Donum Indogermanicum: Festgabe für Anton Scherer zum 70. Geburtstag


132 39 6MB

German Pages 243 [122] Year 1971

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Donum Indogermanicum: Festgabe für Anton Scherer zum 70. Geburtstag

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

DONUM INDOGERMANICUM FESTOABE FÜR ANTON SCHERER

ZUM 70. GEBURTSTAG

Herausgegeben von RollERT Sc11~11rr-BRANDT

HEIDELBERG 1971 CARL WINTER· UNIVERSl'fATSVERLAG

INHALT 7

Tabl1la Gratulatoria . . .Einleitung Schriftenve~eichnie bis 1970 .

19

Allge,minu U. ScnMOLL : Die l n. engl. [ju:). C. Spontaner Lautwandel, der uns im weiteren allein beschäftigen soll , ist eine Veränderung, deren spezieller Anlaß nicht mehr erkennbar ist, sondern sich höchstens aus generellen Lauttendenzen einer Sprache erklärt. Auch hier wollen wir gleich wieder einen Sonderfall ausscheiden , nämlich die Diphthongicrung, deren Behand lung uns zu weit abführen würde, zumal sie nicht auf die u-Voka.le beschränkt ist und be1:1scr in anderem Zusammenhang zu untersuchen wäre. Bevor wir zu unserem H auptthema., der spontanen Entwicklung der euro• päischen u-L a.ute, kommen, müssen wir ein paar Bemerkungen ü ber das hier verwendete Transskriptionssystem einfügen. Im wesentlichen ist es das System der Association Phonetiquc Internationale (API), doch ist aus praktischen Gründen etwas da.von a bgewichen worden. Diese meine Schreibung macht keinen Anspruch auf AJ1gerueingültigkeit, sie ROil nur ein Hilfsmittel

27

für diesen Auf&&tz sein. Der &chkenner wird leicht merken, daß es auf dem Vokalrechteck der älteren englischen Schule (Sweet) beruht, was keine Ablehnung der API-Neuenmgen sein soll, die nur deshalb außer acht gelassen worden sind, weil sio meine Darstellung zu sehr kompliziert haben würden. Ich verwende folgende Umschriften : Vordere flache Vokale [i}, [e}, [re] Vordere runde Vokale [y], [0 ], [ oo] Zentrale flache Vokale (i}, [~], [11] Zentrale runde Vokale [u], [&], [a) [a.J Hintere flache Vokale [m], [A], H.intero runde Vokale [uJ, [o] , [a] Die weiten (offenen) Varianten (Allophone) dieser Voka le bekommen einen Querstrich da.runtergesetzt, vorgeschobene einen Punkt dr.riiber: [y., U]. Die in meiner Zeichenliste aufgeführten Umschriftzeiohen kommen im Text nicht alle zur Verwendung, sie sind hier nur eingetragen, um ein vollständiges Bild des Systems zu geben. Konsonanten werden nach der API umschrieben. ]m Folgenden besprechen wir nun den spontanen 11-\Vandel in den verschiedenen Sprachzweigen und Sprachen in der Reihenfolge Gricchiseh, Lateinisch, Albanisch, Slawisch, Germanisch, Romanisch , Keltisch. 1.

Griechisch

Da.ß da.saus idg. 4, tt hervorgegangene Ypsilon im ä ltesten Griod1isch obenfall s ein [u]-La.ut war, läßt sich zwar nicht streng beweisen, kann aber bis zu m Erweis des Gegenteils als Tataache gelten. Aus dem silbiRchen Ypsilon ist in der heutigen Schrift- und Umgangssprache wie auch in der Mehrheit der Mund arten [ij entstanden. Daß der Weg von u zu ·i über ü [y] gegangen sei, ist heute die communis opinio, und die Schulaussprache des Ypsilon ist in den Lä ndern, die diesen Vokal besitzen (also vor aHcm in Deutschland), [y] 1 • In Wirklichkeit gibt es a ber m. W. in der gesamten griechischen Sprachgeschichte keinen An haltspunkt für die Aussprnohe [y]. Wns aus der Überlieferung zu erkennen ist, beschränkt sich a.uf die Beobachtung, daß das silbische y, zunächst im JonischAttischen, seinen u-Cha.rakter aufgegeben hat und weiter nach vom rückte. Die Einzelheiten zu diesem Wandel lese man in den Hantlbiichorn nach. lch möchte dazu nur bemerken, do.ß die ion. Schreibung to für ::u (6. ,Th.) nicht als chronologisches Argument fi.lr den Wandel von n > ,,,u," benützt worden sollte. Das unsilbische Ypsilon ist nirgends nach vorne gerückt, sondcm höchstens zu [o] gesenkt und dann schließlich zu einem Konsonanten (v, fJ geworden. Diese Senkung findet sich auch innerhalb und a ußerhalb des Griechischen bei anderen Diphthongen (au. > ao, oi > oe, ai > ae u. ä.). Auch silbischCJ! kurzes 1

Ober die modorno Sch ulauseproeho anderer LändW" habe ich keino KonntniSIJO.

28

ULRlCH SCHXOLL

Die lnet.abilität cJer u,Laute in den e uropäiachen Sprachen

29

Ypsilon erscheint örtlich vereinzelt zu Omikron gesenkt, was sich a.ber n irgends

3. Alba.niach'

allgemein [y] geworden ist. So in den meisten frz. Mundarten, im Frankoprovenzalischen, im Okzitanischen , in den nordwestita.lienischen und in einigen rätoromanischen Mundarten. Dem achließt sich auch das Französisch-Dnskische an, wo u oft als 1.1. [y] erscheint. Asooli war der Meinung, daß es sich da.bei um eine gallische Subtra.twirkung handle, weil er wegen der kymrischen Lautverhältnisse, worüber unten - dem Gallischen die Ausspre.ohe [y] zuschrieb. Es gibt aber keinerlei Beweis für die Existenz eines gallischen [y] oder ein08 ähnlichen Lautes. Die griechisch geschriebenen Inschriften zeigen für u stets ou. Immerhin wäre es denkbar, daß sich das [y], dessen Alter und Ausgangspunkt unbekannt ist, durch Ad.stratwirkung so weit verbreitet ha.t, die möglicherweise an der romanischen Sprachgrenze (Ba.akiach, Elsässisch, Niederländisch) nicht haltgemacht hat•. Auf welchem phonetischen Weg das u dieses Blocks zu [y] geworden ist, wisaen wir nicht. ~ Auaführlichor ?il . J. van der Meer, HU!torische Grammatik der niederländiachen Sprache l , H eidelberg 1927. . . • Nichti mit. dieeem fr-i.-nordital. [y].Block ~u tun hat. der lokale ,Uditahen. Wandel

Zweck dieser Darstellung ist, in erster Linie kla.nustellen, daß die früher allgemein und noch heute weithin verbreitete Meinung, daß lautverändertee u zu ,a [y] und event.uell zu i werde, in dieser Vereinfachung nicht. zut.riftl.. Ich hoffe gezeigt zu haben, daß die Verhältnisse wesentlich komplizierter und in früheren Sprachperioden oft ungeklärter sind als man gemeinhin annimmt.. Aus phonetischer Sicht läßt aich in den betreffenden Spra-0hen eine gewisse Abneigung gegen hintere Vokale erkennen. Ma.n ma.eht sich die Aussprache bequemer, indem man weiter vom gelegene Artikulationsstellen wählt. Dieee Vorverschiebungstendenz ist allgemein im Französischen (joli > [3ali , 3ooli ]) und im Obereächaischen (Straße mit[!!:]) beobachtet worden. Besonders etn.rk ausgewirkt ha.t sie sich auch in anderen Sprachen bei den high-back-Vokalen, und zwa.r nicht nur in unseren europäischen Sprachen. So sehen wir z. B., daß das türkische Vokalviereck i/tt ,fu

e/ö

a/o

im Osmanischen dadurch aus dem Gleichgewicht gekommen ist, daß t, wofür man die Aussprache (tu] erwarten sollte, als [i] in die sonst nicht vertretene Zentralreihe vorgerückt ist. von V > i, z. B. mirt ,muro' in Matera und anderwärts. Auffällig iat., daß dort. umgekohrt > [y)wird:/Glf ,filo'. • Vgl. K . Jacbon, L&n,uage and History in Early Brit.ain. Edinburgh 1963, S. 318 r.

i

32

ULJUCH SclDIOU. · Die lntt.abilitit der u-Laute

Daß die obigen Ausführungen nur ein vielleicht allzu kurzer allgemeiner Überblick sind, bin ich mir bewußt. Die einschlägigen Fragen müßten von Dialektkennem in Monographien behandelt werden. Ich würde mich freuen , wenn meine Zeilen Spezialisten zu solchen Arbeiten anregen würden.

J1mz y KU-RYr,O WIOZ

Phonologisches zum indogermanischen Gutturalproblem

Die meisten bisherigen Versuche, über cüe Existenz und das gegenseitige Verhä ltnis der sog . .,O utturalreihen" Rechenschaft abzulegen, sind ein klassi• sches Beispiel veralteter sprachwissenschaftlicher Methoden. Drei Reihen von idg. Verschlußlauten , dfo palatale {f), die vel&re (k) und die la.biovelare {q" - kll, auch k"') sind auf Grund geschichtlichen Ma.terials rekonstruiert worden und erscheinen bis heute in den meisten gra.mmatischen Handbüchern sowie ety• mologischen Wörterbüchern. Demgegenüber setzt jede idg, Spr&che für sieb die Existenz von nur zwei Reihen vora.us, entweder[; und k (in den eog. 1180.tem• Sprachen") oder von k u . q• (in den „Kentum•Sprachen" ). Natürlich besteht kein Hindernis, alle drei Symbole f;, k, q, in der „Sternchenspra.che" zu be· nutzen, boaonders aus did&ktiit c hen Gründen. So impfüiert etwa die No• tienmg *leiqll ., (über)lassen" (z. B. in got. leilvan) , daß die entsprechenden Formen der Satem•Spra.chen k haben (z. D. lit. liekt't), ohne Rücksicht darauf, ob der Labiovelar indogermanisch ist oder eine Sonderentwicklung darstellt. Andererseiut setzt das [; von •fei „ liegen" (z. B. ved . Jdye} ein k der Kentum• Sprachen voraus (z. B. gr. xr:i"T1~u}. Ohne Bezugnahme auf die Frage, ob die Gutturalreihen auf zwei Artikulatio1188tellen reduzierbar sind oder nicht, hat diese traditionelle Notierung gewiß ihre Vorteile. Doch der Umsta.nd, daß keine einzige von etwa zwölf Sprachgruppen des ldg. eine Differenzierung von drei gutturalen Artikulationsstellen bezeugt, da ja die Existenz von qll automatisch die Abwesenheit von [; und umgekehrt vorau88etzt, hat im XX . Jhdt. zu Versuchen einer Revision der Dreireihen• theorie geführt. Nach Hirt, Meillet und vielen anderen ist Palatali.sierung von Velaren, d. h. ihre pa.rtielle A.88imilation an einen folgenden Vorderzungen• voka.l oder i, eine sehr verbreitete, beinahe banale Eracheinung, die leicht auch die Entstehung der pala.t&len Reihe zu erklären vermag. Diese Reihe wäre dem• nach da.s Ergebnis einer dialektalen Entwicklung, an der nur eine gewisse An• zahl idg. Sprachgruppen teilgenommen hätte. Anderereeits ist jedoch eine Di ssimilat ion kt > qwe, Jci > qw.i, die dem Zusammenfall der ererbten ke, ki mit Et, Ei vorbeugen sollte, theoretisch auch nicht auszuschließen : dann müßte natürlich den Labiovelaren der Kentum•Spr&Chen sekundärer, sondersprachlicher Ursprung zugeschrieben werden (vgl . Reichelt, der Unterzeichnete, Sommerfelt , 'fhu.rneysen, Trubetzkoy). Aber welchen Standpunkt man &uch vertritt, immer bleibt ein gewisaea Residuum von individueUen Ausnahms•

34

Juzy

K URY.t.OWICZ

fällen übrig, z. B. •s-yek8 „sechs", •okrou „acht" im eretcn, *agl'n08 „La.mm" oder •q\lä., ,.husten" im zweiten Fall. Die traditionellen Erklärungen postulieren eine sekundäre E inführung von fc (eventuell vonql') vor Rinteraungenvokal und Ko11BOnant durch Vermittlung von morphologischen Proportionen (An alogie). Eine solche Hypothese enthält einen inneren Widerspruch, da. die Unzuläasigkeit des Allophons fc (eventuell qti) vor Hinterzungenvokal und Konsonant seine morp hol og ische Einführung gerade in diese Umgebung verhindert. Solange als das k' von •ape!iO „schaue" eine kombinatorische Variante von k ist, ka.nn d&a k von •spektos nicht durch k' ersetzt werden. Das Hauptproblem, das man eben von Anfang an vernachlässigt hat, ist die P honol og is i e run g der Variante k' (eventuell qt4). Während z.B. die phonetische Pala.talisierung, die die kombinatorische Variante erzeugt, ein beinahe allgemeines Phänomen ist, setzt die Ent stehung des P hon ems /k' / den Zusammenfall der phonetischen Nachbarschaft des Allophons k' mit einer phonetischen Nachbarschaft der Hauptvariante k voraus. Typische Beispiele da.für liefern die meisten idg. Sprachen in den jüngeren Phasen ihrer Geschichte: a) Der Schwund von j, d.h. sein Zusammen.fall mit Null erkliirt folgende F ü.lle: Im Slawischen wird daa Verhältnis ka, ku: kja, kju zu ka, lcu: k'a k'u (woraus dann weiter la, CU). Dies zieht nach sich die Phonologisierung der palatalen Allophone von k vor e, i, die durch (k'e, k'i > ) U, li ersetzt werden. Aber vor Konsonant gibt es bloß k. Ahnliche Entwicklungen sind bezeugt im Altenglischen, im Schwedischen, in vielen dänischen Dialekten und besonders im Romanischen. b) Im Indoiranischen ist es der Zusammenfall von idg. e und o, der die phonologische Opposition ka: fu nach sich zieht und k'i phonologisicrt (> Ci). Ebenso erkliirtder Zusammenfall von idg. i und oi im Slav. (> l) den Unterschied zwischen slaw. U (1. Palatalisierung) u. cl (2. Palatalisierung). c) Im Nord.slawischen schafft der Zusammenfall der sog. schwachen yers (-11, -b) am Wort• oder Silbenende einen Unterschied zwischen harten (nicht• palatalen) und weichen (palatalen) Konsonanten, z. B. ~t11 > ~ t „fünfter", a ber ~tb > ~ t' ,,fünf". Ala nächster Schritt wird die weiche Auasprache der K onsonanten vor Vorderzungenvokalen phonologisiert: /t '/, /d'/, /n'/, /p'/ usw. Im Altirischen und im Albanesischen ist eine ähnliche Entwicklung vorauszusetzen. Die hier angeführten Typen des Zusammenfalls führen also zu phonologischen Spaltungen. Im allgemeinen wird die neu ent stehende Differenz (phonologische Opposition) in gewissen Umgebungen zugunsten des sog. merkmalloaen Glieds der Opposition neutralisiert. So erscheint im Indoiranischen oder im Slavischen vor Konsonant nur k, nie k' (c), also das merkmallose Glied der Opposition.

Phonologischee zum indogennanischen Guttu.ra1problem

35

Auf Grund dieser Überlegungen ist man versucht, auf dieselbe Weise die E ntstehung der dritten Reihe des ldg. zu erklären, ob es sich nun um k oder q1' handelt. Aber wie gesagt, eine gewisse Anzahl individueller Formen wird dabei doch unerkJä.rt bleiben müasen. Die Entstehung der dritten Gutturalreihe liegt eben so weit zurück, dnß spätere singuläre Veränderungen , K ontaminationen , Entlehnungen usw. die ursprüngliche Distribution verwischen mußten. Versuchen wir, die einzelnen hier erwähnten Typen der Phon ologis ierun g von palatalen Varianten auf das Idg. anzuwenden. Der Schwund von i zwischen Konsonant und Vokal (nämlich zwischen velarem Konsonant und Vokal) hätte einen Unterschied zwischen kj (+ Vokal) gewisser idg. Sprachen und k' (+ Vokal) anderer idg. Sprachen herbeigeführt. Es gibt nun zwar ein Wort, indem ein zwischen Guttural und Vokal stehendesi bloß in einem 'feil der idg. Sprachen bezeugt ist: •gkiem „Winter" (gr. x1Wv, lat. hiems, aber germ anisch *g6m, altirisch gam). In den Satem•Spr&cben ist das i erhalten, vgl. &w. zyd , vokalisiert im Gen. ~mö für *zimö, ved. Instrumental himd, balt. -slav. , mit sekundärer Vollstufe, *ieimä. Diese Verteilung stellt jedoch die Umkehrung dessen dar, waa man nachweisen möchte, da der Schwund des i nicht den Satem-, sondern nur gewissen Kentum-Spra.chen eigen ist. Vgl. auch ai. h(i)yd~, gr. J.&i fc. Was andrerseits Satem Velar belangt, so vergleiche man etwa lit. kväpas „Atem" : got. af-lvapjan „erstikken"; a.i. pak-vd- ,,reif": gr. rnbtwv; ai. Bata-gv-in-: gr. E:xt1:-r6µ·ßYJ; sl. gvozd1, ,,Wald": mhd. quast „Laub"; sl. gvozdb „Nagel" : mir. bot „ membrum virile"; sl. gvlzda „Stern" (*{ih1wig): gr. qiot~oi; ,,glänzend, hell"; lat. unguis ,,Nagel" mit suffixalem lL usw. Wir gehen also von einem ursprünglichen Stadium aus, das in den Sn.temSpra.chen erhalten ist. Tn den letzteren findet sich keine Spur einer morphologischen Alternanz zwischen Palatalen und Velaren. Denn es handelt sich um verschiedene Artikulationsstellen, nicht um die Pa.latalisicrung von Velaren. Also :

netisch voraussehbaren Zug (als Vorwegnahme des Vorderzungenvokalismus e, i) . Daher geht die palatale Aussprache des k vor o, u, T verloren, während ke, ki in den Kentum-Sprachen bloß als phonetische (kombinatorische) Varianten der Velarreihe erhalten bleiben. Dies ergibt den historischen, in den Kentum-Sprachcn belegten, phonologischen Zustand: ke ki ko (f ist dagegen im Lat. oder Germ. bloß ein qt'c q1J,i r[1'o ku, kT Allophon von k)

+

fce fci fco fcu fT (T = Konsonant) ke ki ko ku kT Unmittelbar nach dem Zusammenfall von k {vor Vordenungenvokal) und ky, in den Kentum-Sprachen kommt es zur folgenden Verteilung (Distribution) der Laute fc, k und qt1 (zu bemerken ist, daß die Lautgruppe ktt ursprünglich nie vor 11 oder T hat bestehen können): fe ki fo h fT (ece,bt) ko ku kT (bleiben unverändert) q11e q'li qtJo (qtie, qtii < ke, ki und kye, ky,i; q1Jo < kyo). Diese Verteilung beweist nun, daß einerseits qti im Verhältnis zu k merkmalhaltig war, indem k sowohl vor Vokal {in explosiver Funktion) als auch vor Konsonant (in implosiver Funktion) auftreten konnte, während q'IJ- auf vorvokalische, explosive Stellung (o, e, i) beschränkt war. Dazu gab es eine lebendige Alternation zwischen q1Je und kT, z.B. •kiqti: •liktos, während zwischen f und k keine Alternation und mithin keine privative Opposition bestand. Denn vor Vorderzungenvokal wurde k nicht durch fc, sondern durch q'I' ersetzt. Das Verhältnis q'l'o : ko = q'l'e, q'l'i : ke, fi beweist den allophonischen Charakter von k (vor o) und f (vor e, i) . .Die Palatalität von fc wird zu einem pho-

l

Der Verlust der phonologischen Pal atalitä.t von fc impliziert auch idg. fy, > kti > qll- in den Kcntum-Sprachcn, z. B. ai. Svit, Svasiti: germ. *hwila-, *hwblusw. Der ZusammenfaU von Palatal + tt und Velar y, mit Labiovelar in den Kentum-Sprachen ergibt sich unter anderem auch fürs Tocharische aus den Untersuchungen von A. J. Van Windekens, der das Schicksal von qti, g(h)ll- sowie unabhängig davon die Behandlung von idg. fc {i(h), k, g(h) y, im Toch . in Orbis XVIII S. 207 ff. u. XIX S . 108 ff. erörtert hat. Die phonetische „Streuung" ist in beiden Fällen die gleiche: toch. kw, ku, uk (ok), k, 9. Auf diese Weise hat die Entstehung von qti, als Resultat des Zusammenfalls von kund k1J, unter den bewußten Bedingungen , a utomatisch den Verl ust des phonolo g isc hen Status des fc in den Kentum-Sprachen nach sich gezogen. Um dem hi stor isc hen Sprachzustand Rechnung zu tragen, mußte die alte Hypothese von den drei Gutturalreihen (f, k, qt.ux'J:;:). Ein etymolog. ungedeutetcs Wort,, wie lat. kelluö ,Pmsser' wird man nicht als Gegenbeleg anführen können. Die ablautende Stammbildung (wie auch kulturgeschichtliche Gründe) rücken ;t\lw" jedenfalls in älteste Zeiten, wo a.ber immerhin auch die Regeln des Morphcmersatzee gelten müßten, die mit dem Nachweis des Caland-Wackernagelschen Suffixsystems noch lange nicht erschöpft sind. Aus diesen Erwägungen allein folgt schon, daß die nasale Bildung keinen u.-Sto.mm verbauen konnte. Es bliebe a.ber noch die Möglichkeit, daß ein wurzelauslautendes -u vorläge. In der Tat hat H irt, Ablaut 102, aind. l(u)vd ,Hund' zu aind. laviraa ,mächtig' gestellt, was , auch wenn man hinsichtlich der Bedeutung eher an gr. XÜfL«, x U1JfL« ,Leibesfrucht, Embryo' denkt, zu einem allzu vagen Ansatz führt. Auch die Schallvoretellu ng wie dt. hu ku , die Walde in seinem und Pokornya Wörterbuch vorziehen möchte, führt nicht viel weiter, da. Belege für eine ähnliche Eindeutung des Bellcns fehlen. Die Erklärung, die hier vorgebracht werden soll, liegt in der Mitte zwischen Osthoffs und HirtFl (späterer) Deutung. An letzterer war die Überlegung rich• tig, daß es sich um eine partizipiale Verbala.bleit ung handelt. Die Bildung hat im heth. Supinum o.uf -wan und in aind. Adjektiven ihre weiter fortwirkenden Seitenzweige: der älteste Bestand gibt sich in der bewahrten Tiefstufe -un•

40

Jotu.NN KNo&LOOK · Die indogermani11ehe Benennung dee Hunde.

der schwa.chen Kasu.a zu erkennen (aind. maghavan.•: magMn.· ,freigebig'; yt1van·: ytin• ,jung' ). Hier schließt nun auch aus dem a.westischen Bestand apan•: .tün• ,Spinne' an, das zu apan•: .rdn• ,H und' homonym ist. Bartholoma.e stolJt es in ecinem Wörterbuch a ls •akU·wen· zur Wurzel *skeu• ,werfen , schießen', die jedenfalls im Baltischen zur Bedeutung ,das Weberschiffchen werfon ' eingeengt wurde (vgl. laudjkU ,Weberschiffchen', das B. beizieht). Wenn nun die Spinne somit ale ,Wehende', ,(beim Weben) hin und her Schieszende' bezeichnet wurde, so lehrt der a.westieehe Isomorphismus, daß der Hund eigentlich der ,Raufende' *[pJ.f-1001'• war. Man hat also über den Ansatz von Osthoff hinauezugehen und a.uf das idg. Verbum •pt..f-{j ,raufen' zurückzugreifen, um die indogermanieche Benennung des Hundes richtig zu verstehen. Da nun nicht nur lat. pecU, wie pecu.t, .ori., zunächst das Schaf bezeichnet hat, dessen Wolle gerauft wurde, sondern auch pecten (gr. xn(; ) die gleiche Tätigkeit des Rn.ufens von Haar und Wolle mit dem Kamm belegt, darf man an die Erlebenaeinheit denken, dio noch im Deutachen de.s R aufen der Burschen und der Hunde vom Zupacken an den Haaren her benannt sein läßt . Es bedarf nun keines weiteren Beweises mehr, daß der Hund als das Tier benannt worden ist, de.s Schafo und seine eigenen Artgenossen raufend &nfällt.

i\iA.NFRED MA Y RHOFER

Neuere Forschungen zum Altpersischen*

J 11holl : Litoraturli.at

ÄSBara innerassyrisch erklärbar, aber im Iranischen sei bereits • Ahura-, nicht •A,tura- zu erwa.rtenlO. Mazal klinge an .Mazdiih ka.um mehr an als an Masa.ryk (!)11 • -Diese la.utlichen Einwände haben nur dann Gewicht, wenn •a im Früh iranischen nicht mehr bestehen konnte. Ist von • Aaura- auszugehen, so be-

deutet die Repräsentanz durch Assara nach Ungnad.s eigenem Urteil kein Problem; •mazdäs wäre von MazaJ nur durch die mißglückte Wiedergabe der Gruppe -zd- verschieden 62, an der Nichtiranier auch später manchmal scheitern sollten der Name •Mazdii-/arnah- erscheint in den aramüischen Ritualtexten a.us Pereepolis als M zprn (-z-) und Jfdzprn (-dz-) 63 , auf den elamischen Wa.lltä.felchen vielleicht als MalAaparna". J. Entscheidend scheint der historische Einwand : Dor Text stamme aus dem 13. Jahrhunderl, einer Zeit, in der die J\füanni-Aricr „längst erledigt" waren, während „die Meder . . noch keine Rolle fiir Assyrien [spielten]" 65 , Fra.nkena.s Untersuchung weist jedoch diese Frühdatierung zurück 53 • Ein genauer Ansatz von III R 66 ist zwar nicht möglich, doch sind das 8. oder 7. Jahrhundert als Zeitpunkt der Endfassung denkbar 67 • Die Festlegung des Zeitraumes, in dem arisches s im Iranischen verhaucht wurde, ist also für diese religionswissenschaftlich so wichtige Frage" gleichfalls entscheidend. Darf für den Anfang des 1. J ahrtausends eine Namensform • Asura-maz.dä.8 &ngenommen werden, dann ist nach dem oben Gesagten wahrscheinlicher, daß sie durch "A88ara-"Maza.f repräsentiert wird, als „daß ein neckischer Zufall zwei im Assyrerreich bekannte Gottheiten, Assara. und Maz/~. so zusammengeführt hat, daß ein phantasiereicher Forscher dabei an Ahura.mazda erinnert wurde"U.

41

53

Neucro Forschungen zum Altporsiachon

fu YllHOJ'J:R

Ungnad a. a. O. 197. •oA.a..O. 197,197 f. u A.a.O. 199. '* Über 888yr. die. W. v. Soden - W. Röllig, Da.e akkadischo Syllabar' (1967) XXI. Zum • ., in •.mazdt1., zuletzt P. Thieme in B. Schlerath (ed.), Zarathustra (1970) 407. "ßowma.n\l4. u Mad-lf.l•par-na, Ma-la•pa-har-na, Hallock I 727b; dio Deutung als Entsprechung von aram. M(d):i:Jml- ist der Erklärung boi Oorshevitch I 209 wohl vorzuziohon. 111 Ungnad a. a.. O. 198 f. "Fra.nkena a.. a.. 0. 3 f.; vgl. auch W. Hinz, Zarathustra (1961) 266 Anm. 3, der, bei Ablehnung der *Aturamo:i:d46-These, Ungnada viertes - chronologisches - Argument für hinfällig orklärt. n So W. v. Sodens Brief [s. Anm. 48) (,.eher das frühere"). Vgl. auch R. Borger bei Hinza.a..O. 11 G. Widengrtm, Stand und Aufgaben der iranischen Religionsgeschichte (1965) 106 =- Numen 2 (1956) 82 ; Die Religionen Irans {1965) 111. n Uog:nad a. a. 0. 199.

Die restlichen Behandlungen werden, nach Sachgruppen geordnet, in al• phabetisch gereihten Lemmata. mitgeteilt: § 6. Lautliches, Schritt Vgl. auch§§ 3---0.

' /• / (- ( ä ) ) und

l- >

t- :

•fa.Cf (-

( aC) ) , Hahn 62.

Gershevitch I 250.

(~) ~ [IJ ! Klima II 00.

Diphthonge, monophthongisch unter Darcios I : Diakonoff II 108, 114 ; gegen monophthongischen Wert (wegen Wiedergabe von -ai- durch ela.m. -ia•) Harmatta., Studia Mycena.ea (ed. A. Ba.rtonek, 1967) 121. dv > bin der ap. Nebenüberlieferung : Gcrshevitch I 171. Graphem (1) indirekter Beweis für späte Einführung der ap. Keilschrift : Windfuhr II 121 Anm. 4. h > nh in der a.p. Nebenüberlieferung : Gershevitch I l70f., 193, 213; da.gegen Schmitt [ll 12 ff. (betr. •ky), 19 ff. (*hu), 22 f. (•hr), 23 ff. (•ha). -iya- > -i-, s. Gershevitch I 187 sowie E. Reiner, The Ela.mite Language (in: Handbuch d. Oricntalii;tik I /Il/1- 2/2 [1969]) 109 (pat·iyajalä > •patij 0 = elam. /pctic&/). ( j) = /Z/ (in nifiiyam,): Benveniste I 61 Anm. 1. Matrcs Jeetionis : Diakonoff II 105 f. Orthographisches Prinzip des ap. Sehri~systems, seine Quellen : Diakonoff II 11 5 ff.

Phonemsystem, a.ltpersi.sches : Bcnveni.ste I 62; H armatta. L Schriftreste, ap. , auf einem Steingewicht : Trousda.1e. - Schriftreste, med. ( t), s. 0. § 3. Tonta.feln als Vorla.gen der ap. Inschriften : Diakonoff II 11 9 Anm. 54. 8r > sr > 9, Nebeneinander als Varianten : Gershevitch II 88; s.o. § 4.

fi /, ,. «l"3u.;); ale ,•Oberwurf' zu kan- ,werfen' l H inz I 72. •kärana• (Xenophon x&.p~) : \Videngren I 106 u. Anm. 23. •karapati- ,K&rava.nenführer' (armen. karapet8 1 ) : e. Gerehevitch bei Hallock I 42, 709b.; B. •-pati-. •madama- ,von mittlerer Größe' (= a.w. 11UZOOma-), ara.m. mdm : Bowmn.n 46, 63, 75. •maniyaka- : Bclardi, pa.88im. •maOistaka- ,chief' : s. Gershevitch bei Hallock 1 34 f., 728&. •mautayazna- (in E lephantine m.zdyzn) : kein Appellativum , sondem = N. pr. • Mazdayazna-, Benvenieto III 7 f. •migda- > elam. miktam ,fruit ', dazu hami.fiya ,Obsthiindler'•sa, 11kba-hamiliya ,a.ssistant fruit handler' : Gershevitch bei Hallock l 689b, 730b , 766b. •mi!du,fi; ,givi ng rcward', Göttinncnname (1) : Gcrshevitch bei Hallock 1 732a. •näja- ,:F amilie' ( 1) : Gershovitch bei H allock I 736b. •nauli- (1, ela m . na[1]-u-z i-il) ,Zedern ( 1)-Holz' (~ a p. naulaina• ), 8. Hnllock I 738A.. •navaka- ,Kanalbauer' u. dgl. : Gershevitch bei Hallock J 53. •nipilta- ,l\Iühle' ( l), •nipi8ta-kara- ,Müller' (1), 8. Genhevitch bei Ha.llock I 737&, 739a. •nitama• ,infimus' : Gershevitch bei Ha.llock I 63, 739b. •paiOaakara• ,omament ma.ker' : so wohl besser als •piB(a)a-a• (8. die Lit. bei Hallock T 677a.) für elam , bwlWcurralpt; vgl. vcd. ptlaa- n. , VB, Sn ptia.,akärt-, aw. -paisah•. •paribäda- ( ,.._, ai. pari-badh-) > elam. bariba.tal ,shcopfold . t - Gershevitch bei Ha llock l 6750.. •paribära• ,gatewa.y (1)' : Gershevitch bei H allock 1 6iüa.. •parikara- ,attenda.nt' : Gershevitch bei Hallock I 676a. •paa&i•dalJapati- ,vice-decurio' (Gershevitch bei Hallock 1 676&), s. •dalJapati-,

•-pati-. •paiylibara- ,provisions' : Gershevitcb bei H a.Hock l 47 f., 676&. • -pati• als H interglied von K.ompp. mit z. T. noch nicht sicher erklärten Vordergliedern : vgl. H a.Hock I 670b (a. • asapati-), 671a. (s. •a.trpati-), 676a. (•pasCada-Oapati-), 680b (•dafJapati•), 68 1b (da'ubatli.f,d. i. wohl •ctahyupati- La.rmcn. deh-pet], beeser o.ls mit Gershovitch [bei Ha.Hock a. a.. 0., o.uch 30] • täyupati- oder 0pätä63 ) , 680a (8. •hanu1ranapati- ), 694b (•aOaroo,7)(t1,i-), 709b 11 Vgl. noch C. F.J.Dowsott, BSOAS 33 (1970) 61 Anm. 36. - S. fornor Gra.ntovekij 207 (zu • kilral'O'i• : •,l:araka-]. 11• 0 . S-iemcr6nyi woo.det. dagogon brioflich e in,,, ... how could El. lmmiaiya- conta in t.hie word [ • migda•] ... ? Jf a tradesman 11,t, all. thcn SMuredly only (h')dmiJiy.e:Tot zu ' AE}-ij"«l, K6pt...00(, •10.~). haben die a lten Stämme in d er Regel ihrerseits den La.ndschaften,die sie eingenommen, oder (seltener) den Städten, in denen sie ihren l\littelpunkt gefu nden ha ben, den Namen gegeben (die Al-:w>.o[ der Ah w>.lix, die M«Y""I", der Mo:rvr,a!ii: (1. nordgriechische Landschaft, 2. Sta.dt a.m Maiandros, 3. Sta.dt am Sipylos])'. E ine wichtige Frage freilich mußte ich damals zurtickatellen', wie sich nä mlich zu dieser Rekonstruktion der Anfänge der griechischen St&ntenwelt. die Aus• sagen der Linear•ß ·Texte, d. h. der bei weitem ältesten Schriftzeugnisse gricohiiJchen Sta.atslcbens, verhalten : eben mit dieser F rage wollen wir uns hier befassen, oder genauer, mit einem ihrer Aspekte. Nach den großen K önig• 1 Wien. St.11d . fl S ( 10M ), 120 ff. - Zur grioch. Stl\llt~k\11\(\e, h ur . v. F . Cachn itr.er (Wege d ar Foraohung 00, I OU!l), 271 IT. 1 Seither h at, für den vor dcrasiatischen Raum G. Buccellati, Cit iee ,md Nat ioM o f Ancient Syria ( Hl67), 20 ff. 31 f. 75 ff. 97 ff. diOBOlben grumWHr.lich cn U n t-Ol'ftChoirln ngen getroffen u nd dioeolbon a llgomcinon E r gebnisse gewonnen. Zu r 01'8Chichte u nd allgornoi• non J-::ntwicklung d e r griochi8chen Stammstaaten e. jet.r.t J . A . O . Lw-eon, Grook F odcral Stat011 ( 1908) und A. G iovannini, Recherch011 aur los origil\08 d u r&Mra.lismo c n Gf'OOO (u~'OOr. DiN. Freiburg [Uochtl.] 1965, erweiterte deutac:he Noufauung im Dn1ck). 1 Wien. St.ud. 08, 134 - Wege d . Fof'IIChg. 96, :?86 f. Anm. 22 (hict- mit. Nachtmg).

01

reichen von Knossos, Pylos und Mykene, nach ihrem Umfang, ihrer ad.mini• stra.tiven Gliederung, ihrer Verfaasung und Verwalt ung ist schon öfters gefragt worden, nnd wir wissen heute nicht wenig darüber : da.von soll an d ieser Stelle nicht die Rede sein; wohl aber wollen wir nach den Stämmen suchen. Die Stämme haben wir für d ie iiltesten historisch greü baren Verbände im gTiechi• sehen Bereich gehalten: 1.cigen nun unsere ä ltesten Texte wenigstens Spnren von ihnen 1 Und 18.88Cn sich vielleicht a uch einzelne der uns aus späterer Zeit bekannten Stämme in diesen Texten schon nach weisen 1 ])as sind , wir haben es nicht verhehlt, zunächst. einmal Fragen des H istorikers; aber wir sind bei dem Versuch, sie zu beant worten, der Sprachwissenscha.ft zutiefst vcrpf-lichtet, und im besonderen dem hochverehrten Kollegen, dem dieser Band gewidmet ist; denn wir können es nicht vermeiden, uns gerade in Bereichen zu hewegen, in denen Anton Scherer wie wenige zu Hause ist. Unsere Quell en - oder vielmehr: unsere bei weitem wichtigsten Quellen, denn eine ägyptische Li ste geographischer Na men aus der ersten H ä lfte des 14. Jhs. 4 tritt crgiinzend hinzu - sind , wie schon angedeutet, die sog. Po.last· archive von Knossos, Pylos und Mykcne aus spätmykenischer Zeit, genauer woh.1 aus der Zeit um 1200 v. Chr. Direkte Aussagen über die griechischen Stämme sind diesen Arrhiven allerdings nicht zu entnehmen. Die Staaten, deren Verwal t ung sie dienen, werden nirgends mit Namen genannt, eo da.ß die Fra.gc, ob sie wenigstens dem Namen nach Stammstaaten waren. offenbleibt1 ; andere Staaten werden nirgends erwähnt; soweit Untergliederungen der StAA• tcn von Kno8808 und Pylos im erkennen und ihre Na.men g rcifüar sind, 11ind sie nach Städten (so d ie neun bzw. sieben Bezirke der beiden Prov inr.cn des pyli• sehen Reiches) oder sonst nach rein geographischen Gesiriochischcn Stuatr,n be. zeichnet, mü880n wir m it. der Möglic hkeit. rochnen, d a ß wcnigsto119 d ioeor Stmit orth:icll ein Staat der Achaicr war. 1 A. H oubock , Aus der Welt de r frühgrioch. Lineartafcln (1966), 38. ' Auf einige ge.nz u neichere Piille k omme n wir später zu sprechen (,•gl. u. Anm. Oä).

02

Stanuneen.o.rncn in den mykenischon T exten

FfllTZ GSCHN'ITU:lt

negath·e Befund scheint dem, W88 sich aus den nachmykenischen Quellen und a.us den späteren Zuständen erschließen läßt - nämlich daß unter den i. e. S. historischen griechischen Staaten die Stammsta&tcn die iilt.csten sind - , a.ufä entechieden!Jte zu widersprechen und ist doch keineswegs befremdlich. Da.ß in den Reichen, die von den großen Palästen aus blirokratisch regiert wurden, nicht, gerade ursprl.lngliche Verhältnisse bestanden, daß der Zustand dieser Reiche vielmehr daa Ergebnis großer Umwälzungen und durchgreifender Neu• ordnungen war, ha.t mnn aufgrund allgemeiner Erwägungen mit Recht schon immer angenommen und in den letzten Jahren auch den Texten - etwa. auf dem Gebiet des Agrarwesens - immer deutlicher entnehmen können; die Spuren der hinter der Herrlichkeit dieser Re iche - wer weiß, wie weit schon zurückliegenden Wanderungen müssen dadurch weitgehend vcrwisrht worden sein, während dio n11.chmykenische, uns zuerst bei Homer faßba.1"0 8 Ordnung im wesentlichen nicht auf den Trümmern der mykenisohcn Ordnnng, sondern a.uf den Ergebnissen der neuen großen Wanderungen beruhen dUrfte: os tlarf uns also nicht Uborrnachcn, daß wir um 1200 weit fortgeschritten e, rund ein ha lbes Jahrtausend später wieder vergleichsweise ursprüngliche Zustände antreffen und im besonderen dort a.UenfaUs (wir werden es prüfen) noch Spuren von Stiimmcn, hier weithin noch lebendige Stammverbände Huden. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, daß die Lin.-B-Texte in ih rer eigenartigen "Beschaffenheit wohl auch das, was es zu jener Zeit an Stämmen und Stammesordnung etwa. noch gab, weitgehend unseren Blicken entziehen müssen , und zwar vor allem deshalb, weil aie ,·on den Rand- und Rückzugsgebieten, wo wir lebendige Stämme vor a.llem erwarten dürften, kaum sprechen , ja. grundsätzlich ilber den Bereich der bürokratischen Palastvenvaltung - in dem eben da& alte Prinzip der Ordnung n&eh Stämmen der Natur der Sache nach wohl schon go.111, oder weitgehend übcnvundcn war - nicht hinausgehen. Direkte Erwähnungen von Stämmen finden wir in den mykenischcn Texten a.lso nicht, und wir dürfen sie nach dem Gesagten auch kaum erwarten . Aber in dem vcrgleiclu1weise reichen Namenscba.tz dieser Texte KOllten - na.o.h den Erfahru ngen zu schließen, die wir in anderen Bereichen der Geschichte ma.chcn können - die Nn.men von Stiimmen ihre Spuren wohl hinterlassen haben, sei os, do.ß ein Stn.mmesname unmittelbar a.ls Personen-, Orts- oder Lt1-ndesna.me fungiert (Typw:J : nhd. Frank(e), F-ranken, frz. Paris < lat. Prtrisii), sei eK, dl\ß er einer Ableitung zugrunde liegt {Typus: mlat. Francici, .Ji'rancisctl3). Es müßte 1~/so grundsätzlich möglich sein, von den uns aus der nnchmykenischen Überlieferung bekannten Stammesnamen den einen oder ande1·en im mykcni &ehen Namenschatz wiederzufinden. Bier stoßen wir freilich auf die bekannte Schwierigkeit, daß die Mehrdeutigkeit der mykenischen Orthographie die Lesung gerade der Eigennamen (wobei 1 Über „Stsdt. und Stamm bei Homer" handle ich in 1971).

der &rve-Feetechrift. (C'hiron 1,

03

uns ja. der Konte:ct im allgemeinen nicht zu Hilfe kommt) außerordentlich erschwert. Ea wird a lso nur in Ausnahmefällen (etwa bei besonders langen Wörtern oder in den Fällen, wo a us lautlichen Gründen nur ganz wenige Lesungen in Frage kommen) gelingen, die Wortbilder uns bekannter Stammes· namen in den myken. Namen miteinigcrSicherheitwiederzucrkennen; zahlreiche andere, grundsätzlich glciohariige Deutungen werden zwar möglich, aber alles eher nls zwingend sein, und die Grenzen zum b]oßen Gedankenspiel sind hier fließend. Eine andere, mehr grundsätzliche Schwierigkeit kommt hinzu. Nehmen wir einmal an, daß wir einen Namen der Form nach richtig wiedererkannt haben , so können wir doch keineswegs sicher sein, daß er damals schon als Stammesname fungierte: der spiitere Stammesname könnte damals noch seine a.ppollativischo Grundbedeutung besessen haben, oder er könnte ursprünglich ein Personenname gewesen sein - da.nn dürften wir den Personennamen, der allein uns unmittolbll.f vorliegt, eben nicht als erstarrten Stnmmesnamen deuten -; in solchen Fällen wäre der Schluß von dem (vermeintlichen) Sta.m mcsno.men auf die historische Existenz des später bekannten - oder auch nur eines na.mengleichen - Stammes offenbar verfehlt. Damit haben wir übrigens eine weitere Fehlerquelle berührt, die Tatsache, daß derselbe Name ganz verschiedenen Stämmen zukommen kann; ober glücklicherweise ist es für uns weniger wichtig, einen bestimmten Stamm , als vielmehr, Stämme im allgemeinen flir die mykenische oder vormykenische Zeit nachzuweisen. Wichtiger ist wieder eine andere Oberlegung. Wir haben bisher immer nur überlegt, wieweit wir hoffen dürfen, anderswoher schon bekannte Stammesnamen in den Lin .-BTexten wioderz.ufinden; nun versteht es sich aber von selbst, daß so mancher der uns aus den späteren Quellen bekannten Stämme nachmykeni.schen Ursprungs sein muß, auf der anderen Seite aber nicht wenige von den Stämmen, die im späten 2. Jahrtausend existierten oder wenigstens noch in Spuren greifbar waren, bis zur homerischen Zeit spurlos untergegangen sein werden. Dürfen wir hoffen, die Namen dieser später völlig vergessenen Stämme in den mykenischen Texte noch aufzuspüren 1 Schwerlich, denn wir werden sie im allgemeinen gar nicht als Sta.mmesnamen erkennen, es wäre denn, daß eine bostimmto Bildungsweise den Stammesnamen verriete. (Das wäre z. ß. der Fall , wenn sich zeigen ließe, daß das Suffix -änes im :Myken. allgemein nur [im Verhältnis zum Orts- oder Landesnamen primären] Sta.mmesnamen, nicht auch [abgeleiteten] Einwohncrno.men zuko.m. ) - Alle diese Überlegungct\ zeigen, do.ß wir nicht hoffen dürfen, mehr a.ls einen kleinen Teil der Sta.mmeana.men, die in mykenischer Zeit tatsächlich in Gebrauch oder wenigstens noch in puren erhalten wa.ren, mit einiger Sicherheit als Stammesnamen zu erkennen. Wir müssen uns also von vorneherein darüber im klaren sein, daß wir nur Uberaus dürftige Fragmente des geachicbtlichen Bildes werden nachzeichnen können; und das heißt, da.ß wir sowohl die Bedeutung der Stämme in mykenisoher und vormykeniacher Zeit als auch die Kontinuität a.uf diesem Gebiet vom 2. zum

04

95

FRITZ GscHNlTZER

Stammesnamon in den mykenischen Texten

1. J ahrta.uscnd nicht na.ch den bescheidenen Ergebnissen der folgenden :Ma.tcria.lsammlung einschätzen dürfen, sondern sie uns um ein Vielfaches größer denken müssen. i\fohr als eine kritische Ma.terialsammlung will die fo lgende Zusa.mmenstellung in der Ta.t nicht sein. Neue Deutungen wird man hier nicht finden; vielmehr habe ich übera ll die - auch auf diesem Gebiet in erstau nlicher Fülle sich a nbietenden - Deutungen meiner Vorgänger dankbar benutzt und meine Aufgabe ,•or allem darin gesehen, die verstreuten Deutungen zusammenzustellen (manches wird mir freilich entgangen sein)', sie kritisch zu sichten - wobei manches stillschweigend unter den Tisch fiel - und nach Möglichkeit den Grad d er Wahrscheinlichkeit jeder Deutung zu bestimmen. Aus der Fragestellung ergab sich die Beschränkung auf die Namen, die nach formalen Kriterien mit mehr oder weniger großer W ahrscheinlichkcit den aus der Wandcrungszeit überkommenen Verbänden zugeschrieben werden können , die wir - wie eingangs schon definiert - ,Stämme' nennen: es sind das - wie wir das gleichfalls schon öfters a ngedeutet haben - die im Verhältnis zu den Orts- und Ländornamen der historischen Stammesgebiete primären Ethnika, die im a llgemeinen schon von den einwandernden Stämmen mitgebracht, nicht erst im L ande gebildet wurden 10. Die sekundü.rcn Ethnika - daruntcr auch Namen größerer Völker - mußten also beiseite bleiben 11 ; a.uf der anderen Seite wurden bei den primären Eth nika auch die Namen nichtgriechischer Völker aufgenommen , schon weil sich die Grenze nicht sicher ziehen ließ, aber auch, weil es für die politische Geschich te auf die sprachliche Zugehörigkeit der einzelnen im später g riechischen Gebiet etwa nachweisbaren Stämme nicht ankommt. Nun endlich zu d en einzelnen Namen! Die großen Schwierigkeiten, die wir uns n icht verhehlt haben, mahnen uns, zunächst einmal nach einem sicheren Halt zu suchen. Wir finden ihn in dem h äufig belegten , bis in die kJassische Zeit erhaltenen Namen der Stadt lcu-do-ni-ja Kud-Oniii im westlichen Kreta, ägypt. kJ-tw-nJ-jj 12, dessen Herleitung von dem Stammesnamen KU3wve~ (Odyss. r 292. T 17 6) außer Zweifel steht. Der Stammesna me selbst scheint als PN ku-do Kwlön einmal belegt zu sein (KN Df 1210 + 8372, DCH 92 (1968] ,

Auf der Su che nach a.nderen , vom Sta.mmeena.men abgeleiteten geographischen Namen auf -ili stoßen wir zunächst auf das umstrittene a-ka-wi-ja-de zu Beginn des T extes KN C 9 14, gefolgt von dem Vermerk pa-ro pa-ra-ti-io (Präpos. ,bei' oder ,von' PN) und der ideographisch geschriebenen Angabe .,50 Widder, 50 Ziegenböcke". Man hat Akhaiwian-de gelesen (,nach dem Land e [oder nach der Stadt] AkhaiwiU' ), aber auch einen PN darin gesehen . Das Formular kann nicht entscheiden, da das a-ka-wi-ia-de unseres Täfelchens innerhalb dee ,set', zu dem es gehört, keine Entsprechung hat 14 . Aber die F orm spricht eher für die Deutung Akhaiwiiin-de: unter den myken. Wortformen, dio auf -de enden, sind die Lative, wie man sich im Index inverse von Lejeune leicht überzeugen kann, bei weitem häufiger als die Personennamen, und obendrein wird man geneigt sein, die etymologisch durchsichtige Form bei der Deutung zu bevorzugen. Dann bleibt immer noch die Frage offen, ob dieses AkhaiwiU ein Land (etwa d ie Peloponnes oder allgemeiner das griechische Stammland) oder eher16 eine Stadt ist; eine Stadt dieses Namens ist auf Kreta tatsächlich bezeugt (Schol. Apoll. Rh. IV 176), doch scheint mir die Tatsache, daß unsere Knossostexte den Namen nur dieses eine Mal nennen, eher gegen die Beziehung auf eine kretische Stadt zu spreehen 14 • Die H auptsache ist doch , daß wir in a-ka-wi-ja-de mit einiger Zuversicht eine Ableitung aus dem Namen der A khaiwoi sehen dürfen, der ja übrigens für denselben Zeitraum wohl auch durch heth. A!J!,ijawä und ägypt. j' -q ! -jj-wJ-lJ (und nicht zuletzt durch den homerischen Gebrauch ) belegt ist 17 • Der PN pi•wt•ri-ia-ta. PY Jn 389, 3 bezeichnet der Form nach offenbar den ,Mann aus • P iweriii.' 1'; aus lautlichen und morphologischen Gründen sind

12ö)13.

• Von unaohiit;,;barom Wert sowohl boi der Sucho nach oi1U1Chlögigon Namon wie boi dor ßo11rteilw1g dee l\latoriale war mir C. J. Ruijgh, ttudoe eur Ja grammairo et lo voca• bulairo du Groc mycOnion (lfl07), bos. S. 99 ff. (Zueammenetotlung allor Bildungen auf •i-fo und •i-ia, •a •jO und .a.ja). 10 Dioeo „primären" Ethnika könnon ihrerseits eehr wohl von Hause uus als Einwohnernamen von oinem Orts- odor Landesnamen der früheren Heimat abgeleitet sein. So heißen etwa die Bo1w"Tol doch wohl nach dem epeirotiachen Boto.,, ISpo~. haben abor ihrerseits ihror nouon Hoimat, der Bo1wT(11 . den Namon gegeben (Wion. Stud. GS, 120 f. - W ege d. Forschg. OG, 280 ff.). 11 Z. ß . die PN a•ai•wi-fo A .rwioa (und das Adjektiv [f.] a-ai-wi-ia Aawia) zu heth. Ailuwa, a 1 •A.'1.t.pi•ti•jo AiguptW,, ku-pi-ri-jo K uprioa, ru-ki-jo ~ zu heth. Lukkd. 11 Edel a. o. Anm. 4 a. 0. Liste EN, linke Nr. 3 (Taf. III; S. 38. 42 f.). 11 Daa Fragment K N X 160 zeigt ]!r"'-00-ni,jo] ohne jodon Zu8&mmenhang; wenn die

+

Leeung richtig ist, haben wir hier der Form nach das zum Stammemamen gebildeto Adjektiv KudOnioa, dlUI als Adjektiv zum Namen der Stadt oder auch ale PN fungieren mag. u J .-P . Olivier, Lee eeribelJ de Cn08808 (1967), 55 gibt die Liste der (durchweg& auch 88chlich zugehörigen) Täfelchen. die demsolbon Schreiber (Hand 112) zuzuweisen , ind. Von diesen Täfelchen hat nur oinos, das uneere, eino „Me.juskel"-Eintragung vor dem pa=. 1• Ruijgh J;:~ud08 18 l uo. 11 Übrigens ist 08 wohl wahrscheinlicher, daß das kretische •Ax:a.ta. &einen Namen in nachmykoniecher Zeit erhiolt, als die Achaior eich auf Kreta nur noch vereinzelt be· haupteten oder gar sohon da8 8ßge11Ju1ofto VorzoitYolk waren, dem man oine alte Burg zuschroibon konnte. "Den PN O·ka-wo PY Jo 438,18 findon wir im Do.t. a-ka•WO· nti PYUn 2IO,O wieder (oa ist leicht möglich, daß es sieh um deneelben Mann handelt). Wir haben also nicht oinen •A khaiwoa vor uns, ,ondem oinon Namen auf ,4UJ071, der seinerseits keinoswoge ein ur• epMinglichos Ethnikon zu eein braucht (Ruijgh, Minos O [1968], 129). Ganz dunkol, woil ohne jeden Zusammenhang, a-ka•wo in dem knossischen Fragment X 738. - Wohl aber könnto der PN pi-ra,/t,;i.tw K..'J V 1005 + 7530 + 7567 (Proceodings Cambr. Coll., 1066, 64), wie schon die Horausgebor bemerkt be.bon. Phil-akhaiwoa goleson werden. 11 Obwohl ich die Feetstollung E. Rischa, Mus. Helv. 14 (1957), 71 ff., daß die Ethnika auf -~, jung und dem Myken. wohl noch fremd sind, prinzipiell für richtig haJtc, möchto ich doch mit dor Mohrz.ahl dor Mykonologen an der Deutung bestimmter mykon. Namen

96

97

F'Jr.TTZ ÜSCHNlTZEJ'I.

Stammesnamon in don mykenischon Texton

kaum andere Lesungen möglich. Das Unglück will es, daß der Name • Piweriä selbst zwei verschiedene Deutungen zuläßt. Er kann (der Form, nicht notwendig auch der Sache nach) mit dem seit Homer belegten Landesnamen füe:plix gleichgesetzt und damit auf den (seit Herodot bezeugten) Stammesnamen Tite:pe:.:; zurückgefüh1t werden; denn die TTu:p(ox ist nach Ausweis der Form doch wohl nicht, wie man oft gemeint hat, das ,fette Land', sondern eben das ,Land der Pierer'. Oder aber die myken. • Piweriä hat ihren Namen von einer Örtlichkeit {am ehesten von einem l!'luß) namens • Piweros (zu

i-wa-so mit einiger Zuversicht einen Stammesnamen sehen, der dann, wie an-

me:p6::; etwa in der Bedeutung ,reichlich fließend'); spätere Überliefemng kennt einen Fluß dieses Namens, auch TTe:i:po.:; (d. h. wohl ßtpor;) genannt, in Achaia (Paus. VIl 22, l , vgl. 18, 1 f.; Hesiod fr. 13 Merk.-West b. Strab. VIII 3, 11 p. 342; Hdt. I 145), eine Quelle TTtifpoc unweit von Olympia (Paus . V 16, 8). Ich wage nicht, zwischen diesen beiden Deutungen zu entscheiden 19 • ln den o-ka-Tafeln von Pylos begegnen unter den ,Truppengattungen' dreimal (An 519,8; 654,17; 661,3) die i-wa-so; eines dieser Kontingente, die i-wa-so von e-na-po-ro (661,3), kehrt Cn 3,6 unter dem Namen i-wa-si-jo-ta wieder; schließlich finden wir Cn 665,6 den PN i-wa-so. Einen PN "locaor; finden wir auch später, insbesondere bei Homer und im Mythos; der ON "Ioxaor; begegnet nicht nur in Karien , sondern auch im lakonisch-arkadischen Grenzgebiet (Paus. VII 13,7); schließlich haben wir a 246 "Ioxaov "Apyor; etwa in der Bedeutung ,Griechenland'. Den Ausgangspunkt unserer Überlegungen muß die Tatsache bilden, daß i-wa-so und i-wa-si-jo-ta wenigstens in einem bestimmten Zusammenhang gleichwertig sind; das ist wohl am einfachsten zu verstehen, wenn die i-wa-si-io-ta eigentlich die ,Bewohner der *i-wa-si-ja' sind, d. h. des Landes (oder der Stadt) der i-wa-so 20 ; ist das richtig, dann darf man wohl in uuf -ta als Abloitungon von Orts• oder Lündernamon feethalton. Ich hoITo mich 1m anderer Stollo oingehond zu dieser Frago zu äußern und muß mich hier mit der Andeutung bog nügon, d11ß mir der Korn der Frage in d er Untorschoidung von ursprünglich subatanti vischen und uraprün.glich adjektivischen Ethnika zu liegen scheint, die von Hause aus verschiodonen Wortbildungska.tegorien angehören und auch im späteren Griechisch noch nicht ganz unterschiodslos gebraucht werden. 1 ~ Soi es zum Stammesnamen, sei O!! zum Appellativum gohöron auch die der Bedeutung nach dunklen Dativformen pi-Wf,.ri-di und pi-u--e-ri-n MY Oe 103,5 und Fo 101,ö (offen• bar Ableitungen mit dem Suffix .(3.) und oin Ortaname der Diesseitigen Provinz des pyli1mhen Reiches, pi-Wf,•re Aa ll82, der sehr wohl der Stammosname seihst sei es im (Nom.) Plur11\ sei es im (Dat.) Singular sein kann. (Es ist kaum möglich, zwischen diesen Deutungen zu entscheiden, da po-to-ro-wa-pi Aa 76 [ = Ad 678), das allenfalls für die dativische Deutung den Ausaehls.g geben könnte, von oinem anderen Schreiber stammt.) Stammesnamen im Sing. finden sich ala Ortsnamen vielleicht auch aonst im Myken., s. u. Anm. 58; sie wären etwa im Sinne eines ursprünglichen Lokativs ,beim Pierer' zu vorstehen. - Vgl. Ruijgh, Etudos 196. 20 Ist daa richtig, dann steht also schon in mykenischer Zeit -iOUUJ nebon .i-(Uäe (beide als Ableitungen von -id). Will man, um diese Annahme zu venneiden, mit Ruijgh, Etudea 197 lieber von einem e.bgeleiteten ON •i -wa-8-i-jo ausgohon, ändert daa für uns nicht viel.

dere Ethnika, zum Namen einer ,Truppengattung' wurde. Auf eben diesen Stammesnamen könnte auch das homerische "loxaov "Apyor; zurückgehen, wenigstens lassen die parallelen, gleichfalls homerischen Wendungen" Apyo,; 'Ax_«L(· Y.6v und TIU..cxaytxOv "Apyor; in "Ioxaov ein altes (wohl längst nicht mehr verstandenes) Ethnikon vermuten 21 , das doch wohl urspriinglich ein drittes Argos von den gleichnamigen Landschaften und Städten unterscheiden sollte. Aus dem Stammesnamen ließe sich weiter auch der PN i-wa-so ohne weiteres erklären, von dem man wieder den homerischen und mythischen PN "loxaor; nicht gern trennen wird. Ob auch der ON "haar; angeschlossen werden darf, mag dahingestellt bleibcn22• Unter den Truppennamen der o-ka-Tafeln befindet sich noch einer, in dem ein Stammesname verbaut sein könnte: u-ru-pi-ja-jo An 619,ll (= Cn 3,6), 654,16 und 661, 12 (= Cn 3,7, hier in u-ru-pi-ia·io-jo verschrieben); wie andere Truppengattungen der o-ka-Texte erscheinen auch die u-ru-pi-ja-jo einmal in den Na-Texten (Na 928); und schließlich wird man auch das u-ru-pi-ja[ eines knossischen Fragmentes (X 392, ohne jeden Zusammenhang) nicht gern davon trennen. Unter den vorgeschlagenen Deutungen ist Wrupiaioi die forEs muß aber auch damit gerechnet werden, daß die i-wa-si-jo-ta so nicht als die Bewohner der *lu-asia (oder wie immer ihr Land oder ihre Stadt hieß) ben111mt wurden, sondern als die Angehörigen des ,iwasischen Korps'. Damit entfiele dann freilich einer der wich• t.igston Gründe dafür, i-u:a-8-0 für ein ursprüngliches Etlmikon zu halten; abor möglich bliebe diese Deutung nach wie vor, und es ist immerhin darauf hinzuweisen, ds.ß unter den Bezeichnungen der ,'I'ruppongattungcn' in den o-ka-Textcn jedenfalls zwoi weitere, ko-ro-ku-ra-i-jo (Ruijgh a. 0. 209) und u-ru-pi-ja-jo (s. u . im Text), mit großer Wahr• scheinlichkeit als ursprüngliche Ethnika zu deuten sind. n Die Form ist schwierig; soll man an ~lcxo-011 < * 'J::b,011 denken (vgl. mykon. ku-ru-.w für khrüsios) oder an adjektivischen Gebrauch des Etlmikons •~Ir.i:oo