Beiträge zur Archäologie des Mittelalters 9783412320973, 9783412093686


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Beiträge zur Archäologie des Mittelalters
 9783412320973, 9783412093686

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LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND R H E I N I S C H E S LANDESMUSEUM BONN UND V E R E I N VON ALTERTUMSFREUNDEN IM R H E I N L A N D E

BEIHEFTE DER BONNER JAHRBÜCHER Band 28

RHEINISCHE AUSGRABUNGEN l

BEITRÄGE ZUR ARCHÄOLOGIE DES MITTELALTERS

® 1968

BÖHLAU VERLAG K Ö L N GRAZ

Veröffentlicht m i t M i t t e l n des Kultusministeriums des Landes N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1968 by Böhlau-Verlag, Köln Drude: Joh. Heider, Bergisch Gladbach Klischees: Julius Fröbus GmbH, Köln Einband: Kaspers, Düsseldorf Printed in Germany

INHALT Μ. M ü l l e r - W i l l e Eine Niederungsburg bei Haus Meer, Gem. Büderich, Kreis Grevenbroich .

.

1

W . J a n s s e n und M. M ü l l e r - W i l l e Das Fundmaterial der Grabungen 1962—1964 auf der Niederungsburg bei Haus Meer

56

H . M e r t e n s und G. S t r u n k - L i c h t e n b e r g Bodenkundlicher Beitrag zur Ausgrabung der mittelalterlichen Motte bei Haus Meer

80

H.

Scheller Zeitliche Einordnung der über der Flachmotte bei Haus Meer abgesetzten

Bodenschichten E.

86

Hollstein Jahrringchronologische Untersuchung von Holzproben aus der Motte bei Haus Meer

92

K.-H. K n ö r z e r Ein Teilergebnis der Untersuchung pflanzlicher Großreste bei der Ausgrabung an der Niederungsburg bei Haus Meer

97

А. Т . С 1 a s ο η Die Tierreste aus der Motte bei Haus Meer K . - H . K n ö r z e r und G. M ü l l e r Mittelalterliche Fäkalien-Faßgrube mit Pflanzenresten aus Neuß .

101

.

131

H. B o r g e r Die Ausgrabung an St. Quirin zu Neuß in den Jahren 1959—1964 (Vorbericht)

170

H . B o r g e r und W. S ö l t e r Die Ausgrabungen in der ehemaligen Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria zu Münstereifel in den Jahren 1963 und 1964 (Vorbericht)

241

D. W o r t m a n n Grabung in der Pfarrkirche St. Gereon in Niederbachem, Landkreis Bonn .

258

M. F. F i s c h e r und F. O s w a l d Zur Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen

Tafeln

.

.

.

268

EINE NIEDERUNGSBURG BEI HAUS MEER, GEMEINDE BÜDERICH, KREIS GREVENBROICH von

Michael

Müller-Wille

Einleitung Gegenüber Düsseldorf-Lohausen liegt in einer verlandeten Rheinschlinge nördlich von Büderich (Kr. Grevenbroich), etwa 200 m nordöstlich von Haus Meer, eine flachhügelige Erhebung, deren unmittelbare Umgebung in der mündlichen Überlieferung als Burgplatz bekannt ist. Da die Vermutung bestand, daß es sich hierbei um die Reste einer aufgelassenen Niederungsburg handele, wurden auf Anregung des Heimatkreises Büderich und seines Leiters F. Hellmich (f) seit 1962 an dieser Stelle systematische Grabungen seitens des Rheinischen Landesmuseums betrieben. Die wissenschaftliche Leitung der Grabung lag in den Händen von A. Herrnbrodt, während P. J. Tholen die Aufmessung und Befundaufnahme leitete, unterstützt von R. Gruben und A. Herbers, denen die technische Überwachung der Pumpen für die Grundwassersenkung oblag. In den Kampagnen 1963 und 1964 waren ständig 3—5 Grabungsarbeiter tätig, die sich schon in den Großgrabungen von Xanten, Neuß und Gellep bewährt hatten. Bei den Aufmessungen während der Grabungskampagnen 1963 und 1964 halfen außerdem stud. U. Becker, G. Clauß, A. von Gladiß, W. Huld, I. Stade und W. Thesen mit. Im Frühjahr 1964 wurde der Verf. beauftragt, die örtliche wissenschaftliche Leitung zu übernehmen und den ersten Hauptbericht vorzubereiten, der größtenteils auf den von P. J. Tholen erstellten Unterlagen und seinen mündlich mitgeteilten Beobachtungen beruht. In den folgenden Ausführungen legt der Verf. die Ergebnisse der Grabungskampagnen 1962—1964 vor, über die schon einige kurze Vorberichte erschienen sind1. Das Fundmaterial, vorwiegend Keramik und Eisen, wird in einer gesonderten Studie behandelt 2 . Die Zeichnungen führten W. Thesen, P. J. Tholen und F. Zack aus. Die archäologischen Untersuchungen erhielten von naturwissenschaftlicher Seite tatkräftige Unterstützung, für die an dieser Stelle herzlich gedankt sei. So wurden bodenkundliche Analysen von Frau Dr. G. Strunk-Lichtenberg und Herrn Dr. H. Mertens, Institut für Bodenkunde der Universität Bonn, ausgeführt (siehe unten S. 80 ff.). Herr Oberregierungsbaurat Scheller, Trier, befaßte sich mit den Stromablagerungen des Mittelalters (siehe unten S. 86 ff.). Herr Dr. E. Hollstein, Trier, untersuchte Holzproben, um die Holzarten zu bestimmen und jahrringchronologische Aussagen machen zu können (siehe unten S. 92 ff.). Die ersten pflanzenmakroskopischen Ergebnisse legt Herr Dr. К. H. Knörzer, Neuß, vor (siehe unten S. 97 ff.). Eine ausführliche Studie über die Tierknochen hat Frau Dr. Α. T. Clason vom Biologisch-Archäologischen Institut, Groningen, verfaßt (siehe unten S. 101). 1

W. Fohl, Uber die Forschung Meer. Büdericher Heimatbl. 4, 1962, 59 ff. — A. Herrnbrodt, Motte Burg Meer. Die Grabungskampagne 1963. Ebd. 5, 1963, 7 ff. — Ders., Bonner Jahrb. 164, 1964, 548 f. u n d Beihefte der Bonner Jahrbücher Bd. 27 (1967) 62 ff. 2 W. Janssen und M. Müller-Wille, siehe S. 56 ff.

2

Michael Müller-Wille

1. D i e L a g e der Motte bei H a u s Meer, Gem. Büderich (Grundlagen: Topografische Karten 1 : 25 0 0 0 : 4705 Willich und 4706 D ü s s e l d o r f ; Geologische Karten 1 : 25 000: Willich [Berlin 1916] und Düsseldorf [Berlin 1936]). — Maßstab 1 : 40 000.

I. T o p o g r a p h i e Der linksrheinische Altlauf, in dessen südlichem Arm die vermutete Niederungsburg gelegen ist (Bild l) 3 , befindet sich, naturräumlich gesehen, in der mittleren Niederrheinebene (Ürdinger Rheinaue) des Niederrheinischen Tieflandes 4 . Er wird im Norden von Topogr. K a r t e ( T K ) 1 : 2 5 000, 4706 D ü s s e l d o r f : r 47340, h 81760. K . Paffen, Forschungen zur Deutschen Landeskunde B d . 68 (Remagen 1953), Übersichtskarte 1 : 4 0 0 000. — Ders., N a t u r - und Kulturlandschaft am deutschen Niederrhein. Ber. z. D t . Landeskunde 20, 2, 1958, 177 ff. und Ubersiditskarte 1 : 4 0 0 000. 3 4

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

3

2. Das Uberflutungsgebiet des Rheines zwischen Büderich und Kaiserswerth (nach H . Scheller). Maßstab 1 : 75 ООО.

der Ortschaft Ilverich und im Süden vom Ortsteil Meerer Busch begrenzt; im Osten stößt er hart an die jüngste Stufe der Niederterrasse an, die auf weite Flächen hin von alluvialen Hochflutablagerungen bedeckt ist (Tafel 1,1) 5 . Die nach Nordosten beuteiförmig zulaufende Schlinge mit einer Durchschnittsbreite von 400 m ist in ihrem Ostteil überwiegend von Flachmoortorf, im Westteil hingegen von lehmigen Aufschüttungen bedeckt. Sie weist einen mittleren Flurabstand des Grundwassers von weniger als 2 m auf, der sich deutlich von der höhergelegenen Umgebung unterscheidet6. Der gesamte Bereich bis zur Niederterrassenstufe bei Haus Meer gehört zum Überschwemmungsgebiet des Rheines (Bild 2)7. So erreichte das Hochwasser im Jahre 1795 bei Haus Meer eine Höhe von 35,03 m, im November 1882 eine Höhe von 34,13 m über N N ; demnach befand sich die in einer Höhe von 28,40 m gelegene hügelartige Erhebung nordöstlich von Haus Meer bei extremen Hochwassern 4,5 bis 5,5 m unter dem Wasserspiegel8. E . Zimmermann, Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern, Lief. 234, Blatt Düsseldorf N r . 2718 (Berlin 1930) 9 ff. 6 J . van Eimern, Schwankungen des natürlichen Wasserhaushaltes am linken Niederrhein unter besonderer Berücksichtigung der Grundwasserschwankungen (Unveröffentl. Diss. Bonn 1948). Manuskriptkarte 1:100 000 (im Geogr. Inst, der Univ. Bonn). — Vgl. auch Zimmermann a.a.O. 13 ff. Tiefbohrungen 5,6 und 10—13. 7 H . Scheller, Hochwasser in Moers und Höhenlinien zwischen Kaiserswerth und Rheinberg. Heimatkalender 1964 für den Kreis Moers, 56 Abb. 4. — Ders., Veränderungen des Rheinlaufes bei Neuß. Unveröifentl. Manuskript, Druck in Vorbereitung. 8 Freundl. Mitteilung von Herrn Oberreg.-Baurat H . Scheller, Trier. — Vgl. auch R . Jasmund, Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851—1900 (Berlin 1901) 164 Abb. 161. 5

4

Michael Müller-Wille

3. Katasterplan von 1861 über die Flur XVI, Bürgermeisterei Büderich. — Maßstab 1 : 10 000.

Abgesehen von dem Flurnamen ,Burgplatz', der sich auf die flachhügelige Erhebung bezieht, geben alle anderen Bezeichnungen in der Rheinschlinge, wie sie beispielsweise auf der Katasterkarte von 1861 eingetragen sind (Bild 3), die Feuchtigkeit des Geländes an. So ist ,Meerc die alte, vom Hauptstrom abgetrennte Schlinge; ,Brudi' deutet auf sumpfiges oder anmooriges Gelände, ,Benden' auf baumlose Heuwiesen oder Feuchtwiesen im Talgrund hin 9 . Das Bestimmungswort in ,Frauenbenden' und ,Frauenbroich' — letzterer Name erscheint für den südöstlichen Teil der Rheinschlinge auf der Tranchot-Karte von 180710 — weist auf das nahegelegene ehemalige Prämonstratenserinnenkloster, heute Haus Meer, welches die umliegenden Ländereien zu seinem Besitz rechnete.

II. Q u e l l e n In zwei Urkunden aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird ein ,Castrum Mere' in. Verbindung mit der Gründerfamilie des Prämonstratenserinnenklosters St. Laurentius erwähnt, dessen Baureste bei Haus Meer 1963 ausgegraben wurden 11 . Das auf der hochwasserfreien Niederterrasse gelegene Kloster (Bild 35) wurde 1166 von Hildegundis 9

H . Dittmaier, Rheinische Flurnamen (Bonn 1963). W. Fohl, Büdericher Heimatbl. 1, 1959 Abb. auf S. 18. H . Borger, Die archäologische Untersuchung des Prämonstratenserinnenklosters Meer. Büdericher Heimatbl. 5, 1963, 11 ff. — Ders., Das Prämonstratenserinnenkloster St. Laurentius zu Meer. Der Niederrhein 32, 1965, 41 ff. — W. Föhl, Über die Baugeschichte der Meerer Klosterkirche. Büdericher Heimatbl. 5, 1963, 19 ff. — H . Borger, W. Sölter und U. Wester, Die Ausgrabung des ehemaligen Prämonstratenserinnenklosters Meer bei Düsseldorf (Bericht I). Unveröffentl. Manuskript (für die Einsicht in das Manuskript danke ich H e r r n Dr. H . Borger, Bonn). 10

11

5

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

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6

Michael Müller-Wille

5. Schnittplan über die Motte. — Maßstab 1 : 5 0 0

de шаге gegründet und bestand bis zur Säkularisation im Jahre 180212. Hildegundis, Tochter des Hermann von Liedberg, brachte die Herrschaft oder Grafschaft Meer, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Besitz des auf Liedberg lebenden Edelherren gekommen war, bei ihrer Heirat als Mitgift an den Grafen Lothar von Are und schenkte den Besitz — ,Castrum suum Mere et universa predia sua' — im Jahre 1166 nach dem frühen Tod ihres Mannes und ihres Sohnes Theodorich der Kölner Kirche, mit der Auflage, ein Kloster gründen und als erste Äbtissin leiten zu können 13 . Der Besitz der Grafschaft Meer kam damit unter die Verwaltung des Kölner Erzbischofs, dem auch die Ministerialen des kurzlebigen Grafenhauses Are-Meer als Vasallen unterstanden. In einer Urkunde vom Jahre 1164 wird ebenfalls das ,Castrum Mere' erwähnt. Der älteste Sohn der Klostergründerin Hildegundis, Theoderich, Erbe der Grafschaft Meer 18

Eine Übersicht der Klostergeschidite gibt P. Clemen, D i e Kunstdenkmäler des Kreises N e u ß (Düsseldorf 1895) 43 ff. — Z u m U r k u n d e n b e s t a n d des Klosters Meer: Das H a u p t a r c h i v Düsseldorf u n d seine Bestände. 4. Stifts- und Klosterarchive (Siegburg 1964) 240 ff. 13 G r ü n d u n g s u r k u n d e : T . J . Lacomblet, Urkundenbuch f ü r die Geschichte des Niederrheins 1 (Düsseldorf 1840) N r . 415. Es h e i ß t darin u. a.: . . Hildegundis cometissa de A r a e . . . Castrum s u u m M e r e et universa predia sua . . . in m a n i b u s nostris o b t u l i t ' . Aus einer von Erzbisdiof Reinald von Köln bezeugten U r k u n d e des Jahres 1166 geht hervor, d a ß H i l d e gundis in einer zweiten Erbteilung mit ihrer Schwester Elisabeth von R a n d e r a t h das „Castrum mere" mitsamt den Ministerialien u n d Zubehör sowie anderen Erbgütern erhalten h a t (Lacomblet a.a.O. N r . 414): ,Cessit siquidem domne H i l d e g u n d i Castrum Mere cum omnibus ministerialibus. ceterisque hominibus et cunctis possessionibus ac iusticiis eidum Castro pertinentibus/

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

7

(1164 kinderlos verstorben), bestimmt darin, daß Hermann von Lipperen, seine Schwestern und ihre Kinder Wachszinse an die St. Laurentius-Kapelle ,in castro meo videlicet mere' abzugeben haben". Eine genaue Lokalisierung des,Castrum mere' ist bisher noch nicht möglich gewesen", doch vermutete man seine Reste auf dem in der Rheinschlinge gelegenen .Burgplatz' 1 '. Wieweit die Quellen sich auf die bei der Grabung entdeckten Baureste beziehen könnten, sei vorerst dahingestellt.

III. D i e

Ausgrabungsbefunde

Die im Dreieck zwischen der dammartig erhöhten Straße (Isselsdiek) Büderich—Ilverich, dem Graben und dem Mühlenbach gelegene flache Aufschüttung hebt sich nur 1 m von der Umgebung ab (Bild 4 und Tafel 1,2). Die fast ovale Erhebung weist von SW nach N O eine Länge von 40 m und von SO nach N W eine Länge von 50 m auf; sie gliedert sich, grob gesehen, in zwei Teile. Im Osten erkennt man ein von der 28,80 mHöhenlinie begrenztes Rechteck von etwa 25 χ 22 m Größe, dessen höchster Punkt bei 29,40 m über N N liegt. Im Westen schließt sich eine etwa 0,60 m tiefer gelegene ,vorburgartige' Fläche an, deren ovale Form deutlich in der 28,80 m-Höhenlinie zum Ausdruck kommt. Südöstlich und südwestlich des Rechteckes befinden sich weiterhin zwei von der 28,80 m-Höhenlinie begrenzte Erhöhungen langgestreckter Form. Im Juli und August 1962 wurde durch den östlichen Teil der Erhebung in SW-NORichtung ein 3 m breiter und 48 m langer Suchschnitt (I) gelegt, dessen Längsrichtung durch die in Reihen angelegte Pappelpflanzung bedingt war (Bild 5). Schon 1,50 m unter der höchsten Stelle (bei 27,90 m über N N ) stieß man auf Grundwasser 17 , das eine weitere Tiefengrabung unmöglich machte. Die Absenkung des Grundwassers bildete daher eine nötige Voraussetzung für die folgenden Grabungskampagnen. Diese kostspielige und schwierige Aufgabe übernahmen dankenswerterweise die Rheinischen Braunkohlenwerke AG. Köln. Mit Hilfe von zwei automatischen Pumpen in Tiefbrunnen, die nördlich des zu untersuchenden Nordostquadranten angelegt wurden und zu denen mit Filterkies gefüllte Abfanggräben führten, gelang es, das Grundwasser aus der Grabungsfläche zu halten. Außerdem wurde stellenweise eine Dieselpumpe zur Abführung von Grundwasser eingesetzt. In der Grabungskampagne Juli—Dezember 1963 wurden fünf weitere, jeweils 3 m breite Schnitte (II—VI) angelegt, die zur Untersuchung des nordöstlichen Quadranten 14 T . J. Lacomblet, Urkundenbudi f ü r die Geschichte des Niederrheins 4 (Düsseldorf 1858) N r . 629. Es heißt darin u. a.: ,Ego Theodericus Marensium prediorum ac beneficiorum hereditaria successione humilis possessor una cum matre mea dilectissima Hildegundi notum facio . . . Herimannum quendam et duas sorores eius . . . cappellulae b. Laurentii quae est in Castro meo videlicet mere, cum filiis et filiabus suis iure cerecensuali attinentes . . . ' 15 H . Keußen, Das adelige Frauenkloster Meer bei Moers. Zur Erinnerung an die vor 700 Jahren vollzogene Stiftung dieses Klosters (Krefeld 1866) — Clemen a.a.O. (vgl. Anm. 12) 44. 11 Föhl a.a.O. (vgl. Anm. 10) 20. — Ders. a.a.O. (vgl. Anm. 1) 60 ff. — A. Steeger, Zur Baugesdiichte früher niederrheinischer Wasserburgen. ,Die Heimat lebt.' Rhein. Verein f ü r Denkmalpflege und Heimatk u n d e 1953, 47. 17 Der Flurabstand des Grundwassers betrug demnach 0,50 m in der unmittelbaren Umgebung der Grabungsstelle.

8

Michael Müller-Wille

dienten. Zur Profilkontrolle blieben zwischen den Schnitten I/II, II/III und IV/V jeweils 0,50 m breite Bänke stehen. In der Grabungskampagne Mai—August 1964 setzte man die Arbeiten im Nordostquadranten fort und untersuchte außerdem die Schnitte II—IV, die von der nordwest-südöstlich verlaufenden Grundlinie aus um 22 m nach SW verlängert wurden. Die Feldpläne sind im Maßstab 1 :50, 1 :20 oder 1 :10 gezeichnet. Alle Hölzer mit Bearbeitungsspuren erhielten ein Metallplättchen mit eingeschlagener Nummer, wurden im Maßstab 1 : 1 0 aufgemessen und in einem ausgebaggerten Wassersumpf südwestlich der Grabungsstelle konserviert; die wertvollen Stücke kamen zur Werkstatt des Landesmuseums Bonn.

A. D I E

FLACHSIEDLUNG

Nach den bisherigen Ausgrabungen in den genannten Schnitten läßt sich folgendes vorläufige Ergebnis festhalten. Unter einer von Hochflutlehmen bedeckten Aufschüttung, die aus einem Lehmauftrag und einer darunterliegenden Holzpackung besteht, befinden sich Reste von Holzgebäuden. Bisher konnten Teile von drei Häusern (I—III) festgestellt werden, deren Fundamente etwa 27,70 m ü. N N liegen, also 1,70 m unter dem höchsten Teil der Aufschüttung (Bild 6 und 25). Die Gebäude sind dicht aneinandergebaut; so ist das Gebäude I nur durch einen schmalen, etwa 1 m breiten Gang von dem östlich anschließenden Gebäude II getrennt und etwa 3 m von dem südlich gelegenen Gebäude III entfernt. Infolge des hohen Grundwasserstandes sind die einzelnen Bauhölzer außerordentlich gut bewahrt 18 .

1. G e b ä u d e I Das Fundament des Gebäudes I wird von vier Schwellbalken gebildet, die ein west-östlich19 ausgerichtetes Rechteck von 6,40 χ 6,00 m Größe umsdhließen, wenn man den südlichen Schwellbalken in seine ursprüngliche Lage zurückversetzt (Bild 7 und Tafel 2,1). Die sich rechtwinklig kreuzenden Balken sind an den Ecken verkämmt oder miteinander verschränkt. Ihre Endstücke ragen jeweils etwa 0,20 m über den Eckverband hinaus und bilden somit kleine ,Vorstöße' 20 . Die Breite der Balken schwankt zwischen 0,25 und 0,40 m, die Höhe — erst bei zweien bekannt — zwischen 0,22 und 0,26 m. Der nördliche Schwellbalken ruht auf einem Rostbalken (Nr. 238), der auf der Nordostecke mit dem über ihm liegenden östlichen Schwellbalken verkämmt ist. Alle Balken weisen auf ihrer Oberseite eine 0,04—0,06 m breite und 0,04—0,05 m tiefe Längsnut auf, in der die Wandplanken stehen. Wie schon angedeutet, befindet sich der südliche Schwellbalken nicht mehr in situ. Er wurde bei der Errichtung einer doppelten, west-östlich verlaufenden Palisadenreihe aus dem Verband mit dem östlichen Schwellbalken herausgehoben, etwa 1,20 m nach S verschoben und als Füllholz verwendet (Bild 33 und S. 46). 19

Für Hinweise hinsichtlich der Baubefunde danke ich den Herren Prof. Dr. H . Hinz, Kiel, und Dr. A . Zippelius, Kommern. " Im folgenden wird der Einfachheit halber Westen f ü r Nordwesten, N o r d e n für Nordosten, Osten f ü r Südosten und Süden für Südwesten, westlich für nordwestlich usw. gebraucht. 20 H . Phleps, Holzbaukunst. Der Blockbau (Karlsruhe 1942) 56.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

7. Grundriß des Gebäudes I. — Maßstab 1 : 50.

10

Midiael Müller-Wille

Etwa in der Mitte des Rechtecks liegt in Ost-West-Richtung eine 0,20—0,28 m breite und 0,20—0,27 m hohe Fundamentsdrwelle (Nr. 102), die mit dem östlichen und westlichen Schwellbalken verschränkt ist und an den Enden eine Quernut aufweist, welche jeweils mit der Längsnut des östlichen und westlichen Schwellbalkens korrespondiert (Bild 8 und 9). Die drei rechteckigen Eintiefungen von 0,13 χ 0,12 m Größe und 0,05 m Tiefe auf ihrer Oberseite dienten zur Aufnahme von Ständern, von denen der östliche (Nr. 75) noch bis zu einer Höhe von 0,60 m erhalten war (Bild 11,7). Etwa 0,30 m südlich dieser Schwelle und parallel zu ihr liegt ein hochkant gelegter Schwellbalken (Nr. 101) 21 mit einer Längsnut auf der Oberseite. Sein auf dem östlichen Schwellbalken aufliegendes Endstück ist durch zwei 0,21 m lange Dübel gegen eine Verschiebung zu den Seiten hin gesichert (Bild 8). Im W ist sein durch eine Aussparung verjüngtes Ende durch die Stabwand geführt (Bild 9), die an dieser Stelle einen entsprechend großen Ausschnitt aufweist (Bild 10 und 11,3). Bei den Schwellbalken N r . 261 und 101 sind die Längsnuten jeweils an zwei Stellen nach S O bzw. SW geöffnet. Die Funktion dieser von den Längsnuten ausgehenden schmalen Ausstemmungen ist noch unklar. Man könnte an Wasserableitungen denken, wie sie — wenn auch in anderer Ausführung — bei den skandinavischen Stabkirchen anzutrefBeide durch das Hausinnere führenden Balken sind nach der Holzartenbestimmung von E. Hollstein aus Eiche gearbeitet (Proben I 6 und 1 7 . — Vorbericht E . Hollstein v o m 15. 10. 1964).

21

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

11

fen sind 2 2 . Wenig einsichtig ist es jedoch d a n n , d a ß solche Schrägnuten beim Balken N r . 101 im I n n e n r a u m des Gebäudes v o r k o m m e n . Ebenfalls schwer zu deuten sind die rechteckigen Eintiefungen v o n 0,02—0,05 m Tiefe auf dem südlichen u n d östlichen Schwellbalken. Schwellbalken

(Gebäude

I) 2 S a

261:Südlicher Sdiweilbalken. Erfaßte L. 4,50 m; Br. 0,30—0,40 m; H . 0,26 m. Längsnute: Br. 0,04—0,07 m; T. 0,05 m. Drei Nutvertiefungen bis zu 0,10 m, die erste am östlichen Ende, die beiden folgenden jeweils im Abstand von etwa 1,80 m. An zwei Stellen ist die Längsnut nach SO bzw. SW geöffnet. Eine Quernut stößt 0,36 m vom östlichen Ende auf die Längsnut. Nördlich der Längsnut, etwa in Balkenmitte, zwei rechteckige, 0,12 χ 0,10 bzw. 0,14 χ 0,10 m große, 0,02 m tiefe Eintiefungen, 0,34 m voneinander entfernt. Südlich der Längsnut zwei schmalrechteckige 0,26 bzw. 0,22 m lange und 0,02 bzw. 0,05 m tiefe Eintiefungen am oberen Balkenrand. Auf der Unterseite, 0,23 m westlich vom östlichen Ende, eine 0,20 m breite und 0,10 m hohe Ausklinkung für die Aufnahme des östlichen Schwellbalkens. Der Sdiweilbalken liegt nicht mehr in situ; er ist aus dem Eckverband mit dem östlichen Schwellbalken herausgehoben und um 1,20 m nach S verlegt worden. 239:östlicher Sdiweilbalken. L. 7,30 m (bis zur NO-Ecke); Br. 0,24—0,26 m; H . ?. Längsnut: Br. und T. 0,04 m. Auf der Oberseite, 0,30 m vom südlichen Ende entfernt, eine 0,36 m 22

Dort weisen die Sdiweilbalken bisweilen röhrenförmige Durchbohrungen auf, die vom Boden der Längsnut schräg nach außen führen: E. Ekhoff, Svenska Stavkyrkor (Stockholm 1914—16) 33. 192. 268 Abb. 179, II und Abb. 369. — Vgl. auch K. Bjerknes, Urnes stavkirke. H a r det vaert to bygninger forut for den nuvaerende Kirke? Foreningen til Norske Fortidsminnesmerkers Bevaring. Arbok 1958, Abb. auf S. 79. 22a

Abkürzungen: Br. Breite, Brst. = Bruchstück, D m . = Durchmesser, H . = Höhe, L. = Länge, St. = Stärke, T. = Tiefe, gr. = größte(r), mittl. = mittlere(r).

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Michael Müller-Wille

breite und 0,04 m tiefe Ausklinkung für die Aufnahme des südlichen Schwellbalkens. ö s t lich vom aufgesetzten und an beiden Seiten durch Dübel verkeilten Schwellbalken 101 eine 0,12 χ 0,14 m große und 0,05 m tiefe rechteckige Eintiefung. Für die Aufnahme des Schwellbalkens 102 eine 0,30 m breite und 0,07 m tiefe Ausklinkung auf der Oberseite in Balkenmitte. Kurz vor der NO-Ecke ist der Balken gebrochen. 238:Rostbalken unter dem nördlichen Schwellbalken. L. 6,70 m; Br. ?; H. ?. Im W an den westlichen Schwellbalken anstoßend, im О über den nördlichen Schwellbalken um 0,40 m hinausreichend. An der NO-Ecke verkämmt mit dem darüberliegenden östlichen Schwellbalken. 108: Nördlicher Schwellbalken. L. 6,80 m; Br. 0,25—0,34 m; H. 0,22—0,24 m (Ostende). Längsnut: Br. 0,04—0,05 m; T. 0,05 m. Fünf Nutvertiefungen und -Verbreiterungen bis zu 0,10 m bzw. 0,07 m: an beiden Enden je eine und dazwischen drei Vertiefungen für die Aufnahme der Wandplanken 109 und 257 bzw. der Wandständer 118, 208 und 198. Eine Quernut, 0,15 m westlich vom östlichen Ende. Etwa 0,65 m östlich des westlichen Endes ein dreieckiger, 0,05 m breiter und tiefer Einschnitt an der südlichen Längsseite. An beiden Enden auf der Unterseite 0,28 m lange und 0,04—0,05 m hohe Ausklinkungen für die Aufnahme der westlichen und östlichen Schwellbalken. Das östliche Ende liegt 0,30 m höher als das westliche. Der Schwellbalken ist, abgesehen vom westlichen Ende, um 30° nach außen abgekippt und hat somit einen Teil des östlichen Schwellbalkens mitgerissen. Zwischen den Nutplanken 118 und 208 weist der Balken an der südlichen Längsseite und auf der Oberseite Brandspuren auf. 91: Westlicher Schwellbalken. Erfaßte L. 4,40 m; Br. 0,26—0,28 m; H. ?. Längsnut: Br. 0,06 m; T. 0,05 m. Eine 0,34 m breite und 0,05—0,12 m tiefe Ausklinkung auf der Oberseite für die Aufnahme des Schwellbalkens 102. 102: Schwellbalken. L. 6,76 m; Br. 0,20—0,28 m; H. 0,20—0,27 m. Das westliche Ende ist abgetreppt. Auf der Unterseite, 0,10 m östlich vom westlichen Ende, eine 0,32 m breite und 0,05—0,06 m hohe Ausklinkung für die Aufnahme des westlichen Schwellbalkens. Auf der Oberseite eine Quernut (Br. 0,04 m, T. 0,05 m), mit der Längsnut des westlichen Schwellbalkens korrespondierend; weiterhin drei rechteckige Eintiefungen von 0,13 χ 0,12 m Größe im Abstand von 1,60 bzw. 1,84 m (von W nach O). Sie sind 0,04—0,05 m tief und laufen nach unten leicht konisch zu. Die Eintiefungen dienten zur Aufnahme von Ständern, von denen der östliche noch bis zu einer Höhe von 0,60 m erhalten war (Nr. 75). Das östliche Ende ist nach außen abgeschrägt. Auf der Unterseite eine rechteckige, 0,31 m breite und 0,10 m hohe Ausklinkung für die Aufnahme des östlichen Schwellbalkens. Auf der Oberseite eine 0,04 m breite und tiefe Quernut, die mit der Längsnut des östlichen Schwellbalkens korrespondiert. Der Balken ist zur Mitte hin leicht aufgewölbt. 101: Schwellbalken. L. 6,34 m; Br. 0,20 m; H. 0,24—0,37 m. Längsnut: Br. 0,06 m; T. 0,05 m. An zwei Stellen ist die Nut nach SO geöffnet. Das westliche Ende weist einen 0,12 m tiefen Einschnitt auf der Nordseite auf. Das durch die Aussparung verbliebene Ende ist durch das Stabbrett 95 der Westwand geführt, das einen entsprechend großen Ausschnitt hat. Das östliche Ende ist durch zwei Dübel (L. 0,21 m, Br. 0,02 m) verkeilt, die in den östlichen Schwellbalken eingelassen sind. In der Längsnut sind drei Wandplanken erhalten. D e r das F u n d a m e n t bildende Schwellenkranz ruht auf einem Holzrost, dessen oberste Langhölzer in Nord-Süd-Richtung liegen. Stellenweise ist über den runden Langhölzern noch ein Reisiggeflecht erhalten, das ebenso wie die darüberliegende dünne Schicht von Holzspänen (siehe S. 30) wohl zur Abdichtung des Bodens gegen Feuchtigkeit und Kälte diente (Tafel 2 ). Diese Bodenmatte besteht aus etwa 0,05 m dicken Stangenhölzern, zwischen die etwa 0,02—0,04 m starke Zweighölzer quer eingeflochten wurden.

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Eine Niederungsburg bei H a u s Meer

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3

2

1

11. Gebäude I. Wandplanken und Türschwelle aus der Westwand, Wandplanke aus der Trennwand und Ständer von Schwellbalken N r . 102. 1 =

N r . 103; 2 =

N r . 100; 3 =

N r . 9 5 ; 4 = N r . 105; 5 = Maßstab 1 : 2 0 .

N r . 237; 6 =

N r . 231; 7 =

N r . 75.

Ganz ähnliche Bodenmatten sind beispielsweise in der kaiserzeitlichen Wurtensiedlung Hodorf, bei Flechtwandhäusern der älteren Burganlage von Zantoch (8.—10. Jahrh.) und in der Altstadt Hamburg in einem Bauverband des 13./14. Jahrhunderts angetroffen worden 23 . H o d o r f : W. H a a r n a g e l , Die frühgeschichtlichen Siedlungen in der schleswig-holsteinisdien Elb- und Störmarsch, insbesondere die Siedlung H o d o r f . O f f a 2, 1937, 51. 53 Abb. 8. 10. 11. — Zantoch: A. Brackmann und W. U n v e r z a g t , Zantoch, eine deutsche Burg im Osten (Leipzig 1936) 80. — H a m b u r g : R . Schindler, D i e Ausgrabungen in der Hamburgischen Altstadt im J a h r e 1948. H a m m a b u r g 3, 1949, 165 Abb. 3.

23

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Michael Müller-Wille

Größere Teile der Wände sind nur auf der West- und Nordseite erhalten. Die Westwand, noch nidit vollständig ausgegraben, besteht aus alternierenden, senkrecht nebeneinandergestellten Nut- und Federplanken, die miteinander verspundet und in die Nut des Schwellbalkens eingelassen sind (Bild 7 und 10). Die Planken weisen eine Höhe von 0,70 bis 1,00 m auf und zeigen an ihren Oberkanten Brandspuren. Die Breite der sieben erfaßten Nutplanken schwankt zwischen 0,23 und 0,38 m, die Stärke zwischen 0,04 und 0,07 m. Die Nuten an den Schmalseiten sind 0,02—0,04 m breit und bis zu 0,04 m tief (Bild 11,1—3). Die sechs Federplanken mit ihrem spitzovalen Querschnitt sind um die Hälfte schmaler als die Nutplanken; ihre Breite beträgt 0,08—0,16 m, ihre größte Stärke liegt bei 0,02—0,03 m (Bild 11,4). Etwa 1,20 m vor der Nordwestecke setzen die Wandplanken aus; die Längsnut im Schwellbalken hingegen läuft bis zu ihr hin fort. Den freien Raum nimmt ein 1,21 m langes und 0,15 m hohes, hochkant gelegtes Schwellholz (Nr. 237) ein, das an beiden Enden 0,10 m breite und 0,04 m tiefe Ausklinkungen und drei Durchbohrungen aufweist (Bild 7, 10 und 11,5). Das Holz scheint in situ zu liegen, da die südliche Ausklinkung mit einer Ausklinkung in der Nutplanke Nr. 106 übereinstimmt (Bild 10). Es handelt sich wohl um eine Türschwelle. Nicht geklärt ist der Abschluß zur Nordwand. Die nördliche Ausklinkung in der Türschwelle läßt vermuten, daß unmittelbar vor der Nordwand eine Wandplanke oder ein Ständer gestanden hat. Allerdings besitzt der nördliche Schwellbalken keine Quernut an seinem westlichen Ende, wie sie an seinem östlichen Ende und am Ostende des südlichen Schwellbalkens nachzuweisen ist. Demnach kann die postulierte Wandplanke nur auf dem nördlichen Schwellbalken aufgestanden haben, wobei sie zu einem Teil auch in die Längsnut des westlichen Schwellbalkens eingelassen gewesen sein kann. D i e W e s t w a n d ( G e b ä u d e I) 92: Federplanke mit keilförmig zugespitzter nördlicher Schmalseite. Verspundet mit nördlich anschließender Nutplanke 93. — H. 0,81 m; Br. 0,30 m; gr. St. 0,06 m. Nicht ganz freigelegt. 93: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 92 im S und 94 im N. — H. 0,73 m; Br. 0,30—0,35 m; St. 0,04 m. Nut: Br. 0,02—0,03 m; T. 0,03 m. 94: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 93 im S und 95 im N. — H. 0,62 m; Br. 0,08 m; gr. St. 0,02 m. 95: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 94 im S und 96 im N. An der südlichen unteren Ecke ein rechteckiger, 0,05 m tiefer und 0,41 m hoher Ausschnitt. Breitseiten an der Basis leicht nach innen abgeschrägt. — H. 0,84 m; Br. 0,25 m unten, 0,30 m oben; St. 0,05 m. Südliche Nut: Br. 0,04 m; T. 0,02 m. Nördliche Nut: Br. 0,02 m; T. 0,04 m (Bild 11,3). 96: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 95 im S und 97/98 im N. — H.?; Br. 0,09 m; gr. St. 0,03 m. 97/98: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 96 im S und 99 im N. — H. 0,94 m; Br. 0,32 m; St. 0,04—0,06 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,03 m. 99: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 98 im S und 100 im Ν.— H. 0,60 m; Br. 0,10 m; gr. St. 0,02 m. 100: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 99 im S und ,ohne Nummer' im N. — H. 0,95 m; Br. 0,38 m; St. 0,05 m. Nut: Br. 0,03 m; T. 0,04 m (Bild 11,2).

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

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— : Federplanke. Verspundet mit den Nutplanken 100 im S und 103 im N . — H . 0,97 m; Br. 0,14 m; gr. St. 0,02 m. 103: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken ,ohne Nummern' im S und N . Breitseiten an der Basis leicht nach innen abgeschrägt. — H . 0,97 m; Br. 0,24 m; St. 0,05 m. N u t : Br. 0,04 m; T. 0,03 m (Bild 11,1). — : Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 103 im S und 104 im N . — H . ?; Br. 0,09 m; gr. St. 0,02 m. 104: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken ,ohne Nummer' im S und 105 im N . Breitseiten an der Basis nach innen abgeschrägt. — H . 0,97 m; Br. 0,29 m; gr. St. 0,07 m. N u t : Br. und T. 0,03 m. 105: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 104 im S und 106 im N . — H . 0,77 m; Br. 0,16 m; gr. St. 0,01 m (Bild 11,4). 106: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanke 104 im S. — H. 1,00 m; Br. 0,23 m; St. 0,04 m. N u t : Br. 0,02 m; T. 0,03 m. An der nördlichen Schmalseite 0,18 m hohe und 0,03 m tiefe Ausklinkung. 237: Türschwelle. L. 1,21 m; H . 0,15 m; St. 0,01—0,05 m. An beiden Enden 0,03—0,04 m tiefe und 0,10 m breite Einschnitte auf der Ostseite. Drei 0,02 m große Durchbohrungen, eine in der Mitte und jeweils eine an beiden Enden (Bild 11,5). V o n der schräg nach a u ß e n gefallenen N o r d w a n d sind 19 N u t p l a n k e n u n d 15 Federp l a n k e n erhalten, die m i t e i n a n d e r verspundet sind (Bild 7). A m westlichen E n d e ist das P r i n z i p v o n N u t - u n d Federplanken-Wechsel jedoch nicht eingehalten. Es k o m m e n d o r t zwei Stabbretter ( N r . 112 u n d 114) vor, deren eine Schmalseite eine N u t besitzt, w ä h r e n d die andere keilförmig zugespitzt ist (Bild 12,3). D i e H ö h e d e r N u t p l a n k e n schwankt zwischen 0,70 u n d 0,96 m, die Breite zwischen 0,17 u n d 0,39 m, die S t ä r k e zwischen 0,03 u n d 0,07 m (Bild 12,4—6). Die Breite der im Querschnitt ovalen F e d e r p l a n k e n bewegt sich dagegen zwischen 0,08 u n d 0,20 m, die S t ä r k e zwischen 0,01 u n d 0,04 m (Bild 12,1.2). Gegliedert w i r d die W a n d durch drei N u t p l a n k e n , die u m 0,03—0,08 m stärker sind als die gewöhnlichen N u t p l a n k e n (Bild 12,7—9). Auf ihre Bedeutung soll später eingegangen werden. Die W a n d p l a n k e n N r . 2 5 5 — 2 5 7 b e f a n d e n sich nicht mehr in situ, sondern lagen v e r k i p p t über dem O s t e n d e des nördlichen Schwellbalkens; ihre vermutliche A n o r d n u n g ist auf Bild 7 wiedergegeben. Die N o r d w a n d

(Gebäude

I)

109: Nutplanke mit flacher östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. Im О an Nutplanke 110 anstoßend. — H . 0,93 m; Br. 0,19 m; gr. St. 0,04—0,05 m. N u t : Br. und T. 0,03 m. 110: Nutplanke mit flacher westlicher Schmalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. Im W an Nutplanke 109 anstoßend, im О verspundet mit Federplanke 111. — H . 0,96 m; gr. Br. 0,30 m; gr. St. 0,04 m. 111: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 110 im W und 112 im О. — H . 0,85 m; Br. 0,13 m; gr. St. 0,02 m (Bild 12,1). 112: Nutplanke mit Nutrinne an westlicher Schmalseite und keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite. Verspundet mit Federplanke 111 im W und Nutplanke 113 im O. N u r Bruchstücke erhalten. — H . ?; Br. 0,09—0,17 m; gr. St. 0,03 m. N u t : Br. und T. 0,01 m. 113: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Nutplanken 112 im W und 114 im О. — H . 0,89 m; Br. 0,36—0,39 m; St. 0,05 m. N u t : Br. 0,05 m; T. 0 , Ο Ι Ο,02 m.

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114: Nutplanke mit keilförmiger westlicher Sdimalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. Verspundet mit Nutplanke 113 im W und Federplanke 115 im О. — H. 0,73 m; Br. 0,15 m; gr. St. 0,05 m. Nut: Br. 0,04 m; T. 0,02 m (Bild 12,3). 115: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 114 im Wund 116 im О. — H. 0,63 m;Br. 0,13 m; gr. St. 0,02 m. 116: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 115 im W und 117 im О. — H. 0,87 m; Br. 0,17 m; St. 0,06 m. Nut: Br. 0,03—0,04 m; T. 0,03 m. 117: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 116 im W und 118 im O. — H. 0,86 m; gr. Br. 0,15 m; gr. St. 0,03 m. 118: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). Verspundet mit Federplanken 118 im W und 119 im О. — H. 0,89 m; Br. 0,20 m; St. 0,08 m. Nut: Br. 0,04— 0,05 m; T. 0,04 m (Bild 12,7). 119: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 118 im W und 120 im O. — H. 0,82 m; gr. Br. 0,11 m; gr. St. 0,02 m. 120: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 119 im W und 214 im O. Breitseiten an der Basis nach innen abgeschrägt. — H. 0,85 m; Br. 0,24 m; gr. St. 0,04 m. Nut: Br. 0,03 m; T. 0,01 m (Bild 12,4). 214: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 120 im W und 213 im О. — H. 0,43 m; Br. 0,18 m; St. 0,02 m. 213:Nutp!anke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 214 im W und 212 im О. — H. 0,85 m; Br. 0,24—0,27 m; St. 0,05 m. Nut: Br. 0,03 m; T. 0,01—0,03 m. 212: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 213 im W und 211/210 im О. — H. 0,81 m; Br. 0,17—0,20 m; gr. St. 0,03 m (Bild 12,2). 211/210: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 212 im W und 209 im O. In der Mitte gebrochen. — H. 0,76 m (westl. Teil), 0,32 m (östl. Teil); Br. 0,31 m; St. 0,05 m. Nut: Br. 0,02—0,03 m; T. 0,01—0,04 m. 209: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 210/211 im W und 208 im О. — H. 0,69 m; Br. 0,15 bis 0,22 m; St. 0,04 m. 208: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). Verspundet mit Federplanken 209 im W und 207 im О. — H. 0,89 m; Br. 0,17—0,20 m; St. 0,13 m. Nut: Br. und T. 0,03 m an der westlichen Schmalseite (Bild 12,8). 207: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 208 im W und 206 im О. — H. 0,49 m; Br. 0,17 m; gr. St. 0,02 m. 206: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 207 im W und 205 im О. — H. 0,76 m; Br. 0,16—0,22 m; St. 0,07 m. Nut: Br. 0,05 m; T. 0,02 m an der westlichen Schmalseite. 205: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 206 im W und 205 im О. — H. 0,89 m; Br. 0,20 m; gr. St. 0,04 m. 204: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 205 im W und 203 im О. — H. 0,70 m; Br. 0,38 m; St. 0,05 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,04 m. 203: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 204 im W und 202 im О. — H. 0,75 m; Br. 0,14 m; gr. St. 0,02 m. 202: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 203 im W und 201 im О. — H. 0,76 m; Br. 0,17 m; St. 0,06 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,03 m. Breitseiten an der Basis nach innen abgeschrägt (Bild 12,6). 201: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 202 im W und 200 im О. — H. 0,69 m; Br. 0,14 m; gr. St. 0,02 m.

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4

Ш/ίΙΆ

12. Gebäude I. Wandplanken aus der Nordwand. 1 = Nr. 111; 2 = Nr. 212; 3 = Nr. 114; 4 = Nr. 120; 5 = Nr. 200; 6 = Nr. 202; 7 = Nr. 118; 8 = Nr. 208; 9 = Nr. 198. — Maßstab 1 :20.

200: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 201 im W und 199 im О. — H . 0,83 m; Br. 0,15—0,19 m; St. 0,07 m. N u t : Br. 0,03—0,04 m; T. 0,02—0,03 m. Breitseiten an der Basis nach innen abgeschrägt (Bild 12,5). 199: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 201 im W und 198 im О. — H . 0,76 m ; Br. 0,12 m ; gr. St. 0,02 m. 198: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). Verspundet mit Federplanken 199 im W und 197 im О. — H . 0,75 m; Br. 0,22 m; St. 0,07 m. N u t : Br. 0,03 m; T. 0,02 m an der westlichen Schmalseite (Bild 12,9). 197: Federplanke. Verspundet mit Nutplanken 198 im W und 193 im О. — H . 0,77 m; Br. 0,15—0,19 m ; gr. St. 0,03 m. 193: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. Verspundet mit Federplanken 197 im W und 192 im О. — H . 0,77 m; Br. 0,22 m; St. 0,05—0,06 m. N u t : Br. 0,04 m; T. 0,03 m. 192: Federplanke. Verspundet mit N u t p l a n k e n 193 im W u n d 191 im О. — H . 0,55 m, Br. 0,08 m; St. 0,01 m.

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191: Nutplanke. Verspundet mit Federplanken 192 im W und 255 im О. — H . 0,74 m; Br. 0,15—0,18 m; St. 0,06 m. N u t : Br. 0,03 m; T. 0,02—0,03 m. 255: Federplanke (nicht in situ). Verspundet mit Nutplanken 191 im W und 256 im O. — H . 0,77 m; Br. 0,10 m; gr. St. 0,02 m. 2 5 6 : N u t p l a n k e mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (nicht in situ). Verspundet mit Federplanke 255 im W und Planke 257 im О. — H . 0,85 m; Br. 0,20 m; St. 0,07 m. N u t : Br. 0,04 m; T. 0,03 m. Eine Breitseite nach innen abgeschrägt. 257: Planke mit flachen Schmalseiten (nicht in situ). Verspundet mit Nutplanke 256 im W. — H . 0,68 m; Br. 0,13 m; St. 0,03 m.

Von der Ost- und Südwand sind keine Wandplanken in situ erhalten. Aus den von den Längsnuten des nördlichen und südlichen Schwellbalkens abgehenden Quernuten ergibt sich jedoch zumindest, daß die Nordost- und Südostecke des Gebäudes I von rechtwinklig aneinanderstoßenden Wandplanken gebildet wurde, was auch auf die Nordwestecke zutrifft. Im Schwellbalken Nr. 101 ließen sich noch drei bis zu 0,40 m Höhe bewahrte Nutplanken nachweisen, die jeweils auf der einen Schmalseite keilförmig zugespitzt sind, auf der anderen hingegen eine Nut besitzen (Bild 7 und 11,6). Sie bildeten wohl Bestandteile einer Trennwand. Die T r e n n w a n d

( G e b ä u d e I)

231: Nutplanke mit keilförmig zugespitzter westlicher Schmalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. — H . 0,38 m; Br. 0,25 m; gr. St. 0,04 m. N u t : Br. 0,03 m; T. 0,01 m (Bild 11,6). - - - : Nutplanke mit keilförmig zugespitzter westlicher Schmalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. Verspundet mit östlich anschließender Nutplanke. — H . ?; Br. 0,12 m ; St. 0,04 m. — : Nutplanke mit keilförmig zugespitzter westlicher Schmalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. Verspundet mit N u t p l a n k e im W. — H . 0,36 m; Br. 0,42 m; St. 0,04 m.

Nach der Entfernung der im nördlichen Schwellbalken verspundeten Wandplanken zeigte es sich, daß dort, wo die Schlußplanken Nr. 109 und 257 sowie die Nutplanken Nr. 118, 208 und 198 standen, die Längsnut ein wenig erweitert und vertieft ist (Tafel 3,1). Wie schon angedeutet, weisen die drei mittleren Nutplanken eine von den normalen Nutplanken abweichende Stärke auf. Offensichtlich fungierten sie als Wandständer, die die Wand in einzelne Gefache gliederten. Sie korrespondierten außerdem mit den drei Ständern, die in den Schwellbalken Nr. 102 eingezapft waren (Bild 7). Auch auf dem südlichen, noch nicht ganz freigelegten Sdiwellbalken lassen sich Vertiefungen und Verbreiterungen in der Längsnut feststellen, die denen auf dem nördlichen Schwellbalken entsprechen. Aus dem Befund scheint sich zu ergeben, daß das Gebäude drei Binderbalken besaß, die von den entsprechenden Wandständern in der Nord- und Südwand wie von den im Schwellbalken Nr. 102 eingezapften Ständern getragen wurden. Die Vertiefungen an den Schwellbalkenenden haben wohl ihre Erklärung darin, daß die Schlußplanken der Nord- und Südwand einer besonders festen Verspundung bedurften. Im übrigen sei die Rekonstruktion des Aufgehenden bis zu einer späteren Gesamtbearbeitung zurückgestellt, da die zahlreichen Bauhölzer, die in der Holzpackung über den Gebäuden zum Vorschein kamen und noch kommen werden, sicherlich manchen Hinweis für die oberen Gebäudeteile geben werden.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

13. Holzfunde innerhalb und westlich von Gebäude I. — Maßstab 1 : SO.

19

20

Michael Müller-Wille

Wie sich aus den Aufmessungen ergibt, ist der Schwellenkranz des G e b ä u d e s zur N o r d westecke hin abgesackt. Außerdem ist der nördliche Schwellbalken etwa 3 0 ° nach außen abgekippt, wobei er einen Teil des östlichen Schwellbalkens mitgerissen hat. Diese Veränderungen sind wohl hauptsächlich unter der E i n w i r k u n g der über dem G e b ä u d e liegenden H o l z p a c k u n g geschehen.

Bearbeitete

Hölzer

innerhalb

und westlich

von

Gebäude

I

Innerhalb und westlich v o n G e b ä u d e I k a m e n in H ö h e des Schwellbalkenrahmens mehrere bearbeitete H ö l z e r z u m Vorschein (Bild 13). D i e hölzernen Gegenstände innerhalb des G e b ä u d e s waren von einer etwa 0,20 m starken sterilen L e h m p a c k u n g bedeckt, die bis zur O b e r k a n t e der Schwellbalken den Boden des Gebäudes ausfüllte und die Tenne bildete. Sie befanden sich also auf der Reisigmatte oder dem R u n d h o l z r o s t . Bearbeitete

Hölzer

innerhalb

von

Gebäude

I

20: Holzpfosten mit kugeligem Knauf und ringförmig profiliertem Knauffuß. H . 1,04 m; Dm. 0,08 m (Basis), 0,07 m (Knaufring); Dm. des Knaufes 0,08 m. Fünf durchgehende schmalovale Zapflöcher, drei auf einer Seite, zwei auf der um 90 Grad gewendeten Seite; Zapflochhöhe 0,07—0,08 m, -breite 0,02 m. Auf dem Holzkörper acht Gruppen von horizontal umlaufenden Rillenbündeln; in den schwach eingetieften Rillen teilweise Reste einer gelblichweißen Farbe. Die Anzahl der in Bündeln zusammengefaßten Rillen ist von unten nach oben: 21 — 16 — 13 — 21 — 19 — 20 — 15 — 2 (Bild 15,1). — Landesmuseum Inv. 63,902. 38: Holzpfosten mit kugeligem Knauf und ringförmig profiliertem Knauffuß. H . 1,05 m; Dm. 0,07—0,08 m; Dm. des Knaufes 0,06 m. Fünf schmalovale durchgehende Zapflöcher, angeordnet und in gleicher Größe wie bei 20. Die Anzahl der in Bündeln zusammengefaßten Rillen ist von unten nach oben: 2 4 — 19 — 20 — 22 — 18 — 2 0 — 19 — 2 (Bild 15,2 und Tafel 4,3). — Landesmuseum Inv. 63,918. 82: Holzdeckel, kreisfömig, mit gegenständigen, 0,01 m tiefen und 0,07 m breiten Einschnitten. Dm. 0,30 m; St. 0,01 m. Zwei länglich-rechteckige Löcher auf der Mittellinie; L. 0,04 m, Br. 0,01 m (Bild 14,3). — Landesmuseum Inv. 64,186. 83:Holzdeckel, Brst., halbkreisförmig. Dm. 0,29 m; St. 0,01 m (Bild 14,1). — Landesmuseum Inv. 64,188. 187:Brett mit durchgehendem Falz an einer Längskante. L. 0,83 m; Br. 0,28—0,30 m; St. 0,01—0,04 m. 188:Brett. L. 1,88 m; Br. 0,23 m; St. 0,02—0,04 m. 189:Brett mit Handgriff. An der Handgriffbasis Loch mit Dübelrest. L. 0,41 m; gr. Br. 0,22 m; St. bis zu 0,01 m (Bild 14,4). — Landesmuseum Inv. 64,211. 190:Brett. L. 1,06 m; Br. 0,20 m; St. 0,02—0,03 m. 194:Brett. L. 0,80—0,84 m; Br. 0,22 m; St. 0,03 m. 195:Brett. L. 0,84—0,86 m; Br. 0,11—0,13 m; St. 0,02—0,03 m. 196: Bohlenbruchstück mit Nutrinne. L. 0,57 m; Br. 0,18 m; H . 0,22—0,26 m. An der Westseite ein 0,07 m tiefer und 0,21 m breiter Einschnitt. N u t : Br. und T. 0,06 m (Bild 14,7). 215: Brett. L. 1,80 m; Br. 0,25—0,32 m; St. 0,05 m. 216:Brett mit Nutrinne an südlicher Schmalseite. L. 0,85 m; mittl. Br. 0,26—0,29 m; gr. St. 0,04 m. N u t : Br. 0,02 m; T. 0,04 m. 217:Brett. L. 1,27 m; Br. 0,17—0,36 m; St. 0,02—0,04 m.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

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14. Bearbeitete Hölzer auf dem Holzrost von Gebäude I. 1 = N r . 83; 2 = N r . 218; 3 = 82; 4 •= N r . 189; 5 = N r . 253; 6 = N r . 219; 7 = N r . 196. Maßstab 1 : 20.

218: Holzdeckel, Brst., halbkreisförmig. Dm. 0,65 m; St. 0,02—0,03 m (Bild 14,2). 219: Brett. L. 0,93—0,98 m; Br. 0,38—0,42 m; St. 0,02—0,03 m (Bild 14,6). 253: Brett mit Nutrinne an nördlicher Schmalseite und keilförmig zugespitzter südlicher Schmalseite. L. 1,56 m; Br. 0,36 m; St. 0,01—0,04 m. N u t : Br. 0,02 m; T. 0,04 m (Bild 14,5). 285: Korbgeflecht. L. 0,30 m; gr. Br. 0,30 m (Tafel 3,2). — Landesmuseum Inv. 64,230. Bearbeitete

Hölzer

westlich

von Gebäude

I

21: Planke. H . 1,43 m; Br. 0,40 m, St. 0,01—0,04 m. Eine Schmalseite keilförmig zugespitzt, andere Schmalseite mit Nutrinne. N u t : Br. 0,01 m; T. 0,04 m. Im oberen Teil halbovale Öffnung, deren Umrandung beidseitig nach innen abgefast ist. Basisbreite der Öffnung 0,21 m, gr. H . 0,29 m. Mitten an der oberen Umrandung schwalbenschwanzförmige Verzierung. Lage: 27,35—27,46 m ü. N N (Bild 16,2). — Landesmuseum Inv. 63,903. 232: Pfosten mit Kapitellsockel, achteckigem Schaft, Kapitell und Falzteil. H . 1,25 m. Unter dem Sockel ein 0,02 m hoher Zapfen. Der Sockel besteht aus einem umgekehrten Kapitell: über einer 0,02 m hohen Deckplatte folgen ein 0,04 m hoher, an den Ecken abgeschrägter Pyramidenstumpf und ein profilierter ebenfalls 0,04 m hoher Halsring. Der achteckige Schaft

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15. Die beiden Stuhlpfosten. Gefunden südlich vom Schwellbalken N r . 101 des Gebäudes I. 1 = N r . 20: 2 = N r . 38. — Maßstab 1 : 10.

von 0,59 m H . und 0,10 m Dm. wird oben von einem Kapitell abgeschlossen, bestehend aus Halsring (H. 0,03 m; Dm. 0,14 m), an den Ecken abgeschrägtem, umgekehrtem Pyramidenstumpf (H. 0,10 m) und quadratischer Deckplatte (H. 0,02 m; Größe 0,16 χ 0,16 m). Den Abschluß bildet ein 0,39 m hoher Falzteil. — Sockel und unterer Schaftteil sind durch Brand beschädigt. Lage: 27,69—27,61 m ü. N N (Tafel 4,4 und Bild 17). — Landesmuseum Inv. 64,236. 236: Holztür. H . 1,48—1,52 m; Br. 1,00—1,10 m; Stärke 0,02 m. Gebildet aus drei jeweils 0,35 m breiten Brettern, von denen das mittlere und das äußere Nuten aufweisen, in welche die keilförmig zugespitzten Schmalseiten des wandwärtigen und mittleren Brettes eingreifen. Die Bretter sind untereinander durch zwei Querleisten gefestigt, die durch Holzdübel auf die Bretter genagelt sind. Die Dübel sind noch teilweise erhalten. Auf dem äußeren Brett eine Schlüsselöffnung. Die Löchergruppen ober- und unterhalb der Öffnung rühren wohl von einem Türbeschlag her. Außerdem sind zwei eiserne Wandangeln erhalten. Lage: 27,49 m ü. N N (Bild 16,1). — Landesmuseum Inv. 64,229. 250: Planke. H . 1,44 m; Br. 0,48 m; St. 0,04—0,06 m. Eine Schmalseite mit Nut, andere flach. N u t : Br. 0,02 m; T. 0,03 m. Halbkreisförmige Öffnung etwa in der Mitte; Umrandung beidseitig nach innen abgefast. Gr. Br. und H . der Öffnung 0,25 m. An drei Stellen nahe der Öffnung Eisenreste. Lage: 27,39 m ü. N N (Bild 16,3). — Landesmuseum Inv. 64,231.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

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16. Tür und zwei Wandplanken mit Fensteröffnungen. Gefunden westlich von Gebäude I. 1 = N r . 236; 2 = N r . 21; 3 = N r . 250. — Maßstab 1 : 20.

Unter den bearbeiteten Hölzern sind allein 10 Bretter von 0,80—1,90 m Länge, 0,11—0,42 ш Breite und 0,02—0,05 m Stärke. Eines von ihnen (Nr. 187) weist einen durchgehenden Falz an einer Längskante auf: zwei (Nr. 216 und 253) besitzen eine Nut an einer Schmalseite, von denen das Brett Nr. 253 vielleicht als Nutplanke mit einer keilförmig zugespitzten Schmalseite anzusprechen ist (Bild 14,5). Von den kleineren Stücken sind ein kreisförmiger Dediel mit gegenständigen Einschnitten und zwei halbkreisförmige Bruchstücke von Holzdeckeln zu erwähnen (Bild 14,1—3). Außerdem wurden ein breitovales dünnes Brettchen mit Handgriff (Bild 14,4) und ein Korbgeflecht gefunden; dieses lag unter Brett Nr. 253 und ist nur noch zum Teil erhalten (Tafel 3,2). Unmittelbar südlich vom Schwellbalken Nr. 101 wurden parallel zu ihm zwei, etwa 1,05 m hohe gedrechselte Holzpfosten (Nr. 20 und 38) angetroffen (Bild 15 und Tafel 4,3). Ihr oberer Abschluß besteht aus einem kugeligen Knauf mit ringförmig profiliertem Fuß, ihre Standfläche ist glatt. Beide Pfosten weisen jeweils fünf durchgehende langovale Zapflöcher auf, drei auf einer Seite und zwei auf der um 90° gewendeten Seite. Auf den Holzkörpern sind jeweils acht Gruppen von horizontal umlaufenden Rillenbündeln angebracht. Die Anzahl der in Bündeln zusammengefaßten, schwach eingetieften Rillen schwankt zwischen 2 und 24. In einigen Rillen sind noch Reste einer gelblichweißen Farbe erhalten. Die Anordnung der Zapflöcher läßt vermuten, daß die beiden Holzpfosten als rückwärtige Eckpfosten eines Stuhles oder einer Bank gedient haben, wobei drei durch die Zapflöcher gesteckte Querhölzer zur Rückseite und je zwei weitere, ebenfalls verzapfte Querhölzer zur linken und rechten Seite eines Stuhles oder einer Bank gehörten. Als Vergleichsbeispiele lassen sich unter den skandinavischen Sitz-

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Michael Müller-Wille

möbeln die romanischen Rundpfostenstühle von Aspö (Schweden) und aus Hedemarken (Norwegen) wie auch die bekannten romanischen Bänke aus der Kirche von Alpirsbadi (Schwarzwald) und aus dem alten Berliner Rathaus heranziehen24. Doch läßt sich ebenfalls die Möglichkeit nicht ausschließen, daß die Rundhölzer als Eckpfosten eines Bettes benutzt wurden25. Hierfür müßte das reichhaltige ikonographische Material des frühen und hohen Mittelalters herangezogen werden, was außerhalb des Rahmens dieser Arbeit liegt 253 . Unmittelbar westlich von Gebäude I, in Höhe des Schwellbalkens Nr. 91, kamen mehrere bearbeitete Planken unter der Holzpackung zum Vorschein. Es handelt sich u. a. um zwei etwa 1,45 m hohe, 0,40—0,48 m breite und bis zu 0,06 m starke Planken, deren eine Schmalseite eine Nut aufweist, während die andere keilförmig zugespitzt ist (Bild 16,2.3). Beide Planken besitzen eine halbovale bzw. halbkreisförmige Öffnung (H. 0,29 bzw. 0,25 m), deren Umrandung beidseitig nach innen abgefast ist. Nach der 24

Aspö: R. Schmidt, Das Möbelwerk. Die Möbelformen vom Altertum bis zur Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts (Tübingen 1951) Abb. auf S. 35 oben. — Hedemarken: G. Lehnert (ed.), Illustrierte Kunstgeschichte des Kunstgewerbes I (Berlin o. J.) 257 Abb. 205. — Alpirsbach: R. Schmidt a.a.O. Abb. auf S. 35 oben. — Berlin, Rathaus: H . Kohlhausen, Geschichte des Deutschen Kunsthandwerks (München 1955) 97 Abb. 82. — Vgl. audi W. Karlson, Studier i Sveriges Medeltida Möbelkonst (Lund 1928) und H . Appuhn, Das Chorpult des Klosters Isenhagen — ein romanischer Thron. Lüneburger Bl. 9,1958,39 ff. (mit weiterer Lit.). — Für die Hinweise danke ich den Herren Dr. M. Fritz und Dr. A. Verbeek, Bonn. 25

Zu mittelalterlichen Bettdarstellungen vgl. Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte II (Stuttgart 1948) 383 ff. (mit Lit.) und die Darstellungen der Geburt Christi auf den Glasfernstern von Split, Trogir (Jugoslawien) und Chartres. Als nähere Parallele ließe sich ein Bett heranziehen, das auf einem Antependium aus der Kirche von Sindbjerg, A m t Vejle (Jutland), dargestellt ist (Nationalmuseum Kopenhagen, Inv. D 966). 25a

Nach Absdiluß des Manuskriptes machte Frau G. D. Mueller, Trier, freundlicherweise noch auf folgende bildliche Darstellungen aufmerksam, die als Parallelen zu den Büdericher Pfosten genannt werden können: Frankreich 1. Coulombs (Eure-et-Loire), Abtei: Säule und Kapitell mit Geburt Christi und Schlaf der Hl. Drei Könige. Mitte 12. Jahrh. — Encyclopedie photographique de l'art. Sculpture du Moyen Age. Edition ,Tel' (Paris 1948) Taf. 42. 2. Carrieres-St. Denis (Seine-et-Oise): Altarretabel mit thronender Madonna in der Mitte. Drittes Viertel 12. Jahrh. — Encyclopedie a.a.O. Taf. 44. — H . Busch und B. Lohse, Romanische Plastik in Europa (Frankfurt/M. o. J.) 120. 3. Chartres, Kathedrale: Evangelist Matthäus vom ehemaligen Lettner. Mitte 13. Jahrh. — Encyclopedie a.a.O. Taf. 60. 4. St. Denis, Westfassade: Zwei Frauen auf Lehnstühlen unter den Monatsdarstellungen (Gipsabgüsse im Palais de Trocadero, Paris). Deutschland: 5. Köln: Elfenbeinrelief. Zweite H ä l f t e 12. Jahrh. — A. Goldschmidt, Die Elfenbeinskulpturen aus der romanischen Zeit, X I . — X I I I . Jahrhundert. Denkmäler der Deutschen Kunst, II. Sekt. 4. Abt. III. Band (Berlin 1923) Taf. 1,2. 6. Siegburg: Kapitell mit Mönch oder Abt auf einem gedrehten Rundpfostenstuhl. Mitte 12. Jahrh. Landesmuseum Bonn. 7. Speyer: Miniatur in einem Evangeliar. Um 1197. — Ars Sacra. Kunst des frühen Mittelalters, Bayer. Staatsbibliothek München. Ausstellung Juni—Oktober 1950 (München 1950) 111 N r . 238 und 113 Abb. 54. 8. Hochelten: Elfenbeinrelief am Kuppelreliquar. Ende 12. Jahrh. — Goldschmidt a.a.O. Abb. 14. 9. Goslar: Evangeliar, Anbetung der Könige. Um 1230—1240. — A. Boeckler, Deutsche Buchmalerei vorgotisdier Zeit. Blaue Bücher (Königstein i. T. 1952) 68. 10. Oberpleis: Altarretabel. Mitte 12. Jahrh. — Jahrb. f. Kunstwiss. 1923, 130 Taf. 55. Das Vergleidismaterial wird ausführlich in der Promotionsarbeit von G. D. Mueller über vorgotisdie Möbelformen behandelt.

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25

Ausstattung lassen sich beide als Fensterplanken deuten, die im Wandverband eines Gebäudes gestanden haben. Oberhalb der Fensteröffnung von Planke Nr. 21 ist eine kleine schwalbenschwanzförmige Verzierung angebracht. Nahe der Fensteröffnung in Planke Nr. 250 sind an drei Stellen noch Eisenhaken erhalten, an denen wohl Schweinsblase oder Leder befestigt war. Im Zusammenhang mit den Fensterplanken sei darauf hingewiesen, daß die Fensteröffnungen in den älteren skandinavischen Stabkirchen gewöhnlich aus kleinen runden, hochsitzenden Öffnungen bestehen; doch kommen auch halbrunde Fensteröffnungen vor, wie in den Stabkirchen von Urnes, Hopperstad, Borgund und Havslo (Sogn, Norwegen)26. Eine mit Nr. 21 vergleichbare Planke (Bild 16,2) wurde 1890 in der Steinkirche von Framlev (Jutland) gefunden. Die Nutplanke, welche ursprünglich als Wandbrett in einer Stabkirche mit Schwellbalkenkranz diente, besitzt eine halbovale 0,87 χ 0,34 m große Fensteröffnung 27 . — Zu welchem Gebäude die beiden Planken gehören, ist vorläufig noch nicht zu entscheiden, da der an Haus I westlich anschließende Holzbau, dessen östlicher Schwellbalken schon im Südprofil von Schnitt VII erfaßt ist, noch nicht ausgegraben ist. Unmittelbar südlich der beiden Fensterplanken konnte eine in allen Einzelheiten bewahrte Holztür geborgen werden. Sie besteht aus drei jeweils 0,35 m breiten Brettern, von denen das mittlere und das äußere Nuten aufweisen, in welche die keilförmig zugespitzten Schmalseiten des wandwärtigen und des mittleren Brettes eingespundet sind (Bild 16,1). Die Bretter, etwa 1,50 m hoch, 0,35 m breit und 0,02 m stark, sind durch zwei aufgenagelte Querleisten untereinander verfestigt. Auf dem äußeren Brett ist noch die Schlüsselöffnung erhalten; die Löchergruppen ober- und unterhalb der Öffnung rühren wohl von einem eisernen Türbeschlag her. An der Schmalseite des wandwärtigen Brettes sind noch zwei eiserne Wandangeln erhalten, in welche die Angelhaken eingriffen28. Reste einer ähnlichen Tür wurden neuerdings bei den Stadtgrabungen in Lund in einem Fundverband des 11. Jahrhunderts angetroffen 29 . Die Tür mit ihrer Breite von 1,00—1,10 m30 läßt sich ohne weiteres in die 1,20 m breite Öffnung der Westwand von Gebäude I einfügen (Bild 7). Nimmt man an, daß die Tür zu dieser Wand gehörte, so muß man eine Wandplanke oder einen Türständer zwischen Tür und Nordwand postulieren, in dem die Türhaken gesessen haben. Wenig wahrscheinlich ist es, daß die Türhaken in der Wandplanke Nr. 106 befestigt waren, zumal sich keine Bearbeitungsspuren an dieser Planke gefunden haben, die auf das Vorhandensein von Türhaken (in diesem Falle des unteren) hinweisen; außerdem besitzt die Planke eine Nutrinne an der türwärtigen Schmalseite. Die Tür kann jedoch, ebenso wie 28

Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 44. H . Petersen, Byggningslevninger av trae i Danmarks tidlige middelalder. Aarböger 1894, 377 ff. — Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1961, Abb. auf S. 15 und S. 52 Abb. 19 B. 27

28

Vgl. die Tür in der Stabkirche v o n Hedared (Västergötland): Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 199 Abb. 197. 28 R. Blomqvist und A. W. Märtensson. Fynd frän Ultima Thüle. Archaeologica Lundensia II (Lund 1963) 122 Abb. 101. — Ebenfalls aus vernuteten Brettern bestehen die in N o w g o r o d gefundenen mittelalterlichen Drehangeltüren: A. W. Artsichovskov und В. A. Koltschin, Schilischtscha drewnego N o v g o r o d a . Materialy i issledovanija po archeologii SSR 123 (Moskau 1963) 41 Abb. 25. 80 Zu den Breiten vor- und frühgeschichtlicher Türen vgl. A. Zippelius, D i e Rekonstruktion und baugeschichtliche Stellung der Holzbauten auf dem ,Husterknupp', in: A. Herrnbrodt, Der Husterknupp. Eine niederrheinisthe Burganlage des frühen Mittelalters (Köln-Graz 1958) 163 ff.

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Michael Müller-Wille

17. Holzpfosten N r . 232. Gefunden westlich von Gebäude I. — Maßstab 1 : 10.

die Fensterplanken, auch zum westlich an das Haus I anschließenden Gebäude gehört haben, das noch zu untersuchen ist. Ebenfalls westlich von Gebäude I wurde schließlich ein Holzpfosten mit Basis und Kapitell gefunden (Bild 17 und Tafel 4,4). Über ihn schreibt A. Verbeek folgendes: "Der in Gestalt einer Säule mit Basis und Kapitell ausgearbeitete Pfosten verrät eine Bearbeitung durch Abfeilen und Schnitzen. Dadurch sind die Formen bestimmt, die man allgemein in die Stauferzeit, die zweite Hälfte des 12. oder die erste des 13. Jahrhunderts, datieren möchte. Der Übergang vom schlanken achteckigen Schaft über den betonten, mit scharfer Kante vortretenden Halsring zur ausladenden viereckigen Platte ist durch einfache Abschrägung vermittelt, die wie frühgotische Lanzettblätter wirken. Auch die Umkehrung der Kapitellform als Sockel findet sich des öfteren an Schallarkaden von Kirchtürmen der Stauferzeit. Die abgesetzte obere Deckleiste ist für Kapitelle des 12. Jahrhunderts

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bezeichnend — um die Mitte dieses Jahrhunderts ζ. B. in Maria Laach, Bonn (Münsterkreuzgang), Köln (an mehreren frühstaufischen Kirchen), Duisburg-Mündelheim — und kommt neben dem geschwungenen Abakus noch bis ins 13. Jahrhundert vor. Für die Kapitellform scheint, abgesehen von der rein technischen Lösung des Ubergangs, der Kelchblocktyp der Staufenzeit vorgeschwebt zu haben. Die achteckige Schaftform ist f ü r Holz werkgemäß, das mit dem Beil bearbeitet wird. Eine größere romanische Holzsäule (Gesamthöhe 1,82 m), die aus Hersfeld stammt, wird im Hessischen Landesmuseum Kassel bewahrt: achtseitiger Schaft mit angearbeitetem Kapitell, Halsring auch hier achtseitig mit scharfen Kanten, das Kapitell mit geschnitztem Palmettenschmuck und breiter oberer Leiste, wohl 2. H ä l f t e 12. Jahrhundert. Ebenfalls achtkantig ist ein romanischer Holzpfosten im Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck. Auch im romanischen Steinbau gibt es häufiger achteckige Säulenschäfte vom 11. bis ins 13. Jahrhundert, vorwiegend in Krypten, namentlich im Schelde-Maas-Rheingebiet, aus dem d a f ü r geeigneten Blaustein von Tournai, aber auch in Süddeutschland (Regensburg, Salzburg). Zu vergleichen wären auch die Gustorfer Schranken im Bonner Landesmuseum. — Ein Beispiel ähnlicher Säulchen mit kantigen Schäften und kelchartigen Basen und Kapitellchen am ,Tischaltar' über dem Modestussarkophag in Maria Saal (Kärnten) soll dem 8. oder 9. Jahrhundert angehören, die Datierung ist indes nicht unbestritten. Eine verwandte Form haben auch Säulenbasen der achteckigen Doppelkapelle an der Kathedrale von Senlis aus dem frühen 11. Jahrhundert. Ähnliche Übergänge vom gedrehten Schaft durch Abschrägungen ins Vierkantige finden sich beispielsweise noch bei einem Tisdi des 16. Jahrhunderts in Nürnberg; es handelt sich eben um die technisch einfachste Lösung 31 . Die Gesamtform der Meerer Holzsäule spricht im ganzen f ü r die Stauferzeit." Gebäude I ist der bisher am vollständigsten erhaltene Stabbau mit Schwellenkranz, welcher bei den Grabungen freigelegt werden konnte. Die beiden anderen Holzbauten sind nur zu einem Teil ausgegraben, so daß über ihre Größe noch nichts Endgültiges gesagt werden kann.

2. G e b ä u d e

II

Das östlich von Gebäude I gelegene Gebäude II ist nord-südlich ausgerichtet (Bild 18 und Tafel 2,2). Seine Breite beträgt 3,60 m, seine Länge ist nicht bekannt (ergrabene L. etwa 6 m), da der südliche Schwellbalken noch nicht freigelegt ist. Das Fundament besteht auch bei diesem Gebäude aus einem Rahmen von Schwellbalken, deren obere Breitseiten 0,04—0,06 m breite und 0,04—0,05 m tiefe Längsnuten aufweisen. An der Nordwestecke endet der westliche Schwellbalken in einen 0,43 m langen Zapfen, der durch die Ausklinkung an der Unterseite des nördlichen Schwellbalkens geht. Eine zusätzliche Sicherung des Eckverbandes ist durch den Rostbalken N r . 242 gewährleistet, der unter dem nördlichen Schwellbalken liegt und bis zur Nordwestecke reicht (Bild 19). An der Nordostecke ist der nördliche Schwellbalken mit dem östlichen verschränkt (Bild 20). Er schießt etwa 1,80 m über den Eck verb and hinaus und bildet somit einen ungewöhnlich langen ,Vorstoß*. Offensichtlich wollte man einem Abrutschen des Hauses nach N entM

E. Klatt, Die Konstruktion alter Möbel (Stuttgart 1961) Abb. auf S. 150.

28

Michael Müller-Wille

240 Hl

18. Grundriß des Gebäudes II. — Maßstab 1 : 50.

gegenwirken. In diese Richtung weist audi der Rostbalken unter dem nördlichen Schwellbalken, der durch den späteren Druck um 15° nach außen verkippt ist, und dessen östliches Ende 0,75 m tiefer liegt als sein westliches. Auch der östliche Schwellbalken zeigt Veränderungen durch Druck; er ist an einer Stelle angebrochen und leicht nach außen gedrückt. Seine Oberseite ist um 15° nach W verkippt; zudem ist er nach N hin abgesackt. Parallel zum westlichen und östlichen Schwellbalken verläuft mitten durch das Gebäude eine Schwelle (Nr. 245), die rechtwinklig auf den nördlichen Schwellbalken stößt. Man ist geneigt anzunehmen, daß sie die gleiche Funktion wie die Schwelle Nr. 102 im Gebäude I besaß; doch besitzt sie nicht — wie jene — Eintiefungen für die Aufnahme von Ständern. Schwellbalken

(Gebäude

II)

240: Westlicher Schwellbalken. Bisherige L. 5,47 m; Br. 0,24—0,28 m; gr. H . 0,27 m. Längsnut: Br. und T. 0,04 m. Zapfenartiger Fortsatz am nördlichen Ende: der Balken ist an der Ober-

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

Maßstab 1 :25.

20. Gebäude II, Nordostecke. Verband zwischen den Schwellbalken N r . 241 und 247. Maßstab 1 :25.

30

Michael Müller-Wille

und Unterseite, etwa 0,43 m vom nördlichen Ende, um 0,06 m eingezogen. An der NWEdie ist der nördliche Schwellbalken aufgekämmt. 241: Nördlicher Schwellbalken. L. 6,20 m; Br. 0,35 m; H. 0,19 m. Längsnut, östlich von Nutplanke 229 aufhörend: Br. 0,06 m; T. 0,03—0,04 m. Nutvertiefungen und -Verbreitungen etwa 1,10 m östlich vom westlichen Ende und bei der Nutplanke 229 an der NO-Ecke: Br. 0,09—0,12 m; T. 0,07 m. Quernut südlich von Nutplanke 229: Br. 0,06—0,10 m; T. 0,03 m. An der Unterseite im W eine 0,35 m breite und 0,06 m hohe rechteckige Ausklinkung für die Aufnahme des westlichen Schwellbalkens. Ebenfalls an der Unterseite, 1,80 m westlich vom östlichen Ende, eine 0,26 m breite und 0,03 m hohe rechteckige Ausklinkung für die Aufnahme des östlichen Schwellbalkens. Etwa 1,80 m langer östlicher ,Vorstoß'. Das östliche Ende liegt 0,75 m tiefer als das westliche. Der Balken ist um 15° nach außen (nach N) verkippt. 242: Rostbalken unter nördlichem Schwellbalken. L. ?; Br. 0,30 m; H. ?. Westliches Ende an westlichen Schwellbalken rechtwinklig anstoßend. 247: östlicher Schwellbalken. Bisherige Länge 5,90 m; Br. 0,24—0,30 m; H. ?. Längsnut: Br. 0,06—0,08 m; T. 0,04—0,05 m. Nutvertiefung bei Nutplanke 226: T. 0,08—0,09 m. Bei Nutplanke 228 Längsnut nach SW geöffnet. Südlich von Nutplanke 225 Schwellbalken an der östlichen Längsseite angebrochen. Auf der Oberseite, 0,20 m südlich vom Nordende, ein 0,40 m breiter und 0,04 m tiefer rechteckiger Einschnitt zur Aufnahme des nördlichen Schwellbalkens. Oberseite des Balkens um 15° nach W verkippt. 245:Mittelbalken: Bisherige L. 5,32 m; Br. 0,20 m; H. 0,12—0,15 m. Rechtwinklig auf nördlichen Schwellbalken stoßend. Gebäude II war von einer bis zu 0,40 m starken Holzpackung bedeckt, unter der in Höhe der Schwellbalken ein steriles Lehmpaket von 0,20 m Dicke folgte (Bild 25, Profil С — D ) . Zuunterst lag ein Rost von vorwiegend nordsüdlich gelegten, 0,10—0,20 m starken Langhölzern (meist aus Birke und Erle), auf denen eine dünne Lage von Holzspänen beobachtet werden konnte. In diesem Holzrost kam 0,20 m östlich vom westlichen Schwellbalken und in Höhe seiner Unterkante ein 0,10 m breiter Balken (Nr. 288) zum Vorschein, der auf seiner Oberkante eine 0,04 m breite N u t aufweist. Parallel zum westlichen Schwellbalken verlaufend stößt er rechtwinklig auf den unter dem nördlichen Schwellbalken liegenden Rostbalken (Nr. 242). Weiterhin wurde unter der Mittelschwelle ein mit 13 Dübellöchern versehener Balken (Nr. 246) zur Hälfte sichtbar32. Beide Balken gehören offensichtlich zu einem älteren Bau, dessen Aussehen die weiteren Grabungen erkunden müssen. Der Erhaltungszustand der Wände ist bedeutend schlechter als bei Gebäude I. N u r vereinzelte Planken wurden auf der N o r d - und Ostseite angetroffen. Von der Nordwand standen noch vier Nutplanken in der Längsnut, deren höchste 0,84 m und deren 12

Derartige gelochte Schwellbalken, in denen Flechtwandstaken eingezapft waren, sind u. a. bekannt v o n Haithabu (Haus 5, 9. Jahrh.): Μ. V. Rudolph, Grundsätzliches v o n den Holzbauten in Haithabu. Nachriditenbl. D t . Vorzeit 10/11, 1936, 251. — H . Jankuhn, Haithabu, Ein Handelsplatz der Wikingerzeit (Neumünster 1956) 112 Plan 2. — Basel, Petersberg (Bau I Α Ostwand, 11. Jahrh.): L. Berger, D i e Ausgrabungen am Petersberg. Ein Beitrag zur Frühgeschichte Basels (Basel 1963) 14. — Sigtuna (11./12. Jahrh.): H . Arbman, Bidrag tili Kännedomen om det äldsta Sigtuna. Fornvännen 1926, 171 ff. — Solche gelochten Schwellen konnten auch als Bodenbalken dienen, auf denen die Bodenbretter aufgenagelt waren, wie bei Blockhaus 2 in der mittelalterlichen Kaupang-Siedlung v o n Borgund (Sunnmöre, N o r w e g e n ) : A. Herteig, Kaupangen i Borgund. ,Borgund og Giske Г (Bergen 1957) 11 Abb. 6.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

31

21. Gebäude II. Wandplanken aus der N o r d - und Ostwand. 1

N r . 178; 2 = N r . 182; 3 = N r . 180; 4 = N r . 181; 5 = N r . 179; 6 = N r . 229 ; 7 = N r . 183; 8 = N r . 228; 9 = N r . 226; 10 = N r . 186; 11 = N r . 185. — Maßstab 1 :20.

niedrigste 0,41 m maß (Bild 18 und 21,5.6). Abgesehen von Planke Nr. 179 besitzen die anderen drei Planken Nuten auf beiden Schmalseiten (Bild 21,6.7). Die Nutplanke Nr. 229 ist außerdem auf ihrer südlichen Breitseite mit einer Nutrinne versehen, in die eine Planke der Ostwand eingegriffen haben muß (Bild 20 und 21,6), worauf auch die von der Längsnut des nördlichen Schwellbalkens abgehende Quernut hinweist. Für diese Eckplanke ist die Längsnut etwas verbreitert und vertieft worden. Eine ähnliche Verbreiterung und Vertiefung der Längsnut ist auch westlich der Nutplanke Nr. 183 zu beobachten, in der noch einige Plankenreste standen. Wahrscheinlich befand sich an dieser Stelle, analog zu den Befunden in Gebäude I, ein Wandständer. Als Wandplanken sind wohl die Planken Nr. 178, 180 und 181 aufzufassen, die quer über dem nördlichen Schwellbalken lagen (Bild 21,1.3.4); vermutlich gehörten sie zur Nordwand. Die Planke Nr. 182, welche unmittelbar nördlich vom nördlichen Schwellbalken angetroffen wurde, könnte man ihrer Stärke wegen als Wandständer ansprechen (Bild 21,2). Als nicht zur Wand gehörig muß man die vierkantigen Bohlenteile Nr. 185 und 186 (Bild 21,10.11) betrachten.

32

Michael Müller-Wille

Die N o r d w a n d

(Gebäude

II)

In situ: 179: Nutplanke mit Nutrinne an westlicher Schmalseite und flacher östlicher Schmalseite. H . 0,84 m; Br. 0,24—0,29 m; St. 0,06 m. N u t : Br. 0,04 m; T. 0,05 m (Bild 21,5). 183: Nutplanke mit Nut an beiden Schmalseiten. H. 0,45 m; Br. 0,42 m; St. 0,04 m. Nut: Br. 0,01 m; T. 0,03 m (Bild 21,7). 184:Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,43 m; Br. 0,27 m; St. 0,07 m. N u t : Br. 0,04 m; T. 0,02—0,04 m. 229: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten und südlicher Breitseite. H. 0,41 m; Br. 0,23 m; St. 0,04—0,09 m. Zapfenähnliches unteres Ende. Nut an den Schmalseiten: Br. 0,03 m; T. 0,04 m (Bild 21,6). Nicht in situ: 178: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,81 m; Br. 0,15—0,19 m; St. 0,07 m. N u t : Br. 0,03 m; T. 0,02 m. Breitseite nach innen abgeschrägt (Bild 21,1). 180: Nutplanke mit Nutrinne an einer Schmalseite und flacher anderer Schmalseite. H. 0,68 m; Br. 0,15—0,18 m; St. 0,03—0,04 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,01 m (Bild 21,3). 181:Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,74 m; Br. 0,30 m; St. 0,04 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,03 m (Bild 21,4). 182:Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 1,12 m; Br. 0,27 m; St. 0,13 m. Nut: Br. 0,09 m; 'Γ. 0,03 m (Bild 21,2). 185: Bohle, vierkantig, mit Längsnut. L. 0,56 m; Br. 0,09 m; St. 0,07—0,11 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,01 m (Bild 21,11). 186:Bohle, vierkantig, mit Längsnut. L. 0,53 m; Br. 0,13 m; St. 0,16 m. Nut: Br. 0,04 m; T. 0,03 m (Bild 21,10). Von der Ostwand waren noch drei Nutplanken in situ erhalten (Bild 18). Drei weitere standen nicht mehr in der Längsnut, sondern lagen auf dem Schwellbalken. Ihre Höhe schwankt zwischen 0,46 und 1,60 m, ihre Breite zwischen 0,22 und 0,38 m, ihre Stärke zwischen 0,04 und 0,08 m; alle weisen Nutrinnen auf beiden Schmalseiten auf. Die Ostwand

(Gebäude

II)

223: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,89 m; Br. 0,25 m. Mit Unterseite auf Schwellbalken stehend. 224:Nutplanke (in situ) mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 1,05 m; Br. 0,24 m; St. 0,08 m. Nut: Br. 0,04 m; T. 0,04—0,05 m. 225: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,85 m; Br. 0,29 m; St. 0,06 m. Nut: Br. 0,03—0,04 m; T. 0,02 m. An der Basis eine Breitseite nach innen abgeschrägt. Mit einer Schmalseite auf Schwellbalken liegend. 226: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H . 1,60 m; Br. 0,22 m; St. 0,07—0,08 m. Nut: Br. 0,06 m; T. 0,03 m. Basis zapfenförmig verjüngt, Oberteil abgeschrägt (Brandspuren). Die Nutplanke lag mit einer Schmalseite auf dem Schwellbalken (Bild 21,9). 227: Nutplanke (in situ) mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H. 0,46 m; Br. 0,32—0,38 m; St. 0,05 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,03—0,04 m. 228:Nutplanke (in situ) mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten. H . 0,52 m; Br. 0,32—0,37 m; St. 0,04 m. Nut: Br. 0,02 m; T. 0,03 m (Bild 21,8). Nach dem Baubefund wurden die Wände von Gebäude II von alternierenden N u t und Federplanken gebildet, die miteinander verspundet waren. Im Gegensatz zu Gebäude I sind allerdings keine Federplanken erhalten.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

3. G e b ä u d e

33

III

Von Gebäude III — südlich von Gebäude I gelegen — sind bisher nur Teile der Nordund Südwand erfaßt (Bild 22 und Tafel 3,3). Merkwürdig ist, daß die Wandplanken der Nordwand auf zwei Schwellbalken stehen, die unmittelbar aneinanderstoßen (Bild 22a). Bei den späteren Aufschüttungsarbeiten ist der Schwellbalken Nr. 277 offensichtlich angehoben worden, da sein bisher ergrabener östlicher Teil etwa 0,60 m höher liegt als der an ihn stoßende Schwellbalken Nr. 262. Nördlich der Längsnut weisen beide Balken rechteckige Eintiefungen auf, wie sie audi von dem südlichen und östlichen Schwellbalken des Gebäudes I bekannt sind. Die Wandplanken sind alle nach S umgekippt und liegen fast plan. Sie sind durchschnittlich bis zu einer Höhe von 0,95 m erhalten und zeigen an ihren oberen Enden Brandspuren. Bei elf Planken ist jeweils die eine Schmalseite mit einer Nut versehen, während die andere keilförmig zugespitzt ist; zwei weitere sind als Federn ausgebildet. Nur drei Planken haben Nuten an beiden Schmalseiten (Nr. 267, 273 und 281); ihr Abstand voneinander beträgt etwa 1,70 m. Sie sind wohl als Wandständer zu deuten.

34

Michael Müller-Wille

Die N o r d w a n d

(Gebäude

III)

Schwellbalken 277: Schwellbalken mit Längsnut auf Oberseite. Erfaßte L. 2,00 m ; Br. 0,36 m ; H . 0,22 m. Längsnut: Br. 0,06—0,10 m ; T . 0,05 m. Verkippt nach S um 1 4 ° . Westende 0,10 m entfernt von Schwellbalken 262. 2 6 2 : Schwellbalken mit Längsnut auf Oberseite. Erfaßte L. 3,88 m ; Br. ?; H . 0,40 m. Bei N u t planke 264 eine rechteckige, 0,05 m tiefe Eintiefung auf der Oberseite, ebenfalls bei N u t planke 270. Planken 2 6 4 : N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,80 m ; Br. 0,10 m ; gr. St. ?. I m О verspundet mit N u t p l a n k e 265, im W mit Planke 263. 265: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,86 m ; Br. 0,34 m ; gr. St. 0,06 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 266 im О und 264 im W. 266: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,80 m ; Br. 0,36—0,39 m ; gr. St. 0,03 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 267 im О und 265 im W. 2 6 7 : N u t p l a n k e mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). H . 0,95 m ; Br. 0,30 m ; St. 0,07 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 268 im О und 266 im W. 268: Federplanke. H . 0,78 m ; Br. 0,20 m ; gr. St. 0,03 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 269 im О und 267 im W. 2 6 9 : N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,84 m ; Br. 0,26 m ; gr. St. 0,03 m. Verspundet mit N u t p l a n k e 270 im О und Federplanke 268 im W. 2 7 0 : N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,72 m ; Br. 0,10—0,12 m ; gr. St. 0,02 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 271 im О und 269 im W. 271: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,82 m ; Br. 0,35 m ; gr. St. 0,05 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 272 im О und 270 im W. 272: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,90 m ; Br. 0,27—0,30 m ; gr. St. 0,04 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 273 im О und 271 im W. 2 7 3 : N u t p l a n k e mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). H . 1,01 m ; Br. 0,39 m ; St. 0,08 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 274 im О und 272 im W. 2 7 4 : N u t p l a n k e n mit keilförmig zugespitzter westlicher Schmalseite und Nutrinne an östlicher Schmalseite. H . 0,88 m ; Br. 0,25 m ; gr. St. 0,04 m. Verspundet mit Federplanken 275 im О und 273 im W. 275: Federplanke. H . 0,86 m ; Br. 0,21—0,23 m ; gr. St. ?. Verspundet mit N u t p l a n k e n 276 im О und 274 im W. 276: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,90 m ; Br. 0,30 m ; gr. St. 0,04 m. Verspundet mit N u t p l a n k e 278 im О und Federplanke 275 im W. 278: N u t p l a n k e mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,64 m ; Br. 0,17—0,20 m ; gr. St. 0,03 m. Verspundet mit N u t p l a n k e n 280 im О und 276 im W.

35

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

280: Nutplanke mit keilförmig zugespitzter östlicher Schmalseite und Nutrinne an westlicher Schmalseite. H . 0,63 m; Br. 0,15—0,18 m; gr. St. 0,02 m. Im О und W verspundet mit N u t planken 281 und 178. 281: Nutplanke mit Nutrinnen an beiden Schmalseiten (Wandständer). H . 0,80 m; Br. 0,35 m; St. 0,08 m. Verspundet im W mit Nutplanke 280.

Etwa 7 m südlich der Nordwand ließen sich unmittelbar vor der südlichen Palisadenreihe der Holz-Erde-Mauer die oberen Enden von Wandplanken fassen, die wohl zur Südwand des Gebäudes III gehören. Abgesehen davon, daß die Wand aus miteinander verspundeten Nut- und Federplanken besteht, sind noch keine weiteren Aussagen möglich. Die Gebäude — ihre Funktion sei vorläufig dahingestellt — sind einem Brand zum Opfer gefallen, der ihre Dach- und oberen Wandteile zerstörte. So treten die Brandspuren bei den Gebäuden I und III in einer Wandhöhe von etwa 1 m auf. Unterschiedlich hoch sind dagegen die Wandplanken des Gebäudes II erhalten; die Eckplanke Nr. 229 ist nur bis zu einer Höhe von 0,41 m, die Nutplanke Nr. 226 jedoch bis zu einer Höhe von 1,60 m bewahrt. Dieser Befund spricht gegen die ansonsten einleuchtende Annahme, daß die Gebäude unter Hochwasser standen und der Brand nur bis zur Wassergrenze wirksam sein konnte.

4. B a u g e s c h i c h t l i c h e S t e l l u n g d e r

Holzbauten

Alle drei Gebäude, die nach dem Fundmaterial in das 11./12. Jahrhundert datiert werden können (siehe S. 70 f.), gehören dem Typus nach zur Gruppe der Stabbauten. Entsprechend Zippelius, der im Anschluß an die Grabungsergebnisse auf der Motte Husterknupp die Stabbauten in europäischer Sicht behandelt hat 33 , kann man die Büdericher Holzhäuser zur Gruppe der Ständer-Stabbauten (Typ f) rechnen34. Für diese Gruppe ist der durchgehende Rahmen von Schwellbalken charakteristisch, in deren Längsnuten die verspundeten Wände eingelassen sind und mit denen die Eck- und Wandständer verblattet, verzapft oder verspundet sind. Hinsichtlich des Schwellbalkenrahmens finden sich die besten Vergleiche bei den skandinavischen Stabkirchen. Als Beispiele seien die Stabkirchen von Hemse, Gotland (11. Jahrh.), Vänga (12. Jahrh.) und Hedared, Västergötland (13. Jahrh.), in Schweden35 und die Stabkirchen von Urnes, Sogn (Bau II, 11. Jahrh.), Holtälen, Tröndelag (zweite Hälfte 11. Jahrh.) und Borgund, Sogn (etwa 1150), in Norwegen 38 genannt, deren Fundamente aus rechteckigen Rahmen von Schwellbalken bestehen. Die frühen 33

Zippelius a.a.O. (vgl. Anm. 30) 123 ff. Zippelius a.a.O. (vgl. Anm. 30) 189 Abb. 78 f. 35 Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 99 Abb. 89 (Hemse). 185 ff. Abb. 167—170 (Hedared). 252 Abb. 236 (Vänga). 39 L. Dietrichson und H . Munthe, Die Holzbaukunst Norwegens (Dresden 1901) 46 Abb. 34 (Urnes). — A. Bugge, The Origin, development and decline of the Norwegian stave church. Acta Arch. 6, 1935, 155 Abb. 2.4 und 5 (Holtalen und Borgund). — Vgl. auch die weitere Literatur: R. Mowinckel, Vore stavkirkers oprindelse. Universitetets Oldsaksamling (Oslo) Arbok 1927. — Ders., De eldste norske stavkirker. Universitetets Oldsaksamlings Skrifter 2 (Oslo 1929). — E. Lundberg, Byggnadskonsten i Sverige under Medeltiden (Stockholm 1940) 138 ff. — A. Bugge, Norske Stavkirker (Oslo 1953). — H. Phleps, Die norwegischen Stabkirchen (Karlsruhe 1958). 34

36

Michael Müller-Wille

Darstellungen auf den schwedischen Teppichen von Skog (Hälsingland) und överHogdal (Härjedal), die in der Technik und Ausführung mit dem Teppich von Bayeux verwandt sind, zeigen wahrscheinlich derartige Kirchen mit Schwellbalken37. Neben den Beispielen aus der sakralen Holzarchitektur Skandinaviens mit ihren frühesten Vertretern aus dem Ende des 11. und aus dem 12. Jahrhundert sind auch Belege aus der Profanarchitektur heranzuziehen. So scheint die ,große Halle' im älteren Siedlungshorizont (9. Jahrh.) von Haithabu ein Bau mit Schwellenkranz zu sein38. Die Gebäude I und V in der frühmittelalterlichen Handwerkersiedlung (10711. Jahrh.) auf dem Petersberg in Basel weisen ebenfalls einen Schwellenkranz auf 39 . Bauten mit Schwellenkranz sind auch von Lund aus dem 12. Jahrh. bekannt 40 . Die aus verspundeten Nut- und Federplanken gebildeten Wände finden ebenfalls Entsprechungen bei skandinavischen Holzbauten. Ein ähnlicher Wechsel von Nut- und Federplanken wie in Büderich — am besten ausgebildet in der West- und Nordwand des Gebäudes I (Bild 23,7) — läßt sich bei den Wänden der mittelalterlichen Stabkirchen von Hänger, Vänga (Bild 23,3.4), Kinneroma und Hellestad in Schweden feststellen41. In Dänemark sind als Vergleichsbefunde Wandteile der Stabkirche von Brörup und eines Profanbaues in Ribe, Jutland, heranzuziehen 42 . Eine gleichartige Konstruktion weisen auch drei miteinander verspundete Plankenstücke von Haus 5 in der Stellerburg und von Haus 1 in Emden auf 43 . Zu erwähnen sind außerdem Bauten des 11. Jahrhunderts, deren Nutplanken aus Hälblingen gearbeitet sind, zwischen die ,lose Federn' gesteckt sind (Bild 23,1.2); dazu gehören die Stabkirchen von Greenstead, Essex44, Lund, Schonen45 und Hemse, Gotland 46 . Kurze Nutplanken und breite Federplanken zeigen hingegen Wandteile aus dem Bau I В der frühmittelalterlichen Siedlung in Basel47 und aus einer neuzeitlichen Torfkirche in Island 48 (Bild 23,5.6). Verspundete Feder- und 37

Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 348 ff. Abb. 473. — F. Stenton u. a., Der Wandteppich von Bayeux. Ein Hauptwerk mittelalterlicher Kunst (Köln 1957) 46 Abb. 23. 38 Jankuhn a.a.O. (vgl. Anm. 32) 112 Plan 2. 39 Berger a.a.O. (vgl. Anm. 32) Gesamtplan 1. 40 G. Gustafsson, Hörnstolparna f r ä n G l r d a . Rig. 32, 1949, 156. 163 Abb 10 A. 15 J. 41 Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 142. 229. 254. 277 Abb. 116 b. 264 a. 330. 398 a. 42 K. Högsbro östergaard, Arkaeologiske undersögelser i Brörup kirke 1953—54 og 1962. Aarböger 1961, 33 Abb. 20. 43 Stellerburg: Μ. V. Rudolph, Germanischer Holzbau der Wikingerzeit, 1. Teil: Die baugesdhiditlichen Ergebnisse der Ausgrabungen auf der Stellerburg in Dithmarschen (Neumünster 1942) 89 Abb. 68. — Emden: W. Haarnagel, Die frühgeschichtliche Handelssiedlung Emden und ihre Entwicklung bis ins Mittelalter. Friesisches Jahrb. 1955, 29 Taf. 9,4. 44 H . Shetelig, Kirken i Greenstead. Foreningen til norske Fortidsmindesmerkers Bevaring. Aarsberetning 1903, 256 ff. 45 St. Clemens: R. Blomqvist, Tusentalets Lund. Det gamla Lund 21/22, 1941, 72 ff. — St. Drotten: R. Blomqvist, Lunds första biskopskyrka? Proxima Thüle. Hyllningsskrift tili Η . M. Konungen den 11. nov. 1962 (Stockholm 1962) 184 ff. — Blomqvist u. Martensson a.a.O. (vgl. Anm. 29) 16 ff. — Sta. Maria Minor: Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 148 ff. — Vgl. auch einen auf dem Großmarkt ausgegrabenen Profanbau: Ekhoff a.a.O. 345 Abb. 465. 49 Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 105 Abb. 95. — Die in den seeländischen Kirchen von Saeby und Flinterup eingebauten Planken sind ähnlich ausgebildet: M. Clemmensen, Bulhuse, Studier over Gammel Dansk Traebygningskonst (Kopenhagen 1937) 260 Abb. 297 A. C. 47 Berger a.a.O. (vgl. Anm. 32) Taf. 13,7. 48 W. Holmqvist, Valöfyndet. Antikvariskt Arkiv 4 (Stockholm 1956) 58 Abb. 34,7.

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

37

23. Stab wandformen: Verspundung von Feder- und Nutplanken. 1. Greenstead, Essex (11. Jahrh.). — 2. Sta. Maria Minor, Lund, Schonen (11. Jahrb.). — 3. Vänga, Västergötland (12. Jahrh.). — 4. Hanger, Smäland (12. Jahrh.). — 5. Petersberg, Basel (11. Jahrh.). — 6. Torfkirche, Island (neuzeitlich). — 7. Büderich, N o r d w a n d von Gebäude I. — Maßstab etwa I : 20.

Nutplanken kennt man schließlich auch von mehreren hölzernen Brunnenverkleidungen und Plankenwänden 48a . An der Nordwand von Gebäude III besitzen die Planken eine keilförmige Zuspitzung an einer Schmalseite, die in die Nut der nächstfolgenden Planke eingreift (Bild 24,5). Diese Keilverspundung trifft man beispielweise bei Haus 3 in der Flachsiedlung des Husterknupp an49. Weiterhin ist sie für die frühmittelalterlichen Siedlungen von Emden, Stellerburg, Haithabu und Lund belegt50. Am häufigsten begegnet man der Keilspundung bei den mittelalterlichen Stabkirchen und Profanbauten Norwegens und Schwedens (Bild 24,1—4)51. Die Büdericher Bauten (Gebäude I und II) besitzen auffälligerweise keine Eckständer, die verzapft, verblattet oder aufgestülpt sind. Wie Bild 20 zeigt, ist an Stelle eines Eckständers nur eine Wandplanke vorhanden, die auf der Breitseite eine Nut für die Aufnahme einer rechtwinklig zu ihr stehenden Planke aufweisen kann. Derartige eingezapfte oder verspundete Eckplanken sind bei Profanbauten des Mittelalters in Lund anzu4öa Bonner Jahrb. 148, 1948, 384; 159, 1959, 395 ff.; 162, 1962, 440 (Brunnenverkleidungen). — V. la Cour u. H . Stiesdal, Danske Voldsteder, Hjörring Amt (Kopenhagen 1963) 116. 117. 119 Abb. 9 (Plankenwand). « Zippelius a.a.O. (vgl. Anm. 30) 126 Abb. 63. 162 ff. 50 Emden: Haarnagel a.a.O. (vgl. Anm. 43) 29 Taf. 9,3. — Steilerburg: Rudolph a.a.O. (vgl. Anm. 43) 18. 47. 58. 59 Abb. 13. 14. 37. 44. 45 (Bohlenhäuser). — Haithabu: H . Jankuhn, Die Ausgrabungen in Haithabu 1937—1939 (Neumünster 1943) 37. 44 ff. (Umzäunungen und Bohlenhäuser). — Gustafsson a.a.O. (vgl. Anm. 40) 156 Abb. 10 B. 51 Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) Abb. 2. 178 b. 196 a und 428. — Bugge a.a.O. (vgl. Anm. 36) 155 Abb. 2,3—5. — Phleps a.a.O. (vgl. Anm. 20) 293 Abb. 373.

38

Michael Müller-Wille

treffen52. Ganz ähnlich wie in Büderich ist auch die Eckausbildung zwischen Langhaus und Chor bei den Stabkirchen von Hemse, Gotland, und Hedared, Västergötland 53 . Abschließend sind in zwei Listen die archäologisch untersuchten Stabbauten des nordwestlichen und nördlichen Europas angeführt, die hinsichtlich ihrer Wandausbildung (Verspundung) große Ähnlichkeit mit den Büdericher Bauten aufweisen, jedoch durch das Fehlen von Schwellbalken oder durch eine spezielle Schwellriegelkonstruktion von ihnen abweichen. Seit der zusammenfassenden Darstellung von Zippelius54 sind mehrere Befunde, besonders in Skandinavien, hinzugekommen, die eine Ergänzung rechtfertigen.

I. Stabbauten ohne Schwellbalken (Typen с und d nach Zippelius: die Wandplanken sind in Wandgräbchen eingelassen und miteinander verspundet. Eck- und Zwischenpfosten gliedern die Wand). A.

Sakralbauten

Dänemark 5 5 1. Jelling, Jütland (Zweite H ä l f t e 10. Jahrh.) 2. Snoldelev, Seeland (Bau I: zweite H ä l f t e 11. Jahrh.) 3. Brörup, Jütland (Bau I: 11./12. Jahrh.) 4. Hördum, Jütland (Mitte 12. Jahrh.) 5. Vorgod, Jütland (13. Jahrh.) Schweden 5 6 6. Lund, St. Clemens (11. Jahrh.) 7. Lund, St. Drotten (Zweite H ä l f t e 11. Jahrh.) 8. Lund, Sta. Maria Minor (Mitte 11. Jahrh.) 9. ? Hemse, Gotland (11. Jahrh.) Norwegen 5 7 10. Kinsarvik, Hardanger (Mitte 11. Jahrh.) 11. Urnes, Sogn (Bau I: Mitte 11. Jahrh.) England 5 8 12. Greenstead, Essex (11. Jahrh.)

52

Gustafsson a.a.O. (vgl. Anm. 40) 163 Abb. 15 Α. В (vgl. auch F). Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 105. 197 Abb. 95 und 196 a. 51 Zippelius a.a.O. (vgl. Anm. 30) 184 ff. 55 Jelling: Ε. Dyggve, Gorm's temple and Haralds stave-church at Jelling. Acta Arch. 25, 1954, 221 ff. — Ders., Jelling. Nationalmuseets bla böger (Kopenhagen 1961). — Snoldelev: E. Möller und O. Olsen, Danske trekirker. Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1961, 44 f. Abb. 10—11. — Brörup: Möller und Olsen a.a.O. 43 Abb. 6. — Högsbro östergaard a.a.O. (vgl. Anm. 42). — Hördum: Möller und Olsen a.a.O. 43 Abb. 7. — Vorgod: Möller und Olsen a.a.O. 45 Abb. 12. 56 Lund, St. Clemens: Clemmensen a.a.O. (vgl. Anm. 46) Anm. zu S. 260. — Blomqvist a.a.O. (vgl. Anm. 45) 72 ff. — St. Drotten: Blomqvist a.a.O. (vgl. Anm. 45). — Blomqvist und MIrtensson a.a.O. (vgl. Anm. 29) 16 ff. — Sta. Maria Minor: Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 148 ff. — Hemse: Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 71 ff. — Bugge a.a.O. (vgl. Anm. 36) 155. 57 Kinsarvik: H. Christi, Kinsarvik Kirke og dens Restaurering. Foreningen til Norske Fortidsminnesmerkers Bevaring, Ärbok 1962, 47 ff. — Urnes: H. Christi, Urnes stavkirkes forlöpere belyst ved utgravninger under kirken, und K. Bjerknes, Urnes stavkirke. H a r det vaert to bygninger forut for den nuvaerende kirke? Foreningen til Norske Fortidsminnesmerkers Bevaring, Ärbok 1958, 49 ff. 58 Shetelig a.a.O. (vgl. Anm. 44). — Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 66 ff. 63

39

Eine Niederungsburg bei Haus Meer

2 3 4 5 24. Stabwandformen: Keilverspundung. 1. Hedared, Västergötland (13. Jahrb.). — 2. Urnes, Sogn (11. Jahrh.). — 3. Norwegische Stabkirche (mittelalterlich). — 4. Norwegische Stabkirche (mittelalterlich). — 5. Büderich, Nordwand von Gebäude III. — Maßstab etwa 1 : 20.

B.

Profanbauten

Deutschland 5 9 1. Emden, Ostfriesland (12./13. Jahrh.) Dänemark60 2. Trelleborg, Seeland ( A n f a n g 11. Jahrh.) 3. Lindholm Höje, J ü t l a n d (11. Jahrh.) 4. Ribe, J ü t l a n d (11./12. Jahrh.) Schweden 9 1 5. Lund, Großer M a r k (11. Jahrh.) 6. Lund, Färberviertel (Erste H ä l f t e 11. Jahrh.) Norwegen82 7. Borgund, Sunnmöre (Profangebäude ?, 12./13. Jahrh.) » Haarnagel a.a.O. (vgl. Anm. 43) 29 Taf. 9,3. Trelleborg: P. Nörlund, Trelleborg. Nordiske Fortidsminder 4, 1 (Kopenhagen 1948). — J. Larsen, Rekonstruktion af Trelleborg. Aarböger 1957, 56 ff. — Die in den Wikingerlagern von Aggersborg und Fyrkat (Jütland) angetroffenen Gebäude gehören dagegen zu Bohlenwandhäusern (bulvaerkhuse), deren unterste horizontal gelegte Wandplanken in Wandgräbchen eingebracht waren: C. G. Schultz, Aggersborg. Vikingelejren ved Limfjorden. Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1949, 91 ff. — O. Olsen, Trelleborgproblemer. De danske vikingborge og deres historiske baggrund. Scandia 28, 1962, 95 ff. 98. — Lindholm Höje: T. Ramskou, Lindholm Höje. Nationalmuseets Blä Böger (Kopenhagen 1960) 37. — Ribe: Högsbro östergaard a.a.O. (vgl. Anm. 42) 33 Abb. 20. — Möller u. Olsen a.a.O. (vgl. Anm. 55) 48 Abb. 16 (freundliche Mitteilung vom Ausgräber H. Stiesdal, Nationalmus. Kopenhagen). — Vor kurzem wurden auch mittelalterliche Stabbaureste in Arhus endeckt: O. Klindt-Jensen und H. Andersen, Det aeldste Arhus. Kuml 1963, 85. 11 Lund, Stortorget: Ekhoff a.a.O. (vgl. Anm. 22) 345. — Kvarteret Färgaren 22: Blomqvist u. Märtensson a.a.O. (vgl. Anm. 29) 118 ff. — Das auf dem västergötländisdien Runenstein von Sparlösa (8.—9. Jahrh.) dargestellte Gebäude scheint einen Stabbau wiederzugeben, der keinen Schwellbalken aufweist (O. v. Friesen, Sparlösastenen. Kungl. Vitt. Hist, och Antikv. Akad. Handl. 46 : 3 (Stockholm 1940) 29 Abb. 6). 62 Grabung A. Herteig, Bergen (freundl. Mitteilung von W. Janssen, Bonn, Grabungsleiter 1964). 5

e0

Michael Müller-Wille

40

II. Stabbauten mit Schwellriegelkonstruktion ( T y p e nach Zippelius: die verspundeten W a n d planken sind in Schwellriegel eingelassen, welche die W a n d - und Eckpfosten miteinander verbinden). A.

Sakralbauten

Dänemark63 1. N ö r r e Hörning, Jütland (11. Jahrh.) 2. Brörup (Bau I I : 11./12. Jahrh.) B.

Profanbauten

Belgien 6 4 1. Antwerpen, Flandern (12./13. Jahrh.) Deutschland 6 5 2. Stellerburg, Dithmarschen (9. Jahrh.) 3. Husterknupp, Rheinland (10. Jahrh.) 4. Haithabu, Schleswig (10. Jahrh.) 5. Emden, Ostfriesland (12./13. Jahrh.) England 6 6 6. W e o l e y Castle, Birmingham (13. Jahrh.) Dänemark67 7. Boringholm, Jütland (14. Jahrh.) 8. Asa, Seeland (15. Jahrh.) Schweden 6 8 9. Lund, Schonen (12. Jahrh.) 10. Lödöse, Västergötland (13./14. Jahrh.) 11. Sigtuna, U p p l a n d (14. Jahrh.) 12. Skara, Västergötland (14. Jahrh.) I m Z u s a m m e n h a n g m i t d e n s k a n d i n a v i s c h e n , seit d e m E n d e d e s 1 0 .

Jahrhunderts

a r c h ä o l o g i s c h n a c h w e i s b a r e n H o l z k i r c h e n ist d i e F r a g e b e r e c h t i g t , o b es a u f d e m K o n t i es

N ö r r e Hörning: K. Krogh und O. Voss, Fra hedenskab til kristendom i Hörning. Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1961, 5 ff. — Brörup: Högsbro östergaard a.a.O. (vgl. Anm. 42). — Die unter der Mariakirche in Oslo ergrabene Holzkirche scheint 2um gleichen Typ zu gehören: H . Christi, Det gamle Oslo mellom fortid og fremtid. St. Hallvard. Organ for Selskabet for Oslo Byes Vel 41, 1963, 255. 64 A. van de Walle, Excavations in the Ancient Centre of Antwerp. Medieval Arch. 5, 1961, 123 ff. 65 Stellerburg: Rudolph a.a.O. (vgl. Anm. 43) Gebäude 1.2.4 b.5.15 und 20. — Husterknupp: Herrnbrodt a.a.O. (vgl. Anm. 30) Gebäude 1—3 und 5—7. — Haithabu: Jankuhn a.a.O. (vgl. Anm.32) 112 P l a n 2 . — Emden: Haarnagel a.a.O. (vgl. Anm. 43) 18. 21 und 36. — Das Hauptgebäude auf der Motte Hoverberg, Selfkantkr. Geilenkirchen-Heinsberg (Zippelius a.a.O. [vgl. Anm. 30] 179 ff.) und der Bau В der Burg Holtrop, Kr. Bergheim (W. Piepers, Ausgrabungen auf der Burg Holtrop bei Bergheim/Erft. Bonner Jahrb. 160, 1960, 399) sind möglicherweise zum gleichen Typus zu rechnen. · · A. Oswald, Excavation of a thirteenth-century Wooden Building at Weoley Castle, Birmingham, 1960—61. Medieval Ardi. 6/7, 1962/63, 109 ff. — J. T. Smith, The Structure of the Timber Kitchen at Weoley Castle, Birmingham. Medieval Arch. 9, 1965, 82 ff. e7 Boringholm: Clemmensen a.a.O. (vgl. Anm. 46) 254. — Asa: A. Steensberg, Arkaeologiske Landsbyundersögelser I (Kopenhagen 1952) 145 ff. 98 Lund: Gustafsson a.a.O. (vgl. Anm. 40) 156. 163 Abb. 10 Α und 15 J. — Lödöse: P. H . Rosenström, N y a medeltidsundersökningar i Gamla Lödöse. Västergötlands Fornminnesföreningens Tidskrift 6, 1963, 259 ff. — Sigtuna: В. Söderberg, Sigtunagrävningar 1936. Fornvännen 1942, 321 ff. — Skara: G. Ullenius, Medeltida J o r d f y n d i Skara. Västergötlands Fornminnesföreningens Tidskrift 5, 1948, 93 ff.

Profil C-D

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Einzelstücke oder mehrere Stücke zusammen. Knochen vom H u h n sind am zahlreichsten vertreten. Zahmes und wildes Schwein waren zusammengerechnet. Ich habe angenommen, daß das Wil nur einen kleinen Anteil bildet und deshalb der Prozentsatz kaum beeinflußt ist.

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Mandibula Länge; Kieferwinkel HinterrandAlveole Ii Länge; Мз Hinterrand-Aveole Ii Senkrechte Höhe des Vertikal-Astes Länge Backenzahnreihe Länge Molarreihe Länge Praemolarreihe Länge Мз Breite Мз Höhe hinter der Kinnsymphyse Höhe des horizontalen Astes unter Mitte Мз Länge; Мз Hinterrand — Foramen mentale Hinterrand Metacarpus größte Breite distal Pelvis Länge des Acetabulums Metatarsus größte Länge größte Breite proximal größte Breite distal kleinste Breite der Diaphyse

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127

Die Tierreste aus der Motte bei Haus Meer

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:uzganges mit Abtgräbern; b. Dreikönigs. Fundstelle des Kryptakapitells; e. Westnd C ; g. Mittelnisdie der karolingischen vor dem Südturm; k. karolingische und barockes Fundamentbankett; m. WestBonifatiusgrab; p. Mauerzüge des Sturmes Paradies; r. jüngeres Paradies, eiß. — Maßstab 1:625.

Zur Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen

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die von den Angaben des Inventars von H . v. Dehn-Rotfelser 4 abweicht. H. Graf 5 übte daran massive Kritik und legte eine eigene, quellenmäßig fundierte Rekonstruktion des karolingischen Baues vor. Seinen hauptsächlich auf die Überschriften der Altartituli des Hrabanus Maurus gestützten Idealentwurf versuchte dann G. Richter" mit Hilfe von Angaben des Geheimen Baurats L. Hoffmann über die im Barockdom enthaltenen älteren Reste den tatsächlichen Größenverhältnissen anzugleichen. Richters nahezu vollständige Zusammenfassung der Quellen und deren fast durchweg richtige Auslegung stellen für alle späteren Bearbeiter eine solide Ausgangsbasis dar. So war in beachtlichem Ausmaß vorgearbeitet, als J. Vonderau im Jahr 1908 jene Ausgrabungen begann, die, in mehreren Kampagnen bis 1929 fortgesetzt, die Vorstellung von der Klosterkirche in karolingischer und ottonischer Zeit bis heute bestimmen. Es gilt festzuhalten, daß Vonderau nicht nach vorgefaßtem Entschluß an die Erforschung der mittelalterlichen Bauten ging, sondern im westlichen Klosterkreuzgang auf der Suche nach germanischen Siedlungsspuren (!) zufällig auf Mauerzüge des abgebrochenen Kreuzganges stieß, deren Untersuchung und zeichnerische wie fotografische Aufnahme nur zögernd als eigengewichtige Aufgabe angesehen wurden. Nicht anders verhielt es sich bei den Arbeiten östlich des Domes im Jahr 1913. Erst ab 1919 gestaltete sich das Unternehmen als planmäßige archäologische Untersuchung der mittelalterlichen Bauten. Vonderau veröffentlichte die Ergebnisse seiner Grabungen als Vorberichte in den Fuldaer Geschichtsblättern und in zwei größeren Abhandlungen, entsprechend dem Verlauf der Arbeiten: 1908 bis 1910 Freilegung des östlichen Flügels des westlich der Kirche gelegenen Kreuzganges (Bild 1, a und b) und 1913 Aufdeckung der sog. Königshalle (nach Hahn heute allgemein älteres Paradies genannt) 7 ; 1919—24 in der umfangreichsten Kampagne Untersuchung der Nordostecke des Querhauses, der drei Apsiden А, В und С vor und unter dem Haupteingang (Bild 1, f), des Jüngeren Paradieses, der Klosterbauten Sturms (Bild 1, p) und der östlichen Krypta (Bild 1, h), die zugänglich erhalten werden konnte 8 . 1929 Grabungen bei der Andreaskapelle (Bild 1, k)', in beiden Krypten (Bild 1, c, d und g)10 und inmitten des Domes am Westende der Sturmkirche (Bild 1, m, η und o) u . In dem Bericht von 1924 hat der Ausgräber die Befunde zusammenfassend dargelegt und gedeutet; die erwähnten Unternehmungen von 1929 runden dieses Bild ab.

4

H . v. Dehn-Rotfelser, Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Cassel 1870). H . Graf, Neue Beiträge zur Entstehungsgeschichte der kreuzförmigen Basilika. I n : Repert. f. Kunstwissenschaft 15, 1892, 1 ff. ' G. Richter, Beiträge zur Geschichte der Grabeskirche des hl. Bonifatius. Festgabe zum Bonifatiusjubiläum (Fulda 1905). — Ders. hatte zuvor als Dissertation behandelt: Die ersten Anfänge der Bauund Kunsttätigkeit des Klosters Fulda (2. Veröff. d. Fuldaer Gesch.-Ver.) (Fulda 1900). — Die Schriften Richters sind reichlich versehen mit Auszügen aus der heute schwer erreichbaren Inkunabel der Fuldaliteratur: Chr. Brower, Fuldensium Antiquitatum libri I U I (Antwerpiae 1612). ' J. Vonderau, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen am Dom zu Fulda. I n : Fuldaer Geschichtsbl. 12, 1913, 97 ff. — Ders., Die Ausgrabungen am Dom zu Fulda 1908—13 (16. Veröff. d. Fuldaer Gesch.-Ver.) (Fulda 1919). 8 Vonderau, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1919. I n : Fuldaer Geschichtsbl. 14, 1920, I f f . — Ders., Die Ausgrabungen am Dom zu Fulda 1919—24 (17. Veröff. d. Fuldaer Gesch.-Ver.) (Fulda 1924). • Vonderau, Alte Fundamente unter der Andreaskapelle. In: Fuldaer Geschichtsbl. 22, 1929, 97 ff. 10 Vonderau, Zum Grundriß der karolingischen Krypten in der Stiftskirche zu Fulda. I n : Fuldaer Geschichtsbl. 24, 1931, 49 ff. 11 Vonderau — J. Schalkenbach, Die Gründung des Klosters Fulda und seine Bauten bis zum Tode Sturms (Fulda 1944). 5

270

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2. Fulda, Klosterkirche. Rekonstruktion: Unten Bau Ratgars um 800, oben Ostdior nach 937 (nach v. Bezold). Charakteristisches Beispiel f ü r die älteren Rekonstruktionszeichnungen. — Maßstab 1 : 1 250.

Die Auswertung der Ergebnisse stand danach im Vordergrund. G. v. Bezold12 rekonstruierte Grundriß (Bild 2) und Aufriß der Kirche und verfolgte ihre Auswirkungen im Bereich der Mainzer Kirchenprovinz. E. Lehmann 13 nahm geringfügig geänderte Grundrisse der Sturmkirche, des Ratgarbaues und der im 10. Jahrhundert erneuerten Ostteile in sein Standardwerk ,Der frühe deutsche Kirchenbau' auf. 1943 hob R. Krautheimer 14 in seiner weitgespannten Darstellung der Erneuerung frühchristlicher Architektur in der Blütezeit des karolingischen Reiches die Ratgarbasilika von der vorausgegangenen Architektur ab. Die Versuche von D. Heller 15 und K. Lübeck16, Quellen und Grabungsbefunde abweichend zu deuten, wurden von H. Beumann17 als sachlich unzutreffend erkannt und abgelehnt. Der gleiche Verfasser18 hatte bereits zuvor eine historische Studie über ,die Lage des Bonifatiusgrabes und seine Bedeutung für die Entwicklung der Fuldaer Klosterkirchen' veröffentlicht. Im Anschluß daran unternahm D. Großmann 19 eine neue Darstellung der Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen. Hatten die bisherigen Abhandlungen überwiegend die Kirche selbst zum Gegenstand, so verlagerte sich durch die umfangreichen Grabungen von H. Hahn im Jahr 1953 (Bild 1, q und r, und Bild 2) die Anteilnahme der Forschung weitgehend auf die im Bereich des jetzigen Domplatzes gelegenen Paradiesbauten. Die von Hahn in der Boni1г

G. v. Bezold, Zur Geschichte der romanischen Baukunst in der Erzdiözese Mainz. — In: Marburger Jahrb. 8/9, 1936, 6 ff. 13 E. Lehmann, Der frühe deutsche Kirchenbau (Berlin 1938) Abb. 87 und 122. 14 R. Krautheimer, The carolingian revival of early christian architecture. — In: Art. Bull. 24, 1942, 7 ff. 15 D. Heller, Neue Studien zur Grabeskirche des hl. Bonifatius (Fulda 1946). " K. Lübeck, Das Bonifatiusgrab zu Fulda (Fulda 1947). " H . Beumann, Zur Fuldaer Geschichte, Literaturbericht. I n : Hess. Jahrb. für Landesgeschichte 1, 1951, 211 ff. 18 Beumann, Die Lage des Bonifatiusgrabes und seine Bedeutung für die Entwicklung der Fuldaer Klosterkirche. I n : Marburger Jahrb. 14, 1949, 17 ff. le

D . G r o ß m a n n , D i e B a u g e s c h i c h t e d e r F u l d a e r K l o s t e r k i r c h e n . I n : M a r b u r g e r J a h r b . 14, 1 9 4 9 , 4 1 ff.

Zur Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen

271

fatiusfestschrift 1954 vorgelegten Ergebnisse 20 sah W. Mayer-Barkhausen 21 in anderer Sicht, indem er Vergleiche mit den von ihm rekonstruierten Atriumsbauten von AltSt.-Peter in Rom anstellte. Der hypothetische Charakter seiner Rekonstruktion und die Unsicherheit der Datierung der einzelnen Bauphasen in Rom bieten aber der Zeitbestimmung des älteren Fuldaer Paradieses wenig verläßliche Hilfe. Im gleichen Jahr veröffentlichte W. Boeckelmann 22 eine neue Rekonstruktion der Sturmkirche in Analogie zu Bauten in Südengland. In dem eingangs zitierten jüngsten Beitrag widerlegte Großmann auf Grund einer unpublizierten Grabung Hahns diese Deutung und bezog auch gegen Vonderaus Grabungsergebnisse zum Teil erheblich einschränkend Stellung. II. Auf diese Vorwürfe ist näher einzugehen, denn sollten sie wirklich allgemeine Geltung haben, dann hätte die Erforschung der Fuldaer Klosterkirchen — von Hahns Grabungen abgesehen — dort fortzufahren, wo Graf und Richter vor 60 Jahren angelangt waren. Eine Überprüfung der Maße und Pläne ergab, daß Differenzen bis etwa 5 °/o häufiger auftreten, die wichtigsten Hauptmaße jedoch — mit einer Ausnahme 23 — übereinstimmen. Was die Abrundung von Maßangaben betrifft, so läßt sich leicht feststellen, daß es sich um solche handelt, die am bestehenden Bau nachzuprüfen sind, bzw. ältere Überlieferung darstellen, die nicht Vonderau angelastet werden sollte. Der Umfang der Grabungen war im Verhältnis zur gewaltigen Ausdehnung des Baues nicht groß. Interessieren dürfte daher, wie Vonderau zur Ausgestaltung seiner Rekonstruktionen gelangte. Er ,entwirft' nach eigenem Zeugnis24 den Grundriß der Ratgarbasilika, nachdem er die ihm bekannten Anhaltspunkte zusammengestellt hat. Einmal ist von der B-Apsis die Rede, die , . . . einen Ostgrundriß zuläßt, wie er auf dem Plan I I I zur Veranschaulichung kommt' 2 5 . Nicht besser könnte das Spekulative von Vonderaus Darstellungsweise beschrieben werden. Gerade an der Ostpartie zeigt sich, wie wenig mitunter die zum Teil beträchtlich voneinander abweichenden Rekonstruktionszeichnungen des Ausgräbers von wirklichen Befunden und wie sehr von Kombinationen und Überlegungen bestimmt sind, die von einem Plan zum anderen mehr und mehr den Charakter von wirklichen Befunden annehmen 26 . Darin, daß Vonderau nie einen Gesamtplan mit Eintragung aller Grabungsbefunde und frei von Ergänzungen vorgelegt hat, liegt die eigentliche Problematik der Fuldaer Grabungen. Nur minutiöse Vergleiche aller Berichte, Pläne und Fotografien und Auftragung in einen Grundriß des bestehenden Baues können hier weiterführen. H . H a h n , Die Ausgrabungen am Fuldaer D o m p l a t z 1 2 0 0 . Todestag (Fulda 1 9 5 4 ) 6 4 1 ff.

20

1953.

In:

St. Bonifatius, Gedenkgabe

zum

W . Mayer-Barkhausen, Die Ausgrabungen auf dem Fuldaer D o m p l a t z 1953 in neuer Sicht. I n : Zeitschr. f. Hess. Gesch. u. Landeskunde 67, 1954, 23 ff. — Ders., Die frühmittelalterlichen Vorbauten von AltSt. Peter in R o m , zweitürmige Atrien, Westwerke und karol.-ottonische Königskapellen. I n : W a l l r a f R i d i a r t z - J a h r b . 20, 1958, 2 9 f. 3 2 . 81

W . Boeckelmann, Grundformen im frühkarolingisdien Kirchenbau. I n : W a l l r a f - R i d i a r t z - J a h r b . 1 9 5 6 , 4 3 ff. " Siehe Anm. 2 9 . 22

18,

Vonderau, 17. Veröff. 20. Vonderau, 17. Veröff. 22. 2 8 Vgl. Vonderau, 17. Veröff. Befund Abb. 3 u. 5, danach die Pläne in dieser Reihenfolge: Skizze 3, Plan I, III, I V , V, V I ; ferner Vonderau, Andreaskapelle, Abb. 24

25

272

Manfred F. Fischer/Friedrich Oswald

Die Unzulänglichkeit der älteren ,Aufgrabungen' macht ein Vergleich mit Hahns Grabung von 1953 nur zu deutlich. Zeigen doch die Paradies-Untersuchungen wie sehr korrekturbedürftig die früheren Feststellungen wenigstens teilweise waren. Ohne solche Nachgrabungen bleibt stets ein Unsicherheitsfaktor bestehen. Dies gilt es, sich in Erinnerung zu halten, wenn nun versucht wird, Fragen der Fuldaer Klosterkirchen neu zu diskutieren 27 .

III. S t u r m k i r c h e : Unter den Portalstufen des heutigen Domes fand Vonderau 28 die Fundamente von drei konzentrischen Apsiden (Bild 1, f und g), deren innerste er auf Grund der Überschneidung durch die karolingische Ostkrypta als die der Sturmkirche identifizierte. Ihr nur auf etwa 2 m zusammenhängend ergrabenes Mauerwerk ergab einen Radius von 5,62 m 29 . Die Mauerstärke betrug 1,08 m. Dazu kam 1929 das Fundament der Westwand ( B i l d l , m ) in der Nähe der heutigen Vierungspfeiler 30 , das 0 , 7 0 m breit war. östlich davon lag auf der Mittelachse des Domes eine in den Felsen gestemmte, ausgeräumte Grabkammer (Bild 1, o), die mit Beumann 31 als das von Richter quellenmäßig erschlossene erste Bonifatiusgrab anzusehen ist. Vor der Westwand wurde ein 1,5 m tiefer liegender Ziegelmehlestrich freigelegt, der nach Westen über die sog. Schwurplatte im Zentrum der barocken Vierung hinausreichte 32 , allerdings in seinen Ausmaßen nicht genauer bestimmt werden konnte. Schließlich wurde an der Innenseite des barocken Mittelschiffsbankettes ein ost-westlich verlaufendes Fundament ergraben (Bild 1, 1), jedoch nur auf eine kurze Strecke verfolgt 33 . Seine Mauerstärke konnte nicht ermittelt werden; sein Abstand zur Dommittelachse war gleich dem Radius der Sturmapsis. Südlich des Domes im Garten wurden weitere Fundamentzüge angetroffen (Bild 1, p): je zwei nord-südlich bzw. ost-westlich verlaufende mit Mauerstärken von 0,75, 0,60 und 1,10 m 34 nahm der Ausgräber für das Sturmkloster in Anspruch. Aus diesen Fundamentresten versuchte er die Gestalt der Sturmkirche zu ermitteln. Über die Längenausdehnung herrscht bis heute mangels einer präzisen Auftragung Unklarheit 3 5 . Die weitestgehenden Folgerungen wurden aus dem Mauerstück unter dem Fundament der barocken Mittelpfeiler gezogen. Vonderau rekonstruierte eine dreischiffige Anlage, Die Absicht der Verfasser, einen solchen bisher fehlenden Gesamtplan mit Eintragung der Grabungsbefunde herzustellen, schien bis zuletzt undurchführbar zu sein, da die bisher bekannten Grundrisse des bestehenden Domes, selbst der im Maßstab 1 : 2 0 0 aufgetragene, im Archiv des Staatsbauamtes Fulda über das vertretbare Maß hinausgehende Abweidlungen aufweisen. Eine private, noch nicht vollständige P l a n aufnahme, die uns H e r r Winfried Preiss beim Landeskonservator Westfalen-Lippe zur Verfügung stellte, ermöglicht nun einen Plan, der die Beziehungen der alten Kirche zum Barockdom aufzuzeigen erlaubt. ω Vonderau, 17. Veröff. 12 ff.

27

Vonderau, 17. Veröff. 15 gibt 5,50 m a n ; auf P l a n II sind 5,62 m eingetragen, auf Skizze 3 wiederum 5 , 5 0 m. Vonderau — Schalkenbach a.a.O. Abb. 19. Beumann, Bonifatiusgrab 2 0 . 8 2 Vonderau — Schalkenbach a.a.O. 2 6 . M Vonderau, 17. Veröff. 15. ®4 Vonderau, 17. Veröff. Skizze 5. ,s Schalkenbach in Vonderau — Schalkenbach a.a.O. 43 nennt 3 1 , 6 0 m ohne Apsis; H a h n a.a.O. 6 8 2 : 3 3 , 8 0 m. Die Gesamtlänge gibt Großmann, Baugeschichte 4 4 , mit 3 7 , 2 0 m, hingegen in Großmann, Kloster Fulda 3 4 9 mit 3 9 , 0 0 m an. 30

"

Zur Baugesdiidite der Fuldaer Klosterkirchen

273

die in der Folgezeit allgemein übernommen wurde". Großmann zog diese Rekonstruktion bereits 1949 in Zweifel. Boeckelmann schlug statt dessen einen einschiffigen Bau mit nicht eingezogener Apsis vor. Er stützte sich bei seinen Überlegungen auf Parallelen in Südengland und Kent. Das Ost-West-Fundament ist jedoch nach der Grabung Hahns von 195037 wahrscheinlich die vorspringende unterste Schicht des barocken Mittelschiffsbanketts. Damit sind alle bisherigen Erörterungen über Ein- oder DreischifFigkeit und die Breitenausdehnung der Kirche gegenstandslos, somit auch über die Frage, ob die Apsis eingezogen war oder nicht. Wegen der willkürlichen Auswahl der Fundamente südlich der Kirche in Vonderaus Ausführungen ergeben sich aus den Resten des Klosters keine weiteren Anhaltspunkte für die Rekonstruktion der Sturmkirche. Als letzte Möglichkeit, über ihre DreischifFigkeit etwas aussagen zu können, wurden von einigen Bearbeitern Nachrichten aus der Vita Sturms des Eigil herangezogen. Über die Bauvornahmen in Fulda nach der Rückkehr Sturms aus der Verbannung in Jumieges 765 schreibt Eigil, Sturm habe ,templum, id est ecclesiam, quod tunc habebant ornare, et domos omnes monasterii recentibus columnis et grandibus trabibus novisque tectorum structuris corroboravit'. Von Schalkenbach38 und Lübeck39 war diese Stelle als Umbau zu einer dreischiffigen Basilika gedeutet worden. Beumann40 konnte jedoch nachweisen, daß eine solche Interpretation der Quelle nicht zulässig ist und sich nur auf Brower stützt, der sie aus der verkürzenden Fassung der Vita (in einer Erlanger Handschrift) gezogen hat. Die Stelle läßt vielmehr nur den Schluß zu, daß Sturm Kirche und Kloster ausgeschmückt hat. Den Befund vor der Westwand deuteten Schalkenbach-Vonderau und ihnen folgend Großmann als eine Krypta unter einem Turm. Boeckelmann vermutete eine Vorhalle. Die Unvollständigkeit des Befundes läßt jedoch keine präzise Deutung zu. So ist unser Wissen über die Sturmkirche recht lückenhaft. Am besten zeigt den Stand ein Vergleich der beiden Grundrisse, die Großmann 1949 und 1962 abbildete. Im ersten noch als dreischiffig angenommen, erscheint in seinem letzten Plan die Kirche nur noch in der Apsis im Osten und der Westwand mit dem leeren Bonifatiusgrab als gesichert. Man hat der Sturmkirche innerhalb der frühkarolingischen Baukunst eine Bedeutung beigelegt, die so lange als unangemessen erscheint, als nicht mehr über die wenigen gesicherten Befunde hinaus bekannt ist. Einzig ihre beträchtliche Ausdehnung reiht sie unter die beachtenswerten Bauten der Epoche ein.

IV. Die R a t g a r b a s i l i k a ist dank der ausführlichen Quellenangaben am besten bekannt. Die Überschriften der Altartituli 41 sagen aus, daß der Bau dreischiffig war, mit " Vonderau, 17. Veröff. Skizze 4 und 5. — E. Gall, Karolingische und ottonische Kirchen (Burg bei Magdeburg 1930) Taf. 1. — v. Bezold Abb. 3. — Lehmann a.a.O. Abb. 76. Großmann, Baugeschichte 45 Abb. 3. — F. Arens, Die Klosteranlagen neben Domen, Stifts- und Klosterkirchen in Deutschland. In: Die Klosterbaukunst (Mainz 1951) Abb. auf 38. " Großmann, Kloster Fulda 350 Anm. 60 a. M Vonderau — Sdialkenbach a.a.O. 45 f. ' · Lübeck a.a.O. 77 f. 40 Beumann, Bonifatiusgrab 34. 41 Zuletzt behandelt von Mayer-Barkhausen, Die Versinschriften des Hrabanus Maurus. In: Hess. Jahrb. f. Landesgesch. 7, 1957, 63 ff.

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westlichem Querhaus, einer Ost- und einer Westapsis. An anderer Stelle 42 wird die besondere Größe der westlichen Apsis hervorgehoben. Vonderau versuchte, die Form des Westabschlusses aus dem heutigen Bau herauszuschälen. Der bogenförmig herumgeführte Ostflügel des Kreuzganges (Bild 1, a) war der Beweis für das unmittelbare Anschließen der Apsis an das Querhaus (Bild 1, e). Ihr Durchmesser konnte nicht einwandfrei ermittelt werden. Entsprechend der von Vonderau 1929 gefundenen und als Kryptenkonche gedeuteten bogenförmigen Mauer (Bild 1, c) fand Hahn eine zweite auf der Nordseite und konnte sie als gotische Treppenspindel nachweisen43. Bei der aus der Ausstattung des 17. Jahrhunderts zu erschließenden Großräumigkeit des Westchores44 können die Wandeltreppen von der Apsis nur umfahren worden sein. Die Ausdehnung des QuerschifFes von 77 m im Lichten ermittelte Vonderau aus dem Anschluß des Konventbaues an die erhaltenen Teile der Westwand. 1919 konnte die Nordostecke freigelegt werden 45 . Leider wurde dieser Befund nie zeichnerisch dargestellt. Der 7 m von der Ecke entfernte Mauerabgang an der Ostseite des nördlichen Querarmes hat in den einzelnen Grundrissen verschiedene Deutungen erfahren. Neben geschlossenen Wänden 46 mit mittlerer Tür ist v. Bezolds Rekonstruktion der Bogenstellungen auf Säulen in Anlehnung an Alt-St.-Peter in Rom bevorzugt worden 47 . Was über diesem Fundament in Wirklichkeit stand, ist nicht gewiß, im Spätmittelalter jedenfalls dienten die abgetrennten Räume als Sakristei bzw. als Kapitelsaal, was eher an geschlossene Wände denken läßt. Sicher ist nur, daß die Einbauten nicht die Höhe der heutigen Marienkapelle erreichten. Über ihrem Gewölbe ist die Innenseite der alten Westwand zugänglich und zeigt keine Spuren eines Mauerabganges 48 . Die lichte Breite des Mittelschiffes gibt Vonderau mit 17,00 m bzw. 16,70 m an 49 . Bei Ausschachtung eines Bischofsgrabes wurde 1898 die Plinthe einer Mittelschiffssäule gefunden, 8,50 m von der Hauptachse entfernt. Die Feststellung der lichten Gesamtbreite mit 33,40 m führte dann, wohl wegen der verbreiteten, für karolingische Bauten jedoch nicht zutreffenden Vorstellung, daß Mittelschiff sich zu Seitenschiff wie 2 : 1 verhalte, zu der .Korrektur* auf 16,70 m. "

Vgl. Richter, Beiträge X X I X .

43

Großmann, Kloster Fulda Anm. 2 2 a. Ein Grundriß dieses Befundes liegt noch nicht vor. Richter, Beiträge L V ff. und L X X I V ff. — Beumann, Bonifatiusgrab 39 f.

44

Vonderau, 17. Veröff. 19 und Vorläufiger Bericht 1919, 1. Richter, Beiträge (nach F . Lange). 4 7 Vgl. die Abbildungen bei Gall, v. Bezold, Lehmann, Krautheimer. B. O r t m a n n beruft sich zur Stützung seiner Deutung bei der Abdinghofkirche ausdrücklich auf F u l d a ; vgl. Ortmann, Baugeschichte der Salv a t o r - und Abdinghofkirche zu Paderborn/Westf. nach den Ausgrabungen 1 9 4 9 — 5 6 . I n : Westf. Zeitschr. 107, 1 9 5 7 , 3 5 6 . — Der von O . Doppelfeld mehrfach vorgelegte Befund am Kölner D o m (siehe Anm. 7 3 ) entfällt nach der neuesten Publikation zu diesem T h e m a : W . Weyres, Der karolingische D o m von Köln. I n : K a r l der Große, Lebenswerk und Nadlieben I I I (Düsseldorf 1 9 6 5 ) 3 8 4 ff. 4 8 Diesen bisher unbekannten Befund konnte ich im Sommer 1 9 6 2 beobachten, als ich auf Einladung von H e r r n P r o f . Siebenhüner an einer Exkursion des Kunsthistorischen Instituts der Universität Würzburg teilnahm. Gleichzeitig konnte festgestellt werden, daß die Nordwestecke des Querschiffes bis etwa 1,50 m südwärts im Anfang des 18. J a h r h . erneuert worden ist. D a aber die Fluchten der Klosterbauten festliegen und die Möglichkeit besteht, daß die Erneuerung auf altem Fundament geschah, kann daraus keine weiterreichende Folgerung gezogen werden. 4 9 Großmanns Vermutung von 1949, daß in den Hochschiftwänden weitgehend das karolingische Mauerwerk erhalten ist, ist irrig. Es handelt sich vielmehr um homogenes Mauerwerk des 18. Jahrh., in dem hie und da Spolien vermauert sind. L a u t brieflicher Mitteilung von H e r r n P r o f . Mayer-Barkhausen vom 2 6 . August 1 9 5 5 an die Systematische Kartei ermittelte H a h n 1950 eine Breite des Mittelschiffes der Ratgarbasilika von 1 5 , 4 0 m. Wie dies sich mit Vonderaus Angaben vereinbaren läßt, wird wohl der Bericht über die Ausgrabung von 1 9 5 0 klären, den H e r r D r . H a h n in Aussicht gestellt hat. 45

46

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275

Dabei ist die Gesamtbreite nach den unter den barocken Außenmauern angeblich gefundenen alten Seitenschiffs-Fundamenten problematisch. Gesichert ist vielmehr das aus der Grabung in der Andreas-Kapelle zu gewinnende Maß. Dort wurde die südöstliche Mauerecke des Seitenschiffes in ganzer Breite freigelegt (Bild 1, k). Ihr Abstand zur Mittelachse betrug im Lichten etwa 17,15 m. Durch diese Ecke und den aus dem Verlauf der A-Apsis erschlossenen Durchmesser ist der Ost-Abschluß der Basilika gesichert. Hellers und Lübecks Versuche, die Datierung der Apsiden und die Rekonstruktion der Ostteile anzufechten, sind allenfalls für die sog. Hadamarapsis (B-Apsis) stichhaltig. Auf sie wird später im Zusammenhang der Osttürme einzugehen sein. Die 817 bis 819 nachträglich eingefügten Krypten in den beiden Chören sind von Großmann wohl zutreffend als der Petersberger Krypta verwandt charakterisiert worden 50 . Nach der Überlieferung waren sie dreischiffig mit Säulen. Die westliche hatte drei Fenster zur Beleuchtung und seitliche Zugänge51. Die angebliche Seitenkonche der Westkrypta wurde als Treppenspindel erkannt — dagegen ist die gestelzte Mittelkonche der Ostkrypta (Bild 1, g), die C-Apsis überfahrend, von der B-Apsis teilweise überdeckt und von der Achse der romanischen Krypta parallel nach Süden abweichend, mit Sicherheit ein Rest der karolingischen Anlage. Von der Westkrypta wurde noch ein Kapitell gefunden, das in der Form mit jenem in der Krypta von St. Michael übereinstimmt 52 . Die Ausdehnung ist bei der westlichen Gruft durch die beibehaltene Lage des Bonifatiusgrabes vor der Ostwand, bei der östlichen durch den Umfang des Felsaushubes für die Krypta des 12. Jahrhunderts eingegrenzt. Aus den von Vonderau im Nordturm gewonnenen Höhenangaben rekonstruiert v. Bezold53 den Aufriß der Ratgar-Kirche mit einem durchlaufenden Architrav. Begründung waren außer der Angabe Browers, daß eine Weihe-Inschrift ,super epistylia' gestanden habe, rechnerische Überlegungen. Für das Seitenschiff wurde nach Vonderau eine Höhe von 8,75 m angegeben, aus dem angenommenen oberen Schaftdurchmesser der Säulen von 0,65—0,66 m wurde eine Säulenhöhe von etwa 7 m errechnet, die sich der Seitenschiffshöhe nicht anders als mit Architrav einfügt. Lehmann, der für Arkadenbögen eintrat, verwies auf die Übersetzung des Wortes ,epistylium' mit ,Kapitell', entgegen der Deutung als Architrav. Krautheimer und Mayer-Barkhausen schlossen sich jedoch den baulichen Erwägungen v. Bezolds an. Nun war diesem aber entgangen, daß die Höhenangaben vom heutigen Fußboden aus gemessen sind, der 0,70 m über dem der Ratgarbasilika liegt54. Zum anderen ist v. Bezolds Berechnungsgrundlage für die Säulenhöhe zu korrigieren. Das von Vonderau gefundene Kapitellfragment, das v. Bezold heranzieht, hat an der Bruchstelle eine Breite von nur 0,53—0,55 m55, nicht von

50

Großmann, Kloster Fulda 363. Vgl. Richter, Beiträge X X V I . и Vonderaus Deutung als Kapitell der Sturmkirche wird von Großmann, Kloster Fulda 352 Anm. 22 mit überzeugenden Gründen abgelehnt. 53 Vgl. v. Bezold a.a.O. 9 und 12 f. 54 Vonderau, 17. Veröff. 24: , . . . gelangen wir in 8,75 m H ö h e über dem heutigen Fußboden zu einer zweiten Tür'. D i e Fußbodenverhältnisse gibt Vonderau, 16. Veröff. Plan III. 55 Vonderau, 17. Veröff. Skizze VI. Die Differenz beträgt etwa ein Sechstel. Es ist leicht sich vorzustellen, welche Auswirkung das bei einem Sdiluß v o m Schaftdurchmesser auf die Schaftlänge hat. Ein Kapitellfragment im Marburger Universitätsmuseum (Inv.-Nr. 2883), das aus Fulda stammt und gelegentlich als Kapitell des Mittelschiffes angesprochen wurde, hatte einen zu errechnenden Durchmesser von 0,39 m. Das schließt die Bestimmung als Kapitell des Mittelschiffes aus. 51

276

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0,65—0,66 m; der tatsächliche untere Durchmesser muß noch etwas kürzer gewesen sein. Damit tritt die Rekonstruktion von Arkadenbögen über den Säulen eindeutig in den Bereich der Möglichkeit, ja ist als wahrscheinlicher vorzuziehen. Alle diese Überlegungen gehen davon aus, daß der bis 1704 erhaltene Bau und die im Westen erhaltenen Reste von der Ratgarbasilika und der Nordturm aus dem 10. Jahrhundert stammen. Daß letzteres nicht zutrifft, soll noch begründet werden, aber auch ein jüngerer Turm müßte den Höhen des beibehaltenen karolingischen Baues gefolgt sein. Hier wird ein schwerwiegender Mangel von Vonderaus Grabungsmethode spürbar, denn sein Freilegen von Mauern ohne Rücksicht auf die anschließenden Bodenschichten ergab keine Anhaltspunkte für die Datierung, wie man es von modernen Grabungen erwartet. Nur die Übereinstimmung des in Bildern und Mauerresten überlieferten Baues mit den Aussagen der Quellen gibt die Gewißheit, daß zumindest die Gesamtdisposition — von den Ostteilen abgesehen — die der Ratgarbasilika war. Wie weit das karolingisdie Mauerwerk noch karolingisch war oder ist, läßt sich beim heutigen Stand der Kenntnis nicht entscheiden. Bei der erstaunlichen Gesamthöhe von 21,80 m liegt zumindest die Annahme einer späteren Erhöhung nahe.

V. Wenn sich also gezeigt hat, daß die Rekonstruktion des Ratgarplanes aus den Grabungsbefunden sich weitgehend auf die Quellen stützen muß, um glaubwürdig zu sein, dann läßt sich leicht absehen, welche Schwierigkeiten erwachsen, wenn die Bauvorgänge des 10. und 12. Jahrhunderts zu betrachten sind, zu denen di& Nachrichten nach Richters Urteil,spärlich und ζ. T. wenig verlässig' sind. Es sollen zunächst die Maßnahmen nach dem Einsturz im 12. Jahrhundert untersucht werden, da sie die letzte größere Bauunternehmung darstellen, die bis zum Abbruch das Bild der Kirche mitbestimmt haben. Die Quellen besagen zum Jahr 1120/21, daß ,pars orientalis ingenti labe funditus concidit et turrim meridianam cum duabus porticibus quae adherebant una traxit soloque stravit'. Ekkehard von Aura berichtet, daß mit dem Kryptagewölbe sieben Altäre in die Tiefe stürzten. 1123 begann der Wiederaufbau. Er wurde 1157 mit feierlicher Weihe in Anwesenheit Kaiser Friedrichs I. abgeschlossen. Abt Marquard (1150—65) sagt von sich ,nam tectum monasterii ex plumbo prius factum sed vetustate collapsum redintegravi et adauxi, campanarium ex optima quadratura construxi'. Richter und Vonderau sahen in dem Campanarium den wiederaufgebauten Südturm. v. Bezold und Großmann haben zwar die Nachricht wohl mit Recht auf den westlichen Vierungsturm bezogen, aber daß der Südturm nach dem Nordturm getreu wiederaufgebaut und , . . . eine Grundrißänderung . . . am Hauptbau durch die Wiederherstellung nicht herbeigeführt'5® worden sei, ist bis heute unwidersprochen geblieben. Die Argumentation, da nur ein Turm eingestürzt ist, müsse der andere bis heute stehen, geht an der naheliegenden Möglichkeit vorbei, daß der zweite nach dem Einsturz baufällig war und gleichfalls erneuert werden mußte. Die Ähnlichkeit der Türme ist jedenfalls nicht nur in den Maßen, sondern auch in der Steinbearbeitung so groß, daß die Annahme gleichzeitiger Entstehung sich von selbst einstellt. Es sind auch genug » Vonderau, 17. Veröff. 29.

Zur Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen

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Türme des 10. bis 12. Jahrunderts bekannt, um die Fuldaer nach ihrer technischen Beschaffenheit einzuordnen. Die ältesten Türme sind durchweg aus Bruchsteinen gemauert 57 . Aufgänge von der Weiträumigkeit und sorgfältigen Quaderbearbeitung mit breitem Randbeschlag (!) haben ihre Entsprechung in den Bauten des späten 11. und frühen 12. Jahrhunderts 58 . Eine Fuldaer Besonderheit stellen die Hadamar zugeschriebenen Kapellen seitlich der Türme dar. Sie sind auf Abbildungen des 17. Jahrhunderts (Tafel 28,1) gut zu erkennen. Weniger überzeugend ist aber ihr Werdegang auf Vonderaus Plänen. Freigelegt war lediglich das Mauerstück von den Apsiden bis zur Flucht der inneren Paradieswand der Südseite (Bild 1, i und Tafel 28,2) und auf der Nordseite nur einige Steinschichten als Entsprechung 59 . Was Vonderau daraus gemacht hat, zeigen die Pläne der 17. Veröffentlichung in der Reihenfolge I, I I I , I V , V, V I . Abweichend davon bietet sich noch die Darstellung in den Fuldaer Geschichtsblättern von 1929 an. Daß es sich überhaupt um ein älteres Fundament handele, nahm Vonderau an, weil es sich außerhalb der ,Fundamentquader' des Barockdomes befand, die darauf auflagen 60 . Aus dieser Bezeichnung geht hervor, daß Vonderau Fundamente, die nicht aus Quadern bestanden, für älter hielt. Nun dürfte es schwerfallen, wirkliche Fundamente aus Quadern zu finden, ein Luxus, den sich audi ein Fürstbischof des 18. Jahrhunderts nicht leistete. Das fragliche Mauerwerk ist von der charakteristischen Sorglosigkeit barocker Fundamente, steht in offensichtlichem Zusammenhang mit der darüber errichteten Fassadenvorblendung, und der Abbruch des von Osten anlaufenden Paradiesfundaments verläuft deutlich in der Form einer Fundamentgrube für die fragliche Mauer. Es handelt sich ganz augenscheinlich nicht um Mauerwerk des 10. oder 12., sondern des 18. Jahrhunderts. Eine ähnliche Fehlbeurteilung von Mauerwerk konnte Hahn seinem Vorgänger schon an anderer Stelle nachweisen61. Diese Deutung kommt wie eine Erlösung, wenn man sieht, wie sehr sich die früheren Bearbeiter mit der unorganisch vor den Türmen verlaufenden Mauer abgequält haben. Bei der Rekonstruktion der Kapellen ließ sich Vonderau von dem Grundriß der heutigen Seitenkapellen wie auch von einer Südansicht der Kirche aus dem 17. Jahrhundert 62 leiten. Gerade diese aber ist perspektivisch so verzerrt, daß man weitergehende Folgerungen darauf nicht aufbauen kann. Weit besser ist die von Richter und Vonderau abgebildete Ansicht von Nordwesten (Tafel 28,1), nach einer Umzeidinung von F. Lange, die Richter gegenüber dem Originalgemälde auf ihre Zuverlässigkeit überprüft hat. Danach waren die Seitenschiffe bis an die Türme herangeführt, und die seitlichen Kapellen hatten nur die Breite der Türme. Für den nördlichen Anbau mit Stephanskapelle im

57

Minden, D o m (etwa 9 5 0 ) ; Gernrode, Stiftskirche (um 9 6 0 begonnen); Hildesheim, St. Michael (be-

gonnen 1 0 1 0 ) ; Würzburg, St. Stephan ( 1 0 1 3 — 3 2 ) , St. Burkard ( 1 0 3 3 — 4 2 ) , D o m (gegen 1 0 5 0 ) . Zu den frühesten Türmen aus Quadern gehören die des mit Fulda in engem K o n t a k t stehenden Klosters A m o r bach (um 1 1 0 0 ) . и

Zu diesem Urteil kamen wir bei der Begehung im Sommer 1 9 6 2 ; vgl. K . Friedrich, Die Steinbearbei-

tung in ihrer Entwicklung vom 11. r u m 18. Jahrhundert (Augsburg 1932). 5

» Siehe Anm. 2 6 . Vonderau, Vorläufiger Bericht ( 1 9 1 9 ) 2.

91

Siehe S. 2 7 3 .

62

Richter, Das Paradies und die Königskapelle vor der ehem. Stiftskirche zu Fulda. I n : Fuldaer Ge-

schichtsbl. 12, 1913, 1 0 0 ; Krautheimer Abb. 8 ; Großmann, Baugeschichte Abb. 3.

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Manfred F. Fischer/Friedrich Oswald

Obergesdioß über dem Durchgang zum Paradies ist sogar die Weiheinschrift aus dem Jahr 1168 überliefert"3. In das 12. Jahrhundert ist schließlich auch die B-Apsis zu setzen, die seit Vonderau der Wiederherstellung Hadamars zugeschrieben wird. Es ist in höchstem Maße unwahrscheinlich, daß die Apsis allein dem Einsturz widerstanden hätte. Freilich kann Heller, der dies zuerst aussprach, in seinen daraus abgeleiteten Schlüssen nicht gefolgt werden 64 .

VI. Wenn also die gesamte Ostfront, wie sie sich aus Befund und älteren Ansichten ergibt, dem 12. Jahrhundert angehört, was bleibt dann schließlich für die Bautätigkeit Hadamars nach dem Brand von 937? Dem Wortlaut der Quellen ist nicht einmal zu entnehmen, ob Hadamar im Westen oder Osten der Kirche gebaut hat. G. Weise65 hat zum erstenmal die Entstehung der mit dem Einsturz von 1120/21 genannten Türme der Bautätigkeit des 10. Jahrhunderts zugeschrieben, da ihm die Datierung in die Zeit Ratgars — abgesehen von dem Schweigen der Quellen — mangels Vergleichsbeispielen unwahrscheinlich war. Eine Entscheidung, ob die Vorgänger der heutigen Türme im 10. oder 9. Jahrhundert entstanden sind, ist heute so wenig wie vor 50 Jahren möglich. Der einzige Befund, der in Hadamars Zeit gehören könnte, ist das innen bogenförmige Mauerstück unter dem Eingang der Andreaskapelle (Bild l , k ) , das entgegen Vonderaus Darstellung als Rechteckraum mit Apsidenabschluß auch rund ergänzt werden könnte. Die Vorstellung, daß es sich um Türme handelt, die an die Ecke gesetzt waren, liegt im Bereich der Möglichkeit. Zu vergleichen wären dann zwei polnische Denkmäler des 11. Jahrhunderts, die zweite Kathedrale von Krakau und die Kollegiatkirche von Thum 653 .

VII. Die Paradiesbauten sind erst durdi die Grabung Hahns genauer bekannt geworden. Vonderau hatte zunächst den Ostflügel des älteren Paradieses teilweise freigelegt und als Wernerparadies angesprochen. Als 1924 der Ostbau des jüngeren Paradieses angeschnitten wurde, sah Vonderau in dem älteren Befund eine selbständige ,Königskapelle' des 9. oder gar des 8. Jahrhunderts. Der Gesamtplan Hahns und die Einzelzeichnungen ermöglichen überall die Trennung des Befundes von den zum Teil beträchtlichen Ergänzungen (Bild 1 und 3). Wie gefährlich die Suggestivkraft von Rekonstruktionszeidinungen sein kann, zeigt eine Abhandlung von K. Freckmann66 über die Grundrißproportionen der Johanneskapelle, der doppelchörigen und zweigeschossigen Kapelle im Ostflügel 63

Vonderau, 17. Veröff. 55; nach Brower a.a.O. 155. Heller a.a.O. 20 ff. G. Weise, Untersuchungen zur Architektur und Plastik des früheren Mittelalters (Leipzig 1916) 139 ff. esa Vgl. Z. Swiechowski, Budownictwo Rornanskie w Polsce, Katalog Zabytk6w, Warschau 1963. Besprochen von F. Oswald in: Bonner Jahrbücher 165, 1965, 502. 96 K. Freckmann, Die Johanneskapelle in Fulda. Untersuchung ihrer Grundrißproportionen. In: Fuldaer Geschiditbl. 35, 1959, 150 ff. 64

85

Zur Baugeschichte der Fuldaer Klosterkirchen

279

3. Fulda, Domplatz. Rekonstruktion des älteren und jüngeren Paradieses (nach Hahn). — Maßstab 1 : 625.

des jüngeren Paradieses. Mayer-Barkhausens abweichende Deutung der Nebenräume an der älteren Kapelle als Türme geringer Höhe wird nun auch von Hahn geteilt67. Von dem westlich der Kirche gelegenen Kreuzgang wurden nach 1910 keine weiteren Reste bekannt. Der an das Querschiff anschließende Flügel verlief bogenförmig um die Apsis, die übrigen Baulinien wurden entsprechend den Hauptzügen des Konventbaues des 17. Jahrhunderts angenommen. Das mag in den groben Umrissen zutreffen, eine nähere Begründung über die Argumente der topographischen Situation hinaus fehlt. In einzelnen Rekonstruktionszeichnungen geschah die Ausgestaltung des Ostflügels im Anschluß an einen Plan Schalkenbachs recht phantasievoll als ein zweites St. Gallen. Irreführend ist es, wenn entgegen Vonderaus ausdrücklicher Mitteilung 68 die im Scheitel anschließende Kapelle (Bild 1, b) als gleichzeitig mit dem Kreuzgang dargestellt wird. Sie bestand aus Quadern und war besser und tiefer gegründet als das übrige Mauerwerk. Die Kapelle läßt sich auch mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren. Richter89 teilt Nachrichten über eine im 14. Jahrhundert errichtete Dreikönigskapelle mit, die in der Nähe des Abtsbegräbnisses lag. Dieses nahm er fälschlich im Norden des Ostparadieses an. Vonderau hielt die genannte Kapelle für die Vorgängerin der Andreaskapelle 70 . Erst Heller 71 brachte urkundliche Belege bei, welche die Dreikönigskapelle in den Konvent, d. h. den westlichen Klosterbereich verweisen. Hier lag nach Ausweis der Grabungen in 87

Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Hahn. Vonderau, 16. Veröff. 9. · · Richter, Beiträge L X V I I . 70 Vonderau, Andreaskapelle 100. 71 Heller a.a.O. 54 ff. 68

280

Manfred F. Fisdier/Friedrich Oswald

dem der gefundenen Kapelle benachbarten Teil des Kreuzganges das Abtsbegräbnis (Bild 1, a). Mit der Westlage von Bonifatiusaltar und Kreuzgang verbinden sich jene Ausdrücke ,romano more', die immer wieder in der Literatur zitiert werden. Der Bonifatiusaltar lag ,in parte occidua romano more', und der Kreuzgang wurde entgegen dem südlich gelegenen älteren,romano more, contram plagam occidentalem . . . propter vicinitatem martyris' verlegt 72 . Wenn O. Doppelfeld 7 3 dieses ,romano more' im Vergleich mit dem Kölner Dom auf die achsiale Ausrichtung von Kirche und Vorhof bezieht, so erheben sich dagegen Bedenken, denn zu eindeutig ist in den Quellen des 9. Jahrhunderts romano more mit,parte occidua' und ,plagam occidentalem' verbunden. Damit soll nicht der allgemeine Zusammenhang der Kölner und Fuldaer Paradiesbauten mit römischen Vorbildern in Frage gestellt werden.

Vita metrica ven. Eigilis C. 13, Mon. Germ. Hist. Poetae lat. II 110 ff. und Vita ven. Eigilis C. 22, Mon. Germ. Hist. Script. X V 1, 299 ff. 73 Vgl. O. Doppelfeld, Über die baugeschichtliche Stellung der karolingischen Domgrundrisse von Köln. In: Kunstchronik 6, 1953, 25. — Ders., More romano. Die beiden karolingischen Domgrundrisse von Köln. In: Kölner Dom II 8/9, 1954, 47 ff. 72

TAFELN

1. Die Rheinschlinge bei H a u s Meer, Gem. Büderich ( H a n s a L u f t b i l d G m b H , Münster, Bildflug Düsseldorf I I I , 1958, N r . 4/070—071 u n d 5/093—094. Freigegeben v o m Reg.-Prasidenten Münster/Westf., N r . P K 948, 18. 7. 58). Die Pfeile geben die Lage der M o t t e an. — M a ß s t a b etwa 1 : 28 500.

2. Die Grabungsstelle im Sommer 1964 aus der L u f t (Foto F T 3, Rhein. Landesmuseum. — Freigegeben vom Reg.-Präsidenten Düsseldorf, 16'24/2649). M o t t e bei H a u s Meer, G e m . Büderich. (Müller-Wille)

Tafel 2

1. Gebäude I von Südwesten.

2. Gebäude II von Südwesten. Motte bei Haus Meer, Gem. Büderich. (Müller-Wille)

Tafel 3

1. G e b ä u d e I. D e r nördliche S c h w e l l b a l k e n N r . 108 nach E n t f e r n u n g der W a n d p l a n k e n von Nordwesten.

2. Korbgeflecht N r . 285. G e f u n d e n südlich v o m S c h w e l l b a l k e n N r . 101 des G e b ä u d e s I. F u n d in situ.

3. G e b ä u d e I I I von N o r d w e s t e n .

M o t t e bei H a u s M e e r , Gem. Büderich. (Müller-Wille)

Tafel 4

1. Damaszierte Lanzenspitze. Maßstab etwa 1 : 4. 2. Ausschnitt aus dem Blatt der Lanzenspitze. 3. Stuhlpfosten Nr. 38. 4. Holzpfosten N r . 232. Maßstab 1 : 10.

(Müller-Wille)

Tafel 5

1. Die Lehmaufschüttung im Profil westlich von Gebäude I (Schnitt I Nordostprofil). Im Vordergrund die Westwand von Gebäude I.

2. Die Bermc vor der östlichen Palisadcnfront der Holz-Erde-Mauer (Südwestprofil, senkrecht zu den Schnitten V und VI, Nordostquadrant). Motte bei Haus Meer, Gem. Büderich. (Müller-Wille)

Tafel 6

1. Die östliche und nördliche Palisadenfront der Holz-Erde-Mauer im Nordostquadranten (von Südosten).

2, Die Holzpackung und Holz-Erde-Mauer im Nordostquadranten. (Foto: W. Faaßen, Kaldenkirchen). Motte bei Haus Meer, Gem. Büderich,

(Müller-Wille)

Tafel 7

I ι ι • ι 1. a Kaninchen, c f . Orycto'.agus

2. Edelhirsch, Cervus

cuniculus:

elephas:

1

' • • • I Tibia. — b Hase, Lepus europaeus:

Tibia.

a Schädelfragment, b U n t e r k i e f e r .

M o t t e bei H a u s Meer, Gem. Büderich.

(Clason)

Tafel 8

Fuchs, Vulpes vulpes: a Schädel, b Pelvis, с Femur. Motte bei Haus Meer, Gem. Büderich. (Clason)

Tafel 9

S c h w e i n , Sus

domesticns:

Schädel u n d U n t e r k i e f e r

cf-

M o t t e bei H a u s M e e r , G e m . B ü d e r i c h .

(Clason)

Tafel

10

Schwein, Sus domesticus:

a M a n d i b u l a , P4 steht schief; b u n d с M a n d i b u l a ς?, W u r z e l С ist zu lang. M o t t e bei H a u s Meer, G e m . Büderich.

(Clason)

Tafel

И

1. Schaf, Ovis aries: Hornzapfen (rechts oben) und Schädelfragmente.

2. Rind, Boa taurus: Unterkiefer, Мз abweichend geformt. Motte bei Haus Meer, Gem. Büderich. (Clason)

Tafel

12

α

Ь

а Ente, с/. Anas platyrhynchos: P e l v i s f r a g m e n t . — b Gans, Anser c f . dorn.: Radius, H u m e r u s , Tibiotarsus. — с H u h n , Gallus gallus dom.: H u m e r u s , Tarso-metatarsus. 9 2x, cf l x . M o t t e bei H a u s Meer, Gem- Büderich. (Clason)

T a f e l 13

1 Prunus avium, Kirsche, Typ 2. Steinkern. 2 Prunus spinosa, Schlehe. Steinkern. 3 Prunus insititia, Pflaume, T y p 1. Steinkern. 4 Prunus insititia, Pflaume, Typ 2. Steinkern. 5 Prunus insititia, Pflaume, Typ 3. Steinkern.

6 Prunus insititia, Pflaume, Typ 4. Steinkern. 7 Prunus domestica, Zwetschgc. Steinkern. 8 Cornus mas, Kornelkirsche. Steinkern. 9 Corylus avellana, Haselnuß. Schalenbruchstück.

Maßstab 3 : 1 . Neuß, Mittelalterliche Fäkaiiengrube.

(Knörzer)

Tafel

14

1

2

6

11

7

12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

3

4

8

13

5

9

10

14

Fragaria vesca, E r d b e e r e : N ü ß c h e n . 12 : 1. Vaccinium cf. myrtillus, W a l d b e e r e : Same. 12 : 1. R u b u s fruticosus, Brombeere: Steinkern. 6 : 1. R u b u s idaeus, H i m b e e r e : Steinkern. 6 : 1 . R u b u s caesius, R e i f b e e r e : Steinkern. 6 : 1. A v e n a sativa, S a a t h a f e r : Verkohltes Ährchen. 3 : 1 . Seeale cereale, R o g g e n : Verkohltes K o r n . 3 : 1. H o r d e u m tetrastichum, Gerste: Verkohltes K o r n . 3 : 1 . Triticum aestivum, S a a t w e i z e n : Verkohltes K o r n . 3 : 1 . P a n i c u m miliaceum, Rispenhirse: Ährchen. 6 : 1. Ficus carica, Feige: Früchtchen. 1 2 : 1 . Malus domestica, A p f e l : Same. 3 : 1. cf. Pirus domestica, Birne: Same. 3 : 1. Mespilus germanica, Mispel: Steinkern. 3 : 1. Vitis v i n i f e r a , W e i n t r a u b e : Steinkern. 3 : 1 . N e u ß , Mittelalterliche Fäkaliengrube.

(Knörzer)

15

Tafel

12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

13

14

15

15

Morus nigra, Maulbeere: Steinkern. 6 : 1 . A m a r a n t h u s lividus, A m a r a n t : Nüßchen. 12 : 1. Sambucus ebulus, Attich: Steinkern. 6 : 1 . Sambucus nigra, Schwarzer H o l u n d e r : Steinkern. 6 : 1. Anethum graveolens, Dill: Teilfrucht. 9 : 1 . Brassica spec., K o h l : Same. 12 : 1. Satureia hortensis, Bohnenkraut: Frucht. 9 : 1 . Aquilegia vulgaris, Akelei: Same. 6 : 1 . Petroselinum sativum, Petersilie: Teilfrucht. 9 : 1 . C a r u m carvi, K ü m m e l : Teilfrucht. 6 : 1. P a p a v e r somniferum, Schlafmohn: Same. 12 : 1. Beta cf. vulgaris, M a n g o l d - R ü b e : Fruchtknäuel. 6 : 1. Daucus carota, Möhre: Teilfrucht. 9 : 1. Hyoscyamus niger, Bilsenkraut: Same. 12 : 1. Physalis alkekengi, Judenkirsche: Same. 9 : 1. N e u ß , Mittelalterliche Fäkaliengrube.

(Knörzer)

T a f e l 16

1. Stadtansicht von N e u ß vor 1586 (aus dem Städtebuch von Braun u n d H o g e n b e r g ) .

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2. G r a b u n g s g r u n d r i ß mit den B e f u n d e n des J a h r e s 1937 (nach W . Bader, St. Q u i r i n u s Abb. 51). In der Zeichnung sind die damals freigelegten F u n d a m e n t e u n d die älteren Baureste g r a u g e t ö n t . Α E i n g a n g in den Westbau I V ; В Westmauer des Langhauses der Bauten I I I u n d I V ; С vermutlich Steinsarg der Äbtissin G e p a ; D I Seitenschiffmauer des Baues I I I ; D I I Seitenschiffmauer des Baues I V mit S t u f e n p o r t a l ; Ε Ansatz des Verbindungsganges zum K r e u z g a n g aus der Bauzeit I V ; F F u n d a m e n t der Mittelw a n d des Westbaues I V ; G Rest eines gemauerten Grabes (?); Η — J u n g e f ä h r e Westgrenze des L a n g hauses der Bauten I I I u n d I V ; a B a u f u g e am O s t e n d e des F u n d a m e n t e s der N o r d m a u e r des Westbaues V ; b nachträglich vor das F u n d a m e n t des Westbaues V vorgesetzte W a n d l i s e n e ; с—d, e—f, g—h u r s p r ü n g liche westliche I n n e n k a n t e des Westbaues V ; i vermutlich nachträglich vorgesetze Wandlisene; к Ansatz des nicht a u s g e f ü h r t e n F u n d a m e n t e s der O s t m a u e r des Westbaues V. N e u ß , St. Q u i r i n . (Borger)

T a f e l 17

Neuß, St. Quirin. Die Krypta nach Nordosten (Aufnahme der Staatlichen Bildstelle Berlin [1887]).

(Borger)

Tafel 18

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,Die St. Quirinus-Kirche in N e u ß ' . Stahlstich vor 1843—1847 (von L. Rausch, 1813—1895).

(Borger)

T a f e l 19

1. Die Apsis I a der spätantiken Totenmemoria von Nordosten.

2. Die Apsis I a der spätantiken Totenmemoria von Nordwesten. Neuß, St. Quirin. (Borger)

T a f e l 20

1. Steine mit karolingischen Malerciresten aus dem F u n d a m e n t V b der bestehenden südlichen Mittelschiffmauer von Südosten.

2. D e r F u ß b o d e n IV 1 mit der M a u e r III b von N o r d w e s t e n . N e u ß , St. Q u i r i n .

(Borger)

Tafel 21

2. Beigaben aus einem fränkischen Grab der zweiten H ä l f t e des 5. Jahrhunderts von der Nordseite des Münsterplatzes. Ncuß, St. Quirin. (Borger)

T a f e l 22

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D i e unter dem Fußboden I I I 1 gefundene R e l i e f b a n d a m p h o r e (wiederhergestellt). N e u ß , St. Quirin.

T a f e l 23

1. Das F u n d a m e n t der nordöstlichen Säule im Mittel r ä u m der K r y p t a (beim Bau der Dreikonchenanlage des Baues V neu aufgesetzt?) von N o r d o s t e n .

2. Das F u n d a m e n t V d unter der nördlichen Mittelschiffmauer des Baues V von N o r d w e s t e n . N e u ß , St. Q u i r i n . (Borger)

T a f e l 24

2. Ausschnitt aus obiger Ansicht mit P o r t a l g e w ä n d e . N e u ß , St. Q u i r i n . (Borger)

T a f e l 25

Die Stifts-Immunität im heutigen Stadtbild. — L u f t a u f n a h m e von Südosten.

(Borger)

T a f e l 26

1. Z u n g e n m a u e r 13 (Bau I I I ) über der T ü r w a n g e 38 (Bau I). Rechts der Polygonalchor 8 mit dem Verbindungsstück 34 und der v e r f ü l l t e n breiten B a u f u g e (Bau IV). V o n Südosten.

2. Blick auf die G r a b u n g von Westen. Zu Bau II gehören die W e s t w a n d 9 im V o r d e r g r u n d , die S ü d w a n d 12 (rechts), das S p a n n f u n d a m e n t 4 (in Bildmitte) u n d der Trachytblock 10 (links). Im H i n t e r g r u n d der Polygonalchor 8 (Bau IV). Niederbachem, St. Gereon.

(Wortmann)

T a f e l 27

2. Schwelle 14 und Fußbodenbettung 3 (Bau IIb). Von Nordwesten. Niederbachem, St. Gereon. (Wortmann)

T a f e l 28

1. Ansicht von Nordwesten. Umzeichnung von Lange nach einem Altarblatt des 17. Jahrhunderts.

2. Fundament vor dem südlichen Turm von Osten (siehe Bild l , i und S. 277 — nach Vonderau). Fulda, Dom.

(Oswald-Fischer)