Über die Harari-Sprache im östlichen Afrika


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Über die Harari-Sprache im östlichen Afrika

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ÜBER

DIE

HARARI -SPRACHE

IM

ÖSTLICHEN

AFRIKA

VON

Dr. FRIEDRICH MÜLLER DOCENT DER ALLGEMEINEN SPRACHWISSENSCHAFT AN DER WIENER UNIVERSITÄT

WIEN AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI

IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN , BUCHHÄNDLER DER KAIS . AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 1864

A

BIBLIOTHEC REGIA

MORCEASIS

Aus dem December -Hefte des Jahrganges 1863 der Sitzungsberichte der phil.- bist. CI . der kais . Akademie der Wissenschaften [XLIV . Bd . , S. 601 ] besonders abgedruckt.

Das Harari , die Sprache der Stadt Harar (9 ° 20' 1. Br . , 42 ° 17 ' ö . L. ) wird von H. Bleek in seinem Werke:

The library

of his excellency Sir George Grey. Cape-town 1858. 8. I. 2. S. 255 mit dem Galla , Dankâlî, şômâlî zu der Semitic branch, East - African portion der Suffix - Pronominal languages , the sex denoting family, North -African division gerechnet. Wahrscheinlich nach demselben classificirt auch Prof. Lepsius in der zweiten Auflage seines Standard Alphabet S. 303

das . Hararî mit dem

Bišâri, Dankali , Şômâlî und Galla unter die äthiopische Classe der hamitischen Sprachen . Auch Richard Burton , dem wir in seinem trefflichen Werke : First footsteps in East- Africa or an exploration of Harar. London 1856. p . 511 ff. eine grammatische Skizze und ein Vocabular des Hararî verdanken , hat eingesehen , dass dieses Idiom , abgesehen von den in dasselbe gedrungenen arabischen Elementen , mit noch anderen an dasselbe angrenzenden Idiomen an die semitischen Sprachen angelehnt werden müsse . Er spricht sich darüber S. 513 folgendermassen aus :

„ The Harari

appears , like the Galla , the Dankali , and the Somali, its sisters , to, be a Semitic graft, inserted into an indigenous stock. The pronouns, for instance , and many of the numerals are clearly Arabic , whilst the forms of the verb are African, and not unlike the vulgar tongues of modern India. Again , many of the popular expressions , without which conversation could not be carried on ( e . g . Labbay , here 1 *

4

(602 ]

I am" in answer to a call), are pure Arabic. We are justified then in determining this dialect to be , like the Galla , the Dankali , and the Somali, a semi- Semite . “ Dass diese Behauptung im Ganzen und Grossen auf einer richtigen Beobachtung basirt ist , will ich gerne zugeben ; dass sie aber viele Unrichtigkeiten enthält , wird sich im Laufe der Untersuchung hoffentlich herausstellen . Es wird sich um in kurzen Worten das Resultat meiner Untersuchung vorzu führen — zeigen , dass das Hararf keineswegs an das Arabische, sondern an's Geez und die davon abgeleiteten neueren Sprachen (Amharía , Tegre) sich anlehnt , das Zeitwort – die Seele der Sprache

keineswegs afrikanisch , sondern ganz echt semitisch

ist , und man das Hararî mit eben demselben Rechte , als man z . B. das Amharna eine semitische Sprache nennt, nicht als halb - semitisch , sondern als semitisch überhaupt betrachten müsse. Da das Harari als modernes Idiom nicht mit den semitischen Sprachen älterer Bildung , wie Hebräisch , Aramäisch , Altarabisch, Geez , in eine Linie zu stellen ist, sondern mit den neueren Formen der semitischen Sprachen , wie Neuarabisch , Amharía, Tegre etc., parallel betrachtet werden muss, so kann man auch folgerichtig die Bildungen desselben , die sich oft ganz eigenthümlich und unter bedeutenden fremden Einflüssen entwickelt haben , nicht mit jener Strenge messen , wie man dies bei jenen der alten Sprachen zu thun berechtigt ist. Können wir ja auch die neueren indischen Sprachen sanskritischen Stammes , wie Marathî , Gužarâti , Pangabi, die bei weitem keine so tief greifende Emwirkung von Seite der sie umgebenden stammfremden Idiome erlitten haben , wie die nach Afrika verschlagenen semitischen Sprachen , im Verhältniss zum Sanskrit nicht mit jenem Massstabe messen , wie etwa das Neu hochdeutsche im Vergleich zum Gothischen oder die modernen slavischen Idiome im Verhältniss zur altslavischen Kirchensprache ; denn die Bedingungen , unter denen diese Sprachen sich entwickel 'ten , sind bei jeder andere ; daher weichen sie auch in ihrem Typus - dem Resultate einer langen , wandelbaren Geschichte - bedeu tend von einander ab .

. Ich will im Vorliegenden zunächst zur Darlegung der Formen lehre übergehen und dann , zur Vervollständigung des Beweises , eine kurze Untersuchung des Lexikons daran reihen.

5

[603]

1. Nomen . a ) Motion . Das Harari kennt beim Nomen , sowohl Substanti vum als Adjectivum , ein grammatisches Geschlecht . — Das Zeichen desselben ist der Consonant t mit vorausgehendem i, also it , das an consonantische Themen unmittelbar antritt , bei vocalischen den Abfall des schliessenden Vocales bedingt, z . B .:

ih - it Schwester ", ih „ Bruder “, arab. ¿' ( ach - un ), wasif , Sclave “ ,

wasif- it „ Sclavin “ ,

arús , Bräutigamo “ , arab . uges ( årûs-un ),

arûs - it „ Braut“ ,

rågå „ alter Mann “ ,

råg -ît „ altes Weib “ , buss - ît „ Hündin “ .

busßi „ Hund“ ,

Was die Erklärung dieses Motionselementes ît anlangt, so ist es offenbar aus dem alten Feminincharakter at , der in fast allen semitischen Sprachen noch jetzt deutlich zu erkennen ist (so arab. ‫[ ملکت‬malik -at-un ] „ Königinn “ , gegenüber dem Masculinum allo) entstanden . Unter den semitischen Sprachen afrikanischen Zweiges besitzt dieses Zeichen ungeschwächt nur noch das Geez :), während die von denselben abgeleiteten Sprachen (Ambarna , Tegre) den Ge brauch desselben bei weitem nicht mehr so umfassend kennen . Wir haben daher das Motionszeichen it im Harari als ein Zeichen von Alterthümlichkeit gegenüber den beiden eben genannten Idio men äthiopischen Stammes anzusehen . b) Numerus . Als Zeichen des Plurals tritt im Hararî åš auf. Es wird consonantischen Themen unmittelbar angefügt, während bei vocalischen , die mit dem Vocale des Suffixes gleicher Natur (a-Themen) sind , Verschmelzung mit dem Endvocal , bei Themen ungleicher Natur ( i-, u - Themen) Abfall des Endvocals eintritt, 2. B.: wandag „ Diener “ , Plural . wandag - áš, aboš „Mann ", abos-ás,

gár „ Haus , gáfå „ Sclave “, kabri „ Grab ,

går -ds,

99 »

1 ) Vgl . Dillmann , Äthiop . Gramm . S. 216.

gáfáš, kabr - ás.

6

( 604 ) Dieses Pluralzeichen ás ist offenbar nichts anderes als das

amhârische Pluralzeichen ốt' (sprich ôtsch ) 1) , das dem alten Fe minin - Pluralzeichen äthiop. ât, hebr. ôth entspricht, z. B.: B+ : (bêt ) „ Haus “ , Plural. Rit : ( bêt -ôt ), AF : ( lěd ) „ Kind “, agt : ( lěd '- 6ť ) etc. c ) Casus. ton bietet

Das Harari unterscheidet

nach dem was Bur

formell nebst dem Nominativ drei Casus , nämlich :

. Genitiv, Dativ , Ablativ . Als Genitivzeichen finden wir zo „ sein “ , das dem Ausdrucke des besessenen Gegenstandes, der dem des Besitzenden stets nach folgt, angefügt wird ; z . B.: Ahmed imámah - zo Ahmed's Turban " , wörtl . Ahmed Turban sein, Sultán gár - zo , des Sultan's Haus " , wörtl . Sultan Haus — sein .

Manchmal wird das zo ganz weggelassen , wodurch die ganze Construction das Aussehen eines Compositums gewinnt, ohne dieses im min sten zu sein ; 2. B.: Sultân gâr „ Sultan's Haus “ , Amir liggay „ Amir's Sohn “ . Was die Erklärung des Genitivzeichens zo anlangt , so halte ich es aus za -hu (huwa ) „ welcher – sein “ zusammengezogen, und es stimmt diese Construction mit der im Äthiopischen gebräuch lichen 2) vollkommen überein , nur mit dem geringen Unterschiede, dass, während dort die beiden Ausdrücke des Besitzenden und des Besessenen unmittelbar mit einander verbunden werden (z . B. NIH , N : HRT : ( égzíě za -bet ) „ der Herr des Hauses “ , wörtl . der Herr, welcher (des) Haus (es) , wo im Äthiopischen wahrscheinlich Verlust des alten Genitivzeichens i anzunehmen ist ) , im Hararî der Ausdruck des Besitzers nach echt semitischer Art unabhängig an die Spitze der Fügung gestellt und dann durch ein Pronomen an seiner eigentlichen Stelle supplirt wird . Wir sehen , dass auch in Bezug auf den Genitiy das Hararî sich an's Gěěz anschliesst , gegenüber dem Ambarńa, das zu diesem

1 ) Isenberg , Grammar of the Amharic language S 38 ) Dillmann , Äthiop . Gramm . S. 258 ff.

7

[605]

Zwecke nicht den Stamm za , sondern einen andern , nämlich ya, anwendet 1).

Als Zeichen des Dativs führt Burton (S. 520 ) lay an , vergl . amir - lay „ dem Amir “ ;

höchstwahrscheinlich haben wir keine

stricte Dativform , sondern eine Zusammensetzung mit einer Prä position vor uns, und dürfte das vorliegende lay an das amharische 18 : ( låi") 2) anzuschliessen sein. Als Zeichen des Ablativs finde ich bei Burton (ibidem) bay, be, vergl . amir -bay oder amir - be von Amir “ . Ich getraue mich nicht, das Zeichen sicher zu deuten , da alle wahrscheinlichen An knüpfungspuncte dazu mangeln . Vermutblich dürfte es nicbts anderes als bayn

arab . in sein ; vergl. S. 533 : sandúk bayn

hål „it is in the box “ nifti bayn gadalú „ he killed him with the knife . d ) Steigerung des Adjectivums. Was die Steigerung der Adjective betrifft, so scheint für den Comparativ und Superlativ eine bestimmte Form zu existiren , nämlich eine , welche dem ara bischen Veil entspricht, die sich auch im Gěěz in mehreren Spu ren findet, im Amharna dagegen sich gar nicht nachweisen lässt, z. B .: yd - be yi igadri hal ( oder igadr ihal ?) „ dieses ist grösser als jenes “ , wörtl . „jenem - von dieses grösser ist " . yê gammi-be igadrî hâl „ dieses ist von allen das grösste “ , wörtl . , dieses allen - von am grössten ist “ ..

Dass aber die Form igadr als leil zu erklären ist, geht aus dem Vocabular S. 552 great .... gidîr hervor. Auch diese Er scheinung ist ein gegenüber dem Amharńa wesentlich hervorzuhe bender Punct.

II. Pronomen . Die Formen des persönlichen Pronomens lauten : Singular . 1. Âm

Plura) .

2. akhakh

inn - dš oder iny - as, akh akh -ás.

3. huwa

hiyy -as.

1) Isenberg S. 40 2 ) Isenberg S 156

8

[ 606 ] Von diesen Formen stimmt ån mit dem äthiopischen

: ( ana ),

amhar. % : ( ěné ) ; akhâkh schliesst sich zwar an keine der ge bräuchlichen semitischen Formen unmittelbar an , es ist aber in demselben der Charakter der zweiten Person , besonders wie er in der äthiopischen Conjugation hervortritt (ka, ki), nicht zu ver kennen ; huwa stimmt vollkommen zum arabischen gut, es ist sogar wahrscheinlich demselben entlehnt. Die Plurale sind nach Art reiner Substantive von den Singularen mittelst des Pluralzeichens aš gebildet , nur dass bei der dritten Person hiyy -áš nicht auf die Pronominalform huwa, sondern auf hiyya (vgl . weiter unter S. 524 yi dieser “ ) zurückgegangen ist . – Die possessiven Personalsuf fixe sind : Singular. 1. é 2. khi

3. zo, 80 z . B .: går - é „ mein Haus “

Plural . zinya , kho, zinyo, går - zinya „ unser Haus “,

går -khâ ,dein Haus "

går-kho „ euer Haus “ ,

går - zo „sein Hausa

går- zinyo „ ihr Haus“ .

Von diesen Suffixen entspricht é vollkommen dem amhärischen khả entspricht dem äthiopischen n : ( ka ) ; das Amharna hat hier das k bereits zu h abgeschwächt, denn es bietet die Form 2 : ( h ), z . B. 073 : ( bêt - N ) , dein Haus " ; 20, 80 ist offenbar , wie ich bereits schon beim Genitiv bemerkt habe,

ê 1), äthiop. ěya 2) ;

in za + hu aufzulösen und stimmt, was hu anbelangt, zu dem åthio pischen un : (hů ). Ebenso wie zo für za + hu steht, stehen auch zinya und zinyo statt za + ana und zatn + ho , wobei wieder ana und ho dem äthiopischen : ( na ) und Por : ( hômů ) vollkom men entsprechen . Äusserst merkwürdig ist das Suffix der zweiten Person Vielzahl kho , das , verglichen mit dem äthiopischen har : ( kšmmů ), arab. Ş ( kum ), ältere Form yod ( kumú ), noch deutlich den ú -Vocal, der im Äthiopischen zu ě geschwächt wurde , zeigt . — Die amharischen Suffixformen (vgl . Isenberg S. 49) stehen den unseren an Alter bedeutend nach.

1) Isenberg S. 49. 3) Dillmann S. 278.

9

[607 ] III . Verbum .

Der wichtigste und interessanteste Redetheil ist das Verbum, und besonders dieses wird uns den augenscheinlichsten Beweis +

alterthümlicher Bildung und innigster Verwandtschaft des Harari mit den Sprachen semitischer Abkunft liefern .

Es hat dieser Rede

theil im Hararf wie in allen semitischen Sprachen zwei Formen ; eine Form , welche das Abgeschlossensein , und eine andere, welche die Dauer der Handlung zur Anschauung bringt .

Erstere

wird durch Suffixe , letztere durch Präfixe gebildet.

Sowohl

das Material der beiden letzteren , als auch ihre Verwendung cha rakterisiren das Harari als mit dem Gěěz und Amharna innig . ver Diese beiden altsemitischen Bildungen treten aber hier als Gegensätze nicht so rein auf, sondern letztere , die Dauerform , wandt.

wird stets in Verbindung mit dem Präsens des Verbums „ sein “ ge braucht, eine Construction, zu der sich bereits im Ambarna Anfänge vorfinden (Isenberg S. 63 ) , und die auch im Saho, Galla ete . sehr gebräuchlich ist. Ehe ich aber zur Darlegung der Conjugation des Verbums überhaupt übergehe, erscheint es als nothwendig, das Verbum sub stantivum näher in's Auge zu fassen . Ebenso wie im Amharňa ( vgl. Isenberg S. 64) on : ( ala ) äthiop . U10 : ( haló ) = v O : ( halawa ) für die Dauerform und 204, : ( nabara ), wörtl . , sitzen , stehen “, wie arab . Üb = hebr. 110 für die Perfectform angewendet wird , ebenso finden wir im Harart den Stamm hal für das Präsens , den Stamm nára 1) für's Perfectum gebraucht. Die Flexion ist folgende :

Präsens (Dauerforin ). Hararî. 1. an hal-ko 2. akhakh al-khi

Amharna.

Gěěz.

dau :

( ala -hű )

Vari

( halo - ků )

max :

(haló- ki ) fem .

( ala - h )

VA04 :

3. huwa hal

አለ፡:

( ala )

UNO :

( halawa )

1. inyáš hal - na

አልነ : :

( al - an )

U MOZ :

(haló -na )

2. akhakhaº hal - khô AAỸU : ( alact eha ) Usau : ( halô - kẽmm ) ሀለው፡ ( halaw - ú ). አሉ፡: ( al- ú ) 3. hiyyáš hal- ú

1) Aus nabara durch Erweichung des 6 im Inlaute entstanden .

10

[608] Vergleicht man diese Formen unter einander , so hat offenbar

das Hararî in der ersten und zweiten Person sowohl Singular als Plural von dem Amharńa dem Gěěz gegenüber mehr Anspruch auf alterthümliche Bildung und Anlage.

Perfectum . Harari,

Gěěz.

Anharna.

1. án nár kho

INCU :

(nabar -hú )

anche :

( nabar -kú )

2. akhakh mar-khi

20CU :

( nabar - h )

INCR :

( nabar -ki ) fem .

3. huwa nära in2 :

( nabara )

በረ፡ :

(nabara )

1. inyáš nâr па በር፡ :

( nabar -na )

በር፡

( nabar -na )

2. akhakhas may - khu

3027U : (nabara - t'ěhů ) zncho : (nabar -kěmmů )

3. hiyyds nár-Ú

INL :

(nabar -ú )

በረ፡ :

( nabar - ú ).

Von beiden Formen , sowohl vom Präsens als vom Imperfec tum , führt Burton ( S. 525 und 526) eine Negativform an , die wie im Amharna 1) durch Vorsetzung von al und Anfügung des m gebildet wird . Präsens.

1. an elkhúm = el-hal-kho - m 2. akhakh elkhím = el- hal-khi- m 3. huwa elum

el-hala - m

1. inyás elnam – el- hal-na - m 2. akhẩkhás elkham = el - hal- khau - m 3. hiyyáš elům = el-hal- í - m . Perfectum . 1. an alnárkhúm = al- nár - kho- m 2. akhákh alnárkhím = al-nár -khi- m 3. huwa alnárum

al -nára - m

1. inyáš alnárnam = al -nar-na - m 2. akhakhts alongkham = al- máy - khi - m 3. hiyyáš alnárům = al -nar - ú - m .

1) Isenberg S. 153 .

11

[609 ] Vgl . Amharúa :

racom.co : ( al-mațâ -m ) „ er kam nicht“ , Maloomuco : ( al-mata - h - ěm ) „ du kamst nicht" etc.

Was nun die Zusammensetzung der Hilfszeitwörter betrifft, von denen zur Bezeichnung des Präsens hal immer, zur Bezeich nung des Perfects nära seltener verwendet wird , so ist noch zu bemerken , dass ersteres im Anschlusse an das bestimmte Zeitwort in seinen Schlussvocalen beeinträchtigt wird , insoferne als diesel ben in der ersten und zweiten Person sing. abfallen . Der Stamm let , gehen “ wird darnach folgendermassen flectirt Perfect . 1. an let-kho

2. akhakh let -khí

inyáš let - na akhakhas let- kho

3 , huwa leta

hiyyás let- ú . Negativ.

1. an al-let - khi- m

inyáš al- let -na - m

2. akhâkh al- let -khi - m

akhakhâš al - let -khû - m

3. huwa al -leta - m

hiyyáš al - let -ú - m .

Präsens . 1. in letakh

2 - let -hal-kho

2. akhâkh tiletakh 3. huwa yiletal 1.

ti- let -hal-khi yi-let -hal

inyáš niletana = ni-let - hal-na

2. akhdkhaš tiletakhủ = ti-let ( u ? ) -hal-khú 3. hiyyáš yiletalú

yi-let ( u ? ) -hal-ú.

Negativ. 1. an iletumekh = 2 - let-um -hal -kho 2. akhakh tiletumekh = ti -let-um -hal- khi 3. huwa yiletumel yi-let-um -hal

1. inyáš niletumena – ni- let- um - hal-na 2. akhakhas tiletumekha = ti -let - a - m - hat- kha 3. hiyyáš yiletumelû

yi-let -ú - m -hal-ú .

Der Stamm kání , werden “ wird auf folgende Weise flectirt : Perfect. 1. âm i - kini mat - kho 2. akhakh ti-kání nár -khi

inyáš ni-kani nár -na akhákháš ti-kání nár -khú

3. huwa yi-kání nára

hiyyáš yi kání nár-ú .

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[ 610]

Präsens . 1. âm kamakh

i - kami - ha - kho

2. akhach tikimakh 3. huwa yikânål

ti - kami- hal - khi

yi-kânî- hal

1. inyâš nikânâna = ni -kâni - hal- na 2. akhâkháš tikânâkhú ti - lân ( u ? )- hal- khu 3. hiyyâš yikânálů

yi-kân ( u ? ) - hal-ú.

Was dieses enge Verwachsen des Hilfszeitwortes hal mit der flectirten Form des Verbum finitum betrifft, so steht das Harari in der Reihe der modernen mit dem semitischen Sprachstamme zusam menhängenden Sprachen nicht allein da ; im Gegentheile stimmt diese Bildung - bei sonstigen tiefgreifenden Unterschieden - mit jener des Saho und Galla vollkommen überein.

In ersterer Sprache

wird nämlich durch Zusammensetzung des Präsens mit dem Stamm al eine präsentische Dauerform gebildet, während in letzterem eine Zusammensetzung des Perfects mit dem Stamme al (hier unter der Form ar ) im Sinne eines dauernden Präteritums ge bräuchlich ist .

Man vergleiche : Saho. betoliu

betu - aliu , ich esse

bettolitu = bettu -alitu betole

beta - ale

Galla.

ademera = ademe - era , ich ging fort

ademterta = ademte - erta ademera = ademe- era

bettole ? = betta -ale

ademterti = ademti - erti

bennolinu = bennu - alinu

ademnerra

betton - alitin

( er - na ) ademtanirtu = ademtani- ertu

beton -alon

ademaniru = ademani- eru .

ademne - orra

Merkwürdig ist -- ganz abweichend von Harari – die Über einstimmung zwischen dem Saho und Galla in Betreff der Bildung des Präteritum und Präsens - Futurum , welche beide sich durch nichts als die Suffixe, welche in der ersten Form in e ( = a + i), in der zweiten hingegen in a ausgehen , unterscheiden .

Man vergleiche:

13

[611 ] Präteritum . Saho.

Galla.

1. bete, ich ass

ademe, ich ging ademte

2. bette 3. m. bete

ademe

3. f. bette

ademte

1. benne

ademne

2. betten

ademtani

3. beten

ademani.

Präsens- Futurum. 1. beta, ich esse , werde essen 2. betta

adema, ich gehe, werde gehen ademta

3. M. beta 3. f. betta

adema ademti

1. benna

ademna

2. bettan

ademtu ( = ademtum ) ademu ( = ademun ),,

3. betan

ein neuer Beweis , wie das Hararî selbst das Saho , dessen eigen thümliche und ziemlich alte Bildungsform Ewald aufgefallen ist, an Alterthümlichkeit bedeutend übertrifft und also noch mehr An spruch als dieses hat als Sprache äthiopischen Stammes gleich dem Amharńa angesehen zu werden. Nachdem uns, wie ich hoffe, aus der Formenlehre hinreichend klar geworden ist , wohin wir das Harart einzutheilen haben , will ich nun zur Untersuchung des Lexikons schreiten und daraus einiges zur Vervollständigung meiner Skizze und Verstärkung des Beweises hervorheben . Dabei spielen unstreitig die Zahlenausdrücke eine Hauptrolle. Diese sind im Hararî folgende, denen wir der Vergleichung wegen die des Amharna und Gěěz gegenüberstellen wollen . Amharna.

Harari. 1 ahad

አድ፡

Cand )

2 kot

Unt : አታት፡

(húlat ) ( sôst )

3 sistí 4 harad

azt :

( arat )

Gěěz nche : ክልኤቱ፡ :

( aḥadů )

want :

( salastů )

አርባዕቱ: :

Carbâ ' tű )

(kěl étů )

14

[612]

5 hamisti

አድስት፡:

( aměst )

ዓድስቱ፡:

( chaměstů )

6 saddisti

ስድስት : : ሰባት፡:

( sěděst) ( sabat )

ስድስቱ፡: ANOR :

( sěděstů ) ( sabʻatú )

hot :

(sément )

1003+ : ትስዑቱ፡:

( samantů )

( zațań )

OWC :

( ásartů )

7 sâtî

8 sot oder sit 9 sehtan

ዘጠኝ ::

10 assir 90 sehtana

አሥር፡:

( asr )

ዘጠና ::

( zațaná ).

( tes'atú )

!

Aus dieser Zusammenstellung sehen wir deutlich , worin das Zahlwort im Harari mit dem amharischen übereinstimmt und worin es wiederum von demselben abweicht. Gemein mit demselben hat es die Zahlenausdrücke für vier und neun , die nicht semitischer Natur sind ;

dagegen stimmt die

Bezeichnung für „ eins “ und „ zwei “ mit den äthiopischen ahadů, kěl'êtû ; ebenso ist die Endung tỉ bei den Zahlenausdrücken für drei, fünf, sechs , sieben nichts anderes als das äthiopische - tú und dem

1

amhârischen nackten t gegenüber ein Stück Alterthum . Neben den Zahlenausdrücken finden sich in dem , wenn auch ziemlich mageren Glossare , das Burton S. 536–582 mittheilt, einige Ausdrücke , die bestimmt nur auf eine Sprache äthiopischer

i Abkunft bezogen werden können . Solche Ausdrücke sind : igir „ Fuss “

äthiop . %90 : ( gr ) ;

rahab „ hungrig “

äthiop . Cmn : (rèchèba ) „ hungrig sein “ , hebr. 2y7 ;

warhay

„ Mond " = äthiop . 004 : ( warch ) „ Mond “ , hebr. 17 ; - assů ,, Salz “ äthiop . & 0 : ( z @w ) ; uf, plural . uf-áš „ Vogel “ äthiop. 04 : ( ' of ), hebr. 919 ; – ruhuk , entfernt" = äthiop. cho : ( rēķěqa ) „ entfernt sein “, hebr. pon ; – inisti „ Weib , weiblich “ = äthiop . ait : ( anst ) ; nagdši „ Gouverneur - äthiop . 320 : (négűs ) „ König “ ; gisti „ Königinn “ äthiop . 72w1 : ( ně gěst ) ; — hariyya , Schwein “ = äthiop . 20P : (harâwyá ) etc. Ich hoffe , aus dieser Skizze wird Jedermann klar geworden sein , wobin wir das Harari einzutheilen haben . Offenbar ist es eine echt semitische Sprache , und schliesst sich , nicht wie Bleek , Lepsius und Burton meinen , an das Dankâlî, Şômâlî, Galla , sondern umittelbar mit dem Amharńa an das Gěěz an . Überhaupt ist man auf dem Gebiete der afrikanischen Linguistik in

15 613] Betreff der sogenannten halb - semitischen Sprachen noch nicht ganz im Klaren . Worin das Wesen und der eigentliche Charakter dieser Sprachen besteht und wodurch sie sich von den im engeren Sinne sogenannten semitischen Sprachen unterscheiden , — das werde ich in einer folgenden Abhandlung 1) näher zu zeigen versuchen .

1) Lottner's Aufsatz in den „ Transactions of the philological society “ (in Lon don) 1860–61, pag. 20 ff. und 112 ff., behandelt den Gegenstand im Ganzen recht gut ; nichts desto weniger scheint aber diese für die afrikanische Lingui stik äusserst wichtige Frage einer nochmaligen , wenn nicht mehrmaligen Erör terung unterzogen werden zu müssen.