vorlesungen. R. verstand Philosophie als vorurteilslose Grundwissenschaft, die sich mit dem Allgemeinsten des Gegebenen

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zu beschäftigen habe, und trat für eine gegen den erkenntnistheoretischen Idealismus und die traditionelle Metaphysik gerichtete realistisch-monistische Erkenntnislehre ein. Er schrieb u. a. Die Welt als Wahrnehmung und Begriff. Eine Erkenntnistheorie (1880), Lehrbuch der allgemeinen Psychologie (1894,31926), Grundriß der Geschichte der Philosophie (1896, 51965, Neudr. 1992), Das Bewußtsein (1910), Philosophie als Grundwissenschaft (1910, 21929), Logik oder Philosophie als Wissenslehre (1918, 21923) und Grundlegung der Ethik als Wissenschaft (1925). WEITERE WERKE: Das Princip des Katholicismus und Protestantismus in der christlichen Weltanschauung. Zürich 1878. - Der Pessimismus und die Sittenlehre. Leipzig 1882. - Philosophie und Kantianismus. Eisenach 1883. Die Bildung der Gegenwart und die Philosophie. Heilbronn 1896. - Außenwelt und Innenwelt, Leib und Seele. Greifswald 1898. - Zur Lehre vom Gemüt. Berlin 1898, 2 1911. Wechselwirkung oder Parallelismus. Halle 1902. - Die Seele des Menschen. Leipzig 1902,51920. - Die Willensfreiheit. Leipzig 1911. - Anmerkungen zur Grundwissenschaft. Leipzig 1913, 2 1925. - Ethik als Wissenschaft. Greifswald 1920, 3 1925. - J. R. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 1921, S. 177-200. - Die philosophische Erbsünde und Was bin ich? Marburg 1924. Der Mensch. Leipzig 1928. - Gesammelte philosophische Aufsätze. Hrsg. v. Kurt Gassen. Erfurt 1928. LITERATUR: Bibliographie in: Grundwissenschaft l (1919) S. 77-88; 10 (1931) S. 36-44. - Johannes Erich Heyde: R.Bibliographie. In: Zeitschrift für philosophische Kritik 165 (1918) S. 85-99. - Sophus Hochfeld: J. R. München/Leipzig 1923. - Johannes Erich Heyde (Hrsg.): Festschrift J. R. zum 80. Geburtstage, l.II. 1928, dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern. Leipzig 1928. - Ders.: J. R. und seine Zeit. Berlin 1935. - Gustav Troberg: Kritik der Grundwissenschaft J. R.s. Berlin 1941. - Johannes Erich Heyde: J. R. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 2 (1947/48) S. 603-606. - Friedrich Schneider: Die geschichtliche Stellung der Philosophie J. R.s. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 5 (1950) S. 253-272. - Wolfram Zitscher: R., J. In: Biographisches Lexikon für SchleswigHolstein und Lübeck. Bd. 8. Neumünster 1987, S. 294-296. Reich, Emil, * 29. 10. 1864 Koritschan (Mähren), t 13.12. 1940 Wien. R. studierte Philosophie an der Univ. Wien und wurde 1886 promoviert (Die sittliche Weltordnung in der Tragödie und Schopenhauer). Nach weiterführenden Studien in München und Berlin sowie kunsthistorischen Bildungsreisen habilitierte er sich 1890 in Wien für Philosophie. Mit R.s Berufung zum a. o. Prof. der Ästhetik erhielt 1904 erstmals ein Sozialdemokrat einen Lehrauftrag an einer deutschsprachigen Universität. 1933 emeritiert, lehrte er als Honorarprofessor noch bis 1937. R. behandelte ästhetische, philosophiehistorische und geschichtsphilosophische Themen. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete er sich dem Volksbildungswesen. Die Einrichtung von volkstümlichen Universitätsvorträgen sowie die Gründung des Volksheims Ottakring (1901), der späteren Volkshochschule, gehen wesentlich auf R.s Initiative zurück. 1890 war er Mitbegründer und bis 1928 Sekretär der Grillparzer-Gesellschaft. R. schrieb u.a. Grillpar zers Kunstphilosophie (1890), Die bürgerliche Kunst und die besitzlosen Volksklassen (1892, 21894), Henrik Ibsens Dramen (1894, 141925), Franz Grillparzers Dramen (1894; 4., neu bearb. Aufl. unter dem Titel Franz Grillparzers dramatisches Werk, 1938), Kunst und Moral. Eine ästhetische Untersuchung (1901) und Gemeinschaftsethik (1935).

Reichenbach WEITERE WERKE: Schopenhauer als Philosoph der Tragödie. Wien 1888. - Gian Vincenzo Gravina als Aesthetiker. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunstphilosophie. Wien 1890. Aus Leben und Dichtung. Aufsätze und Vorträge. Leipzig 1911. Reich, Klaus, * 1.12.1906 Berlin, t 24.1.1996 Marburg. R., Sohn eines Verlagsbuchhändlers, studierte klassische Philologie und Philosophie, Mathematik und Physik in Freiburg/Breisgau, Berlin und Rostock, wo er 1932 promoviert wurde (Die Vollständigkeit der kantischen Urteilstafeln, 2 1948). 1933 als wissenschaftliche Hilfskraft entlassen, war er bis 1939 Privatgelehrter; eine Habilitation wurde ihm verweigert. 1946 erhielt er die Venia legendi an der Univ. Marburg, wurde 1947 zum apl. Prof. ernannt und war 1956-72 o. Prof. der Philosophie. R. beschäftigte sich mit der Philosophie der Antike, insbesondere Platon, und vor allem mit —> Kant. Er veröffentlichte u. a. Kant und die Ethik der Griechen (1935) und Rousseau und Kant (1936). WEITERE WERKE: Gesammelte Schriften. Mit Einleitung und Annotationen aus dem Nachlaß hrsg. v. Manfred Baum, Udo Rameil, Klaus Reisinger und Gertrud Scholz. Hamburg 2001. LITERATUR: Manfred Baum: K. R. (1906-1996). In: KantStudien 87 (1996) S. 129-131. Reich, Wilhelm, * 24.3. 1897 Dobzau (Galizien, heute Dobrzcynica), t 3.11.1957 Lewisburg (Pennsylvania, USA). Der Sohn assimilierter jüdischer Eltern wurde bereits als Medizinstudent 1921 in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen. Von 1922 bis 1930 war er am psychoanalytischen Ambulatorium in Wien tätig. Zwischen 1928 und 1930 eröffnete er zusammen mit Marie FrischaufPappenheim in verschiedenen Stadtteilen Wiens Sexualberatungsstellen. Seit 1928 war R. in der KPÖ, nach dem Umzug nach Berlin (1930) in der KPD aktiv. Grundsätzliche theoretische Differenzen und der Versuch, die Psychoanalyse unmittelbar im Sinne marxistischer Politik nutzbar zu machen, führten 1933/34 zum Ausschluß aus der um gesellschaftliche Anpassung bemühten Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Gleichzeitig wurde die Proklamation befreiter Sexualität von der KP als Ablenkung von notwendiger politischer Aktion aufgefaßt. Auch R.s Auffassungen über Die Massenpsychologie des Faschismus (1933) widersprachen der offiziellen Parteilinie und veranlaßten den Ausschluß aus der KP. Im Exil (seit 1934 Norwegen, seit 1939 USA) entwickelte R. eine biologisch-kosmologische Theorie einer universalen Lebensenergie („Orgon"). Diese versuchte er mit speziellen Apparaten („Orgon-Akkumulatoren") zu speichern und therapeutisch anzuwenden. 1954 erfolgte auf Veranlassung amerikanischer Behörden im Zusammenhang mit dem Vertrieb der Akkumulatoren eine Anklage. R., der der Verhandlung fernblieb, wurde 1956 wegen Mißachtung des Gerichts zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und starb dort. R.s naturalistische Deutung psychoanalytischer Konzepte eliminiert den psychologischen Charakter des Freudschen Triebbegriffs. Er sieht die Ursache der Neurosen ausschließlich in einer Störung der genitalen Sexualität. Ziel seiner Therapie ist die (Wieder-)Herstellung der Orgasmusfähigkeit. Während —> Freud auf die zentrale Bedeutung reaktualisierter frühkindlicher Konflikte hinweist, betont R. die aktuelle Stauung der Sexualenergie. Auch die Idee einer primären Aggression oder eines Todestriebes wird von ihm abgelehnt. Die Störung der genitalen Sexualität ist nach R. durch äußere Zwänge bedingt. Das neurotische Symptom ist Ausdruck einer gesellschaftlich erzeugten neurotischen Charakterstruktur. Der zunächst metaphorisch gebrauchte Begriff der „Charakterpanzerung" wurde von R. zunehmend

konkretistisch gedacht, die Therapie wandelte sich von der Psychoanalyse zur Psychotechnik mit Massage und Applikation der „Orgon-Energie". R.s frühe Thesen über Abwehr und Charakterstruktur wurden von der Psychoanalyse assimiliert. Elemente aus der späteren Phase seines Werks fanden Eingang in unterschiedliche Richtungen der Gesprächstherapie und Körpertherapie. Die gesellschaftspolitischen Aspekte im Werk R.s wurden zur Zeit der Studentenunruhen wieder vermehrt diskutiert. WEITERE WERKE: Die Funktion des Orgasmus. Wien 1927. - Geschlechtsreife, Enthaltsamkeit, Ehemoral. Kritik der bürgerlichen Sexualreform. Wien 1930. - Charakteranalyse. (Wien) 1933. LITERATUR: Ilse Ollendorf-Reich: W. R. München 1975. Helmut Dahmer: Libido und Gesellschaft. Studien über Freud und die Freudsche Linke. Frankfurt/Main 1973, 2 1982. - Bela Grunberger/Janine Chasseguet-Smirgel (1976): Freud oder R. Psychoanalyse und Illusion. Frankfurt/Main 1979. - Der „Fall" W. R. Beiträge zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Hrsg. v. Karl Fallend/Bernd Nitzschke. Frankfurt/Main 1997. Volker Roelcke Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther), * 26.9.1891 Hamburg, t 9.4. 1953 Los Angeles. R. studierte Bauingenieurwesen an derTH Stuttgart, Mathematik, Physik und Philosophie an den Universitäten Berlin, Göttingen und München. 1915 wurde er in Erlangen mit der Arbeit Der Begriff der Wahrscheinlichkeit für die mathematische Darstellung der Wirklichkeit promoviert, leistete bis 1917 Kriegsdienst und war 1917-20 in der Radioindustrie tätig. Seit 1918 engagierte sich R. in der sozialistischen Studentenbewegung. Nach der Habilitation an der TH Stuttgart 1920 war er dort Privatdozent und wurde 1926 auf Betreiben Albert —> Einsteins a. o. Prof. auf dem Berliner Lehrstuhl für Naturphilosophie und Physik. 1930 gründete er mit Rudolf —»Carnap die Zeitschrift „Erkenntnis". 1933 entlassen, emigrierte R. in Türkei und war bis 1938 Prof. der Philosophie an der Univ. Istanbul. Seit 1938 lebte er in den USA, wo er bis 1953 Wissenschaftstheorie an der University of California in Los Angeles lehrte. R. war ein zentraler Vertreter des Logischen Empirismus. Sein Interesse galt zunächst der philosophischen Aufarbeitung der Relativitätstheorie (Relativitätstheorie und Erkenntnis a priori, 1920), insbesondere mit der Kantischen Lehre vom synthetischen Apriori, und Fragen der Raum-Zeit-Philosophie (Axiomatik der relativistischen Raum-Zeit-Lehre, 1924, Nachdruck 1965; Philosophie der Raum-Zeit-Lehre, 1928). R. befaßte sich ferner mit Wissenschaftssemantik und Bestätigungstheorie, führte die Verifikationssemantik des Wiener Kreises weiter und entwickelte eine dreiwertige Logik zur Deutung der Quantenmechanik (Philosophie Foundations of Quantum Mechanics, 1944; dt. Philosophische Grundlagen der Quantenmechanik, 1949). In der Ethik vertrat R. einen Voluntarismus. Zu seinen Werken gehören auch Wahrscheinlichkeitslehre. Untersuchungen über die logischen und mathematischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung (1935) und The Rise of Scientific Philosophy (1951, dt. Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie, 1953,:1968). WEITERE WERKE: Kausalstruktur der Welt und der Unterschied von Vergangenheit und Zukunft. München 1925. Atom und Kosmos. Das physikalische Weltbild der Gegenwart. Berlin 1930. - Ziele und Wege der heutigen Naturphilosophie. Leipzig 1931. - Wahrscheinlichkeitslogik. Berlin 1932. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Andreas Kamiah und Maria Reichenbach. 9 Bde., Braunschweig, später Wiesbaden 1977 ff. - Selected Writings. 2 Bde., Dordrecht 1978. Philosophie im Umfeld der Physik. Hrsg. v. Hans Poser und Ulrich Dirks. Berlin 1998. LITERATUR: Wesley C. Salmon: H. R. Logical Empirist. Dordrecht u.a. 1979. - Dieter Zittlau: Die Philosophie von

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Reichenbach H. R. München 1981. - Rudolf Haller/Friedrich Stadier (Hrsg.): Wien - Berlin - Prag. Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Zentenarien Rudolf Carnap, H. R., Edgar Zilsel. Wien 1993. - Wesley Salmon/Gereon Wolters (Hrsg.): Logic, Language, and the Structure of Scientific Theories. Pittsburgh/Konstanz 1994. - Lutz Danneberg/Andreas Kamiah/Lothar Schäfer (Hrsg.): H. R. und die Berliner Gruppe. Braunschweig/Wiesbaden 1994. - Logical empiricism and the special sciences. R., Feigl, and Nagel. Edited and with introductions by Sahotra Sarkar. New York 1996. Hans Poser/Ulrich Dirks (Hrsg.): H. R. Philosophie im Umkreis der Physik. Berlin 1998. Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von, auch Carl L. R., * 12.2. 1788 Stuttgart, t 19.1.1869 Leipzig. R., Sohn eines Bibliothekars und Archivars, war nach dem Studium der Kameralwissenschaften an der Univ. Tübingen kurze Zeit im Staatsdienst tätig. Sein eigentliches Interesse galt dem Eisenhüttenwesen. Als Gutsverwalter und Leiter eines mährischen Holzverkohlungs-Berg- und Hüttenbetriebs (1822-40) entdeckte er 1830 das Paraffin und 1832 das Kreosot. Seit 1840 beteiligte er sich an verschiedenen Fabrikgründungen in Mähren (u. a. an einem Eisenwerk). R. war Begründer der umstrittenen philosophischen Lehre vom „Öd", einer vorgeblichen, magnetismusähnlichen Naturkraft. 1839 wurde er in den Freiherrenstand erhoben, 1848 als korrespondierendes Mitglied in die Akademie der Wissenschaften in Wien aufgenommen und 1854 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. R. veröffentlichte u.a. Physikalisch-physiologische Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektrizität, der Wärme, des Lichtes, der Kristallisation, des Chemismus in ihren Beziehungen zur Lebenskraft (2 Bde., 21849/50, 3 1910), Odisch-magnetische Briefe (1852, 61955), Der sensitive Mensch und sein Verhalten zum Ode (2 Bde., 1854/55, 2 1910) und Die odische Lohe und einige Bewegungserscheinungen als Formen des odischen Princips in der Natur (1867, 21909). WEITERE WERKE: Köhlerglaube und Afterweisheit. Dem Herrn C. Vogt in Genf zur Antwort. Wien 1855. - Odische Erwiderungen an die Herren Prof. Fortlage, Schieiden, Fechner und Hofrath Cams. Wien 1856. - Wer ist sensitiv, wer nicht? Wien 1856. Leipzig 51920. - Die Pflanzenwelt in ihren Beziehungen zur Sensitivität und zum Ode. Wien 1858, 2I909. - Odische Begebenheiten zu Berlin in den Jahren 1861 und 1862. Berlin 1862. Leipzig 21913. Aphorismen über Sensitivität und Od. Wien 1866. Leipzig 2 1913. - Kleine Schriften über Sensitivität und Od. 2 Tie., Wien 21870. Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Frh. von, * 22.2.1801 Grafenau, t 16.2.1877 Heidelberg. R.-M., Sohn eines adligen ehemaligen Auditors und späteren Anwalts und Justizrats, studierte in Heidelberg kath. Theologie und Sprachwissenschaft und wurde 1823 zum Priester geweiht. Seit 1828 war er a. o., seit 1830 o. Prof. der Kirchengeschichte an der Univ. Freiburg, geriet wegen seiner liberalen Ansichten aber schon bald in Konflikt mit der erzbischöflichen Kurie. 1832 trat er zum evang. Glauben über, wechselte an die Philosophische Fakultät der Univ. Heidelberg und wurde 1840 auf den Lehrstuhl für Philosophie berufen. R.-M. veröffentlichte u.a. Geschichte des Christentums von seinem Ursprünge bis auf die neueste Zeit (2 Tie., 1830/31), Psychologie des Menschen (2 Tie., 1837/38) und System und Logik nebst Einleitung in die Philosophie (2 Tie., 1870). Seine Erinnerungen erschienen 1874 unter dem Titel Das Leben eines ehemaligen römisch-katholischen Priesters. Eine Jubelschrift.

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WEITERE WERKE: Die Autolatrie oder Selbstanbetung. Ein Geheimnis der Jung-Hegel'sehen Philosophie. Humoristischkritischer Versuch eines Sendschreibens an Dr. L. Feuerbach. Pforzheim 1843. Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich), * 13.10.1893 Braunschweig, t 8.7.1971 Göttingen. R. studierte in Freiburg/Breisgau, München, Marburg und Göttingen und wurde 1921 in Hamburg mit der Arbeit Über die Relativ-Klassenzahl gewisser relativ-quadratischer Zahlkörper promoviert. 1922 ging er als a. o. Prof. der Geometrie nach Wien und war eines der „Gründungsmitglieder" des Wiener Kreises. 1925 folgte er einem Ruf als o. Prof. nach Königsberg. 1933 entlassen, wurde er nach Protest wieder eingesetzt als o. Prof. in Marburg (bis 1954) und war 1955-62 o. Prof. in Göttingen. 1955 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. R. arbeitete vor allem über die kombinatorische Topologie und Gruppentheorie sowie über die Grundlagen der Geometrie, beschäftigte sich aber auch mit der Geschichte und Philosophie der Mathematik. Seine Knotentheorie (1932) wurde ein Standardwerk. Zu R.s Werken gehören ferner Einführung in die kombinatorische Topologie (1932, Nachdruck 1951), Topologie der Polyeder und kombinatorische Topologie der Komplexe (1938,21953), Figuren (1946), Das exakte Denken der Griechen. Beiträge zur Deutung von Euklid, Plato, Aristoteles (1949) und Raum und Zahl (1957). Er war Mitherausgeber der „Mathematischen Annalen" und des „Studium Generale". WEITERE WERKE: Die Axiome der zweigliedrigen Gruppen. Halle 1927. - Vorlesungen über Grundlagen der Geometrie. Berlin u.a. 1930. - Die Arithmetik der Griechen. Leipzig 1940. - Mathematik und Logik bei Plato. Leipzig/Berlin 1942. - Das System des Aristoteles. Leipzig/Berlin 1943. Über Freiheit und Wahrheit. Berlin 1947. - Vom Schönen. Essays. Gedichte. Hamburg 1947. - Geist und Wirklichkeit. Kritische Essays. Berlin u.a. 1953. - Die Unsachlichkeit der Existenzphilosophie. Berlin u.a. 1954. LITERATUR: Hans-Christian Reichel: K. R. (1893-1971) als Mathematiker und Philosoph. In: Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. MathematischNaturwissenschaftliche Klasse 203 (1994), Wien, S. 117 bis 135. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 911-915. Reift, Jacob Friedrich, * 23.12.1810 Vaihingen an der Enz, t 10.7.1879 Tübingen. R., Sohn eines Schmiedmeisters, trat 1828 in das Tübinger Stift ein und studierte Theologie und Philosophie. 1833 wurde er Vikar in Rudersberg, 1835 Repetent in Maulbronn und Schöntal, 1837 am Stift in Tübingen. 1840 zum Stadtvikar in Stuttgart ernannt und promoviert, habilitierte er sich 1841 und war seit 1843 a. o. Prof., seit 1855 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Tübingen, deren Rektorat er 1863 übernahm. 1874 wurde R. der persönliche Adelstitel verliehen. Beeinflußt von —>Hegel und —»Fichte, veröffentlichte er u. a. Der Anfang der Philosophie. Mit einer Grundlegung der Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften (1840), Das System der Willensbestimmungen oder die Grundwissenschaft der Philosophie (1842) und Über einige wichtige Punkte in der Philosophie (1843). Zu R.s Schülern gehörten u. a. Christoph —> Sigwart, Karl Christian —»Planck und Ludwig —»Noack. LITERATUR: Karl Christian Planck: Zur Kritik des R.'schen Systems. In: Jahrbücher der Gegenwart. Tübingen 1844, S. 911-944.

Reimmann Reimarus, Hermann Samuel, * 22. 12. 1694 Hamburg, t 1.3.1768 Hamburg. Nach seiner Schulbildung am Hamburger Gymnasium, wo u. a. Johann Albert Fabricius und Johann Christoph Wolf seine Lehrer waren, studierte R. an den Universitäten Jena und Wittenberg. 1717/18 wurde er mit hebraistischen Arbeiten zum Magister promoviert. Eine Bibliotheksreise führte ihn 1720/21 nach Leiden und Oxford. Von 1723 bis 1728 war R. Schulrektor in Wismar, bevor er 1728 als Prof. der orientalischen Sprachen an das Gymnasium seiner Heimatstadt zurückkehrte und im selben Jahr Johanna Friderike Fabricius heiratete. Hier unterrichtete er Hebräisch, biblische Hermeneutik und Kulturgeschichte des antiken Israel. Als letzte Publikation auf dem Gebiet der Orientalistik legte R. 1734 eine Paraphrase mit Anmerkungen zum Buch Hiob vor. Eine vergleichbare philologische Leistung war 1750-52 die Vollendung von Johann Albert Fabricius' Ausgabe der römischen Geschichte des Dio Cassius. Seit 1735 verfolgte R. das religionsphilosophische und offenbarungskritische Projekt, das ihm einen Platz in der Geistesgeschichte der Aufklärung gesichert hat. Mit einer unter dem Einfluß des englischen Deismus entstandenen Verteidigungsschrift für die „Freiheit eines vernünftigen Gottesdienstes" im christlich-konfessionellen Europa wollte er eine von der Vernunft ausschließlich aufgrund der natürlichen Erkennbarkeit Gottes und seiner Vollkommenheiten entworfene Religion sowie die damit korrespondierende Ablehnung jeder Offenbarungstradition rechtfertigen. Da R. zu Lebzeiten nur seine von den Zeitgenossen als Prolegomena zur Offenbarungsreligion verstandene Begründung der natürlichen Religion erscheinen ließ (Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion, 1754), galt er als populärer Religionsphilosoph, der dem physikotheologischen Argument eine wirkungsvolle Fassung gegeben habe. Nur wenigen Freunden war die komplementäre Bibelkritik bekannt, in der R. drei Hauptargumente entfaltete: Erstens trügen die biblischen Überlieferungen keine Kennzeichen einer göttlichen Offenbarung, zeichneten vielmehr besonders im Alten Testament ein mit der natürlichen Gotteserkenntnis unvereinbares Gottesbild. Zweitens sei der Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Testament unerweisbar und deshalb kein Beweis christlicher Glaubensgrundsätze aus alttestamentlichen Verheißungen möglich. Drittens sei der wesentlich politische Charakter des Wirkens Jesu durch die urchristliche Traditionsbildung sowohl der Evangelien wie der Briefe des Apostels Paulus zum Ausgangspunkt einer Erlösungsreligion verfälscht worden (Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Hrsg. von Gerhard Alexander. 1972). Die postume Veröffentlichung von Teilen dieser Kritik durch —> Lessing 1774-78 löste den sogenannten Fragmentenstreit aus, der die im dogmatisch erstarrten Protestantismus gängig gewordene Deutung der Bibel, die die historischen Mitteilungen für Tatsachenbeweise hielt, erschütterte. Indem Lessing R.' imaginative historisierende Bibelkritik als Material nutzte, um daraus eine Kritik der christlichen Hermeneutik abzuleiten, transformierte er dessen stumpfe Verwerfung der Traditionen Israels und der frühen Kirche und befreite die Theologie zu einem reflektierten historischen Verständnis der biblischen Überlieferung. Erst durch Lessing gewann R. den Rang eines Wegbereiters des religiösen Toleranzdenkens und der biblischen Exegese nach der Aufklärung. WEITERE WERKE: Vernunftlehre. Hrsg. v. Frieder Lötzsch. München 1979. - Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Tiere. Hrsg. v. Jürgen von Kempski. Göttingen 1982. Vindicatio dictorum Veteris Testamenti in Novo allegatorum 1731. Hrsg. v. Peter Stemmer. Göttingen 1983. Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion. Hrsg. v. Günter Gawlick. Göttingen 1985. - Neueste Ausgabe

der „Fragmente" in: Gotthold Ephraim Lessing: Werke und Briefe. Hrsg. v. Wilfried Barner u. a. Bd. 8, Frankfurt/Main 1989. Bd. 9, Frankfurt/Main 1993. - Kleine gelehrte Schriften/Vorstufen zur Apologie. Hrsg. v. Wilhelm SchmidtBiggemann. Göttingen 1994. LITERATUR: Wilhelm Schmidt-Biggemann: H. S. R. - Handschriftenverzeichnis und Bibliographie. Göttingen 1979. David Friedrich Strauß: H. S. R. und seine Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1862. Hildesheim 1991. - H. S. R. (1694-1768) ein „bekannter Unbekannter" der Aufklärung in Hamburg. Veröffentlichung der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg. Göttingen 1973. - Peter Stemmer: Weissagung und Kritik. Eine Studie zur Hermeneutik bei H. S. R. Göttingen 1983. - Gerhard Freund: Theologie im Widerspruch. Die Lessing-Goeze-Kontroverse. Stuttgart 1989. - Wolfgang Walter (Hrsg.): H. R. S. 1694-1768. Beiträge zur R.-Renaissance in der Gegenwart. Göttingen 1998. Christoph Bultmann Reimarus, Johann Albert Heinrich, * 11.11.1729 Hamburg, t 6.6.1814 Rantzau (Holstein). Der Sohn von Hermann Samuel —»R. studierte Medizin in Göttingen, Leiden und London. Nach der Promotion 1757 (De tumore ligamentorum circa articulos, fungo articulorum dicto) kehrte er nach Hamburg zurück, wo er als praktischer Arzt mit großem Erfolg wirkte. Er führte u. a. die Blatternimpfung und die Anwendung der Belladonna bei Staroperationen ein. Neben seiner medizinischen Tätigkeit galt sein Interesse theologisch-moralischen und philosophischen Fragen (u. a. Über die Gründe der menschlichen Erkenntnis und der natürlichen Religion, 1787) sowie wirtschaftlichen, rechtlichen und naturwissenschaftlichen Problemen. R. trat u. a. als Verfechter des Freihandelsgedankens hervor. Auf naturwissenschaftlichem Gebiet profilierte er sich insbesondere durch seine Ausführungen zur Anlage von Blitzableitern (Vom Blitze, dessen Bahn und Wirkung, 1778). Seine aufgeklärte, republikanische Gesinnung verband ihn mit -»Lichtenberg und -»Lessing. 1814 erschien R.' Lebensbeschreibung von ihm selbst aufgesetzt. WEITERE WERKE: Über die zweckmäßige Einrichtung in allen Reichen der Natur, Teleologie genannt. Hamburg 1817. LITERATUR: Gerhard Alexander: J. A. H. R. und Elise Reimarus in ihren Beziehungen zu Lessing. In: Günther Schulz (Hrsg.): Lessing und der Kreis seiner Freunde. Heidelberg 1985. Reimmann, Jakob Friedrich, auch Reimann, * 22.1.1668 Groningen bei Halberstadt, t 1.2. 1743 Hildesheim. Der Sohn eines Schulmeisters bildete sich nach dem Besuch des Gymnasiums weitgehend autodidaktisch weiter. Zunächst Hauslehrer, war er seit 1702 Hilfsinspektpr der halberstädtischen Schulen, entschloß sich 1704 zum Übertritt in den geistlichen Stand und wirkte als Pastor in Ermsleben und Domprediger in Magdeburg. 1717 wurde er Superintendent und Leiter der Schulverwaltung in Hildesheim. R.s Bedeutung beruht auf seinen zahlreichen Beiträgen zur Historia Litteraria, der Disziplinen- und Gelehrtengeschichte sowie der historischen Bibliographie. Er veröffentlichte u.a. den Versuch einer Einleitung in die Historiam literariam so wohl insgemein als auch in die Historiam literariam derer Teul· sehen (1708-13), Historia universalis atheismi et atheorum falso et merito suspectorum (1725; neu hsrg. v. Winfried Schröder, 1992) und einen Catalogus Bibliothecae Theologicae systematico-criticus (1731-39). Mit —> Leibniz verband ihn ein reger Briefkontakt. R.s Eigene Lebensbeschreibung erschien 1745 (hrsg. v. Friedrich Heinrich Theunen). WEITERE WERKE: Versuch einer Einleitung in die Historiam litterariam antediluvianam, darinnen dieselbe methodo

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Reinach scientifica entworffen. Halle 1709. - Versuch einer Einleitung in die Historic der Theologie insgemein und der Jüdischen Theologie insbesondere. Magdeburg/Leipzig 1717. Historia philosophiae Sinensis, nova methodo tradita. Braunschweig 1727, 21741. LITERATUR: Winfried Schröder: Einleitung. In: J. F. R.: Historia univeralis atheismi et atheorum falso et merito suspectorum. Hrsg. v. Winfried Schröder. Stuttgart-Bad Cannstatt 1992, S. 7-37. - Martin Mulsow/Herbert Zedelmaier (Hrsg.): Skepsis, Providenz, Polyhistorie. J. F. R. (1668-1743). Tübingen 1998. Reinach, Adolf, * 23.12.1883 Mainz, t 16.11.1917 vor Dixmuiden (Belgien). R., der einer jüdischen Kaufmannsfamilie entstammte, studierte an der Univ. München Philosophie (u. a. bei Theodor -»Lipps) und wurde 1905 mit der Dissertation Über den Ursachenbegriff im geltenden Strafrecht promoviert. Seine juristischen Studien beendete er mit dem Referendarexamen in Tübingen, ging dann nach Göttingen und habilitierte sich 1908 bei Edmund —> Husserl mit einem Entwurf zu einer Urteilstheorie. R. entwickelte sich zu einem bedeutenden Vertreter der phänomenologischen Philosophie und wurde vor allem durch seine Theorie der Sprachakte („Sozialakte") und seine Überlegungen zur Rechtsphilosophie bekannt (u. a. Die apriorischen Grundlagen des bürgerlichen Rechtes, 1913). Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wandte er sich ganz religionsphilosophischen Themen zu. R.s Gesammehe Werke wurden 1921 von seinen Schülern herausgegeben. WEITERE WERKE: Was ist Phänomenologie? München 1951. - Zur Phänomenologie des Rechts. Die apriorischen Grundlagen des bürgerliches Rechts. München 1953. Sämtliche Werke. Hrsg. v. Karl Schuhmann und Barry Smith. 2 Bde., München u.a. 1989. LITERATUR: Edmund Husserl: A. R. t. In: Kant-Studien 23 (1918/19) S. 147-149. - Armin Burkhardt: Soziale Akte, Sprechakte und Textillokutionen. A. R.s Rechtsphilosophie und die moderne Linguistik. Tübingen 1986. — Kevin Mulligan (Hrsg.): Speech Act and Sachverhalt. R. and the Foundations of Realist Phenomenology. Dordrecht u.a. 1987. Neil Duxbury: The Legal Philosophy of A. R. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 77 (1991) S. 314-347 und 466-492. - James M. Dubois: Judgement and Sachverhalt. An Introduction to A. R.'s Phenomenological Realism. Dordrecht u.a. 1995. Reiner, Gregor Leonhard, * 6.2. 1756 Murnau, t 15.2. 1807 Landshut. R., Sohn eines Zieglers und Krämers, trat 1784 in das Prämonstratenserstift Steingaden ein und studierte im Augustinerchorherrenstift Polling Philosophie, „Litterärgeschichte" und Mathematik. Anschließend unterrichtete er in Steingaden, bis er 1781 als Prof. der Philosophie an die Univ. Ingolstadt berufen wurde. Seit 1784 war er auch Lehrbeauftragter für Geschichte. Ein Konflikt mit dem Theologen Wolfgang Frölich, der ihn der Freigeisterei bezichtigte, führte 1785 zu seiner Entlassung aus dem Universitätsbetrieb. In den folgenden Jahren arbeitete R. als Hauslehrer in München und kehrte 1789 nach Steingaden zurück. Nach dem Regierungsantritt Kurfürst Maximilians IV. Joseph konnte er 1799 seine Lehrtätigkeit in Ingolstadt wieder aufnehmen, die er nach der Verlegung der Univ. nach Landshut fortsetzte. Als einer der ersten kath. Anhänger —» Kants widmete sich R. in seinen letzten Lebensjahren vornehmlich der Verbreitung von dessen Philosophie. Er veröffentlichte u.a. Inhalt der reinen Mathematik und Geodaesie (1794), Kant's Theorie der reinmoralischen Religion mit Rücksicht auf das reine Christentum kurz dargestellt (1796) und Allgemeine Rechtslehren nach Kant (1801).

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WEITERE WERKE: Die Grundidee der Arithmetik und Algebra. Aus den Lehrbüchern von Kästner und Lorenz gezogen. Füssen 1796. LITERATUR: Reiner A. Müller: G. L. R. O.Praem. (1756-1807). Notizen und Materialien zur Biographie eines frühen Kantianers in Bayern. In: Gert Melville (Hrsg.): Secundum regulam vivere. Festschrift für P. Norbert Backmund O.Praem. Windberg 1978, S. 369-390. - Peter Segl: R., G. L. In: Biographisches Lexikon der LudwigMaximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 334-335. Reiner, Hans, * 19.11.1896 Waldkirch, t 4.9.1991 Freiburg/Breisgau. Nach dem Studium in Freiburg/Breisgau, München und Marburg, das er 1926 mit der Promotion bei Edmund —» Husserl abschloß (Freiheit, Wollen und Aktivität. Phänomenologische Untersuchungen in Richtung auf das Problem der Willensfreiheit, 1927), habilitierte sich R. 1931 in Halle für Philosophie (die Habilitationsschrift erschien 1934 unter dem Titel Das Phänomen des Glaubens. Dargestellt im Hinblick auf das Problem seines metaphysischen Gehalts) und wurde 1939 apl. Professor. 1941/42 war er Vertreter des Lehrstuhls für Psychologie und Philosophie in Freiburg/ Breisgau. 1946 wurde er dort Lehrbeauftragter, 1951 Gastprofessor und 1957 a. o. Prof. der Ethik. R. beschäftigte sich vor allem mit Ethik, Religionsphilosophie und Metaphysik. Sein System phänomenologischer Wertethik scheidet, ausgehend von der Trennung zwischen nur subjektiv und objektiv bedeutsamen Werten, das sittlich Richtige und Falsche vom Guten und Bösen. R. schrieb u. a. Pflicht und Neigung. Die Grundlagen der Sittlichkeit, erörtert und neu bestimmt mit besonderem Bezug auf Kant und Schiller (1951), Grundlagen, Grundsätze und Einzelnormen des Naturrechts (1964) und Die philosophische Ethik. Ihre Fragen und Lehren in Geschichte und Gegenwart (1964). WEITERE WERKE: Phänomenologie und menschliche Existenz. Halle 1931. - Der Grund der sittlichen Bindung und das sittlich Gute. Ein Versuch, das Kantische Sittengesetz auf dem Boden seiner heutigen Gegner zu erneuern. Halle 1932. - Das Prinzip von Gut und Böse. Freiburg/Breisgau 1949. - Die Ehre. Kritische Sichtung einer abendländischen Lebens- und Sittlichkeitsform. Berlin/Frankfurt 1956. - Der Sinn unseres Daseins. Tübingen 1960, 21964. LITERATUR: Bibliographie H. R. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 21 (1967) S. 152-158. - Rudolf Jancke: Die Ethik H. R.s. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 41 (1954/55) S. 49-57. - Irene Eberhard: Das philosophische Werk H. R.s. Zu seinem 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 25 (1971) S. 615-618. Beat Sitter: Kritizistische Kritik am Naturrecht - ein Ritt gegen Windmühlen? In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 28 (1981). - Petra Kolmer: H. R. zum 90. Geburtstag. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 41 (1987) S. 306-311 (mit Bibliographie). - R. Görtzen: Duty and inclination. The phenomenological value ethics of H. R. In: Journal of Value Inquiry 28 (1991) S. 119-145. Irene Eberhard: Nachruf auf H. R. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 78 (1992) S. 259-261. - Wolfhart Henckmann: Das Problem der intersubjektiven Geltung von Werten bei H. R. In: Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.): Die Freiburger Phänomenologie. Freiburg/München 1996, S. 141-170. Reinhard, Franz Volkmar, * 12.3.1753 Vohenstrauß (Oberpfalz), t 6.9.1812 Dresden. R., Sohn eines Predigers, studierte Theologie an der Univ. Wittenberg und habilitierte sich 1777 für Philosophie und Philologie. Im folgenden Jahr erwarb er auch das Baccalaureat der Theologie und wurde 1780 Prof. der Philoso-

Reinhold phie, 1782 auch der Theologie in Wittenberg, wo er seit 1784 Propst an der Schloßkirche war. Von 1792 bis zu seinem Tod wirkte er als Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat in Dresden. R. gilt als einer der bedeutendsten deutschen Prediger im Zeitalter der Aufklärung. Seine jährlich veröffentlichten und häufig kopierten Predigten beabsichtigten im Sinne der Aufklärung eine moralische Besserung der Menschen. In der Auseinandersetzung mit der Philosophie —»Kants entwickelte sich R. zu einem Wortführer des Supranaturalismus, der durch die Begründung übernatürlicher Offenbarungswahrheiten den unbedingten Vernunftglauben zu begrenzen suchte. Der stark von —»Crusius beeinflußte R. zählte zu den Kritikern der Moralphilosophie —» Wolffs. Er veröffentlichte u.a. ein System der christlichen Moral (5 Bde., 1802-16). WEITERE WERKE: Oratiuncula de ratione docendi Socratica in institutis philosophiae academicis imitanda. Wittenberg 1780. - Darstellung der philosophischen und theologischen Lehrsätze. Amberg/Sulzbach 1801-04. - Opuscula academica. Hrsg. v. Carl Heinrich Ludwig Pölitz. 2 Bde., Leipzig 1808/09. LITERATUR: E. Förstemann: R. In: ADB 28, 1889, S. 32-33. Reinhard, Philipp Christian, * 2. 12. 1764 Schorndorf (Württemberg), t 7. 11.1812 Nischni-Nowgorod. R. studierte evang. Theologie in Tübingen und war 1788-94 als Hauslehrer in Wetzlar tätig. Danach lebte er als Privatgelehrter in Marburg, Hamburg und Jena, wo er u. a. mit August Wilhelm und Friedrich -»Schlegel in Verbindung trat. Von den Ideen der Französischen Revolution begeistert, war R. seit 1798 an der Neuordnung der politischen Verhältnisse in Köln beteiligt. Er gab u. a. die Zeitung „Beobachter im Ruhrdepartement" heraus und lehrte seit 1799 als Prof. der Geschichte an der Kölner Zentralschule. Von der politischen Entwicklung unter Napoleon enttäuscht, zog sich R. 1803 nach Moskau zurück, wo er bis 1812 als Prof. der Philosophie wirkte. Er veröffentlichte u. a. Abriß einer Geschichte der Entstehung und Ausbildung der religiösen Ideen (1794) und Versuche einer Theorie des gesellschaftlichen Menschen (1797, Neudr, 1979). WEITERE WERKE: Neue Organisation des Religionswesens in Frankreich. Köln 1803. Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens), * 18.10.1793 Jena, t 17.9. 1855 Jena. R., Sohn von Karl Leonhard -> R., verbrachte seine Kindheit in Kiel, wurde 1819 zum Dr. phil. promoviert (De genuinis Theocrlti carmlnlbus et suppositiciis) und war als Privatdozent in Jena und Kiel tätig. 1820 wurde er Subrektor des Gymnasiums in Kiel, 1824 o. Prof. der Logik und Metaphysik in Jena und 1835 Geheimer Hofrat von SachsenWeimar. Philosophisch stark von —> Kant beeinflußt, vertrat er einen „Ideal-Realismus" und einen „spekulativen Theismus". R. veröffentlichte u. a. Grundzüge eines Systems der Erkennmißlehre und Denklehre (1823, 21843), Die Logik oder allgemeine Denkformenlehre (1826), System der Metaphysik (21842, 31854), Handbuch der allgemeinen Geschichte der Philosophie für alle wissenschaftlich Gebildeten (2 Tie. in 3 Bänden, 1828-30, spätere Auflagen unter dem Titel Geschichte der Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwicklung,41854), Theorie des menschlichen Erkenntnisvermögens und Metaphysik (2 Bde., 1832-34), Lehrbuch der philosophlsch-propädeutischen Psychologie nebst den Grundzügen der formalen Logik (1835), Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (1836, 31849) und Die Wissenschaften der praktischen Philosophie im Grundrisse (3 Tie., 1837). WEITERE WERKE: Versuch einer Begründung und neuen Darstellung der logischen Formen. Leipzig 1819. - Beitrag zur Erläuterung der pythagoreischen Metaphysik. Jena

1827. - Das Wesen der Religion und sein Ausdruck im evangelischen Chistentum. Jena 1846. LITERATUR: Ernst Friedrich Apelt: E. R. und die Kantische Philosophie. Leipzig 1840. Reinhold, Karl Leonhard, auch Carl L. R., * 26. 10. 1757 Wien, t 10.4.1823 Kiel. In seiner Geburtsstadt durchlief R. seit 1772 bei den Jesuiten und Barnabiten die Ausbildung zum Novizenmeister und Lehrer der Philosophie. Seiner aufklärerischen Haltung folgend, schloß er sich 1783 den Illuminaten an, denen er bis zu seinem Lebensende treu blieb. Um sich dem Konflikt zwischen klerikaler und freimaurerischer Aktivität zu entziehen, floh R. nach Leipzig und Weimar. 1784 wurde er Mitherausgeber von Christoph Martin Wielands „Teutschem Merkur". Im selben Jahre trat er zum Protestantismus über. Der 1785 ausbrechende Streit zwischen —»Kant und -»Herder wurde Anlaß für R.s philosophisches Engagement. Vor allem mit dem vorkritischen Rationalismus vertraut, verteidigte er zunächst Herder, entdeckte sodann die Kantische Philosophie, die bald zu seinem „Evangelium" wurde. Seit 1786 publizierte er die vielbeachteten Briefe über die Kantische Philosophie, 1787 wurde er in Jena zum Prof. der Philosophie ernannt. Dort betätigte er sich als Verbreiter und scharfsinniger Verbesserer der Kantischen Vernunftkritik, allem voran mit dem Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens von 1789. Mit seinem mehrmals revidierten System der „Elementarphilosophie" war R. darum bemüht, Kants theoretische und praktische Vernunftkritik durch einen obersten Grundsatz, den „Satz des Bewußtseins", zu vereinheitlichen und neu zu fundieren. Er bereitete damit den Weg zur Prinzipien- und Ich-Philosophie -»Fichtes und des jungen —»Schelling vor. 1794 folgte R. einem Ruf an die Univ. Kiel. Standen seine ersten Kieler Jahre im Zeichen einer Annäherung und vorübergehenden Übereinstimmung mit Fichtes Wissenschaftslehre, wandte sich R. Ende des Jahrhunderts der Glaubens- und Seinsphilosophie Friedrich Heinrich —> Jacobis zu, bevor er 1800 eine weitere Wandlung vollzog, die einer Abrechnung mit der gesamten nachkantischen Bewußtseins- und Ich-Philosophie gleichkam. R. vertrat zusammen mit Christoph Gottfried —» Bardili die Lehre eines „Logischen" oder „Rationalen Realismus". Nach der Ausarbeitung dieser Lehre, die in Konkurrenz zur frühen Identitätsphilosophie Schellings und —» Hegels stand und die zudem den reifen Hegel positiv anregte, konzentrierte sich R. bis zu seinem Tod ganz auf die Aufgabe einer philosophischen Sprachkritik. Die Sprachkritik sollte, wie das Hauptwerk von R.s Spätphase, die Grundlegung der Synonymik für den allgemeinen Sprachgebrauch In den philosophischen Wissenschaften (1812), dokumentiert, die Logik in der Rolle einer „prima philosophia" ablösen. WEITERE WERKE: Beiträge zur Berichtigung der Mißverständnisse der Philosophen. 2 Bde., Jena 1790-94. - Über das Fundament des philosophischen Wissens. Jena 1791. — Sendschreiben an J. C. Lavater und J. G. Fichte über den Glauben an Gott. Hamburg 1799. - Beiträge zur Übersicht des Zustandes der Philosophie beim Anfange des 19. Jahrhunderts. Hamburg 1801-03. LITERATUR: Alexander von Schönborn: K. L. R. Eine annotierte Bibliographie. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. - Alfred Klemmt: K. L. R.s Elementarphilosophie. Eine Studie über den Ursprung des spekulativen deutschen Idealismus. Hamburg 1958. - Reinhard Lauth (Hrsg.): Philosophie aus einem Prinzip. K. L. R. Bonn 1974. - Gerhard W. Fuchs: K. L. R. - Illuminat und Philosoph. Bern u.a. 1994. - Martin Bondeli: Das Anfangsproblem bei K. L. R. Eine systematische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchung zur Phi-

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Reininger losophie R.s in der Zeit von 1789 bis 1803. Frankfurt/Main 1995. - Yun Ku Kim: Religion, Moral und Aufklärung. R.s philosophischer Werdegang. Frankfurt/Main u.a. 1996. Martin Bondeli Reininger, Robert, * 28.9.1869 Linz, t 17.5.1955 Wien. R. studierte Philosophie in Bonn, Heidelberg und Wien, wo er 1892 promoviert wurde ((Jeher Schopenhauers Kritik der Konischen Lehre vom Objekt der Erfahrung). 1903 habilitierte er sich an der Univ. Wien für Philosophie, wurde 1913 a. o. Prof. und 1922 o. Prof. der Philosophie. Der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien gehörte er seit 1922 als korrespondierendes, seit 1924 als wirkliches Mitglied an. R. war Vertreter der Immanenzphilosophie. Er arbeitete vor allem über -»Kant und setzte sich insbesondere mit erkenntnistheoretischen und ethischen Fragen auseinander. R. veröffentlichte u. a. Kants Lehre vom inneren Sinn und seine Theorie der Erfahrung (1900), Philosophie des Erkennens. Ein Beitrag zur Geschichte und Fortbildung des Erkenntnisproblems (1911), Das psycho-physische Problem. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung zur Unterscheidung des Physischen und Psychischen überhaupt (1916, 21930), Metaphysik der Wirklichkeit (1931; 2 Bde., 2 1947/48; Nachdruck 1970) und Wertphilosophie und Ethik. Die Frage nach dem Sinn des Lebens als Grundlage einer Wertordnung (1939, 31947, Neuausgabe 1970). WEITERE WERKE: Kants kritischer Idealismus in seiner erkenntistheoretischen Bedeutung. Leipzig 1911. - Friedrich Nietzsches Kampf um den Sinn des Lebens. Der Ertrag seiner Philosophie für die Ethik. Wien 1922, 2 I925. - Locke, Berkeley, Hume. München 1922. - Kant. Seine Anhänger und seine Gegner. München 1923. - Geschichte der Philosophie als philosophische Wissenschaft. Wien 1928. Nachgelassene philosophische Aphorismen aus den Jahren 1948-1954. Hrsg. v. Erich Heintel. Graz/Wien 1961. LITERATUR: Philosophie der Wirklichkeitsnähe. Festschrift zum 80. Geburtstag R. R.s. Wien 1949. - Karl Nawratil: R. R. Leben, Wirken, Persönlichkeit. Wien u.a. 1969. - Erwin Rogler: Wirklichkeit und Gegenstand. Untersuchungen zur Erkenntnismetaphysik R. R.s. Frankfurt/ Main 1970. - Karl Nawratil: Das Urerlebnis der Geschichte des abendländischen Denkens. Kleine Studien zur Philosophie R. R.s. Wien 1993. - Kurt Walter Zeidler: Kritische Dialektik und Transzendentalontologie. Der Ausgang des Neukantianismus und die post-neukantianische Systematik R. Hönigswalds, W. Cramers, B. Bauchs, H. Wagners, R. R.s und E. Heintels. Bonn 1995, S. 245-290 und 338. - Karl Nawratil: R. R. und die analytische Philosophie. In: Wiener Jahrbuch für Philosophie 28 (1996) S. 47-51. - Kurt Walter Zeidler: Der Neukantianismus R. R.s. Ein Beitrag zur Geschichte des „Österreichischen Neukantianismus". In: Wiener Jahrbuch für Philosophie 29 (1997) S. 135-146. Reinke, Johannes, * 3.2.1849 Ziethen bei Ratzeburg, t 25.2.1931 Preetz (Holstein). R. studierte in Rostock, Bonn, Berlin und Würzburg. 1873 wurde er a. o., 1879 o. Prof. der Botanik und Biologie in Göttingen, 1885 in Kiel. R., seit 1878 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, beschäftigte sich mit dem Wachstum des Wurzelvegetationspunkts von Angiospermen, der Kohlendioxid-Assimilation und der chemischen Zusammensetzung des Cytoplasmas. Er veröffentlichte u. a. Lehrbuch der allgemeinen Botantik mit Einschluß der Pflanzenphysiologie (1880), Einleitung in die theoretische Biologie (1901, 21911), Grundzüge der Biologie für Unterrichtsanstalten und zur Selbstbelehrung (1909) und Grundlagen einer Biodynamik (1922). Im Sinne der neovitalistischen Lehre ging er bei seinen Untersuchungen von der Existenz sogenannter Systemkräfte (Dominanten) in den Organismen aus. Seinen naturphilosophischen Standpunkt legte

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er u. a. in Die Welt als Tat. Umrisse einer Weltansicht auf naturwissenschaftlicher Grundlage (1898,71925) und in seiner Philosophie der Botanik (1905) dar. Als führendes Mitglied des Keplerbundes wandte er sich gegen den Monismus Ernst —>Haeckels. R.s Autobiographie erschien unter dem Titel Mein Tagewerk (1925). WEITERE WERKE: Die Natur und wir. Berlin 1907,21908. Haeckels Monismus und seine Freunde. Leipzig 1907. Die Kunst der Weltanschauung. Heilbronn 1911. - Die schaffende Natur. Mit Bezugnahme auf Schopenhauer und Bergson. Leipzig 1919. - Kritik der Abstammungslehre. Leipzig 1920. - Naturwissenschaft, Weltanschauung, Religion. Bausteine für eine natürliche Grundlegung des Gottesglaubens. Freiburg/Breisgau 1923,31925. - Das dynamische Weltbild. Physik und Biologie. Leipzig 1926. - J. R. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 6. Leipzig 1927, S. 65-100. - Wissen und Glauben in der Naturwissenschaft. Leipzig 1929. Reisch, Gregor, * um 1470 Baiingen (Württemberg), t 9.5.1525 Freiburg/Breisgau. Nach dem Studium in Freiburg/Breisgau und Ingolstadt trat R. nach 1496 in die Freiburger Kartause ein, der er seit 1502 als Prior vorstand. Er wirkte als Visitator der rheinischen Ordensprovinz und war als Vorstandsmitglied des Generalkapitels der Kartäuser (1507) auch Herausgeber der Ordensstatuten (1510). Er war Beichtvater Kaiser Maximilians I. und verkehrte mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, u. a. mit -»Erasmus von Rotterdam, Jakob Wimpfeling, Beatus Rhenanus, Ulrich Zasius, Johannes Geiler von Kaysersberg und Johannes Eck. Sein Hauptwerk Margarita philosophica (1503, 101599) war die erste Enzyklopädie der Wissenschaften in Deutschland; in elf, meist in dialogischer Form abgefaßten Büchern bemühte sich R. um eine systematische Darstellung des Wissens seiner Zeit. LITERATUR: Gustav Münzel: Der Kartäuserprior G. R. und die .Margarita Philosophica'. Freiburg/Breisgau 1937. Robert von Srbik: Maximilian I. und G. R. Wien 1961. Reisner, Erwin, * 10.3.1890 Wien, t 12.6.1966 Berlin. R. war 1909-19 Offizier der Österreich-ungarischen Armee, danach Redakteur in Hermannstadt. Das Studium in Marburg schloß er 1932 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Kennen, Erkennen, Anerkennen. Eine Untersuchung über die Bedeutung von Intuition und Symbol in der dialektischen Theologie), kehrte als Bibliotheksbeamter zurück nach Hermannstadt und war seit 1934 als freier Schriftsteller tätig. 1937-39 war R. Sekretär des Internationalen Missionsrats, 1939-45 Hilfsgeistlicher der Bekennenden Kirche in Berlin und Potsdam. Nach dem Zweiten Weltkrieg Pfarrer in Berlin und Dozent für Theologie und Philosophie an der dortigen Kirchlichen Hochschule, wurde er 1948 deren Rektor und war von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1960 Professor. R. gehörte 1932-34 zu den Herausgebern der Zeitschrift „Orient und Occident. Blätter für Theologie, Ethik und Soziologie" und wurde 1948 Herausgeber des .Jahrbuchs der Kirchlichen Hochschule Berlin". Neben Gedichten veröffentlichte er u. a. Die Erlösung im Geist. Das philosophische Bekenntnis eines Ungelehrten (1924), Das Selbstopfer der Erkenntnis. Eine Betrachtung über die Kulturaufgabe der Philosophie (1927), Die Geschichte als Sündenfall und Weg zum Gericht. Grundlegung einer christlichen Metaphysik der Geschichte (1929) und Der begegnungslose Mensch. Eine Kritik der historischen Vernunft (1964). WEITERE WERKE: Die Kirche des Kreuzes und das deutsche Schicksal. München 1934. - Die christliche Botschaft im Wandel der Epochen. München 1935. - Der Dämon und sein Bild. Berlin 1947, 21955. Neuausg. Frankfurt/Main 1986. - Offenbarungsglaube und historische Wissenschaft.

Richter Berlin 1947. - Das Buch mit den sieben Siegeln. Göttinner Vaterstadt Pforzheim zur 500. Wiederkehr seines Gegen 1949. - Glaube, Hoffnung, Liebe. Eine kleine Philosoburtstages. Pforzheim 1955. Neu hrsg. und erw. v. Hermann phie der christlichen Tugenden. Hamburg 1954. - Vom Ur- Kling und Stefan Rhein. Sigmaringen 1994. - Max Brod: sinn der Geschlechter. Berlin 1954,21965. Neuausgabe DreiJ. R. und sein Kampf. Stuttgart 1965. - Stefan Rhein: J. R. eich 1986. - Krankheit und Gesundung. Eine theologisch(1455-1522): ein deutscher ,uomo universale'. In: Humanisphilosophische Sinndeutung. Berlin 1956. mus im deutschen Südwesten. Biographische Profile. Hrsg. v. Paul Gerhard Schmidt. Sigmaringen 1992, S. 59-75. Reuchlin, Johannes, gräzisiert: Capnion, * 22.2. 1455 Arno Herzig (Hrsg.): R. und die Juden. Sigmaringen 1993. Pforzheim (daher Beiname Phorcensis), t 30.6.1522 Astrid Seele Stuttgart. R. wurde zunächst in Pforzheim, dann an der Univ. FreiReuß, Maternus, * 22.2.1751 Westheim bei Hammelburg/Breisgau in den freien Künsten ausgebildet. Er setzte burg, t 26.9.1798 Würzburg. seine Studien in Paris und Basel fort und studierte 1477-81 in R. studierte 1776/77 Philosophie und Medizin in WürzOrleans und Poitiers Jurisprudenz. In den folgenden Jahren burg, trat 1777 in Würzburg in den Benediktinerorden ein war er als Jurist in Württemberg tätig. Auf zwei Italienreiund empfing 1780 die Priesterweihe. 1782 wurde er a. o., sen (1482 und 1490) lernte er Pico della Mirandola ken1784 o. Prof. der Philosophie in Würzburg und wirkte bei nen und begann mit kabbalistischen Studien. Während eines der ersten öffentlichen Lesegesellschaft in Würzburg 1785 Aufenthalts in Linz lernte er Hebräisch. 1496-98 unterhielt mit. Studienreisen führten ihn nach Königsberg, wo er 1792 er Kontakte zum Heidelberger Humanistenkreis. 1502 zum Immanuel ->Kant besuchte, sowie nach Jena, Wien, Salzschwäbischen Bundesrichter gewählt, amtierte R. elf Jahre in burg und Göttingen. R. trat als einer der ersten kath. TheoTübingen. 1513 zog er zunächst nach Stuttgart, dann nach logen für die kritische Philosophie Kants ein (Soll man Ingolstadt, wo er 1519 eine Professur für Griechisch und auf katholischen Universitäten Kants Philosophie erklären?, Hebräisch übernahm. 1522 starb R. in Stuttgart. -»Erasmus 1789). Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. Logica uniwidmete ihm noch im selben Jahr das Colloquium Apotheoversalls et analytica facultatls cognoscendi purae (1789), sis Capnionis. Vorlesungen über die theoretische und praktische PhilosoIn der Dichtung wirkte R. besonders als Komödiendichter: phie (2 Bde., 1797) und Initia doctrlnae phllosophlcae sollSeine in der Heidelberger Zeit enstandenen Komödien, allen dioris (2 Bde., hrsg. von Paul Metzger, 1798-1801). voran die Scaenica progymnasmata (auch Henna genannt, 1498), beeinflußten die Gattungsentwicklung maßgeblich. Ribov, Georg Heinrich, * 8.2.1703 Lüchow, t 22. 8. 1774 Insbesondere die Meisterung des jambischen Senars und die Hannover. urwüchsige Komik, die wohl Einflüssen der italienischen R. studierte Philosophie, Mathematik und Theologie an der Commedia dell'arte zu verdanken ist, erregten BewundeUniv. Halle, war Hauslehrer und Gymnasiallehrer in Brerung. men, erwarb den Magistergrad in Wittenberg und habilitierte R. übersetzte aus dem Hebräischen, Griechischen und Lasich in Helmstedt. 1731 Adjunkt der Philosophischen Fateinischen, schuf mit dem Vocabularius breviloquus (1478) kultät, wurde er 1732 Pastor primarius in Quedlinburg, wo ein lateinisches Wörterbuch, das den Wortschatz sowohl der er 1733 mit dem Titel eines Konsistorial- und Kirchenrats lateinischen Klassiker als auch der römischen Jurisprudenz eine Anstellung als Hofprediger annahm. Seit 1736 war R. erfassen sollte, und mit der Schrift De rudimentis Hebraicis Prediger an St. Johannis und Superintendent in Göttingen. (1506) die erste systematische Einführung in das Studium 1737 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1739 o. Prof. der der Hebraistik. Seinem Interesse an der Kabbalistik sind Philosophie, 1742 a. o. und 1745 o. Prof. der Theologie an zwei Dialoge zu verdanken (De verbo mirifico, 1494; De arte der Univ. Göttingen. 1759 ging er als Konsistorialrat und cabbalistica, 1517), in denen er nach Zusammenhängen zwiGeneralsuperintendent nach Hannover. In der Tradition Chrischen jüdisch-kabbalistischer und christlicher Lehre sucht. stian —>Wolffs stehend, veröffentlichte R. u.a. Erläuterung Mit diesem Interesse jedoch machte sich R. in fanatischder Wolfischen Metaphysik (1726), Fernere Erläuterung der christlichen Kreisen verdächtig; die Rolle, die er im daraus vemünfftlgen Gedanken Wolfens von Gott, der Weh und der resultierenden Judenbücherstreit spielte, macht seine eigentSeele (1726) und Institutiones theologiae dogmaticae meliche geistesgeschichtliche Bedeutung aus. Der konvertierte thodo demonstrativa tradltae (1740, unvollendet). Jude Johannes Pfefferkorn hatte die Verbrennung sämtlicher WEITERE WERKE: De anima brutorum. Helmstedt 1728. jüdischer Schriften gefordert, und als einziger der vom KaiBeweis, daß die geoffenbarte Religion nicht aus der Verser in dieser Frage berufenen Gutachter widersetzte sich R. nunft ist. Göttingen 1740. - De superstitionis, qua differt ab diesem Ansinnen. Gegen die Vorwürfe, die ihm daraus eridolatria, moralitate. Göttingen 1751. wuchsen, setzte er sich im Augenspiegel (1511) zur Wehr LITERATUR: Wagenmann: R. In: ADB 28, 1889, S. 804-805. und veröffentlichte die zahlreichen Zuschriften der Humanisten, die sich mit ihm solidarisierten, in zwei SammelschrifRichter, Johann Paul Friedrich -»Jean Paul ten (Clarorum vlrorum epistolae, 1514; Epistolae illustrium Richter, Liselotte, * 7.6.1906 Berlin, t 16.1.1968 virorum, 1518). Als deren satirisches Gegenstück verfaßten Berlin. einige Humanisten die berühmten Dunkelmännerbriefe (EpiR. studierte Philosophie, Theologie, Geschichte und Gerstolae obscurorum vlrorum, 1515-17). Damit hatte sich R.s Eintreten für die Rettung der jüdischen Schriften, ursprüngmanistik, wurde mit der Dissertation Der Begriff der Subjektivität bei Kierkegaard. Ein Beitrag zur christlichen Exilich primär seinem Interesse an einer wissenschaftlichen Hestenzdarstellung (1932) promoviert und war dann wissenbraistik zu verdanken, zu einem grundsätzlich neuen Kampf schaftliche Mitarbeiterin an der —»Leibniz-Ausgabe der zwischen mittelalterlicher Scholastik und neuzeitlichem Humanismus ausgeweitet. Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1946 habilitierte WEITERE WERKE: Briefwechsel. Hrsg. v. der Heidelberger sie sich an der Philosophischen Fakultät der Univ. Berlin, Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Stadt erhielt 1947 eine Professur für Philosophie mit vollem LehrPforzheim. 4 Bde., Stuttgart 1999 ff. auftrag, 1951 eine o. Professur. Im selben Jahr wechselte sie LITERATUR: Josef Benzing: Bibliographie der Schriften an die Theologische Fakultät, wurde zum Dr. theol. promoJ. R.s im 15. und 16. Jahrhundert. Wien 1995. - VD 16, viert (Immanenz und Transzendenz im nachrefomatorischen R 1234-1307. - Manfred Krebs (Hrsg.): J. R.: Festgabe seiGottesbild, veröffentlicht 1954) und lehrte als o. Prof. der

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Ricius Religionsphilosophie und Religionswissenschaft. R. hatte als erste Frau in Deutschland eine o. Professur für Philosophie und Theologie inne. Sie veröffentlichte u. a. Fides Creatrix, Gestaltwandel der Mystik von Tauler zu Franz von Boeder (1950) und Schöpferischer Glaube im Zeitalter der Angst (1954). WEITERE WERKE: Rene Descartes. Dialoge mit deutschen Denkern. Hamburg 1942, 21949. - Jakob Böhme. Mystische Schau. Hamburg 1943, 21947. - Leibniz und sein Rußlandbild. Berlin 1946. - Philosophie der Dichtkunst. Moses Mendelssohns Ästhetik zwischen Aufklärung und Sturm und Drang. Berlin 1948. - Jean Paul Sartre oder die Philosophie des Zwiespalts. Berlin 1949. - Jean Paul Sartre. Berlin 1961. - Mahatma Gandhi. Berlin 1962. Ricius, Paulus, Ritius, Riccio, * zwischen 1480 und 1485, t um 1542. R. war vermutlich Sohn eines Trienter Münzjuden deutscher Herkunft. Nach dem Studium an der Univ. Pavia lehrte er dort Philosophie, trat zum Christentum über, war seit etwa 1514 Leibarzt Kaiser Maximilians I. und stand zeitweise in Diensten des Salzburger Bischofs Matthäus Lang und des Fürstbischofs von Brixen. Er kam zu Reichtum und Einfluß, wurde geadelt und erhielt das Schloßgut von Sprinzenstein zu Lehen. Nach dem Reichstag von Augsburg entwickelte sich eine Kontroverse mit Johannes Eck, die in mehreren Schriften ausgetragen wurde. Die Bedeutung von R. liegt in der Vermittlung des italienischen Aristotelismus nach Deutschland und als Übersetzer des Talmud und der Kabbala. Von neuplatonischen Vorstellungen inspiriert, behauptete er, daß der Sternenhimmel beseelt sei (De anima coeli compendium, 1519). Im Gegensatz zur herkömmlichen kath. Vorstellung lehnte R. die Bilderverehrung ab und bemühte sich um einen Ausgleich zwischen Katholiken und Lutheranern (Statera prudentum, 1532). WEITERE WERKE: Compendium quo [...] apostolicam veritatem: Ratione, Prophetice, Talmudstice, cabalistice [...] confirmat. Pavia 1507 (mit geändertem Titel auch 1511). De sexcentum et tredecim mosaice sanctionis dictis [...] Ejusdem in Cabalistarum seu allegorizantium, eruditionem ysagoge. Pavia 1510. Augsburg 1515. - Philosophia prophetica ac talmudistica pro Christiana veritate tuenda. Augsburg 1514. - De novem doctrinarum ordinibus et totius Perypatetici Dogmatis nexu. Augsburg 1515. LITERATUR: Joseph Leon Blau: The Christian interpretation of the Cabala. Port Washington 1965, S. 65 ff. - F. Secret: Aristote et les Kabbalistes Chretiens de la Renaissance. In: Platon et Aristote ä la Renaissance. Paris 1976, S. 277-291. Rickert, Heinrich, * 25.5.1863 Danzig, t 30.7.1936 Heidelberg. Der Sohn des nationalliberalen Politikers und Reichstagsabgeordneten Heinrich R. kam schon früh mit bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur der Bismarckzeit in Kontakt. Seinen literarischen und journalistischen Neigungen folgend, begann er in Berlin ein Studium der Literaturwissenschaft und Geschichte, wechselte jedoch bald zur Philosophie. Vom Positivismus, Empiriokritizismus und Materialismus enttäuscht, setzte er das Studium der Philosophie bei dem Philosophiehistoriker Wilhelm —»Windelband in Straßburg fort, der sein einflußreichster Lehrer wurde. 1888 erfolgte die Promotion mit der Arbeit Zur Lehre von der Definition (1888, 31929). 1892 erschien die Habilitationsschrift Der Gegenstand der Erkenntnis (1892, 61928). 1896 wurde R. als Nachfolger von Alois —»Riehl Ordinarius in Freiburg/Breisgau. Von 1916 bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Nachfolger Windelbands in Heidelberg.

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Seinen wissenschaftlichen Ruhm begründete R. durch die Schrift Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung (1896-1902, 51929). In ihr entwickelte er die für die sog. Südwestdeutsche Schule des Neukantianismus maßgebliche Theorie der historischen Erkenntnis. Im Ausgang von Windelbands Unterscheidung zwischen der „nomothetisch" verfahrenden naturwissenschaftlichen und der „idiographisch" orientierten historischen Erkenntnis und unter Bezug auf die werttheoretische These Windelbands, daß Werte nur individuellen Ereignissen zugesprochen werden können, suchte R. - darin auf Rudolf Hermann —»Lotzes Theorie der Geltung von Werten zurückgreifend -, die Objektivität der historischen Erkenntnis durch die Beziehung individueller Ereignisse auf ein System von übergeschichtlichen, an sich geltenden Werten zu begründen. In Abgrenzung zu Wilhelm —»Diltheys Begriff der Geisteswissenschaften prägte R. den Begriff der Kulturwissenschaften, mit dem er die psychologistischen und idealistischen Konnotationen des Geistbegriffs zu vermeiden suchte (vgl. Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, 1899,71926). Im Anschluß an die werttheoretische Begründung wissenschaftlicher Erkenntnis widmete sich R. in seiner Heidelberger Zeit der Ausarbeitung eines auf drei Bände angelegten Systems der Philosophie (1921), von dem jedoch nur der erste Band, die „Allgemeine Grundlegung der Philosophie" betreffend, erschien. Da R. die Philosophie als Wertlehre begriff, stellte sich ihm das projektierte System der Philosophie als ein System von irrealen, geltenden Werten wie Wahrheit, Schönheit, Sittlichkeit, Heiligkeit u. a. dar, die in den entsprechenden philosophischen Disziplinen der Logik, Ästhetik, Ethik, Religionsphilosophie u. a. darzustellen sind. R.s letzte Schaffensperiode war von der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Strömungen der Philosophie, insbesondere der Lebensphilosophie, geprägt. Hier suchte er nachzuweisen, daß die Lebensphilosophie das Prinzip „Leben" implizit werthaft interpretiert und damit die Faktizität des Lebens immer schon überstiegen hat. Die Philosophie R.s übte in der Zeit um den Ersten Weltkrieg eine beträchtliche Wirkung aus. Walter —»Benjamin, Ernst -»Bloch, Hermann -»Broch, Martin -»Heidegger und Georg -»Lukäcs zählten zu den Schülern R.s. Die nachhaltigste Wirkung entfaltete die Philosophie R.s in Max —» Webers Untersuchungen zur Methodologie der Sozialwissenschaften. WEITERE WERKE: Die Probleme der Geschichtsphilosophie. Heidelberg 1905, 31924. - Das Eine, die Einheit und die Eins. In: Logos 2 (1911/12) S. 26-78. - Die Philosophie des Lebens. Tübingen 1920,21922. - Kant als Philosoph der modernen Kultur. Tübingen 1924. - Die Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie. Heidelberg 1930. Grundprobleme der Philosophie. Methodologie, Ontologie, Anthropologie. Tübingen 1934. - Unmittelbarkeit und Sinndeutung. Hrsg. v. A. Faust. Tübingen 1939. - Philosophische Aufsätze. Hrsg. v. Rainer A. Bast. Tübingen 1999. LITERATUR: Herbert Schnädelbach: Philosophie in Deutschland 1831-1933. Frankfurt/Main 1983. - Peter-Ulrich Merz: Max Weber und H. R. Die erkenntniskritischen Grundlagen der verstehenden Soziologie. Würzburg 1985. - Guy Okes: Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung. Frankfurt/Main 1990. - Alexander Riebel: Zur Prinzipienlehre bei H. R. Würzburg 1993. Jürgen Stolzenberg Riedel, Friedrich Just(us), * 10.7.1742 Vieselbach bei Erfurt, t 2.3.1785 Wien. Der Sohn eines Pfarrers studierte an den Universitäten Jena, Leipzig und Halle Philosophie und Rechtswissenschaft und wurde von Christian Adolph Klotz für die Schönen Wissenschaften gewonnen. Nach Erwerb des Grades eines Magisters lehrte R. in Jena Philosophie, seit 1768 an der Univ. Erfurt, wo er eine Reform der Univ. im Sinne der Aufklärung

Riehl anstrebte. Die Berufung an die Kaiserliche Akademie der Künste (1772) nach Wien scheiterte an Intrigen seiner Erfurter Professorenkollegen. R. ging trotzdem nach Wien, gab verschiedene Zeitschriften heraus (u. a. „Der Einsiedler", 1773/74; „Litterarische Monate", 1776/77) und war literarisch tätig. Er veröffentlichte u. a. eine Theorie der schönen Künste und Wissenschaften (1767, 2 I774) und begründete in seinen fiktiven Briefen lieber das Publicum (1768) eine gegenüber Bodmer subjektivere Ästhetik. WEITERE WERKE: Metaphysicae Darjesianae tenuia rudimenta per tabulas exposita. Jena 1766. - Philosophische Bibliothek. 4 Tie., Halle 1768/69. - Briefwechsel mit dem Antikritikus. Hrsg. v. J. G. C. Gleichmann. Halle 1768. Philosophische Schriften. 3 Bde., Wien 1786. - Satyrische, moralische und kritische Schriften, nebst Briefen. 5 Tie., Wien 1786/87. - Briefe über das Publikum. Hrsg. v. Eckart Feldmeier. Wien 1973. LITERATUR: Erich Schmidt: R. In: ADB 28, 1889, S. 521 ff. - Filip Kasimir Wize: F. J. R. und seine Ästhetik. Berlin 1907. - Richard Wilhelm: F. J. R. und die Ästhetik der Aufklärung. Heidelberg 1933. - Rita Terras: Wieland und R. In: Hansjörg Schelle (Hrsg.): Christoph Martin Wieland. Tübingen 1984. Riehl, Alois (Adolf), * 27.4.1844 Bozen, t 21. 11. 1924 Neubabelsberg (heute zu Potsdam). Der Sohn eines Hoteliers studierte an den Universitäten Wien, München, Graz und Innsbruck Philosophie, wurde 1868 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1870. 1873 wurde er a. o. Prof., 1878 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Graz und ging 1882 nach Freiburg/Breisgau, 1896 nach Kiel, 1898 nach Halle und 1905 als Nachfolger Wilhelm -» Diltheys nach Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung 1922 lehrte. Unter dem Einfluß von -»Kants Kritizismus entwickelte R. einen „kritischen Realismus". Er ging von einer für alle Wissenschaften einheitlichen Methode aus und betrachtete Philosophie vor allem als Erkenntnistheorie und Methodologie der exakten Wissenschaften. Neben seinem grundlegenden Werk Der philosophische Kriticismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft (2 Bde., 1876-87, 21908-26) veröffentlichte R. u.a. Realistische Grundzüge. Eine philosophische Abhandlung der allgemeinen und nothwendigen Erfahrungsbegriffe (1870), Über wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Philosophie (1883, 21914), Friedrich Nietysche. Der Künstler und der Denker (1897, 81923) und Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (1903, 6 1921). WEITERE WERKE: Über Begriff und Form der Philosophie. Berlin 1872. - Beiträge zur Logik. Leipzig 1892, 31923. Hermann Helmholtz und sein Verhältnis zu Kant. Berlin 1904. - Immanuel Kant. Halle 1904. - Führende Denker und Forscher. Leipzig 1922, 21924. - Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten. Leipzig 1925. LITERATUR: Paul Hofmann: R.s Kritizismus und die Probleme der Gegenwart. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 330-343. - Heinrich Maier: A. R. Gedächtnisrede. Ebd., S. 563-579. - Heinrich Rickert: A. R. In: Logos 13 (1926) S. 162-185. - Carl Siegel: A. R. Ein Beitrag zur Geschichte des Neukantianismus. Graz 1932. - Wolfgang Ritzel: Studien zum Wandel der Kantauffassung. Die Kritik der reinen Vernunft nach A. R., Hermann Cohen, Max Wundt und Bruno Bauch. Meisenheim/Glan 1952. - Matthias Jung: Der neukantianische Realismus von A. R. Diss. Bonn 1973. Benjamin Kotowitz: Die Sozialphilosophie R. S.s. Einflüsse und Auswirkungen. Diss. München 1973. - Gerd Gerhardt: Wider die unbelehrbaren Empiriker. Die Argumentation gegen empirische Versionen der Transzendentalphilosophie bei H. Cohen und A. R. Würzburg 1983. - Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986.

Riehl, Wilhelm Heinrich, * 6.5. 1823 Biebrich/Rhein, t 16.11.1897 München. R. wuchs in Biebrich und Weilburg als Sohn eines Musikers und Schloßverwalters auf und studierte nach dem Besuch des Weilburger Gymnasiums Theologie, später auch Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Marburg, Tübingen, Gießen und Bonn. Unter dem Einfluß seiner Bonner Lehrer Ernst Moritz Arndt und Friedrich Christoph Dahlmann beschloß er 1844, die Theologie als Lebensberuf aufzugeben, um sich nurmehr „dem Studium des deutschen Volkes und seiner Gesittung" zu widmen. R., der bereits als Student durch mehrere Veröffentlichungen hervorgetreten war, betätigte sich in den folgenden Jahren zuerst als freier Autor, dann als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen in Frankfurt/Main, Karlsruhe und Wiesbaden. 1851-54 hatte er die einflußreiche Stellung eines deutschlandpolitischen Redakteurs der damals bedeutendsten deutschen Tageszeitung, der Augsburger „Allgemeinen Zeitung", inne. König Maximilian II. von Bayern, der früh auf R. aufmerksam geworden war, berief ihn 1854 nach Bayern, wo er Leiter des offiziellen Pressewesens der bayerischen Regierung, insbesondere der „Neuen Münchner Zeitung", wurde; daneben erhielt er eine Honorarprofessur an der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Univ. München, wo er staatswissenschaftliche, volkswirtschaftliche und kulturgeschichtliche Vorlesungen hielt. 1859 erhielt er hier einen Lehrstuhl für Kulturgeschichte und Statistik; 1861 wurde er als ordentliches Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, und zweimal (1873 und 1883) amtierte er als Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität. Nicht zuletzt dank seiner Freundschaft mit dem König konnte R. in München eine reiche wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit entfalten. Neben seinen kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Arbeiten entwickelte er sich zu einem angesehenen Musikhistoriker; er verfaßte auch dichterische Arbeiten, unter denen seine Kulturgeschichtlichen Novellen (1862) hervorragen. 1885 übernahm R. das Amt eines Direktors des Bayerischen Nationalmuseums und Generalkonservators der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns. Bereits seit 1870 gab er das „Historische Taschenbuch" heraus. Seine akademische Lehrtätigkeit beendete er erst 1897, wenige Wochen vor seinem Tod. R. muß als einer der Begründer der Kulturgeschichte in Deutschland angesehen werden, die er als Geschichte der „Gesamtgesittung" der einzelnen Völker sah, „wie sich dieselbe in Kunst, Literatur und Wissenschaft, im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben" bestimmte, und der er die Aufgabe einer „Ergründung der Gesetze" zuschrieb, „nach denen die Gesittung der Völker keimt, blüht, reift und stirbt". Bereits 1858 versuchte er sich an einer Begründung der „Volkskunde als Wissenschaft", die in einer „Erkenntnis der Gesetze des Volkslebens" gipfeln müsse; diese Wissenschaft hat R. nicht nur in theoretischen Arbeiten, sondern auch in einer Reihe von Einzeluntersuchungen zu etablieren versucht. Sein Bestreben, eine Neudefinition des Begriffs „bürgerliche Gesellschaft" vom Volk her durchzusetzen, und sein Versuch der Etablierung einer eigenständigen „Gesellschaftswissenschaft" (dem u. a. Heinrich von Treitschke heftig widersprach) konnten sich in seiner Zeit nicht durchsetzen. Als politischer Autor Vertreter eines gemäßigten Konservativismus, hatte R. einen nicht unbedeutenden Einfluß; so wurde etwa der preuß. Ministerpräsident Otto von Manteuffel stark von R.s Ansichten geprägt. In seinem vierbändigen Hauptwerk Die Naturgeschichte des deutschen Volkes (1851-69) betonte er nicht nur die konstitutive Rolle der Familie für jedes politische Gemeinwesen, sondern entwickelte auch eine konservative Ständelehre, die den zwei „beharrenden" Ständen Adel und Bauerntum die zwei Stände der „Bewegung", Bürgertum und Proletariat, gegenüberstellte.

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Riemann Die Brisanz der sozialen Frage hat R. in seiner detaillierten Analyse des Proletariats als einer der ersten genau wahrgenommen. Wegen der Rezeption von R.s Konzepten einer „Wissenschaft vom Volk" durch die Nationalsozialisten werden R.s Ideen von breiten Strömungen der heutigen wissenschaftlichen Volkskunde abgelehnt. Die Bedeutung seiner strukturgeschichtlichen Vorgehensweise, die erstmals ihre Aufmerksamkeit auf das bis dahin vernachlässigte Alltagsleben richtete, bleibt - ungeachtet zeitbedingter sozialromantischer Elemente in seinem Werk - noch wiederzuentdecken. WEITERE WERKE: Die Geschichte von Eisele und Beisele. Ein sozialer Roman. Frankfurt/Main 1848. - Musikalische Charakterköpfe. Stuttgart 1853. - Die Pfälzer. Ein rheinisches Volksbild. Stuttgart 1857. - Kulturgeschichtliche Charakterköpfe. Stuttgart 1859. - Kulturstudien aus drei Jahrhunderten. Stuttgart 1859. - (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreiches Bayern. 5 Bde., München 1860-68. - Geschichten aus alter Zeit. 2 Bde., Stuttgart 1863/64. - Über den Begriff der bürgerlichen Gesellschaft. München 1864. - Freie Vorträge. 2 Bde., Stuttgart 1873-85. - Lebensrätsel. Fünf Novellen. Stuttgart 1888. Religiöse Studien eines Weltkindes. Stuttgart 1894. - Ein ganzer Mann. Roman. Stuttgart 1897. - Geschichten und Novellen. 7 Bde., Stuttgart/Berlin 1923. - Die Naturgeschichte des deutschen Volkes. Hrsg. v. Günther Ipsen. Leipzig 1935. - Durch tausend Jahre. Fünfzig kulturgeschichtliche Novellen. 4 Bde., Merseburg/Leipzig 1937. LITERATUR: Eberhard Gothein: W. H. R. In: Preußische Jahrbücher 92 (1898) S. 1-27. - Hanna Stephan: W. H. R. In: Nassauische Lebensbilder. Bd. l, Wiesbaden 1940, S. 166-190. - Viktor von Geramb: W. H. R. Leben und Wirken (1823-1897). Salzburg 1954. - Eckart Pankoke: Sociale Bewegung - Sociale Frage - Sociale Politik. Grundfragen der deutschen Sozialwissenschaft im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1970. - Peter Steinbach: W. H. R. In: Deutsche Historiker. Hrsg. v. Hans-Ulrich Wehler. Bd. 6, Göttingen 1980, S. 37-54. - Jasper von Altenbockum: W. H. R. 1823-1897. Sozialwissenschaft zwischen Kulturgeschichte und Ethnographie. Köln/Weimar/Wien 1994. Hans-Christof Kraus

auf den Begriff der Ableitung und führte die Auffassung der Funktionen als Abbildungen ein, hier von sogenannten Riemannschen Flächen als Verallgemeinerung der Gaußschen komplexen Ebene. Den klassischen Raumbegriff erweiterte R. zu den topologischen Mannigfaltigkeiten. Die ebenfalls erst 1868 publizierte Habilitationsschrift Über die Darstellbarkeit einer Function durch eine trigonometrische Reihe führte neue Begriffe in die reelle Analysis ein (Riemannsches Integral) und begründete die Rolle von Beispielen für die Klärung des Umfangs von Begriffen in der Mathematik. An Fragestellungen dieser Arbeit anknüpfend, entwickelte Georg Cantor seit 1872 seine Mengenlehre. Neben seinem Freund Richard —» Dedekind, der begriffliche Zugänge zu Zahlentheorie und Algebra erschloß, gilt R. als Vorläufer der Mathematik des 20. Jahrhunderts. Zu seiner Zeit galt seine neue Denkweise vielfach noch als unstreng. David -»Hubert lenkte 1900 in seiner richtungweisenden Liste mathematischer Probleme die Aufmerksamkeit auf R., u. a. die Riemannsche Vermutung, die heute eines der letzten ungelösten Probleme der klassischen Mathematik ist. R. stellte sie 1859 auf in dem Aufsatz Über die Anzahl der Primzahlen unier einer gegebenen Größe. In der Physik hat R. abweichend von Wilhelm Weber den Gedanken der Nahewirkung vertreten. In seinen später durch andere publizierten Vorlesungen förderte R. die feldtheoretische Auffassung der Physik wesentlich. Er gab u.a. eine erste Theorie der inzwischen wichtig gewordenen Schockwellen. Allgemeine Überlegungen zur Naturphilosophie hat R. nur in Ansätzen dargestellt. WEITERE WERKE: Gesammelte mathematische Werke, wissenschaftlicher Nachlaß und Nachträge. Nach der Ausgabe von Heinrich Weber und Richard Dedekind neu hrsg. v. Raghavan Narasimhan. Berlin u. a./Leipzig 1990. LITERATUR: Hans Freudenthal: B. R. In: DSB, Bd. 9, 1975, S. 447-456. - Hermann Weyl: R.s geometrische Ideen, ihre Auswirkung und ihre Verknüpfung mit der Gruppentheorie. Berlin u.a. 1988 - Detlef Laugwitz: B. R. 1826-1866. Wendepunkte in der Auffassung der Mathematik. Basel u. a. 1996. Detlef Laugwitz

Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard, * 17.9.1826 Breselenz (heute zu Jameln bei Dannenberg), t 20.7.1866 Selasca (heute zu Verbania/Lago Maggiore, Italien). Der Pastorensohn studierte in Göttingen und Berlin Mathematik. Zu seinen Lehrern gehörten vor allem Carl Friedrich -»Gauß, Peter Gustav -»Dirichlet und der Physiker Wilhelm Weber. R. wurde 1851 in Göttingen promoviert, habilitierte sich dort 1854 und wurde 1859 o. Prof. auf der ehemals Gaußschen Stelle. Seit 1861 hielt er sich wegen einer Lungenerkrankung fast ständig in Italien auf. Breite Wirkung hatte ein halbes Jahrhundert nach R.s Tod die in seinem erst 1868 publizierten Habilitationsvortrag Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen entwickelte Riemannsche Geometrie als mathematische Methode, die —> Einstein seiner Allgemeinen Relativitätstheorie zugrundelegte. Die Riemannschen Räume sind mathematische Modelle beliebiger Dimensionszahl, in welchen lokal die klassische euklidische Geometrie gilt, die aber in größeren Raumteilen von dieser abweichen können (Raumkrümmung) und daher eine flexible Beschreibung physikalischer Sachverhalte erlauben. R. war von der Philosophie Johann Friedrich —> Herbarts beeinflußt. Er versuchte mit Erfolg, durch eine Erneuerung des begrifflichen Denkens in Mathematik und theoretischer Physik die erstarrten algorithmischen und konstruktiven Methoden abzulösen, welche die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht zu haben schienen. In seiner Dissertation Grundlagen für eine allgemeine Theorie der Functionen einer veränderlichen complexen Größe gründete er diese Theorie

Riezler, Kurt, * 12.2.1882 München, t 6.9.1955 München. Nach dem Studium der Geschichte und klassischen Philologie an der Univ. München wurde R. 1906 promoviert (Das zweite Buch der pseudoaristotelischen Ökonomik), trat in das Auswärtige Amt ein, war 1915-17 Vortragender Rat in der Reichskanzlei und erlangte als enger Vertrauter von Theobald von Bethmann Hollweg großen Einfluß auf die Politik in der Zeit vor dem und im Ersten Weltkrieg (u.a. im sog. Septemberprogramm über die Richtlinien bei Friedensschluß). 1918 wurde er Kabinettschef im Auswärtigen Amt und leitete 1919/20 das Büro des Reichspräsidenten. Danach zunächst Privatgelehrter, war er 1928-33 Kurator und Honorarprofessor an der Univ. Frankfurt/Main und lehrte 1938-52 an der New School for Social Research in New York. 1954 kehrte R. über Rom nach Deutschland zurück. Er veröffentlichte u. a. Grundzüge der Weltpolitik in der Gegenwart (1914, 81920), Gestalt und Gesetz. Entwurf einer Metaphysik der Freiheit (1924), Traktat vom Schönen. Zur Ontotogie der Kunst (1935) und Physics and Reality (1941). 1972 erschienen die auch für die Frage der deutschen Kriegsziele aufschlußreichen Tagebücher - Schriften - Dokumente (hrsg. von Karl Dietrich Erdmann). WEITERE WERKE: Die Erforderlichkeit des Unmöglichen. Prolegomena zu einer Theorie der Politik und zu anderen Theorien. München 1913. - Über Gebundenheit und Freiheit des gegenwärtigen Zeitalters. Bonn 1929. - Parmenides. Frankfurt/Main 1933. - Man, mutable and immutable. The fundamental structure of social life. Chaicago 1950.

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Ritter LITERATUR: Fritz Fischer: Juli 1914. Wir sind nicht hineingeschlittert. Das Staatsgeheimnis um die R.-Tagebiicher. Eine Streitschrift. Reinbek 21983.

und Sein. Ein philosophisches Symposium F.-J. v. R. gewidmet. Tübingen I960. - Gerhard Funke: F.-J. v. R. in memoriam. In: Kant-Studien 71 (1980) S. 278-280.

Rinck, Friedrich Theodor, * 8.4.1770 Schlawe (Pommern), t 27.4. 1821 Danzig. R. war seit 1792 Privatdozent an der Univ. Königsberg und wurde 1793 zum o. Prof. der Philosophie ernannt. 1800 übernahm er die theologische Professur und wurde 1801 zum Dr. theol. promoviert. Seit demselben Jahr wirkte er als Oberpfarrer und Lehrer der Theologie am Gymnasium in Danzig. R., der bei dem holländischen Arabisten Albert Schultens studiert hatte, war Herausgeber und Kommentator arabischer Handschriften (Neue Sammlung der Reisen nach dem Orient, in Auszügen und Übersetzungen, 1801) und verfaßte mehrere biographische Werke, vor allem über Immanuel —>Kant (Biographie Immanuel Kants, 2 Bde., 1804; Ansichten über Immanuel Kants Leben, 1805). 1800 gab er die Sammlung einiger bisher unbekannt gebliebener kleiner Schriften von Immanuel Kant heraus. LITERATUR: C. Siegfried: R. In: ADB 28, 1889, S. 625-626.

Risse, Wilhelm, * 11.1.1931 Remscheid, t 26.5.1998 Homburg /Saar. R., Sohn eines Eisenbahners, studierte Philosophie, Psychologie, Latein und Bibliothekswesen in Greifswald und Berlin, wo er 1947 mit der Arbeit Die logischen Grundsätze. Studien zur Logik seit Bolzano promoviert wurde. Seit 1964 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Univ. Köln, habilitierte er sich 1969 bei Karl-Heinz —»Ilting an der Univ. Saarbrücken, wo er 1971-95 als o. Prof. Logik und Erkenntnistheorie lehrte. R. befaßte sich vor allem mit der Geschichte der Logik, besonders des 16. und 17. Jahrhunderts. Er veröffentlichte u.a. Die Logik der Neuzeit (2 Bde., 1964-70), Bibliographia Logica (4 Bde., 1965-79) und Metaphysik. Grundthemen und Probleme (1973), besorgte die Edition der Logikhandschriften von Joachim —»Jungius und war seit 1969 Mitherausgeber der Turiner „Studi Internationale di Filosofia". Von seiner auf neun Bände konzipierten Bibliographia philosophica vetus konnte er Band l und 3 (1997) vollenden.

Rintelen, Fritz Joachim von, * 16.5.1898 Stettin, t 23.2.1979 Mainz. R., Sohn eines Generals, studierte Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Berlin, Innsbruck, Bonn und München, wurde 1923 promoviert (Die religionsphilosophischen Probleme bei E. v. Hartmann und ihre erkenntnistheoretischmetaphysischen Grundlagen) und habilitierte sich 1928 für Philosophie an der Univ. München. 1932 zum a.o. Prof. ernannt, folgte er 1934 einem Ruf nach Bonn, wo er im selben Jahr eine o. Professur erhielt. Seit 1936 lehrte er in München, bis er 1941 von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen entlassen wurde. 1946 beteiligte sich R. an der Gründung der Univ. Mainz, an der er bis 1969 den Lehrstuhl für Philosophie, Psychologie und Pädagogik innehatte. Als Gastprofessor wirkte er u. a. in Los Angeles, Tokio und Chicago. Er war Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland (1948-51) und des Institut International des Etudes Europeennes. In Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung der Wertphilosophie und der Existenzphilosophie begründete R. einen sog. Wertrealismus. Er veröffentlichte u. a. Der V/engedanke in der europäischen Geistesentwicklung (1932), Dämonie des Willens. Eine geistesgeschichtlich-philosophische Untersuchung (1947), Von Dionysos zu Apolton. Der Aufstieg im Geiste (1948, 21968), Philosophie der Endlichkeit als Spiegel der Gegenwart (1951, 21960), Der Rang des Geistes. Goethes Weltverständnis (1955), Beyond existentialism (1961), Johann Wolfgang von Goethe. Sinnerfahrung und Daseinsdeutung (1968), Contemporary German philosophy and its background (1970, 21973), Values in European thought (Bd. 1, 1972) und Philosophie des lebendigen Geistes in der Krise der Gegenwart (1977). WEITERE WERKE: Pessimistische Religionsphilosophie der Gegenwart. Untersuchung zur religionsphilosophischen Problemstellung bei Eduard von Hartmann und ihre erkenntnistheoretisch-metaphysischen Grundlagen. München 1924. - Der Versuch einer Überwindung des Historismus bei Ernst Troeltsch. Halle 1929. - Die Bedeutung des philosophischen Wertproblems. Regensburg 1930. - Albert der Deutsche und Wir. Leipzig 1935. - Realismus - Idealismus. Münster 1942. - Goethe als abendländischer Mensch. Mainz '"21946. - Unsere geistige Lage im Lichte christlicher Kultur. Trier 1948. - Der europäische Mensch. Wien 1957. LITERATUR: Veröffentlichungen von F.-J. v. R. (Zum 70. Geburtstag des bekannten Philosophen am 16. Mai des Jahres). In: Zeitschrift für philosophische Forschung 22 (1968) S. 290-298. - Arthur Hübscher: Denker unserer Zeit. München 1956, S. 164-166. - Richard Wisser (Hrsg.): Sinn

Ritschi, Otto (Karl Albrecht), * 26.6. 1860 Bonn, t 28.9. 1944 Bonn. Der Sohn des Theologen Albrecht R. studierte seit 1879 in Bonn, Göttingen und Gießen Theologie. 1855 in Halle zum Lie. theol. promoviert, habilitierte er sich im selben Jahr für Theologie und wurde 1889 a.o.Prof. an der Univ. Kiel. Als Nachfolger von Ernst -»Troeltsch ging R. 1894 als a. o. Prof. der Dogmatik und Dogmengeschichte nach Bonn, wo er von 1897 bis zu seiner Emeritierung 1927 o. Prof. war. Neben seinem Hauptwerk, einer Dogmengeschichte des Protestantismus (4 Bde., 1908-27), veröffentlichte er u.a. Albrecht Ritschls Leben (2 Bde., 1892-96), Nietzsches Weltund Lebensanschauung in ihrer Entstehung und Entwicklung dargestellt und beurteilt (1897,21899), Die doppelte Wahrheit in der Philosophie des Ais-Ob (1925) und Ethologie des sozialen und des persönlichen Menschenlebens (2 Bde., 1939/40). WEITERE WERKE: Schleiermachers Stellung zum Christentum in seinen Reden über die Religion. Gotha 1888. - Über Werturteile. Freiburg/Breisgau 1895. - Die Causalbetrachtung in den Geistes Wissenschaften. Bonn 1901. - Wissenschaftliche Ethik und moralische Gesetzgebung. Grundgedanken einer Kritik der gegenwärtigen Ethik. Tübingen/ Leipzig 1903. - System und systematische Methode in der Geschichte des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs und der philosophischen Methodologie. Bonn 1906. Ritter, (August) Heinrich, * 21.11.1791 Zerbst, t 3.2.1869 Göttingen. R. studierte 1811-15 Theologie und Philosophie in Halle, Göttingen und Berlin, wo -> Schleiermacher zu seinen Lehrern gehörte. Nach der Teilnahme als Freiwilliger an den Befreiungskriegen wurde er 1817 in Halle promoviert (De inscitia humana) und habilitierte sich dann in Berlin. Er lehrte Logik und Philosophiegeschichte und wurde 1824 a. o. Professor. R., der 1832 in die Preußische Akademie der Wissenschaften gewählt wurde, folgte 1833 einem Ruf als o. Prof. an die Univ. Kiel und lehrte seit 1837 in Göttingen. Er veröffentlichte u. a. Geschichte der Ionischen Philosophie (1821), Geschichte der Pythagoreischen Philosophie (\ 826), Geschichte der Philosophie (12 Tie., 1829-53), Über die Kenntnis der arabischen Philosophie und besonders über die Philosophie der orthodoxen arabischen Dogmatiker (1844), System der Logik und der Metaphysik (2 Bde., 1856), Die christliche Philosophie [...] (2 Bde., 1858/59) und eine Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften (3 Bde., 1862-64).

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Ritter WEITERE WERKE: Vorlesungen zur Einleitung in die Logik. 1823. - Abriß der philosophischen Logik. Berlin 1824, 2 1829. - Die Halb-Kantianer und der Pantheismus. Berlin 1827. - Über die Erkenntnis Gottes in der Welt. Hamburg 1836. - Kleine philosophische Schriften. 3 Bde., Kiel 1839/40. - Versuch zur Verständigung über die neueste deutsche Philosophie seit Kant. Braunschweig '"21853. - Unsterblichkeit. Leipzig 21866. - Ernest Renan über die Naturwissenschaft und die Geschichte, mit den Randbemerkungen eines deutschen Philosophen. Gotha 1865. - Philosophische Paradoxa. Leipzig 1867. - Über das Böse und seine Folgen. Kiel 1869. Leipzig 21877. LITERATUR: Carl von Prantl: R. In: ADB 28, 1889, S. 673-674. Ritter, Joachim, * 3.4.1903 Geesthacht, t 3. 8.1974 Münster. R. studierte in Heidelberg, Marburg, Freiburg und Hamburg, wo er 1925 bei Ernst —>Cassirer zum Dr. phil. promoviert wurde (Docta ignorantia. Die Theorie des Nichtwissens bei Nicolaus Cusanus, 1927), und habilitierte sich 1932 mit der Schrift Die Aneignung und Umwandlung der neuplatonischen Ontologie bei Augustinus und ihre Voraussetzungen (als Buch in gekürzter Fassung 1937 unter dem Titel Mundus intelligibilis). 1937 trat er in die NSDAP ein. 1939 wurde er Dozent für Philosophie, 1941 apl. Prof., erhielt 1943 einen Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Kiel und lehrte von 1946 bis zu seiner Emeritierung in Münster. 1953-55 war er Gastprofessor in Istanbul. R. betonte die soziopolitischen Komponenten der Ideenentwicklung und trug wesentlich zur Erneuerung der praktischen Philosophie in der Bundesrepublik Deutschland bei. Im Mittelpunkt seines Interesses standen Aristoteles und -» Hegel. R. war Begründer und Herausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie (1971 ff.). Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Hegel und die französische Revolution (1957), „Naturrecht" bei Aristoteles (1961), Die Aufgabe der Geisteswissenschaften in der modernen Welt (1963), Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen (1963), Metaphysik und Politik. Studien zu Aristoteles und Hegel (1969) und Subjektivität (1974). WEITERE WERKE: Über den Sinn und die Grenze der Lehre vom Menschen. Potsdam 1933. LITERATUR: Ernst-Wolfgang Böckenförde (Hrsg.): Collegium philosophicum. Studien. J. R. zum 60. Geburtstag. Basel u.a. 1965. - Gedenkschrift J. R. Münster 1978 (mit Bibliographie). - Thomas Weber: J. R. und die „metaphysische Wendung". In: Deutsche Philosophen 1933. Hrsg. v. Wolfgang Fritz Haug. Berlin 1989, S. 219-243. - Ludwig Siep: Naturrecht und politische Philosophie. Überlegungen im Anschluß an J. R. In: Volker Gerhardt (Hrsg.): Der Begriff der Politik. Stuttgart 1990, S. 42-56. - Odo Marquard: Zukunft und Herkunft. Bemerkungen zu J. R.s Philosophie der Entzweiung. In: Kurt Röttgers (Hrsg.): Politik und Kultur nach der Aufklärung. Festschrift Hermann Lübbe zum 65. Geburtstag. Basel 1992, S. 96-107. Ritter, Johann Wilhelm, * 16.12.1776 Samitz bei Nainau (Schlesien), t 23. 1. 1810 München. Nach dem Besuch der Lateinschule begann R., Sohn des protestantischen Pfarrers Johann Wilhelm R., mit einer Apothekerlehre in Liegnitz; zugleich vertiefte er sich in das Studium chemischer Lehrbücher und führte Experimente durch. Unbefriedigt von der Apothekertätigkeit und mit der Hilfe einer kleinen Erbschaft wechselte R. im Sommersemester 1796 zum Studium der Naturwissenschaften an die Univ. Jena, das er mit privaten Forschungen in Weimar und Gotha fortsetzte. Unter dem Einfluß von Alexander von Humboldt beschäftigte sich R. mit dem Galvanismus und hielt 1797 unter großer Beachtung vor der Naturforschenden Gesellschaft

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in Jena einen entsprechenden Vortrag (lieber den Galvanismus). 1798 publizierte R. die Ergebnisse seiner elektrochemischen Versuche in der Monographie Beweis, daß ein beständiger Galvanismus den Lebensprozeß in dem Thierreiche begleite. Galvanismus als Produktion von Elektrizität durch den Kontakt unterschiedlicher Metalle oder anderer Substanzen läßt sich nach R. im Organischen wie Anorganischen beobachten, Einheit und Polarität verbinden alle Bereiche der Natur. Die Resonanz der Beobachtungen und Gedanken von R. reichte weit über die wissenschaftliche Welt hinaus: —» Novalis äußerte sich begeistert - „Ritter ist Ritter und wir sind nur Knappen" - und führte ihn in den Kreis der Jenaer Romantiker ein; Caroline Schlegel verglich R. mit „einer elektrischen Feuermaschine"; Clemens Brentano sah in R. einen Moses, der „mit seinem Stab an den harten Fels der Wissenschaft schlägt aus dem die reine kristallhelle Quelle der Weisheit hervorsprudelt"; die Brüder —»Schlegel fühlten sich durch R. zum Studium der Physik stimuliert. Bei anderen Zeitgenossen fiel das Urteil aber auch zurückhaltender aus, so bei Henrik -» Steffens, -» Schelling und -» Goethe. Von 1799 bis 1805 gab R. Beyträge zur näheren Kenntniß des Galvanismus heraus, von denen die Hälfte mit wichtigen Entdeckungen und Einsichten aus seiner eigenen Feder stammte (galvanische Ketten aus anorganischen Ketten, Beziehung von Galvanismus und chemischem Prozeß, Entdeckung der ultravioletten Strahlen). 1805 konnte R. eine Stellung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München antreten; hier waren Franz von —»Baader und Schelling seine Kollegen. Materielle Sorgen und sinkende wissenschaftliche Anerkennung belasteten indessen jene Jahre. Sein Hang zu Mystik und übersinnlichen Kräften verstärkte sich und ließ ihn zu Versuchen mit Erzpendel und Wünschelrute, von denen er sich kurz vor seinem Tod aber wieder distanzierte (Annales de Chimie, 1810), das Medium Francesco Campetti vom Gardasee nach München holen. Die von der Bayerischen Akademie eingesetzte Kommission zur Prüfung dieser Theorien und Versuche fällte ein ablehnendes Urteil. Dem publizistischen Versuch mit der Zeitschrift „Siderismus" war ein Erfolg nicht beschieden; es blieb beim ersten Heft von 1808. Die fortgesetzten elektrochemischen und elektrophysiologischen Experimente nahmen zum Teil spätere Einsichten vorweg, worin ihr Sinn für ihn aber nicht aufging (Elektromagnetismus, Elektrolyse des Wassers). Die letzte Publikation trug den charakteristischen Titel Fragmente aus dem Nachlaß eines jungen Physikers (1810, erneut 1969 und 1984). R. starb mit 33 Jahren, wohl an Tuberkulose. Sein Ziel war die Verbindung von Physik und Metaphysik oder in seinen eigenen Worten: „die strengste Empirie mit der klarsten Spekulation in beständiger Eintracht zu halten"; zugleich hat nach seiner Überzeugung der Mensch eine substantielle Verantwortung für die Natur zu übernehmen: „die Natur zu integrieren, ist seines Daseins Zweck." WEITERE WERKE: Die Physik als Kunst. Ein Versuch, die Tendenz der Physik aus ihrer Geschichte zu deuten. München 1806. - Physisch-Chemische Abhandlungen in chronologischer Folge. 3 Bde., Leipzig 1806. - Versuche einer Geschichte der Schicksale der chemischen Theorie in den letzten Jahrhunderten. In: Journal für die Chemie und Physik und Mineralogie 7 (1808) S. 1-66. LITERATUR: Armin Hermann (Hrsg.): Die Begründung der Elektrochemie und Entdeckung der ultravioletten Strahlen von J. W. R. Eine Auswahl aus den Schriften des romantischen Physikers. Frankfurt/Main 1968. - Heinrich Schipperges: Nachwort zu: J. W. R. Fragmente aus dem Nachlaß eines jungen Physikers. Heidelberg 1810. Nachdruck Heidelberg 1969, S. 1-50. - Robert J. McRae: J. W. R. In: DSB, Bd. 11, 1975, S. 473-475. - Hermann Berg/Klaus Rich-

Röschlaub ter: Einleitung: R.s Leben und Werk. In: Entdeckungen zur Elektrochemie, Bioelektrochemie und Photochemie. Leipzig 1986, S. 6-42. Dietrich von Engelhardt Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin, * 8.4.1859 Rutesheim, t 16.4. 1936 Tübingen. R. besuchte seit 1873 das evangelisch-theologische Seminar Maulbronn und seit 1875 das Seminar Blaubeuren. Nach Studien in Berlin 1882/83 wurde er 1883 zum Dr. phil. promoviert und war vorübergehend als Lehrer in Stuttgart tätig. 1884-88 Repetent am Tübinger Stift, spezialisierte sich R. auf die griechische, insbesondere die platonische, Philosophie. 1888 wurde er Hauslehrer einer Bankiersfamilie, später Sekretär des Industriellen Gustav Siegle in Stuttgart. Seit 1884 wieder im Schuldienst, unterrichtete R. zunächst am Ellwanger und seit 1903 am Tübinger Gymnasium. Er habilitierte sich für Philosophie, wurde a. o. Prof. und 1916 o. Prof. der Philosophie und Gymnasialpädagogik an der Univ. Tübingen. R. veröffentlichte u. a. Platans Dialoge (2 Bde., 1903-09), Platon. Sein Leben, seine Schriften, seine Lehre (2 Bde., 1910-23), Neue Untersuchungen über Platon (1910) und Die Kerngedanken der Platonischen Philosophie (1931). WEITERE WERKE: Analyse und Kritik der von Plato in seiner Schrift vom Staate aufgestellten Erziehungslehre. Deutz 1881. - Untersuchungen über Plato. Die Echtheit und Chronologie der Platonischen Schriften. Stuttgart 1888. - Platons Stellung zu den Aufgaben der Naturwissenschaft. Heidelberg 1919. - Platonische Liebe. Tübingen 1931. - Sokrates. Tübingen 1931. - Platonismus und Christentum. Tübingen 1934. Rivius, Johann d.J., * 1528 Zwickau, t 8.5.1596 Riga. R., Sohn eines Schulmanns, wurde als erster Protestant Rektor der Stiftsschule in Zeitz. 1572 übernahm er das Rektorat des evangelisch-lutherischen Stadtgymnasiums in Halle, später eine Professur für Philosophie an der Univ. Leipzig. R., der 1584 sein Lehramt niederlegte, war 1585 als Orator an den Verhandlungen der Synode in Wilda (Polen) beteiligt. 1594 wurde er Schulinspektor in Riga. R. veröffentlichte u.a. Tabulae trium M. T. Ciceronis librorum de officiis (1561), Z-iJC! communes philosophies, qui ad logicam spec tant, diagrammatum tabulis delineati (1579) und De lectione historiae (1585). Rixner, Thaddäus Anselm, * 3. 8. 1766 Tegernsee, t 10.2. 1838 München. R., Sohn eines Wirtes, war durch einen Unfall halbseitig gelähmt, trat 1787 in Metten in den Benediktinerorden ein und wurde 1789 zum Priester geweiht. Nach dem Jurastudium an der Univ, Ingolstadt lehrte er Kirchenrecht in Metten und 1792/93 Philosophie in Freising. Seit 1794 Seelsorger in Michelsbuch bei Deggendorf, wurde er 1803 Lehrer für Philosophie am Amberger Gymnasium, 1805 in Passau und seit 1809 wieder in Amberg, wo er bis 1834 tätig war. R. veröffentlichte u.a. Leben und Lehrmeinungen berühmter Physiker am Ende des 16. und am Anfange des 17. Jahrhunderts (7 Tie., 1819-26, mit Thaddäus Silber), Handbuch der Geschichte der Philosophie (3 Bde., 1822/23, 2 1829; Bd. 4, verfaßt von Viktor Philipp Gumposch, 1850) und Handwörterbuch der deutschen Sprache (2 Bde.. 1830). WEITERE WERKE: Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre. Nürnberg 1808. - Aphorismen der gesammten Philosophie. 2 Bde., Landshut 1809. Sulzbach 2 1818. - Geschichte der Philosophie bei den Katholiken in Altbayern, bayerisch Schwaben und bayerisch Franken. München 1835.

Röder, Karl David August, * 23.6.1806 Darmstadt, t 20.12. 1879 Heidelberg. R., Sohn eines hessischen Offiziers, trat nach dem Studium der Rechtswissenschaft in den Staatsdienst ein. 1930 habilitierte er sich an der Univ. Gießen mit der Arbeit De usuris in futurum acceptis. Als nach Veröffentlichung seiner Grundzüge der Politik des Rechts. Erster Theil: Einleitung. Allgemeine Staatsverfassungslehre (1837) seine Vorlesungen verboten wurden, ging R. nach Heidelberg, wo er 1839 mit einer Commentatio de quaestione an poena malum esse debeat die Venia docendi erwarb und 1842 zum a. o. Prof., 1879 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Ein Schüler Karl Christian Friedrich -» Krauses, dessen System der Rechtsphilosophie er 1874 herausgab, wirkte er für Verbreitung von dessen Lehren und für die Reform des Strafvollzugs auf dem Weg der Einzelhaft. 1848 wurde R. in das Frankfurter Vorparlament gewählt. Sein Hauptwerk sind die Grundzüge des Naturrechts oder der Rechtsphilosophie (1846, 21860-63 in 2 Bänden). LITERATUR: Karl von Lilienthal: R. In: ADB 55, 1910, S. 590-591. - Wolfgang Vester: Sozialphilosophie und Sozialpolitik der deutschen Rechtsphilosophie des XIX. Jahrhunderts (Krause, A., Roder). Cottbus 1935. - Peter Landau: Die rechtsphilosophische Begründung der Besserungsstrafe. Karl Christian Friedrich Krause und K. D. A. R. In: Fritjof Haft u.a. (Hrsg.): Strafgerechtigkeit. Festschrift für Arthur Kaufmann zum 70. Geburtstag. Heidelberg 1993, S. 473-485. Röschlaub, Andreas, * 21.10.1768 Lichtenfels, t 7.7.1835 Oberdischingen. Als maßgebender Vertreter der Romantischen Medizin gehörte R. zu den einflußreichsten und zugleich umstrittensten Ärzten seiner Zeit. Er stammte aus einfachem Hause, begann 1786 mit dem Theologiestudium in Bamberg, brach dieses ein Jahr später ab und studierte dort und in Würzburg Medizin; 1795 wurde er in Bamberg mit der Arbeit De febri fragmentum promoviert. 1796 ernannte ihn die Univ. Bamberg zum a. o. Prof. der Medizin und 1797 zum Beisitzer der Medizinischen Fakultät. 1798 erhielt er die ordentliche Professur für Pathologie und Klinik und wurde zugleich praktischer Arzt am Bamberger Krankenhaus. Bereits als Student hatte er Adalbert Marcus kennengelernt, der sich als ärztlicher Leiter des Allgemeinen Krankenhauses in Bamberg entschieden für eine Verbesserung des klinischen Unterrichts einsetzte. Die Aktivitäten der beiden Ärzte begründeten Bambergs Renommee als das glänzende medizinische Zentrum der Zeit. 1802 folgte R. einem Ruf an die Univ. Landshut, wo er als Universitätslehrer und praktizierender Arzt - trotz aller Widerstände von Stadtmagistrat und Kirche - Erfolg und Ruhm ernten konnte. Wegen eines Streits mit dem Ministerium wurde er 1824 für zwei Jahre vom Dienst suspendiert. Nach der Übersiedlung der Univ. nach München wurde R. 1826 wieder als o. Prof. der Medizin angestellt. Bis zu seinem Tod vertrat er hier das Fach Allgemeine Pathologie und Therapie. 1828 zum Dekan der Medizinischen Fakultät ernannt, legte er die Grundlinien für eine Reform des Medizinstudiums dar. Bereits in seiner Dissertation hatte sich R. mit dem revolutionierenden Medizinkonzept des schottischen Arztes John Brown beschäftigt. In seiner ersten großen Schrift Untersuchungen über die Pathogenie (1798) übernahm er vom Brownianismus zwar das Prinzip der Erregbarkeit als Grundlage alles Lebendigen, erweiterte und vertiefte diesen jedoch entscheidend - mit Bezugnahme auf -» Schelling und —»Fichte. R. entwickelte eine eigene Erregungstheorie, die das mechanische Modell von Brown durch ein dynamisches, prozeßhaftes Konzept ersetzte. R. betonte das kausale Moment in der Medizin und beschrieb die Lebensprozesse als

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Rose Ausdruck der Interaktion zwischen Organismus und Umwelt. Die Medizin als ein Ganzes begreifend, setzte er sich für eine Vereinigung von Physiologie und Pathologie, für eine Verbindung von Krankheitslehre und Therapie ein. R. wollte ein Therapieprinzip entwickeln, das einen direkten praktischen Bezug zwischen naturwissenschaftlichen Theorien und der Klinik herstellen sollte. Diesem Konzept lag ein reformatorisches Streben zugrunde, stellte es doch die traditionelle, hippokratische Medizin in Frage, die sich auf Generalisierungen allein aus den Wahrnehmungen am Krankenbett stützte und alle anderen nicht an der Kasuistik entwickelten Theorien ablehnte. 1799 gründete R. die Zeitschrift „Magazin zur Vervollkommnung der theoretischen und praktischen Medizin" (1799-1809), die als Forum für die Diskussion der neuen Auffassung der Medizin diente, einer Medizin, die die Therapie in den Mittelpunkt stellte und den Anschluß an die Naturwissenschaften suchte. Dieser Aspekt fand rasche Aufnahme, insbesondere durch die jungen Physiologen. Auf der anderen Seite stieß R. auf großes Mißtrauen bei den etablierten Medizinern seiner Zeit, allen voran der traditionsgebundene Eklektiker Christoph Wilhelm Hufeland. Zu sehr sah sich die Schulmedizin von R.s Ideen in ihrer Existenz bedroht. Die neue Konzeption der Klinik basierte auf einer Umorientierung des medizinischen Denkens, und hierfür ist der Einfluß der deutschen Philosophie mitbestimmend gewesen. R.s Ideen fanden bei den Philosophen seiner Zeit große Beachtung. 1799 kam Schelling für ein Semester nach Bamberg, um R. persönlich kennenzulernen. Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft; Erregungstheorie wie Naturphilosophie erhielten gegenseitige Impulse. Wegen grundsätzlicher Differenzen in der Auffassung über die Grundlagen der Medizin trat jedoch 1804 eine Entfremdung ein. 1805 schließlich kam es zum offenen Bruch mit Schelling und seiner Naturphilosophie. In dem von ihm herausgegebenen „Neuen Magazin für klinische Medizin" (1816/17) revidierte R. einige Standpunkte seiner früheren Werke und setzte sich nun kritisch sowohl mit dem Brownianismus als auch mit der naturphilosophischen Schule auseinander. In seinem letzten Lebensabschnitt zog sich R. zunehmend zurück und widmete sich fortan seinem eigentlichen Interesse, der praktischen Medizin und dem klinischen Unterricht. Erst seinem Schüler Johann Lukas Schönlein sollte es gelingen, mit der „Naturhistorischen Schule" eine eigenständige Methodik für die klinische Medizin zu verwirklichen, die ohne R.s Vorarbeit nicht denkbar gewesen wäre. WEITERE WERKE: Von dem Einflüsse der Brown'schen Theorie auf die praktische Heilkunde. Würzburg 1798. Lehrbuch der Nosologie. Bamberg/Würzburg 1801. - Über Medizin, ihr Verhältnis zur Chirurgie, nebst Materialien zu einem Entwurfe der Polizei der Medizin. Frankfurt/Main 1802. - Lehrbuch der besonderen Nosologie, Jatreusio.ogie und Jatrie. Frankfurt/Main 1807-10. - Philosophische Werke. Bd. 1: Über die Würde und das Wachstum der W.'ssenschaften und Künste und ihre Einführung in das Leben. Sulzbach 1827. LITERATUR: Paul Boehmer: Die Medizinischen Schulen Bambergs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diss. med. Erlangen 1970. - Nelly Tsouyopoulos: Der Streit zwischen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und A. R. über die Grundlagen der Medizin. In: Medizinhistorisches Journal 13 (1978) S. 229-246. - Nelly Tsouyopoulos: A. R. und die Romantische Medizin. Die philosophischen Grundlagen der modernen Medizin. Stuttgart/New York 1982. - HansUwe Lammel: Nosologische und therapeutische Konzeptionen in der romantischen Medizin. Husum 1990. - Urban Wiesing: Kunst oder Wissenschaft? Konzeptionen der Medizin in der deutschen Romantik. Stuttgart-Bad Cannstatt 1995. - Dietrich von Engelhardt: Reizmangel und Überer-

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regung als Weltformel der Medizin. Brownianismus und romantische Naturphilosophie. In: Heinz Schott (Hrsg.): Meilensteine der Medizin. Dortmund 1996, S. 265-269. Giovanni Maio Rose, (Johann Anton) Ferdinand, * 27.9.1815 Lübeck, t 27.11.1859 Kruft bei Andernach. Nach einer Buchhändlerlehre kam R., Sohn eines Kornmaklers, 1834 auf das Katharineum in Lübeck, wo er im „Poetischen Verein" u.a. Theodor Storm kennenlernte. 1836 begann er in Berlin das Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und der Philosophie, der er sich schließlich ganz zuwandte. R. lebte an verschiedenen Orten, arbeitete als Redakteur in Köln und vor allem in Basel, hielt sich 1848 in Tübingen auf und verfaßte unter dem Eindruck der März-Revolution die Schrift Die deutsche Volksbewegung von Gottes Gnaden, Geschichte des Jahres 1848 (1849), in der er sich für sein Ideal einer „republikanischen Monarchie" einsetzte. Anschließend als Redakteur in Stuttgart tätig, wurde er 1850 aus Württemberg verbannt und zog sich 1853, gesundheitlich schwer angeschlagen, nach Kruft zurück. 1854 mußte er für ein halbes Jahr ins Schuldgefängnis nach Koblenz. Psychologisch und religionsphilosophisch bewandert, sah R., der dem Spätidealismus —> Schellingscher Prägung zuzurechnen ist, im Gefühl den Antrieb, um zum „Erhöhungsleben" vorzudringen. Er veröffentlichte u.a. Über die Erkenntnisweise des Absoluten (1841), Die Ideen von den göttlichen Dingen und unsere Zeit (1847) und Die Psychologie als Einleitung in die Individualitäts-Philosophie (1856). Für seine Werke Versuch einer durch historische Entwicklung erworbenen Philosophie und System der realen Idealphilosophie fand er keinen Verleger. WEITERE WERKE: Über die Kunst zu philosophieren. Basel 1847. LITERATUR: Emanuel Schärer: J. A. F. R. aus Lübeck. Eine Lebensskizze. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 78 (1881) S. 34-70. - Jendris Alwast: R., J. A. F. In: Biographisches Lexikon für SchleswigHolstein und Lübeck. Bd. 9. Neumünster 1991, S. 316-319. Röseberg, Ulrich, * 21. 10. 1943 Kamenz, t 17.3.1994 Berlin. R. studierte Philosophie und beschäftigte sich mit der Geschichte der Wissenschaften, wurde 1972 promoviert und war seit 1981 Dr. sc. phil. der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1984 erhielt er eine Professur. R. hatte die Leitung des Forschungsbereichs Wissenschaftsphilosophie am Zentralinstitut für Philosophie inne. Er veröffentlichte u.a. Determinismus und Physik (1975), Quantenmechanik und Philosophie (1978), Philosophie und Physik (1982), Szenarium einer Revolution. Nichtrelativistische Quantenmechanik und philosophische Widerspruchsproblematik (1984) und Niels Bohr. Leben und Werk eines Atomphysikers 1885-1962 (1985, 21987). Rosier, Johann Eberhard, * 11. 10. 1668 Lorch, t 13.10. 1733 Tübingen. R. studierte in Tübingen, Wittenberg, Holland und Hamburg und wurde dann Informator der württembergischen Prinzen Karl Alexander und Heinrich Friedrich. Später begleitete er als Prediger Karl Alexander auf dessen Reisen in die Niederlande, an den Rhein und nach Ungarn. 1699 wurde R. o. Prof. der Beredsamkeit und Dichtkunst in Tübingen, 1705 Prof. der praktischen Philosophie, Rektor des akademischen Contuberniums und Bibliothekar der Universität, 1716 Ephorus des Theologischen Stifts und Pädagogiarch der Schulen des oberen Herzogtums.

Rosenkrantz Rösser, (Georg) Kolumban, auch Rösner, * 11. 12. 1736 Mönchstockheim bei Schweinfurt, t 12. 12. 1780 Würzburg. R. studierte Theologie und Philosophie in Würzburg und Mannheim, trat 1761 in Banz in den Benediktinerorden ein und empfing 1764 die Priesterweihe. Seit 1770 lehrte er Philosophie in Banz, wurde 1772 Prof. der Logik und Metaphysik an der Univ. Würzburg und 1776 Mitglied der Akademie in Erfurt. R. veröffentlichte u.a. Encyclopaedia positionum philosophicarum ac mathematicarum (1772), Institutiones logicae (1775, 21793), Institutiones metaphysicae (1776), Primae lineae anthropologiae (1776, 2 1781) und Institutiones philosophicae de homine et deo (1780, 21790). WEITERE WERKE: Theses ex institutionibus logicae idealis. Bamberg 1760. - De theologia ab astronomiae studio non seiungenda. Würzburg 1779. - Institutiones logicae et metaphysicae. Würzburg 1793. Röth, Eduard Maximilian, * 12. 10. 1807 Hanau, t 7.7.1858 Heidelberg. Der Lehrerssohn studierte zunächst rabbinische Literatur bei einem jüdischen Gelehrten in Frankfurt/Main, seit 1836 orientalische Sprachen und Naturwissenschaften in Paris und habilitierte sich 1840 in Heidelberg, wo er als Privatdozent Vorlesungen über Logik, Metaphysik, Psychologie, philosophische Enzyklopädie und Geschichte der abendländischen Philosophie hielt. 1850 wurde R. hier o. Prof. der Philosophie und des Sanskrit. Er veröffentlichte u.a. eine Geschichte unserer abendländischen Philosophie (2 Bde., 1846-58, 21862). Rohmcr, Friedrich, * 21.2. 1814 Weißenburg (Franken), t 11.11.1856 München. Der Pfarrerssohn studierte seit 1832 Philosophie in München, wo er u. a. Vorlesungen -> Schellings hörte, und veröffentlichte 1841 die Schrift Deutschlands Beruf in der Gegenwart und Zukunft, in der er die Grundzüge seiner psychologischen Theorie darlegte. Im selben Jahr trat R. in Zürich in Verbindung mit Johann Caspar Bluntschlis liberalkonservativer Partei, hielt sich 1842 einige Zeit in Berlin auf und kehrte schließlich nach München zurück, wo er bis 1851 als liberal-konservativer Politiker auftrat und den literarischen Kampf gegen Reaktion und Ultramontanismus aufnahm. Wesentlicher Grundzug seines Werks ist der Versuch des Ausgleichs des Theismus mit dem Pantheismus. R. veröffentlichte u.a. Speculations initium et finis (I835, auch unter dem Titel Anfang und Ende der Speculation) und Wissenschaft und Leben (4 Bde., 1871-85). LITERATUR: Johann Caspar Bluntschli: F. R.'s Leben und wissenschaftlicher Entwicklungsgang. Bearbeitet und ergänzt von Rudolf Seyerlen. 2 Bde., München 1892. - Hermann Staeps: F. R.s „Wissenschaft von Gott". Diss. Erlangen 1897. Romang, Johann Peter, * November 1802 Saanen, t 25.7.1875 Kiesen. R. studierte seit 1822 an der Philosophischen Fakultät der Berner Akademie, seit 1826 Theologie und wurde 1827 ordiniert. Er war Lehrer in Bern und setzte 1829/30 das Studium in Berlin fort (u.a. bei -»Hegel). 1830 erhielt R. einen Ruf auf den Berner Lehrstuhl für Philosophie, wurde 1832 Ordinarius und hielt u.a. Vorlesungen über Ethik, Logik, Religionsphilosophie, Psychologie und Geschichte der Philosophie. 1834 infolge der politischen Umwälzungen in Bern seines Lehramtes enthoben, wurde R. 1837 Pfarrer in Därstetten (Kt. Bern) und 1851 Direktor des Progymnasiums in Biel. Seit 1852 war er Pfarrer in Niederbipp (Bern). R. veröffentlichte u. a. Über die sittlichen Dinge unter der Voraussetzung des Determinismus (1833), System der natürlichen Religion.tlehre (1841), Der neueste Pantheismus oder

die junghegelsche Weltanschauung (1848) und Über Unglauben, Pietismus und Wissenschaft (1859). WEITERE WERKE: Über Willensfreiheit und Determinismus. Bern 1835. - Die Bedeutung des Communismus. Aus dem Gesichtspunkte des Christenthums und der sittlichen Cultur gewürdigt. Bern 1847. - Über das Junghegelsche Christenthum oder das Ries-Zellersche Symbolum. Bern 1847. Über wichtigere Fragen der Religion. Heidelberg 1870. Roretz, Karl von, * 24.7. 1881 Schloß Breiteneich bei Hörn (Niederösterreich), t 17.7. 1967 Wien. R., Sohn eines Juristen, studierte Philosophie an der Univ. Wien und wurde 1906 mit der Dissertation Das Einfühlungsproblem in der modernen Aesthetik promoviert. 1921 habilitierte er sich (Zur Analyse von Kants Philosophie des Organischen), war Privatdozent und lehrte seit 1930 als a. o. Prof. der Geschichte der neueren Philosophie in Wien. Seit 1932 leitete er zudem die Druckschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. R. beschäftigte sich hauptsächlich mit Erkenntnistheorie, Kulturpsychologie (er war Anhänger -»Nietzsches) und Philosophiegeschichte. In seinem Hauptwerk An den Quellen unseres Denkens. Studien zur Morphologie der Erkenntnis und Forschung (1937) untersuchte er „Vitalbegriffe", an deren Entstehung ein Willens- und Wertmoment entscheidend beteiligt ist und denen keine in der Wirklichkeiten erfaßbaren Einheiten entsprechen. Nach dem Tod Rudolf -> Eislers gab R. 1929 den 2. und 1930 den 3. Band der 4. Auflage von dessen Wörterbuch der philosophischen Begriffe heraus. WEITERE WERKE: Diderot's Weltanschauung. Ihre Voraussetzungen, ihre Leitmotive. Wien 1914. - Bedingt der Weltkrieg eine Umgestaltung unserer Weltanschauung? Graz 1916. - Die Metaphysik - eine Fiktion! Wien 1927. - Religiöse Epidemien. Versuch einer psychologischen Zergliederung. Hamburg 1936. - Ziele und Wege philosophischen Denkens. Ausgewählt, hrsg. und eingeleitet von Franz Austeda. Wien 1976. Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand, * 29. 8.1845 Lobeda, t 11.9. 1899 Oberstdorf. Zunächst als Lehrer tätig, studierte R. Mathematik und Physik an der Univ. Jena und wurde 1870 promoviert. Danach unterrichtete er in Hamburg, seit 1877 an der Musterschule in Frankfurt/Main, wo er 1893 Prof. der Mathematik und Physik wurde. R. beschäftigte sich mit der Geschichte der Naturwissenschaften und veröffentlichte u. a. Die Geschichte der Physik in Grundzügen mit synchronistischen Tabellen der Mathematik, der Chemie und beschreibenden Naturwissenschaften sowie der allgemeinen Geschichte (3 Tie., 1882-90, Nachdruck 1965), Die Genesis wissenschaftlicher Entdeckungen und Erfindungen (1885) und Isaac Newton und seine physikalischen Principien (1895, Nachdruck 1978 und 1987). Er hob die Bedeutung philosophischer Prinzipien in der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung sowie die wissenschaftliche Autorität bei der Durchsetzung neuer Theorien hervor. 1892 wurde R. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Rosenkrantz, Wilhelm (Martin Joachim), * 2.3. 1821 München, t 27.9.1874 Gries bei Bozen. Der Sohn eines Kgl. Kriegsministerialsekretärs studierte seit 1839 an der Univ. München Jura und als Schüler —> Schellings Philosophie, wurde mit der Schrift Die Aufgabe der deutschen Philosophie nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft (1845) promoviert und war seit 1848 Akzessist am Kreis- und Stadtgericht in München. 1851 wechselte R. in das Staatsministerium der Justiz und wurde 1867 Oberappellationsgerichtsrat. Sein philosophisches Denken baute auf der Philosophie Schellings auf, wobei er einen katholisch-theistischen Standpunkt bezog. Die

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Rosenkranz Philosophie habe als allgemeine Wissenschaft die Aufgabe, „alle übrigen Wissenschaften unter sich als Einheit zu verbinden". R. veröffentlichte u. a. Die Wissenschaft des Wissens und Begründung der besonderen Wissenschaften durch die allgemeine Wissenschaft (2 Bde., 1866-68) und Primipienlehre (2 Tie., 1874/75). WEITERE WERKE: Die Platonische Ideenlehre und ihre Kritik und Umgestaltung durch Aristoteles. Mainz 1869. LITERATUR: Laurenz Müllner: W. R.s Philosophie. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 84 (1877). - Hayd: Die Wissenschaft des Wissens von W. R. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 97 (1890). Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich), * 23.4.1805 Magdeburg, t 14.6.1879 Königsberg (Ostpreußen). Aus einer Königsberger Beamtenfamilie stammend, studierte R. Naturwissenschaften, Theologie, Philologie und Philosophie an den Universitäten Berlin, Halle und Heidelberg, wurde 1828 promoviert und habilitierte sich 1829 mit einer Schrift über Spinoza (De Spinozae philosophia, 1828). R. hielt Vorlesungen über mittelalterliche Poesie, Religionsphilosophie und Ethik, später über die Geschichte der Philosophie und Ästhetik und gehörte der hegelianischen Gartengesellschaft „Gesellschaft zum ungelegten Ei" an. 1831 übernahm er eine a. o. Professur in Halle/Saale und wechselte 1833 als Nachfolger —»Kants auf den Lehrstuhl für Philosophie in Königsberg. R., ein bedeutender Biograph —> Hegels, befürwortete im Gegensatz zu diesem einen Dualismus des Zeitlosen und Wesentlichen; religionsphilosophisch hielt er an einem an der Orthodoxie orientierten Theismus fest. Mit seiner Ästhetik des Häßlichen (1853, Neudr. 1989, Neuausg. 1990), das er als dialektische Negation des Schönen versteht, war R. ein Wegbereiter der nachidealistischen, nicht mehr am Schönen, sondern an der Wahrnehmund orientierten ästhetischen Theorie. Er veröffentlichte u. a. Encyklopädie der theologischen Wissenschaft (1831; 2., gänzlich umgearb. Aufl., 1845), Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Poesie (3 Bde., 1832/33), Studien (5 Tie., 1839-48, Nachdruck 1975), Kritische Erläuterungen des Hegel'schen Systems (1840, Nachdruck 1963), Schelling (1843, Nachdruck 1969), Georg Wilhelm Friedrich Hegel's Leben (1844, Nachdruck zuletzt 1998), Die Wissenschaft der logischen Idee (2 Bde., 1858/59; dazu Epilegomena, 1862; Nachdruck 1972), Diderot's Leben und Werke (2 Bde., 1866; Nachdruck 2 Bde., 1964) und Hegel als deutscher Nationalphilosoph (1870, Nachdruck 1965). Seine Autobiographie Von Magdeburg bis Königsberg (1873) erstreckt sich bis 1833. Gemeinsam mit F. W. Schubert gab R. die Werke Kants in 12 Bänden heraus (1838-40). WEITERE WERKE: Das Verdienst der Deutschen um die Philosophie der Geschichte. Königsberg 1835. - Kritik der Schleiermacherschen Glaubenslehre. Königsberg 1836. Psychologie oder die Wissenschaft vom subjectiven Geist. Königsberg 1837, '1863. - Geschichte der Kantischen Philosophie. Leipzig 1840. - Über Schelling und Hegel. Königsberg 1843. - Kritik der Prinzipen der Straußschen Glaubenslehre. Leipzig 1845,21864. - System der Wissenschaft. Ein philosophisches Encheiridion. Königsberg 1850. - Meine Reform der Hegeischen Philosophie. Königsberg 1852. Neue Studien. 4 Bde., Leipzig 1875-78 (mit Bibliographie in Bd. 4). - Politische Briefe und Aufsätze 1848-1856. Hrsg. v. Paul Herre. Leipzig 1919. - Briefwechsel zwischen K. R. und Varnhagen von Ense. Hrsg. v. Arthur Warda. Königsberg 1926. - K. R. Briefe 1827 bis 1850. Hrsg. v. Joachim Butzlaff. Berlin 1994. LITERATUR: Ferdinand Lassalle: Die Hegeische und die Rosenkranzsche Logik und die Grundlagen der Hegeischen Geschichtsphilosophie. 1859. Neudruck Leipzig 1927,21928. -

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Richard Quäbicker: K. R. Leipzig 1879. Neudruck Hildesheim 1977. - Erwin Metzke: K. R. und Hegel. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie des sogenannten Hegelianismus im 19. Jahrhundert. Leipzig 1929. - Richard Quaebicker: K. R. Studie zur Geschichte der Hegeischen Philosophie. Hildesheim 1977. - Werner Jung: Schöner Schein der Häßlichkeit [...]. Ästhetik und Geschichtsphilosophie im 19. Jahrhundert. Frankfurt/Main 1987. - Olaf Briese: Biedermeierliche Vermittlung. K. R.' .Ästhetik des Häßlichen'. In: Ders.: Konkurrenzen: philosophische Kultur in Deutschland 1830-1850. Porträts und Profile. Würzburg 1998, S. 54-64. Rosenmöller, Bernhard, * 17.4.1883 Hamburg, t 19.3.1974 Münster. Nach philosophischen und philologischen Studien an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Berlin und Münster. 1914 zum Dr. phil. promoviert, arbeitete R. im Vatikanischen Archiv und war 1916-20 Assistent in Münster. 1923 habilitierte er sich für Philosophie und Pädagogik, wurde 1930 a. o. Prof. in Münster, 1934 o. Prof. der Philosophie an der Staatlichen Akademie in Braunsberg (Ostpreußen) und lehrte seit 1937 in Breslau. 1946 wurde er Rektor der Pädagogischen Akademie in Paderborn, 1947 Honorarprofessor in Münster. R. beschäftigte sich vor allem mit kath. Philosophie und der Geschichte der mittelalterlichen Philosophie. Er war Mitherausgeber der „Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik" (1925-33). R. veröffentlichte u.a. Die religiöse Erkenntnis nach Bonaventura (1925) Religionsphilosophie (1932, 21939) und Metaphysik der Seele (1947). WEITERE WERKE: Gott und die Welt der Ideen. Gedanken zu Problemen der metaphysischen Gotteserkenntnis. Münster 1923. LITERATUR: Emmanuel J. Bauer: B. R. (1883-1974). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 159-171. Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz), * 6.7.1888 Berlin, t 23.2.1973 Norwich (Vermont, USA). R.-H., Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie, trat 1905 zum Protestantismus über und studierte in Berlin, Zürich und Heidelberg Rechtswissenschaft, Geschichte und Philologie. 1909 wurde er zum Dr. jur. (Herzogsgewalt und Friedensschutz) und 1912 zum Dr. phil. (Ostwestfalens Rechtsliteratur unter Friedrich II.) promoviert. Im selben Jahr habilitierte er sich an der Univ. Leipzig mit der Arbeit Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250 und lehrte als Privatdozent politische Wissenschaften und deutsche Rechtsgeschichte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs redigierte er bei Daimler-Benz die „Daimler-Zeitung", leitete seit 1921 die von ihm mitgegründete Akademie der Arbeit in Frankfurt/Main und war seit 1923 Ordinarius für deutsche Rechtsgeschichte, bürgerliches, Handels- und Arbeitsrecht an der Univ. Breslau. 1933 emigrierte R.-H. in die USA, wo er zunächst an der Harvard University und 1935-60 am Dartmouth College in Hanover (New Hampshire) lehrte. Nach 1945 nahm er verschiedene Gastprofessuren in Deutschland wahr. R.-H. beschäftigte sich mit sozialen und historischen Bedingungen, Formen und Folgen des menschlichen Sprachvermögens und erlangte Bedeutung mit Arbeiten über Rechtsgeschichte, Industriesoziologie und Betriebsreform. Er gilt als einer der einflußreichsten Theoretiker und Praktiker der Erwachsenen-, insbesondere der Arbeiterbildung in der Weimarer Zeit. R.-H. initiierte verschiedene, zum Teil als sozialromantisch kritisierte Erwachsenenbildungsprojekte; seine Idee der „Civilian Conservation Corps" („Arbeitslager") wurde 1940 von dem amerika-

Rothacker nischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt unterstützt. Als Philosoph beeinflußte er u. a. Franz -> Rosenzweig. Zu seinen Werken zählen Werkstanaussiedlung (1922), Die Arbeitslager innerhalb der Erwachsenenbildung (1930), The Christian Future or The modern mind outrun (1946, dt.: Des Christen Zukunft oder Wir überholen die Moderne, 1955), Die europäischen Revolutionen und der Charakter der Nationen (1951, 31961), Die Soziologie (2 Bde., 1958) und Die Sprache des Menschengeschlechts. Eine leibhaftige Grammatik (2 Bde., 1963-65). WEITERE WERKE: Der Atem des Geistes. Frankfurt/Main 1951. - Heilkraft und Wahrheit. Konkordanz der politischen und der kosmischen Zeit. Stuttgart 1952. - Der unbezahlbare Mensch. Berlin 1955,21957. - Das Geheimnis der Universität. Wider den Zerfall von Zeitsinn und Sprachkraft. Aufsätze und Reden aus den Jahren 1950 bis 1957. Hrsg. v. Georg Müller. Stuttgart 1958. - Ja und Nein. Autobiographische Fragmente. Heidelberg 1968. LITERATUR: Lise van der Molen: A complete bibliography of the writings of E. R.-H. Lewiston u.a. 1989. - Judaism despite Christianity. The Letters [...] between E. R. und Franz Rosenzweig. University of Alabama 1969. Wilfried Rohrbach: Das Sprachdenken R.-H.s. Historische Erörterung und systematische Explikation. Stuttgart u.a. 1973. - Bernd Faulenbach: E. R.-H. In: Deutsche Historiker. Hrsg. v. Hans-Ulrich Wehler. Bd. 9. Göttingen 1982, S. 102-126. - M. Darol Bryant/Hans R. Huessy (Hrsg.): E. R.-H. Studies in His Life and Thought. Lewiston u.a. 1986. - George Allen Morgan: Speech and Society. The Christian linguistic social philosophy of E. R.-H. Gainesville 1987. - Stimmstein. Jahrbuch der E.-R.-H.-Gesellschaft. Mössingen-Talheim 1987 ff. - E. R.-H. (1888-1973). Hrsg. v. Frank Böckelmann, Dietmar Kamper und Walter Seitter Wien 1995 (= Tumult 20). - Ko Vos: E. R.-H. Eine kleine Biographie. Aachen 1997. Rosenzweig, Franz, * 25. 12.1886 Kassel, t 10. 12. 1929 Frankfurt/Main. R. wuchs in Kassel im Milieu einer assimilierten jüdischen Fabrikantenfamilie ohne besonders ausgeprägte jüdische Bindung und Bildung auf, studierte seit 1905 Medizin in Göttingen, München, Freiburg, seit 1908 Geschichte bei Friedrich —> Meinecke und Philosophie bei Heinrich -»Ricken in Berlin und Freiburg. 1912 wurde er mit einer Arbeit über die Entstehung und Entwicklung der politischen Philosophie —» Hegels (erweiterte Fassung: Hegel und der Staat, 1920) zum Dr. phil. promoviert. Im Sommer 1913 faßte er, herausgefordert durch seine Vettern Hans und Rudolph —» Ehrenberg sowie den Freund Eugen —> Rosenstock-Huessy, den Entschluß zur Taufe. Vor dem förmlichen Übertritt wandte er sich, um „als Jude Christ werden zu können, nicht durch die Zwischenstufe des Heidentums hindurch", dem Studium jüdischer Überlieferung zu (u.a. in Berlin bei Hermann —»Cohen) und erlebte am Versöhnungstag desselben Jahres „die große Umkehr" zu jüdischer Existenz. Während des Ersten Weltkriegs wurde R. 1914/15 als Sanitäter in Belgien, 1916-18 bei der Artillerie in Mazedonien sowie in Polen eingesetzt. Hier begegneten ihm erstmals die traditionellen jüdischen Lebenswelten sefardischer und aschkenasi scher Prägung. Nach dem Kriegsende begann er, die bereits konzipierten geistigen Standortbestimmungen umzusetzen. 1920 übernahm er die Leitung einer von ihm selbst geforderten (Zeit ist's. Gedanken über das jüdische Bildungsproblem des Augenblicks, 1917), von Nehemia Nobel und Eduard Strauss gegründeten Einrichtung jüdischer Erwachsenenbildung, des „Freien jüdischen Lehrhauses" in Frankfurt. 1921 trat er mit dem Entwurf einer systematischen Grundlegung jüdischer und christlicher Theologie an die

Öffentlichkeit: Der Stern der Erlösung, seinem religionsphilosophischen Hauptwerk, in dem er im Gefolge —» Schellings und Kierkegaards die Philosophie des Idealismus („von Thaies bis Hegel") und die Theologie liberaler wie orthodoxer Prägung fundamental in Frage stellte, ein „neues Denken" autobiographischer Konfession zwischen Erfahrung und Offenbarung entfaltete und wesentliche Einsichten der aufkommenden Sprach- und Existenzphilosophie vorwegnahm. Seit November 1921 zeigten sich die ersten Anzeichen einer amyotrophischen Lateralsklerose, die ihn 1922 zur Aufgabe seiner Lehrtätigkeit zwang und in rascher Folge zu Geh-, Bewegungs- und Sprachstörungen führte. 1923 wurde er von Leo Baeck mit der Rabbinerwürde („Morenu") ausgezeichnet. Die Hilfe seiner Frau Edith, geb. Hahn, ermöglichte ihm, trotz vollständiger Lähmung weiter eine umfängliche Korrespondenz zu führen und auch literarisch zu wirken: u.a. Übersetzung von Sechzig Hymnen und Gedichten des Jehuda Halevi (1924; 2. Ausg. mit 92 Hymnen, 1927). Seit 1925 arbeitete er zusammen mit Martin —»Buber an der Übertragung der hebräischen Bibel ins Deutsche, von der bis zu seinem Tod 1929 die ersten 10 Bücher (Pentateuch, Josua, Richter, Samuel, Könige, Jesaia) fertiggestellt werden konnten. R. war einer der schöpferischsten jüdischen Denker der Neuzeit. In seinem Leben und Werk hat die Symbiose deutscher und jüdischer Geisteswelt einen letzten Höhepunkt erreicht. Seine Bedeutung als Sprach- und Kulturphilosoph und als Theologe im Spannungsfeld zwischen Judentum und Christentum ist bis heute nur begrenzt erfaßt. WERKE: F. R.: Der Mensch und sein Werk. Gesammelte Schriften 4 Bde., Den Haag 1976-84 (mit Bibliographie). Von Einheit und Ewigkeit. Ein Gespräch zwischen Leib und Seele. Ein unveröffentlichter Text F. R.s. Hrsg. v. Bernd Casper. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 74 (1986) S. 65-78. LITERATUR: Luc Anckaert/Bernd Casper: F. R. An exhaustive bibliography. Primary and secondary writings. Leuven 21995. - Nahum N. Glatzer (Hrsg.): F. R. His Life and Thought. Philadelphia 1955, 21963. - Reinhold Mayer: F. R. Eine Philosophie der dialogischen Erfahrung. München 1973. - Stephane Moses: Systeme et Revelation. La Philosophie de F. R. Paris 1982 (dt.: System und Offenbarung. Die Philosophie F. R.s. München 1985). - Paul Mendes-Flohr (Hrsg.): The Philosophy of F. R. Hanover (New Hampshire) 1988. - Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): Der Philosoph F. R. (1886-1929). Freiburg 1988. - Roland H. Miller: Dialogue and Disagreement. F. R.s relevance to contemporary Jewish-Christian understanding. Lanham 1989. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik: F. R. Existentielles Denken und gelebte Bewährung. Freiburg 1991. - Heinz-Jürgen Görtz: F. R.s neues Denken. Eine Einführung aus der Perspektive christlicher Theologie. Würzburg 1992. - Anna E. Bauer: R.s Sprachdenken im „Stern der Erlösung" und in seiner Korrespondenz mit Martin Buber zur Verdeutschung der Schrift. Frankfurt 1992. - Cordula Hufnagel: Die kultische Gebärde. Kunst, Politik, Religion im Denken F. R.s. Freiburg 1994. Bemdt Schauer Rothacker, Erich, * 12.3. 1888 Pforzheim, t 11.8.1965 Bonn. Der Sohn eines Großkaufmanns studierte an den Universitäten Kiel, Straßburg, München, Tübingen und Berlin Philosophie, Geschichte, Naturwissenschaften und Medizin und wurde 1911 mit der Dissertation Über die Möglichkeit und den Ertrag einer genetischen Geschichtsschreibung im Sinne Karl Lamprechts promoviert. 1920 habilitierte sich R. an der Univ. Heidelberg für Philosophie (Einleitung in die Geisteswissenschaften, 21930), war dort seit 1924 a. o. Prof. und lehrte 1928-54 als o. Prof. der Philosophie und Psychologie an der Univ. Bonn. 1933 trat er in die NSDAP ein

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Rothenflue und war für kurze Zeit Leiter der Abteilung Volksbildung im Propaganda-Ministerium und Goebbels' Verbindungsmann zu der studentischen ,Aktion wider den undeutschen Geist". Beeinflußt von Wilhelm -»Dilthey und Heinrich —» Maier, beschäftigte sich R. vor allem mit philosophischer Anthropologie, Geistesgeschichte und „Volkssoziologie". Er begründete die Geisteswissenschaften als Wissenschaften von der menschlichen Kultur und versuchte, zu einer philosophischen Theorie der Kulturanthropologie zu gelangen. R. war Herausgeber der „Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte" (l923 ff.) und des „Archivs für Begriffsgeschichte" (l955ff.). Er schrieb u. a. Logik und Systematik der Geistes-Wissenschaften (1926, Neuausg. 1948, Nachdr. 1954, 1970), Geschichtsphilosophie (1934), Die Schichten der Persönlichkeit (1938, "l969), Die Kriegswichtigkeit der Philosophie (1944), Mensch und Geschichte. Studien zur Anthropologie und Wissenschaftsgeschichte (1944, 21950), Probleme der Kulturanthropologie (1948, 21965), Die dogmatische Denkform in den Geschichtswissenschaften und das Problem des Historismus (1954) und Philosophische Anthropologie (1964, 21966). WEITERE WERKE: Intuition und Begriff. Ein Gespräch. Bonn 1963 (mit Johannes Thyssen). - Zur Genealogie des menschlichen Bewußtseins. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Wilhelm Perpeet. Bonn 1966. LITERATUR: Hans-Walter Nau: Die systematische Struktur von E. R.s Kulturbegriff. Bonn 1968. - Wilhelm Perpeet: E. R. Philosophie des Geistes aus dem Geist der Deutschen Historischen Schule. Bonn 1968 (darin: I. Hartmann: Bibliographie E. R., S. 98-120). - Hans Walter Nau: Die systematische Struktur von R.s Kulturbegriff. Bonn 1968. - Thomas Weber: Arbeit am Imaginären des Deutschen. E. R.s Ideen für eine NS-Kulturpolitik. In: Deutsche Philosophen 1933. Hrsg. v. Wolfgang Fritz Haug. Berlin 1989, S. 125-158. - Miodrag Cekic: Philosophie der Philosophiegeschichte von R. bis Heidegger. In: Analecta Husserliana 48 (1996) S. 477-494. - Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996. Rothenflue, Franz, * 25.6.1805 Stans (Nidwaiden), t 21.9. 1869 Köln. R. trat 1821 in die Gesellschaft Jesu ein und war nach dem Studium Prof. der Philosophie in Freiburg (Schweiz) und in Feldkirch. Seit 1848 war er in Freiburg/Breisgau, Bonn und Köln tätig. R. verfaßte das mehrfach aufgelegte Lehrbuch Institutiones philosophiae (3 Bde., 1842/43). Roux, Wilhelm, * 9.6.1850 Jena, t 15.9.1924 Halle/ Saale. Aus einer hugenottischen Familie stammend - der Vater war in Jena Universitätsfechtlehrer -, studierte R. seit 1873 in Jena, Berlin und Straßburg Medizin; er wurde geprägt von Ernst —»Haeckel, Rudolf Virchow und Friedrich Daniel Recklinghausen. Gustav Schwalbe regte ihn zu kausalmorphologischen Untersuchungen an, aus denen die Dissertation Die Verzweigungen der Blutgefäße (1878) hervorging. R. erweiterte die vergleichende entwicklungsgeschichtliche Morphologie der Gegenbaur-Schule durch die Analyse der Ursachen bestimmter Formgestaltungen. Er stellte fest, daß die Gefäße der Leber durch die hämodynamischen Kräfte des Blutstromes geformt werden. Daraus leitete R. das Prinzip der funktionellen Anpassung ab. Programmatisch für die neue Richtung wurde seine Schrift Der Kampf der Theile im Organismus (1881), in der er den Darwinschen „Kampf ums Dasein" auf die intraorganismischen Beziehungen der Zellen und Gewebe übertrug. Durch Analysen hochgradig funktionell bedingter Organgestaltungen (u. a. Knochenbälkchen im Oberschenkelhalsknochen, Schwanzflosse des Delphins) gelang ihm der Nachweis einer Physiologie der Formbildung, womit er die Arbeiten Georg Hermann von Meyers, Julius

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Wolffs und August Raubers zur Begründung der funktioneilen Orthopädie fortführte. Diese Arbeiten R.' fielen in seine Breslauer Jahre, wo er von 1879 bis 1889 wirkte, zuletzt als Direktor des auf Friedrich Althoffs Veranlassung eigens für R. gegründeten Instituts für Entwicklungsgeschichte und Entwicklungsmechanik. 1889 folgte er einem Ruf nach Innsbruck. 1895 ging R. als Direktor des Anatomischen Instituts nach Halle, wo er 1924 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb. R.' 1883 verfaßte geniale Studie Ueher die Kerntheilungsfiguren gilt als eine der Gründerschriften der modernen Genetik. Im Kernchromatin erkannte er die schleifenförmig angeordnete Vererbungssubstanz, deren Mutterkörner sich bei der Kernteilung längs halbieren, wobei R. zunächst unentschieden ließ, ob sich die Aufteilung der Kernqualitäten erbgleich vollzieht oder nicht. Berühmt wurde R. durch die Experimente am sich entwickelnden Froschkeim. Auf ihnen gründet das Programm einer Entwickelungsmechanik des Embryo (1885). Für diesen neuen biologischen Wissenschaftszweig gab R. selbst mehrere Definitionen, die einmal stärker mechanistisch ausgerichtet waren (als Wissenschaft von den Wirkungen derjenigen Komponenten von Energie, „welche Entwickelung hervorbringen"), zum anderen die spezifisch biotischen Lebensleistungen in den Mittelpunkt rückten (die Suche nach der „ursächlichen Vermittlung der die typische Einheit des Ganzen trotz mannigfachen Wechsels der Verhältnisse ... herstellenden Vorgänge"). Dennoch gilt R. in der Biologiegeschichte als typischer Vertreter des Mechanizismus, was zumindest ungenau ist. 1887 stellte R. erstmals Hemiembryonen vor, d.h. typische halbe Froschlarven, die er durch das Abtöten einer der beiden ersten Tochterzellen des Froschkeimes erhielt. Entwicklung ist danach eine mit der ersten Furchungsteilung einsetzende gleichmäßige Verteilung der Keimqualitäten auf die künftigen Organe (Mosaikentwicklung), was mit seiner Deutung der Kernteilungsfiguren korrespondierte. Doch das blieb nicht R.' letztes Wort, denn einige seiner Hemiembryonen zeigten typische regenerative Effekte; der Hemiembryo komplettierte sich, was R. durch die Hypothese eines Reserveidioplasmas, das bei jeder Zellteilung an jede Tochterzelle mitgegeben werde, zu erklären suchte. 1891 erhielt Hans —»Driesch mit Seeigeleiern aus den im Zweizellenstadium halbierten Keimen vorwiegend sofort Ganzbildungen, womit R.' Theorie der ontogenetischen Entwicklung erschüttert war. Die Klärung der Differenz der Ergebnisse von R. und Driesch gelang erst wesentlich später, aufbauend auf den Arbeiten von Theodor Boveri (Gefälletheorie), Alexander Gurwitsch und Paul Weiss (Theorie der morphogenetischen Felder) sowie durch die biochemische und genetischmolekularbiologische moderne Forschung. R.' wissenschaftlicher Lebensweg war fortan durch die Kontroversen mit Driesch und Oskar Hertwig bestimmt, was jedoch für die Propagierung der Entwicklungsmechanik, die auch als Entwicklungsphysiologie bezeichnet wurde, sehr förderlich war. Im Herbst 1894 gründete R. das „Archiv für Entwickelungsmechanik der Organismen", das unter mehrfach wechselndem Namen bis 1996 erschienen ist. Die Bedeutung R.' für die Biologie besteht in der Begründung eines experimentellen biologischen Konzepts. Damit wurde sein Werk zum Ausgangspunkt der modernen Biologie. WEITERE WERKE: Gesammelte Abhandlungen über Entwickelungsmechanik der Organismen. 2 Bde., Leipzig 1895. - Autobiographie. In: Louis R. Grote (Hrsg.) Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. l, Leipzig 1923, S. 141-206. LITERATUR: Reinhard Mocek: W. R. - Hans Driesch. Zur Geschichte der Entwicklungsphysiologie der Tiere. Jena 1974. - Frederick B. Churchill: W. R. In: DSB, Bd. 11, 1975, S. 570-577. - Klaus Sander: W. R. and his programme

Rüstow for developmental biology. In: Roux's Archives of Developmental Biology 200 (1991) S. 1-6,61-63, 117-119, 177-179, 237-239 und 293-299. Reinhard Mocek Rudolf von Biberach, t nach 1326. R. wirkte vermutlich kurz in Paris, arbeitete aber die längste Zeit in Straßburg als Lektor am dortigen Studium generate der Franziskaner. Er wird als Magister bezeichnet und ist als Beichtvater Herzog Leopolds von Österreich bezeugt. In Straßburg wird R. auch die Bekanntschaft von Meister -»Eckhart gemacht haben. Neben der seelsorgerischen Tätigkeit entstanden Predigten über das Hohe Lied und Schriften wie De septem donis Spiritus Sancti, aber vor allem das aszetisch-mystische Werk De septem itineribus aetemitatis (Ende 13. Jh.). In über hundert Handschriften in ganz Mitteleuropa verbreitet, wurde das oft Bonaventura zugeschriebene Werk zum prägenden Handbuch des Spätmittelalters. R. kompilierte im wesentlichen ältere Autoren in der Tradition pseudo-dionysischen Schrifttums und vor allem die Viktoriner. Das Buch entfaltete Wirkung bis hin zu Ignatius von Loyola und Teresa von Avila. WERKE: De septem itineribus aeternitatis. Nachdruck der Ausgabe von Peltier 1866 mit einer Einleitung in die lateinische Überlieferung und Corrigenda zum Text von Margot Schmidt. Stuttgart 1985. - Die siben strassen zu got. Revidierte hochalemannische Übertragung nach der Handschrift Einsiedeln 278 mit hochdeutscher Übersetzung. Synoptische Ausgabe hrsg. und eingeleitet von Margot Schmidt. Stuttgart 1985. LITERATUR: Margot Schmidt: R. v. B. In: VL 8, 1992, Sp. 312-321. - Dies.: Zur Bedeutung der Weisheit bei R. v. B. In: Johannes B. Freyer (Hrsg.): Mystik in den franziskanischen Orden. Kevelaer 1993, S. 96-116. Rüdiger, (Johann) Andreas, * 1.11. 1673 Rochlitz, t 6.6. 1731 Leipzig. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, studierte R. seit 1692 in Halle Philosophie und Theologie, unterrichtete im Haus seines Lehrers Christian -> Thomasius und setzte sein Studium 1696 in Jena und Leipzig fort, wo er auch juristische und medizinische Vorlesungen hörte. Seit 1700 Magister der Philosophie, wurde er 1703 zum Dr. med. promoviert (De regressu sanguinis per venas mechanico) und war 1707-12 als Arzt und Universitätslehrer in Halle tätig. Seit 1712 in Leipzig ansässig, eröffnete er eine Praxis und wurde 1716 kurfürstlicher Rat und Leibarzt. Neben der ärztlichen Praxis entwickelte er seit 1700 in Privatvorlesungen und Schriften eine an John Locke angelehnte empirische Erkenntnisphilosophie, die über Christian August —»Crusius auch auf Immanuel —> Kant wirkte. R. schrieb u. a. Disputatio de eo, quod omnes ideae oriuntur a sensione (1704), De sensu veri et fahi (1709, 3 1741) und Anweisung zur Zufriedenheit der menschlichen Seele als das höchste Gute dieses zeitlichen Lebens (1721). Sein philosophisches Hauptwerk ist Philosophia synthetica (1706/07), die er 1711 und 1717 als Institutiones eruditionis, 1723 und 1729 als Philosophia pragmatica jeweils neu herausbrachte. WEITERE WERKE: Physica divina, recta via, eademque inter superstitionem et atheismum media ad utramque hominis felicitatem naturalem atque moralem ducens. Frankfurt 1716. - Herrn Christian Wolffens Meinung von dem Wesen der Seele und eines Geistes überhaupt und A. R.s Gegenmeinung. Leipzig 1727. LITERATUR: Wilhelm Carls: A. R.s Moralphilosophie. Halle 1894. Nachdruck Hildesheim 1999. - Heinrich Schepers: A. R.s Methodologie und ihre Voraussetzungen. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schulphilosophie im 18. Jahrhundert. Köln 1959 (Kant-Studien, Ergänzungsheft 78) (mit Bibliographie). - Raffaele Ciafardone: Von der Kritik an Wolff zum vorkritischen Kant. Wolff-Kritik bei

R. und Crusius. In: Werner Schneiders (Hrsg.): Christian Wolff 1679-1754. Hamburg 1983, S. 289-305. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, bes. S. 206-226. Rüfner, Vinzenz, * 17.9.1899 Dettingen/Main, t 29.5.1976 Bonn-Bad Godesberg. R. schloß das Studium der Philosophie 1924 in Würzburg mit der Promotion ab (Die naturalistisch-darwinistische Ethik Englands) und habilitierte sich 1932 (Die transzendentale Fragestellung als metaphysisches Problem. Studie zur Metaphysik des deutschen Idealismus). 1937 trat er in die NSDAP ein und wurde a. o. Prof. für Philosophie und Psychologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg, lehrte 1941-43 in Bonn und 1943-45 in Freiburg/ Breisgau. 1948 wurde R. o. Prof. in Bamberg, 1951 in Bonn. Er schrieb u. a. Der Kampf ums Dasein und seine Grundlagen in der neuzeitlichen Philosophie (1929), Die Natur und der Mensch in ihr (1934), Gemeinschaft, Staat und Recht (1937), Grundbegriffe griechischer Wissenschaftslehre. Zur Einfährung in das Denken des Altertums (1946, 31949) und Die Entfaltung des Seelischen. Einführung in die Entwicklungspsychologie (1947). WEITERE WERKE: Grundformen des staatsphilosophischen Denkens der Neuzeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Bonn 1942. - Die Geschichtsphilosophie Giambattista Vicos. Bonn 1943, 21946. LITERATUR: Claudia Schorcht: Philosophie an den bayerischen Universitäten 1933-1945. Erlangen 1990, S. 333-343. Rülf, Isaak, * 10.2.1831 Rauisch-Holzhausen bei Marburg, t 19.9.1902 Poppelsdorf (heute zu Bonn). Der Sohn eines Landwirts betrieb rabbinische Studien in Wetzlar und Kassel, bestand 1849 die Lehrerprüfung und nach einem Studium an der Univ. Marburg 1858 auch die Rabbinatsprüfung. Seit 1859 Religionslehrer und Prediger in einer hessischen Kleinstadt, wechselte er 1865 nach Schwerin, wurde im selben Jahr in Rostock zum Dr. phil. promoviert und trat eine Stelle als Rabbiner in Memel an. R. war dort Gründer des israelitischen Krankenhauses und der israelitischen Armenanstalt sowie Chefredakteur der politischen Tageszeitung „Das Memeler Dampfboot". 1898 legte er das Rabbineramt nieder und widmete sich in Bonn philosophischen Studien. Sein theosophisches „System einer neuen Metaphysik" legte er in den Werken Wissenschaft des Weltgedankens (1888), Wissenschaft der Gedankenwelt (1888), Wissenschaft der Krafteinheit (Dynamo-Monismus) (1893), Wissenschaft der Geisteseinheit (Pneumato-Monismus) (1898) und Wissenschaft der Gotteseinheit (Theo-Monismus) (1903) dar. WEITERE WERKE: Der Einheitsgedanke. Als Fundamentalbegriff aller Religionen und Wissenschaft. Memel 1880. Rüstow, Alexander, * 8.4. 1885 Wiesbaden, t 30.6.1963 Heidelberg. Der Offlzierssohn studierte Geschichts- und Staatswissenschaften in Göttingen, München und Berlin, wurde 1910 in Erlangen promoviert (Der Lügner. Theorie, Geschichte und Auflösung des Russellschen Paradoxons) und leitete 1908-11 die geisteswissenschaftliche Abteilung des Teubner-Verlags in Leipzig. Nach dem Ersten Weltkrieg war R. als Referent im Reichswirtschaftsministerium und als Unternehmensberater tätig. 1933 emigrierte er nach Istanbul und wurde Prof. der Winschafts-, Staats- und Sozialwissenschaften an der dortigen Universität. 1949 kehrte er als Nachfolger Alfred —> Webers auf den Heidelberger Lehrstuhl für Sozialwissenschaften zurück, den er bis 1956 innehatte. R. war einer der Väter des ökonomischen Neoliberalismus und bis 1962

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Rüge Vorsitzender der „Aktionsgemeinschaft soziale Marktwirtschaft". Neben seinem Hauptwerk Ortsbestimmung der Gegenwart. Eine universalgeschichtliche Kulturkritik (3 Bde., 1950-57), veröffentlichte er u.a. Schutzzoll oder Freihandel (1925), Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus (1945, 2 1950), Zwischen Kapitalismus und Kommunismus (1949), Geschichte der Wirtschaftswissenschaften (1950), Wirtschafi und Kultursystem (1955) und Die Kehrseite des Wirtschaftswunders (1961). WEITERE WERKE: Rede und Antwort. 21 Reden und viele Diskussionsbeiträge aus den Jahren 1932 bis 1962. Hrsg. v. Walter Hoch. Ludwigsburg 1963. LITERATUR: Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und Kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990. Rüge, Arnold, Pseud. R. Durangelo, W. Stein, * 13.9.1802 Bergen/Rügen, t 31.12.1880 Brighton (Großbritannien). R., Sohn eines Gutsverwalters, wurde als Student der Philologie in Halle 1824 wegen burschenschaftlicher Aktivität zu 14 Jahren Festungshaft verurteilt, verbüßte sechs Jahre und schloß 1831 das Studium mit der Promotion ab. 1832 habilitierte er sich mit der Schrift Die Platonische Ästhetik (Neudruck 1965). 1836 erschien seine Neue Vorschule der Ästhetik. Mit Theodor Echtermeyer gab er seit 1838 die „Hallischen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst" (von 1841 bis zum Verbot 1843 in Dresden als „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst") heraus, die zum theoretischen Organ der Linkshegelianer wurden; zu den Mitarbeitern zählten u. a. David Friedrich —» Strauß, Bruno -> Bauer und zeitweilig auch Ludwig -» Feuerbach. Im November 1843 ging R., von der Zensur gemaßregelt, nach Paris und gab 1844 mit Karl —»Marx die „Deutsch-Französischen Jahrbücher" heraus. Als bürgerlich-radikaler Demokrat trennte er sich von Marx, als dieser zum Kommunismus überging, und kehrte im Herbst 1846 nach Deutschland zurück. In der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt gehörte er zur äußersten Linken, deren politische Programme er mehrmals formulierte. R. ging dann nach Berlin, war Mitherausgeber der Zeitung „Die Reform" (1848) und unterstützte im Mai 1849 von Leipzig aus den Dresdner Aufstand. Nach der Niederlage der Revolution floh er nach England und lebte seit 1850 in Brighton. Er war als Sprachlehrer tätig, schrieb Dramen, Romane und Novellen (u. a. Bianca delta Rocca, 1869), Libretti, Lyrik, die Autobiographie Aus früherer Zeit (4 Bde., 1862-67) und übersetzte aus dem Englischen. Zuletzt Nationalliberaler, unterstützte R. publizistisch (u. a. mit dem Manifest An die deutsche Nation, 1866) die Reichseinigungspolitik Bismarcks, der ihm 1877 einen jährlichen Ehrensold aussetzte. 1876 schaltete sich R. mit der Schrift Staat oder Papst in den Kulturkampf ein. Zu seinen Schriften gehören ferner Reden über Religion, ihr Entstehen und Vergehen, an die Gebildeten unter ihren Verehrern (1869) und Unser System (postum 1903). R. war Herausgeber der Anecdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publizistik (2 Bde., 1843). WEITERE WERKE: Die Hegeische Rechtsphilosophie und die Politik unsrer Zeit. In: Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst 2 (1842). - Zwei Jahre in Paris. Studien und Erinnerungen. 2 Tie., Leipzig 1846. - Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825-80. Hrsg. v. Paul Nerrlich. 2 Bde., Berlin 1886. - Gesammelte Schriften. 10 Bde., Mannheim 1846-48. - Werke und Briefe. Hrsg. v. Hans M. Sass. Aalen 1985 ff. LITERATUR: Aldo Zanardo: A. R. giovane hegeliano 1824-1849. In: Contributo bibliografico Annali Istituto Giangiacomo Feltrinelli 12 (1970/71), S. 189-382. - Heinz Pepperle/Ingrid Pepperle (Hrsg.): Die Hegeische Linke. Doku-

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mente zu Philosophie und Politik im deutschen Vormärz. Leipzig 1985. - Stephan Walter: Demokratisches Denken zwischen Hegel und Marx. Die politische Philosophie A. R.s. Düsseldorf 1995. Rüge, Arnold, * 1.1.1881 Görlitz (Schlesien), t 24.12.1945 Karlsruhe. R., Sohn eines Bankdirektors, studierte in Zürich, Straßburg und Heidelberg Philosophie, wurde bei -> Windelband 1908 promoviert (Die transzendentale Freiheit bei Kant) und habilitierte sich 1910 mit der Schrift Deduktion der praktischen und moralischen Freiheit bei Kant. Seitdem lehrte er als Privatdozent kantische Philosophie und Gegenwartsphilosophie. Nach einem Disziplinarverfahren wurde R. 1920 die Venia legendi entzogen. Er siedelte später nach München über. R. veröffentlichte u.a. Einführung in die Philosophie (1914) und Wilhelm Windelband (1917). In Völkische Wissenschaft (1940) versuchte er, Grundgesetze der völkischen Erneuerung der Wissenschaft zu entwickeln. 1910-15 gab R. den internationalen Jahresbericht „Die Philosophie der Gegenwart" heraus. Runze, Georg, * 13.2. 1852 Woltersdorf (Pommern), t 2.3.1938 Berlin-Lichterfelde. Der Pastorensohn studierte in Greifswald und Berlin Theologie und Philosophie und wurde 1876 in Königsberg zum Dr. phil. promoviert. Als Lizentiat der Theologie habilitierte er sich 1880 in Berlin für spekulative Theologie und Religionsphilosophie. 1885-1917 war R. Oberlehrer am FalkenRealgymnasium in Berlin, seit 1890 a. o. Prof. und 1918-22 o. Honorarprofessor an der dortigen Universität. Die Bedeutung der Sprache für das Denken führte er in seiner „Glottologik" durch. R. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Religionspsychologie". Er veröffentlichte u. a. Der ontologische Gottesbeweis. Kritische Darstellung seiner Geschichte seit Anselm bis auf die Gegenwart (1881), Grundriß der evangelischen Glaubens- und Sittenlehre (2 Tie., 1883), Die Bedeutung der Sprache für das wissenschaftliche Erkennen (1886), Sprache und Religion (1889), Friedrich Nietzsche als Theologe und als Antichrist (1896), Katechismus der Religionsphilosophie (1901), Metaphysik (1905) und Religionspsychologische Essays (1927). WEITERE WERKE: Schleiermacher's Glaubenslehre in ihrer Abhängigkeit von seiner Philosophie kritisch dargelegt und an einer Speciallehre erläutert. Berlin 1877. - Studien zur vergleichenden Religionswissenschaft. 3 Bde., Berlin 1889-97. - Encyklopädische Skizzen und Litteraturangaben zur Sittenlehre. I. Praktische Ethik. Berlin 1891. - Bruno Bauer. Der Meister der theologischen Kritik. Finkenkrug 1931. Rupert von Deutz, auch Rupertus (abbas) Tuitiensis, Rupert von St. Laurentius, * um 1075/76 bei Lüttich, t 4.3. 1129 Deutz (heute zu Köln). R. war Oblate, später Mönch im Kloster St. Laurentius bei Lüttich, erhielt unter Abt Berengar seine Ausbildung und wurde 1106 zum Priester geweiht. 1113 begab er sich nach Siegburg, wo er im von Abt Konrad geleiteten Kloster St. Michael Aufnahme fand. 1120-29 war R. Nachfolger des Abtes Markward im Benediktinerklosters St. Heribert in Deutz. Eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit begann R. im ungefähren Alter von 35 Jahren. Seine frühen Werke sind zumeist verloren, erhalten sind die Carmina exulis (1095, hrsg. 1895). Die Liturgieerklärung De divinis ofßciis (l 109-1112, hrsg. 1967) rief die Kritik Norberts von Xanten hervor. 1112-17 arbeitete R. an dem großen Bibelkommentar De sancta trinitate et operibus eius (hrsg. 1971). Aus der Fülle seiner Kommentare und Abhandlungen verdienen die Commentaria in Apocalypsim besondere Erwähnung. R., der davon überzeugt war, wahre Philosophie

Sailer (vera philosophia) zu betreiben, stand bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen und war mit seinen Schriften bis in die Neuzeit einflußreich. WERKE: PL 167-170. Neuedition im Corpus Christianorum. LITERATUR: John H. van Engen: R. of D. Berkeley u.a. 1983. - Maria Ludovica Arduini: Neue Studien über R. v. D. Siegburg 1985 (mit Verzeichnis von Ausgaben und Übersetzungen). - Dies.: R. v. D. (1076-1129) und der .Status Christianitatis' seiner Zeit. Symbolisch-prophetische Deutung der Geschichte. Köln u.a. 1987. - Hubert Silvestre: R. v. D. In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 11. Köln 1988, S. 7-35. - Rhaban Haacke/Franz Josef Worstbrock: R. v. D. In: VL 8, 1992, Sp. 402-414. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie des Mittelalters. München 1993, S. 98-110. Pius Engelbert: Christusmystik in der Autobiographie des R. v. D. In: Mysterium Christi. Symbolgegenwart und theologische Bedeutung. Festschrift für Basil Studer. Hrsg. v. Magnus Löhrer. Rom 1995, S. 259-286. - Maria Lodovica Arduini: R. v. D. In: TRE 29, 1998, S. 474-483. Ryffel, Hans, * 27.6.1913 Bern, t 30.9.1989 Thun (Kt. Bern). R. studierte Philosophie und wurde 1943 mit der Arbeit Das Naturrecht. Ein Beitrag zu seiner Kritik und Rechtfertigung vom Standpunkt grundsätzlicher Philosophie (veröffentlicht 1944) promoviert. Seit 1951 Privatdozent an der Univ. Bern, war er 1962-78 o. Prof. an der Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer und lehrte seit 1985 wieder an der Univ. Bern. R. beschäftigte sich vor allem mit Rechts- und Sozialphilosophie sowie mit Rechtssoziologie. Er veröffentlichte u.a. Philosophie und Leben (1953), Grundprobleme der Rechts- und Staatsphilosophie (1969), Rechtssoziologie (1974) und Rechtsphilosophie als Philosophie des Politischen (nur Japan., 1981). LITERATUR: Erk Volkmar Heyen: Vom normativen Wandel des Politischen. Rechts- und staatsphilosophisches Kolloquium aus Anlaß des 70. Geburtstags von H. R. Berlin 1984. Sachsse, Hans, * 29. 12. 1906 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 31.3. 1992 Wiesbaden. S. wurde 1931 in Berlin mit der Arbeit Charakterisierung der Proteine durch elektrochemische Affinitätsbestimmungen promoviert. 1935 habilitierte er sich in Göttingen und war seit 1957 apl. Professor in Mainz. Neben Chemie und Physik galt sein Hauptinteresse philosophischen Problemen der Naturwissenschaften. R. veröffentlichte u. a. Einführung in die Naturphilosophie (2 Bde., 1967/68), Naturerkenntnis und Wirklichkeit (1967), Einführung in die Kybernetik (1971, überarbeitete Ausg. 1974), Anthropologie der Technik. Ein Beitrag zur Stellung des Menschen in der Welt (1978), Kausalität - Gesetzlichkeit - Wahrscheinlichkeit. Die Geschichte von Grundkategorien zur Auseinandersetzung des Menschen mit der Welt (1979, 21987) und Ökologische Philosophie. Natur, Technik, Gesellschaft (1984). WEITERE WERKE: Verstrickt in eine fremde Welt. Südasiens Kulturen und die Entwicklungshilfe des Westens. BadenBaden 1965. - Technik und Verantwortung. Probleme der Ethik im technischen Zeitalter. Freiburg 1972. - Was ist Sozialismus? Zur Naturphilosophie der Gesellschaft. München 1979. Sagittarius, Thomas, * 1577 Stendal, t 21.4.1621 Breslau. S., Bruder des Humanisten Kaspar S., studierte in Jena, wurde zum poeta laureatus gekrönt und erwarb 1587 den Grad eines Magisters. 1599 zum Dr. jur. promoviert, wurde er 1605 Prof. der griechischen Literatur in Jena und übernahm 1610 den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik. Er war zeitweise Rektor der Univ. Jena, legte jedoch 1616 sein akademisches Amt nieder, um die Stelle eines Rektors des Elisa-

bethgymnasiums in Breslau anzutreten. Bei S. fand vermutlich die konsequenteste Aufnahme Scaligers in die deutsche Schulmetaphysik statt. Zu seinen Werken zählen Axiomatum Melaphysicorum (1614), Axiomatum Logicorum (1615) und Metaphysicorum Aristotelico-Scaligereorum libri II (postum 1622). LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 293-305. Sailer, Johann Michael von, * 17.11.1751 Aresing bei Schrobenhausen, t 20.5. 1832 Regensburg. Der Sohn armer Schusters- und Güterseheleute, der für seine Gymnasialausbildung in München auf Kostplätze und Freitische angewiesen war, trat 1770 in das Noviziat der Jesuiten ein. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 beendete seine Ordenszugehörigkeit. 1775 wurde S. in Augsburg zum Priester geweiht, schlug die akademische Laufbahn ein und war seit 1780/81 zweiter Prof. der Dogmatik in Ingolstadt, 1784-94 Prof. der Pastoraltheologie und Ethik in Dillingen, seit 1799 Prof. der Moral- und Pastoraltheologie in Ingolstadt (seit 1800 in Landshut). Seine unehrenvolle Entlassung als angeblicher Aufklärer 1794 in Dillingen und seine Berufung als vermeintlicher Aufklärer (nach Schwaiger) an die neue Landesuniversität spiegelt die beiden Pole seiner Einschätzung in Kirche und Öffentlichkeit. Seine wiederholt in Aussicht genommene Berufung auf einen Bischöflichen Stuhl (z.B. 1819 Augsburg und Köln) scheiterte an der Reserve Roms. Erst 1829 wurde er Bischof von Regensburg; effektiv hatte er seit 1822 als Weihbischof die Diözese unter schwierigen Umständen geleitet. 1825 erhielt er das Prädikat des bayerischen Personaladels. S.s Bedeutung liegt in seinem Wirken als akademischer Lehrer, Ausbilder des Klerus und geistlicher Schriftsteller von Rang. Ausgehend von der kath. Aufklärung, hat er gegenüber einer dem Nützlichkeitsdenken verpflichteten Theologie und ihrer Indienstnahme als Vollzugsorgan des Staatsapparats diese auf die Grundlage der Offenbarungsreligion gestellt. Er verstand es, die „Brachjahre" seiner Kaltstellung für sein umfangreiches Schrifttum zu nützen und einen eigenen Weg zu gehen zwischen Verdächtigungen als Spätaufklärer und den genau entgegengesetzten als Mystizist. Einem Bedürfnis der Zeit entsprach sein Vollständiges Lese- und Betbuch zum Gebrauche von Katholiken (1783; zahlreiche Auflagen), das auch in protestantischen Kreisen gute Aufnahme fand und hier eine der Quellen der Erweckungsbewegung wurde. 1785 erschien sein philosophisches Hauptwerk Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind (1785). Daran schlössen sich die Vorlesungen aus der Pastoraltheologie (3 Bde., 1788/89) und sein Handbuch der christlichen Moral (1817) an. Ein Volksbuch wurde seine Übersetzung der spätmittelalterlichen Nachfolge Christi (1794); weite Verbreitung fanden auch seine Briefe aus allen Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung (6 Bde., 1800-04). Außerdem verfaßte er zahlreiche Gelegenheitsschriften, Hirtenbriefe, Predigten, Lesungen für die Sonntage des Kirchenjahres und religionspädagogische Schriften. S. schrieb mit „breitem Kiel" (Melchior Diepenbrock) als Kenner der Hl. Schrift und der Kirchenväter und erreichte als akademischer Lehrer mit charismatischer Ausstrahlung alle Stände über den kath. Konfessionsbereich hinaus. WEITERE WERKE: J. M. S.'s sämmtliche Werke. Unter Anleitung des Verfassers hrsg. v. Joseph Widmer. 40 Bde., Sulzbach 1830-41. Supplementband, 1855. LITERATUR: Christoph von Schmid: Erinnerungen aus meinem Leben. Bd. 2: Der hochselige Bischof J. M. v. S. Augsburg 1853. - Hubert Schiel: J. M. S.s Leben und Briefe. Bd. 1: Leben und Persönlichkeit in Selbstzeugnissen, Gesprächen und Erinnerungen der Zeitgenossen. Bd. 2: J. M. S.

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Saitschick Briefe (hier S. 641-665: Verzeichnis des Schrifttums von S., S. 666-680: Verzeichnis des Schrifttums über S. bis 1952). Regensburg 1948-52. - Franz Georg Friemel: J. M. S. und das Problem der Konfession. Leipzig 1972. - Manfred Probst: Gottesdienst in Geist und Wahrheit. Die liturgischen Ansichten und Bestrebungen J. M. S.s (1751-1832). Regensburg 1976. - Georg Schwaiger: J. M. S. Der bayerische Kirchenvater. München/Zürich 1982. - Georg Schwaiger/Paul Mai (Hrsg.): J. M. S. und seine Zeit. Regensburg 1982. - Hans Bungen (Hrsg.): J. M. S. Theologe, Pädagoge und Bischof zwischen Aufklärung und Romantik. Regensburg 1983. - Raimund Lachner: S. In: Bautz, Bd. 8, 1994, Sp. 1182-1197. Victor Conzemius Saitschick, Robert, * 24.4.1868 Mstislawl (Litauen), t 29.1.1965 Oberrieden (Kt. Zürich). S. studierte Philosophie, Sprachwissenschaften und vergleichende Literaturgeschichte in Wien und Bern, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde und sich 1889 habilitierte. Seit 1890 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, Genf und Paris. 1895 wurde S. Prof. der modernen Literaturgeschichte, insbesondere der slawischen Literatur, an der Zürich, 1914 Prof. der Philosophie und Ästhetik in Köln. Nach seiner Emeritierung 1925 kehrte er in die Schweiz zurück und war als freier Schriftsteller in Ascona, dann in Oberrieden tätig. S. beschäftigte sich mit historisch-politischen, künstlerischen und literarischen Fragen aus allen großen Kulturgebieten. Er veröffentlichte u. a. Meister der schweizerischen Dichtung des 19. Jahrhunderts (1894), Menschen und Kunst der italienischen Renaissance (2 Bde., 1903/04, 31957), Quid est veritas? Ein Buch über die Probleme des Daseins (1907, 2 1928 unter dem Titel Errungene Lebenswahrheit), Wirklichkeit und Vollendung. Gedanken zur Menschenkenntnis und Lebenswahrheit (1911), Der Mensch und sein Ziel. Eine Lebensphilosophie ohne Umwege (1914, M957), Der Staat und was mehr ist als er (1919, 31946), Die Brücke zum Menschen. Ein Buch über Sinn und Sein (1931) und Kultur und Menschenkenntnis (1957). WEITERE WERKE: Zur Psychologie unserer Zeit. Bern 1892. - Genie und Charakter. Shakespeare, Lessing, Schopenhauer, Richard Wagner. Berlin 1900,31926. - Die Weltanschauung Dostojewski's und Tolstoi's. Halle 1901. Deutsche Skeptiker: Lichtenberg - Nietzsche. Zur Psychologie des neueren Individualismus. Berlin 1906. - Französische Skeptiker: Voltaire - Merimee - Renan. Zur Psychologie des neueren Individualismus. Berlin 1906. - Die geistige Krise der europäischen Menschheit. Zürich 1924. Marburg 2 1958. - Schicksal und Erlösung. Der Weg vom Eros zur Agape. Darmstadt 1927, M 929. - Lebensweisheit. Darmstadt 1953, 21957. Salat, Jakob, * 22.8. 1766 Abtsgmünd bei Ellwangen, t 11.2.1851 Landshut. Der Bauernsohn studierte u. a. als Schüler Johann Michael —> Sailers Philosophie und Theologie am Klerikalseminar in Dillingen, wurde 1790 zum Priester geweiht und war dann in der Seelsorge tätig, zunächst als Pfarrvikar in Ellwangen, seit 1793 in der Pfarrei Zusamzell. 1802 übernahm S. die Professur für Moral- und Pastoraltheologie am kgl. Lyzeum in München, war daneben Pfarrer in Arsbach bei Dachau und wurde 1807 Prof. der Philosophie in Landshut. Er veröffentlichte u.a. Vernunft und Verstand (2 Bde., 1808), Die Moralphilosophie (1810), Die Religionsphilosophie (1811, 2 1821), Lehrbuch der höheren Seelenkunde. Oder: Die psychologische Anthropologie (1820), Grundzüge der allgemeinen Philosophie (1820), Die Hauptgebrechen der deutschen Philosophie als Wissenschaft (1834) und Denkwürdigkeiten aus meinem Leben (1850).

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WEITERE WERKE: Die Philosophie mit Oscuranten und Sophisten im Kampfe. Ulm 1802. - Darstellung der Moralphilosophie. 2 Bde., Landshut 1813/14. - Versuche über Supernaturalismus und Mystizismus (im Verhältnisse zum Rationalismus). Sulzbach 1823. - Denkwürdigkeiten betreffend den Gang der Wissenschaft und Aufklärung im südlichen Deutschland. Landshut 1823. LITERATUR: Adam Seigfried: Vernunft und Offenbarung bei dem Spätaufklärer J. S. Innsbruck/Wien 1983 (mit Bibliographie). - Peter Segl: S., J. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolsladt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 362-363. Salomon, Albert, * 8.12.1891 Berlin, t 18.12.1966 New York. Das Studium der Theologie, Soziologie und Philosophie in Berlin, Freiburg/Breisgau und Heidelberg schloß S. 1921 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Er arbeitete seit 1923 in einer Berliner Bank und im väterlichen Unternehmen und lehrte 1926-31 zunächst als Dozent, später als Prof. an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. 1928-31 gab er das theoretische Organ der SPD „Die Gesellschaft" heraus, wurde 1931 Prof. der Soziologie am Berufspädagogischen Institut in Köln und emigrierte 1933 in die Schweiz, 1935 in die USA. 1935-66 war S. Prof. der Soziologie und Sozialphilosophie an der New School for Social Research in New York. Er veröffentlichte u.a. The Tyranny of Progress. Reflections on the origins of Sociology (1955). Sapper, Karl, * 22.8.1876 Blaubeuren (Württemberg), t 7.9. !964Graz. S. studierte Theologie und Philosophie in Tübingen und Berlin und war 1899-1902 im Dienst der evang. Kirche in Württemberg, 1903-37 in Österreich tätig. 1920 in München bei Erich —> Becher mit der Arbeit Der Vitalismus bei E. v. Hartmann, H. Driesch und J. Reinke promoviert, habilitierte er sich 1926 für Naturphilosophie in Graz, wo er seit 1937 als a.o. Prof. lehrte. S. veröffentlichte u.a. Neuprotestantismus (1914), Der Werdegang der Protestantismus in vier Jahrhunderten (1917), Das Element der Wirklichkeit und der Welt der Erfahrung. Grundlinien einer anthropozentrischen Naturphilosophie (1924) und Philosophie des Organischen (1928). Sauer, Wilhelm (Johannes Franz), * 24.6. 1879 Frankfurt/ Oder, t 21.3.1962 Münster. Das Studium der Rechtswissenschaften schloß S. 1908 mit der Promotion ab, war dann im Justizdienst tätig und habilitierte sich 1916 in Königsberg, wo er 1921 zunächst a. o., dann o. Prof. für Straf- und Prozeßrecht, Rechtsund Sozialphilosophie wurde. 1935-46 war er o. Prof. in Münster. Zunächst durch -»Cohen, -»Ricken, -»Husserl und —»Toennies beeinflußt, entwickelte S. später eine eigene Metaphysik und Kulturlehre mit dem Ziel einer Erneuerung des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens unter sozialethischen Gesichtspunkten. Er veröffentlichte u. a. Grundlagen des Prozeßrechts (1919, 21929), Grundlagen des Strafrechts, nebst Umriß einer Rechts- und Sozialphilosophie (1921), Philosophie der Zukunft. Eine Grundlegung der Kultur (1923,21926), Grundlagen der Gesellschaft. Eine Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie (1924), Grundlagen der Wissenschaft und der Wissenschaften. Eine logische und sozialphilosophische Untersuchung (1926, 21949), Lehrbuch der Rechts- und Staatsphilosophie (1929, 2., völlig neu bearb. Aufl. unter dem Titel System der Rechts- und Staatsphilosophie, 1949), Kriminalsoziologie (1933), Kriminologie als reine und angewandte Wissenschaft (1950), Metaphysik auf sozialwissenschaftitcher Grundlage (1951), Einführung in die Rechtsphilosophie (1954, 2 1961) und Leben und Lehre. Eine Selbstdarstellung als Lehrmittel und Zeitbild (1958).

Savigny WEITERE WERKE: Neue Horizonte der kopernikanischen Wendung. Ein transzendentalphilosophischer Beitrag zur Lehre von den Grundgesetzen und Werten. Leipzig 1924. Rechts- und Staatsphilosophie. Stuttgart 1936. - Juristische Methodenlehre. Zugleich eine Einleitung in die Methodik der Geisteswissenschaften. Stuttgart 1940. - Die Gerechtigkeit. Wesen und Bedeutung im Leben der Menschen und Völker. Berlin 1959. - Wirklichkeit und Idealgestalt. Zur deutschen Kulturgeschichte. Meisenheim/Glan 1959. LITERATUR: Karl Otto Petraschek: Die Rechtsphilosophie des Pessimismus. München 1929. - Kurt Sternberg: Neukantische Aufgaben. Berlin 21931. - Festschrift für W. S. zu seinem 70. Geburtstag. Berlin 1949. Savigny, Friedrich Carl von, * 21.2.1779 Frankfurt/Main, t 25.10.1861 Berlin. Der früh verwaiste Sproß einer wohlhabenden, adligen Hugenottenfamilie, den Wilhelm von -» Humboldt später als einen der „vorzüglichsten lebenden deutschen Juristen" bezeichnete, studierte 1795-99 - abgesehen von einem Göttinger Semester - in Marburg die Rechte. Dort wurde S. besonders von dem Römischrechtler Philipp Friedrich Weis geprägt, knüpfte aber auch zahlreiche Kontakte, die er zeitlebens aufrechterhalten sollte, u. a. zu Friedrich Creuzer, Jacob und Wilhelm Grimm sowie zu dem Kreis der Romantiker um die Familie Brentano. Nach der Promotion 1800 verschaffte S. gleich seine erste Monographie (Das Recht des Besitzes, 1803) schlagartige Berühmtheit und den Ruf des kommenden, führenden Juristen Deutschlands. Nunmehr Professor, heiratete er 1805 Kunigunde Brentano und folgte nach kurzer Lehrtätigkeit in Marburg und mehrjährigen Studienreisen durch weite Teile Europas 1808 einem Ruf an die Univ. Landshut. Von dort wechselte er 1810 an die neugegründete Berliner Universität. Hier wirkte S. bis zu seinem Tod als Lehrer, Forscher und Praktiker, wobei er alsbald eine so unangefochten überragende Stellung einnahm, daß sein Name bis heute untrennbar mit der Neuorientierung der Jurisprudenz im 19. Jh. verbunden wird. Innerhalb der Fakultät konnte S. als Mitglied der Gründungskommission und zeitweilig als Rektor in den entscheidenden Jahren des Aufbaus der Berliner Univ. maßgeblich deren Personalpolitik bestimmen, wobei es ihm gelang, die Berufung zahlreicher seiner Schüler (u. a. Georg Friedrich Puchta) durchzusetzen. Seine umfassende Lehrtätigkeit zum römischen Recht (Institutionen, Pandekten) und seit 1819 auch zu dem von ihm weniger geschätzten Allgemeinen Landrecht von 1794 läßt sich nicht nur anhand der überlieferten Aufzeichnungen S.s, sondern auch durch verschiedene Kollegmitschriften später teilweise selbst berühmt gewordener Schüler nachvollziehen. Aufgrund des Konflikts über die Ernennung des (getauften) Juden Eduard —»Gans zum Professor (1828) und wegen der sich anschließenden Auseinandersetzungen mit diesem zog sich S. dauerhaft aus den Normalgeschäften der Fakultät zurück. Neben den inneruniversitären Aktivitäten stehen die des Politikers S., der nicht nur als Privatlehrer des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) und jahrzehntelanger Kronjurist des Königshauses großen Einfluß erlangte, sondern auch Inhaber zahlreicher Staatsämter war. So gehörte S. von seiner Gründung bis 1848 dem preuß. Staatsrat an - zuletzt als dessen Präsident -, wirkte seit 1819 an der Rechtsprechung des für die Gebiete rheinisch-französischen Rechts eingerichteten Revisions- und Kassationsgerichtshofs mit und amtierte von 1842 bis zur Märzrevolution des Jahres 1848 als Minister für Gesetzesrevision. Das dem König in einer Denkschrift übermittelte Programm für seine Ministertätigkeit, die Überarbeitung des Landrechts mit dem Ziel einer modernen Rechtsordnung, konnte in dieser Zeit jedoch nur in wenigen Teilbereichen - etwa dem Eherecht - verwirklicht werden,

vieles andere blieb Entwurf oder mußte, wie das Strafrecht, noch Jahre auf seine Umsetzung warten. Rechtspolitisch bedeutsam war auch S.s Beteiligung an der als Kodifikationsstreit bekanntgewordenen wissenschaftlichen Debatte von 1814, die der Heidelberger Ordinarius für römisches Recht Anton Friedrich Justus -»Thibaut mit seiner Schrift Lieber die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland ausgelöst hatte und die exemplarisch das Spannungsverhältnis dieser Zeit zwischen Klassik und Romantik, Nationalstaatsidee und ständischer Kleinstaaterei, Demokratie und Restauration, Naturrecht und Idealismus widerspiegelte. S. trat den Forderungen Thibauts nach einem einheitlichen deutschen Gesetzbuch vehement entgegen (Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft), indem er nicht nur seiner, sondern jeder Zeit den Beruf zur Kodifikation absprach. Als Wissenschaftler wirkte S. vor allem auf drei Gebieten: der Rechtsgeschichte, der Rechtstheorie und der Methodenlehre. Seine wichtigste rechtshistorische Schrift war die 1815-31 in 6 Bänden erschienene Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter (1834-50 in 7 Bänden neu herausgegeben), in der S. das Nachleben des römischen Rechts vom Corpus iuris civilis bis zur „Wiederentdeckung" durch die Glossatoren im Mittelalter untersuchte sowie die mittel alterlichen Universitäten und ihren Rechtsunterricht, unter besonderer Berücksichtigung der Werke der Glossatoren des 12./l3.Jh. und der auf sie folgenden Rechtsschulen, darstellte. Bahnbrechend war dabei in erster Linie sein direktes Arbeiten aus den mittelalterlichen Handschriften, das seine Untersuchung bis weit in dieses Jahrhundert hinein zu einem der meistverwandten Standardwerke zu diesem Thema werden ließ. Für S.s rechtstheoretisches Schaffen war - neben der Kodifikationsdebatte mit Thibaut - sein Einleitungsaufsatz zu der von ihm mit Karl Friedrich Eichhorn und Johann Friedrich Ludwig Göschen gegründeten „Zeitschrift für die geschichtliche Rechtswissenschaft" (1815) von besonderer Bedeutung. Kernidee war hier die Entstehung des Rechts nicht aus dem Gesetzes-, sondern aus dem Gewohnheitsrecht. Träger und erzeugende Kraft des Rechts war demnach das Volk - hierfür entstand bald der von Puchta übernommene und in seiner Bedeutung noch immer umstrittene Begriff des „Volksgeistes" -, das in entwickelteren Kulturen allerdings von den Juristen repräsentiert wird. Da das Recht nach S. organisch wächst, muß Rechtswissenschaft notwendig geschichtlich betrieben werden - eine Verbindung von idealistischen Positionen mit dem von S. ansonsten bekämpften Naturrecht, durch die S. - neben Eichhorn - zu einem der beiden Begründer der Historischen Rechtsschule wurde, und die zu einer Verknüpfung zumindest der älteren Rechtsgeschichte mit der Altertumsforschung führte, während sein systematisch-begrifflicher Ansatz von seinen Nachfolgern zur Begriffsjurisprudenz überspitzt wurde. Letztlich ist die nach wie vor, insbesondere hinsichtlich ihres Verhältnisses zur zeitgenössischen Rechtsphilosophie, speziell —»Kants, vielfach diskutierte Rechtstheorie S.s auch heute von der Forschung noch nicht abschließend aufgearbeitet. Hauptwerk auf dogmatisch-methodischer Ebene schließlich war das System des heutigen römischen Rechts, 1840-49 in 8 Bänden erschienen und 1851-53 um 2 Bände Obligationenrecht als Teil des heutigen römischen Rechts ergänzt, das ebenfalls ganz im Zeichen des S.sehen Prinzips „Zurück zu den Quellen!" stand. Bis heute wichtig sind dabei vor allem S.s (Neu-) Fundierung des internationalen Privatrechts, die von ihm entwickelte Irrtumslehre sowie seine Lehren von den gegenseitigen Verträgen und von der Abstraktheit dinglicher Rechtsgeschäfte. WEITERE WERKE: On the Present State of the German Universities. London 1803. - Vermischte Schriften. 5 Bde., Ber-

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Sawicki lin 1850. - Pandektenvorlesung 1824/25. Hrsg. v. Horst Hammen. Frankfurt/Main 1993. - Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842. Hrsg. v. Aldo Mazzacane. Frankfurt/Main 1993. - Landrechtsvorlesung 1824. Hrsg. v. Christian Wollschläger u.a. Frankfurt/Main 1994. LITERATUR: Bibliographien bei: Erik Wolf: Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. Tübingen 41963, S. 534-542; Joachim Rückert: Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei F. C. v. S. Ebelsbach 1984, S. 444-474. Adolf Stoll: F. K. v. S. - Ein Bild seines Lebens mit einer Sammlung seiner Briefe. 3 Bde., Berlin 1927-39. - Franz Wieacker: F. C. v. S. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Romanistische Abteilung 72 (1955) S. 1-38. - Hans Hattenhauer/Jacques Stern: Thibaut und S. München 1973. - Knut Wolfgang Nörr: Aus dem Aktionenrecht der Historischen Schule, besonders bei S. In: Horst Heinrich Jakobs/Brigitte Knobbe-Keuk u.a. (Hrsg.): Festschrift für Werner Flume. Köln 1978, S. 191-198. - Giuliano Marini: F. C. v. S. Napoli 1978. - Wolfgang van Hall: S. als Praktiker - die Staatsratsgutachten. Diss. Köln 1981. Horst Hammen: Die Bedeutung F. C. v. S. für die allgemeinen dogmatischen Grundlagen des Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches. Berlin 1983. - Horst Schröder: F. K. v. S. Frankfurt/Main u.a. 1984. - Ulrich von Lübtow: S. und die Historische Schule. In: Dieter Wilke (Hrsg.): Festschrift zum 125jährigen Bestehen der Juristischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin/New York 1984, S. 381-406. - Iris Denneler: K. F. v. S. Berlin 1985. - Friedrich Ebel: S. officialis. Berlin u.a. 1987. - Martin Avenarius: S.s Lehre vom intertemporalen Privatrecht. Göttingen 1993. - Dieter Nörr: S.s philosophische Lehrjahre. Frankfurt/Main 1994. Friedrich Ebel Sawicki, Franz, * 13.7. 1877 Gardschau bei Pelplin (Westpreußen), t 7.10. 1952 Pelplin. S. trat 1896 in das Priesterseminar der Diösese Kulm ein, studierte Theologie und Philosophie in Freiburg/Breisgau, empfing 1900 die Priesterweihe und wurde 1902 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1902 war er Prof. der Dogmatik und Philosophie am Priesterseminar in Pelplin. Seit 1920 Mitglied des Kulmer Domkapitels, wurde S. 1927 zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt und übernahm bei der Reorganisation des Domkapitels 1945 das Amt des Dekans. Seit 1948 war er infulierter Dompropst. S. veröffentlichte u.a. Das Problem der Persönlichkeit und des Übermenschen (1909; 2. Aufl. unter dem Titel Das Ideal der Persönlichkeit, 1922, -M 925), Die Wahrheil des Christentums (1911, S 1924), Der Sinn des Lebens. Eine katholische Lebensphilosophie (1913, "1937), Geschichtsphilosophie (1920, 21922), Lebensanschauungen alter und neuer Denker (4 Bde., 1923, mehrere Auflagen) und Die Gottesbeweise (1926). WEITERE WERKE: Der Prediger, Schopenhauer und Eduard von Hartmann oder Biblischer und moderner Pessimismus. Fulda 1903. - Wert und Würde der Persönlichkeit im Christentum. Köln 1906. - Katholische Kirche und sittliche Persönlichkeit. Köln 1907. - Philosophie der Liebe. Paderborn 1924, 21930. Schaaf, Julius (Jakob), * 1. 10. 1910 Berlin, t 3.3. 1994 Landau. S. wurde 1943 in Tübingen mit der Dissertation Geschichte und Begriff. Eine kritische Studie zur Geschichtsmethodologie von Ernst Troeltsch and Max Weher (1946 im Druck erschienen) promoviert und habilitierte sich im selben Jahr mit der Schrift Untersuchungen zu den Phänomenen des Wissens und des Selbstbewußtseins, zugleich eine Auseinandersetzung mit der grundwissenschaftlichen Psychologie (1947 erschienen unter dem Titel Über Wissen und Selbstbewußtsein). Seit 1943 Privatdozent in Tübingen, ging er

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1957 als apl. Prof. der Philosophie an die Univ. Frankfurt/Main, wurde 1964 Dozent und lehrte dort 1971-75 als o. Professor. Beeinflußt von Johannes —> Rehmke und Heinrich —»Barth, beschäftigte sich S. mit Problemen der Naturphilosophie, Wissenssoziologie und der Begründung der Philosophie als Beziehungswissenschaft (Relationsphilosophie). Er verfaßte Grundprinzipien der Wissenssoziologie (1956) und Grundlegung einer relationstheoretischen Wertlehre (1978). WEITERE WERKE: Das Erscheinen. Basel 1963. LITERATUR: Philosophie als Beziehungswissenschaft. Festschrift für J. S. Hrsg. v. Wilhelm F. Niebel. Frankfurt/Main 1974. Schaarschmidt, Karl (Maximilian Wilhelm), * 3.11.1822 Berlin, t 26. 12.1909 Bonn. S. studierte Philosophie, Geschichte und Philologie in Berlin, wurde 1845 zum Dr. phil. promoviert (Plato et Spinoza philosophi inter se comparati) und habilitierte sich nach kurzer Tätigkeit im Schuldienst und einem einjährigen Studienaufenthalt in England 1849 in Bonn für Philosophie. Seit 1854 Sekretär an der Bonner Universitätsbibliothek, deren Leitung er 1882 übernahm, wurde er 1885 zum Oberbibliothekar und 1894 zum Direktor ernannt. Seit 1859 war er a. o. Prof., 1895-1901 o. Prof. der Philosophie. S. gab 1877-87 die „Philosophischen Monatshefte" heraus. Er veröffentlichte u.a. Der Entwicklungsgang der neuen Spekulation als Einleitung in die Philosophie der Geschichte (1857), Johannes Saresberlensis nach Leben und Studien, Schriften und Philosophie (1862) und Die Religion. Einführung in ihre Entwicklungsgeschichte (1907). WEITERE WERKE: Descartes und Spinoza. Urkundliche Darstellung der Philosophie beider. Bonn 1850. - Die angebliche Schriftstellerei des Philolaus und die Bruchstücke der ihm zugeschriebenen Bücher untersucht. Bonn 1864. - Die Sammlung der Platonischen Schriften zur Scheidung der echten von den unechten untersucht. Bonn 1867. - Der Atheismus. Heidelberg 1879. - Über den Werth des Lebens. Heidelberg 1879. - Über den Unsterblichkeitsglauben. Heidelberg 1883. LITERATUR: Eiter: S., K. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 13, 1908. Berlin 1910, S. 225-226. Schad, Johann Baptist, Ordensname Roman, * 30.11. 1758 Mürsbach, t 13. 1.1834 Jena. Der Bauernsohn kam 1768 als Chorknabe in das Benediktinerkloster Banz, wo er 1778 Novize wurde, und widmete sich besonders philosophischen Studien. S. veröffentlichte u.a. im „Neuen Teutschen Merkur" 1797 Geständnisse aus dem Kloster, was ihm im Orden Kritik einbrachte. Als bekannt wurde, daß er auch Verfasser der satirischen Schrift Über das Leben und Schicksal des ehrwürdigen Vaters Sincerus (1798) war, mußte er fliehen, trat zum Protestantismus über und lehrte seit 1799 Philosophie in Jena, wobei er sich besonders mit —»Fichte und später auch mit -»Schelling befaßte. Seit 1804 Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie in Charkow (Rußland), wurde er 1817 entlassen und unter mysteriösen Umständen außer Landes gebracht. Zuletzt lebte S. in schwierigen materiellen Verhältnissen in Jena. Zu seinen philosophischen Werken zählen Gemeinfaßliche Darstellung des Fichteschen Systems und der daraus hervorgehenden Religionstheorie (3 Bde., 1800-1802, Nachdruck 1974), Neuer Grundriß der transzendentalen Logik und die Metaphysik nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre (1801) und System der Natur- und Transzendental-Philosophie (1803). 1803/04 erschien seine zweibändige Lebens- und Klostergeschichte, von ihm selbst beschrieben (2. Aufl.: Lebensgeschichte, von ihm selbst beschrieben, 3 Bde., 1827/28).

Schaper WEITERE WERKE: Geist der Philosophie unserer Zeit. Jena 1800. - Grundriß der Wissenschaftslehre. Jena 1800. - Institutiones philosophiae universae. Bd 1: Logica. Charkov 1812. - Institutiones juris naturalis. Charkov 1814. LITERATUR: Johannes Richter: Die Religionsphilosophie der Fichte'schen Schule. Diss. Berlin 1931. - Christoph Scherer: Der Philosoph J. B. S. Hamburg 1942. Schade, Georg, * 8.5. 1712 Apenrade, t 10.4. 1795 Altona (heute zu Hamburg). S. studierte Rechtswissenschaft in Kiel, Leiden und Utrecht, war Advokat in einer Kanzlei in Sonderburg und übernahm 1741 eine größere Kanzlei in Hadersleben. 1754 nach Sonderburg zurückgekehrt, ging er 1756 als Ober- und Landgerichtsadvokat nach Altona. Sein eigentliches Interesse galt der Philosophie. Der Wolffianer S. gilt als ein Pionier der Aufklärung. Um 1750 gründete er in Anlehnung an die Freimaurer eine Geheimgesellschaft, die „Allgemeine Gesellschaft der Wissenschaft und Tugend", in der er Anhänger der Monadenlehre um sich versammelte. Er erwarb in Altona eine eigene Druckerpresse und erhielt das Zeitungsprivileg, das er für Veröffentlichungen seiner Gesellschaft zu nutzen gedachte. Vorübergehend gab er die „Staats- und GelehrtenNeuigkeiten" heraus. Religionskritische Artikel sowie seine streng deistische Schrift Die unwandelbare und ewige Religion der ältesten Naturforscher und sog. Adepten, oder geometrischer Beweis, daß die Metaphysik die wahre theoretische, und die Moral die wahre praktische Cottesgelahrtheit sei (1760, Nachdruck 1999), die in den interessierten Kreisen heftige Kontroversen auslöste (Feder Rosenstand Goiske, Johann August Ernesti, Moses —»Mendelssohn), brachten ihm die Verbannung zunächst auf die Insel Christiansoe bei Bornholm, dann auf Bornholm ein. Um 1772 hielt sich S. wieder in Kopenhagen auf und war seit etwa 1781 als Regierungsund Obergerichtsadvokat in Kiel tätig. Vieles, was er schrieb, blieb wohl ungedruckt oder ist nicht mehr auffindbar. Überliefert ist sein Hauptwerk Einleitung in die höhere Weltweisheit der allgemeinen Gesellschaft der Wissenschaften (1752/53) wie auch die Abhandlungen Historische Nachricht (1757) und Auszug aus dem Plan zu der angenehmsten und vorteilhaftesten Verbindung des vernünftigsten Teils des ganzen menschlichen Geschlechts (1759). LITERATUR: Martin Mulsow: Monadenlehre, Hermetik und Deismus. G. S.s geheime Aufklärungsgesellschaft 1747-1760. Hamburg 1998. Schächter, Josef, * 16.9.1901 Kudrynce (Galizien, Österreich), t 27. 3.1994 Haifa. S. wurde nach der Ausbildung zum Rabbiner 1926 ordiniert. 1922-29 und 1935-38 war er Talmudlehrer am Hebräischen Pädagogium in Wien bzw. Lehrer am dortigen Bibel Rambam Institut, studierte daneben Philosophie (vor allem bei Moritz —»Schlick) und wurde 1931 mit der Dissertation Kritische Darstellung von N. Hartmanns .Grundzüge einer Metaphysik der Erkenntnis' promoviert. S. nahm 1925-36 am Wiener Kreis teil. 1935 erschienen seine Prolegomena zu einer kritischen Grammatik. Nach der Ermordung Schlicks leitete er zeitweise philosophische Seminare in Vertretung von Friedrich —> Waismann. 1938 emigrierte S. nach Palästina, war bis 1940 Lehrer an Mittelschulen in Tel Aviv und dann bis 1950 in Haifa. 1951/52 hatte er das Amt des Schulinspektors im israelischen Schulwesen inne. S. war Initiator der Kibbuz-Bewegung Yodefat. 1953 wurde er Lektor für Bibel und Aggadah am Lehrerseminar in Haifa. Nach seiner Emigration verfaßte S. vor allem pädagogische Werke. LITERATUR: J. S. Diamond: Y. S. An Approach to 'Jewish Consciousness'. In: Reconstructionist 30 (1964) S. 17-24. Gerd H. Reitzig: Nachwort zu J. S., „Prolegomena zu einer kritischen Grammatik". Stuttgart 1978, S. 271-279. -

Friedrich Waismann, J. S. und Moritz Schlick: Ethics and the Will. Essays. Hrsg. und mit einer Einführung von Brian McGuinness und Joachim Schulte. Dordrecht u.a. 1994. Schaller, Jakob, * 25.2.1604 Heiligenstein (Elsaß), t 24.6. 1676 Straßburg. S., Sohn eines Pfarrers, studierte in Straßburg Theologie und besuchte seit 1626 verschiedene deutsche und schweizer. Universitäten. Seit 1633 Prof. der praktischen Philosophie in Straßburg, wurde er 1634 zum Dr. theol. promoviert und war seit 1637 Kanonikus des Thomaskapitels, seit 1666 Dekan und seit 1674 Propst. S. war mehrmals Rektor der Univ. Straßburg. Er veröffentlichte u. a. Animadversiones ad libellum Aristotelis de virtutibus et vitiis (1655), Paradoxon de tortura in Christiana republica non exercenda (1658) und De talionis jure (1673). Schaller, (Karl) Julius, * 13.7. 1807 Magdeburg, t 21.6. 1868 Karlsfeld. S., Sohn eines Predigers, studierte Theologie und Philosophie bei dem Hegelianer —» Rosenkranz, wurde 1833 promoviert (De Leibnitii philosophiae historia, erschien erweitert als Habilitationsschrift De Leibnitii philosophia, 1833) und war seit 1838 Prof. der Philosophie in Halle. S. wird der vermittelnden Richtung in —» Hegels Schule zugerechnet. Als Gegner des Materialismus griff er in den Streit zwischen Carl -» Vogt und —> Wagner ein. S. veröffentlichte u. a. Die Philosophie unserer Zeit. Zur Apologie und Erläuterung des hegelschen Systems (1827), Geschichte der Naturphilosophie von Baco von Verulam bis auf unsere Zeit (2 Tie., 1841-46), Darstellung und Kritik der Philosophie Ludwig Feuerbachs (1847), Leih und Seele. Zur Aufklärung über „Köhlerglauben und Wissenschaft" (1855, 31858) und Psychologie (Teil 1: Das Seelenleben des Menschen, 1861). WEITERE WERKE: Der historische Christus und die Philosophie. Kritik der Grundidee des Werks „Das Leben Jesu von D. F. Strauß". Leipzig 1838. - Vorlesungen über Schleiermacher. Halle 1844. - Briefe über Alexander Humboldts Kosmos. Leipzig 1850. - Die Phrenologie in ihren Grundzügen und nach ihrem wissenschaftlichen und praktischen Werthe. Leipzig 1851. - Das Spiel und die Spiele. Ein Beitrag zur Psychologie und Pädagogik wie zum Verständnis des geselligen Lebens. Weimar 1861. Schaper, Eva, * 1. 10. 1924 Iserlohn, t 11.6. 1992 Glasgow. S. studierte seit 1944 in Göttingen, seit 1946 in Münster Philosophie bei Joachim -> Ritter und wurde 1950 promoviert. 1949-51 Assistentin von Benno von Wiese, ging sie 1951 an die Univ. Glasgow und wurde dort 1952 Assistant Lecturer. Danach an der University of North Wales in Bangor tätig, kehrte sie 1958 nach Glasgow zurück und wurde 1977 Prof. der Philosophie. S. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie —»Kants und der Ästhetik, veröffentlichte Prelude to Aesthetics (1968) und Studies in Kant's Aesthetics (1979) und gab u.a. den Sammelband zur analytischen Ästhetik Pleasure, Preference and Value (1983) heraus. Sie war Mitbegründerin und Präsidentin der British Society of Aesthetics, Präsidentin der British Society for Phenomenology sowie Mitherausgeberin des „Philosophical Forum", des „British Journal of Aesthetics", des „Philosophical Quarterly" und der „Kant-Studien". LITERATUR: Wilhelm Vossenkuhl: In memoriam E. S. In: Kant-Studien 83 (1993) S. 397-398. - Terry J. Diffey: E. S. (1924-1992). In: British Journal of Aesthetics 33, l (1993) S. 1-4.

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Schapp Schapp, Wilhelm, * 15.10.1884 Timmel (heute zu Großefehn, Ostfriesland), t 22. 3.1965 Aurich. S. studierte Rechtswissenschaft und Philosophie in Freiburg, Berlin, München und Göttingen, u. a. bei Georg —» Simmel, Wilhelm ->Dilthey, Alexander -> Pfänder, Max -»Scheler und Edmund —»Husserl. 1909 wurde er zum Dr. phil. (Beiträge zur Phänomenologie der Wahrnehmung, 1910; Nachdruck 1976, 1981), 1922 Dr. jur. promoviert. Beeinflußt von Husserls Phänomenologie, die auch die Grundlage für seine rechtsphilosophischen Arbeiten (u. a. Die neue Wissenschaft vom Recht, 2 Bde., 1930-32) bildete, entwickelte S. später eine Phänomenologie der Erzählung. Er wandte sich gegen den Begriff einer transzendentalen Subjektivität und das Paradigma der Wahrnehmung als grundlegender Erfahrungsform (In Geschichten verstrickt. Zum Sein von Mensch und Ding, 1952, 31985). Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Philosophie der Geschichten (1959, 2 1981), Erinnerungen an Edmund Husserl. Ein Beitrag zur Geschichte der Phänomenologie (1976, zuerst 1959) und Metaphysik der Naturwissenschaft (1965, 2. Aufl. 1976 unter dem Titel Wissen in Geschichten). WEITERE WERKE: Zur Metaphysik des Muttertums. Den Haag 1965. LITERATUR: Siegfried J. Schmidt: Der Versuch, nicht über unsere Verhältnisse zu denken (A. I. Wittenberg, L. Wittgenstein und W. S.). In: Ernst Oldemeyer (Hrsg.). Die Philosophie und die Wissenschaften. Simon Moser zum 65. Geburtstag. Meisenheim/Glan 1967, S. 124-144. - Hermann Lübbe: Bewußtsein in Geschichten. Studien zur Phänomenologie der Subjektivität. Mach, Husserl, S., Wittgenstein. Freiburg 1972. - Martin Walde: Husserl und S. Von der Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins zur Philosophie der Geschichten. Basel/Stuttgart 1985. Scharf, Johannes, auch Scharff, * 13. oder 18.6. 1595 Kroppenstedt (Sachsen), t 7. 1. 1660 Wittenberg. Der Sohn eines Rechtsanwalts studierte seit 1617 Philosophie und Theologie in Wittenberg, erwarb 1620 die Magisterwürde und wurde 1624 Fakultätsassessor. Seit 1627 a. o. Prof. an der Philosophischen Fakultät, hielt S. u. a. Vorlesungen über Logik und Metaphysik und wurde 1638 Prof. der praktischen Philosophie. 1640 zum Dr. theol. promoviert, wurde er 1649 Ordinarius und Senior der Theologischen Fakultät. S. war Propst an der Wittenberger Stiftskirche. Dreimal wurde er Rektor der Universität. Zu den zahlreichen Arbeiten S.S., der als aristotelischer Scholastiker gilt, aber auch von —> Melanchthon und der ramistischen Tradition beeeinflußt war, zählen u. a. die Lehrbücher Theoria Transcendentalis Metaphysicae (1624), Exemplaris Metaphysica (16259, Methodus philosophiae peripateticae prior (1627) und Manuale Logicum (1633, 71652). LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 337-351. Schasler, Max (Alexander Friedrich), * 26.8. 1819 Deutsch-Krone, t 13.6. 1903 Jena. S. studierte Philosophie in Königsberg und Berlin, wurde 1845 zum Dr. phil. promoviert, schloß sich den literarischpolitischen Kreisen an, aus denen später der „Kladderadatsch" hervorging, und galt 1848 als einer der politischen Führer der Revolution. 1849 wurde er aus Berlin ausgewiesen, reiste nach Heidelberg, wo er, wie anschließend in Leipzig, ebenfalls bald ausgewiesen wurde, und kehrte 1851 nach Berlin zurück, ohne sich hier politisch betätigen zu dürfen. S. widmete sich kunstwissenschaftlichen Arbeiten, war angesehener Kunstkritiker und gab 1862-75 die „Dioskuren" heraus. Er veröffentlichte u. a. Kritische Geschichte der Ästhetik von Plato bis auf die neueste Zeit (2 Tie., 1871 /72), Anthropogonie. Das Allgemein-Menschliche seinem Wesen und sei-

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ner dreigliedrigen Entwicklung nach oder „ Ursprung "der Sprache, der Sittlichkeit und der Kunst (1888) und Über ein halbes Jahrhundert. Erinnerungen aus dem Leben eines alten Burschenschafters (1895). WEITERE WERKE: Die Elemente der philosophischen Sprachwissenschaft Wilhelm von Humboldts. Berlin 1847. Hegel. Populäre Gedanken aus seinen Werken. Berlin 1870, 2 1873. - Das System der Künste aus einem neuen, im Wesen der Kunst begründeten Gliederungsprincip. Leipzig 1882, 2 1885. - Ausgewählte Sammlung gemeinverständlicher Abhandlungen, Studien und Kritiken aus dem Gebiete der Philosophie und Ästhetik, sowie über die Formen der allgemeinmenschlichen Weltanschauung. Jena 1901. Scheibler, Christoph, * 6.12.1589 Armsfeld (Waldeck), t 10.11.1653 Dortmund. Nach philosophischen, philologischen und theologischen Studien in Marburg und Gießen erwarb S., Sohn eines luth. Predigers, 1607 den Grad eines Magisters und war seit 1610 Prof. der Logik und Metaphysik in Gießen. 1625 wurde er Superintendent und Leiter des Archigymnasiums in Dortmund, wo er sich als Wortführer der Lutheraner vornehmlich theologischen Aufgaben widmete und in den Auseinandersetzungen mit dem Katholizismus hervortrat. Auf wissenschaftlichem Gebiet wurde S. durch seine von der aristotelischen Schulphilosophie ausgehende selbständige Darstellung der Metaphysik bekannt. Sein Hauptwerk ist das von Suarez, Cornelius und Jakob —> Martini beeinflußte Opus metaphysicum (2 Bde., 1617). Im Gegensatz zu den Wittenberger Theologen, welche die Metaphysik als reine Seinslehre auffaßten, entwickelte S. auch die theologischen Begriffe von Gott, den Engeln und der Seele weiter. WEITERE WERKE: Epitome Metaphysica. Gießen 1618. Theologia naturalis et Angelographia. Gießen 1621. - Opus logicum. 4 Tie., Marburg 1634. Gießen 1654. - Aurifodina theologica, das ist teutsche theologia practica. Frankfurt/ Main 1664. - Opera philosophica. Frankfurt/Main 1665. LITERATUR: A. Döring: ADB 30, 1890, S. 700-702. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 322-337. Scheler, Max (Ferdinand), * 22.8.1874 München, t 19.5.1928 Frankfurt/Main. S. war der Sohn eines protestantischen Domänen Verwalters und einer streng jüdischen Mutter. In seiner Jugend näherte er sich dem Katholizismus, zu dem er später konvertierte. Neben Philosophie und Psychologie studierte S. Medizin in München und Berlin; in Jena wurde er bei dem neuidealistischen Philosophen Rudolf —> Eucken promoviert und konnte sich hier auch habilitieren. Die Umhabilitation nach München brachte nähere Kontakte mit dem dortigen Kreis von Phänomenologen. Doch verlor S. im Frühjahr 1910 (wie schon einmal in Jena) die Dozentur aufgrund als anstößig angesehener Verwicklungen in seiner Ehe. Als Privatgelehrter war er dann vor allem in Berlin und Göttingen tätig. Entscheidend für S. wurde die Verbindung mit dem Phänomenologen Edmund -»Husserl. Neben einer Arbeit Zur Phänomenologie und Theorie der Sympathie'geflihle veröffentlichte S. im .Jahrbuch für Philosophie und Phänomenologische Forschung" 1913 und 1916 sein bahnbrechendes Werk Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik. Während Husserl in die transzendentalphilosophische Tradition einlenkte, ging S. mit realistischen oder ontologischen Tendenzen von einem „materialen Apriori" aus; dieses soll aus der Erfahrung der Sachen mit Wesensgesetzen erhoben werden. S. fügte zur Theorie und Praxis das emotionale Wertfühlen hinzu; so konnte er die Kantische Pflichtethik durch eine Wertethik ablösen. Das Sittliche wird personalistisch auf ein konkretes Wertnehmen gegründet. S. führte

Schell die phänomenologische Philosophie über den akademischen Bereich hinaus, indem er die leitenden Impulse der Zeit aufnahm. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs gehörte S. zu den Philosophen, die in Deutschland die nationale Position propagandistisch unterstützten (wie dies ja auch in Frankreich etwa durch Henri Bergson für die französische Position geschah). Doch noch im Krieg kam S. zu der Überzeugung, daß Europa in einem christlichen Sozialismus oder Solidarismus seinen Weg zwischen dem Kapitalismus des Westens und dem neuen Kommunismus im Osten finden müsse. Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer holte S. an die neugegründete Kölner Univ., wo S. einer der Direktoren des Instituts für Sozialwissenschaften wurde. So konnte sich S. am Aufbau der neuen Soziologie beteiligen. Wichtig wurde seine These, daß der Aufbruch einer neuen Physik im 17. Jh. und die Ausbildung einer kapitalistischen Wirtschaftsweise zusammengehören: Sie rücken das Herrschaftswissen, das eine Verfügung über die Dinge sucht, einseitig gegenüber dem Bildungswissen und dem Erlösungswissen in den Vordergrund. Mit dem Sammelband Vom Ewigen im Menschen von 1921 wurde S. zur führenden Gestalt einer religiösen Erneuerungsbewegung, die der katholischen (vor allem augustinischen) Tradition folgte. Doch entzog S. selbst sich diesem Zusammenhang: Seine Spätphilosophie entsprang einer mannigfachen persönlichen und zeitgeschichtlichen Krise. So zeigt etwa die Rede zum 250. Geburtstag Spinozas, daß sich S. —»Nietzsche und dem Neuspinozismus der Goethezeit zugewandt hatte. Auf Einladung des Reichskanzlers sprach S. vor den Generalen der Reichswehr über Friedenssicherung; an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin hielt er den Vortrag Der Mensch im Weltalter des Ausgleichs. Er wollte den „uralten tragischen deutschen Gegensatz von Macht und Geist" überwinden helfen und die parlamentarische Demokratie gegen totalitaristische Tendenzen von Rechts wie Links verteidigen. Gegenüber „Panromantikern" wie Ludwig —»Klages suchte er den Ausgleich zwischen Männlichem und Weiblichem, der westlichen und der östlichen Welt, den apollinischen und dionysischen Tendenzen im Sinne Nietzsches. Notwendige Ausgleichsvorgänge, die nicht geleistet würden, müßten zu Katastrophen führen. Die bedeutendste Wirkung erreichte ein Vortrag, mit dem S. im April 1927 in der Darmstädter „Schule der Weisheit" Hermann von —» Keyserlings auf der Tagung „Mensch und Erde" neben dem Ethnologen Leo —»Frobenius, dem Sinologen Richard Wilhelm und dem Psychologen C. G. -» Jung auftrat. Die Publikation bekam schließlich den Titel Die Stellung des Menschen im Kosmos. In einer überzogenen Weise behauptet S., daß die technische Intelligenz Edisons, sofern dieser als Physiker gesehen werde, den Menschen nicht über die Leistungen der Schimpansen hinaushebe, die damals von Wolfgang Köhler untersucht wurden. Bleibend wichtig ist der Versuch, die neuentstehende Anthropologie mit metaphysischen Ausblicken auf den Weltgrund zu verbinden. Dieser Grund sei bipolar; er verbinde die Selbstbehauptung des Lebensdranges mit der Ausrichtung des Geistes auf Wesenheiten. So lassen sich z. B. die technischen Leistungen des Menschen von seinem Weltauftrag her bestimmen und eingrenzen. S. konnte seine Anthropologie und Metaphysik nicht mehr ausarbeiten. Kurz nach Antritt einer Professur in Frankfurt starb er. Die Edition seines Nachlasses scheiterte alsbald an der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Sie kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg (durch S.s letzte Frau Maria S. und durch Manfred S. Frings) wieder in Gang. Erst 1979 und 1987 erschienen die Fragmente zur Metaphysik und zur Anthropologie. Eine Internationale Max-SchelerGesellschaft wurde 1993 gegründet.

WERKE: Gesammelte Werke. Bern/München, dann Bonn 1954 ff. LITERATUR: John R. Staude: M. S. An Intellectual Portrait. New York 1967. - Wilhelm Mader: M. S. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1980, 2 1995. - Stephen F. Schneck: Person and Polis. M. S.'s Personalism as Political Theory. Albany 1987. - Karol Wojtyla (Papst Johannes Paul II.): Primat des Geistes. Stuttgart 1980. - Ernst Wolfgang Orth/Gerhard Pfafferott: Studien zur Philosophie von M. S. Freiburg/München 1994. - Manfred S. Frings: The mind of M. S. The first comprehensive guide based on the complete works. Milwaukee (Wis.) 1997. - Wolfhart Henckmann: M. S. München 1998. Otto Pöggeler Schell, Herman, * 28.2.1850 Freiburg/Breisgau, t 31.5.1906 Würzburg. S. studierte Theologie und Philosophie in Freiburg/Breisgau, wo er neben Vertretern der Neuscholastik mit denen des christlichen Spätidealismus (vor allem Jakob -» Sengler) in Berührung kam, und Würzburg, wurde 1872 zum Dr. phil. promoviert (Die Einheit des Seelenlebens aus den Principien der aristotelischen Philosophie entwickelt) und empfing 1873 die Priesterweihe. 1879 ging er zum Studium nach Rom, wurde 1883 in Tübingen zum Dr. theol. promoviert (Das Wirken des dreieinigen Gottes, 1885), lehrte seit 1884 als a. o. Prof. der Apologetik, christlichen Kunstgeschichte und vergleichenden Religionswissenschaft an der Univ. Würzburg und war seit 1888 o. Professor. Über die Beschäftigung mit philosophisch-apologetischen und dogmatischen Fragen wandte sich S. allmählich der kirchenpolitischen Diskussion seiner Zeit zu. Mit seiner bald nach dem Erscheinen indizierten programmatischen Schrift Der Katholicismus als Princip des Fortschritts (1897, 71899) wurde er zu einem der bedeutendsten Repräsentanten des Reformkatholizismus. S. forderte u. a. eine Öffnung der Kirche für die fortschrittlichen Kräfte in Wissenschaft und Kultur sowie die Erziehung der Gläubigen zur Eigenständigkeit. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Katholische Dogmatik (6 Bücher in 4 Bdn., 1889-93), Die göttliche Wahrheit des Christentums (2 Bde., 1895/96, 21899), Apologie des Christentums (Bd. l, 1901, '1907; Bd. 2, 1905,21908) und Christus. Das Evangelium und seine weltgeschichtliche Bedeutung (1903, 31906). WEITERE WERKE: Gott und Geist. 2 Bde., Paderborn 1895/96. - Das Problem des Geistes. Würzburg '-21897. Die neue Zeit und der alte Glaube. Eine kulturgeschichtliche Studie. Würzburg N21898. - Religion und Offenbarung. Paderborn 1901. - Der Gottesglaube und die naturwissenschaftliche Welterkenntnis. Bamberg I01904. - Die kulturgeschichtliche Bedeutung der großen Religionen. München 1905. - Jäh we und Christus. Paderborn 1905. - Kleinere Schriften. Hrsg. v. Karl Hennemann. Paderborn 1908. Katholische Dogmatik. Kritische Ausgabe. Eingeleitet und kommentiert von Josef Hasenfuß und Paul-Werner Scheele. 2 Bde., Paderborn 1968-72 (mehr nicht erschienen). - Briefwechsel mit Franz Brentano und Nachschriften seiner Vorlesungen über Friedrich Nietzsche, über christliche Kunst und über Fundamenlaltheologie. In: Josef Hasenfuß: H. S. als Wegbereiter zum II. Vatikanischen Konzil. Paderborn 1978. LITERATUR: Vincent Berning: Das Denken H. S.s. Die philosophische Systematik seiner Theologie genetisch entfaltet. Essen 1964 (mit Bibliographie). - Ben Janssens: Metaphysisches Denken und heilsgeschichtliche Offenbarung. Ihre Korrespondenz im System von H. S. Frankfurt/Main u. a. 1980 (mit Bibliographie). - Vincent Berning: Systematisches Philosophieren zwischen Idealismus und Neuscholastik um die Jahrhundertwende. Studien zur christlichen Philosophie H. S.s. Paderborn u.a. 1984 (mit Bibliographie). -

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Schelling Ders.: H. S. (1850-1906). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 365-383. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von, * 27.1.1775 Leonberg, t 20.8.1854 Bad Ragaz. Als Sohn eines Pfarrers kam der Hochbegabte schon mit fünfzehn Jahren auf die Tübinger Univ. und als Theologiestudent zugleich ins Stift, in den ersten drei Jahren mit —»Hegel und Hölderlin zusammen. S. studierte als Primus seines Jahrgangs von 1790 an, erwarb 1792 den Titel eines Magisters der Philosophie und beendete 1795 sein Studium mit einer theologischen Dissertation. Beide Dissertationen Antiquissimi de prima malorum humanorum origine philosophematis Genes. III. explicandi tentamen criticum et philosophicum und De Marcione Paullinarum epistolarum emendatore verfaßte er, eine Ausnahme in der damaligen Praxis, selber. Schon in der ersten Dissertation, der ein Aufsatz Ueber Mythen folgte, thematisierte S., was ihn sein Leben lang beschäftigen sollte: das Böse, Freiheit, Geschichte, Mythos und System; schon hier hatte er auch Kenntnis des für sein ganzes Werk wichtigsten Autors: —»Kant. Tentamen criticum bezeichnet exegetische Kritik; S. interpretierte die im dritten Kapitel der Genesis berichtete Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies als Mythos, der die erste Erhebung des Menschen zur Vernunft darstelle. Er ordnete diesen Mythos in einen geschichtsphilosophischen Entwurf ein, in welchem er die Geschichte als Fortschreiten auf eine jeweils höhere Stufe der Vernunft, bis diese zu sich selbst gekommen sei, deutete. Indem Vernunft sich so selbst schaffe, verstand S. sie als Freiheit. Das Böse war ihm hier treibendes Moment zu höherer Entwicklung. Die Stufen der Vernunft entsprachen den drei Vernunftvermögen, die Kant in seinen Kritiken analysiert hatte. S.s nächste Frage galt dem Zusammenhang der analysierten Vernunft, dem System. Als —»Fichte 1794 seine Schrift Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre veröffentlichte, brachte S. noch im selben Jahr eine eigene Schrift Ueber die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt heraus. Die Möglichkeit dieser Form war für ihn das System; denn nur indem die Vernunft aus einem einzigen Prinzip begriffen werden könne, sei sie als eine zu begreifen; damit gewinne sie überhaupt erst Überzeugungsfähigkeit und die Möglichkeit, in das Leben einzugreifen. S. nahm auf diese Weise kritisch Stellung zur Französischen Revolution, deren Intention er bejahte, deren Terror er als Verrat an dieser Intention begreifen mußte. Noch als Student, 1795, veröffentlichte S. Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen. Wenn das theoretische wie praktische Wissen durch ein einziges Prinzip Einheit haben solle, so könne dieses Prinzip keiner höheren Bedingung unterliegen, da es sonst nicht Prinzip sein könne. Es sei somit als Unbedingtes bzw. als Freiheit zu verstehen. Erst nach diesen Schriften entstand die theologische Dissertation, in der S. im Gewand einer historischen Darstellung geistige Bevormundung durch die Orthodoxie kritisierte. Der Dissertation folgten Philosophische Briefe über Dogmatismus und Kriticismus, in denen er versuchte, der Vereinnahmung Kants durch ein Denken, das er als unfrei beurteilte, zu wehren. Nach dem Studium nahm S. eine Hofmeisterstelle an und begleitete zwei Barone an die Univ. Leipzig. Hier führte er zum einen seine systematischen Gedanken in der Allgemeinen Uebersicht weiter und wandte sich andererseits der Naturphilosophie zu. 1797 erschienen Ideen zu einer Philosophie der Natur und 1798 Von der Weltseele. Das letzte Buch brachte S. —»Goethes Gunst ein, und dieser betrieb

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noch im selben Jahr dessen Berufung an die Univ. Jena. 1799 erschienen Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie und Einleitung zu seinem Entwurf. Wie Kant die bedingten Erscheinungen der Natur durch die Idee eines Unbedingten, das er Welt nannte, dachte, so S. die Natur als Produkt durch die Natur als unbedingte Produktivität. Die erste sei erfahrbar, die zweite nicht. Man müsse sie denken, wenn man die erste begreifen wolle. Denke man sie, so sei die Natur als Produkt nicht als abgeschlossen zu betrachten, sondern als stets im Prozeß begriffen. Natur sei System durch ihr tätiges Prinzip. 1800 legte S. das System des transscendentalen Idealismus vor, in dem das Bewußtsein als Prinzip gesetzt ist. Anders als Natur, die sich nicht begreife, sei es das Wesen des Bewußtseins, sich zu begreifen. S. stellte dar, wie auf den verschiedenen Stufen das Bewußtsein sich selbst bewußt, d.h. für sich selbst gewußtes Objekt wird. Das Bewußtsein sei sich nicht eo ipso seiner bewußt, es habe somit eine dunkle Seite an sich. Diese werde als dunkle im Kunstwerk bewußt, denn dieses sei gewirkt durch klares Bewußtsein und dunkles Genie in Einheit. Somit werde sich das Bewußtsein in der Erfahrung des Kunstwerkes selbst voll bewußt. Da S. das Prinzip als Tätigkeit dachte, konnte er die Kunst in Beziehung zur Natur erläutern. In seiner Rede Ueber das Verhällniß der bildenden Künste zu der Natur von 1807 verstand er die Kunst in Analogie zu der Natur als Produktivität. Wenn die Kunst die Natur nachahme, so nicht deren Produkte, sondern die diese hervorbringende Tätigkeit. Mit dieser Rede gewann S. das Wohlwollen des späteren Königs Ludwig I. von Bayern. S. war 1803, nachdem er die von August Wilhelm Schlegel geschiedene Caroline geheiratet hatte, an die Univ. Würzburg und 1806 an die Akademie der Wissenschaften zu München gegangen. Er hatte sich von Fichte distanziert und einige Jahre mit Hegel zusammengearbeitet. Auch hier trat Entfremdung ein; Hegel wurde einer der Gegner der Spätphilosophie S.s. 1809 veröffentlichte S. seine letzte größere Abhandlung: Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freyheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände. Hier nahm er nach einem Vorspiel in Philosophie und Religion (1804) das Thema des Bösen vertieft wieder auf. Menschliche Freiheit sollte verstanden werden, und zwar mit den zusammenhängenden Gegenständen, d. i. im System. S.s System, das Freiheit zum Prinzip hatte, verstand als das Gebot der Freiheit das Gute. Wie lasse sich, fragte S., das diesem absolut widerstrebende reale Böse begreifen. Es müsse als Realität den Grund seiner Möglichkeit im Prinzip selbst haben. Wenn das von der Freiheit als Prinzip gewollte und gebotene Gute gemäß dem kategorischen Imperativ in der Notwendigkeit liege, das jeweils Gewollte allgemein wollen zu können, so müsse der Anreiz zum Bösen darin liegen, das gerade nicht Allgemeine, also das Individuelle zu wollen. Diese Möglichkeit liege in der Natur, deren Möglichkeit wiederum im Prinzip des Weltganzen, welches S. Gott nannte. Die Realität des Bösen gründe in der Erhebung des individuellen Wollens über das allgemeine, seine Möglichkeit aber in der „Natur in Gott", anders in der Produktivität und Schöpferkraft Gottes, die nur sich selbst wolle, aber durch das „Wort" (das Allgemeine) in ihm von jeher überwunden sei. In dieser Konstruktion konnte S. Freiheit nicht mehr nur als Prinzip denken, sondern als Person. Ein halbes Jahr nach Erscheinen der Freiheitsschrift verstarb Caroline plötzlich. Drei Jahre später heiratete S. Pauline Gotter, mit der er sechs Kinder hatte. Zuvor hatte Friedrich Heinrich —»Jacobi in einer Schrift Von den göttlichen Dingen S. „eines absichtlich täuschenden, Lüge redenden Atheismus" beschuldigt. In seinem Denkmal der Schrift von

Schelver den göttlichen Dingen fertigte S. seinen Gegner schonungslos ab. Die Weltalter, deren Fahnen schon vorlagen, gab er darauf aber nicht mehr heraus. Jacobi hatte nämlich seinen Angriff mit S.s Naturbegriff begründet; vermutlich wollte S., der seinen Gedanken von der Natur in Gott in seiner neuen Schrift noch weiter führte, Jacobi keine Angriffsfläche bieten. Der neue Text beschäftigte S. noch Jahre hinaus, erschien aber erst posthum. Von 1820 bis 1827 ließ sich S. nach Erlangen beurlauben. An der dortigen Univ. hielt er anfänglich Vorlesungen, um dann wieder zu schweigen. Als Ludwig I. S. an die Univ. München berief, folgte dieser dem Ruf. Zugleich wurde S. Vorstand der Akademie der Wissenschaften zu München, mit welchem Amt die Verwaltung der Königlichen Sammlungen verbunden war. In diesen Positionen nahm S. vor allem in den ersten Jahren großen Einfluß auf die Kulturpolitik Bayerns, bis nach dem Revolutionsjahr 1830 dort wieder reaktionäre Kräfte Einfluß gewinnen konnten. Es ist daher nicht ganz verwunderlich, daß S. 1841 dem Ruf auf den verwaisten Lehrstuhl Hegels nach Berlin folgte. Dort blieb er bis zu seinem Ende. Die erste Münchner Vorlesung hieß noch System der Weltalter. Im folgenden trug S. Einleitung, Philosophie der Mythologie und Offenbarung vor. Da S. die materielle und geistige Welt von Gott her verstand, diesen Gott vornehmlich als Person begriff, war ihm die Welt freie Tat Gottes, resp. Schöpfung oder Offenbarung, der Gott aber lautere Freiheit. Das System der Freiheit erschöpfte sich damit nicht im Ausschreiten der logisch notwendigen Strukturen, sondern diese waren auf Geschichte als Freiheitsgeschehen hin zu überschreiten. Da das System vernunftimmanent sei, so führe der neue Schritt zur Erkenntnis der Wirklichkeit selbst. S. wandte sich der wirklichen Geschichte zu, indem er sie bei ihrem Höchsten faßte, ihrem Gottesbewußtsein, das für ihn im Christentum zur Vollendung kam. Aus dem philosophischen Interesse an der Erkenntnis der Wirklichkeit richtete sich S.s Interesse gerade auf dieses. An der Univ. Berlin las S. nur kurz. Als die Nachschrift einer S.schen Vorlesung veröffentlicht wurde und S. mit einer Klage vor Gericht erfolglos blieb, stellte er seine Vorlesungstätigkeit ein. Im Sommer 1854 unternahm er eine Reise zu den Bädern von Pfaffers bei Bad Ragaz. Dort starb er und wurde daselbst begraben. Sein Schüler, König Maximilian II. von Bayern, setzte ihm den Grabstein. AUSGABEN: Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Karl Friedrich August Schelling. 14 Bde., Stuttgart/Augsburg 1856-61. Neu angeordnet und um einen Bd. ergänzt, hrsg. v. Manfred Schröter als: Werke. 13 Bde., München 1927-60. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. v. Hans Michael Baumgartner/Wilhelm G(ustav) Jacobs/Jörg Jantzen/Hermann Krings/Hermann Zeltnert. Bisher 8 Bde. und l Ergänzungsband. Stuttgart-Bad Cannstatt 1976 ff. LITERATUR: Guido Schneeberger: F. W. J. v. S. Eine Bibliographie. Bern 1954. - Hermann Zeltner: S.-Forschung seit 1954. Darmstadt 1975. - Xavier Tilliette: Une philosophic en devenir. 2 Bde., Paris 1970. - Hans Michael Baumgartner (Hrsg.): S. Einführung in seine Philosophie. Freiburg/ München 1975. - Hans Michael Baumgartner/Harald Körten: F. W. J. S. München 1996. - Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): F. W. J. S. Stuttgart 1998. Wilhelm G. Jacobs Schelsky, Helmut, * 14.10.1912 Chemnitz, t 24.2. 1984 Münster. S., Sohn eines Zollbeamten, studierte für ein Semester in Königsberg bei Josef Nadler, Heinz —» Heimsoeth und Hans Rothfels, dann mehrere Semester lang in Leipzig bei Hans —»Driesch, Arnold ->Gehlen, Theodor -»Litt und Hans —»Freyer Philosophie. 1935 wurde er mit einem Thema über J. G. —»Fichte in Leipzig promoviert, ging 1938 - nach einer „anthropologischen Wende" - als Assistent A. Gehlens nach

Königsberg und habilitierte sich dort 1939 mit einer Arbeit über die politische Lehre von Thomas Hobbes (nachträglich in unveränderter Form 1981 veröffentlicht) für Philosophie und Soziologie. Einem Ruf als Prof. der Soziologie an die Univ. Straßburg (1943) konnte er - nach einem Zwischenaufenthalt als Assistent H. Freyers in Budapest - wegen der Einberufung zum Kriegsdienst nicht Folge leisten. 1948 folgte S. einem Ruf an die neugegründete Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg, 1953 einem Ruf auf den damals einzigen Lehrstuhl für Soziologie der Univ. Hamburg, der einer der ersten soziologischen Lehrstühle in der Bundesrepublik Deutschland war. Er vollzog in dieser Zeit eine nachdrückliche „empirische Kehre" und wurde mit mehreren bahnbrechenden Untersuchungen und Veröffentlichungen zu einem herausragenden Protagonisten der deutschen Nachkriegssoziologie. Bücher wie Arbeitslosigkeit und Berufsnot der Jugend (1952), Wandlungen der deutschen Familie in der Gegenwart (1953), Soziologie der Sexualität (1955) und Die skeptische Generation (1957) fanden weit über den akademischen Bereich hinaus Resonanz, vermittelten der in Deutschland noch nicht etablierten Soziologie eine breitenwirksame Reputation und prägten das Selbstbewußtsein der deutschen Nachkriegsgesellschaft auf eine tiefgreifende Weise. Dasselbe gilt für S.s Diagnosen einer „nivellierten Mittelstandsgesellschaft", mit denen er in die zeitgenössische Diskussion über den gesellschaftlichen Strukturwandel der Gegenwart eingriff, wie auch für seine Pionierarbeiten in neuartigen Forschungsbereichen wie der Medizin-, Betriebs-, Schul-, Alters- und Religionssoziologie. 1960 übernahm S. - in Verbindung mit einem Ruf an die Univ. Münster - die Leitung der Sozialforschungsstelle in Dortmund als des damals größten soziologischen Forschungsinstituts in Europa. Er wandte sich nun mit besonderem Nachdruck dem Themenfeld einer wissenschaftlich begründeten Universitätsreform zu (Einsamkeit und Freiheit, 1961) und übernahm die Leitung des Gründungsausschusses der Univ. Bielefeld, an welche er 1970 übersiedelte. Enttäuscht von der Entwicklung „seiner" Univ., veranlaßte er, daß sein Lehrstuhl 1973 an die Univ. Münster zurückverlagert wurde, wo er 1978 emeritiert wurde. Seit der Mitte der siebziger Jahre entwickelte sich S. mit einer großen Zahl von Büchern, Aufsätzen und Artikeln zu einem engagierten und kämpferischen Kritiker der Ideologieanfälligkeit intellektueller „Sinnstifter", wobei er zentrale Probleme der Informations- und Mediengesellschaft antizipierte (Die Arbeit tun die anderen, 1975). Gleichzeitig begann er - ähnlich weitblickend - Verfallsprobleme der Eliten in der pluralistischen Demokratie zu geißeln (Funktionäre - gefährden sie das Gemeinwohl?, 1982). WEITERE WERKE: Ortsbestimmung der deutschen Soziologie. Düsseldorf/Köln 1959. - Der Mensch in der wissenschaftlichen Zivilisation. 1961. - Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze. Düsseldorf/Köln 1965. Systemüberwindung. München 1973. - Der selbständige und der betreute Mensch. Stuttgart 1976. - Die Hoffnung Blochs. Stuttgart 1979. - Die Soziologen und das Recht. Köln/Opladen 1980. Helmut Klages Schelver, Franz Joseph, * 24.7.1778 Osnabrück, t 30. 11.1832 Heidelberg. S., Sohn eines Ritterschaftssekretärs, studierte in Jena Medizin (u. a. bei August Johann Batsch und Christoph Wilhelm Hufeland) und Philosophie (bei Johann Gottlieb —»Fichte), wechselte 1797 nach Göttingen, wo er medizinische Vorlesungen bei Johann Friedrich Blumenbach besuchte, und wurde 1798 mit der Dissertation De irritabilitate promoviert. Bis 1801 Arzt in Osnabrück, ging er nach Halle und war Privatdozent an der dortigen Universität. Seit 1803 lehrte er Botanik, später zusätzlich Medizin in Jena, wo er auch die Direktion des von Batsch und -»Goethe 1794 gegründeten Bo-

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Schertzer tanischen Gartens innehatte. 1806 vor plündernden napoleonischen Soldaten nach Heidelberg geflohen, wurde er o. Prof. an der Medizinischen Fakultät, 1811 auch Direktor des Botanischen Gartens. Seit 1816 gehörte S. der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an und wurde 1821 zum Hofrat ernannt. Wegen seiner Neigung zur spekulativen Naturphilosophie wurden seine Vorlesungen in Heidelberg bald Gegenstand der Überwachung und isolierten S. innerhalb der Medizinischen Fakultät. In der Folgezeit war er gezwungen, seine Vorlesungen an die Philosophische Fakultät zu verlegen, fiel immer mehr in Ungnade und wurde 1827 suspendiert. In S.s wissenschaftlicher Entwicklung zeigte sich nach ersten Untersuchungen zu zoologischen Themen (Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, 1798) schon bald sein Hang zu metaphysischen Spekulationen, u. a. in der Schrift Elementarlehre der organischen Natur (Bd. l, 1800). 1802/03 gab er die „Zeitschrift für organische Physik" heraus. S. beschäftigte sich mit den naturphilosophischen Grundlagen der Medizin und argumentierte auf dem Gebiet der Botanik gegen die Sexualtheorie höherer Pflanzen. In seinen späteren Arbeiten (u. a. Von den sieben Formen des Lebens, 1817) sind verstärkt mystische und theosophische Denkansätze erkennbar. In Heidelberg betrieb S. eine mehrjährige magnetistische Praxis, lehrte den Mesmerismus auch an der Univ. und veröffentlichte 1831 eine Abhandlung über die magnetische Heilmethode (System der allgemeinen Therapie im Grundsätze der magnetischen Heilkunst, Bd. l, 1831). WEITERE WERKE: Philosophie der Medizin. Frankfurt/ Main 1809. - Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze. Heidelberg 1812. - Erste Fortsetzung seiner Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze. Karlsruhe/ Heidelberg 1814. - Von dem Geheimnis des Lebens. Frankfurt/Main 1815. - Lebens- und Formgeschichte der Pflanzenwelt. Heidelberg 1822. - Zweite Fortsetzung seiner Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze. Karlsruhe 1823. LITERATUR: Klaus Dieter Müller: F. J. S. 1778-1832. Romantischer Naturphilosoph, Botaniker und Magnetiseur im Zeitalter Goethes. Stuttgart 1992. Schertzer, Johann Adam, auch Scherzer(us), * 1.8. 1628 Eger, t 23.12.1683 Leipzig. Aufgewachsen in Franken, studierte S., Sohn eines Advokaten, seit 1646 in Altdorf, Jena und Leipzig Medizin, dann Theologie. Er entwickelte einen seinerzeit nach ihm benannten medizinischen Balsam. S. lehrte an der Univ. Leipzig 1657-63 Philosophie und war seit 1658 Prof. des Hebräischen. 1666 zum Dr. theol. promoviert, erhielt er 1667 eine o. Professur für Theologie, wurde dreimal Rektor und vertrat die Univ. 1672 und 1676 im kursächsischen Landtag. S. war Assessor des Konsistoriums, Kanonikus in Meißen und Dompropst von Bautzen. Er verfaßte Schriften dogmatischen und polemischen Inhalts, u.a. gegen —»Angelus Silesius. Er veröffentlichte u. a. den einflußreichen Breviculus Theologicus (1675, 71707, dt. 1677), in dem er die ganze luth. Dogmatik in einem einzigen Satz von einer Seite Länge zusammenfaßte, und die umfangreichere Systema Theologiae (1680). Weit verbreitet war sein Abriß des luth. Aristotelismus Vade mecum sive Manuale philosophicum (1654, Neudruck 1996). LITERATUR: Wagenmann: S. In: ADB 31, 1890, S. 137 bis 138. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 20-26. Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von, * 10.11.1759 Marbach/Neckar, t 9.5.1805 Weimar. S. entstammte einer eher kleinbürgerlichen Familie; sein Vater, Feldscher im Dienste des Herzogs von Württemberg,

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wurde 1775 Aufseher der Gartenanlagen auf Schloß Solitude. S. besuchte zuerst die Ludwigsburger Lateinschule; 1773 brachte ihn sein Vater nach dreifacher Aufforderung des Herzogs Karl Eugen auf die neuemchtete „militärische Pflanzschule" (später Hohe Karlsschule) auf Schloß Solitude; S. besuchte diese Akademie (seit 1775 in Stuttgart) bis 1780. Bei aller Strenge des Lebens erhielt er doch eine erstklassige Ausbildung; ihn, den Medizinstudenten, beeindruckten vor allem philosophische Vorlesungen seines Lehrers Jakob Friedrich —>Abel. Zwei Karlsschulreden S.s (1779, 1780) behandeln popularphilosophische Themen und bezeugen seine rhetorischen Fähigkeiten. Nach einer ersten abgelehnten Dissertation wurde eine zweite (Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen} 1780 gedruckt. Sie läßt bereits S.s Interesse für eine spekulative Naturbetrachtung erkennen und präformiert spätere Theorien über die sinnlich-geistige Doppelnatur des Menschen. S. wurde Regimentsmedikus in Stuttgart. S. hatte bereits 1776/77 mit der Arbeit an den Räubern begonnen. Sein erstes Drama war 1780 fertig; S. reiste ohne Erlaubnis zur spektakulären Uraufführung (13.1.1782) nach Mannheim, wurde nach einer zweiten Reise nach Mannheim vom Herzog mit Arrest und dem Verbot weiterer schriftstellerischer Betätigung bestraft. S. floh am 22.9.1782 endgültig aus dem Herrschaftsbereich des Herzogs. Die Räuber, Drama der enttäuschten Kindesliebe wie auch des Bruderhasses und des (geplanten) Vatermordes, zeugt von S.s hohem Interesse für psychische Ausnahmesituationen; er versteht sich als „Menschenmaler". Das Stück läßt Einflüsse aus der zeitgenössischen Literatur erkennen, aber auch solche der theologischen Tradition und aus dem Bereich von Oper, Ballett und Tanz. S.s Räuber sind ebenso ein Angriff auf die Familienideologie des 18. Jh. wie auf die Glückseligkeitsphilosophie der Aufklärung. Am Drama läßt sich der Schritt zur vaterlosen Gesellschaft ebenso ablesen wie die Fragwürdigkeit einer schließlich nur scheinbar wiederhergestellten Ordnung. Dramentheoretisch gesehen waren Die Räuber ein wichtiger Schritt auf die neue Gattung des Charakterdramas hin. In seiner frühen Lyrik (Anthologie auf das Jahr 1782) zeigt sich unter barockem Einfluß die große Spannweite seiner lyrischen Themen und Formen. S. hat sich in der Folgezeit mit einem historischen Drama (Fiesko, 1783, einer psychologischen Studie über den „erhabenen Verbrecher"), einem „bürgerlichen Trauerspiel" (Kabale und Liebe, 1784),· das im Ständekonflikt Grenzen und Gefährdungen der bürgerlichen Welt und noch einmal das Bild einer am Ende vaterlosen Gesellschaft aufzeigt, und erneut mit einem historischen Drama (Don Karlos, ThaliaFragment 1785/87, Buchfassung als Dom Karlos, Infant von Spanien, Hamburger Bühnenfassung 1787, Rigaer Bühnenfassung, Prosa, 1787, Don Karlos, Infant von Spanien, Ein dramatisches Gedicht, 1805) befaßt; zur Verteidigung der inneren Einheit des Dramas, das sich aus einem „Familiengemälde in einem fürstlichen Hauße" entwickelt hatte, schrieb S. seine Briefe über Don Karlos. Das Drama zeigt den Einfluß des IHuminatentums auf S. Er hat in seiner Mannheimer Zeit (1782-85) auch zwei bedeutsame Theaterschriften verfaßt (Über das teutsche Theater, 1782; Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?, 1785, später unter dem Titel Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet, 1802). Für sein Verhältnis zur bildenden Kunst und seine Antikenauffassung wurde der Besuch im Mannheimer Antikensaal bedeutsam (Brief eines reisenden Dänen, 1785). 1786 erschienen die für seine aufklärerische Grundhaltung wichtigen Philosophischen Briefe. 1785 war S. auf Einladung Christian Gottfried Körners nach Leipzig bzw. Dresden gezogen; es war der Beginn einer für S. lebenslang wichtig gebliebenen Freundschaft. Beider

Schiller Briefwechsel wurde bedeutsam für S.s ästhetische Theorien; Körner war auch ein freundschaftlicher Kritiker der S.schen Werke. 1787 ging S. nach Weimar. Durch -»Goethes Vermittlung - ursprünglich hatte dieser S.s Werk als befremdlich empfunden - erhielt er Ende 1788 eine Professur an der Univ. Jena. Nach der spektakulären Antrittsvorlesung (Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?, 1789) folgten historische Vorlesungen bzw. Essays (Etwas über die erste Menschengesellschaft nach dem Leitfaden der mosaischen Urkunde, 1790; Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon, 1790; Die Sendung Moses, 1790). Für S. ist Geschichte ein ständiger Prozeß auf die Gegenwart als beste aller Zeiten hin; der Geschichtsschreiber hat für ihn (in Anlehnung an —> Kant) die Aufgabe, die „isolierten Fakta" der Geschichte zu einem kohärenten System zu ordnen. Seine beiden großen historischen Darstellungen (Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung, 1788; Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs, 1790/92) zeigen S.s weiterhin waches Interesse für Rebellionen - die anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution (1792 erhielt S. sogar das französische Bürgerrecht) war aber bereits 1793 angesichts der terreur verflogen - und zeugen von guter historischer Quellenkenntnis ebenso wie von seinen großen historiographischen Fähigkeilen. An der Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs fesselten ihn die „großen Geister"; Wallenstein ist die rätselhafte zentrale Gestalt, die nicht zufällig auch den Dramatiker interessierte. 1791 begann S. mit dem Studium von Kants Kritik der Urteilskraft; 1793 folgte sein berühmtes Bekenntnis zu Kant, das auch S.s Bekenntnis zur Aufklärung enthielt; er sah Kants Philosophie konzentriert in dem Satz: „Bestimme Dich aus Dir selbst". S. hat diesen Satz zum Kern seiner eigenen ästhetischen Vorstellungen gemacht, die er in Über Anmuth und Würde (1793) mit der Idee, daß Schönheit Freiheit in der Erscheinung sei (so in den vorhergehenden sog. Kallias-Bnefen an Körner), entwickelte. Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen (1795) dokumentiert S.s Kritik an der Französischen Revolution und deren Folgeereignissen; seine Bestimmung des Menschen als eines freien, d. h. keinerlei Zwängen unterworfenen Wesens konzentriert sich in Begriffen wie „ästhetischer Schein" und „Spiel". Die Briefe waren ursprünglich als Dank für ein dreijähriges Stipendium des Herzogs Friedrich Christian von Augustenburg und des Grafen Ernst von Schimmelmann gedacht (als Vorform schrieb S. die sog. Augustenburger Briefe). Wie Über Anmuth und Würde erschien auch die zweite ästhetische Schrift Über naive und sentimentalische Dichtung (1795/96) in den mit Goethe zusammen herausgegebenen „Hören" (1795-98). - Die Ernennung zum Meininger Hofrat und das von Karl August bewilligte Gehalt ermöglichten S. die Heirat mit Charlotte von Lengefeld am 22.2. 1790. 1794 begann die freundschaftliche Beziehung mit Goethe nach einem Gespräch in der „Naturforschenden Gesellschaft" in Jena über die Urpflanze. Der für S. und Goethe lebenswichtige Austausch in Gesprächen und Briefen, der sich seit S.s Übersiedlung nach Weimar (1799) im persönlichen Umgang noch verstärkte, bestimmte bis zu S.s Tod seine Arbeiten entscheidend mit. Deutliche Spuren zeigt die Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung, die nicht nur grundsätzliche dichtungstheoretische Kategorien aufstellt, sondern auch zur kritischen Bestandsaufnahme der neueren Literatur wird. In der Beziehung mit Goethe entwickelte sich das, was als „deutsche Klassik" das Bild des ausgehenden 18. Jh. immer noch bestimmt. Dazu gehören S.s klassische Balladen (z.B. Die Kraniche des Ibykus, Die Bürgschaft) und seine „philosophischen Gedichte", die häufig kulturgeschichtliche Stoffe behandeln und in ihrer für S. charakteristischen Symbiose von Bildern und Ideen

seine Wirkungsgeschichte am stärksten geprägt haben. Von S.s und Goethes gemeinsamer Frontstellung gegen die literarische Mittelmäßigkeit seiner Zeit zeugen ebenso die zusammen verfaßten Xenien (1796) wie die geplante größere Schrift über den Dilettantismus (1799), die allerdings nur Entwurf blieb. Sie wäre ein Strafgericht über die Platitüden der zeitgenössischen künstlerischen Mediokritäten geworden; S. hatte seine strengen kritischen Maßstäbe bereits in grundsätzlichen Bemerkungen in einer Rezension Über Bürgers Gedichte (1791) entwickelt. Goethes Einfluß wurde produktiv wirksam in S.s Wallenstein, seinem bedeutendsten Drama mit der geheimnisvollen Gestalt des Feldherrn im Mittelpunkt. Das Drama hat sich bis heute einer eindeutigen Interpretation entzogen. Wallenstein spielt vor dem Hintergrund der Französischen Revolution bzw. der Vorgänge um den französischen General Dumouriez, ist aber ebenso im Zusammenhang mit S.s Theorien seiner Schrift Über das Erhabene und S.s Interesse an der unbegreiflichen Persönlichkeit Wallensteins zu sehen. S.s letzte Jahre - neben der Herausgeberschaft des „Musenalmanachs" (1796-1800) - sind durch eine unermüdliche Dramenproduktion gekennzeichnet. Maria Stuart (1800) spiegelt seine Bemühung, in einer Doppeltragödie mit gemischten Charakteren dem strengen Bau der griechischen Tragödie in analytischer Technik ein modernes Gegenstück entgegenzusetzen, das bei aller formalen Artistik romantische Züge zu erkennen gibt. Die Jungfrau von Orleans (1801) ist explizit eine „romantische Tragödie", hat sich einer überzeugenden Deutung aber am nachhaltigsten entzogen - das Drama ist am ehesten als Tragödie eines Sendungsbewußtseins, nicht als religiöses Festspiel oder als Drama von der Fremdheit des Transzendenten zu verstehen. Die Braut von Messina (1803) ist ein erneuter Versuch S.s, der Tragödie des Euripides ein modernes Äquivalent entgegenzustellen; es läßt jedoch weder S.s „Idealismus" noch seinen „Realismus" erkennen, sondern ist bei allen Schwächen des Stücks am ehesten als psychologische Studie zu sehen. S.s letztes vollendetes Drama Wilhelm Tel! enthält Zustimmung zur und Ablehnung der Französischen Revolution gleichermaßen - die Idee der Selbstbestimmung wird am (überzeugenden) Beispiel eines Einzelnen und am (wenig überzeugenden) Verhalten der Versammellen auf dem Rütli gezeigt. Demetrius ist nur als Torso (neben einer Reihe anderer Dramenentwürfe) erhalten. Seit 1791 durch eine Lungenentzündung geschwächt, war S. in seinen letzten 15 Lebensjahren immer wieder gesundheitlich beeinträchtigt. Der Sektionsbefund nannte eine völlige Schädigung der inneren Organe als Todesursache. Zunehmend als Bedrückung hatte er - 1802 nobilitiert die „engen kleinen Verhältnisse" in Weimar empfunden, denen sich zu entziehen S. jedoch nicht mehr die Kraft aufbrachte. Als Lyriker und Dramatiker hat S. am nachhaltigsten gewirkt; zu erwähnen sind aber ausdrücklich auch seine nicht geringe literarkritische Tätigkeit und sein erzählerisches Werk (u.a. Spiel des Schicksals, 1789; Der Geisterseher, 1787-89) und seine Bühnenbearbeitungen für die Weimarer Bühne (Shakespeare, Gozzi, Picard, Goethe, —> Lessing). Daneben hat er Vergil, Euripides, Racine übersetzt bzw. übertragen; es waren (Racine ausgenommen) weitere Aneignungsversuche der Antike. Daß sie nach heutigen Maßstäben kaum gelingen konnten, spricht weniger gegen S.s Fähigkeiten als vielmehr für seine Zwischenstellung zwischen einer auf klassische Vorbilder fixierten Zeit und einer Moderne, die weniger das Genie als vielmehr die artistischen Fähigkeiten des Schriftstellers schätzt. S.s große kompositorische Leistungen und seine Aneignungsfähigkeit, seine kombinatorische Geschicklichkeit und sein Gespür für neue zeitgenössische Interessen weisen ihn sehr viel mehr als Intellek-

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Schilling tuellen am Beginn der Moderne denn etwa als „Idealisten" aus. Die Wirkungsgeschichte S.S., mit dem die meisten Romantiker nichts anzufangen wußten, ist einerseits durch eine 1815, 1848/49 und 1933 sind die Höhepunkte - politische Beanspruchung des Dichters, andererseits durch eine über Schule und „Zitatenschätze" bewirkte Trivialisierung gekennzeichnet. Während seine Beiträge zur Ästhetik in der einschlägigen philosophischen Diskussion stets gegenwärtig geblieben sind, hat erst die jüngere Forschung aufgezeigt, daß S. ein politischer Dichter gerade insofern gewesen ist, als er der Ästhetik die Aufgabe zugewiesen hat, vor der Aufklärung und Revolution versagt haben: den freien Bürger hervorzubringen. AUSGABEN: Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Christian Gottfried Körner. 12 Bde., Stuttgart/Tübingen 1812-15. - Sämmtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. v. Karl Goedeke. 15 Tie. in 17 Bden, 1867-76. - Briefe. Kritische Gesammtausgabe in der Schreibweise der Originale. Hrsg. v. Fritz Jonas. 7 Bde., Stuttgart 1892-96. - Werke. Nationalausgabe. Begründet von Julius Petersen, fortgesetzt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese, seit 1980 von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1943 ff. LITERATUR: Fortlaufende Bibliographie im Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft, zuletzt 1987, 1995. - Gerhard Storz: Der Dichter F. S. Stuttgart 1959. - Benno von Wiese: F. S. Stuttgart 1959. - Emil Staiger: F. S. Zürich 1967. - S.s Dramen. Hrsg. v. Walter Hinderer. Stuttgart 1979. 2. verb, und veränd. Aufl. 1992. - Terence James Reed: S. Oxford 1991. - Lesley Sharpe: F. S. Drama, Thought and Politics. Cambridge 1991. - Karl S. Guthke: S.s Dramen. Idealismus und Skepsis. Tübingen 1994. - Ulfried Schaefer: Philosophie und Essayistik bei F. S. Würzburg 1996. - Hans-Jürgen Schings: Die Brüder des Marquis Posa. S. und der Geheimbund der Illuminaten. Tübingen 1996. S.-Handbuch. Hrsg. v. Helmut Koopmann. Stuttgart 1998 (mit umfangreichem Forschungsbericht). Helmut Koopmann Schilling, Kurt, * 17.10.1899 München, t 11.2.1977 Kreuth. S. studierte seit 1920 Philosophie, Geschichte und Germanistik in München, Freiburg/Breisgau, Marburg und Göttingen, wo er 1926 bei Moritz —»Geiger promoviert wurde (Über die begriffliche Erkenntnis im Gegensatz zur mathematischen). 1932 habilitierte er sich in München für Philosophie (Natur und Wahrheit. Untersuchung über Entstehung und Entwicklung des Scheilingschen Systems bis 1800, 1934), trat 1933 in die NSDAP ein und war Dozentenschaftsvertreter der Philosophischen Fakultät. 1938 zum nichtbeamteten a. o. Prof. ernannt, vertrat er 1939-41 den Lehrstuhl für Philosophie in Prag und übernahm 1942 nach der Rückkehr nach München vertretungsweise den Lehrstuhl von Max Buchner, später denjenigen Fritz Joachim von -»Rintelens. 1945 vom Dienst enthoben, jedoch 1948 als apl. a. o. Prof. wieder eingestellt, lehrte S. bis 1963. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Geschichte der Philosophie, der Rechts- und Staatsphilosophie. Er veröffentlichte u.a. Der Staat. Seine geistigen Grundlagen, seine Entstehung und Entwicklung (1935), Geschichte der Staatsund Rechtsphilosophie im Überblick von den Griechen bis zur Gegenwart (1937), Das Sein des Kunstwerks (1938), Einführung in die Staats- und Rechtsphilosophie (1939), Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1943/44, 21951-53), Einführung in die Geschichte der Philosophie (1949), Von der Renaissance bis Kant (1954) und Weltgeschichte der Philosophie (1964). WEITERE WERKE: Kant. Persönlichkeit und Werk. München 1942. - Einführung in die Philosophie. Reutlingen/Wurzach

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1948. - Geschichte der sozialen Ideen. Individuum, Gemeinschaft, Gesellschaft. Stuttgart 1957. - Die Kunst. Bedeutung, Entwicklung, Wesen, Gattungen. Meisenheim/Glan 1961. LITERATUR: Josef Barwisch: K. S. 70 Jahre alt. Schriftenverzeichnis. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 23 (1969) S. 416-418. - Claudia Schorcht: Philosophie an den bayerischen Universitäten 1933-1945. Erlangen 1990 (bes. S. 189-196, 344-353). Schischkoff, Georgi, * 23.5.1912 Nowa Sagora bei Stara Sagora, t 27.4. 1991 Wasserburg/Inn. S. studierte Mathematik und Physik an der Univ. Sofia, war 1935/36 als Versicherungsmathematiker, seit 1937 als Lehrer tätig und setzte 1940 das Studium an der Univ. München fort, wo er 1942 mit der Dissertation Kategorial-logische Analyse mathematischer Grundbegriffe promoviert wurde. 1943 habilitierte er sich dort mit der Schrift Erkenntnistheoretische Grundlagen der mathematischen Anwendbarkeit. Seit 1968 lehrte er als Prof. an der Univ. Salzburg. S. beschäftigte sich mit Grundlagenfragen der Mathematik (u. a. Gegenwärtige philosophische Probleme der Mathematik, 1944) und schrieb über kulturkritische und ästhetische Aspekte (u. a. Erschöpfte Kunst oder Kunstformalismus, 1952) sowie über Themen der Soziologie und der kybernetischen Anthropologie. Seit 1946 gab er die von ihm begründete „Zeitschrift für philosophische Forschung", seit 1949 den „Philosophischen Literaturanzeiger" und seit 1956 das Philosophische Wörterbuch (221991) heraus. WEITERE WERKE: Die gesteuerte Vermassung. Ein sozialphilosophischer Beitrag zur Zeitkritik. Meisenheim/Glan 1964. LITERATUR: Schriftenverzeichnis von G. S. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 31 (1977) S. 152-156. - Gerd Wolandt: G. S. zum 70. Geburtstag. In: Philosophischer Literaturanzeiger 35 (1982) S. 105-106. - Gentscho Dontschev: G. S. zum Gedenken (1912-1991). In: Zeitschrift für philosophische Forschung 46 (1992) S. 1-6. Schlechte, Karl, Pseud. Franz Zöchbauer, * 23. 1.1904 Wien, t 19.2. 1985 Ober-Ramstadt/Odenwald. S. studierte Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der TH Dresden und der Univ. Wien, wo er 1928 zum Dr. phil. promoviert wurde (Lieber die naturphilosophische Methode Carl Friedrich Burdachs in seinen philosophischen Untersuchungen). Seit 1933 gehörte er der NSDAP an. Er war Leiter des Kulturamtes der Stadt Frankfurt/Main, erhielt 1936 einen Lehrauftrag am Philosophischen Seminar der Univ. Jena, habilitierte sich dort 1938 für Philosophie (Goethe in seinem Verhältnis zu Aristoteles) und kehrte 1939 als Universitätsdozent für Philosophie nach Frankfurt/Main zurück. Seit 1946 war er a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Mainz, seit 1951 o. Prof. der Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der TH Darmstadt. S. arbeitete an der Historischkritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Friedrich —> Nietzsches mit und war Herausgeber einer dreibändigen Ausgabe der Werke Nietzsches (1954-56). Er veröffentlichte u.a. Erasmus von Rotterdam (1940, 31948), Goethes Wilhelm Meister (1953), Der Fall Nietzsche (1958, 21959) und Friedrich Nietzsche. Von den verborgenen Anfängen seines Philosophierens (1962, mit Anni Anders). WEITERE WERKE: Leibniz als Lehrer und Erzieher. Mainz 1946, 21947. - Neuer Humanismus in Deutschland. Mainz 1948. - Der junge Nietzsche und das klassische Altertum. Mainz 1948. Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von, * 10.3.1772 Hannover, t 12. 1.1829 Dresden. Der jüngste Sohn des evang. Theologen und Schriftstellers Johann Adolf S. wurde zunächst für die Banklehre bestimmt, gab diese bald auf, holte in febriler Lesewut

Schleiermacher Versäumtes nach und machte 1789 sein Abitur. Er studierte zunächst in Göttingen, dann in Leipzig Philosophie, Geschichte und Philologie und schloß sich 1796 seinem Bruder August Wilhelm in Jena an. Als der philosophische Kopf unter den beiden Dioskuren hat S. die neue „romantische" Schule spekulativen und radikalen Denkens in Jena (J. G. ->Fichte, F. W. J. -»Schelling, später -»Novalis) weitgehend bestimmt. Schon vor seinem Auftritt in Jena hatte er in Johann Friedrich Reichardts Journalen „Deutschland" und „Lycaeum" zur zeitgenössischen Literatur (Friedrich Heinrich -> Jacobi) und der deutschen kritischen Tradition (-» Lessing, Georg Forster) Stellung genommen. Vor allem hatte er sich mit der Literatur des klassischen Altertums auseinandergesetzt. Dieses Interesse gipfelte in dem Aufsatz Über das Studium der griechischen Poesie (1797) und in dem berühmten Gegensatzpaar „objektiv" und „interessant" (—»Schillers „naiv" und „sentimental" sinnverwandt) für die griechische bzw. moderne Poesie. Dieses „Interessante" des Modernen wie das politische Phänomen der Französischen Revolution sind typisch für das In-Frage-Stellen aller kritischen und ästhetischen Werte, das sein bekanntestes Unternehmen dieser Zeit charakterisiert: „Athenaeum. Eine Zeitschrift", 1798-1800 mit seinem Bruder August Wilhelm herausgegeben. S.s Fragmente - eine Auswahl wurde im „Athenaeum" aufgenommen - (z. B. über die romantische Poesie als „progressive Universalpoesie") sind keine .Definitionen', sondern eher der ironische Versuch, sowohl die Grenzen des Wissens und Denkens anzuerkennen als auch sie kühn zu überschreiten und ins Unendliche fortzusetzen. In diesem Sinne sind auch das berühmte Gespräch über die Poesie und die Rezension von —»Goethes Wilhelm Meister zu verstehen. Skandal erregte sein erotischer Roman Lucinde (1799), nicht nur wegen der deutlichen autobiographischen Züge (seit 1797 lebte S. mit Dorothea Veit, geb. Mendelssohn zusammen), sondern der dort geforderten Einheit von sinnlicher und übersinnlicher Liebe, während S.s Freund F. —> Schleiermacher in einer Rezension den Roman enthusiastisch gerade wegen der scheinbar anstößigen Themen rühmte. Nach der Auflösung des Jenaer Kreises zog S. mit Dorothea - noch vor ihrer Heirat 1804 - 1801 nach Paris, wo er die Grundlagen seiner Sanskritkenntnisse erwarb und die Zeitschrift „Europa" (1803-5) herausgab. Hier, auch in dem mißglückten Trauerspiel Alarcos (1802) und in den privaten Vorlesungsreihen, die er den Brüdern Sulpiz und Melchior Boisseree in Paris und in Köln hielt, zeigt sich S.s Orientierung an einer christlich-abendländischen Literatur- und Wertetradition. Das drückt sich auch in dem für die komparative Sprachwissenschaft bedeutenden Werk Über die Sprache und Weisheit der Indier (1808) aus, vor allem aber in der Konversion des Ehepaars S. zum Katholizismus im selben Jahr. 1808 zog S. als Hofsekretär nach Wien, nahm am Wiener Kongreß und am Frankfurter Bundestag 1815-18 teil, verkehrte in konservativen Kreisen und war in deren Sinne schriftstellerisch und publizistisch tätig. S.s Vorlesungen (Über die neuere Geschichte, 1811; Geschichte der alten und neuen Litteratur, 1815; Philosophie des Lebens, 1828; Philosophie der Geschichte, 1829; Philosophie der Sprache und des Wortes, 1830) sowie seine Zeitschriften „Deutsches Museum" (1812/13) und „Concordia" (1820-23) sind von kulturkonservativem, restaurativem, zum Teil auch mystischem Denken geprägt. 1815 wurde S. in den Adelsstand erhoben. S.s Alterswerk, das die Positionen seiner Jugend vollständig revidiert (vom Jakobiner hat sich S. zum Konservativen gewandelt, der für den kirchlich geprägten Ständestaat plädiert; an die Stelle des „Zwiespalts] des Bewußtseins" als einer Quelle ästhetischer Produktion ist die Bestimmung von Literatur als eines Wegweisers zur erlösenden Liebe Gottes ge-

treten), hat kaum eine Nachwirkung entfaltet, während die frühen Schriften Philosophie und Literatur des 20. Jh. vielfach (u. a. bei Theodor W. -»Adorno, Walter -» Benjamin, Peter Szondi) beeinflußt haben. WERKE: Kritische Friedrich Schlegel-Ausgabe. Hrsg. v. Ernst Behler u.a. 35 Bde. geplant. München u.a. 1958ff. LITERATUR: Klaus Peter: F. S.s ästhetischer Intellektualismus. Studien über die paradoxe Einheit von Philosophie und Kunst in den Jahren vor 1800. Diss. Frankfurt 1965. Egelsbach 1994. - Ernst Behler: F. S. Reinbek bei Hamburg 1966. - Ingrid Strohschneider-Kohrs: Die romantische Ironie in Theorie und Gestaltung. Tübingen 21977. - Ernst Behler: Studien zur Romantik und zur idealistischen Philosophie. Paderborn 1988. - Manfred Frank: Einführung in die frühromantische Ästhetik. Frankfurt/Main 1989. - Ulrike Zeuch: Das Unendliche - „höchste Fülle" oder Nichts? Zur Problematik von F. S.s Geist-Begriff und dessen geistesgeschichtliche Voraussetzungen. Würzburg 1991. - Michael Elsässer: F. S.s Kritik am Ding. Hamburg 1994. Roger Paulin Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst, * 21. 11.1768 Breslau, t 12.2.1834 Berlin. S. war das Zweitälteste von drei Kindern des preuß. Feldpredigers reformierten Bekenntnisses, Gottlieb Schleyermacher, und von dessen Ehefrau Catharina Maria, geb. Stubenrauch. Seine Kindheit verbrachte er in Breslau, Pleß und Anhalt (Oberschlesien). Von 1783 bis 1785 besuchte er das Pädagogium der Herrnhuter in Niesky (Lausitz), dann das Seminarium in Barby/Elbe. Von den Glaubens- und Denkformen der Herrnhuter beengt, setzte er bei seinem Vater im Frühjahr 1787 den Abbruch seiner Studien in Barby durch und schrieb sich an der Univ. Halle ein, einem Zentrum der Aufklärung. Herrnhut und die Aufklärung prägten S.s religiöse und intellektuelle Physiognomie. Der Einfluß der Romantik und Impulse des Deutschen Idealismus traten später hinzu. In Halle studierte S., im Hause seines Oheims Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch lebend, vom Sommersemester 1787 bis zum Wintersemester 1788/89 Theologie. Seine Lehrer waren Samuel Mursinna, August Hermann Niemeyer und Stubenrauch, der neben dem Rektorat des Reformierten Gymnasiums auch eine Professur an der Universität innehatte. Sein wichtigster akademischer Lehrer war jedoch der Philosoph Johann August —»Eberhard, ein Wolffianer, der ihn in die griechische Philosophie einführte. S.s früheste Arbeiten sind Anmerkungen und eine Übersetzung des 8. und 9. Buches der Nikomachischen Ethik. Die Philosophie der Griechen beschäftigte S. lebenslang, als Interpret (z. B. Ober Anaximandros, 1811; Über den Wert des Sakrales als Philosophen, 1815) und als Übersetzer. Eberhard bezog S. auch in die Auseinandersetzungen der wolffianischen Schulphilosophie mit der Philosophie -»Kants ein. Größere Teile der Jugendschriften S.s galten der kritischen Diskussion mit den Werken des Königsberger Philosophen (u.a. Freiheitsgespräch, 1789). Anfang Mai 1791 verbrachte S. „ein halbes Stündchen" bei Kant und weiteren Königsberger Professoren. Von Mai 1789 bis Frühherbst 1790 lebte S. in Drossen bei Frankfurt/Oder, wo Stubenrauch eine Pfarrstelle übernommen hatte. Die Drossener Zeit diente der Vorbereitung und Absolvierung des Examens pro licentia concionandi vor dem Reformierten Kirchendirektorium in Berlin; das Examen pro ministerio folgte im März 1794. Zwischenzeitlich war S. bei dem Grafen zu Dohna in Schlobitten als Hauslehrer angestellt. Vermittelt hatte ihm die Stelle sein Examinator und Gönner, der Aufklärungstheologe Friedrich Samuel Gottfried Sack. In Schlobitten entstanden größere Teile der Abhandlung Über die Freiheit und die Schrift Über den Wert des Lebens. Die Schlobittener Zeit endete im Mai 1793 mit

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Schleiermacher einem Zerwürfnis. Wahrscheinlich standen nicht nur pädagogische Differenzen im Hintergrund, sondern auch politische Meinungsverschiedenheiten: S. war Anhänger der Französischen Revolution, ohne freilich den Jakobinismus zu billigen. Nach neuerlichem Aufenthalt in Drossen erhielt S. einen Platz als Lehramtskandidat an Friedrich Gedikes Seminar für gelehrte Schulen in Berlin (Winter 1793/94). Als Lehramtsanwärter schrieb er die Abhandlung Über den Geschichtsunterricht (1793). Während der Tätigkeit an Gedikes Seminar beschäftigte er sich auch mit Friedrich Heinrich -»Jacobis Spinozaschriften. S. verfaßte eine Kurze Darstellung des Spinozistischen Systems (1793/94) und Ausarbeitungen über Jacobis Philosophie. Im Hauptwerk seiner Jugendjahre, den Reden Über die Religion. An die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799), pries S. den lange verfemten Spinoza als Anwalt des „höheren Realismus", als Vertreter einer transpersonalen Idee von Gott und Denker der Einheit von Vernunft und Leben. Im April 1794 führte S.s Weg ins Pfarramt, zunächst als Adjunkt an die Konkordienkirche nach Landsberg /Warthe, sodann seit September 1796 als Prediger an die Berliner Charite. Von 1802 bis 1804 amtierte er als Hofprediger in Stolp. Die Jahre in Stolp erlebte S. als „Exil". Tatsächlich glich die Versetzung einer Verbannung. S.s kirchliche Vorgesetzte mißbilligten seinen Umgang mit der literarischen Avantgarde Berlins und seine jüdischen Freundschaften (u. a. mit Henriette Herz). Die Jahre im Predigeramt 1794-1804 ließen viel Zeit für literarische Arbeiten. In Landsberg/Warthe betätigte sich S. auf Bitte Sacks als (Mit-)Übersetzer der Predigten Hugh Blairs, später der Predigten Joseph Fawcetts. In Berlin übersetzte er in Gemeinschaft mit Henriette Herz englische Reisebeschreibungen. Hier nahm auch die (in dieser Hinsicht allerdings mißglückte) Arbeitsgemeinschaft mit Friedrich —»Schlegel bei der Übersetzung Platons ihren Anfang. Die ersten drei Bände der von S. dann allein ausgeführten Übersetzung erschienen 1804/05. Zum selbständigen Schriftsteller bildete sich S. unter dem Einfluß der Frühromantik heran. 1797 war Friedrich Schlegel nach Berlin gekommen. Aus der Freundschaft zwischen ihm und S. entwickelte sich eine fast zweijährige Wohngemeinschaft und der geistige Verbund mit den Brüdern Schlegel, —»Novalis und weiteren Schriftstellern. Friedrich Schlegel gewann S. als Autor für das „Athenaeum" (1798-1800). S.s Hauptbeitrag zur frühromantischen Literatur, gleichzeitig die Grundschrift einer neuen Epoche der Theologie, waren die Reden Über die Religion. S. definierte Religion als „Provinz im Gemüthe" und prägte als deren „höchste Formel" das „Anschauen des Universums". Jenseits der Systeme von Metaphysik und Moral sei Religion das unmittelbare Innewerden des Unendlichen im Endlichen. Zugleich skizzierte S. die Elemente einer religiösen Erziehungslehre und ein antihierarchisches Verständnis von religiöser Gemeinschaft, das in ein Programm zur Reform der Kirche einmündete. Gegen die „natürliche Religion" der Aufklärung hielt S. an den positiven (geschichtlichen) Religionen fest. Als Gegner abstrakter Leerheit erstrebte er die Vermittlung des IndividuellEigentümlichen mit dem Allgemeinen. Die zunächst anonym veröffentlichten Reden Über die Religion waren S.s erfolgreichste Schrift, die zahlreiche Auflagen, Neudrucke und Übersetzungen erlebte. 1800 folgten die Monologen, das Manifest einer Ethik der Individualität. Im Nachdenken über seine „höchste Anschauung" entfalte das Individuum seine Welt- und Selbstsicht. Jeder Mensch sei aufgerufen, auf eigene Art die „Menschheit" darzustellen. Ausdrucksformen der schöngeistigen Literatur wählte S. noch einmal in Die Weihnachtsfeier. Ein Gespräch (1806). In Anlehnung an Platons Dialoge wird ein bürgerlicher Weihnachtsabend erzählt, an dem Ursprung und Wesen des christlichen Glau-

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bens erörtert werden. Weitere Schriften S.s aus jenen Jahren waren der Versuch einer Theorie des geselligen Betragens (1799), Die Briefe bei Gelegenheit der politisch-theologischen Aufgabe (1799), ein Plädoyer für die bürgerliche Emanzipation der Juden ohne Taufzwang, sowie die Verteidigungsschrift für Schlegels skandalumwitterten Roman (Vertraute Briefe über Friedrich Schlegels Lucinde, 1800). S.s erste große wissenschaftliche Schrift entstand im Stolper „Exil": Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803), eine Analyse ethischer Theorien von der Antike bis zu -> Fichte und Kant. 1804 erhielt S. einen Ruf an die Univ. Würzburg. Die preuß. Monarchie verweigerte die Entlassung und berief ihn als Extraordinarius und Universitätsprediger nach Halle. Die Anforderungen der Lehrtätigkeit zwangen S. zur Erweiterung und Vertiefung seines wissenschaftlichen Spektrums. Vom Winter 1804 bis Sommer 1806 legte S. die Fundamente für alles Künftige. Er konzipierte die Entwürfe seiner philosophischen Ethik, seiner christlichen Sittenlehre, seiner Lehre des Verstehens von Texten (die ihn zu einem Pionier der modernen Hermeneutik machte), seiner Glaubenslehre und sein Verständnis des Theologiestudiums. Bedeutenden Raum nahm die Exegese des Neuen Testaments ein. Eine literarische Frucht war Über den sogenannten ersten Brief des Paulos an Timolheos (1807). S. wies hier erstmals den pseudepigraphischen Charakter des Briefs nach. Preußens Niederlage 1806 leitete neuerlich eine Wende im Leben S.s ein. Als die Univ. Halle geschlossen wurde, ging er nach Berlin und nahm hier an den Arbeiten der Staatsreformer teil. Auf Wunsch des Freiherrn vom Stein erarbeitete er den Entwurf einer neuen Kirchenordnung der Preußischen Monarchie (1808); ebenfalls 1808 legte er Gelegentliche Gedanken über Universitäten im deutschen Sinn. Nebst einem Anhang über neu zu errichtende vor. Die zu gründende Berliner Universität sollte nach seiner Vorstellung Volluniversität und unabhängig vom Staat sein. Als Mitglied der Unterrichtssektion im Innenministerium wirkte S. von 1810 bis 1814 an der Schulreform mit. Im Mai 1809 wurde er Prediger an der Dreifaltigkeitskirche, 1810 Prof. an der neuen Univ. und erster Dekan der Theologischen Fakultät. 1809 heiratete S. die Predigerwitwe Henriette von Willich. Sie brachte zwei Kinder in die Ehe mit; vier weitere Kinder folgten. Im preuß. Befreiungskampf betätigte sich S. neben Pfarramt und Professur als politischer Journalist; er redigierte den „Preußischen Korrespondenten" (1813/14). Während der Restaurationszeit politisch beargwöhnt, stieg S. gleichwohl zu bedeutenden Ehren auf. 1815/16 war er Rektor der Universität, seit 1810 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (seit 1814 Sekretär der philosophischen, seit 1826 auch der historischphilologischen Klasse, die 1827 zusammengelegt wurden). Reisen nach Schweden und Dänemark 1833 gestalteten sich zu Triumphen. Das Vierteljahrhundert von 1809/10 bis zu S.s Tod 1834 war überreich an Aufgaben: im Pfarramt, in der Synode, in Universität und Akademie. Das erklärt, warum S.s literarische Produktion nicht mit der Fülle dessen Schritt zu halten vermochte, was er als akademischer Lehrer bot. S.s Lehrangebot in der Theologischen Fakultät umfaßte alle Disziplinen der Theologie, ausgenommen das Alte Testament. In der Philosophischen Fakultät lehrte er Dialektik, Hermeneutik, Ästhetik, Pädagogik, Psychologie, Ethik und Staatslehre. Die Menge des zu Lebzeiten Veröffentlichten war gleichwohl beträchtlich. 1811 erschien der enzyklopädische Aufriß Kurze Darstellung des theologischen Studiums (überarbeitet 1830), 1821/22 S.s theologisches Hauptwerk Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt (umgearbeitet 1830/31). In der Glaubenslehre bestimmte S. die dogmatische Theo-

Schlick logie als „die Wissenschaft von dem Zusammenhange der in einer christlichen Kirchengesellschaft zu einer bestimmten Zeit geltenden Lehre". Von hoher Originalität war die Einführung der „Philosophischen Theologie", die die auf die Heilige Schrift konzentrierten klassischen protestantischen Prolegomena ersetzte. Kirchenpolitisch diente die Glaubenslehre der Zusammenführung der Reformierten und Lutheraner in Preußen, wie sich S. denn auch große Verdienste bei der Entstehung der preuß. Kirchenunion seit 1817 erwarb. Als Anwalt kirchlicher Eigenständigkeit scheute er den Konflikt selbst mit dem König nicht. Am 12.2.1834 erlag S. einer schweren Lungenentzündung. Bestattet wurde er unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof. Die Erstausgabe der Sämmtlichen Werke fiel in unterschiedlicher Qualität aus und schränkte die gleichbleibend anhaltende Wirkungsgeschichte des größten protestantischen Theologen nach —»Luther und Calvin ein. In den achtziger Jahren des 19. Jh. schien S.s Stern erloschen. Eine weltweite Renaissance erlebt sein Werk seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. S. gilt als Klassiker der Theologie, Pädagogik und Hermeneutik. WEITERE WERKE: Sämmtliche Werke. Erste Abtheilung: Zur Theologie (13 Bde.); Zweite Abtheilung: Predigten (10 Bde.); Dritte Abtheilung: Zur Philosophie (9 Bde.). Berlin 1834-64. - Kritische Gesamtausgabe (KGA). Hrsg. v. Hans-Joachim Birkner (t), Victor Selge u.a. Berlin 1980ff. LITERATUR: Terrence N. Tice: S. Bibliography. With Brief Introductions, Annotations and Index. Princeton (New Jersey) 1966 (Fortsetzungen 1985, 1987, 1990). - Wichmann von Meding (Bearb.): Bibliographie der Schriften S.s nebst einer Zusammenstellung und Datierung seiner gedruckten Predigten. Berlin/New York 1992. - Wilhelm Dilthey: Leben S.s. Hrsg. v. Martin Redeker. 2 Bde. (je zwei Halbbände), Göttingen 1966-70 (Dilthey: Gesammelte Schriften. Bd. XIII/l.2, 1970; Bd. XIV/l.2, 1966). Dietz Lange (Hrsg.): F. S. 1768-1834. Theologe, Philosoph, Pädagoge. Göttingen 1985. - Kurt Nowak: S. und die Frühromantik. Weimar/Göttingen 1986. - Günter Meckenstock/Joachim Ringleben (Hrsg.): S. und die wissenschaftliche Kultur des Christentums. Berlin/New York 1991. Gunter Scholtz: Ethik und Hermeneutik. S.s Grundlegung der Geisteswissenschaften. Frankfurt/Main 1995. - Dieter Burdorf/Reinold Schmücker (Hrsg.): Dialogische Wissenschaft. Perspektiven der Philosophie S.s. Paderborn 1998. Kurt Nowak Schlesinger, Josef, * 31.12.1831 Mährisch-Schönberg, t 10.4.1901 Wien. S., Sohn eines Webers, erlernte das väterliche Gewerbe, studierte seit 1851 an der Technischen Abteilung des Polytechnischen Instituts in Wien und wurde dort 1860 Assistent. Seit 1866 unterrichtete er an Realschulen in Wien und habilitierte sich im selben Jahr am Polytechnikum für graphisches Rechnen und graphische Statistik, 1869 zusätzlich für darstellende Geometrie. 1870 wurde S. a. o., 1871 o. Prof. der Mathematik, Geometrie und Mechanik an der Forstakademie Mariabrunn, 1875 o. Prof. der darstellenden und praktischen Geometrie an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Er befaßte sich vor allem mit Vermessungswesen, modernisierte den Geodäsieunterricht an der Hochschule für Bodenkultur, verbesserte Meßgeräte und Arbeitsverfahren und entwickelte neue Instrumente (Der Geodätische Tachygraph und der Tachygraph-Planimeter, 1877). Als christlich-sozialer Politiker gehörte er seit 1891 dem Reichsrat, seit 1896 dem Wiener Gemeinderat und dem niederösterreichischen Landtag an. Er wandte sich gegen den Ausgleich mit Ungarn und erarbeitete einen Plan, nach dem die Staatsschuld durch sogenanntes Volksgeld getilgt werden sollte. S. schrieb auch spekulative naturwissenschaftliche Werke, u. a. Die geistige

Mechanik der Natur. Versuch zur Begründung einer antimaterialistischen Naturwissenschaft (1888). WEITERE WERKE: Die Entstehung der physischen und geistigen Welt aus dem Aether. Eine naturwissenschaftliche Studie, insbesondere zur Anbahnung einer auf materieller Grundlage beruhenden Theorie der Seele. Wien 1882. Energismus. Die Lehre von absolut ruhenden substantiellen Wesenheit des allgemeinen Weltraumes und der aus ihr wirkenden schöpferischen Urkraft. Berlin 1901. Schlick, (Friedrich Albert) Moritz, * 14.4.1882 Berlin, t 22.6.1936 Wien. S., Sohn eines Fabrikanten, studierte Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Heidelberg, Lausanne und Berlin, wo er 1904 bei Max —»Planck mit einer physikalischen Dissertation Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht promoviert wurde. Die folgenden Jahre verbrachte er mit naturwissenschaftlichen Studien in Göttingen, Heidelberg und Berlin. Nach dem Erscheinen seines ersten Buches Lebensweisheit. Versuch einer Glückseligkeitslehre (1908) widmete er sich zwei Jahre lang dem Studium der Psychologie in Zürich. 1910 habilitierte sich S. für Philosophie in Rostock mit der Schrift Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik, erhielt 1917 den Titel eines Professors und wurde 1921 a. o. Prof. mit einem Lehrauftrag für Ethik und Naturphilosophie. S. war einer der ersten, die die philosophische Bedeutung der Relativitätstheorie -»Einsteins erläuterten (u.a. Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der Realtivitäts- und Gravitationstheorie, 1917, erw. 41922). In seinem Hauptwerk Allgemeine Erkenntnislehre (1918, revidiert 2 I925, Neudruck 1979) behandelt S. neben erkenntnistheoretischen Fragen Thesen zur Sprachphilosophie, zur Realismusdebatte und zum Leib-Seele-Problem. 1921 wurde er als Ordinarius an die Univ. Kiel, 1922 als Nachfolger von Ernst —»Mach auf den Lehrstuhl für die Philosophie der induktiven Wissenschaften der Univ. Wien berufen. Seit 1924 organisierte er eine Diskussionsrunde, die als „Wiener Kreis" in die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist. S. gehörte zu den wenigen Mitgliedern, die sich auch ausführlich zu ethischen (u. a. Fragen der Ethik, 1930, Neudruck 1984) und ästhetischen Problemen geäußert haben. Er war auch in der Volksbildung tätig, als Mitglied der „Ethischen Gesellschaft" und von 1928 bis zu dessen Auflösung 1934 als Vorsitzender des „Vereins Ernst Mach". Seit 1926 stand S. in Kontakt mit Ludwig -»Wittgenstein, der ihn maßgeblich beeinflußte. Als Gastprofessor lehrte er in Stanford und in Berkeley (Kalifornien, USA). Zusammen mit Paul —»Hertz gab er Hermann von —> Helmholtz' Schriften zur Erkenntnistheorie (1921, Neuausgabe 1998), zusammen mit Philipp —»Frank seit 1928 die Schriften zur wissenschaftlichen Weltanschauung heraus. 1936 wurde S. im Treppenhaus der Wiener Univ. von einem ehemaligen Studenten ermordet. S.s Tod bedeutete das Ende der öffentlichen Phase des Wiener Kreises. WEITERE WERKE: Gesammelte Aufsätze. 1926-1936. Wien 1938. - Gesetz, Kausalität und Wahrscheinlichkeit. Wien 1948. - Grundzüge der Naturphilosophie. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Walter Hollitscher und Josef Rauscher. Wien 1948. Natur und Kultur. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Josef Rauscher. Wien/Stuttgart 1952. - Die Probleme der Philosophie in ihrem Zusammenhang. Vorlesung aus dem Wintersemester 1933/34. Frankfurt/Main 1986 (mit Bibliographie). LITERATUR: Eugene T. Gadol (Hrsg.): Rationality and Science. A Memorial Volume for M. S. in Celebration of the Centennial of His Birth. Wien/New York 1982. - Rudolf Haller (Hrsg.): S. und Neurath. Ein Symposion. Grazer Philosophische Studien 16/17 (1982) S. 451-463. - Brian MacGuinness (Hrsg.): Zurück zu S. Eine Neubewertung von

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Schliephake Werk und Wirkung. Wien 1985. - Erinnerung an M. S. Textbeiträge und Ausstellungskatalog anläßlich des 60. Todestages. Hrsg. v. Peter Mahr. Wien 1996. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 775-783. Schliephake, Theodor (F. W.), * 28.4.1808 Dornten bei Goslar, t 8.9.1871 Heidelberg. S., Sohn eines Pfarrers, wuchs in Wolfenbüttel auf, studierte in Heidelberg und Göttingen Philosophie und wurde 1813 promoviert. Er unterrichtete an verschiedenen Erziehungsanstalten in Dresden, Hanau und Heidelberg, lehrte seit 1837 als a. o. Prof. der Philosophie in Brüssel und nahm 1843 eine Stelle als Erzieher am Hof Herzog Wilhelms von Nassau an. 1845 zum Hofrat, 1855 zum Geheimen Hofrat ernannt, lehrte er nach kurzer Tätigkeit am Zentralstaatsarchiv in Idstein seit 1857 als a. o. Prof. an der Univ. Heidelberg. S. veröffentlichte u.a. Die Grundlagen des sittlichen Lebens (1855), Einleitung in das System der Philosophie (1856) und Geschichte von Nassau (Bd. 1-4, 1866-71). LITERATUR: E. Ausfeld: S. In: ADB 31, 1890, S. 519-520. Schlüter, Christoph Bernhard, * 27.3.1801 Warendorf, t 4.2.1884 Münster. S., Sohn eines Juristen, studierte in Göttingen Philosophie und Philologie, war seit 1827 Privatdozent an der Akademie in Münster und wurde dort trotz Erblindung 1848 a. o. Professor. Als Privatgelehrter und Übersetzer beschäftigte er sich vor allem mit antiker Philosophie, dem Christentum und kath. Theologie. Er befaßte sich auch mit dem Problem der Harmonisierung von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und biblischer Schöpfungslehre. Zu seinen Bekannten zählte u.a. Annette von Droste-Hülshoff. S. veröffentlichte u.a. Walhalla deutscher Materialisten (1861) und Aristoteles' Metaphysik, eine Tochter der Sankhya-Lehre de,·; Kapila. Eine indisch-griechische Studie (1874). WEITERE WERKE: Die Lehre des Spinoza in ihren Hauptmomenten geprüft und dargestellt. Münster 1836. - Von dem wahren und falschen Begriff der Dreieinigkeit in der Philosophie. Münster 1851. - Aussprüche der philosophierenden Vernunft und des gläubigen Herzens aus den Schriften des heiligen Augustinus. Münster 1859. LITERATUR: Hermann Hüffer: S. In: ADB 31, 1890, S. 607-611. - Adolf Dyroff/Wilhelm Höhnen: Der Philosoph C. B. S. und seine Vorläufer. Paderborn 1935. - J. Höfer: Zum Aufbruch der Neuscholastik im 19. Jahrhundert. C. B. S., Franz von Baader und Hermann Ernst Plaßmann. In: Historisches Jahrbuch 72 (1953) S. 410-432. - Josefine Nettesheim: C. B. S. Berlin 1960. Dies.: C. B. S. und Franz Brentano. Zwei unbekannte Briefe Brentanos. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 16 (1962) S. 284-296. Schmalenbach, Herman, * 15. 11.1885 Breckerfeld (Westfalen), t 3.11. 1950 Basel. S. studierte Philosophie in Berlin und Jena und wurde 1909 bei Rudolf —> Eucken aufgrund der Arbeit Das Seiende als Objekt der Metaphysik. Erster Teil einer Erkenntnistheorie der Metaphysik promoviert. 1920 habilitierte er sich in Göttingen, wo er 1923 a. o. Prof. der Philosophie wurde; seit 1920 lehrte er gleichzeitig an der TH Hannover. 1931-50 war er Ordinarius in Basel. Neben seinem Hauptwerk Geist und Sein (1939), in dem er eine phänomenologische Analyse des Bewußtseins und der verschiedenen Bewußtseinsarten gibt, veröffentlichte S. Leibniz (1921) und Das Mittelalter. Sein Begriff und Wesen (1926). WEITERE WERKE: Kant und die Philosophie der Gegenwart. München 1924. - Die Kantische Philosophie und die Religion. Göttingen 1926. - Kants Religion. Berlin 1929. - Das Ethos und die Idee des Erkennens. Tübingen 1933.

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LITERATUR: Fritz Ganser: Strukturen des Logos. Zur Phänomenologie des Bewußtseins bei H. S. Bern u. a. 1995. Schmid, Alois Ritter von, * 22.12.1825 Zaumberg bei Immenstadt/Allgäu, t 16.3.1910 München. S., Sohn eines Bauern, studierte seit 1844 Philosophie und Theologie in München, empfing 1849 die Priesterweihe und wurde 1850 in München zum Dr. theol. promoviert. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Studienanstalt in Zweibrücken wurde er 1852 Prof. der Philosophie am Kgl. Lyzeum in Dillingen und lehrte seit 1866 als Prof. der Dogmatik an der Univ. München; 1894-1903 war er hier Prof. der Apologetik. 1893 wurde S. in den persönlichen Adelsstand erhoben und 1903 zum Kgl. Geheimrat ernannt. Er veröffentlichte u.a. Entwicklungsgeschichte der Hegel'sehen Logik (1858), Wissenschaftliche Richtungen auf dem Gebiete des Katholicismus in neuester und gegenwärtiger Zeit (1862), Wissenschaft und Auktorität (1867), Untersuchungen über den letzten Gewißheitsgrund des Offenbarungsglaubens (1879), Erkenntnislehre (2 Bde., 1890) und Apologetik als spekulative Grundlegung der Theologie (1900). WEITERE WERKE: Die thomistische und Scotistische Gewißheitslehre. Dillingen 1859. LITERATUR: Andreas Schmid: Geheimrat Dr. A. Ritter v. S. Sein Leben und seine Schriften. Ein Beitrag zur zeitgenössischen Philosophie. Regensburg 1911. - Anton Schneider: Die theologische Erkenntnislehre bei A. v. S. (1825-1910). München 1964. - E. Pahud de Mortanges: Apologie als .Begründungswissenschaft der Theologie'. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 43 (1996) S. 459-472. Schmid, Franz Xaver, Pseud. Schmid-Schwarzenberg, * 22.10.1819 Schwarzenberg (Oberösterreich), t 28.11.1883 München. S. studierte Theologie und Philosophie am Salzburger Lyzeum, empfing 1843 die Priesterweihe und wurde Koadjutor in St. Johann (Pongau), Dürnberg, Hallwang und Aigen. Er war Anhänger der vom Hofbauerkreis beeinflußten Theologie Anton —»Günthers, dessen Ideen er in radikalisierter Form zu verbreiten suchte. 1848 mußte S. Salzburg verlassen, war dann in den Diözesen Linz und Wien tätig und wurde nach der Promotion zum Dr. phil. (1850) Lehrer am Lyzeum in Rastatt. Danach wieder Koadjutor, kehrte er 1855 als Privatgelehrter nach Salzburg zurück. Nach dem Konkordat 1855 verließ S. Österreich, trat zum Protestantismus über und habilitierte sich 1856 in Erlangen, wo er seit 1862 als a. o. Prof. lehrte. S. befaßte sich besonders mit der Geschichte der Philosophie und mit Religionsphilosophie. 1871 gründete erden Verein für Volkserziehung. S. veröffentlichte u. a. eine Katholische Dogmatik (2 Bde., 1852-55), Christliche Religionsphilosophie (1857), Entwurf eines Systems der Philosophie auf pneumatologischer Grundlage (3 Tie., 1863-68) und Grundriß der Geschichte der Philosophie von Thaies bis Schopenhauer vom speculativ-monolheistischen Standpunkte (1867). WEITERE WERKE: Die Grundfesten der Erkenntniß. Sieben philosophische Nachtwachen. Linz 1850. - Philosophische Pädagogik im Umriß. Erlangen 1858. - Rene Descartes und seine Reform der Philosophie. Nördlingen 1859. - Nicolaus Taurellus. Erlangen 1860. Schmid, Karl Christian Erhard, auch Schmidt, * 14.4. 1761 Heilsberg bei Remda, t 10.4. 1812 Jena. S. studierte seit 1778 Theologie, Geschichte, Philosophie, Physik, Staatskunde, Psychologie, Philologie und Naturgeschichte in Jena, legte 1780 in Weimar das theologische Examen ab und wurde 1782 Hauslehrer —»Novalis', den er auch als Studenten betreute. 1784 wurde S. Magister der Philosophie in Jena, hielt seit 1785 exegetische Vorlesungen

Schmied-Kowarzik und trug durch seine Vorlesungen über Immanuel —>Kant dazu bei, daß Jena Ende des 18. Jh. zum wichtigsten Zentrum der Kant-Rezeption im deutschen Sprachraum wurde. Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm er 1787 eine Stelle als Vikar in Wenigenjena, wurde 1791 Ordinarius für Logik und Metaphysik in Gießen und kehrte 1793 als Ordinarius für Philosophie, Diakonus an der Stadtkirche und Garnisonsprediger nach Jena zurück. 1804 wurde S. zum Herzoglich Sachsen-Gothaischen Kirchenrat ernannt. 1796-98 gab er das von ihm gegründete „Psychologische Magazin", 1803/04 das „Anthropologische Journal" heraus. S. veröffentlichte u. a. Kritik der reinen Vernunft im Grundrisse zu Vorlesungen (1786, 41798), Wörterbuch zum Gebrauch der Kantischen Schriften (1786, 41798), Versuch einer Moralphilosphie (2 Bde., 1790, 41802), Empirische Psychologie (Teil l, 1791, 21796), Grundriß der Moralphilosophie (1793, 21800), Grundriß des Naturrechts (1795), Philosophische Dogmatik im Grundriß (1796, 21799), Grundriß der Logik (1797), Physiologie, philosophisch bearbeitet (3 Bde., 1798-1801), Grundriß der Metaphysik (1799) und Grundriß der allgemeinen Enzyklopädie und Methodologie aller theologischen Wissenschaften (1810). WEITERE WERKE: Philosophische und theologische Aufsätze. Jena 1802. - Adiaphora. Philosophisch, theologisch und historisch untersucht. Leipzig 1809. LITERATUR: Ernst Bergmann: Fichte und K. C. E. S. Leipzig 1926. - Lothar Sennewald: C. C. E. S. und sein Verhältnis zu Fichte. Diss. Leipzig 1929. - Horst Schröpfer: C. C. E. S. Der ,bedeutendste' Kantianer an der Universität Jena im 18. Jahrhundert. In: Norbert Hinske u.a. (Hrsg.): Der Aufbruch in den Kantianismus. Stuttgart 1998, S. 37-83. - Georg Graf von Wallwitz: Die Interpretationen und Ausformungen von Kants Philosophie durch C. C. E. S. (1762-1812). Diss. Aachen 1998. - Temilo van Zantwijk/Paul Ziehe: Fundamentalphilosophie oder empirische Psychologie. Das Selbst und die Wissenschaften bei Fichte und C. C. E. S. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 54 (2000) S. 557-580. Schmid, Leopold, * 9.6.1808 Zürich, t 20. 12. 1869 Gießen. S., Sohn eines Buchbinders, studierte seit 1827 Theologie in Tübingen und München, wurde 1831 Mitarbeiter der von Jakob —> Sengler herausgegebenen „Kirchenzeitung für das katholische Deutschland" in Marburg und ging im selben Jahr als Dozent für Theologie an das Priesterseminar in Limburg, wo er 1832 die Priesterweihe empfing. Seit 1834 war S. Hauskaplan am Stift Neuburg über Heidelberg, übernahm 1836 die Pfarrei Großholbach (bei Montabaur), wurde 1839 Prof. in Gießen und zum Dr. theol. promoviert. Er hielt Vorlesungen über Dogmatik, Dogmengeschichte und Symbolik, seit 1842 auch über spekulative Philosophie an der Philosophischen Fakultät. 1849 wurde S. vom Domkapitel zum Bischof von Mainz gewählt, vom Papst jedoch nicht bestätigt. 1850 wechselte er von der Theologischen an die Philosophische Fakultät der Univ. Gießen und erklärte 1867 seinen Verzicht auf die äußere Zugehörigkeit zur kath. Kirche. S. vertrat einen humanistischen und pragmatistischen „Energismus". Er veröffentlichte u. a. Über die menschliche Erkenntnis (1844), Der Geist des Katholicism oder Grundlegung der christlichen Irenik (1848-50,21880) und Grundzüge der Einleitung in die Philosophie, mit einer Beleuchtung der durch K. Ph. Fischer, Sengler und Fortlage ermöglichten Philosophie der Tat (1860). Aus seinem Nachlaß herausgegeben wurde Leben und Denken (1871, von Bernhard Schröder und Friedrich Schwarz). WEITERE WERKE: Das Gesetz der Persönlichkeit. Gießen 1862. - Über die religiöse Aufgabe der Deutschen. Hrsg. v. Anton Lutterbeck. Mannheim 1875. LITERATUR: Reusen: S. In: ADB 31, 1890, S. 688-689. Hermann H. Schwedt: Vom ultramontanen zum libera-

len Döllinger. In: Geschichtlichkeit und Glaube. Hrsg. v. Georg Denzler und Ernst Ludwig Grasmück. München 1990, S. 107-167. Schmid Noerr, Friedrich Alfred, * 30.7.1877 Durlach (heute zu Karlsruhe), t 12.6.1969 Percha bei Starnberg. Der Sohn eines Landwirtschaftslehrers studierte Germanistik, Philosophie, Rechtswissenschaften und Naturwissenschaften in Heidelberg, Freiburg/Breisgau, Straßburg und Berlin und wurde 1904 in Freiburg/Breisgau zum Dr. phil. promoviert. 1906 habilitierte er sich in Heidelberg für Philosophie und Ästhetik, wurde dort a. o. Prof. der Philosophie und lebte seit 1918 als Privatgelehrter und freier Schriftsteller in Percha. In seinen kultur-, geschichts- und religionsphilosophischen Werken versuchte S. N., den Mythos als eine Grundform der Dichtung darzustellen (u. a. Ewige Mutter Europa. Der Mythos vom Europäer, 1949). Er schrieb Dramen (u.a. Die Gefangenen, 1908; Ecce homo, 1918), Gedichte (u.a. Straßen und Horizonte, 1917; Ein Leben im Gedicht, 1962) und Romane (u.a. Unserer guten Frauen Einzug, 1936). WEITERE WERKE: Die Hohenstaufen. Mythos und Sage. Aufgang und Schicksal. Sinnbild und Untergang. Stuttgart 1955. - Der Mystiker. Wesensbeschreibung eines menschlichen Urbildes. München-Pasing 1967. LITERATUR: Rosa Maria Pauer: Die mythischen Romane von A. S. N. Diss. Wien 1944. - Wilhelm Zentner: Zum Tode von F. A. S. N. In: Ruperto Carola 21 (1969), Bd. 47, S. 57-61. Schmidt, Ferdinand Jacob, * 20.12.1860 Mettlach, t 4.3.1939 Berlin. S. studierte Philosophie in Berlin, war Schüler von Hans Delbrück und Adolf —> Lasson und wurde 1888 aufgrund der Arbeit Herder's pantheistische Weltanschauung promoviert. 1895-1906 war er Oberlehrer am Dorotheen-Lyzeum in Berlin, 1906-13 Direktor des dortigen Margarethen-Lyzeums, 1913-27 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Berlin. S. forderte eine neue „Kant-Orthodoxie" gegen die Vorherrschaft des „Pseudo-Kantianismus" der Neukantianer. Er veröffentlichte u. a. Grundzüge der konstitutiven Erfahrungsphilosophie als Theorie des immanenten Erfahrungsmonismus (1901), Zur Wiedergeburt des Idealismus (1908), Kant. Der Geistesherold einer neuen Menschheitsepoche (1924) und Deutsche Nationalerziehung (1924). WEITERE WERKE: Das Lebensideal Karl Christian Plancks. Berlin 1896. - Das Ärgernis der Philosophie. Eine Kantstudie. Berlin 1897. - Der Niedergang des Protestantismus. Eine religionsphilosophische Studie. Berlin 1904. - Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte, nebst einer religions-philosophischen Abhandlung über die Kirche. Frankfurt/Main 1910. - Die weltgeschichtliche Mission des Protestantismus. Berlin 1910. - Der philosophische Sinn. Programm des energetischen Idealismus. Göttingen 1912. Das Problem der nationalen Einheitsschule. Jena 1916. Hans Delbrück. Der Historiker und Politiker. Berlin 1928. LITERATUR: Georg Lasson: F. J. S. In: Kant-Studien 36 (1931) S. 163-164. Schmied-Kowarzik, Walther, * 22.5.1885 Mödling (Niederösterreich), t 24.7.1958 Mödling. S.-K. studierte Philosophie in Wien, Berlin und Jena (u.a. bei Friedrich -»Jodl, Wilhelm -»Dilthey und Rudolf -»Eucken), wurde 1908 in Wien zum Dr. phil. promoviert (Zeit und Raum) und habilitierte sich 1913. 1919 wurde er Dozent an der Lehrerakademie in Wien, 1921 Ordinarius für Philosophie in Dorpat und lehrte seit 1927 an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt/Main. Seit 1933 war S.-K. Privatdozent für Philosophie, Psychologie und Pädagogik in Gießen, seit 1939/40 Universitätsdozent in Wien und wurde dort 1942 apl. Professor. Er war Mitherausgeber der

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Schmitt „Blätter für deutsche Philosophie" und schrieb u. a. Umriß einer neuen analytischen Psychologie (1912, 2 1928), Gestaltungspsychologie und Ästhetik (1925) und Erziehung und völkischer Idealismus (1935). WEITERE WERKE: Intuition. Leipzig 1910. - Die Objektivation des Geistigen. Dorpat/Leipzig 1927. - Ethik, mit Berücksichtigung pädagogischer Probleme. Osterwieck 1932. Schmitt, Carl, * 11.7. 1888 Plettenberg/Sauerland, t 7.4. 1985 Plettenberg. Der wohl umstrittenste deutsche Staatsrechtler des 20. Jh. wuchs als Sohn eines Kirchenkassenverwalters in katholischkleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Seit 1907 studierte er Rechtswissenschaften in Berlin, München und Straßburg, wo er 1910 promoviert wurde (Über Schuld und Schuldarten). Anfang 1915 legte er sein Assessorexamen ab, kurz darauf heiratete er Pawla Dorotic, eine angebliche serbische Gräfin. 1916 habilitierte sich S. in Straßburg für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht sowie Staatstheorie. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Handelshochschule in München folgte er 1921 einem Ruf nach Greifswald, von wo er 1922 nach Bonn wechselte. Dort unterhielt S. enge Kontakte zum Jungkatholizismus, die sich in frühen Publikationen spiegelten (u.a. Politische Theologie, 1922). Diese Beziehungen brachen jedoch weitgehend ab, nachdem seine Ehe mit Pawla Dorotic, die als Hochstaplerin mit zweifelhafter Vergangenheit enttarnt worden war, vom Landgericht Bonn 1924 für nichtig erklärt worden war und S., trotz des Scheiterns des von ihm betriebenen Verfahrens auf kirchliche Nichtigerklärung der Ehe, seine Assistentin Duska Todorovic geheiratet hatte. 1928 ging S. an die Handelshochschule in Berlin. Hier erschienen seine bekanntesten Schriften Der Begriff des Politischen (1927) und die Verfassungslehre (1928, 3. unveränd. Aufl. 1954), in der er entgegen der herrschenden Meinung die Theorie vom unantastbaren Wesenskern der Verfassung entwickelte. Seine Kritik an Parlamentarismus und Pluralismus wie auch seine engen Kontakte zu Regierungskreisen (Kurt von Schleicher, Johannes Popitz) ließen S. seit 1930 zu einem Vordenker der Präsidialdiktatur werden, als der er auch im Preußenschlag-Prozeß vor dem Staatsgerichtshof 1932 die Reichsregierung vertrat (Der Hüter der Verfassung, 1931). Mit dem Ende der Weimarer Republik verlor S. an politischem Einfluß, weshalb er 1933 nach Köln auswich, wo sich innerhalb weniger Wochen sein Wandel zum Staatsrechtler des frühen nationalsozialistischen Staats vollzog. S. hatte maßgeblichen Anteil an der Abfassung des Reichsstatthaltergesetzes, trat am 1.5. 1933 der NSDAP bei, wurde Preußischer Staatsrat, Herausgeber der „Deutschen JuristenZeitung", Mitglied der Akademie für Deutsches Recht und Leiter der Gruppe Universitätslehrer im NS-Juristenbund. Vor allem lieferte er der nationalsozialistischen Führung den erwünschten legalen Schein, indem er die Gesetzmäßigkeit der nationalsozialistischen Revolution betonte, das Ermächtigungsgesetz als vorläufige Verfassung des neuen Staats feierte, bei der Justiz für eine Gesetzesauslegung im nationalsozialistischen Sinn warb und schließlich selbst die Morde im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch, denen auch sein früherer Freund von Schleicher zum Oper fiel, als „höchste Form administrativer Justiz" billigte (Der Führer schützt das Recht, 1934). Im Herbst 1933 wechselte S. an die Berliner Universität, wo er durch die Veröffentlichung von Staat, Bewegung, Volk (1933) und Über die drei Arten rechtswissenschaftlichen Denkens (1934), worin er seine Lehre vom konkreten Ordnungsdenken entwickelte, seinen Ruf festigte. Nunmehr übernahm S., der noch die Verfassungslehre seinem jüdischen Freund Fritz Eisler gewidmet hatte, auch den nationalsozialistischen Antisemitismus und

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forderte auf einer Tagung im Oktober 1936, in der juristischen Literatur jüdische Autoren nicht oder zumindest nur noch als solche gekennzeichnet zu zitieren. Wenig später geriet S. in die Kritik der SS, die ihm vor allem seine früheren Kontakte zu Franz von Papen, zum Katholizismus und zu einzelnen Juden vorwarf. S. verlor daraufhin 1936 alle seine Ämter außer der Professur und dem Staatsratstitel. In den verbleibenden Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wandte er sich unter Umgehung der Tagespolitik dem Völkerrecht und geschichtsphilosophischen Fragen zu, so etwa in Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte (1939). Nach dem Krieg verbrachte der aller Ämter enthobene S. längere Zeit in Untersuchungshaft (Ex Captivitate Salus. Erfahrungen in der Zeit 1945-47, 1950). Anschließend lebte er zurückgezogen in seinem Geburtsort Plettenberg. Dort entstanden Der Nomos der Erde im Völkerrecht des lus Publicum Europaeum (1950) und Politische Theologie. Band 2 (1970). Die Bewertung von S. nach 1945 erwies sich als fast so wechselhaft wie dieser selbst: Während S. zunächst geradezu tabuisiert und zu dem Kronjuristen der nationalsozialistischen Bewegung schlechthin stilisiert wurde, erlebten seine antiparlamentarischen Theorien in den sechziger Jahren eine europaweite Renaissance durch Extremisten von Rechts und Links. Die Faszination durch den Zwiespalt zwischen Opportunismus und intellektueller Brillanz, den S. wie kein anderer verkörperte, sorgte für das Fortleben der um ihn geführten intensiven wissenschaftlichen Diskussion, wobei sich in den letzten Jahren ein zunehmendes Bemühen um eine differenziertere Sichtweise abzeichnet. WEITERE WERKE: Politische Romantik. München 1919. Die Diktatur. München 1921. - Die Diktatur des Reichspräsidenten. 1924. - Die Kernfrage des Völkerbundes. Berlin 1926. - Volksentscheid und Volksbegehren. Berlin/Leipzig 1927. - Das Reichsgericht als Hüter der Verfassung. 1929. - Legalität und Legitimität. München/Leipzig 1932. Gespräch über Macht und den Zugang zum Machthaber. Pfullingen 1954. - Glossarium. Aufzeichnungen der Jahre 1947-1951. Hrsg. v. Eberhard von Medem. Berlin 1991. LITERATUR: Bibliographie bei: Piet Tommissen. In: Festschrift für C. S. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Hans Barion u.a. Berlin 1959, S. 273-330. - Piet Tommissen: Ergänzungsliste zur C.-S.-Bibliographie vom Jahre 1959. In: Epirrhosis. Festgabe für C. S. Hrsg. v. Hans Barion u.a. 2 Bde., Berlin 1968, S. 739-778. - Klaus Hansen/ Hans Lietzmann (Hrsg.): C. S. und die Liberalismuskritik. Opladen 1988. - Bernd Rüthers: C. S. im Dritten Reich. München 21990. - Armin Adam: Rekonstruktion des Politischen. C. S. und die Krise der Staatlichkeit 1912-1933. Berlin 1992. - Dirk van Laak: Gespräche in der Sicherheit des Schweigens. C. S. in der politischen Geistesgeschichte der frühen Bundesrepublik. Berlin 1993. - Ders./Ingeborg Villinger (Bearbeiter): Nachlaß C. S. Verzeichnis des Bestandes im Nordhrein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv. Siegburg 1993. - Paul Noack: C. S. Eine Biographie. Berlin u.a. 1993. - Heinrich Meier: Die Lehre C. S.s. Stuttgart 1994. Hasso Hofmann: Legitimität gegen Legalität. Der Weg der politischen Philosophie C. S.s. Berlin 31995. - Andreas Koenen: Der Fall C. S. Darmstadt 1995. - Helmut Quaritsch: Positionen und Begriffe C. S.s. Berlin 31995. - Friedrich Balke: Der Staat nach seinem Ende. Die Versuchung C. S.s. München 1996. - Bernd Rüthers: Altes und Neues von und über C. S. In: Neue Juristische Wochenschrift 49 (1996) S. 896-904. Ina Eben Schmitt, Eugen Heinrich, * 5. 11. 1851 Znaim (Mähren), t 14.9. 1916 Berlin. Der Sohn eines Hauptmanns arbeitete zunächst als Kanzleischreiber in Zombor, studierte dann Philosophie in Budapest und wurde 1888 zum Dr. phil. promoviert. 1888/89 setzte

Schneider er seine Studien in Berlin fort, war seit 1890 Bibliothekar im Justizministerium in Budapest und lebte dort seit 1896 als Privatgelehrter, seit 1908 in Berlin. In der von ihm 1894 in Leipzig gegründeten Zeitung „Die Religion des Geistes", zu deren Mitarbeitern auch der mit ihm befreundete Leo Tolstoj gehörte, propagierte S. seine philosophisch-anarchistischen Ideen, leitete in Berlin die „Gnostischen Abende" und wurde 1903 zum Ausschußmitglied des Giordano-Bruno-Bundes gewählt. Anfänglich unter dem Einfluß —»Hegels und Ludwig —> Feuerbachs, entwickelte S. bald ein eigenes Gedankensystem, die sogenannte Neugnosis, die idealistischen Pantheismus mit christlichem Gedankengut verband. Er veröffentlichte u. a. Das Geheimnis der Hegeischen Dialektik, beleuchtet vom concret-sinnüchen Standpunkte (1888), Friedrich Nietzsche an der Grenzscheide zweier Weltalter (1898, 2 I902), Leo Tolstoi und seine Bedeutung für unsere Kultur (1901), Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur (2 Bde., 1903-07), Ibsen als Prophet. Grundgedanken zu einer neuen Ästhetik (1903), Der Idealstaat (1904) und Kritik der Philosophie vom Standpunkt der intuitiven Erkenntnis (1908). WEITERE WERKE: Michelet und das Geheimnis der Hegel'schen Dialektik. Frankfurt/Main 1888. - Die Gottheit Christi im Geist des modernen Menschen. Leipzig 1892. Das Geheimnis Christi. Ein Mysterium. Leipzig 1895. Die Kulturbedingungen der christlichen Dogmen und unsere Zeit. Leipzig 1901. - Christus. Bekenntnis eines Ungläubigen. Berlin 1907. - Gottesdienst oder Satansdienst? Ein Wort an das Gewissen der Zeit. Leipzig o. J. [l 920],-Dante. Göttliche Komödie im Lichte der intuitiven Erkenntnis. Berlin 1921. Schmitz-Moormann, Karl, * 14.3.1928 Freiburg/Breisgau, t 30.10.1996 Princeton (New Jersey, USA). S.-M. studierte Philosophie und kath. Theologie und wurde 1957 in München zum Dr. phil. (Die Ideenlehre Platans im Lichte des Sonnengleichnisses des sechsten Buches des Staates), 1969 in Bochum zum Dr. theol. promoviert (Erbsünde und Evolution. Die Erbsündenproblematik in der Sicht Teilhard de Chardins). Seit 1975 war er Prof. an der Fachhochschule Dortmund. Unter dem Einfluß Teilhard de Chardins stehend, dessen Werke der zusammen mit seiner Frau Nicole herausgab (L'ceuvre scientifique, 10 Bde. und Kartenband, 1971; Journal, 3 Bde., 1975-77), galt sein besonderes Interesse der Naturphilosophie, der Ethik, der Fundamentaltheologie sowie Grenzfragen von Theologie und Naturwissenschaft. Auch mit Gerontologie und Suchtfragen beschäftigte er sich. Zu seinen Arbeiten zählen u.a. Das Weltbild Teilhard de Chardins (1966), Menschenwürde. Anspruch und Wirklichkeit (1979) und Materie - Leben - Geist. Evolution als Schöpfung Gottes (postum 1997). Schneid, Mathias, * 31.7.1840 Wemding, t 12.12.1893 Eichstätt. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie am bischöflichen Lyzeum in Eichstätt und dem Empfang der Priesterweihe (1865) war S. 1867-88 Sekretär des Eichstätter Bischofs Franz Leopold von Leonrod. 1869 übernahm er zugleich eine Dozentur für Philosophie am Lyzeum, wurde 1871 zum Prof. ernannt und 1875 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1885 war S. Rektor des Lyzeums und Seminarregens, seit 1891 auch Domkapitular. In seinem wissenschaftlichen Werk setzte er sich insbesondere mit der Scholastik auseinander und veröffentlichte u.a. Die scholastische Lehre von Materie und Form und ihre Harmonie mit den Thaisachen der Naturwissenschaft (1873, 21877), Aristoteles in der Scholastik. Ein Beitrag zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters (1875), Die philosphische Lehre von Zeit und Raum (1886), Naturphilosophie im Geiste des hl. Thomas von Aquin (1890) und Specielle Metaphysik im Geiste des

hl. Thomas von Aquin (Bd. 2: Psychologie, Teil 1: Leben der Seele, 1892). WEITERE WERKE: Die Körperlehre des Johannes Duns Skotus und ihr Verhältnis zum Thomismus und Atomismus. Mainz 1879. - Die neue Spiritismus philosophisch geprüft. Eichstätt 1880. - Die Philosophie des hl. Thomas von Aquin und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Würzburg 1881. LITERATUR: Bibliographie in: Franz Sales Romstöck: Personalstatistik und Bibliographie des bischöflichen Lyceums in Eichstätt. Ingolstadt 1894, S. 146-150. - Friedrich Dörr: M. S. Ein Lebensbild. In: 400 Jahre Collegium Willibaldinum. Eichstätt 1964, S. 253-266. Schneider, Arthur (Carl August), * 15.11.1876 Neustadt (Schlesien), t 10.10.1945. Der Sohn eines Kaufmanns studierte in Breslau Philosophie, wurde mit der Arbeit Die aristotelischen Elemente in der Psychologie Alberts des Großen (1900) promoviert und habilitierte sich 1902 in Bonn. 1903 ging er nach München, las dort zum Teil für den Philosophen Georg von —» Hertling und erhielt 1908 eine a. o. Professur. 1911 wurde S. o. Prof. in Freiburg/Breisgau, 1913 in Straßburg, 1919 in Frankfurt und lehrte 1920-42 an der Univ. Köln, deren Rektorat er 1926 übernahm. 1933/34 war er Leiter des Amtes für Erziehung der NSDAP. S. beschäftigte sich besonders mit der Philosophie des Mittelalters und mit philosophischer Pädagogik. Er veröffentlichte u. a. Die Psychologie Alberts des Großen (2 Bde., 1903-06), Die abendländische Spekulation des 12. Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur aristotelischen und jüdisch-arabischen Philosophie (1915) und Einführung in die Philosophie unter Berücksichtigung ihrer Beziehung zur Pädagogik (2 Bde., 1927-31; Bd. l, 21934). WEITERE WERKE: Die Erkenntnislehre bei Beginn der Scholastik. Fulda 1921. - Die Erkenntnislehre des Johannes Eriugena im Rahmen ihrer metaphysischen und anthropologischen Voraussetzungen. 2 Tie., Berlin 1921-23. - Über Kants Auffassung vom Wesen und der Bestimmung des Menschen. Köln 1924. - Albertus Magnus. Sein Leben und seine wissenschaftliche Bedeutung. Köln 1927. Schneider, Ceslaus Maria, Taufname: Richard Florian Alexander, * 5.5.1840 Brieg/Oder, t 18.3.1908 Floisdorf/Eifel. S. begann mit dem Studium der Theologie in Breslau, gehörte seit 1861 dem Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom an und wurde 1864 an der Gregoriana zum Dr. phil. promoviert. 1865 trat er in das Noviziat des Dominikanerordens bei Santa Sabina ein, ging 1867 nach Düsseldorf, empfing 1868 die Priesterweihe und wurde 1870 in Löwen zum Dr. theol. promoviert. Nach dem Ausscheiden aus dem Orden im selben Jahr wurde er Priester des Erzbistums Köln und Vikar in Malmedy. Seit 1889 war er Pfarrer in Floisdorf. S. war ein bedeutender Thomas-Interpret zu Beginn der Neuscholastik und Verfasser philosophischer, dogmatischer, soziologischer, kirchengeschichtlicher, katechetischer und erbaulicher Werke. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. Die Katholische Wahrheit (12 Bde., 1886-92; die erste deutsche Übersetzung der Summa Theologiae des Thomas von Aquin), Natur, Vernunft, Gott. Abandlung über die natürliche Erkenntnis Gottes nach der Lehre des hl. Thomas von Aquin dargestellt (1883), Das Wissen Gottes nach der Lehre des hl. Thomas von Aquin (4 Abteilungen, 1884-86) und Das Apostolische Jahrhundert (2 Bde., 1888-90). Schneider, Michael, * 20.9.1612 Bitterfeld, t 18.4.1639 Wittenberg. Nach privaten Studien erwarb S. siebzehnjährig den Grad eines Magister artium an der Univ. Wittenberg, studierte in Jena Theologie unter Johann Gerhard und absolvierte 1633 die akademischen Disputationen, u. a. mit Theses de veritate

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Schneider unicae religionis Christianae. Die anschließend unternommene akademische Reise führte ihn durch die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Nach Wittenberg zurückgekehrt, gab S. Privatunterricht für moderne Fremdsprachen und wurde 1638 Prof. der Moralphilosophie. Neben theologischen und philosophischen Schriften in lateinischer Sprache verfaßte er auch deutsche Dichtungen, u. a. Die Histori des Leidens und Sterbens unseres einigen Erlösers (1629). S. übersetzte u.a. in Prosaform Torquato Tassos Amintas oder Waldt-Gedichte (1639). Schneider, Reinhold, * 13.5.1903 Baden-Baden, t 6.4. 1958 Freiburg/Breisgau. Der Sohn eines Hotelbesitzers verbrachte die von Krieg und Inflation überschattete Jugend- und Schulzeit in BadenBaden. Beruflich orientierungslos, beging S. 1922 einen Selbstmordversuch. Aus der Depression fand er durch die 22 Jahre ältere Lebensgefährtin Anna Maria Baumgarten. Zunächst in der Landwirtschaft, dann in Dresden als kaufmännischer Übersetzer tätig, war er seit 1928 freier Journalist und unternahm Reisen nach Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und England. Stark geprägt von der Lektüre Arthur -»Schopenhauers, Friedrich ->Nietzsches und S0ren Kierkegaards, vor allem aber von den Schriften des spanischen Existenzphilosophen Miguel de Unamuno, fand S. in der Iberia das historische Modell (Das Leiden des Camoes oder Untergang und Vollendung der portugiesischen Macht, 1930, Neuausg. 1977), das ihm erlaubte, Welt im Medium einer ästhetisierenden Geschichtsdichtung auszudrücken, die als zeittypisch angesehen werden kann und Entsprechungen z.B. in den Werken Heinrich Manns, Joseph Roths, Stefan Zweigs und der Freunde Werner Bergengruen und Jochen Klepper hatte. Eine epitaphisierende Überschätzung von „Größe" und „Schönheit" früherer Geschichtsheroen verdrängte zusammen mit einer ausgeprägten Todes- und Nichtigkeitsschwermut die Gegenwart zugunsten einer visionär-mystischen Sicht auf die Vergangenheit (Philipp der Zweite oder Religion und Macht, 1932), die S. schließlich in die Sackgasse nationalistisch verengter Darstellung führte (Fichte. Der Weg zur Nation, 1932). Auch das Werk Die Hohenzollern. Tragik und Königtum (1932) zeigt Spuren einer nationalistischen Monumentalhistorie, weist aber, indem es den unaufhebbaren Gegensatz von Geist und Macht in den Blick rückt, schon auf S.s radikale Wendung zum Ethischen voraus, zu der ihm die Kraft aus einer seit 1928 in jahrelangem Ringen zurückgewonnenen kath. Gläubigkeit erwuchs. Das Inselreich. Gesetz und Größe der britischen Macht (1936) läßt den Wandel zur Geschichtsdeutung „von der Höhe des Glaubens" erkennen; christlicher Humanismus prägt den Roman Las Casas vor Karl V. Szenen aus der Konquistadorenzeit (1938) und die Sammlung Macht und Gnade (1940, Neuausg. 1977). Mit diesen Essays stärkte S. die studentische Widerstandsbewegung der „Weißen Rose"; seine in zahlreichen Kleindrucken von kath. Geistlichen verbreiteten Gedichte, darunter das Sonett Der Antichrist, wirkten unter den Soldaten an der Front gegen die nationalsozialistische Ideologie. In dem als Drama mißglückten Werk Der große Verzicht (1948) stellte S. den „Prozeß der Satanisierung der Macht" dar. 1950/51 stemmte er sich verzweifelt gegen die Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik, in der er einen Abfall vom Weg der Läuterung sah. S.s konsequent nach der Bergpredigt gelebtes Christentum isolierte ihn von manchen Weggefährten. Körperliche Krankheit trug dazu bei, daß Melancholie und Todessehnsucht die Jahre von 1952 bis 1958 zunehmend überschatteten, auch wenn sie S. hohe öffentliche Anerkennung brachten. S., der seit 1938 in Freiburg/ Breisgau wohnte, veröffentlichte ein umfangreiches autobiographisches Spätwerk (Verhüllter Tag, 1954; Der Balkon. Aufzeichnungen eines Müßiggängers in Baden-Baden,

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1957; Winter in Wien. Aus meinen Notizbüchern 1957/58, 1958), dessen wichtigstes Thema die sittliche Beherrschung von Technik und Wissenschaft ist. S. pflegte zahlreiche intensive Freundschaften, die zum Teil auch in veröffentlichten Briefwechseln dokumentiert sind: u.a. mit dem Philosophen Leopold —>Ziegler, den Schriftstellern Bernt von Heiseler und Otto Heuschele und den Musikern Elly Ney und Ludwig Hoelscher. WERKE: Ausgewählte Werke. 4 Bde., Köln/Ölten 1953. Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. v. Edwin Maria Landau. Frankfurt/Main 1977-81. - Der Friede der Welt. Frankfurt/Main 1983. - Tagebücher. Hrsg. v. Josef Rast. Frankfurt/Main 1983. - R. S./Erich Przywara: Briefwechsel. Mit Gedenkworten von Theodor Heuss, Werner Bergengruen ... Zürich 1963. - R. S. in Essen. Freundschaft mit Paul Mahnen. [Hrsg.] v. Leni Mahnen. Essen 1973 [Briefwechsel]. LITERATUR: Bruno S. Scherer: Bibliographie [R. S.]. Ölten 1969. - Jochen Klepper - R. S. Eine Begegnung. Stuttgart 1956. - Pirmin A. Meier: Form und Dissonanz. R. S. als historiographischer Schriftsteller. Bern, Frankfurt/Main u.a. 1978. - Franz Anselm Schmitt/Bruno Scherer: R. S. Leben und Werk in Dokumenten. Karlsruhe 1973. - Ingo Zimmermann: Der späte R. S. Freiburg/Breisgau 1973. - R. S. Leben und Werk in Selbstzeugnissen und Worten der Miterlebenden. Von Edwin Maria Landau ... 2., durchges. Aufl. Frankfurt/Main 1989. - Ekkehard Blattmann/Klaus Mönig (Hrsg.): Über den „Fall R. S." München 1990. - Beatrix Aebi-Surber: R. S. und sein Mittelalter. Bern, Berlin u.a. 1998. Hans-Albrecht Koch Schoeck, Helmut, * 3.7.1922 Graz, t 2.2.1993 Niedernhausen. S. studierte seit 1941 Medizin, Psychologie, Philosophie, Ökonomie und Soziologie in München und Tübingen, wo er 1948 zum Dr. phil. promoviert wurde (Karl Mannheim als Wissenssoziologe). 1950-53 war er Prof. der Sozial Wissenschaften und Direktor der Abteilung Philosophie und Psychologie am Fairmont State College in West Virginia, 1953/54 Visiting Research Fellow an der Yale University, 1954-65 Prof. der Soziologie an der Emory University in Atlanta (Georgia), 1965-91 an der Univ. Mainz. S. setzte sich kritisch mit zum Relativismus führenden wissenssoziologischen Positionen auseinander und wandte sich dem amerikanischen kulturvergleichenden Funktionalismus zu. Er vertrat eine anthropologisch und sozialpsychologisch orientierte Kritik sowohl der gesellschaftskritischen als auch der empirisch-quantifizierenden Strömungen der Soziologie. S. veröffentlichte u. a. Soziologie. Geschichte ihrer Probleme (1952,21964 unter dem Titel Die Soziologie und die Gesellschaften), Der Neid. Eine Theorie der Gesellschaft (1966; weitere Auflagen unter dem Titel Der Neid und die Gesellschaft, 51977), Kleines soziologisches Wörterbuch (1969) und Das Recht auf Ungleichheit (1979). Schöndörffer, Otto (Konrad), * 10.10.1860 Labiau, t 1. 10.1926 Rom. S., Sohn eines Justizrats, war Schüler Emil Friedrich Traugott ->Arnoldts in Königsberg, der ihn in die Philosophie —»Kants einführte, studierte dann klassische Sprachen in Königsberg und Bonn und wurde 1885 zum Dr. phil. promoviert. Anschließend lehrte er bis 1926 am Königsberger Friedrichskolleg. Daneben widmete sich S. philosophischen Forschungen und leitete zeitweise die Königsberger Goethegesellschaft. Er veröffentlichte u. a. Kants Leben und Lehre (1924). S. gab Kants Anthropologie (1922, als Bd. 8 der Kantausgabe —»Cassirers) sowie dessen Briefwechsel (2 Bde., 1924) heraus.

Schopenhauer WEITERE WERKE: Kant's Definition vom Genie. Königsberg 1893. - Die Fundamente der Kantischen Philosophie. Königsberg 1924. LITERATUR: Karl Vorländer: O. S. t. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 620-623. Scholem, Gershom, eigentl. Gerhard S., * 5. 12. 1897 Berlin, t 21.2.1982 Jerusalem. S., Sohn eines Druckereibesitzers, studierte Judaistik, Mathematik und Philosophie in Berlin, Jena, Bern und München, lernte 1915 Walter -»Benjamin kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, und wurde 1922 zum Dr. phil. promoviert. 1923 wanderte S., engagierter Zionist, nach Palästina aus, wurde 1925 Dozent, 1933 Prof. der jüdischen Mystik und Kabbala an der Hebräischen Univ. in Jerusalem und war dort auch Direktor der Universitätsbibliothek. S. revolutionierte die Erforschung der Kabbala durch wissenschaftliche Quellenauswertung und Einbindung in die allgemeine Geistesgeschichte, veröffentlichte zahlreiche Einzelstudien und Kommentare zur Kabbala und ihrer Symbolik, zum Verständnis der messianischen Idee im Judentum, zur kabbalistischen Sprachtheorie und zur Sozialpsychologie der Juden in Deutschland. Nach 1960 unternahm er Vortragsreisen nach Deutschland, war 1968-74 Präsident der Israelischen Akademie der Wissenschaften und gehörte verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien an. Nach seinem Tod wurde an der Hebräischen Univ. das Gershom-Scholem-Zentrum zur Erforschung jüdischer Mystik und ein Lehrstuhl für Kabbala eingerichtet. Zu S.s Werken gehören u. a. Major trends in Jewish mysticism (1941; dt. Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, 1967), Zur Kabbala und ihrer Symbolik (1960), Ursprung und Anfänge der Kabbala (1962), Judaica (6 Bde., 1963-97), Über einige Grundbegriffe des Judentums (1970), Sabbalai Sevi (1973) und Kabbalah (1974). Seine Autobiographie Von Berlin nach Jerusalem erschien 1977. WEITERE WERKE: Bibliographia Kabbalistica. Verzeichnis der gedruckten, die jüdische Mystik (Gnosis, Kabbala, Sabbatianismus, Frankismus, Chassidismus) behandelnden Bücher und Aufsätze von Reuchlin bis zur Gegenwart. Leipzig 1927. - Von der mystischen Gestalt der Gottheit. Studien zu Grundbegriffen der Kabbala. Zürich 1962. - Walter Benjamin - die Geschichte einer Freundschaft. Frankfurt/Main 1975. - G. S./Walter Benjamin: Briefwechsel 1933-1940. Hrsg. v. G. S. Frankfurt/Main 1980. - Walter Benjamin und sein Engel. Vierzehn Aufsätze und kleine Beiträge. Frankfurt/Main 1983. - Briefe an Werner Kraft. Hrsg. v. Werner Kraft. Frankfurt/Main 1986. LITERATUR: Bibliography of the Writings of G. S. Jerusalem 1977. - David Biale: G. S. Kabbalah and CounterHistory. Cambridge, Mass. 1979. - Joseph Dan/Peter Schäfer (Hrsg.): G. S.'s Major Trends in Jewish Mysticism 50 Years After. Proceedings of the Sixth International Conference on the History of Jewish Mysticism. Tübingen 1993. Stephane Moses: Der Engel der Geschichte. Franz Rosenzweig - Walter Benjamin - G. S. Frankfurt/Main 1994. Klaus Davidowicz: G. S. und Martin Buber. Neunkirchen 1995. - Elisabeth Hamacher: G. S. und die Allgemeine Religionsgeschichte. Berlin/New York 1999. - Joseph Dan: S., G. In: TRE 30, 1999, S. 370-375. - Steven E. Aschheim: S., Arendt, Klemperer. Intimite Chronicles in Turbulent Times. Bloomington, Ind. 2001. Scholz, Heinrich, * 17.12. 1884 Berlin, t 30. 12. 1956 Münster (Westfalen). S. studierte Theologie und Philosophie in Berlin und Erlangen, erwarb 1909 in Berlin den Grad eines Lizentiaten der Theologie und habilitierte sich 1910 (als Schüler Adolf von Harnacks) für Religionsphilosophie und systematische Theologie in Berlin. 1913 wurde er in Erlangen mit der Disserta-

tion Schleiermacher und Goethe. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes zum Dr. phil. promoviert. Seit 1917 war er o. Prof. der Religionsphilosophie in Breslau, seit 1919 in Kiel und seit 1928 in Münster. 1924-28 studierte S. neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit exakte Wissenschaften und Logik und baute nach seinem Wechsel an die Univ. Münster einen Schwerpunkt für mathematische Logik und Grundlagenforschung auf, der als „Schule von Münster" bekannt wurde. 1943 erhielt er dort den ersten deutschen Lehrstuhl für mathematische Logik und Grundlagenforschung, den er bis 1952 innehatte. Als Platoniker betrachtete er die mathematische Logik als Grundlage der Erkenntnis. S. entdeckte den Nachlaß des Logikers Gottlob ->Frege, dessen Werk er einem weiteren Kreis zugänglich machte. Er veröffentlichte u. a. Christentum und Wissenschaft in Schleiermachers Glaubenslehre (1909, :1911), Glaube und Unglaube in der Weltgeschichte. Ein Kommentar zu Augustins de civitate del (1911, 2 1922, Nachdruck 1967), Der Unsterblichkeitsgedanke als philosophisches Problem (1920,2I922), Religionsphihsophie (1921, 21922, Nachdruck 1974), Geschichte der Logik (1931, 2 1959 unter dem Titel Abriß der Geschichte der Logik, 3I967), Metaphysik als strenge Wissenschaft (1941, Nachdruck 1965) und Grundzüge der mathematischen Logik (1961, mit Gisbert Hasenjaeger). 1934-43 war S. Herausgeber der Reihe „Forschungen zur Logistik und zur Grundlegung der exakten Wissenschaften". WEITERE WERKE: Die Religionsphilosophie des Als-ob. Eine Nachprüfung Kants und des idealistischen Positivismus. Leipzig 1921. - Die Bedeutung der Hegeischen Philosophie für das philosophische Denken der Gegenwart. Berlin 1921. - Das Vermächtnis der Kantischen Lehre vom Raum und von der Zeit. Berlin 1924. - Die Grundlagenkrisis der griechischen Mathematik. Charlottenburg 1928 (mit Helmut Hasse). - Eros und Caritas. Die platonische Liebe und die Liebe im Sinne des Christentums. Halle 1931. - Goethes Stellung zur Unsterblichkeitsfrage. Tübingen 1934. - Mathesis universalis. Abhandlungen zur Philosophie als strenger Wissenschaft. Hrsg. v. Hans Hermes, Friedrich Kambartel und Joachim Ritter. Basel/Stuttgart 1961. LITERATUR: Hubert Luthe: Die Religionsphilosophie von H. S. München 1961. - Matthias Fallenstein: Religion als philosophisches Problem. Studien zur Grundlegung der Frage nach der Wahrheit der Religion im religionsphilosophischen Denken von H. S. Frankfurt/Bern 1981. - Logik und Grundlagenforschung. Festkolloquium zum 100. Geburtstag von H. S. Münster 1986. - Eberhard Stock: Die Konzeption einer Metaphysik im Denken von H. S. Berlin 1987. - Arie L. Molendijk: Aus dem Dunkeln ins Helle. Wissenschaft und Theologie im Denken von H. S. Amsterdam/ Atlanta 1991. - Georg Pfleiderer: Theologie als Wirklichkeitswissenschaft. Studien zum Religionsbegriff bei Georg Wobbermin, Rudolf Otto, H. S. und Max Scheler. Tübingen 1992. - Michael F. Köck: Die Bedingungen der Gotteserfahrung nach H. S. Frankfurt/Main u.a. 1998. Schopenhauer, Arthur, * 22.2.1788 Danzig, t 21.9. 1860 Frankfurt/Main. Der Sohn des Kaufmanns Heinrich Floris S. und der späteren Schriftstellerin Johanna S., geb. Trosiener, verbrachte seine Kindheit zunächst in Danzig, dann in Hamburg, wohin die Familie wegen der Vereinnahmung Danzigs durch Preußen 1793 übersiedelte. Vom Vater zum Kaufmannsberuf bestimmt, lernte S. früh andere europäische Länder kennen. Die Wahrnehmung vielfachen Leides hat nach eigenem Zeugnis seine Lebensanschauung früh beeinflußt. Nach dem Tod des Vaters 1805 verließ S.s Mutter 1806 Hamburg und nahm Wohnung in Weimar. Ermutigt durch die Mutter, fühlte sich S. frei, den Kaufmannsberuf aufzugeben. Er holte in Gotha und Weimar das Pensum des Gymnasiums nach.

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Schopenhauer S. studierte 1809-11 in Göttingen (Einfluß des Skeptikers Gottlob Ernst -» Schulze, der ihm —» Kant und Platon empfahl) und 1811-13 in Berlin (u.a. bei J. G. -»Fichte; S.s anfängliche Verehrung schlug bald in Geringschätzung um). 1813 wurde S. an der Univ. Jena mit der Schrift Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde promoviert, die er später als Ausgangspunkt seines Systems ansah. Er vereinfachte bestehende Erkenntnistheorien (vor allem die Kants), indem er Kausalität, logische Begründung, Raum/Zeit sowie Motivation als vier Gestalten des „Satzes vom Grunde" (vgl. -»Leibniz) auffaßte. In Weimar führte er intensive Gespräche mit —»Goethe über dessen Farbenlehre und entwarf dazu eine eigene Position (Über das Sehn und die Farben, 1816), die Goethe wegen ihres Gegensatzes zu seiner eigenen Auffassung mißfiel. In den Jahren 1814 bis 1818 arbeitete S., vor allem in Dresden lebend, sein Hauptwerk aus: Die Welt als Wille und Vorstellung (publiziert 1819). Das niemals erscheinende, für Menschen in einem strikten Sinn unerkennbare An-sich der Welt, für das Kant den Ausdruck „Ding an sich" gebrauchte, deutete S. als Wille. Diesem Willen schrieb er die Eigenschaft blinden, nie vollkommen zu befriedigenden Strebens zu und interpretierte die für Menschen zugängliche Welt (die „Welt als Vorstellung") im Sinn einer Objektwerdung („Objektivation") jenes Willens, und zwar Objektwerdung für die - stets begrenzte - Erkenntnis menschlicher Subjekte. Als deren letzte Basis sah er jenen Willen selbst an. Die dem Willen eigene Tendenz zur Objektivation in Gestalt von Erscheinungen des Lebens lieferte S. den Grund dafür, den Willen überhaupt auch als „Wille zum Leben" anzusprechen. Da alle Erscheinungen der Welt für S. Objektivationen des nie zur Ruhe kommenden Willens waren, und da er dessen immer unbefriedigt bleibende Verfassung als nie endendes Leiden deutete, folgerte er daraus die prinzipielle Leidensnatur allen Lebens. Seine Philosophie hat den Grundzug eines generellen Pessimismus. S. erklärte die gewöhnlichen Lebens-, d. h. Willensziele der Individuen für ebenso unvermeidlich wie illusionär, da es endgültige Erfüllung nie geben könne. Die einzige Möglichkeit, die eigene Triebnatur dauerhaft zur Ruhe zu bringen, sah S. in der Willensverneinung oder Askese, hielt diese jedoch für eine Grundhaltung, zu der eine Person sich nicht beliebig entschließen kann, vielmehr durch ihren intelligiblen Charakter (einen transzendenten Akt des Willens an sich) bestimmt sein muß. Die Forschung nimmt an, daß in den Thesen von der Leidensnatur allen Lebens und der Askese als einzig dauerhafter Erlösung Grundzüge altindischer Philosophie wiederkehren. S. war bereits 1814 durch den Orientalisten Friedrich Majer mit indischem Gedankengut bekannt geworden und benutzte die lateinische Übersetzung einer persischen Version der älteren Upanishaden („Oupnekhat") nach eigenem Zeugnis als Vademecum. Nach S. gibt es neben der (selten erreichten) Askese als dauerhafter Erlösung vom Leidensdruck der Willensnatur noch die Möglichkeit zeitweiliger Befreiung davon: im künstlerischen Erlebnis. Die Ursprungszustände von Kunst wie auch die Zustände gelingenden Aufnehmens von Kunst werden als Kontemplations- oder Versenkungserfahrungen gedeutet, in denen das Subjekt keine Selbstwahrnehmung mehr hat, sondern ganz aufgeht in einer ästhetischen Vision. In ihr gibt es nach S. wegen der Selbstvergessenheit der erlebenden Person zeitweilig keine Willensziele mehr und kein diesen zugeordnetes Leid. S. deutete die künstlerische Vision als höchste Form menschlicher Erkenntnis und verglich ihre Gegenstände den Ideen Platons. Der Musik wies er eine nochmals erhöhte Stellung zu durch die These, daß sie nicht einmal der Ideen bedürfe, sondern in einer höchst eigenen,

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nicht vernunftmäßigen und nicht übersetzbaren Sprache den Weltwillen selbst darstelle. Eine philosophische Ethik, soweit damit eine Sollens- oder Pflichtenlehre gemeint sei, erklärte S. für unbegründbar. Für möglich hielt er nur eine Ethik des Mitleids mit allem, was lebt. Die Basis einer solchen Ethik sah er in der (teils vernunftmäßigen, teils intuitiven) Erkenntnis der gemeinsamen Natur und des gemeinsamen Leidens aller Lebewesen, auch in der Erkenntnis, daß jede Lebenserscheinung zuletzt eine Erscheinungsgestalt eines und desselben Willens sei. Nach Vollendung der Weh als Wille und Vorstellung begab sich S. auf eine einjährige Italienreise (1818/19) und begann danach Vorbereitungen für eine Universitätskaniere. Er habilitierte sich 1820 an der Berliner Universität; bei der Disputation nach dem Probevortrag kam es zu einer Konfrontation mit -> Hegel. S.s Vorlesungen im Sommer 1820 blieben ohne die erwartete Resonanz. Das Gleiche widerfuhr dem 1819 erschienenen Hauptwerk, das kaum öffentliche Beachtung fand und sich extrem schlecht verkaufte. Es gelang S. nicht, als Dozent und Systemautor gegen die allgemeine Herrschaft der Philosophie Hegels anzukommen. Im Winter 1820/21 kam keine Vorlesung mehr zustande. Nach einer weiteren Italienreise, Depression, Krankheiten (u. a. Ertaubung des rechten Ohres) und Kuren unternahm S. 1825 nochmals einen Anlauf, in Berlin als Universitätslehrer Fuß zu fassen, jedoch wieder ohne Erfolg. In die zwanziger Jahre fielen auch die wenig glückliche Liebesbeziehung zu der Chorsängerin und Schauspielerin Caroline Richter und ein langwieriger Prozeß um Schadensersatz und Rente wegen einer Körperverletzung, die S. der Näherin Caroline Louise Marquet zugefügt haben sollte. 1831 floh S. aus Berlin, um der Cholera zu entgehen, und ließ sich nach einem längeren Aufenthalt in Mannheim 1833 für den Rest seines Lebens in Frankfurt/Main nieder. Von seinem Anteil des väterlichen Vermögens lebend, arbeitete er als Privatgelehrter an der Ergänzung und Verdeutlichung des früh entworfenen eigenen Systems. Veröffentlichte Schriften hierzu (Über den Willen in der Natur, 1836; Die beiden Grundprobleme der Ethik, 1841; die zweite Auflage von Die Welt als Wille und Vorstellung mit einem ergänzenden Zweiten Band, 1844) fanden sehr wenig Interesse. Der überraschende Durchbruch zu öffentlicher Wirkung und anhaltendem Ruhm gelang S. erst mit zwei das System nochmals ergänzenden Bänden Parerga und Paralipomena (1851), die auch die populär abgefaßte Schrift Aphorismen zur Lebensweisheit enthielten. In den Jahren bis zu seinem Tod erfuhr S. wachsende Beachtung und Bewunderung, u. a. durch Friedrich Hebbel und Richard Wagner. Dadurch daß S. die Instanz, die in seinem Weltbild das Absolute ausmacht, den allem zugrundeliegenden Willen, als blind und außerrational ansah, trat seine Philosophie in einen krassen Gegensatz zum Deutschen Idealismus, der das frühe 19. Jh. weitgehend dominierte. S.s Erfolglosigkeit in diesem Zeitraum war nicht allein Folge seines schroffen Naturells, sondern hatte als systematische Ursache jenen Grundgedanken, der seiner Zeit und ihren Erwartungen extrem fernlag. Dies gilt trotz einer Nähe S.s zur nachwirkenden Romantik (insbesondere zu Wilhelm Heinrich Wackenroder) in Angelegenheiten der Kunst als höchster Erkenntnis und der besonderen Rolle der Musik. Erst nach dem Scheitern des letzten großen idealistischen Systems, der Philosophie Hegels, und der ebenso gescheiterten Revolution von 1848 scheinen die Voraussetzungen für die Aufnahme eines im Kern außerrationalen, oft auch biologistisch anmutenden Weltbildes und einer durchweg pessimistischen Lebensdeutung hinreichend günstig gewesen zu sein. Der philosophisch wichtigste „Schüler" S.s im 19. Jh. war, ohne daß er S. persönlich gekannt hätte, Friedrich -»Nietzsche. Obgleich er sich von dem Pessimismus des

Schrempf zunächst verehrten S. bald abwandte, blieben einzelne Formeln und Themen von S.s Philosophie für Nietzsches gesamtes Denken mitbestimmend. Noch seine späte metaphysische These über einen allen Lebenserscheinungen zugrundeliegenden „Willen zur Macht" lebt trotz völlig andersartiger Begründung verbal von dem bewußten Gegensatz zu S.s „Wille zum Leben". S.s Einfluß auf die Lebensphilosophie bis hin zu Henri Bergson ist unbestritten. Noch wenig aufgeklärt ist das Verhältnis S.s zu Sigmund -»Freud. S.s Annahme triebhafter Steuerung im Seelenleben, das ausdrückliche Akzeptieren unbewußter Seelenzustände sowie das in den Parerga energisch verfolgte Thema des Traumes suggerieren eine sachliche Verwandtschaft trotz bleibender Differenzen. S.s große spätere Wirkung auf das Selbstverständnis von Künstlern bis hin zu Marcel Proust, Thomas Mann und Samuel Becken dürfte teils auf die Deutung künstlerischer Zustände als Ausnahmezustände mit dem Charakter des Freiwerdens, teils auf ihre Deutung als Zustände höchster, weitest reichender Erkenntnis zurückgehen. Die große Resonanz bei Musikern resultiert wahrscheinlich aus der von S. proklamierten Sonderstellung der Musik als leistungsfähigster Kunst. AUSGABEN: Werke in fünf Bänden, nach den Ausgaben letzter Hand hrsg. v. Ludger Lütkehaus. Zürich 1991. - Sämtliche Werke. Neu bearbeitet und hrsg. v. Arthur Hübscher. 7 Bde., Wiesbaden 31972. - Sämtliche Werke. Textkritisch bearb. und hrsg. v. Wolfgang Frhr. von Löhneysen. 5 Bde., Stuttgart/Frankfurt 1976. - Der handschriftliche Nachlaß. Hrsg. v. Arthur Hübscher. 5 Bde. in 6. Frankfurt/Main 1966-75. - Philosophische Vorlesungen. Hrsg. und eingel. v. Volker Spierling. 4 Bde., München 1984-86. - Gesammelte Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. v. Arthur Hübscher. Bonn 21987. LITERATUR: Bibliographie: Arthur Hübscher: S.-Bibliographie. Stuttgart 1981. - Ständige Aktualisierung in der Zeitschrift Schopenhauer-Jahrbuch, Würzburg. - Biographien: Wilhelm Gwinner: A. S. aus persönlichem Umgange dargestellt. Leipzig 1862. - Arthur Hübscher: S. Biographie eines Weltbildes. Stuttgart 21967. - Walter Abendroth: A. S. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1967. Rüdiger Safranski: S. und Die wilden Jahre der Philosophie. München 1987. - Karlheinz Muscheler: Die S.-MarquetProzesse und das preußische Recht. Tübingen 1996. - Gesamtdarstellungen: Thomas Mann: S. Stockholm 1938. Arthur Hübscher: Denker gegen den Strom. S.: gestern heute - morgen. Bonn 1973. - Wolfgang Weimer: S. Darmstadt 1982. - Rudolf Malter: A. S. Transzendentalphilosophie und Metaphysik des Willens. Stuttgart 1991. - Wolfgang Korfmacher: S. zur Einführung. Hamburg 1994. Volker Spierling: A. S., Philosophie als Kunst und Erkenntnis. Zürich 1994. Ulrich Pothast Schottlaender, Rudolf, * 5.8.1900 Berlin, t 1.4.1988 Berlin. S. studierte Philosophie und Philologie in Berlin, Marburg, Freiburg/Breisgau und Heidelberg, wo er 1923 als Schüler von Ernst —» Hoffmann promoviert wurde (Die historische Bedingtheit des Gehaltes der Nikomachischen Ethik des Aristoteles), und war dann bis 1933 als Übersetzer und Publizist tätig. Während des „Dritten Reiches" war der aus einer jüdischen Familie stammende S. Privatgelehrter, dann Krankenpfleger und Arbeiter in einer Munitionsfabrik. Nach dem Krieg widmete er sich auch Arbeiten zur systematischen Philosophie, war 1947-49 o. Prof. der Philosophie an der TH Dresden und übersiedelte nach Konflikten mit der SED nach Westberlin. Bis 1959 war er Gymnasiallehrer für Latein und Griechisch, gehörte 1951 zu den Gründern des Wochenblatts „SOS - Zeitung für weltweite Verständigung" und wurde 1959 wegen seines Auftretens gegen Wiederaufrüstung und Atombewaffnung aus dem Schuldienst ent-

lassen. 1960 ging S. nach Ostberlin und war bis zu seiner Emeritierung 1965 Prof. für „Römische Literatur unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zum Griechentum" an der Humboldt-Universität. Er veröffentlichte u.a. Der philosophische Heilsbegriff. Ein Beitrag zur Überwindung der Krise der Ethik als Wissenschafl (1952), Theorie des Vertrauens (1957), Früheste Grundsätze der Wissenschafl bei den Griechen (1964) und Römisches Gesellschaftsdenken. Die Zivilisierung einer Nation in der Sicht ihrer Schriftsteller (1969). 1986 erschienen seine Erinnerungen Trotz allem ein Deutscher. Mein Lebensweg seit Jahrhundertbeginn. WEITERE WERKE: Tiefen und Engen des Empirischen in der Güterlehre. Das Wissen von den Wertcharakteren, grundsätzlich erörtert und an „Ruhe" und „Freiheit" durchanalysiert. Mainz 1955. LITERATUR: R. S. Verzeichnis der wissenschaftlichen Schriften. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 24 (1970) S. 454-458. Schrader, Wolfgang, * 5.11.1942 Berlin, t 17.11.2000 Siegen. S., Sohn eines Regierungsinspektors, studierte Philosophie, Geschichte und kam. Theologie in Berlin und Heidelberg, wo er 1970 mit der Arbeit Empirisches und absolutes Ich. Zur Geschichte des Begriffs Leben in der Philosophie J. G. Fichtes (veröffentlicht 1972) promoviert wurde. 1974-83 war er wissenschaftlicher Assistent an der Univ. München, habilitierte sich dort 1982 mit der Schrift Selbstliebe und moralisches Gefühl [moral sense]. Studie zur Ethik und Anthropologie in der englischen Aufklärung, veröffentlicht unter dem Titel Ethik und Anthropologie in der englischen Aufklärung. Studien zum Wandel der moral-sense-Theorie von Shaftesbury bis Hume), wurde Privatdozent und hatte seit 1985 eine Professur für der Philosophie an der Universität/Gesamthochschule Siegen inne. S. war 1991-97 Präsident der Internationalen Fichte-Gesellschaft und seit 1997 Mitherausgeber der Korrespondenz- und der Werkausgabe von Karl Leonhard —> Reinhold. Schrempf, Christoph, * 28.4. 1860 Besigheim (Württemberg), t 13.2. 1944 Stuttgart. Nach dem Studium der Theologie wurde S. 1886 Pfarrer in Leuzendorf, geriet jedoch aufgrund von Glaubenszweifeln und seiner Weigerung, die vorgeschriebene Liturgie zu gebrauchen, 1891 in Konflikt mit der Kirchenleitung und wurde 1892 entlassen (Akten zu meiner Entlassung aus dem Württembergischen Kirchendienst, 1892). Er unterrichtete zunächst an einer Handelsschule, wurde 1906 in Tübingen zum Dr. phil. promoviert (Goethes Lebensanschauung in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Erster Teil: Der junge Goethe, 1905; Teil 2: Lehrjahre in Weimar 1775-86 erschien 1907; 21932) und habilitierte sich 1909 für Philosophie an der TH Stuttgart, wo er bis 1921 Privatdozent war. Mit seinen Stuttgarter Sonntagsreden und zahlreichen Veröffentlichungen zu existenziellen Fragen des Lebens (u.a. Menschenlos. Hiob - Oedipus - Jesus - Homo sum, 1900,51948), die häufig auf der Philosophie S0ren Kierkegaards basieren (Sören Kierkegaard. Ein unfreier Pionier der Freiheit, 1907; Sören Kierkegaard. Eine Biographie, 2 Tie., 1927/28), sammelte S. einen Kreis von Menschen um sich, die sich ebenfalls von der kirchlichen Lehre entfernt hatten. Er war auch Übersetzer und Herausgeber der gesammelten Werke von Kierkegaard. Seine Autobiographische Skizze erschien 1922. WEITERE WERKE: Martin Luther. Aus dem Christlichen ins Menschliche übersetzt. Stuttgart 1901, M 931. - Über Gemeinverständlichkeit als Aufgabe der Philosophie. Stuttgart 1906. - Lessing als Philosoph. Stuttgart 1906,21921. - Vom öffentlichen Geheimnis des Lebens. Stuttgart 1920,31948. Diesseits und Jenseits von Gut und Böse. Stuttgart 1921. -

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Schröder Gegen den Strom. Reden, Aufsätze, Briefe, Glossen. 5 Hefte, Stuttgart 1922. - Friedrich Nietzsche. Göttingen 1922. - Sokrates. Seine Persönlichkeit und sein Glaube. Stuttgart 1927, '1955. - Der Weltäther als Grundlage eines einheitlichen Weltbildes. Leipzig 1934. - Gesammelte Werke. 16 Bde., Stuttgart 1930-40. LITERATUR: Otto Engel: Vom Verhältnis C. S.s zu Immanuel Kant. In: Kant-Studien 35 (1930) S. 511-516. Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst, * 25.11.1841 Mannheim, t 16.6. 1902 Karlsruhe. S. studierte Mathematik und Physik in Heidelberg, wurde 1862 mit einer mathematischen Arbeit promoviert und setzte sein Studium bis 1864 an der Univ. Königsberg fort. 1865 habilitierte er sich für Mathematik am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich und war danach bis 1874 im Höheren Schuldienst (Karlsruhe, Pforzheim, Baden-Baden) tätig. 1874 wurde er o. Prof. der Mathematik an der TH Darmstadt, 1876 an der TH Karlsruhe. S. beschäftigte sich vor allem mit kombinatorischer Analysis, Funktionentheorie und den Grundlagen der Mathematik. Durch seine Arbeiten über theoretische Algebra und symbolische Logik trug er dazu bei, die mathematische Logik als eigenes Forschungsgebiet zu etablieren; sein hauptsächliches Bemühen galt der Algebra der Logik. S. verfaßte u. a. ein Lehrbuch der Arithmetik und Algebra (1873), Über die formalen Elemente der absoluten Algebra (1874), Der Operationskreis des Logikkalküls (1877, Nachdruck 1966) und Vorlesungen über die Algebra der Logik (3 Bde., 1890-1905, Nachdruck 1966). WEITERE WERKE: Über das Zeichen. Karlsruhe 1890. Abriß der Algebra der Logik. 2 Tie., Leipzig 1909/10. LITERATUR: Gottlob Frege: Kritische Beleuchtung einiger Punkte in E. S.s Vorlesungen über die Algebra der Logik. In: Archiv für systematische Philosophie l (1895) S. 433-456. Neudruck in: Ders.: Logische Untersuchungen. Hrsg. v. Günther Patzig. Göttingen 1966, 41993, S. 92-112. - Richard Baldus: E. S. In: Badische Biographien. Teil 6. Heidelberg 1935, S. 377-379. - Alonzo Church: S.'s Anticipation of the Simple Theory of Types. In: Erkenntnis 10 (1976) S. 407-411. - Randall R. Dipert: Development and Crisis in Late Boolean Logic. The Deductive Logics of Peirce, Jevons, and S. Diss. Indiana University 1978. Ders.: Ein Karlsbader Pionier der Logik. E. S.s Beitrag zur Logik und den Grundlagen der Mathematik. In: Fridericiana. Zeitschrift der Universität Karlsruhe Nr. 27 (Dezember 1980) S. 23-44. - Volker Peckhaus: Logik, Mathesis universalis und allgemeine Wissenschaft. Leibniz und die Wiederentdeckung der formalen Logik im 19. Jahrhundert. Berlin 1990. - Randall R. Dipert: The Life and Work of E. S. In: Modern Logic l (1990/91) S. 119-139. Schrödinger, Erwin, * 12.8.1887 Wien, t 4.1.1961 Wien. S. war das einzige Kind des Textilfabrikanten und Freizeitbotanikers Rudolf S. Nach Schulausbildung am k. u. k. Akademischen Gymnasium in Wien studierte S. in Wien Mathematik und Physik bei Wilhelm Wirtinger und Franz —» Exner. Besonders beeinflußt wurde er durch den theoretischen Physiker Fritz Hasenöhrl, den Nachfolger Ludwig Eduard —»Boltzmanns, bei dem S. 1910 mit einer Arbeit Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft promoviert wurde. Anschließend war er Assistent bei Franz Exner am 2. Physikalischen Institut der Univ. Wien, wo er sich 1914 mit Studien über Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt, Pyro- und Piezoelektrizität habilitierte. Am Ersten Weltkrieg nahm S. als Offizier der Festungsartillerie teil. Nach mehreren Engagements an verschiedenen deutschsprachigen Universitäten (Wien, Jena, Stuttgart, Breslau) ging er 1921 an die Univ.

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Zürich, wo er den Lehrstuhl für Physik übernahm, den zuvor Albert —> Einstein und Max von Laue innegehabt hatten. 1927 wurde S. als Nachfolger von Max -> Planck auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik der Univ. Berlin berufen. Auf die Machtergreifung Hitlers reagierte S. mit der Niederlegung seiner Professur; unter Nicht-Juden blieb dies eine große Ausnahmeerscheinung. Nach drei Jahren des Exils in Oxford zog es ihn 1936 nach Österreich zurück. Er bezog eine Professur in Graz, die er jedoch nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 fluchtartig verlassen mußte, um Repressalien der Nationalsozialisten zu entgehen. Der Premierminister Irlands, Eamon de Valera, selbst Mathematiker, berief ihn 1939 an das neugegründete Institute for Advanced Studies in Dublin, wo S. bis zu seiner Emeritierung 1956 lehrte und zahlreiche Studenten anzog. Seinen Lebensabend verbrachte S. in Österreich. S.s frühe theoretische Arbeiten betrafen Probleme der statistischen Thermodynamik, der Theorie des Farbensehens sowie der Quantentheorie. S.s bekannteste Leistung ist die Entwicklung der Wellenmechanik, eines quantentheoretischen Formalismus zur Beschreibung mikrophysikalischer Objekte. Ausgehend vom Welle-Teilchen-Dualismus Louis de Broglies (1925) und in Anlehnung an die wellenoptische Theorie des Iren William Rowan Hamilton betrachtete S. mikrophysikalische Teilchen als Wellenphänomene, deren Verhalten mit einer Differential-Gleichung (Wellengleichung, Schrödinger-Gleichung) beschrieben werden kann. Die Anwendung dieses Formalismus auf das Wasserstoff-Atom lieferte Ergebnisse, die mit denjenigen der frühen Quantentheorie von Niels Bohr und Louis de Broglie übereinstimmten. Die Interpretation der Wellenfunktion als einer Wellenamplitude bereitete S. dagegen Schwierigkeiten. Um die räumliche Lokalisierung von Teilchen beschreiben zu können, konzipierte er Wellenpakete, die jedoch zeitlich instabil waren. Die Wellenfunktion als räumliche Verteilung (Verschmierung) des Elektrons zu interpretieren, erwies sich gleichermaßen als physikalisch inakzeptabel. Erst die statistische Interpretation der Wellenfunktion durch Max —» Born, der deren Betragsquadrat als Wahrscheinlichkeitsdichte der räumlichen Verteilung einer großen Zahl von Elektronen auffaßte, löste das theoretische Problem zufriedenstellend. Wenngleich S. die statistische Interpretation Max Borns und der von Bohr angeführten Kopenhagener Schule als indeterministisch ablehnte, wurde sein mathematischer Formalismus zu dem von den Physikern bis heute bevorzugten Darstellungsmittel der Quantenmechanik. S. selbst sah seinen Ansatz als Alternative zu der von Werner —> Heisenberg entwickelten Matrizenmechanik, die er als mathematisch gleichwertig anerkennen mußte, wegen ihrer Unanschaulichkeit jedoch ablehnte. Für die Entwicklung der Wellenmechanik erhielt S. gemeinsam mit dem Engländer Paul Dirac den Nobelpreis für Physik des Jahres 1933. In den Jahren der Emigration veröffentlichte S. zahlreiche Arbeiten zur Anwendung und statistischen Interpretation der Wellenmechanik, ihrer Verbindung zur statistischen Wärmetheorie, zu Fragen der Allgemeinen Relativitätstheorie, im besonderen der relativistischen Darstellung der Wellenmechanik, sowie zu kosmologischen Problemen. Erklärtes, wenngleich unerreichtes Ziel war es, Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie zu einer einheitlichen Feldtheorie auszubauen. In seinen letzten Jahren widmete sich S. zunehmend philosophischen und weltanschaulichen Themen. Bekannt wurden die einflußreiche Schrift 'What is Life? (1944; dt. Was ist Leben?, 1946, zahlreiche Neuauflagen), wo S. mögliche Verbindungen zwischen Quantenphysik und Molekularbiologie thematisiert, und Mein Leben, meine Weltansicht (1961, zahlreiche Neuauflagen), in der er seine Affinität zur indischen Naturphilosophie (Vedanta) erläutert.

Schubert S., in dessen Person sich mathematische Genialität mit geistiger Unabhängigkeit und breitgestreuten kulturellen Interessen verband, war Inhaber zahlreicher Ehrendoktorate, Orden und Ehrenzeichen, darunter des Ordens Pour le merite, sowie Mitglied internationaler Akademien und Gesellschaften, darunter der Päpstlichen Akademie in Rom, der Royal Society of London und der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Boston, Brüssel, Dublin, Lima, Madrid, Moskau, München, Rom und Wien. Sein Grab befindet sich in Alpbach (Tirol). WEITERE WERKE: Abhandlungen zur Wellenmechanik. Leipzig 1927. 2. vermehrte Aufl. 1928. - Die Wellenmechanik (Teil-Sammlung). Stuttgart 1963 (mit Bibliographie). Geist und Materie (Mind and Matter, dt.). Braunschweig 1959,31965. Neuaufl. Wien 1986. - Was ist ein Naturgesetz? Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild. München/ Wien 1962. Neuauf), ebd. 1997. - Gesammelte Abhandlungen (Collected Papers). Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 4 Bde., Wien/Braunschweig 1984. Bd. 1: Beiträge zur Statistischen Mechanik. Bd. 2: Beiträge zur Feldtheorie. Bd. 3: Beiträge zur Quantentheorie. Bd. 4: Allgemein wissenschaftliche und populäre Aufsätze. Alle Bände enthalten das ausführliche Schriftenverzeichnis, eine biographische Zeittafel sowie eine Liste der Ehrungen und Mitgliedschaften. LITERATUR: Max Jammer: The Conceptual Development of Quantum Mechanics. New York 1966. - V. V. Raman/Paul Forman: Why was it S. who developed de Brogue's ideas? In: Historical Studies in the Physical Sciences 1 (1969) S. 291-314. - Robert C. Olby: S.'s Problem: What is Life? In: Journal of the History of Biology 4 (1971) S. 119-148. E. J. Yoxen: Where does S.'s „What is Life?" belong in the History of Molecular Biology? In: History of Science 17 (1979) S. 17-52. - Armin Hermann: E. S. In: DSB, Bd. 12, 1981, S. 217-223. - Dieter Hoffmann: E. S. Leipzig 1984. Jagdish Mehra/Helmut Rechenberg: The Historical Development of Quantum Theory. Bd. 5 (in 2 Teilbänden): E. S. and the Rise of Wave Mechanics. (Tl. l: S. in Vienna and Zurich, 1887-1925; Tl. 2: The Creation of Wave Mechanics. Early Response and Applications, 1925-1926). Berlin 1987. - Gabriele Kerber/Auguste Dick/Wolfgang Kerber: E. S. Wien 1987. - Walter John Moore: A Life of E. S. Cambridge (N.Y.) 1994. Burghard Weiss Schröter, (Ernst) Manfred, * 29. 11. 1880 München, t 24.12. 1973 München. S., Sohn eines Ingenieurs, studierte Physik an der TH München, Philosophie an den Universitäten Halle, München und Jena und wurde 1908 in Jena zum Dr. phil. promoviert (Der Ausgangspunkt der Metaphysik Schellings entwickelt aus seiner ersten philosophischen Abhandlung , Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt'). Nach Studienreisen durch England, Italien und Frankreich lebte er seit 1911 als freier Schriftsteller in München. 1921-24 war S. Mitarbeiter der „Münchener Neuesten Nachrichten". 1927 trat er in den Oldenbourg Verlag ein, in dem er als Lektor tätig war. 1930 habilitierte sich S. für Philosophie und Geschichte der Technik an der TH München, mußte jedoch 1937 aufgrund seiner Heirat mit einer Jüdin die Lehrtätigkeit aufgeben. 1946-55 las er als Honorarprofessor an der TH München und wurde 1949 Cheflektor des Oldenbourg Verlags. In seinem umfangreichen Werk beschäftigte sich S. u.a. mit der Kulturkritik Oswald -»Spenglers (Der Streit um Spengler. Kritik seiner Kritiker, 1922; Metaphysik des Untergangs. Eine kulturkritische Studie über Oswald Spengler, 1949) sowie mit kultur- und technikphilosophischen Fragen. Er war Herausgeber einer zwölfbändigen Gesamtausgabe der Werke -^Schellings (1927-59). WEITERE WERKE: Die Kulturmöglichkeit der Technik als Formproblem der produktiven Arbeit. Kritische Studien zur

Darlegung der Zivilisation und der Kultur der Gegenwart. Berlin 1920. - Philosophie der Technik. München 1934. Nachdruck Darmstadt 1972. - Deutscher Geist in der Technik. Köln 1935. - Untergangs-Philosophie? Von Hegel zu Spengler. München 1948. LITERATUR: Philosophischer Eros im Wandel der Zeit. Festgabe für M. S. zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. Anton Koktanek. München 1965. Schubert, Gotthilf Heinrich von, * 26.4. 1780 Hohenstein (heute zu Hohenstein-Ernstthal), t 30.6. 1860 Laufzorn (heute zu Oberhaching). Der Pfarrerssohn S. besuchte in den letzten Jahren der Schulzeit das Gymnasium in Weimar, lernte dort Johann Gottfried —» Herder kennen, dessen Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784/85) ihn anregten, und begann zunächst mit einem Studium der Theologie in Leipzig. 1800 wechselte er zur Medizin über, ging von Leipzig nach Jena, wo er von —> Schellings Naturphilosophie und Johann Wilhelm Ritters galvanischen Versuchen beeinflußt und auch mit —» Goethe bekannt wurde, der ihn zu den „Moll-Töne(n) der Natur" rechnete. Die praktische Arzttätigkeit in Altenburg nach der Promotion 1803 mit einer Dissertation über die galvanische Therapie angeborener Taubheit (Dubitata quaedam supra hominum a nativitate surdorum medelam galvanismo suscipiendam, dt. 1806) - konnte S. nicht befriedigen. 1805 begab er sich als Hörer des Geologen und Mineralogen Abraham Gottlob Werner nach Freiberg und lebte seit 1806 in Dresden, wo er öffentliche Vorlesungen hielt. S.s Ahndungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens (Tl. 1-2, 1806/07; Tl. 3, 1821) und die Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft (1808, 41840, Neudr. 1967) fanden wie die Symbolik des Traumes (1814, 3I840, Neudr. 1995) mit ihrer Verbindung von Physik und Metaphysik, von Psychologie und Philosophie, von Naturund Kulturgeschichte, von Zeugung und Tod, von Empirie, Traum, Hellsehen und Transzendenz bei Wissenschaftlern wie Schriftstellern der Zeit große Resonanz. Nicht nur zu Herder, Goethe, Schelling, -»Hegel und Franz von —»Baader, sondern auch zu den Brüdern August Wilhelm und Friedrich —»Schlegel sowie zu zahlreichen Dichtern, Naturforschern und Medizinern der Romantik unterhielt S. Beziehungen. 1809 wurde er Rektor der Realschule in Nürnberg; vor allem kam es in diesen Jahren zu Kontakten mit Pietisten, zur Vertiefung in mystisch-theosophische Schriften und zum Eintreten für die Erweckungsbewegung. Nach der Aufhebung der Realschule 1816 nahm S. eine Stelle als Erzieher der Kinder des Großherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin an, die er allerdings bald aufgab, als er 1819 eine Professur für Naturgeschichte in Erlangen erhielt. Seit 1827 lehrteer in gleicher Stellung in München, wo er auch Vorlesungen über Anthropologie und Psychologie hielt. Auch in seinen naturhistorischen Schriften bemühte er sich um die Popularisierung der Naturwissenschaften; mehrfach unternahm er große Reisen ins Ausland. 1818 wurde S. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. S. stand mit dem bayerischen Königshaus in Verbindung, unterrichtete den Kronprinzen Maximilian und andere Angehörige der königlichen Familie; 1853 wurde ihm der persönliche Adel verliehen. Die Geschichte der Seele (2 Bde.. 1830,5 I878, Neudr. 1961) und Die Krankheiten und Störungen der menschlichen Seele (1845) gehören mit der Symbolik des Traumes zur Vorgeschichte der Psychoanalyse, Psychopathologie und Anthroposophie. In den späteren Jahren publizierte S. Werke für die Jugend, Biographien und vor allem die mehrbändige Autobiographie Der Erwerb aus einem vergangenen und die Erwartungen von einem zukünftigen Leben (3 Bde., 1854-56). Zu S.s 100. Geburts-

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Schubert-Soldern tag wurde im Geburtsort Hohenstein ein Denkmal mit einer Bronzebüste errichtet. WEITERE WERKE: Wanderbüchlein eines reisenden Gelehrten nach Salzburg, Tyrol und der Lombardei. Erlangen 1823, 31848. - Uhrbuch der Naturgeschichte. Erlangen 1823,211871. - Allgemeine Naturgeschichte. Erlangen 1826, 2 Bde.,31851-53. - Reise durch das südliche Frankreich und durch Italien. 2 Bde., Erlangen 1827-31,21852/53. - Reise in das Morgenland in den Jahren 1836 und 1837. 3 Bde., Erlangen 1838/39. - Biographien und Erzählungen. 3 Bde., Erlangen 1847/48. LITERATUR: G. Nathanael Bonwetsch (Hrsg): G. H. S. in seinen Briefen. Ein Lebensbild. Stuttgart 1918. - Adalbert Elschenbroich: Romantische Sehnsucht und Kosmogonie. Eine Studie zu G. H. S.s .Geschichte der Seele' und deren Stellung in der deutschen Spätromantik. Tübingen 1971. - Maria M. Tatar: Romantic „Naturphilosophie" and psychology. A study of G. H. S. and the impact of his works on Heinrich von Kleist and E.T. A. Hoffmann. Phil. Diss. Princeton 1971. - Alice Rössler (Hrsg): G. H. S. Gedenkschrift zum 200. Geburtstag des romantischen Naturforschers. Erlangen 1980. - Heinz Schott: Der versteckte Poet in uns. Zur Sprachtheorie in der naturphilosophischen Seelenlehre von G. H. v. S. (1780-1860). In: Sudhoffs Archiv 65 (1981) S. 226-250. Dietrich von Engelhardt Schubert-Soldern, Richard von, * 14.12.1852 Prag, t 1935. Seit 1896 a. o. Prof. der Philosophie in Leipzig, dann Gymnasialprofessor in Görz, setzte sich S.-S, mit —»Kant und Hume auseinander und begründete einen „erkenntnistheoretischen" Solipsismus, den er vom Solipsismus —> Stirnerscher Prägung bzw. vom praktischen Solipsismus abgegrenzt wissen wollte. Das vom Bewußtsein Erkannte habe eine unabhängige Existenz; dennoch sei die Welt nicht denkbar ohne subjektiven Bewußtseinszusammenhang. Mit seiner Lehre wandte sich S.-S., Vertreter der Immanenzphilosophie, vor allem gegen die experimentelle Psychologie und die Logik Wilhelm —»Wundts. Er veröffentlichte u.a. Über Transcendent des Objekts und Subjekts (1882), Grundlagen einer Erkenntnisstheorie (1884), Grundlagen zu einer Ethik (1887) und Reproduktion, Gefühl und Wille (1887). S.-S. wirkte an der von Max Reinhard -»Kauffmann 1896 begründeten „Zeitschrift für immanente Philosophie" mit. WEITERE WERKE: Das menschliche Glück und die soziale Frage. Tübingen 1896. - Die soziale Bedeutung der ästhetischen Bildung. Leipzig 1897. - Die Eintheilung der Wissenschaft als Einleitung in die Philosophie. In: Zeitschrift für immanente Philosophie 4 (1896) S. 217-269. - Chronik des Gymnasiums in Görz vom Jahre 1849 bis zum Jahre 1901. 2 Tie., Görz 1901/02. - Die menschliche Erziehung. Versuch einer theoretischen Grundlegung der Pädagogik. Tübingen 1905. LITERATUR: Regine Ettinger-Reichmann: R. v. S.-S.s erkenntnistheoretischer Solipsismus. In: Archiv für Geschichte der Philosophie N. F. 18 (1912) S. 69-98. Schütte, Kurt, * 14.10.1909 Salzwedel, t 18.8. 1998 München. S. studierte Mathematik und wurde 1934 bei David —»Hubert promoviert (Untersuchungen zum Entscheidungsproblem der mathematischen togik). 1936-45 als Metereologe tätig, wechselte er 1945 in den Schuldienst. 1947 wurde er Hilfskraft am Mathematischen Institut der Univ. Göttingen, 1950 Wissenschaftlicher Assistent in Marburg, habilitierte sich 1953 und wurde 1958 apl. Professor. Seit 1963 lehrte S. als o. Prof. für Logik und Grundlagenforschung am Philosophischen Seminar in Kiel und folgte 1966 einen Ruf an die Univ. München. Er war seit 1967 Mitherausgeber der

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Zeitschrift „Archiv für mathematische Logik und Grundlagenforschung" (seit 1988: „Archive for Mathematical Logic"). S. beschäftigte sich besonders mit Typentheorie und Modallogik. Er veröffentlichte u.a. Beweistheorie (1960). LITERATUR: J. Diller/G. H. Müller (Hrsg.): Proof Theory Symposion. Dedicated to K. S. on the occasion of his 65th Birthday. Berlin u.a. 1975 (mit Bibliographie). Schütz, Alfred, * 13.4.1899 Wien, t 20.5.1959 New York. S. studierte Rechtswissenschaften bei Hans —> Kelsen, Ökonomie bei Ludwig von Mises und Soziologie bei Friedrich von Wieser und Othmar -»Spann. Nach der Promotion 1921 an der Univ. Wien trat er dort als Finanzjurist in ein Bankhaus ein. Er war hauptberuflich im internationalen Bankmanagement tätig. 1932 lernte er Edmund -»Husserl kennen und pflegte seitdem bis zur Emigration den Kpntakt mit dessen Freiburger Kreis. Nach dem „Anschluß" Österreichs emigrierte S. 1939 in die USA und wurde 1941 Vorsitzender der Internationalen Phänomenologischen Gesellschaft. 1952-59 war er Prof. der Philosophie und Soziologie an der Graduate Faculty of the New School for Social Research in New York. Mit seinen Schriften - zu Lebzeiten erschien in Deutschland nur das Hauptwerk Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Einleitung in die verstehende Welt (1932, 2 1960) -, die auf Husserl und Max -»Weber zurückgehen, gilt S. als Begründer einer phänomenologisch ausgerichteten konstruktivistischen Sozialwissenschaft. Er war Vorstandsmitglied der Internationalen Phänomenologischen Gesellschaft und Mitglied der Redaktionskommission der Zeitschrift „Philosophy and Phenomenology Research". Zu seinen Werken gehören Phenomenology and the Social Sciences (1940), Concept and Theory Formation in the Social Sciences (1954), Symbol, Reality and Society (1955), Reflections on the Problem of Relevance (postum 1970; dt. Das Problem der Relevanz, 1973), The Structures of the LifeWorld (postum 1973, mit Thomas Luckmann; dt. Strukturen der Lebenswelt, 2 Bde., 1979-84) und Die Theorie des sozialen Handelns (postum 1977, mit Talcott Parsons). LITERATUR: Elisabeth List: A. S. In: Österreichische Philosophen und ihr Einfluß auf die analytische Philosophie der Gegenwart. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Marek u.a. Innsbruck u. a. 1977, S. 350-364. - Helmut R. Wagner: A. S.: An intellectual biography. Chicago 1983. - Elisabeth List/ Ilja Srubar (Hrsg.): A. S. Neue Beiträge zur Rezeption eines Werkes. Amsterdam 1988. - Ilja Srubar: Kosmion. Die Genese der pragmatischen Lebenswelttheorie von A. S. und ihr anthropologischer Hintergrund. Frankfurt/Main 1988. Angelica Bäumer/Michael Benedikt (Hrsg.): Gelehrtenrepublik - Lebenswelt. Edmund Husserl und A. S. in der Krisis der phänomenologischen Bewegung. Wien 1993. Tierry Blin: Phenomenologie et sociologie comprehensive. Sur A. S. Paris 1995. - Frank Welz: Kritik der Lebenswelt. Eine soziologische Auseinandersetzung mit Edmund Husserl und A. S. Opladen 1996. Schütz, Ludwig, * 27.4. 1838 Mayen/Eifel, t 9. 12. 1901 Trier. Nach dem Besuch des Priesterseminars in Trier empfing S. 1863 die Priesterweihe und wurde Kaplan in Saarlouis. Seit 1865 zum Studium an der Philosophisch-Theologischen Akademie in Münster, ging er nach der Promotion zum Dr. phil. 1867 an die Univ. Würzburg und lehrte seit 1868 als Prof. der Philosophie am Priesterseminar in Trier Logik und Metaphysik. S. wurde 1871 Präsident des kath. Bürgervereins Trier, war 1876 Mitbegründer der Görres-Gesellschaft und bis 1901 Vorstandsmitglied von deren philosophischer Sektion. 1897 wurde er Domkapitular in Trier. S. veröffentlichte u. a. eine Einleitung in die Philosophie (1879) und ein Thomas-Lexikon (1881).

Schulze WEITERE WERKE: Das Tier hat keine Vernunft. Münster 1871. - Vernunft-Beweis für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Paderborn 1874. - Die Unfreiheit und Freiheit des menschlichen Willens. Würzburg 1878. - Der sogenannte Verstand der Tiere oder der animalische Instinkt. Paderborn 1880. - Der Hypnotismus. Eine naturwissenschaftliche Studie. Fulda 1897, 31899. LITERATUR: Friedrich Lauchen: L. S. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 6 (1904) S. 211-212. Achim Krümme!: Leben und Werk des neuscholastischen Theologen und Philosophieprofessors L. S. (1838-1901). In: Traditio Augustiniana. Studien über Augustinus und seine Rezeption. Festgabe für Willigis Eckermann. Hrsg. v. Adolar Zumkeller und Achim Krümmel. Würzburg 1994. Schultz, Johann, * 11.6.1739 Mühlhausen (Ostpreußen), t 27.6.1805 Königsberg. Nach dem Studium in Königsberg war S. seit 1766 Pfarrer in Starkenberg, seit 1769 in Löwenhagen, kehrte 1775 als Diakon (später zweiter Hofprediger) nach Königsberg zurück, wurde promoviert und habilitierte sich für Mathematik. Seit 1787 war er o. Prof. der Mathematik, 1802 Rektor der Univ. Königsberg. Er veröffentlichte Schriften zur Philosophie, vor allem zu Immanuel —> Kant (u. a. Erläuterungen über Kants Kritik der reinen Vernunft, 1784, 21791; Prüfung der Kantischen Kritik der reinen Vernunft, 2 Tie., 1789-92), Lehrbücher und Studien zur Mathematik (u. a. Versuch einer genauen Theorie des Unendlichen, 1788; Anfangsgründe der reinen Mathesis, 1790; Kurzer Lehrbegriff der Mathematik, 3 Tie., 1798-1806; Teil l, 21819). WEITERE WERKE: Betrachtungen über den leeren Raum. Königsberg 1758. - Darstellung der vollkommenen Evidenz und Schärfe seiner Theorie der Parallelen. Königsberg 1786. - Anfangsgründe der reinen Mechanik, die zugleich die Anfangsgriinde der reinen Naturwissenschaften sind. Königsberg 1804. Schultze, Fritz, * 7.5.1846 Celle, t 22. 8.1908 Dresden. S. studierte Rechtswissenschaft, Philosophie, Philologie und Naturwissenschaft in Jena, Göttingen und München, wurde 1868 promoviert und war als Hauslehrer und Lehrer in Jena tätig. 1871 habilitierte er sich dort für Philosophie und wurde 1875 a. o. Professor. 1876 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an die TH Dresden, wo er Direktor der Hochschulbibliothek wurde. S., Vertreter des Neukantianismus, veröffentlichte u. a. Der Fetischismus. Ein Beitrag zur Anthropologie und Religionsgeschichte (1871), Geschichte der Philosophie der Renaissance (Bd. l, 1874), Kant und Darwin. Ein Beitrag zur Geschichte der Entwicklungslehre (1875), Philosophie der Naturwissenschaft (2 Tie., 1881/82), Stammbaum der Philosophie (1890,21899), Deutsche Erziehung (1892), Psychologie der Naturvölker. Entwicklungspsychologische Charakteristik des Naturmenschen in intellektueller, aesthetischer, ethischer und religiöser Beziehung. Eine natürliche Schöpfungsgeschichte menschlichen Vorstellens, Wollens und Glaubens (1900). WEITERE WERKE: Die Tierseele. Eine Psychologie der Tiere. Leipzig 1868. - Über die Bedeutung und Aufgabe einer Philosophie der Naturwissenschaft. Jena 1877. Die Sprache des Kindes. Leipzig 1880. - Grundgedanken des Materialismus und die Kritik derselben. Leipzig 1881. - Die Grundgedanken des Spiritismus und die Kritik derselben. Leipzig 1883. - Vergleichende Seelenkunde. 2 Bde., 1892-97. - Der Zeitgeist in Deutschland. Seine Wandlungen im 19. und seine mutmaßliche Gestaltung im 20. Jahrhundert. Leipzig 1894, 2 1901. - Grundlinien der Logik in schematischer Darstellung. Leipzig 1902. - Credo

und Spera. Bausteine zu einer kritischen Welterkenntnis und autonomen Lebensführung denkender Männer und Frauen. Leipzig 1906. Schulz, Walter, * 18. I I . 1912 Gnadenfeld, t 12.6.2000 Tübingen. S., Sohn eines Pfarrers, studierte klassische Philologie, Philosophie und evang. Theologie (u.a. bei Rudolf —»Bultmann) an den Universitäten Marburg, Breslau und Leipzig, wo er 1944 bei Hans-Georg Gadamer über die Unsterblichkeitsbeweise im Phaidon des Platon promoviert wurde. 1950 habilitierte er sich in Heidelberg, war dort Privatdozent und lehrte 1955-78 als o. Prof. in Tübin gen. In seiner Habilitationsschrift Die Vollendung des deutschen Idealismus in der Spätphilosophie Schellings (1955 veröffentlicht, erw. 21975), die zu einem Standardwerk der Schellingforschung geworden ist, vertritt S. die These, daß -»Schelling und nicht -> Hegel der Höhepunkt der idealistischen Philosophie sei. Zentrales Anliegen des philosophischen Werks S.s war die Frage nach der Möglichkeit und dem Ort der Philosophie in einer Welt, in der wegen ihres Zerfalls in verschiedene Wirklichkeiten eine einheitliche Deutung unmöglich sei (Philosophie in der veränderten Welt, 1972, 61993). Als Aufgabe der Philosophie in der nachmetaphysischen Zeit sah er - angesichts beherrschender Tendenzen wie „Verwissenschaftlichung", „Verinnerlichung", „Vergeistigung und Verleiblichung", „Vergeschichtlichung" und „Verantwortung" - die Reflexion von Problemen des konkreten Lebens und des Wirklichkeitsbezug der Wissenschaften. Obgleich er nach 1972 im Blick auf die eigene Arbeit von „Totalphilosophie" sprach, war für ihn philosophische Reflexion grundsätzlich offen für Revision. Daß auch nach dem Ende der idealistischen Metaphysik der menschlichen Subjektivität regulativer Charakter zukomme, legte S. in Ich und die Welt. Philosophie der Subjektivität (1979) dar. Die Darstellung seines philosophischen Ansatzes führte er in Metaphysik des Schwebens. Untersuchungen zur Geschichte der Ästhetik (1985) und Grundprobleme der Ethik (1989, 21993) fort. Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Der Gott der neuzeitlichen Metaphysik (1957, 8 1991), Johann Gottlieb Fichte, Vernunft und Freiheit (1962, 2 1977), Das Problem der absoluten Reflexion (1963), Wittgenstein. Die Negation der Philosophie (1967), Vernunft und Freiheit (1981), Subjektivität im nachmetaphysischen Zeitalter (1992) und Der gebrochene Weltbezug. Aufsätze zur Geschichte der Philosophie und zur Analyse der Gegenwart (1994). WEITERE WERKE: Über den philosophiegeschichtlichen Ort Martin Heideggers. In: Philosophische Rundschau l (1953/54) S. 65-93 und 211-232. Neudruck in: Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger. Perspektiven zur Deutung seines Werkes. Köln 1969. Königstein 1984, S. 95-139. - Kierkegaard. Existenz und System. Pfullingen 1967. - W. S. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Bd. 2. Hamburg 1975, S. 270-315. LITERATUR: Wirklichkeit und Reflexion. Festschrift zum 60. Geburtstag für W. S. Hrsg. v. Helmut Fahrenbach. Pfullingen 1973. - Helene Alfes: Dialektik des Engagements. Elemente einer Theorie des Engagements entwickelt an W. S.' Philosophie in der veränderten Welt. Diss. München 1980. - Franz Josef Wetz: Tübinger Triade. Zum Werk von W. S. Pfullingen 1990. Schulze, Gottlob Ernst, genannt Aenesidemus, * 23.8. 1761 Heldrungen (Thüringen), t 14. (oder 26.?) 1. 1833 Göttingen. S. studierte Theologie und Philosophie in Wittenberg, erwarb 1783 den Grad eines Magisters und war seit 1786 Diakon an der Schloß- und Universitätskirche sowie Adjunkt

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Schuppe in der Philosophischen Fakultät. 1788 wurde er als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Helmstedt berufen, nach deren Aufhebung 1810 an die Univ. Göttingen, wo Arthur -> Schopenhauer zu seinen Schülern zählte. In Anlehnung an David Hume vertrat S. einen gemäßigten, an den gesunden Menschenverstand appellierenden Skeptizismus. Seinen Beinamen verdankte S. seiner anonym erschienenen, bedeutendsten Schrift Aenesidemus oder über die Fundamente der von dem Herrn Professor Reinhold in Jena gelieferten Elementar-Philosophie. Nebst einer Vertheidigung des Skepticismus gegen die Anmaaßungen der Vemunftkritik (1792, Nachdruck 1911 und 1969, Neuausgabe 1996). Zu seinen Werken gehören ferner ein Grundriß der philosophischen Wissenschaften (2 Bde., 1788-90, Nachdruck 1970), Einige Bemerkungen über Kants philosophische Religionslehre (1795, Nachdruck 1973), Kritik der theoretischen Philosophie (2 Bde., 1801, Nachdruck 1973), Grundsätze der allgemeinen Logik (1802, 51831), Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1814, 31824, Nachdruck 1968), Psychische Anthropologie (1816, 31826, Nachdruck 1968) und Über die menschliche Erkenntnis (1832, Nachdruck 1970). WEITERE WERKE: Über den höchsten Zweck des Studiums der Philosophie. Leipzig 1789. - Leitfaden der Entwicklung der philosophischen Principien des bürgerlichen und peinlichen Rechts. Göttingen 1813. - Psychische Anthropologie. 2 Bde., Göttingen 1815/16, 31826. - Grundriß der philosophischen Tugendlehre. Göttingen 1816. LITERATUR: Eugen Kühlemann: S. In: ADB 32, 1891, S. 776-780. - Heinrich Wiegershausen: Aenesidem-Schulze, der Gegner Kants, und seine Bedeutung im Neukantianismus. Berlin 1910 (= Kantstudien, Ergänzungsheft 17). - Karel Eugen Boullart: G. E. S. (1761-1833). Positivist van het Duitse idealisme. Brüssel 1978 (mit Biliographie). - Günther Baum: Aenesidemus oder der Satz vom Grunde. Eine Studie zur Vorgeschichte der Wissenschaftstheorie. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 33 (1979) S. 352-370. Schuppe, Wilhelm, * 5.5. 1836 Brieg (Schlesien), t 29.3. 1913 Breslau. S. studierte seit 1854-57 Rechtswissenschaft, dann kath. Theologie und klassische Philologie in Breslau, Bonn und Berlin, wurde 1860 zum Dr. phil. promoviert und war seit 1861 Gymnasiallehrer in Berlin, Breslau, Neisse, Gleiwitz und Beuthen. Aufgrund seines Buches Das menschliche Denken (1870) wurde er, gefördert von Hermann -> Lolze, 1873 als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Greifswald berufen, wo er 1910 emeritiert wurde. S. war Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften in Christiania. Er vertrat eine empirisch begründete Immanenzphilosophie, die davon ausgeht, daß auch die Philosophie Wissen von Inhalten des Bewußtseins sei. In seiner Ethik strebte S. eine Vermittlung eudämonistischer und normativer Konzeptionen an. S.s Rechtsphilosophie sieht die Quelle des Rechts im überindividuellen Rechtswillen des Bewußtseins überhaupt. Zu seinen Werken gehören u. a. Erkenntnistheoretische Logik (1878), Grundlüge der Ethik und Rechtsphilosophie (1881, Nachdruck 1963), Der Begriff des subjektiven Rechts (1887, Nachdruck 1963), Grundriß der Erkenntnistheorie und ktgik (1894, 21910) und Allgemeine Rechtslehre (postum 1936). Mit verschiedenen Schriften (u.a. Das Gewohnheitsrecht, 1890, Nachdruck 1981) beteiligte sich S. an der Diskussion der Entwürfe des Bürgerlichen Gesetzbuches, das 1900 in Kraft trat. Er führte die von Max Reinhard —»Kauffmann begründete „Zeitschrift für immanente Philosophie" nach dessen Tod fort. WEITERE WERKE: Logische Betrachtungen. Beuthen 1867. Die aristotelischen Kategorien. Berlin 1871. - Das metaphysische Motiv und die Geschichte der Philosophie im

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Umrisse. Breslau 1882. - Der Zusammenhang von Leib und Seele. Das Grundproblem der Psychologie. Wiesbaden 1902. - Diktate zur Rechtsphilosophie. Nebst ausgewählten Fragmenten vorwiegend ethischen und rechtstheoretischen Inhalts. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Wilhelm Fuchs. Göttingen 1937. LITERATUR: Johannes Rehmke: Dem Andenken von W. S. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 150 (1913) S. 231-233. - Wilhelm Fuchs: W. S. als Rechtstheoretiker und Rechtsphilosoph. Berlin 1932. - Rudolf Zocher: Husserls Phänomenologie und S.s Logik. Ein Beitrag zur Kritik des intuitionistischen Ontologismus in der Immanenzidee. Berlin 1932. - Günther Jacoby: W. S. Akademische Gedenkrede zu seinem hundersten Geburtstage am 5. Mai 1936. Greifswald 1936. Schwab, Johann Christoph, * 10. 12. 1743 Ilsfeld (Württemberg), t 15.4.1821 Stuttgart. S. studierte Theologie und Philosophie in Tübingen, erwarb 1764 die Magisterwürde (De reductione Theologiae Naturatis an unum principium) und ging 1767 als Hauslehrer in die französische Schweiz. Seit 1778 war er Prof. für Logik und Metaphysik, seit 1781 auch für die schönen Wissenschaften an Karlsschule in Stuttgart. 1785 wurde er Geheimer Sekretär und Hofrat des Herzogs Karl Eugen und war 1893-95 Vorstand des geheimen Kabinetts und wirklicher Geheimer Hofrat des Herzogs Ludwig Eugen, nach dessen Tod er entlassen wurde. Seit 1816 war S. Inspektor sämtlicher Lehranstalten. Er veröffentlichte u.a. Über den Eid (1797), Noch etwas über den Kantischen Begriff vom gerichtlichen Eid (1797), Neun Gespräche zwischen Christian Wolf und einem Kantianer, über Kants metaphysische Anfangsgründe der Rechtslage und der Tugendlehre (1798), Vergleichung des Kantischen Moralprincips mit dem Leibnitz-Wolßschen (1800) und Von den dunklen Vorstellungen. Ein Beytrag zu der Lehre von dem Ursprünge der menschlichen Erkenntnis. Nebst einem Anhange über die Frage: Inwiefern die Klugheit eine Tugend sey? (1813). S. war auch als Lyriker tätig (u.a. Zwölf Gedichte, 1775). WEITERE WERKE: Prüfung des Campeschen Versuchs eines neuen Beweises für die Unsterblichkeit der Seele. Stuttgart 1782. - Über die Aufklärung unseres Jahrhunderts. Stuttgart 1785. - Acht Briefe über einige Widersprüche und Inconsequenzen in Herrn Professor Kants neuesten Schriften; nebst einem Postscripte betreffend zwei Beispiele von Herrn Kants und Herrn Fichtes mathematischen Kenntnissen. Stettin 1799. Neudruck Hildesheim 1981. - Über die Wahrheit der Kantischen Philosophie, und über die Wahrheitsliebe der allgemeinen Litteraturzeitung zu Jena, in Ansehung dieser Philosophie. Berlin 1803. - Prüfung der Kantischen Begriffe von der Undurchdringlichkeit, der Anziehung und der Zurückstoßung der Körper. Leipzig 1807. Schwarz, Hermann, * 22. 12.1864 Düren, t Dezember 1951 Greifs wald. S., Sohn eines Gymnasialprofessors, wurde 1888 an der Univ. Halle promoviert (Ein Beitrag zur Theorie der Ordnungstypen, 1888) und habilitierte sich dort 1894. Seit 1908 a. o. Prof. in Marburg, folgte er 1910 einem Ruf als o. Prof. nach Greifswald. S. vertrat einen kritischen Realismus. Er veröffentlichte u. a. Das Wahmehmungsproblem vom Standpunkte des Physikers, des Physiologen und des Philosophen (1892), Was will der kritische Realismus? (1894), Die Umwälzung der Wahrnehmungshypothesen durch die mechanische Methode (1895), Grundzüge der Ethik (1896), Der moderne Materialismus als Weltanschauung (1904, 2., erw. Aufl. unter dem Titel Grundlagen der Weltanschauung, 1912) und Ethik (1925). Er war Herausgeber der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" (1906-17) und

Schweitzer der Deutschen systematischen Philosophie nach ihren Gestaltern (2 Bde., 1931-34). WEITERE WERKE: Glück und Sittlichkeit. Untersuchungen über Gefallen und Lust, naturhaftes und sittliches Vorziehen. Halle 1902. - Einführung in Fichtes Reden an die deutsche Nation. Langensalza 1924, 21925. - Ernst Moritz Arndt, ein Führer zum Deutschtum. Langensalza 1927. - Gott. Jenseits von Theismus und Pantheismus. Berlin 1928. - Christentum, Nationalsozialismus und Deutsche Glaubensbewegung. Berlin 1934, 21938. - Gesammelte Werke. 2 Bde., Berlin 1940-43. LITERATUR: Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. Schwarz, Theodor, * 13. 1.1915 Zürich, t 26.9. 1968 Bratislava. Nach dem Jurastudium in Bern, wo er 1940 mit der Arbeit Die Lehre vom Naturrecht bei Karl Ch. F. Krause promoviert wurde, trat S. als Mitbegründer der Partei der Arbeit und Autor philosophischer, literaturkritischer und wirtschaftspolitischer Beiträge in schweizer, und deutschen Zeitungen und Zeitschriften hervor. Sein philosophisches Interesse galt vor allem den Ideen des Irrationalismus und des Existentialismus, mit denen er sich kritisch auseinandersetzte (u.a. Irrationalismus und Humanismus, 1944). Seit 1962 lebte S. in Bratislava, wo er an der Univ. Vorlesungen über schweizerische, deutsche und österr. Literatur der Gegenwart sowie über dialektischen und historischen Materialismus hielt. WEITERE WERKE: Denker der Politik. Geschichte der politischen Lehren. Zürich/Leipzig 1940. - Die weltanschaulichen Grundlagen des Marxismus. Bern 1945. - Zur Kritik der Psychoanalyse. Zürich/New York 1947. Schwegler, (Carl Franz) Albert, * 10.2.1819 Michelbach/Bilz (Württemberg), t 6. 1.1857 Tübingen. S., Sohn eines Pfarrers, studierte Theologie und Philosophie an der Univ. Tübingen, wo er vor allem von Ferdinand Christian Baur beeinflußt wurde. 1841 promoviert, habilitierte er sich 1843 in Tübingen mit der Arbeit Die Komposition des Platonischen Symposion für Philosophie und klassische Philologie. Im selben Jahr begründete er mit Eduard —> Zeller die „Jahrbücher der Gegenwart" als Organ des schwäbischen Hegelianismus. Auch seine weit verbreitete Geschichte der Philosophie im Umriß (1848, I71950) war stark an —»Hegel orientiert. Seine theologiegeschichtlichen Arbeiten zur Frühzeit des Christentums (u.a. Geschichte des nachapostolischen Zeitalters, 1844) erregten in konservativen Kirchenkreisen Widerspruch. Umstritten war vor allem seine Schrift Der Montanismus und die christliche Kirche des zweiten Jahrhunderts (1841). Die 1847/48 von S. veröffentlichte Metaphysik des Aristoteles (4 Bde.) enthielt neben dem Grundtext Übersetzung und Kommentar sowie erläuternde Abhandlungen. Seit 1848 hatte er eine a. o. Professur für römische Literatur und Altertumswissenschaft an der Univ. Tübingen inne. WEITERE WERKE: Über die Composition des platonischen Symposions. Tübingen 1843. - Ein Wort über die Vischer'sche Angelegenheit. Tübingen 1845. - Geschichte der griechischen Philosophie. Hrsg. v. Karl Köstlin. Tübingen 1859. Freiburg/Tübingen 31882. LITERATUR: Eduard Zeller: Vorträge und Abhandlungen. 2. Sammlung. Leipzig 1877, S. 329-363. - Josef Matzerath: A. S. (1819-1857). Sigmaringen 1993. Schweitzer, Albert, * 14.1.1875 Kaysersberg (Oberelsaß), t 4.9. 1965 Lambarene (Gabun, Äquatorial-Afrika). S. wuchs im liberal geprägten protestantischen Pfarrhaus im elsässi sehen Dorf Günsbach auf. Seit 1893 studierte er an

der Straßburger Univ. (kurzzeitig auch in Paris und in Berlin bei Adolf von Harnack) Theologie (bei Heinrich Julius Holtzmann) und Philosophie (bei Theobald -»Ziegler und Wilhelm -» Windelband). Daneben nahm er Orgelunterricht bei Charles Marie Widor in Paris. In den Pfingstferien 1896 legte er vor sich selbst das Gelöbnis eines „unmittelbaren menschlichen Dienens" ab, das nach dem 30. Lebensjahr beginnen sollte. 1899 mit einer Arbeit über die Religionsphilosophie —» Kants zum Dr. phil. promoviert, wurde er nach beiden theologischen Examina 1900 ordiniert und übernahm ein Predigtamt an St. Nicolai in Straßburg, das er bis 1912 beibehielt. Das Angebot zur Habilitation in der Philosophischen Fakultät lehnte er ab, weil er zum damit verbundenen Verzicht auf das Predigtamt nicht bereit war. Ihm war „das Predigen ein innerliches Bedürfnis". Statt der philosophischen schlug S. die theologische Universitätslaufbahn ein. 1900 wurde er mit einer Kritischen Darstellung unterschiedlicher neuerer historischer Abendmahlsauffassungen (1901 erschienen als Das Abendmahlsproblem auf Grund der wissenschaftlichen Forschung des 19. Jahrhunderts und der historischen Berichte) Lie. theol., legte als Habilitationsschrift Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis. Eine Skizze des Lebens Jesu (1901) vor und begann seine Lehrtätigkeit als Privatdozent für Neues Testament 1902 mit einer Antrittsvorlesung über die Logosspekulation im Johannesevangelium. Daneben war S. von 1903 bis 1906 Direktor des Thomasstifts (Collegium Wilhelmitanum) in Straßburg. Nach den Bach-Studien (1903/04) und noch während seiner Beschäftigung mit der Leben-Jesu-Forschung, der S. mit seinem klassischen Werk Von Reimarus zu Wrede (1906) ein Denkmal gesetzt, aber zugleich auch die Grabrede gehalten hat, begann er 1905 mit dem Medizinstudium, das er als Dr. med. mit einer Dissertation über Die psychiatrische Beurteilung Jesu (1913) abschloß. Grund für dieses Studium war der bereits 1904 gefaßte Entschluß, im Namen der Pariser Missionsgesellschaft nach Afrika zu gehen. 1912 gab er deshalb seine reiche und hoffnungsvolle wissenschaftliche Karriere und sein Predigtamt auf, studierte noch ein Jahr Tropenmedizin in Paris, heiratete 1912 Helene Breßlau, eine gelernte Krankenschwester, brach mit ihr 1913 erstmals nach Lambarene auf und baute dort mit privaten Mitteln und eigenhändig ein Tropenhospital Zwischen Wasser und Urwald (Titel eines Buches 1921), das als „Vorposten des Reiches Gottes" verstanden wurde und bald als Symbol der Menschlichkeit weltweite Bekanntheit erlangte. Auf einer Flußfahrt fand er hier 1915 den tragenden Begriff seiner Lebenslehre und Kulturphilosophie: Ehrfurcht vor dem Leben, den er 1919 in zwei Predigten in Straßburg der Öffentlichkeit vorstellte. Nur mit Unterbrechung durch unregelmäßige Aufenthalte in Europa, bei denen er mit Vertrags- und Konzertreisen (auch in den USA) Geld für den Unterhalt und Ausbau des Spitals sammelte, arbeitete S. in Lambarene mehr als 50 Jahre. 1931 erschien sein Buch Aus meinem Leben und Denken, das zur Weltliteratur gehört. Von Lambarene aus warnte er u.a. 1957/58 in Rundfunkansprachen über Radio Oslo vor dem atomaren Wettrüsten (Friede oder Atomkrieg, 1958). Sein Wirken verstand S. als „schlichte Nachfolge Jesu" und zugleich als „Aufgabe der Menschlichkeit". Er ist dafür vielfach ausgezeichnet worden: 1928 Goethepreis der Stadt Frankfurt/Main, 1929 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1951 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1952 Nachfolger Philippe Petains in der Academie des Sciences Morales et Politiques in Paris, 1953 Friedensnobelpreis (rückwirkend für 1952), 1955 Orden Pour le merite (Friedensklasse), 1959 Sonningpreis in Kopenhagen, mehrfacher Ehrendoktor verschiedener Fakultäten (Zürich 1920, Prag 1927, Edinburgh 1931, Oxford 1932, Chicago 1949, Marburg 1952, Tübingen 1957, Humboldt-Universität Berlin-Ost 1960). Ei-

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Seebold nen Ruf an die Theologische Fakultät der Univ. Leipzig (1930) lehnte er ab. S.s Denken, das Philosophie und Theologie zu vereinen suchte („ethische Denk-Religion"), stand ganz im Zeichen der Ethik. Den Rationalismus des 18. Jh. bewunderte er wegen der von ihm ausgehenden ethischen Impulse und der versuchten Verbindung von Religion und Denken. Im theologischen Liberalismus des späten 19. Jh. fühlte er sich zu Hause. Von ihm wurde er mannigfach beeinflußt, aber auch vom indischen und altchinesischen Denken, vom Stoizismus wie auch von —> Goethe, -> Schopenhauer und —> Nietzsche. Als Theologe hatte er nur ein Thema: Reich Gottes und Christentum. An dem Manuskript zu diesem Buch (1967 postum erschienen, erweiterte Fassung 1995) arbeitete er noch in den letzten Lebensjahren. Es ist das Thema, das den Stoff zu jenen Büchern lieferte, mit denen S. seinen Namen für immer in die Theologiegeschichte unseres Jahrhunderts eingetragen hat, die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung (1906, 21913), die Geschichte der paulinischen Forschung (1911) und Die Mystik des Apostels Paulus (1930). Nachhaltig vertrat S. die Richtung der konsequenten Eschatologie: Jesus, das frühe Urchristentum und Paulus sind durch und durch von der jüdisch-apokalyptischen Enderwartung bestimmt. Mit dieser Einsicht vermochte S. sowohl die modernen „Leben Jesu" als Phantasieprodukte des jeweiligen Zeitgeistes zu entlarven als auch sein eigenes, der Historic abgerungenes Jesusbild zu rekonstruieren. Es ist der Jesus, der sich als „futurischer Messias" verstand und sich in der Erwartung täuschte, das Reich Gottes bräche unmittelbar herein. Diesen Jesus gab S. an die historische Vergangenheit zurück und behielt für die Gegenwart allein die „eschatologische Ethik" Jesu bei, die Begegnung „von Wille zu Wille" (Enteschatologisierung). Für den heutigen Glauben ist nur der Geist Jesu maßgeblich. Auch seine Paulusstudien trieb S. in dem Bewußtsein, daß die bisherige Forschung versagt habe. Statt den Apostel konsequent aus der frühjüdischen Apokalyptik herzuleiten, erklärte sie ihn aus dem griechischen Geist. Aber zwischen Jesus und Paulus muß man nicht wählen! Paulus hat die Gedanken Jesu sachlich zu Ende gedacht. S.s theologische Arbeit ist vielfach kritisiert worden. In einem bleibt sie unantastbar: Sie hat der Theologie eingeschärft, daß sie nur in der „Achtung vor der historischen Wahrheit" glaubhaft bleibt und daß ohne den geschichtlichen Jesus von Nazareth die Botschaft von Jesus Christus grundlos ist. Als Kulturphilosoph hatte S. das Bewußtsein, in einer „Zeit der Dekadenz" zu leben. Den Niedergang der Kultur („Neoprimitivismus") lastete er vor allem der Philosophie an, deren Denken aufgehört habe, eine schöpferische Kraft zu sein. Es fehle die Ethik. Den Ausweg aus der Krise suchte er im Vordringen zu einer Idee, „in der Welt- und Lebensbejahung und Ethik miteinander enthalten sind". Diese Idee meinte er mit dem Wort „Ehrfurcht vor dem Leben" gefunden zu haben. In seiner Kulturphilosophie (1923) entwickelte er sie zu einer absoluten Ethik. Sie „erkennt keine relative Ethik an". S.s Ehrfurchtsethik ist eine „Gratwanderung zwischen Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer", sofern er sich methodisch auf den vernunftkritischen Anspruch des ersteren, „inhaltlich hingegen auf Schopenhauers empirische Fundierung der Ethik" bezog (Günzler). S.s Versuch, aus einem einzigen ethischen Prinzip heraus das gesamte Feld der sittlichen Entscheidungen zu erfassen, zeugt indes von einer verkürzten, rein naturphilosophischen Wahrnehmung der Realität, die der gesellschaftlich-institutionellen Wirklichkeit mit ihren Konflikten nicht gerecht werden kann. Als Musiker machte sich S. durch Herausgabe (1913-67, u. a. mit Widor) und Neuinterpretation von Johann Sebastian Bachs Orgelwerk einen Namen (J. S. Bach, le musicienpoete, 1905; dt. 1908). S. war es auch, der den Anstoß zur

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„Elsäßischen Orgelreform" gab (Deutsche und französische Orgelbaukunst, 1906; Internationales Regulativ ßir Orgelbau, 1909). Das Leitmotiv von S.s Denken in Theologie und Philosophie ist die - alles Lebendige einbeziehende - „Ehrfurcht vor dem Leben" als ein dem Menschen innewohnendes Grundprinzip. Angesichts der ökologischen Krise kann sich an S.s Ehrfurchtsethik entscheiden, ob die Menschheit eine Zukunft hat oder nicht. WEITERE WERKE: Gesamtausgabe, japanisch. 19 Bde., Tokio 1956-61. - Gesammelte Werke in fünf Bänden. Hrsg. v. Rudolf Grabs. Berlin (Ost) 1971. Zürich/München 1974. - Die Ehrfurcht vor dem Leben. Grundtexte aus fünf Jahrzehnten. Hrsg. v. Hans Walter Bahr. München 6 1991. - Leben, Werk und Denken 1905-1965. Mitgeteilt in seinen Briefen. Hrsg. v. Hans Walter Bahr. Heidelberg 1987. - A. S./Helene Bresslau. Die Jahre vor Lambarene. Briefe 1902-1912. Hrsg. v. Rhena Schweitzer Miller/ Gustav Woytt. München 1992. - Friede oder Atomkrieg. München 31984. - Was sollen wir tun? 12 Predigten über ethische Probleme. Hrsg. v. Martin Strege/Lothar Stiehm. Heidelberg 21986. - Straßburger Predigten. Hrsg. v. Ulrich Neuenschwander. München 31993. - Gespräche über das Neue Testament. Hrsg. v. Winfried Döbertin. München 2 1994. - Briefe und Erinnerungen an Musiker. Zusammengestellt und kommentiert von Harald Schützeichel. Bern/ Stuttgart 1989. - Reich Gottes und Christentum. Werke aus dem Nachlaß. Bd. 1. Hrsg. v. Ulrich Luz/Ulrich Neuenschwander/Johann Zürcher. München 1995. - Straßburger Vorlesungen. Werke aus dem Nachlaß. Bd. 2. Hrsg. v. Erich Gräßer/Johann Zürcher. München 1998. - Ausgewählte Predigten. Werke aus dem Nachlaß. Bd. 3. Hrsg. v. Richard Brüllmann/Erich Gräßer. München 1999. LITERATUR: Nancy Snell Griffith/Laura Person (Hrsg.): A. S. An International Bibliography. Boston 1981. - Oskar Kraus: A. S. Sein Werk und seine Weltanschauung. Charlottenburg (Berlin) 1926. - Werner Picht: A. S. Wesen und Bedeutung. Hamburg 1960. - Hans Walter Bahr (Hrsg.): A. S. Sein Denken und sein Weg. Tübingen 1962. - Hans Walter Bahr/Robert Minder (Hrsg.): Begegnungen mit A. S. Berichte und Aufzeichnungen. München 1965. - Helmut Groos: A. S. Größe und Grenzen. München/Basel 1974. Harald Steffahn: Du aber folge mir nach. A. S.s Werk und Wirkung. Bern/Stuttgart 1974. - Erich Gräßer: A. S. als Theologe. Tübingen 1979. - Richard Brüllmann (Hrsg.): A.-S.-Studien. Bd. 1. Bern/Stuttgart 1989; Bd. 2. Bern/ Stuttgart 1991. - Stefan Hanheide: Johann Sebastian Bach im Verständnis A. S.s. München/Salzburg 1990. - Harald Schützeichel: Die Konzerttätigkeit A. S.s. Bern 1991. Harald Schützeichel: Die Orgel im Leben und Denken A. S.s. Kleinbittersdorf 1991. - Wolfgang Erich Müller: A. S.s Kulturphilosophie im Horizont säkularer Ethik. Berlin/New York 1993. - Richard Brüllmann/Harald Schützeichel (Hrsg.): Leben in der Kultur. Weinheim 1995. Claus Günzler: A. S. Eine Einführung in sein Denken. München 1996. - Erich Gräßer: Studien zu A. S. Gesammelte Aufsätze. Bodenheim 1997. - Ulrich Neuenschwander: Christologie - verantwortet vor den Fragen der Moderne. Mit Beiträgen zu Person und Werk A. S.s. Bern u.a. 1997. - Thomas Honsak: Die Ethik des A. S. Eine Diskussion seines ethischen Konzepts. Bern u.a. 1998. Erich Gräßer Seebold, Karl, * 27.12.1794 Kirberg (Hessen), t 12.9.1867 Mannheim. S. studierte seit 1814 Mathematik und Naturwissenschaften in Gießen, wurde 1818 promoviert und schloß ein Studium der Philosophie in Jena an. 1821 habilitierte er sich (Elemente der Arithmetik), hielt als Privatdozent bis 1823 Vorlesungen über Logik, Ethik und Psychologie in Gießen

Sennert und ging dann nach Basel, wo er Lektor an der Univ. und Lehrer für Logik am Pädagogium war. 1826 legte er aus konfessionellen Gründen seine Ämter nieder und unterrichtete 1831-37 als Privatgelehrter an der Stiftsschule in Rugby (England) neuere Sprachen. 1840-58 war er Prof. für Geschichte, Geographie und Englisch am Realgymnasium in Mannheim. S. veröffentlichte u. a. Philosophie und religiöse Philosophie (1830). Seile, Christian Gottlieb, * 7. 10. 1748 Stettin, t 9.11. 1800 Berlin. S. studierte in Berlin, Göttingen und Halle Medizin, wurde 1770 promoviert (Methodi febrium naturalis rudimenta) und praktizierte seitdem in Berlin. Seit 1778 an der Charite tätig, wurde er 1785 Leibarzt —»Friedrichs d. Gr. und behandelte später auch Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. S. veröffentlichte u. a. Einleitung in das Studium der Naturund Arzneygelahrtheit (1772), Rudimenta pyretologiae methodicae (1773) und Krankheitsgeschichte des höchstseligen Königs von Preußen Friedrich's II. Majestät (1786). In Gegnerschaft zu —> Kant publizierte er u. a. Grundsätze der reinen Philosophie (1788). WEITERE WERKE: Urbegriffe von der Beschaffenheit und dem Endzweck der Natur. Berlin 1776. - Philosophische Gespräche. 2 Bde., Berlin 1780. Nachdruck Brüssel 1974. Selz, Otto, * 14.2.1881 München, t 27. 8.1943 Konzentrationslager Auschwitz. S., Sohn eines Bankiers, studierte Rechtswissenschaften in Berlin und München, besuchte auch philosophische und psychologische Veranstaltungen und ging nach der Zweiten Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst zum Studium der Philosophie nach München, wo er 1909 bei Theodor —t Lipps zum Dr. phil. promoviert wurde (Die psychologische Erkenntnistheorie und das Transzendenzproblem. Untersuchungen zur Entstehung des Transzendenzproblems und zur Transzendenttheorie des älteren englischen Empirismus). 1912 habilitierte er sich in Bonn, war Privatdozent für Philosophie und Psychologie, seit 1921 a. o. Prof. für Rechtsphilosophie und wechselte 1923 auf den Lehrstuhl für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Handelshochschule Mannheim, deren Rektorat er 1929/30 innehatte. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aus dem Lehramt entlassen. 1938 inhaftiert, konnte er 1939 in die Niederlande emigrieren. 1943 von den deutschen Besatzern in Amsterdam erneut festgenommen, wurde S. 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ausgehend von Oswald -» Külpe, dessen Vorlesungen über Logik (1923) er aus dem Nachlaß herausgab, führte S. die Arbeit von Narziß —> Ach und Karl —»Bühler weiter. S. gilt als einer der wichtigsten Vorläufer der Kognitionswissenschaft. Er veröffentlichte u. a. Über die Gesetze des geordneten Denkverlaufs (1913), Zur Psychologie des produktiven Denkens und des Irrtums (1922) und Die Gesetze der produktiven und der reproduktiven Geistestätigkeit (1924). WEITERE WERKE: Oswald Spengler und die intuitive Methode in der Geschichtsforschung. Bonn 1922. - Über die Persönlichkeitstypen und die Methoden ihrer Bestimmung. Jena 1924. - Kants Stellung in der Geistesgeschichte. Mannheim 1924. - Wahrnehmungsaufbau und Denkprozeß. Ausgewählte Schriften. Hrsg. v. Alexandre Metraux und Theo Herrmann. Bern/Stuttgart 1991. LITERATUR: Hans-Bernhard Seebohm: O. S. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie. Diss. Heidelberg 1970. - Nico Frijda/Adriaan D. de Groot (Hrsg.): O. S. His Contributions to Psychology. Den Haag u. a. 1981. - Karl Josef Groffmann (Hrsg.): Leben und Werk von O. S. (1881-1943). Zum 100. Geburtstag des Philosophen und Psychologen. Mannheim

1981 (mit Bibliographie). - Sylvia Schallen S., O. In: Badische Biographien. Neue Folge. Bd. 3. Hrsg. v. Bernd Ottnad. Stuttgart 1990, S. 251-254. - Wolfgang Mack: O. S. und die Kognitionswissenschaft. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 315-333. Sengler, Jakob, * 11.9.1799 Heusenstamm bei Frankfurt/ Main, t 5. 11.1878 Freiburg/Breisgau. Der aus einfachen Verhältnissen stammende S. erlernte nach dem frühen Tod seines Vaters das Schuhmacherhandwerk, studierte seit 1824 kam. Theologie in Tübingen, seit 1827 in Frankfurt/Main und ging nach dem Examen (1828) zum Studium der Philosophie (bei -»Schelling, -»Baader und —» Görres) nach München. 1830 gründete er die „Kirchenzeitung für das katholische Deutschland", die bis 1833 bestand und zu deren bekanntesten Mitarbeitern neben dem Theologen Ignaz Döllinger die Philosophen Immanuel Hermann -> Fichte und Christan Hermann —> Weiße gehörten. 1831 wurde S. Prof. der Theologie, 1832 der Philosophie in Marburg und erhielt 1842 eine Professur in Freiburg/Breisgau. Wie Fichte vertrat er einen spekulativen Idealismus. Zusammen mit diesem war er an der Gründung der „Zeitschrift für Philosophie und spekulative Theologie" beteiligt. Neben seinem Hauptwerk Die Idee Gottes (2 Bde., 1845-52) veröffentlichte er u. a. Über das Wesen und die Bedeutung der spekulativen Philosophie und Theologie in der gegenwärtigen Zeit, mit besonderer Rücksicht auf die Religionsphilosophie (2 Tie., 1834-37) und Erkenntnislehre (Bd. l, 1858). LITERATUR: Johann Adam Faßbender: Erkenntnislehre und Metaphysik J. S.s (1799-1878). Bonn 1937. - Horst Fuhrmans: Schellings letzte Philosophie. Die negative und positive Philosophie im Einsatz des Spätidealismus. Berlin 1940. - Franz Eichinger: Die Philosophie J. S.s als philosophische Theologie. Ein Beitrag zum Gespräch der Theologie mit dem spätidealistischen Denken. Göttingen 1976. Senn, Johann Chrysostomus, * 1.4.1795 Pfunds (Tirol), t 30.9.1857 Innsbruck. S„ Sohn eines Landrichters, studierte Jura und Philosophie und verkehrte seit 1815 im Kreis um Franz Schubert, der einige seiner frühen Gedichte vertonte. 1820 wegen des Verdachts konspirativer Umtriebe in Untersuchungshaft genommen und schließlich nach Tirol abgeschoben, war er als Schreiber tätig und trat 1823 in den Militärdienst ein. 1832 nahm S. aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied und ließ sich als Anwalt und freier Schriftsteller in Innsbruck nieder. Die Veröffentlichung seiner politischen Lyrik (Der Mundfluß, 1838; Napoleon und das Glück, 1841) wurde immer wieder durch die Zensur behindert. In zahlreichen Gedichten setzte sich S., der einen Kommentar zu —»Hegels verfaßte, mit der Philosophie des Deutschen Idealismus auseinander. LITERATUR: Moriz Enzinger: J. C. S.s Glossen zu Goethes Faust. In: Archiv 154 (1928) S. 190-212. - Erich Kofler: J. C. S. In: Der Schiern 53 (1979) S. 306-311. - Barbara Otto: „Solche Art negativer Freyheit". Politische Repression um 1820 und das Bedürfnis der Philosophie: J. C. S.s philosophischer Kommentar zu Hegels „Phänomenologie des Geistes". In: Michael Benedikt u. a. (Hrsg.): Verdrängter Humanismus - verzögerte Aufklärung. Österreichische Philosophie zur Zeit der Revolution und Restauration (1750-1820). Wien 1992, S. 877-920. Sennert, Daniel, * 25. I I . 1572 Breslau, t 21.7. 1637 Wittenberg. Der Sohn eines Schusters studierte seit 1593 die Artes liberales in Wittenberg und erwarb 1598 den Grad eines Magister artium; es folgte ein Studium der Medizin an der Wittenberger Leucorea mit kurzen Studienaufenthalten in Leipzig, Jena und Frankfurt/Oder. Nach kurzer ärztlicher Tätigkeit in

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Seuse Berlin und einem Aufenthalt in Basel (1601) wurde er 1601 in Wittenberg zum Doctor medicinae promoviert und bereits 1602 als Nachfolger des Johannes von Jessen zum Prof. der Anatomie und Botanik ernannt. S. lehrte indessen die gesamte Medizin. Mit seiner Ernennung zugleich kurfürstlicher Leibarzt, bekleidete er sechs Mal (1605, 1611, 1617, 1623, 1629, 1635) das Rektorat der Leucorea. 1637 starb er an der Pest. S. schätzte Aristoteles, war aber in seinen naturphilosophischen Schriften (Epitome naturalis scientiae, 1618; Hypomnemata physica, 1636) kein dogmatischer Aristoteliker; charakteristisch ist hier, wie auch in der Medizin, sein offener Eklektizismus. Typisch hierfür war in der Physik sein Versuch einer Wiederbelebung des Atomismus zum Zwecke einer - nicht durchgängigen - mechanistischen Erklärung der Natur, während in der Medizin, besonders in De chymicorum cum Aristotelicis et Galenicis consensu ac dissensu (1619), das Bemühen um eine Vermittlung zwischen Aristotelismus, Galenismus und der jungen Chymiatrie für diese Haltung steht. S. leistete durch solche Konzilianz einen wichtigen Beitrag zur Akademisierung des chymiatrischen Diskurses. Unabhängig davon blieben seine medizinischen Auffassungen überwiegend humoralpathologisch orientiert, seine klassisch an Galen orientierte Pathophysiologie, Semiotik und Therapie (Institutionum medicinae libri V, 1620) waren kanonisierter Lehrstoff der mitteleuropäischen Medizin bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: De febribus libri IV. Wittenberg 1619. De scorbuto tractatus. Wittenberg 1624. - Practicae medicinae libri VI. An verschiedenen Orten erschienen, 1628. Opera omnia. An verschiedenen Orten erschienen, 1641, 1650, 1650/51, 1656, 1666, 1676. LITERATUR: Kurd Lasswitz: Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton. Bd. l, Hamburg/Leipzig 1890, S. 436-454. - Wolfgang U. Eckart: Grundlagen des medizinisch-wissenschaftlichen Erkennens bei D. S. Diss. med. Münster 1978. - Hans Kangro: S., D. In: DSB, Bd. 12, 1975, S. 310-313. - Wolfgang U. Eckart: „Auctoritas" versus „Veritas" or: Classical authority and its role for the perception of truth in the work of D. S. (1572-1637). In: Clio Medica 18(1983)8. 131-140.-Wolfgang U. Eckart: Antiparacelsismus, okkulte Qualitäten und medizinisch-wissenschaftliches Erkennen im Werk D. S.s (1572-1637). In: August Bück (Hrsg.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 140-157. Wolfgang U. Eckart Seuse, Heinrich, auch Sus, der suse, Pseud. fr. Amandus, * (vermutlich) 21.3. 1295 (1297) in Konstanz (vielleicht in Überlingen, der Heimat seiner Mutter), t 25. 1. 1366 Ulm. Alle Informationen zu S.s Leben müssen seiner Vita entnommen werden. Danach ist er als Sohn des Konstanzer Patriziers Heinrich von Berg und der Landadligen Mechthild (?) von Süs geboren, nach der er sich nannte. Die Eltern waren von unglücklicher Gegensätzlichkeit, der Vater weltlich gesinnt, die Mutter fromm. Mit 13 Jahren trat S. in den Dominikanerorden in Konstanz ein. Unsicher ist, wo er das grundlegende Philosophie- und Naturstudium absolviert hat, das Theologiestudium wohl in Straßburg (1319-21), wo er Meister -»Eckhart kennenlernen konnte; Freundschaft verband ihn mit Johannes Futerer. Als Student des Kölner Studium generale erlebte er die Anfänge des Prozesses gegen Meister Eckhart, dessen Lehre Papst Johannes XXII. 1329 zum Teil verurteilte. Um 1327 kehrte S. als Lektor nach Konstanz zurück. Er war der einzige namentlich bekannte Schüler Eckharts, der den Lehrer in seinem hochspekulativen Erstlingswerk Das Büchlein der Wahrheit literarisch verteidigte. Wohl deswegen wurde er 1329 seines Amtes enthoben und auf dem Provinzialkapitel in Maastricht (1330) oder in Trier (1332) gerügt. Noch als Lektor begann er das Büchlein

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der ewigen Weisheit zu schreiben, das am weitesten verbreitete Erbauungsbuch des Spätmittelalters, das er vor 1339 auch lateinisch als Horologium sapientiae umarbeitete. Nach seiner Rehabilitierung als Lektor des Konstanzer Inselklosters wirkte S. in den unruhigen Zeiten des Interdikts (1338-46) auch als Seelsorger im Dienste der dominikanischen Reform und besuchte zahlreiche Dominikanerinnenklöster in der Schweiz und im Elsaß. In Töß lernte er Elsbeth Stagel kennen, die er als seine „geistliche Tochter" betreute und die bedeutenden Einfluß auf seine schriftstellerische Tätigkeit nahm. Predigten (zwei sicher echt) und das Große Briefbuch geben Zeugnis von seiner pastoralen Sorge um Ordensfrauen und Laien. 1347/48 wurde er von der Ordensleitung nach Ulm versetzt, vermutlich weil man ihn bezichtigt hatte, Vater eines unehelichen Kindes zu sein. Erst später wurde seine Unschuld erwiesen. S.s wichtigstes Werk ist seine Vita, eine spirituelle Autobiographie, konzipiert nach dem Modell der Confessiones Augustins, der vita mystica des Franz von Assisi und des höfischen Romans. In ihr berichtet S., von sich in der dritten Person sprechend, von den Fortschritten seines geistlichen Lebens nach dem Schema des anfangenden, zunehmenden und vollkommenen Lebens. Die spekulativen Teile seiner Vita legte er dem Provinzialprior Bartholomäus von Bolsenheim zur Prüfung vor. Nach 1362 veranstaltete er von seinen Werken eine „Ausgabe letzter Hand", die er Exemplar nannte. Papst Gregor XVI. hat ihn am 16.4.1831 selig gesprochen. WEITERE WERKE: Von unsicherer Echtheit ist das Minnebüchlein. AUSGABEN: Deutsche Schriften. Hrsg. v. Karl Bihlmeyer. Stuttgart 1907. Nachdruck Frankfurt/Main 1961. - Horologium sapientiae. Hrsg. v. Pius Künzle. Freiburg/Schweiz 1977. - H. S., Das Buch der Wahrheit. Kritisch hrsg. v. Loris Sturlese und Rüdiger Blumrich. Mit einer Einleitung von Loris Sturlese. Übersetzt von Rüdiger Blumrich. Mittelhochdeutsch-Deutsch. Hamburg 1993. LITERATUR: Angelus Walz: Bibliographiae susonianae conatus. In: Angelicum 46 (1969) S. 430-491. - Georg Misch: Geschichte der Autobiographie. Bd. 4,1, Frankfurt/Main 1967. - Arno Borst: Mönche am Bodensee 610-1525. Sigmaringen 1978, S. 246-263. - Walter Senner OP: H. S. und der Dominikanerorden. In: H. S.s Philosphia spiritualis. Hrsg. v. Rüdiger Blumrich und Philipp Kaiser. Wiesbaden 1994, S. 3-31. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 3, München 1996, S. 414-475. Georg Steer Seydel, Rudolf, * 27.5.1835 Dresden, t 8.12.1892 Leipzig. S. studierte 1852-56 Philologie, Theologie und Philosophie in Leipzig, war Schüler Christian Hermann —> Weißes, habilitierte sich dort 1860 für Philosophie (Der Fortschritt der Metaphysik innerhalb der Schule des jonischen Hyiozismus) und wurde 1867 a. o. Professor. S. wies auf Widersprüche in —»Schopenhauers Lehre vom Willen hin. Er veröffentlichte u.a. Schopenhauers philosophisches System dargestellt und beurteilt (1857), Logik oder Wissenschaft vom Wissen mit Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Philosophie und Theologie (1866), Die Religion und die Religionen (1872), Ethik oder Wissenschaft vom Seinsollenden (1874), Das Evangelium von Jesu in seinen Vehältnissen zu BuddhaSage und Buddha-Lehre (1882), Religion und Wissenschaft (1887) und Der Schlüssel zum objektiven Erkennen (1889). WEITERE WERKE: Christian Hermann Weiße. Ein Nekrolog. Leipzig 1866. - Widerlegung des Materialismus und der mechanischen Weltansicht. Berlin 1873. - Religionsphilosophie im Umriß. Hrsg. v. Paul Wilhelm Schmiedel. Leipzig 1894 (mit Bibliographie).

Sigwart LITERATUR: Moritz Brasch: Leipziger Philosophen. Portraits und Studien aus dem wissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Leipzig 1894. - Hugo Lischewski: Über R. S.s Religionsphilosophie. Aachen 1903. Siebeck, Hermann, * 28.9.1842 Eisleben, t 26.12.1920 Gießen. S. studierte Philosophie und Philologie in Leipzig und Berlin, war nach der Promotion zum Dr. phil. 1863 in Halle (De doctrina cognitionis Platonica) als Oberlehrer in Gera, Stargard und Halle tätig und habilitierte sich 1872 in Halle (De doctrina idearum qualis est in Platonis Philebo). 1875 wurde er o. Prof. in Basel, 1883 in Gießen. S. veröffentlichte u. a. Untersuchungen zur Philosophie der Griechen (1874, 21888), Das Wesen der ästhetischen Anschauung. Psychologische Untersuchungen zur Theorie des Schönen und der Kunst (1875), Geschichte der Psychologie (Teil l, 1880-84), Lehrbuch der Religionsphilosophie (1893), Aristoteles (1899, '1910), Goethe als Denker (1902, 21903) und Grundfragen zur Psychologie und Ästhetik der Tonkunst (1909). WEITERE WERKE: Das Problem des Wissens bei Socrates und der Sophistik. Halle 1870. - Aristotelis et Herbarti doctrinae psychologicae quibus rebus inter se congruant. Halle 1872. - Quaestiones duae de Philosophia Graecorum. Halle 1874. - Über das Bewußtsein als Schranke der NaturErkenntnis. Basel 1878. - Über musikalische Einfühlung. Leipzig 1906. - Zur Religionsphilosophie. Tübingen 1907. LITERATUR: Victor Geisler: S.s Religionsphilosophie. Diss. Erlangen 1908. - Willy Moog: H. S. t. In: Kant-Studien 25 (1920/21)5. 298-301. Siegel, Carl, * 19.8.1872 Wien, t 14.2. 1943 Graz. Das Studium der Philosophie in Wien und Göttingen schloß S. 1894 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. 1894-96 war er als Assistent der Mathematik an der TH Brunn und 1898-1904 als Gymnasiallehrer tätig. 1904 habilitierte sich S. in Wien für Philosophie, war Privatdozenl, ging 1913 als a. o. Prof. der Philosophie nach Czernowitz, wurde 1919 O.Professor und folgte 1927 einem Ruf nach Graz. Er veröffentlichte u. a. Zur Psychologie und Theorie der Erkenntnis (1903), Geschichte der deutschen Naturphilosophie (1913), Grundprobleme der Philosophie organisch entwickelt (1925), Alois Rieht. Beitrag zur Geschichte des Neukantianismus (1932) und Nietzsches Zarathustra. Gehalt und Gestalt (1938). WEITERE WERKE: Über Raumvorstellung und Raumbegriff. Leipzig 1905. - Emwickelung der Raumvorstellung des menschlichen Bewußtseins. Eine psychologische Analyse. Wien 1899. - Herder als Philosoph. Stuttgart/Berlin 1907. Naturgesetzlichkeit und Vitalismus. Leipzig 1910. - Platon und Sokrates. Darstellung des platonischen Lebenswerkes auf neuer Grundlage. Leipzig 1920. Siegmund, Georg, * 25.6. 1903 Raumnit/. (Kr. Glatz, Schlesien), t 4.6.1989 Bernhards bei Fulda. S. studierte Theologie, Philosophie und Biologie in Breslau, wurde 1927 zum Dr. phil. (Die Lehre vom individuationsprinzip bei Suarez), 1934 zum Dr. theol. (Der natürliche Gottesglaube. Psychologische Untersuchungen zu seiner Entwicklung und seinem Auftau) promoviert und empfing 1928 die Priesterweihe. 1929-45 war er als Studienrat in Neisse, Oppeln und Brieg tätig und lehrte 1946-68 als Ordinarius für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Fulda, deren Rektor er 1954-57 war. 1983 wurde er Mitglied der päpstlichen Akademie der Theologie in Rom. S. war 1946-50 Herausgeber, seit 1950 Mitherausgeber des „Philosophischen Jahrbuchs". Er veröffentlichte u.a. Nietzsche, der „Atheist" und „Antichrist" (1937, 51988), Psychologie des Gottesglaubens. Auf Grund

literarischer Zeugnisse (1937, 21965), Naturordnung als Quelle der Gotteserkenntnis. Neubegründung des teleologischen Gottesbeweises (1941, 41985), Jesus Christus heute (1947, 21948), Der kranke Mensch. Medizinische Anthropologie (1951), Der Mensch in seinem Dasein. Philosophische Anthropologie (1953), Der Kampf um Gott (1957), Sein und Nichtsein. Die Frage des Selbstmordes (1961, 21970), Gottesglaube und seelische Gesundheit (1962) und Die Natur der menschlichen Sexualität (1969, 31973). WEITERE WERKE: Auf der Spur des Lebensgeheimnisses. Fulda 1947, 21964. - Die Natur des Menschen. Das Bild vom menschlichen Wesen als Grundlage seiner Heilbehandlung. Würzburg 1955. - Tier und Mensch. Beitrag zur Wesensbestimmung des Menschen. Frankfurt/Main 1958. - Die Welt als Gottes Spur. Der Erweis des Daseins Gottes aus den Gegebenheiten der Welt und seine Form in der Geschichte der Philosophie. Düsseldorf 1958. - Der Glaube des Urmenschen. Bern/München 1962. - Gott. Die Frage des Menschen nach dem Letzten. Bern/München 1963. Nietzsches Kunde vom Tode Gottes. Berlin 1964. Siewerth, Gustav, * 28.5.1903 Hofgeismar, t 5.10.1963 Trient. S. studierte Philosophie, Pädagogik und kath. Theologie, wurde 1933 in Freiburg/Breisgau promoviert (Der metaphysische Charakter des Erkennens nach Thomas von Aquin aufgewiesen am Wesen des sinnlichen Aktes) und habilitierte sich dort 1938 (Die Apriorität der Erkenntnis als Einheitsgrund der philosophischen Systematik des Thomas von Aquin). Eine Universitätslaufbahn scheiterte aus politischen Gründen. 1945 wurde S. Rektor der Pädagogischen Akademie in Aachen, 1961 der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Er veröffentlichte u. a. Der Thomismus als Identitätssystem (1939, 21961), Das Sein als Gleichnis Gottes (1958), Wagnis und Bewahrung. Zur metaphysischen Begründung des erzieherischen Auftrages (1958, 21964), Das Schicksal der Metaphysik von Thomas zu Heidegger (1959), Metaphysik der Kindheit (1957, 21963), Philosophie der Sprache (1962) und Grundfragen der Philosophie im Horizont der Seinsdifferenz (1963). WEITERE WERKE: Umbesinnung und Neubegründung im deutschen und abendländischen Geschichtsdenken. Wesen und Bildungskraft der Geschichte. Steinfeld-Eifel 1950. Wort und Bild. Eine ontologische Interpretation. Düsseldorf 1952. - Der Mensch und sein Leib. Einsiedeln 1954,21963. Die Sinne und das Wort. Düsseldorf 1956. - Die Abstraktion und das Sein nach der Lehre des Thomas von Aquin. Salzburg 1958. - Die Freiheit und das Gute. Freiburg/Breisgau 1959. - Andres Philosophie des Lebens. Salzburg 1959. Die Analogie des Seienden. Einsiedeln 1965. - Hinführung zur exemplarischen Lehre. Freiburg/Breisgau u.a. 1965. Gesammelte Werke. Hrsg. v. Wolfgang Behler und Alma von Stockhausen. 4 Bde., Düsseldorf 1971-87. LITERATUR: Wilfried Kuckartz/Hans Josef Tymister: Bibliographie G. S. In: Innerlichkeit und Erziehung. In memoriam G. S. Zum Gespräch zwischen Pädagogik, Philosophie und Theologie. Freiburg/Breisgau u.a. 1964, S. 345-357. Manuela Cabada Castro: Sein und Gott bei G. S. Düsseldorf 1971. - Johann Baptist Lotz: Das Sein als Gleichnis Gottes. Grundlinien der Ontologie und Gotteslehre von G. S. In: Theologie und Philosophie 60 (1985) S. 60-76. - Walter M. Neidl: G. S. (1903-1963). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 249-272. Sigwart, Christoph, * 28. 3.1830 Tübingen, t 5. 8.1904 Tübingen. Nach dem mit der Promotion zum Dr. theol. et phil. abgeschlossenen Studium der Theologie und Philosophie war

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Sigwart S. seit 1852 Lehrer in Halle/Saale, wurde 1855 Repetent am Theologischen Seminar in Tübingen und lehrte seit 1859 als Prof. am Seminar in Blaubeuren. 1863-1903 (seit 1865 als Ordinarius) war er Prof. der Philosophie und Inspektor des Evangelisch-Theologischen Seminars in Tübingen. Er wurde zum kgl. württembergischen Geheimen Staatsrat ernannt und war seit 1885 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. S. widmete sich vor allem Fragen der Ethik und der Logik; er vertrat eine materiale Ethik und sah die Aufgabe der Logik in der Ausarbeitung einer allgemeinen Methodenlehre des Denkens. S. veröffentlichte u. a. Beiträge zur Lehre vom hypothetischen Urteile (1871), Logik (2 Bde., 1873-78, 51924, seit 4 1911 mit Zusätzen von [seinem Schwiegersohn] Heinrich —> Maier; engl. 1895), Die Lebensgeschichte Giordano Brunos (1880), Vorfragen der Ethik (1886, 21907) und Die Impersonalien. Eine logische Untersuchung (1888). WEITERE WERKE: Ulrich Zwingli und der Charakter seiner Theorie. Stuttgart 1855. - Schleiermacher in seiner Beziehung zum Athenäum der beiden Schlegel [und] Geschichte des Klosters Blaubeuren. Blaubeuren 1861. - Spinozas neuentdeckter Traktat von Gott, dem Menschen und dessen Glückseligkeit. Gotha 1866. - Der Begriff des Wollens und sein Verhältnis zum Begriff der Ursache. Tübingen 1879. Kleine Schriften. 2 Bde., Tübingen 1881,21889. - Ein Colloquium logicum im 16. Jahrhundert. Freiburg/Breisgau 1890. LITERATUR: Joseph Engel: C. S.s Lehre vom Wesen des Erkennens. Bamberg 1908. - Lilli Buchhorn: Evidenz und Axiome im Aufbau von S.s Logik. Diss. Berlin 1931. Theodor Haering: C. S. Tübingen 1930 (mit Bibliographie). - Bruno Baron von Freytag-Löringhoff: C. S., Tübingen 1830-1904. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 35 (1981) S. 246-259. - R. Schmit: Allgemeinheit und Existenz. Zur Analyse des kategorischen Urteils bei Herbart, S., Brentano und Frege. In: Grazer Philosophische Studien 23 (1985) S. 59-78. Sigwart, Heinrich Christoph Wilhelm, * 31.8. 1789 Remmingsheim bei Rottenburg/Neckar, t 16.11. 1844 Stuttgart. S., Sohn eines Stabsamtmanns, trat 1807 in das Tübinger Stift ein, studierte Philosophie, Philologie und Theologie an der dortigen Univ., wurde 1813 Repetent im Stift und 1815 Stadtvikar in Stuttgart. Seit 1816 lehrte er als a. o. Prof., seit 1818 als o. Prof. der Philosophie in Tübingen. Neben Logik, Metaphysik und Ethik hielt S. Vorlesungen über Naturrecht, Anthropologie und Psychologie. 1834 wurde er Ephorus des Tübinger Stifts. Er veröffentlichte u. a. Handbuch zu Vorlesungen über die Logik (1818, 31835), Handbuch der theoretischen Philosophie (1820), Grundlüge der Anthropologie (1827), Das Problem des Bösen oder die Theodice (1840), Die Propädeutik der Geschichte der Philosophie oder über den Begriff, die Methode und den Anfang der Geschichte der Philosophie (1840) und Geschichte der Philosophie vom allgemeinen wissenschaftlichen und geschichtlichen Standpunkt (3 Bde., 1844). WEITERE WERKE: De peccato sive malo morali. Tübingen 1816. - Über den Zusammenhang des Spinozismus mit der Cartesianischen Philosophie. Tübingen 1816. - Die Leibnitz'sche Lehre von der prästabilierten Harmonie in ihrem Zusammenhang mit frühern Philosophemen betrachtet. Tübingen 1822. - Die Wissenschaft des Rechts nach Grundsätzen der praktischen Vernunft. Tübingen 1828. Vermischte philosophische Abhandlungen. 2 Bde., Tübingen 1831. - Das Problem von der Freiheit und der Unfreiheit des menschlichen Wollens. Tübingen 1839. - Der Spinozismus, historisch und philosophisch erläutert. Tübingen 1839. - Vergleichung der Rechts- und Staatstheorien des B. Spinoza und des Th. Hobbes, nebst Betrachtungen über das

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Verhältnis zwischen dem Staate und der Kirche. Tübingen 1842. LITERATUR: Otto Liebmann: S. In: ADB 34, 1892, S. 306-308. Simmel, Georg, * 1.3.1858 Berlin, t 26.9.1918 Straßburg. S. entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Berliner Familie. Sein Vater Edward S., Gründer und Inhaber der Firma Felix und Sarotti, war um 1830 in Paris zum Katholizismus konvertiert; die Mutter Flora Bodstein war als junges Mädchen evangelisch geworden. S. wurde wie seine sechs älteren Geschwister evangelisch getauft und christlich erzogen, trat jedoch im Ersten Weltkrieg aus der Kirche aus. Nach dem frühen Tod des Vaters 1874 hat ihn sein Vormund, der Musikverleger Julius Friedländer, vor allem musikalisch gefördert; er testierte S. auch ein Vermögen, das es ihm erlaubte, die akademische Laufbahn einzuschlagen und trotz langer Erfolglosigkeit durchzuhalten. S. studierte seit 1876 an der Univ. Berlin Geschichte bei Theodor Mommsen, Heinrich von Treitschke, Johann Gustav —> Droysen und Heinrich von Sybel, Völkerpsychologie bei Moritz -> Lazarus, Kunstgeschichte bei Hermann Grimm und Philosophie bei Wilhelm -»Dilthey, Eduard -»Zeller und Hermann —»Helmholtz. Seine 1881 in Berlin eingereichte Dissertation Psychologisch-ethnologische Studien über die Anfänge der Musik wurde u.a. wegen mangelnder Beweisführung abgelehnt, die zusätzlich abgegebene Preisarbeit Darstellung und Beurteilung von Kants verschiedenen Ansichten über das Wesen der Materie dann als Promotionsschrift akzeptiert. 1883 bewarb sich S. bei der Philosophischen Fakultät in Berlin mit einer Arbeit über —»Kants Erkenntnistheorie um die Zulassung zur Habilitation; auch diese Arbeit wurde zunächst aus methodischen Gründen abgelehnt, dann jedoch, vor allem durch die Unterstützung Diltheys, angenommen. S.s theoretische Arbeit, die mit neuen interdisziplinären Fragestellungen, Themen aus dem Alltagsleben und einem gebrochenen Reflexionsstil von Anfang an quer zum Wissenschaftsdiskurs seiner Zeit lag, fand mit den Studien Über sociale Differenzierung (1890), Die Probleme der Geschichtsphilosophie (1892) und Einleitung in die Moralwissenschaft (1892/93) über die Grenzen Deutschlands hinaus Anerkennung; da er aber dem akademischen Ressortdenken nicht entgegenkommen wollte und die junge Disziplin Soziologie auf Vorbehalte stieß, stiegen die Schwierigkeiten für seine akademischen Karriere, die auch durch antisemitische Ressentiments behindert wurde. Erst 1898 wurde S., wiederum nach längeren Auseinandersetzungen, von der Berliner Fakultät zum Extraordinarius für Sozial- und Geschichtsphilosophie vorgeschlagen; nach einer ersten Ablehnung durch das Ministerium erfolgte 1900 die Ernennung. Im selben Jahr heiratete er Gertrud Kinel, Tochter eines Ministerialbeamten, die unter dem Pseudonym Marie Luise Enckendorf als Schriftstellerin und Vorkämpferin der bürgerlichen Frauenbewegung hervortrat und unter ihrem eigenen Namen G. S. auch als Autorin populärphilosophischer Schriften bekannt wurde. Der gemeinsame Sohn Hans Eugen S., später a. o. Prof. der Medizin in Jena, wurde von den Nationalsozialisten nach einem Lageraufenthalt in Dachau zur Emigration in die USA gezwungen. S. hatte in Berlin einen außergewöhnlichen Lehrerfolg; seine brillant formulierten Vorlesungen galten als gesellschaftliche Ereignisse und wurden in den großen Tageszeitungen angekündigt. Um die Jahrhundertwende wurde S. mit seiner Philosophie des Geldes (1900) und seiner Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung (1908) z.u einem der Begründer der modernen formalen Soziologie und erhielt 1911 die Ehrendoktorwürde der Staatswissenschaften der Univ. Freiburg. Angebote, in den USA zu lehren, ließen sich nicht realisieren. An der Berliner Univ.

Snell wurde er bei Berufungen mehrfach übergangen, und auch eine 1908 von Max —» Weber und Eberhard Gothein unterstützte Berufung nach Heidelberg scheiterte. S.s Berliner Haus wurde zu einem der geistigen und kulturellen Zentren, in dem sich Literaten, Künstler und Nachwuchswissenschaftler wie Friedrich Gundolf, Martin —» Buber, Ernst —>Bloch, Georg -> Lukäcs, Max -> Dessoir, Rainer Maria Rilke, Gertrud und Hermann Kantorowicz, Heinrich —»Rickert, Edmund -»Husserl, Stefan George, Bernhard -4 Groethuysen und Max und Marianne Weber zum Disput über die Gestalt und Zukunft der modernen Kultur trafen. Erst 1914 erhielt S. ein Ordinariat an der Univ. Straßburg. Im Weltkrieg zunächst ein führender Vertreter der deutschen Kriegsideologie, wurde S. nach 1917 ein scharfer Kritiker der Politik unter Wilhelm II., von der er den Ruin des Bismarck-Reiches erwartete. S. starb wenige Monate vor dem Kriegsende und der Auflösung der Reichsuniversität Straßburg an Lungenkrebs. In allen Perioden seines wandlungsreichen Werks hielt S. an der Aufgabe fest, das Leben in seiner beständigen Entwicklung und in seinem Beziehungsreichtum zu erfassen. Stand zunächst die Darlegung der Mannigfaltigkeit der Lebensphänomene im Zentrum seines Interesses, hat S. in seiner mittleren Phase das Denkprinzip der Wechselwirkung zwischen den kulturellen Sinnformen und dem dynamischen Lebensprozeß in scharfsichtigen Studien zu Phänomenen der modernen Kultur zur Geltung gebracht. Den fragmentarischen Abschluß seines Lebenswerks bildete eine Kultur- und Lebensmetaphysik. Im postum publizierten Sammelband Lebensanschauungen (1918) entwickelte er den Begriff eines absoluten Lebens, der die Einheit des Lebens in seinem metaphysischen Grund darlegen wollte. In seinem Nachruf auf S. sprach Friedrich Gundolf aus, was viele Zeitgenossen damals spürten: Sein Tod sei „sinnbildlich für das Ende eines Zeitalters wie sein Leben der sublimierte Zeitgeist selber war". In der gegenwärtigen S.-Forschung tritt seit den achtziger Jahren eine andere, konträre Deutung immer deutlicher hervor: S. ist nicht länger das Symbol für eine vergangene Welt, sondern ein Klassiker unter den Theoretikern der Moderne, der die Beobachtung der unauflöslichen Spannungsverhältnisse in der Kultur und Gesellschaft mit der Frage nach der Möglichkeit der Einheit des individuellen Lebens verbunden hat. WERKE: G. S. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Otthein Rammstedt. 24 Bde., Frankfurt/Main 1989 ff. LITERATUR: Buch des Dankes an G. S. Briefe, Erinnerungen, Bibliographie. Zu seinem 100. Geburtstag am 1. März 1958 hrsg. v. Kurt Gassen und Michael Landmann. Berlin 1958, 2 1993. - Rudolph H. Weingartner: Experience and Culture. The Philosophy of G. S. Middletown/Conn. 1962. - Heribert J. Becher: G. S. Grundlagen seiner Soziologie. Stuttgart 1971 (Bibliographie). - Peter-Ernst Schnabel: Die soziologische Gesamtkonzeption G. S.s. Stuttgart 1974. - Ders.: G. S. In: Klassiker des soziologischen Denkens. Bd. 1. Hrsg. v. Dirk Kaesler. München 1976, S. 267-311, 394-401 und 493-501. - Heinz-Jürgen Dahme/Otthein Rammstedt (Hrsg.): G. S. und die Moderne. Neue Interpretationen und Materialien. Frankfurt/Main 1984. - A. M. Bevers: Dynamik der Formen bei G. S. Eine Studie über die methodische und theoretische Einheit seines Gesamtwerks. Berlin 1985. - Otthein Rammstedt (Hrsg.): G. S. und die frühen Soziologen. Nähe und Distanz zu Durckheim, Toennies und Max Weber. Frankfurt/Main 1988. - Peter Ulrich Hein (Hrsg.): G. S. Frankfurt/Main u.a. 1990. - Werner Jung: G. S. zur Einführung. Hamburg 1990. - Felicitas DörrBackes/Ludwig Nieder (Hrsg.): G. S. Between Modernity and Postmodernity/G. S. Zwischen Moderne und Postmoderne. Würzburg 1995. - Ute Faath: Mehr-als-Kunst. Zur Kunstphilosophie G. S.s. Würzburg 1998. - Jürgen G. Back-

haus/Hans-Joachim Stadermann (Hrsg.): G. S.s Philosophie des Geldes. Einhundert Jahre danach. Marburg 2000. - Periodikum: Simmel Newsletter l /1991 ff. Hartmut Ruddies Simon, Paul, * 23.8.1882 Dortmund, t 25.11.1946 Paderborn. S. studierte Theologie an der Bischöflichen Akademie in Paderborn und an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Innsbruck, Straßburg und Münster, empfing 1907 die Priesterweihe, war als Lehrer tätig und wurde 1918 zum Dr. phil. promoviert (Der Pragmatismus in der modernen französischen Philosophie). 1919-25 war er Direktor des Bischöflichen Theologenkonvikts in Paderborn, wo er seit 1920 als Prof. der Patrologie an der Akademie lehrte. 1925-33 war S. Prof. der Philosophie und Apologetik in Tübingen, seit 1933 Dompropst und Offizial in Paderborn. Er veröffentlichte u.a. Wiedervereinigung im Glauben (1925), Sein und Wirklichkeit. Grundfragen einer Metaphysik (1933), Mythos oder Religion (1934, 41935), Weltanschauung (1935), Das Menschliche in der Kirche (1936, 31948), Das Priestertum als Stand und der Laie (1938) und Aurelius Augustinus. Sein geistiges Profil (1954). WEITERE WERKE: Erkenntnistheorie und Wissenschaftsbegriff in der Scholastik. Tübingen 1927. - Die Idee der mittelalterlichen Universität und ihre Geschichte. Tübingen 1932. - Die Geschichte als Weg des Geistes. Rottenburg 1933. - Die geistigen Wurzeln unserer Weltanschauungskrise. Stuttgart 1933. - Zur natürlichen Gotteserkenntnis. Paderborn 1940. Sinclair, Isaak von, Pseud. Crisalin, * 3. 10.1775 Homburg v.d.H., t 29.4.1815 Wien. Der aus einer aus Schottland eingewanderten Familie stammende S. studierte 1792-95 Rechtswissenschaften in Tübingen und Jena, trat als 1799 als Diplomat in die Dienste des Landgrafen von Hessen-Homburg und nahm in dessen Auftrag am Rastatter Kongreß 1798/99 teil. Als Geheimer Rat übernahm er die Führung der Regierungsgeschäfte, wurde 1805 einer Verschwörung gegen den Kurfürsten von Württemberg und dessen ersten Minister angeklagt und für fünf Monate inhaftiert. Nach seinem Freispruch wandte sich S. dem Studium der Philosophie zu. Auf dem Wiener Kongreß vertrat er erneut die Interessen des hessenhomburgischen Hofes. Als Anhänger der Französischen Revolution und der Idee einer Republik wirkte S. auf Friedrich Hölderlin, mit dem er seit dem Studium in Jena befreundet war. Seine eigenen Dichtungen, darunter die Trauerspieltrilogie Der Anfang des Cevennenkrieges, Der Gipfel des Cevennenkrieges und Das Ende des Cevennenkrieges (1806/07), Gedichte (2 Bde., 1812-14) und Kriegslieder (1814), waren stark von Klopstock, —> Schiller und Hölderlin beeinflußt. In seinen philosophischen Werken (u. a. Wahrheit und Gewißheit, 3 Bde., 1811) versuchte S. eine Synthese von Elementen der Philosophie —»Fichtes und —> Hegels. WEITERE WERKE: Versuch einer durch Metaphysik begründeten Physik. Frankfurt/Main 1813. LITERATUR: Käthe Hengsberger: I. v. S., der Freund Hölderlins. Berlin 1920. - Hannelore Hegel: I. v. S. zwischen Fichte, Hölderlin und Hegel. Frankfurt/Main 1971. - Christoph Jamme: I. v. S. Bonn 1988. Snell, Christian Wilhelm, * 11.4. 1755 Dachsenhausen, t 31.7. 1834 Wiesbaden. S., Sohn eines Pfarrers, studierte Theologie und Philosophie in Gießen, wurde Hauslehrer und war 1780-84 am Pädagogium in Gießen tätig. 1784 wurde er Prorektor, 1797 Rektor und Prof. am Gymnasium in Idstein. 1817-29 war er Oberschulrat und Direktor des Gymnasiums in Weilburg. 1818 übernahm er das Amt des Präsidenten der nassauischen Deputiertenkammer. S., ein strenger Kantianer, veröffentlichte

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Snell u. a. Welches sind die dauerhaftesten Mittel, den Menschen ohne äußere Gewalt zum Guten zu bringen? (1785), Über Determinismus und moralische Freiheit (1789), Über einige Hauptpunkte der philosophisch-moralischen Religionslehre (1789), Lehrbuch der Kritik des Geschmacks (1795) und Handbuch der Philosophie (8 Bde., 1809-15; 21819; später teilweise gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich Wilhelm Daniel —>S.). Er war der Vater von Ludwig -»S. WEITERE WERKE: Die Sittlichkeit in Verbindung mit der Glückseligkeit einzelner Menschen und ganzer Staaten. Frankfurt/Main 1790. - Drei Abhandlungen philosophischen Inhalts. Leipzig 1796. LITERATUR: W. Sauer: S. In: ADB 34, 1892, S. 503-506.

in gedrängter Darstellung mit Lebensabrissen der bedeutenderen Schulmänner. Bd. 3. Zürich 1882. - F. Schoch: L. S. Küsnacht 1954. - Anton Scherer: S. L. und der schweizerische Radikalismus. 1830-1850. Freiburg (Schweiz) 1954.

Snell, (Christian) Karl, * 19. 1. 1806 Dachsenhausen, t 12.8.1886 Jena. S., Neffe von Christian Wilhelm -> S. und Friedrich Wilhelm Daniel ->S., studierte 1823-28 Philosophie und Mathematik in Gießen, Halle, Göttingen und Berlin, wurde promoviert und war 1829-42 Gymnasiallehrer für Naturwissenschaften, Mathematik und Physik in Dresden. 1844-78 lehrte er als o. Prof. der Mathematik und Physik in Jena. 1853 wurde er zum sachsen-weimarischen Hofrat ernannt. S. war ein Gegner des Materialismus. Er veröffentlichte u. a. Philosophische Betrachtungen der Natur (1839), Newton und die mechanische Naturwissenschaft (1843, 21858), Einleitung in die Differential- und Integralrechnung (2 Tie., 1846-51), Die Streitfrage des Materialismus. Ein vermittelndes Wort (1858) und Die Schöpfung des Menschen (1863). Seine Vorlesungen über die Abstammung des Menschen (1887, 21893) wurden von Rudolf -» Seydel aus dem Nachlaß herausgegeben. WEITERE WERKE: Nicolaus Copernicus. Jena 1873.

Söhngen, Gottlieb (Clemens), * 21.5.1892 Köln, t 14.11.1971 München. S. studierte Theologie und Philosophie in Bonn, München, Köln und Tübingen und wurde 1915 zum Dr. phil. (Ueber analytische und synthetische Urteile. Eine historischkritische Untersuchung zur Logik des Urteils). 1924-30 war er Geschäftsführer der Albertus-Magnus-Akademie in Köln. 1930 zum Dr. theol. promoviert (Sein und Gegenstand. Das scholastische Axiom ens et verum convertuntur als Fundament metaphysischer und theologischer Spekulation), habilitierte sich 1931 an der Univ. Bonn, an der er bis 1937 Privatdozent war. 1937 folgte er einem Ruf als Ordinarius an die Staatliche Akademie Braunsberg (Ostpreußen), kehrte 1946 als Gastprofessor nach Bonn zurück und wirkte seit 1947 als Ordinarius für Fundamentaltheologie und Propädeutik in München. S. war um eine Synthese von scholastischer und moderner Philosophie und ihre Anwendung auf theologische Gegenwartsfragen bemüht. Er veröffentlichte u.a. Humanität und Christentum (1947), Die Einheit in der Theologie (1952), Philosophische Einübung in die Theologie. Erkennen, Wissen, Glauben (1955, 21964), Gesetz und Evangelium. Ihre analoge Einheit theologisch, philosophisch, staatsbürgerlich (1957), Der Weg der abendländischen Theologie. Grundgedanken zu einer Theologie des „Weges" (1959), Analogie und Metapher. Kleine Philosophie und Theologie der Sprache (1962) und Grundfragen einer Rechtstheologie (1962). S. war Mitherausgeber der Schriftenreihe „Grenzfragen zwischen Theologie und Philosophie" (1936-42). WEITERE WERKE: Analogia fidei. 2 Bde., Paderborn 1934. Symbol und Wirklichkeit im Kultmysterium. Bonn 1937, 2 1940. - Der Wesensaufbau des Mysteriums. Essen 1938. Die Einheit der Theologie in Anselms Proslogion. Braunsberg 1938. - Kardinal Newman. Sein Gottesgedanke und seine Denkergestalt. Bonn 1946. - Der Geist des Glaubens und der Geist der Wissenschaft. Essen 1947. LITERATUR: Einsicht und Glaube. G. S. zum 70. Geburtstag am 21. Mai 1962. Hrsg. v. Joseph Ratzinger und Heinrich Fries. Freiburg/Breisgau 1962. - Anton Weiler: Analogia entis. Eine systematische Erörterung des Analogieproblems am Leitfaden von G. S. Würzburg 1973. - Nikola Bizaca: Rivelazione e teologia in G. S. Roma 1985. - Josef Graf: G. S.s Suche nach der „Einheit in der Theologie". Ein Beitrag zum Durchbruch des heilsgeschichtlichen Denkens. Frankfurt/Main 1991.

Snell, (Johann Philipp) Ludwig, * 6.4. 1785 Idstein, t 5.7. 1854 Küsnacht bei Zürich. S., Sohn von Christian Wilhelm -»S., studierte 1803-06 Theologie in Gießen, war seit 1808 Konrektor am Gymnasium in Idstein, wo er 1814 an der Gründung der Deutschen Gesellschaft beteiligt war, und übernahm 1817 die Leitung des Gymnasiums in Wetzlar. 1820 infolge der Demagogenverfolgung suspendiert und verhaftet, emigrierte er 1824 nach London und ging 1827 in die Schweiz. 1831 wurde er eingebürgert, erhielt eine Professur für Philosophiegeschichte in Zürich und lehrte 1834-38 in gleicher Stellung in Bern. S. verfaßte u.a. ein Handbuch des schweizerischen Staatsrechts (2 Bde., 1837-45) und war Redakteur der Zeilschrift „Der Schweizerische Republikaner". Er übte nachhaltigen Einfluß auf den politischen Liberalismus der Zürcher Regenerationsbewegung aus und erlangte maßgebliche Bedeutung für das schweizer. Schulwesen. LITERATUR: Hunziker: S. In: ADB 34, 1892, S. 508-512. Otto Hunziker: Geschichte der schweizerischen Volksschule

Sohn-Rethel, Alfred, * 4.1. 1899 Neuilly-sur-Seine bei Paris, t 6.4. 1990 Bremen. Der Sohn eines Künstlerehepaares studierte 1917-22 in Heidelberg und Berlin Nationalökonomie, Soziologie und Philosophie. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien schloß er sein Studium 1928 in Heidelberg bei Emil Lederer mit einer Dissertation über die Grenznutzenlehre ab. 1931-36 war er wissenschaftlicher Referent am Mitteleuropäischen Wirtschaftstag in Berlin. 1936 emigrierte er in die Schweiz, ging 1937 nach England, war Angestellter und lehrte an verschiedenen Volkshochschulen. S.-R. entwickelte eine empirisch fundierte, marxistische Theorie der Entstehung des deutschen Faschismus und beschäftigte sich mit erkenntnistheoretischen Themen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er die Ergebnisse dieser Arbeiten publizieren (Warenform und Denkform. Versuch einer Analyse des gesellschaftlichen Ursprungs des „reinen Verstandes", 1961; Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus, 1973). Bekannt wurde S.-R. vor allem durch

Snell, Friedrich Wilhelm Daniel, * 26. 10. 1761 Dachsenhausen, t 28. 10.1827 Gießen. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Gießen war S., Sohn eines Pfarrers, Hauslehrer in Braubach, seit 1784 Mathematiklehrer am Pädagogium in Gießen. 1789 habilitierte er sich an der dortigen Univ. und wurde 1800 o. Prof. der Philosophie, Mathematik und Geschichte. Wie sein Bruder Christian Wilhelm —»S. war auch S. Kantianer. Er veröffentlichte u. a. Menon oder Versuch, in Gesprächen die vornehmsten Punkte aus der Kritik der praktischen Vernunft Kant's zu erläutern (1789; vermehrte Ausg., 1796), Kurze Darstellung und Erläuterung der Kantischen Kritik der ästhetischen Urteilskraft (2 Tie., 1791/92), Über die Gleichmütigkeit ( 93), Lehrbuch für den ersten Unterricht in der Philosophie (1794,81832) und Über philosophischen Krilicismus in Vergleichung mit Dogmalismus und Skepticismus (1802).

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Sombart sein Werk Geistige und körperliche Arbeit. Zur Theorie der gesellschaftlichen Synthesis (1970, erw. Aufl. 1972; Neufassung mit neuem Untertitel: Zur Epistemologie der abendländischen Geschichte, 1989). 1972 kehrte er nach Deutschland zurück und erhielt eine Gastprofessur an der Univ. Bremen, die 1978 in eine feste Anstellung umgewandelt wurde. S.-R. übertrug Kategorien der Marxschen politischen Ökonomie auf erkenntnistheoretische Fragestellungen und stellte so zum einen den Ökonomismus der Marxschen Lehre und zum anderen die idealistich bestimmte Erkenntnis- und Bewußtseinsphilosophie in Frage. Zu seinen Schriften gehören auch Soziologische Theorie der Erkenntnis (1985) und Von der Wiedergeburt der Antike zur neuzeitlichen Naturwissenschaft (1987). WEITERE WERKE: Theodor W. Adorno/A. S.-R.: Briefwechsel 1936-1969. Hrsg. v. Christoph Gödde. München 1991. LITERATUR: Peter Paetzel: Zum allgemeinen Verhältnis von Gesellschaftstheorie und Erkenntnistheorie. Untersuchungen zu A. S.-R. und Georg Lukäcs. Diss. Freie Univ. Berlin 1974. - Alexander Kudascheff: Die Genesis des Apriori. Zu A. S.-R.s Epistemologie. Diss. Köln 1977. - Heinz D. Dombrowski u. a. (Hrsg.): Symposium Warenform - Denkform. Zur Erkenntnistheorie S.-R.s. Frankfurt/Main 1978. Die Zerstörung einer Zukunft. Gespräche mit emigrierten Sozialwissenschaftlern. Aufgezeichnet vom Matthias Greffrath. Reinbek 1979. - Bettina Wassmann/Joachim Müller (Hrsg.): L'invitation au voyage. Zu A. S.-R. Festschrift zu seinem 80. Geburtstag. Bremen 1979. - Steifen Kratz: S.-R. zur Einführung. Hamburg 1980. - Oskar Negt: A. S.-R. Bremen 1988. Solger, Karl Wilhelm Ferdinand, * 28. 11.1780 Schwedt/ Oder, t 25.10. 1819 Berlin. Der Sohn eines markgräflich-brandenburgischen Kammerdirektors studierte 1799-1802 Rechtswissenschaften in Halle, hörte daneben Vorlesungen bei Friedrich August Wolf und gründete mit gleichaltrigen Studenten einen Zirkel, den Freitagskreis, in dem literarische, historische und philosophische Arbeiten besprochen wurden und zu dessen Mitgliedern u. a. Heinrich Voß d.J. und Karl Georg von Raumer zählten. 1801/02 studierte S. bei —»Schelling in Jena und begann 1803 an der Berliner Kriegs- und Domänenkammer die Referendarausbildung, die er jedoch 1806 abbrach, um sich ganz seinen philosophischen und philologischen Studien zu widmen. 1804 hörte er bei —> Fichte in Berlin, wurde 1808 in Jena zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich 1809 und erhielt eine a. o. Professur für Philosophie und klassische Philologie in Frankfurt/Oder. 1811 folgte S. einem Ruf als Prof. der Philosophie und Mythologie nach Berlin. Er setzte sich dafür ein, daß -> Hegel als Nachfolger Fichtes nach Berlin berufen wurde. Im Zentrum seiner Philosophie steht die Ästhetik bzw. Kunstphilosophie, die er in Erwin. Vier Gespräche über das Schöne und die Kunst (2 Tie., 1815, Neudr. 1907, Reprint 1971) und in den Vorlesungen über Aesthetik (postum 1829, Reprint 1980) entwickelte. WEITERE WERKE: Philosophische Gespräche. Berlin 1817.Nachgelassene Schriften und Briefwechsel. Hrsg. v. Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer. 2 Bde., Leipzig 1826. Neudruck Heidelberg 1973. - Tieck and S. The complete correspondence. Hrsg. v. Percy Matenko. New York/Berlin 1933. LITERATUR: Reinhold Schmidt: S.s Philosophie. Berlin 1841. - Josef Elias Heller: S.s Philosophie der ironischen Dialektik. Berlin 1928. - Hermann Fricke: K. W. F. S. Berlin 1941. Nachdruck 1972. - Wolfhart Henckmann: Die geistige Gestalt K. W. F. S.s. In: Philosophisches Jahrbuch 81 (1974) S. 172-186. - Friedhelm Decher: Die Ästhetik K. W. F. S.s. Heidelberg 1994. - Dirk Potz: S.s Dialektik. Die Grundzüge der dialektischen Philosophie K. W. F. S.s. Hamburg 1995.

Solmitz, Walter Moritz, * 19. 1. 1905 Braunschweig, t 23. 8. 1962 Brunswick (Maine, USA). Der Kaufmannssohn studierte 1923-30 klassische Philologie und Germanistik in Heidelberg, Berlin und Hamburg, u. a. bei Rudolf Pfeiffer, hörte auch Vorlesungen bei Ernst —»Cassirer und Erwin Panofsky, gehörte dem Cassirer-Kreis an und war 1927-31 und 1933/34 Assistent an der Bibliothek Warburg. 1933-35 war S. auch am Franz-RosenzweigLehrhaus in Hamburg tätig. 1938 im Konzentrationslager Dachau interniert, emigrierte er 1939 nach England und arbeitete bis zu seiner Übersiedlung in die USA 1940 am Warburg Institute in London.. Nach einer Tätigkeit an der Harvard University 1941-46 war S. Assistant Professor der Germanistik und Philosophie am Bowdoin College in Brunswick (Maine). Er schrieb u.a. Cassirer on Galileo: An Example of Cassirer's Way of Thought (in: The Philosophy of Ernst Cassirer, 1949). S. starb durch Selbstmord. LITERATUR: Joist Grolle: Bericht von einem schwierigen Leben: W. S. (1905 bis 1962). Schüler von Aby Warburg und Ernst Cassirer. Berlin u.a. 1994. Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl), * 19.1. 1863 Ermsleben/Harz, t 18.5. 1941 Berlin. S. war der jüngste Sohn des Rittergutsbesitzers, Industriellen und Nationalliberalen Anton Ludwig S. Er studierte seit 1882 in Pisa und Berlin die Rechte, legte 1885 das erste juristische Examen ab und studierte daneben in Berlin und Rom Staats- und Wirtschaftswissenschaften, Geschichte und Philosophie. In den Seminaren des Agrarhistorikers August Meitzen und der „Kathedersozialisten" Adolph Wagner und Gustav Schmoller erhielt er wie der ein Jahr jüngere Max —> Weber entscheidende wissenschaftliche Anregungen. Bei Schmoller wurde S. 1888 mit einer sozialökonomischen Studie über Die römische Campagna promoviert. Dieses Werk zeigt bereits die Eigenart und Meisterschaft der späteren Arbeiten, nüchterne Statistiken und Analysen mit einer lebendigen, farbenreichen, dabei begrifflich scharf zupackenden Sprache zu anschaulich-durchsichtiger Darstellung zu verbinden. Mit dieser Studie, der Untersuchungen über den Zustand des Familienlebens in Italien, zur Geschichte der italienischen Handelspolitik und Arbeiterbewegung folgten, begründete S. seinen Ruf als Italienfachmann unter den deutschen Volkswirten und sein Ansehen im italienischen Bürgertum; fast alle seine Schriften wurden ins Italienische übersetzt. Nach zweijähriger Tätigkeit als Syndikus der Bremer Handelskammer berief der Hochschulreferent im preuß. Kultusministerium, Friedrich Althoff, den nicht habilitierten S. gegen das Votum der Fakultät 1890 auf eine neu eingerichtete a. o. Professur in Breslau und ernannte ihn zum Mitdirektor des Staatswissenschaftlich-statistischen Seminars. Als „Marxist" blieb S. in der „Ära Stummschen Einflusses" 16 Jahre lang in Breslau. Berufungen nach Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe, in zwei Fällen als Nachfolger Max Webers, scheiterten am Veto des Großherzogs. Den Ruf an die neue Berliner Handelshochschule nahm S. 1906 in der Hoffnung an, auch an der Univ. lesen zu können, was von dieser durch eine „Lex Sombart" vereitelt wurde. Erst im Dezember 1917 wurde er gegen den Protest zahlreicher Fakultätsmitglieder auf Betreiben des Hochschulreferenten Carl Heinrich Becker zum o. Prof. der wirtschaftlichen Staatswissenschaften an die Univ. berufen und zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Nach 1918 fand S. auch offizielle Anerkennung. Er wurde Mitglied des „Institut International de Sociologie" in Genf, 1932 Vorsitzender des „Vereins für Socialpolitik", Ratsmitglied der von ihm 1909 mitgegründeten, 1933 unter seiner Präsidentschaft selbst gleichgeschalteten „Deutschen Gesellschaft für Soziologie", 1933 Mitglied der Preußischen und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Aka-

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Soner demie für Deutsches Recht. An Univ. und Handelshochschule lehrte S. über die Emeritierung 1931 hinaus bis 1940. Mit seinem in 24 Sprachen übersetzten Werk Sozialismus und soziale Bewegung im 19. Jahrhundert (1896, Neudr. 1966), das bis 1924, zuletzt unter dem Titel Der proletarische Sozialismus („Marxismus") (2 Bde.), zehn Auflagen erlebte, wurde S. der erste und erfolgreichste „bürgerliche" Zeithistoriker des Sozialismus und der internationalen Arbeiterbewegung; es spiegelt zugleich seine Wandlungen vom Marxisten zum Gegner des Bolschewismus und Vordenker der „konservativen Revolution" wider. Sein Hauptwerk wurde Der Moderne Kapitalismus (2 Bde., 1902; 6 Bde., 21916-27; Neudr. 1928, 1955, 1987). In diesem auf Aufforderung von Friedrich -> Engels nach dem postumen Erscheinen des 3. Bandes von Karl ->Marx' Das Kapital um 1897 begonnenen Werk wollte er dem seine Zeit beherrschenden Wirtschaftssystem die - so der Untertitel der 2. Auflage - Historisch-systematische Darstellung [und Deutung] des gesamteuropäischen Wirtschaftslebens von den Anfängen bis zur Gegenwart geben. Es wurde ins Russische (1903, 1924/31) und in Teilausgaben ins Italienische (1925, 1967, 1977), Französische (1932), Englische (1933, 1968), Griechische (1941) und Spanische (1946) übersetzt. In viel diskutierten Untersuchungen über Die Juden und das Wirtschaftsleben (1911), Der Bourgeois (1913), Luxus und Kapitalismus (1913) und Krieg und Kapitalismus (1913) suchte er, herausgefordert durch Webers These eines Zusammenhangs von Calvinismus und kapitalistischer Wirtschaftsentwicklung, im Hinblick auf die Neubearbeitung des Hauptwerks möglichst alle Faktoren zu erforschen, die zur Ausbildung des Kapitalismus beigetragen hatten. Sein Deutscher Sozialismus (1934, engl. 1937, 1969; frz. 1938, 1991; ital. 1941; Japan. 1982) stieß als „eigener Weg des Herrn Professor Sombart neben dem Nationalsozialismus" sofort auf den Totalitätsanspruch der NSDAP. In der auf mehrere Bände geplanten Anthropologie, die er unter dem Eindruck der „wissenschaftlichen Bibel" der Rassenhygieniker, des von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz verfaßten und von Hitler in Mein Kampf (1925/26) eingearbeiteten Grundrisses der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene (1921, 51940) begann, wollte S. den Rasseaposteln und naturwissenschaftlich-medizinischen Scharlatanen das Handwerk legen. Der erste und außer den postum nachgedruckten Vorstudien aus den Jahren 1923-36 (NooSoziologie, 1956, span. 1962) einzige Band Vom Menschen. Versuch einer geistwissenschaftlichen Anthopologie (1938, 2 1956) ist unter dem Eindruck der „Nürnberger Rassegesetze" eine schneidende Absage an das „verheerende" naturwissenschaftliche Denken auf dem Gebiet der menschlichen Abstammungslehre, die „vertierende Tendenz des Darwinismus". WEITERE WERKE: Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert. Berlin 1903, 7 I927, 81954; russ. 1910, 1924. Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus? Tübingen 1906, Nachdruck 1969; Japan. 1919; engl. 1976. - Das Lebenswerk von Karl Marx. Jena 1909. Die Juden und das Wirtschaftsleben. Leipzig 1911, 15. Tsd. 1928; engl. 1913, 1951, 1969, 1982, poln. 1913; frz. 1923; ital. 1986.-Der Bourgeois. München/Leipzig 1913, 9. Tsd. 1923, engl. 1915, 1967, 1984; russ. 1924; frz. 1926; ital. 1950, 1978, 1983; span. 1972, "1982. - Luxus und Kapitalismus. München/Leipzig 1913, 21922, 1967, 1983; span. 1928, 1951, 1965, 1979; engl. 1938, 1967; Japan. 1969; ital. 1982, 1987. - Krieg und Kapitalismus. München/Leipzig 1913, Reprint New York 1975. - Händler und Helden. München/Leipzig 1915, 20. Tsd. 1935. - Grundlagen und Kritik des Sozialismus. 2 Bde., Berlin 1919. Soziologie. Berlin 1923, 51924. - Die drei Nationalökonomien. Geschichte und System der Lehre von der Wirtschaft.

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München/Leipzig 1930, 21967; Japan. - Die Zukunft des Kapitalismus. Berlin 1932, 25. Tsd. 1937, übersetzt in fast alle Weltsprachen einschließlich des Chinesischen. LITERATUR: Nicolaus Sombart: Jugend in Berlin 1933-1943. Ein Bericht. München/Wien 1984. - Bernhard vom Brocke. W. S. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. In: Ders.: S.s „Moderner Kapitalismus". Materialien zur Kritik und Rezeption. München 1987, S. 11-65 (Bibliographie). - Michael Appel: W. S. - Historiker und Theoretiker des modernen Kapitalismus. Marburg 1992. - Friedrich Lenger: W. S. 1863-1941. Eine Biographie. München 1994 (Bibliographie). - Bernhard vom Brocke: W. S. Capitalism-Socialism. His Life, Works and Influence. In: W. S. (1863-1941). Social Scientist. Hrsg. v. Jürgen Backhaus. 3 Bde., Marburg 1996, Bd. l, S. 19-102. Bernhard vom Brocke Soner, Ernst, auch Sonerus, * Dezember 1572 Nürnberg, t 12.9.1612 Altdorf. Der Kaufmannssohn studierte seit 1588 in Altdorf, war ein Schüler der aristotelisch orientierten Mediziner Nikolaus -»Taurellus und Philipp Scherb, wurde durch den Nürnberger Senat mit dem Goldenen Stipendium ausgezeichnet und erwarb 1595 den Grad eines Magisters. Er unternahm Studienreisen nach Holland, England, Frankreich und Italien, wurde 1601 in Basel zum Dr. med. promoviert und ließ sich 1602 in Nürnberg als Arzt nieder. 1605-12 war S., ein Gegner der paracelsischen Medizin, Prof. der Medizin und der Naturkunde an der Akademie in Altdorf, 1607/08 deren Rektor. 1644 erschien unter dem Titel Disputatlones sein Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles. LITERATUR: Karin-Sauer Haeberlein: Personalbibliographien der Professoren der Medizin zu Altdorf von 1580-1809. Diss. Erlangen 1969, S. 13-19. Sonnemann, Ulrich, * 3.2.1912 Berlin, t 27,3.1993 Gudensberg bei Kassel. S. studierte Sozialwissenschaften, Philosophie und Psychologie an den Universitäten Berlin, Freiburg/Breisgau und Frankfurt/Main, emigrierte 1933 und wurde 1934 in Basel promoviert (Der soziale Gedanke im Werk von H. G. Wells). 1939 ging er nach Belgien, wurde kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich deportiert, dort in den Lagern St.-Cyprien und Gurs interniert und konnte 1941 in die USA emigrieren, wo er zunächst als klinischer Psychologe in einem Lazarett, dann in staatlichen Krankenhäusern arbeitete. 1949-52 war S. Associate Professor der Psychologie an der New School for Social Research in New York. 1955 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er zunächst als freier Schriftsteller in München, war 1969-74 Dozent für Soziologie und Sozialanthropologie an der dortigen Hochschule für Fernsehen und Film, übernahm 1971 eine Gastprofessur für Soziologie an der Univ. Bremen und lehrte 1974-92 als Prof. der Sozialphilosophie an der Gesamthochschule Kassel. S. schrieb u. a. Existence and Therapy (1955), Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten. Deutsche Reflexionen (1963, Neuausg. 1985, 1992), Die Einübung des Ungehorsams in Deutschland (1964, Neuausg. 1984, 1992), Institutionalismus und studentische Opposition. Thesen zur Ausbreitung des Ungehorsams in Deutschland (1968), Negative Anthropologie. Vorstudien zur Sabotage des Schicksals (1969, Neuaufl. 1981) und Tunnelstiche. Reden, Aufzeichnungen und Essays (1987). WEITERE WERKE: Müllberge des Vergessens. Elf Einsprüche. Stuttgart 1995. LITERATUR: Heinz Eidam /Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): In memoriam U. S. Kassel 1994. - Diethelm Class (Hrsg.): Un-erhörtes. Glossen zum Denken U. S.s. Würzburg 1997. - Claus-Volker Klenke/Johann Georg Lehmann/Ma-

Speiser ria Schafstedde/Wolfdietrich Schmied-Kowarzik/Rolf-Peter Warsitz (Hrsg.): Existenz, Negativität und Kritik bei U. S. Würzburg 1999. Spalding, Johann Joachim, * 1.11.1714 Tribsees (Schwedisch-Pommern), t 22.5.1804 Berlin. S. studierte bis 1734 Philosophie, Sprachen und Theologie in Rostock und Greifswald, war dann als Hauslehrer tätig und wurde 1736 in Rostock promoviert. Seit 1735 Hilfsprediger in Tribsees, wurde er 1745 Gesandtschaftssekretär in Berlin, kehrte 1747 nach Tribsees zurück, erhielt 1749 das Pastorat in Lassen und 1757 eine Predigerstelle in Barth. 1764 kam S. als Propst und Oberkonsistorialrat nach Berlin und wirkte dort als einflußreicher Prediger an St. Nicolai und St. Marien. Nach dem Wöllnerschen Religionsedikt 1788 legte er sein Amt nieder. Beeinflußt von der Philosophie Christian -»Wolffs, der englischen Antideisten, von Joseph Butler und Anthony Ashley Cooper Shaftesbury, entstanden bei S. Zweifel an der Orthodoxie, die ihn zu aufklärerischen und moralischen Standpunkten führten. Er war ein Hauptvertreter der Neologie. Bekannt wurde er durch seinen Kampf gegen Julien Offray de —> La Mettrie und dessen Materialismus (u.a. in Die Bestimmung des Menschen, 1748, "1794, Neuausgabe 1908). Zu den Veröffentlichungen S.s zählen Gedanken über den Werth der Gefühle in dem Christenthume (1761) und Die Religion, eine Angelegenheit des Menschen (1797, 31799). 1804 erschien S.s Lebensbeschreibung, herausgegeben von seinem Sohn Georg Ludwig S. WEITERE WERKE: Briefe von Hrn S. an Hrn Gleim. Frankfurt/Main, Leipzig 1771. - Vertraute Briefe, die Religion betreffend. Breslau 1784, 31788. LITERATUR: Joseph Schollmeier: J. J. S. Ein Beitrag zur Theologie der Aufklärung. Gütersloh 1967. - Frank Thomas Brinkmann: Glaubhafte Wahrheit - erlebte Gewißheit. Zur Bedeutung der Erfahrung in der deutschen protestantischen Aufklärungstheologie. Rheinbach 1994, S. 187-217. Spann, Othmar, * 1. 10. 1878 Wien, t 8.7. 1950 Neustift/ Lafnitz (Burgenland). S. studierte Nationalökonomie in Wien, Zürich und Tübingen, arbeitete nach der Promotion (1903) bei der Zentrale für private Fürsorge in Frankfurt/Main und habilitierte sich 1907 für Nationalökonomie an der TH Brunn, wo er 1909 a. o. und 1911 o. Prof. wurde. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg folgte S. 1919 einem Ruf als o. Prof. der Nationalökonomie und Gesellschaftslehre nach Wien und war 1931-38 Herausgeber des „Ständischen Lebens" und der „Zeitschrift für Volkswirtschaft". Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 wurde er monatelang von den Nationalsozialisten interniert und lebte dann zurückgezogen auf seinem Besitz im Burgenland. S. begründete den Universalismus in der Volkswirtschafts- und Gesellschaftslehre, forderte in seiner Lehre vom „wahren Staat" eine Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft auf berufsständischer Grundlage und kämpfte damit zugleich gegen alle Strömungen des Liberalismus und Marxismus. In Der wahre Staat. Vorlesungen über Abbruch und Neubau der Gesellschaft (1921, 5 1972) unternahm er den Versuch einer „logischen" Widerlegung des demokratischen Staatsgedankens. S. veröffentlichte u.a. Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre (1910, "1967), Fundament der Volkswirtschaftslehre (1918, 5 1967), Gesellschaftslehre (1921, 41938), Kategorienlehre (1924, 31939), Geschichtsphilosophie (1932), Philosophenspiegel. Die Hauptlehren der Philosophie begrifflich und lehrgeschichtlich dargestellt (1933,31970) und Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage (1947). Er gab Die Herdflamme. Sammlung der gesellschafis-wissenschaftlichen Grundwerke aller Zeiten und Völker (l922 ff.) heraus.

WEITERE WERKE: Zur Logik der sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung. Tübingen 1905. - Zur Soziologie und Philosophie des Krieges. Berlin 1913. - Kurzgefaßtes System der Gesellschaftslehre. Berlin ''21914. - Vom Geist der Volkswirtschaftslehre. Jena 1919. - Tote und lebendige Wissenschaft. Jena 1921, "1935. - Gesellschaftsphilosophie. Mit einem Anhang über die philosophischen Voraussetzungen der Wirtschaftswissenschaften. München 1928. - Hauptpunkte der universalistischen Staatsauffassung. Berlin 1929, 2 1931. - Die Irrungen des Marxismus. Eine Darstellung und Prüfung der Wirtschaftslehre. Graz 1929. Berlin 31930. Die Krisis in der Volkswirtschaftslehre. München 1930. Kämpfende Wissenschaft. Gesammelte Abhandlungen zur Volkswirtschaftslehre, Gesellschaftslehre und Philosophie. Jena 1934. - Erkenne dich selbst! Eine Geistphilosophie als Lehre vom Menschen und seiner Weltstellung. Jena 1935. Naturphilosophie. Jena 1937. - Ganzheitliche Logik. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Walter Heinrich. 5 Bde., Salzburg/ Klosterneuburg 1957/58. - Gesamtausgabe. Hrsg. v. Walter Heinrich u.a. 21 Bde., Graz 1963-87. LITERATUR: Martin Schneller: Zwischen Romantik und Faschismus. Der Beitrag O. S.s zum Konservatismus der Weimarer Republik. Stuttgart 1970. - Klaus Jörg Siegfried: Universalismus und Faschismus. Das Gesellschaftsbild O. S.s. Zur politischen Konzeption seiner Gesellschaftslehre und Ständekonzeption. Wien 1974. - Walter Heinrich (Hrsg.): O. S. - Leben und Werk. Graz 1980. - Johann Hanns Pichler (Hrsg.): O. S. oder Die Welt als Ganzes. Wien 1988. Speiser, Andreas, * 10.6.1885 Basel, t 12.10.1970 Basel. S. schloß das Studium der Mathematik in Göttingen und Berlin 1909 mit der Promotion ab (Die Theorien der binären quadratischen Formen mit Koeffizienten und Unbestimmten in einem beliebigen Zahlenkörper), habilitierte sich 1910 in Straßburg und ging 1917 als a. o. Prof. der Mathematik nach Zürich, wo er 1919 Ordinarius wurde. 1944-55 lehrte er in gleicher Stellung in Basel. S. war seit 1932 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Seine mathematischen Hauptforschungsgebiete waren Gruppentheorie, Algebra, Zahlentheorie, komplexe Analysis und Differentialgeometrie. Er beschäftigte sich mit Platon, den Neuplatonikern, Dantes Naturphilosophie, Leonhard —> Eulers Einfluß auf die Philosophie, mathematischer Betrachtung der Kunst und Formfragen der Musik. S. gab die mathematischen Werke von Johann Heinrich -> Lambert heraus, gehörte zu den Herausgebern der Werke von Hermann Minkowski und war als Generalredaktor maßgeblich an der Herausgabe der Werke Eulers beteiligt. Er veröffentlichte das erste Lehrbuch über moderne Gruppentheorie in deutscher Sprache (Die Theorie der Gruppen von endlicher Ordnung, 1923, 51980). WEITERE WERKE: Die mathematische Denkweise. Zürich 1932. Basel 21945. - Leonhard Euler und die deutsche Philosophie. Zürich 1934. - Ein Parmenideskommentar. Studien zur platonischen Dialektik. Leipzig 1937,21959. - Über die Freiheit. Basel 1950. - Elemente der Philosophie und der Mathematik. Eine Anleitung zum inhaltlichen Denken. Basel 1952. - Die geistige Arbeit. Basel/Stuttgart 1955. LITERATUR: Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. A. S. Zürich 1945. - Johann J. Burckhardt: Die Mathematik an der Universität Zürich 1916-50 unter den Professoren R. Fueter, A. Speiser und P. Finsler. Basel 1980. Patricia Radelet-de Grave: A. S. (1885-1970) et Herman Weyl (1885-1955), scientifiques, historiens et philosophes des sciences. In: Revue philosophique de Louvain 94 (1996) S. 502-535.

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Spengler Spengler, Oswald (Arnold Gottfried), * 29.5.1880 Blankenburg/Harz, t 7.5.1936 München. S., Sohn eines Postbeamten, besuchte die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle, studierte Mathematik und Naturwissenschaften und wurde 1904 mit einer Arbeit über Heraklit promoviert. Nach einigen Jahren als Mathematiklehrer in Saarbrücken, Düsseldorf und Hamburg wurde er 1910 durch ein Erbteil der Mutter finanziell unabhängig. Er quittierte den Schuldienst und zog nach München, wo er sich der Arbeit an seinem geschichtsphilosophischen Hauptwerk widmete, dem Untergang des Abendlandes, dessen erster Band im September 1918 erschien (der zweite folgte 1922). Das Buch, das -> Goethes Naturphilosophie ins Universalgeschichtliche übersetzte und eine Morphologie von acht Hauptkulturen entwarf, wurde zu einem der meistverkauften philosophischen Werke der Weimarer Republik. Es verdankte diesen Erfolg allerdings vermutlich einem Mißverständnis: der Auffassung des Publikums, daß hier die deutsche Niederlage in eine allgemeine Niedergangstheorie eingebettet und dadurch relativiert werde. S. ging es jedoch weniger darum, den aus der Weltkriegsideologie bekannten Gegensatz von Kultur und Zivilisation ein weiteres Mal, und nun in pessimistischem Sinne, zu deuten, als vielmehr darum, innerhalb der jetzt als unvermeidlich angesehenen Zivilisation die Optionen aufzuzeigen, die zwischen preußischer Organisation und englisch-liberalem Kapitalismus bestünden. Diese im Untergang des Abendlandes nur schwach angedeutete Möglichkeit wurde 1919 in der ebenfalls sehr erfolgreichen Schrift Preußenlum und Sozialismus klar ausgesprochen. Die weltgeschichtliche Aufgabe Preußens bzw. Deutschlands sollte darin bestehen, in die prinzipiell formlose, cäsaristische und imperialistische Phase der Zivilisation soviel „Form" hinüberzuretten wie möglich. Zwischen 1919 und 1924 entfaltete S. verschiedene politische Aktivitäten, um Einfluß auf das Geschehen zu gewinnen. Er nahm Kontakte zu den rechten Flügeln der Deutschen Volkspartei und der Deutschnationalen Volkspartei auf, zum Landeshauptmann der bayerischen Einwohnerwehren, Georg Escherich, der nach dem Kapp-Putsch die paramilitärischen Verbände reichsweit zusammenschloß („Orgesch"), zu führenden Vertretern der Schwerindustrie wie Paul Keusch und zu nationalistischen Zirkeln wie demjenigen um Arthur Moeller van den Brack, welcher der S.schen Geschichtsphilosophie allerdings nichts abzugewinnen vermochte. Seine Pläne, die Rechtspresse zu einer Aktionsgemeinschaft zusammenzuschließen, scheiterten jedoch ebensosehr wie seine gegen Gustav Stresemann gerichteten Machinationen. S. blieb eine Randfigur des politischen Geschehens, obwohl seine Ideen, insbesondere seine Zusammenstellung von Preußentum und Sozialismus, einen kaum zu überschätzenden Einfluß auf führende Vertreter der Rechten, von Ernst Niekisch und Ernst Jünger bis hin zu Gregor Strasser und Joseph Goebbels, ausübten. S.s Verhältnis zum Nationalsozialismus war zwiespältig. Während S. einerseits nationalsozialistisch wählte, Kontakte zu führenden Funktionären wie Strasser unterhielt und ähnliche Feindbilder pflegte (wie gegen das Börsenkapital oder die parlamentarische Demokratie), polemisierte er andererseits - auch öffentlich - gegen das völkische und rassenbiologische Denken sowie gegen die Unfähigkeit der Führer („alle ohne Ausnahme politisch unbegabt bis zum Schwachsinn"). Diese Distanz hielt ihn auch davon ab, sich nach der Machtergreifung für das Regime zu engagieren, obwohl Goebbels ihm mehrfach Offerten machte. Sein letztes Buch Jahre der Entscheidung (August 1933) enthielt, ebenso wie die nachgelassenen Notizen der folgenden Jahre, zahlreiche kritische Äußerungen, die sich vor allem gegen den charismatischen Charakter des Nationalsozialismus richteten. Als positives Gegenbild verwies S. immer wieder auf

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die Diktatur Mussolinis, die als Sieg einer staatlich organisierten Monokratie über die Parteien, einschließlich der faschistischen, interpretiert wurde. Daß die Sympathie durchaus wechselseitig war, zeigt die Existenz einer „componente spengleriana" (Renzo de Felice) in Mussolinis Reden und Schriften seit Ende der zwanziger Jahre. Dies schützte S. allerdings nicht vor einer Kampagne in der nationalsozialistischen Presse, die ihn zwang, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er starb, bevor er in der seit 1936 einsetzenden Aufrüstungs- und Kriegspolitik erkennen konnte, daß das Regime eines der Ziele verfolgte, die auch er seinem Land gesetzt hatte: den Kampf um das „Imperium mundi". WEITERE WERKE: Der Mensch und die Technik. München 1931. - Politische Schriften. München 1932. - Reden und Aufsätze. Hrsg. v. Hildegard Kornhardt. München 1937. LITERATUR: Anton M. Koktanek: O. S. in seiner Zeit. München 1968. - Gilbert Merlio: 0. S. Temoin de son temps. Stuttgart 1982. - Detlef Felken: O. S. Konservativer Denker zwischen Kaiserreich und Diktatur. München 1988. - Alexander Demandt/John Farrenkopf (Hrsg.): Der Fall S. Eine kritische Bilanz. Köln 1994. Stefan Breuer Sperber, Manes, Pseud. Paul Haland, C. A. Chareau, Jan Heger, J. P. Haller, N. A. Menlos, * 12.12.1905 Zablotow (Ukraine), t 5.2. 1984 Paris. Der aus einer Rabbinerfamilie stammende S. wuchs in Galizien auf und floh in den Kriegswirren 1916 mit seinen Eltern nach Wien, wo er sich der kommunistischen Jugendbewegung anschloß. Seit 1919 studierte S. in Wien Psychologie und wurde Schüler und Mitarbeiter Alfred -> Adlers (Alfred Adler. Der Mensch und seine Lehre, 1926). Seit 1927 war S. Dozent für Psychologie und Soziologie in Berlin, gab die „Zeitschrift für individualpsychologische Pädagogik und Psychohygiene" heraus und trat in die KPD ein, deren Mitglied er bis 1937 blieb. 1932 brach er mit Adler, der seine Verknüpfung von Individualpsychologie und Marxismus nicht duldete. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verhaftet, als österr. Staatsbürger jedoch wieder freigelassen, emigrierte S. nach Paris, wo 1939 seine sozialpsychologischen Essays Zur Analyse der Tyrannis. Das Unglück, begabt zusein (Neuaufl. 1975) erschienen. 1939 meldete er sich als Freiwilliger zur französischen Armee und floh nach deren Niederlage in die Schweiz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte S. nach Frankreich zurück und wirkte u. a. als Verlagslektor und als Kulturphilosoph an der Sorbonne in Paris. Sein erzählerisches Hauptwerk ist die Romantrilogie Wie eine Träne im Ozean (1961, 2 1965), vereinigt aus den Bänden Der verbrannte Dornbusch (1949), Tiefer als der Abgrunä" (1950) und Die verlerne Bucht (1955). Seine Erinnerungen, deren gemeinsamer Titel All das Vergangene lautet, umfassen die Bände Die Wasserträger Gottes (1974), Die vergebliche Warnung (1975) und Bis man mir Scherben auf die Augen legt (1977). Für sein literarisches und essayistisches Werk (u. a. Zur täglichen Weltgeschichte, 1967,21981) erhielt S. u. a. 1975 den GeorgBüchner-Preis und 1983 den Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. WEITERE WERKE: Le Talon d'Achille. Paris 1957. Dt. Die Achillesferse. Köln/Berlin 1960. - Alfred Adler oder das Elend der Psychologie. Wien u.a. 1970. - Leben in dieser Zeit. 7 Fragen zur Gewalt. Wien u.a. 1972. - Individuum und Gemeinschaft. Versuch einer sozialen Charakterologie. Stuttgart 1978. - Churban oder die unfaßbare Gewißheit. Wien u. a. 1979.-Der freie Mensch. Zürich 1980.-Nur eine Brücke zwischen Gestern und Morgen. Wien u.a. 1980. Ein politisches Leben. Gespräche mit Leonhard Reinisch. Stuttgart 1984. - Geteilte Einsamkeit. Der Autor und sein Leser. Wien 1985. - Sokrates. Roman, Drama, Essay. Wien 1988. - Wie mächtig ist die Macht? Wien 1991. - Anpassung und Widerstand. Über den unvernünftigen und vernünftigen

Spranger Gebrauch der Vernunft. Hrsg. und eingeleitet von Wilhelm von Sternburg. Wien/München 1994. LITERATUR: Wolfgang Kraus (Hrsg.): Schreiben in dieser Zeit. Für M. S. Wien 1976. - Alfred Pfaffenholz: M. S. zur Einführung. Hannover 1984. - Werner Licharz/Leo Kauffeldt/Hans-Rudolf Schießer (Hrsg.): Die Herausforderung M. S. Frankfurt/Main 1988. - M. S. Die Beiträge des Internationalen Symposiums, gehalten anläßlich der Verleihung des M. S.-Preises 1987. Hrsg. v. der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1989. - Monika Schneider: Das Joch der Geschichte. M. S. als Prophet einer politischen Religion. Pfaffenweiler 1991. - Anne-Marie Corbin-Schuffels: M. S. Un combat centre la tyrannic (1934-1960). Bern u.a. 1996 (mit Bibliographie). - Stephane Moses: M. S. als Europäer. Eine Ethik des Widerstandes. Berlin 1996. Sperlette, Johannes, * 1661 Mozon (Champagne), t 1740 Halle/Saale. S. trat 1676 in die Benediktinerkongregation von SaintVanne ein und legte 1679 die Profeß ab. Wahrscheinlich war er noch Schüler des Philosophen Robert Desgabets. 1687 verließ S. die Kongregation, ging nach Holland, wandte sich dem Protestantismus zu und wurde 1689 Prof. am Französischen Gymnasium in Berlin, dessen Rektorat er 1691 übernahm. Seit 1695 Prof. der Philosophie in Halle, erhielt er 1705 die Lehrkanzel für Moral und war seit 1720 Senior der Philosophischen Fakultät. S. wurde zum Kgl. Preußischen Rat ernannt. Neben den cartesianischen Autoritäten, der Logik von Port Royal und Desgabets vor allem von —»Clauberg und Jean Baptist Duhamel beeinflußt, war er um einen Ausgleich mit der herrschenden Schulphilosophie bemüht. S.s Hauptinteresse galt der praktischen Philosophie und der Geographie. Er veröffentlichte u. a. Logica et Metaphvsica novae (1696). LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988,5. 113-126. Spicker, Gideon, * 25.1. 1840 Reichenau/Bodensee, t 18.7.1912 Münster (Westfalen). S. trat 1862 in der Schweiz in den Kapuzinerorden ein, den er jedoch zwei Jahre später wieder verließ, um in München Philosophie und Naturwissenschaften zu studieren. 1868 wurde er zum Dr. phil. promoviert, habilitierte sich 1870 in Freiburg/Breisgau für Philosophie und wurde 1875 a. o. Professor. 1876 folgte er einem Ruf als o. Prof. der Philosophie an die Akademie Münster. S. veröffentlichte u. a. Kant, Hume und Berkeley. Eine Kritik der Erkenntnistheorie (1875), Lesxing's Wettanschauung (1883), Der Kampf zweier Weltanschauungen. Eine Kritik der alten und neuesten Philosophie mit Einschluß der christlichen Offenbarung (1898), Versuch eines neuen Gottesbegriffs (1902), Der Wendepunkt der christlichen Weltperiode. Philosophisches Bekenntnis eines ehemaligen Kapuziners (1910, Neuausgabe 1998) und Vom Kloster ins akademische Lehramt. Schicksale eines ehemaligen Kaupziners (1908, 21914). WEITERE WERKE: Über das Verhältnis der Naturwissenschaft zur Philosophie. Berlin 1874. - Spencer's Ansicht über das Verhältnis der Religion zur Wissenschaft. Münster 1889. - Die Ursachen des Verfalls der Philosophie in alter und neuer Zeit. Leipzig 1892. LITERATUR: Kilian Beuschlein: Die Möglichkeit der Gotteserkenntnis in der Philosophie G. S.S. Würzburg 1914. „Kampf zweier Weltanschauungen". Metaphysik zwischen Naturwissenschaft und Religion im Werk G. S. Hrsg. v. Ulrich Hoyer. Hildesheim u.a. 1999. Spitzer, Hugo, * 7.4.1854 Einöde (Steiermark), t 10.1. 1937 Graz. S., Sohn eines Sensengewerken und Gutsbesitzers, studierte an der Univ. Graz und wurde 1875 zum Dr. phil. promoviert.

1882 habilitierte er sich dort für Philosophie und wurde 1893 a. o., 1906 o.Professor. S., Evolutionist und Monist, veröffentlichte u. a. Nominalismus und Realismus in der neuesten deutschen Philosophie, mit Berücksichtigung ihres Verhältnisses zur modernen Naturwissenschaft dargestellt (1876), Beiträge zur Descendenztheorie und zur Methodologie der Naturwissenschaft (1886) und Hermann Henners kunstphilosophische Anfänge und Literaturästhetik (1903, 2 19I3). WEITERE WERKE: Über Ursprung und Bedeutung des Hylozoismus. Eine philosophische Studie. Graz 1881. - Über das Verhältnis der Philosophie zu den organischen Naturwissenschaften. Leipzig 1883. - Kritische Studien zur Aesthetik der Gegenwart. Wien 1897. Spranger, Eduard, * 27.6.1882 Berlin, t 17.9.1963 Tübingen. S., Sohn eines Spielwarenhändlers, studierte nach dem Abitur am Gymnasium zum Grauen Kloster an der Berliner Univ. Philosophie, Geschichte und Psychologie bei Wilhelm -> Dilthey, Friedrich -> Paulsen, Otto Hintze, Gustav Schmoller und Carl —»Stumpf. 1905 mit einer Studie zur Erkenntnistheorie des Historismus (Grundlagen der Geschichtswissenschaft) promoviert, habilitierte er sich 1909 mit der Arbeit Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee, der sich 1910 die historische Darstellung Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens anschloß. 1911 wurde S. auf einen Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik an der Univ. Leipzig berufen, wo er die erste Fassung seines kulturtheoretischen Hauptwerks Lebensformen. Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Persönlichkeit (1914, erw. 1921, '91966) niederschrieb, das die Gleichrangigkeit der einander widerstreitenden Werthaltungen betont, die den - in idealtypischem Konstrukt isolierten - Lebensformen des theoretischen, ästhetischen, religiösen, ökonomischen und sozialen Menschen zugrundeliegen. In seiner - u. a. in Auseinandersetzung mit G. W. F. -» Hegel, Dilthey, Hans -» Freyer und Nicolai -»Hartmann entwickelten - Theorie der Kultur, die er als überindividuelle Sinnsetzung verstand, unterschied S. die Bereiche des Gruppengeistes der Kollektive, des objektiven Geistes von Manifestationen wie Sprache, Symbolen, des normativen Geistes der Sitten und Ordnungen und des personalen Geistes. Als praktisch-pädagogische Konsequenz der Lebensformen bemühte S. sich - angeregt von Georg Kerschensteiner - um eine Aufwertung der beruflichen Bildung und des Berufsschulwesens. 1919 nach Berlin berufen, entfaltete er in seinen Vorlesungen große öffentliche Wirkung. Als enger Berater des preuß. Kultusministers Carl Heinrich Becker konnte S. die Gründung Pädagogischer Akademien für die Ausbildung der Volksschullehrer durchsetzen. 1924 erschien sein in zahlreiche Sprachen übersetztes Buch Psychologie des Jugendalters (1914, 291979), zugleich ein Beitrag zur verstehenden geisteswissenschaftlichen Strukturpsychologie und zur Sinnpsychologie. Zwar blieb dem noch von der Monarchie geprägten S. die Weimarer Republik innerlich fremd, vom Nationalsozialismus aber distanzierte er sich unter Protest gegen die Politisierung der Wissenschaft bereits 1933 mit einem - als die erhoffte Unterstützung von Kollegen ausblieb, wieder zurückgenommenen - Gesuch um Entlassung. Abstand bot ihm 1936/37 eine Gastprofessur in Japan, geistigen Rückhalt die Berliner Mittwochs-Gesellschaft, in der er u. a. eng mit Ferdinand Sauerbruch, Hermann Oncken, Wilhelm Pinder, Wolfgang Schadewaldt und den Mitgliedern des Widerstandes Ludwig Beck, Ulrich von Hassell und Johannes Popitz verbunden war. Nach dem 20. Juli 1944 wurde S. für acht Wochen inhaftiert. Der kommunistischen Gleichschaltung der Berliner Univ. konnte er sich 1946 nach einem Ruf an die Univ. Tübingen entziehen, wo er bis 1954 las. In betont christlich-humanitärer Haltung sind S.s späte Essays vor allem Fragen aus dem Grenzbereich von Metaphysik

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Stadier und Theologie gewidmet. Vielfach als Berater herangezogen, förderte S. nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufbau der Pädagogischen Hochschulen. 1951-54 war er Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. S. gehörte zahlreichen Akademien und dem Orden Pour le merite für Wissenschaft und Kunst an. WERKE: Gesammelte Schriften. 11 Bde., Heidelberg, Tübingen 1969-78. - Der Sinn der Voraussetzungslosigkeit in den Geisteswissenschaften. Berlin 1929. Neudr. Darmstadt 1963. -Volk, Staat, Erziehung. Leipzig 1932. -Lebenserfahrung. Tübingen 1947. - Pestalozzis Denkformen. Stuttgart 1947. Heidelberg 21959. - Berliner Geist. Tübingen 1966. Goethe. Seine geistige Welt. Tübingen 1967. - Georg Kerschensteiner/E. S.: Briefwechsel 1912-1931. Hrsg. v. Ludwig Englert. München 1966. - Texte für die MittwochsGesellschaft 1935-1944. Hrsg. v. Uwe Henning. München 2 1988. - Carl Diem/E. S.: Briefwechsel. Hrsg. v. Helmut E. Lück und Dietrich R. Quanz. Sankt Augustin 1995. LITERATUR: Theodor Neu: Bibliographie E. S. Tübingen 1958. - Festgabe E. S. zu seinem 70. Geburtstag. Bern 1952 (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie. 40,2). - E. S. 1962 (Universitas. Jg. 17, H. 6). - E. S. Sein Werk und sein Leben. Hrsg. v. Hans Walther Bahr und Hans Wenke. Heidelberg 1964. - Michael Löffelholz: Philosophie, Politik und Pädagogik im Frühwerk E. S.s 1900-1918. Hamburg 1977. Michael Löffelholz: E. S. In: Klassiker der Pädagogik. Hrsg. v. Hans Scheurl. Bd. 2. München 1979, S. 258-276; 338 f. Klaus Scholder: Die Mittwochs-Gesellschaft. Berlin 21982. Tonino Griffero: Spirito e forme di vita. La filosofia della cultura di E. S. Milano 1990. - Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Beiträge zur Philosophie E. S.s. Berlin 1996. Hans-Albrecht Koch Stadier, August, * 1850 Zürich, t 1910 Zürich. S. wurde 1874 aufgrund der Arbeit Kants Teleologie und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung (Nachdruck 1912) in Zürich zum Dr. phil. promoviert. Als Prof. der Philosophie lehrte er am dortigen Polytechnikum. S. war Neukantianer der Cohenschen Richtung. Er veröffentlichte u. a. Die Grundsätze der reinen Erkenntnistheorie in der Kantischen Philosophie (1876) und Kants Theorie der Materie (1883). Postum erschienen Philosophische Pädagogik (1911), Kant. Akademische Vorlesungen (1912), Logik (1912), Die Grundbegriffe der Erkenntnis (1913) und Einleitung in die Psychologie (1914). WEITERE WERKE: Herbert Spencer. Zürich 1906. - Philosophische Werke. Hrsg. v. Julius Platter. 5 Bde., Leipzig o.J. [1918]. Stäudlin, Carl Friedrich, * 25.7.1761 Stuttgart, t 5.7.1826 Göttingen. Der Sohn eines Regierungsrats studierte 1779-84 Philosophie und Theologie in Tübingen, betrieb anschließend private Studien und hielt sich 1786-90 als Lehrer und Begleiter junger Studenten vorwiegend in der französischen Schweiz und in England auf. 1790 wurde er o. Prof. der Theologie in Göttingen. S. versuchte, die rational-kritische Philosophie im Sinne —> Kants mit der christlichen Lehre zu verbinden (Geschichte des Rationalismus und Supranaturalismus vornehmlich in Beziehung auf das Christentum, 1826). Er schrieb eine Geschichte der Sittenlehre Jesu (4 Bde., 1799-1822) und eine weit verbreitete Universalgeschichte der christlichen Kirche (1806, 51833). WEITERE WERKE: Ideen zur Kritik des Systems der christlichen Religion. Göttingen 1791. - Geschichte und Geist des Skepticismus. 2 Bde., Leipzig 1794. - Grundriß der Tugend- und Religionslehre. 2 Bde., Göttingen 1798-1800. Lehrbuch der Dogmatik und Kichengeschichte. Göttingen 1801, '1822. - Philosophische und Biblische Moral. Göttingen 1805. - Geschichte der philosophischen, ebräischen und

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christlichen Moral. Hannover 1806. - Geschichte der theologischen Wissenschaften seit der Verbreitung der alten Literatur. 2 Bde., Göttingen 1810/11. - Neues Lehrbuch der Moral. Göttingen 1813,31825. - Geschichte der Vorstellungen von der Sittlichkeit des Schauspiels. Göttingen 1823. Geschichte der Moralphilosophie. Hannover 1829. LITERATUR: Johann Tychsen Hemsen: Zur Erinnerung an D. C. F. S.; seine Selbstbiographie nebst einer Gedächtnißpredigt von Herrn Sup. D. Ruperti. Göttingen 1826 (mit Werkverzeichnis). Stahl, Daniel, * 28.9.1589 Hammelburg, t 17.5.1654 Jena. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Schweinfurt, wohin er mit seinen Eltern der Religion wegen umgezogen war, studierte S. in Coburg, Straßburg, Frankfurt/Oder und Gießen und wurde 1606 promoviert. Zunächst Lehrer der Poetik in Gießen, ging er 1620 als Privatdozent nach Frankfurt/Oder und Jena, wo er 1623 die Professur für Logik und Metaphysik erhielt, die er bis zu seinem Tod innehatte. Seit 1628 war er Mitarbeiter des pädagogischen Reformers Wolfgang Ratkes. S. veröffentlichte u. a. Regulae philosophicae (1616) und Disputationes metaphysicae de transcendenlibus (1617). Postum erschienen Compendium Metaphysicae (1655) und Institutions metaphysicae (1664). S.s tabellarische Darstellung der Metaphysik als Begriffswissenschaft hatte Einfluß auf Valentin Veitheim, Christoph Hundeshagen und Johann Adam —»Schertzer. LITERATUR: Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 10-20. Stahl, Friedrich Julius, urspr. Julius Jolson, * 16.1.1802 München, t 10.8.1861 Bad Brückenau. S. entstammte einer in Bayern ansässigen jüdischen Kaufmannsfamilie. Im November 1819 trat er unter der Patenschaft seines Lehrers Friedrich Thiersch zum evang. Glauben über und nahm den Namen Friedrich Julius Stahl an. 1819-24 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Würzburg, Heidelberg und Erlangen; hier wurde er 1824 wegen burschenschaftlicher Aktivitäten für zwei Jahre relegiert und konnte sein Studium erst 1826 mit der Promotion abschließen. 1827 habilitierte er sich in München und wurde 1832 als a. o. Prof. nach Erlangen berufen. Noch im selben Jahr ging er als Ordinarius nach Würzburg; 1834 kehrte er nach Erlangen zurück, wo er eine erfolgreiche Lehrtätigkeit entfaltete. 1836/37 vertrat er seine Univ. als Abgeordneter im Landtag zu München. 1840 änderte sich S.s Leben grundlegend mit der Berufung an die Univ. Berlin. Hier verfaßte er die zweite, wesentlich vermehrte Ausgabe seines zuerst 1837 publizierten Hauptwerks Die Philosophie des Rechts sowie die einflußreiche Gelegenheitsschrift Das Monarchische Princip (1845), die ein Schlüsselwerk zum Verständnis des spezifisch deutschen monarchischen Konstitutionalismus des 19. Jh. werden sollte. Daneben näherte sich S. den konservativen Kreisen der preuß. Hauptstadt an, denen er sich im Verlauf der Revolution von 1848 aufs engste anschloß. 1849 wurde er in die Erste Kammer gewählt, von 1854 an war er Mitglied des Herrenhauses. Infolge seiner Kenntnisse und vor allem seiner herausragenden rhetorischen Fähigkeiten avancierte S. schnell zu einem der führenden Politiker und Publizisten der preuß. Konservativen. In den fünfziger Jahren erreichte S. den Höhepunkt seiner Bedeutung als Wissenschaftler und Politiker: 1852/53 amtierte er als Rektor der Berliner Universität, außerdem übte er als Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats (1852-58) zeitweilig einen bedeutenden, wenn auch keineswegs unumstrittenen Einfluß auf die preuß. Kirchenpolitik aus.

Stallbaum Es war S.s Verdienst, die Konservativen zur Akzeptanz der geschriebenen Verfassung veranlaßt zu haben. Das von ihm definierte „Monarchische Prinzip" vermochte den zeitgenössischen Konstitutionalismus aus konservativer Sicht dadurch zu beschränken, daß dem Monarchen das staatsrechtliche Übergewicht zugesprochen wurde: Der König ist danach zur Zusammenarbeit mit seinem Parlament und zur Einigung mit diesem zwar verfassungsrechtlich verpflichtet, im Konfliktfall jedoch sollte ihm - als alleinigem Träger der Souveränität - das Letztentscheidungsrecht zukommen. S. formulierte hiermit im Kern das Grundprinzip der in Deutschland bis 1918 bestehenden konstitutionellen Monarchie. Als politischer Denker entwickelte S. in seiner Philosophie des Rechts eine „Rechts- und Staatslehre auf der Grundlage christlicher Weltanschauung". Grundvoraussetzung ist die Annahme eines persönlichen Gottes, der die Welt regiert und Herr der Geschichte ist. Die Weltordnung sah er als Ordnung Gottes; daher konnte für S. der Staat als Bestandteil dieser Ordnung auch nur ein „christlicher Staat" (kein naturrechtlich-rationalistisch begründeter „Vernunftstaat") sein. Aufgabe des Staats - den S. in durchaus moderner Weise bereits als „Rechtspersönlichkeit" auffaßte war in seiner Sicht die Verwirklichung des „sittlichen Reiches". Die „Obrigkeit" eines Staats komme, wie immer sie auch im einzelnen beschaffen sei, von Gott und werde durch ihn legitimiert. Die ideale Obrigkeit sei die Monarchie, die S. zugleich historisch wie auch ethisch-religiös begründete: „Das Königthum ist nicht bloß eine mechanische, sondern auch eine organische Institution, und es ist nicht bloß eine äußerlich historisch rechtliche, sondern es ist eine ethische Institution. Der König ist nach sittlicher, und das ist im tiefsten Grunde göttlicher Ordnung, die Autorität über dem Volke." WEITERE WERKE: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. 2 Bde., Heidelberg 1830-37. - Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten. Erlangen 1840. - Fundamente einer christlichen Philosophie. Heidelberg 1846. - Der christliche Staat und sein Verhältnis zu Deismus und Judentum. Berlin 1847. - Die Revolution und die konstitutionelle Monarchie. Berlin 1848. - Die deutsche Reichsverfassung nach den Beschlüssen der deutschen Nationalversammlung und nach dem Entwurf der drei königlichen Regierungen. Berlin 1849. - Was ist die Revolution? Berlin 1852. - Der Protestantismus als politisches Prinzip. Berlin 1853. - Ueber christliche Toleranz. Berlin 1855. Parlamentarische Reden. Berlin 1856. - Die lutherische Kirche und die Union. Berlin 1859. - Siebzehn parlamentarische Reden und drei Vorträge. Berlin 1862. - Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche. Neunundzwanzig akademische Vorlesungen. Berlin 1863. LITERATUR: Gerhard Masur: F. J. S. Geschichte seines Lebens. Aufstieg und Entfaltung 1802-1840. Berlin 1930. Dieter Grosser: Grundlagen und Struktur der Staatslehre F. J. S.s. Köln/Opladen 1963. - Hans-Joachim Wiegand: Das Vermächtnis F. J. S.s. Königstein/Taunus 1980. - Christian Wiegand: Über F. J. S. (1801-1862). Recht, Staat, Kirche. Paderborn u.a. 1981. - Arie Nabrings: F. J. S. Rechtsphilosophie und Kirchenpolitik. Bielefeld 1983. Wilhelm Füßl: Professor in der Politik: F. J. S. (1802-1861). Das Monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis. Göttingen 1988. - Johann Baptist Müller: Der politische Professor der Konservativen F. J. S. (1802-1861). In: Konservative Politiker in Deutschland. Hrsg. v. Hans-Christof Kraus. Berlin 1995, S. 69-88. Hans-Christof Kraus

Stahl, Georg Ernst, * 21. 10. 1659 Ansbach, t 14.5. 1734 Berlin. Der als Sohn eines protestantischen Kirchenbeamten geborene S. studierte von 1679 bis 1684 in Jena Medizin. Nach der Promotion 1684 und nach kurzer Lehrtätigkeit in Jena wurde er 1687 in Weimar Leibarzt des Herzogs Johann Ernst II. von Sachsen-Weimar. 1694 nahm er einen Ruf auf eine Professur für Medizin an der neugegründeten Univ. Halle an. 1715 ernannte ihn der preuß. König Friedrich Wilhelm I. zum Ersten Leibarzt sowie zum Präsidenten des Berliner Collegium Medicum. S. wirkte bis zu seinem Tod 1734 in Berlin. Der schroffen, vom Pietismus geprägten Persönlichkeit S.s korrespondierte seine absolute Wahrheit beanspruchende medizinische Lehre (Theoria medica vera, 1708), der „Animismus": Für S. wurde der lebende Körper, ein mechanischer Apparat, direkt von der Seele („Anima") gesteuert. Alle leiblichen Vorgänge seien der Seele unterstellt, die den Körper bis ins Detail kenne und beherrsche. S. hielt deshalb exakte anatomische und physiologische Kenntnisse des Arztes für unnötig; es genüge die klinische Erfahrung. Krankheit zeige sich in chemischer Zersetzung und Fäulnis des Körpers, sie entstehe dann, wenn die gesunde Überwachungstätigkeit der Seele nachlasse. Die Natur heile entweder spontan (Energie) oder mit vorsichtiger ärztlicher Hilfe (Synergie). Aus diesem spekulativen Krankheitskonzept zog S. indessen sinnvolle therapeutische Konsequenzen. Wichtig waren ihm vor allem diätetische Maßnahmen, durch welche die Seele zu ihrer normalen Tätigkeit zurückgeführt werden sollte. Der in pietistischer Frömmigkeit intuitiv „erfahrende" Arzt war für S. in seinem therapeutischen Handeln unfehlbar. - Als Chemiker stellte S. 1697 die bis 1775 allgemein anerkannte „Phlogistontheorie" auf, nach der aus allen brennbaren Körpern bei der Verbrennung der Feuerstoff „Phlogiston" entweichet. Diesen Irrtum korrigierte erst Lavoisier mit seiner Oxidationstheorie. Zu S.s Gegnern zählten sein Hallenser Kollege Friedrich Hoffmann, der eine mechanische Pathologie vertrat, sowie der Philosoph Gottfried Wilhelm —»Leibniz, ein Anhänger linearer Kausalität und Gesetzmäßigkeit in der Natur. Stimulierenden Einfluß hatte S.s Lehre auf den französischen Vitalismus des 18. Jh., auf die romantische Naturforschung in Deutschland zu Beginn des 19. Jh. sowie auf die Entwicklung der Psychosomatischen Medizin während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. WEITERE WERKE: De passionibus animae. Halle 1695. - De synergeia naturae in medendo. Halle 1695. - Zymotechnia fundamentals. Halle 1697. — Negotium otiosum seu skiamachia. Halle 1720. - Der Vernünfftige Medicus. Hrsg. v. Samuel Forbiger. Leipzig 31735. LITERATUR: Wendelin Ruf (Hrsg.): G. E. S.s Theorie der Heilkunde, 2 Bde., Halle 1802. - Richard Koch: War G. E. S. ein selbständiger Denker? In: Sudhoffs Archiv 18 (1926) S. 20-50. - Lelland J. Rather/John B. Frerichs: The LeibnizStahl controversy. In: Clio Medica 3 (1968) S. 21-40 und 5 (1970) S. 53-67. - Lester S. King: G. E. S. In: DSB, Bd. 12, 1975, S. 599-606. - Irene Strube. G. E. S. Leipzig 1984. - Johanna Geyer-Kordesch: G. E. S. Pietismus, Medizin und Aufklärung in Preußen im 18. Jahrhundert. Med. Habilitationsschrift. Münster 1987. - Axel W. Bauer: G. E. S. In: Klassiker der Medizin. Hrsg. v. Dietrich von Engelhardt/Fritz Hartmann. Bd. 2, München 1991, S. 190-201 und 393-395. - Axel W. Bauer: G. E. S. In: Ärztelexikon. Hrsg. v. Wolfgang U. Eckart/Christoph Gradmann. München 1995, S. 340-342. Axel W. Bauer Stallbaum, Johann Gottfried, * 25.9. 1793 Zaasch bei Delitzsch, t 24.6. 1861 Leipzig. S., Sohn eines Bauern, studierte Theologie und Philologie in Leipzig, wurde 1818 in Halle mit der Arbeit Observatio-

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Stallmach nes criticae in Platonis Eutyphronem promoviert und war Lehrer, später Rektor an den Franckeschen Stiftungen in Halle. 1840 wurde a. o. Prof. an der Univ. Leipzig. S. besorgte eine Gesamtausgabe der Werke Platons (12 Bde., 1821-25; 2. Ausg., 10 Bde., mit Kommentaren, 1827-60), edierte Parmenides mit dem Kommentar des Proklos (1839) und veröffentlichte Diatribe in Platonis Politicum (1840). LITERATUR: Moritz Brasch: Leipziger Philosophen. Portraits und Studien aus dem wissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Leipzig 1894. - R. Hoche: S. In: ADB 35, 1893, S. 422-423. Stallmach, Josef, * 21.2.1917 Hindenburg (Oberschlesien), t 29.7.1995 Mainz. S. studierte seit 1937 Philosophie am Berchmannskolleg in Pullach, seit 1945 klassische Philologie, Geschichte und Philosophie (u.a. bei Nicolai ->Hartmann) in Göttingen und Tübingen und wurde 1950 mit dem Hauptfach Griechisch promoviert (Ate. Zur Frage des Selbst- und Weltverständnisses des frühgriechischen Menschen, 1968). 1956 habilitierte er sich an der Univ. Mainz mit der Arbeit Dynamis und Energeia. Untersuchungen am Werk des Aristoteles zur Problemgeschichte von Möglichkeit und Wirklichkeit (1959) für Philosophie, wurde 1963 apl. Prof. und war 1965-83 O.Professor. Seit 1960 gehörte er dem wissenschaftlichen Beirat der Cusanus-Gesellschaft an. S. beschäftigte sich mit den systematischen Grundfragen der Philosophie, vor allem der Ontologie und Metaphysik. Er veröffentlichte u. a. Suche nach dem Einen. Gesammelte Abhandlungen zur Problemgeschichte der Metaphysik (1982), Ansichsein und Seinsverstehen. Neue Wege der Ontologie bei Nicolai Hartmann und Martin Heidegger (1987) und ineinsfall der Gegensätze und Weisheit des Nichtwissens. Grundzüge der Philosophie des Nikolaus von Kues (1989). LITERATUR: Alte Fragen und neue Wege des Denkens. Festschrift für J. S. Bonn 1977. - Klaus Kremer: Zum Tode J. S.s. In: Mitteilungen und Forschungsbeiträge der CusanusGesellschaft 23 (1996) S. IX-XII. Stammler, Gerhard, * 3.5.1898 Halle/Saale, t 20.2. 1977 Schönebeck/Elbe. S., Sohn des Rechtsphilosophen Rudolf -> S., studierte Philosophie in Berlin und wurde 1921 promoviert (Berkeleys Philosophie der Mathematik). 1924 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät in Halle (Der Zahlbegriff seit Gauß. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung, veröffentlicht 1926, Nachdruck 1965), erhielt 1934 einen Lehrstuhl für Philosophie und war 1937-45 apl. Prof. für systematische Philosophie und Geschichte der neueren Philosophie. Fast erblindet, arbeitete er nach 1945 an der Evangelischen Akademie in Schönebeck-Salzelmen (Sachsen) und lehrte seit 1949 Philosophie an der Kirchlichen Hochschule in Naumburg/Saale. S. beschäftigte sich mit der Geschichte der Logik (u. a. Begriff, Urteil, Schluß. Untersuchungen über Grundlagen und Aufbau der togik, 1928; Deutsche Logikarbeit seit Hegels Tod als Kampf von Mensch, Ding und Wahrheit, 1936) sowie mit theologischen und religionsphilosophischen Fragen. WEITERE WERKE: Notwendigkeit in Natur- und Kulturwissenschaft. Halle 1926. - Leibniz. München 1930. - Nikolaus von Kues. Wedel 1946. - Vom Welt- und Menschenverständnis seit der Renaissance. Berlin 1952. LITERATUR: Bibliographie G. S. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 22 (1968) S. 610-613. Stammler, Rudolf, * 19.2.1856 Alsfeld, t 25.5. 1938 Wernigerode. S. studierte Rechtswissenschaften in Gießen und Leipzig, wurde 1877 promoviert (Lehre vom Notstande im Strafrecht) und habilitierte sich 1880 für römisches Recht. 1882 wurde

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er a. o. Prof. in Marburg, 1884 in Gießen, 1885 o. Prof. an der Univ. Halle und lehrte 1916-23 an der Univ. Berlin. S. war führender Vertreter des Neukantianismus der Marburger Schule in der Rechtsphilosophie. Er führte seit 1888 die praktischen Anfangsübungen in den Rechtsunterricht ein. 1913 gründete er die „Zeitschrift für Rechtsphilosophie". S. veröffentlichte u. a. Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine sozialphilosophische Untersuchung (1896,51924), Die Lehre von dem richtigen Rechte (1902, neu bearb. Aufl. 1926, Nachdruck 1964), Theorie der Rechtswissenschaft (1911, 21923), Rechts- und Staatstheorien der Neuzeit (1917, 21925), Die materialistische Geschichtsauffassung (1921, 21927), Lehrbuch der Rechtsphilosophie (1922, 31928, Neudr. 1970), Rechtsphilosophische Abhandlungen und Vorträge (2 Bde., 1925), Rechtsphilosophische Grundfragen (1928) und Deutsches Rechtsleben in alter und neuer Zeit (2 Bde., 1928-32). WEITERE WERKE: Das Recht der Schuldverhältnisse in seinen allgemeinen Lehren. Berlin 1897. - Die Bedeutung des Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches für den Fortschritt der Kultur. Halle 1900. - Die Gesetzmäßigkeit in Rechtsordnung und Volkswirtschaft. Dresden 1902. - Die Gerechtigkeit in der Geschichte. Berlin 1915. - Mandevilles Bienenfabel. Die letzten Gründe einer wissenschaftlich geleiteten Politik. Berlin 1918. - Sozialismus und Christentum. Leipzig 1920. Praktikum der Rechtsphilosophie. Bern 1925. LITERATUR: Georg Fraenkel: Die kritische Rechtsphilosophie bei Fries und S. In: Abhandlungen der Fries'schen Schule, N. F. 3 (1912) S. 843-934. - Julius Binder: Rechtsbegriff und Rechtsidee. Bemerkungen zur Rechtsphilosophie R. S.s. Leipzig 1915. Nachdruck Aalen 1967. - Alexander Graf zu Dohna: R. S. zum 70. Geburtstag. In: Kant-Studien 31 (1926) S. 1-26. - Herbert Ciaessen: R. S.s Bedeutung für die Theorie des Naturrechts und den Gedanken der Aequitas. Diss. Köln 1968. - Claudius Müller: Die Rechtsphilosophie des Marburger Neukantianismus. Naturrecht und Rechtspositivismus in der Auseinandersetzung zwischen Hermann Cohen, R. S. und Paul Natorp. Tübingen 1994. - Lothar Lotze: R. S.s Marx-Kritik. In: Gerhard Sprenger (Hrsg.): Deutsche Rechts- und Sozialphilosophie um 1900. Stuttgart 1991 (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Beiheft 43), S. 91-100. Stange, Carl, * 7.3.1870 Hamburg, t 5. 12.1959 Göttingen. S. studierte Theologie in Halle, Göttingen, Leipzig und Jena, wurde 1895 zum Lie. theol. promoviert (Die systematischen Principien in der Theologie des Johann Museaeus) und habilitierte sich in Halle. 1903 ging er als a. o. Prof. der systematischen Theologie nach Königsberg, übernahm 1904 den Lehrstuhl für Systematische Theologie in Greifswald, 1912 den in Göttingen und war hier bis zu seiner Emeritierung 1935 auch erster Universitätsprediger. 1932 wurde er Abt von Bursfelde. S. leitete das 1909 gegründete Apologetische Seminar in Wernigerode und gab die von ihm begründete „Zeitschrift für Systematische Theologie" heraus. Er beschäftigte sich mit theologischen und ethischen Problemen und entwickelte eine Religionsphilosophie. S. veröffentlichte u. a. Einleitung in die Ethik (2 Bde., 1900/01, 21923), Grundriß der Religionsphilosophie (1907, 2 1922), Probleme des christlichen Glaubens (1910), Christentum und moderne Weltanschauung (2 Bde., 1911-14), Hauptprobleme der Ethik (1922), Christliche und philosophische Weltanschauung (1923), Dogmatik (1927), Studien zur Theologie Luthers (1928) und Das Ende aller Dinge. Die christliche Hoffnung, ihr Grund und ihr Ziel (1930). WEITERE WERKE: Die christliche Ethik in ihrem Verhältnis zur modernen Ethik: Paulsen, Wundt, Hartmann. Göttingen 1892. - Der Gedankengang der .Kritik der reinen Vernunft'. Halle 1902, "1920. - Die Stellung der Religion im modernen

Staudenmaier Geistesleben. Leipzig 1911. - Luther und das sittliche Ideal. Gütersloh 1919. - Die Religion als Erfahrung. Gütersloh 1919. - Die Ethik Kants. Zur Einführung in die Kritik der praktischen Vernunft. Leipzig 1920. LITERATUR: Johann Adolf Rust: C. S. Gütersloh 1920. - Rudolf Hermann: Fragen und Erwägungen zu S.s Religionsphilosophie. Erlangen 1921. - Joachim Beckmann: Der Begriff der religiösen Erfahrung bei S. Diss. Münster 1924. Stapfer, Philipp Alben, * 23.9.1766 Bern, t 27.3.1840 Paris. Der Pfarrerssohn studierte Philosophie und Theologie an der Akademie in Bern und der Univ. Göttingen, unternahm 1791 eine längere Studienreise und wurde nach seiner Rückkehr mit der Vertretung der Professur der theoretischen Theologie an der Berner Akademie betraut. Daneben unterrichtete S. deutsche und lateinische Sprache sowie Philosophie am Politischen Institut und wurde 1792 Prof. der Philologie an der Akademie. Seit 1792 war er auch Mitglied des obersten bernischen Schulrats. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen 1798 engagierte er sich für die Helvetische Republik, wurde in diplomatischer Mission nach Paris gesandt und im selben Jahr vom helvetischen Direktorium zum Minister der Wissenschaften und Künste ernannt. Zwei Jahre lang leitete er das Bildungswesen, wurde bei seinem Bemühen um die Hebung der Volksbildung u. a. von -» Pestalozzi und Zschokke unterstützt und gründete das „Helvetische Volksblatt", das der politischen Volksaufklärung dienen sollte. 1800 ging S. als schweizer. Gesandter nach Paris und lebte hier auch nach der Aufhebung seines Gesandtschaftspostens mit dem Ende der Helvetischen Republik 1803. Seit 1804 gab er die „Archives litteraires" (bis 1808) und seit 1808 die „Melanges de litterature etrangere" heraus. Von —> Kant beeinflußt, veröffentlichte er u. a. De natura condiwre et incrementis reipublicae ethicae (1797) und Versuch eines Beweises der göttlichen Sendung und Würde Jesu aus seinem Charakter (1797). WEITERE WERKE: De philosophia Socratis [...|. Bern 1786. - Apologie für das Studium der klassischen Werke des Altertums. Bern 1792. - Die fruchtbarste Entwicklungsmethode der Anlagen des Menschen [...]. Bern 1792. — Instruktionen für die Erziehungsräte und Schulinspectoren. Luzern 1799. - Bemerkungen über den Zustand der Religion und ihrer Diener. Bern 1800. LITERATUR: Rudolf Luigenbühl: R. A. S. Basel 1887, 2 1902. - Adolf Rohr: Von den geistigen Voraussetzungen für P. A. S.s helvetischen Erziehungsplan. In: Festschrift für Otto Müller. Aarau 1960, S. 227-241. Stattler, Benedikt (Alexius Andreas), * 30. 1.1728 Kötzting/Bayerischer Wald, t 2l. 8. 1797 München. Der Sohn eines Richters trat 1745 in den Jesuitenorden ein, studierte 1747-51 Philosophie und Mathematik in Ingolstadt und widmete sich nach Lehrtätigkeiten in Landshut und Neuburg/Donau theologischen Studien. 1759 empfing er die Priesterweihe, unterrichtete seit 1760 Philosophie und Theologie in Straubing und Innsbruck, 1766 Theologie in Solothurn und wurde 1770 Prof. der Dogmatik in Ingolstadt, wo er seit 1774 auch das Stadtpfarramt St. Moritz innehatte. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 bemühte er sich um die Erhaltung der jesuitischen Positionen, mußte 1781 seinen Lehrstuhl verlassen und übernahm 1782 das Pfarramt in Kemnath (Oberpfalz). 1788 übersiedelte er nach München und war hier 1790-94 im Kurfürstlichen Zensurrat tätig. S. war ein radikaler Gegner Immanuel —»Kants. Er veröffentlichte u. a. Philosophia methodo scienliis propria explanata (8 Bde., 1769-72), Ethica Christiana universalis (1772, 2 1793), Demonstrant) evangelica (1770), Demonstratio catholica (1775), Thealogia Christiana theoretica (6 Bde., 1776-79, 21781-85), Ethica Christiana communis (3 Tie.,

1781-89, 21791-1802), Anti-Kant (2 Bde., 1788) und Plan zu der allein möglichen Vereinigung im Glauben der Protestanten mit der katholischen Kirche und den Grenzen dieser Möglichkeit (1791). Seine wichtigsten Werke wurden 1796 auf den Index gesetzt. WEITERE WERKE: Tractatio cosmologica de viribus et natura corporum. München 1763. - Compendium philosophiae. Ingolstadt 1773. - De locis theologicis. Weissenburg 1775. Wahres Jerusalem, oder über religiöse Macht und Toleranz in jedem und besonders im katholischen Christenthum, aus Anlaß des Mendelsohnschen Jerusalems und einiger Gegenschriften. Augsburg 1787. - Vollständige christliche Sittenlehre. 2 Bde., Augsburg/München 1789-91. - Allgemeine katholisch-christliche Sittenlehre oder wahre Glückseligkeitslehre. 2 Bde., München 1791. - Allgemeine katholischchristliche theoretische Religionslehre. 2 Bde., München 1793. - Widerlegung der kantischen Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. 1789. - Unsinn der französischen Freiheitsphilosophie, im Entwurfe ihrer neuen Constitutionen, zur Warnung und Belehrung deutscher französelnder Philosophen in das helle Licht gestellt. Augsburg 1791. - Wahres Verhältnis der Kant'schen Philosophie zur christlichen Religion und Moral. München 1794. LITERATUR: Georg Huber: B. S. und sein Anti-Kant. München 1904.-Bernhard Jansen: Deutsche Jesuiten-Philosophen des 18. Jahrhunderts in ihrer Stellung zur neuzeitlichen Naturauffassung. In: Zeitschrift für katholische Theologie 57 (1933) S. 384-410 (zu H.: S. 395-397). Franz Scholz: B. S. und die Grundzüge seiner Sittlichkeitslehre unter besonderer Berücksichtigung der Doktrin von der philosophischen Sünde. Freiburg/Breisgau 1957. - Philipp Schäfer: Kirche und Vernunft. Die Kirche in der katholischen Theologie der Aufklärungszeit. München 1974, S. 103-151. - Franz Scholz: B. S. (1728-1797). In: Heinrich Fries/Georg Schwaiger (Hrsg.): Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert. Bd. 1. München 1975, S. 11-34. - Michael Miedaner: Die Ontotogie B. S.s Frankfurt/Main u. a. 1983. - Winfried Müller: S., B. A. A. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm. u.a. Teil 1: IngolstadtLandshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 409-411. Staudenmaier, Franz Anton, * 11.9.1800 Donzdorf (Württemberg), t 19. 1.1856 Freiburg/Breisgau. S., Sohn eines Handwerkers, studierte seit 1822 Theologie in Tübingen, empfing nach einem einjährigen Aufenthalt im Rottenburger Priesterseminar 1827 die Priesterweihe und war Repetent am Tübinger Stift. 1830 wurde er in Gießen zum Dr. theol. promoviert, hielt hier als o. Prof. Vorlesungen über Dogmatik und Dogmengeschichte, die Theorie der Religion, die Lehre von den Offenbarungen und über die Einleitung in die Theologie und war 1834 Mitgründer der .Jahrbücher für Theologie und christliche Philosophie". 1837-55 lehrte S. als Ordinarius in Freiburg/Breisgau Dogmatik, Dogmengeschichte, Symbolik und Theologische Enzyklopädie. Er veranlaßte die Gründung der „Zeitschrift der Theologie" (1839-49). 1843 wurde S. Domkapitular in Freiburg. Er veröffentlichte u. a. Enzyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammlen Theologie (Bd. l, 1834), Johannes Scotus Eriugena und die Wissenschaften seiner Zeit (1834), Die Philosophie des Christenthums oder Metaphysik der heiligen Schrift als Lehre von den göttlichen Ideen und ihrer Entwicklung in Natur, Geist und Geschichte (Bd. l, 1840), Darstellung und Kritik des Hegeischen Systems. Aus dem Standpunkte der christlichen Philosophie (1844), Die christliche Dogmatik (4 Bde., 1844-52), Das Wesen der katholischen Kirche (1845) und Zum religiösen Frieden der Zukunft (3 Tie., I846-51). WEITERE WERKE: Der Pragmatismus der Geistesgaben oder das Wirken des göttlichen Geistes im Menschen und in der

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Steckelmacher Menschheit. Tübingen 1835. - Geist der göttlichen Offenbarung oder Wissenschaft der Geschichtsprincipien des Christenthums. Gießen 1837. LITERATUR: Friedrich Lauchert: F. A. S. (1800-1856) in seinem Leben und Wirken dargestellt. Freiburg/Breisgau 1901 (mit Bibliographie). - Peter Hünermann: Trinitarische Anthropologie bei F. A. S. Freiburg/Breisgau u.a. 1962 (mit Bibliographie). - Alfons Scholz: Materialien zur Biographie F. A. S.s. In: Theologische Quartalschrift 147 (1967) S. 210-269. - Peter Hünermann: F. A. S. Graz u.a. 1975. Balthasar Schrott: Die Idee in der Geschichte. Zur theologischen Denkform F. A. S.s. Essen 1976. - Albert Franz: Glauben und Denken. F. A. S.s Hegelkritik als Anfrage an das Selbstverständnis heutiger Theologie. Regensburg 1983 (mit Bibliographie). - Ders.: F. A. S. (1800-1856). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 1. Graz u.a. 1987, S. 109-126. Steckelmacher, Moritz, * 23.6.1851 Boskowitz (Mähren), t 23.5.1920 Bad Dürrheim. S. studierte in Preßburg und Breslau jüdische Theologie und Philosophie, legte das Rabbinerdiplom ab und wurde 1879 in Breslau im Fach Philosophie promoviert (Die formale Logik Kants in ihrem Verhältnis zur transcendentalen). 1880-1920 war er Stadtrabbiner in Mannheim. S. vertrat ein liberales, von der Aufklärung geprägtes Judentum, hielt dabei jedoch an den überlieferten ethischen Werten fest. Für seine Vorstellung vom Judentum setzte er sich als Konferenzrabbiner im Oberrat der Israeliten in Baden sowie in zahlreichen Veröffentlichungen ein. 1904 erschien sein Hauptwerk Das Prinzip der Ethik vom philosophischen und jüdisch-theologischen Standpunkte aus betrachtet. WEITERE WERKE: Die Gottesidee der Offenbarung und des Heidentums, im Lichte eines neuen Unterscheidungsmerkmals betrachtet. Mannheim 1890. Steffens, Henrik, * 2.5.1773 Stavanger (Norwegen), t 13.2.1845 Berlin. S., Sohn des aus Holstein eingewanderten Barbiers und Chirurgen Hinrich S., begann 1790 mit dem Studium der Naturwissenschaften an der Univ. Kopenhagen, wechselte aber bald zum Studium der Medizin über. Aufklärung und Sturm und Drang sowie die Französische Revolution von 1789 prägten nachhaltig seine geistige Entwicklung. Nach einer Forschungsreise 1794/95 an die Westküste von Norwegen setzte S. 1796 das Studium in Kiel fort und erhielt aufgrund einer Arbeit über die Generationstheorie die venia legendi mit der Auflage, die Promotion später nachzuholen, der er 1797 nachkam. Neben —> Kant, Friedrich Heinrich —»Jacobi, Spinoza und —> Fichte wurde S. vor allem von —»Schelling angeregt. Im Herbst 1798 traf S. in Jena ein und machte die Bekanntschaft von Schelling, dessen Vorlesungen über die Naturphilosophie er besuchte, von -»Goethe, Johann Wilhelm Ritter, August Wilhelm und Caroline Schlegel und auch —»Novalis. Bis 1801 vertiefte S. seine Kenntnisse bei dem Geologen und Mineralogen Abraham Gottlob Werner in Freiberg. 1801 erschienen im Geist der Romantik die Beyträge zur Innern Naturgeschichte der Erde, die weite Resonanz fanden. Im Frühjahr 1802 kehrte S. in der vergeblichen Hoffnung auf eine Anstellung nach Kopenhagen zurück; seine öffentlichen Vorlesungen über Natur, Geschichte, Philosophie, Kunst und Glaube im Winter 1802/03 und 1803/04, die auch gedruckt wurden (Indledning til philosophiske Forelaesningar, 1803, Neuausgabe 1905), trugen wesentlich zur Ausbreitung der Romantik in Dänemark bei. Die Heirat mit Johanna Reichardt (1783-1855), einer Tochter des Komponisten Johann Friedrich Reichardt, fand 1803 statt. Auf der Rückreise nach Kopenhagen machte S. in Ber-

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lin die Bekanntschaft von Friedrich -> Schleiermacher, die zu einer für beide wesentlichen Verbundenheit führte. 1804 folgte S. einem Ruf als o. Prof. der Naturphilosophie, Physiologie und Mineralogie an die Univ. Halle. 1806 erschienen die Grundlage der philosophischen Naturwissenschaft. Mit seiner Schrift Über die Idee der Universitäten (1809) wollte S. zur Neugestaltung der Hochschule und zur Überwindung der Franzosenherrschaft beitragen. Der wegen seines patriotischen Engagements drohenden Verhaftung konnte er 1811 mit der Annahme des Rufes als Prof. der Physik und Naturphilosophie an die neugegründete Univ. Breslau zuvorkommen. Forschung und Lehre wurden zunehmend ergänzt durch gesellschafts- und kirchenpolitische Aktivitäten. Am 10. 2.1813 setzte sich S. vor einer begeisterten Zuhörerschar für den Aufruf des preuß. Königs Friedrich Wilhelm III. zur freiwilligen Bewaffnung der Jugend ein und zog selbst 1813/14 mit der Preußischen Landwehr in den Krieg. Die Beschäftigung mit der Naturphilosophie wurde mit der Publikation der Anthropologie (2 Bde., 1822) vertieft. Die Erneuerungsbewegung um Friedrich Ludwig Jahn stieß auf seine Ablehnung. S. wurde der Allianz mit der Obrigkeit und der Polizei verdächtigt; die Regierung versprach sich ideelle Unterstützung von ihm bei der Durchsetzung der Karlsbader Beschlüsse. In den Schriften Die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland (1817) und Caricaturen des Heiligsten (2 Bde., 1819-21) fanden diese Kontroversen ihren publizistischen Niederschlag. Auch mit seiner Kritik an Karl Ludwig Sands Ermordung von August von Kotzebue gewann S. wenig Beifall (Über Kotzebues Ermordung, 1819). Die preuß. Kirchenunion (zwischen Reformierten und Lutheranern) löste weitere Konflikte aus; S. nahm Partei für die Altlutheraner, organisierte religiöse Versammlungen und veröffentlichte 1824 die Schrift Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben und später die Betrachtung Wie ich wieder Lutheraner wurde (1831). 1821 wurde S. zum außerordentlichen Mitglied der Kgl. Dänischen Gesellschaft der Wissenschaften und 1824 zum auswärtigen Mitglied der Medizinischen Gesellschaft in Kopenhagen ernannt. 1815 hatte ihm die Univ. Kiel den Ehrendoktor der Medizin verliehen. Auf der 2. Versammlung der skandinavischen Naturforscher in Kopenhagen behandelte S. 1840 noch einmal grundsätzlich das Verhältnis zwischen Naturphilosophie und Naturwissenschaft. Mystik wurde ein Grundzug seines Alters; Franz von —» Baader galt ihm als der „genialste und tiefste Mystiker". 1821/22 und 1829/30 wurde S. zum Rektor der Univ. Breslau gewählt, wobei er sich um Mäßigung der Regierungsaktionen gegen die Geheimbünde bemühte. Poetische Produktionen traten nun in den Vordergrund". Die Unterstützung durch den ihm persönlich bekannten Thronfolger in Preußen führte im Sommer 1832 zur Berufung an die Univ. Berlin, zu deren Rektor er im Herbst 1834 gewählt wurde. Am Ende der schriftstellerischen Tätigkeit und des Lebens stand der umfangreiche und kulturhistorisch bedeutsame Rückblick Was ich erlebte (10 Bde., 1840-44, Nachdruck 1995/96). WEITERE WERKE: Ueber Mineralogie und das mineralogische Studium. Altona 1797. - Drey Vorlesungen über Hrn. Gall's Organenlehre. Halle 1805. - Vollständiges Handbuch der Oryktognosie. 5 Bde., Halle 1811-24. - Polemische Blätter zur Beförderung der speculativen Physik. 2 Hefte, Breslau 1829-35. - Christliche Religionsphilosophie. 2 Bde., Halle 1839. - Novellen. 16 Bde., Breslau 1837/38. LITERATUR: Werner Abelein: H. S.' politische Schriften. Zum politischen Denken in Deutschland in den Jahren um die Befreiungskriege. Tübingen 1977. - Wolfgang Feigs: Deskriptive Edition auf Allographie-, Wort- und Satzniveau, demonstriert an handschriftlich überlieferten, deutschsprachigen Briefen von H. S. Tl. l, Bern 1979. - Helge Hultberg:

Stegmüller Den unge H. S., 1773-1811. Kopenhagen 1973. - Helge Hultberg: Den aeldre H. S., 1811-1845. Kopenhagen 1981. Fritz Paul: H. S. Naturphilosophie und Universalromantik. München 1973. - Sibille Mischer: „Der verschlungene Zug der Seele". Natur, Organismus und Entwicklung bei Schelling, S. und Oken. Würzburg 1997. Dietrich von Engelhardt Steffensen, Karl (Christian Friedrich), * 25.4.1816 Flensburg, t 12.12. 1888 Basel. Der Sohn des Pädagogen Asmus S. studierte Rechtswissenschaft und Geschichte in Kiel und Berlin, u.a. bei Friedrich Carl von -»Savigny und Leopold von —»Ranke, und wurde 1841 in Kiel zum Dr. phil. promoviert. Danach als Privatlehrer und in verschiedenen diplomatischen Missionen tätig, habilitierte er sich 1852 an der Univ. Kiel für Philosophie und folgte 1854 einem Ruf als o. Prof. an die Univ. Basel, deren Rektor er 1864 war. 1859 wurde S. in Basel eingebürgert. Nach der Emeritierung (1879) war er bis zu seinem Tod Mitglied der Kirchensynode. S. war Vertreter eines spekulativen Idealismus. Postum erschienen Gesammelte Aufsätze (1890) und Zur Philosophie der Geschichte (1894). LITERATUR: Carstens: S. In: ADB 35, 1893, S. 451-453. Steifes, Johann Peter, * 27.8.1883 Outscheid, t 11.3.1955 Münster (Westfalen). S. studierte Theologie und Philosophie in Trier und Berlin, wurde in Würzburg zum Dr. theol., in Münster zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich dort für Religionswissenschaft und Apologetik. In Frankfurt und Göttingen war er Dozent für kath. Weltanschauung, wurde 1923 o. Prof. an der Univ. Nimwegen (Niederlande), 1927 an der Univ. Münster und war dort bis 1935 gleichzeitig Leiter des deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik. S. veröffentlichte u. a. Eduard von Hartmanns Religionsphilosophie des Unbewußten (1921), Das Wesen des Gnostizismus und sein Verhältnis zum katholischen Dogma (1922), Religionsphilosophie (1925), Religion und Politik (1929), Religion und Religiosität im Zeitalter des Hochkapitalismus (1932), Christliche Existenz inmitten der Welt. Die Bildung zum christlichen Menschen (1947) und Glaubensbegründung. Christlicher Gottesglaube in Grundlegung und Abwehr (Bd. l, 1958). WEITERE WERKE: Repräsentanten religiöser und profaner Weltanschauung. Mergentheim 1922, 21924. - Die Staatsauffassung der Moderne. Auf der Grundlage der kulturphilosophischen Zeitideen. Freiburg/Breisgau 1925. - Katholizismus und Abwehr. Paderborn 1929. - Das Naturrecht in metaphysischer und religiöser Weltsicht. Augsburg 1932. Thomas von Aquin und das moderne Weltbild. Münster 1946. - Von der Eigenart des Christentums. Kevelaer 1949. LITERATUR: Christliche Existenz und Erziehung. Ehrengabe des Deutschen Instituts für Wissenschaftliche Pädagogik zu Münster/Westfalen f...]. Hrsg. v. Georg Schreiber. Münster 1954. Stegmann, Johann Gottlieb, * 16.6. 1725 Hartum (Fürstentum Minden), t 4.5.1795 Marburg/Lahn. S., Sohn eines Geistlichen, studierte seit 1743 Philosophie, Mathematik und Physik in Halle, war nach einer wissenschaftlichen Reise Hauslehrer und wurde 1750 an der Univ. Rinteln promoviert (De revelatione divina). 1751 wurde er dort a.o., 1752 o. Prof., lehrte hauptsächlich Experimentalphysik und kam 1754 an das Collegium Carolinum in Kassel. S. erfand oder verbesserte verschiedene physikalische, technische und mathematische Instrumente (Mikroskop zur Beobachtung von Wasserinsekten, Sonnenmikroskop, Handluftpumpe), die in einer Werkstatt fabrikmäßig hergestellt und mit eingehenden Erläuterungen und Gebrauchsanweisungen versehen waren (Beschreibung der Milchpumpe,

1783). 1786 wurde S. auf den Lehrstuhl für Logik, Metaphysik, Mathematik und Physik der Univ. Marburg berufen. Er veröffentlichte u. a. Vernünftige Betrachlungen der philosophischen Hypothesen (1753), Einleitung in die Naturlehre (1754), Programm von den großen Verdiensten Landgraf Wilhelms IV. um die mathematischen Wissenschaften (1755), Theses logicae (1774) und Theses philosophicae (1787). WEITERE WERKE: De idololatria litteraria, maxime philosophica veritatibus admodum inimica. Rinteln 1751. - Meditatio de eo, quod nimium seu parum est in studio philosophico, qua ad audiendam orationem inaug., de necessariis inventoris dotibus invitat. Rinteln 1751. - Theses e philosophia desumtae et ad disputandum propositae. Bückeburg 1752. Beweis, daß aus den Gewissensbissen, die durch keine der Vernunft bekannten Mittel zu tilgen sind, das Dasein einer göttlichen Offenbarung zu schließen. Rinteln 1753. LITERATUR: Georg Winter: S. In: ADB 36, 1893, S. 562-563. Stegmüller, Wolfgang, * 3.6.1923 Mutters (Tirol), t 1.6.1991 München. S. studierte Nationalökonomie (Promotion 1945, Subjektiver Wert und wirtschaftliche Lebensordnung) und Philosophie an der Univ. Innsbruck (Promotion 1947, Erkenntnis und Sein, mit besonderer Berücksichtigung der Erkenntnismetaphysik Nicolai Hartmanns). 1949 habilitierte er sich für Philosophie (Sein, Wahrheit und Wert in der heutigen Philosophie) und war bis 1956 Lektor und 1956/57 Titularprofessor in Innsbruck; 1953/54 hielt er sich in Oxford auf. Nach zwei Gastprofessuren in Kiel und Bonn (1957/58) war S. 1958-90 o.Prof. der Philosophie an der Univ. München. 1962/63 und 1964 nahm er Gastprofessuren in Philadelphia (Pennsylvania, USA) wahr. Er war ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. S. trug wesentlich dazu bei, die analytische Philosophie und die mit formallogischen Methoden arbeitende Wissenschaftstheorie nach 1945 wieder im deutschen Sprachraum zu etablieren. Er befaßte sich zunächst mit den Grundlagen der logischen Syntax und Semantik und bereitete die erkenntnistheoretisch wichtigen Unentscheidbarkeits- und Unvollständigkeitsresultate von Alonzo Church und Kurt ->Gödel für die deutschsprachige Philosophie auf (Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik. Eine Einführung in die Theorien von A. Tarski und R. Carnap, 1957; Unvollständigkeit und Unentscheidbarkeit, Die metamathematischen Resultate von Gödel, Church, Kleene, Rosser und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung, 1959, M 973). Geprägt von Rudolf -> Carnap und Carl Gustav ->Hempel, in einem gewissen Sinne auch von Karl R. —» Popper, beschäftigte sich S. seit den sechziger Jahren verstärkt mit wissenschaftstheoretischen Fragenstellungen. In Auseinandersetzung mit Thomas S. Kühn und Joseph D. Sneed erkannte er die Unzulänglichkeiten der Standard-Wissenschaftstheorie und entwickelte einen modelltheoretischen, pragmatischen und eher diachronischen Ansatz in der Betrachtung wissenschaftlicher Theorien (Theoriestrukturen und Theoriendynamik, 1973; The structuralist view of theories. A possible analogue of the Bourbaki programme in physical science, 1979; Theorie und Erfahrung. Die Entwicklung des neuen Strukturalismus seit 1973, 1986). Umfassende kritische Bilanzen legte S. mit den Werken Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Eine historisch-kritische Einführung (ab 2196O mit dem Untertitel: Eine kritische Einführung, 4 Bde., 1952-89; Bd. l, '1989; Bd. 2, 8 1987; Bd. 3, 8 1987) und Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie (4 Bde., 1969-86, Bd. l, 21983) vor. WEITERE WERKE: Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis. Frankfurt/Wien 1954, 21969. - Ontologie und Analytizität.

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Stein Basel 1956. - Glauben, Wissen und Erkennen. Das Universalienproblem einst und jetzt. Darmstadt 1965 (Nachdruck aus Zeitschrift für philosophische Forschung 10, 1956 und Archiv für Philosophie 6, 1956). - Einheit und Prolematik der wissenschaftlichen Welterkenntnis. München 1967. Der Phänomenalismus und seine Schwierigkeiten. Sprache und Logik. Darmstadt 1969. - Aufsätze zur Wissenschaftstheorie. Darmstadt 1970, 31992. - Das Problem der Induktion. Humes Herausforderung und moderne Antworten. Der sogenannte Zirkel des Verstehens. Darmstadt 1975. - Collected papers on epistemology, philosophy of science and history of philosophy. 2 Bde., Dordrecht u.a. 1977. - Rationale Rekonstruktion von Wissenschaft und ihrem Wandel. Mit einer autobiographischen Einleitung. Stuttgart 1979, 2 1986. - Neue Wege der Wissenschaftsphilosophie. Berlin u.a. 1980. - Kripkes Deutung der Spätphilosophie Wittgensteins. Kommentarversuch über einen versuchten Kommentar. Stuttgart 1986. LITERATUR: Bibliographie der Schriften von W. S. In: Journal for general philosophy of science 24 (1993) S. 187-196. Eckhard Kaiser: Neopositivistische Philosopie im XX. Jahrhundert. W. S. und der bisherige Positivismus. Berlin 1979. Carl Gustav Hempel/Hilary Putnam/Wilhelm K. Essler (Hrsg.): Methodology, epistemology, and philosophy of science: Essays in honor of W. S. on the occasion of his 60th birthday, 3 June 1983. Dordrecht 1983. - Franz von Kutschera: W. S. zum Gedenken. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 45 (1991) S. 596-598. - Reinhard Kleinknecht: Nachruf auf W. S. In: Journal for general philosophy of science 24 (1993) S. 1-16. - Ernst Finsterwalder: Der Rationalitätsbegriff bei W. S. Eine exemplarische Untersuchung zum Verhältnis von Metaphysik und Wissenschaftstheorie. München 1995. Stein, Edith, Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD, * 12.10.1891 Breslau, t 9.8.1942 Konzentrationslager Auschwitz. In einer traditionell jüdischen Familie wurde S. als jüngstes von sieben Geschwistern geboren. Der Vater starb früh, die Mutter führte einen erfolgreichen Holzhandel. Mit 15 Jahren wurde S. Atheistin, war politisch liberal und in der Frauenbewegung engagiert. Nach dem Abitur studierte sie 1911-13 in Breslau Psychologie, Geschichte und Philosophie (Richard —»Hönigswald, William —> Stern). Die Logischen Untersuchungen (1900/01) Edmund —»Husserls veranlaßten sie, ihre philosophischen Studien beim „Meister" in Göttingen fortzusetzen. Dort gehörte sie der „Phänomenologischen Gesellschaft" an, in der sie Max -> Scheler und anderen RealPhänomenologen (Adolf —»Reinach, Husserls Göttinger Assistenten und S.s Lehrer; Hedwig Conrad-Martius u. a.) begegnete, die die sogenannte „idealistische Wende" Husserls ablehnten und innerhalb der „eidetischen Phänomenologie" weiterforschten. Im Ersten Weltkrieg war S. im Lazarett tätig, schloß dann das Studium mit dem Staatsexamen und der Promotion (Zum Problem der Einfühlung, 1917, Nachdruck 1980) 1916 bei Husserl ab, der inzwischen nach Freiburg berufen worden war. In ihrer Doktorarbeit zeigt sie, daß sie die „transzendentale Reduktion" und phänomenologische Methode Husserls sehr wohl beherrscht und auf die originäre Fühlung des mitmenschlichen Seelenlebens anzuwenden versteht. Von 1916 bis 1918 war sie in Freiburg Husserls (Privat-)Assistentin, die erste Frau in einer solchen Position innerhalb der Philosophie. Martin —> Heidegger wurde ihr Nachfolger. 1922 und 1925 erschienen im .Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung" S.s Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften (Nachdruck 1970), phänomenologische Betrachtungen der seelisch-geistigen Tätigkeiten, die sie in der Einfühlung begonnen hatte und später in der Einführung in

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die Philosophie (ESW XIII) und in Akt und Potenz weiterführte. Seit 1917 beschäftigte sie sich in einer inneren Krise mit dem Christentum, besonders angestoßen durch die Witwe Adolf Reinachs. Beide Reinachs waren ein Jahr zuvor vom Judentum zum Christentum konvertiert. Am 1.1.1922 ließ sich S. katholisch taufen, nachdem sie im Sommer zuvor bei Hedwig Conrad-Martius durch die Lektüre der Autobiographie der Teresa von Avila (1515-1582) für sich beschlossen hatte, Christin, Katholikin und Karmelitin zu werden. Letzterer Entschluß konnte aus Rücksicht auf ihre jüdisch-gläubige Mutter zunächst nicht umgesetzt werden. So wurde S. vorerst Lehrerin am Lyzeum St. Magdalena in Speyer (1923-31). Zu dieser Zeit übersetzte sie Thomas von Aquins De Verdate (Des hl. Thomas von Aquino Untersuchungen über die Wahrheit, 2 Bde., 1952) und versuchte, das thomistische Denken mit Husserls Phänomenologie zu versöhnen (Die Phänomenologie Husserls und die Philosophie des hl. Thomas von Aquin, 1929). Ihre öffentlichen Vorträge zur Pädagogik, Theologie und Frauenthematik erregten Aufmerksamkeit. 1932 nahm sie eine Stelle als Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster an, die sie allerdings 1933 (Nürnberger Ariergesetze) wieder verlor. Nun endlich setzte sie ihren Entschluß um, in den Karmeliten-Orden einzutreten, da sie den Dienst an ihrem Volk in Gebet und Kontemplation zu vollziehen gedachte. 1934 erhielt sie den Ordensnamen Sr. Teresia Benedicta a Cruce. Im Kloster entstanden - als Ausarbeitung von Akt und Potenz - Endliches und Ewiges Sein. Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins (1936, erschienen 1950) und das religionsphilosophische Hauptwerk Kreuzeswissenschaft. Studie über Joannes a Cruce (erschienen 1950). Letzteres blieb unvollendet, als sie 1942 aus dem Kloster Echt (Niederlande), in das sie Ende 1938 geflohen war, von der SS abgeholt wurde. S.s Tod steht im Zusammenhang mit einem Vergeltungsschlag der SS, der einer öffentlichen Erklärung der kath. Bischöfe der Niederlande gegen die Judendeportation folgte und alle kath. Juden traf. S.s Seligsprechung erfolgte am 1.5.1987, die Heiligsprechung am 11. 10. 1998. Die akademische Rezeption hat in breiterem Maßstab Mitte der achtziger Jahre begonnen. WERKE: E. S.s Werke (ESW). Hrsg. v. Luzie Gelber/Romaeus Leuven. Löwen/Freiburg 1950ff. (Bisher 17 Bde., weitere geplant). - Bd. 7: Aus dem Leben einer jüdischen Familie (Autobiographie). LITERATUR: Waltraud Herbstrith: Das wahre Gesicht E. S.s. Aschaffenburg 61987. - Hanna-Barbara Gerl: Unerbittliches Licht. E. S. - Philosophie, Mystik, Leben. Mainz 1991. - Studien zur Philosophie E. S.s. Internationales E.-S.Symposium Eichstätt 1991. Freiburg 1993. - Andreas Uwe Müller: Grundzüge der Religionsphilosophie E. S.s. Freiburg 1993. - Peter Schulz: E. S.s Theorie der Person. Von der Bewußtseinsphilosophie zur Geistmetaphysik. Freiburg 1994. - Andres Bejas: Vom Seienden als solchem zum Sinn des Seins. Frankfurt 1994. - Herbert Hecker: Phänomenologie des Christlichen bei E. S. Würzburg 1995. - E. S. Jahrbuch. Hrsg. v. Sanchez de Murillo. Würzburg 1995 ff. - Peter Volek: Erkenntnistheorie bei E. S. Metaphysische Grundlagen der Erkenntnis bei E. S. im Vergleich zu Husserl und Thomas von Aquin. Bern u.a. 1998. Beate Beckmann/Hanna-Barbara Cerl-Falkovitz Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm), »21.11.1833 Rostock, t 28.5.1896 Rostock. S., Sohn eines mecklenburgischen Militärs, studierte Philosophie in Berlin, Bonn und Göttingen und wurde 1855 promoviert (De philosophia Cyrenaica). 1857 habilitierte er sich in Göttingen und war Privatdozent. 1862 wurde er a. o. Prof., 1864 Gouverneur des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg und 1871 o. Prof. der Philosophie am der

Stein Univ. Rostock, deren Rektor er 1890-92 war. 1881/82 gab er dem Großherzog Friedrich Franz II. Privatvorlesungen zur Geschichte der neueren Philosophie. S. veröffentlichte u. a. Sieben Bucher zur Geschichte des Platonismus. Untersuchungen über das System des Plato und sein Verhältnis zur späteren Theologie und Philosophie (3 Tie., 1862-75, Nachdruck 1965). WEITERE WERKE: Johann Georg Hamann. Schwerin 1863. Schelling. Rostock 1875. LITERATUR: Heinrich Klenz: S. In: ADB 54, 1908, S. 459-460. Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von, * 12.2. 1857 Coburg, t 18.6. 1887 Berlin. An der Univ. Heidelberg studierte S. evang. Theologie, später Philosophie bei Kuno —> Fischer, wurde 1877 mit einer Arbeit Über Wahrnehmung promoviert und hielt sich einige Zeit im Istituto Storico Germanico in Rom auf. Als Erzieher Siegfried Wagners war er Hausgenosse und Freund Cosima und Richard Wagners in Bayreuth und machte die Bekanntschaft von Hans Paul von Wolzogen, dem Herausgeber der „Bayreuther Blätter". 1881 habilitierte sich S. in Halle (Ueber die Bedeutung des dichterischen Elements in der Philosophie des Giordano Bruno) und ging 1884 als Privatdozent nach Berlin. In seinem Werk Die Entstehung der neueren Aesthetik (1886) beschrieb er die historischen Grundlagen der geistigen Kultur und brachte mit dem Postulat einer versöhnenden Wirkung der Kunst durch die Bereinigung der Gegensätze im Bewußtsein eigene, idealistisch geprägte Prinzipien mit ein. WEITERE WERKE: Goethe und Schiller. Beiträge zur Ästhetik der deutschen Klassiker. Leipzig 1893. - Vorlesungen über Aesthetik. Stuttgart 1897. - Giordano Bruno. Gedanken über seine Lehre und sein Leben. Berlin 1900. - Zur Kultur der Seele. Gesammelte Aufsätze. Stuttgart/Berlin 1906. Briefwechsel mit Hans von Wolzogen. Ein Beitrag zur Geschichte des Bayreuther Gedankens. Hrsg. v. Hans von Wolzogen. Leipzig 1910. LITERATUR: Markus Bernauer: H. v. S. Berlin/New York 1998. Stein, Lorenz von, * 15. 11.1815 Borby (heute zu Eckernförde), t 23.9. 1890 Weidlingau (heute zu Wien). Das Leben des 1815 als uneheliches Kind einer Offizierswitwe nahe dem damals dänischen Eckernförde geborenen S. zerfällt in zwei verschiedene Teile: Den ersten Teil verbrachte er in Schleswig-Holstein, in Jena, Berlin, Paris und Kopenhagen; der zweite Teil führte ihn nach seiner Ausweisung Anfang der fünfziger Jahre über Augsburg nach Wien, wo er seit 1855 an der Univ. als Prof. der Nationalökonomie wirkte, in den Adelsstand erhoben wurde und 1890 starb. Nach solider Schulausbildung in Eckernförde und Flensburg studierte S. an den Universitäten Kiel und Jena. Er trat der Burschenschaft bei. Im Studium reüssierte er rasch. 1839 bestand er in Kiel das erste juristische Examen und wurde dort 1840 zum Dr. jur. promoviert. Nach kurzem Aufenthalt in Kopenhagen zog der dänische Untertan S., dessen Herz für die deutsche Nationalbewegung schlug, zunächst nach Berlin. Dort geriet er mitten hinein in die Diskussionen der „Linkshegelianer" Arnold —> Rüge, Bruno ->Bauer und Karl ->Marx. S. hielt zwar an -»Hegels Staatsidee fest; ihm leuchtete aber auch das Argument ein, es gelte die von der Industrialisierung ausgelösten gesellschaftlichen Bewegungen besser zu begreifen, als dies Hegel getan hatte. Die Probleme, die Anfang der vierziger Jahre im Zusammenhang mit der „sozialen Frage" erörtert wurden, lernte S. wenig später während eines längeren Aufenthalts in Paris noch besser kennen. Hier studierte er mit Eifer die Schriften der

Frühsozialisten Claude Henry de Saint-Simon, Charles Fourier und Louis Blanc. Teil des S.schen Nachlasses, der heute in der Schlesig-Holsteinischen Landesbibliothek und im Lorenz von Stein-Institut der Univ. Kiel aufbewahrt wird, ist denn auch eine ungewöhnlich reiche Sammlung der Bücher französischer Frühsozialisten, die er während seines Aufenthalts in Paris erwarb. Sein eigener Beitrag zur „sozialen Frage" machte S. über Nacht berühmt. Sein Buch Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreich. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte erschien 1842 in erster Auflage in Leipzig und kam bereits 1850 in einer stark erweiterten dritten Auflage in drei Bänden unter dem Titel Geschichte der sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis in unsere Tage (neu hrsg. von Gottfried Salomon, 1921) heraus: nicht nur eine Darstellung der Entwicklung in Frankreich, sondern auch ein im Hinblick auf Deutschland entwickeltes Programm zur Bewältigung der sozialen Frage durch eine „Wissenschaft der Gesellschaft" und durch „soziale Verwaltung". S. habilitierte sich 1845 in Kiel, wurde dort wenig später zum a. o. Prof. der Staatswissenschaft ernannt und beteiligte sich 1848/49 mit großem Engagement an der deutschen Nationalbewegung, an dem Widerstand gegen die Integration Schleswigs in den dänischen Staat und an der demokratischen Erneuerung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Zwar scheiterte er bei dem Versuch, einen Sitz in der Paulskirche zu bekommen; er vertrat jedoch die provisorische schleswig-holsteinische Regierung kurzzeitig in Paris und wurde 1849 in die schleswig-holsteinische Landesversammlung gewählt. Theorie und Praxis, die Einsicht in soziale Veränderungen und die Bereitschaft zur Übernahme politischer Verantwortung schienen sich aufs beste zu ergänzen. Mit dem Sieg der dänischen Regierung kam S.s politische und berufliche Karriere in Schleswig-Holstein jedoch zu einem jähen Ende (1852). Er verlor seine Professur und mußte seine Heimat verlassen. Nach einem Zwischenspiel als Journalist bei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Augsburg wurde S. 1855 vom österr. Finanzminister Karl Ludwig von Brück an die Univ. Wien berufen. Dort wirkte er über 30 Jahre als einflußreicher akademischer Lehrer und verfaßte Lehrbücher, durch die wichtige Teilgebiete der Staatswissenschaften auf eine neue Grundlage gestellt wurden. Genannt seien S.s System der Staatswissenschaften (2 Bde., 1852-56), Volkswirtschaftslehre (21878), sein Lehrbuch der Finanzwissenschaft (1860, 31885/86) sowie sein Handbuch der Verwaltungslehre (8 Bde., 1865-84). Der Wert dieser Lehrbücher lag ebenso in ihrer theoretischen Grundlegung wie in ihrem Praxisbezug. S. war zugleich Philosoph und Empiriker. Wenn er betonte, der Staat sei verpflichtet, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt aller Staatsbürger zu fördern, entwickelte er eine Position, die sich deutlich von der traditionellen Lehre vom Rechtsstaat wie von neueren Konzeptionen des Wohlfahrtsstaats abhob. Da S. bei dem Versuch, sich auch als privater Unternehmer zu etablieren, gescheitert war und viel Geld verloren hatte, suchte er seit Ende der siebziger Jahre dringend Nebeneinkünfte. Er gab zahlreichen Japanern in Wien Privatunterricht und übte auf diese Weise einen entscheidenden Einfluß auf die neue japanische Verfassung aus, die 1889 erlassen wurde. Ein Besuch in Japan, zu dem ihn die dortige Regierung eingeladen hatte, kam nicht mehr zustande. S. wird in Japan bis auf den heutigen Tag als der Gelehrte verehrt, der bei der Modernisierung des japanischen Verfassungslebens eine entscheidende Rolle gespielt hat. LITERATUR: Werner Schmidt: L. v. S. Ein Beitrag zur Biographie, zur Geschichte Schleswig-Holsteins und zur Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts. Eckernförde 1956. Carlo Schmid: L. v. S. In: Die Großen Deutschen. Bd. 5,

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Stein Berlin 1957, S. 318-330. - Dirk Blasius/Eckart Pankoke: L. v. S. Geschichts- und gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven. Darmstadt 1977. - Roman Schnur (Hrsg.): Staat und Gesellschaft. Studien über L. v. S. Berlin 1978. - Andrea Boockmann: L. v. S. (1815-1890). Nachlaß, Bibliothek, Biographie. Kiel 1980. - Martina Stiehl: .Legaler Despotismus' - .Soziales Königtum'. L. v. S. und der Physiokratismus. Marburg 1988. - Garsten Quesel: Soziologie und soziale Frage. L. v. S. und die Entstehung der Gesellschaftswissenschaft in Deutschland. Wiesbaden 1989. - Stefan Koslowski: Die Geburt des Sozialstaats aus dem Geist des deutschen Idealismus. Person und Gemeinschaft bei L. v. S. Weinheim 1989. - Albert von Mutius (Hrsg.): L. v. S. 1890-1990. Akademischer Festakt zum 100. Todestag. Heidelberg 1992. Silke Lehmann Stein, Ludwig, früher Elieser Stein, Pseud. Diplomaticus, Ed. Vollmer, * 12.11.1859 Benye bei Tokaj (Ungarn), t 13.7. 1930 Salzburg. Der Sohn eines Weinhändlers studierte 1877-80 an der Univ. Berlin Theologie und Philosophie mit dem Ziel, Rabbiner zu werden, gab dann jedoch die theologischen Studien auf und wurde 1881 in Halle zum Dr. phil. promoviert (Die Willensfreiheit und ihr Verhältnis zur göttlichen Präscienz und Providenz bei den jüdischen Philosophen des Mittelalters). 1881-83 Prediger in Berlin, heiratete er die Tochter eines Bankiers, als dessen Universalerbe S. der größte Hausbesitzer Berlins wurde. 1886 habilitierte er sich in Zürich (Die Psychologie der Stoa), wurde 1889 Prof. am dortigen Polytechnikum und 1891 o. Prof. der Philosophie an der Univ. Bern. Wegen verschiedener Auseinandersetzungen legte er 1910 sein Lehramt nieder und ließ sich - da er als Jude keinen Lehrstuhl erhalten konnte - als Publizist in Berlin nieder. 1911-24 war er Dozent an der HumboldtAkademie. 1912 erwarb er die Zeitschrift „Nord und Süd" und gestaltete sie zu einer bedeutenden Monatsschrift. 1914 wurde S. ständiger Mitarbeiter der „Vossischen Zeitung". Während des Ersten Weltkriegs veranstaltete er in der mit Gustav Stresemann gegründeten „Mittwochs-Gesellschaft" Vertrags- und Diskussionsabende. Als Schüler von Eduard —> Zeller, mit dem er seit 1887 das „Archiv für Geschichte der Philosophie" herausgab, vertrat S. einen revolutionistischen Kritizismus in Verbindung mit einem sozialen Aktivismus und dem Glauben an einen sinnvollen Evolutionismus, der zu einer Fort- und Höherentwicklung der Menschheit führe. Er war Mitherausgeber des „Archivs für systematische Philosophie" und gab allein die „Berner Studien zur Philosophie und ihrer Geschichte" heraus. S. war einer der ersten Autoren, die -> Nietzsche philosophisch angegriffen haben (Friedrich Nietzsches Weltanschauung und ihre Gefahren, 1893). Er veröffentlichte u.a. Leibniz und Spinoza. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Leibnizischen Philosophie (1890), Die sociale Frage im Lichte der Philosophie (1897, 41923), Wesen und Aufgabe der Sociologie. Eine Kritik der organischen Methode in der Sociologie (1898), An der Wende des Jahrhunderts. Versuch einer Kulturphilosophie (1900), Der soziale Optimismus (1905), Die Anfänge der menschlichen Kultur (1906), Einführung in die Soziologie (1921) und Geschichte der Philosophie bis Platan (1921). 1930 erschienen seine Erinnerungen Aus dem Leben eines Optimisten. WEITERE WERKE: Die Erkenntnistheorie der Stoa. Berlin 1888. - Leibniz und Spinoza. 1889. - Antike und mittelalterliche Vorläufer des Okkasionalismus. Berlin 1889. Die Philosophie des Friedens. Berlin 1899. - Der Sinn des Daseins. Streifzüge eines Optimisten durch die Philosophie der Gegenwart. Tübingen/Leipzig 1904. - Philosophische Strömungen der Gegenwart. Stuttgart 1908. - Dualismus und Monismus? Eine Untersuchung über die „Doppelte Wahrheit". Berlin 1909. - Die Juden in der Philosophie der Ge-

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genwart. Berlin 1925. -Gegen Spengler. Eine Auseinandersetzung mit Nölting und Spengler. Berlin 1925. LITERATUR: Festgabe zum 70. Geburtstag v. L. S. In: Archiv für systematische Philosophie und Soziologie 33 (1929). Endre Kiss: Zum Porträt L. S.s. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 70 (1988) S. 237-244. Steinbach, Ernst, * 19.6.1906 Stuttgart, t 7.6.1984 Tübingen. Der Fabrikantensohn studierte Theologie in Tübingen, Berlin und Göttingen, wurde 1934 zum Dr. theol. promoviert (Konkrete Christologie. Die Aufnahme des Natürlichen in die Christologie bei Hermann Kutter) und stand bis 1945 als Pfarrer in Diensten der Württembergischen Evangelischen Landeskirche. 1946 habilitierte er sich in Tübingen für Religionsphilosophie und soziale Ethik, war seit 1948 a. o. Prof. und 1957-73 o. Prof. und Direktor des von ihm gegründeten Instituts für christliche Gesellschaftslehre. S. war Präsident des Bundeskuratoriums des Jugendsozialwerks, erster Leiter des Büros für Heimatdienst (später Landeszentrale für politische Bildung) und vertrat das Land Baden-Württemberg bei der Filmbewertungsstelle in Wiesbaden. Er setzte sich für eine Erneuerung der gesellschaftsbildenden Kräfte des Christentums ein. 1950-69 war S. Mitherausgeber der „Zeitschrift für Theologie und Kirche". Er veröffentlichte u.a. Die Auflösung des Protestantismus (1936), Anweisung zum Leben (1941, 4 I977) und Die Welt muß im Menschen heil werden. Von der Bewährung des christlichen Glaubens vor der sozialen Wirklichkeit (1957). WEITERE WERKE: Mythos und Geschichte. Tübingen 1951. LITERATUR: Der Wirklichkeitsanspruch von Theologie und Religion. Die sozialethische Herausforderung. E. S. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Dieter Henke, Günther Kehrer und Gunda Schneider-Flume. Tübingen 1976. Steinbart, Gotthilf Samuel, * 21.9. 1738 Züllichau, t 3.2.1809 Frankfurt/Oder. Nach einer pietistisch geprägten Erziehung im Kloster Berge studierte S., dessen Vater Direktor des Waisenhauses in Züllichau war, in Halle bei Siegmund Jakob Baumgarten und in Frankfurt/Oder bei Johann Gottlieb Toellner, war in Berlin und Züllichau Lehrer und übernahm 1774 die Leitung des Waisenhauses in Züllichau sowie die des angeschlossenen Lehrerseminars. Gleichzeitig wurde er als Nachfolger Töllners Ordinarius für Philosophie und a. o. Prof. der Theologie an der Univ. Frankfurt/Oder. Seit 1787 war S., einer der theologischen Berater Friedrich Wilhelms III., Schulrat im preuß. Oberschulkollegium in Berlin. Als Philosoph vertrat er den Empirismus und den Eudaimonismus. Mit seinem System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christentums (1778, 4 1794) erzielte er breite Wirkung. In diesem für die deutsche Aufklärungsphilosophie und -theologie bezeichnenden Werk übte er im Gefolge der Neologie scharfe Kritik am Gottesbegriff des Alten Testaments und der damit verbundenen Genugtuungslehre und stellte dem ein auf der menschlichen Glückseligkeit beruhendes Glaubenssystem entgegen. Gegen seine Kritiker setzte er sich in den Philosophischen Unterhaltungen zur weiteren Aufklärung der Glückseligkeitslehre (3 Hefte, 1782-84) zur Wehr. WEITERE WERKE: Anleitung des menschlichen Verstandes zu möglichst vollkommener Erkenntniß. 2 Tie., Züllichau 1780/81. Weitere Auflagen unter dem Titel: Gemeinnützige Anleitung des Verstandes zum regelmäßigen Selbstdenken. Grundbegriffe zur Philosophie über den Geschmack. Erstes [einziges] Heft [...]. Züllichau 1785. LITERATUR: Richard Hildenbrand: G. S. S. Ein Beitrag zur Geschichte der Popularphilosophie im achtzehnten Jahrhundert. Diss. Herne 1906. - Paul Tschackert: S. In: ADB 35,

Steiner 1893, S. 687-689. - Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Protestantisches Christentum im Zeitalter der Aufklärung. Gütersloh 1965, S. 201 ff. Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm), * 15.6.1888 Köln, t 19.2.1949 Tübingen. S., Sohn eines Kaufmanns, studierte an den Universitäten Bonn und Straßburg und wurde 1911 zum Dr. phil. (Der Zweckgedanke in der Philosophie des Thomas von Aquino) und 1920 zum Dr. theol. (Der Sozialismus als sittliche Idee. Ein Beitrag zur christlichen Sozialethik) promoviert. 1913 empfing er die Priesterweihe. 1924 habilitierte er sich in Bonn, wurde 1926 a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. Gießen, 1935 o. Prof. der Theologie (mit Lehrauftrag für Moraltheologie) in München und lehrte seit 1941 in Tübingen, wo er 1946-48 Rektor war. S. veröffentlichte u.a. Das Grundproblem der Hegeischen Philosophie (Bd. l, 1933), Christliches Mittelalter (1935) und Die philosophische Grundlegung der katholischen Sittenlehre (2 Bde., 1938, 31947) und Christliche Lebenshaltungen in der Krisis der Zeit und des Menschen (1949). 1952 erschien Mensch und Gott in Frömmigkeit und Ethos der deutschen Mystik (aus dem Nachlaß hrsg. von Anton Steinbüchel). WEITERE WERKE: Der Umbruch des Denkens. Die Frage nach der christlichen Existenz erläutert an Ferdinand Ebners Menschendeutung. Regensburg 1936. - Friedrich Nietzsche. Eine christliche Besinnung. Stuttgart 1947. - Existenzialismus und christliches Ethos. Bonn 1948. - Mensch und Wirklichkeit in Philosophie und Dichtung des 20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1949. - Zerfall des christlichen Ethos im 19. Jahrhundert. Frankfurt/Main 1951. - Religion und Moral im Lichte personaler und christlicher Existenz. Frankfurt/ Main 1951. - Die Abstammung des Menschen. Theorie und Theologie. Frankfurt/Main 1952. LITERATUR: Der Mensch vor Gott. Beiträge zum Verständnis der menschlichen Gottesbegegnung. Festschrift T. S. Hrsg. v. Philipp Weindel und Rudolf Hofmann. Düsseldorf 1948 (mit Bibliographie). - Manuel Alcalä: La itica de situacion y T. S. Barcelona 1963 (mit Bibliographie). Paul Reher-Baumeister: Existenzialismus und Personalismus in der Philosophie von T. S. Diss. Münster 1955. Theo Balle: Dialogische Existenz. Gestalt und Ethos der christlichen Humanitas in der Philosophie T. S.s. München 1967. - Roman Scheuchenegger: In: T. S. (1888-1949). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 2. Graz u. a. 1988, S. 643-649. - Andreas Lienkamp: T. S.s Sozialismusrezeption. Eine christlich-sozialethische Relecture. Paderborn u. a. 2000 (mit Bibliographie). Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz), * 25.2.1861 Kraljevec (heute Kroatien), t 30.3.1925 Dornach bei Basel. S. wuchs in einfachen ländlichen Verhältnissen auf, genoß eine unabhängige Erziehung und hatte nach eigenen Angaben schon früh übersinnliche Wahrnehmungen. Die frühe —> Kant-Lektüre sowie die Begegnungen mit einem weisen Kräutersammler und einem namentlich nicht bekannten geistigen „Meister" gehörten zu seinen prägenden Jugenderlebnissen. Seit 1879 besuchte S. die TH Wien. Zu den Geisteswissenschaften hingezogen, begegnete er dort dem Germanisten Karl Julius Schröer, dem er die Vermittlung zur Edition von -»Goethes naturwissenschaftlichen Schriften verdankte (1884-97). Von 1884 bis 1890 wirkte S. als Hauslehrer und freier philosophischer Schriftsteller in Wien (Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, 1886). Danach übersiedelte er nach Weimar, um dort im Goethe- und Schiller-Archiv als Herausgeber an der Weimarer Goethe-Ausgabe mitzuarbeiten. 1891 wurde

S. in Rostock im Fach Philosophie promoviert. 1893 erschien sein frühes Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit. Von 1897 bis 1900 war S. Redakteur des „Magazins für Litteratur" in Berlin. Nach Auseinandersetzungen mit dem Monismus Ernst -»Haeckels und dem radikalen Individualismus Friedrich -> Nietzsches und Max —» Stirners hatte S. ein geistiges „Damaskuserlebnis". Er konzentrierte nun seine Forschungen auf die spirituelle Seite des Lebens und entwickelte zusammen mit seiner Partnerin Marie von Sivers, die er 1914 heiratete, in Werken (u.a. Die Mystik, 1901; Das Christentum als mystische Tatsache, 1902; Theosophie, 1904; Die Geheimwissenschaft, 1910), Aufsätzen und zahlreichen Vorträgen (insgesamt über 5000) die Anthroposophie als „Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen mochte". S. betonte die empirische Nachprüfbarkeit seiner okkulten Forschungen durch das freie Denken oder durch spirituelle Wahrnehmung. Dafür schrieb er das meditative Werk Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten (1904). Seit 1900 im Kreise der Theosophischen Gesellschaft wirkend, trennte sich S. 1912 von dieser und begründete die Anthroposophische Gesellschaft. 1913 fand die Grundsteinlegung des „Goetheanums" in Dornach bei Basel als Zentrum für die anthroposophische Bewegung statt. Gegen Ende des Kriegs setzte sich S. in öffentlichen Aufrufen und Vorträgen für eine grundlegende Gesellschafts- und Staatsreform ein. Mit der sog. „Dreigliederung des sozialen Organismus" forderte er Gleichheit vor dem Recht, Freiheit im Geistesleben und Brüderlichkeit in einem privaten Wirtschaftssystem (Die Kernpunkte der sozialen Frage, 1919). Mit der Einrichtung einer Schule für die Kinder der Betriebsangehörigen der Zigarettenfabrik „Waldorf-Astoria" durch S. begann die reformpädagogische Bewegung der „Waldorfschulen", in denen Kopf, Herz und Hand gleichermaßen gebildet werden sollen und wo künstlerische Fächer erstmals umfassend Eingang in den Lehrplan fanden (Malen, Plastizieren, Musik, Eurythmie). Silvester 1922 wurde das Goetheaneum Opfer einer Brandstiftung. Für das zweite Goetheaneum konnte S. nur noch die Pläne erarbeiten. 1923 gründete er die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft und, in deren Mitte, die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. S.s Anliegen war die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Religion im Hinblick auf ein aus der Einheit des geistigen und materiellen Seins heraus befruchtetes Leben. Das fand seinen Niederschlag in neuen Perspektiven für ein erweitertes Menschenbild, für den Gedanken von Wiederverkörperung und Karma, für ein kosmisches Christusverständnis, aber auch für Pädagogik, Heilpädagogik, Landwirtschaft, Politik, Wirtschaft, Medizin und Architektur. Neben vehementen Anfeindungen hat S. auch Anerkennung gefunden, so bei Zeitgenossen wie Christian Morgenstern, Albert -»Schweitzer und Wassily Kandinsky und bei Nachgeborenen wie Saul Bellow, Jorge Luis Borges, Joseph Beuys und Michael Ende. WERKE: R. S. Gesamtausgabe. Voraussichtlich 354 Bde., Dornach 1956 ff. LITERATUR: Bibliographische Übersicht. Das literarische und künstlerische Werk von R. S. Hrsg. v. Emil Mötteli/ Hella Wiesberger. Dornach 1985. - Johannes Hemleben: R. S. Reinbek 1963. - Christoph Lindenberg: R. S. Eine Chronik 1861-1925. Stuttgart 1988. - Christoph Lindenberg: R. S. Reinbek 1992. - Christoph Lindenberg: Individualismus und offenbare Religion. Stuttgart 21995. - Walter Kugler: R. S. und die Anthroposophie. Köln 21991. - Gerhard Wehr: R. S. Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls. München 1987. - Christoph Lindenberg: R. S. 2 Bde., Stuttgart 1997. David Marc Hoffmann

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Steinheim Steinheim, Salomon Ludwig, * 6.8.1789 Bruchhausen, t 19.5.1866 Oberstrass (heute zu Zürich). S. studierte Medizin in Berlin und Kiel, wurde 1811 promoviert, war 1811-45 Arzt in Altona, wo er sich im Kampf gegen Typhus und Cholera bewährte, und lebte danach in Italien. Sein naturwissenschaftliches Werk ist geprägt von einem streng empirischen Ansatz (Die Humoralpathologie. Ein krilisch-didactischer Versuch, 1826). In zahlreichen Artikeln (u. a. in Karl Gutzkows „Telegraph für Deutschland") setzte er sich für die Emanzipation der Juden ein. Als Religionsphilosoph entwickelte S. in seinem Hauptwerk Die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge (4 Bde., 1835-65) eine Theologie, die den übervernünftigen Gehalt der biblischen Offenbarung über die rationalistische Reduktion des Judentums auf eine Gesetzesreligion stellt. In seinen Gedichten und Romanen blieb er biedermeierlichem Stil verpflichtet. Sein Epos Sinai. Gesänge von Obadjah dem Sohne Amos (1828) verstand sich als Erneuerung der traditionellen jüdischen Belletristik. WEITERE WERKE: Moses Mendelsohn und seine Schule in ihrer Beziehung zur Aufgabe des neuen Jahrhunderts der alten Zeitrechnung. Hamburg 1840. - Die Politik nach dem Begriffe der Offenbarung, als Theokratie. Mit Bezugnahme auf die Republik Plato's und die Politik des Aristoteles. Leipzig 1845. LITERATUR: Hans-Joachim Schoeps (Hrsg.): S. L. S. zum Gedenken. Leiden 1966. Neudruck Hildesheim 1987. - Julius H. Schoeps u.a. (Hrsg.): ,Philo des 19. Jahrhunderts'. Studien zu S. L. S. Hildesheim/New York 1991. Steinthal, Heymann, auch Chaijn, Hajim, Heinemann, Heinrich S., * 16. 5. 1823 Gröbzig bei Bernburg, t 14.3.1899 Berlin. S., Sohn eines Weiß- und Wollwarenhändlers, studierte seit 1843 in Berlin - gefördert von August Mahn und Franz Bopp - Sprachwissenschaften und Philosophie, wurde 1847 in Tübingen promoviert und setzte seine Studien in Berlin bei Karl —»Heyse fort. 1849 habilitierte er sich mit der Arbeit Die Sprachwissenschaft Wilhelm von Humboldt's und die Hegel'sehe Philosophie (1848, Neudr. 1971), betrieb 1852-56 sprachwissenschaftliche Studien in Paris und London und wurde 1862 a. o. Prof. der allgemeinen Sprachwissenschaft in Berlin, 1872 auch Dozent an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Ausgehend von Wilhelm von —»Humboldt, dessen Sprachphilosophische Werke er 1884 edierte, und unter Einbeziehung der -> Herbartschen Psychologie erreichte S. eine eigene Sprachauffassung. Er gelangte zum Begriff der Völkerpsychologie, als deren Begründer er neben Moritz —»Lazarus gilt. Mit diesem gab er 1859-90 die „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft" heraus. S. veröffentlichte u.a. Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und Römern mit besonderer Rücksicht auf die Logik (1864; 2. Aufl., 2 Bde., 1890), Einleitung in die Psychologie und Sprachwissenschaft (1871, 21881), Die Classifikation der Sprachen dargestellt als die Entwickelung der Sprachidee (1850), Der Ursprung der Sprache im Zusammenhange mit den letzten Fragen alles Wissens (1851, 41888) und Charakteristik der hauptsächlichsten Typen des Sprachenbaues (1860). WEITERE WERKE: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältnis zueinander. Berlin 1855. - Philologie, Geschichte und Psychologie in ihren gegenseitigen Beziehungen. Berlin 1864. - Gesammelte kleine Schriften. Bd. 1. Berlin 1880. - Allgemeine Ethik. Berlin 1885. - Zu Bibel und Religionsphilosophie. Vorträge und Abhandlungen. Berlin 1890. Neue Folge. Berlin 1895. - Kleine sprachtheoretische Schriften. Neu zusammengestellt und mit einer Einleitung von Waltraud Bumann. Hildesheim 1970. - Moritz Lazarus und H. S. Die Begründer der Völkerpsychologie

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in ihren Briefen. Mit einer Einleitung hrsg. v. Ingrid Belke. 3 Bde., Tübingen 1971-86. LITERATUR: Gustav Glogau: S.s psychologische Formeln. Berlin 1876. -Theodor Ivanoff: Die Abweichungen S.s von Herbart auf dem Gebiete der ethischen Elementarlehre. Diss. Jena 1893. - Thomas Achelis: H. S. Hamburg 1898. - Marie Glogau: Gustav Glogau, sein Leben und sein Briefwechsel mit H. S. Kiel/Leipzig 1906. - Waltraud Bumann: Die Sprachtheorie H. S.s. Dargestellt im Zusammenhang mit seiner Theorie der Geisteswissenschaft. Meisenheim/Glan 1965 (mit Bibliographie). - Bernd Naumann: ,Die Aufgabe des Sprachforschers'. H. S.s Position in der Geschichte der Sprachwissenschaft. In: Das Selbstverständnis der Germanistik. Aktuelle Diskussionen. Hrsg. v. Norbert Oellers. Bd. l, Tübingen 1988, S. 58-65. - Manfred Ringmacher: Organismus der Sprachidee. H. S.s Weg von Humboldt zu Humboldt. Paderborn 1996. Stepling, Joseph, * 29.6.1716 Regensburg, t H.7.1778 Prag. S. trat 1733 in die Gesellschaft Jesu ein, studierte in Oltnütz Philosophie, 1743-47 Mathematik und Theologie in Prag und wurde 1748 Prof. der Philosophie. Da seine wissenschaftlichen Ansichten nicht mit der peripatetischen Naturerklärung übereinstimmten, ließ er sich von diesem Amt entbinden, unterrichtete Mathematik und Experimentalphysik am Klementinum in Prag und wurde 1751 Vorsteher der dort von ihm gegründeten Sternwarte. 1752 ernannte ihn Maria Theresia im Zuge der Unterrichtsreform zum Direktor der Philosophischen Fakultät und der Gymnasien Böhmens. Mit Erfolg führte S. neue Unterrichtsmethoden in den Naturwissenschaften ein, schuf ein Physikalisches Kabinett und entwickelte eine umfangreiche literarische Tätigkeit auf mathematischem und astronomischem Gebiet. Seine Wertschätzung durch die Kaiserin ging so weit, daß er 1763 beim Rücktritt aller Jesuiten als Studiendirektor als einziger im Amt verbleiben durfte. S. veröffentlichte u. a. Miscellanea philosophica tarn mathematica, quam physica (1759), Differentiarum minimarum quantitatum variantium calculus directus, vulgo differentialis (1764) und Miscellaneorum philosophicorum continuatio ad annum 1763 (1764). Stepun, Fedor, russisch Fjodor Awgustowitsch S., * 19.2. 1884 Moskau, t 23.2.1965 München. S. studierte in Heidelberg, wurde 1910 mit einer Dissertation über die Geschichtsphilosophie Wladimir S. Solowjows zum Dr. phil. promoviert, war seitdem in Rußland lehrend tätig und gab die russische Ausgabe der Zeitschrift „Logos" heraus. Nach Ausbruch der Revolution 1917 wurde er in den allrussischen Soldaten- und Bauernrat entsandt und war Abteilungsleiter im Kriegsministerium Kerenskys. 1922 ausgewiesen, lehrte er seit 1926 als a. o. Prof. der Soziologie an der TH Dresden und wurde 1937 als „politisch untragbar" in den Ruhestand versetzt. Seit 1947 war er Honorarprofessor für russische Geistesgeschichte an der Univ. München. Als Religionsphilosoph strebte S. die praktische Realisierung der „positiven All-Einheit" (Solowjow) von Gott und Welt an. Er schrieb Romane (u. a. Die Liebe des Nikolai Pereslegin, 1928,21951), Essays (Dostojewski] und Tolstoj. Christentum und soziale Revolution, 1961) und Erinnerungen (Das Antlitz Rußlands und das Gesicht der Revolution, 1934; Vergangenes und Unvergängliches, 3 Bde., 1947-50; russ. 2 Bde., 1956). WEITERE WERKE: Theater und Kino. Berlin 1932. München 1953. - Der Bolschewismus und christliche Existenz. München 1959. LITERATUR: Klaus-Georg Riegel: Der revolutionäre Orden der russischen Intelligenz aus der Sicht F. S.s. In: Zeitschrift

Sternberger für Politik 45 (1998) S. 300-325. - Christian Hufen: F. S. Ein politischer Intellektueller aus Rußland in Europa. Die Jahre 1884-1945. Berlin 2001. Stern, Viktor, * 29.10.1885 Triesch (Mähren), t 1958 Berlin. S. studierte Rechtswissenschaften und Philosophie in Wien und wurde 1908 promoviert (Die Erkenntnistheorie Kants bei Otto Liebmann). 1904 schloß er sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, 1918 der KPÖ an. S. ging nach Deutschland, trat 1920 der KPD bei und war Chefredakteur des „Ruhrechos" in Essen. 1921 kehrte er nach Österreich zurück, war vermutlich Chefredakteur der „Roten Fahne" in Wien und wurde 1923 in der Tschechoslowakei Mitglied der KPC. 1925-32 war er Abgeordneter in der Nationalversammlung der CSR, emigrierte 1939 in die UdSSR und war Chefredakteur des Christlichen Senders der Komintern sowie Mitarbeiter des Sudetendeutschen Freiheitssenders. 1946 ließ sich S. in Ostberlin nieder, wurde SED-Mitglied und übernahm den Lehrstuhl für dialektischen und historischen Materialismus an der Parteihochschule Karl Marx. Er veröffentlichte u. a. Grundziige des dialektischen und historischen Materialismus (1947), Erkenntnistheoretische Probleme der modernen Physik (1952), Zu einigen Fragen der marxistischen Philosophie (1954) und Raum, Zeit, Bewegung im Lichte der modernen Naturwissenschafl (1955). WEITERE WERKE: Einführung in die Probleme und die Geschichte der Ethik. Wien 1912. - Die logischen Mängel der Machschen Antimetaphysik und die realistische Ergänzung seines Positivismus. Leipzig 1914. - Stalin als Philosoph. Berlin 1949. - Der dialektische Materialismus. Die Weltanschauung der marxistisch-leninistischen Partei. Leipzig/Jena 1954. Stern, William Louis, * 29.4.1871 Berlin, t 27.3.1938 Durham (North Carolina, USA). Der Kaufmannssohn studierte seit 1888 Psychologie und Philosophie in Berlin, wurde 1893 zum Dr. phil. promoviert (Die Analogie im volkstümlichen Denken) und folgte 1897 seinem Lehrer Hermann Ebbinghaus nach Breslau, wo er sich im selben Jahr für Psychologie habilitierte (Psychologie der Veränderungsauffassung, 1898, 21906). 1906 war S. Gründer des Instituts für Angewandte Psychologie in Berlin, 1907-33 Mitherausgeber der „Zeitschrift für Angewandte Psychologie" und seit 1907 a. o. Prof. in Breslau. 1916-18 lehrte er am Colonial-Institut in Hamburg, war maßgeblich an der Gründung der dortigen Univ. 1919 beteiligt und errichtete das Psychologische Institut, dem er bis 1933 vorstand. 1933 emigrierte er in die USA und war 1934-38 Prof. der Psychologie an der Duke University in Durham. S. zählt zu den Pionieren der neueren Psychologie. Schwerpunkte seiner Forschung waren die Kinder- und Jugendpsychologie, die angewandte Psychologie und die von ihm begründete differentielle Psychologie. Er schrieb u. a. Über Psychologie der indviduellen Differenzen (1900, 1911 erw. unter dem Titel Die differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen), Person und Sache. System der philosophischen Weltanschauung (3 Bde., 1906-24), Die psychologischen Methoden der Intelligenzprüfung (1912), Psychologie der frühen Kindheit (1914, 71952), Die Intelligenzprüfung an Kindern und Jugendlichen. Methoden, Ergebnisse, Ausblicke ( 2 1916; an Stelle einer 3. Auflage: Die Intelligenz der Kinder und Jugendlichen und die Methoden ihrer Untersuchung, 1920, "l928), Die Psychologie und der Personalismus (1917) und Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage (1935, 21950). S. war der Vater von Günther —> Anders. WEITERE WERKE: Die psychologische Arbeit des ^.Jahrhunderts, insbesondere in Deutschland. Berlin 1900. -

Zur Psychologie der Aussage. Experimentelle Untersuchungen über Erinnerungstreue. Berlin 1902. - Die Aussage als geistige Leistung und als Verhörsprodukt. Leipzig 1904. - Heien Keller. Die Entwicklung und Erziehung einer Taubstummblinden als psychologisches, pädagogisches und sprachtheoretisches Problem. Berlin 1905. - Grundgedanken der personalistischen Philosophie. Berlin 1918. W. S. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie in Selbstdarstellungen. Bd. 6. Leipzig 1927, S. 129-184. - Der Briefwechsel zwischen W. S. und Jonas Cohn. Dokumente einer Freundschaft zwischen zwei Wissenschaftlern. Hrsg. v. Helmut E. Lück. Frankfurt u. a. 1994. LITERATUR: Günther Stern-Anders: Bild meines Vaters. In: W. S.: Allgemeine Psychologie. Den Haag 1910. - Ernst Cassirer: S. In: Ebd. - Eugen Seiterich: Die logische Struktur des Typusbegriffs bei W. S., Eduard Spranger und Max Weber. Freiburg 1930. - Festschrift W. S. zum 60. Geburtstag am 29. April 1931. Hrsg. v. Alfred Adler. Leipzig 1931 (Zeitschrift für angewandte Psychologie, Beiheft 59). - Siegfried Casper: Die personalistische Weltanschauung W. S.S. Leipzig 1933. - Werner Deutsch (Hrsg.): Über die verborgene Aktualität von W. S. Braunschweig 1991. - Gerald Bühring: W. S. oder Streben nach Einheit. Frankfurt/ Main u.a. 1996. - Norbert Kleinefeld: Wiederentdeckung der Ganzheit. Zur Bedeutung idealistischer Ganzheitsansätze im Deutschen Reich am Ende des 19. Jahrhunderts und zum Begriff der Ganzheit bei W. S. Oldenburg 1997. Sternberg, Theodor (Hermann), * 5.1.1878 Berlin, t 18.4. 1950 Tokio. Das Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin schloß S. 1899 mit der Promotion ab (Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrem) und habilitierte sich 1905 in Lausanne für Rechtsphilosophie. Seit 1908 a. o. Prof. an der dortigen Handelshochschule, war er nebenamtlich Dozent an der Humboldt-Akademie in Berlin und folgte 1913 einem Ruf als o. Prof. des deutschen Rechts und der Rechtsphilosophie an die Staatsuniversität Tokio, wo er bis 1918 lehrte. Später übernahm er einen Lehrauftrag an einer dortigen Privatuniversität, war 1922-25 Justizminister in Tokio und später Dozent für Soziologie, Rechtswissenschaften, Philosophie und allgemeine Psychologie an staatlichen und privaten Universitäten. S. veröffentlichte u.a. Allgemeine Rechtslehre (2 Bde., 1904), J. H. v. Kirchmann (1802-1884) und seine Kritik der Rechtswissenschaft (1908), Das Verbrechen im Kultur- und Seelenleben der Menschheit (1911) und Einführung in die Rechtswissenschaft (2 Tie., 1912). WEITERE WERKE: Charakterologie als Wissenschaft. Lausanne 1907. - Die Selektionsidee in Strafrecht und Ethik. Beitrag zu einer Philosophie des Verbrechens. Berlin 1911. Sternberger, Dolf, eigentl. Adolf S-, * 28.7.1907 Wiesbaden, t 27.7. 1989 Frankfurt/Main. Der Sohn eines Bücherrevisors studierte seit 1925 Germanistik, Kunstgeschichte, Soziologie und Philosophie in Kiel, Frankfurt/Main und Heidelberg, wurde 1932 in Frankfurt/ Main zum Dr. phil. promoviert (Der verstandene Tod. Untersuchung zu Martin Heideggers Exislenzialontologie) und war von 1934 bis zu ihrem Verbot 1943 Redakteur der „Frankfurter Zeitung". Anschließend arbeitete S. in einem Heidelberger Industriebetrieb, gab 1945-49 zusammen mit Karl -> Jaspers und Werner Krauss die Zeitschrift „Die Wandlung" heraus und war 1950-58 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart". Seit 1951 leitete er eine Forschungsgruppe am Alfred-Weber-Institut in Heidelberg, deren Arbeiten 1954-56 in der von ihm herausgebenen Schriftenreihe Parteien — Fraktionen — Regierungen erschienen, und war Mitgründer der „Politischen Vierteljahresschrift" (1960) und der „Klassiker der Politik" (1965). 1947 übernahm S. einen Lehrauftrag für Politik in Heidelberg, wurde

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Steudel I960 auf den außerordentlichen Lehrstuhl für Politische Wissenschaften berufen und zum persönlichen Ordinarius ernannt. 1962-74 war er Ordinarius und Direktor des Instituts für Politische Wissenschaft in Heidelberg. S. war ständiger Mitarbeiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und des Hessischen Rundfunks, 1964-70 Präsident des P.E.N.Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen befaßte er sich vor allem mit literarischen, politischen und biographischen Aspekten des 19. Jh. sowie mit Grundproblemen parlamentarischer Regierungssysteme. S. schrieb u.a. Panorama oder Ansichten vom 19. Jahrhundert (1938,31955, Neudr. 1974) und Grund und Abgrund der Macht. Kritik der Rechtmäßigkeit heutiger Regierungen (1962) und publizierte zusammen mit Wilhelm Emanuel Süskind und Gerhard Storz 1957 Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. WEITERE WERKE: Figuren der Fabel. Essays. Berlin/Frankfurt 1950. Neuausgabe Frankfurt/Main 1990. - Gefühl der Fremde. Wiesbaden 1958. Autorität, Freiheit und Befehlsgewalt. Tübingen 1959. - Begriff des Politischen. Frankfurt/Main 1961. - „Ich wünschte ein Bürger zu sein". Neun Versuche über den Staat. Frankfurt/Main 1967. - Heinrich Heine und die Abschaffung der Sünde. Hamburg/Düsseldorf 1972. Frankfurt/Main 1976. - Schriften. 12 Bde., Frankfurt/ Main 1977-96. - Über den Tod. Frankfurt/Main 1981. Über verschiedene Begriffe des Friedens. Stuttgart 1984. LITERATUR: Sprache und Politik. Festgabe für D. S. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Carl-Joachim Friedrich und Benno Reifenberg. Heidelberg 1968 (mit Auswahlbibliographie). Monika Waldmüller: Die Wandlung. Eine Monatsschrift, herausgegeben von D. S. unter Mitwirkung von Karl Jaspers, Werner Krauss und Alfred Weber, 1945-1949. Ein Bericht. Marbach am Neckar 1988. - Jörg Pannier: Das Vexierbild des Politischen. D. S. als politischer Aristoteliker. Berlin 1996. Steudel, Adolf, * 29.7. 1805 Esslingen, t 7.4. 1887 Stuttgart. S., Sohn eines Kaufmanns, bezog 1824 das theologische Seminar in Tübingen, studierte Philosophie und Theologie, trat dann jedoch aus dem Seminar aus und wechselte zum Studium der Rechte. Zunächst Assistent beim Kriminalgericht in Stuttgart, verließ er den Staatsdienst und wurde Rechtsanwalt. S. war Anwalt bei der Hofbank und wurde 1846 zum Obertribunalprokurator ernannt. 1848 Vorsitzender des demokratischen Volksvereins in Stuttgart, wurde er 1849 von der außerordentlichen württembergischen Landesversammlung in den Staatsgerichtshof gewählt. Seit 1874 widmete sich S., vom Pantheismus Spinozas beeinflußt, ganz philosophischen Studien. Er veröffentlichte u.a. Philosophie im Umriß (4 Bde., 1871-85). WEITERE WERKE: Über Materie und Geist, nebst einem Anhang über den Darwinismus. Stuttgart 1885. - Der Spiritismus vor dem Richterstuhle des philosophischen Verstandes. Stuttgart 1886. - Das goldene ABC der Philosophie d. i. die Einleitung zu dem Werke „Philosophie im Umriß". Neu hsrg. und mit Bemerkungen versehen v. Max Schneidewin. Berlin 1891. LITERATUR: Theodor Schott: S. In: ADB 36, 1893, S. 150-151. Stiedenroth, Ernst, * 11.5. 1794 Hannover, t 3.5. 1858 Greifswald. S. studierte Theologie, dann Philosophie in Göttingen, wurde 1816 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich hier im folgenden Jahr für Philosophie (Nova Spinozismi delineatio). Seit 1819 hielt er Vorlesungen über Enzyklopädie der Philosophie, Logik, Psychologie, Geschichte der Philosophie und Pädagogik in Berlin und folgte 1825 einem Ruf als a. o. Prof. an die Philosophische Fakultät in Greifswald. Er schrieb u. a.

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Theorie des Wissens mit besonderer Rücksicht auf Skepticismus und die Lehren von einer unmittelbaren Gewißheit (1819) und Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen (2 Bde., 1824). Stieler, Georg, * 28.1. 1884 Worms, t 14.3.1959 Freiburg/Breisgau. S. wurde 1920 an der Univ. Münster zum Dr. phil. promoviert (Über das ästhetische Phänomen) und habilitierte sich 1922 an der Univ. Freiburg/Breisgau, wo er seit 1929 als a. o., seit 1934 als o. Prof. lehrte. 1934 wurde er Vizekanzler der Universität. S. veröffentlichte u.a. Person und Masse. Untersuchungen zur Grundlegung der Massenpsychologie (1929), Leibniz und Malebranche und das Theodiceeproblem (1930), Menschwerdung des Menschen. Gespräche über Erziehung (1947), Gottfried Wilhelm Leibniz. Ein Leben der Wissenschaft, Weisheit und Größe (1950) und Grundfragen der Erziehung (1953). WEITERE WERKE: Nicolas Malebranche. Stuttgart 1925. Fichte als politischer Erzieher. Freiburg/Breisgau 1937. Stirner, Max, eigentl. Johann Caspar Schmidt, * 25.10.1806 Bayreuth, t 25.6.1856 Berlin. Der Sohn eines Flötenbauers studierte seit 1826 Philosophie, Theologie und klassische Philologie in Berlin, Erlangen und Königsberg und unterrichtete 1839-44 an einer privaten Lehranstalt für höhere Töchter. In Berlin fand S. Kontakt zu der junghegelianischen Vereinigung Die Freien, wo er u. a. mit Bruno —»Bauer zusammentraf. Das Vermögen seiner zweiten Frau ermöglichte ihm das Leben eines Privatgelehrten. Seit 1842 war S. Korrespondent der von Karl —»Marx herausgegebenen „Rheinischen Zeitung" und der „Leipziger Allgemeinen Zeitung", seit 1848 auch des Triester „Journals des österreichischen Lloyd". In seinen Aufsätzen und Artikeln übte er Kritik an allen normsetzenden Instanzen, vor allem an der Religion, am Staat und an der Moral. In seinem Werk Der Einzige und sein Eigentum (1845) denkt er, ausgehend von Ludwig -»Feuerbach und Bauer, einen extremen Egoismus zu Ende und lehnt nicht nur alle Autoritäten und Institutionen ab, sondern jede Idee von Mensch und Menschenrecht, das Geistige und die Vernunft sowie Freiheit und Humanität. S. starb, finanziell ruiniert, an einer Vergiftung infolge eines Insektenstichs. Das Werk provozierte vielfachen Widerspruch, wurde von Marx und Friedrich -» Engels als das eines kleinbürgerlichen Ideologen kritisiert, geriet weitgehend in Vergessenheit und wurde erst von den (Individual-)Anarchisten des späten 19. Jh. (u. a. John Henry Mackay) wiederentdeckt. WEITERE WERKE: Kleinere Schriften und seine Entgegnungen auf die Kritik seines Werkes: ,Der Einzige und sein Eigentum'. Aus den Jahren 1842-1847. Hrsg. v. John Henry Mackay. Berlin 1898,21914. - Das unwahre Prinzip unserer Erziehung oder der Humanismus und Realismus. Hrsg. v. John Henry Mackay. Charlottenburg 1911. - Parerga, Kritiken, Repliken. Hrsg. v. Bernd A. Laska. Nürnberg 1986. LITERATUR: John Henry Mackay: M. S. Sein Leben und sein Werk Berlin 1898. Nachdruck Freiburg/Breisgau 1977 nach der 3. Auflage. - Wilhelm Cuypers: M. S. als Philosoph. Köln 1937. - Gerhard Beck: Die Stellung des Menschen zu Staat und Recht bei M. S. Köln 1965. - Hans G. Helms: Die Ideologie der anonymen Gesellschaft. M. S.s „Einziger" und der Fortschritt des demokratischen Selbstbewußtseins vom Vormärz bis zur Bundesrepublik. Köln 1966. - Ronald William Keith Paterson: The Nihilistic Egoist: M. S. Oxford 1971. - John Philip Clark: M. S.'s Egoism. London 1976. - Peter Suren: M. S. über Nutzen und Schaden der Wahrheit. Bern u.a. 1991. - Bernd A. Laska: Ein heimlicher Hit: 150 Jahre S.s „Einziger". Eine kurze Editionsgeschichte. Nürnberg 1994. - Jochen Knoblauch/Peter Peterson: Ich hab' meine Sach' auf Nichts gestellt. Texte zur

Störring Aktualität von M. S. Berlin 1996. - Bernd A. Laska: Ein dauerhafter Dissident. 150. Jahre S.s „Einziger". Eine kurze Wirkungsgeschichte. Nürnberg 1996. Stockt, Albert, * 15. 3.1823 Mohren bei Treuchtlingen, t 15.11.1895 Eichstätt. S. besuchte das Bischöfliche Seminar in Eichstätt, empfing 1848 die Priesterweihe und war Wallfahrtspriester in Wemding. Seit 1850 lehrte er theoretische Philosophie am Lyzeum in Eichstätt, wurde 1855 in Würzburg zum Dr. phil. promoviert und wechselte 1857 auf den Lehrstuhl für Exegese. 1862 folgte S. einem Ruf an die Philosophische Fakultät der Akademie in Münster, wo er seine neuscholastische Position verdeutlichte. In Auseinandersetzungen mit Fakultätskollegen geraten, gab er 1871 seinen Lehrstuhl auf und übernahm die Pfarrei in Gimpertshausen. 1872 wurde S. Domkapitular in Eichstätt und Prof. der praktischen Philosophie, Geschichte der Philosophie und Pädagogik. Er veröffentlichte u.a. Die speculative Lehre vom Menschen und ihre Geschichte. Im Zusammenhange mit den obersten Grundsätzen der Philosophie und Theologie dargestellt (2 Bde., 1858/59), Geschichte der Philosophie des Mittelalters (3 Bde., 1864-67), Uhrbuch der Philosophie (1868; 2. Aufl., 2 Tie., 1869, 81905), Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (1870; 3. Aufl., 2 Bde., 1889), Lehrbuch der Pädagogik (1873, 21880), Lehrbuch der Geschichte der Pädagogik (1876), Das Christentum und die großen Fragen der Gegenwart auf dem Gebiete des geistigen, sittlichen und socialen Lebens. Apologetisch-philosophische und socialpolitische Studien (3 Bde., 1879/80), Geschichte der neueren Philosophie von Baco und Cartesius bis zur Gegenwart (2 Bde., 1883), Geschichte der christlichen Philosophie zur Zeit der Kirchenväter (1891) und Lehrbuch der Apologetik (2 Tie., 1895). WEITERE WERKE: Der Nominalismus und Realismus in der Geschichte der Philosophie. Eichstätt 1854. - De argumento ontologico, quo existentia Dei demonstrari solet. Münster 1863. - Grundriß der Aesthetik. Mainz 1871. 2., vermehrte Aufl.: Grundriß der Aesthetik und Rhetorik. Mainz 1874. 3., neubearb. Aufl.: Lehrbuch der Aesthetik. Mainz 1889. Grundriß der Religionsphilosophie. Mainz 1872. 2, Aufl. unter dem Titel: Lehrbuch der Religionsphilosophie. Mainz 1878. - Eine Blüte des modernen Kulturkampfes oder die neueste Berliner Philosophie. Mainz 1874. - Der Materialismus geprüft in seinen Lehrsätzen und deren Consequenzen. Mainz 1877. - Das Christenthum und die modernen Irrthümer. Apologetisch-philosophische Meditationen. Mainz 1886. — Der moderne Liberalismus und dessen atheistischer Charakter. Frankfurt/Main 1896. LITERATUR: Bibliographie in: Franz Sales Romstöck: Personalstatistik und Bibliographie des bischöflichen Lyceums in Eichslätt. Ingolstadt 1894, S. 150-151. - M. Wittmann: A. S. als Ethiker in seiner geschichtlichen Stellung. In: Philosophisches Jahrbuch 58 (1948) S. 106-120. - A. Edmaier: A. S. als Wegbereiter und Vorkämpfer der christlichen Soziallehre. In: 400 Jahre Collegium Willibaldinum. Eichstätt 1964, S. 267-277. Stöhr, Adolf, * 24.2. 1855 St. Polten, t 10.2. 1921 Wien. S. studierte Rechtswissenschaft, klassische und neuere Philologie und Philosophie an der Univ. Wien, war Schüler Wilhelm —»Wundts und wurde 1880 zum Dr. phil. promoviert (Vom Geiste. Eine Kritik der Existenz mentalen Bewußtseins, 1883). 1885 habilitierte er sich mit der Arbeit Analyse der reinen Naturwissenschaft Kants (\ 884) für theoretische Philosophie, wurde 1901 a. o. Prof., 1911 o. Prof. und war Leiter des psychologischen Laboratoriums an der Univ. Wien. Sein Hauptinteresse galt der Logik, die er auf die Psychologie gründete. S. veröffentlichte u. a. Umriß einer Theorie der Namen (1889), Letzte Lebenseinheiten und ihr Verband

in einem Keimplasma (1897), Algebra der Grammatik. Ein Beitrag zur Philosophie der Formenlehre und Syntax (1898), Grundfragen der psychophysiologischen Optik (1904), Leitfaden der Logik in psychologisierender Darstellung (1905, 2 1915), Philosophie der unbelebten Materie. Hypothetische Darstellung der Einheit des Stoffes und seine Bewegungsgesetzes (1907), Der Begriff des Lebens (1909), Lehrbuch der Logik in psychologisierender Darstellung (1910) und Psychologie (1917, 21922). WEITERE WERKE: Gedanken über Weltdauer und Unsterblichkeit. Leipzig/Wien 1894. - Die Vieldeutigkeit des Urtheiles. Leipzig/Wien 1895. - Zur Philosophie des Uratomes und des energetischen Weltbildes. Leipzig/Wien 1904. Heraklit. Wien 1920. - Philosophische Konstruktionen und Reflexionen. Ausgewählt, hrsg. und eingeleitet von Franz Austeda. Wien 1974. Stölzle, Remigius, * 23. 11.1856 Ob (Schwaben), t 23.7.1921 Würzburg. S. studierte seit 1876 Philosophie und klassische Philologie in München und Würzburg, wo er 1882 zum Dr. phil. promoviert wurde, und war 1880-86 Gymnasiallehrer in Augsburg und Würzburg. 1886 wurde er a. o. Prof., 1894 o. Prof. der Philosophie in Würzburg, gründete dort 1905 das Philosophische Seminar und war seit 1913 auch Ordinarius für Pädagogik. S. veröffentlichte u.a. Karl Ernst von Baer und seine Weltanschauung (1897), A. v. Köllikers Stellung zur Deszendenzlehre. Ein Beitrag zur Geschichte modemer Naturphilosophie (1901) und Ernst von Lasaulx (J805-186I). Ein Lebensbild (1904). WEITERE WERKE: Die Lehre vom Unendlichen bei Aristoteles. Würzburg 1882. - Das Problem des Lebens in der heutigen Philosophie. Paderborn 1922. - Charles Darwins Stellung zum Gottesglauben. Leipzig 1922. - Die Finalität in der Natur. Hrsg. v. Paula Stölzle. Habelschwerdt 1924. - Der Ursprung des Lebens. Kritische Untersuchung der verschiedenen Hypothesen. Hrsg. v. Paula Stölzle. Habelschwerdt 1925. Störring, Gustav (Wilhelm), * 24. 8.1860 Voerde (heute zu Ennepetal, Westfalen), t L 12.1946 Göttingen. S. studierte Psychologie und Medizin in Leipzig, war Schüler Wilhelm —»Wundts, wurde 1889 zum Dr. phil. promoviert (John Stuart Mill's Theorie über den psychologischen Ursprung des Vulgärglaubens an die Außenwelt) und habilitierte sich 1896 für Philosophie (Zur Lehre vom Einfluss der Gefühle auf die Vorstellungen und ihren Verlauf). 1897 wurde er zum Dr. med. promoviert (Experimentelle Beiträge zur Thermodynamik des Muskels). Seit 1902 war er Ordinarius für Philosophie in Zürich, seit 1911 in Straßburg und lehrte seit 1914 Philosophie und Psychologie in Bonn. Als einer der ersten wertete S. die Erkenntnisse der Psychiatrie und Psychopathologie für die experimentelle Psychologie aus. Er veröffentlichte u. a. Moralphilosophische Streitfragen (Teil l, 1901), Ethische Grundfragen (2 Tie., 1906), Einführung in die Erkenntnistheorie. Eine Auseinandersetzung mit dem Positivismus und dem erkenntnistheoretischen Idealismus (1909, 2. Aufl. unter dem Titel Erkenntnistheorie, 1920), Logik (1916), Psychologie des menschlichen Gefühlslebens (1916, 21922), Psychologie (1923), Das urteilende und schließende Denken in kausaler Behandlung (1926), Die Frage der geisteswissenschaftlichen und verstehenden Psychologie (1928), Methoden der Psychologie des höheren Gefühlslebens auf Grund psychopathologischer, experimenteller, introspektiver und völkerpsychologischer Untersuchungen (1931/32, in: Emil Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. VI) und Die moderne ethische Wertphilosophie (1935). WEITERE WERKE: Die Erkenntnistheorie von Tetens. Leipzig 1901. - Die sittlichen Forderungen und die Frage

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Storchenau ihrer Gültigkeit. Leipzig 1919. - Die Frage der Wahrheit der christlichen Religion. Leipzig 1920. - Was soll uns Kant sein? Leipzig 1924. - Besinnung und Bewußtsein. Persönlichkeitsaufbau und Persönlichkeitszerfall aus psychologisch-pädagogischer, soziologischer und psychiatrischer Sicht. Stuttgart 1953. Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von, * 14.8.1731 Köttmannsdorf, t 13.4.1797 Klagenfurt. S. trat 1747 in Wien in die Gesellschaft Jesu ein, studierte Philosophie in Leoben und Wien und ging nach einer jeweils zweijährigen Lehrtätigkeit am Wiener Kolleg und am Klagenfurter Gymnasium zum Theologiestudium nach Wien. 1759 empfing er die Priesterweihe, wurde 1762 Prof. der Logik und Metaphysik an der Univ. Wien und hatte diesen Lehrstuhl bis zur Ordensaufhebung 1773 inne. Im selben Jahr wurde er zum Dr. theol. promoviert. Von 1781 bis zu ihrem Tod war S. Hofprediger der Erzherzogin Maria Anna in Klagenfurt und widmete sich danach wissenschaftlichen Arbeiten. Er veröffentlichte u.a. Institutiones logicae (1769, I2 1833), Grundsätze der Logik (1774, 21786), Die Philosophie der Religion (7 Bde., 1775-81), Zugaben zur Philosophie der Religion (5 Bde., 1785-88; das ganze Werk wurde in 12 Bänden neu gedruckt, 1807), Institutiones logicae et metaphysicae (5 Bde., 1791-98) und Der Glaube der Christen, wie er sein soll (1792, 21795). WEITERE WERKE: Tractatus de religione et theologia naturali desumtus. Wien 1786. - Seltenere Urkunden aus dem innern Archive der Religionsphilosophie. Augsburg 1791. Die Moral des Christen, wie sie sein soll. 4 Bde., Augsburg 1793-96. LITERATUR: Bernhard Jansen: Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stellung zur Philosophie der Aufklärung. In: Scholastik 11 (1936) S. 1-51. - Bruno Bianco: Wolffianismus und katholische Aufklärung. S.s Lehre vom Menschen. In: Michael Benedikt u.a. (Hrsg.): Verdrängter Humanismus - verzögerte Aufklärung. Österreichische Philosophie zur Zeit der Revolution und Restauration (1750-1820). Wien 1992, S. 357-367. - Matthias J. Fritsch: Vernunft, Offenbarung, Religion. Frankfurt/Main 1997. Stosch, Friedrich Wilhelm, * 25.12.1648 Kleve, t 20.8. 1704 Berlin. Der Sohn eines Hofpredigers studierte seit 1666 Philosophie, Theologie und Jurisprudenz in Frankfurt/Oder, wo er Kontakt mit Cartesianern und Sozinianern hatte. Er wurde stark von der Lehre Spinozas beeinflußt. Nach Abschluß seines Studiums soll S. durch Frankreich, die Niederlande und Italien gereist sein. Anschließend trat er als Geheimer Staatssekretär in den brandenburgischen Staatsdienst ein. 1692 erschien seine Schrift Concordia rationis et fidei, zunächst anonym; doch wurde S. bald als Verfasser ausgemacht. Er lehnte die Unterscheidung zwischen Gott und der Natur ab und ging statt dessen von der Einheit beider aus. S. erklärte die Seele des Menschen materialistisch und identifizierte die christliche Religion weitestgehend mit dem Naturgesetz. Damit gilt er als einer der ersten deutschen Vertreter der Friihaufklärung. Gegen seine Zeitgenossen mußte er sich gegen den Vonvurf des Atheismus zur Wehr setzen. 1693 kam das Buch auf den Index, S. wurde entlassen und zum Widerruf gezwungen, den er 1694 leistete; seine Schrift wurde öffentlich verbrannt. Wieder in seinem Amt, wurde er 1701 vom brandenburgischen Kurfürsten in den Adelsstand erhoben. WERKE: Concordia rationis et fidei (1692). Dokumente. Mit einer Einleitung hrsg. v. Winfried Schröder. Stuttgart-Bad Cannstatt 1992. LITERATUR: Gottfried Stiehler: F. W. S. In: Ders. (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des vormarxistischen Materialismus. Berlin 1961, S. 139-163. - Martin Pott:

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Aufklärung und Aberglaube. Die deutsche Frühaufklärung im Spiegel ihrer Aberglaubenskritik. Tübingen 1992, S. 295-303. Strasser, Stephan, * 13.3.1905 Wien, t 1991. S. wurde 1933 an der Univ. Wien promoviert (Eichendorff als Dramatiker. Versuch einer Ergänzung der bisherigen Forschung). Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 emigrierte er nach Belgien und arbeitete 1942-44 am Husserl-Archiv an der Univ. Löwen. 1947 wurde er a. o. Prof., 1949 o. Prof für philosophische Psychologie und Anthropologie in Nimwegen und hatte bis 1970 auch einen Lehrstuhl für normative und historische Pädagogik inne. S. befaßte sich zunächst mit dem Neu-Thomismus, dann vor allem mit -»Husserl, Sartre, -»Heidegger, Merleau-Ponty und zuletzt mit Levinas. Er veröffentlichte u.a. Objectiviteit en Objectivisme (1947), Seele und Beseeltes (1955), Das Gemüt. Grundgedanken zu einer phänomenologischen Philosophie und Theorie des menschlichen Gefühlslebens (1956), Phänomenologie und Erfahrungswissenschaft von Menschen. Grundgedanken zu einem neuen Ideal der Wissenschaftlichkeit (1962, zuerst niederländisch), Jenseits von Sein und Zeit. Eine Einführung in Emmanuel Levinas' Philosophie (1978), Understanding and explanation. Basic ideas concerning the humanity of the human sciences (1985) und Welt im Widerspruch. Gedanken zu einer Phänomenologie als ehtischer Fundamentalphilosophie (1991). WEITERE WERKE: Erziehungswissenschaft - Erziehungsweisheit. München 1965 (niederländisch 1963). - The idea of dialogal phenomenology. Pittsburgh, Pa. 1969. - Jenseits des Bürgerlichen. Ethisch-politische Meditationen für diese Zeit. Freiburg/München 1982 (zuerst niederländisch). LITERATUR: Anton Monshouwer: Ratio militans. Perspectievn op S. S. Semmel 1997. Straubinger, Heinrich, * 5.7.1878 Salmendingen (HohenzoIIern), t 27.4.1955 Freiburg/Breisgau. Der Sohn eines Landwirts studierte Theologie in Freiburg/ Breisgau, St. Peter/Schwarzwald und Innsbruck, empfing 1901 die Priesterweihe und wurde 1903 in Freiburg/Breisgau zum Dr. theol. promoviert. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Rom war S. in der Seelsorge tätig, wurde 1906 Pfarrer in Dettingen und habilitierte sich 1908 in Freiburg/Breisgau. Seit 1909 war er hier a. o. Prof. der Apologetik, 1918-49 o. Prof. der Apologetik und Religionswissenschaft. 1941 wurde er Päpstlicher Hausprälat. S. veröffentlichte u. a. Grundprobleme der christlichen Weltanschauung (1911), Die Religion und ihre Grundwahrheiten in der deutschen Philosophie seit Leibniz (1919), Einführung in die Religionsphilosophie (1929), Lehrbuch der Fundamentaltheologie (1936) und Religionsphilosophie mit Theodizee (1943, 2 1949). WEITERE WERKE: Die Christologie des hl. Maximus Confessor. Bonn 1906. - Apologetische Zeitfragen. Kritische Untersuchungen zu den religionsphilosophischen und apologetischen Bestrebungen der Gegenwart. Paderborn 1925. Strauß, David Friedrich, * 27. 1. 1808 Ludwigsburg, t 8.2. 1874 Ludwigsburg. Der Sohn eines Kaufmanns und einer Pfarrerstochter trat mit dreizehn Jahren in das niedere Seminar Blaubeuren ein. Der später an die Theologische Fakultät Tübingen berufene Ferdinand Christian Baur zählte bereits dort zu seinen Lehrern. S. lernte in Blaubeuren die historisch-kritische Methode und den für sein Werk folgenreichen Begriff des „Mythus" kennen. 1825 wechselte S. in das Tübinger Stift und vertiefte sich in die Philosophie —> Schellings. Bei F. C. Baur hörte er Kirchengeschichte, Neues Testament und Dogmengeschichte und legte den Grund für seine umfassende Kenntnis des historischen Christentums. Gegen Ende des Studiums entflammte er sich für die Philosophie -»Hegels. Nach dem

Strauss Studium durchlief S. das Vikariat und war ein halbes Jahr Repetent in Maulbronn. In seiner Dissertation von 1831 behandelte er die Die Lehre von der Wiederbringung aller Dinge in ihrer religionsgeschichtlichen Entwicklung. Von erheblicher Bedeutung war die Studienreise nach Berlin im Winter 1831/32. S. lernte Hegel noch persönlich kennen; zu —> Schleiermacher und seiner Deutung des „Lebens Jesu" entwickelte er ein kritisches Verhältnis. Von 1832 bis 1835 bekleidete er die Stelle eines Repetenten am Tübinger Stift. 1835/36 veröffentlichte S. sein erstes Hauptwerk Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet (2 Bde., stark verändert 1838; Neudr. 1969 und 1984). Impulse Baurs (historische Kritik, Mythusbegriff) und Hegels verarbeitend, erklärte er die Evangelien zu einem Sagenkreis unhistorischer Verherrlichungen des Mannes aus Nazareth („Der neue Standpunkt ist ... der mythische"). Gleichzeitig forderte S. die Dekonstruktion des christologischen Dogmas. Die Idee der Einheit von Gott und Mensch manifestiere sich nicht in einem einzelnen historischen Individuum. Subjekt der Christologie sei die Menschheit. In seinem zweiten Hauptwerk Die Christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft dargestellt (2 Bde., 1840/41, Neudr. 1984) gab S. der Idee der Einheit des Endlichen und Unendlichen im Horizont der Menschheit („Gattungschristologie") eine spekulative Begründung. Das Leben Jesu machte S. zum umstrittensten Theologen seiner Zeit. Auf eine akademische Karriere in Deutschland konnte er nicht mehr hoffen. S. verlagerte seinen Wohnsitz nach Stuttgart. 1838 berief ihn der Erziehungs- und Regierungsrat von Zürich auf den Lehrstuhl für Kirchenund Dogmengeschichte, jedoch verhinderte der Widerstand konservativer Kreise seine Lehrtätigkeit. Seine Ehe mit der Opernsängerin Agnes Schiebest blieb glücklos, desgleichen seine politische Laufbahn. 1848 scheiterte S. bei der Wahl zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, wirkte aber als Landtagsabgeordneter im Stuttgarter Parlament. Dort vertrat er einen gemäßigten politischen Liberalismus. Höchst erfolgreich war S. als biographischer Schriftsteller. Er verfaßte Darstellungen u. a. über Christian Friedrich Daniel Schubart (2 Bde., 1849, Neudr. 1978), Ulrich von Hütten (3 Tie., 1858-60), Hermann Samuel Reimarus (1862, Neudr. 1991) und Vorträge über Voltaire (1870). Einen großen Erfolg erzielte er nochmals mit Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet (1864). In seiner Spätschrift Der alte und der neue Glaube (1872) bekannte er sich zu einer monistischen Humanitätsreligion. Obgleich heftig bekämpft, übte S. auf die protestantische Theologie nachhaltige Wirkungen aus. Er schärfte das Bewußtsein für die quellenkritische Arbeit am Neuen Testament und enthüllte Fragwürdigkeiten der zeitgenössischen Theologie im Verständnis Gottes und der Religion. Sein „Linkshegelianismus" bereitete den Weg für die Religionskritik von Bruno —>Bauer, Ludwig —»Feuerbach und Karl —»Marx. WEITERE WERKE: Streitschriften zur Verteidigung meiner Schrift über das Leben Jesu und zur Charakteristik der gegenwärtigen Theologie. Tübingen 1837. Neudr. Hildesheim/ New York 1980. - Gesammelte Schriften von D. F. S. Hrsg. v. Eduard Zeller. 12 Bde., Bonn 1876-78. - Ausgewählte Briefe von D. F. S. Hrsg. v. Eduard Zeller. Bonn 1895. LITERATUR: Theobald Ziegler: D. F. S. 2 Bde., Straßburg 1908. - Jörg F. Sandberger: D. F. S. als theologischer Hegelianer. Göttingen 1972. - Dietz Lange: Historischer Jesus oder mythischer Christus. Gutersloh 1975. - Friedrich Wilhelm Graf: Kritik und Pseudo-Spekulation. München 1982. Jean-Marie Paul: D. F. S. (1808-1874) et son epoque. Paris 1982. - Edwina Lawler: D. F. S. and his critics. The life of Jesus debate in early 19lh-century Germanjournals. New York 1986. Kurt Nowak

Strauss, Leo, * 20.9. 1899 Kirchhain (Hessen), t 18.10. 1973 Annapolis (Maryland, USA). S. studierte seit 1917 - mit Unterbrechung durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg - Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften an den Universitäten Marburg, Frankfurt/Main, Berlin und Hamburg, wurde 1921 bei Ernst —»Cassirer mit der Dissertation Das Erkenntnisproblem in der philosophischen Lehre Fr. H. Jacobis promoviert, ging 1922 nach Freiburg/Breisgau und setzte seine Studien bei Edmund -»Husserl und Martin —»Heidegger fort. 1925-32 war er Mitarbeiter der Akademie für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, in deren Auftrag er die philosophischen Schriften der Moses-Mendelssohn-Jubiläumsausgabe edierte. Danach hielt er sich für seine Hobbes-Studien (Hobbes' Political Philosophy, 1936; dt. Hobbes' politische Wissenschaft, 1965) als Rockefeller-Stipendiat in Paris und seit 1934 in England auf. 1938 ging er in die USA, wo er Lecturer, seit 1941 Prof. der politischen Wissenschaften und der Philosophie an der New School for Social Research in New York war. 1949-68 lehrte er politische Philosophie an der Univ. Chicago, wurde 1959 zum Robert M. Hutchins Distinguished Service Professor ernannt und nahm Gastprofessuren u. a. an den Universitäten Jerusalem und Berkeley wahr. Nach der Emeritierung 1968 wurde er Scott Buchanan Distinguished Scholar-in-Residence am St. John's College in Annapolis. Als Kritiker des Historismus unterzog S. den Streit zwischen Aufklärung und Orthodoxie einer eingehenden Überprüfung (Die Religionskritik Spinozas als Grundlage seiner Bibelwissenschaft. Untersuchungen zu Spinozas theologisch-politischem Traktat, 1930). Zentrales Thema seiner Vergegenwärtigung der jüdischen Philosophie des Mittelalters und der beherrschenden Stellung der politischen Reflexion in ihr ist die Grundlegung der Philosophie nach dem Einbruch der Offenbarungsreligion in die Welt der Philosophie (Philosophie und Gesetz. Beiträge zum Verständnis Maimunis und seiner Vorläufer, 1935). S. verteidigte die Aktualität des Naturrechts gegen den Rechtspositivismus und die Begründung einer politischen Ethik gegen den Machiavellismus (On Tyranny. An Interpretation ofXenophon 's Hiero, 1948, dt. Über Tyrannis. Eine Interpretation von Xenophons Hieran, 1963; Natural Right and History, 1950, dt. Naturrecht und Geschichte, 1956; Thoughts on Machiavelli, 1959; Liberalism Ancient and Modem, 1968). WEITERE WERKE: Persecution and the Art of Writing. Glencoe, 111. 1952. - The City and Man. Chicago 1964. - Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Heinrich Meier. Stuttgart/Weimar 1996 ff. - Jewish philosophy and the crisis of modernity. Essays and lectures in modern Jewish thought. Albany, NY 1997. LITERATUR: Alan Udoff (Hrsg.): L. S.'s thought. Toward a critical engagement. Boulder, Colo. 1991. - Dietmar Herz: Der Philosoph als Verführer - Überlegungen zur Philosophie des L. S. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 79 (1993) S. 544-549. - Kenneth L. Deutsch/Walter Nicgorski (Hrsg.): L. S. Political Philosopher and Jewish Thinker. London 1994. - Peter Graf Kielmansegg/Horst Mewes/Elisabeth Glaser-Schmidt (Hrsg.): Hannah Arendt and L. S. German Emigres and American Political Thought after World War II. Washington/Cambridge 1995. - Ted V. MacAllister: Revolt against modernity. L. S., Eric Voegelin, and the search for a postliberal order. Lawrence, Kan. 1996. - Heinrich Meier: Die Denkbewegung von L. S. Die Geschichte der Philosophie und die Intention des Philosophen. Stuttgart 1996. -Clemens Kauffmann: L. S. zur Einführung. Hamburg 1997. - Kenneth L. Deutsch/John Albert Murley (Hrsg.): L. S., the Straussians, and the American regime. Lanham, Md. u.a. 1999.

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Strecker Strecker, Reinhard, * 22.1.1876 Berlin, t 26.7.1951 Gießen. S. studierte Geschichte, Germanistik und Geographie in Greifswald, Leipzig, Heidelberg und Gießen, wurde 1901 promoviert und unterrichtete an höheren Schulen in Hessen. Später war er Direktor der höheren Mädchenschule in Friedberg. 1917 habilitierte er sich mit der Arbeit Die Anfänge von Fichtes Staatsphilosophie für Philosophie und Pädagogik in Gießen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde S. in den Hessischen Landtag gewählt, war 1919-21 hessischer Kultusminister und gehörte seit 1921 für die SPD dem Reichstag an. Seit 1923 Oberschulrat und Honorarprofessor in Jena, übersiedelte er 1925 nach Berlin. 1945 erhielt S. eine Honorarprofessur in Leipzig und lehrte seit 1946 Philosophie und Politik in Gießen. Er veröffentlichte u.a. Kant's Ethik (1909), Um den Sinn des Lebens (1932), Die Philosophie der Alkoholfrage (1938), Die philosophischen Probleme in der Forstwirtschaftslehre (1938) und Pädagogik und Politik (1947). WEITERE WERKE: Demokratie und Sozialismus. Darmstadt 1908. - Erziehung zur Gemeinschaft. Darmstadt 1909. Das Erbe des deutschen Idealismus und andere Aufsätze. Darmstadt 1919. LITERATUR: R. S. Ein Vorkämpfer für Demokratie, Weltfrieden und Menschlichkeit. Darstellung seiner Gedankenwelt, seines Lebens und Wirkens. Kassel-Sandershausen 1948. Strigel, Victorinus, auch Strigelius, * 26.12.1524 Kaufbeuren, t 26.6.1569 Heidelberg. S., Sohn eines Arztes, studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und Wittenberg, hielt als überzeugter Anhänger -»Melanchthons Vorlesungen in Wittenberg, Magdeburg und Erfurt und war seit 1548 erster Dozent an der späteren Univ. Jena. Als er durch sein Eintreten für den Synergismus in heftigen Streit mit Matthias Flacius geriet und das Weimarer Konfutationsbuch ablehnte, wurde S. 1559 verhaftet und erst nach mehrmonatigem Gefängnisaufenthalt durch die Intervention mehrerer evang. Fürsten und des Kaisers freigelassen, jedoch vom Lehramt suspendiert. Seit 1563 lehrte er in Leipzig, ging 1567 nach Amberg, wo er sich offen zum Calvinismus bekannte, und war schließlich Prof. der Ethik in Heidelberg. Sein Hauptwerk, die vierbändigen Loci theologici, erschien postum 1581-84. LITERATUR: VD 16, S 9580-9648. - Hans Kropatschek: Das Problem theologischer Anthropologie auf dem Weimarer Gespräch von 1560 zwischen Matthias Flacius Illyricus und V. S. Diss. Göttingen 1943. - Ernst Koch: V. S. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997, S. 391-404. Ströker, Elisabeth, * 17.8.1928 Dortmund, t 6.12.2000 Köln. S. studierte seit 1949 Chemie, Mathematik und Philosophie (bei Theodor -»Litt und Oskar -> Becker) an der Univ. Bonn und wurde 1953 promoviert (Zahl und Raum. Wissenschaftstheoretische Studien über zwei fundamentale Kategorien der mathematischen Naturwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Ontotogie Nicolai Hartmanns). Sie war Lehrerin, seit 1961 Assistentin am Philosophischen Seminar der Univ. Hamburg, an der sie sich 1963 habilitierte (Phünomenologische Untersuchungen zum Raumproblem, überarb. Fassung 1965), wurde 1965 o. Prof. an der TH Braunschweig und folgte 1971 einem Ruf an die Univ. Köln, wo sie auch die Leitung des Husserl-Archivs übernahm. S. beschäftigte sich vor allem mit Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte, Phänomenologie, Erkenntnistheorie und Sprachphilosophie. Zu ihren Veröffentlichungen gehören u.a. Einführung in die Wissenschaftstheorie (1973, 41992), Theorienwandel in der Wissenschaftsgeschichte. Chemie im 18. Jahrhundert (1982), The Husserlian

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foundations of science (1987, 21997), Wissenschaftsphilosophische Studien (1989) und Wissenschaftshistorische Studien zur Chemie (1996). S. war Mitherausgeberin des Handbuchs Philosophie (mit Wolfgang Wieland, 1989) und gab 1992 Edmund —> Husserls Gesammelte Schriften in 9 Bänden heraus. Viele Jahre gehörte sie dem Wissenschaftlichen Beirat der Werner Reimers Stiftung an. 1990 wurde S., nachdem ihre Dissertation unter Plagiatsverdacht gestellt worden war, aus ihren Ämtern entfernt. 2000 publizierte sie Im Namen des Wissenschaftsethos. Jahre der Vernichtung einer Hochschullehrerin in Deutschland 1990-1999. WEITERE WERKE: Denkwege der Chemie. Elemente ihrer Wissenschaftstheorie. Freiburg/München 1967. - Husserls transzendentale Phänomenologie. Frankfurt/Main 1987. Phänomenologische Philosophie (mit Paul Janssen). Freiburg/München 1989. - Gelenkt, geführt, geleitet - auf Umwegen zur Philosophie. In: Christine und Michael Hauskeller (Hrsg.): „...was die Welt im Innersten zusammenhält". 34 Wege zur Philosophie. Hamburg 1996, S. 67-73. LITERATUR: Zeit in Natur und Geschichte - E. S. zum 60. Geburtstag. Philosophia naturalis 25 (1988), Heft 1-2. Marion Soreth: Kritische Untersuchung von E. S.s Dissertation über Zahl und Raum nebst einem Anhang zu ihrer Habilitationsschrift. Köln 21991. Strümpell, Ludwig (Adolf) von, * 23.6. 1812 Schöppenstedt, t 18.5.1899 Leipzig. Der Sohn eines Färbermeisters studierte seit 1831 als Schüler Johann Friedrich —»Herbarts Philosophie in Königsberg, wurde 1833 zum Dr. phil. promoviert und setzte seine Studien in Bonn und Leipzig fort. S. übte zunehmend Kritik an der Erziehungs- und Unterrichtsmethode Herbarts, nahm nach dem Bruch mit diesem 1835 eine Stelle als Hauslehrer in Kurland an und habilitierte sich 1843 in Dorpat (De summi boni notione, qualem proposuit Schleichermacherus). Dort lehrte er seit 1845 als a. o., seit 1849 als o. Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie und reorganisierte daneben als Mitglied der obersten Schulbehörde der russischen Ostseeprovinzen das gesamte Schulwesen der Deutschen im Baltikum im Sinne der deutschen Bildungsidee. 1870 wurde S. zum Wirklichen Staatsrat ernannt und in den persönlichen Adelsstand erhoben. Seit 1871 wirkte er als Ordinarius in Leipzig. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen der psychologischen Aspekte kindlicher Entwicklung und der Ursachen von Entwicklungsstörungen in Erziehung und Unterricht veröffentlichte er in seinen pädagogischen Hauptwerken Die psychologische Pädagogik oder die Lehre von der geistigen Entwickelung des Kindes, bezogen auf die Zwecke und Ziele der Erziehung (1880, 21909) und Die pädagogische Pathologie oder die Lehre von den Fehlern der Kinder (1890, 41910). Zu seinen philosophischen und philosophiehistorischen Arbeiten zählen Erläuterungen zu Herbarts Philosophie (1834), Die Hauptpuncte der Herbartschen Metaphysik kritisch beleuchtet (1840), Entwurf der Logik (1846), Die Geschichte der griechischen Philosophie (2 Tie., 1854-61), Grundriß der Logik oder die Lehre vom wissenschaftlichen Denken (1881), Die Einleitung in die Philosophie vom Standpunkt der Geschichte der Philosophie (1886) und Gedanken über Religion und religiöse Probleme. Eine Darstellung und Erweiterung Herbart 'scher Aussprüche (1888). WEITERE WERKE: Die Pädagogik der Philosophen Kant, Fichte, Herbart. Braunschweig 1843. - Die Vorschule der Ethik. Mitau 1844. - Der Causalitätsbegriff und sein metaphysischer Gebrauch in den Naturwissenschaften. Leipzig 1871. - Die Natur und Entstehung der Träume. Leipzig 1874. - Die Geisteskräfte der Menschen verglichen mit denen der Thiere. Ein Bedenken gegen Darwin's Ansicht über denselben Gegenstand. Leipzig 1878. - Grundriß der Psychologie oder der Lehre von der Entwickelung des Seelenle-

Sturm bens im Menschen. Leipzig 1884. - Pädagogische Abhandlungen. 4 Hefte, Leipzig 1894. - Abhandlungen aus dem Gebiete der Ethik, der Staatswissenschaften, der Aesthetik und der Theologie. 6 Hefte, Leipzig 1895. - Abhandlungen zur Geschichte der Metaphysik, Psychologie und Religionsphilosophie in Deutschland seit Leibniz. 4 Hefte, Leipzig 1896. - Vermischte Abhandlungen aus der theoretischen und praktischen Philosophie. Leipzig 1897. - Die Unterschiede der Wahrheiten und Irrthümer. Leipzig 1897. LITERATUR: Moritz Brasch: Leipziger Philosophen. Portraits und Studien aus dem wissenschaftlichen Leben der Gegenwart. Leipzig 1894. - Wilhelm Kahl: S. In: ADB 54, 1908, S. 623-630. Study, (Christian Hugo) Eduard, * 23.3. 1862 Coburg, t 6.1.1930 Bonn. S. studierte in Jena, Straßburg, Leipzig und München, wurde 1884 promoviert (Heber die Massbestimmung extensiver Größen), habilitierte sich 1885 für Mathematik in Leipzig (lieber die Geometrie der Kegelschnitte insbesondere deren Charakteristikenproblem), wechselte 1888 nach Marburg und wurde dort 1893 a. o. Professor. Im selben Jahr Lecturer an der Johns Hopkins University in Baltimore, kehrte er 1894 als a. o. Prof. an der Univ. Bonn nach Europa zurück, wurde 1897 o. Prof. in Greifswald und 1904 in Bonn. S. verfaßte grundlegende Arbeiten zur koordinatenfreien und projektiven Geometrie (Studysche Strahlengeometrie, Theorie der geometrischen Invarianten). Außerdem beschäftigte er sich mit Fragen der Algebra, der Analysis und der Philosophie. S. veröffentlichte u. a. Geometrie der Dynamen (1903), Vorlesungen überausgewählte Gegenstände der Geometrie (2 Hefte, 1911-13), Die realistische Weltansicht und die Lehre vom Räume. Geometrie, Anschauung und Erfahrung (Teil l, 1914, 21923) und Denken und Darstellung. Logik und Werte. Dingliches und Menschliches in Mathematik und Naturwissenschaften (1921, 21928). WEITERE WERKE: Mathematik und Physik. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung. Braunschweig 1923. - Die angeblichen Antinomien der Mengenlehre. Berlin 1929. LITERATUR: Gottfried Wawer: Das Realismusproblem im mathematisch-philosophischen Denken E. S.s. Würzburg 1933. - Wolfgang Krull: E. S. 1862-1930. In: Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Mathematik und Naturwissenschaften. Bonn 1970, S. 25-48. Stumpf, (Friedrich) Carl, * 21.4. 1848 Wiesentheid (Unterfranken), t 25.12.1936 Berlin. S. studierte seit 1865 in Würzburg kath. Theologie und bei Franz -» Brentano Philosophie, später Naturwissenschaft und Philosophie bei Hermann -»Lotze in Göttingen, wo er sich nach der Promotion 1870 habilitierte. 1873 wurde S. o. Prof. der Philosophie in Würzburg, 1879 in Prag, 1884 in Halle, 1889 in München und 1893 in Berlin, wo er im selben Jahr das Institut für Psychologie gründete. Mit Brentano gilt er als Begründer der funktionalen Psychologie. S. befaßte sich seit seiner Würzburger Zeit mit Tonpsychologie und veröffentlichte seit 1886 Studien über außereuropäische Musik. Mit seinen Schülern Otto Abraham und Erich von Hornbostel gründete er das PhonogrammArchiv, das er dem Psychologischen Institut angliederte. Zu seinen Schülern zählen u.a. Edmund -»Husserl sowie mit Wolfgang Köhler, Kurt Koffka und Max —> Wertheimer die wichtigsten Vertreter der Gestaltpsychologie. In seinem Hauptwerk Tonpsychologie (2 Bde., 1883-90) analysierte S. das hörpsychologische Phänomen der Verschmelzung simultan erklingender Intervalle. Als Philosoph beschäftigte er sich hauptsächlich mit erkenntnistheoretischen Fragen. S. führte den Terminus „Sachverhalt" (für „Urteilsinhalt") in die Philosophie ein. Er veröffentlichte Über den psychologischen Ursprung der Raumvorstellung (1873), Erscheinungen

und psychische Funktionen (1907), Die Anfänge der Musik (1911), Empfindung und Vorstellung (1918), Die Sprachlaute (1926) und Gefühl und Gefühlsempfindung (1928). WEITERE WERKE: Verhältnis des Platonischen Gottes zur Idee des Guten. Halle 1869. - Psychologie und Erkenntnistheorie. München 1891. - Tafeln zur Geschichte der Philosophie. Berlin 1896, 21900. 3. Aufl., 1910, mit Paul Menzer. - Die pseudo-aristotelischen Probleme über Musik. Berlin 1897. - Der Entwicklungsgedanke in der gegenwärtigen Philosophie. Berlin 1900. - Zur Einteilung der Wissenschaften. Berlin 1906. - Die Wiedergeburt der Philosophie. Berlin 1907. - Vom ethischen Skeptizismus. Berlin 1908. - Philosophische Reden und Vorträge. Leipzig 1910. - C. S. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 5. Leipzig 1924, S. 205-265. - Schriften zur Psychologie. Neu hrsg. und mit einer biographischen Einleitung versehen von Helga Sprung. Frankfurt/Main 1997. LITERATUR: Erich Becher: C. S. In: Ders.: Deutsche Philosophen. München u.a. 1929, S. 205-239. - Nicolai Hartmann: Gedächtnisrede auf C. S. Berlin 1937. - Herbert Spiegelberg: C. S. (1848-1936): Founder of experimental phenomenology. In: Ders.: The Phenomenological Movement. A Historical Introduction. 3. erw. Aufl. Den Haag 1982, S. 52-65. Margret Kaiser-El-Safti: C. S.s Wirken für die deskriptive Psychologie. In: Brentano Studien 6 (1995/96) S. 67-102. Helga und Lothar Sprung: Disziplingenese der Neuerem Psychologie in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert - C. S. (1848-1936) und die Geschichte der Psychologie in Berlin. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 147-166. Sturm, Johann Christoph, * 3.11. 1635 Hilpoltstein bei Nürnberg, t 26. 10. 1703 Altdorf bei Nürnberg. S., dessen Vater Kammerdiener und Hofschneider des Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg war, mußte nach dem Religionswechsel der Herrschaft mit seinen Eltern 1645 nach Weißenburg übersiedeln und bezog 1656 die Univ. Jena, wo er neben Theologie vor allem bei Erhard -> Weigel studierte. 1658 erwarb er den Grad eines Magisters und hielt philosophische und mathematische Collegia. 1660 ging er zum Studium nach Leiden und kehrte über Hamburg, Magdeburg und Leipzig nach Jena zurück. 1664-69 war er Pastor in Deiningen, seit 1669 Prof. der Mathematik und Physik an der Univ. Altdorf, deren Rektorat er zweimal innehatte. S. war ein Vertreter des Cartesianismus; die Idee einer „mathesis universalis" gewann im Rahmen der protestantischen Schulmetaphysik nach Weigel auch bei ihm an Bedeutung. Er veröffentlichte u. a. Collegium curiosum experimental (2 Tie., 1676-85, 21701-15), De Cartesianis et Cartensianismo (1677), De mathematis et mathematicis (1678), Ph\sicae conciliatricis conamina (1685), Philosophia eclectica (2 Bde., 1686-98) und De natura sibi in incassum vindicata (1698). Seine Schrift De naturae agentis idolo (1692) zog einen gelehrten Streit mit dem Kieler Prof. der Medizin Günther Christoph Schelhammer nach sich. WEITERE WERKE: Mathesis compendiaria sive Tyrocinia mathematica tabulis [...|. Altdorf 1670. Altdorf/Nürnberg 1693. Coburg 6 1714. Dt.: Kurzgefasste Mathesis oder Erste Anleitung zu matematischen Wissenschafften in Tabellen verfasset. Coburg 1717. - Ad virum Celeberrimum Henricum Morum Cantabriguensem Epistola [...). Nürnberg 1685. - Physicae conciliatricis per generalem pariter [...]. Nürnberg 1687. - Physica electiva sive hypothetica. 2 Bde., Nürnberg 1697-1722 (mit Vorwort von Christian Wolff zu Bd. 2). - Mathesis iuvenilis. 2 Bde., Nürnberg/Altdorf 1699-1701. Dt.: Anleitung vor die Jugend zur Mathesin. Nürnberg 1702. In 2 Bänden, 1704/05. - Physicae modernae sanioris compendium erotematicum [...). Altdorf 1704. Dt.: Kurtzer Begriff der Physic oder Natur-Lehre |...J. Hamburg

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Stutzmann 1713. - Praelectiones academicae. Hrsg. v. D. Algoewer. Frankfurt/Leipzig 1722 LITERATUR: Richard Falckenberg: S. In: ADB 37, 1894, S. 39-40. - Hildegard Schlee: Erhard Weigel und sein süddeutscher Schülerkreis. Heidelberg 1968, S. 123-126. Jürgen Mittelstraß: Das Wirken der Natur. Materialien zur Geschichte des Naturbegriffs. In: Friedrich Rapp (Hrsg.): Naturverständnis und Naturbeherrschung. Philosophiegeschichtliche Entwicklung und gegenwärtiger Kontext. München 1981, S. 36-69. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 105-113. - R. Palaia: Naturbegriff und Kraftbegriff im Briefwechsel zwischen Leibniz und S. [mit Text der Briefe]. In: Ingrid Marchlewitz/Albert Heinekamp (Hrsg.): Leibniz' Auseinandersetzung mit Vorgängern und Zeitgenossen. Stuttgart 1990, S. 157-172. Stutzmann, Johann Josua, * 17.4.1777 Friolzheim (Württemberg), t 18.12.1816 Erlangen. Nach dem Studium Lehrer an der Deutschen Schule in Weißach (Württemberg), habilitierte sich S. in Göttingen für Philosophie, wurde 1804 Privatdozent an der Univ. Heidelberg und kam über Würzburg, Bamberg und Cannstatt, wo er eine politische Zeitung redigierte, 1806 als Privatdozent und Gymnasiallehrer nach Erlangen. S. stand unter dem Einfluß von —»Schellings Identitätssystem sowie der Philosophie des späten —»Fichte. Er veröffentlichte u.a. Systematische Einleitung in die Religionsphilosophie (\ 804), Philosophie des Universums. Versuch einer neuen Organisation des gesammten philosophischen Wissens (1806, 21818), System der Politik und des Handelns von Europa (1807), Philosophie der Geschichte der Menschheit (1808) und Grundsätze des Standpunctes, Geistes und Gesetzes der universellen Philosophie (1811). WEITERE WERKE: Betrachtungen über Religion und Christenthum. Stuttgart 1804. LITERATUR: Richard Falckenberg: S. In: ADB 37, 1894, S. 81-82. Suckow, Simon Gabriel, * 19.3.1721 Schwerin, t 16.4.1786 Erlangen. Der Pfarrerssohn studierte Philosophie und Theologie in Rostock und Jena, wurde Magister philosophiae und hielt seit 1743 Vorlesungen in Erlangen. Seit 1745 lehrte S. dort als a. o., seit 1752 als o. Prof. der Philosophie und übernahm 1765 auch die Professur für Mathematik und Physik. Er veröffentlichte u. a. eine Nachricht von der Kosmologie eines gewissen Engländers Thomas de Albiis (1746). Sucro, Christoph Joseph, * 4.12.1718 Königsberg (Neumark), t 8.6.1756 Coburg. S., Sohn eines Theologen, studierte seit 1738 Theologie und Philosophie bei Siegmund Jakob und Alexander Gottlieb -»Baumgarten in Halle, wurde 1743 promoviert und hielt Vorlesungen in Mathematik und Metaphysik. Seit 1745 lehrte er Griechisch, Weltweisheit und Beredsamkeit am Akademischen Gymnasium in Coburg. S. war Mitarbeiter des von Siegmund Jakob Baumgarten geleiteten Übersetzungsprojekts der englischen Allgemeinen Welthistorie (18 Bde., 1744-59), veröffentlichte u.a. De praeslantia religionis revelatae prae naturali (1753) und De arte heuristica commentatio I (1751) und war als Fabeldichter tätig (Versuche in Lehrgedichten und Fabeln (1747). WEITERE WERKE: Kleine deutsche Schriften. Hrsg. v. G. Chr. Harles. Coburg 1770. Süßmilch, Johann Peter, * 3.9. 1707 Berlin, t 22.3. 1767 Berlin. Der Sohn eines Kornhändlers und Bierbrauers studierte seit 1727 Theologie und alte Sprachen in Halle und Jena, betrieb auch naturwissenschaftliche Studien und war seit 1732

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als Hofmeister in Berlin tätig (Promotion 1732, Dissertatio de cohaesione et attractione corporum). Als Feldprediger machte er 1740 den schlesischen Feldzug mit, übernahm 1741 eine Dorfpfarre, war seit 1742 Propst an der Petrikirche in Berlin und wurde Konsistorialrat und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Mit seinem 1740 erschienenen Werk Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen (61798) leistete er Bahnbrechendes für die Entwicklung der Bevölkerungsstatistik und war wegweisend für die Entwicklung der Sozialwissenschaft allgemein. Er faßte darin das gesamte methodische und materielle bevölkerungsstatistische Wissen seiner Zeit zusammen und ergänzte es in vielen Einzelheiten. WEITERE WERKE: Versuch eines Beweises, daß die erste Sprache ihren Ursprung nicht vom Menschen, sondern von Gott erhalten habe. Berlin 1766. LITERATUR: Christian Förster: Nachricht von dem Leben und den Verdiensten des J. P. S. 1768. - V. John: S. In: ADB 37, 1894, S. 188-195. - Karl Schulze: S.s Anschauungen über die Bevölkerung. Diss. Halle 1921. Sulzer, Johann Anton, * 18.9. 1752 Rheinfelden (Kt. Aargau), t 8.3. 1828 Konstanz. Der Sohn eines Uhrmachers studierte seit 1772 Theologie in Freiburg (Schweiz), seit 1774 Rechtswissenschaft in Freiburg/Breisgau und wurde 1783 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1785 Oberamtmann der Abtei Kreuzungen, wurde S. 1798 Bibliothekar und Prof. des Kirchenrechts am Lyzeum in Konstanz, 1807 Prof. der praktischen Philosophie und Geschichte und war 1810-17 Präfekt. Er komponierte zahlreiche Lieder und Klavierstücke und veröffentlichte 1781 Fünfundzwanzig geistliche Lieder von Lavater und anderen berühmten Dichtem. In Melodien zum Klavier. Zu seinen philosophischen Arbeiten zählen Fragmente über Kultur der Religion und Bildung der Bürger (''21783), Wahrheit in Liebe, in Briefen über Katholicismus und Protestantismus an Dr. Joh. Heinr. Jung, gen. Stilling (1810, 31840) und Einleitung in die Moralphilosophie (1824). WEITERE WERKE: Zwei moralphilosophische Abhandlungen. 1. Von den Pflichten bei den Aeußerungen unseres Gemüthes. 2. Von der sittlichen Verbindlichkeit erpreßter Versprechen. Mainz 1825. LITERATUR: Reusen: S. In: ADB 37, 1894, S. 150-151. Sulzer, Johann Georg(e), * 16. 10. 1720 Winterthur, t 27.2. 1779 Berlin. S., Sohn eines Ratsherrn, war 1736-41 Schüler Johann Jakob Bodmers und Johann Jacob Breitingers am Zürcher Carolinum, wurde nach der Ordination und kurzem Vikariat Hauslehrer in der Schweiz und 1743 in Magdeburg, wo er Anschluß an Berliner Gelehrtenkreise fand. 1747 erhielt S. eine Professur für Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, wurde 1750 Mitglied der Kgl. Akademie der Wissenschaften und begleitete im selben Jahr Friedrich Gottlieb Klopstock auf seiner Reise nach Zürich. Als er 1763 seine Professur niederlegte, um als Privatgelehrter in die Schweiz zurückzukehren, machte ihn -> Friedrich d. Gr. zum Leiter der neugegründeten Ritterakademie und ernannte ihn 1775 zum Direktor der philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften. S. wirkte an der Reorganisation preuß. Gymnasien mit und schrieb u. a. Versuch einiger vernünftiger Gedanken von der Auferziehung und Unterweisung der Kinder (1754). 1771-74 erschien nach fast zwanzigjähriger Arbeit in vier Bänden sein Hauptwerk Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzelnen, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter aufeinanderfolgenden, Artikeln abgehandelt ( 2 1777/78; mit Zusätzen von Christian Friedrich Blankenburg, 1786/87, 4 Tie.; dazu: Nachträge,

Tafel oder Charakteristik der vornehmsten Dichter aller Nationen, 8 Bde., 1792-1808, hrsg. von Dyk und Schütz), das ganz der Bodmerschen Position verpflichtet ist: Die Künste haben eine moralische Funktion und sollen den Menschen sittlich vervollkommnen und zur Weisheit führen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Versuch einiger moralischer Gedanken über die Werke der Natur (1745; neue Aufl. unter dem Titel Unterredungen über die Schönheiten der Natur, 1750), Gedanken über den Ursprung der Wissenschaften und schönen Künste (1762) und Vermischte philosophische Schriften (Bd. l, 1773,21800; Bd. 2, 1785,21800). S.s Lebensbeschreibung, von ihm selbst aufgesetzt wurde 1809 von Johann Bernhard Merian und Friedrich Nicolai herausgegeben. WEITERE WERKE: Kurzer Begriff aller Wissenschaften und anderer Theile der Gelehrsamkeit. Leipzig 1745, 71793. Theorie der angenehmen und unangenehmen Empfindungen. Berlin 1762. - Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 3 Bde., Berlin 1768; 4. Aufl., 4 Bde., Berlin 1816-25. - Herausgeber: David Hume's philosophischer Versuch über die menschliche Erkenntniss. Leipzig 1755. LITERATUR: Anna Tumarkin: Der Ästhetiker J. G. S. Frauenfeld/Leipzig 1933. - Armand Nivelle: S. als Neuerer. In: Worte und Werte. Festschrift Bruno Markwardt. Hrsg. v. Gustav Erdmann und Alfons Eichstaedt. Berlin 1961, 5. 281-288. - Wolfgang Proß: .Meine einzige Absicht ist, etwas mehr Licht über die Physik der Seele zu verbreiten'. J. G. S. (1720-1779). In: Hellmut Thomke u.a. (Hrsg): Helvetien und Deutschland. Kulturelle Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland in der Zeit von 1770-1830. Amsterdam 1994, S. 133-148. Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst), * 10.12. 1826 Laage, t 30.4.1901 Florenz. S. studierte seit 1845 Philologie in Leipzig und Berlin, unterrichtete seit 1848 am Gymnasium in Güstrow und wurde 1850 in Gießen zum Dr. phil. promoviert. 1852 übernahm er eine Stelle als Hilfslehrer am Gymnasium in Schwerin, habilitierte sich im selben Jahr für klassische Philologie in Greifswald und wurde 1856 a. o. Professor. Seit 1863 war er Ordinarius und wurde 1892 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. S. beschäftigte sich mit platonischer und aristotelischer Philosophie und gab die aristotelischen Schriften heraus. Er veröffentlichte u. a. Prodromus platonischer Forschungen (1847), Die genetische Entwicklung der Platonischen Philosophie (2 Tie., 1855-60), De politicis Aristotelis quaestiones criticae (1886) und Geschichte der Literatur der Alexandrinerzeit (1891 /92). Susman, Margarete, verh. von Bendemann, * 14.10. 1872 Hamburg, t 16. 1.1966 Zürich. Die Kaufmannstochter besuchte die Höhere Töchterschule in Zürich, studierte nach dem Tod ihres Vaters 1894 Malerei in Düsseldorf und Paris und als Schülerin Georg —> Simmels Philosophie in München und Berlin. 1906 heiratete S. den Maler Eduard von Bendemann, mit dem sie 1912-18 in Rüschlikon bei Zürich, dann in Säckingen /Rhein lebte, und war u.a. als Rezensentin der „Frankfurter Zeitung" tätig. Sie setzte sich mit Andre Gide, Roger Martin du Gard u. a. öffentlich für die deutsch-französische und christlich-jüdische Verständigung ein. 1928 ließ sich S. scheiden und emigrierte 1933 nach Zürich, wo sie als Mitarbeiterin der „Neuen Wege" zum Kreis um Leonhard Ragaz gehörte und zeitweise mit Rede- und Publikationsverbot belegt war. S. trat zunächst als Lyrikerin hervor (u.a. Die Liebenden, 1917; Lieder von Tod und Erlösung, 1922); später verfaßte sie vorwiegend literaturkritische und religionsphilosophische Essays. Zu ihren bekanntesten Werken zählen Vom Sinn der Liebe (1912), Frauen der Romantik (1929), Das Buch Hiob

und das Schicksal des jüdischen Volkes (1946) und die Aufsatzsammlung Vom Geheimnis der Freiheit (1965, Neuausg. 1994). Ihre Autobiographie erschien 1964 unter dem Titel Ich habe viele Leben gelebt. LITERATUR: Auf gespaltenem Pfad. Für M. S. Zum 90. Geburtstag. Hrsg. v. Manfred Schlösser. Darmstadt 1964 (mit Bibliographie). - Willi Goetschel: M. S. In: Werner Weber (Hrsg.): Helvetische Steckbriefe. Zürich 1981. - Hanna Delf: In diesem Meer von Zeiten, meine Zeit! Eine Skizze zu Leben und Denken der M. S. In: Jutta Dick/Barbara Hahn (Hrsg.): Von einer Welt in die andere. Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert. Reinbek 1993. - Ingeborg Nordmann: Transzendenz und Verantwortung. M. S. im Dialog mit Nietzsche und der Tora. In: Eveline Goodman-Thau (Hrsg.): Vom Jenseits. Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte. Berlin 1997. Syrbius, Johann Jakob, * 26.6.1674 Wechmar (Thüringen), t 4. 11.1738 Jena. S. studierte Theologie, Philosophie und Geschichte in Jena, erwarb 1696 die Magisterwürde und wurde 1701 Adjunkt der Philosophischen Fakultät. Seit 1704 Leiter des theologischen Seminars in Eisenach, kehrte er 1707 als o. Prof. der Logik und Metaphysik nach Jena zurück, wurde 1730 Doktor und a. o. Prof. der Theologie und war von 1734 bis zu seinem Tod Ordinarius. 1725-28 in Auseinandersetzungen mit Christian —»Wolffs verwickelt, erreicht S., daß es zu einem Lehrverbot für dessen Metaphysik in Jena kommt. Er veröffentlichte u. a. Epistola de methodeo humanioris doctrinae (1703), De discrimine affectorum spiritualium et naturalium (1706), De definitio sapientiae (1707), Synopsis philosophiae rationalis (1716; unter dem Titel Institutiones philosophiae rationalis eclecticae, 1717 und 1723), Synopsis philosophiae primae 1716, 1720, 1726; zuletzt als Institutiones philosophiae primae novae et electivae), Bericht wegen der Wolfschen Philosophie (1725) und De determinata futuorum cintingentiam veritate (1738). WEITERE WERKE: De numero et serie categoriarum. Jena 1699. - Conspectus philosophiae naturalis eclecticae. Jena 1717. - Kurze Anweisung zur Weisheit. Jena 1723. - De desiderio hominis infinite, o. O. 1726. LITERATUR: Paul Tschackert: S. In: ADB 37, 1894, S. 290-291. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reform versuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 197-206. Szilasi, Wilhelm, * 19.1.1889 Budapest, t 1.11.1966 Freiburg/Breisgau. Nach dem mit der Promotion zum Dr. phil. abgeschlossenen Studium der Philosophie in Budapest habilitierte sich S. und lehrte seit 1918 als Ordinarius in Budapest. 1932 übersiedelte er nach Brissago (Schweiz) und übernahm 1947 einen Lehrstuhl für Philosophie in Freiburg (Schweiz). Basierend auf der Phänomenologie Edmund —»Husserls und beeinflußt von der Existentialontologie Martin -» Heideggers bemühte sich S. vor allem um die Bestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Naturwissenschaft. Er veröffentlichte u.a. Wissenschaft als Philosophie (1945), Macht und Ohnmacht des Geistes (1946, Interpretationen von Werken von Platon und Aristoteles), Einführung in die Phänomenologie Edmund Husserls (1959) und Philosophie und Naturwissenschaft (1961). LITERATUR: Helmut Höfling (Hrsg.): Beiträge zu Philosophie und Wissenschaft. W. S. zum 70. Geburtstag. München 1960. - Robert Somos: Der Anfang der Laufbahn von W. v. S. In: Brentano Studien 5 (1994) S. 89-98. Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel, * 17.2.1796 Sulzbach, t 29.8.1863 Bad Ragaz. Während einer Lehre beim Amtsschreiber in Merklingen wurde T., Sohn eines Pfarrers, mit den Lehren Emanuel

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Tauler Swedenborgs bekannt. 1819-21 studierte er Theologie. Wegen seines Eintretens für die Sache der Neuen Kirche Swedenborgs, dessen Schriften er ins Deutsche übersetzte, blieb T. eine Pfarrstelle in der württembergischen evang. Kirche verwehrt. 1824 wurde er Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Tübingen, hielt philosophische Vorlesungen an der Universität und führte seit 1847 den Titel eines Professors. T. veröffentlichte Swedenborg und seine Gegner (5 Tie., 1838-56), Supplement zu Kant's Biographie und zu den Gesammt-Ausgaben seiner Werke (1845), Fundamentalphilosophie in genetischer Entwicklung (Bd. l, 1848), Die Hauptwahrheiten der Religion oder Stunden des Nachdenkens über die letzten Gründe der Religionswahrheiten (Teil l, 1852) und ein Verzeichnis deutscher Werke von und nach Swedenborg (1869). Er war Herausgeber des „Magazins für die Neue Kirche". WEITERE WERKE: Geschichte und Kritik des Skepticismus und Irrationalismus in ihrer Beziehung zur neuern Philosophie, mit besonderer Rücksicht auf Hegel. Tübingen 1834. - Sammlung von Urkunden, betreffend das Leben und den Charakter Emanuel Swedenborg's. 3 Tie., Tübingen 1839-42. - Swedenborg und der Aberglaube. Offenes Sendschreiben an M. J. Schieiden, Prof. in Jena. 2 Tie., Tübingen 1856-59. LITERATUR: Christian Düberg: Leben und Wirken von J. I. F. T. Wismar 1864. Basel 21868. - H. Spitta: T. In: ADB37, 1894, S. 346-348.

Sie fand in verschiedenen Redaktionen („Großer" und „Kleiner Tauler") und Drucken weite Verbreitung. In gedruckter Textgestalt las auch Martin —» Luther T.s Predigten. AUSGABEN: Die Predigten T.s aus der Engelberger und der Freiburger Handschrift sowie aus Schmidts Abschriften der ehemaligen Straßburger Handschriften. Hrsg. v. Ferdinand Vetter. Berlin 1910. - Sermons de J. T. et autres ecrits mystiques. I. Le Codex Vindobonensis 2744; II. Le Codex Vindobonensis 2739 par Adolphe L. Corin. Liege-Paris 1924-29. LITERATUR: Paul Wyser OP: Der „Seelengrund" in T.s Predigten. In: Festgabe für Wolfgang Stammler. Freiburg/ Schweiz 1958, S. 204-311. - Ephrem M. Filthaut (Hrsg.): J. T. Ein deutscher Mystiker. Gedenkschrift zum 600. Todestag. Essen 1961. - Ignaz Weilner: J. T.s Bekehrungsweg. Die Erfahrungsgrundlagen seiner Mystik. Regensburg 1961. - Loris Sturlese: T. im Kontext. Die philosophischen Voraussetzungen des .Seelengrundes' in der Lehre des deutschen Neuplatonikers Berthold von Moosburg. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB) 109 (1987) S. 390-426. - Louise Gnädinger: J. T. Lebenswelt und mystische Lehre. München 1993. - Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd. 3, München 1996, S. 476-526. -Johannes G. Mayer: Die .Vulgata'-Fassungder Predigten T.s. Von der handschriftlichen Überlieferung des 14. Jahrhunderts bis zu den ersten Drucken. Würzburg 1998. Georg Steer

Tauler, Johannes, auch Tauweler, latinisiert: J. Talerii, Taulerus, * um 1300 Straßburg, t 16. 1. 1361 Straßburg. T. wurde als Sohn einer angesehenen und reichen Straßburger Ratsherren-Familie geboren, wohl um 1300. Im Alter von etwa 13 Jahren trat er in das örtliche Dominikanerkloster ein, wo er das Studium artium und naturarum sowie das Theologiestudium absolvierte. Hier lehrte um 1320 -»Johannes von Sterngassen, der sein theologischer Lehrer gewesen sein dürfte. Der Orden verpflichtete ihn nach seinem Studium zum Predigt- und Seelsorgedienst. Tief beeinflußt hat ihn Meister —»Eckhart, der zwischen 1314 und 1323/24 Vikar des Ordensmeisters in Straßburg war. In den Wirren des Interdikts (1329-52) wurden die Dominikaner 1339 aus der Stadt ausgewiesen und fanden Aufnahme im papsttreuen Basel. Aus den Briefen des Weltpriesters Heinrich von Nördlingen geht hervor, daß sich T. 1338 ins Dominikanerinnenkloster Maria Medingen (bei Dillingen) zu der mystisch begnadeten Margarethe Ebner begab, im Frühjahr 1339 in Basel weilte und im Sommer und Herbst sich in Köln aufhielt, wo er vermutlich auch nach Schriften Meister Eckharts suchte. Nach Basel zurückgekehrt, blieb er dort bis 1342/43. Heinrich von Nördlingen schildert T. als eindrucksvolle Persönlichkeit, theologische Autorität und großen Prediger beim städtischen Publikum und im Kreis der sog. Gottesfreunde. 1346 und wahrscheinlich auch schon 1344 war T. wieder in Köln, wo er in regem Kontakt mit —»Berthold von Moosburg, dem Lector primarius des Kölner Ordensstudiums, stand. Ungewiß ist, ob T. mit Johannes von Dambach, dem Verfasser der Consolatio theologiae, in Paris war. Seine bedeutendste Reise führte ihn um 1350 ins brabantische Groenendal zu dem Mystiker Jan van Ruusbroec, dessen Geistliche Hochzeit er den „Gottesfreunden im Oberland" vermittelte. Seine letzte Lebenszeit verbrachte er wahrscheinlich im Gartenhaus der Straßburger Dominikanerinnen zu St. Nikolaus in undis, wo vielleicht seine leibliche Schwester Gertrud als Nonne lebte. Eine Grabplatte (Temple Neuf) zeigt T. in Gravur als schmale und hagere Gestalt mit auffallend porträtähnlichen Zügen. T.s einzige literarische Hinterlassenschaft ist eine Sammlung von über 80 deutschen Predigten, die er selbst redigiert und autorisiert haben dürfte.

Taurellus, Nikolaus, eigentl. Öchslein(?), * 26.11.1547 Mömpelgard (Württemberg), t 28.9. 1606 Altdorf. Der Sohn eines Stadtschreibers studierte mit Unterstützung Herzog Christophs von Württemberg Theologie und Philosophie in Tübingen, wo er 1565 den Grad eines Magisters erwarb, und begann dann das Studium der Medizin in Basel, das er 1570 mit der Promotion abschloß. Seit etwa 1572 lehrte er hier Medizin, praktizierte auch in Straßburg und übernahm 1576 als Nachfolger Theodor Zwingers den Lehrstuhl für Ethik in Basel. 1580 folgte er einem Ruf als Prof. der Medizin nach Altdorf und starb hier an der Pest. T. verfaßte zahlreiche philosophische Abhandlungen, darunter Philosophiae triumphus, hoc est, metaphysica philosophandi methodus (1573), in der er selbständig Ansätze —»Melanchthons fortsetzte, und die Auseinandersetzung mit der aristotelischen Metaphysik Synopsis Aristotelis Metaphysices ad normam Christianae religionis emendatae et completae (1596). Die Emblemata physico-ethica (1595, 21602) vermitteln seine philosophisch gewonnenen Auffassungen einer biblisch fundierten Ethik. Die Wirkung von T., der von —»Leibniz als „Scaliger Germanorum" bezeichnet wurde, im 18. und 19. Jh. ist im Zusammenhang mit Jakob Wilhelm Feuerleins Schrift Taurellus defensus (1734) zu sehen. WEITERE WERKE: De cordis natura et viribus theses. Nürnberg 1585. - De vita et morte libellus. Nürnberg 1586. Alpes caesae, hocest, Andreas Caesalpini Itali monstrosa et superba dogmata discussa et excussa. Altdorf 1597. - Uranologia, hoc est physicarum discussionum de caelo libri duo adversus F. Piccolomineum aliosque Peripateticos. Amberg 1603, 2 1611. - De rerum aeternitate, metaphysices universalis partes quattuor. Marburg 1604. - De mundo et coelo. Discussionum metaphysicarum et physicarum libri IV. Amberg 1611. - De usiis per se subsistentibus. Amberg 1611. LITERATUR: Franz Xaver Schmid: N. T. Aus den Quellen dargestellt. Erlangen 1860, 21864. - Hans-Christian Mayer: N. T., der erste Philosoph im Luthertum. Diss. Göttingen 1959. - Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550-1650. Berlin 1988, S. 146-153.

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Tennemann Taute, Georg Friedrich, * 26. 11. 1794 Neidenburg, t 4.2. 1862 Königsberg. T. studierte in Königsberg und wurde 1822 mit der Dissertation De religionum origine ac nolione promoviert. 1825 habilitierte er sich für Philosophie (De psychologico religionis fundamento) und wurde 1841 a. o. Professor. T. war ein Schüler —> Herbarts. Er veröffentlichte u. a. Religionsphilosophie. Vom Standpunkt der Philosophie Herbart's (2 Bde., 1840-52), Die Wissenschaften und Universitäts-Studien den Zeilbewegungen gegenüber (1848) und Der Spinozismus als unendliches Revolutionsprincip und sein Gegensatz (1848). Teichmüller, Gustav, * 19.11.1832 Braunschweig, t 22.5. 1888 Dorpat. T. studierte Philosophie in Tübingen und Berlin, stand mit -> Trendelenburg in Verbindung, nahm 1855 eine Hauslehrerstelle an und wurde 1856 in Halle promoviert (Aristotelis Nicomachea ab hodiemorum philosophorum reprehensionibus defenduntur). 1856 ging er als Erzieher nach St. Petersburg, wo er dann als Gymnasiallehrer tätig war. I860 habilitierte er sich in Göttingen für Philosophie, war Privatdozent und unternahm 1863/64 eine Reise in den Orient. 1867 wurde er a. o. Prof. in Göttingen, 1868 o. Prof. der Philosophie in Basel und 1871 in Dorpat. Durch -»Lotze und —»Herbart unter dem Einfluß von —»Leibniz stehend, entwickelte T. einen metaphysisch begründeten christlichen Personalismus. In seinem Hauptwerk Die wirkliche und die scheinbare Welt. Neue Grundlegung der Metaphysik (1882) unternimmt er den Versuch, durch die projektivistische Täuschung von Ideen und Materie zur Existenz vorzudringen. Als Religionsphilosoph vertrat T. theistische Positionen. Richtungweisend waren seine Beiträge zur Begriffsgeschichte. Er veröffentlichte u.a. Aristotelische Forschungen (3 Bde., 1867-73, Nachdruck 1964), Studien zur Geschichte de r Begriffe (1874, Nachdruck 1966), Neue Studien zur Geschichte der Begriffe (3 Bde., 1876-79, Nachdruck 1965), Literarische Fehden im vierten Jahrhundert vor Chr. (2 Bde., 1881-84, Nachdruck 1978) und Religionsphilosophie (1886). Postum erschienen Neue Grundlegung der Psychologie und Logik (1889) und Philosophie des Christentums (1931). WEITERE WERKE: Darwinismus und Philosophie. Dorpat 1877. - Die Einheit der Aristotelischen Eudämonie. St. Petersburg 1859. - Die Aristotelische Einteilung der Verfassungsformen. St. Petersburg 1859. - Über die Unsterblichkeit der Seele. Leipzig 1874,21879. - Die platonische Frage. Eine Streitschrift gegen Zeller. Gotha 1876. - Über die Reihenfolge der Platonischen Dialoge. Breslau 1879. - Über das Wesen der Liebe. Leipzig 1879. - Das pädagogische Tagebuch G. T.s. Hrsg. v. Hubertus Grützner. Münster 1931. LITERATUR: Rudolf Eucken: T. In: ADB 37, 1894, S. 543-544. - Witold Lutoslawski: G. T. In: Bursians Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Alterthumswissenschaft 1888 (mit Bibliographie). - Vladimir M. Radovanovic: Darstellung der Religionsphilosophie T.s mit besonderer Berücksichtigung seiner Metaphysik. Diss. Leipzig 1903. - Eduard Tennmann: G. T.s Philosophie des Christentums. Breslau 1931. - Michael Schabad: Die Wiederentdeckung des Ich in der Metaphysik T.s Basel 1940. Wladimir Szylkarski: G. T. Der Neubegründer der deutschen Philosophie des tätigen Geistes. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 8 (1954) S. 595-604. - Hans Posselt: Die Religionsphilosophie G. T.s. Diss. Marburg 1960. Teller, Jürgen, * 1926 Döbeln (Sachsen), t 11.6.1999 Leipzig. Der Arztsohn studierte seit 1949 Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Univ. Leipzig, wo er seit 1954 als Mitarbeiter und Assistent von Ernst —»Bloch lehrte. Nach

dessen Übersiedlung in den Westen 1957 entlassen, arbeitete T. in einem Stahlwerk. Danach Doktorand bei Hans Mayer, wurde er nach dessen Übersiedlung in den Westen im Fernstudium an der Humboldt-Universität in Berlin promoviert. 1965-79 war er zunächst Lektor, dann Cheflektor beim Reclam-Verlag, 1979-87 Mitarbeiter bei der Verlagsgruppe Kiepenheuer/Insel/Dieterich in Leipzig, ebenfalls 1979-87 Mitarbeiter am Institut für Geschichte der deutschen Literatur in Weimar. 1991 zum Honorarprofessor an der Univ. Leipzig ernannt, trat er später zurück und betätigte sich als Lektor bei der Verlagsgruppe Insel/Kiepenheuer in Leipzig. T. beschäftigte sich mit Philosophiegeschichte, der Philosophie Blochs und dem qualitativen Naturbegriff. Er veröffentlichte u.a. Marx und Engels über die Volkskunst (1964). LITERATUR: Gerd Irrlitz: Prof. Dr. J. T. 12. September 1926 - 10. Juni 1999. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 47 (1999) S. 693-700. Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm), * 22.9.1919 Essen, t 9.2. 1994 Tübingen. T. studierte seit 1939 Philosophie, Geschichte und Germanistik an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Berlin, Köln, Greifswald und Marburg, war Schüler von Julius -»Ebbinghaus und wurde 1944 zum Dr. phil. promoviert (Die transzendentale Deduktion der Kategorien nach der zweiten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft"). 1945-50 war er wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Seminar der Univ. Marburg und hielt sich 1950/51 zu Postdoctoral Studies an der University of Virginia in Charlotteville (USA) auf. 1951-53 war T. Berater des Amerikanischen Hochkommissars in Hochschulfragen, 1952/53 wissenschaftlicher Mitarbeiter von Max -> Horkheimer am Institut für Sozialforschung in Frankfurt/Main, 1953-57 Assistent und Studienleiter am Institut für Vergleichende Sozialwissenschaften in Stuttgart und 1957-62 (seit 1960 beurlaubt) Assistant Professor of Sociology an den Hobart and William Smith Colleges in New York. 1960-63 nahm er einen Lehrauftrag für Soziologie an der Univ. Freiburg/ Breisgau wahr, habilitierte sich dort 1962 mit der Schrift Geschichte und Gesellschaft (1986 veröffentlicht) für Soziologie, war 1964-67 o. Prof. der Soziologie in Frankfurt/ Main und 1967-87 in Tübingen. T. beschäftigte sich mit Problemen der soziologischen Theorie (Arbeiten über Georg —>Simmel und Max —»Weber), der Wissenssoziologie, der Rollentheorie, der Jugendsoziologie, der Religionssoziologie und der gesellschaftlichen Planung. Er veröffentlichte u. a. Jugend und Gesellschaft. Soziologische Perspektiven (1962, 972), Zur Kritik der planenden Vernunft (1972), Die unbewältigten Sozialwissenschqften oder Die Abschaffung des Menschen (1984) und Die kulturellen Grundlagen der Gesellschaft. Der Fall der Moderne (1989). WEITERE WERKE: Die Sozialwissenschaften als Mythos der Moderne. Köln 1985. - Perspektiven der Kultursoziologie. Gesammelte Aufsätze. Hrsg. v. Clemens Albrecht. Opladen 1996. - Das Werk Max Webers. Gesammelte Aufsätze zu Max Weber. Hrsg. v. Harald Homann. Tübigen 1999. LITERATUR: Festgabe für F. H. T. zum 70. Geburtstag am 22. September 1989. Vollständiges Schriftenverzeichnis. Zusammengestellt von Volker Kaiisch. Graz u. a. 1989. - Kultur im Zeitalter der Sozialwissenschaften. F. H. T. zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Hans Braun und Alois Hahn. Berlin 1984. Tennemann, Wilhelm Gottlieb, * 7.12.1761 Kleinbrembach bei Erfurt, t 1.10.1819 Marburg/Lahn. Der Pfarrerssohn studierte seit 1779 Philosophie in Erfurt und Jena, erwarb 1788 den Grad eines Magisters (De quaestione metaphysica) und erhielt um 1792 in Jena die Lehrerlaubnis für Philosophie. Seit 1798 a. o. Prof., folgte er 1804 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie nach Marburg, wo er

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Terstegen de Monte 1816 Universitätsbibliothekar wurde und Ehrenmitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften war. T. beschäftigte sich besonders mit der Geschichte der Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Lehren und Meinungen der Sokratiker über Unsterblichkeit (1791), System der Platonischen Philosophie (4 Bde., 1792-95), Geschichte der Philosophie (11 Bde., 1798-1819) und Grundriß der Geschichte der Philosophie (1812, 51829). WEITERE WERKE: Bemerkungen über die sogenannte große Ethik des Aristoteles. Erfurt 1803. LITERATUR: Carl F. Christian Wagner: Memoria Tennemanni. Marburg 1819. - Otto Liebmann. T. In: ADB 37, 1894, S. 566-567. Terstegen de Monte, Gerhard, * um 1400 Heerenberg, t 9.11.1480 Köln. T. studierte in Köln und wurde zum Priester geweiht. Er lehrte als Prof. der Philosophie, später der Theologie an der Univ. Köln, deren Rektor er 1436 und 1453 war. T. verfaßte u.a. einen Tractatus ostendens concordiam S. Thomae et Ven. Alberti Magni in multis in quibus dictantur esse contrarii (1456) und einen Kommentar zu Thomas von Aquins De ente et essentia seu de quidditalibus rerum (1485, 31497). Sein Werk Apologetica sive responsiva ad quondam invectivam a nonnullo recenti et opulento philosopho erschien postum 1497. LITERATUR: Friedrich Lauchen: T. In: ADB 54, 1908, S. 681-682. Tetens, Johann Nicolaus, * 16.9.1736 Tetenbüll (Schleswig), t 15.8. 1807 Kopenhagen. T., Sohn eines Brauers und Gastwirts, studierte in Kopenhagen und Rostock, erwarb 1759 den Grad eines Magisters und wurde 1760 promoviert. Wegen der preuß. Besetzung Rostocks im Siebenjährigen Krieg ging er mit anderen Dozenten an die neugegründete Univ. Biitzow, wo er 1763 zum Prof. ernannt wurde und 1765 das Direktorat des dortigen Pädagogiums übernahm. 1776 folgte er einem Ruf als Prof. der Philosophie nach Kiel und erhielt später auch einen Lehrauftrag für Mathematik. 1789 übersiedelte T. nach Kopenhagen, trat in den dänischen Staatsdienst ein, wurde Assessor am Finanzkollegium und Direktor der Finanzkassendirektion, später Deputierter im Finanzkollegium und Mitdirektor der Kgl. Bank, der Depositenkasse, der Witwenkasse und der Versorgungsanstalt in Kopenhagen. Seit 1787 Mitglied der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften, wurde er 1790 Etatsrat, 1792 Wirklicher Etatsrat und 1802 Konferenzrat. Unter dem Einfluß Christian -»Wolffs, John Lockes und des englischen Empirismus vertrat T., der Hume als einer der ersten in Deutschland rezipierte, eine phänomenalistische Position. In seinem Hauptwerk Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung (2 Bde., 1777, Nachdruck 1979), das Einfluß auf -»Kant ausgeübt hat, bemühte sich T. um eine „psychologische Analyse der Seele" nach naturwissenschaftlichen Methoden mit dem Ziel der Bestimmung der seelischen Vermögen, die er erstmals in Denken, Wollen und Fühlen unterschied. Er veröffentlichte u. a. Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift (1772, Nachdruck 1966, 1985) und Über die allgemeine speculative Philosophie (1775, Nachdruck 1913). 1971 erschienen seine Sprachphilosophischen Versuche (hrsg. von Heinrich Pfannkuch). WEITERE WERKE: Gedanken von einigen Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind. Bützow/Wismar 1760. - Abhandlung von den Beweisen des Daseins Gottes. Wismar 1761. LITERATUR: Max Dessoir: Des N. T. Stellung in der Geschichte der Philosophie. In: Vierteljahresheft für wissenschaftliche Philosophie 16 (1892) S. 335-368. - Wilhelm

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Übele: Zum hundertjährigen Todestag von J. N. T. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 132 (1908) S. 137-151. - Ders.: J. N. T. nach seiner Gesamtentwicklung betrachtet, mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zu Kant. Berlin 1911. - Mechthild Boehm: Etymologie als Problem. Ein Beitrag zur Klärung des Verhältnisses von Philosophie und Etymologie unter Berücksichtigung von J. N. T. (1736-1807). Diss. Würzburg 1976. - Jeffrey Barnouw: The Philosophical Achievement and Historical Significance of J. N. T. In: Studies in the Eighteenth-Century Culture 9 (1979). - Hans-Ulrich Baumgarten: Kant und T. Untersuchungen zum Problem von Vorstellung und Gegenstand. Stuttgart 1992. - Christian Hauser: Selbstbewußtsein und personale Identität. Positionen und Aporien ihrer vorkantischen Geschichte. Locke, Leibniz, Hume und Tetens. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994. Thanner, (Franz) Ignaz; (Wilhelm Vitus), * 9.2.1770 Neumarkt a. d. Rott, t 28.5.1856 Salzburg. T., Sohn eines kurfürstlichen Verwalters, wurde geprägt durch zwei Kantianer, am Lyzeum in Freising (1786-88) von Sebastian —> Mutschelle und im Salzburger Priesterseminar (1788-92) durch Regens Matthäus Fingerlos. Nach der Priesterweihe 1792 nahm er das Studium der Rechte auf, war dann in der Seelsorge tätig und wurde 1799 Domkaplan, Domprediger und Hofkaplan bei Erzbischof Hieronymus von Colloredo-Waldsee, mit dem er Ende 1800 ins Exil nach Wien ging. Dort beschäftigte sich T. mit philosophischen und pädagogisch-didaktischen Fragen. Die Einführung in die kantische Philosophie Mutschelles führte er weiter und publizierte sie 1801-04 anonym (Versuch einer solchen faßlichen Darstellung der Kantischen Philosophie, daß hieraus das Brauchbare und Wichtige derselben für die Welt einleuchten möge, Heft 2-7). Seit 1802 lehrte T. an der Univ. Salzburg Pädagogik, Didaktik und Musiktheorie, seit 1805 Logik, Metaphysik, Anthropologie und Philosophiegeschichte, dann auch Dogmatik. 1808 an die Univ. Innsbruck versetzt, war er von 1811 bis zu seiner Entpflichtung 1819 in Salzburg Direktor und Prof. für Dogmatik und theologische Enzyklopädie am Lyzeum, der Nachfolgeanstalt der 1810 aufgehobenen Universität. 1816-49 leitete er die Lyzeal- und Studienbibliothek. Zunächst auf seilen der Kantianer bzw. eudämonistischen Rationalisten und gegen den „Obscurantismus" und „Pietismus" des Sailerkreises kämpfend, gelangte T. im Laufe der Zeit zunehmend zu einer vermittelnden Position zwischen —> Kants kritischer Philosophie und dem Idealismus —»Schellings und —»Fichtes. Er veröffentlichte u. a. Der Transcendental-Idealismus in seiner dreifachen Steigerung, oder Kants, Fichtes und Schellings philosophische Ansichten (1805), Lehrbuch der Logik (1807, Nachdruck 1969), Lehrbuch der Metaphysik (1808, Nachdruck 1969) und Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der allgemein praktischen Philosophie und des Naturrechts nach den Grundsätzen der Identitätslehre (1811). WEITERE WERKE: Die Idee des Organismus, angewandt auf das höhere Lehrgeschäft. München 1806. Nachdruck Frankfurt 1969. LITERATUR: Markus Mairitsch: I. T. (1770-1856). Christliche Philosophie im Übergang von kritischer zu idealistischer Philosophie. Diss. Innsbruck 1975. - Ludwig Hammermayer: T., F. I. W. V. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil I: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 431-432. Thaulow, Gustav Ferdinand, * 6.7.1817 Schleswig, t 11.3.1883 Kiel. Der Sohn eines aus Norwegen stammenden späteren Amtsverwalters in Apenrade studierte seit 1837 Theologie und

Thomas Philosophie in Kiel und Berlin, war als Hauslehrer am Bothkamp tätig und wurde 1842 in Kiel zum Dr. phil. promoviert. 1843 habilitierte sich T. dort für Philosophie und Pädagogik, lehrte seit 1846 als a. o. Prof. der Philosophie und wurde 1854 Ordinarius für Philosophie und Pädagogik. Später war er auch Dozent an der Marineakademie in Kiel. 1878 wurde T. zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er veröffentlichte u. a. Hegel's Ansicht über Erziehung und Unterricht (3 Bde., 1853/54; Nachdruck 1974) und Einleitung in die Philosophie und Encyclopädie der Philosophie im Grundrisse oder Methode des philosophischen Studiums (1862). WEITERE WERKE: Erhebung der Pädagogik zur philosophischen Wissenschaft. Oder Einleitung in die Philosophie der Pädagogik. Berlin 1845. - Wie man in Frankreich mit der deutschen Philosophie umgeht. Kiel 1852. - 55 Themata aus der Rechtsphilosophie. Kiel 1858. LITERATUR: Carstens: T. In: ADB 37, 1894, S. 69-660. Arnold Fuchs: T.s Pädagogik. Langensalza 1913. Theiler, Willy, * 24.10.1899 Adliswil (Kt. Zürich), t 26.2. 1977 Bern. T. studierte klassische Philologie in Zürich, Basel, Göttingen und Berlin, wurde 1924 in Basel zum Dr. phil. promoviert (Zur Geschichte der teleologischen Naturbetrachtung bis auf Aristoteles, 21925, Nachdruck 1965) und habilitierte sich 1928 in Kiel. Seit 1930 a. o. Prof., folgte er 1932 einem Ruf als o. Prof. der klassischen Philologie nach Königsberg und lehrte 1944-68 in Bern. Im Mittelpunkt seiner Forschungen stand die Rekonstruktion der philosophischen Entwicklung im Übergang zur Spätantike. T. veröffentlichte u.a. Die Vorbereitung des Neuplatonismus (1930, 21964), Porphyrios und Augustin (1933), Forschungen zum Neuplatonismus (1966) und Untersuchungen zur antiken Literatur (1970). Seit 1945 war er Herausgeber der „Schweizerischen Beiträge zur Altertumswissenschaft". LITERATUR: Eckard Mensching: Bibliographie W. T. Mit einem Verzeichnis der von W. T. betreuten Dissertationen. Berlin 1977. Thibaut, Anton Friedrich Justus, * 4. 1.1772 Hameln, t 28.3.1840 Heidelberg. Der aus einer Hugenottenfamilie stammende T. studierte Rechtswissenschaften in Göttingen, Königsberg und Kiel, wurde 1795 promoviert und habilitierte sich 1796 in Kiel. 1801 wurde er dort o. Prof., 1802 in Jena und 1806 in Heidelberg. T. befaßte sich mit juristischen Grundfragen (Juristische Encyklopädie und Methodologie, 1797; Versuche über einzelne Teile der Theorie des Rechts, 2 Tie., 1798-1801, 2 1817, Neudruck 1970; Theorie der logischen Auslegung des römischen Rechts, 1799, 21807) und dem Pandektenrecht als aktuellem Zivilrecht (System des Pandektenrechls, 2 Bde., 1803,91846). Er war Mitherausgeber von Bd. 6-23 des „Archivs für die zivilistische Praxis". Seine im Kodifikationsstreit publizierte Schrift Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland (1814, M840) gab einer gemäßigt liberalen, bürgerlich patriotischen Einstellung Ausdruck; T. forderte ein einheitliches deutsches Zivilgesetzbuch. Die Gegenschrift von Friedrich Carl von —> Savigny Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Wissenschaft wurde zum Programm der historischen Rechtsschule. T. befaßte sich auch mit musikalischen Forschungen (u.a. Über Reinheit der Tonkunst, 1824,7 I893, Nachdruck 1907, 1967) und legte eine umfangreiche Sammlung älterer geistlicher Musik an. Mit seinem Singverein (seit 1811), in dem auch Carl Maria von Weber und Robert Schumann mitwirkten, führte er Werke des 16. bis 18. Jh. auf. Diese Konzerte wirkten wesentlich auf die Restauration der evang. und kath. Kirchenmusik in Deutschland und Frankreich.

WEITERE WERKE: Über die sogenannte historische und nicht-historische Rechtsschule. Heidelberg 1838. Nachdruck Lauterbach 1993. LITERATUR: Hans Kiefner: Geschichte und Philosophie bei A. F. J. T. Diss. München 1959. - Lutz Geldsetzer: Die dogmatische Hermeneutik der Jurisprudenz bei T. und ihre geschichtlichen Voraussetzungen. Düsseldorf 1966 (= zugleich Einleitung zum Nachdruck von A. F. J. T., Theorie der logischen Auslegung des römischen Rechts, Altona 21806, in: Instrumenta Philosophica, Series hermeneutica II, Düsseldorf 1966). - Rainer Polley: A. F. J. T. (AD 1772-1840) in seinen Selbstzeugnissen und Briefen. 3 Tie., Frankfurt/ Main u.a. 1982. - Albert Kitzler: Die Auslegungslehre des A. F. J. T. Berlin 1986. Thiele, Günther, * 1.11.1841 Rohnstedt, t 20.10.1910 Berlin. T. studierte in Halle, Heidelberg und Jena Philosophie, Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften und wurde 1869 an der Univ. Halle zum Dr. phil. promoviert (Wie sind die synthetischen Urtheile der Mathematik a priori möglich?). 1870-74 war er Lehrer in Nordhausen und am Gymnasium in Glückstadt. 1875 habilitierte er sich dort für mathematische Physik (Aufgaben der 'Wellenlehre, ohne jede Vernachlässigung der Discontinuität, mit Hülfe der Cylinderfunktion) und für Philosophie (Begriff von Kants intellektueller Anschauung und daraus sich ergebende Consequenzen für die Auffassung des Kriticismus, vollständig erschienen unter dem Titel Kants intellektuelle Anschauung als Grundbegriff seines Kriticismus, dargestellt und gemessen am kritischen Begriffe der Identität von Wissen und Sein, 1876). 1881 zum a. o. Prof. ernannt, folgte er 1882 einem Ruf an die Univ. Königsberg und wurde 1885 o. Prof. der Philosophie. 1898 kehrte er nach Berlin zurück. T. stand unter dem Einfluß von —» Hegel und —»Lotze, beschäftigte sich aber auch mit -> Kant und -» Fichte. Er veröffentlichte u. a. Grundriß der Logik und Metaphysik, dargestellt als Entwickelung des endlichen Geistes (1878), Die Philosophie Immanuel Kant's, nach ihrem systematischen Zusammenhange und ihrer logisch-historischen Entwicklung dargestellt und gewürdigt (2 Tie., 1882-87) und Die Philosophie des Selbstbewußtseins und der Glaube an Gott, Freiheit, Unsterblichkeit. Systematische Grundlegung der Religionsphilosophie (1895). WEITERE WERKE: Kosmogonie und Religion. Berlin 1898. - Philosophische Streifzüge an deutschen Hochschulen. Heft l: Der objektive Idealismus von Julius Bergmann in Marburg. Berlin 1904. Thomas von Erfurt, um 1300. T. erwarb wahrscheinlich in Paris den Magistergrad. Um 1300 war er Magister regens und Rektor an den Schulen St. Severi und St. Jakob in Erfurt. T. wurde durch seine sprachlogischen Studien berühmt. Aufgrund seiner Hauptschrift Novi modi significandi (auch Tractatus de modis signißcandi sive grammatica speculaliva, Anfang des 14. Jh. entstanden, Erstdruck 1491), die bis zur Richtigstellung durch Martin -> Grabmann lange Duns Scotus zugeschrieben wurde, gilt T. als einer der Hauptvertreter der Schule der Modisten. Er schließt sich in dieser Untersuchung der Bedeutungsformen der Worte im Gegensatz zu den Daciern strenger an Petrus Heliae an. T. schrieb außerdem das elementare grammatische Lehrgedicht Fundamentum puerorum sowie Kommentare, u. a. zur Isagoge des Porphyrius. WERKE: Abhandlungen über die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache (Tractatus de modis significandi). Übersetzt und eingeleitet von Stephan Grotz. Amsterdam u.a. 1998. LITERATUR: Martin Grabmann: T. v. E. und die Sprachlogik des mittelalterlichen Aristotelismus. München 1943. - Jan

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Thomas Pinborg: Die Entwicklung der Sprachtheorie im Mittelalter. Münster 1967,21985. - Michael A. Covington: The Syntactic Theory of T. of E. In: Linguistics 17 (1979) S. 465-496. Darius Gabler: Die semantischen und syntaktischen Funktionen im Tractatus „De modis significandi sive grammatica speculativa" des T. v. E. Die Probleme der mittelalterlichen Semiotik. Frankfurt/Main u.a. 1987. - Roberto Lambertini: Sicut tabernarius vinum significat per circulum: Directions in Contemporary Interpretations of the Modistae. In: Umberto Eco/Constantino Marmo: On the Medieval Theory of Signs. Amsterdam/Philadelphia 1989, S. 107-142. - Franz Josef Worstbrock: T. v. E. In: VL 9, 1995, Sp. 852-856 Thomas von Kempen, eigentl. T. Hemerken v. K., latinisiert: Malleolus, a Kempis, * 1379/80 Kempen/Niederrhein, t 25.7. 1471 Kloster Agnietenberg. Der Sohn eines Handwerkers wurde von seinem älteren Bruder Johannes, Augustinerchorherr in Windesheim, 1392 zu Florens Radewijn nach Deventer vermittelt, der ihn bei Johannes Boome ausbilden ließ. Seit 1398 lebte T. in der Gemeinschaft der Brüder vom gemeinsamen Leben im Hause Radewijns, der 1384 an die Spitze der Devotio moderna getreten war. 1399 übersiedelte T. in das AugustinerChorherrenstift St. Agnietenberg bei Zwolle, wo er 1406 eingekleidet und 1413/14 zum Priester geweiht wurde; 1425 und 1448 hatte er das Amt des Subpriors inne. T. wirkte vorwiegend als Seelsorger und geistlicher Schriftsteller; er war einer der einflußreichsten Vertreter der Devotio moderna. Er verfaßte zahlreiche Schriften aszetischen Inhalts. Das Erbauungsbuch De imitations Christi (entstanden vor 1420), eines der verbreitetsten Andachtsbücher der Weltliteratur, wurde seit seiner Entstehung zahlreichen Autoren zugeschrieben, wird aber heute mehrheitlich als ein Werk des T. angesehen. WERKE: Opera omnia. Hrsg. v. Michael Joseph Pohl. 7 Bde., Freiburg/Breisgau 1902-22. Nachdruck Hildesheim 1985. Das Buch von der Nachfolge Christi. Bearbeitet und mit einem Forschungsbericht versehen von Walter Kröber. Stuttgart 1984. - Paul Chandler/CETEDOC: Thesaurus Thomae a Kempis. Thurnhout 1994. LITERATUR: Josef Schneider: Zwei Wege der Lebensführung. Epiktet und T. v. K. Würzburg 1952. - T. v. K. Beiträge zum 500. Todesjahr. Hrsg. von der Stadt Kempen. Kempen 1971. - Hans Norbert Janowski (Hrsg.): Gert Grote, T. v. K. und die Devotio moderna. Ölten, Freiburg/Breisgau 1978. - Paul van Geist/Erika Bauer/Burghart Wachinger: T. H. v. K. In: VL 9, 1995, Sp. 862-882. Thomas von Straßburg, * Hagenau (Elsaß), t 1357 Wien. T. trat jung in das Augustinerkloster von Hagenau ein, hielt sich 1316 als Student in Padua auf und war dann Lektor, vermutlich am Generalstudium seiner Ordensprovinz in Straßburg. Er übernahm auch das Amt des Inquisitors in der Diözese Straßburg, war 1332 Vertreter seiner Ordensprovinz auf dem Generalkapitel in Venedig, hielt sich um 1336 in Paris auf und wurde 1341 Magister der Theologie. 1343-45 war T. Provinzial der rheinisch-schwäbischen Augustinerprovinz, 1345-57 Ordensgeneral. Visitationsreisen führten ihn u.a. 1349 nach Italien und auch an den päpstlichen Hof in Avignon. Seine Lectura super IV libros Sententiarum (1490) ist typisch für die ältere Augustinerschule und wurde mehrmals aufgelegt. 1348 kodifizierte T. seine Additiones, um 1352 die Statuten für den Pariser Konvent. LITERATUR: Benedikt Lindner: Die Erkenntnislehre des T. v. S. Münster 1930. - Joseph L. Shannon: Good Works and Predestination according to T. of S. Rom 1940. - KarlHeinz Witte: T. v. S. In: VL 9, 1995, Sp. 889-892. Thomasius, Christian, * 1.1.1655 Leipzig, t 23.9.1728 Halle/Saale. T. gilt als „Vater" der deutschen Aufklärung. Geboren als Sohn des Leipziger Professors für Philosophie, Jakob —> T., 422

studierte er aus Begeisterung für das moderne Naturrecht in Leipzig und Frankfurt/Oder Jurisprudenz. Erst Mitte der achtziger Jahre wagte er, sich zur Naturrechtslehre des Samuel von -> Pufendorf zu bekennen, der vor allem von orthodoxen Theologen heftig bekämpft wurde. 1688 veröffentlichte T. seine Institutions jurisprudentiae divinae, die sich eng an dessen Schriften anlehnen; in ihnen wird das Naturrecht auf das Prinzip der Geselligkeit (socialitas) gegründet. Außerdem veröffentlichte er 1688 eine Logik unter dem Titel introductio ad philosophiam aulicam, die versucht, sich von der Last der Scholastik zu befreien und die Philosophie für Hofleute darzustellen. Noch im selben Jahr ging T. einen Schritt weiter und kündigte in deutscher Sprache eine Vorlesung (Von der Nachahmung der Franzosen) über Anstand und Lebensklugheit an, in der er zum Gebrauch der deutschen Sprache in der Wissenschaft aufrief. Mit allen diesen Aktivitäten hatte er sich den Zorn des Leipziger Establishment zugezogen. Als er auch noch 1688/89 eine deutschsprachige Monatszeitschrift („Monatsgespräche") veröffentlichte, in der er nicht mit Kritik am damaligen Zustand der Wissenschaft („Pedanterey") sparte, mußte er Leipzig 1690 verlassen und ging ins preußische Halle, wo er die Universität (1694) mitbegründete. Hier vollendete er seine bereits in Leipzig begonnene deutsche Logik (Einleitung zur Vernunftlehre, 1691; Ausübung der Vernunftlehre, 1691), in der er u.a. eine für die deutsche Aufklärung maßgebliche Vorurteilstheorie entwickelte. Ihr folgte seine deutsche Ethik (Einleitung zur Sittenlehre, 1692; Ausübung der Sittenlehre, 1696), in der er die Tugend als vernünftige Liebe definierte und das Laster der unvernünftigen Liebe in die drei Hauptaffekte Wollust, Ehrgeiz und Geldgier gliederte. Während T. zunächst, neben einer allgemeinen Erneuerung der deutschen Kultur, einen moralischen Fortschritt der Menschen erhofft hatte, geriet er bereits vor der Mitte der neunziger Jahre - aus Verzweiflung über die menschliche Willensschwäche und die Willensabhängigkeit der Erkenntnis sowie unter dem Einfluß der Pietisten - in eine mehrjährige religiös-moralische Krise, die er jedoch noch vor der Jahrhundertwende überwinden konnte, weil er seine „Vernunft" nicht aufgeben wollte. 1705 veröffentlichte er einen zweiten, stark veränderten Entwurf seiner Naturrechtslehre, die Fundamenta juris naturae et gentium. In ihr versucht er, unter der Bedingung der „Unfreiheit" des Willens, aus dem gesunden Menschenverstand allgemeingültige und überzeitliche Verhaltensnormen zu entwickeln. Nachdem er schon in seiner Einleitung zur Sittenlehre nachdrücklich zwischen freiwilliger Liebe und erzwingbarer Gerechtigkeit unterschieden hatte, konstatierte er nun eine dreifache Norm: Die Gerechtigkeit (justum) dient dem äußeren Frieden, indem sie richtiges Handeln erzwingt bzw. falsches bestraft; die Ehrbarkeit (honestum) dient dem inneren Frieden und drängt zum richtigen, allerdings unerzwingbaren Wollen; die Wohlanständigkeit (decorum), teils erzwingbar, teils unerzwingbar, regelt das äußere Wohlverhalten und befördert den äußeren wie den inneren Frieden. Daraus entwickelte sich, unter dem Eindruck des Kriteriums der Erzwingbarkeit, in der großen rechtsphilosophischen Thomasius-Schule die Tendenz, vor allem zwischen erzwingbarem Recht und unerzwingbarer Moral zu unterscheiden; die Theorie des decorum hingegen verkümmerte und wanderte in die Trivialliteratur zur Anstände- und Klugheitslehre ab. T. selbst beschäftigte sich in der letzten Phase seiner Tätigkeit vor allem mit praktischen Reformfragen. Aus dieser Zeit stammt seine Kritik der Folter und sein erfolgreicher Kampf gegen die Hexenprozesse. Vor allem dadurch ist er bis heute bekannt geblieben. WERKE: C. T. Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Werner Schneiders. Hildesheim 1993 ff.

Tideman LITERATUR: Max Wundt: Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung. Tübingen 1945. - Rolf Lieberwirth: C. T. Sein wissenschaftliches Lebenswerk. Eine Bibliographie. Weimar 1955. - Werner Schneiders: Naturrecht und Liebesethik. Zur Geschichte der praktischen Philosophie im Hinblick auf C. T. Hildesheim/New York 1971. - Notker Hammerstein: Jus und Historic. Ein Beitrag zur Geschichte des historischen Denkens an deutschen Universitäten im späten 17. und im 18. Jahrhundert. Göttingen 1972. - Werner Schneiders (Hrsg.): C. T. (1655-1728). Interpretationen zu Werk und Wirkung, mit einer Bibliographie der neueren T.-Literatur. Hamburg 1989. - Friedrich Vollhardt (Hrsg.): C. T. (1655-1728). Tübingen 1997. Werner Schneiders Thomasius, Jakob, * 25.8. 1622 Leipzig, t 9.9. 1684 Leipzig. T., Sohn eines Rechtsgelehrten, studierte in Wittenberg, wurde 1643 in Leipzig Magister der Philosophie und lehne hier seit 1653 als Prof. der Moralphilosophie, später auch der Rhetorik. 1670 übernahm er zudem das Rektorat der Nicolaischule, 1676 das der Thomasschule, zählte Gottfried Wilhelm -> Leibniz zu seinen Schülern und gehörte in den sechziger bis achtziger Jahren zu den gelehrten Autoritäten in Europa. Neben Traktaten zu kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Themen (De Vagantibus scholasticis, 1675) verfaßte T. zahlreiche, mehrfach aufgelegte, auch international anerkannte Lehrbücher (u. a. Philosophia practica continuis tabellis comprehensa, 1667) und trat vor allem als Philosophiehistoriker hervor. 1693 erschienen die von seinem Sohn Christian -»T. herausgegebenen Dissertationes LXIII varii argumenti. WEITERE WERKE: Specimen tabularum novarum in Hugonis Grotii de iure belli et pacis libros. o. O. 1670. - Exercitatio de Stoica mundi exustione. Leipzig 1674. - Phüosophia Instrumentalis et theoretica. Leipzig 1709. LITERATUR: Richard Sachse: J. T., Rektor der Thomasschule. Leipzig 1894. - Ders.: T. In: ADB 38 (1894) S. 107-112. - G. Aceti: J. T. ed il pensiero filosoficogiuridico di Goffredo Guglielmo Leibniz. In: Jus N. S. 8 (1957) S. 259-319. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 139-149. Thorild, Thomas, eigentl. T. Thoren, * 18.4. 1759 Bohuslän (Schweden), t 1. 10. 1808 Greifswald. T. studierte Rechtswissenschaften in Lund und Uppsala, war als Hauslehrer tätig und zählte bald zu den bedeutendsten Verfechtern der Aufklärung in Schweden. 1784 gründete er die Zeitschrift „Der neue Kritiker", lebte 1788-90 in England und wurde nach seiner Rückkehr wegen der freisinnigen politischen Schrift Arligheten (Die Ehrlichkeit) des Landes verwiesen. Mit einem Reisestipendium kam T. nach Deutschland und ließ sich dauerhaft in Greifswald nieder. Seit 1794 war er Bibliothekar an der dortigen Universitätsbibliothek, wurde 1797 zum Dr. phil. promoviert und hielt als a. o. Prof. Vorlesungen über schwedische Geschichte, Literatur und Sprache. Er verfaßte aufklärerische Schriften, u. a. Über die Druckfreiheit. Durch seine Streitschriften, die er zum Teil unter dem Titel Kritik über Kritiken nebst Entwurf zu einer Gesetzgebung im Reiche der Genies (1791) veröffentlichte, übte er Einfluß auf die Entwicklung der schwedischen Dichtkunst aus. Mit Maximum, seu archimetria (1799) wollte er eine Fundamentalphilosophie bieten. T., der unter dem Einfluß von —> Leibniz und Spinoza stand, vertrat einen ästhetisch gehaltenen hylozoistischen Pantheismus. WEITERE WERKE: Panorama der Philosophie oder Kritik der reinen Unvernunft. Greifswald o. J. - Vita naturae seu panaesthetices idea. Greifswald 1801. -Allblick. Upsala 1821.

LITERATUR: Ernst Cassirer: T.s Stellung in der Geistesgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts. Stockholm 1941. Ake Ohlmarks/Lars Akerberg: T. T. als Vorläufer der neuzeitlichen Religionswissenschaft. Greifswald/Berlin 1944. Olle Herlin: Religionsproblemet hos T. Stockholm 1947. Ernst Zunker: T. T. als Bibliothekar in Greifswald. Leipzig 1953. - Alf Nyman: Exilens filosofi. En Studie i T. T.s ,Arkimetri'. Lund 1956. - Wilhelm Braun: Aus T. T.s Greifswalder Zeit (1795-1808). Greifswald 1963. Thümmig, Ludwig Philipp, * 12.5.1697 Helmbrechts bei Kulmbach, t 15.4.1728 Kassel. T., Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1717 als einer der frühesten Schüler Christian -> Wolffs Philosophie in Halle, erwarb 1721 die Magisterwürde und hielt philosophische Vorlesungen. 1723 wurde er dort Ordinarius für Philosophie, mußte jedoch noch im selben Jahr mit Wolff Halle verlassen. 1724 erhielt er eine Professur für Philosophie am Collegium Carolinum in Kassel, wo er seit 1727 auch Astronomie und Mathematik lehrte. Seit 1725 war T. Pagen-Hofmeister und Aufseher des Kunst- und Medaillenkabinetts in Kassel. Sein Hauptwerk, die Institutiones philosophiae Wolfianae, in usus academicos adomatae (2 Bde., 1725/26, 2 1740/41; Nachdruck 1982), war das erste Kompendium der (deutschsprachigen) Philosophie Wolffs. WEITERE WERKE: Versuch einer gründlichen Erläuterung der merckwürdigsten Begebenheiten in der Natur, wodurch man zur innersten Erkenntnis derselben geführet wird. Halle 1723. Marburg 21735. - Meletemata varii et rarioris argumenti. Braunschweig 1727. LITERATUR: Otto Liebmann: T. In: ADB 38, 1894, S. 177-178. - Ulrich Gottfried Leinsle: Reformversuche protestantischer Metaphysik im Zeitalter des Rationalismus. Augsburg 1988, S. 283-288. Thyssen, Johannes, * 22. 8. 1892 Langenberg (Rheinland), t 25. 11.1968 Bonn. T. studierte Theologie und Philosophie in Rostock, Genf, Berlin, Tübingen und Bonn, wo er 1917 zum Dr. phil. promoviert wurde (Versuch über verschiedene Arten der Begriffsbildung). 1921 habilitierte er sich in Bonn, wurde 1928 apl. Prof. und war seit 1947 o. Professor. T. war Mitherausgeber der „Kant-Studien" (seit 1954) und der „Zeitschrift für philosophische Forschung" (seit 1957). Er verfaßte u.a. Die Einmaligkeit der Geschichte. Eine geschichtslogische Untersuchung (1924, Neudruck 1965), Die philosophische Methode (Teil l, 1930), Geschichte der Geschichtsphilosophie (1936, 21954), Der philosophische Relativismus (1941, 3 1955), Die wissenschaftliche Wahrheit in der Philosophie (1949). Realismus und moderne Philosophie (1959) und Grundlinien eines realistischen Systems der Philosophie (2 Bde., 1966-70). WEITERE WERKE: Die Philosophie in der gegenwärtigen geistigen Krise. Bonn 1954. LITERATUR: Lebendiger Realismus. Festschrift für J. T. Hrsg. von Klaus Hartmann in Verbindung mit Hans Wagner. Bonn 1962 (mit Bibliographie). - Klaus Hartmann: Ein Leben für den philosophischen Realismus. Nachruf auf J. T. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 25 (1971) S. 448-452 (mit bibliographischem Nachtrag). Tideman, Wilhelm (Julius Robert), * 12.8.1889 Bremen, t 23.4. 1949 Baden/Weser (heute zu Achim). Aus einer alten Bremer Familie stammend, studierte T. Rechtswissenschaft und war nach der Promotion als Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung tätig. Seine Arbeiten als Lyriker, Essayist und Philosoph hatten ihre Bezugspunkte im Humanismus sowie in fernöstlicher Religionsweisheit. T. veröffentlichte die Essays Hebbel und die Gegenwart (1922)

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Tiedemann ana Geist und Schicksal. Ein Umriß (2 Tie., 1925/26), politische Lyrik (Sonette eines Deutschen, 1946; Europäische Beschwörung, 1947) sowie einen Band Meditationslyrik (Der ewige Widerhall, 1939). Sein unvollendetes Hauptwerk Philosophie des Schicksals erschien postum (1979), ebenso wie Windeck. Buch der Erinnerung (1968). WEITERE WERKE: Aufsätze, Gedenkreden, Briefe, Dokumente. Bremen 1983. Tiedemann, Dietrich, * 3.4. 1748 Bremervörde, t 24.5.1803 Marburg. T., Sohn eines rechtskundigen Bürgermeisters, studierte seit 1767 an der Univ. Göttingen Theologie, Mathematik und Philosophie, war 1769-74 als Hofmeister in Livland tätig und schloß ein Studium der klassischen Philologie in Göttingen an. Seit 1776 Prof. der klassischen Sprachen am Collegium Carolinum in Kassel, wechselte er 1786 mit der Mehrzahl der Professoren nach Marburg und erhielt dort das Ordinariat für Philosophie. T. beschäftigte sich mit Philosophiegeschichtsschreibung, Anthropologie und Psychologie, insbesondere mit Kinderpsychologie. Er veröffentlichte Versuch einer Erklärung des Ursprungs der Sprache (1772, Nachdruck 1985), System der stoischen Philosophie (3 Bde., 1776), Untersuchungen über den Menschen (3 Tie., 1777/78), Geist der speculativen Philosophie. Von Thaies bis Berkeley (6 Bde., 1791-97), Beobachtungen über die Entwickelung der Seelenfähigkeiten bei Kindern (1797) und Handbuch der Psychologie (1804). WEITERE WERKE: Griechenlands erste Philosophen oder Leben und Systeme des Orpheus, Pherecydes, Thaies und Pythagoras. Leipzig 1780. - Theaetet, oder über das menschliche Wissen. Ein Beitrag zur Vernunftkritik. Frankfurt/Main 1794. - Idealistische Briefe. Marburg 1798. LITERATUR: Arnold Jacobskötter: Die Psychologie D. T.s. Diss. Erlangen 1898. - Otto Liebmann: T. In: ADB 38, 1894, S. 276-277. - Julius Baumann: Anti-Kant. Mit Benutzung von T.s Theätet. Gotha 1905. Tieftrunk, Johann Heinrich, * 1759 Stove bei Rostock, t 7.10.1837 Halle/Saale. T. studierte in Halle Theologie und Philologie, war als Hauslehrer tätig und wurde 1781 Rektor der Stadtschule und Nachmittagsprediger in Joachimsthal/Uckermark. 1792 als Ordinarius für Philosophie an die Univ. Halle berufen, lehrte er dort bis 1799 auch Theologie. Als 1805 die Hallenser Univ. geschlossen wurde, setzte T. seine Tätigkeit zeitweise in Wittenberg fort. Mit seinem Sohn hatte er 1820-25 die Redaktion des „Halleschen Courier" inne. Als Anhänger Immanuel —> Kants und Vertreter einer reinen Vernunftreligion versuchte T., die Grundgedanken der Religion unabhängig von der Bibel auf die praktische Vernunft zu gründen. Er veröffentlichte u. a. Censur des christlichen protestantischen Lehrbegriffs (3 Bde., 1791-95), Religion der Mündigen (2 Bde., 1799/1800), Philosophische Untersuchungen über die Tugendlehre (1805), Das Weltall nach menschlicher Ansicht. Einleitung und Grundlage zu einer Philosophie der Natur (1821) und Die Denklehre in rein deutschem Gewände (2 Bde., 1825-27). WEITERE WERKE: Versuch einer Kritik der Religion und aller religiösen Dogmatik mit besonderer Rücksicht auf das Christenthum. Berlin 1790. - Philosophische Untersuchungen über das Privat- und öffentliche Recht, zur Erläuterung und Beurtheilung der metaphysischen Anfangsgründe der Rechtslehre vom Prof. I. Kant. 2 Bde., Halle 1797-99. Grundriß der Logik. Halle 1801. - Grundriß der Sittenlehre. 2 Bde., Halle 1803. LITERATUR: Gustav Kertz: Die Religionsphilosophie J. H. T.s. Ein Beitrag zur Geschichte der Kantischen Schule. Halle 1906. - Zwi Batscha: J. H. T.s Konzept der Revolution. In:

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Ders.: Studien zur politischen Theorie des deutschen Frühliberalismus. Frankfurt/Main 1981, S. 163-232. Tielsch, Elfriede Walesca, * 18.2.1910 Gut Neu-Lobitz (Pommern), t 20.3.1993 Berlin. T. studierte Rechtswissenschaften (Promotion 1935) sowie Psychologie, Philosophie und Kunstgeschichte (Promotion 1954, Phänomenotogie des Entschlusses, sein Aufbau und Zerfall). Danach Assistentin an der Freien Univ. Berlin, lehrte sie seit 1964 Philosophie an der Pädagogischen und der Kirchlichen Hochschule in Berlin; 1971 wurde sie an der Pädagogischen Hochschule zur Professorin ernannt. 1974 gründete sie die „Assoziation von Philosophinnen in Deutschland" (seit 1980 „Internationale Assoziation von Philosophinnen") und war deren langjährige Vorsitzende, 1989-93 deren Ehrenpräsidentin. T. beschäftigte sich mit ethischen Fragestellungen und der Philosophie des Liberalismus. Sie setzte sich für eine neue Beurteilung des Empirismus der Antike ein, den sie gegen die negative Beurteilung in der platonisch-aristotelischen Tradition zu verteidigen suchte. T. veröffentlichte u. a. Kierkegaards Glaube. Der Aufbruch des frühen 19. Jahrhunderts in das Zeitalter moderner, realistischer Religionsauffassung (1964), Die Platonischen Versionen der griechischen Doxalehre (1970) und Der kritische Empirismus der Antike in seiner Bedeutung für die Naturwissenschaft, Politik, Ethik und Rechtstheorie der Neuzeit (1981). LITERATUR: Brigitte Weishaupt: Nachruf E. T. W. (1910 bis 1993). In: Die Philosophin 8 (1993) S. 118-120. - Franziska von Krbek: E. T. W. In: Ursula I. Meyer/Heidemarie Bennent-Vahle (Hrsg.): Philosophinnen-Lexikon. Aachen 1994, S. 325-328. - Marit Rullmann: E. W. T. (1910-1993). In: Dies.: Philosophinnen. Bd. 2, Frankfurt/Main 1998, S. 292-299. Tillich, Paul (Johannes), * 20.8.1886 Starzeddel bei Guben, t 22. 10. 1965 Chicago (Illinois, USA). Für den Sohn eines höheren Berliner Geistlichen war von Anfang an eine große gedankliche Spannweite und geistige Beweglichkeit kennzeichnend. Das Studium der evang. Theologie und Philosophie (Berlin, Tübingen, Halle) schloß er mit einer theologischen und einer philosophischen Promotion ab, die sich beide mit —»Schelling befassen, dessen Spätphilosophie T. lebenslang prägte. Nach der erschütternden Erfahrung des Ersten Weltkriegs war er als Privatdozent in Berlin, als Theologieprofessor in Marburg, als Prof. der Religionswissenschaft in Dresden und Leipzig und seit 1929 als Prof. der Philosophie und Soziologie in Frankfurt/ Main und Nachfolger von Max —»Scheler in einer Fülle von Veröffentlichungen damit befaßt, in einem systematischen Entwurf das theologische Thema als prophetisches Element in die autonome Kultur so einzubeziehen, daß deren Geistesformen in Metaphysik und Wissenschaft, in Kultur und Gesellschaft für ihre unbedingte Substanz geöffnet werden (Religionsphilosophie, 1925). In geschichtsphilosophischer Wendung führte das zu einem „Religiösen Sozialismus" (Die sozialistische Entscheidung, 1933). T. war Mitarbeiter der „Blätter für religiösen Sozialismus" (1920-27) und Mitherausgeber der „Neuen Blätter für den Sozialismus" (1929). 1933 als erster nichtjüdischer Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben, lehrte T. am Union Theological Seminary in New York (1940-55). Er hatte einen Lehrstuhl für Philosophical Theology inne und erhielt später die ehrenvolle Stellung eines University Professor in Harvard (1955-62). Danach lehrte er bis zu seinem Tod in Chicago. 1944 übernahm er den Vorsitz des Council for a Democratic Germany. T. wurde zum wohl einflußreichsten Theologen Nordamerikas und durch zahlreiche Vortragsreisen (mehrfach nach Deutschland, 1960 nach Japan) und viele akademische Ehrungen und andere Auszeichnungen (1962 Friedenspreis

Tönnies des deutschen Buchhandels) weltweit bekannt. Er entfaltete seine philosophische Theologie in vielen Schriften, welche die Universalität eines Denkens „auf der Grenze" bekunden, das die Theologie in ein fruchtbares Gespräch mit anderen Disziplinen zu bringen versteht (Existenzphilosophie, Geschichtsphilosophie, Symboltheorie, Religionsgeschichte, Ökumene, Ethik, Psychoanalyse, Medizin, Pädagogik, Gegenwartsdeutung, Politik, Soziologie, Kunst, Tanz, Architektur u.a.). Die Summe seiner Theologie erschließt die dreibändige Systematic Theology (1951-63; dt. 1955-66). Seit 1959 erscheinen in deutscher Sprache Gesammelte Werke (14 Bde. und bisher 8 Ergänzungsbände). Mit seiner besonderen Fähigkeit, auch der Religion und dem Christentum Fernstehende anzusprechen und sie in ihrer profanen Situation ernstzunehmen, fand T. immer wieder das Gehör des modernen Menschen (The Courage to Be, 1952; Religiöse Reden, 3 Bde., dt. 1952-64). Am Ende seines Lebens beschäftigte ihn (in Zusammenarbeit mit Mircea Eliade) die Stellung des Christentums im Horizont der Weltreligionen. WEITERE WERKE: Auf der Grenze. Stuttgart 1962. - Dogmatik. Marburger Vorlesung von 1925. Hrsg. v. Werner Schüßler. Düsseldorf 1986. - Main Works/Hauptwerke. Hrsg. v. Carl Heinz Ratschow u. a. 6 Bde., Berlin u. a. 1987-96. LITERATUR: Wilhelm Pauck/Marion Pauck: P. T. His Life and Thought. Vol. l, New York u.a. 1976. Dt.: Stuttgart/ Frankfurt 1978. - Günther Wenz: Subjekt und Sein. Die Entwicklung der Theologie P. T.s. München 1979. - Hermann Fischer (Hrsg.): P. T. Studien zu einer Theologie der Moderne. Frankfurt/Main 1989. - John Heywood Thomas: T. London 2000. Joachim Ringleben Timpier, Clemens, * 1567 (oder 1568) Stolpen bei Dresden, t 28.2. 1624 Steinfurt (Burgsteinfurt). T. studierte seit 1580 Theologie und Philosophie in Leipzig, wo er 1589 Magister wurde. 1592 als sogenannter Kryptocalvinist der Univ. verwiesen, ging er nach Heidelberg, wurde 1592 einer der Regentes Collegii Casimiriani und war seit 1595 Prof. am Gymnasium illustre in Steinfurt. Neben Rudolph —»Goclenius und Bartholomäus —» Keckermann war T. ein führender Vertreter der reformierten Orthodoxie in Deutschland. Beeinflußt vom Rationalismus, den Methodenerörterungen des Paduaner Aristotelismus und von Francisco Suärez, veröffentlichte er zahlreiche philosophische Lehrbücher. Als sein Hauptwerk gilt eines der ersten Lehrbücher der Metaphysik in Deutschland, Metaphysicae sy.itema methodicum, libris quinque per theoremata et problemata selecta concinnatum (1604; 21608, mit Anmerkungen von R. Goclenius). 1606 fügte T. seinem Erstlingswerk eine allgemeine Wissenschaftslehre, Technologie genannt, hinzu. WEITERE WERKE: Physicae seu philosophiae naturalis systema methodicum. 3 Bde., Hanau 1605-11. - Philosophiae practicae systema methodicum. 3 Bde., Hanau 1607-11. Logicae systema methodicum. Hanau 1612. - Rhetoricae systema methodicum. Hanau 1613. - Opticae systema methodicum. Hanau 1617. LITERATUR: Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft. Hamburg 1983. - Ulrich Gottfried Leinsle: Das Ding und die Methode. Methodische Konstitution und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. Augsburg 1985, S. 352-369. - Joseph S. Freedman: European Academic Philosophy in the Late Sixteenth and Early Seventeenth Centuries. The Life, Significance, and Philosophy of C. T. (I563/4-1624). 2 Bde., Hildesheim u.a. 1988 (mit Bibliographie).

Tittel, Gottlob August, * 16.9. 1739 Pirna, t 16.9. 1816 Karlsruhe. T. lehrte 1760-64 an der Univ. Jena und unterrichtete anschließend als Prof. am Gymnasium in Karlsruhe, dessen Rektor er später war. 1768 wurde er Assessor im Kirchenratskollegium und Prinzenerzieher in Baden, 1798 badischer wirklicher geheimer Kirchenrat und 1807 Referendar in evang. geistlichen Sachen beim Polizeidepartement des Geheimen Ratskollegiums. Als Kritiker des kantischen Systems veröffentlichte er u. a. Erläuterungen der theoretischen und praktischen Philosophie nach Herrn Feders Ordnung(6T\e., 1783-87, Nachdruck 1973), Über Kants Moralreform (1786) und Kantische Denkformen oder Kategorien (1788). WEITERE WERKE: Dreißig Aufsätze aus Litteratur, Philosophie und Geschichte. Mannheim 1790. Tönnies, Ferdinand, * 26.7.1855 Riep (heute zu Oldenswort, Kr. Nordfriesland), t 11.4. 1936 Kiel. Der Sohn eines begüterten Landwirts studierte Geschichte und Philologie und wurde 1877 an der Univ. Tübingen promoviert. Während eines längeren Aufenthalts in England beschäftigte er sich mit Thomas Hobbes und galt lange Zeit als dessen bedeutendster Kenner in Deutschland (Hobbes' Leben und Lehre, 1896, unter dem Titel Thomas Hobbes. Der Mann und der Denker, 1912, 31925, Nachdruck 1971). 1881 habilitierte sich T. an der Univ. Kiel, erhielt 1891 den Titel eines Professors und wurde 1909 zum a. o. Prof. der wirtschaftlichen Staats Wissenschaften ernannt. 1913-16 lehrte er als o. Prof. an der Univ. Kiel und nahm seit 1920 einen Lehrauftrag für Soziologie wahr. T. zählt neben Max —»Weber und Georg —»Simmel zu den Wegbereitern der Soziologie in Deutschland. 1909 war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 1922-33 deren Präsident. Als Gegner des Nationalsozialismus wurde ihm 1933 die Professur aberkannt. Die Bedeutung von T. für die Soziologie liegt u. a. in der Erarbeitung eigener Arbeitsbereiche sowie in einer wissenschaftlichen Gliederung und Systematik mit einer eigenständigen Begrifflichkeit. Sein Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirische Culturformen (1887; in 2., erheblich veränderter und vermehrter Aufl., 1912, mit dem Untertitel: Grundbegriffe der reinen Soziologie; 81935, Neudr. 31988) erwuchs aus der sich im ausgehenden 19. Jh. zuspitzenden Naturrechtsdiskussion. T. strebte eine Überwindung der Gesellungsformen „Gemeinschaft" und „Gesellschaft" durch die Stärkung gemeinschaftlicher Elemente an. Diese typologische Soziologie, der ein vor allem von Arthur —» Schopenhauer beeinflußter Voluntarismus zugrundeliegt, hatte beträchtlichen Einfluß auf die Soziologie und Sozialphilosophie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. T. schrieb u.a. Politik und Moral (1901), Die Entwicklung der sozialen Frage (1907, revidiert 1926, Neudr. 1989), Kritik der öffentlichen Meinung (1922), Soziologische Studien und Kritiken (3 Bde., 1925-39), Einführung in die Soziologie (1931, Neudr. 2 1981), Mein Verhältnis zur Soziologie (1932) und Geist der Neuzeit (1935). WEITERE WERKE: Philosophische Terminologie in psychologisch-soziologischer Ansicht. Leipzig 1906. - Marx. Leben und Lehre. Jena 1921. - F. T. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 3. Leipzig 1923, S. 199-234. F. T. und Friedrich Paulsen: Briefwechsel 1876-1908. Kiel 1961. - Gesamtausgabe. Hrsg. v. Lars Clausen. Berlin/New York 1998 ff. LITERATUR: Rolf Fechner: F. T. Werkverzeichnis. Berlin 1992. - Eduard Georg Jacoby: Die moderne Gesellschaft im sozial wissenschaftlichen Denken von F. T. Stuttgart 1971. Jürgen Zander: Pole der Soziologie: F. T. und Max Weber.

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Trendelenburg In: Ordnung und Theorie. Beiträge zur Geschichte der Soziologie in Deutschland. Hrsg. v. Sven Papcke. Darmstadt 1986, S. 335-350. - Cornelius Bickel: T.' Kritik des Sozialdarwinismus: Immunität durch Philosophie. Die Auseinandersetzung mit der Krupp-Preisfrage von 1900. In: Garsten Klingemann (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland. Opladen 1987, S. 172-211. - Lars Clausen/Rolf Fechner (Hrsg.): „Ausdauer, Geduld und Ruhe". Aspekte und Quellen der T.-Forschung. Hamburg 1991. Cornelius Bickel: F. T. Opladen 1991. - Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von F. T. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik der bürgerlichen Soziologie. Hamburg 1995. - Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. Baden-Baden 1996. Trendelenburg, Friedrich Adolf, * 30.11.1802 Eutin, t 24.1.1872 Berlin. T., Sohn eines Postcommissairs, studierte klassische Philologie, Philosophie und Geschichte in Kiel, Leipzig und Berlin, wo er 1826 promoviert wurde (Platonis de ideis et numerls doctrina ex Aristotele illustrata). 1826-33 als Hauslehrer in Frankfurt/Main tätig, ging er 1833 als a. o. Prof. der Philosophie nach Berlin, wurde 1837 o. Prof. der praktischen Philosophie und Pädagogik und war, seit 1846 ordentliches Mitglied, 1847-71 Sekretär der Philosophischhistorischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1872 wurde er in den Orden Pour le merite für Wissenschaften und Künste aufgenommen. In scharfer Auseinandersetzung mit —» Hegel entwickelte T. eine an der platonisch-aristotelischen Tradition orientierte, vom Zweckgedanken bestimmte geschichtsbezogene „organische Weltanschauung". Vor allem mit dem Gedanken der Rückkoppelung der Philosophie an die Wissenschaften beeinflußte T., der wichtigste Vertreter des Neuaristotelismus, die nachhegelsche Philosophie, besonders Franz —> Brentano und Wilhelm -» Dilthey. Auf T. geht die Einführung des (von Gottlob -> Frege aufgegriffenen) Terminus „Begriffsschrift" für das —» Leibnizsche Programm einer lingua rationalis zurück. Neben seinem Hauptwerk Logische Untersuchungen (2 Bde., 1840, 31870, Nachdruck 1964) veröffentlichte er u.a. Elementa logices Aristotelicae (1836, 91892), Erläuterungen zu den Elementen der aristotelischen Logik (1842, 21876), Die logische Frage in Hegels System (1843), Historische Beiträge zur Philosophie (3 Bde., 1846-67, Nachdruck von Bd. l unter dem Titel Geschichte der Kategorienlehre, 1963) und Naturrecht auf dem Grunde der Ethik (1860, 21868). WEITERE WERKE: Die sittliche Idee des Rechts. Berlin 1849. - Über Spinoza's Grundgedanken und dessen Erfolg. Berlin 1850. - Über Herbert's Metaphysik und eine neue Auffassung derselben. 2 Tie., Berlin 1854-56. - Machiavell und Antimachiavell. Berlin 1855. - Über Leibnizens Entwurf einer allgemeinen Charakteristik. Berlin 1856. - Herbart's praktische Philosophie und die Ethik der Alten. Berlin 1856. - Das Ebenmaß, ein Band der Verwandtschaft zwischen der griechischen Archäologie und griechischen Philosophie. Berlin 1865. - Kuno Fischer und sein Kant. Eine Entgegnung. Leipzig 1869. - Lücken im Völkerrecht. Leipzig 1870. - Kleine Schriften. 2 Tie., Leipzig 1871. LITERATUR: Ernst Bratuschek: F. A. T. Berlin 1873. - Peter Petersen: Die Philosophie F. A. T.s. Ein Beitrag zur Geschichte des Aristoteles im 19. Jahrhundert. Hamburg 1913. - Joachim Wach: Die Typenlehre T.s und ihr Einfluß auf Dilthey. Eine philosophie- und geistesgeschichtliche Studie. Tübingen 1926. - Antonia Ruth Weiss: F. A. T. und das Naturrecht im 19. Jahrhundert. Kalimünz 1960. - Gershon George Rosenstock: F. A. T., Forerunner to John Dewey. Carbondale, 111. 1964. - Josef Schmidt: Hegels Wissenschaft der Logik und ihre Kritik durch A. T. Diss. München 1977. Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. - Arnold B. Come:

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T.'s Influence on Kierkegaard's Modal Categories. Montreal 1991. - Ernst Wolfgang Orth: Metaphysische Implikationen der Intentionalität. T., Lotze, Brentano. In: Brentano Studien 7 (1997) S. 15-30. Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm), * 17.2.1865 Haunstetten (heute zu Augsburg), t 1.2.1923 Berlin. T., Sohn des Arztes Ernst T. aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie mit bildungsbürgerlichem Hintergrund und der Nürnberger Arzttochter Eugenie Koppel, besuchte bis 1883 das humanistische Gymnasium bei St. Anna in Augsburg. Nach dem Militärdienst und einem philosophischen Propädeutikum am kath. Lyceum in Augsburg studierte er 1884-88 evang. Theologie in Erlangen (Gustav Claß, Franz Hermann Reinhold Frank), Berlin (Julius —»Kaftan) und Göttingen (Albrecht Ritschi), wo er 1891 mit der dogmengeschichtlichen Studie Vernunft und Offenbarung bei Johann Gerhard und Melanchthon promoviert wurde und sich habilitierte. Der Göttinger Privatdozent gehörte zu einem Kreis jüngerer Theologen (u.a. Wilhelm Bousset, Alfred Rahlfs, William Wrede, Johannes Weiß), in dem wesentliche Ansätze der „Religionsgeschichtlichen Schule" ausgebildet wurden, in der die historischen Erscheinungen des Christentums in allgemeinen religiösen und historischen Paradigmen gedeutet wurden. 1892 wurde T. a. o. Prof. der systematischen Theologie in Bonn, 1894 o. Prof. in Heidelberg. In seiner wissenschaftlich produktiven Heidelberger Zeit (1895-1915) entfaltete er ein weitgespanntes Theologieprogramm, in dessen Zentrum der Versuch stand, die kulturelle Mitteilbarkeit theologischer Gehalte in der modernen Lebenswelt zu sichern. Die dazu erforderliche „gründliche Umbildung der Theologie" führte ihn zu einer interdisziplinären Arbeitsweise, bei der er kulturwissenschaftliche Fragestellungen übernahm. In seinem fundamentaltheologischen Hauptwerk Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte (1902,21912) überprüfte T. die Geltungsansprüche der wissenschaftlichen Theologie und der christlichen Religion und kam zu dem Resultat, daß die Theologie nur als historische Disziplin Wissenschaftscharakter habe und das Christentum nicht die absolute Religion, sondern die bislang höchste Stufe der religiösen Menschheitsentwicklung sei. Mit diesem religiösen Historismus entfernte sich T. von der kirchlich gebundenen Theologie; seine ursprünglich theologische Frage nach dem „Zusammenhang des historischen Denkens und der normativen Festsetzung von Wahrheiten und Werten" erweiterte sich zur geschichtsphilosophischen Problematik einer Begrenzung des Wertrelativismus im kulturellen Wissen und bereitete den Disziplinenwechsel T.s von der Theologie zur Philosophie vor. Im Heidelberger Gelehrtenmilieu nahm T. eine Position ein, die ihn in Deutschland, im europäischen Ausland und auch in den USA bekannt machte. T., der 1909 Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie war, lebte 1910-15 in einer Haus- und Arbeitsgemeinschaft mit Max —»Weber und beteiligte sich mit erkenntnistheoretischen Studien an der Etablierung der deutschen Soziologie. Seine religionssoziologische Pionierarbeit Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen (1912) ergänzte die bislang einseitig ideengeschichtlichen Darstellungen des Christentums. Intensive Kontakte mit Fachhistorikern führten zur Mitarbeit von T. in den führenden historischen Zeitschriften; seine Kritik an positivistischen Engführungen und ideologischen Prämissen der Historic fand indes in der Zunft wenig Resonanz. T.s Studien zum Verhältnis von Reformation und Neuzeit lösten Kontroversen darüber aus, ob die neuzeitliche Kultur bereits aus der Reformation oder erst aus der Aufklärung verstanden werden könne; sie waren im Kern ein Streit um die Modernitätstauglichkeit des Protestantismus. Mit Philosophen vor allem aus dem Umkreis von Wilhelm -»Windelband und

TVoxler Heinrich —>Rickert erörterte T. die Möglichkeit einer Geschichtsphilosophie, die sich an die historische Forschung anschließt und zugleich metaphysische Fragen aufnimmt. Eine Religionsphilosophie, die sich den Herausforderungen des Naturalismus und Positivismus stellt, war zeitlebens sein philosophisches Hauptinteresse; sie blieb jedoch Fragment. T. war mehrfach Dekan der Theologischen Fakultät und 1906/07 Prorektor der Universität; von 1909 bis 1914 vertrat er als Nachfolger Windelbands die Heidelberger Universität in der Ersten Badischen Kammer und war von 1912 bis März 1915 auch Stadtverordneter für die Nationalliberale Partei. 1908 scheiterte eine Berufung von T. zum Nachfolger Otto —> Pfleiderers in Berlin, weil das Kultusministerium auf Widerstände in der Theologischen Fakultät und auf die konservative Kirchenpolitik in Preußen Rücksicht nahm; für beide war T. untragbar geworden. Seine Reputation in der Philosophie führte 1909 zu seiner Nominierung als Lehrstuhlnachfolger Friedrich -»Paulsens in Berlin; eine Berufung scheiterte an der religiösen Prägung seiner Philosophie. 1910 wurde er Mitglied der Philosophischen Fakultät in Heidelberg, im Juli 1914, nicht zuletzt durch Interventionen Adolf von Harnacks, in die Philosophische Fakultät nach Berlin berufen. Der für ihn geschaffene Lehrstuhl für „Kultur-, Geschichts-, Gesellschafts- und Religionsphilosophie und christliche Religionsgeschichte" blieb ein Unikum in der deutschen Universitätsgeschichte. Im Mai 1915 nahm er seine Lehrtätigkeit in Berlin auf, mit der er über die Universität hinaus auf intellektuelle und politische Zirkel Berlins und Deutschlands einwirkte. Die Hinwendung zur Philosophie war kein Abschied von der Theologie, sondern Ausdruck einer immer stärker gewordenen Neigung, seinen religiös-theologischen Interessen ein freieres Betätigungsfeld zu geben. Bereits in Heidelberg war T. als politischer Publizist hervorgetreten, der den Ausbruch, den Verlauf und die Zielsetzungen der am Ersten Weltkrieg beteiligten Mächte auf dem Hintergrund der europäischen Kulturdifferenzen deutete. Am Ende des Kriegs sah T. die deutsche Niederlage als Konsequenz einer illusionären Kriegführung und der mangelnden Demokratisierung des Reiches. Nach der Novemberrevolution schloß er sich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an und war als Abgeordneter der Preußischen Landesversammlung und als Parlamentarischer Unterstaatssekretär im Preußischen Kultusministerium von 1919/20 für die Kirchen- und Kulturpolitik verantwortlich. Mit seinen politisch gut informierten und literarisch glänzenden SpektatorBriefen hat T. die Anfangsjahre der Weimarer Republik im Blick auf ihre innen- und außenpolitischen Zwänge und Chancen analysiert. In seiner Fragment gebliebenen späten Geschichtsphilosophie Der Historismus und seine Probleme (1922) zog T. die intellektuelle Bilanz seines ganzen Werks; sie war von der Vision einer europäischen Kultursynthese bestimmt, die als Leitwert einer Politik dienen sollte, die Deutschland im Nachkriegseuropa an der Seite der USA und in einem kritischen Dialog mit der UdSSR stabilisierte. Als T. 1923 an einer Lungenentzündung starb, war er kurz zuvor als einer der ersten deutschen Gelehrten nach dem Krieg zu Vorträgen nach England eingeladen worden. In seiner Predigt zur Urnenbeisetzung auf dem Berliner Invalidenfriedhof betonte A. v. Harnack den Rang T.s als des bedeutendsten Geschichtsphilosophen seiner Zeit und als religiös geprägter liberaler Gelehrtenpolitiker. Durch seinen frühen Tod, aber auch infolge der Paradigmenwechsel in derevang. Theologie nach 1918 durch die Dialektische Theologie und die Luther-Renaissance blieb T.s weitgespanntes Werk in Deutschland, nicht aber in den USA und in England, lange Zeit fast vergessen. Als seit den sechziger Jahren die Haupttexte T.s in Nachdrucken wieder zugäng-

lich, ins Englische, Französische, Italienische und Japanische übersetzt und neu interpretiert wurden, sprach man bald von einer „Troeltsch-Renaissance". Seit den achtziger Jahren ist T.s Werk in der Theologie und in den Kulturwissenschaften international präsent; es ist heute ein Bezugspunkt für die Debatten über den kulturellen Umgang mit den Ambivalenzen der Moderne. WERKE: E. T. Gesammelte Schriften. 4 Bde., Tübingen 1912-25. Nachdruck Aalen 1961 ff. - Spektator-Briefe. Aufsätze über die deutsche Revolution und die Weltpolitik 1918/22. Hrsg. v. Hans Baron. Tübingen 1924. Nachdruck Aalen 1966. Neuausgabe: Die Fehlgeburt einer Republik. Spektator in Berlin 1918-1922. Hrsg. v. Johann Hinrich Claussen. Frankfurt/Main 1994. - Deutscher Geist und Westeuropa. Gesammelte kulturphilosophische Aufsätze und Reden. Hrsg. v. Hans Baron. Tübingen 1925. Neudruck Aalen 1966. - E. T. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Graf/Volker Drehsen/Gangolf Hübinger/ Trutz Rendtorff. Berlin 1998 ff. Bereits erschienen: Bd. 5: Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte (1902/1912). Hrsg. v. Trutz Rendtorff in Zusammenarbeit mit Stefan Pautler. Berlin 1998. - Fremdsprachige Ausgaben: Etica, religione, filosofia della storia. A cura di Giuseppe Cantillo. Neapel 1974. - Writings on Theology and Religion. Transl. and ed. by Robert Morgan and Michael Pye. London 1977. Louisville KY 1990. - Religion in History. Essays, transl. by James Luther Adams & Walter F. Bense. Minneapolis 1991. - Werke in 10 Bden. (japanisch). Tokio 1985. - Religion et Histoire. Esquisses philosophiques et theologiques. Ed. par Jean-Marc Tetaz. Geneve 1990. CEuvres I-X. Ed. par Pierre Gisel/Bernard Lauret/Christoph Theobald/Heinz Wismann/Jean-Marc Tetaz. Paris/Geneve 1996. Bereits erschienen: CEuvres III: Histoire des Religions et Destin de la Theologie. Ed. par Jean-Marc Tetaz. Paris/ Geneve 1996. LITERATUR: E. T. Bibliographie. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Graf/Hartmut Ruddies. Tübingen 1982. - Sekundär-Bibliographie von Klaus-Günther Wesseling. In: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Hrsg. v. Traugott Bautz. Bd. 12. Herzberg 1997, Sp. 497-562. Walther Köhler: E. T. Tübingen 1941. - Karl-Ernst Apfelbacher: Frömmigkeit und Wissenschaft. E. T. und sein theologisches Programm. München/Paderborn/Wien 1978. T.-Studien. Hrsg. v. Horst Renz/Friedrich Wilhelm Graf (TS). Gütersloh 1982 ff. (bislang 10 Bde.). - Hans-Georg Drescher: E. T. Leben und Werk. Göttingen 1991. - Friedrich Wilhelm Graf/Hartmut Ruddies: Religiöser Historismus. E. T. (1865-1923). In: Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): Profile des neuzeitlichen Protestantismus. Bd. 2/2. Gütersloh 1993, S. 295-335 (Literatur). - Periodika: Mitteilungen der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft (METG). Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Graf. Augsburg 1983 ff. (bislang 10 Bde.). Harlmut Ruddies Troxler, Ignaz Paul Vitalis, * 17.8.1780 Beromünster (Kt. Luzern), t 6.3.1866 Bern. T., Sohn eines Schneiders und Besitzers eines Tuch- und Eisenladens, studierte seit 1799 Medizin, Naturwissenschaften und Philosophie in Jena und Göttingen, war einer der engsten Schüler —> Schellings und wurde 1803 mit der Dissertation Primae lineae historiae inflammations, suppurationis et gangraenescentiae promoviert. Nach Aufenthalten in Würzburg und Wien sowie einer Reise nach Italien und Frankreich unterhielt er 1805/06 eine Praxis in Beromünster, begab sich 1806 nach einer Kontroverse mit dem Sanitätsrat von Luzern, die mit einer drohenden Verhaftung verbunden war, wieder nach Wien, um 1810 endgültig in die Schweiz zurückzukehren, teils in ärztlicher Praxis, teils als Lehrer und Präsident des Lehrvereins in Aarau tätig. Seine Ideen zur Grundlage der Nosologie und Therapie (1803) fanden die

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TVutvetter ausdrückliche Zustimmung Schellings. 1805 erschienen der Grundriss der Theorie der Medizin, 1808 die Elemente der Biosophie. Zu den politischen Ereignissen von 1814 nahm T. mit Flugschriften Stellung. Aussichten auf Berufungen nach Bonn (1818), Basel (1823) und Freiburg (1823) wurden von ihm abgelehnt oder zerschlugen sich. 1830 erfolgte die Berufung für Philosophie an die Univ. Basel, zu deren Rektor er im selben Jahr gewählt wurde; wegen seines politischen Engagements mußte T. 1831 aber bereits wieder aufgeben und kehrte nach Aarau zurück, wo er 1832 zum Mitglied des Großen Rats im Kanton Aarau ernannt wurde. Seit 1834 war er Prof. der Philosophie in Bern; in seiner Eröffnungsrede behandelte er das Thema Heber die Idee und das Wesen der Universität in der Republik. 1858 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Philosophie und Religion sollen sich nach T. mit den Naturwissenschaften verbinden; Medizin ist auf Politik und soziale Reformen angewiesen; Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod müssen in der Einheit von Welt und Mensch interpretiert werden: „Die Philosophie wird die Wissenschaft, und die Wissenschaft wird das Leben heilen" (Vorlesungen über Philosophie, 1835, Neuausg. 1942). WEITERE WERKE: Naturlehre des menschlichen Erkennens, oder Metaphysik. Aargau 1828. Neuausg. Hamburg 1985. Logik. 3 Tie., Stuttgart/Tübingen 1829/30. LITERATUR: Emil Spiess: 1. P. V. T. Der Philosoph und Vorkämpfer des Schweizerischen Bundesstaates. Bern 1967. - Peter Heusser: Der Schweizer Arzt und Philosoph I. P. V. T. (1780-1866). Basel 1984. Dietrich von Engelhardt IVutvetter, Jodocus, auch Trautfetter, * um 1460 Eisenach, t 9.5.1519 Erfurt. Seit 1476 in Erfurt immatrikuliert, wurde T. 1478 Baccalaureus, 1484 Magister und 1504 Doktor der Theologie. 1493-1501 war er Pfarrer an St. Andreas in Erfurt, 1507-10 Prof. an der Univ. Wittenberg und Archidiakon an der Schloßkirche. Als Vertreter der Via moderna war er philosophischer Lehrer —> Luthers, mit dem er seit 1516 eine theologische Fehde austrug, die 1518 zum Bruch führte. T. veröffentlichte Summulae totius logicae (1501). Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von, * 10.4. 1651 Kieslingswalde bei Görlitz, t 11.10. 1708 Dresden. T. war der jüngste Sohn des Christoph von Tschirnhaus(en), eines adligen Landbesitzers aus der Ober-Lausitz, der auch „kurfürstlich sächsischer Rath und Landesältester im Görlitzischen Fürstenthum" war. Nach einer Erziehung durch Privatlehrer bezog T. 1666 das Gymnasium von Görlitz. 1668 ging er an die Univ. Leiden (Holland), um Philosophie, Mathematik und Medizin zu studieren. Bei Ausbruch des Holländisch-Französischen Kriegs 1672 schloß sich T., der Lutheraner war, einem holländischen Studentenkorps an, dem er anderthalb Jahre angehörte, ohne jedoch in Kriegshandlungen verwickelt zu werden. 1674/75 war er auf Bildungsreise, die ihn zunächst wieder in die Niederlande führte, wo er Baruch Spinoza kennenlernte. Mit Empfehlung Spinozas ging T. 1675 nach England, um die Mathematiker und Philosophen Henry Oldenburg, John Wallis und John Collins zu treffen. Oldenburg empfahl ihn an Gottfried Wilhelm —> Leibniz und Christian Huygens in Paris, wo T. - auf Empfehlung von Huygens - eine Stellung als Privatlehrer der Söhne Colberts erhielt. Von 1676 an begleitete T. den schlesischen Grafen Nimpsch auf einer Reise durch Frankreich und Italien, von der er erst 1679 nach Kieslingswalde zurückkehrte. T.' Interesse galt der ganzen Breite zeitgenössischer Philosophie und Naturwissenschaften, deren Studium er sich - dafinanziellunabhängig - problemlos widmen konnte; 1682 wurde er in die Pariser Acadimie des Sciences aufgenommen.

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Während der achtziger Jahre konzentrierte sich T. auf technologische bzw. industrielle Vorhaben, so u. a. auf die Herstellung von Glas und Porzellan. Mit Unterstützung durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg IV. etablierte er drei Glasfabriken, die Sachsen weitgehend unabhängig von böhmischen Importen machten. 1692 erhielt er den Auftrag zur Herstellung großer Brennspiegel, der ihm neben einer staatlichen Pension den Titel eines sächsischen Hofrats einbrachte. Für die Herstellung der Spiegel konstruierte T. spezielle Schleifmaschinen. Mit der Regierungsübernahme durch den Kurfürsten Friedrich August I. wurden Vorhaben zur Produktion von Edelsteinen, Glas und Porzellanen intensiviert, um mit den Einnahmen die prekäre finanzielle Situation des Staates Sachsen zu verbessern. T. wurde mit der Leitung dieser Projekte betraut, darunter 1702 mit der Aufsicht über den von der sächsischen Regierung internierten Alchemisten Johann Friedrich Böttger, unter dessen Mitwirkung bzw. Assistenz T. die Herstellung von Hartporzellan gelang. Durch den Einfall der Schweden 1706/07 wurde T." Besitz in der Lausitz hart betroffen. Seine finanzielle Situation verschlechterte sich zeitweilig so sehr, daß er seine Dienste sowie das Geheimnis der Porzellanherstellung fremden Interessenten anbot. Bereits getätigte Investitionen veranlaßten T. aber, in Sachsen zu bleiben. 1710, zwei Jahre nach seinem Tod, begann in Meißen die Porzellanproduktion. T.' Lieblingsprojekt, die Gründung einer Sächsischen Akademie der Wissenschaften, konnte erst 1846 realisiert werden. Seine Publikationen, darunter zahlreiche Aufsätze in der Zeitschrift „Acta eruditorum", betrafen vor allem mathematische Probleme, so die algebraische Quadratur algebraischer Kurven (eine kubische Kurve wird nach T. benannt), sowie quadratische, kubische und quartische Gleichungen. Für Gleichungen -ten Grades glaubte T. ein allgemeines Lösungsverfahren gefunden zu haben, das sich aber als falsch herausstellte. Er berechnete sphärische und parabolische Brennspiegel und erforschte die einhüllende Kurve optischer Brennstrahlen (katakaustische Kurve). T. galt als versierter Algorithmiker; unzulässige Verallgemeinerungen, im besonderen von Beispielen und Methoden der von Leibniz konzipierten Infinitesimalrechnung, sowie sein geringer Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer, deren Ergebnisse er für die seinen ausgab, brachte T. jedoch in Gegensatz zu zahlreichen bedeutenden Mathematikern, die sich von ihm distanzierten, darunter Leibniz, Fatio de Duillier, Huygens, Philippe de La Hire, Jacob I und Johann I Bernoulli. Seiner Fehler und Schwächen ungeachtet, war T. ein bedeutender Denker der deutschen Frühaufklärung, dessen Schriften u. a. den Leibniz-Schüler Christian —> Wolff beeinflußt haben. WERKE: Medicina corporis et mentis. 3 Tie. in 2 Bdn., Amsterdam 1686/87, und weitere Auflagen. Deutsche Übersetzung Frankfurt 1688, und weitere Auflagen. - Gründliche Anleitung zu nützlichen Wissenschaften, o. O. 1700, und weitere Auflagen. - Zahlreiche Aufsätze in den „Acta eruditorum" und den „Mimoires de physique et de mathematique de Academie Royale des Sciences", Paris. Eine Gesamtausgabe der Werke ist unter der Herausgeberschaft von Eberhard Knobloch an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Vorbereitung. LITERATUR: Hermann Weißenborn: Lebensbeschreibung des E. W. v. T. [...] und Würdigung seiner Verdienste. Eisenach 1866. - Otto Liebmann: E. W. v. T. In: ADB, Bd. 38, 1894, S. 722-724. - Johannes Verweyen: E. W. v. T. als Philosoph. Bonn 1905. - Eduard Winter: E. W. v. T. Ein Leben im Dienste des Akademiegedankens. Berlin 1959. - Eduard Winter (Hrsg.): E. W. v. T. und die Frühaufklärung in Mittel- und Osteuropa. Berlin 1960. - Joseph Ehrenfried Hofmann: Drei Sätze von E. W. v. T. über Kreissehnen. In: Studia Leibnitiana 3 (1971) S. 99-115. - Joseph Ehrenfried Hofmann:

Uexküll E. W. v. T. In: Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. v. Charles C. Gillispie. Bd. 13. New York 1976, S. 479-481. Manfred Kracht/Erwin Kreyszig: E. W. v. T. His Role in Early Calculus and His Work and Impact on Algebra. In: Historia Mathematica 17 (1990) S. 16-35. - Siegfried Gottwald (Hrsg.): Lexikon bedeutender Mathematiker. Leipzig/ Thun 1990, S. 466. Burghard Weiss Tumarkin, Anna, * 16.2.1875 Kischinew (Rußland), t 7.8.1951 Bern. T. studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik an der Univ. Bern, wurde 1895 mit der Dissertation Herder und Kant promoviert und setzte ihre Studien in Berlin bei Wilhelm -»Dilthey fort. 1898 habilitierte sie sich in Bern als erste Frau und wurde 1909 a. o. Prof. der Philosophie. 1921 erhielt sie die schweizer. Staatsbürgerschaft. T. veröffentlichte u.a. Die romantische Weltanschauung (1920), Prolegomena zu einer wissenschaftlichen Psychologie (1923), Die Methoden der psychologischen Forschung (1929) und Wesen und Werden der schweizerischen Philosophie (1948). WEITERE WERKE: Die Idealität der ästhetischen Gefühle. Leipzig 1904. - Spinoza. Leipzig 1908. - Der Ästhetiker Johann Georg Sulzer. Frauenfeld 1933. Twesten, August (Detlev Christian), * 11.4. 1789 Glückstadt, t 8.1.1876 Berlin. T., Sohn eines Unteroffiziers, studierte in Kiel und Berlin Philosophie und Theologie und wurde 1811 zum Dr. phil. promoviert. Nach kurzer Tätigkeit am Werderschen Gymnasium in Berlin war er seit 1814 a. o. Prof. der Philosophie und Theologie in Kiel und seit 1819 o. Prof. der Theologie. 1826 verlieh ihm die Univ. Bonn die theologische Doktorwürde. 1835 nahm T. als Nachfolger seines Lehrers -> Schleiermacher einem Ruf nach Berlin an. 1841 wurde er Mitglied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, 1852 Oberkonsistorialrat. Gegenüber den spekulativen und neuorthodoxen Strömungen der Theologie setzte T. die Tradition Schleiermachers fort, wobei er den kirchlichen Charakter der Theologie stärker betonte. Er veröffentlichte u.a. Die Logik, insbesondere die Analytik (1825), Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche (2 Bde., 1826-37) und Grundriß der analytischen Logik (1834). WEITERE WERKE: Matthias Flaccius Illyricus. Berlin 1844. - Zur Erinnerung an Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Berlin 1869. LITERATUR: Georg Heinrici: A. T. nach Tagebüchern und Briefen. Berlin 1889. - Carstens: T. In: ADB 39, 1895, S. 30-34. - Jendris Alwast: T., A. D. C. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 8. Neumünster 1987, S. 353-356. Ude, Johannes, * 28.2. 1874 St. Kanzian (Kärnten), t 7.7. 1965 Grundlsee (Steiermark). U. studierte Philosophie, Theologie, Zoologie und Botanik an der Univ. Graz und an der Gregoriana in Rom, erwarb drei Doktortitel und wurde 1900 zum Priester geweiht. 1905 habilitierte er sich für Philosophie und spekulative Dogmatik an der Univ. Graz; 1910-36 war er o. Professor. 1939 wegen eines Protestbriefs zum Novemberpogrom an Gauleiter Uiberreither gauverwiesen, wirkte er als Pfarrer in Grundlsee. Wegen Kriegsgegnerschaft war er 1944 mehrere Monate in Haft. U. trat für Frieden und Abrüstung sowie für die österr. Neutraliät ein, war überzeugter Vegetarier und rief in Österreich eine rigorose Antialkoholbewegung ins Leben. Er war Ehrenmitglied der Österreichischen Friedensgesellschaft und verschiedener Lebensreformvereine des In- und Auslandes. Bei der ersten Bundespräsidentenwahl 1951 kandidierte er als Parteiloser. Auf theologischer und praktischphilosophischer Ebene beschäftigte sich U. mit der Lösung sozialer Probleme. Er veröffentlichte Der Darwinismus und

sein Einfluß auf das moderne Geistesleben (1909), Mate rie und Leben (1909, 2 I923), Die Erschaffung der Welt (1910, M 923), Ethik. Leitfaden der natürlich-vernünftigen Sittenlehre (1912) Alkohol und Unsittlichkeit (1913, 7 1918), Das katholische Lehensprogramm oder: Die acht Seligkeiten in ihrer Beziehung zum privaten, sozialen und politischen Leben der Katholiken (1919, 31925), Der Unglaube. Dogmatik und Psychologie des Unglaubens (1921), Der ideale Staatsbürger und seine Wirtschaftsethik (1928), Die Autorität des hl. Thomas von Aquin als Kirchenlehrer und seine Summa theologica (1932) und Das Recht auf persönliche Freiheit (1941). WEITERE WERKE: Monistische oder teleologische Weltanschauung? Graz 1907. - Einführung in die Psychologie auf aristotelisch-thomistischer Grundlage mit Berücksichtigung der modernen Psychologie. Graz 1916, 21924. - Charakter und Charakterbildung. Graz 1923. Ueberweg, Friedrich, * 22. 1.1826 Leichlingen bei Solingen, t 9.6.1871 Königsberg (Preußen). Der Pfarrerssohn studierte Philosophie in Göttingen (bei Hermann —> Lotze) und Berlin (bei Friedrich Adolf —> Trendelenburg) und wurde 1850 in Halle promoviert (De elementis animae mundi Platonicae, sive commentarius in Platonis Ttmaci locum). U. unterrichtete am Blochmannschen Institut in Dresden, seit 1851 am Gymnasium in Elberfeld und habilitierte sich 1852 in Bonn für Philosophie. 1861 wurde er a. o., 1868 o. Prof. in Königsberg. Seinen philosophischen Standpunkt beschreibt U. als „Ideal-Realismus" (Über Idealismus, Realismus und Idealrealismus, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 34, 1859). Er bemühte sich um die Vermittlung zwischen der formalistischen Logik —> Kants und Johann Friedrich —> Herbarts und der metaphysischen Logik -> Hegels (System der Logik und Geschichte der logischen Lehren, 1857, 51882). Bekannt wurde U. vor allem durch sein philosophiegeschichtliches Standardwerk Grundriß der Geschichte der Philosophie (3 Bde., 1863-66; 2 1923-28 in 5 Bden.; Nachdruck 1951, 1961; 15., völlig neubearb. Aufl., 1983 ff.). WEITERE WERKE: Die Entwickelung des Bewußtseins durch den Lehrer und Erzieher. Berlin 1853. — Untersuchungen über die Echtheit und Zeitfolge platonischer Schriften und über die Hauptmomente aus Plato's Leben. Wien 1861. Schiller als Historiker und Philosoph. Mit einer biographischen Skizze U.s v. Friedrich Albert Lange. Hrsg. v. Moritz Brasch. Leipzig 1884. - Die Welt- und Lebensanschauungen F. Ü.s in seinen gesammelten philosophisch-kritischen Abhandlungen. Mit einer biographisch-historischen Einleitung hrsg. v. Moritz Brasch. Leipzig 1889. LITERATUR: Friedrich Albert Lange: F. U. In: Altpreußische Monatsschrift. N. F. 8 (1871) S. 487-522. - Otto Liebmann: U. In: ADB 39, 1895, S. 119-121. - Herbert Berger: Begründung des Realismus bei J. H. von Kirchmann und F. U. Diss. Bonn 1958. Unter dem Titel: Wege zum Realismus und die Philosophie der Gegenwart. Bonn 1959. Klaus Christian Köhnke: Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1986. - Lothar Hans Peter Schlegel: Urteilshistorie bei F. U. Diss. Münster 1992. Uexküll, Jakob (Johann) Baron von, * 8.9.1864 Gut Keblas (Estland), t 25.7.1944 Capri. Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte nach dem Abitur an der Ritter- und Dom.schule in Reval (1884), Zoologie in Dorpat und ging 1888 als cand. zool. nach Heidelberg, um dort bis 1900 am Institut von Wilhelm -> Kühne und bis 1903 an der Zoologischen Station in Neapel zu forschen. 1903 heiratete er die Gräfin Gudrun von Schwerin; das Paar hatte eine Tochter und zwei Söhne. Um die Jahrhundertwende las U. -»Kant, beschäftigte sich in Schriften im Kampf um die Tierseele mit theoretischen und Nomenklaturfragen in der

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Ulich Nervenphysiologie und legte Grundlagen für eine moderne vergleichende Physiologie der wirbellosen Tiere im Leitfaden in das Studium der experimentellen Biologie der Wassertiere (1905) und insbesondere in Umwelt und Innenwelt der Tiere (1909, 2 1921). Als Privatgelehrter unternahm er Studienreisen und wurde zwar 1907 in Heidelberg zum Ehrendoktor (Dr. med.) ernannt, erwarb jedoch keine Lehrberechtigung und erhielt nie eine Professur. Mit dem Ausgang des Ersten Weltkriegs verlor U. sein gesamtes Vermögen; 1918 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit. In seiner zweiten Schaffensperiode schaltete er sich verstärkt in die Mechanismus-Vitalismus-Diskussion seiner Zeit ein und baute seine „Umweltlehre" aus. Seine Ansichten zum „Bauplan" und zur subjektiven Eigenwelt des Tieres („Merkwelt" und „Wirkwelt"), eingebunden in „Funktionskreise", legte er in Bausteine zu einer biologischen Weltanschauung (1913), Biologische Briefe an eine Dame (1919) und in endgültiger Form in Theoretische Biologie (1920, 21928) nieder. Eine dritte Schaffensperiode begann er 1925 als „wissenschaftlicher Hilfsarbeiter" mit der Aussicht auf eine Honorarprofessur in Hamburg, wo er in den folgenden Jahren das Aquarium zum „Institut für Umweltforschung" umbaute und bis 1940 leitete. Populäre und wichtige Schriften dieser Zeit waren die Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen (mit Georg Kriszat, 1934) und die Bedeutungslehre (in: Bios, Bd. 10, 1940). An seinem 70. Geburtstag wurde ihm der philosophische Ehrendoktor der Univ. Kiel und 1936 das Ehrendiplom eines Doktors der Naturwissenschaften durch die Univ. Utrecht verliehen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Capri. - U.s Umweltlehre wirkte über die allgemeine Biologie und die vergleichende Verhaltensforschung hinaus auf die philosophische Anthropologie und Psychologie. WEITERE WERKE: Über 100 Einzelarbeiten zu Problemen der Nerven- und Muskelphysiologie, theoretischen Biologie und Tierpsychologie sowie zu fachübergreifenden Themen. In Buchform erschienen: (Hrsg.:) Houston Stewart Chamberlain. Natur und Leben. München 1928. - Die Lebenslehre. Potsdam 1930. - Staatsbiologie. Hamburg 1933. - Nie geschaute Welten. Berlin 1936,11949. - Der Stein von Werder. Hamburg 1940. - Der unsterbliche Geist in der Natur. Gespräche. Hamburg 1946. - Der Sinn des Lebens. Godesberg 1947. - Das allmächtige Leben. Hamburg 1950. LITERATUR: Friedrich Brock: J. J. Baron v. U. In: Sudhoffs Archiv 27 (1934) S. 193-212 (mit Schriftenverzeichnis). Gudrun von Uexküll: J. v. U., seine Welt und seine Umwelt. Hamburg 1964. - Thure von Uexküll (Hrsg.) J. v. U. Kompositionslehre der Natur. Biologie als undogmatische Naturwissenschaft. Ausgewählte Schriften (mit Schriftenverzeichnis). Frankfurt/Main 1980. - Rudolf Langthaler: Organismus und Umwelt. Die biologische Umweltlehre im Spiegel traditioneller Naturphilosophie. Heidelberg/Zürich/New York 1992. Hans Werner Ingensiep Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert, * 21.4.1890 Riedermühle (heute zu Lam, Kr. Cham), t 17.6.1977 Stuttgart. Der Fabrikantensohn studierte seit 1909 Germanistik, Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften in Freiburg (Schweiz), München, Berlin und Leipzig, wo er 1915 zum Dr. phil. promoviert wurde (Christian Friedrich Scherenberg. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts), und unterrichtete seit 1916 Deutsch und Latein am dortigen Thomas-Gymnasium. 1917-21 war U. Bibliothekar an der Leipziger Universitätsbibliothek, wurde 1920 Ministerialrat im Sächsischen Volksbildungsministerium und lehrte 1928-33 als Honorarprofessor an der TH Dresden. 1934 in die USA emigriert, war er Lecturer und 1937-61 Prof. der Philosophie und Erziehungswissenschaften an der Harvard University. 1970 kehrte U. nach Deutschland zurück. Er veröffentlichte u. a. History of educational

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thought (1950), Weg und Weisung. Eine Philosophie des menschlichen Lebens (1958; zuerst engl. The human career). The education of nations. A comparison in historical perspective (1961) und Philosophy of education (1961). Ulmer, Karl, * 24.8.1915 Hamburg, t 13.4.1981 Wien. Aus einer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie stammend, studierte U. in Hamburg, Freiburg und Köln Philosophie, befaßte sich aber auch mit Geschichte, Mathematik und Physik. 1943 in Köln promoviert (Die Bedeutung der Kopula bei Aristoteles), habilitierte er sich 1944 mit einer Arbeit über Aristoteles und die Metaphysik der modernen Technik bei Martin -»Heidegger (Beitrag zur Erkenntnis der metaphysischen Voraussetzungen der modernen Technik), von dem er sich aber wegen seines Eintretens für den Nationalsozialismus abgrenzte. 1957 wurde U. a. o., 1962 o. Prof. in Tübingen. Seit 1970 war er o. Prof. der Philosophie in Wien und beschäftigte sich mit Friedens- und Zukunftsforschung. U. veröffentlichte u. a. Wahrheit, Kunst und Kultur. Ein Beitrag zur Aufklärung der metaphysischen Herkunft der modernen Technik (1953), Von der Sache der Philosophie (1959), Nietzsche. Einheit und Sinn seines Werkes (1962) und Philosophie der modernen Lebenswelt (1972). WEITERE WERKE: K. U./Wolf Häfele/Werner Stegmaier: Bedingungen der Zukunft. Ein naturwissenschaftlichphilosophischer Dialog. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987. LITERATUR: Von der Notwendigkeit der Philosophie in der Gegenwart. Festschrift für K. U. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Helmut Kohlenberger und Wilhelm Lüttersfeld. Wien u. a. 1976 (mit Bibliographie). Ulrich von Straßburg -> Engelberti, Ulrich Ulrici, Hermann, * 23.3.1806 Pforten (Niederlausitz), t I I . I. 1884 Halle/Saale. Der Sohn eines Oberpostverwalters studierte in Halle und Berlin Rechtswissenschaften, wurde 1827 Auskultator und kam 1829 als Referendar nach Frankfurt/Oder. Im selben Jahr wandte sich U. dem Studium der Geschichte, Poesie und Philosophie zu und wurde 1831 promoviert (De indole et ingenio veteris Historiae). Er habilitierte sich mit der 1833 erschienenen Arbeit Charakteristik der antiken Historiographie in Berlin und ging 1834 als a. o. Prof. nach Halle, wo er 1861 Ordinarius der Philosophie wurde. Er erhielt den Titel eines preuß. Geheimen Regierungsrats und war seit 1879 auswärtiges Mitglied der Accademia delle Scienze e Lettere di Palermo. U. veröffentlichte u. a. eine Geschichte der Hellenischen Dichtkunst (2 Bde., 1835) und Über Shakespeares dramatische Kunst (1839; 3. Aufl., 3 Tie., 1868/69). In den Schriften Über Princip und Methode der Hegeischen Philosophie (1841, Nachdruck 1977), Das Grundprincip der Philosophie kritisch undspeculativ entwickelt (2 Bde., 1845/46) und System der Logik (1852) bekämpfte er die idealistische Spekulation —»Hegels und seiner Schule. Zu seinen späteren philosophischen Werken gehören Gott und die Natur. Grundzüge der praktischen Philosophie (1862, 31875) und Gott und der Mensch (2 Tie., 1866-73). U. wandte sich gegen die empiristisch orientierte induktive Logik und war einer der ersten deutschen Rezipienten der britischen Algebra der Logik (u. a. George Boole). Er gilt als ein Wegbereiter der modernen symbolischen Logik. Seit 1847 führte U. die Redaktion der von Immanuel Hermann -»Fichte gegründeten „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik". Als Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft besorgte er eine Neuausgabe der Schlegel-Tieckschen Übersetzung (1862, 21876). WEITERE WERKE: Glauben und Wissen, Speculation und exacte Wissenschaft. Zur Versöhnung des Zwiespalts zwischen Religion, Philosophie und naturwissenschaftlicher Empirie. Leipzig 1858. - Compendium der Logik. Leipzig

Vaihinger I860, 2 1872. - Zur logischen Frage. Halle 1870. - Der Philosoph Strauß. Kritik seiner Schrift: „Der alte und der neue Glaube" und Widerlegung seiner materialistischen Weltanschauung. Halle 1872. - Abhandlungen zur Kunstgeschichte als angewandter Aesthetik. Leipzig 1876. - Über den Spiritismus als wissenschaftliche Frage. Antwortschreiben auf den offenen Brief des Herrn Professor Dr. W. Wundt. Halle 1879. LITERATUR: H. U.'s Gotteslehre. Ein Beitrag zur Geschichte der Religionsphilosophie. Diss. Würzburg 1905. - Erich Bammel: H. U.s Anschauung von der Religion und von ihrer Stellung zur Wissenschaft. Birkenfeld 1927. - H. U. (1806-1884). Der Hallesche Philosoph und die englische Algebra der Logik. Mit einer Auswahl von Texten U.s zur Logik und einer Bibliographie seiner Schriften. Eingeleitet und hrsg. v. Volker Peckhaus. Halle/Saale 1995. Utitz, Emil, * 27.5.1883 Prag, t 2.11.1956 Jena. Der Fabrikantensohn gehörte in Prag zum Kreis um Franz Kafka und Hugo —> Bergmann. Bereits in jungen Jahren verließ er die jüdische Religion. U. studierte Philosophie an den Universitäten Prag, München und Leipzig, wurde 1906 promoviert und habilitierte sich 1910 an der Univ. Rostock. 1924 wurde er a. o., 1925 o. Prof. an der Univ. Halle. 1933 emigriert, lehrte er bis 1939 an der Deutschen Univ. Prag. Beeinflußt von Franz —> Brentano, arbeitete U. vor allem auf den Gebieten der allgemeinen Kunstwissenschaft und der Ästhetik und wandte sich später auch der Charakterkunde zu. Er gab die „Jahrbücher für Charakterologie" (6 Bde., 1924-30) heraus. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Grundlegung der allgemeinen Kunstwissenschaft (2 Bde., 1914-20; Nachdruck, hrsg. v. Wolfhart Henckmann, 1972, mit Schriftenverzeichnis), Aesthetik (1923), Charakterologie (1925), Geschichte der Ästhetik (1932) und Mensch und Kultur (1933). Unter dem Eindruck der Judenverfolgung und mehrjähriger Haft im Konzentrationslager Theresienstadt näherte U. sich wieder dem Judentum (Psychologie des Lebens im Konzentrationslager Theresienstadl, 1948). Nach 1945 war er ein Anhänger des orthodoxen Marxismus. WEITERE WERKE: J. J. Wilhelm Heinse und die Aesthetik zur Zeit der deutschen Aufklärung. Halle 1906. - Grundziige der ästhetischen Farbenlehre. Stuttgart 1908. - Die Funktionsfreuden im aesthetischen Verhalten. Halle 1911. - Was ist Stil? Stuttgart 1911. - Die Grundlagen der jüngsten Kunstbewegung. Stuttgart 1913. - Die Gegenständlichkeit des Kunstwerks. Berlin 1917. - Psychologie der Simulation. Stuttgart 1918. - Die Kultur der Gegenwart in den Grundzügen dargestellt. Stuttgart 1921. 2. Aufl. unter dem Titel: Die Kultur in der Epoche des Weltkrieges. Stuttgart 1927. - Die Überwindung des Expressionismus. Charakterelogische Studien zur Kultur der Gegenwart. Stuttgart 1927. Christian Wolff. Halle 1929. - Die Sendung der Philosophie in unserer Zeit. Leiden 1935. - Bemerkungen zur altgriechischen Kunsttheorie. Berlin 1959. Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde, * 10.1.1884 Messingen, t 6.5.1977 Schönau/Schwarzwald. Aus einer wohlhabenden Bauernfamilie stammend, wurde V. 1905 Volksschullehrerin in Düsseldorf. Seit 1907 studierte sie in Bonn, München, Marburg und Gießen Mathematik, Philosophie, Physik und Chemie und wurde 1911 mit der Arbeit Otto Willmanns und Benno Erdmanns Apperceptionsbegriff im Vergleich zu dem von Herbart promoviert. Anschließend arbeitete sie als Oberlehrerin in Berlin und publizierte reformpädagogische Beiträge. Ihr 1919 an der Philosophischen Fakultät der Univ. Berlin eingereichtes Habilitationsgesuch wurde abgelehnt. 1923 durch das thüringische Volksbildungsministerium auf einen neu eingerichteten Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft an der Univ. Jena berufen - V. war damit eine der ersten Frauen, die in Deutsch-

land einen Lehrstuhl erhielten -, wurde sie von den Kollegen scharf bekämpft und 1924 mit einem Dienststrafverfahren überzogen. 1933 wurde V. von den Nationalsozialisten entlassen und mit einem Publikations- und Ausreiseverbot belegt. Nach 1945 waren ihre Bemühungen um eine Professur vergeblich. V. gründete ein „Internationales Forschungsinstitut für Staatssoziologie" sowie die „Zeitschrift für Staatssoziologie", die sie 1953-71 herausgab. Ihr grundlegender Entwurf einer Machtsoziologie der Massenherrschaft findet sich in der Neubegründung der Psychologie von Mann und Weib (2 Bde., 1921-23), deren erster Band Die weibliche Eigenart im Männerstaat und die männliche Eigenart im Frauenstaat (Nachdruck 1975) 1923 auch in englischer Übersetzung erschien. WEITERE WERKE: Soziologie und Psychologie der Macht. Bd. I, Berlin 1928. Bd. 3, Berlin 1929. - Machtzuwachs des Staates. Untergang des Menschen. Göttingen 1952. LITERATUR: Theresa Wobbe: M. V. (1884-1977). Eine Intellektuelle im Koordinatensystem dieses Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1991. Opladen 1992, S. 27-67. - Dies.: M. V. (1884-1977). Die Macht des Unterschiedes. In: Frauen in der Soziologie. Hrsg. v. Claudia Honegger und Theresa Wobbe. München 1998, S. 178-202. Vaihinger, Hans, * 25.9. 1852 Nehren bei Tübingen, t 18. 12. 1933 Halle/Saale. Der Pfarrerssohn studierte Philosophie, Theologie und Philologie in Tübingen, Leipzig und Berlin, wurde 1874 in Tübingen zum Dr. phil. promoviert (Die neueren Theorien des Bewußtseins) und habilitierte sich 1877 in Straßburg für Philosophie (U>gische Untersuchungen, l. Teil: Die Lehre von der wissenschaftlichen Fiktion). 1883 wurde er a. o. Prof., ging 1884 nach Halle und war seit 1894 O.Professor. 1906 wurde er wegen extremer Kurzsichtigkeit, die zur Erblindung führte, von seinen Lehrverpflichtungen entbunden. 1897 gründete V. die „Kant-Studien", 1904 die Kant-Gesellschaft. Die 1919 mit R. Schmidt neubegründeten „Annalen der Philosophie" gab er bis 1929 heraus. Beeinflußt von —> Kant, Friedrich Albert —> Lange und Arthur —> Schopenhauer, entwickelte V. innerhalb des Neukantianismus eine eigenständige Form des Pragmatismus, die „Philosophie des Als-ob" (Fiktionalismus, den er selbst als „idealistischen Positivismus" bezeichnete), nach der jegliche Erkenntnis als hypothetische Fiktion zustandekommt mit dem Ziel der Zweckmäßigkeit in der Praxis. Er schrieb u. a. einen Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft (2 Bde., 1881-92,21922, Nachdruck 1970) und Nietzsche als Philosoph (1902, 930). V.s Hauptwerk, das aus idealistischen und positivistischen Anregungen hervorging, ist Die Philosophie des Als Ob. System der theoretischen, praktischen und religiösen Fiktionen der Menschheit auf Grund eines idealistischen Positivismus (1911, '°1927, Nachdruck 1986). WEITERE WERKE: Hartmann, Dühring und Lange. Zur Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert. Iserlohn 1876. - Die transzendentale Deduktion der Kategorien. Halle 1902. - Der Atheismusstreit gegen die Philosophie des Als Ob und das Kantische System. Berlin 1916. - Wie die Philosophie des Als Ob entstand. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 2. Leipzig 1921, S. 175-203. - Pessimismus und Optimismus vom Kantschen Standpunkt aus. Berlin 1924. LITERATUR: Erich Adickes: Kant und die Als-ob-Philosophie. Stuttgart 1927. Neudruck Würzburg 1972. Vaduz 1978. - August Seidel (Hrsg.): Die Philosophie des Ais-Ob und das Leben. Festschrift zu H. V. 80. Geburtstag. Berlin 1932. Neudruck Aalen 1986. - Walter Del-Negro: H. V.s philosophisches Werk mit besonderer Berücksichtigung seiner Kantforschung. In: Kant-Studien 39 (1934) S. 316-327. -

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Vatke Stefanie Willrodt: Semifiktionen und Vollfiktionen in V.s Philosophie des Ais-Ob. Leipzig 1934 (mit Bibliographie). Klaus Ceynowa: Zwischen Pragmatismus und Fiktionalismus. H. V.s .Philosophie des Ais-Ob'. Würzburg 1993. Christopher Adair-Toteff: H. V.s „Kant-Studien". In: KantStudien 87 (1996) S. 390-395. - Andrea Wels: Die Fiktion des Begreifens und das Begreifen der Fiktion. Dimensionen und Defizite der Theorie der Fiktionen in H. V.s Philosophie des Als Ob. Bern u.a. 1997. Vatke, (Johann Karl) Wilhelm, * 14.3.1806 Behnsdorf bei Magdeburg, t 19.4. 1882 Berlin. Der Pfarrerssohn studierte seit 1824 in Halle, Göttingen und Berlin. 1830 habilitierte er sich (De Platonicae philosophiae rations ad doctrinum dementis Alexandrini), war Privatdozent und wurde 1837 a. o. Prof. des Alten Testaments in Berlin. Sein Hauptwerk Die biblische Theologie (Bd. l, 1835) zeichnet sich neben exegetischer Präzision durch die Verwendung der Philosophie —> Hegels für eine erste historischkritische Darstellung der Theologie des Alten Testaments aus. Dafür wurde V. von orthodoxen Theologen, insbesondere von Wilhelm Hengstenberg, stark bekämpft. Zu seinen Werken zählen u. a. Die menschliche Freiheit in ihrem Verhältnis zur Sünde und zur göttlichen Gnade wissenschaftlich dargestellt (1841), Historisch-kritische Einleitung in das Alte Testament (hrsg. v. H. G. S. Preiss, 1886) und Religionsphilosophie oder allgemeine philosophische Theologie (hrsg. von H. G. S. Preiss, 1888). V. war mit David Friedrich —> Strauß befreundet. LITERATUR: Heinrich Benecke: W. V. in seinem Leben und seinen Schriften. Bonn 1883. - Adolf Hilgenfeld: W. V. In: Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 25 (1883) S. 194-215. -Max Heinze: V. In: ADB 39, 1895, S. 508-510. Vattel, Emer de, auch Emmerich von V„ * 25.4.1714 Couvet (Kt. Neuenburg), t 28. 12.1767 Neuenburg. Der Sohn eines Pfarrers studierte Theologie, Philosophie, Natur- und Völkerrecht in Basel und setzte seine Studien in Genf fort, wo er 1741 seine Defense du Systeme Leibnilzien centre les objections et les imputations de Mr. de Crousaz etc. veröffentlichte. 1742 begab sich V. an den preuß. Hof in Berlin, ging nach vergeblichen Versuchen, eine Anstellung zu finden, 1743 nach Dresden und kehrte schließlich nach Neuenburg zurück. Nach einem erneuten Besuch in Dresden (1746) wurde V. 1747 als Ministerresident des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. nach Bern gesandt. Seit 1759 Geheimer Legationsrat, wurde er 1763 in Dresden mit auswärtigen Angelegenheiten betraut. V.s Hauptwerk Le droit des gens, ou principes de la loi naturelle appliques a la conduite et aux affaires des nations et des souverains (4 Bde. 1758; dt. Das Völkerrecht oder Grundsätze des Naturrechts, angewandt auf das Verhalten und die Angelegenheiten der Staaten und der Staatsoberhäupter, 1959) steht vor allem in der vernunftrechtlichen Tradition von Christian —> Wolff und hat starken Einfluß auf die Entwicklung des Völkerrechts des 19. Jh. ausgeübt. V., nach Grotius der wirkungsmächtigste Klassiker des europäischen Völkerrechts, lehrte, daß kein Staat mächtig genug werden dürfe, um eine Bedrohung für die Unabhängigkeit der anderen zu sein. WEITERE WERKE: Le loisir philosophique, ou diverses pieces de philosophic, de morale et d'amusement. Dresden 1747. - Melanges de morale, de litterature et de politique. 1757. Neuchätel 1770. - La poliergie. Amsterdam 1757. Questions de droit naturel et observations sur le traite du droit de la nature de M. le Baron de Wolf. Bern 1762. Nachdruck 2000 (Christian Wolff: Gesammelte Werke. Abt. 3. Bd. 61. Hildesheim u.a.). LITERATUR: Eisenhart. V. In. ADB 39, 1896, S. 511-513. Hans Staub: Die völkerrechtlichen Lehren V.s im Lichte der naturrechtlichen Doktrin. Berlin 1922. - Johannes Jacobus

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Manz: E. de V. Versuch einer Würdigung. Unter besonderer Berücksichtigung seiner Auffassung von der individuellen Freiheit und der souveränen Gleichheit. Zürich 1971. - Emmanuelle Jouannet: E. de V. et ['emergence doctrinale du droit international classique. Paris 1998. Verdroß-Droßberg, Alfred, * 22.2.1890 Innsbruck, t 27.4.1980 Innsbruck. Der Sohn eines Offiziers studierte Rechtswissenschaften in Wien, München und Lausanne und wurde zum Dr. jur. promoviert. 1918-24 war er im Ministerium des Äußeren in Wien tätig, zuletzt als stellvertretender Leiter der Völkerrechtsabteilung. Seit 1922 war er auch Prof. an der Konsularakademie. 1924 wurde er a. o., 1925 o. Prof. des Völkerrechts, der Rechtsphilosophie und des internationalen Privatrechts an der Univ. Wien. Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 wurde ihm von den Nationalsozialisten die Lehrbefugnis entzogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte V.-D. maßgeblich Anteil am Wiederaufbau der Juristischen Fakultät in Wien, war 1951-53 Rektor der Univ. und bis zu seiner Emeritierung 1960 o. Prof. des Völkerrechts, der Rechtsphilosophie und des internationalen Privatrechts. Seit 1957 gehörte er dem Ständigen Haager Schiedshof, 1957-65 der Internationalen Rechtskommission der UNO an. 1958-77 war er Richter beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und 1959-61 Erster Präsident des Institut de droit international. V.-D. gilt als Erneuerer der christlichen Völkerrechtslehre und Begründer einer kath. rechtsphilosophischen Schule auf der Grundlage der Lehren von Augustinus und Thomas von Aquin. 1936-45 und seit 1951 gab er die „Zeitschrift für öffentliches Recht" heraus. Sein zuerst 1937 erschienenes Völkerrecht (51964) wurde bald zum führenden deutschsprachigen Lehrbuch. V.-D. schrieb außerdem Die Einheit des rechtlichen Weltbildes auf Grundlage der Völkerrechtsverfassung (1923), Die Verfassung der Völkerrechtsgemeinschaft (1926), Grundlinien der antiken Rechts- und Staatsphilosophie (1946), Abendländische Rechtsphilosophie (1958, 21963), Statisches und dynamisches Naturrecht (1971), Universelles Völkerrecht (1976, 3 1984, mit Bruno Simma) und Österreichs immerwährende Neutralität (1978, 21980). LITERATUR: A. V. In: Österreichische Rechts- und Staatswissenschaften in Selbstdarstellungen. Geleitet von Nikolaus Grass. Innsbruck 1952, S. 200-210. - E. Mock: Die Erschließung der materialen Rechtsphilosophie durch A. V., B. Simma u. a. In: lus humanitatis. Festschrift zum 90. Geburtstag von A. V. Hrsg. v. Herbert Miehsler u.a. Berlin 1980, S. 9-22. - Dies.: Der Beitrag von A. V. zur Entwicklung der Völkerrechtswissenschaft. Ebd., S. 23-53. - Heribert Franz Köck: A. V. - ein österreichischer Rechtsgelehrter von internationaler Bedeutung. Wien 1991. Verosta, Stephan, * 16. 10.1909 Wien, t 7.12.1998 Wien. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war V. 1935-38 Richter. Seit 1945 Mitarbeiter des Außenministeriums, war er 1956-61 Botschafter in Polen und 1962-80 Prof. des Völkerrechts und des Rechts internationaler Organisationen an der Univ. Wien. Er lehrte auch an der dortigen Diplomatischen Akademie. V. veröffentlichte u. a. Richterliches Gewohnheitsrecht in Österreich (1935, 1942), Die Satzung der Vereinten Nationen und das Statut des Internationalen Gerichtshofs (1946), Die internationale Stellung Österreichs. Eine Sammlung von Erklärungen aus den Jahren 1938 bis 1947 (1947), Johannes Chrysostomus. Staatsphilosoph und Geschichtstheologe (1960), Die dauernde Neutralität (1971), Theorie und Realität von Bündnissen (1971) und Kollektivaktionen der Mächte des Europäischen Konzerts 1886-1914 (1988).

Vierkandt LITERATUR: Völkerrecht und Rechtsphilosophie. Internationale Festschrift für S. V. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Peter Fischer, Heribert Franz Köck und Alfred Verdroß. Berlin 1980 (mit Bibliographie). Verweyen, Johannes Maria, * 11. 5. 1883 Till (Kr. Kleve), t 21.3. 1945 Konzentrationslager Bergen-Belsen. V. studierte Naturwissenschaften, Nationalökonomie, Philosophie und Musik in Freiburg/Breisgau, Leipzig, Berlin, Bonn und Straßburg, wurde 1905 zum Dr. phil. promoviert (Ehrenfried Walter von Tschirnhaus als Philosoph) und habilitierte sich 1908 in Bonn für Philosophie. Seit 1918 war er a. o., seit 1921 o. Professor. 1934 wurde V. von den Nationalsozialisten zwangsemeritiert. Er beschäftigte sich mit der Philosophie des Mittelalters, Mystik, Theosophie und Okkultismus. V. veröffentlichte u. a. Das Problem der Willensfreiheit in der Scholastik (1909), Philosophie des Möglichen. Grundzüge einer Erkenntniskritik (1913), Naturphilosophie (1915, 21919), Der Edelmensch und seine Werte. Eine Charakterlehre neuer Prägung (1919, 31931), Form als Wesensausdruck (1921), Die Philosophie des Mittelalters (1921,21926), Der religiöse Mensch und seine Probleme (1922), Deutschlands geistige Erneuerung (1924), Der soziale Mensch und seine Grundfragen (1924), Musterung des Lebens (1926), Der neue Mensch und seine Ziele. Menschheitsfragen der Gegenwart und Zukunft (1930), Menschenkenntnis und Menschenbehandlung (1934), Zurück zu Christus. Das Buch der Einkehr und Umkehr (1937), Leben und Mysterien (1939) und Heimkehr. Eine religiöse Entwicklung (1941). WEITERE WERKE: Die Tat im Ganzen der Philosophie. Heidelberg 1908. - Philosophie und Theologie im Mittelalter. Die historischen Voraussetzungen des Anti-Modernismus. Bonn 1911. - Der Krieg im Lichte großer Denker. München 1916. - Krieg und Jenseitsglaube. München 1917. - Neuere Hauptrichtungen der Philosophie. Bielefeld 1920, 21922. Religion und Kultur. Leipzig 1925. - Weltgeheimnis und Probleme des Okkulten. Berlin 1925. - Betrachtungen über Mystik. Leipzig 1926. - Wagner und Nietzsche. Stuttgart 1926. - Probleme des Mediumismus. Stuttgart 1928. - Neugeist und Krisis der Gegenwart. Pfullingen 1932. - Neugeist als Lebensmacht. Ein Führer zu einer neuen geistigen Lebengestaltung. Pfullingen 1932. - Praktische Menschenkenntnis und richtige Menschenbehandlung. München 1934. - Nationalsozialismus und Theosophie. Fulda 1934. - Welt und Welten. Grundlegung einer Weltanschauung. Breslau 1936. Wesen und Sinn des Lebens. Leipzig 1939. LITERATUR: Karl Kamps: J. M. V. Gottsucher, Mahner und Bekenner. Wiesenbaden 1955. Verworn, Max (Richard Konstantin), * 4. 11. 1863 Berlin, t 23.11.1921 Bonn. V. studierte seit 1883 Medizin und Naturwissenschaften in Berlin, wo er 1887 zum Dr. phil. promoviert wurde (Beiträge zur Kenntniss der Süsswasser-Bryozoen). 1889 legte er in Jena bei Wilhelm Biedermann das medizinische Doktorexamen ab. 1891 habilitierte er sich für Physiologie, wurde 1895 a. o. Prof. in Jena, 1901 o. Prof, in Göttingen und folgte 1910 einem Ruf als Nachfolger Eduard -» Pflügers nach Bonn. Seit 1908 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. V. arbeitete vor allem zur Zell-, insbesondere zur Nervenphysiologie. Er setzte sich für Psychomonismus und Konditionalismus ein. V. veröffentlichte u. a. Die Bewegung der lebendigen Substanz. Eine vergleichend-physiologische Untersuchung der Contractionserscheinungen (1892), Allgemeine Physiologie. Ein Grundriß der Lehre vom Leben (1895; 7., neubearb. Aufl., 1922), Beiträge zur Physiologie des Centralnervensystems (Teil l, 1898), Naturwissenschaft und Weltanschauung (1904), Die Mechanik des Geisteslebens (1907, 21910), Die

Frage nach den Grenzen der Erkenntnis (1908, 21917), Kausale und konditionale Weltanschauung (1912, 928) und Erregung und Lähmung (1914). WEITERE WERKE: Psycho-physiologische Protisten-Studien. Experimentelle Untersuchungen. Jena 1889. - Die Biogenhypothese. Eine kritisch-experimentelle Studie über die Vorgänge in der lebendigen Substanz. Jena 1903. - Prinzipienfragen in der Naturwissenschaft. Jena 1905, 21917. Die Erforschung des Lebens. Jena 1907, 2 1911. - Zur Psychologie der primitiven Kunst. Jena 1908, 21917. - Die Anfänge der Kunst. Jena 1909, 21920. - Die Entwicklung des menschlichen Geistes. Jena 1910, 41920. - Die biologischen Grundlagen der Kulturpolitik. Eine Betrachtung zum Weltkriege. Jena 1915, 2 1916. - Biologische Richtlinien der staatlichen Organisation. Naturwissenschaftliche Anregungen für die politische Neuorientierung Deutschlands. Jena 1917. LITERATUR: F. W. Fröhlich: Nachruf auf V. In: Zeitschrift für allgemeine Physiologie 20 (1923). - Rudolf Wiehert: Die philosophischen Grundlagen und Folgerungen der Psychologie von M. V. Königsberg 1943. - Raimund Wüllenweber: Der Physiologe M. V. Diss. Bonn 1968 Vetter, August, * 19.2. 1887 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 15. 10.1976 Ammerland/Starnberger See. Nach einer zeichnerischen Ausbildung hörte V. in München Philosophievorlesungen. 1930 wurde ihm von derTH Dresden die Ehrendoktorwürde verliehen. Seit 1932 arbeitete er hier gemeinsam mit Gustav —»Kafka und Philipp —> Lersch auf dem Gebiet der Charakterologie, wurde 1934 Assistent Felix —»Krügers in Leipzig, 1939 Dozent für charakterologische Begutachtung am Reichsinstitut für Psychotherapie in Berlin und war 1946-57 Prof. der Psychologie in München. V. veröffentlichte u. a. Die dämonische Zeit. Eine Untersuchung der erkenntnistheoretischen Voraussetzungen (1919), Kritik des Gefühls. Psychologie in der Kulturkrisis (1923; 2., völlig umgearb. Aufl., hrsg. von Johannes Tenzler, 1977), Nietzsche (1926), Frömmigkeit als Leidenschaft. Eine Deutung Kierkegaards (1928, 21963), Mitte der Zeit. Menschwerdung Gottes (1933, 21962), Die philosophischen Grundlagen des Menschenbildes (1942), Natur und Person, Umriß einer Anthropognomik (1949), Die Erlebnisdeutung der Phantasie (1950) und Wirklichkeit des Menschlichen. Lebensfragen unserer Zeit (I960). WEITERE WERKE: Ausdruckswissenschaft. In: Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde 48 (1937). - Der Aufbau des Seelenlebens. Nach der Vorlesung bearb. v. Heinrich Anslinger. Durchgesehen und erg. von A. V. München '1959. - Charakter und Typus. Nach der Vorlesung bearb. v. Heinrich Anslinger. Durchgesehen und erg. von A. V. München 21960. - Lebenswende als Reifungskrisis. Osnabrück 1961. - A. V. (Selbstdarstellung). In: Psychologie in Selbstdarstellungen. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz, Werner Traxel und Ernst G. Wehner. Bd. l. Bern u. a. 1972, S. 334-356. LITERATUR: Wirklichkeit der Mitte. Beiträge zu einer Strukturanthropologie. Festgabe für A. V. zum 80. Geburtstag. Hrsg. v. Johannes Tenz.ler. Freiburg/München 1968. - Alois Dempf: A. V. als Metaphysiker. In: Philosophisches Jahrbuch 84 (1977) S. 389-391. - Konrad Overbeck: Über den Ursprung der menschlichen Sinneserfahrung. Eine Untersuchung zu anthropologischen Grundannahmen in der Strukturpsychologie von A. V. Frankfurt/Main u.a. 1997. Vierkandt, Alfred (Ferdinand), * 4.6.1867 Hamburg, t 24.4. 1953 Berlin (West). Nach einer „unter lauter feindseligen Verhältnissen verlebten Jugend" studierte der bescheiden und zurückhaltend auftretende Sohn eines Kaufmanns an der Univ. Leipzig u. a. bei Friedrich Ratzel und Wilhelm —»Wundt Mathematik, Physik,

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Vischer Geographie und Philosophie. Seine Dissertation untersuchte die „gleitende und rollende Bewegung" (1892). Von 1890 bis 1900 unterrichtete V. an einem Gymnasium in Braunschweig und habilitierte sich dort über Die Volksdichte im westlichen Cenlral-Afrika. 1900 wechselte er an die Univ. Berlin, wo sein Fachgebiet zunächst „psychologische Probleme der Völkerkunde", später allgemein „Soziologie" war und wo er 1921 ein persönliches Ordinariat erhielt. 1934 aus Altersgründen emeritiert, nahm V. die Lehrtätigkeit nach 1945 noch einmal auf. Während seiner positivistischen Phase vor 1914 versuchte V., aus ethnologischen, psychologischen und soziologischen Perspektiven eine vergleichende interdisziplinäre Kulturlehre zu entwickeln. Später bevorzugte er die „ganzheitliche" Methodik der Phänomenologie und bemühte sich um eine Systematik der Gesellschaftsformen. Sein Buch Naturvölker und Kulturvölker (1896) wurde u.a. von Friedrich -> Meinecke, Gustav Schmoller, Ernst ->Troeltsch und Max —> Weber rezipiert. Nach V. bedeutet Kultur die Ablösung des unwillkürlichen durch willkürliches Verhalten. Naturvölker kennzeichnet die instinktive Sicherheit stabiler Typen, eine heitere Stimmungslage und die spielerischrituelle Verwendung der „potentiellen" Energie. Halbkulturvölker verfügen über differenzierende Kategorien wie Herrschaft, Klassen, Traditionen und eine weiträumige Wirtschaftsweise. V. nennt ihre Stimmungslage fatalistisch; als Beispiele gelten Rom, das Mittelalter, die asiatischen und die semitischen Völker. Mit den Europäern verbinde sie eine aktivistische „Rassenbegabung", doch fehle das positive Naturverhältnis und die Idee religiöser Immanenz. Bedeutsam sei ihre katalysatorische Funktion, wobei V. die „spiritualistischen" und formalen Eigenschaften des Judentums anführte. Als Vollkulturen bezeichnete er das antike Griechenland, Westeuropa und Nordamerika. Ihre Merkmale sind zweckorientiertes Handeln, der Kausalitätsbegriff und die bewußte Ausrichtung des Einzelnen auf soziale Ziele. Die Umwelt wird zum Gegenstand der Erforschung und Gestaltung durch die Naturwissenschaften, den industriellen Kapitalismus und die „Rationalisierung der Lebensführung". Umgekehrt bewirkt die Mechanisierung eine Reduktion auf unreflektierte Verhaltensmuster und technische Apparaturen. Die „Gebrochenheit" der Vollkultur resultiert aus ihren Antagonismen, da sie auch die älteren emotionalen, ästhetischen und teleologischen Dimensionen enthält. Das zentrale Problem ist die krisenanfällige ökonomische Daseins Vorsorge; charakteristische Stimmungslagen sind deshalb Ernst und Nervosität. V. nennt den Alltag der Kulturmenschen „eine Art von schwächerer Askese". Die Stetigkeit im Kulturwandel (1908) werde meistens durch die Akkulturation fremder Elemente gesichert. Wie Ludwig Gumplowicz betrachtete V. persönliche Initiativen nur als Relais zur Formulierung von Bedürfnissen. Bereits dem Prozeß der Innovation liege keine Adäquatheit, sondern eine „Heterogonie" von Ursache und Wirkung zugrunde. Auch die Akzeptanz sozialer Regeln beruhe auf einer „Verschiebung der Motive" (Wundt), die egoistische Absichten mit idealen Zwecken kombiniere. Historischer Fortschritt vollziehe sich auf der Ebene sittlicher Normen und Institutionen, nicht im konkreten Handeln oder der Gesinnung des Einzelnen. Da es nur eine „Emanzipation der Gesellschaft" (Paul —> Barth) von der Natur gebe, warnte V. vor der Überschätzung des tatsächlichen zivilisatorischen Niveaus. Die Praxis der Kultur bestehe aus prägenden Erfahrungen. Das Verhältnis zwischen Milieu und Mentalität sei bestimmt durch Faktoren wie Sozialprestige (Berka Gurewitsch) und Nachahmung (Gabriel Tarde), die Reaktion auf Umweltreize (James Mark Baldwin) und die Anpassung der Individuen an die festen Formen und Verfahren des Kollektivs (Emile Durkheim). V.s Annahme eines „Inventars ursprünglicher

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Interessen und Triebe des Menschen" (Karl —> Groos) blieb umstritten: „Warum ist der Unterordnungstrieb eine letzte Gegebenheit?" (Raymond Aron) V.s heuristisches Prinzip war der „Primat des Trivialen", den er mit der Beobachtung der „Wechselwirkungen" sowohl zwischen Personen (Wundt) als auch zwischen objektiven Kulturgütern und ihren Trägern (Georg -»Simmel) verband. Ausgehend von der damals neuen Kategorie der „Gruppe" wollte V. die Dichotomic von „Gesellschaft und Gemeinschaft" (Ferdinand -> Tönnies) überwinden, indem er die Sozialverhältnisse quantitativ nach der Intensität der „inneren Verbundenheit", qualitativ durch das Medium der gegenseitigen Resonanz unterschied. Weitere sozialpsychologische Studien V.s galten dem Animismus, der Magie und der Sexualität. Max Weber, der oft die gleichen Begriffe verwendete, aber ohne V.s Wertungen, hatte schon 1903 den „geschichtsphilosophischen Kulturpessimismus" bei V. moniert, dessen antirationalistische Tendenz sich nach 1918 noch verschärfte. In V.s Wendung von der weltoffenen Empirie zur formalen Soziologie spiegelt sich die Krise der Modernität und die Resignation seiner Zeit. WEITERE WERKE: Gesellschaftslehre. Stuttgart 1923, 2 1928. - Herausgeber: Handwörterbuch der Soziologie. Stuttgart 1931. LITERATUR: Bibliographie in: Gegenwartsprobleme der Soziologie. A. V. zum 80. Geburtstag. Potsdam 1949. - Gottfried Eisermann: A. V. In: Ders.: Bedeutende Soziologen. Stuttgart 1968, S. 74-92. - Wilhelm Bernsdorf: A. V. In: Internationales Soziologenlexikon. Hrsg. v. Wilhelm Bernsdorf/Horst Knospe. Bd. 1. Stuttgart 21980, S. 466-471. Manfred Lindemann: Über „formale" Soziologie. Systematische Untersuchungen zum „soziologischen Relationismus" bei Georg Simmel, A. V. und Leopold von Wiese. Phil. Diss. Köln 1986. - Ulrich Hertzsch: Pädagogik und Soziologie im Werk A. V.s. Rheinfelden 21993. Michael Matthiesen Vischer, Friedrich Theodor von, Pseud. Philipp Ulrich Schartenmayer, Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky, * 30.6.1807 Ludwigsburg, t 14.9.1887 Gmunden (Oberösterreich). V., Sohn eines Archidiakonus, besuchte seit 1821 die Klosterschule in Blaubeuren, wurde 1825 in das Tübinger Stift aufgenommen und begann nach dem Studium der Philosophie, Philologie und Theologie (u. a. bei Ferdinand Christian Baur) 1830 den Pfarrdienst als Vikar in Horrheim bei Maulbronn. 1831 Repetent im evang. Seminar in Maulbronn, erwarb er 1832 den theologischen Doktortitel an der Univ. Tübingen, wurde 1833 Repetent im dortigen Stift, gab jedoch die Theologie auf und habilitierte sich 1836 mit einem Traktat Über das Erhabene und Komische (erschienen 1837, Neuausg. 1967) für Ästhetik und deutsche Literatur. 1837 zum a. o. Prof. ernannt, erhielt er 1844 eine o. Professur, wurde jedoch infolge seiner Antrittsvorlesung (erschienen 1845) mit ihrem Bekenntnis zum Pantheismus, die eine heftige Attacke der kirchlichen Partei auslöste, auf zwei Jahre suspendiert. Reisen nach Italien und Griechenland (1839/40 und 1843) dienten dem Kunststudium. 1848 in das Frankfurter Parlament gewählt, hielt sich V. zur gemäßigten Linken (Schwerpunkte seiner Arbeit waren Kirchenpolitik und Volksbewaffnung) und ging mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart. 1855 folgte er einem Ruf auf die Professur für Literaturgeschichte am Polytechnikum in Zürich, 1866 an die Univ. Tübingen (mit einem Lehrauftrag am Polytechnikum in Stuttgart) und zog 1867 nach Stuttgart um, wo er bis 1877 wirkte; 1868 wurden ihm die Tübinger Lehrverpflichtungen erlassen. 1870 erhielt V. den württembergischen KronenOrden und den persönlichen Adel. Befreundet war er u. a. mit David Friedrich -> Strauß, Eduard Mörike und Gottfried Keller.

Voegelin Mit Aufsätzen und Reden trat V. als streitbarer und wortgewaltiger Kritiker hervor (u.a. mit der Verteidigungsrede für Strauß, der Polemik gegen Joseph von Eichendorff und der Auseinandersetzung mit Georg Gottfried Gervinus). Von literaturhistorischer Bedeutung sind seine Kritischen Gänge (2 Bde., 1844; Neue Folge, 6 Hefte, 1860-73), in denen er sich u. a. mit Shakespeare und Friedrich Hebbel befaßte. Als Seminarist dichtete V. unter dem Pseudonym Philipp Ulrich Schartenmayer Bänkellieder; er schrieb Gelehrtenpoesie (zusammengefaßt in Lyrische Gänge, 1882,51909), anonym die kulturkritischen Epigramme aus Baden-Baden (1867) und das „Heldengedicht" Der deutsche Krieg 1870-71 (1873). Nach Jahren intensiver Beschäftigung mit —»Goethe (Goethes Faust. Neue Beiträge zur Kritik des Gedichts, 1875) verfaßte er Faust. Der Tragödie dritter Theil [...] von Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky (1862; 2., völlig veränderte und vermehrte Aufl. 1886), eine geistreiche Parodie auf den zweiten Teil von Goethes Faust und dessen Rezeption. V.s bekanntestes Werk, der bekenntnishafte, humoristisch-groteske Roman Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft (2 Bde., 1879; Nachdruck 1979; Neuaufl. 1987), bis lange nach 1918 ein Lieblingsbuch des deutschen Bildungsbürgertums, beschreibt im Sinne von V.s Theorie des Komischen, in der das Erhabene durch Banales konterkariert wird, das Dilemma eines Idealisten, der ständig in Widerspruch zur dem Zufall ausgelieferten gemeinen Wirklichkeit gerät, verfolgt von der „Tücke des Objekts". 1878 erschienen V.s „Beiträge zur Kenntniß unserer Culturformen und Sittenbegriffe" unter dem Titel Mode und Cynismus. In Zeitungsartikeln wie in seinen literarischen Werken trat er nachdrücklich für den Tierschutz ein. In seinem systematischen Hauptwerk Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen (3 Tie., 1846-57; Inhaltsverzeichnis und Register, 1858; der musikalische Teil wurde von Karl ->Köstlin bearbeitet; 21922/23, 6 Bde.; Nachdruck 1975, 21994) versucht V. eine Weiterführung und Vollendung der idealistischen Ästhetik -»Hegels als Metaphysik des Schönen. Ähnlich wie dieser entwickelte er drei Stufen der Kunst, konzipierte aber die Zeitalterabfolge anders. Im Gegensatz zu Hegel behauptet V., die Kunst erfülle sich erst in der Gegenwart, und stellte „das Moderne als eine selbständige Hauptform des ästhetischen Ideals" auf. Das symbolische oder orientalische Ideal subsumierte er als Vorform dem klassischen. In seiner Ästhetik folgt daher auf die Abhandlung des antiken oder objektiven Ideals eine Darstellung des romantischen und des modernen Ideals. Das „einfache Schöne" negierend, wertete V. den Begriff des Schönen zu einem System ästhetischer Kategorien um. Von größter Wichtigkeit für ihn ist das Schöne in der Natur. Die Einheit der Objektivität des Schönen in der Natur und der Subjektivität in der Phantasie vollzieht die Kunst, die im dritten Teil der Aesthetik dargestellt wird. Einige Jahre vor Abschluß des Werks modifizierte V. die idealistische Grundkonzeption und schwenkte zu einer empiristisch-psychologischen Auffassung des Schönen um (vgl. Kritik meiner Ästhetik, 1886 und 1873). Eine populäre Fassung von V.s späten Vorlesungen über Ästhetik gab sein Sohn Robert V. heraus (Das Schöne und die Kunst, 1898, 31907). V. war der bedeutendste Ästhetiker des ausklingenden Idealismus. Obgleich nach 1848 die antihegelsche Philosophie Arthur -»Schopenhauers in den Vordergrund trat, blieb V. durch seine Schüler (u.a. Hermann Hettner, Hans —»Vaihinger) präsent. Insbesondere die psychologische Wendung der Ästhetik hatte Einfluß auf die lebensphilosophische und die psychologische Ästhetik. Bei der positiven Bezugnahme des Neuhegelianismus (Hermann —»Glockner, Benedetto Croce) auf V. interessierten vor allem die subjektivistischen Tendenzen.

WEITERE WERKE: Altes und Neues. 3 Bde., Stuttgart 1881/82. - Philosophische Aufsätze. Leipzig 1887. Nachdruck Leipzig 1962. - Altes und Neues. Neue Folge. Hrsg. v. Robert Vischer. Stuttgart 1889. - Allotria. Hrsg. v. Robert Vischer. Stuttgart 1892. - Vorträge. Für das deutsche Volk. Zweite Reihe: Shakespeare-Vorträge. Hrsg. v. Robert Vischer. 6 Bde., Stuttgart 1899-1905. - Briefe aus Italien. Hrsg. v. Robert Vischer. München 1907. - Dichterische Werke. Hrsg. v. Robert Vischer, 5 Bde., Leipzig 1917. Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Gustav Keyßner. 3 Bde., Stuttgart/Berlin 1918, Neudr. 1931. - Ausgewählte Werke. Hrsg. v. Theodor Kappstein. 8 Bde., Leipzig 1919. - Briefwechsel zwischen Eduard Mörike und F. T. V. Hrsg. v. Robert Vischer. München 1926. - Briefwechsel zwischen Strauß und V. Hrsg. v. Adolf Rapp. 2 Bde., Stuttgart 1952/53 (Bibliographie: Bd. 2, S. 330-340). LITERATUR: Ottomar Keindl: F. T. V. Prag 1888, '1907. Adolf Rapp: F. T. V. und die Politik. Tübingen 1911. Hermann Glockner: F. T. V.s Ästhetik in ihrem Verhältnis zu Hegels Phänomenologie des Geistes. Leipzig 1920. Hermann Glockner. F. T. V. und das neunzehnte Jahrhundert. Berlin 1931. - Ewald Volhard: Zwischen Hegel und Nietzsche. Der Ästhetiker F. T. V. Frankfurt/Main 1932. - Julius Ernst von Günther: F. T. V. Ein Charakterbild. Stuttgart 1959. - Willi Oelmüller: F. T. V. und das Problem der nachhegelschen Ästhetik. Stuttgart 1959. Fritz Schlawe: F. T. V. Stuttgart 1959. - Wendelin Göbel: F. T. V. Grundzüge seiner Metaphysik und Ästhetik. Würzburg 1983. - F. T. V. 1807-1887. Bearb v. Heinz Schlaffer und Dirk Mende. Marbach/Neckar 1987. - „Auch einer". F. T. V. zum 100. Todestag. Redaktion: Andrea Berger-Fix. Ludwigsburg 1987. - Heribert Schneider: Historik und Systematik. F. T. V.s Bemerkungen zur Kunst und Theorie der Künste im neunzehnten Jahrhundert. Weimar 1996. Bruno Jahn Voegelin, Eric, * 3.1.1901 Köln, t 19. 1.1985 Palo Alto (Kalifornien, USA). Das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien (u.a. bei Hans -»Kelsen und Othmar —»Spann) schloß V. 1922 mit der Promotion zum Dr. rer. pol. ab und war 1923/24 Assistent an der dortigen Juristischen Fakultät. 1924-27 setzte er seine Studien als Laura Spellman Rockefeller Fellow an verschiedenen amerikanischen Universitäten sowie an der Sorbonne in Paris fort und habilitierte sich 1929 in Wien für Politologie, wo er von 1936 bis zu seiner Entlassung 1938 als a. o. Prof. lehrte. In die USA emigriert, war V. 1938/39 Tutor an der Harvard University, 1939-42 Assistant Professor an der University of Alabama und lehrte 1942-58 an der Louisiana State University, seit 1946 als Füll Professor. 1958-69 war er Prof. der Politologie in München, wo er das Institut für Politische Wissenschaft gründete, und 1969-74 an der Stanford University. V.s hauptsächliches Interesse galt der Geschichte der politischen Ideen von den Stammesgesellschaften und den antiken Hochkulturen bis zur Gegenwart; er sah sie eingebettet in die Geschichte religiöser Weltbilder. Er veröffentlichte u.a. Über die Form des amerikanischen Geistes (1928), Rasse und Staat (1933), Die Rassenidee in der Geistesgeschichte von Ray bis Carus (1933, 21938), Der autoritäre Staat. Ein Versuch über das österreichische Staatsproblem (1936), Die politischen Religionen (1938, 21939), The New science of politics (1952, 2 1962, dt. Die neue Wissenschaft der Politik, 1959, 4 199I) und Wissenschaft, Politik und Gnosis (1959, eng). 1968). Unvollendet blieb V.s geschichtsphilosophisches Hauptwerk Order and history (Bd. 1-4, 1956-74; Bd. 5, postum 1987). WEITERE WERKE: Anamnesis. Zur Theorie der Geschichte und Politik. München 1966. - Ordnung, Bewußtsein, Geschichte. Späte Schriften. Hrsg. v. Peter J. Opitz. Stuttgart 1988. - Autobiographical reflexions. Hrsg. v. Ellis Sandoz.

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Vogt Baton Rouge u.a. 1989. Dt.: Autobiographische Reflexionen. Hrsg. v. Peter J. Opitz. München 1994 (mit Bibliographie). - Die Größe Max Webers. Hrsg. v. Peter J. Opitz. München 1995. - Der Gottesmord. Zur Genese und Gestalt der modernen politischen Gnosis. Hrsg. v. Peter J. Opitz. München 1999. LITERATUR: Geoffrey L. Price: E. V. Internationa) Bibliography. 1921-2000. München 2001. - Eugene Webb: E. V. Philosopher of History. Seattle 1981. - Barry Cooper: The Political Theory of E. V. Lewiston/New York 1986. - Ellis Sandoz: E. V.'s Significance for the Modern Mind. Baton Rouge 1991. - Kenneth Keulmann: The Balance of Consciousness. E. V.'s Political Theory. University Park London, Pa. 1990. - Udo Kessler: Die Wiederentdeckung der Transzendenz. Ordnung von Mensch und Gesellschaft im Denken E. V.s. Würzburg 1995. - Stephen A. McKnight/ Geoffrey L. Price (Hrsg.): International and Interdisciplinary Perspectives on E. V. Columbia u.a. 1997. - Harald Bergbauer: E. V.s Kritik an der Moderne. Würzburg 2000. Gilbert Weiss: Theorie, Relevanz und Wahrheit. Eine Rekonstruktion des Briefwechsels zwischen E. V. und Alfred Schütz (1938-1959). München 2001. Vogt, Carl, * 5.7. 1817 Gießen, t 5.5. 1895 Genf. V. begann 1833 unter der Leitung seines Vaters Philipp Friedrich V. mit dem Studium der Medizin in Gießen, wo er u. a. Schüler von Justus Liebig war. Nach der Lehrstuhlenthebung seines liberal denkenden Vaters, dessen Emigration und Ruf nach Bern (1835) schloß V. dort sein Medizinstudium mit einer Dissertation zur Anatomie der Amphibien (1839) ab. Zusammen mit Eduard Desor ging er von 1839 bis 1844 zu dem Geologen Louis Agassiz nach Neuchätel und trieb anatomische und entwicklungsgeschichtliche Studien. V. wurde mit der Geologie, insbesondere der Gletscherkunde, und der „Katastrophentheorie" des Zoologen George Cuvier vertraut, wodurch sich auch seine politische Überzeugung von der Naturnotwendigkeit aller Revolution stärkte. Nach Meinungsverschiedenheiten mit Agassiz unternahm V. meeresbiologische Forschungen und begegnete in Paris bis 1847 Forschern, politischen Denkern und Aktivisten wie Georg Herwegh, Michail A. Bakunin, Alexander Herzen und Pierre J. Proudhon. Gegen Widerstände wurde V. im Herbst 1847 erster Prof. der Zoologie in Gießen, wo er einen oppositionellen „Sonderbund" initiierte. In den Physiologischen Briefen (1847, 4 1874) deutete er erstmalig naturwissenschaftliches Wissen in politischer Absicht materialistisch und atheistisch. Im 12. Brief findet sich der berühmte Vergleich, „daß die Gedanken in demselben Verhältnis etwa zu dem Gehirne stehen wie die Galle zu der Leber oder der Urin zu den Nieren". Im Revolutionsjahr 1848 wirkte V. als Oberst der Gießener Bürgergarde, auch im Frankfurter Vorparlament und in der Deutschen Nationalversammlung und ging dann mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart, wo er zwölf Tage Reichsregent war. Auch nach der Reaktion beschäftigten ihn Die politischen Aufgaben der Opposition in unserer Zeit (1849). In Untersuchungen über Thierstaaten (1851) stellte V. satirische Vergleiche mit Menschenstaaten an, trat in Studien zur gegenwärtigen Lage Europas (1859) für Preußen ein, nach dem Kriege jedoch für Frankreich, und gehörte seit 1878 dem schweizer. Nationalrat an. Nach seiner Lehramtsenthebung (1849) aus politischen Gründen wurde V. 1852 Prof. der Geologie in Genf, dort 1872 auch Prof. der Zoologie. In die Jahre der Reaktion fiel der „Materialismusstreit" und V.s Streitschrift Köhlerglaube und Wissenschaft (M1855) gegen den Physiologen Rudolph —> Wagner und dessen Verteidigung des christlichen Seelenund Schöpfungsglaubens. Aus öffentlichen Vorträgen gingen die Vorlesungen über den Menschen (1863) hervor, worin

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der „Affenvogt" die Abstammung des Menschen vom „Affentypus" und die unabhängige Abstammung verschiedener Menschenrassen behauptete - noch vor Ernst -»Haeckel, gegen dessen „Dogmen" er sich später stellte und „Darwinistische Ketzereien" verfaßte. Sein vielfältiges Lebenswerk umfaßt Forschungsreisen (Ozean und Mittelmeer 1848, Nordfahrt 1863), Lehrbücher (Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde, 1846; Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie, 2 Bde., 1885-94, mit Emil Yung), Übersetzungen (Robert Chambers Natürliche Schöpfungsgeschichte, 1849; Anthelme BrillatSavarins Physiologie des Geschmacks, 1865), zoologische Werke (Bilder aus dem Thierleben, 1852; Die Säugethiere in Won und Bild, 1883) und viele Fachpublikationen. Seine Autobiographie Aus meinem Leben. Erinnerungen und Rückblicke (1896) blieb unvollendet. - Neben Jacob -»Moleschott und Ludwig -»Büchner gilt V. als weltanschaulicher Hauptvertreter des physiologischen Materialismus - marxistisch betrachtet, des „Vulgärmaterialismus" im 19. Jahrhundert. LITERATUR: Ernst Krause: V. In: ADB, Bd. 40, 1896, S. 181-189. - Hermann Misteli: C. V. Seine Entwicklung vom angehenden naturwissenschaftlichen Materialisten zum idealen Politiker der Paulskirche (1817-1849). Zürich 1938. - Dieter Wittich (Hrsg. und eingeleitet): V., Moleschott, Büchner. Schriften zum kleinbürgerlichen Materialismus in Deutschland. 2 Bde., Berlin 1971. - Werner Broker: Politische Motive naturwissenschaftlicher Argumentation gegen Religion und Kirche im 19. Jahrhundert. Dargestellt am .Materialisten' K. V. Münster 1973. - Frederick Gregory: Scientific Materialism in Nineteenth Century Germany. Dordrecht 1977. - C. V., Jacob Moleschott, Ludwig Büchner, Ernst Haeckel: Briefwechsel. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Christoph Kockerbeck. Marburg 1999. Hans Werner Ingensiep Volkelt, Johannes, * 21.7. 1848 Lipnik (Galizien), t 8.5.1930 Leipzig. V., Sohn eines Handwebers, studierte Philosophie in Wien, Jena (bei Kuno —»Fischer) und Leipzig und wurde 1872 aufgrund der Arbeit Pantheismus und Individualismus im Systeme Spinoza's promoviert. 1876 habilitierte er sich (Der Symbolbegriff in der neuesten Ästhetik), war seit 1879 a. o. Prof. in Jena, wurde 1883 o. Prof. in Basel, 1889 in Würzburg und folgte 1894 einem Ruf an die Univ. Leipzig. 1910 wurde er in die Kgl. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften aufgenommen. V. war beeinflußt von —»Kant, -> Hegel und —> Nietzsche, später auch von —> Schopenhauer und Eduard von —» Hartmann. Zu seinen Schülern gehörte Jonas ->Cohn. V. war Vertreter eines „kritischen IdealRealismus" und einer kritischen Metaphysik. Er beschäftigte sich vor allem mit Erkenntistheorie und Ästhetik. Erkenntnistheorie habe durch die Voraussetzungslosigkeit im logischen Sinne ihre wissenschaftliche Haltung zu erweisen. In seinem philosophischen Hauptwerk System der Ästhetik (3 Bde., 1905-14, 21925-27) unternahm V. den Versuch einer breiten Systematisierung der Kunstphilosophie. Ausgehend vom menschlichen Bewußtsein, gründete er das ästhetische Empfinden auf die Erfahrung seelischer Tatsachen. Ästhetische Einfühlung komme nicht begrifflich, sondern nur als „schauendes Erfühlen" zustande; die Objektwelt sei bloße Grundlage und Voraussetzung ästhetischen Empfindens. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Das Unbewußte und der Pessimismus. Studien zur modernen Geislesbewegung (1873), Die Traum-Phantasie (1875), Immanuel Kant's Erkenntnistheorie nach ihren Grundprincipien analysiert (1879), Über die Möglichkeit der Metaphysik (1884), Erfahrung und Denken. Kritische Grundlegung der Erkenntnistheorie (1886,21924), Ästhetik des Tragischen (1897,41923),

Vorländer Arthur Schopenhauer. Seine Persönlichkeit, seine Lehre, sein Glaube (1900, 51923), Gewißheit und Wahrheit. Untersuchung der Geltungsfrage als Grundlegung der Erkenntnistheorie (1918, 21930), Das ästhetische Bewußtsein. Prinzipienfragen für die Ästhetik (1920), Die Gefühlsgewißheit. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung (1922) und Kant als Philosoph des Unbedingten (1924). WEITERE WERKE: Kant's kategorischer Imperativ und die Gegenwart. Wien 1875. - Franz Grillparzer als Dichter des Tragischen. Nördlingen 1888, 21909. - Vorträge zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart. München 1892. - Ästhetische Zeitfragen. München 1895. - Die Kunst des Individualisierens in den Dichtungen Jean Pauls. Halle 1902. - Die Quellen der menschlichen Gewißheit. München 1906. - Zwischen Dichtung und Philosophie. Gesammelte Aufsätze. München 1908. - Kunst und Volkserziehung. Betrachtungen über Kulturfragen der Gegenwart. München '-21911. - Was ist Religion? Leipzig 1913. - J. V. (Selbstdarstellung). In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 1. Leipzig 1921, S. 201-228. - Phänomenologie und Metaphysik der Zeit. München 1925. - Das Problem der Individualität. München 1928. - Versuch über Fühlen und Wollen. München 1930. LITERATUR: Paul Barth (Hrsg.): Festschrift J. V. zum 70. Geburtstag. München 1918 (mit Bibliographie). Friedrich Lipsius: J. V. In: Kant-Studien 23 (1918/19) S. 333-341. - Willy Schuster (Hrsg.): Zwischen Philosophie und Kunst. J. V. zum 100. Lehrsemester. Leipzig 1926. Felix Krüger: Nekrolog auf J. V. Leipzig 1930. - Emil Utitz: J. V. In: Kant-Studien 36 (1931) S. 158-160. - Fritz Beinroth: Untersuchungen zur Einfühlungsästhetik bei Eduard von Hartmann, Theodor Lipps und J. V. Halle 1970. - Thomas Neumann: Gewißheit und Skepsis. Untersuchungen zur Philosophie J. V.s. Amsterdam 1978. Volkmann-Schluck, Karl-Heinz, * 15.11.1914 Essen, t 25.10.1981 Köln. V.-S. studierte Philosophie in Marburg bei Gadamer, folgte diesem 1939 nach Leipzig und wurde 1942 mit der Arbeit Plotin als Interpret der Ontotogie Platos (1941, 21957) promoviert. Noch während des Kriegs habilitierte er sich dort mit der Untersuchung Nicolaus Cusanus. Die Philosophie im Übergang vom Mittelaller zur Neuzeit (1957). Nach der Kriegsgefangenschaft und kurzen Lehraufenthalten in Leipzig und Rostock folgte er einem Ruf als o. Prof. an die Univ. Köln, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Sich von Gadamer allmählich lösend, näherte sich V.-S. immer mehr der philosophischen Gedankenwelt —> Heideggers und über diesen den metaphysischen Elementen von Platon und Aristoteles. -> Nietzsche gab den Anstoß zu einer Reihe von Schriften zur politischen Philosophie und zur Kulturkritik. V.-S. veröffentlichte u.a. Metaphysik und Geschichte (1963), Einführung in das philosophische Denken (1965), Politische Philosophie. Thukydides, Kant, Tocqueville (1974) und Die Metaphysik des Aristoteles (1979). WEITERE WERKE: Die Kunst und der Mensch. Frankfurt/ Main 1964. - Leben und Denken. Interpretationen zur Philosophie Nietzsches. Frankfurt/Main 1968. - Mythos und Logos. Interpretationen zu Schellings Philosophie der Mythologie. Berlin 1969. LITERATUR: Sein und Geschichtlichkeit. K.-H. V.-S. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Ingeborg Schüßler. Frankfurt/Main 1974. - Akademische Gedenkfeier des Philosophischen Seminars der Universität zu Köln für den ordentlichen Professor Dr. K.-H. V.-S. (1914-1981) am 20. April 1982. Köln 1982.

Volkmann von Volkmar, Wilhelm Fridolin Ritter, * 1822 Prag, t 13. 1. 1877 Prag. V. v. V. studierte Rechtswissenschaften, dann Philosophie in Prag, wurde 1845 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1846 in Prag für Ästhetik, später für Psychologie. Seit 1856 lehrte er hier als a. o., seit 1861 als o. Prof. der theoretischen und praktischen Philosophie und ihrer Geschichte. 1856 wurde V. v. V. außerordentliches Mitglied der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und war seit 1874 korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Er veröffentlichte u. a. einen Grundriß der Psychologie nach genetischer Methode und vom Standpunkte des philosophischen Realismus (1856; 2. Aufl. unter dem Titel Lehrbuch der Psychologie vom Standpunkte des Realismus und nach genetischer Methode, 2 Bde., 1875, 41894). WEITERE WERKE: Die Lehre von den Elementen der Psychologie als Wissenschaft. Prag 1850. - Die Grundzüge der Aristotelischen Psychologie aus den Quellen dargestellt und kritisch beleuchtet. Prag 1858. LITERATUR: Werner Ludy: Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeitraum von 1860 bis 1918. Diss. ErlangenNürnberg 1970, S. 62-65. - Hermann Ulrici: Rezension von V.s „Lehrbuch der Psychologie". In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 67 (1875) S. 289-310. - Max Heinze: V. In: ADB 40, 1896, S. 244-245. Vorländer, Franz, * 15.9.1806 Röttgen (heute zu Bonn), t 31.3. 1867 Marburg. V. studierte Philosophie, Philologie und Geschichte in Bonn, beschäftigte sich besonders mit -»Jacobi, Spinoza und Platon und setzte seit 1832 sein Studium bei —» Schleiermacher in Berlin fort, wo er 1834 promoviert wurde (Elementa doctrinae de casibus comparatione graecae, latinae et sanscritae linguae illustrata). 1837 habilitierte er sich dort für Philosophie und ging 1842 als a. o. Prof. nach Marburg. V. veröffentlichte u. a. Grundlinien einer organischen Wissenschaft der menschlichen Seele (1841), Wissenschaft der Erkenntnis (1847), Schleiermachers Sittenlehre ausführlich dargestellt und beurtheilt mit einer einleitenden Exposition des historischen Entwicklungsganges der Sittenlehre überhaupt (1851) und Geschichte der philosophischen Moral, Rechtsund Staats-Lehre der Engländer und Franzosen mit Einschluß Machiavelli's und einer kurzen Übersicht der moralischen und socialen Lehren der neueren Zeit überhaupt (1855). Er war der Vater von Karl -»V. WEITERE WERKE: Die gegenwärtige politische Bewegung oder was das deutsche Volk will, soll, kann und muß. Ein Wort zur Verständigung. Marburg 1848. LITERATUR: Max Heinze: V. In: ADB 40, 1896, S. 305-307. Vorländer, Karl, * 2.1.1860 Marburg, t 6.12.1928 Münster. Nach dem mit der Promotion (Der Formalismus der Kantischen Ethik in seiner Notwendigkeit und Fruchtbarkeit) abgeschlossenen Studium der Philosophie in Marburg (bei Hermann —» Cohen und Paul —»Natorp) war V., Sohn von Franz —»V., seit 1883 Gymnasiallehrer in Neuwied und Mönchengladbach, seit 1887 Oberlehrer in Solingen und seit 1919 Oberschulrat und Honorarprofessor der Philosophie in Münster. V. war Neukantianer der Marburger Schule. Er machte sich um die —» Kant-Forschung verdient, verteidigte die Ethik Kants gegen den Vorwurf des Formalismus und versuchte, sie zur Basis des von ihm vertretenen Sozialismus zu machen. Bekannt wurde V. vor allem durch seine Geschichte der Philosophie (2 Bde., 1903; 3 Bde., hrsg. von H. Schnädelbach, 91990). Zu seinen Werken gehören außerdem Immanuel Kants Leben (1911, 41985), Kant und

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Vossler Marx,. Ein Beitrag zur Philosophie des Sozialismus (1911, 2 1925), Kant und der Gedanke des Völkerbundes (1919), Immanuel Kant. Der Mann und das Werk (2 Bde., 1924; 2., erw. Aufl. in l Bd., hrsg. von Rudolf -»Malter, 1977; 3 1992), Von Macchiavelli bis Lenin. Neuzeitliche Staats- und Gesellschafistheorien (1926) und Karl Marx. Sein Leben und sein Werk (postum 1929). WEITERE WERKE: Kant und der Sozialismus unter besonderer Berücksichtigung der neuesten theoretischen Bewegung innerhalb des Marxismus. Berlin 1900. - Die neukantische Bewegung im Sozialismus. Leipzig 1902. - Marx und Kant. Wien 1904. - Kant, Schiller, Goethe. Gesammelte Aufsätze. Leipzig 1907, 21923. Nachdruck Aalen 1984. - Die ältesten Kant-Biographien. Eine kritische Studie. Berlin 1918. Nachdruck Vaduz 1978. - Kant als Deutscher. Darmstadt 1919. Marx, Engels und Lassalle als Philosophen. Stuttgart 1920, '1926. - Kant, Fichte, Hegel und der Sozialismus. Berlin 1920. - Kant und sein Einfluß auf das deutsche Denken. Bielefeld 1921, 31925. - Die Philosophie unserer Klassiker Lessing, Herder, Schiller, Goethe. Berlin 1923. - Geschichte der sozialistischen Ideen. Breslau 1924. LITERATUR: Walter Kinkel: K. V. zum Gedächtnis. In: KantStudien 34 (1929) S. 1-5. - P. Müller: Erkennen und Organisieren. Oder: Der Weg ist alles, das Ziel nichts. K. V.s Kritischer Sozial(ideal)ismus. In: Helmut Holzhey (Hrsg.): Ethischer Sozialismus. Zur politischen Philosophie des Neukantianismus. Frankfurt/Main 1994, S. 222-237. Vossler, Karl, * 6.9.1872 Hohenheim (heute zu Stuttgart), t 18.5. 1949 München. Nach dem Studium der romanischen und germanischen Philologie in Heidelberg, Straßburg (dort vor allem bei Gustav Gröber), Genf und Rom wurde V., Sohn eines Agrarwissenschaftlers, 1897 in Heidelberg promoviert (Das deutsche Madrigal. Geschichte seiner Entwicklung bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, 1898, Nachdruck 1972) und habilitierte sich 1900 über Poetische Theorie in der italienischen Frührenaissance bei Fritz Neumann an der Univ. Heidelberg. Dort 1902 zum a. o. Prof. ernannt, wurde V. 1909 o. Prof. in Würzburg und folgte 1911 einem Ruf nach München. Im Rückgriff auf Gedanken Johann Gottfried —»Herders und Wilhelm von -» Humboldts wandte sich V. 1904 in dem Aufsatz Positivismus und Idealismus in der Sprachwissenschaft gegen den Empirismus der Junggrammatiker, der sich an den Stoff verliere und den geistigen Inhalt der lebenden Sprache vernachlässige. Er baute diese Position in weiteren theoretischen und sprachgeschichtlichen Werken aus: Sprache als Schöpfung und Entwicklung (1905), Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung. Geschichte der französischen Schriftsprache von den Anfängen bis zur klassischen Neuzeit (1913, 31921, 4. Aufl. unter dem Titel Frankreichs Kultur und Sprache, 1929; französische Übersetzung 1953) und Geist und Kultur in der Sprache (1925). Seit der ersten Begegnung mit Benedetto Croce, dessen Schriften er durch Übersetzungen in Deutschland bekannt machte, vollzog sich V.s Arbeit in ständiger Auseinandersetzung mit den geschichtsphilosophischen und ästhetischen Anschauungen des italienischen Gelehrten. Von der lebenslangen Freundschaft beider Männer zeugt ein umfangreicher Briefwechsel (Carteggio Croce - Vossler 1899-1949, 1951; Neuausg. A cura di Emanuele Cutinelli Rendina, 1991; dt. Ausg.: Briefwechsel. Übertr. und Einl. von Otto Vossler, 1955). V.s literaturgeschichtliche Schriften, die einen esoterischakademischen Stil vermeiden, gelten Frankreich und Spanien (La Fontaine und sein Fabelwerk, 1919; Lope de Vega und sein Zeitalter, 1932; Einführung in die spanische Dichtung des Goldenen Zeitalters, 1934; Spanien und Europa,

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1952, zuerst span. 1951). 1941 brachte V. eine zweisprachige Ausgabe des Primero suefio der Ordensschwester Juana Ines de la Cruz, der „Zehnten Muse von Mexiko", unter dem Titel Die Welt ein Traum heraus; postum erschien seine Übertragung von Drei Dramen aus dem Spanischen des Tirso de Molina (1953). Der Schwerpunkt von V.s Arbeit lag jedoch auf der Italianistik: Benvenuto Cellini's Stil in seiner Vita (1899), Italienische Literaturgeschichte (1900, 41927, Nachdruck 1948), Salvatore Di Giacomo. Ein neapolitanischer Volksdichter in Wort, Bild und Musik (1908), Italienische Literatur der Gegenwart. Von der Romantik zum Futurismus (1914), Die göttliche Komödie (2 Bde., 1907-10; 2., umgearb. Aufl. 1925), Leopardi (1923, 21930). V.s Einfluß reichte weit über die Fachwissenschaft hinaus auf das Geistesleben seiner Zeit. Als Rektor der Univ. lud V. 1926 Hugo von Hofmannsthal zu dessen berühmter Rede Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation nach München ein, die von Anschauungen V.s geprägt war. Für öffentliche Vorträge wählte V. gern das Verhältnis von Politik und Geistesleben (1927) zum Thema (u.a. Das heutige Italien, 1923; Gedenkrede für die Opfer an der Universität München, 1947). Hochschulpolitisch wandte sich V. entschieden gegen Vorstellungen von allgemeiner Geistesund Charakterbildung vom Katheder aus (Universität als Bildungsstätte, 1923). Der konservative V., zu dessen Schülern u. a. Victor Klemperer zählte, gehörte - mit Lujo Brentano zu den wenigen Professoren der Weimarer Republik, die sich öffentlich gegen den Antisemitismus an den Hochschulen äußerten. 1932 unterstützte er auf der Zusammenkunft des Verbandes der Deutschen Hochschulen eine von Theodor —»Litt und Karl —»Jaspers eingebrachte Resolution, die auf eine Relegation der nationalsozialistischen Rowdies unter den Studenten zielte. In politisch bedingter Zurückgezogenheit - 1937 war V., der zu den angesehensten Mitgliedern der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gehörte, seiner Rechte an der Universität enthoben worden - entstand, mit beziehungsreichem Titel, das Buch Poesie der Einsamkeit in Spanien (1940, 2 1950) und die Übersetzung von Dantes Divina Commedia (Zürich 1942), eine der gelungensten deutschen Versionen des Werks, die in zahlreichen Neuausgaben bis heute verbreitet ist. WEITERE WERKE: Die philosophischen Grundlagen zum „süßen neuen Stil" des Guido Guinicelli, Guido Cavalcanti und Dante Alighieri. Heidelberg 1904. - Der Trobador Marcabru und die Anfänge des gekünstelten Stiles. München 1913. - Peire Cardinal. Ein Satiriker aus dem Zeitalter der Albigenserkriege. München 1916. Nachdruck Geneve 1976. - Der Minnesang des Bernhard von Ventadorn. München 1918. - Gesammelte Aufsätze zur Sprachphilosophie. München 1923. - Louis de Leon. München 1943. - Aus der romanischen Welt. 4 Bde., Leipzig 1940-42; einbändige Ausg. Karlsruhe 1948. - Südliche Romania. München 1950. - Einführung ins Vulgärlatein. Hrsg. und bearb. v. Helmut Schmeck. München 1953, 21954. - Die romanische Welt. Mit einem Vorwort von Hugo Friedrich. München 1965. LITERATUR: Theodor Ostermann: Bibliographie der Schriften K. V.s 1897-1951. München 1951. - Idealistische Neuphilologie. Festschrift für K. V. zum 6. September 1922. Hrsg. v. Victor Klemperer. Heidelberg 1922. - Festgabe zum 60. Geburtstag K. V.s. München 1932. - Giacomo Devoto: V. und Croce. Ein Kapitel aus der Geschichte der Sprachwissenschaft. München 1968. - Fritz K. Ringer: Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine. Stuttgart 1983. Heidi Aschenberg: Idealistische Philologie und Textanalyse. Tübingen 1984. - Frank-Rutger Hausmann: „...ein Haltmachen vor den jüngsten Entwicklungen ist Selbstverstümmelung." Die deutsche Romanistik vor und nach dem Er-

Wagner sten Weltkrieg. In: Konkurrenten in der Fakultät. Hrsg. v. Christoph König/Eberhard Lämmert. Frankfurt/Main 1999, S. 273-285. Hans-Albrecht Koch Wagner, Gabriel, Pseud. Realis de Vienna, * um 1660 Quedlinburg, t um 1718/20. W. studierte seit 1686 an der Univ. Leipzig. 1691 veröffentlichte er Untersuchungen und Bedenken gegen Chr. Thomasius' Einführung in die Hofphilosophie, in denen er sich scharf gegen die mittelalterliche Scholastik wandte, für eine umfassende Belebung der Naturwissenschaften eintrat und der Theologie jede Wissenschaftlichkeit absprach. 1693 ging W. nach Halle, wo er sich vergeblich um einen Verleger für eine Wissenschaftsgeschichte bemühte, und war dann Hauslehrer in Berlin, Wien und Hamburg. Seine dort herausgegebene Wochenschrift „Vernunftübungen" wurde wegen der Schärfe ihrer Angriffe gegen die scholastisch-spekulativen Tendenzen in der deutschen Wissenschaft vom Senat verboten. Die folgenden Anstellungen W.s in adligen Häusern waren in der Regel nur von kurzer Dauer. In seiner Prüfung des Versuchs vom Wesen des Geistes des Chr. Thomasius (1707) unternahm er erneut den Versuch, die Ansichten des Christian -» Thomasius zurückzuweisen. Von W.s weiterem Schicksal ist lediglich bekannt, daß er sich um 1717 in dürftigen Verhältnissen in Göttingen aufhielt. WEITERE WERKE: Responsum philosophicum ad Christiani Thomasii quaestionem de definitione substantiae. o. O. 1693. - Meditatio de gravitatis et cohaesionis causa. In: Ephemerides Academicae naturae curiosorum, Cent. I.II. Frankfurt/Main 1712. - Ausgewählte Schriften und Dokumente. Mit einer Einleitung hrsg. v. Siegfried Wollgast. Stuttgart 1997 (mit Bibliographie). LITERATUR: Gottschalk Eduard Guhrauer: G. W. in seinem Verhältniß zu Christian Thomasius und zu der deutschen Wissenschaft seiner Zeit. In: Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur. Braunschweig 1854, S. 43-66. Gottfried Stiehler: G. W. - ein materialistischer Philosoph und deutscher Patriot. Phil. Diss. Greifswald 1956. - Materialisten der Leibniz-Zeit. Hrsg. v. Gottfried Stiehler. Berlin 1966. Wagner, Hans, * 10. 1.1917 Plattling (Niederbayern), t l. 2.2000 Bonn. W. studierte in Regensburg, Tübingen (bei Max —»Wundt), Wien und Würzburg, wo er 1946 promoviert wurde (Apriorität und Idealität. Vom ontologischen Moment in der apriorischen Erkenntnis). Zunächst Lehrbeauftragter im Fach Italienisch, habilitierte er sich 1949 an der Univ. Würzburg (Existenz, Analogie und Dialektik. Religio pura seu transcendentalis, 1953), wurde dort 1953 apl. Prof., 1955 a. o. Prof. und lehrte 1961-82 als o. Prof. in Bonn. Seit 1956 leitete er das Hönigswald-Archiv in Würzburg (seit 1961 in Bonn) und war Mitherausgeber von —» Hönigswalds Schriften aus dem Nachlaß. Neben seinem systematischen Hauptwerk Philosophie und Reflexion (1959,31980) veröffentlichte er u.a. eine Übersetzung mit Kommentar der Physikvorlesung des Aristoteles (1967, 979), Kritische Philosophie (1980), Ästhetik der Tragödie von Aristoteles bis Schiller (1987) und Die Würde des Menschen. Wesen und Normfunktion (1992). LITERATUR: Ursula Wiedner/Hariolf Oberer: Verzeichnis der Schriften H. W.s. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 58 (1976), Sonderheft 4, S. 435-443. - Die Aktualität der Transzendentalphilosophie. H. W. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Gerhart Schmidt und Gerd Wolandt. Bonn 1977. Lehrstücke der praktischen Philosophie und der Ästhetik. H. W. zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Karl Bärthlein und Gerd Wolandt. Basel/Stuttgart 1977. - Kant. Analysen, Probleme, Kritik. Gewidmet H. W. Hrsg. v. Hariolf Oberer. Würzburg 1988. - Kurt Walter Zeidler: Kritische Dialektik

und Transzendentalontologie. Der Ausgang des Neukantianismus und die post-neukantianische Systematik R. Hönigswalds, W. Cramers, B. Bauchs, H. W.s, R. Reiningers und E. Heintels. Bonn 1995, S. 209-243 und 337. Wagner, Johann Jakob, * 21.1. 1775 Ulm, t 22. I. 1841 Neu-Ulm. W. studierte seit 1795 Rechtswissenschaften in Jena und Göttingen, wo er sich auch der Philosophie widmete, und wurde 1797 zum Dr. phil. promoviert (Lexici Platonici specimen, erweitert als Wörterbuch der Platonischen Philosophie, 1799). Seit 1798 war er Redakteur in Nürnberg; später lebte er als Privatgelehrter in Salzburg und München. 1803 folgte er einem Ruf als Prof. der Philosophie nach Würzburg, ging 1809 nach Heidelberg und kehrte 1815 nach Würzburg zurück. W. war zeitweise Anhänger der —> Schellingschen Identitätsphilosophie, deren Formalismus er zunächst auf eigene naturphilosophische Werke (Theorie der Wärme und des Lichts, 1802; Von der Natur der Dinge, 1803, Nachdruck 1968) übertrug, später erweiterte (Organen der menschlichen Erkenntnis, 1830, Nachdruck 1968). Das „Weltgesetz" ist nach W. mathematisch faßbar (Mathematische Philosophie, 1811, 2 1851). Seine spekulativen Erwägungen übertrug er in kulturphilosophischen, staatstheoretischen und pädagogischen Arbeiten auch auf gesellschaftliche Entwicklungen (u.a. Philosophische Erziehungskunst, 1803; Staatswissenschaf t und Politik im Grundrisse, 1805; Der Staat, 1811, 3 1848; Religion, Wissenschaft, Kunst und Staat in ihren gegenseitigen Verhältnissen betrachtet, 1819). WEITERE WERKE: Über das Lebensprincip und P. J. A. Lorenz's Versuch über das Leben. Aus dem Französischen. Leipzig 1803. - Über die Trennung der legislativen und exekutiven Staatsgewalt. München 1804. - Über das Wesen der Philosophie. Bamberg 1804. - System der Idealphilosophie. Leipzig 1804. - Von der Philosophie und Medizin. Bamberg 1805. - Neue Kritik der Vernunft. 3 Bde., Heidelberg 1807. 2. Aufl. unter dem Titel: Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft. 3 Bde., Heidelberg 1828-31. - Ideen zu einer allgemeinen Mythologie der alten Welt. Frankfurt/Main 1808. - Homer und Hesiod. Ein Versuch über das griechische Altertum.. Ulm 1808. - Theodicee. Bamberg 1809. - System des Unterrichts. Aarau 1821. - System der Privatökonomie. Ulm 1836, 31856. - Kleine Schriften Hrsg. v. Philipp Ludwig Adam. 3 Tie., Ulm 1839-37. - Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. Philipp Ludwig Adam. 7 Tie., Ulm 1852-57. - Erläuterungen zum Organon der menschlichen Erkenntnis. Nebst Einleitung in die Philosophie und Abriß der Geschichte der Philosophie. Hrsg. v. Philipp Ludwig Adam. Ulm 1854. - Lebensnachrichten und Briefe. Hrsg. v. Philipp Ludwig Adam und August Kothe. Ulm 1849, 2 1851. - Dictate über Ideal- und Naturphilosophie. Hrsg. und historisch-kritisch kommentiert von Stefano Palombari. Bern u.a. 1998. LITERATUR: Leonhard Rabus: J. J. W.'s Leben, Lehre und Bedeutung. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes. Nürnberg 1862. - Max Heinze: W. In: ADB 40, 1896, S. 510-515. - Hermann Probst: J. J. W.s Philosophie der Erziehungskunst. Eine Pädagogik der Schellingschen Schule. In: Pädagogisches Magazin, 1913, Heft 520. - Georg Oeltze: J. J. W.s Staatsphilosophie. Ein Beitrag zur Geschichte der romantischen Philosophie. Aschersleben 1927. - Wolfgang G. Stock: Die Philosophie J. J. W.s In: Zeitschrift für philosophische Forschung 36 (1982) S. 262-282 (mit Bibliographie). Wagner, Rudolph, * 30.7.1805 Bayreuth, t 13.5.1864 Göttingen. W., Sohn eines Gymnasialprofessors, studierte seit 1822 Medizin in Erlangen und Würzburg, wo er 1826 mit der Arbeit Die weltgeschichtliche Entwicklung der epidemischen und

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Wähle contagiösen Krankheiten und die Gesetze ihrer Verbreitung, angefertigt unter dem Einfluß Johann Lukas Schönleins, promoviert wurde. Durch Ignaz Döllinger und Georges Cuvier, bei dem er einige Monate in Paris arbeitete, wurde er zur vergleichenden Anatomie und Embryologie geführt. 1829 habilitierte er sich in Erlangen, wo er 1832 zum a. o., 1833 zum o. Prof. ernannt wurde. 1840 folgte er Johann Friedrich Blumenbach auf dem Lehrstuhl für Physiologie, Zoologie und vergleichende Anatomie in Göttingen nach. W. war einer der Hauptvertreter der morphologischen Richtung innerhalb der Physiologie, beklagte die zunehmende Dominanz des physiologischen Experiments und hob die Bedeutung mikroskopischer Untersuchungen für das Verständnis der körperlichen Funktionen hervor. Auf diesem Gebiet führte er in seiner Erlanger Zeit wichtige Arbeiten durch, insbesondere zur Physiologie des Blutes und der Fortpflanzung. Dabei gelang ihm die Entdeckung des Keimflecks im weiblichen Ei, und er beschrieb die Spermatozoen als wesentliche Bestandteile des Samens. Ein wichtiger Beitrag für die disziplinäre Emanzipation der Physiologie von der Anatomie war das von W. herausgegebene Handwörterbuch der Physiologie mit Rücksicht auf physiologische Pathologie (5 Bde., 1842-53), zu dem einige der bedeutendsten Physiologen der Zeit zum Teil wegweisende Artikel beisteuerten, so daß ein Kompendium des physiologischen Wissens entstand. Seit den fünfziger Jahren befaßte sich W. zunehmend mit der Neurophysiologie, vor allem mit Struktur und Funktion des Gehirns. Dabei konzentrierte er sich auf anthropologische Fragestellungen und auf den Zusammenhang von Hirnstruktur und geistiger Entwicklung. Mit der - ergebnislosen - Untersuchung der Gehirne berühmter Göttinger Mathematiker wie Carl Friedrich —»Gauß und Gustav Peter —»Dirichlet gehörte er zu den Begründern der sog. Elitegehirnforschung. Das Interesse an solchen Untersuchungen war eng verknüpft mit W.s weltanschaulicher Haltung. Bereits vor seiner Berufung nach Göttingen war er Herausgeber der Zeitschrift „Protestantismus und Kirche". In zahlreichen Zeitungsartikeln, insbesondere in seinen in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Physiologischen Briefen (1851/52) machte er deutlich, daß der auch in den Naturwissenschaften um sich greifende Materialismus eine Gefahr für die christliche Weltanschauung bedeute. Zum Eklat kam es 1854 auf der Göttinger Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, als W. Carl —> Vogt und Carl Ludwig scharf angriff und behauptete, die Leugnung der unsterblichen Seele bringe die Naturwissenschaften in den Verdacht, die sittlichen Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung zu zerstören. W.s ideologisches Engagement ging so weit, daß er mit der Gründung des Unterhaltungsblatts „Germania" (1863) ein konservatives Pendant zu der liberalen, weit verbreiteten „Gartenlaube" schuf. Der Mißerfolg dieses Magazins war symptomatisch für W.s aussichtslosen Kampf. Insbesondere nach dem Erscheinen von Darwins Origin of Species (1859) gab es keinen gemeinsamen Nenner mehr für traditionelle christliche Weltanschauung und naturwissenschaftliches Weltbild, wie W. es noch vorgeschwebt hatte. WEITERE WERKE: Menschenschöpfung und Seelensubstanz. Göttingen 1854. - Der Kampf um die Seele vom Standpunkt der Wissenschaft. Göttingen 1857. LITERATUR: Adolph Wagner: R. W. In: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Jg. 1864, S. 375-399. - Heinz Degen: Vor hundert Jahren: Die Naturforscherversammlung zu Göttingen und der Materialismusstreit. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 7 (1954) S. 271-277. - Dieter Hoffmann: Die Persönlichkeit des Göttinger Physiologen R. W. im Spiegel bisher unveröffentlichter Dokumente aus seinem Nachlaß. Med. Diss. Göttingen 1965. Michael Hagner

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Wähle, Richard, * 14.2.1857 Wien, t 21.10.1935 Wien. W. studierte Medizin, Rechtswissenschaften und Philosophie an der Univ. Wien und wurde 1882 zum Dr. phil. promoviert (Ueber die Entstehung der Vorstellung eines Gegenstandes nach Kants Kritik der reinen Vernunft). Er habilitierte sich 1885, ging 1894 als a. o. Prof. nach Czernowitz und wurde 1896 o. Prof. für Philosophie und Pädagogik. Nach der Pensionierung 1917 lebte er als Dozent und Privatgelehrter in Wien. W. war ein Anhänger des Positivismus. Er veröffentlichte u. a. Gehirn und Bewußtsein. Physiologischpsychologische Studie (1885), Das Ganze der Philosophie und ihr Ende. Ihre Vermächtnisse an die Theologie, Physiologie, Ästhetik und Staatspädagogik (1894, 21896), Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der Philosophie bis zu ihrer letzten Phase (1895), Kurze Erklärung der Ethik von Spinoza und Darstellung der definitiven Philosophie (1899), Über den Mechanismus des geistigen Lebens (1906) und Entstehung der Charaktere (1928). WEITERE WERKE: Über die geometrische Methode des Spinoza. Wien 1888. - Die Glückseligkeitslehre der „Ethik" des Spinoza. Wien 1889. - Über das Verhältnis zwischen Substanz und Attributen in Spinoza's Ethik. Wien 1889. Die Tragikomödie der Weisheit. Die Erlebnisse und die Geschichte des Philosophierens. Ein Lesebuch. Wien 1915, 2 1925. - 205 anregende Fälle von Gerade- und KrummDenken. Eine praktische Logik für jung und alt, Mann und Frau. Wien 1923. — Grundlagen einer neuen Psychiatrie. Wien 1931. - Fröhliches Register der paar philosophischen Wahrheiten. Wien 1934. LITERATUR: Sophus Hochfeld: Die Philosophie R. W.s und Johannes Rehmkes Grundwissenschaft. Potsdam 1926. Friedrich Flinker: Die Zerstörung des Ich. Eine kritische Darlegung der Lehre R. W.s. Wien 1927. Waismann, Friedrich, * 21.3.1896 Wien, t 4.11.1959 Oxford (Großbritannien). W. studierte Mathematik (bei Hans -»Hahn) und Physik an der Univ. Wien, seit 1922 auch Philosophie (vor allem bei Moritz -> Schlick) und wurde 1936 mit den bereits publizierten Artikeln Lagische Analyse des 'Wahrscheinlichkeitsbegriffes (1930/31) und Über den Begriff der Identität (1936) zum Dr. phil. promoviert. Nach dem Ersten Weltkrieg Dozent für Philosophie und Mathematik an Wiener Volkshochschulen, wurde er 1924 wissenschaftliche Hilfskraft und Bibliothekar am Philosophischen Institut bei seinem Mentor Schlick. W. war regelmäßiger Teilnehmer und Mitorganisator des „Wiener Kreises", nach dessen Auflösung 1936 Mittelpunkt eines Diskussionszirkels ehemaliger Studenten Schlicks. Zusammen mit diesem war er 1926-33 Gesprächspartner und Protokollant der Gespräche mit Ludwig —> Wittgenstein (Ludwig Wittgenstein und der Wiener Kreis, aus dem Nachlaß hrsg. von Brian McGuinness, 1967). Kurz vor der Ermordung Schlicks als Bibliothekar entlassen, emigrierte W. 1937 nach Cambridge (Großbritannien), wo er 1937-39 als Lecturer tätig war. 1939 wurde er Mitglied der Oxforder Fakultät und dort Reader der Philosophie der Mathematik, später der Wissenschaftstheorie. Seit 1955 war er Fellow der British Academy. Beeinflußt besonders von Wittgenstein, vertrat W. eine konventionalistische Auffassung der Mathematik (Einführung in das mathematische Denken. Die Begriffsbildung der modernen Mathematik, 1936,3I970) und der Weltsicht, die durch die Wahl der sprachlichen Ausdrucksmittel bestimmt wird (Logik, Sprache, Philosophie, postum 1976). WEITERE WERKE: Philosophical Papers. Ed. by Brian McGuinness. Dordrecht u. a. 1977. - Lectures on the philosophy of mathematics. Ed. and with an introduction by Wolfgang Grassl. Amsterdam 1982. LITERATUR: Joachim Schulte: Der W.-Nachlaß. Überblick, Katalog, Bibliographie. In: Zeitschrift für philosophische

Walther Forschung 33 (1979) S. 108-140. - Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 797-801. Waitz, Theodor, * 17.3. 1821 Gotha, t 21.5. 1864 Marburg. Der Sohn eines Stiftspredigers studierte seit 1838 Philosophie und Mathematik in Jena und Leipzig, wurde 1840 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1844 in Marburg für Philosophie. 1848 wurde er a. o., 1862 o. Prof. der Philosophie. Er hielt Vorlesungen über Psychologie, Ethik, Logik und Geschichte der Philosophie und befaßte sich mit Pädagogik. W. versuchte - im Anschluß an Johann Friedrich —> Herbart -, die Psychologie als eine unabhängige, naturwissenschaftliche Grundwissenschaft aufzubauen (Grundlegung der Psychologie. Nebst einer Anwendung auf das Seelenleben der Thiere, besonders die Instincterscheinungen, 1846, 21878; Lehrbuch der Psychologie als Naturwissenschaft, 1849). Groß war sein Einfluß auf die Pädagogik (Allgemeine Pädagogik, 1852; 4. Aufl. mit W.' kleineren pädagogischen Schriften, hrsg. von Otto —> Willmann, 1898; neue Ausgabe von Otto Gebhardt, 1910). W. war auch Autor der Anthropologie der Naturvölker (Bd. 1-4, 1859-64, Bd. 5-6, bearb. von Georg Gerland, 1870/71). LITERATUR: Eduard Zeller: T. W. In: Vorträge und Abhandlungen. 2. Sammlung. Berlin 1877, S. 363-364. - loan Stroia: T. W.'s System der Erziehung. Hermannstadt 1894. Georg Gerland: W. In: ADB 40, 1896, S. 629-633. - Adolf Lemmer: Der Begriff des Gemütes bei W. und Hildebrand. Köln 1927. - Otto Gebhardt: T. W.s pädagogische Grundanschauungen in ihrem Verhältnis zu seiner Psychologie, Ethik, Anthropologie und Persönlichkeit Langensalza 1906. Walch, Johann Georg, * 17.6.1693 Meiningen, t 13.1.1775 Jena. W., Sohn eines Generalsuperintendenten, studierte seit 1710 alte Sprachen und Geschichte in Leipzig, wurde 1713 dort Magister für klassische Philologie und folgte 1718 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie und Altertumskunde an die Univ. Jena. 1719 wurde er o. Prof. der Beredsamkeit, 1721 der Dichtkunst. 1724 erhielt W. die a. o. Lehrstelle für Theologie, wurde 1726 zum Dr. theol. promoviert und war seit 1728 o. Prof. der Theologie. W. war bedeutend als Historiograph der Kirchen- und Dogmengeschichte und Herausgeber der Hallischen —> Lutherausgabe (24 Bde., 1740-53; 2I880-1910 in 23 Bänden). Sein Philosophisches Lexikon, darin die in allen Theilen der Philosophie vorkommenden Materien und Kunstwörter erklärt werden (1726; 4. Aufl., hrsg. von J. Chr. Hennings, 1775; Neuausg. 1968, 1992) war das erste in deutscher Sprache; es zeugt vom philosophischen Einfluß seines Leipziger Lehrers Andreas —»Rüdiger, ferner Christian —»Wolffs und seines Schwiegervaters Johann Franz —> Buddeus. W. schrieb eine Historische und Theologische Einleitung in die ReügionsStreitigkeiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche (5 Bde., 1733-39, Neudruck 1972-85) und eine Historische und Theologische Einleitung in die Religions-Streitigkeiten außer der Evangelisch-Lutherischen Kirche (5 Bde., 1733-36, Neudruck 1972-85). Außerdem veröffentlichte er eine Bibliotheca theologica selecta (4 Bde., 1757-65) und eine Bihliotheca patristica (1770; neu bearb. von Danz, 1834). WEITERE WERKE: Tractat vom philosophischen Naturel. Jena 1722. - Obsevationes in Novi Testament! libros, quarum prima pars ea continet loca, quae ex historia philosophica illustravit. Jena 1727. - Einleitung in die Philosophie. Leipzig 1772. Lat. 1730. 31738. - Einleitung in die theologischen Wissenschaften. Jena 1737, 21753. - Philosophische Einleitung zum Gebrauch des philosophischen Le-

xicons. Leipzig 1738. - Einleitung in die christliche Moral. Jena 1747, 21757. LITERATUR: Paul Tschackert: W. In: ADB 40, 1896, S. 650-652. - Leben und Charakter des wohlseligen Herrn Kirchenrats D. J. G. W., von seinem Sohn Johann Ernst Immanuel Walch. Jena 1777 (anonym erschienen). VVallaschek, Richard, * 16.11.1860 Brunn, t 24.4.1917 Wien. W. studierte 1878-85 Rechtswissenschaften und Philosophie in Wien, Heidelberg und Tübingen, wurde in beiden Fächern promoviert, habilitierte sich 1886 in Freiburg/Breisgau für Philosophie mit der Schrift Ästhetik der Tonkunst und wurde Lehrbeauftragter und Leiter des Akademischen Instituts für Redeübungen. Er widmete sich zunehmend tonpsychologischen Studien und forschte 1890-95 im Britischen Museum in London. 1896 habilitierte sich W. in Wien für Musikwissenschaft, insbesondere Psychologie und Ästhetik der Tonkunst und wurde 1908 a. o. Professor. 1900-02 lehrte er daneben Ästhetik am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. In den letzten Jahren war er auch Musikreferent der „Zeit" und Vorsitzender der Gesellschaft für experimentelle Phonetik. W. war einer der Begründer der Vergleichenden Musikwissenschaft und -psychologic in Österreich. Er veröffentlichte u.a. Ideen zur praktischen Philosophie (1886), Studien zur Rechtsphilosophie (1889), Anfänge der Tonkunst (1903), Psychologie und Pathologie der Vorstellung. Beiträge zur Grundlegung der Aesthetik (1905) und Psychologie und Technik der Rede (1909, 21914). WEITERE WERKE: Die physiologischen Grundlagen des musikalischen Hörens. Wien 1911. - Psychologische Aesthetik. Mit einer Würdigung von Robert Lieh. Hrsg. v. Oskar Katann. Wien 1930. Walter, Julius, * 28. 12. 1841 Wolmar (Livland), t 14.7. 1922 Munster. W. studierte Geschichte, Philosophie und Theologie in Dorpat und Jena, wo er 1870 zum Dr. phil. promoviert wurde und sich 1873 für Philosophie habilitierte (Über eine falsche Auffassung des . Vorbemerkungen zur Einleitung in das 6. Buch der nikomachischen Ethik). 1875 wurde er a. o., 1876 o. Prof. der Philosophie in Königsberg, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte. W. schrieb u. a. Die Lehre von der praktischen Vernunft in der griechischen Philosophie (1875) und Die Geschichte der Ästhetik im Altertum, ihrer begrifflichen Entwicklung nach dargestellt (1893). Walther, Gerda, * 18.3.1897 Nordrach (Baden), t 6. 1. 1977 Weilheim (Bayern). Als Tochter eines Arztes und Sozialisten kam W. früh in Kontakt mit August Bebel, Gustav Eckstein und Karl —> Kautsky, die zu den engeren Familienfreunden gehörten. Sie studierte Volkswirtschaft, Pädagogik und Psychologie (bei Alexander —> Pfänder) in München und Philosophie bei Edmund -»Husserl in Heidelberg, wo sie Edith -»Stein und Martin -^Heidegger kennenlernte. 1921 wurde W. bei Pfänder in München mit der Arbeit Ein Beitrag zur Ontologie der sozialen Gemeinschaften mit einem Anhang zur Phänomenologie der sozialen Gemeinschaften promoviert (veröffentlicht 1922). Pläne zu einer Habilitation bei Karl -»Jaspers zerschlugen sich. W. arbeitete als Stenotypistin in der Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen, seit 1924 als Sekretärin bei Albert Freiherr von Schrenk-Notzing und war nach dessen Tod für die „Gesellschaft für wissenschaftliche Psychologie" tätig. Während des Zweiten Weltkriegs war sie bei der Briefzensur eingesetzt. 1944 konvertierte sie zum Katholizismus. Ihre phänomenologischen Forschungen auch auf das Gebiet der Parapsychologie ausdehnend, war W. um die Erarbeitung der wesentlichen Struktur .ursprünglicher'

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Weber Erfahrung bemüht (u. a. im Gemeinschaftserlebnis, im mystischen Erlebnis). Neben ihrem Hauptwerk Zur Phänomenologie der Mystik (1923,31976) veröffentlichte sie u.a. ein Ausführliches Sachregister zu Edmund Husserls „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie" (Bd. l, 1923), Ahnen und Schauen unserer germanischen Vorfahren im Lichte der Parapsychologie (1938) und Grundfragen der Parapsychologie (21965, 31985). Ihre Autobiographie Zum anderen Ufer. Vom Marxismus und Atheismus zum Christentum erschien 1960. LITERATUR: Andreas Resch: G. W. Innsbruck 1983 (mit Bibliographie). - Linda Lopez McAlister: G. W. 1897-1977. In: A History of Women Philosophers. Bd. 4. Hrsg. v. Mary Ellen Waithe. Dordrecht/Boston 1995, S. 189-206. Weber, Alfred, * 1.7. 1835 Straßburg, t 25.10. 1914 Straßburg. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Straßburg, Berlin, Halle, Jena, Erlangen und Tübingen wurde W. 1860 Lizentiat der Theologie und Privatdozent am protestantischen Seminar in Straßburg. 1863 zum Dr. theol. promoviert, erhielt er 1865 eine a. o. Professur für deutsche Philosophie am Seminar und wurde 1872 als o. Prof. der Philosophie an die Univ. Straßburg berufen. W. war Stiftsherr des Kapitels von St. Thomas. Er vertrat einen Willensmonismus und veröffentlichte u. a. Histoire de la philosophique europeenne (1872, 71905) und Die Religion als Wille zum ewigen Leben (1888). WEITERE WERKE: Le Systeme dogmatique de Philippe Conrad Marheineke. Straßburg 1857. - De L'economie du salut. Straßburg/Paris 1863. - Introduction historique ä la philosophic higelienne. Straßburg/Paris 1866. - Wille zum Leben oder Wille zum Guten? Ein Vortrag über Eduard von Hartmanns Philosophie. Straßburg 1882. Weber, Alfred, * 30.7.1868 Erfurt, t 2.5. 1958 Heidelberg. W. wuchs in Charlottenburg bei Berlin auf, wo er auch das Abitur machte. Sein Vater war ein nationalliberaler Politiker. 1888 begann W. in Bonn Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren, ging 1889 nach Tübingen und wechselte zur Jurisprudenz. Dieses Studium beendete er 1892 in Berlin mit dem ersten Staatsexamen, nachdem er seinen Militärdienst abgeleistet hatte. Parallel zum zweiten juristischen Examen (1897) nahm er bei dem Nationalökonomen Gustav (von) Schmoller die Arbeit an seiner Dissertation über das Thema Hausindustrie auf. Nach der Habilitation über dasselbe Thema (1900) lehrte er an der Univ. Berlin, bis er 1904 an die Deutsche Univ. Prag berufen wurde. W., der sich schon vorher in Friedrich Naumanns „Nationalsozialem Verein" engagiert hatte, arbeitete dort politisch in deutschnationalem Sinn. Unter anderem forderte er 1907 die Spaltung Böhmens in einen deutschen und einen tschechischen Teil. Im selben Jahr folgte er dem Ruf auf einen nationalökonomischen Lehrstuhl in Heidelberg. Dort entwickelte er eine Theorie des industriellen Standorts, die überholt ist. In Gesellschaft und Wirtschaft kritisierte er die zunehmende Bürokratisierung ebenso wie die Kartellierung. Als „Kathedersozialist" setzte er sich für die Humanisierung der Arbeitswelt ein und glaubte, innerhalb einer liberal verfaßten Wirtschaft durch Erziehung zu einem „freiheitlichen Sozialismus" beitragen zu können. 1909 organisierte er mit seinem Bruder Max —»W. eine Enquete zur Lage der Industriearbeiter, die als Beginn der modernen Betriebssoziologie gilt. Seit dieser Zeit konzentrierte er sich auf soziologische Fragestellungen. Er teilte viele der wissenschaftlichen Ansichten seines Bruders, kritisierte aber dessen Wertfreiheitspostulat für die Wissenschaft. Bei Kriegsbeginn meldete er sich freiwillig. 1915 organisierte er in Berlin eine interfraktionelle Kriegszielkonferenz und sprach sich für eine deutsche

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Mitteleuropakonzeption und Machtausdehnung in den östlichen Raum aus. Nach dem Waffenstillstand gründete er mit anderen die Deutsche Demokratische Partei und ließ sich zum Vorsitzenden wählen. Als er schon nach einem Monat zurücktreten mußte, nahm er seine Lehrtätigkeit in Heidelberg wieder auf. Mit geringem Erfolg versuchte er, „in altertümlichen Honoratiorenvereinigungen wie dem Verein für Socialpolitik" politisch zu wirken. Nach öffentlichem Protest gegen die nationalsozialistische Politik schied er 1933 freiwillig aus dem Lehramt aus. 1943/44 stand er in Verbindung mit dem Kreisauer Widerstandskreis. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er in die SPD ein und half, die Heidelberger Univ. politisch und wissenschaftlich wieder aufzubauen. W.s Kultursoziologie ist als das wissenschaftliche Resultat seiner politischen Kritik an Gesellschaft und Staat zu sehen. Nach W. zerfällt das menschliche „Daseinsgesamt" in drei verschiedene Sektoren. Der .Civilisations-" und der „Gesellschaftssphäre" steht die weitgehend autonome „Kultursphäre" gegenüber. Während die beiden ersten Technik und Wissenschaft, Staatsaufbau und Wirtschaftsorganisation umfassen, umfaßt die dritte Kunst, Philosophie, Religion und Mythen. Spannungen könnten im Verlauf der Geschichte dadurch entstehen, daß sich die genannten Teilbereiche nicht gleichmäßig entwickeln. Zudem sei die Kultursphäre generell nur dem Einzelnen und in nicht übertragbarer Weise möglich. Die zunehmende Auflösung überkommener Bindungen zwischen der Kultur- und den anderen Sphären mache den modernen Menschen tendenziell heimatlos. In seinem umfangreichen Werk versuchte W., eine Synthese von Lebensphilosophie, volkswirtschaftlicher Analyse, Kulturgeschichte und Politik zu verwirklichen, was nicht ohne Widersprüche möglich war. Seine Wirkung beruhte nicht nur auf seinen wissenschaftlichen Werken, sondern mindestens ebensosehr auf seinem persönlichen Eintreten für wissenschaftliche Offenheit, Freiheit und Menschenwürde. WEITERE WERKE: Reine Theorie des Standortes. Tübingen 1909. - Religion und Kultur. Jena 1912. - Die Krise des modernen Staatsgedankens in Europa. Leipzig 1925. - Kulturgeschichte als Kultursoziologie. München 1935. - Der dritte oder der vierte Mensch. Vom Sinn des geschichtlichen Daseins. München 1953. - Einführung in die Soziologie. München 1955. - Schriften und Aufsätze 1897-1955. Hrsg. v. Josef Kepeszczuk. München 1956. - Haben wir Deutschen nach 1945 versagt? Politische Schriften. Hrsg. v. Christa Dericum. München 1979. LITERATUR: Eberhard Demm (Hrsg.): A. W. als Politiker und Gelehrter. Stuttgart 1986. - Eberhard Demm: Ein Liberaler in Kaiserreich und Republik. Der politische Weg A. W.s bis 1920. Boppard am Rhein 1990. - Hans G. Nutzinger (Hrsg.): Zwischen Nationalökonomie und Universalgeschichte. A. W.s Entwurf einer umfassenden Sozialwissenschaft in heutiger Sicht. Marburg 1995. Harm G. Schröter Weber, Josef von, * 23.9.1753 Rain/Lech, t 14.2.1831 Augsburg. Seine erste Ausbildung erhielt W„ Sohn eines Buchbinders, im Benediktinerkloster Donauwörth. 1771-77 studierte er Philosophie bei den Jesuiten in Augsburg, Theologie an der Univ. Dillingen und wurde 1781 dort Prof. der Philosophie und Physik. 1799 ging er als Prof. der Chemie und Physik an die Univ. Ingolstadt, nach der Verlegung der Hochschule lehrte er bis 1804 in Landshut und ließ sich dann an das neu gegründete Lyzeum in Dillingen versetzen. Seit 1821 war W. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1825 wurde er Generalvikar, 1826 Domdekan in Augsburg. Zunächst von -»Kant beeinflußt, den er gegen Benedikt —> Stattler verteidigte, suchte W. später in der Philosophie —> Schellings eine Vereinigung von Christentum

Weber und Philosophie zu finden. Zu seinen philosophischen Arbeiten zählen u. a. Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind (1786), Institutiones logicae (1790), Versuch, die harten Urteile über die Kantische Philosophie zu mildern (1793), Metaphysik des Sinnlichen und Übersinnlichen (1801) und Philosophie, Religion und Christentum im Bunde (1808). Neben Werken physikalischen Inhalts (u. a. Theorie der Elektrizität, 1783; Vollständige Lehre von den Gesetzen der Elektrizität und von der Anwendung derselben, 1791; Mechanik und ihre gesamten Teile, 1793, 2 1811; Lehrbuch der Naturwissenschaft, 4 Hefte, 1805-05; Physik als Wissenschaft, oder die Dynamik der gesamten Natur, 1819) veröffentlichte er auch religiöse und erbauende Schriften sowie Predigten. Die Erfindung des sogenannten Luftelektrophors trug ihm 1778 eine Preismedaille und die Mitgliedschaft in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ein. WEITERE WERKE: Sätze aus der theoretischen Philosophie. Dillingen 1783. - Charakter des Philosophen und Nichtphilosophen. Dillingen 1786. - Leitfaden zu Vorlesungen über die Vernunftlehre. Dillingen 1788. - Estne metaphysica possibilis? Dillingen 1794. - Die einzig wahre Philosophie, nachgewiesen in den Werken des L. A. Seneca. München 1807. - Über das Beste und Höchste. München 1807. - Der thierische Magnetismus oder das Geheimnis des menschlichen Lebens, aus dynamisch-physischen Kräften verständlich gemacht. Landshut 1816. LITERATUR: R. Stölzle: Ein Kantianer an der katholischen Akademie Dillingen. In: Philosophisches Jahrbuch 24 (1911) S. 351-368. - Hermann Trefzger: J. W., ein Philosoph der katholischen Romantik. Freiburg/Breisgau 1933. - Engelbert M. Buxbaum: W., J. In: Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 466-468. Weber, Karl Julius, * 16.4.1767 Langenburg (Hohenlohe), t 20.7.1832 Kupferzell (Württemberg). W. studierte 1785-88 Rechtswissenschaften in Erlangen, nahm eine Hauslehrerstelle bei einer Bankiersfamilie am Genfer See an und war 1792-99 Privatsekretär des Reichsgrafen Christian von Erbach-Schönberg, Großmeister des Deutschen Ordens und kurkölnischer Geheimrat am Hof von Mergentheim. Nach dem Tod des Grafen war er Regierungsrat im Odenwald. Später lebte er in Jagsthausen, seit 1830 in Kupferzell. W. war literarisch tätig, unternahm zahlreiche Reisen und gehörte 1820-24 als Abgeordneter der württembergischen Ständekammer an. Er war ein von der Aufklärungsphilosophie beeinflußter Autor vielgelesener skeptischer und antiromantischer Werke, die auf die Verhältnisse im Deutschland seiner Zeit satirisch-kritisch Bezug nehmen. Seine beiden Hauptwerke sind Deutschland, oder Briefe eines in Deutschland lebenden Deutschen (4 Bde., 1826-28) und Demokritos oder Unterlassene Papiere eines lachenden Philosophen (6 Bde., 1832-36; vermehrte Neuauflage, 12 Bde., 1837-40; verbesserte Neuaufl., 6 Bde., 1890). WEITERE WERKE; Sämmtliche Werke. 30 Bde. und 2 Supplementhefte. Stuttgart 1834-44. LITERATUR: Ernst Ludwig: Die ästhetischen Anschauungen in W.s „Demokrit". Ein Beitrag zur Geschichte der Theorie des Lächerlichen. Gießen 1927. Neudruck Amsterdam 1968. - Vincent Joseph DelPOrto: The Histories, Travels and Essays of C. J. W. Diss. Baltimore 1971. - Bernd Gräfrath: Ketzer, Dilettanten und Genies. Grenzgänger der Philosophie. Hamburg 1993, S. 67-91. Weber, Max, eigentl. Karl Emil Maximilian W., * 21.4.1864 Erfurt, t 14.6.1920 München. W., Bruder Alfred -> W.s, studierte seit 1882 in Heidelberg, Straßburg und Berlin Staatswissenschaften. Er wurde 1889 mit einer Arbeit Zur Geschichte der Handelsgesellschaften

im Mittelalter promoviert und habilitierte sich 1891/92 bei August Meitzen mit einer Untersuchung über Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staatsund Privatrecht. In diesen Jahren erwarb er sich umfassende Kenntnisse der antiken Agrargeschichte, aus der später seine Abhandlungen über Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896) und über Agrarverhältnisse im Altertum im Handwörterbuch der Staatswissenschaften (1897/98) hervorgegangen sind. 1892 übernahm W., seit diesem Jahr mit Marianne W. verheiratet, die Bearbeitung des politisch brisantesten Teils der 1891/92 vom Verein für Socialpolitik durchgeführten Enquete zur Lage der Landarbeiter in Deutschland, der 1892 unter dem Titel Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland veröffentlicht wurde. W. zog aus den Ergebnissen der Enquete Schlußfolgerungen von großer politischer Bedeutung. Die Abwanderung der deutschen Landarbeiter nach Westen und die Zuwanderung von Landarbeitern aus Polen führte er auf strukturelle Veränderungen der ostelbischen Großgüterwirtschaft zurück. Im Zuge des Vordringens kapitalistischer Formen der Betriebsführung sei die überkommene patriarchalische Struktur, welche bis zu einem gewissen Grade den gemeinsamen Interessen sowohl der Gutsherren wie ihrer Landarbeiterschaft Rechnung getragen habe, zerstört und durch ein reines Lohnverhältnis ersetzt worden. Unter den Bedingungen eines uneingeschränkt marktwirtschaftlichen Systems verdrängten die polnischen Landarbeiter, gerade weil sie auf einer niedrigeren Kulturstufe stünden und daher zu weit geringeren Löhnen zu arbeiten bereit seien, zunehmend die deutschen Landarbeiter. Die ostelbische Großgüterwirtschaft müsse daher im nationalen Interesse durch die Ansiedlung von nicht für den Markt produzierenden Bauernwirtschaften ersetzt werden. 1894 wurde W. auf einen Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Univ. Freiburg berufen. In seiner Freiburger Akademischen Antrittsrede (1895) vertrat W. die Auffassung, daß es in der Nationalökonomie keinerlei innerwissenschafliche Bewertungskriterien, beispielsweise das Prinzip der Maximierung der Produktion, gebe, sondern daß diese stets von außen an das Material herangetragen würden; für einen deutschen Nationalökonomen aber könne allein das Ideal des Nationalstaats der oberste Wertmaßstab sein. In gleichem Zusammenhang bekannte sich W. zu einer kraftvollen deutschen Weltmachtpolitik. Auch auf zahlreichen anderen Foren, insbesondere den Evangelisch-Sozialen Kongressen, verfocht W. seine Thesen von der Notwendigkeit eines radikalen Kurswechsels der deutschen Agrarpolitik. In diesem Zusammenhang setzte er sich auch energisch für eine Revision des Börsengesetzes von 1895 ein. 1897 wurde W. nach Heidelberg berufen. In diesen Jahren arbeitete er sich in das ihm bisher nahezu unbekannte Gebiet der allgemeinen Nationalökonomie ein; er hielt Vorlesungen über Agrarpolitik und Agrargeschichte, Finanzpolitik, Handelspolitik, Banken und Börsenwesen, Wirtschaftsgeschichte, daneben auch über die Arbeiterfrage, durchweg in universalhistorischer Perspektive. Ende 1897 erlitt W. einen gesundheitlichen Absturz, der ihn zwang, für einige Jahre jeglicher wissenschaftlicher Tätigkeit zu entsagen und seinen Lehrstuhl zugunsten einer Honorarprofessur aufzugeben. 1903 setzte dann ein langsamer Gesundungsprozeß ein, der damit begann, daß W. in zahlreichen methodologischen Aufsätzen eine neue theoretische Position formulierte. In dem Aufsatz über Die „Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis im „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" (1904), dessen Herausgabe er neben Edgar Jaffe übernahm, definierte er die Aufgabe der Sozialwissenschaften einschließlich der Geschichtswissenschaft als Wirklichkeitswissenschaften, die nicht in er-

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Weber ster Linie Gesetzesmäßigkeiten, sondern die Kulturbedeutung aller gesellschaftlichen Phänomene rationalem Verstehen EU erschließen berufen seien. Als methodisches Hilfsmittel diene dabei die idealtypische Methode, die es ermögliche, die Beziehung zwischen den empirischen Objekten der Forschung und den leitenden Wertideen des Forschers in einer jeweils objektiv nachvollziehbaren und rational überprüfbaren Weise zu thematisieren, dagegen auf alle Werturteile zu verzichten. In seiner Abhandlung Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1905) führte W. die Wirtschaftsgesinnung des modernen, marktorientierten Kapitalismus auf die „außeralltägliche" Ethik des Puritanismus zurück. Die tiefreligiös verankerte Überzeugung des Puritaners, daß sich die göttliche Erwählung des einzelnen am innerweltlichen beruflichen Erfolg ablesen lasse, habe den Anstoß zur Entwicklung einer innerweltlichen Ethik gegeben, die eine entscheidende Antriebskraft für die Entstehung des modernen marktorientierten Kapitalismus gewesen sei. Einmal entstanden, bedürfe der Kapitalismus allerdings nicht länger derartiger außeralltäglicher Antriebe, sondern entwickle sich kraft seiner Eigengesetzlichkeiten. In Verbindung mit der zweiten großen revolutionären Macht der Moderne, der Bürokratisierung, werde er am Ende ein neues „ehernes Gehäuse der Hörigkeit" hervorbringen. In der Folge hat W. seine Protestantismusthese durch die Untersuchung der anderen großen Weltreligionen zu erhärten gesucht, unter der Leitfrage, weshalb der moderne, marktorientierte industrielle Kapitalismus und eine rationale Wissenschaft nur im Okzident entstanden seien. Seine Studien zum Hinduismus, Buddhismus und zum Judentum - die geplanten Studien über den Islam und das Christentum hat er nicht mehr fertigstellen können - sind große Entwürfe einer universalgeschichtlich ausgerichteten Kulturwissenschaft. Daneben trat zunehmend das Interesse an der Herausbildung freiheitlicher Ordnungen, deren Ursprünge W. vor allem in der mittelalterlichen Stadt fand, sowie der Gefährdung der freiheitlich organisierten Gesellschaften der Gegenwart durch die fortschreitende Bürokratisierung aller sozialen Beziehungen. Die soziologische Analyse bürokratischer Herrschaftsstrukturen verband W. mit einem leidenschaftlichen politischen Engagement für die Durchsetzung bzw. Stärkung demokratischer Herrschaft. Das ideale Heilmittel gegen die tendenzielle Erstarrung bürokratischer Herrschaftssysteme sah er in einer allerdings parlamentarisch beschränkten „plesbiszitären Führerdemokratie". In dem großen Projekt eines Grundrisses der Sozialökonomik, den er seit 1909 herausgab, ohne formell als Herausgeber zu zeichnen, suchte er das ganze verfügbare Wissen der Sozialwissenschaften des deutschen Sprachraums in einem vielbändigen Sammelwerk zusammenzutragen und damit zugleich die Grundlage für eine universalhistorisch angelegte Soziologie zu schaffen. Da sich ein großer Teil der von ihm ins Auge gefaßten Autoren seinem Ansatz versagte, sah sich W. veranlaßt, wesentliche Teile dieses großen Sammelwerks unter dem Abteilungstitel Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte selbst zu verfassen. Jedoch kam die Arbeit an seiner „großen Soziologie" nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges weitgehend zum Erliegen. Während des Kriegs verfaßte W. zahlreiche Abhandlungen zur deutschen Kriegspolitik und insbesondere zu Fragen der politischen Neuordnung Deutschlands. Er plädierte leidenschaftlich für eine unverzügliche Parlamentarisierung der Reichsverfassung, u.a. als Mittel zur Auslese fähiger Politiker anstelle der Beamtennaturen, die nach seiner Ansicht für das Scheitern der deutschen Politik verantwortlich waren. Im Dezember 1918 wurde W. an den amtlichen Vorbereitungen für die künftige Reichsverfassung beteiligt und präsentierte

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bei dieser Gelegenheit ebenso wie in zahlreichen Zeitungsartikeln sein Modell einer Volkswahl des Reichspräsidenten, in der er die Möglichkeit eines Ventils charismatischer Führerauslese in einer weithin „führerlosen" Zeit sah. Im Augenblick der Niederlage brach W.s leidenschaftliche nationale Gesinnung erneut durch. Obschon er von Anfang an für ein Zusammengehen des Bürgertums mit der Mehrheitssozialdemokratie eintrat, bekämpfte er die Revolution von 1918/19 mit großer Entschiedenheit. Ebenso wandte er sich in der Öffentlichkeit und dann auch als Sachverständiger bei den Friedensverhandlungen in Versailles scharf gegen den von den Alliierten erhobenen Vonvurf der Kriegsschuld des Deutschen Reiches. In schroffer Entgegensetzung zu den pazifistischen Strömungen des Zeitgeistes verteidigte er im Januar 1919 in einer großen Münchner Rede über Politik als Beruf, die in geraffter Form eine geschlossene Theorie der parlamentarischen Demokratie enthält, die Berechtigung zu großer Machtpolitik, die freilich mit Geduld und Augenmaß, niemals aber um ihrer selbst willen, betrieben werden müsse. 1918 übernahm W. einen Lehrstuhl an der Univ. Wien, legte diesen aber schon wenige Monate später wieder nieder. Seit dem Frühjahr 1919 machte er sich mit ungeheurer Arbeitskraft an die Herausgabe der Gesammelten Aufsätze zur Soziologie der Weltreligionen und eine grundlegende Neubearbeitung der Manuskripte für Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie, über die er außerdem, nunmehr auf den Lehrstuhl Lujo Brentanos berufen, an der Univ. München vielbeachtete Vorlesungen hielt. Es war ihm freilich nicht mehr vergönnt, dieses große Werk selbst zu Ende zu bringen. Er hinterließ ein riesiges, unvollendetes Werk, das gleichwohl bis in unsere Gegenwart hinein größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. WERKE: M. W. Gesamtausgabe. Hrsg. v. Horst Baier/ M. Rainer Lepsius/Wolfgang J. Mommsen/Wolfgang Schluchter/Johannes Winckelmann t. Tübingen 1984 ff. Wirtschaft und Gesellschaft. Hrsg. v. Johannes Winckelmann. Tübingen. 51985. LITERATUR: Marianne Weber: M. W. Ein Lebensbild. Tübingen 1926. Neudr. Tübingen 1989. - Wolfgang J. Mommsen: M. W. und die deutsche Politik 1890-1920. Tübingen 21974. - Johannes Weiß: M. W.s Grundlegung der Soziologie. München 1975. - Wolf gang Schluchter: Die Entwicklung des Okzidentalen Rationalismus. Tübingen 1979. Wilhelm Hennis: M. W.s Fragestellung. Tübingen 1987. Wolfgang Schluchter: Religion und Lebensführung. Studien zu M. W. 2 Bde., Frankfurt/Main 1988. - Stefan Breuer: M. W.s Herrschaftssoziologie. Frankfurt/Main 1991. - Hartmut Lehmann/Guenther Roth (Hrsg.): W.'s „Protestant ethic". Origins, evidence, contexts. Cambridge 1993. Wolfgang J. Mommsen Weber, Theodor (Hubert), * 28. 1. 1836 Zülpich, t 12. 1.1906 Bonn. W. studierte Philosophie und Theologie in Bonn, München und Breslau, wurde 1858 zum Dr. phil. promoviert (Spinozae atque Leibnizii philosophiae, ratione habita libri, cui nomen est: „Refutation inedite de Spinoza par Leibniz prec. d'un mem. par A. Foucher de Careil. Paris 1854") und trat 1859 in das Fürstbischöfliche Alumnat in Breslau ein. Nach der Priesterweihe 1860 war er in der praktischen Seelsorge und als Gymnasiallehrer tätig, habilitierte sich 1868 an der Philosophischen Fakultät in Breslau (De Hegelii notionibus finiti infinitique commentatio)und wurde dort 1872 a. o., 1878 o. Prof. der Philosophie. Von seinen Amtspflichten entbunden, ging er 1890 nach Bonn und wurde Generalvikar des altkatholischen Bischofs Joseph Hubert Reinkens, 1895 dessen Weihbischof und 1896 dessen Nachfolger. W. war Schüler Anton -»Günthers. Er veröffentlichte u.a. Kants Dualismus von Geist und Natur aus dem Jahr 1766 und der des positiven Christentums (1866), Die Geschichte der

Weigel neueren deutschen Philosophie und die Metaphysik (1873), Staat und Kirche nach der Zeichnung und Absicht des Ultramontanismus (1873, 31899), Metaphysik. Eine wissenschaftliche Begründung der Ontotogie des positiven Christentums (2 Bde., 1888-91) und Das Kirchenideal der katholischen Kirche und der deutschen Alt-Katholiken (1904). WEITERE WERKE: Über die Freiheit und die Gebundenheit des menschlichen Willens. Barmen 1870. - Emil Du BoisReymond. Eine Kritik seiner Weltansicht. Gotha 1885. Stöckls Geschichte der neueren Philosophie. Ein Beispiel zur Beurteilung des Ultramontanismus. Gotha 1886. Wegelin, Jakob (Daniel), * 19.6.1721 St. Gallen, t 7.9. 1791 Berlin. W., Sohn eines Spitalschreibers, trat nach dem vorzeitigen Besuch des Gymnasiums in St. Gallen mit elf Jahren in einen theologischen Kurs ein, wo er sich vor allem mit orientalischen Sprachen beschäftigte. 1741-43 lebte er als Hauslehrer in Bern, legte das Religionslehrerexamen ab und hielt sich dann in Vevey auf. Seit 1747 war er protestantischer Prediger an der französischen Kirche, zudem Stadtbibliothekar und seit 1759 Philosophie- und Lateinlehrer in St. Gallen. 1765 wurde er Prof. der Geschichte an der Berliner Ritterakademie, 1766 auch Mitglied und Archivar der dortigen Akademie der Wissenschaften. Zu seinen moralischen und religiösen Frühschriften kamen während der Berliner Zeit großangelegte historische Forschungen sowie von Isaak —»Iselin beeinflußte geschichtsphilosophische Studien, u. a. die Akademieabhandlungen Memoires sur la philosophie de l'Histoire (1770-76), Histoire universelle el diplomatique (6 Bde., 1776-80) und Briefe über den Werth der Geschichte (1783). Nach Voltaire verwendete W. den Begriff Geschichtsphilosophie als erster in Deutschland. WEITERE WERKE: Die letzten Gespräche des Sokrates und seiner Freunde. Zürich 1760. - Politische und moralische Betrachtungen über die spartanische Gesetzgebung des Lykurgus. Frankfurt/Leipzig 1763. - Religiöse Gespräche der Todten. Frankfurt/Leipzig 1763. - Considerations sur les principes moraux et caracteristiques des gouvernemnets. Berlin 1766. LITERATUR: Johann Michael Fels: Biographie des Herrn J. v. Daniel W. [...]. St. Gallen 1792. - Johannes Dierauer: W. In: ADB 41, 1896, S. 423-424. - Hermann Bock: J. W. als Geschichtstheoretiker. Leipzig 1902. - Emil Spieß: J. W. von St. Gallen, der bedeutendste schweizerische Geschichtsphilosoph. In: Divus Thomas. Bd. 6. Freiburg (Schweiz) 1928, S. 335-355. - Lutz Geldsetzer: Die Ideenlehre J. W.s Ein Beitrag zum philosophisch-politischen Denken der deutschen Aufklärung. Meisenheim/Glan 1963. Wegscheider, Julius August Ludwig, * 17.9.1771 Küblingen (heute zu Schöppenstedt), t 27. 1. 1849 Halle/ Saale. Der Pfarrerssohn studierte seit 1787 Theologie und Philosophie in Helmstedt (u.a. bei Heinrich Philipp Henke), wo er 1797 promoviert wurde (Ethices Stoicorum recentiorum fundamenta, 2 18I8), und war 1795-1805 Hauslehrer in Hamburg. 1805 wurde er Repetent in Göttingen, 1806 Prof. der Theologie und Philosophie in Rinteln und ging nach Aufhebung der Univ. 1810 nach Halle. W. war ein führender Vertreter des Rationalismus. Neben seinem Hauptwerk Institutiones theologiae christianae dogmaticae (1815, "1844, dt. von Franz Weiß, 1831), das als die „Normaldogmatik des Rationalismus" bezeichnet wurde, veröffentlichte er u. a. Versuch, die Hauptsätze der philosophischen Religionslehre in Predigten darzustellen (1801, 2 1818), Versuch über die von der neuesten Philosophie geforderte Trennung der Moral von der Religion (1804) und De Graecorum mysteriis religioni non obtrudendis (1805).

LITERATUR: Wilhelm Steiger: Kritik des Rationalismus in W.s Dogmatik. Berlin 1830. - G. Frank: W. In: ADB 41, 1896, S 427-432. - Karl Barth: Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert. Zollikon-Zürich 1947, S. 425-432. Jean Marcel Vincent: Leben und werk des Hallenser Theologen J. W. (1771-1849). Mit unveröffentlichen Briefen an Eduard Reuß. Waltrop 1997. Wehrli, Fritz, * 9.7.1902 Zürich, t 27.8.1987 Zürich. W. studierte in Zürich, Basel und Berlin, wurde 1928 promoviert und habilitierte sich 1930 in Zürich mit der Arbeit Lathe Biosas. Studien zur ältesten Ethik bei den Griechen. Seit 1941 war er a. o. Prof. und 1952-67 Ordinarius an der Univ. Zürich. W. gehörte zu den Gründern der Zeitschrift „Museum Helveticum". Er veröffentlichte die Fragmentensammlung Die Schule des Aristoteles (10 Hefte, 1944-59; 2 Suppl., 1974-78). Weigel, Erhard, * 16.12. 1625 Weiden (Oberpfalz), t 21.3. 1699 Jena. Der Sohn eines Tuchmachers lernte, während er das Gymnasium in Halle (1644-48) besuchte, bei dem Astronomen Bartholomäus Schimpfer. Er studierte Mathematik in Jena, bildete sich autodidaktisch weiter, war seit 1650 Magister und wurde 1653 auf den Lehrstuhl für Mathematik in Jena berufen. W. war nicht nur theoretischer Mathematiker, sondern auch praktischer Erfinder und verstand die Rechenkunst als Grundlage der Theologie und Philosophie (Analysis Aristotelica ex Euclide restituta, 1658,21679). Er entwickelte eine Zeichentheorie (Idea matheseos universae, 1672) sowie eine Tugend- und Erziehungslehre. In der Mathematik sah W. die vollständige und wahre Philosophie, wobei er die ethische Dimension der Mathematik besonders hervorhob. Im Wienerischen Tugend-Spiegel (1687) ist von der „Aretologistica, der tugendübenden Rechenkunst" die Rede. 1688 gründete er eine private Tugendschule, die seine pädagogischen Reformideen (keine Gebühren und Strafen, allgemeine Schulversorgung) umsetzen sollte. Eine große Bedeutung kommt W., einem Vertreter der Frühaufklärung, bei der Kalendervereinigung der protestantischen Territorien mit dem Gregorianischen Kalender zu, wozu er persönlich Vorschläge auf dem Regensburger Reichstag 1697 unterbreitete. WEITERE WERKE: De Existemia. Diss. Metaphysica. Leipzig 1652. - De Ratione Status. Diss. Politica. Leipzig 1667. - Synopsis Jurisprudence mnemoneutica. Frankfurt/ Jena 1669. - Panscosmos aetherus & sublunaris. Jena 1670. Dt.: Ober- und Unterwelt. 1670. - Universi Corporis Pansophici Prodromus. Jena 1672. - Universi Corporis Pansophici Caput summum. Jena 1673. - Himmelszeiger der Bedeutung aller Dinge dieser Welt. Jena 1681. - Kurtzer Emwurff der [...] Tugend-Lehr vor Trivial- und Kinder-Schulen. Jena 1682. - Kurtze Relation, wie die Chaldäische Warsagerey in die Calender der Christen sich hat eingeflochten. Nürnberg 1698. - Entwurff der Conciliation deß Alten und Neuen Calender-Styli. Regensburg 1699. - Gesammelte pädagogische Schriften. Hrsg. v. Heinz Schüling. Gießen 1970. LITERATUR: Christa Schaper: Neue archivalische Forschungen zur Lebensgeschichte von Prof. E. W. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 39 (1959) S. 97-140 und 141-155. - Hildegard Schlee: E. W. und sein süddeutscher Schülerkreis. Heidelberg 1968. - Wolfgang Röd: E. W.s Lehre von den entia moralia. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 51 (1969) S. 58-84. - Heinz Schüling: E. W. (1625-1699). Gießen 1970. - Eduard Winter: E. W.s Ausstrahlungskraft. In: Studia Leibnitiana 3 (1971) S. 1-5. H. R. Lindner: E. W.s ,ldea mathesos universae'. In: Wissenschaft und Verantwortung in der Geschichte. Jena 1987, S. 28-33. - Reinhard E. Schielicke/Klaus-Dieter Herbst/

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Weigel Stefan Kratochwil (Hrsg.): E. W. 1625 bis 1699. Barocker Erzvater der deutschen Frühaufklärung. Beiträge des Kolloquiums anläßlich seines 300. Todestages am 20. März 1999 in Jena. Thun/Frankfurt 1999. Weigel, Valentin, * 1533 Naundorf (heute zu Großenhain, Sachsen), t 10.6.1588 Zschopau. W. studierte als kurfürstlicher Stipendiat in Leipzig Theologie, interessierte sich auch für naturphilosophische Fragen und ging 1563 nach Wittenberg, wo er sein Studium beendete. 1567 wurde er Pfarrer in Zschopau. Unter dem Eindruck der Werke des -» Paracelsus wandte sich W. nach 1578 einem mystischen Spiritualismus zu und suchte dessen Lehre von der Verwandlung der Metalle auf die Glaubenslehre zu übertragen. Er verwarf die Konfessionskirchen und zeigte sich als Pazifist und Gegner der Todesstrafe. W.s Theologie und Erkenntnislehre bewegen sich in den Bahnen des Neuplatonismus. Seine theologischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Auffassungen stellt er in seiner Kirchen- Oder Hauspostille (1617) und seinem Dialogus de Christianismo (1618) konzentriert dar. W.s erkenntnistheoretisches Hauptwerk ist Der güldene Griff alle Dinge ohne Irrthumb zu erkennen vielen hochgelährten unbekandt und doch allen Menschen nothwendig zu wissen (entstanden 1578, erschienen 1613). Seine Werke wurden 1624 in Kursachsen verboten, fanden aber große Verbreitung und beeinflußten u. a. Jacob -» Böhme, Johann Arndt und Gottfried Wilhelm -»Leibniz. WEITERE WERKE: Nosce te ipsum. Erkenne dich selbst. Newenstatt 1615. - Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Will-Erich Peuckert und Winfried Zeller. Stuttgart 1962-78. - Ausgewählte Werke. Hrsg. und Einleitung von Siegfried Wollgast. Stuttgart 1978. - Sämtliche Schriften. Neue Edition. Begründet von Will-Erich Peuckert und Winfried Zeller. Hrsg. v. Horst Pfefferl. 15 Bde., Stuttgart 1996 ff. LITERATUR: Julius Otto Apel: V. W. Leipzig 1864. - August Israel: M. V. W.s Leben und Schriften. Zschopau 1888. - Winfried Zeller: Die Schriften V. W.s. Berlin 1940. - Gerhard Krodel: Die Anthropologie V. W.s. Diss. Erlangen 1948. - Gerhard Wehr: V. W. Freiburg/Breisgau 1979. - Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550-1650. Berlin 1988, S. 499-600. - Horst Pfefferl: V. W. und Paracelsus. In: Paracelsus und sein dämonengläubiges Jahrhundert. Wien 1988, S. 77-95. Weikard, Melchior Adam, auch Weickard, * 28.4.1742 Römershag, t 25.7. 1803 Bad Brückenau. W. studierte 1758-64 Medizin in Würzburg, erhielt nach der Promotion eine Anstellung als Amts- und Brunnenarzt in Brückenau durch den Fuldaer Fürstbischof Heinrich von Bibra und wurde 1770 dessen Leibarzt. Seit 1784 Hofarzl in St. Petersburg, begleitete er 1787 die Zarin auf ihrer Krimreise (Taurische Reise der Kaiserin von Rußland Katharina //., 1799). Nach der Rückkehr 1788 war W. Arzt in Mainz, Wien, Mannheim und seit 1794 in Heilbronn. 1803 stand er nochmals an der Spitze des Medizinalkollegiums in Fulda. Bekannt wurde W. durch sein mehrfach aufgelegtes Werk Der philosophische Arzt (4 Tie., 1775-77), das richtungweisend für weitere populärmedizinische Werke war. Er verfaßte drei Autobiographien, von denen die Denkwürdigkeiten aus der Lebensgeschichte des Kaiserlich Russischen Etatsrath M. A. Weikard (1802) die ausführlichste ist. WEITERE WERKE: Vermischte medicinische Schriften. 3 Tie., Frankfurt/Main 1778-80. - Biographie des Doktors M. A. W. von Ihm selber herausgegeben. Berlin/Stettin 1784. Neudruck hrsg. v. Franz-Ulrich Jestädt. Fulda 1988 (darin in Auszügen auch die „Denkwürdigkeiten"). Medicinische Fragmente und Erinnerungen. Frankfurt/Main

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1791. - Entwurf einer einfachem Arzneykunst, oder Erläuterung und Bestätigung der Brownschen Arzneylehre. Frankfurt/Main 1795. - Philosophische Arzneykunst oder von Gebrechen der Sensationen, des Verstandes und des Willens. Frankfurt/Main 1799. LITERATUR: Kaspar Gartenhof: M. A. W. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 4 (1952) S. 176-206. - Otto M. Schmitt: M. A. W. Arzt, Philosoph und Aufklärer. Fulda 1970. - Markwart Michler: M. A. W. (1742-1803) und sein Weg in den Brownianismus. Medizin zwischen Aufklärung und Romantik. Leipzig 1995. Weiller, Cajetan von, * 2. 8.1762 München, t 23.6.1826 München. W. war kurze Zeit Novize in Benediktbeuern, studierte dann Philosophie und Theologie am Münchner Lyzeum und empfing 1785 die Priesterweihe. 1792 wurde er Prof. der Theologie, Mathematik und Geschichte am Lyzeum in München, 1799 Prof. der Philosophie und Rektor des Lyzeums. Seit 1802 Mitglied, wurde er 1823 Generalsekretär der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Als Anhänger Rousseaus und —» Kants und Gegner —» Schellings und —> Hegels vertrat W. einen liberal-kirchlichen Standpunkt und setzte sich für ein aufgeklärtes Erziehungs- und Bildungssystem ein. Zu seinen philosophischen Veröffentlichungen zählen Der Geist der allemeuesten Philosophie der Herren Schelling, Hegel und Compagnie (1803), Verstand und Vernunft (1806) und Über Ethik als Dynamik (1822). Arbeiten wie Über den Unglauben, welcher an unsem Schulen gelehrt wird (1802) und Was ist das Christentum? (1819) brachten ihm heftige Angriffe auch von Seiten des Generalvikariats ein. Seine bedeutendste pädagogische Schrift ist der Versuch eines Lehrgebäudes der Erziehungskunst (2 Bde., 1802-05). WEITERE WERKE: Über die gegenwärtige und zukünftige Menschheit. München 1799. - Anleitung zur freien Ansicht der Philosophie. München 1804. - Ideen zur Geschichte der Entwicklung des religiösen Glaubens. 3 Tie., München 1808-15. - Grundriß der Geschichte der Philosophie. München 1813. - Grundlegung zur Psychologie. München 1817. - Über das menschliche Wahrnehmungsvermögen. München 1817. - Über die religiöse Aufgabe unserer Zeit. Frankfurt 1819. - Kleine Schriften. 3 Bde., München/Passau 1823-25. - Der Geist des ältesten Katholicismus als Grundlage für jeden späteren. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie. Sulzbach 1824. - Grundlegung zur Ethik als Dynamik zu einer auf die Lehre der Tugendkräfte gegründeten Lehre der Tugendgesetze. München 1850. LITERATUR: Adalbert Vagacs: C. W.s Pädagogik. Diss. München 1917. Weinhandl, Ferdinand, * 31.1. 1896 Judenburg (Steiermark), t 14.8.1973 Graz. W., Sohn eines Schulrats, studierte Philosophie, Psychologie und Archäologie an der Univ. Graz, war Schüler von Alexius —»Meinong, wurde 1919 promoviert (Experimentelle Untersuchungen zur Analyse des Verstehenserlebnisses) und habilitierte sich 1921 nach einer Verlagstätigkeit mit einer Arbeit über Urteilsrichtigkeit und Urteilswahrheit in München. Seit 1922 Privatdozent, seit 1927 a. o. Prof. an der Univ. Kiel, wurde W., der seit 1933 der NSDAP angehörte und ein entschiedener Verfechter des Nationalsozialismus war, 1935 o. Prof. und folgte 1942 einem Ruf nach Frankfurt/Main. 1944-46 lehrte er in Graz. 1952 wurde er dort zum a. o. Prof. ernannt und war 1958-65 o. Professor. Das von ihm entwickelte Verfahren einer philosophischen „Gestaltanalyse" erprobte er u. a. bei Untersuchungen zur Erkenntnistheorie, Charakterologie und Ethik. W. vertrat eine irrationalistische, auf „ursprüngliche Anschaulichkeit" reduzierte Erkenntnistheorie. Er veröffentlichte u. a. Die Methode der Gestaltanalyse (1923), Meister Eckehan im Quellpunkt

Weishaupt seiner Lehre (1923, 2 1926), Die Gestaltanalyse (1927), Charakterdeutung auf gestaltanalytischer Grundlage (1931), Die Metaphysik Goethes (1932, Nachdruck 1965) und Die Philosophie des Paracelsus (1944). WEITERE WERKE: Die Urteilsrichtigkeit und Urteilswahrheit. Leipzig 1923. - Einführung in das moderne philosophische Denken. Gotha u. a. 1924. - Wege der Lebensgestaltung. Gotha 1924. - Person, Weltbild und Deutung. Erfurt 1926. - Das aufschließende Symbol. Berlin 1929. - Philosophie und Mythos. Hamburg 1936. - Der deutsche Idealismus und wir. Neumünster 1939. - Philosophie - Werkzeug und Waffe. Neumünster 1940. - Paracelsus und Goethe. Stuttgart/Berlin 1941. - Wege zum Lebenssinn. Graz 1951. Das Vermächtnis des Wanderers. Goethes Gedanken über Staat und Gemeinschaft. Klosterneuburg/Salzburg 1956. LITERATUR: Jendris Alwast: W., F. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Bd. 10. Neumünster 1994, S. 383-386. Weininger, Otto, * 3.4.1880 Wien, t 4.10.1903 Wien. Der Sohn eines jüdischen Goldschmieds studierte an der Univ. Wien Philologie, Mathematik, Biologie und Naturwissenschaften und trat am Tag der Promotion (21.7. 1902) zum Protestantismus über. 1903 erschien die erweiterte Fassung seiner Dissertation Geschlecht und Charakter, in der er eine Psychologie der Geschlechter entwickelte und die Theorie von der psychisch-physischen Bisexualität des Menschen aufstellte. Orientiert am Gegensatzpaar Weib/Trieb und Mann/Geist schrieb er der Frau eine seelische und sittliche Minderwertigkeit zu; sie sei zu keiner geistigen Orientierung und schöpferischen Produktivität fähig. Das Werk, dessen Inhalt zugleich auch antisemitisch ist, erreichte nach W.s spektakulärem Tod (er beging in Beethovens Sterbehaus Selbstmord) binnen kurzer Zeit hohe Auflagen (211920, 30 1980), wurde von Zeitgenossen wie Karl Kraus und August Strindberg begeistert aufgenommen und beeinflußte das Werk von Schriftstellern und Philosophen wie Georg Trakl und Ludwig -» Wittgenstein. Aus dem Nachlaß W.s erschienen die Schriften Über die letzten Dinge (1904, 91930) und Die Liebe und das Weib (1917, 2 1921). WEITERE WERKE: Eros und Psyche. Studien und Briefe 1899-1902. Hrsg., eingeleitet und kommentiert v. Hannelore Rodlauer. Wien 1990. LITERATUR: Carl Dellago: O. W. und sein Werk. Innsbruck 1912. - Jacques Le Rider/Nobert Leser (Hrsg.): O. W. Werk und Wirkung. Wien 1984. - Jacques Le Rider: Der Fall 0. W. Wurzeln des Antifeminismus und Antisemitismus. Wien/München 1985 (mit Bibliographie). - Allan Janik: Essays on Wittgenstein und W. Amsterdam 1985. Jörg Zittlau: Vernunft und Verlockung. Der erotische Nihilismus O. W.s. Düsseldorf 1990. - Nancy A. Harrowitz (Hrsg.): Jews & Gender. Response to O. W. Philadelphia 1995. - Waltraud Hirsch: Eine unbescheidene Charakterologie. Geistige Differenz von Judentum und Christentum. O. W.s Lehre vom bestimmten Charakter. Bern u.a. 1997. Weischedel, Wilhelm, * 11.4. 1905 Frankfurt/Main, t 20.8. 1975 Berlin. W., Sohn eines Theologen, studierte evang. Theologie, Philosophie und Geschichte in Marburg, Leipzig, Berlin und Freiburg/Breisgau, wurde mit der Arbeit Das Wesen der Verantwortung. Ein Versuch (1933, 21958) promoviert, habilitierte sich 1936 in Tübingen (Der Aufbruch der Freiheit zur Gemeinschaft. Studien zur Philosophie des jungen Fichte, 1939 veröffentlicht) und war bis 1945 Angestellter, zuletzt in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Seit 1946 a. o. Prof. in Tübingen, war er 1953-70 o. Prof. der Philosophie an der Freien Univ. Berlin. W. befaßte sich mit Problemen der Philosophiegeschichte und systematischen Philosophie und bemühte sich insbesondere um die Neubegründung

einer philosophischen Theologie. Er war Herausgeber einer -»Kant-Ausgabe (6 Bde., 1956-64) und verfaßte u.a. Die Tiefe im Antlitz. Entwurf einer Metaphysik der Kunst (1952), Wirklichkeit und Wirklichkeiten (1960), Die philosophische Hintertreppe. Vom Alltag und Tiefsinn großer Denker (1966), Jacobi und Schelling. Eine philosophisch-theologische Kontroverse (1969) und Der Gott der Philosophen. Grundlegung einer philosophischen Theologie im Zeitalter des Nihilismus (2 Bde., 1971/72). WEITERE WERKE: Der Mut zur Verantwortung. Stuttgart 1946. - Recht und Ethik. Zur Anwendung ethischer Prinzipien in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Karlsruhe 1956,21959. - Der Zwiespalt im Denken Fichtes. Berlin 1962. - Denker an der Grenze. Paul Tillich zum Gedächtnis. Berlin 1966. LITERATUR: Bibliographie W. W. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 19 (1965) S. 713-720. - Alexander Schwan (Hrsg.): Denken im Schatten des Nihilismus. Festschrift für W. W. Darmstadt 1975. - Stefane Semplici: Un filosofo all'ombra del nichilismo: W. W. Roma 1984. Roberto Garaventa: Nichilismo, Teologia ed Etica. Saggio su W. W. Lecce 1991. - Hartmut Kreß: Philosophische Theologie im Horizont des neuzeitlichen Nihilismus. Philosophie und Gottesgedanke bei W. W. und Hans Jonas. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 88 (1991) S. 101-120. Letterio Mauro: Die Bedeutung der Philosophiegeschichte: W. W. als Philosophie-Historiker. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 41 (1994), S. 546-559. - Rudolf F. Smit: W. W.s Suche nach der Möglichkeit von Sinn. Metaphysik zwischen Existenzphilosophie und Nihilismus. Bern u. a. 1997. - Johannes Hieber: Frage und Fraglichkeit bei W. W. Ansätze einer transzendentalen Theorie der Interrogation. Darmstadt 1999. Weishaupt, Johann Adam Joseph, * 6.2.1748 Ingol Stadt, t 18. I I . 1830 Gotha. Der Sohn eines Juristen wurde bei den Jesuiten erzogen, studierte Rechtswissenschaften, wurde 1772 a. o. Prof. und nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 o. Prof. des Naturrechts und kanonischen Rechts an der Univ. Ingolstadt. Auf der Suche nach Unterstützung in seinem Kampf gegen die Jesuiten trat W. 1775 in den Freimaurerorden ein und gründete 1776 in Ingolstadt den später in „Illuminaten-Orden" umbenannten „Orden der Perfektibilisten", der mit dem Beitritt Adolph von Knigges feste organisatorische Formen erhielt und über die bayerischen Grenzen hinaus zum Sammelbecken aufklärerischer Köpfe wurde. Nach dem Verbot des Ordens 1785 verlor W. sein Lehramt, wurde aus Bayern verbannt und lebte seitdem am herzoglichen Hof in Gotha. Herzog Ernst II. ernannte ihn zum Legationsrat und später zum Hofrat. W. veröffentlichte u. a. Apologie der Illuminaten (1786), Über Materialismus und Idealismus. Ein philosophisches Fragment (1786, 2 1788), Das verbesserte Svstem der Illuminaten, mit allen seinen Einrichtungen und Graden (1787, 31818), Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum (1787), Über die Komischen Anschauungen und Erscheinungen (1788), Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime Welt- und Regierungskunsl (2 Bde., 1790-95), Über Wahrheit und Vollkommenheit (3 Bde., 1792-97) und Die Leuchte des Diogenes, oder Prüfung unserer heutigen Moralität und Aufklärung (1804). WEITERE WERKE: Über die Schrecken des Todes. Eine philosophische Rede. Wien 1786. - Apologie des Mißvergnügens und des Übels. Drei Gespräche. Frankfurt 1787, 2 1790. - Über die Selbsterkenntnis, ihre Hindernisse und Vortheile. Regensburg 1794. LITERATUR: Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Frankfurt/Main u.a. 1973, S. 583-632. - Richard van Dülmen: Der Geheimbund der

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Weiß Illuminaten. Darstellung, Analyse, Dokumentation. Stuttgart 1975 (mit Bibliographie). - Ludwig Hammermayer: W., J. A. J. In: Biographisches Lexikon der LudwigMaximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 469-470. Weiß, Ulrich, * 1.11.1713 Augsburg, t 4.6.1763 Irsee. Der Sohn eines Schneiders trat 1728 in die Benediktinerabtei Irsee ein und studierte dort sowie 1735-37 an der Univ. Salzburg Theologie und Rechtswissenschaften. 1736 zum Priester geweiht, wurde er 1738 Prof. der Philosophie und Mathematik in Irsee. Seinen Aufenthalt in Prag zur Reform der geplanten Ritterakademie mußte er 1745 kriegsbedingt abbrechen und kehrte als Lehrer und Studiendirektor in sein Heimatkloster zurück. Eine Berufung als Prof. der Mathematik nach Weingarten mußte er wegen Krankheit nach kurzer Zeit aufgeben. W. versuchte in seinem umstrittenen Liber de emendatione inteüectus (1747) Rationalismus und Empirismus in aufgeklärter Weise zu verknüpfen. Er war Gründungsmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1759). W. schrieb vielleicht auch das Musikdrama Verier Prometheus (1743). LITERATUR: Bernhard Jansen: Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stellung zur Philosophie der Aufklärung. In: Scholastik 11 (1936) S. 1-51. Weisse, Christian Hermann, Pseud. Nikodemus, * 10.8. 1801 Leipzig, t 19.9. 1866 Leipzig. Der Enkel Christian Felix W.s studierte Rechtswissenschaften, dann Philosophie, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Leipzig, habilitierte sich 1823 mit der Abhandlung Diversa naturae et rationis in civitatibus constituendis indoles e Graecorum historia illustrata und lehrte seit 1828 als a. o., seit 1847 als o. Prof. der Philosophie in Leipzig (Antrittsrede: In welchem Sinne die deutsche Philosophie jetzt wieder an Kant sich zu orientieren hat). W. verwarf -»Hegels Lehre vom absoluten Geist und setzte, Philosophie mit spekulativer Theologie vermittelnd, die Gottesidee an oberste Stelle. Er gewann mit diesem Ansatz, aber auch mit seiner Ästhetik Einfluß auf Hermann -> Lotze. W. veröffentlichte u. a. System der Ästhetik als Wissenschaft von der Idee des Schönen (2 Tie., 1830, Nachdruck 1966), Die Idee der Gottheit (1833), Grundzüge der Metaphysik (1835), Die evangelische Geschichte (2 Bde., 1838), Die Christologie Luthers und die christologische Aufgabe der evangelischen Theologie (1852, 21855) und Philosophische Dagmalik oder Philosophie des Christentums (3 Bde., 1855-62). W. starb an der Cholera. WEITERE WERKE: Über den gegenwärtigen Standpunkt der philosophischen Wissenschaft. In besonderer Beziehung auf das System Hegels. Leipzig 1829. - Über das Verhältnis des Publicums zur Philosophie in dem Zeitpunkte von Hegel's Abscheiden. Leipzig 1832. - Die philosophische Geheimlehre von der Unsterblichkeit des menschlichen Individuums. Dresden 1834. - Das philosophische Problem der Gegenwart. Leipzig 1842. - Kleine Schriften zur Ästhetik und ästhetischen Kritik. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse und aus bereits Gedrucktem zusammengestellt von Rudolf Seydel. Leipzig 1867. Nachdruck Hildesheim 1966. System der Aesthetik nach dem Collegienhefte letzter Hand. Hrsg. v. Rudolf Seydel. Leipzig 1872. LITERATUR: Rudolf Seydel: Verzeichnis der sämtlichen Schriften C. H. W.s. In: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 55 (1869). - Ders.: Lebensskizze und Charakteristik W.s. Leipzig 1866. - Franz Ludwig Greb: Die philosophischen Anfänge C. H. W.s. Diss. Bonn 1943. - Harald Knudsen: Gottesbeweise im Deutschen Idealismus. Die modaltheoretische Begründung des Absoluten, dargestellt an Kant, Hegel und W. Berlin u.a. 1972. -

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Günter Knick: Hegels Religionsphilosophie der absoluten Subjektivität und die Grundzüge des spekulativen Theismus C. H. W.s. Wien 1994. - Ders.: Die philosophische Theologie C. H. W.s in ihrem Verhältnis zu G. W. F. Hegel. In: Peter Koslowski/Reinhard Löw/Richard Schenk (Hrsg.): Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Band 5, 1994. Wien 1995, S. 126-142. - Olaf Briese: Im Geflecht der Schulen. C. H. W.s akademische Karriere. In: Ders.: Konkurrenzen: philosophische Kultur in Deutschland 1830-1850. Porträts und Profile. Würzburg 1998, S. 65-77. - Anatol Schneider: Personalität und Wirklichkeit. Nachidealistische Schellingrezeption bei Immanuel Hermann Fichte und C. W. Würzburg 2001. Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig), * 11.4.1816 Wahren (Mecklenburg), t 4.6.1874 Marburg. W. studierte Theologie und Philosophie in Halle (bei Johann Eduard —»Erdmann), Berlin und Rostock und wurde 1841 promoviert (De cogitationibus Augustini philosophicis de trinitate Dei prolatis particula). 1843 habilitierte er sich für Philosophie (Expositio philosophiae Schleiermachen dialecticae) und wurde 1853 o. Prof. in Marburg. W. war durch die Hegeische Rechte und —» Schleiermacher bestimmt. Er veröffentlichte u. a. Vorlesungen über Schleiermachers Dialektik und Dogmatik (2 Tie., 1847-49), Logik und Metaphysik (1850) und Vorlesungen über Pantheismus und Theismus (1859). LITERATUR: Max Heinze: W. In: ADB 41, 1896, S. 603-604. - Hertha Goldstandt: W.s Stellung zum Theismus. Würzburg 1917. - Ulrich Sieg: Aufstieg und Niedergang des Marburger Neukantianismus. Die Geschichte einer philosophischen Schulgemeinschaft. Würzburg 1994. Weitling, Wilhelm (Christian), Pseud. Freimann, * 5.10.1808 Magdeburg, t 25.1.1871 New York. W. war der uneheliche Sohn eines Dienstmädchens bzw. Manufakturarbeiterin und eines französischen Besatzungsoffiziers. Er besuchte die mittlere Bürgerschule und machte seit 1822 eine Lehre als Damenschneider. Von 1826 bis 1835 wanderte er durch Deutschland nach Paris. Wichtig für seine spätere Entwicklung war sein intensives Bibelstudium in der Jugend. In Paris wurde er Mitglied des „Bundes der Geächteten", 1838 nach einem Aufenthalt in Wien der Zentralbehörde des „Bundes der Gerechten". Für ihn schrieb er Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte. Ihre wichtigsten Themen waren die Gesellschaftskritik und - vor allem - der Entwurf für eine politisch-soziale Reorganisation der Gesellschaft, gestützt auf die Bibel. Zu den von ihm propagierten Zielen gehörten die Aufhebung des Privateigentums, die Errichtung eines brüderlichen Familienbundes der Menschheit auf der Basis gemeinschaftlichen Eigentums und gleicher Rechte und Pflichten. Während seines Aufenthalts in der Schweiz (1841 -44) warb W. für seine kommunistischen Ideen. Er organisierte Ortsvereine des Bundes, gewann - in Konkurrenz mit den stärkeren , Jungdeutschen" - Einfluß auf die Handwerkervereine und gab 1841 die Zeitschriften „Der Hülferuf der deutschen Jugend", „das erste von Arbeitern für Arbeiter geschriebene deutsche Presseorgan" und „das erste internationale Organ des Proletariats" (W. Seidel-Höppner), 1842/43 „Die junge Generation" heraus. 1842 publizierte W. sein Hauptwerk Garantien der Harmonie und Freiheit, „lange Zeit der Katechismus der deutschen Kommunisten" (Heinrich Heine). Später erschienen mehrere erweiterte Auflagen. Die Garantien bestehen aus zwei Abschnitten, einer Kritik der bestehenden Gesellschaft und einem Plan zur Reorganisation der Gesellschaft. Die Einführung des Eigentums betrachtete W. als „ein himmelschreiendes Unrecht", als die

Weite „Ursache alles Übels" und „Abweichung [...] von den Gesetzen der Natur und der christlichen Liebe". Außerdem trat er für Internationalismus und die Einführung einer Weltsprache ein. In der neuen Gesellschaft sollten Gütergemeinschaft und Gleichberechtigung herrschen: „Harmonie aller! und darin größtmöglichste Freiheit eines jeden!" Die neue Gesellschaft sollte keine Gesetze, Verbrechen, Gefängnisse und vor allem keine soziale Ungleichheit kennen. Eine allgemeine Arbeitspflicht sollte eingeführt werden. Geleitet werden sollte die neue Gesellschaft von hierarchisch gegliederten Vorständen mit einem aus den größten Philosophen bestehenden „Trio" (parallel zur christlichen Trinität); in einer Übergangsperiode sollte ein einzelner Diktator, ein „zweiter Messias", an der Spitze stehen. Sein Kommunismus, der notfalls durch Gewaltanwendung herbeigeführt werden sollte, wurde von seiner Vorstellung vom Urchristentum bestimmt. - Sozusagen ergänzend schrieb W. Das Evangelium des armen Sünders (1845), in dem er die Bibel zum revolutionären Handbuch erklärte; Jesus und das Urchristentum seien kommunistisch gewesen. Er postulierte: „hier auf Erden ist auch ein Reich Gottes zu gründen". Wegen Gotteslästerung, Angriffs auf das Eigentum und Gründung eines geheimen Bundes zur Verbreitung des Kommunismus wurde W. schon vor der Publikation des Buches 1843 verhaftet, angeklagt und im November 1843 in Zürich zu zehn Monaten Gefängnis sowie Ausweisung für fünf Jahre verurteilt und nach der Haftverbüßung nach Preußen abgeschoben. 1844 wurden seine Kerkerpoesien veröffentlicht, erst 1929, von E. Barnikol ediert, seine Gefängnismemoiren Gerechtigkeit. Ein Studium in 550 Tagen. 1844 reiste W. nach London, wo er sich mit den Führern des dortigen „Bundes der Gerechten" (Heinrich Bauer, Joseph Moll und Karl Schapper), 1846 nach Brüssel, wo er sich mit —»Marx und Friedrich —»Engels überwarf. Im selben Jahr emigrierte er in die USA (New York), wo er einen Befreiungsbund gründete. 1848/49 war er wieder in Europa. Von 1850 bis 1855 gab er in New York die Zeitschrift „Republik der Arbeiter" heraus, gründete 1852 einen „Arbeiterbund" und engagierte sich u.a. für eine kommunistische Kolonie in Iowa, die sich 1855 auflöste und den Bund ruinierte. Danach zog sich W. von politischen Aktivitäten zurück und arbeitete als Registrator im Einwanderungsbüro in New York. Nun beschäftigte er sich mit Astronomie; er meinte, das kopernikanische Weltbild widerlegen zu können. Postum wurde von E. Barnikol 1931 u.a. sein Manuskript Theorie des Weltsystems publiziert. W. wird als erster deutscher Theoretiker des Kommunismus bezeichnet. Er war seit 1854 verheiratet mit Karoline Toedt, die ihm sechs Kinder gebar; mit seiner Familie lebte er in „äußerst kärglichen Verhältnissen" (Seidel-Höppner). LITERATUR: Hermann Schlüter: Die Anfange der deutschen Arbeiterbewegung in Amerika. Stuttgart 1907. - Ernst Barnikol: W., der Gefangene und seine „Gerechtigkeit". Kiel 1929. - Wolfgang Joho: W. W. Der Ideengehalt seiner Schriften, entwickelt aus den geschichtlichen Zusammenhängen. Wertheim 1932. - Walter Preuss: W. W. Der erste deutsche Sozialist. Wedel 1946. - Carl Frederick Wittke: The Utopian communist. A biography of W. W., nineteenthcentury reformer. Baton Rouge 1950. - Waltraud SeidelHöppner. W. W. - der erste deutsche Theoretiker und Agitator des Kommunismus. Berlin 1961. - Wolfram von Moritz: W. W. Religiöse Problematik und literarische Form. Frankfurt/Bern 1981. - Lothar Knatz: Die W.-Rezeption in der deutschen Sozialdemokratie 1871-1914. Bremen 1982. Lothar Knatz: Utopie und Wissenschaft im frühen deutschen Sozialismus. Theoriebildung und Wissenschaftsbegriff bei W. W. Frankfurt/Main u.a. 1984. - Martin Hüttner: W. W. als Frühsozialist. Frankfurt/Main 1985. - Jürg Haefelin: W. W. Biographie und Theorie. Der Zürcher Kommu-

nistenprozess von 1843. Bern u.a. 1986. - Lothar Knatz/ Hans-Arthur Marsiske (Hrsg.): W. W. Ein deutscher Arbeiterkommunist. Hamburg 1989. - Hans-Arthur Marsiske: Eine Republik der Arbeiter ist möglich. Der Beitrag W. W.s zur Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten von Amerika 1846-1856. Hamburg 1990. - Waltraud Seidel-Höppner: W. W. als Frühsozialist. Leipzig 1994. Siegfried Bahne Weite, Bernhard, * 31.3.1906 Meßkirch (Baden), t 6.9.1983 Freiburg/Breisgau. W. studierte Theologie und Philosophie (u.a. bei Martin —»Heidegger) in Freiburg/Breisgau und München, empfing 1929 die Priesterweihe und war bischöflicher Sekretär. 1938 wurde er über ein dogmengeschichtliches Thema zum Dr. theol. promoviert. Nach der Habilitation 1946 aufgrund der Arbeit Der philosophische Glaube bei Karl Jaspers und die Möglichkeit seiner Deutung durch die thomistische Philosophie (veröffentlicht 1949) lehrte er Religionsphilosophie in Freiburg/Breisgau, wurde 1951 a. o. Prof. und wirkte hier von 1956 bis zu seiner Emeritierung 1973 als Ordinarius. W. setzte sich für den Dialog zwischen neuerer Philosophie und kath. Theologie ein. Er bemühte sich, mit seinem von der Phänomenologie und der Existenzphilosophie beeinflußten Werk die kath. Religionsphilosophie aus dem binnenkirchlichen Denken der Neuscholastik herauszuführen. Er veröffentlichte u. a. Die Glaubenssituation der Gegenwart (1948), Vom Wesen und Unwesen der Religion (1952), Nietzsches Atheismus und das Christentum (1958), Über das Böse. Eine thomistische Untersuchung (1959), Auf der Spur des Ewigen. Philosophische Abhandlungen über verschiedene Gegenstünde der Religion und der Theologie (1965), Heilsverständnis. Philosophische Untersuchung einiger Voraussetzungen zum Verständnis des Christentums (1966), Determination und Freiheit (1969), Dialektik der Liebe. Gedanken zur Phänomenologie der Liebe und zur christlichen Nächstenliebe im technologischen Zeitalter (1973, 21984), Zeit und Geheimnis (1975), Religionsphilosophie (1978, 51997), Meister Eckhart. Gedanken zu seinen Gedanken (1979), Was ist Glauben? Gedanken zur Religionsphilosophie (1982) und Zwischen Zeit und Ewigkeit. Abhandlungen und Versuche (1982). WEITERE WERKE: Vom Geist des Christentums. Frankfurt/ Main 1955. - Die Wesensstruktur der Theologie als Wissenschaft. Freiburg/Breisgau 1955. - Über das Wesen und den rechten Gebrauch der Macht. Eine philosophische Untersuchung und eine theologische These dazu. Freiburg/Breisgau 1960, 2I965. - Im Spielfeld von Endlichkeit und Unendlichkeit. Gedanken zur Deutung des menschlichen Daseins. Frankfurt/Main 1967. Ideologie und Religion. Freiburg/Breisgau u.a. 1980. - Das Licht des Nichts. Von der Möglichkeit neuer religiöser Erfahrung. Düsseldorf 1980. Geschichtlichkeit und Offenbarung. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Bernhard Casper und Ingeborg Feige. Frankfurt/Main 1993. - Wahrheit und Geschichtlichkeit. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Bernhard Caspar und Ingeborg Feige. Frankfurt/ Main 1996. LITERATUR: Stjepan KuSar; Dem göttlichen Gott entgegen denken. Der Weg von der metaphysischen zu einer nachmetaphysischen Sicht Gottes in der Religionsphilosophie B. W.s. Freiburg/Breisgau 1986. — Anton Tischinger: Das Phänomen der Schuld. Das Dasein zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit in der Religionsphilosophie B. W.s. Freiburg 1986. - Klaus Hemmerle (Hrsg.): Fragend und lehrend den Glauben weit machen. Zum Werk B. W.s anläßlich seines 80. Geburtstages. München u.a. 1987 (mit Bibliographie). Ingeborg Feige: Geschichtlichkeit. Zu B. W.s Phänomenologie des Geschichtlichen auf der Grundlage unveröffentlichter Vorlesungen. Freiburg u. a. 1989. - Burkard Döpfner: Das Problem des Zusammendenkens von Determination und

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Weltsch Freiheit. Das phänomenologische Denken des Religionsphilosophen B. W. als ein Beitrag zur Klärung und zur theologischen Vertiefung des Problems. St. Ottilien 1992. - Ludwig Wenzler (Hrsg.): Mut zum Denken, Mut zum Glauben. B. W. und seine Bedeutung für eine künftige Theologie. Freiburg/ Breisgau 1994. - Elke Kirsten: Heilige Lebendigkeit. Zur Bedeutung des Heiligen bei B. W. Bern u.a. 1998. Weltsch, Felix, * 6.10.1884 Prag, t 9.11.1964 Jerusalem. Der Sohn eines Textilhändlers studierte Rechtswissenschaften und Philosophie; 1907 wurde er zum Dr. jur., 1911 zum Dr. phil. promoviert. 1910-39 war er in der Prager Universitätsbibliothek tätig. W., der sich früh mit dem Zionismus auseinandersetzte, war 1919-38 Herausgeber der in Prag erscheinenden zionistischen Wochenschrift „Die Selbstwehr". Als Mitglied des Prager Kreises war W. mit Franz Kafka, Franz Werfe! und Max -»Brod, mit dem er 1929 eine Reise nach Palästina unternahm (Land der Gegensätze. Eindrücke einer Palästinareise, 1929), befreundet. 1939 nach Palästina geflohen, arbeitete er in der Universitätsbibliothek in Jerusalem. Mit Brod legte er in Anschauung und Begriff (1913) eine kritische Sichtung erkenntnistheoretischer und psychologischer Positionen vor. Zu seinen Veröffentlichungen zählen ferner Gnade und Freiheit. Untersuchungen zum Problem des schöpferischen Willens in Religion und Ethik (1920), Das Wagnis der Mitte. Ein Beitrag zur Ethik und Politik der Zeit (1936, Nachdruck 1965) und Religion und Humor im Leben und Werk Franz Kafkas (1957). WEITERE WERKE: Organische Demokratie. Leipzig o. J. Nationalismus und Judentum. Berlin 1920. - Zionismus als Weltanschauung. Mährisch-Ostrau 1925 (mit Max Brod). Das Rätsel des Lachens. Mährisch-Ostrau 1935. - Antisemitismus als Völkerhysterie. Prag 1941. LITERATUR: Margarita Pazi: F. W. Die schöpferische Mitte. : Leo Baeck Bulletin, Nr. 50. Tel Aviv 1974. Welty, Eberhard, Taufname: Franz Theodor, * 15.9.1902 Anholt (Westfalen), t 2.6.1965 Freiburg/Breisgau. Der Sohn eines Schneidermeisters trat 1922 in den Dominikanerorden ein und studierte an der ordenseigenen Hochschule in Düsseldorf Philosophie und Theologie. Nach der Verlegung der Albertus-Magnus-Hochschule nach Walberberg lehrte er dort seit 1930 Ethik und Moraltheologie. Gleichzeitig studierte er an der Univ. Köln Volkswirtschaft und Soziologie. 1935 wurde W. mit der Dissertation Gemeinschaft und Einzelmensch. Eine sozial-metaphysische Untersuchung, bearbeitet nach den Grundsätzen des hl. Thomas von Aquin promoviert. Er hatte Anteil an der deutschen Thomasausgabe und war 1937-39 Prior des Klosters Walberberg. Im Zweiten Weltkrieg stand er in Verbindung mit dem Kölner Widerstandskreis und arbeitete Grundsätze zu einer neuen Staats- und Gesellschaftsordnung aus, die später für die Formulierung der „Kölner Leitsätze" der sich formierenden rheinischen CDU als Diskussionsgrundlage dienten. 1946 gründete W. die Zeitschrift „Die Neue Ordnung" und nahm Einfluß auf die Programmdiskussion der CDU bis zum „Ahlener Programm". Seit 1948 war er Mitglied des Königswinterer Kreises. 1951 gründete er das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg. Auf der Grundlage der thomistischen Gesellschaftslehre setzte sich W. mit den sozialen Fragen der Gegenwart auseinander. Er veröffentlichte u.a. Die Entscheidung in die Zukunft. Grundsätze und Hinweise zur Neuordnung im deutschen Lebensraum (1946), Vom Sinn und Wert der menschlichen Arbeit. Aus der Gedankenwelt des hl. Thomas von Aquin (1946), Recht und Ordnung im Eigentum (1947), Verantwortung und Mitverantwortung in der Wirtschaft (1949) und Herders Sozialkatechismus (3 Bde., 1951-58).

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Welzel, Hans, * 25.3.1904 Artern/Unstrut, t 5.5.1977 Andernach. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Jena und Heidelberg habilitierte sich W. 1935 an der Univ. Köln, wurde 1937 beamteter a. o. Prof. an der Univ. Göttingen und erhielt dort 1940 den Lehrstuhl für Strafrecht, Rechtsphilosophie und Prozeßrecht. 1952 wechselte er an die Univ. Bonn, deren Rektor er 1962/63 war. W. begründete eine finale Handlungslehre, die über das Strafrecht hinaus in die Zivilrechtsdogmatik hineingewirkt und auch die Praxis beeinflußt hat. Er lieferte auch wichtige Beiträge zur Naturrechtsdebatte der Nachkriegszeit. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Naturalismus und Wertphilosophie im Strafrecht (1935), Das deutsche Strafrecht (1947, "1969), Naturrecht und materielle Gerechtigkeit (1951, 41962), Das neue Bild des Strafrechtssystems (1951), Aktuelle Strafrechtsprobleme im Rahmen der finalen Handlungslehre (1953), Die Naturrechtslehre Samuel Pufendorfs. Ein Beitrag zur Ideengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts (1958), An den Grenzen des Rechts. Die Frage nach der Rechtsgeltung (1966) und Abhandlungen zum Straf recht und zur Rechtsphilosophie (1975). WEITERE WERKE: Gesetz und Gewissen. Karlsruhe 1960. Wahrheit und Grenze des Naturrechts. Bonn 1963. LITERATUR: Festschrift für H. W. zum 70. Geburtstag am 25. März 1974. Hrsg. v. Günter Stratenwerth und Armin Kaufmann. Berlin 1974. - Gerd Kleinheyer/Friedrich Nowakowski: In memoriam H. W. Reden, gehalten am 10. Februar 1978 bei der Gedenkfeier der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Bonn 1981. - Fritz Loos: H. W. (1904-1977). Die Suche nach dem Überpositiven im Recht. In: Fritz Loos (Hrsg.): Rechtswissenschaft in Göttingen. Göttinger Juristen aus 250 Jahren. Göttingen 1987, S. 486-509. - Oliver Sticht: Sachlogik als Naturrecht? Zur Rechtsphilosophie H. W.s (1904-1977). Paderborn 2000. Wendt, Amadeus, * 29.9.1783 Leipzig, t 15.10.1836 Göttingen. Das Studium der Philologie, Philosophie und Psychologie in Leipzig schloß W. 1804 mit der Promotion zum Dr. phil. ab, widmete sich daneben einer musikalischen Ausbildung und war als Hauslehrer tätig. 1808 habilitierte er sich in Leipzig mit der Schrift De fundamento et origine dominii, lehrte hier seit 1811 als a. o. Prof. der Philosophie und wurde 1816 zum Ordinarius ernannt. 1829 folgte W. einem Ruf nach Göttingen. Als Rezensent, Theaterkritiker und Herausgeber schöner Literatur (u. a. „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen", 1821-25; „Deutscher Musenalmanach", 1830-32) übte er großen Einfluß auf das literarische Leben des Biedermeier aus. Seit 1820 besorgte er mehrere Auflagen von Wilhelm Gottlieb -»Tennemanns Grundriß der Geschichte der Philosophie. W. war auch als Komponist tätig. Er veröffentlichte u. a. Grundzüge der philosophischen Rechtslehre (1811), Reden über die Religion oder Die Religion an sich und in ihrem Verhältnis zur Wissenschaft, Kunst, Leben und zu den positiven Formen derselben (1813) und Über Zweck und Mittel, Gegenwart und Zukunft der Freimaurerei (1828). WEITERE WERKE: De rerum principiis secundum Pythagoreos. Leipzig 1827. - Über die Hauptperioden der schönen Kunst, oder die Kunst im Laufe der Weltgeschichte dargestellt. Leipzig 1831. - De philosophia Cyrenaica. Göttingen 1842. Wentscher, Eise, geb. Schwedler, * 31.1.1877 Wüstegiersdorf (Schlesien), t 1946. Nach dem Studium der Philosophie in Bonn trat W. mit ihren Schriften Der Wille. Versuch einer psychologischen Analyse (1910) und Grundzüge einer Ethik (1920) hervor,

Werner in denen sie, geprägt von Wilhelm —»Wundt, eine psychologisch orientierte Philosophie vertrat. Ihre Geschichte des Kausalproblems in der neueren Philosophie (1921) wurde von der Preußischen Akademie der Wissenschaften preisgekrönt. Darüber hinaus beschäftigte sich W. mit dem englischen Empirismus, vor allem John Stuart Mill (Das Problem des Empirismus, dargestellt an John Stuart Mill, 1922). Sie war Dozentin für Philosophie an der Univ. Bonn und veröffentlichte u. a. Das Kausalproblem in Latzes Philosophie (1903), Englische Philosophie, ihr Wesen und ihre Entwicklung (1924) und Relative oder absolute Wahrheit (1941). W., die mit Max —»W. verheiratet war, engagierte sich in der Frauenfrage und nahm dazu in mehreren Schriften Stellung, u.a. in Deutsche Frauengestalten (1943). WEITERE WERKE: Die ethischen Grundlagen von Schleiermachers Pädagogik. Langensalza 1928. - Englische Wege zu Kant. Leipzig 1931. - Im Wandel der Zeiten. Ein Briefwechsel zweier Generationen. München 1938. LITERATUR: Johannes Thyssen: Zur Erinnerung an die Philosophin Dr. h. c. E. W. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 5 (1950) S. 116-120. Wentscher, Max, * 12.5.1862 Graudenz, t 29.9.1942 Wittlich. W., Sohn eines Kaufmanns, studierte Philosophie in Berlin, Freiburg, Leipzig und Halle, wurde 1893 promoviert (Latze's Gottesbegriff und dessen metaphysische Begründung) und habilitierte sich 1897 an der Univ. Bonn. 1904 wurde er a. o. Prof. in Königsberg, 1907 in Bonn, wo er von 1918 bis zu seiner Emeritierung 1933 als o. Prof. lehrte. W. war mit Eise —> W. verheiratet. Von —> Kant beeinflußt, vertrat er eine Metaphysik, welche die naturalistische Grundhaltung der Wissenschaften als eigentliches Hemmnis philosophischer Besinnung kritisierte, da sie individuelle Freiheit weitgehend ausschließe. Im Anschluß an —> Lotze begründete W. die Lehre von der Wechselwirkung zwischen Psychischem und Physischem, die auch die Grundlage für seine Ethik und Pädagogik wurde. Er veröffentlichte u. a. Über physische und psychische Kausalität und das Prinzip des psychophysischen Parallelismus (1896), Ethik (2 Tie., 1902-05), Einführung in die Philosophie (1906,71926), Hermann Lotze (Bd. 1: Latzes Leben und Werke, 1913), Erkenntnistheorie (2 Bde., 1920), Pädagogik. Ethische Grundlegung und System (1926), Metaphysik (1928) und Geschichte der Ethik (1931). WEITERE WERKE: Über den Pessimismus und seine Wurzeln. Bonn 1897. - Das Problem der Willensfreiheit bei Lotze. Halle 1902. - Das Problem der Lehrfreiheit. Tübingen 1907. - Fechner und Lotze. München 1925. LITERATUR: Eugen Hauer: M. W. zum 70. Geburtstag. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 315-316. Wenzel, Gottfried Immanuel, * 13. 1. 1754 Chotzen (Böhmen), t 4.5.1809 Linz. Der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende W. schloß das Studium in Prag und Wien mit der Promotion zum Dr. phil. ab, lebte einige Jahre als Hauslehrer und Schriftsteller vorwiegend in Prag und unterrichtete bis 1800 theoretische und praktische Philosophie am Lyzeum in Linz. Er versuchte, die Ideen der josephinischen Aufklärung popularisierend zu verbreiten, u. a. mit dem Werk Vollständiger Lehrbegriff der gesammten Philosphie, dem Bedürfnisse der Zeit gemäß eingerichtet (4 Bde., 1803-05), in dem er sich teilweise als Kritiker -» Kants zeigte. Sein erfolgreichstes Werk war das Anstandsbuch Der Mann von Welt oder Grundsätze und Regeln des Anstandes, der Grazie, der feinen Lebensart und wahren Höflichkeit (1801, überarbeitet 131872).

WEITERE WERKE: Auserlesene Erziehungskenntnisse [...]. 4 Tie., Wien 1796. - Neue, auf Vernunft und Erfahrung gegründete Entdeckungen über die Sprache der Thiere. Wien 1800. Wenzl, Aloys, * 25.1.1887 München, t 20.7.1967 München. W. studierte 1907-11 Mathematik und Physik an der Univ. München, wurde 1912 promoviert (Die infinitesimale Deformation der abwickelbaren und Regelflächen) und arbeitete nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg im Schuldienst. 1922-26 studierte er daneben Philosophie und Psychologie, habilitierte sich 1926 und war seit 1933 a. o. Professor. 1938 wurde er aus politischen Gründen entlassen. Bis 1945 Schullehrer, war er nach Kriegsende zunächst Abteilungsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 1946-56 o. Prof. an der Univ. München und 1947/48 deren Rektor. W. vertrat eine induktive Metaphysik und suchte in seinen Werken die Ergebnisse der Physik und Biologie philosophisch zu verarbeiten. Als Mitglied der Deutschen Friedensunion gehörte er 1958 zu den Unterzeichnern eines Aufrufes gegen die atomare Bewaffnung. W. veröffentlichte u. a. Das Leib-Seele-Problem im Lichte der neueren Theorien der physischen und seelischen Wirklichkeit (1933), Wissenschaft und Wehanschauung. Natur und Geist als Probleme der Metaphysik (1936, 21949), Metaphysik der Biologie von heute. Die Fragen des Lebensprinzips und der Lebensentwicklung und die neuere Forschung (1938, 21951), Philosophie als Weg. Von den Grenzen der Wissenschafl an die Grenzen der Religion (1939, 2. Aufl. unter dem Titel Metaphysik als Weg von den Grenzen [...], 1956), Seelisches Leben, lebendiger Geist (1943), Philosophie der Freiheit (2 Bde., 1947-49), Materie und Leben als Probleme der Naturphilosophie (1949), Unsterblichkeit. Ihre metaphysische und anthropologische Bedeutung (1951) und Die philosophischen Grenzfragen der Naturwissenschaft (1954, 31960). WEITERE WERKE: Das Verhältnis der Einsteinschen Realitivitätstheorie zur Philosophie der Gegenwart, mit besonderer Rücksicht auf die Philosophie des Als Ob. München/ Berlin 1924. - Das unbewußte Denken. Karlsruhe 1927. Das naturwissenschaftliche Weltbild der Gegenwart. Leipzig 1929. - Metaphysik der Physik von heute. Leipzig 1935. Hamburg 21951. - Stand und Aufgaben der Philosophie von heute. Nürnberg 1946, 21956. - Technik als philosophisches Problem. München 1946. - Nietzsche. Versuchung und Verhängnis. Bonn 1947, 21948. - Naturwissenschaft und Christentum. München 1948. - Die geistigen Strömungen unseres Jahrhunderts. München 1948. Fundamentalontologie-Metaphysik oder Ende der Metaphysik. München 1950. - Immanuel Kants bleibende Bedeutung. München 1954. - Der Begriff der Materie und das Problem des Materialismus. München 1958. - Bedeutung und Vieldeutigkeit der Dialektik. München 1959. - Ontotogie der Zeit. München 1963. LITERATUR: Natur, Geist, Geschichte. Festschrift für A. W. Hrsg. v. Josef Hanslmeier. München 1950 (mit Bibliograhie). - Karl Leidlmair: Induktive Metaphysik: Oswald Külpe (1862), Erich Becher (1882-1929) und A. W. (1887-1967). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. 3. Graz u.a. 1990, S. 147-158. - Claudia Schorcht: Philosophie an den bayerischen Universitäten 1933-1945. Erlangen 1990. Werner, Alfred, * 3. 10.1892 Zoppot, t 18.11.1980 Berlin. W. studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Volkswirtschaft an den Universitäten Berlin, Jena und Greifswald, wurde 1914 promoviert (Zur Begründung einer animistischen Ästhetik) und war bis 1932 Dozent für Philosophie

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Werner an der Lessing-Hochschule in Berlin. Danach Bürgermeister von Friedland (Mecklenburg), war er nach der Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten Versicherungsangestellter. Nach Kriegsende wurde er Leiter der Hauptämter Wissenschaft und Kunst beim Magistrat in Berlin, 1947 Prof. der Philosophie an der dortigen Hochschule für bildende Künste und Gastprofessor an der Hochschule für Musik. 1921-33 und seit 1948 war er Herausgeber der „Philosophischen Reihe". W. veröffentlichte u. a. Einführung in die Philosophie (1920,21923), Die Philosophie Friedrich Nietzsches (1920, 21923), Philosophie der Kunst (1921), Praktische Philosophie. Beiträge zur Philosophie unseres Lebens (1923) und Rudolf Eucken und die Kultur der Gegenwart (1927). WEITERE WERKE: Wissenschaftliche Prinzipien und künstlerische Elemente in der Philosophie. Langensalza 1919. Werner, Karl, * 8.3. 1821 Hafnerbach (Niederösterreich), t 4.4.1888 Wien. Der Sohn eines Lehrers studierte seit 1838 Theologie an der bischöflichen Diö'zesanlehranstalt in St. Polten, besuchte seit 1842 das höhere Priesterbildungsinstitut bei St. Augustin in Wien und wurde 1845 an der Univ. Wien zum Dr. theol. promoviert. Nach der Priesterweihe in der Seelsorge tätig, wurde er 1847 Prof. der Moraltheologie, 1865 der neutestamentlichen Exegese in St. Polten. 1870-80 war W. Prof. des Neuen Testaments an der Univ. Wien (1877 Rektor), danach Ministerialrat und geistlicher Referent im Ministerium für Kultus und Unterricht. 1886 wurde er Propst von Zwettl. W. veröffentlichte u. a. System der christlichen Ethik (3 Bde., 1850-52, 21888, Nachdruck 1970), Der heilige Thomas von Aquino (3 Bde., 1858/59, 21889, Nachdruck 1962), Geschichte der apologetischen und polemischen Literatur der christlichen Theologie (5 Bde., 1861-67, Nachdruck 1966), Geschichte der katholischen Theologie Deutschlands seit dem tridentinischen Konzil (1866, 21889), Die Scholastik des späteren Mittelalters (5 Bde., 1881-87), Die nominalisierende Psychologie der Scholastik des späteren Mittelalters (1882) und Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts (5 Bde., 1884-88). WEITERE WERKE: Grundriß der Geschichte der Moralphilosophie. Wien 1851. - Grundlinien der Philosophie. Mainz 1855. - Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte. 2 Bde., Regensburg 1861. - Echiridion theologiae moralis. Wien 1863. - Zur Orientierung über Wesen und Aufgabe der christlichen Philosophie in der Gegenwart. Schaffhausen 1868. - Spekulative Anthropologie vom christlichphilosophischen Standpunkte. München 1870. - Der Entwickelungsgang der mittelalterlichen Psychologie von Alcuin bis Albertus Magnus. Wien 1870. - Religionen und Kulte des vorchristlichen Heidentums. Schaffhausen 1871. Die Psychologie des Wilhelm von Auvergne. Wien 1873. Wilhelm von Auvergnes Verhältnis zu den Platonikern des XII. Jahrhunderts. Wien 1873. - Die Kosmologie und Naturlehre des scholastischen Mittelalters. Wien 1874. - Beda der Ehrwürdige und seine Zeit. Wien 1875,21881. - Die Psychologie und Erkenntnislehre des Johannes Bonaventura. Wien 1876. - Alcuin und sein Jahrhundert. Wien 1876, 2 1881. - Gerbert von Aurillac. Die Kirche und Wissenschaft seiner Zeit. Wien 1878, 21881. - Heinrich von Gent als Repräsentant des christlichen Platonismus im 13. Jahrhundert. Wien 1878. - Der Averroismus in der christlichperipatetischen Psychologie des Mittelalters. Wien 1881. Kant in Italien. Wien 1881. - Die Augustinische Psychologie in ihrer mittelalterlich-scholastischen Einkleidung und Gestaltung. Wien 1882. - Die Cartesisch-Malebranche'sche Philosophie in Italien. 2 Bde., 1883. LITERATUR: Josef Becker: Die Religionsphilosophie K. W.s. Bonn 1935. - Joseph Pritz: Mensch als Mitte. Leben und Werk C. W.s. Wien 1968 (mit Bibliographie). - Walter

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Schroeder: K. W. als Religionsphilosoph. München 1970. Johann Reikerstorfer: Offenbarer Ursprung. Eine Interpretation der Anthropologie C. W.s. Wien 1971. - Ders.: C. W. (1821-1888). In: Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Emerich Coreth, Walter M. Neidl und Georg Pfligersdorffer. Bd. l. Grazu.a. 1987,5. 329-340. Werner, Martin, * 17.11.1887 Bern, t 23.3.1964 Bern. Der Sohn eines Stadtmisstonars studierte nach der Ausbildung zum Primarlehrer seit 1910 Theologie in Bern und Tübingen, war 1916-28 Pfarrer in Krauchthal, erwarb 1921 das Lizentiat der Theologie und erhielt 1928 vor Karl —> Barth das Ordinariat für systematische Theologie an der Univ. Bern. 1943/44 hatte er das Rektorat der Univ. inne. Er war Schriftleiter des „Schweizerischen reformierten Volksblatts" und der „Schweizer theologischen Umschau". W., ein wichtiger Vertreter des theologischen Liberalismus, veröffentlichte u. a. Das Weltanschauungsproblem bei Karl Barth und Albert Schweitzer (1924), Thesen zum Christusproblem. Beitrag zur Kritik de Theologie der Gegenwart (1934), Die Entstehung des christlichen Dogmas, problemgeschichtlich dargestellt (1941, 21954) und Der protestantische Weg des Glaubens (2 Bde., 1955-62). Er war mit Albert -» Schweitzer befreundet. WEITERE WERKE: Albert Schweitzer und das freie Christentum. Zürich 1924. - Anthroposophisches Christentum? Bern 1939. - Der religiöse Gehalt der Existenzphilosophie. Bern 1943. - Glaube und Aberglaube. Aufsätze und Vorträge. Bern/Stuttgart 1957. Wertheimer, Max, * 15.4.1880 Prag, t 12.10.1943 New Rochelle (New York, USA). Der Sohn eines jüdischen Handelslehrers studierte seit 1898 Philosophie und Psychologie an den Universitäten Prag, Berlin und Würzburg und wurde 1904 bei Oswald —»Külpe mit der Dissertation Experimentelle Untersuchungen zur Tatbestandsdiagnostik promoviert. 1910 wurde er Mitarbeiter am Psychologischen Institut in Frankfurt und entdeckte dort auf experimentellem Wege den wahrnehmungspsychologischen Bewegungseffekt, das sog. „Phi-Phänomen". Mit seiner Schrift Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegungen, mit der er sich 1912 an der Akademie für Sozialund Handelswissenschaften in Frankfurt für Psychologie und Philosophie habilitierte, begründete W. die Gestaltpsychologie (Drei Abhandlungen zur Gestalttheorie, 1925, Nachdruck 1963). 1914/15 an der Univ. Frankfurt Privatdozent, ging er 1916 nach Berlin und wurde 1922 a. o. Professor. 1921 war er Mitbegründer der Zeitschrift „Psychologische Forschung". 1929 kehrte W. als o. Prof. der Philosophie und Psychologie an die Univ. Frankfurt zurück. 1933 in den Ruhestand versetzt, emigrierte W. über die Tschechoslowakei in die USA, wo er bis zu seinem Tod als Prof. der Philosophie und Psychologie an der New School for Social Research in New York lehrte. Er schrieb u. a. Productive Thinking (postum 1945, dt. Produktives Denken, 1957). WEITERE WERKE: Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt. I. Prinzipielle Bemerkungen. In: Psychologische Forschungen, 1922, l, S. 47-58. II. Ebd., 1923, 4, S. 301-350. Über Gestalttheorie. Erlangen 1925. - Zur Gesaltpsychologie menschlicher Werte. Aufsätze 1934-1940. Hrsg. und kommentiert von Hans-Jürgen Walter. Opladen 1991. LITERATUR: Viktor Sarris: M. W. in Frankfurt. Beginn und Aufbaukrise der Gestaltpsychologie. Lengerich 1995. - Renate Heuer/Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität. Frankfurt/New York 1997, S. 392-396. Wetter, Gustav (Andreas), * 4.5.1911 Mödling (Niederösterreich), t 5. 11. 1991 Rom. W. studierte Theologie und Philosophie an der päpstlichen Univ. Gregoriana in Rom, wurde 1935 nach byzantinisch-

Wezel slawischem Ritus zum Priester geweiht und trat 1936 in den Jesuitenorden ein. Nach Studien am Päpstlichen Orientalischen Institut wurde er zum Dr. phil. und zum Doktor der orientalischen kirchlichen Wissenschaften promoviert. Seit 1943 lehrte er dort als a. o. Prof., hatte 1957-70 den Lehrstuhl für russische Philosophie inne und war 1949-54 zugleich Rektor des Päpstlichen Russischen Kollegs. 1970 übernahm er eine Professur für marxistische Philosophie an der Gregoriana und wurde Direktor des Centra Studi Marxisti. W. war ein Wegbereiter eines christlich-marxistischen Dialogs. Er veröffentlichte u. a. Der dialektische Materialismus. Seine Geschichte und sein System in der Sowjetunion (1952,51960; Italien. 1948), Dialektischer und historischer Materialismus (1962), Die Umkehrung Hegels. Grundzüge und Ursprünge der Sowjetphilosophie (1963, 21964) und Die russische Religiöse Philosophie und der Marxismus (1985). WEITERE WERKE: Ordnung ohne Freiheit. Der dialektische Materialismus. Kavelaer 1956, 71964. - Der dialektische Materialismus und das Problem der Entstehung des Lebens. Zur Theorie von A. I. Oparin. München u.a. 1958. LITERATUR: Helmut Dahm: Seid nüchtern und wachsam. G. A. W. und die philosophische Sowjetologie. München 1991. Weyl, (Claus Hugo) Hermann, * 9. 11.1885 Elmshorn, t 8. 12. 1955 Zürich. W., Sohn eines Bankdirektors, begann 1904 das Studium der Mathematik in Göttingen, wo er 1908 bei David -> Hubert promoviert wurde und sich 1910 habilitierte. 1913-30 wirkte er als Prof. der Geometrie an der Zürich. Nachdem er 1923 einen Ruf als Nachfolger von Felix Klein ausgeschlagen hatte, nahm er 1930 den Ruf als Nachfolger Huberts nach Göttingen an. Seit 1913 verheiratet mit Heien W. (geb. Joseph), Übersetzerin der Werke von Ortega y Gasset, emigrierte er 1933 in die USA und wurde 1939 amerikanischer Staatsbürger. 1933-50 wirkte er ohne Lehrverpflichtung am Institute for Advanced Study in Princeton. W.s mathematisches Werk läßt sich in drei Perioden einteilen: Zwischen 1908 und 1917 arbeitete er im Geist der Hilbertschen Schule über Probleme der reinen Mathematik wie z.B. die Ausweitung der Hilbertschen Theorie auf Integral- und Differentialgleichungen mit Singularitäten, womit er sich 1910 habilitierte. Die Auseinandersetzung mit Bernhard —»Riemann führte ihn zu seinem Buch Die Idee der Riemannschen Fläche (1913), mit dem er durch Verknüpfung von Differentialgeometrie und Funktionentheorie einen neuen Zweig der Mathematik begründete. Die Herausgabe der gesammelten Abhandlungen eines weiteren akademischen Lehrers in Göttingen, Hermann Minkowskis, führte W. zur Zahlentheorie, die er um eigene Beiträge, u. a. zur Gleichverteilung von Zahlen modulo I (1916), erweiterte. Zwischen 1917 und 1923 wandte er sich den durch die Einsteinsche Relativitätstheorie aufgeworfenen Problemen der mathematischen Beschreibung von Raumstrukturen in ihrer Abhängigkeit von Materie- und Energieverteilung im Raum zu. Auf der Suche nach einer Synthese von Elektrodynamik und Gravitationstheorie entwarf er seit 1918 einen ersten Ansatz zu einer vereinheitlichten Feldtheorie. Der darin entwickelte Gedanke der Eichinvarianz wurde später von ihm in die Quantenmechanik „hinübergerettet", wobei nun die Ladungserhaltung mit der Invarianz gegen eine Phasentransformation gekoppelt wird. Auch wenn W.s „Ausflüge" in die theoretische Physik von Albert —» Einstein, Wolfgang —»Pauli u. a. häufig scharf kritisiert wurden, sind seine Ansätze zur Eichinvarianz und zur Erzeugung von Massentermen via Symmetriebrechung heute von zentraler Bedeutung für fundamentale Theorien physikalischer Wechselwirkungen.

Sein Buch Raum, Zeit, Materie (1918), in dem er die „reine Infinitesimalgeometrie", ausgehend von einem rein topologisch charakterisierten Situs-Raum, über einen affin zusammenhängenden Raum bis hin zum metrischen Raum entwickelt, wurde mehrfach wiederaufgelegt und in viele Sprachen übersetzt. Für W. waren diese Untersuchungen zum Raumproblem letztlich „ein gutes Beispiel für die von der phänomenologischen Philosophie angestrebte Wesensanalyse". Warum die wirkliche Welt durch eine pythagoräische Maßbestimmung und die Dimensionszahl 4 (3 Raum- und eine Zeitdimension) bestimmt ist, versuchte er in seinen Madrider Vorlesungen Mathematische Analyse des Raumproblems (1923) zu begründen. Zwischen 1923 und 1938 arbeitete W. an einer allgemeinen Theorie der Darstellungen kontinuierlicher halb-einfacher Gruppen durch lineare Transformationen, die sich als relevant für die 1925 entstehende Quantenmechanik herausstellte. Aus W.s Buch Gruppentheorie und Quantenmechanik (1928) lernte eine ganze Generation theoretischer Physiker Gruppentheorie, ebenso wie es umgekehrt den interessierten Mathematikern zum Einstieg in die Quantenmechanik verhalf. W.s Dolmetscherrolle zwischen Mathematik und theoretischer Physik wird auch deutlich in seinem Werk Symmetry (1952), in dem er Brückenschläge zwischen Symmetrien in Kunst und Natur unternimmt, die große Breitenwirkung hatten. W.s wegweisende Beiträge zu vielen Gebieten der Mathematik gingen einher mit einer intensiven Beschäftigung mit philosophischen Problemen, die ihren Niederschlag u. a. in Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft (1926) sowie in Das Kontinuum (1918) gefunden hat. Insofern er das Kontinuum nicht als arithmetisch konstruierbar ansah, näherte er sich der intuitionistischen Position im Grundlagenstreit der Mathematik. Der starken Tendenz zur Formalisierung bei Hubert und seinen Schülern hielt er 1924 entgegen: „Soll aber die Mathematik eine ernsthafte Kulturangelegenheit bleiben, so muß sich nun doch mit diesem Formelspiel irgendein Sinn verknüpfen." Der starke Einfluß, den insbesondere Edmund -» Husserl und -> Fichte auf ihn gehabt haben, wird in seinem Lebensrückblick Erkenntnis und Besinnung (1954/55) deutlich. W.s Nachlaß liegt im Archiv der Zürich. WERKE: Gesammelte Abhandlungen. Hrsg. v. Komaravolu Chandrasekharan. 4 Bde., Berlin u.a. 1968. - Selecta H. W. Basel 1956 (beide mit weitgehend vollständiger Bibliographie). LITERATUR: Maxwell Herman Alexander Newman: H. W. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society 3 (1957) S. 305-328. - Dirk van Dalen: Four letters from Edmund Husserl to H. W. In: Husserl Studies 1 (1984) S. 1-12. - Pierre Kerszberg: Sur la physique et la phenomenologie de H. W. In: Etudes Phenomenologiques 2, 3 (1986) S. 3-31. - Norbert Straumann: Zum Ursprung der Eichtheorien bei H. W. In: Physikalische Blätter 43 (1987) S. 414-421. - Wolfgang Deppert u.a. (Hrsg.): Exact Sciences and their Philosophical Foundations: Vorträge des Internationalen H. W.-Kongresses, Kiel 1985. Frankfurt/Main 1988. Günther Frei/Urs Stammbach: H. W. und die Mathematik an der Zürich, 1913-1930. Basel 1992. Klaus Hentschel Wezel, Johann Karl, * 31. 10. 1747 Sondershausen (Thüringen), t 28.1.1819 Sondershausen. W., dessen Herkunft ungewiß ist - die unterstellte illegitime Abstammung von Heinrich I. von SondershausenSchwarzburg ist nicht belegt -, kam als Siebzehnjähriger in das Haus Christian Fürchtegott Gellerts in Leipzig, wo er das Studium der Theologie begann, sich aber bald den Rechtswissenschaften, der Philosophie und Philologie zuwandte. Seit 1769 war W. Hauslehrer in Bautzen und Berlin, unternahm Reisen nach St. Petersburg, Paris und London und

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Wibald lebte 1782-84 als Theaterdichter in Wien. 1784 hielt er sich wieder in Leipzig auf und kehrte wohl 1793 nach Sondershausen zurück. W. veröffentlichte u. a. Hermann und Ulrike. Ein komischer Roman (4 Bde., 1780) sowie die an Jonathan Swift, Voltaire, Henry Fielding und Samuel Johnson orientierten antiidealistischen und antiutopistischen Romane Lebensgeschichte Tobias Knauls, des Weisen, sonst der Stammler genannt (4 Bde., 1773-76), Robinson Krusoe (2 Tie., 1780) und Wilhelmine Arena, oder die Gefahren der Empfindsamkeit (2 Bde., 1782). Der 1776 erschienene Roman Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne (Neuausg. 1965) ist das bedeutendste deutsche Gegenstück zu Jonathan Swifts Gulliver's Travels und Voltaires Candide. 1784/85 veröffentlichte W. einen auf fünf Bände geplanten, systematischen Versuch hüber die Kenntniß des Menschen (Neudruck 1971). WEITERE WERKE: Untersuchung über das Platnersche Verfahren gegen J. K. Wezel und gegen sein Urteil von Leibnitzen. Leipzig 1781. - Kritische Schriften. Hrsg. v. Albert R. Schmitt. 3 Bde., 1971-75. - Pädagogische Schriften. Mit einer Einführung hrsg. v. Philipp McKnight. Frankfurt/Main u.a. 1996. LITERATUR: Philipp S. McKnight: Versuch einer Gesamtbibliographie. In: Kritische Schriften, [s.o.] Bd. 2, S. 813-836; Bd. 3, S. 523-527. - Neues aus der W.Forschung. Hrsg. vom J.-K.-W.-Arbeitskreis des Kulturbundes der DDR. Sondershausen 1980 ff. - Kurt Adel: J. K. W. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte der Goethezeit. Wien 1968. - Detlef Kremer: W. über die Nachtseite der Aufklärung. Skeptische Lebensphilosophie zwischen Spätaufklärung und Frühromantik. München 1985. Alexander KoSenina: Ernst Platners Anthropologie und Philosophie. Der „philosophische Arzt" und seine Wirkung auf J. K. W. und Jean Paul. Würzburg 1989. - lsabel Knautz: Epische Schwärmerkuren. J. K. W.s Romane gegen die Melancholie. Würzburg 1990. - Denis Brain: J. K. W. From religious pessimism to anthropological skepticism. New York u.a. 1999. - Franz Futterknecht: Infantiles Bewußtsein. J. K. W.s Kritik der Moderne. München 1999. Wibald, * 1098, t 19.7.1158 Monastir (Mazedonien). W. war an der Domschule in Lüttich Schüler von —> Rupert von Deutz, trat 1117 in den Benediktinerorden ein, war seit 1118 Schulleiter im Kloster Stable und seit 1130 dessen Abt. 1135 wurde er von Kaiser Lothar III. mit Reichsgeschäften in Italien betraut und 1137 zum Abt von Montecassino bestimmt, mußte jedoch König Roger II. von Sizilien weichen. Unter den Staufern Konrad III., der 1146 seine Wahl zum Abt von Corvey veranlaßte, und Friedrich I. wirkte W. als Mitglied der Reichskanzlei und war 1153 maßgeblich an der Abfassung des Konstanzer Vertrags beteiligt. Neben dem Reichsdienst sorgte er für die geistliche, wirtschaftliche und kulturelle Hebung seiner Klöster und führte eine Erneuerung im Sinne der benediktinischen Tradition durch. Sein Briefwechsel mit wichtigen Persönlichkeiten sowie Schriftstücke der Reichskanzlei sind für die Jahre 1146-54 und 1156/57 im Original erhalten („Codex Wibaldi") und besitzen hohen politischen, bildungs- und kulturgeschichtlichen Wert. LITERATUR: Franz-Josef Jakobi: W. von Stablo und Corvey (1098-1158), benediktinischer Abt in der frühen Stauferzeit. Münster 1979. - Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. München 1993, S. 200-204. - Timothy Reuter: W. v. S. u. C. In: VL 10, 1999, Sp. 979-981. Wiener, (Ludwig) Christian, * 7. 12.1826 Darmstadt, t 31.7. 1896 Karlsruhe. Der Sohn eines Richters studierte 1844-47 an der Univ. Gießen das Baufach, erhielt 1848 an der Höheren Gewerbeschule in Darmstadt einen Lehrauftrag für Physik, Mechanik, Hydraulik und darstellende Geometrie und wurde 1850

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promoviert (Bestimmte Lösung der Aufgabe über die Vertheilung eines Drucks auf mehr als drei Stützpunkte). 1851 habilitierte er sich in Gießen und wurde 1852 a. o., 1858 0. Prof. der darstellenden Geometrie und Geodäsie am Polytechnikum in Karlsruhe. 1873 behandelte W. als einer der ersten Mathematiker das Labyrinthproblem. Er beschäftigte sich auch mit der Reliefperspektive und der Kartographie. Sein weit verbreitetes Lehrbuch der darstellenden Geometrie (2 Bde., 1884-87) enthält eine historische Einführung und erstmals Ansätze zur Abschätzung der Genauigkeit geometrischer Operationen. Sein philosophisches Hauptwerk ist Die Grundzüge der Weltordnung (1863; 2. Aufl. in 2 Bden.: 1. Die geistige Welt. Atomenlehre, 1869; 2. Die geistige Welt. Das Wesen und der Ursprung der Dinge, 1869). W. war seit 1888 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. WEITERE WERKE: Die Begründung der Sittenlehre und ihre geschichtliche Entwicklung. Darmstadt 1879. - Die Freiheit des Willens. Karlsruhe 1891. Darmstadt 1894. LITERATUR: Hermann Wiener: W. In: ADB 42, 1897, S. 790-792. Wiese und Kaiserswaldau, Leopold von, * 2.12.1876 Glatz, t I I . 1.1969 Köln. Der aus altadligem Hause stammende W. verbrachte seine Jugend im preuß. Kadettenkorps, studierte Volkswirtschaftslehre bei Gustav Schmoller in Berlin und war nach der Promotion 1903 als Sekretär des Instituts für Gemeinwohl in Frankfurt/Main, anschließend im Büro für Sozialpolitik in Berlin tätig. 1905 habilitierte er sich in Berlin mit der Arbeit Zur Grundlegung der Gesellschaftslehre für Volkswirtschaftslehre, lehrte seit 1906 an der kgl. Akademie in Posen und wurde 1908 an die TH Hannover berufen. Seit 1911 Studiendirektor der akademischen Kurse für allgemeine Fortbildung und Prof. an der Akademie für kommunale Verwaltung in Düsseldorf, wurde er 1915 Prof. an der Kölner Handelshochschule, 1919 Direktor des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften sowie o. Prof. der wirtschaftlichen Staatswissenschaften und Soziologie an der Univ. Köln. W. war Begründer der „Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie" (1921 ff.) und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, deren Neugründung er 1946 durchführte. Mit Hilfe eines eigenen Kategorienschemas (soziale Prozesse, sozialer Raum, sozialer Abstand, soziale Gebilde usw.) entwickelte W. eine „formale Soziologie", mit der jedes gesellschaftliche Verhalten und alle gesellschaftlichen Erscheinungen unabhängig von ihrer historischen Bedingtheit beschrieben werden sollten. Er veröffentlichte u. a. Das Wesen der politischen Freiheit (1911), Staatssozialismus (1916), Der Liberalismus in Vergangenheit und Zukunft ('"21917), Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungen und Beziehungsgebilden der Menschen (2 Bde., 1924-29, revidierte Fassung unter dem Titel System der Allgemeinen Soziologie, 1933, 41966), Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme (1926, 91971), Ethik in der Schauweise der Wissenschaften vom Menschen und von der Gesellschaft (1947, 21960), Gesellschaftliche Stände und Klassen (1950), Philosophie und Soziologie (1959), Ethik der sozialen Gebilde (1961), Der Mensch als Mitmensch (1964), Gleichheit und Ungleichheit im zwischenmenschlichen Leben (1967) und Das Ich und das Kollektiv (1967). Zu seinen autobiographischen Werken zählen Kindheit. Erinnerungen aus meinen Kadettenjahren (1924, -1981) und Erinnerungen (1957). WEITERE WERKE: Einführung in die Sozialpolitik. Leipzig 1910, 21920. - Gedanken über Menschlichkeit. München 1915. - L. v. W. [Selbstdarstellung|. In: Felix Meiner (Hrsg.): Die Volkswirtschaftslehre der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Leipzig 1929, S. 187-239. - Sozial, geistig und kulturell. Grundsätzliche Betrachtung über die Elemente des zwischenmenschlichen Lebens. Darmstadt

Willms 1936. - Homo sum. Gedanken zu einer zusammenfassenden Anthropologie. Jena 1940. - Das Soziale im Leben und Denken. Köln/Opladen 1956. - Herbert Spencers Einführung in die Soziologie. Köln/Opladen 1960. - Das Ich-Wir-Verhältnis. Berlin 1962. - Wandel und Beständigkeit im sozialen Leben. Berlin 1964. - Die Philosophie der persönlichen Fürwörter. Tübingen 1965. - Der Mitmensch und der Gegenmensch im sozialen Leben der nächsten Zukunft. Köln/ Opladen 1967. LITERATUR: Festschrift für L. v. W. Studien zur Soziologie. Mainz 1948 (mit Bibliographie). - Ernest Stauffer: La methode relationelle en psychologic et en sociologie selon L. v. W. Paris 1950. - Soziologische Forschung in unserer Zeit. Ein Sammelwerk L. v. W. zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. Karl Gustav Specht. Köln 1951. - Manfred Lindemann: Über „Formale" Soziologie. Systematische Untersuchung zum „Soziologischen Relationalismus" bei Georg Simmel, Alfred Vierkandt und L. v. W. Diss. Bonn 1986. Garsten Klingemann: Soziologie im Dritten Reich. BadenBaden 1996. Wille, Bruno, * 6.2.1860 Magdeburg, t 4.9. 1928 Schloß Senftenau bei Lindau. W., Sohn eines Versicherungskaufmanns, studierte seit 1881 Theologie, dann Philosophie in Bonn und Berlin, war 1885/86 Hauslehrer in Bukarest und Sinaia und wurde nach einer Studienreise nach Kleinasien 1888 in Kiel zum Dr. phil. promoviert (Der Phänomenalismus des Thomas Hobbes). Er war dann Religionslehrer der Freireligiösen Gemeinde in Berlin und Hilfsredakteur bei den „Demokratischen Blättern" und machte u. a. die Bekanntschaft von Gerhart Hauptmann, Arno Holz und John Henry Mackay. 1888 gründete W. den politisch ausgerichteten „Genie-Convent" und den „Ethischen Club". 1890 ließ er sich in dem Vorort Friedrichshagen nieder. Zum Friedrichshagener Dichterkreis zählten u.a. Frank Wedekind und August Strindberg. 1890 gründete W. die Freie Volksbühne, 1892 die Neue Freie Volksbühne in Berlin. Er verfaßte populärphilosophische Schriften (Philosophie der Befreiung durch das reine Mittel. Beiträge zur Pädagogik des Menschengeschlechts, 1894; Das lebendige All. Idealistische Weltanschauung auf naturwissenschaftlicher Grundlage im Sinne Fechners, 1905), neuromantische Lyrik (Der heilige Hain, 1908) sowie Romane (Offenbarungen des Wacholderbaums, 2 Bde., 1901, 6 1931; Der Maschinenmensch und seine Erlösung, 1930). WEITERE WERKE: Der Tod. Berlin 1889. - Das Leben ohne Gott. Berlin 1890. - Materie nie ohne Geist. Berlin 1901. Die Christus-Mythe als monistische Weltanschauung. Ein Wort zur Verständigung zwischen Religion und Wissenschaft. Berlin 1903. - Auferstehung. Ideen über den Sinn des Lebens. Schmargendorf bei Berlin 1904. - Aus Traum und Kampf. Mein sechzigjähriges Leben. Berlin 1920. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Emmy Wille. 3 Bde., Pfullingen 1929/30. LITERATUR: Hans Mack: B. W. als Philosoph. Gießen 1913. Willmann, Otto (Philipp Gustav), * 24.4. 1839 Lissa (Posen), t 1.7.1920 Leitmeritz (Böhmen). Nach dem mit der Promotion (De figuris grammaticis) abgeschlossenen Studium der Philosophie und Pädagogik in Breslau und Berlin unterrichtete W. 1863-68 am Barthschen Institut und an der Zillerschen Übungsschule in Leipzig, wurde Oberlehrer am Wiener Pädagogium und folgte 1872 einem Ruf als Prof. der Philosophie und Pädagogik an die Deutsche Univ. Prag. Seine in aristotelisch-thomistischer Tradition stehende christliche Philosophie kath. Prägung machte er zur Grundlage einer wissenschaftlich begründeten Pädagogik. W. gilt als einflußreicher Herbartianer, jedoch mit der entschiedenen Betonung der sozialen und der historischen Bezüge der Erziehung. Er veröffentlichte u. a.

Pädagogische Vorträge über die Hebung der geistigen Tätigkeit durch den Unterricht (1869, 51916), Didaktik als Bildungslehre, nach ihren Beziehungen zur Socialforschung und zur Geschichte der Bildung dargestellt (2 Bde., 1882-89; ab 4. Aufl. in l Bd., 1909, 71967), Geschichte des Idealismus (3 Bde., 1894-97, 21907), Philosophische Propädeutik für den Gymnasialunterricht und das Selbststudium (3 Tie., 1901-14; 31959 zusammengefaßt unter dem Titel Abriß der Philosophie) und Die Wissenschaft vom Gesichtspunkte der katholischen Wahrheit (1916, M 928). W.s Arbeiten prägten das kath. Bildungswesen der späteren Tschechoslowakei. WEITERE WERKE: Grundlinien idealer Weltanschauung. Braunschweig 1902. - Die wichtigsten philosophischen Fachausdrücke in historischer Anordnung. Kempten/München 1909, 2 1911. 3. Aufl., neubearb. v. Josef Pascher. München 1933. - Aus der Werkstatt der philosophia perennis. Gesammelte philosophische Schriften. Freiburg/Breisgau 1912. - Die pythagoreische Erziehungsweisheit. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Wenzel Pohl. Freiburg/Breisgau 1922. - Sämtliche Werke. 10 Bde., Aalen 1968-79. LITERATUR: Heinrich Bitterlich-Willmann: O. W. Bibliographie 1861-1966. Aalen 1967. - Werner Ludy: Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der KarlFerdinands-Universität in Prag im ungefähren Zeitraum von 1860 bis 1918. Diss. Erlangen-Nürnberg 1970, S. 66-101. Franz Xaver Eggersdorfer: O. W. Leben und Werk. Freiburg/Breisgau 1957. Willms, Bernard, * 7.7.1931 München-Gladbach (heute Mönchengladbach), t 27.2.1991 Bochum. W. studierte Philosophie, Soziologie, Geschichte und Philologie in Köln und Münster, wurde 1964 bei Joachim —»Ritter mit der Arbeit Die wahre Freiheit. Fichten Staatsphilosophie als Theorie der bürgerlichen Gesellschaft', erschienen unter dem Titel Die totale Freiheit. Fichtes politische Philosophie, 1967) promoviert und war Assistent von Helmut —»Schelsky. 1969 habilitierte er sich in Bochum (Die Antwort auf den Leviathan. Thomas Hobbes' politische Philosophie, 1970), wo er 1970 Wissenschaftlicher Rat und Prof. der Politikwissenschaften wurde. W.s Interesse galt zunächst vor allem Thomas Hobbes (u. a. Der Weg des Leviathan. Die Hobbes-Forschung von 1968-1978, 1979), wandte sich später der politischen Begründung eines neuen Patriotismus zu und bestimmte den Liberalismus als den Hauptfeind allen politisch-konkreten Denkens. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Die deutsche Nation. Theorie - Lage - Zukunft (1982) und Idealismus und Nation. Zur Rekonstruktion des politischen Selbstbewußtseins der Deutschen (1986). W. war seit 1982 Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Staat" und gab zusammen mit Hellmut Diwald das Handbuch zur deutschen Nation (4 Bde., 1986-92) heraus. WEITERE WERKE: Revolution und Protest oder Glanz und Elend des bürgerlichen Subjekts. Stuttgart 1969. - Planungsideologie und revolutionäre Utopie. Stuttgart 1969. - Die politischen Ideen von Hobbes bis Ho Tschi Minh. Stuttgart 1971, 21972. - Funktion, Rolle, Institution. Zur politiktheoretischen Kritik soziologischer Kategorien. Düsseldorf 1971. - Entwicklung und Revolution. Grundlagen einer dialektischen Theorie der internationalen Politik. Frankfurt/ Main 1972. - Kritik und Politik. Jürgen Habermas oder das politische Defizit der Kritischen Theorie. Frankfurt/Main 1973. - Entspannung und friedliche Koexistenz. München 1974. - Selbstbehauptung und Anerkennung. Grundriß einer politischen Dialektik. Opladen 1977. - Offensives Denken. Philosophie und Politik. Opladen 1978. - Einführung in die Staatslehre. Politisch-dialektische Propädeutik. Paderborn 1979. - Identität und Widerstand. Reden aus dem deutschen Elend. Tübingen u.a. 1986.

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Wilpert Wilpert, Paul, * 26.4.1906 München, t 1.1.1967 Köln. W. studierte Philosophie, Pädagogik und klassische Philologie, wurde 1931 mit der Dissertation Das Problem der Wahrheitssicherung bei Thomas von Aquin promoviert und war dann im höheren Schuldienst tätig. 1937 habilitierte er sich und wurde 1938 a. o. Prof. der Philosophie in Passau. Seit 1948 lehrte er dort als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik, seit 1954 in Köln. W. beschäftigte sich hauptsächlich mit systematischer Philosophie sowie mit der Geschichte der antiken und mittelalterlichen Philosophie. Er veröffentlichte u. a. Bildung für das Volk. Eine Gefahr und eine Aufgabe (1949) und Zwei aristotelische Frühschriften über die Ideenlehre (1949). WEITERE WERKE: Was heißt philosophieren? Regensburg 1947. - Erziehung zur Freiheit. Regensburg 1948. - Der Einzelne und die Gemeinschaft. Donau worth 1949. Winckelmann, Johann Joachim, * 9.12. 1717 Stendal, t 8.6. 1768Triest. Der Sohn eines Schusters wuchs ärmlich auf. Er besuchte Schulen in Stendal, Berlin und Salzwedel. Von 1738 bis 1740 studierte er in Halle Theologie, 1741 in Jena Medizin und Mathematik. Von 1742 bis 1743 war er Hauslehrer in Hadmersleben, wo er Friedrich Wilhelm Peter Lamprecht unterrichtete. Hier zeigten sich W.s homoerotische Neigungen, die auch seine Kunstanschauung beeinflußten. Von 1743 bis 1748 war W. Konrektor an der Schule zu Seehausen. Seit Herbst 1748 arbeitete er in der Bibliothek des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz an der Teutschen Kayser- und Reichs-Historie und am Katalog der Bibliothek mit. 1752 lernte er den Nuntius am sächsisch-polnischen Hof Alberigo Graf Archinto kennen. Anfang Oktober 1754 siedelte W. nach Dresden über, wo er bei dem Maler Adam Friedrich Oeser wohnte, der ihn förderte. Er hatte Beziehung zum italienischen Leibarzt des Königs, Giovanni Lodovico Bianconi, und zu Leo Rauch, dem Beichtvater des Königs. Rauch stellte ihm eine Bibliothekarsstelle beim Kardinal Domenico Passionei in Rom in Aussicht; Bedingung war der Übertritt zum Katholizismus. 1755 verfaßte er nach zwei früheren schriftstellerischen Versuchen die Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Malerey und Bildhauer-Kunst. Der Erfolg veranlaßte ihn zu einer zweiten Auflage, die 1756 in Dresden erschien. Er ließ dem Text eine (fingierte) Kritik aus eigener Feder folgen, als Sendschreiben über die Gedanken..., dann einen Aufsatz über eine Mumie in Dresden, sodann Erläuterungen der Gedanken... Der Einfluß englischer und französischer Klassizisten ist deutlich, doch Sprache und Enthusiasmus sind neu. W.s Thesen, daß nur durch Nachahmung der Alten Großes zu erreichen sei, und daß das vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke „edle Einfalt und stille Größe" seien, fanden Zustimmung. 1754 machte sich W. nach Rom auf; eine Pension des sächsischen Hofes bildete die materielle Grundlage. W. wohnte in Rom dem Maler Anton Raphael Mengs gegenüber, der sich seiner annahm und mit dem W. einen regen Gedankenaustausch führte. W. begann die Beschreibung der Statuen im Belvedere, des Apoll, des Torso, Laokoons, die in seiner Geschichte der Kunst des Alterthums erschien. 1756 lernte er den Kardinal Passionei kennen. Von 1757 bis 1758 lebte er mit dem dänischen Bildhauer Hans Wiedewelt zusammen, dann bot ihm Archinto, für dessen Bibliothek er arbeitete, eine Wohnung in der Cancelleria an. 1758 trat W. seine erste Reise nach Neapel an, wo ihm der Minister Bernardo Tanucci half. Im April 1758 wieder in Rom, suchte er Wilhelm Muzel-Stosch in Florenz auf, der eine Gemmensammlung besaß, und übernahm im September die Abfassung des - französisch zu schreibenden - Katalogs. 1759 veröffentlichte W. in der „Bibliothek der schönen Wissenschaften" einige Abhandlungen, darunter Erinnerungen über

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die Betrachtung der Werke der Kunst und Von der Grazie in Werken der Kunst. Hier werden Bernini, der „Kunstverderber", und Michelangelo, dem die Grazie fehle, scharf getadelt. Am 30.9. starb Archinto; bald darauf erhielt W. eine Einladung des Kardinals Alessandro Albani, der ihm eine Wohnung anbot. Im Juni 1759 zog er in den Palazzo Albani auf dem Quirinal. Zunächst stellte er die Description des pierres gravees dufeu Baron de Stosch fertig, die 1760 erschien. W. wurde Mitglied der Accademia di S. Luca in Rom, der Society of Antiquity in London und der Accademia Etrusca in Cortona. Als der Kardinal begann, eine neue Antikensammlung anzulegen, beriet ihn W. Vor der Porta Salaria wurde eine Villenanlage gebaut, wo auch W. eine Wohnung erhielt. Ende 1760 tauchte in Rom ein - angeblich antikes Gemälde auf mit Jupiter, den Ganymed küssend, ein auf W. zugeschnittenes Sujet. Gemalt hatte es Raphael Mengs. W. nahm das Bild in seine Kunstgeschichte und in seine Allegorie auf. 1762 unternahm W. mit dem Grafen Heinrich von Brühl seine zweite Reise nach Neapel; danach verfaßte er das Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen (1762). W. kritisierte die Ausgrabungen scharf, was aber in Neapel nicht bemerkt wurde. Im Sommer 1762 erschien in Rom der livländische Freiherr Friedrich Reinhold von Berg. In der ihm liebevoll gewidmeten Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst und dem Unterricht in derselben (1763) vertritt W. die Meinung vom Vorrecht der männlichen Schönheit und gibt Anweisungen, wie man den Sinn für das Schöne wecken könne. 1762 legte er in den Anmerkungen über die Baukunst der Alten seine architektonischen Beobachtungen vor; auch hier geht es ihm um „das Schöne", „das Einfache". Als 1763 Ridolfino Venuti, Prefetto deU'Antichitä di Roma, starb, trat W. aufgrund verschiedener Empfehlungen die Nachfolge an. Er erhielt überdies verschiedene Stellungen an der Vatikanischen Bibliothek. Im Februar 1764 reiste er, begleitet von Heinrich Füssli und Peter Dietrich Volkmann, zum dritten Mal nach Neapel; danach schrieb er Nachrichten von den neuesten herkulanischen Entdeckungen an Heinrich Füssli in Zürich (1764). Inzwischen hatte Anne Claude Philippe de Tubieres, Comte de Caylus, französischer Altertumsforscher, W.s Sendschreiben ins Französische übersetzen lassen, wodurch es auch in Neapel bekannt wurde. Empört verfaßte man eine Gegenschrift, in welcher der „Gote" W. heftig zurechtgewiesen wurde. Anfang 1764 erschien in Dresden W.s lange vorbereitetes, oft umgearbeitetes Hauptwerk, die Geschichte der Kunst des Alterthums. W. gibt hier die auf literarische Quellen gestützte Künstlergeschichte auf und legt eine auf der Anschauung der Kunstwerke basierende Kunstgeschichte vor, ohne die einzelnen Künstler zu vernachlässigen. Wichtig wird der Begriff des „Stils". W. weist der griechischen Kunst absoluten Vorrang zu. Er betont den Einfluß des Klimas und der politischen Freiheit. Daß das Werk aufgrund einiger Stiche, die Giovanni Casanova ihm als Wiedergaben antiker Gemälde zugestellt hatte, Fälschungen enthielt, bemerkte W. bald. Im Herbst 1766 erschien der Versuch einer Allegorie, besonders für die Kunst. Diese trocken geschriebene Arbeit wurde nicht positiv aufgenommen. 1767 erschienen Anmerkungen über die Geschichte der Kunst des Alterthums, mit Zusätzen zu seinem Hauptwerk. Eine - schlecht redigierte - Neubearbeitung erschien erst 1776 in Wien. Als W. im August 1765 das Angebot erhielt, in die Dienste —> Friedrichs II. von Preußen zu treten, sagte er zu, verzichtete dann aber wegen zu geringer Besoldung. Er entschloß sich nun zu einer italienischen Publikation, der er einen Trattato preliminare del disegno e delle bellezze vorausschickte. Die beiden ersten Bände der Monumenti antichi inediti erschienen im April 1767. W.s Art der Deutung war neu: in den Darstellungen fand er griechische Mythologie, nicht römische Geschichte.

Wind Ira Frühjahr 1767 erhielt W. aus Neapel von dem englischen Gesandten Sir William Hamilton und seinem Mitarbeiter Pierre Fran9ois d'Hancarville die Kupfertafeln ihrer Publikation griechischer Vasen. W. war zur Mitarbeit am Vasenwerk bereit. Er hoffte auch, seinen Freund, den Freiherrn Johann Hermann Riedesel, in Neapel zu treffen. Der Neapeler Hof und auch Minister Tanucci zeigten sich versöhnlich, so daß W. auch seine herculanensischen Studien wieder aufnehmen konnte. An eine Reise nach Deutschland hatte W. schon 1763 gedacht. Nun brach er, mit dem Bildhauer Bartolomeo Cavaceppi, am 10.4.1768 auf. In Tirol angelangt, verfiel W. plötzlich in tiefe Melancholie und wollte nach Rom zurückkehren. In Regensburg stand W.s Entschluß zur Rückkehr fest. W. fuhr zunächst nach Wien, wo er von der Kaiserin Maria Theresia empfangen wurde. Am l. Juni kam er allein in Triest an, wo er ein Hotel aufsuchte. Bei der Suche nach einer Überfahrt nach Venedig half ihm sein Zimmernachbar Francesco Arcangeli, ein wegen Diebstahls vorbestrafter Koch. W. war viel in seiner Gesellschaft und zeigte ihm sogar seine Goldmünzen. Am S.Juni trat Arcangeli morgens in W.s Zimmer, warf dem am Tisch Sitzenden eine Schlinge um den Hals und versetzte ihm mehrere Stiche. Es war ein Raubmord; andere Erklärungen sind unbegründet. W. erhielt die letzte Ölung und diktierte sein Testament. Die Leiche wurde ohne Feierlichkeiten in einem allgemeinen Beinhaus beigesetzt. Der Mörder wurde bald darauf ergriffen und noch im Juli gerädert. WEITERE WERKE: W.s Werke. Einzige vollständige Ausgabe. Hrsg. v. Joseph Eiselein. 12 Bde., Donaueschingen 1825-29. - J. J. W. Briefe. In Verbindung mit Hans Diepolder hrsg. v. Walther Rehm. 4 Bde., Berlin 1952-57. - J. J. W. lottere italiane. A cura di Giorgio Zampa. Milano 1961. J. J. W. Kunsttheoretische Schriften. Faksimile-Ausgabe der Erstausgaben. 10 Bde., Baden-Baden/Strasbourg 1962-71.J. J. W. Kleine Schriften, Vorreden, Entwürfe. Hrsg. v. Walther Rehm. Mit einer Einleitung v. Hellmut Sichtermann. Berlin 1968. - J. J. W. Unbekannte Schriften. Antiquarische Relationen und Beschreibung der Villa Albani. Hrsg. und bearb. v. Sigrid von Moisy/Hellmut Sichtermann/ Ludwig Tavernier. Bayerische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-Historische Klasse. Abhandlungen N. F. Heft 95. München 1986. - J. J. W. Schriften und Nachlaß. Hrsg. v. der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und der Winckelmann-Gesellschaft. Bisher erschienen: Bd. 1: Von der Restauration der Antiquen. Bearb. v. Max Kunze. Hrsg. v. Stephanie-Gerrit Bruer/Max Kunze. Mainz 1996. Bd. 2: Herkulanische Schriften. 2 Tie. Hrsg. v. Stephanie-Gerrit Bruer/Max Kunze. Mainz 1997. LITERATUR: In dem genannten Bd. l der Mainzer Ausgabe finden sich genaue Literaturangaben. Wichtig sind die vier W.-Bibliograpien, hrsg. v. der Winckelmann-Gesellschaft. Stendal 1942-88. Weitere regelmäßige Veröffentlichungen der Winckelmann-Gesellschaft: Jahresgaben. Beiträge. Mitteilungen. Schriften. Akzidenzen. - Carl Justi: W. und seine Zeitgenossen. Hrsg. v. Walther Rehm. 3 Bde., Köln 51956. Mordakte W. Die Originalakten des Kriminalprozesses gegen den Mörder J. J. W.s (Triest 1768). Aufgefunden und im Wortlaut des Originals in Triest 1964 hrsg. v. Cesare Pagnini, übersetzt und kommentiert v. Heinrich Alexander Stoll. Berlin 1965. - Wolfgang Leppmann: W. Eine Biographie mit 37 Bilddokumenten. Frankfurt/Berlin/Wien 1971. - Forschungen zur Villa Albani. Antike Kunst und die Epoche der Aufklärung. Hrsg. v. Herbert Beck/Peter C. Bol. Berlin 1982. - J. J. W. 1717-1768. Hrsg. v. Thomas W. Gaehtgens. Hamburg 1986. - Markus Käfer: W.s hermeneulische Prinzipien. Heidelberg 1986. - W. Die Geburt der Kunstgeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Beiträge einer Vortragsreihe im Auditorium des Louvre I989/1990 unter der wissenschaftli-

chen Leitung von Edouard Pommier. Stendal 1994. Originalausgabe: W.: la naissance de l'histoire de l'art ä l'epoque des Lumieres. Actes du cycle de conferences prononcees ä Auditorium du Louvre du 11 decembre 1989 au 12 fevrier 1990. Sous la direction scientifique d'Edouard Pommier. Paris 1991. - Hellmut Sichtermann: Kulturgeschichte der klassischen Archäologie. München 1996. Hellmut Sichtermann Winckler, Johann Heinrich, auch Winkler, * 12.3.1703 Wingendorf (Oberlausitz), t 18.5.1770 Leipzig. W. war nach dem Studium (Promotion 1734, Diss. iuridica inauguralis exhihens centuriam thesium ex iure civili, canonico et publico) seit 1739 Prof. der Philosophie an der Univ. Leipzig. Seit 1741 lehrte er dort lateinische und griechische Sprache, seit 1750 Physik. Der junge —»Goethe gehörte zu seinen Schülern. W., seit 1747 Mitglied der Royal Society, war ein Wegbereiter der Elektrizitätsforschung in Deutschland. Er erbrachte wichtige Beiträge zur Reibungselektrizität, verbesserte die Elektrisiermaschine von Francis Hauksbee und wurde durch Schauversuche mit Leidener Flaschen, in denen er Funkenentladungen demonstrierte, bekannt. Unabhängig von Benjamin Franklin erkannte er, daß sich Gewitterblitze und elektrische Funken lediglich in der Stärke der Elektrizität unterscheiden. Zu seinen einflußreichen physikalischen Schriften gehören Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Electricität (1744), Die Eigenschaften der electrischen Materie und des electrischen Feuers aus verschiedenen neuen Versuchen erkläret (1745) und Die Stärke der electrischen Kraft des Wassers in gläsernen Gefäßen (1746). Als Philosoph ein Anhänger Christian —>Wolffs, veröffentlichte er u.a. Institutiones philosophiae Wolfflanae (mS, 31762). WEITERE WERKE: De anima corporis organici architecta. Leipzig 1739. - Vernunftmäßige Gedanken über die wichtigen Sachen und Streitigkeiten in der natürlichen Gottesgelahrtheit. Leipzig 1739. - Anfangsgründe der Physik. Leipzig 1753,31774. LITERATUR: Otto Liebmann: W. In: ADB 43, 1898, S. 376. Wind, Edgar, * 14.5. 1900 Berlin, t 12.9. 1971 London. W., Sohn eines Kaufmanns, studierte Kunstgeschichte, Altertumswissenschaft, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Wien und Hamburg, u.a. bei Adolph Goldschmidt, Ernst —»Cassirer und Erwin Panofsky, wurde 1922 promoviert und war nach einem Aufenthalt in den USA 1924-27 Assistent an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg. 1929 habilitierte er sich an der dortigen Univ. mit der Arbeit Das Experiment und die Metaphysik. Zur Auflösung der kosmohgischen Antinomien (1934) und war als Privatdozent tätig. 1933 emigrierte er mit der Bibliothek Warburg, für deren Transfer ins Ausland er sich eingesetzt hatte, war 1934-42 stellvertretender Direktor des Warburg Institute in London und begründete das .Journal of the Warburg Institute". Daneben war er Honorary Lecturer am dortigen University College. 1939 ging er in die USA, war Visiting Lecturer am Institute of Fine Arts der New York University und an der Pierpont Library in New York, 1942-44 Prof. der Kunstgeschichte an der University of Chicago und lehrte 1944-55 am Smith College in Northampton (Massachusetts). 1944-48 war er William Allan Neilson Research Professor, 1948-55 Prof. der Philosophie und Kunst. Seit 1955 wieder in England, war er bis zu seiner Emeritierung 1967 Prof. der Kunstgeschichte am Trinity College in Oxford. W. beschäftigte sich hauptsächlich mit Ästhetik, Ikonographie und Ikonologie der (italienischen) Renaissance, Platonismus und Neuplatonismus. Seine Hauptwerke sind Pagan mysteries in the Renaissance (1958, M 967; dt. Heidnische Mysterien in der Renaissance, 1981) und Art and anarchy (1963, erw. Aufl.

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Windelband 1969; dt. Kunst und Anarchie. Die Reith lectures I960, 1979, rev. Aufl. 1994). LITERATUR: Horst Bredekamp u. a.: E. W. Kunsthistoriker und Philosoph. Berlin 1998. - Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. 2 Bde., München, 1999, hier Bd. 2, S. 774-779. Windelband, Wilhelm, * 11.5.1848 Potsdam, t 22.10.1915 Heidelberg. Der Sohn eines preuß. Beamten studierte an den Universitäten Jena, Berlin und Göttingen zunächst Medizin und Naturwissenschaft, später Geschichte und Philosophie. Bei Hermann —»Lotze wurde er 1870 mit einer Arbeit über Die Lehren vom Zufall promoviert. Nach der Rückkehr aus dem Deutsch-Französischen Krieg, an dem er als Freiwilliger teilgenommen hatte, habilitierte er sich 1873 mit der Arbeit Über die Gewißheit der Erkenntnis. 1876 wurde er als o. Prof. der Philosophie nach Zürich berufen, 1877 nach Freiburg/Breisgau. Als Nachfolger von Otto —> Liebmann wechselte er 1882 an die Univ. Straßburg, an der er seine fruchtbarste Zeit verbrachte. 1903 nahm W. als Nachfolger Kuno -» Fischers einen Ruf nach Heidelberg an, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Sein wissenschaftliches Ansehen begründete W. durch seine problem- und begriffsgeschichtlichen Studien zur Geschichte der Philosophie, die er zuerst in seiner Geschichte der neueren Philosophie in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Kultur und den besonderen Wissenschaften in 2 Bänden (1878-80,121928) veröffentlichte. Seine überaus erfolgreiche Geschichte der Philosophie (l889ff.), die von der 6. Auflage an unter dem Titel Lehrbuch der Geschichte der Philosophie erschien, erfuhr bis 1993 18 Auflagen. Mit der berühmt gewordenen Straßburger Rektoratsrede Geschichte und Naturwissenschaft (1894) wurde W. zum Begründer der sog. Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus. In ihr führte er die Unterscheidung zwischen den auf allgemeine Gesetzesaussagen ausgerichteten, „nomothetisch" verfahrenden Naturwissenschaften und den an einmaligen Ereignissen orientierten „idiographischen" historischen Wissenschaften ein. Diese Unterscheidung wurde von Heinrich -»Rickert, W.s bedeutendstem Schüler, systematisch ausgearbeitet und blieb bis hin zu Max -»Webers Untersuchungen zur Methodologie der Sozialwissenschaften für die wissenschaftstheoretischen Diskussionen der Zeit wichtig. W.s eigenständige systematische Leistung ist darin zu sehen, daß er im Anschluß an die Werttheorie Hermann Lotzes die Philosophie als eine Theorie der Kultur im Sinne einer universalen Theorie der Werte zu begründen suchte. Die Instanz, aus der die Objektivität der Werte begründet werden kann, sah W. in einem allgemeinen Normbewußtein, dem „Normalbewußtsein", das er unter Bezug auf Immanuel —» Kants Konzept eines „Bewußtseins überhaupt" und dessen Theorie der teleologischen Urteilskraft sowie im Anschluß an Johann Gottlieb —» Fichtes teleologische Begründung der praktischen Philosophie aus dem Begriff des Sollens als ein denknotwendiges Postulat verstand. Indem W. die Philosophie so als eine transzendentale Philosophie der Werte begriff, die nicht nur der Ethik, Ästhetik und dem religiösen Bewußtsein, sondern auch der Logik und Erkenntnistheorie und den ihnen zuzuordnenden Bereichen menschlicher Kulturleistungen in Moral, Recht, Kunst, Religion und Wissenschaft ein werttheoretisches Fundament bereitstellt, suchte er sowohl einem unkritischen Objektivismus „absoluter" Werte als auch einem historisch vermittelten Werterelativismus zu begegnen. Mit seiner Heidelberger Akademieabhandlung Die Erneuerung des Hegelianismus (1910), die in W.s letzte Schaffensperiode während seiner Heidelberger Jahre fällt, trug W. wesentlich zur Vorbereitung eines neuen Hegelianismus bei.

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Unter W.s bekanntesten Schülern sind neben Rickert Emil —> Lask und Bruno —> Bauch zu nennen. WEITERE WERKE: Präludien. 2 Bde., Freiburg /Breisgau 1884,91924. Nachdruck Eschborn 1996. - Geschichte der alten Philosophie. In: Handbuch der Altertumswissenschaften. Hrsg. v. Ivan von Müller. Nördlingen 1888, 31912. - Geschichte und Naturwissenschaft. Straflburg 1894, 31904. Über Willensfreiheit. Tübingen 1904, 21905. - Die Philosophie im deutschen Geistesleben des XIX. Jahrhunderts. Tübingen 1909. Nachdruck Eschborn 1992. - Über Gleichheit und Identität. Heidelberg 1910. - Die Prinzipien der Logik. Tübingen 1912. - Einleitung in die Philosophie. Tübingen 1914. - Geschichtsphilosophie. Eine Kriegsvorlesung. Kant-Studien (Ergänzungsheft 38). Berlin 1916. Nachdruck Vaduz 1981. LITERATUR: Georg Daniels: Das Geltungsproblem in W.s Philosophie. Berlin 1922. - Gotthard Gronau: Die Kulturund Wertphilosophie W. W.s. In: Ders. (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart. Bd. 2. Langensalza 1922, S. 35-83. Heinrich Rickert: W. W. Tübingen 1915, 21929. - Paul Honigsheim: Zur Hegel-Renaissance im Vorkriegsheidelberg. In: Hegel-Studien 2 (1963) S. 291-301. - Herbert Schnädelbach: Philosophie in Deutschland 1831-1933. Frankfurt/ Main 1983. - Wolfgang K. Schulz: Wissenschaftsgeschichtliche Aspekte des historiographischen Ansatzes von W. W. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 45 (1991) S. 571-584. Jürgen Stolzenberg Windheim, Christian Ernst, * 29.10. 1722 Wernigerode, t 5.11.1766 Timmenroda. W. studierte seit 1741 Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften in Halle, wurde 1745 promoviert und habilitierte sich im selben Jahr an der Univ. Helmstedt. 1746 wurde er Adjunkt der dortigen Philosophischen Fakultät, 1747 auf Vermittlung seines Lehrers und Schwiegervaters Johann Lorenz von Mosheim a. o. Prof. der Philosophie in Göttingen und folgte 1750 einem Ruf als o. Prof. der Philosophie und orientalischen Sprachen nach Erlangen, wo er wegen seines guten Rufes als Kanzelredner auch die Erlaubnis zu theologischen Vorlesungen erhielt. 1760 wurde W. Vorsteher und Scholaren des Erlanger Gymnasiums. Er veröffentlichte u. a. Von dem letzten Zwecke Gottes bei der Schöpfung der Welt (1746), Philosophischer Beweis von den Wunderwerken, von dem letzten Zweck Gottes bei der Schöpfung und von Engeln (1747) und Bemühungen der Wettweisen (6 Bde., 1752-54). VVindischmann, Carl Joseph Hieronymus, * 24.8.1775 Mainz, t 23.4. 1839 Bonn. Nach dem Studium der Philosophie in Mainz 1792/93 und der Medizin seit 1793 in Würzburg und Wien (1796 Promotion, De necessitate et methodo physicae corporis animalis pertractandae) war W. 1797-1801 praktischer Arzt in Mainz, 1801-03 Hofmedikus beim Kurfürsten Friedrich Karl von Erthal und bei dessen Nachfolger Carl Theodor von Dalberg sowie Privatdozent in Aschaffenburg. 1803 wurde W. zum Prof. der Philosophie und Universalgeschichte am Lyzeum in Aschaffenburg mit gleichzeitiger Verpflichtung zu naturphilosophischen Vorlesungen und 1811 zum Hofbibliothekar ernannt. 1818 kam es zur Berufung als o. Prof. der Philosophie an der neugegründeten Univ. Bonn sowie der Enzyklopädie und Geschichte der Medizin in der Medizinischen Fakultät. Im selben Jahr wurde W. in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. In seinen Publikationen behandelte er medizinische, naturphilosophische und philosophische Themen; 1804 erschien von ihm eine Übersetzung des Timaios von Platon. Im romantischen Geist der Zeit verstand W. die historische Betrachtung zugleich als Gegenwartsanalyse und Zukunftsprognose {Gang der Bildung der heilenden Kunst. Eine Einleitung zu tieferer

Wittgenstein Ergründung der Kunst, 1809) und setzte sich für eine Verbindung der Medizin mit der Philosophie und Theologie ein (lieber etwas, das der Heilkunst Noth thut. Ein Versuch zur Vereinigung dieser Kunst mit der christlichen Philosophie, 1824). In dieser Perspektive kritisierte W. Georg —»Hermes und trug mit einem Gutachten 1834/35 zum päpstlichen Verbot des Hermesianismus bei. Sein Hauptwerk Die Philosophie im Fortgang der Weltgeschichte (4 Bde., 1825-34) blieb unvollendet. WEITERE WERKE: Versuch über die Medicin. Ulm 1797. Ideen zur Physik. Bamberg 1805. - Das Gericht des Herrn über Europa. Blicke in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Frankfurt/Main 1815. LITERATUR: Adolf Dyroff: C. J. W. (l775-1839) und sein Kreis. Köln 1916. - Hans H. Lauer: Leitbilder vom gesunden und kranken Menschen bei W. Med. Diss. Bonn 1962. Dietrich von Engelhardt Winkelmann, August Stephan, * 28.1.1780 Braunschweig, t 21.2.1806 Braunschweig. Der Sohn eines Kaufmanns und Neffe des Schriftstellers Johann Anton Leisewitz begann 1797 ein Medizinstudium am Collegium Carolinum in Braunschweig, setzte es 1799 in Jena fort, wo er zum Freundeskreis Clemens Brentanos und Achim von Arnims gehörte, und wurde 1803 in Göttingen promoviert (Pathologiae cerebri specimen primum). Im selben Jahr habilitierte er sich für Physiologie und Anthropologie und wurde Prof. am Theatrum Anatomico-Chirurgicum in Braunschweig. W., der zu den Medizinern der Romantik gehörte, schrieb zahlreiche Gedichte (Paramythe, 1803; Vergißmeinnicht, 1806), das Nachwort zu Brentanos Roman Godwi (1801) und den Bildungsroman Eduards Verirrungen. Seine naturphilosophische Abhandlung Einleitung in die dynamische Physiologie (1803) wurde von ->Schelling vernichtend kritisiert, wohingegen seine Schrift Der Begriff des Idealismus (1803), in der er innerhalb der Frühromantik ein eigenständiges System entwickelte, weitgehend unbeachtet blieb. Wiplinger, Fridolin, * 17.1.1932 Haslach an der Mühl (Oberösterreich), t 4.2.1973 Wien. Nach vorübergehendem Studium am Priesterseminar in Linz studierte W. Philosophie, Pädagogik, Geschichte und Germanistik in Wien, Freiburg/Breisgau und Berlin und wurde 1959 mit der Arbeit Wahrheit und Geschichtlichkeit. Eine Untersuchung über die Frage nach dem Wesen der Wahrheit im Denken Martin Heideggers promoviert. 1969 habilitierte er sich in Wien (Physis und Logos. Zum Körperphänomen in seiner Bedeutung für den Ursprung der Metaphysik bei Aristoteles, 1971). Beeinflußt von der Phänomenologie und von -> Heideggers Seinsdenken ausgehend, beschäftigte sich W. sowohl in seinen metaphysischen und ontologischen Überlegungen als auch in der Sprachphilosophie vor allem mit dem Problem der ursprünglichen Erfahrung. Er veröffentlichte u. a. Ursprüngliche Spracherfahrung und metaphysische Sprachdeutung (1968) und Der personal verstandene Tod. Todeserfahrung als Selbsterfahrung (1970, M985). W. starb im Jahr der Ernennung zum o. Prof. der Philosophie an der Univ. Wien. WEITERE WERKE: Metaphysik. Grundfragen ihres Ursprungs und ihrer Vollendung. Hrsg. v. Peter Kampits. Freiburg/Breisgau u.a. 1976. LITERATUR: Richard Kijowski: Ursprüngliche Erfahrung als Grund der Philosophie. Eine Auseinandersetzung mit F. W.s Philosophieren. Wien 1982. -Martin Heidegger: F. W.s letzter Besuch (1974). In: Ders.: Gesamtausgabe. Bd 13. Frankfurt/Main 1983, S. 237-239. - Ekkehard Fräntzki: Von der Un-Verborgenheit. F. W.s Bericht von einem Gespräch mit Martin Heidegger. Pfaffenweiler 1987.

Wirth, Wilhelm, * 26.7.1876 Wunsiedel, t 13.7.1952 Amberg. W. studierte Philosophie an den Universitäten München und Leipzig, wurde 1897 promoviert (Vorstellung!- und Gefühlskontrasl. Ein Beitrag zur Unterscheidung der Kontrasterscheinungen) und war Assistent am Institut für experimentelle Psychologie von Wilhelm —»Wundt in Leipzig. 1900 habilitierte er sich mit der Arbeit Der FechnerHelmholtz'sche Satz über negative Nachbilder und seine Analogien. Experimentelle Studie über die Phänomenologie der negativen Nachbilder für Philosophie an der Univ. Leipzig und wurde 1908 a. o. Prof. und Mitdirektor des Wundtschen Instituts, 1917 Direktor des neu errichteten Psychophysischen Seminars, das er bis 1944 leitete. W. war Anhänger der experimentellen Bewußtseinspsychologie Wundts, gab seit 1905 das „Archiv für die gesamte Psychologie" heraus und schrieb u. a. Psychophysik. Darstellung der Methoden der experimentellen Psychologie (1912) und Zur Orientierung der Philosophie am Bewußtseinsbegriff. Grundlinien einer systematischen Einführung (1919). In Grundfragen der Ästhetik (1925), die er im Anschluß an die Theorien Johannes —>Volkelts erörterte, versuchte W., den Einfühlungsbegriff durch Unterscheidung einer „inneren" und „äußeren" Einfühlung zu erweitern. 1931 erschien seine entwicklungspsychologische Studie Wie ich zur Philosophie und Psychologie kam. WEITERE WERKE: Die experimentelle Analyse der Bewußtseinsphänomene. Braunschweig 1908. - Spezielle psychophysische Meßmethoden. Berlin/Wien 1920. - Die Zeitwahrnehmung. Leipzig 1926. - Die Bedingungen der Genauigkeit psychophysischer Leistungen. Halle 1938. Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann), * 26.4.1889 Wien, t 29.4.1951 Cambridge (Großbritannien). W. wurde als achtes Kind einer wohlhabenden österr. Industriellenfamilie jüdischer Herkunft geboren. Nach Privatunterricht besuchte er in Linz die Realschule. Seit 1906 studierte er an der TH Berlin-Charlottenburg. Seine ingenieurwissenschaftlichen Studien, insbesondere zur Konstruktion von Fluggeräten, setzte er 1908-11 in Manchester fort. Die Bekanntschaft mit den Werken Bertrand Rüssel l s und Gottlob ->Freges führte zu dem Entschluß, in Cambridge Philosophie zu studieren; dort kam es zu Zusammenarbeit und Freundschaft mit Russell. Seit 1913 konzipierte er eine eigene logisch-semantische Theorie, die in der Zeit des Kriegsdienstes seit 1914 und der Kriegsgefangenschaft in Italien (zum Teil dokumentiert in den Tagebüchern) ausgearbeitet und 1921 als Logisch-philosophische Abhandlung veröffentlicht wurde. Den mittlerweile geläufigen Titel Tractatus logico-philosophicus trug die englische Übersetzung. Nach dem Krieg arbeitete W. als Volksschullehrer in Niederösterreich. Unter anderem der Kontakt mit dem Wiener Kreis um Moritz -» Schlick motivierte ihn, sich wieder philosophischen Fragen zuzuwenden. Nach der Promotion in Cambridge 1929 lehrte er dort Philosophie und wurde 1939 Nachfolger George Edward Moores. Im Zweiten Weltkrieg war er medizinischer Helfer in Krankenhäusern. Auch nach Aufgabe der Professur 1947 schrieb er weiter an den Philosophischen Untersuchungen. 1949 erfuhr er von seiner Krebserkrankung, derer 1951 erlag. Bis zuletzt beschäftigte er sich intensiv mit philosophischen Problemen. Die Notizen aus den letzten Monaten seines Lebens wurden unter dem Titel Über Gewißheit veröffentlicht. Der Tractatus, in dem die Frühphase von W.s philosophischer Entwicklung kulminiert, entwickelt in kritischer Aufnahme der Konzeptionen von Frege und Russell eine eigene Theorie der Möglichkeitsbedingungen sinnvoller Aussagen, um eine Grenzziehung zwischen sinnvoller Rede und Unsinn vornehmen zu können. Eine solche Grenzziehung beseitigt

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Wobbermin nach W. alle philosophischen Probleme, da außerhalb des Bereichs der Sätze über empirische Fakten, den er mit dem der sinnvollen Aussagen identifiziert, kein Raum für einen theoretisch ernst zu nehmenden Diskurs bleibt. Die Semantik des Tractatus ist als Bildtheorie der sprachlichen Bedeutung bekannt geworden. Die Metapher vom Satz als Bild eines Sachverhalts führt zu einer Theorie mit fremdartig anmutenden Konsequenzen. Da einzelne Wörter aufgrund der Arbitrarität sprachlicher Zeichen keine abbildende Funktion haben können, muß diese durch einen strukturellen Faktor gewährleistet sein, die „logische Form der Abbildung". Es ist ein singulare tantum und meint die Satzform als solche, Propositionalität überhaupt und läßt sich in der Wendung ausdrücken: „Es verhält sich so und so". Sie ermöglicht den Realitätsbezug der Rede, kann aber selbst nicht zu deren Gegenstand gemacht werden; sie „zeigt sich" nur. Die Vermittlung von Satz und Sachverhalt macht nicht die Einführung eines Dritten (etwa Freges „Sinn") notwendig, das erst den Satz auf die Wirklichkeit bezöge. Vielmehr hat der Satz von sich aus einen Sinn und ist damit auf die Wirklichkeit bezogen, indem er kraft seiner Form das Bild eines Sachverhalts ist. Auf die Bedeutungstheorie hin orientiert ist die Ontologie des Tractatus: Die Welt besteht nicht aus Einzeldingen, sondern aus Sachverhalten bzw. Tatsachen, also etwas, das „der Fall ist", die Form von Propositionalität aufweist und damit in Sätzen abgebildet werden kann. Die logische Form der Abbildung muß gleichermaßen die Form von Satz und Wirklichkeit sein. W. leitet daraus auch die objektive Gültigkeit der Logik ab. Wie Russell vertritt W. den logischen Atomismus, die These, daß unsere Aussagen in letzter Analyse wahrheitsfunktionale Kombinationen von Elementarsätzen darstellen, die voneinander logisch unabhängig sind. Ontologisch bedeutet das die Unabhängigkeit der Sachverhalte voneinander; der Glaube an den Kausalnexus ist ein Aberglaube. Die Anwendung der Theorie des Tractatus auf sich selbst führt zu dem paradoxen Ergebnis, daß es sich bei ihren Aussagen nicht um sinnvolle Sätze handelt. Die Sonderstellung des philosophischen Diskurses macht es nach W. notwendig, die Leiter wegzuwerfen, auf der man hinaufgestiegen ist. Nach einer Zwischenphase, die durch eine Lockerung des logischen Atomismus und eine Annäherung an eine verifikationistische Bedeutungstheorie gekennzeichnet war, wie sie auch von Vertretern des Wiener Kreises propagiert wurde, begann in den dreißiger Jahren mit den Manuskripten Philosophische Grammatik, Blaues Buch und Braunes Buch die Spätphase von W.s philosophischer Entwicklung, die zu den postum veröffentlichten Philosophischen Untersuchungen führte. Die Differenz zur Frühphase markiert vor allem eine Wandlung seines Philosophiebegriffs. Schon im Tractatus waren die Konsequenzen für den philosophischen Diskurs letztlich negativ, setzten aber die ,positive' Entfaltung einer Bedeutungstheorie voraus. In der Spätphilosophie erfolgt die Behandlung der philosophischen Probleme, die aus mangelnder Übersicht über unseren Begriffsgebrauch resultieren, ohne Voraussetzung einer bestimmten Bedeutungstheorie und ohne systematische Intentionen. Ferner wird bei der Diskussion semantischer Fragen die Orientierung am Paradigma der Sprache-Welt-Beziehung aufgegeben zugunsten einer eingehenden Betrachtung der Verwendung sprachlicher Ausdrücke. Dabei geht es nicht um die Erklärung dieser Verwendung (im Sinne einer an den Naturwissenschaften orientierten Methodologie), sondern um deren Beschreibung sowie die Feststellung der „Sprachspiele" und der „Lebensformen", in die sie eingebettet sind. Damit ist aber weder ein Sammeln empirischer Fakten gemeint, noch ist der späte W. umstandslos in die „ordinary language philosophy" einzureihen. Vielmehr ist eine solche Beschreibung motiviert und gesteuert von den philosophischen Problemen, die auf

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ihre Beseitigung warten, denen aber trotz dieser negativen Aussicht der Charakter der „Tiefe" nicht abgesprochen wird. Die soziale Praxis der Verwendung sprachlicher Ausdrücke bildet das unhintergehbare Bezugssystem, auf das hin die Rede von Bedeutung, Verwendungsregeln usw. erst sinnvoll werden kann. Ein privates Regelfolgen ist deshalb unmöglich, weil dafür keine objektive Instanz der Rechtfertigung zur Verfügung steht. Das heißt aber nicht, daß W. etwa im Sinne eines sozialen Behaviorismus Wahrheit mit Fürwahrgehaltenwerden durch die Majorität der Sprachgemeinschaft gleichsetzen würde. Einen großen Raum nehmen bei W. Themen aus dem Gebiet der Philosophie des Geistes ein. Kritisiert wird ein naiver, ontologisch orientierter Mentalismus z. B. der cartesianischen Tradition, der meint, Empfindungen, Intentionen usw. seien im selben Sinne Gegenstände wie materielle Objekte. W. vertritt jedoch keineswegs eine reduktionistische Position, obwohl ihm dies immer wieder unterstellt wurde. Es geht ihm vielmehr darum, die begrifflichen Verwirrungen zu beseitigen, die uns vor die Alternative ontologische Hypostasierung oder Reduktionismus stellen. Eine ähnliche Strategie verfolgt er in seinen Überlegungen zu den Grundlagen der Mathematik. WERKE: Werkausgabe in 8 Bänden. Frankfurt/Main 1984. Vortrag über Ethik und andere kleine Schriften. Hrsg. v. Joachim Schulte. Frankfurt/Main 1989. - Wiener Ausgabe. Wien 1994ff. - Familienbriefe. Hrsg. v. Brian McGuiness/ Maria Conetta Ascher/Otto Pfersmann. Wien 1996. - Denkbewegungen. Tagebücher. 1930-1932, 1936-1937. Hrsg. v. Ilse Somavilla. 2 Tie., Innsbruck 1997. LITERATUR: Peter Philipp: Bibliographie zur W.-Literatur. Überarbeitet, ergänzt und hrsg. v. Frank Kannetzky und Richard Raatzsch. Bergen 1996. - Gordon P. Baker/Peter M. S. Hacker: W. Understanding and Meaning. An Analytical Commentary on the Philosophical Investigations. Vol. 1, Oxford 1980. - Gordon P. Baker/Peter M. S. Hacker: W. Rules, Grammar and Necessity. An Analytical Commentary on the Philosophical Investigations. Vol. 2, Oxford 1985. Peter M. S. Hacker: W. Meaning and Mind. An Analytical Commentary on the Philosophical Investigations. Vol. 3, Oxford 1990. - Saul Kripke: W. on Rules and Private Language. An Elementary Exposition. Oxford 1982. - Brian F. McGuiness: W. A Life. Young Ludwig (1889-1921). London 1988. (Dt.: Wittgensteins frühe Jahre. Frankfurt/Main 1988.) - David Pears: The False Prison. A Study of the Development of W.'s Philosophy. 2 vols., Oxford 1987. Wilhelm Vossenkuhl: L. W. München 1995. Hans-Peter Falk Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg, * 27.10.1869 Stettin, t 15.10. 1943 Berlin. Während des Theologiestudiums in Halle und Berlin war W. Missionssekretär, wurde 1894 promoviert (Die innere Erfahrung als Grundlage eines moralischen Beweises für das Dasein Gottes. Eine methodologische Studie) und habilitierte sich nach einer Studienreise durch Griechenland 1898 für systematische Theologie und Religionsphilosophie in Berlin. Seit 1906 a. o. Prof. in Marburg, wurde er 1907 o. Prof. der systematischen Theologie in Breslau, 1914 (als Nachfolger von Ernst —»Troeltsch) in Heidelberg, 1922 in Göttingen und 1935 Berlin. In seiner theologischen und philosophischen Arbeit ursprünglich von der Schule Albrecht Ritschis ausgegangen, wandte sich W. früh mit der These, daß Theologie ohne Metaphysik nicht möglich sei, von ihr ab. Unter Wiederaufnahme des Ansatzes —> Schleiermachers und an die religionspsychologische Arbeit von William James anknüpfend, suchte er mit seiner Systematischen Theologie nach religionspsychologischer Methode (3 Bde., 1913-25, 2 l925/26) Ergebnisse der zeitgenössischen Religionspsychologie mit Fragestellungen

Wolandt der Religionsgeschichtlichen Schule zu verbinden. Durch die Dialektische Theologie verdrängt, gewann W.s Denken durch die spätere hermeneutische Diskussion wieder an Aktualität. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Religionsgeschichtliche Studien zur Frage der Beeinflussung des Urchristentums durch das antike Mysterienwesen (1896), Theologie und Metaphysik. Das Verhältnis der Theologie zur modernen Erkenntnistheorie und Psychologie (1901), Der christliche Gottesglaube in seinem Verhältnis zur gegenwärtigen Philosophie (1902; 2., umgearb. Aufl., 1911), Monismus und Monotheismus. Vorträge und Abhandlungen zum Kampf um die monistische Weltanschauung (1911), Zum Streit um die Religionspsychologie (1913) und Methodenfragen der heutigen Schleiermacher-Forschung (1933). WEITERE WERKE: Das Wesen des Christentums. München 1905. - Ernst Haeckel im Kampf gegen die christliche Weltanschauung. Leipzig 1906. - Aufgabe und Bedeutung der Religionspsychologie. Berlin 1910. - Schleiermacher und Ritschi in ihrer Bedeutung für die heutige theologische Lage und Aufgabe. Tübingen 1927 - Richtlinien evangelischer Theologie zur Überwindung der gegenwärtigen Krisis. Göttingen 1929. - Schleiermachers Hermeneutik in ihrer Bedeutung für seine religionswissenschaftliche Arbeit. Berlin 1930. LITERATUR: Luther, Kant, Schleiermacher in ihrer Bedeutung für den Protestantismus. Forschungen und Abhandlungen G. W. zum 70. Geburtstag (27. Oktober 1939) dargebracht von Kollegen, Schülern und Freunden. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Schmidt, Robert Winkler und Wilhelm Meyer. Berlin 1939. - Günter Irle: Theologie als Wissenschaft bei G. W. Diss. Marburg 1973. - Georg Pfleiderer: Theologie als Wirklichkeitswissenschaft. Studien zum Religionsbegriff bei G. W., Rudolf Otto, Heinrich Scholz und Max Scheler. Tübingen 1992. - Matthias Wolfes: Protestantische Theologie und moderne Welt. Studien zur Geschichte der liberalen Theologie nach 1918. Berlin/New York 1999. Wölfflin, Heinrich, * 21.6.1864 Winterthur, t 19.7.1945 Zürich. Der Sproß schweizer. Patrizier, Sohn eines klassischen Philologen, studierte 1882-86 in Basel, München und Berlin Philosophie, Psychologie, Sprachen, Archäologie, Literaturund Kunstgeschichte; von seinen Lehrern hatte Jacob -> Burckhardt, mit dem W. bis zu dessen Tod 1897 befreundet war, großen Einfluß auf ihn. 1886 in München mit der Arbeit Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur promoviert, habilitierte sich W. 1888 mit der Schrift Renaissance und Barock. 1893 auf den Lehrstuhl Burckhardts in Basel berufen, ging er 1901 nach Berlin, 1912 nach München und lehrte 1924-34 an der Univ. Zürich. W. wollte Burckhardts Bemühen um eine systematische Kunstgeschichte weiterführen. Die Formanalyse verband er mit Burckhardts Stilkategorien und einer Kritik am Materialismus der Semper-Schule und an der neuhegelianischen Ästhetik. Sein Interesse galt weniger der Quellenkritik und Ikonographie als vielmehr dem Gesetzmäßigen der Stile und ihres Wandels. Unter dem Einfluß von Theodor —>Lipps betonte er die „innere Form", deren Entwicklung ihrer eigenen Formkraft folge. Ideen, Motive und Ausdruck galten ihm als „äußere Form". Angeregt durch die Gestaltpsychologie, entwickelte er die Begriffe der „Bildformen" und „Sehformen". Ihre Entwicklung erschien W. vorausbestimmt, die Möglichkeit künstlerischer Gestaltung folglich begrenzt („Kunstgeschichte ohne Namen"). Trotz mancher Kritik hat W.s „Schule des künstlerischen Sehens" große Wirkung ausgeübt. 1889 begegnete W. in Florenz Adolf von Hildebrand; es entstand Die klassische Kunst (1899). Wie Hildebrand und Burckhardt sah W. in der Hochrenaissance eine überzeitliche Norm, den Barock als Verfall. In Kunstgeschichtliche Grundbegriffe. Das Problem der Stilenrwicklung

in der neueren Kunst (1915), dem in Auseinandersetzung mit Alois Riegl und August Schmarsow entstandenen Hauptwerk, wollte er die gesetzmäßige Periodizität der Stile an Renaissance und Barock beweisen. Mit fünf wertneutralen antithetischen Begriffspaaren beschrieb er die Formen beider Stile; der Barock erwies sich nun als in der Form gewandelt, aber nicht als Verfall. Nach W. entwickeln sich die „optischen Schemata" nach innerer Notwendigkeit vom Linearen zum Malerischen, von der Fläche zur Tiefe, von geschlossener zu offener Form, von der Vielheit zur Einheit, von Klarheit zu Unklarheit. Auch wenn die gegenseitige Beziehung der Begriffspaare nicht klar umrissen war, schärften sie den Blick für Stilphänomene am Übergang von einem Stil zum anderen. Sie charakterisieren formgeschichtliche Abfolgen, analysieren aber nicht die stilbildenden Bedingungen und erklären nicht die erneute Entwicklung vom Malerischen zum Linearen usw. oder das Auftreten von „Zwischenstilen". Um das Wesen der Kunst zu erfassen, löste W. sie aus allen Bindungen; sie schien ihm einer unveränderlich gleichmäßigen Entwicklung unterworfen. Die formale Wirkung von Bild auf Bild war ihm für den Stil entscheidender als Naturbeobachtung und Zeitbedingtheit; die Autarkie des Formalen schloß diese aus. Diese Betrachtungsweise kunsthistorischer Gesetzlichkeiten hat zu neuen Einsichten geführt. W. selbst hat sie an anderen Themen erprobt (Die Kunst Albrecht Dürers, 1905; Die Hornberger Apokalypse, 1918; Italien und das deutsche Formgefühl, 1931). Es war W.s Verdienst, eine wissenschaftliche Methode entwickelt und zur Anerkennung der Kunstgeschichte als Wissenschaft beigetragen zu haben. Anhänger W.s waren u.a. Albert Erich Brinckmann, Paul Frankl, Ernst Heidrich und Ludwig Justi, Kritiker Benedetto Croce, Georg Dehio, Adolph Goldschmidt, Erwin Panofsky, Julius Alwin von Schlosser, August Schmarsow und Oskar Wulff. WEITERE WERKE: Kleine Schriften. Hrsg. v. Joseph Gantner. Basel 1946. -Gedanken zur Kunstgeschichte. Gedrucktes und Ungedrucktes. Basel 1947. - Autobiographie, Tagebücher und Briefe. Hrsg. v. Joseph Gantner. Basel 1982. Jacob Burckhardt und H. W. Briefwechsel und andere Dokumente ihrer Begegnung 1882-1897. Hrsg. v. Joseph Gantner. Basel 1989. LITERATUR: Franz Landsberger: H. W. Berlin 1924. -Walter Böckelmann: Die Grundbegriffe der Kunstbetrachtung bei W. und Dvorak. Dresden 1938. - Joseph Gantner: Schönheit und Grenzen der klassischen Form. Burckhardt, Croce, W. Wien 1949. - Fritz Strich: Zu H. W.s Gedächtnis. Bern 1956. - Meinhold Lurz: H. W. Biographie einer Kunsttheorie. Worms 1981. Ernst Ullmann Wössner, Jakobus, * 8.10.1921 Süßen (Kr. Göppingen), t 8.10. 1975 Linz/Donau. W. wurde 1961 an der Univ. Erlangen-Nürnberg mit der Arbeit Die ordnungspolitische Bedeutung des Verbandswesen zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1963 (Mensch und Gesellschaft. „Kollektivierung" und „Sozialisierung"). Er lehrte dort und in Bochum und war seit 1966 Prof. an der Univ. Linz. Unter Berücksichtigung anthropologischer und sozialphilosophischer Aspekte beschäftigte sich W. mit Fragen soziologischer Theorie, der Religionssoziologie und der didaktischen Vermittlung sozialwissenschaftlichen Wissens. Er veröffentlichte u. a. Sozialnatur und Sozialstruktur. Studien über die Entfremdung des Menschen (1965). Wolandt, Gerd, * 10.2. 1928 Heiligenhaus, t 3.2. 1997 Lübeck. W. schloß das Studium 1954 in Würzburg mit der Promotion ab (Zur Grundlegung der Dichtung) und habilitierte sich dort 1961 mit der Arbeit Gegenständlichkeit und Gliederung. Untersuchungen zur Prinzipientheorie Richard Hönigswalds mit besonderer Rücksicht auf das Problem der Monadologie

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Wolf (1964). Seit 1962 Privatdozent, dann apl. Prof. an der Univ. Bonn, wurde er 1969 zum o. Prof. ernannt und hatte 1977-93 den Lehrstuhl für Allgemeine Philosophie an der TH Aachen inne. W. beschäftigte sich vor allem mit der Transzendentalphilosophie in der Nachfolge -» Kants, insbesondere mit Richard -» Hönigswald, und Fragen der Ästhetik. Er veröffentlichte u. a. Philosophie der Dichtung. Weltstellung und Gegenständlichkeit des poetischen Gedankens (1965), Idealismus und Faktizität (1971), Bild und Wort. Überlegungen zum Werk A. Paul Webers (1977), Letztbegründung und Tatsachenbezug (1983), A. Paul Weber. Künstler und Werk (1983), Die Ästhetik und die Künste (1984), Grundfragen der Philosophie (1989) und Um einen Kant von innen bittend. Zur Bedeutung des großen Philosophen für unsere Zeit (1997). W. begründete die Buchreihe „Aachener Abhandlungen zur Philosophie" (1981 ff.) und war Mitbegründer des „Philosophischen Literaturanzeigers". LITERATUR: Reinhold Breil/Stephan Nachtsheim Vernunft und Anschauung. Festschrift für G. W. Bonn 1993 (mit Bibliographie). - Stephan Nachtsheim: Nachruf auf G. W. In: Philosophischer Literaturanzeiger 50 (1997) S. 105-106. Wolf, Erik, * 13.5. 1902 Biebrich (heute zu Wiesbaden), t 13.10. 1977 Freiburg/Breisgau. W. studierte Nationalökonomie und Rechtswissenschaften an den Universitäten Frankfurt/Main und Jena und wurde 1924 mit der Dissertation Grotius, Pufendorf, Thomasius. Drei Kapitel zur Gestaltgeschichte der Rechtswissenschaft promoviert. 1927 habilitierte er sich an der Univ. Heidelberg mit einer Arbeit über die strafrechtliche Schuldlehre. 1928 folgte W. einem Ruf als o. Prof. nach Rostock, 1930 nach Kiel und wechselte im selben Jahr an die Univ. Freiburg/Breisgau, der er bis zu seinem Tod angehörte. W. war seit 1933 Mitglied der Badischen Landessynode, seit 1936 des Verfassungsausschusses der Bekennenden Kirche und 1946-48 Vorsitzender des Verfassungsausschusses der Evangelischen Kirche Deutschlands. In zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigte er sich mit Problemen des Strafrechts, der Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie sowie mit einer theologischen Rechtsbegründung. Zu seinen Hauptwerken gehören Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte (1939, 41964), Rechtsgedanke und biblische Weisung (1948), Griechisches Rechtsdenken (4 Bde., 1950-70, Bd. 3,21999), Ordnung der Kirche. Lehrund Handbuch des Kirchenrechts auf ökumenischer Basis (1961) und Rechtstheologische Studien (1972). WEITERE WERKE: Richtiges Recht im nationalsozialistischen Staate. Freiburg 1934. - Vom Wesen des Rechts in deutscher Dichtung. Hölderlin, Stifter, Hebel, Droste. Frankfurt/Main 1946. - Das Problem der Naturrechtslehre. Versuch einer Orientierung. Karlsruhe 1955,31964. - Recht des Nächsten. Ein rechtstheologischer Entwurf. Frankfurt/Main 1958. - Studien zur Geschichte des Rechtsdenkens. Hrsg. v. Alexander Hollerbach. Frankfurt /Main 1982. LITERATUR: Existenz und Ordnung. Festschrift für E. W. Hrsg. v. Thomas Würtenberger, Werner Maihofer und Alexander Hollerbach. Frankfurt/Main 1962. - Mensch und Recht. Festschrift für E. W. zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Alexander Hollerbach, Werner Maihofer und Thomas Würtenberger. Frankfurt/Main 1972. Wolff, Christian Frh. von, * 24.1.1679 Breslau, t 9.4.1754 Halle/Saale. Als Sohn eines Handwerkers geboren, studierte W. in Jena Theologie, Philosophie und Mathematik und ging als Lehrer der Mathematik nach Leipzig und Gießen; 1707 wurde er Prof. der Mathematik in Halle. Zunächst als Autor mathematischer Schriften bekannt, hatte er aber schon 1703 in seiner Leipziger Dissertation die mathematische Methode auf die Philosophie anzuwenden versucht. In Halle ging er, obwohl

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jetzt seine großen mathematischen Lehrbücher erschienen (Anfangsgründe aller mathematischen Wissenschaft, 1710; Elementa matheseos universae, 1713-15), mehr und mehr zur Philosophie über. Dabei blieb die Mathematik, auch wenn W. den Begriff der mathematischen Methode sehr weit faßte, immer die Musterwissenschaft. Als Mathematiker führte er auch einen Briefwechsel mit —» Leibniz, ohne jedoch von dessen damals noch unveröffentlichter Philosophie nähere Kenntnis zu erhalten. 1713 veröffentlichte W. seine sogenannte Deutsche Logik, 1720 seine Deutsche Metaphysik und seine Deutsche Ethik, 1721 seine Deutsche Politik. Seine Absicht war es, die gesamte Philosophie und Wissenschaft auf ein sicheres Fundament zu stellen und als System zu entwickeln. Dabei bediente er sich, wie in Halle seit Christian -> Thomasius üblich, der deutschen Sprache, wobei er alle Fremdwörter konsequent zu verdeutschen suchte und damit zum Hauptbegründer der deutschen philosophischen Terminologie wurde. Aufgrund seiner klaren Sprache und Gedankenführung wie seines neuartigen wissenschaftlichen Rationalismus überhaupt wurde er schnell berühmt, allerdings auch bald von den in Halle dominierenden Pietisten angegriffen, die in ihm einen Leugner der Willensfreiheit vermuteten. Als W. 1721 in einer Rede zur Übergabe des Prorektorats (De Sinarum philosophia practica) die Tugend der Heiden herausstrich, kam es zum Eklat; 1723 mußte er auf Befehl König Friedrich Wilhelms I. von Preußen „bei Strafe des Stranges" Halle innerhalb von 24 Stunden verlassen und ging nach Marburg, wo er sozusagen als Märtyrer der Aufklärung empfangen wurde. Hier wandte er sich verstärkt der selbstgesetzten Aufgabe zu, die Philosophie als Universal- und Fundamentalwissenschaft zu begründen - diesmal in lateinischer Sprache; denn sein Ehrgeiz war es, „Lehrer des gesamten Menschengeschlechts" zu werden. Dabei definierte er Philosophie nicht nur als Wissenschaft von den ersten Ursachen, sondern auch (alle Wirklichkeitswissenschaft überschreitend) als Wissenschaft des Möglichen: Die philosophische Erkenntnis ist die höchste Erkenntnis; sie soll auf der historischen Erkenntnis (Tatsachenkunde) und der mathematischen Erkenntnis (Größenmessung) aufbauen. Allerdings wurden W.s Werke, wie es sich aus ihrem systematischen Anspruch ergab, nun immer umfangreicher. Die Logik wurde zu einem dreibändigen, die Metaphysik zu einem vierbändigen, das von der Ethik jetzt unterschiedene Naturrecht zu einem achtbändigen, die Ethik selbst zu einem fünfbändigen Werk. So wurde W. schon bald als deutscher Schulphilosoph zu einer europäischen Berühmtheit, dessen Philosophie auch im kath. Italien studiert und durch seine Schüler bis nach Rußland verbreitet wurde. 1740 wurde er von —»Friedrich II., der einige seiner frühen Schriften in französischer Übersetzung gelesen hatte, in einer seiner ersten Regierungshandlungen nach Halle zurückberufen, wo er triumphal empfangen wurde. Allerdings stießen seine immer umfangreicheren Werke auch auf Ablehnung. Am Ende waren es die handlichen Kompendien seiner Schüler, durch die die W.sche Philosophie bis in die sogenannte Popularphilosophie hinein lebendig blieb. W. war der bedeutendste Philosoph der deutschen Aufklärung. Er ist 1745 geadelt und zum Freiherrn erhoben worden. WERKE: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Jean Ecole u. a. Hildesheim 1968 ff. LITERATUR: Max Wundt: Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung. Tübingen 1945. - Anton Bissinger: Die Struktur der Gotteserkenntnis. Studien zur Philosophie C. W.s. Bonn 1970. - Jean Ecole: Introduction a l'opus metaphysicum de C. W. Paris 1985. - Jean Ecole: La Metaphysique de C. W. Hildesheim 1990. - Sonia Carbon-

Wundt cini: Transzendentale Wahrheit und Traum. C. W.s Antwort auf eine Herausforderung durch den Cartesianischen Zweifel. Stuttgart/Bad Cannstatt 1991. Werner Schneiders Weltmann, Ludwig, * 18.2.1871 Solingen, t 30. 1.1907 bei Sestri Levante. W. studierte Medizin und Philosophie in Marburg, Bonn, München und Freiburg/Breisgau. 1895 wurde er zum Dr. med. (Über die forensische Bedeutung der hypochondrischen Seelenstörungen) und 1896 zum Dr. phil. (Kritische und genetische Begründung der Ethik) promoviert. Vorübergehend als praktischer Arzt tätig, war er dann freier Schriftsteller. W. suchte den Sozialdarwinismus mit -»Kants praktischer Vernunft und —»Marx 1 Sozialismus zu einem biologischen, naturwissenschaftlichen und ethischen Materialismus zu verbinden. Später entwickelte er eine Politische Anthropologie, die rassenhygienische und rassenpolitische Maßnahmen forderte und die er in der von ihm begründeten „Politisch Anthropologischen Revue" (1902) darlegte. Mit der von ihm behaupteten natürlichen Ungleichheit der Menschen wurde W. als Vorläufer der nationalsozialistischen Ideologie rezipiert. Er veröffentlichte u. a. System des moralischen Bewußtseins mit besonderer Darlegung des Verhältnisses der kritischen Philosophie zu Darwinismus und Sozialismus (1898), Die Darwinsche Theorie und der Sozialismus. Ein Beitrag zur Naturgeschichte der menschlichen Gesellschaft (1900), Politische Anthropologie. Eine Untersuchung über den Einfluß der Deszendenztheorie auf die Lehre von der politischen Entwicklung der Völker (1903), Die Germanen und die Renaissance in Italien (1905) und Die Germanen in Frankreich. Eine Untersuchung über den Einfluß der germanischen Rasse auf die Geschichte und Kultur Frankreichs (1907). W. ertrank beim Baden in einer Felsenbuchl bei Sestri Levante. WEITERE WERKE: Der historische Materialismus. Darstellung und Kritik der Marxistischen Weltanschauung. Düsseldorf 1899. - Werk. Bearb. und hrsg. v. Otto Reche. 3 Bde., Leipzig 1936. LITERATUR: Jürgen Misch: Die politische Philosophie L. W.s. Bonn 1975. - Wolfhard Hammer: Leben und Werk des Arztes und Sozialanthropologen L. W. Diss. Mainz 1979. - Erhard Stölting: Die anthroposoziologische Schule. Gestalt und Zusammenhänge eines wissenschaftlichen Institutionalisierungsvergleichs. In: Garsten Klingemann (Hrsg.): Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland. Opladen 1987, S. 130-171. Wundt, Max, * 29.1.1879 Leipzig, t 31.10.1963 Tübingen. Der Sohn Wilhelm —»W.s studierte Philologie und Philosophie an den Universitäten Leipzig, Freiburg/Breisgau, Berlin und München, wurde 1903 promoviert (De Hemdoti elocutione cum sophistarum comparata) und habilitierte sich 1907 für Philosophie an der Univ. Straßburg. 1918 wurde er a. o. Prof. der Philosophie in Marburg, 1920 o. Prof. in Jena und folgte 1929 einem Ruf nach Tübingen. Vorwiegend als Philosophiehistoriker tätig, befaßte sich W. neben Arbeiten zur griechischen Antike hauptsächlich mit der Philosophiegeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Hinzu kamen einige deutschnational, später nationalsozialistisch orientierte Schriften. W. vertrat, besonders in seiner Auseinandersetzung mit —> Kants Kritizismus, eine idealistische Metaphysik und wandte sich damit gegen den Neukantianismus. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Geschichte der griechischen Ethik (2 Bde., 1908-11, Nachdruck 1966, 1985), Kant als Metaphysiker. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Philosophie im 18. Jahrhundert (1924, Nachdruck 1984), Johann Gottlieb Fichte (1927, Nachdruck 1976), Geschichte der Metaphysik (1931), Die deutsche Schulmetaphysik des 17. Jahrhunderts (1939, Nachdruck 1992), Die Wurzeln der

deutschen Philosophie in Stamm und Kasse (1944), Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung (1945, Nachdruck 1964), Hegels U)gik und die moderne Physik (1948) und Untersuchungen zur Metaphysik des Aristoteles (1953). WEITERE WERKE: Der Intellektualismus in der griechischen Ethik. Leipzig 1907. - Griechische Wellanschauung. Leipzig 1910, 31929. - Goethes Wilhelm Meister und die Entwicklung des modernen Lebensideals. Berlin 1913,21932. Platon's Leben und Werk. Jena 1914, :1924. - Plotin. Studien zur Geschichte des Neuplatonismus. Leipzig 1919. Die deutsche Philosophie und ihr Schicksal. Langensalza 1920, 21926. - Vom Geist unserer Zeit. München 1920, : 1922. - Staatsphilosophie. Ein Buch für Deutsche. München 1923. - Die Zukunft des Deutschen Staates. Langensalza 1923, 21925. - Was heißt völkisch? Langensalza 1924. 4. Aufl. unter dem Titel: Volk, Volkstum, Volkheit. Langensalza 1927. - Treue als Kern deutscher Weltanschauung. Langensalza 1924, 31937. - Deutsche Weltanschauung. Grundzüge völkischen Denkens. München 1926. - Die Ehre als Quelle des sittlichen Lebens in Volk und Staat. Langensalza 1927, 21937. - Fichte-Forschungen. Stuttgart 1929. Neudruck Stuttgart-Bad Cannstatt 1976. - Die Philosophie an der Universität Jena in ihrem geschichtlichen Verlaufe dargestellt. Jena 1932. - Platons Parmenides. Stuttgart 1935. - Ewigkeit und Endlichkeit. Grundzüge der Wesenslehre. Stuttgart 1937. - Aufstieg und Niedergang der Völker. Gedanken über Weltgeschichte auf rassischer Grundlage. München 1940. - Die Sachlichkeit der Wissenschaft. Wissenschaft und Weisheit. Zwei Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Tübingen 1940. - Christian Wolff und die deutsche Aufklärung. Stuttgart/Berlin 1941. LITERATUR: Wolfgang Ritzel: Studien zum Wandel der Kantauffassung. Die Kritik der reinen Vernunft nach Alois Riehl, Hermann Cohen, M. W. und Bruno Bauch. Meisenheim/Glan 1952. Wundt, Wilhelm (Maximilian), * 16.8.1832 Neckarau (heute zu Mannheim), t 31.8. 1920 Großbothen bei Leipzig. W. entstammte einer Pfälzer Pastoren- und Professorenfamilie und studierte bei seinem Oheim, dem Anatomen und Physiologen Friedrich Arnold, 1851-56 Medizin in Tübingen und Heidelberg. Dort wurde er 1855 promoviert, habilitierte sich 1857, war 1858-63 Assistent bei Hermann —»Helmholtz, wurde 1864 a. o. und 1871 etatmäßiger a. o. Professor. Sinnesphysiologische Studien (Beiträge zur Theorie der Sinneswahrnehmung, 1862) führten ihn zur Psychologie (Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele, 1863/64, 61922; Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1874,3 Bde., 61908-11). W. trat 1862 dem Heidelberger Arbeiterbildungsverein bei, beteiligte sich an der Gründung des Vereins deutscher Arbeitervereine und vertrat 1866-69 Heidelberg in der zweiten badischen Ständekammer. W. wurde 1874 o. Prof. der induktiven Philosophie in Zürich, 1875 o. Prof. der Philosophie in Leipzig. Dort gründete er, anknüpfend an Ernst Heinrich Weber und Gustav Theodor -»Fechner, 1879 das erste Institut für experimentelle Psychologie, dessen Erträge er in der Hauszeitschrift („Philosophische Studien", 1881-1902; „Psychologische Studien", 1905-17) veröffentlichte. Seine zahlreichen, in Laborforschung ausgebildeten amerikanischen und europäischen Schüler etablierten die Psychologie als eigenständiges Fach. Später wandte er sich verstärkt der Entwicklung der Sprache, des Mythos, der Sitte, der Kunst, also einer Kulturpsychologie zu und stellte sie als Völkerpsychologie (10 Bde., 1900-20) dar. W.s Psychologie, bestehend aus experimenteller und Völkerpsychologie, ist geprägt durch das Axiom der Aktualität des Seelischen, nach dem

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Wust dieses sich aus Vorgängen, nicht aus Gegenständen konstituiert, durch eine an —»Leibniz anknüpfende Theorie der Apperzeption, und läßt mit dem Prinzip der schöpferischen Synthese die Tradition des Assoziationismus hinter sich. W. legte seine philosophischen Erkenntnisse dar in Logik (1880-83; 4. Aufl., 3 Bde., 1919-21), Ethik (1886; 4. Aufl., 3 Bde., 1912) und System der Philosophie (1889, 4. Aufl., 2 Bde., 1919). Die in Nachahmung -»Fichtes vorgetragene Verteidigung der Position des Deutschen Reiches zu Weltkriegsbeginn (Über den wahrhaften Krieg, 1914) hat jedoch seinem Ansehen im Ausland Abbruch getan. Eine umfassende Darstellung von W.s Leben und Werk steht aus. WEITERE WERKE: Die Lehre von der Muskelbewegung. Braunschweig 1858. - Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Erlangen 1865,41878. - Die physikalischen Axiome und ihre Beziehung zum Causalprincip. Erlangen 1866. Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen 1867. - Untersuchungen zur Mechanik der Nerven und Nervencentren. Erlangen 1876. - Essays. Leipzig 1885, 21906. - Grundriß der Psychologie. Leipzig 1896, 151922. - Kleine Schriften. 3 Bde., Leipzig 1910-21. - Einleitung in die Philosophie. Leipzig 1911, 91922. - Probleme der Völkerpsychologie. Leipzig 1911, 21921. - Elemente der Völkerpsychologie. Leipzig 1912, 2 19I3. - Reden und Aufsätze. Leipzig 1913, 2 1914. - Sinnliche und übersinnliche Welt. Leipzig 1914, 2 1923. - Die Nationen und ihre Philosophie. Leipzig 1915. Leibniz. Leipzig 1917. - Erlebtes und Erkanntes. Stuttgart 1920, 21921. LITERATUR: Edmund König: W. W. als Psychologe und als Philosoph. Stuttgart 1901. - Willi Nef: Die Philosophie W. W.s. Leipzig 1923. - Peter Petersen: W. W. und seine Zeit. Stuttgart 1925. - Eleonore Wundt: W. W.s Werk. Ein Verzeichnis seiner sämtlichen Schriften. München 1927. - Wolfgang Meischner/Erhard Eschler: W. W. Leipzig 1979. - Alfred Arnold: W. W. Sein philosophisches System. Berlin 1980. - Wolfgang G. Bringmann/Ryan D. Tweney (Hrsg.): W. Studies. Toronto 1980. - Robert W. Rieber: W, W. and the Making of a Scientific Psychology. New York 1980. - Christina M. Schneider: W. W.s Völkerpsychologie. Bonn 1990. - Berthold Oelze: W. W. Die Konzeption der Völkerpsychologie. Münster 1991. - Siegfried Bushuven: Ausdruck und Objekt. W. W.s Theorie der Sprache und seine philosophische Konzeption ursprünglicher Erfahrung. Münster 1993. - Georg Lamberti: W. M. W. (1832-1920). Leben, Werk und Persönlichkeit in Bildern und Texten. Bonn 1995. Horst Gundlach Wust, Peter (Josef), * 28.8.1884 Rissenthal (Saarland), t 3.4. 1940 Münster. W. studierte seit 1907 Germanistik, Anglistik und Philosophie in Berlin und Straßburg, war nach dem Examen 1910 im Schuldienst tätig und wurde 1914 in Bonn promoviert (John Stuart Mills Grundlegung der Geisteswissenschaften). Seit 1930 war er o. Prof. der Philosophie an der Univ. Münster. Ursprünglich dem Neukantianismus nahestehend, entwickelte W. unter dem Einfluß Max -» Schelers und des französischen .Renouveau catholique' einen christlichen Existentialismus. Während des Nationalsozialismus beteiligte er sich am kirchlichen Widerstand. Nach seiner programmatischen Schrift Die Auferstehung der Metaphysik (1920, 21963), die zum Teil heftigen Widerstand hervorrief, u. a. von seilen -» Husserls, veröffentlichte W. Naivität und Pietät (1925), Die Dialektik des Geistes (1928), Der Mensch und die Philosophie (1934, 21946), Ungewißheit und Wagnis (1937, "1986), Gestalten und Gedanken. Ein Rückblick auf mein Leben (1940, 51961) und Ein Abschiedswort (1940, 12 1991). WEITERE WERKE: Die Krisis des abendländischen Menschentums. Innsbruck 1927. - Wege einer Freundschaft. Briefwechsel P. W. - Marianne Weber. 1927-1939. Hrsg.

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v. Walter Theodor Cleve. Heidelberg 1951. - Im Sinnkreis des Ewigen. Hrsg. v. Hermann Westhoff. Graz u.a. 1954. Briefe an Freunde. Hrsg. v. Wilhelm Venekohl. Münster 1955, 21956. - Briefe und Aufsätze. Mit einer biographischen Einleitung hrsg. v. Wilhelm Vernekohl. Münster 1958, 2 1959. - Goethe als Symbol des abendländischen Geistesschicksals. Münster 1961. - Gesammelte Werke. Hrsg. v. Wilhelm Vernekohl. 10 Bde., Münster 1963-69. LITERATUR: Karl Pfleger: Dialog mit P. W. Briefe und Aufsätze. Heidelberg 1949. - Walter Theodor Cleve: P. W. Ein christlicher Existenzphilosoph unserer Tage. Speyer 1950. - Wilhelm Vernekohl: Der Philosoph von Münster: P. W. Ein Lebensbild. Münster 1950. - Robert Heinz Schmidt: P. W. Gesamtdarstellung seiner Philosophie als Dialektik des Geistes. Saarbrücken 1954. - Hermann Westhoff: P. W. Christliches Existenzbewußtsein. In: Josef Speck (Hrsg.): Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart. Bd 5. Göttingen 1982, S. 178-212. Katholische Akademie Sehweite (Hrsg.): Ungewißheit und Wagnis. In memoriam P. W. (1884-1940). Schwerte 1985. Alexander Friedrich Lohner: Gewißheit im Wagnis des Denkens. Die Frage nach der Möglichkeit von christlicher Philosophie und Metaphysik im Werk und Denken des Philosophen P. W. Eine Gesamtdarstellung seiner Philosophie. Frankfurt/Main 1990, 21994. - Ekkehard Blattmann: P. W. als Denker und Leser des Bösen. Frankfurt Main u. a. 1994. Frank Werner Veauthier: Kulturkritik als Aufgabe der Kulturphilosophie. P. W.s Bedeutung als Kultur- und Zivilisationskritiker. Heidelberg 1997. Yorck von Wartenburg, Paul Graf, * 1.3.1835 Berlin, t 12.9.1897 Klein Oels bei Breslau. Y. v. W. stammte aus einer Adelsfamilie, die im 17. Jh. als freie Bauern in Hinterpommern unter dem Namen Jarcke nachweisbar ist, später als Yorck. 1814 erfolgte die Nobilitierung mit dem Zusatz von Wartenburg, einem Ort, wo Y. v. W.s Großvater Hans David Ludwig Y. v. W., Generalgouverneur von West- und Ostpreußen und Generalfeldmarschall, eine Schlacht gewonnen hatte. Sein Nachfahre Peter Graf von Y. v. W. wurde als Widerstandskämpfer gegen Hitler 1944 hingerichtet. Y. v. W.s Vater, Dr. phil., Majoratsherr auf Klein Oels, stand in Kontakt mit Berliner Spätromantikern und war ein Freund Ludwig Tiecks, dessen bedeutende Bibliothek er erwarb. Seine Mutter, Tochter eines preuß. Generals, war kulturell hochgebildet; sie starb früh. Y. v. W. wurde von Hauslehrern erzogen und besuchte das Gymnasium in Dresden. 1855 nahm er in Bonn das Studium der Rechtswissenschaft auf, ging aber schon im folgenden Semester nach Breslau, weil er das Bonner Corps-Leben nicht ertragen konnte. Mit dem Vater war er 1857 in Italien, wohin er 1891 auch selbst mit seinem Sohn reiste (Italienisches Tagebuch, 1891). Nach dem Ersten juristischen Staatsexamen (1858) leistete Y. v. W. sein Militärjahr ab. 1860 heiratete er Louise von Wildenbruch, die Tochter des preuß. Gesandten an der Hohen Pforte, und wurde damit Schwager des Dichters Ernst von Wildenbruch. Das Assessorexamen legte Y. v. W. in Potsdam ab; die Zulassungsarbeit war eine philologische: Die Katharsis des Aristoteles und der Oedipus Coloneus des Sophokles (1866), eine Schrift, die wesentliche Differenzen zwischen Antike und Moderne nachzeichnet und erkennt, daß das Schicksal nicht mehr Element des modernen Trauerspiels sein kann. Nach dem Tod des Vaters 1865 verwaltete Y. v. W. den Familienbesitz, wurde Mitglied des preuß. Herrenhauses, nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil und war Zeuge der Kaiserproklamation. 1871 lernte er Wilhelm —»Dilthey kennen und begann einen Briefwechsel mit ihm. Da Dilthey seine Einleitung in die Geisteswissenschaften Y. v. W. gewidmet hatte, galt dieser als besonderer

Zeller Kenner der philosophischen Tendenzen um die Jahrhundertwende. Spätestens nach Martin -»Heideggers ausführlichem Hinweis in Sein und Zeit (1927) konnte man Y. v. W. nicht mehr übersehen. Allerdings war seine Wirkung behindert durch die Quellenlage: Nur der Briefwechsel mit Dilthey war 1923 erschienen (neben der doch eher marginalen /Löf/iarsi.s-Schrift und dem Italienischen Tagebuch). Erst 1956 wurde ein Nachlaßfragment publiziert (Bewußtseinsstellung und Geschichte, hrsg. von Iring Fetscher). Y. v. W.s Denken begann kritisch, indem er den mechanischen Positivismus seiner Zeit angriff, das dominante Muster des naturwissenschaftlichen Forschens; in ihm sah er den Grund für den „intellektuellen und moralischen Jammer unserer Zeit, die Haltungslosigkeit des Gesammtbewußtseins"; „der .moderne' Mensch d. h. der Mensch seit der Renaissance ist fertig zum Begrabenwerden". Heidegger hat das oft dunkle Denken prägnant und dicnotomisch sortiert: Y. v. W. trenne das Sein als das Ontische, die Natur (und die sie erforschenden Naturwissenschaften), von der Geschichte, die kein Sein sei, sondern Leben; sie ist historisch (nicht ontisch). Geschichtlichkeit (als Kampfbegriff gegen die unhistorischen Naturwissenschaften) wird so zu einer genuin geisteswissenschaftlichen Kategorie. Mit Theoremen, die Friedrich -> Nietzsche schon entfaltet hatte und die von Edmund -» Husserl in der Än'.y/.v-Schrift weitergeführt wurden, reihte sich Y. v. W. unter die Kritiker der Moderne ein, in der er die „Bodenlosigkeit der abstrakten wissenschaftlichen Dogmatik" erkannte. „Logik und Experiment tragen nicht weiter wie das Somatische" (erreichen also das Psychische nicht). Als Antwort auf seine Diagnose bietet Y. v. W. als Therapie eine an Martin -»Luther orientierte Gläubigkeit an. Die „christliche Religion ist die höchste Lebendigkeit"; lutherisch ist dabei die Dominanz des Glaubens: fides principium vitae (Glaube ist der Grund des Lebens). Y. v. W. hielt an den dogmatischen Bestimmungen des Christentums fest, die für seinen Briefpartner Dilthey dagegen symbolisch sind und sich ins allgemein Menschliche auflösen. LITERATUR: Fritz Kaufmann: Die Philosophie des Grafen P. Y. v. W. In: Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung 9 (1928) S. 1-253. - Franz Josef Brecht: Auffassung und Analyse der Antike in der Philosophie des Grafen P. Y. v. W. In: Die Antike. Zeitschrift für Kunst und Kultur des klassischen Altertums 7 (1931) S. 196-225, 313-330. - Karlfried Gründer: Zur Philosophie des Grafen P. Y. v. W. Göttingen 1970. - Jürgen Große: Metahistorie statt Geschichte. Über typologisches Geschichtsdenken bei Y. v. W. In: Dilthey Jahrbuch I I (1997/98) S. 203-237. Wichtige Auseinandersetzungen bei Martin Heidegger, Sein und Zeit, § 77, und Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, S. 229 ff. Erwin Leibfried Zahn, Manfred, * 16.1.1930 Stettin, t 1.1.1996 Gröbenzell bei München. Nach dem Studium der Philosophie in Freiburg, u. a. bei Martin —>Heidegger und Max —»Müller, wurde Z. 1957 in München promoviert (Das Problem der Einheit und des Zweckes in der Philosophie Kants), versah seit 1958 einen Lehrauftrag an der dortigen Univ. und lehrte seit 1965 an der Pädagogischen Hochschule Pasing. 1972 habilitierte er sich an der Univ. Frankfurt/Main mit einer Arbeit über das Problem des Selbstbewußtseins bei —»Kant und —»Fichte, habilitierte sich 1973 an die Univ. München um und wurde 1978 zum Prof. ernannt. Z. beschäftigte sich vor allem mit Kant und der Philosophie des deutschen Idealismus. Er war Mitherausgeber der Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1957-63) und gab allein Fichtes Schriften Grundlage des Naturrechts (1961, 21967) und System der Sittenlehre (1962, 21968) heraus. Postum erschienen Immanuel Kant. Der Streit mit Johann August

Eberhard (mitherausgegeben v. Marion Lauschke, 1998) und Selbstvergewisserung. Studien zur klassischen Epoche der Transzendentalphilosophie (hrsg. von Martin Scherer, 1998). Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von, * 26.6.1735 Bozen, t 11. 1. 1813 Bozen. Z. zum T. trat 1753 in die Gesellschaft Jesu ein und war nach dem Studium Lehrer der Philosophie an den Jesuitenkollegien in München, Dillingen und Innsbruck. Seit 1777 lehrte er als Prof. des kanonischen Rechts in Augsburg und war zuletzt Rektor des dortigen Lyzeums St. Salvator. Auf Veranlassung des Nuntius in Regensburg hielt er sich ein Jahr als Berater in deutschen Angelegenheiten an der Kurie in Rom auf. Z. zum T. verfaßte physikalische, philosophische, natur- und kirchenrechtliche Werke, u.a. Disputationum philosophiae Kantianae libri duo (1799). Seine Naturlehre (Interpretatio naturae, 3 Bde., 1773-75) war beeinflußt von Isaac Newton. LITERATUR: Bernhard Jansen: Deutsche Jesuiten-Philosophen des 18. Jahrhunderts in ihrer Stellung zur neuzeitlichen Naturauffassung. In: Zeitschrift für katholische Theologie 57 (1933) S. 384-410 (zu Z.: S. 399-401). - Ders.: Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stellung zur Philosophie der Aufklärung. In: Scholastik 11 (1936) S. 1-51. Zeller, Eduard (Gottlob), * 22. 1.1814 Kleinbottwar (heute zu Steinheim/Murr), t 19.3. 1908 Stuttgart. Der Sohn eines Verwaltungsbeamten studierte seit 1831 als Schüler seines späteren Schwiegervaters Ferdinand Christian Baur Theologie in Tübingen, wo er Freundschaft mit David Friedrich —»Strauß und Friedrich Theodor —»Vischer schloß, 1836 mit einer Arbeit über Platons Nomoi promoviert wurde und sich 1840 habilitierte. 1842 gründete Z. als Organ der Jüngeren Tübinger Schule die „Theologischen Jahrbücher", die er seit 1847 gemeinsam mit Baur herausgab. 1843 gründete er die .Jahrbücher der Gegenwart". Seit 1847 lehrte er als a. o. Prof. der Theologie in Bern, wurde 1849 auf einen theologischen Lehrstuhl in Marburg berufen, von der Regierung jedoch zum Übertritt in die Philosophische Fakultät gezwungen, und war 1862-72 o. Prof. der Philosophie in Heidelberg (Antrittsrede: Über Bedeutung und Aufgabe der Erkenntnistheorie, 1862), 1872-94 in Berlin (Antrittsrede: Über die gegenwärtige Stellung und Aufgabe der deutschen Philosophie). 1872 wurde Z. in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seit 1895 lebte er in Stuttgart. Als Schüler Baurs war er einer der bedeutendsten Vertreter der historisch-kritischen Methode. Er widmete sich als Theologe vor allem der Erforschung des Urchristentums. Als Philosoph zunächst an -> Hegel orientiert, dann an —> Kant, wurde Z. zu einem der ersten Vertreter des Neukantianismus und Neokritizismus, der spekulative „Constructionen" meidet. Seine größte wissenschaftliche Leistung ist eine umfassende Philosophiegeschichte der griechischen Antike (Die Philosophie der Griechen. Eine Untersuchung über Charakter, Gang und Hauptmomente ihrer Entwicklung, 3 Tie., 1844-52; ab 2. Aufl. unter dem Titel Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 2 1856-68, Nachdruck 1963; Grundriß der Geschichte der griechischen Philosophie, 1883, Nachdruck 1984; neu bearb. von Wilhelm Nestle, "1928). 1888 war er Mitbegründer des „Archivs für die Geschichte der Philosophie", das er mit dem programmatischen Beitrag Die Geschichte der Philosophie, ihre Ziele und Wege eröffnete. Zu seinen bedeutenden Veröffentlichen zählen ferner Das theologische System Zwingiis (1853), Die Tübinger historische Schule (1860, anonym), Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibniz (1873, :1875, Neudruck 1965) und Friedrich der Große als Philosoph (1886).

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Zeltner WEITERE WERKE: Platonische Studien. Tübingen 1839. Neudruck Amsterdam 1965. - Vorträge und Abhandlungen. 3 Bde., Leipzig 1865-84. - Staat und Kirche. Leipzig 1873. - David Friedrich Strauß in seinem Leben und seinen Schriften. Bonn 1874. - Über die Messung psychischer Vorgänge. Berlin 1881. - Erinnerungen eines Neunzigjährigen. Stuttgart 1908. - Kleine Schriften. 3 Bde., Berlin 1910/11 (Bd. 3, S. 465-511: Hermann Diels: Gedächtnisrede auf E. Z.; S. 513-558: Bibliographie). - Briefwechsel: Hermann Diels, Hermann Usener, E. Z.: Briefwechsel. Hrsg. v. Dietrich Ehlers. 2 Bde., Berlin 1992. LITERATUR: Werner Jaeger: Die Entwicklung des Studiums der griechischen Philosophie seit dem Erwachen des historischen Bewußtseins. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 6 (1952) S. 200-221. - Wilhelm Dilthey: Nachruf auf Z. In: Gesammelte Schriften. Bd. 15. Leipzig 1970, S. 267-278. - Cornelio Fabro: Eine unveröffentlichte „Geschichte der mittelalterlichen und neueren Philosophie" E. Z.s. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 58 (1976) S. 164-182. - Thomas E. Willey: Back to Kant. The Revival of Kantianism in German Social and Historical Thought 1860-1914. Detroit 1978. -Dieter Münch: Die Einheit von Geist und Leib. Brentanos Habilitationsschrift über die Psychologie des Aristoteles als Antwort auf Zeller. In: Brentano Studien 6 (1995/96) S. 125-143. - Mario Longo: E. Z. e l'idea di filosofia nazionale tedesca. In: Ideengeschichte und Wissenschaftsphilosophie. Festschrift für Lutz Geldsetzer. Hrsg. v. Richard Dodel, Esther Seidel und Lary Steindler. Köln 1997, S. 143-152.

ner Kugelfläche), wo er 1904 Titularprofessor wurde. Der Z. 1907 erteilte Lehrauftrag für „mathematische Logik und verwandte Gegenstände" gilt als erster Schritt zur Institutionalisierung des Faches als mathematische Teildisziplin. 1910 folgte er einem Ruf als Ordinarius für Mathematik nach Zürich, lebte 1916-26 krankheitshalber als Privatgelehrter im Schwarzwald und war 1927-35 und seit 1946 Honorarprofessor in Freiburg/Breisgau. Z. arbeitete über Variations- und Wahrscheinlichkeitsrechnung, Navigationsverfahren, statistische Mechanik (u. a. Kontroverse mit Ludwig —» Boltzmann über dessen Ableitung des -Theorems) und Hydrodynamik. 1904 bewies er unter Verwendung des von ihm eingeführten Auswahlaxioms den Wohlordnungssatz. Z.s bedeutendste Leistung war die Entwicklung des ersten axiomatischen Systems der Cantorschen allgemeinen Mengenlehre (1908), das nach Ergänzungen und Verbesserungen (Adolf Fraenkel, Albert Thoralf Skolem) bis heute verwendet wird. Z. war auch Herausgeber der Gesammelten Abhandlungen (1932) Georg —> Cantors. LITERATUR: Seymour Hayden/John F. Kennison: Z.Fraenkel Set Theory. Columbus, Ohio 1968. - Volker Peckhaus: Hilbertprogramm und Kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990. - .Ich habe mich wohl gehütet, alle Patronen auf einmal zu verschießen.' E. Z. in Göttingen. In: History and Philosophy of Logic 11 (1990) S. 19-58. - R. G. Taylor: Z., Reductionism, and the Philosophy of Mathematics. In: Notre Dame Journal of Formal Logic 34 (1993) S. 539-563.

Zeltner, Hermann, * 5.7. 1903 Nürnberg, t 10. 11. 1975 Erlangen. Z., Sohn eines Arztes, studierte in Erlangen, München, Tübingen, Münster und Göttingen evang. Theologie und Philosophie, u.a. bei Moritz —»Geiger, bei dem er 1929 mit der Untersuchung Schellings philosophische Idee und das Identitätssystem (1930) promoviert wurde. 1933 legte er in Erlangen seine Habilitationsschrift Die Logik der existentiellen Revolution vor, doch zur Habilitation kam es aufgrund der veränderten politischen Situation und der Versetzung in den Ruhestand Geigers nicht mehr. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Staatsbibliothekar an der Universitätsbibliothek Erlangen, habilitierte er sich dort 1954 (Schelling) und hielt Vorlesungen zur Philosophie des Deutschen Idealismus. Schwerpunkt seiner Arbeit waren die Philosophie -» Schellings, dessen Werkausgabe im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften er mitherausgab. Darüber hinaus beschäftigte sich Z. mit Ideologietheorie und -kritik, Sozial- und Existenzphilosophie. Er veröffentlichte u. a. Ideologie und Wahrheit. Zur Kritik der politischen Vernunft (1966), Eigentum und Freiheit. Ein Kapitel Sozialphilosophie (1970), Schelling-Forschung seit 1954 (1975) und Sozialphilosophie. Die Kategorien der menschlichen Sozialität(\919). WEITERE WERKE: Existentielle Kommunikation. Ausgewählte Aufsätze zur Philosophie und Soziologie. Hrsg. v. Ludwig Kröner. Erlangen 1978. LITERATUR: Knut Hoßfeld: Bibliographie H. Z. In: Zeitschrift für philosophische Forschung 27 (1973) S. 453-460. Ludwig Kröner: Vorwort. In: H. Z.: Existentielle Kommunikation, [s. o.l, S. 5-14.

Ziegenfuß, Werner, * 16.10.1904 Essen, t 12.7.1975 Berlin. Z. studierte Rechts- und Staatswissenschaften und Philosophie in Hamburg, in Berlin auch Soziologie und Ethnologie und wurde 1925 promoviert (Die phänomenologische Ästhetik nach Grundsätzen und bisherigen Ergebnissen kritisch dargestellt, 1928). 1928-33 war er Assistent am Philosophischen Seminar der Univ. Berlin, zeitweilig Privatlehrer des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, 1935/36 Assistent am Soziologischen Seminar der Univ. Hamburg, 1936-39 Leiter des Bildungswesens der Konsumvereine im Reichsbund deutscher Verbrauchergenossenschaften in Hamburg, 1940-42 Sachbearbeiter in der Reichsstelle für Lederwirtschaft in Berlin sowie Mitarbeiter am Wirtschaftspädagogischen Seminar der Wirtschaftshochschule in Berlin, wo er sich 1941 für Wirtschaftspädagogik habilitierte (Der Mensch und die Gestaltung der Wirtschaft. Eine Untersuchung über die geistig-gesellschaftlichen Zusammenhänge von Wirtschaft und Erziehung, 1943). 1942/43 lehrte er dort und war zugleich Wissenschaftliche Hilfskraft in der Kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes. 1941-44 gab er die von Friedrich Naumann begründete Wochenschrift „Die Hilfe" heraus und betrieb 1944-49 wissenschaftliche Verlagsberatung. 1948/49 erschien die von ihm verfaßte Reihe „Lebendige Soziologie" (5 Bde.). 1949 habilitierte sich Z. an die TU Berlin um und nahm zugleich einen Lehrauftrag an der dortigen Hochschule für Politik wahr. Seit 1952 o. Prof. der Soziologie an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg, lehrte er seit 1954 in Berlin und wurde 1956 beamtenrechtlich aus dem Hochschuldienst entfernt. Z., der seit 1959 verschiedene Tätigkeiten ausübte, beging Selbstmord. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. Versuch über das Wesen der Gesellschaft (1935), Deutsches Genossenschaftswesen (1938), Jean Jacques Rousseau (1952) und Gesellschaftsphilosophie. Grundzüge der Theorie von Wesen und Erkenntnis der Gesellschaft (1954). Ein von Z. unter Mitwirkung von Gertrud Jung verfaßtes und von ihm herausgegebenes Philosophen-Lexikon. Handwörterbuch der Philosophie nach Personen erschien 1949/50 in 2 Bänden

Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand), * 27.7. 1871 Berlin, t 21.5.1953 Freiburg/Breisgau. Z. studierte seit 1899 Mathematik, Physik und Philosophie in Berlin, Halle und Freiburg/Breisgau, wurde 1894 in Berlin promoviert (Untersuchungen zur Variationsrechnung), war dort 1894-97 Assistent von Max -»Planck und habilitierte sich 1899 für Mathematik in Göttingen (Hydrodynamische Untersuchungen über die Wirbelbewegungen in ei-

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Ziehen (teilweise bereits 1937, als Neubearbeitung von Rudolf -»Eislers Philosophen-Lexikon, 1912). Z. war Herausgeber eines Handbuchs der Soziologie (1956). WEITERE WERKE: Augustinus. Christliche Transzendenz in Gesellschaft und Geschichte. Berlin 1948. - Die Genossenschaften. Berlin 1948. - Gerhart Hauptmann. Dichtung und Gesellschaftsidee der bürgerlichen Humanität. Berlin 1948. - Lenin. Soziologie und revolutionäre Aktion im politischen Geschehen. Berlin 1948. - Sokratikon. Handwörterbuch der Philosophie nach Personen. Bd. l (1. Lfg.). Berlin 1948 (Entwürfe: Eugen Hauer). - Die Überwindung des Geschmacks. Potsdam 1949. - Die bürgerliche Welt. Berlin 1949. Ziegler, Leopold (Carl Claudius), * 30.4.1881 Karlsruhe, t 25.11.1958 Überlingen/Bodensee. Der Kaufmannssohn hörte als Schüler an der TH Karlsruhe Vorlesungen über Edaurd —> Hartmanns Erkenntnislehre bei Arthur —»Drews. 1902 nahm er dort in Heidelberg das Studium der Philosophie auf und wurde 1905 bei —>Eucken in Jena zum Dr. phil. promoviert (Der abendländische Rationalismus und der Eros). Den Plan einer Habilitierung gab er bald auf und lebte als Privatgelehrter in Karlsruhe, seil 1925 in Überlingen am Bodensee. Zunächst unter dem Einfluß Hartmanns stehend, entwickelte Z. eine idealistisch geprägte Kunst- und Kulturphilosophie, die sich später mit religionsphilosophischen Gedanken verband. Er veröffentlichte u. a. Das Wesen der Kultur (1903), Das Weltbild Hartmanns (1910), Der deutsche Mensch (1915, 2 1924), Gestaltwandel der Götter (1920; 3. Aufl., 3 Bde., 1922), Das heilige Reich der Deutschen (2 Bde., 1925), Zwischen Mensch und Wirtschaft (1927), Der europäische Geist (1929), Überlieferung (1936, 21949), Menschwerdung (2 Bde., 1948), Von Platons Staalheit zum christlichen Staat (1948) und Das Lehrgespräch vom allgemeinen Menschen in sieben Abenden (1956). Z. wurde u.a. 1929 mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main ausgezeichnet, 1951 von der Univ. Freiburg zum Honorarprofessor ernannt. Er war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. WEITERE WERKE: Zur Metaphysik des Tragischen. Eine philosophische Studie. Leipzig 1902. - Florentinische Introduktion zu einer Philosophie der Architektur und der bildenden Künste. Leipzig 1912. - Volk, Staat und Persönlichkeit. Berlin 1917. - Der ewige Buddho. Ein Tempelschriftwerk in 4 Unterweisungen. Darmstadt 1922. - L. Z. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 4. Leipzig 1923, S. 163-217. - Fünfundzwanzig Sätze vom Staat. Darmstadt 1931. - Apollons letzte Epiphanie. Leipzig 1937. - Vom Tod. Leipzig 1937. - Die Welt des Organismus. Leustetten 1949. - Die neue Wissenschaft. Universitas aeterna. München 1951. - Gesammelte Werke in Einzelbänden. Hrsg. v. der Leopold-Ziegler-Stiftung, in Verbindung mit Renate Vonessen. Sankt Augustin 2001 ff. - Briefe: Briefwechsel mit Reinhold Schneider. München 1960. - Briefe. 1901-1958. München 1963. Sankt Augustin 21997. LITERATUR: Dienst an der Welt. Zur Einführung in die Philosophie L. Z.s. Darmstadt 1925. - Martha SchneiderFassbaender: L. Z. Leben und Werk. Pfullingen 1978. - Erwin Stein (Hrsg.): L. Z. Denker des erinnernden Urwissens, Deuter des Weltsinnes, Weg-Weiser in die Zukunft. Freiburg/Breisgau 1981. Ziegler, Theobald, * 9.2.1846 Göppingen, t 1.9.1918 Feldlazarett Sierenz (Elsaß). Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen war Z. Gymnasiallehrer in Winterthur, Baden-Baden und Straßburg. 1886 wurde er o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Univ. Straßburg, deren Rektor er

1899/1900 war. Zu seinen Schülern gehörte u.a. Albert -» Schweitzer. 1906-08 war Z. Mitglied des Straßburger Gemeinderats und seit 1908 Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg. Nach der Emeritierung 1911 ging Z. nach Frankfurt/Main und engagierte sich für die Armenpflege und das Volksbildungswesen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs nahm er in Vertretung einberufener Kollegen seine Lehrtätigkeit wieder auf. Während einer Vortragsreise für Soldaten starb Z. an der Ruhr. Er veröffentlichte u.a. Lehrbuch der Logik (1876, 21881), Die Ethik der Griechen und Römer (1881), Geschichte der christlichen Ethik (1886,21892), Sittliches Sein und sittliches Werden. Grundlinien eines Systems der Ethik (1890), Die soziale Frage eine sittliche Frage (1891, 61899), Das Gefühl. Eine psychologische Untersuchung (1893,51912), Geschichte der Pädagogik (1895, 51923), Die geistigen und sozialen Strömungen des 19. Jahrhunderts (1899,71921), Glauben und Wissen (1899, 2 1900) und Allgemeine Pädagogik (1901, "1913). WEITERE WERKE: In Sachen des Strauss'schen Buches: Der alte und der neue Glaube. Schaffhausen '"21874. - Republik oder Monarchie? Schweiz oder Deutschland. Bonn 1877. Religion und Religionen. Stuttgart 1893. - Individualismus und Sozialismus im Geistesleben des 19. Jahrhunderts. Dresden 1899. - Friedrich Nietzsche. Berlin 1900. - Schiller. Leipzig 1905, 21910. - David Friedrich Strauß. 2 Tie., Straßburg 1908. - Menschen und Probleme, Reden, Vorträge und Aufsätze. Berlin 1914. - Goethes Welt- und Lebensanschauung. Berlin 1914. - Kriegspädagogik und Zukunftspädagogik. Mannheim 1915. LITERATUR: Theodor Weber: T. Z. und der Altkatholizismus. Bern 1901. - Artur Buchenau: T. Z. In: Kant-Studien 23 (1918/19)5.503-506. Ziehen, Theodor, * 12.11.1862 Frankfurt/Main, t 29.12. 1950 Wiesbaden. Das Studium der Medizin in Würzburg und Berlin schloß Z. 1885 mit der Promotion ab und war Assistent Karl Ludwig Kahlbaums in dessen Nervensanatorium in Görlitz sowie an der Psychiatrischen Klinik in Jena. 1888 habilitierte er sich für Psychologie und Neurologic in Jena (Sphygmographische Untersuchungen an Geisteskranken) und war seit 1892 a. o. Professor. 1900 wurde Z. o. Prof. der Psychiatrie in Utrecht, 1903 in Halle, 1904 in Berlin und war dort Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charite. 1912 zog er sich als Privatgelehrter nach Wiesbaden zurück. 1917-30 war er Prof. der Philosophie und Direktor des Psychologischen Instituts an der Univ. Halle. 1919 wurde er Mitglied, 1942 Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Z. legte Arbeiten zur Neurologie, Hirnanatomie und -physiologic, Psychiatrie, Psychologie und Philosophie vor. Während sich seine Beschäftigung mit philosophischen Problemen zunächst nur in seinen erkenntnistheoretischen Arbeiten dokumentierte, publizierte er insbesondere nach der Übernahme der Lehrstuhls in Halle zahlreiche philosophische Werke und Abhandlungen, u.a. über Logik, Naturphilosophie, Philosophie der Mathematik, Ästhetik, Religions- und Geschichtsphilosophie. In der Psychologie vertrat er eine Variante der Assoziationspsychologie, in der Philosophie eine positivistisch-materialistische Erkenntnistheorie („Gignomenologie"), die die auf physiologische Vorgänge zurückgeführten Empfindungen und Vorstellungen als Grundgegebenheiten betrachtet. Z. veröffentlichte u. a. einen Leitfaden der physiologischen Psychologie (1891, 121924), Psychiatrie (1894, "1911), Psychophysiologische Erkenntnistheorie (1898, 21908), Über die allgemeinen Beziehungen zwischen Gehirn und Seelenleben (1902, 3 1912), Prinzipien und Methoden der Intelligenzprüfung (1907, 51923), Erkenntnistheorie aufpsycho-physiologischer und physikalischer Grundlage (1913; unter dem Titel Erkenntnistheorie, 2 Bde., 1934-39), Die Grundlagen der Psy-

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Ziller chologie (2 Bde., 1915), Lehrbuch der Logik auf positivistischer Grundlage mit Berücksichtigung der Geschichte der Logik (1920, Nachdruck 1974), Grundlagen der Naturphilosophie (1922), Das Seelenleben der Jugendlichen (1923, "1931) und Grundlagen der Charakterologie (1930). WEITERE WERKE: Das Gedächtnis. Berlin 1907. - Das Verhältnis der Herbart'sehen Psychologie zur physiologischexperimentellen Psychologie. Berlin 1900. - Zum gegenwärtigen Stand der Erkenntnistheorie. Wiesbaden 1914. Die Psychologie großer Heerführer. Der Krieg und die Gedanken der Philosophen und Dichter vom ewigen Frieden. Leipzig 1916. - Das Verhältnis der Logik zur Mengenlehre. Berlin 1917. - Über das Wesen der Beanlagung und ihre methodische Erforschung. Langensalza 1918,41929. - Vorlesungen über Aesthetik. 2 Tie., Halle 1923-25. - T. Z. [Selbstdarstellung]. In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Bd. 4. Leipzig 1923, S. 219-236. - Das Problem der Gesetze. Halle 1927. - Sechs Vorträge zur Willenspsychologie. Jena 1927. - Grundlagen der Religionsphilosophie. Leipzig 1928. LITERATUR: Otto Flügel: Z. und die Metaphysik. Langensalza 1912. - Martha Ulrich: Der Z.sehe Binomismus und sein Verhältnis zur Philosophie der Gegenwart. In: KantStudien 25 (1920/21) S. 366-395. - W. Peters: T. Z. zum siebzigsten Geburtstag. In: Kant-Studien 37 (1932) S. 237-240. Ziller, Tuiskon, * 22.12.1817 Wasungen bei Meiningen, t 20.4.1882 Leipzig. Z. studierte klassische Philologie und Philosophie in Leipzig und wurde Gymnasiallehrer. Seit 1848 war er Abgeordneter im Meiningischen Landtag, wo er für maßvolle Reformen eintrat. Ein Nervenleiden beendete seine politische Tätigkeit. 1853 habilitierte sich Z. für Rechtsphilosophie und allgemeine Pädagogik in Leipzig (Über die von Puchta der Darstellung des römischen Rechts zugrunde gelegten rechtsphilosophischen Ansichten), wurde 1864 a. o. Prof. der Philosophie und Pädagogik und richtete ein pädagogisches Seminar ein. 1862 gründete er eine Übungsschule für die Ausbildung von Lehrerstudenten, 1866 eine Anstalt für gefährdete Kinder und 1868 den Verein für wissenschaftliche Pädagogik. Als Vertreter der —»Herbartschen Pädagogik setzte Z. neue Maßstäbe für schulpädagogische Forschung und praktische Schularbeit. Er war Herausgeber der „Zeitschrift für exakte Philosophie" (1860-69, mit Friedrich Heinrich Theodor Allihn), der „Monatsblätter für wissenschaftliche Pädagogik" (1865-68, mit Ludwig Ballauf) und des „Jahrbuchs des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik" (seit 1869). Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. eine Einleitung in die allgemeine Pädagogik (1856, 21901), Die Regierung der Kinder (1857), Grundlegung zur Lehre vom erziehenden Unterricht (1865, M886) und Vorlesungen überallgemeine Pädagogik (1876; 2. Aufl. als Allgemeine Pädagogik, hrsg. v. Karl Just, 1884, 31892). WEITERE WERKE: Allgemeine philosophische Ethik. Langensalza 1880, 21886. LITERATUR: Karl Lange: T. Z. Leipzig 1884. - Theodor Wiget: Die formalen Stufen des Unterrichts. Eine Einführung in das Studium der Herbart-Zillerschen Pädagogik. Chur 1884, "1914. - Hugo Leuken: T. Z. Seine pädagogischen Reformbestrebungen geschichtlich und kritisch beleuchtet. Diss. Bonn 1930. - Joseph Hendlmeier: Z.s Auffassung und Wertung der Persönlichkeits- und Gemeinschaftserziehung. Kallmünz 1933. - Bernhard Schwenk: Das Herbartverständnis der Herbartianer. Weinheim 1963. Zilsel, Edgar, Pseud. Rudolf Richter, * 11. 8.1891 Wien, t 11.3. 1944 Oakland (USA). Der Sohn eines Rechtsanwalts studierte 1902-10 Philosophie, Mathematik und Physik an der Univ. Wien und wurde

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1915 mit der Dissertation Ein philosophischer Versuch über das Gesetz der großen Zahlen und seine Verwandten zum Dr. phil. promoviert. Seit 1915 als Versicherungsmathematiker tätig, nahm er 1916 an der Univ. das Studium für das Lehramt an Mittelschulen für Mathematik, Physik und Naturlehre auf und unterrichtete seit 1917. Seit Beginn der Ersten Republik war Z. an der Wiener Volksbildungs- und an der Glöckelschen Schulreformbewegung beteiligt, unterrichte an Wiener Volkshochschulen und war seit 1925 auch am Pädagogischen Institut der Stadt Wien tätig. Er war Vorstandsmitglied des Vereins Ernst Mach. 1934 wurde er als Sozialdemokrat in den Schuldienst zurückversetzt. Nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 zwangspensioniert, emigrierte er nach England, 1939 in die USA und unterrichtete dort am Hunter College der City University in New York, dann am Mills College in Oakland, wo er bis zu seinem Selbstmord blieb. Z. verband marxistische Auffassungen mit der positivistischen Richtung des Wiener Kreises, dem er seit 1924 angehörte; er beschäftigte sich mit der Entstehung neuzeitlicher Wissenschaft und mit der Verbindung von Sozial- und Naturwissenschaft. Zu seinen Schriften gehören u. a. Das Anwendungsproblem. Ein philosophischer Versuch über das Gesetz der großen Zahlen und der Induktion (1916), Die Genie religion. Ein kritischer Versuch über das moderne Persönlichkeitsideal mit einer historischen Begründung (1918), Die Entstehung des Geniebegriffs. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der Antike und des Frühkapitalismus (1926, als Habilitationsschrift 1923/24 abgelehnt) und Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft (hrsg. und übersetzt von Wolfgang Krohn, 1976). WEITERE WERKE: Wissenschaft und Weltanschauung. Aufsätze 1929-1933. Hrsg. v. Gerald Acham. Wien 1992. LITERATUR: Johann Dvorak: E. Z. und die Einheit der Erkenntnis. Wien 1981. - Rudolf Haller/Friedrich Stadier (Hrsg.): Wien - Berlin - Prag. Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Aus Anlaß der Centenarien von Rudolf Carnap, Hans Reichenbach und E. Z. Wien 1992. Friedrich Stadier: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des logischen Empirismus im Kontext. Frankfurt/Main 1997, bes. S. 802-817. Zimmer, Patrizius Benedikt, * 22.2.1752 Abtsgmünd (Württemberg), t 16. 10. 1820 Steinheim bei Dillingen. Z., Sohn eines Dorfchirurgen, studierte Philosophie in Ellwangen, Theologie in Dillingen und erwarb dort 1772 den Titel eines Baccalaureus der Theologie. 1775 empfing er die Priesterweihe und war seit 1777 Repetitor am Konvikt in Dillingen, dann am Priesterseminar in Pfaffenhausen. Seit 1783 lehrte er als Prof. der Dogmatik in Dillingen und war seit 1791 zugleich Pfarrherr in Steinheim. 1795 wegen seiner Ausrichtung an —» Kant und der engen Verbindung zu Johann Michael -> Sailer und Josef -> Weber aus dem akademischen Lehramt entlassen, wurde er 1799 gemeinsam mit Sailer und Weber nach Ingolstadt berufen. Nach der Verlegung der Univ. lehrte Z. bis 1820 in Landshut, zunächst als Prof. der Dogmatik, seit 1807 der Exegese und biblischen Archäologie. 1806 und 1807/08 wurde er erneut zeitweilig von der Univ. entfernt. 1818/19 und 1819/20 hatte Z. das Rektorat der Univ. inne und gehörte dann der zweiten Ständekammer an. Als begeisterter Anhänger —»Schellings geriet Z. mehrmals in Konflikt mit den Kantianern. Er veröffentlichte u. a. Veritas christianae religionis (2 Tie., 1789/90), Theologiae christianae specialis et theoreticae pars I-1V (1802-06), Philosophische Religionslehre (Teil l: Lehre von dem Absoluten, 1805), Philosophische Untersuchung über den allgemeinen Verfall des menschlichen Geschlechts (2 Tie., 1809) und Untersuchung über den Begriff und die Gesetze der Geschichte (1817).

Zocher LITERATUR: Friedrich Lauchen: Z. In: ADB 45, 1900, S. 242-248. - Johann Michael Sailer: P. B. Z.s kurzgefaßte Biographie und ausführliche Darstellung seiner Wissenschaft. Landshut 1822. Auch in Johann Michael Sailer: Sämtliche Werke. Bd. 38. Sulzbach 1841, S. 417-519. - Joseph Widmer: Nachtrag zu P. B. Z.s kurzgefaßter Biographie und ausführliche Darstellung seiner Wissenschaft, oder desselben Theologie und Philosophie in gedrängter Weise. Uri 1823. - Philipp Schäfer: Philosophie und Theologie im Übergang von der Aufklärung zur Romantik, dargestellt an P. B. Z. Göttingen 1971. - Ders.: P. B. Z. In: Heinrich Fries/ Georg Schwaiger: Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert. Bd. 1. München 1975, S. 94-113. Winfried Heizmann: Kants Kritik spekulativer Theologie und Begriff moralischen Vernunftglaubens im katholischen Denken der späten Aufklärung. Göttingen 1976. - Engelbert M. Buxbaum: Z., P. B. In: Biographisches Lexikon der LudwigMaximilians-Universität München. Hrsg. v. Laetitia Boehm u.a. Teil 1: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 498-499. Zimmermann, Johann Georg, * 8. 12.1728 Brugg (Kt. Bern, heute: Kt. Aargau), t 7. 10. 1795 Hannover. Der Sohn eines Ratsherrn studierte seit 1742 Philosophie, Geschichte, Beredsamkeit und Griechisch an der Akademie in Bern, seit 1747 Medizin in Göttingen und wurde 1751 bei Albrecht von Haller zum Dr. med. promoviert (Dissertatio physiologica de irritabilitate). 1752 ließ er sich als Arzt in Bern nieder und erhielt 1754 auf Hallers Empfehlung die Stelle eines Stadtphysikus in Brugg. Z. veröffentlichte u. a. Das Leben des Herrn von Haller (1755), Oden, Gedichte sowie populärphilosophische und populärwissenschaftliche Schriften wie Vom Nationalstolze (1758, Neudr. 1980) und Von der Erfahrung in der Arzneykunst (2 Bde., 1763/64). In seinem Werk Über die Einsamkeit (1756; 4 Bde., 1784/85) ist er von Rousseau beeinflußt. Freundschaftliche Beziehungen und Briefwechsel verbanden ihn u. a. mit Christoph Martin Wieland, Johann Caspar -> Lavater und Julie von Bondeli. 1768 folgte Z. einem Ruf als Leibarzt des Königs von England nach Hannover, baute dort eine große Praxis auf und betreute 1786 in Potsdam -»Friedrich den Großen in seinen letzten Lebenswochen. Nach dessen Tod veröffentlichte er mehrere Schriften über ihn (u. a. Über Friedrich den Großen und meine Unterredung mit ihm kurz, vor seinem Tod, 1788, Neudruck unter dem Titel Friedrich des Großen letzte Tage, mit einem Lebensbild von Ricarda Huch; Fragmente über Friedrich den Großen, 3 Bde., 1790). In mehreren Werken, die er in den letzten Jahren seines Lebens herausbrachte, zeigt er sich als heftiger Gegner der Französischen Revolution. 1786 wurde Z. von Katharina II. von Rußland in den Ritterstand erhoben. LITERATUR: Rudolf Ischer: J. G. Z.s Leben und Werke. Bern 1893 (mit Werk Verzeichnis). - Heinrich Funck: Z. als Charakterologe. Sein Anteil an Lavaters Physiognomischen Fragmenten. In: Euphorien 27 (1926) S. 521-534. - Leo Maduschka: Das Problem der Einsamkeit im 18. Jahrhundert, besonders bei J. G. Z. Weimar 1933. Nachdruck Hildesheim 1978. - Werner Milch: Die Einsamkeit. Z. und Obere« im Kampf um die Überwindung der Aufklärung. Frauenfeld/ Leipzig 1937. - Edith Rosenstrauch-Königsberg: Die Denunziation der Aufklärung durch J. G. Z. Z.s Memoire an Kaiser Leopold II. In: Arno Herzig u.a. (Hrsg.): .Sie, und nicht wir'. Die Französische Revolution und ihre Wirkung auf Norddeutschland. Hamburg 1989, S. 227-243. Zimmermann, Robert von, * 2.11. 1824 Prag, t 1.9. 1898 Wien. Der Sohn eines Schulrats studierte Philosophie in Prag, Leipzig und Wien, widmete sich auch der Physik, Chemie und

Astronomie und wurde 1846 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1847 war er Assistent an der Wiener Sternwarte. 1849 habilitierte sich Z. in Wien für Philosophie, ging im selben Jahr als a. o. Prof. an die Univ. Olmütz, wurde 1852 o. Prof. der Philosophie in Prag und folgte 1861 einem Ruf nach Wien (Antrittsrede: Philosophie und Erfahrung, 1861), wo er bis zu seinem Tod wirkte. Mit Emil Reich gründete er 1890 die Grillparzer-Gesellschaft. 1896 wurde Z. nobilitiert. Beeinflußt von Johann Friedrich —> Herbart, trug er in Auseinandersetzung mit der hegelianischen Ästhetik, besonders der Friedrich Theodor -» Vischers, zur Systematik und Analyse der historischen Entwicklung der Ästhetik, die er für eine im wesentlichen formale Wissenschaft hält, bei. Z. veröffentlichte u.a. eine Philosophische Propädeutik (1852, 31867), Geschichte der Aesthetik als philosophische Wissenschaft (1858), Ästhetik (2 Bde., 1858-65), Allgemeine Aesthetik als Formwissenschaft (1865) und Anthroposophie im Umriß. Entwurf eines Systems idealer Weltansicht auf realistischer Grundlage (1882). In den Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhetik (2 Bde., 1870) bezeichnet er Musik und alle freien Künste, im Gegensatz zur Dichtung, als gedankenlos. WEITERE WERKE: Leibnitz und Herbart. Eine Vergleichung ihrer Monadologien. Wien 1849. - Über den wissenschaftlichen Charakter und die philosophische Bedeutung Bernard Bolzanos. Wien 1849. - Über einige logische Fehler der spinozistischen Ethik. Wien 1851. - Der Cardinal Nicolaus Cusanus als Vorläufer Leibnitzens. Wien 1852. - Das Rechtsprinzip bei Leibnitz. Wien 1852. - Über Leibnitzens Konzeptualismus. Wien 1854. - Leibnitz und Lessing. Wien 1855. - Über das Tragische und die Tragödie. Wien 1856. Schiller als Denker. Prag 1860. LITERATUR: O. Flügel: Z.s metaphysische Ansichten. In: Zeitschrift für exakte Philosphie 12 (1883). - Bernhard Münz: Z. In: ADB 45, 1900, S. 294-299. Zocher, Rudolf, * 7.7.1887 Großenhain (Sachsen), t 30.6.1976 Erlangen. Z. studierte klassische Philologie, Germanistik, Philosophie, Naturwissenschaften und Medizin in München, Kiel, Berlin und Freiburg und wurde 1921 in Heidelberg promoviert (Wilhelm Schuppes Utgik. Skizze ihrer Grundgedanken und kritische Analyse ihres Standpunktes der Immanenz). 1921-24 setzte er das Studium in Jena und Erlangen fort und habilitierte sich dort 1925 mit der Arbeit Die objektive Geltungslogik und der Immanenzgedanke. Eine erkenntnistheoretische Studie zum Problem des Sinnes. Seit 1926 Privatdozent, wurde er 1934 a. o. Prof., 1939 apl. Prof. und 1954 o. Prof. in Erlangen. Nach Arbeiten zur Lehre vom Urteil und einer Analyse der Phänomenologie des frühen -» Husserl wandte sich Z., einer der führenden —> Kant-Forscher des 20. Jh., dem Problem einer philosophischen Grundlehre zu. Obgleich in Fortführung geltungstheoretischer Ansätze des neukantianischen Kritizismus vorontologisch konzipiert, sollte sie zur Grundlegung einer ontologischen Sachlehre dienen und einen Ausgleich der konkurrierenden philosophischen Rieh tungen der „Neuen Ontologie" (Nicolai —»Hartmann) und des Kritizismus auf höherer Ebene herbeiführen. Z. veröffentlichte u. a. Husserls Phänomenologie und Schuppes Logik. Beitrag zur Kritik des intuitionistischen Ontologismus in der Immanenzidee (1932), Geschichtsphilosophische Skizzen (2 Bde., 1933/34, Nachdruck 1979), Die philosophische Grundlehre. Studie zur Kritik der Ontologie (1939), Tatwelt und Erfahrungswissen. Eine Voruntersuchung zur Philosophie der Wirklichkeit und der empirischen Wissenschaften (1949) und Kants Grundlehre. Ihr Sinn, ihre Problematik, ihre Aktualität (1959).

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Zschimmer WEITERE WERKE: Leibniz' Erkenntnislehre. Berlin 1952. Philosophie in Begegnung mit Religion und Wissenschaft. München/Basel 1955. LITERATUR: Bernd Meyer: Kurze Bibliographie R. Z. (Buchveröffentlichungen und Aufsätze). In: Wilhelm Arnold/Hermann Zeltner (Hrsg.): Tradition und Kritik. Festschrift für R. Z. zum 80. Geburtstag. Stuttgart-Bad Cannstatt 1967, S. 351-352. - Hans Wagner: Zur Kantinterpretation der Gegenwart. R. Z. und Heinz Heimsoeth. In: Kant-Studien 53 (1961/62) S. 235-254. -Tobias W. Roegg: Die Fundierung der Metaphysik in der Philosophie R. Z.s. Aachen/Mainz 1995. Zschimmer, Eberhard, * 4.11.1873 Weimar, t 15.8.1940 Ettlingen. Z., Sohn eines Landschaftsmalers, studierte an der TH Charlottenburg und in Jena, wo er 1898 promoviert wurde. Seit 1899 war er dort Betriebsleiter, seit 1915 Mitglied der Geschäftsleitung des Glaswerks Schott & Gen. 1922 habilitierte er sich an der TH Karlsruhe, erhielt einen Lehrauftrag für Glastechnik, war seit 1926 a. o. Prof. und wurde 1933 emeritiert. In seinem philosophischen Denken von —> Kant, —»Fichte und —>Hegel ausgehend, entwickelte Z. auf der Grundlage eines transzendentalen Idealismus den Gedanken, daß im technischen Schaffen der Geist über die Materie obsiegt. Er veröffentlichte u.a. Glasindustrie in Jena (1909, 2 1923), Das Welterlebnis (3 Bde., 1909-13), Die Philosophie der Technik. Vom Sinn der Technik und Kritik des Unsinns über die Technik (1914,31933), Technik und Idealismus (1920), Überwindung des Kapitalismus (2 Tie., 1922), Theorie der Glasschmelzkunst (2 Tie., 1923/24), Die Logik des wissenschaftlichen Bewußtseins (1935) und Deutsche Philosophen der Technik (1937). WEITERE WERKE: Philosophische Briefe an einen Arbeiter. 2 Tie., Jena 1920/21. - Malerbüchlein. Gedanken über Kunst und Kunsterziehung. Pinneberg 1939. Zweiling, Klaus, * 18.2.1900 Berlin, t 18.11.1968 Leipzig. Z., Sohn eines Geheimrats, studierte seit 1918 Mathematik und Physik in Berlin und Göttingen, wurde 1922 promoviert (Eine graphische Methode zur Bestimmung von Planetenund Kometenbahnen) und war seit 1924 Redakteur verschiedener Arbeiterzeitungen. 1933-36 inhaftiert, wurde er 1946 Chefredakteur der „Einheit" und war 1949-55 Chefredakteur im Verlag Technik. 1948 habilitierte sich Z. mit der Arbeit Materialismus und Naturwissenschaften, lehrte seit 1949 an der Humboldt-Universität Berlin und war seit 1955 dort, 1960-65 an der Univ. Leipzig o. Prof. für dialektischen und historischen Materialismus. 1960-64 leitete er das Institut für Philosophie an der Univ. Leipzig, war 1960-65 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Philosophie beim Staatssekretär für Hoch- und Fachschulwesen und 1959-68 Präsident der Philosophischen Institute der DDR. Z. beschäftigte sich vor allem mit der Philosophie der Naturwissenschaften (u. a. Der Leninsche Materiebegriff und seine Bestätigung durch die moderne Atomphysik, 1956, 41958). Zu seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten zählen Grundlagen einer Theorie der biharmonischen Ploynome (1952) und Gleichgewicht und Stabilität. Kritische Untersuchung einiger wichtiger Probleme der Elastizitätstheorie (1953). In Freiheit und Notwendigkeit (1956) entwickelte er einen u.a. gegen die Auffassungen von Ernst —»Bloch und Wolfgang —»Harich gerichteten Freiheitsbegriff. WEITERE WERKE: Aufstieg und Niedergang der kapitalistischen Gesellschaft. Gesellschaftsgeschichtliche Skizze. Berlin 1927.

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Zwingli, Huldrych (Ulrich), * 1.1.1484 Wildhaus/Toggenburg, t 11.10.1531 bei Kappel am Albis. Z., beinahe gleichaltrig mit —»Luther, entstammte einer ähnlichen sozialen Konstellation wie die meisten anderen theologischen Reformatoren. Der Vater war Bauer aus alteingesessenem Geschlecht und, wie der Großvater, Ammann. Die Schulbildung, die dem jungen Z. bereits vom 5. Lebensjahr an zuteil wurde (in Weesen am Walensee, später in Basel und Bern), sowie das Universitätsstudium waren sicherlich als Schritte zu einem sozialen Aufstieg gedacht. Zweimal, 1498 und 1500, wurde Z. in Wien, 1502 in Basel immatrikuliert. Eine gründliche Ausbildung in den Artes dürfte der wichtigste Ertrag seines Studiums gewesen sein, ein Theologiestudium im engeren Sinn hat er nicht absolviert. 1504 wurde er in Basel zum Bacc. art., 1506 zum Mag. art. promoviert. Mit der Priesterweihe und der Übernahme des Pfarramtes in Glarus trat Z. im Herbst 1506 in eine kirchliche Karriere ein und kehrte zugleich in seine engere Heimat zurück. Zehn Jahre lang hat er dort amtiert. Für diese Zeit sind uns einerseits intensive autodidaktische Studien bezeugt - Z. hat den Sentenzenkommentar des Duns Scotus sorgfältig durchgearbeitet und damit offenbar die scotistische Ausrichtung seines Artes-Studiums theologisch vertieft, ferner hat er 1513 mit Engagement Griechisch gelernt. Andererseits jedoch war er als Pfarrer seiner Gemeinde in ganz traditionellem Sinn tätig; er scheint die auf das Sakrament und die heiligen Orte und Sachen hin orientierte Frömmigkeit der Zeit gefördert (Wallfahrt nach Aachen noch 1517) und sich eine starke klerikale Amtsstellung verschafft zu haben. Als Feldprediger des Glarner Aufgebots nahm er an mehreren der oberitalienischen Feldzüge der Schweizer teil (1513, 1515, vielleicht schon 1512) und ergriff in den Auseinandersetzungen, die die Eidgenossenschaft in diesem Zusammenhang entzweiten, mit politischem Sinn und zunehmendem moralischen Rigorismus Partei, bis zu der Konsequenz, daß er das „Reislaufen" (den Solddienst im Ausland) überhaupt verwarf. Daß er seit 1513 in die geistige Welt des Humanismus hineinwuchs, trug zur Klärung seiner Position bei. Allem Anschein nach waren es politische Zwangsläufigkeiten, die Z. 1516 zum Weggang aus Glarus veranlaßten. Er übernahm die Stelle eines Leutpriesters (Pfarrers) der Abtei Einsiedeln in der Innerschweiz und damit eine weniger anspruchsvolle Amtsaufgabe, die ihm Freiräume zum erneuten Studium und zu geistigem Austausch ließ. Nun trat er als Erasmianer hervor (—»Erasmus von Rotterdam), der das „Evangelium" als Wegweisung zur Christus-Frömmigkeit verstand und pazifistische sowie erste kirchenkritische Tendenzen erkennen ließ. Der entscheidende Umbruch in Z.s Leben wurde durch die Berufung nach Zürich zum 1.1.1519 eingeleitet. Erneut wurde er hier Leutpriester an einem großen geistlichen Institut, dem Großmünsterstift, der mächtigsten kirchlichen Einrichtung der Stadt. Die Wahl des Fiinfunddreißigjährigen in diese geistliche Führungsposition spricht für das Ansehen, das er erlangt hatte, und für die Reformwilligkeit seiner Wählerschaft, des Stiftskapitels. Tatsächlich ergriff Z. wohl von Anfang an die Gelegenheit, Neues zu vertreten. Er konzentrierte sich aufs Predigen und betrieb es, im Bemühen um eine Gesamtorientierung, in der ungewohnten Weise der fortlaufenden Auslegung ganzer biblischer Bücher, beginnend mit dem Matthäus-Evangelium als der „Geschichte des Erlösers Christus". Und im Lauf von etwa vier Jahren wandelte er sich zum Fundamentalkritiker des ganzen bestehenden Kirchenwesens und zum Verkündiger einer grundlegenden Erneuerung des individuellen und gesellschaftlichen Lebens aus dem Geist des Evangeliums. Damit schloß er sich der Reformation Luthers an, dessen Schicksale er aus

Zwingli der Ferne mit Anteilnahme verfolgte und von dem er nach und nach Wesentliches, insbesondere die exklusive Überzeugung von der Bibelautorität und von der Rechtfertigung des Glaubenden durch Christus, übernahm, ohne ihm jedoch bedingungslos zu folgen. Als eine Art „Oberpfarrer" der zwar nicht größten, aber doch politisch unruhigsten Stadt der Eidgenossenschaft und mit seiner Ausrichtung auf humanistische und politische Ziele setzte er seine eigenen Akzente. Erstmals im Jahr 1522 reihte er sich mit mehreren, literarisch und theologisch zum Teil beachtlichen und wirkungsvollen Schriften in die zeitgenössische reformatorische Flugschriften-Bewegung ein; er entfaltete das evangelische Schriftprinzip (Von Klarheit und Gewißheit des Wortes Gottes), verfocht im Blick auf Messe und Fasten, Heiligenverehrung, Zölibat und weitere Fragen die reformatorische Position und formulierte im Apologeticus Arch/teles seine Absage an die für Zürich zuständige kirchliche Autorität, den Bischof von Konstanz. Auch zog er für sich selbst die Konsequenz zu heiraten (1522 heimlich, 1524 öffentlich). Die Entwicklung zur Reformation hin erreichte einen ersten Höhepunkt, als am 29. 1.1523 auf einer vom Zürcher Rat einberufenen sogenannten „Disputation" anhand von Thesen Z. s (67 Schlußreden) das Ganze des reformatorisch-katholischen Gegensatzes zur Debatte gestellt wurde und der Rat anschließend, nachdem die altgläubige Gegenwehr schwach geblieben war, die Lehre Z.s für verbindlich erklärte. Es zeigte sich, daß Z. im Großen Rat, der die Bürgerschaft repräsentierte, starken Rückhalt gewonnen hatte. So bestand seither eine Bundesgenossenschaft zwischen dem Reformator und der Stadtobrigkeit; so etwas wie ein erstes evangelisches Kirchenwesen, auf der einzelnen Gemeinde beruhend, vom Geist des Evangeliums geleitet, war errichtet. Die Zürcher Vorgänge erregten nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch außerhalb starkes Aufsehen und veranlaßten andere Orte in der Eidgenossenschaft und darüber hinaus zur Nachahmung. Zürich wurde zu einem Zentrum der Reformationsbewegung auch dadurch, daß hier in den folgenden Jahren Schritt für Schritt, mit klarem, jedoch gemessenem politischen Willen, auf die theoretischen Klärungen die praktischen Konsequenzen folgten, wobei die Kirche als in das städtische Gemeinwesen eingebettet gedacht wurde, der Rat als Vertretung der Gemeinde fungierte und der „Oberpfarrer" als „Hirt", der die Weisungen der Bibel auslegte, am Stadtregiment beteiligt war - ein Regierungsmodell, das „theokratische" Züge trug, auch wenn festzuhalten ist, daß Z. niemals in den Stand versetzt wurde, unmittelbar politische Entscheidungen für die Stadt zu fällen. Zwischen 1523 und 1526 wurden in Zürich und dessen Landgebiet nacheinander die Gottesdienste neu geordnet, die Bilder aus den Kirchen geräumt und die Klöster aufgehoben, unter Einsatz der freigewordenen Vermögenswerte wurde eine geordnete kommunale Armenpolitik eingerichtet, ein neues Schul- und Bildungswesen aufgebaut und nach dem Abbruch der Verbindung zum Bischof eine städtische Ehejudikatur geschaffen. Die internen Widerstände gegen diese Neuerungen erwiesen sich insgesamt als schwach; im Zusammenspiel der Politiker und Theologen konnten radikale Anhänger Z.s, die mehr forderten - im Januar 1525 fanden im Zürcher Untertanengebiet die ersten Wiedertaufen statt -, beiseite gedrängt und die nicht sehr zahlreichen altgläubigen Gegner abgewiesen werden. Bedroht wurde das Zürcher Kirchen- und Gesellschaftsmodell eher von außerhalb. Der eine der Widerstandsräume war die Eidgenossenschaft. Hier erweiterte sich der alte, bisher sozial und wirtschaftlich motivierte Gegensatz zwischen den ländlich und den städtisch geprägten Territorien (Orten) im Zeichen der Reformation in das Gebiet des Religiösen hinein, mehrere Jahre lang aber war Zürich mit seiner entschie-

denen Position auch unter den Städten isoliert. So geriet es nach 1523 in heftige Konfrontationen, die zeitweise den Zusammenhalt des ganzen Bundes gefährdeten. 1526 mißlang auf einer Disputation in Baden (Aargau) der Versuch einer theologischen Entscheidungsfindung im altgläubigen Sinn auf der Ebene der Eidgenossenschaft nur knapp. Erst durch den Übertritt der mächtigen Orte Bern (1528) und Basel (1529) zur reformatorischen Partei kam es zu einer Balance oder gar Umkehrung der konfessionellen Kräfte - eine Entwicklung, die Z. mit aggressiver Energie gefördert hat. Noch nachhaltigere Wirkung hatte eine zweite Konfrontation. Seit 1524 vertrat Z. eine neuartige, Luther gegenüber kritische Auffassung vom Sakrament des Abendmahls. Seine humanistischen, aber auch wohl scotistischen Überzeugungen führten ihn zu der Meinung, der weite Abstand der Sphäre des Göttlichen und Geistigen zu der des Menschlichen und Materiellen schließe es aus, im Altarsakrament mit einer realen Gegenwart Christi zu rechnen. Vielmehr handle es sich bei den Abendmahlsgaben um Symbole, und die biblischen Einsetzungsworte seien als Bildrede zu verstehen. Auf diese Lehre, die Z. im März 1525 öffentlich bekanntmachte (u. a. im Commentarius de vera et falsa religione), reagierte Luther, der den Zürcher erst jetzt genauer wahrnahm und mit seinem alten Gegner Andreas Karlstadt zusammensah, mit großer Schärfe, und in einem Streitschriftenwechsel der Jahre 1527/28 wuchs die Meinungsverschiedenheit zu einem allgemeinen Gegensatz, durch den die ganze Reformationsbewegung in Mitleidenschaft gezogen und auch als politische Gemeinschaft beeinträchtigt wurde. Vermittlungsversuche, die sowohl von theologischer (Martin Bucer) als auch politischer Seite (Landgraf Philipp von Hessen) unternommen wurden, führten zwar zu einer Begegnung aller führenden Reformatoren beim Marburger Religionsgespräch (Oktober 1529), aber doch bis zu Z.s Tod nicht zur Verständigung, die auch in der weiteren Folge nur partiell gelang - Z. wurde zum Vater der von der lutherischen sich unterscheidenden „reformierten" Kirche. Angesichts der weitreichenden Konfrontationen sah Z. in seinen letzten Jahren sein Lebenswerk elementar bedroht und suchte dem mit großer Anstrengung zu widerstehen; er verfiel „in politische Rastlosigkeit" (Haas). Doch gelang es ihm weder im Reich, bei den großen Entscheidungen hin zu einer Formierung der Konfessionen (Reichstag zu Augsburg 1530, Gründung des Schmalkaldischen Bundes), die Interessen der schweizer. Reformation wirksam ins Spiel zu bringen, noch in der Eidgenossenschaft die Vorherrschaft der Reformierten auf die Dauer durchzusetzen. Zwar schienen hierfür 1529 eine Zeitlang die Voraussetzungen günstig. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen büßten die dem alten Glauben anhängenden Fünf Orte der Innerschweiz ihre Machtstellung in den Untertanengebieten vorwiegend im Osten weitgehend ein, diese schienen sich der Reformation zu öffnen. Doch überspannte Zürich nun den Bogen und ließ es, um die Entwicklung zu beschleunigen, bis zu Rechtsbeugung und Gewalttat kommen, woran Z. als einflußreicher Gutachter und als Prediger nicht unbeteiligt war. Endlich im Oktober 1531 eröffneten die Fünf Orte erneut den Krieg, dieser aber führte rasch zu einer schweren Niederlage Zürichs. In der entscheidenden Schlacht bei Kappel fiel Z., sein Leichnam wurde geschändet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In der Folge konnte zwar Zürich seine Rechtsstellung innerhalb der Eidgenossenschaft und den reformierten Glauben bewahren, jedoch nicht seine Machtposition; die Schweiz wurde das erste Land mit einer rechtlich verbürgten Zweiteilung der Konfessionen. WERKE: Z.s Sämtliche Werke (Corpus Reformatorum Bd. 88 ff.). Berlin/Leipzig/Zürich 1905 ff. (bisher 18 Bde.). LITERATUR: Bibliographien: Georg Finsler: Z.-Bibliographie. Zürich 1897 (Neudr. 1968). - Ulrich Gabler: H. Z.

471

Zwingli im 20. Jahrhundert. Zürich 1975. - Zeitschrift „Zwingliana" (seit 1897). - Biographien und Untersuchungen: Walther Köhler: H. Z. Leipzig 31954. - Oskar Farner: H. Z. 4 Bde., Zürich 1943-60. - Gottfried W. Locher: H. Z. in neuer Sicht. Zehn Beiträge zur Theologie der Zürcher Reformation. Zürich /Stuttgart 1969. - Ders.: Die Z.sche Reformation im Rahmen der europäischen Kirchengeschichte. Göttingen/

472

Zürich 1979. - Ders.: Z. und die schweizerische Reformation. Göttingen 1982. - Martin Haas: H. Z. und seine Zeit. Zürich '1982. - Ulrich Gabler: H. Z. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk. München 1983. - Peter Blickle u.a. (Hrsg.): Z. und Europa. Zürich 1985. - Berndt Hamm: Z.s Reformation der Freiheit. Neukirchen-Vluyn 1988. Bernd Moeller

Zeittafel

um 730-804

Alkuin

um 780-856

Hrabanus Maurus

um 807-868 oder 869 10. Jh.

Gottschalk der Sachse

um 950-1022

Notker der Deutsche

um 1010 -kurz nach 1079 1013-1054

Otloh von St. Emmeram

um 1050

Anselm der Peripatetiker

Bovo von Corvey

Hermann von Reichenau

gest nach 1103 Manegold von Lautenbach Rupert von Deutz

um 1250um 1340 1256-1301/02 vor 1260vor 1328 1290 (?)- 1357 1295 (1297)1366 Ende 13. Jh. um 1300

Johannes de Erfordia Gertrud von Helfta Eckhart von Hochheim Hermann von Schildesche Heinrich Seuse Johannes von Sterngassen Thomas von Erfürt

gest. nach 1355 Konrad der Jüngere von Halberstadt gest 1357

Thomas von Straßburg

gest. 1361

Berthold von Moosburg

um 1300-1361

Johannes Tauler

um 1075/761129 um 1080-1156

Honorius Augustodunensis

1092/93-1169

Gerhoh von Reichersberg

1. Hälfte 14. Jh. Nikolaus von Straßburg

Ende ll.Jh.1141 1098-1158

Hugo von Sankt Viktor

um 1309-1374

Konrad von Megenberg

um 1316-1390

Albert von Sachsen

Wibald

um 1325-1397

Heinrich Heinbuche von Langenstein

1098-1179

Hildegard von Bingen

vor 1326-1370

Heinrich von Herford

um 1099-1158

Anselm von Havelberg

um 1330-1397

Heinrich Totting von Oyta

um 1112-1158

Otto von Freising

um 1340-1396

Marsilius von Inghen

M 25 -um 1190

Gottfried von Viterbo

Jom Tow ben Salomo Lipmann

um 1129-1164

Elisabeth von Schönau

um 1150um 1200 gest. 1196 oder bald danach gegen Ende des 12.Jh.nach 1250 13. Jh.

Hugo von Honau

2. Hälfte 14.Jh.Mitte 15. Jh. um 1365-1434

Herrad von Hohenburg

um 1378-1431

Heinrich von Gorkum

1379/80-1471

Thomas von Kempen

Barmolomäus Anglicus

um 1380-1438

Johannes Nider

um 1390-1460

Heimerich von Campen

Dietrich Engelhus

Albert von Orlamiinde

um 1400-1463

Heinrich von Werl Bernhard von Waging

Arnoldus Saxo

um 1400-1472

um 1200/101268 um 1200/101272 gest. 1277

Hugo von Straßburg

um 1400-1480

Gerhard Terstegen de Monte

1401-1464

Nikolaus von Kues

David von Augsburg

um 1410/151495 um 1415-1479

Gabriel Biel

um 1200-1280

Albertus Magnus

Johannes Heynlin de Lapide

um 1207um 1282 um 1240um 1320 1241/42-1299 um 1250-1314

Mechthild von Magdeburg

um 1428/311496 um 1430-1499

um 1435um 1483 1443-1485 um 1445-1507

Petrus Nigri

13. Jh.

Ulrich Engelberti

Dietrich von Freiberg Mechthild von Hackeborn Johannes von Freiburg

Nikolaus Lakmann

Lambert von Heerenberg

Rudolf Agricola Johann von Glogau

gest. nach 1326 Rudolf von Biberach

um 1450-1513

Martin Polich

um 1250-1332

1455-1522

Johannes Reuchlin

um 1460-1519

Jodocus Trutvetter

Engelbert von Admont

gest. nach 1336 Heinrich von Lübeck

473

Zeittafel um 1465-1532 1466/69-1536 um 1470-1525 1471 (oder 1470) -1526 um 1472-1529 1473-1543 1480/85um 1542 1480/90-1567 1483-1546 1484-1531 1486-1535 um 1493-1541 1494-1555 1497-1560 1503-1557 1512-1594 1524-1569 1528-1596 1532-1625 1533-1588 1547-1606 1547-1628 1548-1618 1557-1638 1558-1626 1560-1605 1565-1621 1567 (oder 1568) -1624 1568-1621 1568-1637 1570-1636 1570-1649 1571/73-1609 (1608?) 1571-1630 1572-1612 1572-1637 1575-1624 1577-1621 um 1580-1631 1585-1651 1586-1652 1586-1654 1587-1635 1587-1657 1588-1638 1589-1634 1589-1653

474

Bartholomäus Arnoldi Erasmus von Rotterdam Gregor Reisch Conradus Mutianus Rufus Gregor Breitkopf Nicolaus Copernicus Paulus Ricius Johann Oldendorp Martin Luther Huldrych Zwingli Agrippa von Nettesheim Paracelsus Georgius Agricola Philipp Melanchthon Veit Amerbach Gerhard Mercator Victorinus Strigel Johann Rivius Owen Günther Valentin Weigel Nikolaus Taurellus Rudolph Goclenius Johann Ludwig Havenreuter Johannes Althusius Wolfgang Heider Heinrich Khunrath Eilhardus Lubinus Clemens Timpier Cornelius Martini Daniel Cramer Henning Arnisäus Jakob Martini Bartholomäus Keckermann Johannes Kepler Ernst Soner Daniel Sennert

Jacob Böhme Thomas Sagittarius Janus Cäcilius Frey Johannes Combach Tobias Magirus Johann Valentin Andreae Christian Baumann Joachim Jungius Johann Heinrich Alsted Georg Gutke Christoph Scheibler

1589-1654 1592-1670 1595-1660 1595-1664 1597-1658 1602-1680 1604-1676 1605-1655 1605-1660 1606-1681 1610-1688 1612-1639 1612-1686 1622-1665 1622-1684 1624-1677 gest. 1685 1625-1699 1628-1673 1628-1683 1632-1694 1635-1703 1640-1725 1643-1712 1644-1702 1646-1716 1648-1704 1648-1717 1651-1708 1655-1728 1659-1734 um 1660um 1718/20 1660-1726 1661-1707 1661-1740 1667-1729 1668-1733 1668-1738 1668-1743 1670-1740 1670-1744 1671-1729 1671-1733 1673-1731 1674-1738 1676-1731 geb. 1679 1679-1754 1681-1741

Daniel Stahl Johann Amos Comenius Johannes Scharf Kaspar Ebel Johannes Micraelius Athanasius Kircher Jakob Schaller Johann Heinrich Bisterfeld Heinrich Nicolai Hermann Coming Christian Dreier Michael Schneider Abraham Calov Johann Clauberg Jakob Thomasius Angelus Silesius Arnold Eckhard Erhard Weigel Abraham Boots Johann Adam Schertzer Samuel Frh. von Pufendorf Johann Christoph Sturm Etienne Chauvin Christian Franz Paullini Kaspar Knittel Gottfried Wilhelm Leibniz Friedrich Wilhelm Stosch Gervasius von Breisach Ehrenfried Walther von Tschirnhaus Christian Thomasius Georg Ernst Stahl Gabriel Wagner Ludwig Babenstuber Georg Pasch Johannes Sperlette Johann Franz Buddeus Johann Eberhard Rosier Bartholomäus Des Bosses Jakob Friedrich Reimmann Theodor Ludwig Lau Joachim Lange Nicolaus Gundling Ludwig Christian Grell Andreas Rüdiger Johann Jakob Syrbius Johann Adolf Hoffmann Urban Gottfried Bucher Christian Frh. von Wolff Johann Gottlieb Heineccius

Zeittafel 1682-1734

Johann Adam Morasch

1719-1800

Abraham Gotthelf Kästner

1683-1749 1686-1751 1690-1753 1691-1757

Michael Gottlieb Mansch Christian Gabriel Fischer Israel Gottlieb Ganz Jakob Dedelley

1720-1779 1720-1790

Johann Georg Sulzer Andreas Böhm

1692-1753 1693-1750 1693-1775 1694-1768 1695-1760 1695-1773 1696-1770

Adam Friedrich Glafey Georg Bernhard Bilfinger Johann Georg Walch Hermann Samuel Reimarus Johann Ludwig Alefeld Michael Christoph Hanow Jacob Brucker

1721-1786 1721-1791 1722-1766

Simon Gabriel Suckow Jakob Wegelin Christian Ernst Windheim

1722-1781 1723-1758 1723-1789 1724-1770 1724-1790

Karl Ferdinand Hommel Jakob Wilhelm Blaufuss Paul Thiry Baron von Holbach Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz Johann Bernhard Basedow

1696-1787 1697-1728 1698-1759 um 1700-1758

Samuel Christian Hollmann Ludwig Philipp Thiimmig Pierre-Louis de Moreau Maupertuis Johann Ernst Philippi

1724-1804 1725-1792

Immanuel Kant Johann Franz Going

1700-1766 1701-1756 1702-1782 1703-1770 1703-1774

Johann Christoph Gottsched Johann Nikolaus Frobes Friedrich Christoph Oetinger Johann Heinrich Winckler Georg Heinrich Ribov

1725-1795 1725-1798 1728-1777 1728-1782 1728-1795 1728-1797

Johann Gottlieb Stegmann Jakob Hermann Obere« Johann Heinrich Lambert Isaak Iselin Johann Georg Zimmermann Benedikt Stattler

1729-1781

Gotthold Ephraim Lessing

1707-1767 1707-1778 1707-1783

Johann Peter Süßmilch Carl Günther Ludovici Leonhard Euler

1709-1751 1709-1785 1710-1759

Julien Offray de La Mettrie Friedrich Christian Baumeister Johann Martin Chladni

1710-1791 1711-1797 1712-1751 1712-1757 1712-1775 1712-1786 1712-1795 1713-1751 1713-1762 1713-1763 1714-1762 1714-1767 1714-1791 1714-1804

Peter Ahlwardt Johann Heinrich Samuel Formey Andreas Gordon Samuel König Ludwig Martin Kahle Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen Georg Schade Martin Knutzen Berthold Hauser Ulrich Weiß Alexander Gottlieb Baumgarten EmerdeVattel Joachim Georg Danes Johann Joachim Spalding

1715-1775 1716-1778 1716-1790 1717-1768 1718-1756 1718-1777 1719-1772 1719-1792

1729-1786

Moses Mendelssohn

1729-1814 1730-1788 1731-1797

Johann Albert Heinrich Reimarus Johann Georg Hamann Sigmund Maria Laurentius von Storchenau Nikolaus Burkhäuser Franz Anton Mesmer Jakob Anton von Zallinger zum Thurn Kolumban Rösser Johann Nicolaus Tetens Johann Jakob Ebert Thomas Abbt

1733-1809 1734-1815 1735-1813 1736-1780 1736-1807 1737-1805 1738-1766 1738-1809

Gotthilf Samuel Steinbart

1738-1826 1739-1799

Johann Friedrich Breyer Kornelius de Pauw

1739-1805 1739-1809

Johann Schultz Johann August Eberhard

1739-1816 1740-1821 1741 -1801 1741-1802

Gottlob August Tittel Johann Georg Heinrich Feder Johann Caspar Lavater Johann Jakob Engel

Christian August Crusius Joseph Stepling

1741-1805 1742-1785

Johann Christian Briegleb Friedrich Just Riedel

Gottfried Ploucquet Johann Joachim Winckelmann Christoph Joseph Sucro Georg Friedrich Meier Gottfried Achenwall Michael Klaus

1742-1798 1742-1799 1742-1803 1743-1807 1743-1813 1743-1819

Christian Garve Georg Christoph Lichtenberg Melchior Adam Weikard Friedrich Gottlieb Born Johann Christian Lossius Friedrich Heinrich Jacobi 475

Zeittafel 1743-1821

Johann Christoph Schwab

1744-1803 1744-1811

Johann Gottfried Herder Karl Adolf Caesar

1744-1818

Ernst Plainer

1746-1802 1746-1827

Johann Melchior Gottlieb Beseke Johann Heinrich Pestalozzi

1747-1772

Karl Wilhelm Jerusalem

1747-1803 1747-1810

Markus Herz Christoph Meiners

1747-1814

Friedrich Castillon

1747-1819 1748-1800

Johann Karl Wezel Christian Gottlieb Seile

1748-1803 1748-1825

Dietrich Tiedemann Johannes Bering

1748-1830

Johann Adam Joseph Weishaupt

1749-1800

Sebastian Mutschelle

1749-1806

Friedrich Viktor Lebrecht Plessing

1749-1820 1749-1832

Franz Heinrich Bispink Johann Wolfgang von Goethe

1751-1798 1751-1829 1751-1832

Maternus Reuß Jakob Friedrich von Abel Johann Michael von Sailer

1752-1784

Michael Hißmann

1752-1812 1752-1820

Karl Ludwig Pörschke Patrizius Benedikt Zimmer

1752-1828

Johann Anton Sulzer

1753-1800 1753-1807

Salomon Maimon Christian Jakob Kraus

1753-1812

Franz Volkmar Reinhard

1753-1821

Franz Berg

1753-1831 1754-1809 1754-1837

Josef von Weber Gottfried Immanuel Wenzel August von Einsiedel

1755-1825 1755-1834

George Samuel Albert Meilin Christian Wilhelm Snell

1756-1793

Karl Philipp Moritz

1756-1807

Gregor Leonhard Reiner

1757-1814 1757-1823 1758-1834

Karl Friedrich Pockels Karl Leonhard Reinhold Johann Baptist Schad

1759-1805 1759-1808 1759-1821 1759-1827

Friedrich von Schiller Thomas Thorild Johann Friedrich Flau Ludwig Heinrich von Jakob

1759-1837

Johann Heinrich Tieftrunk

1761-1799

Philibert Gruber von Zurglburg

1761-1808

Christoph Gottfried Bardili

1761 -1812 1761-1819

Karl Christian Erhard Schmid Wilhelm Gottlieb Tennemann

476

1761-1826 1761-1827 1761-1833 1761-1837

Carl Friedrich Stäudlin Friedrich Wilhelm Daniel Snell Gottlob Ernst Schulze Christian Gottfried Ewerbeck

1761-1840 1761 -1840 1762-1804(7) 1762-1814 1762-1816

Jacob Sigismund Beck Gottlieb Ernst August Mehmel Daniel Jenisch Johann Gottlieb Fichte Johann Heinrich Abicht

1762-1826 1762-1832 1762-1842 1763-1808 1763-1821 1763-1825 1763-1836

Cajetan von Weiller Lazarus Bendavid Gottlieb Benjamin Jäsche Carl Ludwig Fernow Johann Gottlieb Gerhard Buhle Jean Paul Andreas Florian Meilinger

1764-1801 1764-1812 1764-1844 1765-1809 1765-1836 1765-1841 1765-1844 1766-1819 1766-1823 1766-1827 1766-1828 1766-1832 1766-1838 1766-1840 1766-1842 1766-1844 1766-1848 1766-1851 1767-1823 1767-1832

Karl Heinrich Heydenreich Philipp Christian Reinhard Gustav Hugo August Ludwig Hülsen Karl Daub Franz von Baader Carl Friedrich von Kielmeyer Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter Johann Gebhard Ehrenreich Maass Johann Benjamin Erhard Friedrich Bouterwek Bernhard Heinrich Blasche Thaddäus Anselm Rixner Philipp Albert Stapfer Georg Nüsslein Christian Friedrich Böhme Friedrich Immanuel Niethammer Jakob Salat Samuel Gottlieb Lange Karl Julius Weber

1767-1835 1767-1837 1767-1837 1767-1839 1767-1843 1768-1834 1768-1835 1768-1852 1768-1852 1768-1854 1769-1803 1769-1820 1769-1828

Wilhelm von Humboldt Frederic Ancillon Johann Heinrich Gottlob Heusinger Andreas Metz Johannes Neeb Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Andreas Röschlaub Adolph Karl August Eschenmayer Friedrich Groos Carl Ludwig von Haller Georg Gustav Fülleborn August Ferdinand Bernhardi Johann Andreas Ortloff

Zeittafel 1769-1847

Christian August Grohmann

1770-1807

Friedrich August Carus

1770-1821

Friedrich Theodor Rinck

1770-1831

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

1770-1842

Wilhelm Traugott Krug

1770-1848 1770-1856

Friedrich Karl Forberg Ignaz Thanner

1771-1849

Julius August Ludwig Wegscheider

1772-1801 1772-1829

Novalis Friedrich von Schlegel

1772-1833

Johann Erich von Berger

1772-1836

Christian August Heinrich Clodius

1772-1840

Anton Friedrich Justus Thibaut

1773-1843 1773-1845

Jakob Friedrich Fries Henrik Steffens

1773-1850

Joseph Kalasanz Likavetz

1775-1815 1775-1831

Isaak von Sinclair Georg Hermes

1775-1839

1776-1810

Carl Joseph Hieronymus Windischmann Johann Jakob Wagner Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling Johann Wilhelm Ritter

1776-1829 1776-1841

Johann Simon Erhardt Johann Friedrich Herbart

1776-1848 1776-1858 1777-1816 1777-1855 1777-1861

Joseph von Görres Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck Johann Josua Stutzmann Carl Friedrich Gauß Christian Friedrich Callisen

1778-1832

Franz Joseph Schelver

1778-1841 1779-1829

Georg Anton Friedrich Ast Adam Heinrich Müller

1779-1851 1779-1860

Lorenz Oken Joseph Franz Molitor

1779-1861 1780-1806

Friedrich Carl von Savigny August Stephan Winkelmann

1780-1819 1780-1831

Karl Wilhelm Ferdinand Solger Carl von Clausewitz

1780-1846 1780-1860

Philipp Konrad Marheineke Gotthilf Heinrich von Schubert

1780-1866 1781-1832

Ignaz Paul Vitalis Troxler Karl Christian Friedrich Krause

1781-1848 1781-1861

Bernard Bolzano Karl Friedrich Göschel

1782-1849 1783-1836 1783-1843

Friedrich Konrad Griepenkerl Amadeus Wendt Ignaz Jeitteles

1775-1841 1775-1854

1783-1863 1785-1838 1785-1854 1786-1853 1788-1860 1788-1869 1788-1871 1789-1844 1789-1852 1789-1866 1789-1869 1789-1876

Anton Günther Johann Heinrich Pabst Ludwig Snell Georg Andreas Gabler Arthur Schopenhauer Karl Ludwig Frh. von Reichenbach Joseph Hillebrand Heinrich Christoph Wilhelm Sigwart Friedrich Wilhelm Carove Salomon Ludwig Steinheim Carl Gustav Carus August Twesten

1790-1828 1790-1846 1790-1867 1791-1866 1791-1869 1792-1873 1792-1876 1793-1855 1793-1861 1794-1858 1794-1862 1794-1867 1795-1857 1795-1886 1796-1838 1796-1862 1796-1863 17%-1879 1796-1886 1797-1839 1797-1855

Karl Beier Andreas Erhard Christian August Brandis Leopold von Henning Heinrich Ritter Christlieb Julius Braniß Karl Ernst von Baer Ernst Reinhold Johann Gottfried Stallbaum Ernst Stiedenroth Georg Friedrich Taute Karl Seebold Johann Chrysostomus Senn Leopold von Ranke Johann Adam Monier Heinrich Moritz Chalybäus Immanuel Tafel Immanuel Hermann Fichte Peter Joseph Elvenich Eduard Gans Karl Heyse

1797-1861 1798-1833 1798-1854 1798-1854 1799-1878 1800-1856 1800-1860 1800-1875 1801-1866 1801-1877

Hermann Friedrich Wilhelm Hinrichs Johann Georg Mussmann Friedrich Eduard Beneke Wilhelm Esser Jakob Sengler Franz Anton Staudenmaier Eduard Frh. von Badenfeld Georg Friedrich Daumer Christian Hermann Weisse Karl Alexander Frh. von ReichlinMeldegg Christoph Bernhard Schlüter Gustav Theodor Fechner Karl Ludwig Michelet Franz Exner Friedrich Julius Stahl Friedrich Adolf Trendelenburg

1801-1884 1801 -1887 1801 -1893 1802-1853 1802-1861 1802-1872

477

Zeittafel 1802-1875

Johann Peter Romang

1811-1883

Joseph Kleutgen

1802-1880

Arnold Rüge

1811-1889

Peter Knoodt

1802-1884

Julius Hermann von Kirchmann

1811-1892

Alwill Baier

1802-1896

Moritz Wilhelm Drobisch

1812-1859

Ernst Friedrich Apelt

1803-1895

Franz Biese

1812-1875

Moses Hess

1804-1872

Ludwig Feuerbach

1812-1885

Josef Wilhelm Nahlowsky

1804-1876

Otto Friedrich Gruppe

1812-1888

Karl Theodor Bayrhoffer

1804-1881

Franz Hoffmann

1812-1899

Ludwig von Striimpell

1805 -1859

Gustav Peter Dirichlet

1813 -1879

Julius Frauenstädt

1805-1861

Ernst von Lasaulx

1814-1856

Friedrich Rohmer

1805 -1864

Rudolph Wagner

1814 -1884

Konrad Deubler

1805 · 1869

Franz Rothenflue

1814-1908

Eduard Zeller

1805-1877

Alexander Braun

geb. 1815

Gustav Biedermann

1805-1879

Karl Rosenkranz

1815-1856

Christian Bartholmess

1805-1887

Adolf Steudel

1815-1859

Ferdinand Rose

1805-1892

Johann Eduard Erdmann

1815-1862

Franz Jakob Clemens

1806-1856

Max Stirner

1815-1864

Martin Deutinger

1806-1867

Franz Vorländer

1815-1886

Friedrich Michelis

1806-1879

Karl David August Röder

1815-1887

Johann Jakob Bachofen

1806-1881

Karl Fortlage

1815-1890

Lorenz von Stein

1806-1882

Wilhelm Vatke

1816-1874

Georg Weißenborn

1806-1883

Karl Bayer

1816-1880

Friedrich

1806-1884

Hermann Ulrici

1816-1888

Karl Steffensen

1806-1886

Karl Snell

1816-1899

Carl Immanuel Gerhardt

1806-1887

Johannes Evangelista von Kühn

1817-1853

Philipp Viktor Gumposch

Harms

1806-1889

Hubert Beckers

1817-1864

Hermann Ernst Plaßmann

1807-1855

Heinrich Simon Lindemann

1817-1876

Johann Nepomuk Paul Oischinger

1807-1858

Eduard Maximilian Rom

1817-1881

Hermann Lotze

1807-1864

August Kahlert

1817-1882

Tuiskon Ziller

1807-1868

Julius Schaller

1817-1883

Gustav Ferdinand Thaulow

1807-1885

Karl Philipp Fischer

1817-1891

Constantin Frantz

1807-1887

Friedrich Theodor von Vischer

1817-1895

Moriz Carriere

1808-1861

Theodor Mundt

1817-1895

Carl Vogt

1808-1869

Leopold Schmid

1818-1883

Karl Marx

1808-1871

Theodor Schliephake

1818-1890

David Asher

1808-1871

Wilhelm Weitling

1818-1896

Emil Du Bois-Reymond

1808 -1874

Heinrich Ahrens

1818 -1897

Jacob Burckhardt

1808-1874

David Friedrich Strauß

1819-1857

Albert Schwegler

1808-1884

Johann Gustav Droysen

1819-1873

Heinrich Czolbe

1808-1889

Salomon Formstecher

1819-1880

Heinrich Bernhard Oppenheim

1808-1890

Gustav Hartenstein

1819-1880

Karl Christian Planck

1808-1892

Johann Heinrich Löwe

1819-1883

Franz Xaver Schmid

1809-1875

Theodor Gangauf

1819-1885

Ludwig Noack

1809-1875

Hermann Karl Frh. von Leonhardi

1819-1890

Friedrich Pilgram

1809-1882

Bruno Bauer

1819-1894

Karl von Köstlin

1809-1889

Samuel Hirsch

1819-1903

Max Schasler

1810-1864

Johann Nepomuk Ehrlich

1820-1888

Carl von Prantl

1810-1879

Jacob Friedrich Reiff

1820-1895

Friedrich Engels

1811-1873

Leopold George

1821-1864

Theodor Waitz

478

Zeittafel 1821-1874

Wilhelm Rosenkrantz

1832-1917

Adolf Lassen

1821-1888 1821-1893 1821-1894 1821-1902 1821-1909 1821-1913 1822-1877

1832-1920

Wilhelm Wundt

1833-1880 1833-1896

Wilhelm Kaulich Heinrich Stein

1833 -1911 1833-1921

Wilhelm Dilthey Eugen Dühring

1834-1913 1834-1919

August Döring Ernst Haeckel

1822-1893 1822-1900

Karl Werner Jakob Frohschammer Hermann von Helmholtz Hieronymus Lorm Bartholomäus von Carneri Theodor Meyer Wilhelm Fridolin Ritter Volkmann von Volkmar Jacob Moleschott Andreas Ludwig Kym

1834-1928

Hedwig Bender

1835-1892

Rudolf Seydel

1822-1909 1823-1895 1823-1897

Karl Schaarschmidt Albert Stöckl Wilhelm Heinrich Rieh!

1835-1897

Paul Graf Yorck von Wartenburg

1835-1899

Ernst Melzer

1823-1899 1823-1902 1824-1898 1824-1899 1824-1903 1824-1907 1825-1864 1825-1910

Heymann Steinthal Moritz Eisler Robert von Zimmermann Ludwig Büchner Moritz Lazarus Kuno Fischer Ferdinand Lassalle Alois Ritter von Schmid

1835-1909 1835-1914

Max Heinze Alfred Weber

1836-1899

Tilmann Pesch

1836-1906

Theodor Weber

1836-1908

Gustav Class

1836-1913 1836-1917 1836-1925

Wilhelm Schuppe Eduard Löwenthal Alfons Bilharz

1826-1866 1826-1871 1826-1890 1826-1896

Bernhard Riemann Friedrich Ueberweg Manuel Joel Christian Wiener

1826-1901 1827-1887 1827-1905 1828-1875 1828-1888 1828-1894 1828-1905 1829-1870 1829-1892 1829-1897 1829-1899 1829-1902 1829-1903 1829-1910 1830-1879 1830-1881 1830-1904 1831-1889 1831 -1901 1831-1902 1831-1916 1832-1888 1832-1903 1832-1912

Franz Susemihl Lazar Frh. von Hellenbach Alexander von Oettingen Friedrich Albert Lange Josef Dietzgen Vinzenz Knauer Emil Arnoldt Lazarus Geiger Heinrich Hayd Jürgen Bona Meyer Paul Leopold Haffner Franz Xaver Pfeifer Julius Duboc Eduard Pflüger Johann Nepomuk Huber Julius Friedrich August Bahnsen Christoph Sigwart Paul Du Bois-Reymond Josef Schlesinger Isaak Rülf Richard Dedekind Gustav Teichmüller Georg Hagemann Theodor Gomperz

1837-1883

Ernst Bratuschek

1837-1885 1837-1905

Ernst Laas Franz Overbeck

1837-1909 1837-1916

Michael Glossner Julius Baumann

1837-1928 1838-1901 1838-1902 1838-1916 1838-1917 1838-1921

Constantin Gutberiet Ludwig Schütz Albrecht Krause Ernst Mach Franz Brentano Josef Popper

1839-1899

Carl Frh. von Du Prel

1839-1904 1839-1907 1839-1908

Julius Bergmann Jacob Freudenthal Otto Pfleiderer

1839-1920

Otto Willmann

1840-1893 1840-1898 1840-1908 1840-1912 1840-1912

Mathias Schneid Hugo Delff Ceslaus Maria Schneider Otto Liebmann Gideon Spicker

1841-1876

Philipp Mainländer

1841-1902 1841-1906

Ernst Schröder Anton Menger

1841-1910 1841 -1917

Günther Thiele Otto Caspari

1841-1922 1842-1902 1842-1904

Julius Walter Edmund Pfleiderer Gustav Ratzenhofer 479

Zeittafel 1842-1906 1842-1914

Eduard von Hartmann Otto Flügel

1850-1924 1850-1942

Wilhelm Roux Ernst Bernheim

1842-1918

Hermann Cohen

1851-1907

Julius Langbehn

1842-1920

Hermann Siebeck

1851 -1914

Theodor Lipps

1843-1895

Moritz Brasch

1851-1916

Eugen Heinrich Schmitt

1843-18%

Richard Avenarius

1843-1919 1844-1895

Georg Graf von Hertling Gustav Glogau

1851-1920 1851-1920

Richard Falckenberg Moritz Steckelmacher

1851-1921

Benno Erdmann

1844-1900

Friedrich Nietzsche

1852-1899

David Kaufmann

1844-1906 1844-1909 1844-1921

Ludwig Eduard Boltzmann Heinrich Haan Kaspar Isenkrahe

1844-1924 1845-1899

Alois Riehl Ferdinand Rosenberger

1852-1922 1852-1925 1852-1926 1852-1933

Joseph Pohle Friedrich Frh. von Hügel Gregorius Borisowitsch Itelsohn Hans Vaihinger

1852-1935

Richard von Schubert-Soldern

1852-1938

Georg Runze

1853-1920 1853-1922

Alexius Meinong Alois Höfler

1853-1923

Carl Braig Clemens Baeumker Götz Martius Johannes von Kries

1845-1901 1845-1918

Wilhelm Bender Georg Cantor

1845-1919

Paul Deussen

1845-1919 1845-1923

Jakob Guttmann Engelbert Lorenz Fischer

1845-1931 1846-1908

Victor Cathrein Friedrich Paulsen

1853-1924 1853-1927 1853-1928

1846-1908 1846-1918

Fritz Schultze Theobald Ziegler

1853-1931 1853-1932

Ludwig Goldschmidt Wilhelm Ostwald

1846-1920

August Dorner

1854-1923

Wilhelm Jerusalem

1846-1926

Rudolf Eucken

1854-1924

Paul Natorp

1847-1914 1847-1928

Anton Marty Ernst Commer

Anton Oelzelt von Newin Heinrich Pesch Adolf Bolliger

1848-1910

Kurd Laßwitz

1854-1925 1854-1926 1854-1931

1848-1911

Laurenz Müllner

1854-1937

Hugo Spitzer

1848-1915 1848-1922 1848-1924 1848-1925 1848-1926

Wilhelm Windelband Hermann Diels Carl Güttier Gottlob Frege Julius Kaftan

1854-1938

Karl Kautsky

1855-1921 1855-1921 1855-1927 1855-1927

Konrad von Lange Adolf Stöhr Houston Stewart Chamberlain Rudolf Lehmann

1848-1930

Johannes Rehmke

1855-1936

Ferdinand Tönnies

1848-1930 1848-1932 1848-1936 1848-1940

Johannes Volkelt Eduard Grimm Carl Stumpf Berthold von Kern

1856-1915 1856-1919 1856-1921 1856-1928

Karl Gotthard Lamprecht Bernhard Münz Remigius Stölzle Ernst Moses Marcus

1849-1901 1849-1914 1849-1919 1849-1923

Paul Ree Friedrich Jodl Josef Kohler Fritz Mauthner

1856-1931 1856-1938 1856-1939

Karl Frick Rudolf Stammler Sigmund Freud

1849-1923 1849-1927 1849-1931

Max Nordau Karl Magnus Bergbohm Johannes Reinke

1857-1887 1857-1894

Heinrich Frh. von Stein Heinrich Hertz

1857-1916

Franz Carl Müller-Lyer

1857-1935

Richard Wähle

1850-1906 1850-1906 1850-1910

Albert Kalthoff Herman Schell August Stadier

1858-1918 1858-1918 1858-1922

Helene von Druskowitz Georg Simmel Paul Barth

480

Zeittafel 1858-1933

Karl Praechter

1864-1940

Emil Reich

1858-1947

Max Planck

1864-1944

Jakob Baron von Uexküll

1859-1930

Ludwig Stein

1864-1945

Heinrich Wölfflin

1859-1931

Hans von Arnim

1864-1951

Hermann Schwarz

1859-1932

Christian Frh. von Ehrenfels

1865-1923

Ernst Troeltsch

1859-1936

Konstantin Ritter

1865-1931

Gottlob Lipps

1859-1938

Edmund Husserl

1865-1933

Matthias Baumgartner

1859-1941

Kurt Geissler

1865-1935

Arthur Drews

1859-1943

Eduard Martinak

1865-1935

Moritz Kronenberg

1860-1917

Richard Wallaschek

1865-1958

Anton Michelitsch

1860 -1926

Otto Schöndörffer

1865 -1959

Wilhelm Nestle

1860-1928

Karl Vorländer

1866-1924

David Neumark

1860-1928

Bruno Wille

1866-1928

Erich Adickes

1860-1930

Paul Hensel

1866-1932

Ernst von Beling Kurt Breysig

1860-1939

Ferdinand Jacob Schmidt

1866-1940

1860-1944

Otto Ritschi

1866-1943

Adolf Dyroff

1860-1944

Christoph Schrempf

1866-1947

Joseph Fröbes

1860-1946

Gustav Störring

1866-1950

Gallus Maria Manser

1861-1918

Otto Frh. von der Pfordten

1867-1933

Heinrich Maier

1861-1925

Rudolf Steiner

1867-1941

Hans Adolf Eduard Driesch

1861-1937

Lou Andreas-Salome

1867-1947

Max Dessoir

1861-1939

Wilhelm Bölsche

1867-1947

August Messer

1861-1942

Eberhard Dennert

1867-1953

Alfred Vierkandt

1861-1946

Karl Groos

1868-1896

Max Reinhard Kauffmann

1862-1907

Ludwig Busse

1868-1910

Samuel Lublinski

1862-1915

Oswald Külpe

1868-1932

Karl Dunkmann

1862-1915

Ernst Meumann

1868-1941

Emanuel Lasker

1862-1918

Theodor Eisenhans

1868-1942

Felix Hausdorff

1862-1929

Joseph Petzoldt

1868-1946

Josef Donat

1862-1930

Eduard Study

1868-1946

Eugen Kühnemann

1862-1932

Georg Lasson

1868-1958

Alfred Weber

1862-1937

Constantin Brunner

1868-1965

Robert Saitschick

1862-1942

Max Wentscher

1869-1920

Friedrich Berolzheimer

1862-1943

David Hubert

1869-1923

Benzion Kellermann

1862-1946

Paul Bergemann

1869-1937

Rudolf Otto

1862-1950

Theodor Ziehen

1869-1943

Georg Wobbermin

1862-1954

Friedrich Meinecke

1869-1947

Jonas Conn

1863-1916

Hugo Münsterberg

1869-1948

Joseph Geyser

1863-1917

Josef Clemens Kreibig

1869-1952

Albert Görland

1863-1921

Max Verworn

1869-1953

Alwin Mittasch

1863-1926

Franz Hillebrand

1869-1955

Robert Reininger

1863-1936

Heinrich Rickert

1869-1966

Friedrich Wilhelm Förster

1863-1941

Werner Sombart

1870-1919

Gustav Landauer

1863-1947

Hans Cornelius

1870-1931

Rudolf Goldscheid

1863-1952

Paul Moos

1870-1939

Julius Binder

1864-1920

Max Weber

1870-1941

Alexander Pfänder

1864-1930

Franz Erhardt

1870-1949

Wenzel Pohl

1864-1934

Stanislaus Graf Dunin-Borkowski

1870-1959

Carl Stange

1864-1934

Karl Joel

1871-1907

Ludwig Weltmann

481

Zeittafel 1871-1919 1871-1938 1871-1943 1871-1945 1871-194« 1871-1946 1871-1953 1871-1954 1871-1961 1872-1933 1872-1934 1872-1942 1872-1943 1872-1949 1872-1956 1872-1962 1872-1966 1873-1926 1873-1929 1873-1934 1873-1937 1873-1937 1873-1938 1873-1940 1873-1942 1873-1957 1873 -1959 1873-1960 1874-1928 1874-1930 1874-1945 1874-1946 1874-1947 1874-1948 1874-1950 1874-1958 1874-1963 1874-1965 1875-1915 1875-1947 1875-1949 1875-1951 1875-1962 1875-1965 1876-1944 1876-1945 1876-1950 1876-1951 1876-1952 482

Rosa Luxemburg William Louis Stern Ludwig Baur Johannes Hielscher Narziß Ach Salomo Friedländer Ernst Zermelo Ernst Horneffer Wilhelm Capelle Theodor Lessing Gerhard von Mutius Oskar Kraus Carl Siegel Karl Vossler Ludwig Klages Max Pohlenz Margarete Susman Rudolf Eisler Julius Goldstein Friedrich Reinhard Lipsius Max Adler Hermann Leser Leo Frobenius Eberhard Zschimmer Heinrich Gomperz Hermann Friedmann Rudolf Kassner Paul Menzer Max Scheler Rudolf Maria Holzapfel Ernst Cassirer Cay Baron von Brockdorff Franz Haymann Felix Krüger Alfred Kastil Karl Heim Johann Plenge Johannes Ude Emil Lask Richard Hönigswald Martin Grabmann Anna Tumarkin Carl Gustav Jung Albert Schweitzer Alexander Burggraf zu DohnaSchlodien Arthur Schneider Karl Petraschek Reinhard Strecker Wilhelm Wirth

1876-1954 1876-1955

Johann Nepomuk Espenberger Paul Ferdinand Linke

1876-1956 1876-1962 1876-1964 1876-1969 1877-1929 1877-1942 1877-1942 1877-1946

Fritz Medicus Max Hartmann Karl Sapper Leopold von Wiese Max Ettlinger Bruno Bauch Bernhard Jansen Eise Wentscher

1877-1952 1877 -1969

Franz Sawicki Friedrich Alfred Schmid Noerr

1877-1973 1878-1913 1878-1923 1878-1933 1878-1942 1878-1945

Karl Pribram Ernst Dürr Max Frischeisen-Köhler Wilhelm Maria Frankl Georg Mehlis Edgar Dacquo

1878-1946 1878-1948 1878-1949 1878-1950 1878-1950 1878-1952 1878-1955 1878-1955 1878-1959 1878-1960 1878-1962 1878-1965 1878-1965 1879-1933 1879-1934 1879-1939 1879-1944 1879-1945 1879-1947 1879-1955 1879-1960 1879-1962 1879-1963 1879-1963 1880-1903 1880-1936 1880-1937 1880-1937 1880-1943 1880-1945 1880-1946

Arthur Lieben Richard Oehler Gustav Radbruch Othmar Spann Theodor Sternberg Aloys Müller Eleonore Frobenius-Kühn Heinrich Straubinger Richard Herbertz Paul Häberlin Erwin Guido Kolbenheyer Martin Buber Georg Misch David Koigen Hans Hahn Wilhelm Burkamp Ernst Mally Theodor Haecker Bernhard Bavink Albert Einstein Herman Nohl Wilhelm Sauer Karl Bühler Max Wundt Otto Weininger Oswald Spengler Aloys Fischer Moritz Geiger Max Wertheimer Eberhard Grisebach Bernhard Groethuysen

Zeittafel 1880-1946

Hermann Graf Keyserling

1883-1946

Alois Mager

1880-1947

Paul Hofmann Ernst von Aster

1883-1949

Erich Frank Gustav Kafka

1880-1948 1880-1949 1880-1950 1880-1952

Traugott Konstantin Gestenreich

1883-1953 1883-1953

Julius Guttmann Ernst Hoffmann Walther Rauschenberger

1883-1955 1883-1956 1883-1957

Franz Feister

Richard Martin Edler von Mises Johann Peter Steifes Emil Utitz

1880-1956 1880-1962 1880-1962

1883-1958

Friedrich Darmstaedter Hans Ehrenberg

Nicolai von Bubnoff

1883-1961

Theodor Erismann

Theodor Litt

1883-1969

Karl Jaspers

1880-1972

Erich Kaufmann

1883-1974

Bernhard Rosenmöller

1880-1973 1880-1974

Manfred Schröter

1883-1975 1884-1939

Hugo Bergmann Dietrich Mahnke

1884-1940

Peter Wust

1884-1956 1884-1959

Heinrich Scholz Georg Stieler Walther Kranz

1880-1952

1880-1975

Bernhard Geyer Victor Kraft

1881-1929

Friedrich Kuntze

1881-1940 1881-1940 1881-1943

Oskar Ewald Paul Hertz

1884-1960 1884-1964

Theodor Haering

1884-1964

Felix Weltsch

Hugo Dingler

1884-1965

1881-1958

Leopold Ziegler

1884-1965

Wilhelm Schapp Fedor Stepun

1881-1963

Friedrich Dessauer

1884-1966

Arthur Baumgarten

1881-1966 1881-1967

Kurt Hildebrandt Karl von Roretz

1884-1966

Philipp Frank Hans Meyer

1881-1969

Günther Jacoby Rudolf Pannwitz Hans Kelsen Georg Eduard Burckhardt Dietrich Heinrich Kerler Leonard Nelson Erich Becher

1884-1968 1884-1970 1884-1974 1884-1976 1884-1977 1885-1922

Max Brod Siegfried Behn

1885-1950 1885-1953

Herman Schmalenbach Oskar Goldberg

Moritz Schlick Karl Bornhausen Otto Neurath

1885-1955 1885-1958

Hermann Weyl Walther Schmied-Kowarzik

1885-1958 1885-1963 1885 -1967

1882-1949 1882-1950

Paul Simon Ernst Krieck Jakob Klatzkin Richard Müller-Freienfels Nicolai Hartmann

Viktor Stern Alexander Rüstow

1882-1955

Kurt Riezler

1885-1968 1885-1970 1885-1970 1885-1971

1882-1958 1882-1958

Hans Eibl Hans Pichler Eduard Spranger

1885-1975 1885-1977 1885-1977

Caspar Nink Ernst Bloch Paul Oppenheim

Max Born

1885-1978 1885.1981 1886-1929 1886-1942 1886-1951

Franziska Mayer-Hillebrand

1881-1945 1881-1954

1881-1969 1881-1973 1881-1974 1882-1921 1882-1927 1882-1929 1882-1931 1882-1936 1882-1940 1882-1945 1882-1946 1882-1947 1882-1948

1882 -1963 1882-1970 1883-1917 1883-1940 1883-1944 1883-1945

Otto Selz Arnold Rüge

Ferdinand Ebner

Adolf Reinach Erich Jaensch Friedrich Brunstäd Johannes Maria Verweyen

1884-1966

Richard Kroner Rudolf Bultmann Mathilde Vaerting Otto Braun

Joseph Koch Romano Guardini Erich von Kahler Andreas Speiser György von Lukäcs

Julius Ebbinghaus Franz Rosenzweig Kurt Grell ing Hermann Broch

483

Zeittafel 1886-1961

Karl Korsch

1891-1933

Hermann Heller

1886-1965

Paul Tillich

1891-1942

Moritz Löwi

1886-1968

Karl Barth

1891 - 1942

Edith Stein

1886-1970

Carl August Emge

1891 - 1944

Edgar Zilsel

1886-1975

Heinz Heimsoeth

1891-1953

Hans Reichenbach

1887-1961

Erwin Schrödinger

1891-1958

Fritz Kaufmann

1887-1964

Martin Werner

1891-1958

Hinrich Knittermeyer

1887-1965

Kurt Leese

1891-1963

Helmuth von Glasenapp

1887-1966

Albert Mitterer

1891-1966

Albert Salomon

1887-1967

Aloys Wenzl

1891-1970

Rudolf Carnap

1887-1968

Alfred Baeumler

1891-1970

Heinrich Ochsner

1887-1969

Hans Freyer

1891-1976

Hans Heyse

1887-1976

August Vetter

1891-1976

Michael Polanyi

1887-1976

Rudolf Zocher

1891-1982

Alois Dempf

1888-1935

Willy Moog

1892-1940

Walter Benjamin

1888-1941

Martin Honecker

1892-1968

Johannes Thyssen

1888-1949

Theodor Steinbüchel

1892-1971

Gottlieb Söhngen

1888-1955

Hans Blüher

1892-1974

Arnold Metzger

1888-1%1

Werner Jaeger

1892-1979

Johannes Erich Heyde

1888-1965

Max Picard

1892-1980

Alfred Werner

1888-1965

Erich Rothacker

1892-1985

Helmuth Plessner

1888-1966

Hedwig Conrad-Martius

1893-1943

Kurt Huber

1888-1968

Erich Hochstetter

1893-1947

Karl Mannheim

1888-1970

Karl Dürr

1893-1971

Adolf Meyer-Abich

1888-1973

Eugen Rosenstock-Huessy

1893-1971

Kurt Reidemeister

1888-1977

Paul Bernays

1893-1973

Gerhart Husserl

1888-1985

Carl Schmitt

1893-1974

Josef König

1889-1941

Hans Lipps

1894-1970

Paul Finsler

1889-1945

Rudolf Odebrecht

1894-1971

Ludwig Marcuse

1889-1949

Wilhelm Tideman

1894-1973

Konstantin Radakovid

1889-1950

Max Raphael

1894-1985

August Brunner

1889-1951

Ludwig Wittgenstein

1895-1937

Walter Dubislav

1889-1957

Siegfried Marck

1895-1945

August Faust

1889-1964

Oskar Becker

1895-1949

Felix Kaufmann

1889-1966

Emil Brunner

1895-1973

Max Horkheimer

1889-1966

Siegfried Kracauer

1895-1977

Hermann Noack

1889-1966

Wilhelm Szilasi

1895-1979

Alfred Klemmt

1889-1969

Fritz Heinemann

1896-1959

Friedrich Waismann

1889-1971

Johannes Hessen

1896-1962

Wilhelm Ackermann

1889-1972

Erich Przywara

1896-1968

Walter Ehrlich

1889-1976

Martin Heidegger

1896-1973

Ferdinand Weinhandl

1889-1977

Dietrich von Hildebrand

1896-1976

Joseph Klein

1890-1951

Hans Leisegang

1896-1979

Hermann Glockner

1890- 1953

Ernst Barthel David Baumgardt

18% -1979 1896-1991

Kurt Port

1890-1963 1890-1965

Heinrich Barth

1897-1946

Wilhelm Grebe

1890-1966

Erwin Reisner

1897-1952

Otto Dietrich

Robert Ulich Alfred Verdroß-Droßberg

1897-1957

Wilhelm Reich

1897-1968

Siegfried Landshut

1890-1977 1890-1980

484

Hans Reiner

Zeittafel 1897-1973

Karl Löwith

1901-1994

Josef Schächter

1897-1975

Hugo Fischer

1897-1977 1897-1977

Friedrich Kainz Gerda Walther

1902-1965 1902-1966

Eberhard Welty Gerhard Harig

1902-1972

Gerhard Krüger

1897-1982 1897-1984 1897-1985

Gershom Scholem Adolf Portmann Arthur Hübscher

1897-1990 1898-1960

Norbert Elias Julius Kraft

1898-1966

Jakob Hommes

1898-1972 1898-1972

Otto Heinrich von der Gablentz Philipp Lersch

1898-1977 1898-1979

Gerhard Stammler Herbert Marcuse

1898-1979 1898-1996 1898-19%

Fritz Joachim von Rintelen Jakob Barion Gustav Heckmann

1902-1977

Erik Wolf

1902-1980 1902-1984 1902-1985

Pascual Jordan Fritz Bamberger Karl Menger

1902-1987 1902-1987

Leo Gabriel Fritz Wehrli

1902-1988

Herbert Feigl

1902-1991 1902-1991

Ernesto Grassi Ludwig Landgrebe

1902-1992 1902-1994

Günther Anders Karl Raimund Popper

1902-1995 1903-1958 1903-1963

Joseph Marie Bochenski Reinhold Schneider Gustav Siewerth Theodor W. Adorno

1899-1959

Alfred Schütz

1899-1973 1899-1976

Leo Strauss Vinzenz Rüfner

1903-1969 1903-1974

Joachim Ritter

1899-1977

Kurt Schilling

1903-1975

Hermann Zeltner

1899-1977 1899-1982

Willy Theiler Eduard Baumgarten

1903-1980 1903-1981

Rose Rand Heinrich Henkel

1899-1984

Günther Ipsen

Konrad Lorenz Georg Siegmund Otto Friedrich Bollnow Erich Fechner Johannes Baptist Lotz Hans Jonas Karl Larenz

1899-1990

Alfred Sohn-Rethel

1903-1989 1903-1989

1899-1991 1899-1992 1900-1954 1900-1958 1900-1968

Helmut Kühn Friedrich August von Hayek Franz Leopold Neumann Wolfgang Pauli Klaus Zweiling

1903-1991 1903-1991 1903-1992 1903-1993 1903-1993

1900-1971

Edgar Wind

1903-1997

Hans Pfeil

1900-1980

Erich Fromm

1900-1981 1900-1984 1900-1987

Gerhard Hennemann Gotthard Günther Gerhard Lehmann

1904-1954 1904-1968

Gerhard Dulckeit Otto Most

1904-1975 1904-1976

Werner Ziegenfuß Arnold Gehlen

1900-1988 1900-1990 1900-1993 1900-1996

Rudolf Schottlaender Johannes Hirschberger Leo Löwenthal Johann Fischl

1904-1977 1904-1982 1904-1984 1904-1985

Hans Welzel Hans Kunz Karl Rahner Karl Schlechta

1901-1944 1901-1971

Paul Landsberg Bela Juhos

1904-1990

Walter Brugger

1901-1972

Ludwig von Bertalanffy

1904-1991 1904-1997

Bernhard Lakebrink Josef Pieper

1901-1972 1901 -1974 1901-1976

Gottfried Martin Wolfgang Cramer Werner Heisenberg

1904-1998

Hans-Eduard Hengstenberg

1905-1956 1905-1962

Eduard May Walter Moritz Solmitz

1901-1981 1901-1985 1901 -1986 1901-1988

Johann Mokre Eric Voegelin Katharina Kanthack Simon Moser

1905-1973 1905-1975 1905-1975 1905-1976

Jean Gebser Eugen Fink Wilhelm Weischedel Wilhelm Kamiah 485

Zeittafel 1905-1984

Manes Sperber

1912-1984

Helmut Schelsky

1905-1988

Hans Urs von Balthasar

1912-1987

Josef Derbolav

1905-1991

Stephan Strasser

1912-1991

Georgi Schischkoff

1905-1994

Ellas Canetti

1912-1992

Friedrich Kaulbach

1905-1997

Carl Gustav Hempel

1912-1993

Ulrich Sonnemann

1905-1999

Paul Oskar Kristeller

1912-1996

Bruno Baron von Freytag Löringhoff

1906-1956

Erwin Metzke

1912-1998

Olof Gigon

1906-1967

Paul Wilpert

1912-2000

Erich Heintel

1906-1968

Liselotte Richter

1912-2000

Walter Schulz

1906-1975

Hannah Arendt

1913-1974

Fritz Leist

1906-1978

Kurt Gödel

1913-1982

Georg Picht

1906-1983

Bernhard Weite

1913-1984

Michael Landmann

1906-1984

Ernst Steinbach

1913-1989

Hans Ryffel

1906-1987

Alexander Altmann

1913-1999

Schalom Ben-Chorin

1906-1987

Gustav Bergmann

1914-1981

Karl-Heinz Volkmann-Schluck

1906-1992

Rene König

1914-1998

Hermann Levin Goldschmidt

1906-1992

Hans Sachsse

1915-1968

Theodor Schwarz

1906-1994

Max Müller

1915-1981

Karl Ulmer

1906-1996

Klaus Reich

1915-1987

Hans F. Geyer

1907-1955

Johannes Hoffmeister

1915-1987

Ingeborg Heidemann

1907-1976

Rugard Otto Gropp

1915-1989

Rudolf Meyer

1907-1983

Kurt Müller

1915-1994

Paul Lorenzen

1907-1989

Dolf Sternberger

1916-1987

Johannes Barnick

1907-1995

Leo Kofler

1917-1995

Josef Stallmach

1907-1997

Rudolph Berlinger

1917-2000

Hans Wagner

1908-1991

Edgar Bodenheimer

1919-1994

Friedrich Heinrich Tenbruck

1909-1945

Gerhard Gentzen

1919-1997

Erhard John

1909-1967

Gerhard Haeuptner

1919-1997

Anton Neuhäusler

1909-1987

Wilhelm Keller

1920-1986

Alwin Diemer

1909-1987

Joseph Meurers

1920-1996

Hans Blumenberg Jakobus Wössner

1909-1994

Leopold Kohr

1909-1998

Kurt Schütte

1909-1998

Stephan Verosta

1921 - 1975 1921 - 1979 1921 - 1997

1910-1982

Robert Havemann

1922-1993

Helmut Schoeck

1910-1983

Georg Mende

1922-1995

Margherita von Brentano

1910-1990

Max Bense

1922-1997

Pinchas E. Lapide

1910-1993

Elfriede Walesca Tielsch

1923-1986

Ludger Oeing-Hanhoff

1910-1994

Werner Marx

1923-1991

Wolfgang Stegmüller

1910-1994

Julius Schaaf

1923-1995

Wolfgang Harich

1910-1995

Helmut Ogiermann

1923-2001

Arthur Kaufmann

Gerd Brand Hans Robert Jauß

1910-1995

Jürgen Rausch

1924-1992

Eva Schaper

1910-1998

Jürgen von Kempski Rakoszyn

1924-1994

Paul Feyerabend

1911-1986

Bruno Liebrucks

1925-1984

Karl-Heinz Ilting

1911-1988

Walter Hollitscher

1925-1987

Wolfgang Heise

1911-1988

Matthäus Klein

1925-1991

Klaus Hartmann

1911-1990

Hermann Ley

1926-1999

Jürgen Teller

1911-1991

Gustav Wetter

1927-1998

Niklas Luhmann

1912-1974

Georg Klaus

1928-1996

Karl Schmitz-Moormann

1912-1978

Jean Amery

1928-1997

Ernst Behler

486

Zeittafel 1928-1997 1928-2000 1929-1970 1930-1996 1930-1999 1931-1985

1931 -1991 1931 -1998 1932-1973 1932-1994

Gerd Wolandt Elisabeth Ströker

1932-1999

Rolf Denker

1933-1999

Hans Michael Baumgartner

Franz Fischer Manfred Zahn Willi Oelmiiller

1935-1997

Rudolf Bahre·

1937-1994

Rudolf Malter

1939-1997

Fritz-Peter Hager

1942-2000

Wolfgang Schrader

Lothar Kühne Bernard Willms Wilhelm Risse

1943-1994

Ulrich Röseberg

Fridolin Wiplinger

1943-1998

Panajotis Kondylis

Lorenz Krüger

1949-1994

Reinhard Löw

487

Personenregister

Beim Registerstichwort werden neben dem vollen Namen das Geburts- und Sterbejahr genannt. Die Fundstellen sind mit Stichwort und Seitenzahl angegeben. Fette Zahlen verweisen auf Artikel, magere auf Erwähnungen in einem Artikel. Namensvarianten, Geburtsnamen, Pseudonyme etc. wurden durch ein Verweissystem aufgeschlüsselt. Verwiesen wird jeweils auf den Namen, unter dem der Artikel zu finden ist. Abaelard, Peter, * 1079, 11142: Gerhoh von Reichersberg 135; Geyer, Bernhard 135; Hugo von Sankt Viktor 190. Abbe, Ernst (Carl), * 1840, 11905: Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121. Abbt, Thomas, * 1738, 11766: 1; Herder, Johann Gottfried 173; Mendelssohn, Moses 281. Abderhalden, Emil, * 1877, 11950: Störring, Gustav (Wilhelm) 411. Abel, Jakob Friedrich von, * 1751, f 1829: 1; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Abel, Niels Henrik, * 1802, 11829: Gauß, Carl Friedrich 131. Abicht, Johann Heinrich, * 1762, 11816: 1; Born, Friedrich Gottlieb 46. Abraham a Sancta Clara, * 1644, 11709: Heidegger, Martin 163. Abraham, Otto, * 1872, 11926: Stumpf, (Friedrich) Carl 415. Ach, Narziß (Kaspar), * 1871, 11946: 1; Selz, Otto 387. Achenwall, Gottfried, * 1719, 11772: 2. Achianow, Ferdinand (Pseud.) -> Bouterwek, Friedrich (Ludewig). Achterfeidt, Johann Heinrich, * 1788, 11877: Hermes, Georg 175. Ackermann, (Friedrich) Wilhelm, * 1896, 11962: 2. Adenauer, Konrad (Hermann Joseph), * 1876, 11967: Brentano, Margherita von 50; Scheler, Max (Ferdinand) 362. Adickes, Erich, * 1866, 11928: 2; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. 154. Adler, Alfred, * 1870, t 1937: Freud, Sigmund 121; Sperber, Manes 396. Adler, Max, * 1873, f 1937: 2; Kofler, Leo 224. Adolf II., Graf von Nassau, Erzbischof von Mainz, 11475: Biel, Gabriel 38. Adorno, Margarete, * 1902, 11993: Benjamin, Walter 33. Adorno, Theodor W(iesengrund), * 1903, 11969: 3; Benjamin, Walter 33; Horkheimer, Max 186; Kracauer, Siegfried 226; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Aenesidemus (gen.) -» Schulze, Gottlob Ernst. Aesop, *6.Jh. v. Chr.(?): Lessing, Gotthold Ephraim 248. Agassiz, (Jean) Louis (Rodolphe), * 1807, 11873: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Vogt, Carl 436. Agnes von Schwaben, * 1072(7), 11143: Otto von Freising 312. Agnes von Österreich, Königin von Ungarn, * 1280, 11364: Eckhart von Hochheim 95. Agnon, Samuel Joseph, * 1888, 11970: Buber, Martin 55. Agricola, Georgius, * 1494, t 1555: 3. Agricola, Rudolf, * 1443, f 1485: 5. Agrippa von Nettesheim, * 1486,11535: S; Alsted, Johann Heinrich 9. Ahlwardt, Peter, * 1710, 11791: 6.

Ahrens, Heinrich, * 1808, 11874: 6; Heinze, Max 167; Krause, Karl Christian Friedrich 229. Aischylos, *525 v. Chr., 1456 v. Chr.: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Albani, Alessandro, * 1692, 11779: Winckelmann, Johann Joachim 456. Albert van Helmstedt —> Albert von Sachsen. Albert von Orlamünde, 13. Jh.: 7. Albert von Sachsen, *um 1316, 11390: 7. Albertus Coloniensis -»Albertus Magnus. Albertus de Lauging —»Albertus Magnus. Albertus Magnus, * um 1200, 11280: 7; Albert von Orlamünde 7; Arnoldus Saxo 16; Dietrich von Freiberg 82; Eckhart von Hochheim 95; Engelberti, Ulrich 102; Geyer, Bernhard 135. Albertus parvus -> Albert von Sachsen. Albertus de Saxonia —> Albert von Sachsen. Albertus Teutonicus -> Albertus Magnus. Albertutius —» Albert von Sachsen. Albinus -> Alkuin. Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Kardinal, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Administrator von Halberstadt, * 1490, t 1545: Luther, Martin 261. Albrecht III., Herzog von Österreich, * 1349/50, 11395: Heinrich Heinbuche von Langenstein 166. Alchvine -> Alkuin. Alefeld, Johann Ludwig, * 1695, t 1760: 8. Alembert, Jean Le Rond d', * 1717, 11783: Kästner, Abraham Gotthelf 204. Aletheophilus (Pseud.) -»Baumgarten, Alexander Gottlieb. Alethinus Libertus (Pseud.) -»Ahlwardt, Peter. Alexander (III.) der Große, König von Makedonien, *356 v. Chr., 1323 v. Chr.: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Alexander Neckam, * 1157, 11217: Arnoldus Saxo 16. Alkuin, *um 730, 1804: 9; Hrabanus Maurus 187. Allen, P. S.: Erasmus von Rotterdam 103. Allesch, Ea von, * 1875, 11953: Brach, Hermann (Josef) 51. Allihn, Friedrich Heinrich Theodor, * 1811, 11885: Flügel, Otto 118; Ziller, Tuiskon 468. Alsted, Johann Heinrich, * 1588, 11638: 9; Bisterfeld, Johann Heinrich 40; Keckermann, Bartholomäus 212. Altenstein, Karl (Sigmund Franz) Frh. vom Stein zum A., * 1770, 11840: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Marx, Karl 271. Althoff, Friedrich, * 1839, 11908: Roux, Wilhelm 354; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Althusius, Johannes, * 1557, 11638: 9. Altmann, Alexander, * 1906, 11987: 10. fr. Amandus (Pseud.) -»Seuse, Heinrich. Ambrosius, * um 340, 1397: Erasmus von Rotterdam 103.

489

Amerbach Amerbach, Basilius, * 1533, 11591: Althusius, Johannes 9. Amerbach, Veit, * 1503,11557: 10. Amery, Jean, * 1912, 11978: 10. Ampere, Andre Marie, * 1775, 11836: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90. Anaxagoras, *um 500 v. Chr., 1428 v. Chr.: Ploucquet, Gottfried 326. Anaximander, * um 610 v. Chr., t um 546 v. Chr.: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Ancillon, (Jean Pierre) Frederic, * 1767, 11837: 11. Anders, Günther, * 1902, 11992: 11; Arendt, Hannah 14; Stern, William LOUIS 409. Anderson, Carl David, * 1905, 11991: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Andreae, Johann Valentin, * 1586,11654: 11; Alsted, Johann Heinrich 9. Andreas HL, König von Ungarn, *um 1265, t 1301: Eckhart von Hochheim 95. Andreas, Friedrich Carl, * 1846,11930: Andreas-Salom£, Lou 12. Andreas-Salome, Lou, * 1861,11937: 12; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von 89; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Angelus Silesius, * 1624,11677: 12; Eckhart von Hochheim 95; Schertzer, Johann Adam 366. Anna Iwanowna, Kaiserin von Kußland, * 1693,11740: Euler, Leonhard 108. Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, * 1739, 11807: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Anna von Ramswag: Eckhart von Hochheim 95. Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna, * um 1099,11158: 13. Anselm, Bischof von Lucca, *um 1035, 11086: Anselm der Peripatetiker 13. Anselm von Besäte —> Anselm der Peripatetiker. Anselm von Canterbury, * 1033, 11109: Honorius Augustodunensis 186. Anselm der Peripatetiker, * um 1050: 13. Apelt, Ernst Friedrich, * 1812, 11859: 13; Fries, Jakob Friedrich 127. Aragon, Louis, * 1897, 11982: Gebser, Jean 133. Arcangeli, Francesco: Winckelmann, Johann Joachim 456. Archinto, Alberigo Graf, * 1698, 11758: Winckelmann, Johann Joachim 456. Arendt, Hannah, * 1906, 11975: 14; Anders, Günther 11; Jaspers, Karl (Theodor) 197; Jonas, Hans 202. Aretin, Johann Christoph Frh. von, * 1772,11824: Görres, (Johann) Joseph von 139. Argens, Jean Baptiste de Bayer Marquis d', * 1704, 11771: Mendelssohn, Moses 281. Aristophanes, * um 445 v. Chr., t um 385 v. Chr.: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Aristoteles, *384 v. Chr., 1322 v. Chr.: Albert von Sachsen 7; Albertus Magnus 7; Alsted, Johann Heinrich 9; Anselm der Peripatetiker 13; Arendt, Hannah 14; Arnim, Hans (Friedrich) von 15; Arnisäus, Henning 15; Bartholomäus Anglicus 24; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard 58; Conring, Hermann 72; Copernicus, Nicolaus 72; Cramer, Daniel 75; Dietzgen, Josef 83; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Dreier, Christian 87; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) 136; Gigon, Olof 136; Görland, Albert 139; Gutke, Georg 152; Heidegger, Martin 163; Heynlin de Lapide, Johannes 178; Jaeger, Werner (Wilhelm) 196; Johann von Glogau 201; Kaulbach, Friedrich 211; Keller, Wilhelm 213; Kirchmann, Julius Hermann

490

von 218; Lambert von Heerenberg 235; Marsilius von Inghen 270; Martini, Cornelius 270; Melanchthon, Philipp 279; Nikolaus von Kues 303; Notker der Deutsche 305; Pieper, Josef 322; Pohl, Wenzel 327; Prantl, Carl von 330; Ritter, Joachim 348; Sennert, Daniel 387; Soner, Ernst 394; Szilasi, Wilhelm 417; Ulmer, Karl 430; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz 437; Wagner, Hans 439. Arnauld, Antoine, * 1612, 11694: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Arndt, Ernst Moritz, * 1769, 11860: Riehl, Wilhelm Heinrich 345. Arndt, Johann, * 1555,11621: Weigel, Valentin 446. Arnim, (Ludwig) Achim von, * 1781, 11831: Görres, (Johann) Joseph von 139; Winkelmann, August Stephan 459. Arnim, Bettine von, * 1785, 11859: Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50. Arnim, Hans (Friedrich) von, * 1859, 11931: 15. Arnisäus, Henning, * 1570,11636: 15. Arnobius: Erasmus von Rotterdam 103. Arnold, Carl, * 1853, 11929: Schelver, Franz Joseph 365. Arnold, (Philipp) Friedrich, * 1803, 11890: Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463. Arnoldi, Bartholomäus, *um 1465,11532: 15. Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott), * 1828,11905: 15; Schöndörffer, Otto (Konrad) 376.

Arnoldus Saxo, 13. Jh.: 16. Aron, Raymond Claude Ferdinand, * 1905, 11983: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Arrhenius, Svante August, * 1859, 11927: Ostwald, (Friedrich) Wilhelm 311. Ascherson, Paul (Friedrich August), * 1834, 11913: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Asher, David, * 1818, 11890: 16. Ast, Georg Anton Friedrich, * 1778, 11841: 16. Aster, Ernst von, * 1880, 11948: 16; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard 110. Auerbach, Heinrich, * 1482, 11542: Agricola, Georgius 3. Auerswald, Hans Jakob von, * 1757, 11833: Kraus, Christian Jakob 228. August d. J., Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, * 1579, 11666: Conring, Hermann 72. August, Prinz von Preußen, * 1779, 11843: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Augustinus, Aurelius, * 354, 1430: Erasmus von Rotterdam 103; Gottschalk der Sachse 145; Guardini, Romano 150; Melzer, Ernst 281; Otto von Freising 312; Seuse, Heinrich 388; Verdroß-Droßberg, Alfred 432. Avancini, Nicolaus, * 1611, 11686: Angelus Silesius 12. Avenarius, Ferdinand (Ernst Albert), * 1856,11923: Langbehn, (August) Julius 239. Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig), * 1843, 11896: 16; Dühring, (Karl) Eugen 91; Petzoldt, Joseph 319. Averroes, * 1126, 11198: Albertus Magnus 7. Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von, * 1765,11841: 17; Delff, (Heinrich Karl) Hugo 78; Deutinger, Martin 81; Fischer, Karl Philipp 117; Görres, (Johann) Joseph von 139; Hoffmann, Franz 183; Huber, Johann Nepomuk 188; Löwenthal, Leo 255; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Plaßmann, Hermann Ernst 324; Ritter, Johann Wilhelm 348; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Sengler, Jakob 387; Steffens, Henrik 402. Babel, Isaak Emmanuilowitsch, * 1894, 11941 (?): Canetti, Elias 61. Babenstuber, Ludwig, * 1660,11726: 17. Bach, Johann Sebastian, * 1685, 11750: Griepenkerl, Friedrich Konrad 147; Schweitzer, Albert 385.

Behler Bachofen, Johann Jakob, * 1815, 11887: 18; Baeumler, Alfred 19; Klages, Ludwig 219. Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von, * 1800,11860: 18. Baeck, Leo, * 1873,11956: Keyserling, Hermann Graf 216; Rosenzweig, Franz 353. Baer, Karl Ernst von, * 1792, 11876: 18; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Baeumker, Clemens, * 1853, 11924: 19; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) 136; Jansen, Bernhard 197; Kerler, Dietrich Heinrich 216; Leisegang, Hans 247. Baeumler, Alfred, * 1887, 11968: 19. Baeyer, Adolf (Johann Friedrich Wilhelm) Ritter von, * 1835, 11917: Cornelius, Hans 74. Bahnsen, Julius Friedrich August, * 1830,11881: 20. Bahr, Hermann, * 1863, 11934: Mach, Ernst 264. Bahro, Rudolf, * 1935,11997: 20. Baier, Alwill, * 1811, 11892: 20. Bakunin, Michail Aleksandrowitsch, * 1814,11876: Marx, Karl 271; Vogt, Carl 436. Bälde, Jakob, * 1604, 11668: Johannes von Freiburg 201; Konrad der Jüngere von Halberstadt 225. Baldwin, James Mark, * 1861, 11934: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Ballauf, Ludwig (Friedrich Georg), * 1817, 11904: Ziller, Tuiskon 468. Bailed, Karl: Popper, Josef 328. Balthasar, Hans Urs von, * 1905, 11988: 20; Barm, Karl 22. Baltzer, Johann Baptist, * 1803, 11871: Gangauf, Theodor 130; Melzer, Ernst 281. Balzac, Honore de, * 1799, 11850: Mesmer, Franz Anton 284. Bamberger, Fritz (Siegfried), * 1902, 11984: 21. Bardili, Christoph Gottfried, * 1761, 11808: 21; Reinhold, Karl Leonhard 341. Barion, Jakob, * 1898,11996: 21. Barnick, Johannes (Ferdinand), * 1916, 11987: 22. Barnikol, Ernst, * 1892, 11968: Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Baron, Hans, * 1900, 11988: Meinecke, Friedrich 277. Bartenstein, Lorenz Adam, * 1711, 11796: Briegleb, Johann Christian 51. Barth, Heinrich, * 1890, 11965: 22; Schaaf, Julius (Jakob) 360. Barth, Karl, * 1886, 11968: 22; Balthasar, Hans Urs von 20; Barth, Heinrich 22; Brunner, Emil 54; Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Fischer, Franz 116; Heidegger, Martin 163; Overbeck, Franz (Camille) 313; Przywara, Erich 330; Werner, Martin 452. Barth, (Ernst Emil) Paul, * 1858, t 1922: 24; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Barthel, Ernst, * 1890, 11953: 24. Bartholmess, Christian, * 1815, 11856: 24. Bartholomäus von Bolsenheim, 11362: Seuse, Heinrich 388. Bartholomäus Anglicus, * gegen Ende des 12. Jh., t nach 1250: 24; Arnoldus Saxo 16. Basedow, Johann Bernhard, * 1724, t 1790: 25; Lossius, Johann Christian 258; Moritz, Karl Philipp 292. Bassedau, Johan Berend —> Basedow, Johann Bernhard. Batz, Minna: Mainländer, Philipp 266. Bauch, Bruno (Arthur Kanut), * 1877, 11942: 25; Gehlen, Arnold 133; Windelband, Wilhelm 458. Baudelaire, Charles, * 1821, 1867: Benjamin, Walter 33. Bauer, Bruno, * 1809, 11882: 25; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Marx, Karl 271; Rüge, Arnold 356; Stein,

Lorenz von 405; Stirner, Max 410; Strauß, David Friedrich 412. Bauer, Edgar, * 1820,11886: Bauer, Bruno 25. Bauer, Georg (eigentl.) —»Agricola, Georgius. Bauer, Heinrich: Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Bauer, Maria: Bertalanffy, Ludwig von 37. Bauer, Otto, * 1881, 11938: Adler, Max 2. Baumann, Christian, * 1587, 11635: 26. Baumann, (Johann) Julius, * 1837,11916: 26. Baumeister, Friedrich Christian, * 1709, 11785: 26. Baumgardt, David, * 1890, t 1963: 27. Baumgarten, Alexander Gottlieb, * 1714, t 1762: 27; Garve, Christian 131; Meier, Georg Friedrich 277; Sucro, Christoph Joseph 416. Baumgarten, Anna Maria, * 1881, t 1960. Schneider, Reinhold 376. Baumgarten, Arthur, * 1884,11966: 27. Baumgarten, Eduard, * 1899,11982: 28. Baumgarten, Siegmund Jakob, * 1706, 11757: Steinbart, Gotthilf Samuel 406; Sucro, Christoph Joseph 416. Baumgartner, Hans Michael, * 1933,11999: 28. Baumgartner, Matthias, * 1865,11933: 28. Baur, Erwin, * 1875, 11933: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Baur, Ferdinand Christian, * 1792, 11860: Fischer, Karl Philipp 117; Möhler, Johann Adam 289; Overbeck, Franz (Camille) 313; Pfleiderer, Otto 320; Schwegler, (Carl Franz) Albert 385; Strauß, David Friedrich 412; Vischer, Friedrich Theodor von 434; Zeller, Eduard (Gottlob) 465. Baur, Ludwig, * 1871, 11943: 28; Most, Otto (Josef) 293. Bavink, Bernhard, * 1879, 11947: 29; Bavink, Bernhard 29. Bayer, Karl, * 1806, 11883: 29. Bayern, Albrecht Herzog von, * 1905, 11996: Fischer, Aloys 116. Bayle, Pierre, * 1647, 11706: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Bayrhoffer, Karl Theodor, * 1812,11888: 29. Beatus Rhenanus, * 1485, 11547: Reisch, Gregor 342. Beatus Lucifer (Pseud.) -> Krug, Wilhelm Traugott. Bebel, (Ferdinand) August, * 1840, 11913: Engels, Friedrich 102; Kautsky, Karl 212; Lassalle, Ferdinand 242; Marx, Karl 271; Walther, Gerda 441. Beccaria, Cesare Marchese de Bonesana, * 1738, 11794: Hommel, Karl Ferdinand 185. Becher, Erich, * 1882, 11929: 29; Bavink, Bernhard 29; Huber, Kurt (Theodor) 188; Lersch, Philipp 248; Sapper, Karl 358. Beck, (Christian) Friedrich, * 1806, 11888: Hoffmann, Franz 183. Beck, Jacob Sigismund, * 1761, t 1840: 30. Beck, Ludwig (August Theodor), * 1880, t 1944: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Spranger, Eduard 397. Becker, Carl Heinrich, * 1876, 11933: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Spranger, Eduard 397. Becker, Oskar (Joachim), * 1889, 11964: 30; Ströker, Elisabeth 414. Beckers, Hubert (Karl Philipp), * 1806, 11889: 30. Beckett, Samuel (Barclay), * 1906, 11989: Schopenhauer, Arthur 377. Beer, Paul: Jerusalem, Karl Wilhelm 199. Beer-Hofmann, Richard, * 1866, 11945: Mach, Ernst 264. Beethoven, Ludwig van, * 1770, 11827: Weininger, Otto 447. Behler, Ernst, * 1928, 11997: 31.

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Behn Behn, Siegfried, * 1884, t 1970: 31. Behrisch, Ernst Wolfgang, * 1738, 11809: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Beier, Karl (Friedrich Adam), * 1790,11828: 31. Beling, Ernst von, * 1866, 11932: 31. Bellamy, Edward, * 1850, 11898: Popper, Josef 328. Bellarmino, Roberto Francesco Romolo, * 1542,11621: Gumposch, Philipp Viktor 151. Bellow, Saul, * 1915: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Below, Georg von, * 1858, 11927: Lamprecht, Karl Gotthard 237. Ben-Chorin, Schalom, * 1913, 11999: 31. Bendavid, Lazarus, * 1762, 11832: 32; Maimon, Salomon 265. Bendemann, Eduard Heinrich: Susman, Margarete 417. Bendemann, Margarete von (verh.) —> Susman, Margarete. Bender, Hedwig, * 1834, 11928: 32. Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb), *1845, 11901: 32. Benedikt von Nursia, *um 480, 1547: Hrabanus Maurus 187. Beneke, Friedrich Eduard, * 1798, 11854: 33; Paulsen, Friedrich 316. Bengel, Johann Albrecht, * 1687, t 1752: Crusius, Christian August 75; Oetinger, Friedrich Christoph 309. Benjamin, Walter, * 1892, 11940: 33; Arendt, Hannah 14; Horkheimer, Max 186; Kracauer, Siegfried 226; Rickert, Heinrich 344; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Scholem, Gershom 377. Bense, Max, * 1910,11990: 34. Bentham, Jeremy, * 1748, 11832: Baumgardt, David 27; Kraus, Oskar 228. Berengar von Landorra, 11330: Eckhart von Hochheim 95. Berengar, Abt von St. Lauremius bei Lüttich: Rupert von Deutz 356. Berg, Alban (Maria Johannes), * 1885, t 1935: Adorno, Theodor W(iesengrund) 3; Canetti, Elias 61. Berg, Franz, * 1753, 11821: 34; NUsslein, Georg 307. Berg, Friedrich Reinhold Frh. von: Winckelmann, Johann Joachim 456. Berg, Heinrich von: Seuse, Heinrich 388. Bergbohm, Dr. Julius (Pseud.) -»Menger, Anton. Bergbohm, Karl Magnus, * 1849, t 1927: 34. Bergemann, Paul, * 1862, 11946: 35. Bergengruen, Werner, * 1892, 11964: Schneider, Reinhold 376. Berger, Johann Erich von, * 1772, 11833: 35. Bergman, Hugo —»Bergmann, Hugo. Bergmann, Gustav, * 1906,11987: 35. Bergmann, Hugo, * 1883, 11975: 35; Buber, Martin 55; Utitz, Emil 431. Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard), * 1839, 11904: 36. Bergson, Henri, * 1859, 11941: Ebner, Ferdinand 94; Klages, Ludwig 219; Müller-Freienfels, Richard 294; Scheler, Max (Ferdinand) 362; Schopenhauer, Arthur 377. Bering, Johannes, * 1748,11825: 36. Berkeley, George, * 1685, 11753: Klemmt, Alfred 220. Berlinger, Rudolph, * 1907,11997: 36. Bernays, Paul (Isaak), * 1888, 11977: 36. Bernhard von Clairvaux, * um 1090, 11153: David von Augsburg 77; Gerhoh von Reichersberg 135; Heinrich Heinbuche von Langenstein 166; Hildegard von Bingen 180. Bernhard von Waging, *um 1400, 11472: 36.

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Bernhard, Isaak, 11768: Mendelssohn, Moses 281. Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian), * 1769, 11820: 37. Bernhardi, Sophie, * 1775,11833: Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) 37. Bernhardi, Wilhelm: Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) 37. Bernheim, Ernst, * 1850,11942: 37. Bernheim, Hippolyte M., * 1837,11919: Freud, Sigmund 121. Bernhöft, Franz (Alwin Friedrich August), * 1852, 11933: Kohler, Josef 224. Bernini, Gian Lorenzo, * 1598, 11680: Winckelmann, Johann Joachim 456. Bernoulli, Carl Albrecht, * 1868, 11937: Overbeck, Franz (Camille) 313. Bernoulli, Daniel, * 1700, 11782: Euler, Leonhard 108; König, (Johann) Samuel 223. Bernoulli, Jacob, * 1655, 11705: Euler, Leonhard 108; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Bernoulli, Jakob, * 1759, 11789: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Bernoulli, Johann, * 1667, t 1748: Euler, Leonhard 108; König, (Johann) Samuel 223; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Bernstein, Eduard, * 1850, 11932: Kautsky, Karl 212. Bernstein, Julius, * 1839,11917: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Berolzheimer, Friedrich, * 1869,11920: 37; Kohler, Josef 224. Bertalanffy, Ludwig von, * 1901, 11972: 37. Berthold von Freiburg, 13. Jh.: Johannes von Freiburg 201. Berthold von Moosburg, 11361: 38; Tauler, Johannes 418. Berthold von Regensburg, * 1200/10, t 1272: Bartholomäus Anglicus 24; David von Augsburg 77. Beseke, Johann Melchior Gottlieb, * 1746, 11802: 38. Beseler, Georg (Karl Christoph), * 1809, 11888: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Bethmann Hollweg, Theobald (Theodor Friedrich Alfred) von, * 1856, t 1921: Riezler, Kurt 346. Beuys, Joseph, * 1921, 11986: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Bianconi, Johann Ludwig Graf von, * 1717, 11781: Winckelmann, Johann Joachim 456. Biedermann, Gustav, * 1815: 38. Biedermann, Wilhelm, * 1852,11929: Verworn, Max (Richard Konstantin) 433. Biel, Gabriel, * um 1410/15, t 1495: 38. Biese, Franz, * 1803, t 1895: 39. Biester, Johann Erich, * 1749, t 1816: Moritz, Karl Philipp 292. Billinger, Georg Bernhard, * 1693, 11750: 39; Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Canz, Israel Gottlieb 62. Bilharz, Alfons, * 1836,11925: 39. Bilharz, Theodor (Maximilian), * 1825, t 1862: Bilharz, Alfons 39. Binder, August Siegmund, * 1761,11815: Amery, Jean

10. Binder, Julius, * 1870, 11939: 40. Binet, Rene, * 1866, t 1911: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Bing, Gertrud, * 1892, t 1964: Cassirer, Ernst (Alfred) 65. Binswanger, Ludwig, * 1881, 11966: Heidegger, Martin 163; Kunz, Hans 234. Bischoff, Gottlieb Wilhelm, * 1797, t 1854: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49.

Bratuschek Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm, * 1807, t 1882: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Bismarck, Otto (Eduard Leopold) von, * 1815, 11898: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Lassalle, Ferdinand 242; Rüge, Arnold 356. Bispink, Franz Heinrich, * 1749, 11820: 40. Bisterfeld, Johann Heinrich, * 1605,11655: 40; Alsted, Johann Heinrich 9. Blair, Hugh, * 1718, 11800: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Blanc, Jean Joseph Louis, * 1811, t 1882: Stein, Lorenz von 405. Blasche, Bernhard Heinrich, * 1766, 11832: 40. Blaufuss, Jakob Wilhelm, * 1723, 11758: 41. Blei, Franz, * 1871, 11942: Brach, Hermann (Josef) 51. Bleuler, (Paul) Eugen, * 1857, 11939: Jung, Carl Gustav 203. Bloch, Emil, * 1847, t 1920: Sulzer, Johann Georg(e) 416. Bloch, Ernst, * 1885, t 1977: 41; Benjamin, Walter 33; Gropp, Rugard Otto 149; Jonas, Hans 202; Kracauer, Siegfried 226; Lukäcs, György von 260; Rickert, Heinrich 344; Simmel, Georg 390; Teller, Jürgen 419; Zweiling, Klaus 470. Bloch, Felix, * 1905, t 1983: Heisenberg, Werner 168. Blount, William, 4ih Baron Mountjoy, 11534: Erasmus von Rotterdam 103. Blücher, Heinrich (Friedrich Ernst), * 1899, t 1970: Arendt, Hannah 14. Blüher, Hans, * 1888, 11955: 41. Blum (Pseud.) -»Lukäcs, György von. Blumenbach, (Johann) Friedrich, * 1752,11840: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217; Schelver, Franz Joseph 365; Wagner, Rudolph 439. Blumenberg, Hans, * 1920,11996: 42; Jauß, Hans Robert 198. Blumenfeld, Kurt, * 1884, 11963: Arendt, Hannah 14. Blumhardt, Christoph Friedrich, * 1842, 11919: Barth, Karl 22. Blumhardt, Johann Christoph, * 1805, t 1880: Barth, Karl 22. Bluntschli, Johann Caspar, * 1808, 11881: Rohmer, Friedrich 351. Bochenski, Joseph Marie, * 1902, t 1995: 43. Bodenheimer, Edgar, * 1908, 11991: 43. Bodmer, Johann Jakob, * 1698, t 1783: Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Gottsched, Johann Christoph 145; Obereit, Jakob Hermann 307; Riedel, Friedrich Just(us) 344; Sulzer, Johann Georg(e) 416. Bodstein, Flora: Simmel, Georg 390. Böckh, August, * 1785, 11867: Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig) 49; Burckhardt, Jacob (Christoph) 59; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl 119. Böhm, Andreas, * 1720, 11790: 43. Böhme, Christian Friedrich, * 1766, t 1844: 43. Böhme, Jacob, * 1575, 11624: 44; Angelus Silesius 12; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von 17; Buber, Martin 55; Calov, Abraham 61; Eckhart von Hochheim 95; Faust, August 110; Novalis 306; Oetinger, Friedrich Christoph 309; Weigel, Valentin 446. Bölsche, Wilhelm, * 1861, 11939: 44. Borne, (Karl) Ludwig, * 1786, t 1837: Jean Paul 198; Marcuse, Ludwig 269. Boethius, Anicius Manlius Torquatus Severinus, * um 480, t um 524: Bovo, Abt von Corvey 48; Notker der Deutsche 305; Otloh von St. Emmeram 312. Böttger, Johann Friedrich, * 1682, t 1719: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428.

Bohr, Niels (Hendrick David), * 1885, 11962: Einstein, Albert 98; Heisenberg, Werner 168; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323; Schrödinger, Erwin 380. Boie, Heinrich Christian, * 1744, t 1806: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Boisseree, Melchior (Hermann Joseph Georg), * 1786, t 1851: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Boisseree, (Johann) Sulpiz (Melchior Dominikus), * 1783, 11854: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Bolin, Wilhelm: Jodl, Friedrich 200. Bolliger, Adolf, * 1854, 11931: 44. Boll no w, Otto Friedrich, * 1903, 11991: 45. Boltzmann, Ludwig Eduard, * 1844,11906: 45; Hertz, Heinrich (Rudolf) 176; Schrödinger, Erwin 380; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) 466. Bolyai, JanoS (Johann), * 1802, t 1860: Gauß, Carl Friedrich 131. Bolzano, Bernard, * 1781, 11848: 46; Günther, Anton 150; Linke, Paul Ferdinand 253. Bonaparte, Marie: Freud, Sigmund 121. Bonaventura, * 1217 oder 1221,11274: David von Augsburg 77; Johannes de Erfordia 201; Rudolf von Biberach 355. Bondeli, Julie von, * 1732, t 1778: Zimmermann, Johann Georg 469. Bonhoeffer, Dietrich, * 1906, 11945: Pieper, Josef 322. Bonitz, Hermann, * 1814, 11888: Exner, Franz (Seraphin) 110. Bonnet, Charles, * 1720, 11793: Lossius, Johann Christian 258. Boome, Johannes: Thomas von Kempen 422. Boots, Abraham, * 1628, t 1673: 46. Bopp, Franz, * 1791, t 1867: Steinthal, Heymann 408. Bora, Katharina von, * 1499, t 1552: Luther, Martin 261. Borges, Jorge Luis, * 1899, 11986: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Borgia, Cesare, * 1475, 11507: Baer, Karl Ernst von 18. Born, Friedrich Gottlieb, * 1743, 11807: 46; Abicht, Johann Heinrich 1. Born, Gustav Jakob, * 1851, t 1900: Born, Max 46. Born, Max, * 1882, t 1970: 46; Heckmann, Gustav 161; Heisenberg, Werner 168; Jordan, (Ernst) Pascual 202; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Schrödinger, Erwin 380. Bornhausen, Karl (Eduard), * 1882, 11940: 47. Bosch, Anna von, 11790: Mesmer, Franz Anton 284. Bosch, Carl, * 1874, t 1940: Mittasch, (Paul) Alwin 289. Boss, Medard, * 1903, 11990: Heidegger, Martin 163. Bousset, (Johann Franz) Wilhelm, * 1865, 11920: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Bouterwek, Friedrich (Ludewig), * 1766, 11828: 47; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard 58. Boveri, Theodor, * 1862, t 1915: Roux, Wilhelm 354. Bovo, Abt von Corvey, 10. Jh.: 48. Boyen, Hermann (Ludwig Leopold Gottlieb) von, * 1771, 11848: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Boyneburg, Johann Christian Frh. von, * 1622, t 1672: Conring, Hermann 72; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Brahe, Tycho, * 1546, t 1601: Copernicus, Nicolaus 72. Brahms, Johannes, * 1833, t 1897: Daumer, Georg Friedrich 77; Natorp, Paul 297. Braig, Carl, * 1853, 11923: 48. Brand, Gerd, * 1921, 11979: 48. Brandes, Georg, * 1842, 11927: Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Brandts, Christian August, * 1790,11867: 48. Braniß, Christlieb Julius, * 1792, t 1873: 48. Brasch, Moritz, * 1843, i 1895: 49. Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig), * 1837, 11883: 49.

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Braun Braun, Alexander (Carl Heinrich), * 1805, 11877: 49. Braun, Johann Wilhelm Josef, * 1801, 11863: Elvenich, Peter Joseph 101; Hermes, Georg 175. Braun, Otto, * 1885,11922: 49. Brecht, Bertolt, * 1898, 11956: Benjamin, Walter 33; Canetti, Elias 61. Breitinger, Johann Jacob, * 1701,11776: Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Gottsched, Johann Christoph 145; Sulzer, Johann Georg(e) 416. Breitkopf, Gregor, *um 1472, t 1529: 50. Brentano, Clemens Wenzeslaus, * 1778, 11842: Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Görres, (Johann) Joseph von 139; Ritter, Johann Wilhelm 348; Winkelmann, August Stephan 459. Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef), * 1838, t 1917: 50; Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von 97; Hillebrand, Franz 181; Hofier, Alois 182; Husserl, Edmund 193; Kastil, Alfred 209; Kraus, Oskar 228; Kreibig, Josef Clemens 229; Marty, (Martin) Anton (Maurus) 271; Mayer-Hillebrand, Franziska 276; Meinong, Alexius 278; Most, Otto (Josef) 293; Stumpf, (Friedrich) Carl 415; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Utitz, Emil 431. Brentano di Tremezzo, Heinrich von, * 1904, 11964: Brentano, Margherita von 50. Brentano, Kunigunde, * 1780, 11863: Savigny, Friedrich Carl von 359. Brentano, Lujo, * 1844, t 1931: Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Vossler, Karl 438; Weber, Max 443. Brentano, Margherita von, * 1922,11995: 50. Breßlau, Helene: Schweitzer, Albert 385. Breuer, Josef, * 1842, t 1925: Freud, Sigmund 121. Breyer, Johann Friedrich, * 1738, 11826: 51. Breysig, Kurt, * 1866, 11940: 51. Briegleb, Johann Christian, * 1741, 11805: 51. Brillat-Savarin, Jean Anthelme, * 1755, 11826: Vogt, Carl 436. Brincken, Gertrud von den, * 1892, 11982: SchmiedKowarzik, Walther 373. Brinckmann, Albert Erich, * 1881: Wölfflin, Heinrich 461. Brion, Friederike (Elisabeth), * 1752, 11813: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Broch, Hermann (Josef), * 1886, 11951: 51; Canetti, Elias 61; Rickert, Heinrich 344. Broch, Hermann Friedrich: Broch, Hermann (Josef) 51. Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von, * 1874, 11946: 52. Brod, Max, * 1884, 11968: 52; Buber, Martin 55; Weltsch, Felix 450. Brodbeck, M.: Feigl, Herbert 112. Broglie, Louis (Victor) 7. Herzog von B., * 1892, 11987: Schrödinger, Erwin 380. Brown, John, * 1735, 11788: Röschlaub, Andreas 349. Brück, Karl Ludwig Frh. von, * 1798, 11860: Stein, Lorenz von 405. Brucker, (Johann) Jacob, * 1696, 11770: 53. Bruckner, (Josef) Anton, * 1824, 11896: Oelzelt von Newin, Anton d. J. 309. Brudzewski, Wqjciech, * 1445, 11497: Johann von Glogau 201. Brücke, Ernst Wilhelm von, * 1819, 11892: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90; Freud, Sigmund 121. Brühl, Heinrich Graf von, * 1700, 11763: Winckelmann, Johann Joachim 456. Brühl, Karl Adolf von, * 1742, 11802: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68.

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Brüning, Heinrich, * 1885,11970: Dessauer, Friedrich 80. Brugger, Walter, * 1904, 11990: 53. Brunn, Adalbert (Pseud.) -* Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von. Brunner, August (Eugen Albert), * 1894, 11985: 53. Brunner, Constantin, * 1862, 11937: 54. Brunner, Emil, * 1889, 11966: 54; Barm, Karl 22. Bruno, Giordano, * 1548, 11600: Alsted, Johann Heinrich 9; Bartholmess, Christian 24. Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor), * 1883, 11944: 54. Buber, Adele: Buber, Martin 55. Buber, Karl, * 1848,11935: Buber, Martin 55. Buber, Martin, * 1878, 11965: 55; Ben-Chorin, Schalom 31; Brod, Max 52; Kracauer, Siegfried 226; Löwenthal, Leo 255; Rosenzweig, Franz 353; Simmel, Georg 390. Buber, Salomon, * 1827, 11906: Buber, Martin 55. Bubnoff, Nicolai von, * 1880, 11962: 56. Bucer, Martin, * 1491, 11551: Luther, Martin 261; Melanchthon, Philipp 279; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Bucher, Urban Gottfried, * 1679: 57. Buchner, Max, * 1881, 11941: Schilling, Kurt 368. Budde, Johann Franz (eigentl.) —> Buddeus, Johann Franz. Buddeus, Johann Franz, * 1667, 11729: 57; Brucker, (Johann) Jacob 53; Crusius, Christian August 75; Walch, Johann Georg 441. Büchner, (Carl) Georg, * 1813, 11837: Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig 57; Groethuysen, Bernhard 148; Jean Paul 198; Oken, Lorenz 310. Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig, * 1824, t 1899: 57; Deubler, Konrad 81; Moleschott, Jacob 290; Vogt, Carl 436. Bühler, Charlotte, * 1893, 11974: Bühler, Karl 58. Bühler, Karl, * 1879, 11963: 58; Feigl, Herbert 112; Popper, Sir Karl Raimund 328; Selz, Otto 387. Bülflnger, Georg Bernhard -» Bilfinger, Georg Bernhard. Bülow, Eva von: Chamberlain, Houston Stewart 67. Bünau, Heinrich Graf von, * 1697, 11762: Winckelmann, Johann Joachim 456. Busching, Anton Friedrich, * 1724, 11793: Moritz, Karl Philipp 292. Buff, Charlotte (Sophie Henriette), * 1753, 11828: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Buffon, Georges Louis Leclerc Graf von, * 1707, 11788: Iselin, Isaak 194. Buhle, Christian August, * 1734, t 1807: Buhle, Johann Gottlieb Gerhard 58. Buhle, Johann Gottlieb Gerhard, * 1763, 11821: 58; Bouterwek, Friedrich (Ludewig) 47. Buhr, Manfred, * 1927: Klaus, Georg 220. Bultmann, Rudolf (Karl), * 1884, 11976: 58; Barth, Karl 22; Buber, Martin 55; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Fischer, Franz 116; Heidegger, Martin 163; Jonas, Hans 202; Kamiah, Wilhelm 206; Schulz, Walter 383. Bunsen, Robert Wilhelm, * 1811, 11899: Boltzmann, Ludwig Eduard 45. Burchard, Abt von St. Gallen, 1972: Notker der Deutsche 305. Burckhäuser, Nikolaus -> Burkhäuser, Nikolaus. Burckhardt, Georg Eduard, * 1881,11974: 59. Burckhardt, Jacob (Christoph), * 1818, 11897: 59; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Wölfflin, Heinrich 461. Burdach, Karl Friedrich, * 1776,11847: Baer, Karl Ernst von 18; Carus, Carl Gustav 64. Buridan, Johannes, *um 1295, f um 1358: Albert von Sachsen 7; Marsilius von Inghen 270.

Clausewitz Burkamp, Wilhelm, * 1879,11939: 60. Burke, Edmund, * 1729, t 1797: Garve, Christian 131. Bankhäuser, Nikolaus, * 1733, 11809: 60. Burns, Mary, 11863: Engels, Friedrich 102. Busch, Johannes, * 1399, 11479/80: Engelhus, Dietrich 102. Buschor, Hera: Canetti, Elias 61. Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig, * 1862, 11907: 60. Butler, Joseph, * 1692, 11752: Spalding, Johann Joachim 395. Butterweck, Friedrich -> Bouterwek, Friedrich (Ludewig). Cabanis, Pierre Jean George, * 1757, 11808: Jakob, Ludwig Heinrich von 196. Caesar, Karl Adolf, * 1744,11811: 60. Cagliostro, Alessandro Graf von, * 1743, 11795: Lavater, Johann Caspar 243. Cagnoli von Vercelli, Barnabas: Eckhart von Hochheim 95. Cajetan, Thomas, * 1469, 11534: Luther, Martin 261. Calixt, Georg, * 1586, 11656: Calov, Abraham 61; Conring, Hermann 72; Dreier, Christian 87. Callisen, Christian Friedrich, * 1777, 11861: 60. Calov, Abraham, * 1612, 11686: 61. Calvin, Johannes, * 1509, 11564: Mercator, Gerhard 283; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Camerarius, Joachim, * 1500, 11574: Melanchthon, Philipp 279. Campe, Joachim Heinrich, * 1746, 11818: Humboldt, Wilhelm von 191. Campen, Heimerich von, *um 1390, 11460: 61. Campetti, Francesco: Ritter, Johann Wilhelm 348. Candidus, Daniel (Pseud.) ->Cramer, Daniel. Canetti, Elias, * 1905, 11994: 61. Canetti, Veza, * 1897, 11963: Canetti, Elias 61. Cantor, Georg, * 1845, 11918: 62; Bolzano, Bernard 46; Dedekind, Richard 78; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) 466. Canz, Israel Gottlieb, * 1690, 11753: 62. Capablanca, Jose Raul, * 1888, 11942: Lasker, Emanuel 241. Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich), * 1871, 11961: 62. Capnion -»Reuchlin, Johannes. Carlyle, Thomas, * 1795, 11881: Hensel, Paul (Hugo) 172.

Carnap, Anna, * 1852: Carnap, Rudolf (Leo) 63. Carnap, Johannes S.: Carnap, Rudolf (Leo) 63. Carnap, Rudolf (Leo), * 1891,11970: 63; Gödel, Kurt (Friedrich) 138; Hempel, Carl Gustav 171; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) 300; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) 337; Stegmüller, Wolfgang 403. Carneri, Bartholomäus von, * 1821, 11909: 64. Carove, Friedrich Wilhelm, * 1789, 11852: 64. Carriere, (Philipp) Moriz, * 1817, 11895: 64. Carus, August Gottlob Ehrenfried, * 1763, 11842: Carus, Carl Gustav 64. Carus, Carl Gustav, * 1789, 11869: 64; Mesmer, Franz Anton 284. Carus, Caroline, * 1784, 11859: Carus, Carl Gustav 64. Carus, Christiane Elisabeth, * 1763, t 1846: Carus, Carl Gustav 64. Carus, Friedrich August, * 1770, 11807: 65. Casanova, Giovanni Battista, * 1730, 11795: Winckelmann, Johann Joachim 456. Caspari, Joachim: Goldberg, Oskar 143. Caspari, Otto, * 1841,11917: 65.

Cassirer, Ernst (Alfred), * 1874, 11945: 65; Anders, Günther I I ; Blumenberg, Hans 42; Cohen, Hermann 69; Ehrlich, Walter 97; Görland, Albert 139; Kristeller, Paul Oskar 230; Leese, Kurt 244; Ritter, Joachim 348; Schöndörffer, Otto (Konrad) 376; Solmitz, Walter Moritz 393; Strauss, Leo 413; Wind, Edgar 457. Cassius Dio Cocceianus, *um 163, t um 235: Reimarus, Hermann Samuel 339. Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav), * 1747, 11814: 66. Cathrein, Victor, * 1845, 11931: 66. Cauchy, Augustin Louis Baron, * 1789, 11857: Gauß, Carl Friedrich 131. Cavaceppi, Bartolomeo, * 1716, 11799: Winckelmann, Johann Joachim 456. Caylus, Anne Claude Philippe de Pestel de Levis de Tubieres-Grimoard, Comte de, * 1692, 11765: Winckelmann, Johann Joachim 456. Celtis, Konrad, * 1459, t 1508: Polich, Martin 328. Chalybäus, Heinrich Moritz, * 1796, 11862: 67. Chamberlain, Houston Stewart, * 1855, 11927: 67; Keyserling, Hermann Graf 216. Chambers, Robert, * 1802, 11871: Vogt, Carl 436. Charcot, Jean Martin, * 1825, 11893: Freud, Sigmund 121. Chareau, C. A. (Pseud.) -> Sperber, Manes. Charpentier, Julie von, * 1776, 11811: Novalis 306. Chastenet, Armand-Marie-Jacques Marquis de Puysegur, * 1751, 11825: Mesmer, Franz Anton 284. Chateaubriand, Francois Rene Vicomte de, * 1768, 11848: Humboldt, Wilhelm von 191. Chätelet, Gabrielle-Emilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise du, * 1706, t 1749: König, (Johann) Samuel 223. Chauvin, Etienne, * 1640, t 1725: 67. Chiocchetti, Emilio, * 1880, 11951: Grassi, Ernesto 146. Chircero, Athanasius —> Kircher, Athanasius. Chladenius, Johann Martin —»Chladni, Johann Martin. Chladni, Johann Martin, * 1710, 11759: 67. Chodowiecki, Daniel, * 1726, t 1801: Basedow, Johann Bernhard 25; Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Christian IV., Herzog von Schleswig und Holstein, König von Dänemark und Norwegen, * 1577, 11648: Arnisäus, Henning 15. Christine, Königin von Schweden, * 1626, 11689: Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Conring, Hermann 72. Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster, * 1606, 11678: Paullini, Christian Franz 316. Christoph, Herzog von Württemberg, * 1515, t 1568: Taurellus, Nikolaus 418. Church, Alonzo, * 1903, 11995: Stegmüller, Wolfgang 403. Cicero, Marcus Tullius, * 106 v. Chr., 143 v. Chr.: Amerbach, Veit 10; Beier, Karl (Friedrich Adam) 31; Garve, Christian 131; Gigon, Olof 136. Clarke, Samuel, * 1675, 11729: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Class, Gustav, * 1836, t 1908: 68; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Clauberg, Johann, * 1622, 11665: 68; Sperlette, Johannes 397. Claude, Jeanette: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Claudius, Matthias, * 1740, 11815: Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Jacobi, Friedrich Heinrich 195. Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von, * 1780,11831: 68. Clausewitz, Maria Sophia von, * 1779, 11836: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68.

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Clemens Clemens, Ferdinand: Erdmann, Johann Eduard 106. Clemens, Franz (Friedrich) Jakob, * 1815, 11862: 69; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50. Clodius, Christian August Heinrich, * 1772, 11836: 69. Cocceji, Samuel Frh. von, * 1679, 11755: Heineccius, Johann Gottlieb 165. Coccejus, Johannes, * 1603, 11669: Crusius, Christian August 75. Cochläus, Johannes, * 1479, t 1552: Baumgarten, Alexander Gottlieb 27. Cohen, Friedericke: Cohen, Hermann 69. Cohen, Gerson: Cohen, Hermann 69. Cohen, Hermann, * 1842, 11918: 69; Barth, Karl 22; Bornhausen, Karl (Eduard) 47; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Conn, Jonas (Ludwig) 70; Görland, Albert 139; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Heinemann, Fritz 166; Kellermann, Benzion 213; Klatzkin, Jakob 219; Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221; Lange, Friedrich Albert 239; Lazarus, Moritz 244; Natorp, Paul 297; Rosenzweig, Franz 353; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) 358; Vorländer, Karl 437. Cohen, Paul Joseph, * 1934: Cantor, Georg 62. Cohn, Jonas (Ludwig), * 1869, 11947: 70; Volkelt, Johannes 436. Coing, Johann Franz, * 1725, t 1792: 70. Colbert, Jean-Baptiste Marquis de Seignelay, * 1619, 11683: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Colet, John, * 1467(7), 11519: Agrippa von Nettesheim 5; Erasmus von Rotterdam 103. Collins, John, * 1625, 11683: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Colloredo-Waldsee, Hieronymus (Josef Franz de Paula) Graf von, * 1732,11812: Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420. Colombe, Marie-Elisabeth von: Humboldt, Wilhelm von 191. Combach, Johannes, * 1585, 11651: 70. Comenius, Johann Amos, * 1592, 11670: 71; Alsted, Johann Heinrich 9; Andreae, Johann Valentin 11; Basedow, Johann Bernhard 25; Bisterfeld, Johann Heinrich 40. Commer, Ernst (Ludwig Theodor), * 1847, 11928: 71; Glossner, Michael 138. Comte, (Isidore Marie) Auguste (Francois Xavier), * 1798, 11857: Barth, (Ernst Emil) Paul 24; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Dühring, (Karl) Eugen 91; Jodl, Friedrich 200; Miiller-Lyer, Franz Carl 295. Conrad, Theodor, * 1881, 11969: Conrad-Martius, Hedwig 71. Conrad-Martius, Hedwig, * 1888, 11966: 71; Stein, Edith 404. Conring, Hermann, * 1606, 11681: 72; Achenwall, Gottfried 2. Copernicus, Nicolaus, * 1473, t 1543: 72; Johann von Glogau 201; Kepler, Johannes 214; Kircher, Athanasius 218. Cornelius, Hans, * 1863, 11947: 74; Horkheimer, Max 186. Cornelius, Heinrich (eigentl.) —»Agrippa von Nettesheim. Cornelius, Johannes Wilhelm —> Cornelius, Hans. Coudenhove-Kalergi, Richard Nikolaus Graf, * 1894, t 1972: Pannwitz, Rudolf 314. Cowan, Clyde L., * 1919, 11974: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Coyet, Baron von: Pufendorf, Samuel Frh. von 331. Cramer, Daniel, * 1568, 11637: 75; Martini, Jakob 271. Cramer, Wolfgang, * 1901, 11974: 75. Cranach, Agnes von: Lorenz, Konrad (Zacharias) 256.

496

Creemere, Gerard de -»Mercator, Gerhard. Crell, Ludwig Christian, * 1671, 11733: 75. Cremer, Gerard de -> Mercator, Gerhard. Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von, * 1724, 11770: 75. Creuzer, Georg Friedrich, * 1771, 11858: Daub, Karl 77; Görres, (Johann) Joseph von 139; Savigny, Friedrich Carl von 359. Crisalin (Pseud.) —> Sinclair, Isaak von. Croce, Benedetto, * 1866, 11952: Vischer, Friedrich Theodor von 434; Vossler, Karl 438; Wölffiin, Heinrich 461. Crotus Rubeanus, *um 1480, turn 1545: Mutianus Rufus, Conradus 296. Crusius, Christian August, * 1715, 11775: 75; Reinhard, Franz Volkmar 340; Rüdiger, (Johann) Andreas 355. Curtius, Ernst, * 1814, 11896: Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) 321. Curtius, Ernst Robert, * 1886, 11956: Groethuysen, Bernhard 148; Ochsner, Heinrich 307; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) 321. Cuvier, Georges Baron de, * 1769,11832: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217; Vogt, Carl 436; Wagner, Rudolph 439. Cyprianus, Thascius Caecilius, *um 200/210, 1258: Erasmus von Rotterdam 103. Czeike von Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von (eigentl.) -» Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von. Czolbe, Heinrich, * 1819, 11873: 76. Dacque, Edgar, * 1878, 11945: 76. Däubler, Theodor, * 1876, 11934: Pannwitz, Rudolf 314. Dahlmann, Friedrich (Christoph), * 1785,11860: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88; Riehl, Wilhelm Heinrich 345. Dalberg, Carl Theodor von, * 1744, 11817: Windischmann, Carl Joseph Hieronymus 458. Dalberg, Johannes von, * 1455, 11503: Agricola, Rudolf 5. Dalwigk zu Lichtenfels, (Carl Friedrich) Reinhard Frh. von, * 1802, t 1880: Noack, Ludwig 304. Dammann, Charlotte: Pannwitz, Rudolf 314. Danaeus, Lambertus, * 1530, t 1595: Mercator, Gerhard 283. Dante Alighieri, * 1265, 11321: Albertus Magnus 7; Bartholomäus Anglicus 24; Delff, (Heinrich Karl) Hugo 78; Guardini, Romano 150; Speiser, Andreas 395; Vossler, Karl 438. Darjes, Joachim Georg, * 1714, 11791: 76. Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm), * 1883, 11957: 77. Darwin, Charles (Robert), * 1809, 11882: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Du Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von 92; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153; Lorenz, Konrad (Zacharias) 256; Wagner, Rudolph 439. Daub, Karl, * 1765, 11836: 77; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Marheineke, Philipp Konrad 269. Daumer, Georg Friedrich, * 1800, t 1875: 77. David von Augsburg, *um 1200/10, t 1272: 77. Dedekind, Richard, * 1831, 11916: 78; Cantor, Georg 62; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346. Dedelley, Jakob, * 1691, 11757: 78. Dederoth, Johannes, 11439: Engelhus, Dietrich 102. Deen, Isaac von: Moleschott, Jacob 290. Dehio, Georg (Gottfried Julius), * 1850, 11932: Wölfflin, Heinrich 461.

Droste-Hülshoff Dehmel, Richard (Fedor Leopold), * 1863, 11920: Buber, Martin 55. Delbrück, Hans (Gottlieb Leopold), * 1848,11929: Schmidt, Ferdinand Jacob 373. Delff, (Heinrich Karl) Hugo, * 1840, 11898: 78. Demokrit, * um 460 v. Chr., t zwischen 380 und 370 v. Chr.: Ploucquet, Gottfried 326. Demosthenes, *384 v. Chr., 1322 v. Chr.: Gomperz, Theodor 144. Dempf, Alois, * 1891, 11982: 79. Demuth, Frederick, * 1851, 11929: Marx, Karl 271. Demuth, Helene: Marx, Karl 271. Denifle, Heinrich Suso, * 1844,11905: Eckhart von Hochheim 95.

Denker, Rolf, * 1932,11999: 79. Dennert, Eberhard, * 1861,11942: 79. Derbolav, Josef, * 1912, 11987: 80; Fischer, Franz 116. Des Bosses, Bartholomäus, * 1668, 11738: 80. Descartes, Rene, * 1596, t 1650: Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Clauberg, Johann 68; Comenius, Johann Amos 71; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Eckhard, Arnold 94; Güttier, Carl 151; Heinze, Max 167; Kirchmann, Julius Hermann von 218; Klemmt, Alfred 220; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Melzer, Ernst 281. Desgabets, Robert, * 1610, 11678: Sperlette, Johannes 397. Desjardins, Paul, * 1859, t 1940: Groethuysen, Bernhard 148. Desor, (Johann Peter) Eduard, * 1811,11882: Vogt, Carl 436. Dessauer, Friedrich, * 1881, t 1963: 80. Dessoir, Max, * 1867, 11947: 80; König, Rene 223; Müller-Freienfels, Richard 294; Münsterberg, Hugo 295; Simmel, Georg 390. Deubler, Konrad, * 1814, 11884: 81. Deussen, Paul (Jakob), * 1845, 11919: 81; Kauffmann, Max Reinhard 209. Deutinger, Martin, * 1815, t 1864: 81. Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky (Pseud.) -» Vischer, Friedrich Theodor von. Deverite, Jules (Pseud.) -> Kofier, Leo. Diderot, Denis, * 1713, t 1784: Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Jacobi, Friedrich Heinrich 195. Diederichs, Eugen, * 1867, 11930: Nohl, Herman (Julius) 305. Diels, Hermann (Alexander), * 1848, 11922: 82; Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) 62; Ehrlich, Walter 97; Kranz, Walther 228. Diemer, Alwin, * 1920, 11986: 82. Diesterweg, Friedrich Adolph Wilhelm, * 1790, 11866: Pestalozzi, Johann Heinrich 318. Dietrich II. von Moers, Erzbischof und Kurfürst von Köln, *um 1385, t 1463: Heinrich von Werl 167. Dietrich von Freiberg, *um 1240, turn 1320: 82; Berthold von Moosburg 38; Eckhart von Hochheim 95. Dietrich von Sterngassen, nachweisbar 1310-25: Johannes von Sterngassen 201. Dietrich, Otto, * 1897, 11952: 83. Dietzgen, Josef, * 1828, 11888: 83. Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig), * 1833, 11911: 83; Adickes, Erich 2; Bollnow, Otto Friedrich 45; Buber, Martin 55; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Dessoir, Max 80; Dyroff, Adolf 93; Erdmann, Benno 105; Freyer, Hans 123; Frischeisen-Köhler, Max 127; Goldscheid, Rudolf 143; Grisebach, Eberhard 147; Groethuysen, Bernhard 148; Heidegger, Martin 163; Joel, Karl 200; Kauffmann, Max Reinhard 209; Keyserling, Hermann Graf 216; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd 243; Lipps, Hans

253; Litt, Theodor 254; Löwith, Karl 256; Mannheim, Karl 267; Marcuse, Herbert 268; Menzer, Paul 283; Misch, Georg 288; Nohl, Herman (Julius) 305; Paulsen, Friedrich 316; Rickert, Heinrich 344; Riehl, Alois (Adolf) 345; Rothacker, Erich 353; Schapp, Wilhelm 362; Schmied-Kowarzik, Walther 373; Simmel, Georg 390; Spranger, Eduard 397; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Tumarkin, Anna 429; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann), * 1881, 11954: 85; Marcus, Ernst Moses 268. Diogenes Laertios, *3.Jh.: Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Dionysius Areopagita, (Pseud.), t um 500: Eckhart von Hochheim 95. Diplomaticus (Pseud.) -»Stein, Ludwig. Dirac, Paul Adrien Maurice, * 1902, 11984: Jordan, (Ernst) Pascual 202; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Schrödinger, Erwin 380. Dirichlet, Gustav Peter, * 1805, 11859: 85; Dedekind, Richard 78; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Wagner, Rudolph 439. Diwald, Hellmut, * 1924, 11993: Willms, Bernard 455. Dodel, Arnold, * 1843,11908: Deubler, Konrad 81. Döblin, Alfred, * 1878, 11957: Buber, Martin 55. DÖHinger, Ignaz (Christoph), * 1770, 11841: Baer, Karl Ernst von 18; Oken, Lorenz 310; Wagner, Rudolph 439. Döllinger, Johann Joseph Ignaz von, * 1799, 11890: Baer, Karl Ernst von 18; Huber, Johann Nepomuk 188; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Sengler, Jakob 387. Dönniges, (Marie Josephine) Helene von, * 1843, 11911: Lassalle, Ferdinand 242. Döpfner, Julius, * 1913, t 1976: Rahner, Karl (Josef Erich) 333. Döring, August, * 1834, 11913: 86. Döring, Matthias, *um 1395, 11469: Engelhus, Dietrich 102. Dohm, Christian Conrad (Wilhelm) von, * 1751, t 1820: Humboldt, Wilhelm von 191; Mendelssohn, Moses 281. Dohna zu Schlobitten, (Friedrich Ferdinand) Alexander Graf, * 1771, t 1831: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu, * 1876, t 1944: 86. Dohrn, Anton Felix, * 1840, t 1909: Driesch, Hans Adolf Eduard 87. Domenico da Navara, * 1464, 11514: Copernicus, Nicolaus 72. Dominikus, * um 1170, t 1221: Albertus Magnus 7. Donat, Josef, * 1868, 11946: 86. Donders, Frans Cornells, * 1818, 11889: Moleschott, Jacob 290. Dorner, August, * 1846, 11920: 86. Dorner, Isaak August, * 1809, t 1884: Kaftan, Julius 205. Dorotic, Pawla: Schmitt, Carl 374. Dostojewskij, Fjodor Michajlowitsch, * 1821, 11881: Guardini, Romano 150; Lukäcs, György von 260. Dreier, Christian, * 1610, 11688: 87. Drews, (Christian Heinrich) Arthur, * 1865, 11935: 87; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) 467. Driesch, Hans Adolf Eduard, * 1867, 11941: 87; Bertalanffy, Ludwig von 37; Ehrlich, Walter 97; Gehlen, Arnold 133; Plessner, Helmuth 325; Roux, Wilhelm 354; Schelsky, Helmut 365. Drobisch, Moritz Wilhelm, * 1802, t 1896: 88; Liebmann, Otto 252. Droste-Hülshoff, Annette von, * 1797, t 1848: Schlüter, Christoph Bernhard 372. 497

Droste zu Vischering Droste zu Vischering, Clemens August Frh. von, * 1773, 11845: Görres, (Johann) Joseph von 139. Droysen, Johann Gustav (Bernhard), * 1808, 11884: 88; Burckhardt, Jacob (Christoph) 59; Simmel, Georg 390. Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von, * 1858, 11918: 89. Dubislav, Walter (Ernst Otto), * 1895,11937: 89. Duboc, (Karl) Julius, * 1829, 11903: 89; Deubler, Konrad 81. Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich), * 1818, 11896: 90; Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) 91; Heimholte, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm) 321. Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave), * 1831, f 1889:91. Du Bös, Charles, * 1882, 11939: Groethuysen, Bernhard 148. Dühring, (Karl) Eugen, * 1833, 11921: 91; Deubler, Konrad 81; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd 243. Dürr, (Georg) Ernst, * 1878, 11913: 92. Dürr, Karl, * 1888, 11970: 92; Meyer, Rudolf 287. Duhamel, Jean-Baptist, * 1624, 11706: Sperlette, Johannes 397. Duilhe de Saint-Projet, Marc Antoine Marie Franc.ois, * 1822, 11897: Braig, Carl 48. Dukas, Helene: Einstein, Albert 98. Dulckeit, Gerhard, * 1904, 11954: 92. Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf, * 1864, 11934: 92. Dunkmann, Karl, * 1868, 11932: 92; Lehmann, Gerhard 245. Duns Scotus, Johannes, *um 1266,11308: Heidegger, Martin 163; Thomas von Erfurt 421; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Dunstan, Erzbischof von Canterbury, * um 909, 1988: Hrabanus Maurus 187. Du Frei, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von, * 1839, 11899: 92. Durangelo, R. (Pseud.) -> Rüge, Arnold. Durkheim, Emile, * 1858, 11917: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Dyroff, Adolf, * 1866, t 1943: 93; Honecker, Martin 186. Ebbinghaus, Hermann, * 1850, 11909: Cohn, Jonas (Ludwig) 70; Kauffmann, Max Reinhard 209; Stern, William Louis 409. Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig), * 1885, 11981: 93; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) 419. Ebel, Kaspar, * 1595, 11664: 93. Eberhard Ludwig, Herzog von Württemberg, * 1676, 11733: Bilfinger, Georg Bernhard 39. Eberhard, Johann August, * 1739, 11809: 93; Maass, Johann Gebhard Ehrenreich 263; Pockels, Karl Friedrich 326; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Ebert, Johann Jakob, * 1737, 11805: 94. Ebner, Ferdinand, * 1882, 11931: 94. Ebner, Margarethe, * um 1291, 11351: Tauler, Johannes 418. Ebo, Erzbischof von Reims, Bischof von Hildesheim, *8.Jh., 1851: Hrabanus Maurus 187. Echtermeyer, Theodor, * 1863, 11932: Rüge, Arnold 356. Eck, Johannes, * 1486, 11543: Breitkopf, Gregor 50; Luther, Martin 261; Reisch, Gregor 342; Ricius, Paulus 344. Eckard, Arnold -> Eckhard, Arnold. Eckermann, Johann Peter, * 1792,11854: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Eckhard, Arnold, 11685: 94. 498

Eckhart von Hochheim, *vor 1260, t vor 1328: 95; Fromm, Erich (Pinchas) 129; Hugo von Sankt Viktor 190; Johannes von Sterngassen 201; Koch, Joseph 222; Landauer, Gustav 237; Nikolaus von Straßburg 304; Rudolf von Biberach 355; Seuse, Heinrich 388; Tauler, Johannes 418. Eckstein, Gustav, * 1875, 11916: Walther, Gerda 441. Edelmann, Johann Christian, * 1698, 11767: Heise, Wolfgang 168. Edelstem, Ludwig: Frank, Erich 119. Edison, Thomas Alva, * 1847, 11931: Scheler, Max (Ferdinand) 362. Egmondanus, * 1470,11526: Erasmus von Rotterdam 103. Ehrard, Johann Benjamin —»Erhard, Johann Benjamin. Ehrenberg, Hans, * 1883, 11958: 96; Buber, Martin 55; Rosenzweig, Franz 353. Ehrenberg, Rudolf (Hans Hermann), * 1884, 11969: Buber, Martin 55; Rosenzweig, Franz 353. Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von, * 1859, 11932: 97; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Meinong, Alexius 278. Ehrle, Franz, * 1845, t 1934: Jansen, Bernhard 197; Pelster, Franz 317. Ehrlich, Johann Nepomuk, * 1810, 11864: 97. Ehrlich, Walter, * 1896, 11968: 97. Eibl, Hans, * 1882, 11958: 97. Eichendorff, Joseph (Karl Benedikt) Frh. von, * 1788, 11857: Görres, (Johann) Joseph von 139; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Eichhorn, (Johann Albrecht) Friedrich, * 1779, 11856: Marx, Karl 271. Eichhorn, Johann Gottfried, * 1752, 11827: Herder, Johann Gottfried 173. Eichhorn, Karl Friedrich, * 1781, 11854: Savigny, Friedrich Carl von 359. Eigil, Abt von Fulda, * um 750, 1822: Hrabanus Maurus 187. Einhard, *um 770,1840: Alkuin 9. Einhorn, David, * 1809, t 1879: Hirsch, Samuel 182. Einsiedel, (Johann) August von, * 1754, 11837: 98. Einstein, Albert, * 1879, 11955: 98; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Born, Max 46; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Frank, Philipp 120; Goldschmidt, Ludwig 144; Itelsohn, Gregorius Borisowitsch 194; Mach, Ernst 264; Marcus, Ernst Moses 268; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323; Popper, Sir Karl Raimund 328; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) 337; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371; Schrödinger, Erwin 380; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Einstein, Eduard, * 1910: Einstein, Albert 98. Einstein, Elsa, * 1876, 11936: Einstein, Albert 98. Einstein, Hans Albert, * 1903: Einstein, Albert 98. Eisler, Fritz, * 1883, t 1936: Schmitt, Carl 374. Eisler, Moritz, * 1823, 11902: 99. Eisler, Rudolf, * 1873, 11926: 99; Roretz, Karl von 351; Ziegenfuß, Werner 466. Eisner, Kurt, * 1867, 11919: Landauer, Gustav 237. Ekbert von Schönau, *vor 1130, 11184: Elisabeth von Schönau 100. Ekhof, (Hans) Conrad (Dietrich), * 1720, 11778: Engel, Johann Jakob 102. Ekkehard I. von St. Gallen, *um 910, 1973: Notker der Deutsche 305. Ekkehard II. von St. Gallen, * um 920, 1990: Notker der Deutsche 305. Ekkehard III. von St. Gallen, t in den ersten Jahrzehnten des 11. Jh.: Notker der Deutsche 305.

Fechner Ekkehard IV. von St. Gallen, * 980/90, t nach 1056: Notker der Deutsche 305. Eliade, Mircea, * 1907,11986: Otto, Rudolf (Louis Karl) 313; Tillich, Paul (Johannes) 424. Elias, Norbert, * 1897, 11990: 100. Eliot, T. S. (Thomas Stearns), * 1888, 11965: Pieper, Josef 322. Elisabeth Christine, Königin von Preußen, * 1715, 11797: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Elisabeth von Beggenhofen: Eckhart von Hochheim 95. Elisabeth von Schönau, * um 1129, 11164: 100. Elkan (Pseud.) -»Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig). Eisenhans, Theodor, * 1862,11918: 101. Elvenich, Peter Joseph, * 1796, 11886: 101. Emge, Carl August, * 1886, 11970: 101. Emmeran, Eusebius (Pseud.) -> Daumer, Georg Friedrich. Enckendorf, Marie Luise: Simmel, Georg 390. Ende, Michael (Andreas Helmuth), * 1929,+1995: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Engel, Friedrich, * 1861, 11941: Lambert, Johann Heinrich 235. Engel, Johann Jakob, * 1741, 11802: 102; Humboldt, Wilhelm von 191. Engelbert II. von Falkenburg, Erzbischof von Köln, *um 1220, 11274: Albertus Magnus 7. Engelbert von Admont, *um 1250, 11332: 102. Engelberti, Ulrich, 11277: 102; Albertus Magnus 7; Johannes von Freiburg 201. Engeihus, Dietrich, *um 1365, 11434: 102. Engels, Friedrich, * 1820, 11895: 102; Bachofen, Johann Jakob 18; Bauer, Bruno 25; Dühring, (Karl) Eugen 91; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Hess, Moses 177; Kautsky, Karl 212; Lassalle, Ferdinand 242; Marx, Karl 271; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Stirner, Max 410; Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Epiktet, *um 50, t um 138: Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) 62. Erasmus von Rotterdam, * zwischen 1466 und 1469, 11536: 103; Luther, Martin 261; Melanchthon, Philipp 279; Mutianus Rufus, Conradus 296; Reisch, Gregor 342; Reuchlin, Johannes 343; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Erbach-Schönberg, Christian Graf zu, + 1801: Weber, Karl Julius 443. Erck, V. van (Pseud.) -> Knauer, Vinzenz (Andreas). Erdmann, Benno, * 1851, 11921: 105; Becher, Erich 29; Ehrlich, Walter 97; Erdmann, Johann Eduard 106; Hofmann, Paul 184. Erdmann, Johann Eduard, * 1805, t 1892: 106; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) 448. Erdmann, Karl Dietrich, * 1910, 11990: Riezler, Kurt 346. Erhard, Andreas, * 1790,11846: 106. Erhard, Johann Benjamin, * 1766, 11827: 106. Erhardt, Franz (Bruno), * 1864,11930: 107. Erhardt, Johann Benjamin —> Erhard, Johann Benjamin. Erhardt, Johann Simon, * 1776, 11829: 107. Erismann, Theodor, * 1883,11961: 107. Ernesti, Johann August, * 1707, + 1781: Schade, Georg 361. Ernst August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Kurfürst von Hannover, Bischof von Osnabrück, * 1629, 11698: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245.

Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, * 1818, 11893: Weishaupt, Johann Adam Joseph 447. Ernst, (Karl Friedrich) Paul, * 1866, 11933: Lukäcs, György von 260. Erxleben, Johann Christian Polycarp, * 1744, 11777: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Eschenburg, Johann Joachim, * 1743, 11820: Lessing, Gotthold Ephraim 248. Eschenmayer, Adolph Karl August, * 1768, 11852: 107; Mesmer, Franz Anton 284. Escherich, Georg, * 1870, 11941: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Espenberger, Johann Nepomuk, * 1876, + 1954: 107. Esser, Wilhelm, * 1798, 11854: 108. Este, Ercole I. d'E„ Herzog von Ferrara, Modena, Reggio, * 1431, 11505: Agricola, Rudolf 5. Ettlinger, Max (Emil), * 1877, 11929: 108. Etzlaub, Erhard, * 1462, 11532: Mercator, Gerhard 283. Eucken, Rudolf (Christoph), * 1846, + 1926: 108; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard 110; Grisebach, Eberhard 147; Leser, Hermann 248; Scheler, Max (Ferdinand) 362; Schmalenbach, Herman 372; SchmiedKowarzik, Walther 373; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) 467. Eugen III., Papst, 11153: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13. Eugen IV., Papst, * 1383, 11447: Heinrich von Wer! 167. Eugen, Prinz von Savoyen, * 1663, 11736: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Euler, Christoph, * 1743, 11808: Euler, Leonhard 108. Euler, Johann Albrecht, * 1734, 11800: Euler, Leonhard 108. Euler, Karl, * 1740, 11790: Euler, Leonhard 108. Euler, Katharina, * 1707, 11773: Euler, Leonhard 108. Euler, Leonhard, * 1707, 11783: 108; Dirichlet, Gustav Peter 85; König, (Johann) Samuel 223; Speiser, Andreas 395. Euler, Margaretha, * 1677, t 1761: Euler, Leonhard 108. Euler, Paulus, * 1670, t 1745: Euler, Leonhard 108. Euripides, * 485/84 oder um 480 v. Chr, +406 v. Chr.: Arnim, Hans (Friedrich) von 15; Gomperz, Theodor 144; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Ewald, Oskar, * 1881,11940: 110. Ewerbeck, Christian Gottfried, * 1761, 11837: 110. Exner, Franz (Seraphin), * 1802, 11853: 110. Exner, Franz (Seraphin), * 1849, 11926: Schrödinger, Erwin 380. Eyser, Ulrich (Pseud.) -» Plessner, Helmuth. Fabricius, Johann Albert, * 1668, 11736: Reimarus, Hermann Samuel 339. Fabricius, Johanna Friderike: Reimarus, Hermann Samuel 339. Färber, Johann Michael, * 1778, + 1844: Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221. Färber, Karl: Ochsner, Heinrich 307. Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard, * 1851, 11920: 110. Falkenhain (Pseud.) -> Bernhard!, (Johann) August Ferdinand (Christian). Fatio de Duillier, Nikolaus, * 1664, + 1753: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Faust, August, * 1895, + 1945: 110. Fawcett, Joseph, + 1804: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Fechner, Erich, * 1903, 11991: 110. Fechner, Gustav Theodor, * 1801, + 1887: 111; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd 243; Liebmann, Otto 252;

499

Feder Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463. Feder, Johann Georg Heinrich, * 1740, 11821: 111; Bouterwek, Friedrich (Ludewig) 47; Meiners, Christoph 278. Feder, Karl August Ludwig, * 1790,11856: Feder, Johann Georg Heinrich 111. Feher, Ferenc, * 1933, 11994: Lukäcs, György von 260. Feigl, Herbert, * 1902, 11988: 112. Feiwel, Berthold, * 1875, 11937: Buber, Martin 55. Felice, Renzo de: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Ferdinand L, Römischer König und Kaiser, König von Böhmen und Ungarn, * 1503, 11564: Erasmus von Rotterdam 103. Ferdinand II., Römischer König und Kaiser, * 1578, 11637: Kircher, Athanasius 218. Ferdinand III., Römischer König und Kaiser, * 1608, 11657: Angelus Silesius 12. Ferdinand, Prinz von Preußen, * 1730,11813: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Ferenczi, Sändor, * 1873, t 1933: Freud, Sigmund 121. Ferguson, Adam, * 1723, 11816: Garve, Christian 131. Fermi, Enrico, * 1901, 11954: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Fernow, Carl Ludwig, * 1763, 11808: 112. Fetscher, Iring, * 1922: Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Feuchtwanger, Lion, * 1884, 11958: Marcuse, Ludwig 269. Feuerbach, Ludwig (Andreas), * 1804, 11872: 112; Deubler, Konrad 81; Duboc, (Karl) Julius 89; Harich, Wolfgang 157; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Hess, Moses 177; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Jodl, Friedrich 200; Marx, Karl 271; Moleschott, Jacob 290; Rüge, Arnold 356; Schmitt, Eugen Heinrich 374; Stirner, Max 410; Strauß, David Friedrich 412. Feuerbach, Paul Johann Anselm Ritter von, * 1775, 11833: Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112. Feuerlein, Jakob Wilhelm, * 1689, 11766: Taurellus, Nikolaus 418. Feyerabend, Paul (Karl), * 1924,11994: 113. Fichte, Immanuel Hermann, * 1796, 11879: 113; Dietzgen, Josef 83; Fichte, Johann Gottlieb 114; Sengler, Jakob 387; Ulrici, Hermann 430. Fichte, Johann Gottlieb, * 1762, 11814: 114; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Bayer, Karl 29; Beck, Jacob Sigismund 30; Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) 37; Böhme, Christian Friedrich 43; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard 110; Faust, August 110; Fichte, Immanuel Hermann 113; Forberg, Friedrich Karl 119; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl 119; Fries, Jakob Friedrich 127; Gehlen, Arnold 133; Harms, (Joachim) Friedrich (Simon) 158; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Herbart, Johann Friedrich 172; Hielscher, Johannes 179; Hülsen, August Ludwig 189; Humboldt, Wilhelm von 191; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kant, Immanuel 207; Krause, Karl Christian Friedrich 229; Medicus, Fritz (Georg Adolf) 276; Mehmel, Gottlieb Ernst August 277; Münsterberg, Hugo 295; Niethammer, Friedrich Immanuel 301; Novalis 306; Obereit, Jakob Hermann 307; Reiff, Jacob Friedrich 338; Reinhold, Karl Leonhard 341; Röschlaub, Andreas 349; Schad, Johann Baptist 360; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schelsky, Helmut 365; Schelver, Franz Joseph 365; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schopenhauer, Arthur

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377; Sinclair, Isaak von 391; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393; Steffens, Henrik 402; Stutzmann, Johann Josua 416; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420; Thiele, Günther 421; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453; Windelband, Wilhelm 458; Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463; Zahn, Manfred 465; Zschimmer, Eberhard 470. Ficker, Ludwig von, * 1880, 11967: Brach, Hermann (Josef) 51; Ebner, Ferdinand 94. Fielding, Henry, * 1707, 11754: Wezel, Johann Karl 453. Fierz, Markus, * 1912: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Fingerlos, Matthäus, * 1748, 11817: Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420. Fink, Eugen, * 1905, 11975: 115; Husserl, Edmund 193; Landgrebe, Ludwig 238. Finsler, Paul, * 1894, t 1970: 115. Finsterlin, Hermann, * 1887, 11973: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Fischer, Aloys, * 1880,11937: 116; Becher, Erich 29. Fischer, Christian Gabriel, * 1686, 11751: 116. Fischer, Engelbert Lorenz, * 1845, 11923: 116. Fischer, Eugen, * 1874, 11967: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Fischer, Franz, * 1929, 11970: 116. Fischer, (Ernst) Hugo, * 1897, 11975: 117. Fischer, Karl Philipp, * 1807, 11885: 117. Fischer, Kuno (Ernst Berthold), * 1824, 11907: 117; Cohen, Hermann 69; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Ettlinger, Max (Emil) 108; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl 119; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Liebmann, Otto 252; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von 405; Volkelt, Johannes 436; Windelband, Wilhelm 458. Fischl, Johann, * 1900, 11996: 118. Flacius, Matthias, * 1520, 11575: Strigel, Victorinus 414. Flatt, Johann Friedrich, * 1759, 11821: 118. Flatt, Karl Christian, * 1772, t 1843: Flatt, Johann Friedrich 118. Fließ, Wilhelm, * 1858, 11928: Freud, Sigmund 121. Flügel, Otto, * 1842, 11914: 118. Förster, Friedrich Wilhelm, * 1869, 11966: 118. Förster-Nietzsche, Elisabeth, * 1846, 11935: Horneffer, Ernst 187; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Forberg, Friedrich Karl, * 1770, 11848: 119; Fichte, Johann Gottlieb 114. Foreign, H. (Pseud.) -> Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von. Forkel, Johann Nikolaus, * 1749, t 1818: Griepenkerl, Friedrich Konrad 147. Formey, Johann Heinrich Samuel, * 1711, 11797: 119. Formstecher, Salomon, * 1808, 11889: 119. Forster, (Johann) Georg (Adam), * 1754, 11794: Humboldt, Wilhelm von 191; Lichtenberg, Georg Christoph 250; Meiners, Christoph 278; Moleschott, Jacob 290; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl, * 1806, 11881: 119; Liebmann, Otto 252. Fourier, Charles, * 1772, t 1837: Stein, Lorenz von 405. Fourier, Jean-Baptiste Joseph Baron de, * 1768, 11830: Dirichlet, Gustav Peter 85. Fraenkel, Adolf, * 1891, 11965: Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) 466. Fränkel, David (ben Naftali Hirsch), * 1707, t 1762: Mendelssohn, Moses 281. Fränkel, Hermann, * 1888, 11977: Pohlenz, Max (Hugo) 327. Francisco de Vitoria, * 1483/93, 11546: Kohler, Josef 224. Franck, James, * 1882, t 1964: Born, Max 46.

Frisius Francke, August Hermann, * 1663, t 1727: Andreae, Johann Valentin 11; Buddeus, Johann Franz 57; Kant, Immanuel 207; Lange, Joachim 240. Franckenberg, Abraham von, * 1593, 11652: Angelus Silesius 12. Francis, (Marie) Louise von, * 1817, 11893: Bender, Hedwig 32. Frank, Erich, * 1883, t 1949: 119. Frank, Franz Hermann Reinhold von, * 1827, 11894: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Frank, Hans, * 1900, 11946: Emge, Carl August 101. Frank, Philipp, * 1884, 11966: 120; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371. Frankl, Paul, * 1878, 11962: Wölfflin, Heinrich 461. Frankl, Wilhelm Maria, * 1878, 11933: 120. Franklin, Benjamin, * 1706, 11790: Mesmer, Franz Anton 284; Winckler, Johann Heinrich 457. Frantz, (Gustav Adolph) Constantin, * 1817, 11891: 120. Franz L, König von Frankreich, * 1494, 11547: Erasmus von Rotterdam 103. Franz von Assisi, * 1181/82, f 1226: Seuse, Heinrich 388. Franz von Retz, *um 1343, t 1427: Nider, Johannes 300. Frauenstädt, (Christian Martin) Julius, * 1813, 11879: 120. Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig), * 1848, 11925: 121; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Scholz, Heinrich 377; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) 459. Freiligrath, (Hermann) Ferdinand, * 1810, 11876: Marx, Karl 271. Freimann (Pseud.) -»Weitling, Wilhelm (Christian). Freisitzer, Kurt, * 1928: Mokre, Johann (Josef Alois) 290. Frenzel, Ivo, * 1924: Diemer, Alwin 82. Freud, Anna, * 1895, 11982: Freud, Sigmund 121. Freud, Martha, * 1861, 11951: Freud, Sigmund 121. Freud, Mathilde, * 1887: Freud, Sigmund 121. Freud, Sigmund, * 1856, t 1939: 121; Andreas-Salome, Lou 12; Bachofen, Johann Jakob 18; Bahnsen, Julius Friedrich August 20; Cams, Carl Gustav 64; Fromm, Erich (Pinchas) 129; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158; Jung, Carl Gustav 203; Marcuse, Herbert 268; Marcuse, Ludwig 269; Reich, Wilhelm 337; Schopenhauer, Arthur 377. Freudenthal, Jacob, * 1839, 11907: 123; Joel, Karl 200. Frey, Janus Cäcilius (Johannes), *um 1580, 11631: 123. Freyer, Hans, * 1887, 11969: 123; Gehlen, Arnold 133; Schelsky, Helmut 365; Spranger, Eduard 397. Freylinghausen, Johann Anastasius, * 1670, 11739: Angelus Silesius 12. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, * 1912, 11996: 124. Frick, Karl, * 1856, 11931: 124. Friedländer, David (Joachim), * 1750, 11834: Bendavid, Lazarus 32; Herz, (Naphtali) Markus 177. Friedländer, Julius (Theodor), * 1813, 11884: Simmel, Georg 390. Friedländer, Moritz, * 1844, 11919: Ewald, Oskar 110. Friedländer, Oskar (eigentl.) -»Ewald, Oskar. Friedländer, Salomo, * 1871, 11946: 124. Friedland, Ferdinand, * 1810, t 1868: Lassalle, Ferdinand 242. Friedmann, (Adolph) Hermann, * 1873, 11957: 124; Kuntze, Friedrich 234. Friedrich I. (Barbarossa), Kaiser, * 1122, t 1190: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13; Gottfried von Viterbo 145; Herrad von Hohenburg 175; Hugo von Honau 189; Otto von Freising 312; Wibald454.

Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Oels, * 1771, 11815: Pockels, Karl Friedrich 326. Friedrich, Landgraf von Hessen-Darmstadt, Bischof von Breslau, * 1616, t 1682: Kircher, Athanasius 218. Friedrich IV., Landgraf von Hessen-Homburg, * 1724, 11751: Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von 75. Friedrich Karl, Frh. von Erthal, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, * 1719, 11802: Windischmann, Carl Joseph Hieronymus 458. Friedrich Ludwig, Großherzog von MecklenburgSchwerin: Schubert, Gotthilf Heinrich von 381. Friedrich Franz II., Großherzog von MecklenburgSchwerin, * 1823, 11883: Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) 404. Friedrich, Graf von Oettingen: Agricola, Rudolf 5. Friedrich L, König in Preußen, * 1657, 11713: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Friedrich Wilhelm L, König in Preußen, Kurfürst von Brandenburg, * 1688, 11740: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Stahl, Georg Ernst 399; Wolff, Christian Frh. von 462. Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen, * 1712, 11786: 125; Abbt, Thomas 1; Darjes, Joachim Georg 76; Euler, Leonhard 108; Garve, Christian 131; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Jenisch, Daniel 199; König, (Johann) Samuel 223; La Mettrie, Julien Offray de 236; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274; Mendelssohn, Moses 281; Pauw, (Franz) Kornelius de 317; Seile, Christian Gottlieb 387; Sulzer, Johann Georg(e) 416; Winckelmann, Johann Joachim 456; Wolff, Christian Frh. von 462; Zimmermann, Johann Georg 469. Friedrich Wilhelm II., König von Preußen, * 1744, 11797: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Herz, (Naphtali) Markus 177; Kant, Immanuel 207; Seile, Christian Gottlieb 387. Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, * 1770, 11840: Ancillon, (Jean Pierre) Frederic 11; Biese, Franz 39; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Engel, Johann Jakob 102; Novalis 306; Seile, Christian Gottlieb 387; Steffens, Henrik 402; Steinbart, Gotthilf Samuel 406. Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, * 1795, 11861: Ancillon, (Jean Pierre) Frederic 11; Göschel, Karl Friedrich 140; Ranke, Leopold von 333; Savigny, Friedrich Carl von 359. Friedrich III. der Weise, Kurfürst von Sachsen, * 1463, 11525: Luther, Martin 261; Polich, Martin 328. Friedrich August L, Kurfürst von Sachsen, August II. als König in Polen, * 1670, 11733: Bucher, Urban Gottfried 57; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, * 1696, t 1763: Vattel, Emer de 432. Friedrich Christian II., Herzog von SchleswigHolstein-Sonderburg-Augustenburg, * 1765, t 1814: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Friedrich, Caspar David, * 1774, 11840: Carus, Carl Gustav 64. Friedrich, Dr. (Pseud.) ->Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt. Fries, Jakob Friedrich, * 1773, t 1843: 127; Apelt, Ernst Friedrich 13; Beneke, Friedrich Eduard 33; Grelling, Kurt 147; Nelson, Leonard 298. Fries, Lorenz, * 1485/90, 11530/32: Paracelsus 314. Frings, Manfred S.: Scheler, Max (Ferdinand) 362. Frischauf, Marie, * 1882, 11966: Reich, Wilhelm 337. Frischeisen-Köhler, Max, * 1878, 11923: 127; Moog, Willy 291. Frisius -» Agricola, Rudolf.

501

Proben Frohen, Hieronymus, * 1501, 11563: Agricola, Georgius 3. Proben, Johann, *um 1460, 11527: Erasmus von Rotterdam 103. Frobenius, Leo (Viktor), * 1873, 11938: 128; Scheler, Max (Ferdinand) 362. Frobenius-Kühn, Eleonore, * 1878,11955: 128. Frohes, Johann Nikolaus, * 1701, 11756: 128. Fröbel, Friedrich (Wilhelm August), * 1782, 11852: Leonhardi, Hermann Karl Frh. von 247. Frühes, Joseph, * 1866,11947: 128. Fröhlich, Georg, * 1872, 11939: Kelsen, Hans 213. Frölich, Wolfgang, * 1748, 11810: Reiner, Gregor Leonhard 340. Frohschammer, Jakob, * 1821, 11893: 129; Kleutgen, Joseph 221; Münz, Bernhard 295. Fromm, Erich (Pinchas), * 1900, 11980: 129; Eckhart von Hochheim 95. Frühwirth, Peter (Pseud.) ->Amery, Jean. Frutolf von Michelsberg, 11103: Otto von Freising 312. Fuchs, Eduard, * 1870, 11940: Benjamin, Walter 33. Fülleborn, Georg Gustav, * 1769, 11803: 130. Füssli, Heinrich „der Jüngste", * 1755, 11829: Winckelmann, Johann Joachim 456. Funk, Franz Xaver von, * 1840, 11907: Braig, Carl 48. Futerer, Johannes: Seuse, Heinrich 388. Gabirol, Salomo ben Jehuda ibn, * um 1010, 11057/58: Baeumker, Clemens 19. Gablentz, Otto Heinrich von der, * 1898, 11972: 130. Gabler, Georg Andreas, * 1786, 11853: 130. Gabriel, Leo, * 1902,11987: 130. Gadamer, Hans-Georg, * 1900: Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Jauß, Hans Robert 198; Kristeller, Paul Oskar 230; Löwith, Karl 256; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz 437. Galen, * 129(7), 1199(7): Agricola, Georgius 3; Sennert, Daniel 387. Galilei, Galileo, * 1564, 11642: Copernicus, Nicolaus 72; Kircher, Athanasius 218; Müllner, Laurenz 295. Gallitzin, (Adelheid) Amalie Fürstin von, * 1748, 11806: Hamann, Johann Georg 156. Gangauf, Michael (eigentl.) —> Gangauf, Theodor. Gangauf, Theodor, * 1809, 11875: 130. Gans, Eduard, * 1797, t 1839: 130; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Kahlert, (Karl) August (Timotheus) 206; Marx, Karl 271; Savigny, Friedrich Carl von 359. Ganz, Peter, * 1920: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Garcia Lorca, Federico, * 1898, 11936: Gebser, Jean 133. Garrick, David, * 1716, t 1779: Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184. Garve, Christian, * 1742, 11798: 131; Engel, Johann Jakob 102; Kant, Immanuel 207. Gaßner, Johann Joseph, * 1727, 11779: Lavater, Johann Caspar 243. Gast, Peter, * 1854, 11918: Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Gauß, Carl Friedrich, * 1777, 11855: 131; Dedekind, Richard 78; Dirichlet, Gustav Peter 85; Kästner, Abraham Gotthelf 204; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Wagner, Rudolph 439. Gauß, Johanna, * 1780, 11809: Gauß, Carl Friedrich 131. Gauß, Minna, * 1788, 11831: Gauß, Carl Friedrich 131. Gebhard, Erzbischof von Salzburg, *um 1030, 11088: Manegold von Lautenbach 267. Gebhardt, Otto: Waitz, Theodor 441. Gebser, Jean, * 1905, 11973: 133. Gedike, Friedrich, * 1754, 11803: Moritz, Karl Philipp 292; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369.

502

Gegenbaur, Carl, * 1826, 11903: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Gehlen, Arnold, * 1904,11976: 133; Blumenberg, Hans 42; Kamiah, Wilhelm 206; Plessner, Helmuth 325; Schelsky, Helmut 365. Geiger, Afra: Löwith, Karl 256. Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon), * 1829, 11870: 133. Geiger, Moritz (Alfred), * 1880, 11937: 133; Lersch, Philipp 248; Löwith, Karl 256; Schilling, Kurt 368. Geiler von Kaysersberg, Johannes, * 1445, 11510: Heynlin de Lapide, Johannes 178; Reisen, Gregor 342. Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt, * 1859, 11941: 134. Geliert, Christian Fürchtegott, * 1715, 11769: Garve, Christian 131; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Wezel, Johann Karl 453. Gentile, Giovanni, * 1875, 11944: Kristeller, Paul Oskar 230. Gentz, Friedrich, * 1764, 11832: Humboldt, Wilhelm von 191; Müller, Adam Heinrich 293. Gentzen, Gerhard (Karl Erich), * 1909, 11945: 134. Georg Ludwig, Kurfürst von Hannover, Georg I. als König von Großbritannien und Irland, * 1660, 11727: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Georg III., Kurfürst, (seit 1814) König von Hannover, König von Großbritannien und Irland, * 1738, 11820: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen, * 1471,11539: Agricola, Georgius 3. George, (Johann Friedrich) Leopold, * 1811, 11873: 134. George, Stefan (Anton), * 1868, 11933: Ben-Chorin, Schalom 31; Jean Paul 198; Kahler, Erich (Gabriel) von 205; Klages, Ludwig 219; Pannwitz, Rudolf 314; Simmel, Georg 390. Gerhard, Dietrich, * 1896, 11985: Meinecke, Friedrich 277. Gerhard, Johann, * 1582,11637: Schneider, Michael 375. Gerhardt, Carl Immanuel, * 1816, 11899: 134. Gerhoh von Reichersberg, * 1092/93,11169: 135. Gerlach, Ernst Ludwig von, * 1795, 11877: Haller, Carl Ludwig von 155. Gerland, Georg (Cornelius Karl), * 1833, 11919: Waitz, Theodor 441. Gersdorff, Carl von: Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Gertrud von Hackeborn, Äbtissin von Helfta, * 1232, 11292: Gertrud von Helfta 135; Mechthild von Magdeburg 276; Mechthild von Hackeborn 276. Gertrud von Helfta, * 1256, 11301/02: 135; Mechthild von Hackeborn 276. Gervasius von Breisach, * 1648,11717: 135. Gervinus, Georg Gottfried, * 1805, 11871: Vischer, Friedrich Theodor von 434. Geulincx, Arnold, * 1624, 11669: Clauberg, Johann 68. Geyer, Bernhard, * 1880,11974: 135. Geyer, Hans F., * 1915,11987: 136. Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria), * 1869, 11948: 136; Hommes, Jakob 185; Honecker, Martin 186; Pfeil, Hans 320. Gichtel, Johann Georg, * 1638, 11710: Böhme, Jacob 44. Gide, Andre, * 1869, 11951: Benjamin, Walter 33; Groethuysen, Bernhard 148; Kassner, Rudolf 209; Susman, Margarete 417. Gigon, Olof, * 1912, 11998: 136. Gilbert de la Porree, *um 1080, 11154: Hugo von Honau 189. Gilbert, Felix, * 1905, 11991: Meinecke, Friedrich 277. Gildemeister, Johannes Gustav, * 1812,11890: Clemens, Franz (Friedrich) Jakob 69.

Grebe Gilduin, Abt von St. Viktor, * vor 1113, 11152: Hugo von Sankt Viktor 190. Glafey, Adam Friedrich, * 1692,11753: 136. Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von, * 1891, 11963: 137. Gleim, Johann Wilhelm Ludwig, * 1719, 11803: Herder, Johann Gottfried 173. Glockner, Hermann, * 1896, 11979: 137; Viscner, Friedrich Theodor von 434. Glöckel, Otto, * 1874, 11935: Zilsel, Edgar 468. Glogau, Gustav, * 1844, 11895: 137. Glossner, Michael, * 1837,11909: 138. Gluck, Christoph Willibald Ritter von, * 1714, t 1787: Mesmer, Franz Anton 284. Gmelin, Leopold, * 1788,11853: Moleschott, Jacob 290. Gneisenau, August Wilhelm Anton Graf Neidhardt von, * 1760, 11831: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Gobineau, Joseph Arthur Comte de, * 1816, 11882: Chamberlain, Houston Stewart 67. Goclenius, Rudolph d.Ä., * 1547, 11628: 138; Combach, Johannes 70; Timpier, Clemens 425. Godescalc der Sachse -»Gottschalk der Sachse. Goebbels, Joseph (Paul), * 1897, 11945: Rothacker, Erich 353; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Goebel, Karl (Immanuel Eberhard) Ritter von, * 1855, 11932: Dennert, Eberhard 79. Gockel, Rudolph d. Ä. -»Goclenius, Rudolph d. Ä. Gödel, Kurt (Friedrich), * 1906,11978: 138; Cantor, Georg 62; Hubert, David 179; Stegmüller, Wolfgang 403. Görland, Albert, * 1869, 11952: 139; Cohen, Hermann 69. Görres, Guido (Moritz), * 1805, t 1852: Hoffmann, Franz 183. Görres, (Johann) Joseph von, * 1776, 11848: 139; Dyroff, Adolf 93; Lasaulx, Ernst (Peter) von 241; Molitor, Joseph Franz 291; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Sengler, Jakob 3 87. Göschel, Karl Friedrich, * 1781, t 1861: 140. Göschen, Johann Friedrich Ludwig, * 1778, 11837: Savigny, Friedrich Carl von 359. Goethe, (Julius) August (Walther) von, * 1789, 11830: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, Catharina Elisabeth, * 1731,11808: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, (Johanna) Christiane (Sophie) von, * 1765, t 1816: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, Cornelia, * 1668, 11754: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, Cornelia (Friederice Christiane), * 1750, 11777: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, Johann Caspar, * 1710, 11782: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goethe, Johann Wolfgang von, * 1749, 11832: 140; Barthel, Ernst 24; Bender, Hedwig 32; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Brunner, Constantin 54; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Cams, Carl Gustav 64; Chamberlain, Houston Stewart 67; Einsiedel, (Johann) August von 98; Fernow, Carl Ludwig 112; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Göschel, Karl Friedrich 140; Groethuysen, Bernhard 148; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153; Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173; Heydenreich, Karl Heinrich 178; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Humboldt, Wilhelm von 191; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Jean Paul 198; Jerusalem, Karl Wilhelm 199; Jungius, Joachim 204; Landauer, Gustav 237; Lavater, Johann Caspar 243; Meinecke, Friedrich 277;

Mesmer, Franz Anton 284; Moritz, Karl Philipp 292; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel 298; Niethammer, Friedrich Immanuel 301; Novalis 306; Oken, Lorenz 310; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht 325; Popper, Josef 328; Ritter, Johann Wilhelm 348; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schelver, Franz Joseph 365; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schopenhauer, Arthur 377; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Schweitzer, Albert 385; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396; Steffens, Henrik 402; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407; Vischer, Friedrich Theodor von 434; Winckler, Johann Heinrich 457. Goethe, Ottilie (Wilhelmine Ernestine Henriette) von, * 1796, 11872: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Goeze, Johann Melchior, * 1717, 11786: Basedow, Johann Bernhard 25; Lessing, Gotthold Ephraim 248. Gegarten, Friedrich, * 1887, 11967: Barth, Karl 22; Brunner, Emil 54; Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Heidegger, Martin 163. Goiske, Peder Rosenstand, * 1704, 11769: Schade, Georg 361. Goldammer, Kurt, * 1916: Paracelsus 314. Goldberg, Oskar, * 1885, 11953: 143. Goldmann, Nahum, * 1895, 11982: Klatzkin, Jakob 219. Goldscheid, Rudolf, * 1870, 11931: 143. Goldschmidt, Adolph, * 1863, 11944: Wind, Edgar 457; Wölfflin, Heinrich 461. Goldschmidt, Hermann Levin, * 1914,11998: 143. Goldschmidt, Ludwig, * 1853,11931: 144. Goldschmidt, Mary, * 1913: Goldschmidt, Hermann Levin 143. Goldstein, Julius, * 1873, 11929: 144. Golm, Rudolf (Pseud.) -> Goldscheid, Rudolf. Gomperz, Aaron ben Salman Emmerich, * 1723, 11769: Mendelssohn, Moses 281. Gomperz, Heinrich, * 1873, 11942: 144; Gabriel, Leo 130; Gomperz, Theodor 144. Gomperz, Theodor, * 1832, 11912: 144; Gomperz, Heinrich 144. Gomringer, Eugen, * 1925: Bense, Max 34. Gordon, Andreas, * 1712, 11751: 145. Gordon, Aren David, * 1856, 11922: Buber, Martin 55. Gordon, George (eigentl.) -» Gordon, Andreas. Gothein, Eberhard, * 1853,11923: Simmel, Georg 390. Gotter, Pauline, * 1786, 11854: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364. Gottfried von Viterbo, * 1125, turn 1190: 145. Gottlieb (Pseud.) -> Pesch, Tilmann. Gottschalk von Fulda -> Gottschalk der Sachse. Gottschalk von Orbais -> Gottschalk der Sachse. Gottschalk der Sachse, * um 807, 1868 oder 869: 145; Hrabanus Maurus 187. Gottsched, Johann Christoph, * 1700, t 1766: 145; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Kästner, Abraham Gotthelf 204; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Philippi, Johann Ernst 321. Gottsched, Luise (Adelgunde Viktorie), * 1713, 11762: Gottsched, Johann Christoph 145. Gozzi, Carlo Graf, * 1720, 11806: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Grabmann, Martin, * 1875, 11949: 146; Thomas von Erfurt 421. Gracklauer, Oscar, * 1834, 11883: Pelster, Franz 317. Gräfenberg, Oskar, 11905: Kristeller, Paul Oskar 230. Granitsch, Georg, * 1833, 11903: Menger, Anton 282. Grassi, Ernesto, * 1902, 11991: 146. Graves, Clarissa (Klara): Ranke, Leopold von 333. Grebe, Wilhelm, * 1897, 11946: 147.

503

Grebel Grebel, Felix: Lavater, Johann Caspar 243. Gregor VII., Papst, »zwischen 1019 und 1030, 11085: Manegold von Lautenbach 267. Gregor XL, Papst, * 1329, 11378: Marsilius von Inghen 270. Gregor XVI., Papst, * 1765, 11846: Hermes, Georg 175; Seuse, Heinrich 388. Gregor von Nyssa, * um 335, t um 394: Jaeger, Werner (Wilhelm) 196. Grelling, Kurt, * 1886, 11942: 147. Gresham, Sir Thomas, *um 1519, 11579: Copernicus, Nicolaus 72. Griepenkerl, Friedrich Konrad, * 1782, 11849: 147. Grimani, Domenico, * 1461, 11523: Erasmus von Rotterdam 103. Grimm, Eduard, * 1848, 11932: 147. Grimm, Herman (Friedrich), * 1828, 11901: Simmel, Georg 390. Grimm, Jacob (Ludwig Carl), * 1785, 11863: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59; Savigny, Friedrich Carl von 359. Grimm, (Friedrich) Melchior Frh. von, * 1723, 11807: Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184. Grimm, Wilhelm (Carl), * 1786, t 1859: Savigny, Friedrich Carl von 359. Grisebach, Eberhard, * 1880,11945: 147; Geyer, Hans F. 136; Meyer, Rudolf 287. Groddeck, Georg, * 1866, 11934: Freud, Sigmund 121. Gröber, Gustav, * 1844, 11911: Vossler, Karl 438. Groethuysen, Bernhard, * 1880, t 1946: 148; Simmel, Georg 390. Grohmann, (Johann) Christian August, * 1769, 11847: 148. Grolmann, Karl (Wilhelm Georg) von, * 1777, 11843: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Groos, Emanuel, * 1729, t 1805: Groos, Friedrich 148. Groos, Friedrich, * 1768, 11852: 148. Groos, Karl (Theodor), * 1861, 11946: 149; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Groot, Peter de, * 1615, 11685: Pufendorf, Samuel Frh. von 331. Gropp, Rugard Otto, * 1907, t 1976: 149. Grosz, George, * 1893, 11959: Canetti, Elias 6l. Grotius, Hugo, * 1583, 11645: Calov, Abraham 61; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Vattel, Emer de 432. Gruber von Zurglburg, Philibert, * 1761, 11799: 149. Gründer, Karlfried, * 1928: Eisler, Rudolf 99. Gruppe, Otto Friedrich, * 1804, 11876: 149. Grzesinski, Albert (Karl Wilhelm), * 1879, 11947: Marck, Siegfried 268. Gsell, Benedikt, * 1823, 11901: Euler, Leonhard 108. Gsell, Georg, * 1673, t 1740: Euler, Leonhard 108. Guardini, Romano, * 1885, t 1968: 150; Hengstenberg, Hans-Eduard 171; Pieper, Josef 322; Rahner, Karl (Josef Erich) 333. Günther, Anton, * 1783, 11863: 150; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob 69; Gangauf, Theodor 130; Kaulich, Wilhelm 211; Kleutgen, Joseph 221; Knauer, Vinzenz (Andreas) 221; Knoodt, (Franz) Peter 222; Löwe, Johann Heinrich 255; Melzer, Ernst 281; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Pabst, Johann Heinrich 314; Schmid, Franz Xaver 372; Weber, Theodor (Hubert) 444. Günther, Gotthard, * 1900, 11984: 151. Günther, Owen -»Günther, Owen Günther, Wilhelm Arnold, * 1763, 11843: Clemens, Franz (Friedrich) Jakob 69. Güttier, Carl, * 1848, 11924: 151.

504

Gugenheim, Fromet, * 1737, 11812: Mendelssohn, Moses 281. Guichard, Karl Theophil von, * 1724, 11775: Pauw, (Franz) Kornelius de 317. Guillain, Alix: Groethuysen, Bernhard 148. Gumplowicz, Ludwig, * 1838, 11909: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Gumposch, Philipp Viktor, * 1817,11853: 151; Rixner, Thaddäus Anselm 349. Gundling, Nicolaus (Hieronymus), * 1671, 11729: 151. Gundolf, Friedrich (Leopold), * 1880, 11931: Kahler, Erich (Gabriel) von 205; Simmel, Georg 390. Gunkel, (Johann Friedrich) Hermann, * 1862, 11932: Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Günther, Owen, * 1532,11625: 151. Gurwitsch, Alexander G., * 1874, t 1954: Roux, Wilhelm 354. Gurwitsch, Berka: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Gutberiet, Constantin, * 1837, 11928: 152; Pohle, Joseph 327. Guterman, Norbert, * 1900,11984: Löwenthal, Leo 255. Gutke, Georg, * 1589, 11634: 152. Guttmann, Jakob, * 1845,11919: 152; Guttmann, Julius 152. Guttmann, Julius, * 1880, 11950: 152; Guttmann, Jakob 152. Guttmann, Simon: Goldberg, Oskar 143. Guttmann, Yitzchak -»Guttmann, Julius. Gutzkow, Karl (Ferdinand), * 1811, 11878: Steinheim, Salomon Ludwig 408. Guyon du Chesnoy, Jeanne-Marie, * 1648, 11717: Obereit, Jakob Hermann 307. Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver), * 1844, 11909: 153. Haarmann, Fritz, * 1879, 11925: Lessing, Theodor 250. Haas, Willy, * 1891, 11973: Benjamin, Walter 33. Haber, Fritz, * 1868, t 1934: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Habermas, Jürgen, * 1929: Luhmann, Niklas 260. Häberlin, Paul, * 1878,11960: 153; Keller, Wilhelm 213; Kunz, Hans 234. Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August), * 1834,11919: 153; Bavink, Bernhard 29; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Carneri, Bartholomäus von 64; Dennert, Eberhard 79; Deubler, Konrad 81; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90; Goldscheid, Rudolf 143; Kalthoff, Albert 206; Kielmeyer, Carl Friedrich von 217; Reinke, Johannes 342; Roux, Wilhelm 354; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407; Vogt, Carl 436. Haecker, Theodor, * 1879, 11945: 154; Ebner, Ferdinand 94. Haering, Theodor d.Ä., * 1848, 11928: Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Haering, Theodor (Lorenz) d.J., * 1884, 11964: 154. Haeuptner, Gerhard, * 1909, 11967: 154. Haffner, Paul Leopold, * 1829, f 1899: 154. Häfiz, Sams ad-DIn Muhammad, *um 1320, 11388: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Hagemann, Georg, * 1832, 11903: 155. Hager, Fritz-Peter, * 1939, 11997: 155. Hahn, Hans, * 1879, 11934: 155; Feigl, Herbert 112; Gödel, Kurt (Friedrich) 138; Waismann, Friedrich 440. Haimo, Bischof von Halberstadt, 1853: Hrabanus Maurus 187. Haland, Paul (Pseud.) -> Sperber, Manes. Halatophilus Irenaeus (Pseud.) —> Oetinger, Friedrich Christoph.

Hegel Malier, Albrecht von, * 1708, 11777: Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von 75; Haller, Carl Ludwig von 155; Hollmann, Samuel Christian 185; Kästner, Abraham Gotthelf 204; Zimmermann, Johann Georg 469. Haller, Carl Ludwig von, * 1768, 11854: 155. Haller, J. P. (Pseud.) -»Sperber, Manes. Hallmann, Eduard, * 1813, 11855: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Hamann, Johann Georg, * 1730, t 1788: 156; Herder, Johann Gottfried 173; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kant, Immanuel 207; Kraus, Christian Jakob 228. Hamilton, Sir William, * 1730, t 1803: Winckelmann, Johann Joachim 456. Hamilton, Sir William Rowan, * 1805, t 1865: Schrödinger, Erwin 380. Hancarville, Pierre Franfois Hugues d', * 1719 oder 1729: Winckelmann, Johann Joachim 456. Hanow, Michael Christoph, * 1695,11773: 157. Hansch, Michael Gottlieb, * 1683, 11749: 157. Hardenberg, (Georg) Friedrich (Philipp) Frh. von (eigentl.) -»Novalis. Hardenberg, Karl August Fürst, * 1750, 11822: Ancillon, (Jean Pierre) Frede'ric 11; Briegleb, Johann Christian 51; Erhard, Johann Benjamin 106; Humboldt, Wilhelm von 191; Müller, Adam Heinrich 293. Harich, Walter, * 1888, f 1931: Harich, Wolfgang 157. Harich, Wolfgang, * 1923, t 1995: 157; Lukäcs, György von 260; Zweiling, Klaus 470. Harig, Gerhard, * 1902,11966: 157. Harms, (Joachim) Friedrich (Simon), * 1816, 11880: 158. Harnack, Adolf von, * 1851, t 1930: Barth, Karl 22; Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Gomperz, Heinrich 144; Oettingen, Alexander von 309; Scholz, Heinrich 377; Schweitzer, Albert 385; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Hart, Heinrich, * 1855, t 1906: Buber, Martin 55. Hart, Julius, * 1859, 11930: Buber, Martin 55. Hartenstein, Gustav, * 1808, 11890: 158. Hartknoch, Johann Friedrich, * 1740, t 1789: Herder, Johann Gottfried 173. Hartmann, Alma von, * 1854, t 1931: Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158. Hartmann, (Karl Robert) Eduard von, * 1842, 11906: 158; Bahnsen, Julius Friedrich August 20; Bavink, Bernhard 29; Drews, (Christian Heinrich) Arthur 87; Moos, Paul 291; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) 336; Volkelt, Johannes 436; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) 467. Hartmann, Heinz, * 1894,11969: Rand, Rose 333. Hartmann, Klaus, * 1925,11991: 158. Hartmann, Maximilian), * 1876, 11962: 159. Hartmann, (Paul) Nicolai, * 1882, 11950: 159; Cohen, Hermann 69; Grassi, Ernesto 146; Hengstenberg, Hans-Eduard 171; Krüger, Gerhard 231; Most, Otto (Josef) 293; Spranger, Eduard 397; Stallmach, Josef 400; Stegmüller, Wolfgang 403; Zocher, Rudolf 469. Harvey, William, * 1578, 11657: Conring, Hermann 72. Hasek, Jaroslav, * 1883, t 1923: Brod, Max 52. Hasenjaeger, Gisbert, * 1919: Scholz, Heinrich 377. Hasenohr), Fritz, * 1874, 11915: Schrödinger, Erwin 380. Hassell, (Christian August) Ulrich von, * 1881, t 1944: Spranger, Eduard 397. Hatzfeldt-Wildenburg, Sophie (Josepha Ernestine) Gräfin von, * 1805, 11881: Lassalle, Ferdinand 242. Hauksbee, Francis, *um 1666, t 1713: Winckler, Johann Heinrich 457.

Hauptmann, Gerhart (Johann Robert), * 1862, 11946: Bachofen, Johann Jakob 18; Bölsche, Wilhelm 44; Dessoir, Max 80; Wille, Bruno 455. HausdortT, Felix, * 1868, 11942: 160. Hauser, Arnold, * 1929, 11988: Lukäcs, György von 260. Hauser, Berthold, * 1713, 11762: 160. Hauser, Kaspar, * 1812, 11833: Daumer, Georg Friedrich 77. Havemann, Robert (Hans Günther), * 1910, 11982: 160. Havenreuter, Johann Ludwig, * 1548,11618: 160. Hayd, Heinrich, * 1829, t 1892: 160. Hayek, Friedrich August von, * 1899, t 1992: 161. Hay mann, Franz (Karl Abraham Samuel), * 1874, 11947: 161. Hebbel, (Christian) Friedrich, * 1813, 11863: Schopenhauer, Arthur 377; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Heckmann, Gustav, * 1898, 11996: 161. Heeren, Arnold (Hermann Ludwig), * 1760, 11842: Müller, Adam Heinrich 293. Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, * 1770, 11831: 162; Angelus Silesius 12; Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von 18; Barth, (Ernst Emil) Paul 24; Bauer, Bruno 25; Bayer, Karl 29; Bayrhoffer, Karl Theodor 29; Beneke, Friedrich Eduard 33; Berger, Johann Erich von 35; Biedermann, Gustav 38; Binder, Julius 40; Bloch, Ernst 41; Böhme, Jacob 44; Braniß, Christlieb Julius 48; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) 54; Carove, Friedrich Wilhelm 64; Carriere, (Philipp) Moriz 64; Czolbe, Heinrich 76; Daub, Karl 77; Daumer, Georg Friedrich 77; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88; Dühring, (Karl) Eugen 91; Dulckeit, Gerhard 92; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) 93; Eckhart von Hochheim 95; Erdmann, Johann Eduard 106; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Fischer, Franz 116; Fischer, Karl Philipp 117; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl 119; Frantz, (Gustav Adolph) Constantin 120; Frauenstädt, (Christian Martin) Julius 120; Freyer, Hans 123; Fries, Jakob Friedrich 127; Gabler, Georg Andreas 130; Gans, Eduard 130; Glockner, Hermann 137; Göschel, Karl Friedrich 140; Gropp, Rugard Otto 149; Gruppe, Otto Friedrich 149; Haller, Carl Ludwig von 155; Hamann, Johann Georg 156; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von 172; Hess, Moses 177; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) 179; Hillebrand, Joseph 181; Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm 181; Hirsch, Samuel 182; Hoffmeister, Johannes 184; Ilting, Karl-Heinz 194; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kahlert, (Karl) August (Timotheus) 206; Kaulbach, Friedrich 211; Kohler, Josef 224; Lakebrink, Bernhard 235; Lasson, Georg 243; Lazarus, Moritz 244; Liebrucks, Bruno 252; Litt, Theodor 254; Löwith, Karl 256; Lukäcs, György von 260; Marcuse, Herbert 268; Marheineke, Philipp Konrad 269; Marx, Karl 271; Mesmer, Franz Anton 284; Metzke, Erwin 285; Michelet, Karl Ludwig 287; Moleschott, Jacob 290; Mundt, Theodor 296; Mussmann, Johann Georg 296; Natorp, Paul 297; Ogiermann, Helmut 310; Pfleiderer, Otto 320; Pilgram, Friedrich 323; Planck, Karl Christian 323; Plenge, Johann (Max Emanuel) 325; Popper, Sir Karl Raimund 328; Reiff, Jacob Friedrich 338; Reinhold, Karl Leonhard 341; Ritter, Joachim 348; Romang, Johann Peter 351; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) 352; Rosenzweig, Franz 353; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schmitt, Eugen Heinrich 374; Schopenhauer, Arthur 377; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Schulz, Walter 383; Schwegler, (Carl Franz) Albert 385; Senn, Johann

505

Heger Chrysostomus 387; Sinclair, Isaak von 391; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393; Spranger, Eduard 397; Stein, Lorenz von 405; Strauß, David Friedrich 412; Thiele, Günther 421; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Ueberweg, Friedrich 429; Ulrici, Hermann 430; Vatke, (Johann Karl) Wilhelm 432; Vischer, Friedrich Theodor von 434; Volkelt, Johannes 436; Weiller, Cajetan von 446; Weisse, Christian Hermann 448; Zeller, Eduard (Gottlob) 465; Zschimmer, Eberhard 470. Heger, Jan (Pseud.) -»Sperber, Manes. Hegius, Alexander, *um 1433,11498: Mutianus Rufus, Conradus 296. Hegner, Jakob, * 1882, 11962: Pieper, Josef 322. Heidegger, Martin, * 1889, 11976: 163; Adorno, Theodor W(iesengrund) 3; Anders, Günther 11; Arendt, Hannah 14; Braig, Carl 48; Brentano, Margherita von 50; Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Fink, Eugen 115; Frank, Erich 119; Grassi, Ernesto 146; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Horkheimer, Max 186; Husserl, Edmund 193; Jaspers, Karl (Theodor) 197; Jonas, Hans 202; Kamiah, Wilhelm 206; Kanthack, Katharina 208; König, Josef 222; Kristeller, Paul Oskar 230; Krüger, Gerhard 231; Kunz, Hans 234; Landgrebe, Ludwig 238; Landsberg, Paul (Ludwig) 238; Lipps, Hans 253; Löwith, Karl 256; Lotz, Johannes Baptist 258; Marcuse, Herbert 268; Martin, Gottfried 270; Marx, Werner 274; Meurers, (Peter) Joseph 286; Müller, Max 294; Ochsner, Heinrich 307; Ogiermann, Helmut 310; Rahner, Karl (Josef Erich) 333; Rickert, Heinrich 344; Stein, Edith 404; Sternberger, Dolf 409; Strasser, Stephan 412; Strauss, Leo 413; Szilasi, Wilhelm 417; Ulmer, Karl 430; VolkmannSchluck, Karl-Heinz 437; Walther, Gerda 441; Weite, Bernhard 449; Wiplinger, Fridolin 459; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464; Zahn, Manfred 465. Heidemann, Ingeborg, * 1915, 11987: 164. Heider, Wolfgang, * 1558,11626: 165. Heidrich, Ernst (Friedrich R.), * 1880,11914: Wölfflin, Heinrich 461. Heiler, (Johann) Friedrich, * 1892, t 1967: Ochsner, Heinrich 307; Otto, Rudolf (Louis Karl) 313. Heim, Karl, * 1874, 11958: 165. Heimann, Eduard, * 1889, \ 1967: Leese, Kurt 244. Heimsoeth, Heinz, * 1886, 11975: 165; Heidemann, Ingeborg 164; Schelsky, Helmut 365. Mein, G. (Pseud.) -> Dennert, Eberhard. Heine, Heinrich, * 1797, 11856: Lassalle, Ferdinand 242; Marcuse, Ludwig 269; Marx, Karl 271; Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Heineccius, Johann Gottlieb, * 1681,11741: 165. Heinemann, Fritz, * 1889, 11969: 166. Heinemann, Heinrich Friedrich —»Heinemann, Fritz. Heinrich III., deutscher König, Kaiser, * 1017, 11056: Anselm der Peripatetiker 13. Heinrich IV., deutscher König, Kaiser, * 1050, 11106: Manegold von Lautenbach 267; Otto von Freising 312. Heinrich VI., deutscher König, Kaiser, König von Sizilien, * 1165, 11197: Gottfried von Viterbo 145. Heinrich van Bergen, Bischof von Cambrai: Erasmus von Rotterdam 103. Heinrich VIII., König von England, * 1491, 11547: Erasmus von Rotterdam 103. Heinrich VIII. von Bibra, Fürstabt und Bischof von Fulda, * 1711, 11788: Weikard, Melchior Adam 446. Heinrich II. von Virneburg, Erzbischof von Köln, * 1244, 11332: Eckhart von Hochheim 95. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, *um 1129/30, 11195: Otto von Freising 312.

506

Heinrich I., Graf von Schwarzburg-Sondershausen, 11758: Wezel, Johann Karl 453. Heinrich Friedrich, Herzog von WürttembergWinnental, * 1687, 11734: Rosier, Johann Eberhard 350. Heinrich von Gorkum, *um 1378, 11431: 166; Lambert von Heerenberg 235. Heinrich von Halle, 11882: Mechthild von Magdeburg 276. Heinrich von Herford, * vor 1326, 11370: 166. Heinrich Heinbuche von Langenstein, *um 1325, 11397: 166; Heinrich Totting von Oyta 167. Heinrich von Lübeck, t nach 1336: 166. Heinrich von Nördlingen, *um 1310, t vor 1387: Mechthild von Magdeburg 276; Tauler, Johannes 418. Heinrich Totting von Oyta, *um 1330,11397: 167. Heinrich von Werl, *um 1400, 11463: 167. Heinroth, Johann Christian August, * 1773, 11843: Carus, Carl Gustav 64. Heintel, Erich, * 1912,12000: 167; Fischer, Franz 116. Heinze, Max, * 1835,11909: 167. Heise, Wolfgang, * 1925, 11987: 168; Kühne, Lothar 232. Heiseler, Bernt von, * 1907, 11969: Schneider, Reinhold 376. Heisenberg, Annie: Heisenberg, Werner 168. Heisenberg, August, * 1869,11930: Heisenberg, Werner 168. Heisenberg, Werner, * 1901,11976: 168; Born, Max 46; Einstein, Albert 98; Jordan, (Ernst) Pascual 202; Mach, Ernst 264; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Schrödinger, Erwin 380. Heißenbüttel, Helmut, * 1921, 11996: Sense, Max 34. Hellenbach, Lazar Frh. von, * 1827, 11887: 169. Heller, Agnes, * 1929: Lukäcs, György von 260. Heller, Hermann (Ignatz), * 1891, 11933: 169. Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von, * 1821, 11894: 169; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90; Erdmann, Benno 105; Hertz, Heinrich (Rudolf) 176; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371; Simmel, Georg 390; Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463. Helvetius, Claude Adrien, * 1715, 11777: Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184. Bemerken von Kempen, Thomas (eigentl.) -»Thomas von Kempen. Hemingway, Ernest Miller, * 1899,11961: Kohr, Leopold 225. Hempel, Carl Gustav, * 1905, 11997: 171; Stegmüller, Wolf gang 403. Hemsterhuis, Frans, * 1721, 11790: Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Novalis 306. Hengstenberg, Hans-Eduard, * 1904, 11998: 171. Hengstenberg, (Ernst) Wilhelm (Theodor Herrmann), * 1802, 11869: Vatke, (Johann Karl) Wilhelm 432. Henke, Heinrich Philipp (Konrad), * 1752, 11809: Wegscheider, Julius August Ludwig 445. Henkel, Heinrich, * 1903,11981: 171. Henle, (Friedrich Gustav) Jakob, * 1809, 11885: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90; Moleschott, Jacob 290. Hennemann, Gerhard, * 1900, 11981: 172. Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von, »1791, 11866: 172. Henriette Marie, Prinzessin von Preußen, * 1702, 11782: Formey, Johann Heinrich Samuel 119. Hensel, Fanny (Cäcilia), * 1805, 11847: Hensel, Paul (Hugo) 172. Hensel, Paul (Hugo), * 1860, 11930: 172; Glockner, Hermann 137. Hensel, Wilhelm, * 1794, 11861: Hensel, Paul (Hugo) 172.

Hinrichs Henzi, Samuel, * 1701, 11749: König, (Johann) Samuel 223. Heraklit, *um 550 v. Chr., turn 480 v. Chr.: Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) 62; Gigon, Olof 136; Lassalle, Ferdinand 242; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Herbart, Johann Friedrich, * 1776,11841: 172; Beneke, Friedrich Eduard 33; Caspari, Otto 65; Drobisch, Moritz Wilhelm 88; Exner, Franz (Seraphin) 110; Flügel, Otto 118; Griepenkerl, Friedrich Konrad 147; Hartenstein, Gustav 158; Lazarus, Moritz 244; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Nahlowsky, Josef Wilhelm 297; Pestalozzi, Johann Heinrich 318; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Steinthal, Heymann 408; Strümpell, Ludwig (Adolf) von 414; Taute, Georg Friedrich 419; Teichmüller, Gustav 419; Ueberweg, Friedrich 429; Waitz, Theodor 441; Ziller, Tuiskon 468; Zimmermann, Robert von 469. Herberte, Richard, * 1878,11959: 173. Herder, (Maria) Carolina, * 1750, 11809: Herder, Johann Gottfried 173. Herder, Johann Gottfried, * 1744, 11803: 173; Abbt, Thomas l; Andreae, Johann Valentin 11; Bender, Hedwig 32; Einsiedel, (Johann) August von 98; Görres, (Johann) Joseph von 139; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Hamann, Johann Georg 156; Heydenreich, Karl Heinrich 178; Humboldt, Wilhelm von 191; Iselin, Isaak 194; Jean Paul 198; Kant, Immanuel 207; Kühnemann, Eugen 233; Lamprecht, Karl Gotthard 237; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Meiners, Christoph 278; Reinhold, Karl Leonhard 341; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Vossler, Karl 438. Herimannus Augiensis -> Hermann von Reichenau. Hering, (Karl) Ewald (Konstantin), * 1834,11918: Hillebrand, Franz 181. Hermann V., Graf von Wied, Erzbischof von Köln, * 1477, 11552: Agrippa von Nettesheim 5. Hermann von Fritzlar, t nach 1349: Hugo von Sankt Viktor 190. Hermann der Lahme —» Hermann von Reichenau. Hermann von Reichenau, * 1013, 11054: 175. Hermann von Schildesche, * 1290(7), 11357: 175. Hermann von Summo: Eckhart von Hochheim 95. Hermann de Westfalia -> Hermann von Schildesche. Hermann, Gottfried (Johann Jakob), * 1772,11848: Ranke, Leopold von 333. Hermann, Ludimar, * 1838, 11914: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90. Hermannus Contractus -»Hermann von Reichenau. Hermes, Georg, * 1775, 11831: 175; Elvenich, Peter Joseph 101; Esser, Wilhelm 108; Möhler, Johann Adam 289; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus 458. Herodot, *um 490 v. Chr., t um 425 v. Chr.: Gomperz, Theodor 144. Herrad von Hohenburg, 11196 oder bald danach: 175. Herrad von Landsberg —»Herrad von Hohenburg. Herrmann, (Johann Georg) Wilhelm, * 1846, 11922: Barth, Karl 22; Bornhausen, Karl (Eduard) 47; Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Hertling, Georg (Friedrich) Graf von, * 1843, 11919: 176; Baeumker, Clemens 19; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob 69; Ettlinger, Max (Emil) 108; Schneider, Arthur (Carl August) 375. Hertwig, Oskar (Wilhelm August), * 1849, 11922: Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Roux, Wilhelm 354. Hertz, Heinrich (Rudolf), * 1857, 11894: 176; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Hertz, Paul, * 1881, 11940: 176; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371.

Herveus Natalis: Eckhart von Hochheim 95. Herwegh, Georg (Friedrich Rudolf Theodor Andreas), * 1817, 11875: Marx, Karl 271; Vogt, Carl 436. Herz, Henriette (Julie), * 1764, 11847: Herz, (Naphtali) Markus 177; Humboldt, Wilhelm von 191; Moritz, Karl Philipp 292; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Herz, (Naphtali) Markus, * 1747, 11803: 177; Moritz, Karl Philipp 292. Herzen, Aleksandr Iwanowitsch, * 1812, 11870: Vogt, Carl 436. Herzfelde, Wieland, * 1896, 11988: Canetti, Elias 61. Herzl, Theodor, * 1860, t 1904: Buber, Martin 55; Nordau, Max 305. Heselhaus, Clemens, * 1912. Jauß, Hans Robert 198. Hess, Gerhard, * 1907, 11983: Jauß, Hans Robert 198. Hess, Moritz (eigentl.) —> Hess, Moses. Hess, Moses, * 1812, 11875: 177; Marx, Karl 271. Hesse, Hermann, * 1877, 11962: Buber, Martin 55. Hessen, Johannes, * 1889, 11971: 177. Hessus, Helius Eobanus, * 1488, 11540: Mutianus Rufus, Conradus 296. Hettner, Hermann (Julius Theodor), * 1821, 11882: Vischer, Friedrich Theodor von 434. Heuschele, Otto, * 1900, 11996: Schneider, Reinhold 376. Heusinger, Johann Heinrich Gottlob, * 1767, 11837: 177. Heyde, Johannes Erich, * 1892, 11979: 178. Heydenreich, Karl Heinrich, * 1764, 11801: 178. Heyne, Christian Gottlob, * 1729,11812: Bouterwek, Friedrich (Ludewig) 47; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Kraus, Christian Jakob 228. Heynlin de Lapide, Johannes, *um 1428/31,11496: 178. Heyse, Hans, * 1891, 11976: 178. Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig), * 1797,11855: 179; Steinthal, Heymann 408. Hielscher, Johannes, * 1871, 11945: 179. Hieronymus, Sophromus Eusebius, *um 347, 1419 (420?): Erasmus von Rotterdam 103; Otto von Freising 312. Hilarius von Poitiers, * um 315, 1367: Erasmus von Rotterdam 103. Hubert, David, * 1862, 11943: 179; Ackermann, (Friedrich) Wilhelm 2; Bavink, Bernhard 29; Bernays, Paul (Isaak) 36; Born, Max 46; Dirichlet, Gustav Peter 85; Dubislav, Walter (Ernst Otto) 89; Gentzen, Gerhard (Karl Erich) 134; Grelling, Kurt 147; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346; Schütte, Kurt 382; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Hildebrand, Adolf von, * 1847, 11921: Fischer, Aloys 116; Hildebrand, Dietrich von 180; Wölfflin, Heinrich 461. Hildebrand, Dietrich von, * 1889, 11977: 180. Hildebrandt, Kurt, * 1881,11966: 180. Hildegard von Bingen, * 1098, 11179: 180; Hugo von Sankt Viktor 190. Hilferding, Rudolf, * 1877, 11941: Adler, Max 2. Hillebrand, Franz, * 1863, t 1926: 181; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; MayerHillebrand, Franziska 276. Hillebrand, Joseph, * 1788, 11871: 181. Hillert, A.: Frantz, (Gustav Adolph) Constantin 120. Hindenburg, Paul (Ludwig Hans Anton) von Beneckendorff und von, * 1847, 11934: Lessing, Theodor 250. Hinkmar, Erzbischof von Reims, * 806, 1882: Gottschalk der Sachse 145; Hrabanus Maurus 187. Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm, * 1797, 11861:: 181; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162. 507

Hintze Hintze, Otto, * 1861, t 1940: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88; Lamprecht, Karl Gotthard 237; Spranger, Eduard 397. Hippel, Theodor Gottlieb von, * 1741, 11796: Hamann, Johann Georg 156. Hippokrates, * um 460 v. Chr., t um 370 v. Chr.: Agricola, Georgius 3; Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) 62; Polich, Martin 328. Hirsch, Emanuel, * 1888, 11972: Barm, Karl 22. Hirsch, Samuel, * 1809, 11889: 182. Hirschberger, Johannes, * 1900, 11990: 182. Hirschfeld, Christian Cay Lorenz, * 1742, 11792: Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav) 66. Hißmann, Michael, * 1752, 11784: 182. Hitler, Adolf, * 1889,11945: Arendt, Hannah 14; Barth, Karl 22; Bloch, Ernst 41; Canetti, Elias 61; Chamberlain, Houston Stewart 67; Einstein, Albert 98; Heidegger, Martin 163; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323; Schrödinger, Erwin 380; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Hobbes, Thomas, * 1588, 11679: Bucher, Urban Gottfried 57; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Eckhard, Arnold 94; Kirchmann, Julius Hermann von 218; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Schelsky, Helmut 365; Strauss, Leo 413; Tönnies, Ferdinand 425; Willms, Bernard 455. Hochstetter, Erich, * 1888, 11968: 182. Höchberg, Karl, * 1853, 11885: Kautsky, Karl 212. Höfler, Alois, * 1853, 11922: 182; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Meinong, Alexius 278. Hölderlin, (Johann Christian) Friedrich, * 1770, 11843: Bertalanffy, Ludwig von 37; Fichte, Johann Gottlieb 114; Groethuysen, Bernhard 148; Guardini, Romano 150; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Heidegger, Martin 163; Hübscher, Arthur 189; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Sinclair, Isaak von 391. Hoelscher, Ludwig, * 1907, t 1996: Schneider, Reinhold 376. Hönigswald, Richard, * 1875, t 1947: 183; Cohn, Jonas (Ludwig) 70; Löwi, Moritz 256; Most, Otto (Josef) 293; Stein, Edith 404; Wagner, Hans 439; Wolandt, Gerd 461. Hofbauer, Klemens Maria, * 1751, t 1820: Günther, Anton 150. van't Hoff, Jacobus Henricus, * 1852, 11911: Ostwald, (Friedrich) Wilhelm 311. Hoffmann, Anna, 11842: Bolzano, Bernard 46. Hoffmann, Ernst, * 1880, 11952: 183; Kristeller, Paul Oskar 230; Schottlaender, Rudolf 379. Hoffmann, E(rnst) T(heodor) A(madeus), * 1776, 11822: Mesmer, Franz Anton 284. Hoffmann, Ferdinande, * 1819, 11875: Lotze, (Rudolph) Hermann 258. Hoffmann, Franz, * 1804, 11881: 183. Hoffmann, Friedrich, * 1660, 11742: Bucher, Urban Gottfried 57; Stahl, Georg Ernst 399. Hoffmann, Johann Adolf, * 1676, 11731: 183. Hoffmann, Nelly: Barth, Karl 22. Hoffmann, Reinhold (Pseud.) -> Anders, Günther. Hoffmeister, Johannes, * 1907, 11955: 184. Hoffner (Pseud.) -»Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig). Hofmann, Carl, * 1836, t 1916: Hofmann, Paul 184. Hofmann, Joseph Ehrenfried, * 1900, 11973: Becker, Oskar (Joachim) 30. Hofmann, Paul, * 1880, 11947: 184. Hofmannsthal, Hugo von, * 1874, 11929: Benjamin, Walter 33; Groethuysen, Bernhard 148; Kassner, Rudolf 508

209; Mach, Ernst 264; Mauthner, Fritz 275; Pannwitz, Rudolf 314; Vossler, Karl 438. Hohenheim, Wilhelmus von: Paracelsus 314. Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von, * 1723, 11789: 184. Holborn, Hajo, * 1902, 11969: Meinecke, Friedrich 277. Holland, Hyacinth, * 1827,11918: Hoffmann, Franz 183. Hollitscher, Walter, * 1911, 11988: 184. Hollmann, Samuel Christian, * 1696, 11787: 185. Holtzendorff, Franz von, * 1829,11889: Meyer, Jürgen Bona 286. Holtzmann, Heinrich Julius, * 1832, 11910: Schweitzer, Albert 385. Holz, Arno (Hermann Oscar Alfred), * 1863, 11929: Wille, Bruno 455. Holzapfel, Rudolf Maria, * 1874, 11930: 185. Homer, 8.Jh. v. Chr.: Humboldt, Wilhelm von 191. Hommel, Fritz, * 1854, 11936: Goldberg, Oskar 143. Hommel, Karl Ferdinand, * 1722,11781: 185. Hommes, Jakob, * 1898, 11966: 185. Honecker, Martin, * 1888, 11941: 186; Lotz, Johannes Baptist 258; Rahner, Karl (Josef Erich) 333. Honorius Augustodunensis, *um 1080,11156: 186; Berthold von Moosburg 38; Herrad von Hohenburg 175. Horaz, *65 v. Chr., 18 v. Chr.: Amerbach, Veit 10; Breitkopf, Gregor 50. Horkheimer, Max, * 1895,11973: 186; Adorno, Theodor W(iesengrund) 3; Benjamin, Walter 33; Löwenthal, Leo 255; Marcuse, Herbert 268; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) 419. Hornbostel, Erich (Moritz) von, * 1877,11935: Stumpf, (Friedrich) Carl 415. Horneffer, Ernst, * 1871,11954: 187. Hornejus, Conrad, * 1590,11649: Conring, Hermann 72. Hrabanus Maurus, * um 780,1856: 187; Alkuin 9; Gottschalk der Sachse 145. Huber, Johann Nepomuk, * 1830, 11879: 188. Huber, Kurt (Theodor), * 1893, 11943: 188. Huber, Sebastian, * 1860,11919: Espenberger, Johann Nepomuk 107, Huber, (Marie) Therese (Wilhelmine), * 1764, t 1829: Humboldt, Wilhelm von 191. Huch, Ricarda, * 1864, t 1947: Zimmermann, Johann Georg 469. Hübscher, Arthur, * 1897, 11985: 189. Hügel, Friedrich Frh. von, * 1852, 11925: 189. Hülsen, August Ludwig, * 1765, 11809: 189. Hufeland, Christoph Wilhelm, * 1762, 11836: Humboldt, Wilhelm von 191; Röschlaub, Andreas 349; Schelver, Franz Joseph 365. Hugo Etherianus, * zwischen 1110 und 1120, 11182: Hugo von Honau 189. Hugo von Honau, *um 1150, t um 1200: 189. Hugo von Sankt Viktor, *Ende 11. Jh., 11141: 190. Hugo von Straßburg, *um 1200/10, 11268: 190; Bartholomäus Anglicus 24. Hugo, Gustav, * 1764, 11844: 191; Müller, Adam Heinrich 293. Humboldt, Alexander Frh. von, * 1769, 11859: Carus, Carl Gustav 64; Dirichlet, Gustav Peter 85; Engel, Johann Jakob 102; Humboldt, Wilhelm von 191; Lassalle, Ferdinand 242; Moritz, Karl Philipp 292; Ritter, Johann Wilhelm 348. Humboldt, Alexander Georg von, * 1720, 11779: Humboldt, Wilhelm von 191. Humboldt, Karoline von, * 1766, 11829: Humboldt, Wilhelm von 191.

Jerusalem Humboldt, Wilhelm von, * 1767, 11835: 191; Engel, Johann Jakob 102; Herbart, Johann Friedrich 172; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) 179; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Niethammer, Friedrich Immanuel 301; Savigny, Friedrich Carl von 359; Steinthal, Heymann 408; Vossler, Karl 438. Hume, David, * 1711, 11776: Herder, Johann Gottfried 173; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Jakob, Ludwig Heinrich von 196; Kraus, Christian Jakob 228; Laas, Ernst 235; Schubert-Soldern, Richard von 382; Schulze, Gottlob Ernst 383; Tetens, Johann Nicolaus 420. Hundeshagen, Christoph: Stahl, Daniel 398. Husserl, Edmund, * 1859, 11938: 193; Adorno, Theodor W(iesengrund) 3; Anders, Günther 11; Arendt, Hannah 14; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) 16; Becker, Oskar (Joachim) 30; Blumenberg, Hans 42; Bollnow, Otto Friedrich 45; Bolzano, Bernard 46; Brand, Gerd 48; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Brunner, August (Eugen Albert) 53; Biihler, Karl 58; Conrad-Martius, Hedwig 71; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) 85; Fink, Eugen 115; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121; Geiger, Moritz (Alfred) 133; Heidegger, Martin 163; Hildebrand, Dietrich von 180; Hommes, Jakob 185; Horkheimer, Max 186; Husserl, Gerhart 193; Jonas, Hans 202; Kaufmann, Fritz (Leopold) 211; Kerler, Dietrich Heinrich 216; Kraus, Oskar 228; Kristeller, Paul Oskar 230; Kroner, Richard (Jacob) 231; Landgrebe, Ludwig 238; Landsberg, Paul (Ludwig) 238; Lessing, Theodor 250; Linke, Paul Ferdinand 253; Lipps, Hans 253; Litt, Theodor 254; Löwith, Karl 256; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) 265; Marcuse, Herbert 268; Marx, Werner 274; Metzger, Arnold 285; Most, Otto (Josef) 293; Ochsner, Heinrich 307; Plessner, Helmuth 325; Reinach, Adolf 340; Reiner, Hans 340; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) 358; Schapp, Wilhelm 362; Scheler, Max (Ferdinand) 362; Schütz, Alfred 382; Simmel, Georg 390; Stein, Edith 404; Strasser, Stephan 412; Strauss, Leo 413; Ströker, Elisabeth 414; Stumpf, (Friedrich) Carl 415; Szilasi, Wilhelm 417; Walther, Gerda 441; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453; Wust, Peter (Josef) 464; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464; Zocher, Rudolf 469. Husserl, Gerhart, * 1893, t 1973: 193; Husserl, Edmund 193. Hütten, Ulrich von, * 1488, 11523: Erasmus von Rotterdam 103. Huusman, Roelof (eigentl.) -> Agricola, Rudolf. Huxley, Aldous (Leonard), * 1894, 11963: Bertalanffy, Ludwig von 37. Huygens, Christiaan, * 1629, 11695: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Huysman, Roelof (eigentl.) -»Agricola, Rudolf. Ibsen, Henrik, * 1828, 11906: Lukäcs, György von 260. Iffland, August Wilhelm, * 1759, 11814: Humboldt, Wilhelm von 191. Ignatius von Loyola, * 1491, t 1556: Angelus Silesius 12; Erasmus von Rotterdam 103; Rudolf von Biberach 355. Ilting, Karl-Heinz, * 1925, t 1984: 194; Risse, Wilhelm 347. Imbroll, Salvator (Pseud.) —»Kircher, Athanasius. Innozenz II., Papst, 11143: Hugo von Sankt Viktor 190. Innozenz V., Papst, t 1276: Johannes von Freiburg 201. Innozenz X., Papst, * 1574, t 1655: Kircher, Athanasius 218. Institoris, Heinrich, * 1430, t 1505: Nider, Johannes 300. Ipsen, Günther, * 1899, t 1984: 194. Irenäus von Lyon, *um 140(7), t um 200: Erasmus von Rotterdam 103.

Iselin, Isaak, * 1728, 11782: 194; Wegelin, Jakob (Daniel) 445. Iselin, Jacob Christoph, * 1681, 11737: Iselin, Isaak 194. Isenkrahe, Kaspar, * 1844, 11921: 194. Iser, Wolfgang, * 1926: Jauß, Hans Robert 198. Isidor von Sevilla, * um 560, 1636: Hrabanus Maurus 187. Itelsohn, Gregorius Borisowitsch, * 1852, 11926: 194. Itzig, (Isaak) Daniel, * 1723, 11799: Bendavid, Lazarus 32. Jacobi, Friedrich Heinrich, * 1743, 11819: 195; Bollnow, Otto Friedrich 45; Bouterwek, Friedrich (Ludewig) 47; Cams, Friedrich August 65; Fichte, Johann Gottlieb 114; Fischer, Franz 116; Hamann, Johann Georg 156; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Mendelssohn, Moses 281; Reinhold, Karl Leonhard 341; Schilling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Steffens, Henrik 402; Vorländer, Franz 437. Jacobi, Karl Gustav Jacob, * 1804, 11851: Dirichlet, Gustav Peter 85; Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) 91; Gauß, Carl Friedrich 131. Jacobs, Wilhelm G., * 1935: Baumgartner, Hans Michael 28. Jacoby, Günther, * 1881, 11969: 195; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von 124. Jaeger, Georg Friedrich von, * 1785, 11866: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Jaeger, Werner (Wilhelm), * 1888, t 1961: 196; Kristeller, Paul Oskar 230. Jaensch, Erich (Rudolf), * 1883,11940: 196. Jäsche, Gottlieb Benjamin, * 1762, 11842: 1%. Jaffe, Edgar, * 1866, 11921: Weber, Max 443. Jahn, Friedrich Ludwig, * 1778, 11852: Steffens, Henrik 402. Jakob, Ludwig Heinrich von, * 1759, t 1827: 196. Jakobson, Roman Ossipowitsch, * 1896,11982: Cassirer, Ernst (Alfred) 65. James, William, * 1842, 11910: Müller-Freienfels, Richard 294; Münsterberg, Hugo 295; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg 460. Janacek, LeoS, * 1854, 11928: Brod, Max 52. Janka, Walter, * 1914, t 1994: Lukäcs, György von 260. Jansen, Bernhard, * 1877, 11942: 197. Janus (Pseud.) -> Huber, Johann Nepomuk. Jarcke, Karl Ernst, * 1801, t 1852: Haller, Carl Ludwig von 155. Jaspers, Karl (Theodor), * 1883, 11969: 197; Arendt, Hannah 14; Grassi, Ernesto 146; Heidegger, Martin 163; Klages, Ludwig 219; Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221; Kristeller, Paul Oskar 230; Meurers, (Peter) Joseph 286; Sternberger, Dolf 409; Vossler, Karl 438; Walther, Gerda 441. Jauß, Hans Robert, * 1921, t 1997: 198. Jean le Sauvage: Erasmus von Rotterdam 103. Jean Paul, * 1763, 11825: 198; Hamann, Johann Georg 156; Harich, Wolfgang 157; Mesmer, Franz Anton 284; Moritz., Karl Philipp 292; Plainer, Ernst 325. Jeitteles, Alois (Isidor), * 1794, t 1858: Jeitteles, Ignaz 199. Jeitteles, Ignaz, * 1783,11843: 199. Jellinek, Georg, * 1851, 11911: Kelsen, Hans 213. Jenisch, Daniel, * 1762, t 1804(7): 199. Jensen, Adolf Ellegard, * 1899, 11965: Frobenius, Leo (Viktor) 128. Jerusalem, Karl Wilhelm, * 1747, t 1772: 199. Jerusalem, Wilhelm, * 1854, 11923: 200.

509

Jessen Jessen, Johannes von, * 1566, 11621: Sennert, Daniel 387. Joch, Alexander von (Pseud.) —> Hommel, Karl Ferdinand. Jodl, Friedrich, * 1849, 11914: 200; Kraus, Oskar 228; Schmied-Kowarzik, Walther 373. Joel, Karl, * 1864,11934: 200. Joel, Manuel, * 1826, 11890: 200; Joel, Karl 200. Jörg, Johann Christian Gottfried, * 1779, 11856: Carus, Carl Gustav 64. Jogiches, Leo, * 1867,11919: Luxemburg, Rosa 263. Johann Friedrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, * 1625, 11679: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg-Schwerin, * 1857, 11920: Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) 404. Johann, Graf von Oettingen: Agricola, Rudolf 5. Johann XVI. (VII.), Graf von Oldenburg und Delmenhorst, * 1540, 11603: Lubinus, Eilhardus 259. Johann Georg IV., Kurfürst von Sachsen, * 1668, 11694: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Johann Ernst II., Herzog von Sachsen-Weimar, * 1627, 11683: Stahl, Georg Ernst 399. Johann von Glogau, *um 1445,11507: 201. Johannes XXL, Papst, * zwischen 1210 und 1220, 11277: Johann von Glogau 201; Lambert von Heerenberg 235. Johannes XXII., Papst, * um 1245, 11334: Eckhart von Hochheim 95; Nikolaus von Straßburg 304; Seuse, Heinrich 388. Johannes XXIII., Papst, * 1881, 11963: Rahner, Karl (Josef Erich) 333. Johannes Paul II., Papst, * 1920: Albertus Magnus 7. Johannes Alamannus —»Johannes de Erfordia. Johannes Chrysostomos, * zwischen 344 und 354, 1407: Erasmus von Rotterdam 103. Johannes von Dambach, * 1288, t 1372: Tauler, Johannes 418. Johannes de Erfordia, *um 1250, t um 1340: 201. Johannes von Freiburg, *um 1250,11314: 201. Johannes de Herfordia -»Johannes de Erfordia. Johannes von Kempen: Thomas von Kempen 422. Johannes Mauburnus: Bartholomäus Anglicus 24. Johannes de Saxonia -»Johannes de Erfordia. Johannes von Sterngassen, *Ende 13. Jh.: 201 ^ Tauler, Johannes 418. John, Erhard, * 1919, t 1997: 201. Johnson, Samuel, * 1709, 11784: Wezel, Johann Karl 453. Jolson, Julius (urspr.) -> Stahl, Friedrich Julius. Jonas, Hans, * 1903, t 1993: 202; Arendt, Hannah 14. Jonas, Justus, * 1493, 11555: Melanchthon, Philipp 279. Jordan, (Ernst) Pascual, * 1902, 11980: 202; Born, Max 46. Joseph II., römisch-deutscher Kaiser, Erzherzog von Österreich, König von Böhmen und von Ungarn, * 1741, t 1790: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Juana Ines de la Cruz, * 1651, 11695: Vossler, Karl 438. Jülicher, Adolf, * 1857, t 1938: Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Jünger, Ernst, * 1895, t 1998: Fischer, (Ernst) Hugo 117; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Juhos, Bela, * 1901, 11971: 203. Jukawa, Hideki, * 1907, t 1981: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Juliane, Fürstin von Osifriesland: Conring, Hermann 72. Julius II., Papst, * 1443, t 1513: Erasmus von Rotterdam 103. Jung, Carl Gustav, * 1794,11864: Jung, Carl Gustav 203.

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Jung, Carl Gustav, * 1875, 11962: 203; Carus, Carl Gustav 64; Freud, Sigmund 121; Keyserling, Hermann Graf 216; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Scheler, Max (Ferdinand) 362. Jung, Gertrud, * 1894: Ziegenfuß, Werner 466. Jung, Joachim (eigentl.) —»Jungius, Joachim. Jungius, Joachim, * 1587,11657: 204; Meyer, Rudolf 287; Risse, Wilhelm 347. Justi, Ludwig, * 1876, 11957: Wölfflin, Heinrich 461. Jutta von Sponheim, *um 1090, 11136: Hildegard von Bingen 180. Kästner, Abraham Gotthelf, * 1719, 11800: 204; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Lichtenberg, Georg Christoph 250. Kafka, Franz, * 1883,11924: Benjamin, Walter 33; Brod, Max 52; Utitz, Emil 431; Weltsch, Felix 450. Kafka, Gustav, * 1883, 11953: 204; Vetter, August 433. Kaftan, Julius, * 1848, 11926: 205; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Kaftan, Theodor, * 1847, 11932: Kaftan, Julius 205. Kahlbaum, Karl Ludwig, * 1828, 11899: Ziehen, Theodor 467. Kahle, Ludwig Martin, * 1712, f 1775: 205. Kahler, Erich (Gabriel) von, * 1885, 11970: 205; Broch, Hermann (Josef) 51. Kahlert, (Karl) August (Timotheus), * 1807, 11864: 206. Kainz, Friedrich, * 1897, 11977: 206. Kalau, Abraham (eigentl.) -»Calov, Abraham. Kalbsohr, Hans: Paracelsus 314. Kalthoff, Albert, * 1850, 11906: 206. Kamlah, Wilhelm, * 1905, 11976: 206; Lorenzen, Paul 257. Kandinsky, Wassily, * 1866, 11944: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Kant, Immanuel, * 1724, t 1804: 207; Abel, Jakob Friedrich von l; Abicht, Johann Heinrich l; Achenwall, Gottfried 2; Adickes, Erich 2; Adler, Max 2; Apelt, Ernst Friedrich 13; Arendt, Hannah 14; Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) 15; Bardili, Christoph Gottfried 21; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) 25; Baumgardt, David 27; Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Baumgartner, Hans Michael 28; Beck, Jacob Sigismund 30; Bendavid, Lazarus 32; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) 32; Beneke, Friedrich Eduard 33; Benjamin, Walter 33; Berg, Franz 34; Bering, Johannes 36; Bertalanffy, Ludwig von 37; Böhme, Christian Friedrich 43; Bolzano, Bernard 46; Born, Friedrich Gottlieb 46; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) 54; Carus, Friedrich August 65; Chalybäus, Heinrich Moritz 67; Chamberlain, Houston Stewart 67; Class, Gustav 68; Clodius, Christian August Heinrich 69; Cohen, Hermann 69; Cornelius, Hans 74; Czolbe, Heinrich 76; Dietzgen, Josef 83; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Dorner, August 86; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) 93; Eberhard, Johann August 93; Eisler, Rudolf 99; Erdmann, Benno 105; Erhard, Johann Benjamin 106; Erhardt, Franz (Bruno) 107; Faust, August 110; Feder, Johann Georg Heinrich 111; Fernow, Carl Ludwig 112; Fichte, Johann Gottlieb 114; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Fla«, Johann Friedrich 118; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl 119; Frauenstädt, (Christian Martin) Julius 120; Görland, Albert 139; Goldschmidt, Ludwig 144; Hamann, Johann Georg 156; Hartenstein, Gustav 158; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Heidegger, Martin 163; Heidemann, Ingeborg 164; Heintel, Erich 167; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Herbart, Johann Friedrich 172; Herder, Johann Gottfried 173; Hermes, Georg 175; Herz, (Naphtali) Markus 177; Heydenreich, Karl

Kepler Heinrich 178; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Jäsche, Gottlieb Benjamin 196; Jakob, Ludwig Heinrich von 196; Jenisch, Daniel 199; Jonas, Hans 202; Kassner, Rudolf 209; Kaulbach, Friedrich 211; Kellermann, Benzion 213; Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian 217; Knutzen, Martin 222; Kraus, Christian Jakob 228; Krause, (Caesar Ernst) Albrecht 229; Krause, Karl Christian Friedrich 229; Krüger, Gerhard 231; Krug, Wilhelm Traugott 232; Kuntze, Friedrich 234; Laas, Ernst 235; Lambert, Johann Heinrich 235; Lehmann, Gerhard 245; Liebmann, Otto 252; Löwith, Karl 256; Lorenz, Konrad (Zacharias) 256; Maass, Johann Gebhard Ehrenreich 263; Maimon, Salomon 265; Mainländer, Philipp 266; Malter, Rudolf 266; Marcus, Ernst Moses 268; Medicus, Fritz (Georg Adolf) 276; Mehmel, Gottlieb Ernst August 277; Meier, Georg Friedrich 277; Meilin, George Samuel Albert 280; Menzer, Paul 283; Metzke, Erwin 285; Mutschelle, Sebastian 297; Natorp, Paul 297; Nelson, Leonard 298; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Novalis 306; Nüsslein, Georg 307; Oberen, Jakob Hermann 307; Otto, Rudolf (Louis Karl) 313; Paulsen, Friedrich 316; Pesch, Tilmann 318; Pichler, Hans 321; Plainer, Ernst 325; Radbruch, Gustav (Lambert) 332; Reich, Klaus 337; Reiner, Gregor Leonhard 340; Reinhard, Franz Volkmar 340; Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens) 341; Reinhold, Karl Leonhard 341; Reininger, Robert 342; Reuß, Maternus 343; Riehl, Alois (Adolf) 345; Rinck, Friedrich Theodor 347; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) 352; Rüdiger, (Johann) Andreas 355; Savigny, Friedrich Carl von 359; Schaper, Eva 361; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schmid, Karl Christian Erhard 372; Schöndörffer, Otto (Konrad) 376; Schopenhauer, Arthur 377; Schubert-Soldern, Richard von 382; Schultz, Johann 383; Schweitzer, Albert 385; Seile, Christian Gottlieb 387; Simmel, Georg 390; Stäudlin, Carl Friedrich 398; Stapfer, Philipp Albert 401; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) 401; Steffens, Henrik 402; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407; Tetens, Johann Nicolaus 420; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420; Thiele, Günther 421; Tieftrunk, Johann Heinrich 424; Ueberweg, Friedrich 429; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von 429; Vaihinger, Hans 431; Volkelt, Johannes 436; Vorländer, Karl 437; Weber, Josef von 442; Weiller, Cajetan von 446; Weischedel, Wilhelm 447; Wentscher, Max 451; Wenzel, Gottfried Immanuel 451; Windelband, Wilhelm 458; Wolandt, Gerd 461; Weltmann, Ludwig 463; Wundt, Max 463; Zahn, Manfred 465; Zeller, Eduard (Gottlob) 465; Zimmer, Patrizius Benedikt 468; Zocher, Rudolf 469; Zschimmer, Eberhard 470. Kantaros (Pseud.) -> Krug, Wilhelm Traugott. Kanthack, Katharina, * 1901, 11986: 208. Kantorowicz, Gertrud, * 1876, 11945: Simmel, Georg 390. Kantorowicz, Hermann (Ulrich), * 1877, t 1940: Simmel, Georg 390. Karl Martell, *um 688/89, 1741: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Karl, fränkischer König, römischer Kaiser, *748, 1814: Alkuin 9. Karl II. der Kahle, westfränkischer König, Kaiser, * 823, 1877: Hrabanus Maurus 187. Karl IV., Taufname Wenzel, römisch-deutscher König und Kaiser, König von Böhmen, * 1316, t 1378: Heinrich Totting von Oyta 167; Konrad der Jüngere von Halberstadt 225. Karl V., römisch-deutscher König und Kaiser, König von Spanien, * 1500, t 1558: Agrippa von Nettesheim

5; Erasmus von Rotterdam 103; Melanchthon, Philipp 279. Karl VI., Kaiser, als Karl III. König von Spanien, * 1685, 11740: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von BraunschweigLüneburg(-Wolfenbüttel), * 1735, 11806: Pockels, Karl Friedrich 326. Karl, Erzherzog von Österreich, * 1771, t 1847: Haller, Carl Ludwig von 155. Karl (I.) Ludwig, Kurfürst von der Pfalz, * 1618, t 1680: Pufendorf, Samuel Frh. von 331. Karl August, Herzog, seit 1815 Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, * 1757, 11828: Goethe, Johann Wolfgang von 140; Moritz, Karl Philipp 292; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Karl X. Gustav, König von Schweden, * 1622, 11660: Conring, Hermann 72. Karl XL, König von Schweden, * 1655, 11697: Pufendorf, Samuel Frh. von 331. Karl Alexander, Herzog von Württemberg, * 1684, 11737: Bilfinger, Georg Bernhard 39; Rosier, Johann Eberhard 350. Karl Eugen, Herzog von Württemberg, * 1728, t 1793: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366; Schwab, Johann Christoph 384. Karl, J. W. (Pseud.) -> Kleutgen, Joseph. Karlstadt, Andreas (Rudolf), * I486, 11541: Luther, Martin 261; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Kassner, Rudolf, * 1873, 11959: 209. Kastil, Alfred, * 1874,11950: 209; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Kraus, Oskar 228; Mayer-Hillebrand, Franziska 276. Katharina II., Kaiserin von Rußland, * 1729, 11796: Euler, Leonhard 108; Zimmermann, Johann Georg 469. Katharina Palowna, Großfürstin von Rußland, * 1788, t 1819: Buhle, Johann Gottlieb Gerhard 58. Katte, Hans Hermann von, * 1704, 11730: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Kauffmann, Max Reinhard, * 1868, 11896: 209; Schubert-Soldern, Richard von 382; Schuppe, Wilhelm 384. Kaufmann, Arthur, * 1923, 12001: 209. Kaufmann, David, * 1852, 11899: 210. Kaufmann, Erich, * 1880, 11972: 210. Kaufmann, Felix, * 1895, 11949: 210. Kaufmann, Fritz (Leopold), * 1891, 11958: 211. Kaulbach, Friedrich, * 1912, 11992: 211. Kaulich, Wilhelm, * 1833, 11880: 211. Kautsky, Karl, * 1854, 11938: 212; Engels, Friedrich 102; Marx, Karl 271; Walther, Gerda 441. Keckermann, Bartholomäus, * 1571/73, 11609 (1608?): 212; Alsted, Johann Heinrich 9; Martini, Jakob 271; Timpier, Clemens 425. Keller (Pseud.) —> Lukäcs, György von. Keller, Gottfried, * 1819, 11890: Angelus Silesius 12; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Jean Paul 198; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Keller, Wilhelm, * 1909, 11987: 213. Kellermann, Benzion, * 1869, 11923: 213. Kellner, Margarete Elisabeth, * 1759, t 1848: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Kelsen, Hans, * 1881, 11973: 213; Kaufmann, Felix 210; Schütz, Alfred 382; Voegelin, Eric 435. Kempski Rakoszyn, Jürgen von, * 1910, 11998: 214; Conn, Jonas (Ludwig) 70. Kepler, Johannes, * 1571, 11630: 214; Copernicus, Nicolaus 72; Hansch, Michael Gottlieb 157; Kircher, Athanasius 218.

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Kerenskij Kerenskij, Aleksandr Fjodorowitsch, * 1881, 11970: Stepun, Fedor 408. Kerenyi, Karl, * 1897,11973: Bachofen, Johann Jakob 18. Kerler, Dietrich Heinrich, * 1882, 11921: 216; Port, Kurt 329. Kern, Berthold von, * 1848,11940: 216. Kerner, Justinus (Andreas Christian) von, * 1786, 11862: Fichte, Immanuel Hermann 113; Mesmer, Franz Anton 284. Kerschensteiner, Georg (Michael), * 1854, 11932: Spranger, Eduard 397. Ketteier, Wilhelm Emmanuel Frh. von, * 1811, 11877: Görres, (Johann) Joseph von 139. Keyserling, Eduard Graf von, * 1855, 11918: Kassner, Rudolf 209; Keyserling, Hermann Graf 216. Keyserling, Hermann Graf, * 1880, 11946: 216; Scheler, Max (Ferdinand) 362. Khuen, Johannes, * 1605 oder 1606,11675: Angelas Silesius 12. Khunrath, Heinrich, * 1560, 11605: 217. Kielmeyer, Carl Friedrich von, * 1765, 11844: 217. Kiem, Paul, * 1882,11960: Huber, Kurt (Theodor) 188. Kierkegaard, Soren (Aabye), * 1813, 11855: Brunner, Emil 54; Ebner, Ferdinand 94; Haecker, Theodor 154; Hamann, Johann Georg 156; Heidegger, Martin 163; Kassner, Rudolf 209; Löwith, Karl 256; Lukäcs, György von 260; Pieper, Josef 322; Rosenzweig, Franz 353; Schneider, Reinhold 376; Schrempf, Christoph 379. Kieser, Dietrich Georg von, * 1779, 11862: Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel 298. Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian, * 1766, 11819:217. Kircher, Athanasius, * 1602, 11680: 218; Alsted, Johann Heinrich 9. Kircher, Johann: Kircher, Athanasius 218. Kirchhoff, Gustav Robert, * 1824, 11887: Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Hertz, Heinrich (Rudolf) 176; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Kirchmann, Julius Hermann von, * 1802,11884: 218. Kirschbaum, Charlotte von, * 1899,11975: Barth, Karl 22. Klafki, Wolfgang, * 1927: Litt, Theodor 254. Klages, Ludwig, * 1872, 11956: 219; Kunz, Hans 234; Lavater, Johann Caspar 243; Scheler, Max (Ferdinand) 362. Klatzkin, Jakob, * 1882,11948: 219. Klaus, Georg, * 1912, 11974: 220. Klaus, Michael, * 1719, t 1792: 220. Klee, Paul, * 1879, 11940: Heidegger, Martin 163. Klein, Christian Felix, * 1849, 11925: Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) 85; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Klein, Ernst Ferdinand, * 1744, t 1810: Humboldt, Wilhelm von 191. Klein, Joseph, * 1896,11976: 220. Klein, Matthäus, * 1911, t 1988: 220. Kleinbrodt, Joseph Anton, * 1668.11718: Morasch, Johann Adam 291. Kleist, v. (Pseud.) -»Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig). Kleist, (Bernd) Heinrich (Wilhelm) von, * 1777, t 1811: Krug, Wilhelm Traugott 232; Mesmer, Franz Anton 284; Müller, Adam Heinrich 293. Klemens (VII.), Gegenpapst, * 1342, t 1394: Heinrich Heinbuche von Langenstein 166. Klemens VII., Papst, * 1478, t 1534: Copernicus, Nicolaus 72. Klemmt, Alfred, * 1895, f 1979: 220.

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Klemperer, Victor, * 1881, 11960: Vossler, Karl 438. Klepper, Jochen, * 1903,11942: Schneider, Reinhold 376. Klettenberg, Susanne Katharina von, * 1723,11774: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Kleutgen, Joseph, * 1811,11883: 221. Klibansky, Raymond: Kristeller, Paul Oskar 230. Klopstock, Friedrich Gottlieb, * 1724, 11803: Clodius, Christian August Heinrich 69; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Novalis 306; Sinclair, Isaak von 391; Sulzer, Johann Georg(e) 416. Klotz, Christian Adolph, * 1738, 11771: Briegleb, Johann Christian 51; Herder, Johann Gottfried 173; Riedel, Friedrich Just(us) 344. Knauer, Vinzenz (Andreas), * 1828, 11894: 221. Knebel, Karl Ludwig von, * 1744, 11834: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Knigge, Adolph Frh., * 1752, 11796. Weishaupt, Johann Adam Joseph 447. Knittel, Kaspar, * 1644, 11702: 221. Knittermeyer, (Johann) Hinrich, * 1891, 11958: 221. Knoodt, (Franz) Peter, * 1811, 11889: 222; Melzer, Ernst 281. Knutzen, Martin, * 1713, 11751: 222; Kant, Immanuel 207. Koch, Heinrich Gottfried, * 1705 (1703?), 11775: Engel, Johann Jakob 102. Koch, Joseph, * 1885,11967: 222; Eckhart von Hochheim 95; Klein, Joseph 220. Köhler, Max (eigentl.) -»Frischeisen-Köhler, Max. Köhler, Wolfgang, * 1887, f 1967: Scheler, Max (Ferdinand) 362; Stumpf, (Friedrich) Carl 415. Koeler, Christoph, * 1602,11658: Angelus Silesius 12. Koelliker, (Rudolf) Albert Ritter von, * 1817, 11905: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. König, Eva (Katharina), * 1736, 11778: Lessing, Gotthold Ephraim 248. König, Josef, * 1893, 11974: 222; Bollnow, Otto Friedrich 45. König, Rene, * 1906, 11992: 223. König, (Johann) Samuel, * 1712, 11757: 223; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274. Koppel, Eugenie: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Körner, Christian Gottfried, * 1756, 11831: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Köstlin, Carl Heinrich, * 1755, t 1783: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Köstlin, Karl (Reinhold) von, * 1819, 11894: 223; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Koffka, Kurt, * 1886, 11941: Stumpf, (Friedrich) Carl 415. Kofler, Leo, * 1907, t 1995: 224; Gropp, Rugard Otto 149. Kohler, Josef, * 1849, 11919: 224; Berolzheimer, Friedrich 37. Kohlschütter, Arnold, * 1883, 11969: Meurers, (Peter) Joseph 286. Kohn, Hans, * 1891, 11971: Buber, Martin 55. Kohr, Leopold, * 1909, 11994: 225. Koigen, David, * 1879, t 1933: 225. Kolbenheyer, Erwin Guido, * 1878, 11962: 225. Kollwitz, Käthe, * 1867, 11945: Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) 15. Komensky, Anna, t vor 1603: Comenius, Johann Amos 71. Komensky, Jan Amos (eigentl.) —> Comenius, Johann Amos. Komensky, Martin, t vor 1603: Comenius, Johann Amos 71.

Lamprecht Kondylis, Panajotis, * 1943, 11998: 225. Konrad III., König, * 1093, 11152: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13; Gottfried von Viterbo 145; Otto von Freising 312; Wibald 454. Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln, * kurz vor 1200 (erster Beleg 1210), 11261: Albertus Magnus 7; Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Konrad L, auch Kuno, Abt von Siegburg, Bischof von Regensburg, * um 1070, 11132: Rupert von Deutz 356. Konrad II. von Thüngen, Bischof von Würzburg, *um 1466, 11540: Arnoldi, Bartholomäus 15. Konrad der Jüngere von Halberstadt, t nach 1355: 225. Konrad von Megenberg, *um 1309, 11374: 226. Konstantiner (Pseud.) -»Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt. Koppernick, Andreas: Copernicus, Nicolaus 72. Koppernick, Nicolaus (eigentl.) —> Copernicus, Nicolaus. Kornemann, Ernst, * 1868, t 1946: Bachofen, Johann Jakob 18. Korsch, Karl, * 1886, 11961: 226; Marx, Karl 271. Korscheit, Eugen, * 1858, 11946: Driesch, Hans Adolf Eduard 87. Kosegarten, Gotthard Ludwig, * 1758, 11818: Baier, Alwill 20. Kotarbinski, Tadeusz, * 1886, 11981: Rand, Rose 333. Kotzebue, August (Friedrich) von, * 1761, 11819: Fries, Jakob Friedrich 127; Steffens, Henrik 402. Kracauer, Elisabeth, * 1893, 11971: Kracauer, Siegfried 226. Kracauer, Siegfried, * 1889, 11966: 226; Benjamin, Walter 33. Krämer, Gerhard -> Mercator, Gerhard. Kraepelin, Emil, * 1856, 11926: Goldberg, Oskar 143. Kraft, Julius, * 1898,11960: 227. Kraft, Victor, * 1880, 11975: 227; Feyerabend, Paul (Karl) 113. Kramers, Hendrik Anthony, * 1894, 11952: Heisenberg, Werner 168. Kranz, Walther, * 1884, 11960: 228. Kraus, Christian Jakob, * 1753, 11807: 228; Beck, Jacob Sigismund 30; Jäsche, Gottlieb Benjamin 196. Kraus, Karl, * 1874, 11936: Benjamin, Walter 33; Canetti, Elias 61; Weininger, Otto 447. Kraus, Oskar, * 1872, t 1942: 228; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50. Krause, (Caesar Ernst) Albrecht, * 1838, 11902: 229. Krause, Christian Jakob -» Kraus, Christian Jakob. Krause, Karl Christian Friedrich, * 1781, 11832: 229; Ahrens, Heinrich 6; Cams, Carl Gustav 64; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von 247; Lindemann, Heinrich Simon 252; Röder, Karl David August 349. Krauss, Werner, * 1900, 11976: Sternberger, Dolf 409. Krebs, Johann: Nikolaus von Kues 303. Kreibig, Josef Clemens, * 1863, t 1917: 229. Kremer, Gerhard -» Mercator, Gerhard. Krieck, Ernst, * 1882, 11947: 229. Kries, Johannes (Adolf) von, * 1853, 11928: 230. Krings, Hermann, * 1913: Löw, Reinhard 254. Kristeller, Heinrich: Kristeller, Paul Oskar 230. Kristeller, Paul Oskar, * 1905,11999: 230. Kriszat, Georg: Uexküll, Jakob (Johann) Baron von 429. Krohn, August: Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard 110. Kronecker, Leopold, * 1823, 11891: Cantor, Georg 62. Kronenberg, Moritz, * 1865, t 1935: 231. Kroner, Richard (Jacob), * 1884, 11974: 231; Mehlis, Georg 277.

Kropotkin, Pjotr Aleksejewitsch Fürst, * 1842, 1192I.Landauer, Gustav 237; Popper, Josef 328. Krüger, Felix, * 1874, 11948: 231; Vetter, August 433. Krüger, Gerhard, * 1902, 11972: 231; Krüger, Lorenz 232; Löwith, Karl 256; Pieper, Josef 322. Krüger, Lorenz, * 1932, t 1994: 232; Krüger, Gerhard 231. Krug, Wilhelm Traugott, * 1770, 11842: 232; Likavetz, Joseph Kalasanz 252. Krull, Wolfgang, * 1899, 11971: Lorenzen, Paul 257. Kühn, Eleonore (geb.) —> Frobenius-Kühn, Eleonore. Kühn, Sophie von, * 1783, 11797: Novalis 306. Kühne, Lothar, * 1931, t 1985: 232. Kühne, Wilhelm, * 1837, t 1900: Uexküll, Jakob (Johann) Baron von 429. Kühnemann, Eugen, * 1868, 11946: 233; Marck, Siegfried 268. Külpe, Oswald, * 1862, 11915: 233; Ach, Narziß (Kaspar) l; Bavink, Bernhard 29; Becher, Erich 29; Bühler, Karl 58; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Dürr, (Georg) Ernst 92; Dyroff, Adolf 93; Kauffmann, Max Reinhard 209; Messer, August 285; Selz, Otto 387; Wertheimer, Max 452. Kugler, Franz (Theodor), * 1808, 11858: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Kühn, Helmut, * 1899, 11991: 233. Kühn, Johannes Evangelista von, * 1806, 11887: 234; Braig, Carl 48. Kühn, Thomas Samuel, * 1922, 11996: Stegmüller, Wolfgang 403. Kulmus, Johann Georg, * 1680, 11731: Gottsched, Johann Christoph 145. Kunth, (Gottlob Johann) Christian, * 1757, 11829: Humboldt, Wilhelm von 191. Kuntze, Friedrich, * 1881, 11929: 234. Kuntzschmann, Catharina: Böhme, Jacob 44. Kunz, Hans, * 1904, 11982: 234. Kurlbaum, Ferdinand, * 1857, 11927: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Kutter, Hermann, * 1863, t 1931: Barth, Karl 22. Kym, Andreas Ludwig, * 1822, 11900: 234. Laas, Ernst, * 1837, 11885: 235. Lachmann, Hedwig, * 1865, t 1918: Landauer, Gustav 237. Lafargue, Paul, * 1842, 11911: Marx, Karl 271. La Fontaine, Jean de, * 1621, 11695: Lessing, Gotthold Ephraim 248. Lagarde, Paul Anton de, * 1827, 11891: Langbehn, (August) Julius 239. Lagrange, Joseph Louis de, * 1736, t 1813: Euler, Leonhard 108. La Hire, Philippe de, * 1640, 11718: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Lakebrink, Bernhard, * 1904, 11991: 235; Hirschberger, Johannes 182. Lakemann, Nikolaus -»Lakmann, Nikolaus. Lakmann, Nikolaus, *um 1415, 11479: 235. Lambert von Heerenberg, *um 1430, t 1499: 235. Lambert, Johann Heinrich, * 1728, 11777: 235; Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav) 66; Crusius, Christian August 75; Kant, Immanuel 207; Speiser, Andreas 395. Lambertus de Monte Domini -> Lambert von Heerenberg. La Mettrie, Julien Offray de, * 1709, 11751: 236; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274; Spalding, Johann Joachim 395. Lamprecht, Friedrich Wilhelm Peter: Winckelmann, Johann Joachim 456.

513

Lamprecht Lamprecht, Karl Gotthard, * 1856,11915: 237. Lancizolle, Karl Wilhelm von, * 1796,11871: Haller, Carl Ludwig von 155. Landau, Edmund (Georg Hermann), * 1877, 11938: Dubislav, Walter (Ernst Otto) 89. Landauer, Gustav, * 1870, 11919: 237; Brunner, Constantin 54; Buber, Martin 55. Landesmann, Heinrich (eigentl.) —»Lorm, Hieronymus. Landgrebe, Ludwig, * 1902, 11991: 238; Husserl, Edmund 193. Landmann, Michael, * 1913,11984: 238. Landsberg, Paul (Ludwig), * 1901, 11944: 238. Landshut, Siegfried, * 1897, 11968: 239. Lang von Wellenburg, Matthäus, *um 1468, 11540: Ricius, Paulus 344. Langbehn, (August) Julius, * 1851,11907: 239. Lange, Friedrich Alben, * 1828, 11875: 239; Cohen, Hermann 69; Vaihinger, Hans 431. Lange, Joachim, * 1670,11744: 240. Lange, Konrad von, * 1855,11921: 240. Lange, Samuel Gottlieb, * 1767,11823: 240. Langen, Peter (Pseud.) -> Misch, Georg. Lanz, Julius (Pseud.) -»Duboc, (Karl) Julius. Lapide, Pinchas E(lias), * 1922, 11997: 240. Laplace, Pierre Simon Marquis de, * 1749, 11827: Kant, Immanuel 207. Larenz, Karl, * 1903, 11993: 241; Glockner, Hermann 137. Lasaulx, Ernst (Peter) von, * 1805, 11861: 241; Huber, Johann Nepomuk 188. Lask, Emil, * 1875, 11915: 241; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Windelband, Wilhelm 458. Lasker, Emanuel, * 1868,11941: 241. Lasker-Schüler, Eise, * 1869,11945: Friedländer, Salomo 124. Lassalle, Ferdinand, * 1825, f 1864: 242; Engels, Friedrich 102; Hess, Moses 177; Marx, Karl 271. Lassaulx, Catharina von, * 1779, 11855: Görres, (Johann) Joseph von 139. Lasson, Adolf, * 1832, 11917: 242; Lasson, Georg 243; Schmidt, Ferdinand Jacob 373. Lasson, Georg, * 1862, 11932: 243; Lasson, Adolf 242. Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd, * 1848, 11910: 243. Laticephalus, Gregor -» Breitkopf, Gregor. Lau, Theodor Ludwig, * 1670, 11740: 243; Bucher, Urban Gottfried 57. Laue, Max von, * 1879, 11960: Schrodinger, Erwin 380. Lavater, Johann Caspar, * 1741, 11801: 243; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Lichtenberg, Georg Christoph 250; Mendelssohn, Moses 281; Pestalozzi, Johann Heinrich 318; Zimmermann, Johann Georg 469. Lavoisier, Antoine Laurent de, * 1743, t 1794: Mesmer, Franz Anton 284; Stahl, Georg Ernst 399. Lazarus, Moritz, * 1824, 11903: 244; Cohen, Hermann 69; Simmel, Georg 390; Steinthal, Heymann 408. Lazarus, Nahida Ruth, * 1849, 11928: Lazarus, Moritz 244. Lechleitner, G. J.: Gruber von Zurglburg, Philibert 149. Le Clerc, Jean: Erasmus von Rotterdam 103. Lederer, Emil, * 1882, t 1939: Mannheim, Karl 267; Sohn-Rethel, Alfred 392. Leese, Kurt, * 1887, 11965: 244. Lehmann, Gerhard, * 1900,11987: 245. Lehmann, Rudolf, * 1855,11927: 245.

514

Leibniz, Gottfried Wilhelm, * 1646, 11716: 245; Alsted, Johann Heinrich 9; Angelus Silesius 12; Arnisäus, Henning 15; Bilfinger, Georg Bernhard 39; Briegleb, Johann Christian 51; Caspari, Otto 65; Conring, Hermann 72; Cramer, Wolfgang 75; Des Bosses, Bartholomäus 80; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Eckhard, Arnold 94; Erdmann, Benno 105; Erdmann, Johann Eduard 106; Euler, Leonhard 108; Fischer, Engelbert Lorenz 116; Formey, Johann Heinrich Samuel 119; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von 124; Gerhardt, Carl Immanuel 134; Glafey, Adam Friedrich 136; Gottsched, Johann Christoph 145; Hansch, Michael Gottlieb 157; Heinze, Max 167; Herbart, Johann Friedrich 172; Hochstetter, Erich 182; Jungius, Joachim 204; Kant, Immanuel 207; Kanthack, Katharina 208; Kaulbach, Friedrich 211; Krüger, Gerhard 231; Lambert, Johann Heinrich 235; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Maass, Johann Gebhard Ehrenreich 263; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) 265; Meyer, Rudolf 287; Müller, Kurt 294; Nikolaus von Kues 303; Pichler, Hans 321; Plainer, Ernst 325; Reimmann, Jakob Friedrich 339; Richter, Liselotte 343; Schopenhauer, Arthur 377; Stahl, Georg Ernst 399; Taurellus, Nikolaus 418; Teichmüller, Gustav 419; Thomasius, Jakob 423; Thorild, Thomas 423; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428; Weigel, Valentin 446; Wolff, Christian Frh. von 462; Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463. Leicht, Alfred: Lazarus, Moritz 244. Leisegang, Hans, * 1890,11951: 247; Odebrecht, (Paul) Rudolf 308. Leisewitz, Johann Anton, * 1752, 11806: Winkelmann, August Stephan 459. Leist, Fritz, * 1913,11974: 247. Lejeune Dirichlet, Gustav Peter (eigentl.) -»Dirichlet, Gustav Peter. Lenin, Wladimir Iljitsch, * 1870, 11924: Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) 16; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Dietzgen, Josef 83; Lukäcs, György von 260; Luxemburg, Rosa 263; Mach, Ernst 264. Lenz, Fritz, * 1887, 11976: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Lenz, Wilhelm, * 1888, 11957: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Leo X., Papst, * 1475, f 1521: Erasmus von Rotterdam 103. Leonhardi, Hermann Karl Frh. von, * 1809, 11875: 247. Leonrod, Franz Leopold Frh. von, * 1827, 11905: Schneid, Mathias 375. Leopardi, Giacomo Graf, * 1798, 11837: Mainländer, Philipp 266. Leopold III. Friedrich Franz, Fürst, seit 1807 Herzog, von Anhalt-Dessau, „Vater Franz", * 1740, 11817: Basedow, Johann Bernhard 25. Leopold III., Markgraf von Österreich, *um 1073/75, 11136: Otto von Freising 312. Leopold L, Herzog von Österreich und Steiermark, * 1290 oder 1293, t 1326: Rudolf von Biberach 355. Leopold, Franz (Pseud.) —> Neumann, Franz Leopold. Lepsius, Reinhold, * 1857, 11922: Pannwitz, Rudolf 314. Lersch, Philipp, * 1898, 11972: 248; Vetter, August 433. Lesage, Georges-Louis, * 1724, 11803: Jacobi, Friedrich Heinrich 195. Leser, Hermann, * 1873, 11937: 248. Lessing, Gotthold Ephraim, * 1729,11781: 248; Abbt, Thomas 1; Balthasar, Hans Urs von 20; Breyer, Johann Friedrich 51; Engel, Johann Jakob 102; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Garve, Christian 131; Gottsched, Johann Christoph 145; Herder, Johann Gottfried 173; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Jerusalem, Karl Wilhelm

Luckmann 199; Mendelssohn, Moses 281; Nikolaus von Kues 303; Reimarus, Hermann Samuel 339; Reimarus, Johann Albert Heinrich 339; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Lessing, Theodor, * 1872, 11933: 250. Leuckart, Friedrich Sigismund, * 1794, 11843: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Levetzow, Ulrike von, * 1804, 11899: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Levinas, Emmanuel, * 1906,11995: Strasser, Stephan 412. Levy, Arthur (geb.) -»Liebert, Arthur. Lewandowsky, Louis, * 1821, f 1894: Cohen, Hermann 69. Lewandowsky, Martha, 11942: Cohen, Hermann 69. Lewin, Kurt, * 1890, 11947: Bergmann, Gustav 35. Lewis, Clarence Irving, * 1883, 11964: Dürr, Karl 92. Ley, Hermann, * 1911, 11990: 250. Lichtenberg, Georg Christoph, * 1742, 11799: 250; Humboldt, Wilhelm von 191; Kielmeyer, Carl Friedrich von 217; Lavater, Johann Caspar 243; Reimarus, Johann Albert Heinrich 339. Lichtenberg, Johann Conrad, * 1689, 11751: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Liebert, Arthur, * 1878, 11946: 251; Frischeisen-Köhler, Max 127. Liebhardt, Salomo (Pseud.) -> Lublinski, Samuel. Liebig, (Johann) Justus Frh. von, * 1803, 11873: Carriere, (Philipp) Moriz 64; Moleschott, Jacob 290; Vogt, Carl 436. Liebknecht, Karl, * 1871, 11919: Luxemburg, Rosa 263. Liebknecht, Wilhelm, * 1826, f 1900: Lassalle, Ferdinand 242; Marx, Karl 271. Liebmann, Otto, * 1840, t 1912: 252; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Windelband, Wilhelm 458. Liebrucks, Bruno, * 1911,11986: 252. Liebscher, Heinz, * 1931: Klaus, Georg 220. Lifsic, Michail Aleksandrovic, * 1905, 11983: Lukäcs, György von 260. Likavetz, Franz Xaver -» Likavetz, Joseph Kalasanz. Likavetz, Joseph Kalasanz, * 1773, 11850: 252. Lilienthal, Theodor Christoph, * 1717, 11782: Herder, Johann Gottfried 173. Lind, Edith: Kristeller, Paul Oskar 230. Linde, Otto zur, * 1873, 11938: Pannwitz, Rudolf 314. Lindemann, Heinrich Simon, * 1807, 11855: 252. Linke, Paul Ferdinand, * 1876, 11955: 253. Linsenmann, Franz Xaver von, * 1835, 11889: Braig, Carl 48. Lipmann, Jörn Tow ben Salomo, * 2. Hälfte 14. Jh., t Mitte 15. Jh.: 253. Lipmann-Mühlhausen, Jom Tow ben Salomo -»Lipmann, Jom Tow ben Salomo. Lippens, Roger (Deckname) -»Amery, Jean. Lipps, Gottlob (Friedrich), * 1865, 11931: 253; Lipps, Theodor 254. Lipps, Hans, * 1889, 11941: 253; Bollnow, Otto Friedrich 45; Conrad-Martius, Hedwig 71. Lipps, Johann Heinrich (eigentl.) —»Lipps, Hans. Lipps, Theodor, * 1851, 11914: 254; Aster, Ernst von 16; Conrad-Martius, Hedwig 71; Ettlinger, Max (Emil) 108; Fischer, Aloys 116; Geiger, Moritz (Alfred) 133; Klages, Ludwig 219; Linke, Paul Ferdinand 253; Lipps, Gottlob (Friedrich) 253; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) 319; Reinach, Adolf 340; Selz, Otto 387; Wölfflin, Heinrich 461. Lipsius, Friedrich Reinhard, * 1873, t 1934: 254. Liscow, Christian Ludwig, * 1701, t 1760: Philippi, Johann Ernst 321.

Liszt, Franz von, * 1851, t 1919: Radbruch, Gustav (Lambert) 332. Litt, Theodor, * 1880, t 1962: 254; Meurers, (Peter) Joseph 286; Schelsky, Helmut 365; Ströker, Elisabeth 414; Vossler, Karl 438. Lobatschewski), Nikolaj Iwanowitsch, * 1792,11856: Gauß, Carl Friedrich 131. Locke, John, * 1632, 11704: Basedow, Johann Bernhard 25; Buddeus, Johann Franz 57; Klemmt, Alfred 220; Krüger, Lorenz 232; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Meier, Georg Friedrich 277; Rüdiger, (Johann) Andreas 355; Tetens, Johann Nicolaus 420. Löscher, Valentin Ernst, * 1674, 11749: Lange, Joachim 240. Low: Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112. Löw, Reinhard, * 1949, 11994: 254. Löwe, Johann Heinrich, * 1808, 11892: 255. Löwenthal, Eduard, * 1836,11917: 255. Löwenthal, Leo, * 1900, 11993: 255; Kracauer, Siegfried 226. Löwi, Moritz, * 1891, 11942: 256. Löwith, Karl, * 1897, 11973: 256; Kristeller, Paul Oskar 230. Löwith, Wilhelm, * 1861, 11932: Löwith, Karl 256. Longuet, Charles, * 1839, 11902: Marx, Karl 271. Lorenz, Konrad (Zacharias), * 1903, 11989: 256; Boltzmann, Ludwig Eduard 45. Lorenzen, Paul, * 1915, 11994: 257; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) 85; Ilting, Karl-Heinz 194; Kamiah, Wilhelm 206. Lorm, Hieronymus, * 1821, 11902: 257. Loschmidt, Johann Joseph, * 1821,11895: Boltzmann, Ludwig Eduard 45. Lossius, Johann Christian, * 1743, t 1813: 258. Lothar L, *795, 1855: Hrabanus Maurus 187. Lothar II., *utn 825,1869: Hrabanus Maurus 187. Lothar III. von Süpplingenburg, deutscher König, Kaiser, * 1075, 11137: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13; Coming, Hermann 72; Wibald 454. Lotz, Johannes Baptist, * 1903, 11992: 258; Brugger, Walter 53. Lotze, (Rudolph) Hermann, * 1817, t 1881: 258; Apelt, Ernst Friedrich 13; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) 25; Baumann, (Johann) Julius 26; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) 32; Caspari, Otto 65; Class, Gustav 68; Eucken, Rudolf (Christoph) 108; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard 110; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121; Kaulich, Wilhelm 211; Misch, Georg 288; Paulsen, Friedrich 316; Ricken, Heinrich 344; Schuppe, Wilhelm 384; Stumpf, (Friedrich) Carl 415; Teichmüller, Gustav 419; Thiele, Günther 421; Ueberweg, Friedrich 429; Weisse, Christian Hermann 448; Wentscher, Max 451; Windelband, Wilhelm 458. Lotze, Karl Friedrich, t 1829: Lotze, (Rudolph) Hermann 258. Lou, Henri (Pseud.) -» Andreas-Salome, Lou. Louis Ferdinand von Hohenzollern, Prinz von Preußen, * 1772, 11806: Ziegenfuß, Werner 466. Louis, Rudolf, * 1870, 11914: Bahnsen, Julius Friedrich August 20. Louise von Savoyen, * 1476, 11531: Agrippa von Nettesheim 5. Lubac, Henri de, * 1896, 11991: Balthasar, Hans Urs von 20. Lubinus, Eilhardus, * 1565, 11621: 259. Lublinski, Samuel, * 1868, 11910: 259; Friedländer, Salomo 124. Luckmann, Thomas, * 1927: Schütz, Alfred 382.

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Luder Luder, Hans, * 1459, 11530: Luther, Martin 261. Luder, Margaretha, * 1459, 11531: Luther, Martin 261. Ludovici, Carl Günther, * 1707,11778: 259. Ludwig I. der Fromme, fränkischer Kaiser, * 788, 1840: Hrabanus Maurus 187. Ludwig II. der Deutsche, ostfränkischer Kaiser, * 804/06, 1876: Hrabanus Maurus 187. Ludwig IV. der Bayer, deutscher König, Kaiser, * wohl Anfang 1282, 11347: Hermann von Schildesche 175. Ludwig L, König von Bayern, * 1786, t 1868: Görres, (Johann) Joseph von 139; Möhler, Johann Adam 289; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364. Ludwig III., König von Bayern, * 1845, 11921: Hertling, Georg (Friedrich) Graf von 176. Ludwig XIV., König von Frankreich, * 1638, 11715: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Ludwig Heinrich, Fürst von Nassau-Dillenburg, * 1594, 11662: Clauberg, Johann 68. Ludwig Eugen, Herzog von Württemberg, * 1731, 11795: Schwab, Johann Christoph 384. Ludwig, Carl Friedrich Wilhelm, * 1816, 11895: Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90; Wagner, Rudolph 439. Ludwig, Karl (Pseud.) -»Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig. Lübben, Eilert (eigentl.) —»Lubinus, Eilhardus. Lübeck, Rosa (verh.) —» Luxemburg, Rosa. Lütkeschwager, Johannes (eigentl.) -> Micraelius, Johannes. Luhmann, Niklas, * 1927, 11998: 260. Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Königin von Preußen, *1776, 11810: Novalis 306. Luitpold, Prinz von Bayern, * 1901, t 1914: Fischer, Aloys 116. Lukäcs, György von, * 1885, 11971: 260; Bloch, Ernst 41; Harich, Wolfgang 157; Heise, Wolfgang 168; Mannheim, Karl 267; Rickert, Heinrich 344; Simmel, Georg 390. Lukian, *um 120, t nach 180: Otloh von St. Emmeram 312. Lullus, Raimundus, * 1232 oder 1233, t 1316: Alsted, Johann Heinrich 9; Frey, Janus Cäcilius (Johannes) 123; Kircher, Athanasius 218. Lummer, Otto, * 1860, 11925: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Lupus von Ferneres, *um 805, turn 862: Hrabanus Maurus 187. Luther, Martin, * 1483, t 1546: 261; Amerbach, Veit 10; Arnoldi, Bartholomäus 15; Biel, Gabriel 38; Breitkopf, Gregor 50; Cramer, Daniel 75; Eckhart von Hochheim 95; Erasmus von Rotterdam 103; Hamann, Johann Georg 156; Heidegger, Martin 163; Melanchthon, Philipp 279; Metzke, Erwin 285; Scheibler, Christoph 362; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Steffens, Henrik 402; Tauler, Johannes 418; Trutvetter, Jodocus 428; Walch, Johann Georg 441; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Luxemburg, Rosa, * 1871, 11919: 263; Kautsky, Karl 212, Luxemburg, Rosalie -» Luxemburg, Rosa. Lynkeus (Pseud.) -» Popper, Josef. Maass, Johann Gebhard Ehrenreich, * 1766, 11823: 263. Mach, Ernst, * 1838, 11916: 264; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) 16; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Driesch, Hans Adolf Eduard 87; Dühring, (Karl) Eugen 91; Goldscheid, Rudolf 143; Hertz, Heinrich (Rudolf) 176; Hillebrand, Franz 181; Holzapfel, Rudolf Maria 185; Jerusalem, Wilhelm 200; Külpe, Oswald 233; Pauli,

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Wolfgang (Ernst) 315; Petzoldt, Joseph 319; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371. Machiavelli, Niccolö, * 1469,11527: Conring, Hermann 72; Meinecke, Friedrich 277. Mackay, John Henry, * 1864, 11933: Stirner, Max 410; Wille, Bruno 455. Macpherson, James, * 1736, 11796: Goethe, Johann Wolfgang von 140; Herder, Johann Gottfried 173. Maertens, Theodor: Erasmus von Rotterdam 103. Mästlin, Michael, * 1550, 11631: Kepler, Johannes 214. Mager, Alois, * 1883, f 1946: 264. Magirus, Tobias, * 1586, 11652: 265. Magnes, Judah Leon, * 1877, 11900: Buber, Martin 55. Magnus, Alice, * 1882, 11943: Kristeller, Paul Oskar 230. Magnus, (Heinrich) Gustav von, * 1802,11870: Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Mahn, August, * 1802, 11887: Steinthal, Heymann 408. Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann), * 1884, t 1939: 265. Maier, Anneliese, * 1905,11971: Maier, Heinrich 265. Maier, Heinrich, * 1867, 11933: 265; Ehrlich, Walter 97; Rothacker, Erich 353; Sigwart, Christoph 389. Maimon, Salomon, * 1753, 11800: 265; Kuntze, Friedrich 234. Mainionides, Moses, * 1135, 11204: Mendelssohn, Moses 281. Mainländer, Philipp, * 1841,11876: 266. Majer, Friedrich, * 1772, 11818: Schopenhauer, Arthur 377. Malebranche, Nicolas, * 1638,11715: Klemmt, Alfred 220; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Malleolus -> Thomas von Kempen. Mally, Ernst, * 1879, t 1944: 266; Meinong, Alexius 278. Malraux, Andre, * 1901, 11976: Gebser, Jean 133. Malter, Rudolf, * 1937,11994: 266; Vorländer, Karl 437. Manasse ben Israel, * 1604,11657: Herz, (Naphtali) Markus 177. Mandel, Ernest, * 1923, 11997: Bahro, Rudolf 20. Manegold von Lautenbach, t nach 1103: 267. Mangold, Ernst, * 1879, 11961: Kries, Johannes (Adolf) von 230. Mann, (Luiz) Heinrich, * 1871, 11950: Marcuse, Ludwig 269; Schneider, Reinhold 376. Mann, Thomas, * 1875, 11955: Bachofen, Johann Jakob 18; Kahler, Erich (Gabriel) von 205; Mesmer, Franz Anton 284; Pannwitz, Rudolf 314; Schopenhauer, Arthur 377. Mannheim, Karl, * 1893, 11947: 267; Elias, Norbert 100; Lukäcs, György von 260. Mannheim, Käroly (eigentl.) -»Mannheim, Karl. Manser, Gallus Maria, * 1866,11950: 267. Manser, Joseph Anton (eigentl.) —> Manser, Gallus Maria. Manteuffel, Otto Theodor Frh. von, * 1805, 11882: Riehl, Wilhelm Heinrich 345. Manuel I. Komnenos, Kaiser des byzantinischen Reiches, * 1120, 11180: Hugo von Honau 189. Manutius, Aldus d.Ä., * 1449, 11515: Erasmus von Rotterdam 103. Marc Aurel, * 121, 1180: Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) 62. Marck, Siegfried, * 1889, 11957: 268. Marcus, Adalbert Friedrich, * 1753, 11816: Röschlaub, Andreas 349. Marcus, Ernst Moses, * 1856, 11928: 268. Marcuse, Herbert, * 1898, 11979: 268. Marcuse, Ludwig, * 1894, 11971: 269.

Meinong Marheineke, Philipp Konrad, * 1780, 11846: 269; Daub, Karl 77. Marheini(c)ke, Philipp Konrad -> Marheineke, Philipp Konrad. Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen und von Ungarn, römisch-deutsche Kaiserin, * 1717, 11780: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Stepling, Joseph 408; Winckelmann, Johann Joachim 456. Maria, Prinzessin von Griechenland: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13. Maria Anna, Erzherzogin von Österreich, * 1738, 11789: Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von 412. Marie, Mileva, * 1875,11948: Einstein, Albert 98. Mariotte, Edme Seigneur de Chazeuil, * 1620, 11684: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Markus, György, * 1934: Lukäcs, György von 260. Markward, Abt von Deutz: Rupert von Deutz 356. Marquet, Caroline Louise: Schopenhauer, Arthur 377. Marseille, Walter: Löwith, Karl 256. Marsilius von Inghen, *um 1340, 11396: 270. Marsilius von Padua, *um 1275, 11342 oder 1343: Hermann von Schildesche 175. Martianus Capella: Notker der Deutsche 305. Martin, Gottfried, * 1901, t 1972: 270; Heidemann, Ingeborg 164. Martin, Konrad, * 1812, 11879: Kleutgen, Joseph 221. Martin du Gard, Roger, * 1881, 11958: Susman, Margarete 417. Martinak, Eduard, * 1859,11943: 270; Meinong, Alexius 278. Martini, Cornelius, * 1568, 11621: 270; Arnisäus, Henning 15; Martini, Jakob 271; Scheibler, Christoph 362. Martini, Jakob, * 1570, 11649: 271; Dreier, Christian 87; Scheibler, Christoph 362. Martinus, Cornelius -»Martini, Cornelius. Martius, Carl (Friedrich Philipp) Ritter von, * 1794, 11868: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Martius, Götz, * 1853, 11927: 271. Marty, (Martin) Anton (Maurus), * 1847, 11914: 271; Bergmann, Hugo 35; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Hillebrand, Franz 181; Kastil, Alfred 209; Kraus, Oskar 228. Marwitz, (Friedrich August) Ludwig von der, * 1777, 11837: Müller, Adam Heinrich 293. Marx, Edgar, * 1847, t 1855: Marx, Karl 271. Marx, Eleanor, * 1855, 11898: Marx, Karl 271. Marx, Heinrich, * 1777, t 1838: Marx, Karl 271. Marx, Jenny, * 1814, 11881: Marx, Karl 271. Marx, Jenny, * 1844, 11883: Marx, Karl 271. Marx, Karl, * 1818, 11883: 271; Bauer, Bruno 25; Dietzgen, Josef 83; Dühring, (Karl) Eugen 91; Engels, Friedrich 102; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Gans, Eduard 130; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Hess, Moses 177; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Kautsky, Karl 212; Kracauer, Siegfried 226; Landshut, Siegfried 239; Lassalle, Ferdinand 242; Löwith, Karl 256; Lukäcs, György von 260; Marcuse, Herbert 268; Menger, Anton 282; Metzke, Erwin 285; Popper, Sir Karl Raimund 328; Rüge, Arnold 356; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Stein, Lorenz von 405; Stirner, Max 410; Strauß, David Friedrich 412; Weitling, Wilhelm (Christian) 448; Weltmann, Ludwig 463. Marx, Laura, * 1845, t 1911: Marx, Karl 271. Marx, Werner, * 1910, 11994: 274. Marx Levy, Samuel: Marx, Karl 271.

Matthias I. Corvinus, König von Ungarn und von Böhmen, * 1443, t 1490: Nigri, Petrus 303. Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau, * 1698, 11759: 274; König, (Johann) Samuel 223. Mauritz, Oscar: Kalthoff, Albert 206. Mauthner, Fritz, * 1849, 11923: 275; Landauer, Gustav 237. Maximilian L, deutscher König und Kaiser, * 1459, t 1519: Agrippa von Nettesheim 5; Reisch, Gregor 342; Ricius, Paulus 344. Maximilian II. Emanuel, Kurfürst von Bayern, * 1662, t 1726: Riehl, Wilhelm Heinrich 345. Maximilian III. Joseph, Kurfürst von Bayern, * 1727, 11777: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Maximilian I. Joseph, König von Bayern (als Kurfürst Maximilian IV. Joseph), * 1756, 11825: Görres, (Johann) Joseph von 139; Reiner, Gregor Leonhard 340. Maximilian H. Joseph, König von Bayern, * 1811, 11864: Frohschammer, Jakob 129; Meilinger, Andreas Florian 277; Ranke, Leopold von 333; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381. Maxwell, James Clerk, * 1831, t 1879: Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Hertz, Heinrich (Rudolf) 176. May, Eduard, * 1905, 11956: 275. Mayer, Ernst: Amery, Jean 10. Mayer, Hanns (Pseud.) -»Amery, Jean. Mayer, Hans (eigentl.) -> Amery, Jean. Mayer, Hans, * 1907, 12001: Teller, Jürgen 419. Mayer, Julius Robert von, * 1814, 11878: Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Moleschott, Jacob 290. Mayer, Karl, * 1862, 11936: Mayer-Hillebrand, Franziska 276. Mayer, Karoline, * 1777,11860: Jean Paul 198. Mayer, Walther, * 1887, 11948: Bergmann, Gustav 35. Mayer-Hillebrand, Franziska, * 1885, 11978: 276; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Hillebrand, Franz 181. Mechthild von Hackeborn, * 1241/42, 11299: 276; Gertrud von Helfta 135. Mechthild von Magdeburg, *um 1207, turn 1282: 276. Meckel, Johann Friedrich d.Ä., * 1724, 11774: Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274. Meckel von Helmsbach, Johann Friedrich d.J., * 1781, 11833: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Medem, Auguste von, * 1799, 11864: Baer, Karl Ernst von 18. Medicus, Fritz (Georg Adolf), * 1876, 11956: 276. Mehlis, Georg, * 1878, 11942: 277. Mehmel, Gottlieb Ernst August, * 1761, t 1840: 277. Meier, Georg Friedrich, * 1718, 11777: 277; Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Garve, Christian 131. Meier, Heinrich: Dubislav, Walter (Ernst Otto) 89. Meier-Graefe, Anne Marie: Broch, Hermann (Josef) 51. Meilinger, Andreas Florian, * 1763, 11836: 277. Meinecke, Friedrich, * 1862,11954: 277; Lamprecht. Karl Gotthard 237; Rosenzweig, Franz 353; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Meiners, Christoph, * 1747, 11810: 278; Feder, Johann Georg Heinrich 111. Meinhard von Bamberg, Bischof von Würzburg, t 1088: Otloh von St. Emmeram 312. Meinong, Alexius, * 1853, 11920: 278; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von 97; Frankl, Wilhelm Maria 120; Höfler, Alois 182; Hönigswald, 517

Meißner Richard 183; Mally, Ernst 266; Weinhandl, Ferdinand 446. Meißner, August Gottlieb, * 1753, 11807: Jeitteles, Ignaz 199. Meister Eckhart -» Eckhart von Hochheim. Meitzen, August, * 1822, 11910: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Weber, Max 443. Melanchthon, Philipp, * 1497, 11560: 279; Amerbach, Veit 10; Günther, Owen 151; Luther, Martin 261; Mercator, Gerhard 283; Scharf, Johannes 362; Strigel, Victorinus 414; Taurellus, Nikolaus 418. Meilin, George Samuel Albert, * 1755, 11825: 280. Melzer, Ernst, * 1835, 11899: 281. Mende, Georg, * 1910, 11983: 281. Mendelssohn, Moses, * 1729, 11786: 281; Abbt, Thomas 1; Altmann, Alexander 10; Bamberger, Fritz (Siegfried) 21; Baumgardt, David 27; Brasch, Moritz 49; Crusius, Christian August 75; Dirichlet, Gustav Peter 85; Eberhard, Johann August 93; Guttmann, Julius 152; Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173; Herz, (Naphtali) Markus 177; Iselin, Isaak 194; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kant, Immanuel 207; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Lichtenberg, Georg Christoph 250; Maimon, Salomon 265; Moritz, Karl Philipp 292; Nelson, Leonard 298; Schade, Georg 361. Mendelssohn Bartholdy, Felix (Jacob Ludwig), * 1809, t 1847: Dirichlet, Gustav Peter 85; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Mendelssohn Bartholdy, Rebecca: Dirichlet, Gustav Peter 85. Menger, Anton, * 1841, 11906: 282; Menger, Karl 283. Menger, Carl, * 1840, 11921: Menger, Anton 282; Menger, Karl 283. Menger, Kar), * 1902, 11985: 283. Mengs, Anton Raphael, * 1728, 11779: Winckelmann, Johann Joachim 456. Menlos, N. A. (Pseud.) -» Sperber, Manes. Menne, Albert, * 1923: Bochenski, Joseph Marie 43. Menninger, Karl, * 1893,11990: Bertalanffy, Ludwig von 37. Mensching, Gustav, * 1901,11978: Otto, Rudolf (Louis Karl) 313. Menzer, Paul, * 1873, 11960: 283; Martin, Gottfried 270. Meray, (Hughus Charles) Robert, * 1835, 11911: Dedekind, Richard 78. Mercator, Gerardus -> Mercator, Gerhard. Mercator, Gerhard, * 1512, 11594: 283; Keckermann, Bartholomäus 212. Mercator, Rumold, 11601: Mercator, Gerhard 283. Merck, Johann Heinrich, * 1741, 11791: Goethe, Johann Wolfgang von 140; Herder, Johann Gottfried 173. Merian, Johann Bernhard, * 1723,11807: Sulzer, Johann Georg(e)416. Merkel, Adolf, * 1836, 11896: Kelsen, Hans 213. Merleau-Ponty, Maurice, * 1908, 11961: Strasser, Stephan 412. Merz, Georg, * 1892, t 1959: Barth, Karl 22. Mesmer, Franz Anton, * 1734, t 1815: 284. Mesmer, Jakob: Mesmer, Franz Anton 284. Mesmer, Maria Ursula, * 1701, 11770: Mesmer, Franz Anton 284. Messer, August, * 1867, t 1947: 285. Messrschmidt, Johann Christian, * 1720, 11794: Baumeister, Friedrich Christian 26. Mettenius, Cecilie: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Metternich-Winneburg, Clemens (Wenzeslaus Lothar Nepomuk) Graf, später Fürst von, * 1773, 11859: Ancillon, (Jean Pierre) Frederic 11; Humboldt, Wilhelm von 191; Müller, Adam Heinrich 293.

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Metz, Andreas, * 1767, 11839: 285. Metzger, Arnold, * 1892,11974: 285. Metzke, Erwin, * 1906,11956: 285. Meumann, Ernst, * 1862,11915: 286. Meurer, Wolf gang: Agricola, Georgius 3. Meurers, (Peter) Joseph, * 1909,11987: 286. Mevissen, Gustav von, * 1815,11899: Lamprecht, Karl Gotthard 237. Meyer, Georg Hermann von, * 1815, 11892: Roux, Wilhelm 354. Meyer, Gertrud: Jaspers, Karl (Theodor) 197. Meyer, Hans, * 1884,11966: 286. Meyer, Jürgen Bona, * 1829, 11897: 286. Meyer, Rudolf, * 1915, 11989: 287. Meyer, Theodor, * 1821,11913: 287; Cathrein, Victor 66. Meyer-Abich, Adolf, * 1893,11971: 287. Meyner, Anna, t um 1540: Agricola, Georgius 3. Meynert, Theodor, * 1833,11892: Freud, Sigmund 121. Meysenbug, (Amalie) Malwida (Wilhelmine Tamina) Freiin von, * 1816, 11903: Andreas-Salome, Lou 12; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von 89. Michaelis, Johann David, * 1717, 11791: Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173. Michel, Ernst, * 1889, 11964: Buber, Martin 55. Michelangelo, * 1475, 11564: Winckelmann, Johann Joachim 456. Michelet, Charles Louis -»Michelet, Karl Ludwig. Michelet, Karl Ludwig, * 1801, 11893: 287; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) 36; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162. Michelis, Friedrich, * 1815,11886: 288. Michelitsch, Anton, * 1865, t 1958: 288. Micraelius, Johannes, * 1597, 11658: 288. Mika, Johann Marian, * 1754, 11816: Bolzano, Bernard 46. Mill, John Stuart, * 1806, 11873: Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Gomperz, Theodor 144; Jodl, Friedrich 200; Laas, Ernst 235; Paulsen, Friedrich 316; Wentscher, Eise 450. Milton, John, * 1608, 11674: Gottsched, Johann Christoph 145. Minder, Robert, * 1902, 11980: Groethuysen, Bernhard 148. Minkowski, Hermann, * 1864, 11909: Born, Max 46; Speiser, Andreas 395; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Misch, Georg, * 1878, 11965: 288; Bollnow, Otto Friedrich 45; Groethuysen, Bernhard 148. Mises, Ludwig Edler von, * 1881, 11973: Kaufmann, Felix 210; Schütz, Alfred 382. Mises, Richard Martin Edler von, * 1883, 11953: 289; Fechner, Gustav Theodor 111. Mitscherlich, Alexander, * 1908, 11982: Kunz, Hans 234. Mittasch, (Paul) Alwin, * 1869, 11953: 289. Mitterer, Albert, * 1887, 11966: 289. Möhler, Johann Adam, * 1796, 11838: 289. Moeller van den Brück, Arthur, * 1876, 11925: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Mörike, Eduard, * 1804, t 1875: Vischer, Friedrich Theodor von 434. Moers, Martha: Erismann, Theodor 107. Möser, Justus, * 1720, 11794: Abbt, Thomas 1. Mokre, Johann (Josef Alois), * 1901, 11981: 290. Molanus, Gerard(us) Wolter(us), * 1633, 11722: Eckhard, Arnold 94; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Moleschott, Jacob, * 1822, t 1893: 290; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig 57; Vogt, Carl 436. Moliere * 1622, 11673: Lessing, Gotthold Ephraim 248.

Nestle Molitor, Joseph Franz, * 1779, t I860: 291. Moll, Joseph: Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Mommsen, Theodor, * 1817, 11903: Bachofen, Johann Jakob 18; Diels, Hermann (Alexander) 82; Simmel, Georg 390. Mon, Franz, * 1926: Bense, Max 34. Mongre, Paul (Pseud.) -> Hausdorff, Felix. Montaigne, Michel Eyquem de, * 1533, 11592: Agrippa von Nettesheim 5. Montanus (Pseud.) -> Kronenberg, Moritz. Montesquieu, Charles de Secondat, Baron de la Brede et de M., * 1689, t 1755: Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von 75; Kästner, Abraham Gotthelf 204. Montez, Lola Gräfin von Landsfeld, * 1821, 11861: Deutinger, Martin 81. Montgelas, Maximilian Joseph Frh., * 1759, 11838: Niethammer, Friedrich Immanuel 301. Moog, Willy, * 1888, 11935: 291. Moore, George Edward, * 1873, 11958: Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) 459. Moos, Paul, * 1863, 11952: 291. Morasch, Johann Adam, * 1682, 11734: 291. More, Sir Thomas, * 1478(7), 11535: Erasmus von Rotterdam 103. Morgenstern, Christian, * 1871, t 1914: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Moritz der Gelehrte, Landgraf von Hessen-Kassel, * 1572, 11632: Goclenius, Rudolph d.Ä. 138. Moritz, Kurfürst von Sachsen, * 1521, t 1553: Agricola, Georgius 3; Melanchthon, Philipp 279. Moritz, Karl Philipp, * 1756, 11793: 292; Jean Paul 198; Maimon, Salomon 265; Pockels, Karl Friedrich 326. Morris, Charles William, * 1901, 11979: Carnap, Rudolf (Leo) 63. Moser, Friedrich Carl Frh. von, * 1723, t 1798: Hamann, Johann Georg 156. Moser, Simon, * 1901, 11988: 292. Mosheim, Johann Lorenz von, * 1693, 11755: Windheim, Christian Ernst 458. Most, Otto (Josef), * 1904, 11968: 293. Mounier, Emmanuel, * 1905, 11950: Landsberg, Paul (Ludwig) 238. Mozart, (Johann Georg) Leopold, * 1719, 11787: Mesmer, Franz Anton 284. Mozart, Wolfgang Amadeus, * 1756, 11791: Mesmer, Franz Anton 284. Mühlbach, Luise, * 1814, 11873: Mundt, Theodor 296. Müller, Adam Heinrich Ritter von Nittersdorf, * 1779, t 1829: 293. Müller, Aloys, * 1878, 11952: 294. Müller, Curt -> Müller, Kurt. Müller, Franz Xaver Hermann (eigentl.) -> Müller-Lyer, Franz Carl. Müller, Fritz, * 1822, 11897: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Müller, Heiner, * 1929, t 1995: Heise, Wolfgang 168. Müller, Johannes Peter, * 1801, 11858: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Müller, Karl (Ferdinand Friedrich), * 1852, t 1940: Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Müller, Kurt, * 1907, 11983: 294. Müller, Max, * 1906, 11994: 294; Lakebrink, Bernhard 235; Zahn, Manfred 465. Müller, Sophie von, *um 1774, 11849: Müller, Adam Heinrich Ritter von Nittersdorf 293. Müller-Freienfels, Richard, * 1882, 11949: 294. Müller-Lyer, Betty, * 1879: Müller-Lyer, Franz Carl 295.

Müller-Lyer, Franz Carl, * 1857, 11916: 295. Müllner, Laurenz, * 1848, 11911: 295. Münster, Sebastian, * 1489, 11552: Mercator, Gerhard 283. Münsterberg, Hugo, * 1863, 11916: 295. Munter, Gustav Wilhelm: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Münz, Bernhard, * 1856, 11919: 295. Münzenberg, Willi, * 1889, 11940: Landsberg, Paul (Ludwig) 238. Mulder, Gerardus Johannes: Moleschott, Jacob 290. Mundt, Theodor, * 1808, t 1861: 296. Munk, Georg, * 1877, 11958: Buber, Martin 55. Muralt, Alexander von, * 1903, 11990: Ewald, Oskar 110. Mursinna, Friedrich Samuel, * 1754, 11805: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Musil, Robert Edler von, * 1880, 11942: Canetti, Elias 61; Mach, Ernst 264. Mussmann, Johann Georg, * 1798, 11833: 296. Mussolini, Benito, * 1883, 11945: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Muth, Konrad (eigentl.) —»Mutianus Rufus, Conradus. Mutianus Rufus, Conradus, * 1471 (oder 1470), 11526: 296. Mutius, Gerhard von, * 1872, 11934: 2%. Mutschelle, Sebastian, * 1749, 11800: 297; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420. Muzel-Stosch, Wilhelm: Winckelmann, Johann Joachim 456. Mylius, Christlob, * 1722, t 1754: Kästner, Abraham Gotthelf 204; Lessing, Gotthold Ephraim 248. Mynona (Pseud.) -> Friedländer, Salomo. Myrdal, Karl Gunnar, * 1898, 11987: Hayek, Friedrich August von 161. Nadler, Josef, * 1884, 11963: Schelsky, Helmut 365. Nagel, Willibald, * 1870, 11911: Kries, Johannes (Adolf) von 230. Nagy, Imre, * 1896, 11958: Lukäcs, György von 260. Nahlowsky, Josef Wilhelm, * 1812, 11885: 297. Napoleon L, Kaiser der Franzosen, * 1769, 11821: Fichte, Johann Gottlieb 114; Gauß, Carl Friedrich 131; Görres, (Johann) Joseph von 139; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Humboldt, Wilhelm von 191; Reinhard, Philipp Christian 341. Natorp, Paul, * 1854, 11924: 297; Bergemann, Paul 35; Buber, Martin 55; Cohen, Hermann 69; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Heinemann, Fritz 166; Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221; Kruger, Gerhard 231; Vorländer, Karl 437. Naumann, Friedrich, * 1860, 11919: Weber, Alfred 442; Ziegenfuß, Werner 466. Neeb, Johannes, * 1767, t 1843: 298. Neefe, Christian Gottlieb, * 1748. 11798: Engel, Johann Jakob 102. Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel, * 1776, t 1858: 298. Nees von Esenbeck, Theodor Friedrich Ludwig, * 1787, 11837: Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel 298. Nelson, Leonard, * 1882, i 1927: 298; Bernays, Paul (Isaak) 36; Bollnow, Otto Friedrich 45; Fries, Jakob Friedrich 127; Grelling, Kurt 147; Heckmann, Gustav 161; Kraft, Julius 227. Nernst, Walther (Hermann), * 1864, 11941: Einstein, Albert 98. Nestle, Wilhelm (Albrecht), * 1865, 11959: 299; Zeller, Eduard (Gottlob) 465.

519

Neuber Neuber, Friederike Caroline, * 1697, 11760: Goethe, Johann Wolfgang von 140; Gottsched, Johann Christoph 145. Neuber, Johann, * 1697, 11759: Gottsched, Johann Christoph 145. Neuhäusler, Anton (Otto), * 1919,11997: 299. Neukirch, Benjamin, * 1665, 11729: Hübscher, Arthur 189. Neumann, Carl Gottfried, * 1832, 11925: Liebmann, Otto 252. Neumann, Franz Ernst, * 1798, 11895: Du BoisReymond, (David) Paul (Gustave) 91; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Neumann, Franz Leopold, * 1900, 11954: 299. Neumann, Fritz, * 1854, 11934: Vossler, Karl 438. Neumann, John von, * 1903, 11957: Bernays, Paul (Isaak) 36.

Neumark, David, * 1866,11924: 300. Neurath, Otto (Karl Wilhelm), * 1882, 11945: 300; Carnap, Rudolf (Leo) 63. Newman, John Henry, * 1801, 11890: Haecker, Theodor 154. Newton, Sir Isaac, * 1643, t 1727: Copernicus, Nicolaus 72; Euler, Leonhard 108; Hauser, Berthold 160; Kästner, Abraham Gotthelf 204; Kant, Immanuel 207; Knutzen, Martin 222; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Mach, Ernst 264; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von 465. Ney, Elly, * 1882, 11968: Schneider, Reinhold 376. Nicolai, (Christoph) Friedrich, * 1733, t 1811: Abbt, Thomas 1; Eberhard, Johann August 93; Hamann, Johann Georg 156; Herder, Johann Gottfried 173; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Mendelssohn, Moses 281; Sulzer, Johann Georg(e) 416. Nicolai, Heinrich, * 1605, 11660: 300. Nider, Johannes, *um 1380, 11438: 300. Niebuhr, Reinhold, * 1892,11971: Löwith, Karl 256. Niekisch, Ernst (Karl August), * 1889, 11967: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Niemeyer, August Hermann, * 1754, 11828: Pockels, Karl Friedrich 326; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Niethammer, Friedrich Immanuel, * 1766, t 1848: 301; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162. Nietzsche, Friedrich (Wilhelm), * 1844,11900: 301; Andreas-Salome, Lou 12; Baeumler, Alfred 19; Bauer, Bruno 25; Behler, Ernst 31; Blüher, Hans 41; Buber, Martin 55; Deussen, Paul (Jakob) 81; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Drews, (Christian Heinrich) Arthur 87; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von 89; Emge, Carl August 101; Friedländer, Salomo 124; Hausdorff, Felix 160; Heidegger, Martin 163; Hoffmann, Franz 183; Horneffer, Ernst 187; Kaulbach, Friedrich 211; Landauer, Gustav 237; Langbehn, (August) Julius 239; Löwith, Karl 256; Mainländer, Philipp 266; Most, Otto (Josef) 293; Müller-Freienfels, Richard 294; Oehler, Richard 308; Overbeck, Franz (Camille) 313; Pannwitz, Rudolf 314; Ree, Paul 336; Roretz, Karl von 351; Scheler, Max (Ferdinand) 362; Schlechta, Karl 368; Schneider, Reinhold 376; Schopenhauer, Arthur 377; Schweitzer, Albert 385; Stein, Ludwig 406; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407; Volkelt, Johannes 436; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz 437; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Nigri, Petrus, *um 1435, t um 1483: 303. Nikodemus (Pseud.) —»Weis.se, Christian Hermann. Nikolaus von Kues, * 1401, t 1464: 303; Bernhard von Waging 36; Bertalanffy, Ludwig von 37; Berthold von Moosburg 38; Eckhart von Hochheim 95; Gabriel, Leo

520

130; Heinrich von Werl 167; Hoffmann, Ernst 183; Koch, Joseph 222. Nikolaus von Oresme, * 1320, t 1382: Albert von Sachsen 7. Nikolaus von Straßburg, 1. Hälfte 14. Jh.: 304. Nink, Caspar, * 1885,11975: 304. Nissen, (Benedikt) Momme, * 1870, 11943: Langbehn, (August) Julius 239. Noack, Hermann, * 1895, 11977: 304. Noack, Ludwig, * 1819,11885: 304; Reiff, Jacob Friedrich 338. Nobel, Nehemia Anton, * 1871, 11922: Buber, Martin 55; Löwenthal, Leo 255; Rosenzweig, Franz 353. Nohl, Herman (Julius), * 1879, 11960: 305; Bollnow, Otto Friedrich 45. Norbert von Xanten, * 1080/85, 11134: Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna 13; Rupert von Deutz 356. Nordalbingen, Bernhard von (Pseud.) -> Basedow, Johann Bernhard. Nordau, Max, * 1849, 11923: 305; Buber, Martin 55. Norden, Eduard, * 1868, 11941: Kristeller, Paul Oskar 230. Notker III. -»Notker der Deutsche. Notker der Deutsche, *um 950,11022: 305. Notker Labeo -» Notker der Deutsche. Notker Teutonicus —» Notker der Deutsche. Novalis, * 1772, 11801: 306; Böhme, Jacob 44; Erhard, Johann Benjamin 106; Fichte, Johann Gottlieb 114; Ritter, Johann Wilhelm 348; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schmid, Karl Christian Erhard 372; Steffens, Henrik 402. Nüsslein, Georg, * 1766, t 1842: 307. Nyder, Johannes -»Nider, Johannes. Obereit, Jakob Hermann, * 1725,11798: 307. Oberrauch, Herkulan, * 1728, 11808: Gruber von Zurglburg, Philibert 149. Obrist, Hermann, * 1863, 11927: Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) 153. Ochsner, Heinrich, * 1891, 11970: 307. Ockenfuß, Johann Adam: Oken, Lorenz 310. Ockenfuß, Lorenz (eigentl.) ->Oken, Lorenz. Ockham, Wilhelm von, *um 1285, 11349: Biel, Gabriel 38; Konrad von Megenberg 226; Marsilius von Inghen 270. Odebrecht, (Paul) Rudolf, * 1889, 11945: 308. Öchslein, Nikolaus (eigentl.) ->Taurellus, Nikolaus. Oehler, Richard, * 1878, 11948: 308. Oeing-Hanhoff, Ludger, * 1923, 11986: 308. Oekolampad, Johannes, * 1482, t 1531: Luther, Martin 261. Oelmüller, Willi, * 1930, 11999: 308. Oelzelt von Newin, Anton d.J„ * 1854, 11925: 309. Oeri, Johann Jakob, * 1844, 11908: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Oertzen, Peter von, * 1924: Bahro, Rudolf 20. Oeser, (Adam) Friedrich, * 1717, t 1799: Goethe, Johann Wolfgang von 140; Winckelmann, Johann Joachim 456. Oesterreich, Traugott Konstantin, * 1880, 11949: 309. Oetinger, Friedrich Christoph, * 1702, t 1782: 309. Oettingen, Alexander von, * 1827, 11905: 309. Offenbach, Jacques, * 1819, 11880: Kracauer, Siegfried 226. Ogiermann, Helmut, * 1910,11995: 310. Ohm, Georg Simon, * 1789, 11854: Dirichlet, Gustav Peter 85. Oischinger, Johann Nepomuk Paul, * 1817, 11876: 310; Huber, Johann Nepomuk 188.

Pfleiderer Oken, Lorenz, * 1779, t 1851: 310; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Cams, Carl Gustav 64; Fechner, Gustav Theodor 111. Oldenburg, Henry, * 1626, 11678: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Oldendorp, Johann, * 1480/90, 11567: 311. Olivi, Petrus Johannis, * 1248 oder 1249, 11298: Jansen, Bernhard 197. Oncken, Hermann, * 1869, 11945: Spranger, Eduard 397. Oppenheim, Heinrich Bernhard, * 1819, 11880: 311. Oppenheim, Paul, * 1885, 11977: 311; Grelling, Kurt 147; Hempel, Carl Gustav 171. Oppenheimer, Franz, * 1863, 11943: Kraft, Julius 227; Mannheim, Karl 267. Origenes, *um 185, 1254: Erasmus von Rotterdam 103. Orosius, Paulus, t nach 418: Otto von Freising 312. Ortega y Gasset, Jose, * 1883, 11955: Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Ortloff, Johann Andreas, * 1769, 11828: 311. Orwell, George, * 1903, 11950: Kohr, Leopold 225. Osiander, Andreas, * 1498, 11552: Copernicus, Nicolaus 72. Ostwald, (Friedrich) Wilhelm, * 1853,11932: 311; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Goldscheid, Rudolf 143; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Otfrid von Weißenburg, * um 800, t um 870: Hrabanus Maurus 187. Otloh von St. Emmeram, *um 1010, t kurz nach 1079: 312. Ott, Peter (Pseud.) -»Hildebrand, Dietrich von. Otto I. der Große, ostfränkischer König, Kaiser, *912, 1973: Ranke, Leopold von 333. Otto, Prinz von Bayern, König von Griechenland, * 1815, t 1867: Brandis, Christian August 48. Otto von Freising, * um 1112, 11158: 312. Otto, Berthold, * 1859, 11933: Pannwitz, Rudolf 314. Otto, Rudolf (Louis Karl), * 1869, 11937: 313; Buber, Martin 55; Heidegger, Martin 163; Ochsner, Heinrich 307. Otto, Walter Friedrich Gustav Hermann), * 1874, 11958: Frobenius, Leo (Viktor) 128; Grassi, Ernesto 146. Ottokar, Amadeus (Pseud.) -»Daumer, Georg Friedrich. Overbeck, Franz (Camille), * 1837, 11905: 313; Heidegger, Martin 163; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Oehler, Richard 308. Pabst, Johann Heinrich, * 1785, t 1838: 314. Palthen, Katharina Elisabeth von: Pufendorf, Samuel Frh. von 331. Pannwitz, Rudolf, * 1881, 11969: 314. Panofsky, Erwin, * 1892, 11968: Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Solmitz, Walter Moritz 393; Wind, Edgar 457; Wölfflin, Heinrich 461. Papen, Franz von, * 1879, t 1969: Schmitt, Carl 374. Paracelsus. *um 1493, 11541: 314; Böhme, Jacob 44; Conring, Hermann 72; Weigel, Valentin 446. Paradis, Maria Theresia von, * 1759, 11824: Mesmer, Franz Anton 284. Pare us, David, * 1548, 11622: Comenius, Johann Amos 71. Parmenides von Elea, * um 515 (um 540?) v. Chr., t um 445 (um 470?) v. Chr.: Keller, Wilhelm 213; Stallbaum, Johann Gottfried 399. Parsons, Talcott, * 1902, 11979: Luhmann, Niklas 260; Schütz, Alfred 382. Pascal, Blaise, * 1623,11662: Freytag Löringhoff, Bruno Baron von 124; Guardini, Romano 150; Klemmt, Alfred 220. Pasch, Georg, * 1661, t 1707: 315.

Passionei, Domenico, * 1682, t 1761: Winckelmann, Johann Joachim 456. Paul III., Papst, * 1486, 11549: Copernicus, Nicolaus 72. Paul von Middelburg, Bischof von Fossombrone, * 1445, t 1534: Copernicus, Nicolaus 72. Paulhan, Jean, * 1884, 11968: Groethuysen, Bernhard 148. Pauli, Wolfgang (Ernst), * 1900, 11958: 315; Heisenberg, Werner 168; Mach, Ernst 264; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Paullini, Christian Franz, * 1643, 11712: 316. Paulos von Aigina, 7. Jh.: Agricola, Georgius 3. Paulsen, Friedrich, * 1846, 11908: 316; Adickes, Erich 2; Nohl, Herman (Julius) 305; Spranger, Eduard 397; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob, * 1761, t 1851: Humboldt, Wilhelm von 191. Pauw, (Franz) Kornelius de, * 1739,11799: 317. Pawer, Georg (eigentl.) —»Agricola, Georgius. Pawer, Gregor, t zwischen 1518 und 1532: Agricola, Georgius 3. Peierls, Sir Rudolf Ernst, * 1907,11995: Heisenberg, Werner 168. Peiresque, Nicolas C. F. de: Kircher, Athanasius 218. Pelargus, Christoph, * 1565, 11633: Cramer, Daniel 75. Pelster, Franz, * 1880,11956: 317. Peregrinus, Silvio (Pseud.) -»Lublinski, Samuel. Pertz, Georg Heinrich, * 1795, 11876: Mundt, Theodor 296. Pesch, Heinrich, * 1854, t 1926: 317; Pesch, Tilmann 318. Pesch, Tilmann, * 1836, 11899: 318; Pesch, Heinrich 317. Pestalozzi, Johann Heinrich, * 1746, t 1827: 318; Hager, Fritz-Peter 155; Herbart, Johann Friedrich 172; Iselin, Isaak 194; Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221; Stapfer, Philipp Albert 401. Petain, Philippe: Schweitzer, Albert 385. Peter I. der Große, Kaiser von Rußland, * 1672, 11725: Euler, Leonhard 108; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Petrarca, Francesco, * 1304, 11374: Agricola, Rudolf 5. Petraschek, Karl, * 1876,11950: 319. Petri, Elfride: Heidegger, Martin 163. Petrus Comestor, *um 1100, turn 1179: Herrad von Hohenburg 175. Petrus Heliae, t nach 1166: Thomas von Erfurt 421. Petrus Lombardus, *um 1095, 11160: Biel, Gabriel 38; Johannes de Erfordia 201. Petrus von Wien: Hugo von Honau 189. Petzoldt, Joseph, * 1862, 11929: 319; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) 16. Pfänder, Alexander (Carl Heinrich), * 1870, 11941: 319; Conrad-Martius, Hedwig 71; Fischer, Aloys 116; Geiger, Moritz (Alfred) 133; Lersch, Philipp 248; Schapp, Wilhelm 362; Walther, Gerda 441. Pfaff, Christoph Heinrich, * 1773, 11852: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Pfaff, Johann Friedrich, * 1765, 11825: Mussmann, Johann Georg 296. Pfefferkorn, Johannes, * 1469, t nach 1521: Reuchlin, Johannes 343. Pfeifer, Franz Xaver, * 1829, 11902: 320. Pfeiffer, Franz, * 1815, 11868: Eckhart von Hochheim 95. Pfeiffer, Rudolf, * 1889, 11979: Solmitz, Walter Moritz 393. Pfeil, Hans, * 1903, 11997: 320. Pfingsten, Johann Hermann, * 1751, 11798/99: Hißmann, Michael 182. Pfleiderer, Edmund, * 1842, 11902: 320; Pfleiderer, Otto 320.

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Pfleiderer Pfleiderer, Otto, * 1839, 11908: 320; Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Pfleiderer, Edmund 320; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm), * 1829,11910: 321; Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) 90; Verworn, Max (Richard Konstantin) 433. Pflug, Julius von, * 1499, 11564: Agricola, Georgius 3. Pfordten, Otto Frh. von der, * 1861,11918: 321. Philadelphia, Jakob: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Philalethes (Pseud.) -»Kronenberg, Moritz. Philipp I. der Großmütige, Landgraf zu Hessen, Graf zu Katzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain und Nidda, * 1504, 11567: Oldendorp, Johann 311; Zwingli, Huldrych (Ulrich) 470. Philippi, Ernst Christian, * 1668, 11736: Philippi, Johann Ernst 321. Philippi, Johann Ernst, *um 1700, 11758: 321. Philon von Alexandria, * um 20 v. Chr., t um 50 n. Chr.: Leisegang, Hans 247. Ricard, Louis Benoit, * 1769, 11828: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Picard, Max, * 1888,11965: 321. Picasso, Pablo, * 1881, 11973: Gebser, Jean 133. Pichler, Hans, * 1882, 11958: 321; Meinong, Alexius 278. Picht, Georg (Max Friedrich Valentin), * 1913, 11982: 321. Picht, Werner, * 1887, t 1965: Buber, Martin 55. Pick, Hayyim Herman, * 1879, 11952: Bergmann, Hugo 35. Pickering, Edward Charles, * 1846,11919: Mach, Ernst 264. Pico della Mirandola, Giovanni, * 1463,11494: Liebert, Arthur 251; Reuchlin, Johannes 343. Pieper, Josef, * 1904, 11997: 322. Pilgram, Friedrich, * 1819, 11890: 323. Finder, Wilhelm, * 1878, 11947: Spranger, Eduard 397. Pistons, Simon, 11523: Polich, Martin 328. Planck, Karl Christian, * 1819, 11880: 323; Reiff, Jacob Friedrich 338; Schwegler, (Carl Franz) Albert 385. Planck, Marga: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Planck, Marie, 11909: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Planck, Max (Karl Ernst Ludwig), * 1858, 11947: 323; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Einstein, Albert 98; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371; Schrödinger, Erwin 380; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) 466. Plaßmann, Hermann Ernst, * 1817, 11864: 324. Platner, Ernst, * 1744,11818: 325. Platon, *427 v. Chr., 1348/347 v. Chr.: Albertus Magnus 7; Arnim, Hans (Friedrich) von 15; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Copernicus, Nicolaus 72; Derbolav, Josef 80; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Gigon, Olof 136; Heidegger, Martin 163; Hoffmann, Ernst 183; Hübscher, Arthur 189; Kassner, Rudolf 209; Krüger, Gerhard 231; Laas, Ernst 235; Löwith, Karl 256; Natorp, Paul 297; Nikolaus von Kues 303; Pieper, Josef 322; Pohl, Wenzel 327; Popper, Sir Karl Raimund 328; Reich, Klaus 337; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schopenhauer, Arthur 377; Schulz, Walter 383; Speiser, Andreas 395; Stallbaum, Johann Gottfried 399; Szilasi, Wilhelm 417; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz 437; Vorländer, Franz 437; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus 458; Zeller, Eduard (Gottlob) 465. Plattner, Ernst -> Platner, Ernst. Plautus, Titus Maccius, *um 250 v. Chr., 1184 v. Chr.: Nikolaus von Kues 303. Plenge, Johann (Max Emanuel), * 1874, 11963: 325; Pieper, Josef 322. 522

Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht, * 1749, 11806: 325. Plessner, Helmuth, * 1892,11985: 325; Gehlen, Arnold 133; Hengstenberg, Hans-Eduard 171; Kunz, Hans 234. Plieningen, Dietrich von, *um 1453,11520: Agricola, Rudolf 5. Plieningen, Johannes von, * 1454/55, t 1506: Agricola, Rudolf 5. Plinius der Ältere, Gaius P. Secundus, * 23 oder 24, 179: Agricola, Georgius 3; Bartholomäus Anglicus 24. Plotin, * um 205, f 270: Mehlis, Georg 277. Ploucquet, Gottfried, * 1716, 11790: 326; Abel, Jakob Friedrich von 1. Plutarch, *um 46, t um 120: Erasmus von Rotterdam 103; Pohlenz, Max (Hugo) 327. Pockels, Karl Friedrich, * 1757, 11814: 326. Poe, Edgar Allan, * 1809, 11849: Mesmer, Franz Anton 284. Pörschke, Karl Ludwig, * 1752, 11812: 327. Pötzl, Otto, * 1877, 11962: Rand, Rose 333. Poggendorff, Johann Christian, * 1796, 11877: Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Pohl, Wenzel, * 1870,11949: 327. Fohle, Joseph, * 1852, 11922: 327. Pohlenz, Max (Hugo), * 1872, 11962: 327. Poisson, Simeon Denis, * 1781, 11840: Dirichlet, Gustav Peter 85. Polanyi, Karl, * 1886, 11964: Polanyi, Michael 327. Polanyi, Michael, * 1891, 11976: 327; Hayek, Friedrich August von 161. Polich, Martin, *um 1450,11513: 328. Pollock, Friedrich, * 1894, 11970: Horkheimer, Max 186. Popitz, Johannes, * 1884, 11945: Schmitt, Carl 374; Spranger, Eduard 397. Popper, Josef, * 1838,11921: 328. Popper, Sir Karl Raimund, * 1902, 11994: 328; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) 85; Feyerabend, Paul (Karl) 113; Stegmüller, Wolfgang 403. Porphyries von T^ros, * um 234, t um 304: Thomas von Erfurt 421. Port, Kurt, * 1896,11979: 329; Kerler, Dietrich Heinrich 216. Portmann, Adolf, * 1897,11984: 329. Praechter, Karl, * 1858, 11933: 330. Prantl, Carl von, * 1820, 11888: 330. Pressburg, Henriette, * 1788, 11863: Marx, Karl 271. Pribram, Karl, * 1877, 11973: 330. Pringsheim, Ernst, * 1859, 11917: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Proklos, *412, 1485: Berthold von Moosburg 38; Stallbaum, Johann Gottfried 399. Protagoras, *um 485 v. Chr., t um 415 v. Chr.: Laas, Ernst 235. Proudhon, Pierre Joseph, * 1809, 11865: Marx, Karl 271; Vogt, Carl 436. Proust, Marcel, * 1871, 11922: Benjamin, Walter 33; Schopenhauer, Arthur 377. Przywara, Erich, * 1889,11972: 330; Balthasar, Hans Urs von 20; Pieper, Josef 322. Ptolemäus, Claudius, * um 100, turn 160: Copernicus, Nicolaus 72; Johann von Glogau 201. Puchta, Georg Friedrich, * 1798, 11846: Savigny, Friedrich Carl von 359. Pütter, Johann Stephan, * 1725, 11807: Achenwall, Gottfried 2. Pufendorf, Samuel Frh. von, * 1632, 11694: 331; Thomasius, Christian 422. Puschkin, Aleksandr Sergejewitsch, * 1799, 11837: Kassner, Rudolf 209.

Reisner Quine, Willard Van Oman, * 1908, 12000: Carnap, Rudolf (Leo) 63. Quint, Josef, * 1898, 11976: Eckhart von Hochheim 95. Raabe, Heinz (Pseud.) -»Marcuse, Ludwig. Raabe, Wilhelm (Karl), * 1831,11910: Jean Paul 198. Rachfahl, Felix, * 1867, t 1925: Lamprecht, Karl Gotthard 237. Racine, Jean, * 1639, 11699: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Radakovic, Konstantin, * 1894,11973: 332. Radbert von Corbie, * um 790, t um 865: Hrabanus Maurus 187. Radbruch, Gustav (Lambert), * 1878, 11949: 332; Kaufmann, Arthur 209. Rade, Martin, * 1857, 11940: Barth, Karl 22. Radewijns, Florens, * 1350,11400: Thomas von Kempen 422. Radovic, Janko von: Lassalle, Ferdinand 242. Ragaz, Leonhard, * 1868, 11945: Buber, Martin 55; Susman, Margarete 417. Rahewin, t zwischen 1170 und 1177: Otto von Freising 312. Rahlfs, Alfred, * 1865, 11935: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Rahn, Marie Johanne, * 1755, 11819: Fichte, Johann Gottlieb 114. Rahner, Karl (Josef Erich), * 1904, 11984: 333. Raimund von Penafort, *um 1180, 11275: Johannes von Freiburg 201. Ramler, Karl Wilhelm, * 1725, 11798: Engel, Johann Jakob 102; Lessing, Gotthold Ephraim 248. Ramus, Petrus, * 1515, 11572: Alsted, Johann Heinrich 9. Rand, Rose, * 1903, 11980: 333. Rang, Florens Christian, * 1864, 11924: Benjamin, Walter 33; Buber, Martin 55. Ranke, Leopold von, * 1795,11886: 333; Burckhardt, Jacob (Christoph) 59; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Steffensen, Karl (Christian Friedrich) 403. Raphael, Max, * 1889,11950: 335. Rapoport, Anatol, * 1911: Bertalanffy, Ludwig von 37. Rapoport, Salomo Jehuda Löw, * 1790, 11867: Eisler, Moritz 99. Rashevsky, Nicholas, * 1899, 11972: Bertalanffy, Ludwig von 37. Rathenau, Walther, * 1867, 11922: Brunner, Constantin 54; Einstein, Albert 98. Rathmann, August: Leese, Kurt 244. Ratke, Wolfgang, * 1571, 11635: Jungius, Joachim 204; Stahl, Daniel 398. Ratramnus von Corbie, t nach 868: Hrabanus Maurus 187. Ratzel, Friedrich, * 1844,11904: Frobenius, Leo (Viktor) 128; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Ratzenhofer, Gustav, * 1842, 11904: 335. Rauber, August, * 1841, t 1917: Roux, Wilhelm 354. Rauch, Christian Daniel, * 1777, t 1857: Humboldt, Wilhelm von 191. Rauch, Leo: Winckelmann, Johann Joachim 456. Raumer, Karl Georg von, * 1783, 11865: Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393. Rausch, Jürgen, * 1910, 11995: 335. Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich), * 1880, 11952: 336. Ray, John, * 1628, 11705: Jungius, Joachim 204. Realis de Vienna (Pseud.) -»Wagner, Gabriel. Recklinghausen, Friedrich (Daniel) von, * 1833,11910: Roux, Wilhelm 354.

Ree, Paul, * 1849, 11901: 336; Andreas-Salome, Lou 12; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Reger, Max (Johann Baptist Joseph), * 1873, 11916: Dessoir, Max 80. Regiomontanus, Johannes, * 1436, 11476: Johann von Glogau 201. Rehmke, Johannes, * 1848, 11930: 336; Heyde, Johannes Erich 178; Schaaf, Julius (Jakob) 360. Reich, Emil, * 1864, 11940: 336; Zimmermann, Robert von 469. Reich, Klaus, * 1906, 11996: 337. Reich, Wilhelm, * 1897, 11957: 337; Freud, Sigmund 121. Reichardt, Johann Friedrich, * 1752, 11814: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Steffens, Henrik 402. Reichardt, Johanna, * 1783, t 1855: Steffens, Henrik 402. Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther), * 1891, 11953: 337; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Hempel, Carl Gustav 171. Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von, * 1788, 11869: 338. Reichert, Karl Bogislaus, * 1811,11883: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90. Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Frh. von, * 1801, 11877: 338. Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich), * 1893,11971: 338. Reiff, Jacob Friedrich, * 1810,11879: 338. Reimann, Jakob Friedrich —»Reimmann, Jakob Friedrich. Reimarus, Hermann Samuel, * 1694, 11768: 339; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Reimarus, Johann Albert Heinrich 339. Reimarus, Johann Albert Heinrich, * 1729, 11814: 339. Reimmann, Jakob Friedrich, * 1668,11743: 339. Reinach, Adolf, * 1883, 11917: 340; Conrad-Martius, Hedwig 71; Lipps, Hans 253; Stein, Edith 404. Reinbeck, Johann Gustav, * 1683,11741: Ganz, Israel Gottlieb 62. Reiner, Gregor Leonhard, * 1756, 11807: 340. Reiner, Hans, * 1896,11991: 340. Reines, Frederick, * 1918, 11998: Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Reinhard, Graf von Blankenburg, Bischof von Halberstadt-. Hugo von Sankt Viktor 190. Reinhard, Franz Volkmar, * 1753,11812: 340; Krug, Wilhelm Traugott 232. Reinhard, Philipp Christian, * 1764, 11812: 341. Reinhardt, Karl, * 1886,11958: Frobenius, Leo (Viktor) 128; Gigon, Olof 136; Grassi, Ernesto 146. Reinhardt, Max, * 1873, 11943: Dessoir, Max 80. Reinhart, Johann Christian, * 1761,11847: Humboldt, Wilhelm von 191. Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens), * 1793, 11855: 341. Reinhold, Karl Leonhard, * 1757, 11823: 341; Abicht, Johann Heinrich 1; Berger, Johann Erich von 35; Fernow, Carl Ludwig 112; Fichte, Johann Gottlieb 114; Kant, Immanuel 207; Krug, Wilhelm Traugott 232; Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens) 341; Schrader, Wolfgang 379. Reininger, Robert, * 1869, 11955: 342; Bertalanffy, Ludwig von 37; Heintel, Erich 167; Hollitscher, Walter 184. Reinke, Johannes, * 1849,11931: 342. Reinkens, Joseph Hubert, * 1821, 11896: Knoodt, (Franz) Peter 222; Weber, Theodor (Hubert) 444. Reisen, Gregor, *um 1470,11525: 342. Reisner, Erwin, * 1890,11966: 342.

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Reithmayr Reithmayr, Franz Xaver, * 1809, 11872: Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310. Rembrandt, K. (Pseud.) -»Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt. Der Rembrandtdeutsche (gen.) -> Langbehn, (August) Julius. Remigius von Auxerre, *nach 841, t wahrscheinlich 908: Bovo, Abt von Corvey 48. Rene, E. (Pseud.) -»Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von. Renner, Karl, * 1870, 11950: Adler, Max 2; Kelsen, Hans 213. Reuchlin, Johannes, * 1455,11522: 343; Erasmus von Rotterdam 103; Heynlin de Lapide, Johannes 178; Melanchthon, Philipp 279. Reusch, Paul (Hermann), * 1868, 11956: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Reuß, Maternus, * 1751, t 1798: 343. Rhaedus, Thomas, * 1585, 11624: Arnisäus, Henning 15. Rheticus, Georg Joachim, * 1514,11576: Copernicus, Nicolaus 72. Riario: Erasmus von Rotterdam 103. Ribov, Georg Heinrich, * 1703, 11774: 343. Richert, Paul -> Landsberg, Paul (Ludwig). Richter, Caroline: Schopenhauer, Arthur 377. Richter, Gregor, * 1560, 11624: Böhme, Jacob 44. Richter, Johann Paul Friedrich (eigentl.) -»Jean Paul. Richter, Liselotte, * 1906, 11968: 343. Richter, Rudolf (Pseud.) -»Zilsel, Edgar. Ricius, Paulus, * zwischen 1480 und 1485, t um 1542: 344. Rickert, Heinrich, * 1833, 11902: Rickert, Heinrich 344. Rickert, Heinrich, * 1863, 11936: 344; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) 25; Cohn, Jonas (Ludwig) 70; Ehrlich, Walter 97; Faust, August 110; Frischeisen-Köhler, Max 127; Frobenius-Kühn, Eleonore 128; Glockner, Hermann 137; Grisebach, Eberhard 147; Heidegger, Martin 163; Hensel, Paul (Hugo) 172; Kristeller, Paul Oskar 230; Kroner, Richard (Jacob) 231; Lask, Emil 241; Picard, Max 321; Rosenzweig, Franz 353; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) 358; Simmel, Georg 390; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426; Windelband, Wilhelm 458. Ricmestorp -»Albert von Sachsen. Riede), Friedrich Just(us), * 1742, 11785: 344. Riedesel zu Eisenbach, Johann Hermann Frh. von, * 1740, t 1785: Winckelmann, Johann Joachim 456. Riegl, Alois, * 1858, t 1905: Feyerabend, Paul (Karl) 113; Mannheim, Karl 267; Wölfflin, Heinrich 461. Riehl, Alois (Adolf), * 1844, t 1924: 345; Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von 52; Hönigswald, Richard 183; Klemmt, Alfred 220; Rickert, Heinrich 344. Riehl, Wilhelm Heinrich, * 1823, 11897: 345. Riekher, Rose Christine: Horkheimer, Max 186. Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard, * 1826, t 1866: 346; Dedekind, Richard 78; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Riezler, Kurt, * 1882, t 1955: 346. Rilindis, 12.Jh.: Herrad von Hohenburg 175. Rilke, Rainer Maria, * 1875, 11926: Andreas-Salome, Lou 12; Bachofen, Johann Jakob 18; Ben-Chorin, Schalom 31; Kassner, Rudolf 209; Simmel, Georg 390. Rinck, Friedrich Theodor, * 1770, t 1821: 347; Jäsche, Gottlieb Benjamin 196. Rink, Eucharius Gottlieb, * 1670, t 1745: Jäsche, Gottlieb Benjamin 196. Rintelen, Fritz Joachim von, * 1898, 11979: 347; Diemer, Alwin 82; Schilling, Kurt 368. Ripelin, Hugo (eigentl.) —>Hugo von Straßburg.

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Ripke-Kühn, Lenore (Pseud.) -> Frobenius-Kühn, Eleonore. Risse, Wilhelm, * 1931, 11998: 347; Meyer, Rudolf 287. Ritius, Paulus -»Ricius, Paulus. Ritschi, Albrecht (Benjamin), * 1822, 11889: Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) 32; Kaftan, Julius 205; Pfleiderer, Otto 320; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) 347; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg 460. Ritschi, Friedrich Wilhelm, * 1806, t 1876: Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Ritschi, Otto (Karl Albrecht), * 1860, 11944: 347. Ritschi, Rudolf, * 1902,11982: Ritschi, Otto (Karl Albrecht) 347. Ritter, (August) Heinrich, * 1791, 11869: 347. Ritter, Joachim, * 1903, t 1974: 348; Eisler, Rudolf 99; Oeing-Hanhoff, Ludger 308; Schaper, Eva 361; Willms, Bernard 455. Ritter, Johann Wilhelm, * 1776, t 1810: 348; Novalis 306; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Steffens, Henrik 402. Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin, * 1859, t 1936: 349. Rivius, Johann d. J„ * 1528,11596: 349. Rixner, Thaddäus Anselm, * 1766, 11838: 349; Gumposch, Philipp Viktor 151. Robert de Torrigny, * 1106, 11186: Hugo von Sankt Viktor 190. Robins, Benjamin, * 1707, 11751: Euler, Leonhard 108. Rochow, Friedrich (Eberhard) Frh. von, * 1734, 11805: Pockels, Karl Friedrich 326. Rodin, Auguste, * 1840, 11917: Andreas-Salome, Lou 12. Röder, Karl David August, * 1806, 11879: 349. Rohm, Ernst (Julius), * 1887, 11934: Schmitt, Carl 374. Röschlaub, Andreas, * 1768, t J835: 349. Rose, (Johann Anton) Ferdinand, * 1815, 11859: 350. Röseberg, Ulrich, * 1943, 11994: 350. Rosier, Johann Eberhard, * 1668, t 1733: 350. Rösner, Kolumban —»Rösser, (Georg) Kolumban. Rösser, (Georg) Kolumban, * 1736, 11780: 351. Rössig, Karl Gottlob, * 1752, 11806: Hommel, Karl Ferdinand 185. Röth, Eduard Maximilian, * 1807, t 1858: 351. Roger II., König von Sizilien, * 1095, t 1154: Wibald 454. Rogers, Margareta: Erasmus von Rotterdam 103. Rohmer, Friedrich, * 1814, t 1856: 351. Roller, Johann Christian, * 1773, 11814: Groos, Friedrich 148. Romang, Johann Peter, * 1802, 11875: 351. Roosevelt, Franklin Delano, * 1882, 11945: RosenstockHuessy, Eugen (Friedrich Moritz) 352. Roretz, Karl von, * 1881, 11967: 351; Eisler, Rudolf 99. Röscher, Wilhelm (Georg Friedrich), * 1817, 11894: Lamprecht, Karl Gotthard 237. Rosenberg, Alfred, * 1893, 11946: Baeumler, Alfred 19; Eckhart von Hochheim 95. Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand, * 1845, 11899: 351. Rosenfeld, Kurt, * 1877, 11943: Marck, Siegfried 268. Rosenkrantz, Wilhelm (Martin Joachim), * 1821, 11874: 351. Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich), * 1805, 11879: 352; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Schaller, (Karl) Julius 361. Rosenmöller, Bernhard, * 1883,11974: 352. Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz), * 1888, 11973: 352; Buber, Martin 55; Rosenzweig, Franz 353. Rosenzweig, Edith: Rosenzweig, Franz 353.

Schaxel Rosenzweig, Franz, * 1886, 11929: 353; Buber, Martin 55; Kracauer, Siegfried 226; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) 352. Roth, (Moses) Joseph, * 1894, 11939: Marcuse, Ludwig 269; Schneider, Reinhold 376. Rothacker, Erich, * 1888,11965: 353; Blumenberg, Hans 42. Rothenflue, Franz, * 1805, 11869: 354. Rothermann, Franziska von: Broch, Hermann (Josef) 51. Rothfels, Hans, * 1891, 11976: Schelsky, Helmut 365. Rotten, Elisabeth, * 1882,11964: Buber, Martin 55. Rousseau, Jean-Jacques, * 1712, 11778: Basedow, Johann Bernhard 25; Einsiedel, (Johann) August von 98; Feder, Johann Georg Heinrich 111; Glafey, Adam Friedrich 136; Groethuysen, Bernhard 148; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) 161; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Hensel, Paul (Hugo) 172; Herder, Johann Gottfried 173; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von 184; Iselin, Isaak 194; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kant, Immanuel 207; Mendelssohn, Moses 281; Pestalozzi, Johann Heinrich 318; Weiller, Cajetan von 446; Zimmermann, Johann Georg 469. Roux, Wilhelm, * 1850, 11924: 354; Bertalanffy, Ludwig von 37. Rubens, Heinrich, * 1865, 11922: Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) 323. Rudert, Johannes, * 1894: Bahnsen, Julius Friedrich August 20. Rudolf L, Graf von Habsburg, römisch-deutscher König, * 1218, 11291: Albertus Magnus 7; Hugo von Straßburg 190. Rudolf August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, * 1627, 11704: Paullini, Christian Franz 316. Rudolf IV. der Stifter, Herzog von Österreich, * 1339, t 1365: Konrad von Megenberg 226. Rudolf von Biberach, t nach 1326: 355. Rudolf von Fulda, *vor 800, 1865: Hrabanus Maurus 187. Rüdiger, (Johann) Andreas, * 1673, 11731: 355; Walch, Johann Georg 441. Rüfner, Vinzenz, * 1899, t 1976: 355; Meyer, Hans 286. Rülf, Isaak, * 1831, 11902: 355. Ruest, Anselm, * 1878, t 1943: Bahnsen, Julius Friedrich August 20; Friedländer, Salomo 124. RÜStOW, Alexander, * 1885, 11963: 355. Rütter, Hans Franz (eigentl.) -> Geyer, Hans F. Rüge, Arnold, * 1802, t 1880: 356; Feuerbach, Ludwig (Andreas) 112; Marx, Karl 271; Oppenheim, Heinrich Bernhard 311; Stein, Lorenz von 405. Rüge, Arnold, * 1881, 11945: 356. Runze, Georg, * 1852, t 1938: 356. Rupert von Deutz, *um 1075/76, 11129: 356; Gerhoh von Reichersberg 135; Wibald 454. Rupert von St. Laurentius —»Rupert von Deutz. Rupertus (abbas) Tuitiensis -> Rupert von Deutz. Rupp, Julius, * 1809, 11884: Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) 15. Russell, Bertrand (Arthur William), 3rd Earl of, * 1872, 11970: Carnap, Rudolf (Leo) 63; Dürr, Karl 92; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) 459. Ruusbroec, Jan van, * 1293, 11381: Tauler, Johannes 418. Ryffel, Hans, * 1913, 11989: 357. Sachsse, Hans, * 1906, 11992: 357. Sack, Friedrich Samuel Gottfried, * 1738, 11817: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369.

Sacrobosco, Johannes de, *Ende 12. Jh., 11256 (oder 1244): Johann von Glogau 201; Konrad von Megenberg 226. Sagittarius, Kaspar, * 1597, t 1667: Sagittarius, Thomas 357. Sagittarius, Thomas, * 1577, 11621: 357. Sailer, Johann Michael von, * 1751, 11832: 357; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Görres, (Johann) Joseph von 139; Salat, Jakob 358; Zimmer, Patrizius Benedikt 468. Saint-Martin, Louis Claude de, * 1743,11803: Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von 17. Saint-Simon, (Claude) Henri de Rouvroy, Graf von, * 1760, 11825: Stein, Lorenz von 405. Saitschick, Robert, * 1868, 11965: 358. Sakrosankt, H. (Pseud.) -> Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von. Salat, Jakob, * 1766, 11851: 358. Salome, Louise von (geb.) —> Andreas-Salome, Lou. Salomon, Albert, * 1891,11966: 358. Salomon ben Josua (eigentl.) -^Maimon, Salomon. Salvi, Matteo, * 1820: Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83. Sand, Karl Ludwig, * 1795,11820: Steffens, Henrik 402. Sapper, Karl, * 1876, 11964: 358. Sartre, Jean-Paul, * 1905, t 1980: Amery, Jean 10; Brunner, August (Eugen Albert) 53; Heidegger, Martin 163; Strasser, Stephan 412. Sass, Hans-Martin, * 1935: Baumgartner, Hans Michael 28. Sauer, Wilhelm (Johannes Franz), * 1879, t 1962: 358. Sauerbruch, (Ernst) Ferdinand, * 1875, 11951: Spranger, Eduard 397. Savigny, Friedrich Carl von, * 1779, t 1861: 359; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Kahlert, (Karl) August (Timotheus) 206; Marx, Karl 271; Steffensen, Karl (Christian Friedrich) 403; Thibaut, Anton Friedrich Justus 421. Savigny, Karl von, * 1855, 11928: Ast, Georg Anton Friedrich 16. Sawicki, Franz, * 1877, 11952: 360. Saxl, Fritz, * 1890, t 1948: Cassirer, Ernst (Alfred) 65. Scaliger, Julius Caesar, * 1484, 11558: Sagittarius, Thomas 357. Schaaf, Julius (Jakob), * 1910, t 1994: 360. Schaarschmidt, Karl (Maximilian Wilhelm), * 1822, 11909: 360. Schachermeyr, Fritz, * 1895, 11987: Bachofen, Johann Jakob 18. Schad, Johann Baptist, * 1758, 11834: 360. Schad, Roman —> Schad, Johann Baptist. Schade, Georg, * 1712, t 1795: 361. Schadewaldt, Wolfgang, * 1900, t 1974: Spranger, Eduard 397. Schächter, Josef, * 1901, 11994: 361. Schaller, Jakob, * 1604, 11676: 361. Schaller, (Karl) Julius, * 1807, 11868: 361. Schaper, Eva, * 1924, 11992: 361. Schapp, Wilhelm, * 1884, t 1965: 362. Schapper, Karl (Christian), * 1812, 11870: Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Scharf, Johannes, * 1595, 11660: 362. Scharff, Johann —»Scharf, Johannes. Scharnhorst, Gerhard Johann David von, * 1755, 11813: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68. Schartenmayer, Philipp Ulrich (Pseud.) -> Vischer, Friedrich Theodor von. Schasler, Max (Alexander Friedrich), * 1819, 11903: 362. Schaxel, Julius, * 1887, 11943: Bertalanffy, Ludwig von 37.

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Schebest Schebest, Agnes, * 1813, 11869: Strauß, David Friedrich 412. Scheffler, Johannes (eigentl.) -»Angelus Silesius. Scheibler, Christoph, * 1589,11653: 362. Scheibner, Otto, * 1877,11961: Meumann, Ernst 286. Scheler, Maria, * 1892, 11969: Scheler, Max (Ferdinand) 362. Scheler, Max (Ferdinand), * 1874, 11928: 362; Anders, Günther 11; Broch, Hermann (Josef) 51; Gehlen, Arnold 133; Grassi, Ernesto 146; Haecker, Theodor 154; Hartmann, (Paul) Nicolai 159; Heidegger, Martin 163; Hengstenberg, Hans-Eduard 171; Hessen, Johannes 177; Hildebrand, Dietrich von 180; Kanthack, Katharina 208; Keyserling, Hermann Graf 216; Landsberg, Paul (Ludwig) 238; Most, Otto (Josef) 293; Ochsner, Heinrich 307; Plessner, Helmuth 325; Schapp, Wilhelm 362; Stein, Edith 404; Tillich, Paul (Johannes) 424; Wust, Peter (Josef) 464. Schelhammer, Günther Christoph, * 1649, 11716: Sturm, Johann Christoph 415. Schell, Herman, * 1850, 11906: 363. Schelling, Carl Eberhard, * 1783, 11854: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Schelling, (Dorothea) Caroline (Albertina) von, * 1763, 11809: Ritter, Johann Wilhelm 348; Steffens, Henrik 402. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von, * 1775, 11854: 364; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von 17; Bardili, Christoph Gottfried 21; Baumgartner, Hans Michael 28; Beckers, Hubert (Karl Philipp) 30; Berg, Franz 34; Blasche, Bernhard Heinrich 40; Böhme, Jacob 44; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Braun, Otto 49; Cams, Carl Gustav 64; Daub, Karl 77; Erhard, Andreas 106; Erhardt, Johann Simon 107; Eschenmayer, Adolph Karl August 107; Fechner, Gustav Theodor 111; Fichte, Johann Gottlieb 114; Fischer, Karl Philipp 117; Formstecher, Salomon 119; Frantz, (Gustav Adolph) Constantin 120; Fries, Jakob Friedrich 127; Görres, (Johann) Joseph von 139; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) 179; Huber, Johann Nepomuk 188; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Kaulich, Wilhelm 211; Kielmeyer, Carl Friedrich von 217; Krause, Karl Christian Friedrich 229; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Marheineke, Philipp Konrad 269; Mesmer, Franz Anton 284; Meyer, Rudolf 287; Molitor, Joseph Franz 291; Mundt, Theodor 296; Novalis 306; Oetinger, Friedrich Christoph 309; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Oken, Lorenz 310; Pilgram, Friedrich 323; Reinhold, Karl Leonhard 341; Ritter, Johann Wilhelm 348; Röschlaub, Andreas 349; Rose, (Johann Anton) Ferdinand 350; Rohmer, Friedrich 351; Rosenkrantz, Wilhelm (Martin Joachim) 351; Rosenzweig, Franz 353; Schad, Johann Baptist 360; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schröter, (Ernst) Manfred 381; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Schulz, Walter 383; Sengler, Jakob 387; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393; Steffens, Henrik 402; Strauß, David Friedrich 412; Stutzmann, Johann Josua 416; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) 420; Tillich, Paul (Johannes) 424; Troxler, Ignaz Paul Vitalis 427; Wagner, Johann Jakob 439; Weber, Josef von 442; Weiller, Cajetan von 446; Winkelmann, August Stephan 459; Zeltner, Hermann 466; Zimmer, Patrizius Benedikt 468. Schelling, Johann —> Johann von Glogau. Schelsky, Helmut, * 1912, 11984: 365; Luhmann, Niklas 260; Willms, Bernard 455.

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Schelver, Franz Joseph, * 1778, t 1832: 365; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Schert», Philipp, * 1553, 11605: Soner, Ernst 394. Schertzer, Johann Adam, * 1628, 11683: 366; Stahl, Daniel 398. Scherzer(us), Johann Adam —> Schertzer, Johann Adam. Schick, (Christian) Gottlieb, * 1776, 11812: Humboldt, Wilhelm von 191. Schickhardt, Wilhelm, * 1592, 11635: Freytag Löringhoff, Bruno Baron von 124. Schiller, Charlotte von, * 1766,11826: Humboldt, Wilhelm von 191; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von, * 1759, 11805: 366; Abel, Jakob Friedrich von 1; Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Engel, Johann Jakob 102; Erhard, Johann Benjamin 106; Fernow, Carl Ludwig 112; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Gabler, Georg Andreas 130; Garve, Christian 131; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Heydenreich, Karl Heinrich 178; Humboldt, Wilhelm von 191; Jean Paul 198; Kant, Immanuel 207; Kühnemann, Eugen 233; Niethammer, Friedrich Immanuel 301; Novalis 306; Ploucquet, Gottfried 326; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Sinclair, Isaak von 391. Schilling, Kurt, * 1899, 11977: 368. Schimmelmann, Ernst Heinrich von, * 1747, 11831: Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Schimper, Karl Friedrich, * 1803, 11867: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Schimpfer, Bartholomäus: Weigel, Erhard 445. Schischkoff, Georgi, * 1912, 11991: 368. Schlatter, Adolf von, * 1852, 11938: Barth, Karl 22; Bultmann, Rudolf (Karl) 58. Schlechte, Karl, * 1904, f 1985: 368. Schlegel, August Wilhelm von, * 1767, 11845: Behler, Ernst 31; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Fichte, Johann Gottlieb 114; Hülsen, August Ludwig 189; Humboldt, Wilhelm von 191; Reinhard, Philipp Christian 341; Ritter, Johann Wilhelm 348; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von 364; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Steffens, Henrik 402. Schlegel von Gottleben, Dorothea von, * 1764, t 1839: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von, * 1772, t 1829: 368; Ast, Georg Anton Friedrich 16; Eckhart von Hochheim 95; Fichte, Johann Gottlieb 114; Hülsen, August Ludwig 189; Humboldt, Wilhelm von 191; Novalis 306; Reinhard, Philipp Christian 341; Ritter, Johann Wilhelm 348; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381. Schlegel, Johann Adolf, * 1721,11793: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368. Schleicher, Kurt von, * 1882, 11934: Schmitt, Carl 374. Schleicher!, Hubert, * 1935: Juhos, Bela 203. Schieiden, Matthias Jakob, * 1804, 11881: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Schleiermacher, Catharina Maria: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst, * 1768, 11834: 369; Barth, Karl 22; Bayer, Karl 29; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) 32; Braniß, Christlieb Julius 48; Brunner, Emil 54; Czolbe, Heinrich 76; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Fichte, Johann Gottlieb 114; George, (Johann Friedrich) Leopold 134; Heidegger, Martin 163; Kaftan, Julius 205; Mesmer,

Schütz Franz Anton 284; Odebrecht, (Paul) Rudolf 308; Ritter, (August) Heinrich 347; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Steffens, Henrik 402; Strauß, David Friedrich 412; Twesten, August (Detlev Christian) 429; Vorländer, Franz 437; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) 448; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg 460. Schlesinger, Josef, * 1831, 11901: 371. Schleyermacher, Gottlieb: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Schlick, (Friedrich Albert) Moritz, * 1882, t 1936: 371; Bertalanffy, Ludwig von 37; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Feigl, Herbert 112; Gödel, Kurt (Friedrich) 138; Hollitscher, Walter 184; Juhos, Bela 203; Kraft, Victor 227; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) 300; Popper, Sir Karl Raimund 328; Rand, Rose 333; Schächter, Josef 361; Waismann, Friedrich 440; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) 459. Schliephake, Theodor (F. W.), * 1808,11871: 372. Schlözer, August Ludwig von, * 1735, 11809: Achenwall, Gottfried 2; Herder, Johann Gottfried 173; Humboldt, Wilhelm von 191; Kraus, Christian Jakob 228; Müller, Adam Heinrich 293. Schlosser, Julius Alwin Ritter von, * 1866, t 1938: Wölfflin, Heinrich 461. Schlüter, Christoph Bernhard, * 1801, 11884: 372; Kleutgen, Joseph 221; Plaßmann, Hermann Ernst 324. Schmalenbach, Herman, * 1885, 11950: 372. Schmarsow, August, * 1853, t 1936: Wolf Bin, Heinrich 461. Schmid, Alois Ritter von, * 1825, 11910: 372. Schmid, Franz Xaver, * 1819, 11883: 372. Schmid, Karl Christian Erhard, * 1761, t 1812: 372. Schmid, Leopold, * 1808, 11869: 373. Schmid Noerr, Friedrich Alfred, * 1877, 11969: 373. Schmid-Schwarzenberg (Pseud.) -> Schmid, Franz Xaver. Schmidt, Ferdinand Jacob, * 1860, 11939: 373. Schmidt, Johann Caspar (eigentl.) —> Stirner, Max. Schmidt, Karl Ludwig, * 1891, 11956: Buber, Martin 55. Schmidt, Raymund, * 1890: Vaihinger, Hans 431. Schmied-Kowarzik, Walther, * 1885, 11958: 373. Schmitt, Carl, * 1888, 11985: 374. Schmitt, Eugen Heinrich, * 1851, t 1916: 374. Schmitz-Moormann, Karl, * 1928, 11996: 375. Schmitz-Moormann, Nicole: Schmitz-Moormann, Karl 375. Schmoller, Gustav (Friedrich) von, * 1836, 11917: Breysig, Kurt 51; Goldscheid, Rudolf 143; Pesch, Heinrich 317; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Spranger, Eduard 397; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433; Weber, Alfred 442; Wiese, Leopold von 454. Schneid, Mathias, * 1840, 11893: 375. Schneider, Arthur (Carl August), * 1876, t 1945: 375. Schneider, Ceslaus Maria, * 1840, 11908: 375. Schneider, Michael, * 1612,11639: 375. Schneider, Reinhold, * 1903, 11958: 376. Schneider, Richard Florian Alexander (eigentl.) —»Schneider, Ceslaus Maria. Schnurrer, Friedrich, * 1784,11833: Kielmeyer, Carl Friedrich von 217. Schoeck, Helmut, * 1922, 11993: 376. Schönberg, Arnold (Franz Walter), * 1874, 11951: Adorno, Theodor W(iesengrund) 3. Schöndörffer, Otto (Konrad), * 1860, 11926: 376, Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) 15. Schönemann, Lili, * 1758,11817: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Schönkopf, Anna Katharina, * 1746, 11810: Goethe, Johann Wolfgang von 140.

Schönlank(e), M. R. (Pseud.) -»Raphael, Max. Schönlein, Johann Lukas, * 1793, 11864: Röschlaub, Andreas 349; Wagner, Rudolph 439. Schoeps, Hans-Joachim, * 1909, 11980: Blüher, Hans 41. Scholem, Gerhard (eigentl.) -> Scholem, Gershom. Scholem, Gershom, * 1897, 11982: 377; Benjamin, Walter 33; Buber, Martin 55. Scholl, (Fritz) Hans, * 1918, 11943: Huber, Kurt (Theodor) 188; Müller, Max 294; Pieper, Josef 322. Scholl, Sophie, * 1921, 11943: Huber, Kurt (Theodor) 188; Müller, Max 294; Pieper, Josef 322. Scholz, Heinrich, * 1884, 11956: 377; Bolzano, Bernard 46. Scholz, Reinhold: Kern, Berthold von 216. Schopenhauer, Arthur, * 1788,11860: 377; Angelus Silesius 12; Asher, David 16; Bahnsen, Julius Friedrich August 20; Bouterwek, Friedrich (Ludewig) 47; Brasch, Moritz 49; Brod, Max 52; Deussen, Paul (Jakob) 81; Drews, (Christian Heinrich) Arthur 87; Duboc, (Karl) Julius 89; Frauenstädt, (Christian Martin) Julius 120; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158; Hellenbach, Lazar Frh. von 169; Hübscher, Arthur 189; Juhos, Bela 203; Kohler, Josef 224; Löwith, Karl 256; Lorm, Hieronymus 257; Mainländer, Philipp 266; Mesmer, Franz Anton 284; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Paulsen, Friedrich 316; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) 336; Schneider, Reinhold 376; Schulze, Gottlob Ernst 383; Schweitzer, Albert 385; Seydel, Rudolf 388; Tönnies, Ferdinand 425; Vaihinger, Hans 431; Vischer, Friedrich Theodor von 434; Volkelt, Johannes 436. Schopenhauer, Heinrich Floris, * 1747, 11805: Schopenhauer, Arthur 377. Schopenhauer, Johanna (Henriette), * 1766, 11838: Schopenhauer, Arthur 377. Schottlaender, Felix, * 1892: Kunz, Hans 234. Schottlaender, Rudolf, * 1900, 11988: 379; Kranz, Walther 228. Schrader, Wolfgang, * 1942, 12000: 379. Schreiber, Ferdinand, * 1877, t 1941: Haecker, Theodor 154. Schrempf, Christoph, * 1860, 11944: 379. Schrenck-Notzing, Albert Frh. von, * 1862, 11929: Walther, Gerda 441. Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst, * 1841, 11902: 380. Schrödinger, Erwin, * 1887, 11961: 380; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Einstein, Albert 98; Heisenberg, Werner 168. Schrödinger, Rudolf: Schrödinger, Erwin 380. Schröer, Karl Julius: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Schröter, (Ernst) Manfred, * 1880,11973: 381; Baeumler, Alfred 19. Schubart, Christian Friedrich Daniel, * 1739, t 1791: Humboldt, Wilhelm von 191. Schubert, Franz (Peter), * 1797, 11828: Senn, Johann Chrysostomus 387. Schubert, Friedrich Wilhelm, * 1799, 11868: Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) 352. Schubert, Gotthilf Heinrich von, * 1780, 11860: 381; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Daumer, Georg Friedrich 77. Schubert-Soldern, Richard von, * 1852, 11935: 382. Schütte, Kurt, * 1909, 11998: 382. Schütz, Alfred, * 1899, 11959: 382. Schütz, Anna, t nach 1580: Agricola, Georgius 3. Schütz, Christian Gottfried, * 1747.11832: Humboldt, Wilhelm von 191; Kant, Immanuel 207. Schütz, Heinrich, * 1585, t 1672: Kamiah, Wilhelm 206. 527

Schütz Schütz, Ludwig, * 1838, 11901: 382. Schulte, Karl Joseph, * 1871, 11941: Geyer, Bernhard 135. Schultens, Albert, * 1686,11750: Rinck, Friedrich Theodor 347. Schultz, Johann, * 1739, 11805: 383; Beck, Jacob Sigismund 30; Jäsche, Gottlieb Benjamin 196. Schultze, Fritz, * 1846, 11908: 383. Schulz, Walter, * 1912, 12000: 383. Schulze, Gottlob Ernst, * 1761, 11833: 383; Schopenhauer, Arthur 377. Schumann, Robert (Alexander), * 1810, t 1856: Kahlert, (Karl) August (Timotheus) 206; Thibaut, Anton Friedrich Justus 421. Schuppe, Wilhelm, * 1836, 11913: 384; Petzoldt, Joseph 319. Schur, (Philipp) Johann Ferdinand, * 1799,11878: Freud, Sigmund 121. Schur, Max, * 1897, 11969: Freud, Sigmund 121. Schurtz, (Camillo) Heinrich, * 1863, 11903: Frobenius, Leo (Viktor) 128. Schwab, Gustav (Benjamin), * 1792, 11850: Fichte, Immanuel Hermann 113. Schwab, Johann Christoph, * 1743, 11821: 384. Schwalbe, Gustav (Albert), * 1844, 11916: Roux, Wilhelm 354. Schwann, Theodor (Ambrose Hubert), * 1810, 11882: Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49. Schwartzerdt, Philipp (eigentl.) -» Melanchthon, Philipp. Schwarz, Hermann, * 1864, 11951: 384. Schwarz, Peter (eigentl.) ->Nigri, Petrus. Schwarz, Theodor, * 1915, 11968: 385. Schwarzenberg, Friedrich (Johann Josef Cölestin) Fürst zu, * 1809, 11885: Löwe, Johann Heinrich 255. Schwarzenberg, Johann Frh. von, * 1463, 11526: Kohler, Josef 224. Schwegler, (Carl Franz) Albert, * 1819, 11857: 385. Schweitzer, Albert, * 1875, 11965: 385; Buber, Martin 55; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Heidegger, Martin 163; Löwith, Karl 256; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407; Werner, Martin 452; Ziegler, Theobald 467. Schwemmer, Oswald, * 1941: Lorenzen, Paul 257. Schwenckfeld, Kaspar von, * 1489, 11561: Böhme, Jacob 44. Schwerin, Gudrun Gräfin von: Uexküll, Jakob (Johann) Baron von 429. Scriven, M.: Feigl, Herbert 112. Sculteti, Bernhard, *vor 1475, 11518: Copernicus, Nicolaus 72. Seebold, Karl, * 1794,11867: 386. Segelfalter, Sebastianus (Pseud.) -> Müller-Freienfels, Richard. Seibt, Karl Heinrich, * 1735, t 1806: Bolzano, Bernard 46. Sellars, Wilfrid, * 1912, 11989: Feigl, Herbert 112. Seile, Christian Gottlieb, * 1748, t 1800: 387. Selz, Otto, * 1881, 11943: 387. Seneca, Lucius Annaeus d.J., *um 4 v. Chr., 165 n. Chr.: Breitkopf, Gregor 50; Erasmus von Rotterdam 103. Sengler, Jakob, * 1799, 11878: 387; Schell, Herman 363; Schmid, Leopold 373. Senn, Johann Chrysostomus, * 1795, 11857: 387. Sennert, Daniel, * 1572, 11637: 387. Seume, Johann Gottfried, * 1763, 11810: Clodius, Christian August Heinrich 69. Seuse, Heinrich, * 1295 (1297), 11366: 388; Eckhart von Hochheim 95.

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Seydel, Rudolf, * 1835, 11892: 388; Snell, (Christian) Karl 392. Seyler, Abel, * 1730,11800: Engel, Johann Jakob 102. Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, 3rd Earl of S., * 1671, 11713: Mendelssohn, Moses 281; Spalding, Johann Joachim 395. Shakespeare, William, * 1564, f 1616: Bartholomäus Anglicus 24; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) 117; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Herder, Johann Gottfried 173; Landauer, Gustav 237; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366; Ulrici, Hermann 430; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Siebeck, Hermann, * 1842, 11920: 389. Siegel, Carl, * 1872, 11943: 389. Siegfried II. von Westerburg, Erzbischof von Köln, t 1297: Albertus Magnus 7. Siegfried, N. (Pseud.) -»Cathrein, Victor. Siegle, Gustav, * 1840, 11905: Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin 349. Siegmund, Georg, * 1903, 11989: 389. Siemens, (Ernst) Werner von, * 1816, 11892: Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Siewerth, Gustav, * 1903, f 1963: 389. Sigwart, Christoph, * 1830, 11904: 389; Adickes, Erich 2; Husserl, Edmund 193; Maier, Heinrich 265; Reiff, Jacob Friedrich 338. Sigwart, Heinrich Christoph Wilhelm, * 1789, 11844: 390. Silber, Thaddäus: Rixner, Thaddäus Anselm 349. Silesius, Eduard (Pseud.) -> Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von. Simma, Bruno: Verdroß-Droßberg, Alfred 432. Sinimel, Edward, 11874: Simmel, Georg 390. Simmel, Georg, * 1858,11918: 390; Bloch, Ernst 41; Buber, Martin 55; Goldscheid, Rudolf 143; Grisebach, Eberhard 147; Groethuysen, Bernhard 148; Kracauer, Siegfried 226; Litt, Theodor 254; Mannheim, Karl 267; Pannwitz, Rudolf 314; Schapp, Wilhelm 362; Susman, Margarete 417; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) 419; Tönnies, Ferdinand 425; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Simmel, Hans Eugen: Simmel, Georg 390. Simon, Paul, * 1882, 11946: 391. Sinclair, Isaak von, * 1775, 11815: 391. Sinzheimer, Hugo (Daniel), * 1875, t 1945: Neumann, Franz Leopold 299. Skolem, Albert Thoralf, * 1887, t 1963: Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) 466. Smith, Adam, * 1723, 11790: Garve, Christian 131; Kraus, Christian Jakob 228; Müller, Adam Heinrich 293. Sneed, Joseph Donald, * 1938: Stegmüller, Wolfgang 403. Snell, Christian Wilhelm, * 1755, t 1834: 391; Snell, Friedrich Wilhelm Daniel 392; Snell, (Christian) Karl 392; Snell, (Johann Philipp) Ludwig 392. Snell, Friedrich Wilhelm Daniel, * 1761, t 1827: 392; Snell, Christian Wilhelm 391; Snell, (Christian) Karl 392. Snell, (Christian) Karl, * 1806, 11886: 392; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121. Snell, (Johann Philipp) Ludwig, * 1785, 11854: 392; Snell, Christian Wilhelm 391. Söhngen, Gottlieb (Clemens), * 1892, 11971: 392. Sohn-Rethel, Alfred, * 1899, 11990: 392. Sokrates, *um 470 v. Chr., 1399 v. Chr.: Albertus Magnus 7; Gigon, Olof 136; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Nikolaus von Kues 303; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Solger, Karl Wilhelm Ferdinand, * 1780, 11819: 393.

Stein Solmitz, Walter Moritz, * 1905, 11962: 393. Solowjow, Wladimir Sergejewitsch, * 1853, 11900: Stepun, Fedor 408. Sombart, Anton Ludwig, * 1816, 11898: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl), * 1863, 11941: 393. Sommerfeld, Arnold (Johannes Wilhelm), * 1868, t 1951: Einstein, Albert 98; Heisenberg, Werner 168; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Soner, Ernst, * 1572, 11612: 394. Sonerus, Ernst -»Soner, Ernst. Sonne, Abraham, * 1883, 11950: Canetti, Elias 61. Sonnemann, Ulrich, * 1912, 11993: 394. Sophie von der Pfalz, Kurfürstin von Hannover, * 1630, 11714: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Sophie Charlotte, Kurfürstin von Brandenburg, Königin in Preußen, * 1668, t 1705: Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Sophie Dorothea, Königin in Preußen, * 1687, 11757: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Sophokles, * 497/496 v. Chr., 1406/405 v. Chr.: Lessing, Gotthold Ephraim 248. Sorge, Friedrich Adolf: Dietzgen, Josef 83. Spaemann, Robert, * 1927: Löw, Reinhard 254. Spalatin, Georg, * 1484, t 1545: Melanchthon, Philipp 279. Spalding, Georg Ludwig, * 1762, 11811: Spalding, Johann Joachim 395. Spalding, Johann Joachim, * 1714, 11804: 395; Herder, Johann Gottfried 173; Lavater, Johann Caspar 243; Mendelssohn, Moses 281. Spann, Othmar, * 1878, t 1950: 395; Schütz, Alfred 382; Voegelin, Eric 435. Specht, Minna, * 1879,11961: Heckmann, Gustav 161. Spec von Langenfeld, Friedrich, * 1591, 11635: Angelus Silesius 12. Speiser, Andreas, * 1885, 11970: 395. Spencer, Herbert, * 1820, t 1903: Barth, (Ernst Emil) Paul 24; Jerusalem, Wilhelm 200; Müller-Lyer, Franz Carl 295. Spener, Philipp Jakob, * 1635, t 1705: Andreae, Johann Valentin 11; Buddeus, Johann Franz 57; Lange, Joachim 240. Spengler, Oswald (Arnold Gottfried), * 1880, 11936: 396; Bertalanffy, Ludwig von 37; Breysig, Kurt 51; Frobenius, Leo (Viktor) 128; Lasaulx, Ernst (Peter) von 241; Schröter, (Ernst) Manfred 381. Sperber, Manes, * 1905, 11984: 396. Sperlette, Johannes, * 1661, 11740: 397. Speyr, Adrienne von, * 1902, 11967: Balthasar, Hans Urs von 20. Spicker, Gideon, * 1840, t 1912: 397. Spiegel zum Desenberg, Ferdinand August Frh. von (seit 1816 Graf), * 1764, t 1835: Hermes, Georg 175; Möhler, Johann Adam 289. Spinoza, Baruch (Benedictus) de, * 1632, 11677: Baumgardt, David 27; Brunner, Constantin 54; Czolbe, Heinrich 76; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf 92; Erdmann, Johann Eduard 106; Freudenthal, Jacob 123; Heinze, Max 167; Herder, Johann Gottfried 173; Hess, Moses 177; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Joel, Manuel 200; Kellermann, Benzion 213; Kirchmann, Julius Hermann von 218; Klatzkin, Jakob 219; Lau, Theodor Ludwig 243; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Mainländer, Philipp 266; Mehlis, Georg 277; Novalis 306; Paulsen, Friedrich 316; Rosenkranz, (Johann) Karl

(Friedrich) 352; Scheler, Max (Ferdinand) 362; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369; Steffens, Henrik 402; Steudel, Adolf 410; Stosch, Friedrich Wilhelm 412; Thorild, Thomas 423; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428; Vorländer, Franz 437. Spitta, (Arnold) Theodor, * 1873, 11969: Knittermeyer, (Johann) Hinrich 221. Spitzer, Hugo, * 1854, 11937: 397. Spranger, Eduard, * 1882, 11963: 397; Bollnow, Otto Friedrich 45; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83; Litt, Theodor 254; Paulsen, Friedrich 316. Stadier, August, * 1850, t 1910: 398. Stäckel, Paul (Gustav), * 1862, 11919: Lambert, Johann Heinrich 235. Stae'l, (Anne Louise) Germaine Baronin von S.-Holstein, geb. Necker, genannt Madame de S., * 1766, 11817: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Humboldt, Wilhelm von 191. Stäudlin, Carl Friedrich, * 1761, 11826: 398. Stagel, Eisbein, *um 1300, turn 1360: Seuse, Heinrich 388. Stahl, Daniel, * 1589, 11654: 398. Stahl, Friedrich Julius, * 1802,11861: 398. Stahl, Georg Ernst, * 1659, t 1734: 399. Stalin, Jossif Wissarionowitsch, * 1879, 11953: Bloch, Ernst 41. Stallbaum, Johann Gottfried, * 1793, 11861: 399. Stallmach, Josef, * 1917, 11995: 400. Stammler, Gerhard, * 1898, 11977: 400. Stammler, Rudolf, * 1856, t 1938: 400; Stammler, Gerhard 400. Stange, Carl, * 1870, t 1959: 400; Barth, Karl 22. Stapfer, Philipp Albert, * 1766, 11840: 401. Starck, Johann August von, * 1741, t 1816: Hamann, Johann Georg 156. Stark, Johann Christian (II.), * 1769, 11837: Oken, Loren?. 310. Stark, Louise: Oken, Lorenz 310. Stattler, Benedikt (Alexius Andreas), * 1728, t 1797: 401; Weber, Josef von 442. Staudenmaier, Franz Anton, * 1800, 11856: 401. Stauff, Hans Bernhard Frh. von: Paracelsus 314. Staupitz, Johann von, *um 1468, 11524: Luther, Martin 261. Stechard, Maria Dorothea, 11782: Lichtenberg, Georg Christoph 250. Steckelmacher, Moritz, * 1851, 11920: 402. Stefan, Josef, * 1835, t 1893: Boltzmann, Ludwig Eduard 45. Steffens, Henrik, * 1773, 11845: 402; Berger, Johann Erich von 35; Braniß, Christlieb Julius 48; Novalis 306; Ritter, Johann Wilhelm 348. Steffens, Hinrich, * 1744, t 1798: Steffens, Henrik 402. Steffensen, Asmus, * 1783, + 1850: Steffensen, Karl (Christian Friedrich) 403. Steffensen, Karl (Christian Friedrich), * 1816, 11888: 403. Steffes, Johann Peter, * 1883, t 1955: 403. Steghen, Gerhard ter, 11480: Lambert von Heerenberg 235. Stegmann, Johann Gottlieb, * 1725,11795: 403. Stegmüller, Wolfgang, * 1923, 11991: 403; Carnap, Rudolf (Leo) 63. Stein, Charlotte (Albertine Ernestine) von, * 1742, t 1827: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Stein, Edith, * 1891, t 1942: 404; Conrad-Martius, Hedwig 71; Walther, Gerda 441. Stein, Elieser (ursprgl.) —»Stein, Ludwig.

529

Stein Stein, Ernst Josias von: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm), * 1833, 11896: 404. Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von, * 1857, 11887: 405. Stein, (Heinrich Friedrich) Karl Frh. vom und zum, * 1757, 11831: Ancillon, (Jean Pierre) Frederic 11; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Humboldt, Wilhelm von 191; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Stein, Lorenz von, * 1815, 11890: 405. Stein, Ludwig, * 1859,11930: 406. Stein, W. (Pseud.) -»Rüge, Arnold. Steinbach, Ernst, * 1906, 11984: 406. Steinbach, Wendelin, *um 1454, 11519: Biel, Gabriel 38. Steinbart, Gotthilf Samuel, * 1738, 11809: 406. Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm), * 1888, 11949: 407.

Steiner, Heinrich, 11548: Paracelsus 314. Steiner, Marie, * 1867,11948: Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz), * 1861, 11925: 407; Friedmann, (Adolph) Hermann 124. Steinheim, Salomon Ludwig, * 1789, 11866: 408. Steinitz, Wilhelm, * 1836, 11900: Lasker, Emanuel 241. Steinthal, Heymann, * 1823,11899: 408; Cohen, Hermann 69; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) 133; Glogau, Gustav 137; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) 179; Lazarus, Moritz 244. Stekel, Wilhelm, * 1868, t 1940: Freud, Sigmund 121. Stepling, Joseph, * 1716, 11778: 408. Stepun, Fedor, * 1884, 11965: 408. Stepun, Fjodor Awgustowitsch -» Stepun, Fedor. Stern, Günther (eigentl.) -> Anders, Günther. Stern, Viktor, * 1885, 11958: 409. Stern, William Louis, * 1871, 11938: 409; Anders, Günther 11; Leese, Kurt 244; Stein, Edith 404. Sternberg, Theodor (Hermann), * 1878,11950: 409. Sternberger, Adolf (eigentl.) -»Sternberger, Dolf. Sternberger, Dolf, * 1907,11989: 409. Sterne, Laurence, * 1713,11768: Kassner, Rudolf 209. Steudel, Adolf, * 1805, 11887: 410. Steudel, Johann Christian Friedrich, * 1779, 11837: Kalthoff, Albert 206. Steuermann, Eduard, * 1892, 11964: Adorno, Theodor W(iesengrund) 3. Stiedenroth, Ernst, * 1794,11858: 410. Stieglitz, Charlotte, 11834: Mundt, Theodor 296. Stieglitz, Heinrich, * 1868, 11920: Mundt, Theodor 296. Stieler, Georg, * 1884, 11959: 410. Stifter, Adalbert, * 1805,11868: Jean Paul 198. Stirner, Max, * 1806, 11856: 410; Schubert-Soldern, Richard von 382; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) 407. Stock), Albert, * 1823, 11895: 411. Stöger-Steiner, Rudolf von, * 1851, 11921: Kelsen, Hans 213. Stöhr, Adolf, * 1855, t 1921: 411. Stölzle, Remigius, * 1856, 11921: 411. Störring, Gustav (Wilhelm), * 1860, 11946: 411. Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von, * 1731, 11797: 412. Storm, (Hans) Theodor (Woldsen), * 1817, 11888: Rose, (Johann Anton) Ferdinand 350. Storr, Gottlob Christian, * 1746, 11805: Flatt, Johann Friedrich 118. Storz, Gerhard, * 1898,11983: Sternberger, Dolf 409. Stosch, Friedrich Wilhelm, * 1648, t 1704: 412; Bucher, Urban Gottfried 57.

530

Strasser, Gregor, * 1892, 11934: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396. Strasser, Stephan, * 1905,11991: 412. Straubinger, Heinrich, * 1878, 11955: 412. Strauß, David Friedrich, * 1808, 11874: 412; Bauer, Bruno 25; Michelet, Karl Ludwig 287; Moleschott, Jacob 290; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Rüge, Arnold 356; Vatke, (Johann Karl) Wilhelm 432; Vischer, Friedrich Theodor von 434; Zeller, Eduard (Gottlob) 465. Strauss, Eduard, * 1876, 11952: Rosenzweig, Franz 353. Strauss, Leo, * 1899, 11973: 413; Löwith, Karl 256. Strecker, Reinhard, * 1876, 11951: 414. Stresemann, Gustav, * 1878, 11929: Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) 396; Stein, Ludwig 406. Strigel, Victorinus, * 1524, 11569: 414. Strigelius, Victorinus -> Strigel, Victorinus. Strindberg, August, * 1849,11912: Weininger, Otto 447; Wille, Bruno 455. Ströker, Elisabeth, * 1928, 12000: 414. Strümpell, Ludwig (Adolf) von, * 1812, 11899: 414. Struve, Burkhard Gotthelf, * 1671, 11738: Kahle, Ludwig Martin 205. Stryk, Samuel, * 1640, 11710: Heineccius, Johann Gottlieb 165. Stubenrauch, Samuel Ernst Timotheus, * 1738, 11807: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Study, (Christian Hugo) Eduard, * 1862, 11930: 415. Stumpf, (Friedrich) Carl, * 1848, 11936: 415; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Groethuysen, Bernhard 148; Husserl, Edmund 193; Kraus, Oskar 228; Spranger, Eduard 397. Sturm, Johann Christoph, * 1635,11703: 415. Sturm, Johannes, * 1507, 11589: Havenreuter, Johann Ludwig 160. Stutzmann, Johann Josua, * 1777,11816: 416. Suärez, Francisco, * 1548, 11617: Gutberiet, Constantin 152; Scheibler, Christoph 362; Timpier, Clemens 425. Suckow, Simon Gabriel, * 1721, 11786: 416; Feder, Johann Georg Heinrich 111. Sucro, Christoph Joseph, * 1718, 11756: 416. Sudhoff, Karl (Friedrich Jakob), * 1853, 11938: Paracelsus 314. Südfeld, Simon Maximilian (eigentl.) —»Nordau, Max. Süs, Mechthild von: Seuse, Heinrich 388. Süskind, Friedrich Gottlieb, * 1767, t 1829: Flatt, Johann Friedrich 118. Süskind, Wilhelm Emanuel, * 1901, 11970: Flatt, Johann Friedrich 118; Sternberger, Dolf 409. Süßmilch, Johann Peter, * 1707,11767: 416. Sulzer, Johann Anton, * 1752, 11828: 416. Sulzer, Johann Georg(e), * 1720, 11779: 416. Sus, Heinrich —> Seuse, Heinrich. Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst), * 1826, 11901: 417. Susman, Margarete, * 1872, 11966: 417. Swedenborg, Emanuel von, * 1688, 11772: Oetinger, Friedrich Christoph 309; Tafel, (Johann Friedrich) Immanue!4I7. Swift, Jonathan, * 1667,11745: Wezel, Johann Karl 453. Sybel, Heinrich (Karl Ludolf) von, * 1817, t 1895: Clemens, Franz (Friedrich) Jakob 69; Simmel, Georg 390. Sylvester (Pseud.) -» Lublinski, Samuel. Syrbius, Johann Jakob, * 1674, 11738: 417. Szilard, Leo, * 1898,11964: Einstein, Albert 98. Szilasi, Wilhelm, * 1889, 11966: 417. Szondi, Peter, * 1929, 11971: Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368.

Trendelenburg Tacitus, Publius (?) Cornelius, *55, t nach 116: Conring, Hermann 72. Täubler, Eugen, * 1879, t 1953: Guttmann, Julius 152. Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel, * 1796, 11863: 417. Talerii, Johannes -» Tauler, Johannes. Tanucci, Bernardo Marchese, * 1698, 11783: Winckelmann, Johann Joachim 456. Tarde, Gabriel, * 1834,11904: Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Tarski, Alfred, * 1901, 11983: Bolzano, Bernard 46; Carnap, Rudolf (Leo) 63. Tasso, Torquato, * 1544, 11595: Schneider, Michael 375. Taubert, Agnes, * 1844, 11877: Hartmann, (Karl Robert) Eduard von 158. Tauentzien, Friedrich Bogislaw von, * 1710, 11791: Lessing, Gotthold Ephraim 248. Tauler, Gertrud: Tauler, Johannes 418. Tauler, Johannes, *um 1300,11361: 418; Eckhart von Hochheim 95; Hugo von Sankt Viktor 190. Taurellus, Nikolaus, * 1547, 11606: 418; Soner, Ernst 394. Taute, Georg Friedrich, * 1794, 11862: 419. Tauweler, Johannes -> Tauler, Johannes. Teichmüller, Gustav, * 1832, 11888: 419; Eucken, Rudolf (Christoph) 108. Teilhard de Chardin, Marie-Joseph) Pierre, * 1881, 11955: Hengstenberg, Hans-Eduard 171; SchmitzMoormann, Karl 375. Teller, Edward, * 1908: Heisenberg, Werner 168. Teller, Jürgen, * 1926, 11999: 419. Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm), * 1919, 11994: 419. Tennemann, Wilhelm Gottlieb, * 1761, 11819: 419; Wendt, Amadeus 450. Terenz, * 185 (um 195?) v. Chr., t 159 v. Chr.: Erasmus von Rotterdam 103.

Terstegen de Monte, Gerhard, *um 1400,11480: 420. Tetens, Johann Nicolaus, * 1736, 11807: 420; Engel, Johann Jakob 102. Tetzel, Johann, *um 1465, 11519: Luther, Martin 261. Thaies von Milet, *um 625, turn 547 v. Chr.: Ploucquet, Gottfried 326. Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus), * 1770, t 1856: 420. Thaulow, Gustav Ferdinand, * 1817, 11883: 420. Theiler, Willy, * 1899, 11977: 421. Theodoricus Teutonicus de Vriberg -> Dietrich von Freiberg. Theophrastus von Hohenheim (eigentl.) -»Paracelsus. Theresia von Avila, * 1515, t 1582: Rudolf von Biberach 355; Stein, Edith 404. Thibaut, Anton Friedrich Justus, * 1772, 11840: 421; Gans, Eduard 130; Savigny, Friedrich Carl von 359. Thiele, Günther, * 1841,11910: 421. Thiersch, Friedrich Ritter von, * 1852, 11921: Stahl, Friedrich Julius 398. Thirring, Hans, * 1888, 11976: Feigl, Herbert 112. Thomas, Prior: Hugo von Sankt Viktor 190. Thomas von Aquin, * 1224/25, 11274: Albertus Magnus 7; Baumgartner, Matthias 28; Brunner, August (Eugen Albert) 53; David von Augsburg 77; Dietrich von Freiberg 82; Eckhart von Hochheim 95; Frohschammer, Jakob 129; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) 136; Grabmann, Martin 146; Hugo von Straßburg 190; Johannes von Freiburg 201; Johannes von Sterngassen 201; Lotz, Johannes Baptist 258; Meyer, Hans 286; Michelitsch, Anton 288; Nider, Johannes 300; Nikolaus von Kues 303; Oischinger, Johann Nepomuk Paul 310; Pieper, Josef 322; Rahner, Karl (Josef Erich)

333; Schneider, Ceslaus Maria 375; Stein, Edith 404; Verdroß-Droßberg, Alfred 432. Thomas von Erfurt, um 1300: 421. Thomas von Kempen, * 1379/80, 11471: 422. Thomas von Straßburg, 11357: 422. Thomasius, Christian, * 1655, 11728: 422; Buddeus, Johann Franz 57; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) 151; Heineccius, Johann Gottlieb 165; Lau, Theodor Ludwig 243; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Rüdiger, (Johann) Andreas 355; Thomasius, Jakob 423; Wagner, Gabriel 439; Wolff, Christian Frh. von 462. Thomasius, Jakob, * 1622, 11684: 423; Thomasius, Christian 422. Thomasius, Johann, * 1624, 11679: Thomasius, Jakob 423. Thomson, Sir Joseph John, * 1856, 11940: Born, Max 46. Thoren, Thomas (eigentl.) -»Thorild, Thomas. Thorild, Thomas, * 1759, 11808: 423. Thorvaldsen, Bertel, * 1770, 11844: Humboldt, Wilhelm von 191. ThUmmig, Ludwig Philipp, * 1697,11728: 423. Thun und Hohenstein, Leo Graf von, * 1811, 11888: Exner, Franz (Seraphin) 110. Thurneysen, Eduard, * 1888,11977: Barth, Karl 22. Thust, Martin: Löwith, Karl 256. Thyssen, Johannes, * 1892, 11968: 423. Tibull, *um 50 v. Chr., turn 17 v. Chr.: Breitkopf, Gregor 50. Tideman, Wilhelm (Julius Robert), * 1889,11949: 423. Tieck, (Johann) Ludwig, * 1773, 11853: Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) 37; Böhme, Jacob 44; Carus, Carl Gustav 64; Moritz, Karl Philipp 292; Novalis 306; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Tiedemann, Dietrich, * 1748, 11803: 424. Tiedemann, Friedrich, * 1781, 11861: Moleschott, Jacob 290. Tieftrunk, Johann Heinrich, * 1759, 11837: 424. Tielsch, Elfriede Walesca, * 1910, 11993: 424. Tillich, Paul (Johannes), * 1886, 11965: 424; Anders, Günther 11; Kroner, Richard (Jacob) 231; Leese, Kurt 244; Löwith, Karl 256; Otto, Rudolf (Louis Karl) 313. Timpier, Clemens, * 1567 (oder 1568), 11624: 425; Martini, Jakob 271. Tittel, Gottlob August, * 1739, 11816: 425. Todorovic, Duska: Schmitt, Carl 374. Toedt, Karoline: Weitling, Wilhelm (Christian) 448. Toellner, Johann Gottlieb, * 1724, 11774: Steinbart, Gotthilf Samuel 406. Tönnies, Ferdinand, * 1855, 11936: 425; Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von 52; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) 358; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433. Toepler, August (Joseph Ignaz), * 1836, 11912: Boltzmann, Ludwig Eduard 45. Tolstoj, Lew Nikolajewitsch Graf, * 1828, 11910: Andreas-Salome, Lou 12; Landauer, Gustav 237; Schmitt, Eugen Heinrich 374. Trakl, Georg, * 1887, 11914: Weininger, Otto 447. Trautfetter, Jodocus -»Trutvetter, Jodocus. Treitschke, Heinrich (Gotthard) von, * 1834, t 1896: Cohen, Hermann 69; Lazarus, Moritz 244; Riehl, Wilhelm Heinrich 345; Simmel, Georg 390. Trendelenburg, Adolf, * 1844, t 1941: Cohen, Hermann 69. Trendelenburg, Friedrich Adolf, * 1802, 11872: 426; Berger, Johann Erich von 35; Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig) 49; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) 50; Cohen, Hermann 69; Gabler, Georg

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Trithemius Andreas 130; Kym, Andreas Ludwig 234; Laas, Ernst 235; Paulsen, Friedrich 316; Teichmüller, Gustav 419; Ueberweg, Friedrich 429. Trithemius, Johannes, * 1462, 11516: Agrippa von Nettesheim 5. Troeltsch, Ernst: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm), * 1865, t 1923: 426; Class, Gustav 68; Heidegger, Martin 163; Keyserling, Hermann Graf 216; Klemmt, Alfred 220; Lamprecht, Karl Gotthard 237; Meinecke, Friedrich 277; Picard, Max 321; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) 347; Schaaf, Julius (Jakob) 360; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg 460. Troxler, Ignaz Paul Vitalis, * 1780, 11866: 427. Trutvetter, Jodocus, *um 1460, 11519: 428. Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von, * 1651, 11708: 428; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245. Tschirnhaus(en), Christoph von: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Tucher, Marie von: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162. Tümarkin, Anna, * 1875, 11951: 429. Twesten, August (Detlev Christian), * 1789, 11876: 429. Tyrrell, George: Hügel, Friedrich Frh. von 189. Ude, Johannes, * 1874, 11965: 429. Überwasser, Ferdinand, * 1752, 11812: Hermes, Georg 175. Ueberweg, Friedrich, * 1826, t 1871: 429; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) 36; Brasch, Moritz 49; Geyer, Bernhard 135; Heinze, Max 167; Meyer, Rudolf 287; Moog, Willy 291; Oesterreich, Traugott Konstantin 309; Praechter, Karl 330. Uexküll, Jakob (Johann) Baron von, * 1864, 11944: 429. Uhland, (Johann) Ludwig, * 1787, 11862: Fichte, Immanuel Hermann 113. Uiberreither, Siegfried, * 1908: Ude, Johannes 429. Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert, * 1890, t 1977: 430. Ulich-Beil, Eise, * 1886, 11965: Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert 430. Ulmer, Karl, * 1915,11981: 430. Ulrich von Straßburg -> Engelberti, Ulrich. Ulrici, Hermann, * 1806, 11884: 430; Fichte, Immanuel Hermann 113. Unamuno y Jugo, Miguel de, * 1864,11936: Schneider, Reinhold 376. Unger, Erich, * 1887, t 1950: Goldberg, Oskar 143. Urban IV., Papst, *um 1200, 11264: Albertus Magnus 7. Urban V., Papst, *um 1310, 11370: Albert von Sachsen 7. Urban VIII., Papst, * 1568, 11644: Kircher, Athanasius 218. Urceus (Pseud.) -> Krug, Wilhelm Traugott. Usingen(sis), Bartholomäus —»Arnoldi, Bartholomäus. Utitz, Emil, * 1883, t 1956: 431. Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde, * 1884, 11977: 431. Vaihinger, Hans, * 1852, 11933: 431; Adickes, Erich 2; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) 25; Burckhardt, Georg Eduard 59; Medicus, Fritz (Georg Adolf) 276; MüllerFreienfels, Richard 294; Vischer, Friedrich Theodor von 434. Vajda, Mihäly, * 1935: Lukäcs, György von 260. Valera, Eamon de, * 1882, 11975: Schrodinger, Erwin 380. Valla, Lorenzo, * 1407, 11457: Erasmus von Rotterdam 103. Varnhagen von Ense, Karl August, * 1785, 11858: Erhard, Johann Benjamin 106; Lassalle, Ferdinand 242. Varnhagen von Ense, Rahel (Antonie Friederike), * 1771, t 1833: Arendt, Hannah 14. 532

Varnier, Hans d. Ä., t nach 1547: Paracelsus 314. Vatke, (Johann Karl) Wilhelm, * 1806, 11882: 432. Vattel, Emer de, * 1714, 11767: 432. Vattel, Emmerich von -> Vattel, Emer de. Veith, Johann Emanuel, * 1787, 11876: Günther, Anton 150. Velatus (Pseud.) -> Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd. Veitheim, Valentin, * 1645,11700: Stahl, Daniel 398. Venuti, Ridolfino, * 1705, 11763: Winckelmann, Johann Joachim 456. Verdroß-Droßberg, Alfred, * 1890, 11980: 432. Vergil, *70 v. Chr., 119 v. Chr.: Haecker, Theodor 154; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von 366. Verosta, Stephan, * 1909, 11998: 432. Versluys, Jan, * 1873, t 1939: Bertalanffy, Ludwig von 37. Verwey, Albert, * 1865,11937: Pannwitz, Rudolf 314. Verweyen, Johannes Maria, * 1883, 11945: 433; Dyroff, Adolf 93. Verworn, Max (Richard Konstantin), * 1863,11921: 433. Vetter, August, * 1887,11976: 433. Vico, Giovanni Battista, * 1668, 11744: Grassi, Ernesto 146. Vierkandt, Alfred (Ferdinand), * 1867,11953: 433. Vinzenz von Beauvais, * um 1190, 11264: Arnoldus Saxo 16. Virchow, Rudolf (Ludwig Carl), * 1821, 11902: Du BoisReymond, Emil (Heinrich) 90; Roux, Wilhelm 354. Vischer, Friedrich Theodor von, * 1807,11887: 434; Bahnsen, Julius Friedrich August 20; Köstlin, Karl (Reinhold) von 223; Liebmann, Otto 252; Moleschott, Jacob 290; Zeller, Eduard (Gottlob) 465; Zimmermann, Robert von 469. Vischer, Robert, * 1847, 11933: Vischer, Friedrich Theodor von 434. Vizovskä, Magdalena: Comenius, Johann Amos 71. Voegelin, Eric, * 1901,11985: 435. Vogel, Hermann Carl, * 1841, t 1907: Mach, Ernst 264. Vogt, Carl, * 1817, 11895: 436; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig 57; Deubler, Konrad 81; Moleschott, Jacob 290; Schaller, (Karl) Julius 361; Wagner, Rudolph 439. Vogt, Philipp Friedrich Wilhelm, * 1786, 11861: Vogt, Carl 436. Volkelt, Johannes, * 1848, 11930: 436; Wirth, Wilhelm 459. Volkmann, Alfred Wilhelm, * 1800, 11877: Lotze, (Rudolph) Hermann 258. Volkmann, Peter Dietrich: Winckelmann, Johann Joachim 456. Volkmann-Schluck, Karl-Heinz, * 1914,11981: 437. Volkmann von Volkmar, Wilhelm Fridolin Ritter, * 1822, t 1877: 437. Vollmar auf Veitheim, Georg Heinrich von, * 1850, t 1922: Engels, Friedrich 102. Vollmer, Ed. (Pseud.) -» Stein, Ludwig. Voltaire, * 1694, 11778: Blaufuss, Jakob Wilhelm 41; Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125; Herder, Johann Gottfried 173; Kahle, Ludwig Martin 205; König, (Johann) Samuel 223; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Pauw, (Franz) Kornelius de 317; Wezel, Johann Karl 453. Von der Mühll, Peter, * 1885,11970: Gigon, Olof 136. Vorländer, Franz, * 1806, t 1867: 437; Vorländer, Karl 437. Vorländer, Karl, * 1860, 11928: 437; Metzke, Erwin 285; Vorländer, Franz 437. Voß, (Johann) Heinrich d.J., * 1779, t 1822: Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393.

Weizsäcker Voß, Johann Heinrich, * 1751, 11826: Humboldt, Wilhelm von 191; Lichtenberg, Georg Christoph 250. Vossler, Karl, * 1872, 11949: 438. Vultejus, Hermann von, * 1565, f 1634: Goclenius, Rudolph d.Ä. 138. Wackenroder, Wilhelm Heinrich, * 1773,11798: Moritz, Karl Philipp 292; Novalis 306; Schopenhauer, Arthur 377. Wackernagel, (Karl Eduard) Philipp, * 1800,11877: Ochsner, Heinrich 307. Wagner, Adolph (Heinrich Gotthilf), * 1835, 11917: Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393. Wagner, Cosima, * 1837, 11930: Chamberlain, Houston Stewart 67; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301. Wagner, Gabriel, *um 1660, turn 1718/20: 439; Bucher, Urban Gottfried 57. Wagner, Hans, * 1917, 12000: 439; Hönigswald, Richard 183. Wagner, Johann Jakob, * 1775, 11841: 439. Wagner, (Wilhelm) Richard, * 1813, 11883: Chamberlain, Houston Stewart 67; Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von 97; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Schopenhauer, Arthur 377; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von 405. Wagner, Rudolph, * 1805, 11864: 439; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Schaller, (Karl) Julius 361; Vogt, Carl 436. Wagner, Siegfried, * 1869, t 1930: Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von 405. Wähle, Richard, * 1857, 11935: 440. Waismann, Friedrich, * 1896, 11959: 440; Schächter, Josef 361. Waitz, Georg, * 1813, 11886: Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88. Waitz, Theodor, * 1821, 11864: 441. Walahfrid Strabo, * 808/809,1849: Hrabanus Maurus 187. Walch, Johann Georg, * 1693, 11775: 441. Waldeck, (Franz Leo) Benedikt, * 1802, t 1870: Gauß, Carl Friedrich 131. Waldeck, Johann Peter, * 1751, 11815: Gauß, Carl Friedrich 131. Waiden, Herwarth, * 1878, t 1941: Friedländer, Salomo 124. Wallaschek, Richard, * 1860,11917: 441. Wallenstein, Albrecht (Wenzel Eusebius) von, * 1583, t 1634: Kepler, Johannes 214. Wallis, John, * 1616, 11703: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Walter, Julius, * 1841, 11922: 441. Walther, Gerda, * 1897, 11977: 441. Wapowski, Bernhard, * 1450, 11535: Copernicus, Nicolaus 72. Warburg, Aby M(oritz), * 1866, 11929: Cassirer, Ernst (Alfred) 65. Warham, William, * 1450(7), 11532: Erasmus von Rotterdam 103. Warynski, Stanislaw (Pseud.) -* Kofler, Leo. Watzenrode, Lukas, * 1447, 11512: Copernicus, Nicolaus 72. Weber, Alfred, * 1835, 11914: 442. Weber, Alfred, * 1868, 11958: 442; Elias, Norbert 100; Fromm, Erich (Pinchas) 129; Mannheim, Karl 267; Rüstow, Alexander 355; Weber, Max 443. Weber, Carl Maria (Friedrich Ernst) von, * 1786, 11826: Thibaut, Anton Friedrich Justus 421. Weber, Ernst Heinrich, * 1795, 11878: Fechner, Gustav Theodor 111; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Wundt, Wilhelm (Maximilian) 463.

Weber, Josef von, * 1753, 11831: 442. Weber, Josef, * 1886, 11972: Zimmer, Patrizius Benedikt 468. Weber, Karl Emil Maximilian (eigentl.) —»Weber, Max. Weber, Karl Julius, * 1767, 11832: 443. Weber, Marianne, * 1870, 11954: Simmel, Georg 390; Weber, Max 443. Weber, Max, * 1864, 11920: 443; Baumgarten, Eduard 28; Jaspers, Karl (Theodor) 197; Kahler, Erich (Gabriel) von 205; Kelsen, Hans 213; Lamprecht, Karl Gotthard 237; Lask, Emil 241; Löwith, Karl 256; Lukäcs, György von 260; Rickert, Heinrich 344; Schaaf, Julius (Jakob) 360; Schütz, Alfred 382; Simmel, Georg 390; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) 393; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) 419; Tönnies, Ferdinand 425; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) 433; Weber, Alfred 442; Windelband, Wilhelm 458. Weber, Theodor (Hubert), * 1836, 11906: 444. Weber, Wilhelm (Eduard), * 1804,11891: Gauß, Carl Friedrich 131; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard 346. Wedekind, Frank, * 1864, 11918: Andreas-Salome, Lou 12; Wille, Bruno 455. Weerth, Georg (Ludwig), * 1822, 11856: Marx, Karl 271. Wegelin, Jakob (Daniel), * 1721, 11791: 445. Wegscheider, Julius August Ludwig, * 1771, 11849: 445. Wehrli, Fritz, * 1902, 11987: 445. Weierstraß, Karl (Theodor Wilhelm), * 1815, 11897: Cantor, Georg 62; Dedekind, Richard 78. Weigel, Erhard, * 1625, 11699: 445; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Sturm, Johann Christoph 415. Weigel, Valentin, * 1533, t 1588: 446; Böhme, Jacob 44; Buber, Martin 55; Eckhart von Hochheim 95. Weikard, Melchior Adam, * 1742,11803: 446. Weil, (Lucio) Felix (Jose), * 1898,11975: Horkheimer, Max 186. Weiller, Cajetan von, * 1762, 11826: 446. Weinhandl, Ferdinand, * 1896, 11973: 446; Meinong, Alexius 278. Weininger, Otto, * 1880, f 1903: 447; Ebner, Ferdinand 94; Kelsen, Hans 213. Weis, Philipp Friedrich, * 1766, 11808: Savigny, Friedrich Carl von 359. Weischedel, Wilhelm, * 1905, 11975: 447; Brentano, Margherita von 50. Weishaupt, Johann Adam Joseph, * 1748, t 1830: 447. Weismann, (Leopold Friedrich) August, * 1834, 11914: Driesch, Hans Adolf Eduard 87. Weismantel, Leo, * 1888, 11964: Buber, Martin 55. Weiß, Johannes, * 1863, 11914: Bultmann, Rudolf (Karl) 58; Heidegger, Martin 163; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Weiss, Paul: Roux, Wilhelm 354. Weiß, Ulrich, * 1713, t 1763: 448. Weiße, Christian Felix, * 1726, 11804: Engel, Johann Jakob 102; Garve, Christian 131; Lessing, Gotthold Ephraim 248; Weisse, Christian Hermann 448. Weisse, Christian Hermann, * 1801, t 1866: 448; Fechner, Gustav Theodor 111; Lotze, (Rudolph) Hermann 258; Sengler, Jakob 387; Seydel, Rudolf 388. Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig), * 1816, 11874: 448. Weitling, Wilhelm (Christian), * 1808, t 1871: 448; Marx, Karl 271. Weizsäcker, Carl Friedrich Frh. von, * 1912: Heisenberg, Werner 168.

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Weizsäcker Weizsäcker, Viktor Frh. von, * 1886, 11957: Buber, Martin 55; Freud, Sigmund 121. Welcker, Friedrich Gottlieb, * 1784,11868: Burckhardt, Jacob (Christoph) 59. Weite, Bernhard, * 1906, 11983: 449. Weltsch, Felix, * 1884, 11964: 450. Welty, Eberhard, * 1902, 11965: 450. Welty, Franz Theodor (eigentl.) -> Welty, Eberhard. Welzel, Hans, * 1904,11977: 450. Wemding, Trolman von (eigentl.) -»Amerbach, Veit. Wenck, Johann von Herrenberg, 11460: Eckhart von Hochheim 95. Wendt, Amadeus, * 1783, 11836: 450; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von 247. Wentscher, Eise, * 1877, 11946: 450; Wentscher, Max 451. Wentscher, Max, * 1862, 11942: 451; Wentscher, Eise 450. Wenzel, Gottfried Immanuel, * 1754, 11809: 451. Wenzl, Aloys, * 1887,11967: 451. Werfel, Franz, * 1890, 11945: Brod, Max 52; Weltsch, Felix 450. Werinher: Otloh von St. Emmeram 312. Wermann, Lorenz: Agricola, Georgius 3. Werner, Abraham Gottlob, * 1749, 11817: Novalis 306; Schubert, Gotthilf Heinrich von 381; Steffens, Henrik 402. Werner, Alfred, * 1892,11980: 451. Werner, Johann(es), * 1468,11522: Copernicus, Nicolaus 72. Werner, Karl, * 1821,11888: 452. Werner, Martin, * 1887, 11964: 452. Wertheimer, Leopold (eigentl.) -> Brunner, Constantin. Wertheimer, Max, * 1880, 11943: 452; Stumpf, (Friedrich) Carl 415. Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm von, * 1799, 11876: Marx, Karl 271. Westphalen, Johann Ludwig von, * 1770,11842: Marx, Karl 271. Wetter, Gustav (Andreas), * 1911, 11991: 452. Weyl, Heien: Weyl, (Claus Hugo) Hermann 453. Weyl, (Claus Hugo) Hermann, * 1885, 11955: 453; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315. Wezel, Johann Karl, * 1747, 11819: 453. Wibald, * 1098, 11158: 454. Widor, Charles-Marie, * 1844, 11937: Schweitzer, Albert 385. Wiedewelt, Johannes, * 1731,11802: Winckelmann, Johann Joachim 456. Wieland, Christoph Martin, * 1733, 11813: Erhard, Johann Benjamin 106; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Jean Paul 198; Obereit, Jakob Hermann 307; Reinhold, Karl Leonhard 341; Zimmermann, Johann Georg 469. Wieland, Wolfgang, * 1933: Ströker, Elisabeth 414. Wiener, (Ludwig) Christian, * 1826, 11896: 454. Wiese und Kaiserswaldau, Benno (Georg Leopold) von, * 1903, 11987: Arendt, Hannah 14; Schaper, Eva 361. Wiese und Kaiserswaldau, Leopold von, * 1876, 11969: 454; König, Reni 223. Wieser, Friedrich Frh. von, * 1851, t 1926: Schütz, Alfred 382. Wigand, Albert (Julius Wilhelm), * 1821, 11886: Dennert, Eberhard 79. Wigner, Eugene Paul, * 1902: Einstein, Albert 98. Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von, * 1848,11931: Jaeger, Werner (Wilhelm) 196. Wildenbruch, Ernst von, * 1845,11909: Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464.

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Wildenbruch, Louise von: Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, * 1859, 11941: Chamberlain, Houston Stewart 67; Frobenius, Leo (Viktor) 128; Simmel, Georg 390. Wilhelm I. der Schweiger, Prinz von Oranien, Graf von Nassau, * 1533, 11584: Schliephake, Theodor (F. W.) 372. Friedrich Wilhelm Ernst, Reichsgraf von SchaumburgLippe, * 1724, 11777: Abbt, Thomas 1. Wilhelm von Champeaux, *um 1070, 11121: Hugo von Sankt Viktor 190. Wilhelm von Nidecke: Eckhart von Hochheim 95. Wilhelm von St. Thierry, * 1085/90, 11148/49: David von Augsburg 77. Wilhelm, Richard, * 1873, 11930: Scheler, Max (Ferdinand) 362. Wilhelmine Friederike Sophie, Markgräfin von Bayreutk, * 1709, 11758: Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen 125. Wille, Bruno, * 1860, 11928: 455. Willemer, Johann Jakob von, * 1760, 11838: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Willemer, Marianne von, * 1784(7), 11860: Goethe, Johann Wolfgang von 140. Willich, Henriette von: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 369. Willmann, Otto (Philipp Gustav), * 1839,11920: 455; Pohl, Wenzel 327; Waitz, Theodor 441. Willms, Bernard, * 1931, 11991: 455. Wilpert, Paul, * 1906, 11967: 456. Wimpfeling, Jakob, * 1450, t 1528: Reisch, Gregor 342. Wimpina, Konrad, *um 1460,11531: Polich, Martin 328. Winckelmann, Johann Joachim, * 1717, 11768: 456; Breyer, Johann Friedrich 51; Fernow, Carl Ludwig 112; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Lessing, Gotthold Ephraim 248. Winckler, Johann Heinrich, * 1703, 11770: 457. Wind, Edgar, * 1900, 11971: 457; Cassirer, Ernst (Alfred) 65. Windelband, Wilhelm, * 1848, 11915: 458; Baeumker, Clemens 19; Bubnoff, Nicolai von 56; Conn, Jonas (Ludwig) 70; Hensel, Paul (Hugo) 172; Jaspers, Karl (Theodor) 197; Lask, Emil 241; Pichler, Hans 321; Rickert, Heinrich 344; Rüge, Arnold 356; Schweitzer, Albert 385; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Windheim, Christian Ernst, * 1722, 11766: 458. Windischmann, Carl Joseph Hieronymus, * 1775, 11839: 458. Wininger, Salomon: Münz, Bernhard 295. Winkelmann, August Stephan, * 1780,11806: 459. Winkler, Johann Heinrich —> Winckler, Johann Heinrich. Winteler, Maya, * 1881, 11951: Einstein, Albert 98. Wiplinger, Fridolin, * 1932,11973: 459. Wirth, Wilhelm, * 1876, 11952: 459; Meumann, Ernst 286. Wirtinger, Wilhelm, * 1865,11945: Schrodinger, Erwin 380. Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann), * 1889, 11951: 459; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) 121; Popper, Sir Karl Raimund 328; Rand, Rose 333; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz 371; Waismann, Friedrich 440; Weininger, Otto 447. Wittig, Joseph, * 1879, 11949: Buber, Martin 55. Wladistaw IV. Wasa, König von Polen, * 1595, 11648: Dreier, Christian 87. Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg, * 1869, 11943: 460. Wölfflin, Heinrich, * 1864, 11945: 461.

Zschimmer Wöllner, Johann Christoph von, * 1732, 11800: Kant, Immanuel 207. Wössner, Jakobus, * 1921, 11975: 461. Wolandt, Gerd, * 1928, 11997: 461; Hönigswald, Richard 183. Wolf, Erik, * 1902, 11977: 462. Wolf, Friedrich August (Christian Wilhelm), * 1759, t 1824: Bernhardt, (Johann) August Ferdinand (Christian) 37; Humboldt, Wilhelm von 191; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 393. Wolf, Johann Christoph, * 1683, 11739: Reimarus, Hermann Samuel 339. Wolfart, Karl Christian, * 1778, t 1832: Mesmer, Franz Anton 284. Wolff, Christian Frh. von, * 1679, 11754: 462; Baumeister, Friedrich Christian 26; Baumgarten, Alexander Gottlieb 27; Bilfinger, Georg Bernhard 39; Böhm, Andreas 43; Briegleb, Johann Christian 51; Buddeus, Johann Franz 57; Ganz, Israel Gottlieb 62; Chladni, Johann Martin 67; Clauberg, Johann 68; Coing, Johann Franz 70; Crusius, Christian August 75; Darjes, Joachim Georg 76; Euler, Leonhard 108; Fischer, Christian Gabriel 116; Formey, Johann Heinrich Samuel 119; Gottsched, Johann Christoph 145; Hansch, Michael Gottlieb 157; Hollmann, Samuel Christian 185; Kästner, Abraham Gotthelf 204; Kant, Immanuel 207; König, (Johann) Samuel 223; Lambert, Johann Heinrich 235; Lange, Joachim 240; Leibniz, Gottfried Wilhelm 245; Mendelssohn, Moses 281; Philippi, Johann Ernst 321; Pichler, Hans 321; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Reinhard, Franz Volkmar 340; Ribov, Georg Heinrich 343; Spalding, Johann Joachim 395; Syrbius, Johann Jakob 417; Tetens, Johann Nicolaus 420; Thümmig, Ludwig Philipp 423; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428; Vattel, Emer de 432; Walen, Johann Georg 441; Winckler, Johann Heinrich 457. Wolff, Gustav, * 1865, 11941: Driesch, Hans Adolf Eduard 87. Wolff, Julius, * 1834, t 1910: Roux, Wilhelm 354. Wolff, Ludwig, * 1892, t 1975: Lambert, Johann Heinrich 235. Wolfhelm (von Köln), * um 1010, 11091: Manegold von Lautenbach 267. Wolfrad II., Graf von Allshausen, Ende lO./Anfang 11. Jh.: Hermann von Reichenau 175. Weltmann, Ludwig, * 1871,11907: 463. Wolzogen, Caroline Frfr. von, * 1763, 11847: Humboldt, Wilhelm von 191. Wolzogen, Hans (Paul) Frh. von, * 1848, 11938: Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von 405. Woodger, Joseph Henry, * 1894, 11981: Bertalanffy, Ludwig von 37. Wotruba, Fritz, * 1907, 11975: Canetti, Elias 61. Wrede, William, * 1859, 11906: Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) 426. Wulff, Oskar, * 1864, 11946: Wölfflin, Heinrich 461. Wullenwever, Jürgen, *um 1492, 11537: Oidendorp, Johann 311. Wundt, Daniel Ludwig, * 1741, t 1805: Daub, Karl 77. Wundt, Max, * 1879,11963: 463; Wagner, Hans 439. Wundt, Wilhelm (Maximilian), * 1832, 11920: 463; Cohn, Jonas (Ludwig) 70; Dürr, (Georg) Ernst 92; Etsler, Rudolf 99; Geiger, Moritz (Alfred) 133; Husserl, Edmund 193; Kauffmann, Max Reinhard 209; Krüger, Felix 231; Külpe, Oswald 233; Linke, Paul Ferdinand 253; Meumann, Ernst 286; Paulsen, Friedrich 316; SchubertSoldern, Richard von 382; Stöhr, Adolf 411; Störring, Gustav (Wilhelm) 411; Vierkandt, Alfred (Ferdinand)

433; Wentscher, Eise 450; Wirth, Wilhelm 459; Wundt, Max 463. Wurgast, Elise: Buber, Martin 55. Wust, Peter (Josef), * 1884, t 1940: 464; Dyroff, Adolf 93; Hartmann, (Paul) Nicolai 159. Xenophon, * um 430 v. Chr., t nach 355 v. Chr.: Gigon, Olof 136. Yorck von Wartenburg, Hans David Ludwig Graf, * 1759, 11830: Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von 68; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) 88; Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Yorck von Wartenburg, Paul Graf, * 1835,11897: 464; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) 83. Yorck von Wartenburg, Peter Graf, * 1904,11944: Yorck von Wartenburg, Paul Graf 464. Young, Edward, * 1683, t 1765: Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von 75. Young, Thomas, * 1773, 11829: Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von 169. Yung, Emil: Vogt, Carl 436. Zachäus ->Ebert, Johann Jakob. Zacharias, Papst, 1752: Hrabanus Maurus 187. Zahn, Manfred, * 1930, 11996: 465. Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von, * 1735, 11813: 465. Zasius, Ulrich, * 1461, 11535: Reisch, Gregor 342. Zedler, Johann Heinrich, * 1706, 11751: Ludovici, Carl Günther 259. Zedlitz und Leipe, Karl Abraham Frh. von, * 1731, 11793: Kant, Immanuel 207. Zeller, Eduard (Gottlob), * 1814, 11908: 465; Erdmann, Benno 105; Schwegler, (Carl Franz) Albert 385; Simmel, Georg 390; Stein, Ludwig 406. Zeltner, Hermann, * 1903, 11975: 466; Zeltner, Hermann 466. Zelvenkamp, Arthur (Pseud.) -»Blüher, Hans. Zenge, Wilhelmine von, * 1780, 11852: Krug, Wilhelm Traugott 232. Zentner, Georg Friedrich Frh. von, * 1752, \ 1835: Erhard, Andreas 106. Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand), * 1871, 11953: 466. Ziegenfuß, Werner, * 1904,11975: 466. Ziegler, Leopold (Carl Claudius), * 1881, 11958: 467; Schneider, Reinhold 376. Ziegler, Theobald, * 1846, 11918: 467; Schweitzer, Albert 385. Ziehen, Theodor, * 1862, 11950: 467; Goldberg, Oskar 143. Ziller, Tuiskon, * 1817, 11882: 468. Zilsel, Edgar, * 1891, 11944: 468. Zimmer, Patrizius Benedikt, * 1752, 11820: 468. Zimmerli, Walther Christoph, * 1945: Meyer, Rudolf 287. Zimmermann, Johann Georg, * 1728, 11795: 469; Oberen, Jakob Hermann 307. Zimmermann, L.: Gigon, Olof 136. Zimmermann, Robert von, * 1824,11898: 469. Zimmermann, (Balthasar Friedrich) Wilhelm, * 1807, t 1878: Engels, Friedrich 102. Zocher, Rudolf, * 1887, 11976: 469. Zöchbauer, Franz (Pseud.) -»Schlechta, Karl. Zollikofer, Georg Joachim, * 1730, 11788: Garve, Christian 131. Zschimmer, Eberhard, * 1873, 11940: 470.

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Zschokke Zschokke, (Johann) Heinrich (Daniel), * 1771, 11848: Stapfer, Philipp Albert 401. Zunz, Leopold, * 1794, 11886: Gans, Eduard 130. Zweig, Arnold, * 1887, 11968: Buber, Martin 55. Zweig, Stefan, * 1881,11942: Buber, Martin 55; Kolbenheyer, Erwin Guido 225; Pannwitz, Rudolf 314;

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Schneider, Reinhold 376. Zweiling, Klaus, * 1900,11968: 470. Zwinger, Theodor, * 1533, 11588: Taurellus, Nikolaus 418. Zwingli, Huldrych (Ulrich), * 1484,11531: 470; Luther, Martin 261; Melanchthon, Philipp 279.

Ortsregister

Orte gleichen Namens werden duch Zusätze wie die Kreiszugehörigkeit gekennzeichnet. Bei Gemeinden in der Schweiz und in Österreich wird im allgemeinen in Klammern der betreffende Kanton bzw. das Bundesland angegeben. Bei Erweiterung des Ortsnamens (zum Beispiel von Hersfeld zu Bad Hersfeld) erfolgt die Ansetzung unter dem heutigen Namen. Von Hersfeld wird auf Bad Hersfeld verwiesen. Bei Orten in ehemals deutschen oder österreichischen Gebieten wird der Name in der jetzigen Landessprache beigefügt, zum Beispiel Allenstein (poln. Olsztyn). Von Olsztyn wird auf Allcnstcin verwiesen. Bei Orten, die eingemeindet wurden (zum Beispiel Altona), erfolgt die Ansetzung unter dem bis zur Eingemeindung amtlichen Namen. Das Jahr der Eingemeindung wird in der Regel erwähnt. Beim Stichwort zum Ort, in den die Eingemeindung erfolgte (in unserem Beispiel Hamburg), wird auf den (die) eingemeindeten Ort(e) hingewiesen. Die Fundstellen sind in folgender Form angegeben: Stichwort, Hinweis auf Geburtsort (*), Wirkungsort (-) bzw. Sterbeort (t), Seitenzahl. Aachen Alkuin ~ 9; Cathrein, Victor t 66; Döring, August 86; Fechner, Erich * 110; Gehlen, Arnold ~ 133; Harig, Gerhard - 157; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Jacobi, Friedrich Heinrich ~ 195; Meyer, Theodor ~ 287; Pesch, Tilmann - 318; Siewerth, Gustav - 389; Wolandt, Gerd -461; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Aarau (Kt. Aargau) Görres, (Johann) Joseph von ~ 139; Troxler, Ignaz Paul „Vitalis-427. Abenrä -> Apenrade. Aberdeen (Schottland) Driesch, Hans Adolf Eduard - 87. Abertamy -» Abertham. Abertham (tschech. Abertamy) Agricola, Georgius ~ 3. Abtsgmünd Salat, Jakob * 358; Zimmer, Patrizius Benedikt * 468. Achern -> Illenau. Achim (Kr. Verden) -> Baden. Adelberg (Kr. Göppingen) Andreae, Johann Valentin - 1 1 ; Kepler, Johannes - 214. Adelboden (Kt. Bern) Hager, Fritz-Peter */t 155. Adliswil (Kt. Zürich) Theiler, Willy * 421. Admont (Steiermark) Engelbert von Admont ~/t 102. Agnietenberg (Kloster) Thomas von Kempen ~/t 422. Aigen (seit 1939 zu Salzburg) Schmid, Franz Xaver - 372. Ainring Leisegang, Hans - 247. Aken (Elbe) Hülsen, August Ludwig * 189. Alba lulia -» Karlsburg. Albersweiler Lipps, Gottlob (Friedrich) * 253. Allenstein (poln. Olsztyn) Copernicus, Nicolaus - 72. Allershausen (Kr. Freising) Mutschelle, Sebastian * 297. Alme (seit 1975 zu Brilon) Geyer, Bernhard * 135. Alpach (Tirol) Feyerabend, Paul (Karl) - 113. Alsfeld Stammler, Rudolf * 400.

Alt-Seidenberg (poln. Stary Zawidow) Böhme, Jacob * 44. Altdorf b. Nürnberg Ebel, Kaspar - 93; Erhard, Johann Benjamin - 106; Gabler, Georg Andreas */~ 130; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) -151; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Mehmel, Gottlieb Ernst August - 277; Schertzer, Johann Adam - 366; Soner, Ernst ~/t 394; Sturm, Johann Christoph ~/t 415; Taurellus, Nikolaus ~/t 418.

Altenberge Blumenberg, Hans t 42. Altenburg (Kr. Altenburger Land) Böhme, Christian Friedrich ~/t 43; Clodius, Christian August Heinrich * 69; Petzoldt, Joseph * 319; Schubert, Gotthilf Heinrich von - 381. Altenkirchen (Kr. Rügen) Baier, Alwill * 20. Altenmünster -^ Zusamzell. Altomünster Dempf, Alois * 79. Altona (seit 1937 zu Hamburg) Bahnsen, Julius Friedrich August - 20; Basedow, Johann Bernhard ~ 25; Brunner, Constantin */- 54; Ehrenberg, Hans * 96; Lau, Theodor Ludwig ~/t 243; Maimon, Salomon - 265; Paulsen, Friedrich - 316; Schade, Georg ~/t 361; Steinheim, Salomon Ludwig - 408. Altshausen Hermann von Reichenau - 175. Altstrelitz (seit 1931 zu Neustrelitz) Lasson, Adolf * 242.

Amberg (Oberpf) Rixner, Thaddäus Anselm - 349; Strigel, Victorinus 414; Wirth, Wilhelm t 459. Amersfoort (Niederlande) Buber, Martin - 55. Ammendorf (seit 1950 zu Halle/Saale) Meier, Georg Friedrich * 277. Ammerland (Gem. MUnsing) Vetter, August t 433.

Amsterdam Barth, Karl - 22; Böhme, Jacob - 44; Buber, Martin 55; Comenius, Johann Amos ~/t 71; Elias, Norbert ~/t 100; Frank, Erich t 119; Herder, Johann Gottfried - 173; Hoffmann, Johann Adolf - 183; Kautsky, Karl t 212; Lasker, Emanuel - 241; Menger, Karl - 283; Müller, Kurt - 294; Pauw, (Franz) Kornelius de * 317; Selz, Otto - 387. Anagni (Italien) Albertus Magnus - 7.

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Andernach Andernach Welzel, Hans t 450. Angermünde Magirus, Tobias * 265. Anhalt (Oberschlesien) Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst ~ 369. Anholt (seit 1975 zu Isselburg) Welty, Eberhard * 450. Ankara Freyer, Hans - 123. Anklam Bahnsen, Julius Friedrich August ~ 20; Buddeus, Johann Franz * 57. Ankuhn (seit 1849 zu Zerbst) Beier, Karl (Friedrich Adam) * 31. Annapolis (Maryland, USA) Strauss, Leo ~/t 413. Ansbach Bayer, Karl * 29; Erhard, Johann Benjamin - 106; Erhardt, Johann Simon ~ 107; Gabler, Georg Andreas - 130; Stahl, Georg Ernst * 399. Antwerpen Agrippa von Nettesheim - 5; Albertus Magnus ~ 7; Erasmus von Rotterdam - 103; Herder, Johann Gottfried ~ 173; Martini, Cornelius * 270. Apenrade (dän. Äbenrä) Schade, Georg * 361; Thaulow, Gustav Ferdinand - 420. Arbon (Kt. Thurgau) Obereit, Jakob Hermann */~ 307. A resing Sailer, Johann Michael von * 357. Armsfeld (seit 1972 zu Bad Wildungen) Scheibler, Christoph * 362. Arnsdorf (poln. Mrtkow) Günther, Gotthard * 151. Arsbach Salat, Jakob ~ 358. Artern (Unstrut) Welzel, Hans * 450. Aschaffenburg Dessauer, Friedrich * 80; Fischer, Engelbert Lorenz * 116; Hoffmann, Franz * 183; Neeb, Johannes - 298; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus ~ 458. Ascona (Kt. Tessin) Buber, Martin - 55; Saitschick, Robert - 358. Asseln (Lichtenau, Kr. Paderborn) Lakebrink, Bernhard * 235. Astano (Kt. Tessin) Pannwitz, Rudolf t 314. Athen Gigon, Olof ~/t 136; König, Josef ~ 222; Kondylis, Panajotis ~/t 225. Atlanta (Georgia, USA) Kühn, Helmut ~ 233; Schoeck, Helmut - 376. Atzgersdorf (seit 1938 zu Wien) Bertalanffy, Ludwig von * 37. Augsburg siehe auch Haunstetten Albertus Magnus ~ 7; Arnoldi, Bartholomäus - 15; Brucker, (Johann) Jacob */~/t 53; David von Augsburg */f 77; Erasmus von Rotterdam - 103; Gangauf, Theodor -/t 130; Gerhoh von Reichersberg - 135; Havenreuter, Johann Ludwig ~ 160; Lambert, Johann Heinrich ~ 235; Luther, Martin ~ 261; Melanchthon, Philipp - 279; Pfeifer, Franz Xaver - 320; Sailer, Johann Michael von - 357; Stein, Lorenz von - 405; Stölzle, Remigius -411; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) ~ 426; Weber, Josef von ~/t 442; Weiß, Ulrich * 448; Zallinger

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zum Thurn, Jakob Anton von - 465; Zwingli, Huldrych (Ulrich) ~ 470. Auleben Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig) * 49; Humboldt, Wilhelm von - 191. Aurich Dunkmann, Karl * 92; Eucken, Rudolf (Christoph) * 108; Schapp, Wilhelm t 362. Auschwitz (poln. OSwiepm) Amöry, Jean - 10; Grelling, Kurt ~/t 147; Selz, Otto -/t 387; Stein, Edith t 404. Avignon (Frankreich) Albert von Sachsen - 7; Eckhart von Hochheim ~/t 95; Heinrich Totting von Oyta ~ 167; Hermann von Schildesche ~ 175; Kircher, Athanasius - 218; Konrad von Megenberg - 226; Marsilius von Inghen ~ 270; Thomas von Straßburg - 422. Baar (Kt. Zug) Pohle, Joseph - 327. Bad Berleburg -» Diedenshausen. Bad Briickenau Stahl, Friedrich Julius t 398; Weikard, Melchior Adam

~/t 446. Bad Buchau Moos, Paul * 291. Bad Cannstatt (seit 1905 zu Stuttgart) Bilfinger, Georg Bernhard * 39; Ganz, Israel Gottlieb 62; Stutzmann, Johann Josua - 416. Bad Dürrheim Steckelmacher, Moritz t 402. Bad Einöd Paracelsus - 314. Bad Ems Lassalle, Ferdinand ~ 242; Müller-Freienfels, Richard * 294. Bad Flinsberg (poln. Swieradow-Zdroj) Bahre, Rudolf * 20. Bad Godesberg (seit 1969 zu Bonn) Dennert, Eberhard ~/t 79. Bad Geisern (Oberösterreich) siehe auch Primesberg Deubler, Konrad */- 81. Bad Hersfeld Otloh von St. Emmeram - 312. Bad Homburg v. d. Höhe Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von */t 75; Sinclair, Isaak von * 391. Bad Honnef Emge, Carl August t 101; Hessen, Johannes t 177. Bad Ischl (Oberösterreich) Amery, Jean -10. Bad Kleinen Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) t 121. Bad Kosen -^ Pforta. Bad Kreuznach Driesch, Hans Adolf Eduard * 87; Marx, Karl - 271. Bad Langensalza Göschel, Karl Friedrich * 140. Bad Lauchstädt Jakob, Ludwig Heinrich von t 196. Bad Mergentheim Möhler, Johann Adam - 289; Weber, Karl Julius - 443. Bad Münstereifel Koch, Joseph * 222. Bad Oeynhausen Ilting, Karl-Heinz - 194. Bad Oppelsdorf (poln. Opolno-Zdroj) Apelt, Ernst Friedrich ~/t 13.

Behnsdorf Bad Pfäfers (Gem. Pfafers, Kt. Sankt Gallen) Deutinger, Martin f 81; Paracelsus - 314. Bad Pyrmont Born, Max ~ 46; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245. Bad Ragaz (Kt. Sankt Gallen) Ehrlich, Walter -/t 97; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von t 364; Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel f 417. Bad Salzdetfurth -» Groß Düngen. Bad Saulgau Hermann von Reichenau * 175. Bad Schmiedeberg Haeuptner, Gerhard * 154. Bad Schwartau Bahnsen, Julius Friedrich August - 20. Bad Soden am Taunus Hillebrand, Joseph t 181. Bad Tennstedt Novalis - 306. Bad Urach Abel, Jakob Friedrich von - l; Biel, Gabriel ~ 38; Köstlin, Karl (Reinhold) von * 223. Bad Wildbad im Schwarzwald Braig, Carl - 48. Bad Wildungen -» Armsfeld. Baden -> Baden-Baden. Baden (Kt. Aargau) Erasmus von Rotterdam - 103; Meyer, Rudolf * 287; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Baden (Niederösterreich) Gomperz, Theodor t 144; Lorm, Hieronymus - 257; Paracelsus - 314. Baden (seit 1972 zu Achim, Kr. Verden) Tideman, Wilhelm (Julius Robert) t 423. Baden-Baden (bis 1931 Baden) Groethuysen, Bernhard ~ 148; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Krüger, Gerhard t 231; Müller-Lyer, Franz Carl * 295; Oken, Lorenz - 310; Schneider, Reinhold */- 376; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst - 380; Tittel, Gottlob August ~ 425; Ziegler, Theobald - 467. Badgastein (Salzburg) Metzger, Arnold t 285. Baflo (Niederlande) Agricola, Rudolf * 5. Bälgrad -> Karlsburg. Baiingen Reisen, Gregor * 342. Ballersbach (Gem. Mittenaar) Alsted, Johann Heinrich * 9. Baltimore (Maryland, USA) Kafka, Gustav - 204; Study, (Christian Hugo) Eduard ~ 415. Bamberg Berolzheimer, Friedrich * 37; Burkhäuser, Nikolaus 60; Engelhus, Dietrich - 102; Gottfried von Viterbo 145; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich ~ 162; Hoffmann, Franz ~ 183; Lindemann, Heinrich Simon ~ 252; Nigri, Petrus - 303; Nüsslein, Georg */~/t 307; Pfeil, Hans ~/t 320; Röschlaub, Andreas - 349; Rüfner, Vinzenz - 355; Stutzmann, Johann Josua -416. Bangor (Cty. Gwynedd, Wales) Schaper, Eva -361. Banz (seit 1978 zu Staffelstein) Rösser, (Georg) Kolumban - 351; Schad, Johann Baptist -360. Barbing -> Illkofen.

Barby (Elbe) Fries, Jakob Friedrich * 127; Moritz, Karl Philipp - 292; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369. Barcelona Frantz, (Gustav Adolph) Constantin - 120; Humboldt, Wilhelm von - 191; Landsberg, Paul (Ludwig) - 238. Barmen (seit 1929 zu Barmen-Elberfeld, seit 1930 Wuppertal) Adickes, Erich - 2; Döring, August - 86; Engels, Friedrich * 102; Kalthoff, Albert * 206. Bartelshagen (Pommern)

Ree, Paul * 336. Barth Lavater, Johann Caspar ~ 243; Spalding, Johann Joachim -395. Baruthe (poln. Borucice) Barth, (Ernst Emil) Paul * 24. Basel Althusius, Johannes - 9; Bachofen, Johann Jakob */~/t 18; Balmasar, Hans Urs von -/t 20; Barth, Heinrich ~/t 22; Barth, Karl */-/t 22; Baumgarten, Arthur - 27; Bolliger, Adolf - 44; Braun, Otto ~/t 49; Buber, Martin - 55; Burckhardt, Jacob (Christoph) */~/t 59; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Dunkmann, Karl 92; Erasmus von Rotterdam -/t 103; Eucken, Rudolf (Christoph) - 108; Euler, Leonhard */- 108; Friedmann, (Adolph) Hermann - 124; Gigon, Olof */- 136; Groos, Karl (Theodor) - 149; Häberlin, Paul ~/t 153; Heinrich von Wert - 167; Heinze, Max - 167; Heynlin de Lapide, Johannes -/t 178; Iselin, Isaak */~/t 194; Jaeger, Werner (Wilhelm) - 196; Jaspers, Karl (Theodor) -/t 197; Joel, Karl ~ 200; Jung, Carl Gustav ~ 203; Kaftan, Julius 205; Khunrath, Heinrich - 217; König, (Johann) Samuel - 223; Krüger, Felix ~/t 231; Kunz, Hans ~/t 234; Landmann, Michael */~ 238; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau ~/t 274; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Nikolaus von Kues - 303; Oken, Lorenz - 310; Overbeck, Franz (Camille) ~/t 313; Paracelsus - 314; Portmann, Adolf */~/t 329; Ree, Paul - 336; Reuchlin, Johannes - 343; Rose, (Johann Anton) Ferdinand 350; Schmalenbach, Herman -/t 372; Seebold, Karl 386; Sennert, Daniel ~ 387; Siebeck, Hermann - 389; Soner, Ernst ~ 394; Sonnemann, Ulrich - 394; Speiser, Andreas */~/t 395; Steffensen, Karl (Christian Friedrich) ~/t 403; Tauler, Johannes -418; Taurellus, Nikolaus 418; Teichmüller, Gustav -419; Theiler, Willy -421; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Vattel, Emer de - 432; Volkelt, Johannes - 436; Wehrli, Fritz - 445; Wölfflin, Heinrich - 461; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Baumkirchen Mutschelle, Sebastian - 297. Bautzen Carus, Friedrich August * 65; Lotze, (Rudolph) Hermann */- 258; Mittasch. (Paul) Alwin - 289; Schertzer, Johann Adam - 366; Wezel, Johann Karl - 453. Bayreuth Chamberlain, Houston Stewart -/t 67; Gabler, Georg Andreas - 130; Jean Paul ~/t 198; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) - 301; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von - 405; Stirner, Max * 410; Wagner, Rudolph * 439. Bebenhausen (seit 1974 zu Tübingen) Andreae, Johann Valentin -11; Bilfinger, Georg Bernhard - 39; Ganz, Israel Gottlieb - 62; Kielmeyer, Carl Friedrich von * 217. Beckum Hagemann, Georg * 155. Bedburg-Hau -> Till Moyland. Behnsdorf Vatke, (Johann Karl) Wilhelm * 432.

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Beilstein Beilstein (Kr. Heilbronn) Niethammer, Friedrich Immanuel * 301. Belgrad (serbokroat. Beograd) Lieben, Arthur -251. Belleben Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht * 325. Belmont (Massachusetts, USA) Korsch, Karl t 226. Benares (heute Varanasi, Indien) Fischer, (Ernst) Hugo -117. Benediktbeuern Meilinger, Andreas Florian ~ 277; Weiller, Cajetan von -446. Bensberg (seit 1975 zu Bergisch Gladbach) Klein, Joseph ~ 220. Benye (Ungarn) Stein, Ludwig * 406. Beograd -» Belgrad. Berching -> Winterzhofen. Berg (Kr. Starnberg) Baumgartner, Hans Michael t 28. Berge (Kloster, bei Magdeburg) Steinbart, Gotthilf Samuel ~ 406. Bergen (Neuburg a. d. Donau) Bernhard von Waging -/t 36; Gangauf, Theodor * 130. Bergen auf Rügen Rüge, Arnold * 356. Bergen-Belsen Amery, Jean ~ 10; Verweyen, Johannes Maria t 433. Bergholz-Rehbrücke Breysig, Kurt t 51. Bergisch Gladbach -» Bensberg. Berkeley (Kalifornien, USA) Arendt, Hannah - 14; Einstein, Albert - 98; Feyerabend, Paul (Karl) - 113; Jauß, Hans Robert - 198; Kelsen, Hans ~/t 213; Krüger, Lorenz ~ 232; Löwenthal, Leo ~/t 255; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz - 371; Strauss, Leo - 413. Berlin siehe auch Charlottenburg, Friedrichshagen, Kölln, Neukölln, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Wilmersdorf

Ach, Narziß (Kaspar) - 1; Adickes, Erich ~ 2; Adler, Max ~ 2; Altmann, Alexander ~ 10; Ancillon, (Jean Pierre) Frederic */-/t 11; Anders, Günther -11; Andreas-Salome, Lou - 12; Arnim, Hans (Friedrich) von - 15; Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) - 15; Asher, David - 16; Aster, Ernst von */- 16; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) - 16; Bachofen, Johann Jakob ~ 18; Baer, Karl Ernst von ~ 18; Baeumler, Alfred - 19; Bahro, Rudolf -/t 20; Baier, Alwill - 20; Bamberger, Fritz (Siegfried) - 21; Barnick, Johannes (Ferdinand) - 22; Barth, Heinrich - 22; Barm, Karl 22; Barthel, Ernst ~ 24; Bauer, Bruno - 25; Baumgardt, David - 27; Baumgarten, Alexander Gottlieb * 27; Baumgarten, Arthur ~/t 27; Bayer, Karl ~ 29; Bendavid, Lazarus */-/t 32; Beneke, Friedrich Eduard */~/t 33; Benjamin, Walter */- 33; Bergbohm, Karl Magnus 34; Bergemann, Paul - 35; Bergmann, Gustav ~ 35; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) - 36; Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) */-/t 37; Bernheim, Ernst - 37; Berolzheimer, Friedrich ~/t 37; Biese, Franz - 39; Bilharz, Alfons - 39; Bloch, Ernst - 41; Blüher, Hans ~/t 41; Bodenheimer, Edgar */- 43; Bölsche, Wilhelm - 44; Bollnow, Otto Friedrich ~ 45; Boltzmann, Ludwig Eduard - 45; Born, Max 46; Bornhausen, Karl (Eduard) - 47; Brand, Gerd 48; Brandis, Christian August ~ 48; Braniß, Christlieb Julius - 48; Brasch, Moritz - 49; Bratuschek, Ernst

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(Karl Ludwig) ~ 49; Braun, Alexander (Carl Heinrich) ~/t 49; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) ~ 50; Brentano, Margherita von ~/t 50; Breysig, Kurt - 51; Brunner, Constantin - 54; Brunner, Emil - 54; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) ~ 54; Buber, Martin - 55; Bühler, Karl - 58; Bultmann, Rudolf (Karl) ~ 58; Burckhardt, Jacob (Christoph) ~ 59; Burkamp, Wilhelm - 60; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig ~ 60; Canetti, Elias -61; Cantor, Georg - 62; Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Carove, Friedrich Wilhelm - 64; Carriere, (Philipp) Moriz - 64; Caspari, Otto */65; Cassirer, Ernst (Alfred) - 65; Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav) ~/t 66; Chauvin, Etienne ~/t 67; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von ~ 68; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob - 69; Cohen, Hermann ~/t 69; Cohn, Jonas (Ludwig) ~ 70; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) */- 71; Conrad-Martius, Hedwig * 71; Cornelius, Hans - 74; Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von - 75; Czolbe, Heinrich ~ 76; Dessoir, Max */~ 80; Deussen, Paul (Jakob) -81; Diels, Hermann (Alexander) ~/t 82; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Döring, August - 86; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Dorner, August 86; Drews, (Christian Heinrich) Arthur - 87; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) ~/t 88; Dubislav, Walter (Ernst Otto) */- 89; Duboc, (Karl) Julius - 89; Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) */~/t 90; Du BoisReymond, (David) Paul (Gustave) */- 91; Dühring, (Karl) Eugen */- 91; Dürr, Karl - 92; Dunkmann, Karl ~/t 92; Dyroff, Adolf - 93; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) */- 93; Eberhard, Johann August - 93; Ehrenberg, Hans - 96; Ehrlich, Walter */- 97; Einstein, Albert - 98; Engel, Johann Jakob - 102; Engels, Friedrich - 102; Erdmann, Benno ~/t 105; Erdmann, Johann Eduard - 106; Erhard, Johann Benjamin -/t 106; Erhardt, Franz (Bruno) - 107; Eucken, Rudolf (Christoph) - 108; Euler, Leonhard - 108; Ewerbeck, Christian Gottfried - 110; Feuerbach, Ludwig (Andreas) - 112; Fichte, Immanuel Hermann - 113; Fichte, Johann Gottlieb ~/t 114; Fink, Eugen - 115; Förster, Friedrich Wilhelm */- 118; Formey, Johann Heinrich Samuel */~/t 119; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl - 119; Frank, Erich - 119; Frantz, (Gustav Adolph) Constantin 120; Frauenstädt, (Christian Martin) Julius ~/t 120; Friedländer, Salomo ~ 124; Friedmann, (Adolph) Hermann - 124; Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen */- 125; Frischeisen-Köhler, Max */- 127; Frobenius, Leo (Viktor) * 128; FrobeniusKühn, Eleonore - 128; Fromm, Erich (Pinchas) - 129; Gablentz, Otto Heinrich von der */~/t 130; Gabler, Georg Andreas - 130; Gans, Eduard */~/t 130; Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt ~ 134; George, (Johann Friedrich) Leopold */~/t 134; Gerhardt, Carl Immanuel - 134; Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von */- 137; Glogau, Gustav - 137; Görland, Albert - 139; Goldberg, Oskar */- 143; Goldscheid, Rudolf - 143; Goldschmidt, Hermann Levin */- 143; Goldschmidt, Ludwig ~ 144; Goldstein, Julius - 144; Grassi, Ernesto - 146; Grelling, Kurt */- 147; Grisebach, Eberhard - 147; Groethuysen, Bernhard */- 148; Gropp, Rugard Otto t 149; Gruppe, Otto Friedrich ~/f 149; Guardini, Romano - 150; Günther, Gotthard - 151; Güttier, Carl - 151; Gutke, Georg ~/t 152; Guttmann, Julius - 152; Häberlin, Paul - 153; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) - 153; Haecker, Theodor - 154; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. - 154; Harich, Wolfgang ~/t 157; Harms, (Joachim) Friedrich (Simon) -/t 158; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von */~/t 158; Hartmann, Klaus * 158; Hartmann, Max(imilian) - 159; Hartmann, (Paul) Nicolai

Berlin - 159; Hausdorff, Felix - 160; Havemann, Robert (Hans Günther) ~ 160; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) - 161; Heckmann, Gustav ~ 161; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich ~/t 162; Heimsoeth, Heinz - 165; Heinemann, Fritz - 166; Heinze, Max -167; Heise, Wolfgang */-/t 168; Heisenberg, Werner ~ 168; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von ~/t 169; Hempel, Carl Gustav - 171; Hennemann, Gerhard - 172; Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheas) von ~/t 172; Hensel, Paul (Hugo) - 172; Herding, Georg (Friedrich) Graf von - 176; Hertz, Heinrich (Rudolf) ~ 176; Herz, (Naphtali) Markus */-/t 177; Heyde, Johannes Erich -/t 178; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) ~/t 179; Hildebrandt, Kurt - 180; Hirsch, Samuel - 182; Hochstetter, Erich */~ 182; Hoffmann, Ernst */- 183; Hofmann, Paul */~/t 184; Horneffer, Ernst ~ 187; Huber, Kurt (Theodor) ~ 188; Humboldt, Wilhelm von -191; Itelsohn, Gregorius Borisowitsch ~/t 194; Jacoby, Günther - 195; Jaeger, Werner (Wilhelm) - 196; Jaspers, Karl (Theodor) 197; Jean Paul - 198; Jenisch, Daniel ~/t 199; Joel, Karl - 200; Joel, Manuel - 200; John, Erhard - 201; Jonas, Hans ~ 202; Jordan, (Ernst) Pascual - 202; Kaftan, Julius ~/t 205; Kahle, Ludwig Martin -/t 205; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Kahlert, (Karl) August (Timotheus) - 206; Kalthoff, Albert - 206; Kanthack, Katharina */- 208; Kassner, Rudolf - 209; Kauffmann, Max Reinhard */- 209; Kaufmann, Erich - 210; Kaufmann, Fritz (Leopold) - 211; Kautsky, Karl - 212; Kellermann, Benzion -/t 213; Kempski Rakoszyn, Jürgen von ~/t 214; Kern, Berthold von ~/t 216; Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian */~/t 217; Kirchmann, Julius Hermann von ~/t 218; Klatzkin, Jakob - 219; Klaus, Georg ~/t 220; Klein, Matthäus -/t 220; Klemmt, Alfred ~/t 220; König, Rene - 223; König, (Johann) Samuel - 223; Köstlin, Karl (Reinhold) von - 223; Kohler, Josef ~/t 224; Koigen, David -/t 225; Korsch, Karl - 226; Kracauer, Siegfried - 226; Kraft, Victor - 227; Kranz, Walther - 228; Krause, (Caesar Ernst) Albrecht - 229; Krause, Karl Christian Friedrich - 229; Kristeller, Paul Oskar */- 230; Kronenberg, Moritz ~/t 231; Kroner, Richard (Jacob) - 231; Krüger, Felix - 231; Krüger, Lorenz 232; Kühne, Lothar - 232; Kühnemann, Eugen ~ 233; Külpe, Oswald - 233; Kühn, Helmut - 233; Kuntze, Friedrich - 234; Kym, Andreas Ludwig - 234; Laas, Ernst - 235; Lambert, Johann Heinrich -/t 235; La Mettrie, Julien Offray de -/t 236; Landauer, Gustav - 237; Landmann, Michael - 238; Lange, Joachim 240; Lange, Konrad von - 240; Larenz, Karl - 241; Lask, Emil - 241; Lasker, Emanuel - 241; Lassalle, Ferdinand - 242; Lasson, Adolf -/t 242; Lassen, Georg */-/t 243; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd - 243; Lazarus, Moritz - 244; Leese, Kurt - 244; Lehmann, Gerhard */~/t 245; Lehmann, Rudolf ~ 245; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Leisegang, Hans -/t 247; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Ley, Hermann 250; Lieben, Arthur */~/t 251; Litt, Theodor - 254; Löwenthal, Eduard ~/t 255; Lorenzen, Paul - 257; Lotze, (Rudolph) Hermann ~/t 258; Lublinski, Samuel - 259; Lukacs, György von - 260; Luxemburg, Rosa ~/t 263; Maier, Heinrich ~/t 265; Maimon, Salomon ~ 265; Mainländer, Philipp - 266; Mannheim, Karl - 267; Marck, Siegfried - 268; Marcus, Ernst Moses - 268; Marcuse, Herbert */- 268; Marcuse, Ludwig */- 269; Marheineke, Philipp Konrad ~/t 269; Martius, Götz 271; Marx, Werner - 274; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau - 274; Mauthner, Fritz - 275; May, Eduard ~/t 275; Meinecke, Friedrich ~/t 277; Mendelssohn, Moses

~/t 281; Menzer, Paul */- 283; Metzger, Arnold - 285; Meyer, Jürgen Bona - 286; Michelet, Karl Ludwig */~/t 287; Misch, Georg */- 288; Mises, Richard Martin Edler von - 289; Moog, Willy -291; Moos, Paul 291; Moritz, Karl Philipp ~/t 292; Moser, Simon - 292; Müller, Adam Heinrich */- 293; Müller, Kurt - 294; Müller, Max - 294; Müller-Freienfels, Richard - 294; Müller-Lyer, Franz Carl - 295; Münsterberg, Hugo 295; Mundt, Theodor ~/t 296; Mussmann, Johann Georg - 296; Mutius, Gerhard von t 296; Natorp, Paul - 297; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel - 298; Nelson, Leonard */- 298; Nestle, Wilhelm (Albrecht) 299; Neumann, Franz Leopold - 299; Neumark, David 300; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) - 300; Nohl, Herman (Julius) */- 305; Obere«, Jakob Hermann - 307; Odebrecht, (Paul) Rudolf */~/t 308; Oehler, Richard 308; Gestenreich, Traugott Konstantin - 309; Oettingen, Alexander von - 309; Oppenheim, Heinrich Bernhard ~/t 311; Pannwitz, Rudolf - 314; Paulsen, Friedrich -/t 316; Pauw, (Franz) Kornelius de - 317; Pesch, Heinrich - 317; Pestalozzi, Johann Heinrich - 318; Petzoldt, Joseph -/t 319; Pfleiderer, Otto -/t 320; Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm) - 321; Pfordten, Otto Frh. von der - 321; Picard, Max - 321; Pichler, Hans - 321; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) - 321; Pieper, Josef - 322; Pilgram, Friedrich - 323; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) - 323; Plessner, Helmuth - 325; Ploucquet, Gottfried - 326; Pohlenz, Max (Hugo) - 327; Polanyi, Michael - 327; Port, Kurt * 329; Praechter, Karl - 330; Prantl, Carl von - 330; Pribram, Karl 330; Pufendorf, Samuel Frh. von ~/t 331; Radbruch, Gustav (Lambert) ~ 332; Ranke, Leopold von -/t 333; Raphael, Max - 335; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) - 336; Ree, Paul - 336; Rehmke, Johannes 336; Reich, Emil - 336; Reich, Klaus */- 337; Reich, Wilhelm - 337; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Reinke, Johannes - 342; Reisner, Erwin -/t 342; Richter, Liselotte */-/t 343; Rickert, Heinrich - 344; Riehl, Alois (Adolf) - 345; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard - 346; Rintelen, Fritz Joachim von - 347; Risse, Wilhelm - 347; Ritter, (August) Heinrich - 347; Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin - 349; Rose, (Johann Anton) Ferdinand 350; Röseberg, Ulrich t 350; Rohmer, Friedrich - 351; Romang, Johann Peter ~ 351; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) ~ 352; Rosenmöller, Bernhard - 352; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) */- 352; Rosenzweig, Franz - 353; Rothacker, Erich - 353; Roux, Wilhelm - 354; Rüstow, Alexander - 355; Rüge, Arnold - 356; Runze. Georg ~/t 356; Sachsse, Hans - 357; Saitschick, Robert - 358; Salomon, Albert */358; Sapper, Karl ~ 358; Savigny, Friedrich Carl von t 359; Schaaf, Julius (Jakob) * 360; Schaarschmidt, Karl (Maximilian Wilhelm) */- 360; Schapp, Wilhelm - 362; Schasler, Max (Alexander Friedrich) - 362; Scheler, Max (Ferdinand) - 362; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ~ 364; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst -/t 369; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz */- 371; Schmalenbach, Herman - 372; Schmid Noerr, Friedrich Alfred - 373; Schmidt, Ferdinand Jacob ~/t 373; Schmied-Kowarzik, Walther - 373; Schmitt, Carl - 374; Schmitt, Eugen Heinrich Wt 374; Scholem, Gershom */- 377; Scholz, Heinrich */- 377; Schopenhauer, Arthur - 377; Schottlaender, Rudolf */~/t 379; Schrader, Wolfgang */- 379; Schrödinger, Erwin - 380; Schuppe, Wilhelm ~ 384; Schweitzer, Albert - 385; Seile, Christian Gottlieb ~/t 387; Selz, Otto - 387; Sennert, Daniel - 387; Siebeck, Hermann 389; Simmel, Georg */- 390; Snell, (Christian) Karl -

541

Berlinchen 392; Sohn-Rethel, Alfred - 392; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand ~/t 393; Solmitz, Walter Moritz ~ 393; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) ~/t 393; Sonnemann, Ulrich */~ 394; Spalding, Johann Joachim -/t 395; Speiser, Andreas - 395; Sperber, Manes 396; Sperlette, Johannes ~ 397; Spranger, Eduard */397; Stahl, Friedrich Julius - 398; Stahl, Georg Ernst ~/t 399; Stammler, Gerhard ~ 400; Stammler, Rudolf - 400; Steffens, Henrik -/t 402; Steffensen, Karl (Christian Friedrich) ~ 403; Steffes, Johann Peter ~ 403; Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) - 404; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von ~/f 405; Stein, Lorenz von - 405; Stein, Ludwig ~ 406; Steinbach, Ernst ~ 406; Steinbart, Gotthilf Samuel ~ 406; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) ~ 407; Steinheim, Salomon Ludwig ~ 408; Steinthal, Heymann ~/f 408; Stern, Viktor t 409; Stern, William Louis */- 409; Sternberg, Theodor (Hermann) */~ 409; Stiedenroth, Ernst - 410; Stirner, Max ~/t 410; Stosch, Friedrich Wilhelm t 412; Strauß, David Friedrich - 412; Strauss, Leo - 413; Strecker, Reinhard */~ 414; Stumpf, (Friedrich) Carl ~/t 415; Süßmilch, Johann Peter */~/t 416; Sulzer, Johann Georg(e) ~/t 416; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) -417; Susman, Margarete - 417; Teichmüller, Gustav - 419; Teller, Jürgen -419; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) - 419; Thaulow, Gustav Ferdinand - 420; Theiler, Willy - 421; Thiele, Günther t 421; Thyssen, Johannes - 423; Tielsch, Elfriede Walesca ~/t 424; Tillich, Paul (Johannes) ~ 424; Trendelenburg, Friedrich Adolf ~/t 426; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) ~/t 426; Tumarkin, Anna ~ 429; Twesten, August (Detlev Christian) ~/t 429; Ueberweg, Friedrich - 429; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert ~ 430; Ulrici, Hermann ~ 430; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde -431; Vaihinger, Hans -431; Vatke, (Johann Karl) Wilhelm ~/t 432; Vattel, Emer de - 432; Verweyen, Johannes Maria 433; Verworn, Max (Richard Konstantin) */~ 433; Vetter, August ~ 433; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) ~/t 433; Vorländer, Franz - 437; Wagner, Gabriel 439; Weber, Alfred - 442; Weber, Alfred - 442; Weber, Max - 443; Wegelin, Jakob (Daniel) t 445; Wehrli, Fritz - 445; Weischedel, Wilhelm ~/t 447; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) - 448; Wentscher, Max 451; Werner, Alfred ~/t 451; Wertheimer, Max ~ 452; Wezel, Johann Karl - 453; Wiese, Leopold von - 454; Wille, Bruno - 455; Willmann, Otto (Philipp Gustav) ~ 455; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Wind, Edgar * 457; Windelband, Wilhelm ~ 458; Wiplinger, Fridolin ~ 459; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg -/t 460; Wölfflin, Heinrich - 461; Wundt, Max ~ 463; Wust, Peter (Josef) ~ 464; Yorck von Wartenburg, Paul Graf - 464; Zeller, Eduard (Gottlob) - 465; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) */- 466; Ziegenfuß, Werner ~/t 466; Ziehen, Theodor - 467; Zocher, Rudolf - 469; Zweiling, Klaus */- 470. Berlinchen Lasker, Emanuel * 241. Berlingen (Kt. Thurgau) Kym, Andreas Ludwig * 234. Bermersheim Hildegard von Bingen * 180. Bern Barth, Heinrich */~ 22; Barth, Karl ~ 22; Benjamin, Walter ~ 33; Dürr, (Georg) Ernst ~/t 92; Einstein, Albert ~ 98; Gigon, Olof - 136; Gomperz, Heinrich - 144; Häberlin, Paul - 153; Hager, Fritz-Peter ~ 155; Haller, Carl Ludwig von */~ 155; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich - 162; Herbart, Johann Friedrich ~ 172; Herbertz, Richard ~ 173; Heynlin de Lapide, Johannes 542

~ 178; Heyse, Hans ~ 178; Holzapfel, Rudolf Maria - 185; Keller, Wilhelm - 213; Klatzkin, Jakob - 219; König, (Johann) Samuel ~ 223; Koigen, David - 225; Lapide, Pinchas E(lias) - 240; Lazarus, Moritz ~ 244; Oelzelt von Newin, Anton d. J. ~ 309; Oken, Lorenz 310; Praechter, Karl - 330; Romang, Johann Peter 351; Ryffel, Hans */- 357; Saitschick, Robert - 358; Scholem, Gershom - 377; Schwarz, Theodor - 385; Snell, (Johann Philipp) Ludwig - 392; Stapfer, Philipp Albert */~ 401; Stein, Ludwig ~ 406; Theiler, Willy ~/t 421; Troxler, Ignaz Paul Vitalis ~/t 427; Tumarkin, Anna -/t 429; Vattel, Emer de - 432; Vogt, Carl - 436; Werner, Martin */~/f 452; Zeller, Eduard (Gottlob) - 465; Zimmermann, Johann Georg ~ 469; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Bernhards (seit 1972 zu Fulda) Siegmund, Georg t 389. Bernkastel-Kues -> Kues. Beromünster (Kt. Luzern) Troxler, Ignaz Paul Vitalis */- 427. Beselich -» Heckholzhausen. Besigheim Schrempf, Christoph * 379. Bessungen (seit 1888 zu Darmstadt) Noack, Ludwig * 304. Bettingen (seit 1921 zu Wertheim) Klein, Matthäus * 220. Betzdorf Fröbes, Joseph * 128. Beuron Mager, Alois - 264. Beuthen O. S. (poln. Bytom) Guttmann, Jakob * 152; Schuppe, Wilhelm - 384. Biatystok (Polen) Friedmann, (Adolph) Hermann * 124. Biberach an der Riß Rudolf von Biberach ~ 355. Biebrich (seit 1926 zu Wiesbaden) Diels, Hermann (Alexander) * 82; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) * 83; Riehl, Wilhelm Heinrich */345; Wolf, Erik * 462. Biel (frz. Bienne, Kt. Bern) Romang, Johann Peter -351. Bielefeld siehe auch Schildesche Bavink, Bernhard ~/t 29; Denker, Rolf * 79; Elias, Norbert - 100; Krüger, Lorenz - 232; Luhmann, Niklas ~ 260; Schelsky, Helmut - 365. Bielitz (poln. Bielsko, seit 1951 zu Bielitz-Biala, poln. Bielsko-Biaia) Eibl, Hans * 97. Bielsko-Biafa -» Bielitz. Bienne -» Biel. Biganzolo (heute zu Verbania, Italien) Frobenius, Leo (Viktor) t 128. Bilderlingshof (Lettland) Freytag Löringhoff, Bruno Baron von * 124. Birmingham (England) Baumgardt, David ~ 27; Cohn, Jonas (Ludwig) ~/f 70; Lieben, Arthur -251. Birnbaum (poln. Midzychod) Joel, Manuel * 200. Bischofsheim a. d. Rhön Metz, Andreas * 285. Bitterfeld Schneider, Michael * 375. Black Mountain (North Carolina, USA) Kahler, Erich (Gabriel) von - 205.

Bonn Blankenberg (Sieg) (seit 1934 zu Hennef/Sieg) Dietzgen, Josef * 83. Blankenburg (Unstrut-Hainich-Kreis) Leisegang, Hans * 247. Blankenburg (Harz) siehe auch Bömecke Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) * 396. Blasewitz (seit 1921 zu Dresden) Frantz, (Gustav Adolph) Constantin t 120. Blaubeuren Bardili, Christoph Gottfried * 21; Planck, Karl Christian ~ 323; Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin - 349; Sapper, Karl * 358; Sigwart, Christoph ~ 389; Strauß, David Friedrich -412; Vischer, Friedrich Theodor von ~ 434. Blijenbeck (Niederlande) Frick, Karl ~ 124; Meyer, Theodor ~ 287. Blumenhagen (bei Stettin) Fernow, Carl Ludwig * 112. Bocholt Ilting, Karl-Heinz * 194. Bochum Blumenberg, Hans ~ 42; Ehrenberg, Hans - 96; Kofler, Leo ~ 224; Oelmüller, Willi ~ 308; Schmitz-Moormann, Karl ~ 375; Willms, Bernard ~/t 455; Wössner, Jakobus -461. Bockwitz (seit 1950 zu Lauchhammer) Kühne, Lothar * 232. Bodenbach (tschech. Podmokly, seit 1943 zu Tetschen/Deöin) Biedermann, Gustav - 38. Bodenfelde Freudenthal, Jacob * 123. Böhmisch-Aicha (tschech. Cesky Dub) Biedermann, Gustav * 38. Böhmisch Krumau (tschech. Cesky Krumlov) Knittel, Kaspar - 221. Börnecke (seit 1994 zu Blankenburg/Harz) Frantz, (Gustav Adolph) Constantin * 120. Bogatynia -> Reichenau. Bohlsbach (Offenburg) Oken, Lorenz * 310. Bohuslän (Schweden) Thorild, Thomas * 423. Boiensdorf -> Stove. Bojanowo (Polen) Frauenstädt, (Christian Martin) Julius * 120. Bollschweil Marx, Werner t 274. Bologna Agricola, Georgius - 3; Copernicus, Nicolaus ~ 72; Erasmus von Rotterdam - 103; Johannes de Erfordia 201; Nigri, Petrus - 303; Oldendorp, Johann - 311. Bolzano —> Bozen. Bonn siehe auch Bad Codesberg, Buschdorf, Poppelsdorf Agrippa von Nettesheim - 5; Arnim, Hans (Friedrich) von - 15; Baeumker, Clemens - 19; Baeumler, Alfred - 19; Barion, Jakob - 21; Barth, Karl - 22; Bauer, Bruno - 25; Baumgartner, Hans Michael - 28; Bavink, Bernhard - 29; Becher, Erich - 29; Becker, Oskar (Joachim) ~/t 30; Behler, Ernst -31; Sehn, Siegfried ~/t 31; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) -/t 32; Bense, Max - 34; Bergbohm, Karl Magnus ~/t 34; Brandis, Christian August ~/t 48; Bühler, Karl - 58; Burckhardt, Georg Eduard - 59; Burckhardt, Jacob (Christoph) - 59; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob - 69; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71; Dempf, Alois - 79; Denker, Rolf -

79; Dennert, Eberhard - 79; Derbolav, Josef ~/t 80; Deussen, Paul (Jakob) - 81; Diels, Hermann (Alexander) - 82; Dirichlet, Gustav Peter - 85; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu ~/t 86; Du Bois-Reymond, Emil (Heinrich) - 90; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Dyroff, Adolf - 93; Elvenich, Peter Joseph - 101; Erdmann, Benno 105; Erismann, Theodor - 107; Esser, Wilhelm - 108; Fechner, Erich - 110; Fichte, Immanuel Hermann 113; Fischer, Franz - 116; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) ~ 133; Geyer, Bernhard ~/t 135; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) - 136; Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von - 137; Guardini, Romano - 150; Haering, Theodor (Lorenz) d. J. - 154; Hahn, Hans 155; Hartmann, Klaus - 158; Hausdorff, Felix -/t 160; Heidemann, Ingeborg */- 164; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von - 169; Hengstenberg, HansEduard - 171; Hennemann, Gerhard - 172; Herbertz, Richard - 173; Hermes, Georg ~/t 175; Hertling, Georg (Friedrich) Graf von - 176; Hertz, Heinrich (Rudolf) ~/t 176; Hess, Moses */- 177; Hirsch, Samuel - 182; Hoffmeister, Johannes ~/t 184; Honecker, Martin */186; Husserl, Gerhart ~ 193; Ilting, Karl-Heinz - 194; Isenkrahe, Kaspar - 194; Jansen, Bernhard - 197; Kaufmann, Erich - 210; Klein, Joseph - 220; Knoodt, (Franz) Peter ~/t 222; Koch, Joseph - 222; Kranz, Walther ~/t 228; Külpe, Oswald - 233; Lakebrink, Bernhard - 235; Lamprecht, Karl Gotthard - 237; Landsberg, Paul (Ludwig) */- 238; Lange, Friedrich Albert - 239; Lasaulx, Ernst (Peter) von - 241; Lessing, Theodor - 250; Lipps, Theodor - 254; Litt, Theodor -/t 254; Lorenzen, Paul - 257; Lotze, (Rudolph) Hermann - 258; Malter, Rudolf - 266; Marck, Siegfried - 268; Marcus, Ernst Moses - 268; Martin, Gottfried ~/t 270; Martius, Götz - 271; Marx, Karl - 271; Marx, Werner - 274; Meinecke, Friedrich - 277; Melanchthon, Philipp - 279; Melzer, Ernst ~/t 281; Meumann, Ernst - 286; Meurers, (Peter) Joseph - 286; Meyer, Jürgen Bona -/t 286; Meyer, Theodor - 287; Michelis, Friedrich - 288; Möhler, Johann Adam - 289; Müller, Aloys 294; Müller-Lyer, Franz Carl - 295; Natorp, Paul - 297; Neeb, Johannes - 298; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel - 298; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) ~ 301; Oehler, Richard - 308; Oettingen, Alexander von - 309; Paulsen, Friedrich - 316; Pelster, Franz 317; Pesch, Heinrich - 317; Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm) ~/t 321; Praechter, Karl - 330; Rausch, Jürgen - 335; Reininger, Robert - 342; Reinke, Johannes 342; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Rintelen, Fritz Joachim von - 347; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) */-/t 347; Rothacker, Erich ~/t 353; Rothenflue, Franz - 354; Rüfner, Vinzenz ~/t 355; Rülf, Isaak - 355; Schaarschmidt, Karl (Maximilian Wilhelm) ~/t 360; Schmitt, Carl - 374; Schneider, Arthur (Carl August) - 375; Schöndörffer, Otto (Konrad) - 376; Schuppe, Wilhelm ~ 384; Selz, Otto - 387; Söhngen, Gottlieb (Clemens) - 392; Stegmüller, Wolfgang - 403; Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) - 404; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) - 407; Stoning, Gustav (Wilhelm) -411; Ströker, Elisabeth - 414; Strümpell, Ludwig (Adolf) von - 414; Study, (Christian Hugo) Eduard ~/t 415; Thyssen, Johannes ~/t 423; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) - 426; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Twesten, August (Detlev Christian) - 429; Ueberweg, Friedrich ~ 429; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde - 431; Verweyen, Johannes Maria - 433; Verworn, Max (Richard Konstantin) ~/t 433; Vorländer, Franz - 437; Wagner, Hans -/t 439; Weber, Alfred - 442; Weber, Theodor (Hubert) -/t 444; Welzel, Hans - 450;

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Boos Wentscher, Else ~ 450; Wentscher, Max -451; Wille, Bruno - 455; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus ~/t 458; Wolandt, Gerd -461; Weltmann, Ludwig ~ 463; Wust, Peter (Josef) - 464; Yorck von Wartenburg, Paul Graf - 464. Boos (Kr. Unterallgäu) Gumposch, Philipp Viktor * 151. Boppard siehe auch Marienberg Knoodt, (Franz) Peter * 222. Borby (seit 1934 zu Eckernförde) Stein, Lorenz von * 405. Bornheim (Rhein-Sieg-Kreis) -» Walberberg. Borsky Jur -> Bur-Sankt Georgen. Borucice -» Baruthe.

Boskovice -» Boskowitz. Boskowitz (tschech. Boskovice) Steckelmacher, Moritz * 402. Boston (Massachusetts, USA) Altmann, Alexander t 10; Jaeger, Werner (Wilhelm) t 196; Metzger, Arnold - 285; Mises, Richard Martin Edler von t 289; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Schrödinger, Erwin - 380. Bozen (Italien. Bolzano) siehe auch Cries Erhard, Andreas * 106; Gruber von Zurglburg, Philibert -/t 149; Riehl, Alois (Adolf) * 345; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von */t 465. Bozice -» Groß Grillowitz. Brandenburg an der Havel Formey, Johann Heinrich Samuel - 119; Havemann, Robert (Hans Günther) - 160. Braniewo -> Braunsberg (Ostpr.). Brannenburg Linke, Paul Ferdinand t 253. Bratislava -» Preßburg. Braubach Snell, Friedrich Wilhelm Daniel - 392. Braunfels Henkel, Heinrich * 171. Braunsberg (Ostpr.) (poln. Braniewo) Barion, Jakob - 21; Michelis, Friedrich - 288; Rosenmöller, Bernhard ~ 352; Söhngen, Gottlieb (Clemens) 392. Braunschweig Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von ~ 52; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard */~/t 58; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig * 60; Dedekind, Richard */~/t 78; Eckhart von Hochheim - 95; Formstecher, Salomon - 119; Gauß, Carl Friedrich */- 131; Glockner, Hermann ~/t 137; Griepenkerl, Friedrich Konrad ~/t 147; Hirsch, Samuel - 182; Lessing, Gotthold Ephraim -/t 248; Moog, Willy -/t 291; Moritz, Karl Philipp ~ 292; Pockels, Karl Friedrich ~/t 326; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) * 338; Solmitz, Walter Moritz * 393; Ströker, Elisabeth -414; Teichmüller, Gustav * 419; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) - 433; Winkelmann, August Stephan */~/t 459. Breckerfeld Schmalenbach, Herman * 372. Breidt (seit 1969 zu Lohmar) Klein, Joseph * 220. Breiteneich (Niederösterreich) Roretz, Karl von * 351. Bremen siehe auch Lesum Boots, Abraham * 46; Clauberg, Johann - 68; Combach, Johannes - 70; Heidegger, Martin - 163; Herbart, Johann Friedrich - 172; Heyse, Hans * 178; Kalthoff,

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Albert ~/t 206; Knittermeyer, (Johann) Hinrich ~/t 221; Lipsius, Friedrich Reinhard ~ 254; Plenge, Johann (Max Emanuel) * 325; Rausch, Jürgen * 335; Ribov, Georg Heinrich - 343; Sohn-Rethel, Alfred ~/t 392; Sonnemann, Ulrich - 394; Tideman, Wilhelm (Julius Robert) * 423. Bremerhaven Linke, Paul Ferdinand - 253. Bremervörde Tiedemann, Dietrich * 424. Breselenz (Gem. Jameln, Kr. Dannenberg) Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard * 346. Breslau (poln. Wroclaw) Anders, Günther * 11; Angelus Silesius */~/t 12; Baeumker, Clemens - 19; Barnick, Johannes (Ferdinand) - 22; Barth, (Ernst Emil) Paul - 24; Baumgartner, Matthias - 28; Baur, Ludwig ~ 28; Beling, Ernst von - 31; Born, Max */- 46; Bornhausen, Karl (Eduard) - 47; Braniß, Christlieb Julius */~/t 48; Braun, Otto 49; Bultmann, Rudolf (Karl) - 58; Carove, Friedrich Wilhelm - 64; Cassirer, Ernst (Alfred) * 65; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von ~/t 68; Cohen, Hermann 69; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71; Cramer, Wolfgang - 75; Czolbe, Heinrich - 76; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Dirichlet, Gustav Peter - 85; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Eben, Johann Jakob * 94; Elias, Norbert */- 100; Elvenich, Peter Joseph ~/t 101; Erdmann, Benno - 105; Faust, August ~/t 110; Formstecher, Salomon - 119; Freudenthal, Jacob - 123; Fülleborn, Georg Gustav ~/t 130; Garve, Christian */-/t 131; Geyer, Bernhard - 135; Güttier, Carl - 151; Guttmann, Jakob ~/t 152; Guttmann, Julius - 152; Hausdorff, Felix * 160; Henkel, Heinrich - 171; Heyse, Hans - 178; Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm - 181; Hönigswald, Richard - 183; Jaensch, Erich (Rudolf) */~ 196; Joel, Karl - 200; Joel, Manuel ~/t 200; Kahlert, (Karl) August (Timotheus) */~/t 206; Kaufmann, David - 210; Kern, Berthold von - 216; Koch, Joseph - 222; Kraft, Julius - 227; Krause, (Caesar Ernst) Albrecht - 229; Kroner, Richard (Jacob) */- 231; Kühnemann, Eugen - 233; Kühn, Helmut 233; Lakmann, Nikolaus t 235; Lasker, Emanuel - 241; Lassalle, Ferdinand */- 242; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd */- 243; Lehmann, Rudolf ~/t 245; Lersch, Philipp - 248; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Lipps, Theodor - 254; Löwi, Moritz */- 256; Maimon, Salomon - 265; Marck, Siegfried */- 268; Melzer, Ernst - 281; Mende, Georg */- 281; Möhler, Johann Adam ~ 289; Most, Otto (Josef) */~ 293; Mundt, Theodor - 296; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel ~/t 298; Neumann, Franz Leopold - 299; Oehler, Richard - 308; Otto, Rudolf (Louis Karl) - 313; Paulsen, Friedrich 316; Pauw, (Franz) Kornelius de - 317; Pohle, Joseph ~/t 327; Pribram, Karl - 330; Rosenmöller, Bernhard - 352; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) - 352; Sagittarius, Thomas -/t 357; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst */- 369; Schneider, Arthur (Carl August) ~ 375; Schneider, Ceslaus Maria - 375; Scholz, Heinrich - 377; Schrödinger, Erwin - 380; Schulz, Walter - 383; Schuppe, Wilhelm ~/t 384; Sennen, Daniel * 387; Siegmund, Georg - 389; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) - 393; Steckelmacher, Moritz 402; Steffens, Henrik - 402; Stein, Edith */- 404; Stern, William Louis - 409; Weber, Theodor (Hubert) - 444; Willmann, Otto (Philipp Gustav) - 455; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg - 460; Wolff, Christian Frh. von * 462; Yorck von Wartenburg, Paul Graf - 464. Bressanone -> Brixen.

Cannstatt Breiten Melanchthon, Philipp * 279. Brieg (poln. Brzeg) Schneider, Ceslaus Maria * 375; Schuppe, Wilhelm * 384; Siegmund, Georg ~ 389. Brig (seit 1972 zu Brig-Glis, Kt. Wallis) Cathrein, Victor * 66; Kleutgen, Joseph -221. Brighton (England) Rüge, Arnold ~/t 356. Brilon -> Alme. Brixen (italien. Bressanone) Mitterer, Albert - 289; Nikolaus von Kues ~ 303; Ricius, Paulus - 344. Brno -» Brunn. Brody -> Pforten. Bruchhausen (seit 1974 zu Bruchhausen-Vilsen) Steinheim, Salomon Ludwig * 408. Bruchsal Praechter, Karl - 330. Brück an der Mur (Steiermark) Mokre, Johann (Josef Alois) * 290. Bruckberg (Kr. Ansbach) Feuerbach, Ludwig (Andreas) -112. Brückenau -> Bad Brückenau. Brülisau (Kt. Appenzell Innerrhoden) Manser, Callus Maria * 267. Brunn (tschech. Brno) Gödel, Kurt (Friedrich) * 138; Gomperz, Theodor * 144; Likavetz, Joseph Kalasanz - 252; Lorm, Hieronymus ~/t 257; Mises, Richard Martin Edler von ~ 289; Müllner, Laurenz - 295; Siegel, Carl - 389; Spann, Othmar ~ 395; Wallaschek, Richard * 441. Brüssel Ahrens, Heinrich - 6; Amery, Jean ~ 10; Einstein, Albert - 98; Grelling, Kurt - 147; Hempel, Carl Gustav - 171; Herder, Johann Gottfried - 173; Hess, Moses ~ 177; Horkheimer, Max - 186; Löwenthal, Eduard - 255; Marx, Karl - 271; Pfordten, Otto Frh. von der t 321; Schliephake, Theodor (F. W.) - 372; Schrödinger, Erwin - 380; Weitling, Wilhelm (Christian) - 448. Brugg (Kt. Aargau) Pestalozzi, Johann Heinrich t 318; Zimmermann, Johann Georg */~ 469. Brunswick (Maine, USA) Solmitz, Walter Moritz ~/t 393. Bryn Mawr (Pennsylvania, USA) Frank, Erich - 119. Brzeg -» Brieg. Buchau -> Bad Buchau. Buchenbühl (Gem. Simmerberg, seit 1968 zu WeilerSimmerberg) Hartmann, Max(imilian) t 159. Buchenwald Amery, Jean - 10; Harig, Gerhard - 157; Ley, Hermann -250. Buda -» Ofen. Budapest siehe auch Ofen, Pest Freyer, Hans - 123; Kaufmann, David - 210; Kolbenheyer, Erwin Guido * 225; Lukäcs, György von */-/t 260; Mannheim, Karl */~ 267; Polanyi, Michael */- 327; Schelsky, Helmut - 365; Schmitt, Eugen Heinrich ~ 374; Szilasi, Wilhelm */~ 417. Budupönen (Ostpreußen) Liebrucks, Bruno * 252. Bückeburg Abbt, Thomas ~/t 1; Herder, Johann Gottfried -173. Büdingen König, (Johann) Samuel * 223.

Buenos Aires Krüger, Felix-231. Bünzen (Kt. Aargau) Meyer, Theodor * 287. Bürge! Grimm, Eduard - 147. Bützow Engel, Johann Jakob - 102; Tetens, Johann Nicolaus ~ 420. Buffalo (New York, USA) Bertalanffy, Ludwig von ~/t 37; Kaufmann, Fritz (Leopold)-211. Bukarest Barthel, Ernst - 24; Mutius, Gerhard von - 296; Wille, Bruno - 455. Buldern (seit 1975 zu Dülmen) Lorenz, Konrad (Zacharias) - 256. Bur-Sankt Georgen (slowak. Borsky Jur, ungar. Burszentgyörgy) Ewald, Oskar* 110. Burg b. Magdeburg Beseke, Johann Melchior Gottlieb * 38; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von * 68. Burg Stauf Albertus Magnus ~ 7. Burgdorf (Kt. Bern) Pestalozzi, Johann Heinrich - 318. Burgörner Humboldt, Wilhelm von - 191. Burgsteinfurt (seit 1975 zu Steinfurt) Timpier, Clemens t 425. Burgwerben Heydenreich, Karl Heinrich t 178. Burladingen -> Salmendingen. Bursfelde (seit 1973 zu Hannoversch Münden) Engelhus, Dietrich ~ 102; Stange, Carl - 400. Buschdorf (seit 1969 zu Bonn) Müller, Aloys ~/t 294. Butzbach siehe auch Criedel Biel, Gabriel - 38. Bytom -> Beuthen O. S. Cadiz (Spanien) Humboldt, Wilhelm von - 191. Calw Andreae, Johann Valentin -11. Cambrai (Dep. Nord, Frankreich) Erasmus von Rotterdam - 103. Cambridge (England) Ackermann, (Friedrich) Wilhelm - 2; Baur, Ludwig ~ 28; Born, Max - 46; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Fischer, (Ernst) Hugo - 117; Heinemann, Fritz - 166; Lorenzen, Paul - 257; Rand, Rose ~ 333; Waismann, Friedrich - 440; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) ~/t 459. Cambridge (Massachusetts, USA) Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Feig], Herbert -112; Frank, Philipp ~/t 120; Jacoby, Günther - 195; Jaeger, Werner (Wilhelm) - 196; Jung, Carl Gustav - 203; Reisen, Hans - 213; Kühnemann, Eugen - 233; Luhmann, Niklas 260; Marcuse, Herbert - 268; Metzger, Arnold - 285; Mises, Richard Martin Edler von ~ 289; Münsterberg, Hugo ~/t 295; Oppenheim, Paul - 311; RosenstockHuessy, Eugen (Friedrich Moritz) - 352; Solmitz, Walter Moritz - 393; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert - 430; Voegelin, Eric - 435. Cannstatt -> Bad Cannstatt.

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Canterbury Canterbury (England) Erasmus von Rotterdam ~ 103; Honorius Augustodunen-

sis - 186. Capri (Italien) Uexküll, Jakob (Johann) Baron von ~/t 429. Celerina (bündnerroman. Schlarigna, Kt. Graubünden) Ree, Paul t 336. Celle ^Schultze, Fritz * 383. Cernivci -» Czernowitz. Certenago (Kt. Tessin) v Meyer. Rudolf t 287. " eske Kfidlovice -> Groß Grillowitz. esky Dub -» Böhmisch-Aicha.

8Cesky Krumlov -» Böhmisch Krumau.

Cham (Oberpfalz) Gerhoh von Reichersberg -135. Chapel Hill (North Carolina, USA) Kühn, Helmut - 233. Charki'v -» Charkow. Charkow (ukrain. Chark'iv, russ. Char'kov) Jakob, Ludwig Heinrich von ~ 196; Schad, Johann Baptist ~ 360. Charlottenburg (seit 1920 zu Berlin) Eberhard, Johann August ~ 93; Petzoldt, Joseph ~ 319; Weber, Alfred - 442; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) ~ 459; Zschimmer, Eberhard ~ 470. Charlottesville (Virginia, USA) Husserl, Gerhart - 193. Chäteauroux (Frankreich) Groethuysen, Bernhard ~ 148. Chätillon-sur-Seine (Dep. Cote-d'Or, Frankreich) Humboldt, Wilhelm von - 191.

Cheb -> Eger. Chehnno -» Culm. Chemnitz (1953-90 Karl-Marx-Stadt) Agricola, Georgius -/t 3; Schelsky, Helmut * 365. Chicago (Illinois, USA) Arendt, Hannah - 14; Bamberger, Fritz (Siegfried) - 21; Bertalanffy, Ludwig von - 37; Carnap, Rudolf (Leo) ~ 63; Dietzgen, Josef ~/t 83; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von - 89; Hayek, Friedrich August von 161; Hempel, Carl Gustav ~ 171; Hirsch, Samuel -/t 182; Horkheimer, Max - 186; Jaeger, Werner (Wilhelm) ~ 196; Marck, Siegfried -/t 268; Menger, Karl -/t 283; Rintelen, Fritz Joachim von ~ 347; Schweitzer, Albert - 385; Strauss, Leo - 413; Tillich, Paul (Johannes) ~/t 424; Wind, Edgar - 457. Chirlitz (tschech. Chrlice) Mach, Ernst * 264. Chi§inäu -> Kischinew. Chocen -» Chotzen. Chocimierz -» Groß Tuchen. Chojna -> Königsberg Nm. Chojnice -> Konitz (Westpr.). Chotzen (tschech. Chocen) Wenzel, Gottfried Immanuel * 451. Christchurch (Neuseeland) Popper, Sir Karl Raimund - 328. Chrlice -> Chirlitz. Chur (Kt. Graubünden) Gumposch, Philipp Viktor - 151; Huber, Kurt (Theodor) * 188. Cieszyn —> Teschen. Cincinnati (Ohio, USA)

Neumark, David ~/t 300. Ciudad de Mexico -» Mexiko. Clausthal-Zellerfeld Hennemann, Gerhard - 172.

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Coburg Briegleb, Johann Christian ~/f 51; Buddeus, Johann Franz - 57; Chladni, Johann Martin ~ 67; Feder, Johann Georg Heinrich ~ 111; Forberg, Friedrich Karl - 119; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Jean Paul - 198; Ortloff, Johann Andreas */-/t 311; Stahl, Daniel - 398; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von * 405; Study, (Christian Hugo) Eduard * 415; Sucro, Christoph Joseph -/t 416. Cofforach (Schottland) Gordon, Andreas * 145. Colmar (Dep. Haut-Rhin, Frankreich) Nider, Johannes ~ 300; Nikolaus von Straßburg ~ 304; Paracelsus - 314. Columbus (Ohio, USA) Kaufmann, Fritz (Leopold) -211, Corbie (Dep. Somme, Frankreich) Gottschalk der Sachse -145. Cordoba (Spanien) Humboldt, Wilhelm von - 191. Cortona (Italien) Winckelmann, Johann Joachim ~ 456.

Corvey Bovo, Abt von Corvey - 48; Paullini, Christian Franz ~ 316; Wibald~454. Coswig (Anhalt) Cohen, Hermann */- 69. Couvet (Kt. Neuenburg) Vattel, Emer de * 432. Crailsheim Heim, Karl ~ 165. Crossen/Oder (poln. Krosno Odrzanskie) Pannwitz, Rudolf* 314. Culm (poln. Chelmno) Copernicus, Nicolaus - 72; Sawicki, Franz - 360. Czernowitz (ukrain. Cernivci, russ. Cernovcy, rumän. Cernäuti) Hahn, Hans - 155; Marty, (Martin) Anton (Maurus) -271; Nahlowsky, Josef Wilhelm - 297; Radakovic, Konstantin - 332; Siegel, Carl - 389; Wähle, Richard 440. Czuszow (Polen) Bochenski, Joseph Marie * 43.

Dachau Ewald, Oskar -110; Hönigswald, Richard ~ 183; Klaus, Georg - 220; Simmel, Georg - 390; Solmitz, Walter Moritz - 393.

Dachsenhausen Snell, Christian Wilhelm * 391; Snell, Friedrich Wilhelm Daniel * 392; Snell, (Christian) Karl * 392. Darstellen (Kt. Bern) Romang, Johann Peter ~ 351. Damm (Aschaffenburg) Dyroff, Adolf * 93. Danzig (poln. Gdansk) siehe auch Ohra Calov, Abraham - 61; E werbeck, Christian Gottfried 110; Fichte, Johann Gottlieb - 114; Fischer, Christian Gabriel - 116; Gruppe, Otto Friedrich * 149; Hanow, Michael Christoph ~/t 157; Hansch, Michael Gottlieb 157; Keckermann, Bartholomäus */~/t 212; Lakmann, Nikolaus */- 235; Metzke, Erwin * 285; Münsterberg, Hugo * 295; Mussmann, Johann Georg * 296; Nicolai, Heinrich */~/t 300; Pasch, Georg * 315; Paullini, Christian Franz - 316; Ricken, Heinrich * 344; Rinck, Friedrich Theodor ~/t 347; Schopenhauer, Arthur */377. Darmstadt siehe auch Bessungen Böhm, Andreas * 43; Büchner, (Friedrich Karl Christian)

Dresden Ludwig */~/| 57; Dessauer, Friedrich ~ 80; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) ~ 85; Goldstein, Julius ~/t 144; Grisebach, Eberhard ~ 147; Herder, Johann Gottfried ~ 173; Hertling, Georg (Friedrich) Graf von * 176; Keyserling, Hermann Graf ~ 216; Lotz, Johannes Baptist * 258; Pieper, Josef ~ 322; Röder, Karl David August * 349; Schlechte, Karl ~ 368; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst ~ 380; Wiener, (Ludwig) Christian */- 454. Davis (Kalifornien, USA) Bodenheimer, Edgar ~/t 43. Decin -» Bodenbach. Deggendorf Rixner, Thaddäus Anselm - 349. Deining (seit 1978 zu Egling, Kr. Bad TölzWolfratshausen) Babenstuber, Ludwig * 17. Deisenhofen (seit 1978 zu Höchstädt a. d. Donau) Pfeifer, Franz Xaver * 320. Delley (Kt. Freiburg) Dedelley, Jakob * 78. Demmin Kaufmann, Erich * 210. Den Haag Brunner, Constantin t 54; Dietzgen, Josef ~ 83; König, (Johann) Samuel - 223; Kroner, Richard (Jacob) ~ 231; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) ~ 300; Verdroß-Droßberg, Alfred - 432. Denkendorf (Kr. Esslingen) Abel, Jakob Friedrich von - l; Bardili, Christoph Gottfried -21. Dessau Basedow, Johann Bernhard - 25; Cohen, Hermann ~ 69; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard ~ 110; Hirsch, Samuel - 182; Hugo, Gustav -191; Mendelssohn, Moses * 281; Moritz, Karl Philipp - 292. Dettingen a. Main Rüfner, Vinzenz * 355. Dettingen an der Iller —> Oberdettingen. Deutsch Krone (poln. Walcz) Schasler, Max (Alexander Friedrich) * 362. Deutz (seit 1888 zu Köln) Rupert von Deutz ~/t 356. Deventer (Niederlande) Erasmus von Rotterdam - 103; Mutianus Rufus, Conradus - 296; Thomas von Kempen ~ 422. Diedenshausen (seit 1975 zu Bad Berleburg) Althusius, Johannes * 9. Dijon Marck, Siegfried - 268. Dillenburg Althusius, Johannes - 9. Dillingen a. d. Donau siehe auch Schretzheim, Steinheim Agricola, Rudolf - 5; Baumann, Christian - 26; Beckers, Hubert (Karl Philipp) - 30; Dedelley, Jakob - 78; Deutinger, Martin - 81; Hauser, Berthold ~/t 160; Mesmer, Franz Anton - 284; Morasch, Johann Adam - 291; Pfeifer, Franz Xaver ~/t 320; Sailer, Johann Michael von ~ 357; Salat, Jakob - 358; Schmid, Alois Ritter von - 372; Weber, Josef von - 442; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von - 465; Zimmer, Patrizius Benedikt - 468. Disibodenberg Hildegard von Bingen - 180. Ditton Hall (England) Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf 92; Frick, Karl ~ 124; Pesch, Heinrich - 317.

Dixmuiden (Belgien) Reinach, Adolf t 340. Dobrzcynica -> Dobzau. Dobzau (Dobrzcynica, Galizien) Reich, Wilhelm * 337. Döbeln Teller, Jürgen * 419. Dölau (seit 1950 zu Halle/Saale) Flügel, Otto-/t 118. Dornten (seit 1972 zu Liebenburg) Schliephake, Theodor (F. W.) * 372. Dollerupholz (Gem. Westerholz) Görland, Albert t 139. Donauwörth Albertus Magnus - 7; Weber, Josef von - 442. Donndorf (Kyffhäuserkreis) Ranke, Leopold von - 333. Donzdorf Staudenmaier, Franz Anton * 401. Doorn (Niederlande) Frobenius, Leo (Viktor) - 128. Dordrecht (Niederlande) Alsted, Johann Heinrich ~ 9. Dorfchenini tz Pufendorf, Samuel Frh. von * 331. Dornach (Kt. Solothurn) Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) ~/t 407. Dorpat (estn. und russ. Tartu) Baer, Karl Ernst von ~/t 18; Bergbohm, Karl Magnus - 34; Braun, Otto * 49; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Erdmann, Johann Eduard - 106; Friedmann, (Adolph) Hermann - 124; Hartmann, (Paul) Nicolai ~ 159; Jäsche, Gottlieb Benjamin ~/t 196; Keyserling, Hermann Graf - 216; Oettingen, Alexander von -/t 309; Ostwald, (Friedrich) Wilhelm -311; Schmied-Kowarzik, Walther ~ 373; Strümpell, Ludwig (Adolf) von - 414; Teichmüller, Gustav ~/t 419; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von 429; Walter, Julius - 441. Dorsten Oelmüller, Willi * 308. Dortmund Döring, August - 86; Duboc, (Karl) Julius - 89; Eckhart von Hochheim - 95; Ipsen, Günther - 194; Kleutgen, Joseph * 221; Luhmann, Niklas - 260; Scheibler, Christoph ~/t 362; Schelsky, Helmut - 365; SchmitzMoormann, Karl - 375; Simon, Paul * 391; Ströker, Elisabeth * 414. Dreierwalde (seit 1975 zu Hörstel) Hermes, Georg * 175. Dfenice -> Drenitz. Drenitz (tschech. Dfenice) Jerusalem, Wilhelm * 200. Dresden siehe auch Blasewitz, Laubegast Achenwall, Gottfried - 2; Asher, David * 16; Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von - 18; Baeumler, Alfred - 19; Böhme, Jacob - 44; Bühler, Karl - 58; Caesar, Karl Adolf * 60; Carus, Carl Gustav ~/t 64; Chalybäus, Heinrich Moritz - 67; Chamberlain, Houston Stewart - 67; Duboc, (Karl) Julius ~/t 89; Eisenhans, Theodor ~/t 101; Frantz, (Gustav Adolph) Constantin - 120; Glafey, Adam Friedrich ~/t 136; Grohmann, (Johann) Christian August t 148; Hansch, Michael Gottlieb - 157; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Heusinger, Johann Heinrich Gottlob ~/t 177; Kafka, Gustav - 204; Kautsky, Karl - 212; Khunrath, Heinrich t 217; Krause, Karl Christian Friedrich - 229; Kroner, Richard (Jacob) 547

Drossen 231; Langbehn, (August) Julius ~ 239; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Lersch, Philipp - 248; Ley, Hermann ~/t 250; Lipps, Hans ~ 253; Löwenthal, Eduard ~ 255; Lorm, Hieronymus ~ 257; Mainländer, Philipp ~ 266; Melanchthon, Philipp ~ 279; Mises, Richard Martin Edler von ~ 289; Müller, Adam Heinrich - 293; MiillerLyer, Franz Carl ~ 295; Novalis ~ 306; Overbeck, Franz (Camille) - 313; Reinhard, Franz Volkmar ~/t 340; Rüge, Arnold ~ 356; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von ~ 366; Schlechte, Karl - 368; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von t 368; Schliephake, Theodor (F. W.) ~ 372; Schneider, Reinhold - 376; Schopenhauer, Arthur ~ 377; Schottlaender, Rudolf 379; Schubert, Gotthilf Heinrich von - 381; Schultze, Fritz ~/t 383; Seydel, Rudolf * 388; Snell, (Christian) Karl - 392; Stepun, Fedor - 408; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von t 428; Ueberweg, Friedrich ~ 429; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert - 430; Vattel, Emer de ~ 432; Vetter, August 433; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Yorck von Wartenburg, Paul Graf ~ 464. Drossen (poln. Osno/Lubuskie) Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369. Dublin Schrödinger, Erwin ~ 380. Diilmen siehe auch Buldern Bispink, Franz Heinrich * 40. Düren Dirichlet, Gustav Peter * 85; Esser, Wilhelm */t 108; Schwarz, Hermann * 384. Dürnberg (Salzburg) Schmid, Franz Xaver - 372. Düsseldorf Diemer, Alwin -/t 82; Dietrich, Otto t 83; Fichte, Immanuel Hermann ~ 113; Hamann, Johann Georg ~ 156; Ilting, Karl-Heinz ~ 194; Jacobi, Friedrich Heinrich * 195; Litt, Theodor * 254; Manser, Gallus Maria ~ 267; Müller, Aloys ~ 294; Natorp, Paul * 297; Schneider, Ceslaus Maria - 375; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) ~ 396; Susman, Margarete ~ 417; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde -431; Welty, Eberhard - 450; Wiese, Leopold von ~ 454. Duino (Italien) Boltzmann, Ludwig Eduard t 45. Duisburg siehe auch Homberg Clauberg, Johann ~/t 68; Lange, Friedrich Albert ~ 239; Mercator, Gerhard ~/t 283; Michelis, Friedrich ~ 288; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht t 325. Durham (North Carolina, USA) Stern, William Louis ~/t 409. Durlach (seit 1938 zu Karlsruhe) Praechter, Karl ~ 330; Schmid Noerr, Friedrich Alfred * 373. Ebenhausen (Gem. Schäftlarn) Ettlinger, Max (Emil) t 108. Eberbach (Gem. Mulfingen) Haecker, Theodor * 154. Eberbach (Kloster, Eltville am Rhein) Heinrich Heinbuche von Langenstein - 166. Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) Groos, Friedrich t 148. Ebsdorfergrund -> Rauischholzhausen. Eckernförde siehe auch Borby Stein, Lorenz von - 405. 548

Edesheim (Kr. Südliche Weinstraße) Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von * 184. Edinburgh Born, Max - 46; Kraus, Oskar - 228; Schweitzer, Albert -385. Eger -> Erlau. Eger (tschech. Cheb) Schertzer, Johann Adam * 366. Eggstätt Dempf, Alois t 79. Egling (Kr. Bad Tölz-Wolfratshausen) -» Deining. Eibingen (seit 1939 zu Rüdesheim am Rhein) Hildegard von Bingen - 180. Eibiswald (Steiermark) Michelitsch, Anton * 288. Eichstätt Baumann, Christian ~ 26; Glossner, Michael ~ 138; Grabmann, Martin ~/t 146; Hirschberger, Johannes ~ 182; Morasch, Johann Adam - 291; Pieper, Josef - 322; Schneid, Mathias ~/t 375; Stöckl, Albert -/t 411. Eiderstedt Günther, Owen * 151. Einbeck Engelhus, Dietrich */- 102. Einöde (Steiermark) Spitzer, Hugo * 397. Einsiede! (seit 1829 zu Kirchentellinsfurt)

Biel, Gabriel ~/t 38. Einsiedeln (Kt. Schwyz) Manser, Gallus Maria - 267; Paracelsus * 314; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Eisenach (Kr. Eisenach) siehe auch Wartburg Bender, Hedwig - 32; Dietzgen, Josef - 83; Engels, Friedrich - 102; Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt * 134; Heusinger, Johann Heinrich Gottlob ~ 177; Luther, Martin - 261; Paullini, Christian Franz */-/t 316; Syrbius, Johann Jakob -417; Trutvetter, Jodocus * 428. Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) Bauer, Bruno * 25; Böhme, Christian Friedrich * 43; Heineccius, Johann Gottlieb * 165; Krause, Karl Christian Friedrich * 229. Eisenberg (Pfalz) Diemer, Alwin * 82. Eisleben -» Helfta. Eisleben Amerbach, Veit - 10; Gerhardt, Carl Immanuel 134; Luther, Martin */t 261; Novalis - 306; Siebeck, Hermann * 389. Elberfeld (seit 1929 zu Barmen-Elberfeld, seit 1930 Wuppertal) Arnim, Hans (Friedrich) von ~ 15; Döring, August * 86; Hess, Moses - 177; Sachsse, Hans * 357; Ueberweg, Friedrich - 429; Vetter, August * 433. Elbing (poln. Elblqg) Achenwall, Gottfried * 2; Comenius, Johann Amos - 71; Ewerbeck, Christian Gottfried ~/t 110; Nicolai, Heinrich -300. Elbla£ -» Elbing.

Ellwangen (Jagst) Möhler, Johann Adam - 289; Salat, Jakob - 358; Zimmer, Patrizius Benedikt ~ 468. Elmshorn siehe auch Hainholz Weyl, (Claus Hugo) Hermann * 453. Elte (seit 1975 zu Rheine) Pieper, Josef * 322.

Flensburg Eltville am Rhein siehe auch Eberbach Biel, Gabriel - 38. Elze -> Wittenburg. Embken (seit 1972 zu Nideggen) Elvenich, Peter Joseph * 101. Emden (Kr. Emden) Althusius, Johannes ~/t 9; Meyer-Abich, Adolf * 287. Emmelndorf (seit 1972 zu Seevetal) Grimm, Eduard t '47. Emmendingen Walther, Gerda-441. Eningen unter Achalm Baeumler, Alfred t 19.

Ennepetal -> Voerde. Ensisheim (Dep. Haut-Rhin, Frankreich) Gervasius von Breisach ~ 135. Erfurt siehe auch Vieselbach Agricola, Rudolf - 5; Arnoldi, Bartholomäus - 15; Baumgardt, David * 27; Bender, Hedwig t 32; Biel, Gabriel ~ 38; Ebel, Kaspar - 93; Eckhart von Hochheim ~ 95; Engelhus, Dietrich ~ 102; Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Gordon, Andreas ~/t 145; Heinrich von Lübeck - 166; Heinrich Totting von Oyta ~ 167; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Humboldt, Wilhelm von - 191; Johannes de Erfordia ~/t 201; Kautsky, Karl ~ 212; Lakmann, Nikolaus ~ 235; Lange, Joachim ~ 240; Lau, Theodor Ludwig - 243; Lipmann, Jom Tow ben Salomo - 253; Lossius, Johann Christian -/t 258; Luther, Martin -261; Moritz, Karl Philipp ~ 292; Mutianus Rufus, Conradus ~ 296; Riedel, Friedrich Just(us) - 344; Rösser, (Georg) Kolumban ~ 351; Strigel, Victorinus - 414; Tennemann, Wilhelm Gottlieb -419; Thomas von Erfurt - 421; Trutvetter, Jodocus ~/t 428; Weber, Alfred * 442; Weber, Max * 443. Erkelenz Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) * 136. Erlangen Abicht, Johann Heinrich - l; Bayer, Karl - 29; Berolzheimer, Friedrich - 37; Binder, Julius - 40; Breyer, Johann Friedrich ~/t 51; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) - 54; Chladni, Johann Martin -/t 67; Class, Gustav - 68; Daumer, Georg Friedrich ~ 77; Diemer, Alwin - 82; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) - 85; Erhardt, Johann Simon - 107; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard -110; Feder, Johann Georg Heinrich -111; Feuerbach, Ludwig (Andreas) - 112; Fichte, Johann Gottlieb - 114; Fischer, Karl Philipp ~ 117; Frobenius-Kühn, Eleonore - 128; Glockner, Hermann - 137; Hensel, Paul (Hugo) ~/t 172; Hißmann, Michael - 182; Ilting, Karl-Heinz - 194; Kaftan, Julius ~ 205; Kamiah, Wilhelm ~/t 206; Kant, Immanuel - 207; Kaufmann, Erich - 210; Kaulbach, Friedrich -211; Klaus, Georg - 220; Klein, Matthäus - 220; Kühn, Helmut - 233; Leser, Hermann -/t 248; Lipps, Theodor - 254; Lorenzen, Paul - 257; Marheineke, Philipp Konrad - 269; Mehmel, Gottlieb Ernst August ~/t 277; Mundt, Theodor - 296; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel - 298; Oettingen, Alexander von - 309; Otto, Rudolf (Louis Karl) - 313; Paulsen, Friedrich ~ 316; Plessner, Helmuth - 325; Pohlenz, Max (Hugo) - 327; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Rüstow, Alexander - 355; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von - 364; Schmid, Franz Xaver 372; Scholz, Heinrich - 377; Schubert, Gotthilf Heinrich von -381; Stahl, Friedrich Julius - 398; Stirner, Max 410; Stulzmann, Johann Josua ~/t 416; Suckow, Simon Gabriel ~/t 416; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) - 426;

Wagner, Rudolph - 439; Weber, Alfred - 442; Weber, Karl Julius - 443; Windheim, Christian Ernst - 458; Wössner, Jakobus - 461; Zeltner, Hermann -/t 466; Zocher, Rudolf -/t 469. Erlau (ungar. Eger) Klaus, Michael - 220. Ermershausen (Kr. Haßberge) Ach, Narziß (Kaspar) * 1. Ermsleben Reimmann, Jakob Friedrich - 339; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) * 393. Ernsbach (seit 1972 zu Forchtenberg) Löwenthal, Eduard * 255. Erxleben Martius, Götz * 271. Essen Behler, Ernst * 31; Dietrich, Otto * 83; Marcus, Ernst Moses -/t 268; Pieper, Josef - 322; Stern, Viktor 409; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) * 419; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz * 437; Ziegenfuß, Werner * 466. Esslingen am Neckar Port, Kurt ~/t 329; Steudel, Adolf * 410. Ettal Babenstuber, Ludwig -h 17. Ettlingen Zschimmer, Eberhard t 470. Etzenbach (Gem. Neufahrn i. NB.) Meyer, Hans * 286. Euskirchen Müller, Aloys * 294. Eutin Bahnsen, Julius Friedrich August - 20; Herder, Johann Gottfried ~ 173; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jacobi, Friedrich Heinrich - 195; Trendelenburg, Friedrich Adolf *426. Evanston (Illinois, USA) Kaufmann, Fritz (Leopold) - 211. Exaeten (Niederlande) Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Frick, Karl ~ 124; Meyer, Theodor ~/t 287; Przywara, Erich - 330. Faaborg (Dänemark) Berger, Johann Erich von * 35. Fahr (Gem. Würenlos, Kt. Aargau) Hugo von Straßburg - 190. Fairmont (West Virginia, USA) Schoeck, Helmut - 376. Feldkirch (Vorarlberg) Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf 92; Frick, Karl ~/t 124; Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver) - 153; Przywara, Erich - 330; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Rothenflue, Franz 354. Felsberg (Schwalm-Eder-Kreis) Combach, Johannes - 70. Ferrara Agricola, Rudolf - 5; Copernicus, Nicolaus - 72; Mutianus Rufus, Conradus - 296; Paracelsus - 314. Fiecht (Gem. Vomp, Tirol) Bernhard von Waging - 36. Filehne (poln. Wielen) Lazarus, Moritz * 244. Fischbach (poln. Karpniki) Kühnemann, Eugen t 233. Fläje -> Fleyh. Flensburg Steffensen, Karl (Christian Friedrich) * 403; Stein, Lorenz von - 405.

549

Fleyh Fleyh (tschech. Fläje) Pohl, Wenzel * 327. Floisdorf (seit 1970 zu Mechernich) Schneider, Ceslaus Maria ~/f 375.

Florenz Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) ~ 50; Buber, Martin - 55; Erasmus von Rotterdam ~ 103; Hildebrand, Dietrich von * 180; Hildebrandt, Kurt - 180; Hügel, Friedrich Frh. von * 189; Kastil, Alfred ~ 209; Oehler, Richard - 308; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) t 417; Winckelmann, Johann Joachim ~ 456; Wölfflin, Heinrich -461, Forchtenberg -» Ernsbach. Franeker (seit 1984 zu Franekeradeel, Niederlande) Heineccius, Johann Gottlieb ~ 165; König, (Johann)

Samuel - 223. Frankenberg (Eder) Bayrhoffer, Karl Theodor - 29. Frankfurt am Main Adorno, Theodor W(iesengrund) */~ 3; Albertus Magnus - 7; Arnim, Hans (Friedrich) von ~ 15; Bamberger, Fritz (Siegfried) * 21; Baumann, (Johann) Julius * 26; Baumgarten, Arthur - 27; Baumgarten, Eduard f 28; Benjamin, Walter ~ 33; Blumenberg, Hans - 42; Boilnow, Otto Friedrich ~ 45; Born, Max ~ 46; Bornhausen, Karl (Eduard) */~/t 47; Brand, Gerd * 48; Buber, Martin - 55; Burckhardt, Georg Eduard - 59; Canetti, Elias -61; Cornelius, Hans - 74; Cramer, Wolfgang ~/t 75; Dessauer, Friedrich ~/t 80; Dietrich, Otto - 83; Elias, Norbert - 100; Erasmus von Rotterdam - 103; Ettlinger, Max (Emil) * 108; Eucken, Rudolf (Christoph) - 108; Formstecher, Salomon - 119; Freud, Sigmund - 121; Frobenius, Leo (Viktor) - 128; Fromm, Erich (Pinchas) */~ 129; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) */t 133; Geiger, Moritz (Alfred) * 133; Goethe, Johann Wolfgang von */- 140; Grebe, Wilhelm - 147; Hansch, Michael Gottlieb - 157; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) */~ 161; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 162; Heinemann, Fritz - 166; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Henkel, Heinrich - 171; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Hirsch, Samuel - 182; Hirschberger, Johannes - 182; Horkheimer, Max - 186; Hübscher, Arthur f 189; Humboldt, Wilhelm von - 191; Husserl, Gerhart - 193; Jacobi, Friedrich Heinrich ~ 195; Jaspers, Karl (Theodor) - 197; Kellermann, Benzion - 213; Kempski Rakoszyn, Jürgen von - 214; Kepler, Johannes - 214; Kondylis, Panajotis - 225; Kracauer, Siegfried */226; Kraft, Julius - 227; Krieck, Ernst - 229; Krüger, Gerhard -231; Landshut, Siegfried - 239; Lapide, Pinchas E(lias) ~/t 240; Lau, Theodor Ludwig ~ 243; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von * 247; Liebrucks, Bruno -/t 252; Lipps, Hans - 253; Löwenthal, Eduard - 255; Löwenthal, Leo */- 255; Mannheim, Karl 267; Marcuse, Herbert - 268; Marcuse, Ludwig - 269; May, Eduard - 275; Mises, Richard Martin Edler von - 289; Molitor, Joseph Franz ~/t 291; Neumann, Franz Leopold - 299; Nink, Caspar ~/t 304; Oehler, Richard 308; Oetinger, Friedrich Christoph - 309; Ogiermann, Helmut ~/t 310; Oppenheim, Heinrich Bernhard * 311; Oppenheim, Paul */~ 311; Pestalozzi, Johann Heinrich - 318; Pfordten, Otto Frh. von der * 321; Pribram, Karl - 330; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) ~/t 336; Rieh], Wilhelm Heinrich - 345; Riezler, Kurt - 346; Röder, Karl David August - 349; Röth, Eduard Maximilian - 351; Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand - 351; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) - 352; Rosenzweig, Franz ~/t 353; Rüge, Arnold - 356; Savigny, Friedrich Carl von * 359; Schaaf, Julius (Jakob) - 360; Scheler, Max (Ferdinand)

550

-/t 362; Schlechta, Karl - 368; Schmied-Kowarzik, Walther - 373; Schneider, Arthur (Carl August) - 375; Schopenhauer, Arthur -/t 377; Schweitzer, Albert - 385; Sengler, Jakob - 387; Sonnemann, Ulrich - 394; Spann, Othmar - 395; Steffes, Johann Peter - 403; Sternberger, Dolf ~/t 409; Strauss, Leo - 413; Susman, Margarete - 417; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) - 419; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Trendelenburg, Friedrich Adolf - 426; Vischer, Friedrich Theodor von ~ 434; Weinhandl, Ferdinand - 446; Weischedel, Wilhelm * 447; Wertheimer, Max - 452; Wiese, Leopold von 454; Wolf, Erik - 462; Zahn, Manfred - 465; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) - 467; Ziegler, Theobald - 467; Ziehen, Theodor * 467.

Frankfurt (Oder) Abbt, Thomas - 1; Arnisäus, Henning - 15; Baumgarten, Alexander Gottlieb ~/t 27; Beseke, Johann Melchior Gottlieb - 38; Darjes, Joachim Georg ~/t 76; Garve, Christian - 131; Hansch, Michael Gottlieb - 157; Heineccius, Johann Gottlieb - 165; Humboldt, Wilhelm von - 191; Krug, Wilhelm Traugott ~ 232; Magirus, Tobias -/t 265; Oldendorp, Johann -311; Ranke, Leopold von - 333; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) - 358; Sennen, Daniel - 387; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand - 393; Stahl, Daniel - 398; Steinbart, Gotthilf Samuel -/t 406; Stosch, Friedrich Wilhelm - 412; Thomasius, Christian - 422; Ulrici, Hermann - 430. Frauenburg (poln. Frombork) Copernicus, Nicolaus -/t 72. Frauenheim Bucher, Urban Gottfried * 57. Frauenstadt (poln. Wadowice) Lask, Emil * 241. Frauenzimmern (seit 1971 zu Güglingen) Heim, Karl * 165. Freiberg (Kr. Freiberg) Albertus Magnus - 7; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von - 17; Dietrich von Freiberg - 82; Einsiedel, (Johann) August von - 98; Novalis - 306; Pfeil, Hans - 320; Schubert, Gotthilf Heinrich von - 381; Steffens, Henrik - 402. Freiberg (tschech. PHbor) Freud, Sigmund * 121. Freiburg (Kt. Freiburg) Bochenski, Joseph Marie ~/t 43; Dedelley, Jakob - 78; Dessauer, Friedrich - 80; Gigon, Olof - 136; Kleutgen, Joseph - 221; Manser, Callus Maria ~/t 267; OeingHanhoff, Ludger - 308; Sulzer, Johann Anton - 416; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert - 430. Freiburg i. Schlesien (poln. Swiebodzice) Blüher, Hans * 4 I .

Freiburg im Breisgau Agrippa von Nettesheim - 5; Amerbach, Veit - 10; Anders, Günther - 11; Arendt, Hannah - 14; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) ~ 25; Baumann, Christian ~ 26; Baumgardt, David - 27; Baumgarten, Eduard */- 28; Baumgartner, Matthias - 28; Becker, Oskar (Joachim) - 30; Bilharz, Alfons - 39; Braig, Carl -/t 48; Braun, Alexander (Carl Heinrich) - 49; Brentano, Margherita von - 50; Brunner, Constantin - 54; Bubnoff, Nicolai von - 56; Bühler, Karl - 58; Carnap, Rudolf (Leo) 63; Conn, Jonas (Ludwig) - 70; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Dietrich, Otto - 83; DohnaSchlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Driesch, Hans Adolf Eduard - 87; Du BoisReymond, (David) Paul (Gustave) ~/t 91; Dyroff, Adolf - 93; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93; Elias, Norbert - 100; Erasmus von Rotterdam - 103; Erhardt,

Genf Johann Simon ~ 107; Fink, Eugen ~/t 115; Förster, Friedrich Wilhelm -118; Frank, Erich ~ 119; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von - 124; Frobenius-Kühn, Eleonore - 128; Gablentz, Otto Heinrich von der 130; Gervasius von Breisach ~ 135; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) - 136; Grassi, Ernesto - 146; Grelling, Kurt ~ 147; Groos, Friedrich ~ 148; Guardini, Romano - 150; Hayek, Friedrich August von ~/t 161; Heidegger, Martin ~/t 163; Henkel, Heinrich - 171; Hensel, Paul (Hugo) ~ 172; Hochstetter, Erich - 182; Hommes, Jakob - 185; Honecker, Martin ~/t 186; Horkheimer, Max - 186; Husserl, Edmund ~/t 193; Husserl, Gerhart ~/t 193; Jansen, Bernhard - 197; Johannes von Freiburg -/t 201; Jonas, Hans - 202; Kaufmann, Arthur ~ 209; Kaufmann, Fritz (Leopold) -211; Kempski Rakoszyn, Jürgen von - 214; Koch, Joseph - 222; Kohler, Josef - 224; Kries, Johannes (Adolf) von ~/t 230; Kristeller, Paul Oskar - 230; Kroner, Richard (Jacob) - 231; Kuntze, Friedrich - 234; Lakebrink, Bernhard - 235; Landgrebe, Ludwig - 238; Landsberg, Paul (Ludwig) - 238; Landshut, Siegfried 239; Lask, Emil - 241; Lessing, Theodor ~ 250; Löwith, Karl - 256; Lotz, Johannes Baptist - 258; Luhmann, Niklas - 260; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) 265; Marck, Siegfried - 268; Marcuse, Herbert - 268; Marcuse, Ludwig - 269; Martin, Gottfried - 270; Marx, Werner - 274; Mauthner, Fritz - 275; Mehlis, Georg ~/t 277; Meinecke, Friedrich - 277; Metzger, Arnold - 285; Meurers, (Peter) Joseph - 286; Meyer, Hans - 286; Michelis, Friedrich -/t 288; Möhler, Johann Adam - 289; Moser, Simon - 292; Müller, Max ~/t 294; Münsterberg, Hugo - 295; Nigri, Petrus - 303; Nink, Caspar - 304; Ochsner, Heinrich ~/t 307; Oken, Lorenz - 310; Pfeil, Hans - 320; Picard, Max - 321; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) - 321; Plessner, Helmuth - 325; Rahner, Karl (Josef Erich) */- 333; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) - 336; Reich, Klaus - 337; Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Frh. von - 338; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) ~ 338; Reiner, Hans ~/t 340; Reisch, Gregor ~/t 342; Reuchlin, Johannes - 343; Rickert, Heinrich - 344; Riehl, Alois (Adolf) - 345; Ritter, Joachim ~ 348; Rosenmöller, Bernhard - 352; Rosenzweig, Franz - 353; Rothenflue, Franz - 354; Rüfner, Vinzenz - 355; Salomon, Albert - 358; Sawicki, Franz - 360; Schapp, Wilhelm - 362; Schell, Herman */- 363; Schilling, Kurt - 368; Schmid Noerr, Friedrich Alfred - 373; Schmitz-Moormann, Karl * 375; Schneider, Arthur (Carl August) - 375; Schneider, Reinhold ~/t 376; Schottlaender, Rudolf 379; Sengler, Jakob -/t 387; Siewerth, Gustav - 389; Simmel, Georg - 390; Simon, Paul - 391; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) ~ 393; Sonnemann, Ulrich - 394; Spicker, Gideon - 397; Staudenmaier, Franz Anton ~/t 401; Stein, Edith - 404; Stieler, Georg ~/t 410; Straubinger, Heinrich ~/t 412; Strauss, Leo - 413; Strigel, Victorinus -414; Sulzer, Johann Anton - 416; Szilasi, Wilhelm -/t 417; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) -419; Ulmer, Karl 430; Venveyen, Johannes Maria - 433; Wallaschek, Richard - 441; Weber, Max - 443; Weischedel, Wilhelm - 447; Weite, Bernhard ~/t 449; Welty, Eberhard t 450; Wentscher, Max - 451; Wind, Edgar - 457; Windelband, Wilhelm - 458; Wiplinger, Fridolin - 459; Wolf, Erik ~/t 462; Woltmann, Ludwig - 463; Wundt, Max 463; Zahn, Manfred - 465; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) ~/t 466; Zocher, Rudolf - 469. Freising Espenberger, Johann Nepomuk ~/t 107; Gerhoh von Reichersberg - 135; Hayd, Heinrich -/t 160; Löw,

Reinhard * 254; Meilinger, Andreas Florian - 277; Mutschelle, Sebastian - 297; Otloh von St. Emmeram ~ 312; Otto von Freising - 312; Rixner, Thaddäus Anselm - 349; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) - 420. Freudenstadt Ploucquet, Gottfried - 326. Frickenhausen a. Main Berg, Franz * 34. Friedberg (Hessen) Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) 32; Noack, Ludwig - 304; Strecker, Reinhard - 414. Friedersdorf (Kr. Dahme-Spreewald) Lassen, Georg - 243. Friedland (Kr. Mecklenburg-Strelitz) Biese, Franz * 39; Werner, Alfred - 451. Friedrichroda Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm t 181. Friedrichshagen (seit 1920 zu Berlin) Wille, Bruno - 455. Friesoythe Heinrich Totting von Oyta * 167. Friolzheim Stutzmann, Johann Josua * 416. Frombork -> Frauenburg. Frontenhausen

Meyer, Hans t 286. Fürstenwalde (Spree) Laas, Ernst * 235. Fürth (Kr. Fürth, Stadt) Glockner, Hermann * 137; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) t 265. Fulda siehe auch Bernhards Burkhäuser, Nikolaus * 60; Gottschalk der Sachse - 145; Gutberiet, Constantin ~/t 152; Hrabanus Maurus - 187; Kircher, Athanasius - 218; Otloh von St. Emmeram -312; Pohle, Joseph - 327; Siegmund, Georg - 389; Weikard, Melchior Adam - 446. Fulnek (Mähren) Comenius, Johann Amos -71. Fürth i. Wald Fischer, Aloys * 116. Gablitz (Niederösterreich) Ebner, Ferdinand ~/t 94. Gablonz an der Neiße (tschech. Jablonec nad Nisou) John, Erhard * 201. Gardelegen Lange, Joachim * 240. Gardschau (poln. Godziszewo) Sawicki, Franz * 360. Gauting -» Stockdorf. Gdansk -> Danzig. Gebweiler (frz. Guebwiller, Dep. Haut-Rhin) Manegold von Lautenbach - 267. Geesthacht Ritter, Joachim * 348. Geisa Kircher, Athanasius */- 218. Geiselbronn (Elsaß) Bartholmess, Christian * 24. Geisenheim -> Marienthal. Geismar (Kr. Eichsfeld) Gutberiet, Constantin * 152. Gelbensande -> Willershagen. Gellenau (poln. Jeleniow) Mutius, Gerhard von * 296. Genf Agrippa von Nettesheim - 5; Althusius, Johannes - 9; Ancillon, (Jean Pierre) Frederic - 1 1 ; Andreae, Johann

551

Georgensgmünd Valentin -11; Barth, Karl - 22; Baumgarten, Arthur - 27; Bisterfeld, Johann Heinrich ~ 40; Bodenheimer, Edgar ~ 43; Chamberlain, Houston Stewart - 67; Deussen, Paul (Jakob) -81; Feyerabend, Paul (Karl) t 113; Hertz, Paul - 176; Jacobi, Friedrich Heinrich - 195; Jung, Carl Gustav - 203; Kaufmann, Fritz (Leopold) -211; Kelsen, Hans - 213; Keyserling, Hermann Graf - 216; Korsen, Karl - 226; Lassalle, Ferdinand t 242; Löwenthal, Leo - 255; Marck, Siegfried - 268; Marcuse, Herbert - 268; Müller-Freienfels, Richard - 294; Petzoldt, Joseph - 319; Pribram, Karl - 330; Saitschick, Robert - 358; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) - 393; Thyssen, Johannes - 423; Vattel, Emer de - 432; Vogt, Carl ~/t 436; Vossler, Karl - 438. Georgensgmünd -> Mäbenberg. Georgenthai (Thür. Wald) Bense, Max - 34. Georgsmarienhütte Kranz, Walther * 228. Gera Heusinger, Johann Heinrich Gottlob ~ 177; Martin, Gottfried * 270; Siebeck, Hermann - 389. Gerolzhofen Kellermann, Benzion * 213. Gessenay (Kt. Bern) -> Saanen. Giebichenstein (seit 1900 zu Halle/Saale) Meier, Georg Friedrich t 277. Gießen Alefeld, Johann Ludwig ~/t 8; Aster, Ernst von ~ 16; Baumgartner, Hans Michael - 28; Beling, Ernst von 31; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) - 32; Blumenberg, Hans - 42; Böhm, Andreas ~/t 43; Bollnow, Otto Friedrich ~ 45; Bratuschek, Ernst (Karl Ludwig) ~/t 49; Braun, Alexander (Carl Heinrich) 49; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig - 57; Bultmann, Rudolf (Karl) - 58; Carriere, (Philipp) Moriz - 64; Duboc, (Karl) Julius - 89; Ebel, Kaspar */-/t 93; Emge, Carl August ~ 101; Formstecher, Salomon - 119; Glockner, Hermann - 137; Groos, Karl (Theodor) 149; Hartmann, Max(imilian) - 159; Hillebrand, Joseph -181; Horneffer, Ernst - 187; Jauß, Hans Robert 198; Jungius, Joachim - 204; Kellermann, Benzion 213; Kühn, Johannes Evangelista von - 234; Messer, August - 285; Moog, Willy - 291; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel - 298; Noack, Ludwig -/t 304; Oeing-Hanhoff, Ludger - 308; Oppenheim, Paul - 311; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) ~ 347; Röder, Karl David August 349; Scheibler, Christoph - 362; Schmid, Karl Christian Erhard - 372; Schmid, Leopold ~/t 373; SchmiedKowarzik, Walther - 373; Seebold, Karl - 386; Siebeck, Hermann ~/t 389; Snell, Christian Wilhelm - 391; Snell, Friedrich Wilhelm Daniel ~/t 392; Snell, (Christian) Karl - 392; Snell, (Johann Philipp) Ludwig - 392; Stahl, Daniel - 398; Stammler, Rudolf ~ 400; Staudenmaier, Franz Anton - 401; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) - 407; Strecker, Reinhard ~/t 414; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) - 417; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde -431; Vogt, Carl */- 436; Wiener, (Ludwig) Christian - 454; Wolff, Christian Frh. von 462.

Glarus Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Glasgow Jacoby, Günther -195; Schaper, Eva ~/t 361. Glatz (poln. Klodzko) Bender, Hedwig - 32; Knittel, Kaspar * 221; Wiese, Leopold von * 454.

552

Glaucha (seit 1817 zu Halle/Saale) Ewerbeck, Christian Gottfried - 110. Glauchau Agricola, Georgius */- 3. Glees -» Maria Laach. Gleiwitz (poln. Gliwice) Schuppe, Wilhelm - 384. Gliwice —> Gleiwitz. Glogau (poln. Glogow) Beling, Ernst von * 31; Fülleborn, Georg Gustav */130; Johann von Glogau - 201; Melzer, Ernst - 281. Giogow -» Glogau. Gloucester (Cty. Gloucestershire, England) Kohr, Leopold t 225. Glückstadt Callisen, Christian Friedrich * 60; Thiele, Günther 421; Twesten, August (Detlev Christian) * 429. Gluskovo -» Plibischken. Ghiszyca -» Wüstegiersdorf. Gmunden (Oberösterreich) Vischer, Friedrich Theodor von t 434. Gnadenfeld Schulz, Walter * 383. Gochsheim (seit 1971 zu Kraichtal) Groos, Friedrich - 148. Godziszewo -» Gardschau. Göppingen Jauß, Hans Robert * 198; Oetinger, Friedrich Christoph - 309; Ziegler, Theobald * 467. Görlitz (aus den östlich der Lausitzer Neiße liegenden Stadtteilen wurde 1945 die poln. Stadt Zgorzelec gebildet) Baumeister, Friedrich Christian ~/t 26; Böhme, Jacob -/t 44; Briegleb, Johann Christian * 51; Cohn, Jonas (Ludwig) * 70; Rüge, Arnold * 356; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von - 428; Ziehen, Theodor - 467. Görz (italien. Gorizia) Frankl, Wilhelm Maria - 120; Schubert-Soldern, Richard von - 382. Göteborg (Schweden) Cassirer, Ernst (Alfred) - 65. Göttingen Ach, Narziß (Kaspar) - 1; Achenwall, Gottfried ~/t 2; Ackermann, (Friedrich) Wilhelm - 2; Ahrens, Heinrich - 6; Andreas-Salome, Lou ~/t 12; Aster, Ernst von 16; Bachofen, Johann Jakob - 18; Bardili, Christoph Gottfried -21; Barth, Karl - 22; Baumann, (Johann) Julius -/t 26; Baumgarten, Eduard - 28; Bavink, Bernhard - 29; Bendavid, Lazarus - 32; Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) - 32; Beneke, Friedrich Eduard - 33; Berger, Johann Erich von - 35; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) - 36; Bernays, Paul (Isaak) - 36; Bernheim, Ernst 37; Binder, Julius - 40; Bollnow, Otto Friedrich - 45; Born, Max ~/t 46; Bouterwek, Friedrich (Ludewig) ~/t 47; Brandis, Christian August - 48; Braniß, Christlieb Julius - 48; Briegleb, Johann Christian - 51; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard - 58; Burkamp, Wilhelm 60; Cantor, Georg - 62; Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) - 62; Carriere, (Philipp) Moriz - 64; Caspari, Otto - 65; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71; Conrad-Martius, Hedwig - 71; Dedekind, Richard - 78; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) - 85; Dirichlet, Gustav Peter ~/t 85; Dorner, August - 86; Dubislav, Walter (Ernst Otto) - 89; Dulckeit, Gerhard - 92; Ehrenberg, Hans - 96; Einsiedel, (Johann) August von - 98; Engelhus, Dietrich - 102; Eucken, Rudolf (Christoph) - 108; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard - 110; Feder, Johann Georg Heinrich

Graz ~ 111; Finsler, Paul - 115; Flatt, Johann Friedrich -118; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl -119; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) - 121; Freudenthal, Jacob ~ 123; Gans, Eduard ~ 130; Gauß, Carl Friedrich ~/t 131; Geiger, Moritz (Alfred) - 133; Gentzen, Gerhard (Karl Erich) ~ 134; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Goldschmidt, Ludwig - 144; Grelling, Kurt 147; Griepenkerl, Friedrich Konrad ~ 147; Häberlin, Paul ~ 153; Haeuptner, Gerhard - 154; Hahn, Hans ~ 155; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von - 158; Hartmann, (Paul) Nicolai ~/t 159; Heckmann, Gustav ~ 161; Heisenberg, Werner ~ 168; Hempel, Carl Gustav 171; Herbart, Johann Friedrich -/t 172; Herder, Johann Gottfried - 173; Hertz, Paul - 176; Heyse, Hans ~/t 178; Hubert, David ~/t 179; Hildebrand, Dietrich von ~ 180; Hillebrand, Joseph - 181; Hißmann, Michael ~/t 182; Hochstetter, Erich ~ 182; Hollmann, Samuel Christian -/t 185; Horneffer, Ernst -187; Hugo, Gustav ~/t 191; Humboldt, Wilhelm von - 191; Husserl, Edmund ~ 193; Husserl, Gerhart ~ 193; Iselin, Isaak - 194; Jaensch, Erich (Rudolf) - 196; Jerusalem, Karl Wilhelm - 199; Jordan, (Ernst) Pascual - 202; Kästner, Abraham Gotthelf ~/t 204; Kafka, Gustav - 204; Kahle, Ludwig Martin ~ 205; Kamiah, Wilhelm - 206; Kaufmann, Fritz (Leopold) -211; Kaulich, Wilhelm - 211; Kielmeyer, Carl Friedrich von - 217; Klein, Joseph -/t 220; Koch, Joseph - 222; König, Josef -/t 222; Kraft, Julius ~ 227; Kranz, Walther - 228; Kraus, Christian Jakob - 228; Krause, Karl Christian Friedrich - 229; Kristeller, Paul Oskar - 230; Krüger, Lorenz ~/t 232; Krug, Wilhelm Traugott - 232; Kühnemann, Eugen - 233; Külpe, Oswald - 233; Lambert, Johann Heinrich - 235; Lamprecht, Karl Gotthard - 237; Lange, Konrad von */- 240; Lapide, Pinchas E(lias) - 240; Larenz, Karl - 241; Lasker, Emanuel - 241; Lehmann, Rudolf ~ 245; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von ~ 247; Lessing, Theodor - 250; Lichtenberg, Georg Christoph -/t 250; Lipps, Hans - 253; Lorenzen, Paul -/t 257; Lotze, (Rudolph) Hermann - 258; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) ~ 265; Maier, Heinrich - 265; Marty, (Martin) Anton (Maurus) - 271; May, Eduard - 275; Meiners, Christoph ~/t 278; Meurers, (Peter) Joseph - 286; Meyer-Abich, Adolf - 287; Misch, Georg ~/t 288; Müller, Adam Heinrich - 293; Nelson, Leonard ~/t 298; Nink, Caspar - 304; Nohl, Herman (Julius) -/t 305; Oken, Lorenz - 310; Oppenheim, Heinrich Bernhard -311; Otto, Rudolf (Louis Karl) 313; Overbeck, Franz (Camille) - 313; Pabst, Johann Heinrich - 314; Pauli, Wolfgang (Ernst) - 315; Petzoldt, Joseph - 319; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) ~/f 323; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht - 325; Plessner, Helmuth -/t 325; Pörschke, Karl Ludwig - 327; Pohlenz, Max (Hugo) ~/t 327; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) -/t 338; Reimarus, Johann Albert Heinrich - 339; Reinach, Adolf - 340; Reinke, Johannes - 342; Reuß, Maternus - 343; Ribov, Georg Heinrich ~ 343; Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard - 346; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) - 347; Ritter, (August) Heinrich ~/t 347; Rosenzweig, Franz - 353; Rüstow, Alexander - 355; Sachsse, Hans - 357; Schaper, Eva 361; Schapp, Wilhelm - 362; Scheler, Max (Ferdinand) - 362; Schelver, Franz Joseph - 365; Schilling, Kurt - 368; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von - 368; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz -371; Schliephake, Theodor (F. W.) - 372; Schlüter, Christoph Bernhard - 372; Schmalenbach, Herman - 372; Schopenhauer, Arthur - 377; Schütte, Kurt ~ 382; Schultze, Fritz 383; Schulze, Gottlob Ernst ~/f 383; Seile, Christian

Gottlieb - 387; Siegel, Carl - 389; Snell, (Christian) Karl - 392; Speiser, Andreas - 395; Stäudlin, Carl Friedrich ~/t 398; Stallmach, Josef - 400; Stange, Carl ~/t 400; Stapfer, Philipp Albert - 401; Steifes, Johann Peter - 403; Stein, Edith - 404; Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) - 404; Steinbach, Ernst - 406; Stiedenroth, Ernst - 410; Störring, Gustav (Wilhelm) t 411; Stumpf, (Friedrich) Carl - 415; Stutzmann, Johann Josua 416; Teichmüller, Gustav - 419; Theiler, Willy - 421; Thibaut, Anton Friedrich Justus - 421; Tiedemann, Dietrich - 424; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) - 426; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Uebenveg, Friedrich - 429; Vatke, (Johann Karl) Wilhelm - 432; Verworn, Max (Richard Konstantin) - 433; Wagner, Gabriel 439; Wagner, Johann Jakob - 439; Wagner, Rudolph -/t 439; Wegscheider, Julius August Ludwig - 445; Welzel, Hans - 450; Wendt, Amadeus ~/t 450; Weyl, (Claus Hugo) Hermann - 453; Windelband, Wilhelm - 458; Windheim, Christian Ernst ~ 458; Winkelmann, August Stephan - 459; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg 460; Zeltner, Hermann - 466; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) - 466; Zimmermann, Johann Georg - 469; Zweiling, Klaus - 470. Goisern -> Bad Goisern. Gotancz -> Gollantsch. Goleniow —> Gollnow. Gollantsch (poln. Gotancz) Friedländer, Salomo * 124. Gollnow (poln. Goleniow) Leese, Kurt * 244. Gora -> Guhrau. Gorheim Frick, Karl - 124. Gorinchem (Niederlande) Heinrich von Gorkum * 166. Gorizia -» Görz. Gor'kij -> Nischnij Nowgorod. Gorzow Wiclkopolski -» Landsberg/Warthe. Goslar Frobes, Johann Nikolaus * 128; May, Eduard - 275. Gotha Ast, Georg Anton Friedrich * 16; Buddeus, Johann Franz t 57; Fichte, Immanuel Hermann - 113; Goldschmidt, Ludwig ~ 144; Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von * 172; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd -/t 243; Mutianus Rufus, Conradus ~/t 296; Ritter, Johann Wilhelm - 348; Schopenhauer, Arthur 377; Waitz, Theodor * 441; Weishaupt, Johann Adam Joseph ~/t 447. Gouda (Niederlande) Erasmus von Rotterdam - 103. Grätz (Bez. Posen, poln. Grodzisk Wielkopolski) Krause, (Caesar Ernst) Albrecht * 229. Grafenau (Kr. Freyung-Grafenau) Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Frh. von * 338. Granada (Spanien) Humboldt, Wilhelm von - 191. Graudenz (poln. Grudziadz) Wentscher, Max * 451. Graz Ahrens, Heinrich - 6; Boltzmann, Ludwig Eduard 45; Carneri, Bartholomäus von - 64; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) t 71; Ehrlich, Johann Nepomuk - 97; Fischl, Johann ~/t 118; Frankl, Wilhelm Maria */- 120; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Hönigswald, Richard - 183; Kastil, Alfred * 209; Kaulich, Wilhelm ~/t 211; Kepler, Johannes - 214; Kreibig, Josef Clemens - 229; Likavetz, Joseph Kalasanz - 252; Mach, Ernst - 264; Mally, Ernst - 266; Martinak, Eduard - 270; Meinong,

553

Greding Alexius -/t 278; Michelitsch, Anton ~/t 288; Mokre, Johann (Josef Alois) ~/t 290; Münz, Bernhard ~ 295; Nahlowsky, Josef Wilhelm ~/t 297; Pichler, Hans 321; Radakovic, Konstantin */~/t 332; Riehl, Alois (Adolf) ~ 345; Sapper, Karl ~/t 358; Schoeck, Helmut * 376; Schrödinger, Erwin ~ 380; Siegel, Carl ~/t 389; Spitzer, Hugo ~/t 397; Ude, Johannes ~ 429; Weinhandl, Ferdinand ~/t 446. Greding -> Österberg.

Greifswald Ahlwardt, Peter */~/t 6; Arnim, Hans (Friedrich) von ~ 15; Bahro, Rudolf - 20; Baier, Alwill ~/t 20; Bernheim, Ernst ~/t 37; Bollnow, Otto Friedrich - 45; Brasch, Moritz - 49; Caspar!, Otto - 65; Dunkmann, Karl ~ 92; Freyer, Hans -123; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von ~ 124; Gentzen, Gerhard (Karl Erich) * 134; George, (Johann Friedrich) Leopold ~ 134; Hausdorff, Felix ~ 160; Heyde, Johannes Erich ~ 178; Hollmann, Samuel Christian - 185; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Jacoby, Günther ~/t 195; Klein, Matthäus ~ 220; Lehmann, Gerhard - 245; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) ~ 265; Micraelius, Johannes ~ 288; Moog, Willy -291; Oldendorp, Johann - 311; Pichler, Hans ~/t 321; Rehmke, Johannes - 336; Risse, Wilhelm - 347; Runze, Georg - 356; Schmitt, Carl 374; Schuppe, Wilhelm ~ 384; Schwarz, Hermann -/t 384; Spalding, Johann Joachim - 395; Stange, Carl 400; Stiedenroth, Ernst ~/t 410; Strecker, Reinhard 414; Study, (Christian Hugo) Eduard - 415; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) - 417; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) - 419; Thorild, Thomas ~/t 423; Werner, Alfred - 451. Grenoble (Frankreich) Agrippa von Nettesheim t 5; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93. Greste (seit 1969 zu Leopoldshöhe) Hochstetter, Erich t 182. Griedel (seit 1972 zu Butzbach) Carriere, (Philipp) Moriz * 64. Gries (Bozen, Italien) Rosenkrantz, Wilhelm (Martin Joachim) t 351. Grimma Pufendorf, Samuel Frh. von - 331. Grodzisk Wielkopolski -> Grätz (Bez. Posen). Gröbenzell Zahn, Manfred t 465. Gröbzig Steinthal, Heymann * 408. Groningen (Bördekreis) Reimmann, Jakob Friedrich * 339. Groningen (Niederlande) Agricola, Rudolf - 5; Clauberg, Johann - 68; Eckhart von Hochheim - 95; Plessner, Helmuth - 325. Groß-Barthen (russ. Ozernoe) Hensel, Paul (Hugo) * 172. Groß Düngen (seit 1974 zu Bad Salzdetfurth) Hillebrand, Joseph * 181. Groß Fredenwalde Arnim, Hans (Friedrich) von * 15. Groß Grillowitz (tschech. Ceske Kfidlovice, heute zu Bozice) Müllner, Laurenz * 295. Groß-Nossen (poln. Osina Wielka) Bauch, Bruno (Arthur Kanut) * 25. Groß-Pawlowitz (tschech. Velke Pavlovice) Kassner, Rudolf * 209. Groß-Sandewalde (bis 1936 Tschistey, poln. Sadowel) Fischer, Kuno (Ernst Berthold) * 117.

554

Groß Tuchen (poln. Chocimierz) Kofler, Leo * 224. Groß-Wartenberg Jäsche, Gottlieb Benjamin * 196. Großbothen Ostwald, (Friedrich) Wilhelm - 311; Wundt, Wilhelm (Maximilian) t 463. Großdehsa (Löbau, Kr. Löbau-Zittau) Mittasch, (Paul) Alwin * 289. Großefehn -> Timmel. Großenhain (Kr. Riesa-Großenhain) siehe auch Naundorf Zocher, Rudolf * 469. Großenkörnern Baumeister, Friedrich Christian * 26. Großkorbetha Grohmann, (Johann) Christian August * 148. Großsärchen (poln. Zarki Wielkie)

Fechner, Gustav Theodor * 111. Grudziqdz -> Graudenz. Grünheide (Mark) Havemann, Robert (Hans Günther) t 160. Grünstadt Alefeld, Johann Ludwig * 8. Grüntal (Freudenstadt) Ganz, Israel Gottlieb * 62. Grundlsee (Steiermark) Ude, Johannes -/t 429. Gudensberg Sonnemann, Ulrich t 394. Guebwiller -> Gebweiler. Güglingen -> Frauenzimmern. Güstrow Darjes, Joachim Georg * 76; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) - 417. Guhrau (poln. Gora) Erdmann, Benno * 105. Gummersbach Barion, Jakob t 21. Gurs (Frankreich) Arendt, Hannah - 14; Sonnemann, Ulrich ~ 394. Györ -^ Raab. Gyulafehervär -> Karlsburg. Hadersleben (dän. Haderslev) Langbehn, (August) Julius * 239; Schade, Georg - 361. Haderslev -» Hadersleben. Hadmersleben Winckelmann, Johann Joachim - 456. Hänchen (Gem. Kolkwitz, Kr. Spree-Neiße) Pohlenz, Max (Hugo) * 327. Hafnerbach (Niederösterreich) Werner, Karl * 452. Hagen (Gem. Riegsee) Przywara, Erich t 330. Hagen (Westfalen) Bispink, Franz Heinrich ~ 40. Hagenau (frz. Haguenau, Dep. Bas-Rhin) Lipps, Gottlob (Friedrich) - 253; Thomas von Straßburg */- 422.

Haguenau -> Hagenau. Haifa (Israel) Landmann, Michael ~/t 238; Schächter, Josef ~/t 361. Hainholz (seit 1938 zu Elmshorn) Rehmke, Johannes * 336. Halberstadt Albert von Sachsen ~/t 7; Eberhard, Johann August */93; Eckhart von Hochheim - 95; Mainländer, Philipp 266. Hall in Tirol -» Heiligkreuz.

Hamburg Halle (Saale) siehe auch Ammendorf, Dölau, Glebichenstein, Glaucha, Wörmlitz Abbt, Thomas - l; Achenwall, Gottfried - 2; Alefeld, Johann Ludwig - 8; Arnim, Hans (Friedrich) von ~ 15; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) ~ 25; Baumgarten, Alexander Gottlieb - 27; Beck, Jacob Sigismund 30; Bendavid, Lazarus - 32; Beneke, Friedrich Eduard ~ 33; Bergemann, Paul ~ 35; Bernhardi, (Johann) August Ferdinand (Christian) - 37; Beseke, Johann Melchior Gottlieb ~ 38; Biese, Franz - 39; Bilfinger, Georg Bernhard ~ 39; Bispink, Franz Heinrich -/t 40; Bucher, Urban Gottfried - 57; Buddeus, Johann Franz ~ 57; Burckhardt, Georg Eduard ~ 59; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig ~/t 60; Cantor, Georg ~/t 62; Cohen, Hermann - 69; Coing, Johann Franz 70; Comenius, Johann Amos -71; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Drews, (Christian Heinrich) Arthur ~ 87; Dunkmann, Karl 92; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93; Eberhard, Johann August ~/t 93; Eckhart von Hochheim - 95; Erdmann, Benno -105; Erdmann, Johann Eduard ~/t 106; Ewerbeck, Christian Gottfried -110; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard - 110; Fischer, (Ernst) Hugo - 117; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) - 117; Flügel, Otto -118; Frantz, (Gustav Adolph) Constantin 120; Frischeisen-Köhler, Max -/t 127; Frobes, Johann Nikolaus - 128; Fülleborn, Georg Gustav - 130; Garve, Christian -131; Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt 134; Gerhardt, Carl Immanuel t 134; Glogau, Gustav ~ 137; Gropp, Rugard Otto - 149; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) ~/t 151; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. - 154; Heim, Karl - 165; Heineccius, Johann Gottlieb ~/t 165; Heinze, Max - 167; Herz, (Naphtali) Markus - 177; Hielscher, Johannes - 179; Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm - 181; Honigswald, Richard - 183; Hommel, Karl Ferdinand - 185; Hülsen, August Ludwig - 189; Hugo, Gustav - 191; Husserl, Edmund - 193; Husserl, Gerhart * 193; Jaensch, Erich (Rudolf) 196; Jäsche, Gottlieb Benjamin - 196; Jakob, Ludwig Heinrich von - 196; Joel, Manuel - 200; Kahle, Ludwig Martin - 205; Kalthoff, Albert - 206; Kant, Immanuel - 207; Kaufmann, Erich - 210; Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian - 217; Kirchmann, Julius Hermann von - 218; Kofler, Leo - 224; Kranz, Walther - 228; Kraus, Christian Jakob - 228; Kries, Johannes (Adolf) von - 230; Krüger, Felix - 231; Kühne, Lothar - 232; Lange, Joachim -/t 240; Lau, Theodor Ludwig - 243; Liebmann, Otto - 252; Maass, Johann Gebhard Ehrenreich ~/t 263; Medicus, Fritz (Georg Adolf) - 276; Meier, Georg Friedrich - 277; Mellin, George Samuel Albert * 280; Mende, Georg - 281; Menzer, Paul -/t 283; Meumann, Ernst ~ 286; Mussmann, Johann Georg ~/t 296; Obereit, Jakob Hermann - 307; Oehler, Richard - 308; Philippi, Johann Ernst -/t 321; Pilgram, Friedrich ~ 323; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht - 325; Pockels, Karl Friedrich - 326; Pörschke, Karl Ludwig 327; Praechter, Karl ~/t 330; Ree, Paul - 336; Reiner, Hans - 340; Ribov, Georg Heinrich - 343; Riedel, Friedrich Just(us) - 344; Riehl, Alois (Adolf) - 345; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) ~ 347; Ritter, (August) Heinrich - 347; Rivius, Johann d. J. - 349; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) - 352; Roux, Wilhelm ~/t 354; Rüdiger, (Johann) Andreas - 355; Rüge, Arnold ~ 356; Schaller, (Karl) Julius -361; Schelver, Franz Joseph - 365; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369; Schröter, (Ernst) Manfred - 381; Schwarz, Hermann 384; Seile, Christian Gottlieb ~ 387; Siebeck, Hermann - 389; Sigwart, Christoph - 389; Snell, (Christian) Karl

- 392; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand ~ 393; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) - 396; Sperlette, Johannes ~/t 397; Stahl, Georg Ernst ~ 399; Stallbaum, Johann Gottfried - 399; Stammler, Gerhard */- 400; Stammler, Rudolf - 400; Stange, Carl - 400; Steffens, Henrik 402; Stegmann, Johann Gottlieb - 403; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von ~ 405; Stein, Ludwig - 406; Steinbart, Gotthilf Samuel - 406; Stumpf, (Friedrich) Carl - 415; Sucre, Christoph Joseph - 416; Süßmilch, Johann Peter - 416; Teichmüller, Gustav - 419; Thiele, Günther - 421; Thomasius, Christian ~/t 422; Thümmig, Ludwig Philipp - 423; Tieftrunk, Johann Heinrich ~/t 424; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Ueberweg, Friedrich - 429; Ulrici, Hermann -/t 430; Utitz, Emil - 431; Vaihinger, Hans -/t 431; Vatke, (Johann Karl) Wilhelm - 432; Wagner, Gabriel - 439; Weber, Alfred - 442; Wegscheider, Julius August Ludwig ~/t 445; Weigel, Erhard - 445; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) - 448; Wentscher, Max - 451; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Windheim, Christian Ernst 458; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg ~ 460; Wolff, Christian Frh. von ~/f 462; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) - 466; Ziehen, Theodor - 467.

Hallwang (Salzburg) Schmid, Franz Xaver - 372. Hamburg siehe auch Altona Anders, Günther - 11; Bahnsen, Julius Friedrich August - 20; Basedow, Johann Bernhard * 25; Behn, Siegfried - 31; Berger, Johann Erich von - 35; Bernheim, Ernst - 37; Blumenberg, Hans - 42; Breyer, Johann Friedrich - 51; Buber, Martin - 55; Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) ~/t 62; Cassirer, Ernst (Alfred) 65; Cramer, Wolfgang * 75; Diels, Hermann (Alexander) - 82; Duboc, (Karl) Julius * 89; Eckhart von Hochheim - 95; Gehlen, Arnold t 133; Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt t 134; Görland, Albert * 139; Goldstein, Julius - 144; Grimm, Eduard - 147; Grohmann, (Johann) Christian August - 148; Günther, Gotthard ~/t 151; Henkel, Heinrich - 171; Herder, Johann Gottfried 173; Hertz, Heinrich (Rudolf) */- 176; Hertz, Paul * 176; Hoffmann, Johann Adolf ~/t 183; Horkheimer, Max - 186; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jacobi, Friedrich Heinrich - 195; Jordan, (Ernst) Pascual ~/t 202; Jungius, Joachim -/t 204; Kempski Rakoszyn, Jürgen von - 214; Keyserling, Hermann Graf - 216; Knittermeyer, (Johann) Hinrich * 221; König, Josef - 222; Koigen, David - 225; Krause, (Caesar Ernst) Albrecht ~/t 229; Krüger, Lorenz - 232; Landgrebe, Ludwig - 238; Landshut, Siegfried -/t 239; Leese, Kurt ~/t 244; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Maimon, Salomon - 265; Mende, Georg - 281; Meumann, Ernst ~/t 286; Meyer, Jürgen Bona */- 286; MeyerAbich, Adolf ~/t 287; Noack, Hermann */~/t 304; Oldendorp, Johann * 311; Pauli, Wolfgang (Ernst) 315; Paullini, Christian Franz -316; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) * 337; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) - 338; Reimarus, Hermann Samuel */~/t 339; Reimarus, Johann Albert Heinrich */- 339; Reinhard, Philipp Christian - 341; Ritter, Joachim - 348; Rosier, Johann Eberhard - 350; Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand - 351; Rosenmöller, Bernhard * 352; Schelsky, Helmut - 365; Schopenhauer, Arthur - 377; Solmitz, Walter Moritz - 393; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) - 396; Stange, Carl * 400; Stern, William Louis - 409; Strauss, Leo - 413; Ströker, Elisabeth 414; Sturm, Johann Christoph - 415; Susman, Margarete - 417; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von - 429; Ulmer, Karl */- 430; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) * 555

Hameln 433; Wagner, Gabriel - 439; Wegscheider, Julius August Ludwig ~ 445; Wind, Edgar - 457; Ziegenfuß, Werner 466. Hameln Moritz, Karl Philipp * 292; Thibaut, Anton Friedrich Justus * 421. Hamersleben Hugo von Sankt Viktor ~ 190. Hammelburg siehe auch Westheim Stahl, Daniel * 398. Hanau siehe auch Steinheim am Main Daub, Karl ~ 77; Emge, Carl August * 101; Kahle, Ludwig Martin - 205; Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm) * 321; Röth, Eduard Maximilian * 351; Schliephake, Theodor (F. W.) ~ 372. Hannover siehe auch Linden Bahro, Rudolf ~ 20; Briegleb, Johann Christian -51; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) * 54; Capelle, Wilhelm (August Cornelius Friedrich) * 62; Des Bosses, Bartholomäus ~ 80; Dorner, August t 86; Feder, Johann Georg Heinrich ~/t 111; Grisebach, Eberhard * 147; Heckmann, Gustav ~/t 161; Jacobi, Friedrich Heinrich 195; Jordan, (Ernst) Pascual */~ 202; Kamiah, Wilhelm ~ 206; Kempski Rakoszyn, Jürgen von -214; Klages, Ludwig * 219; Kühnemann, Eugen * 233; Leibniz, Gottfried Wilhelm ~/t 245; Lessing, Theodor */- 250; Lichtenberg, Georg Christoph - 250; Löw, Reinhard 254; Mehlis, Georg * 277; Moritz, Karl Philipp ~ 292; Müller, Kurt ~/t 294; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) - 319; Ribov, Georg Heinrich ~/t 343; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von * 368; Schmalenbach, Herman - 372; Stiedenroth, Ernst * 410; Wiese, Leopold von 454; Zimmermann, Johann Georg ~/t 469. Hannoversch Münden —> Bursfelde. Hartford (Connecticut, USA) Löwith, Karl - 256. Hartum (seit 1973 zu Hille, Kr. Minden-Lübbecke) Stegmann, Johann Gottlieb * 403. Haslach an der Mühl (Oberösterreich) Wiplinger, Fridolin * 459. Haslach im Kinzigtal Johannes von Freiburg * 201. Haubinda (Gem. Westhausen, Kr. Hildburghausen) Lessing, Theodor - 250. Haunstetten (seit 1972 zu Augsburg) Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) * 426. Hautvillers (Dep. Marne, Frankreich) Gottschalk der Sachse ~/t 145. Havanna (Kuba) Lasker, Emanuel ~ 241. Havelberg Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna - 13. Hechingen Hartmann, Max(imilian) - 159; Heisenberg, Werner ~ 168. Heckholzhausen (Beselich) Oehler, Richard * 308. Heidelberg siehe auch Neuburg Ach, Narziß (Kaspar) - 1; Agricola, Rudolf ~/t 5; Arendt, Hannah - 14; Arnim, Hans (Friedrich) von ~ 15; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) - 25; Baumgardt, David - 27; Baumgarten, Eduard ~ 28; Behn, Siegfried - 31; Bernheim, Ernst - 37; Biel, Gabriel - 38; Bilharz, Alfons - 39; Bisterfeld, Johann Heinrich - 40; Bloch,

556

Ernst - 41; Bodenheimer, Edgar - 43; Bolliger, Adolf ~ 44; Boltzmann, Ludwig Eduard - 45; Born, Max 46; Bornhausen, Karl (Eduard) ~ 47; Braun, Alexander (Carl Heinrich) ~ 49; Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von - 52; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) ~ 54; Buber, Martin - 55; Bubnoff, Nicolai von ~/t 56; Carove, Friedrich Wilhelm -/t 64; Caspari, Otto ~/t 65; Cohn, Jonas (Ludwig) - 70; Comenius, Johann Amos -71; Czolbe, Heinrich - 76; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) ~/t 77; Daub, Karl ~/t 77; Diemer, Alwin ~ 82; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Drews, (Christian Heinrich) Arthur - 87; Driesch, Hans Adolf Eduard - 87; Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) 91; Dulckeit, Gerhard - 92; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93; Ehrenberg, Hans -/t 96; Ehrlich, Walter - 97; Elias, Norbert - 100; Eisenhans, Theodor - 101; Emge, Carl August - 101; Erdmann, Benno - 105; Erhardt, Franz (Bruno) - 107; Erhardt, Johann Simon ~/t 107; Ettlinger, Max (Emil) - 108; Faust, August - 110; Feuerbach, Ludwig (Andreas) ~ 112; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) ~/t 117; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl - 119; Frank, Erich - 119; Friedmann, (Adolph) Hermann -/t 124; Fries, Jakob Friedrich ~ 127; Fromm, Erich (Pinchas) - 129; Gans, Eduard - 130; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) ~ 133; Glockner, Hermann - 137; Görres, (Johann) Joseph von - 139; Groos, Friedrich - 148; Groos, Karl (Theodor) */- 149; Heimsoeth, Heinz ~ 165; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von - 169; Hempel, Carl Gustav -171; Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von - 172; Hensel, Paul (Hugo) - 172; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Hertz, Paul - 176; Heyse, Hans - 178; Hielscher, Johannes - 179; Hillebrand, Joseph - 181; Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm - 181; Hoffmann, Ernst ~/t 183; Hoffmeister, Johannes ~ 184; Jaspers, Karl (Theodor) - 197; Jauß, Hans Robert - 198; Jonas, Hans - 202; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Kamiah, Wilhelm ~ 206; Kaufmann, Arthur - 209; Kaufmann, Erich ~/t 210; Kautsky, Karl ~ 212; Keckermann, Bartholomäus - 212; Kelsen, Hans - 213; Keyserling, Hermann Graf - 216; Klatzkin, Jakob - 219; Klein, Matthäus - 220; Knittermeyer, (Johann) Hinrich - 221; Koch, Joseph - 222; König, Josef - 222; Kohler, Josef 224; Kondylis, Panajotis - 225; Krieck, Ernst - 229; Kristeller, Paul Oskar - 230; Kronenberg, Moritz 231; Kroner, Richard (Jacob) - 231; Krüger, Lorenz - 232; Kunz, Hans - 234; Landauer, Gustav - 237; Landshut, Siegfried - 239; Lask, Emil - 241; Lasker, Emanuel - 241; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von 247; Lindemann, Heinrich Simon - 252; Löwith, Karl -/t 256; Lublinski, Samuel - 259; Lukäcs, György von ~ 260; Maier, Heinrich - 265; Mannheim, Karl 267; Marheineke, Philipp Konrad - 269; Marsilius von Inghen ~/t 270; Marx, Werner - 274; Mehlis, Georg - 277; Melanchthon, Philipp - 279; Messer, August - 285; Metzke, Erwin - 285; Mittasch, (Paul) Alwin t 289; Moleschott, Jacob - 290; Münsterberg, Hugo ~ 295; Nelson, Leonard ~ 298; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) - 300; Nikolaus von Kues - 303; Oppenheim, Heinrich Bernhard - 311; Pfordten, Otto Frh. von der - 321; Picard, Max - 321; Pichler, Hans - 321; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) - 321; Plenge, Johann (Max Emanuel) - 325; Plessner, Helmuth ~ 325; Praechter, Karl * 330; Pufendorf, Samuel Frh. von - 331; Radbruch, Gustav (Lambert) -/t 332; Rausch, Jürgen - 335; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) - 336; Reichlin-Meldegg, Karl Alexander

Hochkirch Frh. von ~/t 338; Reininger, Roben - 342; Rickert, Heinrich ~/| 344; Ritter, Joachim ~ 348; Roder, Karl David August ~/t 349; Röth, Eduard Maximilian ~/t 351; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) ~ 352; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) ~ 352; Rothacker, Erich - 353; Rüstow, Alexander t 355; Rüge, Arnold ~ 356; Salomon, Albert ~ 358; Schasler, Max (Alexander Friedrich) ~ 362; Schelver, Franz Joseph ~/t 365; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz ~ 371; Schliephake, Theodor (F. W.) ~/t 372; Schmid, Leopold - 373; Schmid Noerr, Friedrich Alfred - 373; Schottlaender, Rudolf ~ 379; Schrader, Wolfgang ~ 379; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst - 380; Schulz, Walter ~ 383; Selz, Otto ~ 387; Simmel, Georg - 390; Sohn-Rethel, Alfred ~ 392; Solmitz, Walter Moritz - 393; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) - 393; Stahl, Friedrich Julius ~ 398; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von ~ 405; Stepun, Fedor ~ 408; Sternberg, Theodor (Hermann) - 409; Sternberger, Dolf - 409; Sirecker, Reinhard - 414; Strigel, Victorinus -/t 414; Stutzmann, Johann Josua -416; Thibaut, Anton Friedrich Justus ~/t 421; Thiele, Günther 421; Timpier, Clemens ~ 425; Troeltsch, Ernst (Peter Wilhelm) - 426; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von - 429; Vossler, Karl - 438; Wagner, Johann Jakob 439; Wallaschek, Richard -441; Walther, Gerda - 441; Weber, Alfred ~/t 442; Weber, Max ~ 443; Welzel, Hans - 450; Windelband, Wilhelm ~/t 458; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg - 460; Wolf, Erik - 462; Wundt, Wilhelm (Maximilian) - 463; Zeller, Eduard (Gottlob) - 465; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) ~ 467; Zocher, Rudolf - 469. Heidenheim an der Brenz siehe auch Mergelstetten, Schnaitheim Maier, Heinrich * 265. Heilbronn Finster, Paul * 115; Pfleiderer, Otto - 320; Weikard, Melchior Adam - 446. Heiligenbeil (russ. Mamonowo) Jenisch, Daniel * 199. Heiligendamm Kühne, Lothar t 232. Heiligenhaus Wolandt, Gerd * 461. Heiligenstadt (Heilbad H.) Kircher, Athanasius - 218. Heiligenstein (Dep. Bas-Rhin, Frankreich) Schaller, Jakob * 361. Heiligkreuz (Gem. Hall in Tirol) Du Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von t 92. Heilsberg (Kr. Saalfeld-Rudolstadt) Schmid, Karl Christian Erhard * 372. Heilsberg (poln. Lidzbark Warminski) Copernicus, Nicolaus ~ 72. Heilsbronn Kaulbach, Friedrich t 211. Heining -» Neustift. Heldrungen Hoffmeister, Johannes * 184; Schulze, Gottlob Ernst * 383. Helfta (seit 1960 zu Eisleben) Gertrud von Helfta ~/t 135; Mechthild von Hackeborn ~/t 276; Mechthild von Magdeburg ~/t 276. Hellefeld (Sundern/Sauerland) Plaßmann, Hermann Ernst * 324. Helmbrechts Thümmig, Ludwig Philipp * 423.

Helmstedt Arnisäus, Henning -15; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard ~ 58; Conring, Hermann ~/t 72; Frohes, Johann Nikolaus ~/t 128; Gauß, Carl Friedrich -131; Günther, Owen -151; Lubinus, Eilhardus - 259; Martini, Cornelius ~/t 270; Martini, Jakob - 271; Ribov, Georg Heinrich - 343; Schulze, Gottlob Ernst - 383; Wegscheider, Julius August Ludwig - 445; Windheim, Christian Ernst - 458. Helsinki Friedmann, (Adolph) Hermann - 124. Hennef (Sieg) -> Blankenberg (Sieg), Uckerath. Heppenheim (Bergstraße) Buber, Martin - 55. Herborn (Lahn-Dill-Kreis) Alsted, Johann Heinrich - 9; Althusius, Johannes - 9; Bisterfeld, Johann Heinrich - 40; Clauberg, Johann - 68; Coing, Johann Franz - 70; Comenius, Johann Amos 71. Herford Des Bosses, Bartholomäus * 80; Heinrich von Herford * 166; Hermann von Schildesche - 175. Hergiswil (Kt. Nidwaiden) Geyer, Hans F. t 136. Hermannstadt (rumän. Sibiu, ungar. Nagyszeben) Hißmann, Michael * 182; Reisner, Erwin - 342. Herrenberg (Kr. Böblingen) Andreae, Johann Valentin * 11; Fischer, Karl Philipp * 117; Oetinger, Friedrich Christoph - 309. Hersbruck Bayer, Karl - 29. Herscheid -» Schönebecke. Hersfeld -> Bad Hersfeld. Herzberg (Elster) Gerhardt, Carl immanuel * 134. Herzogenbusch ->· 's-Hertogenbosch. Heusenstamm Sengler, Jakob * 387. Hietzing (seit 1890/92 zu Wien) Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von * 89. Hildburghausen Forberg, Friedrich Karl t 119. Hildesheim Albertus Magnus - 7; Anselm der Peripatetiker - 13; Brandts, Christian August * 48; Burkamp, Wilhelm - 60; Des Bosses, Bartholomäus - 80; Gerhoh von Reichersberg - 135; Guttmann, Jakob - 152; Guttmann, Julius * 152; Hillebrand, Joseph - 181; Marheineke, Philipp Konrad * 269; Reimmann, Jakob Friedrich ~/t 339. Kille (Kr. Minden-Lubbecke) -» Hartum. Hilleröd Arnisäus, Henning t 15. Hilpoltstein Sturm, Johann Christoph * 415. Hindenburg O. S. -> Zabrze. Hinterzarten Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) ~/t 321. Hirm (Burgenland) Broch, Hermann (Josef) - 51. Hirsau Oetinger, Friedrich Christoph - 309. Hirschberg i. Rsgb. (poln. Jelenia Gora) Joel, Karl * 200. Hochheim am Main Jansen, Bernhard t 197. Hochkirch (Kr. Bautzen) Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen - 125. 557

Höchstädt a. d. Donau Höchstädt a. d. Donau -» Deisenhofen. Hörstel -» Dreierwalde. Hof (Saale) Bayer, Karl - 29; Jean Paul - 198. Hofgeismar Noack, Hermann - 304; Siewerth, Gustav * 389. Hofwil (Gem. Münchenbuchsee, Kt. Bern) Griepenkerl, Friedrich Konrad ~ 147. Hohenburg (Kloster, Elsaß) Herrad von Hohenburg ~ 175. Hohendorf (seit 1932 zu Neugattersleben) Kamiah, Wilhelm * 206. Hohenems (Vorarlberg) Obereit, Jakob Hermann ~ 307. Hohenheim (seit 1942 zu Stuttgart) Vossler, Karl * 438. Hohenrodt Buber, Martin - 55. Hohenstein (seit 1898 zu Hohenstein-Ernstthal) Schubert, Gotthilf Heinrich von * 381. Hollingstedt Callisen, Christian Friedrich - 60. Holziken (Kt. Aargau) Bolliger, Adolf * 44. Holzwicke -> Opherdicke. Homberg (seit 1975 zu Duisburg) Hengstenberg, Hans-Eduard * 171. Homberg (Efze) Mutianus Rufus, Conradus * 296. Homburg v. d. H. -> Bad Homburg v. d. H. Homburg (Saarpfalz-Kreis) Risse, Wilhelm t 347. Horb am Neckar Haffner, Paul Leopold * 154. Horice -> Horschitz. Hörne Obdokovce -> Paczolaj. Horrheim (seit 1972 zu Vaihingen an der Enz) Vischer, Friedrich Theodor von ~ 434. Horschitz (tschech. Horice) Mauthner, Fritz * 275. Hünfelden -» Kirberg. Hütten (Kr. Rendsburg-Eckernförde) Callisen, Christian Friedrich - 60. HlLSum (Kr. Nordfriesland) Delff, (Heinrich Karl) Hugo */t 78; Eucken, Rudolf (Christoph) - 108. Idstein Schliephake, Theodor (F. W.) - 372; Snell, Christian Wilhelm - 391; Snell, (Johann Philipp) Ludwig */~ 392. Igersheim Möhler, Johann Adam * 289. Illenau (seit 1974 zu Achern) Drews, (Christian Heinrich) Arthur t 87. Illkofen (seit 1978 zu Barbing) Frohschammer, Jakob * 129. Ilmenau (Umkreis) Goethe, Johann Wolfgang von ~ 140. Iisfeld Schwab, Johann Christoph * 384. Imbach (Leverkusen) Pilgram, Friedrich * 323. Immenstadt i. Allgäu -> Zaumberg. Indersdorf Bernhard von Waging ~ 36. Inghen (Niederlande) Marsilius von Inghen * 270. Ingolstadt Amerbach, Veit ~/t 10; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von - 17; Baumann, Christian -/t 26; Dedelley,

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Jakob ~/t 78; Glossner, Michael ~ 138; Hauser, Berthold ~ 160; Mesmer, Franz Anton ~ 284; Morasch, Johann Adam ~/t 291; Mutschelle, Sebastian - 297; Nigri, Petrus ~ 303; Reiner, Gregor Leonhard - 340; Reisch, Gregor - 342; Reuchlin, Johannes - 343; Rixner, Thaddäus Anselm - 349; Sailer, Johann Michael von 357; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) ~ 401; Weber, Josef von ~ 442; Weishaupt, Johann Adam Joseph */447; Zimmer, Patrizius Benedikt ~ 468. Innsbruck Bertalanffy, Ludwig von ~ 37; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig - 60; Dempf, Alois - 79; Donat, Josef - 86; Erismann, Theodor ~/t 107; Gabriel, Leo ~ 130; Geyer, Bernhard - 135; Heller, Hermann (Ignatz) 169; Heyde, Johannes Erich - 178; Hillebrand, Franz ~/t 181; Ipsen, Günther */~ 194; Jansen, Bernhard -197; Kastil, Alfred ~ 209; Keyserling, Hermann Graf t 216; Knauer, Vinzenz (Andreas) -221; Kohr, Leopold - 225; Kreibig, Josef Clemens - 229; Kühn, Helmut - 233; Lotz, Johannes Baptist - 258; MayerHillebrand, Franziska ~/t 276; Moser, Simon - 292; Münz, Bernhard ~ 295; Pelster, Franz - 317; Pohl, Wenzel - 327; Radakovic, Konstantin - 332; Rahner, Karl (Josef Erich) -/t 333; Riehl, Alois (Adolf) - 345; Rintelen, Fritz Joachim von - 347; Roux, Wilhelm 354; Senn, Johann Chrysostomus ~/t 387; Simon, Paul - 391; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) - 401; Stegmüller, Wolf gang - 403; Straubinger, Heinrich 412; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) - 420; Verdroß-Droßberg, Alfred */t 432; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von ~ 465. Iowa City (Iowa, USA) Bergmann, Gustav t 35. Irsee Weiß, Ulrich ~/t 448. Iserlohn Horneffer, Ernst t 187; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) * 319; Schaper, Eva * 361. Isny im Allgäu Nider, Johannes * 300. Isselburg -» Anholt. Istanbul (bis 1930 Konstantinopel) Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna - 13; Aster, Ernst von ~ 16; Dessauer, Friedrich ~ 80; Hugo von Honau - 189; Jacoby, Günther - 195; Kranz, Walther - 228; Mises, Richard Martin Edler von - 289; Mutius, Gerhard von ~ 296; Nikolaus von Kues ~ 303; Plessner, Helmuth - 325; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Ritter, Joachim ~ 348; Rüstow, Alexander ~ 355. Ithaca (New York, USA) Kahler, Erich (Gabriel) von - 205. Itzehoe Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von * 52. Ivjanec -> Iwenez. Iwenez (weißruss. Ivjanec, russ. Ivenec, poln. Iwieniec) Maimon, Salomon - 265. Iznang (seit 1974 zu Moos, Kr. Konstanz) Mesmer, Franz Anton * 284. Jablonec nad Nisou -> Gablonz an der Neiße. Jächymov -> Sankt Joachimsthal. Jagsthausen Weber, Karl Julius - 443. Jameln (Kr.Dannenberg) —» Breselenz. Jatznick Klemmt, Alfred * 220. Jeinsen (seit 1974 zu Pattensen) Eckhard, Arnold ~/t 94.

Kaiserslautern Jelenia Gora -» Hirschberg i. Rsgb. Jeleniow -> Gellenau. Jelgava -> Mitau. Jena siehe auch Lobeda Achenwall, Gottfried - 2; Ahlwardt, Peter - 6; Amerbach, Veit - 10; Apelt, Ernst Friedrich - 13; Ast, Georg Anton Friedrich - 16; Barth, (Ernst Emil) Paul - 24; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) ~/t 25; Baumeister, Friedrich Christian - 26; Bense, Max - 34; Bergemann, Paul - 35; Berger, Johann Erich von - 35; Blasche, Bernhard Heinrich */~ 40; Blaufuss, Jakob Wilhelm * 41; Böhme, Christian Friedrich ~ 43; Brasch, Moritz ~ 49; Braun, Otto ~ 49; Briegleb, Johann Christian 5l; Brucker, (Johann) Jacob ~ 53; Buddeus, Johann Franz ~ 57; Callisen, Christian Friedrich - 60; Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Coing, Johann Franz - 70; Darjes, Joachim Georg - 76; Dreier, Christian - 87; Driesch, Hans Adolf Eduard - 87; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) ~ 88; Ebel, Kaspar - 93; Einsiedel, (Johann) August von ~ 98; Emge, Carl August ~ 101; Erhard, Johann Benjamin - 106; Erhardt, Franz (Bruno) 107; Eucken, Rudolf (Christoph) ~/t 108; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard ~/t 110; Fernow, Carl Ludwig -112; Fichte, Immanuel Hermann * 113; Fichte, Johann Gottlieb -114; Fischer, Christian Gabriel - 116; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) - 117; Forberg, Friedrich Karl - 119; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl ~/t 119; Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) -121; Friedländer, Salomo - 124; Fries, Jakob Friedrich ~/t 127; Gabler, Georg Andreas - 130; Glafey, Adam Friedrich ~ 136; Goldschmidt, Ludwig - 144; Goldstein, Julius ~ 144; Grimm, Eduard */- 147; Grisebach, Eberhard - 147; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) -151; Günther, Owen - 151; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) ~/t 153; Hartenstein, Gustav t 158; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich ~ 162; Heider, Wolfgang ~/t 165; Herbart, Johann Friedrich - 172; Heusinger, Johann Heinrich Gottlob ~ 177; Hollmann, Samuel Christian - 185; Hülsen, August Ludwig - 189; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Jaensch, Erich (Rudolf) - 196; Jean Paul ~ 198; Kahle, Ludwig Martin - 205; Kant, Immanuel ~ 207; Klaus, Georg - 220; Klein, Matthäus - 220; Knittermeyer, (Johann) Hinrich - 221; Korsen, Karl 226; Krause, (Caesar Ernst) Albrecht - 229; Krause, Karl Christian Friedrich - 229; Krüger, Gerhard 231; Krug, Wilhelm Traugott ~ 232; Lange, Konrad von - 240; Lange, Samuel Gottlieb - 240; Leibniz, Gottfried Wilhelm ~ 245; Leisegang, Hans ~ 247; Leser, Hermann - 248; Liebmann, Otto ~/t 252; Linke, Paul Ferdinand - 253; Lipsius, Friedrich Reinhard */~ 254; Lossius, Johann Christian - 258; Lubinus, Eilhardus - 259; Martin, Gottfried - 270; Marx, Karl - 271; Medicus, Fritz (Georg Adolf) - 276; Melanchthon, Philipp - 279; Mende, Georg -/t 281; Metzger, Arnold - 285; Meyer-Abich, Adolf ~ 287; Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel - 298; Nicolai, Heinrich 300; Niethammer, Friedrich Immanuel -301; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) -301; Nohl, Herman (Julius) 305; Novalis - 306; Obereit, Jakob Hermann ~/t 307; Oken, Lorenz ~ 310; Overbeck, Franz (Camille) - 313; Paullini, Christian Franz -316; Petzoldt, Joseph - 319; Pfleiderer, Otto - 320; Pufendorf, Samuel Frh. von 331; Rausch, Jürgen - 335; Reimarus, Hermann Samuel - 339; Reinhard, Philipp Christian - 341; Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens) */~/t 341; Reinhold, Karl Leonhard - 341; Reuß, Maternus - 343; Riedel, Friedrich Just(us) - 344; Ritter, Johann Wilhelm 348; Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand -351;

Roux, Wilhelm */- 354; Rüdiger, (Johann) Andreas 355; Sagittarius, Thomas ~ 357; Schad, Johann Baptist -/t 360; Schasler, Max (Alexander Friedrich) t 362; Scheler, Max (Ferdinand) ~ 362; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ~ 364; Schelver, Franz Joseph 365; Schertzer, Johann Adam - 366; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von - 366; Schlechte, Karl 368; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von - 368; Schmalenbach, Herman - 372; Schmid, Karl Christian Erhard ~/t 372; Schmied-Kowarzik, Walther - 373; Schneider, Michael - 375; Scholem, Gershom - 377; Schopenhauer, Arthur - 377; Schrödinger, Erwin - 380; Schröter, (Ernst) Manfred - 381; Schubert, Gotthilf Heinrich von - 381; Schultze, Fritz ~ 383; Schulze, Gottlob Ernst - 383; Seebold, Karl - 386; Sennert, Daniel - 387; Simmel, Georg - 390; Sinclair, Isaak von - 391; Snell, (Christian) Karl -/t 392; Solger, Karl Wilhelm Ferdinand - 393; Stahl, Daniel ~/t 398; Stahl, Georg Ernst - 399; Stange, Carl - 400; Steffens, Henrik - 402; Stein, Lorenz von - 405; Strecker, Reinhard ~ 414; Strigel, Victorinus - 414; Study, (Christian Hugo) Eduard ~ 415; Sturrn, Johann Christoph - 415; Suckow, Simon Gabriel -416; Süßmilch, Johann Peter - 416; Syrbius, Johann Jakob ~/t 417; Tennemann, Wilhelm Gottlieb - 419; Thibaut, Anton Friedrich Justus - 421; Thiele, Günther ~ 421; Tittel, Gottlob August - 425; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Utitz, Emil t 431; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde ~ 431; Verworn, Max (Richard Konstantin) - 433; Volkelt, Johannes 436; Wagner, Johann Jakob - 439; Waitz, Theodor 441; Walen, Johann Georg ~/t 441; Walter, Julius -441; Weber, Alfred - 442; Weigel, Erhard ~/t 445; Welzel, Hans - 450; Werner, Alfred - 45); Winckelmann, Johann Joachim ~ 456; Windelband, Wilhelm - 458; Winkelmann, August Stephan - 459; Wolf, Erik 462; Wolff, Christian Frh. von - 462; Wundt, Max 463; Ziehen, Theodor - 467; Zocher, Rudolf ~ 469; Zschimmer, Eberhard - 470. Jenbach (Tirol) Moser, Simon * 292. Jersey City (New Jersey, USA) Mokre, Johann (Josef Alois) - 290. Jerusalem Ben-Chorin, Schalom ~/t 31; Bergmann, Hugo ~/t 35; Buber, Martin -/t 55; Guttmann, Julius ~/t 152; Hempel, Carl Gustav - 171; Jonas, Hans - 202; Landshut, Siegfried - 239; Lapide, Pinchas E(lias) 240; Scholem, Gershom -/t 377; Strauss, Leo - 413; Weltsch, Felix t 450. Jessen (Elster) Lamprecht, Karl Gotthard * 237. Joachimsthal (Kr. Barnim) Magirus, Tobias - 265. Joditz (Köditz, Kr. Hof, Land) Jean Paul - 198. Johannisburg (poln. Pisz) Lublinski, Samuel * 259. Judenburg (Steiermark) Paracelsus - 314; Weinhandl, Ferdinand * 446. Juditten (Kaliningrad/Königsberg) Gottsched, Johann Christoph * 145. Kaaden (tschech. Kadan) Nigri, Petrus * 303. Kaczki -> Katzke. Kadan -» Kaaden. Kairo Bilharz, Alfons - 39. Kaiserslautern König, Josef * 222; Lindemann, Heinrich Simon - 252.

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Kaiserstuhl Kaiserstuhl (Kt. Aargau) Frey, Janus Cäcilius (Johannes) * 123. Kaliningrad -> Königsberg (Pr). Kamen Marcus, Ernst Moses * 268. Kamenz Lessing, Gotthold Ephraim */~ 248; Röseberg, Ulrich * 350. Kandau (lett. Kandawa, russ. Kandava) Kiilpe, Oswald * 233. Kandawa -> Kandau. Kanzach Braig, Carl * 48. Kappel am Albis (Kt. Zürich) Zwingli, Huldrych (Ulrich) t 470. Karlovy Vary -> Karlsbad. Karlsbad (tschech. Karlovy Vary) Buber, Martin - 55; Kaufmann, David t 210; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245. Karlsburg (auch Weißenburg, rumän. Alba lulia, Bälgrad, ungar. Kärolyfehervär, Gyulafehdrvär) Alsted, Johann Heinrich ~/t 9; Bisterfeld, Johann Heinrich ~/t 40. Karlseck (Friesland) Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm * 181. Karlsfeld Schaller, (Karl) Julius t 361. Karlsruhe siehe auch Durlach Braun, Alexander (Carl Heinrich) ~ 49; Drews, (Christian Heinrich) Arthur - 87; Groos, Friedrich */148; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Kaufmann, Arthur - 209; Kern, Berthold von -216; Krieck, Ernst - 229; Landauer, Gustav * 237; Moser, Simon - 292; Polanyi, Michael ~ 327; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Rüge, Arnold t 356; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst ~/t 380; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) ~ 393; Tittel, Gottlob August ~/t 425; Wiener, (Ludwig) Christian ~/t 454; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) */467; Zschimmer, Eberhard - 470. Kärolyfehervär -» Karlsburg. Karpniki -» Fischbach. Kartusskaja Bereza (weißruss. Kartuz-Bereza) Klatzkin, Jakob * 219. Kartuz-Bereza -> Kartusskaja Bereza. Kaschau (slowak. Kosice, ungar. Kassa) Altmann, Alexander * 10; Klaus, Michael - 220. Kassa —> Kaschau. Kassel Burckhardt, Georg Eduard t 59; Combach, Johannes ~/t 70; Daub, Karl * 77; Formstecher, Salomon ~ 119; Goclenius, Rudolph d.Ä. - 138; Görland, Albert ~ 139; Rosenzweig, Franz */~ 353; Rülf, Isaak ~ 355; Sonnemann, Ulrich ~ 394; Stegmann, Johann Gottlieb - 403; Thümmig, Ludwig Philipp ~/t 423; Tiedemann, Dietrich - 424. Katowice -> Kattowitz. Kattowitz (poln. Katowice) Neumann, Franz Leopold * 299; Przywara, Erich * 330. Katzke (poln. Kaczki) Czolbe, Heinrich * 76. Kaufbeuren Brucker, (Johann) Jacob ~ 53; Strigel, Victorinus * 414. Kaysersberg (Dep. Haut-Rhin, Frankreich) Schweitzer, Albert * 385. Keblas (estn. Keblase) Uexküll, Jakob (Johann) Baron von * 429. Keblase -> Keblas.

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Kcmnath (Kr. Tirschenreuth) Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) -401. Kempen (Kr. Viersen) Thomas von Kempen * 422. Kenzingen Ochsner, Heinrich * 307.

Kernen im Remstal -» Stetten im Remstal. Kesswil (Kt. Thurgau) Häberlin, Paul * 153; Jung, Carl Gustav * 203. Kiel Adickes, Erich ~ 2; Barnick, Johannes (Ferdinand) - 22; Basedow, Johann Bernhard - 25; Berger, Johann Erich von ~/t 35; Blumenberg, Hans - 42; Bollnow, Otto Friedrich - 45; Brockdorff, Cay (Ludwig Georg Konrad) Baron von ~/t 52; Burkamp, Wilhelm - 60; Callisen, Christian Friedrich - 60; Chalybäus, Heinrich Moritz ~/t 67; Delff, (Heinrich Karl) Hugo - 78; Dempf, Alois ~ 79; Deussen, Paul (Jakob) ~/t 81; Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Droysen, Johann Gustav (Bernhard) - 88; Dulckeit, Gerhard ~/t 92; Erdmann, Benno - 105; Freyer, Hans - 123; Glogau, Gustav ~ 137; Harms, (Joachim) Friedrich (Simon) */158; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Hertz, Heinrich (Rudolf) ~ 176; Hildebrandt, Kurt ~/t 180; Hülsen, August Ludwig ~ 189; Husserl, Gerhart ~ 193; Ilting, Karl-Heinz ~ 194; Jaeger, Werner (Wilhelm) - 196; Kaftan, Julius - 205; Kaufmann, Erich - 210; Kroner, Richard (Jacob) - 231; Krüger, Felix -231; Landgrebe, Ludwig - 238; Langbehn, (August) Julius - 239; Larenz, Karl -241; Lasaulx, Ernst (Peter) von - 241; Leese, Kurt - 244; Lorenzen, Paul */- 257; Martius, Götz -/t 271; Medicus, Fritz (Georg Adolf) - 276; Meyer-Abich, Adolf- 287; Pasch, Georg ~/t 315; Paulsen, Friedrich -316; Pfleiderer, Edmund - 320; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) - 321; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) */~ 323; Radbruch, Gustav (Lambert) ~ 332; Rehmke, Johannes - 336; Reinhold, Ernst (Christian Gottlieb Jens) -341; Reinhold, Karl Leonhard ~/t 341; Reinke, Johannes - 342; Riehl, Alois (Adolf) - 345; Ritschi, Otto (Karl Albrecht) - 347; Ritter, (August) Heinrich - 347; Ritter, Joachim - 348; Rothacker, Erich ~ 353; Schade, Georg - 361; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz - 371; Scholz, Heinrich - 377; Schütte, Kurt 382; Steffens, Henrik ~ 402; Steffensen, Karl (Christian Friedrich) - 403; Stegmüller, Wolfgang - 403; Stein, Lorenz von - 405; Steinheim, Salomon Ludwig - 408; Sternberger, Dolf - 409; Tetens, Johann Nicolaus - 420; Thaulow, Gustav Ferdinand -/t 420; Theiler, Willy 421; Thibaut, Anton Friedrich Justus - 421; Tönnies, Ferdinand -/t 425; Trendelenburg, Friedrich Adolf 426; Twesten, August (Detlev Christian) - 429; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von - 429; Weirihandl, Ferdinand - 446; Wille, Bruno - 455; Wolf, Erik - 462; Zocher, Rudolf - 469. Kiesen (Kt. Bern) Romang, Johann Peter t 351. Kieslingswalde (heute Kieslingswalde-Rachenau, poln. Sfawnikowice) Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von */- 428. Kiew (ukrain. Ky'iv, russ. Kiev) Koigen, David - 225.

Kilchberg (Kt. Zürich) Förster, Friedrich Wilhelm t 118; Klages, Ludwig ~/t 219. Killingsworth (Connecticut, USA) Broch, Hermann (Josef) - 51. Kirberg (seit 1971 zu Hünfelden) Seebold, Karl * 386.

Königsberg (Pr) Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) Höfler, Alois * 182. Kirchensittenbach Gundling, Nicolaus (Hieronymus) * 151. Kirchentellinsfurt -> Einsiedel. Kirchhain siehe auch Langenstein Strauss, Leo * 413. Kirchheim unter Teck Bardili, Christoph Gottfried -21; Eschenmayer, Adolph Karl August -/t 107. Kischinew (moldaw. Chijinäu, russ. Kisinev) Tumarkin, Anna * 429. Kisinev -» Kischinew. Klagenfurt Martinak, Eduard t 270; Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von -/t 412. Klaipeda -> Memel. Klein Oels (poln. Olesniczka) Yorck von Wartenburg, Paul Graf ~/t 464. Kleinbottwar (seit 1971 zu Steinheim an der Murr) Zeller, Eduard (Gottlob) * 465. Kleinbrembach Tennemann, Wilhelm Gottlieb * 419. Kleinwelka -> Schmochitz. Kleve (Kr. Kleve) Döring, August - 86; Moleschott, Jacob ~ 290; Pauw, (Franz) Kornelius de - 317; Stosch, Friedrich Wilhelm * 412. Ktodzko -> Glatz. Klosterneuburg (Niederösterreich) siehe auch Weidling Otto von Freising */~ 312. Kniestedt (seit 1942 zu Watenstedt-Salzgitter, seit 1951 Salzgitter) Ahrens, Heinrich * 6. Koblenz am Rhein Carove, Friedrich Wilhelm * 64; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob * 69; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf ~ 92; Elvenich, Peter Joseph - 101; Görres, (Johann) Joseph von */- 139; Kircher, Athanasius -218; Lasaulx, Ernst (Peter) von * 241; Pilgram, Friedrich - 323; Rose, (Johann Anton) Ferdinand ~ 350. Köditz (Kr. Hof, Land) -> Joditz. Kölln (heute zu Berlin) Gutke, Georg * 152. Köln siehe auch Deutz Agricola, Rudolf - 5; Agrippa von Nettesheim */5; Albertus Magnus ~/t 7; Althusius, Johannes - 9; Altmann, Alexander - 10; Bahro, Rudolf- 20; Barthel, Ernst - 24; Baumgarten, Arthur ~ 27; Bense, Max 34; Berthold von Moosburg - 38; Biel, Gabriel - 38; Bölsche, Wilhelm * 44; Campen, Heimerich von - 61; Clauberg, Johann ~ 68; Des Bosses, Bartholomäus ~/t 80; Driesch, Hans Adolf Eduard ~ 87; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von - 89; Eckhart von Hochheim - 95; Engelberti, Ulrich - 102; Engels, Friedrich - 102; Esser, Wilhelm ~ 108; Fechner, Erich - 110; Finsler, Paul - 115; Fröbes, Joseph t 128; Gehlen, Arnold - 133; Geyer, Bernhard - 135; Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver) * 153; Hartmann, (Paul) Nicolai - 159; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) ~ 161; Heidemann, Ingeborg ~ 164; Heimsoeth, Heinz */-/t 165; Heinrich von Gorkum ~/t 166; Heinrich von Lübeck - 166; Heinrich von Werl 167; Hengstenberg, Hans-Eduard ~ 171; Hennemann, Gerhard - 172; Herbertz, Richard * 173; Hermes,

Georg ~ 175; Hess, Moses - 177; Hessen, Johannes 177; Hübscher, Arthur * 189; Husserl, Gerhart - 193; Johannes von Sterngassen */~/t 201; Kelsen, Hans 213; Kircher, Athanasius - 218; Klatzkin, Jakob - 219; Klein, Joseph - 220; Koch, Joseph ~/t 222; König, Rene ~/f 223; Kofler, Leo ~/t 224; Lakebrink, Bernhard ~ 235; Lambert von Heerenberg ~/t 235; Landgrebe, Ludwig ~/t 238; Landsberg, Paul (Ludwig) ~ 238; Landshut, Siegfried ~ 239; Lange, Friedrich Albert ~ 239; Lapide, Pinchas E(lias) - 240; Liebrucks, Bruno - 252; Lubinus, Eilhardus - 259; Martin, Gottfried 270; Marx, Karl - 271; Melanchthon, Philipp - 279; Metzke, Erwin - 285; Meurers, (Peter) Joseph */~ 286; Nikolaus von Straßburg ~ 304; Oldendorp, Johann 311; Pesch, Heinrich * 317; Pesch, Tilmann * 318; Plessner, Helmuth - 325; Reinhard, Philipp Christian - 341; Risse, Wilhelm - 347; Rose, (Johann Anton) Ferdinand ~ 350; Rothenflue, Franz ~/t 354; Sailer, Johann Michael von - 357; Saitschick, Robert - 358; Salomon, Albert - 358; Scheler, Max (Ferdinand) ~ 362; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von ~ 368; Schmitt, Carl - 374; Schneider, Arthur (Carl August) 375; Schneider, Ceslaus Maria - 375; Söhngen, Gottlieb (Clemens) */- 392; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) * 407; Ströker, Elisabeth ~/t 414; Tauler, Johannes -418; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) - 419; Terstegen de Monte, Gerhard -/t 420; Ulmer, Karl - 430; Voegelin, Eric * 435; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz ~/t 437; Welty, Eberhard - 450; Welzel, Hans - 450; Wiese, Leopold von ~/t 454; Willms, Bernard - 455; Wilpert, Paul -/t 456. Königsbach-Stein -> Stein. Königsberg (Pr) (russ. Kaliningrad) siehe auch Juditten Ach, Narziß (Kaspar) - 1; Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) ~/t 15; Baer, Karl Ernst von - 18; Baumgarten, Arthur * 27; Baumgarten, Eduard - 28; Beck, Jacob Sigismund - 30; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) - 36; Braun, Otto - 49; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig ~ 60; Calov, Abraham - 6l; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von ~ 68; Czolbe, Heinrich ~/t 76; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Dorner, August - 86; Dreier, Christian ~/t 87; Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) -91; Erhard, Johann Benjamin - 106; Fichte, Johann Gottlieb - 114; Fischer, Christian Gabriel */~/t 116; Gehlen, Arnold ~ 133; Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von - 137; Gottsched, Johann Christoph - 145; Hamann, Johann Georg */- 156; Harich, Wolfgang * 157; Heimsoeth, Heinz ~ 165; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von - 169; Herbart, Johann Friedrich - 172; Herder, Johann Gottfried - 173; Herz, (Naphtali) Markus - 177; Heyse, Hans - 178; Hubert, David */- 179; Hollmann, Samuel Christian ~ 185; Ipsen, Günther ~ 194; Jacoby, Günther */- 195; Jäsche, Gottlieb Benjamin ~ 196; Jenisch, Daniel ~ 199; Kamiah, Wilhelm - 206; Kant, Immanuel */~/t 207; Kaufmann, Erich ~ 210; Kiesewetter, Johann Gottfried Karl Christian - 217; Knutzen, Martin */-/t 222; Kraus, Christian Jakob ~/t 228; Krug, Wilhelm Traugott ~ 232; Lange, Konrad von - 240; Lau, Theodor Ludwig */243; Liebrucks, Bruno - 252; Lorenz, Konrad (Zacharias) - 256; Maimon, Salomon - 265; Metzke, Erwin - 285; Meumann, Ernst - 286; Micraelius, Johannes ~ 288; Müller, Kurt - 294; Paullini, Christian Franz 316; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) - 319; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht - 325; Pörschke, Karl Ludwig ~/t 327; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) ~ 338; Reuß, Maternus ~ 343; Rinck, Friedrich Theodor ~

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Königsberg Nm. 347; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) ~/t 352; Runze, Georg - 356; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) - 358; Schasler, Max (Alexander Friedrich) ~ 362; Schelsky, Helmut ~ 365; Schöndörffer, Otto (Konrad) ~ 376; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst - 380; Schultz, Johann ~/t 383; Stange, Carl ~ 400; Stirner, Max - 410; Striimpell, Ludwig (Adolf) von ~ 414; Taute, Georg Friedrich ~/f 419; Theiler, Willy - 421; Thibaut, Anton Friedrich Justus - 421; Thiele, Günther 421; Ueberweg, Friedrich ~/t 429; Walter, Julius - 441; Wentscher, Max - 451. Königsberg Nm. (poln. Chojna) Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von ~ 172; Sucro, Christoph Joseph * 416. Königsfelden (Gem. Windisch, Kt. Aargau) Eckhart von Hochheim - 95. Königstein (Sachs. Schweiz) Biel, Gabriel - 38. Königstein im Taunus Dessoir, Max t 80. Köniz (Kt. Bern) -» Wabern. Könno (Livland) Keyserling, Hermann Graf * 216. Köslin (poln. Koszalin) Lange, Joachim - 240; Micraelius, Johannes * 288. Köttmannsdorf (Kärnten) Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von * 412. Kötzting Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) * 401. Kohlfurt (poln. Wsgliniec) Bergemann, Paul t 35. Kojetein (tschech. Kojetin) Kaufmann, David * 210. Kojetin -» Kojetein. Kolin (tschech. Kolin) Popper, Josef * 328. Kolkwitz (Kr. Spree-Neiße) -> Hänchen. Komsomol'sk -> Löwenhagen. Konitz (Westpr.) (poln. Chojnice) Breitkopf, Gregor * 50; Ewerbeck, Christian Gottfried * 110; Kellermann, Benzion -213. Konstantinopel -> Istanbul. Konstanz siehe auch Wollmatingen Fink, Eugen * 115; Heidegger, Martin - 163; Hrabanus Maurus - 187; Jauß, Hans Robert ~/t 198; Mauthner, Fritz t 275; Seuse, Heinrich */~ 388; Sulzer, Johann Anton ~/t 416. Kopenhagen Arnisäus, Henning ~ 15; Berger, Johann Erich von 35; Brandis, Christian August - 48; Erhard, Johann Benjamin - 106; Fichte, Johann Gottlieb -114; Heisenberg, Werner ~ 168; Hoffmann, Johann Adolf - 183; Maier, Heinrich ~ 265; Mutius, Gerhard von - 296; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) -301; Pauli, Wolfgang (Ernst) ~ 315; Paullini, Christian Franz ~ 316; Pufendorf, Samuel Frh. von -331; Schade, Georg - 361; Schweitzer, Albert - 385; Steffens, Henrik - 402; Stein, Lorenz von - 405; Tetens, Johann Nicolaus ~/t 420. Korbach Goclenius, Rudolph d. Ä. */- 138. Koritschan (tschech. Koryöany) Reich, Emil * 336. Korycany -> Koritschan. Kosice -» Kaschau. Kosmodemjanskoe -> Molsehnen. Kostajnica (Kroatien) Radakovic, Konstantin - 332. Kostrzyn -> Küstrin.

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Koszalin -> Köslin. Kraichtal -» Gochsheim. Krainburg (slowen. Kranj) Mally, Ernst * 266. Krakau Copernicus, Nicolaus - 72; Holzapfel, Rudolf Maria * 185; Johann von Glogau ~/t 201; Lipmann, Jom Tow ben Salomo - 253; Menger, Anton - 282. Kraljevec (Kroatien) Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) * 407. Kranj —» Krainburg. Krasnoborskoe -» Starkenberg. Krefeld siehe auch Uerdingen Isenkrahe, Kaspar - 194; Lehmann, Rudolf * 245. Krems an der Donau (Niederösterreich) Derbolav, Josef - 80; Ehrlich, Johann Nepomuk - 97. Kreuth (Kr. Miesbach) Frohschammer, Jakob t 129; Schilling, Kurt t 368. Kreuzungen (Kt. Thurgau) Häberlin, Paul - 153; Sulzer, Johann Anton - 416. Kreuznach -> Bad Kreuznach. Kronberg im Taunus Dessoir, Max - 80. Kroppenstedt Scharf, Johannes * 362. Krosno Odrzanskie -» Crossen/Oder. Krottorf Maass, Johann Gebhard Ehrenreich * 263. Kruft Rose, (Johann Anton) Ferdinand t 350. Krumbach (Schwaben) Landauer, Gustav - 237. Kudrynce (Galizien) Schächter, Josef* 361. Küblingen (seit 1938 zu Schöppenstedt) Wegscheider, Julius August Ludwig * 445. Kues (seit 1905 zu Bernkastel-Kues) Nikolaus von Kues - 303. Küsnacht (Kt. Zürich) Jung, Carl Gustav -/t 203; Snell, (Johann Philipp) Ludwig t 392. Küstrin (poln. Kostrzyn) Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen - 125. Kunersdorf Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen ~ 125. Kupferzeit Weber, Karl Julius -/t 443. Ky'iv -> Kiew. Laage Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) * 417. Labiau (russ. Polessk) Schöndörffer, Otto (Konrad) * 376. Laibach (slowen. Ljubljana) Likavetz, Joseph Kalasanz -/t 252. Lake Forest (Illinois, USA) Mokre, Johann (Josef Alois) - 290. Lam —> Lambach, Riedermühle. Lambach (Gem. Lam) Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von - 17. Lambarene (Gabun) Schweitzer, Albert ~/t 385. Landau in der Pfalz Lindemann, Heinrich Simon * 252; Metzger, Arnold * 285; Schaaf, Julius (Jakob) t 360. Landsberg a. Lech Mutschelle, Sebastian ~ 297; Prantl, Carl von * 330.

Leipzig Landsberg/Warthe (poln. Gorzow Wielkopolski) Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369. Landshut Ast, Georg Anton Friedrich - 16; Du Frei, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von * 92; Erhard, Andreas - 106; Feuerbach, Ludwig (Andreas) * 112; Meilinger, Andreas Florian * 277; Reiner, Gregor Leonhard ~/t 340; Röschlaub, Andreas - 349; Sailer, Johann Michael von - 357; Salat, Jakob ~/t 358; Savigny, Friedrich Carl von - 359; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) - 401; Weber, Josef von ~ 442; Zimmer, Patrizius Benedikt - 468. Langenberg (Rheinland) Thyssen, Johannes * 423. Langenburg Weber, Karl Julius * 443. Langenhorn Paulsen, Friedrich * 316. Langensalza -» Bad Langensalza. Langenstein (Kr. Halberstadt) Martini, Jakob * 271. Langenstein (seit 1972 zu Kirchhain) Heinrich Heinbuche von Langenstein * 166. Lassan Spalding, Johann Joachim ~ 395. Laubegast (seit 1921 zu Dresden) Lessing, Theodor - 250. Laucha an der Unstrut Flügel, Otto- 118. Lauchhammer —» Bockwitz. Lauenburg i. Pom. (poln. Lejx>rk) Bahnsen, Julius Friedrich August ~/t 20. Laufzorn (seit 1978 zu Oberhaching) Schubert, Gotthilf Heinrich von t 381. Lauingen (Donau) Albertus Magnus * 7. Laukischken (russ. Saranskoe) Glogau, Gustav * 137. Laurion (Griechenland) Glogau, Gustav t 137. Lausanne Bornhausen, Karl (Eduard) - 47; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig - 57; Castillon, Friedrich (Adolf Maximilian Gustav) * 66; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93; Geyer, Hans F. ~ 136; Grelling, Kurt ~ 147; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) 161; Hollitscher, Walter - 184; Holzapfel, Rudolf Maria ~ 185; Klatzkin, Jakob - 219; Kuntze, Friedrich ~ 234; Praechter, Karl ~ 330; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz - 371; Sternberg, Theodor (Hermann) ~ 409; VerdroßDroßberg, Alfred - 432. Lauterecken Hartmann, Max(imilian) * 159. Lejbork -> Lauenburg i. Pom. Leeds (England) Pohle, Joseph - 327. Leer (Ostfriesland) Bavink, Bernhard * 29. Legnica -» Liegnitz. Leicester (England) Elias, Norbert - 100. Leichlingen (Rheinland) Ueberweg, Friedrich * 429. Leiden (Niederlande) Angelus Silesius ~ 12; Bisterfeld, Johann Heinrich ~ 40; Clauberg, Johann ~ 68; Conring, Hermann ~ 72; Herder, Johann Gottfried - 173; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von - 184; La Mettrie, Julien Offray

de ~ 236; Paullini, Christian Franz ~ 316; Reimarus, Hermann Samuel ~ 339; Reimarus, Johann Albert Heinrich - 339; Schade, Georg - 361; Sturm, Johann Christoph ~ 415; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von 428. Leipnik (tschech. Lipnik nad Beövou) Münz, Bernhard * 295. Leipzig Abicht, Johann Heinrich - 1; Agricola, Georgius ~ 3; Ahrens, Heinrich ~ 6; Alefeld, Johann Ludwig ~ 8; Apelt, Ernst Friedrich - 13; Arnisäus, Henning - 15; Asher, David ~/t 16; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) - 16; Barth, (Ernst Emil) Paul -/t 24; Basedow, Johann Bernhard ~ 25; Baumgarten, Arthur - 27; Becker, Oskar (Joachim) */- 30; Beier, Karl (Friedrich Adam) ~/t 31; Bergbohm, Karl Magnus ~ 34; Bloch, Ernst - 41; Bolliger, Adolf - 44; Boltzmann, Ludwig Eduard ~ 45; Born, Friedrich Gottlieb */- 46; Brasch, Moritz ~/t 49; Breitkopf, Gregor -/t 50; Buber, Martin ~ 55; Bubnoff, Nicolai von - 56; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig - 60; Caesar, Karl Adolf ~/t 60; Carus, Carl Gustav */- 64; Cams, Friedrich August -/t 65; Chladni, Johann Martin - 67; Clodius, Christian August Heinrich ~/t 69; Cohn, Jonas (Ludwig) ~ 70; Cornelius, Hans ~ 74; Grell, Ludwig Christian -/t 75; Crusius, Christian August -/t 75; Daumer, Georg Friedrich - 77; Driesch, Hans Adolf Eduard ~/t 87; Drobisch, Moritz Wilhelm */~/t 88; Duboc, (Karl) Julius - 89; Dürr, (Georg) Ernst - 92; Eben, Johann Jakob ~ 94; Eisler, Rudolf - 99; Engel, Johann Jakob ~ 102; Engelhus, Dietrich - 102; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard -110; Fechner, Gustav Theodor ~/t 111; Fichte, Johann Gottlieb - 114; Fischer, Aloys - 116; Fischer, (Ernst) Hugo - 117; Fischer, Kuno (Ernst Berthold) ~ 117; Freyer, Hans */~ 123; Fries, Jakob Friedrich ~ 127; Garve, Christian -131; Gehlen, Arnold */- 133; Geiger, Moritz (Alfred) - 133; Glafey, Adam Friedrich - 136; Göschel, Karl Friedrich - 140; Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Gomperz, Theodor - 144; Gottsched, Johann Christoph -/t 145; Grohmann, (Johann) Christian August - 148; Gropp, Rugard Otto - 149; Günther, Gotthard - 151; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) - 151; Hanow, Michael Christoph 157; Hansch, Michael Gottlieb - 157; Hang, Gerhard ~/t 157; Hartenstein, Gustav - 158; Hartmann, (Karl Robert) Eduard von - 158; Hausdorff, Felix - 160; Heineccius, Johann Gottlieb -165; Heinze, Max ~/t 167; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Hertz, Paul - 176; Heydenreich, Karl Heinrich - 178; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Heyse, Hans - 178; Hielscher, Johannes ~ 179; Hirsch, Samuel ~ 182; Hollitscher, Walter - 184; Hommel, Karl Ferdinand */-/t 185; Husserl, Gerhart 193; Ipsen, Günther - 194; Jean Paul - 198; Jerusalem, Karl Wilhelm - 199; Joel, Karl - 200; John, Erhard -201; Kästner, Abraham Gotthelf */- 204; Kafka, Gustav - 204; Kaftan, Julius - 205; Kauffmann, Max Reinhard - 209; Kaufmann, David -210; Kaufmann, Fritz (Leopold) */- 211; Keckermann, Bartholomäus - 212; Khunrath, Heinrich */t 217; Kirchmann, Julius Hermann von - 218; Klages, Ludwig - 219; Kries, Johannes (Adolf) von - 230; Kronenberg, Moritz - 231; Krüger, Felix - 231; Krug, Wilhelm Traugott -/t 232; Külpe, Oswald - 233; Lambert, Johann Heinrich - 235; Lamprecht, Karl Gotthard ~/t 237; Lange, Joachim 240; Lange, Konrad von - 240; Lassalle, Ferdinand 242; Lassen, Adolf - 242; Leibniz, Gottfried Wilhelm */- 245; Leisegang, Hans - 247; Lersch, Philipp ~ 248; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Ley, Hermann */250; Liebmann, Otto - 252; Linke, Paul Ferdinand -

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Leisersdorf 253; Lipps, Gottlob (Friedrich) - 253; Lipsius, Friedrich Reinhard -/t 254; Litt, Theodor - 254; Löwenthal, Eduard - 255; Lotze, (Rudolph) Hermann ~ 258; Lubinus, Eilhardus ~ 259; Ludovici, Carl Günther */~/f 259; Melanchthon, Philipp - 279; Mende, Georg -281; Meumann, Ernst - 286; Müller, Adam Heinrich ~ 293; Müller-Lyer, Franz Carl ~ 295; Münsterberg, Hugo 295; Neumann, Franz Leopold - 299; Nicolai, Heinrich ~ 300; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) ~ 301; Nigri, Petrus ~ 303; Novalis ~ 306; Obereit, Jakob Hermann 307; Ostwald, (Friedrich) Wilhelm -/t 311; Overbeck, Franz (Camille) - 313; Paracelsus - 314; Paulsen, Friedrich ~ 316; Petzoldt, Joseph - 319; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) - 319; Philippi, Johann Ernst - 321; Pichler, Hans * 321; Plainer, Ernst */~/t 325; Plenge, Johann (Max Emanuel) - 325; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht - 325; Polich, Martin - 328; Praechter, Karl - 330; Pufendorf, Samuel Frh. von ~ 331; Radbruch, Gustav (Lambert) ~ 332; Ranke, Leopold von - 333; Ree, Paul ~ 336; Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von t 338; Reinhold, Karl Leonhard ~ 341; Riedel, Friedrich Just(us) ~ 344; Rivius, Johann d. J. - 349; Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) - 352; Rüdiger, (Johann) Andreas ~/t 355; Rüstow, Alexander - 355; Rüge, Arnold ~ 356; Schasler, Max (Alexander Friedrich) - 362; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von - 364; Schelsky, Helmut ~ 365; Schertzer, Johann Adam -/t 366; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von ~ 366; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von 368; Schmitt, Eugen Heinrich - 374; Schubert, Gotthilf Heinrich von -381; Schubert-Soldern, Richard von ~ 382; Schulz, Walter - 383; Schweitzer, Albert ~ 385; Sennert, Daniel - 387; Seydel, Rudolf ~/t 388; Siebeck, Hermann - 389; Spranger, Eduard - 397; Stallbaum, Johann Gottfried ~/t 399; Stammler, Rudolf ~ 400; Stange, Carl - 400; Störring, Gustav (Wilhelm) - 411; Strecker, Reinhard - 414; Strigel, Victorinus 414; Striimpell, Ludwig (Adolf) von ~/t 414; Study, (Christian Hugo) Eduard - 415; Sturm, Johann Christoph -415; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) - 417; Teller, Jürgen ~/t 419; Thomasius, Christian */- 422; Thomasius, Jakob */~/t 423; Tillich, Paul (Johannes) ~ 424; Timpier, Clemens - 425; Trendelenburg, Friedrich Adolf - 426; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert - 430; Utitz, Emil - 431; Vaihinger, Hans - 431; Verweyen, Johannes Maria - 433; Vetter, August - 433; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) - 433; Volkelt, Johannes -/t 436; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz ~ 437; Wagner, Gabriel - 439; Waitz, Theodor - 441; Walch, Johann Georg - 441; Weigel, Valentin - 446; Weischedel, Wilhelm - 447; Weisse, Christian Hermann */~/t 448; Wendt, Amadeus */- 450; Wentscher, Max - 451; Wezel, Johann Karl - 453; Willmann, Otto (Philipp Gustav) 455; Winckler, Johann Heinrich ~/t 457; Wirft, Wilhelm - 459; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg - 460; Wolff, Christian Frh. von - 462; Wundt, Max */- 463; Wundt, Wilhelm (Maximilian) - 463; Ziller, Tuiskon ~/t 468; Zimmermann, Robert von - 469; Zweiling, Klaus ~/f 470. Leisersdorf (poln. Uniejowice) Melzer, Ernst * 281. Leitmeritz (tschech. Litomefice) Frankl, Wilhelm Maria - 120; Pohl, Wenzel - 327; Willmann, Otto (Philipp Gustav) t 455. Leitomischl (tschech. Litomysl) Likavetz, Joseph Kalasanz - 252. Leitzkau Einsiedel, (Johann) August von - 98.

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Lemberg (ukrain. L'viv, russ. L'vov, poln. Lwow) Buber, Martin ~ 55; Meinong, Alexius * 278; Mises, Richard Martin Edler von * 289; Rand, Rose * 333. Leningrad -> Sankt Petersburg. Lentzke Hülsen, August Ludwig ~/t 189. Leoben (Steiermark) Martinak, Eduard - 270; Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von -412. Leonberg (Kr. Böblingen) Kepler, Johannes - 214; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von * 364. Leopoldshöhe -» Greste. Lesum (seit 1939 zu Bremen) Adickes, Erich * 2. Leszno -> Lissa (Bez. Posen). Leuna Crusius, Christian August * 75. Leuthen Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen ~ 125. Levis (Vorarlberg) Frick, Karl * 124. Lewisburg (Pennsylvania, USA) Reich, Wilhelm t 337. Liberec -> Reichenberg. Lichtenau (Kr. Paderborn) -> Asseln. Lichtenau (Niederösterreich) Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von t 97. Lichtcnfels (Kr. Lichtenfels) Nüsslein, Georg - 307; Röschlaub, Andreas * 349. Lidzbark Warminski -» Heilsberg. Liebenburg -» Dornten. Liebstedt Lossius, Johann Christian * 258. Liegnitz (poln. Legnica) Barth, (Ernst Emil) Paul - 24; Ritter, Johann Wilhelm ~ 348. Liessau (bei Marienburg, Westpr.) Beck, Jacob Sigismund * 30. Lilienthal -> Trupe. Lima Schrödinger, Erwin - 380. Limburg a. d. Lahn Schmid, Leopold - 373. Lindau (Eichsfeld) Pabst, Johann Heinrich * 314. Lindau (Kt. Zürich) Obereit, Jakob Hermann - 307. Lindava -» Lindenau. Linden (seit 1920 zu Hannover) Arendt, Hannah * 14. Lindenau (tschech. Lindava) Günther, Anton * 150. Linz (Oberösterreich) Boltzmann, Ludwig Eduard - 45; Eibl, Hans ~/t 97; Kepler, Johannes - 214; Reininger, Robert * 342; Reuchlin, Johannes ~ 343; Wenzel, Gottfried Immanuel ~/t 451; Wiplinger, Fridolin - 459; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) - 459; Wössner, Jakobus ~/t 461. Lipnik (Kr. Biala) Volkelt, Johannes * 436. Lipnik nad Becvou -> Leipnik. Lissa (Bez. Posen) (poln. Leszno) Comenius, Johann Amos - 71; Willmann, Otto (Philipp Gustav) * 455.

Madrid Lissabon Kracauer, Siegfried ~ 226. Litomefice -» Leitmeritz. Litomysl -» Leitomischl. Liverpool Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71. Livorno Breyer, Johann Friedrich -51. Ljubljana -> Laibach. Lobberich (seit 1970 zu Nettetal) Hessen, Johannes * 177; Jaeger, Werner (Wilhelm) * 196. Lobeda (seit 1922 zu Jena) Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand * 351. Löbau (Kr. Löbau-Zittau) -> Großdehsa. Lörrach Hugo, Gustav * 191. Löwen (Belgien) Agricola, Rudolf - 5; Brand, Gerd - 48; Campen, Heimerich von -/t 61; Erasmus von Rotterdam -103; Fink, Eugen - 115; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Husserl, Edmund - 193; Landgrebe, Ludwig - 238; Mager, Alois - 264; Mercator, Gerhard - 283; Meyer, Theodor - 287; Nikolaus von Straßburg - 304; Oehler, Richard - 308; Oeing-Hanhoff, Ludger - 308; Schneider, Ceslaus Maria - 375; Strasser, Stephan - 412. Löwenberg (poln. Lwowek Slaski) Bergemann, Paul * 35; Liebmann, Otto * 252. Löwenhagen (russ. Komsomol'sk) Schultz, Johann - 383. Lohmar -» Breidt. Loit (Dänemark) Kaftan, Julius * 205. London Agrippa von Nettesheim - 5; Baur, Ludwig - 28; Bernays, Paul (Isaak) * 36; Bertalanffy, Ludwig von 37; Buber, Martin - 55; Canetti, Elias - 61; Comenius, Johann Amos - 71; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Ehrenberg, Hans - 96; Einstein, Albert - 98; Engels, Friedrich ~/t 102; Erasmus von Rotterdam - 103; Feyerabend, Paul (Karl) - 113; Freud, Sigmund -/t 121; Friedmann, (Adolph) Hermann - 124; Hamann, Johann Georg ~ 156; Hayek, Friedrich August von 161; Holzapfel, Rudolf Maria - 185; Horkheimer, Max - 186; Hügel, Friedrich Frh. von ~/t 189; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Kassner, Rudolf - 209; Kautsky, Karl - 212; König, (Johann) Samuel - 223; Kohr, Leopold - 225; Korsch, Karl ~ 226; Kraft, Julius - 227; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Löwenthal, Eduard - 255; Mannheim, Karl ~/t 267; Marx, Karl ~/t 271; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau - 274; MüllerLyer, Franz Carl - 295; Neumann, Franz Leopold - 299; Nordau, Max - 305; Paullini, Christian Franz - 316; Popper, Sir Karl Raimund -/t 328; Reimarus, Johann Albert Heinrich - 339; Schrödinger, Erwin - 380; Snell, (Johann Philipp) Ludwig ~ 392; Solmitz, Walter Moritz - 393; Steinthal, Heymann - 408; Wallaschek, Richard 441; Weitling, Wilhelm (Christian) - 448; Wezel, Johann Karl - 453; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Wind, Edgar ~/t 457. Long Beach (New York, USA) Baumgardt, David t 27. Lorch (Ostalbkreis) Rosier, Johann Eberhard * 350. Los Angeles (Kalifornien, USA) Anders, Günther -11; Bertalanffy, Ludwig von ~ 37; Bühler, Karl -/t 58; Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Gomperz, Heinrich -/t 144; Horkheimer, Max - 186; Marcuse, Ludwig - 269; Reichenbach, Hans (Friedrich

Herbert Günther) ~/t 337; Rintelen, Fritz Joachim von 347. Losheim am See -> Rissenthal. Lubin -» Lüben. Lucca (Italien) Gottfried von Viterbo - 145, Luckau (Kr. Dahme-Spreewald) Böhme, Christian Friedrich - 43. Ludwigsburg (Kr. Ludwigsburg) Strauß, David Friedrich */t 412; Vischer, Friedrich

Theodor von * 434. Ludwigshafen am Rhein siehe auch Oppau Bloch, Ernst */~ 41. Lübeck Blumenberg, Hans * 42; Heinrich von Lübeck - 166; Herder, Johann Gottfried ~ 173; Hoffmann, Johann Adolf - 183; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jungius, Joachim * 204; Kern, Berthold von -216; Oldendorp, Johann - 311; Radbruch, Gustav (Lambert) * 332; Rose, (Johann Anton) Ferdinand */- 350; Wolandt, Gerd t 461. Lüben (poln. Lubin) Kühn, Helmut * 233. Lüchow (Kr. Luchow-Danneberg) Ribov, Georg Heinrich * 343. Lüdenscheid Ackermann, (Friedrich) Wilhelm t 2. Lügde Pelster, Franz */- 317. Lüneburg Heinemann, Fritz * 166; Luhmann, Niklas * 260. Lüttich Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna - 13; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jaspers, Karl (Theodor) - 197; Pauw, (Franz) Kornelius de - 317; Rupert von Deutz */- 356; Wibald - 454. Lützen Flügel, Otto * 118. Lumpzig Einsiedel, (Johann) August von */- 98. Lund (Schweden) Pufendorf, Samuel Frh. von - 331; Thorild, Thomas -

423. Luxemburg Bender, Hedwig * 32; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Groethuysen, Bernhard t 148; Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver) t 153; Hirsch, Samuel - 182. Luzern Balthasar, Hans Urs von * 20; Geissler, (Friedrich Jakob) Kurt - 134; Gervasius von Breisach t 135; Troxler, Ignaz Paul Vitalis ~ 427. L'viv -> Lemberg. L'vov -> Lemberg. Lwow -» Lemberg. Lwowek Slaski -» Löwenberg. Lyon Agrippa von Nettesheim - 5; Albertus Magnus - 7; Landsberg, Paul (Ludwig) - 238. Maastricht (Niederlande) Seuse, Heinrich - 388. Madison (Wisconsin, USA) Baumgarten, Eduard - 28; Kühnemann, Eugen - 233. Madrid Heller, Hermann (Ignatz) ~/t 169; Humboldt, Wilhelm von -191; Nordau, Max - 305; Schrödinger, Erwin 380.

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Mäbenberg Mäbenberg (seit 1972 zu Georgensgraünd) Konrad von Megenberg * 226. Mährisch-Schönberg (tschech. äumperk) Schlesinger, Josef * 371. Mährisch-Triibau (tschech. Moravskä Tfebovä) Frankl, Wilhelm Maria ~/t 120. Magdeburg Agricola, Georgius ~ 3; Bartholomäus Anglicus - 24; Basedow, Johann Bernhard t 25; Engelhus, Dietrich - 102; Falckenberg, (Friedrich Otto) Richard * 110; Göschel, Karl Friedrich - 140; Gropp, Rugard Otto * 149; Johannes de Erfordia - 201; Kahle, Ludwig Martin - 205; König, Rene * 223; Konrad der Jüngere von Halberstadt ~ 225; Lakmann, Nikolaus - 235; Luther, Martin ~ 261; Mechthild von Magdeburg ~ 276; Mellin, George Samuel Albert ~/t 280; Reimmann, Jakob Friedrich - 339; Rosenkranz, (Johann) Karl (Friedrich) */- 352; Schaller, (Karl) Julius * 361; Strigel, Victorinus ~ 414; Sturm, Johann Christoph - 415; Sulzer, Johann Georg(e) -416; Weitling, Wilhelm (Christian) * 448; Wille, Bruno * 455. Magyarovär -> Ungarisch-Altenburg. Mailand (italien. Milano) Albertus Magnus - 7; Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna t 13; Grassi, Ernesto */~ 146; Heinrich von Herford - 166; Manser, Gallus Maria - 267. Mainz Albertus Magnus ~ 7; Behler, Ernst -31; Biel, Gabriel ~ 38; Blumenberg, Hans ~ 42; Bollnow, Otto Friedrich - 45; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von - 68; Diemer, Alwin - 82; Dingler, Hugo (Albert Emil Hermann) ~ 85; Emge, Carl August -101; Erasmus von Rotterdam - 103; Goethe, Johann Wolfgang von 140; Goldstein, Julius ~ 144; Gottschalk der Sachse ~ 145; Guardini, Romano - 150; Haffner, Paul Leopold ~/t 154; Heidemann, Ingeborg - 164; Hrabanus Maurus */- 187; Humboldt, Wilhelm von - 191; Kircher, Athanasius - 218; Landmann, Michael - 238; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Malter, Rudolf ~/t 266; Martin, Gottfried - 270; May, Eduard * 275; Messer, August * 285; Molitor, Joseph Franz - 291; Neeb, Johannes ~ 298; Pesch, Heinrich - 317; Pieper, Josef - 322; Reinach, Adolf * 340; Rimelen, Fritz Joachim von -/t 347; Sachsse, Hans - 357; Schlechta, Karl ~ 368; Schmid, Leopold - 373; Schoeck, Helmut - 376; Stallmach, Josef -/t 400; Weikard, Melchior Adam ~ 446; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus */~ 458; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) - 467.

Mala 1\ir'ja -» Turza Mala. Malmedy (Belgien) Schneider, Ceslaus Maria - 375. Mammern (Gem. Steckborn, Kt. Thurgau) Kroner, Richard (Jacob) t 231. Mamonowo -» Heiligenbeil. Manchester Altmann, Alexander - 10; Asher, David ~ 16; Canetti, Elias - 61; Engels, Friedrich ~ 102; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Polanyi, Michael ~ 327; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) ~ 459. Maniow (Galizien, heute Polen) Menger, Anton * 282. Mannheim siehe auch Neckarau Baumgarten, Eduard - 28; Berlinger, Rudolph * 36; Bubnoff, Nicolai von - 56; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) * 77; Frank, Erich - 119; Humboldt, Wilhelm von - 191; Kohler, Josef - 224; Rbsser, (Georg) Kolumban -351; Schiller, (Johann Christoph)

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Friedrich von ~ 366; Schoeck, Helmut - 376; Schopenhauer, Arthur - 377; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst * 380; Seebold, Karl ~/t 386; Selz, Otto - 387; Steckelmacher, Moritz - 402; Weikard, Melchior Adam -446. Mansfeld (Kr. Mansfelder Land) Luther, Martin - 261. Marbach (frz. Marbache, Dep. Meurthe-et-Moselle) Manegold von Lautenbach - 267. Marbach am Neckar Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von * 366. Marbache -» Marbach. Marburg Ach, Narziß (Kaspar) - l; Achenwall, Gottfried - 2; Arendt, Hannah - 14; Barth, Heinrich - 22; Barth, Karl ~ 22; Bayrhoffer, Karl Theodor */- 29; Bergbohm, Karl Magnus - 34; Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) -/t 36; Bering, Johannes ~/t 36; Böhm, Andreas ~ 43; Boots, Abraham ~/t 46; Bornhausen, Karl (Eduard) - 47; Bultmann, Rudolf (Karl) ~/t 58; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig - 60; Cohen, Hermann - 69; Coing, Johann Franz ~/t 70; Combach, Johannes - 70; Daub, Karl ~ 77; Dennert, Eberhard - 79; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) -/t 93; Ebel, Kaspar - 93; Emge, Carl August - 101; Frank, Erich 119; Frobes, Johann Nikolaus - 128; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) - 133; Goclenius, Rudolph d. Ä. ~/t 138; Görland, Albert - 139; Hartmann, (Paul) Nicolai - 159; Heckmann, Gustav - 161; Heidegger, Martin ~ 163; Heimsoeth, Heinz - 165; Heinemann, Fritz ~ 166; Henkel, Heinrich - 171; Heyse, Hans - 178; Hildebrandt, Kurt - 180; Jaeger, Werner (Wilhelm) 196; Jaensch, Erich (Rudolf) ~/t 196; Jonas, Hans 202; Kahle, Ludwig Martin - 205; Kamiah, Wilhelm - 206; Kanthack, Katharina t 208; Kellermann, Benzion - 213; Klatzkin, Jakob - 219; Knittermeyer, (Johann) Hinrich - 221; König, Josef - 222; König, (Johann) Samuel - 223; Kristeller, Paul Oskar - 230; Krüger, Gerhard - 231; Krüger, Lorenz * 232; Kühnemann, Eugen - 233; Lamprecht, Karl Gotthard - 237; Lange, Friedrich Albert -/t 239; Löwith, Karl - 256; Lubinus, Eilhardus ~ 259; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) - 265; Martin, Gottfried - 270; Mehlis, Georg - 277; Menzer, Paul - 283; Misch, Georg - 288; Molitor, Joseph Franz - 291; Moser, Simon - 292; Natorp, Paul -/t 297; Nicolai, Heinrich - 300; Ochsner, Heinrich 307; Oldendorp, Johann ~/t 311; Otto, Rudolf (Louis Karl) ~/t 313; Pannwitz, Rudolf - 314; Pflüger, Eduard (Friedrich Wilhelm) - 321; Praechter, Karl - 330; Rehmke, Johannes ~/t 336; Reich, Klaus ~/t 337; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) - 338; Reiner, Hans - 340; Reinhard, Philipp Christian - 341; Reisner, Erwin - 342; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Ritter, Joachim - 348; Rülf, Isaak - 355; Savigny, Friedrich Carl von - 359; Scheibler, Christoph - 362; Schilling, Kurt - 368; Schmid, Leopold - 373; Schottlaender, Rudolf - 379; Schütte, Kurt - 382; Schulz, Walter 383; Schwarz, Hermann - 384; Schweitzer, Albert 385; Sengler, Jakob - 387; Stammler, Rudolf - 400; Stegmann, Johann Gottlieb -/t 403; Strauss, Leo 413; Study, (Christian Hugo) Eduard - 415; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) -419; Tennemann, Wilhelm Gottlieb -/t 419; Tiedemann, Dietrich ~/t 424; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde - 431; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz - 437; Vorländer, Franz ~/t 437; Vorländer, Karl */437; Waitz, Theodor ~/t 441; Weischedel, Wilhelm - 447; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) ~/t 448; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg - 460; Wolff,

Montagnola Christian Frh. von - 462; Woltmann, Ludwig ~ 463; Wundt, Max ~ 463; Zeller, Eduard (Gottlob) - 465. Marburg/Dräu -> Maribor. Maria Laach (Gem. Glees) Cathrein, Victor - 66; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Haan, Heinrich (Aloys Hubert Anton Franz Xaver) - 153; Meyer, Theodor 287; Pesch, Tilmann - 318. Maria Medingen Tauler, Johannes - 418. Mariabrunn (seit 1938 zu Wien) Schlesinger, Josef -371. Mariänske Läzne -> Marienbad. Maribor (dt. Marburg, Slowenien) Carneri, Bartholomäus von t 64. Marienbad (tschech. Mariänske Läzn6) Goethe, Johann Wolfgang von ~ 140; Lessing, Theodor -/t 250. Marienberg (Boppard) Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) * 50. Marienthal (Geisenheim) Biel, Gabriel ~ 38. Mari (Kr. Recklinghausen) Oeing-Hanhoff, Ludger * 308. Marseille Kracauer, Siegfried ~ 226. Mauer-Öhling (Niederösterreich) Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von ~/t 89. Maulbronn Abel, Jakob Friedrich von ~ l; Bardili, Christoph Gottfried -21; Kepler, Johannes -214; Planck, Karl Christian ~/t 323; Reiff, Jacob Friedrich - 338; Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin - 349; Strauß, David Friedrich - 412; Vischer, Friedrich Theodor von - 434. Mayen Schütz, Ludwig * 382. Mecheln (niederländ. Mechelen, frz. Malines, Belgien) Agrippa von Nettesheim ~ 5. Mechernich -* Floisdorf. Meckesheim Bühler, Karl * 58. Meersburg Mauthner, Fritz - 275; Mesmer, Franz Anton ~/t 284. Meiningen Jean Paul ~ 198; Obereit, Jakob Hermann ~ 307; Walen, Johann Georg * 441. Meißen Chalybäus, Heinrich Moritz - 67; Crusius, Christian August - 75; Fichte, Johann Gottlieb -114; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Schertzer, Johann Adam - 366; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von - 428. Mellrichstadt Polich, Martin * 328. Memel (litauisch Klaipeda, russ. Klajpeda) Rülf, Isaak ~ 355. Memmingen Pfeifer, Franz Xaver - 320. Meran (Italien. Merano) Lazarus, Moritz ~/t 244; Müllner, Laurenz t 295. Mergelstetten (seit 1937 zu Heidenheim an der Brenz) Bardili, Christoph Gottfried t 21. Mergentheim -> Bad Mergentheim. Merklingen Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel - 417. Merseburg (Saale) Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) - 153; Philippi, Johann Ernst */- 321.

Messina (Italien) Derbolav, Josef - 80. Messingen Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde * 431. Meßkirch Heidegger, Martin * 163; Weite, Bernhard * 449. Metten Rixner, Thaddäus Anselm - 349. Mettlach Schmidt, Ferdinand Jacob * 373. Metz (Dep. Moselle, Frankreich) Agrippa von Nettesheim - 5. Metze (Niedenstein) Grebe, Wilhelm * 147. Meuselwitz (Kr. Altenburger Land) Forberg, Friedrich Karl * 119. Mexiko (Ciudad de Mexico) Fromm, Erich (Pinchas) - 129. Michelbach an der Bilz Schwegler, (Carl Franz) Albert * 385. Mid/ychod -> Birnbaum. Mikulov -> Nikolsburg. Milano -» Mailand. Mitkow -> Arnsdorf. Mils (Bez. Innsbruck-Land, Tirol) Moser, Simon t 292. Milzow Marheineke, Philipp Konrad - 269. Minden (Westf) Eckhart von Hochheim ~ 95; Heinrich von Herford t 166. Minneapolis (Minnesota, USA) Feigl, Herbert t 112. Mirca -> Mirz. Mirz (ukrain. Mirca, russ. Miröa, poln. Mircze) Maimon, Salomon - 265. Mitau (lett. Jelgava, russ. Jelgawa) Beseke, Johann Melchior Gottlieb ~/t 38. Mittenaar -> Ballersbach. Mtynary -» Mühlhausen i. Ostpr. Mödling (Niederösterreich) Schmied-Kowarzik, Walther */t 373; Wetter, Gustav (Andreas) * 452. Mohren (Treuchtlingen) Stock), Albert* 411. Mömpelgard -> Montb^liard. Mönchengladbach (bis 1950 München-Gladbach) Albertus Magnus ~ 7; Jonas, Hans * 202; Vorländer, Karl ~ 437; Willms, Bernard * 455. Mönchstockheim (seit 1978 zu Sulzheim, Kr. Schweinfurt) Rösser, (Georg) Kolumban * 351. Moers Clauberg, Johann - 68. Mehrungen (poln. Mor^g) Herder, Johann Gottfried * 173. Molsberg Nink, Caspar * 304. Molsehnen (russ. Kosmodemjanskoe) Pörschke, Karl Ludwig * 327. Monastir (Mazedonien) Wibald t 454. Monheim Pilgram, Friedrich ~/t 323. Montabaur Schmid, Leopold - 373. Montagnola (Kt. Tessin) Horkheimer, Max - 186.

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Montaione Montaione (Italien) Oelmüller, Willi t 308. Montbeliard (dt. Mömpelgard, Dep. Doubs, Frankreich) Taurellus, Nikolaus * 418. Montecassino (Italien) Wibald ~ 454. Montpellier (Frankreich) Nigri, Petrus - 303. Montreal (Kanada) Jonas, Hans - 202. Monza (Italien) Manser, Callus Maria ~ 267. Moos (Kr. Konstanz) -» Iznang. Moosburg a. d. Isar Gerhoh von Reichersberg ~ 135; Krieck, Ernst t 229. Moraj> -> Mohrungen. Moravskä Trebovä -» Mährisch-Triibau. Morimond Otto von Freising ~/t 312. Morungen Calov, Abraham * 61. Moskau Benjamin, Walter - 33; Buhle, Johann Gottlieb Gerhard ~ 58; Erismann, Theodor * 107; Lasker, Emanuel -241; Lukäcs, György von ~ 260; Reinhard, Philipp Christian ~ 341; Schrödinger, Erwin ~ 380; Stepun, Fedor * 408. Mosonmagyarovär -> Ungarisch-Altenburg. Mozon (Champagne) Sperlette, Johannes * 397. MstislawF (Litauen) Saitschick, Robert * 358. Müggenhahl (poln. Rokitnica) Hansch, Michael Gottlieb * 157. Müglitztal -» Weesenstein. Mühlhausen (Thüringen) Lipmann, Jom Tow ben Salomo * 253. Mühlhausen i. Ostpr. (poln. Mlynary) Schultz, Johann * 383. Mülhausen (frz. Mulhouse, Dep. Haut-Rhin) Broch, Hermann (Josef) - 51; Lambert, Johann Heinrich *235. Mülheim an der Ruhr Marx, Werner * 274. Müllheim (Kr. Breisgau-Hochschwarzwald) -> Vögisheim. München Ach, Narziß (Kaspar) t 1; Andreas-Salome, Lou ~ 12; Ast, Georg Anton Friedrich ~/t 16; Aster, Ernst von - 16; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von */~/t 17; Baeumker, Clemens t 19; Baeumler, Alfred ~ 19; Baumgardt, David ~ 27; Baumgartner, Hans Michael */- 28; Baumgartner, Matthias ~ 28; Bayer, Karl ~ 29; Becher, Erich -/t 29; Beckers, Hubert (Karl Philipp) */~/t 30; Behler, Ernst - 31; Behn, Siegfried - 31; Beling, Ernst von -/t 31; Ben-Chorin, Schalom */31; Berlinger, Rudolph ~ 36; Berolzheimer, Friedrich ~ 37; Binder, Julius ~ 40; Bodenheimer, Edgar ~ 43; Boltzmann, Ludwig Eduard ~ 45; Braun, Alexander (Carl Heinrich) ~ 49; Breyer, Johann Friedrich -51; Brugger, Walter ~/t 53; Brunner, August (Eugen Albert) ~/t 53; Buber, Martin ~ 55; Bühler, Karl ~ 58; Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Carriere, (Philipp) Moriz ~/t 64; Caspari, Otto - 65; Class, Gustav t 68; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob - 69; Conrad-Martius, Hedwig -71; Cornelius, Hans */-/t 74; Dacque, Edgar ~/t 76; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Delff, (Heinrich Karl) Hugo - 78; Dempf, Alois ~ 79; Dessauer, Friedrich - 80; Deutinger, Martin - 81; Diemer, Alwin - 82; Dietrich, Otto - 83; Dingler, Hugo 568

(Albert Emil Hermann) */~/t 85; Drews, (Christian Heinrich) Arthur - 87; Driesch, Hans Adolf Eduard - 87; Dürr, Karl - 92; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf ~/t 92; Du Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von - 92; Dyroff, Adolf ~/t 93; Ehrenberg, Hans - 96; Erhard, Andreas ~/t 106; Espenberger, Johann Nepomuk 107; Ettlinger, Max (Emil) - 108; Feigl, Herbert - 112; Fischer, Aloys -/t 116; Fischer, (Ernst) Hugo ~ 117; Fischer, Karl Philipp - 117; Förster, Friedrich Wilhelm - 118; Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl - 119; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von - 124; Friedländer, Salomo - 124; Frobenius, Leo (Viktor) - 128; Frohschammer, Jakob - 129; Fromm, Erich (Pinchas) - 129; Geiger, Moritz (Alfred) - 133; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) - 136; Gigon, Olof - 136; Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von - 137; Glockner, Hermann ~ 137; Glossner, Michael ~/t 138; Görres, (Johann) Joseph von ~/t 139; Goldberg, Oskar - 143; Grabmann, Martin 146; Grassi, Ernesto -/t 146; Groethuysen, Bernhard 148; Gropp, Rugard Otto - 149; Guardini, Romano ~/t 150; Güttier, Carl ~/t 151; Gumposch, Philipp Viktor ~/t 151; Haecker, Theodor ~ 154; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. ~ 154; Hahn, Hans ~ 155; Hartmann, Max(imilian) - 159; Havemann, Robert (Hans Günther) */- 160; Hayd, Heinrich */- 160; Heidegger, Martin 163; Heinemann, Fritz - 166; Heisenberg, Werner ~/t 168; Hertling, Georg (Friedrich) Graf von ~ 176; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Hildebrand, Dietrich von 180; Hildebrandt, Kurt - 180; Hirschberger, Johannes ~ 182; Hönigswald, Richard - 183; Hoffmann, Franz 183; Hommes, Jakob -/t 185; Honecker, Martin - 186; Horkheimer, Max ~ 186; Horneffer, Ernst - 187; Huber, Johann Nepomuk */~/t 188; Huber, Kurt (Theodor) ~/t 188; Hübscher, Arthur - 189; Jacobi, Friedrich Heinrich -/t 195; Jansen, Bernhard - 197; Jaspers, Karl (Theodor) ~ 197; Jodl, Friedrich */- 200; Kafka, Gustav - 204; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Kassner, Rudolf - 209; Kaufmann, Arthur ~/t 209; Kaufmann, Erich - 210; Keller, Wilhelm - 213; Kerler, Dietrich Heinrich ~/t 216; Klages, Ludwig - 219; Kleutgen, Joseph - 221; Koch, Joseph - 222; König, Josef 222; Koigen, David - 225; Kolbenheyer, Erwin Guido ~/t 225; Korsch, Karl - 226; Krause, Karl Christian Friedrich ~/t 229; Krüger, Felix - 231; Kühnemann, Eugen - 233; Külpe, Oswald ~/t 233; Kühn, Helmut ~/t 233; Kühn, Johannes Evangelista von - 234; Lakebrink, Bernhard ~ 235; Lambert, Johann Heinrich - 235; Landauer, Gustav ~/t 237; Langbehn, (August) Julius 239; Larenz, Karl - 241; Lasaulx, Ernst (Peter) von ~/t 241; Leist, Fritz ~/t 247; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von ~ 247; Lersch, Philipp */-/t 248; Lessing, Theodor - 250; Lindemann, Heinrich Simon ~/t 252; Linke, Paul Ferdinand - 253; Lipps, Gottlob (Friedrich) 253; Lipps, Hans - 253; Lipps, Theodor -/t 254; Löw, Reinhard - 254; Löwith, Karl */- 256; Lotz, Johannes Baptist ~/f 258; Mager, Alois - 264; Marcuse, Ludwig t 269; May, Eduard ~ 275; Meilinger, Andreas Florian ~/t 277; Metzger, Arnold - 285; Meyer, Hans - 286; Möhler, Johann Adam -/t 289; Moog, Willy - 291; Moos, Paul ~ 291; Müller, Kurt - 294; Müller, Max - 294; Müller-Freienfels, Richard - 294; Müller-Lyer, Franz Carl -/t 295; Münz, Bernhard - 295; Mutschelle, Sebastian -/t 297; Neuhäusler, Anton (Otto) */-/t 299; Niethammer, Friedrich Immanuel ~/t 301; Oischinger, Johann Nepomuk Paul ~/t 310; Oken, Lorenz - 310; Pauli, Wolfgang (Ernst) - 315; Paulsen, Friedrich - 316; Pelster, Franz - 317; Petraschek, Karl -/t 319; Petzoldt, Joseph - 319; Pfänder, Alexander (Carl Heinrich) -/t

Neapel 319; Pfeifer, Franz Xaver - 320; Pfeil, Hans ~ 320; Pfordten, Otto Frh. von der -321; Picard, Max -321; Pieper, Josef - 322; Planck, Max (Karl Ernst Ludwig) ~ 323; Plaßmann, Hermann Ernst ~ 324; Port, Kurt ~ 329; Prantl, Carl von - 330; Przywara, Erich - 330; Radbruch, Gustav (Lambert) ~ 332; Rahner, Karl (Josef Erich) ~ 333; Ranke, Leopold von ~ 333; Raphael, Max ~ 335; Rausch, Jürgen ~ 335; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) ~ 336; Ree, Paul ~ 336; Reich, Emil - 336; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) - 338; Reinach, Adolf ~ 340; Reiner, Gregor Leonhard - 340; Reiner, Hans - 340; Riehl, Alois (Adolf) 345; Riehl, Wilhelm Heinrich ~/t 345; Riezler, Kurt */-/t 346; Rintelen, Fritz Joachim von - 347; Ritter, Johann Wilhelm ~/t 348; Rixner, Thaddäus Anselm t 349; Röschlaub, Andreas - 349; Rohmer, Friedrich ~/t 351; Rosenkrantz, Wilhelm (Martin Joachim) */351; Rosenzweig, Franz - 353; Rothacker, Erich 353; Rüstow, Alexander - 355; Rüge, Arnold - 356; Sailer, Johann Michael von - 357; Salat, Jakob - 358; Schapp, Wilhelm - 362; Scheler, Max (Ferdinand) */- 362; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ~ 364; Schilling, Kurt */- 368; Schischkoff, Georgi 368; Schmid, Alois Ritter von ~/t 372; Schmid, Franz Xaver t 372; Schmid, Leopold - 373; Schmitt, Carl - 374; Schmitz-Moormann, Karl - 375; Schneider, Arthur (Carl August) - 375; Schoeck, Helmut - 376; Scholem, Gershom ~ 377; Schrader, Wolfgang - 379; Schrödinger, Erwin ~ 380; Schröter, (Ernst) Manfred */-/t 381; Schubert, Gotthilf Heinrich von -381; Schütte, Kurt -/t 382; Schultze, Fritz - 383; Selz, Otto */- 387; Sengler, Jakob - 387; Söhngen, Gottlieb (Clemens) ~/t 392; Sonnemann, Ulrich - 394; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) -/t 396; Spicker, Gideon 397; Stahl, Friedrich Julius */- 398; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) ~/t 401; Stegmüller, Wolfgang ~/t 403; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) - 407; Stepun, Fedor -/t 408; Stölzle, Remigius -411; Study, (Christian Hugo) Eduard - 415; Stumpf, (Friedrich) Carl - 415; Susman, Margarete - 417; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert - 430; Utitz, Emil - 431; Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde - 431; Verdroß-Droßberg, Alfred - 432; Vetter, August - 433; Voegelin, Eric 435; Vossler, Karl -/t 438; Wagner, Johann Jakob 439; Walther, Gerda - 441; Weber, Max ~/t 443; Weber, Theodor (Hubert) - 444; Weiller, Cajetan von */~/t 446; Weinhandl, Ferdinand - 446; Weiß, Ulrich - 448; Weite, Bernhard - 449; Wenzl, Aloys */~/t 451; Wilpert, Paul - 456; Wirth, Wilhelm - 459; Wölfflin, Heinrich - 461; Woltmann, Ludwig - 463; Wundt, Max - 463; Zahn, Manfred - 465; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von - 465; Zeltner, Hermann - 466; Zocher, Rudolf - 469. München-Gladbach -» Mönchengladbach. Münchenbuchsee (Kt. Bern) siehe auch Hoßvil Pestalozzi, Johann Heinrich -318. Münsing -> Ammerland. Münster (Westfalen) Ackermann, (Friedrich) Wilhelm - 2; Adickes, Erich - 2; Baeumker, Clemens - 19; Barth, Karl ~ 22; Baumgartner, Hans Michael - 28; Bavink, Bernhard 29; Becher, Erich - 29; Bispink, Franz Heinrich - 40; Blumenberg, Hans - 42; Braun, Otto - 49; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) - 50; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig - 60; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob - 69; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71; Ehrenberg, Hans - 96; Elvenich, Peter Joseph - 101; Esser, Wilhelm - 108; Ettlinger, Max (Emil) -

108; Fink, Eugen - 115; Freyer, Hans - 123; Geyer, Bernhard - 135; Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) - 136; Hagemann, Georg -/t 155; Hamann, Johann Georg ~/t 156; Heim, Karl - 165; Heinrich von Lübeck - 166; Hermes, Georg - 175; Hertling, Georg (Friedrich) Graf von - 176; Hessen, Johannes 177; Hielscher, Johannes ~/t 179; Hochstetter, Erich 182; Ipsen, Günther - 194; Jauß, Hans Robert - 198; Kaulbach, Friedrich - 211; Kempski Rakoszyn, Jürgen von - 214; Kircher, Athanasius - 218; Kleutgen, Joseph - 221; Krüger, Gerhard - 231; Luhmann, Niklas - 260; Meumann, Ernst - 286; Michelis, Friedrich */- 288; Most, Otto (Josef) -/t 293; Oeing-Hanhoff, Ludger 308; Oelmüller, Willi - 308; Pfeil, Hans - 320; Pieper, Josef ~/t 322; Plaßmann, Hermann Ernst - 324; Plenge, Johann (Max Emanuel) -/t 325; Pohle, Joseph - 327; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Ritter, Joachim -/t 348; Rosenmöller, Bernhard ~/t 352; Sauer, Wilhelm (Johannes Franz) ~/t 358; Schaper, Eva - 361; Schelsky, Helmut ~/t 365; Schlüter, Christoph Bernhard ~h 372; Scholz, Heinrich -/t 377; Schütz, Ludwig - 382; Simon, Paul -391; Spicker, Gideon ~/t 397; Steffes, Johann Peter ~/t 403; Stein, Edith - 404; Stieler, Georg - 410; Stöckl, Albert - 411; Vorländer, Karl -/t 437; Walter, Julius t 441; Willms, Bernard - 455; Wust, Peter (Josef) ~/t 464; Zeltner, Hermann - 466. Münsterberg in Schlesien (poln. Ziejjice) Kern, Berthold von * 216. Münstereifel -> Bad Münstereifel. Müntz (seit 1972 zu Titz) Isenkrahe, Kaspar * 194. Münzenberg Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) * 32. Mürsbach Schad, Johann Baptist * 360. Mulfingen -» Eberbach. Mulhouse -* Mülhausen. Muralto (Kt. Tessin) Fromm, Erich (Pinchas) t 129. Muri b. Bern (Kt. Bern) Holzapfel, Rudolf Maria t 185. Murnau a. Staffelsee Reiner, Gregor Leonhard * 340. Murrhardt Oetinger, Friedrich Christoph ~/t 309. Mutters (Tirol) Stegmüller, Wolfgang * 403. Nädas Bisterfeld, Johann Heinrich - 40. Nagyszombat -» Tyrnau. Nancy (Frankreich) Freud, Sigmund - 121. Nantes (Frankreich) Herder, Johann Gottfried - 173. Napoli -> Neapel. Naumburg (Saale) Göschel, Karl Friedrich -/t 140; Kirchmann, Julius Hermann von - 218; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) 301; Stammler, Gerhard - 400. Naumburg a. Queis (poln. Nowogrodziec) Leese, Kurt - 244. Naundorf (seit 1937 zu Großenhain, Kr. RiesaGroßenhain) Weigel, Valentin * 446. Neapel Goethe, Johann Wolfgang von - 140. Neapel (italien. Napoli) Breyer, Johann Friedrich - 51; Driesch, Hans Adolf

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Neckarau Eduard - 87; Eckhart von Hochheim - 95; Erasmus von Rotterdam ~ 103; Mainländer, Philipp - 266; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von ~ 429; Winckelmann, Johann Joachim - 456. Neckarau (Mannheim) Wundt, Wilhelm (Maximilian) * 463. Nehren (Kr. Tübingen) Vaihinger, Hans * 431. Neidenburg (poln. Nidzica) Taute, Georg Friedrich * 419. Neisse (poln. Nysa) Schuppe, Wilhelm - 384; Siegmund, Georg - 389. Nettetal -> Lobberich. Neu-Lobitz (poln. Nowy Lowicz) Tielsch, Elfriede Walesca * 424. Neu-Ulm Kerler, Dietrich Heinrich * 216; Wagner, Johann Jakob t 439. Neubabelsberg (seit 1938 zu Nowawes, seit 1938 Babelsberg, seit 1939 zu Potsdam) Riehl, Alois (Adolf) t 345. Neuburg (seit 1975 zu Heidelberg) Bernhard von Waging ~ 36; Schmid, Leopold - 373. Neuburg a. d. Donau siehe auch Bergen Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) - 401. Neuchätel -» Neuenburg. Neuenbürg Eschenmayer, Adolph Karl August * 107. Neuenburg (frz. Neuchätel, Kt. Neuenburg) Keller, Wilhelm - 213; Vattel, Emer de ~/t 432; Vogt, Carl ~ 436. Neuengronau (seit 1974 zu Sinntal) Moog, Willy * 291. Neufahrn i. NB. -» Etzenbach. Neugattersleben -» Hohendorf. Neuhof (Kt. Aargau) Pestalozzi, Johann Heinrich -318. Neuilly-sur-Seine (Dep. Hauts-de-Seine, Frankreich) Sohn-Rethel, Alfred * 392. Neukölln (bis 1912 Rixdorf, seit 1920 zu Berlin) Bauer, Bruno t 25. Neukyhna -» Zaasch. Neumarkt i. d. OPf. Glossner, Michael * 138. Neumarkt-Sankt Veit Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) * 420. Neunkirchen (Niederösterreich) Fischer, Franz * 116. Neustadt (poln. Prudnik) Schneider, Arthur (Carl August) * 375. Neustadt an der Tafelfichte (tschech. Nove M£sto pod Smrkem) Baeumler, Alfred * 19. Neustadt an der Weinstraße (bis 1936 und 1945-50 Neustadt an der Haardt) Dacque, Edgar * 76. Neustadt b. Coburg Crell, Ludwig Christian * 75. Neustetten -> Remmingsheim. Neustift (Gem. Heining, seit 1972 zu Passau) Espenberger, Johann Nepomuk * 107. Neustift an der Lafnitz (Burgenland) Spann, Othmar t 395. Neuwied Vorländer, Karl ~ 437. New Haven (Connecticut, USA) Broch, Hermann (Josef) ~/t 51; Cassirer, Ernst (Alfred) ~ 65; Fromm, Erich (Pinchas) ~ 129; Hempel, Carl

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Gustav -171; Hönigswald, Richard t 183; Jauß, Hans Robert -198; Kristeller, Paul Oskar ~ 230; Schoeck, Helmut - 376. New Orleans (Louisiana, USA) Korsch, Karl ~ 226. New Rochelle (New York, USA) Hildebrand, Dietrich von t 180; Jonas, Hans t 202; Wertheimer, Max t 452.

New York Adorno, Theodor W(iesengrund) ~ 3; Anders, Günther ~ 11; Arendt, Hannah ~/t 14; Bamberger, Fritz (Siegfried) -/t 21; Baumgardt, David - 27; Bodenheimer, Edgar - 43; Broch, Hermann (Josef) -51; Brunner, Emil 54; Cassirer, Ernst (Alfred) -/t 65; Förster, Friedrich Wilhelm - 118; Fromm, Erich (Pinchas) - 129; Geiger, Moritz (Alfred) - 133; Günther, Gotthard - 151; Hempel, Carl Gustav - 171; Hildebrand, Dietrich von - 180; Horkheimer, Max - 186; Jauß, Hans Robert 198; Jonas, Hans - 202; Kahler, Erich (Gabriel) von 205; Kaufmann, Felix -/t 210; Kracauer, Siegfried ~/t 226; Kraft, Julius ~/t 227; Kristeller, Paul Oskar ~/t 230; Kroner, Richard (Jacob) - 231; Lasker, Emanuel ~/t 241; Löwenthal, Leo - 255; Löwith, Karl - 256; Marcuse, Herbert - 268; Marx, Karl - 271; Marx, Werner - 274; Neumann, Franz Leopold - 299; Plessner, Helmuth - 325; Raphael, Max ~/t 335; Riezler, Kurt - 346; Salomon, Albert -/t 358; Schütz, Alfred ~/t 382; Sonnemann, Ulrich - 394; Strauss, Leo - 413; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) ~ 419; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Weitling, Wilhelm (Christian) -/t 448; Wertheimer, Max - 452; Wind, Edgar - 457; Zilsel, Edgar - 468.

Nice -> Nizza. Nickern Kalthoff, Albert - 206. Nideggen -» Embken. Nidzica -> Neidenburg. Niedenstein -> Metze. Nieder-Siegersdorf (poln. Podbrzezie Dolne) Maimon, Salomon ~/t 265. Niederau (Kr. Meißen-Radebeul) Fichte, Johann Gottlieb - 114. Niederbipp (Kt. Bern) Romang, Johann Peter - 351. Niedernhausen Schoeck, Helmut t 376. Niederspay (Gem. Spay) Pohle, Joseph * 327. Niedertrebra Erhardt, Franz (Bruno) * 107. Niederwürschnitz Harig, Gerhard * 157. Niesky Class, Gustav * 68; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst ~ 369. Nijmegen -> Nimwegen. Nikolsburg (tschech. Mikulov) Eisler, Moritz - 99; Jerusalem, Wilhelm - 200; Lorm, Hieronymus * 257. Nimes (Frankreich) Chauvin, Etienne * 67. Nimwegen (niederländ. Nijmegen) Marx, Karl - 271; Steifes, Johann Peter - 403; Strasser, Stephan - 412. Nischnij Nowgorod (Niznij Novgorod, 1932-90 Gor'kij) Reinhard, Philipp Christian t 341. Nivnice (auch Niwnitz, tschech. Nivnice) Comenius, Johann Amos * 71. Niwnitz —> Nivnice.

Oppeln Niznij Novgorod -> Nischnij Nowgorod. Nizza (frz. Nice) Goldberg, Oskar t 143; Hellenbach, Lazar Frh. von t 169; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) - 301. Norden Conring, Hermann * 72; Eckhart von Hochheim - 95; Martini, Jakob -271. Norderstedt Fischer, Franz t 116. Nordhausen Kuntze, Friedrich */t 234; Müller, Kurt * 294; Thiele, Günther-421. Nordrach Walther, Gerda * 441. Northampton (Massachusetts, USA) Wind, Edgar - 457. Norwich (Vermont, USA) Rosenstock-Huessy, Eugen (Friedrich Moritz) t 352. Nove Mesto pod Smrkem -> Neustadt an der Tafelfichte. Nowa Sagora (Bulgarien) Schischkoff, Georgi * 368. Nowawes (seit 1938 Babelsberg, seit 1939 zu Potsdam) Dühring, (Karl) Eugen t 91. Nowogrodziec -> Naumburg a. Queis. Nowy Lowicz -» Neu-Lobitz. Nürnberg siehe auch Rechenberg Bartholmess, Christian t 24; Bayer, Karl - 29; Bodenheimer, Edgar - 43; Daumer, Georg Friedrich */~ 77; Erhard, Johann Benjamin */- 106; Erhardt, Johann Simon - 107; Gundling, Nicolaus (Hieronymus) - 151; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich - 162; Horkheimer, Max t 186; Kaulbach, Friedrich * 211; Klaus, Georg * 220; Löw, Reinhard t 254; Melanchthon, Philipp - 279; Nider, Johannes t 300; Nigri, Petrus - 303; Paracelsus - 314; Plessner, Helmuth ~ 325; Schubert, Gotthilf Heinrich von -381; Soner, Ernst */~ 394; Wagner, Johann Jakob - 439; Zeltner, Hermann * 466; Ziegenfuß, Werner - 466. Nürtingen Canz, Israel Gottlieb - 62. Nysa -* Neisse. Oakland (Kalifornien, USA) Zilsel, Edgar ~/t 468. Ob (Gem. Bidingen) Stölzle, Remigius * 411. Ober-Ramstadt Lichtenberg, Georg Christoph * 250; Schlechta, Karl t 368. Ober-Sankt Veit (seit 1890/92 zu Wien) Langbehn, (August) Julius - 239. Oberdettingen (seit 1932 zu Dettingen an der Hier) Baur, Ludwig * 28. Oberdischingen Röschlaub, Andreas t 349. Oberdreis Deussen, Paul (Jakob) * 81. Oberentfelden (Kt. Aargau) Bolliger, Adolf - 44. Oberhaching -» Laufzorn. Oberhausen (Rheinland) Hengstenberg, Hans-Eduard -171. Oberkirch (Ortenaukreis) Barthel, Ernst ~/t 24. Oberndorf bei Salzburg Kohr, Leopold * 225. Oberreifenberg (Schmitten) Hirschberger, Johannes t 182.

Oberrieden (Kt. Zürich) Saitschick, Robert ~/t 358. Oberschreiberh.au (Schreiberhau, poln. Szklarska Bölsche, Wilhelm t 44. Oberstdorf Prantl, Carl von t 330; Rosenberger, (Johann Karl) Ferdinand t 351. Oberstrass (seit 1893 zu Zürich) Steinheim, Salomon Ludwig t 408. Oberursel (Taunus) Ipsen, Günther t 194; Molitor, Joseph Franz * 291. Oberwiederstedt (Wiederstedt) Novalis * 306. Obsolovce -> Paczolaj. Obstalden (Kt. Glarus) Brunner, Emil - 54. Odenheim (seit 1974 zu Östringen) Groos, Friedrich - 148. Oels (poln. Olesnica) Angelus Silesius - 12. Oerlinghausen ^Luhmann, Niklas t 260. Österberg (Greding) Hirschberger, Johannes * 182. Oestrich- Winkel -> Winkel. Östringen -» Odenheim. Ötenbach Eckhait von Hochheim - 95. Ofen (ungar. Buda, seit 1872 zu Budapest) Klaus, Michael - 220; Nigri, Petrus ~/t 303. Offenbach am Main Formstecher, Salomon */~/t 119; Mainländer, Philipp */t 266. Offenburg Kohler, Josef * 224; Müller, Max * 294; Oken, Lorenz 310. Ohlstadt Fischer, (Ernst) Hugo t 117. Ohra (poln. Orunia, heute zu Gdansk/Danzig) Lange, Samuel Gottlieb * 240. Oker (Goslar) Bouterwek, Friedrich (Ludewig) * 47. Olching Larenz, Karl t 241. Oldenburg (Oldb) Heinze, Max - 167; Herbart, Johann Friedrich * 172; Heyse, Karl (Wilhelm Ludwig) * 179; Jaspers, Karl (Theodor) * 197. Oldenswot -> Riep. Olesnica -» Oels. Olesniczka -> Klein Oels. Olmütz (tschech. Olomouc) Nahlowsky, Josef Wilhelm - 297; Stepling, Joseph 408; Zimmermann, Robert von - 469. Olomouc -» Olmütz. Olsztyn -» Allenstein. Olympia (Griechenland) Kondylis, Panajotis * 225. Opava -» Troppau. Opherdicke (seit 1968 zu Holzwickede) Bergmann, Julius (Friedrich Wilhelm Eduard) * 36. Opole -> Oppeln. Opolno-Zdroj -» Bad Oppelsdorf. Oppau (seit 1938 zu Ludwigshafen am Rhein) Mittasch, (Paul) Alwin - 289. Oppeln (poln. Opole) Siegmund, Georg - 389.

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Oranienburg Oranienburg siehe auch Sachsenhausen

Hempel, Carl Gustav * 171; Landsberg, Paul (Ludwig) -/t 238. Orbais (Frankreich) Gottschalk der Sachse - 145. Ore Place (Hastings, Cty. East Sussex, England) Brunner, August (Eugen Albert) ~ 53. Orleans (Dep. Loiret, Frankreich) Reuchlin, Johannes - 343. Orschweier (frz. Orschwihr, Dep. Haut-Rhin) Brunner, August (Eugen Albeit) * 53. Orschwihr -> Orschweier. Orunia -» Ohra. Orvieto (Italien) Albertus Magnus - 7. Osina Wielka -» Groß-Nossen. Oslo (1624-1924 Christiania) Fischer, (Ernst) Hugo -117; Schweitzer, Albert ~ 385. Osnabrück Fortlage, (Arnold Rudolf) Karl * 119; Heinrich von Werl ~/t 167; Kempski Rakoszyn, Jürgen von * 214; Lichtenberg, Georg Christoph ~ 250; Schelver, Franz Joseph */365. Osno (Lubuskie) -» Drossen. Osterode i. Ostpr. (poln. Ostroda) Kraus, Christian Jakob * 228. Ostroda -» Osterode i. Ostpr.

Oswiqcim -* Auschwitz. Ottawa Bertalanffy, Ludwig von ~ 37; Jonas, Hans ~ 202. Outscheid (seit 1971 Utscheid) Steifes, Johann Peter * 403. Oxford Adorno, Theodor W(iesengrund) - 3; Baur, Ludwig 28; Becker, Oskar (Joachim) - 30; Bisterfeld, Johann Heinrich ~ 40; Cassirer, Ernst (Alfred) - 65; Combach, Johannes ~ 70; Erasmus von Rotterdam ~ 103; Ewald, Oskar t HO; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) t 161; Heinemann, Fritz -/t 166; Jung, Carl Gustav ~ 203; Kraus, Oskar t 228; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) ~/t 300; Paullini, Christian Franz -316; Polanyi, Michael ~/t 327; Reimarus, Hermann Samuel - 339; Schrödinger, Erwin - 380; Schweitzer, Albert - 385; Stegmüller, Wolfgang - 403; Waismann, Friedrich ~/t 440; Wind, Edgar ~ 457. Ozernoe -> Groß-Barthen.

Pacola -> Paczolaj. Paczolaj (slowak. Obsolovce, seit 1976 Hörne Obdokovce; ungar. Pacola) Hellenbach, Lazar Frh. von * 169. Paderborn Baeumker, Clemens */- 19; Blumenberg, Hans - 42; Des Bosses, Bartholomäus - 80; Kircher, Athanasius - 218; Kleutgen, Joseph - 221; Lakebrink, Bernhard t 235; Meyer, Theodor ~ 287; Michelis, Friedrich - 288; Oelmüller, Willi ~ 308; Plaßmann, Hermann Ernst ~ 324; Rosenmöller, Bernhard - 352; Simon, Paul ~/t 391. Padua (italien. Padova) Agricola, Georgius - 3; Albertus Magnus ~ 7; Angelus Silesius - 12; Copernicus, Nicolaus - 72; Engelbert von Admont ~ 102; Erasmus von Rotterdam -103; Exner, Franz (Seraphin) t 110; Jungius, Joachim ~ 204; Nikolaus von Kues - 303; Thomas von Straßburg ~ 422. Palermo Ulrici, Hermann - 430. Palo Alto (Kalifornien, USA) Schlick, (Friedrich Albert) Moritz -371; Voegelin, Eric t 435.

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Parchim Engel, Johann Jakob */t 102. Paris Agrippa von Nettesheim - 5; Ahrens, Heinrich - 6; Albert von Sachsen ~ 7; Albertus Magnus - 7; Anders, Günther - 11; Andreas-Salomi, Lou - 12; Arendt, Hannah - 14; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) - 16; Bartholmess, Christian - 24; Bartholomäus Anglicus ~ 24; Baur, Ludwig - 28; Behler, Ernst - 31; Benjamin, Walter - 33; Bloch, Ernst - 41; Bölsche, Wilhelm - 44; Brunner, August (Eugen Albert) - 53; Buber, Martin - 55; Campen, Heimerich von - 61; Canetti, Elias - 61; Carove, Friedrich Wilhelm - 64; Dietrich von Freiberg - 82; Dirichlet, Gustav Peter - 85; Eckhart von Hochheim - 95; Eisler, Rudolf - 99; Elias, Norbert - 100; Engelberti, Ulrich ~/t 102; Erasmus von Rotterdam - 103; Euler, Leonhard -108; Förster, Friedrich Wilhelm - 118; Freud, Sigmund - 121; Frey, Janus Cäcilius (Johannes) ~/t 123; Friedländer, Salomo ~/t 124; Frobenius-Kühn, Eleonore - 128; Görres, (Johann) Joseph von - 139; Goldberg, Oskar - 143; Grelling, Kurt - 147; Groethuysen, Bernhard - 148; Haller, Carl Ludwig von - 155; Heinrich von Gorkum ~ 166; Heinrich Heinbuche von Langenstein 166; Heinrich Totting von Oyta -167; Herder, Johann Gottfried - 173; Hermann von Schildesche - 175; Hertz, Heinrich (Rudolf) - 176; Hess, Moses -/t 177; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Hubert, David - 179; Holbach, Paul (Heinrich) Thiry (Dietrich) Baron von ~/t 184; Horkheimer, Max - 186; Hugo von Honau 189; Hugo von Sankt Viktor - 190; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jacobi, Friedrich Heinrich - 195; Jacoby, Günther - 195; Jauß, Hans Robert - 198; Johannes von Freiburg - 201; Johannes von Sterngassen - 201; Kassner, Rudolf - 209; Keyserling, Hermann Graf 216; König, Rene - 223; König, (Johann) Samuel - 223; Kohr, Leopold - 225; Koigen, David - 225; Konrad von Megenberg - 226; La Mettrie, Julien Offray de ~ 236; Landsberg, Paul (Ludwig) - 238; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Löwenthal, Eduard - 255; Marck, Siegfried - 268; Marcuse, Herbert - 268; Marcuse, Ludwig - 269; Marsilius von Inghen - 270; Marx, Karl - 271; Maupertuis, Pierre-Louis de Moreau 274; Mesmer, Franz Anton - 284; Metzger, Arnold ~ 285; Meyer, Rudolf - 287; Müller, Max - 294; MüllerLyer, Franz Carl - 295; Mutius, Gerhard von - 296; Nikolaus von Straßburg - 304; Nordau, Max ~/t 305; Oken, Lorenz - 310; Oppenheim, Paul - 311; Otto von Freising - 312; Raphael, Max - 335; Ratzenhofer, Gustav - 335; Reuchlin, Johannes - 343; Röth, Eduard Maximilian - 351; Rudolf von Biberach - 355; Rüge, Arnold - 356; Saitschick, Robert - 358; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von - 368; Schweitzer, Albert 385; Simmel, Georg - 390; Sperber, Manes ~/t 396; Stapfer, Philipp Albert ~/t 401; Stein, Lorenz von - 405; Steinthal, Heymann - 408; Strauss, Leo - 413; Susman, Margarete - 417; Tauler, Johannes - 418; Thomas von Erfurt - 421; Thomas von Straßburg - 422; Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von - 428; Voegelin, Eric - 435; Vogt, Carl - 436; Wagner, Rudolph - 439; Weitling, Wilhelm (Christian) - 448; Wezel, Johann Karl - 453. Parx (Belgien) Erasmus von Rotterdam - 103. Pasadena (Kalifornien, USA) Einstein, Albert - 98. Passau siehe auch Neustift Meilinger, Andreas Florian - 277; Rixner, Thaddäus Anselm - 349; Wilpert, Paul - 456.

Prag Pattensen -> Jeinsen. Pau (Dep. Pyrenees-Atlantiques, Frankreich) Landsberg, Paul (Ludwig) ~ 238. Pavia (Italien) Agricola, Rudolf ~ 5; Agrippa von Nettesheim ~ 5; Exner, Franz (Seraphin) - 110; Grassi, Ernesto - 146; Groos, Friedrich - 148; Ricius, Paulus - 344. Peine Griepenkerl, Friedrich Konrad * 147; Otto, Rudolf (Louis Karl) * 313. Peking Mutius, Gerhard von - 296. Pelplin (Polen) Sawicki, Franz ~/t 360. Pempelfort (Düsseldorf) Humboldt, Wilhelm von -191; Jacobi, Friedrich Heinrich ~ 195. Percha (seit 1978 zu Starnberg) Schmid Noerr, Friedrich Alfred ~/t 373. Perpignan (Dep. Pyrenees-Orientales) Nikolaus von Straßburg - 304. Pest (seit 1872 zu Budapest) Klaus, Michael - 220; Nahlowsky, Josef Wilhelm - 297; Nordau, Max * 305. Petrograd -> Sankt Petersburg. Pfäfers (Kt. Sankt Gallen) siehe auch Bad Pfäfers Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von - 364. Pfaffenhausen Zimmer, Patrizius Benedikt ~ 468. Pfaffroda b. Sayda Chalybäus, Heinrich Moritz * 67. Pforten (poln. Brody) Ulrici, Hermann * 430. Pforta (seit 1952 zu Bad Kosen) Deussen, Paul (Jakob) -81; Fichte, Johann Gottlieb 114; Heinze, Max - 167; Kranz, Walther - 228; Krug, Wilhelm Traugott - 232; Lamprecht, Karl Gotthard - 237; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) - 301; Ranke, Leopold von - 333. Pforzheim Fischer, Kuno (Ernst Berthold) - 117; Groos, Friedrich - 148; Melanchthon, Philipp ~ 279; Reuchlin, Johannes */- 343; Rothacker, Erich * 353; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst - 380. Pfunds (Tirol) Senn, Johann Chrysostomus * 387. Philadelphia (Pennsylvania, USA) Hertz, Paul -/t 176; Hirsch, Samuel - 182, Kroner, Richard (Jacob) - 231; Kühnemann, Eugen - 233; Stegmüller, Wolfgang - 403. Philippsdorf (Böhmen) Donat, Josef * 86. Piacenza (Italien) Eckhart von Hochheim - 95. Piep (estn. Piibe) Baer, Karl Ernst von * 18. Piibe -» Piep. Pirna Lipps, Hans * 253; Tittel, Gottlob August * 425. Pisa (Italien) Gottfried von Viterbo - 145; Kristeller, Paul Oskar 230; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) - 393. Pisz —> Johannisburg. Pittsburgh (Pennsylvania, USA) Hempel, Carl Gustav -171. Plattling Wagner, Hans * 439.

Plauen Hartenstein, Gustav * 158. Pleß (poln. Pszczyna) Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369. Plettenberg Schmitt, Carl */-/t 374. Plibischken (russ. Gluskovo) Arnoldt, Emil (Friedrich Traugott) * 15. Plymouth (England) Driesch, Hans Adolf Eduard - 87. Poczernin -> Pützerlin. Podbrzezie Dolne -> Nieder-Siegersdorf. Podmokly -» Bodenbach. Pöcking (Kr. Starnberg) —> Seewiesen. Pöttmes Morasch, Johann Adam * 291. Poitiers (Frankreich) Reuchlin, Johannes - 343. Polenzig Barnick, Johannes (Ferdinand) * 22. Polessk -» Labiau. Polkenberg Heyde, Johannes Erich * 178. Polling (Kr. Weilheim-Schongau) Gerhoh von Reichersberg * 135; Reiner, Gregor Leonhard - 340. Polsingen Feder, Johann Georg Heinrich -111. Poona (Indien) Brugger, Walter - 53. Poppelsdorf (seit 1904 zu Bonn) Rülf, Isaak t 355. Port Bou (Prov. Gerona, Spanien) Benjamin, Walter t 33. Porto (früher Oporto, Portugal) Döring, August t 86. Posen (poln. Poznan) Bochenski, Joseph Marie - 43; Breysig, Kurt * 51; Clausewitz, Carl (Philipp Gottlieb) von - 68; Gebser, Jean * 133; Hielscher, Johannes * 179; Krüger, Felix * 231; Kühnemann, Eugen - 233; Lehmann, Rudolf 245; Lorenz, Konrad (Zacharias) - 256; Müller, Adam Heinrich - 293; Wiese, Leopold von - 454. Potsdam siehe auch Neubabelsberg, Nowawes, Sanssouci Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu * 86; Euler, Leonhard - 108; Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen -/t 125; FrobeniusKühn, Eleonore - 128; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) * 153; Helmholtz, Hermann (Ludwig Ferdinand) von */- 169; Humboldt, Wilhelm von * 191; Moritz, Karl Philipp - 292; Mundt, Theodor * 296; Pauw, (Franz) Kornelius de - 317; Reisner, Erwin - 342; Windelband, Wilhelm * 458; Yorck von Wartenburg, Paul Graf - 464; Zimmermann, Johann Georg - 469. Poznan -^ Posen. Pozsony -» Preßburg. Prag Albert von Sachsen - 7; Bergmann, Hugo */- 35; Biedermann, Gustav - 38; Bloch, Ernst - 41; Bolzano, Bernard */~/t 46; Brod, Max */- 52; Carnap, Rudolf (Leo) - 63; Dubislav, Walter (Ernst Otto) t 89; Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von - 97; Ehrlich, Johann Nepomuk -/t 97; Einstein, Albert - 98; Eisler, Moritz - 99; Eisler, Rudolf ~ 99; Engelbert von Admont - 102; Engelhus, Dietrich ~ 102; Exner, Franz (Seraphin) - 110; Frank, Erich * 119; Frank, Philipp - 120; Gentzen, Gerhard (Karl Erich) -/t 134; Günther, Anton - 150; Hansch, Michael Gottlieb

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Preetz - 157; Heinrich Totting von Oyta ~ 167; Hellenbach, Lazar Frh. von ~ 169; Hertz, Paul ~ 176; Hillebrand, Franz -181; Höfler, Alois - 182; Jeitteles, Ignaz */199; Jerusalem, Wilhelm ~ 200; Jodl, Friedrich ~ 200; John, Erhard - 201; Kahler, Erich (Gabriel) von */205; Kastil, Alfred - 209; Kaulich, Wilhelm -211; Kautsky, Karl * 212; Kelsen, Hans */- 213; Kepler, Johannes - 214; Knittel, Kaspar - 221; Kraus, Oskar */- 228; Landgrebe, Ludwig - 238; Lassalle, Ferdinand ~ 242; Leonhardi, Hermann Karl Frh. von ~/t 247; Likavetz, Joseph Kalasanz ~ 252; Lipmann, Jörn Tow ben Salomo -/t 253; Löwe, Johann Heinrich */-/t 255; Mach, Ernst ~ 264; Marty, (Martin) Anton (Maurus) ~/t 271; Mauthner, Fritz - 275; Mende, Georg - 281; Nahlowsky, Josef Wilhelm */- 297; Popper, Josef - 328; Pribram, Karl */- 330; Schilling, Kurt - 368; SchubertSoldern, Richard von * 382; Schweitzer, Albert - 385; Stepling, Joseph -/f 408; Stumpf, (Friedrich) Carl - 415; Utitz, Emil */- 431; Volkmann von Volkmar, Wilhelm Fridolin Ritter */-/t 437; Weber, Alfred - 442; Weiß, Ulrich - 448; Weltsch, Felix */- 450; Wenzel, Gottfried Immanuel - 451; Wertheimer, Max */- 452; Willmann, Otto (Philipp Gustav) - 455; Zimmermann, Robert von */- 469. Preetz (Kr. Plön) Reinke, Johannes t 342. Prerau (tschech. Pferov) Comenius, Johann Amos - 71. Prerov -> Prerau. Preßburg (slowak. Bratislava, ungar. Pozsony) Donat, Josef ~ 86; Klaus, Michael */~ 220; Schwarz, Theodor ~/t 385; Stecke!macher, Moritz - 402. Pribor -> Freiberg. Prießnitz (Burgenlandkreis) Heinze, Max * 167. Primesberg (Gem. Bad Goisern, Oberösterreich) Deubler, Konrad ~/t 81. Princeton (New Jersey, USA) Arendt, Hannah - 14; Broch, Hermann (Josef) - 51; Brunner, Emil - 54; Einstein, Albert ~/t 98; Godel, Kurt (Friedrich) -/t 138; Hager, Fritz-Peter ~ 155; Hempel, Carl Gustav ~/t 171; Jauß, Hans Robert - 198; Kahler, Erich (Gabriel) von ~/t 205; Oppenheim, Paul t 311; Pauli, Wolfgang (Ernst) -315; Rand, Rose t 333; Schmitz-Moormann, Karl t 375; Weyl, (Claus Hugo) Hermann - 453. Proßnitz (tschech. Prostejov) Eisler, Moritz * 99; Husserl, Edmund * 193. Prostejov -» Proßnitz. Prudnik -» Neustadt. Pruntrut (Kt. Jura) Dedelley, Jakob - 78. Przemysl (Polen) Nahlowsky, Josef Wilhelm - 297. Pszczyna -» Pleß. Pützerlin (poln. Poczernin) Dennert, Eberhard * 79. Pullach i. Isartal Brugger, Walter - 53; Frick, Karl - 124; Jansen, Bernhard - 197; Lotz, Johannes Baptist - 258; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Stallmach, Josef - 400. Putbus Biese, Franz -/t 39. Pyrmont -» Bad Pyrmont. Quedlinburg Ribov, Georg Heinrich ~ 343; Wagner, Gabriel * 439. Querfurt Kirchmann, Julius Hermann von - 218.

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Raab (ungar. Györ) Günther, Anton - 150. Raciborz -> Ratibor. Radis Krug, Wilhelm Traugott * 232. Radolfzell am Bodensee Brugger, Walter * 53. Raeren (Belgien) Moos, Paul t 291. Rain (Kr. Donau-Ries) Weber, Josef von * 442. Rakonitz (tschech. Rakovnik) Neumark, David - 300. Rakovnik —> Rakonitz. Rammenau Fichte, Johann Gottlieb * 114. Rantzau Reimanis, Johann Albert Heinrich t 339. Rapperswil (Kt. Sankt Gallen) Keller, Wilhelm t 213. Rastatt Schmid, Franz Xaver ~ 372. Ratibor (poln. Raciborz) Kirchmann, Julius Hermann von - 218; Laßwitz, (Carl Theodor Victor) Kurd - 243. Rauischholzhausen (seit 1974 zu Ebsdorfergrund) Rülf, Isaak * 355. Raumnitz (Kr. Glatz, Schlesien) Siegmund, Georg * 389. Ravenna Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna - 13. Rechenberg (seit 1899 zu Nürnberg) Feuerbach, Ludwig (Andreas) ~/f 112. Recz -» Reetz (Nrn.). Reetz (Nm.) (poln. Recz) Cramer, Daniel * 75. Regensburg Albertus Magnus - 7; Berthold von Moosburg - 38; Braun, Alexander (Carl Heinrich) * 49; David von Augsburg - 77; Gerhoh von Reichersberg - 135; Glossner, Michael - 138; Gordon, Andreas - 145; Hommes, Jakob - 185; Honorius Augustodunensis ~/t 186; Kepler, Johannes ~/t 214; Konrad von Megenberg ~/t 226; Meyer, Hans - 286; Nigri, Petrus - 303; Oischinger, Johann Nepomuk Paul - 310; Otloh von St. Emmeram ~/t 312; Paracelsus - 314; Sailer, Johann Michael von ~/t 357; Stepling, Joseph * 408; Wagner, Hans - 439; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von - 465. Reichelsheim (Odenwald) —> Reichenberg. Reichenau (Kr. Konstanz) Gottschalk der Sachse - 145; Hermann von Reichenau ~/t 175; Spicker, Gideon * 397. Reichenau (poln. Bogatynia, 1945-47 Rychwald) Apelt, Ernst Friedrich * 13. Reichenbach (Vogtl.) Glafey, Adam Friedrich * 136. Reichenberg (Reichelsheim, Odenwald) Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel * 298. Reichenberg (tschech. Liberec) Feigl, Herbert * 112. Reichenstein (poln. Zloty Stok) Güttier, Carl * 151. Reichersberg (Oberösterreich) Gerhoh von Reichersberg ~/t 135. Reinickendorf (seit 1920 zu Berlin) Marcuse, Herbert - 268.

Rottenbuch Reinshagen (Remscheid) Becher, Erich * 29. Remagen Heidemann, Ingeborg t 164. Remmingsheim (Gem. Neustetten) Sigwart, Heinrich Christoph Wilhelm * 390. Remscheid siehe auch Reinshagen Risse, Wilhelm * 347. Reutlingen Abel, Jakob Friedrich von ~ 1. Reval (estn. Tallinn, russ. Tallin) Baer, Karl Ernst von ~ 18; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von ~ 429. Rheda-Wiedenbrück -> Wiedenbrück. Rheine -> Elte. Rheinfelden (Kt. Aargau) Kalthoff, Albert - 206; Sulzer, Johann Anton * 416. Rheinsberg Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen - 125. Riedermühle (Gem. Lam) Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert * 430. Riedlingen Eisenhans, Theodor - 101. Riegsee -> Hagen. Riehen (Kt. Basel-Stadt) Euler, Leonhard ~ 108. Riep (Gem. Oldenswort) Tönnies, Ferdinand * 425. Rietberg Bispink, Franz Heinrich ~ 40. Riga Albertus Magnus ~ 7; Bergbohm, Karl Magnus * 34; Dulckeit, Gerhard * 92; Emge, Carl August - 101; Frobenius-Kühn, Eleonore */- 128; Hartmann, (Paul) Nicolai * 159; Herder, Johann Gottfried ~ 173; Ostwald, (Friedrich) Wilhelm */~ 311; Rivius, Johann d.J. ~/t 349. Rinteln Abbt, Thomas - l; Burckhardt, Georg Eduard * 59; Eckhard, Arnold ~ 94; Stegmann, Johann Gottlieb - 403; Wegscheider, Julius August Ludwig - 445. Rissenthal (seit 1974 zu Losheim, seit 1994 Losheim am See) Wust, Peter (Josef) * 464. Rochester (New York, USA) Kraft, Julius ~ 227. Rochlitz (Kr. Mittweida) Rüdiger, (Johann) Andreas * 355. Rodaun (seit 1938 zu Wien) Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von * 97. Rodersdorf Mechthild von Hackeborn ~ 276. Röcken Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) * 301. Römershag Weikard, Melchior Adam * 446. Römhild Heusinger, Johann Heinrich Gottlob * 177. Röttgen (Bonn) Vorländer, Franz * 437. Roggenhausen (poln. Rogozno) Kries, Johannes (Adolf) von * 230. Rogozno —> Roggenhausen. Rohnstedt Thiele, Günther * 421. Rokitnica —» Müggenhahl.

Rom Andreae, Johann Valentin -11; Anselm, Bischof von Havelberg, Erzbischof und Exarch von Ravenna - 13; Baur, Ludwig - 28; Bochenski, Joseph Marie - 43; Brandts, Christian August - 48; Breyer, Johann Friedrich ~ 51; Brugger, Walter ~ 53; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob ~/t 69; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) ~ 71; Copernicus, Nicolaus ~ 72; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Erasmus von Rotterdam ~ 103; Fernow, Carl Ludwig - 112; Fischl, Johann - 118; Gabriel, Leo - 130; Gangauf, Theodor 130; Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Gottfried von Viterbo - 145; Grabmann, Martin - 146; Grassi, Ernesto ~ 146; Gutberiet, Constantin - 152; Hugo von Sankt Viktor ~ 190; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jansen, Bernhard ~ 197; Kircher, Athanasius ~/t 218; Klein, Joseph ~ 220; Kleutgen, Joseph -221; Knoodt, (Franz) Peter - 222; König, Josef - 222; Lapide, Pinchas E(Iias) - 240; Lasaulx, Ernst (Peter) von -241; Löwith, Karl ~ 256; Lotz, Johannes Baptist - 258; Luther, Martin - 261; Menger, Anton t 282; Michelitsch, Anton 288; Moleschott, Jacob ~/t 290; Nink, Caspar - 304; Ogiermann, Helmut - 310; Pelster, Franz ~/t 317; Plaßmann, Hermann Ernst ~ 324; Pohle, Joseph - 327; Pohlenz, Max (Hugo) - 327; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Riezler, Kurt - 346; Schell, Herman - 363; Schneider, Ceslaus Maria - 375; Schöndörffer, Otto (Konrad) t 376; Schrödinger, Erwin - 380; Siegmund, Georg - 389; Sombart, Werner (Friedrich Wilhelm Carl) - 393; Stein, (Carl Eduard) Heinrich Frh. von - 405; Straubinger, Heinrich - 412; Ude, Johannes ~ 429; Vierkandt, Alfred (Ferdinand) ~ 433; Vossler, Karl 438; Wetter, Gustav (Andreas) ~/t 452; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Zallinger zum Thurn, Jakob Anton von - 465. Ronsdorf (seit 1929 zu Barmen-Elberfeld, seit 1930 Wuppertal) Carnap, Rudolf (Leo) * 63. Rosenheim (Oberbayern) Langbehn, (August) Julius t 239. Rostock Arnim, Hans (Friedrich) von - 15; Beck, Jacob Sigismund ~/t 30; Binder, Julius - 40; Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) - 54; Burkamp, Wilhelm -/t 60; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig - 60; Calov, Abraham - 61; Cramer, Daniel - 75; Dreier, Christian 87; Ebbinghaus, Julius (Karl Ludwig) - 93; Eckhart von Hochheim - 95; Engel, Johann Jakob - 102; Erhardt, Franz (Bruno) -/t 107; Fischer, Christian Gabriel ~ 116; Günther, Owen -151; Haymann, Franz (Karl Abraham Samuel) ~ 161; Heyde, Johannes Erich - 178; Jordan, (Ernst) Pascual - 202; Jungius, Joachim - 204; Lange, Samuel Gottlieb ~/t 240; Leese, Kurt - 244; Lubinus, Eilhardus ~/f 259; Martini, Cornelius - 270; Messer, August t 285; Nicolai, Heinrich - 300; Oldendorp, Johann - 311; Reich, Klaus ~ 337; Reinke, Johannes - 342; Rülf, Isaak - 355; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz - 371; Spalding, Johann Joachim - 395; Stein, Heinrich (Ludwig Wilhelm) */~/t 404; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) - 407; Suckow, Simon Gabriel - 416; Tetens, Johann Nicolaus - 420; Thyssen, Johannes 423; Utitz, Emil - 431; Volkmann-Schluck, Karl-Heinz - 437; Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) - 448; Wolf, Erik - 462. Rottenbuch Gerhoh von Reichersberg - 135.

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Rottenburg am Neckar Rottenburg am Neckar Kühn, Johannes Evangelista von - 234; Möhler, Johann Adam ~ 289. Rotterdam Chauvin, Etienne ~ 67; Erasmus von Rotterdam * 103. Rudersberg Reiff, Jacob Friedrich ~ 338. Rudolstadt siehe auch Volksiedt Dennert, Eberhard ~ 79. Rüdesheim am Rhein -» Eibingen. Rüschlikon (Kt. Zürich) Susman, Margarete - 417. Ruhpolding Hertling, Georg (Friedrich) Graf von t '76; Meurers, (Peter) Joseph t 286. Rupelmonde (Belgien) Mercator, Gerhard * 283. Rupertsberg (Kloster, bei Bingen/Rhein) Hildegard von Bingen ~/t 180. Ruppin Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen - 125. Rustschuk (Bulgarien) Canetti, Elias * 61. Rutesheim Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin * 349. Saalfeld (Saale) Forberg, Friedrich Karl -119. Saanen (frz. Gessenay, Kt. Bern) Romang, Johann Peter * 351. Saarbrücken Baumgartner, Hans Michael ~ 28; Derbolav, Josef - 80; Fichte, Immanuel Hermann - 113; Ilting, Karl-Heinz ~ 194; Kaufmann, Arthur - 209; Leist, Fritz * 247; Malter, Rudolf - 266; Risse, Wilhelm - 347; Spengler, Oswald (Arnold Gottfried) ~ 396. Saarlouis Schütz, Ludwig - 382. Sachsenhausen (seit 1974 zu Oranienburg) Ehrenberg, Hans ~ 96; Gropp, Rugard Otto - 149. Sajdowel -» Groß-Sandewalde. Safenwil (Kt. Aargau) Barth, Karl ~ 22. Sagan (poln. Zagan) Kepler, Johannes -214. Saint Louis (Missouri, USA) Behler, Ernst -31; Bilharz, Alfons - 39; Mokre, Johann (Josef Alois) ~ 290. Saint-Malo (Dep. Ille-de-Vilaine, Frankreich) La Mettrie, Julien Offray de */~ 236; Maupertuis, PierreLouis de Moreau * 274. Saint Vanne (Frankreich) Sperlette, Johannes - 397. Saint-Victor (Frankreich) Hugo von Sankt Viktor t 190. Salamanca (Spanien) Nigri, Petrus - 303. Salmendingen (seit 1973 zu Burladingen) Straubinger, Heinrich * 412. Salzburg siehe auch A igen Amery, Jean t 10; Babenstuber, Ludwig - 17; Freud, Sigmund - 121; Gebser, Jean - 133; Gordon, Andreas - 145; Hayek, Friedrich August von ~ 161; Henkel, Heinrich - 171; Hildebrand, Dietrich von - 180; Löwe, Johann Heinrich - 255; Mager, Alois -/t 264; Meilinger, Andreas Florian - 277; Paracelsus ~/t 314; Reuß, Maternus - 343; Ricius, Paulus - 344; Schischkoff,

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Georgi - 368; Schmid, Franz Xaver ~ 372; Stein, Ludwig t 406; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) ~/t 420; Wagner, Johann Jakob - 439; Weiß, Ulrich ~ 448. Salzgitter siehe auch Kniestedt Ahrens, Heinrich ~/t 6. Salzwedel Gerhardt, Carl Immanuel - 134; Meinecke, Friedrich * 277; Schütte, Kurt * 382; Winckelmann, Johann Joachim -456. Samborsko -» Zamborst. Samitz (poln. Zamienice) Ritter, Johann Wilhelm * 348. San Diego (Kalifornien, USA) Marcuse, Herbert - 268. San Remo (Italien) Goldberg, Oskar - 143. Sanary-sur-Mer (Frankreich) Marcuse, Ludwig - 269. Sandec (Galizien) Meyer, Theodor - 287. Sankt Anton (italien. Sant'Antonio, Gem. Kaltem an der Weinstraße) Kleutgen, Joseph f 221. Sankt Gallen Euler, Leonhard ~ 108; Notker der Deutsche ~/t 305; Paracelsus - 314; Rehmke, Johannes - 336; Wegelin, Jakob (Daniel) */- 445. Sankt Georgenberg (Gem. Stans, Tirol) Bernhard von Waging ~ 36. Sankt Ingbert Ilting, Karl-Heinz t 194. Sankt Joachimsthal (tschech. Jächymov) Agricola, Georgius - 3. Sankt Johann im Pongau (Salzburg) Schmid, Franz Xaver ~ 372. Sankt Kanzian am Klopeiner See (Kärnten) Ude, Johannes * 429. Sankt Katharinental (Gem. Diessenhofen, Kt. Thurgau) Eckhart von Hochheim - 95. Sankt Paul im Lavanttal (Kärnten) Frankl, Wilhelm Maria - 120. Sankt Petersburg (russ. Sankt-Peterburg, 1914-24 Petrograd, 1924-91 Leningrad) Andreas-Salome, Lou */~ 12; Baer, Karl Ernst von 18; Bilfinger, Georg Bernhard - 39; Bubnoff, Nicolai von */~ 56; Cantor, Georg * 62; Dietzgen, Josef - 83; Eben, Johann Jakob - 94; Euler, Leonhard ~/t 108; Harig, Gerhard - 157; Hartmann, (Paul) Nicolai - 159; Itelsohn, Gregorius Borisowitsch ~ 194; Jakob, Ludwig Heinrich von ~ 196; Koigen, David - 225; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Mutius, Gerhard von - 296; Overbeck, Franz (Camille) * 313; Teichmüller, Gustav -419; Weikard, Melchior Adam - 446; Wezel, Johann Karl - 453. Sankt Polten Stöhr, Adolf * 411; Werner, Karl - 452. Sanssouci (seit 1928 zu Potsdam) Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen - 125. Santa Monica (Kalifornien, USA) Carnap, Rudolf (Leo) t 63. Santander (Spanien) Landsberg, Paul (Ludwig) - 238. Sant'Antonio -> Sankt Anton. Santiago de Chile Meyer-Abich, Adolf - 287. Saranskoe -> Laukischken.

Shabero Saratov (Rußland) Glossner, Michael - 138. Sarbinowo -» Zorndorf. Sarospatak (Ungarn) Comenius, Johann Amos -71. Sauerburg Brentano, Margherita von * 50. Saulgau -» Bad Saulgau. Schachten Deutinger, Martin * 81. Schäftlarn -> Ebenhausen. Schafstädt Kirchmann, Julius Hermann von * 218. Schildesche (seit 1972 zu Bielefeld) Hermann von Schildesche * 175. Schiltach Dorner, August * 86. Schiltigheim (Dep. Bas-Rhin, Frankreich) Barthel, Ernst * 24. Schitomir (ukrain. Zitomir) Itelsohn, Gregorius Borisowitsch * 194. Schlanstedt Arnisäus, Henning * 15. Schlarigna -> Celerina. Schlawe (Pommern) Rinck, Friedrich Theodor * 347. Schlehdorf Babenstuber, Ludwig - 17. Schleswig Callisen, Christian Friedrich ~/t 60; Hülsen, August Ludwig - 189; Thaulow, Gustav Ferdinand * 420. Schlettstadt (frz. Selestat, Dep. Bas-Rhin) Gervasius von Breisach -135. Schlobitten (poln. Slobity) Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst - 369. Schloß Hoditz Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von t 18. Schloß Scharfenstein Einsiedel, (Johann) August von t 98. Schloß Senftenau Wille, Bruno t 455. Schmiedeberg -> Bad Schmiedeberg. Schmitten -» Oberreifenberg. Schmochitz (Kleinwelka) Pfeil, Hans - 320. Schnaitheim (seit 1910 zu Heidenheim an der Brenz) Oetinger, Friedrich Christoph - 309. Schneeberg (Niederösterreich) Heintel, Erich t 167. Schnepfenthal (seit 1950 zu Waltershausen) Blasche, Bernhard Heinrich - 40. Schöftland (Kt. Aargau) Bolliger, Adolf - 44. Schönau (Kloster, Gem. Strüth) Elisabeth von Schönau -/t 100. Schönau im Schwarzwald Vaerting, (Maria Johanna) Mathilde t 431. Schönbühel an der Donau (Niederösterreich) Kastil, Alfred t 209. Schönebeck (Elbe) Stammler, Gerhard ~/t 400. Schönebecke (Herscheid) Ackermann, (Friedrich) Wilhelm * 2. Schöneberg (seit 1920 zu Berlin) Pohlenz, Max (Hugo) ~ 327. Schönlanke (poln. Trzcianka) Raphael, Max * 335.

Schöntal Abel, Jakob Friedrich von

l; Reiff, Jacob Friedrich ~

338. Schöppenstedt siehe auch Küblingen Strümpell, Ludwig (Adolf) von * 414. Schopfheini Picard, Max * 321. Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) Abel, Jakob Friedrich von t 1; Reinhard, Philipp Christian * 341. Schornweisach (Gem. Uehlfeld) Feder, Johann Georg Heinrich * 111. Schreiberhau (poln. Szklarska Poreba) siehe auch Oberschreiberhau Freudenthal, Jacob t 123. Schretzheim (Dillingen a. d. Donau) Baumgartner, Matthias */- 28. Schwanberg (Steiermark) Mally, Ernst ~/t 266. Schwartau -» Bad Schwartau. Schwarzenbach a. d. Saale Jean Paul - 198. Schwarzenberg (Oberösterreich) Schmid, Franz Xaver * 372. Schwaz (Tirol) Mitterer, Albert * 289. Schwedt (Oder) Solger, Karl Wilhelm Ferdinand * 393. Schweidnitz (poln. Swidnica) Kern, Berthold von -216. Schweinfurt Bayer, Karl ~/t 29; Erhardt, Johann Simon - 107. Schwelm Bispink, Franz Heinrich - 40. Schwerin (Kr. Schwerin) Rülf, Isaak - 355; Suckow, Simon Gabriel * 416; Susemihl, (Friedrich) Franz (Karl Ernst) - 417. Schwetzingen Groos, Friedrich - 148. Schwyz Marty, (Martin) Anton (Maurus) * 271. Scirec' -> Szczerzec. Seal Harbor (Maine, USA) Geiger, Moritz (Alfred) t 133. Seattle (Washington, USA) Behler, Ernst -/t 31; Bodenheimer, Edgar - 43. Seehausen (Altmark) Eckhart von Hochheim - 95; Winckelmann, Johann Joachim - 456. Seevetal -> Emmelndorf. Seewiesen (Gem. Pöcking, Kr. Starnberg) Lorenz, Konrad (Zacharias) - 256. Seis am Schiern (italien. Siusi) Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) t 83. Selasca (Verbania/Lago Maggiore, Italien) Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard t 346. Selestat -> Schlettstadt. Sepolno Krajenskie -> Zempelburg. Sesenheim (frz. Sessenheim, Dep. Bas-Rhin) Goethe, Johann Wolfgang von ~ 140. Sestri Levante (Italien) Woltmann, Ludwig t 463. Sevilla (Spanien) Humboldt, Wilhelm von - 191. Shabero (Bez. Ochwat, Rußland) Lipps, Hans t 253.

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's-Heerenberg 's-Heerenberg (Niederlande) Lambert von Heerenberg * 235; Terstegen de Monte, Gerhard * 420. 's-Hertogenbosch (Niederlande) Moleschott, Jacob * 290. Sibiu -» Hermannstadt. Siders (frz. Sierre, Kt. Wallis) Kassner, Rudolf ~/t 209. Siegburg Dietzgen, Josef - 83; Rupert von Deutz - 356. Siegen Bisterfeld, Johann Heinrich * 40; Going, Johann Franz * 70; Schrader, Wolfgang ~/t 379. Siegsdorf Geyser, (Gerhard) Joseph (Anton Maria) t 136. Sierenz (frz. Sierentz, Dep. Haut-Rhin) Ziegler, Theobald t 467. Sierre -> Siders. Sigmaringen Bilharz, Alfons */~/t 39. Sils Maria (Gem. Sils im Engadin/Segl, Kt. Graubiinden) Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) - 301. Simmerberg -» Buchenbühl. Sinaia (Rumänien) Wille, Bruno ~ 455. Singen (Hohentwiel) Kaufmann, Arthur * 209. Sinntal —» Neuengronau. Sion -> Sitten. Sitten (frz. Sion, Kt. Wallis) Donat, Josef -/t 86. Siusi -» Seis am Schiern. Sfawnikowice -> Kieslingswalde. Slobity -> Schlobitten. Shipsic -» Stolp. Soden -» Bad Soden im Taunus. Soest Heinrich von Herford - 166. Solingen siehe auch Wald Clauberg, Johann * 68; Vorländer, Karl - 437; Woltmann, Ludwig * 463. Solothurn Gervasius von Breisach ~ 135; Haller, Carl Ludwig von ~/t 155; Lindemann, Heinrich Simon - 252; Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) -401. Son (Niederlande) Campen, Heimerich von * 61. Sonderburg (dän. Sonderborg) Schade, Georg - 361. Sondershausen Goldschmidt, Ludwig * 144; Wezel, Johann Karl */~/t 453. Sonneberg Klaus, Georg ~ 220. Sopot -> Zoppot. Sorengo (Kt. Tessin) Picard, Max t 321. Sor0 (Dänemark) Basedow, Johann Bernhard ~ 25. Southsea (England) Chamberlain, Houston Stewart * 67. Spandau (seit 1920 zu Berlin) Petzoldt, Joseph -319. Spay -» Niederspay. Speyer Albertus Magnus - 7; Biel, Gabriel * 38; Eckhart von Hochheim - 95; Gehlen, Arnold - 133; Gottfried von Viterbo - 145; Kircher, Athanasius -218; Lipps,

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Theodor ~ 254; Luhmann, Niklas ~ 260; Melanchthon, Philipp ~ 279; Ryffel, Hans ~ 357; Stein, Edith ~ 404. Spiesen (seit 1974 zu Spiesen-Elversberg) Malter, Rudolf * 266. Spremberg Czolbe, Heinrich - 76. Sprinzenstein Ricius, Paulus - 344. Stable Wibald ~ 454. Stade Lichtenberg, Georg Christoph ~ 250; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) - 265. Stadtlauringen Medicus, Fritz (Georg Adolf) * 276. Stäfa (Kt. Zürich) -> Uerikon. Staffelstein -> Banz. Stanford (Kalifornien, USA) Bertalanffy, Ludwig von - 37; Pohlenz, Max (Hugo) 327. Stans (Kt. Nidwaiden) Pestalozzi, Johann Heinrich - 318; Rothenflue, Franz * 354. Stans (Tirol) -> Sankt Georgenberg. Stargard in Pommern (poln. Stargard Szczecinski) Siebeck, Hermann - 389. Stargard Szczecinski -» Stargard in Pommern. Starkenberg (russ. Krasnoborskoe) Schultz, Johann - 383. Starnberg siehe auch Percha Baur, Ludwig t 28; Binder, Julius t 40; Conrad-Martius, Hedwig t 71; Marcuse, Herbert t 268. Starnwies (Galizien) Günther, Anton - 150. Starosiedle -» Starzeddel. Stary Zawidow -> Alt-Seidenberg. Starzeddel (poln. Starosiedle) Tillich, Paul (Johannes) * 424. Staßfurt Linke, Paul Ferdinand * 253. Stavanger (Norwegen) Steffens, Henrik * 402. Steckborn (Kt. Thurgau) -> Mammern. Stein (seit 1974 zu Königsbach-Stein) Groos, Friedrich - 148; Heynlin de Lapide, Johannes * 178. Steinfurt siehe auch Burgsleinfurt Althusius, Johannes - 9; Timpier, Clemens - 425. Steingaden Reiner, Gregor Leonhard - 340. Steinheim (Dillingen a. d. Donau) Zimmer, Patrizius Benedikt -/t 468. Steinheim am Main (seit 1974 zu Hanau) Neeb, Johannes */~/t 298. Steinheim an der Murr -> Kleinbottwar. Stellenbosch (Republik Südafrika) Günther, Gotthard -151. Stendal Sagittarius, Thomas * 357; Winckelmann, Johann Joachim */~ 456. Sterzing (italien. Vipiteno) Paracelsus - 314. Stetten im Remstal (seit 1975 zu Kernen im Remstal) Pfleiderer, Edmund * 320; Pfleiderer, Otto * 320. Stettin (poln. Szczecin) Bollnow, Otto Friedrich * 45; Cramer, Daniel -/t 75; Dreier, Christian */- 87; Hollmann, Samuel Christian

Teesdorf - 185; Horneffer, Ernst * 187; Kern, Berthold von ~ 216; Maimon, Salomon - 265; Micraelius, Johannes ~/t 288; Müller-Freienfels, Richard ~ 294; Oesterreich, Traugott Konstantin * 309; Rintelen, Fritz Joachim von * 347; Seile, Christian Gottlieb * 387; Wobbermin, (Ernst Gustav) Georg * 460; Zahn, Manfred * 465. Stibbe (poln. Zdbowo) Ree, Paul - 336. Stockdorf (Gem. Gauting) Henkel, Heinrich t 171.

Stockholm Aster, Ernst von t 16; Brunner, August (Eugen Albert) 53; Paracelsus - 314; Pufendorf, Samuel Frh. von - 331. Stockte (Winsen/Luhe) Burkamp, Wilhelm * 60. Stolp (poln. Stupsk) Dunkmann, Karl ~ 92; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst ~ 369.

Stolpen Heydenreich, Karl Heinrich * 178; Timpier, Clemens * 425. Stove (Gem. Boiensdorf) Tieftrunk, Johann Heinrich * 424. Straelen Groethuysen, Bernhard - 148. Stralow Eberhard, Johann August ~ 93. Stralsund Dreier, Christian - 87; Humboldt, Wilhelm von -191. Straßburg (frz. Strasbourg) Ach, Narziß (Kaspar) ~ 1; Albertus Magnus ~ 7; Angelus Silesius ~ 12; Arnisäus, Henning - 15; Baeumker, Clemens - 19; Barthel, Ernst - 24; Bartholmess, Christian - 24; Bauch, Bruno (Arthur Kanut) ~ 25; Bense, Max * 34; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig ~ 57; Bühler, Karl - 58; Darmstaedter, Friedrich (Ludwig Wilhelm) - 77; Dulckeit, Gerhard - 92; Eckhart von Hochheim ~ 95; Engelberti, Ulrich ~ 102; Erismann, Theodor - 107; Görres, (Johann) Joseph von - 139; Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Hahn, Hans ~ 155; Havenreuter, Johann Ludwig */~/t 160; Hay mann, Franz (Karl Abraham Samuel) -161; Hensel, Paul (Hugo) - 172; Herder, Johann Gottfried - 173; Herrad von Hohenburg - 175; Hielscher, Johannes ~ 179; Hugo von Straßburg */~/t 190; Jaensch, Erich (Rudolf) - 196; Jansen, Bernhard - 197; Johannes von Sterngassen ~ 201; Koch, Joseph - 222; Krüger, Felix - 231; Laas, Ernst ~/t 235; Landauer, Gustav - 237; Landshut, Siegfried * 239; Lask, Emil - 241; Leese, Kurt - 244; Leisegang, Hans ~ 247; Liebmann, Otto - 252; Lipps, Gottlob (Friedrich) ~ 253; Lubinus, Eilhardus - 259; Medicus, Fritz (Georg Adolf) ~ 276; Meinecke, Friedrich - 277; Messer, August - 285; Mises, Richard Martin Edler von ~ 289; Müller-Lyer, Franz Carl - 295; Natorp, Paul - 297; Paracelsus - 314; Pfordten, Otto Frh. von der - 321; Pichler, Hans - 321; Picht, Georg (Max Friedrich Valentin) * 321; Rickert, Heinrich - 344; Rothacker, Erich - 353; Roux, Wilhelm ~ 354; Rudolf von Biberach - 355; Rüge, Arnold - 356; Schaller, Jakob ~/t 361; Schelsky, Helmut - 365; Schmid Noerr, Friedrich Alfred - 373; Schmitt, Carl - 374; Schneider, Arthur (Carl August) - 375; Schweitzer, Albert - 385; Seuse, Heinrich - 388; Simmel, Georg ~/t 390; Simon, Paul -391; Speiser, Andreas - 395; Stahl, Daniel - 398; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) ~ 407; Störring, Gustav (Wilhelm) -411; Study, (Christian Hugo) Eduard - 415; Tauler, Johannes */-/t 418; Taurellus, Nikolaus - 418; Thomas von Straßburg - 422; Vaihinger, Hans - 431; Verdroß-Droßberg, Alfred - 432; Verweyen,

Johannes Maria - 433; Vossler, Karl - 438; Weber, Alfred */~/t 442; Weber, Max - 443; Windelband, Wilhelm - 458; Wundt, Max - 463; Wust, Peter (Josef) - 464; Ziegler, Theobald - 467. Straubing Stattler, Benedikt (Alexius Andreas) - 401. Striegau (poln. Strzegom) Bergemann, Paul - 35. Stromboli Kircher, Athanasius - 218. Strzegom -» Striegau.

Stuttgart siehe auch Bad Cannstatt, Hohenheim, Zuffenhausen Abel, Jakob Friedrich von - l; Andreae, Johann Valentin -/t 11; Bardili, Christoph Gottfried - 21; Bense, Max -/t 34; Bilfinger, Georg Bernhard -/t 39; Breyer, Johann Friedrich * 51; Buber, Martin - 55; Eisenhans, Theodor * 101; Eschenmayer, Adolph Karl August 107; Fichte, Immanuel Hermann -/t 113; Finsler, Paul ~ 115; Groos, Friedrich ~ 148; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. * 154; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich * 162; Hennemann, Gerhard ~ 172; Honecker, Martin - 186; Huber, Kurt (Theodor) - 188; Humboldt, Wilhelm von ~ 191; Kautsky, Karl - 212; Kielmeyer, Carl Friedrich von -/t 217; Nestle, Wilhelm (Albrecht) */-/t 299; Planck, Karl Christian * 323; Ploucquet, Gottfried * 326; Rauschenberger, Walther (Georg Heinrich) * 336; Reichenbach, Hans (Friedrich Herbert Günther) - 337; Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von * 338; Reiff, Jacob Friedrich - 338; Reuchlin, Johannes -/t 343; Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin - 349; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von - 366; Schrempf, Christoph -/t 379; Schrödinger, Erwin - 380; Schwab, Johann Christoph -/t 384; Sigwart, Heinrich Christoph Wilhelm ~/t 390; Stäudlin, Carl Friedrich * 398; Steinbach, Ernst * 406; Steudel, Adolf t 410; Strauß, David Friedrich -412; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) 419; Ulich, (Heinrich Gottlob) Robert t 430; Vischer, Friedrich Theodor von - 434; Vogt, Carl - 436; Zeller, Eduard (Gottlob) t 465. Süßen (Kr. Göppingen) Wössner, Jakobus * 461. Sukowiborg Maimon, Salomon * 265. Sulechow -> Züllichau. Sulz am Neckar Eschenmayer, Adolph Karl August - 107. Sulzbach an der Murr Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel * 417. Sulzheim (Kr. Schweinfurt) -> Mönchstockheim. Sumperk -> Mährisch-Schönberg. Sundern -» Hellefeld. Swidnica -» Schweidnitz. Swiebodzice —» Freiburg i. Schlesien. Swieradow-Zdroj -> Bad Flinsberg. Szczecin -> Stettin. Szczerzec (ukrain. Scirec') Neumark, David * 300. Szklarska Porejba -» Schreiberhau. Tallinn -> Reval. Tambach (seit 1919 zu Tambach-Dietharz, Thür. Wald) Eckhart von Hochheim */- 95. Tartu -» Dorpat. Taschkent Lukäcs, György von ~ 260. Techobuz (Böhmen) Bolzano, Bernard ~ 46. Teesdorf (Niederösterreich) Broch, Hermann (Josef) - 51.

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Tegel Tegel (seit 1920 zu Berlin) Humboldt, Wilhelm von ~/t 191. Tegernsee Bernhard von Waging - 36; Otloh von St. Emraeram 312; Rixner, Thaddäus Anselm * 349. Tel Aviv (seit 1949 zu Tel Aviv-Jaffa, Israel) Schächter, Josef ~ 361. Tel Aviv-Jaffa (Israel) siehe auch Tel Aviv Brod, Max t 52. Telcz (Ungarn) Knittel, Kaspar t 221. Telgte (Kr. Warendorf) Jansen, Bernhard * 197. Tennstedt -> Bad Tennstedt. Teplice -» Teplitz. Teplice nad Metuji -» Wekelsdorf. Teplitz (tschech. Teplice, bis 1945 Teplitz-Schönau, tschech. Teplice-Sanov) Gabler, Georg Andreas t 130. Terezin -» Theresienstadt. Teschen (poln. Cieszyn, tschech. ) Heller, Hermann (Ignatz) * 169. Tesin —> Teschen. Tetenbüll Tetens, Johann Nicolaus * 420. Tetschen -» Bodenbach. Thalfang Hirsch, Samuel * 182. Theresienstadt (tschech. Terezin) Utitz, Emil -431. Thorn (poln. Torun) Copernicus, Nicolaus */- 72. Thum (Kr. Annaberg) John, Erhard t 201. Thun (Kt. Bern) Herbertz, Richard ~/ 173; Ryffel, Hans t 357. Tiü-Moyland (seit 1969 zu Bedburg-Hau) Verweyen, Johannes Maria * 433. Timmel (seit 1972 zu Großefehn) Schapp, Wilhelm * 362. Timmenroda Windheim, Christian Ernst t 458. Titz -> Müntz. Tivoli Plaßmann, Hermann Ernst t 324. Tobay (Ungarn, heute Tobaj, Burgenland) Fischl, Johann * 118. Todi (Italien) Nikolaus von Kues t 303. Töss (seit 1922 zu Winterthur, Kt. Zürich) Seuse, Heinrich - 388. Toffen (Kt. Bern) Keller, Wilhelm * 213. Tokio Brunner, Emil ~ 54; Busse, (Carl Heinrich August) Ludwig ~ 60; Jacoby, Günther - 195; Rintelen, Fritz Joachim von ~ 347; Sternberg, Theodor (Hermann) ~/t 409. Toledo (Spanien) Humboldt, Wilhelm von ~ 191. Tondern (dän. T0nder) Bahnsen, Julius Friedrich August * 20. Tonogaoka (Japan) Mager, Alois ~ 264. Torgau Kirchmann, Julius Hermann von -218; Leibniz, Gottfried Wilhelm ~ 245. Torun -> Thorn. 580

Tostedt Korsch, Karl * 226. Toulouse (Frankreich) Eckhart von Hochheim ~ 95; Hildebrand, Dietrich von 180. Tours (Frankreich) Alkuin ~/t 9; Hrabanus Maurus ~ 187. Town Jordan (Wisconsin, USA) Bayrhoffer, Karl Theodor t 29. Trento -» Trient. Treptow aVRega (poln. Trzebiatow) Droysen, Johann Gustav (Bernhard) * 88. Tfest' -> Triesch. Treuchtlingen -> Mohren. Tribsees Spalding, Johann Joachim */~ 395. Trient (italien. Trento) Carneri, Bartholomäus von * 64; Melanchthon, Philipp 279; Ricius, Paulus ~ 344; Siewerth, Gustav t 389. Trier Brand, Gerd ~/t 48; Clemens, Franz (Friedrich) Jakob ~ 69; Hildegard von Bingen - 180; Isenkrahe, Kaspar -/t 194; Knoodt, (Franz) Peter - 222; Marx, Karl */- 271; Schütz, Ludwig ~/t 382; Seuse, Heinrich ~ 388; Steifes, Johann Peter ~ 403. Triesch (tschech. Tfest') Stern, Viktor * 409. Triest Driesch, Hans Adolf Eduard ~ 87; Winckelmann, Johann Joachim ~/t 456. Trimbach (Kt. Solothurn) Kunz, Hans * 234. Trnava -» Tyrnau. Troppau (tschech. Opava) Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius Johann Sarkander) Frh. von * 18; Eisler, Moritz t 99. Troyes (Frankreich) Alkuin ~ 9. Trupe (seit 1937 zu Lilienthal) Eckhard, Arnold * 94. Trzcianka -» Schönlanke. Trzebiatow -» Treptow a./Rega. Tschistey -» Groß-Sandewalde.

Tübingen siehe auch Bebenhausen Abel, Jakob Friedrich von ~ 1; Adickes, Erich ~/f 2; Andreae, Johann Valentin ~ 11; Bahnsen, Julius Friedrich August ~ 20; Bardili, Christoph Gottfried -21; Barnick, Johannes (Ferdinand) ~ 22; Barth, Karl - 22; Baur, Ludwig ~ 28; Beling, Ernst von -31; Ben-Chorin, Schalom - 31; Biel, Gabriel ~ 38; Bilfinger, Georg Bernhard ~ 39; Bloch, Ernst ~/t 41; Bollnow, Otto Friedrich ~/t 45; Braig, Carl - 48; Braun, Alexander (Carl Heinrich) - 49; Breyer, Johann Friedrich ~ 51; Büchner, (Friedrich Karl Christian) Ludwig - 57; Bultmann, Rudolf (Karl) - 58; Burckhardt, Georg Eduard - 59; Ganz, Israel Gottlieb -/t 62; Class, Gustav ~ 68; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) - 71; Delff, (Heinrich Karl) Hugo - 78; Denker, Rolf ~/t 79; Deussen, Paul (Jakob) -81; Dorner, August - 86; Du Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) - 91; Du Prel, Carl (Ludwig August Friedrich Maximilian Alfred) Frh. von - 92; Eisenhans, Theodor - 101; Emge, Carl August - 101; Eschenmayer, Adolph Karl August - 107; Faust, August -110; Fechner, Erich -/t 110; Fichte, Immanuel Hermann - 113; Fischer, Karl Philipp - 117; Flatt, Johann Friedrich */-/t 118; Freytag Löringhoff, Bruno Baron von ~/t 124; Geyer, Hans F. - 136; Glasenapp, (Otto Max) Helmuth von -/t 137; Grebe, Wilhelm -

Veitshöchheim 147; Groos, Friedrich ~ 148; Groos, Karl (Theodor) ~/t 149; Guardini, Romano ~ 150; Haering, Theodor (Lorenz) d.J. -/t 154; Haeuptner, Gerhard ~/t 154; Haffner, Paul Leopold - 154; Hartmann, Klaus ~/t 158; Hartmann, Max(imilian) ~ 159; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich - 162; Heim, Karl ~/t 165; Heinze, Max ~ 167; Heynlin de Lapide, Johannes - 178; Jacoby, Günther - 195; Jaensch, Erich (Rudolf) ~ 196; Kamiah, Wilhelm ~ 206; Kepler, Johannes - 214; Kielmeyer, Carl Friedrich von - 217; Knoodt, (Franz) Peter ~ 222; Köstlin, Karl (Reinhold) von -/t 223; Kolbenheyer, Erwin Guido ~ 225; Krüger, Gerhard -231; Kühn, Johannes Evangelista von ~/t 234; Lange, Konrad von ~/t 240; Lapide, Pinchas E(lias) - 240; Lasson, Georg - 243; Liebmann, Otto - 252; Lipps, Theodor - 254; Löwenthal, Eduard - 255; Maier, Heinrich ~ 265; Melanchthon, Philipp - 279; Metzke, Erwin -/t 285; Meumann, Ernst - 286; Möhler, Johann Adam 289; Moos, Paul - 291; Müller-Freienfels, Richard ~ 294; Nestle, Wilhelm (Albrecht) ~ 299; Niethammer, Friedrich Immanuel -301; Oeing-Hanhoff, Ludger -/t 308; Oesterreich, Traugott Konstantin ~/t 309; Oetinger, Friedrich Christoph - 309; Pfleiderer, Edmund ~/t 320; Pfleiderer, Otto ~ 320; Planck, Karl Christian - 323; Ploucquet, Gottfried ~/t 326; Praechter, Karl - 330; Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von - 338; Reiff, Jacob Friedrich ~/t 338; Reinach, Adolf - 340; Reinhard, Philipp Christian - 341; Reuchlin, Johannes 343; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Ritter, (Heinrich Gottlob) Konstantin ~/t 349; Rose, (Johann Anton) Ferdinand - 350; Rosier, Johann Eberhard -/t 350; Rothacker, Erich - 353; Sapper, Karl ~ 358; Schaaf, Julius (Jakob) - 360; Schell, Herman - 363; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ~ 364; Schmid, Leopold ~ 373; Schoeck, Helmut - 376; Schulz, Walter ~/t 383; Schwab, Johann Christoph - 384; Schwegler, (Carl Franz) Albert -/t 385; Schweitzer, Albert ~ 385; Sengler, Jakob - 387; Sigwart, Christoph */-/t 389; Sigwart, Heinrich Christoph Wilhelm - 390; Simon, Paul - 391; Sinclair, Isaak von - 391; Söhngen, Gottlieb (Clemens) ~ 392; Spann, Othmar - 395; Spranger, Eduard -/t 397; Stäudlin, Carl Friedrich - 398; Stallmach, Josef - 400; Staudenmaier, Franz Anton ~ 401; Steinbach, Ernst ~/t 406; Steinbüchel, Theodor (Martin Wilhelm) ~/t 407; Steinthal, Heymann ~ 408; Strauß, David Friedrich - 412; Tafel, (Johann Friedrich) Immanuel - 417; Taurellus, Nikolaus ~ 418; Teichmüller, Gustav - 419; Tenbruck, Friedrich Heinrich (Wilhelm) ~/t 419; Thyssen, Johannes ~ 423; Tillich, Paul (Johannes) - 424; Tönnies, Ferdinand - 425; Ulmer, Karl - 430; Vaihinger, Hans -431; Vischer, Friedrich Theodor von - 434; Wagner, Hans - 439; Wallaschek, Richard - 441; Weber, Alfred - 442; Weber, Alfred - 442; Weischedel, Wilhelm - 447; Werner, Martin - 452; Wundt, Max -/t 463; Wundt, Wilhelm (Maximilian) - 463; Zeller, Eduard (Gottlob) - 465; Zeltner, Hermann - 466; Ziegler, Theobald ~ 467. "Ririn Agrippa von Nettesheim - 5; Erasmus von Rotterdam - 103; Moleschott, Jacob - 290; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) - 301. TAirza Mata (ukrain. Mala Tur'ja) Lask, Emil t 241. Tutzing Frobenius-Kühn, Eleonore t 128. Tyrnau (slowak. Trnava, ungar. Nagyszombat) Klaus, Michael - 220. Uckerath (seit 1969 zu Hennef/Sieg) Dietzgen, Josef ~ 83.

Überlingen Seuse, Heinrich * 388; Ziegler, Leopold (Carl Claudius) ~/t 467. Uehlfeld —> Schornweisach. Uerdingen (seit 1929 zu Krefeld) Meumann, Ernst * 286. Uerikon (Gem. Stäfa, Kt. Zürich) Bolliger, Adolf t 44. Uetersen Drews, (Christian Heinrich) Arthur * 87. Uhersky Brod -» Ungarisch-Brod. Ulm Abbt, Thomas * l; Einstein, Albert * 98; Erhardt, Johann Simon * 107; Kepler, Johannes -214; Moos, Paul - 291; Planck, Karl Christian - 323; Port, Kurt 329; Seuse, Heinrich -/t 388; Wagner, Johann Jakob * 439. Ungarisch-Altenburg (ungar. Magyarovär, seit 1939 zu Mosonmagyarovär) Honigswald, Richard * 183. Ungarisch-Brod (tschech. Uhersky Brod) Comenius, Johann Amos - 71. Uniejowice -» Leisersdorf. Unterwirbach Blasche, Bernhard Heinrich - 40. Uppsala (Schweden) Thorild, Thomas - 423. Urach -> Bad Urach. Urbana (Illinois, USA) Jacoby, Günther - 195. Usingen Arnoldi, Bartholomäus * 15. Ustersbach Haecker, Theodor t 154. Utrecht (Niederlande) Erasmus von Rotterdam - 103; Kraft, Julius - 227; Lipps, Theodor - 254; Schade, Georg - 361; Uexküll, Jakob (Johann) Baron von - 429; Ziehen, Theodor 467. Utscheid -» Ouischeid. Vachnjaki -> Wachniaki. Vaihingen an der Enz siehe auch Horrheim Abel, Jakob Friedrich von * l; Andreae, Johann Valentin -11; Reiff, Jacob Friedrich * 338. Valenciennes (Frankreich) Albertus Magnus - 7. Valkenburg (Niederlande) Brunner, August (Eugen Albert) - 53; Cathrein, Victor 66; Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf - 92; Frick, Karl - 124; Fröbes, Joseph - 128; Jansen, Bernhard - 197; Lotz, Johannes Baptist - 258; Nink, Caspar - 304; Ogiermann, Helmut - 310; Pelster, Franz - 317; Pesch, Heinrich t 317; Pesch, Tilmann t 318; Przywara, Erich - 330; Rahner, Karl (Josef Erich) 333. Valmeera -» Wolmar. Vals-pres-le Puy (Dep. Häute-Loire, Frankreich) Brunner, August (Eugen Albert) - 53. Vangadizza (Italien) Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245. Varanasi -> Benares. Varasd -» Varazdin. Varazdin (Kroatien, ungar. Varasd, dt. Warasdin) Martinak, Eduard * 270. Vaterstellen Mach, Ernst t 264. Veitshöchheim Kafka, Gustav t 204. 581

Velke Pavlovice Velke Pavlovice -» Groß-Pawlowitz. Venedig Agricola, Georgius - 3; Breyer, Johann Friedrich 51; Erasmus von Rotterdam - 103; Goethe, Johann Wolfgang von ~ 140; Lublinski, Samuel ~ 259; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) -301; Thomas von Straßburg - 422; Winckelmann, Johann Joachim - 456. Verbania (Italien) -> Biganzolo, Selasca. Verden (Aller) Hrabanus Maurus ~ 187; Mahnke, Dietrich (Friedrich Hermann) * 265. Verona (Italien) Guardini, Romano * 150; Lublinski, Samuel - 259. Vevey (Kt. Waadt) Klatzkin, Jakob t 219. Vieselbach (seit 1994 zu Erfurt) Riedel, Friedrich Just(us) * 344. Villach (Kärnten) Paracelsus ~ 314. Vilnius -> Wilna. Vilshofen Espenberger, Johann Nepomuk - 107. Vinnicki -> Winniczki. Vipiteno -* Sterzing. Visp (Kt. Wallis) Adorno, Theodor W(iesengrund) t 3; Neumann, Franz Leopold t 299. Visusti -» Wissust. Viterbo (Italien) Albertus Magnus ~ 7; Gottfried von Viterbo */t 145. Vlotho Kronenberg, Moritz * 231. Vögisheim (seit 1970 zu Müllheim, Kr. BreisgauHochschwarzwald) Krieck, Ernst * 229. Völklingen Hommes, Jakob * 185. Voerde (seit 1949 zu Ennepetal) Störring, Gustav (Wilhelm) * 411. Voerde (Niederrhein) Heckmann, Gustav * 161. Vohenstrauß Reinhard, Franz Volkmar * 340. Volkstedt (seit 1923 zu Rudolstadt) Abicht, Johann Heinrich * l. VoPmar -» Wolmar. Vomp (Tirol) -» Fiecht. Wabern (Gem. Köniz, Kt. Bern) Gebser, Jean t 133. Wachniaki (ukrain. Vachnjaki) Koigen, David * 225. Wadowice -> Frauenstadt. Wädenswü (Kt. Zürich) Geyer, Hans F. * 136. Wäschenbeuren Kühn, Johannes Evangelista von * 234. Waging a. See Bernhard von Waging * 36. Wahren Weißenborn, Georg (Friedrich Ludwig) * 448. Walberberg (seit 1969 zu Bornheim, Rhein-Sieg-Kreis) Welty, Eberhard ~ 450. Walcz -> Deutsch Krone. Wald (seit 1929 zu Solingen) Lange, Friedrich Albert * 239. Walddorf (bei Tübingen) Oetinger, Friedrich Christoph - 309. Waldegg (Niederösterreich) Ebner, Ferdinand - 94.

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Waldkirch (Kr. Emmendingen) Reiner, Hans * 340. Walenstadt (Kt. Sankt Gallen) Joel, Karl t 200. Walkemühle Heckmann, Gustav -161; Nelson, Leonard - 298. Wallhalben Lipps, Theodor * 254. Waltershausen (Kr. Gotha) siehe auch Schnepfenthai Blasche, Bernhard Heinrich -/t 40. Waltham (Massachusetts, USA) Altmann, Alexander - 10; Marcuse, Herbert - 268. Wangen im Allgäu Barnick, Johannes (Ferdinand) t 22. Warasdin -» Varazdin. Warendorf Schlüter, Christoph Bernhard * 372. Warschau Fichte, Johann Gottlieb - 114; Luxemburg, Rosa - 263; Mutius, Gerhard von - 296. Warstade (Land Hadeln) Meiners, Christoph * 278. Wartburg (Eisenach) Luther, Martin -261; Melanchthon, Philipp - 279. Washington (D. C.) Fromm, Erich (Pinchas) - 129; Husserl, Gerhart - 193; Marcuse, Herbert ~ 268; Pieper, Josef - 322; Pohle, Joseph ~ 327; Pribram, Karl ~/t 330. Washington (Pennsylvania, USA) Kraft, Julius - 227. Wasserburg a. Inn Schischkoff, Georgi t 368. Wasungen Ziller, Tuiskon * 468. Waterville (Maine, USA) Günther, Gotthard -151. Wechmar Syrbius, Johann Jakob * 417. Weesen (Kt. Sankt Gallen) Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Weesenstein (seit 1994 zu Müglitztal) Born, Friedrich Gottlieb -/t 46. W^gliniec -> Kohlfurt. Weiden i. d. OPf. Weigel, Erhard * 445. Weidling (seit 1954 zu Klosterneuburg, Niederösterreich) Mayer-Hillebrand, Franziska * 276. Weidlingau (seit 1938 zu Wien) Stein, Lorenz von t 405. Weil der Stadt Kepler, Johannes * 214. Weilburg Müller-Freienfels, Richard t 294; Riehl, Wilhelm Heinrich - 345; Snell, Christian Wilhelm -391. Weiler-Simmerberg -» Buchenbühl. Weilheim i. OB. Walther, Gerda t 441. Weimar (Thüringen) Carus, Carl Gustav ~ 64; Dohna-Schlodien, Alexander (Georg Theobald) Burggraf zu - 86; Einsiedel, (Johann) August von - 98; Emge, Carl August - 101; Fernow, Carl Ludwig ~/t 112; Feyerabend, Paul (Karl) - 113; Gabler, Georg Andreas - 130; Goethe, Johann Wolfgang von ~/t 140; Grimm, Eduard - 147; Herder, Johann Gottfried -/t 173; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jean Paul - 198; Leser, Hermann * 248; Lipsius, Friedrich Reinhard ~ 254; Lublinski, Samuel t 259; Moritz, Karl Philipp - 292; Nietzsche, Friedrich (Wilhelm) -/t

Wien 301; Reinhold, Karl Leonhard -341; Ritter, Johann Wilhelm - 348; Schiller, (Johann Christoph) Friedrich von -/t 366; Schmid, Karl Christian Erhard - 372; Schopenhauer, Arthur - 377; Schubert, Gotthilf Heinrich von ~ 381; Stahl, Georg Ernst - 399; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) ~ 407; Zschimmer, Eberhard * 470. Weingarten (Kr. Ravensburg) Weiß, Ulrich - 448. Weinsberg Mesmer, Franz Anton - 284; Oetinger, Friedrich Christoph - 309. Weißenburg -» Karlsburg. Weißenburg i. Bay. Rohmer, Friedrich * 351; Sturm, Johann Christoph 415. Weißenfels Novalis -/t 306. Wekelsdorf (tschech. Teplice nad Metujf) Kaulich, Wilhelm* 211. Wemding Amerbach, Veit * 10; Schneid, Mathias * 375; Stock], Albert-411. Wenersh (England) Manser, Callus Maria - 267. Werdohl Hennemann, Gerhard */t 172. Werl Heinrich von Werl * 167. Wernigerode Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht ~ 325; Stammler, Rudolf t 400; Stange, Carl - 400; Windheim, Christian Ernst * 458. Wertheini -> Bettingen. Wesel Döring, August - 86; Larenz, Karl * 241. Westerholz -» Dollerupholz. Westerstede Lubinus, Eilhardus * 259. Westhausen (Kr. Hildburghausen) -> Haubinda. Westheim (Gem. Hammelburg) Reuß, Maternus * 343. Wetter (Hessen) Combach, Johannes * 70. Wettin Jakob, Ludwig Heinrich von * 196. Wetzlar Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Jerusalem, Karl Wilhelm -/t 199; Reinhard, Philipp Christian ~ 341; Rülf, Isaak - 355; Snell, (Johann Philipp) Ludwig ~ 392. Weyer (Oberösterreich) Petraschek, Karl * 319. Wiedenbrück (seit 1970 zu Rheda-Wiedenbrück) Heinrich Totting von Oyta - 167. Wiederstedt -» Oberwiederstedt. Wiefelstede Bultmann, Rudolf (Karl) * 58. Wiehe (Kyffhäuserkreis) Böhme, Christian Friedrich - 43; Ranke, Leopold von * 333. Wielen -» Filehne. Wien siehe auch Atzgersdorf, Hietzing, Mariabrunn, OberSankt Veit, Rodaun, Weidlingau Adler, Max */~/t 2; Adorno, Theodor W(iesengrund) ~ 3; Albert von Sachsen ~ 7; Amery, Jean */- 10; Anders, Günther -/t 11; Andreas-Salome, Lou ~ 12; Angelus Silesius ~ 12; Arnim, Hans (Friedrich) von ~/t 15; Baader, (Benedikt) Franz (Xaver) von ~ 17; Badenfeld, Eduard (Karl Franz Heinrich Eusebius

Johann Sarkander) Frh. von - 18; Baer, Karl Ernst von - 18; Baumgardt, David - 27; Bendavid, Lazarus ~ 32; Bergmann, Gustav */~ 35; Bernhard von Waging - 36; Bertalanffy, Ludwig von ~ 37; Bilharz, Alfons ~ 39; Boltzmann, Ludwig Eduard */~ 45; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) - 50; Brach, Hermann (Josef) */- 51; Buber, Martin */- 55; Bühler, Karl - 58; Canetti, Elias - 61; Carnap, Rudolf (Leo) ~ 63; Carneri, Bartholomäus von ~ 64; Chalybäus, Heinrich Moritz ~ 67; Chamberlain, Houston Stewart - 67; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) -71; Creutz, Friedrich Karl Kasimir Frh. von - 75; Dempf, Alois - 79; Derbolav, Josef */- 80; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von - 89; Ehrenfels, (Maria) Christian (Julius Leopold Karl) Frh. von ~ 97; Ehrlich, Johann Nepomuk */- 97; Eibl, Hans - 97; Eisler, Rudolf */~/t 99; Erhard, Johann Benjamin - 106; Ewald, Oskar 110; Exner, Franz (Seraphin) */~ 110; Feigl, Herbert 112; Feyerabend, Paul (Karl) */~ 113; Fischer, Franz - 116; Förster, Friedrich Wilhelm -118; Frank, Erich - 119; Frank, Philipp */- 120; Freud, Sigmund - 121; Gabriel, Leo */-/t 130; Gehlen, Arnold ~ 133; Gödel, Kurt (Friedrich) - 138; Goldscheid, Rudolf */-/t 143; Gomperz, Heinrich */- 144; Gomperz, Theodor - 144; Grabmann, Martin - 146; Groethuysen, Bernhard 148; Günther, Anton ~/t 150; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) - 153; Hahn, Hans */~/t 155; Haller, Carl Ludwig von - 155; Hansch, Michael Gottlieb ~/t 157; Harich, Wolfgang - 157; Hayek, Friedrich August von */~ 161; Heinrich Heinbuche von Langenstein ~/t 166; Heinrich von Lübeck - 166; Heinrich Totting von Oyta -/t 167; Heintel, Erich */- 167; Hellenbach, Lazar Frh. von - 169; Heller, Hermann (Ignatz) - 169; Hempel, Carl Gustav - 171; Henning, Leopold (August Wilhelm Dorotheus) von - 172; Hildebrand, Dietrich von ~ 180; Hillebrand, Franz */- 181; Höfler, Alois -/t 182; Hönigswald, Richard - 183; Hollitscher, Walter */-/t 184; Hügel, Friedrich Frh. von - 189; Hugo von Honau - 189; Humboldt, Wilhelm von - 191; Ipsen, Günther - 194; Jeitteles, Ignaz -/t 199; Jerusalem, Wilhelm -/t 200; Jodl, Friedrich ~/t 200; Johann von Glogau - 201; Juhos, Bela */~/t 203; Jung, Carl Gustav - 203; Kafka, Gustav */- 204; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Kainz, Friedrich */~/t 206; Kassner, Rudolf - 209; Kaufmann, Felix */- 210; Kautsky, Karl - 212; Kelsen, Hans - 213; Keyserling, Hermann Graf- 216; Kircher, Athanasius -218; Klaus, Michael ~/t 220: Knauer, Vinzenz (Andreas) */~/t 221; Knittel, Kaspar - 221; Knoodt, (Franz) Peter - 222; König, Rene - 223; Kofler, Leo - 224; Kohr, Leopold - 225; Kolbenheyer, Erwin Guido - 225; Konrad von Megenberg - 226; Kraft, Victor */-/t 227; Kreibig, Josef Clemens */-/t 229; Landgrebe, Ludwig */- 238; Langbehn, (August) Julius - 239; Lapide, Pinchas E(lias) */- 240; Lasaulx, Ernst (Peter) von - 241; Leibniz, Gottfried Wilhelm - 245; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Likavetz, Joseph Kalasanz - 252; Lorenz, Konrad (Zacharias) */~/t 256; Lorm, Hieronymus - 257; Lukäcs, György von - 260; Mach, Ernst - 264; Martinak, Eduard 270; Meinong, Alexius - 278; Menger, Anton ~ 282; Menger, Karl */- 283; Mesmer, Franz Anton - 284; Meurers, (Peter) Joseph - 286; Mises, Richard Martin Edler von - 289; Mitterer, Albert ~/t 289; Morasch, Johann Adam - 291; Müller, Adam Heinrich ~/t 293; Müller-Freienfels, Richard - 294; Müller-Lyer, Franz Carl - 295; Müllner, Laurenz - 295; Münz, Bernhard ~/t 295; Neurath, Otto (Karl Wilhelm) */~ 300; Nider, Johannes - 300; Oelzelt von Newin, Anton d. J. */t 309; Pabst, Johann Heinrich ~/t 314; Paracelsus -

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Wiener Neustadt 314; Pauli, Wolfgang (Ernst) * 315; Pohl, Wenzel ~/t 327; Popper, Josef ~/t 328; Popper, Sir Karl Raimund */~ 328; Pribram, Karl - 330; Rahner, Karl (Josef Erich) ~ 333; Rand, Rose ~ 333; Ratzenhofer, Gustav */- 335; Reich, Emil ~/t 336; Reich, Wilhelm ~ 337; Reichenbach, Karl Ludwig Frh. von - 338; Reidemeister, Kurt (Werner Friedrich) ~ 338; Reinhold, Karl Leonhard */- 341; Reininger, Robert ~/t 342; Reisner, Erwin * 342; Reuß, Maternus - 343; Riedel, Friedrich Just(us) ~/t 344; Riehl, Alois (Adolf) ~ 345; Roretz, Karl von ~/t 351; Saitschick, Robert - 358; Schächter, Josef ~ 361; Schlechte, Karl */~ 368; Schlegel, (Karl Wilhelm) Friedrich von - 368; Schlesinger, Josef ~/t 371; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz ~/t 371; Schmied-Kowarzik, Walther - 373; Schneider, Reinhold - 376; Schrödinger, Erwin */~/t 380; Schütz, Alfred */~ 382; Siegel, Carl */~ 389; Sinclair, Isaak von t 391; Spann, Othmar */395; Sperber, Manes ~ 396; Stein, Lorenz von ~ 405; Steiner, Rudolf (Joseph Lorenz) - 407; Stern, Viktor - 409; Stöhr, Adolf ~/t 411; Storchenau, Sig(is)mund Maria Laurentius von ~ 412; Strasser, Stephan * 412; Thanner, (Franz) Ignaz (Wilhelm Vitus) - 420; Thomas von Straßburg t 422; Troxler, Ignaz Paul Vitalis 427; Ulmer, Karl -/t 430; Verdroß-Droßberg, Alfred - 432; Verosta, Stephan */-/t 432; Voegelin, Eric 435; Volkelt, Johannes - 436; Volkmann von Volkmar, Wilhelm Fridolin Ritter ~ 437; Wagner, Gabriel 439; Wagner, Hans - 439; Wähle, Richard */-/t 440; Waismann, Friedrich */~ 440; Wallaschek, Richard ~/t 441; Weber, Max ~ 443; Weikard, Melchior Adam ~ 446; Weininger, Otto */~/t 447; Weitling, Wilhelm (Christian) - 448; Wenzel, Gottfried Immanuel -451; Werner, Karl -/t 452; Wezel, Johann Karl - 453; Winckelmann, Johann Joachim - 456; Wind, Edgar 457; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus - 458; Wiplinger, Fridolin ~/t 459; Wittgenstein, Ludwig (Josef Johann) */- 459; Zilsel, Edgar */~ 468; Zimmermann, Robert von ~/t 469; Zwingli, Huldrych (Ulrich) ~ 470. Wiener Neustadt (Niederösterreich) Ebner, Ferdinand */~ 94. Wiesbaden siehe auch Biebrich Dilthey, Wilhelm (Christian Ludwig) - 83; Freyer, Hans ~/t 123; Goethe, Johann Wolfgang von - 140; Oehler, Richard t 308; Plessner, Helmuth * 325; Riehl, Wilhelm Heinrich ~ 345; Rüstow, Alexander * 355; Sachsse, Hans t 357; Seebold, Karl ~ 386; Snell, Christian Wilhelm t 391; Steinbach, Ernst ~ 406; Sternberger, Dolf * 409; Ziehen, Theodor ~/t 467. Wiesentheid Stumpf, (Friedrich) Carl * 415. Wijnansrade (Niederlande) Frick, Karl - 124. Wildbad -> Bad Wildbad im Schwarzwald. Wildenberg (Bayern) Hauser, Berthold * 160. Wildhaus (Kt. Sankt Gallen) Zwingli, Huldrych (Ulrich) * 470. Wildhaus (Slowenien) Carneri, Bartholomäus von - 64. Willershagen (seit 1959 zu Gelbensande) Brunstäd, (Hermann) Friedrich (Theodor) t 54. Wilmersdorf (seit 1920 zu Berlin) Krüger, Gerhard * 231. Wilna (litauisch Vilnius, russ. Vil'njus, poln. Wilno) Abicht, Johann Heinrich ~/f l. Windesheim (Stift, bei Zwolle) Thomas von Kempen ~ 422.

584

Wingendorf Winckler, Johann Heinrich * 457. Winkel (seit 1972 zu Oestrich-Winkel) Hrabanus Maurus t 187. Winnental (Winnenden) Fischer, Karl Philipp ~/t 117. Winniczki (ukrain. VinniCki) Dunin-Borkowski, (Zbigniew) Stanislaus (Martin) Graf * 92. Winsen (Luhe) -> Stockte. Winterthur (Kt Zürich) siehe auch Töss Brunner, Emil * 54; Glogau, Gustav ~ 137; Lange, Friedrich Albert ~ 239; Sulzer, Johann Georg(e) * 416; Wölfflin, Heinrich * 461; Ziegler, Theobald - 467. Winterzhofen (seit 1972 zu Berching) Grabmann, Martin * 146. Wintzigerode Mehmel, Gottlieb Ernst August * 277. Wismar (Kr. Wismar) Frege, Gottlob (Friedrich Ludwig) * 121; Reimarus, Hermann Samuel - 339. Wissust (estn. Visusti) Oettingen, Alexander von * 309. Wittenberg Amerbach, Veit ~ 10; Baumeister, Friedrich Christian ~ 26; Bucher, Urban Gottfried ~ 57; Buddeus, Johann Franz ~ 57; Calov, Abraham -/t 61; Chladni, Johann Martin */~ 67; Cramer, Daniel - 75; Dorner, August ~ 86; Dreier, Christian - 87; Dunkmann, Karl - 92; Ebel, Kaspar - 93; Ebert, Johann Jakob -/t 94; Fichte, Johann Gottlieb ~ 114; Goclenius, Rudolph d. Ä. 138; Grohmann, (Johann) Christian August ~ 148; Günther, Owen -151; Gutke, Georg - 152; Hanow, Michael Christoph ~ 157; Hoffmann, Johann Adolf 183; Hollmann, Samuel Christian ~ 185; Keckermann, Bartholomäus - 212; Krug, Wilhelm Traugott - 232; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Luther, Martin ~ 261; Martini, Jakob -/t 271; Melanchthon, Philipp ~/t 279; Moritz, Karl Philipp ~ 292; Nicolai, Heinrich - 300; Novalis - 306; Pasch, Georg ~ 315; Paullini, Christian Franz ~ 316; Plessing, Friedrich Viktor Lebrecht - 325; Polich, Martin ~ 328; Reimarus, Hermann Samuel ~ 339; Reinhard, Franz Volkmar ~ 340; Ribov, Georg Heinrich - 343; Rosier, Johann Eberhard - 350; Scharf, Johannes ~/f 362; Schneider, Michael -/t 375; Schulze, Gottlob Ernst - 383; Sennert, Daniel ~/t 387; Strigel, Victorinus - 414; Thomasius, Jakob ~ 423; Tieftrunk, Johann Heinrich - 424; Trutvetter, Jodocus - 428; Weigel, Valentin ~ 446. Wittenburg (seit 1974 zu Elze) Engelhus, Dietrich ~/t 102. Wittlich Wentscher, Max t 451. Wittmannsberg (Bayern) Oischinger, Johann Nepomuk Paul * 310. Wölfls Heider, Wolfgang * 165. Wörmlitz (seit 1950 zu Halle/Saale) Pockels, Karl Friedrich * 326. WolfenbUttel Jerusalem, Karl Wilhelm */~ 199; Leibniz, Gottfried Wilhelm ~ 245; Lessing, Gotthold Ephraim - 248; Schliephake, Theodor (F. W.) - 372. Wolfratshausen Kahler, Erich (Gabriel) von ~ 205. Wollmatingen (seit 1934 zu Konstanz) Baumann, Christian * 26.

Zürich Wolmar (lett. Valmeera, russ. Vol'mar) Erdmann, Johann Eduard * 106; Walter, Julius * 441. Woltersdorf (Pommern) Runze, Georg * 356. Worcester (Massachusetts, USA) Jung, Carl Gustav - 203. Worms Bender, Wilhelm (Friedrich Christian Franz Gottlieb) ~ 32; Ebel, Kaspar - 93; Erasmus von Rotterdam ~ 103; Luther, Martin - 261; Melanchthon, Philipp - 279; Noack, Ludwig ~ 304; Stieler, Georg * 410. Wiirenlos (Kt. Aargau) -» Fahr. Würzburg Ach, Narziß (Kaspar) - 1; Albertus Magnus - 7; Arnoldi, Bartholomäus -/t 15; Baer, Karl Ernst von - 18; Berg, Franz ~/t 34; Berlinger, Rudolph ~/t 36; Bilharz, Alfons ~ 39; Binder, Julius */~ 40; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) - 50; Bühler, Karl - 58; Burkhäuser, Nikolaus t 60; Commer, Ernst (Ludwig Theodor) - 71; Daumer, Georg Friedrich t 77; Dessoir, Max - 80; Dürr, (Georg) Ernst */- 92; Dyroff, Adolf - 93; Erhard, Johann Benjamin - 106; Fischer, Engelbert Lorenz ~/t 116; Geiger, (Elieser) Lazarus (Salomon) ~ 133; Gutberiet, Constantin ~ 152; Haeckel, Ernst (Heinrich Philipp August) ~ 153; Heisenberg, Werner * 168; Hengstenberg, Hans-Eduard -/t 171; Hermann von Schildesche -/t 175; Hessen, Johannes - 177; Hoffmann, Franz -/t 183; Kafka, Gustav ~ 204; Kircher, Athanasius - 218; Kohler, Josef ~ 224; Külpe, Oswald - 233; Lasaulx, Ernst (Peter) von ~ 241; Marty, (Martin) Anton (Maurus) - 271; Metz, Andreas ~/t 285; Meyer, Hans - 286; Möhler, Johann Adam - 289; Niethammer, Friedrich Immanuel ~ 301; Oken, Lorenz -310; Otloh von St. Emmeram - 312; Paulsen, Friedrich ~ 316; Pfeil, Hans ~ 320; Pohle, Joseph ~ 327; Rahner, Karl (Josef Erich) - 333; Reinke, Johannes - 342; Reuß, Maternus ~/t 343; Röschlaub, Andreas ~ 349; Rösser, (Georg) Kolumban ~/t 351; Rüfner, Vinzenz - 355; Schell, Herman ~/t 363; Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ~ 364; Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst ~ 369; Schütz, Ludwig - 382; Stahl, Friedrich Julius - 398; Steffes, Johann Peter 403; Stöckl, Albert - 411; Stölzle, Remigius ~/t 411; Stumpf, (Friedrich) Carl -415; Stutzmann, Johann Josua - 416; Troxler, Ignaz Paul Vitalis - 427; Volkelt, Johannes - 436; Vossler, Karl - 438; Wagner, Hans 439; Wagner, Johann Jakob - 439; Wagner, Rudolph ~ 439; Weikard, Melchior Adam - 446; Wertheimer, Max - 452; Windischmann, Carl Joseph Hieronymus - 458; Wolandt, Gerd - 461; Ziehen, Theodor - 467. Wüschheim Barion, Jakob * 21. Wüstegiersdorf (poln. Gluszyca) Wentscher, Eise * 450. Wunsiedel Jean Paul */- 198; Wirth, Wilhelm * 459. Wunstorf Kraft, Julius * 227. Wuppertal siehe auch Barmen, Elberfeld, Ronsdorf Hennemann, Gerhard - 172. Xanten Pauw, (Franz) Kor neu u s de -/t 317. York Alkuin - 9. Ypern (Belgien) Hugo von Sankt Viktor - 190. Yverdon-les-Bains (Kt. Waadt) Pestalozzi, Johann Heinrich - 318.

Zaasch (Neukyhna) Stallbaum, Johann Gottfried * 399. Zabolotiv -> Zabolotow. Zabolotow (ukrain. Zabolotiv) Sperber, Manes * 396. Zabrze (Polen, 1915-45 Hindenburg O. S.) Ogiermann, Helmut * 310; Stallmach, Josef * 400. Zagan -> Sagan. Zarnborst (poln. Samborsko) Hanow, Michael Christoph * 157. Zamienice -» Samitz. Zamosc (Polen) Luxemburg, Rosa * 263. Zarki Wielkie -> Großsärchen. Zarpen Hoffmann, Johann Adolf * 183. Zaumberg (seit 1972 zu Immenstadt i. Allgäu) Schmid, Alois Ritter von * 372. Zdbowo -* Stibbe. Zeitz Agricola, Georgius ~ 3; Crusius, Christian August ~ 75; Rivius, Johann d. J. - 349. Zempelburg (poln. Sepolno Krajenskie) Brasch, Moritz * 49. Zerbst siehe auch Ankuhn Heise, Wolfgang - 168; Mechthild von Magdeburg * 276; Ritter, (August) Heinrich * 347. Zgorzelec -> Görlitz. Ziejbice -» Münsterberg in Schlesien. Ziethen (Kr. Hzgt. Lauenburg) Reinke, Johannes * 342. Zimmern ob Rottweil v Mager, Alois * 264. Zinkau (tschech. Zinkovy) v Likavetz, Joseph Kalasanz * 252. Zinkovy -> Zinkau. Zitomir -> Schitomir. Zittau Apelt, Ernst Friedrich ~ 13; Lotze, (Rudolph) Hermann -258. Zloty Stok -> Reichenstein. Znaim (tschech. Znojmo) Schmitt, Eugen Heinrich * 374. Znojmo —> Znaim. Zombor (Batschka) Schmitt, Eugen Heinrich - 374. Zoppot (poln. Sopot) Werner, Alfred * 451. Zorndorf (poln. Sarbinowo) Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen ~ 125. Zschopau Weigel, Valentin ~/t 446. Züllichau (poln. Sulechow) Steinbart, Gotthilf Samuel */- 406. Zülpich Weber, Theodor (Hubert) * 444. Zürich siehe auch Oberstrass Andreas-Salome, Lou ~ 12; Avenarius, Richard (Heinrich Ludwig) ~/t 16; Balthasar, Hans Urs von - 20; Bayrhoffer, Karl Theodor - 29; Behn, Siegfried -31; Bernays, Paul (Isaak) -/t 36; Bolliger, Adolf - 44; Born, Max - 46; Brentano, Franz (Clemens Honoratus Hermann Josef) -/t 50; Brunner, Emil ~/t 54; Buber, Martin 55; Burckhardt, Jacob (Christoph) ~ 59; Canetti, Elias ~/t 61; Cantor, Georg - 62; Dedekind, Richard - 78; Druskowitz, Helene (Maria Franziska) von ~ 89; Du

585

Zuffenhausen Bois-Reymond, (David) Paul (Gustave) ~ 91; Dürr, Karl */-/t 92; Einstein, Albert - 98; Erismann, Theodor - 107; Feyerabend, Paul (Karl) ~ 113; Fichte, Johann Gottlieb - 114; Finsler, Paul -/t 115; Förster, Friedrich Wilhelm - 118; Friedländer, Salomo - 124; Gebser, Jean ~ 133; Geyer, Hans F. ~ 136; Glogau, Gustav - 137; Goldschmidt, Hermann Levin -/t 143; Grassi, Ernesto ~ 146; Grisebach, Eberhard ~/t 147; Hager, Fritz-Peter -155; Hielscher, Johannes ~ 179; Holzapfel, Rudolf Maria -185; Hugo von Straßburg - 190; Humboldt, Wilhelm von - 191; Jung, Carl Gustav ~ 203; Kahler, Erich (Gabriel) von - 205; Kassner, Rudolf - 209; Kaufmann, Fritz (Leopold) t 211; Kautsky, Karl - 212; Keller, Wilhelm - 213; König, Josef - 222; König, - 223; Koigen, David - 225; Kym, Andreas Ludwig -/t 234; Lange, Friedrich Albert - 239; Lavater, Johann Caspar */-/t 243; Lipps, Gottlob (Friedrich) ~/t 253; Löwenthal, Eduard - 255; Luxemburg, Rosa ~ 263; Maier, Heinrich - 265; Medicus, Fritz (Georg Adolf) ~/t 276; Meumann, Ernst - 286; Meyer, Rudolf 287; Moleschott, Jacob - 290; Oken, Lorenz ~/t 310; Pauli, Wolfgang (Ernst) ~/t 315; Pestalozzi, Johann Heinrich */~ 318; Plessner, Helmuth - 325; Rehmke, Johannes - 336; Rohmer, Friedrich - 351; RosenstockHuessy, Eugen (Friedrich Moritz) - 352; Rüge, Arnold ~ 356; Saitschick, Robert - 358; Schlick, (Friedrich Albert) Moritz - 371; Schmid, Leopold * 373; Schröder, (Friedrich Wilhelm Karl) Ernst - 380; Schrödinger, Erwin - 380; Schwarz, Theodor * 385; Schweitzer,

586

Albert - 385; Snell, (Johann Philipp) Ludwig - 392; Spann, Othmar - 395; Speiser, Andreas - 395; Stadier, August */-/t 398; Stein, Ludwig - 406; Stoning, Gustav (Wilhelm) - 411; Strauß, David Friedrich - 412; Sulzer, Johann Georg(e) - 416; Susman, Margarete ~/t 417; Theiler, Willy - 421; Vischer, Friedrich Theodor von - 434; Wehrli, Fritz */-/t 445; Weitling, Wilhelm (Christian) - 448; Weyl, (Claus Hugo) Hermann ~/t 453; Windelband, Wilhelm - 458; Wölfflin, Heinrich -/t 461; Wundt, Wilhelm (Maximilian) - 463; Zermelo, Ernst (Friedrich Ferdinand) - 466; Zwingli, Huldrych (Ulrich) - 470. Zuffenhausen (seit 1931 zu Stuttgart) Horkheimer, Max * 186. Zuilenstein (Niederlande) König, (Johann) Samuel t 223. Zurglburg (Tirol) Gruber von Zurglburg, Philibert * 149. Zusamzell (Gem. Altenmünster) Salat, Jakob - 358. Zweibrücken Schmid, Alois Ritter von ~ 372. Zwettl (Niederösterreich) Werner, Karl - 452. Zwickau Agricola, Georgius - 3; Rivius, Johann d. J. * 349. Zwolle (Niederlande) Thomas von Kempen - 422.

Chronologisches Werkverzeichnis

8. Jh. Disputatio de vera philosophia (Alkuin)

vor 814 De laudibus sanctae crucis (Hrabanus Maurus) nach 842 De rerum naturis (Hrabanus Maurus) De universe (Hrabanus Maurus)

11. Jh. Liber de temptatione cuiusdam monachi (Otloh von St. Emmeram) Liber visionum (Otloh von St. Emmeram) Rhetorimachia (Anselm der Peripatetiker) De octo vitiis principalibus (Hermann von Reichenau) 1054 Chronica (Hermann von Reichenau) um 1085 Liber contra Wolfelmum (Manegold von Lautenbach) 12. Jh. Commentaria in Apocalypsim (Rupert von Deutz) Didascalicon (Hugo von Sankt Viktor) De sacramentis (Hugo von Sankt Viktor) Sententiae de divinitate (Hugo von Sankt Viktor)

1141

13. Jh. De septem donis Spiritus Sancti (Rudolf von Biberach) De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum incipientium, proficientium et perfectorum libri tres (David von Augsburg) De septem itineribus aeternitatis (Rudolf von Biberach) Legatus divinae pietatis (Gertrud von Helfta) Liber specialis gratiae (Mechthild von Hackeborn) Philosophia pauperum (Albert von Orlamünde) Die sieben Vorregeln der Tugend (David von Augsburg) 1225 De finibus [floribus] rerum naturalium (Arnoldus Saxo, zwischen 1225 und 1230) 1240 De proprietatibus rerum (Bartholomäus Anglicus) um 1250 Ein fließendes Licht der Gottheit (Mechthild von Magdeburg, begonnen um 1250)

1265 Compendium theologicae veritatis (Hugo von Straßburg, 1265-70) Summa de summo bono (Ulrich Engelberti, 1265-74) nach 1274 Tabula iuris canonici et civilis (Johannes de Erfordia)

Scivias (Hildegard von Bingen, 1141-51)

1143 Historia de duabus civitatibus (Otto von Freising, 1143-46) 1150 Anticimenon contrapositorum sub dialogo conscriptus (Anselm von Havelberg) 1156 Revelationes de sacro exercitu virginum Coloniensium (Elisabeth von Schönau, 1156/57) 1157 Gesta Frederici (Otto von Freising, 1157/58) 1158 Liber vitae meritorum (Hildegard von Bingen, 1158-63) 1163 Liber divinorum sperum (Hildegard von Bingen, 1163-73/74) 1182 Liber de homoysion et homoeysion (Hugo von Honau) um 1183 Speculum regum (Gottfried von Viterbo)

1190 Pantheon (Gottfried von Viterbo)

nach 1280 Libellus de quaestionibus casualibus (Johannes von Freiburg)

um 1280 De origine rerum praedicamentalium (Dietrich von Freiberg)

1280 Summa confessorum (Johannes von Freiburg, 1280-98) um 1290 De animatione caeli (Dietrich von Freiberg)

1293 Collatio in libros Sententiarum (Eckhan von Hochheim) 1294 Reden der Unterweisung (Eckhart von Hochheim, zwischen 1294 und 1298) um 1296 De intellectu et intellibili (Dietrich von Freiberg) um 1297 De ente et essentia (Dietrich von Freiberg) um 1298 De natura et proprietate continuorum (Dietrich von Freiberg)

587

Chronologisches Werkverzeichnis 14. Jh. Cronographia interminata (Konrad der Jüngere von Halberstadt) Divisio metrica ac generalis descriptio totius philosophiae ac omnium artium (Hermann von Schildesche) Expositio super elementationem theologicam Procli (Berthold von Moosburg) Figurae historiae Christi (Konrad der Jüngere von Halberstadt) Fundamentum puerorum (Thomas von Erfurt) Lectura super IV libros Sententiarum (Thomas von Straßburg) Liber similitudinum naturalium (Konrad der Jüngere von Halberstadt) Perutilis logica (Albert von Sachsen) Novi modi significandi (Thomas von Erfurt) Quaestio quodlibetalis (Johannes von Sterngassen) Sophismata (Albert von Sachsen) Tractatus de modis significandi sive grammatica speculativa (Thomas von Erfurt) Tractatus de vitiis capitalibus duplex (Hermann von Schildesche) Tripartitus moralium (Konrad der Jüngere von Halberstadt) Trivium praedicabilium (Konrad der Jüngere von Halberstadt) nach 1304 De iride et radialibus et impressionibus (Dietrich von Freiberg) um 1312 De ortu, progressu et fine regnorum et praecipue regni seu imperil Romani (Engelbert von Admont)

vor 1323 Summa philosophiae (Nikolaus von Straßburg) 1327 Das Büchlein der Wahrheit (Heinrich Seuse, zwischen 1327 und 1329) 1328 Das Büchlein der ewigen Weisheit (Heinrich Seuse, zwischen 1328 und 1330) um 1330 Tractatus contra haereticos negantes immunitatem et iurisdictionem sanctae Ecclesiae (Hermann von Schildesche)

1331 Horologium sapientiae (Heinrich Seuse, zwischen 1331 und 1334)

nach 1364 Commentarius de laudibus beatae virginis Mariae (Konrad von Megenberg) 15. Jh. Exercitium novae logicae (Johann von Glogau) Formicarius (Johannes Nider)

Tractatus in iudiciis astrorum (Johann von Glogau)

1411 Praeceptorium divinae legis (Johannes Nider) 1419 Speculum seu imago mundi (Dietrich Engelhus, zwischen 1419 und 1429) vor 1420 De imitatione Christi (Thomas von Kempen) 1440 De docta ignorantia (Nikolaus von Kues, 1440 beendet) 1442 Tractatus de formalitatibus (Nikolaus Lakmann) 1451 Laudatorium Doctae ignorantiae (Bernhard von Waging) 1456 Tractatus ostendens concordiam S. Thomae et Yen. Alberti Magni in multis in quibus dictantur esse contrarii (Gerhard Terstegen de Monte) 1459 De cognoscendo Deum (Bernhard von Waging)

um 1463/64 De spiritualibus sentimentis et perfectione spiritual! (Bernhard von Waging)

1470 Compendiosus de arte punctandi dialogue (Johannes Heynlin de Lapide) 1473 Compendium Summae theologiae S. Thomae (Heinrich von Gorkum) 1475 Tractatus contra perfidos ludeos de conditionibus veri Messiae (Petrus Nigri)

1334 Speculum manuale sacerdotum (Hermann von Schildesche, 1334/35)

1476 Mensa philosophica (Konrad der Jüngere von Halberstadt) Oratio in laudem philosophiae et reliquiarum artium (Rudolf Agricola)

1347 Claustrum animae (Hermann von Schildesche, 1347-49)

1477 Oratio de vita Petrarchae (Rudolf Agricola)

1348 Monastica (Speculum felicitatis humanae) (Konrad von Megenberg) Yconomica (Konrad von Megenberg, 1348/52)

1478 Vocabularius breviloquus (Johannes Reuchlin)

um 1350 Tractatus de conceptione gloriosae Virginis Mariae (Hermann von Schildesche)

588

1479 De inventione dialectica (Rudolf Agricola) 1484 De formando studio (Rudolf Agricola)

Chronologisches Werkverzeichnis 1488 Sacri Canonis missae expositio (Gabriel Biel)

1518 Epistolae illustrium virorum (hrsg. v. Johannes Reuchlin)

1489 Parva logicalia (Marsilius von Inghen) Tractatus de arte obliganda (Marsilius von Inghen)

1519 De anima coeli compendium (Paulus Ricius)

1492 Resolutorium dubiorum circa celebrationem missarum occurentium (Johannes Heynlin de Lapide) 1494 De verbo mirifico (Johannes Reuchlin) um 1495 Tractatus de arte solvendi importunas sophistarum argumentationes (Johannes Heynlin de Lapide)

1497 Apologetica sive responsiva ad quandam invectivam a nonnullo recenti et opulente philosopho (Gerhard Terstegen de Monte) De arte cabbalistica libri tres (Johannes Reuchlin) 1498 Scaenica progymnasmata (Johannes Reuchlin) 1500 Adagia (Erasmus von Rotterdam) 1501 Collectorium circa IV libros sententiarum (Gabriel Biel) Epitome et collectorium ex Occamo circa quatuor sententiarum libros (Gabriel Biel) Summulae totius logicae (Jodocus Trutvetter) 1503 Compendium sententialiter correspondens libro Posteriorum (Heinrich von Gorkum) Lucubrationes (Erasmus von Rotterdam) Margarita philosophica (Gregor Reisch) Tractatus consultatorii (Heinrich von Gorkum) 1506 De rudimentis Hebraicis (Johannes Reuchlin) Tractatus de contractibus (Heinrich Totting von Oyta) 1507 Compendium quo [...] apostolicam veritatem: Ratione, Prophetice, Talmudstice, cabalistice [...] confirmat (Paulus Ricius) 1510 Commentariolus (Nicolaus Copernicus) De sexcentum et tredecim mosaice sanctionis dictis l...] Ejusdem in Cabalistarum seu allegorizantium, eruditionem ysagoge (Paulus Ricius) 1511 Augenspiegel (Johannes Reuchlin) Moriae encomium (Erasmus von Rotterdam)

1520 An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (Martin Luther) De captivitate Babylonica ecclesiae (Martin Luther) Von der Freiheit eines Christenmenschen (Martin Luther) Libellus de prima ac simplici institutione grammatica (Georgius Agricola) 1521 Loci theologici (Philipp Melanchthon) 1522 Apotheosis Capnionis (Johannes Reuchlin) 1525 Commentarius de vera et falsa religione (Huldrych Zwingli) De emptione et venditione reddituum (Johann Oldendorp) De servo arbitrio (Martin Luther) um 1525 Volumen Paramirum (Paracelsus, entstanden um 1525; veröffentlicht 1575)

1529 Wat byllick vnn recht ys (Johann Oldendorp) 1530 Bermannus sive de re metallica (Georgius Agricola) De incertitudine et vanitate scientiarum et artium atque excellentia verbi Dei declamatio (Agrippa von Nettesheim) Index Lucubrationum (Erasmus von Rotterdam) Paragranum. Liber quatuor columnarum artis medicae (Paracelsus, entstanden 1530, veröffentlicht 1565) 1531 De occulta philosophia (Agrippa von Nettesheim) 1532 Statera prudentum (Paulus Ricius) 1533 De mensuris et ponderibus Romanorum atque Graecorum (Georgius Agricola) 1538 Formula investigandae actionis (Johann Oldendorp) 1539 Eisagoge iuris naturalis (Johann Oldendorp) De inventione dialectica libri omnes [...] Lucubrationes et opuscula per Alardum emendata (Rudolf Agricola, 2 Bde.)

1514 Clarorum virorum epistolae (hrsg. v. Johannes Reuchlin) Philosophia prophetica ac talmudistica pro Christiana veritate tuenda (Paulus Ricius)

1540 De anima (Philipp Melanchthon) De mensuris, quibus intervallas metimur (Georgius Agricola) Narratio prima (Nicolaus Copernicus)

1515 Epistolae obscurorum virorum (1515-17) De novem doctrinarum ordinibus et totius Perypatetici Dogmatis nexu (Paulus Ricius)

1541 Collatio iuris civilis et canonici (Johann Oldendorp) De iure et aequitate forensis disputatio (Johann Oldendorp)

589

Chronologisches Werkverzeichnis 1542 Quattuor libri de anima (Veit Amerbach) 1546 De veteribus et novis metallis libri II (Georgius Agricola) De natura eorum, quae effluunt ex terra libri IV (Georgius Agricola) De natura fossilium libri X (Georgius Agricola) De ortu et causis subterraneorum libri V (Georgius Agricola) 1549 De animantibus subterraneis liber (Georgius Agricola) Initia Doctrinae Physicae (Gerhard Mercator) De philosophia naturali (Veit Amerbach) 1550 De externis mensuris et ponderibus libri II (Georgius Agricola) De restituendis ponderibus atque mensuris (Georgius Agricola) 1554 De peste libri III (Georgius Agricola) 1556 De re metallica libri XII (Georgius Agricola) 1557 Vom Bergkwerck (Georgius Agricola, 12 Bücher ... Verteutscht durch Philippum Bechium) 1559 Opera (Johann Oldendorp, 2 Bde.) 1561 Tabulae trium M. T. Ciceronis librorum de officiis (Johann Rivius) 1569 Chronologia. Hoc est temporum demonstratio exactissima, ab initio mundi usque ad annum Domini MDLXVIII (Gerhard Mercator) Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum navigantium (Gerhard Mercator) 1571 Die ganze Philosophia sagax der großen und kleinen Welt (Paracelsus) 1573 Philosophiae triumphus, hoc est, metaphysica philosophandi methodus (Nikolaus Taurellus) 1577 Ecclesiologia Oder Kirche-Beschreibung (Angelus Silesius) 1579 Loci communes philosophic!, qui ad logicam spectant, diagrammatum tabulis delineati (Johann Rivius) 1585 De lectione historiae (Johann Rivius) De cordis natura et viribus theses (Nikolaus Taurellus)

590

1586 Juris Romani libri duo, ad leges methodi Rameae conformati (Johannes Althusius) Methodorum tractatus duo (Owen Günther) De vita et morte libellus (Nikolaus Taurellus) 1590 Problematum logicorum (Rudolph Goclenius, 3 Bde., 1590/91) : hoc est, De hominis perfectione, animo et in primis ortu hujus, commentationes ac disputationes quorundam theologorum & philosophorum nostrae aetatis (Rudolph Goclenius) 1594 Commentarius in Aristotelis librum Perihermeneias (Cornelius Martini) Isagoge in Metaphysicam Aristotelis (Daniel Cramer) 1595 Amphiteatrum sapientiae aeternae solius verae (Heinrich Khunrath) Atlas, sive Cosmographicae Meditationes de Fabrica Mundi et fabricati figura (Gerhard Mercator, hrsg. v. Rumold Mercator) Emblemata physico-ethica (Nikolaus Taurellus) Partitio dialectica (Rudolph Goclenius) Phosphorus seu de natura mali (Eilhardus Lubinus) 1596 Confessio de chao physico-chemicorum catholico (Heinrich Khunrath) Prodromus dissertationum cosmographicarum (Johannes Kepler) Synopsis Aristotelis Metaphysices ad normam Christianae religionis emendatae et completae (Nikolaus Taurellus) 1597 Vom hylealischen [...] Chaos (Heinrich Khunrath) Synopsis trium librorum rhetoricum (Daniel Cramer) 1598 Contemplatio gemina, prior ex generali physica de loco (Bartholomäus Keckermann) Institutionum logicarum de inventione über unus (Rudolph Goclenius) Isagoge in peripateticorum et scholasticorum primam philosophiam, quae dici consuevit metaphysica (Rudolph Goclenius) Symbolum physico-chymicum (Heinrich Khunrath) 1599 Bericht vom philosophischen Athanor (Heinrich Khunrath) Magnesia catholica philosophorum (Heinrich Khunrath) Praecognitorum logicorum tractatus III. Systemati logico annis ab hinc aliquot praemissi (Bartholomäus Keckermann) 1600 Systema logicae [...] (Bartholomäus Keckermann) 1601 De fundamentis astrologiae certioribus (Johannes Kepler) Lutheranismus/Das ist kurtze Widerholung der Fürnehmesten Hauptstücke unser Christlichen/und in Gottes wort gegründeten Religion (Jakob Martini)

Chronologisches Werkverzeichnis 1603 Politica methodice digesta et exemplis sacris et profanis illustrata (Johannes Althusius) Systema compendiosum totius mathematices (...) (Bartholomäus Keckermann) Uranologia, hoc est physicarum discussionum de caelo libri duo adversus F. Piccolomineum aliosque Peripateticos (Nikolaus Taurellus) 1604 De rerum aeternitate, metaphysices universalis panes quattuor (Nikolaus Taurellus) Astronomiae pars optica (Johannes Kepler) Controversiae logicae et philosophiae, ad praxin logicam directae, quibus praemissa sunt theoremata seu praecepta logica (Rudolph Goclenius) Dilucidationes canonum philosophicorum (Rudolph Goclenius) Metaphysicae systema methodicum, libris quinque per theoremata et problemata selecta concinnatum (Clemens Timpier) Theorematum Metaphysicorum exercitationes quatuordecim (Jakob Martini) 1605 Commentarii in Aristotelis de anima et parva naturalia dictos libros (Johann Ludwig Havenreuter) Gymnasium logicum, id est, De usu & exercitatione logicae artis absolution & pleniori, libri tres (Bartholomäus Keckermann) Metaphysica commentatio (Cornelius Martini) Physicae seu philosophiae naturalis systema methodicum (Clemens Timpier, 3 Bde., 1605-11) 1606 De Constitutione et Partibus Metaphysicae (Henning Arnisäus) Disputationes metaphysicae (Cornelius Martini) Disputationes philosophicae, physicae praesertim, quae in Gymnasio Dantiscano ad lectionum philosophicarum cursum paulo plus biennio publice institutae & habitae sunt (Bartholomäus Keckermann) Epitome metaphysices (Henning Arnisäus) Systema logicae minus, succinto praeceptorum compendio tribus libri annis ab hinc aliquot adornatum (Bartholomäus Keckermann) 1607 Philosophiae practicae systema methodicum (Clemens Timpier, 3 Bde., 1607-11) Systema ethicae, tribus libris [...] (Bartholomäus Keckermann) 1608 Disputationes practicae, nempe ethicae, oeconomicae, politicae (Bartholomäus Keckermann) De igne magorum philosophorum (Heinrich Khunrath) 1609 Antwort auff Röslini Discus (Johannes Kepler) Clavis artis Lullianae et verae logicae (Johann Heinrich Alsted) Clavis Graecae linguae (Eilhardus Lubinus) Conciliator philosophicus (Rudolph Goclenius) Scientiae metaphysicae compendiosum systema (Bartholomäus Keckermann) Systematis logici plenioris pars I (Bartholomäus Keckermann)

1610 Systema menmonicon duplex (Johann Heinrich Alsted) Systema physicum septem libris (Bartholomäus Keckermann) Tertius interveniens (Johannes Kepler) 1611 Dioptrice (Johannes Kepler) Elementale mathematicum in quo mathesis methodice traditur (Johann Heinrich Alsted) Metaphysica methodus exquisitissima (Johann Heinrich Alsted) De mundo et coelo. Discussionum metaphysicarum et physicarum libri IV (Nikolaus Taurellus) Systema astronomiae compendiosum in Gymnasio Dantiscano [...] (Bartholomäus Keckermann) Systema geographicum, duobus libris adornatum & publice olim praelectum (Bartholomäus Keckermann) De usiis per se subsistentibus (Nikolaus Taurellus) Vindiciae secundum veritatem pro Aristotele et sanioribus quibusque philosophis (Henning Arnisäus) 1612 Logicae systema methodicum (Clemens Timpier) Morgenröte im Aufgang (Jacob Böhme) Praecognitorum philosophicorum libri duo, naturam philosophiae explicantes, et rationem eius turn discendae monstrantes (Bartholomäus Keckermann) Resolutio systematis logici maioris in tabellas pleniores, quam quae antehac fuerunt (Bartholomäus Keckermann) Systema physicae harmonicae (Johann Heinrich Alsted) 1613 Der güldene Griff alle Dinge ohne Irrthumb zu erkennen vielen hochgelährten unbekandt und doch allen Menschen nothwendig zu wissen (Valentin Weigel) Lexicon philosophicum, quo tantam clave philosophiae fores aperiuntur (Rudolph Goclenius) Metaphysica tribus libris tractata (Johann Heinrich Alsted) Metaphysicorum, über singularis (Johannes Combach) Rhetoricae systema methodicum (Clemens Timpier) Systema systematum clarissimi viri Bartholomaei Keckermanni, omnia huius autoris scripta philosophica uno volumine comprehensa lectori exhibens, idque duobus tomis quorum prior disciplinas instrumentales [...] posterior ipsam Paedian philosophicam [...] (hrsg. v. Johann Heinrich Alsted, 2 Bde.) 1614 Axiomatum Metaphysicorum (Thomas Sagittarius) Opera omnia (Bartholomäus Keckermann, 2 Bde.) 1615 Axiomatum Logicorum (Thomas Sagittarius) Compendium logicae harmonicae exhibens Universum bene disserendi modum iuxta principia Peripateticorum et Rameorum celebriorum (Johann Heinrich Alsted) Nosce te ipsum. Erkenne dich selbst (Valentin Weigel) Partitiones et Quaestiones Metaphysicae (Jakob Martini) Nova Stereometria doliorum vinariorum (Johannes Kepler) Theologia naturalis exhibens augustissimam naturae scholam (Johann Heinrich Alsted)

591

Chronologisches Werkverzeichnis 1616

1628

Außzug auß der Vralten Messekunst Archimedis (Johannes Kepler, lat. 1615) Regulae philosophicae (Daniel Stahl)

Via ad divas scientias artesque, linguarum notitiam, extemporaneos sermones nova et expedite (Janus CäciHus Frey)

1617

1629

Dicaeologicae libri tres, totum et Universum ius, quo utimur, methodice complectentes (Johannes Althusius) Disputationes metaphysicae de transcendentibus (Daniel Stahl) Kirchen- Oder Hauspostille (Valentin Weigel) Opus metaphysicum (Christoph Scheibler, 2 Bde.) Praelectiones extemporaneae in Systema Logicum Barth. Keckermanni (Jakob Martini)

Philosophiae moralis syntagma (Wolfgang Heider)

1618 Dialogus de Christianismo (Valentin Weigel) Epitome astronomiae Copernicae (Johannes Kepler, 1618-21) Epitome Metaphysica (Christoph Scheibler) Epitome naturalis scientiae (Daniel Sennert)

1619 De analysi logica tractatus (Cornelius Martini) Beschreibung der Christenstadt (Johann Valentin Andreae) De chymicorum cum Aristotelicis et Galenicis consensu ac dissensu (Daniel Sennert) Harmonice mundi (Johannes Kepler) Vernunftspiegel (Jakob Martini)

1630 Encyclopaedia. Septem tomis distincta (Johann Heinrich Alsted) Institutiones mathematicae (Athanasius Kircher)

1632 Gnostologia (Abraham Calov, 1632/33) Tractatus novus de methodo (Abraham Calov)

1633 Ad apologiam pro syllogismo infinite (Kaspar Ebel) Universae philosophiae compendium ad mentem et methodum concinnatum (Janus Cäcilius Frey) Manuale Logicum (Johannes Scharf) Theses de veritate unicae religionis Christianae (Michael Schneider)

1634 Metaphysica generalis (Abraham Calov) Opus logicum (Christoph Scheibler, 4 Tie.) De quatuor virtutibus moralibus (Kaspar Ebel)

1636 1620 Cursus philosophic! encyclopaedia libris XXVII complectens universae philosophiae methodum (Johann Heinrich Alsted)

Hypomnemata physica (Daniel Sennert) Miscellanearum exercitationum decas (Heinrich Nicolai, 3 Bde., 1636-38) Prodromus Coptus sive Aegypticus (Athanasius Kircher)

1621

1638

Theologia naturalis et Angelographia (Christoph Scheibler)

De Deo (Kaspar Ebel) Logica Hamburgensis (Joachim Jungius) Metaphysica (Kaspar Ebel) Quaestiones miscellaneae (Kaspar Ebel) De suppositio eiusque ratione formali (Kaspar Ebel)

1622 Metaphysica (Cornelius Martini) Metaphysicorum Aristotelico-Scaligereorum libri II (Thomas Sagittarius) Mysterium Magnum (Jacob Böhme, 1622/23)

1623 Commentariorum logicorum adversus Ramistas libri V (Cornelius Martini) Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens (Johann Amos Comenius) Der Weg zu Christo (Jacob Böhme)

1639 De accidente in genere et quanitate in specie (Kaspar Ebel) De anima separata (Kaspar Ebel)

1641 Magnes sive de arte Magnetica (Athanasius Kircher) Opera omnia (Daniel Sennert)

1643 1624 Theoria Transcendentalis Metaphysicae (Johannes Scharf)

1625 Exemplaris Metaphysica (Johannes Scharf) Habitus primorum principiorum seu intelligentia (Georg Gutke)

Bonus Consiliarius (Angelus Silesius) Lingua Aegyptiaca restituta, opus bipartitum, una cum supplemento (Athanasius Kircher) De origine iuris germanici (Hermann Conring)

1644 Disputationes (Ernst Soner) Sapientia seu Philosophie prima (Christian Dreier)

1626 Distinctiones per universam theologiam (Johann Heinrich Alsted) Logica divina seu peripatetica docens (Georg Gutke)

1645 Compendium logicae peripateticae (Kaspar Ebel) Opera (Janus Cäcilius Frey)

1627

1646

Methodus philosophiae peripateticae prior (Johannes Scharf) Tabulae Rudolphinae (Johannes Kepler)

Ars magna Lucis et Umbrae in Mundo (Athanasius Kircher) Opuscula varia (Janus Cäcilius Frey)

592

Chronologisches Werkverzeichnis 1647 Disputationes physicae (Cornelius Martini) Elementa philosophiae sive Ontosophia (Johann Clauberg) 1649 Aphorismomm metaphysicorum recognitorum disputationes XX (Kaspar Ebel) 1650 Musurgia universalis sive ars magna consoni et dissoni (Athanasius Kircher) Obeliscus Pamphilius (Athanasius Kircher) 1651 Scriptores philosophica (Abraham Calov) 1652 Defensio Cartesiana (Johann Clauberg) Disputationes logicae (Cornelius Martini) Christliches Ehrengedächtniß des Herrn Abraham von Franckenberg (Angelus Silesius) De Existentia. Diss. Metaphysica (Erhard Weigel) Oedipus Aegyptiacus (Athanasius Kircher, 3 Bde., 1652-55) Philosophiae primae seminarium (Johann Heinrich Bisterfeld) 1653 Lexicon philosophicum terminorum philosophis usitatorum (Johannes Micraelius) 1654 Logica vetus et nova (Johann Clauberg) Vade mecum sive Manuale philosophicum (Johann Adam Schertzer) 1655 Animadversiones ad libellum Aristotelis de virtutibus et vitiis (Jakob Schaller) Compendium Metaphysicae (Daniel Stahl) De Dubitatione Cartesiana (Johann Clauberg) 1656 De cognitione Dei et nostri (Johann Clauberg) De rerum Humanarum Emendatione Consultatio Catholica (Johann Amos Comenius) 1657 Große Didaktik (Johann Amos Comenius) Elementorum logicorum libri tres (Johann Heinrich Bisterfeld) Heilige Seelenlust Oder Geistliche Hirten-Lieder Der in jhren JESUM verliebten Psyche (Angelus Silesius) Geistreiche Sinn- und Schlußreime (Angelus Silesius) 1658 Analysis Aristotelica ex Euclide restituta (Erhard Weigel) Disputatio de immaterialitate et spiritualitate angelorum (Abraham Boots) Disputationes ethicae (Cornelius Martini) Paradoxon de tortura in Christiana republica non exercenda (Jakob Schaller) Paraphrasis in Meditationes Cartesii (Johann Clauberg) 1660 Elementorum Jurisprudentiae Universalis libri duo (Samuel Frh. von Pufendorf)

1661 Alphabet] philosophic! libri tres (Johann Heinrich Bisterfeld) Bisterfeldus redivivus, seu Operum Jo. Henrici Bisterfeldii (2 Bde.) 1662 Doxoscopiae physicae minores (Joachim Jungius) De civili prudentia (Hermann Coming) 1663 Ars etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata (Johann Clauberg) 1664 Aurifodina theologica, das ist teutsche theologia practica (Christoph Scheibler) Institutiones metaphysicae (Daniel Stahl) Mundus subterraneus (Athanasius Kircher, 1664/65) 1665 Opera philosophica (Christoph Scheibler) 1667 Angelus Pacis (Johann Amos Comenius) Philosophia practica continuis tabellis comprehensa (Jakob Thomasius) De Ratione Status. Diss. Politica (Erhard Weigel) De statu Imperil Germanici ad Laelium fratrem, dominum Trezolani, über unus (Samuel Frh. von Pufendorf) 1668 Dissertatio de Republica irregulari (Samuel Frh. von Pufendorf) Ens scandica, qua adversus libros de lure Naturae et Gentium obiecta diluuntur (Samuel Frh. von Pufendorf) Unum necessarium (Johann Amos Comenius) 1670 Mathesis compendiaria sive Tyrocinia mathematica tabulis [...] (Johann Christoph Sturm) Panscosmos aetherus & sublunaris (Erhard Weigel, dt. Ober- und Unterwelt) Specimen tabularum novarum in Hugonis Grotii de iure belli et pacis libros (Jakob Thomasius) 1671 Hypothesis physica nova (Gottfried Wilhelm Leibniz) 1672 Exercitatio physica de illis corporis humani functionibus, quae a nulla anima dependent, quaequae ex sola partium dispositione mechanice deduci et demonstrari possunt (Arnold Eckhard) Idea matheseos universae (Erhard Weigel) De lure Naturae et Gentium libri octo (Samuel Frh. von Pufendorf) Universi Corporis Pansophici Prodromus (Erhard Weigel) Tractatus de lumine, luce et coloribus, quo omnis luminis [...] proprietates [...] more et ordine geometrico demonstratae exhibentur (Arnold Eckhard) 1673 Universi Corporis Pansophici Caput summum (Erhard Weigel) Cosmographia elementaris (Kaspar Knittel) De talionis jure (Jakob Schaller) De officio hominis et civis prout ipsi praescribuntur lege naturali (Samuel Frh. von Pufendorf)

593

Chronologisches Werkverzeichnis 1674

1687

Exercitatio de Stoica mundi exustione (Jakob Thomasius)

Cursus philosophicus (Gervasius von Breisach, 3 Bde.) Über die Natur und Eigenschaft der christlichen Religion und Kirche in Ansehung des bürgerlichen Lebens und Staats (Samuel Frh. von Pufendorf) Physicae conciliatricis per generalem pariter [...] (Johann Christoph Sturm) Wienerischer Tugend-Spiegel (Erhard Weigel)

1675 Sinnliche Beschreibung der Vier letzten Dinge (Angelus Silesius) Breviculus Theologicus (Johann Adam Schertzer) Disputatio de causa efficiente peccati (Arnold Eckhard) De Vagantibus scholasticis (Jakob Thomasius) Cherubinischer Wandersmann (Angelus Silesius)

1676 Collegium curiosum experimentale (Johann Christoph Sturm, 2 Tie., 1676-85) Köstliche Evangelische Perle (Angelus Silesius) Positionum mathematicarum sylloge (Arnold Eckhard)

1688 Institutiones jurisprudentiae divinae (Christian Thomasius) Introductio ad philosophiam aulicam (Christian Thomasius)

1689 Cursus theologicus (Gervasius von Breisach)

1691 1677 De Cartesianis et Cartensianismo (Johann Christoph Sturm) Opera philosophica (Kaspar Ebel, hrsg. v. Kilian Rudrauff, 2 Bde.)

1678 De mathematis et mathematicis (Johann Christoph Sturm)

1679 Cartesianam et alias in scholis usitatam philosophiam (Johann Clauberg, 1679/80)

1680 De certitudine (Christian Dreier) Differentia Cartesianam inter et vulgärem philosophiam (Johann Clauberg) Systeme Theologiae (Johann Adam Schertzer)

1681 Himmelszeiger der Bedeutung aller Dinge dieser Welt (Erhard Weigel)

1682 Aristoteles curiosus et utilis (Kaspar Knittel) Einleitung zu der Historic der vornehmsten Reiche und Staaten, so itziger Zeit in Europa sich befinden (Samuel Frh. von Pufendorf, 1682-85) Via regia ad omnes scienlias et artes (Kaspar Knittel)

1684 De pluralitate mundorum, contra Cartesianos (Georg Pasch)

1685 Physicae conciliatricis conamina (Johann Christoph Sturm) Ad virum Celeberrimum Henricum Morum Cantabriguensem Epistola [...] (Johann Christoph Sturm)

1686 De causis praecipuorum iudicii defectuum atque errorum, qui obsunt promovendo rei litterariae commodo (Georg Pasch) Discours de metaphysique (Gottfried Wilhelm Leibniz) Medicina corporis et mentis (Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, 3 Tie. in 2 Bänden, 1686/87) Philosophia eclectica (Johann Christoph Sturm, 2 Bde., 1686-98) De brutorum sensibus atque cognitione (Georg Pasch)

594

Ausübung der Vernunftlehre (Christian Thomasius) Einleitung zur Vernunftlehre (Christian Thomasius) Opera omnia philosophica (Johann Clauberg, hrsg. v. Johann Theodor Schalbruch, 2 Bde.) Untersuchungen und Bedenken gegen Chr. Thomasius' Einführung in die Hofphilosophie (Gabriel Wagner)

1692 Concordia rationis et fidei (Friedrich Wilhelm Stosch) Einleitung zur Sittenlehre (Christian Thomasius) De naturae agentis idolo (Johann Christoph Sturm) Lexicon rationale sive thesaurus philosophicus ordine alphabetico digestus (Etienne Chauvin) De licitis divitias acquirendi modis (Georg Pasch)

1693 Dissertationes LXIII varii argument! (Jakob Thomasius, hrsg. v. Christian Thomasius) Responsum philosophicum ad Christiani Thomasii quaestionem de definitione substantiae (Gabriel Wagner)

1695 Jus feciale Divinum sive de consensu et dissensu protestantium (Samuel Frh. von Pufendorf) De passionibus animae (Georg Ernst Stahl) Schediasma de curiosis huius seculi inventis, quorum accuratiori cultui facem praetulit antiquitas (Georg Pasch) De synergeia naturae in medendo (Georg Ernst Stahl)

1696 Ausübung der Sittenlehre (Christian Thomasius) Logica et Metaphysica novae (Johannes Sperlette)

1697 Elementa philosophiae practicae (Johann Franz Buddeus) Physica electiva sive hypothetica (Johann Christoph Sturm, 2 Bde., 1697-1722) Novissima sinica (Gottfried Wilhelm Leibniz)

1698 De natura sibi in incassum vindicata (Johann Christoph Sturm)

1699 Ars magna sciendi (Athanasius Kircher) De numero et serie categoriarum (Johann Jakob Syrbius)

1700 Gründliche Anleitung zu nützlichen Wissenschaften (Ehrenfried Walther von Tschirnhaus) Philosophischer Feyerabend [...] Realien und merckwürdige Begebenheiten (Christian Franz Paullini)

Chronologisches Werkverzeichnis 1701

1711

De pronunciato illo: Vulgus regitur opinionibus (Georg Pasch)

Institutiones eruditionis (Andreas Rüdiger) Nucleus Physiologicus seu Institutionum Medicarum (Johann Adam Morasch)

1703 Elementa philosophise Instrumentalis (Johann Franz Buddeus) Epistola de methodeo humanioris doctrinae (Johann Jakob Syrbius) Nouveaux Essais sur l'entendement humain (Gottfried Wilhelm Leibniz, 1703-05)

1712 Die richtige Mittelstraße zwischen den Abwegen der Absonderung von der äußerlichen Gemeinschaft der Kirchen, auch anderer Lehr- und Lebens-irrungen, auch der päbistischen Ketzermacherey (Joachim Lange)

1704 Physicae modernae sanioris compendium erotematicum [...] (Johann Christoph Sturm) Disputatio de eo, quod omnes ideae oriuntur a sensione (Andreas Rüdiger) Philosophie Thomistica Salisburgensis (Ludwig Babenstuber, 4 Bde.) Selecta iuris naturae et gentium (Johann Franz Buddeus)

Kurtzer Begriff der Physic oder Natur-Lehre [...] (Johann Christoph Sturm, lat. 1704) Zweyer Guten Freunde Brief-Wechsel vom Wesen der Seelen (Urban Gottfried Bucher) Elementa matheseos universae (Christian Frh. von Wolff, 1713-15)

1705 Kleine doch curieuse Bauern-Physic (Christian Franz Paullini) Fundamenta juris naturae et gentium (Christian Thomasius)

1706 De discrimine affectorum spiritualium et naturalium (Johann Jakob Syrbius) Dissertatio de statu natural! Hobbesii (Nicolaus Gundling) Elementa philosopiae theoreticae (Johann Franz Buddeus) Historia philosophiae moralis (Nicolaus Gundling) De Scepticorum praecipuis hypothesibus (Georg Pasch) Medicina mentis (Joachim Lange) Philosophie synthetica (Andreas Rüdiger, 1706/07)

1707 De definitio sapientiae (Johann Jakob Syrbius) De variis modis moralia tradendi liber (Georg Pasch) Prüfung des Versuchs vom Wesen des Geistes des Chr. Thomasius (Gabriel Wagner) Vindiciae praedeterminationis physicae (Ludwig Babenstuber)

1708 Theoria medica vera (Georg Ernst Stahl) Versuch einer Einleitung in die Historiam literariam so wohl insgemein als auch in die Historiam literariam derer Teutschen (Jakob Friedrich Reimmann, 1708-13)

1709 Antibarbarus orthodoxiae dogmatico-hermeneuticus (Joachim Lange, 4 Tie., 1709-11) Philosophia Instrumentalis et theoretica (Jakob Thomasius) De sensu veri et falsi (Andreas Rüdiger) Versuch einer Einleitung in die Historiam litterariam antediluvianam, darinnen dieselbe methodo scientifica entworffen (Jakob Friedrich Reimmann)

1710 Anfangsgründe aller mathematischen Wissenschaft (Christian Frh. von Wolff) Theodicee (Gottfried Wilhelm Leibniz)

1713

1714 Monadologie (Gottfried Wilhelm Leibniz) 1715 Gundlingiana [...] allerhand zur Jurisprudent, Philosophie, Historic, Critic, Litteratur und übrigen Gelehrsamkeit gehörige Sachen (Nicolaus Gundling, 1715-32) lurisprudentia sive lus naturae et gentium (Nicolaus Gundling) Lapidum in agro Prussico sine praeiudicio contemplandorum explicatio (Christian Gabriel Fischer)

1716 Diatriba de Enthusiasmo Platonico (Michael Gottlieb Mansch) Physica divina, recta via, eademque inter superstitionem et atheismum media ad utramque hominis felicitatem naturalem atque moralem ducens (Andreas Rüdiger) De vario logices pretio (Ludwig Christian Grell) Synopsis philosophiae rationalis (Johann Jakob Syrbius)

1717 Conspectus philosophiae naturalis eclecticae (Johann Jakob Syrbius) De Deo, Mundo, Homine (Theodor Ludwig Lau) Kurzgefasste Mathesis oder Erste Anleitung zu matematischen Wissenschafften in Tabellen verfasset (Johann Christoph Sturm, lat. 1670) Versuch einer Einleitung in die Historic der Theologie insgemein und der Jüdischen Theologie insbesondere (Jakob Friedrich Reimmann) 1718 Ethica supernatural is Salisburgensis (Ludwig Babenstuber)

1719 G. G. Leibnitii Tentamina Theodiceae de bonitate Dei, übertäte hominis, et origine mali, Latine versa, et notationibus illustrate (Bartholomäus Des Bosses)

1720 Selecta moralia (Michael Gottlieb Hansch) Negotium otiosum seu skiamachia (Georg Ernst Stahl)

595

Chronologisches Werkverzeichnis 1721 Anweisung zur Zufriedenheit der menschlichen Seele als das höchste Gute dieses zeitlichen Lebens (Andreas Rüdiger) De harmonia animi et corporis maxime praestabilita ex mente illustris Leibnitii, commentatio hypothetica (Georg Bernhard Bilfinger) De Sinarum philosophia practica (Christian Frh. von Wolff)

1722 De axiomatis philosophicis articulos generales (Georg Bernhard Bilfinger und Jacob Friedrich Müller) Zwey Bücher von der Zufriedenheit nach den Gründen der Vernunft und des Glaubens (Johann Adolf Hoffmann) De triplici rerum cognitione, historica, philosophica et mathematica, articulos (Georg Bernhard Bilfinger und Ernst Friedrich Beerlin) Das Muster eines nützlich-Belehrten in der Person des Herrn Doctor Johann Joachim Bechers (Urban Gottfried Bucher) Praelectiones academicae (Johann Christoph Sturm, hrsg. v. D. Algoewer) Tractat vom philosophischen Naturel (Johann Georg Walch)

Theoremata metaphysica ex philosophia Leibnitiana selecta (Michael Gottlieb Hansch)

1726 Nova anatome, seu idea analytic) systematis metaphysici Wolfiani (Joachim Lange) Fernere Erläuterung der vernünfftigen Gedanken Wolfens von Gott, der Welt und der Seele (Georg Heinrich Ribov) Erläuterung der Wolfischen Metaphysik (Georg Heinrich Ribov) De desiderio hominis infinite (Johann Jakob Syrbius) Philosophisches Lexikon, darin die in allen Theilen der Philosophie vorkommenden Materien und Kunstwörter erklärt werden (Johann Georg Walch)

1727 Historia philosophiae Sinensis, nova methodo tradita (Jakob Friedrich Reimmann) Herrn Christian Wolffens Meinung von dem Wesen der Seele und eines Geistes überhaupt und Andreas Rüdigers Gegenmeinung (Andreas Rüdiger) Meletemata varii et rarioris argument! (Ludwig Philipp Thümmig) Philosophia atomistica (Johann Adam Morasch, 2 Tie., 1727)

1723 Kurze Anweisung zur Weisheit (Johann Jakob Syrbius) Causa Dei et religionis naturalis adversus atheismum (Joachim Lange) Modesta disquisitio novi philosophiae systematis de Deo, mundo et homine (Joachim Lange) Historia philosophica doctrinae de ideis qua turn veterum imprimis graecorum turn recentiorum philosophorum placita enarrantur (Jacob Brucker) Philosophia pragmatica (Andreas Rüdiger) Quaestio philosophica (Christian Gabriel Fischer) Vernunfft- und Völkerrecht (Adam Friedrich Glafey) Versuch einer gründlichen Erläuterung der merckwürdigsten Begebenheiten in der Natur, wodurch man zur innersten Erkenntnis derselben geführet wird (Ludwig Philipp Thümmig)

1724 Bedencken über die Wolffianische Philosophie nebst einer historischen Einleitung zur gegenwärtiger [sie] Controversie (Johann Franz Buddeus) Entdeckung der falschen Philosophie in Wolffs System (Joachim Lange) De origine et permissione mali, praecipue moralis, commentatio philosophica (Georg Bernhard Bilfinger) Specimen doctrinae veterum sinarum moralis et politicae; tamquam exemplum philosophiae gentium (Georg Bernhard Bilfinger)

1725 Kurze, doch gründliche Abhandlung von Vernunftschlüssen (Johann Ludwig Alefeld) Bericht wegen der Wolfschen Philosophie (Johann Jakob Syrbius) Dilucidationes philosophicae de Deo, anima humana, mundo et generalibus rerum affectionibus (Georg Bernhard Bilfinger) Historia universalis atheismi et atheorum falso et merito suspectorum (Jakob Friedrich Reimmann) Institutiones philosophiae Wolfianae, in usus academicos adornatae (Ludwig Philipp Thümmig, 2 Bde. 1725/26) Praelectiones academicae (Johann Adam Morasch)

596

1728 De anima brutorum (Georg Heinrich Ribov) Catalogus alphabe tic us universalis bibliothecae [...J senatus Gedanensis [...] (Michael Christoph Hanow) Elementa philosophiae rationalis et moralis (Johann Gottlieb Heineccius) Medicina mentis et corporis (Michael Gottlieb Hansch) Philosophiae Leibnitianae et Wolfianae usus in theologia, per praecipua fidei capita (Israel Gottlieb Ganz, 3 Bde., 1728-37)

1729 Otium Vindelicium sive meletematum historicophilosophicorum triga [...] (Jacob Brucker) Versuch einer Critischen Dichtkunst (Johann Christoph Gottsched)

1730 Autoritas Augustanae confessionis demonstrata (Carl Günther Ludovici) Opera (Hermann Conring, hrsg. v. Johann Wilhelm Goebel, 7 Bde.) Summulae logicae (Jakob Dedelley)

1731 De studiorum cultura per saltum (Friedrich Christian Baumeister) Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historic [...] (Jacob Brucker, 7 Bde., 1731-36; Supplement, 1737) Zufällige Gedancken von dem Reich derer Gelehrten und dessen wahrhafftiger Beschaffenheit (Johann Ludwig Alefeld)

1732 Dissertatio de cohaesione et attractione corporum (Johann Peter Süßmilch, Diss.) Sechs deutsche Reden über allerhand auserlesene Fälle, nach den Regeln einer natürlichen, männlichen und heroischen Beredsamkeit ausgearbeitet (Johann Ernst Philippi)

Chronologisches Werkverzeichnis 1733 Atomismus a injustis Peripateticorum (Johann Adam Morasch) Dissertatio metaphysica de aeternitate mundi impossibili (Martin Knutzen, Diss.) Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (Johann Christoph Gottsched, 1733/34) Philosophia definitive h. e. definitiones philosophiae ex systemate Wolfii in unum collectae (Friedrich Christian Baumeister) Mathematischer Versuch von der Unmöglichkeit einer ewigen Welt, sammt einem kurzen Auszug der allerneuesten Schriften, so in der bekannten Wolfischen Controvers darüber gewechselt worden, mit unparteyischer Critik beurtheilt (Johann Ernst Philipp!) 1734 Hundert und dreyßig Fragen aus der neuen Mechanischen Philosophie. Philosophische Fragen aus der neuen Mechanischen Morale (Joachim Lange) Historic der Gelahrtheit (Nicolaus Gundling, hrsg. v. Christian Friedrich Hempel, 3 Tie., 1734-46) Taurellus defensus (Jakob Wilhelm Feuerlein) 1735 Abriß der Evangelischen Ordnung zur Wiedergeburt (Friedrich Christoph Oetinger) Commentatio philosophica de commercio mentis et corporis per intluxum physicum explicando (Martin Knutzen) Institutiones philosophiae Wolffianae (Johann Heinrich Winckler) Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus (Alexander Gottlieb Baumgarten) Oratoria scientiarum familiae toti cognata, seu rationis et orationis actissimum vinculum (Israel Gottlieb Ganz) Über die Unsterblichkeit der Seele und über die Freiheit Gottes (Peter Ahlwardt) 1736 Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie [...] (Jacob Brucker) Demonstratio solida de obligatione hominis ad religionem et naturalem et revelatam (Christian Gabriel Fischer) Institutiones metaphysicae (Friedrich Christian Baumeister) Institutiones philosophiae rationalis, methodo Wolfiana conscriptae (Friedrich Christian Baumeister) Mechanica (Leonhard Euler) Ausführliche Redekunst (Johann Christoph Gottsched) 1737 Kurtzer Abriß derjenigen Lehr-Sätze, welche in der Wolffischen Philosophie der natürlichen und geoffenbahrten Religion nachtheilig sind (Joachim Lange) Von der vernünftigen Art, den heut zu Tage so sehr einreißenden Deismo und Naturalismo zu begegnen (Friedrich Christian Baumeister) Elementa iuris naturae et gentium (Johann Gottlieb Heineccius) Ausführlicher Entwurff einer vollständigen Historie der Leibnitzischen Philosophie (Carl Günther Ludovici, 2 Bde.) Ausführlicher Entwurff einer vollständigen Historie der Wolfischen Philosophie (Carl Günther Ludovici, 3 Tie., 1737/38) Grammaticae universalis tenuia rudimenta (Israel Gottlieb Canz) Die lehrende Vernunftkunst (Joachim Georg Darjes)

1738 Philosophische Einleitung zum Gebrauch des philosophischen Lexicons (Johann Georg Walch) Neueste Merkwürdigkeiten der Leibnitz-Wolfischen Philosophie (Carl Günther Ludovici) Philosophia recens controversa (Friedrich Christian Baumeister, 3 Tie., 1738-66) Von der Unzulänglichkeit der Vernunft in Beruhigung des Gewissens (Friedrich Christian Baumeister) De determinata futuorum cintingentiam veritate (Johann Jakob Syrbius) 1739 De anima corporis organici architecta (Johann Heinrich Winckler) Antimachiavell (Friedrich II. der Große, König in, seit 1772 von Preußen) Disciplinae morales omnes (Israel Gottlieb Canz, 2 Bde.) Vernunftmäßige Gedanken über die wichtigen Sachen und Streitigkeiten in der natürlichen Gottesgelanrtheit (Johann Heinrich Winckler) Vollständige Geschichte des Rechts der Vernunft (Adam Friedrich Glafey) Metaphysica (Alexander Gottlieb Baumgarten) Tentamen novae theoriae musicae (Leonhard Euler) Vita, Fata et Scripta Christiani Wolfii Philosophi (Friedrich Christian Baumeister) 1740 Beweis, daß die geoffenbarte Religion nicht aus der Vernunft ist (Georg Heinrich Ribov) Philosophischer Beweis von der Wahrheit der christlichen Religion (Martin Knutzen) Bibliothecae philosophicae Struvianae (hrsg. v. Ludwig Martin Kahle, 2 Bde.) De corruptelis intellectus a voluntate pendentibus (Christian August Crusius) Ethica philosophica (Alexander Gottlieb Baumgarten) Humanae cognitionis fundamenta dubiis omnibus firmiora, seu Ontologia polemica concinnata (Israel Gottlieb Canz) Gedancken von der natürlichen Freyheit (Peter Ahlwardt) Institutiones pneumatologiae et theologiae naturalis (Samuel Christian Hollmann) Institutiones theologiae dogmaticae methodo demonstrative traditae (Georg Heinrich Ribov) Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen (Johann Peter Süßmilch) Triga Germanorum de historia philosophica optime meritorum (Friedrich Christian Baumeister) Vergleichung der Leibnitzischen und Newtonschen Metaphysik, wie auch verschiedene andere philosophische und mathematische Lehrn beyder Weltweisen (Ludwig Martin Kahle) 1741 La belle Wolfienne (Johann Heinrich Samuel Formey, 6 Bde., 1741-53) Ueberzeugender Beweis aus der Vernunft von der Unsterblichkeit sowohl der Menschen-Seelen insgemein, als besonders der Kinder-Seelen (Israel Gottlieb Canz) Philosophische Briefe von Aletheophilus (Alexander Gottlieb Baumgarten) Commentatio philosophica de humane mentis individua natura sive immaterialitate (Martin Knutzen)

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Chronologisches Werkverzeichnis Defense du Systeme Leibnitzien contre les objections et les imputations de Mr. de Crousaz etc. (Emer de Vattel) Verniinfftige und gründliche Gedancken von den Kräfften des menschlichen Verstandes und deren richtigen Gebrauch in der Erkenntniss der Wahrheit (Peter Ahlwardt) Historia doctrinae controversae de mundo optimo (Friedrich Christian Baumeister) Ontologia syllogistico-dogmatica (Israel Gottlieb Ganz)

Logica sacra sive introductio in Theologiam systematicam (Johann Martin Chladni) Philosophia utilis et iucunda (Andreas Gordon, 3 Bde., 1745) Systema causarum efficientium (Martin Knutzen) Versuch einer Erklärung der Elektrizität (Andreas Gordon, lat. 1744) Versuch einiger moralischer Gedanken über die Werke der Natur (Johann Georg Sulzer) La Volupte (Julien Offray de La Mettrie)

1742 De appetitibus insitis voluntatis humanae (Christian August Crusius) Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften (Johann Martin Chladni) Essai sur l'Esprit et les Beaux-Esprits (Julien Offray de La Mettrie) Vernünfftige und gründliche Gedancken von Gott und dem wahrhafften Gottes-Dienst (Peter Ahlwardt) Grundlinien der Physica experimentalis (Samuel Christian Hollmann) Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducta (Jacob Brucker, 5 Bde., 1742-44) Logica practica sive problemata logica (Johann Martin Chladni) Theologia naturalis thetico-polemica (Israel Gottlieb Ganz)

1746 Nachricht von der Kosmologie eines gewissen Engländers Thomas de Albiis (Simon Gabriel Suckow) Von dem letzten Zwecke Gottes bei der Schöpfung der Welt (Christian Ernst Windheim)

1743 Beweis von der vorher bestimmten Übereinstimmung (Georg Friedrich Meier) Elementa historiae philosophicae (Johann Gottlieb Heineccius) Elementa metaphysices (Joachim Georg Darjes) Encyclopaedia mathematica memorialis (Johann Nikolaus Frohes, 6 Bde., 1743-46) De usu et limitibus principii rationis determinantis, vulgo sufficientis (Christian August Crusius) Vernünftige Gedanken von der Natur, was sie sei (Christian Gabriel Fischer) 1744 Anweisung, vernünftig zu leben (Christian August Crusius) Essais sur le Raisonnement (Julien Offray de La Mettrie) Philosophische Gedichte von den Kometen (Abraham Gotthelf Kästner) Theoretische Lehre von der Gemüthsbewegung überhaupt (Georg Friedrich Meier) Methodus inveniendi lineas curvas (Leonhard Euler) De legum civilium et naturalium natura (Karl Ferdinand Hommel, Diss.) Opera omnia (Johann Gottlieb Heineccius, hrsg. v. Johann Christian Gottlieb Heineccius, 8 Bde., Genf 1744-49) Phaenomena electricitatis exposita (Andreas Gordon) Philosophia fundamentalis (Israel Gottlieb Ganz) 1745 Abbildung eines Kunstrichters (Georg Friedrich Meier) Abbildung eines wahren Weltweisen (Georg Friedrich Meier) Kurzer Begriff aller Wissenschaften und anderer Theile der Gelehrsamkeit (Johann Georg Sulzer) Entwurf der nothwendigen Vernunft-Wahrheiten (Christian August Crusius) Histoire Naturelle de l'Ame (Julien Offray de La Mettrie)

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1747 Beurtheilung der Gottschedischen Dichtkunst (Georg Friedrich Meier, 6 Tie., 1747-49) Philosophischer Beweis von den Wunderwerken, von dem letzten Zweck Gottes bei der Schöpfung und von Engeln (Christian Ernst Windheim)

Elementa philosophiae s. medulla Wolfiana (Johann Heinrich Samuel Formey) Elementa philosophicae rationalis seu logicae cum generalis turn specialioris mathematica methodo demonstrata (Martin Knutzen) Elementa philosophiae recentioris (Friedrich Christian Baumeister) Erste Gründe der gesammten Mathematik (Joachim Georg Darjes, 2 Tie.) L'Homme Machine (Julien Offray de La Mettrie) Idolum seculi: probabilitas (Johann Martin Chladni) Liber de emendatione intellectus (Ulrich Weiß) Logica (Joachim Georg Darjes) Le loisir philosophique, ou diverses pieces de philosophic, de morale et d'amusement (Emer de Vattel) Oratio philosophiam novam utilitatis ergo amplectendam, et scholasticam philosophiam futilitatis causa eliminandam suadens (Andreas Gordon) Propositum de novo systemate juris naturae et gentium (Karl Ferdinand Hommel) Weg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntniß, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetzt werden (Christian August Crusius)

1748 Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften (Georg Friedrich Meier, 3 Bde., 1748-50) Die Bestimmung des Menschen (Johann Joachim Spalding) Discour sur le Bonheur (Julien Offray de La Mettrie) Vernünftige Gedanken von dem Wahrscheinlichen und desselben gefährlichen Mißbrauche (Johann Martin Chladni, hrsg. v. Urban Gottlob Thorschmid) Introductio in analysin infinitorum (Leonhard Euler) Methodus tractandi infinita in metaphysicis (Gottfried Ploucquet) Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae [...] (Jacob Brucker) L'Homme-Plante (Julien Offray de La Mettrie) Primaria monadologiae capita (Gottfried Ploucquet) R6flexions philosophiques sur l'origines des langues et la signification des mots (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis) Deutsche Sprachkunst (Johann Christoph Gottsched)

Chronologisches Werkverzeichnis 1749 Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republiken (Gottfried Achenwall) Anleitung, über natürliche Begebenheiten ordentlich und vorsichtig nachzudenken (Christian August Crusius, 2 Bde.) Anmerkungen über ein Lehrbuch der Wolfischen Metaphysik (Joachim Georg Darjes) Epitre ä M.elle A. C. P. ou la Machine Terrassee (Julien Offray de La Mettrie) Essai de philosophic morale (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis) Gedanken vom Zustand der Seele nach dem Tode (Georg Friedrich Meier) Logica (Andreas Böhm) Philosophische Nebenstunden (Joachim Georg Darjes, 4 Tie., 1749-52) Pensies raisonnables opposees aux pensees philosophiques (Johann Heinrich Samuel Formey) Kleine Sammlung von Betrachtungen (Johann Martin Chladni) Varia philosophiae mutationem spectantia (Andreas Gordon) 1750 Aesthetica (Alexander Gottlieb Baumgarten, 2 Bde., 1750-58) Anti-Seneque, ou Le Souverain Bien (Julien Offray de La Mettrie) Elementa luris Naturae (Gottfried Achenwall und Johann Stephan Pütter) Essai de cosmologie (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis) Erste Gründe der philosophischen Sittenlehre (Joachim Georg Darjes) Die zu Boden gestürzte Maschine. Oder: Glaubwürdige Nachricht von dem Leben und sonderbaren Enden des berühmten Arztes de la Mettrie (frz. 1749) Meditationes philosophicae (Israel Gottlieb Ganz) CEuvres Philosophiques (Julien Offray de La Mettrie, 2 Bde.) Opuscula philosophico-theologica (Christian August Crusius) Nova philosophia definitive (Johann Martin Chladni) Le philosophic Chretien (Johann Heinrich Samuel Formey, 4 Bde., 1750-56) De revelatione divina (Johann Gottlieb Stegmann, Diss.) Philosophisches Sendschreiben an [...] Jacob Heinrich von Balthasar, worinn einiger seiner philosophischen Sätze gründlich zu vertheidigen [...] suchet Peter Ahlwardt (Peter Ahlwardt) Le syteme du vrai bonheur (Johann Heinrich Samuel Formey) 1751 L'Art de Jouir (Julien Offray de La Mettrie, dt.: Die Kunst, die Wollust zu empfinden, 1751) De arte heuristica commentatio I (Christoph Joseph Sucro) Das Blendwerk der natürlichen Religion, schrift- und vernunftmäßig entdeckt (Johann Martin Chladni) Dissertatio de universal! principio aequilibri et motus, in vi viva reperto, deque nexu inter vim vivam et actionm (Samuel König) Physicae experimentalis elementa (Andreas Gordon, 3 Bde., 1751-53) De idololatria litteraria, maxime philosophica veritatibus admodum inimica (Johann Gottlieb Stegmann)

Meditatio de eo, quod nimium seu parum est in studio philosophico, qua ad audiendam orationem inaug., de necessariis inventoris dotibus invitat (Johann Gottlieb Stegmann) Observationes juris naturae (Joachim Georg Darjes, 1751-54) Opuscula minora (Ludwig Martin Kahle) De superstitionis, qua differt ab idolatria, moralitate (Georg Heinrich Ribov) 1752 Auszug aus der Vernunftlehre (Georg Friedrich Meier) Bemühungen der Weltweisen (Christian Ernst Windheim, 6 Bde., 1752-54) Einleitung in die höhere Weltweisheit der allgemeinen Gesellschaft der Wissenschaften (Georg Schade, 1752/53) Einleitung in die Philosophie (Peter Ahlwardt) Eloge du Sieur de La Mettrie (Friedrich H.) Allgemeine Geschichtswissenschaft, worinnen der Grund zu einer neuen Einsicht in alle Arten der Gelahrtheit geleget wird (Johann Martin Chladni) Lettres (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis) Philosophiae universae origines et successiones [...] (Jacob Brucker) Principia de substantiis et phaenomenis (Gottfried Ploucquet) Theses e philosophia desumtae et ad disputandum propositae (Johann Gottlieb Stegmann) La Venus Metaphysique oü Essai sur l'Origine de l'Ame Humaine (Julien Offray de La Mettrie) De veritate religionis christianae (Johann Franz Going) Vernunftlehre (Georg Friedrich Meier) 1753 Vernünftige Betrachtungen der philosophischen Hypothesen (Johann Gottlieb Stegmann) Beweis, daß aus den Gewissensbissen, die durch keine der Vernunft bekannten Mittel zu tilgen sind, das Dasein einer göttlichen Offenbarung zu schließen (Johann Gottlieb Stegmann) Inquisitio in Sensum communem (Friedrich Christoph Oetinger) Metaphysica (Andreas Böhm) Der christliche Philosoph (Johann Heinrich Samuel Formey, 4 Bde., 1753-57, frz. 1950-56) Philosophiae naturalis primae lineae (Samuel Christian Hollmann) De praestantia religionis revelatae prae naturali (Christoph Joseph Sucro) Schriften (Gotthold Ephraim Lessing, 6 Tie., 1753-55) Philosophische Sittenlehre (Georg Friedrich Meier, 5 Bde., 1753-61) Versuch über die Seele (Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz, 2 Tie., 1753/54) Die Wahrheit des Sensus communis (Friedrich Christoph Oetinger) 1754 Einleitung in die Naturlehre (Johann Gottlieb Stegmann) Systeme de la nature (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis) Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion (Hermann Samuel Reimarus) 1755 Annotationes ad Compendium Theologiae purioris ex MScto (Israel Gottlieb Ganz, hrsg. v. Georg Bernhard Canz) Briefe ueber die Empfindungen (Moses Mendelssohn)

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Chronologisches Werkverzeichnis Principiorum Primorum Cognitionis Metaphysicae Nova Dilucidatio (Immanuel Kant, Hab.-Schr.) Elemente philosophiae ad rationis et experientiae ductum conscripta (Berthold Hauser, 8 Bde., 1755-64) Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Malerey und Bildhauer-Kunst (Johann Joachim Winckelmann) Philosophische Gespräche (Moses Mendelssohn) Institutiones calculi differentialis (Leonhard Euler) Metaphysik (Georg Friedrich Meier, 4 Bde., 1755-59) Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (Immanuel Kant) Prima ac generalis philosophia (Michael Klaus) Pope ein Metaphysiker! (Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn) Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes (Isaak Iselin) Via ad veritatem (Joachim Georg Darjes)

1756 Über die Einsamkeit (Johann Georg Zimmermann) Philosophia naturalis seu Physica generalis et particularis (Michael Klaus, 2 Bde.) De principio rationis sufficientis ac übertäte hujusque cum illo et divina praescientia consensu (Johann Franz Going) Versuch einer allgemeinen Auslegekunst (Georg Friedrich Meier) 1757 Betrachtungen über den ersten Grundsatz aller schönen Künste und Wissenschaften (Georg Friedrich Meier) Introductio in philosophiam (Michael Klaus) Melanges de morale, de litterature et de politique (Emer de Vattel) Historische Nachricht (Georg Schade) 1758 Abrege du droit de la nature et des gens tire de l'ceuvre latin de Wolf. Principes du droit de la nature et des gens. Extrait du grand ouvrage lalin de M. de Wolf (Johann Heinrich Samuel Formey, 3 Bde., 1758) Betrachtungen über den leeren Raum (Johann Schultz) Le droit des gens, ou principes de la loi naturelle applique's ä la conduite et aux affaires des nations et des souverains (Emer de Vattel, 4 Bde.) Examen philosophique de la preuve de l'excistence de Dieu employee dans I'Essai de cosmologie (PierreLouis de Moreau Maupertuis) Practische Philosophie für alle Stände (Johann Bernhard Basedow, 2 Tie.) 1759 Auszug aus dem Plan zu der angenehmsten und vorteilhaftesten Verbindung des vernünftigsten Teils des ganzen menschlichen Geschlechts (Georg Schade) Briefe die Neueste Litteratur betreffend (Gotthold Ephraim Lessing, 24 Tie., 1759-65) Sokratische Denkwürdigkeiten (Johann Georg Hamann) Fundamenta philosophiae sepculativae (Gottfried Ploucquet) Gedanken von dem Verhältniß der Philosophie gegen die geoffenbarte Religion (Georg Friedrich Meier) Miscellanea philosophica tarn mathematica, quam physica (Joseph Stepling) Die Güldene Zeit (Friedrich Christoph Geringer, 1759-61)

600

1760 Abrege de l'histoire de la philosophic (Johann Heinrich Samuel Formey) Considerationes metaphysicae (Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz) Dissertatio prior de recto philosophiae Studio [...] (Thomas Abbt) Gedanken von einigen Ursachen, warum in der Metaphysik nur wenige ausgemachte Wahrheiten sind (Johann Nicolaus Tetens) Die letzten Gespräche des Sokrates und seiner Freunde (Jakob Wegelin) Die Gräber. Ein Philosophisches Gedicht in Sechs Gesängen. Nebst einem Anhange neuer Oden und philosophischer Gedanken (Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz) Initia philosophiae practicae primae acroamatice (Alexander Gottlieb Baumgarten) Milot ha-Higayon (Moses Mendelssohn, 1760/61) Oratio de rege Philosopho (Thomas Abbt) Die unwandelbare und ewige Religion der ältesten Naturforscher und sog. Adepten, oder geometrischer Beweis, daß die Metaphysik die wahre theoretische, und die Moral die wahre praktische Gottesgelahrtheit sei (Georg Schade) Theses ex institutionibus logicae idealis (Kolumban Rösser) Von der wechselweisen Vereinigung der Philosophie und schönen Wissenschaften (Johann Jakob Ebert) Philosophische und Politische Versuche (Isaak Iselin) De via ad veritatem proprius etsi non penitus accedendi (Thomas Abbt) 1761 Abhandlung von den Beweisen des Daseins Gottes (Johann Nicolaus Tetens) Acroasis logica. In Christianum L. B. de Wolff (Alexander Gottlieb Baumgarten) Anti-Emile (Johann Heinrich Samuel Formey) Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues (Johann Heinrich Lambert) Choix des memoires et abrege de l'histoire de Academic de Berlin (Johann Heinrich Samuel Formey, 4 Bde., 1761) Gedanken über den Werth der Gefühle in dem Christenthume (Johann Joachim Spalding)

Vom Tode fürs Vaterland (Thomas Abbt) 1762 Diskurs über Natur- und Völkerrecht (Joachim Georg Darjes, 3 Tie., 1762/63) Vom Einfluß des Schönen auf die strengern Wissenschaften [...] (Thomas Abbt) Gedanken über den Ursprung der Wissenschaften und schönen Künste (Johann Georg Sulzer) Grundsätze der Sittenlehre (Johann Heinrich Samuel Formey, 2 Bde.) Kreuzzüge des Philologen (Johann Georg Hamann) Philosophia naturalis sive physica dogmatica (Michael Christoph Hanow, 4 Bde., 1762-65) Die Philosophie der Alten wiederkommend in der Güldenen Zeit (Friedrich Christoph Oetinger) Questions de droit nature! et observations sur le traite du droit de la nature de M. le Baron de Wolf (Emer de Vattel) Theorie der angenehmen und unangenehmen Empfindungen (Johann Georg Sulzer)

Chronologisches Werkverzeichnis 1763 Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst und dem Unterricht in derselben (Johann Joachim Winckelmann) Kurzgefaßte Historic der Philosophie (Johann Heinrich Samuel Formey, frz. 1760) Leben des Professors Alexander Gottlieb Baumgarten (Georg Friedrich Meier) Methodus calculandi in logicis (Gottfried Ploucquet) Philathelie oder Aussichten in die Wahrheiten und Religion der Vernunft (Johann Bernhard Basedow, 2 Bde., 1763/64) Tractatio cosmologica de viribus et natura corporum (Benedikt Stattler)

1764

1766 Abhandlung von dem rechten Gebrauch und der Einschränkung des sogenannten Satzes vom zureichenden oder besser determinierenden Grunde (Christian August Crusius) Le christianisme devoile, ou, Examen des principes et des effets de la religion chretienne (1766, dt. 1970) (Paul Thiry Baron von Holbach) Considerations sur les principes moraux et caracteristiques des gouvernemnets (Jakob Wegelin) Der wahre Geist der Gesetze (Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz) Geschichte des menschlichen Geschlechts [...]. Alte Historie (Thomas Abbt) De planetarum influxu (Franz Anton Mesmer, Diss.) Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie (Gotthold Ephraim Lessing) Über die neuere deutsche Literatur (Johann Gottfried Herder, 1766/67) Sammlung der Schriften, welche den logischen Calcul Herrn Prof. Ploucquets betreffen, mit neuen Zusäzen (Gottfried Ploucquet, hrsg. v. August Friedrich Bock) Metaphysicae Darjesianae tenuia rudimenta per tabulas exposita (Friedrich Just Riedel) Versuch eines Beweises, daß die erste Sprache ihren Ursprung nicht vom Menschen, sondern von Gott erhalten habe (Johann Peter Süßmilch)

Abhandlungen über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften (Moses Mendelssohn) Differentiarum minimarum quantitatum variantium calculus directus, vulgo differentialis (Joseph Stepling) Miscellaneorum philosophicorum continuatio ad annum 1763 (Joseph Stepling) Continuatio prolusionis de perfectionibus sermonis aestheticis (Carl Günther Ludovici) Über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral (Immanuel Kant) Emile chretien (Johann Heinrich Samuel Formey, 4 Bde.) Geschichte der Kunst des Alterthums (Johann Joachim Winckelmann) Philosophische Muthmaßungen über die Geschichte der Menschheit (Isaak Iselin, 2 Bde.) Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung von Irrthum und Schein (Johann Heinrich Lambert) De perfectionibus sermonis aestheticis (Carl Günther Ludovici) De reductione Theologiae Naturalis an unum principium (Johann Christoph Schwab) Methodischer Unterricht der Jugend in der Religion und der Sittenlehre der Vernunft (Johann Bernhard Basedow) Allgemeine praktische Weltweisheit (Georg Friedrich Meier)

1767 Anmerkungen über die Geschichte der Kunst des Alterthums (Johann Joachim Winckelmann) Hamburgische Dramaturgie (Gotthold Ephraim Lessing, 1767-69) Elemens de Geometrie, on les six premiers Livres d'Euclide, avec le onzieme et le douzieme (Friedrich Castillon) Fragment der ältesten Begebenheiten des menschlichen Geschlechts (Thomas Abbt) Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nötigen Geschichte (Johann Georg Heinrich Feder) Institutiones logicae (Johann Franz Coing) Theorie der schönen Künste und Wissenschaften (Friedrich Just Riedel) De vi corporis in memoria (Ernst Plainer, Diss.)

1765 Beyträge zum Gebrauch der Mathematik und deren Anwendung (Johann Heinrich Lambert, 4 Bde., 1765-72) Gedanken von der Stärke und Schwäche der natürlichen Religion (Johann Bernhard Basedow) Homo natura non ferens (Johann Georg Heinrich Feder, Diss.) Institutiones philosophicae de Deo, anima humana, mundo et primis humanae cognitionis principiis (Johann Franz Going) lus naturae (Alexander Gottlieb Baumgarten) Leben und Charakter des Weltweisen Alexander Gottlieb Baumgarten (Thomas Abbt) De morte voluntaria (Johann Georg Heinrich Feder, 2 Bde., 1765/66) Swedenborgs und anderer irdische und himmlische Philosophie (Friedrich Christoph Oetinger) Theoretisches System der gesunden Vernunft (Johann Bernhard Basedow) Theologia ex idea vitae deducta (Friedrich Christoph Oetinger) Vom Verdienste (Thomas Abbt)

Aussichten in die Ewigkeit (Johann Caspar Lavater, 1768-78) Philosophische Bibliothek (Friedrich Just Riedel, 4 Tie., 1768/69) Briefe antiquarischen Inhalts (Gotthold Ephraim Lessing, 2 Tie., 1768/69) Briefwechsel mit dem Antikritikus (Friedrich Just Riedel, hrsg. v. J. G. C. Gleichmann) Neuer Emil oder von der Erziehung nach bewährten Grundsätzen (Johann Georg Heinrich Feder, 2 Tie., 1768-74) Institutiones calculi integralis (Leonhard Euler, 4 Bde., 1768 ff.) Lettres ä une Princesse d'Allemagne (Leonhard Euler, 3 Bde., 1768-72) Die Metaphysik in Connexion mit der Chemie (Friedrich Christoph Oetinger) GEuvres (Pierre-Louis de Moreau Maupertuis, 4 Bde.) Ueber das Publicum (Friedrich Just Riedel) Recherches philosophiques sur les Americains (Kornelius de Pauw, 2 Bde., 1768/69)

1768

601

Chronologisches Werkverzeichnis Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen und Studien und ihren Einfluß in die öffentliche Wohlfahrt (Johann Bernhard Basedow) Vorübungen zur Erweckung der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens (Johann Georg Sulzer, 3 Bde.)

1769 Dioptrica (Leonhard Euler, 3 Bde., 1769 ff.) Institutiones logicae (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau) Logik und Metaphysik (Johann Georg Heinrich Feder) Philosophie methodo scientiis propria explanata (Benedikt Stattler, 8 Bde., 1769-72) Sciagraphia encyclopaedia philosophicae (Alexander Gottlieb Baumgarten, hrsg. v. Johann Christian Foerster) Sefer ha-Nefesh (Moses Mendelssohn) Versuch von Menschen (Friedrich Karl Kasimir Frh. von Creutz, 2 Tie.) Wie die Alten den Tod gebildet (Gotthold Ephraim Lessing) 1770 Vollständige Anleitung zur Algebra (Leonhard Euler) Biur Megalit Kohelet (Moses Mendelssohn) Defense des „Recherches philosophiques sur les Americains" (Kornelius de Pauw) Lehrbuch der praktischen Philosophie (Johann Georg Heinrich Feder) Memoires sur la philosophic de l'Histoire (Jakob Wegelin, 1770-76) De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis (Immanuel Kant) Philosophie generalis (Alexander Gottlieb Baumgarten, hrsg. v. Johann Christian Forster) Systeme de la nature, ou, des loix du monde physique et du monde moral (2 Bde., 1770; dt. 1783) (Paul Thiry Baron von Holbach) Theoria corporis naturalis principiis Boscovichii conformata (Nikolaus Burkhäuser) 1771 Abhandlung über den Ursprung der Sprache (Johann Gottfried Herder) Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Einfachen und des Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntnis (Johann Heinrich Lambert) Betrachtungen aus der spekulativen Weltweisheit (Markus Herz) Einige Briefe über das Basedowsche Elementarwerk (Isaak Iselin und Johann Caspar Lavater) Briefe von Hrn Spalding an Hrn Gleim (Johann Joachim Spalding) Vom historischen Enthusiasmus (Johann Christian Briegleb) Observations sur le livre intitule: Systeme de la nature (Friedrich Castillon) Geheimes Tagebuch (Johann Caspar Lavater) Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzelnen, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt (Johann Georg Sulzer, 4 Bde., 1771-74) 1772 Anthropologie für Aerzte und Weltweise (Ernst Plainer) Neue Apologie des Sokrates (Johann August Eberhard) Einleitung in die Philosophie (Johann Georg Walch) Encyclopaedia positionum philosophicarum ac mathematicarum (Kolumban Rösser) Ethica Christiana universalis (Benedikt Stattler)

602

Institutiones logicae (Nikolaus Burkhäuser) Institutiones metaphysicae (Nikolaus Burkhäuser, 3 Tie., 1772-74) Institutiones philosophiae theoreticae (Gottfried Ploucquet) Über den Ursprung der Sprachen und der Schrift (Johann Nicolaus Tetens) Versuch einer Erklärung des Ursprungs der Sprache (Dietrich Tiedemann) Des Ritters von Rosenkreuz letzte Willensmeynung [...] (Johann Georg Hamann)

1773 Von deutscher Art und Kunst (Johann Gottfried Herder) Compendium philosophiae (Benedikt Stattler) Eloments de la morale universelle (Paul Thiry Baron von Holbach) Grundriß der Seelenlehre (Christoph Meiners) Interpretatio naturae (Jakob Anton von Zallinger zum Thurn, 3 Bde., 1773-75) Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois (Kornelius de Pauw, 2 Bde.) Vermischte philosophische Schriften (Johann Georg Sulzer) Unterweisung in den philosophischen und mathematischen Wissenschaften (Johann Jakob Ebert) 1774 Das Elementarwerk (Johann Bernhard Basedow, 4 Bde.) Grundsätze der Logik (Johann Christian Briegleb) Grundsätze der Logik (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau) De incolis et systemate mundi universi (Nikolaus Burkhäuser) CEuvres Philosophiques (Julien Offray de La Mettrie, 2 Bde.) Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit (Johann Gottfried Herder) Über die Quellen der Moralität und Verbindlichkeit als die ersten Gründe der Moralphilosophie und des Naturrechts (Johann Melchior Gottlieb Beseke) Die Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen (Gottfried Achenwall) Theses logicae (Johann Gottlieb Stegmann) Kurze Unterweisung in den Anfangsgründen der Vernunftlehre (Johann Jakob Ebert) Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (Johann Gottfried Herder, 4 Tie., 1774-76) Le vrai du Systeme de la nature (Paul Thiry Baron von Holbach, dt. 1783) 1775 Der philosophische Arzt (Melchior Adam Weikard, 4 Tie., 1775-77) Physiognomische Fragmente (Johann Caspar Lavater, 1775-78) Meine Gedanken von den Grenzen des Rechts der Natur (Joachim Georg Darjes) Institutiones logicae (Kolumban Rösser) De locis theologicis (Benedikt Stattler) Der Philosoph für die Welt (Johann Jakob Engel, 3 Bde., 1775-1800) Über die allgemeine speculative Philosophie (Johann Nicolaus Tetens) Die Philosophie der Religion (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau, 7 Bde., 1775-81) Vermischte philosophische Schriften (Christoph Meiners, 3 Tie., 1775-78) Sendschreiben über die Magnetkur (Franz Anton Mesmer)

Chronologisches Werkverzeichnis Kurze Unterweisung in den Anfangsgriinden der Naturlehre (Johann Jakob Ebert) Physische Ursache des Wahren (Johann Christian Lossius) Vertheidigung der Mystik und des Einsiedlerlebens gegen Herrn Zimmermann in Hannover (Jakob Hermann Obereit)

Neueste philosophische Literatur (Johann Christian Lossius, 7 Tie., 1778-82) De physiognomica Aristotelis (Johann Christian Lossius) System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christentums (Gotthilf Samuel Steinbart) Über die Wirkung der Dichtkunst auf die Sitten der Völker (Johann Gottfried Herder)

1776 Philosophische Aphorismen (Ernst Plainer, 2 Bde., 1776-82) Philosophische Aufsätze (Karl Wilhelm Jerusalem, hrsg. v. Gotthold Ephraim Lessing) Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne (Johann Karl Wezel) Ethocratie (Paul Thiry Baron von Holbach) Über die Frage: Wird das Genie geboren oder erzogen? (Jakob Friedrich von Abel) Ursprünglicher Geister- und Körperzusammenhang nach Newtonischem Geiste an die Tiefdenker in der Philosophie (Jakob Hermann Obereit) Geschichte der Lehre von der Association der Ideen (Michael Hißmann) Hannibal. Ein physiognomisches Fragment (Johann Christian Lossius) Histoire universelle et diplomatique (Jakob Wegelin, 6 Bde., 1776-80) Ideen (August von Einsiedel, 1776[?]-80 und 1791-97) De Infinito (Michael Hißmann, Diss.) Institutiones metaphysicae (Kolumban Rösser) Primae lineae anthropologiae (Kolumban Rösser) La Morale universelle (1776, dt. 1898) (Paul Thiry Baron von Holbach) System der stoischen Philosophie (Dietrich Tiedemann, 3 Bde.) Allgemeine Theorie des Denkens und Empfindens (Johann August Eberhard) Urbegriffe von der Beschaffenheit und dem Endzweck der Natur (Christian Gottlieb Seile) Versuch über den Geschmack und die Ursachen seiner Verschiedenheit (Markus Herz)

1779 Memoire sur la decouverte du magnetisme animal (Franz Anton Mesmer) Sur un globe mouvant qui repr6sente le mouvements de la terre (Friedrich Castillon) De theologia ab astronomiae studio non seiungenda (Kolumban Rösser) Untersuchungen über den menschlichen Willen (Johann Georg Heinrich Feder, 4 Tie., 1779-93)

1777 Entwurf eines Lehrbuchs der natürlichen Pflichten (Johann Melchior Gottlieb Beseke) Unterricht der gesunden Vernunft (Johann Christian Lossius) Untersuchungen über den Menschen (Dietrich Tiedemann, 3 Tie., 1777/78) Psychologische Versuche (Michael Hißmann) Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung (Johann Nicolaus Tetens, 2 Bde.)

1778 Anti-Goeze. D.i. Nothgedrungener Beytrag zu den freywilligen Beyträgen des Hrn. Past. Goeze (Gotthold Ephraim Lessing, 11 Tie.) Von dem Begriffe der Philosophie und ihren Teilen (Johann August Eberhard) Beiträge zur Geschichte der Liebe, aus einer Sammlung von Briefen (Jakob Friedrich von Abel, 2 Bde.) Elementa philosophiae contemplativae (Gottfried Ploucquet) Vom Erkennen und Empfinden der Menschlichen Seele (Johann Gottfried Herder) Ernst und Falk: Gespräche für Freymäurer (Gotthold Ephraim Lessing, 2 Tie., 1778-81) Philosophische Grundsätze von der menschlichen Seele, von Gott und unsern Pflichten (Johann Christian Briegleb)

1780 Anleitung des menschlichen Verstandes zu möglichst vollkommener ErkenntniB (Gotthilf Samuel Steinbart, 2 Tie., 1780/81) Philosophischer Beweis für das Dasein Gottes (Johannes Bering) Briefe, das Studium der Theologie betreffend (Johann Gottfried Herder, 4 Tie., 1780/81) Vom Einfluß der Regierung auf die Wissenschaften (Johann Gottfried Herder) Die Erziehung des Menschengeschlechts (Gotthold Ephraim Lessing) Gamaliel's, eines philosophischen Juden, Spatziergänge über die Berlinischen Wundergaben (Jakob Hermann Obereit) Philosophische Gespräche (Christian Gottlieb Seile, 2 Bde.) Institutiones philosophicae de homine et deo (Kolumban Rösser) Oratiuncula de ratione docendi Socratica in institutis philosophiae academicis imitanda (Franz Volkmar Reinhard) Griechenlands erste Philosophen oder Leben und Systeme des Orpheus, Pherecydes, Thaies und Pythagoras (Dietrich Tiedemann) Untersuchungen über den Stand der Natur (Michael Hißmann) 1781 Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus (Franz Anton Mesmer, frz. 1779) Commentationes philosophiae selectiores (Gottfried Ploucquet, hrsg. v. J. F. Clossius) Die Einsamkeit der Weltüberwinder nach inneren Gründen erwogen von einem lakonischen Philanthropen (Jakob Hermann Obereit) Ethica Christiana communis (Benedikt Stattler, 3 Tie., 1781-89) Kritik der reinen Vernunft (Immanuel Kant) Lienhard und Gertrud (Johann Heinrich Pestalozzi) Sittenlehre der Vernunft (Johann August Eberhard) Untersuchung über das Platnersche Verfahren gegen J. K. Wezel und gegen sein Urteil von Leibnitzen (Johann Karl Wezel) Vorbereitung zur natürlichen Theologie (Johann August Eberhard) 1782 Beyträge zur Geschichte der Denkart des ersten Jahrhunderts n. Chr. (Christoph Meiners) Über das moralische Gefühl (Johann Melchior Gottlieb Beseke)

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Chronologisches Werkverzeichnis Prüfung des Campeschen Versuchs eines neuen Beweises für die Unsterblichkeit der Seele (Johann Christoph Schwab) Philosophische Unterhaltungen zur weiteren Aufklärung der Glückseligkeitslehre (Gotthilf Samuel Steinbart, 3 Hefte, 1782-84)

1783 Über den Atheismus (Ernst Plainer) Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände der Philosophie (Karl Adolf Caesar) Beweis und Nothwendigkeit des Uebels und der Schmerzen bei fühlenden und vernünftigen Geschöpfen (Friedrich Viktor Lebrecht Piessing) Briefe über den Werth der Geschichte (Jakob Wegelin) Erläuterungen der theoretischen und praktischen Philosophie nach Herrn Feders Ordnung (Gottlob August Tittel, 6 Tie., 1783-87) Fragmente über Kultur der Religion und Bildung der Bürger (Johann Anton Sulzer) Grundlehren zur Kenntniß des menschlichen Willens und der natürlichen Gesetze des Rechtsverhaltens (Johann Georg Heinrich Feder) Jerusalem, oder ueber religiöse Macht des Judentums (Moses Mendelssohn) Osiris und Sokrates (Friedrich Viktor Lebrecht Piessing) Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (Immanuel Kant) Sätze aus der theoretischen Philosophie (Josef von Weber) Theorie der schönen Wissenschaften (Johann August Eberhard) Versuch über das Leben des Freiherren von Leibnitz (Michael Hißmann) Vorlesungen über Zeichen der Aufklärung einer Nation (Johann August Eberhard) 1784 Vertraute Briefe, die Religion betreffend (Johann Joachim Spalding) Compendium theologiae moralis (Johann Franz Going) Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (Karl Adolf Caesar, 6 Bde., 1784-88) Erläuterungen über Kants Kritik der reinen Vernunft (Johann Schultz) Fragmente psychologico-moralia (Franz Heinrich Bispink) Philosophische Gedanken über das Criminalrecht (Karl Ferdinand Hommel, hrsg. v. Karl Gottlob Rössig) Golgatha und Scheblimini (Johann Georg Hamann) Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (Johann Gottfried Herder, 4 Tie., 1784-91) Rapport des commissaires, charges par le Roy, de l'examen du magnetisme animal (Franz Anton Mesmer) Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben (Jakob Friedrich von Abel, 3 Tie., 1784-90) Übersicht der neuesten philosophischen Literatur (Johann Christian Lossius, 3 Hefte, 1784/85) Unterweisung in den Anfangsgründen der practischen Philosophie (Johann Jakob Ebert) Versuch hüber die Kenntniß des Menschen (Johann Karl Wezel, 1784/85) Was ist Aufklärung? (Immanuel Kant)

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1785 Über die Aufklärung unseres Jahrhunderts (Johann Christoph Schwab) Beschwerden und Vorstellungen an das Parlament zu Paris wider den Bericht des Kgl. Commissionärs vom thierischen Magnetismus (Franz Anton Mesmer) Grundbegriffe zur Philosophie über den Geschmack (Gotthilf Samuel Steinbart) Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Immanuel Kant) Über die Lehre des Spinoza, in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (Friedrich Heinrich Jacobi) Morgenstunden (Moses Mendelssohn) De regressu successivo (Johannes Bering) Anton Reiser. Ein psychologischer Roman (Karl Philipp Moritz, 4 Tie., 1785-90) Historische und philosophische Untersuchungen über die Denkart, Theologie und Philosophie der ältesten Völker, besonders der Griechen bis auf Aristoteles Zeiten (Friedrich Viktor Lebrecht Piessing) Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind (Johann Michael von Sailer) Welches sind die dauerhaftesten Mittel, den Menschen ohne äußere Gewalt zum Guten zu bringen? (Christian Wilhelm Snell) Zugaben zur Philosophie der Religion (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau, 5 Bde., 1785-88)

1786 Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Immanuel Kant) Philosophische Briefe (Friedrich von Schiller) Briefe über die Kantische Philosophie (Karl Leonhard Reinhold) Charakter des Philosophen und Nichtphilosophen (Josef von Weber) Darstellung der vollkommenen Evidenz und Schärfe seiner Theorie der Parallelen (Johann Schultz) Denkwürdigkeiten zur Beförderung des Edlen und Schönen (Karl Friedrich Pockels und Karl Philipp Moritz, 2 Bde., 1786-88) Einleitung in die Seelenlehre (Jakob Friedrich von Abel) Ueber Grund und Werth der Entdeckungen des Herrn Professor Kant in der Metaphysik, Moral und Aesthetik (Daniel Jenisch) Grundsätze der Metaphysik, nebst einem Anhange über die Kritik der reinen Vernunft (Jakob Friedrich von Abel) Kinderlogik (Karl Philipp Moritz) Kritik der reinen Vernunft im Grundrisse zu Vorlesungen (Karl Christian Erhard Schmid) Über Materialismus und Idealismus. Ein philosophisches Fragment (Johann Adam Joseph Weishaupt) Die verzweifelte Metaphysik (Jakob Hermann Oberen) Über Kants Moralreform (Gottlob August Tittel) De philosophia Socratis [...] (Philipp Albert Stapfer) Prüfung der Mendelssohnschen Morgenstunden (Ludwig Heinrich von Jakob) Über die Quellen der menschlichen Vorstellungen (Jakob Friedrich von Abel) Über die Schrecken des Todes. Eine philosophische Rede (Johann Adam Joseph Weishaupt) Philosophische Schriften (Friedrich Just Riedel, 3 Bde.) Satyrische, moralische und kritische Schriften, nebst Briefen (Friedrich Just Riedel, 5 Tie., 1786/87) Supplike an philosophische Damen, zur Besänftigung der großen flammenden Autorschaft über die Einsamkeit des Herrn Hofrat und Leibarztes Zimmermann in Hannover. In drey Aufwartungen (Jakob Hermann Obereit)

Chronologisches Werkverzeichnis Tractatus de religione et theologia natural! desumtus (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau) Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind (Josef von Weber) Versuch einer praktischen Logik, oder einer Anweisung den gesunden Verstand recht zu gebrauchen (Johann Melchior Gottlieb Beseke) Vom Wärmestoff (Franz von Baader, Diss.) Wörterbuch zum Gebrauch der Kantischen Schriften (Karl Christian Erhard Schmid)

1787 Apologie des Mißvergnügens und des Übels. Drei Gespräche (Johann Adam Joseph Weishaupt) Gott. Einige Gespräche (Johann Gottfried Herder) Über die Gründe der menschlichen Erkenntnis und der natürlichen Religion (Johann Albert Heinrich Reimarus) David Hume, über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (Friedrich Heinrich Jacobi) Wahres Jerusalem, oder über religiöse Macht und Toleranz in jedem und besonders im katholischen Christenthum, aus Anlaß des Mendelsohnschen Jerusalems und einiger Gegenschriften (Benedikt Stattler) De Solonis legibus (Kornelius de Pauw, 4 Bde., 1787/88) Memnonium oder Versuche zur Enthüllung des Geheimnisses des Alterthums (2 Bde.) (Friedrich Viktor Lebrecht Plessing) Plan einer systematischen Metaphysik (Jakob Friedrich von Abel) Prolegomena zur praktischen Philosophie (Ludwig Heinrich von Jakob) Ueber Raum und Caussalität, zur Prüfung der Kantischen Philosophie (Johann Georg Heinrich Feder) Recherches philosophiques sur les Grecs (Kornelius de Pauw, 2 Bde.) Das verbesserte System der Illuminaten, mit allen seinen Einrichtungen und Graden (Johann Adam Joseph Weishaupt) Theses philosophicae (Johann Gottlieb Stegmann) Versuch über die Natur der speculativen Vernunft zur Prüfung des Kantischen Systems (Jakob Friedrich von Abel) Über den Vortrag gelehrter Kenntnisse in der deutschen Sprache (Abraham Gotthelf Kästner) Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum (Johann Adam Joseph Weishaupt) 1788 Abhandlung über die Verbindung der Moral mit der Politik (Christian Garve) Über die Kantischen Anschauungen und Erscheinungen (Johann Adam Joseph Weishaupt) Anti-Kant (Benedikt Stauler, 2 Bde.) Beiträge zur Beförderung der Menschenkenntnis (Karl Friedrich Pockels, 2 Hefte, 1788/89) Fragmentarische Beyträge zur Bestimmung und Deduction des Begriffes von Causalität und zur Grundlegung der natürlichen Theologie in Beziehung auf die Kantische Philosophie (Johann Friedrich Flatt) Briefe über die Antinomie der Vernunft (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Buch der Weisheit und Tugend (Johann Melchior Gottlieb Beseke) Commentatio, in qua symbolica ecclesiae nostrae de deitate Christi sententia probatur et vindicatur (Johann Friedrich Flatt) Kantische Denkformen oder Kategorien (Gottlob August Tittel)

Epochen der vorzüglichsten Begriffe (Christoph Gottfried Bardili) Über das moralische Gefühl (Ludwig Heinrich von Jakob) Allgemeine Geschichte der Philosophie (Johann August Eberhard) Grundriß der allgemeinen Logik und kritische Anfangsgründe der Metaphysik (Ludwig Heinrich von Jakob) Grundriß der philosophischen Wissenschaften (Gottlob Ernst Schulze, 2 Bde., 1788-90) Grundsätze der reinen Philosophie (Christian Gottlieb Seile) Grundsätze von der philosophischen Rechtsgelehrsamkeit (Johann Christian Briegleb) Über den ersten Grundsatz der Moralphilosophie, nebst einer Abhandlung über die Freyheit (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter, 2 Bde., 1788-90) Über das sittlich Gute (Sebastian Mutschelle) Kritik der praktischen Vernunft (Immanuel Kant) Leitfaden zu Vorlesungen über die Vernunftlehre (Josef von Weber) Über die bildende Nachahmung des Schönen (Karl Philipp Moritz) De quaestione metaphysica (Wilhelm Gottlieb Tennemann) Philosophische Rhapsodien (Karl Adolf Caesar) Versuch einer genauen Theorie des Unendlichen (Johann Schultz) Versuch einer kritischen Untersuchung über das Willensgeschäft (Johann Heinrich Abicht) Versuche zur Aufklärung der Philosophie des ältesten Alterthums (Friedrich Viktor Lebrecht Plessing, 2 Tie. in 3 Bänden, 1788-90) Vorlesungen aus der Pastoraltheologie (Johann Michael von Sailer, 3 Bde., 1788/89)

1789 Briefe über den moralischen Erkenntnisgrund der Religion überhaupt und besonders in Beziehung auf die Kantische Philosophie (Johann Friedrich Flatt) Über Determinismus und moralische Freiheit (Christian Wilhelm Snell) Einleitung in die philosophischen Wissenschaften (Johann Christian Briegleb) Etwas über Kantische Philosophie, in Hinsicht des Beweises vom Daseyn Gottes (Johann Christian Lossius) Freiheitsgespräch (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher) Über einige Hauptpunkte der philosophisch-moralischen Religionslehre (Christian Wilhelm Snell) Logica universalis et analytica facultatis cognoscendi purae (Maternus Reuß) Menon oder Versuch, in Gesprächen die vornehmsten Punkte aus der Kritik der praktischen Vernunft Kant's zu erläutern (Friedrich Wilhelm Daniel Snell) Natur und Gott nach Spinoza (Karl Heinrich Heydenreich) Probe eines kritischen Commentars über Kants Kritik der reinen Vernunft (Johann Melchior Gottlieb Beseke) Prüfung der Kantischen Kritik der reinen Vernunft (Johann Schultz, 2 Tie., 1789-92) Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei (Jean Paul) De similitudine inter mathesin puram atque philosophiam logicam obvia (Christian Gottfried Ewerbeck) Vollständige christliche Sittenlehre (Benedikt Stattler, 2 Bde., 1789-91) Soll man auf katholischen Universitäten Kants Philosophie erklären? (Maternus Reuß)

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Chronologisches Werkverzeichnis Untersuchung über die Grundlagen des menschlichen Denkens, zur Aufklärung und Vertheidigung des Kantischen Systems (Friedrich Gottlieb Born) Veritas christianae religionis (Patrizius Benedikt Zimmer, 2 Tie., 1789/90) Versuch einer logischen Auseinandersetzung des mathematischen Unendlichen (Lazarus Bendavid) Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens (Karl Leonhard Reinhold) Versuch über die ersten Gründe der Sinnenlehre zur Prüfung der Weishauptischen Zweifel gegen Kant (Friedrich Gottlieb Born) Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Friedrich von Schiller) Widerlegung der kantischen Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Benedikt Stattler) Über den höchsten Zweck des Studiums der Philosophie (Gottlob Ernst Schulze)

1790 Anfangsgründe der reinen Mathesis (Johann Schultz) Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise (Ernst Plainer) Dreißig Aufsätze aus Litteratur, Philosophie und Geschichte (Gottlob August Tittel) Beiträge zur Berichtigung der Mißverständnisse der Philosophen (Karl Leonhard Reinhold, 2 Bde., 1790-94) Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion (Karl Heinrich Heydenreich, 2 Bde., 1790/91) Erläuterungen wichtiger Gegenstände aus der philosophischen und geistlichen Moral, besonders der Ascetik, durch Beobachtungen aus der Seelenlehre (Jakob Friedrich von Abel) Examen philosophique de quelques principes d'algäbre (Friedrich Castillon, 1790/91) Grundzüge einer allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften (Johann Gottlieb Gerhard Buhle) Institutiones logicae (Josef von Weber) Kritik der Urteilskraft (Immanuel Kant) Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime Weltund Regierungskunst (Johann Adam Joseph Weishaupt, 2 Bde., 1790-95) Die Sittlichkeit in Verbindung mit der Glückseligkeit einzelner Menschen und ganzer Staaten (Christian Wilhelm Snell) System der Ästhetik (Karl Heinrich Heydenreich) Neues System einer philosophischen Tugendlehre (Johann Heinrich Abicht) Versuch einer Kritik der Religion und aller religiösen Dogmatik mit besonderer Rücksicht auf das Christenthum (Johann Heinrich Tieftrunk) Versuch einer Moralphilosphie (Karl Christian Erhard Schmid, 2 Bde.) Versuch über die Transcendentalphilosophie (Salomon Maimon) 1791 Über die Ähnlichkeit der christlichen und der neuern philosophischen Sittenlehre (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Beiträge zur Geschichte der Philosophie (Georg Gustav Fülleborn, 3 Bde. in 12 Stücken, 1791-99) Beobachtungen über die Quelle der Metaphysik, von alten Zuschauern, veranlaßt durch Kant's Kritik der reinen Vernunft (Jakob Hermann Obereit) Kurze Darstellung und Erläuterung der Kantischen Kritik der ästhetischen Urtheilskraft (Friedrich Wilhelm Daniel Snell, 2 Tie., 1791/92)

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Dissertatio de Theoremate Tayloriano, sive de lege generali, secundum quam functionis mutantur, mutatis a quibus pendent variabilibus (Jacob Sigismund Beck) Empirische Psychologie (Karl Christian Erhard Schmid) Über das Fundament des philosophischen Wissens (Karl Leonhard Reinhold) Geist der speculativen Philosophie. Von Thaies bis Berkeley (Dietrich Tiedemann, 6 Bde., 1791-97) Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre (Ludwig Heinrich von Jakob) Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter, 2 Bde., 1791-96) Ideen zu einer physiognomisehen Anthropologie (Christian August Grohmann) Ideen zur Kritik des Systems der christlichen Religion (Carl Friedrich Stäudlin) Institutiones logicae et metaphysicae (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau, 5 Bde., 1791-98) Lehren und Meinungen der Sokratiker über Unsterblichkeit (Wilhelm Gottlieb Tennemann) Allgemeine katholisch-christliche Sittenlehre oder wahre Glückseligkeitslehre (Benedikt Stattler, 2 Bde.) Unsinn der französischen Freiheitsphilosophie, im Entwurfe ihrer neuen Constitutionen, zur Warnung und Belehrung deutscher französelnder Philosophen in das helle Licht gestellt (Benedikt Stattler) Philosophische Untersuchungen über die Verbindung der Menschen mit höhern Geistern (Jakob Friedrich von Abel) Seltenere Urkunden aus dem innern Archive der Religionsphilosophie (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau) Über das Verhältniß der stoischen Philosophie zur Moral (Johannes Neeb) Versuch einer Critik aller Offenbarung (Johann Gottlieb Fichte) Versuch einer Metaphysik des Vergnügens nach Kants Grundsätzen. Philosophie der Erkenntnisse (Johann Heinrich Abicht, 2 Tie.) Philosophisches Wörterbuch (Salomon Maimon)

1792 Abhandlungen über die allgemeinen Grundsätze der praktischen Philosophie (Johann Georg Heinrich Feder) Aenesidemus oder über die Fundamente der von dem Herrn Professor Reinhold in Jena gelieferten Elementar-Philosophie. Nebst einer Vertheidigung des Skepticismus gegen die Anmaaßungen der Vernunftkritik (Gottlob Ernst Schulze) De aesthetica transcendental! (Friedrich Karl Forberg) Antiquissimi de prima malorum humanorum origine philosophematis Genes. III. explicandi tentamen criticum et philosophicum (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, Diss.) Dissertatio de generationis atque temperatorum legibus (Christian August Grohmann) De vero revelationis fundamento (Friedrich Immanuel Niethammer, Hab.-Schr.) Über das moralische Gefühl (Johann Georg Heinrich Feder) Idea organi tnedici (Johann Benjamin Erhard, Diss.) Nachträge, oder Charakteristik der vornehmsten Dichter aller Nationen (Johann Georg Sulzer, hrsg. v. Dyk und Schütz, 8 Bde., 1792-1808) Observationes quaedam ad comparandam Kantianam disciplinam cum Christiana doctrina pertinentes (Johann Friedrich Flatt)

Chronologisches Werkverzeichnis Philosophie der ältesten für denkende Philosophen der neuesten Zeiten (Philibert Gruber von Zurglburg, 8 Bde., 1792-98) System der Platonischen Philosophie (Wilhelm Gottlieb Tennemann, 4 Bde., 1792-95) Neues System eines aus der Menschheit entwickelten Naturrechts (Johann Heinrich Abicht) Kritische Theorie der Offenbarung (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Über Kants Verdienste um das Interesse der philosophierenden Vernunft (Johannes Neeb) Ueber den Versuch einer Kritik aller Offenbarungen (Friedrich Immanuel Niethammer) Versuch einer neuern Logik, oder Theorie des Denkens (Salomon Maimon) Versuch über die Einbildungskraft (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben (Christian Garve, 5 Tie., 1792-1802) Über Wahrheit und Vollkommenheit (Johann Adam Joseph Weishaupt, 3 Bde., 1792-97)

1793 Über Anmuth und Würde (Friedrich von Schiller) Aphorismen. Freunden der Vernunftkritik nach Kants Lehre vorgelegt (Friedrich Bouterwek) Erläuternder Auszug aus den critischen Schriften des Herrn Professor Kant (Jacob Sigismund Beck, 3 Bde., 1793-96) Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution (Johann Gottlieb Fichte) Kritische Briefe über die Möglichkeit einer wahren wissenschaftlichen Moral, Theologie, Rechtslehre, empirischen Psychologie und Geschmackslehre. Mit prüfender Hinsicht auf die Kantische Begründung dieser Lehre (Johann Heinrich Abicht) Briefe zu Beförderung der Humanität (hrsg. v. Johann Gottfried Herder, 10 Sammlungen, 1793-97) Kurze Darstellung des Spinozistischen Systems (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, 1793/94) Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis (Immanuel Kant) Geschichte des philosophisch-menschlichen Verstandes (Johann Gottlieb Gerhard Buhle) Über die Gleichmüthigkeit (Friedrich Wilhelm Daniel Snell) Grundriß der Logik (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Grundriß der Moralphilosophie (Karl Christian Erhard Schmid) Institutiones logicae et metaphysicae (Kolumban Rösser) Lehrbuch der Logik und Metaphysik (Ernst Plainer) Die Moral des Christen, wie sie sein soll (Sigmund Maria Laurentius von Storchenau, 4 Bde., 1793-96) Originalideen über die interessantesten Gegenstände der Philosophie (Karl Heinrich Heydenreich, 3 Tie., 1793-95) Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (Immanuel Kant) Allgemeine katholisch-christliche theoretische Religionslehre (Benedikt Stattler, 2 Bde.) Streifereien im Gebiete der Philosophie (Salomon Maimon) Ueber die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Geseze und Folgen dieser Verhältniße (Carl Friedrich von Kielmeyer)

Versuch, die harten Urteile über die Kantische Philosophie zu mildern (Josef von Weber) Versuch einer Ableitung des moralischen Gesetzes aus der Form der reinen Vernunft (Friedrich Immanuel Niethammer) Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europas, die sie bisher unterdrückten (Johann Gottlieb Fichte)

1794 Abriß einer Geschichte der Entstehung und Ausbildung der religiösen Ideen (Philipp Christian Reinhard) Kurzer Abriß der Metaphysik mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Zustand (Johann August Eberhard) Antimachiavel, oder über die Grenzen des bürgerlichen Gehorsams (Ludwig Heinrich von Jakob) Über den Begriff der Wissenschaftslehre (Johann Gottlieb Fichte) Denkwürdigkeiten zur Bereicherung der Erfahrungsseelenlehre und Charakterkunde (Karl Friedrich Pockels) De cognitionum a priori et a posteriori discrimine (Georg Nüsslein) Estne metaphysica possibilis? (Josef von Weber) Gedanken über einige Gegenstände der Philosophie des Schönen (Karl Ludwig Pörschke, 2 Bde., 1794-96) Geschichte und Geist des Skepticismus (Carl Friedrich Stäudlin, 2 Bde.) Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre (Johann Gottlieb Fichte, 1794/95) Inhalt der reinen Mathematik und Geodaesie (Gregor Leonhard Reiner) Lehrbuch für den ersten Unterricht in der Philosophie (Friedrich Wilhelm Daniel Snell) Marginalien und Register zu Kants Kritik der reinen Vernunft (George Samuel Albert Mellin) Ueber die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) De pace inter philosophos (Wilhelm Traugott Krug, Hab.-Schr.) Über das Recht des Volkes zu einer Revolution (Johann Benjamin Erhard) Über die Selbsterkenntnis, ihre Hindernisse und Vonheile (Johann Adam Joseph Weishaupt) Philosophische Sittenlehre (Ludwig Heinrich von Jakob) System des Naturrechts nach kritischen Principien (Karl Heinrich Heydenreich, 2 Tie., 1794/95) Theaetet, oder über das menschliche Wissen. Ein Beitrag zur Vernunftkritik (Dietrich Tiedemann) Threnodie auf die französische Revolution (Daniel Jenisch) Wahres Verhältnis der Kant'sehen Philosophie zur christlichen Religion und Moral (Benedikt Stattler) Versuch einer Apologie der Offenbarung (Samuel Gottlieb Lange) Versuch einer faßlichen Darstellung der Kantischen Philosophie (Sebastian Mutschelle) Versuch über die Narrheit und ihre ersten Anfänge (Johann Benjamin Erhard) Versuch über das Vergnügen (Lazarus Bendavid, 2 Tie.) Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten (Johann Gottlieb Fichte) 1795 Beiträge zur Metaphysik, in einer Prüfung der Stattlerantikantischen (Sebastian Mutschelle) Einige Bemerkungen über Kants philosophische Religionslehre (Gottlob Ernst Schulze) Briefe über die Perfektibilität der geoffenbarten Religion (Wilhelm Traugott Krug)

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Chronologisches Werkverzeichnis Kurze und deutliche Darstellung des Kantischen Systems (Andreas Metz) Über naive und sentimentalische Dichtung (Friedrich von Schiller, 1795/96) Einleitung in die allgemeine Logik und Kritik der reinen Vernunft (Johann Gottlieb Gerhard Buhle) De Marcione Paullinarum epistolarum emendatore (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, Diss.) Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen (Friedrich von Schiller) Zum ewigen Frieden (Immanuel Kant) De poeseos generibus (Christian August Heinrich Clodius) Über die Gründe und Gesetze freier Handlungen (Friedrich Karl Forberg) Grundriß des Eigenthümlichen der Wissenschaftslehre in Rücksicht auf das theoretische Vermögen (Johann Gottlieb Fichte) Grundriß des Naturrechts (Karl Christian Erhard Schmid) Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Lehrbuch der Kritik des Geschmacks (Christian Wilhelm Snell) Marginalien und Register zu Kants Kritik der Erkenntnisvermögen (George Samuel Albert Mellin) OEuvres philosophiques (Kornelius de Pauw, 7 Bde.) Allgemeine practische Philosophie (Christoph Gottfried Bardili) Philosophische Rechtslehre, oder Naturrecht (Ludwig Heinrich von Jakob) System der Elementarphilosophie (Johann Heinrich Abicht) System der kritischen Philosophie auf dem Satz des Bewußtseins gegründet (Johannes Neeb, 2 Tie., 1795/96) Versuch einer faßlichen Darstellung der wichtigsten Wahrheiten der neuern Philosophie für Uneingeweihte (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter, 2 Bde., 1795-1803) Vermischte Versuche theologisch-kritisch-philosophischen Inhalts (Johann Friedrich Flau) Vorbereitungen zu einem populären Naturrechte (Karl Ludwig Pörschke) Vorlesungen über die Kritik der reinen Vernunft (Lazarus Bendavid)

1796 Drei Abhandlungen philosophischen Inhalts (Christian Wilhelm Snell) Neue Beiträge zur kritischen Philosophie und insbesondere zur Logik (Christian August Grohmann) Philosophische Dogmatik im Grundriß (Karl Christian Erhard Schmid) Geschichte der Mathematik seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Abraham Gotthelf Kästner, 4 Bde., 1796-1800) Ueber die Gesetze der Ideenassoziation (Christoph Gottfried Bardili) Die Grundidee der Arithmetik und Algebra. Aus den Lehrbüchern von Kästner und Lorenz gezogen (Gregor Leonhard Reiner) Grundlage des Naturrechts (Johann Gottlieb Fichte) Grundlegung zur Metaphysik der Rechte oder der positiven Gesetzgebung (George Samuel Albert Mellin) Grundriß der critischen Philosophie (Jacob Sigismund Beck)

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Lehrbuch der Geschichte der Philosophie und einer kritischen Literatur derselben (Johann Gottlieb Gerhard Buhle, 8 Bde., 1796-1804) Über die Melancholie (Johann Benjamin Erhard) Prüfung der von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgestellten Preisfrage: Was hat die Metaphysik seit Leibnitz und Wolf für Progressen gemacht? (August Ludwig Hülsen) Rede über den Zweck der kritischen Philosophie (Lazarus Bendavid) Kleine philosophische Schriften (Wilhelm Traugott Krug) Einzig möglicher Standpunkt, aus welchem die critische Philosophie beurtheilt werden muß (Jacob Sigismund Beck) Kant's Theorie der reinmoralischen Religion mit Rücksicht auf das reine Christenthum kurz dargestellt (Gregor Leonhard Reiner) Ursprung des Begriffes von der Willensfreiheit (Christoph Gottfried Bardili) Finale Vernunftkritik für das gerade Herz. Zum Kommentar Herrn M. Zwanzigers über Kants Kritik der praktischen Vernunft (Jakob Hermann Obereit) Versuch einer Encyklopädie der Philosophie, verbunden mit einer praktischen Anleitung zu dem Studium der kritischen Philosophie (Johann Heinrich Gottlob Heusinger, 2 Tie.) Vorlesungen über die Kritik der Urtheilskraft (Lazarus Bendavid) Vorlesungen über die Kritik der praktischen Vernunft (Lazarus Bendavid)

1797 Vermischte philosophische Abhandlungen aus der Teleologie, Politik, Religionslehre und Moral (Ludwig Heinrich von Jakob) Abriß akademischer Vorlesungen über die Philosophie der Schreibart in deutscher Prosa (Friedrich Bouterwek) Über den Begriff der Geschichte der Philosophie (Christian August Grohmann) Beiträge zur Elementar-Physiologie (Franz von Baader) Beiträge zur Kritik des Geschmacks (Lazarus Bendavid) Disquisitio de humanae voluntatis übertäte (Georg Nüsslein) Über den Eid (Johann Christoph Schwab) Über den Einfluß der stoischen Philosophie auf die Römische Jurisprudenz (Johann Andreas Ortloff) Einleitung in die Moral (Karl Ludwig Pörschke) Juristische Encyklopädie und Methodologie (Anton Friedrich Justus Thibaut) Ethices Stoicorum recentiorum fundamenta (Julius August Ludwig Wegscheider, Diss.) Ueber den Galvanismus (Johann Wilhelm Ritter) Über Gesellschaft und Einsamkeit (Christian Garve, 2 Bde., 1797-1800) Grundriß der Logik (Karl Christian Erhard Schmid) Handbuch der Ästhetik (Johann Heinrich Gottlob Heusinger, 2 Bde., 1797-1800) Ideen zu einer Philosophie der Natur (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Lexici Platonici specimen (Johann Jakob Wagner) Metaphysik der Sitten (Immanuel Kant) Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechtes (Johann Heinrich Pestalozzi) De natura conditore et incrementis reipublicae ethicae (Philipp Albert Stapfer) Noch etwas über den Kantischen Begriff vom gerichtlichen Eid (Johann Christoph Schwab)

Chronologisches Werkverzeichnis Die Religion, eine Angelegenheit des Menschen (Johann Joachim Spalding) Sätze aus der Naturmetaphysik (Adolph Karl August Eschenmayer) Über das Studium der griechischen Poesie (Friedrich von Schlegel) Theorie des Vorstellungsvermögens (Gottlieb Ernst August Mehmel) Philosophische Untersuchungen über das Privat- und öffentliche Recht, zur Erläuterung und Beurtheilung der metaphysischen Anfangsgründe der Rechtslehre vom Prof. I. Kant (Johann Heinrich Tieftrunk, 2 Bde.) Kritische Untersuchungen über den menschlichen Geist, oder das höhere Erkenntnis- und Willensvermögen (Salomon Maimon) Vernunft gegen Vernunft, oder die Rechtfertigung des Glaubens (Johannes Neeb) Versuch eines Beweises der göttlichen Sendung und Würde Jesu aus seinem Charakter (Philipp Albert Stapfer) Versuche einer Theorie des gesellschaftlichen Menschen (Philipp Christian Reinhard) Vorlesungen über die theoretische und praktische Philosophie (Maternus Reuß, 2 Bde.) Encyclopädisches Wörterbuch der Kritischen Philosophie (George Samuel Albert Meilin, 6 Bde., 1797-1804)

1798 Abriß akademischer Vorlesungen über die Rechtsphilosophie (Friedrich Bouterwek) Neue Beiträge zur kritischen Philosophie und insbesondere zur Geschichte der Philosophie (Christian August Grohmann und Karl Heinrich Ludwig Pölitz) Eigene Betrachtungen über die allgemeinen Grundsätze der Sittenlehre (Christian Garve) Beweis, daß ein beständiger Galvanismus den Lebensprozeß in dem Thierreiche begleite (Johann Wilhelm Ritter) Neue Beyträge zur Bereicherung der Menschenkunde überhaupt und der Erfahrungsseelenlehre insbesondere (Karl Friedrich Pockels) Idealistische Briefe (Dietrich Tiedemann) Briefe über den Ursprung einer Metaphysik überhaupt (Christoph Gottfried Bardili) Commentar über Kants Metaphysik der Sitten (Jacob Sigismund Beck) Entwickelung des Begriffs Religion (Friedrich Karl Forberg) Entwurf einer Transzendentaiphilosophie (Johann Gottlieb Gerhard Buhle) Der allgemeine Friede ein Ideal (Joseph von Görres) Gedanken über die menschliche Glückseligkeit (Karl Adolf Caesar) Geschichte der Philosophie (Wilhelm Gottlieb Tennemann, 11 Bde., 1798-1819) Neun Gespräche zwischen Christian Wolf und einem Kantianer, über Kants metaphysische Anfangsgründe der Rechtslage und der Tugendlehre (Johann Christoph Schwab) Ueber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung (Johann Gottlieb Fichte) Grundriß der Tugend- und Religionslehre (Carl Friedrich Stäudlin, 2 Bde., 1798-1800) Handbuch der Literatur der Philosophie in allen ihren Teilen (Johann Andreas Ortloff, 1. Abt.) Initia doctrinae philosophicae solidioris (Maternus Reuß, hrsg. von Paul Metzger, 2 Bde., 1798-1801) De irritabilitate (Franz Joseph Schelver, Diss.)

Kunstsprache der kritischen Philosophie (George Samuel Albert Mellin) Über das Leben und Schicksal des ehrwürdigen Vaters Sincerus (Johann Baptist Schad) Kurzer Lehrbegriff der Mathematik (Johann Schultz, 3 Tie., 1798-1806) Lehrbuch des Naturrechts (Johann Gottlieb Gerhard Buhle) Naturrecht (Gustav Hugo) Allgemeine praktische Philosophie (Johann Heinrich Abicht) Physiologie, philosophisch bearbeitet (Karl Christian Erhard Schmid, 3 Bde., 1798-1801) Über das pythagoräische Quadrat in der Natur oder die vier Weltgegenden (Franz von Baader) Sammlung der neuesten gedruckten und geschriebenen Nachrichten von Magnetcuren vorzüglich der Mesmerischen (Franz Anton Mesmer) Der Streit der Fakultäten (Immanuel Kant) Das System der Sittenlehre (Johann Gottlieb Fichte) Systema philosophiae pracitcae (Andreas Metz) Untersuchungen über die Pathogenie (Andreas Röschlaub) Versuch einer Begründung des vernünftigen Offenbarungsglaubens (Friedrich Immanuel Niethammer) Versuche über einzelne Teile der Theorie des Rechts (Anton Friedrich Justus Thibaut, 2 Tie., 1798-1801) Vesta. Kleine Schriften zur Philosophie des Lebens, besonders des häuslichen (Karl Heinrich Heydenreich, 5 Bde., 1798-1801) Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft (Lazarus Bendavid) Von der Weltseele (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling)

1799 Apologie eines angeblichen Atheismus (Friedrich Karl Forberg) Appellation an das Publikum (Johann Gottlieb Fichte) Philosophische Arzneykunst oder von Gebrechen der Sensationen, des Verstandes und des Willens (Melchior Adam Weikard) Beyträge zur näheren Kenntniß des Galvanismus (Johann Wilhelm Ritter, 1799-1805) Acht Briefe über einige Widersprüche und Inconsequenzen in Herrn Professor Kants neuesten Schriften; nebst einem Postscripte betreffend zwei Beispiele von Herrn Kants und Herrn Fichtes mathematischen Kenntnissen (Johann Christoph Schwab) Disputationum philosophiae Kantianae libri duo (Jakob Anton von Zallinger zum Thurn) Einleitung zu seinem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie oder über den Begriff der speculativen Physik und die innere Organisation eines Systems dieser Wissenschaft (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Erklärung gegen Fichte (Immanuel Kant) Geschichte der Sittenlehre Jesu (Carl Friedrich Stäudlin, 4 Bde., 1799-1822) Über die natürliche Gleichheit der Menschen (August Ludwig Hülsen) Über den Gott des Herrn Prof. Fichte und den Götzen seiner Gegner (Johann August Eberhard) Grundriß der Metaphysik (Karl Christian Erhard Schmid) Ideen zu einer allgemeinen Apodiktik. Ein Beitrag zur menschlichen Selbstverständigung und zur Entscheidung des Streits über Metaphysik, kritische Philosophie und Skepticismus (Friedrich Bouterwek, 2 Bde.)

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Chronologisches Werkverzeichnis Ideen zur Rechtswissenschaft, Moral und Politik (Johann Gottlieb Gerhard Buhle, 1799/1800) Friedrich Heinrich Jacobi an Fichte (Friedrich Heinrich Jacobi) Revidierende Kritik der spekulativen Vernunft, in Verbindung mit der metaphysischen Wissenschaft (Johann Heinrich Abicht, 2 Tie. in 3 Bänden, 1799-1801) Maximum, seu archimetria (Thomas Thorild) Über die gegenwärtige und zukünftige Menschheit (Cajetan von Weiller) Metakritik (Johann Gottfried Herder) Positiones quaedam philosophicae (Georg Nüsslein) Propädeutik zu jedem wissenschaftlichen Studio (Jacob Sigismund Beck) Prüfung der Herderschen Metakritik (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter, 2 Bde., 1799/1800) Über die Religion. An die Gebildeten unter ihren Verächtern (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher) Religion der Mündigen (Johann Heinrich Tieftrunk, 2 Bde., 1799/1800) Vermischte Schriften, oder philosophische Gedanken und Abhandlungen (Sebastian Mutschelle, 4 Bde., 1799/1800) Sendschreiben an J. C. Lavater und J. G. Fichte über den Glauben an Gott (Karl Leonhard Reinhold) Stimme eines Arktikers über Fichte und sein Verfahren gegen die Kantianer (Gottlieb Benjamin Jäsche) Über das idealistische und atheistische System des Professors Fichte (Johann Heinrich Gottlob Heusinger) Theorie der logischen Auslegung des römischen Rechts (Anton Friedrich Justus Thibaut) Versuch einer Charakteristik des weiblichen Geschlechts (Karl Friedrich Pockels, 5 Bde., 1799-1802) Versuch einer Geschmackslehre (Lazarus Bendavid) Wörterbuch der Platonischen Philosophie (Johann Jakob Wagner) 1800 Anhang zur Kunstsprache der Kantischen Philosophie (George Samuel Albert Meilin) Aphorismen zur Philosophie des Rechts (Wilhelm Traugott Krug) Die Bestimmung des Menschen (Johann Gottlieb Fichte) Briefe über die Metaphysik der Natur (Karl Ludwig Pörschke) Briefe über die Wissenschaftslehre (Wilhelm Traugott Krug) Bruchstücke aus meiner Lebensphilosophie (Wilhelm Traugott Krug, 1800/01) Gemeinfaßliche Darstellung des Fichteschen Systems und der daraus hervorgehenden Religionstheorie (Johann Baptist Schad, 3 Bde., 1800-1802) Pragmatische Darstellung des Geistes der neuesten Philosophie des In- und Auslandes (Karl Adolf Caesar, 3 Bde., 1800-03) Elementarlehre der organischen Natur (Franz Joseph Schelver) Über meine Entdeckungen (Franz Anton Mesmer) Der göttliche Friede zwischen Theologie und Philosophie während der ersten 6 Jahrhunderte des Christentums (Philibert Gruber von Zurglburg, 3 Tie., 1800) Geist der Philosophie unserer Zeit (Johann Baptist Schad) Allgemeine Geschichte der altern und neuern Ethik oder Lebenswissenschaft (Christoph Meiners, 2 Tie., 1800/01) Geschichte der neueren Philosophie seit Wiederherstellung der Wissenschaften (Johann Gottlieb Gerhard Buhle, 6 Bde., 1800-1805)

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Grundriß der Ersten Logik, gereiniget von den Inthümern bisheriger Logiken überhaupt, der Kantischen insbesondere (Christoph Gottfried Bardili) Grundriß der Wissenschaftslehre (Johann Baptist Schad) Grundsätze der Weisheit des menschlichen Lebens (Ludwig Heinrich von Jakob) Der geschloßne Handelsstaat (Johann Gottlieb Fichte) Kalligone (Johann Gottfried Herder) Immanuel Kants's Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (Gottlieb Benjamin Jäsche) Metakritik über den Purismus der Vernunft (Johann Georg Hamann) Monologen (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher) Philosophie der Ehe. Ein Beitrag zur Philosophie des Lebens für beide Geschlechter (Wilhelm Traugott Krug) Sammlung einiger bisher unbekannt gebliebener kleiner Schriften von Immanuel Kant (hrsg. v. Friedrich Theodor Rinck) Vermischte Schriften (Georg Christoph Lichtenberg, hrsg. v. Ludwig Christian Lichtenberg und Friedrich Kries, 9 Bde., 1800-06) System des transscendentalen Idealismus (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Theorie der Gesetze, die sich auf das körperliche Wohl der Bürger beziehen (Johann Benjamin Erhard) Vergleichung des Kantischen Moralprincips mit dem Leibnitz-Wolfischen (Johann Christoph Schwab) 1801 Anthropologische Abhandlungen (Karl Ludwig Pörschke) Psychologische Anthropologie. 1. Abt.: Aetiologie der Seelenzustände (Johann Heinrich Abicht) Beiträge zur Übersicht des Zustandes der Philosophie beim Anfange des 19. Jahrhunderts (Karl Leonhard Reinhold, 1801-03) Sonnenklarer Bericht an das größere Publikum über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie (Johann Gottlieb Fichte) Beyträge zur innern Naturgeschichte der Erde (Henrik Steffens) Briefe über den neuesten Idealismus (Wilhelm Traugott Krug) Darstellung der philosophischen und theologischen Lehrsätze (Franz Volkmar Reinhard, 1801-04) Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie (Georg Wilhelm Friedrich Hegel) Disquisitiones arithmeticae (Carl Friedrich Gauß) Entwurf eines neuen Organons der Philosophie oder Versuch über die Principien der philosophischen Erkenntniß (Wilhelm Traugott Krug) Über das Erhabene (Friedrich von Schiller) Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des O.Jahrhunderts (Friedrich Bouterwek, 12 Bde., 1801-19) Grundriß der Ethik oder Lebenswissenschaft (Christoph Meiners) Grundriß der Logik (Johann Heinrich Tieftrunk) Neuer Grundriß der transzendentalen Logik und die Metaphysik nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre (Johann Baptist Schad) De intuitu intellectual! (Jakob Friedrich Fries, Diss.) Kritik der theoretischen Philosophie (Gottlob Ernst Schulze, 2 Bde.) Friedrich Nicolai's Leben und sonderbare Meinungen (Johann Gottlieb Fichte) Marginalien zu Kants metaphysischen Anfangsgründen der Sittenlehre (George Samuel Albert Mellin, 2 Tie.)

Chronologisches Werkverzeichnis Metaphysik des Sinnlichen und Übersinnlichen (Josef von Weber) Allgemeine Rechtslehren nach Kant (Gregor Leonhard Reiner) Schriften (Johann Jakob Engel, 12 Bde., 1801-06) Über die Seelenstärke (Jakob Friedrich von Abel) Sprachlehre (August Ferdinand Bernhardi, 2 Bde., 1801-03) System der theologischen Moral (Samuel Gottlieb Lange) Universalhistorischer Überblick der Entwickelung des Menschengeschlechts, als eines sich fort bildenden Ganzen. Eine Philosophie der Kulturgeschichte (Daniel Jenisch, 2 Bde.) Über das Unternehmen des Kritizismus, die Vernunft zu Verstande zu bringen (Friedrich Heinrich Jacobi) Versuch einer solchen faßlichen Darstellung der Kantischen Philosophie, daß hieraus das Brauchbare und Wichtige derselben für die Welt einleuchten möge (Ignaz Thanner, Heft 2-7, 1801-04) Versuch einer faßlichen Darstellung der allgemeinen Verstandeswissenschaft (Georg NUsslein) Versuch, die Hauptsätze der philosophischen Religionslehre in Predigten darzustellen (Julius August Ludwig Wegscheider) Vita naturae seu panaesthetices idea (Thomas Thorild) Sämmtliche Werke (Christian Garve, 18 Bde., 1801-04) Wie Gertrud ihre Kinder lehrt: ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu untenrichten, in Briefen (Johann Heinrich Pestalozzi)

1802 Kurzer Abriß einer philosophischen Encyklopädie (Christian Friedrich Callisen) Kurzer Abriß der Erfahrungsseelenlehre (Christian Friedrich Callisen) Kurzer Abriß der Religionsphilosophie (Christian Friedrich Callisen) Anfangsgründe der spekulativen Philosophie (Friedrich Bouterwek) Aphorismen zu einem Charaktergemälde des weiblichen Geschlechts (Karl Friedrich Pockels) Philosophische und theologische Aufsätze (Karl Christian Erhard Schmid) Fragmentarische Bemerkungen gegen den Kantischen und Kiesewetterschen Grundriß der reinen allgemeinen Logik (Johann Friedrich Flatt) Philosophische Elementarlehre mit beständiger Rücksicht auf die ältere Litteratur (Christoph Gottfried Bardili, 2 Tie., 1802-06) Die Epochen der Vernunft nach der Idee einer Apodiktik (Friedrich Bouterwek) Erläuterung der ersten Anfangsgründe der reinen Mathematik zum Gebrauch beim Unterricht (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter) Grundsätze der allgemeinen Logik (Gottlob Ernst Schulze) Handbuch der Logik (Andreas Metz) Heinrich von Ofterdingen (Novalis) De immortalitate animi (Georg Nüsslein) Über philosophischen Kriticismus in Vergleichung mit Dogmatismus und Skepticismus (Friedrich Wilhelm Daniel Snell) Verbesserte Logik, oder Wahrheitswissenschaft, auf der einzig gültigen Begründung der Wahrheit erbauet (Johann Heinrich Abicht) Über Medizin, ihr Verhältnis zur Chirurgie, nebst Materialien zu einem Entwurfe der Polizei der Medizin (Andreas Röschlaub) Über die öffentliche Meinung (Christian Garve)

Philosophie der Maurerei. Briefe an Konstant (Johann Gottlieb Fichte, 1802/03) Die Philosophie mit Oscuranten und Sophisten im Kampfe (Jakob Salat) Philotheos oder über den Ursprung unserer Erkenntniss (Lazarus Bendavid und Georg Wilhelm Block) De primis artis Pulchri lineamentis (Georg Anton Friedrich Ast, Diss.) System der christlichen Moral (Franz Volkmar Reinhard, 5 Bde., 1802-16) Theorie der Wärme und des Lichts (Johann Jakob Wagner) Übersicht des Grundrisses des Sistems der Naturphilosofie und der damit entstehenden Theorie der Sinne (Lorenz Oken)

Über das Verhältnis der Kritik zur Metakritik (Christian August Grohmann) Wie verhält sich das, was ist, zu dem, was seyn soll? (Johann Friedrich Breyer)

1803 Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaften (Friedrich Bouterwek) Beantwortung der Frage: Was ist Wahrheit? (Christian Friedrich Böhme) Der Begriff des Idealismus (August Stephan Winkelmann) Bemerkungen über die sogenannte große Ethik des Aristoteles (Wilhelm Gottlieb Tennemann) Beytrag zur Beurtheilung des gegenwärtigen Zustandes der Vernunftlehre (Christoph Gottfried Bardili) Briefe an Christian Felix Weiße und einige andere Freunde (Christian Garve) Einleitung in die dynamische Physiologie (August Stephan Winkelmann) Philosophische Erziehungskunst (Johann Jakob Wagner) Der Geist der allerneuesten Philosophie der Herren Schelling, Hegel und Compagnie (Cajetan von Weiller) Grundlage des Naturrechts oder philosophischer Grundriß des Ideals des Rechtes (Karl Christian Friedrich Krause) ·

Fundamentalphilosophie oder urwissenschaftliche Grundlehre (Wilhelm Traugott Krug) Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher) Grundriß der Sittenlehre (Johann Heinrich Tieftrunk, 2 Bde.) Handbuch der Aesthetik (Johann August Eberhard, 1803-05) Kritik der falschen Ansichten der Logik (Georg Nüsslein) Über das Lebensprincip und P. J. A. Lorenz's Versuch über das Leben (Johann Jakob Wagner) Vollständiger Lehrbegriff der gesammten Philosphie, dem Bedürfnisse der Zeit gemäß eingerichtet (Gottfried Immanuel Wenzel, 4 Bde., 1803-05) Neues Museum der Philosophie und Literatur (hrsg. v. Friedrich Bouterwek, 3 Bde., 1803-05) Von der Natur der Dinge (Johann Jakob Wagner) Die Philosophie in ihrem Übergange zur Nichtphilosophie (Adolph Karl August Eschenmayer) Neues philosophisches allgemeines Reallexikon (Johann Christian Lossius) Das Recht des Besitzes (Friedrich Carl von Savigny) Philosophische Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung, mit Beleuchtung der gewöhnlichen Fehler in der Bearbeitung des Naturrechts (Jakob Friedrich Fries)

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Chronologisches Werkverzeichnis Reinhold, Fichte und Schelling (Jakob Friedrich Fries) System der Natur- und Transzendental-Philosophie (Johann Baptist Schad) De theologia moralis saeculi XVII. statu et incrementis, qua philosophorum qui de iure scrispere, meritis ceperit (Philipp Konrad Marheineke, Diss.) Theses ex universa philosophia (Georg Nüsslein) Versuch einer vollständigen analytischen Denklehre (Gottlieb Ernst August Mehmel) Über die Wahrheit der Kantischen Philosophie, und über die Wahrheitsliebe der allgemeinen Litteraturzeitung zu Jena, in Ansehung dieser Philosophie (Johann Christoph Schwab)

1804 Dem Andenken Kant's oder die neuern philosophischen Systeme in ihrer Nichtigkeit dargestellt (Christian August Grohmann) Anfangsgründe der reinen Mechanik, die zugleich die Anfangsgründe der reinen Naturwissenschaften sind (Johann Schultz) Anleitung zur freien Ansicht der Philosophie (Cajetan von Weiller) Anleitung zur Naturphilosophie (Karl Christian Friedrich Krause) Betrachtungen über Religion und Christenthum (Johann Josua Stutzmann) Biographie Immanuel Kants (Friedrich Theodor Rinck, 2 Bde.) Christoph Gottfried Bardilis und Carl Ludwig Reinholds Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Spekulation (hrsg. v. Carl Ludwig Reinhold) Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung (Johann Friedrich Herbart) Systematische Einleitung in die Religionsphilosophie (Johann Josua Stutzmann) Enzyklopädie der Philosophie (Johann Heinrich Abicht) Grundlinien der Moralphilosophie oder die philosophische Rechts- und Tugendlehre (Gottlieb Benjamin Jäsche) Handbuch der Psychologie (Dietrich Tiedemann) Immanuel Kant. Ein Denkmal (Friedrich Bouterwek) Kritik des dogmatischen, idealistischen und hyperidealistischen Religions- und Moral-Systems (Daniel Jenisch) Die Leuchte des Diogenes, oder Prüfung unserer heutigen Moralität und Aufklärung (Johann Adam Joseph Weishaupt) Philosophie und Religion (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Sextus, oder über die absolute Erkenntnis von Schelling. Ein Gespräch (Franz Berg) System der Idealphilosophie (Johann Jakob Wagner) System der Philosophie als evidente Wissenschaft aufgestellt (Jakob Friedrich Fries) Über die Trennung der legislativen und exekutiven Staatsgewalt (Johann Jakob Wagner) Untersuchung über die innere Wahrheit des Christentums (Georg Hermes) Versuch über die von der neuesten Philosophie geforderte Trennung der Moral von der Religion (Julius August Ludwig Wegscheider) Vorschule der Ästhetik (Jean Paul) Über das Wesen der Philosophie (Johann Jakob Wagner) 1805 Kurzer Abriß der Logik und Metaphysik (Christian Friedrich Callisen) Kurzer Abriß der philosophischen Rechts- und Sittenlehre (Christian Friedrich Callisen)

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Anfangsgründe der Sprachwissenschaft (August Ferdinand Bernhard]) Ansichten über Immanuel Kants Leben (Friedrich Theodor Rinck) Epikritik der Philosophie (Franz Berg) Ueber den Geist des Alterthums und dessen Bedeutung für unsere Zeit (Georg Anton Friedrich Ast) Glaube und Wissen (Joseph von Görres) Ideen zur einer künftigen Dynamik der Geschichte (Joseph Franz Molitor) Die Lehre vom Gegensatz (Adam Heinrich Ritter von Nittersdorf Müller) Der Mann. Ein anthropologisches Caraktergemälde seines Geschlechts (Karl Friedrich Pockels, 4 Bde., 1805-08) Philosophische und Biblische Moral (Carl Friedrich Stäudlin) De Graecorum mysteriis religioni non obtrudendis (Julius August Ludwig Wegscheider) Von der Philosophie und Medizin (Johann Jakob Wagner) Philosophische Religionslehre. Teil 1: Lehre von dem Absoluten (Patrizius Benedikt Zimmer) Staatswissenschaft und Politik im Grundrisse (Johann Jakob Wagner) System und Kunstlehre oder Lehr- und Handbuch der Aesthetik (Georg Anton Friedrich Ast) Der Transcendental-Idealismus in seiner dreifachen Steigerung, oder Kants, Fichtes und Schellings philosophische Ansichten (Ignaz Thanner) Philosophische Untersuchungen über die Tugendlehre (Johann Heinrich Tieftrunk) Über das Verhältnis der Philosophie zur Religion (Gottlieb Ernst August Mehmel) Der Wendepunkt des Antiken und Modernen, oder Versuch, den Realismus mit dem Idealismus zu versöhnen (Joseph Franz Molitor) Wissen, Glaube und Ahndung (Jakob Friedrich Fries) Allgemeines Wörterbuch der Philosophie (George Samuel Albert Mellin, 2 Bde., 1805-07)

1806 Kurzer Abriß der Erfahrungsseelenlehre (Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter) Aesthetik (Friedrich Bouterwek, 2 Bde.) Ahndungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens (Gotthilf Heinrich von Schubert, 3 Tie., 1806-21) Die Anweisung zum seeligen Leben (Johann Gottlieb Fichte) Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie (Lorenz Oken und Dietrich Georg Kieser, 2 Bde., 1806/07) Geschichte der philosophischen, ebräischen und christlichen Moral (Carl Friedrich Stäudlin) Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft (Henrik Steffens) Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters (Johann Gottlieb Fichte) Hauptpunkte der Metaphysik (Johann Friedrich Herbart) Levana oder Erziehlehre (Jean Paul) Noch zwey Worte über das logische Grundverhältniß (Christoph Gottfried Bardili) Über die Philosophie der modernen Welt (Joseph Franz Molitor) Philosophie des Universums. Versuch einer neuen Organisation des gesammten philosophischen Wissens (Johann Josua Stutzmann) Die Physik als Kunst. Ein Versuch, die Tendenz der Physik aus ihrer Geschichte zu deuten (Johann Wilhelm Ritter)

Chronologisches Werkverzeichnis System der theoretischen Philosophie (Wilhelm Traugott Krug, 3 Bde., 1806-10) Untersuchungen über die Denkkräfte und Willenskräfte des Menschen (Christoph Meiners) Verstand und Vernunft (Cajetan von Weiller) Vorlesungen über deutsche Wissenschaft und Literatur (Adam Heinrich Müller) Ueber das Wesen des Gelehrten (Johann Gottlieb Fichte)

1807 Über das Beste und Höchste (Josef von Weber) Geist des Urchristentums. Handbuch der Geschichte der philosophischen Kultur (Johann August Eberhard) Über die Geschichte der Wissenschaften und Künste (Johann Andreas Ortloff) Grundlinien der Philosophie (Georg Anton Friedrich Ast) Grundriß einer Geschichte der Philosophie (Georg Anton Friedrich Ast) Ideen zur Metaphysik des Schönen. Eine Zugabe zur Aesthetik (Friedrich Bouterwek) Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft (Jakob Friedrich Fries, 3 Bde.) Neue Kritik der Vernunft (Johann Jakob Wagner, 3 Bde.) Lehrbuch der Logik (Ignaz Thanner) Fichte's und Schelling's neueste Lehren von Gott und der Welt (Jakob Friedrich Fries) Phänomenologie des Geistes (Georg Wilhelm Friedrich Hegel) Die einzig wahre Philosophie, nachgewiesen in den Werken des L. A. Seneca (Josef von Weber) Prüfung der Kantischen Begriffe von der Undurchdringlichkeit, der Anziehung und der Zuriickstoßung der Körper (Johann Christoph Schwab) System der Politik und des Handelns von Europa (Johann Josua Stutzmann) Ueber das Verhältniß der bildenden Künste zu der Natur (Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling) Was ist Wahrheit? Eine populaire für jedermann verständliche Auflösung nach Grundsätzen der Vernunft erläutert (Friedrich Bouterwek, 2 Tie.) 1808 Kurzer Abriß des Wissenswürdigsten aus der Seelenlehre und aus der Lehre vom richtigen Denken und Wollen (Christian Friedrich Callisen) Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft (Gotthilf Heinrich von Schubert) Praktische Aphorismen oder Grundsätze zu einem neuen System der moralischen Wissenschaft (Friedrich Bouterwek) Bestimmungen einiger der Logik angehörigen Begriffe (Jacob Sigismund Beck, 3 Tie., 1808/09) Philosophische Darstellung der Harmonien des Weltalls (Johann Erich von Berger) Elemente der Biosophie (Ignaz Paul Vitalis Troxler) Entwurf der Universalgeschichte (Georg Anton Friedrich Ast, 2 Tie.) De fundamento et origine dominii (Amadeus Wendt, Hab.-Schr.) Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik und Kritik (Georg Anton Friedrich Ast) Grundriß der Anthropologie in pragmatisch-psychologischer Hinsicht (Andreas Metz) Grundriß des Naturrechts (Johann Gebhard Ehrenreich Maass) Grundriß der Philologie (Georg Anton Friedrich Ast) Grundriß der allgemeinen Religionslehre (Christian August Heinrich Clodius)

Handbuch der allgemeinen Staatenkunde, des darauf gegründeten allgemeinen Staatsrechts und der allgemeinen Staatsklugheit nach den Gesetzen der Natur (Carl Ludwig von Haller) Ideen zur Geschichte der Entwicklung des religiösen Glaubens (Cajetan von Weiller, 3 Tie., 1808-15) Lehrbuch der Metaphysik (Ignaz Thanner) Opuscula academica (Franz Volkmar Reinhard, hrsg. v. Carl Heinrich Ludwig Pölitz, 2 Bde., 1808/09) Allgemeine praktische Philosophie (Johann Friedrich Herbart) Philosophie der Geschichte der Menschheit (Johann Josua Stutzmann) Philosophie der Medizin (Christian August Grohmann) Philosophie, Religion und Christentum im Bunde (Josef von Weber) Reden an die deutsche Nation (Johann Gottlieb Fichte) Vermischte Schriften über staatswirtschaftliche, philosophische und andere Gegenstände (Christian Jakob Kraus, 8 Tie., 1808-19) Über die Sprache und Weisheit der Indier (Friedrich von Schlegel) Vernunft und Verstand (Jakob Salat, 2 Bde., 1808) Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre (Thaddäus Anselm Rixner)

1809 Adiaphora. Philosophisch, theologisch und historisch untersucht (Karl Christian Erhard Schmid) Aphorismen der gesammten Philosophie (2 Bde.) (Thaddäus Anselm Rixner) Beiträge zur dynamischen Philosophie im Gegensatz der mechanischen (Franz von Baader) Handbuch der Philosophie (Christian Wilhelm Snell, 8 Bde., 1809-15) Lehrbuch des Systems der Naturphilosophie (Lorenz Oken, 3 Bd