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German Pages 16
mayor
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Bericht
über
ſeine
Thätigkeit
und
Erlebniſſe
in den Lazarethen von
Landshut,
Lieban , Trantenan ,
Königinhof, Horfik,
Nechanik und Turnau
von
Chr. Fengler, Paftor in Löwenberg i. Schl.
Breis 2 Sgr.
Der Reinertrag ist zum Besten der hinterbliebenen Landwehrwittwen bestimmt.
In Commission bei C. Dülfer in Breslau.
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Es war am 2. Juli d. I., als ich von dem Herrn Kirchenrath Besser einen Feldpostbrief empfing, der mich aufforderte, mich schleunigst aufzumachen und die • Lazarethe von Landshut bis Trautenau zu besuchen. Am 3. Juli früh Morgens saß ich bereits im Postwagen, in Gottes Namen meinem neuen Beruf: ente, gegeneilend. In Erdmannsdorf behauptete der Kellner im dortigen Gasthofe, er habe schon lange Kanonendonner gehört. Und es war ja allerdings der Tag von Königgräß, den ich noch oft von manchem ſchwerverwundeten Preußen, und, Desterreicher nennen hören sollte.
Als ich in Landshut auf der Poſt, ausstieg,
sah ich sogleich das Treiben des Krieges .
Auf der Poſt kein Pläßchen , Alles,
voll Packete, kein Beamter steht Rede, in der Passagierstube eine Anzahl barmherziger Schwestern, scheu sich zurückziehend, die Straßen voll Wagen und Menschen. Nachdem ich mich in Kreppelhof, wo auch viele Verwundete lagen, der Frau Gräfin Stolberg vorgestellt hatte, begab ich mich zum Bürgermeiſter, der mich sogleich mit in das größte Lazareth nahm ; es befand sich in dem RealSchulhause, einem großen neuen schönen Gebäude. Vor demselben schon das größte Elend des Krieges : Wagen mit Verwundeten.
Ein Mann brachte eben
einen armen verwundeten Oesterreicher gefahren, aber man erklärt, der Aermſte müſſe weiter gebracht werden, es sei kein Plaß. /´ In dem Real- Schulhause waren alle Zimmer mit Verwundeten angefüllt, es lagen wol über 300 dort, meist Desterreicher, doch auch viele Preußen . Meine Aufgabe war mir so gestellt sich sollte die Soldaten aus den lutherischen Ges meinden in Preußen aufsuchen, aber auch sonst Preußen und Desterreichern den Troft des göttlichen Wortes anbieten. Wie ich nun zum ersten Mal durch die Zimmer voll Verwundeter ging , verzagte ich an mir selbst wie soll ich unter: diesen unbekannten Menschen verschiedener Nationalität , Sprache und Religion etwas anfangen, ſo ſprachlich zu mir.
Aber ich befahl die Sache, dem „ deſſen
Knecht ich war, und ging am Morgen des 4. Juli getrost an's Werk. Zuerst besuchte ich das Schießhaus, wo etwa 150 Verwundete, lagen. Ich sprach mit den Einzelnen, erfundigte mich nach dem Zustand ihrer Seele, fuchte sie zurecht zuweisen und zu trösten, fragte auch besonders nach Lutheranern und Alles ging beffer, als ich gedacht hatte. Pollo't ・しall wings Shimlah ini me Für diese 150 Verwundete war blos ein Arzt vorhanden und ich bewundere noch heut die unermüdliche und aufopfernde Thätigkeit dieses Mannes. Da-
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bei war er sehr freundlich gegen die Kranken , lobte sie wegen ihrer Tapferkeit, machte ihnen Muth, wenn sie in ihren Schmerzen jammerten.
Als ich nach dem Real-Schulhause ging, traf ich mit dem Herrn Landrath v. Klüßow zuſammen , den ich schon am Abend vorher in Krandendorf besucht` hatte, und besprach mit ihm und dem Herrn Superintendent Richter , wie für die geistliche Pflege der Verwundeten gesorgt werden könnte. Auf einmal bläft eine Ertrapoft und es heißt : der Feldmarschall Wrangel ist da; er war eben auf dem Wege, um als Freiwilliger bei seinem Regiment einzutreten, wie man fagte. Im Real-Schulhauſe war er abgeſtiegen, um ſeine verwundeten Kameraden zu besuchen .
Und es war rührend zu sehen, wie freundlich und herzlich er ste tröstete , wie er sich erkundigte, ob sie gut verpflegt würden. Aber aufs Tieffte wurde man ergriffen, als er einen Preußen auf die Stirn füßte, *) einem
preußischen Polen, der eine schwere Kopfwunde hatte , und erst nach drei Tagen, auf dem Schlachtfelde gefunden worden war , das leinene Tuch , das auf der Wunde lag, selbst herunternahm, ins Waffer tauchte und wieder auflegte, und einem Desterreicher denselben Liebesdienst erwies. Am Nachmittage machte ich den erſten Verſuch, in den einzelnen Zimmern den Kranken laut vorzubeten, ein Versuch, den ich oft wiederholt habe, und der die besten Früchte getragen hat.
Ich betete gewöhnlich Verse: aus den Liedern :
Aus tiefer Noth ſchrei' ich zu dir 2. , Befiehl du deine Wege 2c. , Von Gott will ich nicht laſſen 2c. , Was Gott thut, das ist wohl gethan w ., sprach daun. ein freies Gebet und schloß mit dem Vater Unser. An diesem Nachmittag sah ich auch noch ein schreckliches Bild menschlichen. Elends . Am Morgen war ich in einem Zimmer, als plößlich eine Dame hink, einkommt und bittet , man möge ihr doch helfen, den Oesterreicher zurück brin-: gen. Wir stürzen hinaus und sehen ihn vor uns stehen , seine Kleider hat er in den Händen und will fort ; er phantafirte stark. Mit Güte und Strenge.J bringt man ihn zurück auf fein Lager. Am Nachmittag höre ich , der Mann hat sich zwei Stock hoch zum Fenster hinunter gestürzt , ist aber wieder ins Lazareth zurück gebracht worden.
Und so lag er auf seinem Strohſack in Phan-
taſieen sich hin- und herwälzend ; hoffentlich hat der Tod ihn bald von ſeinen Leiden erlöst. In seinem Zimmer der Realschule war auch ein Litthauer , der wünſchte, gern ein litthauisch Buch, weil er zwar deutsch verstand, auch sprach, aber nicht 3 lefen konnte. Da ich nun in Landshut kein litthauisch Buch auffinden konnte, bat er mich, an einen Pfarrer in Königsberg zu schreiben, der sollte ihm seinen Wunsch erfüllen, was er gewiß gethan haben wird. Dem Real-Schulhause gegenüber liegt die Volksschule, auch ganz voll von
*) Was ihn nach der Meinung der Umstehenden sehr bald gesund machen werdel 21
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Verwundeten .
" Hier fand ich die Armen ganz vernachlässigt ; einer war den
ganzen Tag noch nicht verbunden worden , andere klagten , daß sie nichts zu trinken bekämen ,” ich suchte sogleich für Alle Rath zu schaffen; einer Anzahl Desterreicher , die in einem Zimmer auf Stroh lagen , reichte ich selbst Waffer zum Trinken, und stellte dann einigen Herren in Landshut das: Elend vor das ich gefunden hatte , und bat um Abhülfe. Hiebei darf ich übrigens nicht vergessen, mit welcher Hingebung und Eifer in Kreppelhof von der Frau Gräfin und in Landshut von dem Herrn Landrath und den Einwohnern aller Stände die Verwundeten gepflegt wurden. Vornehme Damen scheuten sich nicht , neben die armen Verwundeten " hinzuknieen, ihre Wunden zu verbinden und zu reinigen ; namentlich ist mir eine Frau Oberlehrer Scholz im Gedächtniß. Der Tag war zu Ende, und da ich keine Lutheraner gefunden hatte, reiste ich am 5 Juli nach Liebau.
Hier lagen nur etwa 80 Verwundete, von denen
ich einen großen Theil schön am Vormittag beſuchte. Hand Im - Gedächtniß ist mir noch ein Desterreicher. Ich hatte ihn zweimal angesehen, konnte es aber zum dritten Mal nicht , und könnte es heut noch nicht. Er war schrecklich an Kinn und Mund verwundet , die Zähne lagen blos da ; Gott sei Dank, die Wunden waren nicht die gefährlichsten. In einem Lazareth lagen vier litthauiſche Dragoner, von denen keiner un9 ter sechs Wunden hatte. Sie waren mit österreichischer Cavallerie im Gefecht gewesen, ihre Wunden waren sehr schmerzlich, aber nicht lebensgefährlich :
Einer
von ihnen, der mir erzählte, wie er mit sechs Mann zu thun gehabt habe und mir alle ſeine Heldenthaten schilderte , war bei dem Gebet, das ich darauf in dem Zimmer hielt, so bewegt, daß ihm die Thränen über die Wangen liefen. Da ich auch in Liebau keine Lutheraner fand , fuhr ich am 6. Juli Morgens nach Trautenau.
Bald kamen wir nach Böhmen, in Feindesland.´´ Wir
fuhren auf österreichischer Chauffee , Zoll wurde nicht bezahlt, die Schlagbäume standen hoch in die Höhe , die Zollhäuſer waren leer.
Zu beiden Seiten des
Weges waren die Felder oft sehr zertreten , an vielen Stellen Spuren geweſener Bivouaks .
Auf einmal heißt es : halt ! Eine große Anzahl österreichischer Gefangener, zusammen wol 2000, in einzelnen Abtheilungen von 200 Mann , eskortirt von preußischen Soldaten , versperren die Straße. Sie sind vergnügt und wohlgemuth, plaudern und rauchen. Endlich erblicken wie Trautenau, schlimmen Andenkens .
Im ersten Gast-
hof hält der Wagen , und ich frage, ob ich ein Quartier haben kann. Man führt mich eine Treppe hinauf, und in ein Zimmer , vor Zeiten sehr elegant eingerichtet, jezt aber stehen nur zwei Bettſtellen drinnen, in feder etwas Stroh, die Fenster sind zum Theil zerschlagen , die Thüren bleiben kaum zu , sie sind
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Herr und Herrin im von den preußischen Soldaten aufgesprengt worden. House find fort und ein Dienstmädchen versorgt die Gäste. Speisekarte : Morgens Kaffee, Mittags Kaffee , Abends Kaffee. " Ich war froh, hier wohnen zu fönnen. -Wie ich nun weiter in die Stadt hinein gehe , ist in einem der nächsten Häuser die preußische Feldpost ; das Haus ist leer, die Fenster sind alle zerschoffen, im Hauſe liegt alles übereinander. Wir gehen weiter. Die Läden in den Häusern find alle geschloffen, die Fenster zerschlagen, aber fast aus jedem Haufe weht eine weiße Fahne mit rothem Kreuz , das Zeichen , daß Verwundete da Wir kommen auf den Markt , Alles voll Wagen , das Pflaster voll liegen. Stroh, aber rings herum eine Menge schöner großer Häuser , in einem dersel ben ist die preußische Commandantur. Dort melde ich mich , und werde mit großer Artigkeit und Freundlichkeit aufgenommen. Eine Treppe höher im Hauſe wohnen die Johanniter. Sie haben die Aufsicht über die Lazarethe, empfangen und verwalten die Gaben für die Verwundeten , und, wie ich überall gefunden habe, verdienen diese Herren für ihre aufopfernde Thätigkeit die Anerkennung und den Dank Aller im vollsten Maße. Am Nachmittag ſogleich in die Lazarethe. ~ Da ist die große schöne fatholische Kirche.
In derselben liegen in allen Gängen , an den Seiten und am
Hochaltar die Reihen der Verwundeten , meist 建 auf bloßem Stroh , mit ihren Soldatenmänteln zugedeckt, lauter Desterreicher, nur ein preußischer Unteroffizier ist unter ihnen; wenigstens 100 an der Zahl. Ebenso viele liegen auf bloßem Stroh in der katholischen Schule , darunter eine Anzahl Preußen. Außerhalb der Stadt ist eine große Fabrik mit ungeheuren Sälen , diese beherbergen auch eine große Zahl solcher, die in ihren Schmerzen jammern. Ebenso ist der Palaft des Fabrikherrn zum Lazareth geworden. In den Zimmern desselben , mit den schönsten Fußböden , mit prachtvollen Tapeten an den Wänden, und schön gemalten Decken liegen nichts als verwundete Preußen und Oesterreicher auf ihrem harten Lager und winden sich in ihren Schmerzen. Eine halbe Stunde • ferner von Trautenau, in Parchniß, find in den Fabrikſälen gleichfalls viele Verwundete, auch im Hauſe des Fabrikherrn einige preußische und österreichiſche Offiziere. Endlich in den Häusern am Markt und sonst in der Stadt Viele, die über ihre Schmerzen klagen. Wir haben uns in Trautenau zunächst orientirt.
Es ist ein Ort des Elends,
der Schmerzen , der Armuth ; vor wenigen Tagen noch war es ein Ort des Reichthums, des Lurus und aller irdischen Herrlichkeit.
Die Großen der Stadt
bezogen ihre Meubles , Kleider 1 , nur aus Paris , und an bestimmten Tagen stellten sie die Herrlichkeiten ihrer Häuser förmlich den Besuchern zur Schau aus.
Das ist nun freilich sehr anders geworden, Die Trautenauer läugnen allerdings, daß ſie daran ſchuld - ſeien , läugnen
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besonders die schlimmen Dinge, wegen deren ihr. Bürgermeister gefangen genommen wurde. Sie wissen selbst nicht, wie die Kugeln und das heiße Waffer aus den Fenstern gekommen find, es ist ihnen ein Räthsel.
Indeß könnte ihnen
wol fein leichteres jemals zu lösen gegeben werden, als dieses. Als ich die ersten Schritte in die Lazarethe that, fand ich freilich noch vie1 Keine Aerzte, wenig Schweſtern, wenig Lazarethbedürfnisse. Aber durch die Anstrengungen der Herren Johanniter, des Herrn v . Senden, Herrn v.. Bugenhagen, die ich die Ehre hatte kennen zu lernen, wurde das Alles bald len Mangel.
anders ; ste seßten durch den Telegraphen das ganze preußische Land in Bewegung, und in wenigen Tagen war eine hinreichende Anzahl von Aerzten; Schwestern und Lazarethsachen vorhanden, Um ein Beispiel des Elends in den Lazarethen zu geben, und zugleich der Liebesbeweise zur Erquickung der Verwundeten, will ich erzählen, daß ich eines Tages, ich weiß nicht wie, mit einer Gesellschaft von Herren und Damen aus Lüben zusammentraf. Aber das weiß ich noch recht gut, wie wir in der Kirche und Schule viele Kannen Wasser in Limonade vewandelten, Semmeln austheilten, und so mehrere Stunden thätig waren... Einen jammervollen Anblick gewährte ein junger preußischer Soldat in der katholischen Schule. Er hatte ein furchtbares Wundfieber, phantaſirte sehr stark, Dabei wälzte er sich in dem Stroh hin und sprach immer laut vor sich hin. Wenn man ihm etwas zu und her, sich mit einem Strohhalm unterhaltend. trinken reichte, so nahm er es zwar, aber er wußte nicht, was er bekam. Gott Eine Bemerkung muß ich ſei Dank, der Aermste hat nicht 4 mehr lang gelebt. St. Paulus sagt: die Gottseligkeit ist zu allen Dingen, nüge und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. ". Dieser Spruch wurde auch an den Verwundeten wahr. Wer ruhig, geduldig und gottergeben
hierbei machen.
war, deſſen Zustand besserte sich täglich, wer aber in feiner Seele verzagt, ungeduldig und unruhig war, machte seine Wunden dadurch schlimmer. In Parchniß war ein besondres Haus , in dem die sehr schwer Kranken Als ich in das erste Zimmer eintrat, lagen, und die amputirt werden sollten. tönte mir sogleich das Geschrei eines Polen entgegen , der seinen Fuß hielt. Am folgenden Tage wurde er amputirt , ich sah durchs Fenster den blutigen Stumpf des Fußes, zehn Minuten nach der Operation starb er. In dem Hause des Fabrikherrn , das ich oben einen Palast nannte , lag, ein Preuße , der in einem Fuße den völligen Brand hatte, derselbe war ganz schwarz und verursachte dem Soldaten schreckliche Schmerzen. Nicht weit von ihm lag ein Preuße, der wegen seiner Wunde nicht spreSchriftlich gab er seinen einzigen Wunsch zu erkennen , nämlich chen konnte
in eine Bettstelle gelegt zu werden. Das ist auch geschehen, aber der Tod hat ihn bald von allem irdischen Elende befreit.
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Indemselben Hause war auch ein Zimmer , in dem lauter Amputirte lagen, darunter auch drei Braunsberger Jäger, nette liebenswürdige Menschen. Diese Amputirten wurden überall besonders sorgfältig gepflegt; eine Schwester war allein für dieses Zimmer, in dem acht,Mann lagen, bestellt. Hierbei will **
ich bemerken:
Nach meiner Meinung sind die Verwundeten sehr gut in den
Händen der Schwestern aufgehoben, feien es katholische唠 oder evangelische Mit großem Geschick, Eifer und oft mit Liebenswürdigkeit nehmen sich die Schweftern der Kranken an , dazu mit einer Aufopferung, die das Schwerste über Eine solche Schwester nimmt den Sterbenden in ihre Arme und legt ihn zum leßten Mal bequem ; dem in der Brust Verwundeten hält sie das Becken ~´Die unter, in das große Maſſen von Eiter fließen. Welch ein Gerucht´~´ windet.
Schwester selbst sagt , es ist beinahe nicht auszuhalten, und doch thut sie es einem andern mit derselben Unverdroffenheit. Man sieht auch, wie die Kranken sich mit den Schwestern gut verstehen, sie Schwesterchen nennen und mit ihnen Von meinen Amputirten will** ich aber noch erzählen, kleine Scherze machen. daß sie es sehr gern hatten, wenn ich ihnen Andacht hielt, wie sie es nannten, 7:9X I flats und mich baten, bald wieder zu fomment
Hierbei werde ich im Geist in einen großen Fabrikſaal in Parchnig_verſeht. In dieſem hielt ich auch an einem Tage ein Gebet, und hatte mich abz sichtlich an das eine Ende deffelben gestellt, weil ich 藏 glaubte, wenn ich mich in die Mitte stellte, würden mich doch nicht alle hören , ich wollte aber auch am andern Ende vorbeten. Als ich nun das erste Mal fertig war, fragte ich, ob alle mich verstanden hätten ? da rief vom andern Ende her ein Verwundeter, Nun betete ich auch in seiner Nähe. In solchen großen Sälen hatte ich auch niemals Noth damit , Ruhe zu schaffen für die Zeit des Gebets, dafür sorgten die Kranken selbst. Und während desselben bewiesen er habe nichts gehört.
auch in Trautenau die Thränen in Mancher Augen, daß sie von Herzen mitVergeffen darf ich auch nicht, daß das Vater Unſer mit besonderer Andacht gebetet wurde, und Mancher dabei seine Hände noch faltete, der es vorYou her noch nicht gethan hatte. Rühmen muß ich endlich die große Geduld, mit der die Verwundeten ihre oft namenlosen Schmerzen ertrugen , kein Murren, 1 fein Verzweifeln, überall Ergebung in den Willen Gottes. beteten.
Das bewundernswerthefte Beiſpiel , das ich in dieser Beziehung sah , gab ein Desterreicher, Katholik aus Desterreichisch-Schlesien.
Solch ein Gottvertrauen
und Ergebung in den Willen Gottes ist mir noch nicht vorgekommen. seinem Gesicht lag eine felige friedliche Ruhe.
Auf
Ein Gebetbuch hatte er bei sich
und brauchte es fleißig. Er konnte ſagen : wenn ich Schmerzen habe, ſo fange ich an zu lachen, so hören sie wieder auf. Seine Wunden, die schwer und gefährlich waren, besserten sich von Tage zu Tage, uplne ubung In Trautenau hatte ich zulegt noch die Ehre, dem Herrn Generalſuperin-
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tendent Erdmann zu begegnen , der sich persönlich auf dem Kriegsschauplaße überzeugte, wie es um die geistliche Pflege der Verwundeten stand. Er hatte auch den Feldprediger Büchsel mit nach Trautertau gebracht , und da ich keine Lutheraner gefunden hatte, und Büchsel nun die Seelsorge für die Evangelischen übernahm, fuhr ich am 10. Juli weiter nach Königinhof.
Auf dem Wege ſa=
Hen wir sehr viele Epuren der Schlacht , viele Tornister und Lederzeug , das zerstreut umherlag, zertretene Felder, auch die Hügel mit einem Kreuze fehlten nicht. - Der Herr Graf Stolberg verſchaffte mir in Königinhof ein seht gutes Quartier, ich wohnte bei einem wohlhabenden Bürger der Stadt, man that mir alles Gute an, war freundlich und herzlich gegen mich. In der Stadt fehlten noch viele Bewohner, nur einige waren wiedergeBei ihrer Rückkehr aus den Wäldern , in denen sie sich verborgen kommen. halten, sahen sie bald, daß fie arme Leute geworden ſeien. Ich sah eine Frau mit "fünf Kindern in dem Hauſe ſtehen, wo die preußische Commandantur war, bitterlich weinend, weil sie nichts zu leben hatte, und sie gehörte nicht etwa den Eine andre Frau aus dem Bürgerstande sah ich mit niedern Ständen an. einer großen Bürde auf dem Rücken in ein Haus hineingehen , in welches ich Als ich hinkam, sah ich durch das zerschlagene Fenster , wie fie auch wollte. Händeringend und laut schreiend in den leeren Stuben umherging, sie hatte Alles Den Kaufleuten waren die Bücher zerriffen , die Wechsel vernichtet, verloren. Das haben aber nicht etwa die preußischen die Vorräthe genommen worden. Soldaten Alles angerichtet ; was wird der Soldat in seinem Tornister forttragen, fagten die Königinhofer selbst, das Gefindel hat uns geplündert, während Die wir geflohen waren. - Trautenau ist unser Unglück, hörte man fagén. Trautenauer hatten nämlich nach Königinhof die schrecklichsten Nachrichten ges bracht, die Preußen plünderten und raubten, alle Männer von 20 bis 30 JahDeshalb und aus Furcht vor einem Straßengeren müßten Soldat werden. geflohen, der Bürgermeister an der Epiße. Königinhofer fecht waren die Eine große Anzahl verwundeter Desterreicher fand ich noch unter den Lauben am Markt, nur von oben gegen das Wetter geschüßt , auf Stroh unter Dann war ein sehr großes Lazareth im Schulhause, ihren Soldatenmänteln . ferner waren Verwundete im Brauhauſe , in der Mühle , wo der Prinz von Hohenzollern lag , im Gasthof zum schwarzen Adler , und außerdem befanden fich Verwundete in vielen Häufern. Im Ganzen waren an Tausend in der Stadt, Desterreicher zumeist, doch auch viele Preußen.
Treten wir an einem Tage des Morgens gegen 10 Uhr in das Schulhaus, suchen wir das Amputationszimmer. Vor demselben stehen eine Anzahl Tragen mit Verwundeten . Diese sind zur Amputation hergebracht worden, und manchen von denen, die ich alle Tage dort fand, habe ich eine Cigarre gegeben, damit ihm die Zeit der bangen Erwartung " etwas
verkürzt werden möchte.
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Nun erscheinen die Aerzte, und das Werk beginnt. Allerdings fühlen die Ver wundeten bei der Amputation keine Schmerzen , denn sie werden chloroformirt. Aber sieh, da kommt einer der Aerzte aus dem Zimmer heraus, mit einer großen schwarzen blutbeſprigten Lederschürze versehen, die * Hemdärmel, aufgestreift, an denen man gleichfalls Spuren von Blut sieht. # Ein schrecklicher Anblick. Beinah der erste Verwundete , zu dem ich in Königinhof kam, war ein fterbenter Preuße.
Da ich fah, daß er dem Tode nahe sei, betete ich ihm laut Ob er es noch gehört hat, weiß ich nicht. Aber bald nachdem ich wege gegangen war, ist er, wie mir der österreichische Oberlieutenant, der in demſel ben Zimmer lag, am folgenden Tage erzählte, gestorben. · # ... Y
vor.
Als ich eines Tages in das Brauhaus-Lazareth kam , saß ein preußischer Sergeant auf seinem Strohsack, hatte ſeine Soldatenmüge auf, und wollte fort, Ich suchte ihn zu beruhigen und betete ihm dann vor. Da war es dann sehr rührend, wie er mir, als ich aufhörte, die kalte Hand reichte, als wollte er ſagen, ich sollte noch dableiben und mehr beten.
Ich that es auch und verließ
ihn dann , nicht mehr im Stande länger in seiner Nähe zu bleiben. – Er war im Rücken verwundet und der Geruch um ihn her furchtbar; am folgenden Morgen ist er gestorben. &
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Nicht weit von ihm lag ein österreichischer Kadet ; liebenswürdige frische
jugendlich kräftige Menschen sind die österreichischen Kadeten.
Dieser war aus
Iglau in Mähren , sehr schwer in beiden Oberschenkeln verwundet. Er klagte mir, daß ihm die Kugel auch sein ganzes Geld genommen habe. Als ich ihm von den Vorräthen, die ich für Verwundete von dem Rechtsanwalt Horwit in Grünberg " empfangen hatte, einen preußischen Thaler reichte, wollte er ihn nicht nehmen und nahm ihn dann nur unter der Bedingung , daß er mir ihn wiedergeben würde.
Ich gab seinem Vater Nachricht von seinem Sohn und freute
mich recht, als ich ihn am folgenden Tage nicht mehr auf seinem harten Strohsack auf der Erde fand, ཟ།རྞ sondern ihn neben zwei österreichischen Offizieren sehr schön in einer Bettstelle in einem kühlen Zelt gebettet sah.
Was mag aus
ihm geworden sein ? Der preußische Unteroffizier , dem das Lazareth zur Aufsicht übergeben war, hatte keine Hoffnung von ihm.
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Im Mühlen-Lazareth traf ich einen preußischen Sergeanten , der mir Fols
gendes sagte : In meiner Kindheit habe ich das ganze neue Testament und die Bibel auswendig gelernt. Als ich confirmirt war, mußte ich dienen und konnte nicht mehr an die Bibel denken , später, wurde ich Soldat und avancirte zum Sergeanten, nun hatte ich aber sehr viel zu thun und vergaß die Bibel ganz. Ich weiß aber, daß ich Unrecht gethan habe und glaube, daß ich für meine Sünde jest gestraft werde.
Nun möchte ich gern ein Neues Testament haben. Dies brachte ich ihm und als er die erste Seite aufschlug , erkannte er sogleich das Buch seiner Kindheit wieder und begrüßte es wie einen alten guten Freund,
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den man Jahre lang nicht gesehen hat. Als ich ihn fragte, wenn er nun wie der durch Gottes Gnade gefund würde, ob er dann sich ändern wolle, so antwortete er sehr bewegt, dann , will ich nichts thun, als an Gott denken. Auch viele Amputirte lagen in Königinhof, von, Duisburger Brüdern sehr gut gepflegt; zwei Zimmer Schulhause waren damit angefüllt. Diese Stäterzen} imun d Klagen , aber auch herzlichen Ge= rser OrStcehm ten sind ded bets und der Begierde nach dem Troste des göttlichen Wortes .
Ich hätte grade
an diesen Orten oft fagen mögen : hier ist gut sein , hier laßtལྟ ན uns Hütten Einer bauen, wennvon ich den ſah Ament , wie die Leiden o denen die da lagen das Herz aufthaten für den, nach dem man so in der Welt fragt. war aus Pesen bei Halle , Namens Berger. Als ich ihn zum ersten Mal sah , war er sehr unruhig , wollte bald dies bald das, bat mich auch, einen Brief für ihn an seine Eltern zu schreiben.
Als ich
denselben am folgenden Morgen auf die Post bringen wollte , hörte ich , der Kranke ſei in der Nacht gestorben.
Ich mußte also den Brief wieder aufına-
chen und die Todesanzeige hinzufügen. Diese besorgte ich auch auf die Bitte des Verstorbenen an seine Braut in Berlin. *292 Ein andrer Amputirter war in der Nähe von Landshut zu Hause ; dieser R fagte immer, wenn ich zu ihm kam : ich kann nicht sterben, die Augen brechen mir nicht.
Als ich fragte, weshalb er sich denn ſo nach dem Tode sehne, ant-
wortete er: ich habe zu viel Schmerzen.
Einen einzigen Wünsch hatte er noch:
és möchte sogleich, wenn er stürbe , an seine Eltern telegraphirt werden , damit dieſe ihn holten. worden.
Er ist gestorben und sein leßter Wunsch ist ihm
erfüllt
Ein -Landwehrmann , verheirathet , Namens Hensel aus Völschendorf bei Alt- Stettin, dem der eine Fuß über dem Knie abgenommen war, hat mein be ſonderes Intereſſe gewonnen. sterben.
Er sagte immer: ich komme nicht durch, ich werde # Als ich von ihm Abschied nahm , versprach ich ihm , falls er sterben
sollte, mich seiner Frau anzunehmen , und so lange ich lebte , ihr jährlich ein Bestimmtes zu senden. Das war für den Aermsten natürlich eine unendliche Freude.
Er ist gestorben, nach seinem Tode ist noch ein Brief von seiner Frau
an ihn gekommen , diesen hat sie zurück erhalten mit der Bemerkung • auf der Rückseite: Adreffat ist an seinen Wunden verstorben . Welch eine Nachricht für die arme Frau ! Ich habe dann auch an sie geschrieben und ste zu trösten ges sucht, ihr auch von dem Versprechen erzählt, das ich ihrem Mann gegeben hatte und schon mehrere Gaben für sie empfangen.
Ein Preuße, der im Mühlen-Lazareth lag, hatte ein merkwürdiges Schickfal gehabt. Er war am ersten Tage bei Trautenau verwundet worden, und da sich die Preußen zurückzogen , von den Oesterreichern auf dem Schlachtfelde gefunden und bis Pardubig gebracht worden.
Dort wurde er später von den
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Preußen wieder befreit und nach Königinhof zurückgebracht. Ich fragte ihn, wie es ihm denn in der österreichischen Gefangenschaft ergangen sei. Zuerst, ſagte er mir , war die Pflege sehr mangelhaft , keine Aerzte , nichts zu effen. Später wurde es beffer und ich kann nicht klagen, daß es mir schlecht gegangen sei. Im schwarzen Adler - Lazareth fand ich auch bei meinen Nachforschungen einen Verwundeten lutherischen Gemeinden in Preußen, ch Namens e Uela aus den e t m ld wa d en , konn sich . Er war sehr sch vor Wa bei Ra lenberg , F kaum von seinem Strohläger aufrichten und sprach nur matt. Leider hatte ich nur sehr kuze Zeit, in der ich mich mit ihm beschäftigen konnte ; in dieser suchte ich mich seiner leiblich und geistlich anzunehmen , gab ihm einen Gulden von dem Vorrath, den ich von einer Frau in meiner Gemeinde für die Verwundes ten empfangen hatte, konnte ihn aber nicht für den Empfang des heil. Abendmahls vorbereiten , da er sehr bald angezogen und weiter transportirt wurde. Er kann auch überhaupt nur kurze Zeit in Königinhof gelegen haben. In Schönau ist er feinen Wunden erlegen ; möge sein Ende ein feliges gewesen sein und seine Auferstehung eine fröhliche werden.
ILI; Mirey 471
Auch in Königinhof habe ich vielfach in den einzelnen Zimmern laut vorgebetet, und immer aufmerkſame Zuhörer gefunden. Das war ſchön , ſagten fie; Protestanten und Katholiken waren gleich andächtig. Ein öſterreichiſcher Kadet , Katholik, sagte zu mir: ,,Bitte , geistlicher Herr, kommen's doch wieder und halten uns Andacht." Nach Büchern war ebenfalls viel Verlangen, und zwar nach geistlichen Büchern.
Nur ein österreichischer Oberlieutenant sagte zu
mir, als ich ihm das Evangelium Marci zum Leſen anbot, das habe er ja als Schulbub auswendig gelernt.
Das heil. Abendmahl wurde auch begehrt, und
da noch kein evangeliſcher Geistlicher in Königinhof war, habe ich auch Evangelischen, die nicht zu unsern lutherischen Gemeinden gehörten , auf ihr Begehren das Sakrament gespendet.
Einer der es empfangen hatte, sagte nachher :
Nun kann ich doch ruhig sterben, denn ich habe Vergebung aller meiner Sünden erlangt... I Am Sonnabend den 14. Juli war Pastor Büchsel aus Trautenau angekommen, die Seelsorge bei den evangelischen Soldaten in den Lazarethen von Königinhof zu versehen, und hielt Sonntag Vormittag für das Bataillon, das als Garnison in der Stadt stand , auf einer großen Wiese Gottesdienst , dem D ich beiwohnte. Da nun keine Lutheraner in den Lazarethen waren, war meine Wirksamkeit zu Ende.
Ich wußte aber , daß Herr Dr. Beffer mehrere Tagé
in Horfiß , der nächsten Station von Königinhof aus, gewesen war , und für die Evangelischen in den Lazarethen nach Pardubiß zu waren in der verflosses ken Woche mehrere Geistliche aus Preußen durch Königinhof durchgegangen, daher¹ glaubte ich Recht zu thun , ních einmal nach meinen Gemeinden in der
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Heimath umzusehen, von deren Zuſtand ich während der Zeit meiner Abwesenheit von ihnen nichts hatte erfahren können., be
i Am Montag 16. Juli reifte ich daher von Königinhof mit der Bahn nach: Es war allerdings eine seltsame Fahrt. Bis Reichenberg saß, ich
Görlig zu .
in einem Wagen, in dem ſonſt der Zugführer sigt, von Reichenberg bis Löbau mit einigen Herren aus Herrnhut in einem Pferdewagen, von Löbau, bis Görs lig in einem Güterwagen in Geſellſchaft von 600 österreichischen Gewehren. ... Nachdem ich Sonntag den 22. Juli in einer meiner Gemeinden gepredigt und ein Kind getauft hatte , machte ich mich noch einmal auf nach Böhmen, wohin mich die Sehnsucht meines Herzens, zog, und war Montag gegen Mit13 Hi 49 Suni d tag schon in Königinhof. An den Bahnhöfen sah man überall große Haufen böhmischen Volkes, welche Tausende von verdorbenen preußischen Commisbrødten kauften, gleich an Ort und Stelle das Verdorbene ausschnitten, danu das Genießbare in Säcke སྩ ཐཱ མ out 1 packten und von dannen zogen. St. Am Nachmittag des 23. Juli fuhr ich von Königinhof nach Horſiß, ſprach. am Abend den Herrn Grafen Stolberg , der mich aufs freundlichste aufnahm, i und besuchte am andern Morgen die Lazarethe. ** Das die Seelsorge für die Evangeliſchen von dem Paſtor Thüm verſehen wurde, hatte ich nur die Aufgabe , nach Lutheranern zu fragen. Unter den Verwundeten in Horſig fand ich keine, und brach Nachmittags den 24. Juli auf nach Nechaṇigbaara 16 slow mod di ru stilout mig vonda 2 than To Zu Horst, herrschte die Cholera ziemlich stark, der Kanonikus , der mich gütigſt auf ſeinem Wagen mitnahm, erzählte mir , daß er eine Schweſter_ver= 1 laffen habe, die an der Cholera erkrankt ſei und die er nicht wiedersehen werde. Unterwegs luden wir die Sachen einer andern : Schwester auf, die auch daran gestorben war, und der barmherzige Bruder , der in dem Orte ſtationirt war, berichtete, daß mehrere Personen an der Krankheit darnieder lägen. 154 coinig 5. Weiter fuhren wir dem Dorfe Sadowa zu; häufig kamen wir beig-kleineren und größeren Hügeln mit einem Kreuze vorbei. In dem Dorfe waren viele Häufer abgedeckt und zerschoffen, einige niedergebrannt. di si In Nechanis lag eine große Anzahl Verwundeter in der kathol. Kirche, Desterreicher , Preußen und Sachsen, jammernd und wehklagend , auch öfterreichische und preußische Offiziere fandsich in zwei Häusern. Die Seelsorge bei pie's Cim malnou den Evangeliſchen verfah Pastor Schwabe, dusdanno In einem Hauſe am Markt traf ich einen Preußen aus der Rheinproving. Nachdem ich mich nach seinem Befinden erkundigt hatte, fragte ich ihn , obser irgend einen Wunſch habe, den ich ihm erfüllen könnte. Ja, ein Gebet, war die Antwort. Dies sprach ich ihm vor. Und als ich mich dann weiter mit ihm unterhielt, ſprach er ſehr ſchön von , ſeinem HErrn , der ihn auf seinem
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Schmerzenslager tröſte, auf das er um ſeiner Sünde willen geworfen ſei. Auf dem Bettrande lag ein kleines Neues Testament, ſehr gebraucht, das ſei, ſagte mir sein Besther, ein großer Schat für ihn. Keinen von allen Soldaten, die ich gesehen, habe ich so wahrhaft christlich sich aussprechen hören, wie diesen. Ueberhaupt habe ich protestantische Soldaten selten gefunden, die ein Ges betbuch oder Neues Testament bei sich hatten , dagegen viele Katholiken, Preußen und Desterreicher. Neben einem solchen, der sein katholisches Militärgeſange ! buch bei sich hatte, fand ich einmal einen Protestanten , der kein Buch hatte. Als ich ihn fragte, wo er denn ſein Gesangbuch habe, antwortete er : das ſteckt im Torniſter. ・・ ・ Nun sagte ich zu dem Katholiken : Wo haben Sie denn Ihr Gesangbuch gehabt ? Ich hatte es in der Tasche." Darauf wandte ich mich wieder zu dem Protestanten und sagte zu ihm: Sehen Sie , Ihr Kamerad hat das Buch näher bei sich gehabt, als Sie. Sehr gern wäre ich noch von Nechaniß bis فيPardubig gekommen , allein da mein Urlaub bis Sonnabend zu Ende ging, hielt ich es für das Beſte, mit einer Dame aus Berlin, die mich durch gütige Vermittelung des Herrn Grafen Solms - in Nechaniz freundlichst in ihren Wagen aufnahm , nach Königin» hof zurückzufahren. * Unterwegs hörten wir von einem preußischen Hauptmann , der auch mitfuhr, sehr intereſſante Erzählungen vom Schlachtfelde. Er war von demselben am Kopfe verwundet getragen worden; aber nun wieder so weit hergestellt, daß
er nach Dresden gehen wollte, um sich dort vollends zu erholen. 4.Am Donnerstag , den 26. Juli , fuhr ich mit der Bahn von Königinhof nach Turnau , und fand dort den Pastor Becker , der die Seelsorge bei den 7 Evangelischen in den Lazarethen verſah.
Bei meinen Nachforschungen nach Lutheranern , die ich in seiner Beglei tung machte, bemerkte ich zu meiner großen Freude, wie gern die Kranken ihren Pastor hatten , wie sie ihn herzlich und laut begrüßten , wenn er in ein * Zim mer trat
Er versah seine Pflegebefohlenen reichlich mit Büchern
auch die
Katholiken erhielten welche und nahmen ste sehr gern. T Lutheraner fand ich auch in Türnau nicht , und fuhr daher am 27. Jull bis Görliß.
Es war der Tag, an welchem Mittags » 12 Uhr der fünftägige
Waffenstillstand zu Ende ging, an welchem aber auch Nachmittags die Depe sehen eingingen, welche Friedensnachrichten brachten. Ein Gefühl großer Freude überkam mich, als ich Sonnabend den 28. Juli zum ersten Male wieder mit dem Bewußtsein aufstand : es ist Friede. Viel Elend des Krieges hatte ich gefehen, darum klang mir das Wort Friede so schön.art dog dim gl andho12 Freilich hatte ich auch mitten im Elende des Krieges Frieden gefunden, Manchen habe ichs
der höher sist, denn alle Vernunft, und ihn selbst gebracht.
auch in diesem Frieden sterben sehen, und Viele werden in demſelben gestorben
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ſein, die ich nicht gesehen habe ; requiescant in pace : mögen ste in Frieden rus hen. Dieser Friede bewahre auch unsere Herzen und Sinnen in Chrifto Jeſu zum ewigen Leben.
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Druck von H. Schwendes in Langenbielau.
In demselben Verlage ſind erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben: r: 10.9-
gott mit uns!20 MR 6724 Tere fi. 16
Predigt
am
allgemeinen
Bettage
den 27. Juni 1866 von
G. Spieker, Seminar-Director und Pfarrer in Neuzelle. gr. 8.
gef.
1½ Sgr.
(23 Er. 1 Thlr.)
Hier ist Immanuel !
Siegesfeft- Predigt von
P. Köhler , Pfarrer zu Schweinig bei Grünberg. gr. 8.
gef.
1½ Sgr.
(23 Er. 1 Thlr.)
Die
tapfern
Preußen,
ihr Heldenmuth und ihre Siege in den blutigen Kämpfen
gegen Oesterreich und die deutſchen Bundesstaaten. Herausgegeben von K. W. Vetter.
8. vermehrte Auflage. 60 S. 12º. broch. 1½ Sgr. (26 Er. 1 Thlr.) Leßteres Büchlein ist unter dem Volf, namentlich auch in den Schulen, schon in nahe 100,000 Eremplaren verbreitet.
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