Dietrich Bonhoeffer Werke. Ergänzungsband Die Finkenwalder Rundbriefe: Ergänzungsband 9783641247478


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German Pages 709 Year 2013

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Table of contents :
Inhalt
Vorbemerkungen
Die Briefe und Texte
I. Rundbriefe aus dem Predigerseminar
Erster und zweiter Kurs 1935/36: Erster bis sechster Rundbrief
Dritter Kurs 1936: Siebenter bis zwölfter Rundbrief
Vierter Kurs 1936/37: Dreizehnter bis siebzehnter Rundbrief
Fünfter Kurs 1937: Achtzehnter bis dreiundzwanzigster Rundbrief
II. Die »persönlichen« Rundbriefe Bonhoeffers an die Brüder
Sammelvikariate 1937–1939: Erster bis achter »persönlicher« Brief
Im Kriege bis Advent 1942: Neunter bis achtzehnter »persönlicher« Brief
III. Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939
Zeittafel
Teilnehmer der Kurse
Abkürzungen
Literatur
Bibelstellen
Personen
Sachen und Orte
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Dietrich Bonhoeffer Werke. Ergänzungsband Die Finkenwalder Rundbriefe: Ergänzungsband
 9783641247478

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Dietrich Bonhoeffer Werke Ergänzungsband

DI ET RICH BONHOEFFER WERKE Herausgegeben von Eberhard Bethge (†), Ernst Feil (†), Christian Gremmels, Wolfgang Huber, Hans Pfeifer (†), Albrecht Schönherr (†), Heinz Eduard Tödt (†), Ilse Tödt

DIE FINKENWALDER RUNDBRIEFE Briefe und Texte von Dietrich Bonhoeffer und seinen Predigerseminaristen 1935-1946

Gesammelt von Eberhard Bethge Zum Druck vorbereitet durch Otto Berendts Herausgegeben von Ilse Tödt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 2013 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: SatzWeise, Bad Wünnenberg ISBN 978-3-641-24747-8 www.gtvh.de

Inhalt

Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.

15

Rundbriefe aus dem Predigerseminar Erster und zweiter Kurs 1935/36: Erster bis sechster Rundbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Dritter Kurs 1936: Siebenter bis zwölfter Rundbrief 131 Vierter Kurs 1936/37: Dreizehnter bis siebzehnter Rundbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Fünfter Kurs 1937: Achtzehnter bis dreiundzwanzigster Rundbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . 324

II. Die »persönlichen« Rundbriefe Bonhoeffers an die Brüder Sammelvikariate 1937–1939: Erster bis achter »persönlicher« Brief . . . . . . . . . . . . . . . 399 Im Kriege bis Advent 1942: Neunter bis achtzehnter »persönlicher« Brief . . . . . . . . . . . . . . . 450 III. Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939 November 1941 bis Herbst 1946 . . . . . . . . . . 501 Otto Berendts: Bericht eines Zeitzeugen . . . . . . . . . 533 Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595 Teilnehmerlisten der Kurse . . . . . . . . . . . . . . . . 605 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 Bibelstellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619 Personenregister

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685

6

Inhalt

Die Briefe und Texte I.

Rundbriefe aus dem Predigerseminar Erster und zweiter Kurs 1935/36: Erster bis sechster Rundbrief 1. Bittgedicht, Zingst, vor dem 7. Juni 1935 (Winfried Maechler) . . . . . . . . . . . . . . . 2. Bericht der pommerschen Kursteilnehmer, Finkenwalde, 5. August 1935 . . . . . . . . . . . 3. Eingabe an den Rat der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, Finkenwalde, 6. September 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Dankbrief, Ende Oktober 1935 (aus dem Finkenwalder Bruderhaus) . . . . . . . 5. Erster Brief aus Finkenwalde, 15. November 1935 5.1. Brief (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . . 5.2. Zusatz im Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . . 5.3. Schreiben an den Bruderrat der Altpreußischen Union, Finkenwalde, 10. November 1935 (unterschrieben von 26 Predigerseminarangehörigen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4. Zu Matthäus 4,17 zum Bußtag (Winfried Maechler) . . . . . . . . . . . . . 5.5. Zwischenbemerkung . . . . . . . . . . . . . 5.6. Zu Lukas 1,68–79 zum 1. Advent (Joachim Kanitz) . . . . . . . . . . . . . . . 5.7. Zu Offenbarung 22,10–17 zum 2. Advent (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . . . . . 5.8. Meditationstexte für 17. 11. 1935 bis 11. 1. 1936 und Bibellese . . . . . . . . . . . 5.9. Zu Offenbarung 2,1–7 . . . . . . . . . . . . 6. Zweiter Brief aus Finkenwalde, 29. November 1935 (Finkenwalder Bruderhaus) . . . . . . . . . 7. Dritter Brief aus Finkenwalde, 14. Dezember 1935 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1. Brief (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . . 7.2. Zu Lukas 2,21 für Neujahr (Horst Lekszas) . 7.3. Zu Titus 2,11–13 für Weihnachten (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . . . . .

29 31 35 40 45 45 50

51 53 55 56 59 62 63 70 72 72 80 82

Inhalt

7.4. Nachbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . 7.5. Beginn der neutestamentlichen Vorlesung Bonhoeffers im zweiten Finkenwalder Kurs. 8. Vierter Brief aus Finkenwalde, 15. Januar 1936 . 8.1. Brief (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . . 8.2. Meditationstexte für 19. 1. bis 22. 2. 1936 . . 9. Fünfter Brief aus Finkenwalde, 17. Februar 1936. 9.1. Brief (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . . 9.2. Meditationstexte für 23. 2. bis 21. 3. 1936 . . 9.3. Zu Lukas 17,7–10 (Albrecht Schönherr) . . 9.4. Zu Lukas 18,31–43 (Fritz Onnasch) . . . . 10. An die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, Finkenwalde, 28. Februar 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Sechster Brief aus Finkenwalde, 15. März 1936 . 11.1. Brief (Albrecht Schönherr) . . . . . . . . 11.2. Meditationstexte für 22. 3. bis 18. 4. 1936 . 11.3. Zusatz im Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . 11.4. Zu Sacharja 9,8–10 für Palmarum (Horst Lekszas) . . . . . . . . . . . . . . 11.5. Zu Markus 16,3 für Ostern (Winfried Maechler) . . . . . . . . . . . . 12. Bericht und Bitte an Freunde und Förderer, 23. März 1936 (Predigerseminar Finkenwalde) . Dritter Kurs 1936: Siebenter bis zwölfter Rundbrief 13. Siebenter Brief aus Finkenwalde, 25. April 1936 13.1. Brief (Karl-Ferdinand Müller) . . . . . . 13.2. Meditationstexte für 26. 4. bis 23. 5. 1936 und Lesungen . . . . . . . . . . . . . . . 13.3. Zu Acta 1,1–11 für Himmelfahrt (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . . 13.4. Zu I Timotheus 2,1–7 für Rogate . . . . . 14. Achter Brief aus Finkenwalde, 22. Mai 1936 . . 14.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 14.2. Anleitung zur Schriftmeditation (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . . . . 14.3. Meditationstexte für 24. 5. bis 27. 6. 1936 und Lesungen . . . . . . . . . . . . . . . 14.4. Zu Epheser 2,19–22 für Pfingsten . . . . .

7 87 88 98 98 102 103 103 108 109 110 113 116 116 120 121 121 125 127 131 131 136 136 139 141 141 145 149 150

8

Inhalt

14.5. Zu Jesaja 6,1–8 für die Trinitatiszeit . . . 15. Entwurf zu der »Anweisung für die Kandidaten zur Vorbereitung auf das Pfarramt« vom 19. Juni 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Neunter Brief aus Finkenwalde, 24. Juni 1936 . 16.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 16.2. Einschub: Brief von Willi Brandenburg, Frankfurt an der Oder, 1. Juni 1936 . . . . 16.3. Rundbrief-Fortsetzung . . . . . . . . . . 16.4. Zusatz im Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . 16.5. Aufruf der Predigerseminare Bloestau, Finkenwalde und Naumburg . . . . . . . 16.6. Zum Vorwurf der Irrlehre (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . . 16.7. Zu I Johannes 3,13–18 (Eberhard Bethge) . 16.8. Zu Offenbarung 1,9–20 (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . . 16.9. Bibellesung und Meditationstexte für 29. 6. bis 9. 8. 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Zehnter Brief aus Finkenwalde, 22. Juli 1936 . . 17.1. Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . 17.2. Lesungen und Meditationstexte für 27. 7. bis 30. 8. 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . 17.3. Zu Matthäus 22,15–22 (Horst Thurmann). 17.4. Brief von Willi Brandenburg, Juli 1936 . . 17.5. Bitte des Dankamts, Juli 1936 (Otto-Karl Lerche) . . . . . . . . . . . . 17.6. Spendenaufruf . . . . . . . . . . . . . . . 18. Elfter Brief aus Finkenwalde, 22. August 1936 . 18.1. Brief (Karl-Ferdinand Müller) . . . . . . 18.2. Bußgebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19. Zwölfter Brief aus Finkenwalde, 28. September 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . 19.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 19.2. Zusatz im Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . 19.3. Meditationstexte für 28. 9. bis 7. 11. 1936 . 19.4. Zu I Thessalonicher 5,16–18 zum Erntedankfest (Joachim Kanitz) . . . . . 19.5. Zu I Samuel 15 (Horst Thurmann) . . . .

152 155 158 158 164 165 166 166 168 179 182 185 186 186 193 193 197 199 200 202 202 204 206 206 210 211 212 213

Inhalt

Vierter Kurs 1936/37: Dreizehnter bis siebzehnter Rundbrief 20. Dreizehnter Brief aus Finkenwalde, 25. Oktober 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . . 20.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 20.2. Meditationstexte für 26. 10. bis 19. 12. 1936 20.3. Zu Offenbarung 2,1–7 zum Reformationsfest (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . 20.4. Zu Lukas 16,1–12 (Horst Lekszas) . . . . 20.5. Zu Römer 14,7–9 zum Totensonntag (Wilhelm Rott) . . . . . . . . . . . . . . . 21. Vierzehnter Brief aus Finkenwalde, 30. November 1936 . . . . . . . . . . . . . . . 21.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 21.2. Zu Jesaja 40,1–11 (Winfried Maechler) . . 21.3. Meditationstexte für 29. 11. bis 19. 12. 1936 22. Fünfzehnter Brief aus Finkenwalde, 18. Dezember 1936 . . . . . . . . . . . . . . . . 22.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . 22.2. Meditationstexte für 20. 12. 1936 bis 13. 2. 1937 . . . . . . . . . . . . . . 22.3. Zu Lukas 2,1–14 für Weihnachten (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . . . 22.4. Zu Jesaja 9,1.5 (Albrecht Schönherr) . . 22.5. Zu Psalm 90 für Neujahr (Horst Thurmann) . . . . . . . . . . . 22.6. Fundsachen . . . . . . . . . . . . . . . 22.7. Zu Offenbarung 22,20 (Wilhelm Rott) . 22.8. Finkenwalder Adventsmusik (Programm und Liedertexte) . . . . . . 22.9. Disputationsthesen zur Predigt des Gesetzes, 18.–20. 12. 1936 (Gerhard Ebeling) 22.10. Fragen (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . 23. Jahresbericht, 21. Dezember 1936 (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . . . . . 24. Das Gebot Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . 25. Sechzehnter Brief aus Finkenwalde, 21. Januar 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 25.2. Meditationstexte für 15. 2. bis 13. 3. 1937 .

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216 216 225 225 229 233 235 235 239 242 242 242 247 247 251 254 257 257 261 265 273 274 280 300 300 303

10

Inhalt

25.3. 25.4. 25.5. 25.6. 25.7.

Bücherverluste . . . . . . . . . . . . . . . Zu Matthäus 19,27 – 20,16 . . . . . . . . Zum Volkstrauertag (Dietrich Bonhoeffer) Zwischenbemerkung . . . . . . . . . . . Zu Johannes 15,13–14; Römer 5,6–8.10a (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . . 25.8. Zu Lukas 22,44–46 zur Konfirmation (Joachim Kanitz) . . . . . . . . . . . . . 26. Siebzehnter Brief aus Finkenwalde, 3. März 1937 26.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . . 26.2. Meditationstexte für 8. 3. bis 17. 4. 1937 . . 26.3. Zu Lukas 7,11–17 (Gerhard Ebeling) . . . Fünfter Kurs 1937: Achtzehnter bis dreiundzwanzigster Rundbrief 27. Achtzehnter Brief aus Finkenwalde, 17. April 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . 27.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . 27.2. Meditationstexte für 18. 4. bis 29. 5. 1937 27.3. Freizeitankündigung . . . . . . . . . . 27.4. Zu Psalm 110,1–7 für Himmelfahrt (Hans-Jakob Büchsel) . . . . . . . . . . 27.5. Zu Johannes 19,13–30 für Karfreitag (Robert Zenke) . . . . . . . . . . . . . 27.6. Bücherverluste . . . . . . . . . . . . . . 27.7. Zu Matthäus 26,45b–50 für Judica (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . 28. Neunzehnter Brief aus Finkenwalde, 15. Mai 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28.1. Brief (Eberhard Bethge) . . . . . . . . . 28.2. Meditationstexte für 16. 5. bis 26. 6. 1937 28.3. Zu I Petrus 5,5b–11 (Willi Brandenburg) 28.4. Zu Genesis 15,1–6 für Trinitatis . . . . . 28.5. Zusatz im Brief (Dietrich Bonhoeffer) . 29. Zwanzigster/einundzwanzigster Brief aus Finkenwalde, 24. Juni 1937 . . . . . . . . . . 29.1. Brief (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . 29.2. Meditationstexte für 27. 6. bis 31. 7. 1937 29.3. Zu Matthäus 5,5 . . . . . . . . . . . . . 29.4. Zu Markus 4,26–29 . . . . . . . . . . .

. . . .

303 303 307 309 309 311 313 313 319 319

324 324 329 329

. 329 . 331 . 336 . 337 . . . . . .

343 343 348 348 351 355

. . . . .

357 357 360 360 362

Inhalt

30. Zweiundzwanzigster Brief aus Finkenwalde, 29. Juli 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30.1. Brief (Horst Lekszas) . . . . . . . . . . . 30.2. Predigt zu Psalm 58 (Dietrich Bonhoeffer) 30.3. Meditationstexte für 1. 8. bis 18. 9. 1937 . . 30.4. Buchverlust . . . . . . . . . . . . . . . . 30.5. Meditation zu Psalm 58 . . . . . . . . . . 31. Dreiundzwanzigster Brief aus Finkenwalde, 26. August 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.1. Brief (Horst Lekszas) . . . . . . . . . . . 31.2. Verlustmeldung . . . . . . . . . . . . . . 31.3. Zu I Korinther 10,1–13 (Erich Klapproth) 31.4. Zu Markus 12,41–44 (Albrecht Schönherr) 31.5. Zu Hebräer 4,9–13 (August Tetsch) . . . 31.6. Meditationstexte für 29. 8. bis 16. 10. 1937 . 31.7. Vilmar zu Matthäus 5,48 . . . . . . . . .

11 365 365 368 376 376 376 381 381 385 385 389 392 395 396

II. Die »persönlichen« Rundbriefe Bonhoeffers an die Brüder Sammelvikariate 1937–1939: Erster bis achter »persönlicher« Brief 32. Erster »persönlicher« Brief, Berlin (?), 3. November 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . 32.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.2. Meditationstexte für 31. 10. 1937 bis 15. 1. 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . 33. Zweiter »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz (?), 20. Dezember 1937 . . . . 33.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33.2. Meditationstexte für 26. 12. 1937–19. 2. 1938 33.3. Briefschluss . . . . . . . . . . . . . . . . 34. Brief an die jungen Pfarrer der Bekennenden Kirche in Pommern, Groß-Schlönwitz (?), Ende Januar 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . 35. Dritter »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz (?), 14. März 1938 . . . . . . 35.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35.2. Zu Römer 5,1–5 (Dietrich Bonhoeffer) . . 35.3. Meditationstexte für 13. 3. bis 21. 5. 1938 .

399 399 400 400 400 406 406 407 415 415 417 423

12

Inhalt

36. Vierter »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz, 8. Juli 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36.2. Bericht über die Zingst-Freizeit 20. bis 25. 6. 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . 36.3. Meditationstexte für 10. 7. bis 3. 9. 1938 . . 37. Fünfter »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz (?), 23. August 1938 . . . . . 37.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37.2. Meditationstexte für 4. 9. bis 19. 11. 1938 . 37.3. Vilmar zum Eid . . . . . . . . . . . . . . 37.4. Finkenwalder Volksmissionsthemen . . . 38. Sechster »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz (?), 20. November 1938 . . . 38.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38.2. Meditationstexte für 10. 11. 1938 bis 11. 2. 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . 39. Siebenter »persönlicher« Brief, Groß-Schlönwitz (?), 14. Februar 1939 . . . . . 40. Achter »persönlicher« Brief, Sigurdshof (?), Ende Mai 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40.2. Meditationstexte für 11. 6. bis 19. 8. 1939 . 41. An Bonhoeffers Vertreter in der Sammelvikariatsarbeit, Schlawe, 28. Mai 1939 . . . . . . . . . . Im Kriege bis Advent 1942: Neunter bis achtzehnter »persönlicher« Brief 42. Neunter »persönlicher« Brief, Berlin (?), 20. September 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . 42.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42.2. Meditationstexte für 24. 9. bis 23. 12. 1939 . 42.3. Schriftenempfehlung . . . . . . . . . . . 43. Zehnter »persönlicher« Brief, Berlin, 8. Oktober 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . 44. Elfter »persönlicher« Brief, Schlawe, Dezember 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44.1. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44.2. Feldpostnummern . . . . . . . . . . . . .

424 424 426 429 430 430 432 432 433 437 437 441 442 446 446 448 448

450 450 456 456 457 459 459 462

13

Inhalt

45.

46. 47.

48. 49. 50. 51.

44.3. Nachbemerkung und Meditationstexte für 31. 12. 1939 bis 23. 3. 1940 . . . . . . 44.4. Weihnachtsbesinnung (Dietrich Bonhoeffer) . . . . . . . . . . Zwölfter »persönlicher« Brief, Berlin (?), Mai 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45.1. Vorbereitungsnotizen . . . . . . . . . . 45.2. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45.3. Meditationstexte für 19. 5. bis 31. 8. 1940 Dreizehnter »persönlicher« Brief, Ettal, Advent 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vierzehnter »persönlicher« Brief, Berlin, 15. August 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . 47.1. Entwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . 47.2. Feldpostbriefumschlag . . . . . . . . . 47.3. Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fünfzehnter »persönlicher« Brief, Berlin (?), 22. November 1941 . . . . . . . . . . . . . . Sechzehnter »persönlicher« Brief im Entwurf, Berlin (?), Januar 1942 . . . . . . . . . . . . . Siebzehnter »persönlicher« Brief, Berlin (?), 1. März 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Achtzehnter »persönlicher« Brief im Entwurf, Berlin, 29. November 1942 . . . . . . . . . .

. 462 . 463 . . . .

469 469 470 475

. 475 . . . .

479 479 481 481

. 486 . 491 . 493 . 497

III. Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939 52. Kladde-Eintragungen . . . . . . . . . . . . . . 52.1. Heinz Tonn, Woltin, November 1941 . . 52.2. Heinz Petermann, Kanalküste, November 1941 . . . . . . . . . . . . . . 52.3. Heinrich Begrich, Leisnig in Sachsen, Oktober 1942 . . . . . . . . . . . . . . . 52.4. Karl Stephan, Halberstadt, Juni 1943 . . . 52.5. Hinrich Korporal, Calbe an der Milde, März 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . 52.6. Eberhard Bethge, Berlin, Mai 1944 . . . . 52.7. Heinz Tonn, Woltin, Juni 1944 . . . . . . 52.8. Karl Stephan, Halberstadt, Oktober 1944 .

501 501 503 506 507 508 509 510 514

14

Inhalt

52.9.

Heinz Doebert, Tornow über Zinnitz Kreis Kalau, Januar 1946 . . . . . . . . 52.10. Heinz Petermann, Kappeln an der Schlei, März 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . 52.11. Heinz Tonn, Ratzeburg, März 1946 . . 52.12. Eberhard Bethge, Berlin-Charlottenburg, April 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . 52.12.1. Eintragung . . . . . . . . . . . 52.12.2. Anlage: Leben ohne Ausflucht (Zeitungsartikel 5. Februar 1946) . . . . . . . . . . . . . . 52.13. Karl Stephan, Abberode über Wippra, Ostharz, Mai 1946 . . . . . . . . . . . . 52.14. Heinrich Begrich, Profen Kreis Zeitz, Oktober 1946 . . . . . . . . . . . . . . 53. Brief von Hinrich Korporal, Leer, Ostfriesland, April 1990 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54. Adressenliste 1941 und 1946 . . . . . . . . . . .

514 515 517 524 524 526 528 530 531 532

Vorbemerkungen

I. Dieses Buch erzählt eine Geschichte aus Erlebtem und Gedachtem, niedergeschrieben in Rundbriefen zwischen 1935 und 1946. Viele Menschen sind beteiligt, unter ihnen Dietrich Bonhoeffer, mitlebend, mitdenkend, mitsterbend. Hauptschauplatz der Begebenheiten ist das Gebiet der Altpreußischen Union, vor allem der Kirchenprovinzen BerlinBrandenburg und Pommern. Diese Kirche war im Jubiläumsjahr der Reformation 1817 in Preußen entstanden. 1517 hatte Martin Luther seine 95 gegen die Ablasspraxis der Kirche protestierenden Thesen verfasst; es hieß, er hätte sie am 31. Oktober an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen. 1 Dreihundert Jahre später bemühte sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. als summus episcopus, höchster Bischof, seines Landes um Einvernehmen zwischen den unterschiedlichen protestantischen Konfessionen und dekretierte deren Union. Die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union reichte vom Rheinland bis nach Ostpreußen und Schlesien. Ihr gehörte nahezu die Hälfte der evangelischen Christen in Deutschland an. Der Ortsname Finkenwalde – bei Stettin, das jetzt Szczecin heißt und in Polen liegt – steht für eine Gemeinschaft von Theologen um Dietrich Bonhoeffer. Otto Berendts, Pfarramtskandidat aus Berlin, damals 25 Jahre alt, war vom Bruderrat der Bekennenden Kirche 1936 in diese Gemeinschaft entsandt worden. Er blieb ein wenig außerhalb, wie es ihm schien. Und doch muss die Finkenwalder Art gemeinsamen Lebens auf ihn, wie auf andere, stark gewirkt haben. Beim Aufschreiben von Lebenserinnerungen erwachte sein Interesse an Finkenwalde neu. Um die Wende zum 21. Jahrhundert ergriff er die Initiative, die Rundbriefe veröffentlichen zu lassen. Als ein eigenes Lebenswerk schon hinter ihm lag, stellte er die Briefe und Tex1.

Ob sie in dieser Weise veröffentlicht wurden, ist ungewiss.

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Vorbemerkungen

te zusammen, die der communio der Finkenwalder dienten. Ilse Tödt ging ihm transkribierend und beratend zur Hand. Ihr standen Kopien der Finkenwalder Rundbriefe zur Verfügung, die Eberhard Bethge weitergegeben hatte an Heinz Eduard Tödt, den Sprecher des Herausgeberkreises für die seit 1986 erscheinenden Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW). Ein Anliegen Bonhoeffers, das schon in seiner Dissertation »Sanctorum Communio« zum Ausdruck kam, 2 wurde in Finkenwalde erfüllt. Unter den jungen Theologen bildete sich Gemeinschaft, communio. Sie entstand im Hören auf das biblische Wort, im Gottesdienst, in der Beichte als Vorbereitung zum Abendmahl und in seinem Empfang, wurde geübt und erfahren im Einander-Helfen, in der Teilnahme am Leben der Anderen und im Aufgenommensein in ihr Leben, wenn nötig im Verwehren und Sich-Mahnenlassen zu gemeinsam Anerkanntem: im Für-, Mit- und Gegeneinander treu durchgehaltener Gemeinschaft. Eberhard Bethge, dessen Freundschaft mit Dietrich Bonhoeffer in Finkenwalde 1935 begann, seinerseits zwei Jahre älter als Otto Berendts, hatte sich gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs um die Sammlung der Rundbriefe bemüht. Er bat andere überlebende Finkenwalder, ihm ihre Exemplare zur Verfügung zu stellen. Eine Liste der Stücke mit kurzen Inhaltsangaben 3 zeigt Bethges deutsche Handschrift; diese Schrift benutzte er seit 1953 nicht mehr. Ab 1958 gab Bethge Gesammelte Schriften Bonhoeffers heraus. Darin ließ er Finkenwalder Briefe und Beilagen in Auswahl abdrucken. 4 Manches ging ab 1986 in die Dietrich Bonhoeffer Werke ein. 1986 notierte Bethge in lateinischer Schrift »Nachträge zu Finken2. 3.

4.

DBW 1, 18: Der »individualistische Gesellschaftsatomismus« sollte abgewehrt werden. Die Liste ist mit dem Nachlass Dietrich Bonhoeffers archiviert in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Im Nachlass-Verzeichnis steht sie unter NL A 48,1. Die Briefe gingen ein in »Teil II: Finkenwalde« des zweiten Bandes der Gesammelten Schriften (GS) »Kirchenkampf und Finkenwalde« 1959. Bethge bereitete auf etlichen vervielfältigten Rundbrief-Seiten ihren Abdruck in den Gesammelten Schriften vor, indem er die Drucktypengrößen notierte und Anmerkungen formulierte. Im Anhang zu GS II wies er nach, aus wessen Akten die Vervielfältigungs-Exemplare stammten.

Vorbemerkungen

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walder Rundbriefen von Heinz-Dietrich Pompe«. 5 Während der Band DBW 14 »Illegale Theologenausbildung Finkenwalde 1935–1937« vorbereitet wurde, der 1996 herauskam, versuchte Bethge noch einmal, eine Publikation der Rundbriefe anzuregen, doch vergeblich. Er starb am 18. März 2000. Um diese Zeit ließ Otto Berendts die Rundbriefe und andere auf Finkenwalde bezogene Dokumente abschreiben und verfasste einen Begleittext. Als er mit dem Zustand des knapp 400 Seiten starken Konvoluts zufrieden war, ließ er eine Reihe von Exemplaren im Schreibbüro herstellen und binden und verteilte sie an Interessierte. Einem dieser Exemplare begegnete Karl Martin. Er nahm Kontakt zum Ehepaar Otto und Elma Berendts auf und stellte in Aussicht, dass er für den Druck dieser Zusammenstellung sorgen würde. Nach einem halben Jahr Bedenkzeit stimmte Otto Berendts dem Druck-Vorhaben zu. Aber nicht ohne Ilse Tödt, wünschte er ausdrücklich. Er starb am 29. September 2009 im neunundneunzigsten Lebensjahr. Als die Todesnachricht kam, sprachen Karl Martin und Ilse Tödt gerade über die Weiterarbeit. 6 Otto Berendts hatte den Rundbriefen drei Texte aus dem Band DBW 14 vorgeschaltet. In dem Entwurf einer Anweisung für Predigtamtskandidaten zur Zurüstung auf das Pfarramt aus dem Frühjahr 1936 7 beschreibt Bonhoeffer die Lehre im Predigerseminar 8. Die Predigtamtskandidaten, die nach abgeschlossenem Universitätsstudium, dem kirchlichen Ersten 5. 6.

7.

8.

In NL A 48,1 archiviert, zusammen mit Bethges früher Liste. Im Gespräch zwischen Karl Martin und Ilse Tödt in der Folgezeit kam es zum Beispiel zu der Formulierung des Untertitels (»Briefe und Texte von Dietrich Bonhoeffer und seinen Predigerseminaristen«) und der Überschrift des Teils II (»Die ›persönlichen‹ Rundbriefe …«). Dass Karl Martin sich in den Bearbeitungsvorgang eingeschaltet hat, erwies sich letzten Endes als ein Anstoß zur Veröffentlichung der »Finkenwalder Rundbriefe«. Den Auftrag erteilten die Leiter der Ausbildungsämter und Predigerseminardirektoren der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union auf ihrer Sitzung am 27. April. NL A 47,6 (3): Bonhoeffers maschinenschriftlicher Entwurf; Abdruck DBW 14, 149–153. Die Bezeichnung als Predigerseminar bringt den Vorrang zum Ausdruck, den der Dienst am Worte Gottes in der reformatorischen Tradition hat. Confessio Augustana (1530) VII (BSLK 61): »… Versammlung der Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakrament lauts des Evangelii gereicht werden.« DBW 14, 480: »Berufen wird zum Predigtamt.«

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Vorbemerkungen

Theologischen Examen und den Praxiserfahrungen im Vikariat für ein halbes Jahr ins Seminar kamen, wurden dort durch Bündelung ihrer Ausbildung gerüstet für das Zweite Theologische Examen und die nachfolgende Ordination zum Pfarrer. In der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union sollten Lutheraner auch reformierte Glaubensbekenntnisse und Reformierte auch lutherische Bekenntnisschriften kennen lernen. Der zweite Text ist der Antrag Bonhoeffers vom September 1935 an die bruderrätliche altpreußische Kirchenleitung, Theologen für ein Bruderhaus in Finkenwalde freizustellen. 9 Diese Hausgemeinschaft bildete sich im zweiten Kurs. Vom November 1935 an schrieben Bruderhausmitglieder in jedem Monat einen Rundbrief an die ehemaligen Kursteilnehmer, stellten Beilagen zusammen und gaben die Bibelabschnitte für die gemeinsame tägliche Schriftmeditation bekannt. Dieses Material wird hier im Teil I veröffentlicht. 10 Das dritte Dokument, ein Schreiben des Predigerseminars Finkenwalde vom 28. Februar 1936 an die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, 11 zeigt die Kirchenkampf-Zustände in der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union unter dem nationalsozialistischen Regime. In diesem größten Kirchenverbund Deutschlands besetzte der Staat Ende Juni 1933 die Leitungsämter. Die Deutsche Evangelische Kirche sollte mit dem Nationalsozialismus gleichgeschaltet werden. Im Mai 1934 in Barmen und im Oktober 1934 in Dah9.

NL A, 47,1 (1): maschinenschriftlich; Abdruck GS II 448–452, DBW 14, 75–80. 10. Bethge erklärte 1959 im Anhang zu GS II (638): »Die nummerierten Finkenwalder Briefe sind damit [mit Nr. »23.«] zu Ende (Auflösung des Seminars im Herbst [1937]). Sie sind jetzt offenbar alle vorhanden. Nr. 10 ist nicht nummeriert, aber der Brief vom Ende Juli 1936, geschrieben von Bonhoeffer, repräsentiert Nr. 10. Ein Fehler ist offenbar auch am Ende unterlaufen: Es gibt keine Nr. 20; der Brief von etwa 24. Juni 1937 (kein Datum angegeben), geschrieben von Bonhoeffer, trägt keine Nummer (jetzt mit Nr. 21 hier bezeichnet), aber der nächste vom 29. Juli 1937 ist mit der Nr. 22 versehen.« Bethge hat auf Rundbrief-Hektographien auch Hinweise auf die Beilagen notiert. Die Aufnahme des ersten Teils von Bonhoeffers neutestamentlichem Kolleg im Winterkurs 1935/36 unter die Beilagen, die Otto Berendts nicht eingeplant hatte, regte Karl Martin an. 11. Hektographie; adressiert »zu Händen von Superintendent Lic. Albertz, Berlin-Spandau«; Abdruck GS II 467–469, DBW 14, 122–124.

Vorbemerkungen

19

lem bezogen Reichsbekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche Stellung gegen das staatliche Hineinregieren. In Barmen erklärten die Synodalen das Selbstverständnis der Kirche in Deutschland (Barmer Theologische Erklärung), in Dahlem beschlossen sie, um der Not der Kirchenzerstörung durch den Staat zu wehren, eigene kirchenregimentliche Maßnahmen. Zu diesen gehörten die Ausbildung, Prüfung und Ordination von Theologen. Alles, was unter Berufung auf ein solches Notrecht in der Bekennenden Kirche geordnet wurde, war aus der Sicht des NS-Staates illegal. Für Otto Berendts waren die Beschlüsse der Barmer und Dahlemer Bekenntnissynoden entscheidende Voraussetzungen für seine Existenz als »illegaler« Theologe. Das Schreiben aus Finkenwalde vom Februar 1936 mahnt an, die Reichsbekenntnissynode in Bad Oeynhausen – sie blieb die letzte im Dritten Reich – hätte ein klares weisendes Wort für die in der Bekennenden Kirche ausgebildeten, geprüften und ordinierten »Illegalen« ausgehen lassen müssen. Verwirrung und Versuchung zur »Legalisierung« zogen in die Bekennende Kirche ein. Der unsicheren, aller Voraussicht nach zukunftslosen »Illegalität« zu entkommen, wurde den jungen Theologen leicht gemacht – sie mussten nur den Schritt tun, sich den staatlich anerkannten, dem Regime angepassten »legalen« kirchlichen Leitungsgremien zu unterstellen. Eberhard Bethge hat sowohl das Finkenwalder Schreiben vom Februar 1936 an die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche als auch den Entwurf zur Zurüstung von Predigtamtskandidaten auf das Pfarramt aus dem Frühjahr 1936 in seiner frühen Liste der Finkenwalder Briefe verzeichnet. Sie sind nun an den von Bethge vorgesehenen Platz gestellt. Der Antrag Bonhoeffers vom September 1935 auf Errichtung eines Bruderhauses ist nach seinem Datum eingeordnet. Mit der staatspolizeilichen Schließung des Finkenwalder Predigerseminars nach dem Ende des fünften Kurses im September 1937 verschwand auch das Bruderhaus. Aber Bonhoeffers »illegale« Theologenausbildung ging weiter; sie wurde in Hinterpommern – in Köslin, Groß Schlönwitz und schließlich im Sigurdshof – in der Tarngestalt von Sammelvikariaten fortgesetzt. Auch die Tradition der »Finkenwalder« Rundbriefe blieb sogar erhalten, als die Gestapo diese Ausbildung durch

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Vorbemerkungen

Schließung des Sigurdshofs am 18. März 1940 endgültig unterband. Die nun an die Brüder abgehenden Rundbriefe mussten infolge staatlicher Vorschriften »persönliche« Briefe sein. 12 Sie sind in Teil II abgedruckt. Bonhoeffer verfasste sie, unterstützt von Bethge. 13 Die Abstände zwischen den Briefen wurden unregelmäßig und länger. Zu Bonhoeffers letzten Briefen im Kriege bis Advent 1942 sind nur noch handschriftliche Entwürfe erhalten. Sie erscheinen hier in neuer Entzifferung, präzisiert gegenüber der Druckfassung in DBW 16. Teil III gibt das zweite »Heft« – das erste ist verschollen – eines Umlaufbriefes der Sigurdshofer Sammelvikariats-Kandidaten von 1939 wieder, Eintragungen in eine Kladde, die zwischen den sechs Teilnehmern und ihrem Inspektor Eberhard Bethge herumgeschickt wurde. Die Kladde kam 1990 wieder in Bethges Hände. Er wollte sie bei einer Veröffentlichung der Rundbriefe berücksichtigt sehen. 14 Aus den Kurzberichten dieser Sigurdshofer spricht das Lebensgefühl im Kriege und in der frühen Nachkriegszeit. Am Ende seiner Vorbemerkungen zur erhofften Publikation von 2001 schrieb Otto Berendts: »Die Herausgabe dieser Dokumentation nach mehr als sechzig Jahren ist ein später Dank an Dietrich Bonhoeffer, an seine Mitarbeiter und alle Weggenossen für die Fülle der Impressionen, Erkenntnisse und Er12. Seit dem 30. Juni 1937 fielen Rundschreiben und Vervielfältigungen unter das Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933, das die Publizistik direkt dem Reichspropagandaministers Joseph Goebbels verantwortlich machte. Nach dem 12. Juli 1940 war es Zivilpersonen verboten, Schriften aller Art an Angehörige der Wehrmacht zu versenden. Bethge unterschied in seiner frühen Liste »Finkenwalder Rundbriefe« (im Nachlass-Verzeichnis NL A 48,2) und »›Persönliche‹ Rundbriefe« (NL A 48,3). 13. Die »persönlichen« Briefe zwischen dem 3. November 1937 und dem Weihnachtsbrief 1940 wurden noch vervielfältigt, aber mit handschriftlich eingetragenem Namen des Empfängers und Unterschrift versehen. Zu den Briefen vom 15. August 1941, 22. November 1941 und 1. März 1942 erklärte Bethge (GS II 639), sie seien »von Bonhoeffer persönlich unter teilweiser Mitwirkung des Herausgebers [Bethge] auf der Schreibmaschine in Kopien (bis zu 100) durchgeschlagen worden und mit handschriftlichen Grüßen versehen an verschiedenen Tagen und in verschiedene Postkästen versandt worden«. 14. Bethge gab sie Sabine Bobert-Stützel als vorgesehener Herausgeberin der Rundbriefe. Von ihr erhielt am 20. Januar 1997 Ilse Tödt die Kladde.

Vorbemerkungen

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fahrungen, für die der Name dieses kleinen Ortes Finkenwalde bei Stettin steht. Für die Hilfe beim Korrekturlesen sei besonders Herrn Pastor Neuser–Detmold gedankt. Frau Dr. med. Friederike Vuagnat, Paris, hat mit wichtiger Kritik und Anregungen geholfen. Herrn Professor Dr. Hermann Fischer– Hamburg sei besonders gedankt für Ermutigung, kritisches Mitlesen und Förderung der Drucklegung.« Der letzte Satz ist gestrichen. Die von Berendts erarbeitete Zusammenstellung wurde vervielfältigt, nicht gedruckt. Für die Vervielfältigung konzipierte Otto Berendts eine Einführung, die er in einer späteren Version an den Schluss setzte. Darin kommentierte er ausgewählte Stellen und Themen der Rundbriefe. »Das Wichtigste sind aber die Texte selbst zur kursorischen Lektüre und zum Bedenken von Einzelproblemen.« Während der Planung eines Sammelbandes von Zeitzeugenberichten, der nicht zum Druck kam, entstand 2005 aus Berendts’ Erinnerungen bis 1949 ein Text, in dem er seine persönliche Geschichte mit der Bekennenden Kirche und mit Finkenwalde erzählt. Der Bericht stimmt ein in diese besonderen Lebensumstände während der 1930er und 1940er Jahre. Angereichert mit Berendts’ Rundbrief-Kommentaren nimmt er den Platz des Nachworts ein. Er eignet sich dazu, als erster gelesen zu werden. II. Die vorliegende Edition will die Rundbriefe so darbieten, wie die Adressaten sie in ihrer Zeit empfingen. Zugrunde liegen Photokopien des Rundbriefbestandes. Die Briefe und ihre Beilagen sind, solange es möglich war, mit einer damals üblichen mechanischen Schreibmaschine auf Matrizen geschrieben und mit einem Abzugsapparat vervielfältigt worden. Beginnend mit dem 14. »persönlichen« Brief vom 15. August 1941 liegen nur noch maschinenschriftliche Durchschläge und handschriftliche Entwürfe Bonhoeffers vor. Sämtliche Texte sind chronologisch angeordnet und fortlaufend nummeriert. Der Daten-Abfolge entsprechend hat die erste Rundbrief-Sendung aus Finkenwalde die Nummer 5 bekommen. Die Teile, aus denen die Sendung besteht, werden

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Vorbemerkungen

gezählt als 5.1 (der Brief) bis 5.8. 15 Entsprechend wird bei allen aus mehr als einem Teil bestehenden Sendungen verfahren. Jeder Gesamttext und jeder Teil hat eine Herausgeber-Überschrift. Diese Überschriften erscheinen in Großbuchstaben. 16 Alles andere gibt die Texte so wieder, wie die Empfänger der Rundbriefe sie erhielten. Die Reihenfolge der vervielfältigten Textteile, die auf den Brief an die Brüder folgten – zum Beispiel Predigtmeditationen oder Angaben über die Meditationstexte für die folgenden Wochen – ist unverändert. Jeder Schreiber handhabte die Gestaltung individuell. Für den Druck wurde eine etwas einheitlichere Form gewählt: Überschriften innerhalb der Briefsendungen auf Mitte; im Text ab dem zweiten Absatz Einzug der ersten Zeile links. Getippt wurde in Finkenwalde mit normal großen geraden Typen fast immer einzeilig und in voller Ausnutzung der DIN-A-4-Seiten. Um Platz zu sparen, ersetzen Gedankenstriche oder auch Abstände innerhalb der Zeilen mögliche Absätze, und zuweilen sind Wörter abgekürzt. Gängige Abkürzungen, etwa »d. h.«, wurden für diese Edition durchweg aufgelöst, weniger gängige beim ersten Vorkommen erklärt und alle im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt. Manchmal ist das Zeichen ß benutzt, andernorts stattdessen ss. Diese Schreibweisen sind beibehalten. Hervorgehoben wurde teils durch Unterstreichung, teils durch Leertasten zwischen den Buchstaben. Beides wird kursiv wiedergegeben. Schreib-Irrtümer sind meist belassen worden. Zum Beispiel taucht der Name des ostpreußischen Bruderhausmitglieds, im Personenregister unter »Lekszas« zu finden, in Rundbriefen in mancherlei Varianten auf. Auch andere Unkorrektheiten blieben stehen. 15. 5.9 ist eine Ausnahme von der sonst geltenden Regel, nur mit dem Rundbrief Verschicktes in diese Edition aufzunehmen. Die Meditation zu Offenbarung 2,1–7, die mit dem ersten Rundbrief archiviert ist, wäre wohl mit verschickt worden, war aber noch nicht getippt. 16. Die Herausgeber-Überschriften und ihre Nummerierung, in der Weise der Gestaltung der Dietrich Bonhoeffer Werke, regte Karl Martin an. Er schlug ferner die Beigabe der Bibeltexte zu den Predigtentwürfen vor. Von ihm kamen auch die Erinnerungen Gerhard Ebelings »Mein theologischer Weg« und die Gedächtnisblätter von Gerhard Vibrans »Weihnachten 1941« als Vorlage. Die Ausführung seiner Anregungen für die Dokumentation der Finkenwalder Rundbriefe überließ er Ilse Tödt.

Vorbemerkungen

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Für handschriftliche Zusätze zu den Finkenwalder Vervielfältigungen ist teils lateinische, teils deutsche Schrift (Sütterlin) benutzt, wie auch Bonhoeffer beide Schriften nebeneinander benutzte, die deutsche in Entwürfen für sich selbst, die lateinische in Briefen an andere. Erst während der Jahre der Besatzung Deutschlands in der Nachkriegszeit schwenkten diejenigen, die in der Schule zuerst Sütterlin gelernt hatten, ganz auf lateinische Schrift um. Mit dem vierten Band der Gesammelten Schriften hatte Bethge 1961 die Praxis eingeführt, den Auslegungen und Predigten den jeweiligen Bibelabschnitt voranzustellen. Dieser Praxis folgend wird hier der Luthertext in der zeitgenössischen Fassung, vor der Überarbeitung ab 1956, etwas kleiner gedruckt und in eckigen Klammern beigegeben. Kurze Erläuterungen, etwa Übersetzungen aus Fremdsprachen, wenn sie nicht aus dem Zusammenhang hervorgehen, sind in eckigen Klammern in die Texte eingefügt. 17 Bibelstellen, auf die angespielt wird, werden ebenfalls so nachgewiesen. Anmerkungen nennen die Fundorte der Texte im Bonhoeffer-Nachlassverzeichnis (NL) und gegebenenfalls die Abdrucke in den Gesammelten Schriften (GS) und den Dietrich Bonhoeffer Werken (DBW). Für Kirchenlieder-Anspielungen sind Nummer und Strophe gemäß dem in Finkenwalde benutzten Evangelischen Gesangbuch für Brandenburg und Pommern (EG.BP) angegeben zusammen mit der Anfangszeile, die das Auffinden des Liedes in anderen Gesangbüchern ermöglicht. In den Fußnoten werden vorzugsweise Veröffentlichungen zitiert, die seinerzeit vorlagen oder zur gleichen Zeit entstanden. Im Literaturverzeichnis sind Bücher nicht aufgeführt, von denen lediglich der Titel vorkommt; sie stehen im Personenregister bei den Verfassernamen. Verzeichnet sind mehrfach herangezogene Bücher wie der Briefwechsel zwischen Albrecht Schönherr und Hilde Enterlein von 1935–1936 (»Lass es uns trotzdem miteinander versuchen«), die Briefe aus dem Freundeskreis um Gerhard Vibrans von 1933 bis 1942 (»So ist es gewesen«) und Eberhard Bethges große Biographie »Die-

17. Dies hatte Otto Berendts begonnen, um Fußnoten zu vermeiden. Auch die kurzen Erklärungen im Register gehen auf Berendts’ Initiative zurück.

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Vorbemerkungen

trich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse« (DB), deren erste Auflage 1967 bei Chr. Kaiser in München herauskam. Für das Personenregister wurde ausführlicher als in den DBW-Bänden auf Recherchen für Biogramme zurückgegriffen, die der dänische Bonhoeffer-Forscher Jørgen Glenthøj bis 1990 unternahm. Darin noch fehlende Lebensdaten von Finkenwaldern steuerten landeskirchliche Archive (Oldenburg, Hannover, Rheinland, Anhalt, Mecklenburg, Pommern, Bremen, Württemberg, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hessen-Nassau, Nordelbien, Mitteldeutschland) hilfreich bei. 18 Unter vielem anderem kann man in den Biogrammen lesen, wer 1932 schon zum Berliner Bonhoefferkreis gehörte oder wer wann an der Ostfront fiel. Wer aus welcher Kirchenprovinz an welchem Kurs teilnahm, zeigt eine spezielle Liste. Im Sachregister werden zum Beispiel theologische Begriffe oder auch die Sonntage des Kirchenjahres kurz erläutert. Ortsnamen erscheinen in ihrer damaligen Form. Eine Zeittafel bietet die erwähnten Geschichtsdaten zwischen 1923 und 1945 sowie einige Angaben darüber hinaus. Diese Edition gibt nicht sämtliche Texte wieder, die mit den Rundbriefen im Nachlass archiviert sind. Weggelassen wurden Stücke, die zwar beim Archivieren zu einem der Rundbriefe kamen, aber erkennbar nicht zum Verschicken als Beilage bestimmt waren. Ein Auszug aus einem Vortrag von Johannes Hamel über »Gehorsam gegen die Obrigkeit« im September 1938, verzeichnet zusammen mit dem »persönlichen« Brief vom 20. November 1938, trägt oben auf dem Bogen in Bonhoeffers Handschrift die Notiz: »Von Eberhard Bethge, der es gern gelegentlich wieder mitnähme, von der Freizeit.« Demnach hatte Bethge diesen Text von einer Freizeit in der Kirchenprovinz Sachsen, aus der Hamel und Bethge stammten, nach Finkenwalde für Bonhoeffer mitgebracht, in dessen Papieren der Bogen verblieb. 19 Ebenfalls weggelassen wurde eine zusammen mit den Thesen »Wie predigt die Kirche das Ge-

18. Das Unitätsarchiv in Herrnhut identifizierte ein Lied aus dem Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine. Über die Familie Schneller informierte Arnold G. Krauß. 19. Archiviert bei NL 48,2 6.

Vorbemerkungen

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setz« archivierte Seite »Das Gesetz Gottes«. 20 Auf dieses Hektogramm schrieb Bethge: »nicht Finkenwalde!« Auf der Seite wird »Bonnhoeffer: Nachfolge« erwähnt; das Buch »Nachfolge« erschien 1937 erst nach Schließung des Predigerseminars. Wiedergegeben wird aber der am selben Ort archivierte Text »Das Gebot Gottes«. Er ist als einziger unter allen Finkenwalder Vervielfältigungen mit einer Schreibmaschine geschrieben, die kursive Typen hat. Während der Bearbeitung verdichtete sich die Vermutung, dies sei ein Text von Bonhoeffer selbst. Die Endredaktion als DBW-Ergänzungsband begleitete der Gesamtherausgeber-Kollege Ernst Feil. Er steuerte Recherchen nach Belegen sowie Anfragen bei, die erneut in diese Geschichte aus Erlebtem, Erlerntem und Bedachtem hineinschauen ließen. Der Herausgebersprecher Wolfgang Huber half bei der Schlussdurchsicht und sorgte für ergänzende Informationen über das Leben von Finkenwaldern. Heidelberg, im Sommer 2012 Ilse Tödt

20. Archiviert bei NL 48,2 14.

Die Briefe und Texte

I. Rundbriefe aus dem Predigerseminar

Erster und zweiter Kurs 1935/36: Erster bis sechster Rundbrief 1 . B IT T G E D IC HT Bescheidene Bitte der Kandidaten des neuen Predigerseminars 1 Ein Pred’gerseminar ist jüngst entstanden auf der Insel Zingst 2, wo die Bekenntniskandidaten sich rüsten jetzt zu neuen Taten. Doch nur für wen’ge Wochen fand man Heimat an dem Ostseestrand; wir wollen jetzt »auf dauernd« ziehn nach Finkenwalde bei Stettin. Ein altes Gutshaus steht dort frei, das Wohnung für uns alle sei. Doch ist es völlig leer, man denke: nur ein’ge Betten sind und Schränke vorhanden in des Hauses Hallen. Es würde drum uns sehr gefallen und wäre unser groß Begehren, das Mobiliar dort zu vermehren, ein wenig Hilfe uns zu leisten, denn dieses wissen ja die meisten, daß unsrer Kirche in der Welt es mangelt fürchterlich an Geld. Wenn wir euch dürfen eines raten, 1.

2.

Hektographie (im Evangelischen Zentralarchiv); Abdruck MW V 168 f, DBW 14, 45 f. Verfasst von Winfried Maechler, Kandidat im ersten Kurs, Anfang Juni 1935. Seit 1872 Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.

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Erster und zweiter Kurs 1935/36

dann werdet unsres Hauses Paten! Am besten handelt ihr bestimmt, wenn Kreis und Stadt es übernimmt, ein Zimmer würdig auszustatten und zu dem Zweck uns zu erstatten das Geld, das dafür angemessen. (Ihr dürft natürlich nicht vergessen, die Summe nicht zu klein zu wählen, und dürft auf unsern Dank dann zählen, der darin auch wird sichtbar sein, daß eures Städtchens Name fein an jenes Zimmer wird graviert, das ihr so freundlich habt möbliert.) Doch nicht gering’re Freude machen uns schlichte, gut erhaltne Sachen, als Tische, Stühle und Regale, auch Arbeitslampen für uns alle, Schlafdecken, welche bei Freizeiten den Gästen Freude soll’n bereiten; Matratzen, die als Couch man nimmt, erfreu’n uns selber ganz bestimmt. Kurz, alles nehmen wir gern an, was man im Hause brauchen kann, und was, ihr wißt es, liebe Leut’, auch unsern alten Adam freut. Zwei Dinge sind es noch indessen, die keinesfalls ihr dürft vergessen: Daß ihr die Sachen frachtfrei schickt und möglichst schnell uns schon beglückt. So hoffen wir, ihr teuren Lieben, daß wir euch nicht umsonst geschrieben. Wenn alles dann tip-top und fein, dann dürft ihr uns’re Gäste sein! Drum rüstet euch zu guten Taten! Es grüßen euch die Kandidaten. Im Auftrag: Maechler

2. Bericht der pommerschen Kursteilnehmer

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2. BERICHT DER P OM M ER S C H E N K U R S T E IL N E H M ER Bericht der pommerschen Mitglieder des Predigerseminars (erster Kurs) an die Bruderschaft pommerscher Hilfsprediger und Vikare der Bekennenden Kirche 3 Finkenwalde, den 5. August 1935. Liebe Brüder! Als wir Pommern im Frühjahr dem Predigerseminar Düsseldorf zugewiesen wurden, meinten wir wohl, in das einzige noch intakte alte Predigerseminar der altpreußischen Union zu kommen 4 (und ahnten nicht, daß wir uns unser Heim erst würden einrichten müssen). Da Rechtsanwalt Dr. Holstein von der Benutzung des Düsseldorfer Gebäudes abriet (standen lic. Niesel 5 und Direktor Bonhoeffer vor der Aufgabe, innerhalb von 1 1/2 Tagen ein Unterkommen für 23 Kandidaten zu finden), kamen wir nach Zingst, wo uns am 26. April noch ziemlich rauhe Frühjahrswinde in Empfang nahmen. Aber als wir nach 1/2stündigem Marsch durch undurchdringliches Dunkel den »Zingsthof« vor uns hatten, als dampfende Bratkartoffeln auf dem Tisch standen, als wir die erste gemeinsame Andacht mit gemeinsamer Psalmenlesung, alttestamentlichem und neutestamentlichem Schriftabschnitt und Liederversen erlebt hatten, wußten wir, wir würden in Zingst gut aufgehoben sein. P. Bonhoeffer freilich war damals, wie er uns neulich verriet, angesichts eines so disparaten Gremiums etwas beklommen. Der Arbeitsplan wurde gemeinsam aufgestellt. Wir waren 3.

4.

5.

NL D 22: Hektographie, aus Pompes Akten. Abdruck DBW 14, 69–72. Aus Pommern waren im ersten Kurs 1935 Dufft, Onnasch, Voelz und Zenke; ihre Namen stehen am Ende dieses Berichts. Um die Zeit der Bekenntnissynoden von Barmen und Dahlem 1934 bildeten sich Bruderschaften junger Theologen, die sich 1935 in der Reichsbruderschaft zusammenschlossen (DB 498). Als dem nationalsozialistischen Regime angepasster Kirchenführer hatte Ludwig Müller die meisten Predigerseminare der Kirche der Altpreußischen Union (ApU) am 14. März 1934 stillgelegt. Das Düsseldorfer Seminargebäude stand seither leer, war aber in der Großstadt zu sehr der Überwachung ausgesetzt (DBW 14, 2 und 6 mit Anmerkung 14). Wilhelm Niesel war im Bruderrat, dem Leitungsgremium der Bekennenden Kirche, für die Theologenausbildung in der ApU zuständig.

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uns darüber einig, daß man Predigtübungen nicht so halten könne, wie das zumeist auf der Universität geschieht und wie es uns von den Ketzergerichten etwa des Domstifts 6 bekannt war. Eine gehaltene Predigt wird nicht in der Korona zerpflückt. Für die laufenden Übungen haben wir drei Kreise, in denen immer einer der Brüder eine Predigt ausarbeitet; die anderen machen einen Predigtentwurf. Wenn die Predigt vorgelesen ist, versuchen wir den Aufbau der gehörten Predigt wiederzugeben und sagen dem Prädikanten, was ihm zu sagen ist. Dann erarbeiten wir einen Entwurf oder pflichten vorliegenden Versuchen bei, soweit dies möglich ist. Zum Schluß gibt Direktor Bonhoeffer seinen ausführlichen Predigtentwurf. Bisher haben wir Texte behandelt, die das Kreuz in den Mittelpunkt stellen: Römer 3,25, 1. Korinther 1,18, Galater 3,10–13, Jesaja 53, 2. Korinther 5,19–21, Hebräer 4,15 f. Nach den Ferien werden wir Texte aus 1. Korinther 15, Auferstehungstexte, bearbeiten und uns überlegen, welches die Verkündigung der Kirche an Tagen wie Volkstrauertag, Tag der Arbeit [1. Mai], Erntedankfest ist. Gepredigt haben einzelne Brüder im Zingster Pfarrsprengel und in der Stettiner Synode. Nach den Sommerferien haben wir sonntäglich in Finkenwalde 7 den Gottesdienst für die bekennende Gemeinde im Seminar zu halten. Der Kirchenraum – die ehemalige Turnhalle – ist durch den Bildhauer Wilhelm Groß unter Mitarbeit einiger Brüder würdig ausgestaltet worden. Außer den Predigtübungen haben wir wöchentlich eine gemeinsame Stunde Homiletik, in der P. Bonhoeffer die Lehre von der Predigt im Abriß vorträgt und mit uns durchspricht. Kleinere Kreise haben wir auch für die katechetischen Übungen; hier hat einer der Brüder eine Katechese anzufertigen, die andern machen Entwürfe, dann wird zusammengetragen und etwas Gemeinsames erarbeitet. Den Abschluß bildet ein ausgeführter Entwurf von P. Bonhoeffer oder Inspektor P. Rott. Themen waren bisher: Christus der Herr, Gerechtigkeit, Verdienst, Glaube, Gewissen, Versöhnung, Erlösung, Gnade, Liebe. Die praktischen Übungen werden durch eine Stunde prinzipielle Katechetik ergänzt. Das Fehlen einer 6. 7.

Predigerseminar in Berlin, von Ludwig Müller nicht stillgelegt. Dorthin zog das Predigerseminar am 24. 6. 1935 um.

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Unterrichtsklasse hat sich noch nicht störend fühlbar gemacht, weil alle Brüder im Vikariat Gelegenheit gehabt haben, Unterricht zu erteilen. Hauptfach ist dann neben Homiletik [die] Katechetik. 8 Zu Beginn des Semesters beschäftigten wir uns mit der Frage nach Amt, Ordnung und Regiment in der Kirche. Die Lehre von der Kirche, damit zusammenhängend das volkskirchliche Problem, die Frage nach Schlüsselgewalt, Bann, Kirchenzucht wurden ebenfalls anhand der Bekenntnisschriften durchgearbeitet. Durch Ausspracheabende wurde die jeweilige Diskussion weitergeführt und bereichert. Einleitende Referate machten uns mit der Materie vertraut. Im Alten Testament arbeiten wir einzelne Begriffe heraus, wie zum Beispiel Sünde, Treue, und versuchen zu einem Verständnis zu kommen, was das Gesetz für die Propheten bedeutete. Kursorische AT-Lektüre treiben wir zweimal halbstündig in kleinen Kreisen. Das Kolleg, das uns wohl alle am stärksten beeindruckt, heißt: Nachfolge im Neuen Testament. Lic. Bonhoeffer exegesiert die Berufungsgeschichten, Worte Jesu über die Nachfolge und zur Zeit die Bergpredigt. Wohl niemand kann sich dem Ernst entziehen, mit dem wir durch den NT-Befund auf das Faktum Nachfolge hingewiesen werden. Die Nachfolge ist die inhaltlich in keiner Weise zu umreißende unbedingte und alleinige Bindung an Jesus Christus und damit an das Kreuz. Der Ort, an den die Kirche gerufen ist, ist das Kreuz, die Form, in der die Kirche allein existieren kann, ist die Nachfolge. Eine Kirche in der Existenzform der Welt, der iustitia civilis [bürgerliche Gerechtigkeit], ist nicht mehr Kirche Jesu Christi. Der Haufe, der sich um Wort und Sakrament schart, ist sichtbar, die Stadt auf dem Berge Golgatha kann nicht verborgen sein. – Unter Leitung von P. Rott lesen wir die Apokalypse [Offenbarung des Johannes]. Freiwillige Arbeitsgemeinschaften besprechen apologetische und liturgische Probleme. Täglich finden wir uns zum Singen zusammen und haben unter Leitung von Bruder Kanitz 8.

Mitschriften und später bearbeitete Nachschriften von Lehrveranstaltungen in Finkenwalde durch Kursteilnehmer sind im Nachlassverzeichnis aufgeführt (NL B 8 bis 18) und in Auswahl in DBW 14 Teil II abgedruckt.

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schon viele uns vorher unbekannte Choräle gelernt. In dieser Stunde vor dem Essen üben wir auch mehrstimmige Sätze für unsere Gottesdienste und zu unserer Freude. Die Freizeit verbringen wir meist gemeinsam. Dadurch sind wir uns gleich zu Anfang recht nahe gekommen. Die primitiven Verhältnisse und die Nähe der See in Zingst ließen uns alle überflüssige Steifheit abtun, wie man ja am Strande und in Jugendherbergen innerlich gelöster und lockerer miteinander verkehrt als sonst im bürgerlichen Leben. In Finkenwalde haben viele der Brüder das gemeinsame Schlafzimmer beibehalten. Die andern wohnen und arbeiten zu Zweien in einem Zimmer. Pommersche Bekenntnisgemeinden haben uns die Einrichtung des Hauses – eines ehemaligen Pädagogiums [Privatschule] – in Finkenwalde ermöglicht. Nach Wochen emsigen Einrichtens und Aufräumens konnten wir am 29. Juli zum erstenmal eine größere Anzahl von Gästen bei uns aufnehmen. Die Notbund-Pfarrer von StettinLand hielten bei uns Monatskonvent. 9 Die Exegese und Predigtentwürfe über Matthäus 9,35–38 und Lukas 16,1–12 zeigten uns, daß man auch im Amt gründliche Arbeit leisten muß, und rückten den Text ins rechte Licht. Die rege Aussprache brachte manches Dienliche zutage. Wir freuen uns, daß die Brüder am 9. September wieder zu uns kommen. Vom 30. 7.–2. 8. hatten wir die erste Studentenfreizeit. 10 Neun Brüder aus der näheren Umgebung von Stettin waren gekommen. Das Referat »Studium und Kirche« stellte die Brüder sofort in die uns bewegenden Fragen hinein. Die Frage nach Volkskirche und Freikirche wurde durchgesprochen. P. Bonhoeffer leitete die Bibelarbeit »Christus in den Psalmen« 11. Das abschließende Referat hieß: »Das Leben der Gemeinde in der Welt«. Jetzt sind wir in alle Gegenden Deutschlands zerstreut. 12 Es 9. Diese Pfarrergruppe kam zum ersten Mal am 29. 7. 1935 und danach weitere Male im Finkenwalder Predigerseminar zusammen. Der Pfarrernotbund war auf Initiative von Martin Niemöller unter Mitwirkung von Bonhoeffer im September 1933 entstanden (DB 363–365). 10. Die Einladung zu dieser »Freizeit für Theologiestudenten« (DBW 14, 64 f) war Mitte Juli 1935 herausgegangen. 11. Abdruck GS III 294–300, DBW 14, 369–377. 12. Sommerferien des 1. Kurses bis Anfang September.

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wird sich erweisen müssen, ob die uns geschenkte Bruderschaft von uns bewahrt wird »in einem feinen, guten Herzen« [Lukas 8,15]. Jeder Morgen und Abend erinnert uns an die Stunden gemeinsamer Andacht. Durch den Verzicht auf das auslegende Wort in der täglichen Abendandacht hat uns P. Bonhoeffer das biblische Wort in seiner Objektivität teuer gemacht. Wohl keiner von uns möchte die Andachten gerade in der Gestalt missen, wie wir sie im Seminar kennen gelernt haben. »Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen …« [Kolosser 3,16]. gez. Heinz Dufft Fritz Onnasch Helmut Voelz Robert Zenke. 3 . E I N G A B E A N DE N R AT DE R E VA N G E L I S C H E N K IRC H E D E R A LT P R E U S S IS C H E N U NIO N Finkenwalde bei Stettin, den 6. 9. 1935 13 Betrifft: Einrichtung eines Bruderhauses im Predigerseminar Finkenwalde. I Grundsätzliche Erwägungen II Praktische Aufgaben III Konkrete Bitten I. Mit einigen jungen Brüdern, deren Namen unten genannt werden, habe ich den schon seit mehreren Jahren erwogenen Plan gefaßt, ein evangelisches Bruderhaus zu gründen, in dem wir zuerst für einige Jahre versuchen wollen, als Pastoren ein gemeinsames christliches Leben zu führen. 14 Zu diesem Entschluß haben uns folgende Erwägungen und Erfahrungen geführt: 1. Der Pfarrer, insbesondere der junge Pfarrer, leidet an seiner Vereinzelung. Die Last der Verkündigung ist heute für den 13. NL A, 47,1 (1): maschinenschriftlicher Durchschlag; Abdruck GS II 448– 452, DBW 14, 75–80. Verfasst von Bonhoeffer. 14. Gemeinsames Leben der bei ihm Studierenden hatte Bonhoeffer schon als Dozent an der Berliner Universität ab 1931 gefördert. Im März 1935, am Ende seines Auslandspfarramts in London, hatte er anglikanische Klöster besucht (DB 474 f).

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einzelnen Pfarrer, der nicht Prophet, sondern Amtsträger der Kirche ist, besonders groß. Sowohl in der Frage nach dem Inhalt der Verkündigung wie in der tatsächlichen Ausrichtung der Verkündigung bedarf er der brüderlichen Hilfe und Gemeinschaft. Die Jahre des Kirchenkampfes haben daher überall, wo die Verantwortung für das Amt ernst genommen wurde, Pfarrerbruderschaften entstehen sehen. Die hier gegebenen Ansätze zu bruderschaftlichem Zusammenschluß drängen auf festere Formung. Nicht nur theologische Arbeitskollegien und gelegentliche gottesdienstliche Gemeinschaft, sondern eine fest geordnete und geregelte Gemeinschaft des Lebens tritt als neue Aufgabe auf. Eine Verkündung, die aus praktischer, gelebter und erfahrener Bruderschaft kommt, wird sachlicher und unerschrockener sein können und weniger in der Gefahr der Versandung stehen. 2. Die Frage nach dem christlichen Leben ist unter der jungen Theologenschaft neu erwacht. Ihr ist heute nicht mehr glaubwürdig zu begegnen mit Schlagworten wie »Schwarmgeisterei« oder »Unlutherische Haltung«. Das wird nur noch als Ausflucht empfunden. Die Antwort auf diese Frage aber wird nicht abstrakt, sondern nur durch ein konkretes, nüchternes Zusammenleben und gemeinsames Sich-Besinnen auf die Gebote gegeben werden können. Der vagen Empfindung, als sei im Leben des Pfarrerstandes etwas nicht in Ordnung, wird zur Klarheit verholfen allein durch den praktischen Versuch einer gemeinsamen Übung im Gehorsam gegen die Gebote. Daß die Glaubwürdigkeit unserer Verkündigung Schaden leidet durch unser Leben und durch die Unklarheit über das, was christliches Leben sei, verpflichtet den Pfarrer zu neuer Besinnung und neuem praktischen Versuch. 3. Um in den gegenwärtigen und kommenden kirchlichen Kämpfen das Wort Gottes zur Entscheidung und zur Scheidung der Geister zu predigen, um in jeder neu erwachsenen Notlage sofort zum Dienst der Verkündigung bereit zu sein, bedarf es einer Gruppe völlig freier, einsatzbereiter Pastoren. Sie müssen bereit sein, unter allen äußeren Umständen, unter Verzicht auf alle finanziellen und sonstigen Privilegien des Pfarrerstandes zur Stelle zu sein, wo der Dienst gefordert wird. Indem sie aus einer Bruderschaft herkommen und immer wieder in sie zurückkehren, finden sie dort die Heimat und die

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Gemeinschaft, die sie für ihren Dienst brauchen. Nicht klösterliche Abgeschiedenheit, sondern innerste Konzentration für den Dienst nach außen ist das Ziel. 4. Der vereinzelt im Amt stehende Pfarrer braucht immer wieder ein geistliches Refugium, in dem er sich in strenger, christlicher Lebensführung in Gebet, Meditation, Schriftstudium und brüderlicher Aussprache für sein Amt stärkt. Solche Zufluchtstätten sollen geschaffen werden, wobei zugleich die Frage der Vertretung im Amt von der Bruderschaft aus leicht zu regeln ist. Auch Laien muß solche Zufluchtstätte geboten werden. 5. In der Erkenntnis, daß jeder junge Pfarrer heute im Dienst der Gemeinde gebraucht wird, und bei aller Schwere des Entschlusses, sich diesem Dienst zeitweilig zu versagen, ist es dennoch unsere gewissenhaft geprüfte Meinung, daß der Dienst von einigen jungen Pfarrern an dieser über die einzelne Gemeinde hinausgehenden Arbeit unerläßlich ist. Die Entscheidung muß in jedem Einzelfall im Einverständnis mit dem Provinzialbruderrat 15 gesucht werden. Aus dem Gesagten hat sich uns der Plan und das Bild eines evangelischen Bruderhauses folgendergestalt ergeben: Die Brüder des Bruderhauses leben zusammen in strenger, gottesdienstlicher Ordnung des Tages. Nicht kultische Formen, sondern das Wort der Bibel und das Gebet führen sie durch den Tag. Durch brüderliche Vermahnung und Zucht und durch freie Beichte sollen sie verbunden sein. Gemeinsame theologische und kirchliche Besinnung auf die Verkündigung und das biblische Wort soll sie nüchtern und sachlich werden lassen. Unter Verzicht auf alles, was die einfachsten Lebensansprüche übersteigt, verpflichten sie sich, ihr Leben gemeinschaftlich zu führen. Der Leiter des Bruderhauses weist die Brüder in ihre besondere Arbeit. Es ist dabei an die Verhältnisse eines Diakonissenmutterhauses gedacht. Die Brüder, die in dieser festen Lebensgemeinschaft stehen, und von ihr getragen werden, verpflichten sich zum Dienst an der Kirche jedem an sie ergehenden Ruf zu folgen. Die Brüder verpflichten sich auf längere Zeit zur Arbeit im Bruderhaus, sind jedoch jederzeit 15. Provinzialbruderräte waren als Leitungsgremien der Bekennenden Kirche zuständig für die einzelnen Kirchenprovinzen der ApU.

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frei zum Austritt. Über Zulassung zum Bruderhaus entscheidet die Bruderschaft. Die Zahl soll nicht zu groß werden. II. Die praktische Arbeit der Brüder würde sich etwa folgendermaßen gestalten: Das Predigerseminar Finkenwalde bedarf eines Stammes von Brüdern, der die innere Kontinuität der gefundenen Bruderschaft wahrt. Es ist unmöglich, daß der Leiter allein bei so kurzfristigem Wechsel die Gemeinschaft schaffen und zusammenhalten kann. Die begonnene Bruderschaft wird nur durch die Bruderschaft selbst weitergetragen. Neben der Arbeit an den neu eintretenden Brüdern muß der bruderschaftliche Zusammenhalt mit den aus dem Seminar wieder ausgetretenen Brüdern durch regelmäßige Rundbriefe, Berichte, Predigtmeditationen und Freizeiten gewahrt werden. Der Seminarleiter wird also durch das Bruderhaus nicht überlastet, sondern im Gegenteil entlastet. Darüber hinaus gewinnt das Predigerseminar allmählich eine natürliche Zentralstellung für die Provinzialbruderschaften der Pfarrer, Kandidaten und Studenten Pommerns. Unser Dienst an den Amtsträgern der Pommerschen Kirche hat sich bereits auf Freizeiten angebahnt und soll energisch gefördert werden. Besonders wichtig ist uns die Arbeit an den Greifswalder Studenten, die durch eine missionarische Woche unseres Seminars im Juni dort 16 und durch eine kurze Freizeit bei uns Anfang August 17 begonnen hat. Im Einvernehmen mit, aber auch in Ergänzung von der Arbeit der Professoren, die ja als kirchliche Lehrer die Hauptträger dieser Arbeit zu sein haben, soll die Bruderschaft, die durch den geringen Altersunterschied und größere Erfahrung dazu besonders geeignet ist, durch regelmäßige Arbeit an den jungen Greifswalder Theologen verhindern, daß der Nachwuchs im Unklaren über die kirchlichen Entscheidungen bleibt und wieder zum Konsistorium abwandert. 18 Sie soll schließlich versuchen, den verheißungsvollen 16. Zwischen dem Auszug aus dem Zingsthof und dem Einzug in Finkenwalde am 24. 6. 1935 (DB 500). 17. Die Freizeit vom 30. 7. bis 2. 8. 1935 im Finkenwalder Predigerseminar hatten Greifswalder Theologiestudenten erbeten (DB 497). 18. Die Reichsbekenntnissynoden von Barmen (29.–31. 5.) und Dahlem (19./ 20. 10.) 1934 hatten sich zur Einrichtung einer eigenen kirchlichen

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Anfang einer studentischen Bruderschaft in Greifswald fördern zu helfen. Auch mit der Kandidatenbruderschaft sind wir bereits in Fühlung und werden eine Freizeit mit ihr Anfang [8.–11.] Oktober halten. Weiterhin sollen die Glieder des Bruderhauses zu längerer oder kürzerer Arbeit in kirchlichen Notstandsgebieten eingesetzt werden und auch jüngere Amtsbrüder in ihren Gemeinden vertreten, die das Bedürfnis nach theologischer Gemeinschaft haben, oder zum Examen arbeiten wollen und dazu bei uns eine Weile aufgenommen werden möchten. Über die Betreuung der Bekenntnisgemeinden Finkenwalde und Podejuch wird bereits mit dem Pommerschen Bruderrat und Herrn Superintendent Wick–Podejuch verhandelt. 19 Für die theologische Arbeit, die die Brüder leisten sollen, liegt ein ausführlicher Plan bereits fest. 20 III. Wir bitten den Rat der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union um grundsätzliche Anerkennung unseres Plans und um die Erlaubnis, den etwa 6 Brüdern des Bruderhauses die Räume im Seminar kostenlos zur Verfügung zu stellen, die dazu reichlich vorhanden sind. Ich beschränke mich dafür auf anderthalb Zimmer. Für den Lebensunterhalt der Brüder sind aus privaten Mitteln bescheidene Gelder zur Verfügung, auch hoffen wir, durch den Pommerschen Bruderrat in Podejuch und Finkenwalde eine feste Tätigkeit für einen der Brüder zu übernehmen, und so fort. [Dietrich Bonhoeffer] (Folgen Namen der Brüder, die ins Bruderhaus aufgenommen zu werden wünschen) 21

»Not«-Ordnung entschieden, so dass den Konsistorien keine kirchenleitende Funktion für Glieder der Bekennenden Kirche mehr zukam. 19. Der Bruderrat wies Maechler Finkenwalde, Onnasch Podejuch zu (DBW 14, 80 Anmerkung 9). 20. Bethge, Kanitz und Schönherr sollten im Predigerseminar Repetitorien leiten (DBW 14, 80 Anmerkung 10). 21. Der Schreibmaschinendurchschlag enthält weder Bonhoeffers Unterschrift noch die Namen der künftigen Bruderhausmitglieder. Die ersten sechs waren Eberhard Bethge, Joachim Kanitz, Horst Lekszas, Winfried Maechler, Fritz Onnasch und Albrecht Schönherr.

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4. DANKBRIEF Ein Gruß aus dem Finkenwalder Predigerseminar 22 Als wir im Juni hier in Finkenwalde unsere neue Heimstätte aufschlugen, wußten wir nicht, womit wir anfangen sollten. Das große Haus stand bis auf einige noch dazu schlechte Möbel leer, und die Räume waren verwahrlost. Darum baten wir die Gemeinden und Pfarrer der Bekennenden Kirche uns zu helfen. Diese unsre Bitte ist in einem Maß gehört worden, wie wir es nicht erwartet hatten. Wir sind dankbar für alles, was uns im Laufe der Wochen und Monate gespendet worden ist, und auch für die guten Wünsche, die uns die Verbundenheit des Glaubens und der Fürbitte empfinden ließen. Unser Dankwart und unser Bücherwart haben bisher über hundert Dankbriefe abschicken dürfen. Von Gemeinden und Einzelgliedern der Bekennenden Kirche sind uns, kaum daß wir unsre Bitte ausgesprochen hatten, viele zum Teil recht große Geldgaben zugegangen. Aber auch sonst ist uns vieles, vieles gestiftet worden: Möbel aller Art, Stühle, Bänke, Tische, Sessel, Sofas, Schränke, Betten und so weiter, Gardinen, Tischtücher, handgearbeitete Decken, Untersätze, Serviettenringe, alles Dinge, die uns fehlten und die unser Haus verschönten. Alltäglich fast brachte uns der Postbote ein Paket oder der Spediteur eine Frachtsendung mit gestifteten Sachen. Bücher wurden uns in so großer Zahl geschickt, daß wir jetzt eine ganz ansehnliche Bibliothek haben. Große Freude hat uns eine Familie bereitet, die uns das Buch schenkte, das ihr neben der Bibel das wertvollste Buch im Hause war: Johann Arndts Buch vom wahren Christentum [1606/1610]. – Auch für unsre Küche wurde reichlich gesorgt: Kartoffeln, Speck, Schinken, Eier, Butter, Gurken, Wurst und viele andre nützliche und nahrhafte Dinge wurden uns geschenkt. Zum Erntedankfest bekamen wir einen großen Korb mit Birnen und von einer unbekannten Spenderin einen Zehnmarkschein für den Festbraten. – Eines Sonntags besuchte uns ein Glied der Bekenntnisgemeinde in Frankfurt/ Oder und brachte einen großen Reisekorb voller Wirtschafts22. NL A 47,1 (2): Hektographie; wohl Ende Oktober 1935; Teilabdruck GS II 453–455, Abdruck DBW 14, 89–93. Verfasser ungenannt.

4. Dankbrief, Ende Oktober 1935

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geräte mit. – In Dankbarkeit wollen wir auch des 78jährigen Mütterchens gedenken, die [für] uns in den ersten vierzehn Tagen gewirtschaftet hat. Nun wollen wir allen denen, die uns nicht besuchen können, einen kurzen Einblick in unser Haus geben: Zuerst mußten die drei großen Gemeinschaftsräume im untern Stockwerk eingerichtet werden: das Vorlesungszimmer, das Eßzimmer und der gemeinsame Aufenthaltsraum. – Das Vorlesungszimmer ist ganz einfach. Außer den in Hufeisenform aufgestellten vier Tischen – sie sind uns ebenso wie die Tische im Eßzimmer von der Bekenntnisgemeinde Stolp geschenkt worden – und den Stühlen steht nur noch ein Bücherschrank da: sachlich und einfach, wie es sich für einen Vorlesungsraum gebührt. – Das Eßzimmer sieht wesentlich schöner aus. Um die dunklen Tische stehen dunkelgebeizte Stühle – von der Bekenntnisgemeinde Köslin gestiftet. An der Wand hängen die beiden großen Apostelbilder von Dürer. 23 Eine schöne einfache Holzkrone spendet am Abend das Licht. Und an den Fenstern hängen sogar schon die Gardinen – die es in den meisten Zimmern noch nicht gibt. – Das Eßzimmer ist gleichzeitig auch das Andachtszimmer, in dem die den Tag beginnenden und abschließenden Andachten gehalten werden. – Das dritte der großen Zimmer haben wir am schönsten eingerichtet. Zwei Flügel sind die Prachtstücke dieses Zimmers. Sie gehören zweien unsrer Brüder. Bequeme Ledersessel und Stühle – die uns natürlich auch geschenkt worden sind – machen den Raum zum beliebtesten Aufenthaltsraum im Hause. Hier haben wir unsre regelmäßigen Ausspracheabende, und hier verbringen wir auch die gemeinsamen Stunden am Sonntag mit Singen, Vorlesen, Musizieren und Spielen. Bei dem Abschiedsabend des ersten Seminarkursus am 16. Oktober konnten wir auch die Gardinen in diesem Zimmer einweihen. 23. Am 12. 7. 1935 hatte Gerhard Vibrans seinem Elternhaus berichtet, er habe mit seinem Vetter Eberhard Bethge Bonhoeffer in eine Buchhandlung in Stettin begleitet (So ist es gewesen, 181): »Er [Bonhoeffer] ließ sich die 4 Apostel von Dürer [große farbige Reproduktionen] zeigen – und kaufte sie – nachdem er so einen kleinen Augenblick geschwankt hatte: ›Soll ich sie mir kaufen? Was man tun will, soll man gleich tun, sonst wird es nie was.‹ Und legte 80,– Mark bar auf den Tisch. Nun sind sie sein Eigentum, bis das Seminar – mal viel Geld hat.«

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In den Einzelzimmern sind all die andern Sachen untergekommen, die uns gespendet wurden: Stühle, Schreibtische, Schränke, mitunter auch ein Sessel oder ein Sofa. Wenn auch hier und da noch einiges fehlt, ein Kleiderschrank oder ein Bücherregal oder sonst einige kleine Dinge, so müssen wir doch dankbar bekennen, daß es uns an keinem unbedingt notwendigen Möbelstück mehr fehlt. – Jetzt werden wir dann auch darangehen, die einzelnen Zimmer nach den Namen der Spender zu benennen. Wenn wir für all das danken, so wollen wir zugleich auch etwas davon erzählen, was der Sinn unseres Zusammenseins und unsrer Arbeit ist. Das Besondere eines Predigerseminars der Bekennenden Kirche ist durch die Not gekennzeichnet, in die wir durch den Kirchenkampf geführt worden sind. Die Bibel steht im Mittelpunkt unsrer Arbeit. Sie ist für uns wieder zum Ausgangspunkt und zur Mitte unsers theologischen Arbeitens und alles unsers christlichen Handelns geworden. Wir haben hier gelernt, die Bibel wieder betend zu lesen. Das ist der Sinn unsrer Morgen- und Abendandachten, in denen wir fortlaufend das Wort der Bibel hören: Nach einem gemeinsam gelesenen Psalm liest je einer der Brüder einen Abschnitt aus dem Alten und einen aus dem Neuen Testament, unterbrochen von Liederversen und beschlossen von einem freien Gebet und gemeinsamem Vater-unser. In der täglichen Meditationszeit überdenken wir einen für die ganze Woche feststehenden kürzeren Bibeltext. – Am Vormittag hören wir die Vorlesungen: Predigtlehre, Bibelkunde, Biblische Theologie, Dogmatik, Seelsorge und außerdem einige kleinere Vorlesungen. Die einzelnen Stunden werden meist mit einer Aussprache abgeschlossen. Den Abschluß der Vormittagsarbeit bildet das halbstündige Choralsingen. Dabei haben wir das Gesangbuch 24 kennengelernt und viele mehrstimmige Lieder aus dem »Neuen Lied« 25 geübt, die wir jeden Sonntag in unsern Gottesdiensten singen. 24. In Finkenwalde wurde benutzt: Evangelisches Gesangbuch für Brandenburg und Pommern (EG.BP), herausgegeben von den Provinzialkirchenräten von Brandenburg und Pommern, Berlin und Frankfurt an der Oder 1931. 25. »Ein neues Lied«, das von Otto Riethmüller herausgegebene Liederbuch des Evangelischen Reichsverbandes Weiblicher Jugend, wurde in Finkenwalde benutzt in der 2. Auflage, Berlin-Dahlem 1933.

4. Dankbrief, Ende Oktober 1935

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Wenn es uns ernst damit ist, vom Wort der Bibel her zu leben, dann müssen wir auch in unserm Seminar Gemeinde, und das heißt christliche Bruderschaft werden. Dazu hat ja schon viel die gemeinsame Not der Bekennenden Kirche, in der wir alle stehen, der gemeinsame Aufbau des Seminars und das nahe Beisammensein beigetragen. Besonders aber haben uns die gemeinsam gefeierten Abendmahlsgottesdienste zusammengeführt. Beichte und brüderliche Aussprache sind für uns zur notwendigen und wichtigsten Vorbereitung für das heilige Abendmahl geworden. 26 Aber nicht nur darin bestand der Dienst unsers Seminars, daß wir hier für unser praktisches Amt vorbereitet wurden, sondern wir begannen auch hier sofort die praktische Arbeit, die in der folgenden Zeit noch wesentlich mehr ausgebaut werden soll. Allsonntäglich versammelte sich in unserem kleinen Kirchlein die Finkenwalder Bekenntnisgemeinde. Unsre Kapelle war früher die Turnhalle des Pädagogiums, das in unserm Haus untergebracht war. Herr Bildhauer Groß aus Oranienburg half uns beim Ausbau. Wir können nur sagen, daß wir eine feine Kirche haben, ganz einfach und schlicht und doch schön. Aber auch außer den allsonntäglichen Gottesdiensten kamen wir viel in die Gemeinden hinein. Oft genug wurden Brüder um Vertretungen und zu Vorträgen gebeten. Vom ersten November ab ist einem unsrer Brüder eine Hilfspredigerstelle in einem benachbarten Orte übertragen worden. 27 Vor allem aber soll unser Haus immer mehr ein Sammelpunkt für die Pommerschen Kandidaten und jungen Pfarrer werden. Mehrere Freizeiten haben schon bei uns stattgefunden. Gemeinsame ruhige Besinnung soll bei uns allen Brüdern gewährt werden, die aus der Gemeindearbeit kommen. Wenn das Seminar all diese Zwecke erfüllen soll, dann muß ein kleiner Stamm von Brüdern hier sein, der nicht alle halben Jahre wechselt, sondern der die Arbeit hier ständig trägt und auch die Verbindung zwischen den einzelnen Seminarkursen aufrecht erhält. Darum haben einige Brüder beschlossen, für längere Zeit hier zu bleiben. Dem Seminar wird ein Bruderhaus angegliedert. 26. Dies beschrieb Bonhoeffer 1938 im Rückblick auf Finkenwalde am Ende der Schrift »Gemeinsames Leben« (DBW 5, 93–102). 27. Onnasch in Podejuch.

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Die Brüder des Bruderhauses werden ein gemeinsames christliches Leben führen und für den Dienst an der Kirche jederzeit bereit sein. Es soll wissenschaftlich gearbeitet werden, es soll hier der Kirche eine Anzahl von jungen Pfarrern zur Verfügung stehen, die sie einsetzen kann, wo es not ist. Es ist heute bitter nötig, daß die Pfarrerschaft wieder ein reines christliches Leben führt, daß sie enger zusammenwächst zu einer wahren christlichen Gemeinschaft von Brüdern. Hier soll ein notwendiger Anfang gemacht werden. »Es haben bald von Anfang der Welt die Wellen des bösen Geistes, in dieses Schifflein, welches die christliche Kirche heißt, geschlagen, dasselbe zu unterdrücken und zu versenken mit Christo und den Seinen. Und sie ist doch allezeit wider solches Stürmen in solchem Schrecken erhalten worden durch den Glauben und das Anrufen dieses Heilandes Christus, des Sohnes Gottes. Damit hat man sich allezeit wider diese Winde und Wellen wehren müssen und es hat sich in dem allem die Kraft des Sohnes Gottes nun seit Jahrtausenden gezeigt, daß sich alle solche Winde und Wellen haben müssen nacheinander legen und aufhören. Darum sollen wir uns des getrösten wider alle Macht der bösen zornigen Feinde der armen Kirche, daß sie mit ihrem Stürmen wider dies Schifflein [nichts] werden ausrichten. Denn der solchen Wind und solche Wellen so viele Jahre niedergelegt und gestillt hat, der kann und weiß ihnen auch noch zu gebieten und zu wehren. Es hat den Feinden bisher gefehlt und ist ihnen nicht gelungen, und soll ihnen auch hinfort in der noch übrigen letzten Stunde fehlen und nicht gelingen, was sie vorhaben. Dieser Mann, der hier im Schiff liegt und schläft, wird zu seiner Zeit durch unser Gebet aufwachen und sich sehen lassen, daß er dem Wind und Meere gebieten kann und wird alsdann alles, was da feindlich und schrecklich wider dieses Schifflein gestürmet hat, zu Grunde gehen.« (Luther Epiphaniaspredigt [1546] 28) Ihnen allen, die Sie uns so opferfreudig geholfen haben, sagen wir noch einmal herzlichen Dank. Es grüßt Sie die Bruderschaft des Finkenwalder Predigerseminars 28. Epiphanias (Erscheinungsfest): Feiertag im Kirchenjahr am 6. Januar. Das Luther-Zitat in der Weimarer Ausgabe: WA 51, 154 f.

5. Erster Brief aus Finkenwalde

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5 . ERS T E R B R I EF A U S F I N K E N WA L D E 5.1. BRIEF 15. November 1935 29 1. Brief aus Finkenwalde Liebe Brüder! Mit unserm ersten Brief wollen wir versuchen, auch die äusseren Bande alle, die uns in unserer Seminarzeit zusammen brachten und zusammen hielten, wieder aufs neue zwischen uns allen zu knüpfen, die Bande der Freundschaft und der brüderlichen Anteilnahme am Geschick des andern und der gegenseitigen Aussprache und der Hilfe eines für den andern. Wir wollen hoffen, daß uns das gelingt, damit unsere Briefe dazu beitragen können, wenigstens von einer Seite aus dem Fortbestand unserer Bruderschaft zu dienen. Wir wissen ja alle, daß das nur ein geringer Dienst ist, den wir von diesen Briefen erwarten dürfen. Diese Briefe werden zu nichts anderem als einem von den vielen Mitteilungsbriefen der vielen »Vereine ehemaliger …« werden, wenn sie [nicht] eine größere Aufgabe bekämen als Zeugnis zu sein von einem viel tiefer begründeten Zusammenhalt, wenn sie gar einziges Band zwischen uns allen sein müßten. Aber wir wissen ja, daß unser Beieinandersein durch Gebet zum einen Herrn und durch Fürbitte, durch brüderliche Aussprache und gemeinsames Abendmahl geworden ist, – und nur wenn dies Füreinander und Miteinander bleibt, behalten wir eine Gemeinschaft, die es lohnt aufrechtzuerhalten. Wir waren uns darüber ganz klar, daß diese erste Zeit jetzt für unser Beieinanderbleiben von ganz großer Wichtigkeit sein würde. Bei der endgültigen Trennung mußte es sich ja bewähren, auf welchem Grunde unsere Gemeinschaft gebaut war. Deshalb könnt Ihr Euch denken, daß wir mit besonderer Span29. NL A 48,2 (1.): Hektographie, (wie auch die folgenden Hektographien) mit Schreibmaschine auf Matrize getippt, einzeilig in voller Raumausnutzung, Hervorhebungen durch Sperrung, doppelseitiger Abzug; 8 Seiten auf 4 Bögen, Bogenzählung (1–4) sowie Seitenzählung (1–8) später handschriftlich. Auf der ersten Seite oben in Bethges deutscher Handschrift: »Aus Br. G. Keuschs Akten 7/8.[19]59«. Brief verfasst von Schönherr.

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nung auf die ersten Briefe gewartet haben, die uns von Euch Nachricht brachten. Wie eine Beruhigung war es uns da, als uns Br. Preuß so schrieb, als sei er eben mal nach Berlin herübergefahren, so heiter und unbeschwert, trotz Examensarbeiten, wie wir ihn alle kennen und gern haben. Selbstverständlich war auch Br. Bojacks Brief auf diesen Ton gestimmt, nur daß da eben auch noch andre Gründe mitspielen, die ihn so froh machen. Ich denke, wir haben uns alle sehr mit ihm gefreut. Er kommt nach Osterode (Ostpreußen) und glaubt mit den dortigen Bekenntnispfarrern (sic!) noch manchen Strauß vor sich zu haben. Br. Hellmann schreibt nicht so erfreut, er ist wieder in seine alte Gemeinde gekommen und hat dort wenig Verständnis für das, worum es in der Kirche eigentlich geht, angetroffen. Die Scheidung, die in den Gemeinden heute ja notwendig eintreten muß, 30 wird schwer von ihm empfunden. So wird er eine schwere Zeit vor sich haben, wir wollen ihm wünschen, daß sich das Rüstzeug bewährt, das er in seiner Finkenwalder Zeit für das Amt zu gebrauchen gelernt hat (Anschrift: Thiemendorf, Kreis Crossen/Oder). Br. Krügers angekündigter Bericht scheint verlorengegangen zu sein, jedenfalls ist er in Lieberose bei Lübben. Bruder Dufft und Zenke haben uns beim Pfarrerkonvent hier besucht, beide waren noch nicht so recht »drin«, in Pölitz herrscht Diphterie und deshalb wenig Konfirmandenstunde, worüber er nicht böse ist, Br. Zenke zieht erst diese Woche nach Kummerow (Kreis Randow), nachdem er vorher P. Wendt vertreten hatte. Er ist über die »vorpommerschen Verhältnisse« in seinem Dorf nicht sehr froh. Von den Übrigen nur soviel wir wissen, die Anschriften: Beckmann, Klinze über Neuhaldensleben; Danicke, Dobbrikow–Mark (bei Vogel), Br. Goebel trafen wir in Berlin in allen besseren Konzerten, er ist aktiv in der Stadtmission, wohnt Martin Lutherstraße 43; Br. Keusch wohnt auch zuhaus, Berlin-Friedenau, Beckerstraße 16, ist dort Vikar; Kunert, Bendelin bei Gloewen (Westpriegnitz); von Br. Schrader wissen wir nur die Heimatanschrift, Berlin Melanchthonstraße 2; Thiel, Groß Woltersdorf über Gransee (Mark), seine alte Gemeinde; Voelz

30. Scheidung in Gemeindeglieder, die der BK angehören, und solche, die ihr nicht angehören.

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in Pützerlin bei Stargardt (Pommern). – Hoffentlich wissen wir bald mehr zu berichten. Eben, nach Redaktionsschluß, kommt ein Brief von Br. Schrader, in dem er uns mitteilt, daß er es in seiner neuen Gemeinde Wichmannsdorf über Boitzenburg (Uckermark) sehr gut angetroffen habe. Die Gemeinden, die er zu versorgen hat, haben zusammen nur 800 Seelen, die Arbeit ist aber nicht sehr erfreulich, da die Leute recht stumpf sind. »Konfirmanden lieb, aber verständnislos und stumpf« sind seine eigenen Worte. Er hat aber die Freude mit einem jungen Bruder Lemke zusammen wohnen und arbeiten zu können, außerdem scheint sich in dieser Gegend Bruderschaft zu bilden, – wie uns auch schon unser junger Br. Lohmann (das heißt diessemestriges Mitglied des Predigerseminars) berichtet hat. Ob das Bruderhaus Br. Schrader die Bitte erfüllen kann, einmal hinüber zu kommen, hängt wohl auch von ihm selbst und Euch allen ab … Und nun zu uns! Die Brücke zwischen »Kloster« und »Welt« wird von den Brüdern Dell und Viebrans geschlagen, die zwar die Regeln auf sich genommen haben, aber doch heterogenen Zwecken dienen. Beide arbeiten (auch Viebrans!) für ihr Examen (V. hat sein Thema vor kurzem bekommen!), V. macht sich heut dadurch nützlich, daß er einen Geburtstagskaffee verursacht hat, – 29 Jahre! 31 Dann die Bruderhäusler: Br. Onnasch hat nun, auf besonderen Wunsch des Bruderrates, die Hilfspredigerstelle Podejuch erhalten, den Vorgänger ’rauszukriegen gelang ziemlich einfach. Die Finanzabteilung 32 will ihm sogar 100 Mark zahlen. Dafür wird aber Maechler für Finkenwalde wohl nichts bekommen. Er predigt jetzt alle 14 Tage in unsrer Kapelle, macht auch tüchtig Besuche und stellt dabei eine geradezu rührende Unwissenheit über die Fragen der Kirche fest. Der Kirchenkampf scheint für Finkenwalde erst bevorzustehen, und er wird kommen; es ist ja nicht anzunehmen, daß Richnow sich die Sache ruhig mit ansehen wird. Br. Lekszas hat seine Arbeit in Greifswald aufgenommen, heut ist er zum 2. Mal drüben. Er kam vom ersten Ausflug recht depri31. Gerhard Vibrans am 2. 5. 1935 als Mitglied des ersten Kurses (So ist es gewesen, 145): »Ich bin hier der Älteste, was mich sehr kränkt!« 32. Finanzabteilungen errichtete der preußische Staat im März 1935 bei den Kirchenprovinzen der ApU.

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miert wieder, es herrscht dort sehr viel persönlicher Zwist und sehr viel Borniertheit, – da muß schon einiges radikal anders werden, wenn man Erfolge haben will. Aber [er] ist mit seinem bekannten Feuereifer dabei und auch wohl mit viel Vorsicht und Geduld. Br. Bethge führt mit glänzendem kaufmännischen Geschick die Kasse, würde seine Talente aber gewiß noch mehr entfalten, wenn Ihr ihm Gelegenheit dazu geben würdet. Br. Kanitz macht in »reformiert« 33, er gibt jede Woche in Pasewalk Konfirmandenstunden, hat außerdem in Stettin eine Bekenntnisgemeinde zu betreuen. Br. Grunow hat uns für einige Monate verlassen. Er ist über die Segelfliegerschule Grunau/ Riesengebirge zu erreichen. Infolgedessen habe ich die Korrespondenz und die Redaktion des Rundbriefes übernommen. Ich selbst habe hauptsächlich Vertretungen in der Umgegend zu übernehmen, daneben aber auch, wie die Brüder Kanitz, Bethge und Lohmann, ein Repetitorium im Seminar zu halten. Das Bruderhaus als »Pflegestätte der Tradition« für das Seminar scheint sich nach allem zu bewähren. Es hat von Anfang an nicht die Fremdheit geherrscht, wie in den ersten Tagen bei uns. Schon sagt man hier und da »Du« zueinander, trotzdem wahrlich Individualisten unter den Brüdern sind. Das Verhältnis zwischen Seminar und Bruderhaus ist auch durchaus freundschaftlich. Das Seminar selbst bietet diesmal ein völlig anderes Bild als im vorigen Semester. Schon dadurch, daß diesmal auch vier Westdeutsche (die Brüder Koch, Dr. Rose aus dem Rheinland und Schlagowski und Schemmann aus Westfalen) bei uns sind, und sogar auch ein Nichtpreuße (Br. Trentepohl aus Oldenburg). Brandenburg stellt wieder den Hauptanteil, zum Teil sind es schon alte Bekannte von Br. Bonhoeffer, die zu uns gekommen sind (die Brüder von der Marwitz, Harhausen, 34 Lohmann, Rütenick, Schlegel). Dazu gehört auch unser ältestes Semester, Br. Rütenick, der mit 31 Lenzen alle Rekorde schlägt, allerdings bald gefolgt von Br. E. Müller, dem einzigen [Provinz-]Sachsen, und erst dann kommt der Senior 33. Kanitz ging auf ApU-Gemeinden ein, die sich an die Bekenntnisschriften der reformierten – im Unterschied zu denen der evangelisch-lutherischen – Kirche hielten. 34. Albrecht Schönherr an seine Verlobte Hilde Enterlein am 4. 11. 1935 (Lass es uns trotzdem miteinander versuchen, 118): »Harhausen, wie üblich, guter Laune, Marwitz, wie üblich, melancholisch.«

5. Erster Brief aus Finkenwalde

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unseres Semesters! 35 Und zum Schluss die Pommern: Die Brüder Büchsel, K. F. Müller, Pompe, Rhode, Wendtlandt. – Eine besonders feine Sache ist es in diesem Semester, daß wir soviel grosse Musiker haben, unsere zwei Flügel kommen kaum zur Ruhe, die tollsten Sachen werden gespielt. Und auch das weniger geistige Tischtennis hat wieder seine Größen, es sind schon eine ganze Reihe Bälle draufgegangen. Daneben wird aber auch gearbeitet. Das soll fürs erste genug sein an Mitteilungen, nur noch eine wichtige Sache: Das Seminar hat gemeinsam auf die Feier des 9. November hin einen Brief an den Rat geschickt, den wir Euch unten mitteilen. Das Seminar hat ihn einstimmig gutgeheißen, wir hoffen, daß er auch für Euch mit gesprochen hat und daß ihr die gleiche Not bei dem allen gehabt habt wie wir. Nun noch einige Bitten! Wir hatten verabredet, Euch das N.T.Kolleg fortlaufend mitzuteilen. Das muß diesmal wegen Platzmangel unterbleiben, Ihr werdet ja auch in der ersten Zeit, außerdem an der Wende des Kirchenjahres, nicht viel Zeit zum Studieren haben. Wir schicken aber einige Predigtmeditationen mit und hoffen Euch damit einen Dienst zu tun. Sie sind und sollen auch in keiner Weise Musterstücke sein, sondern nur ganz schlicht die Hilfe, mit [der] wir einander auch schon während der Seminarzeit unterstützt haben. Wir hätten gern Euer Urteil darüber, ob Euch damit überhaupt geholfen ist und ob Euch mit diesen Meditationen geholfen ist. Und dann: Seid so nett und ersetzt uns die Unkosten für die Rundbriefe (etwa 0,15 RM plus Porto)! Das Bruderhaus ist arm. Und dann die Dringendste Bitte: Laßt recht oft und jetzt vor allem recht bald was von Euch hören. Nur wenn Ihr auch auf diese äußerliche, aber doch so wichtige Weise die Verbindung aufrecht erhaltet, wird die eigentliche und tiefe Verbindung lebendig bleiben. Euch allen viele treue Grüße Euer Albrecht Schönherr.

35. Im ersten Kurs war Vibrans, Jahrgang 1907, der älteste Teilnehmer; Rütenik und Ernst Müller im zweiten Kurs waren Jahrgang 1904.

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5 . 2 . Z U S AT Z IM B R I E F Liebe Brüder! 36 Da ich bei Eurem Weggang um eine Abschiedsrede herumgekommen bin, was Euch sicher ebenso erwünscht war wie mir, will ich jetzt aus größerer Distanz etwas von dem nachholen, was ich damals hätte sagen können. Der Sommer 1935 ist für mich, glaube ich, die beruflich und menschlich ausgefüllteste Zeit bisher gewesen. Ich habe im Zusammenleben mit Euch, auch wenn ich trotz Br. Maechlers Mahnung nicht immer so viel gearbeitet habe, wie er sich wohl von seinem Chef gewünscht hätte, in beiderlei Hinsicht mehr gelernt als je zuvor. Daß wir alle zusammen noch ganz andre Dinge und wichtigere neu gelernt haben, davon hat Euch Br. Schönherr geschrieben. So danke ich Euch heute für das vergangene Semester. Ihr habt mir meine Arbeit leicht gemacht. Inzwischen hat sich das Bild hier verändert, aber der Übriggebliebene »Rest« 37 erinnert mich täglich an Euch alle und ich habe mich in den ersten Tagen immer gewundert, daß neben den bekannten Gesichtern nun neue und nicht mehr die Euren zu sehen waren. Nach und nach aber werden uns nun auch die neuen bekannt und vertraut und gute Brüder. Der alte Stamm hilft mir bei der Arbeit sehr, und während ich im vorigen Semester allein anfangen mußte, helfen mir diesmal sechs Brüder. Wir denken in diesen Wochen sehr zu euch hin und haben das feste Vertrauen, daß Ihr bei unsrer Sache und dem von uns als recht erkannten Weg bleiben werdet. Natürlich ist das für Euch schwerer als für uns. Aber mit den Kräften, die uns gegeben sind, wollen wir Euch helfen, wo Ihr uns braucht. Gern käme ich den einen oder andern von Euch besuchen. Schreibt nur, wenn ihr das wollt. In allen Fällen aber wißt Ihr ja, daß euch unser Haus hier weit offen steht, wann immer Ihr kommt. Und hier findet Ihr Eure alten und treuen Brüder wieder. Es grüßt Euch Bruder Rott und Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer

36. Abdruck (bis »… Bonhoeffer«) GS II 458 f, DBW 14, 97. 37. Die ins Bruderhaus eingetretenen Teilnehmer des 1. Kurses.

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5 . 3 . S C H R E I B E N A N D E N B R U D E R R AT D E R A LT P R E U S S IS C H E N U NIO N Abschrift. 38 10. XI. 35. Am 9. November ist das Deutsche Volk Zeuge einer »Totenauferstehungsfeier« der im Jahre 1923 in München Gefallenen 39 geworden. Wir stellen fest, daß hiermit eine staatliche Feier in ausgesprochen kultischen Formen, und zwar unter Benutzung spezifisch biblischer Terminologie vor sich gegangen ist. Durch eine ausdrückliche Flaggenverordnung des Innenministers 40 sind die christlichen Kirchen gezwungen worden, an dieser Feier teilzunehmen. Hiermit ist die Evangelische Kirche zu einer offenkundigen Bekenntnisverletzung verleitet worden. Ein klares Bekenntnis anläßlich dieses Tages hätte in der deutlichen Abgrenzung der christlichen Auferstehungshoffnung von dieser völkisch-idealistischen Auferstehungsidee bestehen müssen. Das Mindeste wäre gewesen, daß dies Bekenntnis sichtbaren Ausdruck im Unterlassen dieser Beflaggung gefunden hätte. Der Staat scheint dafür durchaus ein Empfinden gehabt zu haben: Bei der Radioübertragung wurden mehrfach diejenigen aufgefordert, die sich zu dieser »Andacht« (sic!) nicht verstehen konnten, sich auszuschalten. Wir wissen, daß viele Pfarrer darunter gelitten haben, bei dieser ernsten Gelegenheit ohne ein weisendes Wort geblieben zu sein. Sie sind in ihrer Not allein gelassen worden. Sie müssen jetzt den Eindruck haben, daß sie auch ohne Schutz bleiben werden, wenn aus ihrer klaren, bekenntnismäßigen Entscheidung strafrechtliche Folgen entstehen. Wir wissen, daß diesbezügliche Nachforschungen durch die Polizei in Pommern be38. Anschluss auf der dritten Seite unten. Abdruck (bis »… 26 Unterschriften«) DBW 14, 95 f. 39. Der Demonstrationszug der Putschisten um Hitler war am 9. November 1923 vor der Feldherrnhalle in München durch Maschinengewehrfeuer zerstreut worden. Während des Dritten Reiches wurde aus dem Gedenktag immer stärker ein pseudo-religiöses Ereignis. Die Propaganda versuchte, der nationalsozialistischen »Bewegung« und dem »Führer« messianische Züge zu geben. 40. Erlass des Reichsministers Wilhelm Frick vom 4. Oktober 1935 über die Kirchenbeflaggung.

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reits angestellt worden sind. Die Gemeinden aber sind in höchste Gefährdung ihres Glaubens getrieben worden, weil sie im Unklaren darüber geblieben sind, daß dieses »positive Christentum« 41 des Staates mit der Botschaft Jesu Christi nichts zu tun hat. 1. Wir bitten die Kirchenleitung dringlichst, ihres Wächteramtes angesichts eines immer bedrohlicher werdenden pseudochristlichen Staatskultes eingedenk zu sein und in Fortführung der Dahlemer Botschaft vom März dieses Jahres 42 unverzüglich ein klares Wort hierzu zu sagen. 2. Wir bitten die Kirchenleitung, eine Regelung der Flaggenfrage in der Form vorzunehmen, daß die Anlässe einer kirchlichen Beflaggung jeweils geprüft werden. 3. Wir bitten die Kirchenleitung um der Pfarrer und der Gemeinden willen zum 9. November dieses Jahres nachträglich Stellung zu nehmen. 26 Unterschriften Meditationen 43

41. NSDAP-Parteiprogramm vom 24. Februar 1922 in 25 Punkten, Punkt 24: »Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen. Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Sie bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, daß eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage: Gemeinnutz vor Eigennutz.« 42. Die zweite ApU-Bekenntnissynode Berlin-Dahlem 4./5. 3. 1935 hatte ein »Wort an die Gemeinden wider die tödliche Gefahr einer neuen Religion« erlassen. Über 700 Pfarrer, die das Wort in Gottesdiensten verlesen hatten, wurden kurz inhaftiert (DBW 14, 96 nach Wilhelm Niesel, Um Verkündigung und Ordnung der Kirche, 12 f). 43. Anschluss auf der vierten Seite.

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5 . 4 . Z U M AT T H Ä U S 4 , 1 7 Z U M B U S S TA G Bußtag 44

Matthäus 4,17 45

[17Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!]

Vorbemerkung: Die Ereignisse der letzten Zeit zeigen immer deutlicher die Planmäßigkeit der Angriffe gegen das Christentum. Wir alle warten dringend auf ein klares Wort der Kirchenleitung hierzu. Der Bußtag wäre dafür wohl der gegebene Augenblick. Wenn die Kirchenleitung schweigt, müssen wir einzelnen uns fragen, ob wir nicht in unserer Bußtagspredigt ein solches Wort sagen sollten. Als eine derartige Frage an uns selbst ist die Meditation zum Bußtag gemeint. Gliederung. I. Die Bußpredigt Jesu und der Kirche (Jesus ging umher und predigte) II. Anrede an die draußen: Tut Buße. III. Anrede an die drinnen: Tut Buße. IV. Die Begründung der Bußpredigt (Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen) I. Tut Buße … Das ist die Predigt Jesu Christi, das ist die Predigt Johannes des Täufers, das ist die Predigt des Apostels Petrus zu Pfingsten, das ist die Predigt der Kirche auch heute. Keinen andern Dienst darf die Welt, darf unser Volk von der Kirche erwarten als diese Predigt. Heute, am Landes-Bußund Bettag ist die Kirche besonders berufen, nicht nur ihren Gliedern, sondern dem ganzen Volk diesen Bußruf entgegen zu halten. Heute am Bußtag, hat die Kirche ihr prophetisches Wächteramt über die Seelen aller Menschen wahrzunehmen und heute ist es bei uns nötiger denn je. II. Was heißt denn das: »Tut Buße?« Es heißt: Ändert Euren Sinn, kehrt um von Eurem gottlosen, falschen Wege, auf dem 44. Buß- und Bettag: Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, das mit dem 1. Advent beginnt. Der Buß- und Bettag fiel 1935 auf den 20. November. 45. Bethge handschriftlich (Notiz beim Sammeln der Rundbriefsendungen): »Maechler«. Anscheinend sollten zunächst die Verfasser der Predigthilfen ungenannt bleiben. Schönherr gab die Namen im dritten Rundbrief nachträglich bekannt.

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ihr stolz und hochmütig nur auf Euch selber vertraut und auf eure Kraft, eure Werke und euren guten Willen. Bekehrt euch zu Gott, demütigt euch unter seinen Willen, gehorcht seinen Geboten, glaubt an Jesus Christus. Merkt ihr Deutschen denn nicht, daß ihr ohne Jesus Christus scheitern müßt? Meint ihr, euer Leben und das Leben unseres Volkes hätte einen anderen Sinn als den, Gott zu ehren und Jesus Christus zu gehorchen? Glaubt ihr wirklich, euer Volkstum sei als solches schon gut und rein und heilig und sündlos? Ist der Mythos von Blut und Boden 46 euer Glaube? Was soll uns unser Volkstum, unser Blut und Boden, wenn sie nicht von Jesus Christus die Vergebung der Sünden empfangen und vom heiligen Geist geheiligt werden? Wir müssen heute unsere deutschen Brüder vor dem Zorn Gottes warnen. Wir warnen sie davor, weiterhin das Evangelium und die Gebote der Bibel so zu vernachlässigen und beiseite zu schieben, wie es weithin im öffentlichen Leben und besonders in der Jugenderziehung geschieht. Wir warnen sie davor, an die Stelle des christlichen Auferstehungsglaubens den Glauben an eine heldische Unsterblichkeit zu setzen, wie es am 9. November geschah. Wir warnen sie vor der Umgestaltung des christlichen Gottesdienstes zu einem heidnischen, völkischen Kultus, wie sie zum Teil planmäßig vorbereitet und betrieben wird. Wir warnen davor, anstelle des christlichen Gebetes für den Führer seine Anbetung treten zu lassen, wie sie sich bereits anzubahnen beginnt. III. Wir, die wir Christen sein wollen, sind verpflichtet, zu diesen Dingen nicht zu schweigen, sondern unsere deutschen Brüder darauf hinzuweisen und sie davor zu warnen. Aber das können wir nur, wenn wir Christen selbst die Buße nicht vergessen, wenn wir uns nicht besser dünken als die andern. Es mag wohl heute unsere eigene Buße vor allem darin bestehen, daß wir bekennen, daß wir unsere eigene Verantwortung, unsere Fürbitte, die Liebe und den Dienst an unsern Brüdern, das heißt unser priesterliches Amt für sie, vernachlässigt haben. Wären wir Christen bessere Jünger Jesu Christi gewesen, dann wäre es wohl nicht dahin gekommen, wo es jetzt ist. Der Kampf gegen das Christentum ist das Gericht Gottes über die 46. Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie. Walter Darré schrieb 1930 über »Neuadel aus Blut und Boden«.

5. Erster Brief aus Finkenwalde

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Kirche wegen ihres eigenen Unglaubens. Noch ist es nicht zu spät. Darum gehe die Kirche selbst voran mit der Buße. Gott wird uns einst alle richten, darum tut Buße, solange es noch Zeit ist. IV. Das führt uns auf das Wichtigste: Wir sahen zuerst, die Predigt der Kirche sei die Predigt von der Buße, wir riefen dann das Bußwort unsern deutschen Brüdern und uns selber zu, und wir hören jetzt die Begründung für das alles: »Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen«. Darum predigt Jesus Christus und seine Kirche Buße, darum rufen wir die andern und uns selbst zur Umkehr, weil das Himmelreich nahe herbeigekommen ist. Das Himmelreich ist das Reich Gottes, ist das Reich seines Sohnes, ist Jesus Christus selbst. Jesus Christus bringt durch sein Kreuz Sündenvergebung und ewiges Leben, darum ruft er zur Buße. Weil er das Himmelreich bringt und uns damit alles schenkt, darum nur können wir zur Buße rufen. Weil es nicht unser Tun, sondern seine Gnade ist, darum geschieht das Wunder, daß unsere Sünde überwunden wird und wir gehorsame Kinder werden. Weil er in seiner Liebe für uns gestorben ist und schon alles für uns getan hat, darum ruft er uns zum Gericht und zur Umkehr. Weil er unser Heiland ist, darum ist er auch unser Herr. Weil er Gnade gibt, fordert er Gehorsam. Weil wir alle, die Bösen und die Guten, die Heiden und die Christen, die Ungläubigen und die Gläubigen allein von seinem Kreuze leben, darum ruft die Kirche auch heute noch und bis zum jüngsten Tage ernst und zuversichtlich: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 5 . 5 . Z W I S C H E NB E M E R K U N G 47 Als Totensonntagstext schlägt Br. Bonhoeffer vor: Apocalypse 14,6–13. Da eine Predigt für Totensonntag 48 verhältnismäßig einfach ist und auch eine Meditation nicht mehr diktiert werden konnte, müßt Ihr auf die Meditation verzichten.

47. Auf der fünften Seite unten. 48. Letzter Sonntag des Kirchenjahres.

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5.6. ZU LUKAS 1,68 –79 ZUM 1. ADVENT 1. Advent 49

Lucas 1,68–79 50

[68Gelobet sei der Herr, der Gott Israels! denn er hat besucht und erlöst sein Volk 69und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause seines Dieners David, 70wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten: 71daß er uns errettete von unsern Feinden und von der Hand aller, die uns hassen, 72und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund 73und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, 74daß wir, erlöst aus der Hand unsrer Feinde, 75ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist. 76Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Du wirst vor dem Herrn hergehen, daß du seinen Weg bereitest 77und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk, das da ist in Vergebung ihrer Sünden; 78durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, 79auf daß er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.]

1. Vers 68. Das ist unser Lobpreis heute: Gott hat besucht und erlöst sein Volk. Christus ist gekommen, Advent ist gewesen. Zacharias spricht seinen Lobgesang, des heiligen Geistes voll, als Weissagung, er schaut bereits die erfüllte Verheißung, und so steht er mit uns schon im neuen Bund, in der Erfüllung, in der geschehenen Erlösung. 2. Gott hat die Verheißung erfüllt, die er seinem Volk gegeben hat (69/70), er hat gedacht an seinen heiligen Bund (72), an den Eid, den er geschworen hat (73). So gewiß wir die Verheißung nicht ohne Erfüllung haben, so gewiß haben wir die Erfüllung nicht ohne die Verheißung. Die Ankunft Christi im Fleisch ist nichts anderes als das Ja Gottes zu seinem Wort, als das endgültige Gedenken an den geschlossenen und verheissenen Bund mit seinem Volk, als das Einlösen der Versprechen, die er Abraham und seinem Samen gegeben hat. Wie sollten 49. Der 1. Sonntag im Advent 1935 war der 1. Dezember. 50. Bethge handschriftlich: »Kanitz«.

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wir die Ankunft verstehen, wenn wir nichts von der Verheißung und Weissagung wüßten? An die Verheißungen Gottes erinnert uns vor allem der 1. Advent, und wir haben diese Erinnerung angesichts der allgemeinen Verachtung des Alten Testaments besonders nötig. 3. Gottes Verheißung ging dahin, daß er durch seinen Knecht David, der ein König sein sollte in Ewigkeit, seinem Volk das Heil und die Erlösung und die Vergebung der Sünden bringen wollte (2. Samuel 7,12; Jesaja 11,1/2). Nun ist dem Hause David die Verheißung erfüllt, Gott hat das Horn des Heils aufgerichtet (69), er hat den gesandt, der in Kraft und Vollmacht das Heil ist. Er verkündet es nicht nur, sondern er ist das Heil. Dadurch, daß er nun sein Versprechen eingelöst hat, hat er den Vätern Barmherzigkeit erzeigt (72): Nun erst ist den Vätern das erfüllt, was sie auf Hoffnung geglaubt haben, nun erst erlangen sie vollen Teil an Christus, an der Barmherzigkeit Gottes. 4. Gott hat sein Volk heimgesucht, er hat es erlöst. Wovon? Von unsern Feinden und Hassern (71). Das Volk Israel ist immer ein bedrängtes Volk gewesen. Das konnte als auserwähltes Volk auch nicht anders sein. Es ist die der Kirche natürliche Not, daß sie die Feindschaft und den Haß der Welt ertragen muß. Aus dieser Not seufzt das Volk nach Erlösung und Frieden. Aber die eigentliche Not liegt tiefer. Die Bedrängung der Feinde könnte das Volk ertragen, wenn es »ohne Furcht« wäre (74), das heißt wenn es Mut und Vertrauen zu Gott hätte. Es fehlt ihm der Glaube, das ist seine Sünde. Nach Erlösung von der Sünde, nach Barmherzigkeit schreit das Volk. Und eben dies hat Gott ihm in seiner Heimsuchung und Erlösung durch das Heil, Jesus Christus geschenkt. 5. Wozu hat Gott sein Volk erlöst? Er hat uns erlöst aus der Hand unsrer Feinde, aus unsrer Furcht, und unsrem Unglauben, auf daß wir ihm dienten (74, 75). Solange wir mit Furcht auf unsre Feinde blicken, solange wir bei uns selber bleiben, können wir Gott nicht dienen. Das ist unsre Not und Verlorenheit. Nun aber hat Gott uns besucht in unsrer Verlorenheit und uns erlöst aus der Furcht, das heißt er hat uns neu geschenkt, daß wir ihm dienen können. Das ist eine Gabe, kein Gesetz. Gott ist uns nicht mehr fern, er ist uns gegenwärtig geworden, und in seiner Gegenwart leben, das heißt: Ihm dienen. Ohne

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Furcht vor der Welt, nur in seiner Furcht, dürfen wir in Gott wohlgefälliger Heiligkeit und Gerechtigkeit leben. Es gibt jetzt, weil Christus, unsre Heiligkeit und Gerechtigkeit, gekommen ist, die Möglichkeit, im Glauben an ihn sein Leben als Gottesdienst zu führen. Dazu hat uns Gott erlöst. 6. Von der Erlösung des Volkes durch Christus haben die heiligen Propheten geredet, als letzter Johannes, Vers 76. In ihm drängt sich gewissermaßen die ganze Verheißung des Alten Testaments noch einmal zusammen. Dies Kindlein, zu dem Zacharias weissagend spricht, wird vor dem Herrn Wegbereitend hergehen. Er hat das vor den alten Propheten voraus, daß er auf Christus selbst, die erfüllte Verheißung, hinweisen darf. Er steht aber darin völlig mit ihnen (und recht verstanden mit allen Zeugen Christi, die dem Volk Erkenntnis des Heils bringen sollen) in einer Linie, daß er in sich selbst nichts ist, nur Stimme, Wegbereiter. In diesem prophetischem Amte ist dem Zacharias sein Kind wichtig, nicht Johannes wird gelobt, sondern allein Gott. 7. Gelobet sei der Herr, der Gott Israels! Er hat uns seine Barmherzigkeit kundgetan dadurch, daß uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe (78/79). Gott hat seine Verheißung erfüllt (Jesaja 9,1), in der finstern Todeswelt ist seine ewige Sonne aufgegangen. Christus, das Heil und die Erlösung ist gekommen. Wir loben Gott, daß auch uns das heute verkündigt wird. Auch wir sitzen in der Finsternis des Todes – darin unterscheiden wir uns nicht von dem alten Volk Israel. Auch wir seufzen und schreien nach Erlösung von unsern Feinden, nach Erlösung von unsrer Furcht und Glaubenslosigkeit, auch wir sehnen uns nach dem wahren Gottesdienst, nach Gerechtigkeit, Heiligkeit und Frieden. Aber wir haben nun doch ein volleres Zeugnis als das Alte Testament bis Johannes. Wir wissen es: Gott hat besucht und erlöst sein Volk, das Verheißene Heil ist erschienen, Christus ist gekommen. Laßt ihn zu euch kommen, laßt euch von ihm erlösen aus der Knechtschaft der Sünde zum heiligen Gottesdienst! Laßt uns darum beten, daß dieser Lobgesang unser eigener werde.

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5 . 7 . Z U O F F E NB A RU N G 2 2 , 1 0 – 1 7 ZUM 2 . A DVENT 2. Advent. Offenbarung 22,10–17. 51 [10Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! 11Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig. 12Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden. 13Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. 14Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt. 15Denn draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge. 16Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches euch zu bezeugen an die Gemeinden. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David, der helle Morgenstern. 17Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.]

»Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch«. Die Bibel sollte unversiegelt, allgemein bekannt, allgemein geglaubt sein. Und doch ist uns heute kein Buch so versiegelt wie dies. Als offenes Buch liegt uns heut allein vor Augen, was hier in der Welt gesagt und geschrieben wird. »Offenes Buch« ist uns der Mensch, wir glauben seine Art durchschauen zu können (dagegen 1. Korinther 2,11.8), wir glauben ihn deshalb erziehen zu können zu einem Bilde, das uns gut scheint. »Offenes Buch« ist uns diese Zeit, wir glauben in ihr die Gerichte und Barmherzigkeiten Gottes zu erleben, wir glauben an ihre Ewigkeit. Aber verschlossen ist uns die Bibel, ein Buch mit sieben Siegeln, weil sie gegen das alles verkündet: »Die Zeit ist nahe.« Die Botschaft davon, daß diese Zeit durch Gottes Zeit begrenzt ist, daß Wert und Unwert in dieser Zeit sich an Gottes Urteil in seiner Zeit wird messen lassen müssen. Mit der Botschaft »die Zeit ist nahe« kommt eine neue Angst und eine 51. Anschluss auf der siebenten Seite. Bethge handschriftlich am Anfang und am Ende dieser Predigtmeditation: »Schönherr«.

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neue Erwartung in die Welt, die man nicht aus dieser Welt gewinnen kann. I. Die Scheidung jetzt. Diese Botschaft von der nahen Zeit Gottes scheidet die Menschen. Die einen glauben ihr, und machen damit ernst, die andern glauben nicht. Die Botschaft scheidet die Menschen in Gut und Böse. »Wer böse ist, soll böse bleiben …« Das was jetzt geschieht, hat entscheidenden Charakter für seine Zeit. Der Weg, den wir jetzt betreten, geht gradlinig fort bis zu seinem Gericht. Wer sich heute durch die Lüge beschmutzt, wird auch vor Seinem Stuhl schmutzig sein, wer sich heute durch den Glauben reinigt (vergleiche 14a im griechischen Text 52), wird auch einst vor Ihm rein sein. (Die einzelnen Prädikate in Vers 11 immer im Zusammenhang mit dem Zeugnis von Gottes naher Zeit zu verstehen, nicht als »Tugenden«.) Das Buch ist unter uns und scheidet, seht ihr zu, wohin ihr dabei zu stehen kommt! Was jetzt geschieht, ist nicht revisionsfähig, wir können nicht heute diesen, morgen jenen Weg gehen wollen, denn die Zeit ist nahe! II. Der Richter. Denn schon sagt der Herr: Siehe ich komme bald! (Vers 12) Das Ende unsrer Wege steht unmittelbar bevor. Das Ende unsrer Wege ist nicht hier bei uns, sondern einst im Gericht, wenn Gott die Lebendigen und die Toten richten wird. Nicht Erfolg, Ruhm, Glück, Persönlichkeit, entscheidet über den Wert unsres Lebens, sondern das Urteil Gottes über unsere Werke. Das Recht zu diesem Urteil gibt dem Herrn die einzigartige Stellung, seine Gottheit, sein A und O-sein. Er ist Anfang und Ende der Welt, in seiner Hand steht ihr Werden und Vergehen, darum muß alles, was hier geschieht, sich vor ihm verantworten. Deshalb kann nur vor ihm bestehen, wer seine Gebote hält (14a). Seine Gebote sind das entscheidende Kriterium in der Welt für alles Tun, nicht Nützlichkeit oder Wert für den einzelnen oder das Volk. Weil er der Herr von Anfang und Ende ist, darum sind seine Gebote das letztlich Entscheidende, das einzige, was mit vollem Ernst ganzen Gehorsam fordern kann. 52. Luthers Übersetzung »Gebote halten« folgt einer anderen Lesart als dem Haupttext im griechischen Neuen Testament in der Ausgabe nach der Neubearbeitung 1927, der (wie Offenbarung 7,14) »Kleidung waschen« besagt.

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Am Halten seiner Gebote entscheidet sich, ob wir die Wahrheit des Herrn, seine Herrschaft über die Welt oder die Lüge, die ihn nicht kennen will, liebhaben. Daran entscheidet sich zwar nicht irdisches Glück oder Unglück, aber ob wir teil bekommen am Baum des Lebens (14b), am ewigen Leben durch seine Auferstehung, und ob wir Bürger werden in seiner Stadt, in unüberwindlicher Gemeinschaft unter der Herrschaft unseres Herrn Christus in der Herrlichkeit, – oder (15) ob wir draußen bleiben müssen als die Unreinen oder Dämonischen, die selbst nach Gottes Allmacht streben, oder [als] Hurer und Totschläger und Götzenanbeter, als die, die in der Lüge Gottes Herrschaft und seine Befehle verleugnen. III. Der Ruf der Gemeinde. Nicht ungewarnt werden wir uns solcher Scheidung unterziehen müssen. Der Herr hat seine Zeugen gesandt (16a), die Bibel ist uns gegeben, die Gebote Gottes sind gegeben, die Botschaft von Christus ist verkündigt. Die Botschaft der Bibel, deren Inbegriff Christus ist (16b), dessen Heilstat das Handeln Gottes mit seinem Volk überhaupt erst begründet (Wurzel des Geschlechtes David) (Beitrag zur Frage: »Christus im Alten Testament« 53) und dessen Wiederkommen vom Alten Testament wie Neuen Testament erwartet ist (Numeri 24,17) als das Anbrechen des neuen Tages, der Zeit des Herrn. Das Zeugnis von Christus als dem Anfang, Ende und Inbegriff aller Heilsgeschichte ist da. Es will gehört werden. (17) Es gibt einen Ort in dieser Welt, wo dies Zeugnis gehört wird. Es ist die Kirche, die irdische Gemeinschaft der Glaubenden, die von Gottes Geist geleitet wird, und zugleich die himmlische Braut Christi, die in vollkommener Liebe Gemeinschaft mit ihrem Herrn hat. Und weil sie die Botschaft von der »nahen Zeit« hört, darum kann sie nicht anders als in Glauben, Lieben und Hoffnung sprechen: Komm! Ein Gebet, das jeder einzelne der Gemeinde wie die gesamte Kirche täglich spricht. Sie spricht es in sehnlicher Erwartung. Denn sie hat Durst bekommen in der Wüste dieses Lebens, sie hat Durst nach dem ewigen Leben, sie hat Sehnsucht nach der Herrlichkeit der Stadt Gottes, heraus aus der Not und dem Elend und der Verachtung und der Schutz53. Wilhelm Vischers Buch »Das Christuszeugnis des Alten Testaments« (1934) fand Beachtung in Finkenwalde.

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losigkeit, heraus aus der Not, daß ihr Herr Jesus so lange bleibt. Die Türen der Kirche stehen offen, die Bibel ist aufgeschlagen. Wen dürstet, der komme! Ihr könnt euch entscheiden: Wer will, für den ist das Geschenk Gottes bereit! 54 5 . 8 . M ED I TAT I O NS TE X T E U N D BI B E LL E S E Meditationstexte 55 17.–23. November: 1. Petrus 3,1–17 15.–21. Dezember: Offenbarung 2,1–11 24.–30. November: 1 Petrus 3,18 – 4,6 22.–28. Dezember: 2,12–29 1.–7. Dezember: 1 Petrus 4,7–19 29. Dezember–4. Januar: 3,1–13 8.–14. Dezember: Offenbarung 1 5.–11. Januar: 3,14–22. Bibellese Johannesevangelium zuende, – wir sind bis c. 9 gekommen, – im A.T. kleine Propheten (wir bis Amos). Danach Genesis und Offenbarung Johannis.

54. Die drei Predigtmeditationen verschickte Schönherr mit dem ersten Rundbrief aus Finkenwalde. Er schickte sie auch seiner Verlobten Hilde Enterlein; sie sollte die Verfasser erraten. In ihrem Brief vom 18. November 1935 versuchte sie es (Lass es uns trotzdem …, 126). »Am besten gefällt mir Offenbarung 22,10–17. Wenn Du nicht geschrieben hättest, Du predigst über Offenbarung 22,1 ff, hätte ich gesagt, die war von Dir«. Im Brief vom 19. November löste Schönherr auf (Lass es uns trotzdem …, 127): Meditation zu Offenbarung von ihm, zu Matthäus von Maechler, zu Lukas von Kanitz. 55. Auf der achten Seite unten.

5. Erster Brief aus Finkenwalde

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5 . 9 . Z U M D R E IU N D Z WA NZ I G S T E N S O NNTA G N A C H T R INI TATI S Meditation zum 23. Sonntag nach Trinitatis 56 Freier Text: Offenbarung 2,1–7. [1Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern: 2Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und daß du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden; 3und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden. 4Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest. 5Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust. 6Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse. 7Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.]

Vorbemerkung. Die letzten Sonntage des Kirchenjahres, die im Schein des Totensonntages, der Wiederkunft Christi und des jüngsten Gerichtes stehen, die uns also vor das Ende aller Dinge stellen, fordern auch die Bekennende Kirche auf, sich Rechenschaft zu geben über den Zustand, in dem sie sich befindet und über die Verantwortung, die sie ihrem Herrn schuldig ist. Ich habe dafür ausnahmsweise einen freien Text gewählt, der aber doch in die Perikopenreihe dieses Sonntages hineingehört, da er 56. Im Kirchenjahr folgt der Trinitatis-Sonntag (Dreieinigkeits-Sonntag) auf den Pfingst-Sonntag; die Sonntage nach dem Trinitatis-Sonntag werden als »1. Sonntag nach Trinitatis«, »2. Sonntag nach Trinitatis« und so weiter gezählt. 1935 war der »23. Sonntag nach Trinitatis« der Sonntag vor dem 1. Advent. In der Zwischenbemerkung vor der Meditation zum 1. Advent hatte Schönherr geschrieben, dass zum Totensonntag »eine Meditation nicht mehr diktiert werden konnte«. Der Platz, an dem in Bethges Sammlung diese Meditation liegt, lässt vermuten, dass sie später doch diktiert wurde. Sie umfasst drei Seiten (maschinenschriftlich paginiert: – 2 –, – 3 –). Verfasser ungenannt.

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mindestens mit dem neuen Evangelium (Matthäus 10,24–33) in innerer Verbindung steht. Ich führe das, was ich sagen möchte, in einer praktischen Exegese durch. 1. Christus und seine Gemeinden. (Vers 1.) Wir sind immer wieder leicht geneigt, dem Leben einer christlichen Gemeinde eine starke menschliche Eigengesetzlichkeit zuzubilligen. Wir sehen hier Menschen am Werk, die eine Sache auf Christus hin treiben, aber doch so, daß der Schwerpunkt des Handelns bei diesen Menschen liegt. Aus den Sendschreiben der Offenbarung erfahren wir nun, wie sehr der Herr selber an dem Leben der Gemeinde beteiligt ist. Nicht von uns, sondern von ihm geht alles aus. Er ist der, »der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben güldnen Leuchtern«. Kapitel 1,20 ist gesagt worden, daß die Sterne die »Engel« der Gemeinden sind und die Leuchter die Gemeinden selber. Ich kann mich hier nicht auf eine Untersuchung dessen einlassen, was unter dem »Engel der Gemeinde« zu verstehen ist, sondern möchte nur bemerken, daß es meiner Meinung nach dabei um einen wirklichen Engel geht, nämlich den Schutz- und Regierungsengel der Gemeinde, der ihr himmlischer Repräsentant ist. Es kommt dann im Grunde auf das Gleiche hinaus, ob vom Engel oder von der Gemeinde gesprochen wird. Das, was vom Engel gesagt wird, gilt immer auch zugleich von der Gemeinde und umgekehrt. Wie aber ist dann das Verhältnis Christi zur Gemeinde? Er hält sie in seiner Rechten. Mit seiner Rechten tut Gott seine großen Wunder und zerschlägt seine Feinde (2. Mose 15,6), und mit seiner Rechten schützt er die Frommen (Psalm 63,9). Christus ist also Schutz und Trutz seiner Gemeinde. Sie ist dadurch freilich auch ganz und gar auf ihn angewiesen. Wenn er sie aus seinen Händen losläßt, dann ist sie verloren. Das Bild von dem Wandel unter den sieben Leuchtern drückt dann den Gedanken der Gemeinschaft aus, in der Christus mit den Gemeinden steht. So wie Gott im Paradiese unter den Menschen wandelte, so wandelt er unter den Seinen. Er kennt sie darum sehr genau (»Ich weiß« beginnt Vers 2), und ist ganz hingegeben an sie. Dort, wo der Herr gewissermaßen in seinem eigenen Lande ist, muß er verlangen, daß alles so ist, wie es seinem Willen entspricht. So also ist das Verhältnis der Gemeinde zu Christus.

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Sie lebt aus seiner Hand, und sie soll wandeln in seiner heiligen Gegenwart. 2. Die Werke der Gemeinde. Eine Gemeinde wird nach ihrem Werk gefragt. Die Offenbarung ist voll davon, die Bedeutung der Werke für die Gemeinde und den einzelnen Christen (14,13 »ihre Werke folgen ihnen nach«) zu unterstreichen. Wir werden dagegen nicht die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben ausspielen wollen. Gewiß steht bei Paulus, in seiner Auseinandersetzung mit der Werkfrömmigkeit des Judentums, der Glaubensgedanke im Vordergrund, aber auch er kennt die Bedeutung der Werke für den Christen am jüngsten Gericht (2. Korinther 5,10). Für den Apokalyptiker ist die Kampfhaltung des Apostels Paulus eine überwundene Sache. Für ihn ist es selbstverständlich, daß wir durch die guten Werke nicht in den Himmel kommen, sondern durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. Aber dann spielen freilich die Werke wieder ihre Rolle, nicht als der Weg zur Seligkeit, aber als Ausdruck der christlichen Existenz. Die Werke »folgen nach«, das heißt sie sind die notwendige Begleiterscheinung des Christseins. Wer keine oder mangelhafte Werke aufzuweisen hat, zeigt damit, daß er nicht die rechte Beziehung zu Christus gehabt hat. In diesem Sinn allein können dann die Werke über Seligkeit oder Unseligkeit entscheiden. Die Werke, von denen hier die Rede ist, zerfallen in zwei Teile. Es geht um Mühe (Kopos) und Geduld (hypomone). Die Mühe bezieht sich auf das innere Leben der Gemeinde, die Geduld auf ihre Haltung gegenüber der sie verfolgenden Welt. In beiden Punkten wird die Gemeinde in Ephesus gelobt. Fragen wir uns, ob unser Herr Anlaß hat, uns gleichfalls zu loben! Was ist es mit der »Mühe«? Die Gemeinde in Ephesus hat sich der falschen Apostel erwehrt. Wir finden in der Didache (11,8 ff) Anweisungen darüber, wie man falsche Sendboten zu entlarven habe. Hier geht es offenbar um Schwindelpropheten, die nichts weiter wollen, als sich auf Kosten der Gemeinde einen guten Tag machen. Die falschen Apostel in Ephesus scheinen Irrlehrer gewesen zu sein, wie der Zusammenhang der Briefe klar macht, wo immer wieder auf die falsche Lehre hingewiesen wird. (Mit den Nikolaiten, die Vers 6 nebenher erwähnt werden, auf die näher einzugehen sich hier nicht emp-

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fehlen dürfte, da späterhin von ihnen ausführlich gehandelt wird, dürften sie freilich kaum etwas zu tun haben.) Jedenfalls: in der Gemeinde hat sich Irrlehre breit gemacht, und man hat sich von ihr geschieden. Das war eine Tat, um derentwillen Christus die Gemeinde lobt. Fragen wir uns, ob wir ebenso tapfer in Sachen der falschen Lehre stehen. Die Gemeinde hat die Vollmacht, die Geister zu prüfen und, wenn es sein muß, sich von ihnen zu scheiden. Lassen wir uns nicht abschrecken durch den Vorwurf, daß hier blutleeres Theologengezänk getrieben werde oder durch das Ausspielen des lebendigen Lebens gegen die tote Lehre. Ohne rechte Lehre gibt es auch kein rechtes Leben. Das schwächliche Geltenlassen aller möglichen »Richtungen«, wie man sich dann abschwächend auszudrücken pflegt, zeigt nur, daß wir den Glauben an die eigene Sache verloren haben und selber richtungslos geworden sind. Aber was ist es nun mit der Geduld? »Du hast um meines Namens willen (Schweres) ertragen und bist nicht müde geworden«, heißt es. Die ephesinische Gemeinde ist nicht nur von innen sondern auch von außen her angegriffen worden. Sie hat zu leiden gehabt unter all den törichten Anschuldigungen, die immer wieder von der Welt her gegen eine Schar von Menschen, die an einen Gekreuzigten und Auferstandenen glaubt, erhoben werden. Gerade dies ist ja auch die Lage, unter der wir leiden. Die Reaktion gegen das Evangelium ist in der Welt wieder stärker geworden als in vergangenen Zeiten. In einer Gegenwart, wo alles auf die Selbstherrlichkeit des Menschen gestellt ist, weiß man naturgemäß mit Leuten, die singen: »Es ist doch unser Tun umsonst / auch in dem besten Leben« 57, nicht viel anzufangen. Was aber sagen wir dazu? Ist nicht immer wieder viel falsche Erbitterung in unsern Reihen? Pochen wir nicht den Angriffen gegenüber auf unsere Verdienste oder unser gutes Recht? Schlagen wir nicht viel zu kräftig auf den Tisch: »Wir weisen zurück … wir fordern … wir erwarten … wir können nicht mit ansehen«. Und doch wird nur eins verlangt, daß wir Geduld haben. »Laßt euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden. … als widerführe euch etwas Seltsames«, sagt Petrus (1. Petrus 4,12). Wie sollte sich denn das 57. Aus der zweiten Strophe von Martin Luthers Lied »Aus tiefer Not schrei ich zu dir«, EG.BP 140.

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Ärgernis des Evangeliums nicht auswirken? Und wie sollte Gott das nicht wissen? Er setzt der Gemeinde ihre Prüfungszeit, und alle unsere Ankläger sind Werkzeuge in seiner Hand. Das Verlassen der ersten Liebe. Man möchte denken, daß die Gemeinde in Ephesus eine Mustergemeinde ist. Wo geschieht denn das auch, daß man wirklich feststeht in der Lehre, und daß man die nötige Geduld erweist? Aber nun hören wir doch, daß sie hart getadelt wird. Die Gemeinde hat die »erste Liebe verlassen«. Also das kann möglich sein, daß man auf reine Lehre hält und geduldig ist, und daß man doch die erste Liebe verläßt. Aber was ist es nun mit diesem Verlassen? Es muß etwas sehr Schlimmes sein. Wenn Johannes Vers 5 sagt: »Gedenke, von wo du gefallen bist«, so steht ihm offenbar so etwas wie ein neuer Sündenfall vor Augen, ein zweites Herausgehen aus dem Paradies (auch Vers 7b zeigt, daß die Vorstellung vom Paradies seine Gedanken begleitet haben muß). Wenn das so ist, so kann es sich beim Verlassen der ersten Liebe nicht um das Aufhören des urchristlichen Enthusiasmus handeln. Nicht darum kann es also auch bei uns gehn, daß die erste Begeisterung jener schweren Kampftage, die die Kirche Christi unter uns durchzumachen hatte, jenes Erleben des »Herz und Herz vereint zusammen« 58 nachgelassen oder gar aufgehört hat. Wir sind sachlicher, kühler, nüchterner geworden. Aber das ist ja eine innere Notwendigkeit. Die erste Schlacht wird immer mit Begeisterung geschlagen, im Stellungskrieg hört jeder Enthusiasmus auf. Deswegen kann uns unser Herr also nicht tadeln. Die richtige Deutung scheint mir an dem Verständnis des »erste« zu liegen. Es heißt protos, nicht proteros. Proteros würde einen früheren Zustand bedeuten, also dann vielleicht die enthusiastische Liebe jener ersten Zeit. Protos bezeichnet die Qualität. Mit »erste Liebe« ist die an erster Stelle stehende Liebe gemeint, die Liebe, die ganz und ausschließlich auf den einen Herrn gerichtet [ist], der so geliebt wird, daß nichts anderes daneben geliebt wird, den man also wirklich über alle Dinge liebt. So kann man lieben, auch mitten in der Nüchternheit eines zähen und scheinbar nicht aufhören wollenden 58. Beginn eines Liedes aus der Brüdergemeine von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und Christian Gregor, EG.BP 108.

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Kleinkrieges. Es geht also ganz einfach um das erste Gebot 59. Der Gemeinde in Ephesus wird vorgeworfen, daß sie nicht alle ihre Hoffnung allein auf den Herrn setzt, sondern daß sie daneben offenbar noch andere Stützen hat, an denen sie sich festzuhalten gedenkt. Hier trifft uns nun auch das Wort. Ist das nicht auch unser Zustand, daß wir aufgehört haben, von Gott und seinem Werk allein Hülfe zu erwarten, und daß wir statt dessen im Kirchenkampf angefangen haben, wieder Kirchenpolitik zu treiben, das heißt auf allerlei andere Mächte zu schielen (und wenn das die Kirche selber wäre, nämlich: Recht und Anspruch der Volkskirche), die uns helfen sollen? Wir stehen in der Gefahr, wieder in eine Art landeskirchlicher Eigenexistenz hineinzukommen, anstatt uns ganz von der Rechten des Herrn tragen zu lassen, wo dann eben auch allerhand andere Faktoren (der Staat, das Volk) in Sachen von Glaubensentscheidungen (nur um solche handelt es sich freilich) einen bestimmenden Einfluß auf unser Handeln gewinnen und nicht Gottes Wille allein ausschlaggebend ist. Wir müssen es uns sogar gefallen lassen, daß man jeden Versuch, wirklich aus dem Glauben heraus zu handeln, selbst in den eigenen Reihen Schwärmerei nennt (»Wir leben doch nun einmal nicht im Himmel oder in einem luftleeren Raum«), wo es doch ganz klar ist, daß die Schwärmerei immer dort anfängt, wo man auf Gott und irdische Mächte zugleich sieht, Himmlisches und Irdisches also miteinander vermischt. Daß die Gemeinde in ihren Entscheidungen allein auf Gott schaue, daß sie es daraufhin wage, wenn es sein muß, auch durch ein finsteres Tal [Psalm 23,4] zu gehen, »töricht« zu handeln, ist nicht Schwärmerei, sondern ist der uns gebotene Glaubensgehorsam. Wo wir nicht so handeln, werden wir dem harten Vorwurf Christi begegnen, daß wir die erste Liebe verlassen haben. Die Drohung und Verheißung Christi. Das ist der Ernst der Beziehung zu Christus, daß es hier um ein Entweder–oder geht. Man kann Christus nicht halb haben. Er 59. Exodus 20,3: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.« Dazu Luther im Kleinen Katechismus (BSLK 507): »Wir sollen Gott über alle Ding fürchten, lieben und vertrauen.« Bonhoeffer legt in der Beilage zum 13. Rundbrief vom 25. Oktober 1936 »erste Liebe« (Offenbarung 2,4) nicht vom Ersten Gebot her aus.

5. Erster Brief aus Finkenwalde

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kann seine Herrschaft nicht mit andern Mächten und Gewalten teilen. Wo man ihm dient, kann man nicht noch auf andere Herren Rücksicht nehmen. Die Gemeinde hat ihr Werk ganz zu tun, sonst nützt ihr auch ihre Lehrreinheit und ihre Geduld nichts, Christus wird ihren Leuchter umstoßen. Es kann sein, daß, auch wenn der Leuchter umgestoßen ist, die Gemeinde noch weiter besteht, so wie für uns ein Stern noch lange Zeit weiter leuchtet, der schon erloschen ist. Es kann sein, daß eine solche Gemeinde in Betriebsamkeit und Eifer steht. Aber Christus ist fortgegangen, er hat mit der Gemeinde nichts mehr zu tun und das wird man spüren. Wo die Kirche nicht ganz von ihrem Herrn lebt, da wird sie unglaubwürdig und verfällt der Verachtung auch der Kinder der Welt, und diesmal mit Recht. Wir müssen uns sagen, daß auch für die Bekennende Kirche die Möglichkeit besteht, daß ihr Leuchter umgestoßen wird, aber wir dürfen auch wissen, daß allezeit die Rückkehr zur ersten Liebe uns offen steht. Das ist in der Kirche anders als sonst in der Welt. Wer in der Welt die erste Liebe zu einer Sache oder Bewegung aufgegeben hat, pflegt endgültig sich von ihr getrennt zu haben, oder er hat sich endgültig die Möglichkeit neuer Aufnahme in die Sache verscherzt, anders ist es in der Kirche. Hier ereignet sich das Wunder, daß Gott uns nah und gnädig ist, immer wieder von neuem. Alle Morgen ist seine Güte neu [Klagelieder 3,22 f], und er vergibt denen, die die erste Liebe verleugnet haben sieben mal siebenzig mal [Matthäus 18,22]. Darum fordert Johannes die Gemeinde zur Buße auf. Darum können auch wir aufgefordert werden, uns wieder ganz in Gottes Hand zu stellen und allein auf seine Befehle zu schauen. Gott kann uns zu Siegern (7b) machen mitten in unsern Niederlagen und Treulosigkeiten.

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6 . Z W E I T ER B R I E F A U S F INK E N WA LD E 29. November 1935 60 2. Brief aus Finkenwalde Liebe Brüder! Wir schreiben Euch, damit Ihr wißt, daß Ihr in den nächsten Tagen nicht allein gelassen seid. Nach den Vorgängen der letzten Tage 61 [werden 62] wir ja nunmehr allen Ernstes mit einem Verbot der Bekennenden Kirche – beziehungsweise vielleicht in der getarnten Form eines Verbots unserer Kirchenleitung – rechnen müssen. Unsere Kirchenleitung steht nach wie vor fest zu Barmen und Dahlem [1934]. Wir wollen Euch dazu Folgendes sagen: 1. Lasset Euch unter keinen Umständen irre machen durch die Rede, wir seien eine »Bewegung« aber keine Kirche. Damit ist alles in Barmen und Dahlem Gesagte aufgegeben, wir stehen damit in der Linie der Glaubensbewegung Deutsche Chris60. NL A 48,2 (2.): Hektographie, eine Seite, von Bethge handschriftlich – durch Anweisungen an den Setzer (bei der Datumsangabe steht »klein kursiv«, bei der Überschrift »9 A.« [Schriftgrad 9 Antiqua]) und eine Anmerkung – vorbereitet für den Druck 1959 in GS II 459 f, Abdruck DBW 14, 101–103. Bethge-Zusatz zum Datum: »Freitag«. Links oben auf dem Blatt: »Ri. Gru.« (Rundbriefexemplar aus Grunows Akten). 61. Bethges Anmerkung »1.)«, die Aufstellung zu »den Vorgängen der letzten Tage« in lateinischer Schrift auf dem Hektographie-Blatt, für GS II 459 (dort Hinweis auf Wilhelm Niemöllers Handbuch des Kirchenkampfes, 1956, 168 f, 357 f): »3. Oktober 1935: Erste Verordnung des Kirchenministers Kerrl zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24. September 1935. Bildung der Ausschüsse und Finanzabteilungen. 5. November 1935: Zweite, 21. November 1935: Dritte, 29. November 1935: Vierte Verordnung. Weitere Landeskirchenausschüsse. 2. Dezember 1935: Fünfte Verordnung. Verbot der Ausübung von kirchenregimentlichen und anderen Befugnissen durch ›Gruppen‹ oder kirchliche Vereinigungen betreffs Pfarrstellenbesetzung, Prüfungen, Ordination, Abkündigungen, Kollektenausschreibungen und Synoden zu berufen. 1. November 1935: Kirchliche Hochschule Berlin bei Eröffnung verboten. 21. [richtig: 27.] November 1935: Ergebnisloser Empfang des Preußischen Bruderrates bei Kerrl, von Pfarrer Müller[–Dahlem] abgebrochen.« In Bethges Bonhoeffer-Biographie wird dieser Eklat geschildert (DB 563 f). 62. In der Hektographie irrtümlich: »müssen«.

6. Zweiter Brief aus Finkenwalde

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ten 63. Wir sind eben keine Bewegung, sondern die Kirche Jesu Christi. 2. Mit dem Verbot unserer Kirchenleitung wäre die Bekennende Kirche verboten. 3. Auch eine verbotene Kirchenleitung bleibt unwiderruflich unsere Kirchenleitung, auf die wir uns jederzeit allein berufen müssen und deren Weisung für uns allein verbindlich bleibt. 4. Die Unterzeichnung irgendwelcher Reverse 64 ist ausgeschlossen. 5. Keine Anordnung, die eine solche unserer Kirchenleitung durchkreuzt oder aufhebt, darf ohne ausdrückliche Weisung der Kirchenleitung befolgt werden. 6. Ihr tragt in diesem Sinne Verantwortung für Eure benachbarten Brüder. Schließt Euch mit ihnen zusammen! 7. Wir brauchen Euch nicht zu sagen, daß wir uns über jeden freuen, der zu uns kommt. Liebe Brüder! Wir können uns auf Stunden, wie sie uns wohl bevorstehen, nicht anders rüsten, als durch starkes und anhaltendes Gebet und Wachsamkeit in allen Stücken. Es wird sich nun zeigen, ob unser Gebet und Leben immer schon eine Zurüstung auf diese Stunden des Bekennens gewesen ist. Wenn wir anhalten im Gebet, dann werden wir zuversichtlich darauf vertrauen dürfen, daß uns der Heilige Geist zur rechten Stunde die rechten Worte geben wird und daß wir treu erfunden werden. Es ist eine große Gnade, wenn wir mit anderen Brüdern zusammenstehen dürfen, aber, ob nah oder fern, uns verbindet jeden Tag das Gebet füreinander, dass wir am Tage Jesu Christi vereint in Freudigkeit vor ihm stehen sollen. Hier steht oder fällt dann jeder seinem Herrn. Christus sucht uns heim, das ist Advent – »Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er

63. Die Glaubensbewegung Deutsche Christen (DC) entstand seit 1932 unter starkem Einfluss der NSDAP. 64. Unterzeichner der von den Kirchenausschüssen vorgefertigten Erklärungen erkannten die Ausschüsse als ihre Kirchenleitung an und wurden als Pfarrer »legalisiert«, während die Theologenausbildung der Bekennenden Kirche seit dem 2. Dezember 1935 – Fünfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der DEK durch den Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten Hanns Kerrl – »illegal« war (DB 564 f).

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kommt, wachend findet« [Lukas 12,37a]. Es grüßen Euch herzlich Eure getreuen Brüder in Finkenwalde. 7. D RIT TE R B RIEF A US F INK E NWA L D E 7.1. BRIEF 14. Dezember 1935 65 3. Brief aus Finkenwalde Liebe Brüder! Wir sind nun sehr froh, daß wir Euch inzwischen noch unsern 2. Brief geschickt haben. Vielen wird sein Inhalt eine Selbstverständlichkeit gewesen sein, und doch wird jeder von uns dankbar dafür sein, wenn er das, was er von sich aus zwar schon weiß aber doch auch als sehr gefahrvoll weiß, noch einmal als ein Wort von aussen hören darf. Die Lage, wie wir sie jetzt sehen müssen, rechtfertigt den Brief ja mit allen ausgesprochenen und unausgesprochenen Konsequenzen. Die Anfechtung der nächsten Zeit wird aller Voraussicht nach die des Alleinseins sein. Schon rein äusserlich dadurch, daß durch Verbot der Bruderratsrundbriefe nur wenig Nachrichten zu dem einzelnen kommen und dann auch noch mit der ganzen Zweifelhaftigkeit der mündlichen Weitergabe. Aber noch viel ernster ist diese Anfechtung für uns alle geworden durch die Haltung der Lutheraner, angefangen mit dem Brief von Küßner 66 bis zum 65. NL A 48,2 (3.): Hektographie, aus Grunows Akten, sieben Seiten, Bogenzählung (1–4) und Seitenzählung (1–7) später handschriftlich; Teilabdruck GS II 461–463. Bethge-Zusatz zum Datum: »Sonnabend vor 3. Advent!« Oben auf der ersten Seite: »Med[itationen].: Neujahr Lukas 2,21 (Lekszas) Weihnachten Titus 2,11–13 (Bethge)«. Brief verfasst von Schönherr. Zum 14. 12. 1935 – auf den Tag ist dieser 3. Brief aus Finkenwalde datiert – trug Friedrich Trentepohl in seinen Amtskalender ein: »Abends … diktiere ich Alexander von der Marwitz einen Rundbrief in die Schreibmaschine.« 66. Das führende Bruderratsmitglied Theodor Küßner schrieb am 25. 11. 1935 an seine ostpreußischen Amtsbrüder: »Die ostpreußische Bekenntnissynode rüstet sich, ihre kirchenregimentlichen Befugnisse an den ostpreußischen Provinzialkirchenausschuß abzugeben« und sich danach aufzulösen

7. Dritter Brief aus Finkenwalde

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Marahrensbrief 67 an den Ausschuß. Für sie, die auf die Intaktheit ihres Bekenntnisses so stolz sind, ist die Sache der Bekennenden Kirche plötzlich nur ein »Anliegen«, die Vorläufige Kirchenleitung will – und das ist einfach unwahr – nie kirchenregimentliche Funktionen übernommen haben und stärkt dem unmittelbar vor dem Rücktritt stehenden Zoellner 68 den Rücken, sodaß der sich anders besinnt. 69 Nun ist die Vorläufige Kirchenleitung endlich auch gegangen und statt dessen eine bekenntnistreuere Leitung gebildet worden, 70 – heute liegt ein Rundschreiben von Niemöller und Genossen vor. 71 Die zer-

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70. 71.

(DB 573; in GS II 462 Anmerkung 1 hierzu Hinweis auf Wilhelm Niemöller, Handbuch, 181). Die Vorläufige Kirchenleitung der DEK (VKL) unter dem Vorsitz des hannoverschen Landesbischofs August Marahrens erklärte am 12. Dezember 1935 unter Zustimmung der lutherischen Landeskirchen (Bayern, Hannover, Württemberg) ihre Entschlossenheit, mit dem von Kerrl eingesetzten Reichskirchenausschuß zusammenzuarbeiten (GS II 462 Anmerkung 2 nach Wilhelm Niemöller, Handbuch, 161). Auf der Grundlage des Gesetzes vom 24. September 1934 zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche hatte Kerrl am 3. Oktober 1935 den angesehenen lutherischen Generalsuperintendenten Wilhelm Zoellner mit der Bildung von Kirchenausschüssen und Führung des Reichskirchenausschusses beauftragt; von diesem Amt trat Zoellner erst am 12. Februar 1937 zurück (DB 559 und 650). Schönherr am 14. 12. 1935 – auf den Tag ist auch dieser Rundbrief datiert – an Hilde Enterlein: »Mahrahrens (ich kann den Kerl immer noch nicht richtig schreiben, will’s auch nicht!) hat uns in aller Form verraten. Die sogenannte VKL ist zu Zöllner [Vorsitzender des Reichskirchenausschusses] gelaufen, um ihm den Rücken zu stärken, der hat ihnen erklärt, daß er eigentlich eine Viertelstunde darauf hätte zurücktreten wollen, aber nun … Die VKL hat sich aufgelöst, will es auf einmal nicht gewesen sein: Sie habe sich nur als Vertretung eines besonderen Anliegens aufgefaßt und niemals kirchenleitende Funktionen ausgeübt. Das ist ja angesichts von Tatsachen glatt gelogen. Ja, die Angst! Die BK ist plötzlich wieder ›Anliegen‹, das hört sich grotesk an aus den Kirchen, denen wir um des Bekenntnisses willen (das sie gepachtet haben, denn ein anderer Christ kann ja garnicht bekennen) schlechter sind als die DC [Mitglieder der Glaubensbewegung Deutsche Christen] in Hannover oder Bayern. Die sind eben ›lutherisch geboren‹« (Lass es uns trotzdem …, 143 f). Die Auflösung der VKL war erst am 19. Februar 1936 vollzogen; die neue Vorläufige Kirchenleitung (VL) bildete sich am 12. März 1936 (DB 586). Das »Schreiben der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen mit staatlich nicht anerkannter Kirchenregierung an Pfarrer, Älteste und Gemeinden, die Ausschüsse nicht als rechtmäßige Leitung anzuerkennen« vom Advent 1935 (GS II 462 Anmerkung 3 nach Wilhelm Niemöller, Kampf und Zeugnis

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störten Kirchengebiete sind also isoliert, – und es könnte ja angesichts Art. XXVIII Confessio Augustana 72 gerade sein, daß wir die bekenntnismäßig intakten sind … Die notwendige Folge macht sich ja nun selbstverständlich bemerkbar: Der ganze Apparat der Presse und der öffentlichen Meinungsbildung wird nun gegen die noch bleibenden »Friedensstörer«, die Bekennende Kirche in der Altpreussischen Union eingesetzt. Das hat gegen Jacobi 73 ja bereits angefangen. Wer weiß, wie da unsere Gemeinden stehen werden. Aber es geht um Bekennen und Verleugnen, um der Seelen Seligkeit, und da müssen wir eben stehen, wenn auch ganz allein. Es ist status confessionis [Bekenntnisstand], und zwar des Bekenntnisses zur Freiheit der Kirche und da gibt es weder dauernde noch vorübergehende Lösungen, die nicht der vollen Wahrheit entsprechen. Es scheint so, als ob wir Finkenwalder jetzt in ganz besonderem Maße unsere Verantwortung spüren müssten. Wir haben uns lange genug auf die Zeit des Alleinseins und des Kampfes gerüstet. Nur mit besonders freudigem Dienst ist die lange Ruhezeit zu verantworten. Und wir haben auch die Mittel dazu, in diesem Kampf stehen zu können. Laßt Euch noch einmal an die Meditationszeit erinnern, für die wir einfach Zeit haben müssen, wenn wir soviel Zeit für die »Arier«, die »andre Aufgabe der Kirche« 74 (so recht euphemistisch Zenke), aufbringen. Nur in Gebet und Meditation können wir unser Alleinsein überwinden durch die Nähe unsres Herren, der uns in Gebet der Bekennenden Kirche, 1949, 306) kam vom altpreußischen Bruderrat (Martin Niemöller, Müller–Dahlem). 72. Artikel 28 des Augsburgischen Bekenntnisses (1530) mahnt, man solle »die zwei Regiment, das geistlich und weltlich, nicht in einander mengen und werfen« (BSLK 122), also den Staat nicht in die Kirche hineinregieren lassen. 73. Trentepohls Eintragung im Amtskalender am 6. 12. 1935: »… da Bruder Koch Nachricht bekommt, daß gegen P. Jacobi und Scharf, die Leiter der Brandenburger Synode, der Vorwurf des Hochverrats erhoben werden soll, warten wir [im Finkenwalder Predigerseminar] erst ein Ferngespräch ab.« Gerhard Jacobi war seit 1934 Präses der Bekennenden Kirche in Berlin. Er zählte zu den »Dahlemiten«, die wegen ihres Beharrens auf den Beschlüssen der Dahlemer Reichsbekenntnissynode von 1934 als »radikale Fanatiker« etikettiert wurden (DB 486). 74. Der Staat verlangte von der Kirche, die »arische« Abstammung von Personen durch Auszüge aus den Kirchenbüchern zu belegen.

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und Wort seine Nähe verheißen hat. Wir müssen das glauben und wirklich von daher zu leben versuchen, indem wir uns auf seine Verheissungen verlassen. Und weil wir nun von dieser Gemeinsamkeit in Christus wissen und aus ihr leben wollen, darum lasst uns auch in diesen Zeiten der Not unser Versprechen ganz ernst nehmen, die Brüder zu besuchen. Es ist heute alle Verantwortung bei den einzelnen. Laßt Euch vor allem auch sagen, daß wir jeden Abend mit unserm Gebet bei Euch sind und Euch so den besten Dienst tun, den wir Euch tun können. Wir sind dankbar gegen den, der die Gebete seiner Gemeinde erhört, daß wir aus Euren Briefen etwas von einem Gefühl des Gehaltenseins durch unsere Fürbitte herauslesen konnten. Wie wir überhaupt sehr froh sein können über das, was Ihr uns schreibt. Trotz den teilweise wirklich sehr schwierigen Verhältnissen klingt viel Zuversicht durch alle Eure Zeilen. Besonders leicht haben es da noch die Brüder Goebel und Danicke. Goebel lernt in der Berliner Stadtmission eine Gemeinde kennen, die es versucht einmal wirklich christliches Gemeindeleben, wie es in der Apostelgeschichte bezeugt ist, zu leben. Er ist erfreut über die Ruhe und Nüchternheit, mit der das versucht wird. Vielleicht findet er da die sichtbare Gemeinde, auf die hinzuarbeiten wir hier gelernt haben. 75 Wir würden uns natürlich besonders über Mitteilung von Erfahrungen freuen. Br. Danicke hat bei Br. Vogel– Dobbrikow 76 Gemeinde, Theologie und Kirchenpolitik aus erster Quelle, hat selber nur wenig zu tun und kommt so zu eigner Arbeit. Bei den Kaffeegesprächen mit Br. Vogel kommt er bisher zwar seinerseits noch nicht über ein »Ja, ja, ja« hinaus, das wird aber bei so konzentrierter Schule nun wohl sprunghaft anders werden. Eine volle Seelsorge schon als Vikar zu haben, scheint auch mir schwer möglich. Ich habs auch kaum gekonnt. Da wir gerade bei Briefen sind, die im schmunzelnden Ton geschrieben sind, muß nun unbedingt der von »Euerm Dicken, dem Ketzer« [Wolfgang Schrader] an seine »lieben Klos75. Bonhoeffer stellte in Finkenwalde Acta 2,42–47 unter die Überschrift »Die sichtbare Gemeinde« (DBW 4, 248 f; DBW 14, 429–434). 76. Heinrich Vogel war Pfarrer in Dobbrikow Kreis Luckenwalde. Lieder von ihm sind in eine Sammlung von Otto Riethmüller »Wehr und Waffen. Lieder der kämpfenden Kirche« 1935 aufgenommen (DBW 14, 720 Anmerkung 36).

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terbrüder« kommen. Der scheint also gleich große Attacke geritten zu sein. Erfolg totaler Sieg in seinem Dorf. Ich kann das bestätigen, sein Superintendent war des Lobes voll. Dramatisch muß die Hinfahrt mittels Leiterwagen gewesen sein, dramatisch die Reformationsfeier 77, bei der er deutlich geworden zu sein bekennt. Der opponierende Organist mußte weichen, trotz Ortsgewaltigem, und das Dorf freut sich über den gewaltigen Pastor. Seine 7-Zimmerwohnung ist seinem Ausmaß angemessen, ihr burgähnliches Äusseres ist so recht der Rahmen für seinen trotzigen Sinn. Hoffen wir, daß es so gut bleibt, wie es sich angelassen hat. Was am 2. Weihnachtstag in Pielburg bei Neustettin vor sich geht, darf ich nicht verraten. 78 Nett war es, daß wir verschiedene Male die Freude gehabt haben, wieder die Folgen seiner höchstpersönlichen Begrüßungen auf unserer Schulter verspüren zu dürfen. Dieselbe Freude (mit denselben Umständen, wenigstens bei mir) haben wir durch Br. Zenke gehabt. Er hat es leider sehr schwer. Seine Bußtagspredigt, ganz im Sinne unserer Meditation, hat ihm gleich schärfsten Widerstand eingetragen, sodaß eine zeitlang an eine Übersiedelung nach Kummerow nicht zu denken war. Er ist dankbar für den Rückhalt, den er trotz sachlich verschiedenen Standpunktes, bei seinem Vikariatsleiter, dem uns ja gut bekannten Br. Wendt 79 findet. Wir wünschen ihm, daß er bei allen Gutgesinnten Vertrauen findet, um recht arbeiten zu können, und hoffen ihn recht oft hier zu haben. Dasselbe auch von Br. Dufft, der uns zwar nicht geschrieben hat, von dem wir aber allerlei hören, Dell hat bei ihm gepredigt, er war zum Pfarrertag bei uns, morgen wird wieder jemand aus dem Seminar dort sein. Durch Schulschliessung aus Krankheitsgründen war seine Arbeit sehr erleichtert. In recht schwierige Verhältnisse scheint Br. Hellmann gekommen zu sein. Die Gemeinde ist anscheinend ganz lau, Rote Karten 80 auszugeben, kann er sich daher 77. 31. Oktober, Gedenken an den Tag vor Allerheiligen 1517, an dem Martin Luther seine 95 Thesen über Buße und Ablass an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben soll. 78. Vermutlich Schraders Verlobung. 79. Pommerscher (nicht BK-)Pfarrer. 80. Rote Karten (in anderen Kirchengebieten grüne oder graue Karten) erhielten eingetragene Mitglieder der Bekennenden Kirche. So bescheinigte die »Evangelische Bekenntnisgemeinde« in Dahlem am 16. April 1935 Frau

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nicht entschliessen. Das ist auch wohl richtig, denn Rote Karten sollen doch wohl heute die Zahl derer haben, die sich zur sichtbaren Gemeinde Christi halten, wenn eine solche nicht da ist, wäre das Ausgeben der Karten nicht ehrlich. Natürlich deprimiert solch ein inneres Unbeteiligtsein, aber damit heute aus einer toten Gemeinde eine wirklich lebendige werde, braucht es einer auf ganz weite Sicht angelegter Arbeit, angefangen bei der Jugend. Ich glaube, wir sollten alle fürbittend Br. Hellmanns Gemeinde gedenken, da hilft wohl nur ganz treues Gebet und froher Mut, der sich immer wieder, jeden Tag, im Sinnen über Gottes Wort stärkt. Das ist in solchen Gemeinden vielleicht die Hauptarbeit. Solch guter Mut klingt so recht aus dem Brief von Br. Bojack, der sich über eine treue Bekenntnisgemeinde freuen kann. Er wird, trotz allem, vom Konsistorium bezahlt und das ist natürlich für die Bekennende Gemeinde eine große Erleichterung. Er hat scheinbar noch Zeit für seine Examensarbeit über Luthers Abendmahlslehre, da geht es manchen andern anders. Sehr läßt er den Brüdern danken, die ihm zur Verlobung geschrieben haben. Hoffentlich bekommen wir bald wieder einen so frohen, zuversichtlichen Brief von ihm. Br. Preuß bedenkt uns immer wieder mit Grüßen, er ist eifriger Hörer Bonhoeffers 81 und ganz im Bann der Wissenschaft. Vorübergehender Gast des Kollegs war auch Br. Krüger, der schon nach kurzer Zeit wieder in Lieberose herausgesetzt worden war. Jetziger Aufenthalt mangels Nachricht unbekannt. Bruder Preuß, Goebel und auch Thiel und Kuhnert traf ich in Berlin anläßlich der Brandenburger Provinzialsynode, die sich ja bekanntlich so tapfer geschlagen hat. 82 Die beiden letzteren Paula Bonhoeffer, sie sei »in die Bekenntnisgemeinde aufgenommen und unter Nr. 896 in die Liste der Bekenntnisgemeinde eingetragen worden« (Bildband 111). 81. Wöchentlich am Dienstag Vormittag hielt Bonhoeffer Lehrveranstaltungen an der Berliner Universität. 82. Von einer Synode der Berlin-Brandenburger ApU-BK-Kirchenprovinz berichtete Schönherr Hilde Enterlein am 28. 11. 1935 (Lass es uns trotzdem …, 134 f): »Die Altpreußensynode hat sich von der VKL getrennt, das heißt wohl, daß die VKL sich den Ausschüssen zuliebe auflösen dürfte.« Am Anfang dieses 3. Finkenwalder Rundbriefs vom 14. Dezember hatte Schönherr – verfrüht – angenommen, die VKL sei »endlich auch gegangen und statt dessen eine bekenntnistreuere Leitung gebildet worden«.

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Brüder versicherten mich zwar ihres guten Willens zu schreiben, aber auch der Verhinderung durch die allzugroße Arbeit. Nun, hoffen und wünschen wir … Von Br. Keuschs Wirksamkeit als Betreuer von Bekenntnisgemeinden hörten wir durch Br. Goebel, wären aber nicht böse, wenn er uns selbst einmal berichtete. Nun müßte wohl das Seminar ’rankommen. Also, um es vornweg zu sagen: Wir leben noch, bisher außer Visite der Post 83 unbehelligt. Wir haben sogar noch Zuzug bekommen: Aus Brandenburg die Brüder Büsing und Schaaff. Wir sind froh, in Puncto Kirchenpolitik alle einig zu sein, wenn auch sonst jetzt gerade Krisenzeit ist. Aber ist bei allen der Wille zu Hören da, – und das dürfen wir glauben, – dann muß es ja werden. Halt, da ist mir ein lapsus [Versehen] unterlaufen: Ich habe den Brief von Br. Beckmann ganz vergessen, und das ist umso unverständlicher, als wir uns riesig über ihn gefreut haben. Zuerst einmal über seine erhebliche Zunahme hier im Seminar um 12 Pfund, was Frau Struwe 84 ein besonderes Lob eingetragen hat. Und dann über seinen regen Anteil an der Schlacht, die sich zwischen Organisten und Pastor in Klinze abspielt. Dieser Kriegszustand bringt es mit sich, daß Br. Beckmann in seinen Gottesdiensten nun auch wird den Kantor spielen müssen. Viel Glück! Und endlich ist Grund zur Freude der Plan, in der Weihnachtszeit einmal energisch Besuche bei den umliegenden Pfarrern zu machen. Ich darf da vielleicht gleich die Auskunft über seinen ehemaligen B.D.M. 85 Genossen Maechler anschliessen. Der ist mit Vibrans zusammen augenblicklich zur Vertretung von Br. Tietze in Alt-Damerow. Die beiden haben sich so geeinigt, daß Maechler Hund und Katze, die infolge 83. Gedeckt durch die »Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933« wurde unter Nichtachtung des Briefgeheimnisses Post zensiert; missliebige Passagen wurden mit Tusche geschwärzt. 84. Wirtschafterin im Finkenwalder Predigerseminar. 85. Offenbar wurde ein Quartier im Finkenwalder Predigerseminar im Anklang an »Bund Deutscher Mädel« (Hitlerjugend) mit diesen Buchstaben bezeichnet, vielleicht »[BD]Männer« wegen des Namens Beckmann. Im dreizehnten Brief aus Finkenwalde erscheint die Abkürzung »BDM« noch einmal in Verbindung mit diesem Namen: (Erwin) Beckmann »wohnt auch im BDM«.

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mangelnder Stubenreinheit natürlich Arbeit machen, und Vibrans die Charaktere der S.A. versorgt. Dafür arbeiten die beiden aber hier umso mehr, Vibrans wünscht das festgestellt zu sehen (dann zum Beispiel auch, daß er noch gar nicht so alt ist und so weiter – wie er behauptet nach § 11, da steht aber meines Erachtens was andres 86). Maechler hat den Kampf mit Richnow brieflich eröffnet und den Kampf mit der Unentschiedenheit der Gemeinde. Der Kirchenbesuch hat zugenommen und wir hoffen auch, in Bälde einen Kindergottesdienst einrichten zu können. Br. Onnasch hatte jetzt zwei Wochen volle Vertretung für Wick und ist deshalb zu nichts anderem gekommen. Br. Bethge hat wieder einen neuen Grund gefunden, nicht an seine Examensarbeit zu gehen, er hat Autofahren gelernt, na ja … Br. Lekszas hat in Greifswald tüchtig Besuche gemacht und sieht Erfolge. Br. Kanitz liebäugelt mit einer Hilfspredigerstelle in Schlawe, die aber sehr viel Arbeit mit sich bringen soll, daß er an sein Examen dort wohl nicht allzuviel denken können wird. Br. Dell und Vibrans arbeiten still vor sich hin, sie wollen uns leider beide Weihnachten verlassen. Ich habe hin und wieder vertretungsweise gepredigt und bin wenig zur Arbeit gekommen. Die Sache macht mir aber großen Spaß und darum schaffe ich, wenn ich einmal dabei bin, auch eine ganze Menge. Über ein wichtiges Ereignis ist noch zu berichten. Wir hatten am 2. Advent eine Adventsmusik mit unserer Gemeinde, die dadurch verschönt wurde, daß uns Frau Maß besuchte. Letzten Montag waren die Randower Pfarrer 87 wieder da, die in schöner Einmütigkeit dem Beschluß der Dortmunder Pfarrer zustimmten. Br. Rendtorff hielt den Bericht zur Lage. 88 Nun noch zum vorigen Rundbrief. Wir sind froh, daß wir damit scheinbar das Richtige getroffen haben. Und dann danken wir Euch, daß so viele unter Euch unsern Schritt beim Preussischen Bruderrat 89 auch als für sich getan bekannten. Br. Bonhoeffer kann heute keinen Gruß schreiben, er mußte 86. Bürgerliches Gesetzbuch § 11: »Ein eheliches Kind teilt den Wohnsitz des Vaters«. 87. Notbund-Pfarrer von Stettin-Land. 88. Heinrich Rendtorff, ab 1930 Landesbischof in Mecklenburg-Schwerin, war 1934 abgesetzt worden. 89. Der erste Finkenwalder Rundbrief enthielt das Schreiben des Predigerseminars Finkenwalde vom 10. 11. 1935 an den ApU-Bruderrat, zur pseudo-

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wegen Krankheit in der Familie 90 plötzlich nach Berlin reisen. Ich grüße Euch in seinem Namen und in aller Brüder Namen und in meinem eigenen von ganzem Herzen und freue mich auf Eure Antworten Euer Albrecht Schönherr 7 . 2 . Z U L U K A S 2 , 2 1 F ÜR NE U J A HR Predigtmeditation für Neujahr: Lukas 2,21. 91 [21Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er in Mutterleibe empfangen ward.]

Gliederung: I. Wie sollen wir Gottes Gebot im kommenden Jahr erfüllen? Im Namen Jesu, des Beschnittenen. II. Jesu Beschneidung heisst: Jesus stand unter denselben Geboten vor Gott wie wir, er ist unser Bruder vor Gott. III. Jesus ist mehr als unser Bruder. Denn sein Name heisst Helfer. Er will unser Heiland sein. IV. Jesus wird unser Helfer dadurch, dass er als Beschnittener Gott als Einziger gehorcht. V. Wir können den Weg der Gebote in dem Namen dieses Jesus gehen. (I). Was wissen wir von Beschneidung und was interessiert sie uns? (Eine jüdische Sitte; wenn Jesus in einem anderen Volke geboren wäre, hätte er andere Sitten und Gesetze angenommen.) Sie scheint uns belanglos zu sein. Wir fragen garnicht danach. Und nun erst heut am Neujahrstag. Gib uns doch lieber Antwort auf die Frage: Wie soll das nur werden im kommenden Jahr mit unserer Kirche, und was soll aus uns werden, wie sollen wir Gottes Gebote im kommenden Jahre erfüllen? Wir haben Furcht und Sorgen, nicht vor Ungewissem, sondern vor christlichen nationalsozialistisch-völkischen »Totenauferstehungsfeier« am 9. November 1935 »ein klares Wort zu sagen«. 90. Julie Bonhoeffer starb an Lungenentzündung am 13. Januar 1936 in Berlin; ihr Enkel Dietrich Bonhoeffer hielt am 15. Januar die Trauerfeier (DBW 14, 920–925). 91. Anfang der vierten Seite. Bethge handschriftlich: »Lekszas« (ist der Verfasser).

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bereits drohenden Wolken, die wir über uns hängen sehen. Jawohl, so höret mit neuen Ohren das Neujahrsevangelium, denn darauf gerade gibt es Antwort. Die Antwort lautet, im Namen Jesu, des Beschnittenen. (II). Ohne die Beschneidung wäre Jesu Namen, das heisst alles, was er uns ist, eine Unmöglichkeit. Beschneidung heisst Aufnahme in das Volk der Gebote Gottes, Aufnahme in die Gemeinde. Ein Beschnittener stand unter dem Schatten des Sinai. Gott sprach zu ihm: Du sollst mir gehorchen und dienen, mich fürchten und lieben. Tust du das, so will ich dir wohltun in tausend Glied [Exodus 34,7]. Aber zugleich stand der Beschnittene unter der Last der Gebote Gottes, denn Gott dräuet, zu strafen. Und vor ihm ist kein Fleisch gerecht [Galater 2,16]. Jesus wurde beschnitten, heisst, es war Gottes Wille, dass der Herr nicht nur unser Menschen-Bruder wurde durch seine Geburt, sondern unser Bruder vor Gott als unser Bruder in der Gemeinde. Er sollte auf dem gleichen Wege gehen, auf den wir von Gott gerufen sind, dem Wege des Gehorsams und der Folgsamkeit nach den Geboten. Der das Haupt der Gemeinde sein sollte, durfte nicht nur dem Leibe aufgesetzt sein, sondern musste bis in ihre eigene Verantwortung vor Gott ganz der ihre sein, Fleisch von ihrem Fleisch, Geist von ihrem Geist. Jesus machte dieselbe Situation durch wie der von Gott zu seinem Segen oder Fluch aufgerufene Mensch. Wenn die Reben beschnitten werden, wird ja der Weinstock selbst beschnitten. Wenn Jesus zur Gemeinde gehören sollte, musste er ganzer Israelit sein, das heisst wie alle anderen von Gott gerufen, beschnitten. Jesus ist unser Bruder in unserer Not vor Gott. Diese Not ist folgende: Der Feind dringt an und sucht, welchen er verschlinge [I Petrus 5,8], und will uns von Gottes Segen trennen. Werden wir in dem Streit gegen die widerkirchlichen Mächte in allem Glauben halten, Gott gehorchen können? (III). Wir gehen einen Weg der Furcht; Jesus geht neben uns. Wenn der Herr aber nur unser einer wäre, könnte er uns nicht helfen. Aber er ist mehr als wir, er trägt einen anderen Namen. Einen Namen, der schon vorher durch den Engel verkündet war, also einen Namen aus der Ewigkeit. Einen Namen, der über allen Namen ist, also Gottes Namen selbst: Jesus und kein anderer. Jeder Name ist Wirklichkeit und Macht. Ein Name aber allein ist Wirklichkeit und Macht Gottes: Jesus = Gott hilft.

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(IV). Wie macht Jesus seinen Namen wahr? Das Haupt gehört zum Leibe und ist doch über ihm. Also stand Jesus auf unserem Wege der Folgsamkeit gegen Gott als Beschnittener, und doch war sein Weg mehr. Er ist der Erste, der überhaupt auf dem Wege durchgedrungen ist, während wir alle stecken bleiben. Er hat Gehorsam geleistet durch Dornen und Kreuz hindurch. Wie sein der Anfang ist, weil er aus der Ewigkeit stammt, so ist auch sein das Ende des Weges. Zwischen diesem Anfang und Ende liegt nun unser Weg als ein Stück des seinen. Denn er, der denselben Weg gegangen ist, hat erfüllt, was wir erfüllen sollten und noch müssen. Jesus hat die Beschneidung, die ihn in den Gehorsam rief, als Einziger wahrgemacht. Darum ist er unser Helfer. Und nur darum lassen wir uns nicht beschneiden, weil er jetzt der Weg ist, der Gottes Willen und alle Gebote in sich fasst. Die Beschneidung war die Voraussetzung für den Jesusnamen, sein Gehorsam der Erweis, dass der Name Wirklichkeit war. (V). So lasst uns nun in aller Bangigkeit auf Jesu Kreuzesweg sehen, so ist uns geholfen. Lasst uns den Weg der Gebote gehen, denn wir haben den Namen Jesus, der unser Helfer ist. Er war auf dem gleichen Wege wie wir und ist durchgedrungen. »In Gottes Namen fahren wir« 92. Amen. 7 . 3 . Z U T I T U S 2 , 1 1 – 1 3 F Ü R W E I H NA C H T E N Predigtmeditation für Weihnachten: Titus 2,11–13 93 [11Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen 12und züchtigt uns, daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt 13und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes, Jesu Christi.]

I. Vers 11) Was geschehen ist. II. Vers 12) Was jetzt geschehen soll. 92. Beginn eines Liedes von Nikolaus Herman nach einem Wallfahrtslied aus dem 13. Jahrhundert, EG.BP 489. 93. Anschluss auf der fünften Seite. Handschriftlicher Zusatz: »Bethge« (ist der Verfasser).

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III. Vers 13) Was geschehen wird. Zu I): Zu beachten ist, dass hier von der ersten Erscheinung der Gnade gegenüber der zweiten Erscheinung der Herrlichkeit (Vers 13) die Rede ist. Deren jeweilige Besonderheit, Beziehung zueinander, und die Bedeutung des Verses 12 zwischen diesen beiden Versen müssten deutlich gemacht werden. Nicht übergangen darf das »allen Menschen« werden (1. Timotheus 2,4), vielleicht im Gegensatz zu »züchtigt uns«. Zu Vers 12 leitet das »heilsam« hinüber. Vers 11 ist nicht zu breit zu nehmen, er drängt auf 12 und besonders 13 hin. Zu II): »charis paideuousa« 94 a) negativ, b) positiv: 1) Gegenüber mir selbst. 2) Gegenüber dem Mitmenschen, 3) gegenüber Gott. Das Merkwürdige, dass die Gnade uns züchtigt, darf nicht abgeschwächt oder abgebogen werden. »Arnesamenoi« ist part. aor. 95, bedeutet also entschlossenen Bruch mit den Sünden. Es wird hier zu sagen sein, dass nicht Gesetz, Vernunft oder dergleichen, sondern die Gnade von Weihnachten wehtut und das neue Leben wirkt. Epheser 1,4. Gerade diesen Vers muss man darum als eine freudige Sache herausstellen. Zu III): Die Tatsache aus Vers 11 ist das Angeld für das, auf was wir nur mit Fröhlichkeit warten. Vers 12 ist das Zeichen an uns, dass wir auf dieses (!) Kommende warten. »Die selige Hoffnung« bezeichnet vielleicht die subjektive Seite, »Erscheinung der Herrlichkeit« die objektive Seite des Kommenden. Die fröhliche Gewissheit dieses Verses auf Grund von Vers 11 (Weihnachten) ist in diesen Wochen der Bangigkeit um die Kirche und in ihr besonders stark zu machen. Der Text lehrt, dass Weihnachten keine in sich ruhende und in sich zu verstehende Sache ist. Predigtgedanken: I. Warum freut sich heute die Gemeinde Christi so und nimmt für ihre Fröhlichkeit selbst die Engel in Anspruch? Hat sie Grund, da sie so bedrängt ist, hat sie Grund, da sie alles nur von irgendeiner Zukunft und niemals von einer Macht des Ta94. Deutsch wiedergegeben in Vers 11 und 12 als: Gnade züchtigt. 95. Der Aorist, im Indikativ eine erzählende Vergangenheitsform, bezeichnet im Partizip am ehesten die Verlaufsform eines Geschehens, etwa: ›die wir damit beschäftigt sind, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden abzulehnen / zu verleugnen‹.

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ges erwarten kann? Sie hat allen Grund: »Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen«. Wir waren im Dunkeln. Wir sahen nur diese Erde und wussten vielleicht, was Gott über diese Erde sagt: Auf diese Erde kann ich nicht kommen, ich habe sie verdammt und verurteilt. Wir sahen, dass Gott den Schein seines Angesichtes lange abgewendet hatte. Vielleicht haben wir eine Adventszeit voll grosser Sehnsucht nach einem offenen Himmel durchlebt. Nun aber ist der Himmel aufgerissen. Aus einem Spalt leuchtet ein Schein über alle Menschen. Gott hat den Schein seines Angesichts ganz ohne unser Verdienst zu dieser Erde gewandt, davon die Freude. Die Gnade Gottes ist erschienen? Eine unmögliche Sache. Wie kann Gottes Güte, Gottes Gnade, erscheinen? Das heisst doch, sichtbarwerden, so dass man hingehen kann und sie ansehen, dass alle Menschen, so steht es hier, sie sehen können. Was können alle Menschen als Gottes Gnade sehen? Seine Schöpfung? Wie er die Völker lenkt? Was er ihnen an Gaben und Gütern schenkt? Ist das die Erscheinung der heilsamen Gnade Gottes? Nein, an einem ganz anderen Punkt und nur an diesem einen und einzigen ist sie erschienen und leibhaftig zu sehen: In Bethlehem. Hier und nirgendwoanders. Und sie heisst Jesus. Das Kind in der Krippe wiederum ist also nur so zu verstehen: Als die heilsame Gnade Gottes, das heisst Jesus ist Gottes Tat an uns. Heisst: Gott will machen, was wir nicht tun können, Hilfe über alles Verdienst und Vermögen, Befreiung aus der unmöglichen Sorge um euch selbst und euer Seelenheil. Denn die Gnade ist erschienen. Allen Menschen? Jawohl, Gottes Gnadenwille kennt keine Grenzen. Das ewige Licht geht da herein und gibt der Welt einen neuen Schein. 96 Gott schliesst niemanden vom Hören aus. Wer unter uns kann sagen, er habe davon noch nichts gehört? Das verwehrt uns den Mund zu Entschuldigungen. Gott hat gewollt, dass allen Menschen geholfen werde. Sagt es weiter, dass es nur alle hören! Niemand lasse sich daran hindern. Wehe der Welt, die ihrer Kirche den Mund verschliesst, dass sie nicht mehr eifere und laufe, allen Menschen zu sagen, was ihnen erschienen ist. Das Licht seiner heilsamen Gnade ist hervor96. Zeilen Martin Luthers im Weihnachtslied »Gelobet seist du, Jesu Christ«, EG.BP 10, 4.

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gebrochen. Nicht damit genug, dass sich Gott wieder zu uns wendet und Licht in die Welt bringt, nein, er will den Menschen noch helfen, sie aus der Finsternis herausholen. Die Gnade ist nicht irgendwie anschaubare Gnade für sich, sie ist Gnade an uns. Sie gibt sich in die Finsternis zu unserem Heil. II. Aber wie kommt sie in die Welt zu den Menschen, die sie sich erwählt? »Sie züchtigt uns, dass wir sollen verleugnen …« Merkwürdig, eine Gnade, die uns demütigt, straft, erzieht. Ein schönes Licht, das sengt und brennt? Jawohl. So müssen wir uns unsere Vorstellungen von dem, was Gnade ist, umwerfen lassen. Schmerzhaft ist die Gnade, die wir mit Lichtern und Liedern wie nichts anderes in der Kirche feiern. Wie wäre uns geholfen mit einem Menschen, der uns nicht die Wahrheit sagt. Ein Kranker fühlt sich betrogen, wenn er merkt, der Arzt hat ihn mit der Wahrheit »verschonen« wollen. Die heilsame Gnade Gottes betäubt nicht und täuscht uns nicht über die Krankheitsherde hinweg. Sie züchtigt uns. Wo der Lichtstrahl aus dem Spalt hinfällt, da wird innerhalb dieses grellen Lichtscheins alles offenbar. Und dieses Licht kann nicht auch noch neben den Finsternissen dasein. Es saugt die Finsternis in sich und vernichtet sie, um ganz und nur Licht zu sein. Christus nimmt unser armes Fleisch an und trägt es ans Kreuz, es zu vernichten. Die heilsame Gnade züchtigt uns. Nun vielleicht begreifen wir es, diese schmerzvolle Gnade ist gerade die echte und allein wahrhaftige Gnade. Und so doch Anlass zu grosser grosser Freude. Denn sie nimmt in die Hand, was in unseren Händen nichts werden kann, unsere Erziehung und Bereitung auf die zukünftige Herrlichkeit. Die heilsame Gnade, Weihnachten, ist erschienen, damit wir dem Herrn fröhlich und getrost entgegengehen und entgegenwarten können. Darum »züchtigt [sie] uns, dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste«. Auf diesem Wege hilft sie uns. Verleugnen, woran in der Welt sonst des Menschen Herz hängt. Brechen damit, dass er selbst etwas sein will ohne Gott, dass sein natürliches Begehren in dieser Welt Erfüllung sucht. Diesen Schmerz um grösserer Freude willen verlangt die Gnade. Sie nimmt diese Dinge nicht leicht. Sie weiss um den Widersacher in dieser Welt: Nur mit Schmerzen könnt ihr ihn überwinden, nun brecht auch damit, denn seine Macht ist gebrochen. Denn Gott hat unser armes Fleisch angenommen.

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Die Gnade züchtigt uns, »dass wir sollen züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt«. Sie zieht uns schon jetzt in dieser Welt in ein anderes Leben hinein. Leben in dieser Welt, aber nicht wie diese Welt. Die Gemeinde steht herausgezogen da, im Lichtkegel, der aus dem aufgerissenen Himmel auf sie fällt, abgehoben gegen die Finsternis ausserhalb des Lichtscheins. Hier ist der alte Mensch verleugnet, getötet, gekreuzigt. Die Gemeinde steht im Lichtkegel, nun selbst sichtbar ein Licht für die anderen. Hier geht es anders zu als draussen. Hier wirkt die Gnade ein Leben in Zucht, Gerechtigkeit und Gottseligkeit. Das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zum Nächsten und das, weil zu Gott, ist in Ordnung. Darum Freude über Freude, dass die Weihnachtsgnade uns in den Lichtschein hineingeholt hat, auf den Weg, auf dem wir nun allein in die Richtung schauen, woher der Herr einmal kommen wird. III): Denn darauf geht alles hinaus. Der Herr wird in seiner Herrlichkeit erscheinen. Das ist das letzte Ziel, auf das sich all unsere Weihnachtsfreude richtet. Gottes Gnade ist erschienen, auf dass wir warten dürfen auf die Erscheinung seiner Herrlichkeit. Dies Warten ist voll grosser Gewissheit, denn das Erscheinen hat ja schon angefangen. Jetzt seine Gnade, dann seine Herrlichkeit. In diesem Warten wird uns auch der Weg auf dieser Erde unter der züchtigenden Gnade nicht schwer werden. Denn wo sollen die Freuden dieser Welt noch einen Platz behalten neben denen, denen wir entgegengehen. Auf diese hin ordnen sich alle Dinge in der Gemeinde. Sie steht im Lichtkegel und schaut in den offenen Himmel: »Freude, Freude über Freude, Wonne, Wonne über Wonne, Christus ist die Gnadensonne« 97. Und der dann erscheinen wird in Herrlichkeit, ist jetzt schon bei uns in seiner gnädigen Niedrigkeit. Er geht mit uns mit dahin. Er weiss uns zu erzählen, wie es dort aussieht, und wie es dort zugehen wird. Er kam von dort, auf dass wir uns jetzt schon auf jene Welt freuen können. »Wir warten auf die selige Hoffnung«. Selig seid ihr schon jetzt in Verborgenheit, dann aber offenbar. Jetzt ein Lichtlein, dann aber die ganze grosse Herrlichkeit bis an die Enden der Welt. 97. Kehrvers des Liedes von Christian Keimann »Freut euch, ihr Christen alle, freue sich, wer immer kann«, EG.BP 14.

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Es wird geschehen, Gott, unser Heiland, der kam, uns zu züchtigen, zu heilen und uns zu bereiten, er wird uns in Herrlichkeit empfangen. Weihnachten: Erfüllung, und doch auch Verheissung. Aber eine Verheißung, die die Gemeinde mitten in Anfechtung und Schmähung fröhlich macht. Das ist der Nerv, dass heute eine christliche Gemeinde nicht um sich und ihren Bestand in Sorge zu kommen braucht. Ihre Sorge sollte allein die sein, dass sie vergessen könnte, eine wartende Gemeinde mit grosser Gewissheit zu sein. Gegen diese Sorge predigt Weihnachten. Erschienen ist die heilsame Gnade Gottes und bereitet uns im Warten auf die selige Hoffnung und die Erscheinung des grossen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi. Amen. 7 . 4 . N A C H B E M E R K U NG 98 Noch ein kurzes Wort über unsere Meditationen. Br. Dufft sagte, sie seien zu ausführlich und machten daher faul. Br. Zenke sagte, man müsse natürlich erst selber den Stoff durchgearbeitet haben. Aus Euren Briefen habe ich zum großen Teil Zustimmung heraushören können. Wir haben diesmal versucht, Br. Duffts Wünschen etwas gerecht zu werden. Auf besonderen Wunsch die Namen der Verfasser: Im vorigen Brief 99 Br. Maechler, Kanitz und ich, in diesem für Weihnachten Br. Bethge und für Neujahr Br. Lekszas. Eine einzeln ausgeführte Bibellesetafel zu geben, war nicht möglich, zumal wir ja auch nur noch 1 Woche zusammen sind. Wir lesen morgen Genesis 22 und Offenbarung 15. Beiliegend der erste Teil des Kollegs.

98. Schönherrs Nachbemerkung schließt auf der siebenten Seite unten an. 99. Erster Finkenwalder Rundbrief.

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7 . 5 . B E G INN DE R N E U T E S TA M EN T L IC HEN VORLESU NG B ONHOEF F ERS IM Z WEITEN F IN K E N WA LD E R K U R S Sichtbare Kirche im Neuen Testament 100 Mit folgender Frage kann man die gegenwärtige kirchliche und theologische Situation formulieren: Nimmt die Kirche des Wortes Gottes einen Raum ein in der Welt, und welcher Art ist er? Es ist im Grunde die Frage, um die es in der ganzen theologischen Auseinandersetzung mit dem Staat geht. Zwei Gefahren: 1. Gefahr einer idealistisch-doketischen Eschatologie 101: Raum in der Welt wird bestritten, Wesen der Kirche wird in einer Scheinleiblichkeit einer Idee gesehen, die Raum in der Welt nicht beanspruchen kann. 2. Gefahr: materialistisch-säkulare oder magisch-sakramentale Ekklesiologie. Beide Gefahren bei uns im Protestantismus sehr akut. Die erste kommt von einer mißverstandenen Barthschen Theologie, 102 die zweite von einer richtig verstandenen Dibelius-Theologie. 103 Das protestantische Problem für die Auseinandersetzung mit Staat, Naturordnungen und so weiter, ist die Frage nach dem Raum, das Sichbewegen zwischen den beiden Gefahren. Da gilt’s den richtigen Weg zu finden. Alle konkreten Fragen sind für uns so schwer zu beantworten, weil wir die Vorfrage nicht klar sehen: Welchen Raum die Kirche kraft des Wortes Gottes selbst zu beanspruchen hat. Ist der Raum der 100. NL A 57,3 (1): Hektographie, maschinenschriftlich (nach Bonhoeffers Manuskript für die ersten beiden Vorlesungsstunden im Winterkurs 1935/36), vier Seiten, aus den Akten von Richard Grunow. Gedruckt in GS III 352–334 sowie in DBW 14, 422–434, wo in Anmerkungen Auszüge aus Mitschriften beigegeben sind. Vorlesungsbeginn: Montag, 11. November 1935. 101. Irrtümlich statt: Ekklesiologie, Lehre von der Kirche. 102. Karl Barth hatte im Vorwort zur Neubearbeitung 1922 seines Buches »Der Römerbrief« formuliert (XIV): »›Gott ist im Himmel und du auf Erden‹. Die Beziehung dieses Gottes zu diesem Menschen, die Beziehung dieses Menschen zu diesem Gott ist für mich das Thema der Bibel«. 103. In dem 1924 veröffentlichten Buch »Das Jahrhundert der Kirche« hatte Otto Dibelius den Rückzug des Staates aus der Verantwortung für die Kirche als Chance der Institution Kirche gedeutet, ihre eigene Öffentlichkeitsbedeutung zur Geltung zu bringen.

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Kirche nur der mathematische Punkt des Wortes Gottes, das hier und da einblitzt? Das punctum mathematicum der Rechtfertigung? Ist es so, daß, solange der Kirche dieser Raum gelassen wird, alles in Ordnung ist? Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns gelehrt, daß die Kirche über unser theologisches Wissen hinaus feiner reagiert auf gewisse Grenzen ihres Leibes, deren sie sich bisher nicht bewußt war. Sie empfand Grenzentscheidungen, wo sie bisher meinte, dogmatisch gar keine Grenzen zu empfinden. Die Kirche empfand sich als einen weiteren Raum und Leib, als sie sich bisher wußte. Das theologische Problem der theologischen Fakultäten und Wissenschaft und der Gemeinde erklärt sich von daher. Der Kirchenkampf wurde getragen von der Pfarrerschaft und den Gemeinden, nicht von der Universitätstheologie. Grund: Die Frage nach dem Raum der Kirche wurde von der Pfarrerschaft und den Gemeinden gewußt, nicht aber von den Fakultäten. Die Theologie und die Frage nach der Kirche entwickelt sich aus den empirischen Erfahrungen, die die Kirche in ihren Zusammenstößen macht. Sie bekommt Schläge und erkennt: Der Leib der Kirche geht seinen Weg da und dahin. Frage: Wie wird sich nun erkenntnisgemäß der Raum der Kirche von den anderen sie umgebenden Räumen abgrenzen lassen? Ist das Verhältnis Kirche und Staat ein Nebeneinander? (Rom 104). Ein Übereinander (Genf 105). Ineinander (Rothesche Theologie 106), Über des Staates und Unter der Kirche (falsche lutherische Orthodoxie des 18. Jahrhunderts 107)? Von hier aus erschließt sich das Neue Testament. 4 Teile: I. Der Raum der Verkündigung und des Bekenntnisses. II. Der Raum des Amtes, der Ämter und der Gaben. 104. Bonhoeffer bezieht sich auf die Tradition der vom Papsttum vertretenen Zwei-Schwerter-Theorie. 105. Auf Grund von Calvins Organisation herrschte ab 1541 in der Stadt Genf faktisch die Kirche über die Ordnung des Gemeinwesens. 106. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sagte Richard Rothe in Anlehnung an Hegel voraus, die Kirche werde aufgehen in der das Gemeinwesen durchgeistigenden Kultur. 107. Anspielung an die seit Ende des 17. Jahrhunderts als orthodox (rechtgläubig) lutherisch geltende Lehre, der Obrigkeit werde, da sie ihre Autorität von Gott hat (Römer 13,1), unbedingter Gehorsam geschuldet.

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III. Der Raum der christlichen Gebote (neues Leben, Nachfolge). IV. Die Grenzen des Raumes der Kirche, a gegen den Raum des Staates, b gegen die leges naturae 108, c gegen den Raum des Reiches Gottes. Voraussetzung ist dies: Es geht um die Kirche des Wortes, und die Frage: Welchen Raum nimmt diese Kirche in allen diesen Beziehungen ein? Darum sichtbare Kirche. I. Die Gründung de r Kirche . 1. Die neutestamentliche Kirche als die Fülle der Verheißungen Gottes wird durch die Sendung des heiligen Geistes geschaffen. Sie ist die geschichtliche Realität des heiligen Geistes, die jeden Doketismus 109 verbietet. Sie ist das Ende und die Vollendung der Offenbarung Gottes in der Geschichte seines Volkes. Sie hat einen Anfang in der Geschichte, wie auch das Kommen des Geistes einen Anfang in der Geschichte hat, Pfingsten. Es ist nicht falsch, von einer Kirche des Alten Testaments zu reden. Kirche des Alten Testaments wie die Kirche der Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern ist die Kirche der Verheißung, weil der heilige Geist noch nicht da war [Johannes 7,39]. Ist wahrhaft Kirche. Kirche des Neuen Testaments lebt in der Freude der Erfüllung, die nur noch auf die Wiederkunft Christi wartet. Die Kirche des Alten Testaments wartet auf das Kommen der Verheißung. Beide Kirchen sind darin eins: Es ist ein und dieselbe Kirche, ein Gott, der sie gerufen hat, ein Glaube an das eine Wort. Darum ist die alte Kirche Kirche des Geistes, aber in der Verheißung, nicht in der Fülle des in die Zeit eingegangenen Sohnes Gottes und des in die Gemeinde eingegangenen Geistes. Die Kirche des Neuen Testaments ist die Kirche des gekommenen Geistes.

108. Gesetze der Natur, Naturgesetzlichkeit. 109. Bonhoeffer in der Christologievorlesung in Berlin 1933 über die »doketische Häresie« (DBW 12, 316–322; 322): »Die Kirche muß … mit dem Doketismus jede Form des griechisch-idealistischen Denkens, sofern es mit der Unterscheidung von Idee und Erscheinung arbeitet, ablehnen.«

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2. Acta 2. a) Eine Versammlung von Menschen ist zusammengekommen. Über die zusammengetretene Versammlung kommt der Geist. Sie werden alle eins in Bezug auf »dasselbe« 110, des Wartens auf den Geist auf Grund der Verheißung Jesu (Acta 1 111). Zuerst ist die Versammlung, dann kommt der Geist. Die Versammlung ist nicht schon Kirche. Das wird sie erst durch den Geist. Aber der kommt zu den schon versammelten. Darum die Konkordienformel: Der Mensch kann nichts zu seinem Heil hinzutun, aber er soll in die Kirche gehen 112. Die Verheißung des Geistes ist dem einzelnen nur gegeben als Glied der Versammlung. Nun geschieht das ganz neue: Der Geist kommt. b) Kommen des Geistes und Gründung der Kirche ist ein sichtbares Ereignis, keine Angelegenheit unsichtbarer Innerlichkeit. Geist schafft sich Raum in der Welt, bei seinem Kommen unter sichtbaren Zeichen. 113 Die Gemeinde steht sofort im Blickpunkt aller anderen, sie ist ihrem Urteil preisgegeben. Die Gründung der Kirche ist keine verborgene Winkelangelegenheit, sondern eine sichtbare Bezeichnung aller Berufenen. Der Geist exponiert seine Gemeinde vor der Welt. Sie wird sofort zur Stadt, die auf dem Berge liegt, die nicht im verborgenen liegt [Matthäus 5,14]. c) Der Geist kommt im Wort, nicht im Lallen und Stammeln, sondern gerade in den allen verständlichen Worten. 114 Darin liegt der Sinn des Sprachwunders: Sie ist eine allen verständliche Sprache. Es ist das einende Wort. Ist ein den Men110. In Apostelgeschichte 2,2 steht der griechische Ausdruck »tò autó«, den Bonhoeffer mit »dasselbe« übersetzt und auslegt. 111. Apostelgeschichte 1,4 f: Jesus befahl den Jüngern »zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen«. 112. Hinweis auf die lutherische Bekenntnisschrift Formula Concordiae, Solida Declaratio, II. Vom freien Willen (BSLK 892): »… hat der Mensch auch nach dem Fall etlichermaßen einen freien Willen, daß er zur Kirchen gehen, der Predig zuhören oder nicht zuhören mag.« 113. Apostelgeschichte 2,3: »Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er [der Geist] setzte sich auf einen jeden von ihnen«. 114. Vgl. Apostelgeschichte 2,5 f: Die Menge der gottesfürchtigen Juden »aus allen Völkern unter dem Himmel« kam zusammen »und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie [die Apostel] in seiner eigenen Sprache reden«.

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schen verantwortlich machendes Wort. Der Geist sagt das eine Wort, das jeder versteht. d) In dieser Sichtbarkeit ist die Kirche sogleich dem Urteil der Welt unterworfen. Das Phänomen des Geistes in seiner Sichtbarkeit ist also nichts eindeutiges in der Welt. Die Welt sieht dort Rausch, Narrheit, wo Geist ist. 115 Aber gerade der Spott der Welt wird immer wieder das Zeichen sein für den rechten Weg der Kirche, gewisser als der Beifall der Welt. Wo die Kirche sich in die Unsichtbarkeit zurückzieht, verachtet sie die Realität des Geistes. e) Rede des Petrus [Acta 2,14–36]: Das durch den Geist geweckte Christuszeugnis. Klares sinnvolles Wort. Nicht im bewußtlosen Rausch, sondern in verantwortlicher, klarer Rede zeugt Petrus durch den Geist von Christus. Durch den Geist bekennt sich Petrus zu den Verheißungen Israels. Was hier Pfingsten geschieht, ist Erfüllung, die dem Volk Israel gegeben ist. Was an Christus geschieht, ist die Erfüllung der dem David gegebenen Verheißung. Neutestamentliche Kirche versteht sich vom ersten Augenblick ihres Daseins an in unlöslicher Verbindung mit der Kirche der Verheißung, denn es ist der eine Gott. Eine Kirche, die diese Einheit löste, wäre nicht mehr Kirche des heiligen Geistes, denn der Geist bindet die Kirche an Israel und das Alte Testament. Wo das »filioque« 116 fällt, fällt auch die Bindung an das Volk Israel. f) Zeugnis des Petrus zwingt die Hörer zu der Frage: Was sollen wir tun? Acta 2,37. Sinn der Frage: Durch die bezeugte Tatsache des Auferstandenen und sich jetzt kräftig bekundenden Christus wird dem Hörer deutlich gemacht, daß dadurch seine ganze Existenz vor etwas neues gestellt ist. Diese Tatsachenverkündigung wird von den Hörern als Gericht Gottes über ihr bisheriges Leben und Denken erfahren. Sie haben von

115. Apostelgeschichte 2,13: »Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.« 116. Der Geist geht vom Vater »und vom Sohn« aus (BSLK 27): Einfügung in karolingischer Zeit (um 800) in das Nicaeno-Constantinopolitanum, ein altkirchliches Bekenntnis (von 381). Sie unterstreicht die Mittlerschaft Jesu Christi für das Kommen des Geistes. Johannes 15,26: »Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.«

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Gnade gehört, die Petrus bezeugt, aber sie wissen, ihnen gehört diese Gnade nicht. Es ist zunächst nur verkündigte Gnade. Das ist Gericht: von Gnade hören und wissen, und doch wissen, sie gehört mir noch nicht. Diese Spannung führt unmittelbar zu der Frage: Was sollen wir tun? Tun, daß uns diese Gnade nicht zum Gericht wird, sondern daß sie uns gehört. Antwort der Hörer ist nicht: Das war eine gute Predigt, so ist das Problem der alttestamentlichen Verheißung gelöst, mit der verkündigten Gnade ist alles in Ordnung, und wir können weiter leben wie bisher. Sie wissen, daß dort, wo Gnade verkündigt wird, der Mensch zur Frage nach dem Tun aufgerufen ist, weil ihm sonst die Gnade zum Gericht wird. Eine Gnadenverkündigung, die diese Frage nicht stellt, ist Geistrausch. Gnade muß immer wieder ergriffen werden. Gerade die frei zugesprochene Gnade zwingt zu der Frage: Was sollen wir tun? Und die Antwort des Petrus ist nicht: Es ist schon alles getan, sondern: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen, – so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes, das ist die Gnade des gegenwärtigen Gottes empfangen. 117 Ist Petrus Synergist? 118 Nein, er verkündigt die volle und freie Gnade Gottes, die die Menschen zur Tat, zur Umkehr, zu neuem Leben ruft. »Tut Buße«, das heißt mit anderen Worten: Laßt euch herausrufen zur Kirche! Tut den Schritt, auf den Ruf Gottes, auf die Gnade hin. Zur Gemeinde der Begnadeten, die aus der Finsternis herausgerufen ist. Diese Gemeinde ist nicht mehr den exousiai tou skotous 119 untertan. Das sind nicht nur innerliche Fesseln, sondern konkrete, geschichtliche Ordnungen in dieser Welt, aus denen heraus in die Kirche gerufen wird. 3. Vers 42–47. Die neue Gemeinde. 120 a. Das Kommen des Geistes ist Neuschöpfung, eben weil er die Gemeinde in Gemeinschaft mit Christus führt. kaine ktisis, 117. Vgl. Apostelgeschichte 2,38: »Tut Buße …, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.« 118. Ein »Synergist« würde verkündigen, dass beim Erlangen der Gnade Gottes menschliches Tun »mitwirkt«. 119. Griechisches Zitat aus Kolosser 1,13: Mächte der Finsternis. 120. Anfang der zweiten Stunde der NT-Vorlesung Bonhoeffers im Winterkurs am 18. November 1935.

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(2. Korinther 5,17; Galater 6,15) 121 zweite Schöpfung nach der alten, verdorbenen Schöpfung, – das ist der Mensch in der Gemeinde, das ist die Gemeinde selbst (siehe später Epheser 2,15 122). Ein Stück Welt wird neugeschaffen nach dem Ebenbild Gottes (Kolosser 3,9 123). Also, es wird nicht eine neue Religion gestiftet, sondern ein Stück Welt wird neugeschaffen, – das ist die Gründung der Kirche. Es liegt also das Pfingstgeschehen nicht in erster Linie in einer neuen Religiosität, sondern es ist die Botschaft von einer neuen Schöpfungstat Gottes. Und das heißt: Das ganze Leben wird mit Beschlag belegt. Es geht nicht einmal um eine Vorordnung des Religiösen vor dem Profanen, sondern um eine Vorordnung des Tuns Gottes vor dem Religiösen und Profanen. Hier liegt der wesentliche Unterschied zwischen Kirche und »religiöser Gemeinschaft«. In der »religiösen Gemeinschaft« geht es um die Überordnung des Religiösen über das Profane, es geht um die Aufteilung des Lebens in Religiöses und Profanes, um eine Wert- und Rangordnung. Die religiöse Gemeinschaft hat ihren Selbstzweck im »Religiösen« als dem höchsten – man mag dann auch sagen: gottgegebenen – Wert. Die Kirche als das aus Gottes Geist neugeschaffene Stück Welt und Menschheit fragt nach dem totalen Gehorsam gegenüber dem (religiöses und profanes) neuschaffenden Geist. Weil es der Kirche um Gott, den heiligen Geist und sein Wort geht, darum ist es ihr nicht speziell um die Religion zu tun, sondern um Gehorsam gegen das Wort, um das Tun des Vaters, das heißt um den Vollzug der Neuschöpfung aus dem Geist. Nicht die religiöse Frage oder das religiöse Anliegen überhaupt konstituiert die Kirche – vom Menschen her geredet –, sondern der Gehorsam gegen das Wort der gnädigen Neuschöpfung. Das heißt aber auch: nicht die religiöse Formel, das Dogma, konstituiert die Kirche, sondern das praktische 121. Der an beiden Bibelstellen vorkommende griechische Ausdruck bedeutet: neue Schöpfung. 122. Vorverweis auf die (in der dritten Vorlesungsstunde, am 25. November, erfolgende) Behandlung des Verses, in dem steht, dass Jesus Christus »in sich selber aus den zweien [Heiden und Israeliten] einen neuen Menschen schaffe« (Epheser 2,18: »in einem Geist«). 123. Kolosser 3,9 f: »… ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.«

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Tun des Gebotenen. Die reine Lehre des Evangeliums ist nicht eine religiöse Angelegenheit, sondern die Sorge um die Ausrichtung des Willens Gottes zur neuen Schöpfung. An die Stelle des Religiösen tritt in der Kirche der Heilige Geist und der Gehorsam. Wie wenig die erste Schöpfung eine »religiöse« Angelegenheit war, sondern Wirklichkeit Gottes, so wenig ist es die zweite Schöpfung Gottes durch Christus im Heiligen Geist. In dem Schöpferanspruch des Heiligen Geistes in der Kirche liegt der Totalitätsanspruch der Kirche begründet, der sich nicht mit der Überordnung des Religiösen begnügt. Wo Wort und Tat Gottes so auseinandergerissen werden, wie das in der Orthodoxie 124 geschieht, da muß die Kirche zu einer religiösen Anstalt werden und es gibt hier keine Gegenwehr mehr gegen die pietistische, totale Auflösung des Kirchenbegriffes, wo Frömmigkeit die Kirche konstituiert – wobei dann die Tat Gottes mit menschlichem, frommem Werk identifiziert wird. b. Es lassen sich in den Stücken Acta 2,42 ff.[–47] 4,32 ff. [–37] bereits die Anfänge und Andeutungen finden, in welcher Richtung diese Wirklichkeit Gestalt annehmen will. Der Raum der Verkündigung und des Bekenntnisses, – Apostellehre, Brotbrechen, Gebet [Acta 2,42], – der Raum der Ämter und Gaben, – die Zeichen und Wunder [Acta 2,43], – der Raum der christlichen Gebote, der Nachfolge und der Gütergemeinschaft [Acta 2,44 f.; 4,32.34–37], – die Grenzen des Raumes: gegen das Volk Vers 47, gegen das Reich Gottes die Mission. 125 c. Vers 42. »Sie blieben beständig in der Apostel Lehre«. Jedes Wort ist bedeutsam. Didache [Lehre] wird das Zeugnis der Apostel im Anschluß an die Petruspredigt genannt. Im Unterschied zu jeder Art religiöser Rede ist hier Unterricht, Mitteilung von geschehenen Tatsachen gemeint. Daß etwas geschehen ist, wird bezeugt, wird gelehrt, – und daß etwas geschehen soll (siehe 2,38 f. 126). Der Inhalt des zu Sagenden liegt also völlig fest, – es bedarf nur der Vermittlung. Didache 124. Bonhoeffer setzt sich hier mit der altprotestantischen Orthodoxie auseinander. 125. Apostelgeschichte 2,47: Sie (Vers 44: »die gläubig geworden waren«) »lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden«. 126. Vers 38a: »Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen«; Vers 40b: »Laßt euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!«

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ist die Vermittlung zwischen festliegenden Tatsachen und Hörenden – rein formal verstandene Vermittlung, sonst nichts. Didache hat keineswegs durch sich selbst »religiösen« Charakter. Aber nur etwas Unbekanntes mitzuteilen ist sinnvoll. Mitteilung eines Bekannten ist sinnlos. So scheint es im Begriffe der Didache zu liegen, sich selbst überflüssig zu machen. Zur Didache geht man nur solange, bis man den Gegenstand der Mitteilung kennt. Dem widerspricht in durchaus eigentümlicher Weise in unserm Text das »beständig«, wörtlich: sie klammerten sich an …, hielten fest an … Es muß also in dieser Didache etwas sein, was sie von jeder anderen unterscheidet, sodaß sie sich gerade nicht überflüssig macht. Sondern die Beständigkeit wird wesentlich und notwendig. Worin liegt das? Ist es das Pflichtbewußtsein, sich zur Versammlung zu halten? Die Verantwortung für die andern? Das heißt: Ist dies »beständig« ethisch begründet? Oder ist es das Gefühl der Beheimatung in irgendeiner Kirche oder Versammlung, eine mehr gefühlsmäßige Liebe zum Gottesdienst? Das heißt: Ist das »beständig« emotional zu begründen? Alles dies hätte, wie wir heute sehen, nicht die Kraft der Gemeindebildung. Vielmehr liegt eine sachliche Nötigung in der Verbindung dieser Didache mit der Beständigkeit. Sie liegt darin, daß dieses Zeugnis, – gerade als Didache, – Werk Gottes, des Heiligen Geistes selbst ist. In dieser Didache redet der Heilige Geist selbst. Er selbst ist die Tatsache dieser Didache. Weil aber die Kirche Kirche des Heiligen Geistes ist, darum erbaut sie sich täglich durch diese Didache. In der Didache existiert der Heilige Geist. – Die Bürgschaft hierfür liegt nun in dem dritten begründet, – nämlich daß es Lehre der Apostel ist. Die Apostel sind die von dem dreieinigen Gott erwählten Tatsachenzeugen, nicht als Zuschauerzeugen, sondern als solche, deren sich Gott in besonderer Weise als Werkzeuge bedient hat. Sie sind die Zeugen, die der Heilige Geist erwählt hat, und an denen er sich selbst bekundet hat. Sie sind der Grund, auf dem die Kirche erbaut ist, da Jesus Christus der Eckstein ist (Epheser 2,20). Sie sind die lebendige Verbindung des Heiligen Geistes mit der Lehre, – und jede weitere Predigt muß aus diesem Grunde apostolische Predigt genannt werden können, soll sie die Didache sein, an der die Gemeinde beständig hält, das heißt Didache, die die Verheißung des Heiligen Geistes hat.

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Das zweite Besondere dieser Didache ist, daß sie nicht, wie jede andere reine Mitteilung von Tatsachen – Vortrag – den Hörer als Einzelnen läßt, jeder holt sich das Seine und geht damit nach Hause –, sondern daß diese Didache koinonia schafft. 127 Die Hörer bleiben nicht Publikum. So muß die enge Satzverbindung 128 verstanden werden. Auch hier sind keine ethischen Normen, keine Gefühlsmomente das Gemeinschaftsbildende, – auch hier muß eine sachliche Nötigung gesucht werden. Sie wird abermals in der Tatsache gefunden, daß es dem Heiligen Geist gefallen hat, sich nicht dem einzelnen, sondern der Versammlung zu verheißen. Es ist die sichtbare Versammlung, die den Geist empfängt, und die zur koinonia durch den Geist geschaffen wird. Der Ursprung der koinonia ist die gottesdienstliche Versammlung und ihr Ziel ebenso. Nur durch das gehörte Wort wird brüderliche Gemeinschaft und alles brüderliche Leben steht wieder im Dienste der Verkündigung des Wortes. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß die koinonia zwischen der Apostellehre und dem Brotbrechen genannt wird. 129 Das ist in der Tat der Ort der christlichen Bruderschaft. Begründet und ermöglicht durch die Predigt, erfüllt und ausgerichtet auf das Brotbrechen, auf die Gemeinschaft am Leib des Herrn. Die Gemeinschaft im Abendmahl ist das Ziel der brüderlichen Gemeinschaft, – ist ihre Vollendung. koinonia ist das Warten auf die Teilnahme am ewigen Abendmahl, das Christus mit uns neu trinken will im Reiche seines Vaters [Matthäus 26,29]. Bruderschaft steht zwischen Wort und Sacrament, zwischen dem irdischen Abendmahl und dem ewigen Abendmahl. Von hier aus empfängt sie ihre ewige Bestimmung. Aus dieser Gemeinschaft wird Gemeinschaft des Gebetes, der Danksagung und der Bitte. Und in diesem Gebet ist das Bekenntnis zu Gott, der sich in Wort, Bruderschaft und Sakrament geschenkt hat, begriffen. 130

127. Das griechische Wort in Apostelgeschichte 2,42 bedeutet: Gemeinschaft. 128. Vers 42 »Sie blieben beständig in der Apostel Lehre« geht weiter: »und der Gemeinschaft«. 129. In Vers 42 (im griechischen Text): »… in der Lehre der Apostel und der Gemeinschaft, dem Brechen des Brotes«. 130. Das Typoskript endet ganz unten auf der letzten der vier eng beschriebenen Seiten.

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8. VIERTER B RIEF A US F INK E NWA LD E 8.1. BRIEF 15. Januar 1936 131 4. Brief aus Finkenwalde Liebe Brüder! Laßt Euch aufs herzlichste zum Neuen Jahr grüßen, – mit einem Wort, das uns letzter Tage sehr eindringlich in einem Bekenntnisgottesdienst gesagt wurde: »Er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen« [Psalm 91,11]. Das kann uns jetzt bei soviel Verwirrung und Abfall sehr helfen, wenn wir uns daran erinnern dürfen, daß Gott seine Engel immer schon bereit hat, die seiner Hilfe suchenden Gemeinde im rechten Augenblick beistehen werden. Und das könnte auch heute Ruhe und Überlegenheit geben, in dieser Zeit, da »tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten« [Psalm 91,7]. Laßt uns noch ein paar Worte zur Lage sagen. Wir haben Euch ja bereits im zweiten Brief das Grundsätzliche mitgeteilt, wie wir es sehen, und haben eigentlich keinen Grund, daran etwas zu ändern. Nur möchten wir Euch heute ein paar Gedanken mehr praktischer Natur sagen, mit denen man vielleicht auch einem Nichttheologen unsere Lage klar sagen kann. Das ist doch wohl unsere Aufgabe jetzt, daß wir uns nicht mittreiben lassen sondern uns entgegenstellen und die andern zurückzuhalten versuchen. – Im Grunde ist unsere Situation jetzt ähnlich wie die des Sommers 1933. Da sind viele Leute zu den Deutschen Christen gegangen, des guten Glaubens, sie könnten durch Einsatz ihrer Persönlichkeit das Steuer herumwerfen und die Sache zum Guten lenken. Aber sie sind gescheitert, weil der Kurs, den eine Kirche verfolgt, ja nicht vom Einsatz wenn auch noch so kirchlich hervorragender Persönlichkeiten abhängt, sondern von der Wahrheit der Sache. Wenn die Wur131. NL A 48,2 (4.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten; Teilabdruck GS II 463–465. Bethge-Zusatz zum Datum: »Mittwoch«. Brief verfasst von Schönherr.

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zel faul ist, wird auch der aufgepfropfte, gesunde Zweig nichts helfen. Die Sache hat deshalb keine Wahrheit, weil die rechte Vocatio fehlt. Nur die rite vocatio [gültige Berufung] hat Verheißung, und das ist entscheidend, denn das Wirken der Kirche kann sich nie auf eigenmächtige Anstrengungen, sondern nur auf die Verheißung des Herrn gründen. Weil die vocatio fehlt, deshalb kann man von vornherein nichts Gutes erwarten, und selbst, wenn »Erfolge« erzielt werden sollten, dann könnten es ja auch die Erfolge des Satans sein. Rite vocati sind allein die Bruderräte von den Synoden der Bekennenden Kirche. Wenn sie auch durch Notrecht eingesetzt sind, so besagt das Wort »Not« nur etwas über den Ursprung, nicht aber über die Würde dieses Rechtes. Auch ein aus der Not geborenes Recht ist gültiges Recht. Wir haben uns also unsern Bruderräten als unserer rechtmäßigen, kirchlichen Obrigkeit unterstellt. Wir sind keine Vagabunden, die heute diesem, morgen jenem Regiment gehorchen. Wir haben keinen Grund, ihm jetzt plötzlich, da uns von außen ein anderes Kirchenregiment angeboten wird, die Treue zu brechen. Der einzige Grund dazu wäre Verletzung des Bekenntnisses und die werden wir unserem Kirchenregiment kaum nachweisen können. Warum also das Kirchenregiment wechseln? Zumal man allen Grund hat, die Aufrichtung eines neuen Staatskirchentums zu befürchten. Denn was der Staat in Händen hat, und er hat die Finanzverwaltung und mit den Ausschüssen auch die geistliche Leitung in Händen, pflegt er nicht wieder herauszugeben, – zumal dieser Staat, der sich als totaler versteht und bei dessen Aktionen mit der Kirche man von vornherein den Verdacht der Ausweitung der Totalität haben muß. Das Staatskirchentum bringt ja dann auch das Gebot des Schweigens zur Irrlehre um des politischen Friedens willen 132 mit sich, – wenn die Kirche das »recte docere [recht lehren]« (Confessio Augustana 7) aufgibt, ist sie nicht mehr wahre Kirche. Man muß sich ja wohl überhaupt hüten, die Kirche wie ein anderes geschichtliches Gebilde anzusehen, das eben darin seine Wirklichkeit hat, daß es da 132. Ludwig Müllers »Verordnung betreffs Wiederherstellung geordneter Zustände in der DEK« vom 4. Januar 1934, der »Maulkorberlass«, hatte die Erörterung strittiger kirchlicher Angelegenheiten in kirchlichen Räumen und Publikationsorganen unter sofortige Strafe gestellt.

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ist. Die Kirche hat ihre Wirklichkeit darin, daß sie in der Wahrheit bleibt. Wenn sie auch nur einen Augenblick aus der Wahrheit fällt, ist sie keine Kirche mehr, sondern irgend ein religiöser Verein, der aber keine Verheißung hat. Wenn wir auch nur für ein Interim die Wahrheit aufgeben oder zurückstellen, haben wir damit die Verheißungen Gottes aufgegeben. Noch ein Wort zur »Rechtshilfe« 133: Die Vorläufige Kirchenleitung hat im Januar 1935 vom Staat gefordert, daß er einen von der Kirche zu benennenden Ausschuß zur Säuberung der Kirche anerkennen möge. 134 Also vom Eingreifen in die Kirche war nie die Rede. Gerufen haben wir nie, bloß Anerkennung gefordert. Vielleicht konnten wir Euch mit diesen Sätzen noch einen kleinen Dienst tun, den Ihr dann wieder anderen Brüdern tun könnt. Bei uns in Pommern hat man sich am letzten Freitag [10. 1. 1936] in Stettin über diese Fragen ausgesprochen, es waren etwa 200 Pfarrer und Vikare dort, von denen etwa 3/4 den Bruderrat weiterhin als Kirchenregiment anerkennen wollen. Unter dem abtrünnigen Viertel befand sich unter anderem auch Greifswald … Br. Bonhoeffer und Onnasch haben geredet, beide, wie ich glaube, recht eindringlich. Auch unter den andern Brüdern waren einige sehr erfreuliche Stimmen. 135 Am letzten Sonntag [12. 1. 1936] hatten wir hier bei uns den ersten Bekenntnisgottesdienst mit 46 Leuten. Br. Bonhoeffer predigte über den Mauerbau (Nehemia [3–6]), anschliessend Verlesung der Kanzelabkündigung [des ApU-Bruderrates gegen die Kirchenausschüsse]. Die Leute waren doch sehr dabei, und es haben sich sogar einige Leute der Bekennenden Kirche ange133. Als »Rechtshilfe« für die Kirche sollten staatliche Eingriffe verstanden werden (DB 483 f): die Einrichtung von Finanzabteilungen bei der ApU (März 1935), des Reichskirchenministeriums (Juli 1935) und dessen Gesetz zur Sicherung der DEK (September 1935). 134. Anmerkung Bethges (für GS II 465): »Denkschrift an die Reichsregierung mit der Bitte, ›die Maßnahmen [der BK] zur Wiederherstellung geordneter Zustände in der DEK anzuerkennen und ihre Durchführung zu fördern und zu sichern‹. Die Anerkennung blieb aus.« 135. In Trentepohls Amtskalender steht am 10. 1. 1935 zur Tagung der Bekenntnispfarrer Pommerns in Stettin-Bredow: »Vormittags Andacht … Die Gestapo entfernt sich. Darlegungen zur Lage von Dr. von Thadden-Triglaff und Müller–Dahlem … Nachmittags ausführliche, teilweise erregte, teilweise schläfrige Aussprache.«

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schlossen. Danach war Bekenntnisversammlung 136 mit Bildung eines Bruderrates. Noch etwas Trauriges müssen wir Euch berichten: Br. Wendtlandt hat sich von uns getrennt und den Ausschüssen unterstellt. 137 Br. Bonhoeffer und Bethge haben in den Weihnachtsferien einige der Brüder mit dem Auto besucht, zuerst Exzellenz [Gottfried Beckmann], dessen Pfarrer daraufhin in ganz kurzer Zeit seine Leute zur Bibelstunde zusammentrommelte, die Br. Bonhoeffer hielt und in der Br. Bethge einen Bericht über uns gab. Exzellenz war mitten bei seinen Examensarbeiten. Über Magdeburg gings dann zu Br. Kuhnert nach Bendelin. Der haust und amtiert dort mit einer kleinen Diasporabekenntnisgemeinde, die aber sehr treu zu ihm hält und sich sehr opferwillig zeigte. Dadurch, daß er auch noch den ganzen Kirchenkreis mitzuversorgen hat, – Wege von 30 km! – ist genug zu tun. Dann sollte Br. Krüger, jetzt in Königsberg (Priegnitz), besucht werden, der war aber auf Verlobungsreisen ausgeflogen. So können wir ihm wenigstens auf diesem Wege unsere herzlichen Glückwünsche aussprechen. Ich sah die Brandenburger Brüder zum großen Teil bei der Zusammenkunft am 3. Weihnachtstag, mit den Pommern haben wir uns natürlich bei der Stettiner Zusammenkunft gesehen. Br. Zenke wohnt nun in Kummerow bei Blumberg. – Bei uns ist es leer geworden. Br. Vibrans ist zu Haus in Annarode und eignet sich den Letzten Schliff fürs Examen an, Br. Dell erschien zur größten Überraschung hier plötzlich wieder, aber nur zur Durchreise in eine Hauslehrerstelle in Repplin bei Stargardt. Br. Kanitz ist am 2. I. als Prädikant im Johannesstift in Spandau angetreten, es wurde da unbedingt ein Mann gebraucht, aus ganz dem136. Trentepohl am 12. 1. 1935: »… aufklärende und werbende Versammlung, in der Bruder Koch die Rede hält. Frau von Kleist-Retzow ist auch da.« Ruth von Kleist-Retzow wurde zu einer besonderen Verbündeten Bonhoeffers und der Finkenwalder. 137. Schönherr an Hilde Enterlein am 11. 1. 1936 (Lass es uns trotzdem …, 149): »… vielleicht ein Drittel, das nicht weiß, worum es geht, wird sich von uns trennen. Bei uns ist das schon praktisch geworden, indem einer unsrer Pommern, der sich den Ausschüssen unterstellt hat, uns heut’ verlassen hat. Solch’ kirchliche Scheidung, besonders wenn man wie in diesem Fall den Eindruck eines lieben sehr frommen und ernsten Mannes hat, geht einem begreiflicherweise etwas auf die Nerven. Vielleicht kommt er eines Tages wieder.«

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selben Grund ist Br. Maechler seit Anfang Januar in Schlawe, um dort eine Stellung zu halten. Nun sind wir nur noch 4 Bruderhäusler beisammen, und können vor Examensnöten kaum aus den Augen sehen (Horst L. [Lekszas] wegen dem üblichen Greifswalder Ärger). Sogar Eberhard ist jetzt fleißig. Das Bruderhaus hat übrigens Heiligabend hier verlebt, – es soll sehr schön gewesen sein, nicht zum mindesten auch durch rührende Freßpakete. Das ist ja der Tod aller Bettelorden. – Und nun möchten wir Euch sehr herzlich grüßen. Wir können Euch wegen absoluten Zeitmangels leider nur diesen kurzen Brief senden, nur so als kleine Stärkung für Euch, die Ihr allein sein müßt in dieser Zeit. Ihr wißt, daß wir mit vielen treuen Gedanken bei Euch sind. 1. Korinther 16,13 138. Euer Albrecht Schönherr 8 . 2 . M ED I TAT I O NS TE X T E Meditationstexte. 19.–25. I.

1. Timotheus 1,1–11. 9.–15. II. 1. Timotheus 3,1–13 26. I.–1. II. 1. Timotheus 1,12–20 16.–22. II. 1. Timotheus 3,14 – 4,11 2.–8. II. 1. Timotheus 2

138. »Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!«

9. Fünfter Brief aus Finkenwalde

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9 . F Ü N F T E R B R IE F A U S F I N K E N WA L D E 9.1. BRIEF 5. Brief aus Finkenwalde. 139 Liebe Brüder! Unsere letzten Briefe an Euch haben sehr unter unsern Examensvorbereitungen gelitten. Manche von Euch fragten schon recht traurig, ob das nun nichts mehr mit den Meditationen und der wissenschaftlichen Arbeit sei. Euch zur Beruhigung, daß das alles wieder kommen soll. Allerdings kann ich Euch heute nur eine Meditation schicken, hoffe aber rechtzeitig für die Passionszeit mehrere Meditationen bereit zu haben. Das Bruderhaus ist nämlich momentan etwas verwaist. Augenblicklich hat es nur zwei Insassen, Leczas und mich. Fritz [Onnasch] reist im Lande Pommern herum, um einige Brüder zu besuchen, Br. Bonhoeffer und Bethge sind heute morgen mit dem Auto nach [Kirchenprovinz] Sachsen zu einer Kandidatenfreizeit gestartet. Sie werden erst am Sonntag wiederkommen. 140 Da kann unsere Produktivität quantitativ nur gering sein. Dafür möchten wir Euch ein größeres Stück des Kollegs mitgeben. 141 Das soll nun diesmal ein Erzählbrief werden. Das, was in unserer Kirche vor sich geht, steht uns ja wohl allen klar vor Augen und wir wissen ja auch alle, daß es heute besonderer Fürbitte bedarf. Ob es nun günstig oder ungünstig ausläuft, – 139. NL A 48,2 (5.): Hektographie, aus Grunows Akten, vier Seiten (maschinenschriftlich paginiert: 2, 3, 4); erschlossenes Datum 18. 2. 1936; Teilabdruck GS II 466. Oben auf Seite 1: »Med. Lukas 17,7–10 Schönherr Lukas 18,31–43 Onnasch« (die Beigaben). Brief verfasst von Schönherr. 140. Trentepohl hat in seinen Amtskalender am Dienstag, 18. 2. 1936, eingetragen: »Bruder Bonhoeffer und Bethge fahren weg nach Halle!« Am Montag, 24. 2. 1936: »Nachts kommt Br. Bonhoeffer zurück.« Bonhoeffer hielt in Halle am 22. Februar 1936 eine Bibelarbeit über Esra und Nehemia, gedruckt in GS IV 321–335, DBW 14, 930–945. 141. Das Vorhaben blieb unausgeführt. Im sechsten Rundbrief teilt Schönherr mit, das Kolleg werde »wegen Zeitmangel diesmal nicht fortgesetzt«. Verschickt wurden nur die vier Seiten Hektographie des Beginns von Bonhoeffers Vorlesung »Sichtbare Kirche im Neuen Testament«.

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es wird uns nicht abgenommen, unsern Weg so zu gehen, wie wir glauben, daß er im Gehorsam gegangen werden muß. Davon war genug in den vorigen Briefen die Rede, – und es ist ja auch eigentlich nichts Neues dazu zu sagen. In diesem Semester haben wir zwei Dinge angefangen, die über die Arbeit im vorigen Semester hinausgehen. Zuerst einmal: Es herrscht im Seminar ein weit größeres Bedürfnis zu theologischer Aussprache als bei uns damals. Und so reichen die wöchentlichen Ausspracheabende nicht mehr aus und es bilden sich immer wieder zwanglose Kreise, die ein bestimmtes Gebiet durchackern. So hatten wir gestern abend ein recht klärendes Gespräch über natürliche Theologie, außerdem findet bei Br. Rott regelmäßig Calvinexegese statt, bei Br. Bonhoeffer eine Besprechung von Barths »Credo« 142. Soweit ich als einer, der nur selten an den Kollegs teilnimmt, das beurteilen kann, hat diese intensive wissenschaftliche Arbeit auch schon Früchte getragen. Und dann haben wir noch ein andres begonnen, nämlich eine intensive Gemeindearbeit. Schon seit dem Anfang des Semesters sind wir in Stettin ja regelmäßig in den einzelnen Bekenntnisgemeinden tätig. Die Arbeit macht viel Freude, weil man immer wieder staunen muß, welches große und sichere Erfühlen der kirchlichen Situation gerade bei Nichttheologen vorhanden ist. Wenn man manchmal von Pfarrerzusammenkünften kommt, ist man erschüttert, wie wenig die Theologen es oft wahrhaben wollen, um was es eigentlich geht. Doch diese Arbeit ist noch weiter vertieft worden zu einer regelrechten Freundschaft unseres Seminars mit den Stettiner Gemeinden. Sie hat sich in Aussprachen mit den Leitern der Bekenntnisgemeinden angebahnt und am letzten Sonntag in einem Besuch von 120–130 Mitgliedern der Bekennenden Kirche aus Stettin offen kundgetan. Zu 1/2 5 Uhr waren die Gäste geladen, aber schon zum Kaffee strömten die Scharen. Frau Struwe, sehr wirksam unterstützt, hatte einen schweren Tag. Die Feierlichkeit begann dann mit dem c-moll Konzert auf zwei Klavieren und einem Bach-Violinkonzert (Horst [Lekszas] als gewaltiger Solist!). Darob schon große Begeisterung, die infolge netter Begrüßung durch den Herrn Direktor noch wuchs. Dann, – 142. Karl Barth, Credo, München: Chr. Kaiser, 1935.

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nicht ohne gewisse Nebenabsichten, – Führung durchs Haus in kleinen Grüppchen, bis zum Gottesdienst geläutet wurde. Bruder Rott hielt die Predigt 143 und die Brüder sangen, unter anderem auch unser Lieblingslied (wenigstes meins wegen des tiefen »e«) »Nun bitten wir den heiligen Geist« 144. Darauf nur schwere Trennung, daran zu erkennen, daß die Gäste ein erhebliches Stück ihres Seins, nämlich 120 RM Kollekte bei uns gelassen haben. Das Geld ist fürs Predigerseminar bestimmt. Obwohl Frau Struwe schon viel verbessert hat, so ist ja noch manches zu tun. Wir haben jetzt bei beiden Chefs Gardinen, auch im Kollegzimmer und im BDM. Aber die Hausfrauenaugen vieler unserer Gäste haben eben doch so allerlei gesehen, was wir nicht gesehen haben und nicht mehr sehen. Nun sind wir sehr froh und dankbar, ebenso die Stettiner, die uns des öfteren bereits brieflich und telefonisch gesagt haben, »wie schön« es gewesen sei. So etwas muß sich ja auch günstig auf das Verhältnis Pastor–Gemeinde auswirken. Unsere Finkenwalder Gemeinde kommt deshalb nicht zu kurz. Gleich nach Weihnachten haben wir einen Bekenntnisgottesdienst gemacht, zu dem etwa 40 Leute gekommen waren. Br. Bonhoeffer predigte über den Mauerbau nach Nehemia [Kapitel 2–10]. 145 Seitdem ist der Kirchenbesuch besser, es sind wohl immer 20–25 Leute da. Das hat seinen Grund vor allem auch in einer viel intensiveren Beackerung der Gemeinde. An jedem Freitag ist Besuchstag. Jeder Bruder hat eine bestimmte Anzahl von Leuten, die er dann besucht, und von denen er sich neue Namen nennen läßt. Bei diesen Besuchen wird auch für unsern Kindergottesdienst geworben, den Br. Lohmann leitet und der jeden Sonntag nach dem Gottesdienst stattfindet. Wir haben die Freude, daß bereits 24 Kinder zu uns gekommen sind. Hoffentlich geht das nun noch tüchtig vorwärts. 143. In Trentepohls Eintragung im Amtskalender am 16. 2. 1936: »Gottesdienst für die Reichssynode übermorgen in Oeynhausen: Rott über Sacharja 8,3.« 144. Beginn einer Liedstrophe aus dem 12. Jahrhundert, EG.BP 76. 145. Über Esra und Nehemia predigte Bonhoeffer am 12. Januar 1936, als in BK-Gottesdiensten die Kanzelabkündigung des ApU-Bruderrates gegen die Kirchenausschüsse verlesen wurde (DB 569 f). Esra 4,3 (nach DBW 14, 938): »… wir allein wollen Jahwe, dem Gott Israels, bauen« (gegen Hilfsangebote durch »Feinde der Kirche«, DBW 14, 937, in Bonhoeffers Esraund Nehemia-Bibelarbeit in Finkenwalde am 21. April 1936).

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Ein schönes Erlebnis war für alle, die es mitgemacht haben, auch eine Reise nach Greifswald von Br. Bonhoeffer mit 4 anderen Brüdern. Die Studenten (sic!) hatten ihn zum Vortrag und zu einer Predigt eingeladen. Alles verlief sehr befriedigend, zum Nachmittagsgottesdienst in der Marienkirche waren 500 Leute gekommen! Br. Leczas hat recht guten Erfolg mit seiner Arbeit gehabt, er hat jetzt auch schon in anderen Fakultäten einen Kreis von Mitgliedern der Bekennenden Kirche gesammelt. Er hat es doch immerhin erreicht, daß die Studenten nicht so ohne weiteres den Greifswalder [Kirchen-] Ausschußkurs mitmachen. Und jetzt muß ich Euch noch von einem Projekt erzählen, das Euch alle mit Neid erfüllen wird. Das Seminar gedenkt nämlich in der nächsten Woche endlich die langersehnte und schon lange geplante Fahrt über das Wasser nach Schweden anzutreten. Und soweit man das heute sagen kann und darf, ist die Sache einigermaßen gesichert. Wir wollen mit dem Dampfer nach Kopenhagen, von dort über Lund, Göteborg, Wenersee nach Upsala, Sigtuna und Stockholm. Zurück dann mit der Eisenbahn über Trälleborg–Saßnitz. Natürlich freut sich alles riesig, und die Arbeit geht angesichts des baldigen Endes noch einmal so gut. Br. Bonhoeffer wird es allerdings angesichts der in den Märzstürmen bestimmt zu erwartenden Seekrankheit schon jetzt unwohl. Gestern ist er zu seinem letzten Kolleg nach Berlin 146 gefahren, denn der Minister hat ihm bedeutet, daß es ihm aus grundsätzlichen Erwägungen nicht gestattet werden könne, gleichzeitig in der Universität zu lesen und ein Predigerseminar der Bekennenden Kirche zu leiten 147. – Vor zwei Wo146. Hilde Enterlein schrieb am 22. Februar 1936 an Albrecht Schönherr (Lass es uns trotzdem …, 158): »Bonhoeffers Kolleg am Dienstag [18. Februar 1935] … war eigentlich nur Predigt, aus der man hörte: Du gehörst zu denen, die ›Herr, Herr‹ sagen«. Matthäus 7,21, gegen Ende der Bergpredigt: »Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.« In der Berliner Universität las Bonhoeffer seine Bergpredigt-Auslegung, die er den Finkenwalder Predigtamtskandidaten in der NT-Vorlesung des ersten Kurses Sommer 1935 vorgetragen hatte, DBW 4 (Nachfolge), 99–192, 187 zu Matthäus 7,21. 147. Der Reichs- und Preußische Minister für die Kirchlichen Angelegenheiten Hanns Kerrl hatte mit Schreiben vom 12. November 1935 an den Reichs-

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chen haben wir seinen Geburtstag gefeiert, diesmal ganz romantisch um den brennenden Kamin versammelt. Wir hatten die große Freude, daß Br. Dufft, Br. Dell, Hauslehrer in Repplin bei Stargard und sogar Br. Maechler aus Schlawe aus diesem Anlaß zu uns gekommen waren. Br. Maechler wird wohl noch bis zum 1. März den wichtigen Posten dort oben halten und dann vermutlich von Br. Zenke abgelöst werden. Br. Zenke mußte sich aus kirchenpolitischen Gründen von Br. Wendt in Blumberg trennen, der ebenso wie die anderen Führenden unsres Montagskonventes die Linie der Ausschüsse vertreten oder mindestens billigen. Br. Zenke hat uns besucht und sich ausgesprochen. Wir Bruderhäusler, soweit wir vor dem Examen stehen, sind nun erheblich befreiter, denn wir sind alle unsere schriftlichen Arbeiten los und können uns auf diese Weise wieder anderen Pflichten widmen. So hat Br. Onnasch kürzlich Br. Voelz besucht, der gerade krank war, und ihn in seiner schwierigen Stellung, die er angesichts der Stargarder Haltung in seinem Kirchenkreis hat, zu stärken versucht. Mein gewaltiges 125 ccm-Motorrad (Höchstgeschwindigkeit achtbare 45) tut bei solchen Besuchen im Dienste des Bruderhauses hervorragende Dienste. Mit Bruder Kanitz bin ich bei Abgabe meiner Arbeiten zusammengewesen. Er muß das Johannesstift wieder verlassen, weil man ihm dort die Verlesung von Kanzelabkündigungen der Bekennenden Kirche nicht gestatten will. Er ist nach Brandenburg/Havel, St. Gotthardkirchplatz 8 übergesiedelt. Auch Br. Preuß habe ich getroffen. Er wird jetzt nach Seelow kommen und Br. Pecina zur Seite stehen, der zwar kein Aufenthaltsverbot, wohl aber noch Redeverbot hat. Von Br. Krüger müssen wir wohl noch berichten, daß er sich im Januar mit Fräulein Hildegard Schmidt verlobt hat. Sehr herzlichen Glückwunsch noch dazu, wenn auch sehr nachträglich. Br. und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust »das Gesuch des Privatdozenten Bonhoeffer« abgelehnt, »neben seiner Tätigkeit in der theologischen Fakultät der Universität Berlin noch die Leitung des Predigerseminars Finkenwalde der Bekenntnisfront übernehmen zu dürfen. Eine solche Doppeltätigkeit ist geeignet, Schwierigkeiten in die Fakultät hinein zu tragen, und läuft meinem Bestreben zuwider, eine Befriedung der allgemeinen kirchlichen Lage zu schaffen« (DBW 14, 96 f).

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Grunow ist jetzt in Straußberg und hat dort eine Prädikantenstelle inne. Von Br. Thiel hörten wir, daß er Anfang Februar aus seiner Gemeinde gehen will um zu Haus fürs Examen zu arbeiten. Seiner Schilderung nach muß es in seiner Gemeinde trostlos gewesen sein, wenn sich auch zuletzt wenigstens an einer Stelle etwas Aufwachen zeigte. Um so hoffnungsvoller sieht er die kirchliche Lage an, weil sie trotz allem doch eine große Klärung zu bringen scheint. Nun noch die Mitteilung, daß Bruder Groß–Oranienburg die Altarbibel fertiggestellt und übersandt hat, die unser Semester dem Seminar zu schenken vorhatte. Sie ist sehr schön geworden, die Deckel bestehen aus dunklen Holzplatten, in die, mit Gold hervorgehoben, einige Zeichen eingeschnitzt sind. Sie soll 30 RM kosten. Wir möchten daher die Brüder, die noch kein Geld hierher geschickt haben, bitten, sich ihren Anteil auszurechnen und einzusenden. Mit herzlichen Grüßen, auch vom ganzen Bruderhaus, möchte ich mich von Euch verabschieden. Am 15. III. schließt das Semester hier, da sollt Ihr noch zum Schluß einen Brief bekommen. Bruder Rott läßt bestens grüßen. Denkt an unsere Freizeit in der Quasimodogenitiwoche 148! Ohne der Entscheidung des Kassenwartes vorgreifen zu wollen, glaube ich schon jetzt, daß wir den weiter Wohnenden zur Herreise helfen wollen. Denn kommen müssen alle! Euer Albrecht Schönherr 9 . 2 . M ED I TAT I O NS TE X T E Meditationstexte. 23.–29. II.

1. Timotheus 4,12 – 5,16. 8.–14. III. 1. Timotheus 6,6–12. 1. III.–7. III. 1. Timotheus 5,17 – 6,5. 15.–21. III. 1. Timotheus 6,13–21.

148. Quasimodogeniti (»Wie die neugeborenen Kindlein«) ist im Kirchenjahr der Sonntag nach Ostern.

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9.3. ZU LUKAS 17,7–10 1. Meditation über Lucas 17,7–10. 149 [7Welcher ist unter euch, der einen Knecht hat, der ihm pflügt oder das Vieh weidet, wenn er heimkommt vom Felde, daß er ihm sage: Gehe alsbald hin und setze dich zu Tische? 8Ist’s nicht also, daß er zu ihm sagt: Richte zu, was ich zu Abend esse, schürze dich und diene mir, bis ich esse und trinke; darnach sollst du auch essen und trinken? 9Danket er auch dem Knechte, daß er getan hat, was ihm befohlen war? Ich meine es nicht. 10Also auch ihr; wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.]

1. Als Menschen unserer Zeit kommen wir zu Gott, einer Zeit, die den Menschen vollständig erfüllt mit Arbeit und Dienst und Erfüllung der Pflicht, in der es höchstes Lob und wahrer Gottesdienst zu sein scheint, »alles zu tun, was man zu tun schuldig ist«. Wir kommen getrost, denn wir sind ja ganz ausgefüllt von unsrer Arbeit, – was konnten wir mehr tun? So kommen wir zu Christus und erwarten Anerkennung unsrer Treue und unsres Eifers. 2. Aber Christi Antwort lautet ganz anders, als wir es erwartet haben. Unser Tun, unser »Gottesdienst« ist elender Knechtesdienst. Denn dazu sind wir ja geschaffen, unsre Arbeit zu tun. Wir wären ungetreue und verworfene Knechte, wenn wir unsere Arbeit nicht tun würden oder nicht mit ganzer Kraft tun würden. Unser Tun ist ja kein besonderer Freundschaftsdienst, den wir Christus leisten, sondern die selbstverständliche Erfüllung unseres Knechtseins. »Elende Knechte« (so übersetzt man besser statt »unnütz«) sind wir in allem unserm Tun, mit dem wir so fröhlich zu Christus kamen. 3. Es ist verständlich, wenn sich Menschen auf solch harte Rede hin von Christus abwenden und sich verstocken. Aber für den, der »Ohren hat zu hören« [Markus 4,9 und öfter] kann Christi Wort schönstes Evangelium werden. Jesu hartes Wort könnte uns verleiden, nur immer auf uns und unser Tun und unsere Pflichterfüllung zu schauen. Wir sind elende Knechte, – aber alles ist der Herr. Was ist unser 149. Bethge handschriftlich: »Schönherr« (Verfasser).

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Tun gegenüber dem Tun Gottes an uns? Was ist unser elender Knechtesdienst gegenüber dem Dienst Christi an uns, der uns zu Kindern macht? Das Wort Jesu verleidet es uns gründlich, in unserm Tun und Schaffen das Ein und Alles unseres Lebens zu sehen. – So wird das Wort Christi, das er uns zu sprechen befiehlt, im Glauben gesagt, zum echten Bekenntnis des christlichen Glaubens, des Glaubens an meine Nichtigkeit und damit an Gottes allmächtige Gnade. Wir sind elende Knechte, alles ist Gott, das ist der Inhalt dessen, was über mein Leben im Glauben gesagt werden kann. Das gibt eine neue Haltung in dieser Zeit des »cor curvum in se« 150: Nicht auf sich sehen und unser Tun für das einzig Wichtige halten. Der Text ruft »Erhebet eure Herzen« 151 hinauf zur Gnade Gottes. Unsre Pflicht ganz tun, aber alles von Gottes Gnade zu erwarten, dazu fordert dies Wort Jesu auf. Psalm 123,2 152. (schönherr) 9.4. ZU LUKAS 18,31– 43 Nun noch eine Meditation von Br. Onnasch, eigentlich zu Estomihi 153, aber wohl auch für die folgenden Sonntage zu gebrauchen. Text: Lucas 18,31–43. [31Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. 32Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmähet und verspeiet werden, 33und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. 34Sie aber verstanden der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wuß150. Das »in sich verkrümmte Herz«, Ausdruck in Luthers Römerbrief-Vorlesungen 1515/16 (WA 56, 137), von Bonhoeffer verwendet in seiner Habilitationsschrift »Akt und Sein« DBW 2, 39 und öfter sowie in seiner Antrittsvorlesung als Privatdozent an der Berliner Universität am 31. Juli 1930 DBW 10, 369. 151. Ruf an die Gemeinde in der Abendmahlsliturgie. 152. »Siehe! wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, … also sehen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig werde.« 153. Estomihi (»Sei mir ein starker Fels«): letzter Sonntag in der Vorfastenzeit, vor Aschermittwoch, mit dem die Passionszeit beginnt.

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ten nicht, was das Gesagte war. 35Es geschah aber, da er nahe an Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte. 36Da er aber hörte das Volk, das hindurchging, forschte er, was das wäre. 37Da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber. 38Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! 39Die aber vornean gingen, bedrohten ihn, er sollte schweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein! 40Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe zu ihm brachten, fragte er ihn und sprach: 41Was willst du, daß ich dir tun soll? Er sprach: Herr, daß ich sehen möge. 42Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! dein Glaube hat dir geholfen. 43Und alsobald ward er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das solches sah, lobte Gott.]

1. Jetzt bleibt der Weg des Herrn nicht mehr verborgen. Er weist seine Gemeinde hinauf zu der großen Stadt, zu der sein Weg führt. Sein Kreuzesweg, in Bethlehem nur wenigen offenbar, wird nun der großen Stadt und allem Volk sichtbar. »Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem.« 2. Der Weg zum Kreuz wird zwar zum ersten Mal betreten, aber es ist kein neuer und unbekannter Weg. »Es wird alles vollendet werden …« Der Weg ist schon beschrieben und es ist auf ihn hingewiesen. Christus geht nicht den Weg seines Willens, sondern er geht im Gehorsam Gottes Weg, also auch nicht den Weg eines tragischen Schicksals, das unverhofft über ihn hereinbricht. 3. Obgleich der Weg Gottes Wille ist, werden an ihm Menschen schuldig. Gottes Volk braucht diesen Jesus Christus nicht, es gibt ihn weiter, es überantwortet ihn den Heiden. Nun hat die Welt, nun haben die Heiden Jesus Christus in ihrer Mitte. Aber der stört sie, ist ihnen unbequem, sie wollen ihn nicht. Darum »wird er verspottet« – er läßt es sich gefallen, »er wird geschmäht«, – er schweigt, »er wird verspeit«, er hält still, »sie werden ihn geißeln« – er duldet es, »sie werden ihn töten« – er stirbt wehrlos, es ist ja Gottes Wille. Aber der scheinbare Sieg der Welt wird zu Gottes Sieg, »er wird am dritten Tage auferstehen«. 4. Aber Gottes Sieg ist jetzt auch für die Kirche noch ganz unglaubhaft, denn er ist ja vom Kreuz davor ganz verdeckt. Wer soll hier Gottes Willen sehen? Wer kann sehen, daß hier Gottes Sohn geht? Wer kann sehen, daß es für Gottes Sohn

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nur diesen Weg gibt? Wer kann sehen, warum er auf diesen Weg seine Kirche mitnehmen und ihn nicht allein gehen will? Warum spricht er »wir gehen hinauf …« Sie aber verstanden der keines, 154 und die Rede war ihnen verborgen. 5. Lautlos ist der Weg zum Kreuz nicht. Die Erde spürt den Tritt des Menschensohns und derer, die ihm nachfolgen, und gibt das Geräusch dieser Tritte weiter. Wer hören will, kann es hören, wo Jesus Christus mit seiner Gemeinde auf dem Weg zum Kreuz vorbeigeht. 6. Aber wer kann den Klang der Schritte deuten? Wer kann die Schritte der Gemeinde von denen andrer Menschenhaufen unterscheiden? Nur der, dem es gesagt wird. Dem Bettler am Weg widerfährt diese Gnade: »Jesus von Nazareth geht vorüber!« 7. Welcher Arme kann sich am Vorübergehenden freuen, wenn er keine Gabe bekommt? Nun ist kein Augenblick zu verlieren: Rufen muß man! Laut rufen! Niemand darf ihm das verbieten. Schweigen heißt die Gabe verlieren. Darum rufen aus aller Kraft, – aber ohne Trotz. Auf was sollte er pochen und trotzen? »Erbarme dich mein«. Und es geschieht hier das Wunder: Der Arme weiß den wahren hohen Namen des Vorübergehenden: Sohn Davids, Messias. 8. Christus geht den Weg zum Kreuz, zu dem Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, die die Armen nicht allein lassen will. Der Vorübergehende offenbart das schon auf dem Weg dorthin: Vor dem Armen steht er still. Er läßt ihn nahe an sich heranbringen, entzieht sich ihm nicht. Er hört die Bitte »Herr, daß ich sehend werden möge«, er erhört die Bitte und sagt »ja« zu dem Glauben, der in ihm, der zum Kreuz geht, dennoch den Christus erkennt, – er antwortet auf das Wunder des Glaubens mit dem Wunder der Barmherzigkeit: Sei sehend! 9. Der Blinde darf in dem, der zum Sterben geht, in dem, der in die Hand der Heiden fällt, seinen »starken Hort« finden, und er folgt auf dem Gang zum Kreuz. Nicht mürrisch und widerwillig, sondern es heißt »er pries Gott«, er freut sich an Gottes Weg. Denn er ist sehend geworden. Seine Augen sind

154. Statt »der keines« (Lukas 18,34) in der revidierten Fassung des Luthertextes 1984: »Sie aber begriffen nichts davon«.

10. An die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche

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ihm aufgetan für den Davidssohn, der jetzt, allen sichtbar, hinaufgeht in die Stadt, in der sich Gottes Wille erfüllen wird. Von der Kreuzesgemeinde heißt es: »Sie verstanden der keines und die Rede war ihnen verborgen«. An dem Armen ist das Wunder geschehen, er ward sehend und folgte ihm nach. Der, der arm und blind am Wege lag, lobte und pries diesen Weg zum Kreuz und ging ihn fröhlich in der Nachfolge des Herrn, der ihn sehend gemacht hatte. 1 0 . A N D IE VORL Ä UF IGE L EIT UNG DE R D E U TS C H E N E VA N G E L I S C H E N K IRC HE Finkenwalde, den 28. Februar 1936 155 1. Die Bekennende Kirche ist auf dem Wege, der ihr in Barmen 156 und Dahlem 157 gewiesen wurde, seit fast einem Jahre stehen geblieben. Das ist verhängnisvoll. Denn trotz Barmen (reine Lehre) und Dahlem (rechte Leitung) sind noch schwerwiegende Irrtümer in der Bekennenden Kirche weit verbreitet. So wird selbst innerhalb der Bekennenden Kirche ihr Anspruch, die wahre Kirche Christi in Deutschland zu sein, von weitesten Kreisen nicht ernst genommen oder gar bestritten. Daraus ergeben sich vielerlei praktische Konsequenzen, die zu immer größerer Verwirrung geführt haben. Diese Verwirrung hat sich der Staat bei der Einsetzung der Kirchenausschüsse 158 zunutze gemacht, indem er den Anschein zu erwecken sucht, es handle sich bei dem Kampf zwischen Kirche und Unkirche nur um Personalfragen. Weite Kreise unserer Kirche sind dieser Tarnung zum Opfer gefallen. Das Wort, auf das wir gewartet haben, hätte daher die Frage der Kirchengemeinschaft 155. Hektographie, aus Ebelings Akten; vom Predigerseminar Finkenwalde adressiert »zu Händen von Superintendent Lic. Albertz, Berlin-Spandau«; Abdruck GS II 467–469, DBW 14, 122–124. 156. Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in Wuppertal-Barmen 29.–31. Mai 1934. 157. DEK-Bekenntnissynode in Berlin-Dahlem 19./20. Oktober 1934. 158. Die unter Zoellner vom 3. Oktober 1935 an gebildeten Kirchenausschüsse sollten laut Kerrls Gesetz vom 24. September 1934 einer vom NS-Staat beabsichtigten »Sicherung der DEK« dienen.

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grundsätzlich regeln und Anfänge von Lehr- und Kirchenzucht schaffen müssen. 2. Von der Oeynhausener Synode 159 haben wir ein klärendes Wort dieser Art erwartet. Aber es ist nichts gesagt worden, was praktisch über Dahlem hinausführt, vielmehr muß an einigen Stellen sogar ein Zurück hinter Dahlem konstatiert werden. Wenn die Bereitschaft zur Mitarbeit an einer neuen Ordnung ausgedrückt wird (vergleiche B 4 160), dann kann man nur fragen: Auf welche Ordnung warten wir eigentlich nach Dahlem noch? Der Begriff des Notrechtes 161 sagt doch nichts über seine Gültigkeit oder Endgültigkeit, nur über seinen Ursprung etwas aus. 3. Wir haben aber auf ein weisendes Wort für die gewartet, die es mit der Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche vereinigen zu können glauben, irgendwie mit den Ausschüssen zusammenzuarbeiten. Selbst darüber ist nichts gesagt worden, geschweige denn über die Frage der Kirchengemeinschaft mit solchen Brüdern. Ein derartiges Wort ist nur vom reformierten Konvent 162 gesprochen worden, – die Synode hat es sich aber ausdrücklich nicht zu eigen gemacht. Hier ist unseres Erachtens die einzig mögliche Folgerung aus dem Dahlemer Notrecht gezogen worden, nämlich das Verbot an die Brüder, sich in irgendeiner Weise an dem Werk der Ausschüsse zu beteiligen. 4. Stattdessen heißt es aber im praktischen Teil des Synodalbeschlusses »Von der Kirchenleitung« (B 2): »Es gehört zu dem Amt der von der Bekennenden Kirche berufenen Organe der Kirchenleitung, daß sie bis dahin die Maßnahmen der Kirchenausschüsse am Bekenntnis prüfen und die Gemeinden und Pfarrer brüderlich beraten, wie sie sich dazu verhalten sollen.« 159. DEK-Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen 17.–22. Februar 1936. 160. Synodalbeschluss Punkt B 4: »Wir wollen eine Ordnung der Kirche, die in allen ihren Organen und Funktionen dem Bekenntnis der Kirche entspricht. Für eine solche Ordnung erstreben wir die staatliche Anerkennung. Wir sind bereit, nach Maßgabe der vorstehenden Erklärung an der Schaffung einer solchen Ordnung mitzuwirken.« 161. Die Dahlemer Bekenntnissynode bestellte ein »Notkirchenregiment« zum Neuaufbau der durch staatlichen Eingriff zerstörten Kirchengebiete. 162. Die Pfarrerbruderschaft der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union gliederte sich in einen lutherischen, einen reformierten und einen unierten Konvent.

10. An die Vorläufige Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche

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Wir vermögen nicht einzusehen, daß unsere Kirchenleitung auch »das Amt« hat, über die Anordnungen einer anderen »Kirchenleitung«, die keine Berufung und keine Wahrheit hat, überhaupt Erwägungen anzustellen beziehungsweise ihren Pfarrern und Gemeinden zuzumuten. Sie gibt damit ihre bekennende Haltung auf, denn die mit dem Synodalbeschluß bezeichneten Ausschüsse sind faktisch, ob sie wollen oder nicht, in ihrer Eigenschaft als Kirchenleitung festgelegt. 163 5. Zum Amt der Kirchenleitung der Bekennenden Kirche hätte nach unserer Überzeugung nicht »brüderliche Beratung«, sondern ein festes, bindendes Wort wirklicher Leitung gehört. Praktisch überläßt die Synode vielmehr die Entscheidung für oder gegen die Ausschüsse jedem einzelnen. Wenn der Weg der Bekennenden Kirche, durch Notrecht selbst die Leitung der Kirche auszuüben, durch Barmen und Dahlem und auch durch die theologische Erklärung (A) der Oeynhauser Synode bereits gewiesen ist, dann ist nicht einzusehen, warum die Synode noch einmal jedem einzelnen das Suchen dieses Weges zumutet. Das ist angesichts der Verwirrung, ja Zerstörung, in der sich die Bekennende Kirche befindet, nicht nur einfach als Verzicht auf die Leitung, sondern als im höchsten Maße unbrüderliche und unbarmherzige Handlungsweise zu werten. Nach der theologischen Erklärung (A) bedeutet irgendein Paktieren mit den Ausschüssen Zerstörung der Kirche. Dieser Zerstörung macht sich sowohl der Pfarrer schuldig, der den Ausschüssen in irgendeinem Punkt gehorcht, als auch eine Kirchenleitung, die den ihr unterstellten Pfarrern und Gemeinden nicht klare Weisungen gibt. Sollte es nicht im Amt der Kirchenleitung liegen, der Zerstörung der Kirche mit aller Entschiedenheit zu wehren? 6. Es ist uns – und wie uns bekannt geworden ist, auch anderen Brüdern – zweifelhaft, ob unseren Gemeinden und Brüdern im Amt mit dem Wort der Synode von Oeynhausen wirklich gedient ist. Die Feststellung der Einigkeit der Bekennenden Kirche ist zwar erfreulich, aber doch wohl sehr teuer 163. Punkt B 1: »Da es unmöglich ist, Kirchenleitung ohne Bindung an die bekenntnismäßige Wahrheit und ohne Verwerfung des bekenntniswidrigen Irrtums auszuüben, ist es der Kirche verwehrt, solche Ausschüsse … als ›Leitung und Vertretung der Kirche‹ anzuerkennen.«

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erkauft, verleitet außerdem dazu, auf den »Arm des Fleisches« 164 anstatt auf Gottes Verheißung allein zu vertrauen. Nach der Oeynhausener Synode hat auch der, der mit den Ausschüssen zusammenarbeitet oder ihnen gehorcht, obwohl die Bruderräte bisher dringend davon abgeraten haben, in der Bekennenden Kirche Heimatrecht. In welcher Lage sind wir jungen Brüder gegenüber denen, die sich von den Ausschüssen prüfen oder ins Amt einweisen lassen? Trennt uns von ihnen nur eine Gewissensentscheidung oder das Wort Gottes? Das Predigerseminar Finkenwalde, im Auftrag gez. Wolfgang Büsing Christoph Harhausen Gerhard Lohmann Alexander von der Marwitz Albrecht Schönherr Da es sich in diesem Schreiben um eine grundsätzliche Stellungnahme handelt, glauben wir es auch anderen Brüdern der Bekennenden Kirche zusenden zu dürfen. 1 1 . S E C H S T E R BRI E F A U S F I NK E NWA L D E 1 1 . 1 . B R IE F 6. Brief aus Finkenwalde. 165 Liebe Brüder! Mit diesem Brief möchte ich mich in meiner Eigenschaft als »Schriftleiter« unserer Rundbriefe von Euch verabschieden, es geht nun bald, – Ende dieses Monats – ins Examen, und dann ins Amt (und in die Ehe). Wer mein Nachfolger wird, ist noch nicht feststehend. Aber das ist jetzt noch kein endgültiger Abschied, denn wir werden ja nach Ostern hoffentlich alle bei unserer Freizeit hier in Finkenwalde zusammenkommen. Wir freuen uns schon sehr darauf und haben das aus manchem Brief 164. Jeremia 17,5: »Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm und mit seinem Herzen vom Herrn weicht.« 165. NL A 48, 2 (6.): Hektographie (schwacher Abzug), aus Grunows Akten, fünf Seiten, maschinenschriftlich paginiert (2, 3, 4, 5); erschlossenes Datum (Bethge-Zusatz zur Überschrift) 15. März 1936; Teilabdruck GS II 475. Oben auf der ersten Seite: »Med: Palmarum Sacharja 9,8–10 Lekszas Ostern Markus 16,3 Maechler.« Brief verfasst von Schönherr.

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von Euch herausgehört, daß Euch diese Freizeit ebenso Bedürfnis wie Freude ist. Wir haben es uns ja damals bei unserm Auseinandergehen fest versprochen, einmal in jedem Jahr hier zusammenzukommen. Und nun wollen wir das auch halten. Frei werdet Ihr von Euren Superintendenten schon bekommen, denn unsre Freizeit dient ja durchaus wissenschaftlicher Aus- und Fortbildung. Sie soll vom Montag dem 20. März [richtig: April] bis zum Freitag abend dauern. Verpflegungskosten 4 RM. Aber es soll selbstverständlich daran bei keinem scheitern, ebensowenig wie an den Reisekosten (siehe besonders Ostpreußen, auf das wir ganz fest rechnen). Mit etwas gutem Willen geht es, auch bei Examenskandidaten, auf jeden Fall. Eure Vorbereitung dazu soll in zwei Punkten bestehen. 1. bitten wir jeden, seine praktischen Kollegs nocheinmal vorzunehmen und sich darüber klarzuwerden, wie die Erfahrungen, die Ihr im Amt damit gemacht habt, damit zusammenstimmen. 2. möchten wir wieder Predigtbesprechungen machen und bitten die Brüder um einen Entwurf über die Himmelfahrtsgeschichte und irgend einen Trinitatistext. An Kollegs soll von Br. Bonhoeffer eins über das Problem der Kirchengemeinschaft und eins über das Problem der Rechtfertigung und Heiligung bei Paulus gehalten werden. Br. Rott will über dasselbe Problem bei Calvin und über seine neuesten katechetischen Entdeckungen berichten. 166 Also lauter zentrale Dinge für Theologie und Praxis. Und nun kommt auch. Bei uns hier im Seminar ist heut letzter Tag, diesmal beim Kaminfeuer. Draußen ist frischer Schnee gefallen, und das gibt dem Ganzen den rechten Rahmen. Heut morgen hatten wir unser letztes Abendmahl zusammen. Heut abend werden wir, der Zeit entsprechend, in stiller Fröhlichkeit zusammensein. Es wird sich bald zeigen und wir bitten darum, daß auch in diesem Semester unser Seminar der Kirche seinen Dienst tun konnte: Eine Generation Pfarrer herausgehen zu lassen, die sich in Brüderlichkeit verbunden und einander verantwortlich wissen. Vielen Brüdern auch in diesem Kurs ist der Abschied recht schwer, aber es ist ja das Schöne hier, daß man nicht für immer 166. Über die auf der Freizeit gehaltenen Referate berichtete Karl Ferdinand Müller dann im 7. Brief aus Finkenwalde vom 25. 4. 1936.

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auseinandergeht. Unsre Freizeiten, unsre Rundbriefe und vor allem die Fürbitte halten uns ja zusammen. Das ist auch mir der Trost, der ich nicht ganz leichten Herzens aus dem Bruderhaus gehe. Dies Semester hat ja nun seine besonders reichen Erinnerungen durch die Schwedenreise. Das war ein ganz einzigartiger Schluß, der diesen Brüdern jetzt die Zeit hier ganz unvergeßlich machen wird. Ich will Euch ganz kurz davon erzählen, ausführlicheres könnt Ihr bei unserer Freizeit erfahren. Die Sache begann mit einer langen Seefahrt von Stettin nach Kopenhagen. Es war eine herrliche Vollmondnacht, ganz ungefährlich und ein voller Genuß, trotzdem die meisten Brüder ziemlich primitiv in einem Frachtraum untergekommen waren. Unsere Zahl hatte sich netterweise um Br. Dufft und Maechler vervollständigt. Br. Onnasch haben wir, seiner Konfirmanden wegen, leider zu Haus lassen müssen. Er hat uns in rührender Weise durch ein Vielfaches seines sonstigen Sarkasmus den Abschied leicht gemacht (oder besser: Leicht machen wollen). In Kopenhagen kamen wir gerade noch zum Schluß des deutschen Gottesdienstes (Görnandt) zurecht und haben gleich einige Lieder abgeladen. Der Tag war dann sehr reich und belehrend, besonders schön der Abend mit den Professoren Nøregard und Torm: Ein Abend voller Herzlichkeit, Humor und Gastlichkeit, aber auch ganz tiefen Verstehens. Wir waren erstaunt über die Klarheit, mit der man unsre Lage sah und unsre Haltung verstand, besonders aber darüber, mit welcher Klarheit von diesen lutherischen Professoren die Haltung unserer lutherischen Bischöfe abgelehnt wurde. Das ist uns immer wieder begegnet und ist einer der Haupteindrücke unserer Fahrt. Es ist uns ein großer Gewinn, daß man unsere Haltung in diesen Lutherischen Kirchen nicht als unlutherisch verurteilt, sondern versteht und billigt. – Der Montag brachte uns ein paar Stunden unter den Professoren in Lund. Besonders eindrucksvoll dort der Empfang im Dom mit wunderbarem Orgelspiel, ein würdiger und für die schwedische Kirche sehr bezeichnender Empfang. Die Haltung der schwedischen Kirche hat ja gegenüber der Dänischen durchaus etwas Hochkirchliches, die alten liturgischen Gesänge (zu Eberhards besonderer Freude) und die schönen Meßgewänder. Die Universität ist ja wohl uns Deutschen theologisch wie kirchenpoli-

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tisch am nächsten. Hier ist ja auch Professor Nygren, der die augenblicklichen kirchlichen Verhältnisse wohl am genauesten von allen Ausländern kennt. In Uppsala, unserer dritten Station, ist man liberaler, etwa im Sinne des Kulturprotestantismus, aber über allem steht doch, in Lund wie in Uppsala im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen, die Kirche. Die unbedingte Kirchlichkeit ist wohl der hervorstechendste Eindruck, den wir in Schweden erfahren haben. In Upsala waren wir ja im Herzen dieser schwedischen Kirche und besonders eindrücklich wird uns der Empfang beim Erzbischof Eidem, der Besuch bei der Witwe des Erzbischofs Söderblom und die Feier an seinem Grabe bleiben. Wir konnten viel spüren von der ungeheuren Liebe, mit der die schwedische Kirche an ihrem verstorbenen Erzbischof hängt. Wir haben aber auch etwas davon gemerkt, was ein rechter christlicher Bischof ist, als Bischof Eidem seine brüderlichen Worte an uns richtete. In Uppsala hat man in einfach vollendeter Weise für uns gesorgt mit Vorlesungen, Führungen und Besichtigungen. Unvergeßlich die Stunde in Altuppsala, wo wir aus Hörnern altgermanischen Met tranken. Recht interessant war es uns auch zu erfahren, daß unsere heidnischen Vorfahren im Norden sowohl Tempel gehabt als auch kräftig und ziemlich ausgiebig Menschen geopfert haben. Zu berichten wäre noch vom fröhlichen Beisammensein mit Studenten bei schwedischen Studentenliedern und dem Vortrag von Br. Bonhoeffer über »Sichtbare und unsichtbare Kirche« 167 vor der theologischen Vereinigung. Stockholm war der Schluß und ganz andrer Natur als die anderen Besuche. Hier kam Natur und Kultur wieder mehr zu ihrem Recht. Ein gewisser Uebergang war Sigtuna, nach der Meinung einiger Brüder der Höhepunkt. In einem sehr feinen Vortrag von Björquist fasste sich die Haltung, die in der schwedischen Kirche herrschend ist, in ganz prägnanter Weise zusammen: Die Volkskirche als Inbegriff und Krönung einer umfassenden christlichen Kultur, an deren Wiedergewinnung in der Volks167. Ein Text des Vortrags in Schweden ist nicht vorhanden. Bonhoeffer wird Gedanken aus seinen Finkenwalder NT-Vorlesungen vorgetragen haben, die 1937 im Buch »Nachfolge« gedruckt wurden, DBW 4: 110–115 zu Matthäus 5,13–16 unter der Abschnitts-Überschrift »Die sichtbare Gemeinde« und 241–268 unter der gleichlautenden Kapitel-Überschrift besonders zu Apostelgeschichte 2,42–47.

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hochschule Sigtuna gearbeitet wird. Eine Konzeption, die in vielem geradezu einen thomistischen Eindruck macht. Auch hier wieder beherrschend die unbedingte Kirchlichkeit. Stockholm hat uns dann trotz Matsch und Regen durch seine einzigartige Lage bezaubert, durch seine einzigartige Gastlichkeit und durch die vielen schönen Dinge, die es da zu sehen gibt. In den 4 Tagen dort haben wir uns schon derart mit den Freunden dort zusammengefunden und sind einander ans Herz gewachsen, daß bei unserm Abschied halb Stockholm sich unter Tränen auf dem Bahnhof einfand. Und dann wieder eine schöne Heimfahrt, von Dienstag mittag über Nacht bis Mittwoch morgen. – Das nur so als erste Einführung. In Wirklichkeit ist unsre Schwedenreise von Anfang bis zuende, von früh bis spät restlos mit interessanten, schönen, ernsten und heiteren Dingen ausgefüllt gewesen. Wir sind noch ganz voll davon, aber unser Brief würde zu voll von einem wirklichen Bericht. Br. Lohmann arbeitet gerade einen aus, der sich auf etwa 20 Seiten belaufen wird. 168 Und nun laßt uns Auf Wiedersehen sagen. Das Kolleg wird wegen Zeitmangel diesmal nicht fortgesetzt. Ihr werdet auch wenig Zeit haben jetzt vor Ostern. Die Meditationen sind für Palmarum 169 und Ostern (Leckszas und Maechler). Für die Passionszeit haben wir ja durch die Kreuzespredigten im vorigen Semester viel Hilfe. Nun wünsche ich Euch für diese schwere Zeit viel Kraft und Freudigkeit. Auf baldiges frohes Wiedersehen Euer Albrecht Schönherr. 1 1 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte. 22.–28. III. Jesaja 42 29. III.–4. IV. Jesaja 49

5.–11. IV. 12.–18. IV.

Jesaja 53 Jesaja 54

168. Lohmanns Bericht in gekürzter Fassung wurde gedruckt in Junge Kirche, 4. Jahrgang (1936) Heft 9, 420–426. 169. Palmsonntag, eine Woche vor Ostern.

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1 1 . 3 . Z U S AT Z I M B R IE F Liebe Brüder! Am Ende des zweiten Kurses sind unsre Gedanken wieder viel bei Euch gewesen. Es war in diesem Semester alles sehr anders als im vergangenen und doch so wieder sehr schön. Albrecht hat gestern bei seiner Abschiedsrede etwas sehr Schönes über den »objektiven Geist« des Seminars gesagt, der in dem 5. Vers des Liedes »Der Mond ist aufgegangen« 170 ausgedrückt sei, und in dem der vorige und dieser Kurs einander trotz allem ähnlich gewesen sei. Wir haben auch diesmal wieder dieselbe Vereinbarung getroffen wie bei unserm ersten Auseinandergehen, und dabei treibt es mich, Euch einmal nun wieder zu fragen: Wie haltet Ihr es durch mit der Meditation, der Fürbitte, dem Bibellesen und dem Besuchen? Laßt Euch doch bitten und ermahnen, hierin nicht matt zu werden! Wir bitten täglich darum, daß wir in einer Gemeinschaft des Glaubens bleiben, und daß Ihr stark sein möchtet in aller Arbeit, bei dem zu bleiben, was wir hier miteinander gelernt haben und täglich wieder lernen. Es wäre doch gefährlich und bedenklich, wenn wir in so kleinen Dingen nicht gehorchen wollten und in großen Dingen allzu sicher reden. Vielleicht sind doch vor Gott gerade die kleinen Dinge die großen. Wir freuen uns hier schon sehr auf die Freizeit nach Ostern und bitten Euch herzlich, kommt alle und kommt gern! Das Haus steht für Euch bereit. Immer Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. 1 1 .4 . Z U S A C H A RJ A 9 , 8 – 1 0 F Ü R PA LM A RUM Predigtmeditation für den Sonntag Palmarum Sacharja 9 Vers 8–10. 171 [8Und ich will selbst um mein Haus das Lager sein wider Kriegsvolk, daß es nicht dürfe hin und her ziehen, daß nicht mehr über sie fahre

170. Lied von Matthias Claudius, EG.BP 568, 5: »Gott, laß uns dein Heil schauen, auf nichts Vergänglichs trauen, nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein!« 171. Bethge handschriftlich: »Lekszas« (Verfasser).

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der Treiber; denn ich habe es nun angesehen mit meinen Augen. 9Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. 10Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem, und der Streitbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden lehren unter den Heiden; und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende.]

Exegetische Anmerkung: Zu Vers 8: »daß es nicht dürfe hin und her ziehen« lautet im Kautsch 172: »gegenüber kommt und geht«, bezieht sich also auf den Feind. Der Leitgedanke: Den Herrschgelüsten der Welt, welche Krieg und Unterdrückung zur Folge haben, tritt die Weltherrschaft des Messias entgegen, der der Erde Frieden und Heil bringt. 1. Wer herrscht in der Welt? Der Starke, Gewappnete, der Volk und Kriegsmacht unter seinen Fahnen führt, dem die Wege der Erde offen stehen, der den Raum erringt. Herr ist der, der das Zepter des Treibers in der Hand hält, dem die Menschen dienstbar werden. In der Welt waltet das Herrschgelüst, dessen Arm Gewalt und Krieg ist. Diese Tatsache spricht aus Vers 8. 2. Diese weltliche Herrschaft ist eine Bedrohung des Gottesvolkes. Jede weltliche Herrschaft hat aus sich heraus das Bestreben, total zu sein. Das heißt, sie nimmt nicht nur den irdischen Raum, sondern sie ist auch eine Bedrohung des geistlichen Raumes in der Welt. Das alttestamentliche Gottesvolk und Gotteshaus wurden von äußerer Gewalt bedroht und angegriffen. Es waren Kriege gegen Gott, weil die Herrschgelüste der Welt Gott angriffen und Aufsicht über die Religion und Eingriffe in ihren Geist und ihre Lebensäußerungen forderten. Die Welt bedroht ständig die Kirche. 3. In der Welt habt Ihr Angst [Johannes 16,33]! In der Not des Exils war das Judenvolk wie eine Herde, die keinen Hirten hat [Matthäus 9,36]. Ein Volk, das keinen König hatte. Ein Volk ohne Schutz und Recht. Ein Volk, über das groß Wasser 172. Übersetzung des Alten Testaments durch Emil Kautzsch (Die Heilige Schrift des AT).

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läuft. Das Volk Gottes in aller Welt ängstet sich, wo es angegriffen und preisgegeben wird und schaut furchtsam auf seine Feinde. 4. Wendet den Blick von den Feinden und den Gewaltigen, die euch bedrohen. Sie sollen euren Blick und euer Interesse nicht fesseln. Wisset, es hat euch einer angesehen. Gott vom Himmel sah darein 173 mit seinen Augen und gewahrte die Not. Und Gott sprach: Ich will! »Ich will selbst um euer Haus das Lager sein«. Ihr dürft wissen, es ist schon einer da, der euch schützt, nicht ihr: der Herr der Heerscharen. 5. Gott handelt. – Die Feinde toben. »Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!« Welch ein Gegensatz. Draußen toben die Völker, drinnen ist die Stadt Gottes fein lustig. So darf es sein. Denn Gott wendet unsern Blick und unser Interesse von der Welt und sagt: Du Gemeinde bleibe bei dir und schaue unter Frohlocken an, was du in deiner Mitte hast. Du verlassene jüdische Gemeinde hast in deiner Mitte die Verheißung deines Königs. 6. Dieser dein König ist ein wahrer König. Er ist das, wofür sich die Könige auf Erden ausgeben, um so gerade ihre Kriege zu führen, »ein Gerechter und ein Helfer«. Er ist gerecht und mit Heil begabt und bringt Gerechtigkeit und Heil unter die Völker. Aber daß er ein wahrer Gerechter und ein wahrer Heiland ist, erweist sich daran, daß er sich von allen Königen auf Erden unterscheidet. Während diese hochbedeutend und reich in aller Klugheit sind, ist er ein ani 174 (cf. Seligpreisungen [Matthäus 5,3]), geistlich arm und niedrig, einer, der sich selbst nicht hochstellt, um seiner Königskrone Glanz zu verschaffen. Das Zweite, woran dieser König sich als wahrer Gerechter und Helfer erweist, ist das Zeichen seines Einzuges. Er reitet auf einem Esel, einem bürgerlichen Reittier. Warum? Gott sagt: »Ich will die Wagen abtun von Ephraim 175 und die Rosse von Jerusalem.« Gott will nicht, daß der neue König des Gottesvolks auf einem Streit- und Kriegswagen einzieht oder von 173. Anklang an den Beginn des Liedes von Martin Luther »Ach Gott, vom Himmel sieh darein«, EG.BP 89. 174. Hebräisches Wort für einen Menschen in der Niedrigkeit gegenüber einem, der Antwort erheischt. 175. Israelitischer Hauptstamm des Nordreichs im Zentrum von Westpalästina.

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einem streitbaren Roß dahergeführt wird. Er reitet »auf einem jungen Füllen der Eselin.« 7. Denn Gottes Wille über seinem Volk ist von nun an: Friede! Wenn dieser euer König kommt, soll der Friede beginnen. Und ob auch der Klang der feindlichen Waffen von draußen in eure Ohren hallt, so sollst du Ephraim bei dir anfangen und die Waffen abtun, auch wenn es anderswo nicht so ist, und du Jerusalem deine Rosse abrüsten, »und der Streitbogen soll« bei dir »zerbrochen werden.« Und wenn die Welt in Waffen wider euch steht, bei euch steht »nur« der Name des Herrn. Denn das Reich Gottes bleibt nicht mit Schwert und Spieß. 8. Die Welt greift tatsächlich die Herrschaft dieses Königs an und will sie niederzwingen. Obgleich ohne Waffen ist seine Herrschaft aber nicht nur Verteidigung, sondern Angriff auf die ganze Welt und alle ihre Gewalt. Das Königtum des Messias erhebt Anspruch auf den Raum der Erde. Mit Ephraim und Juda beginnt das Reich, das Ende aber der »Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andre und vom Strom bis an der Welt Ende«. Das Reich des Königs ist zwar [»]nicht von dieser Welt«, von ihrer Herkunft, Art und Gestalt, aber über alle Welt. Das Reich des Messias erhebt nun einen inhaltlichen Anspruch an alle Welt und Obrigkeit. Es will nicht nur die Wagen und Rosse des Gottesvolkes haben, sondern darüber hinaus die aller Welt. Der Friede zwischen Welt und Gottesreich wird nicht schon dadurch hergestellt, daß die Welt die Waffen gegen die Kirche ablegt, – ihren Totalitätsanspruch aufgibt –, sondern erst dadurch, daß die Welt überwunden wird. Der König bringt nicht nur den Frieden in Gegeneinander von Welt und Kirche, sondern den Frieden der Welt selbst. »Denn er wird Frieden lehren unter den Heiden.« 9. Wie wird die Weltherrschaft Gottes aufgerichtet? Nicht mit Schwert und Spieß, sondern mit dem Wort des Königs. Das Schwert des Königs ist nichts anderes als seine Lehre. Und diese Lehre ist schon zugleich der Friede. Wo das Wort des Königs hintrifft, da muß auch die endliche Frucht des Friedens erwachsen. Im Aufmerken auf seine Lehre und im Gehorsam gegen den König ist alle rohe Gewalt sowohl überflüssig als auch überwunden. 10. Liebe Gemeinde, sieh, wen du in deiner Mitte hast, und freue dich und jauchze! Die Juden hatten damals nur einen ver-

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heißenen König. Wir haben den, der geboren ist, gelitten hat, gestorben und begraben ist und auferstanden von den Toten, den wirklichen König Jesus Christus. Seit ihm stehen wir vor einer neuen Tatsache. Mit ihm hat die Weltherrschaft Gottes begonnen! Ihm »ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden« [Matthäus 28,18]. Im Reiche Gottes sind die Streitbogen zerbrochen, sein Friede streicht Krieg und Gewalttat aus. Die Herrschaft des Königs wird herbeigeführt durch die Lehre, Christus lehrt die Heiden den Frieden. Die Predigt der Kirche verwaltet diese Lehre. Der Friede über alle Welt muß gepredigt werden. Mit dieser Predigt hält der Friedefürst und sein Reich auch heute seinen Einzug unter uns. Im neuschaffenden Wort Gottes unter uns ist die Weltherrschaft Christi unseres Königs da. 11.5. ZU MARKUS 16,3 FÜR OSTERN Meditation über einen Ostertext: »Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?« Marcus 16,3. 176 I. Die Frauen. Es ist ein eindrucksvolles Bild, das wir am Ostermorgen sehen. Die drei Frauen gehen zum Grabe Jesu, ihres Herrn. Sie sind voller Kleinmut, Angst und Verzagtheit über das, was geschehen ist, und doch wollen sie Jesus sehen und ihm noch etwas Gutes antun. Aber sie wissen, daß sie nicht zu ihm können, der große Stein liegt vor seinem Grab. Sie sind zu schwach, um ihn mit eignen Kräften beiseite schieben zu können. Und darum stellen sie die Frage: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? II. Der Stein. Das ist doch wohl unser aller Lage, die der drei Frauen am Ostermorgen: auch wir wollen zu unserm Herrn, auch unser Leben ist ein Suchen nach ihm, ob wir es wissen oder nicht, auch uns versperrt ein großer Stein den Zugang zu ihm, und auch wir fragen immer wieder: »Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?« Der Stein mag in jedem Leben anders aussehen. Enttäuschungen, Veranlagungen, schlechte Zeiten und 176. Bethge handschriftlich: »Maechler« (Verfasser).

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so weiter mögen wir ihn nennen, aber im Grunde ist es doch immer der Unglaube, das Nichtglaubenkönnen oder -wollen an Gott, das ihn nicht über alle Dinge Fürchten, Lieben und Vertrauen, 177 das sich ihm nicht ganz ausliefern Wollen. Daher kommt unsere Verzagtheit, so wie sie bei den Frauen daher kam. III. Das Wunder. Und nun heißt Ostern nichts anderes als daß Gott selbst diesen Stein aus unserm Leben weggewälzt hat. Nun können wir zu ihm kommen, nun ist er nicht mehr tot für uns, sondern er lebt. Wie er Weihnachten für uns auf wunderbare Weise geboren ward, wie er Karfreitag durch seinen Tod unsere Schuld sühnte, wie er seit Himmelfahrt für uns zu Gott bittet, Pfingsten seine Gemeinde beruft und am Jüngsten Tage sichtbar zu uns kommen wird, so ist er heute auferstanden für uns. Wir brauchen uns nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er all diese Wunder vollbrachte, sondern wir dürfen glauben, daß er so allmächtig war und ist, sie zu tun, und daß er uns so lieb hat, daß er sie für uns tat und tut. Immer wieder ist es das Eine wie Ostern, er lebt und hat den Stein aus unserm Leben weggewälzt. IV. Der Glaube. Nun hat unser Leben einen Sinn bekommen, nun wollen wir uns nicht fürchten und entsetzen, sondern gehen wie Maria Magdalena und es den andern verkündigen, »die Leid tragen und weinen« 178. Vor allem aber wollen wir selber unser ganzes Leben darauf setzen und bauen, daß Christus den Stein weggeräumt hat! Was hat unser Leben für einen andern Sinn, als daß es ein Weg zu Gott ist? Der Stein ist fort, der Weg ist frei, Christus lebt. Auf, laßt uns ihm entgegen gehen!

177. Erklärung zum Ersten Gebot in Luthers Kleinem Katechismus (BSLK 507). 178. Markus 16,10: »… die da Leid trugen und weinten.«

12. Bericht und Bitte an Freunde und Förderer

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1 2 . B ERICHT UND BITTE A N F REU N D E U ND F Ö R D E R E R Finkenwalde, am 23. 3. 36 179 Waldstraße 5. Postscheckkonto: Stettin 16015 P. Rott Telefon, Finkenwalde 600. Gruß aus Finkenwalde. Es ist ein halbes Jahr vergangen, seitdem wir unseren letzten Brief in das Land hinausgehen ließen. Da wir solange nichts von uns haben hören lassen, mag vielleicht bei diesem oder jenem der Gedanke gekommen sein, daß die Existenz unsers Predigerseminars unsicher geworden sei. Dem gegenüber aber können wir mit großer Freude und Dankbarkeit sagen, daß wir trotz einer Krisenstimmung im allgemeinen in Ruhe und Frieden ein zweites Semester haben arbeiten dürfen und nun einem dritten Semester hier in Finkenwalde entgegen sehen. Darum grüßen wir hiermit aufs Neue alle Freunde und Helfer unseres Predigerseminars. Über die vergangene Arbeit wollen wir in Kürze berichten. Zum 1. November hatten sich 18 neue Brüder eingefunden und zwar 5 Brüder aus Pommern, 7 Brüder aus Brandenburg, 2 Brüder aus Westfalen, 2 Brüder aus dem Rheinland, 1 Bruder aus Oldenburg und ein Bruder aus [Provinz] Sachsen. Alle Brüder kamen aus dem Dienst der Bekennenden Gemeinden, wo jeder eigene Amtserfahrung bereits gesammelt hatte, sodaß schon eine Einmütigkeit in der Sache vorhanden war. Der Arbeits- und Tagesplan war im großen Ganzen wieder derselbe wie im vorigen Semester. Neben der Morgen- und Abendandacht gehörte mit zur wichtigsten Stunde am Tage eine nach dem Morgenkaffee festgesetzte stille Gebetszeit über einem gemeinsamen Bibeltext, zu der sich jeder Bruder auf sein Zimmer zurückzog. Von 9 Uhr bis 12 Uhr hörten wir Vorlesungen, hielten Übungen über Predigt- und Unterrichtsfragen und besprachen miteinander praktische Fragen des Pfarramts. Daneben nahmen die Fragen der lutherischen und reformierten 179. NL A 48,2 (bei 5.): Hektographie (schwacher Abzug), aus Ebelings Akten, zwei Seiten, Abdruck GS II 476 f.

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Dogmatik, unter anderem die Christologie und Ekklesiologie, das heißt die Lehre von der Kirche, einen breiten Raum ein. Zwei Abende in der Woche waren der Diskussion über besonders wichtige dogmatische und ethische Fragen vorbehalten, so zum Beispiel die Frage nach dem Recht und der Möglichkeit einer natürlichen Theologie (Debatte Barth–Brunner) oder das Verhältnis von Staat und Kirche oder unsre Stellung zur Bergpredigt. Regel und Richtschnur für unsre gesamte Arbeit waren dabei ausschließlich die Heilige Schrift und die Bekenntnisse der Kirche. Um 1/2 1 Uhr mittags fanden wir uns zum gemeinsamen Singen alter Choräle in unserer Notkirche – einer ehemaligen Turnhalle – zusammen. Die Nachmittage und freien Abende galten dem persönlichen Studium, weiteren Aussprachen und der Arbeit in unserer Finkenwalder Bekenntnisgemeinde, für die wir regelmäßig sonntags Haupt- und Kindergottesdienst und in der Woche Bibelstunde hielten. Daneben konnten einige unserer Brüder benachbarten Bekenntnisgemeinden durch Vertretungen von Gottesdiensten dienen. Ebenso wichtig aber wurde die fast allabendliche Arbeit in den verschiedenen Bekenntnisgemeinden Stettins. Jedoch nicht ohne Sorge verlief die Zeit des Semesters. So sahen und glaubten wir in den ersten Dezemberwochen auf Grund der Verordnung des Reichskirchenministers [Kerrl] vom 2. Dezember 180 unsern Aufenthalt hier in Finkenwalde gefährdet und mußten sogar mit der Schließung des Seminars rechnen. Aber mit dem Gefühl der Freude und des Dankes dürfen wir sagen, daß wir noch einmal dieser bangen Sorge enthoben wurden. Mit besonderer Freude gedenken wir unseres reichen Besuches. Fast regelmäßig sahen wir sonntags einige Brüder bei uns, die gegenwärtig im Militärdienst stehen. Alle vier Wochen war eine Zusammenkunft der Bekenntnispfarrer von Stettin-Land bei uns. Am 2. Advent hatten wir die eigne Gemeinde zu einer Adventsmusik zusammen, und schließlich besuchten uns am 16. Februar etwa 120 Glieder aus den Bekenntnisgemeinden Stettins. Daneben ereignete es sich immer häufiger, daß unser 180. Die an diesem Tage ergangene Fünfte Verordnung zur Durchführung des Gesetzes vom 24. September 1935 zur Sicherung der DEK verbot die Ausübung kirchenregimentlicher Befugnisse durch »Gruppen«, zu denen die BK gerechnet wurde. Das machte die BK-Theologenausbildung »illegal«.

12. Bericht und Bitte an Freunde und Förderer

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Seminar durchreisenden Amtsbrüdern Gastfreundschaft gewährte, sodaß unser Haus im Begriff ist, ein Mittelpunkt kirchlichen Lebens in der Provinz zu werden. Gegen Ende des Semesters machten wir auf Grund einer Einladung als Gäste der schwedischen Kirche eine Studienreise nach Schweden. Diese Reise war für uns eine besondere Stärkung, weil sie uns von der Glaubensverbundenheit der christlichen Brüder jenseits der Grenzen mit uns erfahren ließ. Wir werden die Freude haben, im kommenden Semester, wahrscheinlich im Juni, den Herrn Erzbischof D. Eidem, bei dem wir empfangen wurden, bei uns im Seminar als Gast zu haben. 181 Nun sind für das kommende Semester, das am 15. April beginnen wird, 24 neue Brüder vom Rat der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union überwiesen, und damit stehen wir vor einer neuen Arbeit zugleich auch neuen Schwierigkeit. Wie Sie wissen, muß ja das Geld zur Ausbildung der Pfarrer der Bekennenden Kirche und der Erhaltung der Predigerseminare der Bekennenden Kirche ausschließlich von den Bekennenden Gemeinden aufgebracht werden. Damit die reibungslose Arbeit weiter gewährleistet ist, treten wir nun wiederum mit der sehr großen Bitte an Sie heran, uns, soweit es Ihnen möglich ist, zu helfen. Durch den größeren Zuwachs an Brüdern – wir werden dann insgesamt mit den Brüdern vom Bruderhaus, dem Direktor und Inspektor, 30 Brüder sein – sind wir in große Verlegenheit an Geld, Lebensmitteln und Möbeln geraten. Aber auch in unserer Bibliothek fehlen begreiflicherweise noch wichtige Bücher und Werke. So konnten wir auf ein antiquarisches Angebot der Erlanger Lutherausgabe (150 M) 181. Der Besuch kam nicht zustande; denn das Kirchliche Außenamt der »legalen« Reichskirche ließ durch ein Schreiben vom 14. März 1936 bei Erzbischof Eidem anfragen, ob »der schwedische ökumenische Ausschuss« durch die Einladung der »illegalen« Finkenwalder »gegen die verantwortliche Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche amtlich Partei ergreifen wolle« beziehungsweise ergriffen habe (MW V 185, DB 580). Eidem hielt sich fortan zurück von deutschen Theologengruppen (DB 583). Der deutsche Auslandsbischof Theodor Heckel drängte in einem Schreiben vom 7. 3. 1936 (DBW 14, 126) den ApU-Landeskirchenausschuss zu Maßnahmen gegen Bonhoeffer, »daß nicht länger deutsche Theologen von ihm erzogen werden«. Die Aberkennung der Lehrbefugnis Bonhoeffers an der Berliner Universität im August 1936 war auch eine Folge der Schwedenreise.

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bisher noch nicht eingehen. Mit großer Dankbarkeit würden wir uns über ein Harmonium freuen, dessen Fehlen sich bei den regelmäßigen Gottesdiensten als fühlbarer Mangel herauszustellen beginnt. Ein gutes Harmonium ist uns bereits zum Preise von 150 M angeboten worden. Dazu kommt noch, daß wir infolge der wachsenden Anzahl von Brüdern bauliche Veränderungen im Hause so[wie] im Physiksaal vornehmen müssen, weil wir den Raum zum Schlaf- und Wohnraum nötig haben. Schon in den vorigen Semestern gedachten unserer viele Gemeindeglieder nah und fern durch Spenden jeglicher Art. Wir sagen ihnen an dieser Stelle nochmals unseren allerherzlichen Dank. Nun aber fehlt es uns neben Geldmitteln vor allem an Möbeln: 7 Tische und 2 runde Tische, 9 Kommoden-Vertikows, Bücherbretter für 23 Brüder, 5 Lehnstühle und einige Schlafchaiselongues, 6 Tischlampen. Gelegentlich des Besuches der Stettiner Bekenntnisgemeinden veranstalteten wir auch eine Führung durch unser Haus. Dabei konnten wir oft von unsern Gästen hören, wie einfach die Einrichtung sei und wie doch wiederum die Zimmer mit bescheidenen Mitteln wohnlich zu gestalten versucht sei. Nicht wenige Beifallsäußerungen konnten wir vernehmen. Und so wie wir damals gern unsere Gäste durch das Haus führten, so wird es uns stets eine Freude sein, unsern Freunden und Helfern als unsern Gästen das Haus zu zeigen, denn schriftliche Mitteilungen können davon nur einen unzulänglichen Eindruck geben. Ein ganzes Jahr ist mit dem Beginn des neuen Semesters vergangen. Manches Zeichen der Liebe und der Opferbereitschaft haben wir erfahren. Das Wichtigste aber ist die Fürbitte aller derer, die uns helfen und mit an unserer Arbeit tragen. Dazu möchten wir Sie aufrufen und von Herzen bitten. Das Predigerseminar Finkenwalde.

Dritter Kurs 1936: Siebenter bis zwölfter Rundbrief 1 3 . S I E BE N T E R BRI E F A U S F INK E NWA L D E 1 3 . 1 . B R IE F Finkenwalde, den 25. April 36. 1 VII. Brief aus Finkenwalde Liebe Brüder! Nachdem soeben die letzten Brüder des ersten Kurses von ihrer Freizeit unser Haus verlassen haben, und Br. Bonhöffer mit Br. Bethge, Schönherr und Frau 2 im Auto auf dem Wege nach Haffkrug, Lübecker Bucht, unterwegs sind, um morgen Br. Kanitz in die Ehe zu verhelfen, sollt ihr sogleich – diesmal von mir in Vertretung von Eberhard – den 1. Bericht aus dem neuen Semester erhalten. Und so will ich Euch der Reihe nach das Wichtigste erzählen. Die Ferien sind im Wesentlichen mit Vorbereitungen auf das neue Semester, Examina und Ordinationen ausgefüllt gewesen. Frau Struwe, Br. Onnasch und Br. Berg haben das Haus »neu« eingerichtet. Manches würdet Ihr kaum wiedererkennen, so zum Beispiel den Physiksaal, der jetzt den leisen [Neid] so mancher Brüder erregt. Für die neuen 25 Brüder konnten auf Grund unseres »Bittgrußes aus Finkenwalde« manches an Möbeln angeschafft werden. Auch Geld für ein Harmonium und die Erlanger Lutherausgabe ist bereits vorhanden. Leider aber ist ein Flügel nach Berlin abgewandert, 3 was unter anderen für mich sehr betrüblich ist – wenn auch manche von Euch erleichtert in den Stuhl sinken, schon allein aus Mitgefühl zu den neuen Brüdern, nicht wahr, lieber Br. Rose? Examina sind 1.

2. 3.

NL A 48,2 (7.): Hektographie (guter Abzug), aus Grunows Akten, sechs Seiten (davon maschinenschriftlich paginiert: – 2 –, – 3 –). Oben auf der ersten Seite: »Med: Apostelgeschichte 1,1–11 (Bonhoeffer) Rogate 1. Timotheus 2,1–7«. Brief verfasst von Karl Ferdinand Müller. Hilde Enterlein; am 15. April 1936 hatte Bonhoeffer das Paar getraut. Der verbliebene (Bechstein-)Flügel gehörte Bonhoeffer.

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von allen glücklich – es ist auch nicht einer, der Finkenwalde nicht Ehre gemacht hat – beendet worden und die Ordination vollzogen. Die Missionsreise von Br. Lohmann und Br. Rütenik nach Vorpommern war für alle Beteiligten eine sehr schöne und gelungene Sache. Beide Brüder kamen begeistert zurück. Die Reise soll im Herbst wiederholt werden. Und nun sind die Meisten von Euch wieder in den Gemeinden. Eine ganze Reihe haben auch schon an uns gedacht. Br. Lohmann hat seine Stelle als Nachfolger von Br. Grosch, der jetzt hier ist, an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche [in Berlin] angetreten und hat sehr viel zu tun. Am vorigen Sonntag konnte man ihn dort bereits predigen hören. Br. Rose ist mit seiner Arbeit bei [Joachim] Beckmann auch sehr zufrieden und glücklich. Seine neue Anschrift ist Düsseldorf, Uhlenbergstraße 117. Br. Büsing sitzt im Augenblick in Krauschow bei Züllichau in der Mark als Prädikant, Br. Alexander [von der Marwitz] hat es besonders schwer in einer sehr toten und schwierigen Gemeinde in der Neumark: Hassendorf Kreis Arnswalde. Br. Harhausen sitzt – wieder einmal als Nachfolger von Rahmel – seit Ostern als Bischof 4 in Guben, Pestalozzistraße 9 und hat auch schon von sich hören lassen. Br. Rütenik ist in Dahme, Luckauer Chaussee 4, sehr tätig als Nachfolger seines Bruders. Von Br. Koch bekamen wir heute einen langen Brief. Er sitzt schon nicht mehr in seiner Gemeinde in Wuppertal-Oberbarmen, nicht weil die Reformation unter den Lutheranern so schwierig ist, sondern weil von den 10 Pfarrern an der Gemeinde nur 9 die Wiederbesetzung seiner Stelle bekämpft haben und zwar mit Unterstützung des noch bestehenden DC-Presbyteriums, aber auch des Gemeindebruderrates, 5 sodaß der Rheinische Rat ihn als persönlichen Hilfsprediger zu Martin Graeber geschickt hat, einem Bruder des Essener Fritz Graeber. Seinen Auftrag zur Arbeit an der lutherischen Gemeinde hat er dabei behalten. Überhaupt schreibt er sehr be-

4.

5.

»Bischof« war keineswegs als Titel gemeint. Das Bischofsamt hatte Bonhoeffer im zweiten Finkenwalder Kurs 1935/36, an dem Karl Ferdinand Müller und Harhausen teilnahmen, behandelt (DBW 14, 459) im griechischen Wortsinne: episkopos bedeutet Aufseher (DBW 4, 246). Koch hatte die Ablehnung, die ihm begegnete, offenbar sarkastisch geschildert.

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kümmert aus dem Rheinland. Erfreulich sähe es überhaupt nicht aus. Hier hat unser Seminar am 16. dieses Monats zum dritten Mal seinen Anfang gemacht. Damit nun das Band zu den neuen Brüdern gleich hergestellt wird, will ich die Namen und Heimatprovinzen der Brüder mitteilen, damit wir uns auf unserer Freizeit im Herbst nicht mehr fremd sind und so ein Kurs mit dem anderen mehr und mehr zusammenwächst, wie es auf der nun beendeten Freizeit des 1. Kurses mit dem dritten bereits geschehen ist. Aus Brandenburg sind hier die Brüder Seydel, Richter, Riemer, Wetzel, Matiwe, Lent, Grosch, Wichmann, Zimmermann, Kühn, Christ. Aus dem Rheinland sind da: Die Brüder Thurmann, Schuhmacher, Rabius. Aus Westfalen sind Bruder Tetsch und Reimers. Aus [Provinz] Sachsen Bruder Lersche und aus Pommern die Brüder Meinhoff, Maaß, Schumann, Heidecker, Marzahn, Martin Müller. Auch die neuen Brüder haben sich schon gut eingelebt und wir sind der festen Hoffnung, daß uns auch diesmal eine echte und tiefe Bruderschaft geschenkt wird. Damit sind wir bei der letzten Woche, die durch die Freizeit mit den schönsten Dingen angefüllt war. Diese Freizeit des 1. Kurses [20.–24. April] war wirklich eine ganz herrliche Sache. Mit Ausnahme von Br. Keusch und Br. Krüger, die infolge ihres bevorstehenden Examens und ihrer Gemeindearbeit abgesagt hatten, waren am Montag Abend alle Brüder im Haus eingetroffen. Nach der Begrüßung durch Br. Bonhöffer beim Essen, die mit den Worten ausklang: »Ihr sollt und dürft kein schlechtes Gewissen haben, daß Ihr gekommen seid. Ihr müßtet es vielmehr haben, wenn Ihr nicht gekommen wäret« – was auch wir [uns] im Hinblick auf unsere Freizeit im Herbst schon gesagt sein lassen wollen – saßen wir alle nach dem Abendbrot im Musikzimmer beisammen, wo einige Brüder aus ihren Gemeinden erzählten. Am Dienstag begann nach der Meditation die Arbeit mit einer Bibelauslegung von Br. Bonhöffer über »den Wiederaufbau Jerusalems nach Esra und Nehemia« 6, deren Grundgedanken uns ja schon bekannt sind seit der Predigt in Finkenwalde am Tage der letzten Kanzelabkündigung gegen die Ausschüsse [am 12. Januar

6.

DBW 14, 930–945.

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1936]. Vielleicht werden wir sie bald in der Jungen Kirche gedruckt lesen können.7 Anschließend wurden Himmelfahrtspredigten über Matthäus 16 und Acta 1 besprochen. Ein Entwurf von Br. Bonhöffer über Acta 1 liegt bei. Der Nachmittag war ausgefüllt mit einem Austausch der Erfahrungen der einzelnen Brüder in der Seelsorge. Auf besondere Schwierigkeiten waren die Brüder in der Krankenseelsorge und in der Frage der Dämonen gestoßen. Und hier hatten mehr oder weniger alle die Erfahrung gemacht, wie armselig und mit wie wenig Vollmacht sie dagestanden hatten und auch wir ganz gewiß dagestanden hätten. Es wurde wieder sehr deutlich, wie mangelhaft unsere Gebete, Vorbereitung und Meditationen noch sind. Am Mittwoch hielt Br. Bonhöffer ein großes Referat über »Fragen der Kirchengemeinschaft« 8, das in der Evangelischen Theologie erscheinen wird. Auf eine eingehende Wiedergabe will ich deshalb verzichten, da jeder von Euch einen Sonderdruck bekommt. Am Nachmittag machten wir alle einen sehr schönen Spaziergang in der Buchheide und abends war der 1. Kurs unter sich. Am Donnerstag vormittag hielt Br. Rott ein ausgezeichnetes Referat über »Rechtfertigung und Heiligung bei Calvin«. Im Wesentlichen führte er folgendes aus: 1.) Rechtfertigung und Heiligung sind die beiden Gaben Christi, wobei die Heiligung den Vorrang einnimmt. Beide aber sind eins in Christus, wie zwei Seiten der einen Sache, die zeitlich zusammenfallen. Sie verhalten sich wie Sonnenlicht und Sonnenwärme. Die ständige regeneratio [Erneuerung] hat ihren Grund in der Buße. Buße fällt mit Heiligung, Vergebung der Sünden und der Rechtfertigung zusammen. 2.) Die Rechtfertigung ist rein forensisch, Zurechnung der Gerechtigkeit Christi [im Gericht]. Unsere Gerechtigkeit ist stets extra nos [außer uns], also nicht effectiv. Das Amt der illuminatio [Erleuchtung] hat der heilige Geist. 3.) Die Heiligung vollzieht sich, indem es von der illuminatio mentis [des Geistes] zur confirmatio cordis [Festigung des 7. 8.

Sie erschien in der Jungen Kirche 4 (1936) Heft 14, 653–661. Bonhoeffers Vortrag am 22. April 1936 »Zur Frage nach der Kirchengemeinschaft« wurde veröffentlicht im Juniheft der Zeitschrift Evangelische Theologie, Jahrgang 3 (1936) 214–233. Abdruck GS II 217–241, DBW 14, 655–680.

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Herzens] kommt. Das experimentum regenerationis [Erneuerungs-Erfahrung] muß dabei gespürt werden. 4.) Über die regeneratio hominis [des Menschen] hat aber die Sünde die Herrschaft verloren. Die Formel semper justus et peccator [immer gerecht und Sünder] gibt es bei Calvin nicht. Calvin hält sich im Wesentlichen an Römer 7. 5.) Einen besonderen Raum nimmt die justificatio operum [Rechtfertigung nach den Werken] ein auf dem Wege der regeneratio. Am Anfang der regeneratio steht ein Generalpardon der Personen, die zweite Rechtfertigung erstreckt sich auf die Gaben (im Gegensatz zu Luther). 6.) Rechtfertigung und Heiligung sind der Erweis der Erwählung, von der die Werke der Wiedergeburt zeugen. Aus den Werken entsteht die Gewißheit des Heils. Hieran schloß Br. Bonhöffer mit einer Abtastung desselben Fragenkomplexes im N.T. an, 9 was sogleich etwa eine Einleitung zu dem Gesamtthema dieses Semesters war. Wir hoffen Euch in den nächsten Rundbriefen einen Auszug dieses nun beginnenden N.T.Kollegs 10 wieder beilegen zu können. Am Abend saßen wir alle am Kamin und hörten Schallplatten. Am Freitag vormittag wurden die Predigtbesprechungen fortgesetzt und beendet, und es war dann Ruhe, bis wir um 1/2 6 Uhr zum heiligen Abendmahl gingen. Damit hatte die Freizeit ihr Ende. Ich kann Euch nun nur noch einmal mit allen Brüdern versichern, daß es ganz herrliche Tage waren und wir uns schon jetzt vorbereiten und freuen wollen auf unsere Freizeit im Herbst. Eine ganz besonders freudige Sache war es, als am 24. Mittags Br. Voelz eine seiner berühmten Missionsreden hielt mit dem Ergebnis, daß die Summe von über 20.– Rm zusammenkam, und anläßlich des 1. Geburtstages des Seminars alle Brüder auf Anregung unseres neuen Dankwartes Br. Lersche Br. Bonhöffer über 50.– Rm als Geburtstagsgeschenk vom 9.

In Wolf-Dieter Zimmermanns Mitschrift NL B 9,5 finden sich auf den Seiten 25–31 (nachträgliche Archiv-Paginierung) Notizen zu Rotts Referat »Rechtfertigung und Heiligung bei Calvin« und Bonhoeffers Referat »Rechtfertigung und Heiligung im Neuen Testament«, die am 23. April 1936 gehalten wurden. 10. Thema laut Bonhoeffers Jahresbericht 1936: Das neue Leben bei Paulus. Abschnitte der Vorlesung stehen in DBW 14, 602–623.

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Seminar fürs Seminar auf den Tisch legen konnten. Und dabei möchte ich noch einmal an unser so feierlich verkündetes Geschenk der Stehlampe erinnern, für das bis jetzt leider erst 6,50 Rm gezahlt worden sind. Ich sehe also mit Gespanntheit und Hoffnung den weiteren Beträgen entgegen. Mit den herzlichsten Grüßen von uns allen Euer Karl Ferdinand Müller. 1 3 . 2 . M E D I TAT I O N S T E X T E UN D L E S U N G E N Meditationstexte: 26. 4.–2. 5. Johannes 17,20–26 3. 5.–9. 5. Römer 12,1–6 10. 5.–16. 5. Römer 12,7–16 17. 5.–23. 5. Römer 12,17–21 Lesungen: Wir stehen bei Psalm 62 und lesen in jeder Andacht 2–3 Psalmen. Im A.T. sind wir bei Amos 8 und lesen kleine Propheten. Im N.T. lesen wir den Römerbrief, augenblicklich sind wir bei cap. 8. 1 3 . 3 . Z U A C TA 1 , 1 – 1 1 F Ü R HIM M E L FA H RT 11 [Acta 1: Den Aposteln 3hatte Jesus sich nach seinem Leiden lebendig erzeigt durch mancherlei Erweisungen, und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehört, sprach er, von mir; 5denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. 6Die aber, so zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? 7Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; 8sondern ihr werdet die Kraft des heiligen 11. Auf der vierten Seite oben links in Bethges lateinischer Handschrift: »Apg 1,3–11 Himmelfahrt 1936«. Abdruck des folgenden Predigtentwurfs Bonhoeffers: GS IV 183–186, DBW 14, 629–632.

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Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. 9Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, 11welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.]

1. Eine seltsame Unruhe, Ungeduld, ein Brodeln liegt über den Tagen nach der Auferstehung. Der Gekreuzigte war wieder unter seinen Jüngern, er tat sich kund durch allerlei Zeichen und in allerlei Gaben. Er gab sich ihnen zu erkennen, verhüllte sich wieder und war ihnen doch jeden Augenblick nahe. Auferstehung rief es den Jüngern von allen Seiten entgegen, Auferstehung umhüllte sie. Und unter dem heimlichen Aufjauchzen blieb die leise Bangigkeit, ja Auferstehung war geschehen, Ostern war da, aber wo soll das alles noch hinaus, wohin führt das noch, was wird geschehen, was ist das Ende von dem allen. Um auf diese Frage Antwort zu geben, erschien ihnen Jesus 40 Tage lang »und redete mit ihnen vom Reich Gottes« (Vers 3). 2. Das Reich Gottes, das mußte ja das Ende sein. Mit jedem Ereignis in der Geschichte Jesu hatte sich das Reich näher auf die Erde herabgesenkt, und doch war es noch nicht ganz da. Jesus lebte, seine Jünger sahen ihn. Aber die Welt, die Menschen hatten noch nichts vernommen, sie hatten daran noch keinen Teil, das Letzte also war noch nicht geschehen. Der Auferstandene bereitete seine Jünger darauf vor. 3. Darum befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen. Dieser Befehl war nötig. In Jerusalem war das Unheilvolle geschehen, in Jerusalem war Jesus gekreuzigt. Wie begreiflich, daß die Jünger von diesem Jerusalem weichen wollten. Aber Jesus bindet sie an Jerusalem. Die Kirche Gottes, die schuldig geworden war am Blute des Sohnes Gottes, die Kirche der Untreue, des Verrates und der Verleugnung sollte der Ort der Verheißung werden. Laßt diese Kirche nicht im Stich, sondern betet um die Verheißung! Wartet auf das Letzte, auf das Kommen des Heiligen Geistes, daß die Kirche neu werde, gerecht und geheiligt durch die Treue Gottes.

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4. Jetzt erfaßt die Jünger ein ungeheures Verlangen, sie wollen in Jerusalem warten auf die Dinge, die da kommen sollen. Aber wird die neue Kirche denn auch wieder die sichtbare Herrlichkeit des Tempels Gottes haben? Werden dann alle erkennen müssen, daß hier in dieser Herrlichkeit Kirche, gewißlich Gottes Reich ist. »Herr, wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?« Wie nah liegt uns diese Frage, wird Gottes Treue sich auch sichtbar in Kraft und Herrlichkeit bekunden? 5. Jesus wehrt diese Frage nicht ab, nur das Ungestüm, die Begehrlichkeit, die Neugier in ihr. »Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat.« Die Zeit der Herrlichkeit also kommt auch über Jerusalem und über die Kirche, über das Volk Israel. Aber bis sie kommt, bleibt den Jüngern nur ein einziges untrügliches Zeichen über das Reich Gottes, nämlich daß Zeugen da sind, die es verkündigen und Jünger da sind, die es glauben. »Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.« Nichts sonst, dies ist das Zeichen, daß die Erfüllung da ist. Das Zeugnis von Christus wird gehen über Jerusalem hinaus bis an der Welt Ende. Wo ist das Reich, wo wird es sichtbar? Wo das Zeugnis in der Kraft des Heiligen Geistes da ist und der Glaube. Das ist die Antwort Jesu auf der Jünger Frage. 6. Nun ist das Letzte gesagt. Der Blick weitet sich von der kleinen Schar der Apostel über das Ende der Welt. Die Enden der Erde warten jetzt auf die Botschaft von Christus, und sie wird zu ihnen dringen. Christus wird Herr sein über die Erde, die sein Werk und sein Eigentum ist, die ihn verworfen hat und von der er erstanden ist. Christus wird regieren durch sein Wort bis an das Ende der Erde. Das ist das Letzte, was Jesus seinen Jüngern sagte. Wie mit zur Beglaubigung dieses Wortes geschieht es nun, daß Jesus erhoben wird über die ganze Erde, aufgehoben zum Himmel, bis ihn schnell die Wolke dem nachblickenden Auge verhüllt. 7. Nun hat er den Himmel eingenommen, nun ist er zur Rechten Gottes erhöht über Raum und Zeit, nun ist er der Allmächtige und Allgegenwärtige, der sein Reich kommen lassen will, nun hat er alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er ist

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König geworden über die Erde. Nun erreicht ihn kein leibliches Auge mehr, er ist in die Unsichtbarkeit der Herrlichkeit Gottes eingegangen. Nun sollen wir auch nicht mehr nach sichtbaren Beglaubigungen verlangen. Wissen wir denn, ob wir nicht sehend an seiner Gestalt vorübergingen? 12 Es bleibt sein Wort, nichts als sein Wort, bis zu der Stunde, da er wiederkommt, sein Zeugnis. 8. Darauf sehet! Was steht ihr und sehet gen Himmel? Ihr seht ihn nicht mehr. Blickt nicht in das Vergangene! Sucht Christus nicht in der Vergangenheit, ihr seht nichts als Wolken und Dunst! Ihr werdet ihn nicht sehen, bis er wiederkommt. Darum wartet, und haltet euch ans Zeugnis, das bis an der Welt Ende geht, an das Wort, in dem Christus König ist! Wartet auf sein Kommen, und laßt euch bewahren auf seinen Tag durch sein königliches Wort! 9. »Als er uns nah war, war er uns fern, nun er uns fern ist, ist er uns nah« (Luther) 13. Als Christus zum Himmel fuhr, wurde er König über die ganze Erde. Als Christus zum Himmel fuhr, senkte sich das Reich Gottes tiefer auf die Erde herab. Nun wird er bald kommen in Sichtbarkeit und Herrlichkeit. Er wird sein Reich aufrichten auf Erden. Dann ist das Ende da. 1 3 . 4 . Z U I T I M O T H E U S 2 ,1 – 7 F Ü R R OG AT E Meditation zum Sonntag Rogate 14: 1. Timotheus 2,1–7 »Die Fürbitte« [1So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben füh12. Neben diesem Satz steht in Bethges deutscher Handschrift: »Sadhus!« Viele weitere Notizen und Markierungen Bethges auf dem Vervielfältigungsblatt zeigen, dass er Bonhoeffers Entwurf benutzte beim Erzählen von Indien während volksmissionarischer Bibelwochen (Bethge, In Zitz, 117 f). Bethge war vom Herbst 1940 bis zum Sommer 1943 Missionsinspektor, Referat Indien, bei der Gossner Mission in Berlin. »Sadhus« sind, auch noch im gegenwärtigen Hinduismus, vollkommene Heilige (Asketen), die sich durch Zeichen kenntlich machen. 13. Anspielung auf WA 12, 562. 14. Rogate (»Betet«) ist im Kirchenjahr der Sonntag vor Himmelfahrt. Der Verfasser der Meditation ist nicht genannt.

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ren mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. 3Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland, 4welcher will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß solches zu seiner Zeit gepredigt würde; 7dazu ich gesetzt bin als Prediger und Apostel (ich sage die Wahrheit in Christo und lüge nicht), als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.]

I. Die Notwendigkeit der Fürbitte Vers 1a II. Der Umfang der Fürbitte Vers 1b–2a III. Der Wert der Fürbitte für uns Vers 2b–3 IV. Der Wert der Fürbitte für die anderen Vers 4 V. Der Grund der Fürbitte Vers 5–6 VI. Die Fürbitte für den Pastor Vers 7 1) vor allen Dingen, zuerst: Das Wichtigste im Zusammenleben der Menschen ist die Fürbitte. Alles andere kommt von daher. Weder Feindschaft noch Freundschaft, weder Antipathie noch Sympathie bestimmt unser Verhältnis zum Nächsten, sondern das Gebet für ihn. 2) Für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit: Niemand, weder Feind noch Freund, weder Christ noch Heide, ist aus unserer Fürbitte ausgeschlossen. Besonders auch den Mächtigen dieser Welt gehört unsere Fürbitte, ganz gleich ob sie uns anerkennen oder verfolgen. Der Umfang unserer Fürbitte wird uns nicht vom Verhalten der anderen gegen uns, sondern vom Wort Gottes vorgeschrieben. 3.) »Auf daß wir … geruhiges und stilles Leben … Gottseligkeit und Ehrbarkeit … angenehm vor Gott …« Warum tun wir Fürbitte? Welchen Wert hat sie für unser eigenes Leben? Und warum beten wir für alle Menschen, und besonders für die Obrigkeit? Nicht aus Schwäche oder Schmeichelei, sondern weil wir die bösen Mächte der Welt hindern wollen, uns an unserem christlichen Leben zu hindern. Wir haben keine anderen Waffen gegen die Mächte der Welt als das Gebet. Wir bitten Gott, daß er den bösen Geistern den Zutritt zum Herzen der Großen in der Welt verwehre, wir bitten, daß die Großen dieser Welt der Kirche [den Raum] nicht verwehren, den sie braucht, um Gott zu dienen (also keine Martyriumssehnsucht!). 4.) »allen Menschen geholfen werde«: Aber nicht um der ei-

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genen Ruhe willen betet die Kirche für die Welt, beten die Christen für den Nächsten, das wäre Egoismus, sondern auch gerade darum, daß den anderen der Welt, den Nächsten geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Die Christen beten nicht nur um das eigene Seelenheil. 5.) »denn es ist ein Gott und Mittler …« »sich gegeben für alle zur Erlösung«: Der Grund des stellvertretenden Gebetes ist die Stellvertretung des Mittlers Jesus Christus, unsere Fürbitte für alle Menschen gründet sich auf seine Fürsprache für uns alle. 6.) »ich ein Prediger … ein Lehrer«: Ich, der Pfarrer habe ein großes, aber verantwortliches Amt. Ich habe euch von diesem Mittler zu predigen, habe auch für euch der Mittler und Fürsprecher vor Christus zu sein. Darum bedarf ich im besonderen Maße eurer Fürbitte. 1 4 . A C H T E R B R IE F A U S F I N K E N WA L D E 1 4 . 1 . B R IE F 8. Brief aus Finkenwalde. 15 Finkenwalde, den 22. 5. 36. Liebe Brüder! Es wird höchste Zeit, daß ich meinem verbindlichen Amte nachkomme. Es geschieht zwischen zwei Außendiensten: Gestern war ich bei Heinz Dufft zur Predigt und heute gehts mit Br. Bonhöffer und noch zwei neuen Brüdern zur Volksmission zu Br. Schrader bis zum Sonntag mit dem neuen Altwagen: DKW [Das Kleine Wunder] Sonderklasse – für die Interessierten. Br. Duffts Bestellung nach Jasenitz bei Pölitz ist durch eine verfrühte Zeitungsnotiz vom Ausschuß verhindert worden. Vielleicht soll er nach Großrambin bei Belgard in eine umkämpfte Stelle, in die jetzt Karl Ferdinand Müller 8 Tage lang vergeblich versuchte hineinzukommen. K. F. ist schon wieder 15. NL A 48,2 (8.): Hektographie, aus Grunows Akten, sechs Seiten; Teilabdruck GS II 478. Bethge-Zusatz zum Datum: »Freitag«. Oben auf der ersten Seite: »Anleitung zur täglichen Meditation«. Brief verfasst von Bethge.

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hier und versucht sich an seiner Examensarbeit. Die neuen Brüder freuen sich in ihm doch einen großen Pianisten wenigstens hier zu haben. Der neue Kurs hat dafür gute und viele Gärtner, deren Talente Fritz Onnasch täglich von Neuem weckt. Fritz wurde an seinem Geburtstag von Br. Berg als der »Draco Domesticus [Hausdrache]« gefeiert, worauf Fritz O. ihn auf die verheißungsvolle Tatsache aufmerksam machte, daß in »Georg« [Hans-Georg Berg] ihm ja der Drachentöter entgegengetreten sei. Auch sonst sind schon einige Geburtstagsfeiern in treulich bewahrten Formen des altgewohnten Ritus gestiegen. Als Geschenk ist Asmussens »Kirchenjahr« [1936] ausersehen, ein Buch, auf das ich in diesem Zusammenhang angelegentlich hinweise. Fritz ist soeben nach Sprottau abgefahren, um Br. Krüger morgen zu trauen; wir denken alle sehr an unsern Käptn und sagen ihm auch hier noch einmal unsere herzlichen Wünsche. Sein Text morgen ist: Kolosser 2,6–7 (Langheinersdorf über Sprottau). Wie oben ersichtlich, sind wir jetzt sehr viel unterwegs. Am wichtigsten war uns am letzten Sonntag [17. 5. 1936] der Besuch in Seelow und Frankfurt/Oder. Wir hörten am Sonnabend, daß auch Br. Brandenburg verhaftet sei, und beschlossen darum sofort herüberzufahren, um unseren Br. Preuß zu besuchen und, wenn möglich, zu helfen. 16 Wir freuten uns, ihn doch guten Mutes anzutreffen, außerdem hat er schon wieder Beistand in Br. Johannes Müller, bisher Friedland. Ins Polizeigefängnis in Frankfurt hineinzukommen, mißlang uns leider, aber einen Zettel mit unseren Grüßen wollte man abgeben. Am nächsten Tage sollten die Beiden das erste Mal Besuch bekommen dürfen. Vor allem Frau Pastor Pecina sollte vorgelassen werden. Laßt doch nicht ab, täglich an sie zu denken! In der Woche vorher [10. 5. 1936] hielt Br. Bonhöffer in Köslin vor 500 bis 600 Menschen einen Vortrag und predigte; ich erzählte von Schweden. Wir sahen Br. Büchsel, dem eine Elektrische [Straßenbahn] das linke Ohr hat rauben wollen, was ihr aber nicht ganz gelang. [Hans-]Jakob [Büchsel] hat sonntäglich vor mehreren hundert Menschen zu predigen. Wir besuchten 16. Adolf-Friedrich Preuß vertrat in der Gemeinde Seelow den Pfarrer Johannes Pecina und den Vikar Willi Brandenburg, die beide (bis zum 20. August 1936) in Frankfurt/Oder inhaftiert waren (DB 612).

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Kurt Rhode in Treblin und ließen uns stolz durch sein Rechabiten 17-Pfarrhaus führen, holten 190 Eier aus Zettin, die uns Br. Baethge gestiftet hat. In Schlawe predigte Br. Bonhöffer bei Br. Maechler in einer vollen Kirche. Zuletzt besuchten wir Alexander von der Marwitz und hörten voll Staunen, daß in seinem Kirchenkreis an zwei Orten seit anderthalb Jahren jeden Morgen eine 20 Minuten-Andacht gehalten wird, die in Arnswalde von über 100 und in Neuwedell von 30–40 Leuten besucht wird. Alexander ist jetzt übrigens von seinem D.C.-Vakanzverwalter befreit worden, sodaß er ungehindert arbeiten kann. Br. Voelz trafen wir in Pützerlin leider nicht an. Am letzten Montag [18. 5. 1936] war Br. Bonhöffer in Greifswald, um Albrecht Schönherr zu helfen. Albrecht steht mit einem sehr kleinen Häuflein dort in einem teilweise häßlich kleinlichem Kampfe. Keiner der Professoren steht zu ihm und dem Pommerschen Bruderrat. Br. Bonhöffer wird jetzt regelmäßig wohl dort hingehen müssen. Jochen Kanitz hat auch einen unerfreulichen Anfang gehabt. Man hat ihn nach Brielow bei Brandenburg nicht hereingelassen und sogar seine Möbel, die schon im Pfarrhaus waren, eigenmächtig heraustransportiert. Dort ist jetzt wieder Br. Süßbach, den wir nach seiner fürchterlichen Mißhandlung in Brielow durch seinen Lehrer und [SA-]Truppführer am 1. Mai zur Erholung und Sammlung eine Woche bei uns hatten. Bitte, liebe Brüder, denkt doch auch an ihn mit. Jochen ist nun in einem kleinen Dorfe bei Prenzlau, und wir hoffen ihn heute während der Durchfahrt schon zu sehen. Ebensowenig glatt ist es auch Br. Vibrans (Gerhard, stunde mir noch den fälligen Brief!) ergangen. Man hat ihm in Helbra die Kirche zum Schulanfängergottesdienst verschlossen, und nun hat ihn der Bruderrat in die Sandwüste beim alten Grabower Truppenübungsplatz nach Rosian bei Loburg gesetzt, wo er vor 6 Frauen und zwei Männern, im Filial vor 3 Frauen predigen muß. Konrad Bojak freut sich über seinen ersten Besuch aus Finkenwalde: Br. Rott ist zur Visitation nach Ostpreußen gefahren. Aus Berlin kam vorgestern ein feiner Brief: Danicke, Goebel, Thiel, Hellmann und Zenke haben sich dort zu einer »Finkenwalder Ortsgruppe« zusammengetan. Sie 17. Rechabiter (II Könige 10,15.23: Nachkommen Rechabs) bauen laut Jeremia 35,9 f keine Häuser, sondern wohnen in Hütten.

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arbeiten alle zum Examen. Eure Fragen will ich versuchen, gesondert beantworten zu lassen. Horst Lekszas vertritt mich öfter jetzt im Singen mit Br. Wetzel. Als Thema für die wissenschaftliche Arbeit hat er bekommen: Das homiletische Problem des A.T. nach Trillhaas und Schreiner. Br. Pompe ist es gelungen, nun doch in Bethel arbeiten zu können. Hans-Dietrich! – wir warten mit Spannung auf einen kleinen Brief! Friedrich Trentepohl sitzt an seiner Arbeit: Luthers Lehre vom Predigtamt. Br. Koch ist ausgerechnet in Br. Roses lutherische Heimatgemeinde gesetzt worden, was er für einen Beweis dafür ansieht, »wie sehr die Bekenntnisfrage noch durchaus im Fluß ist«. Im übrigen erzählt er wenig Gutes aus Barmen. D.C. Pastoren (gibt’s dort auch?!) hinderten ihn an der Abhaltung von Gottesdiensten zur Erhaltung des Friedens in der Gemeinde. Im reformierten Barmen (natürlich!) sei es besser. Br. Lohmann soll allzuviel zu tun haben. Wie wäre es aber mit einem kleinem Handschreiben? Oder gar einem Besuch? Das sei allen gesagt: Unser Garten ist jetzt so schön wie nie, kommt und seht! Der Kahn unter Br. Grosch ist in Schuß und das Reglitzwasser schon warm. Von Br. Schaaffs Verlobung werdet Ihr alle wissen. Wo steckst Du jetzt? Christoph Harhausen soll in Westfalen als Visitator herumgondeln. Erwin Schlagowski, beinahe wären wir neulich von Stolp aus bei Dir aufgetaucht. Br. Berg wird uns nun leider zum 1. Juni verlassen. Br. Schlegel sitzt fest in seiner Hauslehrerstelle. Es sind Personen vorhanden, … die noch garnichts von sich haben hören lassen. Also bitte! Über Pfingsten [31. 5./1. 6. 1936] wollen wir wieder zusammenbleiben. Wegen der Visitation ist der Plan einer großen volksmissionarischen Fahrt noch völlig unklar und wird wohl kaum etwas werden. In der 2. Junihälfte will uns cand.theol. Petersen, der uns in Kopenhagen so fein geführt hat, auf 14 Tage besuchen. Leider kam heute ein Brief vom Erzbischof Eidem, daß er unvorhergesehen gezwungen sei, seine Reise nach Deutschland auf nur wenige Tage abkürzen zu müssen, und daher nun nirgendwo mehr herankommen kann. 18 18. Eidem schrieb aus Uppsala am 20. Mai 1936 (MW V 193) außer über seine »forcierte Reise« auch: »Ich kann diesen Brief nicht schließen, ohne Ihnen ganz offenherzig und brüderlich mitzuteilen, daß ich in einem Artikel im

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Von der Lage werdet Ihr zumeist durch die Visitationsbesprechungen unterrichtet sein. Es steht hier bei uns in Pommern so schlecht mit den Pfarrern wie in keiner Provinz sonst, sagt man. Liebe Brüder, denkt doch nur ja jeden Tag in Eurer Fürbitte an die Bekennende Kirche und unsere Bruderräte. Wer das tut, kann auf den Konventen und sonst einfach nicht so von unserer Kirche reden, wie es weithin geschieht. Die Ausarbeitung über die Meditation, die Br. Bonhöffer und ich in Friedrichsbrunn im Auftrage Staemmlers für den Provinz Sächsischen Rundbrief gemacht haben, wird Euch zu Bekanntem von neuem rufen. Nun muß ich in Eile schließen. Br. Kühn ist so freundlich und nimmt mir heute den gesamten technischen Teil ab. Im Auftrage Br. Bonhöffers und des Bruderhauses grüße ich Euch mit herzlichen Wünschen für ein gesegnetes Pfingstfest Euer Eberhard Bethge. 1 4 . 2 . A N L E IT U N G Z U R S C H R I F T M E D I TAT ION Anleitung zur täglichen Meditation. 19 1.) Warum meditiere ich? Weil ich Christ bin und weil darum jeder Tag für mich verloren ist, an dem ich nicht tiefer in die Erkenntnis des Wortes Gottes in der heiligen Schrift eingedrungen bin. Nur auf dem letzten Nummer von der ›Jungen Kirche‹ [1936 Heft 9, Lohmanns Bericht] bemerkt habe, wie stark es unterstrichen worden ist, daß die Nordenreise der Finkenwalder Brüder auf einer offiziellen Einladung erfolgt ist. Uns Schweden lag es ganz fern, diese Reise aus kirchenpolitischem Gesichtspunkt zu betrachten. Wir wollten den deutschen Brüdern ein Freundschaftlichkeit erweisen, ohne kirchenpolitische Absichten.« 19. Abdruck GS II 478–482, DBW 14, 945–950. Niedergeschrieben von Eberhard Bethge während des Aufenthalts über Ostern 1936 im Ferienhaus der Familie Bonhoeffer im Harz. Ein Abzug der für den Rundbrief der Provinz-Sächsischen Bruderschaft der Hilfsprediger und Vikare bestimmten Fassung – sie endet mit: »(Aus dem Finkenwalder Predigerseminar)« – enthält zahlreiche Zusätze in Bethges deutscher Handschrift; Vermerk Bethges: »Wahrscheinlich meine handschriftlichen Notizen zugefügt, entweder schon während der Seminarzeit, bei Gossners [als Missionsinspektor 1940–

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festen Grund des Wortes Gottes kann ich gewisse Tritte tun. Ich lerne aber als Christ die heilige Schrift nicht anders kennen als durch das Hören der Predigt und die betende Meditation. Weil ich Prediger des Wortes bin. Ich kann die Schrift nicht andern auslegen, wenn ich sie nicht täglich zu mir selbst reden lasse. Ich werde das Wort in meinem Amt mißbrauchen, wenn ich nicht anhalte, es betend zu meditieren. Wenn mir im täglichen Amt das Wort oft leer wird, wenn ich es nicht mehr erfahre, dann soll mir das ein untrüglicher Hinweis darauf sein, daß ich das Wort lange nicht mehr habe zu mir selbst reden lassen. Ich versündige mich an meinem Amt, wenn ich nicht selbst täglich betend das Wort suche, das mein Herr mir heute sagen will. Den Wortverkündigern wird Apostelgeschichte 6,4 besonders das Amt des Gebetes auferlegt. Der Pfarrer muß mehr beten als andere und er hat mehr zu beten. Weil ich eine feste Gebetszucht nötig habe. Wir beten gern nach Stimmungen, kurz, lang oder garnicht. Das ist Willkür. Das Gebet ist nicht freies Opfer an Gott, sondern schuldiger Dienst, den er fordert. Wir sind nicht frei, damit nach eigenem Wunsch umzugehen. Gebet ist der erste Gottesdienst am Tage. Gott beansprucht für diesen Dienst unsere Zeit (Psalm 119, v. 147 f 164). Gott hat Zeit gebraucht, ehe er in Christus zum Heil zu uns kam. Er braucht Zeit, ehe er mir zum Heil in mein Herz kommt. Weil ich Hilfe brauche gegen die unfromme Hast und Unruhe, die auch gerade meine Arbeit als Pfarrer gefährdet. Nur aus der Ruhe des Wortes Gottes kommt der rechte hingebende Dienst des Tages. 2.) Was will ich mit der Meditation? Wir wollen jedenfalls anders von der Meditation aufstehen als wir uns hinsetzten. Wir wollen ja Christus begegnen in seinem Wort. In der Begierde zu hören, was er uns heute durch sein Wort wissen lassen und schenken will, gehen wir an den Text. Begegne am Tage erst ihm, ehe Du anderen Menschen begegnest. Lege jeden Morgen alles, was Dich bewegt, beschäf1943] oder für ESG[Evangelische Studentengemeinde]-zeit (jedenfalls Handschrift ante [vor] 1953) 7. 10. [19]87 E. Bethge«. Vom Winter 1945/46 an bis 1953 war Bethge Studentenpfarrer an der Humboldt-Universität in Berlin. Anmerkungen in DBW 14 geben Bethges Zusätze wieder.

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tigt und bedrückt auf ihn, ehe neue Last auf Dich gelegt wird. Frage Dich, was Dich noch hindert, ihm ganz zu folgen, und laß ihn Herr darüber werden, ehe neue Hindernisse sich in den Weg stellen. Seine Gemeinschaft, seine Hilfe und seine Weisung für den Tag durch sein Wort, das ist das Ziel. So wirst Du aufs Neue gestärkt im Glauben den Tag beginnen. 3.) Wie meditiere ich? Es gibt freie und schriftgebundene Meditation. Um der Gewißheit unseres Gebetes willen raten wir zur schriftgebundenen Meditation. Aber auch um der Zucht unserer Gedanken willen. Schließlich wird auch das Wissen um die Gemeinschaft mit anderen, die den gleichen Text meditieren, uns die Schriftmeditation lieb machen. Wie das Wort eines lieben Menschen dir den ganzen Tag lang nachgeht, so soll das Wort der Schrift unaufhörlich in dir nachklingen und an dir arbeiten. Wie du das Wort eines lieben Menschen nicht zergliederst, sondern es hinnimmst, wie es dir gesagt ist, so nimm das Wort der Schrift hin und bewege es in deinem Herzen wie Maria tat [Lukas 2,19]. Das ist alles. Das ist Meditation. Suche nicht neue Gedanken und Zusammenhänge im Text wie zur Predigt! Frage nicht: wie sage ich es weiter, sondern: was sagt es mir! Dann bewege dieses Wort lange in deinem Herzen, bis es ganz in dich eingeht und Besitz von dir genommen hat. Es kommt nicht darauf an, jeden Tag den ganzen vorgenommenen Text durchzugehen. Oft werden wir tagelang an einem Wort hängen bleiben. Unverständliche Stellen laß ruhig aus und fliehe nicht in die Philologie. Das griechische Neue Testament hat hier nicht seinen Platz, sondern der vertraute Luthertext. Wenn die Gedanken beim Meditieren zu nahestehenden Menschen oder zu solchen, um die wir in Sorge sind, gehen, dann verweile dort. Da ist der rechte Ort für die Fürbitte. Bete dann nicht Allgemeines, sondern ganz Besonderes für die dir befohlenen Menschen. Vom Schriftwort laß dir sagen, was du erbitten darfst. Wir dürfen uns auch zur Hilfe ruhig die Namen der Menschen aufschreiben, derer wir täglich gedenken wollen. Auch die Fürbitte fordert ihre Zeit, wenn sie ernst sein soll. Zu gegebener Zeit achte aber darauf, daß die Fürbitte nicht wieder

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zur Flucht vor dem Wichtigsten wird: Der Bitte um das eigene Seelenheil. 20 Wir beginnen die Meditation mit dem Gebet um den heiligen Geist. Mit der Bitte um rechte Sammlung für uns und für alle, von denen wir wissen, daß sie auch meditieren. Dann wenden wir uns zum Text. Am Schluß der Meditation wollen wir soweit sein, daß wir aus vollem Herzen ein Dankgebet sagen können. Welchen Text und wie lange denselben Text? Es hat sich bewährt, einen Text von ungefähr 10 bis 15 Versen eine Woche lang zu meditieren. Es ist nicht gut, jeden Tag einen anderen Text zu meditieren, da wir nicht immer in gleicher Aufnahmebereitschaft sind und die Texte meistens viel zu groß sind. Keinesfalls aber nimm deinen Predigttext vom nächsten Sonntag. Der gehört in die Predigtmeditation. Es ist eine große Hilfe, wenn eine Bruderschaft sich allwöchentlich um denselben Text gesammelt weiß. Die Zeit der Meditation liegt morgens vor dem Beginn der Arbeit. Eine halbe Stunde wird die geringste Forderung sein, die eine rechte Meditation an uns stellt. Völlige äußere Ruhe und der Vorsatz, sich durch keinerlei noch so wichtige Dinge ablenken zu lassen, sind selbstverständliche Voraussetzungen. Eine leider sehr seltene, aber durchaus mögliche Betätigung christlicher Bruderschaft ist die gelegentliche Meditation zu zweien oder mehreren. Zwischen falscher frommer Redseligkeit und unverbindlicher theologischer Diskussion geht hier ein schmaler Weg. 4.) Wie überwinden wir die Nöte der Meditation? Wer sich mit großem Ernst der täglichen Übung der Meditation unterzieht, der wird bald in große Schwierigkeiten geraten. Meditieren und beten will lange und mit Ernst geübt sein. Dabei gilt zuerst: Werde nicht ungeduldig mit dir selbst. Verkrampfe dich nicht in Verzweiflung über deiner Zerstreutheit. Setz dich aber jeden Tag wieder hin und warte sehr geduldig. 20. Matthäus 16,26: »Schaden an seiner Seele« nehmen. In der Tegeler Haft überlegte Bonhoeffer im Brief an Bethge am 5. 5. 1944 DBW 8 (Widerstand und Ergebung), 415: »Stehen wir nicht wirklich unter dem Eindruck, daß es wichtigere Dinge gibt, als diese Frage [»nach dem persönlichen Seelenheil«] (– vielleicht nicht als diese Sache, aber doch als diese Frage!?)?«

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Wenn die Gedanken immer wieder fortlaufen, so suche sie nicht krampfhaft zu halten. Es ist kein Schade, sie dann einmal dorthin laufen zu lassen, wohin sie zielen; dann aber nimm den Ort oder den Menschen, zu dem sie gehen, in dein Gebet hinein. So findest du zurück zu deinem Text, und die Minuten solchen Abschweifens sind nicht verloren und quälen nicht mehr. Mannigfaltig sind die Hilfen, die sich jeder für seine besonderen Schwierigkeiten suchen wird: Immer wieder dasselbe Wort lesen, sich die Gedanken niederschreiben, zeitweilig die Verse auswendig lernen (man wird zwar jeden wirklich durchmeditierten Text sowieso auswendig können). Dabei lernen wir aber auch bald die Gefahr kennen, daß wir wieder von der Meditation in die Bibelwissenschaft oder sonstwohin fliehen. Hinter allen Nöten und Ratlosigkeiten steht ja im Grunde unsere große Gebetsnot; allzulange sind da viele von uns ohne jede Hilfe und Anleitung geblieben. Dagegen hilft nichts, als die allerersten Übungen des Gebets und der Meditation treu und geduldig wieder anfangen. Wir wollen uns weiterhin dadurch helfen lassen, daß andere Brüder auch meditieren, daß allezeit die ganze heilige Kirche im Himmel und auf Erden mitbetet. Das ist ein Trost in der Schwachheit des Gebets. Wenn wir wirklich einmal nicht wissen, was wir beten sollen, und darüber ganz verzagen, so wissen wir doch, daß uns der heilige Geist vertritt mit unaussprechlichem Seufzen [Römer 8,26]. Wir dürfen von diesem täglichen Umgehen mit der Schrift nicht lassen und müssen gleich damit beginnen, wenn wir es noch nicht taten. Denn wir haben das ewige Leben darin [Johannes 5,39]. 1 4 . 3 . M E D I TAT I O N S T E X T E UN D L E S U N G E N Meditationstexte: 24. 5. – 30. 5. Hebräer 12,1–11 31. 5. – 6. 6. Hebräer 12,12–17 7. 6. – 13. 6 Hebräer 12,18–29 14. 6. – 20. 6. Hebräer 13,1–9 21. 6. – 27. 6. Hebräer 13,10–21 Biblische Lesungen:

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Heute (22. 5. 36) haben wir die Lesung der kleinen Propheten beendet und fahren heute Abend fort mit der Lesung von Deuterojesaja (cp. 40) und dann Jeremia. Im N.T. stehen wir bei 2. Korinther cp. 12 und lesen anschließend die kleinen Paulinen. 1 4 . 4 . Z U E P H E S E R 2 , 1 9 – 2 2 F ÜR P F I N G S T E N Meditation zur Pfingstpredigt über Epheser 2,19–22. 21 [19So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, 22auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.]

1) Gottes Geist sucht Behausung. 22 Wie Gottes Sohn Leib wurde, so will auch der Geist des Vaters und des Sohnes einen Leib haben: Die Kirche ist die Behausung Gottes im Geist. a) Ein Haus ist immer sichtbar. Man kann entweder eintreten oder daran vorbeigehen, man kann auch darüber hinwegfliegen, aber man kann seine Existenz nicht leugnen. b) Ein Haus scheidet die, die in ihm wohnen, von denen, die draußen sind. Die da draußen brauchen nicht Feinde zu sein, aber es sind Gäste und Fremdlinge, die unter keinen Umständen Hausgenossen sein können. c) Sichtbares Zeichen für beides ist das Gotteshaus, das sich in Dorf und Stadt auch heute noch aus allen anderen Häusern heraushebt und sie überragt. Und die, die sich im Gotteshaus zum Gottesdienst versammeln, sind damit getrennt von denen, die draußen bleiben. Zwar kommen auch Gäste und Fremdlinge in die Kirchen, auch zu den Gottesdiensten. Wer 21. Eine Seite; oben handschriftlich »1936« und »Jes. 6,1–8« (Hinweis auf die hier als 14.5 gezählte Meditation). Verfasser ungenannt. Vgl. DBW 4, 238 (hierauf verweist in Bonhoeffers eigenem Sachregister das Stichwort *Tempel, cf. DBW 4, 387). 22. Zwei Leertasten zwischen den Sätzen. Diese angelsächsische, in Deutschland unübliche Gewohnheit hat der Schreiber also gekannt und übernommen. War es der Kursteilnehmer Rudolf Kühn, der Bethge (laut Rundbrief) »den gesamten technischen Teil« abnahm?

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will sagen, ob nicht auch unter uns solche sind? Der Apostel aber ruft es uns zu, die wir heute als getaufte Christen in den Gottesdienst gekommen sind: v. 19. 2) Wir sind also aufgenommen in das Haus, das Gott gehört und in dem er allein Hausrecht hat. Nun schauen wir uns in diesem Hause um. Worauf ist es gegründet? Woraus besteht es? a) v. 20. Gegründet ist der Bau auf die Propheten und Apostel, und diese wiederum sind zusammengehalten durch den Eckstein Christus. Die Kirche hat ihr Fundament allein in dem Wort des Alten und des Neuen Testamentes, weil es das Wort von Christus ist. Nur dort ist Kirche, wo dieses Fundament ist, wo die Bewohner sich keine eigenen oder fremden Steine herleihen, um von sich aus den Grund zu festigen, oder womöglich einen anderen zu legen. »Einen anderen Grund kann niemand legen …« 23 Gott hat den Grund- und Eckstein gelegt, Gott hat durch das Wort seiner Propheten und Apostel die Kirche gebaut. Wer selber bauen will, der zerstört, weil er Gottes Hausrecht verletzt; er ist nicht länger sein Hausgenosse. b) v. 21. Das Haus besteht aus Steinen, die ineinandergefügt sind und so zu dem heiligen Tempel in dem Herrn wachsen. Die Kirche besteht aus Gliedern, die sich nicht selbst ineinandergefügt haben, sondern die ineinandergefügt sind durch Gott. Wenn sie sich von einander lösen, bleibt wohl der Grund bestehen, aber der Bau ist eine Ruine, er wächst nicht zum heiligen Tempel. Zur Kirche, die auf Gottes Wort allein gegründet ist, gehört die Gemeinschaft der Heiligen: einer soll den anderen tragen, ihm dienen, mit ihm leiden und fröhlich sein, für ihn beten. 3) v. 22. Wir werden Gottes Hausgenossen allein durch Gottes Geist. Damit, daß wir in die Kirche gehen und uns Christen nennen, sind wir noch nicht Gottes Hausgenossen. Die Kirche ist ja eine Behausung Gottes im Geist, nur der Geist also kann uns in das Haus hineinbringen. Wie sollte der Geist Gottes das aber anders tun, als dadurch, daß er den Grund und den Eckstein des Hauses erkennen lehrt? Und wo sollten wir diese Erkenntnis anders lernen, als in der Bibel, in der Predigt, im Gottesdienst? Wo einer mit betendem Herzen die Bibel liest, wo eine Gemeinde im Gebet zum Hören des Wortes zusammen23. »… außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus«, I Korinther 3,11.

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kommt, da will der Heilige Geist die Menschen zum Glauben führen und damit zu Gottes Hausgenossen machen. Auch ihr werdet miterbaut zu dieser Behausung Gottes im Geist. Macht ernst damit, daß ihr nicht mehr Gäste und Fremdlinge seid, daß ihr zu dem sichtbaren Bau gehört, der auf der Bibel und dem lebendigen Christus beruht, laßt euch durch den Heiligen Geist zu Gottes Hausgenossen machen. Dann seid ihr die heilige Gemeinde, weil der Geist euch heiligt. Dann gehört ihr nicht mehr der Welt an, sondern Gott, der allein Hausrecht über euch hat, dann ist all euer Tun ausgerichtet zu seiner Ehre und zum Dienst am Hause Gottes. 1 4 .5 . Z U J E S A J A 6 , 1 – 8 FÜ R DIE TRINITAT ISZEIT Meditation über Jesaja 6,1–8. (Trinitatiszeit) 24 [1Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl, und sein Saum füllte den Tempel. 2Seraphim standen über ihm; ein jeglicher hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. 3Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll! 4daß die Überschwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauch. 5Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. 6Da flog der Seraphim einer zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiemit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei. 8Und ich hörte die Stimme des Herrn, daß er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich; sende mich!]

24. Eine Seite, oben in Bethges deutscher Handschrift: »8. Rundbrief vom 22. 5. 36«. Verfasser ungenannt.

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1) »Und ich sah den Herrn sitzen« (v. 1.) 25 Jesaja dem Propheten hat sich der Himmel aufgetan. Er hat den Herrn sitzen sehen. Dieses Sehen ist wörtlich zu fassen (vergleiche v. 5). Es ist die besondere Erwählung Gottes, wenn ein Mensch Gott schon auf Erden schauen darf. Doch die Gestalt Gottes wird nicht beschrieben, weil sie für Menschen unbeschreiblich ist. »Johannes sagt mit der größten Bestimmtheit, daß hier Jesaja die Herrlichkeit Christi gesehen und, was er hier geredet, von Christo geredet habe« (Johannes 12,41. Vilmar 26). 2) Was in v. 9 von Gott geredet wird, wird durch den Heiligen Geist geredet, wie das Paulus in Rom nicht minder bestimmt angibt (Acta 28,25–26). Wenn also die Seraphim als die Flammenboten, die über Jahwe stehen und ihn wie ein Glorienkranz umgeben, das Dreimalheilig ausrufen (v. 2–3), so ist das keine zufällige »Redeformel«, sondern »hier müssen allgemeine Realitäten zugrunde liegen« (Vilmar). Wenn die Seraphim also den Herrn mit Heilig, Heilig, Heilig anrufen, rufen sie zu ihm als zu dem Dreieinigen Gott. 3) Dieses Heiligrufen ist Gott heiligen, Gott erkennen als den Lebendigen, an dem kein Tod ist, dessen Ehre in allen Landen übervoll ist, das heißt, von dessen Ehre alles, was in der Welt ist, Zeugnis und Kunde gibt. 4) Daß »Die Überschwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus voll ward von Rauch« (v. 4), kann uns nicht verwundern, wenn Gott seinen Himmel auftut. Bebte und brannte nicht auch der Berg Sinai, als das Wort des Herrn zu Mose geschah! Waren nicht Blitze und Donner und Rauchen die Begleiter und Vorbereiter der Stimme des Herrn! [Exodus 19,16.18] Spricht doch Gott, der da heilig ist. Und sein Sprechen bedeutet doch auch immer Gericht … 5) Und was nun geschieht in v. 5 ist der völlige Zusammenbruch der menschlichen Existenz auf die Offenbarung Gottes hin. Das kann nicht anders sein, wo es zu einer Begegnung mit 25. Im folgenden Text zwei Leertasten zwischen den Sätzen, Versangaben in der (angelsächsischen) Form »25–26« statt »25 f«. 26. In der Bibliothek des Predigerseminars befand sich August Friedrich Christian Vilmar, Collegium Biblicum. Altes Testament, 4. Teil. Die Propheten, Gütersloh 1883 (NL-Bibl. 1 B 4, mit Seminarstempel Zingst).

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Gott kommt, der der Heilige ist und neben ihm nichts. Denn wo Gott aufbauen und Neues erstehen lassen will, muß er vorerst erst ganz niederreißen. Die Gerechtigkeit, Unverhülltheit und Wirklichkeit Gottes sind so hell und sengend, daß nichts bestehen, nichts verborgen bleiben kann, sondern alles offenbar wird, das heißt aber alles zusammenbricht. Alle Sicherungen gehen dahin, alle eigenen, alle Sicherungen des Volkes und damit auch die »Sicherung«: Im Volke und Volkstum zu stehen. 27 6) Das Entscheidende aber ist, daß es zu diesem Zusammenbruch nur kommt, wenn der Mensch die Begegnung Gottes als des Dreieinigen erfährt, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, weil der Zusammenbruch allein dann wirklich, ganz und echt ist, das heißt Sterben und Tod ist, um dem Leben den Raum zu geben. Das Entscheidende ist, daß es zu diesem Sterben nur kommt, wenn der Mensch in der Offenbarung Gottes das Kreuz erkennt als des richtenden und aufrichtenden Gottes, der Immanuel heißt. 7) Was Jesaja also hier erfahren hat (v. 6–7), ist das Kreuz Christi. »Die Kohle (oder der heiße Stein, auf dem die Opferkuchen gebacken wurden) vom Altar ist die Reinigung durch das göttliche Feuer der Strafe« (Vilmar) nach vorhergegangener Buße (v. 6). Nun ist die Sünde Jesajas getilgt und die Versöhnung geschehen. Fortan kann er der Bote des Herrn sein. 8) Nun muß er der Bote des Herrn und seiner Kirche sein als der Herausgerufene und Geheiligte (v. 8) – ohne Fragen, ohne Warum, ohne Bedingung, ohne Ja–Aber, ohne Sorge, ohne Einschränkung und Zögern – allein, weil der Dreieinige Gott ihn, Jesaja, ge- und berufen hat.

27. Kritik an der Volkstumstheologie, die für nationalsozialistische Ideologie anfällig war.

15. Entwurf zu der »Anweisung für die Kandidaten …«

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1 5 . E NT W URF EINER A NWEISU NG F Ü R D I E K A N D I D ATE N Z U R V OR BE R E I T U N G A UF D A S P FA R R A M T I.) Zurüstung auf das Amt 28 Der Kandidat der Theologie rüstet sich auf das Amt eines Predigers des Evangeliums. Er muß lernen sein ganzes Leben in den Dienst dieses Amtes zu stellen. Das Amt fordert den ganzen Menschen. Es fordert ein Leben unter dem Wort Gottes. Jeder Tag wird unter der Zucht dieses Wortes stehen müssen. Der Kandidat wird reichlichen Umgang mit der Heiligen Schrift suchen; denn er hat das ewige Leben darin [Johannes 5,39]. Er wird in der Frühe jedes Tages eine feste Zeit zum Gebet, zur Fürbitte und zur Meditation einhalten und darin große Treue und Geduld erweisen müssen. Er wird den Abend nicht beschließen ohne das Wort Gottes und ohne seine Kirche, seine Gemeinde, die Seinen und sich Gott zu befehlen. Er wird sich jeden Sonntag zur Predigt halten und die Gnade des Sakraments häufig empfangen. 29 Er wird wissen, daß er sein Leben unter den Augen Gottes vor der christlichen Gemeinde führt und wird immer dessen eingedenk sein, daß er nicht ein freier Mann, sondern gebunden ist durch das Amt, dem er entgegengeht. Er soll in seinem Lebenswandel und Umgang jedes Ärgernis vermeiden, und er wird sich davor hüten müssen, menschliche Schwächen mit theologischen Gründen rechtfertigen und bedecken zu wollen. Die Weisung Titus 1,7–9 30 soll er immer vor Augen haben. Eine 28. Die Leiter der Ausbildungsämter und Predigerseminardirektoren der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union (Bekennende Kirche) beschlossen auf ihrer Sitzung am 27. April 1936 (MW V 200): »Mit der Ausarbeitung von Richtlinien für die praktische Ausbildungszeit im Lehrvikariat wird ein Ausschuß betraut: P. [Johannes] Schlingensiepen, Superintendent Lic. Albertz, Superintendent Staemmler, Lic. Bonhoeffer.« NL A 47,6 (3): Bonhoeffers maschinenschriftlicher Entwurf; Abdruck DBW 14, 149–153. Die vom Bruderrat der Evangelischen Kirche der ApU beschlossene und als Flugblatt gedruckte Fassung ist datiert auf den 19. Juni 1936. 29. Dieser Satz ist eine Zufügung in Bonhoeffers lateinischer Handschrift. 30. »Denn ein Bischof soll untadelig sein als ein Haushalter Gottes, nicht eigensinnig, nicht zornig, nicht ein Weinsäufer, nicht raufen, nicht unehrliche Hantierung treiben; sondern gastfrei, gütig, züchtig, gerecht, heilig, keusch, und haltend ob dem Wort, das gewiß ist, und lehrhaft, auf daß er mächtig

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feste Tageseinteilung bewahrt vor vielen Irrwegen und Versuchungen. Auch an den scheinbaren Äußerlichkeiten wird der Mensch erkannt (Jesus Sirach 19,27 31). Darum halte er sich in allen Stücken als einer, der des Amtes gewürdigt werden soll. In allem, was er als Staatsbürger zu tun hat, wird er allein der Wahrheit dienen und sich vor dem Worte Gottes allein verantwortlich wissen müssen. Der Kandidat schuldet seiner Kirchenleitung Gehorsam und soll jede Weisung, Beratung und Belehrung ehrerbietig und vertrauensvoll entgegennehmen. Er muß jederzeit für jeden geforderten Dienst bereit sein und demgegenüber alle persönlichen Wünsche und Interessen zurückstellen. Sein Leben gehört der Kirche. Er darf aber auch wissen, daß er sich in allen Fragen seines Berufes und seines persönlichen Lebens jederzeit an seinen Pfarrer oder an seine Kirchenleitung wenden darf, wenn er nicht die Hilfe anderer junger Brüder findet. II.) Tägliches Studium Der Kandidat soll es sich zur Pflicht machen, täglich einen Abschnitt aus dem Neuen Testament und Alten Testament in der Ursprache zu lesen. Es wird erwartet, daß er auf diese Weise das gesamte Neue Testament und wichtige Stücke des Alten Testaments im Urtext kennt und einige Schriften mit wissenschaftlichen Hilfsmitteln (Konkordanz, Wörterbuch, Kommentar) durchgearbeitet hat. Der Kandidat muß die Bekenntnisschriften seiner Kirche gründlich kennen und darüber Rede stehen können. (Für den Lutheraner: Konkordienbuch. Für den Reformierten: Heidelberger [Katechismus], Confessio Gallica, Helvetica posterior, Westminster Confession.) Es entspricht der Lage der Bekennenden Kirche, daß Lutheraner und Reformierte jeweils die hauptsächlichen Bekenntnisschriften des anderen Bekenntnisses kennen. (Für den Lutheraner: Heidelberger [Katechismus]. Für den Reformierten: Confessio Augustana, Kleiner und Großer Katechismus.) Es wird außerdem erwartet, daß sich

sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher.« 31. »Denn eines Mannes Kleidung, Lachen und Gang zeigen, was an ihm ist.«

15. Entwurf zu der »Anweisung für die Kandidaten …«

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der Kandidat mit einem größeren dogmatischen Werk beschäftigt. Der Kandidat hat sich eine eingehende Kenntnis der Weltanschauungen der Gegenwart zu verschaffen. Er soll sich bemühen sich mit dem kirchlichen Leben seiner Provinz vertraut zu machen. Der Kandidat soll viel auswendig lernen: möglichst viel Bibelabschnitte im Luthertext, mindestens 30 Gesangbuchlieder, den Kleinen Katechismus beziehungsweise die wichtigsten Fragen des Heidelberger Katechismus. Über den Fortschritt seiner Arbeiten ist er dem Vikariatsleiter wie dem Studiendirektor Rechenschaft schuldig. III.) Lehrvikariat [Die besondere Aufgabe des Lehrvikariats ist es, dem Kandidaten eine erste Einführung in das kirchliche Gemeindeleben und in die pfarramtliche Tätigkeit zu vermitteln. 32] Die Arbeit zwischen Pfarrer und Lehrvikar kann nicht recht getan werden, wenn nicht beide täglich gemeinsam das Wort der Schrift lesen und im Gebet für ihre Arbeit stehen. So wird der Vikar im Pfarrer einen Seelsorger und Bruder finden. IV.) Predigerseminar Im Predigerseminar findet der Kandidat zum letzten Mal ein halbes Jahr Stille, um sich auf das Amt [vor]zubereiten. Er kommt jetzt mit den ersten Erfahrungen der praktischen Arbeit und wird diese in Gemeinschaft mit den Lehrern und Brüdern des Seminars erneut durchdenken und prüfen. Der Kandidat wird im Predigerseminar in einen durch Morgen- und Abendandacht, durch feste Meditationszeit streng geordneten Tageslauf hineingestellt. Er soll die Hilfe solcher Ordnung für die rechte Ausrichtung seiner Arbeit und für sein persönliches Leben erfahren. Der Kandidat soll in dieser Zeit ganz, auch an den Sonntagen, der Seminarbruderschaft gehören und nicht privaten Interessen nachgehen. Er soll in täglicher Gemeinschaft des Gebetes, des Gottesdienstes und der Arbeit lernen, gute Bru32. Ergänzung aus der vom Bruderrat der Evangelischen Kirche der ApU beschlossenen Fassung vom 19. 6. 1936.

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derschaft zu halten und zu jedem, auch dem geringsten, Dienst an den Brüdern bereit zu sein. Er soll so im Seminar mit Brüdern oder Lehrern zu der seelsorgerlichen Gemeinschaft kommen, die er braucht und sucht. Er soll wissen dürfen, daß Lehrer und Brüder ihm in dieser Hinsicht jederzeit zur Verfügung stehen. Die Erforschung der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testament’s wird im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Mündig zu werden in der Heiligen Schrift muß das Ziel eines evangelischen Pfarrers sein. Das Studium der Bekenntnisschriften wird der Zurüstung für den Kampf der Kirche dienen. Predigten und Katechesen werden ausgearbeitet und gründlich besprochen werden. Eine Einführung in die Arbeit der Seelsorge wird besonders wichtig sein. Die Seminarzeit soll bei aller Arbeit eine Zeit der stillen Sammlung im Blick auf das Amt sein, das der Kandidat in der Ordination zu übernehmen bereit sein soll. Bonhoeffer. 33 16. NE U NTE R B RIEF A US F INK E NWA L D E 1 6 . 1 . B R IE F 9. Brief aus Finkenwalde 34 24. Juni 1936. Liebe Brüder! Vor Jahresfrist hielten wir hierorts unseren denkwürdigen Einzug in Schmutz und Enttäuschung. Gerade haben wir den Jahrestag bei Kaffee (!) und Kuchen mit einer Festrede von Fritz [Onnasch] und einer angekündigten 2. Tellersammlung von Br. Lerche für die Rahmung der »Dürer« 35 im Eßsaal gefeiert – – 33. Unterschrift handschriftlich. 34. NL A 48,2 (9.): Hektographie (Abzug schwankt zwischen stark und schwach), aus Grunows Akten, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –, – 4 –); Teilabdruck GS II 484. Bethge-Zusatz zum Datum: »Mittwoch«. Brief verfasst von Bethge. 35. Große Reproduktionen von Albrecht Dürers Vier Aposteln hatte Bonhoeffer im Sommer 1935 für das Seminar gekauft.

16. Neunter Brief aus Finkenwalde

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da kommt heute die Mitteilung des Rates, daß ihm dies Haus zu teuer würde, also entweder rollen in wenigen Monaten wieder einmal die Möbelwagen oder es rollen die Taler der Freunde des Seminars zur Aufrechterhaltung unseres Hauses ein. Denn was wäre Finkenwalde in Hökendorf? Wir gehen mit allen Kräften daran – und der Zeitpunkt nach unserer Volksmission ist günstig –, das Seminar durch die Hilfe der Provinz unabhängig zu machen. Bitte helft sogleich alle dabei mit! Vom 8. bis 15. Juni waren wir im Belgarder Kirchenkreis, nachdem wir mit Br. Berg und Br. Lerche einen 1. Versuch in der Volksmissionsarbeit bei Br. Schrader in Kuhz zu vieren gemacht hatten. Diese große gemeinsame Volksmissionsfahrt war für uns alle eine ganz große Erfahrung und Freude. Wir hatten uns in Gruppen zu je Vieren geteilt. Hauptquartier in Kiekow 36 (Br. Bonhoeffer, Tetsch und Bethge). Wir drei fuhren jeden Abend in eine der Gemeinden zur Hilfe. Jeden Abend um 1/2 9 Uhr Gottesdienst. Vier Brüder sprachen je zehn Minuten. Anfangs Lied und Gebet, möglichst ein Chorlied der Brüder, zwischen jeder Ansprache ein Vers der Gemeinde. Schlußgebet, gemeinsames Vaterunser. Das Ganze eineinviertel Stunde. Nach Meinung der Leute immer zu kurz. So hielten wir vier Abende hintereinander in einem Dorfe mit folgenden Themen: 1.) Wer ist Jesus? nach Matthäus 20,28; Johannes 18,37; Matthäus 9,13 und Lukas 12,49. 2.) Wer ist ein Christ? nach Lukas 15,12–24 Verse 12–16 »Auszug ohne Gott«; 17–20a »Umkehr vor Gott«; 20b–21 »Heimkehr zu Gott«; 22–24 »Neues Leben durch Gott«. 3.) Wo ist Kirche? nach Apostelgeschichte 2,42 a) Wort und Bekenntnis, b) Abendmahl, c) Gebet, d) Bruderschaft. 4.) Was wissen wir vom letzten Tag? nach 2. Korinther 5,10; Offenbarung 13,1.6–9; Offenbarung 7,13–17; Matthäus 25,13. 37 Wir machten die freudige Erfahrung, daß die Kirchen immer 36. Gutsherr war Hans Jürgen von Kleist-Retzow; seine Mutter, Ruth von Kleist-Retzow, war von ihrer Stadtwohnung in Stettin aus Bonhoeffer in Finkenwalde begegnet und zu seiner mütterlichen Gönnerin geworden (DB 802 f). 37. Die hier genannten Themen und Bibelstellen von der Volksmissionsfahrt des Gesamtseminars im Kirchenkreis Belgard 8.–10. Juni 1936 sind abgedruckt in DBW 14, 1068.

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voller und die Kollekten immer größer wurden. Besuch jeden Tag wie an den Hauptfesttagen. Wir haben mehrere hundert Schriften an den Kirchentüren abends verkauft, auch Niemöller (Wort zur Lage) und Entchristlichung bis zur Beschlagnahme 38 am 3. Tag. Die Arbeit verlief sonst in den 6 Kirchspielen ungestört. Vormittags Besuche in fast allen Häusern, wo Zeit blieb auch mit Andachten zum Teil mit dazugeladenen Nachbarn; regelmäßige Kinderstunden mit fast allen Dorfkindern (zumeist wohlwollende Lehrer). Am Nachmittag, Konfirmandenstunden, Ältestenversammlungen und als die selbstverständliche Voraussetzung der Arbeit an jedem Morgen Andachten unter den Brüdern, kurze Schweigezeit vor dem Gottesdienst und Andacht in der Kirche nach den Gottesdiensten. Wir haben wieder erfahren, wie herrlich es ist, in der Verkündigung nicht allein zu stehen, die Gemeinschaft trägt jedes Wort mit, auch durch ihr Gebet, und, wo einer versagt, springt der andere ein. Ebenso ist der Gemeinde das Zeugnis mehrerer im selben Gottesdienst, wie wir immer wieder gehört haben, besonders stärkend. Die Gemeinschaft mit den Ortspfarrern war überall eine sehr gute und jeder von uns hat christliche Häuser kennengelernt, die ihm unvergeßlich sein werden. Am Sonnabend [13. Juni 1936] nachmittag war Versammlung von Patronen 39, Pfarrern und interessierten Laien in Kiekow, wobei auch ein recht guter Anfang mit der Gründung eines Freundeskreises des Seminars gemacht wurde. Sonntag überall Schlußgottesdienste von den Gruppenleitern, teilweise Abendmahlsfeiern mit geradezu erstaunlichen Besuchszahlen. Sehr dankbar sind wir am Montag nach Hause gefahren. Dienstag und Mittwoch war Nachbesprechung mit aller Gründlichkeit – auf dem Rasen. Wir glauben, daß das ein reichlicher Ersatz für die Zingster Zeit des 1. Kurses, für die Schwedenfahrt des 2. Kurses war. Übrigens wollen wir vor Schluß des Semesters noch einmal hinaus. Näheres könnt Ihr erfahren, wenn Ihr schreibt. 38. Behördliche Einziehung von Veröffentlichungen, die dem NS-Regime missfielen. 39. Gutsherren hatten als Kirchenpatrone ihres Gutsdorfes das Recht, Pfarrer einzusetzen (und setzten auch »Illegale« ein; so kam zum Beispiel Schönherr 1937 nach Brüssow, wo August von Mackensen Patron war, DBW 15, 20).

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Albrechts Arbeit in Greifswald geht unter viel Schwierigkeiten voran. Br. Bonhoeffer mußte fast jede Woche zu den Studenten hinüberfahren. Gestern waren wir noch gemeinsam zu einer Gemeindeversammlung dort und haben zugleich seinen Einzug in seine neue Wohnung (bisher ohne chinesische Tassen, aber mit um so besserer Bewirtung durch die Hausfrau [Hilde]) gefeiert. Er hat große Pläne. Im Winter will er ein Bekenntniskonvikt gründen und bittet um Einsendung übriger Hundertmarkscheine. Nächste Woche hat er einen Vorlesungskurs für seine Studenten hier in Emmaus 40. Außer Professor Wolf, Vogel, Rendtorff müssen wir alle mit ran (Bruderhaus). Jochen Kanitz ist inzwischen auch glücklich und hoffentlich endgültig in zwei heiße Pfarrhausdachzimmer eingezogen. Das erzählte Wolfgang Schrader, der für 8 Tage bei uns ist, um seine Examensarbeit endlich vorwärtszubringen. Käptn Krüger ist ebenfalls schon Mietswohnungsbesitzer mit seiner Frau in Berlin. Fritz [Onnasch] hat ihn getraut. Er war sehr traurig, daß er damals nicht bei der Freizeit dabeisein konnte. Er ist inzwischen auch schon ordiniert und Hilfsarbeiter bei Jakobi (mit Br. Lohmann? Wo bleibt Dein Brief??). Heinz Dufft sitzt nun weit von uns in Groß Rambin und ist mit Recht traurig, daß wir ihn bei der Volksmission nicht mitbesuchen konnten. Er ist mit seiner neuen Gemeinde ganz zufrieden. Nur Zitzke– Belgard funkt ihm in seine Gemeinde störend hinein. Aber er spürt doch wenigstens etwas von Kirchlichkeit, während Gerhard Vibrans heute wieder eine erschreckend trostlose Schilderung seiner Wüstenei [Rosian] gibt. Eineinhalb Menschen durchschnittlich im Gottesdienst aus einer Gemeinde von 600 Seelen. Durchgehend Sonntagsarbeit dort mit Einschluß der Kinder! Nur mit der weiblichen Jugend kann er etwas arbeiten (auf Grund unseres Singens hier!). Er macht nun überall Hausbesuche mit Andachten. Richard Grunow baut jetzt mit Hilfe von Gross in Strausberg eine Notkirche. Gerhard Hellmann gratulierten wir diese Woche zu seinem Geburtstag. Br. Berg arbeitet seit 14 Tagen in Vorpommern (Rolofshagen über Papenhagen Kreis Grimmen) und hat dort schweren Boden wegen allgemeiner Sattheit der dortigen Gegend. Christoph Harhausen schreibt von seinen Kämpfen auf einsamen Posten 40. Gemeindehaus in Stettin, für das Heinrich Rendtorff zuständig war.

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gegen die lauen Pfarrer und sehr erfreut von seiner Visitationsfahrt nach Westfalen trotz der Enttäuschung über das vielgerühmte Land. Übrigens berichten manche Brüder, die bei sich oder sonst die Visitation hatten, sie sei das Beste gewesen, was die B.K. in letzter Zeit geleistet hat. Br. Koch hat in Oberbarmen in seinem Gottesdienst Krach gehabt: Der DC Pfarrer rief in die Kirche, als Br. Koch die Ausschußkollekte ausdrücklich nicht empfehlend abkündigte, aber auf die Tüten für die B.K. hinwies, laut: »Unerhört«. Das hat gute Folgen gehabt für die weiteren Gottesdienste und eine endlich erfolgte Entscheidung der B.K.Pfarrer in der Kollektenfrage. Alexander von der Marwitz war kürzlich auf der Durchfahrt nach Hause bei uns und will uns heute nochmals besuchen. Ernst Müller schrieb aus Delitzsch wo er bei Superintendent Fries Vikar ist. Einen sehr eingehenden Brief erhielten wir von Hans Dietrich Pompe aus Bethel. Sein erster Eindruck bezüglich der dortigen Stellung zum Kirchenkampf war kein guter. Die Stimmung: Mit der Niederringung der DC sei alles in bester Ordnung. Er arbeitet bei den altersmüden Brüdern von der Landstraße. Aber gerade dort fand er ostentative Ablehnung alles christlichen Rahmens unter den Aufgenommenen. Er schreibt von geradezu aufreizend wirkenden völlig veralteten Andachten. Aber das war der erste Eindruck und hoffentlich berichtet uns 41 Br. Pompe ein ander Mal auch Gutes. Werner Schemmann sitzt an seiner Examensarbeit über Wichern zu Hause. Erwin Schlagowski schreibt vom tapferen Kampf de Boors und Kurt Rhodes in Stolp gegen Eger bei dessen Besuch dort. Heinz Schlegel überraschte uns am letzten Sonntag zu unserer großen Freude mit seinem Besuch. Er hat jetzt sein Thema bekommen: »Treueid, Tatsacheneid und die Bergpredigt«. Br. Trentepohl hat seine Arbeit schon abgegeben, er arbeitet jetzt in einer Gemeinde (Ihausen über Ocholt–Oldenburg) als Hilfsprediger. Von uns hier wäre zu berichten, daß Horst [Lekszas] und Karl-Ferdinand [Müller] geradezu in besessener Examensarbeitswut stecken, daß Fritz [Onnasch] und ich wie Ihr alle Schreibtische vor uns haben mit getürmten unerledigten Dingen. Der Kirchenbesuch hier scheint sich aufwärtszubewegen, 41. Die hier folgenden zwei Vervielfältigungs-Seiten (ein Bogen) stammen aus Pompes Akten.

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die letzten Sonntage hatten wir immer mindestens 20 Leute aus der Gemeinde und die Kollekten sind besser als zuvor (abgesehen von Albrechts einzigartiger anläßlich seiner Predigt vom Scherflein der Witwe 42). Die Bibelstunde macht mir die größte Freude. Richnow kommt dem Vernehmen nach schon zum 1. August fort nach Berlin. Das wird neue interessante Konstellationen geben. Ich selber bekam plötzlich die Mitteilung, mich für Helbra, wo es wieder brannte, bereit zu halten für jederzeitigen Abruf. Unsere Kirche bekommt nun ein kleines Harmonium für die Sonntage, wo das Seminar nicht dabei ist. Willi Rott leidet seit schon einer Woche an einer scheusslichen Zahnoperation. Es wird die Schwedenfahrer interessieren, zu hören, dass Siegfried Petersen, stud.theol. aus Kopenhagen, für zwei Wochen bei uns ist, ferner, dass der Erzbischof Eidem zwei Mal geschrieben hat und herzlich grüssen lässt. Aus seinem Besuch wurde dieses Mal nichts. Wir legen euch ein Wort bei, das wir neulich verfasst und den anderen Seminaren zur Unterschrift vorgelegt haben. Bielefeld äusserte Bedenken, ob wir die Vollmacht zu solchem Wort hätten und Elberfeld findet das Wort zu schwach und allgemein. Da aber die Zeit uns so dringend erscheint, haben wir es als die drei östlichen Seminare nun herausgebracht. Liebe Brüder, werdet nicht müde, in den Konventen an die eingegangenen Verpflichtungen und an die gegebenen Unterschriften zu erinnern. Lasst nicht zu, dass man heimlich davonläuft. Mit Bruder Pecina und Bruder Brandenburg stehen wir in häufigerer Verbindung. Zwei Mal erreichten uns Briefe von Bruder Brandenburg. Wir geben Euch daraus etwas wieder:

42. Am 12. September 1935 hatte Gerhard Vibrans aus Finkenwalde an die Freundes- und Vetternrunde geschrieben (So ist es gewesen, 190): »Heute predigte einer von uns darüber [über die »zwei Scherflein« der Witwe, Markus 12,42]: Albrecht Schönherr. … Hier sah ich, welche Wirkung eine gute Predigt haben kann. Es waren 9 aus der Gemeinde da, verarmter Mittelstand, siehe da, es gab 34,– Kollekte.«

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1 6 . 2 . E I NS C H U B : B R I E F VO N W IL L I B R A ND E N BU R G Frankfurt/Oder Polizeigefängnis 43 den 1. 6. 36. Mein lieber R. [Rudolf Kühn 44], Dir, Br. Bonhoeffer und allen Brüdern herzlichen Dank für alles, das Sichtbare und Unsichtbare. Wir fühlen es, daß Ihr an uns denkt und für uns betet. Wir vertrauen mit ganzem Herzen und fester Zuversicht auf die Gnade unseres Herrn Christus. Das ist oftmals so schwer, wenn man Tag und Nacht nur die trostlosen Gefängniswände sieht und den Eindruck hat, von Mensch und Gott verlassen zu sein. Aber dennoch! Psalm 73 45 ist mir eine große Stärkung. Du glaubst nicht, was so eine Zeit für ein Segen für uns ist! Man lebt als armseliges, zerbrochenes Menschlein so ganz in und aus Gott und wird so stark in aller Schwachheit. Man hat so viel Zeit, über vieles nachzudenken. Es ist erstaunlich, mit wie wenig Dingen der Mensch seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Ich bitte und bete darum, daß meine jetzigen Erkenntnisse nachher nicht wieder verloren gehen möchten. Aber ich darf nicht daran denken, daß jetzt draußen alles in Blüte steht. Die Liebe zu allem Geschaffenem und Lebendigen wird einem erst so stark, wenn man davon abgeschlossen ist. Aber wir sehen doch ein Stück blauen Himmels, ein bischen Sonne und ein paar Sterne und der Herr, der das bereitet hat, wird uns auch seinen Weg gehen lassen. …… Epheser 6,10–20 46 sei gegrüßt von Deinem Willi Brandenburg ges. [gesehen] (Unterschrift des Beamten) 1. 6. 36 (Brief an Br. Kühn)

43. Abdruck dieses Briefauszugs GS II 485. 44. Brandenburg und Kühn kannten sich aus dem Bonhoefferkreis Studierender an der Berliner Universität 1932–1933. 45. Vers 23: »Dennoch bleibe ich stets an dir; du hältst mich bei meiner rechten Hand«. 46. Vers 10: »Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.«

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1 6 . 3 . R U N D B R I E F - F O RT S E T Z U N G Heute erhielten wir wieder einen Brief, 47 in dem uns Bruder Brandenburg schreibt, dass er auch unsere Meditation jeden Morgen mit hält und dass ihm unsere Hebräerstelle jetzt (13,10 ff) so deutlich und voll Trostes geworden ist. Bitte denkt weiter täglich und, wie auch angeordnet, in jedem Sonntagsgottesdienst fürbittend an unsere Brüder. Ein Satz noch aus dem letzten Brief: »… So dürfen wir stille sein und hoffen und es ist im ganzen Hause offenbar geworden, dass wir für den Herrn Christus stehen«. Zum Schluss muss ich Euch leider noch mitteilen, dass Br. Voelz nicht wieder umgekehrt ist, sondern vom Bruderrat endgültig geschieden ist. Ihr wisst wie er selbst, daß alles geschehen ist, was ihn nach menschlichem Ermessen von diesem verhängnisvollen Schritt hätte zurückhalten können. Er hat sich damit von unserem Weg getrennt und läßt uns allein in unserem Kampf. Das ganze Haus, Br. Rott, Br. Bonhoeffer, der an Teilen dieses Briefes mitbeteiligt ist, lassen Euch herzlich grüßen. Euer Eberhard Bethge. NB. Das Semester wird diesmal nicht durch Ferien unterbrochen werden. Wir werden in einem Zuge durcharbeiten und das Semester wird einen Monat früher (Ende August) schließen. Der Aufsatz »Kirchengemeinschaft« von Br. Bonhoeffer ist im Juniheft der Evangelischen Theologie erschienen. 48 Es wird versucht werden, noch Exemplare für Euch zu bekommen. Wir legen Euch auch eine Ausarbeitung Br. Bonhoeffers für den Bruderrat Pommerns »Irrlehre in der Bekennenden Kirche« bei. Die Freizeit des 2. Kurses muß wegen der Ferienplanumänderung durch die V.K.L. [VL] verschoben werden, und zwar auf den 19. Oktober und folgende Tage. d. o. [der Obige, Bethge]

47. Die Abschrift dieses Briefes wurde als Anlage zum 10. Brief aus Finkenwalde verschickt. 48. Evangelische Theologie 3 (1936) 214–233.

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1 6 . 4 . Z U S AT Z I M B R IE F Liebe Brüder! 49 Leider bringe ich es immer nur zu einem kurzen Gruß. Je länger wir hier sind, desto breiter wird das Arbeitsfeld. Ich danke allen, die geschrieben haben, herzlich für ihre Briefe. Es ist mir die größte Freude, von Euch zu hören und an Euch zu denken. Die morgendliche halbe Stunde [Schriftmeditation] bleibt ja immer noch. Ich meine, wir sollten uns alle bereit machen, durch leibliche und geistliche Zucht für den Tag, an dem wir einmal auf die Probe gestellt werden. Meine Gedanken sind jetzt fast ununterbrochen bei den gefangenen Brüdern [Pecina und Brandenburg]. Sie haben uns viel zu sagen. Es kommt bei uns jetzt alles auf die tägliche Treue an. Werden wir jetzt lässig und leichtsinnig, wie können wir dann auch nur vor unseren gefangenen Brüdern bestehen, wie aber sollten wir erst dann bestehen vor dem Sohne Gottes, der um unsertwillen litt bis an den Tod? Beharren heißt es jetzt. Das ist mühselig. Aber es hat eine große Verheißung, auch für unsere Gemeinschaft. In der Gemeinschaft des Glaubens und Betens grüßt Euch Euer Dietrich Bonhoeffer. Diesem Rundbrief liegen bei: 1) Das Wort der östlichen Predigerseminare, 2) Irrlehre in der Bekennenden Kirche? 3) 2 Predigtmeditationen mit Lesungen und Meditationstexten. 1 6 . 5 . A U F R U F DE R P R E D IG E R S E M IN A R E B L O E S TA U , F IN K E N WA LD E UN D NAU M BURG … wollt ihr’s im Fleische vollenden? 50 Ernste Nachrichten aus der Bekennenden Kirche haben sich in letzter Zeit so gemehrt, 51 daß wir nicht länger schweigen dürfen. Es ist erschreckend, wie viele unserer Brüder, die zu Barmen und Dahlem Ja gesagt haben, in aller Stille den Bruderräten und der Vorläufigen Kirchenleitung [VL] den Gehorsam 49. Abdruck von Bonhoeffers Briefzusatz GS II 485 f, DBW 14, 169. 50. Gedrucktes Flugblatt, eine Seite; Abdruck GS II 483 f, DBW 14, 170 f. 51. Die »Legalisierungen« hatten zugenommen.

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verweigern und sich den staatlichen Ausschüssen zuwenden. Mit Schrift und Bekenntnis kann man das nicht begründen. Man will es vielleicht auch gar nicht mehr. Das ist nichts anderes als zuchtloser Abfall. Die Bindungen an die Bekennende Kirche werden einfach zerrissen. Für uns alle ist eine Stunde großer Versuchung da. »Im Geiste habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleische vollenden?« (Galater 3,3). Allein in Glauben und Gehorsam hatte die Kirche den ihr verordneten Kampf aufgenommen. Allein vom Wort ließ sie sich leiten. Gern gab sie für ihren Herrn alles Sorgen, alle Sicherheit, alle Freundschaft der Welt hin. Unser Weg ging auch durch Not. Aber der Herr band uns, daß wir nicht wichen. Und heute wollen wir weichen um der Freundschaft der Welt willen, wollen die Verheißung verkaufen um das Linsengericht [Genesis 25,34] einer gesicherten Zukunft?! Wir machen ja die Botschaft unserer Kirche durch unser eigenes Handeln unglaubwürdig! Das aber ist die größte Gefahr, die uns droht, daß der Herr seinen Leuchter wegstößt [Offenbarung 2,5], daß er die Predigt in unserm Munde kraftlos macht. »Im Geiste habt ihr angefangen, wollt ihr’s denn nun im Fleische vollenden?« »Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten.« [Galater 6,8] Laßt uns doch nicht müde werden! Wir bezeugen unseren Brüdern, daß wir durch die Gnade des Herrn Jesu auf dem Wege bleiben wollen, der in Barmen und Dahlem seinen Anfang nahm. Wir kennen kein rechtmäßiges Kirchenregiment außer der Vorläufigen Kirchenleitung und den Bruderräten. Wir denken an die Brüder Pecina und Brandenburg. Bis zur Stunde sitzen sie im Gefängnis. Andere sind aus ihren Gemeinden ausgewiesen. Soll das alles umsonst sein?! Wir stehen neben ihnen. Laßt uns füreinander einstehen und miteinander beten: Herr, was wir im Geiste begannen, gib, daß wir’s im Geiste vollenden! Die Bruderschaft des Predigerseminars Bloestau/Ostpreußen Die Bruderschaft des Predigerseminars Finkenwalde Die Bruderschaft des Predigerseminars Naumburg/Queiß

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1 6 .6 . Z U M VORW U RF D ER IRRL E HR E Der Bruderrat der Bekenntnissynode Pommern Stettin, im Juni 1936. 52 Irrlehre in der Bekennenden Kirche? Das ist die neue Parole der Ausschussfreunde in der B.K., mit der die bekennende Pfarrerschaft und die christliche Oeffentlichkeit beunruhigt werden soll. Die B.K. soll mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden. Es geht dabei um die Oeynhauser Synode 53 und ihre Erklärung über die Kirchenleitung. Die Ablehnung der Ausschüsse als rechtmässige Kirchenleitung und deren Begründung soll Irrlehre sein. So wird jetzt im Namen eines »Luthertums« proklamiert, das dem rechten Luthertum damit einen schlechten Dienst leistet. Begleitet sind diese Vorwürfe von der popularwissenschaftlichen Behauptung, die B.K. sei seit langem überfremdet durch »reformierte« Lehre. Für die lutherischen Pfarrer und Gemeinden gehe es heute um die Befreiung aus der Knechtung durch reformierte »Gesetzlichkeit« und damit zuletzt um die Unterstellung unter die Ausschüsse, beziehungsweise unter den lutherischen Rat. 54 Pastor Helbig, Privatdozent Schott–Greifswald und eine anonyme Druckschrift: »Oeynhausen so und so« haben in dieser Richtung geschrieben. Im folgenden soll die Widerlegung ihrer Thesen vom lutherischen Bekenntnis her unternommen werden. 52. Hektographie (guter Abzug), sechs Seiten; Abdruck GS II 264–275, DBW 14, 700–713 (dort ausführlichere Belege). Verfasst von Bonhoeffer als Gutachten für den Bruderrat Pommerns. 53. Vierte Reichsbekenntnissynode in Bad Oeynhausen 17.–22. Februar 1936. 54. Aus dem Lutherischen Rat, gegründet in Hannover am 25. August 1934 (recht bald nach der ersten, der Barmer Reichsbekenntnissynode vom Mai 1934, aus der die Bekennende Kirche erwuchs), ging am 18. März 1936 der Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands hervor (Mitglieder: Marahrens, Wurm, Meiser, Breit, Hahn, Lilje, Beste). Da das nationalsozialistische Regime in die Ordnung der lutherischen Landeskirchen von Hannover, Württemberg und Bayern nicht eingegriffen hatte und diese Kirchen insofern »intakt« geblieben waren, hatten sie gegen die staatliche Kirchenpolitik weniger einzuwenden als die Evangelische Kirche der Altpreußischen Union, in die sich der Staat im Juni 1933 zerstörend eingeschaltet hatte (DB 341).

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Nachdem in Barmen die Irrlehre der D.C. aus der Kirche Christi gewiesen wurde, nachdem in Dahlem die B.K. sich eine eigene Kirchenleitung gesetzt hat, nachdem in Augsburg 55 die Organisation der B.K. ausgebaut wurde, ist in Oeynhausen zur Frage der rechten Kirchenleitung Stellung genommen worden. Den K.A. [Kirchenausschüssen] musste das Recht auf Kirchenleitung nach Schrift und Bekenntnis abgesprochen werden. Die B.K. ist damit den in Barmen beschrittenen Weg konsequent weitergegangen. Es gab für sie keine Möglichkeit mehr, aus kirchenpolitisch-taktischen Erwägungen der Irrlehre Raum zu geben. Wer zu der grundsätzlichen Erklärung von Barmen ja gesagt hatte, musste zu der grundsätzlichen Erklärung von Oeynhausen ebenso ja sagen. Es muss gleich zu Beginn zugestanden werden, dass in Oeynhausen eine Tür offengelassen worden ist, die von allen benutzt werden konnte, die hinausschlüpfen wollten: im praktischen Teil wird die vom grundsätzlichen Teil her gebotene Konsequenz, den Gliedern der B.K. die Mitarbeit an den Ausschüssen zu verbieten, nicht gezogen. Die Entscheidung wird vielmehr der brüderlichen Beratung durch die Organe der Kirchenleitung überlassen. Damit bleibt den Bruderräten die Freiheit, die praktischen Folgen des Synodalbeschlusses so oder anders zu ziehen, sofern sie nur mit der Voraussetzung der grundsätzlichen Erklärung, dass die K.A. nicht Kirchenleitung sein können, vereinbar sind. Es ist damit aber auch zum Beispiel dem Bruderrat Berlin das Recht gelassen, die in dem Brief »Oeynhausen so und so« angegriffene Stellung zu beziehen. Die weiteren Fragen dieser Schrift: Hat Oeynhausen wirklich eine einhellige Lehrmeinung erarbeitet? Wie sind die Oeynhauser Beschlüsse zustande gekommen? etc. … machen, bei manchem Richtigen, was sie enthalten, den nur allzu deutlichen Versuch, vom eigentlichen Gleis abzulenken. Die in der Synode eindeutig beantwortete Frage bestand darin, dass die K.A. als Kirchenleitung nicht anerkannt werden können. Zu dieser Frage wird aber inhaltlich in dem Brief nicht Stellung genommen. Es wird kein Versuch gemacht, die Erklärung der Synode von Schrift und Bekenntnis her zu widerlegen. 55. Dritte Reichsbekenntnissynode (nach Barmen und Dahlem) 4.–6. Juni 1935.

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Das Amt der Kirchenleitung. Die Oeynhauser Synode hat erklärt: »Die Kirchenleitung ist Amt der Kirche. Sie kann darum nur von der Kirche berufen und gesetzt werden.« Sie hat damit jede Kirchenleitung, die der Kirche von aussen her gesetzt wird, also die Ausschüsse, als unrechtmässig verworfen, denn »die Ausübung der Kirchenleitung durch den Staat oder auf Grund staatlicher Berufung widerspricht der Lehre der Reformation und den reformatorischen Bekenntnisschriften.« Dieser Satz wird, wenn auch nur zaghaft und ohne Begründung, bestritten, wohl in der Meinung, es komme allein darauf an, welcher Art ein Kirchenregiment sei, nicht aber, von wem es berufen sei. Dem gegenüber steht 1. der Schriftbeweis: Das N.T. bezeugt die Einsetzung der kirchlichen Aemter durch Gott (1. Korinther 12,28), durch Christus (Epheser 4,11), durch den heiligen Geist (Apostelgeschichte 20,28), durch die Gemeinde (Apostelgeschichte 6,5 13,2), durch die Apostel und die Amtsträger (Titus 1,5 und 1. Timotheus 5,22), nach sorgfältiger Prüfung. Die Einsetzung eines kirchlichen Amtes durch eine ausserkirchliche Autorität ist für das N.T. eine völlige Unmöglichkeit. 2. Bekenntnisschriften: 56 Es ist ein Unterschied zwischen weltlichem und geistlichem Regiment (C.A. [Confessio Augustana (1530)] 28,4), beide sind von Gott gesetzt; »darum soll man die 2 Regiment nicht durcheinander werfen« (28,12). Die Einsetzung der Amtsträger ist nicht Sache der weltlichen Obrigkeit, sondern der Kirche ([Melanchthons] Tractatus [1537] 67); »darum folgt, wo eine rechte Kirche ist, dass da auch die Macht sei, Kirchendiener zu wählen und zu ordinieren«. »Die rechte Kirche, weil sie allein das Priestertum hat, muss sie auch Macht haben, Kirchendiener zu wählen« (69). Wo die weltliche Obrigkeit in Anspruch genommen wird, da sind es die »Könige und Fürsten als praecipua membra ecclesiae« [als »furnehme Gelieder der Kirchen«] (54), nicht als Politiker. Zwischen dem 56. Bonhoeffer benutzte die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche (BSLK) in der zweibändigen Ausgabe, die zum 400jährigen Jubiläum der Confessio Augustana 1930 erschien (NL-Bibl. 2 C 3).

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Staatsmann und der Kirche steht die Bindung an das Bekenntnis. 3. Kundgebung des lutherischen Rats vom 9. 4. 1935: 57 Hier heisst es unter V: »Das Kirchenregiment steht nach den lutherischen Bekenntnissen allein der Kirche als ganzes zu und wird von dem kirchlichen Amt unter Mitwirkung der Gemeinde in der Verantwortung vor der Gesamtkirche ausgeübt. Zu den Aufgaben des Kirchenregiments rechnet C.A. 28 ausdrücklich nicht nur die Verkündigung des Wortes und die Verwaltung der Sakramente, sondern auch die äussere Regierung der Kirche durch Erlass von Kirchengesetzen und so weiter. Ein Anteil des Staates am Kirchenregiment oder gar die Regierung der Kirche durch den Staat würde nach der Anschauung des Bekenntnisses nicht nur dem Wesen der Kirche, sondern auch dem des Staates widersprechen. Denn die Ausübung kirchenregimentlicher Funktionen durch den Staat, zum Beispiel die Berufung und Abberufung von Bischöfen, Pfarrern und kirchlichen Beamten durch die Staatsregierung, würde zur Folge haben, dass der Staat über die Lehre der Kirche verfügt. Da aber der Staat als solcher nicht wissen kann, was reine Lehre ist und was nicht, würde die Unterstellung der Kirche unter ein staatliches oder ein halbstaatliches Kirchenregiment nicht nur das Ende der lutherischen Kirche als Kirche der reinen Lehre bedeuten, sondern auch dem Staat eine Verantwortung auferlegen, die er seinem Wesen nach niemals tragen kann.« Die Autorität der Kirchenleitung. Oeynhausen: »Die Träger der Kirchenleitung müssen durch die Kirche zum Gehorsam gegen Gottes Wort unter Bindung an das Bekenntnis der Kirche verpflichtet werden … Nach der Verheissung: wer Euch hört, der hört mich (Lukas 10,16) hat die Leitung der Kirche Pfarrer und Gemeinden in die Pflicht 57. Hier und bei den weiteren zeitgenössischen lutherischen Verlautbarungen zog Bonhoeffer die von Kurt Dietrich Schmidt herausgegebenen »Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage« heran, und zwar »Band 2: Das Jahr 1934«, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1935 (er stand in der Finkenwalder Seminarbibliothek, NL-Bibl. 2 C 4. 2b) und »Band 3: Das Jahr 1935«, Göttingen 1936. Im Jahr 1936 entstandene »Dokumente des Kirchenkampfes« hat Schmidt erst später herausgegeben. Band II dieser »Dokumente« enthält (in zwei Teilbänden) »Die Zeit des Reichskirchenausschusses 1935–1937« (Göttingen 1964 und 1965).

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des Herrn zu nehmen. Die Glieder der Kirche haben die Verantwortung, den Trägern dieses Amtes Gehorsam zu leisten als dem Herrn und nicht den Menschen. Eine Kirchenleitung, die den Gehorsam gegen die heilige Schrift und die Bindung an die Bekenntnisse der Kirche verleugnet, verwirkt ihren Anspruch auf Leitung und zwingt die Kirche, an ihrer statt eine andere Leitung zu setzen.« Erste Gegenbehauptung: Das sei Aufrichtung päpstlicher Gewaltherrschaft. Dagegen: Die Kirchenleitung ist nach der ausdrücklichen Erklärung der Synode gebunden an Schrift und Bekenntnis. Sie hat ihre Autorität allein, sofern sie aus dieser Bindung handelt. Sie verliert ihr Amt, sobald sie sich davon löst. Der Papst aber verfügt selbst über den endgültigen Auslegungsmassstab der Schrift. Er steht also nicht unter sondern über der Schrift. Die Unfehlbarkeit des Papstes ist nur die letzte Konsequenz des römischen Traditionsprinzips. Es gibt hier noch eine eigene Autorität neben der Schrift. Der Gehorsam gegen den Papst begründet sich nicht auf die Schrift, der Gehorsam gegen die Kirchenleitung der B.K. begründet sich allein auf die Autorität ihres schrift- und bekenntnismässigen Handelns. Zweite Gegenbehauptung: Die Kirchenleitung kann das Wort: »Wer euch hört, der hört mich« [Lukas 10,16] nur in Anspruch nehmen bei der von ihr ausgerichteten Predigt des Evangeliums, zu der die Weisungen in Sachen der kirchlichen Ordnung nicht gehören. Dagegen: C.A. 28,21: »Derhalben ist das bischöfliche Amt nach göttlichen Rechten das Evangelium predigen, Sünden vergeben, Lehr urteilen und die Lehre, so dem Evangelio entgegen, verwerfen und die Gottlosen, deren gottlos Wesen offenbar ist, aus christlicher Gemeinde ausschliessen, ohne menschliche Gewalt, allein durch das Wort Gottes; und desfalls sind die Pfarrleut und Kirchen schuldig, den Bischöfen gehorsam zu sein laut dieses Spruchs Christi: Wer euch hört, der höret mich.« 58 Zur Ausrichtung der Predigt des Evangeliums gehört die Abwehr der Irrlehren und die Aufhebung der Kirchengemeinschaft mit den Gottlosen, das heisst Lehrzucht und 58. Kleine Abweichungen von der Druckfassung in BSLK, dort zum Beispiel »bischoflich Ambt«, »lauts dieses Spruchs Christi, Lucä am 10.«.

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Kirchenzucht. In all diesen Stücken steht der Kirchenleitung die Autorität im Sinne von Lukas 10,16 zu. Verkündigung des Evangeliums ist also nicht nur die Predigt von der Rechtfertigung am Sonntag Vormittag, sondern zur Verkündigung gehört auch der Ruf in die sichtbare Gemeinschaft der Kirche und die Warnung, die Irrlehre zu verlassen. Die Ablehnung der Ausschüsse als Kirchenleitung ist solches Lehrurteil, der Gehorsam gegen die Ausschüsse als Kirchenregiment schliesst Irrlehre ein. Daher hat die wahre Kirchenleitung die Autorität von Lukas 10,16 für sich in Anspruch zu nehmen in ihrer Ablehnung der falschen Kirchenleitung. Diese Ablehnung und alles, was daraus folgt, gehört selbst zur Verkündigung des Evangeliums. Es ist bezeichnenderweise auch nirgends der Versuch unternommen worden, die Ausschüsse als rechtmässige Kirchenleitung aus den Bekenntnisschriften zu begründen. Vielmehr ist das Vorgehen rein destruktiv, indem auch den Bruderräten und der V.K.L. [VL] die Rechtmässigkeit bestritten werden soll. Das bedeutet aber, dass man die Frage der Kirchenleitung zu einer vom Evangelium zu lösenden »Ordnungsfrage«, zu einer Frage »kirchenpolitischer Zweckmässigkeit« machen will, was nach oben Gesagtem wiederum den Bekenntnisschriften widerspricht. Bekenntnis und Ordnung der Kirche. Oeynhausen hat die Dahlemer Beschlüsse aufgenommen, indem es sagt: »Die an Gottes Wort gebundene Kirche ist berufen, in Sachen ihrer Lehre und Ordnung allein zu urteilen und zu entscheiden.« Hier setzt der »lutherische« Widerspruch ein. Es sei reformiert, der Ordnung solch gesetzliches Gewicht zu geben. Es sei dagegen lutherisch, die Ordnungen frei zu geben, sofern sie nicht dem Wort Gottes widersprechen. Kirchenleitung, Verfassung etc. seien Dinge der Ordnung, die um der Liebe und des Friedens willen beziehungsweise »um der Zweckmässigkeit« willen, so oder auch anders gestaltet werden dürften, niemals aber seien sie gewissensverbindlich. Niemals sei für sie unbedingter Gehorsam in Anspruch zu nehmen. Dagegen: 1.) Es ist lutherische Lehre, dass alle Ordnung der Kirche im Dienst der Verkündigung steht. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Sie kann daher verschiedene Gestalt

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annehmen. Sie ist ein Adiaphoron [»Mittelding«]. Es besteht also ein entscheidender Unterschied zwischen Bekenntnis und Ordnung der Kirche. Es ist lutherische Lehre, dass alle Aemter und Ordnungen der Kirche allein am Bekenntnis der Kirche ausgerichtet sein müssen. An ihrer Bekenntnisgemässheit entscheidet sich ihr kirchliches Recht. Bekenntnis und Ordnung der Kirche können daher nicht getrennt werden. Es ist lutherische Lehre, dass die Gemeinde frei ist, ihre Ordnung im Dienst der Verkündigung zu gestalten, dass aber in statu confessionis 59, das heisst beim Angriff auf die Kirche von aussen her, auch die Ordnungen der Kirche zum Bekenntnisstande der Kirche gehören, von denen nicht gewichen werden darf, um des Evangeliums willen. Was also innerhalb der Kirche Adiaphoron ist, ist nach aussen hin nicht Adiaphoron, sondern gehört zum Bekenntnis. Bekenntnis und Ordnung der Kirche sind in statu confessionis eins. Schriftbeweis: 1. Mannigfaltigkeit kirchlicher Aemter in den verschiedenen Gemeinden, etwa paulinischen Gemeinden und Jerusalem. 2. Freiheit der gottesdienstlichen Ordnung, aber »dass alles geschehe zur Besserung« (1. Korinther 14,26). 3. Status confessionis: Galater 2,11 60. Bekenntnisschriften: 1. »Kirchenordnungen sollen zum Frieden und guter Ordnung der Kirche dienen« (C.A. 15 und 28,53), durch sie wird das Heil erworben. 2. »…… dass die Gemeinde Gottes jedes Orts und jeder Zeit nach derselben Gelegenheit Macht habe, solche Zeremonien zu ändern, wie es der Gemeinde Gottes am nützlichsten und erbaulichsten sein mag.« (F.C. [Formula Concordiae] ep. [epitome] 10,4 sol. [solida] dekl. [declaratio] 10,9) Die Ordnung steht also ausschliesslich im Dienste der Gemeinde, kennt keine anderen Rücksichten! »Zweckmässigkeit« einer Kirchenordnung wird also allein an ihrer Bekenntnisgemässheit zu bemessen sein. Allein die Bekenntnisgemässheit ist für die Gemeinde zweckmäs59. Im Hektogramm steht an dieser Stelle »konfessiones«, im übernächsten Satz und im folgenden Absatz »konfessionis«. Diese Irrtümer desjenigen, der den Text wohl nach Diktat auf der Schreibmaschine tippte, sind im Druck in GS und DBW korrigiert worden. 60. Vers 11: Paulus »widerstand« Petrus (da er [Vers 14] »sah, dass sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums«).

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sig. Die Freiheit der Ordnung hat ihre definitive Begrenzung am Bekenntnis. 3. F.C. sol. decl. 10,14,16,17 und 5. Es ist bezeichnend, dass von dem Lutheraner Flacius hier der »volksmissionarische« Gesichtspunkt besonders geltend gemacht wird: »Das arme Volk sieht am meisten auf die Zeremonien, denn sie können die Augen füllen, die Lehr aber ist so wohl nicht zu sehen.« (Von wahren und falschen Mitteldingen). Das Volk erkennt den Einbruch der Irrlehre an der Preisgabe der Ordnung! Vergleiche die »mitteldingische Hurenfarb [Schminke]« (Flacius). 61 Bekenntnis des heutigen Luthertums: Kundgebung der evangelisch lutherischen Kirche in Bayern 23. August 1934 VII. »Die Kirche ist nach Lehre und Handeln ein Ganzes und wird deshalb im ganzen Umfang ihres Lebens durch ihr Bekenntnis bestimmt. Die Unversehrtheit einer Bekenntniskirche ist nur gewährleistet durch die Kirchengewalt der Bekenntniskirche selbst. Kirchengewalt und Bekenntnis sind nicht zu trennen. Wir verwerfen ein Pseudoluthertum, das behauptet, ›sichtbare‹ und ›unsichtbare‹ Kirche könnten geschieden werden, und das sich vermisst, Kirchenregiment und Kirchenverfassung ohne Beziehung zur eigentlichen Aufgabe und zum Wesensgesetz der Kirche auszugestalten … Es ist eine verhängnisvolle Täuschung, wenn man glaubt erklären zu dürfen, Bekenntnis und Kultus blieben unangetastet, wenn auf die Kirchengewalt Verzicht geleistet würde. Die Grenze zwischen dem Gebiet der kirchlichen Verwaltung und dem Gebiet der Obsorge für Bekenntnis und Kultus ist fliessend …… ›Wo ist in der Kirche überhaupt ein Gegenstand, der nicht in irgend einer inneren Verbundenheit zum Bekenntnis steht?!‹ (Landesbischof Meiser)«. Offener Brief des Landesbischofs Meiser an den Reichsbischof 2. 10. 34.: »Die D.C. machen sich einer unevangelischen Trennung von Bekenntnis und Kirchengewalt schuldig. Die Kirche ist ein Ganzes nach Bekenntnis, Kultus, Kirchenordnung und Gesetzgebung …, es ist ein schädlicher Irrtum, Ver61. Die Flacius-Zitate stehen in den Anmerkungen 2 und 4 zu BSLK 1055. Kirchenordnung, die so aufgemacht ist, dass sie bekenntnisfremder »Zweckmäßigkeit« dient, darf nicht behaupten, ein der Beliebigkeit anheimgegebenes »Mittelding« (Adiaphoron) zu sein.

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fassung und alle äussere Ordnung der Kirche nach weltlichen Grundsätzen zu gestalten.« Hannoversche Erklärung zur Eingliederung 15. Mai 1934: »…… es verstösst nicht nur gegen das reformierte, sondern auch gegen das lutherische Bekenntnis, kirchliche Ordnung und Kirchenregiment anzusehen als eine Frage der äusseren Organisation, die unabhängig vom Bekenntnis und Kultus gelöst werden könnte.« Bekenntnis- und Verfassungs-Erklärung von 35 Professoren 62 23. 5. 34: »… es geht somit nicht an, eine bekenntnismässige Bindung der Kirchenordnung nur für ›gewisse reformierte Gruppen‹ zuzugestehen, und es ist in der gegenwärtigen Lage ohne praktische Bedeutung, wenn lutherische und reformierte Lehre über die Massgeblichkeit der urchristlichen Verfassungsbildung … verschieden urteilen. Und deshalb muss nach allgemein reformatorischen Grundsätzen die Kirche zu jeder Zeit allein nach den Gesichtspunkten geordnet und verfasst werden, die sich aus den Gedanken des Schutzes und der Förderung des kirchlichen Handelns ergeben.« 2. In der Bestimmung der Aufgaben der Kirchenleitung ist die Sorge für die reine Lehre und die Abwehr der Irrlehre eingeschlossen. Das hat notwendig zur Folge, dass die Kirchenleitung Sorge tragen muss für die Vorbildung der Theologen, für Prüfung und Ordination (Tractatus 65, 76 [richtig: 67], Schmalkaldische Artikel III, 10). So schliesst das Amt der Lehrzucht an dieser Stelle die Ordnung ein. Damit ist aber nur der Anfang bezeichnet für das gesamte kirchliche Ordnungshandeln. Es folgt, dass nach lutherischer Lehre Pfarrer und Gemeinden einer Kirchenleitung, die sich in statu confessionis befindet, auch in Fragen der Ordnung Gehorsam schuldig sind, um des Evangeliums willen. Aber auch eine Kirchenleitung, die sich nicht in statu confessionis befindet, hat den Anspruch auf Gehorsam, solange ihre Ordnungen dem Worte Gottes nicht 62. In »Die Bekenntnisse des Jahres 1934«, Göttingen 1935, sind zu Nr. 36 »Bekenntnis und Verfassung in den evangelischen Kirchen« keine Namen genannt, nur: »35 Unterschriften«. Der Text beginnt (Seite 81): »Wir unterzeichneten Lehrer der Theologie halten es für die unabweisbare Pflicht unseres Amtes, gegen den von der derzeitigen Kirchenregierung eingeschlagenen Weg der Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche Einspruch zu erheben.«

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widersprechen (C.A. 28,55). Auch dieser Gehorsam geschieht wie jeder schuldige Gehorsam um Gottes willen. Es ist dieser Gehorsam aber ein solcher gegen das 4. Gebot ([Luthers] Grosser Katechismus 158 ff), der also eine Grenze hat am Evangelium: Es ist beide Mal Gehorsam gegen den Herrn. Während aber in statu confessionis der Gehorsam gegen die Kirchenleitung identisch ist mit dem Gehorsam gegen das Evangelium, ist im andern Fall der Gehorsam gegen die Ordnung begrenzt durch den Gehorsam gegen das Evangelium. Die Kirchenausschüsse. Sie können nach lutherischer Lehre nicht als Kirchenleitung anerkannt werden, weil sie bekenntniswidrig sind 1. in ihrer Einsetzung, 2. in ihrer Zusammensetzung, 3. in ihren Grundsätzen. 1. Es ist lutherische Lehre, dass niemand in der Kirche öffentlich lehren darf, er sei denn rechtmässig berufen (C.A. 14). Die Berufung der Ausschüsse aber ist nicht rechtmässig, weil nicht durch die Kirche vollzogen (siehe oben). 2. Es ist lutherische Lehre, dass die Irrlehrer in der Kirchenleitung nicht gehört und geduldet werden dürfen. »Man soll auch den Bischöfen, so ordentlich gewählet, nicht folgen, wo sie irren.« (C.A. 28,28 und öfter) Wenn die Bischöfe die wahre Lehre verfolgen, »müssen wir die Bischöfe fahren lassen und Gott mehr gehorsam sein und wissen, dass die christliche Kirche da ist, da Gottes Wort gelehrt wird.« (A.C. [Apologie der Confessio Augustana] 14, 3 f). Es ist aber nicht nur nachweislich, dass Irrlehrer in den K.A. sind, sondern auch, dass die rechte Lehre verfolgt wird. Die Ausweisungen der Bekenntnispfarrer in Hessen-Nassau 63 sind vom dortigen K.A. veranlasst, ebenso die Einsetzung eines D.C.-Predigers in Lippstadt. 3. Es ist lutherische Lehre, dass eine Kirchenleitung, die Irrlehre verbreitet, nicht gehört und geduldet werden darf (siehe oben). Neben der Tatsache, dass die K.A. selbst nur auf einer Irrlehre über das Wesen der Kirche und Kirchenleitung beruhen, beachte man als eklatantestes Beispiel der Irrlehre aus jüngster Zeit Zöllners Aufruf zur Wahl vom 29. 3. 36 und Egers Brief an Zänker (30. 3. 36), worin folgende Formulierung be63. Hermann Romberg, Wiesbaden-Dotzheim, und Hermann Hechler, Heppenheim.

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zeichnend ist: »Zum Inhalt der Verkündigung gehören Evangelium und Gesetz, Gnade und Natur.« (Seite 12 64) Wo Gesetz und Natur gleichgesetzt werden, wo die Natur neben der Gnade zum Inhalt der christlichen Verkündigung gehört, dort steht man genau bei den D.C. Es ist eine zwangsläufige Entwicklung, die den K.A. zu dieser Lehre führt. Es ist hier im Keim alles enthalten, was an Irrlehre über das Wesen der Kirche und des Staates bei den D.C. vorhanden ist. Es ist ebenso zwangsläufig, dass die für die Ausschüsse jüngst verfasste Schrift von Bachmann 65 bereits Barmen angreifen muss. Der Versuch einer Vermittlungstheologie zwischen B.K. und D.C. ist selbst schon D.C.-Theologie. Auch die Lehrentscheidung des L.K.A. gegen Ludwig Müller darf hier nicht irre führen. Nicht Ludwig Müller als Einzelner, als Autor eines Buches 66, kann uns interessieren. Eine echte Lehrentscheidung in Sachen der D.C. müsste sich auf ihr gesamtes theologisches Programm richten. Eine solche aber muss bei der Zusammensetzung der K.A. ausbleiben. Donatismus? Die häufig gehörte Rede, die B.K. lehrte donatistisch, dürfte auf einem dogmengeschichtlichen Irrtum beruhen. Dem Donatismus 67 ging es um die Frage, ob todsündige Amtsträger die Sakramente gültig spenden könnten. Der B.K. geht es darum, ob Irrlehrer die reine Lehre verkündigen, beziehungsweise rechte Kirchenleitung ausüben können. Darin aber denkt die B.K. nicht »donatistischer« als die ganze Reformation.

64. Was für eine Textfassung Bonhoeffer vorlag, ist unbekannt. Bethge in NL Seite 171: »Kirchenkampf-Broschüren sind auffallend wenig in der Restbibliothek noch vorhanden.« 65. »Die Kirchenausschüsse und die junge Kirche« von Wilhelm Bachmann erschien 1936. 66. Der Reichskirchenausschuss nahm am 17. April 1936 gutachterlich Stellung gegen das 1936 im Verlag Deutsche Christen, Thüringen, erschienene Buch von Ludwig Müller »Deutsche Gottesworte. Die Bergpredigt, übertragen in unsere heutige Art deutschen Denkens und deutschen Sprechens«. 67. Bewegung zu Beginn des 4. Jahrhunderts, genannt nach dem Bischof Donatus von Karthago. Die Donatisten vertraten die rigorose Linie, dass, wer in der diokletianischen Verfolgung die kirchlichen Geräte und die Heilige Schrift an die Verfolger übergeben hat, seine Vollmacht zur Sakramentenspendung verliert.

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Reformiert und lutherisch. Der dilettantische und propagandistische Gebrauch dieser Worte ist von den D.C. in den Kirchenkampf eingeführt worden. Die Ausschussfreunde haben ihn aufgenommen. Es ist bedauerlich, dass die ernste konfessionelle Frage auf diese Weise weithin zum Schlagwort herabgewürdigt wird. In der zur Debatte stehenden Frage dürfte die entscheidende Lehrdifferenz darin bestehen, dass nach reformierter Lehre die Ordnung der Kirche auch innerhalb der Kirche kein Adiaphoron ist, wenngleich bekanntlich etwa die Lehre von den 4 Aemtern 68 durchaus nicht verbindlich ist. Dass aber die Ordnungen bekenntnisgebunden sein müssen, dass in statu confessionis in der Frage der Ordnungen um keinen Schritt gewichen werden darf, das ist lutherischer und reformierter Lehre gemeinsam, und darum geht es heute. 16.7. ZU I JOHANNES 3,13–18 Predigtentwurf 69 über 1. Johannes 3,13–18 (Bethge). [13Verwundert euch nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt haßt. 14Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer den Bruder nicht liebt, der bleibt im Tode. 15Wer seinen Bruder haßt, der ist ein Totschläger; und ihr wisset, daß ein Totschläger hat nicht das ewige Leben bei ihm bleibend. 16Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. 17Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, – wie bleibt die Liebe Gottes bei ihm? 18Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.]

Vorbemerkungen: Als Johannestext hat die Stelle die Schwierigkeit, scheinbar keinen rechten Fortschritt und teilweise keinen Zusammenhang zu haben. Es ist schwer, das meditative Denken, die Wiederholungen, die eigentümlichen 68. Leitungsämter der Kirche, nach Johannes Calvin, Institutio (1559): Pastor, Lehrer der heiligen Schrift, Ältester, Diakon. 69. Ab hier: Hektographie (kräftiger Abzug), aus Pompes Akten, drei Seiten.

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Sprünge in der Gedankenführung des Johannes ganz zu begreifen und vor allem fruchtbar zu machen. Vielleicht bekommt die Perikope den rechten Zusammenhang, wenn man in ihr (auch in Anlehnung an den vorhergehenden Teil) die Erkennungsmerkmale der Gemeinde für ihre Zugehörigkeit zum »Leben« findet: der Haß von draußen und die Liebe drinnen. Das sind die drei großen Begriffspaare: dort die Welt – Haß – Tod, hier die »Brüder« – Liebe – Leben, und diese Dinge ursächlich zusammenhängend. Darum haßt die Welt die »Brüder« (v. 13), weil sie aus dem Tod in das Leben gekommen sind (v. 14), und der Tod haßt das Leben, wo er es findet. Auf keinen Fall darf der mit dem »hoti [denn]« eingeleitete Begründungssatz abgeschwächt werden (v. 14), etwa durch Stützung mit Ausführungen über den rechten Sinn der Rechtfertigungslehre. Er steht hier als das Werk, an dem die Gemeinde, wo es in ihr geschieht, ihr Hindurch durch das Todestor ablesen und gewiß werden darf. Es ist darauf zu achten, daß diese selbstverständliche, ganz einfältige Aussage als solche stark gemacht wird. Es wird weiter darauf zu achten sein, die Gestalt des Hasses sehr eindringlich werden zu lassen. Predigtvorschlag: 1.) Wundert Euch nicht – tröstet Euch des Hasses vielmehr, denn er ist ein Zeichen Eurer Berufung. Wundert Euch nicht – tragt ihn vielmehr. Wundert Ihr Euch über Kain und Abel? Warum Haß? Der Tod haßt das Leben. Mit dem Text sehen wir gleichsam von einem Berge in die zwei Reiche, die ein tiefer Graben trennt; ihr Name: »Welt« – »Brüder«, ihr Gesicht: »Haß« – »Liebe«, ihr Ende und Ziel: »Tod« – »Leben«. 2.) Verwundert nicht …, denn ihr seid aus dem Tode in das Leben gekommen. Drüben ist die ganze Vergangenheit, die als Schuld und so weiter die Menschen endlich vernichtet, hier ist sie abgeschnitten. Dort ein Rennen ohne Zukunft, der Tod ist doch immer noch schneller, hier die Zukunft aller Zukünfte, der Tod sitzt nicht mehr im Nacken. Er konnte nicht mit über den Graben hinüber. Aber wir konnten hinüber!! »Wir wissen, daß wir aus dem Tode …« 3.) Wir wissen das? Woher? »Denn wir lieben die Brüder.« Eine unerhört sichere Antwort. Wer wagt das mitzusprechen? Johannes sagt es so, daß daran die Gewißheit des Lebens erkannt wird. Es ist kein Gesetz, sondern die herrliche Wahrheit

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der Gemeinde. Darin besteht die Gemeinde, oder sie gehört jenseits des Grabens. Vielleicht hängt unser Unheil gerade daran, daß wir den Satz nicht sagen wollen. »Zu anspruchsvoll!« Und liefern uns so doch nicht aus. Es ist grade keine Anmaßung, völlig ausgeliefert an das »Leben«, Christus, einfältig und froh es zu sagen. Warum hast du dich in deiner Zweideutigkeit so lieb und nimmst dich da so ernst? Aber nicht den Herrn Christus bei dir? Das ist dann allerdings sehr ernst. 4.) Denn diese Solidarität mit der Welt ist die Solidarität mit dem Tode. »Wer den Bruder nicht liebt …« Wie ich am ausgehenden Atem den Tod eines Menschen feststelle, so an der ausgehenden Liebe diesen Tod. Von der Gleichgültigkeit aber bis zum hellen Haß (von der »anständigen Form«) gehört alles auf die andere Seite des Grabens. »Totschläger«? Der Haß ist das Nein zum anderen, das Nein zu Gott, der ihn schuf und will, daß er lebt, Nein zu dem Bruder Christus, der ihn auch erlöst, Nein zum Heiligen Geist, der auch ihn in das Leben führt. Drüben juristisch unsinnig, hier (Matthäus 5,22) Gottes Gericht: Er läßt den Mörder die Waffe erheben (erhoben um des eigenen Lebens willen gegen das andere), aber die Waffe dreht sich ihm in der Hand – er trifft sich selbst. »Ihr wisset … hat nicht das ewige Leben bei ihm bleibend«. Die Welt trägt den Selbstmord in sich. (Heute Hass im Namen des kraftvollen Lebens grade gepredigt, aber: Ihr tragt damit den eigenen Tod in euch.) 5) Aber der Tod ist auch auf dieser Seite. »Daran haben wir erkannt die Liebe …« Dort anderer Leben für das eigene, hier das eigene für das andere. Wir wussten nicht, was Liebe sei. Aber daran … das Ja zum Bruder. Christus tritt Kain gegenüber. Kain das Nein, Christus das Ja. Kain der Hass, Christus die Liebe. Der Tod aber auf beiden Seiten: Dort der Sieger, hier der Diener. Dort am Ende, hier am Anfang. Erfüllt hier wie dort das Gesetz der beiden Reiche. 6) »Und wir sollen auch …« Diesseits des Grabens ist der Tod auch unser Gesetz. Auslegung des: »Denn wir lieben die Brüder.« Im eigenen Nein das Ja zum andern. Nicht Christi Tat in der Weise einzigartig, dass sie hoch über uns [ist], dass wir dispensiert sind. Hingabe hier als Pflicht und Schuldigkeit gefordert. Nur ein kleiner Vorbehalt vernichtet die Liebe. Das

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Hinlegen der ganzen Seele noch schrecklich, wo man auf diese Seite des Lebens gehört? 7) Die wörtliche Erfüllung den wenigsten beschieden. Warten, uns einmal zu beweisen? Aber nicht die Ausnahme, sondern die tägliche Bewährung entscheidet über das Zugehören zu dieser oder jener Seite. Gehört uns nicht der Leib, wieviel weniger unser Geld und Gut. »Wenn aber jemand dieser Welt Güter …« Das Herz verschliesst oder öffnet die Augen (Darben zu sehen), Hände und Taschen. Das offene Herz wählt nicht nach Wert oder Würdigkeit die Empfänger seiner Gaben. Warum nehmen wir den »Betrüger« an unserer Haustür ernster als Christi Offenheit für alle Sünder? Mit welchem Recht schalten wir uns dazwischen? Warum lassen wir uns eigentlich nicht ausnutzen? Wie soll der Mann an der Haustür Sehnsucht nach Gutwerden bekommen, wenn er unser Misstrauen zu spüren bekommt? … An der Liebe hängt das Leben. 8) Darum lockt und beschwört Johannes noch einmal: »Meine Kindlein, lasset uns …« Lasst das Wort unserer Liebe nicht zur Lüge werden, dadurch, dass ihr es als Wort zur Schau tragt. Die Tat: Sich ganz Christus und damit täglich dem Bruder ausliefern. Die Wahrheit: Die Tatsache des Grabens, Hass – Totschläger, und die viel herrlichere Tatsache: Liebe – Leben. 9) Verwundert euch nicht, denn die guten Werke machen die bösen Werke offenbar, darum hasste auch Kain den Abel. 1 6 . 8 . Z U O F F EN B A R U N G 1 , 9 – 2 0 Offenbarung 1,9–20. Entwurf aus einem homiletischen Kreis (Bonhoeffer) 70 [9Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi. 10Ich war im Geist an des Herrn Tag und hörte hinter mir eine große Stimme wie einer Posaune, 11die sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte; und was du siehest, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien: gen Ephesus und gen Smyrna und gen Pergamus und gen Thyatira und 70. Abdruck GS IV 233–236, DBW 14, 641–643.

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gen Sardes und gen Philadelphia und gen Laodizea. 12Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter 13und mitten unter den sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. 14Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15und seine Füße gleichwie Messing, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; 16und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne. 17Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! ich bin der Erste und der Letzte 18und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes. 19Schreibe, was du gesehen hast, und was da ist, und was geschehen soll darnach. 20Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden; und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.]

1) Der gefangene Johannes wird gewürdigt, den Himmel offen zu sehen. Der um Christi willen Gefangene bekommt Augen zu sehen, was Gott ihm zeigt. Wir sind noch in Sicherheit und Freiheit. Unsere Augen sind stumpf. Aber je mehr wir leiden, desto mehr verstehen wir die Offenbarung des Johannes. 2) Der von seiner Gemeinde getrennte Johannes bekommt Teil an dem Freudentag der Gemeinde, »dem Tag des Herrn«, der Auferstehung, des Anbruchs der neuen Welt. Er darf seiner Gemeinde auf Gottes Befehl hin dienen: »Schreibe«. Er erfährt die Herrlichkeit der Kirche mehr denn je. Wir leben noch mitten in der Gemeinde. Wir wissen nicht, was wir haben. Aber in der Trennung [von] der Gemeinde wird erst die Gemeinschaft in ihrer Herrlichkeit erkannt. 3) Johannes, zu dem keine Einladung zum Gottesdienst dringt, der nichts von den freudigen Posaunenstössen vernimmt, die zum Tempel laden, die zum Sabbath rufen, die auch beim Anbruch des neuen Jahres, die am Tage Gottes erklingen, Johannes hört am Tage des Herrn den himmlischen Posaunen-

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stoss, der zum himmlischen Gottesdienst einlädt. Wie sich beim Posaunenstoss der Tempel öffnet für alle Gläubigen, so öffnet sich hier dem Johannes der Himmel zum Gottesdienst. 4) Sein erster Blick erkennt sieben Leuchter, die sieben Gemeinden, das heisst die vollendete Kirche Gottes aus aller Welt. Die Gemeinde ist versammelt, ihre Zahl ist voll, sie strahlt und leuchtet im Licht des Himmels. Aber aller Blick ist gerichtet auf den Einen, der in der Mitte steht, den »Alten der Tage«, von dem Daniel geweissagt hat [Daniel 7,9.13.22]. Er hat Menschengestalt und ist doch Gott. Er ist Christus. 5) Der gefangene einsame Jünger sieht den Herrn, den er mit leiblichen Augen gesehen hatte, in seiner ewigen Herrlichkeit. Angetan mit dem Kleid des Hohenpriesters, sein weisses Haar trägt das Zeichen des Uralten, der Ewigkeit. Seine Augen wie Feuerflammen durchbohren mich, durchschauen mich, bringen alles ans Licht. Ich kann in diese Augen nicht hinein sehen, so furchtbar sind sie. Seine Füsse sind schwer wie Messing. Wo er hintritt, da zermalmt er im Gericht alles Irdische. Sie sind glühend wie Feuer. Wo er einhergeht, da wird es Licht und klar mitten in der Finsternis. Die Wege Gottes sind immer licht. Seine Stimme ist Gottesstimme. Kein Menschenohr kann sie ertragen. Sie übertönt alles. Die leise Stimme Jesu, die wir so leicht überhören, ist hier wie ein gewaltiges Wasserrauschen, das alle Welt durchringt. Seine Hand trägt sieben Sterne, das Zeichen der Weltherrschaft, die er dem Kaiser abgerungen hat, die er ausübt durch die Engel der Gemeinde. »Das Geheimnis« der Engel sind die Bischöfe der Gemeinden. (Die Vorstellung, dass Johannes an Engel, die im Himmel sind, schreiben soll verbietet sich von selbst!) Mit welch unvergleichlicher Würde sind hier die Vorsteher, die Bischöfe, der Gemeinde bekleidet! Mitten unter der Gewaltherrschaft des Kaisers erfährt Johannes von der alleinigen, ewigen Herrschaft seines Herrn, die in der Kirche schon verborgen ist. Welch ein Trost! Aus seinem Munde geht ein Schwert. Das Schwert ist sein Wort, das verwundet und trennt, richtet und tötet. Dies Schwert ist das Schwert seiner Herrschaft. Und seine ganze Gestalt leuchtet wie die helle Sonne. Es ist alles ganz licht, und von dieser Sonne her kommt das Licht der sieben Leuchter, die Christus umgeben. 6) Die vollendete Gemeinde vor dem ewigen Christus, das

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heisst Gottesdienst. In solchem Gottesdienst ist es um uns geschehen. Das ist unser Ende. Daran sterben wir. Aber der schreckliche, allmächtige Christus trägt ja das hohepriesterliche Kleid. Wir erkennen Ihn in seiner Gnade. Er will nicht, dass der Mensch an Gott stirbt. Er soll Ihn schauen und leben. Dazu ist er gestorben, dazu hat er Tod und Hölle besiegt. Niemand kann nun sterben als wen Er im ewigen Tod verschliesst. Er hat die Schlüssel, er ist der Erste und der Letzte. 7) Es ist heute wieder Tag des Herrn. Wiederum halten wir Gottesdienst. Trübsal ist über die Gemeinde gekommen. Brüder sind im Gefängnis. Aber der Himmel ist uns nicht mehr verschlossen, auch droben ist Gottesdienst. Die Gemeinde steht vor Christus und leuchtet in Herrlichkeit. Hier ist nur matter Schein, hier hören wir nur das Wort in Menschenwort gehüllt. Aber droben feiert der himmlische Christus umgeben von seiner Gemeinde. Dort sind sie beisammen für die Ewigkeit. Lasst uns heute im Glauben, eins geworden mit den gefangenen Brüdern, mit dem himmlischen Gottesdienst eins werden. 1 6 . 9 . B I BE L L E S U N G U N D M E D I TAT I O N S T E X T E Bibellesung: Wir stehen jetzt gerade beim 40. Kapitel des Jeremia und wollen nach Jeremia Daniel lesen. Im Neuen Testament stehen wir bei 2. Thessalonicher 3, lesen die Briefe bis zu den Johannes-Briefen und daran anschließend die Apostelgeschichte. Meditationen: 29. 6.–5. 7. Jakobus 1,1–12 6. 7.–12. 7. Jakobus 2,1–17 13. 7.–19. 7. Jakobus 3 20. 7.–26. 7. Jakobus 4,1–12 27. 7.–2. 8. Jakobus 4,13 – 5,6 3. 8.–9. 8. Jakobus 5,7–20

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1 7 . Z E H N T ER B R I E F A U S F IN K E N WA LD E 1 7 . 1 . B R IE F Liebe Brüder! 71 Lasst mich damit anfangen, dass ich Euch für alle alle Briefe und Berichte herzlich danke. Es wird immer deutlicher, dass diese Briefe weit über die persönliche grosse Freude, die sie uns allen hier bereiten hinaus, einen grossen sachlichen Wert für uns haben. Es ergibt sich so in einigermassen regelmässigen Abständen immer wieder ein ziemlich umfassendes Bild über die Lage der Bekennenden Kirche, über Auf und Ab, Not und Hoffnung. Da sind einige, die die ersten mühsamen und oft entsagungsvollen Schritte zum Aufbau einer Bekennenden Kirche tun müssen. Andere Brüder dürfen in festen und bewährten Bekenntnis-Gemeinden arbeiten. Der eine sät, der andere begiesst [I Korinther 3,6–8]. Es ist aber überall die eine Arbeit, und einer weiss vom anderen und denkt an ihn. Das ist eine grosse Hilfe und Freude. Eine harte Arbeit haben die meisten unserer Brüder aus der Provinz Sachsen zu tun. Br. [Gottfried] Beckmann berichtet sehr ausführlich über erste Zusammenstösse örtlicher Art, Br. Dell ebenso. Bei Br. Vibranz habe ich vorgestern, als ich zu einer Trauung nach Magdeburg fahren musste, gepredigt. 72 Es ist unsereinem in Finkenwalde sehr gut, dass er dieses Pflaster einmal aus eigener Anschauung kennen lernt. In der besten Gemeinde zwölf Leute, in den anderen noch weniger. Geistiges Leben gibt es in diesen Gemeinden nicht, sofern man das sagen darf. Und dann ganz allein. Gott gebe allen Brüdern, denen es ähnlich geht, die Kraft der Geduld und des Wartens, aber auch die Freudigkeit der Missionare. Wir denken hier allabendlich in 71. NL A 48,2 (10.): Hektographie (guter Abzug), aus Grunows Akten, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –, – 4 –); von Bethge erschlossenes Datum 22. Juli 1936. Auf der Hektographie stehen Vermerke Bethges (Anweisungen für den Setzer: »gross kursiv«, Absatz-Einfügung) für den Druck in GS II 489–496, Abdruck DBW 14, 194–201. Brief verfasst von Bonhoeffer. 72. Am 18. Juli (Sonnabend) hatte Bonhoeffer Annemarie und Bernhard Riemer getraut, am 19. Juli in Rosian gepredigt. Im Brief ab hier zwei Leertasten zwischen den Sätzen.

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der Andacht gerade der Brüder ganz besonders. Es ist eine grosse Stärkung und Freude für uns hier, dass wir Brüder haben, die an einem – menschlich gesehen – so verlorenem Posten stehen müssen und dürfen. Und doch sollen wir Matthäus 10,13 f 73 nicht ganz vergessen. Ich habe Br. Vibranz geraten, nach einiger Zeit einen Brief an seine ganze Gemeinde zu schreiben, in dem er ihr sagt, dass dies möglicher Weise das letzte Angebot des Evangeliums an sie ist, und dass andere Gemeinden da sind, deren Hunger nach dem Wort nicht gestillt werden kann, weil zu wenig Arbeiter da sind. Sehr verschieden und doch nicht weniger schwierig ist die Arbeit Br. Schönherrs in Greifswald. Er ist ein schwerer Kampf, indem die ganze Fakultät gegen ihn steht, schwerer aber noch für die kleine Schaar Studenten, die es auf sich nehmen, den Bruch mit einer Fakultät zu vollziehen, deren Glieder einmal sehr viel bedeutet haben. Sie sind heute tatsächlich wie ausgestossen, allein weil sie sich fest hinter den Bruderrat stellen, und man hört sagen, dass niemals die DC so allein gelassen seien wie sie. Das ist nun für Albrecht [Schönherr] eine grosse und sehr schöne Aufgabe, aber leider scheinen sich die Fronten ein wenig zu verhärten, dass auf ein gehört werden nicht mehr gerechnet werden kann. Im Namen der Bekennenden Kirche wird hier tatsächlich die Bekennende Kirche zerrissen. Das ist ein Zustand, der in Wahrheit nicht lange ertragen werden kann. Es drängt alles auf eine Klärung. Ich bin mehrfach in Greifswald gewesen, um Albrecht zu helfen. Wir haben dann im Auftrag des Lehramts hier in Emmaus 74 eine Studentenfreizeit gehalten [22. 6.– 4. 7. 1936] mit allerlei Ersatzvorlesungen. Bei dieser Gelegenheit war auch Professor [Ernst] Wolf–Halle einmal mit den Studenten bei uns zu einer Vorlesung. Leider ist die greifswalder Situation ziemlich symptomatisch für die Provinz [Pommern]. Es scheint übrigens vielfach so zu sein, dass die Laien klarer sind als die Theologen. In ganz anderer Arbeit stehen zum Beispiel die rheinischen Brüder, Koch und Rose, Br. Krü73. Vers 14: »Und wo euch jemand nicht annehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Hause oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.« Bonhoeffer legte 1936 für sein Buch »Nachfolge« das Kapitel Matthäus 10 aus (DBW 4, 193–211). 74. Heinrich Rendtorffs Gemeinde in Stettin.

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ger, Lohmann, Maechler, Harhausen, Grunow, Schlagowski. 75 Sie können den an sie gestellten Anforderungen kaum gerecht werden. Br. Grunow hat in seiner Gemeinde eine Notkirche eingerichtet. Auch Br. Harhausen predigt in einer Notkirche. Ein erfreuliches Zeichen ist in vielen dieser Gemeinden die Gebefreudigkeit bei den Kollekten. Mehrere dieser Brüder stecken zugleich im Examen. Das erfordert eine sehr disziplinierte Tageseinteilung und eine grosse Arbeitskraft. Br. Koch erfreut uns Finkenwalder und wohl nicht nur uns mit gelegentlich kurzen Grüssen, für die wir ihm sehr danken. Er hat gerade einen schweren Konflikt hinter sich. Die Bekenntnispfarrer seiner Gemeinde haben mit den DC auf eigene Faust Frieden geschlossen. Es ist Br. Koch gelungen, dass die Vereinbarung zurückgezogen wurde. Von manchen Brüdern hört man immer wieder nur, daß sie soviel zu tun hätten, daß sie nicht zum Schreiben kämen. Eigentlich sollte man ja einem Pfarrer nie anmerken, daß er viel zu tun hat. Aber das ist leichter gesagt … Immerhin geben wir die Hoffnung nicht auf, allmählich wieder von allen regelmäßig zu hören. Die Sammlung der Briefe ist schon ein ganz ansehnlicher Band. Er wird einmal ein Dokument für sich sein. Wenn Brüder zu uns zu Besuch kommen, dann bekommen sie immer als erstes diesen Band zu lesen und es ist für alle eine große Freude. 76 Ordiniert wurden Br. Krüger, und vor 14 Tagen Br. Preuß und Keusch. Br. Preuß ist in Arnswalde/Neumark bei Superintendent Gramlow; Br. Keusch in Schönfeld, Kreis Kalau. Es scheint sich dem Vernehmen nach bei dieser Ordination das mir nicht ganz begreifliche ereignet zu haben, daß jeder der Ordinanden selbst vor der Gemeinde angab, worauf er sich ordinieren lasse, der eine die lutherischen Bekenntnisschriften, der andere die Bibel, ein dritter die Bekenntnisschriften, die in der Union in Geltung stehen. Leider ist dieser Bericht bisher ohne Erklärung geblieben. In dieser Form aber scheint die Lösung der konfessionellen Frage nun doch nicht möglich zu sein. Ausser den Briefen erfreut uns hin und wieder der Besuch eines der ehemaligen Brüder. Als ich vorgestern von einer Rei75. Krüger, Lohmann, Maechler, Harhausen und Grunow aus Berlin-Brandenburg, Schlagowsky aus der Grenzmark. 76. Der Band ist nicht erhalten.

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se 77 zurückkam, traf ich zu meiner Überraschung und großen Freude gleich 3 Brüder, die zufällig hier zusammengetroffen waren, an, Br. Harhausen, von der Marwitz und Grunow, der sein Auto abholte, das uns nun ein 3/4 Jahr treu gedient hat und wohl auch manche Spuren dieses ehrenvollen Dienstes aufweist. Wir alle, die wir die Vorzüge des Autos genossen haben, danken Br. Grunow noch einmal sehr herzlich. Er hat auch damit dem Seminar wirklich einen großen Dienst getan. Immer wenn ein ehemaliger Bruder zu uns kommt, ist hier große Freude, und irgendeiner hat gesagt, es sei ihm nie so gut gegangen hier in Finkenwalde, wie in den Zeiten seines Besuches hier. Schön ist es auch, daß sich in Berlin ein fester Kreis von Brüdern zusammengefunden hat, der sich regelmäßig trifft und wo einer dem andern hilft. Br. Rott hat neulich auf einer Reise nach Berlin alle die dortigen Brüder gesehen. Br. Krüger ist im Büro von Jakobi, verfaßt Rundbriefe [des ApU-Bruderrats], schlägt sich mit den Ausschüssen herum. Br. Zänker [Zenke], bisher auch in Berlin, unternimmt jetzt nach Abschluß seiner Arbeiten eine Besuchsreise in die Provinz Sachsen zu den dortigen Brüdern. Br. Kanitz und Br. Schrader sind im selben Kreis und kommen viel und gern zusammen. Zu Br. Berg geht Ende dieser Woche eine Vierergruppe zur Volksmission. Es sind in dieser Richtung noch einige Pläne im Gang. Und nun ein paar Worte über uns. Wir sind in der kirchlichen Stellung einig, wie Euch ja auch unser Wort mit den anderen Seminaren zusammen 78 gezeigt haben wird. Das ist ein besonderer Grund zum Danken. Die Arbeit an der Heiligen Schrift und die ganz praktischen Fragen und Entscheidungen stehen diesmal noch mehr im Vordergrund als bisher. Es ist wieder ein schönes Semester, das aber auch schon mit großen Schritten seinem Abschluß entgegengeht und ganz anders als alle bisherigen Kurse. Das fällt auch wieder den alten Brüdern, die zu Besuch kommen auf. Ich kann wieder nur sagen, daß ich sehr dankbar bin für jeden der bisherigen Kurse und auch gerade für diesen. Das Durcharbeiten im Sommer ist doch ziemlich anstrengend und wir sind zur Zeit alle etwas luft- und 77. Bethge handschriftlich: »Magdeburg, Rosian«. 78. Aufruf »… wollt ihr’s im Fleische vollenden?«, dem neunten Finkenwalder Rundbrief beigelegt.

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meerbedürftig. Daher werden wir in 8 Tagen drei Tage an die Ostsee gehen, um den Rest des Semesters noch fest arbeiten zu können. 79 Wir schliessen Ende August. Bei dieser Gelegenheit gleich ein Wort an die Examensbrüder. Es sind deren wohl 12. Wollt Jhr 80 vom Sonnabend, den 29. 8. – Montag Mittag, den 31. 8. hier zu einer Freizeit zusammenkommen, auf der ich Euch gern zur Verfügung stehen will? Später oder länger geht es leider nicht, da Frau Struwe unbedingt reisen muss und der Betrieb hier auf das äusserste beschränkt werden muss. Jch weiss auch noch nicht, wo ich selbst dann sein werde. Danach haben wir daran gedacht, je vier Brüder zusammen für ein paar Wochen auf uns befreundeten Gutssitzen zur Arbeit unterzubringen, wenn Jhr das wollt. Wer an diesem Unternehmen Jnteresse hat, schreibe mir bitte so bald wie möglich, da wir entsprechende Vorbereitungen treffen müssen. (Eben wird die ganze Sache wieder unsicher. Jch muss möglicherweise in diesen Tagen dienstlich verreisen. 81 Jhr bekommt also noch Nachricht, wenn Jhr geschrieben habt.) Ihr werdet Euch wundern, daß ich diesmal den Rundbrief schreibe. 82 Das Bruderhaus ist aber zur Zeit ausgeflogen. Fritz Onnasch ist sehr vernünftigerweise auf 2 Wochen ins Riesengebirge gefahren. Er hat sich diese Ferien auch als majordomus [Hausmeister] redlich verdient. Der Garten würde alle Brüder des ersten Kursus in großes Erstaunen setzen, und die Arbeit hat auch diesmal nicht nur ihre moralische, sondern auch ihre durchaus nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung gehabt. Br. K. F. Müller ist seit der schweren Krankheit seiner Mutter in Stettin, kommt aber in diesen Tagen wieder ins Haus zurück, da seine Mutter auf dem Wege der Besserung ist. Eberhard Bethge ist sehr dringlich zu einer 6wöchigen Vertretung nach Helbra gerufen worden, mit dem ausdrücklichen Vermerk, daß er danach wieder freigegeben wird. Die meisten von Euch werden ja den Fall Helbra aus den [Bruderrat-] Rundbriefen kennen. Es sind in der Tat ganz ungewöhnliche 79. Ab hier keine Leertaste zwischen den Sätzen bis zum Absatz-Ende. 80. Von hier bis zum Absatz-Ende »J« statt »I«. 81. Zur Sitzung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum in Chamby. 82. Ab hier wieder zwei Leertasten zwischen den Sätzen.

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Verhältnisse dort. Es ist schwer zu beurteilen, ob es sich um eine echte Erweckung handelt. Jedenfalls ist aus einer völlig unkirchlichen Gemeinde im Laufe der letzten drei Jahre eine Gemeinde geworden, die fest zur BK steht, einen ungewöhnlichen Aufstieg des Gottesdienstbesuches erlebt hat und bereits für die Sache der BK große Opfer gebracht hat. Jetzt soll ihr Pfarrer [Richard Seeler], an dem sie mit einer vielleicht allzugroßen Liebe hängen, durch den PKA [Provinzial-Kirchenausschuss] aus der Gemeinde entfernt werden. Daher hat man ihm die Kirche verboten, in der nun vor 30 Leuten ein zur Vertretung geschickter DC predigt, während am vorigen Sonntag etwa 400 Leute zum Vater von Br. Vibrans [Karl Vibrans] in die Kirche gingen, der 8 km von Helbra entfernt [in Annarode] predigt. Eberhard hat nun in der Abwesenheit von Br. Seeler die sehr erregte Gemeinde zu versorgen und zu leiten. Das ist eine sehr verantwortliche Sache; die Gefahr einer Explosion ist so ungeheuer groß. Wir wollen seiner und der Gemeinde treu denken. Eine ganz große Freude ist uns geschenkt worden durch einen zweiten Brief von Br. Brandenburg und Br. Peccina. Ausserdem sind wir von großer Dankbarkeit erfüllt, daß es 2 Brüdern gelang, Br. Brandenburg zu besuchen. Es geht ihm gesundheitlich nicht schlecht. Nur fehlt die frische Luft. Sie hoffen noch sehr auf Freilassung vor August. Wir wollen doch keinen Tag vergessen, ihrer im Gebet zu gedenken. (Beiliegend der Brief.) Es ist eigentümlich, wie jedes Wort, das aus solcher Lage kommt, wiegt. Schreibt auch Ihr, die Ihr ihn nicht kennt, an beide Brüder! Liebe Brüder, wir spüren alle, daß die Dinge unserer Kirche wieder in Bewegung geraten. Wir wissen nicht, was das Ziel ist. Die allerschwerste Sorge ist mir der Lutherische Rat. 83 Wir stehen vor der Proklamation einer lutherischen Reichskirche. Dann haben wir die Bekenntniskirche, die sich viele ersehnen. Und das Unbegreifliche wird sein, daß wir nicht mitgehen dürfen. Dann wird die Not und die Angst unseres Gewissens groß werden. Die Nacht wird tiefer als je zuvor. Wir werden fragen: Hüter ist die Nacht schier hin? Und es mag sein, daß der Hüter 83. Der »Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands« hatte sich am 18. März 1936 konstituiert.

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antwortet: Wenn schon der Morgen kommt, so wird es doch Nacht sein. Wenn ihr schon fragt, so werdet ihr doch wiederkommen und wiederfragen (Jesaja 21,[11.]12). Werden wir dann durchhalten? Oder wird uns der Herr helfen, indem ER den Nebel zerstreut? Indem ER den Männern die Augen öffnet für das, was sie tun? Wir dürfen nicht aufhören, darum zu beten. Wir müssen jetzt viel mehr beten. Gott möge uns nicht auf eine zu harte Probe stellen. Gott möge eine Mauer um uns bauen, daß wir zusammenbleiben. In solchen Zeiten meine keiner, daß er noch allein stehen kann. Wir stehen alle miteinander durch das Gebet, das wir füreinander tun dürfen. Ob nun alles noch viel dunkler und undurchsichtiger wird, es ist ja nur eine kurze Zeit bis alles ganz klar sein wird. Wir wollen aber um so mehr treu sein im täglichen Dienst, wir wollen nüchtern sein und unsere Hoffnung ganz auf die Gnade setzen [I Petrus 1,13]. Je tiefer wir jetzt hineinmüssen, desto schneller kommen wir hindurch. Lasst uns anhalten an der täglichen Meditation des Wortes, an der Fürbitte, an der Erforschung der Schrift. Lasst uns fest sein im brüderlichen Dienst, in dem einer den andern stärkt. Keiner soll sich schämen, wenn ihn die Anfechtung einmal tief hinunterdrückt. Aber einer helfe dem andern wieder auf den Weg. Wenn wir uns doch täglich sagen ließen, daß auf uns ja garnichts ankommt, daß wir frei würden von uns selbst. Gott sei mit Euch allen, liebe Brüder, die Ihr jetzt allein in einer Gemeinde steht. Wir andern denken an Euch zuerst. Und Ihr andern seid alle herzlich gegrüßt in der Gemeinschaft unseres Glaubens und unserer Hoffnung. »Ich wandle fröhlich, denn ich suche deine Befehle«, Psalm 119,45. Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. Br. Rott schickt Euch sein volksmissionarisches Heft. Ich wollte jedem von Euch ein Separat der »Kirchengemeinschaft« 84 schicken. Aber es war nicht mehr zu bekommen. 85 84. »Zur Frage nach der Kirchengemeinschaft«, Sonderdruck aus Evangelische Theologie, Juni 1936 (DBW 14, 655–680). 85. Die Nachfrage war groß gewesen, denn (DB 590): »Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im ganzen kirchlichen Deutschland die Kunde von dem Satz im dritten Teil des Aufsatzes: ›Wer sich wissentlich von der Bekennenden Kirche in Deutschland trennt, trennt sich vom Heil‹.« An Barth schrieb Bonhoeffer am 9. September (DBW 14, 238): »Man regt sich furchtbar da-

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1 7 . 2 . L ES U N G E N U N D M ED I TAT I O NS T E X T E Mit unseren täglichen Lesungen stehen wir jetzt bei Hesekiel 29 und 1. Johannes 5 und lesen anschließend an Hesekiel Jesaja und nach Beendigung der Johannesbriefe die Apostelgeschichte. Unsere Meditationstexte der nächsten Wochen sind: 27. 7.–2. 8. Jakobus 4,13 – 5,6. 3. 8.–9. 8. Jakobus 5,7–20. 10. 8.–16. 8. Offenbarung 2,1–11. 17. 8.–23. 8. Offenbarung 3,1–13. 24. 8.–30. 8. Offenbarung 3,14–22. 1 7 . 3 . Z U M AT T H Ä U S 2 2 ,1 5 – 2 2 Predigtmeditation 86 Matthäus 22,15–22 Der Zinsgroschen (Thurmann). [15Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede. 16Und sandten zu ihm ihre Jünger samt des Herodes Dienern. Und sie sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und du fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. 17Darum sage uns, was dünkt dich: Ist’s recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? 18Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versuchet ihr mich? 19Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar. 20Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift? 21Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! 22Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.]

I. Unser Herr Jesus Christus ist in Jerusalem eingezogen. Eine Schar gläubiger Menschen hatte IHM als dem Messias gehuldigt. Zugleich sollte es anderseits deutlich werden: der Jesus aus Nazareth war für die massgebliche Oeffentlichkeit untragrüber auf. Und ich hatte gemeint, eigentlich etwas selbstverständliches zu schreiben.« 86. Zwei Seiten, handschriftlich paginiert auf Matrize (– 5.–, – 6.–). Auf der ersten Seite oben in Bethges deutscher Handschrift: »Ri Gru« (aus Grunows Akten), »Zu Rdbrf 10«.

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bar geworden. »Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk«. So sprach der Herr seinerzeit (Johannes 4,34) zu seinen Jüngern und brachte damit die ganze Andersartigkeit seines Willens allen unseren Strebungen gegenüber zum Ausdruck. Er distanzierte sich damit nun sowohl von dem menschlich-autonomen religiösen Wollen eines Pharisäismus wie auch der offenkundig liberalen, staatskirchlich-hierarchischen Einstellung der national-königlichen Partei (Herodianer) oder gar der Römerfreunde. Es wurde eines immer deutlicher: Dieser Jesus muss beseitigt werden. Entweder musste es gelingen, ihn in den Augen der stets gefürchteten kirchentreuen kleinen Leute herabzusetzen, oder es galt zu versuchen, ihn der Staatspolizei wegen »erwiesener revolutionärer Anstiftungen« zur Tötung in die Hände zu liefern. Als Zeichen für die Grösse der menschlichen Sünde, die gerade da sich zusammenballt, wo der einzig Sündlose von dieser Erde geschafft werden soll, vereinigen sich 2 Parteien, die gleichsam aus ihrem Gegensatz heraus existieren, die zelotenfreundlichen theokratischen Pharisäer mit den reaktionären oder auch römerfreundlichen, jedenfalls kirchlich liberalen Herodianern »über die kirchenpolitischen Verschiedenheiten hinweg« zu einer ultrapositiv-liberalen Einheitsfront (bereits Markus 3,6) zur Vernichtung der Hütte Gottes. Und nach der Weise der Irrkirchen aller Zeiten sucht man durch eine Fangfrage die Kirche zu fassen. In der der Frage vorhergehenden captatio benevolentiae [Einholung von Wohlwollen] (Vers 16) darf mehr gesehen werden als eine berechnende Schmeichelei: Apostelgeschichte 19,15 kennt der Satan Jesus und seine Apostel durchaus, und auch in unserem Fall ist wohl das Beispiel einer Lästerung des Heiligen Geistes gegeben. Pharisäerschüler, unbekannte Leute, sollen die Wortführer sein. »Ists recht, dass man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht?« Die Frage war Schulfrage. Ein massgeblicher Rabbi hatte sie seinerzeit verneinend beantwortet und war so zum Gründer der Zelotenpartei geworden. Das war eine Tat – und doch erst die eines Menschen. Wenn aber einst der Messias erst diese Frage negieren würde!! Und nun – wie könnte der Rabbi von Nazareth dem messianitätshungrigen Volk seine Selbstbestätigung vorenthalten! Jetzt – würden sie ihn krönen wollen, und die Polizei hätte unumgehbares Anklagematerial für

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seine Staatsgefährlichkeit. Oder aber, liesse er bestehen, was besteht und bekennte er sich zu der gotteslästerlichen Fremdherrschaft über Gottes Auserwählte: das Volk, selbst seine treuen Jünger würden eine solche unpolitische Messianität für nicht überlieferungsentsprechend behaupten und den Schwärmer gar steinigen. Doch – hatte das Volk vielleicht aus dem Eselritt beim Einzug in die Stadt etwas gelernt? Doch der Prophet (Sacharja 9,9) spricht ja doch von dem Messias, und der Begriff ist im Volksverständnis mit hinreichend wuchernder Eigenwertigkeit geladen, um bei einer »Selbstbestätigung« sowohl wie bei einem vorsichtigen Zurückweichen des Jesus in jedem Fall als Ferment zur Erreichung eines der christusfeindlichen Ziele ausgewertet werden zu können. II. Es ist wohl richtig, dass in der Stellung der Kirche zu dem Phänomen Staat sich das Vorhandensein der Kirche zu veranschaulichen haben wird. Der Staat ist allezeit eine Frage an die Kirche. Und der Herr antwortet. Zunächst zeiht er, der die Gedanken des Herzens kennt, die Frager trotz der formalen Korrektheit der Frage wie des ganzen Auftritts der Heuchelei. Zugleich gibt er zu, dass mit der Frage eine Versuchung herantritt an ihn. Sodann lässt er sich eine Münze geben, wie zur Entrichtung der jährlichen Steuer gebraucht wurde. Es war ein römischer Denar (etwa 70 Pfennig), der [das] kaiserliche Bild trägt; syrische Münzen wurden aus Rücksicht auf die jüdische Bevölkerung bildlos geprägt. Die Frager selbst müssen zugeben, dass die Tatsache, dass sie diese Münze bei sich führen, sie die Frage nicht mehr in der gewollten moralischen Apriorität stellen lässt. Sie wollten ja behalten, was ihnen zu besitzen ein Greuel sein müsste. Zudem darf auch die in der Währungshoheit sich ausdrückende Römerherrschaft von dem Judentum nicht nur als lästiges Accidenz verstanden werden; sie ist Strafe für Israels Abfall von Gott. – – – Die nun geistlich wie moralisch Entmächtigten redet der Herr dennoch – fast möchte man sagen – als Kirche an, die sie dennoch wären. Der Herr will zu der Gnade rufen, die er ist und verkündigt. In der Form des Gebotes ist es zugleich frohe Botschaft. »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.« Es scheint uns nicht zuviel gesagt, wenn wir einmal annehmen, dass diese Aussage als programmatische Äusserung anlässlich der Entstehung des neuen Aeons [Weltzeitalter] getan wurde.

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Das Wort hat ausgesprochen der Christus, der, weil er von Gott ist, Gott gab, was Gottes ist und somit auf dieser Erde keinen Lebensraum haben durfte. Dass er zugleich dem Kaiser wirklich gab, was des Kaisers ist, hat ihn anderseits untragbar werden lassen. Und die Kirche ist in seine Nachfolge gerufen, sie gehört zu ihm, ist sein Leib. – – – Der Kirche ist es befohlen, der Welt zu geben, was der Welt gehört. Sie muss dabei zugleich es wissen, dass der Staat als der Welt grösster Rechtskörper seinerseits es gerade ablehnt, zu besitzen, was sein Eigen ist. So sehr er nehmen will, will er auch geben. Gerade in dem Angewiesensein der Kirche auf sein Geben liegt es beschlossen, dass sich für die Kirche mit dem Annehmen fremden Eigentums bald ein Ansichnehmen desselben verbindet, was die Kirche schliesslich zu einem status quo von gewohnheitsrechtlicher Verbindlichkeit zu fixieren beliebt. Die Kirche soll geben. Beginnt sie festzuhalten, was der Welt gehört, wird sie auch zugleich festhalten, was ihrem Schöpfer und Herrn gebührt, die Ehre. Es besteht eben eine automatische Korrespondenz zwischen dem Zurückgeben an die Welt und dem Zurückgeben an den Herrn. Die Kirche des neuen Bundes hat nicht mehr die Bannpflicht noch das Bannrecht, das dem Israel des alten Bundes eignete (vergleiche Lukas 9,51 ff). Wohl der Kirche, die sich reich sein lässt im Geben, die die Hungrigen 5000 nicht auf Grund vernünftiger Berechnungen von sich weist, die aber auch mit der Hingabe überkommener Rechte nicht geizt, – und die dann zugleich dem Herrn das alleinige Hoheitsrecht gibt in allen Dingen ihres Lebens bis in die privatesten Fugen ihrer Einzelexistenz hinein, dass kein anderer Gott von ihr angebetet werde als der, der sie »aus Aegyptenland, aus dem Diensthause geführt« [Exodus 20,2] hat. Sie wird so zwar wie ihr Meister nicht haben, da sie ihr Haupt hinlegen kann [Matthäus 8,20] und der Jünger wird nicht über den Herrn sein [Matthäus 10,24], aber sie hat dennoch etwas mehr, als ihr Meister hatte, nämlich jetzt IHN, den Versöhner, bei dem sie, mühselig und beladen, Ruhe finden darf. Der Herr soll ihr Trost sein, aber eben ihr einziger. Immer wieder höre es die Kirche, dass der Herr selbst, dem sie sich ergibt, aber er allein, ihre überaus kostbare Verheissung sein will (Vergleiche Offenbarung 2–3, 2. Korinther 4,16–18 und 6,3–10). Indem die Kirche wie ihr Herr die Theokratie wie Cäsaro-

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papie ablehnt, 87 bleibt ihr nur noch der Weg des Leidens. Sie findet keine Entsprechung für sich selbst mehr im Seienden. Mit dem Ablaufen dieses Aeons wird vielmehr des Satans Unruhe und ihr Leiden zunehmen. Das Zurückweisen noch so kostbarer und einmaliger Pandorageschenke gelte ihr mithin nicht als Forderung supererogativer [übergebührlicher] Askese, sondern als ein Gnadengebot des Herrn um ihrer Seelen Seligkeit willen. Sie flieht dabei nicht aus der Welt. Vielmehr gerade indem sie nicht sucht durch eine Apotheose [Vergöttlichung] der Welt an einer Verewiglichung dieses Aeons mitzuwirken, übt sie an diesem die Durchgreifendste Kritik und zeigt denen, die berufen sind das einzige Heil. 17. 4. BR IE F VO N WILLI B RAN DENBURG Abschrift eines Briefes von Bruder Brandenburg an Bruder Bonhoeffer. 88 Wir 89 bekommen täglich viel Post aus dem Reich mit treuem Gedenken und fürbittendem Gebet. Aber ganz besonders hilfreich und trostreich ist uns immer ein Brief von Ihnen oder den Brüdern des Seminars. So gehen unsere Blicke immer wieder nach Finkenwalde wie zu einer geistlichen Heimat. Wie froh bin ich und dankbar gerade hier dem Herrn dafür, dass er uns Finkenwalde geschenkt hat. Ich will nicht menschlich loben, Sie werden mich verstehen. Darum freue ich mich sehr auf das nächste Semester, denn ich hoffe dann mit Ihnen zu sein. Meine Gedanken und Gebete sind bei Ihnen auf der Evangelisation [Volksmission Belgard 8.–15. 6. 1936] gewesen. Dass so etwas in einem Seminar möglich ist! Das scheint mir ein Grund zu unablässlichem Danken zu sein. Aber ich will davon schweigen, weil es mich brennt hier so untätig und still sitzen zu müs87. Ablehnung der Vermischung von geistlichem und weltlichem Regiment (Confessio Augustana XXVIII BSLK 122) sowohl in Form geistlicher als auch in Form weltlicher Oberhoheit (des Cäsar) über beide Regimente. 88. Hektographie, eine Seite; oben in Bethges lateinischer Handschrift: »1. Anlage zum 10. Brief aus Finkenwalde« und Anweisungen an den Setzer zum Druck in GS II 496–498. Abdruck DBW 14, 201–203. 89. Brandenburg und Pecina im Polizeigefängnis Frankfurt/Oder.

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sen. Aber auch das soll keine Klage sein, denn ich habe es hier lernen dürfen, dass Gottes Wege und seine Barmherzigkeit wunderbar sind. Auch wenn er alle unsere Pläne und Ziele zunichte macht und uns in das Gegenteil dessen führt, das wir heiss erstrebt haben. So dürfen wir hier stille sein und hoffen und es ist im ganzen Hause offenbar geworden, dass wir für den Herrn Christus stehen. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen über die Zukunft, wenn wir uns nur allein und fest an ihn halten, nein von ihm halten lassen, dann steht er mit seiner Dynamis auch zu uns ob wir ihn mit dem Wort, mit der Tat oder dem Stillesein bekennen. Durch die morgendliche Meditation des Hebräerbriefes weiss ich mich Ihnen ganz besonders nahe und es gibt ja keine andere Gemeinschaft, die inniger und näher machte als die des Wortes. Durch Hebräer 13,12–14 habe ich zum ersten Male ganz erfasst, was Karfreitag heisst. Seine Schmach, die unsere Schmach ist. Was darf uns noch davon abhalten – gerade in dieser Zeit – zu Ihm hinauszutreten aus dem Lager und seine Schmach zu tragen. Und das heisst doch nichts anderes als verhöhnt, gedemütigt, geschlagen zu werden und ausgestossen zu sein aus aller menschlichen Achtung wie Er, das heisst ausgestoßen zu werden aus der Glaubensgemeinschaft durch die verblendeten und falschen Hüter und Hirten wie Er, das heisst doch ausgestossen zu werden aus der staatlichen oder volklichen Gemeinschaft wie Er durch Herodes und Pilatus, das heisst doch dem Tode zugedacht sein wie Er durch seine geflohenen Jünger und die weinenden Frauen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt. Das heisst ausgestoßen zu sein von dieser Welt, das heisst aber angenommen zu sein von Gott. Da fällt so vieles von einem ab, das man für unentbehrlich hielt und über alles liebte. Es ist alles so nichtig und sinnlos und trostlos dem Letzten gegenüber. Aber der Herr Christus! Das ist Leben, das ist Seligkeit, denn das ist Vergebung der Sünden, das weiss man als guter Theologe, aber das erlebt man in solcher Situation. Sie sehen, man hat sehr viel Ursache zum Danken. Das soll uns – ich habe es mir gelobt – nur noch demütiger, gehorsamer, treuer und eifriger im Amt machen. Kein anderes Ziel und kein anderer Gedanke neben dem einen, Seine Gnade zu verkündigen und die Gemeinschaft der einen heiligen Kirche, die sein Leib ist … Nun seien Sie lieber Br.

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Bonhoeffer mit allen Brüdern herzlich gegrüsst. Wir gedenken Ihrer aller täglich und Ihrer Arbeit. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit uns allen. 1 7 . 5 . B I T TE D ES D A N K A M T S Dankamt des Predigerseminars 90 Liebe Brüder! Ihr habt im vorigen Monat von der bedrohten Existenz unseres Hauses und damit zugleich unserer Arbeit gehört. 91 Wir sind nun dabei, die Freunde unseres Hauses zusammenzurufen und sie um eine regelmäßige Unterstützung für unsere Arbeit zu bitten. Schon haben sich eine Anzahl verpflichtet, uns monatlich mit einer Spende zu helfen; auch von Euch hat mancher unseren Ruf gehört, so daß wir eigentlich nur danken können. Aber Ihr versteht uns, wenn wir meinen, rechtes Danken fordere rechtes Bitten, damit die alten Geber nicht müde werden und neue Geber gerufen werden. Wir haben nun an Euch alle eine große Bitte, die mir selbst doch recht klein erscheinen will, für solche, die wissen um Wert und Aufgabe von Finkenwalde: Könnte sich nicht jeder von Euch bereit erklären, uns monatlich mit einer festen Gabe beizuspringen, ich denke an 1,– oder 2,– Rm, natürlich wird ein Mehr nicht abgewiesen. Es würde für uns schon etwas bedeuten, wenn wir auf diese Weise monatlich 50,– bis 60,– Rm erhielten. Neben dieser Bitte, die uns das Wichtigste ist, einige Anregungen: Habt Ihr schon in Eurer Bekennenden Gemeinde von Finkenwalde erzählt, könnte Eure BK Gemeinde oder auch einzelne Glieder derselben nicht mit einer regelmäßigen Gabe dem Freundeskreis beitreten? Und Eure Frauenhilfe – ich denke besonders an die Brüder auf dem Lande – wird gewiß gern allerlei Naturalien für Finkenwalde zusammenschicken. Letzthin schickte uns die Frauenhilfe Stemnitz zweihundertfünfundzwanzig Eier als Dank gegen Gott vom 10jährigen Stiftungsfest, eine andere Frauenhilfe schickte uns Wurst, Speck, 90. Hektographie, eine Seite; oben in Bethges lateinischer Handschrift »2. Anlage« (gestrichen: »zum 10. Brief«) und Anweisungen an den Setzer für den Druck in GS II 498 f. 91. Im 9. Brief aus Finkenwalde. Ab hier zwei Leertasten zwischen den Sätzen.

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Eier, Butter und Mehl und als wir sie baten, sie möchten uns auch weiterhin nicht vergessen und unser Seminar in ihre Frauenhilfsarbeit mit hineinnehmen, schrieb uns die Vorsitzende: »Es ist auch wirklich schön, daß unsere Frauen nun eine bestimmte Frauenhilfsarbeit haben, für die sie sich ganz einsetzen können.« Und nun rufen wir Euch: Stellt Euch selbst in die Front – wir sind gewiß, Hände die für Finkenwalde beten, öffnen sich auch zum Opfer. Helft uns unseren Freundeskreis vergrößern. Mit brüderlichem Gruß! gez. Lerche. Beiliegend unser Aufruf. 17.6. SPENDENAUFRUF Predigerseminar Finkenwalde 92 Waldstrasse 5. Postscheck: Stettin 16015. (Pastor W. Rott, Studieninspektor) Das Predigerseminar Finkenwalde ist eines der fünf Seminare der Bekennenden Kirche in der Altpreußischen Union. Es wurde im April 1935 eingerichtet. Da die Mehrzahl der früheren Predigerseminare in die Hand der Deutsch-Christlichen Kirche geriet, mußte die Bekennende Kirche für ordnungsmäßige Ausbildung junger Theologen selbst Sorge tragen. Neben die alten Seminare Elberfeld und Naumburg am Queiß, die durch ihre Leiter der Bekennenden Kirche zugeführt wurden, traten im Laufe des Kirchenkampfes die Seminare in Bielefeld, Finkenwalde und Bloestau/Ostpreußen. Die Aufgabe des Seminars ist es, die jungen Theologen, die nach Beendigung des Studiums und Ablegung des ersten Examens bei der Bekennenden Kirche als Vikare ein Jahr oder länger in der Gemeinde tätig gewesen sind, für ein halbes Jahr zusammenzuführen. Hier sollen in gemeinsamer Arbeit mit den Leitern des Seminars die Grundfragen der Heiligen Schrift, des praktischen Amtes und der wahren evangelischen Lehre noch einmal durchdacht und durchgearbeitet werden. Dabei sollen 92. Hektographie, eine Seite. Von Bethge handschriftlich als »3. Anlage« zum Druck in GS II 499 f vorbereitet. Abdruck DBW 14, 203 f.

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die jungen Brüder in einer christlichen Lebensgemeinschaft stehen in täglichen gemeinsamen Andachten, stillen Gebetszeiten und im gegenseitigen Dienst. Ihr Leben wird entsprechend der Lage der Bekennenden Kirche in äußerster Einfachheit geführt, allein im Blick auf das große Amt, das die Brüder kurze Zeit danach mit der Ordination übernehmen sollen. Über die eigentliche Seminararbeit hinaus erwächst einem Predigerseminar der Bekennenden Kirche aber die wichtige Aufgabe, sich praktisch in den kirchlichen Dienst der Provinz zu stellen. Unser Seminar hat vor kurzem erst eine 6tägige Volksmission in einem pommerschen Kirchenkreis veranstaltet, neben regelmässiger anderer Außenarbeit, die von einem kleinen Kreis von teils ordinierten Brüdern geleistet wird, die für längere Zeit hier im Seminar bleiben und sich für jeden dringenden kirchlichen Dienst frei halten. Die staatlichen theologischen Fakultäten fördern zur Zeit fast ausnahmslos die deutsch-christliche Irrlehre oder die Unentschiedenheit. So steht der theologische Nachwuchs in der großen Gefahr, überhaupt nicht mehr mit einer entschieden bekenntnismäßigen Theologie in Berührung zu kommen. Die Predigerseminare der Bekennenden Kirche sind zur Zeit fast die einzigen Stätten, in denen die Bekennende Kirche in völliger Unabhängigkeit zu einer klaren bekenntnismäßigen Haltung in Lehre und Leben anleiten kann. Die Bekennende Kirche trägt bisher die großen Lasten der Seminare ganz allein. Es muß aber unser Ziel sein, daß die freien Kräfte der Bekennenden Gemeinden sich mehr und mehr bereitfinden, die Seminare als eigenste Verantwortung zu verstehen und dazu beizutragen, daß die Seminare auf Grund freier Spenden weiter arbeiten können. Wir gehen jetzt daran, unser Seminar ganz auf die freie Hilfe eines großen Kreises von Gemeindegliedern aufzubauen. Wir sind für jede Hilfe dankbar.

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18. E L F TE R B RIEF A US F INK E NWA L D E 1 8 . 1 . B R IE F 11. Brief aus Finkenwalde 93 (22. 8. 36) Liebe Brüder! Da morgen unser Semester zu Ende geht, und alle Brüder aufs erste wieder unser Haus verlassen, sollt Ihr noch schnell einen Brief bekommen. Die grösste Freude, die wir in diesen letzten Tagen hatten, war die Freilassung von Bruder Pecina und Brandenburg am Donnerstag dieser Woche, deren erster Weg nach Finkenwalde ging. Ich brauche nicht zu sagen, mit welch grosser Dankbarkeit wir diesen Besuch als Geschenk empfangen haben. Ist es nun doch endlich Wirklichkeit geworden, worum wir über ein Vierteljahr lang jeden Morgen und jeden Abend gebetet haben. Denn es war ja so, wie Bruder Bonhöffer es am Abschiedsabend gesagt hatte, dass dieses Semester dadurch seinen besonderen Charakter bekommen hatte, dass diese beiden Brüder uns die ganze Zeit hindurch wie ein Schatten begleitet hatten. Im Augenblick sind sie zunächst für ein paar Tage an der Ostsee. Leider hat Bruder Bonhöffer diese Rückkehr der Brüder aus dem Gefängnis nicht miterleben können, da er bereits am Montag dieser Woche zur Sitzung des Oekumenischen Rates nach Chamby 94 fahren musste, wohin ihn Eberhard [Bethge] und Gerhard Vibranz im Auto begleiten. Deshalb musste unsere gemeinsame Abendmahlsfeier und der Abschiedsabend auf den vergangenen Sonntag vorverlegt werden. Unser Abendmahlstext war Exodus 12, Vers 11. Der Schlussabend war diesmal wieder ganz anders wie in den vorigen Semestern. Unter anderem wurde vorgelesen aus Rudolf Koch, Ein Werkmann Gottes 95; Bruder Reimers sprach fürs Seminar. 93. NL A 48,2 (11.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten; Teilabdruck GS II 503. Bethge-Zusatz zum Datum: »Sonnabend«. Meist keine Leertaste zwischen den Sätzen und nach den Kommata. Brief verfasst von Karl Ferdinand Müller. 94. Der Ökumenische Rat für Praktisches Christentum tagte in Chamby sur Montreux 21.–25. August 1936. 95. Friedrich Matthäus, Rudolf Koch – Ein Werkmann Gottes, Hamburg: Rauhes Haus, 1935.

18. Elfter Brief aus Finkenwalde

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Bruder Bonhöffer machte den Schluss. Zwischendurch wurde viel gesungen, und zwar mit ganz besonderer Freude da uns noch am Sonntag Abend E. 96 mit seiner Rückkehr aus Helbra überrascht hatte. Die letzte Woche stand neben den Uebungen von Bruder Rott im Zeichen eines Ping-Pong Turniers, das der Olympiade mit Ernst Konkurrenz zu machen drohte. Ferner ist noch zu berichten, dass die Volksmission bei Bruder Berg mit Erfolg durchgeführt wurde. Eine Entspannung und Erholung brachten im Anfang August einige Tage in Misdroy, was eine kleine Entschädigung für Zingst und Schwedenreise bedeutete. Auch wurden wir wieder durch sehr viele Besuche erfreut. Bruder Jehle, Bruder Alexander [von der Marwitz], Bruder Mächler, Bruder Pompe, der seine Arbeit in Bethel beendigt hat und Pastor Fritz Müller–Dahlem. Seit Anfang August ist auch Frau Struwe für 8 Wochen im Urlaub (Hohenlychen, Kaiserin Auguste-Viktoria Sanatorium). Leider konnte Frau Maass sie nicht vertreten, hat aber dafür gesorgt, dass wir durch eine Bekannte von ihr trefflichst versorgt werden. Vom Bruderhaus ist kaum etwas zu berichten. Fritz [Onnasch], Horst [Lekszas] und ich werden in den Ferien hier sein, ebenso erwarten wir Eberhard Anfang September wieder zurück. In den Ferien werden wieder einige Brüder auf Volksmissionsfahrt gehen, unter anderem Bruder Grosch und Bruder Reimers nach Kiekow. Es ist uns schwer, aus den vielen eingegangenen Briefen das Wesentlichste mitzuteilen. Eine ganze Reihe von Brüdern liessen wieder von sich hören. Wir danken allen sehr herzlich dafür. Bruder Büsing ist noch in Krauschow und steckt sehr in der Gemeindearbeit, desgleichen Bruder Heidecker in Greifenberg, Bruder Preuss hat mit seiner Arbeit in Arnswalde begonnen. Eine besonders feine Einrichtung sind dort die allmorgendlichen Andachten in der Kirche, in denen zwischen 150 und 400 Seelen kommen. Einen besonders heftigen Kampf hat Bruder Koch in Wuppertal-Oberbarmen, nicht nur gegen die D.C., sondern vor allem gegen die Bekenntnispfarrer zu führen, die ständig mit den D.C. üblen Frieden machen. Bruder Dufft in Gross-Rambin muss es samt den bekennenden Brü96. Dazu Bethge-Anmerkung unten auf der ersten Seite: »E. Eberhard«.

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dern seiner Synode auf sich nehmen, in der Provinz unter die Psychopathen gerechnet zu werden, trägt das aber mit Würde. Auch von Bruder Schönherr und Bruder Kanitz haben wir häufig Nachricht. Beide haben es ja nicht ganz leicht in ihrer Arbeit. Bruder Trentepohl hat bereits im Juli sein zweites Examen bestanden und sitzt wahrscheinlich auch schon in der Gemeinde. Bruder Danicke berichtete von der Volksmission der Berliner Brüder bei der Straussberger Bekenntnisgemeinde, die bisher Bruder Grunow betreute. Bruder Schlagowsky hat in Giesebitz am Lewasee einen nicht ganz leichten Stand, da er mit der Bildung einer Bekenntnisgemeinde überhaupt erst beginnen muß. Bruder Harhausen wird in der Zeit seines Examens jetzt von Bruder Kühn vertreten werden und steht auch ziemlich isoliert innerhalb seiner näheren Bekenntnisumgebung. Und ferner schrieb noch Bruder Ernst Müller einen längeren Brief, in dem er eingehend von seiner Gemeindearbeit bei Superintendent Fries in Delitsch berichtet. Nun bitte ich alle die anderen Brüder, die auch noch Briefe geschrieben haben, aber derer hier nicht gedacht ist, um Entschuldigung. Ich schreibe diesen Brief nur im Auftrag von Bruder Bethge. Nachholen möchte ich noch unseren Dank für den Brief von Bruder Göbel, der später besonders beantwortet werden wird. Der nächste Rundbrief kommt Ende September heraus mit Meditation zum Erntedankfest. Diesmal legen wir Euch bei 1.) Ein Bussgebet, das in der reformierten Kirche sonntäglich in Gebrauch ist 2.) die Anschriften sämtlicher Finkenwalder Brüder 97. Mit allen Brüdern im Haus grüsst Euch herzlich Euer Karl Ferdinand Müller. 18.2. BUSSGEBET BUSSGEBET. 98 Ewiger und barmherziger Gott, wir bekennen und bezeugen vor deiner göttlichen Majestät, dass wir arme, elende Sünder 97. Nicht erhalten. 98. Eine Seite, sorgfältig getippt, doppelter Zeilenabstand; oben in lateinischer Handschrift: »bei Brief Nr. 11«. Aus Pompes Akten April 1986.

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sind, empfangen und geboren in aller Bosheit und Verderbnis, unnütz zu einigem Guten und geneigt zu allem Bösen, und dass wir ohne Unterlass deine heiligen Gebote übertreten; dazu wir deinen Zorn wider uns reizen und nach deinem gerechten Urteil die ewige Verdammnis auf uns laden. Aber, o Herr, wir tragen Reue und Leid, dass wir dich erzürnet haben, und beklagen uns und unsere Laster und begehren, daß deine Gnade unserm Elend und Jammer zu Hilfe komme. Wollest dich deshalb über uns erbarmen, o allgütiger Gott und Vater, und uns all unsre Ungerechtigkeit verzeihen durch das heilige Leiden und Sterben deines lieben Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi; und wollest uns die Gnade des heiligen Geistes verleihen, dass er uns unsre Sünde von ganzem Herzen lehre erkennen, dass dieselbe in uns getötet werde und wir rechtschaffne Frucht der Heiligkeit und Gerechtigkeit mögen bringen, die dir um Jesu Christi willen wohlgefällig sei. Wollest uns auch dein göttliches Wort nach deinem heiligen Willen zu verstehen geben, auf dass wir daraus lernen, unser Vertrauen von allen Kreaturen abzuziehen und auf dich allein zu setzen; auf dass auch unser alter Mensch mit all seinen Begierden von Tag zu Tag je mehr gekreuzigt werde und wir uns dir aufopfern zu einem lebendigen Opfer, zur Ehre deines Namens und zur Auferbauung unsres Nächsten durch unsern Herrn Jesum Christum. Amen.

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1 9 . Z W ÖL F TE R B R I EF A U S F IN K E N WA LD E 1 9 . 1 . B R IE F 12. Brief aus Finkenwalde. 99 (28. September 36.) Liebe Brüder! Nach meiner Odyssee freue ich mich, wieder im Zentrum zu sitzen und die Verbindungen der Teilnehmer stöpseln 100 zu können. Zunächst meldet sich das Amt Finkenwalde selbst. Es ist öd und leer und die Ueberlebenden sehen sich am Tage nicht oft, so viel ist zu tun. Der Herr Direktor versucht immer von Neuem, an sein Buch [»Nachfolge«] zu kommen – er lebt angeblich inkognito unter uns – aber seine »Kirchengemeinschaft« hat ihm alle seine Pläne vereitelt: er muss widerstrebend für die nächste Nummer der Evangelischen Theologie eine Antwort auf die wilden und zahmen Ausbrüche verfassen. 101 Dann wird er von Fritz Onnasch 1/2 7 Uhr abends unvorbereitet und überstürzt zu einem Vortrag nach Stettin geschickt, den Fritz schon um 6 Uhr beginnen sollte. Aber ich will Euch nicht mutlos machen, es geht vorwärts. Zumal wir solch einen schönen Urlaub hatten. Davon zunächst einiges. In vier Tagen mühlte unser DKW uns fleissig in die Schweiz hinunter. Gerhard Vibrans fuhr eingeklemmt hinten mit, um bei Bekannten in der Schweiz seinen Urlaub zu verbringen. In Chamby erlebten wir dann das nicht ganz angenehme Zusammentreffen von RKA [Reichs-Kirchenausschuss] und VKL [VL]. Unsere Vertretung hatte es, kurz gesagt, nicht nötig, sich Würdigung und Beachtung zu erlaufen. An den Sitzungen konnte ich nicht teilnehmen. Die Abende im kleinen Kreis der BK ([Karl] Koch, [Otto] Dibelius, Böhm) 99. NL A 48,2 (12.): Hektographie (schwacher Abzug), aus Grunows Akten, fünf Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2.–, – 3. –, – 4. –, 5.). Auf der ersten Seite oben handschriftlich: »Med: 1. Tessalonicher 5,16–18 (Kanitz) 1. Samuel 15 (Thurmann)«. Brief verfasst von Bethge. 100. Anspielung auf Telefonverbindungen von Hand durch Postbeamtinnen in der Schaltzentrale. 101. »Fragen«, veröffentlicht in Evangelische Theologie 3 (1936 Oktoberheft) 405–410, Abdruck GS II 255–263, DBW 14, 691–700.

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und was sich sonst zu unserer Seite hielt (Lilje, M[artin]. Dibelius) waren sehr schön. Sie wurden in ihrem unterhaltenden Teil allein von Koch und Lilje aus einem unerschöpflichen Witzereservoir bestritten. Wir waren ja grade in den Tagen der Kanzelabkündigung 102 dort und konnten an dem betreffenden Montag beobachten, wie stark der Eindruck auf die Delegierten hinter ihren Zeitungen war. Man beglückwünschte die VKL [VL]. Wir hören jetzt, dass allerhand Gerüchte über die Konferenz im Umlauf sind. Zur Orientierung: Es war eine reine Geschäftssitzung zur Vorbereitung von Oxford 103 mit gelegentlich eingestreuten allgemeineren Reden. Für den RKA sprachen Heckel, Brunstädt und Zöllner ohne Resonanz, von uns sprachen Dibelius und Koch am ersten beziehungsweise am letzten Tag, beide mit deutlich bekundetem Beifall. Im übrigen wurden die entscheidenden Dinge ja in Privatgesprächen und Sonderkonferenzen zwischen den Hauptsitzungen erledigt. Anschliessend an diese Tage huppten und hupten wir noch über den Simplon herüber und folgten dem Zug unserer Altvordern in den sonnigen Süden. Erst am 13. September kamen wir wieder in Finkenwalde an. Empfangen von einer kleinen Truppe. Fritz [Onnasch] liess sich kaum sehen, er hatte Podejuch ganz allein zu versorgen, Horst [Lekszas] wurde mitsamt seinem Examen das Gespräch der Mahlzeiten. Horst Thurmann schickt Euch die Post nach, die bis zum ersten Kurs zurück noch reichlich bei uns eingeht. Und noch einer war da: Br. Reimers war krank von der Volksmission mit Br. Grosch zurückgekommen und lag nun mit schlimmer Mandelentzündung und Abzessen im Hals. Aber jetzt haben wir ihn wieder auf die Beine bekommen. 102. Die am 12. März 1936 eingesetzte neue Vorläufige Leitung (VL) der DEK erarbeitete zusammen mit dem Reichsbruderrat »eine Dokumentation über Rechtsverstöße und Übergriffe staatlicher Instanzen«, die, an Hitler gerichtet, am 4. Juni 1936 in der Reichskanzlei abgegeben wurde. Hitler reagierte nicht. »Am 23. Juli stand die ganze Denkschrift Wort für Wort in den ›Basler Nachrichten‹.« Sie war unter Beihilfe von Werner Koch der Auslandspresse zugespielt worden (DB 602–606). Am 30. Juli 1936 beriet der Reichsbruderrat ohne Lutheraner über die Denkschrift an Hitler. Sie wurde in abgewandelter Form als Kanzelabkündigung am 23. August verlesen. 103. Planung der 2. Ökumenischen Konferenz für Praktisches Christentum (Life and Work) in Oxford 12.–26. Juli 1937.

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Eine grosse Freude waren die vielen Briefe aus den 10 Wochen, die ich nicht hier war. Manches hat Euch – vielen Dank! – schon KF Müller daraus mitgeteilt. Erlasst mirs aus dem Stapel nachzuholen, was noch fehlt. Von nun an wird die Berichterstattung, wie ich hoffe, wieder lückenloser werden. Aber ich muss dabei an einige Brüder einen dringenden Appell richten, doch wieder zu schreiben. Halt, 2 »Familiennachrichten«, die nicht verschwiegen werden dürfen, sind aus den älteren Briefen noch nachzutragen: Br. Schlagowsky (Kurs 2, westfälischer Pommer) will in diesem Herbst noch heiraten, er wünscht, sich dabei Fritz Onnaschs Gesicht vorzustellen. Und Adolf-Friedrich Preuss (1. Kurs, Berliner) will am 18. Oktober heiraten. Auf unseren Alarm im vorletzten Brief hin fand ich in den Briefen auch sehr viel Bereitschaft, mit persönlichen Opfern bei der Erhaltung von Finkenwalde mitzuarbeiten. Der Kreis derer, die mithelfen, wächst langsam. Nun noch einiges aus neueren Briefen. Br. Rose (Kurs 2, Rheinländer) hat vor einigen Wochen seine Dissertation fertiggestellt und macht nun sein Examen. Br. Wichmann (K3, Berliner) ist als Jugendsekretär in der Berliner Stadtmission bestätigt worden. Br. Lent (K3, Berliner) hatte zu Hause gleich die ganze Vertretung seines Vaters zu versehen, er schreibt übrigens, dass auch in seinem Kreis erstaunlich viele Pfarrer die Abkündigung verlesen hätten. Heinz Dufft (K1, Pommer) wandelt in Salzbrunn/Schlesien »täglich Brunnen trinkend im Schwarm der Gäste«, macht Wanderungen, Bäder und Inhalationen. Gute Erholung! Alexander [von der Marwitz] (K2, Berliner) ist mit Bruder Brandenburg per Rad unterwegs an den Bodensee. Br. Grosch (K3, Berliner) ist Prädikant in Berlin-Friedrichsfelde: er soll dort eine kleine aber gute Bekenntnisgemeinde vorfinden. Rudi Kühn (K3, Berliner) schreibt sehr beglückt von der Notgemeinde in Guben, wo er Christoph Harhausen (K2, Berliner und Visitator) in seiner Examenszeit vertritt. Noch eine Familiennachricht: Br. Richter (K3, Berliner) hat sich, kaum dem finsteren Finkenwalde entronnen, verlobt. Aber wir freuen uns herzlich mit ihm und gratulieren ihm alle noch einmal auf diesem Wege. Kurt Rhode (K2, Pommer) hingegen lässt mitteilen, dass er nicht mehr ein Rechabitenpfarrhaus bewohne, sondern bürgerlich mit seinen Eltern im Pfarrhaus wohne. Damit wären wir mit den Familiennachrich-

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ten wohl am Ende, aber wie lange? Br. Berg (K2, westfälischer Pommer) ist nicht mehr in Rolofshagen, sondern zu einer Vertretung in der Nähe, um dann sich in die Examensvorbereitungen zu stürzen. Br. Lerche (K3, Provinz Sachsen) hat seine Ferien mit Paratyphus und Gesichtsrose zubringen müssen, er sollte Gerhard Vibrans in Rosian vertreten, der seinerseits in die immer noch nicht befriedigte Gemeinde Helbra gehen sollte. Aber es wurde nichts daraus, jetzt ist dort Br. Mebus aus Bielefeld, bis Seeler im Oktober eingeführt wird (sagt man). Gerhard Vibrans hatte bei der Verlesung der Abkündigung mit einem seiner Lehrer einen in der Lautstärke noch nicht erlebten Auftritt, so gewaltig, dass der zufällig vorbeigehende Wachtmeister auf den Krach im Hause hin eintrat, um nachzusehen, wer sich da in den Haaren habe. »Verhaften Sie diesen Herren«. »Keine Weisung«. Und doch noch eine Familiennachricht: ein westlicher Bruder fragt an, ob die Bräute mit auf die Freizeit des zweiten Kurses gebracht werden dürften. Wir entscheiden: ja. Unterbringung privat zu regeln oder bei Fritz Onnasch zu erfragen. Das Haus wird voll sein. Klaus Block (K3, Berliner) schreibt eben, er sei wieder nach Lagow beordert worden. Ich nenne noch einmal die Examensleute, die in diesen Wochen in die Schlacht ziehen, meine Angaben beruhen zum Teil auf vagen Vermutungen: 1. Kurs: Danicke (Bln [Berlin]), Goebel, Hellmann, Kunert (alle Bln), Lekszas (Ostpreussen), Maechler, Schrader, Thiel (alle Bln), Zenke (Pommern); 2. Kurs: Harhausen (Bln), Koch (Rhnld [Rheinland]), KF Müller (Pommern), Rose (Rhnld), Rütenick, Schaaff (beide Bln), Schemmann (Westfalen), Schlagowsky (Pommern), Schlegel (Bln). Ich bitte um Verzeihung für die nicht Genannten, die zu früh Genannten und die nie Genannten. Ergreife die Feder, wen es angeht, und bringe uns wieder auf das Laufende!! Jedenfalls möchten wir allen, die nun ihr letztes Examen angreifen, sagen, dass wir in diesen Wochen an sie denken und sie besonders im Blick auf ihre Ordination in unsere Fürbitte einschliessen. Wir bitten auch die anderen Brüder mit daran zu denken. Über die Freizeit des zweiten Kurses wird der Herr Direktor selbst sein geschätztes Wort nehmen und die nötigen Ermahnungen und Vermahnungen geben. Ich und viele andere freuen uns jedenfalls schon drauf. Ich höre viele rufen »endlich«, wenn in diesem Brief nun die

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Postschecknummer kommt und eine Zahlkarte erscheint. Ich hoffe man meint damit: endlich können wir unsere Beiträge für Rundbriefe, Reisekasse und so weiter und so weiter einzahlen. Ich bitte darum. »Stettin 109 84« auf meinen Namen. Im nächsten Brief werdet Ihr dann wieder von dem Beginn des neuen Kurses hören, von der Zusammensetzung des Bruderhauses, hoffentlich auch wieder aus vielen Briefen der Brüder. Kirchenpolitisch können wir Euch nicht mehr sagen, als die anderen Rundbriefe bringen. Am letzten Freitag waren wir Bruderhausleute bei Jochen Kanitz in Klinkow. Uns beschäftigten hauptsächlich Fragen der Gemeinde und des Konfirmandenunterrichtes. Br. Bonhoeffer sitzt augenblicklich daran, einen Konfirmandenplan zu erarbeiten. Das ganze Haus grüsst Euch aus kalten Zimmern und wartet, dass Ihr uns oft besucht, damit Fritz das Heizen erlaubt und ich wieder richtiges Mittagbrot bekomme. Br. Bonhoeffer hat nämlich gegen meinen heftigsten Widerstand mit Hilfe der anderen Brüder, die schmählich umfielen, für diese Wochen das englische Essen eingeführt. Br. Schrader, du fehltest mir! Es lassen auch Dieter Zimmermann (grade auf der Durchfahrt hier) und Bruder Maechler (ein paar Tage zur Arbeit hier) herzlich grüssen. Euer Eberhard. 1 9 . 2 . Z U S AT Z I M B R IE F An die Brüder des zweiten Kurses. 104 Liebe Brüder Die Zeit Eures Einzuges hier 105 jährt sich und damit nähert sich unser Wiedersehen. Wir haben zwar manches von Euch gehört, aber ein Zusammensein wird uns wohl allen in verschiedenster Hinsicht erfreulich und gut sein. Eure Freizeit soll am 19. Oktober anfangen, offizieller Beginn beim Abendbrot um 7 Uhr; bis Freitag einschliesslich soll es dauern. Das genaue Programm steht leider noch nicht fest, sicher soll ein Tag kateche104. Abdruck GS II 504 f, DBW 14, 248 f. 105. 4. November 1935.

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tischen Fragen gehören (Konfirmandenunterrichtsplan). Je einmal Dogmatik, Neues Testament, Austausch von Gemeindeerfahrungen. Ich brauche Euch wohl nicht daran zu erinnern, dass wir uns beim Auseinandergehen zu dieser Zusammenkunft verpflichtet haben. Auch die rheinischen Brüder dürfen wir bestimmt erwarten. Wer glaubt, nicht kommen zu können, schreibe mir bitte sofort, damit ich ihn noch brieflich davon überzeugen kann, dass er kommen muss. Und nun noch eine besondere Bitte: Ihr trefft hier die Brüder des 4. Kurses in ihren ersten Finkenwalder Tagen an. Da möchte ich Euch herzlich bitten, die Ordnung des Tages doch ganz so wie diese oder möglichst noch vorbildlicher einzuhalten. Das mag für manche eine gewisse Beschränkung sein, aber ich bin sicher, dass es auch für das Gelingen unserer Freizeit wichtig ist, dass wir daran festhalten und ich weiss, dass sich manche gerade darauf schon wieder besonders freuen. Wir sind ja auch darum zusammen, dass wir manches, was uns im Laufe der letzten Zeit vielleicht verloren ging, wieder stärken und aufbauen. So wird unser Zusammensein auch manchem unter Euch wieder neue Kraft und Freudigkeit für die Arbeit in der Einsamkeit geben. Lasst uns unsere Freizeit schon jetzt immer wieder in unsere Fürbitte einschliessen, erst recht aber lasst uns mit Treue der Brüder gedenken, mit denen wir wieder zusammensein werden. In aufrichtiger Vorfreude grüsst Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. 1 9 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 28. September – 4. Oktober: 1. Thessalonicher 4,13 – 5,11. 5. Oktober – 11. Oktober: 1. Thessalonicher 5,12 – 5,28. 12. Oktober – 18. Oktober: 2. Thessalonicher 1. 19. Oktober – 25. Oktober: 2. Thessalonicher 2. 26. Oktober – 1. November: 2. Thessalonicher 3. 2. November – 7. November: Philemon 2–8. Predigtmeditationen 106 106. Der Abzug der beiden folgenden Seiten (– 4. – und 5.) ist sehr schwach.

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1 9 . 4 . Z U I T H E S S A L O NIC H E R 5 , 1 6 – 1 8 ZUM ERNTEDANKFEST 1. Thessalonicher 5,16–18. Kurze Erntedankfestansprache 107 (Kanitz) [16Seid allezeit fröhlich, 17betet ohne Unterlaß, 18seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu an Euch.]

1.) Wir sind hier, um den Willen Gottes zu hören. Nichts andres haben wir im Gottesdienst zu suchen, auch nicht bei besonderem Anlass wie heute. Den Willen Gottes finden wir aber nicht irgendwo, in Natur oder Geschichte, bei irgendwelchen Menschen oder in uns selbst, sondern allein in Jesus Christus. Und Jesus Christus finden wir allein in der Heiligen Schrift. Lasst uns hören, was uns unser Text über den Willen Gottes in Christus heute am Erntedankfest zu sagen hat. 2) Unser Herz ist heute voll Freude, Dank und Bitte. Heute Freudentag nach mühseliger Arbeit; Dank für die Ernte; Bitte, dass Gott uns mit den Gaben der diesjährigen Ernte im kommenden Winter ernähren möchte. 3) In unsere natürliche Freude, Dank und Bitte hinein sagt Gott in Jesus Christus seinen Willen: allezeit fröhlich, nicht nur an besonderen Freudentagen, auch in der Arbeit, auch im Leid; beten ohne Unterlass, nicht nur bei besonderem Anlass oder in Not, sondern Täglich alles vom Herrn erbitten; dankbar in allen Dingen, nicht nur für das, was wir unmittelbar als wohltätig empfinden, auch für das Unangenehme und Schwere, was Gott uns schickt. 4) Wie sollen wir das fertig bringen? Das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. Er ist der einzige Mensch, der diesen Willen Gottes in seinem Leben und Leiden erfüllt hat. Er lebte nur im Dank und Gebet und darum in Fröhlichkeit, aus der engsten Gemeinschaft heraus mit seinem Vater im Himmel. 5) Diesen Vater im Himmel verkündigt uns Jesus als unsern Vater und sich selbst als Weg zu diesem Vater. Er schenkt uns alles, was uns für dieses und das ewige Leben nützlich ist. Er verheisst uns die Erhörung, wenn wir ihn bitten wie die lieben 107. Erntedankfest wird am ersten Sonntag im Oktober gefeiert.

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Kinder ihren lieben Vater. Er will uns in seiner Gemeinschaft fröhlich machen. 6) Wir alle möchten wohl allezeit fröhlich sein. Es gibt nur einen Weg dazu: in ständigem Dank und Gebet leben. Wie sollten wir wohl anders können, wenn wir durch Christus Gott als unsern Vater kennen. In unsrer grossen Undankbarkeit und Gebetslosigkeit hilft uns nur eins: das ständige Aufsuchen Jesu Christi im Gottesdienst, in der täglichen Bibellese und dem täglichen Gebet. 19.5. ZU I SAMUEL 15 Meditation über 1. Samuel 15. (R. Thurmann) [… Vers 22: Samuel aber sprach: Meinst du, daß der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn das Fett von Widdern …]

1.) Saul, der erste König Israels, – des Volkes Gottes, das als Abrahams Same zu jener »Zelt«existenz gerufen ist, als Volk unter Völkern, doch nicht Nation zu sein, vielmehr allein mit dem völligen Abrahamsglauben stehende und fallende Kirche, – wird von Gott aufgefordert zur Vollstreckung des Totalbannes an Amalek, einer Nation, die die Kirche zu vernichten sucht (Exodus 17) und mithin dem Zorne Gottes verfällt. Der unserm Humanitätsempfinden sich nicht fügende Befehl soll als Warnzeichen dessen Los vor Augen stellen, der der Gegenwart des sich in der Gemeinde uns nahenden, richtenden und um Christi willen begnadigenden Gottes [sich] verschliesst. Das Los Amaleks müsste, von der Heiligkeit Gottes her gesehen, die gesamte – eben doch gefallene – Schöpfung treffen. Noch verzieht das Gericht. Wohl dem, der sich hinrettet zu den Hörnern des Altars, die der Mittler mit seinem Blut besprengte! 2.) Saul zieht aus gegen Amalek, besiegt es, beschränkt aber den Bannvollzug auf den Raum, den die Vernunft ihm überlässt zur Ermöglichung göttlichen Handelns in der Welt: Von dem Erdenbesitz 108 vernichtet er nur die minderwertigen 108. Offenbar Hörfehler beim Diktieren statt: Herdenbesitz.

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Stücke, von der Bevölkerung lässt er Agag das Leben, um nach orientalischer Manier mit einem königlichem Sklaven aufwarten zu können. In welchem Masse Saul sich bereits als weltlicher Herrscher weiss und die Bannvollstreckung nicht mehr als Zeichen des Gerichtes Gottes über die unbussfertige Schöpfung zu verstehen gewillt ist, erhellt ferner daraus, dass er zwecks einer immanenten Verewigung seiner Ruhmesleistung sich in Karmel ein Siegesmal errichten lässt, und getragen von dem Gesamtwillen der begeisterten Nation trifft er in Gilgal ein, um die bei nationalen Anlässen zur Erhebung der Feierlichkeit unentbehrlichen kirchlichen Zelebrationen zu vollziehen. 3.) Der in sonnenbeglänzter Harmonie sich abspielende Akt einer Gott für seinen Segen dankenden Nation soll hart gestört werden durch das Eintreffen Samuels, der den Totalitätsanspruch der Heiligen Dreieinigkeit verkündigt. Gott will ganzen Gehorsam, und allein die Uebergabe des völligen Willens (vergleiche Römer 12,1 ff) an den Herrn rettet vor dem Zorn des Heiligen, der nur begnadigt oder – vernichtet. Vergebens sucht Saul sich vor dem Ganzheitsanspruch der Gnade in seine Gerechtigkeit zu hüllen: er sei doch gegen Amalek zu Felde gezogen, habe doch den Bann zum allergrössten Teil vollzogen und die zurückbehaltenen Herdenbestände wollte er doch nur als Dankopfer dem »Gotte Samuels« darbringen. Vorausgesetzt, daß Saul wirklich die Gesamtheit der erbeuteten Herden kultisch abzuschlachten vorhatte, um durch ein Volksfest sich die öffentliche Meinung zu sichern (Wahrscheinlich sollten die Bestände lebend verteilt werden), will er auf dem Wege über das Opfer seine Selbstgerechtigkeit selbst aufrichten. Er übersieht dabei – und alle Werkgerechtigkeit folgt ihm darin bis in unsere Tage – dass die Opferinstitution nur als Gnadenhand von Gott herab zur Gemeinde verkündigt ist und nicht als Stiege auf die Zinne eines Babelturmes unserer Gottesgerechtigkeit verstanden werden kann. Saul sucht Gott zu beschwichtigen durch reiche Gaben, um im Schatten der Huld eines wohlwollenden Götzen sein privatestes Ich zu sichern. Dem Totalitätsanspruch der in Christus nahen Gebote weicht er aus. Durch Darbringung des Opfers kann sich Saul das Prädikat des »Gott das Seine gebenden« Ethikers erwerben, während der Totalvollzug des Bannes ihn vom Verlust der Volks-

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gunst abgesehen, vielleicht das Epitheton [Beiwort] eines kirchlich radikalen Banausen eingebracht hätte. Indem er Ehre von Menschen annimmt, verwirkt aber Saul sein kirchenleitendes Amt in Israel. Was sein weiteres Dasein ausmacht, ist die kummergeplagte [Existenz] eines altorientalischen Kleinfürsten, der heroisch sein Leben aushaucht. 4) Sauls Entscheidung gegen Gott wird uns allezeit bei unserem täglich doch nur partiell sich vollziehenden Gehorsamsentscheid gegenüber Gott in die Busse treiben müssen. Zugleich steht für uns das Ereignis als Warnzeichen am Anfang des endlich auch völkisch bewusst handeln wollenden Israel. Mit dem Sichabwenden Samuels ist Israel an einen Scheideweg gestellt: Samuel oder Saul? Die ihre Entgottung fürchtende Grosskirche sucht die Trennung zu verhindern; doch Saul hält nur einen unbrauchbaren Fetzen des Gewandes in der Hand zurück. Die Entscheidung Gross-Israels für Saul hat schliesslich in ihrem Gefolge die Ausweisung des den trinitarischen Totalitätsanspruch definitiv erhebenden Gottessohnes und seiner Kirche.

Vierter Kurs 1936/37: Dreizehnter bis siebzehnter Rundbrief 2 0 . D R E IZ E H N TE R B R I EF A US F I N K E N WA L D E 2 0 . 1 . B R IE F 13. Brief aus Finkenwalde. 1 25. Oktober 1936. Liebe Brüder! Als erstes bin ich Euch wohl eine Entschuldigung für den letzten völlig unleserlichen Brief schuldig. Mich streckte eine tückische Hexe mitten in der Rundbriefarbeit derartig nieder, daß ich keinen Finger mehr für die Fertigstellung des Briefes rühren konnte. Unser [Hektographier-]Apparat war durch falsche Schwärze völlig unbrauchbar gewesen, und es fehlten in den Tagen ja noch alle sonst zur Verfügung stehenden Hilfskräfte. Hoffentlich wird es diesmal wieder besser. Eben wird eine große Reinigungsaktion unseres Apparates durchgeführt. 2 Viel gibts diesmal zu berichten. Als erstes die Freizeit des 2. Kurses [19.–23. 10.], die noch nicht einmal ganz kalt geworden ist; heute fahren die letzten Brüder erst ab. Zusammenfassend: es war wie beim ersten Kurs viel zu kurz in Anbetracht des Erzählstoffes, der Möglichkeit, den einzelnen genügend auszufragen, theologische und praktische Fragen einigermaßen zuendezubringen, persönlich miteinander zu reden, fertig zu werden, sich zu freuen. Wir haben nur abgebrochen und wollen bald wieder zusammen sein. Als praktischer Vorschlag dafür wurde folgendes zu bedenken gegeben. Die Brüder aus der 1.

2.

NL A 48,2 (13.): Hektographie, aus Grunows Akten, fünf Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –, –4–, –5–),. Bethge-Zusatz zum Datum: »Sonntag«. Oben auf Seite 1: »Med.: Offenbarung 2,1–7 Reformationsfest (Bonhoeffer) Lukas 16,1–12 (Lekszas) Römer 14,7–9 (Rott Totensonntag)«. Verfasst von Bethge. Auf den ersten beiden Seiten ist der Abzug noch fleckig und unregelmäßig, danach normal.

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Ferne (Ost und West) werden zwar nicht 2 mal im Jahr kommen können, aber einmal muß es sein. (Bitte rechnet doch noch nicht aus, wie das im 25. Kurs dann aussehen soll. Wir haben es uns doch in allen übrigen Dingen ziemlich abgewöhnt, länger als höchstens über ein Jahr etwas zu berechnen). Einmal im Jahr aber ist, das spürten die Brüder eben jetzt, zu lange Zeit; deshalb soll vielleicht neben der einjährigen obligatorischen Freizeit dazwischen noch ein Zusammenkommen für die nicht so fernen Brüder eingelegt werden, wo dann allerdings die Brüder je zweier Kurse kommen sollen. Feste Formen hat dieser Vorschlag bis jetzt noch nicht. Er beschäftigt uns aber. Leider konnte Brüder Büsing (Berlin) nicht kommen. Er schrieb einen bedauernden Brief, er schwämme gerade zur Freizeit auf dem Wasser zwischen Bremen und London. Er wird in London unter Dr. Rieger an einer der Deutschen Gemeinden und an den Deutschen Seeleuten arbeiten, ein halbes Jahr lang oder mehr. Vielleicht wird er dort auch heiraten, wie er schreibt. 3 Zu Oxford 4 möchte er aber noch gerne da sein. Hoffentlich hat er eine so gute Ueberfahrt, wie wir damals nach Schweden. Wir gratulieren ihm alle zu seiner neuen Arbeit. Zweitens konnte Bruder Trentepohl nicht kommen. Er ist durch eine Pflichtfreizeit Oldenburgs, baldige Heirat und anderes leider verhindert gewesen. Auf ähnliche Weise Bruder Schlagowski. Warte man, alter Freund, auf Dich sind wir fast böse gewesen. Vom Rhein sind sie gekommen – und Du? Telegramm, Gegentelegramm, alles nützte nichts. Er sitzt in seiner neuen Stelle in Wussow, Hinterpommern (bei Varzin), und will am 12. November heiraten. Große Schwierigkeiten machte es, Alexander [von der Marwitz] aus den Umklammerungen widriger Umstände schließlich mit Gewalt zu befreien. Es grenzte an märchenhafte Prinzessinnenentführungen. Der Prinz war der betörend beredte Christoph Harhausen, und so war Alexander doch noch die 2 letzten Tage dabei. Bruder Schlegel als allmählich kapitalistischer Hauslehrer war auch nur für kurze Zeit frei. Als längere oder kürzere Gäste nahmen Herbert Jehle (150 km in dieser Jahreszeit mit Rad), Alexander Carras (völlig verändert als Zivilist), Richard Grunow (auf Durchreise nach Jarchlin zur 3. 4.

Büsing verließ Deutschland wegen seiner »nichtarischen« Braut (DB 613). Im Juli 1937 sollte die Weltkirchenkonferenz in Oxford stattfinden.

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Examensarbeit, seine schriftliche Arbeit über Gesangbuchtheologie ist im Entstehen) und schließlich als besonderer Gast die Braut von Werner Schemmann teil. Der Flügel kam (darin ist der 2. Kurs ja noch unübertroffen) wieder in beträchtliche Aufregung unter Bruder Lohmanns, Karl Ferdinands und Alexanders 5 Händen. Das Tischtennis sah wieder das ebenfalls noch nicht erreichte Meisterpaar am Netz. Bruder Rotts Zimmer und das Musikzimmer waren nach einer ausdrücklich gegebenen Sonderbestimmung Zeugen langer Nachtgespräche; kurz, es fehlte nichts an dem Rahmen, der das Wintersemester charakterisiert hatte. Und der Inhalt? Wir haben uns die Finger blutig geschrieben, um den Konfirmandenplan Br. Bonhoeffers nur einigermassen mitzukriegen. Fertig sind wir nicht geworden, und eine Enttäuschung muss ich Euch auch machen: Ich weiss noch nicht, wann der Plan rauskommen kann. Br. Bonhoeffer möchte ihn noch nicht so irgendwie niedergelegt wissen, aus begreiflichen Gründen. Der Plan enthält den ganzen Inhalt in Form von Fragen und Antworten, mit Bibelstellen belegt. Wichtig an dem Plan war uns der Aufriss, der den ganzen Katechismus in seinen Hauptstücken enthält, und die Uebergänge von einem Locus [Lehrsatz] zum andern. Es kommt für alle, die sich daran ärgern wollen, vor: Welches ist die rechte Kirche Christi, der du zugehörst? Antwort: Es ist die Bekennende Kirche Deutschlands. Wir waren alle sehr betrübt, dass wir die Sache nicht ganz hören konnten; es war zu wenig Zeit. 6 Die NT-Bibelarbeit hielt Br. Bonhoeffer über Timotheus unter dem Thema: Der Diener am Hause Gottes. 7 Die AT-Bibelarbeit hielt Br. Rott über die Josephsgeschichten, eine kurze anschauliche Zusammenfassung der Geschichten mit sehr zurückhaltender christologischer Auslegung. Ich selbst wurde endlich meinen Vortrag über den Gregorianischen Choral 8 los, 5. 6. 7. 8.

K. F. Müller, A. von der Marwitz. Der »Konfirmandenunterrichtsplan« wurde von Bethge 1960 in GS III 335–367 ediert, Abdruck DBW 14, 786–819. Gedruckt 1961 in GS IV 344–357, Abdruck DBW 14, 954–969. Zu »gregorianisch singen« schrieb Bethge in Mündige Welt (1955), 23: »Das Bruderhaus in Finkenwalde war gerade kein refugium vor der Welt, sondern eine konzentriertere Ermöglichung eines Dienstes in und für die Welt. Bonhoeffer hatte keinen besonders ausgeprägten Sinn für Weihehandlungen. Nur ›wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen‹, hat er

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aber auch nur zur Hälfte; zu allem reichte die Zeit nicht. Aber gesungen haben wir wieder mit neuer Begeisterung die alten allen bekannten Sätze. Sehr illusionslos und nüchtern erzählten die westlichen Brüder von der Lage, Br. Koch und Br. Rose auch von der Zwangslage, in die man mehr und mehr vor allem die Jungen hineinbringt. Andererseits sind wir alle aber doch sehr froh, dass sich ganz allmählich die latenten Gegensätze klären. Das mindert unsere Zahl, aber macht uns wieder froher und stärker. Einiges aus den praktischen Besprechungen möchte ich doch noch mitteilen. Sehr geklagt wurde über die Formlosigkeit unserer Bibelstunden. Br. Koch berichtete in diesem Zusammenhang von einer fruchtbar zu verwertenden Bibelstundenliturgie in seiner Gemeinde: 1) Feststehendes Lied (eine Zeit lang muss auf die Weise ein schweres Lied beibehalten werden können, bei Br. Koch »Wir glauben all an einen Gott« 9); 2) Freies Gebet; 3) Schriftlesung; 4) Gemeinsam gesprochener Psalm (vielleicht einige Wochen hindurch denselben, jedenfalls kommen unsere Gemeindeglieder ja sonst sehr, sehr wenig mit den Psalmen in Berührung; das Zusammensprechen erschien uns wichtig); 5) Lesung aus den Bekenntnissen der Väter; 6) Bibelstunde; 7) Freies Lied; 8) Besprechung der Lage; 9) Fester Liedvers; 10) Segen. Vielleicht ist das diesem oder jenem eine Anregung. Zur Jugendarbeit empfahl als ein sehr brauchbares Buch Br. Lohmann: »Sieben deutsche Jungen« von Paul Jordan, zum Vorlesen auf Abenden. Es liessen sich daraus gut Gespräche über christliche Probleme entwickeln (erschienen wohl im Verlag des guten Kameraden) 10. Br. Lohmann hält es so, dass er eine sogenannte Kerntruppe vor einem Jugendabend bei sich hat und mit ihnen vorher durchgeht und sich sagen lässt, was besprochen werden soll. Er hält es für sehr fruchtbar und bei sich bewährt, dann zu schliessen: Nun wollen wir mal sehen, was die Bibel zu der Frage sagt. Vielleicht das Schönste vom mir in jenen Jahren einmal gesagt.« In seiner Bonhoeffer-Biographie schwankte Bethge (1967) zwischen dem Zeitpunkt um 1935 (DB 506) und 1938 nach der Pogromnacht 9./10. November (DB 685). 9. Glaubenslied von Martin Luther, EG.BP 85. 10. Paul Jordan, Sieben deutsche Jungen, in: Der gute Kamerad, Nr. 27, 44. Jahrgang (August 1929 bis August 1930), Stuttgart: Union Deutsche Verlagsanstalt.

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Ganzen waren die Stunden zwischen Andacht und Schlafengehen, in denen wir im kleinen Kreise im Musikzimmer Fragen besprachen, die uns alle bewegten. Unter anderem ein langes Gespräch über die Gruppenbewegung 11. Ihr werdet merken, dass die Tage angefüllt und fruchtbar waren. Wir sind jedenfalls alle voller Dank und wissen, dass die Brüder mit neuer Freude in die Gemeinden gegangen sind. Es ist uns wieder bewusst geworden, was für Rückendeckung wir haben. Wir haben wieder zusammen das Abendmahl gefeiert und uns die Meditation wichtig gemacht. Die Zeit der Examina bringt manche Veränderung in unseren Kreis. Schon vor Wochen ging es los und noch sind wir nicht am Ende. Hindurch sind bis jetzt: Vom ersten Kurs Horst Lekzsass, der jetzt in Königsberg auf seine Ordination, die Anfang November sein soll, wartet, aber dann wieder zu uns kommen will; wir brauchen ihn auch nötig, die Arbeit hier häuft sich erschreckend. Br. Maechler, er ist schon wieder nach Schlawe, wartet wie alle Berliner auch noch auf die Ordination; Jacobi ist noch krank. Br. Zenke, der in Köslin in seinem Amte ist. 2. Kurs: Br. Koch und Br. Rose, beide noch nicht ordiniert, hatten Schwierigkeiten. Bei Br. Koch lagen die Schwierigkeiten bei den Pfarrern seiner Gemeinde, die seine Ordination als BK-Mann nicht beantragen wollten (wir kennen bei uns diese Bestimmung nicht), und Br. Rose muss auf die Anerkennung seiner lic.-Arbeit bei der Marburger Fakultät warten, die auch für das Examen rechnet; das hat aber an [Hans von] Soden Schwierigkeit, da dieser in der Fakultät einen schweren Stand hat. Br. K. F. Müller (Hilfsprediger in Greifenberg) und Br. Schlagowsky. Br. Schemmann, der statt in Westfalen im Rheinland verwendet werden wird. Nun habe ich hoffentlich niemand vergessen. Am beglücktesten über ihr Examen sind die Pommern. Bei ihnen sogar auch die Examinatoren. Br. Schrader reist morgen von hier ab und wird mit Kunert, Hellmann 11. Der Amerikaner Frank Buchman sammelte in den 1920er Jahren in Oxford Mitarbeiter, die im Horchen auf den Willen Gottes (»Stille Zeit«) weltweit »Moralische Aufrüstung« propagierten (Sitz in Caux, Schweiz). Karl Barth äußerte in einem Brief vom 14. 10. 1936 an Bonhoeffer seine Bedenken gegen »die Oxforder« (DBW 14, 251). In der Homiletik-Vorlesung im vierten Finkenwalder Kurs ging Bonhoeffer zum Thema »Volksmission« differenzierend kritisch auf die »Gruppenbewegung« ein (DBW 14, 515–517).

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und Goebel »reinsteigen«. Bei der Ordination unserer Pommern waren Fritz [Onnasch] und ich dabei; es war eine gewisse und freudige Feier. Das dritte grosse Ereignis dieser Wochen war der neue Semesteranfang. Am Sonnabend den 17. Oktober reisten 23 Brüder an. Aus Pommern kamen: Beckmann (er wohnt auch im BDM 12), Hans Hofmann, Jürgen Hoppe, Gerhard Krause, Heinz Neumann, Helmut Tiedtke. Brandenburg stellt: Otto Berends, Willi Brandenburg, worüber wir besonders froh sind, Gerhard Ebeling, Kurt Giese, Käpernick, Erich Klapproth, Johannes Mickley, Priester, Rau, Rendler, Rudolf Schade. Die Provinz Sachsen schickte diesmal wenigstens zwei: Reinhold August und Friedrichernst Schroeter, sodass wir mit Br. Lerche und mir wieder zu vieren sind. Aus dem Rheinland sind H. Johannsen und Fischer da. Westfalen schickte Franz Ernst Pfisterer. Und endlich haben wir die grosse Freude, aus der NassauHessischen Landeskirche jemanden da zu haben: Paul Wälde. Wie immer hat schon jeder ein bis zwei Ämter; im Garten muss gegraben werden. Pianistisch scheint dieser Kurs dem zweiten etwas näher kommen zu wollen als der dritte. Voll ist das jedenfalls wie noch nie. Und das Bruderhaus ist auch nicht kleiner geworden. Horst [Lekzsas] wird wieder nach seiner Ordination zurückkommen, dann kommt Br. Kühn in das Bruderhaus, wenn er die Vertretung von Christoph Harhausen erledigt haben wird, und ebenso bleibt im Bruderhaus Br. Thurmann. Und schliesslich als Gast Br. Lerche. Dabei können wir nicht sagen, dass nun genug Arbeitskräfte da seien, in keiner Weise. Ich selbst muss einige Arbeitsgebiete abgeben, da ich einfach nicht durchkomme. Für die Gemeinde werden wir in der Totensonntagswoche 13 die im Reich geplante Bergpredigtwoche durchführen. Repetitorien werden nur von Horst Lekzsass, Horst Thurmann und Fritz [Onnasch] gehalten werden. Br. Bonhöffer wird in diesem Semester über konkrete Ethik bei Paulus arbeiten. Br. Rott wird im AT die Propheten behandeln, weiter den Heidelberger Katechismus und einen Katechumenenplan arbeiten. Willi Rott stellte übrigens bei sei12. Wie Gottfried Beckmann im ersten Kurs, wohnte jetzt Erwin Beckmann in dem »BDM« genannten Quartier. 13. Der letzte Sonntag im Kirchenjahr heißt Toten- oder Ewigkeitssonntag.

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ner Rückkehr aus den Ferien fest: Der Westen sei doch sehr anders, wobei Br. Thurmann die klassische Bemerkung fallen liess: »Ich komme mir vor wie eine abgerissene Blume im Wasserglas, aber hier in Finkenwalde habe ich doch wenigstens noch einen Blumentopf gefunden.« Von den Brüdern draussen gibt’s auch Einiges zu berichten. 14 Albrecht [Schönherr] beginnt nun tatsächlich mit seinem Bekenntniskonvikt in Greifswald; am 1. November hat er Eröffnung. Professor [Rudolf] Hermann hat auf die Einladung hin schon abgesagt. Bruder Bonhoeffer wird weiterhin »ausgepfiffen« mit seiner »oberflächlichen Schriftauslegung«. Albrecht lässt nachfragen, ob jemand seinen Preuschen-Bauer verwechselt und mitgenommen hat. Es steht sein Name drin; das Exemplar, das hier bei uns steht, hat keinen Namen. Bruder Marzahn (Kurs 3) berichtet jetzt noch hell begeistert von der Singefreizeit unter Stier im Burkhardthaus in Berlin im September; Bruder Christ und Bruder Richter (beide Kurs 3) haben auch etwas davon abbekommen. Dann war er jetzt bei Baethge–Stettin zur Vertretung und muss nun zu den Preussen [Militärdienst] nach Wolkenburg/Grenzmark (8 Wochen). Bruder Grosch fragt in praktischen Gesangbuchangelegenheiten, und ich antworte ihm hiermit in der Oeffentlichkeit. Soweit ich weiss, gibt es über die Melodik unsres Gesangbuches nicht viel Brauchbares. Über Text und Melodie des jeweiligen Monatsliedes findet man von Stier immer eine Analyse in der Zeitschrift »Junge Gemeinde« (Burkhardthaus). Jedes Lied unseres Gesangbuches ist nach Text und Melodie untersucht und seine Geschichte in kurzen Zügen dargestellt bei Nelle »Schlüssel zum evangelischen Gesangbuch«, von dem auch die zusammenhängende Geschichte ist »Geschichte des deutschen evangelischen Kirchenliedes«. Ersteres ist vergriffen, aber antiquarisch hin und wieder zu bekommen. Beides sind ältere Werke und leiden unter dauernder blumiger Wertung der »Perlen«, »Kostbarkeiten« und so weiter. Dennoch gut brauchbar. Eine neue Sammlung ist im Entstehen, wo aber jedes Heft verhältnismässig teuer ist: »Welt des Gesangbuches«, G. Schloessmann Verlagsbuchhandlung. Über 14. Ab hier im Brief (auf den Seiten –4– und –5–) keine Leertasten zwischen den Sätzen und vor den Kommata.

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Luther (Leben, Melodien) [bis] Heermann, findet man dort manche Anregung. Soweit reichen meine Kenntnisse bisher. Über Luthers »Rhythmische Formeln« findest Du, Götz [Grosch], in dem Moser [»Geschichte der deutschen Musik«] viel. Bruder Grosch ist 2 D.C. Pfarrern »vor die Nase gesetzt«. Alle 14 Tage predigt er abwechselnd in der Kirche und in einem Saal. Schwierigkeiten, einen Saalgottesdienst einzurichten, hatte auch Bruder [Gerhard] Riemer (ebenfalls 3. Kurs). Er ist Prädikant in Berlin-Johannisthal und wohnt zu Hause. Er hat mühsame Kleinarbeit im Aufbau einer kleinen B.K.-Gemeinde. Anfang Oktober sind unserem Bruder Meinhof die Grossmutter und die Schwester genommen worden. Er ist nun Prädikant in Köslin an Bruder Büchsels Stelle, der jetzt zu Hause am Examen arbeitet. Gerhard Vibrans (Kurs 1) hatte zum Erntedankfest einmal 150 Menschen in der Kirche. Er bleibt nun vorläufig endgültig … in Rosian. Bruder Tetsch ist wieder in seine alte Gemeinde gekommen, nach Hilden. Bruder Seydel sitzt auf schwerem Posten in Berlin-Tempelhof, in der Berliner D.C.-Hochburg. Er schreibt recht entsetzt von seinen Ferien in Hannover, was er dort für »Unberührtheit« [vom Kirchenkampf] gefunden habe. Bruder Rabius vertritt seinen alten Lehrherrn in Herchen/Sieg. Heute schreibt Horst Lekzsass, dass er am 2. November im Eröffnungsgottesdienst der ostpreussischen B.K.-Synode ordiniert werden wird. Sie sind dort 14 Brüder. Zum 1. Examen in Ostpreussen hatten sich 40 gemeldet. Davon haben nur 28 bestanden. Hilfsprediger und Vikare der B.K. hat Ostpreussen über 100. Ich werde in der nächsten Woche nach Berlin fahren, um Adolf-Friedrich Preuss zu trauen. Lieber Bruder Danicke, am 28. 10. wird es sein. Bruder Danicke hat nämlich schon 2 mal zu früh gratuliert. Herbert Jehle lässt allen Brüdern mitteilen, sonderlich den Berliner Brüdern, er wohne jetzt Berlin-Charlottenburg 2, Fasanenstrasse 5, Gartenhaus links, 2 Treppen (Telephon C 1 1383, am besten Morgens), in der Nähe der Zoo-Bahnhöfe. Er lädt an jedem Berliner Pfarrkonventstag alle Brüder, die da sind, immer zum Abend, etwa 8 Uhr, auch schon früher, ein. Ebenso bittet er am letzten Sonntagabend im Monat die erreichbaren Brüder zu sich … Nehmt das feine Angebot an! Hier in Pommern war neulich grosser Konvent aller jemals

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zur B.K. gehörigen Pfarrer. 15 Der Ausschuss erschien auch (Scheven, Reinke, Boeters), eingeladen vom Bruderrat. Zwei Tage sagte man sich in aller Deutlichkeit, was uns trennt, und ich glaube, es wurde erfolgreich verhindert, dass die Lage am Ende in falscher Brüderlichkeit wieder verschleiert und verkleistert wurde. Riehl als Referent der Ausschüsse griff in uns empörender Weise Pecina und Brandenburg und noch mehr den für ihre Verhaftung »verantwortlichen« Albertz an. Bruder Bonhoeffers Aufsatz [»Kirchengemeinschaft«] war willkommener Anlass, die B.K.-Gefahren zu belegen, sodass sich Bruder Bonhoeffer veranlasst sah, in aller Öffentlichkeit die gegen das 8. Gebot verstossende Art der Verwendung seiner Sätze zurückzuweisen. Riehl zitierte, wie üblich, völlig falsch, ohne offenbar zu wissen, dass Lic. Bonhoeffer vor ihm sass. 16 Wilde, den ihr zum Teil noch von unseren nicht mehr bestehenden Pfarrkonferenzen im Hause kennt, trug als Sprecher des Ausschusses eine geharnischte Irrlehre gegen die Schriftgemässheitssünde der B.K. (das heißt also, Bonhoeffers!) vor. Im Fragen nach der Schriftgemässheit versündige sich die B.K. gegen die Wirklichkeit, durch die Gott gezeigt habe, dass er der B.K. den Arm abgeschlagen habe. Christusgemässheit anstatt Schriftgemässheit. Es ging hart auf hart, Niemöller und Asmussen waren auch da. Wir glauben, dass diese Klärung verheissungsvoll war. Scheven besass die Stirn, auf die hartnäckige Frage eines Pfarrers, ob der B.K. Bruderrat Leitung für den B.K. Pfarrer sei oder nicht, nach einigem Ausweichen schliesslich mit »ein rundes Ja« zu antworten. Ein paar Tage später aber arbeitete er mit gedruckten Warnzetteln gegen den Be15. Generalkonvent, einberufen durch Reinold von Thadden für Mitte Oktober 1936 nach Stettin. 16. Bonhoeffers Sätze »Extra ecclesiam nulla salus … Wer sich wissentlich von der Bekennenden Kirche in Deutschland trennt, trennt sich vom Heil« (DBW 14, 676) hatten Empörung erregt. Die Szene beim Generalkonvent schildert Bethge in der Biographie (DB 648): »Als der Redner die theologisch-gesetzliche Gefährdung der Bekennenden Kirche mit Bonhoeffers Kirchengemeinschafts-Aufsatz illustrierte und, wie üblich geworden, zitierte: Wer keine Rote Karte hat, kann nicht gerettet werden, sprang Bonhoeffer auf und rief: ›Hier ist Bonhoeffer, Sie zitieren falsch!‹ und verbat sich mit dem Hinweis auf das achte Gebot die verballhornte und isolierte Verwendung seiner Sätze.« Das achte Gebot, Exodus 20,16: »Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.«

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suchsdienst der B.K. in Greifswald. Auf diesem Zettel unterstützte er ein Kanzelverbot für die B.K. Visitatoren in Belgard. Jetzt geht eine Rundfrage des Bruderrates in Pommern um: Leitung beibehalten oder nicht (Leitung aufgeben und zusammenarbeiten). Die Antworten sind noch nicht alle da, aber das Ergebnis scheint besser zu werden als erwartet … Aber nun Schluss, ich komme gar nicht zu Ende und ihr lest am Ende nicht mehr bis hierher. Vieles müsste dennoch viel ausführlicher berichtet werden. Einen herzlichen Gruss Euch Allen Euer gez. Eberhard Bethge 2 0 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte 26. Oktober – 1. November: 2. November – 7. November: 8. November – 14. November: 15. November – 21. November: 22. November – 28. November: 29. November – 5. Dezember: 6. Dezember – 12. Dezember: 13. Dezember – 19. Dezember:

II. Thessalonicher 3. Philemon. Offenbarung V, 8–14. Offenbarung VI, 1–11. Offenbarung VII, 9–17. Offenbarung XIV, 1–13. Offenbarung XXI, 9–27. Offenbarung XXII, 10–21.

Predigt-Meditationen 17 2 0 . 3 . Z U O F F E N B A RU N G 2 , 1 – 7 Z U M RE F O R M AT I O N S F E S T I. Zum Reformationsfest Offenbarung 2,1–7 (Bruder Bonhoeffer) 18 [1Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter 17. Hektographie, fünf Seiten, maschinenschriftlich paginiert (I, – II. –, – III. –, IV., –V–). 18. Abdruck GS IV 193–196, DBW 14, 970–973.

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den sieben goldenen Leuchtern: 2Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und daß du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden; 3und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden. 4Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest. 5Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust. 6Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse. 7Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.]

1.) Christus selbst ruft eine Gemeinde zurück auf den rechten Weg. Das ist Reformation. Er hält die 7 Sterne in der Hand: das heisst er regiert die gesamte Welt (Sterne – Engel – Vorsteher der Gemeinde; die Siebenzahl bedeutet die Ganzheit der Kirche). Er wandelt unter den 7 Leuchtern: das heisst er ist seiner Kirche allezeit nahe und gegenwärtig. Darum kennt er sie und kann sie zurückrufen. 2.) Christus redet freundlich zu seiner Gemeinde. Ich weiss deine Werke, Arbeit, Geduld. Er spricht zu uns als der, der uns kennt. Ich weiss – das heisst es ist nichts verloren und vergessen, was in seiner Gemeinde geschah an sichtbarem Werk, an Unruhe und Anstrengungen, an Festigkeit und Geduld. Unser Werk an unserer Gemeinde ist von Christus nicht für nichts geachtet. Zu dem, der in zäher Arbeit die Gemeinde gefördert hat an irgendeinem Stück, sagt Christus: ich weiss es. Zu dem, der in stiller Standhaftigkeit und Geduld vielleicht nichts sichtbares vollbringen konnte, sagt Christus: ich weiss es. Christus weiss die Arbeit unserer bekennenden Kirche und Gemeinden. Er wandelt ja mitten unter ihr. Wenn wir jemandem etwas zu Liebe tun wollen, dann ist es uns ein voller Lohn, wenn er sagt: ich weiss es. Es war kein leeres unfruchtbares Jahr – Ich weiss es. Jesus redet freundlich mit uns. Es kam auch innere Gefahr über die Gemeinde, das Böse brach in der Gemeinde hervor. Aber die Zucht und die geistliche Macht der Gemeinde war stark genug, dass es keine Gewalt an ihr finden konnte, sondern von ihr geschieden wurde. Das kostete die Gemeinde viel Verzicht und Selbstverleugnung. Christus sagt: Ich weiss es, es

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ist unvergessen. Schlimmer noch: Versuchung und Verführung blieb nicht aus. Männer, die sich nach Christi Namen nannten, Männer in eigenem Auftrag wollten die Gemeinde auf falschen Weg führen. Da zerbrach manches, da brauchte die Gemeinde viel Nüchternheit, Gebet, Erkenntnis aus dem Worte Gottes, bis sie sie als Lügner erfand und sie von sich abschied. Alle Gewissensnot, die da entstand, aller Kummer und Kampf der Gemeinde, soweit die Wahrheit den Sieg behielt, ist unvergessen. Christus sagt: Ich weiss es. Zu allen, die den Vorwurf hören mussten, sie kämpften ja nur in eigener Sache, aus eigenem Trotz, und die schliesslich selbst nicht mehr wussten, woran sie mit sich waren, sagt Christus: Ich weiss es, um meines Namens willen arbeitest du. Zu allen die in langen Nächten um die Not der Gemeinde sorgten und beteten, und die des Morgens früh wieder an der Arbeit standen, sagt Christus: Ich weiss es, du bist nicht müde geworden. Er fasst alle meine Tränen in einen Krug (Psalm 56,9). So freundlich redet Christus mit uns. Er zerbricht und vernichtet uns nicht, er war überall dort, wo es um seine Gemeinde ging, selbst dabei, er hat uns gesehen und spricht uns freundlich zu. Er wandelt mitten unter uns. 3.) Christus klagt seine Gemeinde an. Wir sind jetzt dankbar und vertrauensvoll geworden gegenüber unserem Herren. Er ist aber nicht bei uns, um uns zu loben, sondern um uns auf den rechten Weg zu bringen. Es entspricht der Wahrheit Christi, dass er uns sagt, dass er trotz allem wider uns stehen muss. Warum? Er weiss, wir waren eine unverzagte kämpfende, arbeitende, tapfer seinen Namen bekennende Gemeinde. Das ist nichts Kleines. »Aber ich habe wider dich« – Christus steht gegen seine bekennende Gemeinde! – »dass du die erste Liebe lässest. Gedenke, wovon du gefallen bist« – des Anfanges, gedenke der ersten Christenheit, gedenke der Zeit der Reformation – die erste Liebe ist in Gefahr zu schwinden. Vieles ist getan. Aber es ist vieles so hart, so selbstgewiss, als gälte es sich selbst zu verteidigen, es ist so vieles nur in eigener Sache, um der eigenen Sicherheit willen gesagt und getan. Die erste Liebe, der Anfang band die Gemeinde allein in brennender Hingabe an Jesus und die Brüder. Keiner wollte etwas für sich haben, es gehörte alles dem Herrn und den Brüdern. Es war ein Wetteifern im brüderlichen Dienst, es war eine Liebe zum Evangelium, zum Gottesdienst, zu den Werken des Reiches Gottes.

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Heute hängt unsere Liebe an vielen anderen Dingen, der Welt, der Sicherheit, der Gewohnheit. Es war auch eine bereitwillige Liebe zum Feinde da, die beten, segnen und wohltun konnte [Matthäus 5,44]. Diese erste Liebe hatte der Herr seiner ersten Gemeinde geschenkt, hat er sie auch uns einmal geschenkt? Konfirmation? Bekehrung? Anfang der BK? Gedenke der ersten Liebe, gedenke der Anfänge, vielmehr des Anfangs, der Jesus Christus selbst ist, gedenke, wovon du gefallen bist! Das ist der Grund aller Reformation, nicht Verherrlichung von Menschen und vergangener Geschichte, nicht lutherische Parolen, sondern dankbar Gottes Ruf zur Umkehr hören. So war der Anfang, so anders der Fortgang. Tue die ersten Werke. Es ist derselbe Herr, der eben so freundlich zu uns redete und der uns jetzt droht, er werde den Leuchter unserer Gemeinde umstossen, wo wir nicht Busse tun und umkehren. Wir sollen nicht Reformation feiern, sondern Reformation halten. An manchen Kanzeln steht »erneuert im Jahre …«, dass es doch von unserer Gemeinde heissen könnte: Erneuert im Jahre 1936 (Vers 6 bezeugt der Gemeinde, dass sie allerdings die schwärmerische gesetzlose Liebe gehasst habe und daran recht getan habe). 4.) Christus verheisst seiner Gemeinde Herrlichkeit. Das ist das Ziel, dass die Gemeinde diese Verheissung zu hören vermöge. Dazu muss sie in die Busse. Nur in der Busse können wir hoffen. Der Weg zur Umkehr und zur Hoffnung geht durch das Ohr. Das Hören tut es. Das Wort allein wirkt Umkehr und Hoffnung. Das war die Verkündigung der Reformation. »Wer Ohren hat …« Darum gilt es zu überwinden, was an Schein der Welt gegen das Wort steht. Diese Ueberwindung muss jeder gegen sich selbst erringen, damit er auch die Feinde überwinden kann. In der Herrlichkeit aber wird die Gemeinde haben, was Leib, Seele und Geist gewiss macht. Sie wird essen vom Baum des Lebens [Offenbarung 22,2]. Die Verheissung ist das Paradies, in dem wir nicht nur hören, sondern mit allen Sinnen die Herrlichkeit Gottes erkennen werden. Wir werden eine triumphierende Kirche sein.

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20.4. ZU LUKAS 16,1–12 II.

Predigtmeditation über Lukas 16,1–12 (Horst Lekzsass)

[1Er sprach aber auch zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm berüchtigt, als hätte er ihm seine Güter umgebracht. 2Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten; denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein! 3Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben kann ich nicht, so schäme ich mich zu betteln. 4Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen. 5Und er rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6Er sprach: Hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief, setze dich und schreib flugs fünfzig. 7Darnach sprach er zu dem andern: Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreib achtzig. 8Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht. 9Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. 10Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. 11So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen? 12Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?]

Exegese: Im Gegensatz zu den meisten Kommentatoren ist an der Einheit der Perikope [Textabschnitt] festzuhalten, das heisst die Perikope hat einen einheitlichen Skopus [Zielpunkt]. Wie heisst er? Von Jülicher, Fendt und Görnandt wird behauptet: Der Skopus des Textes sei das »ti poieso« [was werde ich tun] aus Vers 3, die Grundfrage des Menschen in der Gegenwart nach der Zukunft, in der Zeit nach der Ewigkeit. Diese Frage ist zwar die Voraussetzung, aber nicht das Ziel – die Frage selbst stürzt einer Lösung zu. In der Frage hängt die Angst des Verlorenseins, in der Lösung hängt das Leben des Mannes.

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Die Lösung ist nicht die ewige Frage: Was soll ich tun? Nicht ein formales Klugsein, eine allgemeine Haltung, sondern die Lösung ist nach der einmal gestellten Frage das kluge Verhalten. Die Klugheit ist ein klügliches Handeln – das Klügersein im selben Vers 8 heisst: Die Weltkinder sind im Punkto Handeln überhaupt klüger als die Kinder des Lichtes. Und die Zukunft des Reiches Gottes – die »ewigen Hütten« aus Vers 9 – wird nicht mit einem Fragen, sondern mit einem »poiein« [Tun] in Zusammenhang gebracht. Dies Handeln wiederum ist nun kein allgemeiner inhaltloser Generalnenner, es geht vielmehr um das konkrete »Was«: »ti« (poieso). Das Gleichnis bietet uns einen in der Welt vielleicht einzigartigen individuellen Fall. Dieser individuelle Fall aber wird durch das Lob Jesu nun zum Haupt und Staatsfall des gesamten Verhaltens eines jeden Christen in seinem Leben erhoben. Was dort einmal war, wird jetzt gleichnishaft zum »Stets« des Christen. Was dort Laune war wird hier Gebot. Was dort noch in Betrug eingebettet war und dem Egoismus diente, das wird im Herrn Gehorsam! Was der Haushalter dort und einmal – ohne Beschönigung – in dem Weltzustand der Finsternis getan hat, das sollen wir andern alle stets in dem andern Weltzustand des Lichtes tun. Was? Der grosse Gedanke, vielmehr die grosse Tat des Haushalters war die, dass er das ihm anvertraute Gut an andere fortgab, verschleuderte. Da sinkt die ganze »Moral«, die ganze Person des ungerechten Mannes hinab und Jesus hebt empor diese einzigartige Tat dieses einzigartigen Falles aus seinem Zusammenhang in einen anderen Zusammenhang[,] aus dem Gesetz der Welt in das Gesetz des Lichtes und will sagen: ein Christ muss in allen Lebenslagen verschenken, nachlassen, drangeben können. »Hingeben« ist das Tertium Komparationis [Vergleichspunkt], der Skopus des Textes. Dies Weggeben wird in der Perikope mit zwei Prädikaten belegt: »Klugheit« und »Treue«. Beides sind hier Synonima. An dem Material der Klugheit wie der Treue prüfen wir noch einmal nach, ob wirklich »Hingeben« und diese beiden Begriffe identisch sind. Das Material der Klugheit (bis V. 9) ist der Mammon. »Machet Euch Freunde mit dem ungerechten Mammon … und so weiter« der ungerechte Mammon wird hier von Jesus aus der Hand genommen, fortgetragen und zu einer Her-

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renpredigt an die Empfänger. Sie werden unsere Freunde, das heisst die Freunde Christi: sie nehmen uns auf, das heisst Christus in ihnen und durch sie, es ist Kirche entstanden, Leib des Herrn, Himmelreich; sie nehmen uns auf, sei es hier oder noch besser am Ende der Tage, ob wir stehen vor dem irdischen Nichts oder vor dem himmlischen Alles. Das Material der Treue, V. 10–12, besteht in zweierlei: auf der einen Seite im »Geringsten«, im »ungerechten Mammon«, im »Fremden«, auf der anderen Seite [im] grossen, im »wahrhaftigen«, in dem, »was Euer ist«. Die Treue im Geringsten bedeutet hier nicht die Warnung vor der Untreue des Haushaltens, kein Verhalten in der Verteidigungsstellung einer ehrenwerten Korrektheit, sondern auch Angriff auf den Teufel durch die Liebe. Der Mammon ist als etwas fremdes bezeichnet, er entspricht nicht der Art des Christen. Treu sein in dem, was uns nicht gehört, kann nur heissen, es so verwenden, wie der Eigentümer es haben will. Der Eigentümer ist Gott. Sein Wille ist: gebt es hin! Macht Euch Freunde! Unrecht sein heisst, das Rechtverhältnis auf den Kopf stellen, das Göttliche Ueberlassungsrecht in ein Eigentumsrecht meinerseits verdrehen zu wollen. Der Ton in V. 10–12 liegt auf dem »Grossen«, »Wahrhaftigen[«], der Nachdruck auf der »Treue im Geringsten«. Um der Treue im Grossen willen wird die Treue im Kleinen verlangt. Das »Grosse«, das »was euer ist« ist das 2. Material, das durch die Finger der Treue geht, das, was im Gegensatz zum Mammon den Christen artgemäss ist, nun nicht mehr irdisches, sondern himmlisches Gut. Da die Treue im Grossen parallel zur Treue im Kleinen steht, kann man einfach erschliessen, dass jene das Weitergeben des himmlischen Gutes bedeutet. Doch kommen wir zum selben Ziel, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie das NT selbst die Treue im Grossen andernorts auslegt. Die Treue im Grossen ist mit der oikonomia [Haushaltung] gleichzusetzen: I. Korinther 4,2: »Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn dass sie treu erfunden werden«. Die oikonomia selbst ist nach I. Petrus 4,10 f der Dienst des guten Haushalters der mancherlei Gnade Gottes in Wort und Diakonie. Oikonomia ist das »Amt der Gnade Gottes«, welches die »Geheimnisse« Gottes verwaltet und die Menschen erleuchtet (vergleiche Epheser 3,2

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und 9 19!, I. Korinther 4,1 20). Das Grosse, was unser ist, sind die Gnadengaben, die Geheimnisse Gottes. Unter Treue aber ist das Verschenken dieser Gaben, das Amt der Sündenvergebung bis in das allgemeine Priestertum hinein, zu verstehen. Resultat: die Perikope besitzt einen einheitlichen Skopus: Hingeben, Weitergeben und zwar sowohl des irdischen als auch des himmlischen Gutes. Weil die Treue im Grossen selbstverständliche Pflicht des Christen ist, wird die Treue im Kleinen zur Verpflichtung gemacht, sonst würden wir die himmlischen Güter nicht mehr erhalten und verlieren, denn niemand kann zwei Herren dienen 21. Luther hat die Perikope ebenso verstanden, vergleiche E.A. [Erlanger Ausgabe] 4 Seite 425: der Reichtum sei zu Gottes Ehre und Nutz des Nächsten zu brauchen. Treue und Geiz seien Gegensätze. – »Wer im zeitlichen Gut nicht treu ist, sondern sein eigen Ehr und Nutz suchet, der wird im geistlichen Gut, als im Evangelio und Predigtamt, nimmermehr treu sein«. »So ihr des Mammons nicht recht brauchet, wie sollte man euch recht vertrauen, dass ihr des Evangelii, der Taufe, der Schlüssel zum Himmelreich recht brauchen solltet?« 22

19. »… zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christum«. 20. »Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.« 21. Matthäus 6,24: »Niemand kann zwei Herren dienen … Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« 22. Bonhoeffers Restbibliothek enthält die Bände 5 bis 10 von: Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke, Dritte Abteilung: Exegetische deutsche Schriften, Erlangen 1845–1847 (NL-Bibl. 2 C 3.21). Vermutlich gehörten sie zu den vom Predigerseminar erworbenen Bänden, die im siebenten Rundbrief vom 25. 4. 1936 erwähnt sind. Die Exemplare der Erlanger Ausgabe »aus der Carl-August (von) Hase Bibliothek« – aus dem Bücherbestand seines Urgroßvaters von Bonhoeffer ererbt – sind auf dem Gut Pätzig verloren gegangen beim Einmarsch der sowjetischen Truppen 1945 (Bethge in NL Seite 171).

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20.5. ZU RÖMER 14,7–9 Z U M T O T E N S O N N TA G III.

Römer 14,7–9: Totensonntag. (Br. Rott)

[7Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. 9Denn dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebendige Herr sei.]

1. Totenfest der Gemeinde: Die Gemeinde preist über ihren Toten ihren Herrn. Sie richtet über Gräbern ihren Blick nach oben und »dankt Gott« (V. 6), dass Er so gross und herrlich ist. Er hat uns aufgenommen in den Leib seines lieben Sohnes. Wir sind »in dem Herrn«. »Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir« [Galater 2,20]. »Christus – ist mein Leben …« [Philipper 1,21] Alle Sorge und Angst darf von uns fern sein. Der Herr sorgt für uns. 2. Am Totensonntag verblassen alle Unterschiede und Gegensätze unsres Menschenlebens vor dem einen grossen Unterschied: Lebend – Tot. Die Lebenden gehen hinaus zu den Toten. Welche Skala von Gedanken, Gefühlen, Stimmungen! Man weiss: das Grab ist die Grenze. Da beginnt etwas »ganz anderes«. »Wir wissen nichts von diesem Hingehen, das nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund, Bewunderung oder Hass dem Tod zu zollen …« (Rilke) 23. 3. Paulus redet nicht so vom Tod. Er redet eigentlich überhaupt nicht vom Tod, und also auch nicht vom Tod als dem grossen Rätsel, als der unbedingten Grenze und so weiter. Er redet ja auch nicht vom Menschenleben mit seinen Grenzen, sondern vom Christus-Leben, davon, dass, ob wir leben oder sterben, wir des Herrn sind. Dieses unser Christusleben (»Christus lebt in mir«) kennt verschiedene »Haltungen«, manifestiert sich in verschiedenen Ständen und Formen. Man hält

23. Die ersten dreieinhalb Zeilen des Gedichtes »Todeserfahrung«; die dritte Zeile vollständig: »… Bewunderung und Liebe oder Haß«. Rainer Maria Rilke schrieb das Gedicht in Capri am 24. Januar 1907 zum Gedächtnis der am 24. Januar 1906 verstorbenen Luise Gräfin Schwerin.

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diese Tradition oder jene, man isst oder isst nicht [V. 6b 24], hält jüdischen Feiertag oder nicht – man lebt oder stirbt! Unerhört ist der Uebergang von V. 6/7. Man kann »im Herrn« sein, man kann vor Gott da sein, gut sein, gerecht sein: lebend oder tot. Ob das eine oder das andere, es verschlägt grundsätzlich nichts. »Denn es liegt mir beides hart an: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein … aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen« (Philipper 1,23[f]). Das ist der apostolische, der christliche »Standort oberhalb«. 4. Wird diese unerhörte Relativierung der Wirklichkeit des Todes gerecht? Singt der Psalter [Psalm 6,6] nicht ganz anders: »Im Tode denkt man Dein nicht?« – Seht auf die Wirklichkeit des Christuslebens: »Dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden, und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebendige Herr sei.« Er war tot, getötet durch den Stachel des Todes, welcher der Sünde Sold [Römer 6,23] ist, tot durch den Stachel, den er dem Tod nun genommen hat [I Korinther 15,55]. »Ich war tot – und siehe ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit« (Offenbarung 1,18). Auferstanden und wieder lebendig geworden! Und wir mit Ihm als Glieder der Kette, die mit dem Sieger beginnt, mit Ihm, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern. »Gott hat uns samt Christo lebendig gemacht und hat uns samt Ihm auferweckt und samt Ihm in das himmlische Wesen versetzt in Christo Jesu« (Epheser 2,4–6). Nichts – auch nicht der Tod – kann uns nun scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn [Römer 8,38 f]. 5. Wir sind des Herrn – lebend oder tot. Wir sind ewig da für den Herrn – lebendig anders als tot, das ist alles. Wir sind in der Gewalt des Herrn, unbedingt. Wo die Herrschaft der Menschen aufhört, im Tod, da erstrahlt die Herrschaft des Herrn umso herrlicher. Im Tod, wo wir uns selbst verlieren, wo wir und kein Mensch uns freundlich und feindlich halten kann, wo wir hilflos fallen, da ist Er zur Stelle und trägt uns ganz und ohne den Widerstand unsers Fleisches in sein Leben, sein ewiges Leben hinein. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. 6. Totenfest: Ihrer aller Seelen sind bei dem Herrn, während 24. »Welcher isst, der isst dem Herrn, denn er dankt Gott; welcher nicht isst, der isst dem Herrn nicht und dankt Gott.«

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ihre Leiber schlafen. Dem Herrn gehören die Lebenden und die Toten. Ich glaube eine heilige allgemeine 25 christliche Kirche. Die kämpfende Kirche der Lebenden, die ferne wallen [II Korinther 5,6], ist nur ein kleiner Teil der triumphierenden Kirche daheim bei Christus. Die Kirche, als die dem Herrn gehörige umspannt diese und jene Welt. Nun ist der Gang zu den Toten ein trostreicher Gang. Wir werden erinnert an die große Gemeinschaft der Lebenden und Toten aller Zeiten. Wir wissen, die vollendeten Gerechten schauen in ihrem Lobpreis vor dem Stuhl des Lammes [cf. Offenbarung 21,3] mit gespannter Aufmerksamkeit auf die Erde, auf die kämpfende, leidende Kirche, ob auch mitten in einem angefochtenen Glauben, mitten in allem Widerstreit, das Lob des Herrn aufbreche, dem Tote und Lebendige gehören. 21. VIERZEHNTER BRIEF AUS FINKENWALDE 2 1 . 1 . B R IE F 14. Brief aus Finkenwalde. 26 30. 11. 36. Liebe Brüder! Ich muß Euch heute um Nachsicht für diesen Brief bitten: 1. daß er wieder mal zu spät kommt und 2., daß es in Ausführlichkeit und Ausstattung nur ein Zwischenbrief mit dem Allernötigsten werden kann. Zeit fehlte und widrige Umstände trugen dazu bei. Vorerst möchte ich allen Brüdern, die so treu geschrieben haben, insgesamt sehr herzlich danken, und ebenso denen, die auf die Ankündigung der Kontonummer und die Zahlkarte hin so zahlreich ihren Beitrag zu diesem Brief und zu unserer Arbeit gezahlt haben. 25. Wortsinn des »catholicam« (Credo in spiritum sanctam, sanctam ecclesiam catholicam … Ich gläube an den heiligen Geist, ein heilige christliche Kirche …) im Apostolischen Glaubensbekenntnis (BSLK 21). 26. NL A 48,2 (14.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten. BethgeZusatz zum Datum: »Montag«. Oben auf der ersten Seite: »Jesaja 40,1–11 Maechler«. Brief verfasst von Eberhard Bethge.

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Zwei sehr ernste Nachrichten, die unsern Kreis besonders treffen: Unser Bruder Koch (2. Kurs, Rheinland) ist zwei Tage vor seiner Ordination verhaftet worden und augenblicklich wohl in Berlin in Untersuchungshaft, wie unsre unsicheren Informationen lauten. 27 Trotz vieler Bemühungen bisher wissen wir nichts Genaues. Er bedarf nun unserer treuen Fürbitte. Wir bitten darum, daß Christus ihm in diesen Adventstagen beistehe in aller Einsamkeit und Bedrängnis der Seele. – – – Und das andere: Bruder Martin Müller (3. Kurs Pommern) hat sich vom Bruderrat und damit von uns getrennt und sich dem PKA [Provinzial-Kirchenausschuss] unterstellt, da er sich, wie er schreibt, den Gründen von Faisst und Schauer nicht entziehen könne. Es berührt uns schmerzlich, daß Br. Müller diesen Schritt getan hat, ohne mit uns oder nur Br. Bonhoeffer vorher eine Aussprache gesucht zu haben und ohne uns von der Absicht und der dann vollzogenen Abwendung eine schriftliche Mitteilung zu machen. Erst eine Anfrage unsererseits bestätigte uns das Gerücht seines Schrittes. Br. Müller hatte im Sommersemester noch die Erklärung unserer Bruderschaft »Wollt ihrs im Fleisch vollenden?« mit unterschrieben. Wir befehlen ihn und uns unserm Herrn und seiner Gnade. Liebe Brüder, wir wollen uns doch fest versprechen, daß wir uns immer, wenn uns die Anfechtung über den Weg der BK zu stark wird, an einen Bruder, der fest beim Bruderrat steht, oder nach Finkenwalde wenden. Wir sind es unserer Bruderschaft schuldig. Wir haben aber auch manches Gute aus dem Hause zu berichten. In der zweiten Novemberwoche haben wir eine Volksmission in der Gemeinde von Br. Pompes Vater gehalten, ganz in der Art wie die große Belgarder im Sommer. Unsre Themen der 4 Abende waren: 1. Abend (zugleich Thema des Ganzen): Was soll ich tun, daß ich selig werde? 2. Abend: Vom seligen Glauben; 3. Abend: Vom seligen Leben (Nachfolgen, Bekennen, Beten, Lieben). 4. Abend: Vom seligen Sterben. Br. Lekßas, Br. Lerche und ich waren dort, Br. Pompe half mit, Br. Bonhoeffer kam am letzten Abend noch herüber. Wir waren

27. Dieser Satz ist abgedruckt in GS II 505. Wegen seiner Mitwirkung bei der Veröffentlichung der Denkschrift an Hitler durch die Auslandspresse wurde Werner Koch am 13. November im Polizeipräsidium Berlin inhaftiert.

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wieder sehr dankbar für die 4 Tage. Es war ja diesmal eine ziemlich unkirchliche Gegend und doch hatten wir Abend für Abend eine volle Kirche, gute Kollekten und viel Schriftenverkauf. Fast das ganze Dorf wurde durchbesucht. In der Woche drauf hatte ich hier in der Gemeinde die Bergpredigt-Bibelwoche, wozu wir, die Brüder, persönlich eingeladen hatten. Und ich muß dankbar sagen, daß es über alles Erwarten ein gutes Gelingen war. Br. Bonhoeffer hielt die Anfangspredigt über die Seligpreisungen [Matthäus 5,3–12] 28 und ich dann die Bibelstunden. Abend für Abend waren es um 20 Leute (niedrigste Zahl: 16, höchste Zahl: 27); mit der Abendmahlskollekte betrug die Gesamtkollekte (ohne den Sonntag) 44 RM. An jedem Abend wurde von Br. Wälde (Kurs 4) ein Satz der Barmer Erklärung 29 kurz ausgelegt. Ich hoffe, daß uns diese Woche einen Schritt vorwärts gebracht hat. Im Hause selbst sind wir neben der regelmäßigen Arbeit des Semesters durch die Vorbereitung einer großen Adventsmusik und ei-[ner] 2tägigen Disputation über das Thema »Wie predigen wir das Gesetz?« in der letzten Adventswoche völlig in Anspruch genommen. Die Disputation wird natürlich nur im Rahmen unseres Hauses vor sich gehen; Br. Ebeling Berlin leitet die Vorbereitungen. Zur Adventsmusik üben wir zwei Kantaten mit großer Besetzung von 4 Geigen, Cello, Horn, 2 Blockflöten, Harmonium und Chor; sie soll am 3. Advent nachmittags aufgeführt werden. Wir laden herzlich dazu ein!! Horst Lekßas und Willy Brandenburg waren zu einer Jugendfreizeit im Arnswalder Kreis, die von Pfarrer Rohr veranstaltet und im Sinne der [Oxford-]Gruppenbewegung gehalten war. Wegen bestehender gegensätzlicher Auffassungen waren sie genötigt, den biblischen und kirchlichen Standpunkt zu bezeugen, waren aber sonst von dem Mitgehen der Jugend sehr beeindruckt. Von den Brüdern sind weitere Examina zu berichten. Es haben nunmehr die Klippe glücklich überwunden: Aus dem ersten Kurs (ohne Gewähr) Br. Danicke, Br. Goebel, der nun auf einsamem Posten in Pitzerwitz Soldin Land, als Ge-

28. Bethges Mitschrift ist eingelegt in NL B 8,1. 29. Die Theologische Erklärung der Barmer Reichsbekenntnissynode im Mai 1934 war in sechs »Sätze« gefasst.

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genkandidat eines Ausschußmannes sitzt – wir hoffen ihn bald mal zu besuchen –, Br. Hellmann, der in der Nähe von Nauen in einer Eisenbahnbeamten-Neusiedlung eine neue Gemeinde aufzubauen hat, Br. Kunert, Br. Schrader, der weiter in Kuhz bleibt; die letzteren vier waren in einem Coetus [Prüfungsgruppe] zusammen und haben, wie berichtet wurde, Finkenwalde außerordentliche Ehre gemacht. Aus dem 2. Kurs: Br. Harhausen, der wohl schon wieder in Guben ist und Br. Schaaff. Allen Brüdern nochmals herzlichste Glückwünsche! – – – Albrecht Schönherrs Konvikt in Greifswald ist nun trotz größter Widerstände in Schuß. Wir haben es uns neulich angesehen und haben die »alte Pracht« des Hauses, vereint mit viel geschickter Raumausnutzung, bestaunt und noch den Kneipengeruch in den Nasen gehabt. Albrecht hat es nicht leicht mit seiner kleinen Schar; bitte, denkt doch alle an ihn mit! Er soll sich nun auch für Stralsund verantwortlich wissen. Jochen Kanitz schreibt erfreut von Fortschritten in seiner Gemeinde. Er verfaßt jetzt in regelmäßigen Abständen für seine Dörfer einen Gemeindebrief, der in jedes Haus kommt. Rudi Kühn wird nun diese Woche wiederkommen und uns hier helfen. Günther Christ (3. Kurs) ist in der »Diasporagemeinde« Bendelin bei Glöwen. Hans Heidecker in Kösternitz bei Köslin. Br. Schlagowski ist nun verheiratet, wir erfuhren es leider erst nach vollzogener Tatsache. Br. Richter ist in Sachsenhausen bei Präses Scharf. Br. Mative in Ribbeck. Br. von der Marwitz sitzt zuhause bei der Examensarbeit. In Arnswalde ist ein neues Ehepaar zu begrüßen und zu besuchen: Br. Preuß und Frau, Martin Lutherstraße 3a. Liebe Brüder, ich hoffe, Euch im Dezemberweihnachtsrundbrief wieder ausführlicher berichten zu können und Euch auch mit viel Hilfe für Weihnachten und Neujahr versehen zu können. Diesmal sollten es zwei Predigten werden. Aber Br. Koch, der die eine der beiden Meditationen liefern wollte, konnte es ja nun nicht mehr ausführen. Die andere ist von Br. Maechler. Darf ich noch bitten, wenn man zwar zum Schreiben keine Zeit [hat], uns doch wenigstens auf einer Postkarte mitzuteilen, wenn man Tätigkeit und Wohnort wechselt. Wir haben uns doch versprochen, alle acht Wochen zu schreiben. Von manchem hörten wir schon sehr lange nichts mehr und würden

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uns freuen, gerade von denen wieder einmal eine Nachricht zu erhalten. Wir wünschen Euch einen gesegneten Advent! Im Namen des ganzen Bruderhauses Euer Eberhard Bethge 21.2. ZU JESAJA 40,1–11 Meditation über Jesajas 40,1–11. 30 Der Trost von Gott. [1Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott; 2redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand des Herrn für alle ihre Sünden. 3Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott! 4Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; 5denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat’s geredet. 6Es spricht eine Stimme: Predige! Und er sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. 7Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des Herrn Geist bläst darein. Ja, das Volk ist das Gras. 8Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unsres Gottes bleibt ewiglich. 9Zion, du Predigerin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Predigerin, hebe deine Stimme auf mit Macht, hebe auf und fürchte dich nicht; sage den Städten Juda’s: Siehe, da ist euer Gott! 10Denn siehe, der Herr Herr kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung ist vor ihm. 11Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte; er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem Busen tragen und die Schafmütter führen.]

I.

Die Verheißung v. 1 und 2. a.) Der Trost v. 1. b.) Das Ende v. 2.

30. Hektographie, zwei Seiten (maschinenschriftlich paginiert – 2 –). BethgeZusatz: »Maechler« (ist der Verfasser).

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Das Gebot v. 3–5. a. Die Gegensätze v. 3–4 b.) Die Herrlichkeit v. 5. III Das Gericht v. 6–8. a. Das Fleisch v. 6. b. Das Gras v. 7–8 IV Die Gnade v. 9–11 a. Der Lohn v. 9–10 b. Der Hirte v. 11. I. a.) Trost wird hier dem Volk Gottes verheißen, Trost von Gott selber. Was muß das für ein Trost sein! Trost von Gott! Er kann alle unsere Sorgen wegnehmen, er kann mit seiner Freude unser ganzes Herz erfüllen. Dieser Trost gilt den Gefangenen, denen die im Finstern sitzen, den Heimatlosen, den in Schuld Verstrickten, er gilt allen Sündern. b.) Dieser Trost steht am Ende eines langen Weges, des Weges, den Gott mit uns geht. Er kommt nach dem Kampf, nach der Mühsal, nach der Missetat, nach der Strafe, nach dem Gericht. Aber weil er nur für das Ende dieses langen Weges verheißen wird, darum können wir in der Hoffnung auf ihn diesen Weg beginnen, denn wir haben nun ein Ziel. Weil der Trost das Ende ist, das noch hinter dem Totenfest liegt, darum können wir in seiner Erwartung wieder die Adventszeit und ein neues Jahr der Kirche beginnen. Wie dieser Trost auch am Ende des ganzen Lebens steht, darum können wir uns jedes Jahr von neuem an ihn erinnern in der Zeit vor Weihnachten, in der Zeit der Erwartung auf das Kommen des Herrn. II. a.) Nun wird uns aber gesagt: Dieser Weg, an dessen Ende uns der Trost entgegentritt, muß bereitet werden, bereitet von uns, bereitet in unserm Leben, bereitet durch die Gebote. Unser Lebensweg soll eben, gerade, gleichmäßig, ausgeglichen werden, verschwinden müssen alle Gegensätze unserer Leidenschaften in unsern Herzen, die Gegensätze von reich und arm, hoch und niedrig, Freude und Furcht, Sehnsucht und Überdruß, Liebe und Haß. b.) Alle unsere menschlichen Gegensätze werden unwichtig und gleichgültig vor dem einen Wichtigen, vor dem einen Reichtum und der einen Hoheit, der einen Sehnsucht, vor der einen Freude, der einen Liebe, vor dem Einen, das uns die Herrlichkeit Gottes bringt. Diese Herrlichkeit Gottes werden

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wir alle in unserer Armut, in unserer Niedrigkeit und Furcht, in unserm Überdruß und Haß, in aller unserer Fleischlichkeit zu schauen bekommen. Das ist die Verheissung, die uns am Anfang des Weges gegeben wird. III. a.) Aber noch etwas anderes müssen wir vorher hören, nämlich daß der Weg über die Gebote durch das Gericht führt. Wir wollen Trost, aber wir wollen ja immer wieder menschlichen Trost, fleischlichen Trost. Wir wollen die Gegensätze in unserm Leben nicht ausgleichen, wir wollen sie nicht preisgeben, wir wollen in ihnen beharren, wir wollen in ihnen, in uns selber, in unserm Fleisch getröstet werden. b.) Wir Menschen in allem Volk, auch das Volk Gottes, müssen nun lernen, uns selber aufzugeben, müssen lernen, daß wir Gras sind, das vergeht, müssen lernen klein zu werden vor Gott, uns zu demütigen vor seinem Geist. Wir müssen ihm alles hingeben, uns von ihm richten lassen, müssen alle Hoffnung nicht auf uns, sondern auf sein Wort der Verheißung, auf sein Wort des Trostes, sein ewiges Wort setzen. IV. a.) Wenn wir durch Gottes Geist lernen, wenn wir so voran kommen auf unserm Wege, dann stehen wir plötzlich auf einem Berge und sehen aus der Ferne, Gott herankommen. Dann können wir endlich ausrufen: Siehe, da ist nun euer Gott. Er kommt, um in unserm Leben zu herrschen, er kommt mit Macht und Vergeltung und Lohn, ja auch mit Lohn für uns, mit großem, herrlichem, tröstlichem Lohn, den wir gewiß nicht verdient haben, Lohn, vor dem alle unsere Mühe klein erscheint. b.) Und wie kommt er uns nun entgegen? Er kommt als der gute Hirte, der uns alle kennt in seiner Herde, als der gute Hirte, der uns auf seine starken Schultern hebt und uns an seiner freundlichen Hand leitet, als der gute Hirte, bei dem wir sicher aufgehoben sind. Dieser gute Hirte ist Jesus Christus, der Trost Gottes für uns.

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2 1 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 29. November – 5. Dezember: 6. Dezember – 12. Dezember: 13.–19. Dezember:

Offenbarung 14,1–13. Offenbarung 21,9–27. Offenbarung 22,10–21.

2 2 . F Ü NF Z E HN T E R B R IE F A US F I N K E N WA L D E 2 2 . 1 . B R IE F 15. Brief aus Finkenwalde. 31 18. 12. 36. Liebe Brüder! Das ganze Haus, voran das Bruderhaus, ist mit seinen Gedanken in diesen Advents- und Weihnachtstagen sehr oft bei Euch allen. Wir wünschen Euch und beten darum, daß Euch in diesen Tagen der Ueberlastung an Arbeit dennoch die Freude wachse, wieder so große Dinge den Menschen sagen zu können. Seid in den Weihnachtstagen besonders unserer Fürbitte gewiß. – Es werden die Weihnachtstage über immer einige Brüder hier sein. Br. Bonhoeffer wird voraussichtlich am 1. Feiertag nachmittags abfahren. Die Ferien liegen vom 22. 12. bis 9. 1. Die Tage jetzt vor den Ferien sind noch voller Ereignisse. Unten im Andachtssaal läuft grade die Disputation über die Predigt des Gesetzes. Wir hoffen, Euch von dem ganzen Fragenkomplex Einiges in absehbarer Zeit zugänglich machen zu können. Jetzt kann ich Euch nur sagen als einer, der nur die Pausengespräche mitanhören kann: Es wird viel Gelehrtes und gründlichst Gearbeitetes geboten. Unsere Adventsmusik hätte nun fast die dritte Aufführung erlebt in Greifenberg, sie 31. NL A 48,2 (15.): Hektographie, acht Seiten, paginiert maschinenschriftlich (– 2.–, – 3.–, – 4.–, – 5.–) und handschriftlich auf Matrize (–6.–, –7.–, –8.–). Brief verfasst von Eberhard Bethge.

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ließ sich leider nicht durchführen. Hier im Haus war sie von der Gemeinde gesehen ein schöner Erfolg, 80 Menschen etwa aus der Gemeinde füllten unsere Kapelle. Wir hatten es so gemacht, daß Harmonium, Streicher (5), Horn und Flöten mitsamt dem kleinen Kantatenchor in der rechten Ecke neben dem Altar aufgestellt waren. Neben den 2 Kantaten sangen Horst [Lekszas] und ich einige Schütz, die uns neuerdings vor allem interessieren. Ein ansehnlicher Blockflötenchor musizierte auch noch. Man kann jedenfalls das sagen, daß wir diesmal erdenklich gut vorbereitet waren und die Stunde eine große Geschlossenheit hatte. Am Mittwoch abend haben wir dieselbe Musik in der Kirche in Podejuch aufgeführt. (Für den 2. Kurs: Wir sangen den schönen Satz von »Es kommt ein Schiff geladen« 32) – – Von einer weiteren Neuerung haben wir zu berichten: Seit drei Wochen haben wir täglich an unserem Tisch 2 Kinder aus dem Ort. Zuerst wollte man uns von der NSV [Volkswohlfahrt] keine schicken. Das Gesuch wurde ohne rechte Begründung abgelehnt. Erst auf persönliche Vorstellungen hin war man »selbstverständlich« bereit. – – An dieser Stelle muß ich bei Mitteilung weiterer Verbesserungen an unserem Haus doch rühmend des diesmaligen technischen Amtes gedenken, alle Treppchen und Winkel kennzeichnen jetzt Sparlampen, hier und da künden Inschriften die Taten des elektrischen Bruders. Die Dichtkunst hat hier und da gewirkt. Im Ping-Pongraum ist zu lesen: »Dem Spieler! Mancher wohnt hier in der Nähe, der es nicht ganz ungern sähe, wenn die Seligkeit und Qual, die beim Spielen nun einmal den und jenen überfällt, jeder für sich selbst behält, wenigstens, sooft es geht und die Türe offensteht.« Auf folgendes Gedicht in Lenzen (für die es nicht wissen: einer der Orte unserer Volksmission im Sommer, der sich alle paar Wochen meldet. Am 1. Advent prangte unser Tisch im Glanz unzähliger Lichter und bog sich unter Pfefferkuchen) gingen aus unserem Hause gleich 8 Gedichte nach dort ab: »Ihr lieben Kandidaten! Es wurd uns mal verraten, daß in dem Seminar die Knaben nicht alle Bettvorleger haben! Drum gingen wir mit Freuden erstmal ans Flickerschneiden, und kamen dann mit Lust her, zu häkeln bunte Muster! Nun habt ihr ein paar Decken, die Füße drauf 32. Lied nach Johannes Tauler, EG.BP 531.

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zu strecken! Wir wünschen Euch nun immer, daß Eure Füß im Zimmer so warm stets möchten sein wie unsre Herzen schlagen, wenn Lieb wir dürfen tragen nach Finkenwalde rein! Wir grüßen Euch von Herzen beim Schein der Adventskerzen und bei des Sternes Glänzen! Die Frauenhilfe Lenzen.« Vom 25. bis 30. Januar wird das ganze Seminar wieder auf eine Volksmission gehen, in den Kreis Greifenberg. Noch eine kleine Neuerung: lesen wir nicht mehr in den Psalmen Vers für Vers je Halbchor, sondern lesen nur immer je einen Halbvers und zwar haben wir dazu alle die neue Ausgabe des NT beziehungsweise der Psalmen aus dem neuen Vorredentestament der Württembergischen Bibelgesellschaft. Die druckt die Psalmen zeilenweise. Wir empfinden es als eine wesentlich angemessenere Art zu lesen. – – Bischof Amundsen ist vor kurzem gestorben. Das ist für die Bekennende Kirche ein grosser Verlust. Br. Bonhoeffer hat zu Beginn der Andacht, als wir das erfuhren, seiner gedacht, besonders seines Eintretens für die B.K. in Fanö 33. Er war einer der wenigen, die in der Oekumene ganz den Kampf der Kirche Christi sahen, wie er ist, und der umsichtlich und geistlich für uns eintrat. Zum letzten Mal sahen ihn Br. Bonhoeffer und ich ja noch in Chamby 34. Die Brüder des 2. Kurses werden sich noch des Wortes Bischof Amundsens in Kopenhagen 35 erinnern: »Es gibt immer aus jeder Not und in jedem Kampf, einen Weg, den Gott allein weiss. Und diesen Weg lässt Gott uns dann wissen, wenn wir demütig genug sind.« 36 – – – Ihr werdet kaum alle wissen, dass in diesen Tagen in Breslau unsere Preussensynode 37 tagt, wir hoffen, sie kann bis zum Ende ungestört beraten. Zur Tagesordnung stehen die Fragen des Theologiestudiums, der Kirchenleitung, das Konfessionsproblem und so weiter. Bruder Rott hat uns jetzt eini33. Ökumenische Konferenz auf der dänischen Nordseeinsel Fanø 22.–30. August 1934. 34. Die ökumenische Tagung in Chamby im August 1936 »ist zugleich die erste und letzte Konferenz gewesen, zu der je eine offizielle Delegation der Bekennenden Kirche erschienen ist« (DB 619). 35. Am 1. März 1936 während der Reise des Predigerseminars nach Dänemark und Schweden. 36. Die Passage von »Bischof Amundsen …« bis hier ist abgedruckt in GS II 505. 37. Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union 16.–18. Dezember 1936.

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ges aus Schlesien berichten können. Er war 10 Tage dort zur Visitation und kam sehr erfüllt davon zurück. Nun einiges von den Brüdern. Von Bruder Koch wissen wir, dass er immer noch in Berlin ist. Zum Gerichtsverfahren wird es kaum kommen. Er darf Post empfangen. 38 Bitte schickt ihm doch hin und wieder kurze stärkende Grüsse. Anschrift: Berlin-Alexanderplatz, Polizeipräsidium Zimmer 291. Wir wollen uns wieder daran erinnern, nicht abzulassen in der Fürbitte für ihn. – – Aus Euren Briefen wird eine Sache jetzt immer klarer: Ueberall berichten die Brüder, dass sie nun beginnen im Konfirmandenunterricht Rosenbergeinflüsse 39 bei den Kindern zu spüren. Die Saat geht nun langsam auf. – – Für alle treuen Briefe und Nachrichten auf Geldabschnitten habt schönen Dank. Der grösste Teil aller Brüder hat einen Obulus zum Rundbrief geschickt. Br. Rose schreibt, bei ihnen im Westen gingen immer wieder wilde Gerüchte um, Br. Bonhoeffer, ihn und so weiter hätten sie auch verhaftet. Er hat den Auftrag bekommen, eine Lebensordnung für die rheinischen Vikare auszuarbeiten. Sonst reist er viel in seiner kölnischen Synode umher, »schwankende Gestalten zu stabilisieren«. Aber seine Synode stände sonst doch ganz erfreulich. Br. Schlagowsky schreibt von viel Arbeit in seinen Gemeinden von zusammen 5000 Seelen. Wir werden im neuen Jahr zu ihm auf eine Volksmission gehen. Sein Vorgänger war DC. Auf Grund einer Konfirmandenstunde über Jesu Namensgebung ist er bei Kreisleitung und Stapo [Staatspolizei] angezeigt worden. Heinz Dufft wird von uns unmittelbar vor der grossen Volksmission im Januar besucht werden, »wenn der Mond scheint«. Br. Lent ist nun nach seiner Tätigkeit bei P. Seyler in Zorndorf an die Examensarbeit gegangen. Er hatte dort in einer scharf nach B.K. und DC aufgeteilten Gemeinde gearbeitet. Br. Goebel ist nun in fester Stelle nach 2 vergeblich begonnenen Versuchen in anderen Gemeinden. Er ist in Beitzsch in der Niederlausitz unter Goltzen-Kohlo. Er kann öfter in Guben mit Harhausen zusam38. Die Sätze »Von Bruder Koch …« bis hier sind abgedruckt in GS II 505. 39. Das Buch »Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelischgeistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit. Entwurf einer nationalsozialistischen Weltanschauungslehre« (München 1930 und öfter) von Alfred Rosenberg war verbindliche Schulungsgrundlage in der NSDAP.

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menkommen. Von Käpt’n Krüger und seiner Frau haben wir hoch erfreut einen Gruss von Urlaubstagen in Buxtehude bekommen. Br. Seydel gelingt es [in] steigendem Masse in die Gemeinde Tempelhof hineinzukommen und sogar vielleicht anerkannt zu werden. Er hat dauernd mit den verschiedensten Stellen zu verhandeln, setzt aber Kollektenfrage und so weiter durch. Christoph Harhausen hat nun sein Examen schon eine Weile hinter sich und ist wieder in Guben. Er ist, wie er hochbeglückt schreibt, in der Notkirche in seiner Gemeinde ordiniert worden. Er wünschte uns allen solch eine Ordination wie er sie gehabt habe. Ebenso sind Br. Danicke und Bruder Schaaff nun fertig, beide in Berlin ordiniert worden. Allen dreien unsere allerherzlichsten Glückwünsche. Br. Danicke ist gleich in Richard Grunows Gemeinde [Strausberg] gekommen. Neben Schwierigkeiten schreibt er doch von einer rechten Gemeinde, die um ihn stände. Br. Schaaff ist nach Havelberg geschickt worden, aber dort schon wieder fort. Die Sammlung einer kleinen Bekenntnisgemeinde war doch zu schwierig und ohne genügend Rückhalt für eine Hilfspredigerstelle. Nun muss wieder unser Br. Christ von Bendelin aus die weiten Wege machen. Br. Schaaff macht besonders darauf aufmerksam, doch auch immer der Mitarbeiter auf der Brandenburger Geschäftsstelle zu gedenken, die dauernd schweren Belastungen durch die Stapo ausgesetzt sind. Br. Maechler will Weihnachten mit seiner Jugend zu Schlagowsky. Br. Schönherr hat in seinem Konvikt eine grosse Adventsfeier mit von ihm selbst eingeübten mehrstimmigen Sätzen gehabt. Er parodiert seine Singeleitung. Er hat wieder eine gute Freizeit gehabt, ausserdem Niemöller bei den Studenten und in der Gemeinde, sodass er wieder ganz zuversichtlich schreibt. Br. Schumann schreibt uns einen langen Brief aus Lenzen: (jetzt ist er wohl bei Daske in Gross-Tychow) »Der Augenblick, wo man aus Finkenwalde kommt, ist gefährlich. Man selbst hat weder Gemeinde, also rechte Arbeit, noch den Bruderkreis … Die Ferienwochen sind innerlich manchmal nicht leicht.« Er und manch anderer klagt, er wisse mit den Offenbarungstexten in diesen Wochen fast nichts anzufangen. Wir dürfen doch aber nicht ablassen, mit grosser Treue die letzten Dinge zu überdenken und dabei dem, was wir noch nicht verstehen, mit grosser Geduld gegenüberzustehen. Wir haben auch hier im Bruderkreis darüber gesprochen.

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Vielleicht denkt man einmal daran, was diese Texte den verfolgten Brüdern in der Welt sagen. – Br. Schumann und Br. Dufft sind von Br. Zenke besucht worden. Br. Schumacher steckt in Düsseldorf »zur Betreuung einer kleinen aber treuen Bekennenden Gemeinde«. Hans-Georg Berg und Br. Reimers trafen sich in Hagen, wo Br. Reimers Vikar ist. Gerhard Vibrans fährt seit ein paar Wochen mit einer kleinen DKWReichsklasse durch seine Dörfer und schont Schuhsohlen und Gesundheit. Wir haben für diese Sonntagsreiche Zeit nur 3 Meditationen bereit. Eine 4. für einen Epiphaniassonntag 40 war erbeten worden, aber »derjenige welcher« schrieb aus irgendwelchen Umständen so spät ab, dass ich keinen anderen Bruder mehr damit beauftragen konnte. Wir freuen uns nun wieder auf Eure Nachrichten und grüssen Euch zu Weihnachten wie zum neuen Jahr alle aufs herzlichste. Euer Eberhard Bethge. 2 2 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 20. Dezember – 26. Dezember: 27. Dezember – 2. Januar: 3. Januar – 9. Januar: 10. Januar – 16. Januar: 17. Januar – 23. Januar: 24. Januar – 30. Januar: 31. Januar – 6. Februar: 7. Februar – 13. Februar:

1. Thessalonicher 5,5–11. Lukas 2,21–39. 1. Korinther 13,1–3. 1. Korinther 13,4–7. 1. Korinther 13,8–13. Titus 1. Titus 2. Titus 3.

2 2 . 3 . Z U L U K A S 2 , 1 – 1 4 F ÜR W E IH N A C H T E N Weihnachtspredigt über Lukas 2,1–14. (Bethge) [1Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. 2Und diese Schätzung 40. Nach Epiphanias, dem Erscheinungsfest (6. Januar), werden die Sonntage gezählt, bis am 9. Sonntag vor Ostern die Vorfastenzeit beginnt.

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war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. 3Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. 6Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. 7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!]

Vorbemerkung: Der Text zerfällt in [Teil] I V. 1–7, objektiven Bericht, Richtung Kaiser – Bethlehem; und Teil II V. 8–14, Verkündigung. V. 14 zu ergänzen »esti« [ist] statt »esto« [sei]. Meditation: I. Himmel und Erde setzt Gott in Bewegung, um eine Seele zu retten. Der ganze Himmel ist in Aufruhr und jubelt Gottes Ehre in der Höhe. Die ganze Erde ist unterwegs, das Gebot des Kaisers zu erfüllen. Und das alles für uns armselige, unbeachtete, kleine Leute? II. a) Ja, Gott ist unterwegs zu den armseligen unbeachteten, kleinen Leuten. Er ist unterwegs, seine heiligen Versprechungen von altersher einzulösen. Und das wird ein wunderlicher Weg: Damit das Kind seiner Verheißung in der Stadt seiner Verheißung geboren werde, darum muß Augustus sein Gebot ausgehen lassen. Damit Joseph, der von dem Haus Davids, die wenigen Kilometer von Nazareth nach Bethlehem geht, muß ein jeglicher in seine Stadt wandern. Augustus und »jedermann« müssen dazu herhalten, damit die Schrift erfüllet werde: »Du Bethlehem Ephrata …« [Micha 5,2] Und nun veranstaltet Augustus aus seiner Machtfülle die

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große Schätzung und [sieht] selbst den eigentlichen Sinn dieser Schätzung nicht. Die Geschichte ist sich selbst verborgen. Gott offenbart aber zu Weihnachten dieselbe, um Christi willen läuft sie. Sie läuft hier allein ab, damit Gott seine Rettung beginnen kann. b) Und nun hebt sie an. Sehr wunderlich. Er ordnet sich der Welt ein und gibt sich unter den Kaiser. Er läßt sich mit schätzen, der doch selbst alle Menschen schätzen will. Er ordnet sich so in die Welt mit ein, daß er gleich einem einzelnen Sandkörnchen im großen Sandhaufen zu unterst eines der wohl entbehrlichen vielen Sandkörner wird. Kaiser – Statthalter – ein Unbekannter aus Galiläa – Josephs Weib gebiert in einer unbedeutenden Kleinstadt ihr erstes Knäblein. Sie wird noch anderen Kindern das Leben schenken. Diesem schenkt sie es so, daß niemand in der Welt davon Notiz nimmt, draußen am Rand des Ortes, nicht einmal ein Zimmer ist da. Mit dem Kaiser beginnt die Geschichte und in völliger Bedeutungslosigkeit und Armseligkeit endet sie. III a) Wessen Seele wird dadurch gerettet und froh gemacht, daß da in der Welt ein großes Staatsmanöver abläuft und dabei in solcher Armut ein Knäblein geboren wird? Manch eine würde wohl gerührt aber nicht daran selig, wenn Gott selbst uns die Geschichte nicht hätte deuten lassen. Es geht ja weiter: Der Himmel ist auch in großem freudigem Aufruhr. Und Gott läßt ausrufen: Jetzt ist das Größte unter den Menschen geschehen! b) Aber verwunderlich, er läßt es nicht in Rom ausrufen, der Zentrale der Welt, sagts nicht den Ministern, die es am schnellsten der Welt hätten bekannt geben können, sondern armseligen unbeachteten kleinen Leuten, Hirten auf dunklem abgelegenem Felde. Sie hören und schauen. Die des Nachts nicht heimkönnen, die auch keine Herberge und keinen Raum haben, die ohne Ansprüche in der Welt leben, sich vor Gott fürchten, weil sie nicht wissen, wie sie vor Gottes Heiligkeit ihre Armseligkeit zudecken könnten und sich auch nichts dafür auszudenken wissen, die hörens und schauens. c) Das armselige Kind in der Krippe? Nein, gar nichts Armseliges, sondern die ganze Herrlichkeit Gottes selbst. Des Herrn Engel tritt zu ihnen und des Herrn Klarheit umleuchtet

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sie. So rein und hell strahlt es ihnen entgegen, daß sie in ihrer armseligen Unreinheit und Dunkelheit zusammenschrecken. Die die Dunkelheit der Nacht seit ihrer Jugend nicht fürchten, erschrecken vor dem Licht, vor Gottes Licht. Wehe wir müssen vergehen [cf. Jesaja 6,5]. d) Aber noch heller strahlt es, daß sie ihre eigne Dunkelheit nicht mehr sehen können, sie hören die Botschaft: Fürchtet euch nicht … Heute löst Gott sein Versprechen ein, heute ist euer Warten und Sehnen erfüllt, heute freut euch, euch und allem allem armseligen Volk ist heute der Retter geboren, der Christus aus der Stadt Davids aus seinem erwählten Reis, der Herrscher. Freude, der Retter, der Herrscher ist da. IV a) Die armseligen Hirten erleben die hellste Stunde ihres Lebens: Gott schickt uns den Retter, Christus den Herrscher. Wo ist er denn? Sie wissen ja noch nicht, wie der Herrscher wirklich aussieht. Wenn sie der Engel nun so gehen und suchen ließe, sie würden sich aufmachen. In [dem] Schloß in Bethlehem wird schon lauter Jubel sein, wir werden kaum noch zurecht kommen. Doch schon an den Toren der Stadt würden sie sich verwundern. Die Menschen haben keine festlichen Gesichter und am Schloß würden sie enttäuscht dunkle Fenster sehen. Nichts, wir haben geträumt, wir sind betrogen. Und der Engel redete doch von großer Freude allem Volk von dem Herrscher. Wie soll das auch mit der armseligen Geburt im Schuppen da zusammen passen? b) Der Engel sagte ihnen nun aber, wie sie ihn erkennen können. Wundert euch nicht, wenn ihr nach Bethlehem kommt. Da wird ein Kind sein, ebenso armselig wie ihr, nichts Besseres als ihr von Ansehen. Das habt zum Zeichen … Wenn ihr ein besseres Kind findet, dann habt ihr den Schuppen, wo der Retter ist, schon verfehlt. Kein Raum, nur Windeln und Krippe, ohne ein rechtes Dach, rohes Leinen, rohes Holz sind die Erkennungszeichen. Anders findet ihr Christus von seiner Geburt an nun nicht mehr. Wer ausgeht, ihn zu suchen, findet ihn und erkennt ihn an diesen Zeichen. Nicht im Schloß und nicht auf den Schultern der Menschen, nein an den Rand gedrängt, die Welt kann ihn ja nicht brauchen. Nicht im Trubel der Welt, sondern bei den Ausgestoßenen ist er zu finden. Nicht Purpur und Gold, sondern Leinen und Holz, so begann es, und so endet es, am

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Holz auf dem Berge und in den Leinentüchern im Grabe. Der Engel sagte den Suchern: »Das habt zum Zeichen«. c) Unter diesen Zeichen findet ihr dann aber auch den Retter und Herrscher. Aus keinem anderen Grunde, als eure Herzen zu retten und über sie zu herrschen nimmt er diese Zeichen an, unsre armseligen Kleider, Bruder der kleinen armseligen unbeachteten Leute zu sein. Das armselige Dach, um Bruder der Schutzlosen zu sein. An den Rand der Welt zu den Ausgestoßenen, damit er niemand mehr im Rücken habe, der noch weiter am Rande der Welt steht, sondern sie alle vor sich zu haben, damit sie ihm alle begegnen können. V a) Gerade über diesem Regierungsantritt eines Königs in Armseligkeit geht nun wie zur Bestätigung die große freudige Bewegung im Himmel an. Gerade hier: »Denn alsbald war da …« Das ist die Meinung des Himmels zu diesem so wunderlich begonnenen Weg unserer Rettung: Sie loben Gott im größten und schönsten Chor. Über diesen Schuppen und nirgends anders. b) Also gilt die ganze Bewegung des Himmels und der Erde wahrhaftig uns, denn die Engel singen ja »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen des Wohlgefallens.« Darin besteht die Ehre Gottes in der Höhe, daß er diesen Weg in der Tiefe für uns geht. Das ist seine Herrlichkeit, uns so zu retten. Darum: Ehre sei Gott in der Höhe! c) Also gilt die Freude, die allem Volk widerfahren wird auch uns, denn über diesem und keinem anderen Weg zu unserer Rettung singt der Engel Chor »Friede den Menschen des Wohlgefallens[«]. Mit uns armseligen unbeachteten Menschen hat es ihm wohlgefallen, Frieden zu schließen. Darum soll wahrhaftig die ganze Erde und der ganze Himmel sich in Bewegung setzen zu Lob und Dank über diese Güte Gottes. 22.4. ZU JESAJA 9,1.5 Meditation (besser theologische Exegese) über Jesaja 9,1 und 5. (Albrecht Schönherr) [1Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. 5Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf

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seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst.]

1) Die Trostbotschaft von Weihnachten ist nicht einer behaglich feiernden Welt, sondern dem Volk, das im Finstern wandelt gesagt. Gottes Gnade geht auf über einem »finstern Lande«, über einem Volke, das traurig ist [in] Zerstreuung und Erfolglosigkeit (2), das unter Tyrannei und Hetze leidet (3), dem Vernichtung durch einen starken Gegner droht (4). Der Prophet redet aber von Gottes Volk, das berufen ist, seinen Namen auf Erden zu tragen. Solche Not durfte ihnen nicht »Finsternis« sein; wo Gott gegenwärtig, ist ja »Finsternis wie Licht« (Psalm 139[,12]). Aber ob das Volk es wahrhaben will oder nicht, – der Prophet redet es an als Volk im Finstern. Es hat in seiner Not nicht das Recht, auf Gottes Gnade und Hilfe zu vertrauen. Seine Finsternis ist Gottes Zorn (vergleiche 9,7 ff[–20]). Die Predigt des Propheten handelt von der kommenden Versöhnung durch Gottes Gnade. Ein Licht, das diese Dunkelheit durchleuchten soll, muß schon ein »großes Licht« sein. Unsre kleinen Lichter alle, mit denen wir uns unsern Weg zu erleuchten suchen, werden von dieser Finsternis erdrückt. Gott allein kennt die ganze große Not. Darum kann er allein helfen. Er allein hat »wunderbar Rat«, wo wir nicht mehr aus noch ein wissen. Er allein ist auch »Kraft-Held« genug, ihn durchzuführen. Denn er allein [ist] »Ewigvater«, der Leben und Tod, Licht und Dunkelheit in seiner mächtigen Hand hat. Er allein kann Unglück wenden; sein, des ewigen »Friedefürsten«, Wille allein kann endgültig Rettung aus der Dunkelheit dieses Zornes bringen. Bei Gott ist die Rettung, Gott ist unser Licht, Gott ist die Gnade, – was kann der Prophet Besseres sagen? 2. Das ist keine neue Botschaft. Schon oft ist dem Volk gesagt worden: Bei mir ist Gnade! Und sie haben ihm nicht gehorcht. Sie haben ihm nicht geglaubt. Gott ist im Himmel und sie sind auf Erden. Gott thront in der Herrlichkeit, aber hier auf Erden bedrücken sie sehr reale irdische Herren, bedrängen sie sehr sichtbare Feinde, fühlen sie sehr schmerzende Not. Auf Gottes ewige Gnade hinzuweisen, ist für eine abgefallene und angefochtene Gemeinde ein kärglicher Trost. Für solches angefochtene Volk hat der Prophet eine neue

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Botschaft. Die Botschaft von Weihnachten. Gottes Gnade hat ein Wunder geschehen lassen, das aus aller Not, Hilflosigkeit und Unglauben herausrettet: »Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.« So darf der Prophet in scheinbarer Vergangenheit sprechen, weil für den rechten Glauben in der Verheißung ebenso wie in der Erfüllung der ganze Gnadenwille beschlossen ist. Alle unsre Not ist aufgehoben, denn es ist einer hier auf Erden, der »Wunderbar-Rat, Kraftheld und so weiter« heißt. Gottes Herrschaft ist auf seinen Schultern. Gottes Königtum wird hier auf Erden anbrechen. Mitten in unsrer Not, nicht in unerreichbarer Höhe darüber, ist Gottes Gnadenlicht aufgegangen. »Ein Sohn ist uns gegeben«, einer, der schon immer »Sohn« heißt, Gottes Sohn in der Herrlichkeit (Psalm 2,7) ist uns gegeben. Damit Gottes Hilfe wirklich ganze Hilfe sei, darum kommt das Gnadenlicht Gottes, der Sohn, nicht im Glanz seiner göttlichen Namen zu uns, sondern als ein Kind. Er kommt als unser Bruder. Gottes Licht geht so über uns auf, wie alle unsre armen Menschenlichtlein aufgehen. Aus dem Schoß einer Mutter als hilfloses Kind. Wer sollte ein solches Kind nicht liebhaben können? Wer sollte sich nicht von einem Kinde trösten und erfreuen lassen? Das ist Weihnachten: Gottes Gnade ist uns so nahe geworden, daß wir sie sehen und betasten können, daß wir zu ihr hinkommen können zur Anbetung und zum Opfer unseres Herzens. Gottes Gnade hat unser Fleisch und Blut angenommen, – wie könnten wir da noch verzagen? Wie könnten wir da nicht jubeln? 3. Eine Frage bleibt, die der Prophet nicht beantwortet: Die Frage, warum auf eine solche Botschaft hin nun nicht die ganze Welt in den Weihnachtsjubel einstimmt. Warum läßt die Welt nicht von den Baalsfesten 41, warum lassen wir nicht von den heidnischen Lichtfeiern? Die Welt will das Gerichtswort nicht annehmen, das in dieser Gnade darin liegt: Daß unsre Not wirklich eine so große Finsternis und daß Gott niemand anderes, als ein kleines schwaches Kind sendet, alle unsere Not von uns zu nehmen. Einen großen König, einen Führer, ja, – den hätten wohl alle angenommen. Aber ein Kind? Daß ein kleines 41. Im Alten Testament ist »Baal« ein (Herr-)Gott, den Israel nicht anbeten soll.

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hilfloses Kind, das buchstäblich von nichts als Gnade und Freundlichkeit lebt, die Hilfe sein soll, das geht gegen unsern Stolz. Da fühlen wir uns nicht ernstgenommen. Da müßten wir schon wieder selbst ein Kind werden, um uns von diesem Kinde helfen zu lassen. Aber wie sollten wir das können? Wie sollten wir aus unserer Klugheit und Torheit, aus unserer Verzagtheit und unserem Selbstvertrauen, aus unserem stolzen Eigensinn herauskönnen, um diesem Kinde zu dienen? Können wir denn noch einmal von vorn anfangen? Können wir von neuem geboren werden [Johannes 3,7]? Ist Weihnachten wirklich Gnade? Wir, die wir den Namen des Kindes kennen und seinen Weg, freuen uns heute am Weihnachtstag der unendlichen Gnade Gottes, der einer von uns geworden ist, um dann für uns alle zu sterben und als Haupt einer neuen Menschheit aufzuerstehen, damit wir in ihm Gottes Kinder werden können. 2 2 . 5 . Z U P S A L M 9 0 F Ü R N E U J A HR Neujahrsmeditation über Psalm 90 (Perikope). (Br. Thurmann) [1Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für. 2Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, 3der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! 4Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. 5Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom; sie sind wie ein Schlaf, gleichwie ein Gras, das doch bald welk wird, 6das da frühe blüht und bald welk wird und des Abends abgehauen wird und verdorrt. 7Das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so plötzlich dahinmüssen. 8Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. 9Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn; wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. 10Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fahret schnell dahin, als flögen wir davon. 11Wer glaubt aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor solchem deinem Grimm? 12Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug

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werden. 13Herr, kehre dich doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! 14Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. 15Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. 16Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Ehre ihren Kindern. 17Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns; ja, das Werk unsrer Hände wolle er fördern!]

(Veränderung des Luthertextes nur erforderlich: 3b statt »Kommt wieder«: Kehret zurück (zum Staube) als Parallelismus zu 3a; vielleicht noch: 6b statt »abgehauen wird«: versengt wird.) 42 Das Wunder der Christuswirklichkeit dieses Psalms liegt bereits in der ersten Zeile (V. 1b) beschlossen: die Wirklichkeit des alleinigen Großseins (hajitha, nicht einfach maon attha) Gottes und die Tatsache der imputativen Geltung [durch Zuspruch] dieses Seins Gottes als unser Sein, als »Zuflucht« für uns. Die Verse 2–12 stellen eigentlich nur eine Explikation dessen dar, wer Gott ist – und was wir sind, und warum wir so sind, wie wir sind, das heißt daß wir nichts sind. Vers 12 lenkt zurück auf 1b mit der Aufforderung, die uns Nichtseienden dargebotene Teilhabe an dem Sein Gottes anzunehmen. V. 13– 17 wird dann von der Gemeinde gesungen, die das Christuswunder 1b hört und mit gläubigem Zugreifen für ihre irdische Existenz bereits in Geltung treten läßt. Zu Beginn des bürgerlichen Jahres, dessen Kreislauf für uns maßgeblicher geworden ist als der kirchenjahrliche, tritt Gott mit Seinem Sein unserem flüchtig-eilenden oder versonnen schlendernden Schritt entgegen. Ueber die »Ewigkeit« der Berge oder der Erde oder gar der Welt, deren Zeitlichkeit uns doch zum Maßstab wurde für die Bewertung aller Dauer, hinweg ist Gott da von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der sich selbst zum Maß aller Dinge [machende] Mensch veraltet und kehrt auf Gottes Befehl zum Staub zurück. Doch der »alte Gott« ist nicht der Zeitlichkeit unterworfen; denn tausend Jahre sind vor ihm wie ein Tag, wie eine Nachtwache, wie ein Gras, das kaum auf42. Die Veränderungen haben Anhalt an der Zürcher Bibel (dort Vers 3: »Du lässest die Menschen zum Staube zurückkehren, sprichst zu ihnen: ›Kehret zurück …‹«, Vers 6b: »… am Abend welkt es«).

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gegangen, von der südlichen Sonne versengt, abends welk ist. – Wir Menschen sind aber in diese Zeitlichkeit eingespannt. Unser Sein ist wie das jener Berge, der Erde, der Welt, der tausend Jahre ein Nichtsein: unsre Tage schwinden dahin, unsre Jahre entfliehen einem Geschwätz (wörtlich Seufzer) gleich, in Zahlen 70, 80 Jahre währt unser Leben, und sein Stolz war Mühsal und Beschwerden. Die Auskunft über den Grund unseres Nichtseins kann nicht aus der todverfallenen Zeitlichkeit her gegeben werden. Pessimismus, wie ein verzweifelt-lebensbejahender Optimismus (Nietzsche: amor fati [Liebe zum Schicksal]) unterstreichen nur die Ausweglosigkeit. Der Zorn Gottes über die menschliche, selbst die geheimste Sünde ist die Ursache der Vergänglichkeit (seit Adams Fall). Doch die Not unseres Nichtseins besteht nicht nur darin, daß wir aufhören zu existieren und als solche dem Zorne Gottes ausgeliefert sind und bleiben, daß nicht einmal unser ewiger Tod zur Begleichung der Sündenschuld ausreicht, – sondern darin, daß wir die Todverfallenheit als eine Zornverfallenheit ernst nehmen. Lassen wir uns von Gott über diese Ursache unseres Nichtseins belehren, erhalten wir die chokma (V. 12 [»klug werden«]), die uns als Zornverfallene bei Gott Zuflucht finden läßt; die justificatio [Rechtfertigung] um der satisfactio [Genugtuung] des Sohnes willen läßt uns unser Sein finden bei dem Sein Gottes (1b), doch allein als gerichtete Nichtseiende (V. 12 vergleiche Römer 6,3 ff), die den Tod als der Sünde Sold [Römer 6,23] glauben (»Getroste Verzweiflung«). Allein dies Sein bei Gott ist ewiges Leben (vergleiche Psalm 73,25 f) – gegen allen »gott-losen« muhammedanisch-christlichen Ewigkeitsillusionismus. Doch der von Gott sein Sein Empfangende darf nun getrost für die Spanne seiner weiteren Zeitlichkeit sich bei dem Sein Gottes für sein ganzes Leben in allen Lagen geborgen wissen (V. 13–17). Er darf seine Gnade erflehen, darf für sein Nichtsein als nun doch Seiender Jubel und Freude erwarten, ja als dem Kinde Gottes soll ihm ein Einblick in das Tun Gottes nicht verwehrt sein. Dies allein ist Leben in dem vor uns liegenden Jahre.

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2 2 . 6 . F U ND S A C HE N Oekonomischer Teil. Frau Struwe bittet folgendes bekanntzugeben: Gegen Einsendung von Porto werden vermißte Wäscheteile gern zugesandt. Wem gehört Folgendes? 2 Schlafsäcke, 3 rote Kopflitzen – 1 großer Bettbezug: weiß FB – 1 Kopfkissenbezug: weiß FB – 1 Handtuch, weiß drell UK – 1 Handtuch Gerstenkorn ungez[eichnet]. – 1 Handtuch frotte, blaue Blätterkante ungez.– 1 Aufhänger – 1 Handtuch, blaue und gelbe Streifen EM (blau) – 1 Handtuch, weiß Baumwoll-Damast HB (rot) – 1 Handtuch, weiß Gerstenkorn HR (rot Kreuzstich) – desgleichen EH (rot Kreuzstich) – 1 Serviette HH weiß; desgleichen 2 verschiedene ungez.; desgleichen Weintraubenmuster ungez. – 1 kleines Rasiertuch, Köperbarchent ungez. – 1 großes Rasiertuch Leinen ungez. – 1 Serviettentasche, weiß Lochstickerei AK – 1 Taschentuch weiß, lila Faden OG, desgleichen bunte Kante BZ; desgleichen weiß HB; desgleichen weiß ungez.; desgleichen 2 mit bunter Kante KG; desgleichen 2 mit bunter Kante verschieden ungez. – 3 Paar Socken – Umlegekragen: 1 Theben, prima vierfach 40; 1 Sellin Hohlkragen 39; 1 Elastic Collar, extra extra 39; – Eckenkragen: 1 Maco garantiert vierfach 40; 1 »Der neue Typ« van Laak 39 – 1 Bäffchen offenbar in großer Eile aus 1 Taschentuch gemacht. 2 2 . 7 . Z U O F F E NB A R U N G 2 2 , 2 0 Andacht. 43 (P. Rott) AMEN. »Amen, ja komm, Herr Jesu.« Offenbarung 22,20 Amen. Das sei unser letztes Wort am Schluß all unser Arbeit. Ohne dieses letzte Wort ist unser Schluß kein wahres Ende. 43. Hektographie, zwei Seiten, aus Grunows Akten. Eine Version aus dem Besitz von Otto Berendts (OB) »Wochenschlußandacht Pfarrer W. Rott Predi-

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Wir werden nicht fertig mit Tag und Woche und Jahr, sind nie fertig geworden. Oder wollen wir das Ende nennen, wenn die Zeit, wenn Müdigkeit von innen, wenn Gewalt von außen, den Schluß erzwingt? Nein, das ist kein Ende. Am Schluß unseres Tage- Wochen- und Jahreswerks stehen Angst und Sorge, stehen die Gedanken 44, die sich untereinander verklagen und entschuldigen [Römer 2,15]. Sie beweisen uns: Kein Ende! Auch Schlaf und Traum sind kein Ende. Auch der Tod ist kein Ende. 45 Hier allein ist wirklich und wahrhaftig Ende: In dem Wörtlein »Amen«! Amen ist ja auch das letzte Wort der Predigt. Das wichtigste Wort! Ob alle christlichen Prediger wissen, daß sie allen Grund haben, froh darüber zu sein, daß sie so schließen müssen und dürfen? Die Verantwortung wäre sonst nicht zu tragen! Ohne dieses kleine Wörtlein gibt es keinen rechten Dienst am Wort 46 und damit auch keinen rechten Dienst Gottes in Gemeinde, Kirche und Volk. Amen: Das ist nun aber kein Sprung von uns selbst weg in eine andere Welt. Amen ist auch kein Zauberwort. Das Amen unseres Textes ist Gebet und Bitte: Ja komm, Herr Jesu! Mit einer Bitte macht die Bibel Schluß. Mit einer Bitte dürfen auch wir Schluß machen, in Predigt, Dienst und Arbeit, nach Tag und Woche und jedem Jahr. Unser Amen ist eine Bitte. So gerade soll und darf es sein! Die ganze Leutseligkeit des göttlichen Wortes ist es, die sich hier bewährt! Eine Bitte darf kommen aus großer Verzagtheit. Und da sind wir! Was nützt uns ein Amen, das nicht verzagt, kläglich und seufzend gesprochen sein dürfte? Nun aber dürfen wir’s: Amen, ja komm, Herr Jesu! Wir wissen auch von Dank, 47 zu reden in der Gemeinde

44. 45. 46. 47.

gerseminar Finkenwalde bei Stettin, Dezember 1936« weicht in manchen Formulierungen ab. Die Grunow-Version ist wohl die Abschrift einer gestrafften beziehungsweise präzisierten Fassung. OB-Version: »… die quälenden Sorgen, die Angst vor dem Morgen, die Gedanken, mit denen wir einschlafen«. OB-Version: »Und darum: nicht Gedanken, nicht Gefühle, nicht Stimmungen, nicht Ansichten und Urteile, sondern: Amen!« OB-Version: »… keinen rechten Dienst am Worte Gottes und damit auch keinen rechten Dienst am Bruder.« OB-Version: »Mit Dank und Jubel haben wir oft unser Werk begonnen. Aber wie oft haben wir’s so vollenden können? Wir kennen Dank und Jubel sehr wohl, wir wären sonst nicht hier –«.

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Jesu, ganz besonders auch im letzten Jahr: Dank für den überschwänglichen Reichtum des Wortes, das sich in Druck und Not uns neu erschlossen hat. Dank für die große Sache unseres Gottes, die mitten in dem Abfall unseres Volks von Gott einer kleinen kämpfenden Schar noch größer geworden ist. Dank für das wachsende Maß innerer Freiheit mitten in all den äußeren Bindungen. Dank für den großen Hintergrund unseres kleinen Lebens, das nun durch Gottes freie Gnade der Ort großer Entscheidungen 48 geworden ist. Wer möchte nicht da stehen, wo er steht? Aber – wenn wir dann immer wieder aus dem weiten Blickfeld in die enge, begrenzte Arbeit zurückmüssen, wenn es nun gilt, die große Sache und Einsicht zu bewähren in den Mühseligkeiten des Alltags, unter den Anfechtungen Leibes und der Seele, wenn wir so am Schluß stehen, was ist da herausgekommen 49? Man möchte sein Haupt verhüllen! Wo ist der Dank des Anfangs geblieben? An seiner Stelle nun: Klagen und Seufzen und vorher unsere kleinen, bitteren, unfrohen Worte und Taten. Gott weiß, wie sie im letzten Jahr der Quell waren, aus denen die Entscheidungen geflossen sind, welche die Einheit des Glaubens und der Liebe zerstörten! Ach, laßt uns all das Bittere zusammenfassen in die Bitte: Amen! Amen heißt: Ja, komm, Herr Jesu! Wir haben unsere Worte gesagt, unsere Taten getan. Nun bitten wir: Komm Du, Herr Jesu! Komm Du selbst! Du selbst bist ja das letzte Wort, das wir sagen wollten und nun doch nicht gesagt haben. Und auf dieses Wort wäre es einzig angekommen. Darum zum Schluß: Komm Du selbst Herr Jesu! Mach Du das Ende! Stelle Dich hinter unsere Worte und Taten! Verdränge uns! Nimm unseren Platz ein! Nimm die Führung ganz in Deine Hand! Komm! Komm, Herr Jesu! Wir wissen doch, wer es ist, der da kommen soll? Oder muß er uns noch einmal vor die Augen gemalt werden? Der Herr! Der König aller Könige und Herr aller Herren! Kein menschlicher Herr, sondern Gott selbst, der Allmächtige: Der alles durchmessen hat – Himmel und Erde, Le48. OB-Version: »… die unser Persönlichstes ganz in die Sache hineinziehen und uns so reinigen und stark machen? Wer von uns möchte mit irgendeinem betrübten Zeitgenossen, der von dieser Sache nichts weiss tauschen?« 49. OB-Version: »… an Bruchwerk und Stückwerk täglich«.

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ben und Tod – und auf seinem schweren Weg über alles mächtig geworden ist, über Reichtum und Armut, Freude und Leid und jede Sünde, Verstockung, Verzweiflung und Gottverlassenheit. Mit allem ist er fertig geworden 50 und alles hat er zu Ende gebracht, an dem wir scheitern und verzagen. – Und dieser allmächtige Herr heißt und ist Jesus, das heißt Hilfe, bedingungslose Hilfe, Gotteshilfe. Seine Herrlichkeit und Allmacht drückt nicht zu Boden, sondern hilft auf jeden Fall: erhebt, rettet, befreit, schafft Luft und Licht: »Du stellst meine Füße auf weiten Raum« (Psalm 31,9). 51 Ja, komm, Herr Jesu, komm auch zu mir! So muß der bitten, dem auch nur ein Strahl der Herrlichkeit Jesu aufgegangen ist. Komm zu mir, 52 dem Schwachen und Hilflosen! Komm zu meinem Bruder, meiner Schwester! Komm zu einem jeden Menschen 53 in der Ferne und in der Nähe, der nicht hören, nicht rufen, nicht bitten, nicht sehen kann! Komm zu mir und komm zu ihm, verbinde das Getrennte! Ja, komm, Herr Jesu! Amen! Noch einmal sprechen wir das fremde Wörtlein – und merken jetzt, was wir damit sagen, wen wir damit bei seinem Namen nennen. Nämlich Ihn selbst, der Amen heißt, den treuen und wahrhaftigen Zeugen (Offenbarung 3,14). Amen, ja das ist ein letzter Name des Herrn. Bitte recht »Amen« und zweifle nicht: Er, der Amen heißt, ist schon gekommen mit dem unermeßlichen Geschenk seiner Gegenwart: »Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit« (Jesaja 41,10). Dein kleines schwaches »Amen« heißt auf deutsch: Ich – der Herr – bin treu, ich bin wahrhaftig! Ich bin die Brücke, auf der du sicher gehen kannst zur ewigen Welt, die Brücke, die dich führt zum fernen Bruder! Ich trage dich! Der Zeuge und Bekenner Mose wurde müde, das Volk und seine Last zu tragen (4. Mose 11,10); der allein treue und wahrhaftige Zeuge – unser Herr Jesus – wird nicht müde und matt, sein Volk zu tragen. Dein kleines, schwaches »Amen« – es ist das Echo des Wortes der Wahrheit, das er 50. OB-Version: »… mit jedem Sichtbaren und Unsichtbaren«. 51. OB-Version: »Als der neue, der wahre Josua führt Jesus sein Volk hindurch, nach der Wüste über den Jordan und durch seine Fluten, in das neue Land. Wir kennen ihn, den Herrn, Jesus, den Herrn!« 52. OB-Version: »… dem Verzagten, dem Stumpfen«. 53. OB-Version: »… der tot ist in seinen Sünden, der, verstockt«.

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selbst spricht und ausführt: »Ich will euch tragen bis ins Alter, und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben, tragen und erretten.« (Jesaja 46,4) Amen: »Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!« (Johannes 1,29) So laßt zum Schluß also Klage und Verzagtheit einströmen in die Bitte: Komm, Herr Jesu! Und sag das Amen dabei recht von Herzen! Die Amen-Bitte ist erhörte Bitte. Sie bringt alles zu Ende, zu einem guten Ende. Sie macht die Klage allewege zur Freude, zur großen, weihnachtlichen, zur ewigen Freude. Amen, ja komm, Herr Jesu. Amen. 2 2 . 8 . F I N K E NWA L D E R A D V E N TS M U S I K Programm. 54 Christum wir sollen loben schon … Einstimmiger Hymnus aus dem 5. Jahrhundert, deutsch von Luther Gemeinde: Kommt und lasst uns Christum ehren … Gesangbuch Nr. 16 (Text siehe Blatt) Willkommen süsser Bräutigam … Weihnachtskantate von Vincent Lübeck (1654–1740) Der Heiland ist geboren … Krippenlied aus Oberoesterreich für Blockflöten Eins bitte ich vom Herrn … (Psalm 27 Vers 4) Kleines geistliches Konzert von Heinrich Schütz (1585–1672) Frohlocket … (Psalm 47 Vers 2–7) Deutsches Konzert von Heinrich Schütz hKleine Spielmusik von Ralf von Saalfeld für Blockflöteni 55 Es kommt ein Schiff geladen … Adventslied aus dem Mittelalter 3-stimmiger Satz von Walter Hensel Gemeinde: Tochter Zion, freue dich. Gesangbuch Nr. 533 54. Hektographie, eine Seite. Die »Hausmusik für die Gemeinde und Freunde« des Predigerseminars (laut Bonhoeffers Jahresbericht 1936) wurde am Nachmittag des dritten Advent 1936 in der Seminar-Kapelle aufgeführt und »am Mittwoch abend … in der Kirche in Podejuch« wiederholt (Bethge im 15. Brief). 55. Mit Tinte gestrichen.

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Ansprache 56 Macht hoch die Tür … 3-stimmiger Satz von Hugo Distler hO Jesulein süss, o Jesulein mild … Satz von Walter Reini 57 für Blockflöten nach Johann Sebastian Bach Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet … (Lukas 5 Vers 5) Kleines geistliches Konzert von Heinrich Schütz In dulci jubilo … Kantate von Dietrich Buxtehude (1637– 1707) Gebet 58 Gemeinde: Es ist ein Ros entsprungen … Gesangbuch Nr. 536 Texte 59 Vincent Lübeck Weihnachtskantate Vers 1. Willkommen, süsser Bräutigam, du König aller Ehren, willkommen Jesu Gottes Lamm, ich will dein Lob vermehren. Ich will dir all mein Leben lang von Herzen sagen Preis und Dank, dass du, da wir verloren, für uns bist Mensch geboren. Vers 2. O grosses Werk, o Wundernacht, dergleichen nie gefunden, du hast den Heiland hergebracht, der alles überwunden, du hast gebracht den starken Mann, der Feur und Wolken zwingen kann, für den die Himmel zittern und alle Berg erschüttern.

Vers 3. O liebes Kind, o süsser Knab, holdselig von Gebärden, mein Bruder, den ich lieber hab als alle Schätz auf Erden, komm, Schönster, in mein Herz hinein, komm eiligst, lass die Krippen sein, komm, komm, ich will bei Zeiten dein Lager dir bereiten. Vers 4. Sag an, mein Herzensbräutigam, mein Hoffnung, Freud und Leben, mein edler Zweig aus Davids Stamm, was soll ich dir doch geben? Ach, nimm von mir Leib, Seel und Geist, ja alles, was Mensch ist und heisst, ich will mich ganz verschreiben, dir ewig treu zu bleiben.

56. Mit Tinte Einfügung in Bonhoeffers deutscher Handschrift. 57. Gestrichen. Vermutlich wurden bei der Wiederholung in Podejuch dieser und der vorige gestrichene Programmpunkt ausgelassen oder ersetzt. 58. Einfügung durch Bonhoeffer. 59. Hektographie, zwei Seiten.

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Vers 5. Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ, sei dir von mir gesungen, dass du mein Bruder worden bist und hast die Welt bezwungen. Hilf, dass ich deine Süssigkeit stets preis in dieser Gnadenzeit, und mög hernach dort oben in Ewigkeit dich loben.

Dietrich Buxtehude In dulci jubilo (Weihnachtsmusik) (Die Kantate wird in ihrem Text nach dem mittelalterlichen wechselnd deutsch-lateinisch gesungen) Vers 1. Nun singet und seid froh jauchzt alle und sagt so: Unsers Herzens Wonne liegt in der Krippe bloss und leuchtet als die Sonne in seiner Mutter Schoss. Du bist A und O. Vers 3. Gross ist des Vaters Huld, der Sohn tilgt unsre Schuld; wir warn all verdorben durch Sünd und Eitelkeit; so hat er uns erworben die ewge Himmelsfreud. Eia, wärn wir da.

Vers 2. Sohn Gottes in der Höh, nach dir ist mir so weh. Tröst mir mein Gemüte, o Kindlein zart und rein, durch alle deine Güte, o liebstes Jesulein. Zieh mich hin nach dir. Vers 4. Wo ist der Freuden Ort? Ach, nirgends mehr denn dort, da die Engel singen zusamt den Heilgen all und wo die Schellen klingen im hohen Himmelssaal. Eia, wärn wir da!

1. Kommt und lasst und Christum ehren, Herz und Sinnen zu ihm kehren; singet fröhlich, lasst euch hören, wertes Volk der Christenheit! 2. Jakobs Stern ist aufgegangen, 3. Schönstes Kindlein in dem Stalle, stillt das sehnliche Verlangen, sei uns freundlich, bring uns alle bricht den Kopf der alten Schlangen dahin da mit süssem Schalle und zerstört der Höllen Reich. dich der Engel Heer erhöht.

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1. Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir; ja er kommt, der Friedefürst. Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!

2. Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüsset, König mild! Ewig steht dein Friedensthron, du, des ewgen Vaters Kind! Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüsset, König mild!

1. Es ist ein Ros entsprungen 2. Das Röslein, das ich meine, aus einer Wurzel zart; davon Jesaja sagt, hat uns gebracht alleine wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art Marie, die reine Magd. und hat ein Blümlein bracht Aus Gottes ewgem Rat mitten im kalten Winter hat sie ein Kind geboren wohl zu der halben Nacht. wohl zu der halben Nacht. 3. Das Röselein so kleine, das duftet uns so süss, mit seinem hellen Scheine vertreibts die Finsternis; wahr’r Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allen Leiden, rettet von Sünd und Tod.

Texte zu den Liedern des Chores: 1. Es kommt ein Schiff geladen 3. Zu Bethlehem geboren bis an den höchsten Bord, im Stall ein Kindelein. trägt Gottes Sohn voll Gnaden, gibt sich für uns verloren; des Vaters ewges Wort. gelobet muss es sein. 2. Das Schiff geht still im Triebe, 4. Und wer dies Kind mit Freuden es trägt ein teure Last, umfangen, küssen will, das Segel ist die Liebe, muss vorher mit ihm leiden gross Pein und Marter viel, der heilge Geist der Mast. 5. danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn, das Leben zu ererben, wie an ihm ist geschehn.

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1. Macht hoch die Tür, 2. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat! die Tor’ macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit, Wohl allen Herzen insgemein, ein König aller Königreich’ da dieser König ziehet ein! Er ist die rechte Freudensonn, ein Heiland aller Welt zugleich; der Heil und Leben mit sich bringt, bringt mit sich lauter Freud und Wonn! derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei … [mein Gott, mein Heiland groß von Tat!] Gelobet sei … [mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat!] 3. Macht hoch die Tür, die Tor’ macht weit, eur Herz zum Tempel zubereit’t; die Zweiglein der Gottseligkeit steckt auf mit Andacht, Lust und Freud; so kommt der König auch zu Euch, ja Heil und Leben mit zugleich. Gelobet sein mein Gott … [, mein Tröster früh und spat!] 60

2 2 . 9 . D IS P U TAT I ON S T H E S E N Z U R P R E D IG T D E S GE S E T ZE S Thesen zu der Frage Wie predigt die Kirche das Gesetz? 61 I.

(Predigt die Kirche überhaupt Gesetz?: Gesetz – Christus) Die Kirche predigt das Gesetz allein als in Jesus Christus erfülltes Gesetz.

60. Die Auslassungen (hier in eckigen Klammern ergänzt) ermöglichten, den Text unten auf die zweite Seite zu drängen. 61. Archiviert bei NL A 48,2 (14.): Hektographie, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –, – 4 –). Gedruckt in DBW 14, 778–784. Dass diese Hektographie, wie im Nachlassverzeichnis angegeben, dem 14. Finkenwalder Rundbrief (vom 30. November) beilag, ist unwahrscheinlich. In DBW 14, 778 ist angemerkt: »Bei der Disputation im Dezember [18.–20. 12.] 1936 lagen die Thesen jedem Teilnehmer hektographiert vor.« Handschriftliche Zusätze Bethges: »(Ebeling)« – der Verfasser der Thesen; quer am oberen Seitenrand, gestrichen: »Ebeling Johannsen Pfisterer Schröter Berends Brandenburg Mickley« (Disputanten?). Gerhard Ebeling – in: Mein theologischer Weg (Hermeneutische Blätter, Sonderheft Oktober 2006, Institut für Hermeneutik & Religionsphilosophie, Theo-

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1) Die Kirche hat von ihrem Herrn nicht den Auftrag bekommen, 62 Gesetz zu predigen, sondern das Evangelium zu predigen. 2) Es ist das Wesen der Irrlehre, aus der Predigt des Evangeliums Gesetzespredigt zu machen. 3) Das Evangelium ist die frohe Botschaft von dem einfürallemal [Römer 6,10] fleischgewordenen, gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden einzigen Sohn Gottes, Jesus Christus. 4) Gesetz wird da allein als Gottes Wort geoffenbart, gepredigt, gehört und erfüllt, wo die Offenbarung in Jesus Christus gepredigt und geglaubt wird. 5) Das Gesetz als Wort Gottes ist so von der Offenbarung Gottes in Jesus Christus umschlossen, dass unter Absehung von dieser Offenbarung eine genügende theologische Definition des Begriffes »Gesetz« unmöglich ist. 63 6) Das Gesetz, wie es in das Blickfeld der kirchlichen Predigt tritt, ist nur konkret durch den Hinweis auf sein mit ihm selbst nicht identisches telos [Ziel] zu bestimmen als das in Jesus Christus erfüllte Gesetz. 7) Einheit und Unterschiedenheit von Gesetz und Evangelium sind nicht logisch abzuleiten, sondern nur heilsgeschichtlich aufzuweisen. 64 8) Gesetz und Evangelium sind keine Gegensätze, weil Jesus Christus das eine erste und letzte Wort Gottes ist. 9) Gesetz und Evangelium sind in dem einen Wort Gottes dauernd voneinander unterschieden, weil Gott zwischen dem Sündenfall und dem jüngsten Gericht in seiner Offenbarung ständig sich herablässt, so mit den Menschen zu reden, dass er logische Fakultät, Universität Zürich), 20 f – schrieb Ende der 1990er Jahre: »Längere Zeit wurde sie [die Disputation] von einem kleinen Kreis vorbereitet, dem außer mir Erich Klapproth und Gerhard Krause angehörten. Ich legte, selber unzufrieden mit dem Ergebnis ([Briefe] 10. und 15. 12. 1936), 51 Thesen zu vier Fragenkomplexen vor: I. Predigt die Kirche überhaupt Gesetz? – Gesetz und Christus«, weiter, mit Hinweis auf DBW 14, 778–784, die (eingeklammerten) Fragen zu II., III. und IV. »Dazu hielt ich ein erläuterndes Referat. Gegenthesen des Kontrahenten Gerhard Krause lagen nicht vor.« 62. Hier und durchgehend in den Thesen keine Leertaste nach dem Komma. 63. Neben Punkt I. 5) doppelter Seitenstrich Bethges. 64. Neben Punkt I. 7) Seitenstrich Bethges.

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ihnen Zeit und Gelegenheit lässt zu hören beziehungsweise immer wieder nicht zu hören. 10) Dass Jesus Christus das Gesetz erfüllt hat, ist darum identisch damit, dass in ihm die Fülle der Zeit gekommen ist. 11) Das Problem der kirchlichen Predigt des Gesetzes ist mit der Spannung zwischen Pneumatologie [Geistlehre] und Eschatologie [Lehre von den letzten Dingen] gegeben. II. (Was predigt die Kirche als Gesetz?: Gesetz – Schrift) Als in Christus erfülltes Gesetz predigt die Kirche allein das Gesetz, von dem Jesus sagt, dass er es erfülle, nämlich das durch die Hand des Mose dem Volk Israel geoffenbarte, im AT und NT bezeugte und ausgelegte Gesetz des dreieinigen Gottes. 1) Die Frage nach Inhalt und Umfang des Gesetzes ist nicht zu beantworten von seinem Wirkungsbereich, sondern nur von seinem Offenbarungsbereich her. 2) Der Offenbarungsbereich des Gesetzes ist in doppelter Weise durch die Offenbarung in Jesus Christus begrenzt: nach der gefallenen Schöpfung hin durch den Kanon 65, nach der neuen Schöpfung hin durch den Leib Christi. 3) Das Gesetz umschreibt also in erster Linie den heilsgeschichtlichen Zwischenbereich zwischen dem Sein in Adam und dem Sein in Christus, wobei die Periode: Moses–Christus ebenso wie die Periode: Adam–Moses nicht nur historisch, sondern vor allem typologisch zu verstehen ist. 4) Dass Christus das telos des Gesetzes ist, heisst das Dreifache: dass er das Gesetz als heilsgeschichtliche Periode aufgehoben, die Grenzen von dessen Bereich (Kanon – Leib Christi) in Kraft gesetzt und den Herrschaftsanspruch des Gesetzes durch seinen eigenen Leib übernommen und neu vorgebracht hat. 5) Das Gesetz, wie es in den Bereich der kirchlichen Predigt tritt, ist darum immer zunächst das Gesetz des Mose (in seiner Einheit von Moral-, Judizial- und Zeremonialgesetz) als die von Gott selbst eröffnete und in Christus ausser Kraft gesetzte Möglichkeit, der Welt das Heil zu geben. 65. Kanon: von der Kirche als Urkunden göttlicher Offenbarung anerkannte Schriften, die deshalb Teil des Alten und des Neuen Testaments sind.

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6) Da Jesus Christus als einziger das ganze Gesetz in seiner vollen Auswirkung (Fluch) an seinem Leib auf sich genommen, predigt die Kirche dies als pleroma [Fülle] des Gesetzes: die Liebe Christi, die das Leben der ganzen Welt an diesen seinen Leib bindet. 7) Da das von der Kirche gepredigte Gesetz allein dies ist: Bindung des Lebens der Welt an den Leib Christi, so kann die Kirche nicht einzelne Gebote losgelöst von dieser Beziehung predigen und kann darum auch die Bibel nicht unmittelbar (das heisst ohne christologische Auslegung) als Gesetzesbuch benutzen. 8) Die im christologischen Sinn eigentlich gesetzliche (das heisst sachgemässe) Predigt des Gesetzes ist vielmehr die Predigt der Freiheit des an den Leib Christi Gebundenen von der Bindung an irgendwelche verabsolutierte Gebote. 9) Weil der nach aussen durch den Kanon begrenzte Offenbarungsbereich des Gesetzes seine innere Grenze am Leib Christi findet, ist es unmöglich, die Offenbarung des Gesetzes im Unterschied zur Offenbarung des Evangeliums auf das AT im Unterschied zum NT oder auf bestimmte Stellen im AT und NT zu lokalisieren. 10) Allerdings lokalisiert doch der von der Heilsgeschichte her bestimmte Sprachgebrauch das Gesetz im wesentlichen auf das AT, ohne damit das Eingebettetsein des Gesetzes in die voraus- und mitlaufende Verheissung Gottes aufzuheben. 11) Für die Blickrichtung der kirchlichen Predigt dagegen erscheint Gesetz in christologischer Bezogenheit direkter im NT, indirekter im AT, sodass der kirchlichen Predigt sich das Gesetz Christi beispielsweise in den apostolischen Paränesen [Ermahnungen] in grösserer Ausgelegtheit darbietet als in der Bergpredigt, und in dieser wieder in grösserer Ausgelegtheit als etwa im Dekalog. 12) Der Inhalt der kirchlichen Predigt des Gesetzes ist so vielfältig wie die Beziehung zwischen dem Kanon und dem Leib Christi, eine Beziehung, die jeweils in der Auslegung der heiligen Schrift neu aufzudecken ist. 13) Alle Teile des alttestamentlichen Gesetzes (nach der gewöhnlichen, von aussen her gemachten Unterscheidung: Moral-, Judizial- und Zeremonialgesetz) haben in der christologischen Auslegung grundsätzlich die gleiche Beziehung zu

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Christus, der das ganze Gesetz erfüllt hat; ihre verschiedene Stellung in der kirchlichen Predigt des Gesetzes dagegen ist begründet in der Unterschiedenheit von einmaligem und wiederholtem Geschehen am Leibe Christi. 14) Die Gegenwart des Gesetzes Christi allein in der kirchlichen Predigt des Gesetzes auf Grund der Auslegung der heiligen Schrift bewahrt davor, unter Vergewaltigung des notwendigerweise widerspruchsvollen biblischen Gesetzesbegriffes als Ziel theologischer Bemühung die Erarbeitung eines Gesetzesbegriffes anzusehen, statt der Erarbeitung gewisser Regeln für die kirchliche Predigt des Gesetzes. III. (Wem predigt die Kirche das Gesetz?: Gesetz – Welt) Indem die Kirche Jesus Christus verkündigt, trifft es ein, dass von Zion das Gesetz ausgeht an alle Völker [Jesaja 2,3 f]. 1) Mit der Verkündigung des Evangeliums an alle Welt nimmt die Kirche schlechthin alles gefangen unter den Gehorsam gegen Christus (Gesetz Christi) und kennt keine Kreatur, die dieser Gefangenschaft durch Autonomie oder Neutralität entzogen wäre. 2) Die Totalität des Gesetzes Christi ist nicht eine erstrebte, sondern eine in der Erlösungstat begründete faktische Totalität. 3) Die faktische Totalität des Gesetzes Christi wird aber offenbar allein, indem die Kirche das Evangelium auf Grund des AT und NT predigt. 66 4) Indem die ganze Welt durch die Erlösungstat Christi unter den Anspruch des Gesetzes Christi gestellt ist, sind alle Gesetze, Denkschemata, Philosophien und Religionen der Welt entleert, nur das Gesetz des Mose ist erfüllt. 5) Durch die Gefangennahme der ganzen Welt unter den Gehorsam gegen Christus wird also die ganze Welt in den Gehorsam gegen das Gesetz des Mose, freilich als das von Christus erfüllte Gesetz, gerufen. 66. Notiz Bethges oben auf Seite – 3 –, oberhalb von Punkt III. 4) (cf. DB 641): »Ob die Kirche einzutreten hat einfach für das Humanum? (Ehre Gottes über die ganze Schöpfung) Schwergewicht liegt in der causa der Predigt (Zwang es zu sagen [I Korinther 9,16: das Evangelium predigen müssen]) nicht in der Finalität.«

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6) Da Christus nicht nur die Juden, sondern alle Welt von der Macht der Sünde und dem Fluch des Gesetzes erlöst hat, predigt die Kirche das Gesetz Christi in gleicher Weise Juden und Heiden, als solchen, die getrennt waren nach dem Plan der Heilsgeschichte durch den Offenbarungsbereich des Gesetzes, die aber nun in gleicher Weise als Sünder innerhalb des einen Wirkungsbereichs des Gesetzes offenbar sind, und die durch Christi Erfüllung des Gesetzes Glieder desselben Leibes Christi geworden sind. 7) Der Unterschied des Verhältnisses der Juden und der Heiden zum Gesetz ist dieser: während jenen das offenbare Gesetz gegenübersteht als das Wort Gottes, liegt diesen die Auswirkung des Gesetzes im eigenen Wesen, verborgen unter der Wirklichkeit der Weltmächte. 8) Die Parallelen zwischen dem Gesetz des Mose und den Gesetzen der Heiden sind nicht zu verstehen aus der Tatsache der Schöpfung, auch nicht aus dem vermeintlichen Willen Gottes zur blossen Erhaltung der Welt, sondern allein aus der christologischen Begründung und Abzielung dieser Erhaltung. 9) Die christologische Verwurzelung der Erhaltung der Welt ist insofern unterschieden von der christologischen Verwurzelung des Gesetzes des Mose, als im Gesetz des Mose Israel die Verheissung des Lebens gegeben ist, während die Weltmächte ohne jede Verheissung über die Heiden herrschen. 10) Dass die gefallenen Engelmächte wider ihren Willen um Christi willen und zu seiner Ehre zur Erhaltung der Welt bis auf ihr Ende hin da sind, ohne selbst an der von Christus geschaffenen Erlösung Anteil zu bekommen, ist im Geheimnis der Prädestination begründet. 11) Der Massstab für die innerweltlichen, im weitesten Sinn politischen Entscheidungen ist nicht ein angeblich neutrales Naturgesetz, sondern allein der Gesichtspunkt, ob und wie dem Leib Christi Raum gegeben wird als der bekennenden Kirche unter dem Wort, die auf ihren Herrn wartet. 67 12) Das Gesetz Christi trägt unmittelbar nichts bei zur immanenten Lösung der im Raum des politischen Lebens gestellten Probleme.

67. Neben Punkt III. 11) ein Längs- und zwei Querstriche Bethges.

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13) Das Gesetz Christi bringt darin das Gericht über die Welt, dass es diese letztlich sich selbst und ihren immanenten Möglichkeiten und Grenzen überlässt, freilich nicht zu neutraler Existenz, sondern zum Verderben, um nur die einzelnen Menschen aus der Herrschaft der Mächte herauszurufen. 14) Dass vom Zion das Gesetz ausgeht für alle Völker, wird erst dann als Heil der Welt offenbar, wenn Himmel und Erde vergehen, mit allen immanenten Mächten und Ordnungen. 15) Die kirchliche Predigt des Gesetzes ergeht im strengen Sinn allein an die, an die die kirchliche Predigt des Evangeliums sich richtet. 68 IV. (Wie predigt die Kirche das Gesetz?: Gesetz – Kirche) Wenn die Kirche das Gesetz allein als das in Christus erfüllte predigt, so folgt daraus, dass Christus allein auch das telos der kirchlichen Predigt des Gesetzes ist. 1) Die Kirche predigt allein dann das Gesetz Christi recht, wenn sie nicht sich selbst, sondern Christus als Subjekt ihrer Predigt versteht. 2) Nicht die Kirche, sondern Christus allein ist in der Lage, sein Gesetz zu handhaben (»usus« legis [»Brauch« des Gesetzes]). 3) Die Kirche kann sich also nicht von sich aus entscheiden, hier oder da Gesetz oder Evangelium zu predigen oder Gesetz und Evangelium auf Imperativ und Indikativ zu verteilen, sondern sie kann nur in Auslegung der Heiligen Schrift die Tatsache der Erlösung in voller Entfaltung predigen und dabei Christus selber als dem Subjekt des Wortes die Auseinanderlegung in Gesetz und Evangelium überlassen. 69 4) Christus handhabt sein Gesetz allein durch die Predigt der Kirche. 5) Wird unter dem primus usus legis die verhüllte Wirksamkeit des Gesetzes Gottes zur Erhaltung der Welt unter den Händen der Weltmächte, so kann dieser sogenannte primus usus legis garnicht in eine Reihe gestellt werden mit dem se-

68. Neben Punkt III. 15) ein Längs- und zwei Querstriche Bethges. 69. Neben Punkt IV. 3) zwei Querstriche Bethges.

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cundus und tertius usus legis 70, weil hier weder das offenbare Gesetz Christi gehandhabt ist, noch dementsprechend Christus das Subjekt dieses usus ist, sondern der Deus absconditus [verborgener Gott]. 6) Dieser ausserhalb des Offenbarungsbereichs des Gesetzes Christi liegende usus legis wird dann zu einem abusus [Missbrauch], wenn er von der Kirche um der Erhaltung und Rechtfertigung der Welt willen gepredigt wird, statt ihn von Christus her und um Christi willen zur Unentschuldbarmachung der Welt allein als Tatsache aufzudecken. 7) Der sogenannte zweite und dritte usus legis allein kann im eigentlichen Sinn als usus legis bezeichnet werden, so freilich, dass die kirchliche Predigt nicht selber Subjekt, sondern nur Mittel dieser von Christus gehandhabten usus ist. 71 8) Die usus-Lehre ist also nur eine systematische Hilfskonstruktion, deren Hineinbeziehung in die praktische Theologie gefährliche Folgen hat und nur über die Entfaltung der effectus [Wirkungen] legis Berechtigung hat. 9) Auch der effectus [Wirkung] legis ist der Kirche nicht in die Hand gegeben, da Christus sowohl Subjekt dieser Wirkung als auch der effectus selber ist, insofern die Predigt des Gesetzes zu nichts anderem dient als zur Erbauung des Leibes Christi. 10) Dabei ist der effectus legis der jeweiligen konkreten Feststellung durch die Kirche in den Grenzen entzogen, in denen es ihr verwehrt ist, die Herzen zu erforschen; und er ist als ein doppelter zu predigen: als Töten des alten Menschen und als Bindung des neuen Menschen an den Leib Christi. 72 11) Dass dieser effectus in der Einheit beider Richtungen wirklich geschieht, darin besteht die impletio [Erfüllung] legis, deren Subjekt Christus ist, so gewiss er es ist, der seinen Leib durch Glaube und Liebe zusammenbindet, deren Subjekt aber auch der Wiedergeborene ist, so gewiss dies wirklich an ein 70. Zwar noch nicht Martin Luther, aber die Reformatoren nach ihm unterschieden dreierlei Gebrauch des (einen Gottes-)Gesetzes: (1.) zu äußerlicher Zucht, (2.) zur Sündenerkenntnis, (3.) für das Wandeln der Wiedergeborenen. 71. Von Bethge in Punkt IV. 7) zahlreiche Unterstreichungen, neben dem Punkt Seitenstrich und zwei Ausrufungszeichen; er hat den Punkt sowie die vier folgenden Punkte angekreuzt. 72. Außer der Ankreuzung ein Seitenstrich Bethges, umkringelt.

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und derselben Person des Menschen geschieht, dass der alte Mensch getötet und der neue Mensch zum Glied am Leibe Christi geschaffen wird. 2 2 . 1 0 . F RA G E N Fragen. (Bonhoeffer) 73 1.) Ist das Gesetz Offenbarung und was heißt das. 2.) Wie verhält sich der Dekalog zum Zeremonialgesetz etc. [Moral-, Justizial-]Gesetz. 3.) Wie verhält sich das Gesetz des AT zum Gesetz des NT. 4.) Worin liegt das Mißverständnis des Gesetzes in Israel? 5.) Darf man sagen, das Evangelium ist das offenbarte Wort Gottes, das sich auf das Tun Gottes erstreckt; das Gesetz ist das offenbarte Wort Gottes, das sich auf das Tun des Menschen erstreckt? In welcher Beziehung stehen diese beiden Aussagen zueinander? 6.) Läßt sich das Verhältnis von Gesetz und Evangelium chronologisch ausdrücken? 7.) Gibt es Verkündigung des Gesetzes ohne Verkündigung des Evangeliums? 8.) Wie verhalten sich die Ordnungen zum Gesetz Gottes? 9.) Welchen Anspruch hat die Kirche auf die Gestaltung der Ordnung (primus usus)? 10.) Was heißt Erfüllung des Gesetzes? 11.) Was heißt Freiheit vom Gesetz? 74 12.) Was heißt Aufrichten des Gesetzes? 75 13.) Was heißt buchstäbliches und geistliches Verständnis des Gesetzes? 14.) Muß der Christ das Gesetz erfüllen? 76

73. Zusatz in Bethges deutscher Handschrift unten auf Seite – 4 – nach dem Ende der vervielfältigten Thesen. Gedruckt in DBW 14, 785. 74. Zusatz: »lutherisch a) frei vom Fluch b) frei von Zwang Forderung reformiert nur frei vom Fluch, nicht von Zwang.« 75. Zusatz: »lutherisch aufgerichtet in Christus erfüllt als erfülltes frei (wir sind selbst Moses) reformiert durch Christus erst zu eigentlicher Geltung und Forderung.« 76. Zusatz: »lutherisch so kann man nicht fragen: sondern du hast schon erfüllt reformiert mußt erfüllen. Aufrichten. (K-F. [Müller])«.

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2 3 . J A H R E S B ER IC H T JAHRES-BERICHT [1936] 77 Markus 7,37: »Er hat alles wohlgemacht.« Liebe Brüder und Freunde! »Er hat alles wohlgemacht«. So wollen wir am Ende dieses Jahres sprechen über jede Woche, über jede Stunde, die vergangen ist. Solange wollen wir mit diesem Wort ins Gebet gehen, bis keine Stunde mehr ist, von der wir nicht sagen wollten, »Er hat alles wohlgemacht«. Gerade die Tage, die uns schwer waren, die uns gequält und geängstigt haben, Tage, die in uns eine Spur von Bitterkeit zurückgelassen haben, wollen wir heute nicht hinter uns lassen, bevor wir nicht auch von ihnen dankbar und demütig bekennen: »Er hat alles wohlgemacht«. Nicht vergessen sollen wir, sondern überwinden. Das geschieht durch Dankbarkeit. Nicht die ungelösten Rätsel der Vergangenheit lösen und in quälende Grübelei fallen sollen wir, sondern auch das Unbegreifliche stehen lassen und friedlich in Gottes Hand zurückgeben. Das geschieht durch Demut. »Er hat alles wohlgemacht«. Aber noch bleibt der furchtbarste Stachel zurück: Meine Schuld, meine Schuld! Meine Versäumnisse im Amt, meine Untreue im Dienst an der Gemeinde, meine Undankbarkeit, mein Zorn, meine Trägheit zum Gebet, mein ganzes widerspenstiges verzagtes unfrohes Herz – was wird daraus? Die böse Frucht meiner Sünde wirkt ja ohne Ende fort. Wie soll ich dem ein Ende setzen? Und doch bist du kein Christ, sondern verhärtest dich nur in deiner Sünde, wenn du nicht auch über deiner Schuld sprechen kannst, ER hat alles wohlgemacht! Es heisst eben nicht, wir haben alles wohlgemacht. Nein wir haben garnichts wohlgemacht – aber Er hat alles wohlgemacht. Glaubst du das? Das ist die letzte und erstaunlichste Erkenntnis des Christen, dass er zuletzt auch über seiner Sünde sagen 77. NL A 48,2 (15.): Hektographie (stellenweise undeutlicher Abzug), aus Grunows Akten, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2.–, – 3.–, – 4.–). Die Jahreszahl ist von Bethge zugesetzt, der Text für den Druck in GS II 506–512 vorbereitet. Abdruck DBW 14, 258–264. Verfasst von Bonhoeffer.

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darf: Er hat alles wohlgemacht. Er hat mir auch durch die Sünde hindurchgeholfen, Ihn zu finden. Er hat schliesslich alle meine Sünde zugedeckt. Jetzt erst wissen wir recht, was das heisst, Er hat alles wohlgemacht. Er hat uns geheilt. Er war allezeit da und am Werk. Jetzt erst können wir auch wahrhaftig für all das viele Gute danken, das wir empfangen haben, danken für die Herrlichkeit unseres Amtes, für unsere Arbeit, für das tägliche Wort, für die brüderliche Gemeinschaft, für allerlei persönliche Hilfe und Führung, für Bewahrung von allerlei grossem Uebel und Gefahr Leibes und der Seele. Jetzt ist alles Vergangene umschlossen in der einen Freude, Er hat alles wohl gemacht. Gott der Herr hat unsere Bekennende Kirche im vergangenen Jahr grosser Fragen, Aufgaben und Leiden gewürdigt. Seit dem Eingreifen der staatlichen Kirchenausschüsse in das Leben unserer Kirche sind schwere Erschütterungen durch die Bekennende Kirche gegangen. Für Euch, liebe Brüder in den Gemeinden, hat es schwere Entscheidungen gegeben. Ihr habt den Kampf führen müssen und seid dabei durch viel Fragen, Zweifel und Anfechtungen gegangen. Unser Dienst hier im Hause konnte hauptsächlich darin bestehen, unsere Arbeit ruhig und selbstverständlich fortzuführen. Der Weg war uns klar gewiesen. Wir haben uns täglich in alter Weise am Morgen zum Gebet, zur Schriftlesung und zum Lobpreis unseres Gottes versammelt und dabei Euer gedacht. So stand auch am Tagesschluss die Andacht und die Fürbitte für all die Anliegen unserer Kirche, für Eure Arbeit und Euren Kampf. Ihr wisst, dass wir uns auch in der täglichen Meditationszeit mit Euch allen zusammengeschlossen haben und für einander vor Gott eingetreten sind. Es war uns eine grosse Freude, dass über den Kreis unserer Bruderschaft hinaus sich manche nahe und ferne Gemeindeglieder unserer Meditation angeschlossen haben, und wir wollen auch ihrer treu gedenken. Auch wollen wir uns heute dazu ermahnen lassen, an der morgendlichen halben Stunde der täglichen Schriftbetrachtung und Fürbitte treu festzuhalten. Jeder von uns kennt die Nöte, den inneren Widerspruch, die Trägheit, die uns immer wieder aufhalten wollen, dem nachzujagen, was wir als heilsam erkannt haben. Noch ist uns Zeit und Ermahnung geschenkt. Weicht einer, so ist das eine

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sichtbare oder unsichtbare Schwächung für alle anderen in der Gemeinschaft des Gebets. Lasst uns Gottes Geschenk nicht verachten. Neben der Meditation muss aber auch das tägliche und reichliche Lesen der Schrift seinen Platz behalten. Es darf in der Tat kein Tag unseres Lebens im Amt vergehen, an dem wir nicht die Schrift gelesen haben. Gerade die Auseinandersetzungen der letzten Monate haben wieder beschämend deutlich gezeigt, wie unmündig wir noch in [der] heiligen Schrift sind. Wie gern war man bereit, die Entscheidung für oder wider die Kirchenausschüsse von allerlei Vorkommnissen dieser oder jener Art abhängig zu machen, statt allein nach dem Schriftbeweis zu fragen und zu forschen. Ja, wie wenig hörte man oft hin, wenn von der Schrift zu uns geredet wurde und wie bereitwillig verschlang man alle Neuigkeiten. Das muss anders werden. Wir müssen es uns zur Regel machen, für jede Entscheidung, vor die wir gestellt werden, den Schriftbeweis zu suchen und nicht zu ruhen, ehe wir gefunden haben. Unsere Selbstständigkeit im Umgang mit der Schrift muss von Jahr zu Jahr wachsen. Und noch etwas anderes. Wir wissen, dass einigen verhafteten Brüdern erst nach längerer Zeit Bibeln ausgehändigt worden sind. In solchen Wochen mag es sich bewähren, ob wir im Lesen der Schrift treu gewesen sind und über einen grossen oder [kleinen] Schatz in der Schrifterkenntnis verfügen. Kollegs und Uebungen stehen nach wie vor im Zeichen der biblischen Arbeit. Nachdem uns im Neuen Testament im ersten Kurs die »Nachfolge Christi« beschäftigt hat, folgten die Themata »Die sichtbare Kirche« im zweiten Kurs, »Das neue Leben bei Paulus« im dritten Kurs, »Konkrete Ethik bei Paulus« im gegenwärtigen Semester. Von der Alttestamentlichen, homiletischen und katechetischen Arbeit zu erzählen würde zu weit führen. Es ist vom ersten Kurs an viel theologisch gearbeitet worden. Ich glaube aber, dass mit dem gegenwärtigen Kurs hierin ein gewisser Höhepunkt erreicht ist. Während ich diesen Bericht schreibe, ist zweieinhalb Tage lang von Morgens bis Abends eine Disputation über die »Predigt des Gesetzes« im Gange. Seit Wochen hat ein beauftragter Kreis von Brüdern78 78. Vermerk Bethges 1959 (für GS II 509): »Unter Leitung von Gerhard Ebeling, jetzt Systematiker in Zürich.«

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an der Vorbereitung dieser Disputation in allen Freistunden gearbeitet. Wir dürfen dankbar sein, für die Klärung und Förderung des Wissens und der Erkenntnis in vielen wichtigen Stücken. Aber auch unsere Gemeinschaft findet durch diese gemeinsame Arbeit an einer Frage, die für unsere Kirche heute so bedeutungsvoll ist, festeren Zusammenschluss. Musiziert wird bei uns nach wie vor viel und mit grosser Freude. Der erste Kurs war mangels jeglicher Instrumente in Zingst vorwiegend sängerisch tätig. Der zweite verfügte über zwei Flügel und grosse Solisten. Der dritte und vierte singt und musiziert gemeinschaftlich. Wir haben am dritten Advent eine Hausmusik für die Gemeinde und Freunde des Hauses gehalten, die in der Kirche in Podejuch wiederholt wurde und bei der wir ein ganz respektabeles Orchester zusammenstellen konnten. Das war uns allen eine grosse Freude, wie ich mir überhaupt unser Zusammenleben hier nicht ohne tägliches gemeinsames Musizieren denken kann. Manche bösen Geister sind gewiss dadurch schon vertrieben worden. Obwohl die Stille des häuslichen Lebens und Arbeitens der eigentliche Sinn der kurzen Seminarzeit sein muss, hat doch jeder Kurs auch einen Blick über die Mauern des Hauses hinausgetan. Im Frühjahr dieses Jahres folgten wir einer Einladung nach Schweden. Für die Meisten war diese Reise die erste Begegnung mit der Kirche Christi jenseits der deutschen Grenzen, mit der Oekumene. Der herzlichste Empfang wurde uns bereitet und zehn Tage waren fast übervoll mit Sehen, Hören, Begegnungen. Die Gemeinschaft und Liebe, die wir dort fanden, hatte uns reich gemacht, als wir zurückkehrten. Die Dankbarkeit für diese Zeit wird in uns allen gleich lebendig sein. Der Sommerkurs ging mit einem anderen Ziel für fast die gleiche Zeit aus dem Hause zu einer gemeinsamen Volksmission in die Synode Belgard. In sechs Dörfern waren je vier Brüder einquartiert, die an vier Abenden der Woche und am Sonntag predigten. An den Abenden legten diese vier je zehn Minuten einen Text aus. Diese gemeinsame Verkündigung, die aus einer Gemeinschaft der Tagesarbeit in der Gemeinde und des Gebetes kommt, hat sich an allen beteiligten Brüdern bewährt und wir hoffen auch in der Gemeinde. Nach längeren Wochen der Stille ist es eine besondere Freude, das Evangelium wieder hinaustragen zu dürfen. So hat diese volksmissionari-

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sche Woche das ganze Semester stark bestimmt. Ein besonderes Geschenk dieser Woche war es, dass wir seitdem mit mehreren Gemeinden und Menschen in enge Beziehung getreten sind und dass wir immer wieder Beweise christlicher Liebe und Hilfsbereitschaft erfahren dürfen. Wir haben viel Grund zum Danken. Für dieses Wintersemester sind mehrere volksmissionarische Wochen erbeten, die die Brüder des Bruderhauses halten werden und zum Teil schon gehalten haben. Ende Januar hoffen wir, wieder mit dem ganzen Seminar in einige hiesige Synoden zur Volksmission fahren zu können. Eine besondere Freude war es, als zu Beginn der beiden letzten Semester die älteren Brüder zu ihren jährlichen Freizeiten wieder bei uns einzogen. Trotz mancher Unregelmässigkeit und Unruhe, die dies für den Anfang des Semesters mit sich bringt, ist es gut, dass sich so die älteren und jüngeren Brüder kennen lernen, und es schafft manche Erleichterung des Einlebens für den neuen Kursus. Es waren immer bewegte und fröhliche Tage des Wiedersehens. Die Seminarzeit ist so kurz und die Kluft zwischen dem Seminarleben und der Einsamkeit auf dem Dorf im Amt ist so gross, bringt so viele wichtige Fragen mit sich, dass dieses jährliche Zusammentreffen eine dringende Notwendigkeit und eine wirkliche Hilfe ist. Zwar gehen in der Zwischenzeit einzelne Briefe und Besuche hin und her. Die Berichte der Brüder aus ihrer Arbeit sind bereits zu einem ganz umfänglichen Bande angewachsen und werden von Brüdern, die uns zuweilen besuchen, gründlich studiert. Auch durch den vom Haus ausgehenden monatlichen Rundbrief versuchen wir, durch die kurze Berichterstattung über das Haus, über das Ergehen der älteren Brüder, durch Mitteilung der Meditationstexte und durch Predigthilfen den Brüdern in den Gemeinden zu dienen. Doch gewinnt dies alles erst vollen Wert durch [die] jährlichen Freizeiten. Lasst uns an ihnen festhalten. Im Laufe dieses Jahres sind fast alle Brüder des ersten und zweiten Kurses ordiniert worden. Wir haben an diesen Tagen Euer besonders gedacht. Gott wolle Euch und Eure Amtsführung segnen in seiner Gnade. Er wolle Euch grosse Liebe zu Eurer Gemeinde schenken und die Kraft, ihr alle Zeit das unverkürzte Evangelium zu predigen. Wir wollen diesen Ueberblick nicht schliessen, ohne der drei

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Brüder 79 zu gedenken, die sich im Laufe dieses Jahres von unserem kirchlichen Wege getrennt und sich den Kirchenausschüssen zur Verfügung gestellt haben. Es war uns ein grosser Schmerz. Unsere Worte haben hier nichts mehr vermocht. Und wir befehlen sie in ihrem Leben und in ihrem Amt fürbittend der Gnade Gottes. Der Kreis der Gemeinden und Freunde, die unserem Haus regelmässige Hilfe zuteil werden lassen, ist gewachsen. Wir erkennen hier die gnädige Führung Gottes, der uns dadurch erst recht in die Erkenntnis unseres eigenen Versagens und in die Dankbarkeit führt. Viele Gaben haben uns beschämt. Grosse Dienste sind uns geleistet worden. Sie rufen uns dazu auf, unsere Arbeit noch treuer zu tun als bisher. So ist der Bericht gegeben. Es ist vieles geschehen, und wir erkennen doch, dass wir nichts getan haben, das vor Gott wert wäre, genannt zu werden. Wir bekennen, dass wir in allen Stücken weit hinter dem zurückgeblieben sind, was hätte sein sollen. Wir sind unserem Amt und wir sind einander viel schuldig geblieben. So schliessen wir uns aufs Neue ein in Seine vergebende Liebe und bekennen dankbar: Nicht wir, aber ER hat alles wohl gemacht. Und im Blick aufs neue Jahr hören wir: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, ER wirds wohlmachen.« [Psalm 37,5] In brüderlicher und treuer Verbundenheit grüsst Euch Euer Dietrich Bonhoeffer. Finkenwalde, den 21. Dezember 1936 Waldstrasse 5.

79. Notiz Bethges auf der Hektographie am Rand: »Wendland Voelz M. Müller«.

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2 4 . D A S G E BO T G O T T E S Das Gebot Gottes. 80 I. Von der Begegnung mit dem Willen Gottes. (Heiligkeit) Wenn heute vom Gebot Gottes gehandelt werden soll, so treten wir damit in keinen grundsätzlich anderen Bereich ein als den in den vorangehenden Referaten umschriebenen. Wir bleiben im Bereich dessen, was wir Evangelium, Wille Gottes nennen, in dem Raum, der Geschenk und Forderung Gottes, Glaube und Gehorsam des Menschen umschließt. Wir bewegen uns auf keinem anderen Boden, als auf dem einen, auf dem Glaube und Gehorsam erwachsen. Denn beides, Glaube und Gehorsam, sind keine Möglichkeiten unser selbst, sie haben in keinem Tun des Menschen ihre Wirklichkeit, sondern entstehen und bestehen nur so, daß Gott in allem alles von sich aus tut, daß er gibt, was er befiehlt. Beides, Glaube und Gehorsam, setzen voraus, daß Gott sein Werk an uns schon angefangen, daß er sich uns offenbart hat in seinem schenkenden und fordernden Wort, und daß er aus Gnaden in seinem Heiligen Geist bei uns eingekehrt ist. 81 Ein Fragen nach dem Willen Gottes, der das Gebot in sich schließt, ist also nur so möglich, daß der lebendige Gott selbst vor unser Auge tritt und wir damit vor sein Angesicht gestellt sind. Gottes Gebot hören heißt 80. Archiviert bei NL A 48,2 (14.): Hektographie, neun Seiten, maschinenschriftlich paginiert (2, 4., 5., 6., 8., 9.), kursive Typen (einzig bei diesem Text; in allen anderen Finkenwalder Hektographien sind die Typen gerade), konsequent keine Leertaste nach Satzzeichen. Nach einem persönlichen Gespräch mit Gerhard Ebeling im Juli 1992 erwog Otto Dudzus (DBW 14, 778 Anmerkung 1) einen Zusammenhang dieses Textes mit der Disputation im Dezember 1936 zu »Wie predigt die Kirche das Gesetz«: »möglicherweise (ohne Verfassernamen)« Gerhard Krauses (Kor-)Referat. Aber der Text bezieht sich auf Universitäts-Kollegs und entspricht Gedanken in Bonhoeffers neutestamentlichen Lehrveranstaltungen in Finkenwalde, eingegangen in das Buch »Nachfolge«, unter anderem DBW 4, 238 f (Gemeinde als Tempel, 1935/36 DBW 14, 436 f), DBW 4, 279 f (Lasterkataloge, 1936/37 DBW 14, 729–738). Ersatzvorlesungen Bonhoeffers in Stettin oder Greifswald? 81. DBW 4, 52: »Nur der Glaubende ist gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt.« 1936 DBW 14, 612: »Der Mensch lebt glaubend und gehorchend allein von der Gnade Jesu Christi.«

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somit: durch Gottes gnädiges Tun in seine Gegenwart gestellt sein, dabeisein, wenn es Gott gefällt, zu Menschen zu reden und in solchem Wort bei Menschen gegenwärtig zu sein. Wir finden deshalb Gottes Gebot nicht außerhalb seines uns in Christus offenbarten Wortes. Erste Abgrenzung gegen Mißverständnis des Gebotes: Das Gebot ist nicht principium cognoscendi [Erkenntnisgrundlage], kein Mittel, den Willen Gottes an einer anderen Stelle zu erkennen, ihm anderswo zu begegnen als am Orte seiner Offenbarung, in Jesus Christus. Aber weil uns Gott und seine Heiligkeit in Christus offenbar ist, weil uns in Christus und seinem königlichen Tun Gott selbst begegnet, darum begegnet uns nun gerade in Christus auch Gottes Wille und Gebot in ganzer Konkretheit und Gültigkeit. Wirklichkeit der Offenbarung und Verbindlichkeit des Willens Gottes für uns sind zwei Seiten einer Sache; so ist es zu verstehen, wenn die 2. Barmer These in Auslegung von 1. Korinther 1,30 sagt: Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben. Durch Jesus Christus werden wir befreit und in den Dienst gestellt; nicht durch zwei getrennte Worte Gottes geschieht das, sondern durch ein und dasselbe. Dies zu betonen und festzuhalten ist wichtig: Wer Gottes Willen sucht, der wird ihm nur begegnen in dem einen Wort Gottes an uns, in Jesus Christus. Gottes Gebot begegnet uns in Jesus Christus; damit ist noch eine weitere Umgrenzung dessen gegeben, was das Gebot für uns bedeutet. Wie es nicht Mittel der Erkenntnis des Willens Gottes abgesehen von Christus ist, so kann es auch keinen Weg der Erfüllung des göttlichen Willens zeigen, der ein anderer wäre als der des Sohnes. Nur wer den Sohn hat, der Weg, Wahrheit und Leben ist [Johannes 14,6], der hat das Wissen um das Gebot und nur der erfüllt den Willen Gottes. Nur wo bekannt wird: KYRIOS CHRISTOS [der Herr (ist) Christus, I Korinther 12,3], nur in der Gemeinde, in der Christus nach seiner Verheißung durch den Heiligen Geist gegenwärtig ist, begegnet uns der Wille Gottes, und nur in der Gemeinde wird das Gebot wirklich als Wille Gottes recht verstanden, erstens dahin, daß es ein uns angehender, für uns verbindlicher Wille ist (gegen Antinomismus [Abweisung des Gesetzes]), und

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zweitens, daß dieser Wille Gottes für uns konkret wird, ohne in seinem Fordern und in seiner Verbindlichkeit zum Feind des Glaubens zu werden, des Glaubens nämlich, der ohne alle Abstriche Gott allein den Richter über allem sein läßt, was auf der Erde von Menschen getan und gelassen wird (gegen Gesetzlichkeit). Wo vom Gebot gehandelt wird, da muß zuerst die Rede sein von der Heiligkeit Gottes. Sie ist im A.T. wie im N.T. die Begründung für die Tatsache des Gebotes. 3. Mose 11,45+19,2 und 1. Petrus 1,16: So spricht der Herr: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Wir versuchen eine Auslegung dieses Gebotes: Seid heilig, denn ich bin heilig, indem wir uns vor Augen führen, wie Gottes Heiligkeit dem Menschen begegnet. Jesaja 6,1–4: Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl, und sein Saum erfüllte den Tempel. Seraphim standen über ihm, ein jeglicher hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth! Alle Lande sind seiner Ehre voll! daß die Überschwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus war voll Rauch. Hier wird berichtet, wie dem Propheten eine Begegnung mit dem heiligen Gott widerfährt. Diese Begegnung geschieht ohne das Zutun des Propheten in voller göttlicher Freiheit, keine Beschwörung oder Anruf menschlicherseits zaubert die Gegenwart Gottes herbei. Aber es ist wirklich der lebendige heilige Gott, der sich zu Jesaja herabneigt. Der Lobgesang der Seraphim bezeugt ihn als den Heiligen Israels, den Herrn Zebaoth: Du bist heilig, der du thronst auf den Lobgesängen Israels, Psalm 22,4 82. Seinen heiligen Namen lobt die Gemeinde hier auf Erden ebenso wie das Heer der himmlischen Heerscharen im Himmel, indem es bezeugt, daß Gott in aller Welt die Ehre gebührt. Wo es Gott gefällt, sich in seiner Heiligkeit den Menschen zu offenbaren, da wird das Lob Gottes hörbar, und so erschallt der Ruhm des Heiligen Gottes im Tempel vor 82. Luthertext: »… der du wohnest unter dem Lobe Israels.« Zürcher Bibel, neu übersetzt 1931: »… der thront über den Lobgesängen Israels.«

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den Ohren des Propheten wie auf dem Felde von Bethlehem den Hirten [Lukas 2,14], und bezeugt, daß es hier und jetzt Gott gefallen hat, seine Heiligkeit Menschen zu offenbaren. v. 5 Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen, denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth gesehen mit meinen Augen. Wo Gottes Heiligkeit den Menschen erscheint, da sieht dieser sich plötzlich mit anderen Augen als vorher: Er sieht sich im Lichte der Heiligkeit Gottes, er sieht sich als Sünder, als Mann unreiner Lippen, der nicht in den Lobgesang der Engel einstimmen kann und er schmeckt die Nähe des Todes. Diese Wirkung wird durch nichts anderes hervorgerufen als durch die Gegenwart Gottes. Nur angesichts der Heiligkeit Gottes, das heißt wo es Gott gefällt, uns seine Herrlichkeit sehen zu lassen, da erkennt der Mensch seine wahre Lage. Das Bekenntnis der Sünde ist gebunden an die Gegenwart Gottes; das gilt für die Christengemeinde wie für den Propheten. Aber umgekehrt ist es auch unmöglich, daß der Mensch angesichts Gottes aufrecht stehenbleiben und als Gleichstehender Gott ins Auge sehen kann mit der heute propagierten Vertraulichkeit, die nichts als ein Beweis sein kann dafür, daß man eben nicht Gott, sondern dem Götzen gegenübersteht. So ist Sündenerkenntnis und Sündenbekenntnis nur möglich in der Gemeinde, wo Christus durch den Heiligen Geist anwesend ist, ebenso real und wirklich anwesend, wie er vor dem Petrus steht, der vor ihm auf die Kniee fällt und spricht: Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Lukas 5,8. Jesaja 6,6–7: Da flog der Seraphim einer zu mir, und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiemit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei. Gottes Gegenwart bedeutet aber nicht nur Erkenntnis der Sünde, das heißt der Heiligkeit Gottes, die eine andere, eine menschliche Heiligkeit radikal ausschließt. Gegenwart Gottes heißt für uns wie für den Propheten: Deine Missetat ist von dir genommen und deine Sünde versöhnt. Dies Wort, das Vergebung der Sünde zuspricht, kann nur gesprochen werden in der Gegenwart Gottes. Die Schriftgelehrten verstehen Jesus

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und die Tragweite seines Tuns. Sie hören ihn zu dem Gelähmten das ungeheure Wort sprechen: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben, und ihre Antwort kann keine andere sein als die: Er lästert Gott. Matthäus 9,2–3. Hier tritt Christus hervor mit dem klaren Ausweis, und Anspruch, daß in ihm Gott, der heilige und lebendige, gegenwärtig sei, und die Gemeinde darf neben das Wort, das durch den Engel an Jesaja erging, das andere aus 2. Korinther 5,19 stellen: Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. v. 8–9: Und ich hörte die Stimme des Herrn, daß er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich. Sende mich! Und er sprach: gehe hin und sprich zu diesem Volk! Gottes Gegenwart bedeutet für uns, daß er uns unsere Sünde bezeugt und uns seine Vergebung schenkt. Wo aber dies geschieht, da hört Jesaja die Stimme des Herrn, daß er zu ihm spricht, daß er von ihm persönlich etwas fordert. Wo Gott uns seine Vergebung schenkt, da kann es nicht anders sein, als daß an uns derselbe Ruf ergeht wie an den Propheten, und daß von unserer Seite dieselbe Antwort erfolgt: Hier bin ich, sende mich! Es wäre frevelhafter Hochmut, wenn dies Wort ein Angebot wäre, das von dem Propheten ausgeht, oder wenn wir uns Gott gewissermaßen als Bundesgenossen anbieten wollten. Vielen von uns wird es im Kolleg so gesagt sein, daß an dieser Stelle der Charakterunterschied deutlich würde, wie er zwischen Jesaja und etwa Jeremia bestände: Jeremia, der Zurückhaltende, der dem Ruf Gottes am liebsten ausgewichen wäre und ihn als schwere Last trägt. Jesaja, der Aktivist unter den Gottesmännern, der in stolzem Selbstbewußtsein und Tätigkeitsdrang Gott seinen Dienst anbietet. Das ist ganz sicher falsch. Hier bin ich, sende mich! das ist lediglich die Antwort dessen, den Gottes Wort gestellt hat, der Gottes Ruf nicht überhören konnte, weil ihm das Wunderbare geschehen ist, daß Gott ihn geheiligt hat, ihn in seine Heiligkeit hineingenommen und ihm seine Sünde vergeben hat, der es erlebt hat, daß die Gegenwart des Heiligen Gottes nicht seinen Tod, sondern neues Leben bedeutet. Wie hätte er auf Gottes Ruf anders antworten können? Muß es ihm nicht selbstverständlich sein,

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daß er sein ganzes Leben, dieses neue Leben aus der Vergebung der Sünde, das neue Leben unter den Augen des gegenwärtigen Gottes nur führen kann im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, der ihm in der Frage begegnete: Wen soll ich senden, wer will unser Bote sein? Sende mich ist ganz gewiß nichts andres als das Gebet dessen, der weiß, daß Gottes Wille, wo er uns begegnet, uns in seinen Dienst nimmt, weil nichts stärker bindet als das Geschenk der Vergebung. Nicht anders als den Propheten nimmt Gott uns in seinen Dienst. Nur weil Gott in Christo war, weil in der Gegenwart des Herrn Christus der heilige Gott sich selbst uns gegenwärtig erweist, darum stehen wir in derselben Sendung wie der Prophet. Weil uns in der Gegenwart Christi das Bekenntnis und die Vergebung der Sünde geschenkt wird, darum begegnet uns auch in ihm der Anspruch Gottes auf unser Leben, das ein Leben in seinem Dienst werden soll. Ein Leben in seinem Dienst ist es aber nur, wenn unser Leben die Vergebung im Auftrag und in der Vollmacht Jesu predigt und wenn es weiter ein Leben ist, das sich selber gestellt und gewiesen weiß an den Ort, wo die Vergebung nach dem Willen Gottes dem Glauben gegenwärtig ist, wenn es ein Leben ist in der Gemeinde. Gott sendet uns in die Gemeinde und in das Predigtamt. Diese beiden Dinge stehen in lebendiger Wechselbeziehung. Denn nur da, wo im Namen Jesu, in der Kraft des gegenwärtigen Gottes die Vergebung gepredigt wird und solchergestalt Gott selber den Menschen gegenwärtig wird, da entsteht die Gemeinde der Heiligen, der Tempel, in dem der heilige Gott seine Wohnung aufschlägt; und zweitens: Nur da, wo Menschen in dieser Gemeinde stehen, wo sie sich von der Güte Gottes immer wieder von neuem die Vergebung und damit das Leben vor seinem Angesicht schenken lassen, da kann recht von der Vergebung gepredigt und gelehrt werden. Begegnung mit Gott, so sagten wir, heißt Sendung in seine Gemeinde. Darüber muß noch etwas gesagt werden. Darin daß das Wort und die Tat Christi uns in die Gemeinde stellen, wird der Wille Gottes an uns konkret. Denn in der Gemeinde sind wir Gottes Hausgenossen, ja eine Behausung Gottes selbst Epheser 2,20.22 1. Korinther 6,19. Die Gemeinde ist der Tempel, in dem Gott sich immer wieder der Menschen annehmen und ihnen offenbaren will als der Heilige, der Sünden vergibt,

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der Menschen in seinen Dienst nimmt, so wie es dem Jesaja im Tempel zu Jerusalem geschah. So muß also unser Leben, wenn es im Dienst und Gehorsam unter dem Willen Gottes stehen soll, ein priesterlicher Dienst am Tempel Gottes, Dienst an der Gemeinde sein. Solange aber die Gemeinde im Machtbereich der Welt und ihrer Fürsten lebt, solange steht sie in der Gefahr, ihre Herkunft zu vergessen, zu verleugnen, daß sie ausschließlich in dem Wort der Vergebung, in der Gegenwart des lebendigen Gottes ihr Leben hat. Solange Gottes Wort mit menschlichen Zungen gepredigt wird und mit Menschenohren gehört wird, steht es in der Gefahr, durch Menschenwort gefälscht und durch Unzulänglichkeit und bösen Willen mißverstanden zu werden. Solange Gott den Menschen seinen Willen darin kundtut, daß er Sünde vergibt, solange wird es den Versuch geben, an die Stelle der Gnade Gottes irgendwie die Tat des Menschen zu setzen. Darum ist der Dienst an der Gemeinde, in den Gott uns ruft, ein Dienst, der sich darin erweist, daß er die Gemeinde zurückruft an ihren Ausgangspunkt, daß er Vergebung predigt als den Willen Gottes an uns, daß er darüber wacht, daß Gottes Gnade nicht in menschliche Werkgerechtigkeit verkehrt werde. Darum ist das Amt der Gemeinde ein Amt des Wortes und am Worte, und sein Träger hat zu wachen über Reinheit und Unverfälschtheit des Wortes. Das Amt am Wort ist somit ein Lehramt, und wir gehorchen dem Gebot Gottes, wenn wir über der Reinheit der Lehre wachen. Wir verstehen, daß diese Reinheit nichts zu tun hat mit Deutungen, wie sie jedem Kampf um die Lehre immer wieder von Menschen außerhalb der Gemeinde gegeben werden, es sei der Vorwurf der Starrheit, des Pharisäismus, der Unduldsamkeit, der Zanksucht oder dergleichen. Kampf um die Reinheit der Lehre hat zum Gegenstand immer irgendwie die Frage, ob von der Vergebung der Sünde recht gelehrt werde, und damit, ob die Gemeinde wirklich der Tempel des heiligen Gottes sei, der unverletzlich ist, den die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden [Matthäus 16,18]. Es ist die Frage, ob die Gemeinde wirklich singen darf von den heiligen Wohnungen des Höchsten: Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben. Psalm 46,6. So ist das Lehramt Wächteramt im Dienst der Reinheit und Kräftigkeit des Wortes Gottes. Wird von dem Willen Gottes,

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um seiner Heiligkeit willen durch seinen Sohn Vergebung der Sünden zu schenken, falsch gelehrt, dann sind wir nicht mehr Botschafter an Christi Statt [II Korinther 5,20] und die Gemeinde nicht mehr Leib Christi, dann ist Christus vergeblich gestorben, Galater 2,21. Dann wissen wir wirklich nichts von der Gnade Gottes, sondern dann ist Gott der strenge, zornige Rächer seiner von uns beleidigten Ehre. Darum ist der Dienst, zu dem uns Gott beruft, ganz wesentlich ein Dienst an der Lehre, und darum wird in der Schrift immer wieder ermahnt zum treuen Bewahren der Lehre: Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, daß man das Gesetz suche aus seinem Munde. Maleachi 2,7. Hat jemand ein Amt, so warte er des Amtes. Lehret jemand, so warte er der Lehre. Römer 12,7. Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken, denn so du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören. 1. Timotheus 4,16. Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit. Strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. 2. Timotheus 4,2. Wer übertritt und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott. Wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beide, den Vater und den Sohn. 2. Johannes 9. In der Tat entscheidet sich an der Lehre, ob wir Gott gehorsam sind oder nicht; in dem Befehl Christi, durch Lehre und Taufe alle Völker zu Jüngern zu machen [Matthäus 28,19 f], zeigt sich der Charakter des Auftrages, den die Gemeinde von ihrem Herrn erhält, als Lehrauftrag. Lehre erbaut die Gemeinde, und im Halten der vom Apostel überkommenen Lehre erweist sich, daß die Gemeinde mit ihm zusammen in der Nachfolge Christi steht, 1. Korinther 11,1–2. Andere Lehre als die apostolische wird unmittelbar gleichgesetzt mit Verfälschung des Evangeliums. Galater 1,6 ff[–10]. So geht es auch heute im Kampf der Kirche um die Reinheit der Lehre um nichts anderes als um den Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Denn die Lehre der Kirche ist nicht in ihre Willkür gegeben, sondern sie ist Lehre, die ihr vom Herrn geboten ist. Die Kirche hat nichts anderes zu tun als die Lehre, das Selbstzeugnis des Herrn von seiner Einheit mit dem Vater und von der Vollmacht des Sohnes zur Vergebung der Sünde als ihre Lehre und ihr Zeugnis von dem Willen Gottes zu übernehmen. Solches

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Christuszeugnis der Gemeinde ist Zeugnis von der Ehre des Vaters, und indem sie es ablegt, versteht sie das Wort Jesu Johannes 7,16[f]: Jesus antwortete und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selber rede. Wo die Kirche recht lehrt, da legitimiert Gott diese Lehre als sein Wort und das Wort legitimiert wiederum die Diener an diesem Wort. Denn in der rechten Lehre der Kirche wird Gott die Ehre gegeben, wird sein Wille erfüllt. Aber wer falsch lehrt von der Vergebung der Sünde, der vergreift sich an der Ehre Gottes, indem er Gott nicht allein Richter und Retter sein läßt, sondern sich noch von einer anderen Stelle Hilfe verspricht. Weil die Glieder der Gemeinde zu Rom es aufgegeben haben, von der Vergebung und von der Sünde falsch zu lehren und zu denken, darum kann Paulus Gott danken, daß die, die vorher Knechte der Sünde gewesen sind, nunmehr von Herzen gehorsam geworden sind dem Vorbild der Lehre, welchem sie sich ergeben haben. Nun ist die Wirklichkeit ihres Lebens nicht mehr die Sünde, die den Tod bedeutet, sondern das neue Wesen des Geistes, Römer 7,6, das ist der Gegenwart, der Kraft und Hilfe des sündevergebenden Gottes, des auferstandenen Christus. Wir haben darum so ausführlich bei der Frage der Lehre stehenbleiben müssen, weil hier an erster Stelle Gehorsam von uns gegenüber dem Gebot Gottes verlangt wird. Alle Glieder der Gemeinde und besonders die Diener am Wort sollten sehen, was hiervon abhängt. An dieser Stelle entscheidet sich, ob in der Kirche das erste [Gebot, Exodus 20,2 f] und mit ihm alle Gebote in Kraft und Geltung stehen, ob bei uns Gottes Name geheiligt wird oder des Teufels, der Welt und unseres Fleisches Wille geschieht an Stelle des Willens Gottes. 83 Es geht in der Frage nach der Reinheit der Lehre um Gottes Wort, Willen und Gebot, es geht um Jesus Christus, es geht um das Behalten oder Verlieren des Heils für uns. Es bleibt zur Frage der Lehre vom Willen Gottes noch eines zu sagen: Niemand kann von der Vergebung als dem Willen Gottes an uns recht lehren, der nicht wie Jesaja weiß, daß er 83. Matthäus 6,9 f: »Dein Name werde geheiligt … Dein Wille geschehe«.

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unreiner Lippen ist. Das heißt aber: Niemand kann sich unterfangen, andere zur Begegnung mit dem Willen Gottes zu führen, der nicht weiß, daß ihn sein Beginnen selbst unter die Augen des heiligen Gottes führt. Möchte uns selber nicht treffen, was Jeremia über solche sagt: Was können sie Gutes lehren, solange sie selbst des Herrn Wort verwerfen? Jeremia 8,9. Solche Lehrer werden zuschanden, ibidem [ebenda]. Sie sind die blinden, die sich vermessen, andere zu führen, sie sind Pflanzen, die der Vater nicht gepflanzt hat und die deshalb ausgerissen werden. Matthäus 15,13 f. Gerade uns als den Lehrern der Gemeinde gilt in besonderem Maße die Warnung von Römer 2,17 ff[–21]: Du rühmst dich Gottes und weißt seinen Willen, prüfest, … was das beste zu tun sei …, nun lehrest du andere und lehrest dich selber nicht! Es heißt deshalb um so achtsamer auf Worte zu hören wie Sirach 18,19: [»]Lerne zuvor selbst, ehe du andere lehrest« damit uns nicht das Wort des Herrn treffe: Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind, Matthäus 15,9. Wir schließen damit ab, was über das Gebot Gottes gesagt werden sollte, soweit es sich dabei um unsere Verpflichtung zum Wachen über der Reinheit der Lehre handelte, und wenden uns einem zweiten Teile zu, in dem wir versuchen, über den Wandel des Christen gemäß dem Gebot Gottes zu reden. II. Von der Konkretheit Lehre – Wandel. Wir haben als zweites vom Wandel des Christen zu reden. Denn wo nach Gottes Willen gefragt wird, wo die Ehre Gottes gesucht wird unter den Menschen, da tritt neben das Gebot der reinen Lehre das des reinen Wandels. Auf die Frage, wie Gottes Name geheiligt werde, antwortet Luther in der Erklärung zur ersten Bitte des Vater-Unsers: Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird und wir auch heilig, als die Kinder Gottes danach leben. 84 Dabei wissen wir alle, daß die Schrift zunächst nicht von Taten der Menschen redet, wenn sie von dem neuen Leben spricht, das die Christen führen. Das neue, heilige Leben der 84. Kleiner Katechismus, BSLK 512.

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Gemeinde ist von einem Geheimnis umgeben, das uns daran hindert, von ihm so zu reden, als ob es ein jederzeit nachweisbarer Besitz sei, den wir zu unserer Verfügung hätten. Über dies geheimnisvolle Leben werden merkwürdige Aussagen gemacht: Es heißt ein unsichtbares, verborgenes Leben, das mit dem auferstandenen Christus in Gott verborgen ist. Kolosser 3,3. Es sei ein Wandel, der im Himmel ist. Philipper 3,20. Zusammenfassend nennt die Schrift das neue Leben der Christen häufig ein Leben im Geist. Was heißt das? Es ist ein Leben, das dem verborgenen, aber in aller Gotteskraft mächtigen Leben des auferstandenen Christus gleicht. Wenn wir, nach menschlichen Begriffen, Menschen, wie alle anderen auch, unser eigentliches Leben suchen, so müssen wir auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn sehen. Wir müssen dabei aufgeben, uns dabei auf unsere irdischen Augen zu verlassen, und ganz neu lernen, uns damit genügen zu lassen, was Gott uns als unser neues Leben zeigen will. Es gilt zu lernen, daß nicht mehr wir leben, sondern Christus in uns [Galater 2,20]. Darum sieht Gott, wenn er unser Leben prüfend ansieht, nicht mehr das Leben in der Sünde, das eigentlich nur eine Krankheit zum Tode 85 ist, sondern das im Geist gerechtfertigte Leben des Auferstandenen: 2. [richtig: I] Timotheus 3,16: Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: Gott ist geoffenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist – nämlich im Geiste des, der Jesum von den Toten auferweckt hat und auch unsere sterblichen Leiber lebendig machen wird. Römer 8,11. Durch Gottes Güte ist uns nämlich in der Taufe geschenkt worden, daß wir an dem Tod und Auferstehen Jesu Teil haben: So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. Römer 6,4. So ist das neue Leben zunächst ein Geschenk für uns. Wir dürfen in ihm wandeln, wir dürfen es kraft der Tat Gottes für die Wirklichkeit unseres Lebens halten, weil wir wissen, daß es das in den Augen und im Urteil Gottes ist. Weil es ein Leben in Christus, im Geist ist, das heißt ein Leben, das alles, was es ist, nur durch die Auferstehung Christi ist, ist es völlig unserer Macht entnommen. Wir haben 85. »Die Krankheit zum Tode« ist der Titel einer Schrift Kierkegaards (1849).

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darüber gar keine Verfügung, es entzieht sich gänzlich dem Bereich unserer Verfügung und Entscheidung. Es gehört zu der Gnade Gottes, daß er unser Leben unserer Verfügung entnommen hat; denn unsere Verfügung, die Selbstherrlichkeit des autonomen Menschen, ist in Wahrheit nichts als die Möglichkeit für die Machtentfaltung des Fürsten der Welt und seiner Gewalten. Wo der Mensch zu herrschen scheint, wird er in Wahrheit regiert vom Willen des Teufels, von der misera necessitas peccandi [elende Notwendigkeit zu sündigen]. Erst wo unser Leben durch das Sterben und Auferstehen Jesu dem Machtbereich dieser Welt entnommen ist, ist es ein Leben in Freiheit. Erst wo Jesus uns in sein Sterben und Auferstehen mithineinnimmt, sind die Fesseln gefallen, deren wir uns aus eigener Kraft nie hätten entledigen können. Ohne den Geist, die Gegenwart des Auferstandenen wäre der Mensch immer der incurvatus in se [der in sich Verkrümmte]. Durch den Geist, in der Gegenwart des Auferstandenen hat er das neue Leben als Geschenk Christi. So ist unser neues Leben alleinige Tat Gottes in Christus; denn es ist nur da, weil Christus vom Vater auferweckt ist, weil durch die Gabe des Heiligen Geistes Gemeinde geworden ist, und immer noch wird, weil der Heilige Geist immer noch Christen beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben. 86 Weil der Heilige Geist in der Christenheit Sünde vergibt und weil er mich und alle Toten auferwecken wird, darum ist mein neues Leben ein Leben im Geist, und die Predigt und Lehre von der Vergebung, die durch Christus geworden ist, schließt die Verkündigung unseres neuen Lebens im Heiligen Geiste ein. Weil Gott durch den Heiligen Geist in der Gemeinde gegenwärtig ist, darum kann beides, Vergebung und neues Leben, in eins gefasst werden. Unser Leben im Geist ist Leben in der Kraft, die aus der Vergebung der Sünde erwächst, Leben in der Kraft des Todesüberwinders Christus. In dieser Kraft zu bleiben, mahnt uns das Gebot Christi: Bleibet in mir und ich in euch 86. In Martin Luthers Kleinem Katechismus in der Erklärung zu »Der dritte Artikel von der Heiligung. Ich gläube an den heiligen Geist …«: »… gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden berüft, sammlet, erleucht, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben« (BSLK 511 f).

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… Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen werden wie eine Rebe und verdorrt. Johannes 15,4.7[richtig: 6]. Nur wenn wir in der Vergebung bleiben, nicht wieder irgendwie fälschen und daran vorbeikommen zu können glauben, bleiben wir in ihm, nur so erfüllen wir sein Gebot und damit den Willen des Vaters. Wir können nicht davon reden, daß unser Wandel im Geist, in Christus, dem Auferstandenen, in der Kraft der Vergebung sei, ohne damit gleichzeitig das andere auszusprechen, daß unser neues Leben unter dem Zeichen des Kommens Christi ebenso steht wie unter dem seiner Gegenwart. Erst in der Betrachtung beider Dinge rundet sich das Bild: Christus, der im Geist Gegenwärtige ist kein anderer als der Kommende. Was das Kommen Christi für unser neues Leben bedeutet, versuchen wir uns klarzumachen, indem wir auf Paulus hören. Wir lesen: Römer 13,11 ff[–14]: Weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen: So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; 87 sondern ziehet an den Herrn Christus und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde. Was dies Wort des Paulus zum Thema zu sagen hat, das ist die Deutlichkeit der Einheit der beiden Gestalten, in denen uns der Wille Gottes begegnet, nämlich in der einen des Angebotes und der anderen des Gebotes. Wir sagten oben, daß die Einheit bestehe in der Gegenwart Christi und in der Kraft der Vergebung in der Gegenwart des Heiligen Geistes und fügen nun hinzu, daß die Einheit zwischen Gabe und Forderung Gottes weiter darin bestehe, daß Christus der Kommende ist. Denn das ist eindeutig: Wenn die Erkenntnis des Willens Gottes gebunden ist an die Offenbarung in Christus, dann ist sie eschatologisch gebunden, dann steht sie in Zusammenhang mit dem 87. Römer 13,13 erscheint in Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vorlesung »Konkrete Ethik bei Paulus« im vierten Kurs 1936/37 im Abschnitt »Die Lasterkataloge« (DB 14, 731–733).

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Wissen, das die Gemeinde, die um das Kommen Christi weiß, von der Zeit hat, in der sie lebt. Wissen um das Kommen Christi ist Wissen um das Wesen der Zeit, in der wir leben. Wir stellen uns das Bild des Menschen vor Augen, der ohne das Wissen des Christen, der auf das Kommen Christi wartet, der Frage nach der Zeit Herr zu werden suchen muß. Der Mensch, der sich vor die Frage der Zeit gestellt sieht, wird genötigt sein, Antwort zu geben auf die Fragen, die ihm von seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft her gestellt werden. Seine Vergangenheit müßte vergangen, seine Gegenwart uneingeschränkt zu seiner Verfügung und seine Zukunft kein Weg ins Ungewisse sein. Aber in allen drei Fragen wird er die Antwort schuldig bleiben. Seine Vergangenheit ist nicht vergangen, sondern höchst lebendig und gegenwärtig. Nicht er besitzt, was hinter ihm liegt, sondern seine Vergangenheit besitzt ihn, verfolgt ihn und füllt seine Gegenwart ganz aus. Sie belastet ihn im Voraus mit soviel Abhängigkeiten und Notwendigkeiten, daß er zur Freiheit der Tat in der Gegenwart nicht kommt. Er kann im Grunde nichts tun, als von der Vergangenheit her zu leben. Sie wird immer wieder lebendig und macht sich zum Herrn über sein ganzes Leben. 88 Es ist das Werk Christi am Kreuz, daß er uns erlöst hat von der Flucht durch die Zeit, vom Verfolgtwerden durch die eigene Vergangenheit. Am Kreuz ist mit Christus unsere Vergangenheit gestorben, er hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. 1. Petrus 2,24. Unsere Vergangenheit ist nun wirklich vergangen, ist tot, sodaß Paulus sagen kann: Darum kennen wir von nun an niemand mehr nach dem Fleisch. 2. Korinther 5,16. Ebenso wie wir Christus nicht mehr in der alten Weise kennen, sondern nur noch als den Auferstandenen, den Lebendigen und Gegenwärtigen, so ist tot, was aus unserer Vergangenheit in die Gegenwart hineinragen wollte, um uns an unsere Sünde zu binden. Nun, nachdem uns Christus von unserer Vergangenheit 88. DBW 2 (Akt und Sein), 159: »… der reife Mann, der sich durch die Gegenwart bestimmen lassen will, verfällt der Vergangenheit, sich selbst, dem Tod und der Schuld. Gegenwart kann nur aus der Zukunft gelebt werden.« »Das Sich-Bestimmen-lassen durch die Zukunft ist die eschatologische Möglichkeit des Kindes«.

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erlöst hat, ist wirklich die Stunde da, aufzustehen vom Schlaf [Römer 13,11]. Aber zum tätigen Leben in der Gegenwart gehört nicht nur, ein Freisein von dem Vergangenen, sondern auch ein klarer Blick in die Zukunft. Dieser befreiende Blick in das, was kommt, ist dem Menschen ohne Christus versagt. Keine Wahrscheinlichkeitsrechnung, Resignation oder andere Verlegenheitslösung wird ihn von der Unsicherheit und Unkenntnis des Weges befreien, den ihn seine Zukunft führen wird. In dem Wissen um die Zukunft Christi ist diese Dunkelheit beseitigt. Dem der um Christus weiß, lichtet sich das Geheimnis der Zukunft. Denn nun ist Christus selbst das, was auf uns zukommt. Nichts Dunkles, Unbestimmbares und Beängstigendes kann die Zukunft mehr für uns bergen, denn es gilt: Unser Heil ist jetzt näher, denn da wir gläubig wurden, die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen [Römer 13,11 f]. Die Nacht der Vergangenheit ist vorüber – durch Christus, die Zukunft ist hell, weil Christus auf uns zukommt. Das ist das Wissen des Christen um das Geheimnis der Zeit, und dies Wissen macht uns frei zum Gebrauch der Gegenwart. Nun ist die uns gegebene Stunde im Lichte der Ankunft Christi für unser Tun freigegeben. Erlöst von der Schuld haben wir die Hände frei zum Tun in der Gegenwart. Es ist die Stunde, aufzustehen vom Schlaf, die Stunde, da die Lampen der klugen Jungfrauen dem Bräutigam entgegenleuchten sollen [Matthäus 25,1]. In dieser Stunde stehen wir, und in dieser Stunde gibt uns Gott sein Gebot, abzutun die Werke der Finsternis und anzulegen die Waffen des Lichts [Römer 13,12]. Denn es geht nicht an, im Lichte des nahenden Christustages die Werke der Finsternis weiterzutreiben. Es heißt erkennen, daß kein Götzendiener, der die Werke der Finsternis treibt, Erbe hat in dem Reiche Christi und Gottes. Epheser 5,5. Es heißt nicht mehr Gemeinschaft haben mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis. Epheser 5,14 [richtig: 5,11]. Ablegen die Werke der Finsternis [Römer 13,12], das heißt alles meiden, was im Lichte des kommenden Christus nicht bestehen kann. Nun heißt das Gebot Gottes, zu wandeln als am Tage [Römer 13,13], das heißt als ob es schon Tag sei, das heißt aber: Die Wirklichkeit des neuen Lebens im Geist, die Wirklichkeit des kommenden Christus ernster nehmen als die Nacht, die uns noch umgibt. Denn die Wirklichkeit des neuen Lebens, das Gott uns schenkt, ist zwar

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jetzt noch verborgen, wie irdischen Augen das Licht des Tages Christi noch verborgen ist. So wahr aber Gottes Wort wahr ist und er nicht lügt [Hebräer 6,18], so wahr und wirklich ist auch das Kommen dieses Tages. Wir sollen nun leben aus diesem Wissen heraus: Gott macht sein Wort wahr, der Tag Christi kommt, an dem auch in die verborgensten Winkel der Welt und der Herzen der Menschen Licht fällt. Und die wir durch Gottes Willen hineingenommen sind in das Leben Christi, wir sollen, das ist der Wille und das Gebot Gottes an uns, leben im Lichte des Kommens Christi. Alle Ermahnungen in den Briefen der Apostel sind ja nichts anderes als ein Erinnern an diese Tatsache: Ihr Christen lebt zwar in dieser finsteren Welt. Es scheint zwar, als ob ihr euer Leben gründet auf unkontrollierbare Dinge. Es scheint zwar als ob die Mächte der Welt Sieger sind. Macht regiert die Welt, Rücksichts- und Bedenkenlosigkeit, Kälte und berechnender Egoismus. Aber nur der kennt die Wirklichkeit dieser Welt recht, der um ihre Situation weiß, der sie sieht, wie sie dastehen wird im Lichte des Tages Christi. Von diesem Lichte her ergeht an die Gemeinde Warnung und Mahnung. So bestehet denn in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wieder ins knechtische Joch spannen. Galater 5,1. Es liegt in der Natur des Menschen, der Macht der Gewalthaber der Welt mehr zuzutrauen als dem Worte Gottes, das ihm sagt: Fürchte dich nicht vor denen, die den Leib töten; fürchtet euch aber vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. Matthäus 10,28. Immer wieder vermögen die Mächte, die Christus und seiner Gemeinde feindlich sind, unser Vertrauen auf die Zusage Gottes zu erschüttern und uns damit aufs neue in ihren Bann zu ziehen. Auf Gottes Gebot hören heißt daher, immer aufs neue sich Gottes Wort vor Augen halten, sich gegenseitig ermahnen und stärken und sich nicht wieder von dem alten vergangenen Leben, von der Welt und ihren Bindungen gefangennehmen lassen, sondern mit aller Gewalt des Glaubens das Wissen festhalten, daß das Wesen dieser Zeit vergeht. 1. Korinther 7,31. Darum gilt es, der Mahnung des Apostels zu folgen: Die da Weiber haben, daß sie seien, als hätten sie sie nicht, und die da weinen, als weinten sie nicht, und die da kaufen, als besässen sie es nicht, und die diese Welt gebrauchen, daß sie dieselbe nicht mißbrauchen, ibidem

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[7,29–31]. Es ist die Warnung, nicht zu übersehen, daß man nicht zwei Herren dienen kann [Matthäus 6,24]. Entweder haben wir die Welt lieb oder den Herrn Christus. Damit hängt ganz eng die andere Mahnung zusammen: Verlasset die Gemeinde nicht, die eure Heimat ist. Denkt daran, daß Gottes Verheißung nicht dem frommen Individuum, sondern denen gilt, die sich in seinem Namen, getreu seinem Auftrag, versammeln und sich brüderlich lieb haben, die sich in der Gemeinschaft des Hörens des Wortes und des Nehmens der Gnade als der Leib Christi erweisen. Denkt daran, daß Gott uns in dieser Stunde, in der es vom Schlaf zu erwachen gilt, den Bruder an die Seite gestellt hat, uns an ihn und ihn an uns weist. Es ist die Warnung, nichts zu unterlassen, was die brüderliche Gemeinschaft stärken kann: Lasset uns untereinander wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und guten Werken, und nicht verlassen unsere Versammlung, wie etliche pflegen, sondern einander ermahnen; und das soviel mehr, soviel ihr sehet, daß sich der Tag nahet. Hebräer 10,[24–]25. Daß wir auf dem Wege bleiben, der gegangen wird in dem Wissen um die Zukunft Christi[, ist das Anliegen] aller Warnungen und zahlreichen Ermahnungen, die im N.T. an die Gemeinde gerichtet werden. Immer wieder ist es das Anliegen des sich für die Gemeinde verantwortlich wissenden Apostels, »daß eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Heiligkeit vor Gott und unserm Vater auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen« 1. Thessalonicher 3,13. Angesichts des Kommens Christi heißt [es] 1. Petrus 2,11 f: [»]Liebe Brüder, ich ermahne euch als die Fremdlinge und Pilgrime, enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, und führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird.« Von einer anderen Seite her wird uns hier noch einmal deutlich, daß unser Leben nicht mehr das alte ist. Es hat von nun an nicht mehr die Kraft, vor Gott Zeugnis über uns und unsere Schuld abzulegen, sondern Gott hat es jetzt selbst in seine Hand genommen, damit es unter den Menschen Zeugnis ablege von seiner Ehre. Gott will unser Leben benutzen, damit er von den Heiden gepriesen werde. Das ist kein Gegensatz zu der Mahnung der Apostel, um unserer Be-

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rufung zu Christus willen einen heiligen Wandel zu führen. Gott hat ja seine Ehre darein gesetzt, sich eine Stätte in der Welt zu schaffen, wo seine Ehre wohnt. Er hat uns deshalb zum auserwählten Geschlecht, zum heiligen Volk des Eigentums gemacht [I Petrus 2,9]. So wie Christus nicht seine Ehre sucht, sondern die seines Vaters, Johannes 8,49.50, so ist unser Wandel nicht darin heilig, daß wir unsere Ehre suchen, sondern darin, daß Gott in ihm seine Ehre sucht. Gott will mit unserem Leben etwas zu seinem Lobe anfangen. So ist es im Grunde nicht unsere Heiligkeit, die Gottes Lob erhebt, sondern es ist die Heiligkeit Gottes selbst, die in uns wirkt und uns zu Heiligen macht: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. 1. Petrus 1,16. Wir sind nun nur heilig in der Gegenwart Christi, der uns durch seinen Geist heiligt, den er uns gibt. So bedeutet die Mahnung der Schrift für uns, eingedenk zu sein, daß unser Wandel nie aus eigener Kraft das ist, was er nach Gottes Willen sein sollte. Aber wir sollen unser Leben einbetten in Gottes Willen, von dem wir durch Christus wissen, daß es ein Wille ist, der uns durch die Zeit unserer Fremdlings- und Pilgerschaft heimführt in das Haus des Vaters. Wir tun nach dem Zeugnis der Schrift dann den Willen Gottes, wenn wir Gottes Ehre nicht in unserem eigenen Tun suchen, wenn wir uns nicht eigene Maßstäbe für unser Leben aufstellen, wenn wir nicht menschliche Ziele und Werte für eine adäquate Auslegung des Willens Gottes halten, sondern wenn wir ganz schlicht »unsere Hoffnung ganz auf die Gnade setzen, die uns angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi« [I Petrus 1,13]. Wenn unser Leben diesen Grund hat, wenn es so geführt wird, daß in ihm wirksam wird die immer aufs neue eingeholte Vergebung, dann ist es ein Leben, in dem Gott die Ehre gegeben wird. Schon Jeremia weiß, daß des Menschen Tun nicht steht in seiner Gewalt, und steht in niemandes Gewalt, wie er wandle oder seinen Gang richte, Jeremia 10,23. Es kommt darauf an, daß Gott selber unseren Gang richtet auf das ihm wohlgefällige Ziel und das Schifflein unseres Lebens auf diesem Kurs erhält, daß er selbst mit unserem Leben etwas beginnt zu seinem Lob und Preis. Dabei bleibt uns nichts, als unsere Hoffnung ganz auf die Gnade zu setzen. Wir müssen wissen, daß wir garnichts dazu tun können, daß Gott selber alles tun muß, und indem wir von uns nichts erwarten, von Gott aber alles, geben wir ja

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Gott die Ehre, die er von uns haben will. Festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, alles auf die Gnade setzen, das ist das Gebot des Glaubens, des Ja-Sagens zu dem Tun Gottes an uns. Dieses Ja-Sagen kann nur darin geschehen, daß wir Gott loben und danken um deswillen, was er an uns getan hat und immer noch tut. Das ist ja die Antwort, die das Tun Gottes an uns in unseren Herzen ganz unmittelbar hervorruft. Es ist das Stammeln dessen, dem das Leben geschenkt wird, mit dem er bereits abgeschlossen hatte. Es ist das Staunen über die unbegreifliche Langmut Gottes, daß er uns immer noch sein Wort und seine Verheißung läßt, daß er immer wieder uns sucht und uns nicht aus seiner Hand läßt. Von der Gemeinde als den Mitbürgern Christi in dem Reiche Gottes gilt es deshalb: Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar. Psalm 84,5. Denn wir sind 89 nicht als einzige von Gott gerettet, wir erheben nicht alleine die Stimme zum Lobe Gottes. Sondern Gott schenkt uns, indem er uns vergibt, den Bruder, der wie wir Gott lobt und dankt, weil er wie wir das Geschenk der Gnade erhalten hat. Gott schenkt uns den Bruder, damit wir gemeinsam beten und danken, aber er gibt ihn uns auch dafür, daß wir ihm nun all das Gute antun, ihm all die Liebe erweisen, die wir Gott abstatten möchten als Dank für seine große Güte. 1. Petrus 1,22: [»]Machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander inbrünstig lieb aus reinem Herzen als die da wiedergeboren sind«. Der Dienst am Bruder soll geradezu ein Dienst am Evangelium heißen, 2. Korinther 9,13. So weist uns aber auch der Bruder wieder hin auf die Gnade Gottes und ihr Geschenk, die Vergebung im Blute Christi. Nur in ihm ist er ja mein Bruder geworden, mir gegeben zu gegenseitigem Trösten und Ermahnen, zum Erweisen aller Liebe, deren ich fähig bin. Und indem ich erkenne, wie kalt und schwach meine Liebe ist, weist er mich wieder an die Vergebung, die Christus für uns bereitet hat. So schließt sich beides zusammen: Gottes Willen erkennen, heißt bekennen, daß Gottes Gnade allein uns vom Tode zum neuen Leben errettet, das nun ganz in der Hand und im Dienst Gottes steht, an dem Gott gegenüber den Heiden Ehre ein89. Gestrichen mit der x-Taste: »als einzige von Gott gerettet, wir«.

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legen will, das er in den Dienst am Bruder stellt. Es bleibt uns nun die bange Frage nach der Wirklichkeit dieses 90 Lebens im Gebot Gottes. Wir werden fragen müssen, ob nicht angesichts der Ohnmacht des Christen gegenüber der Welt, der Sünde und dem Teufel, angesichts aller Selbstherrlichkeit und Lieblosigkeit, wie sie uns auf Schritt und Tritt, und nicht zuletzt in der Gemeinde und in unserem eigenen Leben und besten Streben immer wieder begegnen, ob nicht angesichts aller dieser Dinge verzichtet werden muß darauf, von einer Wirklichkeit des neuen Lebens überhaupt zu sprechen? Überführt uns nicht das eigene Gewissen immer wieder dessen, daß die Welt ein Recht hat auf uns angesichts der Tatsache, daß wir keine Früchte des neuen Lebens finden können? Worin besteht die Wirklichkeit des uns von Gott geschenkten neuen Lebens? Oder ist es überhaupt nicht real, sondern nur symbolisch-bildlich zu verstehen? Daß wir Gottes Kinder sind [I Johannes 3,1 f], daß in uns der Heilige Geist das neue Leben bereits begonnen und gewirkt hat, ist unserer Erfahrung völlig enthoben. Das hieße ja wieder: Gott mit menschlichen Mitteln ergreifen, wollten wir darauf bestehen. Nur eine Kenntnis von der Wirklichkeit des neuen Lebens gibt es: Es ist das Wissen um die Verheißung, das uns der Glaube gibt. Nur im Glauben, nur von Gott her gesehen ist das neue Leben Wirklichkeit, im Glauben ist es aber das Einzige, dem das Prädikat: »Wirklich« überhaupt zukommt. Denn diese Wirklichkeit des neuen Lebens beruht nun nicht mehr auf irgendetwas Vergänglichem, sondern sie ist begründet in dem ewigen Wort des Vaters, der nicht lügt [Titus 1,2]. Zwar weist uns das Wort in die Zukunft, aber das Wort haben wir, und in ihm halten wir das neue Leben, über dessen Wirklichkeit nicht unsere Kenntnis entscheidet, sondern das Urteil Gottes im Gericht. Dies Urteil kennen wir; es wird uns gesagt durch das Kreuz und die Auferstehung unseres Herrn. Mehr zu wissen ist uns verwehrt. Es darf uns genügen zu wissen, daß nicht wir es sind, die über die Fruchtbarkeit unseres Lebensbaumes zu entscheiden haben. Einer ist es, der sieht, ob wir zu den guten oder den schlechten Bäumen gehören, ob wir Frucht getragen haben 90. Gestrichen mit der x-Taste: »neuen«.

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oder nicht [Matthäus 7,17]. Dieser eine ist Christus, der für uns gestorben ist, unser Freund und Heiland. Sein Gehorsam ist unser Gehorsam, sein Blut und Gerechtigkeit sind unser Schmuck und Ehrenkleid. 91 Der Gott aber des Friedens, der von den Toten ausgeführt hat den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Testaments, unsern Herrn Jesus, der mache euch fertig in allem guten Werk, zu tun seinen Willen, und schaffe in euch, was vor ihm gefällig ist, durch Jesum Christum; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. [Hebräer 13,20 f] 2 5 . S E C H Z EH N T E R BRI E F A US F I N K E N WA L D E 2 5 . 1 . B R IE F 16. Brief aus Finkenwalde. 92 (21. Januar 37) Liebe Brüder. Im Gedränge der Vorbereitungen einer neuen Volksmission muss dieser erste Rundbrief des neuen Jahres entstehen, das sich so arbeitsreich anlässt. Es sind nicht weniger als 7 Volksmissionen, die zum grössten Teil von Brüdern beantragt worden sind, so von Heinz Dufft (1. Kurs), Erwin Schlagowsky (2. Kurs), Gerhard Vibrans und Jochen Kanitz (1. Kurs), dazu ist ja die grosse des ganzen Seminars auch in der Gemeinde von Karl Ferdinand Müller. Und das ganze Programm soll bis Ende Februar abgewickelt sein. Dazu hat man uns Horst Lekzas vom pommerschen Bruderrat aus weggeholt zu einer mehrwöchigen Vertretung in Hinterpommern. Wir sind aber doch sehr froh, den Brüdern in ihrer Arbeit allen helfen zu können. 91. Nach der Liedstrophe »Christi Blut und Gerechtigkeit« Leipzig 1638, EG.BP 154. 92. NL A 48,2 (16.): Hektographie, aus Grunows Akten, fünf Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –, – 4 –, – 5 –). Auf der ersten Seite oben in Bethges deutscher Handschrift: »Med. Matthäus 19,27 – 20,16 Gedanken Volkstrauertag Bonhoeffer Johannes 15,13–14 Römer 5,6–8.10a?« Brief verfasst von Bethge.

25. Sechzehnter Brief aus Finkenwalde

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Jetzt gerade geht es zu Heinz Dufft. Wenn es nur nicht so grimmig kalt bleibt. Die Kälte setzt uns hier im Hause zum ersten Mal so zu, dass wir die Zimmer nicht mehr warm kriegen können. Aber etwas Schönes hat diese Kälte uns doch zum ersten Mal gebracht, die Wiesen an der Reglitz sind alle überschwemmt und geben eine herrliche Eisbahn ab. Ihr werdet euch alle von der grossen Weihnachtsarbeit, wie wir hoffen, etwas ausgeruht und erholt haben. Wir hatten hier zu 6 Brüdern mit der Gemeinde unsern Heiligen Abend und mit zum Schönsten gehörten die vielen und mannigfaltigen Grüsse von Brüdern aus den vergangenen Kursen. Wir sagen euch noch einmal auf diesem Wege unsern herzlichen Dank. Neben diesen Grüssen von Brüdern haben auch Gemeinden und Freunde unseres Hauses sehr freundlich an uns gedacht, so dass wir uns getragen wissen konnten von vielen Wünschen und Gedanken, die zu uns hingingen. Ein grosser Schmerz aber war und ist immer noch, dass Werner Koch noch nicht frei ist, ja seine Sache scheinbar garnicht vorwärts geht. Schreibt doch immer wieder kurze Grüsse an ihn. – Vor Weihnachten hatten wir mit den Brüdern des Kurses noch einen Abend am Kamin mit dem Violinkonzert von Beethoven. Dabei gab es einen grossen Sack voll Spielzeug mit einem Gedicht für jeden ohne Ausnahme. Soviel Gedichte auf einmal hat es in unserm Hause wohl noch nicht gegeben. – Br. Bonhoeffer hatte dann vor, in irgendeiner winterlichen Stille während der Ferien zu arbeiten und sich zu erholen, statt dessen legte er sich die ganzen Ferien über in Berlin mit scheusslicher Grippe ins Bett und ist bis jetzt fast noch nicht wieder recht bei Kräften. Von Karl Ferdinand Müller hören wir auch, dass es ihn recht unangenehm gefasst hat. Sonst gibt es von den Brüdern hier und da aber wesentlich erfreulichere Dinge zu berichten. Br. Kunert (1. Kurs) hat sich verheiratet. Wir gratulieren ihm von Herzen alle noch einmal alle auf diesem Wege. Er begründete seinen Hausstand in Biberteich über Reppen, wie er schreibt, einer Friedensinsel von normaler Kirchlichkeit, die nichts vom Kampf der Kirche hören wollen. Bibelstunden sind auch eine Neuerung, die er gegen Widerstand nun einführen will. Schon seit Anfang Dezember ist Br. Trentepohl (2. Kurs) verheiratet, wir erfuhren es aber nicht rechtzeitig. Er sitzt in einem einsam gelegenen Marschdorf, vollständig unkirchlich, auch seiner denken wir mit guten

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Wünschen. Br. Maechler (1. Kurs) und Br. Maass haben sich verlobt. Beiden hier nochmal unsere herzlichsten Glückwünsche. Konrad Bojack (1. Kurs) liess sich erfreulicherweise auch einmal wieder hören. Er steckt in grosser Arbeit in Lyck/Ostpreussen und ist immer noch neben Horst Lekzas (ebenfalls aus dem 1. Kurs) unser einziger Ostpreusse. Wir haben den leisen Verdacht, als ob wir hier zu wenig für Luthertum garantierten, angesichts der eigentümlichen Tatsache, dass wir keinen Ostpreussen mehr zu sehen bekommen. Wir bedauern das und würden darin eine etwas unechte Engigkeit erblicken. – Ebenso berichtet Br. Wichmann sehr erfüllt von ereignisreichen Freizeiten mit Jugendlichen. Das biblische Wort hat sich kräftig erwiesen an vielen jungen Menschen. Jochen Kanitz schreibt von sehr erfreulichen Konfirmandenfreizeiten bei sich im Hause mit viel Bibelarbeit. Er kommt öfter mit Br. Schrader zusammen. Br. Rütenik will jetzt zum 1. Februar aus seiner Arbeit in Dahme herausgehen und in die Examensarbeit steigen. Br. Schumacher (3. Kurs) schrieb aus Düsseldorf. Br. Marzahn hat während seiner Militärzeit Br. Lent besucht, und beide zusammen haben uns einen Gruss geschickt und uns sehr erfreut. – Jedem, der ein gutes Buch lesen will, empfiehlt Br. Bonhoeffer das eben erschienene Werk von Georg Bernanos (Verfasser der »Sonne Satans«): »Tagebuch eines Landpfarrers«. Es stehen auch sehr viel wesentliche Erkenntnisse für die Seelsorge darin. Ihr geht nun in die letzten Wochen eures Konfirmandenunterrichts und in die Arbeit der Passionszeit hinein. Vielleicht werdet ihr angesichts des Endes dieses Unterrichts bedrückt sein, dass diese Zeit so schnell verging, da ihr die kirchliche Verantwortung für so viele junge Menschen hattet; wir wollen in diesen Wochen besonders an euch denken und darum bitten, dass euch die Fröhlichkeit in dieser Arbeit erhalten bleibe. Mit sehr herzlichen Grüssen Euer Eberhard Bethge

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2 5 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte. 15. 22. 1. 8.

– 20. Februar: – 27. Februar: – 6. März: – 13. März:

Matthäus 9,35 – 10,4. Matthäus 10,5–25. Matthäus 10,26–42. Matthäus 13,44–46.

2 5 . 3 . B Ü C HE RV E R L U S T E Aus der Seminarbücherei sind in den vergangenen Monaten mehrere wichtige Bücher verschwunden. Zum Beispiel: Bernanos: »Die Sonne Satans«; »Zwischen den Zeiten« 1. Jahrgang. Wir bitten alle Brüder, die von ihnen mitgenommenen Bücher sofort zurückzusenden. Es ist weder für die Arbeit im Seminar förderlich noch von Br. Bonhoeffer erwünscht, dass sich die Bücher, die ihm zum grossen Teil selbst gehören, bei alten Finkenwaldern verlieren. Meditation. 2 5 . 4 . Z U M AT T H Ä U S 1 9 , 2 7 – 2 0 , 1 6 (Matthäus 19,27 – 20,16 mit Einschluss von v. 16b; in 20,1 ist das »gar [denn]« zu berücksichtigen.) 93 [27Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür? 28Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf Zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. 29Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird’s hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben. 30Aber viele, die

93. Verfasser der Meditation ungenannt.

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da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein. 1Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu mieten in seinen Weinberg. 2Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3Und ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markte müßig stehen 4und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. 5Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und neunte Stunde und tat gleichalso. 6Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere müßig stehen und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? 7Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedingt. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein wird, soll euch werden. 8Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und heb an an den letzten bis zu den ersten. 9Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen. 10Da aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen. 11Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater 12und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben. 13Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen? 14Nimm, was dein ist, und gehe hin! Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir. 15Oder habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem Meinen? Siehst du darum scheel, daß ich so gütig bin? 16Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.]

Die Freude an der Gnade Gottes wird der Geist sein der Zukunft des Herrn und seiner Kirche. Im Zusammenhang der Auseinandersetzung über die theologische Bedeutung der Absage des reichen Jünglings an den Herrn [Matthäus 19,22–25] wurden die Jünger zu der Erkenntnis der iustificatio sola fide gratiae [Rechtfertigung allein aus GnadenGlauben] geführt (v. 26). Unter gläubiger Inanspruchnahme dieses Wunders für den Jünger wagt nun Petrus mit einer dem Kinde Gottes wohl erlaubten Naivität, den Modus der Gnadenzusage Gottes näher zu erforschen. Er und die Jüngerschaft haben sich überwinden lassen zu der Beugung unter den Tota-

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litätsanspruch des Christus: 94 »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür?« Und auf die christusgläubige Anfrage der Gemeinde erfolgt die gnadenvolle Zusicherung eines Lohnes (v. 29 [»hundertfältig nehmen«] möchten wir als parallele und interpretierende Aussage zu v. 28 [»sitzen auf zwölf Stühlen«] verstehen, nicht als grundsätzliche – wenn zwar auch faktisch vorhandene – Ueberordnung der ersten Jüngerschaft über die Gemeinde). Daß dieser Lohn, so vorbehaltlos auch von ihm gesprochen wird, nur Gnadenlohn sein kann, ist selbstverständlich; denn das »sothenai« [19,25: selig werden] selbst des Jüngers ist »adynaton para anthropois« [19,26: unmöglich bei den Menschen]. Dennoch bedarf es zur Unterstreichung der Wirklichkeit, dass die Zusicherung des Gnadenlohnes nicht bei dem »Ihr« derer, die die Verzichtleistung vollbrachten und nun um Jesus herstehen, begriffen werden darf, sondern dass sie den »ekoluthesantes moi« [19,28: mir Nachgefolgten] gilt, die die Jünger doch nur vom Rechtfertigungsglauben her waren, sind und sein werden, und die somit ewig allein dem »para de to theo panta dynata« [19,26: aber bei Gott ist alles möglich] ausgeliefert bleiben (v. 30), – bedarf es offenbar eines Vergleiches. Jene verheissungsgetröstete Jüngerschaft wird vor die Frage gestellt, ob sie sich wohl fern genug halten würde von dem zermalmenden Räderwerk eines vorhandenen Nomosgetriebes, welches bewirkt, dass Erste Letzte werden, sodass Letzte zu Ersten aufrücken. Dies illustriert das Gleichnis von den Weinbergarbeitern. Der Skopus des Gleichnisses dürfte darin bestehen, dass die [, die] zuerst zur Arbeit im Weinberg kamen, dem Neid verfallen gegenüber den Hinzugekommenen, die ein Gnadengeschenk erhalten. Indem jene Ersten sich von einem Neid auf die Gnade übermannen lassen, – so lautet die Erklärung des Gleichnisses – werden sie zu Letzten. Und wie jener v. [20,]16 bei vielen Handschriften fortfährt, bedeutet dies Erster-Letzter-sein kein rangmässiges Wechselverhältnis innerhalb der Basileia [19,24: Königsherrschaft], sondern nichts geringeres als ein Synonym zu Erwählt- und Nichterwähltsein. Indem die Ersten, die wirklich Lohn empfangen, vergessen, dass es nicht 94. Ab hier oft keine Leertaste zwischen Sätzen beziehungsweise nach Kommata.

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ihr Verdienst war, was sie in den Weinberg brachte, fallen sie dem Neid zum Opfer. Warnend wird die Jüngerschaft darauf hingewiesen, dass es allein der Geist der Freude an der Gnade Gottes ist, der die Zukunft des Herrn bestimmen wird. Wer vermeint, zugleich mit dem in Aussicht gestellten Lohn seinen alten Menschen oder wenigstens ein Stück desselben in den neuen Aeon hinüberretten zu können, irrt. Nur wer mit der Verzichtleistung auf die »weltliche« Existenz auch sich selbst aufgab und täglich erneut aufgibt, wird zum Lobpreis der Gnade durchdringen können. Eine Kirche, die nicht mehr ihr ständiges Gefährdetsein, Letzter das heisst Nichterwählter sein zu können, erkennt, wird, weil sie selbst nicht sich aus der Gnade allein lebend weiss, auch nicht den Jubel der Engel Gottes über einen Sünder, der Busse tut [cf. Lukas 15,7], verstehen können. Wenn sie beginnt, sich ihrer Besitzlosigkeit und Nachfolge zu getrösten statt ihres Herrn, wird sie dahin kommen, dass sie in sarkischer [fleischlicher] Selbstsicherheit sich über die an Christus vorübergehende »Kirche« frommer Intaktheit spottend erhebt, wo die Jüngerschaft des Herrn im Anblick ihres Abgleitens auf den Weg der Verdammnis nur erschüttert an die eigene Brust schlägt (19,25). Sie räuchert so – letztlich mit der Synagoge – dem Bilde einer Thora [Weisung], die sie mit fromm-prometheischem Griff aus der Region der Heiligen Dreieinigkeit entführte und sie zum Nomos einer Menschlichkeit erhob. »Freuet euch in dem Herrn.« [Philipper 4,4] So sehr die Haltung der Ersten menschlich verständlich, ja berechtigt oder gar gefordert ist, unterscheidet sich doch der Geist der Kirche davon wie das Leben von dem Tode. »Wisset ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid.« [Lukas 9,55] Das Gleichnis scheint mir das Phänomen des Gnadenlohnes klären zu wollen. Ein Hinweis auf das Hinzukommen einer heidenchristlichen Kirche zur judenchristlichen könnte vielleicht mühelos hineingelesen werden; der Skopus des Gleichnisses dürfte aber dadurch nicht bestimmt sein. –

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2 5 . 5 . Z U M VO L K S T R A U E RTA G Gedanken für den Prediger am Volkstrauertag. 95 1. Wir sollen nicht so tun, als existierte der Volkstrauertag garnicht. Wir sollen aber erst recht nicht nur anhangsweise oder nebenbei von ihm sprechen. Dafür ist die Sache wahrhaftig zu ernst, und wir geben Aergernis, ohne zu erbauen. Volk und Obrigkeit haben von uns erbeten, die Predigt des Wortes Gottes auszurichten über ein bestimmtes grosses Ereignis in der Geschichte unsers Volkes. Wir entziehen uns dem nicht. 2. Gottes Wort über das Geschehen von 1914–18 zu sagen, ist unsre Aufgabe. In der heutigen Welt des neuen Kriegsgeschreis wird dies um so dringender nötig. »Volkstrauertag« sagte man am Anfang. Zweierlei war damals zu verkündigen: erstens der Trost des Evangeliums für die Trauernden, für das an der Wunde des Krieges noch totkranke Volk. Zweitens Antwort auf die Frage: wie konnte Gott solches zulassen? durch die Predigt vom Kreuz Christi. Seit man statt Volkstrauertag »Heldengedenktag« 96 sagt, hat sich die innere Stellung zum Weltkrieg verändert. Die Trauer wich dem Stolz im Blick auf die Leistung, das Opfer und den Dienst der Soldaten von 1914–18 für ihr Volk und Vaterland. Wer wollte sich diesem Gedanken entziehen? Wer wollte nicht angesichts der Männer und Jünglinge, die den Tod sahen, ganz stumm, ehrfurchtsvoll und ganz bescheiden werden? Zwei Millionen starben, und noch ist unter uns das Heer derer, die unter ihnen waren, vom Tode gezeichnet, noch heute in stummer Gemeinschaft untereinander und mit denen, die fielen. Dürfen wir vergessen, dass der Boden, auf dem wir leben, durch Blut von Brüdern uns erhalten und erstritten wurde. Dürfen wir hier je aufhören, dankbar zu sein. Opfer und Dienst von 1914–18 ist für uns Christen beschämend. Solcher Einsatz des Lebens für die Sache des Vol-

95. Handschriftlicher Zusatz: »21. 2. 37«. In der homiletischen Übung diktierter Entwurf Bonhoeffers, Abdruck GS IV 197–199, DBW 14, 764–768. 96. Der am Sonntag Reminiscere (zweiter Sonntag in der Passionszeit) begangene Volkstrauertag der Weimarer Republik hieß seit 1936 offiziell »Heldengedenktag«.

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kes! Wie steht es mit unsrer Todesbereitschaft für die Sache des Glaubens? 97 3. Wir können nicht dabei stehen bleiben, auf die Menschen und ihre Taten zu sehen. Wir suchen über all dem Gott. In Frankreich gibt es noch heute eine Photographie aus dem Krieg, die einen Kruzifixus mitten im Stacheldraht eines zerstörten Schützengrabens zeigt. Christus im Schützengraben – was heisst das? Das treibt uns in die Busse. Ob Sieg, ob Kampf, ob Niederlage – die Frage ist, ob wir die Christuspredigt in all dem vernehmen, ob wir zur Busse kommen. Nur dann ist ein Geschehen von Gott für uns »gesegnet«. Vom Stolz und von der Trauer durch Christus zur Busse. 4. Busse – weil Gott so gütig ist, uns trotz und durch 1914– 18 noch zu erhalten. Busse – weil wir in dem Geschehen des Weltkrieges erkennen, dass unsre Welt eine verlorne Welt ist, weil Krieg nach dem Wort des Herrn 98 das Vorzeichen des letzten Zerbrechens der Welt unter Gottes Gericht ist. Busse – weil der Krieg eine Anfechtung unsers Glaubens an Gott ist und viele ihres Glaubens beraubt. Busse – weil Krieg Sünde ist gegen Gottes Evangelium vom Frieden. Busse – weil die Christenheit und die Kirchen weithin sich leichtfertig mitschuldig machten, indem sie den Krieg segneten und vor Gott rechtfertigten. Busse – weil Christen gegen Christen standen, weil der Weltkrieg ein Krieg »christlicher« Völker untereinander war. »Christus im Schützengraben« – das heisst Gericht über eine gottlose Welt. Aber auch unendliche Liebe Gottes, der in diese Gottlosigkeit hineingeht und alle Sünde getragen hat. Aber allerdings nur im Glauben an dieses göttliche Erbarmen im Kreuze Christi gab es und gibt es Vergebung. 5. Wen Gott in die rechte Busse führt, den stellt er neu in seinen Dienst. Das ist jetzt für uns die Frage: was ist des Christen Dienst am Volk, besonders angesichts des Krieges? Fürbitte für die Obrigkeit – das tägliche Gebet um den Frieden! Die Christenheit erbittet und verkündigt allein den Frieden. Dienst 97. Vermerk Bethges (für GS IV 198): »Hier im nachgeschriebenen Diktat noch zusätzlich: ›Solidarität muß zum Ausdruck gebracht werden ohne sich der Welt gleichzustellen. Wer nur spöttische oder moralisierende Worte über 1914–1918 sagt, macht seine Worte unglaubwürdig.‹« 98. Matthäus 24,6 (»Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen …«); Markus 13,7; Lukas 21,9.

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am Evangelium durch Verkündigen und Handeln, Hingabe und Opferbereitschaft! – In allem Krieg und Kriegsgeschrei erkennen wir, dass wir Fremdlinge [cf. Hebräer 11,13] sind und Bürger einer neuen Welt, die in Kürze anbrechen wird, in der Gott Bogen zerbricht und Spiesse zerschlägt [Psalm 46,10], in der ewiger Friede sein wird, mit Gott und unter den Menschen. Diese Welt heute schon zu bezeugen durch Jesus Christus mit Wort und Leben ist unser grösster Dienst an unserm Volk. 2 5 . 6 . Z W IS C HE N B E M E R K U NG Anlässlich einer homiletischen Uebung des Seminars über die Predigt am Sonntag Reminiscere wurden folgende Texte vorgeschlagen: Jesaja 2,2–4; Jesaja 40,6–8; Johannes 16,33; Lukas 15,29–32a; Jesaja 66,8; Matthäus 24,6 ff; 2. Korinther 5,14–16; 1. Johannes 3,13–18. Eine vorgelegte gute Predigt über Psalm 25,6–10 (Introitus) 99 zeigt die grossen Schwierigkeiten, diesen Text für den Volkstrauertag fruchtbar zu machen, und erst recht, ihn der Gemeinde dieses Tages einfach genug zu sagen. – Es folgt ein Entwurf, der in dieser Uebung vorgelegt wurde. 2 5 . 7 . J O H A N NE S 1 5 , 1 3 – 1 4 ; R Ö M E R 5 , 6 – 8 . 1 0 a Text: Johannes 15,13–14 und Römer 5,6–8.10a. 100 [13Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. 14Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete. 6Denn auch Christus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben. 7Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen dürfte vielleicht jemand sterben. 8Darum preist Gott seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. 10Denn so wir Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren, viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, so wir nun versöhnt sind.]

99. Die Predigt hatte Gerhard Ebeling vorgelegt (laut einer Mitschrift Klapproths, DBW 14, 768 Anmerkung 81). Psalm 25 ist der Eingangspsalm (Introitus) am Sonntag Reminiscere (25,6: »Gedenke, Herr …«). 100. Diktierter Entwurf Bonhoeffers, Abdruck GS IV 200 f, DBW 14, 768 f.

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1. Wollen wir an diesem Tag der Helden gedenken, ohne Christi zu gedenken? Wollen wir an diesem Tag von den Helden unseres Volkes predigen oder hören, statt von Christus zu predigen und zu hören? Wollen wir, statt das Opfer des Sohnes Gottes zu preisen, das Opfer der Söhne unsers Volkes preisen? Wollen wir verhehlen, dass niemand grössere Liebe hat als Christus? Wollen wir uns verhehlen, dass unsere Liebe sich vor der »grösseren« dieser Gefallenen gewiss zu schämen und sie zu ehren hat? Wir sind es Christo schuldig, dass wir menschliche Heldenhaftigkeit und menschliches Opfer nicht an seine Seite rücken. Wir sind es diesen Gefallenen schuldig, dass wir aus ihnen nicht Götzenbilder machen, die Gott in seinem Eifer zerschlagen muss. Wir sind es ihnen aber auch schuldig, dass wir uns durch ihre Lebenshingabe unsere Selbstliebe und Selbstgefälligkeit zerschlagen und uns erneut vor das Kreuz unseres Herrn treiben lassen. 2. Niemand hat grössere Liebe denn der, der sein Leben lässt für seine Freunde. Christi Liebe war freilich dennoch grösser; denn er liess sein Leben für seine Freunde, obwohl sie noch nicht seine Freunde waren. »Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete«. Wer unter seinen Jüngern hat alles getan, was er gebot? Darin preist Gott seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch seine Feinde waren. Er hat alle seine Feinde als Freunde angesehen. Er hat niemand bei seinem Sterben mit in den Tod gerissen, sondern durch sein Sterben alle aus dem Tod heraus ins Leben gerissen. Er hat nicht um sein Leben gekämpft, sondern es willig dargegeben und sich zur Schlachtbank führen lassen wie ein Lamm [Jesaja 53,7] – er, der Gerechte, für die Ungerechten! – ob er wohl hätte Freude haben mögen [Hebräer 12,2b]. 3. Sind wir also davor bewahrt, Christi Sterben mit dem Sterben unserer Gefallenen auf einer Ebene zu sehen, so dürfen wir nicht ihrer Liebe, die grösser sein dürfte als die unsere, die Ehre versagen. »Für einen Gerechten dürfte kaum jemand sterben, allenfalls für eine gute Sache«. Das gibt es also am Rande dieser Welt der Selbstliebe und des Hasses, dass hin und wieder solche Opferbereitschaft, solcher Einsatz und Verzicht für eine rechte oder für eine als gut befundene, geliebte Sache da ist – dass selbst »Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur tun des Gesetzes Werk« [Römer 2,14]. Das soll uns als Gemeinde

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Christi beschämen und treiben, unser Leben geringer zu achten, wenn anders wir aus unsrer Schwachheit und Feindschaft gegen Gott frei gemacht worden sind durch den Tod des Christus. 1. Johannes 3,16 – das heisst nicht allein und heute nicht in erster Linie zum »Sterben« bereit sein, sondern durch Bezeugung des Opfers Christi im Leben uns im Dienst für unser Volk zu verzehren. 2 5 . 8 . Z U L U K A S 2 2 ,4 4 – 4 6 ZU R K ONFIRM ATION Konfirmationsansprache über Lukas 22,44[–46] 101 Meditation (Kanitz.) [44Und es kam, daß er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. 45Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafen vor Traurigkeit 46und sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet!]

1. Ihr steht an einem entscheidenden Wendepunkt eures Lebens, der Abschluß und Neuanfang zugleich ist. Abgeschlossen die Zeit der Schule und des behüteten Lebens im Elternhaus, es beginnt die Zeit der Arbeit, des Berufs, des Dienstes. Manchem Vater, mancher Mutter mag heute die bange Frage kommen: Wird mein Kind allen Versuchungen des Lebens widerstehen, wird es seine Eltern lieb behalten, fleißig und tüchtig sein, nicht sein junges Leben wegwerfen? 2. An diesem entscheidenden Wendepunkt eures Lebens steht die Konfirmation. An sich hat sie mit dem Austritt aus der Schule und dem Beginn des Arbeitslebens nichts zu tun, sondern allein mit dem Christenleben des jungen Menschen. Auch die Konfirmation bedeutet Abschluß und Neuanfang zugleich. Abgeschlossen ist die Zeit des Unterrichtes, es beginnt die volle Teilnahme am Leben der Gemeinde. Ihr wollt heute den Bund bestätigen, den Gott mit euch in der Taufe geschlossen hat, ihr wollt ihm, der zu euch als Kindern gesprochen hat: du bist mein [Jesaja 43,1], die Antwort geben: ich bin dein! Da fragen wir alle, die wir euch in diese Stunde begleiten, 101. Hektographie, eine Seite. Manchmal keine Leertaste nach dem Komma.

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mit Bangen: Werdet ihr dies Versprechen halten können, wird nicht die Anfechtung später im Leben stärker werden als euer heutiger Vorsatz? 3. Die Anfechtung wird kommen, von draußen und von drinnen. Ihr werdet mit Menschen zusammenkommen, vielleicht sogar in engster Gemeinschaft, die euch in ihrem Christentum ein schlechtes Vorbild geben, die euch wohl auch auslachen, wenn sie merken, daß ihr fromm sein wollt. Ihr werdet Bücher und Zeitungen lesen und Reden hören, in denen die Bibel und die Kirche angegriffen und in den Schmutz gezogen werden. Das alles wäre aber nicht so gefährlich, wenn nicht immer wieder aus euch drinnen die Anfechtung käme: die Bequemlichkeit, der Schlaf, die Gleichgültigkeit und Angst. 4. In diese Sorge um eure künftige Anfechtung hinein ruft uns der Herr zu: »Stehet auf und betet!« Jesus sagt uns, wie wir der Anfechtung Herr werden können: durch Wachen und Beten. Er stellt uns damit in den Kampf hinein gegen alle Anfechtung. Christen sind Soldaten. Wehe dem Soldaten, der da schläft, wenn der Feind kommt. Aber vergeßt auch die Rüstung nicht. Harnisch und Schwert, Schutz- und Angriffswaffe ist allein das Wort Gottes. Unser Textwort ist der heutigen Bibellese entnommen, an die Ihr seit einem Vierteljahr täglich gewöhnt seid. Lest weiter täglich eure Bibel, geht regelmäßig in die Gottesdienste und vergeßt das Beten nicht. Allein werdet ihr mit den Anfechtungen niemals fertig. Ruft den Herrn um Hilfe an: Führe uns nicht in Versuchung [Matthäus 6,13], hilf uns kämpfen und siegen! 5. Der Herr, der uns in den Kampf ruft, ist eben aufgestanden vom Wachen, Beten, Kämpfen, Siegen. Während die Jünger in Anfechtung fallen und schlafen, kämpft Jesus im Gebet den Kampf zwischen Gott und Teufel. Er kämpft ihn zuende am Kreuz, er erringt den endgültigen Sieg in der Auferstehung. Wir stehen am Anfang der Woche von Karfreitag und Ostern. Seit dem kann uns keine Anfechtung mehr schrecken – er hat sie für uns überwunden. Er wacht, betet, kämpft, siegt alle Zeit für uns gegen den altbösen Feind 102. Laßt immer das Bild des für euch gekreuzigten und auferstandenen Christus vor eurer 102. Anspielung an »Der alt böse Feind …« in der ersten Strophe von Martin Luthers Lied »Ein feste Burg«, EG.BP 90.

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Seele stehen – dann könnt ihr gar nicht mehr schlafen. Wenn Christus dir alles schenkt, was du zum seligen Leben und Sterben brauchst – kannst du dann anders als freudig und dankbar sein Soldat sein, mit ihm wachend und betend gegen die Anfechtung kämpfen? Ihr Eltern, wenn ihr an das denkt, was Christus euch und euren Kindern täglich schenken will, – könnt ihr dann anders als mit und für eure Kinder wachen und beten? Noch oft werden wir alle in unserm Leben die traurig-ernste Frage des Herrn hören: [»]Was schlafet Ihr?« Möchten wir nicht einmal am jüngsten Tage aus seinem Munde hören: »Was habt ihr geschlafen?« Möchten wir dann sprechen können wie Paulus: »Ich habe einen guten Kampf gekämpft … !« [II Timotheus 4,7] 2 6 . S IE B Z E HN T E R B R IE F A U S F I N K E N WA L D E 2 6 . 1 . B R IE F 17. Brief aus Finkenwalde. 103 (3. März 1937.) Liebe Brüder! Eine lange Zeitspanne liegt zwischen diesem und dem letzten Brief, so lang und so bewegt, dass es schwer sein wird, alles der Reihe nach und vollständig zu berichten. Ich bitte alle Interessierten um gütige Nachsicht für die Verspätung dieses Briefes. Ich selbst bin seit der Abfassung des letzten Briefes auf 4 Volksmissionen gewesen, dazwischen nur immer ganz kurze Zeit im Haus. Zunächst aber von den Dingen hier in Finkenwalde. Eine grosse einschneidende Veränderung: Bruder Rott ist seit dem 1. März nicht mehr bei uns. Superintendent Albertz hat ihn in die VKL [VL] nach Berlin berufen in die Abteilung IV »Reformierte Kirche und Schule«. Nun beglückwünschen wir ihn zwar von Herzen zu diesem Ruf, aber bedauern doch, 103. NL A 48,2 (17.): Hektographie, aus Bethges Akten, drei Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2.–, – 3.–); Teilabdruck GS II 514. Brief verfasst von Bethge.

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dass Finkenwalde einen der »Gründer« verlor. Und vielen von Euch wird das Gedenken an Finkenwalde ohne Willy Rott, an sein Zimmer, in dem sonst die langen Nachtgespräche stattfanden, eigentümlich sein. Wir freuen uns aber, ihn in so erreichbarer Nähe zu haben. Berlin und Umgegend wird ihn dafür oft sehen. Eine feste Anschrift kann ich noch nicht angeben, aber über die VKL ist er zu erreichen. Wir haben Willy Rott an einem Donnerstag abend mit einem reichhaltigen Festprogramm, mit Musik, Liedern vom »respektablen Inspekteur, unserm lieben Bruder Rott« und vielen Reden feierlich verabschiedet. Die Fahrt nach Berlin gestaltete sich, wie nicht anders zu erwarten, so schwierig, dass er mit seinem Hab und Gut noch zum grössten Teil bei uns ist. Wer ihn jetzt in der Friedbergstrasse besuchen wird, der soll nicht vergessen, einen Stock tiefer auch noch anzuklopfen; dort wird er Bruder Rose finden, der seit einigen Wochen »in oecumenicis« auf der VKL arbeitet. – Ein weiteres grosses Ereignis war diesmal wieder Bruder Bonhoeffers Geburtstag, gefeiert am Kamin. Das Wünschen wurde diesmal umgedreht und der 4. Kurs hatte auf seinen Wunschzettel unter anderem folgende Punkte gesetzt: 1. Die »Nachfolge« möchte doch noch vor unserer Emeritierung erscheinen, 2. Eine Fahrt nach England; man verspreche, das Sprachhindernis nach Kräften zu beseitigen, man wolle auf den Fluren nur noch englisch miteinander reden, dabei würde es zugleich auch so angenehm still im Hause sein. Zur »Nachfolge« kann ich aber tröstlich berichten, dass der Teil »Bergpredigt« fertig ist und damit nicht mehr viel an der Vollendung fehlt. Zu Bruder Bonhoeffers Geburtstag haben sehr viele Brüder geschrieben, so dass er garnicht die Zeit findet, allen zu antworten. Er lässt hiermit allen für die Brieffülle, für die Treue und die Wünsche danken. Der 4. Kurs schenkte ihm die Septemberbibel in Faksimiledruck. Als sehr schöner Nachtrag zum Geburtstag ereignete sich folgendes: Telephonanruf »Wohnt dort ein P. Bonhoeffer? Hier die Güterabfertigung, für H.P.B. [Herrn Pastor Bonhoeffer] ist eben ein lebendes Schwein angekommen«. Viele Tage lebten wir dann ganz ohne Krach mit unserer Jolanthe 104, bis sie die Schlachterlaubnis ereilte. 104. Name des Schweins in der Komödie »Krach um Jolanthe« (1930) von August Heinrichs.

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In der Invokavitwoche 105 war Bruder Bonhoeffer drüben in England zu oekumenischen Sitzungen und Besprechungen 106, grade in den Tagen, in denen wir einmal wieder auf Grund der kirchenpolitischen Grossereignisse 107 für unser Haus einiges erwarteten. Br. B. hat drüben Bruder Büsing, der uns alle sehr herzlich grüssen lässt, öfter gesprochen. Sonst standen die Wochen wie oben schon angedeutet, ganz im Zeichen der vielen Volksmissionen, die wir alle durchführen konnten. Dafür sind wir sehr dankbar. Die erste bei Heinz Dufft, wo wir trotz der grimmigsten hinterpommerschen Kälte volle Kirchen hatten. Das Erstaunlichste dort war der Schriftenverkauf, dessen Höhe wir, glaube ich, sonst auf keiner Volksmission erreicht haben. Auf diese folgte die des ganzen Seminars im Kreis Greifenberg, die leider nicht wie vorgesehen von Karl-Ferdinand Müller vorbereitet werden konnte. Der sass abseits in Stettin mit [einer] langwierigen Augenkrankheit als Folge seiner Grippe. Die ganze V[olks]-Mission wurde in grossen Zügen wieder genauso durchgeführt wie die im vorigen Sommer im Kreise Belgard, die ich damals im Rundbrief genau beschrieb. Diesmal war allerdings eine Stadt dabei, was neue Schwierigkeiten ergab und vielleicht andere Methoden erfordert. Die Volksmission in Hammermühle bei Bruder Schlagowsky begann damit, dass die Ortsgruppenleitung die Beamten, die uns ins Quartier nahmen, mit Parteiausschluss und Berufsschwierigkeiten bedrohte, sodass Fritz Onnasch, der bei einem Oberwachtmeister untergebracht war, tatsächlich umziehen musste. Das alles schien die Wirkung zu haben, dass nun die Kirche erst recht voll wurde. Br. Schlagowsky hat 105. Invokavit (»Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören«, Psalm 91,15): Sonntag nach Aschermittwoch. 106. Ökumene-Sitzungen in London 16.–24. Februar 1937, zum letzten Mal mit Vertretern der BK (DB 634). Die Weltkirchenkonferenz in Oxford (12.–26. 7. 1937) fand ohne deutsche Beteiligung statt. Ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Delegierten der »legalen« Reichskirche, des Lutherischen Rates und der »illegalen« Bekennenden Kirche war aus deutscher Sicht unmöglich. Schließlich leitete der Kirchenminister Kerrl Maßnahmen ein, die »jegliche Delegation deutscher Kirchen durch Passentzug beziehungsweise Ausreiseverbot verhinderten« (DB 632 f). 107. Am 12. Februar 1937 reichte Zoellner für den Reichskirchenausschuss den Rücktritt ein (DB 690). Am 15. Februar schrieb Hitler Kirchenwahlen aus (DB 631).

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durch die Amtsstellen grosse Schwierigkeiten, sein Konfirmandenunterricht wird ihm in Schulstunden untergraben und so weiter. Aber wir raten jedem, ihn in seinem strohgedeckten Pfarrhaus in herrlichster Gegend zu besuchen. Schwieriger als diese pommerschen Volksmissionen waren die beiden, die nun folgten. Die erste in den völlig entkirchlichten Dörfern von Br. Vibrans. Wir gingen dort wahrhaftig mit Bangen und Zagen hin und überschätzen auch gar nicht, was von uns in den Tagen dort getan wurde und wie unsere Arbeit nachwirken wird. Es muss in solchen Orten wohl eine Wiederholung in bestimmten Abständen erfolgen. Durch intensive Hausbesuche des ganzen Dorfes hatten wir es erreicht, dass die Kirche von Abend zu Abend voller wurde, am letzten Abend ganz besetzt war. Aber es ist eine schwere Arbeit, wenn es in einem Ort nicht einen kleinen betenden Kreis gibt, sei es ein Gemeinschaftskreis oder irgendeine Gebetsgemeinschaft. Aehnlich schwierig war dann die letzte VM bei Jochen Kanitz in der Uckermark. Waren die Menschen in der Provinz Sachsen doch immer noch sehr gesprächig bei den Hausbesuchen, oft viel zu schnell mit der Zunge, so war hier die Wand des Schweigens und vielleicht Misstrauens bei den Menschen durchschnittlich ein noch grösseres Hindernis, und die drei Tage dort waren viel zu kurz. Aber das alles sind ja Erwägungen nur der einen Seite. Bei all den VM wurden wir natürlich nachträglich immer von der Polizei registriert, das heisst, die lieben Amtsbrüder mussten dem Besuch am Tage nach unserer Abfahrt unsere Namen aufschreiben. Im Zusammenhang mit den Volksmissionen haben wir nun den Plan, möglichst viel Brüder, die in Finkenwalde waren, mit an den zukünftigen VM’n zu beteiligen, sodass wir je nach Ort und Zeit unsere zu schwachen Kräfte hier im Haus durch Brüder im Amt auffüllen können. Die VM müsste dann natürlich so liegen, dass kein Sonntag mit eingeschlossen ist. Darum bitten wir, uns eine kurze Nachricht zukommen zu lassen, wer von Euch grundsätzlich bereit wäre, bei VM’n mit zu machen, bitte auch mit Angabe der besten Zeit dazu. Wir denken uns, dass diese Arbeit auch für die eigene Gemeinde eine Stärkung und Anregung werden kann. In Hammermühle war zum Beispiel Hans-Otto Schumann dabei und half uns aus der Verlegenheit heraus; denn es stehen uns ja im Augenblick infolge

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der Examensvorbereitungen wenige Brüder für den Dienst der VM zur Verfügung. Die Themen der letzten Volksmission waren: Gesamtthema: »Ich glaube, dass Jesus Christus sei mein Herr« 108. 1. Abend: Der Heiland der Sünder (Zachäus [Lukas 19,5.7]). 2. Der Hirte der Gemeinde. 3. Der Herr des Alltags. 4. Der Richter der Welt. Nun noch eine Nachricht für die Brüder des ersten Kurses. Unsere Freizeit muss um eine Woche verschoben werden. Wir werden also alle in der Woche nach Misericordias Domini 109, das ist vom 12.–17. April nach Finkenwalde kommen. Wir können es nicht früher machen. Das wird eine Woche vor dem Anfang des neuen Semesters sein. Bitte richtet schon jetzt alles aufs Kommen ein, Urlaub für diesen »Dienst« beantragen. Viele freuen sich schon darauf; wer nicht kommen zu können glaubt, der schreibe es möglichst umgehend, damit wir Schwierigkeiten mit aus dem Weg räumen helfen können. Bitte auch um Wunschäusserungen für das Programm der Freizeit! Von den einzelnen Brüdern gibt es einiges zu berichten: Gestern hat Wolfhard Danicke sich von Bruder Kunert in Berlin trauen lassen. Wir sagen ihm unseren herzlichen Glückwunsch und unsere Mitfreude. Er ist immer noch in Straussberg, arbeitet aber unter sehr schwierigen Umständen in seiner BK-Gemeinde. Br. Danicke hat im Zusammenhang mit einem Verbot seiner »Versammlungen« (Gottesdienst in der Notkirche) und Verhinderung der evangelischen Woche 12 Stunden festgesessen. Heinz Dufft – – wir erfuhren das Geheimnis schon in Gross-Rambin – – hält es auch nicht mehr so alleine aus: er hat sich verlobt und, wenn es auch schon so lange her ist, so wird er sich doch nochmal von der RB [Rundbrief] Redaktion gratulieren lassen. – – Das Examen haben inzwischen bestanden: Br. Thiel, jetzt in Meinsdorf bei Dahme, verwaltet allein 7 Gemeinden, Br. Schlegel (2. Kurs), er ist immer noch in Repplin, halb erzieherisch, halb pfarramtlich tätig, – – und Bruder Grunow, der in [ein] paar Tagen bei den Fliegern dienen wird. Mit Bruder Grunow zusammen hat auch Br. 108. In Luthers Kleinem Katechismus: »Ich gläube, daß Jesus Christus … sei mein HERR« (BSLK 511). 109. Zweiter Sonntag nach Ostern (»Die Erde ist voll der Güte des Herrn«, Psalm 33,5).

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Carras das Examen bestanden. Wir gratulieren. – – Horst Lekzsass wird nun noch bis Ostern in Hinterpommern in seiner schwierigen Gemeinde arbeiten. Br. Harhausen schreibt mit grosser Dankbarkeit von der Bergpredigtwoche, die er jetzt in seiner Gubener Notkirche gehalten hat. Er schreibt: »Die Gemeinden scheinen geradezu auf ein Wort über die Bergpredigt zu warten.« Br. Schrader versuchte jetzt, durch persönliche Einladungen in sein Haus an die Leute im Dorf heranzukommen. Dabei ist es ihm passiert, dass an dem Tag als der Lehrer mit dabei war, dieser beim Verlesen des Oldenburger Berichtes plötzlich aufsprang, Bruder Schrader den Bericht aus der Hand riss, ihn zusammenballte und auf die Erde warf mit dem Schrei: »Das ist Hochverrat!« … »Ich verlasse dieses Haus« … ! Ob noch etwas weiteres erfolgt ist, wissen wir nicht. Br. Schrader verschickt jetzt auch regelmässig von ihm verfasste Gemeindebriefe. – In der Gemeinde von Bruder Bojack hatte der Vorgänger eine der Konfirmandengruppen aufgelöst, weil die Konfirmanden keinerlei Interesse zeigten und offen erklärten, dass sie nichts von der Kirche wissen wollten und später die Kirche nicht wieder betreten würden. Daraufhin hat der BDM-Superintendent die Jungens alle bei sich aufgenommen und ihnen erklärt, mit der Einsegnung sei das ja gar nicht so schlimm und sie würden eingesegnet. – – Hans Georg Berg ist wieder bei uns in Finkenwalde, um sich den letzten Schliff zum Examen zu verschaffen. Ausserdem war Alexander von der Marwitz einige Tage hier bei uns. Götz Grosch schreibt, dass die Arbeitsmöglichkeiten in seiner BKGemeinde langsam wachsen. Br. Hellmann hat Kummer mit seiner reinen Beamtengemeinde, die begreiflicherweise unter ziemlichem Druck steht. Br. Goebel ist nun schon das – ja 4. oder 5. Mal seit seiner Ordination umgezogen. Jetzt arbeitet er in der Gemeinde von [Eitel-Friedrich von] Rabenau in Berlin selbst. Nach einem harten Kirchenkampf in Beitzsch steht er nun in wohlorganisierter Grossstadtgemeindearbeit. Ernst Müller liess von sich hören, er wird im April ins Examen steigen. Herbert Jehle hat eine berufliche Einladung nach England und wird in den nächsten Tagen schon reisen, zunächst auf ein halbes Jahr. Von Br. Koch müssen wir Euch, falls Ihr es noch nicht wisst, mitteilen, dass er nicht mehr in Berlin, sondern im »Umschu-

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lungslager« Sachsenhausen ist. Es ist jetzt schwerer, an ihn heranzukommen. 110 Was für ihn besser war, Berlin oder Sachsenhausen, ist schwer zu sagen. Wir denken täglich an ihn. Zum Schluss verweise ich auf die Notiz und die Liste unseres Bücherwartes. 111 Einige Brüder fragten erfreulicherweise wieder Mal nach der Postschecknummer: Stettin 10984, P. Bethge. Euch allen herzlichste Grüsse vom ganzen Bruderhaus Euer Eberhard Bethge. 2 6 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte. 8.–13. März : Matthäus 13,44–46 14.–20. März : Johannes 12,23–33. 21.–27. März : Johannes 12,34–50.

NB. Br. Krause lässt den pommerschen Brüdern 28.–3. April : 1. Korinther 15,1–19. ein Blatt zum Verteilen einlegen (Abiturfreizeit). 4.–10. April : 1. Korinther 15,20–34. 11.–17. April : 1. Korinther 15,35–58. 26.3. ZU LUKAS 7,11–17 Meditation über Lukas 7,11–17. (Ebeling). 112 [11Und es begab sich darnach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seiner Jünger gingen viele mit ihm und viel Volks. 12Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der ein einziger Sohn war seiner Mutter, und sie war eine Witwe; 110. »Von Br. Koch« bis hierher abgedruckt in GS II 514; über Werner Koch vermerkt Bethge an dieser Stelle: »13. November 1936 in Wuppertal-Barmen verhaftet. Bis 13. Februar 1937 im Polizeipräsidium Berlin, Alexanderplatz, 13. Februar 1937 bis 2. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen.« 111. Eine Bücher-Verlustliste ist im 18. Brief aus Finkenwalde enthalten. 112. Hektographie, zwei Seiten. In manchen Absätzen keine Leertaste nach Satzzeichen. Gerhard Krause, der ein Blatt zum Verteilen einlegen ließ, und Gerhard Ebeling waren befreundet.

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und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. 13Und da sie der Herr sah, jammerte ihn derselben, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14Und trat herzu und rührte den Sarg an; und die Träger standen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf! 15Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter. 16Und es kam sie alle eine Furcht an, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht. 17Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze jüdische Land und in alle umliegenden Länder.]

1). Das ist der Lauf der Welt, daß die Toten ihre Toten begraben. 113 (11–12) Jesus zählt uns nicht darum unter die Lebenden, weil wir noch in der Lage sind, Tote zu begraben. Wer einem Toten zum Grabe folgt, wird ja gerade erinnert, daß er über kurz oder lang dem Toten ins Grab folgt und so in der Nachfolge des Todes steht. Jesus hat uns aber in seine Nachfolge gerufen. Nur sofern wir ihm folgen, gehören wir zu den Lebenden. Der Lauf des Evangeliums ist dem Lauf der Welt entgegengesetzt, so wie sich vor Nain der Zug Jesu und der Leichenzug begegnen. Diesen Gegensatz kann nur verstehen, wer diese Begegnung erfährt, sei es als Toter, um von Jesus erweckt zu werden, sei es als Jünger Jesu, um vom Tod angefochten zu werden. Die Erfahrung lehrt jeden, daß dies der Lauf der Welt ist: aus der Stadt zum Grab, aus dem Vielerlei in das Nichts. Aber dass wir tot und nichtig sind, gerade weil wir noch einige Zeit diesem Lauf der Welt zu entlaufen hoffen, in der Flucht vor dem Nichts in das Vielerlei, das vermag keiner zu sehen, es sei denn, dass er glaube. Denn es gehört Glaube dazu, gerade darin, worin wir unseres Lebens bewusst werden, im Leid der Welt und im Trost der Welt, den Stachel des Todes zu spüren, der die Sünde ist [I Korinther 15,56]. Im Leid der Welt sitzt der Stachel des Todes, weil es geraubt hat, was dem Leben allein Wert zu geben schien. Das Vertrauen in die Welt ist getäuscht. Was bleibt nun anderes übrig, als aus Liebe zu dem Geraubten, zu dem so wert geachteten Leben, gerade verzweifelt auf den Feind dieses Lebens zu hoffen, auf den Tod? Aber auch im Trost der Welt sitzt der Stachel des Todes. Die 113. Lukas 9,60: »Laß die Toten ihre Toten begraben«. Ebenso Matthäus 8,22.

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Welt nennt es »Trost«, wenn man beileidsvoll die Macht des Todes anerkennt. Die Welt nennt es »Trost«, wenn man den Verstorbenen die letzte »Ehre« erweist, indem man als Statist des Todes ihn begraben hilft. Die Welt nennt es schliesslich »Trost«, wenn man noch einmal umkehren kann in die Stadt, in ihr Leben und ihre Zerstreuung, als einer, auf den der Tod noch wartet. 2). Jesus lässt nicht die Toten ihre Toten begraben. (13–15) Jesus fügt sich nicht dem Lauf der Welt. Er tut nicht, was die Welt von ihm erwartet, dass er angesichts des Todes von seinem Weg ein wenig abbiegt und dem Zug zum Grab folgt. Er spendet nicht den Trost der Welt, dass er weint mit den Weinenden, um sich nachher in der Stadt wieder zu freuen mit den Fröhlichen [I Korinther 7,29 f], so, wie das die Welt versteht. Ja, er lässt der Welt nicht einmal ihren Lauf, sondern stellt sich ihm entgegen, gebietet ihm Halt, wo er unaufhaltbar ist, gebietet ihm Umkehr, wo er unumkehrbar ist, – auf dem Weg zum Grab. Jesus erweist seine Macht und Hilfe nicht nur anders, als man sie erwartet, sondern erweist sie dort, wo man sie gar nicht erwartet, wo kein Glaube die Hand nach ihm ausstreckt, wo keine Bitte sich an ihn wendet. Wo der Weg in die Ausweglosigkeit führt und ein Mensch darauf trotz vielen Trostangeboten der Welt ungetröstet, trotz vielen Mitleidigen todeinsam bleibt, wo ein Mensch nichts mehr ist als ein Schrei, ja ein blinder Schrei nach Erlösung, wo er aller Vorbereitung auf das Kommen Jesu entblösst ist, da ist er reif dafür, dass sich Jesus seiner erbarmt und seinen Weg wendet. Nicht der leiblich Tote erweckt Jesu Erbarmen – Jesus hat keinen Toten leiblich auferweckt um des Toten willen! –, sondern der geistlich Tote erweckt Jesu Erbarmen, der geistlich Tote, dem der Stachel des Todes den innersten Nerv berührt. Wen Jesus so erbarmend ansieht, dem ist geholfen, zu dem kann Jesus sagen: weine nicht! Und nun darf sich der Glaube üben, zu trauen ohne zu schauen. Jesus tut aber noch mehr. Er weckt den Sohn leiblich auf, um zu zeigen, was er geistlich an seiner Mutter getan hat. Jesus entreisst dem Tod seine Beute. Er hat kein anderes Mittel dazu als sein Wort, nicht etwa als Befehl an den Tod: Gib deine Beute her!, sondern als Befehl an den Toten: Jüngling, ich sage dir:

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stehe auf! Das ist zu einem gesagt, der sein Ohr nicht mehr hat zum Hören und sein Herz nicht mehr hat zum Verstehen, der seine Hand nicht mehr hat, um Jesus zu fassen, der seinen Arm nicht mehr hat, um sich selber beim aufstehen zu stützen. Wo Jesus redet, da schafft er sich erst Ohr, Herz, Hand und Arm. Einen solchen Heiland brauchen wir, der dies leiblich an einem Toten tun kann, damit er es auch, was nicht weniger wunderbar ist, geistlich an uns tue. Denn das ist Gottes Werk, dass er dem rufe, was nicht ist, dass es sei (Römer 4,17). Jesus hat den Lauf der Welt nicht nur aufgehalten, sondern umgedreht. Die mit Tränen zum Grabe zogen, lassen nun jauchzend das leere Grab hinter sich. 114 Sollte mit diesem einen Sieg nun nicht alles für Jesus gewonnen sein? Angesichts dessen, was man gesehen und gehört hat: die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Toten stehen auf, – und nun kommt das grösste Wunder: – den Armen wird das Evangelium gepredigt – was hat da der Zusatz für einen Sinn: und selig ist, der sich nicht ärgert an mir [Matthäus 11,5 f]? 3). Nicht auf dieser Totenerweckung, sondern auf der Auferstehung Christi von den Toten beruht unser Glaube. (16–17) Wem hat das Wunder geholfen? Dem Toten, der wieder lebt, um wieder zu sterben? Der Witwe, die ihren Sohn wieder hat, um nun vielleicht von ihm zu Grabe getragen und beweint zu werden? Dem Volk, das zugeschaut hat und sich nun etwa[s], begeistert oder kritisch, zu erzählen hat? Ja, vielleicht ihnen allen, – wenn sie glauben. Ohne Glauben ist mit keiner Totenerweckung geholfen. Jesus weiss aber, dass er mit der Totenerweckung nicht mehr Glauben findet als mit seiner Predigt (Lukas 16,31). Das verworrene Bekenntnis des Volks, das ohne Frucht bleibt, zeugt dafür. Der Tod wird nicht dadurch bezwungen, dass ihm Beute für kurze Zeit entrissen wird. Christus hätte sonst mehr als drei Tote auferweckt. Christus musste dem Tod selbst begegnen, er musste selbst den Lauf der Welt bis zu Ende gehen, ins Grab. »Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die 114. Wohl ein Anklang an Psalm 126,5: »Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.«

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Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern frass. Ein Spott der Tod ist worden. Hallelujah!« 115 Kraft Christi Auferstehung von den Toten ist diese Geschichte unsere Geschichte. Kraft seiner Auferstehung kommen wir vom leeren Grab her, liegt der Tod hinter uns. Wir sind mit Christus gestorben und auferstanden. (Römer 6) Kraft seiner Auferstehung begraben wir unsere Brüder und Schwestern als die Sterbenden und siehe, wir leben [II Korinther 6,9]. Kraft seiner Auferstehung sterben wir dieser Welt ab, ist uns Christus Leben und Sterben Gewinn [Philipper 1,21]. Kraft seiner Auferstehung wecken wir selber durch unser Wort gemäss dem Befehl des Herrn Tote auf, predigen wir, wie uns befohlen, einem weiten Feld, das voller Totengebeine liegt. (Ezechiel 37) Kraft seiner Auferstehung lässt Christus auch hier und da um uns her sichtbare Erweckungen geschehen, zu Trost und Stärkung unseres weinenden Kleinglaubens. Kraft seiner Auferstehung hat Christus vielleicht auch uns erweckt, den andern zu Trost und Stärkung. Kraft seiner Auferstehung glauben wir, dass Christus auch heute, so er will, durch uns leiblich Tote auferwecken kann. Kraft seiner Auferstehung beten wir, einst zu schauen, was wir jetzt glauben: »Wenn du die Toten wirst an jenem Tage erwecken, so tu auch deine Hand nach meinem Grab ausstrecken. Lass hören deine Stimm und meinen Leib weck auf und führ ihn schön verklärt zum auserwählten Hauf.« 116

115. Aus Martin Luthers Lied »Christ lag in Todesbanden«, EG.BP 57, 4. 116. Aus Johann Heermanns Lied »O Gott, du frommer Gott«, EG.BP 290, 8.

Fünfter Kurs 1937: Achtzehnter bis dreiundzwanzigster Rundbrief 2 7 . A C H T Z EH N T E R BR IE F A US F I N K E N WA L D E 2 7 . 1 . B R IE F 18. Brief aus Finkenwalde. 1 (17. März 2 1937) Liebe Brüder! Manch einer von Euch wird schon nach dem Brief aus Finkenwalde Ausschau gehalten haben. Aber die Lähmung der Arbeitskräfte durch die Semesterferien hat sich auch auf dies Unternehmen ausgedehnt. Nun geht es aber wieder mit vollen Segeln in die Arbeit des Sommersemesters. Uebermorgen reisen die Brüder des neuen Kurses an. Am nächsten Mittwoch beginnt wieder die Aussenarbeit mit einer neuen Volksmission, in der Provinz Sachsen (Lagendorf, Kreis Salzwedel). Heute sind die letzten Brüder des ersten Kurses abgereist, die zur Freizeit dieses Jahres [12.–17. April] in erfreulicher Zahl gekommen waren. Konrad Bojack (Lyck/Ostpreussen) war leider durch Militärdienst verhindert, ebenso Richard Grunow (wie lautet deine Anschrift?). Br. Lekszas, der für kurze Zeit nach seiner arbeitsreichen Zeit in Drawehn nach Hause gefahren war, telegrafierte noch ab, da er krank geworden war. Von Bruder Keusch wissen wir leider garnichts. Wir haben es als angenehm empfunden, dass dieses Mal nicht so ganz anstrengend in den kurzen Tagen gearbeitet wurde, sondern die »Freizeit« mehr zu ihrem Recht kam. Die neutestamentliche Bibelarbeit ging wie beim zweiten Kurs wieder über Timothe1.

2.

NL A 48,2 (18.): Hektographie, aus Grunows Akten, sechs Seiten, paginiert maschinenschriftlich (– 2.–, – 3.–) und handschriftlich auf Matrize (– 4.–, – 5.–, – 6.–). Auf der ersten Seite oben: »Med.: Psalm 110,1–7 (Büchsel Himmelfahrt) Johannes 19,13–30 (Zenke Karfreitag)«. Brief verfasst von Bethge. Handschriftlich gestrichen und ersetzt durch: »April?«

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us. Bruder Bonhoeffer referierte über die konfessionelle Frage an der Hand von Sasses völlig neuer Auflage von »Was heisst lutherisch?« 3. Ich selbst berichtete ausführlich über Geschichte und Sinn der Stücke der lutherischen Liturgie. Sehr schön war, dass auch Br. Rott für uns etwas Zeit hatte und uns über Lage und Schwierigkeiten der Schulfrage einen Vortrag hielt. Er klärte uns über die Pflicht und das Recht eines Protestes bei Einrichtung von Gemeinschaftsschulen auf (bitte, sich an ihn zu wenden) und erzählte über die positive Arbeit der VKL [VL] durch ihre Katechetenschulen, Unterrichtshilfen und so weiter. Ein Nachmittag gehörte der Besprechung über Konfirmandenfreizeiten, mit denen einige Brüder sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Es gibt Stellen, an denen in allen Schulferien solche Freizeiten veranstaltet werden. Auskunft über die Abhaltung geben sicher gern: Br. Maechler (Schlawe), Br. Kanitz (Klinkow) und Br. [Bernhard] Riemer (Sommersdorf über Eilsleben 4, Bezirk Magdeburg). Der Tag solcher Freizeit sieht etwa so aus: Andacht, einmal (morgens oder abends) in der Kirche, bestehend aus 1. wechselseitigem Psalmlesen nach einem Eingangsliedvers 2. Lesung des Tages 3. Gebet 4. Liedvers 5. Monatsspruch, von allen gesprochen. Vormittags Bibelarbeit, zunächst in kleinen Kreisen in denen Antworten auf diktierte leichte Fragen aus dem Text gesucht werden müssen, und dann Gesamtbesprechung; manche haben sogar noch nachmittags eine 2. Bibelarbeit gewagt und nicht ohne Erfolg. Dann reichlich Singen. Nachmittags sonst Vortrag über christliche Persönlichkeiten. Zwischendurch die Kinder viel Spielen und toben lassen (um des Einschlafens abends willen)! Manche lassen in dem Orte der Freizeit von den Kindern Strassensingen veranstalten, lassen die Kinder Einladungen in die Häuser tragen für die Abendandachten und einmal zu einem Jugendgottesdienst, ferner den gelben Monatsspruch verteilen und so weiter. Durch Spruch und Lied in der Gemeindeandacht die Kinder beteiligen! Jeden Tag über das Erlebte Tagebuch führen lassen von denen dann später bei einem wiederholten Treffen 3. 4.

Hermann Sasses zuerst 1934 erschienene Schrift kam in zweiter Auflage 1936 heraus. Das »l« in »Eils …« ist unterstrichen zwecks Unterscheidung von »Eisleben«.

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zu einem Jugendsonntag im Kirchenkreis die Besten belohnt werden. Geld müssen zum Teil die Kirchenkreise aufbringen, sonst die Frauenhilfen helfen. Das alles vielleicht zur Anregung, »wie mans macht«. Einen Nachmittag haben wir uns auch über die Fragen der Gemeindezucht besprochen, aber vor allem wieder unsere grosse Ohnmacht darin gespürt. Im Zusammenhang mit der Frage regelmässiger theologischer Arbeit haben wir uns gegenseitig verpflichtet, dass jeder irgendwie bis zum Herbst die Frage der Gemeindezucht theologisch durcharbeitet. Im übrigen haben wir von einer Entscheidung gehört, die Horst Lekszas neulich in seiner Gemeinde traf: Der dortige Amtsvorsteher hatte sich ganz offen, vor allem Horst selbst gegenüber als voller Anhänger Rosenbergs und den Dingen des »Kirchenglaubens« völlig ablehnend erklärt. Als der Sohn dieses Amtsvorstehers die Familie zum Abendmahl anmeldete, lehnte Horst die Zulassung dieses Vaters ab, es sei denn, dass er vorher zu ihm käme und mit ihm spräche. Der Amtsvorsteher aber kam nicht, sondern erschien ohne weiteres am Altar, wo Horst ihm zuraunte, er könne ihm das Abendmahl nicht reichen; darauf hin verliess er mit seiner Familie die Kirche. In diesen Gesprächen machte Br. Bonhoeffer auch wieder darauf aufmerksam, dass einmal in jedem Jahr von uns über die Beichte gepredigt werden solle (ausser den Stellen über die Schlüsselgewalt [Matthäus 16,19; 18,18; Johannes 20,23] Psalm 32, Sprüche 28 Vers 13, Jakobus 5,16). Für die Volksmission haben sich die Mehrzahl der Brüder des ersten Kurses zur Verfügung stellen können. Viel zu wenig, aber doch sehr intensiv haben wir gesungen, und ich möchte sagen: gut wie in den besten Zeiten. Abends sang uns Br. Danicke [–] er liess sich reichlich ausnutzen. Lange Tage, kurze Nächte, das spricht wohl genügend für den Reichtum dieser Tage. In den Ferien hat, wie ich berichten kann, Br. Bonhoeffer ein grosses Stück seiner Arbeit 5 vorwärtsgebracht, was zu kühnsten Hoffnungen auf Fertigstellung Anlass gibt. Fritz Onnasch hat nun in Podejuch seinen Dienst quittiert und – es werden vielleicht schon die Meisten wissen – gestern offiziell seinen 5.

Am Buch »Nachfolge«.

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Inspektorposten angetreten. Ihr werdet mich alle ermächtigen, in Euer aller Namen hier die besten Wünsche für sein neues Amt zu sagen, dass er das durch W. Rott geprägte Amt nicht als Last sondern als Dienst genau wie seine Gemeindearbeit ausübt. Im Bruderhaus werden dies Semester sein: Fritz Onnasch, Horst Lekszas, Br. Thurmann, Br. Kühn, Br. Brandenburg und Br. Wälde, beide aus dem letzten Semester. Hoffentlich wird uns nicht dieser oder jener weggeholt. Br. Lerche musste zu Ostern Hals über Kopf auf und davon in die Altmark und alles Bitten half nichts. Dort hatte er frischsten Kirchenkampf, indem ihm vom Konsistorium ein Prädikant als Gegenkandidat beigegeben wurde. Der verschwand zwar nach kurzer Gastrolle wieder, aber O. K. Lerche wird vom Bruderrat auch zurückgezogen und soll nun nach Helbra kommen. Und das alles mitten in seiner Examensarbeit. Für unser Dankamt, für die Volksmission wie für unsere Bruderschaft ist sein Abruf ein schmerzlicher Verlust. Br. Kanitz wird nach einem Jahr Arbeit seine Gemeinde auch wieder verlassen müssen; er muß einem konsistorialen B.K. Mann weichen. Br. Dufft hat man hier in Pommern eine reine Odyssee bereitet. Er war nun inzwischen Hilfsprediger von Gross Rambin, Pastor von Bahn, wohin der Ausschuß Martin Müller (aus dem 3. Kurs) als Gegenkandidat hinschickte, Hilfsprediger an der Kreuzkirche in Stettin und nun Pastor von Greiffenberg für den auf Erholung von seiner langwierigen Grippe alpinisierenden K. F. Müller. In Gross Rambin arbeitet nun Hans-Georg Berg und soll in diesen Tagen ordiniert werden. Am 2. Mai wird Br. Pompe ordiniert werden. Er ist in Stechlin bei Greifenhagen. Im Westen wissen wir von August Tetsch, daß er in allernächster Zeit ordiniert wird. Wir wollen an alle unsere Brüder dabei denken. Br. Tetsch ist in die lutherische Gemeinde Wupperthal gekommen. Anschrift: Elberfeld – Deweerthstrasse 110. Mit Br. Tetsch haben das Examen noch Br. Schumacher, Br. Rabius und Br. Thurmann bestanden. Unser »Engländer« Br. Büsing war jetzt auf ein paar Tage in Berlin und wurde dort von Br. Bonhoeffer gesprochen. Br. Rose, der große »Schweiger[«], hat sich in diesen Wochen ganz still und heimlich verheiratet. Der 4. Kurs wird nun wahrscheinlich überall schon wieder in voller Arbeit an den Gemeinden stehen, – wir werden ja bald

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von ihnen hören! Leider müssen wir Euch, soweit Ihr es noch nicht wißt, berichten, daß in der Karwoche Br. [Erwin] Beckmann ohne vorherige Aussprache mit uns, ja ohne eine Andeutung zu uns, sich den Ausschüssen unterstellt hat. Wir haben noch alles, was an innerer und äußerer Hilfe in unseren Kräften lag, unternommen, um ihn von dem Schritt zurückzureißen. Als Br. Bonhoeffer am Sonnabend vor Ostern davon erfuhr, ist er sofort am 1. Ostertag zu ihm gefahren und abends noch bei D. Baumann gewesen. Br. Beckmann hatte aber, als Br. Bonhoeffer zwei Tage später ihn ein 2. Mal besuchte, sich schon endgültig entschieden. Nun können wir nur noch für ihn beten. Die 3 anderen Pommern, die uns verlassen haben, haben sich jetzt vom Ausschuß ordinieren lassen. Br. Ebeling wird schon in Zürich sein. Seine Anschrift: Zürich 7, Minervastrasse 124 bei Richner. Br. Hoppe ist in Bethel. Er hat uns schon geschrieben und Br. Rott hat ihn dort getroffen. Gerhard Krause führt aus Stettin her mit Fritz Onnasch lange Telefongespräche. Weiteres später. 6 Von Br. Koch können wir Euch leider immer wieder nur dasselbe berichten. Seine Lage scheint unverändert zu sein. Wir wollen ihn nicht aus unserer Fürbitte lassen. Er schreibt an seine Familie immer nur »mir geht es gut«. Die Bemühungen in Berlin um Aufnahme in die allgemeine kirchliche Fürbitte gehen weiter. Vor einer Woche kam hier zu uns auch die Nachricht, daß Dieter Zimmermann in Berlin verhaftet sei. Nach 2 Tagen Haft war er aber gottlob wieder entlassen. Er war zu Auskünften geholt und dann gleich dabehalten worden. 7 Eine Nachricht noch als Nachtrag: Gegen Ende des letzten Semesters besuchte uns W. Vischer auf seiner Fahrt von Ostpreußen nach Basel. Wir haben einen ganzen Abend mit ihm zugebracht und uns viel von ihm sagen lassen. Und nun noch einmal die Bitte: Wer bereit ist, uns bei den Volksmissionen zu helfen, das heisst in der Umgebung seines Wohnortes zu den 2 oder 3 Brüdern aus Finkenwalde als 4. dazuzukommen, der 6. 7.

Gerhard Krause wurde ein führender Befürworter der Legalisierung (DB 694). Zu den Umständen dieser Inhaftierung vgl. Wolf-Dieter Zimmermann, Wir nannten ihn Bruder Bonhoeffer. Einblicke in ein hoffnungsvolles Leben, Berlin: Wichern 1995, 96–98.

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schreibe uns das doch möglichst bald, Auch mit Angabe der bestmöglichen Zeit. Mit herzlichen Grüßen vom ganzen Haus Euer Eberhard. 2 7 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 18. 4. – 24. 4. 1. Timotheus 1,1–17 25. 4. – 1. 5. 1. Timotheus 1,18 – 2,15 2. 5. – 8. 5. 1. Timotheus 3 9. 5. – 15. 5. 1. Timotheus 4 16. 5. – 22. 5 1. Timotheus 5 23. 5. – 29. 5 1. Timotheus 6 2 7 . 3 . F R E I Z EI TA NK Ü N D IG U NG An die Brüder des dritten Kurses: Unsere Freizeit findet wie geplant in der Woche zwischen 1. und 2. [Sonntag] nach Trinitatis statt. Anreise Montag, den 31. [Mai] Schluß Freitag [4. Juni] Abend. Wir bitten Euch herzlich, so bald wie möglich Wünsche über die zu besprechenden Fragen mitzuteilen. Daß alle sich für diese Tage freimachen, ist wohl unsere berechtigte Hoffnung. E. 2 7 . 4 . Z U P S A L M 1 1 0 , 1 – 7 F Ü R HIM M E L FA H RT Himmelfahrt Psalm 110,1–7. (Büchsel). Christus der ewige König und Hohenpriester. [1Der Herr sprach zu meinem Herrn: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.« 2Der Herr wird das Zepter deines Reiches senden aus Zion: »Herrsche unter deinen Feinden!« 3Nach deinem Sieg wird dir dein Volk willig opfern in heiligem Schmuck. Deine Kinder werden dir geboren wie der Tau aus der Morgenröte. 4Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.« 5Der Herr zu deiner Rechten wird zerschmettern die Könige am Tage seines Zorns; 6er wird richten unter den Heiden; er wird

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ein großes Schlagen unter ihnen tun; er wird zerschmettern das Haupt über große Lande. 7Er wird trinken vom Bach auf dem Wege; darum wird er das Haupt emporheben.]

Was ist Himmelfahrt? Vielen sehr unverständlich! Dein Glaubensbekenntnis: »aufgefahren gen Himmel – zu richten die Lebendigen und die Toten« 8 (NG 9 190, 1a). Christus hat nun die Macht in dem Reiche Gottes, ihm ist alles untertan. Der Ostersieger tritt seine Herrschaft an, nicht mehr sichtbar für die Seinen, sondern ihnen im Glauben nahe. Das ist Himmelfahrt Christi: Jesus Christus ist der ewige König und Hohepriester. I. Vers 1–3. Diese Macht ist ihm vom Herrn gegeben. Gott ruft ihn in das Amt des ewigen Königs. Er ruft ihn an »seine Rechte«. Christus ist bestellt zum Ausüben dessen, was Gottes Rechte tut (Psalm 118,16). Sie herrscht! Christus wird nun, nein er übt nun Gottes Macht aus. Er ist König. Gott legt ihm alle Feinde zum Schemel seiner Füsse. Gott macht ihm alle untertan. Auf den Nacken der Feinde setzt er seinen Fuss. Feinde sind: a) finstere Mächte, Dämonen; Sünde, Fleisch Blut in dir; Tod, Teufel, Hölle. b) die sichtbaren Feinde der Kirche, der Verkündigerin von Gottes Herrlichkeit. Christi Gegnern ist alle Macht genommen. Denn »der Herr … aus Zion«. Zion der Mittelpunkt der neuen Schöpfung Gottes. Er handelt in der Welt sichtbar in Zion (Jesaja 28,16). Eckstein – Zion – Bethlehem – Golgatha! Sein Kreuz ist sein Zepter! Der Herrscherstab, mit dem alle Feinde geschlagen werden. Parole Christi: »Herrsche unter deinen Feinden« (der Kreuz- und Zepterträger), denn sie richteten sein Kreuz zu seiner Vernichtung auf und enthüllten damit ihre Vernichtung und Niederlage. Christus ist der Herr über alle seine Feinde, das sagt dir das Himmelfahrtsfest (NG 186, 1). König aller Könige! Darum gilt es zu kämpfen. Sein Volk wird ihm freiwillig zum Kampf helfen, sich ihm »opfern«. Ihm dienen. Ostern ist der Sieg errungen. Seitdem bist du, der du an ihn glaubst, in sein Reich gerufen. Jeder, der an ihn glaubt, wird »wie Tau aus 8. 9.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis (BSLK 21). »NG« könnte hier »Neuer Gottesdienst« bedeuten (nach Arper/Zillessen?).

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der göttlichen Morgenröte geboren«, sein Bruder, Gottes Kind, Gefolgsmann und Soldat Jesu Christi, sein Untertan. II. Vers 4. Diesen König ruft Gott gleichzeitig zum Hohenpriester. Jesus Christus König und Priester (wie David) in seiner Gemeinde (NG 108, 1b). König über alle Feinde, für sie Priester (NG 192, 2b). Er vertritt uns; denn er hat sich für uns in den Tod gegeben. Ein Priester nach der Weise, der Ordnung des gerechten Königs, des Königs der Gerechtigkeit! Der sein Volk rechtfertigt, gerechtmacht. König, Richter und Priester in Ewigkeit ist Jesus Christus mein Herr und mein Heiland. III. Das glaubst du jetzt. Das siehst du heute nur, wenn du mit glaubenden Augen, von Gott geöffnet, von hoher Warte aus in die Welt und die Geschichte blickst und inne wirst, dass Christus wirklich König und Herr ist. Einmal werden es alle Menschen erfahren: »Am Tage seines Zorns« (Vers 5–6). Dann wird es mit Schrecken vor aller Augen offenbar werden. Da ist er für seine Feinde nur Richter und König, für die Seinen aber auch Hoherpriester in Ewigkeit. »Er wird das Haupt emporheben« Matthäus 28,18b. Er wird wiederkommen, zu richten die Lebendigen und die Toten, das ist der Tag des Zorns. Auf diesen Tag wartet seine Gemeinde mit Freude und Hoffnung. Sie erwartet seine Ankunft, um dann mit ihm das Haupt emporheben zu dürfen, »da sich ihre Erlösung naht« [Lukas 21,28]. NG 190 1a, 108 1b, 192 2b, 186, 1. Matthäus 28,18b Lukas 21,28b Jesaja 28,16 Psalm 118,16. 27.5. ZU JOHANNES 19,13–30 F Ü R K A RF REITA G Karfreitagmeditation über Johannes 19,13–30 (Zenke). v. 12–16 Die Verurteilung. [12Von dem an trachtete Pilatus wie er ihn losließe. Die Juden aber schrieen und sprachen: Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist wider den Kaiser. 13Da Pilatus das Wort hörte, führte er Jesum heraus und setzte sich auf den Richtstuhl an der Stätte, die da heißt Hochpflaster, auf hebräisch aber Gabbatha. 14Es war aber der Rüsttag auf Ostern, um

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die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, das ist euer König! 15Sie schrieen aber: Weg, weg mit dem! kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König denn den Kaiser. 16Da überantwortete er ihn, daß er gekreuzigt würde. Sie nahmen aber Jesum und führten ihn hin.]

Christus und Pilatus, der König der Wahrheit und der Mensch, der das hohe Vorrecht hat, Wahrheit und Recht zu schirmen. Die Welt weiß, daß Christus aus der Wahrheit ist (v. 9); aber sie will nicht die Konsequenzen daraus ziehen. Sie hat kein Verständnis dafür; denn für sie ist immer das das »Wahre«, was ihr nützt und zur Verfolgung dieser »wahren« Absicht, ihres Geschwätzes von der Wahrheit sind ihr alle Mittel recht. Durch den Wahrhaftigen wird sie in ihrer Lüge verurteilt und muß deshalb der Wahrheit den Prozeß machen. Was aus der Wahrheit ist, was aus Gott handelt, muß leiden in der Welt. Pilatus war vielleicht in etwa ein Freund des Wahren, der Gefallen daran hatte, auch einmal einen Unschuldigen zu beschützen, aber diese Freundschaft geht in die Brüche, wenn die Gefahr droht, daß er nicht mehr Freund des Kaisers ist. Die Menschen lehren, man müsse nicht nur dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, sondern des Kaisers Freund sein. Diesem Anspruch kann man mit Ironie etwas von seiner Deutlichkeit nehmen – »Pilatus rächt sich für die Unterwerfung, die ihm die Juden abgezwungen hatten, indem er Jesus wieder als ihren König bezeichnet, um ihren Stolz zu demütigen« ([Friedrich] Büchsel); – aber es ist die Ironie eines Gefangenen: Pilatus ist gefangen in den Banden der Juden und ihrer Feinde. Juden und Judenfeinde stehen gebunden neben dem Christus, der gekommen ist, sie frei zu machen. Juden und Judenfeinde erhalten ihr Urteil von dem, den sie kreuzigen. Das ist die furchtbare Einigkeit der Welt: Die Ablehnung dessen, der die Wahrheit ist. Der Gegensatz zwischen den Juden und ihren Feinden verschwindet vor dem Kreuz. v. 17–22. Die Kreuzigung. [17Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, welche heißt auf hebräisch Golgatha. 18Allda kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitteninne. 19Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf

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das Kreuz; und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. 20Diese Überschrift lasen viele Juden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuzigt ward. Und es war geschrieben in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache. 21Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: »Der Juden König«, sondern daß er gesagt habe: Ich bin der Juden König. 22Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.]

Die Lüge kreuzigt die Wahrheit, damit sie recht behalte, damit sie Wahrheit werde. Die Welt kreuzigt Christus, damit sie nicht mehr Welt sei, sondern Gott: eritis sicut deus [Genesis 3,5: ihr werdet sein wie Gott]. Als sie es soweit gebracht hatten, glaubten sie nicht, die Wahrheit für sich zu haben. Christus trug sein Kreuz, er trug sich das Kreuz, das die Menschheit ihm bereitet, die Leugnung und die Verleugnung, die Feindschaft gegen Gott, die Freundschaft mit ihm, den Haß und die Zuneigung, die sein will, wie Gott. Die Evangelisten reden nicht von den Schmerzen Jesu. Die Wahrheit macht keine Propaganda von sich. Gott sprach; aber Gott machte nicht viele Worte. Du kreuzigst Christus mit deinem Reden und mit Deinem Schweigen. Das Kreuz überführt uns dessen, daß unsere christlichen Handlungen verloren sind. Er trug das Kreuz, davon lebt die Kirche. Jesus von Nazareth, der Juden König. Die Wahrheit wird offenbar. Die Feinde Jesu, die sich als Freunde Gottes und des Kaisers aufspielten, müssen der Wahrheit helfen. Sie prangern ihn an und heften damit das Zeugnis ans Kreuz, das bei der Kirche Jesu in Geltung kam: Jesus der Juden König, Jesus der verheißene Messias, Jesus der Ewige. Der König des Volkes, das keinen König hat, der geborene Königssohn, der Sohn Gottes, der in sein Land gekommen ist, seine Herrschaft durchzuführen. Das Kreuz ist die Inthronisation unseres Königs. Der Herr der Wahrheit ist der König des Leidens. Die Königsherrschaft in diesem Aeon ist Leidensherrschaft, eine »harte Herrlichkeit«. v. 23–24. Verteilung der Kleider Jesu. [23Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegsknechte ein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenäht, von obenan gewirkt durch und durch. 24Da sprachen sie untereinander: Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein

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soll. (Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.«) Solches taten die Kriegsknechte.]

Den Soldaten stand das Recht zu, die Kleider der Verurteilten unter sich zu verteilen. Der Feldwebel hat davon mit seinen 4 Leuten Gebrauch gemacht, die das Kreuz bewachten. Die Wache verhinderte die Rettung des Verurteilten. Bei den Soldaten erscheinen die Motive menschlichen Handelns in grellem Licht. Der Soldat versteckt seinen Zorn nicht, sondern macht ihm Luft. Der Soldat beschwatzt seinen Feind nicht, sondern greift ihn an. Die Bibel erzählt uns vom Hauptmann von Kapernaum [Matthäus 8,5–11], von dem Centurio unter dem Kreuz [Markus 15,39], von den Soldaten, die den Täufer fragen [Lukas 3,14]: Was sollen wir tun? Die Bibel berichtet uns aber auch von den Soldaten, die Christus verspotten, die ihn mit Schlägen traktieren und sein Sterben lediglich unter dem Gesichtspunkt des Söldners sehen: Welche Beute fällt dabei für mich ab? [Markus 15,16–20.24] Sie hätten das ewige Leben von ihm haben können und »hängen mit dem Herzen am Zeitlichen« (A. H. Franke). Auch das, was mit den Kleidern Jesu geschah, wird zum Zeugnis für Jesus, daß er der Verheißene sei (Schlatter 10). v. 25–27. Maria und Johannes. [25Es stand aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, des Kleophas Weib, und Maria Magdalena. 26Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn! 27Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.]

Der Sohn Gottes, der die Verheißung erfüllt, gibt dem Glauben neue Verheißung. Die ihm nahe standen, können sich ihm nicht nähern. Die Mutter darf ihn nicht anreden, sie darf sich seiner nicht annehmen, kann es auch nicht, wenn auch ihr Herz wohl so wollte. Christus brechen die Augen und ersterben die 10. Adolf Schlatter, Das Evangelium des Johannes ausgelegt für Bibelleser, Calw & Stuttgart: Verlag der Vereinsbuchhandlung, 2. Auflage 1903, 352 f. Bethge in NL Seite 171: »Viel lag ihm [Bonhoeffer] an seiner Reihe der Schlatter-Kommentare – ich erinnere mich [aus Finkenwalde] ihrer grünen Einbände –, sie ist untergegangen.«

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Worte; aber er sieht Maria und spricht zu ihr: Weib, siehe, das ist dein Sohn! »Er gibt seine liebe Mutter weg. Er behält nichts in der Welt« (Luther). Er gibt denen, die bei seinem Kreuz stehen bestimmten Auftrag. Dieses Wort verlangt zugleich von Salome, daß sie ohne Eifer ihren Sohn, den Lieblingsjünger des Herrn an ihre Schwester abgibt, damit er ihr, der Mutter des Herrn, seine erste Sorge und Pflege angedeihen lasse (Riethmüller). v. 28–30. [28Darnach, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: Mich dürstet! 29Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isop und hielten es ihm dar zum Munde. 30Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.]

Die christliche Kirche muß unter dem Kreuz stehen, hat aber doch einen getreuen Herrn und Versorger. »Der selbst verlassene, doch einen verlassenen nicht verlassende Jesus« tut auch in dieser Sterbestunde, was seines Amtes ist. Johannes rechnet auch diese Bitte (Ich dürste) zu dem, was in Jesu Auftrag lag (Schlatter 11). Alles ist vollbracht, die Arbeit, die wir dem Herrn mit unserer Sünde machen, die Not, die wir ihm mit unserm Gotteshaß bereiten, das Leiden, mit dem er unsere ganze Schuld abbüßt und das Werk, durch das er den Toten das Leben erwirbt. Aber es ist am Kreuz vollbracht. Die Welt triumpfiert über den Widersinn dieses Schauspiels, die Klugheit erhebt sich über die Torheit des Glaubens, der sich an das Kreuz hält. Gott selbst: »unterzieht sich dem Mißerfolg des Kreuzes« (Schlink); aber dieses Kreuz ist ewige Vollendung. Die Gemeinde rühmt mit Johannes das Kreuz, das Gott zuvor ersah, das Gott trug, und das Kreuz uns schenkt.

11. Das Evangelium des Johannes, 355.

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2 7 . 6 . B Ü C HE RV E R L U S T E Bücher-Verlustliste 12 Wir baten im letzten Rundbrief, die entliehenen Bücher dem Seminar zurückzugeben. Auf diese Bitte hat nur ein einziger reagiert!! Offenbar ist es bei allen Brüdern völlig in Vergessenheit geraten, ob und welche Bücher sie aus der Seminarbücherei einmal entliehen haben. Wir bitten daher jeden, seine eigene Bücherei daraufhin kritisch durchzusehen, ob er Seminar-Bücher darin hat. Zur Auffrischung des Gedächtnisses seien folgende Bücher (es fehlen weit über 50! Bücher und Broschüren! – viele aus Bruder Bonhoeffers Privatbesitz) genannt: Bernanos, Sonne Satans Arper-Zilles[s]en Evangelisches Kirchenbuch Agende für die evangelische Landeskirche 2 Bände Blumhardt: Vom Reiche Gottes Blumhardt: Vom Glauben bis ans Ende 13 Brunner: Der Mittler 14 Buchwald, M. Luthers großer Katechismus Calvin: Diener am Wort Gottes. Predigten Damaschke, Geschichte der Redek[unst]. 15 Faber, Predigten epist. [Brief-]Perikopen 2. Teil G. von le Fort, Hymnen an die Kirche Geyser, das unbedeckte Haupt Geyser, nachgelassene Predigten 16 Kohlbrügge, Laß dir an meiner Gnade genügen Kohlbrügge, Im Anfang war das Wort 12. Anschluss auf Seite – 6.– unten, zweispaltig (Bernanos links, Arper-Zillesen rechts, Agende links, Blumhardt rechts etc.). 13. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 5 C 9): Christoph Blumhardt, Vom Glauben bis ans Ende. Predigten und Andachten, Berlin 1926, mit Widmung »Dem Seminar der Bekennenden Kirche. Otto-Karl Lerche, Erfurt-Lagendorf«. 14. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL 3 B 15): Emil Brunner, Der Mittler. Zur Besinnung über den Christusglauben, Tübingen 1927. 15. Jena 1921, enthalten in Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 8 A 1) mit Widmung »Herrn Dietrich Bonhoeffer zur freundlichen Erinnerung an unsere Begegnung am 7. 1. 26. A. Damaschke«. 16. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 5 C 14): Paul Geyser, »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte.« Predigten aus dem Nachlaß, München 1926.

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Kohlbrügge, Predigten 2. Heft 17 Krummacher und so weiter Gesammelte Predigten Lang, J. Calvin Löhe, 3 Bücher von der Kirche 18 Naumann, Gotteshilfe Schäfer, J. H. Wichern 19 Schian, Praktische Predigtlehre Schrenk, Der biblische Weg zu vermehrter Geistesausrüstung Schweizer, Pastoraltheologie Thimme, Kirche, Sekte und Gemeinschaftsbewegung Wieneke, Deutsche Theologie im Umriß 20 Wurster, Text und Predigt 2 7 . 7 . Z U M AT T H Ä U S 2 6 , 4 5 b– 5 0 F ÜR J U D I C A Predigt am Sonntag Judica [14. März] 1937 von Bruder Bonhoeffer. 21 Matthäus 26,45b–50 Siehe, die Stunde ist hier, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. [46]Stehet auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät! [47]Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfe einer, und mit ihm eine grosse Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Aeltesten des Volks. [48]Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den greifet! [49]Und alsbald trat er zu Jesu und 17. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 5 C 24) ist auch Heft 2 enthalten von: Hermann Friedrich Kohlbrügge, Licht und Recht. Predigten, Hefte Elberfeld 1887–1899. 18. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 3 B 52): Wilhelm Löhe, Die drei Bücher von der Kirche, 6. Auflage Neuendettelsau 1928. 19. Theodor Schäfer, Johann Hinrich Wichern. Sein Leben und seine bleibende Bedeutung. Nebst Vorschlägen und Material für die Jubiläumsfeier. Festschrift zu seinem 100. Geburtstag am 21. April 1908, Gütersloh 1908. 20. In Bonhoeffers Restbibliothek (NL-Bibl. 2 C 4.53): Friedrich Wieneke, Deutsche Theologie im Umriß, Soldin 1933. 21. Hektographie, aus Grunows Akten, vier Seiten, handschriftlich paginiert auf Matritze (– 2.–, – 3.–, – 4.–). Abdruck GS IV 406–413, DBW 14, 973– 979. Den Bibeltext hat Bonhoeffer vorangestellt. Judika (»Gott, schaffe mir Recht«, Psalm 43,1) ist der fünfte Sonntag in der Passionszeit.

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sprach: Gegrüsset seist du, Rabbi! und küsste ihn. [50]Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du gekommen? Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesum und griffen ihn. Ein Geheimnis hatte Jesus seinen Jüngern bis zum letzten Abendmahl verborgen. Zwar hatte er sie nicht im Unklaren gelassen über seinen Leidensweg. Zwar hatte er ihnen dreimal bezeugt, dass des Menschen Sohn überantwortet werden muss in die Hände der Sünder [Markus 8,31–33; 9,30–32; 10,32–34]. Aber das tiefste Geheimnis hatte er ihnen noch nicht offenbart. Erst in der Stunde letzter Gemeinschaft beim heiligen Abendmahl konnte er es ihnen sagen: Des Menschen Sohn wird überantwortet in die Hände der Sünder – durch Verrat. Einer unter euch wird mich verraten [Matthäus 26,21]. Die Feinde allein können keine Macht über ihn gewinnen. Es gehört ein Freund dazu, ein nächster Freund, der ihn preisgibt, ein Jünger, der ihn verrät. Nicht von aussen geschieht das Furchtbarste, sondern von innen. Der Weg Jesu nach Golgatha nimmt seinen Anfang mit Jüngerverrat. Die einen schlafen jenen unbegreiflichen Schlaf in Gethsemane [Matthäus 26,40], einer verrät ihn, zum Schluss »verliessen ihn alle Jünger und flohen« [Matthäus 26,56]. Die Nacht von Gethsemane vollendet sich. »Siehe, die Stunde ist hier« – jene Stunde, die Jesus vorhergesagt hatte, von der die Jünger seit langem wussten, und vor deren Eintreten sie bebten, jene Stunde, auf die sich Jesus so ganz bereitet und für die die Jünger so ganz und gar unbereitet waren, die Stunde, die nun mit keinem Mittel der Welt mehr hinauszuschieben war – »Siehe, die Stunde ist hier, da des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird«. »Ueberantwortet« sagt Jesus, das heisst es ist nicht die Welt, die über ihn Macht gewinnt, sondern jetzt wird Jesus von den Seinen selbst ausgeliefert, preisgegeben, aufgegeben. Der Schutz wird ihm aufgesagt. Man will sich nicht weiter mit ihm belasten: Lasst ihn den Andern. Das ist es, Jesus wird weggeworfen, die schützenden Hände der Freunde sinken. Mögen nun die Hände der Sünder mit ihm tun, was sie wollen. Mögen sie ihn antasten, deren unheilige Hände ihn nie berühren durften. Mögen sie mit ihm spielen, ihn spotten und schlagen. Wir können nichts mehr daran ändern. Das heisst Jesus überantworten: nicht mehr für ihn eintreten, ihn dem Spott und der Macht

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der Öffentlichkeit preisgeben, die Welt mit ihm umgehen lassen nach ihrem Mutwillen, nicht mehr zu ihm stehen. Jesus wird von den Seinen der Welt ausgeliefert. Das ist sein Tod. Jesus weiss, was ihm bevorsteht. In Festigkeit und Entschlossenheit ruft er seine Jünger auf: »Stehet auf, lasst uns gehen.« Oftmals hatten die drohenden Feinde vor ihm zurückweichen müssen, er war frei durch ihre Mitte hindurchgeschritten, ihre Hände sanken [Lukas 4,28–30; Johannes 18,4–6]. Damals war seine Stunde noch nicht gekommen. Jetzt ist die Stunde hier. Jetzt geht er ihr in freiem Entschluss entgegen. Und damit kein Zweifel mehr sei, damit es unzweideutig klar sei, dass die Stunde da ist, in der er überantwortet wird, sagt er: »Siehe, er ist da, der mich verrät.« Kein Blick fällt auf die grosse Schar, die heranzieht, auf die Schwerter und Stangen der Feinde. Die hätten keine Macht! Jesu Blick trifft allein den, der diese Stunde der Finsternis heraufgeführt hat. Auch seine Jünger sollen wissen, wo der Feind steht. Einen Augenblick liegt alles, liegt Heils- und Weltgeschichte in den Händen des einen – des Verräters. Siehe, er ist da, der mich verrät – und in der Nacht erkennen die Jünger schaudernd in ihm – Judas, den Jünger, den Bruder, den Freund. Schaudernd – denn als Jesus am Abend derselben Nacht zu ihnen gesagt hatte: Einer von euch wird mich verraten, hatte keiner gewagt, den andern zu beschuldigen. Keiner konnte diese Tat dem andern zutrauen. Darum musste ein jeder fragen [Matthäus 26,22]: Herr, bin ich’s? Herr, bin ich’s? Eher noch war das eigene Herz solcher Tat fähig, als der andere, der Bruder. »Und als er noch redete, siehe, da kam Judas der Zwölfe einer, und mit ihm eine grosse Schar, mit Schwertern und Stangen.« Jetzt sehen wir nur noch zwei, um die es hier geht. Die Jünger und die Häscher treten zurück, sie beide tun ihr Werk schlecht. Nur zwei tun ihr Werk so, wie sie es tun mussten. Jesus und Judas. Wer ist Judas? das ist die Frage. Es ist eine der ganz alten und grüblerischen Fragen der Christenheit. Halten wir uns zunächst an das, was der Evangelist uns selbst dazu sagt: Judas, der Zwölfe einer. Ob wir etwas spüren von dem Grauen, mit dem der Evangelist dieses kleine Satzteilchen geschrieben hat? Judas, der Zwölfe einer – was war hier mehr zu sagen? und war hiermit nicht auch wirklich alles gesagt? das ganze dunkle Geheimnis des Judas und zugleich das tiefste

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Entsetzen vor seiner Tat. Judas, der Zwölfe einer, das heisst doch: es war unmöglich, dass dies geschah, es war ganz unmöglich, und es geschah doch. Nein, hier ist nichts mehr zu erklären und zu verstehen. Es ist ganz und gar unerklärlich, unbegreiflich, es bleibt ganz und gar Rätsel – und doch geschah die Tat. Judas, der Zwölfe einer, das heisst ja nicht nur: er war einer, der Tag und Nacht um Jesus war, einer, der Jesus nachgefolgt war, der es sich etwas hatte kosten lassen, der alles verlassen hatte, um mit Jesus zu sein, ein Bruder, ein Freund, ein Vertrauter des Petrus, des Johannes, des Herren selbst. Es hiess ja noch etwas viel Unbegreiflicheres: Jesus selbst hatte Judas berufen und erwählt! Das ist das eigentliche Geheimnis, denn Jesus wusste, wer ihn verraten würde, von Anfang an. Bei Johannes [6,70] sagt Jesus: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt, und euer einer ist der Teufel. Judas der Zwölfe einer – dabei muss ja nun der Leser nicht nur auf Judas, sondern vielmehr in grosser Bestürzung auf den Herren schauen, der ihn erwählte. Und die er erwählte, die hat er geliebt. Er hat ihnen Anteil gegeben an seinem ganzen Leben, an dem Geheimnis seiner Person, er hat sie in gleicher Weise ausgesandt zur Predigt des Evangeliums. Er hat ihnen die Vollmacht der Teufelaustreibung und Heilung gegeben – und Judas war mitten unter ihnen [Matthäus 10,1.4]. Nirgends eine Andeutung davon, dass Jesus den Judas im Geheimen gehasst hätte. Nein, Judas schien durch sein Amt, den Beutel der Jünger zu verwalten, noch ausgezeichnet vor den andern. Zwar sagt Johannes [12,6] einmal, Judas sei ein Dieb gewesen. Aber sollte das nicht nur eine dunkle Andeutung dafür sein, dass Judas ein Dieb war an Jesus, dass er Jesus stahl, was ihm nicht zukam und es der Welt preisgab? Und sind nicht auch die 30 Silberlinge [Matthäus 26,15] nur ein Zeichen dafür, wie gemein und gering die Gabe der Welt ist für den, der die Gabe Jesu kennt? Und doch wusste Jesus von Anfang an, wer ihn verraten würde! Ja, Johannes weiss noch von einem überaus geheimnisvollen Zeichen der Verbundenheit Jesu mit Judas zu berichten. In der Nacht des Abendmahls reicht Jesus dem Judas einen eingetauchten Bissen, und mit diesem Zeichen höchster Gemeinschaft fährt der Satan in Judas. Darauf spricht Jesus halb bittend, halb befehlend zu Judas: Was du tust, das tue bald. [Johannes 13,26–30] Kein anderer begriff, was hier vorging. Es blieb alles zwischen Jesus und Judas.

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Judas, der Zwölfe einer, von Jesus erwählt, von Jesus in seine Gemeinschaft gezogen, geliebt – heisst dies, dass Jesus auch seinem Verräter seine ganze Liebe zeigen und erweisen will? Heisst es, dass er auch wissen soll, dass es an Jesus im Grunde gar nichts zu verraten gibt? Heisst es auch dies, dass Jesus in tiefer Liebe den Willen Gottes liebt, der sich in seinem Leidensweg vollzieht, dass er auch den liebt, durch dessen Verrat der Weg frei wird, ja, der nun Jesu Geschick für einen Augenblick in seiner Hand trägt? Heisst es, dass er ihn liebt als den Vollstrecker des göttlichen Willens und doch weiss: Wehe dem, durch welchen es geschieht? [Matthäus 26,24] Es ist ein grosses, unerforschliches Geheimnis – Judas, der Zwölfe einer. Aber es ist ja auch ein Geheimnis von der Seite des Judas her. Was will Judas bei Jesus? Es muss dieses sein, dass der Böse vom Unschuldigen, vom Reinen nicht loskommt. Er hasst ihn, und indem er doch nicht von ihm lassen kann, liebt er ihn eben auch mit der dunklen, leidenschaftlichen Liebe, mit der auch der Böse, der Teufel, noch um seinen Ursprung in Gott, im Reinen weiss. Der Böse will der Jünger des Guten sein. Der Böse ist der leidenschaftlichste Jünger des Guten – bis er ihn verrät. Der Böse weiss, dass er Gott dienen muss, und liebt Gott um seiner Macht willen, die er selbst nicht hat, und hat doch nur den einen Drang, über Gott Macht zu gewinnen. So ist er der Jünger und muss seinen Herren doch verraten. Jesus erwählt den Judas, Judas kann nicht von Jesus lassen. Jesus und Judas gehören zusammen von Anfang an. Keiner lässt den andern los. Und nun sehen wir dies an der Geschichte selbst: Jesus und Judas verbunden durch einen Kuss. Hört das Ungeheuerliche: »Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den greifet! Und alsbald trat er zu Jesu und sprach: Gegrüsset seist du, Rabbi! Und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du gekommen? da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn.« Und »Judas, verrätst Du des Menschen Sohn durch einen Kuss?« Noch einmal packt uns die Frage: Wer ist Judas, der des Menschen Sohn mit einem Kuss verrät? Es ist gewiss oberflächlich zu sagen, der Kuss sei eben die übliche Begrüssungsform gewesen. Dieser Kuss war mehr als das! Dieser Kuss war die Vollendung des Weges des Judas, der tiefste

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Ausdruck für die Gemeinschaft und für die abgrundtiefe Trennung zwischen Jesus und Judas. »Mein Freund, warum bist du gekommen?« Hört ihr, wie Jesus den Judas noch liebt, wie er ihn noch in dieser Stunde seinen Freund nennt? Jesus will den Judas noch jetzt nicht loslassen. Er lässt sich von ihm küssen. Er stösst ihn nicht zurück. Nein, Judas muss ihn küssen. Seine Gemeinschaft mit Jesus muss sich vollenden. Warum bis du gekommen? Jesus weiss es wohl, warum Judas gekommen ist und dennoch: Warum bis du gekommen? Und: Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuss? Ein letzter Ausdruck der Jüngertreue, vereint mit Verrat. Ein letztes Zeichen der leidenschaftlichen Liebe, gepaart mit dem viel leidenschaftlicheren Hass. Ein letzter Genuss an einer unterwürfigen Geste, im Bewusstsein der Uebermacht des davongetragenen Sieges über Jesus. Ein bis ins tiefste hinein entzweites Tun, dieser Judaskuss! Von Christus nicht lassen können, und ihn doch preisgeben. Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuss? Wer ist Judas? Sollten wir hier nicht auch des Namens gedenken, den er trug? »Judas«, steht er nicht hier für das im tiefsten entzweite Volk, aus dem Jesus stammte, für das erwählte Volk, das die Verheissung des Messias empfangen hatte und ihn doch verwarf? für das Volk Juda, das den Messias liebte, und doch so nicht lieben konnte? »Judas« – sein Name heisst verdeutscht »Dank«. War dieser Kuss nicht der Jesus dargebrachte Dank des entzweiten Volkes des Jüngers und doch zugleich die ewige Absage? Wer ist Judas, wer ist der Verräter? Sollten wir angesichts dieser Frage etwas anderes tun können, als mit den Jüngern sprechen: Herr, bin ich’s, bin ich’s? »Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn.« »Ich bin’s, ich sollte büssen an Händen und an Füssen, gebunden in der Höll’. Die Geissel und die Banden, und was Du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel’.« 22 Lasst uns noch das letzte Ende ansehen! Zu derselben Stunde, als Jesus Christus sein Erlösungsleiden am Kreuz in Golgatha vollbringt, ist Judas hingegangen und hat sich erhängt [Matthäus 27,5], hat sich in fruchtloser Reue selbst verdammt. Furchtbare Gemeinschaft! 22. Aus Paul Gerhards Lied »O Welt, sieh hier dein Leben«, EG.BP 46, 5.

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Die Christenheit hat in Judas immer wieder das dunkle Geheimnis der göttlichen Verwerfung und ewigen Verdammung gesehen. Sie hat mit Schrecken den Ernst und das Gericht Gottes an dem Verräter erkannt und bezeugt. Sie hat aber gerade darum nie mit Stolz und Ueberheblichkeit auf ihn gesehen, sondern sie hat in Zittern und Erkenntnis der eigenen übergrossen Sünde gesungen: O du armer Judas was hast du getan! 23 So wollen auch wir heute nichts anderes sagen als dies: O du armer Judas, was hast du getan! und wollen Zuflucht nehmen zu dem, der um unser aller Sünde willen am Kreuz gehangen und uns die Erlösung vollbracht hat, und wollen beten: O hilf Christe, Gottes Sohn Durch dein bitter Leiden Dass wir dir stets untertan All’ Untugend meiden, Deinen Tod und sein Ursach’ Fruchtbarlich bedenken Dafür, wiewohl arm und schwach, Dir Dankopfer schenken. 24 Amen. 28 . NEU NZ EHNT E R BR IE F A US F I N K E N WA L D E 2 8 . 1 . B R IE F 19. Brief aus Finkenwalde. 25 (15. Mai 37) Liebe Brüder! Als ein Gruß zum Pfingstfest [16./17. Mai] und als ein Zeichen unseres Eins-Seins in der Freude und im Gebet in diesen Tagen 23. Beginn einer mittelalterlichen Strophe, umgedichtet von Hermann Bonnus: »O wir armen Sünder«, EG.BP 363. 24. Lied von Michael Weiße, EG.BP 35. 25. NL A 48,2 (19.): Hektographie, sieben Seiten, paginiert maschinenschriftlich (– 2.–, – 3 –), handschriftlich auf Matrize (–4–) und maschinenschriftlich (–5–, –6–, –7–). Auf der ersten Seite oben links: »EB« (aus Bethges Akten). Verfasst von Bethge.

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soll Euch dieser Rundbrief erreichen. Wir werden hier (sicher am ersten Tag) zusammenbleiben wie schon an den zwei ersten Pfingstfesten unseres Seminars. Wir werden wohl auch morgens wieder vor der Andacht eine Gebetsgemeinschaft haben und dabei gewiß auch Eurer Arbeit und Eurer Predigt gedenken. Der 5. Kurs hat inzwischen seine Arbeit aufgenommen. Br. Bonhoeffer liest im »Neuen Testament« über »Gemeindeaufbau und Gemeindezucht im Neuen Testament« 26, behandelt die konfessionelle Frage an Hand einzelner dogmatischer Loci und arbeitet in einem dritten Kolleg über lutherische Kirchenordnungen. 27 Dazu kommen die anderen laufenden Kollegs. Bruder Fritz Onnasch treibt mit den Brüdern alttestamentliche Bibelkunde und hat die katechetischen Uebungen soweit ausgebaut, daß er dafür in Podejuch jetzt eine feste Katechumenenklasse bekommen hat und nun jeden Dienstagnachmittag mit den Brüdern dorthin geht und in drei Klassen immer je drei Brüder katechesieren läßt. Dadurch ist der Dienstagvormittag jetzt unterrichtsfrei. Das Singen macht bei aller Freude bisher noch etliche Schwierigkeiten. Leider bin ich immer zuviel unterwegs. Dieser Kurs ist wieder einmal an Klavierspielern ärmer. Aber ein Trio ist doch zustande gekommen und spielt augenblicklich hin und wieder Beethoventrios. Dafür sieht der grüne Tisch wie üblich eine starke Streitmacht täglich um sich. Das Boot ist auch geteert und in Betrieb. Es sind insgesamt 23 neue Brüder hier. Ihre Namen: Aus Berlin-Brandenburg: Karl-Heinz Corbach, Otto Dudzus, Hartmut Gadow, Gerhard Kuhrmann, Kurt Minnich, Gerhard Rohr, Alfred Schröder, Johannes Taube, Eberhard Veckenstedt. Aus Pommern: Rudolf Hensel, Gisbert Kleinschmidt, Winfrid Krause, Wolfgang Schmidt. Aus der Provinz Sachsen: Heinz Krüger, Klaus Vossberg, Rudolf Wapler. Aus dem Rheinland: Otto Kistner, Kurt Lückes [richtig: Kückes]. Aus der Grenzmark: Otto Janikowski, Herbert Liedtke. Aus Westfalen: Helmut Morlinghaus. Aus Ostpreußen: Walter Schwichtenberg. Aus Anhalt: Wolfgang Krause. 26. DBW 14, 1063 gibt den Gang der Vorlesung wieder, ein Teil der Hörermitschrift von Otto Dudzus ist in DBW 14, 820–829 abgedruckt. 27. Ein Hinweis auf das dritte Kolleg steht in DBW 14, 1064.

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Eine Neuerung haben wir in unserem »Stundenplan«: Im Anschluß an die Passionsandachten halten wir jetzt jeden Mittwoch Abend unten in der Kapelle anstelle der Abendandacht schon um 1/2 9 Uhr einen kurzen Abendgottesdienst, dessen Liturgie wir versuchsweise aus Stücken der gesungenen lutherischen Gottesdienstordnungen aufbauen und dessen Predigt immer ein Bruder des Kurses hält. Am 5. Mai haben wir in unserer Kapelle die erste Trauung gehabt: ein Paar aus Stettin. Es war sicher eine andere Trauung als ihr sie dauernd halten müßt. Denn hier handelte es sich wirklich um eine Trauung von solchen, die »mit Ernst Christen sein wollen«. Am Trinitatissonntag wollen wir hier in unserem Garten ein kleines Missionsfest für die hiesige Gemeinde und für die von uns betreuten Bekenntnisgemeinden in Stettin veranstalten. Die Volksmission in Lagendorf (Kreis Salzwedel) war, wenn man vergleichen darf, wohl die schwerste von allen bisher, schwerer als die bei Jochen Kanitz in der Uckermark. Wir erfuhren bei Hausbesuchen manchmal eine unglaublich nichtachtende Behandlung, dazu kam eine politische Verängstigung (trotz Bauerntums) und Haßatmosphäre wie wir bisher so nicht antrafen, vor allem nicht hier in den pommerschen V-Missionen. Dazu machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, indem es am letzten Tage ununterbrochen derartig regnete, daß dieser sonst bestbesuchte Abend der mit der kleinsten Besucherzahl wurde. (Zur Hauptkirche gehören 10 kleine verstreut liegende Gemeinden.) Nun hoffen wir im Sommer einige Erfahrungen aus Städten sammeln zu können. Wir wollen zu Christoph Harhausen und W. Maechler nach Guben beziehungsweise nach Schlawe. Von unseren Brüdern sind wieder einige Brüder ordiniert worden: soweit ich unterrichtet bin: Bruder Rabius, Br. Tetsch, Br. Hans-Georg Berg und Hans-Dieter Pompe. Zur Ordination in Wartenberg hatte mich Br. Pompe gebeten, doch Finkenwalde zu vertreten und zu assistieren. In der Woche nach Trinitatis werden Br. Kühn, Lent, Mative und Br. von der Marwitz ins Examen gehen. Eine Reihe von Brüdern sind in letzter Zeit auf der Stapo gewesen und haben die üblichen Auskünfte geben müssen. Br. Meinhof ist wegen seiner Namenverlesung [von aus der Kirche Ausgetretenen beziehungsweise Verhafteten] vernom-

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men worden. Br. Seydel ist wegen seiner Tempelhofer schwierigen Tätigkeit sehr bedrängt worden. Horst Lekszas hat schon zwei längere Verhöre hinter sich hier in Stettin auf Grund von Anzeigen aus seiner Drawehner Zeit, von der ich berichtete. Er soll Auskunft geben, ob die Kirche auch schon vor 1933 Kirchenzucht geübt habe. Uebrigens wird über die Frage der Kirchenzucht in der Pfingstwoche hier bei uns im Hause ein kleiner Kreis von jüngeren Pfarrern arbeiten, unter Leitung von Br. Bonhoeffer. Eine ganze Reihe von Brüdern hat erfreulicherweise von sich hören lassen. Br. Reinhard Rütenick sitzt zu Hause an seinen Arbeiten. Br. Heidecker in Greifswald ebenso. Er schreibt nicht gerade begeistert von dem Universitätsbetrieb. Aber Albrecht Schönherr treibt dort doch nicht ohne Erfolg seine Arbeit. Ich war jetzt selbst mit ihm auf einer Studentenfreizeit in der Nähe Greifswalds, die er veranstaltete, und er hatte dort doch immerhin 22 Studenten und etwa 10 Studentinnen zusammen (nicht alles Theologen). Er hatte dort Osterloh, der die Greifswalder wieder über das Alte Testament in Unruhe 28 versetzte. Ich war gebeten, über Liturgie zu referieren. Albrecht will aber das nächste Semester nicht mehr in Greifswald sein und bewirbt sich augenblicklich um eine Pfarrstelle. Br. Rabius ist jetzt Hilfsprediger bei Hesse in Elberfeld. Br. Hans Hofmann (4. Kurs) ist mit der Jugendarbeit der Bekennenden Gemeinde Kolbergs beauftragt (beauftragt von der Gemeinde!!). Einen langen Brief bekamen wir von Br. Christ. Er wohnt nicht mehr in Bendelin, sondern hat sein Domizil in Havelberg aufgeschlagen als »frecher Eindringling in die friedliche Gemeinde«. Die kleine Notgemeinde Bendelin besteht aber weiter und wird nun von Havelberg aus mitbetreut. Welche andere Provinz ist noch so aktiv, daß sie Bekenntnis-prädikanten in DC- und Ausschußgemeinden schickt (siehe auch Guben, Strausberg und so weiter)? Jochen Kanitz ist seit dem 26. April glücklicher Vater eines Töchterleins. Wir alle gratu28. Der Greifswalder Alttestamentler Friedrich Baumgärtel hatte sich 1936 in seiner Schrift »Die Kirche ist Eine – die alttestamentlich-jüdische Kirche und die Kirche Jesu Christi?« verwahrt »gegen die Preisgabe des Alten Testaments« in Bonhoeffers Predigt über den »Wiederaufbau Jerusalems nach Esra und Nehemia« (DB 598–600).

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lieren nochmal. – – Br. Lent bittet darum, auf der Freizeit des 3. Kurses doch die konfessionelle Frage zu behandeln, da Sasse die Frage so unausweichlich angeschnitten habe. 29 – Eine Karte aus England berichtete, daß Herbert Jehle es mit seiner neuen Arbeit dort sehr gut getroffen hat. Er hat auch für Besuch »fabelhaftes Quartier«. – Br. Goebel muß seit seiner Ordination nun das 5. Mal umziehen. Er wird die pfarramtliche Vertretung des pensionierten Superintendenten in Dahme zu übernehmen haben. – KF Müller ist nun wieder in der Arbeit und hat schon wieder einiges hinter sich. In seiner ersten Konfirmandenstunde waren von 44 Jungs 15 da, in der zweiten nur noch drei. Grund: Sie lernten die Propheten nicht mehr, das seien ja lauter Juden. Ein Brief an sämtliche Eltern über die Ordnung der Kirche scheint zunächst geholfen zu haben. – Christoph Harhausen befindet sich wieder einmal auf Predigtreise im Auftrag des Rates, in der Grenzmark und Kreis Neustettin. – Eine ganze Reihe der Brüder des 4. Kurses hat geschrieben, aber noch wenig für den Umlaufbriefsack. Er geht aber doch in den nächsten Tagen ab wie verabredet. Der vierte Kurs hat nämlich noch hier den Entschluß gefaßt, alle hier einlaufenden Briefe von den dazugehörenden Brüdern in einem großen Packen in gewissen Abständen die Runde machen zu lassen. Man verspricht sich mit Recht etwas davon, weil ja nicht jeder zu den üblicherweise nie herumkommenden Rundbriefen einen Beitrag liefern muß, sondern nur zu lesen braucht und dann weiterschickt. Brüder des 4. Kurses, schickt den Brief schnell weiter, wenn er bei Euch ankommt. Bruder Rott hat jetzt auf seiner Vortrags- und Predigtreise durch Mitteldeutschland in Nordhausen Br. August gesehen, ob in Eisleben auch Br. Lerche? Die Brüder des 3. Kurses mache ich noch einmal darauf aufmerksam, daß gemäß der Mitteilung aus dem vorigen Rundbrief die Freizeit in der Woche nach dem 1. (!) Trinitatissonntag stattfindet, also vom Montag den 31. Mai (Anreisetag) – 4. (beziehungsweise 5.) Juni. Einige Brüder scheinen zu mei-

29. Von Hermann Sasses Schrift »Was heißt lutherisch?« standen zwei Exemplare der zweiten Auflage 1936 in der Finkenwalder Seminarbibliothek (NL-Bibl. 3 B 62). Die konfessionelle Frage wurde auf der Freizeit behandelt; Bonhoeffer berichtet davon im (20./21.) Rundbrief vom 24. 6. 1937.

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nen, es sei vom 24. 5. an. Das ist ein Irrtum. Richtet Euch nur darauf ein, gebt den Behörden wenn nötig Nachricht. Diese Tage sind Dienst und sind von höchster Stelle in Berlin als notwendig anerkannt worden. Wer Schwierigkeiten hat, teile uns das möglichst umgehend mit, damit wir eventuell helfen können, diese aus dem Wege zu räumen (welcher Art sie auch seien). Bitte auch die westlichen Brüder bestehende Schwierigkeiten zu überwinden! Noch einen kleinen Hinweis: In der Pastoraltheologie ist eine Predigt von Albrecht Schönherr erschienen (Aprilheft 37). Betet für Werner Koch! Einen herzlichen Gruß Euer Eberhard Bethge. Postschecknummer: Stettin 10984. 2 8 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 16. 5.–22. 5. 1. Timotheus 5. 23. 5.–29. 5. 1. Timotheus 6. 30. 5.–5. 6. Römer 8,1–11. 6. 6.–12. 6. Römer 8,12–27. 13. 6.–19. 6. Römer 8,28–39. 20. 6.–26. 6. Acta 20,1–38. 2 8 . 3 . Z U I P E T R U S 5 , 5 b– 1 1 Predigtmeditation über I. Petrus 5,5b–11 (Willi Brandenburg). [Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 6So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. 7Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch. 8Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. 9Dem widerstehet, fest im Glauben, und wisset, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. 10Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen. 11Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.]

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1. Ihr Brüder und Schwestern Jesu Christi habt ein herrliches Geheimnis an euch erfahren: Gott sorgt für euch (»Gott liegt an euch«). Er hat euch losgekauft von der Sünde durch das Blut seines Sohnes. Der Name Jesu Christi ist nun euer Zauberwort, damit ihr alle finsteren Gewalten auf Erden und über der Erde bannt. Ihr seid nun sein Eigentum, für das er sorgt. So wandelt seinen Fusstapfen nach. Demütigt euch mit ihm unter die gewaltige Hand Gottes. 2. So tief demütigte er sich, dass er sich in unsere Hand gab. Er liebte uns, als wir noch seine Feinde waren [Römer 5,10]. Er war dem Vater gehorsam. Er wusch den Jüngern die Füsse [Johannes 13,5]. Er starb für uns. Durch seinen Tod sind wir nun miteinander seine Brüder geworden. Darum lasset auch uns einander brüderlich untertan sein und festhalten an der Demut nach seinem Vorbild. Darin unterscheiden wir uns von der Welt. Sie sucht das Ihre: Ehre, Macht und Freiheit. Gott aber will, dass wir das Seine suchen. Darum widersteht er dem Hoffärtigen. Den Demütigen aber gibt er Gnade. Da er uns zuerst suchte, ging er selbst den Weg der Demut, der Niedrigkeit und der Verborgenheit. Damit hat er zunichte gemacht, was durch sich selbst etwas sein will. So sind wir einander untertan, denn der Vornehmste unter euch soll euer Knecht sein [Markus 10,44]. Gott liegt an euch. 3. Gottes gewaltige Hand ist eine harte Hand. Sie lässt unser Leid zu, die Verführungen des Widersachers, unser erneutes Fallen in Sünde, die Verfolgung der Kirche. Liegt Gott wirklich an uns? Schaut auf den Herrn Christus. Er litt und starb wie keiner von uns, unschuldig, für andere. Er demütigte sich unter Gottes gewaltige Hand und war gehorsam bis zum Tode am Kreuz. Dafür hat Gott ihn auch erhöht [Philipper 2,8 f]; das ist gewisslich wahr: Dulden wir, so werden wir mitherrschen (II. Timotheus 2,11–12!), aber das zu seiner Zeit. Sie ist nicht unsere Zeit. Gottes Zeit bleibt sein Geheimnis. Unsere Zeit ist dies: Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig wandeln vor unserem Gott (Micha 6,8!). Unsere Zeit ist, alle unsere Sorge auf ihn werfen, denn ihm liegt an uns. 4. Gottes gewaltige Hand ist eine gütige Hand. Sie hat uns aus der Welt herausgeholt. Sie umschliesst uns ganz. Sie trägt uns. Darum werfen wir alle unsere Sorge auf ihn. Er hat sie von uns auf Christus geworfen. Darum verzichten wir auf unser

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eigenes Recht, Ehre und Geltung. Wir lassen ihn unseren Helfer, Tröster und Vergelter in allen Dingen sein. So demütigen wir uns unter seine Hand. Das ist gewiss, aus ihr kann uns nichts reissen. Die Sünde nicht, der Tod nicht, der Teufel nicht, denn Gott liegt an uns. 5. Wir können uns aber selbst aus seiner Hand reissen, denn auch dem Teufel liegt an uns. Er ist kräftig am Werk. Wir sehen den Löwen nicht im Dickicht, aber wir hören sein hungriges Brüllen und fürchten uns. Wir sehen den Widersacher nicht, siehe hier, siehe da ist er. Wir spüren aber seine christusfeindliche Macht überall in der Welt. Er übt sie an uns Christen besonders. Wir sind ihm entgangene Beute. Er ist der Unruhestifter und Verführer, der Urheber der Leiden, die über uns und die Bruderschaft zu allen Zeiten in der ganzen Welt gehen. Ihm widersteht fest in dem Glauben: Christus hat ihm widerstanden, er hat ihn besiegt. Zwar hat er und seine menschliche Gefolgschaft noch Gewalt über unseren Leib und unsere Güter. Doch aus Gottes Hand kann er uns nicht reissen. Er ist nicht mächtiger als Gott, aber mächtiger als wir. Darum seid nüchtern und wachet! Denkt daran: Gott liegt an euch. 6. Das ist gewisslich wahr. Der Gott aller Gnade, bei dem die Vergebung, die Gnadengaben und das Leben sind, hat uns zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen. In der heiligen Taufe hat er uns zugesagt: Du bist mein [Jesaja 43,1]. Er sagt uns sein Evangelium durch die Predigt. Wir haben uns rufen lassen, wenn wir alle unsere Sorgen auf ihn werfen. In seinem Wort umschliesst uns Gottes gewaltige Hand. 7. Seid getrost im Leid, in Not, in Versuchungen des Widersachers, in der Bedrängnis der Kirche. Es ist ja nur eine kleine Zeit des Leidens, dann bricht Gottes Zeit an, deine Zeit, in der du erhöht wirst zur Herrlichkeit. So ist Gottes Weise: Aus der Sünde schenkt er Vergebung, im Gericht die Gnade, im Sterben mit Christus das Leben. Er hat dich berufen. Darum führt er dich mit seiner gewaltigen Hand durch alle Sünde und Feindschaft der Welt sicher zu seinem Ziel. Er selbst rüstet dich aus dazu, indem er dich voll bereiten, stärken, kräftigen und gründen wird. Jesus Christus ist der Schatz, aus dem dir alle Mittel zur Erreichung dieses Zieles geschenkt sind. Das erfahren wir, wenn wir uns unter Gottes Hand beugen: Ihm liegt wirklich an uns.

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8. Sehet, so gross ist die Liebe Gottes. Sie tut für uns, was wir für sie nicht tun können. Darum demütigen wir uns in Geduld und Freudigkeit unter seine gewaltige Hand, die uns hält. Ja, ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das sei der Lobpreis unserer Lippen. Gott liegt an uns. 2 8 . 4 . Z U G E NE S I S 1 5 , 1 – 6 F Ü R T R I N ITAT IS Predigt-Meditation über Genesis 15,1–6 (Trinitatisfest!). 30 [1Nach diesen Geschichten begab sich’s, daß zu Abram geschah das Wort des Herrn im Gesicht und sprach: Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. 2Abram sprach aber: Herr Herr, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder: und dieser Elieser von Damaskus wird mein Haus besitzen. 3Und Abram sprach weiter: Mir hast du keinen Samen gegeben; und siehe, einer von meinem Gesinde soll mein Erbe sein. 4Und siehe, der Herr sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein; sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein. 5Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? und sprach zu ihm: Also soll dein Same werden. 6Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.]

(Eine Veränderung des Luthertextes scheint mir zum Verständnis nicht unbedingt nötig!) »Nach diesen Geschichten«, so beginnt unser Trinitatistext; und »Abraham glaubte dem Herrn«, heisst es im letzten Vers. Mit dem Blick in die Vergangenheit hebt der Text an, mit dem Jasagen zu der in Gott beschlossenen Zukunft endet er. Und die Tatsache des (unten zu erörternden) trinitarischen Handelns Gottes an Abraham ist zugleich die beide Zeiten umfassende gegenwärtige Wirklichkeit des Herrn der Kirche. Abraham hat als letztes grosses Ereignis den Sieg erfahren, den Gott ihn samt seinen 318 Knechten über die Koalition des sieggewohnten Königs Kedor-Laomor erreichen liess [Genesis 14,14.17]. Es folgte die seltsame Begegnung mit Melchisedek, dem König von Salem, der den Gott, Schöpfer Himmels und der Erden, um Abrahams willen preist und Seinen Segen auf ihn herabfleht [14,18–20]. Etwas weiter zurück – im Anschluss 30. Verfasser ungenannt.

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an Abrahams Trennung von Lot – lag die Verheissung unzähliger Nachkommenschaft [13,16]. Nicht vergessen hatte Abraham ferner jenes Berufungsereignis (12,1–3) und die gewaltige Zusage Gottes – oder auch die Verheissung 12,7. Schliesslich bestand noch da die Erinnerung an das wundersam-sieghaft durchgreifende Handeln Gottes, der trotz der sündhaften Eigenwilligkeit des lügenden Abraham wie der zustimmenden Sarah wie des lüsternen ägyptischen Gewaltherrschers Seinen Plan durchführt auf Seine Weise (12,10–20). Abraham steht unter dem überwältigenden Eindruck einer grossen, doch dunklen Planung Gottes, bei der seine Person vor allen übrigen Menschen des Erdenrundes in den Mittelpunkt gerückt wurde. Und wenn Gott in Vers 1 wiederum in einer Vision zu Abraham spricht: »Ich bin dein Schild und dein sehr grosser Lohn«, so ist dem in angespannter Passivität harrenden Greis eigentlich nichts Neues gesagt. Im Gegenteil: gerade unter dem Dass dieser nur formalen Versicherung seufzt Abraham. Welchen Sinn kann für jemand die Goldbürde solcher Verheissungen haben, wenn er sie nicht einem Leibeserben wird übermitteln können? Und wie sollte das greise Paar noch einen Sohn erhalten? Ein persönlicher Tatgehorsam, der einer gebotenen Leistung nachkommt, wäre dem gottesgläubigen Erzvater vielleicht eine leichte Last gewesen. Aber es bedeutet nun gerade die Inständigkeit der Verheissungszusage Gottes Abrahams Not. Die »fides quae creditur« [Glaubensinhalt] war für Abraham eine ontische Gegebenheit. Die Frage, die an ihn gerichtet wird, ist vielmehr die nach dem Ja zu der »fides qua« [Glaubensakt]. Lässt er sich von hier aus ansprechen, ist mit ihm Kirche – doch auch nur so. Diese in Unnachgiebigkeit gestellte Frage nach der fides qua ist die ständige Frage an die Kirche. Abraham kennt Gott als Schöpfer Himmels und der Erde (14,19), den Herrn über alle Geschlechter der Erde (12,3). Er kennt Ihn einmal als den Heiligen (12,17), der für Sein Gebot unerbittlich Beachtung heischt, kennt Gott zugleich als den Gnädigen, der mit dem Sünder Abraham redet, ihn zu sich nimmt, ihn führt, ihn siegen lässt in Seinem Namen. Kann jemand, der Gott kennt wie Abraham, noch mit echtem Sinn Klage reden (Vers 2) oder scheinbar demütige, im Geheimen indes doch glaubenslose (Vers 3) Reden führen wie Abraham? Gott der Allmächtige, der zugleich Gnädige, will mit Abraham

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Sein Werk vollführen, und – Abraham sorgt sich, indem er der Gegenständlichkeit seines Blickfeldes grösseren Wirklichkeitsgrad beimisst als Gott dem Schöpfer. Doch Abrahams Zweifel ist auch unser – der kämpfenden Kirche – Zweifel. Wir wissen von dem munus regium [königliches Amt] Christi, dessen Inkrafttretens wir am Himmelfahrtstag gedachten, und hören es: »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden« und »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« [Matthäus 28,18.20]. Doch, nimmt die Kirche das Ungeheuerliche dieser exaltatio [Erhöhung] des Sohnes Gottes ernst? Sie sorgt sich lieber um den Sieg über die Welt, ja das Sorgen ist ihr bereits zu einem Pathos geworden, das zu ihr gehört wie der Talar. Sie findet sich damit ab, dass »dieser Elieser von Damaskus«, der natürlicherweise Nachkommen hat, die Erde einnimmt. Und das Sichabfinden bewirkt ihr nicht einmal eine »göttliche Traurigkeit[«] (II. Korinther 7,10), die Reue zum Leben wirkte, vielmehr, indem sie ihre Aufregung oder Resignation in grossem Ernste trägt, gerät sie in eine Traurigkeit der Welt, die den Tod wirkt. Ja wir wollen nicht, dass Dieser über uns herrsche. Lieber den konsistorialisch-tragischen, jedenfalls geordneten Untergang mit der Welt, als Sieger sein – im Gegensatz zu der natürlichen Nachkommenschaft Eliesers – mit dem Gnadenwunder Gottes, um Christi willen geschehen! Wir verschmähen den Weg über ein zu glaubendes ausserordentliches Eingreifen Gottes, wir hassen heimlich das In-Frage-gestellt-sein alles Geschöpflichen durch die Jungfrauengeburt wie Auferstehung des Sohnes. Die Kirche will todernste Probleme über das Fortbestehen der Kirche behandeln, und wir sehen es ungerne, wenn der Herr ein Kind in unsere Mitte stellt (Matthäus 18,1 ff[–6]). Wäre Christus Herr unserer Sorgen, wäre er auch Herr unseres Lebens. Wir haben doch gerade eine stille Neigung zu aller Chaotik, auch zu der unserer Ausweglosigkeit, um in Schöpfermächtigkeit es zur Gestaltung eines Kosmos vielleicht doch noch bringen zu können, zum Werk – wie Gott [Genesis 3,5]. Weil die Kirche Gott nicht ernst nimmt, hat sie auch zu Elieser keine christliche Liebe. Sie hasst Elieser, weil er für sie das Zeichen ihrer physischen Ohnmacht darstellt, – und doch wird sie zugleich zu Elieser eine diabolische Liebe besitzen, weil er ja durch seine Rolle des »Nun-einmal-unumstösslichen« Indika-

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tors der Schwachheit der Kirche sie zugleich in ihrem Nunnicht-mehr-glauben-dürfen bestärken und entschuldigen soll. Am Ende der Klage (V. 3) ist Gott schliesslich auf die Anklagebank genötigt. Und es ist nicht zu viel gesagt, wenn wir feststellen, dass hier die Kirche durch den Verzicht auf die Aktualisierung der fides quae in einer fides qua auf ihre Eigenschaft als Kirche zu verzichten im Begriff ist. Es scheint mir nicht textentsprechend, die Rede Abrahams zu einer – wenn auch faktisch subjektiv »harmlosen« – confessio [Bekenntnis] des Demütigen zu erweichen. Die Geschichte schlösse vielleicht mit der Verwerfung Abrahams, doch es ist ja die Schrift A.T.s bereits Zeugnis des Wortes des Dreieinigen. Um des – obwohl zukünftigen, doch bereits geltenden – Gehorsamsopfers Christi am Kreuz willen vergibt Gott dem Abraham und erniedrigt sich, weiter mit ihm zu reden. Gott sagt auch im folgenden eigentlich nichts Neues, ausser dass Er den logisch-stringenten und doch sündlichen Elieserausweg dem Erzvater aus der Hand nimmt und auf ihn selbst ihn zurückweist (Vers 4), das heisst auf seine natürliche Ausweglosigkeit. Die Gnade Gottes kommt aber noch dem Menschen zu Hilfe, indem sich die Vision erweitert und dem Abraham der orientalische Nachthimmel vor das Auge gerückt wird: schier unzählig soll seine Nachkommenschaft sein. Und nun tritt ein anderes Moment heraus, ein Neues, das eigentlich Wunderbarste an unserer Geschichte: »Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit«. Abram sagt ja zu dem Gott, den er ja längst kannte, und indem Abraham sich unter die gnädige Allmächtigkeit Gottes beugt, wird der Begnadigte als Gerechter von Gott angenommen. Aus dem halbkirchlichen Gesprächsverhältnis der Verse 1–5 ist mit Vers 6 Kirche geworden. Mit dem Glauben Abrahams dokumentiert sich das dritte Konstitutivum der Kirche: der Geist. Die heilige Trinität hat sich manifestiert. Gewiss musste noch Golgatha die bereits ausgestellten »Gnadenwechsel« einlösen, gewiss sollte der heilige Geist in Seiner Totaloffenbarung erst nach der Auferstehung des Sohnes in Erscheinung treten. Gewiss streckt sich Abraham noch aus nach dem Tage Christi und freut sich dessen (Johannes 8,56). Doch so wahr an unserer Stelle die Dreieinigkeit wirklich bezeugt ist, ist hier Kirche. In unserer Geschichte ist mit Abraham wieder Kirche. Es

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war das bereits der Fall im Leben des Erzvaters 12,1–8; 13,14– 18; 14,20b. Mit Abraham war nicht Kirche 12,10.20 oder später zum Beispiel 16,2. Die Schwierigkeit ist dabei die, dass auch der nicht im Glaubensgehorsam stehende Abraham zur Kirche gehörte, doch ohne dass Kirche mit ihm Kirche war. Gott hat ihn nicht fallen lassen, denn er war Sein Auserwählter. So urteilt die Vergangenheit. Andererseits hat alles, was sich Kirche nennt, dem durchleuchtenden Strahl der sieben Sendschreiben der Offenbarung [des Johannes 1,4 ff] zum Beispiel [sich] auszusetzen. Die Kirche ist in einer steten Krise. Nur wenn sie allezeit erneut glaubt, ist sie Kirche, nur dann. So hat die Kirche der Zukunft entgegenzublicken. Es macht die Existenz der Kirche aus, dass sie unter dem Eindruck der Diskrepanz zwischen den Taten Gottes [in] ihrer Vergangenheit einerseits und dem Noch-nicht ihrer »nur verheissenen« Zukunft anderseits sich ihres gegenwärtigen Herrn getröstet und Ihm sich übergibt in allen Stücken kraft der Wirkung des heiligen Geistes. Von dem eschaton, dem Letzten, her angeredet, ist die Kirche unausweichlich auf dies Letzte geworfen und hat aus dem Letzten heraus dem Letzten allein zu leben. 2 8 . 5 . Z U S AT Z I M B R IE F Liebe Brüder! 31 In diesen Pfingsttagen hören wir es wieder, dass das Zeugnis von Jesus Christus kein Ende nimmt bis zu dem Tag, an dem Er wiederkommt [Matthäus 24,3.14]. Sein Tag aber wird da sein, wenn das Zeugnis von ihm bis an das Ende der Erde gedrungen ist. Je kräftiger das Wort ausgeht, desto bälder kommt der Tag. Lasst uns an unserm Ort tun, was uns vergönnt ist, dass das Reich komme. Das Zeugnis, die martyria, und das Gebet, wenn es kräftig ist, wird die letzte Zeit schnell herbeibringen. Je tiefer unsere Kirche durch ihr Zeugnis in die Not hinein muss, desto schneller wird sie befreit werden. Wir aber sollen nicht Mietlinge [Johannes 10,12], nicht träge und widerwillige Knechte [Lukas 12,45] sein, wir sollen nicht wie Elia ermüdet den Schatten des Wacholder in der Wüste suchen [I Könige 31. Handschriftlicher Zusatz: »15. 5. 1937«. Abdruck GS II 515 f, DBW 14, 286–288.

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19,4] und nicht verbittert wie Jona ausruhen wollen unter der Kürbisstaude von Ninive [Jona 4,5 f]. »Ihr sollt meine Zeugen sein« [Acta 1,8] – das ist ein Versprechen des Herrn an uns. Er will uns in allen Dingen unseres Dienstes Fröhlichkeit und Einsatzbereitschaft ohne Menschenfurcht, ohne Todesfurcht, ohne Verzagen und ohne Ermüden schenken. So wollen wir es uns schenken lassen. Das tägliche reichliche Lesen der Schrift, das tägliche anhaltende Gebet um das rechte Zeugnis, um das Kommen des Reiches, für unsere Gemeinden und für unsere Brüder ist der Weg dazu. Das wollen wir nicht verlernen. Und wer in Gefahr steht, es zu verlernen, der rufe sich alsbald einen Bruder zu Hilfe, und es wird ihm wiedergeschenkt werden. Wenn wir dann aufstehen von diesem täglichen Dienst, und an die Arbeit in der Gemeinde gehen, dann sollen wir solche sein, die die Wiederkunft Jesu »erwarten und beschleunigen« (2. Petrus 3,12) 32. Ja, beschleunigen! Lasst uns so leben, beten und unsere Arbeit tun, das Zeugnis ausrichten, dass wir den Tag Jesu beschleunigen. Keiner weiss, wieviel Zeit uns noch gegeben ist. Gott mache uns durch den heiligen Geist zu Kronzeugen. »Wir aber warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheissung, in welchem Gerechtigkeit wohnt.« [II Petrus 3,13] – – Den Brüdern des ersten Kurses sage ich herzlich Dank für die gemeinsamen Tage hier. Wir erbitten von Gott, dass die Kraft und Freudigkeit des Zeugnisses durch solche brüderliche Gemeinschaft gestärkt werde. Die Brüder des 2. Kurses werden gewiss mit uns täglich unseres Bruders Werner Koch gedenken. Wir dürfen mit Gewissheit bitten, dass er in diesen Tagen nicht am Glauben irre werde, sondern ihn in seinem Glauben erst recht finde, und dass die Zeit seiner Gefangenschaft bald ein Ende nehme. Auf alle Brüder des 3. Kurses freuen wir uns hier schon sehr und hoffen, dass die Freizeit von Gott gesegnet werden möge. Nehmt diese Tage schon jetzt in euer Gebet, und alle Brüder wollen vom 31. 5.–5. 6. der Freizeit gedenken. Den Brüdern des 4. Kurs habe ich für so viele gute Briefe sehr zu danken. Sie waren mir eine grosse Hilfe und Freude.

32. Zürcher Bibel: »erwartet und beschleunigt«. Lutherübersetzung: »daß ihr wartet und eilet«.

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Für euch alle, eure Häuser, eure Familien, eure Gemeinden erbitten wir die Gnade und die Freude des heiligen Geistes. Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. 29 . Z WA NZIG STER/E INUNDZWA NZIGSTER BR IE F A U S F I N K E NWA L D E 2 9 . 1 . B R IE F Liebe Brüder! 33 In diesen Tagen der Heimsuchung unserer Bekennenden Kirche 34 denken wir öfter und mit stärkerem Gebet Euer aller, besonders derer, die sehr allein stehen und vielleicht selbst durch all diese Vorgänge angefochten sind. Wir wollen uns gerade jetzt unserer Gemeinschaft freuen und treu in täglicher Fürbitte miteinander bleiben. Nehmt Euch bitte alle die Namen der Brüder, mit denen ihr hier zusammenwart, vor in der Meditationszeit, damit keiner aus dem gemeinsamen Gebet der Brüder ausgeschlossen bleibe. Laßt uns dabei auch besonders derer gedenken, die sich von uns getrennt haben. Dazu lernen wir in diesen Zeiten wohl auch wieder die ersten Bitten des Vater Unsers beten [Matthäus 6,9 f]: Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. An ihnen lernen wir uns selbst und unser persönliches Ergehen vergessen und für gering achten. Wie sollen wir auch fest bleiben, solange wir uns selbst noch so wichtig sind? Auch sind wir selbst ja nirgends besser aufgehoben als bei der Sache unserer Kirche, um die es geht. 33. NL A 48,2 (20.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten; von Bethge für den Druck in GS II 516–519 vorbereitet; erschlossenes Datum 24. Juni 1937. In GS II 638 bezeichnete Bethge den unnummerierten undatierten Brief »von etwa 24. Juni« mit »Nr. 21«, im Nachlassverzeichnis wird er als »20.« gezählt. Abdruck DBW 14, 291–294. Brief verfasst von Bonhoeffer. 34. Vermerk Bethges (für GS II 517): »9. Juni Verbot der Kollekten der Bekennenden Kirche. Lehrverbot für die Dozenten der Kirchlichen Hochschule Berlin. 14. Juni Gestapo in ApU-Kanzlei, Niesel, Referent für die Ausbildungsstätten der ApU, verhaftet. 23. Juni Aufhebung und Verhaftung von 8 Mitgliedern der Reichsbruderratssitzung in der Friedrich-Werderschen Kirche Berlin (1. Juli Niemöller verhaftet, Büro der VKL [VL] versiegelt).«

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Am letzten Dienstag sind die Brüder Kühn, Lent und Mattiwe in Berlin ordiniert worden. Das ist für uns alle eine große Freude. Es zeigt uns, daß unsere Kirche weiter Arbeiter in die Ernte [Matthäus 9,38] schickt, gerade jetzt, da es am meisten nottut. Wir Ordinierten lassen uns dadurch aufs neue an unser Ordinationsversprechen erinnern und zu treuerer Erfüllung anhalten. Die der Ordination noch entgegengehen, werden nun erst recht gelockt durch die Grösse des Amtes, das wir empfangen. »Das ist gewißlich wahr: wer ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich Werk« [I Timotheus 3,1]. Unser Herr Jesus Christus, der unsere Brüder neu in den Dienst seiner Kirche gerufen hat, gebe ihnen allen Freudigkeit und Gewißheit für ihre Arbeit und zum Wollen das Vollbringen [Römer 7,18]. Wie wir hören, kommt Bruder Lent sogleich in eine sehr schwierige Kampfgemeinde, der bereits in den letzten Wochen drei Brüder genommen sind. 35 Bruder Kühn kommt anstelle von Bruder Seydel nach Tempelhof, Bruder Mattiwe in eine Aufbaugemeinde in einen Vorort Berlins. Eine besondere Freude war uns allen die Freizeit des dritten Kurses [31. Mai bis 4. Juni]. Die Berichte der Brüder aus allen Gegenden unserer Kirche machten uns allen den Ernst, die Not und die Verheissungen der Sache, an der wir stehen, sehr deutlich. Unser Arbeitsplan war: Bibelarbeit. Fragen der Gemeindezucht. Aufbau der Liturgie. Die konfessionelle Frage anhand der Beschlüsse von Halle 36. (So sehr ich dem Ergebnis 35. Vermerk Bethges (für GS II 517 f): »Striche [Ortschaft] in der Grenzmark; 15. Mai 1937 Pfarrer Selke verhaftet, danach sein Vertreter Pfarrer Benkert, danach der nächste Vertreter Prädikant Hopf. Das ›Schwarze Korps‹ [Wochenzeitung der SS] brachte am 22. Juli (Folge 29, Seite 13) einen Artikel: ›Die Bekenner von Striche‹, welcher begann: ›Wer im Ausland die Heeresberichte der sogenannten ›Bekenntnisfront‹ in den jüdischen Hetzblättern liest, stellt sich unter dieser Front gewiß ein besonders glaubenseifriges ›Kirchenvolk‹ vor, das gewissermaßen die Auslese der deutschen Protestanten darstellt, sozusagen geistige Nachfahren Luthers …‹ und welcher endete: ›… Zahlen wir Kirchensteuern, damit Verbrecher und Huren einen organisatorischen Unterschlupf finden?‹ Gründe für die Verhaftungswelle 1937 waren vornehmlich: Namentliche Bekanntgabe von Kirchenaustritten und namentliche Fürbitte für die Verhafteten im öffentlichen Gottesdienst, Kollekten nach den Empfehlungen der Bruderräte, welche als Verstoß gegen das Sammlungsgesetz deklariert wurden.« 36. Vom 11. bis 13. Mai 1937 tagte in Halle die Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der ApU.

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zustimme, so sehr bekümmert mich hier die theologische Begründung. Es ist hier meines Erachtens einfach die reformierte These, daß es in der konfessionellen Auseinandersetzung beim Abendmahl nur um den modus praesentiae [das Wie der Gegenwart], aber nicht um das Dass der Gegenwart gehe, übernommen worden, ohne das weiter zu begründen. Damit begibt man sich in Widerspruch zur FC [Formula Concordiae], ohne ihr Anliegen überhaupt aufzunehmen. 37 Das ist mir im Blick auf einen Synodalbeschluß eine grosse Anfechtung.) Unsere gemeinsame Abendmahlsfeier am Schluß der Freizeit stand unter dem Wort: »So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind« [Römer 8,1], aus dem Meditationstext der Woche. War es übrigens nicht wunderbar, daß unser Text gerade in der vergangenen Woche der Schluß von Römer 8 38 war? Inzwischen sind von den Brüdern der Freizeit schon wieder einige Briefe gekommen, für die wir danken. Von den anderen Brüdern ist wenig Neues zu berichten. Ich hoffe, der nächste Rundbrief kann wieder ausführlicher sein. Bruder Bethge ist auf einer Volksmission, Bruder Lekszas in Ostpreussen. So fiel das Briefschreiben diesmal auf mich, was ich sehr gern, aber leider in diesen Tagen nicht mit der nötigen Musse tun kann. Die Volksmissionen des Bruderhauses gehen regelmäßig weiter zu unserer grossen Freude. In der nächsten Woche wollen wir wieder mit dem Seminar hinaus. 39 Ob es wirklich dazu kommt, weiß niemand. 37. Die Konkordienformel, Solida Declaratio VII. Vom heiligen Abendmahl (BSLK 970–1016), erklärt mit aller Sorgfalt gegen die Lehre der »Sakramentierer« zur »Stiftung und Einsetzung des heiligen Abendmahls« (»das ist mein Leib … Das ist mein Blut des neuen Testaments …« [Matthäus 26,26–28]): »So sind wir ja schuldig, diese des ewigen, wahrhaftigen und allmächtigen Sohns Gottes, unsers Herren, Schöpfers und Erlösers Jesu Christi Wort nicht als verblümte, figürliche, frembde Reden anders zu deuten und auszulegen, wie es unser Vernunft gemäß scheinet, sondern die Wort, wie sie lauten, in ihrem eigentlichen, klaren Verstand mit einfältigem Glauben und schuldigen Gehorsamb anzunehmen« (BSLK 986). 38. Römer 8,38 f: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.« 39. Volksmissionsfahrt des Gesamtseminars 4.–10. Juli 1937 im Kirchenkreis Anklam in Vorpommern.

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Der Brief muß fort. Laßt Euch grüssen im Geiste der Auslegung des Bergpredigtwortes, die wir Euch beilegen. Gott behüte Euch und segne Eure Arbeit wie Euer Gebet. Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. 2 9 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 27. 6.–3. 7. 4. 7.–10. 7. 11. 7.–17. 7 18. 7.–24. 7. 25. 7.–31. 7.

Psalm 120–122 Psalm 123–125 Psalm 126–128 Psalm 129–131 Psalm 132–134

2 9 .3. Z U M ATTHÄ U S 5 ,5 Meditation über Matthäus 5,5. 40 [Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.] 1. Von der Verheißung des Besitzes der Erde. 2. Die Sanftmütigen. a. Der Herr Jesus, b. Wir, c. Der Weg zur Sanftmut. 3. Das große Selig. 1. »Denn sie werden das Erdreich besitzen«. In diesem Worte ist von der tiefsten und heimlichsten Sehnsucht aller Menschen die Rede. Wer von uns ist nicht am Erdreich beteiligt? Wer von uns möchte nicht das Erdreich besitzen? Hängt nicht am Erdreich das Leben und Glück unserer Zeit? Uns Menschen soll in der Tat die Erde gehören. Das ist auch der Wille Jesu. Aber nicht diese alte Erde soll uns gehören, sondern die neue Erde, die dann hier auf dieser Erde neu anbrechen wird, wenn diese alte Erde ihr Ende hat. Diese neue Erde werden wir uns aber nicht erarbeiten, erkämpfen und erobern können, sondern sie soll uns zufallen wie ein Erbteil. Deshalb sagt Christus zu all unserem eigenwilligen Anspruch und all unserer eigenmächtigen Eroberung der Erde 40. Hektographie, aus Grunows Akten, eine Seite. Verfasser ungenannt. Oben rechts handschriftlich: »Markus 4,26–29« (Hinweis auf die folgende Predigtmeditation).

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Nein. So wir das dennoch tun, rauben wir das Eigentum Gottes und haben unseren Lohn dahin [Matthäus 6,2.5.16]. Wenn aber die Erde nicht den Mächtigen und Gewalttätigen gehören wird, wem wird sie dann gehören? Sie wird den Sanftmütigen und Demütigen gehören. 2. Sanftmütig sein aber heißt nicht: weich, zaghaft und unmannhaft sein. Sanftmütig sein ist die härteste und schwerste Tugend, die die Welt garnicht kennt. Sanftmütig sein heißt: den Weg und in der Kraft desjenigen gehen, der von sich gesagt hat: »Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig« [Matthäus 11,29]. a. Sanftmut können wir deshalb allein von dem Herrn Christus selbst lernen. Sanftmütig sein heißt mit einem Worte: Die Welt leiden, dulden und tragen, wie sie der Herr Christus geduldet und getragen hat. Er schalt nicht wieder, wenn er gescholten ward. Er drohte nicht, wenn er Unrecht litt, sondern er betete für die, die ihm Unrecht zufügten. Er verzichtete auf alles eigene Recht und alle eigene Hilfe. Und allein so richtete er über den Weg von Golgatha die Herrschaft über die Welt und die Fürsten der Welt auf und wurde durch Sanftmut und Demut der König aller Welten. b. So wir die Vasallen dieses Königs und damit die Erben der Erde sein wollen, sollen wir dem Herrn auf diesem Wege nachfolgen. Wir sollen geduldig die Schmach Christi tragen, die Beleidigungen erdulden, nicht um unser Recht streiten und es ertrotzen, uns auch nicht an der Welt rächen, sondern Raum geben dem Zorne Gottes [Römer 12,19]. Nur so wir auf das Erdreich verzichten, werden wir es besitzen. Nur so wir die Erde verloren haben, werden wir sie wiedergewinnen. c. Der Weg zur Sanftmut aber ist kein anderer als der Weg zu Christus oder das Oeffnen der Tore für Christus. Sanftmütig sein, die Schmach Christi tragen heißt: Christus tragen, Christus aufnehmen, Herberge geben und Raum schaffen. Das aber heißt: die Sünden vor das Tor tragen [Hebräer 13,12 f], Buße tun. – – Dann kommt der Herr Christus und mit ihm der Heilige Geist, der uns ausrüstet und die Kraft schenkt, den Weg der Nachfolge zu gehen und die Gebote zu halten. 3. So aber der Herr Christus zu uns kommt, setzt er uns zum Zeichen unserer zukünftigen, offenbaren Herrschaft über die Erde schon hier eine Krone aufs Haupt, indem er sagt:

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»Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.« Weil uns das Erdreich einst zufallen wird, sind wir schon hier selig. Dieses Selig sollen wir nun fortan als Erstes aufnehmen und uns einfach sagen lassen. Denn diese Seligkeit ist kein zukünftiger Besitz, sondern schon heute Wahrheit und Wirklichkeit. Selig sind wir, das heißt errettet und erlöst. Wir werden den Tod nicht ewiglich schauen [Johannes 8,51]. Und als solche sind wir schon hier die heimlichen Würdenträger der zukünftigen Zeit. Wir sind selig, weil wir schon heute das Erdreich besitzen, so wir sanftmütig sind. Wenn wir es vorerst nur so besitzen, wie man eine zugesprochene Erbschaft besitzt, die man erst in späterer Zeit antreten darf. Aber wir sind dennoch schon hier selig. 29.4 . ZU M A RK US 4,26 – 2 9 Meditation über Marcus 4,26–29 (7. [Sonntag] p. Tr. [nach Trinitatis]) 41 [26Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft 27und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, daß er’s nicht weiß. 28Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren. 29Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.]

1. »Das Reich Gottes hat sich also« geht offenbar auf den ganzen geschilderten Vorgang. Die Allegorie wird vom Text nicht geboten. 2. Dann ist der Sinn: »Das Reich Gottes hat sich also« wie eine Saat, die – wunderbar – »von selbst« (automate [griechisch]) aus dem Samenkorn zur Frucht wird. Wir sehen es wachsen und können doch nichts dazu tun, sondern nur über das Wunder staunen, das da vor unseren Augen geschieht. Was 41. Hektographie, eine Seite. Gestaltung wie die vorangehende Predigtmeditation (Unterstreichung der Überschriften und Schlussmarkierungen mit Doppelstrichen). Verfasser ungenannt.

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der Sämann tut, ist lediglich das Säen und Ernten, dazwischen liegt das wunderbare Wachsen. So wird auch das Reich Gottes »automate«, ohne daß wir etwas dazu tun können. 3. Nun nicht doch wieder falsch allegorisieren, indem man aus der Art des Wachstums der Pflanze auf das des Reiches Gottes schließt. Der Begriff des »organischen Wachsens« ist ganz unbiblisch. Für den Bauern ist das Wachsen der Saat in seiner ganzen Selbstverständlichkeit doch immer etwas ganz Unerklärliches. Nur die Aussage »von selbst« ist dem Gleichnis für die Art des Wachsens wichtig (siehe besonders G. Dehn »Gottessohn« 42). Deshalb die Aufzählung des normalen menschlichen Tagewerks (vielleicht unterstreicht die Voranstellung des Schlafens noch das Nicht-Tun-Können des Menschen). Der Mensch muß solange warten, bis die Frucht »sich hingibt« (paradoi) zur Ernte. 4. Was bedeutet die Aussage des »von selbst« vom Gottesreich für die Gemeinde? – – Die Erde, auf der wir leben, ist nicht mehr die alte Erde, sondern ein Same ist in sie gelegt, der unsichtbar, aber unaufhörlich treibt. Wir leben unsere Tage nach unserer Meinung und nach unseren Gesetzen, und da draußen wächst es und wächst, der Offenbarung, dem Gericht, der sichtbaren Herrschaft Christi entgegen. Der Gerichtsgedanke muß ganz stark betont werden. Daß die offenbare basileia tou theou [Königsherrschaft Gottes] das Gericht ist, geht durch das ganze Kapitel (vergleiche besonders v. 24/25 43). Darum im Bild: Wir lachen und weinen, spielen und arbeiten in unserem Haus, aber darunter liegt schon die Sprengladung, und die Zündschnur ist schon in Brand gesetzt. Jeden Augenblick kann die Explosion kommen. Eine unheimliche Zeit! 5. Freilich muß man das sehen. Sehen kann man diese Tatsache aber nur durch die Christusbotschaft. Denn das Kreuz ist der »Sprengstoff« und das Gericht wird dessen Gefährlichkeit vor aller Welt offenbar machen. Darum müssen wir Wissenden

42. Günther Dehns Buch »Der Gottessohn – eine Einführung in das Evangelium des Markus«, Berlin 1929, aus Bonhoeffers Besitz, stand in der Finkenwalder Seminarbibliothek (NL-Bibl. 1 D 8). 43. »… Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen … und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch was er hat.«

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warnen, wir dürfen doch die Menschen nicht ungewarnt in ihr Verderben hineinstürzen lassen! 6. Aber dies Oeffnen der Augen ist grausam. Muß dies unheimliche automatische Wachsen des Reiches Gottes zum Gericht hin uns nicht zur Verzweiflung bringen wie einen zum Tode Verurteilten, der in seiner Zelle wütet und doch nichts tun kann, weil draußen sein Schicksal »automate« seinen Lauf geht? Stürzen wir mit unserer Verkündigung die Menschen nicht in ein »schreckliches Warten des Gerichts« [Hebräer 10,27]? 7. Die Botschaft von dem »automate« erhält den Sinn allein durch das Kreuz. Der Glaube an das Kreuz, an den Gott für uns, der sich an unserer Statt dahingegeben hat, glaubt das »von selbst« gerade als die Gnade Gottes. Das Heil, ja unser Heil ist durch das Kreuz unserem eigenen Wollen und Tun entnommen und ganz in Gottes freie Gnade gelegt. Weil Gottes Gnade am Kreuz offenbar wird, können wir im Kommen des Reiches Gottes uns mit Freudigkeit auf das Gericht rüsten. 8. Dies Wissen um das automate nimmt uns die Angst um die Kirche, um ihren Bestand und ihre Zukunft. Das Reich Gottes kommt auch ohne unser Zutun, auch ohne unsere aufgeregte oder nachlässige Arbeit, auch ohne Reklame und allzu ungestümes Werben. Gott tut’s ja ganz allein. Gott baut, nicht wir; wir sind bloß gefragt, ob wir Steine [I Petrus 2,5] sein wollen. Gott kann aber auch ganz andere Steine nehmen. Gott baut, nicht wir, aber durch uns, durch seine Kirche. Wir sind gefragt, ob wir seine Kirche sein wollen. Aber es kommt nicht auf uns an, Gott kann sich auch aus Steinen [Matthäus 3,9] seine Kirche erwecken.

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3 0 . Z W E I U N D ZWA N Z IG S T ER B R I E F A US F I N K E N WA L D E 3 0 . 1 . B R IE F 22. Brief aus Finkenwalde. 44 (29. Juli 1937) Liebe Brüder! Dieser Brief verläßt ein leeres Haus. Vom 16. 7.–1. 8. sind Ferien im Seminar. Alles hat sich zerstreut bis auf Br. Thurmann und Br. Brandenburg und mich vom Bruderhaus und Br. Kistner (5. Kurs). Zuerst mögen die Brüder zu Wort kommen, welche uns geschrieben haben und denen wir dafür dankbar sind. Ich habe übrigens den Eindruck, daß viele von Euch doch zu selten von sich hören lassen. In dieser schweren Zeit laßt uns auch einander mitteilen von unsern Kämpfen, Nöten und Freuden, daß wir einander dienen und uns stärken können in treuerem Gebet. (Und vorweg auch noch etwas Technisches: Es fehlen von einigen Brüdern noch die Anschriften. Wer also diesen Brief über eine andere Adresse nachgesandt bekommt, teile uns bitte seine Anschrift sogleich mit. Ferner: Einige Brüder haben immer noch nicht ihre Zeitschriften (wie: Junge Kirche, Jungenwacht und so weiter) umadressiert. Erspart uns bitte für die Zukunft das Nachsenden.) Br. Kühn (3. K.) erzählt von seiner etwas beengten Einarbeit in seine neue Gemeinde Berlin Tempelhof neben den DC Pfarrern Pfeiffer und Tausch. – In Arnswalde, berichtet Br. Käpernick (4. K.), ist ein zweiter Bekenntnispfarrer gewählt worden auch einmal gegen den Bürgermeister als Patronatsvertreter. – Br. Gottfried Beckmann (1. K.) hat in seiner Gemeinde gegen heimliche Sabotage des Kindergottesdienstes und der Kinderstunde zu kämpfen. Es scheint seine Gemeinde überhaupt ein recht steiniger Acker zu sein. (Dazu nach Rücktritt des Provinzialkirchenausschusses Diktatur eines DC.) Br. Beckmann hat 44. NL A 48,2 (22.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten; Teilabdruck GS II 519 f. Bethge-Zusatz zum Datum: »Donnerstag«. Verfasst von Lekszas.

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sich jetzt um eine Pfarrstelle in der Altmark beworben. – Br. Schemmann (2. K.) hat seinen Dienst an der reformierten Gemeinde in Tilsit beendet und soll zum 1. 8. in eine westfälische Gemeinde kommen, er wartet übrigens immer noch auf seine Ordination. – Br. Behrends (4. K.) führt in Oranienburg einen Kampf für die Bekennende Gemeinde. Der Bruderrat hat ihn eingesetzt, das Konsistorium bestätigt; da er aber die beiden anderen DC Pastoren gegen sich hat, bekommt er weder die Kirche noch den Gemeindesaal und muß Bibelstunde und Gottesdienst in Häusern abhalten. Es ist eine Aufbaugemeinde, in der an 100 rote Karten ausgegeben sind inmitten eines Feldes Kirchenschlaf. – Br. Christ (3. K.) hat wieder ein mehrstündiges polizeiliches Verhör mit Haussuchung hinter sich. Er gebe »Ärgernis durch Abhalten von Bibelstunden in Privathäusern«. Bibelstunden in Privathäusern sind ihm verboten worden. Dagegen ist es ihm erlaubt, einen Raum zu mieten. – Von Br. Rau (4. K.) hörten wir ebenfalls, daß er sich einer Haussuchung und einem Verhör unterziehen mußte. – Br. Kanitz wurde durch den Rat von Klinkow nach Hohenseefeld versetzt, ein früheres Filialdorf, das jetzt zur selbständigen Pfarre erweitert wird. Im Herbst wird die Pfarrstelle freigegeben. Da aber das Konsistorium besetzt, wird Br. Kanitz wohl wieder räumen müssen. Seine Nachbarn sind ja nun Br. Thiel und Br. Goebel. Ihnen und allen andern Brüdern im Kirchenkreis Dahme sind die Kollekten vom 18. 7. beschlagnahmt worden. – Br. Seydel (3. K.) ist nun in Neuruppin, in der Gemeinde von Br. Klapproth (4. K.). Er hat uns Nachricht gegeben während der Inhaftierung von Br. Klapproth, der im Untersuchungsgefängnis von Neuruppin war. Inzwischen ist er wieder freigelassen. Br. Hofmann (4. K.) wurde von einer Jugendfreizeit fortgeholt und nach Kolberg ins Gefängnis gebracht. Grund: Worte einer früher gehaltenen Predigt. Auch Br. Hofmann befindet sich jetzt wieder in Freiheit. »Gelobet sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.« [Psalm 68,20] Das haben gewiß schon alle Brüder unter uns erfahren, »die zum Herrn riefen in ihrer Not« [Psalm 107,6.13.19]. Dem Herrn sei Dank für alles. Br. Carras Berlin befindet sich noch in Haft, Br. Koch im Konzentrationslager. – Nachricht ging uns ferner von Br. Hoppe aus Bethel zu. – Ein sehr freudiges Ereignis war uns eine Karte von Br. Reimers

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(3. K.). Wir haben uns ganz fest gemerkt, was da oben stand, nämlich: »Brief folgt«. – Und schließlich zu den Gratulationen. Unsere brüderlichen Wünsche nochmals: Br. Schönherr (1. K.) zur Geburt des Töchterchens, ferner: Br. Wetzel (3. K.) zur Verlobung mit Fräulein Cornelie Hemptenmacher; und: Klaus Block (3. K.), der uns überraschte mit seiner Verlobung mit Fräulein Irmgard Lütgert (Tochter des Professors). Aus der Arbeit des Seminars ist mitzuteilen: Vom 20. 6.– 25. 6. war das Bruderhaus zu einem wiederholten Mal nach Lenzen zur Volksmission, in der Besetzung: Br. Bethge, Br. Thurmann, Br. Brandenburg und Br. Wälde. Es waren diesmal fünf Abende, die sich auf drei Orte verteilten. Der Eindruck von der kirchlichen Bereitschaft der Gemeinde schien ein günstiger. – In die Tage vom 4. 7.–10. 7. fiel dann die große Volksmission des ganzen Seminars, die nun bereits zu einer stehenden Einrichtung geworden ist, diesmal in dem Kreise Anklam. Sechs Gruppen waren zu gleicher Zeit tätig. Das Generalthema der Mission lautete: In der Gewalt Jesu Christi. Folgende Unterteile: a. Du gehörst Christus; b. Deine Kirche gehört Christus (Auszug aus Ägypten, Manna, goldnes Kalb, Amalekiterschlacht [Exodus 3,7 f; 16,4; 32,7 f.25–28; 17,10– 13]); c. Dein Haus gehört Christus; d. Er kommt zum Weltgericht. Solche Volksmissionen wollen uns selbst immer wieder zu treuerer Arbeit bestärken. Wir erfahren ja doch dort, daß Gott sein Wort nicht leer zurückkommen lassen will. Man kann recht oft, so auch im Kreise Anklam, nicht gerade von Unchristlichkeit sprechen, obwohl die Unwissenheit über das Wesen der Kirche groß ist. Da lernen wir immer wieder gerade dies: Treuer müssen wir werden, unsre Gemeinden zu besuchen, weil Besuche die Gemeinde wieder mehr zusammenführen. – Eine ganz neuartige Gemeindeveranstaltung ist aus der Arbeit von Br. Pompe (2. K.) zu berichten. Unter Mitwirkung des Superintendenten und der Brüder Onnasch, Gerhard Krause und Brandenburg wurde dort ein kirchlicher Tag abgehalten, dem man zugleich drei Namen beilegen könnte: Volksmission, Missionsfest und Gemeindefest. – Liebe Brüder, Ihr wißt ja, die Lage bleibt sehr ernst. Die Tage unserer Sicherheit und des menschlichen Schutzes nehmen schnell ab. Und der Satan wird bald aufs neue unser begehren [Lukas 22,31]. Darum bleibet am Danken, daß der Herr unser

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Meister und Heiland und sehr großer Lohn [Genesis 15,1] ist; und bleibet in der Bitte, daß der Herr an uns alle listigen Anschläge des Versuchers zuschanden mache [Hiob 5,12], auf daß wir alles für Schaden erachten vor der überschwenglichen Erkenntnis Jesu Christi [Philipper 3,8]; und bleibet bei der Fürbitte für einander, daß wir alle miteinander eingehen durch die enge Pforte [Matthäus 7,13] und einst vor Gottes Thron erfunden werden. Wir geben diesem Brief eine Predigt und eine Meditation über denselben Text, einen Rachepsalm, mit. Um zu einer besseren Durchdenkung der exegetischen Schwierigkeit zu verhelfen: von verschiedenen Verfassern! Mit sehr herzlichen Grüßen im Namen des Bruderhauses Euer Horst Lekszas. Auf Anfrage: Semesterschluß ist am 10. September. 3 0 . 2 . P R E D IG T Z U P S A L M 5 8 Psalm 58. Predigt vom 11. 7. 37 in Finkenwalde. 45 [1Ein gülden Kleinod Davids, vorzusingen, daß er nicht umkäme. 2Seid ihr denn stumm, daß ihr nicht reden wollt, was recht ist, und richten, was gleich ist, ihr Menschenkinder? 3Ja, mutwillig tut ihr Unrecht im Lande und gehet stracks durch, mit euren Händen zu freveln. 4Die Gottlosen sind verkehrt von Mutterschoß an; die Lügner irren von Mutterleib an. 5Ihr Wüten ist gleichwie das Wüten einer Schlange, wie eine taube Otter, die ihr Ohr zustopft, 6daß sie nicht höre die Stimme des Zauberers, des Beschwörers, der wohl beschwören kann. 7Gott, zerbrich ihre Zähne in ihrem Maul; zerstoße, Herr, das Gebiß der jungen Löwen! 8Sie werden zergehen wie Wasser, das dahinfließt. Sie zielen mit ihren Pfeilen; aber dieselben zerbrechen. 9Sie vergehen, wie eine Schnecke verschmachtet; wie eine unzeitige Geburt eines Weibes sehen sie die Sonne nicht. 10Ehe eure Dornen reif werden am Dornstrauch, wird sie ein Zorn so frisch wegreißen. 11Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Rache 45. Hektographie, vier Seiten, handschriftlich auf Matrize paginiert (1.), II., III., IV.). Abdruck GS IV 413–422, DBW 14, 980–988. Bethge wusste aus Finkenwalde, wer der Prediger war: Bonhoeffer.

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sieht, und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut, 12daß die Leute werden sagen: Der Gerechte wird ja seiner Frucht genießen; es ist ja noch Gott Richter auf Erden.]

Ist dieser furchtbare Rachepsalm unser Gebet? Dürfen wir denn so beten? Darauf heißt die Antwort zunächst ganz klar: Nein, wir, wir dürfen gewiß nicht so beten! Wir tragen ja an aller Feindschaft, die uns begegnet und uns in Not führt, selbst viel eigne Schuld. Wir müssen ja bekennen, daß es Gottes gerechte Strafe ist, die uns sündige Menschen trifft und demütigt. Auch in diesen Notzeiten der Kirche müssen wir doch erkennen, daß Gott selbst im Zorn seine Hand gegen uns erhoben hat, um an uns unsere Sünde heimzusuchen, all unsere geistliche Trägheit, unseren offenen oder stillen Ungehorsam, unsere tiefe Zuchtlosigkeit im täglichen Leben unter seinem Wort. Oder wollten wir leugnen, daß jede persönliche Sünde, auch die verborgenste, Gottes Zorn über seine Gemeinde herabziehen muß? Wie aber sollten denn wir, die wir selbst schuldig sind und Gottes Zorn verdienten, Gottes Rache über unsere Feinde herbeirufen, ohne daß diese Rache vielmehr uns selbst treffen müßte? Nein, wir, wir können diesen Psalm nicht beten. Nicht weil wir zu gut dafür wären, (welch ein oberflächlicher Gedanke, welch ein unbegreiflicher Hochmut!), sondern weil wir zu sündig, zu böse dafür sind! Nur wer selbst ganz ohne Schuld ist, kann so beten. Dieser Rachepsalm ist das Gebet des Unschuldigen. »Ein gülden Kleinod Davids, vorzusingen, daß er nicht umkäme.« – David ist es, der diesen Psalm betet. David selbst ist nicht unschuldig. Aber es hat Gott gefallen, sich in David den zu bereiten, der Sohn Davids genannt werden wird, Jesus Christus. Darum darf David nicht umkommen, weil von ihm der Christus kommen soll. Niemals hätte David für sich so beten können gegen seine Feinde, um sein eignes Leben zu halten. Wir wissen, daß David alle persönlichen Schmähungen demütig ertragen hat. Aber in David ist Christus, ist damit die Kirche Gottes. Darum sind seine Feinde die Feinde Jesu Christi und seiner heiligen Kirche. Darum darf David nicht umkommen vor seinen Feinden. So betet in David die Unschuld Christi selbst diesen Psalm mit und mit Christus die ganze heilige Kirche. Nein, nicht wir Sünder beten diesen Rachegesang, die Unschuld selbst und allein betet ihn. Die Unschuld Christi tritt vor die Welt und klagt an.

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Nicht wir klagen an, Christus klagt an. Und wenn Christus die Sünde verklagt sind wir dann nicht selbst alsbald mitten unter den Angeklagten? »Seid ihr denn stumm, daß ihr nicht reden wollt, was recht ist und richten nach Gebühr 46 die Menschenkinder?« Eine böse Zeit, wenn die Welt stumm das Unrecht geschehen läßt. Wenn die Bedrückung der Armen und Elenden laut zum Himmel schreit und die Richter und Herren der Erde schweigen dazu. Wenn die verfolgte Gemeinde in höchster Not Gott um Hilfe und die Menschen um Gerechtigkeit anruft, und kein Mund tut sich auf Erden auf, ihr Recht zu schaffen. »Seid ihr denn stumm, daß ihr nicht reden wollt was recht ist und richten nach Gebühr die Menschenkinder?« Menschenkinder sind es, denen Unrecht geschieht. Muß denn das in solchen Zeiten immer vergessen sein? Hört ihr es: Menschenkinder, die Geschöpfe Gottes sind wie ihr, die Schmerz und Elend empfinden wie ihr, die ihr ihnen Gewalt tut; die ihr Glück und ihre Hoffnungen haben wie ihr; die ihre Ehre und ihre Schmach fühlen, wie ihr; Menschenkinder, die Sünder sind wie ihr und die Gottes Barmherzigkeit brauchen wie ihr; eure Brüder! »Seid ihr denn stumm?« O nein, sie sind nicht stumm, man hört ihre Stimme auf Erden wohl. Aber es ist ein unbarmherziges, ein parteiisches Wort, das sie sprechen. Es richtet nicht nach dem Recht, sondern nach dem Ansehen der Person. »Nein, ihr alle entscheidet ungerecht auf Erden, und eure Hände schaffen der Gewalt freie Bahn.« 47 Wenn der Mund der Herren der Welt zum Unrecht schweigt, dann richten alsbald die Hände böse Gewalttat an. Furchtbar ist diese Sprache der Menschenhände wo kein Recht ist. Da entsteht die Not und der Schmerz des Leibes, da sehnt sich die verfolgte, gefangene, geschlagene Gemeinde nach Erlösung von diesem Leibe [Römer 7,24]. Laßt mich in Gottes Hände fallen, aber nicht in der Menschen Hände! [II Samuel 24,14] Hören wir es noch? Christus spricht hier! Er erfuhr das ungerechte Gericht, er fiel in der Menschen Hände. Die Unschuld verklagt die ungerechte 46. Hier und an weiteren Stellen hat Bonhoeffer in seiner Lutherbibel den Drucktext handschriftlich verändert. 47. Hier und an weiteren Stellen folgt Bonhoeffer der Übersetzung in Gunkels Psalmenkommentar 1926.

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Welt. Uns Sündern aber widerfährt nur der gerechte Zorn Gottes. Aber es kann ja nicht anders sein. Es ist ja nicht so, daß es hier um einzelne Verfehlungen geht, die überall vorkommen. Nein, hier enthüllt sich das Geheimnis der Gottlosigkeit selbst: »Die Gottlosen sind verkehrt von Mutterschoß an, die Lügner irren von Mutterleib an.« In diese Tiefe des Bösen sieht nur die vollkommene Unschuld. Wir möchten allzugern glauben, es sei hier doch noch etwas zu ändern, zu bessern, und zahllose Wege versuchen wir, um hier oder dort etwas zu erreichen. Das bringt uns in große Unruhe und immer neue Bestürzung und Empörung, wenn immer wieder schweres Unrecht geschieht. Die Unschuld allein weiß, daß hier alles so gehen muß, wie es geht. Sie weiß um das dunkle Rätsel, daß der Satan schon im Mutterschoß die Seinen ergriffen hat und nun rasend antreibt. Nun müssen sie sein Werk tun. Welt bleibt Welt, Satan bleibt Satan. In diesem Abgrunde der Erkenntnis gewinnt die Unschuld zugleich die vollkommene Ruhe. Es muß so sein und es wird nicht anders. »Ihr Wüten ist wie das Wüten einer Schlange, wie eine taube Otter, die ihr Ohr zustopft, daß sie nicht höre die Stimme des Zauberers, des Beschwörers, der wohl beschwören kann.« Im Orient kennt man die Zauberer, die Schlangen mit ihrer Stimme bändigen, daß sie gehorchen müssen. Eine taube Schlange aber hört diese Stimme nicht und fährt auf den Zauberer los. Wie solche tauben Schlangen sind die Gottlosen, die die Stimme des Beschwörers, der wohl beschwören kann, nicht hören können. Gott selbst ist der Beschwörer, der wohl beschwören kann, sein Wort der Gnade ist es, mit dem er unser Herz bezaubert und beschwört. Mit den süßen Worten seiner Liebe lockt er uns, überredet er uns, bezwingt er unser Herz, daß wir wie gebannt auf ihn hören und ihm gehorsam sein müssen. Es bleibt aber das große Rätsel, daß es solche gibt, die hören, und solche, die taube Ohren haben und ihre Ohren zustopfen, daß sie nicht hören können. Wir wissen es ja von uns selbst, daß es Zeiten gibt, in denen unsere Ohren taub sind. Es sind die Zeiten, in denen wir in wissentlichem Ungehorsam unser Herz gegen Gottes Willen verstocken und Sünde auf Sünde häufen, bis wir schließlich garnicht mehr hören können. Dann ist Satan unser mächtig geworden. So verhärtet Satan das Herz

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derer, die ihm dienen müssen im Kampf gegen Gottes Reich und Wort. Sie können nicht mehr hören, nicht mehr gehorchen. Weil aber ihr Ohr taub ist gegen die Gnade Gottes, darum ist auch ihr Mund stumm für das Recht Gottes. Das sind die Feinde Gottes und seiner Gemeinde, wie sie David, wie sie Christus, wie sie die Kirche Gottes erkennt. Diese Erkenntnis führt ins Gebet. Wenn dies der Feind ist, dann helfen keine menschlichen Künste mehr dazu zum Frieden zu kommen. Dann hilft keine menschliche Kraft mehr, diese Feinde zu überwinden. Gottes Name muß angerufen werden. Und nun beginnen in unserem Psalm jene furchtbaren Gebetswünsche, vor denen uns graut, die wir nur mit Zittern und tiefem inneren Widerstand nachsprechen, wenn wir sie lesen. Gott wird angerufen zur Rache über die Feinde. »Gott, zerbrich ihre Zähne in ihrem Maul; zerstoße, Herr, das Gebiß der jungen Löwen.« Vor allem wollen wir hier dies lernen: im Angesicht der Feinde Gottes und seiner Kirche können wir nur beten. Unser eigner Mut – und sei er noch so groß – all unsere Tapferkeit muß vor diesem Feinde zerbrechen. Wir haben es mit dem Angriff des Satans zu tun. Da muß die Sache in die Hand nehmen, der allein Gewalt hat über den Satan, Gott selbst. Es wäre viel, wenn wir dies lernten, daß wir ernstlich zu Gott beten müssen in solcher Not. Und dann das andere: Wer Gott die Rache befiehlt, der verzichtet damit auf jede eigne Rache. Wer sich selbst rächen will der ahnt noch nicht, mit wem er es zu tun hat, der will seine Sache noch selbst in die Hand nehmen. Wer aber Gott allein die Rache anheim gibt, der ist bereit geworden selbst zu leiden und zu dulden, ohne Rache, ohne einen Gedanken an eigne Rache, ohne Haß und ohne Widerspruch, der ist sanftmütig, friedfertig, der liebt seine Feinde [Matthäus 5,44]. Ihm ist Gottes Sache wichtiger geworden als seine Leiden. Er weiß, Gott wird den Sieg behalten. »Mein ist die Rache spricht der Herr, ich will vergelten« [Deuteronomium 32,35; Römer 12,19] – und er wird vergelten! Aber wir sind frei von Rache und Vergeltung. Nur wer ganz frei ist von eignen Rachewünschen und von Haß, und wer ganz gewiß nicht sein Gebet wieder dazu benutzt, um eigne Rachegelüste zu befriedigen, der kann in der Reinheit des Herzens beten: »Gott, zerbrich ihre Zähne in ihrem Maul, zerstoße, Herr, das Gebiß der jungen Löwen.« Das heißt ja, Gott, deine

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Sache allein ist es, die hier Schaden leiden soll, Deine Ehre wird geschändet. Gott, nun tritt du herein und vernichte deinen Feind, übe deine Gewalt, laß deinen gerechten Zorn entbrennen. Gott läßt sich nicht spotten [Galater 6,7]. Er wird furchtbar Gericht halten über seine Feinde. Und ob wir erschrecken vor dem grauenhaften Wunsche des Psalms, Gottes Gewalt wird noch viel grauenhafter sein für den, den sie trifft. Und ob wir erschrecken vor Menschenfäusten, wie viel mehr müssen wir erschrecken vor Gottes Fäusten, die den Gottlosen zerschlagen um seines Reiches, seines Namens, seiner Ehre willen. Der Herr der Welt richtet sein Reich auf. Sein ist die Rache über seine Feinde. Nun bricht David in einen unermeßlichen Jubel aus. Ganz gewiß ist er der Erhörung des Gebets. In sich überstürzenden Bilder sieht er schon jetzt mitten in Kampf und Not und Leiden den Untergang der Gottlosen. »Sie werden vergehen, wie Wasser das dahin fließt« – schnell und plötzlich wird [es] ein Ende mit ihnen nehmen. Wie sich Wasser schnell verläuft, so werden sie nicht mehr da sein. »Sie zielen mit ihren Pfeilen, aber dieselben zerbrechen« – noch schwirren die todbringenden Pfeile, aber sie können keinen Schaden mehr tun, sie sind machtlos. »Sie vergehen wie eine Schnecke zerfließt« – so voll Verachtung spricht David nun von seinen Feinden. Wie man eine Schnecke zertritt, so wird es sein, wenn Gott die Gewaltigen und Großen dieser Erde zertreten wird. »Wie eine unzeitige Geburt eines Weibes sehen sie die Sonne nicht« – so schnell wird es mit ihnen aus sein, so werden sie im Dunkeln und in der Vergessenheit bleiben, und keiner wird nach ihnen fragen. »Ehe eure Dornen reif werden am Dornstrauch, wird sie eine Zornesglut wegreißen« – Gottes Zorn wird die Pläne seiner Feinde nicht zur Reife kommen lassen. Vorzeitig werden die Gottlosen weggerissen mit Gewalt. Sie bringen nichts zu Ende, das ist Gottes Rache. Schnell wird sie kommen, schneller als wir geahnt haben. »Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Rache sieht und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut.« Noch einmal schaudern wir zurück vor diesem Psalm. Ist dieses Ende nicht wirklich ganz unmöglich für uns als Christen zu beten? Liebe Gemeinde, wenn wir hier noch ausweichen, haben wir nichts von allem verstanden. Es geht ganz allein um Gott und

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seine Gerechtigkeit. Der Gottlose muß sterben, damit Gottes Gerechtigkeit siege. Es geht hier nicht mehr um menschliche Freundschaft und menschliches Mitleid. Es geht allein darum, daß Gott den Sieg behält. Wer vor dieser Freude über die Rache Gottes und über das Blut des Gottlosen zurückschreckt, der weiß noch nicht, was am Kreuze Christi geschah. Gottes gerechte Rache über den Gottlosen ist ja schon über uns gekommen. Das Blut des Gottlosen ist ja schon geflossen. Gottes Todesurteil über die gottlosen Menschen ist gesprochen. Gottes Gerechtigkeit ist erfüllt. Das ist geschehen im Kreuze Jesu Christi. Jesus Christus starb von Gottes Zorn und Rache getroffen den Tod des Gottlosen. Sein Blut ist das Blut, das Gottes Gerechtigkeit forderte für die Übertretung seiner Gebote. Gottes Rache ist vollstreckt, furchtbarer als es selbst der Psalm weiß, mitten auf der Erde. Christus, der Unschuldige, starb den Tod des Gottlosen, damit wir nicht sterben müssen. Nun stehen wir als die Gottlosen unter seinem Kreuze und nun löst sich ein schwer begreifliches Rätsel: Jesus Christus, der Unschuldige betet in der Stunde in der Gottes Rache an dem Gottlosen auf Erden, in der unser Psalm sich erfüllt: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun [Lukas 23,34]. Er der die Rache trug, er allein durfte um Vergebung für die Gottlosen bitten; denn er allein hat uns frei gemacht von Gottes Zorn und Rache, er hat seinen Feinden die Vergebung gebracht und keiner vor ihm durfte so beten. Er allein darf es. Sehen wir ihn an, den Gekreuzigten, so erkennen wir Gottes wahrhaftigen und lebendigen Zorn über uns Gottlose und im selben Augenblick die Befreiung von diesem Zorn, und wir hören: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. »Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Rache sieht und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut.« Ist das nicht wahrhaftige Gottesfreude? Ist das nicht Freude der Gerechten, daß Gottes Gerechtigkeit triumpfiert am Kreuze, Freude über den Sieg Christi? Gottes Rache ist erloschen und das Blut des Gottlosen, in dem wir uns baden, gibt uns teil am Siege Gottes, das Blut des Gottlosen ist unsere Erlösung geworden, es macht uns rein von aller Sünde. Das ist das Wunder. So ersteht mitten aus dem Psalm der Rache das Bild des blutigen Heilands, der für die Gottlosen starb von Gottes Rache

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geschlagen uns zum Heil. Keiner ist hier ausgeschlossen. Christus hat die ganze Rache Gottes für alle getragen. Wer zu ihm kommt, wer sich zu ihm hält, den wird Gottes Zorn und Rache nicht mehr treffen, der ist im Schutze der Gerechtigkeit Christi, wer er auch sei. Wer aber nicht kommen will, wer sich vor dem Kreuze Christi nicht niederwerfen will als Gottloser, wer dem Kreuze Christi trotzt, über den wird Gottes Zornesgericht kommen, Gottes Rache, wie sie über Christus gekommen ist, aber nicht zum Leben, sondern zum ewigen Tode. »Die Leute werden sagen: Der Gerechte wird ja seine Frucht noch genießen.« Nicht Glück oder Macht oder Ehre dieser Welt ist die Frucht des Gerechten. Sie ist nichts anderes als die Gemeinschaft des Kreuzes Jesu Christi, die Erlösung vom Zorne Gottes. »Es ist ja noch Gott Richter auf Erden«. Wo ist Gottes Gericht über die Gottlosen auf Erden? Nicht in sichtbarem Unglück, Mißerfolg oder Schande vor dieser Welt, sondern allein im Kreuze Jesu Christi. Ist uns das nicht genug? Sehen wir nicht in diesem Kreuz alle Feinde Gottes schon gefallen und gerichtet? Was soll all unsere Unruhe, die noch mehr sehen will als dieses Gericht Gottes? Darum, wenn wir irre werden wollen an Gottes Gerechtigkeit auf Erden, so laßt uns auf das Kreuz Christi sehen: hier ist Gericht, hier ist Begnadigung. Was wir aber einst sehen sollen am jüngsten Tage, die Errettung der Gerechten und die Verdammnis der Gottlosen, das verdeckt uns heute noch der Gekreuzigte in seiner Liebe. Wir könnten es auf dieser Erde nicht ertragen. Aber wir dürfen gewiß sein, daß alles zur Freude der Gerechten dienen wird. Es ist ja der Sieg und Triumpf Christi der dort offenbar wird in Errettung und Gericht. Bis zu jenem Tage aber wird der Satan weiter die Feinde gegen Christus und seine Gemeinde antreiben, mit Unrecht, Gewalttat und Lüge. Mitten in diesem Toben betet Christus diesen Psalm stellvertretend für uns. Er klagt die Gottlosen an, er ruft Gottes Rache und Gerechtigkeit über sie herbei und er gibt sich selbst allen Gottlosen zugute mit seinem unschuldigen Leiden am Kreuze. Und nun beten wir diesen Psalm mit, in demütigem Dank, daß uns Errettung geschenkt ist vom Zorn durch das Kreuz Christi; in der inbrünstigen Bitte, Gott wolle alle unsere Feinde unter das Kreuz Christi bringen und ihnen Gnade schenken, in brennendem Verlangen, der Tag möchte bald kommen, an

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dem Christus sichtbar über alle seine Feinde triumpfiert und sein Reich aufrichtet. So haben wir diesen Psalm beten gelernt. Amen. 3 0 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Die Meditationstexte: 48 Vom 1. 8.–7. 8. 8. 8.–14. 8. 15. 8.–21. 8. 22. 8.–28. 8. 29. 8.–4. 9. 5. 9.–11. 9. 12. 9.–18. 9.

Psalm 137–138 Psalm 139 Psalm 140–141 Psalm 142–143 Psalm 144–145 Psalm 146–147 Psalm 148–150

30.4. BUCHVERLUST Vermißt: Ich vermisse: Paul Feine »Theologie des Neuen Testaments«. Ich habe das Buch, soweit ich mich entsinnen kann, einem Bruder des 3. Kurses geliehen. Mein Name steht drin. Wer es bei sich entdecken sollte, wird gebeten, es mir zuzusenden. H. Lekszas. 3 0 . 5 . M E D ITAT IO N Z U P S A L M 5 8 Meditation über Psalm 58. 49 (Deutsche Textänderung: V. 5 »Gift« statt »Wüten«, V. 10 »Töpfe« statt »Dornen«) 50 Sogleich beim Lesen des Psalms drängt sich die Frage nach seinem Subjekt auf. Ist es David? Dann nähme uns aber wunder die Empfindsamkeit des jüdischen Königs bei einem Unrecht, das auch er einmal zu erleiden hat – der Absalomputsch [II Samuel 15] ist vielleicht der Anlaß –, wo wir es doch für 48. Bethge-Zusatz: »Juli 37«. 49. Hektographie, zwei (von drei) Seiten, maschinenschriftlich paginiert (5., 7.). Auf der ersten Seite (»5.«) oben rechts in lateinischer Handschrift: »Im Brief Nr. 22 v. 19. 7. 37«. Abdruck GS IV 422–426. Dort hat Bethge hinzugesetzt: »Verfaßt von einem Mitglied des Seminars Finkenwalde«. 50. So in der Zürcher Bibel. Vers 10: »Ehe eure Töpfe des Dornes Feuer merken, wird Gott ihn, ob frisch, ob brennend, hinwegfegen.«

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nicht ausgeschlossen zu halten brauchen, daß zu einer Zeit dieser Psalm auch im Munde eines davidischen Untertanen gegenüber seinem Herrscher möglich gewesen ist. Daß David als König, Held oder als Persönlichkeit kein »moralisches Recht« hätte, den Psalm zu beten, liegt auf der Hand. Er kann es nur als der, dem um des zukünftigen Opfers Christi willen die besondere und tägliche Sünde bereits vergeben wurde und wird, der sich nun als Gerechtfertigter der Kindschaft Gottes rühmen kann, der nun auf Seiten der Dreieinigkeit steht aus lauter Gnade (vergleiche Römer 8,31–39). Wenn er so zu Gott betet, dringt das Gebet zum Vater bereits in der Intercessio [Fürbitte] des Sohnes, der Seinerseits wiederum den Gerechtfertigten erfüllt und erfüllt hat mit dem Geiste, der vom Vater und dem Sohne ausgeht 51. Das heißt: Christus betet »in, mit und unter« 52 Davids Worten, oder: Der Psalter ist Gebet der Kirche; der Gegner: die vom Satan beherrschte Welt oder dieser selbst, der Böse. 1. V. 2–3: Die Kirche ermahnt klagend den Bösen. – Die Kirche klagt über die Beugung des Rechtes; denn wo dies geschieht, wird an dieser Stelle die Geltung der Wahrheit öffentlich unterdrückt. Darum klagt die Kirche öffentlich und klagt auch an in öffentlicher Anrede und Ermahnung die Hüter der Staatsordnung. Sie kennt keine Heimlichkeit, beginnt auch nicht mit Dankbarkeitserklärungen für einen noch ungestörten Tempelkult. Aber kennt sie auch keine Furcht, so läßt sie doch auch nicht durch die Momente persönlicher Entrüstung oder enttäuschter Freundschaft den Tenor ihrer Feststellungen – gewiß heilig-zornigen Feststellungen – zu revolutionär-oppositionellen Handlungsfanfaren verfälscht werden. 2. V. 4–6: Die Kirche stellt die prädestinatianische [gemäß der Lehre von der Vorherbestimmung] Verlorenheit und volkliche Verhärtung des Bösen fest. – Die Kirche kannte bereits die Wahrheit des V. 4, bevor sie den V. 2 und 3 sprach. Dennoch waren diese Verse wirkliche Bußrede an den Bösen. Es gehört 51. Lateinisch: filioque. Das Wort wurde in karolingischer Zeit aufgenommen in das altkirchliche Bekenntnis von Nicaea und Konstantinopel (325/381), das Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum (BSLK 27). 52. Konkordienformel, Solida Declaratio, VII. Vom heiligen Abendmahl (BSLK 984): »… im Brot, unter dem Brot, mit dem Brot«.

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zu den großen Geheimnissen der Wege Gottes, daß die Kirche trotz des Wissens um den Tatbestand der Urverwerfung (V. 4) immer wieder in die Welt offenkundiger Verlorenheit hineinruft und rufen muß. Nicht daß sie an der Empirie stets erneut die Wahrheit der Verwerfung erhärten müßte. Die Arbeit der Kirche besteht ja überhaupt nicht in einem empirischen oder logischen Feststellen, sondern im Verkündigen und Glauben. Doch soll die Kirche eben gehorsam sein den undurchsichtigen Befehlen des Herrn. Auf solchem Wege soll die Königsherrschaft Gottes wachsen. Doch soll auch so die Kirche sich nie durch Enttäuschungen beschweren oder gar zur Veränderung der Botschaft bestimmen lassen. Es kommen eben in den Versen 4–6 die beiden Wirklichkeitsseiten der Verwerfung zur Sprache: ontologisch gesehen können die Verlorenen nicht hören (V. 4), zugleich aber wird – kerygmatisch [in der Perspektive der Glaubensverkündigung] gesehen – ihr Verhalten als Verstockung bezeichnet, das ihnen zur Last gelegt wird, und zwar das zugleich wieder als Kerygma, ob sie doch hören möchten. – Der vom Bösen Besessene (V. 5–6) läßt sich aber nicht von dem Worte des Heils anreden, das doch sonst dringt durch Mark und Bein wie des Schlangenbeschwörers Kunst. Gerade die giftigsten Schlangen sollen die Fähigkeit haben, sich der Macht des Zaubers zu entziehen. Das tertium comparationes [Vergleichspunkt], das somit selbst die Hölle die Macht über solche Besessene verloren habe, dürfte aber wohl nicht dem Sinn des Vergleiches entsprechen. 3. V. 7–10: Der Wunsch der Kirche nach Vernichtung des Bösen 53 und ihr Glaube an dessen Ende. – Die um den Sachverhalt von V. 4–6 wissende Kirche sucht nun nicht in philanthropiner Empörung den Ratschluß Gottes zu unterdrücken. Sie läßt sich einerseits nicht zu einem psychisch-erotischen Bekehrungseifer verleiten, der schließlich in der Selbstverzehrung eines Eros thanatos 54 [Todesliebe] in tragischer Größe das Leben aushauchte. Sie läßt sich andererseits auch nicht dazu verleiten, die Heiligkeit des strafenden göttlichen Wortes an-

53. Die nächste Hektogramm-Seite (»6.«) fehlt. Im Folgenden wird der Abdruck in GS IV 424–426 wiedergegeben. 54. Korrekt: Eros thanatou.

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zutasten und aus Gründen der Angleichung an allgemein menschliche Grundtendenzen zwecks Volkserziehung oder Erhaltung einer kirchlichen Gefolgschaft darauf zu verzichten, das Böse böse zu nennen. Sie läßt sich schließlich auch nicht dazu verleiten, das Böse als existenzbedingendes Negativum zu hegen, um mit pfäffischer Geschwindigkeit ihre eigene Unentbehrlichkeit als moralisches Vorbild jederzeit beweisen zu können. Die Kirche spricht vielmehr vor Gott im Heiligen Geist den Wunsch aus nach der Vernichtung des Bösen. Gemeint ist die widergöttliche Macht des Bösen. Redet das Neue Testament sehr deutlich von der personhaften Wirklichkeit des Satans, so kennt das Alte Testament diesen – mit Ausnahme weniger Stellen – nur in der Gestalt eines den Menschen besitzenden Geistes, von dem der Mensch nicht recht zu trennen ist. Da aber der Christus kam, die Werke des Teufels zu zerstören, kann nun das Neue Testament von den Besessenenheilungen des Herrn her die in der zweiten Hälfte des Psalms verwünschte Macht als die des Satans getrennt erkennen und seine Vernichtung herbeisehnen, ohne auf die scheinbar vorliegende alttestamentliche Ineinssetzung von Mensch und Satan angewiesen zu sein. So bleibt auch dieser Psalmteil selbst dem »Besessenen« gegenüber stets Kerygma (vergleiche Abschnitt 2), so sehr er andererseits die totale Vernichtung des Bösen wünscht, und das auch im Wissen um das Verlorensein und Verlorengehen von Menschenseelen. Für V. 8 und 9 ist wichtig, daß schon übersetzungsmäßig zwischen Optativ und Indikativ unterschieden werden kann. Indem die Kirche im Heiligen Geist den Wunsch nach der Vernichtung des Bösen ausspricht, weiß sie zugleich gewiß um dessen künftige Erfüllung. Denn in dem Willen nach Beseitigung des Bösen darf sie sich mit des Herrn Willen eins wissen, der doch einmal allein herrschen wird. Ja sie darf es bereits in ihrer jeweiligen Gegenwart beobachten, wie der Böse dem Wasser gleich verrinnt, oder er wie eine Schnecke sich schließlich auflöst und dabei gleich einer Fehlgeburt doch eigentlich nie zum Leben gekommen ist. Sogar soll es bald geschehen; denn noch ehe ein leicht brennbarer Dornreisighaufen den Kochtopf erwärmt, wird der Zorn den Frevler beseitigt haben. Diese Beobachtung der Kirche kann verständlicherweise nur kraft des Heiligen Geistes geschehen, und wenn sie an das

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»bald« glaubt, wird sie nicht vergessen, daß auch tausend Jahre vor dem Herrn sind wie ein Tag. 4. V. 11–12: Vorfreude der Kirche über den endlichen Sturz des Bösen. – Die unter dem Noch der immer wieder neu sprossenden Herrschaft des Bösen inmitten einer verhärteten Welt kämpfende Kirche steht fest im Glauben an die einmal endgültige Vernichtung des Bösen. Täglich erkennt sie, wie – neben der außerkirchlichen Bedrohung durch die Welt und der innerkirchlichen durch falsche Brüder – auch sie selbst durch die Macht des Bösen abgezogen werden soll und wird, so daß sie täglich sündigt und täglich somit dem Verderben anheimfiele, gäbe es nicht die Vergebung. Wer kann da nicht den schier grenzenlosen Jubel verstehen, in den die Kirche ausbrechen wird, wenn sie mit der Vernichtung des Bösen ihrer Gotteskindschaft ganz teilhaftig wird! Mit der Wonne, mit der Kinder nach einem starken Gewitter wie befreit in den entstandenen Wasserlachen sich tummeln, wird die Kirche nicht nur einmal sich den tatsächlichen Tod des Bösen irgendwie sinnenfällig zu vergegenwärtigen trachten. Mag man solch Begehren kindlich oder gar kindisch nennen: die Beurteilung des »Kindersinns« vom Standpunkt einer philosophischen Ataraxie [Unerschütterlichkeit] aus dürfte von der Schrift her gesehen abwegig sein. – Zu V. 12 meint Calvin 55, daß 56 unter »Menschen« nur die Gläubigen zu verstehen seien, die allein solches Urteil aussprechen könnten. Es scheint mir jedoch durchaus möglich, daß nach dem Jüngsten Gericht diese Beurteilung gegeben wird von allen Menschen, von denen zur Rechten wie denen zur Linken [Matthäus 25,33 f.41]. Die öffentlich ausgerichtete Gerechtigkeit Gottes – als vindica[t]rix [rächend] und zugleich salvificans [rettend] – wird wohl als die Wahrheit Gottes die Grundlage bilden für die Willensausrichtung, die gelten soll in jener Zeit des neuen Himmels und der neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt (2. Petrus 3,13). Daß jener Lohn nur Gnadenlohn sein kann, liegt im Begriff der Gerechtigkeit Gottes bereits beschlossen. Der Psalm, der klagend und anklagend begann, schließt mit 55. In der Finkenwalder Seminarbibliothek standen Johannis Calvini Opera selecta, München 1926–1928, Band I und III (NL-Bibl. 2 C 3.4). 56. Beginn von Hektogramm-Seite »7.«.

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einem Jubelruf. Nichts veränderte sich im Verlauf des Sprechens dieses Liedes innerhalb der inner- oder außerkirchlichen Situation. Nach wie vor besteht der ernste Kampf. Doch hat die wahre Lehre ihr Licht über das Kampffeld tröstend gebreitet. Und so gilt der Kirche im inneren wie auch äußeren Ringen: doctrina est coelum, vita terra 57. 3 1 . D R E IU N D Z WA N ZI G S TE R B R I EF A US F I N K E N WA L D E 3 1 . 1 . B R IE F 23. Brief aus Finkenwalde 58 (26. August 1937) Liebe Brüder! Das erste Wort gelte unsern Brüdern im Gefängnis. Nach Br. Danicke und Br. Schrader ist nun auch Br. Mickley und zum 2. Mal Br. Giese verhaftet worden. Br. Mickley befindet sich im Gefängnis zu Potsdam, Lindenstrasse 24; Br. Schrader und Br. Danicke im Gefängnis Lindenstrasse 53; Br. Giese in einem von beiden 59. Sprechstunde ist Montag und Mittwoch von 13– 15 Uhr je zehn Minuten, einige Brüder sind bereits bei ihnen gewesen. An dem bekannten Dahlemer Sonntag 60 war auch Br. Grosch inhaftiert worden. – – – Aus den Zeilen dieser Brü57. »Die Lehre ist der Himmel, das Leben die Erde«, aus Luthers Vorlesung zum Galaterbrief 1531/35 (WA 57, 13), von Bonhoeffer öfter zitiert, auch in seinen Sätzen »über Schlüsselgewalt und Gemeindezucht im Neuen Testament« bei der Arbeitstagung mit BK-Pfarrern in Finkenwalde 19.–23. Mai 1937 (DBW 14, 841, eingegangen in das Buch »Nachfolge« DBW 4, 291). 58. NL A 48,2 (23.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten (maschinenschriftlich paginiert: 2); Teilabdruck GS II 520. Verfasst von Lekszas. 59. Handschriftlich ist »24« in »54« verändert und »im Gefängnis Lindenstraße 53« ersetzt durch »desgleichen« sowie »in einem von beiden« ersetzt durch »unbekannt«. 60. Vermerk Bethges (für GS II 520): »8. August 1937 Fürbittegottesdienst für Niemöller in der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem polizeilich verboten. Es kam zu Demonstrationen in den anliegenden Straßen, dabei etwa 250 Gottesdienstbesucher vorübergehend verhaftet.«

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der klingt wohl hindurch: »Es ist gewiss nicht alles leicht zu tragen.« Aber dann kommt das grosse Aber, welches der Glaube gleich dahinter setzen muss. Aber: »Schweige, beuge dich ein wenig; unser König wird behende machen, dass die Angst sich wende.« 61 Dazu noch ein Wort aus einem andern Brief: »Ihr sollt wissen, dass wir uns hier ganz geborgen wissen. Man begreift manchmal selber nicht, woher die Geduld kommt. Bleibt ihr nur treu in der Fürbitte, so wollen wir uns im Kampf nicht fürchten. Exodus 17,11 62!« Ja, das wollen wir uns merken, dass die Fürbitte einer Kirche und Bruderschaft mehr ist als nur ein tröstlicher Gedanke. Wir können nicht jeder unsere Brüder im Gefängnis besuchen, so wollen wir ihnen getreulich einen Engel Gottes hinsenden durch die Gebete des Glaubens. Und nun will ich euch weitergeben, was ich aus der Briefliste hervorholen kann. Habt Dank für alle Nachrichten, auch die Kartengrüsse! Br. Johannsen sitzt nun also in Werden bei Essen. Die lutherische Gemeinde umfasst 3500 bis 4000 Seelen. Versorgt wurde sie von 2 DCPastoren (einer ist Thüringer), dazu kam dann ein Ausschussvikar. Es hatte sich aber die bekennende Gemeinde abgespalten mit eigenem Gottesdienst und Unterricht und eigenen Amtshandlungen. Bisher wurde sie von ausserhalb versorgt, erstmalig ist nun für diese Gemeinde ein eigener Hilfsprediger entsandt in der Person von Br. Johannsen, der zur Zeit Pastor Busch–Essen untersteht. Eine junge B.K.gemeinde das bedeutet viel Besuche, viel Sammeln und Stärken der Brüder. Im Siegerland, um vorerst im Westen zu bleiben, in Ferndorf (Wittgensteinstrasse 41) arbeitet jetzt Br. Schemmann in der reformierten Gemeinde. B.K.-Presbyterium, gute Jugendarbeit, reger Kirchenbesuch. Am 22. 8. ist Br. Schemmann ordiniert worden. Wir wünschen ihm für seine Sendung und Auftrag den Beistand des lebendigen Gottes, dass er alles wohl ausrichten möge. Wir gedenken ebenfalls der Ordination der Brüder 63 Br. Grunow, von der Marwitz, Kühn

61. Ende der Strophe 6 des Liedes von Paul Gerhardt »Wie schön ists doch, Herr Jesu Christ«, EG.BP 292. 62. »Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel«. 63. Die Zufügung »Ordination der Brüder« steht auf der ersten Seite unten.

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und Block, welche am 18. 8. in der Jesus Christus Kirche in Dahlem stattfand. Ihr Dienst und Werk ist unter Gottes Wort gestellt worden. Der Segen des Wortes begleite unsere Brüder mit Mahnung und Hilfe, Trost und Schutz. Br. Grunow befindet sich zur Vertretung in Zernitz bei Neustadt-Dosse, Br. von der Marwitz ebenfalls zur Vertretung in Schneidemühl (Eichbergerstrasse bei Pfarrer Wulf), Br. Block in Brandenburg Görden, Danzigerstrasse 24. Br. Kühn hat wohl eine recht erfreuliche Arbeit in Berlin-Tempelhof. Er hält täglich Sprechstunden im DCbeherrschten Gemeindehaus und verschickt auch Gemeindebriefe. Auf Anfrage gebe ich gleich noch die Anschrift von Br. Rott: Berlin-Dahlem Unter den Eichen 93. Br. Büchsel ist mit seinem Examen nun vollständig fertig und sitzt in Peest in dem Bezirk Schlawe in der Nähe von Br. Mächler und Schlagowski zur Vertretung des verhafteten Pastor Gensch. Br. Christ hat einen Raum als Notkirche für die bekennende Gemeinde in Havelberg gemietet. Am 25. 7. fand die Einweihung statt. Die Kollekte, ein Opfer für die Gemeinde, das nicht abgekündigt worden war, wurde beschlagnahmt und ferner auch Pastor Wauer, Neustadt-Dosse verhaftet. Br. Berg (Br. Bonhoeffer und Onnasch kamen in den Ferien mit ihm zusammen) veranstaltet vierwöchentlich eine gut besuchte Männerstunde, führt den von Br. Dufft begründeten grossen Kindergottesdienst weiter, hält Jungmädchenfreizeiten und freut sich, in einer kirchlichen Gemeinde – Gross Rambin – arbeiten zu dürfen. Nun zu uns. Das Sommersemester geht also mit dem 11. September zu Ende. Br. Bonhoeffer war leider öfter genötigt, zu verreisen, wie ihrs ja auch aus früheren Semestern wisst. Augenblicklich ist er mit Br. Bethge unter anderem auf der [Provinz-]sächsischen Freizeit der Vikarsbruderschaft. Etwas besonders Erfreuliches darf schon verraten werden: Trotz des Vielerleis aller Arbeit ist das erwartete Buch [»Nachfolge«] bereits fertig, in die Maschine diktiert und harrt weiterer liebevoller Behandlung. Hoffentlich können wir bald den neuen Erdenbürger des Geistes unter uns begrüssen. Auch in das Bruderhaus bringt der Semesterschluss einige Veränderung. Das neue Semester ab Mitte Oktober wird Br. Thurmann und mich nicht mehr in Finkenwalde sehen. Das Verbleiben von Br. Brandenburg und Br. Wälde ist noch ungewiss. Br. Thurmann

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geht ins Rheinland und ich möchte mich um eine Pfarrstelle in Ostpreussen bewerben. In den vergangenen 4 Wochen hat das Bruderhaus 2 Volksmissionen durchgeführt und zwar diesmal erstmalig in Stadtgemeinden. Vom 4. bis 8. VIII. waren wir in Guben in der Niederlausitz und vom 17.–20. 8. in Köslin in dem Gemeindebezirk von Br. Zenke. Auf dem Lande ist es wohl leichter, aber wegen der Erntearbeit gingen wir lieber in die Städte. In Guben waren wir von der bekennenden Gemeinde eingeladen, früher unter Br. Rahmel, jetzt unter Br. Harhausen. Br. Harhausen befand sich grade auf Erholungsurlaub, wurde aber durch Br. Stechbart vertreten. Die Gottesdienste fanden in der Notkirche, einem ehemaligen Fabrikraum, statt, an der die Gemeinde mit grosser Liebe hängt. Die Gemeinde hat eine Kampfzeit hinter sich, durch welche sie recht fest zusammengeschlossen ist. Die Arbeit hat uns dort wirklich Freude gemacht. Es ist bemerkenswert, dass wir die Tage mit einer Gebetsgemeinschaft abschlossen, deren Verlauf uns sehr mit Dank erfüllt hat. Schriftenverkauf und Kollekten erbrachten bisher nie erreichte Ziffern. Die Polizei überwachte die Veranstaltung und hat 2 Kollekten beschlagnahmt. In der Arbeit wurden wir aber nicht behindert. In Köslin also bei Br. Zenke. Sein Bezirk umfasst Stadtrand, Arbeitergegend, Siedlung und ein Dorf. Besonders in diesen Tagen spürten wir etwas von der Einsamkeit der Botschafter Jesu Christi in den Strassen einer grösseren Stadt. Und auch an den Abenden galt es, sich mit Gottes Wort an die müden Herzen heranzukämpfen. Aber der Herr will unsere volksmissionarische Verkündigung ganz gewiss unter seinen Segen stellen. Wir erlebten, wie grade die einfachen Menschen herzukamen. Obwohl so viele verarmt sind an Gottes Wort und dem geistlichen Leben, wollen sie doch Gottes Wort nicht verachten. Denen galten auch besonders unsere Hausbesuche. Auch wir, die Verkünder und Lehrer des Wortes, liebe Brüder, wollen uns daran erinnern lassen, dass wir unter Gottes Wort bleiben müssen, sonst verarmen wir auch. Alle Worte, die wir sprechen müssen, werden sonst leer und fade und können auch keinem Kinde mehr Jesus Christus vor Augen stellen. Wir möchten ja nie und nimmer ohne Gottes Wort sein. Aber es geht sehr leicht, das Wort zu verachten. Schon, wenn Lust

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und Liebe zu ihm nachlassen in der Meditation und in der Schriftlesung. Darum, wenn wir beten und lesen, wollen wir einander gedenken, der Freien und der Gefangenen, dass das Wort uns festnehme und nicht mehr los und verloren gebe. Wir befehlen uns der Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Die herzlichsten Grüsse Euer (gez.) Horst Lekszas 3 1 . 2 . V E R L U S T M E L D U NG Vermisst: Seit Ende des 3. beziehungsweise Anfang des 4. Kurses vermisse ich meinen Schal (gelb braun mit dunkleren Enden; etwa 1,20 m lang). Für Zusendung wäre ich sehr dankbar. Unterschrift: Horst Thurmann, Finkenwalde 31.3. ZU I K ORINTHER 10,1–13 Meditation 64 zu 1. Korinther 10,1–13. (9. [Sonntag] p. Trin. [nach Trinitatis]) [1Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten, daß unsre Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle durchs Meer gegangen 2und sind alle auf Mose getauft mit der Wolke und mit dem Meer 3und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen 4und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus. 5Aber an ihrer vielen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste. 6Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, daß wir nicht uns gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat. 7Werdet auch nicht Abgöttische, gleichwie jener etliche wurden, wie geschrieben steht: »Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, zu spielen.« 8Auch lasset uns nicht Hurerei treiben, wie etliche unter jenen Hurerei trieben, und fielen auf einen

64. Hektographie, Beginn der ersten von fünf Seiten (handschriftliche spätere Paginierung: 3, 4, 5, 7, 8). Oben auf der ersten Seite (»3«) in Bethges deutscher Handschrift »August 37 Brief Nr 23« und in lateinischer Handschrift: »Markus 12,41–44 Schönherr Matthäus 5,48 Vilmar 1. Korinther 10 Klapproth«. Verfasser der ersten Meditation also Klapproth.

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Tag dreiundzwanzigtausend. 9Lasset uns aber auch Christum nicht versuchen, wie etliche von jenen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. 10Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und wurden umgebracht durch den Verderber. 11Solches alles widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist. 12Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle. 13Es hat euch noch keine denn menschliche Versuchung betreten; aber Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s könnet ertragen.]

Die Perikope steht im Zusammenhang von Kapitel 8–10, der Frage nach dem Genuß von Götzenopferfleisch, als nähere Ausführung zu 9,24 65. Sie warnt vor einem Geringachten der Versuchungen und vor falscher Sicherheit in der Welt; denn das christliche Leben ist gleich einem Lauf in den Schranken. 1. Der Schritt in die Schranken. Der Schritt in die Schranken, der »Start« des christlichen Lebens, ist dadurch charakterisiert, daß er gar kein eigener Schritt ist, sondern ein Hineingehoben- und Gestelltwerden. Zur Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde kann sich niemand entschließen, sondern er findet sich als Berufener vor – oder nicht. Alle aber, die sich darin vorfinden, stehen unter den gleichen Bedingungen. Nichts, was sie mitbrachten, hat noch irgendeine Bedeutung; sondern allein, was Gott ihnen gibt. Und weil dieser Anfang des christlichen Lebens allein auf der Gabe Gottes beruht, hat keiner der Berufenen etwas vor dem anderen voraus, und keiner steht dem anderen nach. Auf diesen Weg geschickt, heißt ja: durch den sichern Tod hindurchgerissen und in einem neuen wunderlichen 66 Leben erhalten werden. So mußte Israel durchs Rote Meer [Exodus 14,22] – da starb der letzte Stolz des selbstvertrauenden Menschen; so wurde Israel wunderbar gespeist [Exodus 16,4] – daß in ihm Christus, das Ebenbild des Vaters, von innen her Gestalt gewinne. So werden 65. »Wisset Ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet!« 66. Vielleicht Anspielung auf das Lied von Gottfried Arnold »So führst du doch recht selig, Herr, die Deinen, ja selig und doch meistens wunderlich«, EG.BP 230.

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wir in der Taufe nach dem Alten Menschen ersäuft 67 und hindurchgerettet zum Leben in Gerechtigkeit, Unschuld und Heiligkeit, worin uns das Sakrament des Leibes und Blutes Christi erhält und stärkt [Exodus 17,6], ja gleich der täglichen Speise unser Wesen, auch unser Fleisch und Blut, bestimmt und ersetzt, auf daß Christus in uns Gestalt gewinne (Hier dürfte der Gemeinde einmal deutlich gesagt werden, welche sicheren Folgen die Einschränkung, das heißt Verachtung des Sakramentsgenusses mit sich bringt: Schwindsucht, Auszehrung des geistlichen Lebens). Mit solchen beiden Gaben, mit denen Gott niederreißt und erbaut, sind wir Christen alle in gleicher Weise ausgerüstet, da sind wir »alle« (fünfmal in V. 1–4!) beieinander. 2. Der Lauf in den Schranken. Aber nun sind wir zum Laufen aufgefordert! Nun sind wir nicht in die Schranken gehoben und an den Startplatz gestellt, daß wir dort stehen bleiben. Nun werden wir vielmehr auf die Strecke geschickt – und es gilt für jeden zuzusehen, daß er nicht auf der Strecke bleibe! Nun werden wir auf einen Weg geschickt – und zwar, wie Israel, einen mühseligen, ungebahnten Weg durch die große, grausame Wüste. Da heißt es: halte, was du hast [Offenbarung 3,11]! Und da werden am Ende nicht mehr »alle« beieinander sein, wie am Anfang; denn vier-, fünfmal heißt es zwischendurch: »Viele« beziehungsweise »Etliche« … (vergleiche zu dieser Korrigierung des »Alle« auch Matthäus 7,4; Römer 9,7; 1. Korinther 9,24). Von fünfmaligem Abfall Israels wird gesprochen. 68 Man darf wohl ein Zunehmen in der Größe der Verschuldung erkennen: zuerst Unzufriedenheit mit den Marschbedingungen, am Ende Abweisung des verheißenen Zieles. Es sind ganz konkrete, alltägliche Nöte (Essen und Trinken), in denen Unglauben und Mißachtung der Gnadentat und -gabe 69 Gottes ans Licht kommt – obschon das Volk Gottes in den 40 Jahren nie Mangel gelitten hat (Deuteronomium 2,7). Das redet sehr unmißverständlich in unsere 67. Martin Luther im Kleinen Katechismus zum »Wassertäufen« (BSLK 516): »Es bedeut, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reu und Buße soll ersäuft werden«. 68. I Korinther 10,5.7.8.9.10. 69. Im Hektogramm hier irrtümlich »-gnade«.

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heutige christliche Existenz gerade der Bekennenden Kirche hinein. Nach besseren Lebensbedingungen gieren [Numeri 21,5 f] und nicht an der Freude am Herrn sein Genüge haben; wohlgefällig um das Bild der eigenen Kraft kreisen [Exodus 32,6] (gerade auch das der Kraft einer Kirche!); sich unzüchtig [Numeri 25,1.9] dem Kult des Vitalen hingeben; die Sorge um das tägliche Brot nicht ganz Gott anvertrauen [Exodus 16,20], sondern selbst tragen wollen; sich fürchten vor den Mächtigen dieser Erde [Numeri 14,2 f] und darum die Besitzergreifung für den Herrn (Missionsbefehl [Matthäus 28,19 f]) abladen wollen (Vergleiche im Einzelnen die 5 Abschnitte des AT) – das sind schon Versuchungen, vor denen wir uns warnen lassen müssen. Und wenn es auch, wie bei Israel, nur »menschliche« das heißt menschenmögliche Versuchungen sind, so fassen sie uns doch härter an als unsere Väter im Glauben, da über uns das Ende der Welt gekommen ist und der böse Feind seine Anstrengungen vervielfacht (denn »er weiß, daß er wenig Zeit hat« [Offenbarung 12,12]). Darum haben wir auch, vor jenen Israeliten, dies voraus, daß uns in der Heiligen Schrift ihr Vorbild gegeben ist, zum Sakrament hinzu also das Wort in kompakterer, ja auch fleischgewordener Gestalt, worauf jene noch warteten. Das ist die »Vorbildlichkeit« des AT – nicht eine Vorbildlichkeit seiner Menschen, (hier ganz im Gegenteil!) sondern eine Vor–bildung des Handelns Gottes, uns »den Sinn zurechtzurücken« (1. Korinther 10,11). 3. Das Ende. Eines nimmt notwendig ein Ende: entweder unsere Versuchung oder unser Laufen. »Unsere Versuchung« – ach, es ist vielmehr Gottes Versuchung. Nicht Israel wurde in der Wüste versucht, sondern Gott durch Israel (vergleiche 1. Korinther 10,9–13). »Unsere Versuchungen«, in denen wir uns beachtenswert und bemitleidenswert vorkommen, sind in Wahrheit Versuchungen Gottes, in denen wir es wagen, seine Treue zu uns durch unser Spielen mit der Untreue auf die Probe zu stellen. Versuchen wir Gott so, daß er es nicht mehr ertragen kann, dann wird er unserem Laufen ein Ende machen. (Auf der Strecke oder am Ende der Strecke.) Halten wir aber treu an seiner Treue, so wird er der Versuchung ein Ende machen. Nicht wir machens, er machts! So heißt es also, fern von gottloser Angst im Vertrauen auf seine Treue in der rechten Furcht den nicht in

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Versuchung führen, den wir bitten: »Führe uns nicht in Versuchung« [Matthäus 6,13]. So kommen wir zum Ziel. Erich Klapproth. 31.4. ZU MARKUS 12,41– 44 Meditation 70 über Markus 12,41–44. [41Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein. 42Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller. 43Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben. 44Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt.]

Helden und berühmte Leute behalten wir deshalb in unserm Gedächtnis, weil sie sich durch große Taten oder heldenhaften Charakter einen Namen gemacht haben. Die »Grossen Leute« der Kirche Christi kennen wir kaum mit Namen: Fischer am See, die ihren Beruf aufgeben und dem Herrn folgen [Matthäus 4,18–22], – eine Witwe, die ihre letzten Pfennige in den Opferkasten tut. Die »Grossen Leute« der Kirche Christi sind in Wahrheit die kleinen Leute, die aber dadurch gross sind bis in Ewigkeit, daß der Herr von ihnen gesagt hat: »Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe …« Dies Lob Jesu überrascht. Was macht solch kleine Gabe aus gegenüber den großen Gaben, die auch in den Opferstock gelegt wurden. Der Zweck dieser Gaben war vermutlich die Instandhaltung des Tempels. Ist es nicht sträflicher Leichtsinn, daß die Frau das letzte, was sie hatte, weggibt? Und wenn schon, dann nicht mal für etwas »Nützliches«, sondern für den Tempel. Wie kann der Herr mit Worten, mit denen er sonst letzte Dinge zu sagen pflegte, eine solche kleine, rührende Episode auszeichnen? Aber ist das wirklich so etwas Nebensächliches, was da ge70. Verfasst von Schönherr.

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priesen wird? Es kommt ja nicht auf die Grösse der Gabe an: »Die Ewigkeit hat für Geld keinen Sinn« (Kierkegaard 71). Aber die Witwe hat alles, was sie hatte, eingelegt. Sie hätte doch nur eines von den beiden Geldstücken einzulegen brauchen. Wer von uns hat schon einmal alles gegeben? Nicht für einen Verwandten, nicht für einen Freund, sondern für Gott, ja, vielmehr nur für das Gotteshaus? Die Witwe hat mehr eingelegt als die paar Pfennige: »ihre ganze Nahrung,« läßt sich auch übersetzen: »ihr ganzes Leben«. Müssen wir da nicht beschämt schweigen? Ist das nicht unsere Not, daß wir gerade nicht unser ganzes Leben zum Opfer geben? Wir geben immer nur soviel davon, wie es keine Mühe oder besondere Kosten macht, wir geben immer nur Brocken. Und wir sind dann noch sehr zufrieden mit uns. Und wir sind sehr besorgt, daß unser Opfer auch nutzbringend angewandt wird. – Wir können Gott mit unserer Gabe nicht Gutes tun, aber wir können bezeugen, daß wir ihn über alle Dinge lieben. Denn nicht die größere Gabe, sondern die größere Liebe preist der Herr. Kierkegaard formt die Geschichte etwas um: Die Frau hat sich das Geld vorher zurechtgelegt und in ein Stückchen Stoff gewickelt. Ein Dieb nimmt ihr das und legt das leere Stück Stoff wieder hin, als ob nichts verändert wäre. Die Frau tut nun bona fide [gutgläubig] das leere Stück in den Gotteskasten. Und auch von dieser Gabe hätte der Herr gesagt: »Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle …« – Christi Lob gilt einer Liebe, die nur Gott sieht, und darum nicht Angst hat zu verschwenden oder falsch anzuwenden, die es im Schauen auf den Herrn vergessen hat, auf sich selbst zu sehen, aus Freude, Gott alles geben zu können. Das sind die »Grossen Leute« der Kirche Christi: Menschen, die in ganzer Liebe ihr ganzes Leben dem Herrn zum Opfer gegeben haben. Wozu hat uns der Herr diese Witwe gezeigt? Sollen wir in 71. Søren Kierkegaard, Der Liebe Tun. Etliche christliche Erwägungen in Form von Reden (1847), sinngemäß – etwas anders übersetzt – in der Ausgabe Düsseldorf/Köln 1966 auf Seite 351. In der Finkenwalder Seminarbibliothek standen mindestens zehn Kierkegaardbände. Bonhoeffer benutzte für sein Buch »Nachfolge« einen 1934 erschienenen Auswahlband: Der Einzelne und die Kirche. Über Luther und den Protestantismus, Übersetzung und Vorwort von Wilhelm Kütemeyer (NL-Bibl. 7 A 40).

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Resignation unsern Abstand von diesem Bild erkennen? Sollen wir stolz darüber sein, daß es so etwas in der Kirche gibt? Nein, Christus will uns in die Nachfolge rufen. Der Ruf in die Nachfolge, das ist ja das Gebot Gottes an seine Gemeinde, ihm ihr ganzes Leben zum Opfer zu bringen. Nachfolge ist nichts anderes als die Erfüllung des 1. Gebotes [Exodus 20,2 f]. »Gott über alle Dinge lieben« 72 ist uns immer nur der Vorsatz frommer Stunden, aber nicht der Weg, auf dem wir gehen. Gerade wir Pastoren können bekennen, daß es sehr wenige von uns gibt, von denen der Herr sagen könnte: Wahrlich, dieser Bruder … ! Aber es geht heute in der Kirche darum, ob da noch Menschen sind, die bereit sind, ein Leben mit allen Konsequenzen Christus zum Opfer zu bringen. Es könnte sein, daß das für uns alle bald wirkliches Opfer würde, auch für die Gemeinden. Christus hat seine Jünger nicht darum zusammengerufen, daß sie das Werk der Witwe nachahmten, sondern er hat ihren Glauben und ihre Liebe ihnen vor Augen stellen wollen. Christus will nicht bloß unsere Hände und unser Werk, er will uns ganz. Das heißt aber andererseits nicht, als käme es nun allein auf die echte Liebesgesinnung an, alles andere sei nebensächlich. Christus will nicht bloß unsere Gesinnung, er will uns ganz. Das Lob des Herrn wird uns jetzt verständlich. Wenn das Liebe Gottes ist: Wer kann dann selig werden? Wer diese Frage mit dem Herzen tut, der darf wissen, daß es in der Kirche noch so einen Unbekannten, »Kleinen« gibt, der sein Leben in den Opferkasten getan hat. Und das nicht allein aus Liebe zu Gott, sondern weil er uns alle lieb hat: für uns. In Ihm können wir auch unser Leben zum Opfer geben. In Ihm haben wir es alle schon getan. In der Freude über sein Opfer können wir und müssen wir es immer wieder tun. Albrecht Schönherr.

72. Martin Luther im Kleinen Katechismus zum ersten Gebot (BSLK 507): »Wir sollen Gott über alle Ding fürchten, lieben und vertrauen.«

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31.5. ZU HEBRÄER 4,9 –13 Meditation zu Hebräer 4,9–13 (Tetsch) [9Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. 10Denn wer zu seiner Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken gleichwie Gott von seinen. 11So lasset uns nun Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe, auf daß nicht jemand falle in dasselbe Beispiel des Unglaubens. 12Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13Und keine Kreatur ist vor ihm unsichtbar; es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Von dem reden wir.]

I. Israel sucht seine Ruhe. Durch Genesis 12,1 73 hat Gottes Volk seine Ruhe in dieser Welt verloren, doch hat ihm Gott ein Land neuer, ewiger Ruhe 74 verheißen: Kanaan. Auf dem Wege in diese Ruhe sucht es seine Ruhe in Aegypten. In Kanaan selbst sucht es seine Ruhe auch nicht beim Herrn. Darum Hebräer [V.] 13 ff. Wer seine Ruhe findet, der wird sie verlieren; und wer sie verliert um meinetwillen, der wird sie finden [Markus 8,35]. Wo sucht die Kirche heute ihre Ruhe? Hatten wir nicht auch unsere Ruhe gefunden? »Einbürgerung des Christentums in die Welt.« Wir hatten Ruhe, aber hätten darüber fast die Ruhe Gottes verloren. Gott hat uns aus unserer Ruhe aufgestört. II. V. 12 & 13. Er sieht es wohl, wo wir uns zur Ruhe begeben, läßt uns aber am falschen Ort nicht zur Ruhe kommen, wo wir um Mitternacht [Matthäus 25,6] wieder auf müßten, wenn Jesus wiederkommt. »Ihm müssen wir Rechenschaft geben« statt »von dem reden wir«. Er scheut sich nicht, uns durch sein Wort in unserer Ruhe zu stören. Er stört uns häufig durch Schicksalsschläge, aber unser »unverständiges Herz ist verfinstert« (Römer 1,21) und merkt Gottes Hand nicht darin. Darum 73. »Und der Herr sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.« 74. Ab hier im Hektogramm statt »Ruhe« immer abgekürzt: »R.«.

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durch sein Wort! Um uns zu zeigen, daß bei uns keine Ruhe vorhanden ist, daß all unsere Ruhe nur suchende Unruhe ist, V. 12: Seele und Geist, nicht: Seele von Geist. Gottes Wort schneidet uns ins Herz. Der Herr ist unser Arzt [Exodus 15,26], der mit seinem Wort an unseren Herzen schneidet. Gottes Wort tut unserem Fleische wehe –, um uns zu heilen! Gott ist ein Schmied, dessen Wort wie ein Hammer ist [Jeremia 23,29]. Dies Schlagen tut weh – uns zugut! Gott ist ein Kriegsmann [Exodus 15,3], der mit seinem Schwert durchhaut, der dich tötet – um dich zum Leben zu bringen. Das ist das schwerste Leichenbegängnis, sich selbst mit all seiner Ruhe und Unruhe zu Christi Grab zu tragen. Das ist das schwerste Scheiden, sich scheiden von sich selbst. Gottes Wort, ein Richter, hat unsere Ehe mit uns selbst geschieden. Scheiden tut weh, wo wir uns so gerne und lieb haben und in uns selbst Ruhe hatten. Gott stört uns auf aus unserer Ruhe. Aber – um uns einen sicheren Ruheort zu geben. Gottes Wort bringt also Unruhe. Es »dringt durch« bis zum kleinsten Ast, auf dem wir uns zur Ruhe setzen wollen. Ein Beispiel: »es ist noch eine Ruhe vorhanden« unter anderem auf Todesanzeigen und Grabsteinen. Viele meinen, im Tode Ruhe zu finden, die sie im Leben nicht fanden. Der Tod bietet aber keine letzte Ruhe. Die Toten werden auferweckt und in die Unruhe des Gerichtes hineingestellt werden. Nirgendwo Ruhe. Durch Unruhe zur Ruhe, durch Kreuz, das auf all unsere Ruhe gelegt ist, zum Leben. Wie vor Jesu Auferstehung die Unruhe seines Kreuzes stand. III. V. 9 & 10. Der Herr bringt Unruhe und macht ruhig. Ja, es ist für uns eine Ruhe vorhanden, ist bereitet, bevor wir uns um sie mühen. Ein anderer hat sich darum gemüht. »Nach der Arbeit ist gut ruhen«, aber nicht nach deiner, sondern nach Gottes Arbeit. Unsere Ruhe gleich Gottes Ruhe (3,18; 4,3 und 5). Zweimal hat Gott sich von seinem Thron erhoben; zweimal ruhte Gott von seinen Werken: nach der Bereitung der Welt (Genesis 2,2) und unseres Heiles (Jesaja 43,25). Das erste Mal sagt Gott: es ist alles sehr gut [Genesis 1,31]; das zweite Mal: es ist vollbracht [Johannes 19,30]. Nun ruht Gott von seinen Werken. Das bedeutet erstens, daß wir Ruhe haben dürfen vor Gott, obwohl wir Sünder sind. Die Arbeit, die unsere Sünde ihm gemacht hat, ist vollbracht. Nichts mehr blieb uns zu tun. So sind wir vor Gott zur Ruhe gekommen und ru-

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hen von unseren Werken. Gottes Werke vertreten die unseren. Sei nun auch nicht mehr so unruhig und ungewiß vor Gott, auch in deinem Heiligungsleben, ob deine Heiligung wohl ausreiche. Oder achtest du Jesu Arbeit so gering? Er hat ganze Arbeit getan. Du fragt, ob das denn auch ganz gewiss sei. Gott selbst hat es gesagt. Und was aus seinem Munde kommt, läßt Gott vor seinen Ohren ganz gewißlich gelten. Gottes Zorn ist in Jesu Blut gestillt, beruhigt. [Das bedeutet] 2). daß wir Ruhe haben dürfen in dieser Welt. Ist Gottes Zorn gestillt, so hat uns Gott um Jesu willen ja seine Güte zugewendet. Er ist nicht mehr gegen uns, sondern für uns, ist uns gut, sorgt für uns. Psalm 23,4. Römer 8,28; 1. Petrus 5,7. Wir brauchen uns nicht mehr zu sichern durch viel Sorgen gegen böse Menschen, dunkle Zukunft und so weiter. Wir können ruhen von diesen Werken. Er hat für uns gesorgt, sodaß er bereits ruhen kann von seinen Sorgen für dich und für mich. Und Gott sorgt gut als ein Vater. Gewiß, in uns ist viel, sehr viel Unruhe und Angst. Die laßt uns auch nicht voreinander verleugnen. Aber in Jesus Christus ist Ruhe. In ihm ist auch deine Ruhe vorhanden. Wirf deinen Lebensanker auf Golgatha, und dein Leben hat seine Ruhe gefunden. Unser Leben ist wie ein winziges, hilfloses Schifflein in der Unruhe und im Gewoge der Wellen, die ihm die gähnenden Tiefen zeigen, aber es darf nun ruhig und gewiß sein. Augustin: »Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir« 75. Um uns ganz gewiß zu machen, ist diese Ruhe nicht in uns und der vergänglichen Welt begründet, sondern ganz außerhalb, von uns und unserer Unruhe ganz unabhängig, in Christus. Jetzt ist unsere Ruhe noch ganz die Ruhe Gottes. Dann aber wird sie ganz auch unsere eigene Ruhe sein, die wir in uns selbst auf der neuen Erde, im Himmel, haben werden. Hoffnung. Christus ist das Land, in dem wir zur Ruhe kommen; der Boden, der uns trägt; das verheißene Kanaan. Er, nicht ein fernes Palästina. Wir sind »in ihm«. In ihm kam der Himmel auf Erden (Lukas 17,21). In diesem Stücklein Himmel ist uns das Land der Rettung geschenkt. Sonst haben wir keines. Sonst haben wir überall unsicheren Grund unter den Füßen, den die nächste Welle uns fortzieht. Dieser Grund bleibt und trägt, auch wenn wir sonst in dieser 75. Confessiones I, 1.

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Welt keinen Boden mehr unter den Füßen haben (Psalm 73,25 f). Der Tag, da Jesus sich wieder in die Ruhe des Vaters begab, ist der Tag unserer Ruhe. So kann unser Lebenstag, nicht nur der Sonntag, ein Sabbathtag heißen (V. 9: Ruhe gleich Sabbatismos), da wir in Gott unsere Ruhe gefunden haben. Aber dürfen wir es wagen, allein bei ihm unsere Sicherheit zu suchen? Wo willst du deine Ruhe sonst noch sichern? Wo du doch weißt, daß Gottes Wort dir alle anderen Möglichkeiten abgeschnitten hat. Willst du dich noch anderswo festhalten, so gibst du damit deine Ruhe in Jesus Christus preis. Wer in dieser Welt seine Ruhe findet, dem wird Gott unruhig. Die Ruhe und das Himmelreich gewinnen keine Halben. So gib deine Sachen getrost in Jesu Hände. Bei ihm ist alles besser aufgehoben als bei dir. Da kannst du ruhig schlafen und ruhig arbeiten. Dich behütet die Liebe Gottes in Christo. Du kannst von allen eigenen Werken ruhen, die dich vor Gott und Menschen, vor der Welt und deinem bangen Herzen schützen sollen. Gott schützt dich vor dem allen und gibt dir Frieden. IV. V. 11. Wollen wir nicht von unseren geistlichen Ahnen lernen, daß wir die Ruhe nicht versäumen? Israel ist uns zu einer Warnung gesetzt. »Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten.« [Galater 6,7] 3 1 . 6 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 76 29. 8.–4. 9. 5. 9.–11. 9 12. 9.–18. 9. 19. 9.–25. 9. 26. 9.–2. 10. 3. 10.–9. 10. 10. 10.–16. 10.

Psalm 144–145 Psalm 146–147 Psalm 148–150 Habakuk 1 Habakuk 2 Habakuk 3 I. Könige 8,12–61.

76. Notiz in Bethges deutscher Handschrift: »August 37«. Im Hektogramm statt »1« »I«, statt Null »O« (zum Beispiel »IO. IO–I6. IO.«).

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3 1 . 7 . V IL M A R Z U M AT T H Ä U S 5 , 4 8 A. F. C. Vilmar über Matthäus 5,48. 77 [Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.]

Die Gebote der Nächstenliebe und des Nicht-rächens werden in dem Gotteskampf, dem wir entgegengehen, und in dem wir zum Teil schon seit Jahren stehen, besonders hervortreten, wo auf der einen Seite der Haß, auf der anderen die Liebe kämpft. Darauf hat jede Christenseele hoch not, sich ernstlich zu schicken. Es kommt die Zeit heran, in welcher Jeder, welcher den lebendigen Gott bekennt, um dieses Bekenntnisses willen nicht allein ein Gegenstand des Hasses und der Wut sein wird – denn soweit sind wir so ziemlich schon jetzt gekommen –, sondern wo man ihn bloß um dieses Bekenntnisses willen aus der »menschlichen Gesellschaft«, wie man das nennt, ausschliessen, von Ort zu Ort jagen, wo man leiblich über ihn herfallen, ihn mißhandeln und nach Umständen töten wird. – Es nahet eine allgemeine Christenverfolgung, und das ist eigentlich der rechte Sinn aller Bewegungen und Kämpfe unserer Tage. Die auf die Vernichtung der christlichen Kirche und des christlichen Glaubens ausgehenden Gegner können mit uns nicht zusammenleben, weil sie in jedem unserer Worte und in jeder unserer Handlungen, wenn dieselben auch gar nicht gegen sie gerichtet sind, eine Verurteilung ihrer Worte und Handlungen, und gar nicht mit Unrecht, sehen, und dabei wohl herausfühlen, daß wir nach ihrer Verurteilung, die sie über uns aussprechen, ganz und gar nicht fragen, weil sie sich selbst sagen müssen, daß diese Verurteilung vollkommen unmächtig und nichtig ist, daß wir also gar nicht, wie es ihnen ganz recht wäre, auf dem Fusse des gegenseitigen Haderns und Zankens mit ihnen stehen. Und wie den Kampf kämpfen? Die Zeit kommt heran, daß wir nicht mehr als Einzelne und Vereinzelte, sondern zusammen als Gemeinde, als Kirche, die Hände also zum Gebete erheben, daß wir in Scharen, wenn auch als verhältnismäßig kleine Scharen, unter den viel tausendmal tausend Abgefallenen laut den Herrn, der gekreuzigt und auferstanden ist, und seine Wiederkunft bekennen und preisen. Und welches 77. Hektographie, eine Seite, später handschriftlich paginiert »6«.

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Gebet, welches Bekenntnis, welcher Lobgesang ist dies? Das ist eben ein Gebet der innigsten Liebe zu eben diesen Verlorenen, welche um uns her stehen und mit den rollenden Augen des Hasses uns anschauen, wohl gar schon die Hände zum tödlichen Streiche wider uns erhoben haben; das ist ein Gebet um Frieden für diese irregewordenen und zerrütteten, verstörten und verwüsteten Seelen, ein Gebet um dieselbe Liebe und denselben Frieden, deren wir uns freuen; ein Gebet, welches ihnen tief in die Seele dringen und an ihren Herzen reißen wird mit weit stärkeren Griffen, als sie mit der äußersten Anstrengung des Hasses an unseren Herzen zu reissen vermögen. Ja, die Kirche, welche wirklich des Herrn wartet, wirklich die Zeit mit ihren Zeichen der endlichen Scheidung begreift, muß aus allen Kräften der Seele, aus allen Gesamtkräften ihres heiligen Lebens sich auf dies Gebet der Liebe werfen. 78

78. Zusätze in Bethges lateinischer Handschrift: »Dies Zitat fügte Bonhoeffer seinem Nachfolge-Manuskript ein als ›S. 60a‹ (dann in Nachfolge S. 93/4 1. Auflage [1937]) S. 125–127 in 11. Auflage 16/2.[19]81 E. Bethge.« Seit 1989 DBW 4, 145 f, dort nach einem anderen Abzug dieser Seite, auf dem der Textbeginn erscheint als »Die Gebete …«. Das Zitat geht zurück auf ein Exzerpt aus August Friedrich Christian Vilmars »Zur neuesten Culturgeschichte Deutschlands. Zerstreute Blätter, wiederum gesammelt von A. F. C. Vilmar. Erster Theil: Politisches und Sociales«, Frankfurt am Main / Erlangen 1858, 353 f und 357 f.

II. Die »persönlichen« Rundbriefe Bonhoeffers an die Brüder

Sammelvikariate 1937–1939: Erster bis achter »persönlicher« Brief

3 2 . E R S T E R » P E R S Ö N L IC HE R « B R I EF 3 2 . 1 . B R IE F 3. November 1937. 1 Liebe Brüder! Noch können wir Euch leider nichts Gewisses über unsere Zukunft sagen. 2 Aber in den nächsten Tagen werden die Entscheidungen fallen müssen. 3 Inzwischen soll doch unsere Gemein1.

2.

3.

NL A 48,3 (1.): Hektographie, aus Grunows Akten, eine Seite; von Bethge für den Druck in GS II 523 vorbereitet, Abdruck DBW 14, 303. Oben auf der Seite handschriftlich »(1)«, Bethges Zählung der von Bonhoeffer selber verfassten »persönlichen« Rundbriefe. »In Verfolg des Erlasses des Reichsführers-SS und Chefs der Deutschen Polizei [Heinrich Himmler] vom 29. 8. 1937« ließ Reinhard Heydrich als Chef der Sicherheitspolizei das Finkenwalder Predigerseminar schließen (DBW 15, 13). Am 28. September 1937, als die Teilnehmer des fünften Kurses abgereist waren, erschien die Gestapo im Finkenwalder Predigerseminar mit dem amtlichen Schließungsbefehl, den Fritz Onnasch und Frau Struwe entgegennehmen mussten, und klebte Versiegelungsmarken an die Türen (DB 660). Das war auch das Ende des Bruderhauses. Vermerk Bethges für GS II 523: »Die Arbeit des Seminars wurde seit Anfang Dezember 1937 in der Form von 2 Sammelvikariaten weitergeführt. 8– 10 Vikare wurden in den Kirchenkreis Schlawe eingewiesen und wohnten unter Leitung von Pastor E. Bethge in einem alten Pfarrhaus zusammen, waren aber nominell einzelnen Pfarrern zugewiesen. Eine zweite Gruppe entsprechend in den Kirchenkreis Köslin unter Pastor F. Onnasch. D. Bonhoeffer wurde nominell zum Hilfsprediger von Superintendent Block in Schlawe gemacht und dort polizeilich angemeldet; er verbrachte je eine halbe Woche unterrichtend in Köslin und in Groß-Schlönwitz bei Schlawe (beziehungsweise ab 1939 Sigurdshof-Großtychow bei Schlawe). Nach dem Versiegen der Kandidaten durch Einziehungen [zum Militär] kam auch

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schaft des Gebetes und des Schriftlesens nicht abbrechen. Wir denken Euer aller, besonders der Gefangenen täglich. Denkt auch Ihr des neuen Arbeitsanfanges bei uns. Für alle Fälle wollen wir die Meditationstexte schon bis Januar festlegen. Ein Brief folgt hoffentlich bald wieder. Wir grüssen Euch heute mit der Losung Markus 6,56 [»… und alle, die ihn anrührten, wurden gesund«]. Euer Dietrich Bonhoeffer. 3 2 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 4 31. Oktober – 6. November 7. November – 13. November 14. November – 20. November 21. November – 27. November 28. November – 4. Dezember 5. Dezember – 11. Dezember 12. Dezember – 18. Dezember 19. Dezember – 25. Dezember 26. Dezember – 1. Januar 2. Januar – 8. Januar 9. Januar – 15. Januar

: Matthäus 24,1–14 : Matthäus 24,15–28 : Matthäus 24,29–41 : Matthäus 24,42–50 : Lukas 1,1–25 : Lukas 1,26–38 : Lukas 1,39–56 : Lukas 1,57–80 : Johannes 1,1–18 : Lukas 2,21–40 : Jesus Sirach 50,24–26 oder Psalm 1.

3 3 . Z W E IT E R » P E R S Ö N L I C H ER « B R I E F 3 3 . 1 . B R IE F den 20. Dezember 1937. 5 Liebe Brüder! In diesen Tagen gehen meine Gedanken in besonderer Weise zu Euch allen. Wenigstens ein Weihnachtsbrief soll das Zeichen

4. 5.

diese getarnte Ausbildung im März 1940 zu Ende. Wenige Tage nach Semesterschluß März 1940 erschien wiederum die Gestapo, um aufzulösen.« Auf der für den Druck vorbereiteten Seite sind die Meditationstexte gestrichen. NL A 48,3 (2.): Hektographie, aus Grunows Akten, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2.–, – 3–, – 4.–); von Bethge für den Druck in GS II

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unserer Gemeinschaft sein. Er wird Euch mitten in der ganzen Fülle und Freude Eurer Arbeit antreffen. Die meisten von Euch stehen in der Gemeindearbeit, und es ist mir eine grosse Freude, dass Briefe aus den verschiedenen Gebieten unserer Kirche, in denen Ihr arbeitet, weiterhin zu uns gedrungen sind. Andere stehen in der letzten Zeit ruhiger wissenschaftlicher Arbeit, die sie gewiss bis zum Letzten auskosten. Vier Brüder sind im Gefängnis. Wir denken ihrer täglich. Die Jahresbilanz ist diesmal ziemlich klar und eindeutig. 27 aus Eurem Kreise haben im Gefängnis gesessen, bei manchen waren es mehrere Monate. Einige sitzen bis zur Stunde und haben den ganzen Advent im Gefängnis zugebracht. 6 Von den uebrigen wird nicht ein einziger sein, der nicht von dem immer ungeduldiger werdenden Angriff der antichristlichen Gewalten etwas in seiner Arbeit und in seinem persönlichen Leben erfahren hätte. Nun ist uns ja auch die Stätte, in der wir zu ruhiger Arbeit und zu brüderlicher Hilfe und Stärkung zusammen kommen durften, genommen worden. Damit ist die Bewahrung unserer Gemeinschaft erschwert worden und mancher Dienst kann nicht mehr getan werden. Wir sollen wohl daraus lernen, unsere Gemeinschaft noch stärker auf das gemeinsame Hören aufs Wort und auf das Gebet zu begründen. Es ist eine Probezeit für uns alle. Grade jetzt wird die Aufgabe gross, dass die Einsamen unter uns nicht allein bleiben. Die Verantwortung dafür fällt mehr denn je auf jeden von Euch. Bitte achtet sie nicht gering. In grosser Dankbarkeit für alles, was Gott in zweieinhalb Jahren Seminararbeit uns geschenkt hat, haben wir von Finkenwalde Abschied genommen, bereit, die neuen Aufgaben, die uns gestellt sind, zu erfüllen. Was wir gelernt haben, bleibt uns, was untauglich war fällt hin. Und schon heute dürfen wir sagen, dass auch die neuen Wege, die wir geführt werden, uns Grund zu grosser Dankbarkeit geben.

6.

524–530 vorbereitet, Abdruck DBW 15, 14–20. Oben auf Seite 1 BethgeVermerke: »Med. Losungen Jahresschluss 1937« (gestrichen) und »(2)« (Bethges Brief-Zählung). Am 12. Februar 1937 war der Reichskirchenausschuss zurückgetreten. Nach der Auflösung der letzten Ausschüsse ging im September die Leitung der »legalen« Reichskirche praktisch an den Juristen Friedrich Werner über. Eine Haftwelle gegen die »Illegalen« setzte ein; am Jahresende waren 804 Angehörige der Bekennenden Kirche betroffen (DB 650–652).

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Bittet darum, dass der Dienst an unseren jungen Brüdern recht getan werde, helft selbst mit, wo Ihr könnt. Gern hätte ich jedem von euch zu Weihnachten ein Exemplar meines Buches [»Nachfolge«] geschenkt. Ich habe es beim Erscheinen [November 1937] Euch allen oft im Geist zugeeignet. Dass ich es nicht auf dem Titelblatt tat, hatte seinen Grund darin, dass ich Euch nicht für meine Gedanken und meine Theologie in Anspruch nehmen wollte –. Unsere Gemeinschaft ist durch etwas anderes begründet. Der Gedanke, das Buch jedem auf den Weihnachtstisch zu legen, musste leider an den Finanzen scheitern. Ausserdem 7 wisst Ihr ja, was drin steht. Was wir uns nun zum Weihnachtsfest selbst und zum Jahresschluss sagen wollen, möchte ich für uns alle kurz zu sagen versuchen im Anschluss an die Losungen 8 der letzten Jahreswoche: Heilig Abend: Psalm 41,5 »Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele; denn ich habe an dir gesündigt.« Das ist ein Beichttext. Die Krippe des ins Fleisch gekommenen Sohnes Gottes ist der rechte Ort für unsere Beichte. Der unser Fleisch und Blut trug, kennt unser Herz. Wir sind alle verwundet und zerrissen von unserer vielfachen Sünde. Wo anders sollen wir die Gnade suchen für alle Untreue, allen Kleinglauben, alles Versagen als in der Niedrigkeit Gottes in der Krippe? Wo anders wollten wir Heilung für unsere Seele, für unser Leben suchen als bei dem, der uns zum Heil erschienen ist? Möchte doch keiner in die Weihnachtstage gehen ohne trotz aller Arbeit und Unruhe die Zeit gesucht zu haben, unserm Herrn Jesus die Beichte abzulegen. So wird er uns seiner Niedrigkeit und seiner Unschuld zugleich teilhaftig machen. Wer allein ist und die Gnade der brüderlichen Gemeinschaft und Stärkung entbehren muss, dem wolle Gott um so herrlicher die wahrhaftige Bruderschaft offenbaren. Wo wir auch seien, wir sprechen in einem Geist, wie wir es oft am selben Abendmahlstisch getan haben: Heile meine Seele; denn ich habe an dir gesündigt. So werden wir am 7. 8.

Mit Schrägstrich-Taste gestrichen: »wusste ich ja nicht, was«. Die Herrnhuter Brüdergemeine veröffentlicht seit 1731 jedes Jahr tägliche Losungen aus dem Alten Testament mit aus dem Neuen Testament ausgewählten Lehrtexten.

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Heiligen Abend aufs Neue für die grosse Gnade Gottes, unseres Heilandes, dankbar werden. 1. Christtag: Maleachi 3,1 »Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll, und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den Ihr sucht; Und der Engel des Bundes, des Ihr begehret«. Dass uns heute dieser Adventstext begegnet lehrt uns, dass auch die Erfüllung aller Verheissung und aller rechten Erwartung erst ihren Anfang genommen hat. Auch die Erfüllungszeit ist eine lange Wartezeit. Gott sei Dank dafür – sagen wir im Blick auf unsere Sünde. Möchte das Warten bald ein Ende nehmen und die Zeit verkürzt werden [Matthäus 24,22] – bitten wir im Blick auf das Kreuz, das auf der Christenheit in aller Welt liegt. Möchte das Werk des Boten bald getan sein, der kommt, um uns bereit zu machen, vor Christus zu stehen. Möchte Christus kommen zu seinem Tempel, zu seiner Kirche in der Stunde, da sie bereit ist und auf ihn wartet wie die geschmückte Braut auf den Bräutigam [Offenbarung 21,2]. Das göttliche »bald« wolle sich zur Stunde der Barmherzigkeit erfüllen. 2. Christtag: Psalm 104,13 und 14 »Du feuchtest die Berge von oben her; du machst das Land voll Früchte, die du schaffest; du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen.« Der uns den Heiland geschenkt hat, will auch für unser leibliches Leben sorgen, solange wir auf dieser Erde sind. Es ist ja seine Erde. Seinen Zwecken muss sie dienen. Der Vater wird seinen lieben Kindern in Christo geben, was sie bedürfen [Matthäus 6,8]. Wer seinen Glauben auf Christus gesetzt hat, der darf nicht sorgen für den kommenden Tag [Matthäus 6, 34]. Mitten im kalten Winter sollen wir Gottes Erde schon voller Früchte, Gras und Saat sehen. Sollte uns das zu schwer sein, die wir in der tiefen Nacht das ewige Licht herein gehen sahen 9, die wir von dem Blümlein wissen, das mitten in der Winternacht entspross? »Es ist ein Ros entsprungen«. Durch Gottes Macht und Liebe ist der himmlische Frühling schon angebrochen – »Mitten im kalten Winter wohl zu der halben Nacht«. 10 9.

Aus dem Lied »Gelobet seist du, Jesu Christ«, Strophe von Martin Luther, EG.BP 10, 4. 10. Beginn und Ende der ersten Strophe eines vorreformatorischen Liedes, EG.BP 536.

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27. 12. 1937 Hesekiel 16,6 »Ich ging vor Dir vorüber und sah dich in deinem Blute liegen und sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagst: Du sollst leben!« Haben wir die Grösse des Wunders, das an uns geschah, auch recht verstanden? Es geschah Totenauferweckung. Wir lagen in unserm Blute, getroffen und niedergestreckt von unserer eignen Sünde. Wir konnten uns nicht wieder erheben. Da erbarmte sich Gott und sprach das Machtwort seiner Liebe: Du sollst leben! Da standen wir auf, von Gottes Gnade gehalten und gestärkt. Du sollst leben! – Gott hat ein neues Leben in uns angefangen, er befiehlt uns nun, dass wir dieses Leben auch wirklich leben, das Leben aus Seiner Gnade und Hilfe. Lasst uns diesem Befehl Gottes nicht ungehorsam sein. Gott will nicht tote Christen, sondern Christen, die ihrem Herrn leben [Römer 14,8]. Hören wir dieses Wort nicht, so ist Weihnachten an uns vorübergegangen. 28. 12. 1937 Sacharja 2,12 »So spricht der Herr: Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an«. Wie die unschuldigen Kinder zu Bethlehem, deren die Kirche heute gedenkt, die ersten waren, die um Jesu willen ihr Leben lassen mussten [Matthäus 2,16], so hat zu allen Zeiten die Gemeinde Jesu um ihres Herrn willen Verfolgung und Tod gelitten. Aber derselbe Herr, um dessentwillen wir Schande, Hass und Gefängnis erleiden, hat verheissen uns zu behüten wie seinen Augapfel. Nicht wir schützen ihn mit unserem Opfer, sondern er schützt uns. Er tritt für uns ein – das ist die Weihnachtsbotschaft. Wer uns antastet um Christi willen, mit dem wird unser Herr selbst handeln. Nichts kann uns widerfahren, wenn wir um Christi willen Unrecht leiden. So wollen wir die, die uns Unrecht tun, seiner Hand allein – seiner richtenden und seiner barmherzigen Hand – überlassen. Das lehrt der Mord der Kinder von Bethlehem, dass Christus nicht in der Hand seiner Feinde, sondern dass der Feind in der Hand Gottes ist. 29. 12. 37., Psalm 25,10 »Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten.« Könnt Ihr die Ihr in diesem Jahre hartes erfahren habt, heute aus ganzem Herzen sprechen, die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit? Wisst Ihr, dass Gott Euch gut war?, als er Euch Not und Gefangenschaft schickte? Hat Gott sich Euch als der Wahre und Treue zu erkennen gegeben, als er Euch soviel nahm? Es kann keiner zu Gottes Wegen Ja sagen,

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der zu seinen Verheissungen und Geboten Nein sagt. Die Einigung mit dem Willen Gottes geschieht in der täglichen Unterwerfung unter sein Wort. Es mag uns etwas als ein geringer Ungehorsam erscheinen, und doch nimmt er uns den Dank und den Lobpreis für Gottes Wege aus dem Herzen. Unter dem Joch Christi zu gehen, ist schmerzhaft und schwer, wenn wir es widerwillig tun, ist es leicht und sanft [Matthäus 11,30], wenn Gott uns zu Weihnachten das Herz dafür bezwungen und abgewonnen hat. 30. 12. 37. Psalm 20,6 »Wir rühmen, dass du uns hilfst, und im Namen unseres Gottes werfen wir Panier auf.« Es sind uns in der vergangenen Notzeit der Kirche manche Angebote menschlicher Hilfe gemacht worden. Sie haben uns, grade wenn sie gut gemeint waren, nur in Versuchung gebracht. Wie soll denn auch der beste menschliche Wille der Kirche im Kampf mit dem Teufel helfen? Wir haben Weihnachten gefeiert. Jesus ist geboren. Er ist unser Helfer. Er allein. Hier ist Gottes Hilfe für Menschen in Versuchung und Not. Ist uns diese Hilfe nicht genug? Wollen wir ungeduldig werden? Lasst uns allen Versuchungen mit dem freudigen Bekenntnis begegnen: Wir rühmen, dass Du uns hilfst. Wir entfalten unsere Fahne zum Kampf. Auf ihr steht: Jesus, der Helfer. 31. 12. 37. Silvester: Psalm 71,18 »Verlass mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde, bis ich deinen Arm verkündige Kindeskindern und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.« Mit Verwunderung stehen wir am Ende des Jahres. Seit langem haben wir uns daran gewöhnt, nicht mit langen Zeitabschnitten zu rechnen. Wir können und sollen es auch nicht. Gehorsam zu lernen an jedem neuen Tag ist uns genug. Aber die Zeit schreitet voran, und unser Text spricht heute zu uns vom Altwerden. Es ist also trotz allem gut, auch dies einmal ins Auge zu fassen, dass vielleicht noch eine lange Lebenszeit vor uns liegt, dass der jüngste Tag vielleicht nicht morgen oder übermorgen kommt. »Noch soll man Häuser, Aecker und Weinberge kaufen in diesem Lande« (Jeremia 32,15). Vielleicht werden wir also über dieser Kampfzeit der Kirche noch grau werden und neue Geschlechter werden neue Lasten auf ihren Schultern tragen, darum bitten wir Gott, vor dem tausend Jahre sind wie ein Tag [Psalm 90,4], um die Gnade, er wolle uns durch die Jahre hindurch Verkündiger seiner Kraft bleiben las-

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sen. Jahre und Geschlechter vergehen, aber Gottes Wort vergeht nicht [Jesaja 40,8]. Wir sind doch nur ein Glied in der Kette. Doch die bange und freudige Frage bleibt, welches Geschlecht wird den letzten Tag erleben? Amen, ja komme bald, Herr Jesu! [Offenbarung 22,20] 3 3 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Die Meditationstexte der nächsten Wochen sind: 11 26. Dezember – 1. Januar 1938 : Johannes 1,1–18. 2. Januar – 8. Januar : Lukas 2,21–40. 9. Januar – 15. Januar : Sirach 50,24–26 oder Psalm 1. 16. Januar – 22. Januar : Haggai 1. 23. Januar – 29. Januar : Haggai 2. 30. Januar – 5. Februar : Maleachi 1. 6. Februar – 12. Februar : Maleachi 2. 13. Februar – 19. Februar : Maleachi 3. 33.3. BRIEFSCHLUSS Eberhards Anschrift ist 12 Gross-Schlönwitz über Schlawe/ Ostpommern. Lasst bei irgendwelchen Veränderungen bitte auch Eure Anschriften wissen. Albrecht Schönherr ist in Brüssow beim Generalfeldmarschall von Mackensen als Pastor. Wir sehen jetzt öfter Bruder Maechler. Halten die Berliner Brüder das monatliche Treffen noch aufrecht? Gott segne Eure Arbeit in den Gemeinden und erfülle Euch mit Freude. Euch und Eure Häuser grüssen herzlich alle Brüder, Fritz [Onnasch] aus dem Gefängnis, Eberhard aus der Arbeit und Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer. Dietrich Bonhoeffer. 13 11. Auf der für den Druck vorbereiteten Seite »– 4.–« sind die Meditationstexte gestrichen. 12. Mit x-Taste gestrichen: »zur Zeit«. 13. Unterschriften handschriftlich. Die zweite Unterschrift weicht von der ersten leicht ab, besonders bei den Großbuchstaben »D« und »B« – so unterschrieb Bethge für Bonhoeffer. Vermerk Bethges (für GS II 530): »Von jetzt an mußte jeder Rundbrief handschriftlich gezeichnet sein, da seit 30. Juni

34. Brief an die jungen Pfarrer der Bekennenden Kirche in Pommern

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3 4 . B R I E F A N DI E J U NG E N P FA R R ER D E R B E K E N N E ND E N K IR C HE I N P OM M ER N Lieber Bruder! 14 Es sind in den letzten Wochen Briefe und persönliche Stimmen zu mir gedrungen, die es deutlich machen, daß unsere Kirche und in Pommern besonders unsere junge Theologenschaft in eine Stunde schwerer Anfechtung geraten ist. Weil es sich hier nicht mehr um die Not eines Einzelnen handelt, sondern weil ein und dieselbe Versuchung viele bedroht, werden Sie, lieber Bruder, es erlauben, daß ich versuche, eine gemeinsame Antwort zu geben. Der Brief gilt dennoch Ihnen ganz persönlich. Was Sie mir schrieben oder sagten, soll ganz darin aufgenommen sein. Wir müssen weit ausholen. Wir werden darin einig sein, daß es damals ein Schritt gewissesten Glaubens und ebendarum ein menschlich unbegreifliches Wagnis war, als wir uns zu der Sache der Bekennenden Kirche bekannten. Es war eine Fröhlichkeit, eine Siegesgewißheit, eine Opferbereitschaft da, die unserm ganzen persönlichen und amtlichen Leben eine neue Wendung gab. Ich meine garnicht, daß nicht auch allerlei menschliche Nebentöne hier mitschwangen – wer kennt auch sein eigenes Herz? –, aber was uns so fröhlich und kampfbereit und wohl auch leidensbereit machte, war doch das Eine, daß wir wieder wußten, daß ein Leben mit Jesus Christus und seiner Kirche den ganzen Einsatz wert ist. Wir glaubten, in der Bekennenden Kirche die Kirche Jesu Christi nicht nur gefunden, sondern durch Gottes große Güte wohl auch wirklich er1937 der Propagandaminister Goebbels alle Rundschreiben und Vervielfältigungen als unter das Schriftleitergesetz fallend deklariert hatte [4. Oktober 1933: Wer veröffentlicht, untersteht unmittelbar dem Staat]. Von jetzt an gab es keinen ›Brief aus Finkenwalde‹ mehr, sondern nur ›persönliche‹ Briefe D. Bonhoeffers.« 14. NL A 56,6: Hektographie, fünf Seiten; erschlossenes Datum Ende Januar 1938; Abdruck GS II 297–306, DBW 15, 23–32. Das Schreiben richtete sich an die »vom Bruderrat geprüften und ordinierten Pfarrer, welche nun das Konsistorium zur Unterstellung und Legalisierung ihrer Prüfungen aufforderte, nachdem mit dem vergangenen Jahresende die Verhaftungszahlen dreistellig geworden waren« (Vermerk Bethges für GS II 297). Zum 24./ 25. Januar 1938 war ein Konvent der »Bruderschaft Junger Theologen in Pommern« nach Stettin einberufen worden.

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fahren zu haben. Ein neues Leben unter Gottes frohmachendem Wort begann für Einzelne, für Pfarrer und Gemeinden. Wenn nur Gottes Wort bei uns war, so wollten wir uns nicht mehr fürchten und um die Zukunft sorgen. Mit diesem Wort wollten wir durch Kampf, durch Leiden, durch Armut, durch Sünde und durch Sterben endlich in Gottes ewiges Reich gelangen. Junge Leute und Väter großer Familien haben hier Seite an Seite gestanden. Was war es, das uns damals einte und mit so großer Freudigkeit ausrüstete? Es war die eine, uralte und uns von Gott selbst wieder geschenkte Erkenntnis, daß Jesus Christus unter uns seine Kirche bauen will, die ganz allein von der Predigt des lauteren, unverfälschten Evangeliums und von der Gnade seiner Sakramente lebte [Confessio Augustana Art. VII] und die in ihrem Handeln ganz allein ihm gehorsam ist [Barmer Theologische Erklärung, These III]. Zu einer solchen Kirche will Christus sich halten, eine solche Kirche will er schützen und leiten. Eine solche Kirche allein durfte frei sein von aller Furcht. Dieses und nichts anderes haben die Bekenntnissynoden von Barmen [29.–31. Mai 1934] und Dahlem [19./ 20. Oktober 1934] bekannt. War es eine Illusion? War es etwa unter dem Eindruck äußerer Umstände gesprochen, die einer »Verwirklichung« dieses Glaubens günstig schienen? Nein, es war gewissester Glaube, es war die biblische Wahrheit selbst, was damals vor aller Welt laut bekannt wurde. Es war Christuszeugnis, das Herzen überwand, froh machte und zur gehorsamen Tat aufrief. Lieber Bruder, sind wir nicht soweit wenigstens noch einig, daß dies so war? Oder wollen wir heute Gottes Gnade schmähen, die er uns so reichlich geschenkt hat? Damals also entbrannte der Kampf um die rechte Christuskirche. Oder meinen Sie etwa, daß der Teufel es sich solche Mühe kosten ließe, ein Häuflein verrannter Idealisten zu vernichten? Nein, weil Christus im Schiff war, erhob sich der Sturm [Matthäus 8,23–27]. Von Anfang an forderte der Kampf Opfer. Vielleicht ist es nicht allen immer bewußt geworden, wieviel persönlicher Verzicht, wieviel Verzicht auch auf seiten der Gemeinden erforderlich war, damit die Mitglieder der Bruderräte ihren Auftrag an der Kirche vollführen konnten. Aber es war ein freudig geleisteter Verzicht um der Sache Jesu Christi willen. Wer durfte denn zurücktreten, solange der Ruf Jesu, Kirche zu sein, Kirche, die ihm allein dient, zu sein, noch er-

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ging? Wer durfte sich denn selbst entbinden, solange ihm die Sorge um die lautere Verkündigung des Evangeliums und um einen der Schrift und den Bekenntnissen unserer Kirche gemäßen Aufbau der Gemeinden von niemandem abgenommen war? Sind wir auch hier noch einig, dann lassen Sie uns in aller Offenheit fragen, was zwischen jenen Anfängen und unserer heutigen Lage, oder wie man wohl auch sagen darf, was zwischen die Kirchenprovinzen, in denen noch heute ganz aus diesen Anfängen heraus gelebt und gehandelt und gekämpft wird, und unsere Kirchenprovinz getreten ist? Warum verstummen seit mehreren Monaten in Pommern die Klagen nicht, daß eine Lähmung, ein Bann über unserer Kirche liege, daß eine innere Engigkeit und Sturheit uns um die fruchtbare Arbeit bringe? Wie ist es dahin gekommen, daß Brüder, die mit aller Gewißheit bei der Bekennenden Kirche waren, heute sagen, daß ihnen die Freudigkeit verloren gegangen sei, daß sie es nicht mehr wüßten, warum sie ihre Arbeit nicht ebensogut unter dem Konsistorium wie unter dem Bruderrat tun könnten? Und können wir es denn leugnen, daß das Zeugnis unserer pommerschen Kirche in der letzten Zeit immer schwächer geworden ist? daß das Wort der Bekennenden Kirche die glaubenerweckende und damit scheidende Kraft weithin verloren hat? daß die echten theologisch-kirchlichen Entscheidungen immer mehr verdunkelt werden hinter taktischen Erwägungen? Und hat sich das alles nicht auch auf unsere eigene Predigt ausgewirkt? Wir fragen nach dem Grund von dem allen. Ich glaube, die Antwort ist nicht so schwer, wie man sie sich gern macht. Die sogenannte Lähmung in der B.K., der Mangel an Freudigkeit, die Schwachheit des Zeugnisses kommt aus unserm eigensten Ungehorsam. Nicht an andere wollen wir jetzt denken, sondern an uns selbst und an unsere Arbeit. Was ist in unsern Gemeinden aus den ersten, klaren Erkenntnissen der B.K. geworden? Haben unsere Gemeinden daran wirklich lebendigen Anteil genommen? Haben wir den G-K-[GemeindeKirchen-]Rat oder den Ortsbruderrat, der in unerschütterlicher Gemeinschaft zu der Sache der B.K. und zu uns als Bekenntnispastoren steht? der uns trägt und uns neue Wege in der Gemeinde zu gehen hilft? Oder warum haben wir ihn nicht? Sollen wieder einmal die Gemeinden allein daran schuld

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sein? Es gibt Gemeindeglieder, die da umgekehrter Meinung sind. Sind die Gemeinden zu »unreif«? Als ob eine Gemeinde dafür zu unreif sein könnte, Gottes Wort zu hören und gehorsam danach zu handeln, aber für ein unkirchliches Handeln sind sie gerade »reif« genug! Wer hat uns gelehrt, so verächtlich von unsern Gemeinden zu denken? Wer hat denn die Sache der B.K. zu einer Angelegenheit der »Reifen« gemacht? Als ob nicht die Reife einer Gemeinde gerade in ihrer Notlage vor Gott bestünde! Wo sind die aus den Gemeindebruderräten gebildeten Kreisbruderräte, die den Kreispfarrern ihre große Verantwortung tragen helfen? Wo ist die pommersche Bekenntnissynode, die allein auf dem Wege über die Gemeinde in echter Weise entstehen konnte, und die den Weg der pommerschen Kirche hätte weisen sollen? Mit anderen Worten: Warum haben wir in Pommern mit den Erkenntnissen der Dahlemer Synode nicht ernstgemacht? Und wenn wir es nicht taten, haben wir dann überhaupt Barmen jemals ganz ernst genommen? Andere viel unkirchlichere Provinzen kämpften den verheißungsvollen Kampf der Kirche des Evangeliums aus klaren kirchlich-theologischen Entscheidungen heraus und wurden in allem Leiden dessen von Herzen froh. Warum standen wir so oft daneben? Warum steht bei uns das theologische Gespräch so seltsam still? Es geht ja in dieser Stunde wirklich nicht darum, daß einer den andern anklage, sondern daß ein jeder für sich selbst bekenne, daß wir die Gnade Gottes, die wir in den Anfängen der B.K. empfingen, oft leichtfertig verschmäht haben im Ungehorsam. Unser Wort und unsere Tat brachen oft auseinander. Jetzt aber, da wir die gerechten Früchte ernten, beginnen wir einander zu beschuldigen, ja wir murren gegen den Weg, der durch unsern eigenen Ungehorsam verdorben wurde und uns ebendarum keine Freudigkeit mehr bereitet. Lassen Sie es mich noch einmal versuchen anders zu sagen: Es gibt Kirchenkampf als Gesetz und Kirchenkampf als Evangelium. Uns ist zur Zeit der Kirchenkampf weithin zu einem Gesetz geworden, gegen das wir uns auflehnen, zu einem drohenden, zornigen Gesetz, das uns niederschlägt. Kein Mensch kann den Kirchenkampf als Gesetz tragen und führen, ohne daran zugrunde zu gehen und gänzlich zu scheitern. Kirchenkampf als Gesetz heißt Kirchenkampf ohne Freudigkeit, ohne

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Gewißheit, ohne Vollmacht, heißt Kirchenkampf ohne Verheißung. Wie kommt es dahin? Es geht hier nicht anders zu als im persönlichen Leben. Das gnädige Wort Gottes, dem wir uns im Ungehorsam entziehen, wird uns zum harten Gesetz. Was im Gehorsam getan ein sanftes und leichtes Joch ist [Matthäus 11,30], wird dem Ungehorsamen eine unerträgliche Last. Je mehr wir uns im Ungehorsam gegen das gnädige Wort verstockt haben, um so schwerer wird die Umkehr, um so widerspenstiger lehnen wir uns gegen Gottes Anspruch auf. Aber wie es im persönlichen Leben nur den einen Weg gibt, den der Umkehr, der Buße unter Gottes Wort, in der uns Gott die verlorene Gemeinschaft wieder schenkt, so geht es auch im Kampf der Kirche. Ohne Buße, das heißt ohne daß uns der Kirchenkampf selbst zur Buße wird, empfangen wir das verlorene Geschenk eines Kirchenkampfes als Evangelium nicht zurück. Auch wenn der Gehorsam der Buße heute wohl schwerer ist als damals, da wir ihn schuldig blieben – Gott will uns nur so wieder auf den rechten Weg helfen. Lieber Bruder, wenn ich zu Ihnen, der Sie noch kein festes Amt in der Kirche haben, so spreche, so weiß ich, daß Sie vielleicht die geringste Schuld an all dem tragen. Ja, es wurde manches an Ihnen exerziert, dem der Amtsträger sich entziehen konnte. Aber muß Sie nicht dies gerade mit besonderer Freude und Dankbarkeit erfüllen, daß die Kirche von Ihnen erwartet, den ganz klaren Weg zu gehen? Daß gerade auf Sie heute eine Verantwortung fällt, wie sie vielleicht noch nie auf einer jungen Theologengeneration in unserer Kirche gelegen hat? Die B.K. in Pommern muß erst entstehen. Es wird, menschlich geredet, auch von Ihnen abhängen, ob sie entstehen kann oder nicht. Wir sind in der vergangenen Woche [16.–22. Januar 1938] verbunden gewesen durch unsern Meditationstext aus Haggai 1; dort [1,2–4] heißt es: »Dies Volk spricht: Die Zeit ist noch nicht da, daß man des Herrn Haus baue. Und des Herrn Wort geschah durch den Propheten Haggai: Aber eure Zeit ist da, daß ihr in getäfelten Häusern wohnt und dies Haus muß wüste stehen?« Es kann mir ja garnichts daran gelegen sein, Sie, wie man so sagt, »wieder gerade zu stellen«, Sie zu überreden. Aber mit Gottes Wort Ihnen den Mut, die Freudigkeit, den Glauben an Jesus Christus, der mit seiner Bekennenden Kirche ist und bleiben wird, ob Sie mitgehen oder nicht, wieder zu erwecken, da-

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ran liegt freilich alles. Wissen sollen Sie, daß der Glaube, der bei Ihnen zu erlöschen droht, in vielen Gemeinden und Pfarrhäusern noch lebt wie am Anfang, daß einsame Brüder in Pommern und außerhalb an verlorenem Posten diesen Glauben bezeugen mit größter Freudigkeit. Die Kirche Jesu Christi, die von seinem Wort allein lebt und ihm allein gehorsam sein will in allen Dingen, 15 lebt noch und wird leben und ruft Sie zurück aus der Versuchung und Anfechtung. Sie ruft Sie zur Buße und warnt Sie vor der Untreue, an deren Ende die Verzweiflung stehen muß. Sie bitte für Sie, daß Ihr Glaube nicht wanke. Aber nun noch einmal zurück zu Ihren eignen Fragen: Sie sagen, die Lage sei heute eine andere als damals in den Anfängen; darum müßten wir anders handeln. Ich könnte mir nur eine einzige Veränderung der Lage denken, die auch unser Handeln verändern könnte, nämlich die, daß die Konsistorien, der E.O.K. [Evangelischer Oberkirchenrat] etc. uns die Verantwortung einer bekenntnismäßigen Leitung der Kirche abnähmen. Daß davon bei der gegenwärtigen Zusammensetzung der Kirchenbehörden keine Rede ist, kann nur der bezweifeln, der sich selbst Sand in die Augen streut. Daß aber die Lage von außen her bedrohlicher aussieht als vorher, daß die Inanspruchnahme der Kirche durch nichtkirchliche Gewalten fortschreitet, könnte uns doch nur veranlassen, uns stärker dort zusammenzuschließen, wo der Einbruch noch nicht erfolgen konnte, nämlich in der B.K. Sie sagen, die B.K. gebe die Möglichkeiten in die Gemeinden hineinzukommen, das heißt Möglichkeiten der Evangeliumsverkündigung preis. Erinnern Sie sich, daß eben so die D.C. argumentierten und daß böse Früchte daraus erwuchsen? Sehen Sie denn nicht, daß Sie mit einer Unterstellung unter das Konsistorium sich selbst gerade zum Handlanger der säkularen Gewalten machen, die die Gemeinden wahrhaftig nicht dem Evangelium, sondern einer ganz anderen Lehre erschließen wollen? Sie sagen, Sie würden sich unter dem Konsistorium nur an Schrift und Bekenntnis halten. Erinnern Sie sich, wer das alles 15. Anklang an These I der Barmer Theologischen Erklärung (BSRK 335): »Jesus Christus … ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.«

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schon vor Ihnen beteuert hat? Und gesetzt der Fall, es sei möglich – was nicht möglich ist –, vergessen Sie, daß die Kirche größer ist als Ihre Gemeinde? Vergessen Sie Ihre Brüder und deren Gemeinden? Wissen Sie, daß Sie mit Ihrem Schritt zum Konsistorium den Kampf gegen die B.K. auf das allerwirksamste unterstützen? Ist es Ihnen klar, daß ein Bruderrat, der, wie Sie es wünschten, nur eine sogenannte geistliche Leitung ausübte, ein Scheindasein führen würde, das in einem Augenblick hinweggefegt werden kann? Sie selbst werden dafür verantwortlich gemacht werden, wenn die B.K. so zerschlagen wird. Ihr Schritt zum Konsistorium ist die denkbar stärkste Bestätigung des Urteils der Widerchristen gegen die B.K. Sie beklagen sich über den Bruderrat. Tun Sie das, wenn es sein muß, auch bei ihm selbst! Aber fragen Sie sich bitte auch, ob Sie denn um eines guten oder armseligen Bruderrates willen zur B.K. kamen, fragen Sie sich, ob Sie bereit wären, die Sache der B.K. zu vertreten, auch wenn einmal überhaupt kein Bruderrat mehr da wäre; ja, ob Sie gewillt sind, abgeschnitten von aller Kirchenleitung und brüderlicher Gemeinschaft, ganz allein vor Gott und den Menschen die Bekennende Kirche zu bezeugen und für sie zu leiden? Nein, Sie haben nicht einfach die Wahl zwischen zwei Kirchenregimenten. Sie können doch nicht das, wovon Sie sich im Glauben schieden, nun um irgendwelcher ganz anderer Gründe willen auf einmal wieder bejahen, ohne mit sich selbst und mit Ihrem Glauben zu zerfallen. Gottes Wort ruft Sie zu treuerer Mitarbeit in der B.K. unter der Leitung des Bruderrates, wie schwach beides auch sei. Sie erhoffen für die B.K. keinen Erfolg mehr, Sie sehen keinen Ausweg mehr. Ja, wer von uns sähe denn einen Ausweg? Gott allein sieht ihn und wird ihn denen gewiß zeigen, die demütig darauf warten. Vielleicht haben wir einmal gehofft, die B.K. würde öffentliche Anerkennung in Deutschland erringen. Aber war diese Hoffnung verheißungsvoll? Gewiß nicht. Nun haben wir eine Kirche glauben gelernt, die unter dem Kreuz ihrem Herrn nachfolgt. 16 Das hat mehr Verheißung. Sie sagen schließlich, Sie seien zu allen Opfern persönlicher und beruflicher Art bereit, wenn Sie nur wüßten, warum sie 16. Bonhoeffer gab in seinem Buch »Nachfolge« dem Teil II die Überschrift: »Die Kirche Jesu Christi und die Nachfolge« (DBW 4, 213).

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nötig sind. Warum, lieber Bruder? Um keines menschlich sichtbaren Grundes willen, nicht um einer blühenden Kirche noch um einer überzeugenden Kirchenleitung willen, sondern einfach weil der Weg der B.K. auch durch öde Strecken der Dürre und Wüste weitergegangen werden muß, und weil Sie nicht in der Wüste zurückbleiben sollen; also um der armen Kirche willen, die freilich auch ohne Sie weitergehen wird unter der Leitung ihres Herrn, also um Ihres Glaubens willen, um Ihrer Gewißheit willen sollen Sie bei der B.K. bleiben. Was soll nun werden? Es gibt so viele Gründe, und Theologen können alles beweisen. Es wird alles darauf ankommen, ob uns Gott sein Zeugnis neu ins Herz gibt. Jesus Christus allein kann den Bann brechen. Wir aber wollen einige Aufgaben klar ins Auge fassen. Wir werden nicht zu einer Erneuerung unserer B.K. kommen, wenn wir nicht mit heißem Gebet für sie vor Gott treten. Eine Gebetsstunde für unsere Kirche und für ihre Leitung sollte uns vereinigen und unsere Gedanken reinigen und klären. Gott wird uns dann wieder auf den rechten Weg führen. Sodann aber wollen wir an das Versäumte gehen. Um volle theologische Klarheit über die Erkenntnisse der B.K. wollen wir ringen. Nicht ablassen wollen wir, ehe wir festen Fuß gefaßt haben. Allzuleicht gehen wir über Fragen der Wahrheit zur Tagesordnung über. Wie aber soll eine klare Leitung einer Gemeinde oder einer Kirche möglich sein, ohne eine klare Theologie? Die falschen Fronten des Kirchenkampfes entstehen immer dann, wenn die Wahrheitsfrage übergangen wird. Laßt uns das Gespräch auch wieder mit denen aufnehmen, die uns fragend gegenüberstehen! Aber daß es ein Gespräch in letzter Wahrheit sei! Die Zucht, in die die Pfarrer anderer Landeskirchen in theologischer Arbeit, in Predigt und Katechese genommen werden, macht diesen Kirchen und ihren Pfarrern wahrlich keine Unehre. Sollte solche Zucht zur gegenseitigen Hilfe und Stärkung nicht wenigstens unter den jungen Brüdern unsrer Kirche möglich sein? Das alles geschieht ja nur zu besserem Dienst an unsern Gemeinden. Hier gilt es nun endlich, den Aufbau einer pommerschen Bekenntnissynode vorzubereiten. Dazu brauchen wir Ortsbruderräte, Kreisbruderräte. Und wenn wir einmal soweit sein werden, dann beginnt erst das unerschöpfliche Arbeitsgebiet, das der Bekennenden Kirche eigenste Aufgabe ist, die Ordnung des kirch-

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lichen Lebens in Taufpraxis, Patenamt, Unterricht, Konfirmation, Beichte und Abendmahl, Visitationsamt und so weiter. Schon gibt es Kirchenkreise in der B.K., die diese Fragen ernsthaft in Angriff nehmen. Aber es gibt auch keine Instanz, die diese Arbeit unter der alleinigen Anleitung des Wortes Gottes tun könnte, es seien denn die Organe der B.K. Arbeit gibt es genug. Wir müssen sie nur endlich anfassen. Bevor ich schließe, noch ein Wort zu der Broschüre von P. Schütz: Warum ich noch Christ bin? [1937] Sie ist hervorragend in dem Versuch, die Dinge immer wieder mit neuen Worten und in großer Offenheit für die Fragen von draußen zu sehen. Aber sie hat dennoch manchem statt Hilfe nur Anfechtung eingetragen. Warum? Weil sie zuletzt doch von einer unmöglichen Voraussetzung ausgeht. Schütz sucht die Kirche in der Haltung, in dem Antlitz der Christen. Wir aber suchen die Kirche allein in Gottes Wort. Schütz’ Buch macht unheimlich weich; denn es läßt den Menschen beim Menschen. Aber »es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade« [Hebräer 13,9]. Fest wird unser Herz allein durch Gottes Wort und Sakrament. Lassen Sie wieder von sich hören. Es grüßt Sie Ihr getreuer Dietrich Bonhoeffer. 3 5 . D R IT T E R » P E R S Ö N L IC HE R « B R I E F 3 5 . 1 . B R IE F den 14. März 1938. 17 Liebe Brüder! Seit 2 Wochen seid Ihr nun schon ohne Meditationstexte. Das tut mir besonders leid, und ich bitte Euch um Entschuldigung. Die beiliegende Predigt 18 ist längst fertig, aber zu dem Brief an Euch konnte ich nicht kommen. Ich war viel unterwegs, und ich hätte Euch gern etwas in Ruhe geschrieben. Zuerst möchte 17. NL A 48,3 (3.): Hektographie, aus Grunows Akten, eine Seite; Abdruck GS II 531–533, DBW 15, 35–37. Auf der Seite oben in Bethges lateinischer Handschrift »Predigt Bonhoeffer Römer 5,1–5« sowie »(3)«. 18. Von Bonhoeffer gehalten in einem Abendgottesdienst am 9. März 1938.

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ich all den Brüdern danken, die so freundlich an meinen Geburtstag gedacht haben. Es war eine grosse Zahl von Briefen, von denen jeder einzelne eine grosse Freude gemacht hat. Dieses Zeichen Eures treuen Gedenkens und Gebetes hat mich sehr ermutigt und gestärkt für die Arbeit. Habt vielen Dank dafür. – – – Es haben sich in letzter Zeit die Anfragen gemehrt nach den Zusammenkünften der einzelnen Kurse. Es ist uns allen schmerzlich, dass auch hier so grosse Hindernisse eingetreten sind. 19 Aber irgendwie müssen wir damit fertig werden. Ich habe daran gedacht, im Sommer auf einem Gut zu einer gemeinsamen Zusammenkunft aller ehemaligen Jahrgänge einzuladen und je nach der Zahl der vorliegenden Anmeldungen dies dann nochmal zu wiederholen. Dass wir jede Gruppe nach der Reihe für sich einladen können, wird nicht möglich sein; aber wir müssen uns auch mit der anderen Lösung begnügen, denke ich. Genaueres werde ich wohl erst im Mai schreiben können. Es wäre schon schön, wenn man sich einmal wieder sehen und sprechen könnte! – – – Damit in der langen Zwischenzeit nicht soviel zerfällt, sollten wir uns wohl Mühe geben, mit den ehemaligen Brüdern so oft es geht zusammenzutreffen. Wir sind da oft träge und vergessen dabei, dass es nicht nur für uns, sondern auch für den anderen eine Hilfe sein könnte, wenn wir ihn einmal besuchen könnten. Wir wollen doch versuchen, das irgendwie zu ermöglichen. – – – Dass dann ein solches Zusammentreffen nicht nur ein gegenseitiges Erzählen sein soll, sondern mehr als das, ist wohl selbstverständlich. Wir brauchen es, dass man uns gelegentlich danach fragt, wie es jetzt eigentlich mit unserem Schriftlesen, mit unserer Meditationszeit, mit unserem Gebet und mit unserer Predigtarbeit steht. Wir wollen hier nicht wieder in falsche Rücksichten verfallen, wir haben es einmal besser gewusst! Helft einander auch in der Fürbitte. Denkt dabei auch weiter an uns. Wir brauchen heute diese Hilfe alle. Dazu schickt uns Gott doch wohl all die Schwierigkeiten des äusseren Zusammenkommens, damit das geistliche Leben darunter stärker und le19. Der Himmler-Erlass vom 29. 8. 1937 zur Unterbindung der theologischen Ausbildung durch die Bekennende Kirche verbot – über die Predigerseminare hinaus – auch sämtliche von der Bekennenden Kirche veranstalteten theologischen Kurse und Freizeiten.

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bendiger werde. Ich weiss nicht, ob wir dies immer bedenken, darüber wird aber die Not einzelner Brüder fast untragbar schwer. Wir sehen alle noch zuviel auf das, was Fleisch ist und zu wenig auf das, was Geist ist [Römer 8,12 f]. Die Schwierigkeiten sehen und den Blick von ihnen bannen lassen, das können wir alle. Aber auf die Hilfe weisen, die der Geist Gottes uns täglich und stündlich anbietet, das müssen wir mehr und mehr lernen. Diese Hilfe werden wir aber erst erfahren, wenn wir den Schritt der Verheissung und des Gehorsams tun, wie die Wellen des roten Meeres sich erst teilten, als Israel seinen Fuss ins Wasser setzte [Exodus 14,21 f]. So soll alles auf dem Glauben und dem Gehorsam stehen. – – – Nun noch eines: Ich habe gedacht, es könnte dem einen oder anderen von Euch eine Hilfe sein, gelegentlich einmal eine gehaltene Predigt hierher zu schicken. Besonders wer ganz allein ist, tut das vielleicht ganz gern. Es ist auch eine ganz gute Zucht, das wenigstens alle Jahre einmal zu tun. Ich will die Predigten dann gern lesen und so gut ich kann mit einer Besprechung versehen zurückschicken. Das ist vielleicht auch eine Hilfe, die wir einander leisten können. Wir denken viel an Euch alle und wüssten oft gern mehr von Euch. Fritz und Eb. haben viel zu tun und haben viel Freude an ihrer Arbeit 20. Es ist manches anders und schwieriger, manches auch schöner. Bald sind wieder Ferien. Gott helfe uns alle Zeit. Er mache uns treu in unserem Amt. Es grüsst Euch Euer getreuer D. B. 3 5 . 2 . Z U R ÖM E R 5 , 1 – 5 Predigt über Römer 5,1–5. (D. Bonhoeffer) 21 Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, [2]durch welchen wir auch den Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, darin wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen

[1]

20. Fritz Onnasch in Köslin, Eberhard Bethge in Groß-Schlönwitz als Sammelvikariats-Inspektoren. 21. Hektographie, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (2., 3., 4.). Abdruck GS IV 434–441, DBW 15, 470–476. Den Bibeltext hat Bonhoeffer vorangestellt.

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Herrlichkeit, die Gott geben soll. [3]Nicht aber allein das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt; [4]Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung; [5]Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.

»Wir haben Frieden mit Gott«. So ist unser Kampf mit Gott nun also zum Ende gekommen. Unser widerspenstiges Herz hat sich also in Gottes Willen gefügt. Unsere eigenen Wünsche sind still geworden. Gottes ist der Sieg, und unser Fleisch und Blut, das Gott hasst, ist zerschlagen und muss schweigen. »Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott«. Gott hat recht behalten. Er allein. Wir sprechen mit dem Lied, das wir eben gesungen haben: Du bist gerecht, es gehe wie es will 22. Gott ist gerecht, ob wir seine Wege verstehen oder nicht, Gott ist gerecht, ob er uns straft und züchtigt oder ob er uns begnadigt. Gott ist gerecht, wir sind die Uebertreter. Wir sehen es nicht, aber unser Glaube muss es bekennen: Gott ist allein gerecht. Wer so im Glauben Gott allein recht über sich gibt, der ist vor Gott in die rechte Stellung gekommen, der ist vor Gott recht fertig geworden, um vor ihm bestehen zu können, der ist gerecht geworden im Glauben an Gottes Gerechtigkeit, der hat Frieden mit Gott gefunden. »Wir haben Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus«. So ist nun auch Gottes Kampf gegen uns zu Ende gebracht. Gott hasste den Willen, der sich ihm nicht beugen wollte. Unzählige Male rief er, mahnte, bat und drohte er, bis sein Zorn über uns keine Geduld mehr kannte. Da holte er aus zum Schlage gegen uns, da schlug er zu und traf. Er traf den einzig Unschuldigen auf der ganzen Erde. Es war sein lieber Sohn, unser Herr Jesus Christus. Jesus Christus starb für uns am Kreuz, vom Zorn Gottes geschlagen. Gott selbst hatte ihn dazu gesandt. Da war Gottes Zorn gestillt, als sein Sohn sich seinem Willen und Recht beugte bis zum Tod. Wunderbares Geheimnis – Gott hatte Frieden gemacht mit uns durch Jesus Christus. 22. Ende von Strophe 2 des Liedes »Der Tag ist hin; mein Jesu, bei mir bleibe« von Joachim Neander, EG.BP 283.

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»Wir haben Frieden mit Gott«. Unter dem Kreuz ist Frieden. Hier ist Ergebung in Gottes Willen, hier ist Ende unseres eigenen Willens, hier ist Ruhe und Stille in Gott, hier ist Friede des Gewissens in der Vergebung aller unserer Sünden. Hier unter dem Kreuz ist der »Zugang zu der Gnade, in der wir stehen«, ist der tägliche Zugang zum Frieden mit Gott. Hier ist der einzige Weg, den es auf der Welt gibt, um Frieden mit Gott zu finden. In Jesus Christus allein ist Gottes Zorn gestillt, sind wir überwunden in den Willen Gottes hinein. Darum ist das Kreuz Jesu Christi für seine Gemeinde ewiger Grund der Freude und Hoffnung der kommenden Herrlichkeit Gottes. »Wir rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit«. Hier im Kreuz ist Gottes Recht und Sieg auf Erden angebrochen. Hier wird er einst aller Welt offenbar werden. Der Friede, den wir hier empfangen, wird ein ewiger herrlicher Friede im Reich Gottes werden. Aber während wir hier am liebsten abbrechen würden, erfüllt von der höchsten Seligkeit, die Menschen auf dieser Erden zuteil werden kann, nämlich erfüllt von der Erkenntnis Gottes in Jesus Christus, von dem Frieden Gottes im Kreuz, lässt uns die Schrift hier noch nicht los. »Nicht aber das allein –« heisst es jetzt. Es ist also doch noch nicht alles gesagt. Was bliebe denn noch zu sagen, nachdem vom Kreuz Jesu Christi, vom Frieden Gottes in Jesus Christus gesprochen ist? Ja, liebe Gemeinde, es ist noch ein Wort zu sagen, nämlich ein Wort von dir, ein Wort von deinem Leben unter dem Kreuz, ein Wort davon, wie Gott dein Leben in dem Frieden Gottes erproben will, damit der Friede nicht nur ein Wort sei, sondern eine Wirklichkeit. Es bleibt noch ein Wort zu sagen, dass du noch eine Weile auf dieser Erde leben wirst und wie du den Frieden bewahrst. Darum heisst es: »nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale«. Ob wir den Frieden Gottes wirklich gefunden haben, wird sich daran erproben, wie wir zu den Trübsalen, die über uns kommen, stehen. Es gibt viele Christen, die wohl ihre Kniee beugen vor dem Kreuz Jesu Christi, die sich aber gegen jede Trübsal in ihrem eigenen Leben nur zur Wehr setzen und sträuben. Sie glauben das Kreuz Christi zu lieben, aber das Kreuz in ihrem eigenen Leben hassen sie. So hassen sie in Wahrheit auch das Kreuz Jesu Christi, sie sind in

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Wahrheit Verächter des Kreuzes, die selbst mit allen Mitteln dem Kreuz zu entfliehen suchen. Wer es von sich weiss, dass er Leiden und Trübsal in seinem Leben nur als etwas feindliches, böses ansieht, der kann daran erkennen, dass er den Frieden mit Gott noch garnicht gefunden hat. Er hat imgrunde nur den Frieden mit der Welt gesucht und hat vielleicht gemeint, mit dem Kreuz Jesu Christi am besten mit sich selbst und mit all seinen Fragen fertig zu werden, also einen inneren Seelenfrieden zu finden. Er hat also das Kreuz gebraucht, aber nicht geliebt. Er hat den Frieden nur um seiner selbst willen gesucht. Wenn aber Trübsal kommt, dann ist dieser Friede schnell dahin. Es war kein Friede mit Gott; denn er hasste die Trübsal, die Gott schickt. Wer also die Trübsal, wer Verzicht, Not, Verleumdung, Gefangenschaft in seinem Leben nur hasst, der mag sonst vom Kreuz mit noch so grossen Worten reden, er hasst das Kreuz Jesu und hat keinen Frieden mit Gott. Wer aber das Kreuz Jesu Christi liebt, wer in ihm den Frieden gefunden hat, der fängt an, auch die Trübsal in seinem Leben zu lieben, und zuletzt wird er mit der Schrift sprechen können: »wir rühmen uns auch der Trübsale«. Unsere Kirche hat in den letzten Jahren manche Trübsal erlitten. Zerstörung ihrer Ordnung, Einbruch einer falschen Verkündigung, viel Feindschaft, böse Worte und Verleumdungen, Gefangenschaft und Not aller Art bis zu dieser Stunde, und niemand weiss, welche Trübsale der Kirche noch bevorstehen. Aber haben wir in alledem auch begriffen, dass Gott uns selbst damit auf die Probe stellen wollte und will, dass in all dem nur eine Frage wichtig war, nämlich ob wir Frieden mit Gott haben oder ob wir bisher in einem ganz weltlichen Frieden gelebt haben. Wieviel Murren und Sichsträuben, wieviel Widerspruch und Hass gegen die Trübsal ist da bei uns aufgedeckt worden! Wieviel Verleugnen, Sich-beiseite-Stellen, wieviel Furcht, wenn das Kreuz Jesu auch nur ein klein wenig unser persönliches Leben zu beschatten anfing! Wie oft meinten wir, wir könnten unsern Frieden mit Gott wohl bewahren und doch dem Leiden, dem Verzicht, der Gehässigkeit, der Gefährdung unserer Existenz aus dem Wege gehen! Ja, was am schlimmsten ist, mussten wir nicht von christlichen Brüdern immer wieder

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hören, dass sie das Leiden der Brüder verachteten, – und das allein darum, weil ihr eigenes Gewissen ihnen keine Ruhe liess. Aber Gott wird keinen in sein Reich nehmen, dessen Glauben er nicht in der Trübsal als echt erprobt hat. »Wir müssen durch viel Trübsale in das Reich Gottes eingehen«. Darum sollen wir lernen, unsere Trübsale liebzugewinnen, ehe es zu spät ist, ja, uns ihrer zu freuen und zu rühmen. Wie soll das zugehen? »Wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung. Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden«. So lehrt uns Gottes Wort, die Trübsale erst recht ansehen und verstehen. Die Trübsal, die uns in unserm Leben so hart und widerwärtig erscheint, ist in Wahrheit voll der grössten Schätze, die ein Christ finden kann. Sie ist wie die Muschel, in der die Perle liegt. Sie ist wie ein tiefer Schaft 23, in dem man eines nach dem andern findet, je tiefer man hineinsteigt: erst Erz, dann Silber, zuletzt Gold. Trübsal bringt zuerst Geduld, dann Erfahrung, dann Hoffnung. Wer der Trübsal aus dem Wege geht, der verwirft mit ihr Gottes grösste Geschenke für die Seinen. »Trübsal bringt Geduld«. Geduld heisst wörtlich übersetzt: Darunterbleiben, die Last nicht abwerfen, sondern tragen. Viel zu wenig wissen wir heute in der Kirche von dem eigentümlichen Segen des Tragens. Tragen, nicht abschütteln, tragen, aber auch nicht zusammenbrechen, tragen wie Christus das Kreuz trug, drunterbleiben und dort unten – Christus finden. Legt Gott eine Last auf [Psalm 68,20], so beugt der Geduldige sein Haupt und glaubt, es sei gut für ihn, gedemütigt zu werden – darunterbleiben! Aber darunterbleiben! fest bleiben, stark bleiben heisst es ja nun auch; nicht schwächliches Nachgeben, Weichen, keine Leidensseligkeit, sondern unter der Last als einer Gnade Gottes erstarken, den Frieden Gottes unerschütterlich bewahren. Gottes Friede ist bei den Geduldigen. »Geduld bringt Erfahrung«. Ein Christenleben besteht nicht in Worten, sondern in Erfahrung. Niemand ist Christ ohne Erfahrung. Nicht von Lebenserfahrung ist hier die Rede, sondern von der Erfahrung Gottes. Aber auch nicht von allerlei Gotteserlebnissen wird hier gesprochen, sondern von der Erfahrung, die in der Bewährung des Glaubens und des Friedens Gottes 23. Richtig: »Schacht«.

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liegt, von der Erfahrung des Kreuzes Jesu Christi. Erfahren sind nur die Geduldigen. Die Ungeduldigen erfahren nichts. Wem Gott solche Erfahrung schenken will – einem Einzelnen oder einer Kirche – dem schickt er viel Anfechtung, Unruhe und Angst, der muss täglich und stündlich um den Frieden Gottes schreien. Die Erfahrung, von der hier die Rede ist, führt uns in die Tiefe der Hölle und in den Rachen des Todes und in den Abgrund der Schuld und in die Nacht des Unglaubens. Aber in dem allen will Gott seinen Frieden nicht von uns nehmen, in dem allen erfahren wir von Tag zu Tag mehr die Kraft und den Sieg Gottes, den Friedensschluss am Kreuze Christi. Darum bringt Erfahrung Hoffnung. Denn jede überstandene Anfechtung ist ja schon das Vorspiel der letzten Ueberwindung, jede besiegte Welle bringt uns dem ersehnten Land näher. Darum wächst mit der Erfahrung die Hoffnung und in der Erfahrung der Trübsal ist der Widerschein der ewigen Herrlichkeit schon zu ahnen. »Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden«. Wo noch Hoffnung ist, da ist kein Unterliegen, da mag noch allerlei Schwachheit, viel Geschrei und Jammer, viel ängstliches Rufen sein, aber da ist doch der Sieg schon ergriffen. Das ist das Geheimnis des Leidens in der Kirche und im christlichen Leben, dass gerade das Tor, an dem geschrieben steht: lasst alle Hoffnung fahren! 24, dass gerade das Tor des Leides, des Verlierens, des Sterbens für uns zu dem Tor der grossen Hoffnung auf Gott, zu dem Tor des Ruhmes und der Herrlichkeit werden soll. »Hoffnung lässt nicht zuschanden werden«. Haben wir in der Kirche und für unsere Kirche noch diese grosse Hoffnung auf Gott selbst? dann ist alles gewonnen; haben wir sie nicht mehr? dann ist alles verloren. »Trübsal bringt Geduld, Geduld bringt Erfahrung, Erfahrung bringt Hoffnung, Hoffnung lässt nicht zuschanden werden« – das aber alles nur für den, der den Frieden Gottes in Jesus Christus gefunden hat und bewahrt, und von dem es nun heisst: »denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist«. Wer von Gott geliebt ist und wer darum Gott allein und über alle Dinge 24. Nach Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, III, 9 steht über dem Höllentor: »Lasciate ogni speranze, voi ch’entrate«.

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liebt, der allein darf so sprechen. Nein, die Stufenreihe von der Trübsal zur Hoffnung ist keine irdische Selbstverständlichkeit. Luther hat gesagt, es könnte ja auch ganz anders heissen, nämlich: Trübsal bringt Ungeduld, Ungeduld bringt Verstockung, Verstockung bringt Verzweiflung, Verzweiflung aber lässt ganz zuschanden werden. 25 Ja, so muss es heissen, wenn uns der Friede Gottes verloren geht, wenn uns ein irdischer Friede mit der Welt lieber ist als der Friede mit Gott, wenn wir die Sicherheiten unsers Lebens mehr lieben als Gott. Dann muss uns die Trübsal zum Verderben gereichen. Aber die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. Wem es Gott durch den Heiligen Geist schenkt, dass das Unbegreifliche in ihm geschieht, nämlich dass er anfängt Gott zu lieben um Gottes willen, nicht um irdischer Güter und Gaben willen, auch nicht um des Friedens willen, sondern wirklich ganz allein um Gottes willen, wem die Liebe Gottes im Kreuze Jesu Christi widerfahren ist, dass er anfängt Gott zu lieben um Jesu Christi willen, wer durch den Heiligen Geist dahin geführt wird, nichts mehr zu begehren als in Ewigkeit an Gottes Liebe teilzuhaben, sonst aber nichts, garnichts – der spricht aus dieser Liebe Gottes und mit ihm die ganze Gemeinde Jesu Christi: Wir haben Frieden mit Gott. Wir rühmen uns der Trübsale. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. Amen. 3 5 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 13. – 19. März: 20. – 26. März: 27. März – 2. April: 3. April – 9. April: 10. April – 16. April: 17. April – 23. April: 24. April – 30. April: 1. Mai – 7. Mai: 8. Mai – 14. Mai: 15. Mai – 21. Mai:

Johannes 18,1–27. Johannes 18,28–40. Johannes 19,1–15. Johannes 19,16–30. Johannes 19,31–42. Johannes 20,1–18. Johannes 20,19–31. Johannes 21. 1. Johannes 1 – 2,6. 1. Johannes 2,7–17.

25. In Luthers Vorlesung über den Römerbrief 1515/16 WA 56, 303.

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3 6 . V I E RT E R » P E R S Ö N L IC H ER « B R I E F 3 6 . 1 . B R IE F (Persönlicher Brief) 26 Liebe Brüder! Die gemeinsamen Ferientage [20.–25. 6. 1938 in Zingst] leben noch in uns weiter. Es war eine so reiche Zeit, wie ich sie nur ganz selten erlebt habe. Wenn in den beiden Johannesbriefen, die wir zuletzt meditierten [ab 8. Mai], Johannes nicht nur durch »Tinte und Feder« mit seinen Brüdern umgehen möchte, sondern Verlangen hat »von Mund zu Mund« mit ihnen zu reden, »damit unsere Freude vollkommen werde« (2. Johannes 12), so verstehen wir das gewiss nach diesen gemeinsamen Tagen besser denn je. Das mündliche Wort ist es, das uns mehr trifft, mehr in die Verantwortung zieht, mehr stärkt als alles andere. In den Gesprächen, die vom Morgen bis zum späten Abend nicht abbrachen war der Herr Jesus Christus mitten unter uns und hat uns aufs Neue fest zusammengeschlossen. Wir durften einander hören, wir durften in Entscheidungen der Brüder mitdenken und mittragen helfen und wir haben einander wieder den allein hilfreichen Ruf Jesu zum Glauben und zum Gehorchen neu sagen dürfen. So wissen wir auch wieder etwas davon, wie unsere Freude erfüllt wird durch solche brüderliche Begegnungen. Es ist wohl auch vielen erst wieder in diesen Tagen aufgegangen, wie arm wir geworden waren, wie oft unser Gebet für einander leer und gedankenlos geworden war in der Zeit, in der wir uns nicht sahen. Es ist eins der vielen Geschenke dieser Tage, dass wir wieder in einer ganz anderen Wirklichkeit mit der Fürbitte füreinander dasein können, und hoffentlich wird nun auch nach diesen Gesprächen »von Mund zu Mund« das Gespräch durch »Tinte und Feder« neu aufleben.

26. NL A 48,3 (4.): Hektographie, eine Seite; oben handschriftlich Bethge-Vermerke »(4)«, »Ebeling« (aus Ebelings Akten) und »18. Juli 1938« (erschlossenes Datum). Abdruck GS II 533–537, DBW 15, 44–49. Von diesem vierten Rundbrief Bonhoeffers an bekundeten der Zusatz »Persönlicher Brief« und die eigenhändige Unterschrift ausdrücklich, dass es sich nicht um eine Veröffentlichung handele.

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Denen, die da waren, danke ich noch einmal von ganzem Herzen, dass sie kamen. Manche haben grosse Opfer an Zeit und Geld gebracht um der Brüder willen. Vom Rhein und vom östlichsten Ostpreussen zu kommen, war keine geringe Sache. Aber ich bin gewiss, dass jeder von Euch ebenso beschenkt nach Hause fuhr wie wir anderen. Denen, die nicht da waren darf ich sagen: Ihr habt uns wirklich gefehlt. Viele haben uns treue brüderliche Grüsse geschickt. Ihnen danken wir besonders. Sie haben so doch durch »Tinte und Feder« in unserer Gemeinschaft gestanden. Wir haben von ihnen gewusst, dass auch sie ein Opfer zu bringen hatten, indem sie nicht kamen. Nach manchem wurde gefragt, von dem wir leider nicht viel wussten. Doch haben die vielen Kartengrüsse, die an die abwesenden Brüder gingen, gewiss allen ein Zeichen der bestehenden Gemeinschaft gegeben. 45 Brüder waren gekommen. Die Photographien, auf die wir noch warten, werden uns eine Erinnerung bewahren. Dass wir alles tun werden, um auch im nächsten Jahr wieder beisammen zu sein, ist gewiss. Dass es in diesem Jahr trotz allem möglich war, dafür sind wir dankbar. Ich grüsse Euch alle in der Gemeinschaft der Fürbitte für Eure Gesundheit an Leib, Seele und Geist (3. Johannes 2), für Eure Häuser, für Euer Amt und für Eure Gemeinden. Lasst euch nicht verwirren durch das Vielerlei von Verhandlungen und Plänen 27, in denen wir wieder einmal stehen. »Sehet Euch 27. Vermerk Bethges für GS II 535: »Essener Verhandlungen und Eidfrage (Treueid auf Hitler).« Im Sommer 1938 liefen Versuche, die verschiedenen Richtungen in der DEK – Lutheraner, Neutrale, Bekennende Kirche der Altpreußischen Union – zu befrieden. Den Entwurf »Essen III« vom 23. August zur Neubildung einer ApU-Kirchenleitung lehnte Bonhoeffer strikt ab; gerade angesichts der »Illegalen« dürfe die in Barmen und Dahlem 1934 erkannte und bekannte Wahrheit nicht taktisch totgeschwiegen werden (DB 681 f, DBW 15, 65 f). Zum Eid (DB 677): Unter Ausnutzung der Welle der Begeisterung über Österreichs »Anschluss« an das Deutsche Reich März/April 1938 ordnete Friedrich Werner im Gesetzblatt der DEK vom 20. April, Hitlers Geburtstag, 1938 den »Führereid für alle aktiven Pfarrer« an. »Wer sich weigert, den Treueid zu leisten, ist zu entlassen.« Als die meisten Pfarrer den Eid geleistet hatten, viele mit verletztem Gewissen, wurde Mitte August 1938 ein Schreiben von Martin Bormann, dem Leiter der Parteikanzlei, bekannt: Ein von den Kirchen angeordneter Eid habe für Staat und Partei keine Bedeutung (DB 679).

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vor, dass wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen« 2. Johannes 8. Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer 28 3 6 . 2 . B E R IC H T ÜB E R D I E ZINGS T-F RE IZ E IT Bericht eines Bruders 29 Einen Bericht über die gemeinsamen Ferientage zu geben ist nicht leicht. Die ältesten Brüder können sich wenigsten den äusseren Rahmen vorstellen, das Baden, die Spiele am Strand, die Rundgespräche hinter der Düne und alles, was uns eben sonst noch diesen Ort so vertraut gemacht hat. 30 Den eigentlichen Inhalt der Tage kann man ja schwer beschreiben, aber wenn ich Euch jetzt nüchtern aufzähle, was getan und beredet worden ist, so werdet ihr vielleicht doch etwas von dem Erlebten nachempfinden können. Der Tag begann selbstverständlich mit der Andacht in gewohnter Form und der Meditation nach dem Frühstück, an die sich gleich das Singen anschloss. Auch vor dem Abendbrot wurde noch eine halbe Stunde gesungen. Die Bibelarbeit hielt Br. Bonhoeffer vormittags über den Begriff der Versuchung, Auslegung der sechsten Bitte [Matthäus 6,13: »Und führe uns nicht in Versuchung«]. Es steht zu hoffen, dass diese Arbeit später einmal allen Brüdern zugänglich gemacht wird. 31 Von 1/2 12 bis 4 Uhr war dann mit Einschluss des Mittagessens freie Zeit, die natürlich viel benutzt wurde zu persönlichen Gesprächen der Einzelnen. Nach dem Kaffee wurden gemeinsame Besprechungen abgehalten, eingeleitet durch kurze Erfahrungsberichte einzelner Brüder über Pre28. Bonhoeffers eigenhändige Unterschrift. 29. Hektographie, aus Ebelings Akten, zwei Seiten. 30. Die Freizeit 20.–25. Juni 1938 fand in Zingst statt. Dort hatte vom 26. April 1935 an, bis zum Umzug nach Finkenwalde am 24. Juni, der erste Predigerseminar-Kurs unter Bonhoeffers Leitung begonnen. Die Nennung von Namen (zum Beispiel des Berichterstatters) und auch von Orten (zum Beispiel: Zingst) wurde vermieden. 31. Bonhoeffers Bibelarbeit »Versuchung« wurde, bearbeitet und herausgegeben von Bethge, zuerst veröffentlicht 1953 (München: Chr. Kaiser), Abdruck DBW 15, 371–406.

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digt, Seelsorge, Konfirmandenunterricht. Bei der Predigt ging es hauptsächlich um die Frage eines zu sagen und doch den Text ganz abzuschreiten, ferner um die Notwendigkeit der konkreten Anrede und um die rechte Weise parenetische [ermahnende] Texte als Evangelium zu predigen. Im Seelsorgegespräch kam die Not wohl aller von uns zur Sprache, wie nämlich den Gemeindemitgliedern die Christen sein wollen, aber aus Misstrauen oder aus Furcht den Weg der BK nicht einsehen wollen, zu helfen ist; sowohl das Befreiende der frohen Botschaft soll ganz stark den vielen geknechteten Gewissen gesagt werden als auch das Gebot des »ersten Schrittes« [Matthäus 19,21] 32, wobei zu bedenken ist, dass rote Karte und Teilnahme [am] Fürbittegottesdienst schon »feste Speise« ist, die nicht alle verdauen können, dass dagegen persönliche Verantwortung des Einzelnen für Haus und Gemeinde »die Milch« [I Korinther 3,2] ist, die solchen Menschen zuerst gereicht werden muss. Bei der Besprechung des Konfirmandenunterrichtes kam die Notwendigkeit zum Ausdruck, mit geregelter Andacht zu beginnen, die Kinder dabei auch in den Psalter einzuführen, die Hilfe des Monatsspruches und -Liedes auszuwerten, die liebevolle Einführung in die tägliche Bibellese, die Notwendigkeit, viel und streng lernen zu lassen und die Schwachbegabten besonders zu nehmen. Die Spruchsammlung für 14–18jährige, die die VL [Vorläufige Leitung] jetzt herausgibt, neben anderen wesentlichen Hilfsquellen werden für unseren Unterricht sehr nützlich sein. Dass in den Konfirmandenunterricht auch die Beichtunterweisung gehört, haben wir vielleicht immer noch nicht genug beachtet. An den Abenden haben wir zunächst die Berichte der Brüder aus ihren Gemeinden entgegengenommen und dann die Lage unserer BK im allgemeinen und der jungen Brüder im Besonderen besprochen. Eine Freude war uns der Bericht eines sächsischen Bruders über die Arbeit in seiner Provinz. Dort sind in letzter Zeit mehrere Brüder solange in ihren Gemeinden gehalten worden unter ausdrücklicher Weisung, bis sie durch physische Gewalt 32. Bonhoeffer hatte dieses Gebot an den »reichen Jüngling« für das Buch »Nachfolge« ausgelegt, DBW 4, 63–65; 64: »Erst soll der Jüngling hingehen, alles verkaufen und den Armen geben, und dann kommen und nachfolgen.«

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hinausgedrängt wurden. Es sind dort auch die ersten Ansätze zu geregeltem volksmissionarischen Dienst der hierfür freien Brüder gemacht worden, zum beweglichen Amt der Wortverkündigung. Wir waren uns darüber klar, dass unter uns, auch wenn uns weithin der Weg ins Pfarramt versperrt ist, niemals das Gerede von Arbeitslosigkeit aufkommen darf, und dass wir, auch wenn irgendwo ein Bruderrat seine Aufgaben der geistlichen Leitung vernachlässigt, alles versuchen müssen, um in den Gemeinden zu bleiben, in die wir eingewiesen sind, und so durch unseren Gehorsam gegen den Bruderrat diesen dahin führen müssen, uns auch entsprechende Weisungen zu geben. Die Tatsache, dass in einigen Kirchenleitungen eine Stagnation eingetreten zu sein scheint, dass hier und dort der einfältige Gehorsam und die Freudigkeit verloren zu gehen droht und dass statt dessen der Blick auf die Zahl, auf die Gewinnung der Beiseite-Stehenden, der Bischöfe, der Neutralen etc. soviel gute Kraft verzehrt, hat uns veranlasst, einen Brief an die leitenden Männer unserer Kirche zu schreiben, der persönlich von einigen unserer Brüder überreicht werden soll. (Wer ihn haben will, schreibe an Br. B.) 33 Wir wissen, dass manche von den leitenden Brüdern dankbar sind für solche Stimmen aus dem Kreis der Brüder. Noch eine andere Aufgabe und Verpflichtung war uns brennend, nämlich der seelsorgerliche Dienst, den wir den Brüdern schuldig sind, die von uns zum Konsistorium gegangen sind. 34 Es wollen in der nächsten Zeit immer je 2 Brüder diese besuchen. Es ist uns hier auch erneut die unbedingte Notwendigkeit deutlich geworden, unseren Besuchsdienst untereinander und mit allen Brüdern des jeweiligen Kirchenkreises ganz ernst zu nehmen. Die Entscheidungen, vor die wir alle jetzt und in der nächsten Zukunft gestellt werden, sind allein 35 schwer zu tragen. Noch eins haben wir miteinander ausgemacht: Uns in der nächsten Zeit zu Volksmissionen zu helfen, immer 4 Brüder, die sich am nächsten wohnen. Das Anschriftenverzeichnis zeigt uns, wer uns benachbart ist und wen wir zu einer Volksmission in der Weise, die sich bei uns herausgearbeitet hat, bitten können. 33. Der Brief ist nicht erhalten. 34. Mit x-Taste gestrichen: »Wir haben beschlossen, diesen«. 35. Mit x-Taste gestrichen: »überhaupt«.

36. Vierter »persönlicher« Brief

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Einige mussten schon am Freitag fahren. So hatten wir Freitag früh unsere Abendmahlsfeier, zu der uns das Wort aus unserem Meditationstext zurüstete: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat [I Johannes 5,4]. Nicht wir siegen, aber wir dürfen im Glauben teilhaben an dem Sieg Christi, der alles überwunden hat, was uns soviel Not und Angst macht. Und es ist unser Glaube, der Glaube der ganzen Bruderschaft, dem der Sieg gehört. Dass uns dieser Glaube neu gestärkt worden ist in diesen Tagen, das ist unser Dank. Darum hoffen wir, dass eine solche Zeit der Gemeinschaft uns auch im nächsten Jahr wieder möglich gemacht wird. Dass wir Euer aller täglich in unserer Fürbitte gedacht haben, besonders auch der beiden kranken Brüder Lohmann und Wichmann, möchten wir Euch gerne sagen. Ebenso unsers Bruders Koch und aller Gefangenen. Für Eure Briefe und Grüsse hierher danken wir Euch. Alle Brüder grüssen Euch. 3 6 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 10 – 17 – 24 – 31 – 7– 14 – 21 – 28 –

16. 7. 23. 7. 30. 7. 6. 8. 13. 8. 20. 8. 27. 8. 3. 9.

Judasbrief Johannes 4,5–42 Johannes 5,1–29 Johannes 6,1–34 Johannes 6,35–69 Johannes 8,1–36 Johannes 9,1–41 Johannes 11,1–45

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37. F Ü NF TER » P E RSÖNLICHER« BRIE F 3 7 . 1 . B R IE F Persönlicher Brief 36 den 23. 8. 1938 Liebe Brüder! Der Lehrtext des heutigen Tages, an dem ich Euch wieder einen Gruss schicken möchte, heisst: »Lasset euch niemand das Ziel verrücken« (Kolosser 2,18). Das ist das rechte Wort, das wir einander heute zu sagen haben. Paulus spricht hier von einem Preisrichter im Wettkampf, der uns durch falsche Anweisungen und Ratschläge um das Siegeszeichen betrügt. Paulus sagt: Lasst Euch von solchen nicht einfangen, nicht verlocken. Der Siegespreis gehört euch gewiss, sofern ihr euch nicht im entscheidenden Augenblick irre machen lasst und zu anderen Mitteln und Wegen greift, um zum Ziel zu kommen. Dann seid Ihr betrogen und verloren. Warum wolltet ihr aber so töricht sein, euch den gewissen Sieg aus der Hand nehmen zu lassen? Bleibt auf dem rechten Weg, bleibt auf der rechten Bahn, die euch zum Ziel führt, haltet fest an der einmal gewonnenen Erkenntnis der Wahrheit. In drei Dingen bedeutet dieses Wort für uns heute eine klare Weisung: erstens, wer uns sagen will, wir sollten heute wenigstens für uns persönlich eine Einzellösung der Schwierigkeiten suchen, der ist ein betrügerischer Preisrichter. Es ist uns zur festen Gewissheit geworden, dass wir nur in der Gemeinschaft der Brüder oder überhaupt nicht den Sieg erringen. Wer für sich allein sorgt, der ist um die Gemeinschaft der Kirche betrogen. Zweitens, wer uns damit bedrängt, wir müssten jetzt unter allen Umständen zu einer Lösung aller Schwierigkeiten gelangen, der gibt uns bösen Rat. Er macht uns vergessen, dass nicht Kampflosigkeit und Bequemlichkeit, sondern der Siegespreis nach vollbrachtem Lauf unser Ziel ist. Suchen wir Lösungen in dieser Welt oder warten wir auf die Erlösung, die uns Jesus Christus durch den Tod er36. NL A 48,3 (5.): Typoskript (Type kleiner als bei der »Finkenwalder« Schreibmaschine), zwei Seiten. Auf der ersten Seite oben links maschinenschriftlich »Abschrift/Wn«, oben Mitte handschriftlich »(5)«. Abdruck GS II 537–541, DBW 15, 58–62.

37. Fünfter »persönlicher« Brief

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worben hat? Drittens, wer uns furchtsam und bedenklich machen will mit der Rede, wir sollten doch wenigstens den jetzigen Bestand noch hindurchretten, genug sei uns doch schon zerschlagen, genommen und verschlossen, dem müssen wir entgegnen, dass wir uns von diesem Bestand an sich aber auch garnichts versprechen. Was Gott zerschlagen will, das wollen wir uns gern zerschlagen lassen. Wir haben nichts hindurchzuretten. Wir haben unser Herz nicht an Einrichtungen und Institutionen gehängt, auch nicht an unsere eignen. Die Werkerei, die sich an den sogenannten kirchlichen Bestand hängt, ist ebenso gottlos wie jede andere und muss uns um den Siegespreis bringen. Wir vertrauen aber fest darauf, dass Gott sein Wort und uns mit ihm hindurchretten wird auf seine wunderbare Weise. Das ist der einzige Bestand, auf dem wir zu bestehen gedenken. Liebe Brüder, lasst Euch diese kurze Auslegung gefallen. Wir müssen alle an diesen Dingen täglich lernen. Mit grossem Dank sehe ich auf die vergangenen Wochen zurück. Die Arbeit geht weiter. Auch von Euch habe ich brieflich und persönlich manche gute Nachricht bekommen, leider auch schmerzliche. In den letzten Wochen haben uns die Brüder Hensel und Kiausch (Pommern) verlassen. – – Ich möchte Euch noch einmal das Angebot der Predigtbesprechung machen. Ich tue es gern und es ist für manchen, der allein ist, vielleicht doch eine Hilfe. Ich lese grade das neue Buch von Althaus: Paulus und Luther über den Menschen (Römer 7 und 8) [1938] mit Interesse und Gewinn. Bruder Hofmann empfiehlt: Ergötzliche Predigten des Jobst Sackmann [1935] (Inselbücher 476). Liebe Brüder, verzeiht, wenn ich nochmals herzlich bitte, die Bücherschränke durchzusehen. Es fehlt noch manches, zum Beispiel Harnack, Dogmengeschichte II. Bitte, seid so gut und schickt die Bücher bald zurück. 37 Wir brauchen sie. Beiliegend findet Ihr die versprochenen [Volksmissions-]Themenreihen. Ich denke an Euch alle in den kommenden Wochen um all der schwebenden Dinge willen ganz besonders. »Lasset Euch niemand das Ziel verrücken«. In treuer brüderlicher Gemeinschaft Euer Bonhoeffer. 37. Der Band II von Harnacks Dogmengeschichte kam offenbar zurück. Er ist in Bonhoeffers Restbibliothek enthalten (NL-Bibl. 2 C 4.17).

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3 7 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 38 4. September – 10. September 11. September – 17. September 18. September – 24. September 25. September – 1. Oktober 2. Oktober – 8. Oktober 9. Oktober – 15. Oktober 16. Oktober – 22. Oktober 23. Oktober – 29. Oktober 30. Oktober – 5. November 6. November – 12. November 13. November – 19. November

: Habakuk 1 : Habakuk 2 : Habakuk 3 : Zephanja 1 : Zephanja 2 : Zephanja 3 : Römer 12 : Römer 13 : Römer 14 : Römer 15,1–21 : Römer 15,22–K[apitel]16

37.3. VILM A R ZUM E ID Vilmar, 39 »Theologische Moral« [1871] zum Eid. S. [Seite] 182: Der Eid kann aber nicht als ein Act der freien Willkür, des eigenen Antriebes betrachtet werden, sondern er erfordert eine Auctorität, welche ihn abverlangt … S. 183: [Der Eid ist] … eine auf berechtigtes Erfordern der betreffenden Auctorität derselben gegebene Versicherung, für welche der Schwörende mit seinem ganzen 40 Gottesleben, mit seiner Seligkeit einsteht … S. 184: … In der Eidesleistung des Christen muss nun dessen Seele mit dem klarsten und objektiv vollständigsten Bewusstsein zu gleicher Zeit auf Gott den Vater und auf Christus, mithin zu gleicher Zeit auf die in Christo allein festzuhaltende Seligkeit und auf den Gegenstand der Versicherung gerichtet sein, so dass er beides in einem und demselben Gedanken, mit gleicher Bestimmtheit und Sicherheit, zusammen[zu]fassen vermag; wie er an Gott, an Christus, an seiner Seligkeit nicht das Geringste zu ändern im Stande ist und ändern will, so soll, 38. Beginn der zweiten Seite, mit blassem Farbband getippt. 39. Der Text ist angefügt im Hinblick auf die Anordnung des Treueids der kirchlichen Amtsträger auf den Führer durch Friedrich Werner am 20. 4. 1938. 40. Von diesem Wort an mit dunklem Farbband getippt.

37. Fünfter »persönlicher« Brief

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kann und will auch an dem Gegenstande der Versicherung nicht das Mindeste geändert werden. Wem das Eine oder andere nicht vollkommen klar ist, der schwört leichtsinnig; wer den Gegenstand der Versicherung anders weiss als er darstellt, der schwört falsch, wer den Gegenstand der Versicherung, insofern derselbe ein Versprechen enthält, aus den Augen lässt, (nicht erfüllt), der bricht den Eid … so ist der Meineid und Eidesbruch eine qualificierte (unter erschwerenden Umständen eingetretene) Gotteslästerung … S. 185: [Ebenso würde] … auch derjenige Eid … Gotteslästerung [sein] …, dessen Objekt irgendetwas mit dem Gottesleben des Schwörenden, mit Gottes Gesetz, mit der Seligkeit Unverträgliches enthielte … Es gehört also zur Eidesleistung, dass dem Schwörenden der Gegenstand seines Eides mit der vollkommensten und keinen Zweifel, auch nicht den leisesten, an der Realität (Wahrheit, Erfüllbarkeit) desselben gestattenden Deutlichkeit vor Augen gelegt werden und liegen muss. Der Natur der Sache nach kann die Eidesleistung sich mithin nur auf sehr einfache Gegenstände beziehen … Auf der anderen Seite ist jede Eidesleistung mit Vorbehalt[en] zumal wenn dieselben von dem Eidesleister ausgehen, unbedingt verwerflich – eine Eidesleistung mit Mentalreservationen aber ist unbedingt ein Meineid … Für die klare und einen Zweifel nicht übrig lassende Stellung des Eides (der Formel) ist der Eidauflegende, nicht der Eidleistende, verantwortlich. 3 7 . 4 . F INK E NWA L D E R V O L K S M IS S IO N S T H EM E N Unsere Volksmissionsthemen. 41 I. Christus und seine Gemeinde. 1.) Christus gründet seine Gemeinde. a. Apostelgeschichte 2,22–25a oder 1. Korinther 3,11 das Erdenleben Jesu.

41. Hektographie, normal große Type (»Finkenwalder« Schreibmaschine), im April 1986 aus Pompes Akten hinzugefügt, zwei Seiten. Volksmissionsthemen sind erwähnt im 9., 14. und 17. Brief aus Finkenwalde.

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b. Philipper 2,9–11 oder Apostelgeschichte 5,30 Der Erhöhte (Rex, Intercessor). c. Apostelgeschichte 2,33 der im Heiligen Geist Gegenwärtige. d. Apostelgeschichte 4,12 Totalitätsanspruch. Altarspruch Offenbarung 1,8; Altarlesung Matthäus 16,13–17. Liederverse (nach NG [Neues Gesangbuch], stehen aber immer auch im alten Gesangbuch 42): 158, 1.2.3.4.5; 151, 1.(3).10 Christus ruft zu seiner Gemeinde. a. Apostelgeschichte 9,1–2 der Christushasser. b. Apostelgeschichte 9,3–6 Christus ist Sieger c. Apostelgeschichte 9,19 f Der Prediger Jesu Christi d. Apostelgeschichte 16,25 Das Lob Gottes unter Verfolgung. Altarspruch Matthäus 11,28–30; Altarlesung 10,9. 11,12a.14–16. Liederverse 96, 1.4.6; 106, 1.2.3.5.6. Christus lebt in seiner Gemeinde. a. Apostelgeschichte 2,42 Bleiben in der Apostel Lehre (AT. NT. Bibel) b. Apostelgeschichte 2,42 Bleiben in der Gemeinschaft (Bruderliebe … Kollekten) c. Apostelgeschichte 2,42 Bleiben im Brotbrechen (Abendmahl) d. Apostelgeschichte 2,42 Bleiben im Gebet (Fürbitte …) Altarspruch Matthäus 28,20 und 18,20; Altarlesung Johannes 15,1–8. Liederverse 174, 1.2.3.5.6.8; 100, 1 und 2.4 und 6 Christus verherrlicht seine Gemeinde. a. Offenbarung 13,1.6–8 Der Widerchrist. b. 2. Korinther 5,10 oder Offenbarung 20,12–15 das Jüngste Gericht. c. Offenbarung 21,1–4 das himmlische Jerusalem.

42. Das »Neue Gesangbuch« für Brandenburg und Pommern (EG.BP), Berlin und Frankfurt an der Oder 1931, war noch nicht in allen Gemeinden vorhanden, vor allem nicht in Dorfgemeinden.

37. Fünfter »persönlicher« Brief

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d. Philipper 1,23 das selige Sterben. Altarspruch Römer 8,17–18; Altarlesung Offenbarung 22,12–17.20 Liederverse 311, 1.2; 317, 1.2.7; 45, 9.10; 311, 3 II. In der Gewalt Jesu Christi. 1.) Du gehörst Christus a. Exodus 20,2–3 Gott der Herr b. Psalm 51,6a Sündenbekenntnis c. Jesaja 53,4a und 5 Das Kreuz d. 1. Timotheus 1,15 das Heil. 2.) Deine Kirche gehört Christus. a. Exodus 3,7–8a die Herausgerufenen. b. Exodus 16,4 die Gottesspeise c. Exodus 32,7 und 8.25a.26–28 Abfall, die fremden Götter d. Exodus 17,10–13 der Sieg der Kirche 3.) Dein Haus gehört Christus. a. Römer 10,17 Predigt, Gottesdienst, Bibelstunde. b. Kolosser 3,16 Hausandacht, Gebet c. Epheser 6,1–4 Kindererziehung, Jugendarbeit. d. Epheser 4,32 Von der rechten Vergebung. 4.) Er kommt zum Weltgerichte. a. Matthäus 24,24–25 Antichrist b. Johannes 5,28–29 Wiederkunft zum Gericht. c. Offenbarung 21,2–4 das neue Jerusalem. d. Philipper 1,23 Bereitung zum Sterben. III. 1.) Wer ist Jesus. a. Matthäus 20,28. b. Johannes 18,37. c. Matthäus 9,13. d. Lukas 12,49. 2.) Wer ist ein Christ? Lukas 15 der verlorene Sohn a. Vers 12–16 Auszug von Gott b. Vers 17–20a Umkehr vor Gott. c. Vers 20b–21 Heimkehr zu Gott d. Vers 22–24 Neues Leben durch Gott. 3.) Wo ist Kirche? Apostelgeschichte 2,42. a. Wort und Bekenntnis. b. Abendmahl. c. Gebet d. Bruderschaft. 4.) Was wissen wir von den letzten Dingen? a. 2. Korinther 5,10 b. Offenbarung 13,1.6–9 c. Offenbarung 7,13–17 d. Matthäus 25,13.

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IV. Ich glaube, dass Jesus Christus sei mein Herr. 1.) Der Heiland der Sünder. Lukas 19,1–10 (Zachäus) a. Vers 1–4 Situation der Volksmission b. Vers 5 die Einladung c. Vers 6–8 die Aufnahme des Rufes d. Vers 9–10 Jesu Erläuterung Altarspruch Matthäus 11,28–30 Altarlesung Lukas 19,1–10 (Lukas 15,3–10) Liederverse 150, 1–2, 147, 1.2.3.4.5.8; 150, 11–12 2.) Der Hirte der Gemeinde a. Johannes 10,12a der gute Hirte b. Hesekiel 34,2b.4.11b falsche Hirten c. Psalm 23,1–2 Die Speise des Hirten (Wort und Sakrament) d. Johannes 10,16 Mission, Oekumene Altarspruch Psalm 95,6–8a Altarlesung Johannes 17,14–26 Liederverse 113, 1.2; 163, 1.2.3.4.5.6 und 7; 3.) Der Herr des Alltags a. 2. Korinther 5,1 neue Kreatur b. Kolosser 3,16 Andacht, Singen, Beten, Bibellesen. c. Epheser 6,1–4 Erziehung, Schule d. 1. Korinther 7,29–32a Beruf, Leben in der Welt. Altarspruch Psalm 119,2–3 Altarlesung Matthäus 6,24–34 Liederverse 171, 1,2; 196, 1.2.3.4.5; 161 4.) Der Richter der Welt a. 2. Korinther 5,10 das Gericht nach den Werken b. 1. Johannes 2,18 und 4,3 Bedrohung durch den Antichristen c. Offenbarung 21 das himmlische Jerusalem d. Lukas 2,29–30 vom seligen Sterben. Altarspruch Ps 98,2.9b Altarlesung Matthäus 25,31– 41.46 Liederverse 311, 1; Vers 3; 577, 1.4.5; 45, 9.10; 120 V. Was soll ich tun, dass ich selig werde. 1.) Was soll ich tun, dass ich selig werde. a. Apostelgeschichte 16,30 die Frage b. Lukas 15,11 f der selbstgewählte Weg c. Römer 1 Schluss falscher Ausweg, Götzen …

38. Sechster »persönlicher« Brief

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d. Sprüche 23,26 Lösung. Altarlesung Lukas 12,10–20 Lieder 171; 184 Vom seligen Glauben. a. Apostelgeschichte 16,31 Gegenstand des Glaubens b. Johannes 5,4 Überwindung des Glaubens c. Markus 9,23 f Konkrete Lebensaufgaben … d. Lukas 22,32 die Zuversicht des Glaubens. Altarlesung Apostelgeschichte 16,25–34 Lieder 148; 150 Vom seligen Leben. a. Markus 2,13 Nachfolge, Leiden b. Matthäus 10,32 Bekennen c. Johannes 16,24 oder 1. Johannes 5,14 Beten d. 1. Johannes 3,14a Liebe Altarlesung Apostelgeschichte 4,23–26 Lieder 163; 213 Vom seligen Sterben. a. Philipper 1,23 … Lust abzuscheiden b. 1. Johannes 2,28 Gericht c. Sacharja 14,7 Um den Abend wird es licht sein d. Offenbarung 14,13 in dem Herrn sterben Altarlesung Matthäus 25 (kluge Jungfrauen) Lieder 213; 311; 317.

3 8 . S E C H S T E R » P E R S Ö N L IC HE R « B R I E F 3 8 . 1 . B R IE F Persönlicher Brief! 43 20. 11. 1938. Liebe Brüder! Zum Ende des alten und zum Beginn des neuen Kirchenjahres grüsse ich Euch mit dem Wort aus dem Meditationstext der vorigen Woche: »Der Gott aber der Geduld und des Trostes 43. NL A 48,3 (6.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten (maschinenschriftlich paginiert: – 2.–); von Bethge für den Druck in GS II 541–544 vorbereitet, Abdruck DBW 15, 81–84. Oben auf der ersten Seite handschriftlich »(6)« und »Gross Kursiv«. Vermerk Bethges: »Der pommersche

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gebe euch, dass ihr einerlei gesinnet seid untereinander nach Jesu Christo« (Römer 15,5). Wir haben hier in der letzten Zeit über den neutestamentlichen Begriff der Geduld viel gearbeitet und gemeinsam nachgedacht. Dabei ist mir ganz deutlich geworden, dass wir heute auf der ganzen Linie dort angekommen sind, wo es imgrunde nur darum geht, ob wir aus dem Evangelium lernen wollen, was Geduld heisst. Die mancherlei Fragen, unter denen sich heute die Ungeduld einschleicht, brauchen wir, meine ich, garnicht so ernst zu nehmen, wie sie genommen sein wollen. Sehr ernst ist es nur, dass uns unsere Ungeduld immer wieder so böse Streiche spielen will, indem sie sich als eine ganz besondere Art Gehorsam ausgibt und uns zur Untreue verleitet. Wir sind, ich weiss nicht recht wodurch, weithin in ein Denken hineingeraten, das geradezu gefährlich wird. Wir meinen besonders verantwortlich zu handeln, wenn wir alle paar Wochen aufs neue die Frage prüfen, ob auch der angefangene Weg der rechte gewesen sei. Dabei ist es besonders auffallend, dass solche »verantwortliche Prüfung« immer gerade dann einsetzt, wenn sich ernste Schwierigkeiten zeigen. Wir reden uns dann ein, wir hätten nicht mehr »die rechte Freudigkeit und Gewissheit zu diesem Wege« oder, was noch schlimmer ist, Gott sei nicht mehr mit seinem Wort in der alten Klarheit bei uns, und im Grunde versuchen wir mit alldem doch nur um das herumzukommen, was das Neue Testament »Geduld« und »Bewährung« nennt. Paulus hat jedenfalls nicht angefangen über die Richtigkeit seines Weges zu reflektieren, wenn Widerstände und Leiden drohten, Luther auch nicht, sondern sie sind wohl grade darin ganz gewiss und froh geworden, in der Nachfolge und Gemeinschaft ihres Herrn zu stehen. Liebe Brüder, unsre wirkliche Not ist garnicht der Zweifel an unserem angefangenen Weg, sondern unser Versagen in der Geduld, im Drunter-bleiben. Wir können es uns immer noch nicht denken, dass Gott heute wirklich von uns nichts Neues will, sondern ganz allein die Bewährung in dem Alten. Das ist uns zu wenig, zu monoton, zu anspruchslos. Wir können uns auch einfach noch nicht damit abfinden, Bruderrat übernahm und schickte diesen Brief als Adventsgruß an alle pommerschen Pfarrer unter [Reinold] von Thaddens Verantwortung (als pommerschen Rundbrief Nr. 67).«

38. Sechster »persönlicher« Brief

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dass die Sache Gottes nicht immer die Sache des Erfolges ist und dass wir wirklich auch mit unserem rechten Wege »erfolglos« sein könnten. Aber eben hier entscheidet es sich, ob wir im Glauben oder in der Begeisterung angefangen haben. Es ist auffallend, welche Bedeutung der Geduld im Neuen Testament zukommt. Nur der Geduldige empfängt die Verheissung (Matthäus 24,13), nur der Geduldige bringt rechte Frucht (Lukas 8,15). Ein Glaube, der nicht zur Geduld wird, ist unecht, unbrauchbar. Der Glaube muss bewährt sein. Bewährung gibt es nur im Leiden. Nur aus dem Erleiden, aus dem Drunterbleiben wird das »vollkommene Werk« hervorgehen (Jakobus 1,3 f). Wenn wir uns daran erinnern, dass das Wort Glaube – pistis schon das Moment der Treue enthält, so wird uns der enge Zusammenhang von Glaube und Geduld nicht verwundern. Geduld gibt es nur »In Jesus« (Offenbarung 1,9); denn Jesus übte Geduld als er das Kreuz trug. Hebräer 12,2 beschreibt den Kreuzweg Jesu als ein Drunter-bleiben, als Geduld. Drunterbleiben heisst für uns in der Gemeinschaft der Leiden des Christus stehen (1. [richtig: 2.] Korinther 1,6 ff[5–7]) und dadurch Zuversicht gewinnen. Haben wir an der Geduld Jesu Anteil, so werden wir selbst geduldig, und zuletzt werden wir an seinem Königtum teilhaben (2. Timotheus 2,12). Der Weg zur Geduld geht über die Zucht (2. Petrus 1,6). Je freier wir von der Bequemlichkeit und Trägheit, von persönlichen Ansprüchen werden, desto williger werden wir zur Geduld. Unser Text [Römer 15,5 f] sagt uns, dass wir einig bleiben können, nur wenn wir in der Geduld bleiben. Die Ungeduld richtet Spaltung an. Und es ist ja leider nicht zu leugnen, dass alle die, die aus Ungeduld eigene Wege gehen oder schon gegangen sind, manchem Bruder den Kampf der Bewährung und Geduld noch viel schwerer gemacht haben. Ungeduld zerbricht die Gemeinschaft. Sie ist im Sinne des Evangeliums nicht nur eine kleine, verzeihliche Unart, sondern sie ist das Versagen in der Bewährung des Glaubens. »Der Gott aber der Geduld« – der Gott, der in Jesus Christus selbst drunter blieb und uns drunter bleiben hilft, der gebe Euch »einerlei Sinn« – dass ihr in diesen Stunden der Bewährung beieinander steht, ja fester aneinanderrückt, einander stärkt und helft. Schlimm, wenn in solchen Zeiten einer sich entzieht. Aber unsere Geduld

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hängt ja nicht an Menschen, sondern an Jesus Christus und seiner Geduld am Kreuz. Er hat auch die Ungeduld aller Menschen getragen und kann sie darum vergeben. »Einerlei Sinn« – das heisst ja: nicht heute so und morgen anders, sondern beim einmal erkannten festbleiben, beständig sein, sich treu erweisen. Wie gering steht die Festigkeit, Beständigkeit und Treue bei uns im Kurs. In der Schrift steht sie ganz obenan. Gott schenke sie uns, indem er uns geduldig mache und uns im Drunterbleiben seinen Trost zuspreche. Einig in der Geduld, einig im Trost. Wir gehören zusammen im Drunterbleiben, wir gehören zusammen auch in der Tröstung und der endlichen Ueberwindung. Keiner kämpft den Kampf der Bewährung allein. In der Stunde, in der unsere Geduld erprobt wird, sind die bei uns, mit denen wir einerlei Sinnes sind. Vor allem aber wissen wir, wir sind eins in Jesu Geduld und Trost. Er ist unsere Geduld und unser Trost. So wird es auch im neuen Kirchenjahr bleiben. Wenn ich Euch raten darf, so macht euch die Mühe und arbeitet die Begriffe, um die wir uns grade bemühen, mit uns durch: Versuchung, Geduld, Bewährung, Demut, Danksagung, Freude, Friede, Zucht. 44 In diesen Stücken haben wir das Evangelium ganz neu hören zu lernen. Wir werden auf wenig begangenen Wegen durch die Schrift geführt, aber die Ausblicke sind unbeschreiblich weit und schön. Die Meditationstexte in den nächsten Wochen sollen uns auch dazu helfen. In den letzen Tagen habe ich viel über Psalm 74, Sacharja 2,12, Römer 9,4 f und 11,11–15 nachgedacht. 45 Das führt sehr ins Gebet. 44. Aufzeichnungen von der Arbeit in den Sammelvikariaten an den Begriffen Versuchung, Geduld, Bewährung, Freude, Friede, Enthaltsamkeit und Dankbarkeit sind abgedruckt in DBW 15, 332–367. 45. Auf dem Hektogramm steht über »Psalm 74« handschriftlich »V. 4–8! Vers 9!« und unter »Sacharja 2,12« in Bethges deutscher Schrift »Augapfel« (Vers 12b: »wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an«), am Rand in Bethges lateinischer Schrift »Juden Kristallnacht«. Während des Pogroms in der »Reichskristallnacht« 9./10. November 1938 zersplitterten die Glasscheiben jüdischer Geschäfte und brannten die Synagogen. Bonhoeffer hat in seiner Lutherbibel neben Psalm 74,8 (»Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande«) das Datum »9. 11. 38!« eingetragen (die einzige Datumseintragung in der ganzen Meditationsbibel) und die beiden folgenden Verse (»… keiner ist bei uns, der weiß, wie lange. Ach Gott, wie lange …«) mit

38. Sechster »persönlicher« Brief

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Ich habe mich sehr gefreut, von vielen von Euch zu hören und auch Predigten von Euch lesen zu dürfen. Darf ich die Brüder, denen ich die Predigten zurückschicke, bitten, mir wenigstens auf einer Karte mitzuteilen, ob sie ankamen und ob sie mit der Beurteilung einverstanden sind oder nicht. Bitte meint doch überhaupt nicht, ich sei brieflich nicht zu erreichen, sondern schreibt und erzählt wieder etwas mehr. Ich glaube, ich habe mich in den letzten Monaten auch mit Antworten gebessert, habe mir jedenfalls Mühe in dieser Richtung gegeben; denn man soll heute wirklich solche Gemeinschaft nicht durch Trägheit abreissen lassen. Vor allem aber haltet doch untereinander die Verbindung aufrecht, schreibt Euch und besucht Euch. Das wäre das wichtigste. Ich wünsche Euch von Herzen eine gute Adventszeit. Gott segne Eure Predigt und alle Eure Arbeit. Er behüte Euch und Eure Häuser. Wir denken Euer täglich. In brüderlicher Gemeinschaft grüsst Euch Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer 46 3 8 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 47 20. November – 26. November Matthäus 24,1–14 (Geduld) 27. November – 3. Dezember Offenbarung 3,7–12 (Geduld) 4. Dezember – 10. Dezember 1. Petrus 5,1–11 (Dienst und Demut) 11. Dezember – 17. Dezember Philipper 4,1–9 (Freude) 18. Dezember – 24. Dezember Jesaja 9,5.6 Lukas 2,14 und 19,42 (Friede) 25. Dezember – 31. Dezember Psalm 75 (Danksagung) 1. Januar – 7. Januar Psalm 1 8. Januar – 14. Januar 1. Thessalonicher 1 15. Januar – 21. Januar 1. Thessalonicher 2 einem Randstrich und Ausrufungszeichen versehen. In Römer 9–11 handelt Paulus vom Verhältnis zu den Israeliten, »aus welchen Christus herkommt nach dem Fleisch« (9,4); »so ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben von den Toten?« (11,15). 46. Name in Bethges lateinischer Handschrift für den Druck. 47. Die Meditationstexte sind auf der für den Druck bestimmten Seite gestrichen.

442 22. Januar 29. Januar 5. Februar

Sammelvikariate 1937–1939

– 28. Januar – 4. Februar – 11. Februar

1. Thessalonicher 3 1. Thessalonicher 4 1. Thessalonicher 5.

3 9 . S I E BE N T E R » P E R S Ö N L IC HE R « B R I EF Persönlicher Brief! 48 14. 2. 1939 Liebe Brüder! Vor allem muss ich Euch danken, dass Ihr meinen kurzen Weihnachtsgruss so freundlich mit ausführlichen Briefen beantwortet habt. So freue ich mich, wieder von Euch zu wissen, von Eurem Ergehen, Eurer Arbeit und von Eurer Zuversicht zur Sache. Eure Briefe brachten mir zugleich eine so grosse Zahl von Predigten, dass ich noch garnicht ganz durchgekommen bin. Ich danke Euch auch dafür sehr und habe daraus gelernt, wie gut und wertvoll diese Art der Verbindung ist. Ich möchte Euch eigentlich gleich den Vorschlag machen, doch auch den Briefen, die Ihr aneinander schreibt, Predigten beizulegen. Das ist für beide Teile ein wirklicher Gewinn, persönlich und sachlich. Schliesslich habe ich Euch noch zu danken für die Geburtstagsgrüsse, die ich in der 49 letzten Wochen bekam. Solche Zeichen geben einem viel neue Kraft und Freude zur Arbeit. In meinem letzten Brief schrieb ich Euch von der Geduld im Neuen Testament, so wie wir die Gedanken hier erarbeitet hatten. Ich war sehr froh in vielen Eurer Briefe zu lesen, dass diese Ermahnung der Schrift gerade auch Euch in dieser Zeit wichtig erschien. So lasst mich Euch heute aus derselben Arbeit und wiederum als Aufforderung zur Mitarbeit von einem andern der grossen Worte des Neuen Testaments zu schreiben versuchen, in das wir wieder lernen müssen einzudringen, um darin zu leben: von der Freude. Der neue Anfang, der uns durch Gottes Güte wider alles Er48. NL A 48,3 (7.): Hektographie, aus Grunows Akten, zwei Seiten; von Bethge für den Druck in GS II 546–550 vorbereitet, Abdruck DBW 15, 146– 150. Auf der ersten Seite oben handschriftlich »(7)«. 49. Richtig: »den«.

39. Siebenter »persönlicher« Brief

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warten in der letzten Zeit geschenkt worden ist, hat uns von einem dumpfen Druck befreit. 50 Wir sind noch einmal zu der vollen Freude an Jesus Christus, unserm Herrn, gerufen worden. Es ist wirklich lauter Gnade Gottes, dass er uns noch einmal das Zeugnis der Christusherrschaft so rein und unverfälscht hat vernehmen lassen; denn mit unserm unfrohen, resignierten und widerspenstigen Wesen hatten wir es nicht mehr verdient. Nun aber gilt es, dieses Geschenk Gottes wirklich neu zu erfassen und uns zur vollen Christusfreude führen zu lassen. Das erste, was uns die Schrift über die Freude sagt, lässt sich zusammenfassen in dem Liedanfang: »Jesu, meine Freude …« 51. Das ist der Grundton der biblischen Verkündigung von der Geburt Christi, vom Anbruch des Reiches Gottes in der Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern, von seiner Auferstehung und Himmelfahrt (Lukas 2,10; Markus 2,19; Lukas 24,41.52; Johannes 20,20). Gott will uns durch Jesus Christus froh machen. Er will uns nicht bedrücken, uns nicht Probleme aufgeben, er will uns nicht vor unlösbare Aufgaben stellen, sondern er will, dass wir uns an Jesus Christus und an seiner Herrschaft freuen. Das gehört wieder zu den einfachsten Dingen, die wir über den schwierigen gern vergessen, dass wir uns an Jesus Christus freuen lernen wie die Kinder. Ist es nicht schlimmste Undankbarkeit und Verstocktheit unseres Herzens, wenn uns der, der uns zum Heil, zur Errettung kam, nun zur Last wird? Mit der Freude an Christus geht uns auch die Liebe zu ihm und der Glaube an ihn verloren. Ohne die Freude an dem menschgewordenen und auferstandenen Sohn Gottes geraten wir ins Murren, in den Widerspruch, in die Traurigkeit. Wie finden wir aber solche Freude? Allein durch den festen Glauben: Jesus lebt! Wenn es wirklich wahr ist, dass Jesus lebt, dass er sich uns bezeugt, uns führt und hilft, wie sollten wir dann nicht ebenso froh werden wie die Jünger als sie ihn am Ostermorgen sahen? (Johannes 20,20). 50. Vermerk Bethges auf dem Hektogramm: »29.–31. Januar 1939 Siebente Synode der Bekennenden Kirche der ApU in Nikolassee; Wort über die Kirche, ihre Einheit und ihr Regiment. Wort an Gemeinde und die Angehörigen der jungen ›illegalen‹ Brüder, Treueid nicht mehr leisten!« 51. Lied von Johann Franck, EG.BP 198.

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Sammelvikariate 1937–1939

Zweitens: Wer Jesus Christus gefunden hat, der geht mit Freuden seinen Weg, der geht mit Freuden hin und verkauft alles, was er hat und kauft die köstliche Perle (Matthäus 13,44). Wer den Weg Jesu nicht mitgeht, der wird traurig wie der reiche Jüngling (Matthäus 19,22). Wer sich dem Wege Jesu ganz anvertraut, der wird daran froh. Diese Freude bewährt sich auch im Leiden, das dieser Weg über uns bringen kann (Matthäus 5,12; 1. Petrus 4,13 ff; 2. Korinther 6,10; Philipper 2,17; Kolosser 1,24; Hebräer 10,32 und öfter). Der Grund aller solcher Freude ist die Nähe Jesu (Philipper 4,4). »Ach, mein Herr Jesu, dein Nahesein …« 52 Zugleich aber ist hier die Gewissheit, dass sich gerade so das Werk Jesu Christi auf Erden erfüllt und vollendet (2. Timotheus 2,10!). So muss das, was uns Trübsal und Vernichtung bringen soll, durch Gottes wunderbare Gnade unsere Freude nur stärken. Stehen wir in der rechten Freude, dann ist es wirklich so: »Keiner nimmt eure Freude von Euch« (Johannes 16,22), denn sie bleibt in Ewigkeit (1. Petrus 1,8). Drittens: Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft der Freude. An der besonderen Gnade, die dem einen widerfährt, nehmen alle mit Freuden teil (1. Korinther 12,26). Johannes kennt keine grössere Freude, als wenn er seine Kinder in der Wahrheit wandeln sieht (2. Johannes 4; 3. Johannes 4 cf. 1. Korinther 13,6). An der Freude seines Leidens um Jesu Christi willen teilzunehmen, bittet Paulus seine Gemeinde (Philipper 2,17). Jesus aber ruft zur Mitfreude dort, wo ein Verlorener wiedergefunden wird, wo ein Sünder Busse tut. Das ganze Kapitel Lukas 15 steht unter diesem Ruf (15,6.9.23.32 cf. 2. Korinther 7,9 f). Die Christen sind einander täglich unaufhörlicher Grund der Freude (1. Thessalonicher 2,19; Philipper 4,1). Wer seine Augen offen hat für seine Mitchristen, dem kann es an Grund zur Freude niemals fehlen. Es ist doch erstaunlich zu wissen, dass nicht nur »Jesus unsere Freude« ist, sondern auch unser christlicher Bruder. Haben wir nicht heute Grund genug, von dieser Freude erfüllt zu sein? Viertens: Der Ursprung aller wahren Freude ist Gottes Freude an uns. Bei Gott im Himmel ist Freude, wenn sein Werk auf Erden zur Erfüllung kommt, wenn der Sünder um52. Lied von Christian Gregor, EG.BP 206.

39. Siebenter »persönlicher« Brief

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kehrt zum Vaterhaus (Lukas 15). Jesus ist erfüllt von Freude und es ist seine Freude, die in uns ist und die uns vollkommene, bleibende Freude schenkt (Johannes 15,11; 17,13). An der Freude Gottes über sein Werk, an der Freude Jesu über die Liebe Gottes teilzunehmen sind wir berufen. Dass unsere Gebete nunmehr erhört werden, das ist unsere vollkommene Freude (Johannes 16,24). Nicht betrüben sollen wir den Heiligen Geist (Epheser 4,30), sondern das ist unser Ziel, einzugehen in die Freude unseres Herrn – Matthäus 25,11 [richtig: V. 21]. Zur Auslegung dieser Stelle hören wir Augustin: Intra in gaudium sempiternum, in domum domini Dei tui, ubi sunt magna et inscrutabilia et mirabilia, quorum non est numerus: intra in gaudium sine tristitia, quod continet aeternam laetitiam, ubi erit omne bonum et non erit aliquid malum; ubi erit, quicquid voles, et non erit quicquid noles; ubi vita vitalis, dulcis et amabilis, semperque memorialis; ubi non erit hostis impugnans, nec ulla illecebra, sed summa et certa securitas, et secura tranquillitas et tranquilla iucunditas, et iucunda felicitas, et felix aeternitas et aeterna beatitudo, et beata trinitas, et trinitatis unitas, et unitatis deitas, et deitatis beata visio, quae est gaudium domini mei. O gaudium super gaudium, vincens omne gaudium, extra quod non est gaudium. O regnum beatitudinis sempiternae, ubi tu domine spes sanctorum et diadema gloriae facie ad faciem videris a sanctis, laetificans eos undique in pace tua, quae exsuperat omnem sensum. Ibi gaudium infinitum, laetitia sine tristitia, salus sine dolore, vita sine labore, lux sine tenebris, vita sine morte, omne bonum sine omni malo. Ibi juventus nunquam senescit, ibi vita terminum nescit, ubi decor nunquam pallescit, ubi amor nunquam tepescit, ubi sanitas nunquam marcescit, ubi gaudium nunquam decrescit, ubi dolor nunquam sentitur, ubi gemitus nunquam auditur, ubi malum, nullum timetur, quoniam ibi summum bonum possidetur, quod est semper videre faciem domini virtutum (in den soliloquiis [animae ad Deum, Seelengespräch allein zu Gott (unbekannter Verfasser)] Kapitel 35. Könnte nicht einer von Euch versuchen, diesen Hymnus einmal schön zu übersetzen?) 53 53. Abgedruckt in [Jacques Paul] Migne [Hg.,] Patrologia latina (Paris 1844– 1855) 40,894 f. Der Fundort Bonhoeffers konnte nicht ermittelt werden. Übersetzung (Ilse Tödt): Tritt ein in immerwährende Freude, in das Haus

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Sammelvikariate 1937–1939

Ich grüsse Euch mit dem Wort des 100. Psalms [V. 2]: »Dienet dem Herrn mit Freuden!« Gott segne Euch, Eure Häuser und Eure Gemeinden zu solchem Dienst. In der Gemeinschaft brüderlicher Fürbitte Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer 54 4 0 . A C H T E R » P E R S Ö N L IC H ER « B R I E F 4 0 . 1 . B R IE F Persönlicher Brief! 55 Liebe Brüder Seit ich das letzte Mal schrieb, ist vieles besser und klarer geworden. Zu dem Schmerz, dass mehrere Brüder unsere Sache des Herrn, deines Gottes, wo große und unerforschliche und wunderbare Dinge sind, ohne Zahl: tritt ein in Freude ohne Traurigkeit, die ewige Fröhlichkeit in sich trägt, wo alles Gute sein wird und irgendwelches Übel nicht sein wird; wo sein wird, was immer du willst, und nicht sein wird, was immer du nicht willst; wo Leben lebenswert, süß und lieblich ist, und immer erinnerlich; wo kein anstürmender Feind, auch keinerlei Verführung sein wird, sondern höchste und gewisse Sicherheit, und sichere Ruhe und ruhige Nachfolge, und ergötzliches Glück, und glückliche Ewigkeit und ewige Glückseligkeit, und glückselige Dreiheit und der Dreiheit Einheit, und der Einheit Gottheit, und der Gottheit glückselige Schau, welche ist Freude an meinem Herrn. O Freude über Freude, lebend alle Freude, außer welcher nicht Freude ist. O Reich der immerwährenden Glückseligkeit, wo dich, du Hoffnung der Heiligen auf den Herrn und Diadem der Ehre, von Angesicht zu Angesicht schauen werden die Heiligen, die du rundum fröhlich machst in deinem Frieden, der höher ist als alles Sinnen. Da ist unermessliche Freude, Fröhlichkeit ohne Traurigkeit, Wohlsein ohne Schmerz, Leben ohne Plage, Licht ohne Dunkel, Leben ohne Tod, alles Gute ohne alles Übel. Da altert Jugend nimmer, da kennt Leben kein Ende, wo Anmut nimmer verblasst, wo Liebe nimmer lau wird, wo Gesundheit nimmer erschlafft, wo Freude nimmer abnimmt, wo Schmerz nimmer du spüren sollst, wo Wehklagen nimmer du hören sollst, wo Übel keines gefürchtet wird, weil ja da das höchste Gut innegehabt wird, welches ist, immer zu schauen das Angesicht des Herrn der Tugenden. 54. Bonhoeffers eigenhändige Unterschrift. 55. NL A 48,3 (8.): Hektographie, eine Seite, auf der Seite oben handschriftlich Bethge-Vermerke »(8)«, »Mai 1939« (erschlossenes Datum) und »Ebeling« (aus Ebelings Akten); Abdruck GS II 550 f, DBW 15, 170–172.

40. Achter »persönlicher« Brief

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verlassen haben, hat uns Gott doch auch die Freude geschenkt, nach langer Zeit wieder in klarer und fester Gemeinschaft mit denen zu stehen, die die gleiche Sache meinen. Die vergangenen Monate sind uns allen heilsam gewesen. Wann hätten wir gewisser sein dürfen als heute, dass wir durch Gottes Gnade in seiner Kirche gehalten worden sind? Dafür wollen wir Gott danken. Es hat sich in den entscheidenden Wochen wieder gezeigt, dass die Gesprächsmöglichkeit an einem bestimmten Punkte ein Ende hat. 56 Wir wären auch in dem Hin und Her der Argumente fast aufgerieben worden. 57 Davor sind wir bewahrt worden. Nun steht und fällt jeder seinem Herrn [Römer 14,4]. Aber nun können wir auch endlich wieder mit vollem Einsatz an die Arbeit, und das ist das Wichtigste. Die Aufgaben sind unermesslich gross und das Feld ist wirklich reif [Matthäus 9,37 f]. Sammelt mit neuem Mut die Christen um das Wort und das Sakrament! Nutzt die Zeit, die uns noch gegeben ist! Hört nicht auf, Wort und Gebet in die Häuser zu tragen! Christus ist wieder auf dem Plan mit allen seinen Verheissungen. Lasst sie durch IHN in Euren Gemeinden in Erfüllung gehen. Lasst uns weiter füreinander beten, dass unsere Arbeit behütet und gesegnet sei, dass wir selbst wachsen in allen Stücken an Jesus Christus, unserm Herrn [Epheser 4,15]. Unsere Arbeit geht weiter. Ich werde jetzt auf mehrere Monate in das Seminar fahren, in dem ich früher einmal ein Jahr studiert habe. 58 Danach kehre ich in dieselbe Arbeit zurück. Aber für Meditationstexte und das Nötige sorgen Eb. [Eberhard Bethge] und Fr. [Fritz Onnasch]. Gott segne Euch, Eure Arbeit und Eure Häuser Euer getreuer D. B. für Dietrich B.: [handschriftlich] Eb. 56. Bethge-Notiz auf dem Hektogramm: »Godesberg!« Am 4. April 1939 veröffentlichte das Gesetzblatt der DEK die von Friedrich Werner unterzeichnete »Godesberger Erklärung«, in der versichert wurde, der Nationalsozialismus führe »das Werk Martin Luthers nach der weltanschaulich-politischen Seite fort« (DB 725). 57. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Bekennenden Kirche im Sommer 1938 um die Eidesleistung waren »kaum zu ertragen« (DB 678). 58. Bonhoeffer war 1930/31 als Stipendiat am Union Theological Seminary in New York. 1939 reiste er am 2. Juni in die USA ab. Schon am 7. Juli war er wieder »auf dem Heimweg« zu den Brüdern in Deutschland (DBW 15, 240).

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Sammelvikariate 1937–1939

4 0 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 11. Juni – 17. Juni 18. Juni – 24. Juni 25. Juni – 1. Juli

: Johannes 16,16–33 : Johannes 17,1–13 : Johannes 17,14–26 Cantica minora ecclesiae 59 2. Juli – 8. Juli : 2. Mose 15,1–18 9. Juli – 15. Juli : 5. Mose 32,1–14 16. Juli – 22. Juli : 5. Mose 32,15–47 23. Juli – 29. Juli : 1. Samuel 2,1–10 30. Juli – 5. August : Jesaja 12 6. August – 12. August : Jesaja 38,9–20 13. August – 19. August : Habakuk 3 (danach wahrscheinlich der Hebräerbrief). 4 1 . A N B O N H O E F F E R S VE RT R E T E R I N D E R S A M M E LVI K A RI AT S A RB E I T 28. Mai 1939 60 An meinen Nachfolger

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Er findet vor: 1. eine der schönsten Arbeiten in der B.K. 2. zwei Mitarbeiter 62, die seit mehr als 4 Jahren in der Arbeit stehen und die die volle Verantwortung für die Leitung der Häuser seit 1 1/2 Jahren getragen haben, denen er also die Leitung des gemeinsamen Lebens anvertrauen kann, wenn er nicht selbst dasein kann.

59. Kleine Lieder der Kirche aus dem Alten Testament, neben den Psalmen; die folgenden sieben Texte gehören dazu. 60. NL A 82,19: handschriftlich auf einer Briefkarte; Abdruck GS II 551 f, DBW 15, 175 f. 61. Vermerk Bethges (für GS II 551): »Bei Abreise nach USA. Nachfolge beziehungsweise Vertretung nahm P. Helmut Traub wahr. Das stand freilich bei der Abreise noch nicht endgültig fest.« 62. Bethge und Onnasch.

41. An Bonhoeffers Vertreter in der Sammelvikariatsarbeit

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3. Eine angefangene Arbeit: NT: Begriff der hamartia [Sünde] 63, folgen sollten soteriologische [auf die Lehre vom Heil bezogene] Begriffe. Dogmatik: Formula Concordiae bis de libero arbitrio. 64 Es wird nötig sein, die dogmatische Arbeit fortzusetzen. Im NT ist mehr Freiheit. Predigtbesprechungen in Köslin, einige Vorlesungen über Homiletik in beiden Stellen. Es wird gebeten: 1. ausser NT und Dogmatik Besprechungen über Seelsorge, in Sigurdshof über Katechetik mit Katechesen, in Köslin Predigtbesprechungen zu halten. 2. im übrigen möglichst viel mit den Brüdern spazierengehend oder sonstwie zusammen zu sein. Mit aufrichtigem Dank und in treuem Gedenken Dietrich Bonhoeffer.

63. Aufzeichnungen zum Begriff Sünde sind abgedruckt in DBW 15, 329–331. 64. Konkordienformel, Solida Declaratio bis zu dem Abschnitt »Vom freien Willen« (BSLK 829–866).

Im Kriege bis Advent 1942: Neunter bis achtzehnter »persönlicher« Brief 4 2 . NE U N TE R » P E R S Ö NL I C H E R « BR IE F 4 2 . 1 . B R IE F den 20. September 1939 1 Liebe Brüder Als Antwort auf eine Feldpostkarte bekam ich die Nachricht, die ich Euch heute weitergeben muss, dass unser lieber Bruder Theodor Maass am 3. 9. in Polen gefallen ist. Es wird Euch wie mir diese Nachricht unfasslich sein. Aber ich bitte Euch, lasst uns Gott danken in der Erinnerung an ihn. Wir hatten in ihm einen guten Bruder, einen stillen, treuen Pastor der Bekennenden Kirche, der selbst vom Wort und Sakrament lebte, den Gott auch gewürdigt hat, für das Evangelium leidend einzustehen. 2 Ich bin gewiss, er war bereit zu gehen. Wo Gott Lücken reisst, da sollen wir sie nicht mit Menschenworten zu füllen versuchen. Sie sollen offen bleiben. Unser einziger Trost ist der Gott der Auferstehung, der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der auch sein Gott war und ist. Bei ihm wissen wir unsern Bruder und in ihm ist die bleibende Gemeinschaft derer, die vollendet haben und die noch ihrer Stunde entgegengehen. Gott sei gelobt über unserm gefallenen Bruder und sei uns allen barmherzig an unserm Ende. Die Eltern von Bruder Maass wohnen in Stralsund, Pastor Maass, Ketelhotstrasse 8. Von folgenden Brüdern weiss ich, dass sie jetzt bei den Soldaten sind: Maechler 3 (E [Ersatz-]) AR [Artillerieregiment] 38 Prenzlau UM [Uckermark], Dobrick 25747 Sammelstelle Königsberg/Preußen 5, von der Marwitz 18920 Sammelstelle Hammerstein 2 Kreis Schlochau, Mickley 13347 Sammelstelle 1.

2.

NL A 48,3 (9.): Hektographie, aus Grunows Akten, vier Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2.–, – 3.–, – 4.–); von Bethge für den Druck in GS II 553–558 vorbereitet, Abdruck DBW 15, 267–272. Auf der ersten Seite oben handschriftlich »(9)«. Vermerk Bethges (für GS II 553): »Maass gehörte zu den ersten der pommerschen BK, die inhaftiert gewesen waren.«

42. Neunter »persönlicher« Brief

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Berlin SW 11, Wolfgang Schmidt 14741 Sammelstelle Hamburg, Gerhard Krause 17620 Sammelstelle Stettin, Block 20586 Sammelstelle Berlin, Martin Schaaff 2773 Sammelstelle Berlin, Berg 12157 Sammelstelle Stettin, Buchmann 16015 Sammelstelle Berlin, Schrader 17919 Sammelstelle Stettin, Pompe 12732 Sammelstelle Stettin, Lynker 08728 Sammelstelle Königsberg/ Preußen, August, Elsgrund über Döberitz Infanterieschule 8. Kompanie 1. Lehrgang, Winkelmann, Potsdam-Eiche, Heeresunteroffiziersschule 2. Kompanie, Sander, Jüterbog II 1. Offiziersanwärter-Lehrgang, Lehrgang 6. Noch keine Feldpostnummern habe ich trotz Anfrage von den Brüdern Corbach, Seydel, Haarhausen, Giese, Nimz, Hofmann, Büchsel, Schröter, Winfried Krause. Andere stehen vor einer baldigen Einziehung. Ich bitte Euch herzlich, mir mitzuteilen, sobald einer eingezogen wird oder wenn einer auf der Liste fehlt, von dem ich nicht weiss. Lasst mich bitte jede Feldpostnummer, die Ihr erfahrt, wissen. Nehmt Euch jetzt auch die Zeit, sooft wie möglich an die Brüder draussen zu schreiben. Vor allem wollen wir nicht den grössten Dienst versäumen, der uns bleibt, den Dienst der täglich treuen Fürbitte. Wir haben sovieles für unsere Brüder bei den Soldaten zu erbitten, zuerst und zuletzt immer wieder dies, dass sie sich zu allen Zeiten als Christen erweisen können, dass sie vielen ihrer Kameraden einen wirklichen Dienst tun können, und dass Jesus Christus ihr einiger Trost im Leben und Sterben sei 3. Es mag über die meisten von uns in den letzten Wochen eine innere Unruhe gekommen sein. Wir wissen unsere Brüder draussen in allerlei Kämpfen und Gefahr, wir hören vom Tode eines Bruders und es legt sich auf uns wie ein Zwang: ich muss auch dort sein, wo meine Brüder sind, ich will jetzt nichts anderes und nichts besseres haben als sie. Das drückt uns oft ganz nieder, und dann scheint uns alles, was wir tun, so überflüssig, ja es wollen uns sogar manchmal die Lebensfragen unserer Kirche, für die wir bisher gekämpft haben, nebensächlich erscheinen angesichts der Ereignisse in der grossen Welt. Wir meinen, es müsste nun auf einmal alles ganz anders werden, wir müssten alles Vergangene hinter uns lassen und wieder ganz neu anfangen. Wer wollte das nicht verstehen? Und doch, liebe Brü3.

Erste Frage im Heidelberger Katechismus von 1563 (BSRK 149).

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Im Kriege bis Advent 1942

der, die Ihr noch nicht eingezogen seid, es kommt nun alles darauf an, dass wir die Gnade, die uns Gott bisher geschenkt hat, nicht in den Wind schlagen, dass wir unser Amt jetzt nicht verachten, sondern es grade in diesen Tagen hoch ehren und lieben lernen. Wir sind berufene Prediger des Evangeliums und Hirten der Gemeinde, und solange wir es sind, wird Gott uns nur nach einem fragen, ob der treue Dienst an seiner Gemeinde durch unsere Schuld auch nur einen Augenblick Schaden gelitten hat, ob wir seine Gemeinde und die Brüder, die er uns gegeben hat, auch nur einen Augenblick gering geachtet haben. Noch dürfen wir predigen, und so wollen wir auch wie bisher mit gutem, freiem Gewissen predigen und treue Pastoren sein, die ihre Kirche auch in Notzeiten nicht verleugnen. Wir wissen, dass Gott diesen Dienst heute von uns verlangt, und dass wir den Menschen so den grössten Dienst tun, der ihnen getan werden kann. Wir fragen nicht, wonach unser Sinn vielleicht heute oder morgen steht, sondern nach unserm Auftrag. Lasst uns darum nicht hadern und uns versündigen, sondern froh daran werden und dienen. Losung und Lehrtext des ersten September 4 waren überraschend und verheissungsvoll genug: »Suchet den Herrn, solange Er zu finden ist; rufet Ihn an, solange Er nahe ist« (Jesaja 55[,6]), »Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils« (2. Korinther 6[,2]). Was ist damit anderes gesagt als dies: Die Stunde Gottes hat geschlagen, es wird hohe Zeit zu Bekehrung und Gebet, der Tag der frohen Botschaft ist angebrochen, die Ernte des Wortes Gottes wird grösser sein als die Ernte des Todes, der Sieg gehört nicht der Welt sondern Gott. Glauben wir das wirklich, so ist uns und unsern Gemeinden geholfen. Wir sind Prediger der Rechtfertigung aus Gnaden allein [Römer 3,24]. Was [hat] das heute zu bedeuten? Es bedeutet ganz einfach, dass wir keine menschlichen Wege und Ziele mehr mit göttlichen Wegen und Zielen gleichsetzen. Gott ist jenseits aller menschlichen Pläne und Taten. Es muss alles von Ihm gerichtet werden. Wer diesem Gericht Gottes ausweicht, der muss sterben, wer sich ihm aber unterwirft, der wird leben; denn von Gott gerichtet zu werden, ist Gnade zum Leben. Er 4.

Kriegsausbruch durch den deutschen Angriff auf Polen.

42. Neunter »persönlicher« Brief

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richtet um der Barmherzigkeit willen, er demütigt um zu erhöhen. Nur den Demütigen wird es gelingen. Gott bestätigt nicht menschliches Tun, sondern er durchkreuzt es und reisst damit unseren Blick nach oben zu seiner Gnade. Indem Gott unsere Wege durchkreuzt, kommt er zu uns und sagt sein gnädiges Ja zu uns, aber eben nur durch das Kreuz Jesu Christi. Er hat dieses Kreuz auf die Erde gestellt, so gibt er uns unter dem Kreuz der Erde und ihrer Arbeit und Mühe zurück, so verpflichtet er uns aufs Neue der Erde und den Menschen, die darauf wohnen, handeln, kämpfen und leiden. »So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade in Christus Jesus« (2. Timotheus 2,1) »Sei getrost und sei ein Mann, und warte des Dienstes des Herrn, deines Gottes« (1. Könige 2,2[f]). Ich weiss nicht, ob wir auch diesmal wieder das Aufbrechen der Theodizeefrage 5 zu quälend erleben werden wie im vorigen Krieg. Es scheint mir fast, als habe sich hier etwas verändert. Die Christen wissen wohl heute mehr von dem biblischen Urteil über Welt und Geschichte, so werden sie durch die gegenwärtigen Ereignisse vielleicht weniger angefochten als vielmehr bestätigt in ihrem Glauben. Die Nicht-Christen haben mit der Frage nach der Gerechtigkeit eines persönlichen Gottes bereits zu sehr abgeschlossen, als dass sie von ihr überwältigt werden könnten. Dennoch wird die Frage unter der Gewalt der Ereignisse weder hier noch dort ganz ausbleiben, und wir werden wie der Dichter des 42. Psalms [V. 4] noch oft hören müssen: »Wo ist nun dein Gott?« Ist es wahr, dass Gott schweigt? Es ist nur für den wahr, dessen Gott der Gott seiner eigenen Ideale und Gedanken ist. Ihm wird die biblische Botschaft von der Macht und Furchtbarkeit des Schöpfers und Herrn aller Welt gesagt werden müssen. »Wer darf denn sagen, dass solches geschähe ohne des Herrn Befehl und dass nicht Böses und Gutes aus dem Munde des Allerhöchsten komme?« (Klagelieder 3,37 f). »Ich bin der Herr und keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Uebel« (Jesaja 45,[6.]7). »Ist auch ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tue?« (Amos 3,6). Dieser Gott, der die Völker trinken lässt aus seinem Zornesbecher und 5.

Frage nach der Rechtfertigung Gottes: Wie kann Gott das (Übel, Böses) zulassen?

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Im Kriege bis Advent 1942

sie durcheinander wirft (Jeremia 25,15 ff[.27 f]), ist der Vater unseres Herrn Jesu Christi, dessen Rat wunderbar ist und der es zuletzt herrlich hinausführt (Jesaja 28,29). Schweigt Gott? Nein, er redet die stumme Sprache seiner furchtbaren Macht und Herrlichkeit, damit wir klein und demütig werden und ihn allein anbeten. Er redet aus lauter Gnade auch die klare vernehmliche Sprache seiner Barmherzigkeit und seiner Wohltaten an den Menschenkindern durch den Mund Jesu Christi, in welchem wir den allmächtigen Gott zum lieben Vater haben. »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll« (Jesaja 6,3). Darum lässt sich unser Herz und unser Blick nicht fangen und bannen von den täglichen Ereignissen, so aufmerksam wir sie verfolgen. Wir suchen und finden darüber Gott den Herrn und sehen in Ehrfurcht seine Werke. Wir suchen und finden unsern Herrn Jesus Christus und glauben fest an seinen Sieg und an die Herrlichkeit seiner Gemeinde. Wir suchen und finden Gott, den Heiligen Geist, der sein Wort über uns Macht gewinnen lässt, grössere Macht, als die Welt je über uns gewinnen kann. Und wir beten darum, dass das Werk des dreieinigen Gottes sich bald vollende. Der Tod ist wieder mitten unter uns getreten, und wir müssen uns, ob wir wollen oder nicht, Gedanken über ihn machen. Zweierlei ist mir in der letzten Zeit dabei wichtig geworden: der Tod ist ausserhalb unser selbst und er ist in uns. Der Tod von aussen ist der schreckliche Feind, der an uns herantritt, wann er will. Er ist der Sensenmann unter dessen Schlag die Blume abfällt. Er lenkt die Kugel, dass sie trifft. Wir können nichts wider ihn, »hat Gewalt vom höchsten Gott« 6. Er ist der Tod des ganzen Menschengeschlechts, Gottes Zorn und Ende alles Lebens. Aber das andere ist der Tod in uns, er ist unser eigener Tod. Auch er liegt in uns seit Adams Fall. Aber er gehört uns selbst zu. Wir sterben ihn in Jesus Christus täglich [I Korinther 15,31] oder wir verweigern ihn. Dieser Tod in 6.

»Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, hat Gwalt vom großen Gott«, Beginn der ersten Strophe eines geistlichen Volkslieds, Regensburg 1638, enthalten in: Der Zupfgeigenhansl. Herausgegeben von Hans Breuer [1883–1918] unter Mitwirkung vieler Wandervögel. Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig (1909), 60. Auflage 1918, 102.

42. Neunter »persönlicher« Brief

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uns hat mit der Liebe zu Christus und den Menschen etwas zu tun. Wir sterben ihn, wenn wir Christus und die Brüder von Herzen lieben; denn Lieben heisst sich dem ganz hingeben, den man liebt. Dieser Tod ist Gnade und ist Vollendung des Lebens. Dass wir diesen Tod sterben, dass es uns geschenkt wird, dass uns der Tod von aussen erst antrifft, wenn wir durch diesen eigenen Tod für ihn bereit gemacht sind, das darf unser Gebet sein; dann ist unser Tod wirklich nur der Durchgang zur vollendeten Liebe Gottes. Wenn um uns herum Streit und Tod ihre wilde Herrschaft üben, dann sind wir aufgerufen, nicht nur durch Worte und Gedanken, sondern auch durch die Tat Gottes Liebe und Gottes Frieden zu bezeugen. Lest Jakobus 4,11 f 7! Täglich wollen wir uns fragen, wo wir durch die Tat Zeugnis geben können für das Reich, in dem Liebe und Friede herrscht. Nur aus dem Frieden zwischen zweien und dreien [Matthäus 18,20] kann der grosse Friede einmal erwachsen, auf den wir hoffen. Lasst uns allem Hass, Misstrauen, Neid, Unfrieden, wo wir nur können ein Ende machen. »Selig sind die Friedfertigen, denn sie sollen Gottes Söhne heissen.« [Matthäus 5,9] Seit mehreren Wochen bin ich von meiner Reise zurück. 8 Fritz [Onnasch] hat vorgestern Hochzeit gehalten. Die Sommerarbeit war sehr erfreulich. Einen Bericht über die Reise 9 würde ich Euch gerne schicken, aber er ist zu lang geraten und ich weiss nicht, wie ich ihn Euch zugänglich machen kann. Es liegt ja auch alles schon wieder weit zurück. Ich denke an Euch und Eure Arbeit in der Fürbitte. Gott behüte und segne Euch, Eure Häuser und Eure Gemeinden. Er schenke uns allen seinen Frieden. Es grüsst Euch Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer 10 7. »Afterredet nicht untereinander, liebe Brüder. Wer seinem Bruder afterredet und richtet seinen Bruder, der afterredet dem Gesetz und richtet das Gesetz. Richtest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kann selig machen und verdammen. Wer bist du, der du einen andern richtest?« 8. Ende Juli war Bonhoeffer aus den USA zurückgekehrt. 9. »Protestantismus ohne Reformation«, verfasst im August 1939. Druck in GS I (1958) 323–354, DBW 15, 431–460. 10. Handschriftlich von Bethge mit seinen Buchstaben »D« und »B«.

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4 2 . 2 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 24. September – 30. September 1. Oktober – 7. Oktober 8. Oktober – 14. Oktober 15. Oktober – 21. Oktober 22. Oktober – 28. Oktober 29. Oktober – 4. November 5. November – 11. November 12. November – 18. November 19. November – 25. November 26. November – 2. Dezember 3. Dezember – 9. Dezember 10. Dezember – 16. Dezember 17. Dezember – 23. Dezember

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Psalm 16 Psalm 23 Psalm 31 Psalm 34 Psalm 42/43 Psalm 62 Psalm 73 Psalm 85 Psalm 32 Johannes 5,24–29 Lukas 1,26–38 Lukas 1,39–56 Lukas 1,57–80

4 2 . 3 . S C HR IF TE N E M P F E H LU N G Liebe Brüder, es ist sehr schwierig, Euch für Eure gegenwärtige Arbeit gute Schriften zu empfehlen. Ich möchte Euch dennoch die folgenden Schriften wenigstens nennen: 6 Predigten vor Eröffnung der Kriegsläufte 1870 von Kohlbrügge, Verlag Niederländisch-reformierte Gemeinde Elberfeld (0,80 RM?). Aus dem Freimundverlag Neuendettelsau: »Ein gute Wehr und Waffen, Gebetbuch für evangelische Soldaten« und »Wahre Wehrhaftigkeit, Luthers christlicher Unterricht, ob Kriegsleute auch … 1526 11«. Im Selbstverlag des Amtes für Volksmission Nürnberg S, Hummelsteinerweg 100: Blätter für anderthalb Pfennig »Vom Leid«, »Ich verstehe Gott nicht mehr«, »Stärker als das Leid«. Furcheverlag: Erich Schnepel »Als Christ und Kompanieführer im Weltkrieg« Stuttgarter Privileg[ierte]. Württ[embergische]. Bibelanstalt: Bibelteile für 6 Pfennig, unter anderem Bibelworte für Soldaten, Krankheit und Leid etc. Mit allerschwersten Bedenken nenne ich Euch Arper-Zilles[s]en Kriegsagende. 11. WA 19, 623–662: Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können.

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Bitte teilt mir mit, wenn Ihr irgendwo etwas wirklich Brauchbares findet. Es wäre mir sehr wichtig. 43. ZEHNTER »P ERSÖNLICHER« BRIE F Pastor Dietrich Bonhoeffer Zur Zeit Berlin-Charlottenburg 9 Marienburger Allee 43 den 8. Oktober 1939 12 Verehrte, liebe Freunde! Darf ich mich heute an Sie als die Eltern, Geschwister und Frauen unserer Brüder, die jetzt im Felde stehen, wenden? Als ehemaliger Lehrer Ihres Sohnes, Ihres Mannes empfinde ich es ihm gegenüber als brüderliche Pflicht, daß ich nicht nur ihm, sondern auch Ihnen als seinen nächsten Angehörigen in diesen Wochen ein Wort schreibe. Ich möchte es zugleich im Sinne all derer tun, die sich von der gemeinsamen Arbeit her stets mit ihm brüderlich verbunden wissen. Wenn wir uns auch kaum kennen, so verbindet uns doch das tägliche Gedenken an den, für den wir jetzt so wenig tun können und den wir ganz der Gnade Gottes befehlen müssen. Es ist für uns, die wir noch in unserem kirchlichen Dienst in der Heimat stehen, oft ein schwerer Gedanke, unsere Brüder draußen zu wissen und nicht mit ihnen alles teilen zu können, was sie dort durchzumachen haben. Wenn wir dann aber durch Briefe von ihnen hören, daß sie froh sind im Gedenken an jeden, der in dieser Zeit noch in der Gemeinde den dringend notwendigen Dienst versehen darf, dann tun wir diesen Dienst wieder mit größerer Freude und größerem Ernst. Es ist ja dasselbe Amt, in das unsere Brüder von draußen bald zurückzukehren hoffen und durch das wir mit ihnen verbunden sind. Wenn wir das Leben mit den jungen Pastoren, die jetzt im Feld stehen, überdenken, so bewegt es uns zu sehen, wie sehr ihr Leben bisher ein Kampf gewesen ist. Es ist kein leichtes Leben, aber es ist ein Leben, von dem ihnen und uns bewußt ist, daß es wert ist, gelebt zu werden. Wir dürfen diese junge 12. NL A 48,3 (10.): Hektographie, aus den Akten von Kanitz, zwei Seiten (eineinhalbzeilig fehlerlos getippt); auf der ersten Seite oben handschriftlich »(10)«. Abdruck GS VI 469–471, DBW 15, 279–281.

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Pastoren nicht bemitleiden, aber wir sollen mit ihnen, wo wir immer können, tragen, kämpfen und leiden. Nirgends wird der Friede, den sie in Jesus Christus für ihr ganzes Leben gefunden haben, wunderbarer und sichtbarer als mitten im Kampf. Wer aber diesen Frieden gefunden hat, der ist glücklich zu preisen, was ihm auch widerfährt. Ich habe in den vergangenen Wochen viele Feldpostbriefe bekommen. In keinem einzigen steht ein Wort der Klage über das persönliche Ergehen. Aber gemeinsam ist ihnen allen zweierlei: Die Hoffnung, sich auch im Krieg als Christen erweisen zu können und damit auch den Kameraden einen Dienst zu tun, und das Verlangen nach dem Predigtamt in der heimatlichen Gemeinde. Immer wieder bitten und ermahnen uns unsere Brüder im Felde auch, das für sie zu tun, wozu ihnen oft Zeit und Ruhe fehlt, nämlich zu beten für sie und ihren Glauben, für ihre Familien, Eltern, Frauen, Kinder, und für ihre Gemeinden. Wir wollen diese Bitte nicht ungehört lassen. Um ihren Sohn, Ihren Mann, Ihren Bruder steht in diesen Monaten ein großer Kreis von Christen, Amtsbrüdern und Gemeindemitgliedern in treuer Fürbitte. Wir haben es oftmals gehört, wie ihnen draußen diese Fürbitte eine Hilfe in schweren Stunden geworden ist. Es ist Gott selbst, der die Gebete der Gemeinde zu einer Kraft für unsere Brüder werden läßt. Davon wissen alle diejenigen, die durch Fürbitte miteinander verbunden sind. Wir wollen aber in unsere Fürbitte auch die anderen, Unbekannten, miteinschließen, die mit den Unsern jetzt zusammen sind und vielleicht keinen Menschen haben, der ihnen diesen Dienst tut. Wer von uns weiß es, wie oft er in seinem Leben durch das Gebet eines Unbekannten bewahrt wurde! Aber nicht nur wir, sondern die ganze Kirche Jesu Christi steht betend hinter unseren Brüdern als ihren treuen Dienern, für die sie Gott dankt und deren Dienst sie von Gott auch für die Zukunft erbittet. Das darf uns ein großer Trost sein. Das Wichtigste aber ist uns wohl dies: Wir dürfen wissen, daß unsere Brüder durch Gottes Wort wohlbereitet hinausgegangen sind. Sie sehen als bewußte Christen der Zukunft ins Auge und wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen müssen [Römer 8,28]. So wollen wir sie nicht mit unseren Sorgen belasten und ihnen die Bewährung ihres Glaubens nicht noch schwerer machen. Wir wollen viel-

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mehr von ihnen lernen, alle Sorge dem anzuvertrauen, der allein sorgen kann und wird. Darf ich Sie zum Schluß bitten, mir zu schreiben, wenn es irgendetwas gibt, was ich für Ihren Sohn, Ihren Mann tun kann; und ich glaube, es ist im Sinne unserer Brüder, wenn ich Sie bitte, es mich wissen zu lassen, wenn ich Ihnen in dieser Zeit irgendeinen Dienst erweisen kann. Gott schenke uns allen Seinen Frieden. Es grüßt Sie Ihr ergebener Dietrich Bonhoeffer. 13 44. ELF T ER »P ERSÖNL ICHER« BRIE F 4 4 . 1 . B R IE F Persönlicher Brief. 14 Lic. Bonhoeffer Schlawe, Koppelstrasse 9 Liebe Brüder! Am Anfang dieses Weihnachtsbriefes muss eine traurige Nachricht stehen. Unser Bruder Emanuel Kahn ist am 2. Dezember 1939 während seiner Militärdienstzeit in der Heimat tödlich verunglückt. Er wurde am 6. Dezember in Sternberg, wo er zuletzt gearbeitet hatte, beerdigt. Bruder Kahn hatte den ganzen Polenfeldzug mitgemacht, er hatte draussen den Auftrag, Verwundete von der Front zu holen und zum Verbandplatz zu bringen. Während eines kurzen Urlaubs besuchte er mich noch knapp zwei Wochen vor seinem Tod. Er sprach mit grosser Klarheit und Festigkeit über den Weg unserer Kirche und über die letzten Entscheidungen des Glaubens. Er fragte nach vielen Brüdern, und wir gingen nach mehrstündigem Gespräch mit einer Andacht auseinander. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Zusammensein mit Bruder Kahn noch haben durfte. Es ist 13. Bonhoeffers eigenhändige Unterschrift. 14. NL A 48,3 (11.): Hektographie, aus Ebelings Akten, zwei Seiten; auf der ersten Seite oben »(11)« und »Dezember 39« in Bethges Handschrift (erschlossenes Datum); Abdruck GS II 559–562, DBW 15, 283–286.

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mir gewiss, dass der Ruf Gottes ihn nicht unvorbereitet getroffen hat. Er war in diesem Leben mit dem Wort, so dürfen wir glauben, dass das Wort ihn in Ewigkeit festhält. Im Meditationstext der Woche seines Todes hiess es: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.« (Johannes 5,24) Dass ein Weihnachtsbrief heute so anfangen muss, macht uns unsere Lage ganz deutlich. Der Tod und Weihnachten sind einander sehr nahe gerückt, und wir wollen uns dem auch garnicht entziehen. Hören wir nicht die Todesnachricht eines christlichen Bruders heute schon mit ganz andern Ohren als noch vor wenigen Monaten? Ist uns nicht das Licht der Weihnachtsbotschaft schon so hell geworden, dass wir uns wirklich freuen können, wenn wir wissen dürfen, dass einer der Unsern es nun in Ewigkeit sehen darf? ja, dass wir uns selbst darauf zu freuen anfangen? Freilich ergreift uns wohl manchmal gerade angesichts dieses Lichtes auch eine unbeschreibliche Angst, wenn wir an die Vielen denken, die der Tod nicht im Glauben trifft, und vielleicht auch, wenn wir an uns selbst, unser Leben, unsre Amtsführung denken. Dann möchten wir manchmal in einem Augenblick zu erzwingen versuchen, bei uns und bei andern, das [was] Gott doch oft nur in langen Jahren des Betens, Suchens und Wartens schenken will, und vielleicht ist dann der Trost auch manchmal etwas eilig und schnell, und es gibt darum keinen bleibenden Frieden. So danken wir dann Gott, dass er uns heute noch nicht wegruft, dass er uns noch Zeit gibt, hier sein Wort zu lernen und nach ihm zu leben und unser Amt so zu führen, dass es Frucht bringt, vielleicht nach langen unfruchtbaren Jahren. So bleibt die Weihnachtsbotschaft von der grossen Freude, vom Heiland, vom Frieden bei aller Erfüllung, die sie bringt, doch auch für uns persönlich und für unseren Dienst an den Menschen eine Verheissung, der wir nachjagen [I Petrus 3,11]. Viele von Euch wird dieser Brief in grosser Ueberlastung der Arbeit antreffen. Gott weiss allen Euren Dienst und kennt Eure Kraft, er wird Euch solange aufrechtstehen lassen, wie er Euch brauchen will. Die Meisten von Euch werden in Ungewissheit sein, wie lange sie noch in der Gemeinde arbeiten dürfen. Dazu schrieb neulich ein Bruder aus dem Feld: Wenn Gott

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uns aus der Gemeinde gehen heisst, dann will er wohl selbst den Acker bestellen. Viele von Euch sind von ihren Gemeinden, von Frau und Kindern getrennt und sehnen sich nach der Arbeit, die die anderen zu erdrücken droht. An Euch, liebe Brüder draussen, denken wir ganz besonders in dieser Zeit. Keiner ist da vergessen, bei uns nicht, aber erst recht bei Gott nicht. Wir befehlen Euch täglich der Gnade Gottes und bitten, dass ihr wieder zurückgeführt werdet in Eure heimatliche Gemeinde. Wir wissen aber freilich auch, dass durch Euch jetzt draussen ein grosser Dienst ausgerichtet wird, und dass unser Auftrag Euch begleitet, wo ihr auch seid. Viele Feldpostbriefe haben wir in den vergangenen Monaten bekommen, und jeder von ihnen hat uns wirklich beglückt. Es ist ein und dasselbe Zeugnis, in dem wir uns gegenseitig stärken; und dass ihr draussen fest dabei bleiben könnt, das ist für uns hier eine grosse Hilfe und Bekräftigung. Wir wollen weiter für einander beten, dass jeder an seiner Stelle das Bekenntnis ablegen kann, das Gott von ihm fordert, auch wenn es einmal sehr schwer wird. Dass nur ja in dieser Zeit keiner allein gelassen bleibt und dass Gott uns doch zum Glauben an die Gemeinschaft der Heiligen auch immer wieder etwas von ihr erfahren und sehen lasse! Das aber will und kann er nur, indem wir uns ihm zur Verfügung stellen und den Bruder suchen und ihm zur Seite stehen. Liebe Brüder, wann hätten wir zuversichtlicher, fröhlicher die Weihnachtsbotschaft predigen können als in diesem Jahr? Wann wäre unser Amt nötiger und herrlicher gewesen? Wann hätten wir Gott dringender anrufen müssen, unserm Dienst endlich, endlich die Frucht zu schenken, die er verheissen hat, – uns zu reinigen und abzutun von uns, was den rechten Dienst hindert und uns dann zu brauchen, wie wir sind, als seine Diener? Unsere Arbeit hier geht in begrenztem Umfang weiter wie bisher. 15 Lasst bitte auch wieder von Euch, Eurer Arbeit und Eurem Ergehen hören. Ich danke allen, die in den letzten Wochen geschrieben haben, sehr herzlich. Gott segne Euch die Weihnachtszeit, Euch persönlich, Euren Häusern und Euren Gemeinden. Er lasse Euch im Glauben 15. Wegen der Einberufungen zur Wehrmacht kam im Winter 1939/40 nur noch das Sammelvikariat im Sigurdshof zustande.

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gestärkt, in der Liebe reicher geworden, in der Hoffnung gefestigt ins neue Jahr gehen. Es grüsst Euch alle Euer getreuer gez. Dietrich Bonhoeffer 4 4 . 2 . F E L D P OS T N U M M E R N Nachstehend einige neue Feldpostnummern, um die ihr batet: Gefr. [Gefreiter] Ulrich Nithack 38149 S. H. Büchsel 15090 S. [Soldat] Kurt Giese 29729 S. G. Seydel 18015 S. Werner Albrecht 15280 S. H. Rabius 01942 S. K. Rhode 18074 S. H. Winkelmann 30670 Uffz. [Unteroffizier] Matr[ose]. Gefr. W. Marzahn 15937 Krüger 13480 S. Chr. Harhausen 27703 S. W. Danicke 35598 S. W. Georgii 05067 S. H. Schlegel 07821 S. Gerh. Riemer 25607 Gefr. Otto Kunze 03041 S. H. Bluhm 34269 Gefr. Gerh. Schulze 29938 S. F. E. Schröter 26029 S. Winfrid Krause 14368 S. E. Priester 27127 S. Kurt Nimz 16279 S. Hans Hofmann 15280 S. J. Kanitz 10475 S. O. K. Lerche 35458 Feldw[ebel]. R. August 34381 Erwin Sander? (Jüterbog II 1. Offziersanwärterlehrgang Lehrgang 6). K. H. Corbach? (Fliegerhorstkompanie Fürstenwalde). R. Schade? (1. E [Ersatz] IR [Infanterieregiment] 479 Landsberg/Warthe, Walter-Flex-Kaserne). K. Bojack? (3 E IR 23). G. Christ? E. Kunert? 4 4 . 3 . N A C H B E M E R K U NG U N D M E D I TAT I O N S T E X T E Als Beilage schicke ich Euch einen für einen andren Zweck verfassten theologischen Brief für eine ruhige Stunde in den Weihnachtstagen. Meditationstexte: Sprüche 1 … 31. 12.–6. 1. Sprüche 3 … 7. 1.–13. 1. Sprüche 8 … 14. 1.–20. 1. Sprüche 14 … 21. 1.–27. 1. Sprüche 18 … 28. 1.–4. 2. Sprüche 28 … 5. 2.–11. 2. Kolosser 1,1–20 … 12. 2.–18. 2. Kolosser 1,21–29 … 19. 2.–25. 2. Kolosser 2 … 26. 2.–2. 3. Kolosser 3,1–15 …

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3. 3.–9. 3. Kolosser 3,16–25 … 10. 3.–16. 3. Kolosser 4. … 17. 3.–23. 3. 4 4 . 4 . W E I H NA C H T S B E S I N N U N G Theologischer Brief zu Weihnachten 16 Kein Priester, kein Theologe stand an der Krippe von Bethlehem. Und doch hat alle christliche Theologie ihren Ursprung in dem Wunder aller Wunder, daß Gott Mensch wurde. »Neben dem Glanz der Heiligen Nacht brennen die unergründlichen Geheimnisse der Theologie« ([Ernest] Hello). Theologia sacra [heilige Theologie] – sie entsteht im anbetenden Knieen vor dem Geheimnis des göttlichen Kindes im Stall. Israel hatte keine Theologie. Es kannte Gott nicht im Fleisch. Ohne die heilige Nacht gibt es keine Theologie. »Gott geoffenbart im Fleisch« [I Timotheus 3,16], der Gottmensch Jesus Christus, das ist das heilige Geheimnis, das zu behüten und zu wahren die Theologie eingesetzt ist. Welcher Unverstand, als sei es die Aufgabe der Theologie, Gottes Geheimnis zu enträtseln, es auf die platten, geheimnislosen menschlichen Erfahrungs- und Vernunftsweisheiten herabzuziehen! Während doch allein dies ihr Amt ist, Gottes Wunder als Wunder zu bewahren, Gottes Geheimnis gerade als Geheimnis zu begreifen, zu verteidigen, zu verherrlichen. So und niemals anders hat die alte Kirche es gemeint, wenn sie sich in nicht ermüdendem Eifer um das Mysterium der Trinität und der Person Jesu Christi bemühte. Welche Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit, gerade unter Theologen, die Theologie auf den Schindanger zu werfen, sich aufzuspielen, daß man kein Theologe sei und sein wolle, damit des eigenen Amtes und der Ordination zu spotten und zuguterletzt nun doch statt einer rechten Theologie eine schlechte Theologie zu haben und zu vertreten! Aber freilich, wo wurde uns auf den theologischen Lehrstühlen das Geheimnis Gottes im Fleisch, der Geburt Jesu Christi, des Gottmenschen und 16. NL A 62,1: Hektographie, vier Seiten; Abdruck GS III 382–388, DBW 15, 537–543. Am 15. Dezember 1939 versandt als Beilage zu dem von Superintendent Friedrich Onnasch (senior) verantworteten Monatsbrief des Bruderrats der Bekennenden Kirche in Pommern an seine Pastoren.

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Heilandes, als das unergründliche Geheimnis Gottes gezeigt und gelehrt? Wo hören wir es gepredigt? Wenn es die Weihnachtszeit nicht vermag, in uns wieder so etwas wie eine Liebe zur heiligen Theologie zu entzünden, daß wir, gefangen und bezwungen von dem Wunder der Krippe des Gottessohnes, den Geheimnissen Gottes andächtig nachdenken müssen, – dann wird es wohl so sein, daß die Glut der göttlichen Geheimnisse auch für unser Herz schon erloschen und erstorben ist. Die alte Kirche hat durch mehrere Jahrhunderte hindurch über die Christusfrage nachgedacht. Sie hat dabei die Vernunft gefangen genommen in den Gehorsam Jesu Christi und hat in harten, widerspruchsvollen Sätzen das Geheimnis der Person Jesu Christi lebendig bezeugt. Sie hat sich nicht der modernen Täuschung hingegeben, dieses Geheimnis könne nur erfühlt oder erlebt werden; denn sie wußte um die Verderbtheit und Selbstbezogenheit alles menschlichen Fühlens und Erlebens. Sie hat freilich auch nicht gemeint, daß dieses Geheimnis logisch erdacht werden könne; aber sie hat, indem sie sich nicht scheute, die letzten begrifflichen Paradoxien auszusprechen, gerade so das Geheimnis als Geheimnis für alles natürliche Denken bezeugt und verherrlicht. Die altkirchliche Christologie ist wirklich an der Krippe von Bethlehem entstanden, und es liegt auf ihrem verwitterten Antlitz weihnachtlicher Glanz. Wer sie kennen lernt, dem gewinnt sie noch heute das Herz ab. So wollen wir in der Weihnachtszeit wieder bei der alten Kirche in die Schule gehen und andächtig zu verstehen versuchen, was sie zur Verherrlichung und Verteidigung des Christusglaubens gedacht und gelehrt hat. Die harten Begriffe jener Zeit sind wie die Steine, aus denen man Feuer schlägt. Drei altbekannte Lehrstücke der Christologie, die in unsern lutherischen Bekenntnissen fortleben 17, wollen wir in Kürze betrachten, nicht etwa um sie den Gemeinden zu predigen, sondern um als Prediger des Wortes auch unser Denken und Erkennen in das Licht der heiligen Nacht zu stellen. Erstens. Es hat den Vätern alles daran gelegen, auszusprechen, daß Gott, der Sohn, die menschliche Natur, nicht aber 17. Formula Concordiae, Solida Declaratio, zu »VIII. Von der Person Christi« (BSLK 1017–1049).

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einen Menschen angenommen habe. Was bedeutet das? Gott wurde Mensch, indem er die menschliche Natur, nicht aber einen einzelnen Menschen annahm. Diese Unterscheidung war notwendig, um die Universalität des Weihnachtswunders zu wahren. »Menschliche Natur«, das ist Natur, Wesen, Fleisch aller Menschen, also auch meine Natur, mein Fleisch; menschliche Natur, das ist der Inbegriff aller menschlichen Möglichkeiten überhaupt. Vielleicht würden wir Heutigen am verständlichsten sagen: Gott nahm in der Geburt Jesu Christi die Menschheit an, nicht nur einen einzelnen Menschen. Diese Annahme aber geschah – und das ist das einmalige Wunder der Inkarnation – leiblich. 18 Der Leib Jesu Christi – das ist unser Fleisch. Er trägt unser Fleisch. Darum: wo Jesus Christus ist, dort sind wir, ob wir es wissen oder nicht; es ist so kraft der Menschwerdung; was Jesus Christus widerfährt, widerfährt uns. Es ist wirklich unser aller »armes Fleisch und Blut« 19, das dort in der Krippe liegt, es ist unser Fleisch, das er im Gehorsam und Leiden heiligt und reinigt, es ist unser Fleisch, das mit ihm am Kreuz stirbt und mit ihm begraben wird. Er nahm menschliche Natur an, damit wir ewig bei ihm seien. Wo der Leib Jesu Christi ist, dort sind wir, ja, wir sind sein Leib. Darum lautet das Weihnachtszeugnis für alle Menschen: ihr seid angenommen, Gott hat euch nicht verachtet, sondern er trägt leibhaftig euer aller Fleisch und Blut. Seht auf die Krippe! In dem Leibe des Kindleins, in dem fleischgewordenen Sohn Gottes ist euer Fleisch, ist alle eure Not, Angst, Anfechtung, ja, alle eure Sünde getragen, vergeben, geheiligt. Klagst du: meine Natur, mein ganzes Wesen ist heillos, und ich muß ewig verloren sein, so antwortet die Weihnachtsbotschaft: deine Natur, dein ganzes Wesen ist angenommen, Jesus trägt es, so ist er dein Heiland geworden. Weil Weihnachten die leibhaftige Annahme alles menschlichen Fleisches durch den gnädigen Gott ist, darum muß es heißen: Gottes Sohn nahm menschliche Natur an. 18. BSLK 1038: »… weil ›die ganze Fülle der Gottheit‹ in Christo wohnet [Kolosser 2,9], nicht wie in andern heiligen Menschen oder Engeln, sondern ›leibhaftig‹ als in ihrem eignen Leibe«. 19. Aus der zweiten Strophe des Weihnachtsliedes von Martin Luther »Gelobet seist du, Jesu Christ«, EG.BP 10.

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Zweitens. »Zwei Naturen und Eine Person« 20 – in dieser paradoxen dogmatischen Formel hat die alte Kirche ihre Weihnachtserkenntnis auszusprechen gewagt. Gewagt, – denn auch sie wußte, daß hier etwas Unaussprechliches ausgesprochen wurde, ausgesprochen, einfach weil man nicht darüber schweigen konnte (Augustin 21). Beides fand man in der Krippe und bezeugte es: Die angenommene Menschheit im Fleisch und die ewige Gottheit, beides verbunden in dem einen Namen Jesus Christus, menschliche und göttliche Natur verbunden in der Person des Sohnes Gottes. Göttliche Natur, das ist die Gottheit, die Vater, Sohn und Heiligen Geist in Ewigkeit vereinigt. Es ist die ewige Macht, Herrlichkeit, Majestät des dreieinigen Gottes. Wo der Sohn ist, dort bringt er diese göttliche Natur mit sich, denn er bleibt wahrer Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ist der Sohn Gottes wahrhaftig Mensch geworden, so ist gewiß auch die göttliche Natur in aller Majestät gegenwärtig; sonst wäre Christus nicht wahrer Gott. Es ist ja so: ist Jesus Christus nicht wahrer Gott, wie könnte er uns helfen? Ist Christus nicht wahrer Mensch, wie könnte er uns helfen? Freilich ist die göttliche Natur in der Krippe verborgen, nur hier und da leuchtet sie im Leben Jesu durch das Bettlergewand der menschlichen Natur hindurch. Aber wiewohl geheimnisvoll verborgen, so ist sie doch gegenwärtig; uns zugute verborgen, uns zugute gegenwärtig. Göttliche und menschliche Natur, in Christus vereinigt und doch nicht eins geworden; denn sonst wäre der weite Unterschied von Gottheit und Menschheit aufgehoben. Darum darf es niemals heißen: die göttliche Natur nahm die menschliche Natur an; das würde einschließen, daß auch der Vater und der Heilige Geist Fleisch annahmen und somit die endgültige (modalistisch 22-idealistisch-pan20. BSLK 1019 f: »Wir gläuben, lehren und bekennen, daß nunmehr in derselbigen einigen, unzertrennten Person Christi zwo unterschiedliche Naturen sein, die göttliche, so von Ewigkeit, und die menschliche, so in der Zeit in Einigkeit der Person des Sohns Gottes angenommen, welche zwo Naturen nimmermehr in der Person Christi weder getrennet, noch mit einander vormischet, oder eine in die andere vorwandelt, sondern ein jde in ihrer Natur und Wesen in der Person Christi in alle Ewigkeit bleibet.« 21. Augustinus, De trinitate V, 10. 22. In der Christologievorlesung 1933 an der Berliner Universität hatte Bonhoeffer ausgeführt (DBW 12, 338), für die Modalisten sei Christus »die Er-

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theistisch-Schleiermachersche 23) Vermischung von Gott und Mensch bedeuten. Vielmehr heißt es: der Sohn Gottes, die göttliche Person des Logos [Johannes 1,1] nahm die menschliche Natur an. Aber Gottheit und Menschheit, göttliche und menschliche Natur begegnen und vereinigen sich allein in der Person des Sohnes Gottes, in Jesus Christus. Nirgends sonst als in der Person Jesu Christi und durch sie sind Gottheit und Menschheit miteinander vereinigt, »ungeteilt, doch unvermischt, ungetrennt, doch unverwandelt« – wie es das Chalcedonense 24 in höchster Paradoxie und zugleich in ehrfürchtigster Wahrung des Geheimnisses der Person des Mittlers ausgesprochen hat. Selten ist später die Vernunft so bereit gewesen, sich vor dem Wunder Gottes zu demütigen und aufzugeben, wie in diesen Worten. Selten ist aber darum auch die Vernunft zu einem besseren Werkzeug der Verherrlichung der göttlichen Offenbarung gemacht worden wie damals. Die christologische Formel: Zwei Naturen, eine Person enthält somit zugleich höchste soteriologische Bedeutung: Gottheit und Menschheit von einander getrennt, ehe Christus kam, miteinander vereinigt allein in der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Nur durch die Person haben die Naturen Gemeinscheinungsform Gottes«, womit sich das Problem stelle: Ist Gott als Vater und Sohn eine Zweiheit, oder Einheit (Monotheismus)? 23. Mit Schleiermachers »Reden über die Religion, an die Gebildeten unter ihren Verächtern« von 1799 hatte Bonhoeffer sich schon früh beschäftigt (Brief vom 16. 8. 1923 DBW 9, 58). In seinem Exemplar der »Reden« (NLBibl. 2 C 4.39, Pünjer-Ausgabe von 1879) lag eine Zettelnotiz (DBW 9, 218): »Wenn alles wahr ist, ist der Begriff des Falschen aufgehoben; damit aber rückwirkend der des Wahren, das heißt: Im Unendlichen fallen alle Attribute weg« (idealistischer »Pantheismus« [DBW 1, 103 zu Schleiermacher]). Im »Reden«-Exemplar ist der Satz auf Seite 67 f unterstrichen: »Im Unendlichen aber steht alles Endliche ungestört neben einander, alles ist Eins, und alles ist wahr.« 24. Das Lehrbekenntnis des im Oktober 451 zusammengetretenen Konzils von Chalcedon. Ein Hinweis auf das »concilium Chalcedonense« steht BSLK 1031. Dessen »klassische Formulierung der Lehre von der Gottmenschheit Christi« behandelte Bonhoeffer in der Christologievorlesung 1933 (DBW 12, 327 f). Auf Griechisch wiedergegeben ist »die dogmatische Formel von Chalcedon« in Reinhold Seebergs Lehrbuch der Dogmengeschichte Band II: Die Dogmenbildung in der Alten Kirche, 361 f. Die vier Bände in dritter Auflage, Leipzig: Deichertsche Verlagsbuchhandlung, 1917–1923, Eigentum Bonhoeffers, standen in der Finkenwalder Seminarbibliothek (NL-Bibl. 2 C 4.44).

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schaft miteinander, das heißt nur durch Jesus Christus ist Gottheit und Menschheit vereinigt. Drittens. Der Beitrag der lutherischen Kirche zu der altkirchlichen Christologie bestand in der (von den Reformierten aufs heftigste bestrittenen) Lehre vom genus majestaticum, das heißt von der in der Inkarnation geschehenen Mitteilung der Eigenschaften der göttlichen Natur an die menschliche Natur. »Denn Lebendigmachen, alles Gericht und alle Gewalt haben im Himmel und auf Erden, alles in seinen Händen haben, alles unter seinen Füßen unterworfen haben, von Sünden reinigen etc. sind nicht erschaffene Gaben, sondern göttliche unendliche Eigenschaften, welche doch nach Aussage der Schrift dem Menschen Christo gegeben und mitgeteilt sind« (Concordienformel S.D. [Solida Declaratio] VIII 55) 25. Zwar bleibt es unbegreiflich, wie die menschliche Natur, die unsere Natur ist, der Eigenschaften der göttlichen Majestät teilhaftig werden soll, aber die Schrift lehrt es so, und es ist damit tiefste und letzte Vereinigung Gottes mit dem Menschen ausgesprochen, so daß es nun mit Luther heißen kann: »Wo du kannst sagen: hier ist Gott, da mußt du auch sagen: so ist Christus der Mensch auch da. Und wo du einen Ort zeigen würdest, da Gott wäre und nicht der Mensch, so wäre die Person schon zertrennt … Nein Geselle, wo du mir Gott hinsetzest, da mußt du mir die Menschheit mithinsetzen.« »Das ist unsers Herren Gotts Ehre, daß er sich so tief herunterläßt ins Fleisch.« 26 Den reformierten Widerspruch, hier werde die menschliche Natur nicht mehr ernst genommen, ertrug die lutherische Lehre mit dem Hinweis auf das einmalige Wunder und auf die Schrift. Ja, von hier aus erschließt sich ihr erst das rechte Verständnis des Heiligen Abendmahls und der Worte des Herrn: »Das ist mein Leib«! 27 Wenn Christus so spricht, dann muß er besser wissen 25. BSLK 1034 Abschnitt 55, von Bonhoeffer in neuerem Deutsch wiedergegeben, Hervorhebung (»dem Menschen«) durch Bonhoeffer. In Abschnitt 54: Die »erschaffenen Gaben … erreichen noch nicht die Majestät, welche die Schrift und die alten Väter aus der Schrift der angenommenen menschlichen Natur in Christo zuschreiben.« 26. Martin Luther, Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (1528), WA 26, 332 f; Daß diese Wort Christi »Das ist mein Leib« noch fest stehen, wider die Schwärmgeister (1527), WA 23, 157. 27. Matthäus 26,26; Lukas 22,19; Markus 14,22; I Korinther 11,24; 10,16 – in

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als irgendein Mensch, was sein Leib sei und vermöge. So hängen Inkarnation und Abendmahl aufs innigste zusammen. Die Lehre vom genus majestaticum bringt diesen Zusammenhang ans Licht. Derselbe Gott, der uns zugute ins Fleisch kam, schenkt sich uns mit seinem Leib und Blut im Sakrament. »Das Ende der Wege Gottes ist die Leiblichkeit« (Oetinger). 28 Es sind alte Gedanken, die wir hier ausgesprochen haben, es sind kleinste Bruchstücke vom Gebäude der kirchlichen Christologie. Aber nicht darauf kommt’s ja an, daß wir dieses Gebäude bewundern, sondern daß wir durch den einen oder anderen Gedanken dazu geführt werden, ehrfürchtiger und andächtiger das biblische Zeugnis von dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu lesen und zu betrachten, und vielleicht auch die Weihnachtslieder Luthers nachdenklicher und fröhlicher zu singen. 45. ZW ÖL F T ER »P ERSÖNLICHER« BRIE F 4 5 . 1 . V OR BE R E I T U N G S NO T I ZE N Überblick 29 entschwindet, wollt Nachrichten, können uns nicht mehr so leicht in einander versetzen abgesehen von aller Problematik die Existenz von Millionen Menschenleben, nicht mehr sein Leben selbst dort einzusetzen wo wir wollen. Freiheit des Amtes. Im Amt draußen? Nicht die Empfindsamkeit pflegen. Das Wort entschwindet angesichts des Alltäglichen, plötzlich ist es wieder da. Ordnung dieser Zusammenstellung genannt in BSLK 983 zur Konkordienformel, Solida Declaratio, VII. Vom heiligen Abendmahl. 28. So hat Bonhoeffer Oetinger zuerst in der Berliner Vorlesung im Wintersemester 1932/33 zitiert, DBW 3 (Schöpfung und Fall), 114. Friedrich Christian Oetinger, Biblisches und emblematisches Wörterbuch (1776), 407: »Leiblichkeit ist das Ende der Wege Gottes.« 29. Bei NL A 48,3 (12.) Zettel a): Notizen in Bonhoeffers deutscher Handschrift.

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ist nicht alles. Freiheit des heiligen Geistes. Gewiß entzündet das Lesen des Wortes das Verlangen nach dem Wort. Das Maß der Bewußtheit des Christseins. Jub.bibel [Stuttgarter Jubiläumsbibel] Kleinausg[abe]. Betet für eure Gemeinden! 4 5 . 2 . B R IE F Persönlicher Brief! 30 Liebe Brüder! Heute muss ich Euch einmal allen zusammen für Eure Grüße und Briefe danken, die ich in der letzten Zeit von Euch bekommen habe. Ich komme sonst mit dem Schreiben nicht mehr durch, und ich möchte auch nicht, dass Ihr noch länger auf meinen Dank wartet. Jeder Gruß und jeder ausführliche Brief hat mich sehr gefreut, und mir ermöglicht, mich wieder besser auf den Einzelnen einzustellen. Ihr müsst aber nicht denken, dass ich an die wenige freie Zeit, die Ihr habt und die Ihr für Eure Familien und für Euch selbst braucht, auch noch Ansprüche machen will. Ich kann mir auch so gut vorstellen, dass man bei allem, was man erlebt, manchmal den Wunsch hat, nun nicht mehr darüber sprechen und schreiben zu müssen, besonders wenn man schon nach Hause schreibt. Ich möchte Euch dann wirklich keine Briefe abpressen. Es ist mir oft beschämend, wenn ich einen langen Brief aus dem Feld bekomme. Ich denke dann manchmal, dass der, der ihn schrieb, seinen Schlaf und seine Ruhe gewiss auch brauchen könnte. Dass ich mich über jeden Gruss aus einer wirklich freien Stunde sehr freue, brauche ich wohl nicht zu sagen. Ich danke Euch für alle Opfer an Zeit und Ruhe, die Ihr für Eure Briefe gebracht habt. Viele von Euch wollen mehr hören von dem, wie es bei uns geht, damit die Verbindung nicht abreisst. Ich begreife das gut. Ihr müsst aber bedenken, die Zeit bringt es mit sich, dass jeder froh ist an seiner Stelle das Seine tun zu dürfen und dass der 30. NL A 48,3 (12.): Hektographie, drei Seiten (zwei Leertasten zwischen den Sätzen); auf der ersten Seite oben handschriftlich »12« – neben »(1)«, durchgestrichen – und »Mai 1940« (erschlossenes Datum). Abdruck GS II 564– 569, DBW 16, 28–33.

45. Zwölfter »persönlicher« Brief

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Überblick einem oft weithin verloren geht. So schmerzlich das ist, hat es ja auch sein Gutes, es ist eine Probezeit für jeden Einzelnen, ob er seine Arbeit eine Zeit lang allein in Treue tun kann. Noch wissen wir nicht, wie sich das auswirken wird, aber so weit ich sehen kann, habe ich nicht den Eindruck, dass dadurch das Ganze Schaden leidet. Wer bisher gelernt hat, worum es geht, der bleibt fest, auch wenn er eine Weile allein stehen muss, wenn es nur nicht zu lang ist. Die größte Schwierigkeit bereitet zurzeit, wie Ihr Euch denken werdet, die Vertretungsfrage. Es werden hier wirklich alle erdenklichen Wege beschritten. An manchen Stellen geht es fast über die Kraft der Brüder. Wo wir dann aber so deutlich an die Grenze unseres Dienstes stossen, sollen wir uns auch nicht durch Skrupel aufreiben lassen. Hier tritt Gebet und Glaube in die Lücke und die Dankbarkeit für das, was wir noch tun können. Es schiene mir nicht recht, jetzt den Einzelnen drinnen und draussen noch mit besonderen Sorgen zu belasten. Auf den meisten liegt genug. Ein jeder muss wissen, wie er sich mit Gottes Wort durch seine Aufgaben durchschlägt und er sei dabei der Fürbitte der Brüder und der Kraft Jesu Christi gewiss. Es ist, glaube ich, überhaupt wieder einmal an der Zeit, etwas von der Freiheit unseres christlichen Lebens und der Gnade Gottes zu sagen. Manche von Euch, die Ihr im Feld seid, schreiben etwas bedrückt über die Schwierigkeit, eine Ordnung christlichen Lebens mit dem Euch ganz in Anspruch nehmenden täglichen Dienst zu vereinen. Zeit und Ruhe für das Lesen der Schrift, für Gebet und Fürbitte sind für viele einfach nicht zu finden. Aber darüber hinaus scheint es auch sehr verschieden mit der Möglichkeit zu stehen, solche Gespräche zu führen, wie wir sie uns als Christen ersehnen, und einen gewissen Einfluss auf die allgemeinen Gesprächsgegenstände zu gewinnen. Die einen schreiben sehr beglückt darüber, die anderen ebenso betrübt. Ich weiss nun nicht, ob es ganz richtig ist, wenn man Euch immer wieder schreibt, dass Ihr auch da draussen »im Amte« seid und sein müsst. Gewiss wird keiner von uns jemals von der Verantwortung seines Christenstandes entbunden, und keiner darf es verleugnen, dass er Pastor ist. Aber ist das nicht doch etwas anderes, als wenn man so selbstverständlich sagt, dass man auch draussen »im Amte« sei? Das seid Ihr meiner Meinung nach doch eigentlich nicht und könnt

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es auch nicht sein. Ich befürchte hier eine Illusion, die gerade dem Ernsthaften zum harten Gesetz wird, an dem er sich wund reibt und schliesslich scheitern muss. Vielleicht sagt Ihr, dass Euch Eure Ordination selbst dieses Gesetz auferlegt. Ich will hier nicht die theologischen Fragen der Ordination und ihrer Bedeutung für den, der aus irgendwelchen Gründen sein Amt nicht ausüben kann, (also etwa im Falle eines Berufswechsels) erörtern. Hier gehen die Urteile weit auseinander. Eines aber ist sicher: die Ordination ist uns zum Trost und als Gnade eingesetzt, um uns in unserm Amt gewiss zu machen. Sie will uns aber nicht quälen, dass wir an ihr verzweifeln, und sie will das an Euch jetzt jedenfalls gewiss nicht tun. Es scheint mir nötig, das einmal auszusprechen. Wir müssen uns in dieser Sache sehr vor enthusiastischen Gedanken hüten, die vielleicht eine Weile lang sehr schön sind, die uns aber eines Tages sehr gefährlich werden können und unsern ganzen Glauben irre machen können. Wenn einer von Euch etwas bekümmert schreibt, dass er eben nur Soldat unter Soldaten sein könne und dass er dabei versuche, ein Christ zu bleiben, dass aber seine Kraft darüber hinaus nicht reiche, so möchte ich den und alle, denen es ebenso geht, trösten. Ich kann darin keine Untreue gegen das Amt erblicken. Man kann eben als Soldat nicht einfach die Existenz eines Pastors weiter führen, und man soll sich daran nicht innerlich aufreiben. Natürlich ist es herrlich, wenn einem der Dienst so viel Zeit lässt, wie man sie für das Wort Gottes braucht. Aber ob das so ist oder nicht, dafür seid Ihr meist doch selbst nicht mehr verantwortlich. Natürlich ist es beglückend, in Gesprächen etwas wirken und helfen zu können. Aber die Grenzen, die uns hier gezogen sind, sind gewiss nicht nur durch unsere Schuld gesetzt. Natürlich wäre es schön, wenn wir etwas Einfluss auf gewisse Worte und Unterhaltungen unserer Umgebung gewönnen. Aber ich glaube auch wieder nicht, dass es gut und geboten ist, nun in sich selbst eine allzu grosse Empfindsamkeit zu kultivieren, die uns vielleicht doch nur schwach und zu kräftiger Hilfe unfähig macht. Wer die Macht und Art der Welt und sein eigenstes Böses im Kreuze Jesu Christi erkennen gelernt hat, und wer hier zugleich die unendliche Liebe Gottes zu dieser Welt ernstlich glaubt, der sollte doch wohl durch gewisse Äusserungen dieser Weltlichkeit nicht mehr allzu überrascht und erschüttert werden. Also,

45. Zwölfter »persönlicher« Brief

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ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine: wir freuen uns mit jedem, dem sich Türen auftun und sind mit ihm dankbar dafür, aber wir stehen auch neben jedem, dem es anders ergeht und wollen nicht, dass er darum an seinem Rufe zum Amt irre wird. Der grosse Unterschied zwischen Eurer Existenz, liebe Brüder im Feld, und der unsern, die wir noch in der Freiheit des Amtes stehen, liegt wohl darin, dass wir uns an einer Stelle einsetzen dürfen, die wir durch unsern Beruf in gewissem Sinne selbst und frei bestimmt haben, während Ihr nun das Leben von Millionen von Menschen teilt, denen ihr Arbeits- und Lebenseinsatz niemals in diesem Sinne freigestanden hat. Die damit verbundene innere Umstellung ist für uns wahrscheinlich das Allerschwierigste und macht es uns sogar manchmal nicht mehr ganz leicht, einander zu verstehen. Abgesehen von aller christlichen Problematik bringt nun diese tiefe Veränderung unseres Lebens gewiss auch die Nötigung einer Neuordnung unseres Lebens mit dem Worte Gottes mit sich. Es ist ein verschiedenes Maß von Bewusstheit des Christseins, das Eure bisherige und Eure jetzige Existenz bestimmt. Während wir im Amte von Stunde zu Stunde an unser Christsein erinnert werden, vergehen für Euch Stunden und ganze Tage, ohne dass Euch ein Augenblick für solche Erinnerungen gelassen ist, so wie es auch sonst der Mehrzahl der arbeitenden Menschen geht. Wenn dann morgens oder abends oder zu einer unerwarteten Stunde der Augenblick der Erinnerung kommt, was ja nicht ausbleiben kann, dann ist er wohl oft so übermächtig, dass wir ihm kaum gewachsen sind, und dass wir uns umsomehr nach jener dauernden Gemeinschaft mit dem Worte Gottes sehnen, die wir im Amte hatten. Und dann kann es wohl auch geschehen, dass man sich falsche Vorwürfe macht, dass man eine feste Ordnung christlichen Lebens sucht, die man eben zuzeiten nicht haben kann. Wir wissen es ja wirklich, dass Ordnung und Bewusstheit christlicher Existenz eine gute und überaus hilfreiche Sache ist, aber es ist nun doch nicht alles. Der plötzliche und harte Zusammenstoss von täglicher Arbeit und Wort Gottes, wie Ihr ihn jetzt gewiss oft erfahrt, muss doch wohl zuzeiten auch an die Stelle einer gleichmässigen Erinnerung und Ordnung treten. Wir sollen uns nicht knechten lassen. Gott kennt Euer jetziges Leben und findet seinen Weg

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zu Euch auch in den angespanntesten und ausgefülltesten Tagen, wenn Ihr den Weg zu ihm nicht mehr findet. Nun aber wollen wir alle einmal nicht mehr auf unsere verschiedene Lage und Arbeit sehen und uns darüber Gedanken machen, sondern wir wollen gemeinsam auf die Arbeit Gottes sehen, die nicht stille steht, ob wir nun so oder anders dabei sind, auf seine Arbeit an uns, an seiner Kirche, an der ganzen Welt. Wir wollen auf seine Gnade sehen, die uns alle durch viele dunkle Stunden, vor deren Ausgang wir bangten, bis hierher bewahrt hat. Wir wollen auf seine Treue sehen, die noch immer Wort gehalten hat. Gott hat es mit uns und unserer Kirche angefangen, so wird er es auch zu Ende führen, wie es für einen jeden gut ist. Der Herr Jesus Christus bewahre uns in seiner Gnade bis zum Ende. Die Meditationstexte sind diesmal besonders wegen der Brüder im Felde im Zusammenhang mit den Wochensprüchen gewählt und für eine längere Zeit im voraus. Sollte aus irgendwelchen Gründen eine weitere Angabe von Texten ausfallen, so wollen wir uns immer an die Umgebung der Wochensprüche halten. Ich möchte euch auch noch einmal auf die kleine Ausgabe der Stuttgarter Jubiläumsbibel aufmerksam machen, die einem durch ihre Text und Sache betreffenden Anmerkung gelegentlich doch das Lesen besonders des A.T.s sehr erleichtert, gerade wenn man sonst keine anderen Hilfsmittel zur Hand haben kann. Liebe Brüder zu Haus! Vielleicht findet Ihr, dass dieser Brief zu wenig zu Euch geredet hat. Aber wir können ja unsere Arbeit doch nicht tun, ohne unaufhörlich an unsere Brüder draussen zu denken und sie mit unseren Gedanken zu suchen, und nicht anders geht es denen draussen. Wie bald kann sich auch für uns alles ändern. Bis dahin seid fröhlich in Eurer Arbeit und dankbar für jeden neuen Tag, an dem Euch Gott noch den Gemeinden dienen lässt. Lasst uns für einander beten, dass wir die Verantwortung, die auf uns gelegt ist, in rechter Weise tragen und treue Hirten der Gemeinden sind. Durch den Heiligen Geist wurde unsere Kirche zu Pfingsten begründet. 31 Der Hei31. DBW 4, 232: »Jesus Christus lebt seit Pfingsten auf Erden in der Gestalt seines Leibes, der Gemeinde.« Das führte Bonhoeffer zu Apostelgeschichte 2,1–41 (Gründung der Kirche durch das Kommen des Geistes) am Anfang

46. Dreizehnter »persönlicher« Brief

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lige Geist wird sie auch erhalten. Gott, der Heilige Geist, erfülle unsere Herzen mit neuer Liebe zu seinem Wort, zu seiner Gemeinde, zu allen Menschen. Gott behüte Euch, Eure Häuser und Eure Gemeinden. Es grüßt Euch Euer [keine Unterschrift] 4 5 . 3 . M E D ITAT IO N S T E X T E Meditationstexte: 19.–25. Mai Jesaja 6 26. 5.–1. Juni Lukas 10,1–20 2.–8. Juni

Matthäus 11,25–30

9.–15. Juni

Lukas 19,1–10

16.–22. Juni

Galater 6,1–10

23.–29. Juni

Lukas 9,57–62

30. 6.–6. Juli

Jesaja 43,1–13

7.–13. Juli

Römer 6,15–23

14.–20. Juli Epheser 5,1–10 21.–27. Juli Epheser 5,11–21 28. 7.–3. August Sprüche 14,26–35 4.–10. August 1. Petrus 5,1–11 11.–17. August Matthäus 12,9–21 18.–24. August Matthäus 25,31–46 25.–31. August Psalm 103

46. D REIZEHNTER »P ERSÖNLICHER« BRIE F Liebe Brüder! 32 Als 1914 der Krieg in die »Vorkriegszeit« hineinbrach, da wurde er als eine Zeitwende ohnegleichen empfunden. Eine ganze Art zu denken und zu leben war umgestürzt, etwas völlig Neues an ihre Stelle getreten. Dieses Neue aber, das der Weltkrieg brachte, ist auch nach dem »Friedenschluss« nicht wieder dem des zweiten Finkenwalder Kurses 1935/36 aus. 1940 war Pfingsten am 12. Mai. 32. NL A 48,3 (13.): Hektographie, zwei Seiten; auf der ersten Seite oben handschriftlich »13« und in Bethges lateinischer Handschrift »Adventzeit 1940« (erschlossenes Datum) – zu der Zeit war Bonhoeffer Gast im Kloster Ettal. Abdruck GS II 570–573, DBW 16, 94–97.

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Alten, dem Vorkriegsmässigen gewichen. Der Umbruch der Zeit ist geblieben, ja er hat sich in immer neuen Phasen verschärft und verdeutlicht. Eben daher kommt es wohl, dass wir den gegenwärtigen Krieg nicht wieder wie 1914 als eine radikale Veränderung unseres Lebens empfinden, sondern nur als eine erneute schärfere Klärung unserer Existenz in der Welt, deren Art wir grundsätzlich seit Jahren schon gekostet haben. Wie beim Film der Zeitraffer Bewegungen in eindringlicherer Konzentration sichtbar macht, die sonst von unserm Blick so nicht erfasst werden, so lässt der Krieg in besonders drastischer und unverhüllter Form anschaulich werden, was uns seit Jahren als Wesen der »Welt« immer unheimlicher deutlich wurde. Nicht erst der Krieg bringt den Tod, nicht erst der Krieg erfindet die Schmerzen und Qualen menschlicher Leiber und Seelen, nicht erst der Krieg entfesselt Lüge, Unrecht und Gewalt. Nicht erst der Krieg macht unser Dasein so völlig ungesichert und den Menschen zu dem Ohnmächtigen, der seine Wünsche und Pläne durchkreuzt und zerrissen sehen muss von »höherer Gewalt«. Aber der Krieg macht dieses alles, was schon ohne ihn und vor ihm da ist, uns allen unübersehbar, die wir doch so gern dieses alles übersehen möchten. Ebendamit schenkt uns der Krieg in besonderer Weise die Möglichkeit echter Weihnachtsfeier. »Welt ging verloren«, das ist die Erkenntnis, von der aus erst erfasst werden kann, was es heisst »Christ ward geboren«. 33 Aber jener Erkenntnis weichen wir alle mit jedem Mittel aus. Es ist ja auch eine unerträgliche Erkenntnis. Wir möchten vor ihr den Kopf in den Sand stecken: So schlimm ist es doch nicht! Wir möchten uns auf irgend eine Insel der Seligen flüchten: Mein Leben ist doch wenigstens schön und froh und harmonisch! Wie oft ist gerade das Pfarrhaus und Pastorenleben eine solche Insel der Seligen. Und wie sehr haben wir Deutschen gerade aus dem Weihnachtsfest eine solche Insel gemacht, auf die man sich aus der eigentlichen Wirklichkeit des Lebens für ein paar Tage oder doch wenigstens Stunden retten könnte. Wie ist unsre ganz übliche Feier des Festes mit all dem Traulichen und Lieblichen und Süssen und Bunten, womit wir sie geschmückt haben, abgestellt auf 33. Aus der ersten Strophe des Liedes »O du fröhliche« von Johannes Daniel Falk, EG.BP 540.

46. Dreizehnter »persönlicher« Brief

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diesen »Zauber«, der uns einmal ins Märchenland entführen soll. Weihnachten – einmal »Ferien vom Ich« 34, »Ferien vom Leben«. Darum wurden aus der echten Weihnachtsfeier, wie sie in jenem Gang der Hirten zur Krippe [Lukas 2,15 f] vor uns steht, die Tage äusseren und inneren Behagens, zu dessen Sicherung dann auch die Botschaft von Gottes Liebe im Hintergrund ganz brauchbar sein mochte. Diese Art der Weihnachtsfeier – wir wollen nur ruhig eingestehen, wie sehr es auch unsre Art in den Pfarrhäusern geworden war – ist uns schon in den letzten Jahren schwer gemacht worden. Der »Zauber« hat vollends heute seine Kraft verloren, er bannt nicht mehr die Wirklichkeit. Die Flucht ist uns verstellt. Die bunten Schleier, die uns sonst noch wirklich für Tage und Stunden täuschen mochten, sind uns heute als Täuschung und Lüge deutlich geworden. Das Wesen der Welt hat sich enthüllt. »Welt ging verloren« – das ist nicht mehr ein Lehrsatz der Dogmatik, das ist anschaulich die Wirklichkeit, in der unser tatsächliches Leben sich vollzieht. Darum aber hören wir nun auch mit neuen Sinnen und neuem Verlangen die alte Botschaft »Siehe ich verkünde euch – denen, die da sind in Finsternis und Schatten des Todes [Lukas 1,79] – grosse Freude! Denn euch ist heute der Heiland geboren, Christus der Herr!« [Lukas 2,10 f] Nun sind wir beim Weihnachtsfest in neuer Weise gerade auf das gerichtet, was auch in der Bibel im Mittelpunkt steht: auf die einfache Wirklichkeit des gnädigen und erbarmenden Tuns, das von Gott her in diese verlorene Welt kommt. Nicht mehr feine, bunte Bilder und Sinnbilder sind es, an denen uns liegt, wir dürsten aus der so realen Wirklichkeit der Not heraus nach der Wirklichkeit der grossen göttlichen Hilfe. Ob Gott wirklich den gesandt hat, der Recht und Vollmacht hat zur ganzen, umfassenden, endgültigen Erlösung, das ist es, wonach wir fragen. Und das volle, herrliche Ja der Antwort auf diese Frage ist die Weihnachtsbotschaft. Sie zu hören in aller Einfalt und sie zu sagen in aller Sachlichkeit, das ist unsere Aufgabe, unsre selige Aufgabe am Christfest. Die Welt ist von jeher voll von tausend Forderungen, Plänen, Aufrufen und Anweisungen, mit denen man die Nöte der Welt zu überwinden sucht, die jedem früher oder später schmerzlich genug fühlbar werden. Wir 34. Titel eines 1916 erschienenen Romans von Paul Keller.

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haben Gott sei Dank nicht wieder zu fordern, zu planen und aufzurufen, wir haben einfach zu hören und zu sagen, was ohne all unser Tun und Machen als die wirkliche und die ganze Hilfe von Gott geschenkt ist. Freilich, dadurch bekommen wir keine andere Weihnachtsfeier als wie sie die Hirten von Bethlehem gehabt haben, auch wenn wir in unser Christfest den ganzen Reichtum des Kreuzes, der Auferstehung, der Himmelfahrt Jesu mit hineinnehmen dürfen. Wir bleiben wie die Hirten Glaubende. Wie sie sehen wir das Kind in der Krippe, das sich von anderen Kindern nicht unterscheiden will, und hören die Botschaft, »wie denn zu ihnen von diesem Kinde gesagt ward« [Lukas 2,17]. Die Nacht der Welt ist uns so dunkel, wie sie nur damals den Hirten sein konnte. Dass die Herrschaft der Welt auf der Schulter dieses Kindes liegt [Jesaja 9,6], dass ihm alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden [Matthäus 28,18], das ist – trotz aller reichen und seligen Erfahrungen der ganzen Christenheit auf Erden – heute so wenig wie damals zu sehen, heute so wie damals nur zu hören und zu glauben. Auch unsere Weihnachtsfeier führt uns nicht hinaus aus den Nöten und Lasten unsres Lebens in der Welt, führt uns nicht ins Paradies. Auch wir müssen wie die Hirten wieder umkehren, zurück in die alten Verhältnisse mit all ihrem Druck, der uns wund macht. Aber – wenn uns nur die Weihnachtsfeier der Hirten geschenkt wird, wenn wir nur so zu hören und zu glauben vermögen: Der Retter ist da! Gottes Hand ruht wieder auf der Welt und lässt die Welt nicht mehr los! das Heil ist im Schwange! die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbei gekommen [Römer 13,12]! die Herrschaft der Welt ist dem Fürsten dieser Welt schon abgesprochen und ist schon auf die Schultern dieses Kindes gelegt! Dann darf es auch von uns heissen wie von jenen Hirten: nicht nur »sie kehrten wieder um« in all die alte bittere Not hinein, sondern auch »sie priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war« [Lukas 2,20], mitten in allen persönlichen Nöten, mitten in der Nacht der Welt, mitten im Krieg …… 35

35. In Bethges lateinischer Handschrift am Seitenende für den Druck in GS II 573: »Brief nur unvollständig erhalten« und »Euer Dietrich Bonhoeffer.«

47. Vierzehnter »persönlicher« Brief

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47. V IER ZEHNTER » P ERSÖ NL ICH ER« BRIE F 47.1. ENTW URF Liebe Brüder 36 Heute muß ich Euch mitteilen, daß unsere Brüder Konrad Bojak, Ulrich Nithack und Gerhard Schulze im Osten gefallen sind. Konrad Bojack war im Sommer 1935 bei uns. Er wurde Pfarrer in Lyck/Ostpreußen. Dort hinterläßt er seine Frau und zwei kleine Kinder. hWir haben ihn gekannt als einen Christen von großem Ernst.i hDer Ernst und die Freude seines Christseins mußten jeden, der ihn kannte, beeindrucken.i Mit dem Ernst und der Freude seines Christseins, mit seiner ganz aus Gottes Wort herkommenden Predigt, mit seiner Liebe zur hbekennendeni Kirche, zum Amt und zur Gemeinde ist er hein Zeuge seinesi uns allen ein guter Zeuge des Herrn Jesus Christus gewesen. Als gebürtiger Schlesier, der in Ostpreußen seine Wahlheimat fand, waren ihm die Fragen und Aufgaben des deutschen Grenzlandes besonders ans Herz gewachsen. Er bewährte seine Heimatliebe als treuer Pfarrer seiner hostpreußischeni Gemeinde. In der unverfälschten Predigt von Jesus Christus erkannte er seinen Auftrag und das Heil seiner Gemeinde hund seiner Heimati. Er hbesiegeltei fiel am 22. Juni dicht an der ostpreußischen Grenze. hUns schmerzt der Verlust dieses Bruders, den wir in seineri hWir wisseni Wir betrauern den Verlust dieses stillen, aufrichtigen, hernsten, nüchterneni Bruders. Er vertraute in diesem Leben auf Wort und Sakrament. Nun darf er schauen, was er geglaubt hat. Ulrich Nithack war im Sommer 1938 unter uns. Keinem, der ihm begegnete, konnte die strahlende Fröhlichkeit und die innere Zuversicht, die ihm sein Glaube an Christus geschenkt hatte, verborgen bleiben. Seine hunermüdlichei nie versagende Bereitschaft zu hjedemi brüderlichem Dienste und seine Dankbarkeit für das Geringste haben ihm die Liebe und das Vertrauen aller Brüder eingetragen. Aus einem – im besten Sinne – 36. NL A 48,3 (14.) a): zwei Seiten (ein Bogen DIN A 4), beschrieben in Bonhoeffers deutscher Handschrift. Bethge-Vermerke auf der ersten Seite oben: »11a« und »1941«. Bonhoeffers Streichungen (h…i) werden in Auswahl wiedergegeben.

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Im Kriege bis Advent 1942

kindlichen Glauben erwuchs ihm die Arbeit an einem persönlichen Leben in der Heiligung durch Jesus Christus. Das Gebet stand für ihn im Mittelpunkt. In einer hfür viele von uns sehri uns alle stärkenden Gewißheit sah er seinen Weg und seinen Auftrag ganz in der bekennenden Kirche, 37 die er von Herzen geliebt hat. In hder Gemeindearbeiti jeder ihm aufgetragenen Arbeit ging er ganz auf. Mit seinem Tode erlischt für uns etwas von dem Lichte Jesu Christi, das wir hier und da durch Menschen hindurch erblicken dürfen, aber nur um hin Ewigkeiti umso heller in der ewigen Sonne Jesu Christi zu leuchten. Gerhard Schulze war wie Ulrich Nithack im Sommer 1938 bei uns. Er kam aus einer hschweren,i kampferfüllten Gemeindearbeit, in der er die Sache der Kirche tapfer und klar vertreten hatte. hEr gewanni In seiner hlebensbejahendeni lebensvollen, heiteren, gewinnenden Art fand er, wo er auch war, rasch Freunde und Gemeinschaft. Er wollte sein Leben ganz für den Kampf der Bekennenden Kirche einsetzen. Gott hat ihn in besonderer Weise durch Tiefen und Höhen geführt, er durfte die Macht der Gnade Gottes in seinem Leben stärker erfahren als hdie Meisteni andere. Aus dieser Erfahrung heraus wollte er sein künftiges Amt führen. Sein Tod trifft viele Freunde, die mit ihm durch sein Leben gegangen sind. Ein an Gnade so reiches Leben aber erfüllt uns aufs neue mit der Gewißheit, daß Gottes Barmherzigkeit hGnadei kein Ende hat. Außer diesen Brüdern, die uns durch unsere gemeinsame Arbeit besonders nahestanden, fielen die Brüder Hans Otto Georgii, der Bruder von Wolf Georgii, der im Winter 1937/38 hin Köslini [bei] uns war und an den wir besonders denken wollen; Martin Franke aus Pommern, Engelke aus Brandenburg, Heyse aus Burg, Nikolaus aus dem Rheinland. hVieleni Manchen von Euch werden auch mein Konfirmand Hans Friedrich von Kleist-Retzow und sein Bruder Jürgen Christoph aus Stettin bekannt sein. Sie sind beide im Osten gefallen – bei Hans Friedrich fand man das aufgeschlagene Neue Testament. hEr war 18 Jahre alt.i

37. Hier, unten auf Seite 1, ein Tintenfleck, durchgefärbt auf die zweite Seite.

47. Vierzehnter »persönlicher« Brief

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4 7 . 2 . F E LD P O S T B R I EF U M S C H L A G Feldpost 38 [Rundstempel:] Berlin-Charlottenburg 2 28 8 41 3–4 N ac hGefr[eiter]. H. Corves 39 26732i Hier unbekannt zurück an Absender 40 A[bsender]. Bonhoeffer B[erlin]. Charlottenburg 9 Marienburger Allee 43 4 7 . 3 . B R IE F 15. August 1941. 41 Liebe Brüder! Heute muss ich Euch mitteilen, dass unsere Brüder Konrad Bojack, F. A. Preuss, Ulrich Nithack und Gerhard Schulze im Osten gefallen sind. Konrad Bojack war im Sommer 1935 bei 38. Kopie eines Briefumschlags, der beim Kopieren neben der zweiten Seite des Briefentwurfs lag. Adresse in Bethges deutscher Schrift. 39. Heinz Corves war im Sommer 1938 im Sammelvikariat Köslin. 40. Von anderer Hand sind der Name und die Feldpostnummer des Adressaten gestrichen und die beiden Zeilen »Hier unbekannt« und »zurück an Absender« sowie »Zk. [Zurück]« über dem Namen »Corves« und von »zurück« ein Pfeil zu »Marienburger Allee 43« hinzugefügt (Adresse des Hauses von Karl und Paula Bonhoeffer, in dessen Mansarde Dietrich Bonhoeffer und Eberhard Bethge Unterkunft hatten). 41. NL A 48,3 (14.): Schreibmaschinendurchschlag (Leerzeile zwischen Absätzen), drei Seiten, maschinenschriftlich paginiert (– 2 –, – 3 –). Abdruck GS II 573–578, DBW 16, 191–195. Ein Erlass des Reichsministeriums für kirchliche Angelegenheiten und des Oberkommandos der Wehrmacht vom 12. Juli 1940 untersagte das Versenden von Schriften aller Art durch Zivilpersonen an Wehrmachtsangehörige. Bonhoeffer und Bethge schrieben nun die Rundbriefe, zeitweise für fast 150 Empfänger, mit Durchschlägen auf der Schreibmaschine. Oben auf dem ersten Bogen »11b« sowie in Bethges lateinischer Handschrift: »Auf dem Exemplar von Werner Koch steht handschriftlich: ›Herzlichen Dank für Ihren Brief. Ich stehe heute gerade zum 1. Mal nach einer Lungenentzündung auf. Darum nur diesen kur-

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uns. Er wurde Pfarrer in Lyck (Ostpreussen), dort hinterläßt er seine Frau und zwei kleine Kinder. Mit dem Ernst und der Freude seines Christseins, mit seiner ganz aus Gottes Wort herkommenden Predigt, mit seiner Liebe zur Kirche, zum Amt und zur Gemeinde ist er uns allen ein guter Zeuge Jesu Christi gewesen. Als gebürtiger Schlesier, der in Ostpreussen seine Wahlheimat fand, waren die Fragen und Aufgaben des deutschen Grenzlandes ihm besonders ans Herz gewachsen. Er bewährte seine Heimatliebe als treuer Pfarrer seiner Gemeinde. In der unverfälschten Predigt von Christus erkannte er seinen Auftrag und das Heil seiner Gemeinde. Er fiel am 22. Juni dicht an der ostpreussischen Grenze. Wir betrauern den Verlust dieses stillen, aufrichtigen Bruders. Er vertraute in diesem Leben auf Wort und Sakrament. Nun darf er schauen, was er geglaubt hat. F. A. Preuss war zusammen mit Konrad Bojack bei uns. Er wurde Pfarrer in Landsberger Holländer in der Neumark, wo er seine Frau und zwei kleine Kinder hinterläßt. Wir hatten in ihm einen immer freundlichen und fröhlichen Bruder, der fest im Glauben an Jesus Christus stand, der auch unter schwierigen Verhältnissen das ihm aufgetragene Amt treu versah, und der seiner Gemeinde mit grosser Liebe und Hingabe gedient hat. Nun hat Christus ihn zu seiner himmlischen Gemeinde gerufen. Ulrich Nithack war im Sommer 1938 unter uns. Keinem, der ihm begegnete, konnte die strahlende Fröhlichkeit und die innere Zuversicht, die ihm sein Glaube an Christus geschenkt hatte, verborgen bleiben. Seine nie versagende Bereitschaft zum brüderlichen Dienst und seine Dankbarkeit für das Geringste haben ihm die Liebe aller Brüder eingetragen. Aus einem im besten Sinne kindlichen Glauben erwuchs ihm die Arbeit an einem persönlichen Leben in der Heiligung durch Jesus Christus. Das Gebet stand für ihn im Mittelpunkt. In einer uns alle stärkenden Gewissheit sah er seinen Weg und seinen Auftrag ganz in der Bekennenden Kirche, die er von Herzen geliebt hat. In jeder ihm aufgetragenen Arbeit ging er zen Gruss!‹« Bonhoeffers Lungenentzündung war erst im Dezember 1941 überstanden. Vermutlich wurde dieser Brief zusammen mit dem vom November 1941 an Koch geschickt.

47. Vierzehnter »persönlicher« Brief

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ganz auf. Mit seinem Tode erlischt für uns etwas von dem Lichte Jesu Christi, das wir hier und da durch Menschen hindurch erblicken dürfen, aber doch nur, um umso heller in der ewigen Sonne Jesu Christi zu leuchten. Gerhard Schulze war wie Ulrich Nithack im Sommer 1938 bei uns. Er kam aus einer kampferfüllten Gemeindearbeit, in der er die Sache der Kirche tapfer und klar vertreten hatte. In seiner lebensvollen, heiteren, gewinnenden Art fand er, wo er auch war, rasch Freunde und Gemeinschaft. Er wollte sein Leben ganz für den Kampf der Bekennenden Kirche einsetzen. Gott hat ihn in besonderer Weise durch Tiefen und Höhen geführt, er durfte die Macht der Gnade Gottes in seinem Leben stärker erfahren als andere. Aus dieser Erfahrung heraus wollte er sein künftiges Amt führen. Sein Tod trifft viele Freunde, die mit ihm durch sein Leben gegangen sind. Ein an Gnade so reiches Leben aber erfüllt uns aufs Neue mit der Gewissheit, dass Gottes Barmherzigkeit kein Ende hat. Ausser diesen Brüdern, die uns durch unsere gemeinsame Arbeit besonders nahe standen, fielen die Brüder Hans-Otto Georgii, der Bruder von Wolf Georgii, der im Winter 1937/38 unter uns war, und an den wir besonders denken wollen; Martin Franke aus Pommern, Engelke aus Brandenburg, Heyse aus Sachsen, Nicolaus aus dem Rheinland. Manche von Euch werden sich noch an meinen Konfirmanden Hans Friedrich von Kleist-Retzow und seinen Bruder Jürgen Christoph aus Stettin erinnern. Sie sind beide im Osten gefallen. Bei Hans Friedrich fand man das aufgeschlagene Neue Testament. Sie sind uns vorangegangen auf dem Wege, den wir alle einmal gehen müssen. Euch, die Ihr draussen im Felde seid, erinnert Gott in besonders gnädiger Weise daran, Euch bereit zu halten. Wir aber werden durch das unaufhörliche Denken an Euch wach gehalten. Von Gott gerufen freilich werdet Ihr und werden wir allein zu der Stunde, die Gott ersehen hat. Bis zu dieser Stunde, die allein in Gottes Hand liegt, werden wir alle auch in höchster Gefahr bewahrt werden, und aus der Dankbarkeit für solche Bewahrung entspringt wohl immer neues Sichbereiten für den letzten Ruf. Wer begreift die Auswahl derer, die Gott früh zu sich nimmt? Scheint es uns nicht bei dem frühen Tod junger Christen immer wieder, als beraube sich Gott selbst seiner besten

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Werkzeuge in einer Zeit, in der er sie am nötigsten brauchte? Aber Gott macht keine Fehler. Braucht Gott etwa unsere Brüder zu irgend einem verborgenen Dienst für uns in der himmlischen Welt? Wir sollen unseren menschlichen Gedanken, die immer mehr wissen wollen, als sie wissen können, Einhalt gebieten und uns an das halten, was gewiss ist. Wen Gott zu sich ruft, den hat er geliebt. »Seine Seele gefällt Gott wohl, darum eilt er mit ihm aus diesem bösen Leben« (Weisheit 3 [richtig: 4,14]). Wir wissen wohl, dass Gott und Teufel in der Welt miteinander in Streit liegen, und dass der Teufel auch beim Tod ein Wort mitredet. Wir können angesichts des Todes nicht in fatalistischer Weise sprechen: »Gott will es« 42, wir müssen das andere hinzusetzen: »Gott will es nicht«. Der Tod zeigt an, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte, sondern dass sie der Erlösung bedarf. Christus allein ist die Überwindung des Todes. Hier kommt das »Gott will es« und »Gott will es nicht« zur schärfsten Zuspitzung und zum Austrag. Gott willigt ein in das, was Gott nicht will und von nun an muss der Tod dennoch Gott dienen. Von nun an umfasst das »Gott will es« auch das »Gott will es nicht«. Gott will die Überwindung des Todes durch den Tod Jesu Christi. Allein in Kreuz und Auferstehung Jesu Christi ist der Tod in Gottes Gewalt gekommen, muss er den Zielen Gottes dienen. Nicht eine fatalistische Ergebung, sondern der lebendige Glaube an den für uns gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus vermag ernstlich mit dem Tode fertig zu werden. Im Leben mit Jesus Christus tritt dem Tod als allgemein von aussen an uns herantretendem Geschick der Tod von innen, der eigene Tod, der freie Tod des täglichen Sterbens mit Jesus Christus gegenüber. Wer mit Christus lebt, stirbt täglich [I Korinther 15,31] seinem eigenen Willen ab. Christus in uns gibt uns in den Tod, damit er in uns leben könne. So wächst unser inneres Sterben dem Tod von aussen entgegen. So empfängt der Christ seinen eigenen Tod, so wird der leibliche Tod im echten Sinne nicht zum Ende, aber zur Vollendung des Lebens mit Jesus Christus. Hier treten wir in die Gemeinschaft dessen,

42. Wahlspruch (»deus lo vult«) der Ritter vom Heiligen Grabe zu Jerusalem.

47. Vierzehnter »persönlicher« Brief

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der bei seinem Tode sprechen konnte »Es ist vollbracht« [Johannes 19,30]. Liebe Brüder, es mag sein, das Ihr jetzt für solche Gedanken wenig Zeit und Sinn habt. Es gibt Zeiten, in denen uns alles Wirkliche so rätselhaft ist und so bedrängt, dass uns jedes direkte Wort das Geheimnis Gottes zu zerstören scheint, dass wir nur noch andeutend von letzten Dingen sprechen und sprechen hören wollen. Alles, was wir über unseren Glauben zu sagen vermögen, scheint dann so matt und leer gegenüber dem Wirklichen, das wir erleben und hinter dem wir ein unaussprechliches Geheimnis glauben. Das geht Euch draussen kaum anders als uns zu Hause, alles Ausgesprochene ist wie im Nu verweht, alles Formulierte trifft das Wirkliche nicht mehr. Darin kann etwas sehr Echtes liegen, wenn nur in uns ein Wort, nämlich der Name Jesus Christus, nicht erlischt. Dieser Name bleibt ein Wort, das Wort, um das all unsere Worte kreisen. In diesem Wort allein liegt Klarheit und Kraft. »In meines Herzens Grunde dein Nam’ und Kreuz allein funkelt all Zeit und Stunde, drauf will ich fröhlich sein.« 43 Lasst mich mit einer Bitte schliessen. Ich weiss, dass manchen unter Euch draussen und drinnen die Gedanken über seine berufliche Zukunft bedrängen. Lasst diese Gedanken noch eine Weile ruhen. Ihr habt bisher ein gutes Zeugnis geben dürfen für unsere Kirche, für die unsere Brüder auch leiden. Lasst uns jetzt nichts verdunkeln. Wir brauchen dieses bischen irdische Licht und wir werden es noch mehr brauchen. Wer könnte es übersehen, dass uns mit diesem Kriege ein Einschnitt geschenkt ist, den wir mit unseren Gedanken wahrhaftig nicht zu überbrücken vermögen. Darum wollen wir getrost warten. Jeder Brief, jedes Lebenszeichen von Euch freut mich und viele andere mit mir natürlich von Herzen. Von Bruder Bojack und Nithack hatte ich noch unmittelbar vor dem Einsatz Grüsse, für die ich heute ganz besonders dankbar bin. Lasst mich bitte Veränderungen der Anschrift recht bald wissen. Es kommt so oft etwas – ein Buch oder ein Brief – unbestellbar zurück. Das tut mir immer leid, weil damit ein Faden abreisst.

43. Strophe 3 des Liedes »Valet will ich dir geben« von Valerius Herberger, EG.BP 312.

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Im Kriege bis Advent 1942

Es ist dann meist sehr schwierig, wieder die richtige Adresse zu bekommen. Ich befehle Euch dem, der Euch bei Tag und Nacht behüten kann, der Euch Kraft geben kann in Eurem Dienst, der Euch und uns alle zu seinem Reich führen will. Es grüsst Euch Euer getreuer D. B. 44 4 8 . F Ü NFZEHNTER »P ERS ÖNLICHER« BRIEF Lieber Bruder 45 Block! Ich muß Euch heute wissen lassen, daß nun auch unsere lieben Brüder Christoph Harhausen, Günther Christ, Wolfgang Krause (Anhalt) 46 und Johannes Staedler in Russland gefallen sind und daß Joachim Staude seit August vermißt ist. Verwundet sind die Brüder F. E. Schröter, H. D. Pompe, Winfried 44. »D. B.« in Bethges Handschrift. 45. NL A 48,3 (15.): Schreibmaschinendurchschlag (einzeilig), zwei Seiten, auf der zweiten Seite maschinenschriftlich »– 2 –«; auf der ersten Seite oben rechts in Bethges lateinischer Handschrift »den 22. 11. 1941« (erschlossenes Datum). Abdruck GS II 578–582, DBW 16, 224–227. »Lieber Bruder« handschriftlich verändert aus »Liebe Brüder«; in Bonhoeffers lateinischer Handschrift »Block!« (Superintendent in Schlawe) und am oberen Rand der Seite 1: »Lange nichts gehört!« 46. Krause wird erwähnt in »Weihnachten 1941« (sechs Blätter DIN A 5 quer, maschinenschriftlich, aus dem Besitz von Elisabeth Bethge-Vibrans, verfasst von Gerhard Vibrans): »Dem Gedenken unserer im letzten Jahre gefallenen Brüder: … Wolfgang Krause gefallen als Gefreiter am 29. Juli bei Smolensk … Wolfgang Krause am 19. 12. 39: Die Einsamkeit ist ein Kapitel für sich … Ungefähr 8 von den 18 auf unserer Stube sind bewußte Kirchengegner. Ich lese täglich nach Wehr und Waffen [Gebetbuch für evangelische Soldaten], habe die ganze Bibel hier und lese den ganzen Tagestext. Aber die Stille zum Gebet fehlt völlig«. Vibrans: »Brüder im grauen Rock, getrennt durch unendliche Weiten, doch vereint in dem Lobpreis der ewigen Barmherzigkeit, erheben ihre Stimmen, um einander zur Heiligen Weihnacht zu trösten. Weiten versinken, wo einer zum andern redet, Einsamkeiten werden gebrochen, wo die Bruderschaft Christi Gestalt und Stimme bekommt. Rußlands lastende Unendlichkeit, Heimweh in öder Leere, Fremdheit in letztem Alleinsein verlieren die Bannkraft, wo Gott leibhafte Gemeinschaft schenkt. So steht unser keiner allein, auch der im Niemandslande umschlossen vom Kreise der Brüder, da einer dem andern durch mancherlei Worte bezeugt und alle das Gleiche bekennen: Alle Gottesverheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm, Gott zu Lobe durch uns [II Korinther 1,20]!«

48. Fünfzehnter »persönlicher« Brief

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Krause, G. Seydel, G. Biesental. Es wird mir schwer, Euch das zu schreiben. Gott will wohl in die Reihen der jungen Pastoren besonders große Lücken reissen und uns damit eine besondere Last auferlegen. Wir verlieren mit unseren gefallenen Brüdern Mitstreiter im Kampf für eine Kirche, die allein dem Herrn Jesus Christus gehören soll. Jeder einzelne von ihnen mußte in seiner Gemeinde durch besonders schwere Zeiten und hat alle Beschwernisse und allen Segen einer treuen Amtsführung erfahren. In wenigen Jahren hat Gott ihnen gezeigt, was es heißt, Hirt einer Gemeinde zu sein, und heute glauben wir, daß Gott sie so bereit machen wollte für einen frühen Tod. Die Ungewißheit über Joachim Staude 47 ist besonders schwer. Wir wollen Gottes Gegenwart und rechtzeitige Hilfe für diesen stillen, immer freundlichen und geduldigen, in seinem Glauben festen Bruder erbitten. Christoph Harhausen hat uns durch seine fröhliche Zuversicht für die Sache unserer Kirche, durch die Gradlinigkeit seines Sprechens und Handelns immer wieder gestärkt und froh gemacht. Günter Christ hat sich in vielen schwierigen Gemeindeverhältnissen treu erwiesen und ist uns in seiner festen, heiteren Art ein guter Bruder gewesen. Wolfgang Krause war aus kirchlichen Gründen aus seiner Heimatprovinz zu uns gekommen. Es ging ihm in seinem durch und durch aufrichtigen und offenen Wesen ganz um die Klarheit der kirchlichen Sache und der Botschaft von Jesus Christus. Mit Johannes Staedler konnte man nicht zusammen sein, ohne von seiner großen Liebe zu Jesus Christus und seiner Gemeinde berührt zu werden. Sein letzter Gruß an seine Frau war: 47. Staude wird erwähnt von Vibrans in »Weihnachten 1941«: »Dem Gedenken … des vermißten Bruders: Joachim Staude vermißt als Soldat am 28. Juni bei Mielnicki … Joachim Staude am 3. 4. 41: Wir sind nun alle aus dem Amte mitten in das Leben hineingestellt worden, und dort haben wir jetzt unsern Auftrag, jeder nach dem Maß der Gnadengaben, die ihm gegeben sind. Und nun einmal menschlich gesehen, nur so, glaube ich, können wir unsern Christusglauben den Leuten vorleben, ganz schlicht mit Geduld und zunächst ohne viele Worte … Wir werden noch lange einen dunklen Weg gehen müssen, bei dem wir oft keinen Ausweg sehen werden und der uns hart erscheint, aber aus alledem wird ein Neues werden, denn Christus lebt, und wie uns unser Monatsspruch so sieghaft grüßt: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden [Lukas 24,34]! … Was brauchen wir uns zu sorgen um Zukunft und all das andre?! Unsre Zukunft ist ja der Sieger Christus.« Gerhard Vibrans fiel am 3. Februar 1942.

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Im Kriege bis Advent 1942

Gloria und Halleluja unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Günther Christ hinterläßt seine Braut. W. Krause und J. Staedler waren jung verheiratet. Unsere Gedanken gehen zu ihnen, denen nun durch den Tod das höchste Glück ihres irdischen Lebens genommen ist, und wir vergessen auch nicht die Angehörigen unserer gefallenen Brüder Bojak, Preuss, Nithack, G. Schulze, Kahn und Maass. Es ist ja doch so, daß die verfließende Zeit, zunächst jedenfalls, den Weggang eines geliebten Menschen immer schmerzlicher macht. Zu der Trauer kommt das tägliche Entbehren. Je stiller es um uns herum um die Namen unserer Gefallenen wird, desto lauter nennt eine innere Stimme sie uns von Tag zu Tag. Wer kennte nicht den heimlichen Wunsch, mit ihnen zu tauschen, an ihrer Stelle gestanden zu haben? Wie oft durchfährt uns der Schrecken, wenn wir an die Einsamkeit ihres Sterbens denken. Warum konnten wir ihnen nicht den letzten brüderlichen Dienst tun? Bruder Heise, W. Schraders Schwager, durfte in der Gegenwart eines Bruders sterben mit den Worten: Ich bin getröstet. Aber hat nicht Christus alle Macht, einem der Seinen die Ferne aller menschlichen Hilfe reichlich zu ersetzen durch seine heilige und gnädige Gegenwart? Hat er nicht gehört, was kein menschliches Ohr mehr hören könnte, jenes: »Ich bin getröstet« auch in den Herzen derer, die einsam, aber mit Ihm starben? Eine große Zahl von jungen Predigern des Evangeliums ist nun schon hingegangen. Aber das Wort, das sie hier als Gottes Wort verkündigt haben, ist ja lebendig, es lebt in der glaubenden Gemeinde, es zeugt sich fort, es schafft Glauben und bringt Frucht für den jüngsten Tag. Der für diese Erde verschlossene Mund unserer Brüder aber lobt und preist jetzt und in Ewigkeit den Namen dessen, der das Reich behält, Jesus Christus. »Gloria sei dir gesungen mit Menschen- und mit Engelszungen …« 48 Jeder von uns ist in das Kriegsgeschehen an verschiedener Stelle hineingezogen. Die Dimensionen dieses Krieges sind ja so unermeßlich. Es ist etwas anderes, ob man den Krieg in vorderster Front kämpfend miterlebt, als Offizier oder als einfacher Soldat oder als Sanitäter oder als Kriegspfarrer, ob man zu irgendeinem Dienst hinter der Front befohlen 48. Beginn der dritten Strophe des Liedes von Philipp Nicolai »Wachet auf, ruft uns die Stimme«, EG.BP 311.

48. Fünfzehnter »persönlicher« Brief

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ist ohne die Möglichkeit besonderer Bewährung, Erfahrung, Auszeichnung, ob man in der Heimat seinen stillen Dienst tut, ob man in irgend einem fernen Land seinen Platz angewiesen bekam. Keinem bleiben freilich die Stunden erspart, in denen ihm sein Leben sinnlos und seine Zeit vergeudet erscheint, weil er nicht die ungeheure Erfahrung des Krieges in vorderster Front teilen kann. Auch durch manche Briefe von Brüdern, die hinter der Front in irgendeinem belanglos scheinenden Dienst stehen, klingt das hindurch. Hier steckt aber eine ernste Gefahr, der wir uns bewußt werden müssen. Gefahr, Erfahrung und Bewährung gibt es für den Christen, der weiß, worum es in seinem Glauben geht, in jedem Augenblick, wo er auch sei, reichlich genug. Wenn Gott es in seiner reinen Gnade unseren kämpfenden verwundeten und sterbenden Brüdern an der vordersten Front schenkt, daß ihnen auch diese ihre besonderen unheimlichen Erfahrungen zum Segen gereichen, so wäre es unehrfürchtig gegenüber diesem Wunder, solche Erfahrungen ungefordert und auch für sich selbst zu begehren. Wer weiß es denn, wie er bestünde? Wer will das Wunder Gottes herausfordern? Gott aber weiß, was er von uns fordern kann und er wird es zu seiner Zeit gewiß auch fordern. Für diese Stunde wollen wir bereit werden, indem wir das uns zugefallene Maß von Gefahr und Bewährung täglich bescheiden und treu hinnehmen. Grade unseren Brüdern an der Front gegenüber empfinde ich es fast wie einen Raub, wenn man das Unbeschreibliche, was ihnen zuteil wurde, nun auch für sich selbst verlangt. Auch sollen wir bedenken, daß es im Menschsein letztlich nicht um diese und jene Erlebnisse sondern darum geht [Micha 6,8]: »Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.« Wir dürfen uns unsere täglich von Gott kommende Aufgabe nicht durch Wünsche und Fantasien gering machen lassen. Wenn es einem oder dem anderen von Euch heute noch geschenkt ist, mitten in dem Unfrieden der Welt »ein stilles und ruhiges Leben zu führen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit« [I Timotheus 2,2], also im Dienst Jesu Christi, so ist auch das ein Wunder Gottes, das ebenso zu den ungeahnten Dimensionen dieses Kriegsgeschehens gehört und das für die Welt, für den Krieg und für die Brüder draußen voll Wichtigkeit und Verheißung ist. Grade die Briefe von der Front bestätigen das immer wieder. Wem es gegeben ist, dem sei es eine der ernstes-

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Im Kriege bis Advent 1942

ten Pflichten, für den Tag der Heimkehr der Brüder jenes »stille und ruhige Leben« mit Gottes Wort aufzubewahren als das Herdfeuer, das nicht verlöschen darf. Es geht hier wie dort um die ganze Treue zum göttlichen Auftrag, und doch leben wir drin oder draußen nicht von unserer Treue, sondern immer wieder allein von der Vergebung unserer Sünden. – Es hat mich angefaßt, in so vielen Briefen von der Front zu lesen, wie Bibel und selbst Meditation Euch bis in die Granattrichter begleiten. Wir danken Euch dafür. Es ist für uns Ansporn, Trost, Beschämung und Hilfe. Habt Dank für jedes Wort, das wir von Euch hören, für jedes Gebet, das uns gilt. Laßt uns mit offenen Herzen in die letzten Tage des Kirchenjahres hineingehen und auch wieder der Zukunft unserer Kirche gewiß und froh werden. Der Brief blieb liegen, da ich mehrere Wochen mit einer Lungenentzündung zu tun hatte. Nun sind auch noch Edgar Engler und Robert Zenke gefallen. Es ist sehr, sehr traurig. Diese beiden Pommern bedeuteten in ihrer festen kirchlichen Haltung besonders viel für die Provinz. Man spürte es bei jedem Zusammensein, wie ihr Herz ganz dem Dienst an Jesus Christus und an seiner Kirche gehörte. Sie wußten sich auch besonders mitverantwortlich für die Bruderschaft und haben ihr treu gedient. Unbefangene Fröhlichkeit und großer Ernst war beiden eigen. Sie kamen aus derselben Quelle, aus dem Glauben an Jesus Christus. Nun wissen wir unsere Brüder bei dem, dem sie hier nach Seiner Berufung gedient haben. Bei aller Traurigkeit wollen wir uns darüber freuen. Gott behüte Euch! Euer getreuer D. Bonhoeffer 49

49. Bonhoeffers eigenhändige Unterschrift.

49. Sechzehnter »persönlicher« Brief

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4 9 . S E C H Z E HN T E R » P E R S Ö N L IC H ER « B R I E F Liebe Brüder 50 Erlaubt mir, daß ich drei Briefe, die denselben Gegenstand haben, nämlich die Legalisierungsfrage 51, gemeinsam beantworte. Der eine schreibt als eben Legalisierter, der andre als einer, der eben die Legalisierung abgelehnt hat, der dritte mitten in den Überlegungen. 52 Die Fragen sind überall dieselben. Ich möchte versuchen grundsätzlich einiges zu klären. 1.) In Zeiten der Unsicherheit über den kirchlichen Weg gilt für hden Christeni uns folgende Regel: a. Niemals soll ich aus Unsicherheit eine Entscheidung treffen; das Bestehende hat ein Vorrecht gegenüber der Veränderung, es sei denn das[s] ich die Notwendigkeit der Veränderung mit Gewißheit erkenne. b.) Niemals soll ich allein handeln, erstens weil ich den Rat der Brüder brauche, zweitens weil die Brüder mich brauchen, 50. NL A 48,3 (17.) a): zwei Seiten, beschrieben in Bonhoeffers deutscher Handschrift; auf der ersten Seite oben handschriftlich »14a« und in Bethges deutscher Handschrift »Krieg«. Archiviert als NL A 48,3 (17.) b) ist eine maschinenschriftliche Fassung, eine Seite; oben handschriftlich »14b«, unter dem Text in Bethges lateinischer Handschrift »unvollständig«. Die maschinenschriftliche Fassung »14b« wurde abgedruckt in GS II 594 f (datiert »1942«) und in DBW 16, 252–254, dort 252 Herausgeberanmerkung 1: »wahrscheinlich April (möglicherweise auch Oktober) 1942«. Hier folgt eine neue Entzifferung des handschriftlichen Originals »14a« mit Präzisierungen (zum Beispiel »drei Briefe« statt »die Briefe«) und Streichungen (h…i) in Auswahl. An Hand von Bethges Bonhoeffer-Biographie (DB 778–780) ergaben sich neu die Datierung auf Januar 1942 und die Einordnung als 16. (nicht 17.) »persönlicher« Brief. 51. Vermerk Bethges (für GS II 594): »Zur Erlangung der vollen Rechte auf eine oder in einer Pfarrstelle boten die Konsistorien im Krieg immer wieder eine mehr oder weniger bedingungslose ›Legalisierung‹ der im Feld stehenden ›illegalen jungen Brüder‹ an. Im April 1942 erließ der Bruderrat der ApU nochmals ein Schreiben, in keine Prüfung beim Konsistorium einzuwilligen und diesem keine kirchenregimentlichen Funktionen zuzuerkennen. In der Provinz Sachsen führte der Bruderrat mit dem Konsistorium vom Juli bis September Legalisierungsverhandlungen.« 52. Auszüge aus solchen Briefen stehen in Bethges Bonhoeffer-Biographie, DB 778 f: Willi Brandenburg 5. 10. 1941 (legalisiert), Heinz Doebert 13. 1. 1942 (legalisiert), Johannes Mickley 9. 1. 1942 (überlegend). Der LegalisierungsAblehner könnte, in Anbetracht seiner Eintragung in die Sigurdshofer Umlauf-Kladde am 1. 10. 1942, Heinrich Begrich sein. Er schrieb an Bonhoeffer am 1. 8. und 15. 9. 1941 (NL C 25).

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Im Kriege bis Advent 1942

drittens weil es eine kirchliche Ordnung gibt, die ich nicht leichtfertig mißachten darf. c.) Niemals soll ich eine Entscheidung übereilen oder mich drängen lassen. Verschließt sich mir heute eine Tür, so hkanni wird Gott, wenn er es will, eine andere hTüri auftun. Aus dieser Regel ergibt sich, daß unsre heutige Kriegsituation besonders ungeeignet ist, um weittragende Änderungen des kirchlichen Weges vorzunehmen. Mehr denn je muß ich hdie Stimme der Kirchei auf das Wort meiner Kirchenleitung warten und Geduld haben. Jede Leitung, die der Stellung der Brüder in der Heimat gegenüber derjenigen der Brüder an der Front hverbesserti einen Vorteil bringt, ist äußerst fragwürdig. 2.) Die Sache der rechten Ausbildung der Prediger des Evangeliums ist des letzten Einsatzes würdig. Ob der letzte Einsatz von jedem gefordert werden muß, ist eine andere Frage. Die Bereitschaft auf ein geordnetes Amt beziehungsweise sogar auf jede Ausübung des geistlichen Amtes zu verzichten und eher in einem anderen Beruf Christus zu dienen, als sich einer falschen geistlichen Leitung zu unterwerfen (denn darum geht es ja im Blick auf hdie jungen Brüderi den Nachwuchs) bleibt eine legitime hchristlichei evangelische Haltung. hPersönlich erscheint sie mir alsi Ob der letzte Einsatz, ob hdieseri ein solcher Verzicht von jedem einzelnen gefordert werden muß, wird dort fraglich, wo jeder Versuch einer rechten Ausbildung praktisch und durch das Gesetz unmöglich gemacht wird hund wo Prüfungi, wo also das Martyrium die notwendige Folge jedes solchen Versuches ist. Noch steht das allerdings zur Zeit nicht fest, da auch die Urteilsbegründung über den Prozeß 53 noch nicht vorliegt. Die Bereitschaft hDer Wunschi unter Verzicht auf jedes (?) hirdischei Kirchenregiment (denn eine Anerkennung des falschen Kirchenregimentes ist unmöglich!) bei ›Wahrung der persönlichen theologischen Überzeugung‹ ins Amt zu kommen, um als Pfarrer Christus zu dienen, 54 kann 53. Prozess (10.–22. Dezember 1941) vor dem Sondergericht Berlin-Moabit gegen den Prüfungsausschuss des Bruderrates der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union; alle 23 im Mai 1941 inhaftierten Mitglieder wurden am 22. Dezember zu empfindlichen Strafen verurteilt (DB 774). In der maschinenschriftlichen Fassung »14b« hat Bethge zum Wort »Prozess« am Rand handschriftlich das Datum »22. 12. 41« notiert. 54. Im Brief vom Januar 1938 an die jungen BK-Theologen in Pommern hatte

50. Siebzehnter »persönlicher« Brief

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zwar hnicht grundsätzlich als christliche Möglichkeit bestritten werdeni unter diesen gegenwärtigen Umständen grundsätzlich als christliche Möglichkeit nicht mehr bestritten werden, aber sie ist mit schweren kirchlichen und persönlichen Gefahren und Verantwortungen belastet. Das muß gesehen werden. 55 3. Was bedeutet Geradlinigkeit eines kirchlichen Weges? Kann, was in hDahlemi der Dahlemer Synode wahr war, heute falsch sein? Ist unser Gewissen an Dahlem III 3 56 gebunden? hZwei Gefahren: ein falsches Gewisseni Geradlinig macht allein das Wort Gottes unsern Weg, auch wenn er für unser Auge krumm ist. Wahr ist allein Gottes Wort. Unser Gewissen ist allein an Gottes Wort gebunden. 5 0 . S I EB Z E H NT E R » P ERS Ö N L I C H E R « B R I E F Lieber Bruder ! 57 Unsere lieben Brüder Bruno Kerlin, Gerhard Vibrans und Gerhard Lehne sind gefallen. Sie schlafen nun mit allen Brüdern, die ihnen vorangingen, dem großen Ostertag 58 der Auferstehung entgegen. Wir sehen das Kreuz, und wir glauben an die

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Bonhoeffer nach der Bereitschaft gefragt, »die Sache der B.K. zu vertreten, auch wenn einmal überhaupt kein Bruderrat mehr da wäre«. DB 780 zu dieser Briefpassage: »Wenn durch den Prüfungsprozeß nun alle Möglichkeiten einer Ausbildung und einer Hinleitung zum Pfarramt endgültig verschlossen waren, … galt es eben, die alten Gehäuse endgültig zu verlassen. … Man spürt Bonhoeffers letztem Wort zur Legalisierung ab, wie er zugleich die Gewissen seiner Finkenwalder frei und integer erhalten – und doch auch die anders Entscheidenden nicht verletzen möchte.« Aus der Botschaft der Reichsbekenntnissynode in Berlin-Dahlem 19./ 20. 10. 1934 (nach der ersten Reichsbekenntnissynode in Wuppertal-Barmen 29.–31. 5. 1934): »Wir fordern die christlichen Gemeinden, ihre Pfarrer und Ältesten auf, von der bisherigen Reichskirchenregierung und ihren Behörden keine Weisungen entgegenzunehmen und sich von der Zusammenarbeit mit denen zurückzuziehen, die diesem Kirchenregiment weiterhin gehorsam sein wollen. Wir fordern sie auf, sich an die Anordnungen der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche und der von ihr anerkannten Organe zu halten.« NL A 48,3 (16.): Schreibmaschinendurchschlag, zwei Seiten; auf der ersten Seite oben in Druckschrift »1. März 1942« (erschlossenes Datum); von Bethge für den Druck in GS II 583–585 vorbereitet, Abdruck DBW 16, 240–242. Bethge-Notiz: »5. 4. 42« (Datum des Ostersonntags 1942).

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Im Kriege bis Advent 1942

Auferstehung, wir sehen den Tod, und wir glauben an das ewige Leben, wir spüren die Traurigkeit und die Trennung, aber wir glauben an eine ewige Freude und Gemeinschaft. Bruno Kerlin ist uns in der Fröhlichkeit seines Glaubens, in der Klarheit seines Wesens, in der brüderlichen Dienstbereitschaft ein Zeuge dieses Osterglaubens gewesen, für den wir Gott danken. Gerhard Vibrans wurde von einer Fliegerbombe getroffen, als er gerade mit Kameraden aus dem Neuen Lied singen wollte. Wer diesen lauteren, selbstlosen Bruder gekannt hat, in dem sich Einfalt und Reife so verbanden, daß er das Vertrauen der verschiedenartigsten Menschen fand, der weiß, was wir mit ihm verloren haben. Der Lehrtext seines Todestages – 3. 2. –, Offenbarung 1,14 [»… seine Augen wie eine Feuerflamme«], hat mich besonders bewegt. Das Leben dieses Bruders hat unter den »Feuerflammen« der Augen Christi gestanden, es war ein Widerschein dieses läuternden Feuers. Ich werde nie vergessen, daß er mich das Claudiuslied: »Ich danke Gott und freue mich …« 59 gelehrt hat und mit seinem Leben eine überzeugende Auslegung dieses Liedes gegeben hat. Gerhard Lehne war ein Mann des Fragens, Suchens, Wanderns, der Unruhe, der vielseitigen Interessen und Erfahrungen, dabei von großem Freimut und schlichter Ehrlichkeit. Das Ziel, von dem er ergriffen war, leuchtete durch alles hindurch. Er hat in hingebender Treue seinen kirchlichen Dienst getan. Nun hat Gott ihn früh zur Ruhe und zum Frieden gebracht. Wir loben und danken Gott über dem Leben und Sterben unserer Brüder. Ihr Tod erinnert uns an den Segen, den Gott uns durch die Gemeinschaft an seinem Wort und Tisch einst geschenkt hat; wir hören auch die Mahnung, einander Treue zu erweisen, solange wir es noch können. Die Zeichen solcher Treue habe ich in den letzten Wochen in überwältigender Weise erfahren. Ich kann meine Dankbarkeit dafür in Worten nie aussprechen. Den ganzen Monat hindurch kamen Briefe zu meinem Geburtstag von solchen, die in der Heimat schweren Dienst tun, und auch aus der bittersten Kälte Rußlands, teils in kurzen Gefechtspausen geschrieben. Wie soll ich solche Treue erwidern? Ich danke Euch von Herzen. Laßt uns am Gebet füreinander festhalten. Wer weiß, wieviel Be59. Im Liederbuch »Ein neues Lied« Nr. 349/444.

50. Siebzehnter »persönlicher« Brief

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wahrung er durch Gottes Gnade der Fürbitte eines Bruders verdankt? Es war für mich eine überraschende Erfahrung, daß gerade in letzter Zeit die Stimmen von der Front und aus der Heimat sich mehrten, die um eine neue Hilfe zur Meditation baten. Ich gestehe, daß ich es von mir aus nicht gewagt hätte, Euch jetzt daraufhin anzureden. Ich wollte keinem zu den täglichen Lasten noch eine weitere auferlegen. So will ich auch heute nichts tun als wieder einmal von dem kostbaren Geschenk, das uns mit der Meditation gegeben ist, ein paar Worte sagen, und zwar in einer Hinsicht, die uns heute besonders wichtig wird. Die tägliche stille Besinnung auf das mir geltende Wort Gottes – und seien es nur wenige Minuten – will für mich zum Kristallisationspunkt alles dessen werden, was innere und äußere Ordnung in mein Leben bringt. Bei der Unterbrechung und Auflösung unseres bisherigen geordneten Lebens, wie diese Zeit sie mit sich bringt, bei der Gefahr, die innere Ordnung über der Fülle des Geschehens, über der restlosen Inanspruchnahme durch Arbeit und Dienst, über Zweifel und Anfechtungen, Kampf und Unruhe aller Art, zu verlieren, gibt die Meditation unserm Leben so etwas wie Stetigkeit, sie hält die Verbindung mit unserm bisherigen Leben, von der Taufe zur Konfirmation, zur Ordination, sie bewahrt uns in der heilsamen Gemeinschaft der Gemeinde, der Brüder, der geistlichen Heimat, sie ist ein Funke von jenem Herdfeuer, das die Gemeinden daheim für Euch hüten wollen, sie ist eine Quelle des Friedens, der Geduld und der Freude, sie ist wie ein Magnet, der alle vorhandenen Ordnungsmächte unsres Lebens auf ihren Pol richtet, sie ist wie ein reines tiefes Wasser, in dem sich der Himmel mit seinen Wolken und mit seiner Sonne in Klarheit spiegelt; sie dient aber auch dem Höchsten, indem sie ihm einen Ort der Zucht und der Stille, der heilenden Ordnung und Zufriedenheit zeigt. Haben wir nicht alle ein vielleicht uneingestandenes, aber tiefes Verlangen nach solcher Gabe? Könnte sie nicht für uns wieder eine heilende, der Genesung zuführende Macht werden? Aus mehreren Gründen halte ich es für das Beste, wenn wir uns für die Meditation bis auf weiteres an die alten Episteln 60 halten. Gott segne uns diese Stunden. 60. Die Eisenacher Kirchenkonferenz hatte 1896 nach langen Vorarbeiten die

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Im Kriege bis Advent 1942

Heute am 1. März scheint zum ersten Mal eine warme Frühjahrssonne; der Schnee tropft von den Dächern, die Luft ist klar, und die Erde kommt wieder zum Vorschein. Unsere Gedanken sind bei Euch, die Ihr in den vergangenen Monaten Unvorstellbares an Frost und Winter durchgemacht habt, mit dem Wunsch, daß auch Euch die Sonne und die Wärme und die Erde bald wieder erfreut. »Er gibt Schnee, Er streut Reif, Er wirft Schlossen, wer kann bleiben vor seinem Frost? Er spricht, so zerschmilzt es, Er läßt seinen Wind wehen, so taut es auf« (Psalm 147 61). Er wird eines Tages auch den Winter und die Nacht des Bösen zerbrechen und einen Frühling der Gnade und Freude heraufziehen lassen. »Der Sommer ist hart vor der Tür, der Winter ist vergangen, die zarten Blümlein gehn herfür, der das hat angefangen, der wird es auch vollenden« (Luther) 62. In der Zuversicht und Gemeinschaft dieses Glaubens befehle ich Euch Gott und unserm Herrn Jesus Christus. Euer getreuer Dietrich Bonhoeffer Eberhard Bethge. 63

in den evangelischen Landeskirchen geltenden, höchst unterschiedlichen gottesdienstlichen Leseordnungen für die Sonn- und Feiertage des Kirchenjahrs vereinheitlicht. Dabei behielten die Lesungen der »altkirchlichen« Evangelien und Episteln (Texte aus den neutestamentlichen Briefen) den Vorrang, wurden aber durch zwei »neue« Reihen von Evangelien- und Episteltexten sowie eine Reihe alttestamentlicher Texte und eine zusammenhängende Reihe zur »Leidensgeschichte des Herrn« ergänzt. 61. Zitiert ist aus den Versen 16 f, vollständig der Vers 18. 62. Strophe 12 des Liedes »Eyn newes lied wyr heben an«, zu finden in: Martin Luther, Die deutschen geistlichen Lieder, herausgegeben von Gerhard Hahn, Tübingen 1967, 11 f. 63. Bonhoeffers Name in Bethges Handschrift, Bethges Name für den Druck gestrichen.

51. Achtzehnter »persönlicher« Brief

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5 1 . A C H T Z E H NT E R » P E R S Ö N L I C H ER « B R I E F 1. Advent 1942 64 Liebe Brüder! Am Beginn dieses Briefes, der euch in ernster Stunde zu rechter Freude rufen soll, müssen die Namen der Brüder stehen, die gefallen sind, seit ich euch zuletzt schrieb: P. Wälde, W. Brandenburg, Hermann Schröder, R. Lynker, Erwin Schutz, K. Rhode, Alfred Viol, Kurt Onnasch, Fritz’ jüngerer Bruder, außer ihnen – vielen von euch wohl bekannt – Major von Wedemeyer und sein ältester Sohn Max, mein ehemaliger Konfirmand. ›Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein …‹ [Jesaja 35,10] Wir gönnen es ihnen, ja sollen wir sagen, daß wir sie im Stillen manchmal beneiden? Seit alten Zeiten gilt in der christlichen Kirche die acedia – die Traurigkeit des Herzens, die ›Resignation‹ htristitiai – für eine der Todsünden. 65 hGott hat uns unser Leben gegeben, damit wir ihmi ›Dient ihm mit Freuden‹ [Psalm 100,2] – ruft uns die Schrift zu. Dazu ist uns unser Leben gegeben und dazu ist es uns bis zur Stunde erhalten. Nicht nur den Heimgerufenen, sondern auch uns Lebenden gehört die Freude, die uns keiner rauben soll. In dieser Freude sind wir mit ihnen eins, niemals aber in der Traurigkeit. Wie sollten wir den freudlos und mutlos Gewordenen helfen können, wenn wir nicht selbst von Mut und Freude getragen sind. Nichts Gemachtes, Erzwungenes, sondern etwas Geschenktes, Freies ist da gemeint. Bei Gott wohnt die Freude und von ihm kommt sie herab und ergreift Geist, Seele und Leib und wo diese Freude einen Menschen gefaßt hat, dort greift sie um sich, dort reißt sie mit, dort sprengt sie verschlossene Türen. hEs ge64. NL A 48,3 (18.) a): drei Seiten, beschrieben in Bonhoeffers deutscher Handschrift; auf der ersten Seite oben handschriftlich »15a«, darüber »18«. Archiviert als NL 48,3 (18.) b) ist eine maschinenschriftliche Fassung, eine Seite; oben handschriftlich »15b«, gestrichen, darüber »18«, und »29. 11. 42« (1942 fiel der 1. Advent auf den 29. November). Die maschinenschriftliche Fassung wurde abgedruckt in GS II 596–598 und DBW 16, 373 f. Das Folgende ist eine neue Entzifferung des handschriftlichen Originals mit Präzisierungen sowie Streichungen (h…i) in Auswahl. 65. Reinhold Seeberg, Lehrbuch der Dogmengeschichte Band III: Die Dogmengeschichte des Mittelalters (4. Auflage 1930 Seite 97), nennt »die Acedie oder das taedium cordis [Widerwille des Herzens]« unter den »Hauptsünden« im früheren Mittelalter.

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Im Kriege bis Advent 1942

hört zu dieser Freude, daßi Es gibt eine Freude, die von Schmerz, Not und Angst des Herzens garnichts weiß; die hkann nicht wirklich helfeni hat keinen Bestand, sie kann nur für Augenblicke betäuben. Die Freude Gottes ist hdurchs Kreuz gegangeni durch die Armut der Krippe und die Not des Kreuzes gegangen; und darum ist sie unüberwindlich, unwiderleglich. Sie leugnet nicht die Not, wo sie da ist, aber sie findet inmitten ihrer, gerade in ihr, Gott; sie hleugneti bestreitet nicht die hpersönlicheni ernsten Sünden, aber sie findet gerade hin ihri so die Vergebung; sie hleugnet nicht den Todi sieht dem Tod ins Auge, aber sie findet gerade in ihm das Leben. Um diese Freude, die überwunden hat, geht [es]. Sie allein ist glaubwürdig, sie allein hilft und heilt. Auch die Freude unserer Heimgerufenen ist eine Freude des Überwindens – der Auferstandene trägt die Zeichen des Kreuzes an seinem Leibe – wir stehen noch im täglichen überwinden, sie haben für alle Zeit überwunden. Gott allein weiß, wie fern oder wie nahe schon wir der letzten Überwindung stehen, in der uns der eigene Tod zur Freude werden darf. ›Mit Fried und Freud fahr ich dahin …‹ 66 Manche von uns leiden stark darunter, daß sie gegen so viel Leiden, wie es diese Kriegsjahre mit sich bringen, innerlich abstumpfen. Neulich sagte einer zu mir: ich bete täglich darum, daß ich nicht stumpf werde. Das ist gewiß ein gutes Gebet. Und doch, wir müssen uns davor hüten, uns selbst mit Christus zu verwechseln. Christus erlitt alles Leiden und alle Schuld der Menschen selbst in vollem Maße, ja darin war er Christus, daß er und er allein das ertrug. Aber Christus konnte mitleiden, weil er zugleich aus allem Leiden erlösen konnte. Aus der Liebe und der Kraft die Menschen zu erlösen kam ihm die Kraft mitzuleiden. Wir sind nicht berufen uns die Leiden der ganzen Welt aufzubürden, wir können imgrunde von uns aus garnicht mitleiden, weil wir nicht erlösen können. Ein Mitleidenwollen aus eigner Kraft aber muß zu Boden drücken, zur 66. »Mit Fried und Freud ich fahr dahin« beginnt das Sterbeliedes von Martin Luther, EG.BP 304, nach Lukas 2,29–32 (Lob Gottes durch Simeon): »Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen«. Am Rand neben dem Absatz-Ende Zusatz Bonhoeffers: »›und abermals …‹ [Philipper 4,4] Freut euch so oft wie möglich in dem Herrn«.

51. Achtzehnter »persönlicher« Brief

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Resignation treiben. Wir sind nur berufen voller Freude auf den zu sehen, der in Wirklichkeit mitlitt und der Erlöser wurde. Voller Freude dürfen wir es glauben, daß einer da war, da ist, dem kein menschliches Leid und keine menschliche Sünde fremd ist und [der] in tiefster Liebe unsere Erlösung vollbracht hat. Nur in solcher Freude an Christus, dem Erlöser, werden wir allein davor bewahrt werden abzustumpfen, wo uns menschliches Leid begegnet, aber auch [davor] unter der Erfahrung des Leides zu resignieren. Nur so viel wir an Christus glauben, so viel wir uns an Christus 67

67. Hier bricht das Manuskript ab.

III. Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939 November 1941 bis Herbst 1946

5 2 . K LA DD E -E INT RA GU NGE N 52. 1 . HEIN Z T O N N NOVEM BER 1941 Heft II. Rundbrief der »Sigurdshofer vom Sommer 1939« 1 Bitte nach Erhalt sofort lesen und weitersenden. Dieses Heft hat nur Sinn, wenn es schnellstens die Runde macht! – Adressen am Schluß eintragen! 25./6. 44. Das 1. Heft ist leider in Woltin geblieben. 31. 3. 46. 2 Fortsetzung vom 6/11. 42? 3 Denn zum Überfluß macht man ja keine Untersuchung. – Ein erschreckender Zustand und für Euch »Draußen« unverständlich. – Auch ich habe wie Br. Doebert den dringenden Wunsch, daß man uns schleunigst legalisiert. – Da ich nichts Richtiges und Genaues über die Übernahme der rheinischen Brüder hören konnte, wandte ich mich an D. Hymmen im E.O.K. [Evangelischer Oberkirchenrat]; suchte ihn persönlich auf – vor circa 1 Monat. Die Lage der rheinischen Brüder war da noch nicht geklärt – daß sie geklärt sei, hatte man mir in Stettin vorher aber versichert. – Inzwischen sollte deswegen ein Zu1.

2. 3.

Aus dem Besitz von Eberhard Bethge: Kladde, schwarz-grau melierter Deckel, weißer Aufkleber mit geschwungenen Rändern, darauf mit schwarzer Tinte »Heft II.«, die weitere Aufschrift (»Rundbrief … 1939«) mit blauem Kugelschreiber; Kugelschreiber gab es erst in der Nachkriegszeit. Auf der Innenseite des Deckels mit Blaustift, Hervorhebung rot, in Heinz Tonns deutscher Handschrift. Oben auf Seite 1 der linierten Kladdeblätter (Seitenzahlen mit blauem Kugelschreiber) mit Blaustift in Tonns Handschrift. Statt »42« richtig: 1941. Das Folgende bis Seite 5 mit schwarzer Tinte.

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sammentreffen in Berlin sein. Hoffentlich hat’s Erfolg gehabt! – Ich war auch zu Hymmen gegangen, um ihn zu bitten, die Legalisierung für uns in Pommern zu beschleunigen, – auch um der Brüder willen, die draußen stehen und täglich fallen können. – Meine drei besten Freunde sind mir schon durch den Krieg genommen! – Aus dem Gespräch im E.O.K. merkte ich, daß das Weicherwerden der rheinischen leitenden Brüder für uns sehr ungünstig ist. Es ist deshalb unbedingt nötig, daß unsere Übernahme baldigst erfolgt. – Es ist nur traurig, daß die tüchtigen Männer zur Zeit nicht aktionsfähig sein können! Dann wäre die Gesamtlage wie auch meine anders! – Der Herr nehme sich unser an und lasse uns Ihm die Treue halten. – Wo Du jetzt wohl stecken magst, Peter [Heinz Petermann]? Ich schicke diesen Brief an Deine Heimatadresse, damit er Dich auf jeden Fall erreicht! Weiter: Seemannsheil! – Mit dem Wiedersehen ist es wohl nicht so einfach, Karl [Stephan]?! Immerhin läßt es sich ja irgendwie organisieren. – Du, Karl, kannst es ja mal als »Urheber des Gedankens« versuchen. – Wo Du jetzt wohl Deinen Aufenthaltsort aufgeschlagen haben magst, Heinrich [Begrich]? Besser wohl gesagt, wo Du jetzt herumziehen magst? Ich vermute, im Osten! – Zu Deinem kleinen Töchterchen gratulieren meine Frau und ich Dir herzlichst, Hinrich [Korporal]! Wegen Deines Ganges zum Konsistorium verachten wir Dich nicht. – Ich bin wohl in einer Lage, in der so mancher schon zum Konsistorium gegangen wäre. Denn über ein Jahr zu warten auf eine Entscheidung und in dieser Zeit mit solchem Gehalt herumzusitzen, das nicht mal Du, Karl, berechnen kannst, ist wohl das »Höchste der Gefühle«! Das Höchste, was man sich bieten lassen kann. – In P. [Pommern] ist der Bruderrat in meiner Sache aktionsunfähig – man kann nicht brüderlich verhandeln, wird nur vor Beschlüsse gestellt. – Die konsistorialen Leute sind mir in der letzten Zeit wesentlich freundlicher begegnet. – Viele Versuchungen treten an mich heran. Die Brüder »Draußen« tragen auch dazu bei, daß ich treu bleibe. Denn bis jetzt kann ich den Gang zum Konsistorium nur als Untreue ansehen! Wohl Dir, Hinrich, daß Du’s nicht brauchst. – Ich bin froh und dankbar, wenn wir erst alle legalisiert sind. Denn so ein Schweben in der Luft – wie zur Zeit – ist nichts. – Auch die gefangenen Brüder mahnen mich zum Festhalten und überhaupt meine ganze Theo-

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logen-Haltung. – Gott, der Herr, zeigt mir in aller Finsternis immer wieder ein Licht durch Sein Wort. Er hat sich meiner bis jetzt gnädig angenommen: läßt mich hier [in Woltin] vertreten. – Ich habe nur den einen Wunsch: Ihm gehorsam zu bleiben. – Er nehme sich unser aller Not an! – Lieber Br. Bethge! Bitte, seien Sie nicht zu traurig, wenn ich Sie bei meiner Reise durch Berlin nicht anrief. Beim nächsten Mal soll’s aber geschehen! – Lieber Br. Bonhoeffer: Warten und Geduld: das beides ist so unbedingt notwendig und hilft herrlich über vieles hinweg. Gott gebe, daß sich die Frage Konsistorium–Bruderrat eines Tages von selbst löst. Er bewahre uns davor, das Gewonnene um ein Linsengericht [Genesis 25,34] zu verkaufen! – Ich hoffe, Ihnen einen besonderen Brief zu schreiben beziehungsweise geschrieben zu haben, bevor dieser Brief Sie erreicht. – Ja, der Tod der gefallenen Brüder verpflichtet und stärkt! 4 – Lieber Heinz Doebert! Du hörst in Kürze von mir durch einen persönlichen Brief! Ob Du noch in Teltow bist? – Ich grüße Euch alle mit dem Monatsspruch: »Herr, Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für« (Psalm 90,1). Euer Bruder H. Tonn N.B.: Ich bitte, das 1. Heft bis zu mir durchgehen zu lassen. Ich bewahre es dann auf. – Weiterhin denkt an Euch alle fürbittend Euer Tönnchen und Frau! 5 2 . 2 . H E INZ P E T E R M A N N N O V E M B E R 1 9 4 1 Kanalküste, 30. November 41. 5 Liebe Brüder, wenn wir einmal zusammenrechnen würden wieviele Kilometer dieses Büchlein schon hin- und hergereist ist, es käme sicher eine beachtenswerte Zahl heraus. Diesmal zum Beispiel erstreckte sich sein Weg von Woltin über Sorau bis an die Kanalküste, das rund gerechnet etwa 2000 Km sein mögen. Dazu hat es immerhin 14 Tage benötigt. Nun wird es über Halberstadt nach dem Osten zu Br. Begrich gehen. Es ist vielleicht noch zu wenig, wenn ich diese Strecke auf das Doppelte schät4. 5.

Tonn bezieht sich wohl auf Bonhoeffers vierzehnten »persönlichen« Brief vom 15. 8. 1941. Seite 6–11 Petermann, lateinische Handschrift, leuchtend blaue Tinte.

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ze. So weit sind wir auseinandergezogen und in solche Fernen des Raumes und des Erlebens sind wir gerückt. Und manchem geht es heute so – wo ein anschwellender Strom uns mit sich reißt, dessen Wirkung wir sehen, aber nicht wo er mündet –, daß er sich von Gottes Hand wie über einem Abgrund gehalten fühlt. Aber eben doch gehalten. Fallen läßt er nicht. Wie schmerzlich unerfüllbar muß uns bei diesen Entfernungen für die nächste Zeit der Wunsch erscheinen, wieder einmal in fröhlicher Runde beisammen zu sein. Ich hatte vor einigen Wochen die Freude, bei einem Singetreffen, das hier oben vom OKM [Oberkommando der Marine] in einer größeren Hafenstadt veranstaltet wurde, einige Abende im Kreise Gleichgesinnter zu verbringen. Da war zunächst der Leiter des Treffens, ein großer Musiker, in Leipzig studiert, jetzt Studienassessor in Meersburg am Bodensee, der zu Beginn so ganz privatim und schüchtern aus mir herauszubekommen suchte, ob ich der BK angehöre. Alsdann ward ich für würdig befunden, an dem abendlichen Zirkel teilzunehmen, an dem sich noch beteiligten: 1 Opernsänger und Bildhauer, katholisch, aus Tirol stammend, 1 Drogist, evangelisch, aus der Kirche ausgetreten, aber – wie er sagte – aus positiv christlichen Gründen, 1 Kunsthistoriker, dessen Vater BK-Superintendent in Köln ist, und 1 Musiker, Sohn eines Rechtsanwaltes in Wuppertal, der dort die Belange der BK vertritt und selbst dem Bruderrat angehört: er fragte mich zum Beispiel: »Hast Du bei uns oder beim Konsistorium Examen gemacht?« Wie herzlich und aufgeschlossen waren wir schon am 1. Abend beieinander. Wenn auch die Musik an den 3 Abenden, die wir zusammensein konnten, im Mittelpunkt stand, irgendwie kamen wir doch immer wieder auf das Eine zu sprechen, das nottut: sei’s, daß der Studienassessor mit Begeisterung von seinen Weihnachtskonzerten sprach, die er in Meersburg mit einigen ausgesuchten Schülern jährlich veranstaltet und bei denen er immer die alten Weihnachtslieder aus der Reformationszeit besonders gerne in das Programm aufnimmt, sei’s, daß uns der Kunsthistoriker zwischendurch von den erfreulichen Erfahrungen seines Vaters in der Zusammenarbeit mit den katholischen Geistlichen in Köln erzählte, sei’s, daß der Bildhauer von seinen Entdeckungsfahrten nach barocken Kirchen berichtete oder der Musiker uns Bach spielte – aus allem war et-

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was von der Liebe zur Kirche und ihrem Herrn zu spüren. So wurden dies drei Abende, wo das da war, wonach wir immer so großes Verlangen haben in unserer Vereinzelung. Dann kehrte ich wieder in die »Wüste« zurück. Aber auch hier blüht manches Blümlein im Verborgenen. Die Kameraden, mit denen ich zusammen bin, sind zum Teil Schiffer vom Rhein oder von der Waterkant. Neulich erzählte mir einer aus der Gegend um Hamburg – Guderhandviertel heißt sein Heimatort – sehr fein von seinem Pastor, daß er ›ihn‹ immer besuche, wenn er auf Urlaub sei. Ein anderer zog mich bei der Wahl des Namens zu Rate, den er seinem neugeborenen Sohn bei der Taufe geben wolle. Ich konnte ihm bei der Gelegenheit etwas über die Taufe als Sakrament und über das Patenamt sagen. Vor einigen Tagen rief mich einer zu sich an Bord, wo er mir dann nach einer etwas umständlichen Einleitung einen Brief seiner Mutter zu lesen gab, in dem diese ihn bittet: er möchte doch ja für die religiöse Erziehung (katholisch ist gemeint) seines Sohnes Sorge tragen. Schließlich zeigte er mir ein Bild, auf dem sein Sohn inmitten einer sehr großen Schar anderer kleiner Kinder in einem katholischen Kindergarten mit 1 katholischen Schwester (aufgenommen vor etwa 6 Wochen) zu sehen war. Eine kleine Schrift von Wilhelm Busch, die ich vom Bruderrat zugeschickt bekam, gab ich dem Kameraden zu lesen, mit dem ich zusammen in 1 Kajüte wohne. Von der Lage unserer Kirche habe ich schon manch einem erzählen können, nicht ohne dabei auch auf Verständnis zu stoßen. Freilich: wir verlangen mehr. Wir suchen den Bruder im Kameraden, der uns Trost zuspricht mit dem Wort der Schrift, mit dem wir beten können. Wäre es für Gott nicht ein Kleines, uns solch 1 Kameraden zu schenken, das Herz des Kameraden neben uns aufzutun und zu bekehren? Warum tut er es nicht? Warum läßt er uns überall auf scheinbar so verlorenem Posten stehen? Das ist doch dieselbe Frage, die unsere Brüder daheim bewegt, wenn das Häuflein, dem sie Sonntag für Sonntag das Wort der Schrift sagen, eher kleiner als größer wird, wenn sie bei ihren Hausbesuchen wohl noch manche Tür offen finden, aber die Tür, um die es ihnen eigentlich geht, die Tür des Herzens verschlossen bleibt? Warum geschieht das nicht, was damals geschah und von dem die Apostelgeschichte [2,47] berichtet: »Sie hatten Gnade bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeinde«?

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Und nun kommt noch hinzu, daß fast jede Woche die Nachricht von dem Tode eines Bruders kommt, den wir besonders lieb gehabt haben. Die nimmt uns Gott auch noch! Und wir hatten doch gerade auf sie große Hoffnungen gesetzt. Da müssen wir es lernen [Römer 11,33]: »Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege.« Heute ist 1. Advent. Die Losung heißt [Psalm 27,14]: Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn. Das schreib dir in dein Herze, du noch betrübtes Heer, / bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr und mehr. / Seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür, / der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier. 6 [Johannes 1,11 f:] Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wieviele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben. Ei, nimm ihn heut mit Freuden an, / bereit ihm deines Herzens Bahn, / auf daß er komm in dein Gemüt / und du genießest seiner Güt. 7 Ich grüße Euch mit dem 24. Psalm 8 Euer Heinz Petermann | 02599H 5 2 . 3 . H E I NR IC H B E G R I C H O K T O B E R 1 9 4 2 Leisnig in Sachsen, den 1. 10. 42. 9 2. Gen.Komp. Pz.Gren. E.Btl. 10 101. Liebe Brüder! Viel liegt in der Zeit, seit ich das letzte Mal in diesem Brief schrieb. Rußland! Verwundung, Krankheit mit langer Lazarettzeit und so weiter. Es ist ein Wunder Gottes, daß ich nach 6. Strophe 6 des Liedes von Paul Gerhardt »Wie soll ich dich empfangen«, EG.BP 5. 7. Der Losung und dem Lehrtext waren Liedverse beigegeben, auch aus dem Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine, wie hier die Strophe 7 des Liedes »Lob sei dem allmächtigen Gott« aus dem Gesangbuch von Michael Weiße 1531, BG 154. 8. Verse 7 und 9 (zum Advent): »Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe!« 9. Seite 12 f Begrich, deutsche Handschrift, graublaue Tinte. 10. Genesendenkompanie Panzergrenadiere Ersatz-Bataillon.

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allem noch am Leben bin. Inzwischen ist meine Zeit in der Genesendenkompanie wieder vorüber. Ich werde nach Dresden zur Nachrichten-Ersatz-Kompanie versetzt. Dann werde ich wohl g.v. [garnisonsverwendungsfähig] Feld dahin zurückkehren, von wo man mich im Januar ins Lazarett brachte. Ich wußte mich und weiß mich auch jetzt ganz in Gottes Vaterhand. Mehr als einmal habe ich seine Hilfe sichtbar spüren dürfen. Ihm traue ich auch zu, daß er uns auf unserem kirchlichen Wege weiterhin führen wird. Nach dem, was ich von dem Stand der Legalisierungsverhandlungen gehört habe, kommt der Gang zum Konsistorium nicht in Frage. Auf Einzelabmachungen lasse ich mich nicht ein, das bin ich den Brüdern an der Front schuldig. Ich weiß, wie es ist, wenn man draußen steht und kann deshalb keine Schritte tun, die von den Brüdern an den Fronten nicht gut geheißen oder auch von ihnen getan werden könnten. Das verlangt die Brüderlichkeit und Kameradschaft. Von beidem zu reden ist sinnlos. Denn wo davon gesprochen werden muß, wo sie betont werden müssen, sind sie nicht lebendig. Euch allen geht es hoffentlich gut. Die Berichte sind ja veraltet. Wollen wir fest stehen im Glauben, ob wir draußen sind im Kampf oder drinnen in der Arbeit. Wir müssen treu sein! Ich grüße Euch alle mit der Losung des heutigen Tages: »Unser Herr ist groß und von großer Kraft; und ist unbegreiflich, wie er regiert.« Psalm 147,5. Euer Heinrich Begrich. 52.4. KARL STEPHAN JUNI 1943 Halberstadt, den 20. Juni 1943 11 Liebe Brüder! Es wird Zeit, daß ich meinen Beitrag liefere. Dieser Rundbrief hat beschämend lange bei mir gelegen. – Es gehört zum Wesen eines Rundbriefes, daß alles längst überholt ist, wenn man es zu lesen bekommt. Das wird an unserem Rundbrief besonders deutlich, zumal, wenn man ihn solange behält, wie ich das diesmal getan habe. Aber entschuldigt, ich wußte nicht, was ich schreiben sollte! Auf die einzelnen 11. Seite 14 Stephan, deutsche Handschrift, schwarzblaue Tinte.

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Beiträge einzugehen, lohnt nicht. Es stehen ja da tolle Dinge drin. Das meine ich besonders von H. Korporals Schreibebrief. Hinrich, Du mußt Dir Mühe geben uns nicht zu verletzen! 12 Ich hoffe, daß Dir dies das nächste Mal gelingen wird! Das nur nebenbei in militärischer Kürze! – »Von mir über mich«: Seit September 1942 leide ich an einem Stapo-Verbot. Ich kann nun garkeine pfarramtliche Tätigkeit mehr versehen. Im Mai 1943 waren mir von 2 intakten Landeskirchen Pfarrstellen angeboten worden (Württemberg und Lippe). Ich stellte einen Antrag auf Entpflichtung und Aufhebung des Verbots. »Aus grundsätzlichen Erwägungen« abgelehnt. So stehe ich machtlos da! Bin nach wie vor »Reichsangestellter«! 13 Fast bin ich schon verblödet; von der eintönigen Arbeit. Es ist ein Nervenkrieg! Meine Familie wächst, blüht und gedeiht. Es ist eine Freude! – Wie müßte das erst sein, wenn Frieden wäre und man könnte sein, was man ist, Pastor! Es grüßt Euch alle herzlichst Euer Karl Stephan P.S. Der Brief müßte meines Erachtens von Dir, Hinrich, zu Pastor Eberhard Bethge gesandt werden. 5 2 . 5 . HIN R I C H K O R P O R A L M Ä R Z 1 9 4 4 Calbe/Milde, 1. März 1944 14 Liebe Brüder, dieser kurze Urlaub soll nicht vorübergehen, ohne daß ich dieses Heft weitersende. Es hat über ein Vierteljahr geruht. Bei den Preußen 15 braucht alles seine Zeit, oft eine lange. Ich hatte die Freude mich einmal wieder nach meiner Gemeinde: »Mehmke« umsehen zu können. Übermorgen geht es wieder zurück zur Truppe. Bin Wachtmeister in einer Nachrichten-

12. Tonn deutete im Brief vom 6. November 1941 an, dass Korporal (im ersten Sigurdshofer Rundbrief-Heft) seinen Gang zum Konsistorium gerechtfertigt hatte. 13. Pfarrer ohne »legales« Pfarramt wurden zu kriegswichtiger (Fabrik-)Arbeit verpflichtet. 14. Seite 15 f Korporal, deutsche Handschrift, schwarzblaue Tinte. 15. Soll heißen: beim Militär.

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abteilung und habe mit Pferden zu tun. Vor allem aber freue ich mich, an den Kameraden eine Aufgabe zu haben. Meiner Familie geht es gut. – Trotz allem ist auch heute im 5. Kriegsjahr der Urlaub in jeder Beziehung ein freundliches Stück Weg, für das ich nur danken kann. Mir kommt unser Schreiben manchmal vor wie ein Rufen aus dem Trümmerfeld – vielfach übertönt vom Getöse und unterbrochen von dem Bemühen sich den Schutt vom Leibe zu halten. Wolle Gott, daß es zum erneuten Sammeln kommt und daß nicht zu große Lücken in den Reihen sind. Wir haben alle die Sehnsucht wieder »arbeiten« zu dürfen. Gott schenke es – bald. Es ist ein Unterschied zwischen dem gelegentlichen Wirken-Dürfen als Soldat und dem Dienst in der Gemeinde in der Heimat. Mit herzlichem Gruß Euer Hinrich Korporal N.S. Bin zur Zeit an der Kanalküste. 16 5 2 . 6 . E B E R H A R D B E T HG E M A I 1 9 4 4 27. 5. 44. 17 Liebe Brüder, das unerwartete Wiedersehen mit diesem Buch bereitet mir eine schmerzliche Sehnsucht. Wo mögen alle stecken und was durchmachen! Ich bin auf Urlaub. Seit 1/2 Jahr stehe ich in Italien; zuerst war es noch ganz »schön«. Doch das hat sich gründlich geändert. 18 In diesen Tagen hatte ich die große Freude, Dietrich in seiner erzwungenen Einsamkeit, die nun schon weit über 1 Jahr dauert, zu sprechen. 19 Er arbeitet sehr intensiv an seinen ethischen 16. Am 6. Juni 1944 begann die Invasion der Alliierten in der Normandie. 17. Seite 17 Bethge, deutsche Handschrift, schwarzblaue Tinte. 18. Alliierte Truppen hatten im Juli/August 1943 Sizilien besetzt und rückten seit dem September in Italien nach Norden vor. Bethges Einheit war im Mai 1944 nahe dem alliierten Brückenkopf bei Anzio und Nettuno (an der Küste südlich von Rom) stationiert. Am 22. Mai griffen die Alliierten von Anzio aus an. 19. Dietrich Bonhoeffer war am 5. April 1943 im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel inhaftiert worden. Dort hatte Eberhard Bethge – auf Sonderurlaub von der italienischen Front – zusammen mit seiner Frau

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Problemen weiter. Ich selbst habe inzwischen einen Jungen bekommen und ihn vor ein paar Tagen getauft, mitten in [Luftangriff-]Alarm und Trümmern. 20 Mit vielen Grüßen Euer Eberhard Bethge. (07942) 52. 7. HE IN Z T O N N J U NI 1944 Woltin, 26. 6. 44. 21 Liebe Brüder! Gestern, am Sonntag, erhielt ich dieses Heft zu meiner unsagbar großen Freude. Ich hatte es schon auf die Verlustliste geschrieben. Und nun lebt es noch – und hoffentlich Ihr alle noch, die Ihr im Augenblick irgendwo steht. Bitte, befolgt meine Bitte, die ich gestern gleich vor den Anfang des Heftes schrieb! – Über 2 1/2 Jahre sind vergangen, seitdem ich das Heft abschickte. Die Berichte sind zum Teil veraltet. Hinrichs und Br. Bethges sind verhältnismäßig frisch. – Von mir kurz, sonst wird das Heft voll: Ich leide seit circa 2 Jahren – am 21. Juli werden’s 2 Jahre – an einer äußerst hartnäckigen allgemeinen Nervenentzündung. Verursacht durch nicht aufhörenwollende Spannungen und Überanstrengungen. Habe zuerst zu Hause in Ratzeburg gelegen. Fast 1 Jahr total bettlägerig! Juli 43 fing ich mit Gehversuchen an; bin jetzt soweit, daß ich mich etwas an Medizinstöcken mit kleinen Pausen bewegen kann unter größer werdenden Schmerzen im ganzen Körper. Liege also hauptsächlich noch! Soweit es geht soll und muß ich das Bett meiden. Liege zur Zeit im Krankenfahrstuhl im Pfarrgarten mit Blick auf See und Wiesen; erquickende Ruhe! Den Stuhl haben wir, damit meine Frau mich ab und zu ausfahren kann. – Erst versuchte man bei mir eine Heilung durch Bettliegen! Im Liegen lassen wohl die Schmerzen nach, Renate geborene Schleicher (Tochter von Ursula, der ältesten Schwester Dietrich Bonhoeffers) am 19. Mai 1944 eine Sprecherlaubnis wahrnehmen können. 20. Berlin wurde seit dem Sommer 1943 schwer bombardiert. Die Taufe des am 3. Februar 1944 geborenen Dietrich Wilhelm Rüdiger Bethge war am 21. Mai. 21. Seite 18–20 Tonn, deutsche Handschrift, eng, mit Korrekturen, schwarzblaue Tinte.

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aber kein Besserwerden. Ein 3. Arzt riet uns dann im Mai 43, ich müßte alles dran setzen, um vom Bett los zu kommen, sonst müßte ich mein Leben lang liegen. Trotz der Schmerzen soll ich Gehen üben. Erst saß ich 1/2 Minute auf der Bettkante, dann 1 und so weiter, bis ich im Juli 43 mit Gehen anfing. – Oktober/November waren meine Frau und ich zur Kur im Schwarzwald. Die brachte mich im Gehen vorwärts. Leider gab mir die Rückreise einen mächtigen Stoß. Wir kamen gerade durch Berlin, als es die 1. Terrorangriffe hinter sich hatte. Da konnten wir kein Auto bekommen. So mußte ich mehr leisten als ich konnte. Großer Verhau! – Dazu sind wir seitdem bis jetzt hier dauernd schikaniert worden. Der Superintendent macht uns viel zu schaffen mit Dingen, die an sich meinen Schwiegervater [Pfarrer in Woltin] angehen. Da er sich nicht verteidigen kann, müssen wir alles für ihn ausfechten. Das geht nun schon seit über 1 Jahr so. Das kann natürlich keine Besserung bei mir bewirken. Wir hoffen, jetzt aber mehr Ruhe zu haben. – Mein Schwiegervater ist nämlich im vorigen Mai verhaftet worden, weil er keine Bombenbeschädigten aufgenommen hat. Er konnte aber beim besten Willen nicht: Er war allein im Hause, wir waren noch in Ratzeburg; er schwer herzkrank. Am Gründonnerstag 43, 20 Minuten vorm Gottesdienst (großes Abendmahl) stehen 3 Frauen und 3 Kinder vorm Hause, begehren Einlaß. Er sagt, es täte ihm sehr leid, im Augenblick könnte er nicht, da Gottesdienst und keine Frau im Hause und so weiter. Antwort: Wenn keine Frau, dann wollten sie auch nicht bleiben: Sie gehen! – Im Dorf war noch viel Platz. – Er hatte außerdem keinen Kirchendiener! Alle Gottesdienstvorbereitungen so allein zu machen. – Am Karfreitag rechtfertigt er nach dem Gottesdienst sein Handeln vor der Gemeinde, damit die Gemeinde nicht denken soll, er redete nur und handelte nicht danach. Resultat: Verhaftet 7. 5., am 18. Juni 43 zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt als Volksschädling. Terrorurteil. Richter: Es ist ein hartes Urteil. Aber: Wir müssen, wir müssen! – Am 19. Juni dieses Jahres hat meine Frau ihren Vater wieder besucht. Er hat in Gollnow wochenlang in der Krankenzelle gelegen. Nun geht’s ihm – Gott sei Dank – besser, er kann schon wieder Gemüse putzen. – Wir stellen bald ein Gnadengesuch, das meine Frau persönlich schreiben muß. Des öfteren einreichen! – Karl, reich das Ge-

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such 22 auch öfter ein, bis sie’s genehmigen! – Die Gemeinde (kirchlich) steht total hinter uns! Wäre ich gesund und beim Konsistorium, würde man mich 100 %ig wählen. – Mein Schwiegervater ist amtsenthoben! – Wir durften hier nach großen Kämpfen wohnen bleiben. – Während meiner Krankheitszeit haben meine Frau und ich viel gelernt. Vor allem Geduld und Warten, – davon schrieb ich schon vor 2 1/2 Jahren, allerdings in anderem Zusammenhang. – Solch Nervenleiden, das das ganze Nervensystem ergriffen hat, kostet beziehungsweise braucht große seelische Kräfte. Darüber könnte ich rückblickend allein ein Buch schreiben. Wohl dem, der in solchem Leiden bewußt Christ ist. Täglich aus der ewigen Quelle schöpfen. Dadurch erleichtert er sich und seiner Umgebung – vor allem der Pflegerin – das Leben sehr. Meine Frau ist natürlich durch meine Pflege wie durch all’ das Erlebte auch sehr mitgenommen. – Trotz allem: wir brauchen nicht zu verzagen. Viel Liebe haben wir in unserer großen Not erfahren dürfen. Zum Beispiel hat sich unsere beiderseitige Verwandtschaft zusammengetan, um uns jede finanzielle Sorge und Not abzunehmen. Denn ich verdiene ja nichts. – Und durch jedes »finstere Tal« [Psalm 23,4] hat uns der Herr bis jetzt durchgeholfen. So können wir nur sprechen [Psalm 103,1 f]: »Lobe den Herrn, meine Seele.« [Psalm 23,1:] »Der Herr ist mein Hirte.« – »Freude, Mäßigkeit und Ruh …« 23, dazu frische Luft, wenn’s geht Höhen- und Waldluft, sind meine Hauptheilmittel; außerdem Rohkost! – Bäder und Bestrahlungen kann ich nicht vertragen; auch keine Medizin. – In großer Geduld müssen wir meiner Genesung entgegensehen. – Diese Zeit benutze ich, um mich, soweit wie möglich, theologisch wie »allgemein« überholen zu lassen. Natürlich wird’s nicht viel; aber besser als nichts. Und dadurch werde ich erfreut und abgelenkt. Sehr wichtig! – Am 1. September 42 fiel mein einziger Bruder. Diese Nachricht erhielt ich auf dem Krankenbett. Gott sei Dank, daß ich zu Hause war. So konnte ich meine Eltern trösten. Dieses 22. Im Brief vom 20. Juni 1943 hatte Karl Stephan seinen Antrag auf Aufhebung des Verbots pfarramtlicher Tätigkeit erwähnt. 23. »Freude« und »Ruh« sind Stichworte in Strophe 4 des Liedes von Gerhard Tersteegen »Allgenugsam Wesen« EG.BP 187.

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Trösten gibt selbst unendlichen Trost! – Aus dem Gelesenen seht Ihr, daß es mir nach dem Erlebten heute noch nicht besser gehen kann, als ich’s schrieb, wenngleich bald 2 Jahre herum sind. Die allgemeine Lage trägt auch nicht zur Genesung in solchem Lande bei. Es ist ja Terror- und Nervenkrieg! Hoffentlich wird er bald beendet! »Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn Du, unser Gott, alleine!« 24 – Seid gegrüßt mit der heutigen Losung. »Ich hatte viele Bekümmernisse in meinem Herzen; aber Deine Tröstungen ergötzen meine Seele« (Psalm 94,19). 27./6. In steter Fürbitte Euer H. Tonn und Frau. Noch etwas, liebe Brüder! Die Fürbitte ist der große Dienst, den ich in meiner Krankheit tun kann – mehr als andere jetzt. Das ist auch Freude für 1 Kranken! – Einmal läßt mich der Herr gesund und wieder arbeitsfähig werden – zu Seiner Zeit! – Welche Freude die Nachricht, die ich im Mai erhielt: »Die sogenannte Wurmaktion (Bischof Wurm hat Ostern [19]43 13 Sätze herausgegeben 25; Ihr wißt wohl davon!) hat so viele Kreise erfaßt, wie noch nie eine Aktion der Kirche seit der Reformation. Die 13 Sätze sind die Theologen angehende Grundlage. Ein 7-Männer-Gremium (Wurm, Hartenstein, Dibelius, Held, Knak, Lilje) arbeitet an der Bereinigung der Hauptnöte in einigen Ländern, besonders zur Zeit in Oldenburg und Schlesien. – Das Gremium lehnt die Konsistorien in ihrer jetzigen Struktur, bei der immer der Jurist den Theologen überstimmen kann, ab. Andrerseits wollen einzelne aktive Konsistorialräte los vom E.O.K. (Gülzow, Danzig) und wollen die Neuerbauung synodaler Organe der Kirche (Schwarz, Breslau).« – Der Herr segne diese Aktion weiterhin! – Herzlichst Euer Tönnchen 24. Lied von Martin Luther, EG.BP 298 im Gesangbuch-Abschnitt »Vaterland«. 25. Ein »umfassendes Einigungswerk unter den verfeindeten Gruppen« in der Deutschen Evangelischen Kirche, das Bonhoeffer »gesprächsweise« Bethge gegenüber würdigte als öffentliches »Aussprechen dessen, was einer Bekennenden Kirche in diesem Staat oblag«. Eine schriftliche Äußerung Bonhoeffers kam vor seiner Inhaftierung am 5. 4. 1943 nicht mehr zustande (DB 774).

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5 2 . 8 . K A R L S T E P HA N OK T OB E R 1 9 4 4 Halberstadt, den 1. Oktober 44 26 Liebe Brüder! »Im Felde da ist der Mann noch was wert ……« Diese schönen Worte Schillers 27 gelten jetzt auch für unser ziviles Leben und – es klingt merkwürdig – auch für unser berufliches Dasein. Wir stehen alle allein, es tritt kein anderer für uns ein! Was bleiben kann, das ist, so Gott es will, das geistige Band! – Bei mir hat sich bislang nichts geändert und ich habe die Hoffnung auf eine Wandlung bereits aufgegeben. Halberstadt hat, seit ich das letzte Mal schrieb, inzwischen einige Kostproben des Krieges 28 erhalten. Wenngleich wir uns bisher nicht mit anderen Städten in einem Atemzuge nennen dürfen, bleibt uns doch die Sorge, daß das noch im Bereich des Möglichen steht. Gebe Gott, daß wir uns nach dem Kriege alle gesund wiedersehen dürfen. Ich grüße Euch alle mit dem Monatsspruch für den Oktober [Galater 6,2]: Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen! In treuem Gedenken! Euer Karl Stephan 5 2 . 9 . H E I N Z D O E B E RT J A N U A R 1 9 4 6 Tornow, den 30. Januar 1946 29 Liebe Brüder, nunmehr soll dieses Rundbriefheft wieder seinen Weg antreten. Hinter uns liegt Furchtbares. Jetzt, wo man wieder in voller Freiheit wirken darf, empfindet man erst wirklich, was gewesen ist. Wie jemand, der aus der Finsternis plötzlich ins Sonnenlicht tritt, völlig geblendet ist, dass er am hellichten Tage sich erst orientieren und an das Licht gewöhnen muss, so geht es auch mir jetzt im Amt. Aber jetzt geht es frisch voran. Trotz mancher durch das Flüchtlingselend bedingter äusserlicher Schwierigkeiten (das Pfarrhaus ist übermässig belegt, vor26. 27. 28. 29.

Seite 22 f Stephan, deutsche Handschrift, schwarzblaue Tinte. Wallensteins Lager, am Ende des 11. (letzten) Auftritts. Bombardierungen. Seite 23 f Doebert, lateinische Handschrift, rötlichschwarze Tinte.

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übergehend 30 Personen, aber jetzt wird es besser werden!) kann ich in voller Freiheit und getragen vom Vertrauen der Gemeinde wirken. Ich bin so unsagbar glücklich. Der Verlust an sämtlicher Kleidung und Wäsche (wir haben nur eine einzige Garnitur Bettwäsche und gerade nur Betten für mich und meine Frau, die diese wieder zurückerobert hatte) und mancher Möbelstücke wiegt das nicht auf. Wer uns besuchen will, muss Bettstelle, Matratze, Inletts und Bezüge mitbringen! Aber unserm Peter [Heinz Petermann] geht es noch unsäglich viel schlechter. Er hat ja wohl alles verloren. Ich habe bisher keine Nachricht von ihm. Geschrieben habe ich meinen »Spähbrief« an das [Berliner] Konsistorium, in dem ich damals, als ich heimfuhr, Br. Bethge traf. Von Karl [Stephan] aus Halberstadt weiss ich auch noch nichts. Viele Grüsse Euer Heinz Doebert Karl ist ausgebombt, Brief kam zurück »Keine Anschrift hinterlassen« 30 Von Peter Nachricht durch Tönnchen 31 52.10. HE INZ P ETERM A NN M Ä RZ 1946 21/3.46. 32 Liebe Brüder, ich bin dankbar, mit einigen unserer Brüder wieder Verbindung zu haben. Es wird jetzt zunächst nur darauf ankommen, daß wir über unsern Standort berichten, damit wir uns 1 Bild machen können von dem Woher und Wohin jedes Bruders. Von mir ist zu sagen: Ich befand mich in den letzten Monaten des Krieges in der östlichen und dann in der westlichen Ostsee. Mit meinen Booten, die ich als Gruppenführer in einer U[boot]-Flottille zu führen hatte, holte ich Flüchtlinge und Soldaten aus den Kesseln 33 und brachte sie nach Swinemünde, das wir im Mai dann auch räumten. Voll geladen mit Kummer, Elend und Herzeleid in mancherlei Gestalt landeten wir am 8. Mai 45 in Kappeln an der Schlei, wo wir in englische Gefan30. 31. 32. 33.

Bleistiftzusatz links. Bleistiftzusatz rechts. – Zwei Blätter herausgerissen. Seite 25–29 Petermann, lateinische Handschrift, blaue Tinte. Von sowjetischen Truppen eingeschlossene Gebiete.

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genschaft gerieten, aus der ich im September 45 entlassen wurde. Von meinen Lieben wußte ich nur, daß sie im Februar mit knapper Not aus dem brennenden Sorau hatten fliehen können und vielleicht in Weißenfels/Saale untergekommen seien, was ich im November 45 bestätigt fand auf einer Südreise ins russische Gebiet 34, von der ich bald wieder nach hier zurückkehrte, da ich in der Nähe von Kappeln einen Beschäftigungsauftrag der schleswig-holsteinischen Landeskirche erhalten hatte. Seitdem sitze ich also hier oben – nahe der dänischen Grenze in einem Land, das ich bisher nur vom Hörensagen kannte. Alle Bemühungen hier oder sonstwo eine feste Anstellung zu erhalten, sind fehlgeschlagen bisher. Ins Russische zu gehen, fand ich wegen meiner militärischen Vergangenheit (Oberleutnant zur See) nicht den Mut und wurde mir auch von Leuten wie zum Beispiel Harder nicht geraten. Aber was soll ich sonst tun? Meine Frau und unser Töchterlein Dorothea und meine Eltern, die ja auch wie ich alles verloren haben, befinden sich noch in Weißenfels. Sie wollen erst zu mir kommen, wenn ich eine feste Anstellung gefunden habe und die Möglichkeit besteht, sie unter zu bringen, was zur Zeit nicht der Fall ist. Mir sind von meiner schönen Bibliothek nur Bibel und Gesangbuch geblieben. Zur Bekleidung habe ich noch meine enttreßten 35 Militärklamotten. Ich lebe hier bei lieben Menschen, die für mich sorgen, hause aber auf einem Boden, auf dem ich in dieser kalten Zeit sogar die Gesellschaft der Ratten und Mäuse entbehren muß, die es vorziehen, in beziehungsweise unter den unteren Räumen zu bleiben, wo es wärmer ist. Kürzlich war ich im Rheinland, wo ich D. Ludwig Schneller, den Leiter des Syrischen Waisenhauses, besuchte. Er sucht einen Assistenten und späteren Nachfolger im Werk. Der alte Herr ist immerhin 88 Jahre alt, hat aber aus unerschütterlichem Gottvertrauen heraus bereits wieder die Arbeit an deutschen Kriegswaisen aufgenommen, da ja das Syrische Waisenhaus in Jerusalem seit 39 von den Engländern beschlagnahmt ist und wohl auch noch eine gewisse Zeit ohne Verbindung mit Deutschland bleiben wird. Es fällt unter Gesetz Nr. J 2, kann aber vielleicht durch Vermittlung der Amerikaner vor der Übergabe an die Juden, 34. Sowjetische Besatzungszone. 35. Die Offiziers-Rangabzeichen waren abgetrennt.

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die es als Sühne für das ihnen Angetane von den Engländern fordern, bewahrt werden. Schneller hat mich aufgefordert, zu ihm zu kommen. Ich habe mich aber noch nicht entschließen können, diesem Ruf zu folgen, weil die Arbeit doch für mich zum Teil einen Verzicht auf das Gemeindepfarramt bedeutet. Ich werde die Briefe meiner Frau und Harders abwarten, die ich um Rat bat, und dann in Gottes Namen eine Entscheidung fällen müssen. Versuche meiner Frau von Weißenfels aus mit Begrich, Korporal und Stephan in Verbindung zu kommen, waren erfolglos. Von Begrich und Korporal las ich nun aber hierin die Anschrift. Sie werden also den Rundbrief erhalten und damit wieder in den Kreis eingeschlossen sein. Es wäre schön, wenn der Umlauf nicht zu lange dauerte, aber wir sind mit Geduld gewappnet – lernen es jedenfalls immer mehr in der Schule der Gegenwart. Ich habe große Sehnsucht nach einem kleinen Plätzchen, wo ich leben und arbeiten kann. Das Herumstromern habe ich so satt. In herzlicher Verbundenheit und alter Treue Euer Peter 5 2 . 1 1 . H E I NZ T O N N M Ä R Z 1 9 4 6 28. 3. 46. 36 Liebe Brüder! Heute lacht hier in diesem sonst so trüben und stürmischen Lande Schleswig-Holstein endlich mal wieder die Sonne. Ich liege draußen im Krankenfahrstuhl, mein Herz ist voller Dank und Freude, diesen Rundbrief wieder in den Händen zu haben und zu wissen, daß Br. Bethge und wir Sechs am Leben geblieben sind. Das ist ebenso wenig faßbar wie die andere Tatsache, daß unser geliebter und hochverehrter Dietrich Bonhoeffer nicht mehr am Leben ist. Seinen Tod 37 erfuhr ich gerade am 1. September, am Todestage meines einzigen Bruders. Die Nachricht war für mich ein so hartnäckiger Schlag, daß ich wochenlang zu nichts Lust und Freude hatte, obgleich mich am selben Tage 36. Seite 29–36 Tonn, deutsche Handschrift, blaue, immer wieder verblassende Tinte. 37. Am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg.

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(1. 9.) gleich der Gedanke einer »Bonhoeffer-Bruderschaft« förmlich packte und ich diesen Gedanken auch sofort weiter gab an H. Doebert und Albert Teschke, der auch im Bonhoeffer-Seminar war, Hilfsprediger von Superintendent lic. Albertz in Spandau und zur Zeit hier oben in der Marsch lebt. Ihr erinnert Euch vielleicht an ihn. Er war 39 mit Kleists 38 zu Besuch im Sigurdshof. Ich bin mit ihm befreundet. – Da Bruder Bethge den Gedanken der Bruderschaft auch hin und her überlegt, möchte ich die Gedanken folgen lassen, die darüber unter dem 1. 9. 45 in meinem Tagebuch stehen: Bonhoeffer-Bruderschaft zum Gedächtnis an Bonhoeffer bilden, die im Sinne von Br. Bonhoeffer das heißt in Christi Sinne für die totale Nachfolge im persönlichen Leben und auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens eintritt; die gegen jede Verwässerung im kirchlichen Raum kämpft; die als Kampftruppe mit dazu beiträgt, daß das von der B.K. Erkämpfte durchgeführt wird. – Mitglied jeder, der im Bonhoeffer-Seminar war und weiterhin bereit ist, im B.K.-Geiste zu kämpfen das heißt den Weg Barmen/Dahlem zu gehen. – Ferner solche jungen Brüder, die sich in die totale Nachfolge Christi einreihen und bereit sind, im genannten Sinne mitzukämpfen. – Solche Kampftruppe jetzt sehr nötig. – Alljährlich 1 x zusammenkommen zu einer Rüstzeit. Sonst Rundbriefe. Am besten wohl die einzelnen Kurse unter sich, da die Brüder sich kennen. Ab und zu ein Gesamtrundbrief vom Leiter der Bruderschaft (Allgemeine Anliegen und Anregungen zusammengestellt aus allen Briefen). Nach H. Doeberts und A. Teschkes Antworten meine Ansicht über die Bruderschaft dahin kurz zusammengefaßt am 28/I. 46: Bonhoeffer-Bruderschaft keine Organisation, da jede Organisation meist eine Gefahr in sich trägt im Raum der Kirche, die ihr alle kennt (Berneuchener 39 zum Beispiel und frühere Organisationen). 38. Dieter von Kleist, Gutsherr auf Wendisch-Tychow, hatte den Sigurdshof, ein Vorwerk des Gutsdorfes, dem Sammelvikariat zur Verfügung gestellt (DB 667). 39. Die Gruppe, die sich von 1923 an auf dem Gut Berneuchen in der Neumark traf, bemühte sich um Erneuerung des geistlichen Lebens aus den Grundkräften der Kirche. In den Jahren 1928 bis 1930 traf sich der Kreis in Pätzig, dem Gut der Familie von Wedemeyer. Hans von Wedemeyer und Ruth geborene von Kleist-Retzow waren die Eltern von Bonhoeffers Verlobter (ab

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Alle die in seinem Seminar waren und so weiter (siehe oben) und in seinem Sinne weiter arbeiten wollen durch Rundbriefe zusammenhalten. In diesem Rundbrief von eigener Arbeit und persönlichen Nöten berichten. Gleichzeitig soll der lockere Zusammenschluß durch Rundbriefe zu 3 Punkten verpflichten: 1) Vertiefung in Bonhoeffers Werke, vor allem in die »Nachfolge« 40, 2) Ausbreitung seines Anliegens in der Kirche, 3) Austausch persönlicher Nöte. – Unter dem 10/3. 46 folgende Gedanken darüber: 1) B.K. »ehrt« Bonhoeffers Anliegen, wie aus der Widmung des Büchleins »Zeugnisse« 41, das bald erscheinen wird, hervorgeht. So Zusammenschluß zur Organisation eventuell nicht so nötig. 2) Jeder, dem Bonhoeffer etwas bedeutet, wird Bonhoeffers Anliegen weiter sagen. 3) Austausch der Bonhoeffer Werke unter Seminarbrüdern. Aus allem erseht Ihr, daß mich vor allem der eine Gedanke bewegt, ob wir eine organisierte Bruderschaft bilden dürfen innerhalb der B.K. oder nicht. – Im »Verordnungs- und Nachrichtenblatt« der EKD Nr. 10 las ich gestern zu meiner Freude die Ziele der Bruderschaft hannoverscher Pfarrer. So wie der Pfarrer danach auf die Bildung einer Kerngemeinde bedacht sein soll, so dürften wir wohl auch uns als »Kerntruppe« der BK. zusammenschließen in dem »Wissen« darum, daß jede Bruderschaft eine Gefahr für die Kirche wird (zum Beispiel leicht die Einheit stört) in dem Augenblick, wo sie nicht mehr als Hauptanliegen das Wohl der Gesamtkirche im Auge behält. – Ich bin der Überzeugung, daß eine Bonhoeffer-Bruderschaft, die im täglichen Leben die totale Nachfolge sich als »heiligste« Aufgabe des Tages macht – »in Wort und Werk und allem Wesen« – ihren Dienst an der Kirche nicht verfehlt und den oben genannten Fehlern nicht so leicht erliegt. – Außerdem gab mir Mut zur Bildung solcher Bruderschaft folgende Notiz in demselben Blatt (Nr. 10): »Der Landesbruderrat der Oldenburgischen Kirche besteht weiter, obgleich das Präsidium der Be-

Januar 1943) Maria und ihrer Geschwister. Bonhoeffer stand der Bewegung reserviert gegenüber. 40. 1937 erschienen. Ab 1989 DBW 4. 41. Das Zeugnis eines Boten. Zum Gedächtnis von Dietrich Bonhoeffer, herausgegeben von der ökumenischen Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen, Genf 1946.

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kenntnis-Synode am 14. November 45 seine Tätigkeit als beendet erklärt hat, da die BK. in Oldenburg die Leitung übernommen hat – und weiß sich dafür verantwortlich, in Verbindung mit dem Kirchenregiment, insbesondere durch die Arbeit der Rasteder Pfarrbruderschaft, der kirchlichen Besinnung und Neuordnung und dem Wächteramt der Kirche zu dienen.« Ich freue mich sehr, daß dort der Bruderrat als »Kerntruppe« der Oldenburgischen Kirche bestehen geblieben ist. Das ist zur Zeit nötig. (Vergleicht meine »kirchlichen« Gedanken, die ich im Januar 45 kurz zusammengefaßt habe und Euch zur Ansicht mitschicke. 42) – Dort besteht auch eine Bruderschaft. – Ob Dietrich Bonhoeffer in unserer Lage nicht raten würde, auch eine zu bilden unter der Leitung unsres Bruders und seines Freundes Eberhard Bethge? – Überstürzen wollen wir nichts. Vielleicht könnte aber schon ein Austausch von Bonhoeffer Werken inzwischen bald erfolgen. – Ich selbst vertiefe mich immer mehr in die »Nachfolge«. Habe sie und einige andre theologische Werke zu meiner Freude retten können. (Sonst natürlich auch alles verloren. Aber Christus haben wir behalten. Den konnte uns dieser Krieg nicht nehmen.) – So wie für Niklas von Cues Thomas a Kempis’ »Nachfolge« [Imitatio Christi] ein Buch war, das für ihn gleich nach der Bibel kam, so geht es mir mit Bonhoeffers »Nachfolge«. Und ich habe die Freude, mit diesem Werk hier wirken zu dürfen. Der Landessuperintendent vom Kreis Herzogtum Lauenburg – kirchenpolitisch bisher weich und unentschieden gewesen, Freund von H. Asmussen, der B.K. nicht abgeneigt – hat sich auch schon etwas von der »Nachfolge« packen lassen. – Die »Nachfolge« müßte überhaupt in jedes Pfarrhaus, um der Not steuern zu helfen, die im Blatt Nr. 10 (siehe oben) von der hannoverschen Pfarrbruderschaft auch erwähnt wird als ein Punkt unter den 7 ihrer Ziele: »die Unselbständigkeit und Unklarheit des theologischen Urteils in der Pfarrerschaft. Daher ist eine durch ernsthafte theologische Ausbildung und Weiterbildung neu zu gewinnende Sachnähe ein dringendes Gebot der Stunde.« –

42. Ein Durchschlag ist in die Kladde eingelegt. Der lange Text wird hier nicht abgedruckt.

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Bruder Bethge! Ordnen Sie recht, recht bald Bonhoeffers »Ethik« 43. Ich bin begierig danach. Überhaupt ist mein geistiger Appetit gegenüber dem leiblichen riesengroß. – Mit größtem Interesse verfolge ich von meinem Krankenlager das kirchliche Neuwerden und wäre am liebsten mitten in aller Arbeit drin. Aber es geht noch nicht. – Seit September 44 liege ich wieder fast 100 %. Die Flucht aus Woltin – Februar 44 – hat mich sehr mitgenommen. Erst im Treck – ich auf Matratzen –, dann im Krankenfahrstuhl im Gepäckwagen. Nach fünf Tagen am Ziel. – Woltin jetzt polnisch. 2/3 der Bewohner hier in Holstein. – Ich versorge sie seelsorgerisch durch Rundbriefe. – Seit Oktober 45 in der Behandlung eines bekannten Stuttgarter Neurologen und Psychologen. Auch nach dessen Ansicht hiesiges Klima Gift für mich. Zu naß und zu viel Regen und Sturm. Unter den richtigen Lebensverhältnissen werde ich wieder voll arbeitsfähig. – Seit vorigem Sommer versuche ich nach Süddeutschland zu kommen. Obgleich ich mich in meiner schwierigen Lage – denn es ist nicht leicht, jahrelang in solchem seelisch belastenden Zustande und mit Schmerzen im ganzen Körper, die bei jeder Tätigkeit größer werden, zu leben –, an H. Asmussen und Landesbischof D. Wurm gewandt hatte, kam ich 45 nicht in den gelobten Süden. – Jetzt habe ich Aussicht, über das Landeskirchenamt München in den Allgäu (Sonthofener Gegend) zu kommen. Dorthin soll ich auch nach Urteil meines Arztes ziehen. Dorthin werde ich dann hoffentlich Anfang Mai ziehen können. – Auch das Milieu hier unerträglich für mich. – Mein Schwiegervater noch rechtzeitig aus Zuchthaus Gollnow herausgekommen. Jetzt hier. Hat sich als K.Zet-[Konzentrationslager-]Mann schon ganz gut erholt. – Das kirchliche Neuwerden und meine rege Teilnahme daran durch Fürbitte und Mitausüben des Wächteramts (das ja jetzt so wichtig ist) belebt mich und läßt mich nicht unterliegen. – Immer wieder bin ich dankbar und froh, daß der Krieg und das Naziregime beendet sind, die Kirche ihre Freiheit hat, die B.K. führt und um ihretwillen die Kirche in Deutschland bestehen geblieben

43. In erster Anordnung brachte Bethge Bonhoeffers »Ethik«-Manuskripte 1949 heraus. Ab 1992 DBW 6.

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ist, M. Niemöller lebt. – Nun steht die B.K. in der 2. Phase ihres Kampfs: Kampf um die Kirche in Deutschland! – Die Masse der Pastoren eine schwer zu gewinnende »Masse«. – Jetzt können wir nicht mehr vom Nazi-Pfarrer in Woltin bedrängt werden und von staatskirchlichen Superintendenten (siehe Brief vom 26. 6. 44, 2. Seite). Diese Menschen haben uns schikaniert bis zum äußersten, obgleich ich krank lag. Wir waren ihnen als B.K. und Antinazis ein Dorn im Auge. Nun ist – Gott sei immer wieder gedankt – diese Schreckenszeit zu Ende. – Froh bin ich vor allem darüber, daß ich bis »zum Schluß« trotz meiner schwierigen Lage den Weg Barmen/Dahlem gegangen bin. – Allein schon das Benehmen der staatskirchlichen Vertreter in Woltin und das Verhalten des Konsistoriums in der Zeit, wo mein Schwiegervater eingesperrt war, hat mich 1 für alle Mal kuriert. Nun sind diese »Vereine« aufgelöst und haben keine kirchenleitenden Funktionen mehr. O, wie hinkten sie auf beiden Seiten [I Könige 18,21]! – Genug hiervon! – Nicht genug können wir dem Herrn danken, daß die Kirche jetzt für unser Volk eintreten kann so, wie die BK. es schon lange sich wünschte. – Noch eins zum Schluß: Auch auf dem Krankenlager und durch die Flucht in den letzten Jahren viel Segen erfahren. Der Blick geweitet worden durchs Studium der Propheten. – Heute können die Propheten nicht genug gepredigt werden. Sie sind so gegenwartsnah und zeigen den Menschen, wie Gott der Herr alles Geschehens ist und wir alles aus Seiner Hand nehmen müssen, soll es uns zum Segen werden … – »Ihr sollt erfahren, daß Ich der Herr bin.« Dieser rote Faden in Hesekiel [6,7] auch für unser Volk heute lebenswichtig … – August 44 das erkannt, was mein Leben bis dahin in seiner Entwicklung unheimlich beeinflußt hat, daß das »Ich kann nicht« ein »erstklassiger« satanischer Minderwertigkeitskomplex in meinem bisherigen Leben gewesen ist. Dieser Gedanke mich von klein auf »besessen«. Schon in der Schule hat mich dieser Gedanke immer dahin getrieben, daß ich mich für am dümmsten hielt. Furcht vor jeder Aufgabe. Daher niemals das geleistet, was ich hätte leisten können. Daß trotzdem so weit gekommen ein ganz besonderes Zeichen der Gnade Gottes. Im Studium setzte ich dem Ganzen das Wort entgegen [Philipper 4,13]: »Ich vermag alles durch den, … [der mich mächtig macht, Christus]« – Nun werde ich – Gott sei Lob und Dank

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– immer freier von diesem Komplex. – Das auch sehr wesentlich für mich auf meinem Krankenlager. – Bruder Traub hat sich bei mir gemeldet. Er ist im Gut Glinde bei Hamburg. – Zu unserem großen Leidwesen sind Fritz Onnasch 44 und sein Vater, der Leiter der pommerschen B.K., noch zum Schluß von den R. [Russen] ermordet worden. Das ist nicht nur für Familie Onnasch, sondern auch für die pommersche B.K. ein schwerer Schlag. – Ich las jetzt [Schicksal und Liebe des] Niklas von Cues von Hans Künkel. Das Buch ist empfehlenswert. Ebenfalls Gerhard Bohne: »Das Wort Gottes und der Unterricht. [Zur Grundlegung einer evangelischen Pädagogik]« – Letzterer leitet jetzt die pädagogische Akademie, zur Zeit in Flensburg. – Neben Theologie treibe ich philologische Studien; auch Hebräisch. Natürlich kann und darf alles in meinem Falle nur in kleinem Rahmen stattfinden. Das Beste ist, daß ich nie Langeweile habe. – Gerne hätte ich Bonhoeffers Schrift über Bruderschaft (Theologische Existenz 45), um meine Ansicht »korrigieren« zu lassen, wenn nötig. Leider bisher vergeblich danach gespäht. »Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken / an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, / dann woll’n wir des Vergangenen gedenken, / und dann gehört Dir unser Leben ganz.« Dieses Wort Dietrich Bonhoeffers aus seinem Gedicht »Zum Neuen Jahr« (1. Januar [19]45 46) sei auch unser Gelöbnis. Der Herr segne uns weiter die Passionszeit und schenke uns fröhlichen, überwindenden Osterglauben. Euer Tönnchen und Dora.

44. Unterstreichungen der Namen (Traub, Onnasch) mit Rotstift. 45. Gemeinsames Leben, zuerst veröffentlicht als Heft 61 der Schriftenreihe Theologische Existenz heute, München: Chr. Kaiser Verlag, 1939. Ab 1987 in DBW 5, 14–102. 46. Aus dem Gedicht »Von guten Mächten« DBW 8, 607 f.

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5 2 . 1 2 . E B E R H A RD B E T H G E A P R I L 1 9 4 6 52.12.1. EINTRAGUNG Berlin, den 19. 4. 46 47 Charlottenburg 9 Marienburger Allee 50 Tel: 32 09 58 Liebe Brüder! Das ist tatsächlich eine unglaubliche Sache, daß dieser Brief wieder zu laufen beginnt und ich grüße alle Lebenden in großer Dankbarkeit und Freude. Erlaubt mir, diesmal nur sehr kurz von meinem Ergehen und Standort zu berichten. Die Nachricht von denen, die leben, darf nicht zu lange aufgehalten werden. Was Dietrichs Tod bedeutet, wißt Ihr ebenso wie ich. Jemand legte meinen kurzen ersten Artikel der »Neuen Zeit« 48 bei. Daraus seht Ihr schon Einiges. Außer mir waren noch 4 Männer der Familie (genauer: der meiner Frau) 49 verhaftet. Ich entkam als einziger, durch die Russen am 25. April in der Lehrter Straße 50 befreit. Meinen Schwiegervater [Rüdiger Schleicher] und Klaus Bonhoeffer, ebenso Perels erschoß die Stapo noch am 23. April direkt neben unserem Gefängnis. Dann türmte sie. Am 9. April dieses Jahres hielten wir hier die Trauerfeier für Dietrich. Das Programm lege ich bei. Vielleicht bekomme ich auch noch einen Abzug der Ansprache. Aus meiner Gefängnis-Zeit bat mich Lokies neulich zu berichten. Ich lege den kurzen Artikel bei (Osterbildblatt). 51 Dietrichs Gedichte erscheinen jetzt in der authentischen Gestalt. 52 Ich will sehen, Euch ein Exemplar zukommen zu lassen. Einige »Finkenwalder«, die jetzt in und bei Berlin arbeiten, versammeln sich alle paar Wochen in meiner Wohnung. Wir 47. Seite 37–40 Bethge, deutsche Handschrift, schwarze Tinte. 48. Tageszeitung der CDU. 49. Zwei Söhne (Klaus und Dietrich) und zwei Schwiegersöhne (Rüdiger Schleicher und Hans von Dohnanyi) von Karl und Paula Bonhoeffer. 50. Berlin-Moabit, Lehrter Straße 3, Gefängnis für im Zusammenhang mit dem Attentatsversuch 20. 7. 1944 Verhaftete. 51. Abgedruckt unter dem Titel »Gottes Tisch in der Zelle« in Bethge, In Zitz, 179–182. 52. D. Bonhoeffer, Auf dem Wege zur Freiheit. Gedichte aus Tegel, herausgegeben von E. Bethge, Berlin 1946. Ab 1998 enthält DBW 8 die zehn Gedichte aus der Haft.

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beginnen mit gemeinsamer Meditation, arbeiten dann etwas Theologisches, bisher meist aus unveröffentlichten Sachen von Dietrich, sitzen etwas gemütlich zusammen und schließen mit der Andacht, genau wie wir es im Seminar hielten. An die Herausgabe der Ethik-Bruchstücke und anderer Dinge bin ich noch wenig gekommen. Wegen der Beziehungen zu Dietrich holte mich Dibelius – noch ehe ich ins bürgerliche Leben zurück gekehrt war, im Mai 1945, damit ich Verbindungsmann zu den Alliierten spielen solle – in arger Verkennung meiner sprachlichen Kenntnisse –. Dabei bin ich aber dennoch bis heute geblieben und habe viel Rennerei. Ich wohne ganz nett und habe inzwischen 2 Kinder. Kommt und besucht mich! Zur Organisierung aller ehemaligen Finkenwalder scheinen mir die technischen Schwierigkeiten noch zu groß zu sein. Außerdem war es ja Dietrichs Meinung, daß alle Dinge erst inhaltlich getrieben werden müssen und so zwingend und notwendig werden müssen. Namen und Formen werden sich dann schon einstellen. Ich fürchte mich vor Ansprüchen, die Namen und Formen stellen, ehe sie tatsächlich realisiert sind. Ich fürchte mich jetzt sogar vor Namen und Formen unserer »Mutter« 53, der Bekennenden Kirche, die wir noch gebrauchen, ohne sie voll inhaltlich zu rechtfertigen und zu erfüllen. 54 Grade weil wohl wirklich in den vergangenen Jahren ungeheure Verantwortungen auf jedem von uns gelegen haben, müssen wir uns vor einer verbreiteten Krankheit in der heutigen Bek.K. [Bekennenden Kirche] hüten: einer aufreizenden Selbstzufriedenheit. Nun laßt Euch alle sehr herzlich grüßen. In treuer Verbundenheit Euer Eberhard Bethge.

53. BSLK 655 (in Luthers Großem Katechismus zum 3. Artikel): Der heilige Geist »hat ein sonderliche Gemeine in der Welt, welche ist die Mutter, so ein iglichen Christen zeugt und trägt durch das Wort Gottes«. 54. Unterstreichungen mit Rotstift.

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52.12.2. ANLAGE Leben ohne Ausflucht. Zur Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer 55 Dietrich Bonhoeffer wäre am 4. Februar [1946] vierzig Jahre alt geworden. Unter den vier Gliedern aus der Familie Professor [Karl] Bonhoeffers, die von der SS ermordet wurden, war er der erste, der dem Sonderbefehl Himmlers zum Opfer fiel in dem Augenblick, da die Freiheit greifbar naherückte. Die furchtbare Gewißheit von diesem Verlust drang zuerst in die westlichen Länder; dann kam sie zu uns. In Genf, der ökumenischen Zentrale, suchte man auszusprechen, was die Christenheit mit diesem Manne verlor. Aus London hörten wir den Gedächtnisgottesdienst: »Als ein Mann aus der guten Gemeinschaft der Märtyrer verschiedenster Traditionen repräsentierte Bonhoeffer beides: einmal den Widerstand der gläubigen Seele im Namen Gottes gegen den Angriff des Bösen und zum anderen die moralische und politische Revolte des menschlichen Gewissens gegen Ungerechtigkeit und Grausamkeit«, sagte der Bischof von Chichester [George Bell]. In Amerika schrieb Reinhold Niebuhr: »Nicht nur sein Märtyrertod, sondern auch seine Handlungen und Lehren enthalten in sich die Hoffnung auf einen wiederbelebten protestantischen Glauben in Deutschland. Es wird ein Glaube sein, religiös vertiefter als der vieler seiner Kritiker, aber er wird gelernt haben, den einen schicksalhaften Irrtum des deutschen Protestantismus zu überwinden: die vollständige Spaltung zwischen Glauben und politischem Leben«. Dann ging durch die Weltpresse die Meldung von dem heimlichen Treffen mit Chichester 1942 in Stockholm; die Broschüre »The Background of the Hitler Plot« erschien 56. Nun liegen von Versen aus dem Ge55. Zeitungsausschnitt aus der »Neuen Zeit«, Dienstag, 5. Februar 1946, eingelegt in die Kladde. Auf der Rückseite der Zeitungsspalte steht unter anderem (als öffentliche Bekanntmachung): »In der Theologischen Fakultät der Universität Berlin wurden zu außerordentlichen Professoren ernannt: Superintendent Lic. Martin Albertz für reformierte Theologie und Pfarrer Heinrich Vogel für systematische Theologie.« 56. In: The Contemporary Review 168 (1945) 203–208, verfasst von George K. A. Bell.

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fängnis schon einige hervorragende Uebertragungen in andere Sprachen vor. Es ist Zeit zu erkennen, was Dietrich Bonhoeffer bedeutet. Er und seine Verwandten gehören zur Zahl der Männer, die den Glauben daran erhalten und wachsend beflügeln, daß das zwölfjährige Reich die besten Werte nicht vernichten konnte. Als Privatdozent verläßt er im Protest 1933 Berlin und entzieht als Pfarrer die deutsche Gemeinde in London dem Zugriff des Reichsbischofs [Ludwig Müller], »sieht viele britische Freunde und hilft ihnen zur ersten Einsicht in das innere Wesen des deutschen Kirchenkampfes«. 1935 ruft ihn die Bekennende Kirche zum Leiter des illegalen Predigerseminars Finkenwalde nach Deutschland zurück. 1939 in Amerika widersteht er der Versuchung, den bevorstehenden Krieg draußen zu erleben: »Ich muß diese schwere Zeit unserer Geschichte mit den Christen meines Vaterlandes gemeinsam durchleben. Die Christen in Deutschland werden der schrecklichen Alternative gegenüberstehen, die Niederlage ihres Landes zu wollen, damit die christliche Zivilisation überlebe, oder den Sieg ihres Landes und damit die Zerstörung unserer Zivilisation. Ich weiß, welche dieser Möglichkeiten ich wählen muß, aber ich kann diese Wahl nicht von sicherem Ort aus treffen«, damit verabschiedet er sich im August 1939 von Professor Niebuhr. Am 5. April 1943 steht der schwarze Mercedes der Gestapo im Auftrag des Kriegsgerichtsrats Roeder vor der Marienburger Allee Nr. 43. Bis zum 20. Juli 1944 besteht die Hoffnung, daß dem Gericht die Beweise fehlen. Dann greift die Gestapo fast nach der ganzen Familie. Da die Geständnisse ausbleiben, legt sie den Mitverwickelten Protokolle vor, die sie aus den Aktenschränken der Prinz-Albrecht-Straße [Reichssicherheitshauptamt] komponierte. 57 Als nun genau vor einem Jahr Freisler sein letztes Todesurteil gegen Bruder und Schwager 58 fällt, als die Innenstadt [Berlins] unter einer Riesenglocke von Qualm und Flammen steht, beginnt die Odyssee nach Buchenwald, über 57. Das geschah Eberhard Bethge (In Zitz, 160 f): Er wurde beim Verhör mit einem Protokoll-Konvolut konfrontiert und auf den Namenszug hinten verwiesen: »Kennen Sie diese Unterschrift?« »Es war die von Dietrich … Es muß mir wohl gelungen sein, in diesem Augenblick den überzeugenden Eindruck völliger Unkenntnis zu machen.« 58. Klaus Bonhoeffer und Rüdiger Schleicher.

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Regensburg nach Schönberg, in den Wald seines geliebten [Adalbert] Stifter. Dort hält er am 8. April 59 [1945] noch vor seinen Mitgefangenen, Russen, Deutschen, Engländern, eine Andacht, und am Nachmittag holt man ihn allein 200 Kilometer nordwärts nach Floßenbürg. Neben mir liegt ein kostbarer Schatz: ein Band von Briefen, die in der Tegeler Zeit ein verschwiegener Wächter sicher hinausbeförderte; die neun Gedichte, von denen man kaum weiß, ob die Gedankenfülle, die Glut oder die Form bezwingender sind; die theologische Arbeit seines Lebens: die Ethik – unabgeschlossen und der ordnenden Hand wartend. Nach den Büchern »Nachfolge« und »Gemeinsames Leben« vollzieht er in der »Ethik« den Schritt zu den »vorletzten Dingen«, den Fragen des Tages, der Familie, der Politik. »Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr die tiefe Diesseitigkeit des Christentums kennen und verstehen gelernt.« 60 Und an anderer Stelle: »Der Christ hat nicht aus den irdischen Aufgaben und Schwierigkeiten immer noch eine letzte Ausflucht ins Ewige, sondern er muß das irdische Leben wie Christus ganz auskosten, und nur indem er das tut, ist der Gekreuzigte und Auferstandene bei ihm und ist er mit Christus gekreuzigt und auferstanden. Das Diesseits darf nicht vorzeitig aufgehoben werden.« 61 Eberhard Bethge 52.13. KARL STEPHAN MAI 1946 Abberode, den 8. Mai 1946 62 Ihr lieben Seminargenossen! – Bis auf das Haupt unseres Kreises sind alle am Leben. Wäre das je von uns für möglich gehalten worden? Und gesund sind wir, so weit ich sehe, auch alle geblieben, wenn man von Tönnchens schmerzlicher Erkrankung, die ja nicht mit diesem Krieg in unmittelbarem Zusammenhang steht, absieht. So dürfen wir uns in Danksagung für manche gnädige Bewahrung vereinen! 59. 60. 61. 62.

Handschriftlich verbessert, statt gedruckt »August«. 21. 7. 1944 DBW 8, 541. 27. 6. 1944 DBW 8, 500 f. Zuvor ein Blatt aus der Kladde herausgerissen. Seite 41–43 Stephan, deutsche Handschrift, schwarzblaue Tinte.

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Was ich am 1. Oktober 1944 in weiser Vorahnung schrieb, ist am 8. April 1946 [richtig: 1945] – zwei Tage ehe die Amerikaner in nächster Nähe waren – eingetroffen. 63 Ich kann mit einem der 7 Weltweisen sprechen: Omnia mea mecum porto64 [Alles Meinige trage ich bei mir]! Aus dem Brief ersehe ich, daß das nichts besonderes ist. So leicht und unbeschwert man sich fühlt gegenüber allen, die fürchten müssen, daß ihnen etwas geraubt wird, so schmerzlich ist die Sache doch an sich. Es ist nicht ganz leicht, sich von allen Sachen, die einem lieb geworden waren, trennen zu müssen und sich mit geschenkten und geborgten Dingen auszuhelfen. Ich sitze hier in Abberode und soll – wenn es der Behörde mal gefällt – angestellt werden. In unserer Provinz [ApU-Kirchenprovinz Sachsen] sind die Verhältnisse nicht so einfach, wie in anderen Provinzen. Ich betreue die mater [Muttergemeinde] Abberode mit den filiae [Tochtergemeinden] Tilkerode und Hermerode. Alles kleine Harzdörfer. Seelenzahl circa 1000 zusammen. Ich muß viel bergauf und bergab rennen, was im Winter nicht ganz einfach ist. Meine Pfarrei ist also in allem eine jener kleinen Landpfarreien, von denen Tönnchen an einer Stelle seines Briefes meint, daß sie eigentlich nur für exmittierte DC-Pfarrer in Frage kämen. Ich habe überlegt, ob ich nicht – nachdem Gruppenbildungen wieder möglich sind – alle Landpfarrer zu einem Bund zur Wahrung ihrer berechtigten Interessen und ihrer Ehre aufrufen solle! Es dürfte kein Zweifel sein, daß wir dann die absolute Mehrheit hätten, zumal ich noch keinen getroffen habe, der nicht unter Hintansetzung aller persönlichen Rücksichten schon immer gegen die Irrlehre der DC gekämpft hat. Ich muß also auch den Propst Schömberg ernstlich verwarnen! Bruder Begrich war der erste Bruder, mit dem ich wieder zusammentraf. Das war mir – und ich hoffe auch Heinrich – eine rechte Freude. Eberhard Bethge, der auch dabei sein sollte, hat uns im Stich gelassen, obwohl ich mehrfach geschrieben hatte und auch ein Blitztelegramm angeregt hatte – (das ich zum Glück nachher nicht bezahlen brauchte!). 63. Flächenbombardierung von Halberstadt. 64. Dieser Satz wird von Cicero dem Bias von Priene zugeschrieben; dieser, nicht Cicero gilt als einer der sieben Weltweisen.

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Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939

Wann werden wir uns wiedersehen? Die Briefe und besonders der Rundbrief ist doch nur ein dürftiger Ersatz. Das gesprochene Wort ist unendlich viel mehr wert! Heinz Tonn von Herzen gute Besserung! Wie würden wir uns alle über seine endliche Genesung freuen! Euch allen gute Wünsche und herzliche Grüße von Eurem Karl Stephan 5 2 . 1 4 . H E INR I C H B E G R IC H OK T O B E R 1 9 4 6 Profen, den 17. 10. 46. 65 Liebe Brüder! Es wird Zeit, daß ich den Rundbrief weitergebe. Lange lag er bei mir. Mit Interesse habe ich von allen gehört; aber Karl empfindet richtig: ein Ersatz für persönlichen Austausch sind Briefe nicht. Ich freue mich, mit Karl wohl im November wieder bei einer Bruderschaftstagung zusammenzutreffen. Vielleicht kann Br. Bethge diesmal auch dabei sein. Eure Briefe sind zum Teil recht inhaltsreich. Ja, eine bewegte Zeit liegt hinter uns und nun ist es uns geschenkt, daß wir arbeiten dürfen. Im September 45 kehrte ich aus englischer Gefangenschaft heim. Seit dieser Zeit ist mein Wirkungskreis in Profen Kreis Zeitz. Bis 1930 hatte mein Vater diese Pfarrstelle. Nach Überwindung mancher Hindernisse bekam ich endlich im Juli dieses Jahres meine Berufung zum Pfarrer. Damit ist die Hilfspredigerzeit für mich nun auch überwunden. Der Name tut es allerdings auch nicht! Dankbar darf ich sein, daß ich von so vielem verschont blieb, was über Euch gekommen ist. Meine Habe blieb mir erhalten und wir sind alle gesund. Das ist eine Gnade Gottes. Tönnchen geht es nun hoffentlich auch besser. Gott schenke ihm die alte Kraft wieder. Euch allen wünsche ich Freudigkeit und Kraft für das Amt, zu dem wir berufen sind. Herzlich grüßt Euch Euer Heinrich Begrich.

65. Seite 43 f Begrich, deutsche Handschrift, schwarze Tinte.

53. Brief von Hinrich Korporal, Leer, Ostfriesland

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5 3 . B R IE F V ON HIN R I C H K O R P O R A L A P RIL 1 9 9 0 Leer (Ostfriesland), den 18. 4. 90 66 (am Dienstag nach Ostern) Lieber Bruder Bethge! Das Heft II der Rundbriefe der Sigurdshofer Bruderschaft kommt zu Ihnen zurück. Zufolge der letzten Eintragung von Bruder Begrich vom 17. 10. 1946 hat es über 43 Jahre bei mir gelegen. Es ist meine Schuld. Ich bitte Sie und die übriggebliebenen Brüder um Vergebung. – Sie wissen wo ich geblieben bin – damals. Wir trafen uns mehrmals im Laufe der Jahre. Meine wohl einzige Eintragung stammt aus der Zeit meines letzten Urlaubs im März 1944. Ich war an der normannischen Küste bis zur Invasion und kam nach dem Rückzug über die Seine ins Lazarett und von dort in die Ersatzeinheit in Hannover bis die Amerikaner uns dort hinausdrückten und schließlich in Massen-Gefangenenlager an den Niederrhein brachten. Nach der Entlassung Oktober 45, durch die Engländer landete ich hier bei Verwandten in Nordfriesland. Der britische Entlassungs-Offizier siedelte die Altmark kurzerhand in Ostfriesland an. Er wusste wohl, dass die Russen die Frischentlassenen gleich weiterleiteten nach Sibirien. Aber im November 45 bin ich dann doch über die Grenze nach Hause gegangen, bei Nacht und Nebel. (Bischof Müller hatte mich angefordert.) – Nun bin ich, sind wir, wieder in Ostfriesland, schon 12 Jahre. Ich hätte längst Zeit haben können die alte Briefschuld abzutragen. Es ist mir nicht gelungen! Jetzt, wo meine unerledigten Dinge zur Last des Gewissens werden, und die Zeit da ist das »Haus zu bestellen«, schicke ich’s an Sie, lieber Bruder zurück, und bitte nochmals um Vergebung. Bruder Tonn kann ich nicht mehr darum bitten. Seine Zeilen sind die meisten. Er hatte es am schwersten mit seiner Krankheit. Sie wissen, dass Bruder Pompes Eltern kurz nach dem Kriege mit in unserem Pfarrhaus gewohnt haben. Neulich fragte er bei mir an, ob ich etwas über die Namen und den Verbleib der 66. Brief von Hinrich Korporal eingelegt in die Kladde.

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Rundbrief der Sigurdshofer Sammelvikariatsteilnehmer 1939

Sigurdshofer wüsste. Jetzt teilte er mir mit, dass er über Bruder Doebert erfahren habe, Bruder Petermann »sei aus der Pfarrausbildung ausgeschieden« und zur Marine gegangen. Das finde ich im Rundbrief nicht bestätigt … Es grüßt Sie und alle Brüder, die noch leben Ihr alter Hinrich Korporal Grüßen Sie bitte Bruder Pompe! (Pompe, Pfarrer im Ruhestand, Im Eichholz 23, 5400 Bonn 1)— 67 5 4 . A DR E S S E N L IS T E Adressen: 68 1) Tonn, (4) Woltin (Pommern) über Greifenhagen. zur Zeit Ratzeburg, Domhof 39 (24) 1. 2. 46 2) Stephan, (19) Halberstadt, Richard Wagnerstraße 68 II. Ausgebombt Unbekannt 14. 2. 46 Jetzt: (19) Abberode über Wippra (Ostharz) 1. 4. 46 3) Doebert, (2) Tornow über Zinnitz Kreis Kalau (Pfarrhaus) – 1. 2. 46 4) Petermann, 02599H. – Laubnitz über Sorau (Heimatanschrift). (24) Königstein/Schlei Post Grödersby 14. 2. 46 5) Begrich, Feldpostnummer: Heimatanschrift: Droßdorf – Rippiche über Zeitz, Pfarrhaus (19) Profen Kreis Zeitz 1. 2. 46 6) Korporal, 45091B (19) Mehmke über Diesdorf Kreis Salzwedel 2950 Leer (Ostfriesland) Bremerstr. 57 (seit Januar 1978) 7) Bethge, 07942. Zur Zeit im Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg, Berlin-Dahlem, Rudeloffweg 27. 1. 2. 46 [Tonn:] Bitte, wenn’s geht, diese Reihenfolge innezuhalten! 67. Alle weiteren Kladde-Seiten leer. 68. Auf der Innenseite des rückwärtigen Deckels stehen in Tonns Handschrift mit schwarzer verblasster Tinte die ursprünglichen Adressen mit zeitgenössischen Postleitzahlen beziehungsweise Feldpostnummern, darunter in jeweils anderer Tintenschrift die geänderten Adressen.

Bericht eines Zeitzeugen Otto Berendts

Die Zeit, in der ich 25- bis 28jährig Zeitzeuge der Arbeit von Dietrich Bonhoeffer gewesen bin, liegt für mich fast siebzig Jahre zurück. 1 Der Historiker forscht nach der Vergangenheit aufgrund aller ihm erreichbarer Unterlagen. Mehr steht ihm nicht zur Verfügung. An das Geschehen selbst kommt er nicht heran. Es ist vergangen. Insofern hat er begrenztere Möglichkeiten als der Zeitzeuge. Zeitzeugen aber sind nicht nur zuverlässige Berichterstatter, sondern zugleich auch unsichere Chronisten. Die Rückerinnerung geht durch den Filter der Subjektivität. Es schleichen sich ungewollt – und im Extremfall gewollt – Fehlerquellen ein. Aber der Zeitzeuge hat vor dem späteren Historiker immer voraus, dass er das »Aroma« der Zeitgeschichte und ihrer handelnden Personen geschmeckt hat – natürlich in aller Subjektivität. Er kann wirklichkeitsnäher berichten als der nachgeborene Historiker. Darum bleibt die Quelle des Zeitzeugen wichtig. Um Bonhoeffers Person, seine Theologie und auch seine enorme Wirkung verstehen zu können, ist es notwendig, ebenso die damaligen Lebensumstände in den Blick zu nehmen. Ich berichte daher auch vom Kirchenkampf und meiner Arbeit als Pastor in der Bekennenden Kirche bis 1945. Studium in Berlin Das rein theologische Studium an der Universität in Berlin war für mich nicht voll befriedigend. Gewiss, es wurde doziert, und 1.

Dieser Text beruht auf dem persönlichen Bericht von Otto Berendts, Aus vier Jahrzehnten dieses Jahrhunderts: 1911–1949, Hiddesen, maschinenschriftliche Vervielfältigung Juni 1998. Daraus stellte Ilse Tödt 2005 im Auftrag von Otto Berendts den Zeitzeugenbericht mit dem Schwerpunkt Finkenwalde zusammen.

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Bericht eines Zeitzeugen

es gab der sehr gelehrten Professoren genug. Aber sie hatten nur eine begrenzte Kraft der inneren Übertragung und schon gar nicht die Kraft der Begeisterung ihrer Hörerschaft. Von Dietrich Bonhoeffer, nur fünf Jahre älter als ich, habe ich während meines Studiums so gut wie nichts mitbekommen. Zwischen Berlin-Treptow, wo ich wohnte, und Berlin-Grunewald lagen Welten. Er ging nach seiner Antrittsvorlesung Juni 1930 schon Anfang September 1930 nach New York. Ab 1. Oktober 1931 wurde er Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule in Berlin. In seine Lehrveranstaltungen als Privatdozent an der Universität gehörte ich aufgrund meines eigenen Studienganges noch nicht hinein. Allerdings war ich als einer unter anderen Studenten gelegentlich in seinem Elternhaus in der Wangenheimstraße 14 zu den offenen Abenden eingeladen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie gastfrei seine Mutter für uns Studenten sorgte. Im Übrigen war das Universitätsleben in Berlin nicht sehr zusammenführend. Es wurde von allen sonstigen Angeboten dieser Großstadt förmlich aufgesogen. So sehnte ich mich heraus und ging zum Studium nach Bonn. Dorthin lockten mich vornehmlich der Name von Karl Barth sowie die Beschäftigung mit der Dialektischen Theologie. Aber diese Zeit blieb auf ein Semester begrenzt. 1932/33 wurde mein Studium in Bonn durch eine Tuberkulose blockiert, und im Winter 1933/ 34 war ich in einem Sanatorium in der Nähe von Heidelberg. Bonhoeffer ging 1933 als Auslandspfarrer nach London. Seit 1935 war er mit dem Aufbau des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde beschäftigt. So liefen für mich die Wege nicht synchron, obwohl die Chance, ihm zu begegnen, nahe gelegen hätte. Je länger desto mehr hörte ich gelegentlich auf Pfarrkonventen der Bekennenden Kirche oder Synoden von ihm. In dem Kirchenkampf, der 1933 einsetzte, wurde seine Stimme in Berlin beachtet. Aber ich blieb ihm persönlich fern, so dass es zu einer wirklich nachhaltigen Begegnung erst im Finkenwalder Predigerseminar kam.

Vormarsch der Deutschen Christen

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Vormarsch der Deutschen Christen durch die Kirchenwahl im Juli 1933 Das Einsickern des Nationalsozialismus in Politik und Kirche traf mitten in meine Unsicherheiten und mein Suchen nach einem Standort hinein. Noch ehe ich die Lage der damaligen Berliner Kirche auch nur einigermaßen erfasst hatte, kam die Sturmflut der neuen Partei und mit ihr der Einbruch der Deutschen Christen in die Kirche. Dem waren die alten Strukturen der Kirche einfach nicht gewachsen. Die Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 bekam ich durch meine damalige Freundin und spätere Ehefrau Maria in der Friedenauer Gemeinde hautnah mit. Ihr Vater, Paul Vetter, war unter vier Gemeindepfarrern der einzige dort, der dem Pfarrernotbund Martin Niemöllers angehörte und nicht Deutscher Christ war. Die anderen Pfarrer und Gemeindebediensteten liefen zum Teil in SA-Uniform herum. Bei diesen Kirchenwahlen wurde rabiater Druck auf die vorwiegend bürgerliche Bevölkerung von Friedenau ausgeübt. Wahlunterlagen wurden ohne Bedenken gefälscht. In die Wählerlisten wurden reihenweise Namen von Personen eingetragen, die der Ortsgemeinde überhaupt nicht angehörten oder längst aus der Kirche ausgetreten waren. Wahlmaterialien wurden zurückgehalten, der Zugang zu den Gemeinderäumen verwehrt. Plakate wurden abgerissen und Versammlungen gewaltsam gestört. Das Ergebnis der so manipulierten Wahlen war, dass mit einem Schlage über 70 % Deutsche Christen in den kirchlichen Körperschaften saßen. Maria und ich haben dann sehr bald die Rote Karte unterschrieben, die die Zugehörigkeit zur neugebildeten Bekennenden Gemeinde auswies und auf Bibel und Bekenntnis verpflichtete. Examen bei der Bekennenden Kirche Im Zuge dieser Ereignisse war es für mich und andere junge Theologen fast selbstverständlich, dass ich mich bei meiner Examensanmeldung entschloss, zum Prüfungsamt des Bruderrates der Bekennenden Kirche zu gehen. Die Meldung zum Ersten Theologischen Examen geschah 1935 bei Superinten-

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Bericht eines Zeitzeugen

dent Martin Albertz in Berlin-Spandau, dem Leiter des Prüfungsamtes der Bekennenden Kirche Berlin-Brandenburg. Dieses Amt war erst vor Jahresfrist als Notlösung gegen das deutschchristlich dominierte Kirchenregiment eröffnet worden. Es war nach den staatlichen Gesetzen illegal. Dies war uns allen bekannt. Aber es blieb uns nichts weiter übrig, als uns darüber hinwegzusetzen und zu warten, ob etwas geschehen würde. Es geschah aber nichts. Sehr viele Studenten unserer Jahrgänge taten das Gleiche. Die Entscheidung für den Weg in die Bekennende Kirche wurde nicht allein vollzogen, sondern in Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten. »Gehorsam unter dem Wort« stand für uns vornan. In unzähligen Bekenntnisveranstaltungen, Bibelauslegungen, Verlautbarungen, Rüstzeiten und Gottesdiensten wurde durch eine Fülle von charismatisch begabten Predigern und Lehrern der Kirche der dem Evangelium schuldige Gehorsam und die Freiheit eines Christenmenschen so in Herz und Gewissen bezeugt, geweckt und gepredigt, dass daraus dann auch die konkrete Weichenstellung folgte. Ich erinnere mich aus meinem eigenen Gesichtskreis an Namen wie Asmussen, Iwand, Lilje, Immer, Dibelius, Niemöller, Scharf, Vogel und andere mehr. Sie waren durchaus nicht alle gleich in Erkenntnis, Gesinnung und Handeln. Da war eine große Vielfalt. Da wurde oft kontrovers diskutiert, anfragend, zweifelnd, sich vergewissernd. Wir Jungen nahmen an diesen Diskussionsprozessen teil, waren Helfer auf den Synoden. Wir drehten im Keller des Pfarrhauses von Martin Niemöller Flugblätter durch vorsintflutliche Kopierapparate – illegal, weil ohne Druckgenehmigung. Dies alles lief nebenher, oder eher es gehörte mit hinein in das ganze Kapitel der Examensvorbereitung und des Examens. Mit der Anmeldung war der Schritt in die Illegalität für das nächste Lebensjahrzehnt getan. Die Frage »Was kommt danach?« wurde beiseite geschoben. Sie spielte nicht einmal eine besondere Rolle. Im Hintergrund stand vielleicht die unausgesprochene Hoffnung, die Fahrt in den Abgrund bei so überzogenen politischen Ansprüchen würde aufzuhalten sein, die Hitlerdiktatur würde eines Tages zusammenbrechen, wenn die maßlosen politischen Optionen sich fortsetzen würden.

Examen bei der Bekennenden Kirche

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Wir jungen Leute Anfang zwanzig sahen unsere Entscheidung nicht als eine Heldentat. Eines entwickelte sich aus dem anderen. Wir verstanden sie allerdings als Widerstand gegen die gleichgeschaltete offizielle Kirche mit ihren Organen wie dem Konsistorium und den Superintendenten, sofern sie sich zu den Deutschen Christen hielten. Ob und wie weit darin auch ein Widerstand gegen den NS-Staat lag, besonders nach der »Fünften Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche« vom 2. Dezember 1935 mit dem Verbot von Prüfungen, Ordinationen und so fort durch die Organe der Bekennenden Kirche, wurde von uns nicht laut reflektiert. Wir lebten in einer Diktatur und versuchten, das Beste daraus zu machen. Faktisch war es ein Widerstand, der allerdings in der Grauzone von teilweise noch laxer Handhabung der Gesetze gegen die Bekennende Kirche nicht sofort bei jeder Übertretung mit der Staatsgewalt kollidierte. Ich habe bis zum Zusammenbruch 1945 kein einziges Mal die NSDAP gewählt und bin meistens nicht zur Wahl gegangen; erst in meiner Pfarrstelle in Schermeisel musste ich unter großem politischem Druck das eine oder andere Mal zur Wahl – und gab dann einen leeren Stimmzettel ab. Das war sicher im Widerstehen nicht genug, aber es hat mich von Anfang an in die Illegalität der Bekennenden Kirche gestellt. Ein Held war ich damit sicher nicht, eher ein Versager, wenn man so will; bestenfalls ein stiller Verweigerer wie viele der illegalen sogenannten »jungen Brüder«. Wir jungen Leute hatten keinerlei Vorbereitung und Zurüstung für den Umgang mit der Macht und der brutalen Gewalt einer Diktatur. Wir kamen aus den berühmten zwanziger Jahren Berlins mit dem Aufmarsch aller Freigeister, dem Expressionismus bis zum Exzess und einem Hochgefühl des Vorwärtsschreitens trotz Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit. Folgen der Entscheidung für die Bekennende Kirche waren auf jeden Fall die fehlende legale Anerkennung des Examens und der Ordination, die fehlende Wahlfähigkeit für eine Gemeinde und damit keine Aussicht auf Übernahme in eine legale Pfarrstelle, fehlende Gehaltsbezüge, fehlender Anspruch auf Altersbezüge, keine Absicherung für Krankheitsfall oder Tod. Mit der Option für den Weg der Bekennenden Kirche in eine ungewisse Zukunft war der bisher selbstverständliche Weg in

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den öffentlich-rechtlichen Dienst als Pfarrer einer Landeskirche verbaut. Das alles wurde unter dem Druck der Verhältnisse ziemlich geräuschlos hingenommen, aber natürlich mit dem dumpfen Gefühl, perspektivlos in die Zukunft hinein zu leben. Es betraf stärker die individuellen Fragen der Begründung einer Ehe und eines Hausstandes, die Versicherungsfragen, die Vorsorge oder etwa auch das Eherecht. Beispielsweise empfahl sich bei verheirateten Pfarrern der Bekennenden Kirche eine notarielle Gütertrennung, um den Ehepartner angesichts der zu erwartenden hohen Geldstrafen zu entlasten. Die Berliner Kirche in ihrer Realität habe ich in Kindheit, Jugend und Studium kaum erlebt. Nach der Machtübernahme war es dafür zu spät. Mit der angepassten offiziellen Kirche hatte ich bis zum Zusammenbruch 1945 praktisch nichts zu tun. Was ich überzeugend kennen gelernt habe, ist das sicher sehr unvollkommene, aber neu gewachsene Leben innerhalb der Bekennenden Kirche. Von der relativen Freiheit und Weite der Schule und der Universität in die Enge der Blockierung durch die Nazis getrieben – waren wir jungen illegalen angehenden Pastoren da schon Widerstandskämpfer, weil wir im Herzen oder in kleinen Signalen »dagegen« waren? Sicher waren wir durchweg nicht im aktiven und konspirativen Widerstand. Aber wer war das schon? Wer konnte das schon sein? Nur die ganz wenigen Opferbereiten, die auf »Alles oder Nichts« setzten und die mit ihrer Entscheidung jeweils auf dem Schafott landeten oder bestenfalls in einem Konzentrationslager, und von diesen wiederum überlebten nur die ganz wenigen, wie Martin Niemöller, Heinrich Grüber oder Hanns Lilje. Allen anderen blieb nur die ständige Tarnung und Täuschung – zwölf Jahre lang. Wer hätte da diese zwölf Jahre des Brüllens und Schweigens im aufrechten Gang lebend überstanden – und sei es nur der demütigende Hitlergruß gewesen mit dem ausgestreckten rechten Arm. Oder das »Heil Hitler« vor der Namensunterschrift bei jeder noch so lächerlichen Eingabe, wenn man etwas erreichen wollte. Oder der mit Gewalt der SA erzwungene Gang zur Wahlurne. Oder das verlegene Schweigen zu der Fülle der Gewalttaten vor, bei und nach dem Röhmputsch 1934 –

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Verbrechen sogar innerhalb der eigenen Reihen der Nazis. Man sah seelische Genickbrüche von einem Tag auf den anderen – und statt Gegenwehr nichts als hilflose Gesten. Es ist für heutige Verhältnisse schier unvorstellbar und auch ganz unverständlich, welche Welle der Selbsttäuschung und Begeisterung – besonders bei Frauen – über Deutschland dahinfegte. Sowohl der »kleine Mann« als auch die bisherige politische Klasse verfiel mit einer Blindheit und einem Mangel an Zivilcourage ohnegleichen den Pressionen der Gewaltdiktatur. Die Meisten hatten nur die Alternative: entweder Anpassung in irgendeiner Form von Kompromissen – oder Untergang. Den Ausweg der Emigration wählte nur eine relativ kleine Zahl von Künstlern, Politikern, Wissenschaftlern, Juden, solange es noch ging – jedenfalls Menschen mit Durchblick und Klarsicht, was die Zukunft in Deutschland anlangte. Diejenigen, die wegen jüdischer Abstammung stigmatisiert wurden, waren hellhöriger und dünnhäutiger als die Masse der Mitlaufenden. Und solche, die aufgrund einer ganz linken Parteizugehörigkeit keine reale Hoffnung haben konnten, in diesem neuen Deutschland noch einen Platz zum Atmen zu finden, gingen ins Ausland, wie zum Beispiel die Prager Emigranten, und wurden im Inland geschmäht. Für die große Menge der Deutschen stellte sich bei ihrer nationalen Bodenhaftung, ihrem Besitzdenken und ihren Traditionen die Frage ohnehin nicht. Ihnen blieb nur die Anpassung in der einen oder anderen Form. Und dazu gehörten auch wir in der Bekennenden Kirche Beheimateten. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur am Rande den Gedanken eines Wegganges aus Deutschland in jener Phase ernsthaft erwogen zu haben, zumal zu diesem Zeitpunkt kein einziges europäisches Land mir vom Augenschein her bekannt war, abgesehen von einer Reise nach Wien und Budapest, die ich nach dem Abitur gemacht hatte. Emigration lag außerhalb der Denkmöglichkeiten. Die Form der Anpassung haben auch fast sämtlich diejenigen gewählt, die politisch oder kirchlich den Weg des Nationalsozialismus nicht mitgehen wollten und denen dann früher oder später die Augen aufgegangen sind, was da auf uns Deutsche zugekommen war. Aber auch Anpassung war damals ja nicht die bewusst vollzogene Wahl zwischen zwei Übeln, son-

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dern ergab sich eher für jeden im zeitgeschichtlichen und persönlichen Vollzug seines Lebens. Der Weg der Anpassung begann oft nicht mit einer Entscheidung, sondern ein Schritt fügte sich an den anderen. Wer sich nicht physischer Vernichtung aussetzen wollte, der musste in Tarnung und Täuschung leben. Zu einer gewissen Rechtfertigung des Mangels an Zivilcourage bei denen, die es eigentlich hätten wissen müssen, wird gern darauf hingewiesen, dass man oft aus ungebrochener – oder überzogener – Vaterlandsliebe auch da noch bereit war, Hitler zu folgen, wo man es auf keinen Fall mehr hätte tun dürfen. Ein Grund war nicht zuletzt auch die Angst vor dem Bolschewismus und vor Sowjetrussland, gerade weil diese Sorge von einem linken Spektrum der Intelligenz kleingeredet wurde. Außerdem war die Kombination »national« und »sozial« im Parteinamen eine verführerische Devise für viele in den bürgerlichen Kreisen. Dort gab es Menschen, die in einer Art ideeller Gesinnung – aber doch mit einem Brett vor dem Kopf – die Entwicklung positiver betrachteten, als sie war, und erst aufwachten, als es politisch schon zu spät war. Mit fortschreitender Festigung der nationalsozialistischen Macht stieg auch das Maß der Überwachung und Bespitzelung sowie der Repressionen. Das hatte wiederum zur Folge, dass zwar viele einzelne »dagegen« waren, aber sich nur mit größter Vorsicht offenbarten. Der Umfang dieser Überwachung und Bespitzelung ist heute im sozialen Rechtsstaat kaum noch vorstellbar oder nachvollziehbar und nur schwer zu vermitteln, obwohl die Diktaturen der Deutschen Demokratischen Republik durch vierzig Jahre und der Sowjetunion durch siebzig Jahre genügend Anschauungsunterricht bieten, um die NSDiktatur besser zu verstehen. Denn bei aller Verschiedenheit dieser Systeme sind es doch immer die gleichen Muster: Aufhebung der Gewaltenteilung, Gewalt gegen Recht, diktatorische Vollmachten, Blutjustiz. Gewalttätig werden bürgerliche Freiheiten durch ein totalitäres Regime eingeschränkt. Schon das Verteilen von Flugblättern mit Aufrufen gegen Gewalt, geheime Zusammenkünfte, ja die Eintragung des Namens in eine verdächtige Liste konnten Folter, KZ und Tod einbringen. Auch die Widerständler des 20. Juli und der Kreis der Gleichgesinnten um sie herum haben sich in vielen Jahren der Hitlerdiktatur um Tarnung bemüht, damit sie nicht durch den eige-

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nen vorzeitigen Tod für die Arbeit des aktiven Widerstands ausfielen. Fast alle, die ähnlich dachten, wollten die Hitlerzeit überleben. Und nur ganz wenige in besonderen Situationen waren imstande, aufs Ganze zu gehen. Etwa jener mit Namen kaum Bekannte – Georg Elser – bei seinem Attentatsversuch gegen Hitler am 8. November 1939 in München. Oder Stauffenberg in jenem Augenblick des 20. Juli 1944. Die nachwachsende Generation von heute versteht das Dilemma von damals nur schwer. Sie ist kritisch und misstrauisch gegenüber noch vorhandenen Zeitzeugen. Warum bist du nicht auf die Straße gegangen? Warum habt ihr nicht deutlich protestiert? Warum habt ihr gegen das Unrecht und die Unmenschlichkeit gegenüber den Juden nicht angekämpft? Bei der Beantwortung der Fragen muss das Gewalttätige wie auch das Verführerische des Regimes – der Rausch unter dem Eindruck der Hitler- und Goebbels-Reden – benannt werden. Da waren die Realitäten des Versailler Vertrages von 1919, da war die Anziehungskraft des Versprechens der Beseitigung der Arbeitslosigkeit, und da war schließlich die emotionale Anfälligkeit von uns Deutschen gegenüber irrationalen Auf- und Abschwüngen. Hinzu kommt noch, dass in den zwanziger Jahren politisch die innere Annahme der republikanischen Staatsform mit ihrer Option für Demokratie und Gewaltenteilung sowie freien Wahlen nicht recht gelang. Dies war eine unglückliche Ausgangslage für eine eventuelle Bekämpfung der Nazi-Diktatur. Im Ersten Theologischen Examen bei der Bekennenden Kirche wurde den Kandidaten, obwohl sie sich ja damit illegal machten, nichts geschenkt. Die Prüfenden waren wissenschaftlich ausgewiesene Pastoren und auch einige Professoren, die sich zur Bekennenden Kirche hielten. Anders war nur die mehr persönliche Betreuung durch Frau Marianne Albertz, fern aller konsistorialen Steifheit, wie sie in der Berliner Lindenstraße, dem Gebäude des alten Kammergerichts, herrschte. Dass alles überhaupt so funktionieren konnte, hing damit zusammen, dass die Grenze zwischen Legal und Illegal fließend war. Die Pfarrer aus der Zeit vor dem eigentlichen Kirchenkampf waren weiter legal, auch wenn sie Funktionen in der Bekennenden Kirche übernommen hatten. Aber wir Jungen, die wir den Weg der Bekennenden Kirche gingen, kamen

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gar nicht erst in den Stand der Legalität. Die Legalen innerhalb der BK konnten freilich auch durch staatliche oder kirchliche Gewalt diszipliniert werden oder in ein Gefängnis oder KZ kommen wie Niemöller und Grüber und andere mehr. Am 28. Mai 1935 war das Examen gut bestanden und damit das Studium abgeschlossen. Es begannen die Lehrjahre in Bekennenden Gemeinden. Lehrvikariat in Berlin-Friedenau Mein Lehrvikariat begann bei Pfarrer Paul Vetter in der Gemeinde und Kirche »Zum Guten Hirten« in Friedenau. Ich hatte es mir so gewünscht, und dem wurde stattgegeben. Er war mein zukünftiger Schwiegervater. Aber Maria und ich waren zu der Zeit noch nicht öffentlich verlobt; das erfolgte erst drei Jahre später. Maria hatte schon ihre eigene kirchliche Arbeit, was die Situation in Friedenau für uns etwas erleichterte. Ich wurde als »der Herr Vikar« angesehen und keineswegs als Haussohn. Pfarrer Vetter hatte sowieso wegen des Altersunterschieds und des unklaren Status der Illegalität seine Bedenken im Blick auf eine zukünftige Heirat. Aber als Vikariatsleiter – da war er ein guter Griff für mich. Unter vier Pfarrern im gleichen Pfarr- und Gemeindehaus war er der einzige Bekenntnispfarrer. Alle anderen waren Deutsche Christen. Er hatte als einziger unter ihnen immer eine volle Kirche mit 400 bis 700 Gottesdienstbesuchern. In dieser Kirchenkampfzeit blühten in vielen Gemeinden die Hausbibelkreise auf. Allein in Friedenau gab es acht bis zehn solcher Kreise. Außerdem fanden monatliche Bekenntnisversammlungen statt, die die SA gelegentlich sprengte. In den Versammlungen wurden Lageberichte abgegeben; die kirchliche Presse war ja oft zensiert oder ganz verboten. Zur Bekennenden Gemeinde innerhalb der Friedenauer Ortsgemeinde gehörte man durch Unterschreiben der Roten Karte. Dadurch verpflichtete man sich freiwillig, treu zur Bibel und zu den Bekenntnissen der Kirche zu stehen und zur Finanzierung der BK beizutragen. Es gab in Friedenau circa 500 bis 800 eingeschriebene Mitglieder. Bei der ersten Begegnung mit dem geschäftsführenden Pfar-

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rer Wolf im großen Treppenhaus, als ich ihn grüßte und mich vorstellte, bekam ich zur Antwort: »Sie grüner Junge kommen mir nicht in das Gemeindehaus!« Das war die Begrüßung und das war’s dann auch. Ich konnte meine Konfirmandenstunden nicht im Konfirmandenzimmer des großen Gemeindehauses halten, sondern richtete mich dafür in der Pfarrwohnung ein. Die Konfirmanden empfanden das als ein kleines Abenteuer und spielten begeistert mit. In der Kirche »Zum Guten Hirten« habe ich nicht ein einziges Mal predigen dürfen. Wie sahen damals in einem Lehrvikariat der Bekennenden Kirche die Finanzen aus? In alten Unterlagen finde ich Folgendes: Anrecht auf volle freie Verpflegung einschließlich Wohnung. Wenn nicht die volle Station gewährt wird: Auszahlung von 75,– Reichsmark an den Vikar – und zwar 35,– RM von der Bekenntnisgemeinde und 40,– RM oder ein Teilbetrag von den eigenen Eltern. Bezahlen musste man 40,– RM Ausbildungsbeitrag an den Schatzmeister des Bruderrates der Bekennenden Gemeinde. Wird die freie Station von den Eltern gewährt, so haben diese Anspruch auf die genannten 35,– RM, und der Ausbildungsbeitrag entfällt. Große Sprünge haben wir damit nicht machen können, aber wir konnten leben. Wie, das weiß ich heute aber auch nicht mehr. Sicher gab es viele »essbare« Einladungen in der Gemeinde, und sie wurden ohne Zögern angenommen. Die BK-Gemeinde wich aus in die Notkirche, den Saal der Gossnerschen Missionsgesellschaft in der Handjerystraße, eine der hervorragendsten Adressen der BK in Berlin. Bonhoeffers Freund Eberhard Bethge war im Kriege bei der Gossner-Mission angestellt. Im Gossnersaal trafen sich bis in die letzten Kriegsjahre hinein noch Juden mit dem gelben Judenstern und Soldaten und Offiziere auf Fronturlaub. In diesem Gossnersaal ist während des Krieges mein Sohn Hatto getauft worden. Unbegrenzt und unbehindert konnte ich auf eigene Faust Hausbesuche durch das ganze Spektrum der Gemeinde machen und gelegentlich Beerdigungen halten.

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Bericht eines Zeitzeugen

Prädikant in Brandenburg Mit Wirkung vom 1. April 1936 wurde ich vom Bruderrat Berlin-Brandenburg zu Pfarrer Tecklenburg in Brandenburg an der Havel überwiesen. Dort sah die finanzielle Seite so aus, dass ich ein Anrecht auf 100,– RM Entschädigung aus örtlichen Quellen hatte und entweder freie Wohnung oder ein Wohnungsgeld. Auch hier musste ich einen Ausbildungsbeitrag von 40,– RM an den Schatzmeister des Bruderrates der BK zahlen. Ich stellte daraufhin den Antrag, diesen Ausbildungsbeitrag von 40,– RM meinem Vater zu erlassen, weil er wegen der Krankheit meiner Mutter Mehrausgaben hatte. Mein Gesuch wurde abgeschmettert. Man schrieb mir, dass es einer stichhaltigeren Begründung bedürfe, da bei einem Einkommen meines Vaters von 634,– RM meine gegebene Begründung um Erlass des Ausbildungsbeitrags nicht ausreichend erscheine. Ich hatte noch darauf hingewiesen, dass meine beiden Schwestern ebenso in der Berufsausbildung stünden und mein Vater nicht unerheblich verschuldet wäre. Es half alles nichts, im Gegenteil: Es wurde noch eins draufgesetzt. Ich wurde im selben Brief von der BK daran erinnert, dass ich mit der Zahlung von 1,– RM für den Pfarrernotbund im Rückstand sei, nachzahlen müsse und in Zukunft pünktlich zu zahlen habe. So streng waren damals die Sitten in der Bekennenden Kirche. Pfarrer Tecklenburg war Gemeindepfarrer und gleichzeitig Kreispfarrer des Bezirks der BK in und um Brandenburg. Im Gemeindepfarramt war er legal, das Kreispfarramt übte er illegal aus. Er war ein sehr geschäftiger Mann, eilte ständig von einem Termin und einer Sitzung zur anderen. Seine Frau, warmherzig und mütterlich, immer auch etwas gediegen elegant, glättete vieles in der Gemeinde und überbrückte die mangelnde Präsenz ihres Mannes durch ihr Gegenwärtigsein bei allen wichtigen Gelegenheiten. Sie bemühte sich ständig darum, dass wir nicht in der manchmal allzu flotten Kirchenpolitik stecken blieben, sondern der Gemeinde in Bibelarbeit und Predigt das Zeugnis der biblischen Botschaft nicht schuldig blieben. Sie führte ein großes Haus für die eigenen Kinder und die Gäste, die auf Initiative ihres Mannes hin ständig einfielen. Der Tisch war immer gedeckt, die Pfarrfrau gelassen

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und souverän. Und nebenbei betreute sie die alten Eltern ihres Mannes oben im Dachgeschoss. Für mich war sie geradezu das Ideal einer Pfarrfrau. Ich habe sie bewundert und verehrt ob all dieser Tugenden und sicher auch etwas für sie geschwärmt. Der Abschied von Brandenburg fiel mir schwer. Dort hatten mir Menschen und Situationen viele neue Eindrücke vermittelt. Auch das soziologische Umfeld war anders als in Berlin. Leider dauerte diese konzentrierte Gemeindearbeit nur ein halbes Jahr. Die eineinhalb Jahre in Friedenau und Brandenburg waren zugleich erste intensive Begegnungen mit Ortsgemeinden und ihren Strukturen. Obwohl meine eigentliche Arbeit nur innerhalb der Notgemeinden der Bekennenden Kirche geschah, bekam ich doch jeweils ein Bild von den örtlichen Gesamtgemeinden, ihren Räumlichkeiten und Arbeitsfeldern, ihren Mitarbeitern und ihren traditionellen Aktivitäten: Sonntagsgottesdienste, Kindergottesdienste, Frauenhilfe, Männerkreise, Konfirmandenunterricht, Amtshandlungen und so fort. Alles war ziemlich ungewohnt für mich, vieles musste ich ganz neu in mich aufnehmen und theologisch sortieren. Einberufung nach Finkenwalde Das Winterhalbjahr Herbst 1936 bis Mai 1937 im Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde bei Stettin schloss sich an. Ich hatte mich nicht selber dorthin gemeldet, ich wurde einberufen. Die Einberufung durch die ProvinzialBruderräte war obligatorisch und nicht nach eigener Wahl. Ein monatlicher Lebensunterhaltsbeitrag wurde gezahlt, meist von den Eltern. Mit der Einberufung nach Finkenwalde war ein willkommener Haltepunkt geboten, um nach der begonnenen praktischen Arbeit noch einmal alles zu überdenken, und dies in Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und Gleichgesonnenen, die aus ähnlichen Situationen kamen. Vom Predigerseminar selbst hatte ich keine Vorstellung. So war ich neugierig auf diese Station der Ausbildung, und der Abschiedsschmerz war bald verwunden. Er wich einem Hochgefühl von Freiheit und gespannten Erwartungen gegenüber den bevorstehenden Lebenserfahrungen.

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Bericht eines Zeitzeugen

In den bisherigen Gemeinden hatte ich durchaus erfahren, dass meine berufliche Existenz illegal war. Aber diese praktizierte Illegalität wurde durch die normalen Abläufe im jeweiligen Gemeindeleben entschärft und neutralisiert. Jeder illegale Vikar war einem legalen Gemeindepfarrer zugewiesen. Die einzelnen Bekennenden Gemeinden innerhalb der jeweiligen Ortsgemeinde hatten nicht den Status einer Freikirche, sondern den einer Notgemeinde. Es war, wenn man so will, eine Übergangssituation. Keiner hat damals sagen können, wie die Entwicklung weitergehen würde. Setzten sich die Nationalsozialisten durch – gar durch einen gewonnenen Krieg –, so standen die kirchlichen Überlebenschancen schlecht. Würde Hitler scheitern, so würden sich wieder ganz andere Fragen stellen. Mit dem Eintritt in das illegale Predigerseminar vollzog der Kandidat den klaren Schritt in die Illegalität. Das Zwiespältige daran war zunächst, dass die staatspolizeilichen Instanzen und die Parteiorgane die Illegalität dieser Einrichtung Predigerseminar der Bekennenden Kirche einige Jahre lang wie wegschauend tolerierten. Wir wussten also tatsächlich nicht, woran wir waren. Im praktischen Vollzug hat uns das allerdings wenig gekümmert und bekümmert. So startete ich denn an einem sonnigen Oktobertag zu meinem Umzug nach Finkenwalde vom Tempelhofer Feld. Wie um die Vorfreude zu unterstützen, leistete ich mir eine kleine Besonderheit. Vom Flugplatz Tempelhof gab es schon Linienflüge nach Stettin. Als Student konnte man in einer Art lastminute-Anmeldung für billiges Geld zusteigen, wenn noch Plätze in der Maschine frei geblieben waren. Die Fluggesellschaft wollte damit aus Werbegründen die Illusion einer ausgebuchten Maschine hinzaubern. Es war mein erster Streckenflug in der Junkersmaschine mit der Wellblechhaut zur besseren Stabilisierung des Flugzeuges. Gemütlich und in niedriger Höhe tuckerten wir auf Stettin zu. Ich sehe noch unter mir wie ein Spielzeug das Schiffshebewerk von Niederfinow und dann den Lauf der Oder. Wir landeten bald. Der Weg von Stettin nach Finkenwalde war nicht weit. Zur Mittagszeit kam ich in Finkenwalde an und wurde informiert, dass die schon Anwesenden mit Bonhoeffer am Nachmittag einen kleinen Ausflug in die Buchheide unternehmen würden. Acht bis zehn Predigtamtskandidaten waren da-

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bei und genossen den Weg in der spätsommerlichen Wärme. Die erste Begegnung erfolgte ganz im Rahmen der Normalität. Wir standen vor diesem dreißigjährigen Leiter des Predigerseminars in aller Selbstverständlichkeit. Alles hatte schon etwas Routine; wir waren immerhin bereits der vierte Kurs. Nach meiner Erinnerung trug Bonhoeffer eine goldene randlose Brille, die den Eindruck von Konzentration und innerer Geschlossenheit verstärkte. Er war nur fünf oder sechs Jahre älter als die meisten von uns Kandidaten. Unbekannt waren wahrscheinlich den Kandidaten seine früheren Arbeiten »Sanctorum Communio«, »Akt und Sein«, »Schöpfung und Fall«, 2 kaum bekannt seine bisherige Biographie mit dem prägenden Hintergrund der großbürgerlichen Professorenfamilie. Niemand von uns konnte bei jener Begegnung mit Bonhoeffer auch nur entfernt ahnen, dass dieses Leben weniger als ein Jahrzehnt später gewaltsam ausgelöscht sein würde und was für eine weltweite Wirkungsgeschichte danach einsetzte. So standen wir ihm im Grunde ahnungslos gegenüber. Er war einfach nur der Dreißigjährige, den der Bruderrat zum Leiter des Seminars bestellt hatte. Von Statur hochgewachsen, eher pyknisch, aber zugleich sportlich. Wir wussten lediglich, dass er im Unterschied zu den meisten von uns schon in der Welt herumgekommen war: Barcelona, New York, London, 3 ökumenische Konferenzen im europäischen Ausland. Sonst keine Besonderheit. Und doch ein Besonderer. Da war nichts Angelerntes, alles sehr souverän. Er brauchte nichts aus sich zu machen, er hatte es einfach! – etwas Zuverlässiges in seiner Ausstrahlung, etwas ZutrauenErweckendes und zugleich Abstand-Haltendes und unabsichtlich Elitäres. Hintergrund und Tradition seiner Familie hafteten ihm an, auch wenn wir das zunächst nicht erkannten. Auf unserem Weg durch die Buchheide, durch Wald und Feld an diesem ersten Nachmittag, plauderten wir munter drauf los. Jeder wollte jeden kennenlernen, und alle wollten bei Bonhoeffer selbst etwas loswerden von dem eigenen Weg in der Bekennenden Kirche bisher, den Erfahrungen, der Gemeindearbeit. Bonhoeffer hörte willig und gesammelt zu, ließ 2. 3.

DBW 1, 2 und 3. Vikariat 1928/29, USA-Studium 1930/31, Pfarramt 1933–1935.

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sich erzählen, stellte Fragen, wie es sonst in jedem anderen Kreise ähnlich sein mag – nichts Weltbewegendes. Das Ziel unserer Wanderung in der Buchheide war eine Waldwirtschaft. Dort saßen wir am langen Tisch. Die Gespräche gingen weiter bei Kaffee und Kuchen. Wir ließen es uns wohl sein. Als wir uns zum Rückweg rüsteten, übernahm Bonhoeffer die ganze Zeche und duldete keinen Widerspruch. Wir hatten das Gefühl, bei ihm gut aufgehoben zu sein – nicht nur wegen des Kaffees und des Kuchens! Das Finkenwalder Gebäude Wir wanderten wieder zurück nach Finkenwalde. Jeder versuchte wohl, sich ein erstes Bild vom Anwesen zu machen. Das Haus hatte ehemals, als hier ein Gutshof der preußischen Adelsfamilie von Katte war, bessere Tage gesehen. Ebenerdig in der Mitte ein Raum mit großzügiger Öffnung zur Terrasse hin. Der Flügel Bonhoeffers stand hier. Nebenan ein Raum für Essen, Andacht und Lehrbetrieb. Auf der anderen Seite eine Art Saal. Neben der Terrasse als wichtigstes Utensil ein gern benutzter Tischtennistisch. Daneben aus der Zeit, als das Herrenhaus zu einem Pädagogium wurde, eine schlecht angebaute Turnhalle, die der Bildhauer Wilhelm Gross in die Kapelle des Seminars verwandelt hatte. Zur Seite das Programmwort »HAPAX« aus dem Hebräerbrief, »ein für alle Mal«. 4 Alles einfach und schmucklos. Später war eine Propheten-Holzplastik hinzugekommen, ebenfalls gearbeitet von Wilhelm Gross, dem verfolgten Nichtarier aus der Kolonie Eden, Glied in der und getragen von der Notgemeinde Kurt Scharfs, des Präses des Brandenburgischen Bruderrates. Das war der äußere Gemeinschaftsrahmen des Predigerseminars Finkenwalde. Im Obergeschoss befanden sich kleine Arbeitszimmer für die Kandidaten, Schlafsäle, Einzelräume und auch der Platz für Bonhoeffer. In der Küche im Erdgeschoss regierte Frau Struwe als Hausmutter nebst Sohn, der meist in der Hitlerjugenduniform zu 4.

Hebräer 7,27 (Jesus Christus hat das Hohenpriester-Opfer »ein für allemal« gebracht, »als er sich selbst opferte«).

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sehen war, wider Willen in der Rolle unseres Vorzeige-Nationalsozialisten gegenüber der Partei. Wir bezogen unsere Quartiere, wobei mir Willi Brandenburg zugeteilt wurde, ein Kandidat, der gerade mehrere Monate Gefängnishaft hinter sich hatte und physisch und psychisch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Wir schliefen zu zweit in einer Art Abschlag für uns, was Willi Brandenburg gut tat. Warum dieser Platz in einem flurartigen Durchgangsraum »Hühnerstall« hieß, blieb unerfindlich. Außerdem teilten wir uns einen kleinen Arbeitsraum zum Studieren und Meditieren. Willi blieb nach unserem vierten Kurs noch während des fünften Kurses als Bruderhausmitglied in Finkenwalde. Bonhoeffer mochte ihn und betreute ihn, soweit es ging. Dass Willi dann Pastor in Pätzig wurde, dem Gutsdorf der Familie von Wedemeyer – aus der Bonhoeffers spätere Braut Maria stammte –, ist wohl von Bonhoeffer gefördert worden. Willi scheint dort mit der Familie wegen der starken Bindung des Gutsbesitzers Hans von Wedemeyer zu den Berneuchenern nicht klargekommen zu sein. Finkenwalder Tagesablauf Nach unserem Waldspaziergang und der Heimkehr wurden wir noch am ersten Abend von einigen Brüdern in den Tagesablauf und das Verhalten im Seminarbetrieb eingeführt. Dabei merkte ich erst, dass es eine Stammmannschaft gab, Brüder, die über den Halbjahreskurs hinaus im Predigerseminar blieben. Gleichsam als der harte Kern teilten sie eine Art gemeinsamen Lebens mit Bonhoeffer. Dieser Kern hieß das Bruderhaus. Mir war zuvor davon nichts bekannt. Ohne jede böse Absicht der Beteiligten erlebte ich es eher als eine Sperre, als einen Ring um Bonhoeffer herum, denn als eine Hilfe. Teilten sie den »Neuen« nur so viel Wissen aus, wie sie es für nötig hielten? Eine gewisse Geheimniskrämerei machte mir diese Sondergemeinschaft in der Gesamtgemeinschaft etwas dubios. Jedenfalls entwickelte ich persönlich ambivalente Empfindungen gegenüber dem Bruderhaus. Es verunsicherte mich, obwohl mir von keinem Bruderhäusler je etwas Böses widerfahren ist. Diese Stammbesatzung erklärte uns also den Tagesablauf:

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das Schweigen in der Frühe und seinen Sinn – das Wort Gottes in der Morgenandacht sollte das erste sein; die gemeinsamen Andachten; die persönliche Schriftmeditation; die Arbeit mit der Bibel. Aber das alles eher beiläufig und nicht diktatorisch. Es ermöglichte Bonhoeffer wohl, an keiner Stelle uns »ihr müsst« und »ihr sollt« zu sagen. Nach dieser Vorbereitung ergab sich ein schnelles, manchmal auch staunendes Hineinwachsen in das neue gemeinsame Leben. Die schöne Finkenwalder Regel für die Gemeinschaft, niemals über einen anderen in seiner Abwesenheit zu reden, verhinderte viel Klatsch. Ich greife einige Punkte heraus: Das Schweigen. Es war für die meisten von uns in dieser Form völlig neu, und anfangs natürlich doch eine gewisse uns aufgezwungene Gewaltsamkeit, wurde aber sehr bald als Einübung, als Exerzitium, von allen akzeptiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass großer Widerspruch dagegen laut wurde. Eher ein nachsichtiges Lächeln – dies gehörte eben zum Stil von Finkenwalde. Irgendwie war es schon einzusehen, dass es eine Hilfe sein könnte, dem göttlichen Wort als erste Stimme des Tages Raum zu geben. Aber meinen Beobachtungen nach hat diese Übung später in Haus und Gemeinde der einzelnen Finkenwalder in dieser Form keine Fortsetzung gefunden. Die Andachten. Jeden Morgen und jeden Abend die Psalmenlesungen im Wechselsprechen von Psalm 1 bis Psalm 150 und dann wieder von vorne, manchmal sogar mehrere Psalmen in einer Andacht, alle Stolpersteine wie Rachepsalmen und dergleichen eingeschlossen. So kamen wir einmal im Monat durch den gesamten Psalter. Dabei machten wir die schlichte Erfahrung, dass man die Psalmen gar nicht genug lesen und beten kann – die Erfahrung, im Kanon der Kirche und der Christenheit mitzuschwingen und Lob und Klage für das eigene Beten besser zu verstehen. Durch den gegenseitigen Zuspruch im Wechselsprechen fiel die Feierlichkeit weg, die der liturgische Wechselgesang mit seinem hohen ästhetischen und musikalischen Anspruch an sich hat. Das freie Gebet Bonhoeffers. Mit das Schönste, was ich von allem in Erinnerung habe: die Weite und der Reichtum der Formulierungen in den freien Gebeten Bonhoeffers. Da war nichts Frömmelndes, nichts Gestelztes. Man musste Bonhoeffer ein-

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fach lieben und ehren um dieser besonderen Gabe willen, die er hatte, von der aber nie gesprochen wurde. Das Singen mit Eberhard Bethge. Wir kamen hinein in den Schatz des Kirchengesangbuches und des »Neuen Liedes«, Otto Riethmüllers Sammlung für die evangelische Jugend. Alte Choräle und neu im Kirchenkampf entstehende Lieder wurden mit Begeisterung unter der souveränen musikalischen Leitung von Eberhard Bethge gesungen. Er war unser anerkannter und alle überzeugender »Singmeister«, mit der Stimmgabel in der Hand. Nach aller Anspannung des Hörens und Redens und des hitzigen Diskutierens löste er die Spannung, indem er uns zum Chor zusammenführte. Bonhoeffer hat bereitwillig das Können und die Gaben Bethges anerkannt. Ich vermute, dass diese musische Komponente wesentlich dazu beigetragen hat, dass Bonhoeffer sich ihm anvertraute. Bethge war und blieb wohl der einzige Kandidat, den Bonhoeffer in seine Familie eingeführt hat, wodurch es 1943 zu Bethges Heirat mit Bonhoeffers Nichte Renate Schleicher kam. Bethge trat – außer dem Singen – im Seminarbetrieb als einer unter anderen nicht besonders hervor, war aber überall wohlgelitten in seiner freundlichen und einfühlsamen Art, mit der er jedem begegnete. Nie habe ich ein schroffes Wort von ihm gehört. Über ihn ist uns auch das Lied von Matthias Claudius bekannt und als Bonhoeffers (und später auch unser) Geburtstagslied lieb geworden: »Ich danke Gott und freue mich …«. 5 An einem Abend im Advent haben wir unter der Leitung von Bethge in der Kirche zu Podejuch nahe bei Finkenwalde die Kantate von Vincent Lübeck »Willkommen süßer Bräutigam …« gesungen. Bonhoeffer war auch dabei, sang mit und folgte wie alle anderen gern Bethges Dirigieren. Die Meditation. So wie wir die Meditation in Finkenwalde kennen lernten, war sie etwas total Neues für uns alle. Wir hatten keine Bibelperikope zur Predigtvorbereitung für den Sonntag vor uns. Statt dessen einen Text nur für mich selbst und zugleich in Verbindung mit anderen zum Meditieren. Und dies 5.

Erste Strophe: »Ich danke Gott und freue mich, wie’s Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, bin, und dass ich dich, schön menschlich Antlitz, habe.« Neunte, letzte Strophe: »Gott gebe mir nur jeden Tag, soviel ich darf zum Leben. Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach, wie sollt er’s mir nicht geben.«

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eine Woche lang, immer wieder derselbe Text. Was sagt mir der Text persönlich? Was sagt er uns zweien, Willi Brandenburg und mir, die wir in unserem Arbeitszimmer einander stumm gegenüber sitzen und nicht recht wissen, was wir einander sagen sollen bei diesem Exerzitium mit der Bibel? Manchmal rebelliert es in einem: zu ungewohnt, zu fremd, zu gesetzlich und zu gewaltsam. Und dann doch gegen die eigene Meinung die Erfahrung: Es bringt etwas! Dass sich die Bibel selbst auslegt. Dass diese zweckfreie Betrachtung eines Textes plötzlich zu ungeahnten Entdeckungen führen kann. Gerade auch ohne historisch-kritische Analyse und ohne systematische Zuordnung. Mit der Meditation ist im Auf und Ab der Seminarzeit wohl niemand ganz fertig geworden. Keiner konnte dem anderen zeigen, wie es gemacht wird – auch Bonhoeffer nicht. Aber die Meditation selbst tat ihre Wirkung an uns. Auch wenn viele – vielleicht sogar die meisten – diese Meditation in ihrem Pfarrerleben nicht durchgehalten haben, ich übrigens auch nicht, so bleibt doch der Stachel im Herzen: Dies könnte der eigentliche, vielleicht der einzige Weg sein, der Botschaft Gottes in der Bibel mit ihren vielfältigen Signalen näher zu kommen. 6 Gottesdienst und Predigt Bonhoeffers. Bonhoeffer predigte durchaus nicht immer selber. Aber wenn er es tat, konnte man überrascht sein über sein schlichtes, ganz textbezogenes Predigen. Anwesend war die ganze Kandidatengemeinschaft, verstärkt durch die fast ständig wechselnden Gäste sowie Teilnehmer aus der Nachbarschaft. Dazu kam öfter Frau Ruth von Kleist-Retzow von Stettin herüber mit ihrer Schar aus der »En6.

Zu den Andachten und der Meditation in Finkenwalde schrieb Albrecht Schönherr am 1. Mai 1935 an seine Verlobte Hilde Enterlein (Lass es uns trotzdem …, 29): »Wir haben jeden Morgen Morgenandacht. Zuerst im Wechselsprechchor je 2 Psalmen, dann Lied, dann liest einer der Brüder ein Kapitel Jeremia, darauf ein fester Vers, darauf ein paar Verse Johannes, Gebet, Vaterunser. Ebenso abends. Besonders dadurch, daß nicht noch dazu-geredet wird, wird einem diese Sache viel lieber mit der Zeit. Man kann sich wunderbar auf das Wort konzentrieren, und das brauchen wir alle. Außerdem haben wir nach dem Frühstück 1/2 Stunde Meditation über eine Johannesstelle, und zwar über eine Stelle von etwa 5 Versen die ganze Woche. Man soll nicht glauben, wie ein solcher Text zu sprechen beginnt. Vielleicht sollte man später über den Sonntagstext des nächsten Sonntags die Woche über meditieren. Geduld muß man allerdings mit sich haben. Es ist auch sehr anstrengend. Aber beim 3. Mal wirds schon!«

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kelpension«, so genannt, weil von der Stadtwohnung aus die Kinder von Gütern des pommerschen Landadels die höhere Schule besuchten. Die Schulkinder saßen etwas verloren unter den Kandidaten. Frau von Kleist, als ältere Dame eine begeisterte Freundin und Schülerin von Bonhoeffer geworden, beließ es meist nicht bei der Predigt, sondern hatte danach noch ihr Privatissimum bei Bonhoeffer, während die Kinder im Garten tobten oder über das Tischtennis herfielen. Maria von Wedemeyer war als Zwölfjährige auch dabei. Bonhoeffer predigte ohne Rhetorik, menschlich eindringlich. Seine Stimme war wie sonst auch. Es waren keine Themapredigten, sondern Homilien, bei denen er möglichst Vers für Vers am Text entlang ging. Nach der Predigt hatte man als Zuhörer Bonhoeffer fast vergessen, aber der Text stand vor einem. Ich erinnere mich besonders an eine Predigt über Johannes 15: der Weinstock und die Reben. Bisher habe ich sie nirgends dokumentiert gefunden. Da war alles so zum Greifen klar – die Verbindung mit Christus, die Kraft, die in die Rebe strömt, und was das Bleiben am Weinstock bedeutet. Besonders eindrucksvoll waren die Abendmahlsgottesdienste am frühen Morgen. Alles war sehr konzentriert. In meiner Erinnerung lag über diesen Abendmahlsfeiern so etwas wie ein österlicher Glanz. Mir fällt auch kein anderes Bild dazu ein, obwohl ich es so kaum zu sagen wage. Auch hier war wohl ein Stück charismatischer Ausstrahlung. Nichts Gewolltes, nichts Eingeübtes – es kam ganz von innen. Die Gottesdienste gehörten zur Mitte der Seminargemeinschaft. Die Beichte. Gottesdienst und Abendmahlsfeier hingen eng zusammen mit der starken Bemühung Bonhoeffers um die persönliche Beichte. Sie war für ihn das Kernstück im Aufbau der Gemeinschaft. Ähnliche Bemühungen bei den Liturgikern und den Berneuchenern waren ihm suspekt. Das war nicht sein Weg. Er selbst übte die persönliche Beichte gegenüber einem der Brüder des Bruderhauses. Bonhoeffer war offenbar hin- und hergerissen zwischen dem Reichtum der Gaben, die in ihm steckten, und der damit einhergehenden Anerkennung, die er erfuhr, und andererseits dem tiefen Einblick in die eigenen Grenzen. Anfechtung und bodenlose Traurigkeit blieben ihm nicht fremd. Für ihn führte kein anderer Weg in die Freiheit der

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Kinder Gottes als Beichte und Absolution. Dies war bei Professoren und Gemeindepfarrern nicht gerade alltäglich. Und auch uns, die wir den Weg der Bekennenden Kirche gingen, war das, worum er hier warb, mehr als fremd. Wir bemühten uns, unter seiner beharrlichen und nachdrücklichen Werbung, um Verständnis und Einübung. Es gelang und es gelang nicht. Das Ringen um die persönliche Beichte blieb immer wieder in den Anfängen stecken. Von einigen Brüdern, die in diesem Bereich »weiter« waren, wurde es gar als ein Maßstab unserer Reife angesehen, ob wir vor der Beichte kapitulierten oder uns einfügten. Das war natürlich ganz unerträglich. Für viele galt sicher: Wir wussten davon, aber wir schafften es nicht. Es wurde zu leicht unter unseren Händen etwas Zwanghaftes. Aber doch haben die meisten von uns auch diesen Stachel mit in ihr Pfarrleben hineingenommen und Gemeindegliedern und kirchlichen Mitarbeitern und nicht zuletzt sich selbst ein Stück weiterhelfen können. Eben nicht nur unverbindliches SichAussprechen, nicht nur seelsorgerliches Gespräch, sondern: Beichte und Absolution in welcher Form auch immer. Finkenwalder Lehrbetrieb Meine eigenen schriftlichen Unterlagen zum Lehrbetrieb sind samt und sonders östlich der Oder im Pfarrhaus Schermeisel geblieben und gegen Ende des Krieges untergegangen. In Erinnerung geblieben sind mir besonders die Vorlesungen und Übungen zur konkreten Ethik bei Paulus, zur Beichte und zu den Kasualien. 7 Die Disputation über die Predigt des Gesetzes bei Paulus mit den Thesen von Gerhard Ebeling ist ziemlich an mir vorübergegangen; es scheint, dass ich dem ganzen Material kaum theologisch gewachsen war und nähergekommen bin. Von den Predigten, Meditationen und Bibelarbeiten habe ich Einzelheiten nicht mehr im Gedächtnis, aber sie haben mich offenbar nachhaltig beeindruckt. Die konzentrierten Lehrveranstaltungen Bonhoeffers und seine Art des Vortragens sind für mich die stabile Mitte der Zeit in Finkenwalde gewesen.

7.

DBW 14, 721–738, 749–755, 738–748.

Frauen waren kein Thema

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Frauen waren kein Thema Finkenwalde stand bei einer nicht ganz wohlmeinenden kirchlichen Öffentlichkeit in dem Ruf: klösterlich, gesetzlich, rigoristisch. Was daran stimmte, war dies, dass das Wort Zucht damals wie heute üblicherweise nicht gerade großgeschrieben wurde, auch nicht in der Kirche. Es erweckt den Verdacht von: katholisch, mönchisch, werkgerecht. Das lag keineswegs in den Intentionen von Bonhoeffer. Zucht stand bei ihm in einem klaren Zusammenhang mit dem Geheimnis der evangelischen Freiheit. Er hatte vor der Eröffnung des Predigerseminars Finkenwalde etliche anglikanische Klöster in England besucht, um zu sehen, was davon sich auf den Aufbau einer deutschen Gemeinschaft junger Theologen und angehender Pfarrer übertragen ließe. Mit Eindrücken vom Leben in klösterlicher Zucht ging Bonhoeffer an sein Finkenwalder Experiment des gemeinsamen Lebens. Persönlich-biographisch hat er sich in dieser Zeit gelöst aus der nach außen unbekannt gebliebenen freundschaftlichen Verbindung zu der Berliner Theologin Elisabeth Zinn, die seit seinem 21. Lebensjahr bestanden hatte. Seine Gedanken beschäftigen sich mit der Nachfolge und der Entleerung der Evangeliumsbotschaft durch »billige Gnade« 8. In dieser Situation begründete er die enge und verbindliche Gemeinschaft des Bruderhauses, dem er eine strengere Observanz auferlegte als den halbjährlich wechselnden Kursteilnehmern. Die jungen Kandidaten witterten hie und da einen asketischen oder mönchischen Zug in der Gesinnung und Frömmigkeit einzelner aus dem Bruderhaus – bei gleichzeitiger Weltoffenheit von Bonhoeffer selbst. Typisch war, dass das Thema Frauen nicht vorkam, obwohl es nahe lag. Keiner der Kandidaten und erst recht keiner im Bruderhaus war schon verheiratet. Aber manche hatten eine mehr oder weniger feste Freundin in der Absicht einer späteren Ehe. Und auch im Bruderhaus waren solche, die auf eine Ehe zusteuerten. Doch über Verlobungen wurde nicht gesprochen und von studentischen Freundinnen schon gar nicht. So etwas wurde in den vielfältigen Aussprachen und Gebeten 8.

DBW 4 (Nachfolge), 29–43 »Die teure Gnade«.

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nicht thematisiert. Es bleibt merkwürdig, dass Bonhoeffer die Fragen des Frauenstudiums, der Theologinnen in der Kirche und eines Pfarramtes für Frauen nicht in den Blick nahm, obgleich wenig später Frauen Pfarrvertretungen in der Kriegszeit wahrnahmen. Bonhoeffer sah es nicht gern, wenn Kandidaten über das Wochenende nach Hause oder gar zu ihrer Freundin fuhren. Unter diesen Umständen tauchte auch kaum eine Freundin in Finkenwalde auf. Es gab einen gewissen Anpassungsdruck, hier nichts falsch zu machen. Ein gelegentliches Ausbrechen von Kandidaten zu öffentlichen Tanzvergnügen wurde beargwöhnt. Meine Freundin Maria hatte also im Rahmen dieser Kommunität keinen Platz und war auch kein Gesprächsthema. Wir konnten uns nur mangelhaft austauschen. So passte mir die zölibatäre Struktur unserer sonst in vieler Hinsicht so erfreulichen Gemeinschaft nicht. Ich konnte nichts Verwerfliches an freundschaftlichen Verbindungen zu Mädchen finden. Ich murrte, und das ließ mich in allem etwas zurückhaltend werden. Während der Seminarzeit, am 5. März 1937, starb ganz plötzlich Marias junger Neffe Klaus, an dem sie sehr hing. Ich wollte ihr nahe sein und zur Beerdigung fahren. Ich weiß noch, wie ich bei Bonhoeffer herumdruckste und um Urlaub bat. Bonhoeffer hat mich selbstverständlich ziehen lassen, aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass er mich in meinem Begehren nicht ganz verstanden hätte. 9 Ich vermag heute nicht mit Sicherheit zu sagen, ob es zu jener Zeit gerade dies gewesen ist, weswegen eine gewisse Distanz blieb – bei aller Verehrung und Dankbarkeit für das, was ich bei Bonhoeffer und durch ihn erfahren und gelernt habe. 9.

Zum Vergleich mit Otto Berendts’ Eindruck: Albrecht Schönherr schrieb aus dem Bruderhaus in Finkenwalde am 20. Februar 1936 an Hilde Enterlein: »Übrigens würde es Bonhoeffer als unverantwortlichen Rigorismus werten, wenn ich Dich schon 3 Tage nach der Hochzeit allein sitzen lassen würde. Entweder sollst Du mitkommen [zur Finkenwalder Freizeit 20.–24. April] oder wir bleiben beide zu Haus. Er ist also garnicht so ein Unmensch, wie Du denkst.« Hilde Enterlein am 22. Februar 1936: »Dass Bonhoeffer so nett über unsre beginnende Ehe denkt, freut mich – ich hätte garnicht gedacht, dass er überhaupt darüber nachdenkt … da muss ich ihm vieles abbitten, was? Jedenfalls freu’ ich mich sehr, dass er uns [am 15. April 1936] traut« (Lass es uns trotzdem …, 157 f).

Finkenwalder Volksmission in Hinterpommern

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Finkenwalder Volksmission in Hinterpommern Zum Seminarkurs gehörte eine Volksmissionsfahrt. Solche Finkenwalder Gemeindeeinsätze hatten ihre bestimmte erprobte Struktur. Immer vier Brüder besuchten eine Gemeinde. Dazu gehörten gemeinsame Vorbereitung, Bibelarbeit und Gebet jeden Tag. Vorgegebene Texte teilten die Vier untereinander auf für die Abendansprachen. Jeden Vormittag fanden zahlreiche Hausbesuche im Dorf oder auch in den Ausbausiedlungen statt. Es wurden Kinder- und Jugendstunden, soweit möglich, Hausandachten und Hausbibelstunden gehalten. Unsererseits geschah das mit einer Unbefangenheit, über die ich heute nur noch kopfschüttelnd staunen kann. Mitglieder des Bruderhauses gingen regelmäßig auf solche Fahrten. Die Volksmission des Predigerseminars hatte sich herausgebildet als Gegengewicht zu pietistischen Evangelisationen »neutraler« Erweckungsprediger, die nicht zur Bekennenden Kirche gehörten und in einer frömmelnden Unverbindlichkeit keine Stellung bezogen zur nationalsozialistischen Ideologie. Bonhoeffer hingegen ging einen strikt auf die Bibel bezogenen Weg. Zugleich sollte das Seminar über die Gutsleute und die Dörfler in den Gemeinden verankert werden. Unterbringung im Gutshaus – pommerscher Adel. Nach meiner Erinnerung verließen wir Finkenwalde, bei Frost und Schnee, im Auto von Bonhoeffer oder Bethge, die beide fuhren. Der Scheibenwischer wurde damals noch von Hand bedient, eine Autoheizung gab es nicht, so dass wir immer wieder anhalten mussten, um die Frontscheibe von außen klar zu bekommen. Mit dabei waren Willi Brandenburg und Johannes Mickley, vielleicht noch Heinz Neumann. Jedenfalls bildeten wir Vier ein Team. In Greifenberg wurde Station gemacht zur Besprechung mit der ganzen Kandidatengruppe, die sich dann aufteilte. Für uns Vier ging es nach Marwitz. Auf dem Gut saß die Familie von der Marwitz. Wir wurden im Gutshaus im Obergeschoss untergebracht. Die Gästezimmer gingen von einem langen Flur ab. Auf dem Dachboden an dem einen Ende des Flures war eine Fülle von Geräten, alten Möbeln, uraltem Hausrat und exotischen Dingen, die ein Familienangehöriger vor Jahren aus Togo oder Kamerun mit-

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gebracht hatte. Durch unser Eindringen geweckt, flog eine riesige Eule auf. In den schlossartigen Wohnräumen war alles eine Nummer zu fein für uns. Der Hausdiener, mit weißen Handschuhen, legte bei Tisch die Speisen vor. Die Gutsherrschaft überbrückte unsere Beklommenheit durch interessiertes Fragen nach unserer Arbeit, nach Finkenwalde, nach Bonhoeffer. Wir standen Rede und Antwort. Dann gab man uns über das Dorf und seine Bewohner Bescheid. Am nächsten Morgen wiederholte sich das Spiel des Servierens, nur etwas lockerer. Der Diener fragte uns nach unseren Wünschen zum Frühstück und bereitete die Speisen hoheits- und würdevoll zu. Die Gutsbesitzer selbst waren schon längst unterwegs. Die Tochter sauste herein; wir hatten sie eben noch, vom Fenster aus, in den Hof reiten sehen, von irgendeiner Verrichtung kommend. Wir waren sprachlos über den Lebensstil, der nicht der unsrige war und uns ohne jede Aufdringlichkeit und Arroganz vorgeführt wurde. Das Gutshaus verbrannte am 15. März 1945. Bibelstunden im Dorf. Am Vormittag lernten wir im Dorf die andere Seite kennen: die niedrigen Bauernhäuser, die meist geschmacklos eingerichtet waren – anders als im alemannischen Raum. Und dann noch eine Stufe tiefer die Kätner und Häusler in ihren kleinen Löchern mit eisblumenüberzogenen Fensterscheiben. Die Kranken und Siechenden unter dicken Federbetten wegen der klirrenden Kälte, die durch alle Ritzen kroch. Wir hielten uns nicht lange bei Vorreden auf. In größter Unbefangenheit fragten wir nach der Bibel im Haus, ließen sie aufschlagen und lesen, erkundigten uns nach der Hausandacht und führten vor, »wie’s gemacht wird«. Die Anwesenden ließen uns gewähren und schauten nur verdutzt drein. Von Missionsdrang beflügelt, machte uns das gar nichts aus. Wir erfuhren im Gespräch von den Problemsituationen bei Müller und Schulze, von den Streitigkeiten und Feindseligkeiten von Nachbar zu Nachbar. Ungehemmt folgten wir, mit unseren 25 Jahren, dem Drang, die Fehden zu schlichten, sehr direkt von Mensch zu Mensch. Die »Dorfhexe«, die Menschen und Vieh besprach, fanden wir in einer urigen Kammer in ihrem mit dicken Kissen vollgestopften Bette liegen. Wir hielten ihr ihre Sünden vor. Sie war von allen verachtet, aber zugleich bei

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allen gefürchtet. Der Aberglaube saß tief im Dorf. Wir kamen mit ihr nicht klar, hatten aber jedenfalls den Versuch einer Bereinigung unternommen. Zu einem Exorzismus reichte es offenbar nicht! Am Abend war der größte Raum der Dorfschule gerappelt voll, die Luft zum Schneiden. Für alle vier Abende war unser Thema: Ich glaube, dass Jesus Christus sei mein Herr. Dies wurde vierfach entfaltet: Jesus Christus, der Heiland der Sünder, der Hirte der Gemeinde, der Herr des Alltags, der Richter der Welt. Jeder von uns Vieren hatte zehn Minuten Redezeit. Choräle, Gebet, Fürbitten. Ein Gespräch fiel meist aus, weil unsere Hörer von uns schlichtweg überfordert waren. Aus unserer Gruppe machte es Johannes Mickley sicher am besten. Er hatte die Gabe der freien und zupackenden Rede in die Situation hinein. Ich selber tat mich schwer damit. Aber die Intention von Bonhoeffer war ja wohl auch, die einzelnen Kandidaten in eine ihnen völlig fremde Situation zu schicken, in der sie erproben konnten, ob sie damit fertig würden – oder eben nicht. Nach einer Woche verließen wir unser Schlachtfeld. Mit dem Pfarrer hatten wir wegen seiner Abwesenheit keine Verbindung bekommen. Aber ich muss leider davon ausgehen, dass wir ihm in unserer Unbekümmertheit und Selbstsicherheit ein geistliches Trümmerfeld hinterlassen haben, mit dem er nach unserer Abreise noch genug zu tun gehabt haben wird. Trotz allem: Wir selbst haben gewiss viel dabei gelernt. In Nachbesprechungen wurde alles aufgearbeitet. Ich denke nicht ungern an diese Episode in Hinterpommern zurück. Wir vier Kandidaten blieben durch die gemeinsamen Erfahrungen und alles dabei Erlebte auch über Finkenwalde hinaus miteinander verbunden. Freie Zeit mit Bonhoeffer Bonhoeffer sah uns nicht gerne müßig herumsitzen. Er selbst war ein Meister der Geselligkeit und gemeinsamer Beschäftigung auf vielen Gebieten. Wo er dies gelernt hatte, weiß ich nicht. Vielleicht schon in der achtköpfigen Geschwisterschar im Grunewaldhaus der Eltern. Es war ein ausgesprochenes Vergnügen, seinem eleganten

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Tischtennisspiel mit Eberhard Bethge zuzusehen. Manchmal konnte der Spielteufel mit ihm durchgehen. Er war kein schlechter Verlierer, aber lieber ein sportlicher Gewinner. Zu diesem sportlichen Ehrgeiz stand er ungescheut. An den Sonntagnachmittagen oder auch sonst wurde gern und viel Musik gemacht. Bonhoeffer selbst – oder andere – spielten am Flügel. In unserem Kurs spielte besonders Gerhard Ebeling auf hohem Niveau. Oder es wurde zusammen musiziert. Auch die literarische Seite kam nicht zu kurz. Bonhoeffer legte uns Stifter ans Herz, den er besonders liebte. Wenn vorgelesen wurde, bevorzugte Bonhoeffer Märchen, mit ihren tiefen Inhalten an Volksreligion und Volksweisheit. Gern wurden gemeinsame Wanderungen unternommen. Gelegentlich gab es Einladungen zu Frau von Kleist-Retzow in ihre Stadtwohnung in Stettin. Ein unauffällig erreichter Nebeneffekt war dabei wohl auch, dass den Kandidaten, die aus sehr verschiedenen sozialen Schichten kamen, etwas Benimm vermittelt wurde. Immer war Bonhoeffer darauf bedacht, Möglichkeiten der Gemeinsamkeit für seine Kandidaten herauszufinden, damit durch gemeinsam Erlebtes dem Rückzug des einzelnen in die Isolation gewehrt wurde. Die Kandidaten Ehe wir über das Winterhalbjahr 1936/37 zum vierten Kurs zusammenwuchsen, waren wir ein sehr zufällig zusammengewürfelter Haufen quicklebendiger junger Leute. Wir stammten aus unterschiedlichen Gebieten Deutschlands. Die meisten kamen aus bürgerlichen Verhältnissen, aus Pfarrhäusern, Lehrerund Beamtenfamilien. Kaum einer kam aus einer Arbeiterfamilie. Von der damaligen Sozialdemokratie war kaum einer geprägt. Aus dem vierten Kurs des Seminars erinnere ich mich an niemand, der dem Nationalsozialismus nahegestanden hätte. Wie immer bei solcher intellektuell angesiedelten Gemeinschaft waren die verschiedensten Geister, Gaben und Temperamente versammelt. Besonders ragte Gerhard Ebeling heraus, der durch sein Eigengewicht und seine beginnende wissenschaftlich-theologische Kompetenz beeindruckte. Er war der wissenschaftlich

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wohl bedeutendste Kursteilnehmer. Bonhoeffer hat das schnell erkannt und beim widerstrebenden Bruderrat durchgesetzt, dass diese Begabung gefördert wurde. Dann waren da die immer diskussionsbereiten, polemischherausfordernden, theologisch-intellektuell argumentierenden Streithähne, die das Feld belebten. Und weiter die Pragmatiker, die über das Predigerseminar hinaus vor allem an das künftige Gemeindepfarramt dachten und die Gelegenheit des Predigerseminars vor allen Dingen zum Auftanken nutzen wollten. Zu ihnen möchte ich mich rechnen. Und endlich die ganz wenigen Unterbelichteten, wohl nur ein oder zwei, bei denen nicht klar wurde, ob sie in diesem Seminar am rechten Platz waren und worauf sie hinauswollten. In dieser Kandidatengemeinschaft brachen zu keinem Zeitpunkt irgendwelche störenden Intrigen oder Streitigkeiten aus. Das verbot sich in Anwesenheit von Bonhoeffer einfach von selbst. Etliche aus dem vierten Kurs, soweit sie den Krieg überlebten, haben nachher in der Kirche leitende Ämter übernommen oder sind sonst als Gemeindepastoren oder Hochschullehrer, wie Ebeling, öffentlich hervorgetreten. Das Bruderhaus Die Kandidaten wechselten mit jedem Halbjahreskurs, während eine Stammbesatzung in Finkenwalde blieb: das in das Predigerseminar integrierte Bruderhaus. Es war zwar kein Haus für sich, jedoch eine separate Gruppe. Anfangs, im zweiten Kurs 1935/36, war es ein Zusammenschluss aus dem Kreis von Schülern und Weggenossen, die zum Teil schon in ihrer Berliner Universitätszeit von Bonhoeffers Persönlichkeit angerührt worden waren. Andere – wie Eberhard Bethge 1935 – waren Seminarteilnehmer gewesen. Sie bildeten im Haus eine Sondergemeinschaft des Lebens und des Arbeitens an Aufgaben, die auf sie zukamen. Es war ein Experiment, ein Versuch, ohne festgelegte Regeln und Statuten ein Modell zu entwickeln, wie eine kleine Gruppe auf Zeit zu einer Kommunität auf spiritueller Grundlage zusammenwachsen kann. Ein Stamm von – durchweg sieben, im Höchstfall zehn – Brüdern, der »die innere Kontinuität der gefundenen Bruderschaft

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wahrte«, wie einmal gesagt wurde. 10 Vieles in der Zuordnung blieb ganz locker und offen. Bonhoeffer legte selbst viel Wert auf das Wachsen und Werden. Die als Kursteilnehmer hinzukommenden Brüder sollten sich von der schon bestehenden Bruderhaus-Gemeinschaft aufgenommen und angenommen fühlen. Der Teufel steckte hier im Detail. Die Bruderhäusler hatten Heimvorteil und ein Insider-Wissen, das den Neuankömmlingen fehlte. Darüber konnte es schon einmal Verärgerung oder Missverständnisse geben, weil sie von den Uneingeweihten als eine Art Hüter einer Arkandisziplin empfunden wurden. Nach meiner Erinnerung gab es am Anfang des Seminarkurses keine ausreichende Information über das Experiment Bruderhaus. Allerdings will ich hinzufügen, dass diese kleine Problematik nicht so im Vordergrund stand, wie es hier den Eindruck erwecken könnte. Ich wollte nur diese Facette von Finkenwalde mit einbeziehen. Zum Bruderhaus hat ja auch Bonhoeffer selbst gehört. Einige andere Bruderhäusler waren den Kandidaten durch tägliches Zusammensein vertraut. Andere erschlossen sich nicht so oder waren auf Grund von Außenaufträgen – wie etwa in der Volksmission – länger abwesend. Die Brüder im Bruderhaus. Wer waren die Bruderhäusler? Da war vor allem Wilhelm Rott, der Reformierte aus der rheinischen Bekennenden Kirche, dem Lutheraner Bonhoeffer als Studieninspektor zur Seite gestellt. Rott hatte keine leichte Aufgabe und war gleichzeitig ein Mann, der überhaupt nicht in die eigene Tasche arbeitete. Er hat sich durch seine Unaufdringlichkeit, Bescheidenheit und sein immenses Wissen bei den Kandidaten voll durchgesetzt und wurde in seinem Anderssein von Bonhoeffer fair akzeptiert. Die Rolle als zuverlässiger Hausvater und »Mädchen für alles« für den ganzen Kurs spielte Fritz Onnasch. Ein Mann des klaren Wortes, ganz nüchtern und ganz treu. Für mich einer der Besten des Bruderhauses inmitten aller theologischen Schwingungen und Schwankungen, obwohl wir kaum persönliche Berührungen hatten. Als letzter sei Eberhard Bethge genannt. Er hatte eine von 10. Bonhoeffer am 6. 9. 1935 im Antrag auf Einrichtung des Bruderhauses, DBW 14, 780.

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allen akzeptierte Sonderstellung als Intimus Bonhoeffers. Nachdem er, der Pfarrerssohn vom Lande aus der Magdeburger Gegend, in den ersten Predigerseminarkurs Sommer 1935 eingewiesen worden war, muss alles sehr schnell gegangen sein. Es ist verständlich, dass Bethge sich in seiner 1967 fertiggestellten großen Bonhoeffer-Biographie eher nur zwischen den Zeilen über dieses Kennenlernen äußert. So bleibt fast unerkennbar verhüllt, dass Bethge der Bruder war, bei dem Bonhoeffer beichtete. 11 Die Finkenwalder Rundbriefe als Spiegel der Gemeinschaft 12 Die Finkenwalder Rundbriefe und die aus der Zeit nach der polizeilichen Schließung von Finkenwalde stammenden sogenannten »persönlichen« – weil Vervielfältigungen zu verschicken inzwischen verboten worden war – Briefe Bonhoeffers (aus den in Hinterpommern versteckten Sammelvikariaten von 1937 bis 1939 und in der Kriegszeit bis Ende 1942) sind eine aufschlussreiche Quelle für das Verständnis des Finkenwalder Experimentes. Die Diktion der Rundbriefe ist dadurch bestimmt, dass die Verfasser – Albrecht Schönherr, Eberhard Bethge, Karl-Ferdinand Müller, Horst Lekszas und vor allem Dietrich Bonhoeffer selbst –, zusätzlich zum Vermitteln notwendiger Informationen über einander und über die kirchliche Lage, zur Stabilisierung der jungen Brüder beitragen wollten. Diese waren nach dem Abschluss der illegalen Ausbildung im Predigerseminar allein, in schwierigen, oft einsamen Einzelposten irgendwo in Gemeinden auf dem Lande, in abgelegenen Dörfern oder in kleinen Bezirksstädten, oder gar im Gefängnis und später im Kriegseinsatz. Die in Gemeinden eingesetzten Brüder standen oft mit dem Rücken zur Wand. Der freie Informationsfluss war durch Zensur und Zeitungsmanipulation stark eingeschränkt. Sie brauch11. DB 574. 12. Dieser Abschnitt beruht zum Teil auf dem im ibg Bonhoeffer Rundbrief Nummer 67 März 2002 (4–11) erschienenen Beitrag »Chancen und Grenzen der Zeitzeugenschaft«.

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ten daher die Stärkung, Tröstung, Ermahnung und die Ermunterung zur Gemeinschaft mit Besuch und Gegenbesuch. Das mutuum colloquium et consolatio fratrum (Schmalkaldische Artikel) stand obenan. An wechselseitiger Aussprache und Tröstung der Brüder 13 haben Dietrich Bonhoeffer und in seinen Spuren die Bruderhäusler und andere es nicht fehlen lassen. Noch beim Lesen im Abstand von sechzig Jahren legt sich der Gedanke nahe, dass sich Dietrich Bonhoeffer und seine Mannschaft durchaus nicht immer sicher waren, ob die Empfänger der Briefe die Kraft haben würden, in schwierigen Lagen und ganz auf sich gestellt durchzuhalten. Das Gespenst der Legalisierung ging um und war eine nicht geringe Verlockung. Mancher der angehenden Pastoren ist, »um Schlimmeres zu verhüten«, den Weg der Legalisierung gegangen: Übernahme einer legalen Pfarrstelle durch Unterordnung unter ein von den Deutschen Christen bestimmtes Kirchenamt oder eine »neutrale« Leitung, vielleicht Wiederholung des für illegal erklärten Examens oder Unterschreiben eines sogenannten Reverses, und ähnliche Formalitäten mehr. Damit war der Bruch mit der Bekennenden Kirche vollzogen. Es war jedes Mal ein großer Schmerz für Dietrich Bonhoeffer und alle Beteiligten. Die diesen Weg gingen, wurden nicht verstoßen, es wurde für sie gebetet, kein Anathema ausgesprochen. Aber sie hatten sich getrennt. Demgegenüber ermutigten Dietrich Bonhoeffer und die anderen Rundbriefverfasser immer wieder neu zum Bleiben in der Gemeinschaft auf dem eingeschlagenen, gemeinsam als geboten erkannten Weg der Bekennenden Kirche. Sie betonten die Kraft des Gebetes für einander, die Notwendigkeit gegenseitiger Besuche und des Zusammenkommens auf Freizeiten, und zuerst und zuletzt das Lesen der Bibel und die tägliche Schriftmeditation, festgemacht an den für alle gleich ausgesuchten Texten, die in den Briefen mitgeteilt wurden. Diese Meditationstexte waren ein großer Ansporn, die Meditation auch abseits von Finkenwalde unter den ganz anderen Umständen einer Pfarrhaussituation auf dem Land oder sonst irgendwo wahrzunehmen, im Krieg sogar als Soldat an der 13. Deutsche Wiedergabe des lateinischen Ausdrucks in Luthers Schmalkaldischen Artikeln von 1537, Abschnitt »Vom Evangelio« (BSLK 449).

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Front. Der brüderlichen Stärkung diente auch alles beigefügte Material – Exegesen, Predigtmeditationen, Predigtentwürfe, Aufrufe und dergleichen –, das Hilfe für die Arbeit in der Gemeinde und den sonntäglichen Predigtdienst bot. Die feste Rückkoppelung der Ehemaligen an die in den Kursen gewachsene Bruderschaft geschah durch die dringende, ja geradezu zwingende Einladung zu den Freizeiten – sie wurden regelrecht als »Dienst« bezeichnet –, aber auch durch die Anregung, Volksmission in der eigenen Gemeinde zu erbitten oder an Volksmissionen in anderen Gemeinden teilzunehmen, und schließlich durch die Aufforderung zum Übersenden gehaltener Predigten an Bonhoeffer oder andere Brüder als Anhalt für kritisches Mitdenken. Alle diese konkreten Verhaltensvorschläge waren keine frommen Wünsche, sondern geradezu essentials, wesentliche Dinge, die unter keinen Umständen aufgegeben werden durften. Sie ziehen sich mit einer fast methodistischen Monotonie durch Brief um Brief. Diese essentials stammen ausnahmslos aus Geist und Herz von Dietrich Bonhoeffer selbst, aus seiner theologischen Reflexion über die Nachfolge Christi und die communio sanctorum, die »Gemeinschaft der Heiligen«. Sie entspringen wahrscheinlich schon Erfahrungen, die Bonhoeffer 1930/31 am Union Theological Seminary in New York und im März 1935 in England bei dem Besuch anglikanischer Klöster gewonnen hatte. Dabei ist seine spirituelle Überzeugungskraft so stark gewesen, dass Weggenossen innerhalb weniger Monate oder Jahre die Ansprüche so aufnahmen, verarbeiteten und verinnerlichten, als seien es genuin eigene Erkenntnisse. Das war keineswegs primitive Nachbeterei, sondern geschah in aller Frische und Natürlichkeit und mit einem fröhlichen Selbstbewusstsein. Es fehlte ganz das nervös-kritische Hinterfragen einer späteren Generation. Vielmehr war es Aufbruchstimmung, aber eben in ganz anderer Freiheit als die aufhetzende, verwirrende und betäubende Aufbruchstimmung der von Hitler geführten nationalsozialistischen Revolution. Bonhoeffer wollte entsprechend seiner Führerkritik im Rundfunkvortrag am 1. Februar 1933 14 alles andere als ein solcher Führer sein. Er verstand sich als Bruder unter Brüdern. 14. DBW 12, 242–260.

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Aber eben als solcher war er doch von seinem Charisma her eher Abt oder Bischof unter diesen Brüdern (obwohl solche Bezeichnungen als ihm völlig unangemessen scheinend außerhalb seiner Gedankenwelt gelegen hätten!). Seine innere Autorität war so klar, dass jede kumpelhafte Beziehung zu ihm sich von selbst verbot. Wenn einmal – fast ironisch – vom »Herrn Direktor« oder dem »Chef« die Rede war, so drückte das sowohl den Respekt vor ihm aus wie auch die Überzeugung, dass der Respekt eher dem Bruder als dem Seminardirektor galt. Darüber wurde auch nie geredet. Die Frage eines Titels war sowieso kein Thema. Im Kirchenkampf nach 1933 konnte man in die Gefahr geraten, im Schwarz-Weiß-Schema zu denken. Aber der Rückgriff auf die Bibel, das Gebet für die Brüder und mit den Brüdern und nicht zuletzt die Klarheit von Bonhoeffers Haltung half dazu, sich nicht vordergründig zu verrennen. Man muss bei allem auch im Auge behalten, wie verschieden die Biographien der Finkenwalder Kandidaten vor ihrer Seminarzeit gewesen sind und was für ein innerer Reifungsprozess es war, das Konzept von Finkenwalde für sich in innerer Freiheit zu akzeptieren. Ohne die Beflügelung durch die Vollmacht Bonhoeffers wäre das nicht möglich gewesen. Auch bei kritischem Umgang mit seinen Ansprüchen und manchmal innerem Widerstand gegenüber dem gelegentlich stark werdenden Methodismus konnte die doch zeitlich knapp bemessene Seminarzeit zu einem Gemeinschaftserlebnis besonderer Art werden. Man kann sich heute nur wundern über die Direktheit der Anrede und Inanspruchnahme anderer Kandidaten des Seminars durch die Briefschreiber. Besonders die Finkenwalder Rundbriefe der ersten Jahre sind in der Diktion sehr natürlich und geradeheraus, auch gewürzt mit humorvollen und sogar etwas frechen Bemerkungen. Durchweg sind die Briefe ohne jede Steifheit oder religiöse Bemühtheit geschrieben. Die Schreiber flechten launige, auch übermütige Einzelheiten ein und stellen vielerlei konkrete Bezüge zum Alltag her, die erkennen lassen: Finkenwalde war alles andere als ein Ort klösterlicher Abgeschiedenheit, Einförmigkeit und Korrektheit. Eine Fülle von in sich unterschiedlichen Elementen traf in Finkenwalde zusammen: das exakte theologische Studium, die Reflexion des bisher in der Gemeindearbeit Versuchten, die

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Meditation, das Gebet, die Schriftlesung, das Schweigen, das Singen, die Gottesdienste und Abendmahlsfeiern, die gemeinsamen Andachten mit Bonhoeffers freiem Gebet, das Musizieren, das Essen und Trinken, das Tischtennis, die Spaziergänge in der Buchheide, die Kaffeetafel im Waldrestaurant, die Märchen am Sonntag Nachmittag, der Hinweis auf Stifter und andere eher stille Schriftsteller, die Stunden in Ruth von KleistRetzows »Enkelpension« in Stettin, die Volksmissionsfahrten – um nur an einiges zu erinnern. Briefstil und Briefinhalte der Mitarbeiter und Bonhoeffers selbst sind deutlich verschieden. In die ersten Finkenwalder Rundbriefe fließen die freundschaftlichen Verbindungen schon aus der Zeit des Berliner Bonhoefferkreises mit ein. Danach rücken Informationen in den Vordergrund. Dietrich Bonhoeffer gibt solche Informationen auch, besonders im zehnten Finkenwalder Rundbrief, den er allein geschrieben hat. Das lässt bei den sogenannten persönlichen Briefen ab 1937 nach. Seine Briefe werden mehr und mehr geprägt von Inhalten, die ihn im Zusammenhang mit Theologie, Glauben und Kirche beschäftigen. Diese Gedanken will er weitergeben. Die innere Situation verschob sich in der Zeit der Kriegsvorbereitungen Hitlers und dann mit dem Kriegsausbruch im September 1939. Das Ereignis des Krieges trieb auf eine totale Fremdbestimmung aller Betroffenen hin, eben auch der als Soldaten eingezogenen ehemaligen Kandidaten. Das war ein Angriff auf das gemeinsame Leben, ob nun unter einem Dach oder in weitem räumlichem Abstand voneinander. Nun versucht Bonhoeffer Hilfen zu geben, um seinen Brüdern die innere Freiheit zu bewahren. Dabei entwickelt er ganz existentiell seine Schau der letzten und der vorletzten Dinge – bis dahin, dass die Parusieerwartung aufblitzt. Bonhoeffer hat im Mai 1937 einmal betont und beschwörend das Wort »beschleunigen« gebraucht (die Wiederkunft Christi »erwarten und beschleunigen«, 2. Petrusbrief 3,12). 1939 kommt Sterben und Tod von nahezu dreißig seiner Seminaristen und Freunde hinzu, die in kürzestem Zeitraum fallen. Bonhoeffer formuliert Sätze über den äußeren und den inneren Tod. Tiefster Schmerz, bittere Betroffenheit, Liebe und Dankbarkeit prägen seine Sätze. In Kurzabrissen zeichnet er Lebensbilder und gibt Charakterisierungen der frühvollendeten Brüder. Wer sie noch persönlich

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gekannt hat, kann ermessen, wie genau er oft mit diesen Nachrufen ins Schwarze traf. Er hat ihnen Denkmäler gesetzt über den Tag hinaus, auch wenn die Zeit inzwischen darüber hinweggegangen ist. Bonhoeffer schreibt spontan, aus eigener Kenntnis und mit psychologischer Einfühlung, was ihn für jeden einzelnen bewegt. Er war seinen Kandidaten, die er genau beobachtete, vom Herzen nah. Die Finkenwalder Rundbriefe wurden – wie mir als Empfänger noch heute bewusst ist – sehr erwartet und als Quelle der Information und der inneren Stärkung aufgenommen. Die beigefügten Meditationstexte sowie auch die verschiedenen Beilagen spielten dabei eine wichtige Rolle. Sie wurden von den Empfängern vielfach gesammelt und aufbewahrt, sind aber über Kriegswirren, Zusammenbruch und Nachkriegszeit weitgehend verloren gegangen. Während meiner Zeit in Finkenwalde war Dietrich Bonhoeffer längst noch nicht am Ziel. Der aktive Eintritt in den konspirativen Widerstand erfolgte erst, nachdem die Sammelvikariate im Frühjahr 1940 an ihr Ende gekommen waren. Das Erleben mit Maria von Wedemeyer – und der Gefängnis-Briefwechsel zwischen den beiden von 1943 an 15 – stand noch aus. Die Tegeler theologischen Briefe an Eberhard Bethge begannen erst 1944 16. Aber die Zeit in Finkenwalde und die Botschaften jener persönlichen Briefe an die Ehemaligen bis November 1942 wurden durch das, was noch kam, nicht überholt und nicht ausgelöscht; sie sind vielmehr die Grundlage für das Kommende. Die Gültigkeit jeder Lebensphase in ihrer Relation zur vorangegangenen und nachfolgenden bleibt bestehen. Keine sollte gegen eine andere ausgespielt werden. Der ganze Mensch Dietrich Bonhoeffer ist mehr als jede Teilphase seines Lebens für sich. Vor mir steht die große Lauterkeit und Gediegenheit, die umwerfende Einfachheit, mit der Bonhoeffer seine Sache vertrat. Aber auch die Heftigkeit und Emotion, die zum Ausbruch 15. Brautbriefe Zelle 92. Dietrich Bonhoeffer – Maria von Wedemeyer 1943– 1945. Herausgegeben von Ruth-Alice von Bismarck und Ulrich Kabitz. Mit einem Nachwort von Eberhard Bethge. München: C. H. Beck, 1992 (und öfter). 16. DBW 8 (Widerstand und Ergebung), besonders ab 30. 4. 1944, 401 ff.

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kommen konnte. Es ging mir in Finkenwalde ähnlich wie bei meinem Studium im Wintersemester 1932 bei Karl Barth in Bonn: Ich machte die Erfahrung, dass die Schüler so dicht um den Meister geschart waren, dass ich mich selber manchmal nicht ganz zugehörig fühlte und diese Sperre auch nicht zu durchbrechen vermochte. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass nach der für mich so schönen und reichen Finkenwalder Zeit die Bande sich sehr bald wieder lockerten, wozu allerdings auch die nachfolgenden Beanspruchungen und Verantwortungen erheblich mitwirkten. Eine Menge ist jedoch geblieben von diesem halben Jahr unter einem Dach: Ein neuer Zugang zur Bibel und zum Gesangbuch, im selbstverständlichen Umgang damit. Anders als auf der Universität, wo dies nicht vermittelt wurde. Nicht einmal bei Karl Barth, weil bei ihm der praktizierte Umgang mit der Bibel fehlte und keine Anleitung dazu gegeben wurde. Ein anderes Verhältnis zum Gebet, als ich es bisher hatte. Bonhoeffers einfache und überzeugende Art des freien Betens mit uns ohne jegliche frömmelnde Gestik. Ein neues Unterscheidungsvermögen für den Verlauf des damaligen Kirchenkampfes mit seiner manchmal etwas rustikalen Kirchenpolitik. Die Erfahrungen der Hintergründe bei allen Vordergrundgefechten. Dass Widerstand nicht heißt: Mit dem Kopf durch die Wand gehen, sondern die besonnene Tat, das Tun des Gerechten unter Abwägung aller Möglichkeiten. Bonhoeffers Diktum: Nichts ist so gewiss wie die Auferstehung, nicht einmal der eigene Tod. Hilfsprediger in Sachsenhausen/Oranienburg Im Anschluss an das Predigerseminar Finkenwalde bekam ich von der Kandidatenabteilung des Bruderrates Berlin-Brandenburg die Einweisung als Prädikant in den Pfarrsprengel Sachsenhausen, Kirchenkreis Oranienburg. Ich unterstand dabei Pfarrer Kurt Scharf, war dort wieder nur ein gutes halbes Jahr. Da mein Status durch meine Beteiligung am Predigerseminar Finkenwalde ohnehin illegal war, wurde ich von dem offiziellen Superintendenten nicht anerkannt. Bei meinem ersten

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und einzigen Besuch stellte er mich sofort zur Rede und eröffnete mir: »Sie kommen mir hier nicht auf die Kanzel. Wenn Sie es versuchen, werde ich einen Kordon SA um die Kanzel stellen!« Im Unterschied zu Friedenau und Brandenburg war ich in Oranienburg in einer reinen Notgemeinde der Bekennenden Kirche ohne jeglichen Zusammenhang mit der örtlichen Kirchengemeinde, ihren Mitarbeitern und ihren Räumlichkeiten. Oranienburg war eine kleine Stadt vor den Toren Berlins mit damals circa 35 000 Einwohnern. Ein Laie hatte die Notgemeinde begründet und bisher betreut. Die ersten Gottesdienste fanden in einem leeren Fabriksaal statt. Als dies polizeilich verboten wurde, hielt ich die sonntäglichen Gottesdienste im geräumigen Haus eines Bäckermeister-Ehepaares. Aber durch die große Teilnehmerzahl war doch alles sehr beengt. Die für die Bekennende Kirche gesammelten Kollekten von mehreren hundert Reichsmark jeden Sonntag waren erstaunlich. In der Woche hielt ich Hausbibelstunden und besuchte Familie für Familie. Amtshandlungen gab es nur wenige, meist Beerdigungen. Für alles andere waren mir ja die offiziellen Räume verschlossen. Pfarrer Scharf gehörte schon sehr früh zum Pfarrernotbund Martin Niemöllers und ragte mit seinen Leitungsgaben und seiner Persönlichkeit bald aus der Reihe der Gleichgesinnten hervor. Vor allem entwickelte er ein unerhörtes Verhandlungsgeschick gegenüber den NS-Behörden und Polizeiorganen. Im Polizeipräsidium ging er ein und aus, kannte die Gestapo-Leute, kümmerte sich bei Verhaftungen und sogenannter Schutzhaft um die Betroffenen und war an den Brennpunkten immer sofort zur Stelle. Sein Leitspruch war: suaviter in modo, fortiter in re 17 – flexibel in der Art und Weise, aber fest in der Sache. Ab 1935 war er der Präses der Bekennenden Kirche der Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Der seit Juni 1933 kaltgestellte Generalsuperintendent der Kurmark Otto Dibelius, ebenfalls Mitglied der Bekennenden Kirche, erkannte Scharfs Fähigkeiten voll an und ließ ihn gewähren. Auch wegen eigener Verhaf-

17. Diese Sentenz stammt von dem General des Jesuiten-Ordens Claudio Aquaviva (1543–1615), Industriae ad curandos animae morbos 2,4.

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tungen und Gefängnisaufenthalte war Scharf je länger desto mehr viel abwesend. So konnte er der Gemeindearbeit nicht so nachkommen, wie er sich selber wünschte. Er kehrte oft erst am Abend von irgendeinem Dienst zurück. Aber dann war der Tag für ihn nicht zu Ende. Bei einer guten Flasche Wein blieben wir bis in die Nächte zusammen, arbeiteten etwas auf, scherzten und lachten, besprachen die guten und bösen Ereignisse und schmiedeten neue Pläne. Gegenüber Finkenwalde war es wieder eine ganz neue Art des Umgangs, und beides schien mir sein Recht zu haben. An diesen Sommerabenden und Nächten im Pfarrgarten von Sachsenhausen fühlten wir uns frei von allen Gestapobespitzelungen und konnten offen von der Leber weg miteinander reden. Taufen im KZ Sachsenhausen. Unweit vom Ortsteil Sachsenhausen war das Konzentrationslager. In diesem Jahr 1937 wusste jeder davon. Aber keiner wusste etwas Genaues. Das Lager war total abgeschirmt. Man konnte nicht heran und auch nichts davon sehen. Gelegentlich passierte es, dass die Ehefrauen der Wachmannschaften auf irgendeinem Umweg eine Verbindung mit dem Pfarramt aufnahmen und ihre Kinder taufen lassen wollten, während die Männer, die meist schon einen Dienstgrad hatten, irgendwohin abkommandiert waren. Dann kam man schon einmal bis an die Wohneinheiten am Lagerrand heran. Vielleicht mögen in Einzelfällen sogar die Männer informiert gewesen sein, und ihre Abwesenheit war aus Tarnungsgründen vorgeschoben. In jener Zeit sind Informationen über Grausamkeiten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach meinem Wissen nicht nach außen gedrungen. Meine Frau Maria hat damals aus dem KZ eine Postkarte von Martin Niemöller erhalten als Antwort auf einen Gruß von ihr. Es ist heute kaum zu glauben, dass man damals so dicht am Lager nicht gewusst hat, was sich drinnen konkret abspielte. Aber in der Diktatur war totale Abschirmung möglich, zumal ja in der gelenkten Presse nicht ein einziges Wort darüber erscheinen konnte. Überwachte Bibelstunden. Eine Geschichte sei noch erwähnt, die ein Licht darauf wirft, in welche Situationen man in ganz harmlosen Zusammenhängen kommen konnte, wie das eben nur in einer Diktatur möglich ist, die alles überwachen will.

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Ich war mit dem Rad zu einer Abendbibelstunde in das Siedlungsdorf Schmachtenhagen gefahren. Sie war in einem ländlichen Privathaus angesetzt, weil uns kein anderer Raum zur Verfügung stand. Während wir noch den Bibeltext lesen, hält draußen ein Motorrad auf dem Grundstück. Ein etwas martialisch dreinschauender Polizist kommt herein und fragt nach unserem Tun. Ich erkläre es ihm, drücke ihm eine Bibel in die Hand und bemerke dazu, dass wir den Text gerade reihum lesen. Ich merke, er fühlt sich nicht ganz wohl in seiner Haut, bleibt aber ruhig dabei. Am Schluss fährt er wieder etwas verlegen davon. Er hat seine Pflicht erfüllt. Wie mag er wohl seinen Polizeibericht abgefasst haben? In Oranienburg konnte ich nur wenig ausrichten. Die Situation einer reinen Notgemeinde der Bekennenden Kirche völlig außerhalb der volkskirchlichen Ortsgemeinde und ohne einen legalen Pfarrer aus der Zeit noch vor dem Kirchenkampf war ungleich schwerer, als wenn sie in eine Ortsgemeinde eingebettet war, noch in gewissem Umfang Pfarrhaus, Gemeindehaus und Kirche mitbenutzen konnte und die Amtshandlungen in diesem Rahmen und in diesen Räumen vollzogen werden konnten. Von hier aus wurde mir klar, wie schwer das Unternehmen Bekennende Kirche nach einem von Hitler gewonnenen Krieg würde fortzuführen sein. Trotzdem sah ich – besonders in der Finkenwalder Zeit – keine andere Wahl, als auf diesem Weg zu bleiben und meine Zugehörigkeit noch zu vertiefen, ohne sagen zu können, worauf dies hinausliefe. Schermeisel (Neumark) Der Bruderrat in Berlin hat mich im November 1937 nach Schermeisel entsandt. Dort sei eine Pfarrstelle vakant. Sie war seit Jahren – aus welchen Gründen auch immer – unbesetzt. Nur vorübergehend waren in den letzten Jahren Hilfsprediger dort. Wenn man jetzt einen illegalen Hilfsprediger, der kurz vor dem Zweiten Examen und der Ordination stand, nach Schermeisel schicken würde und das Pfarrhaus durch ihn besetzen ließe, dann könnte versucht werden, den Illegalen eines Tages in der legalen Pfarrstelle zu etablieren, wenn er sich bewährte

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und von der Gemeinde angenommen würde. Nur mit solchem Trick konnte in der damaligen Lage ein junger illegaler Pastor in eine der anerkannten Pfarrstellen hineingebracht werden. Dazu war es nötig, dass im Berliner Konsistorium, also in der vom Staat als legal betrachteten Kirchenleitung, einige »neutrale« Oberkonsistorialräte oder Superintendenten mitspielten. In dieser Grauzone zwischen neutral und bruderrätlich, legal und illegal spielte sich damals die Kirchenpolitik vielfach ab. Nicht alles war fein säuberlich schwarz–weiß geordnet. Präses Scharf war ein Meister darin, Schlupflöcher zu finden, alle nur möglichen Chancen auszunutzen und Kompromisse zu machen, ohne die Sache der Bekennenden Kirche zu kompromittieren. Auf meinen konkreten Fall bezogen sah das so aus, dass er für mich sogar einen Auftrag des Konsistoriums für den Dienst in der Pfarrstelle Schermeisel erwirkte, neben dem Auftrag des Bruderrates der Bekennenden Kirche. Und das, obwohl man im Konsistorium von meinem Ersten Examen bei der Bekennenden Kirche und meinem Kurs im Predigerseminar Finkenwalde wusste. Man gab sich im Konsistorium der Hoffnung hin, ich würde mich doch noch im Laufe der Zeit legalisieren lassen und vor allem mein Zweites Examen vor dem Konsistorium ablegen. Mit diesem Doppelauftrag ging ich nach Schermeisel und erklärte den Kirchenältesten meine Lage. Der Gemeindekirchenrat war auch ganz einverstanden mit dieser Entwicklung und scherte sich nicht viel um die ungeklärten kirchenrechtlichen Probleme, die noch kommen würden. Der Bruderrat in Berlin wusste auch, dass die nächste Besetzung dieser Pfarrstelle durch Gemeindewahl geschehen würde. So standen die Zeichen relativ günstig. Es galt, in der Dorfgemeinde Fuß zu fassen. Ich meldete mich bei den Kirchenältesten der Gemeinde. Es waren meist größere oder kleinere Bauern oder Handwerker. Für sie war ich seit den ersten Predigten und Amtshandlungen – Examen hin, Examen her – der junge Pastor dieser unbesetzten Pfarrstelle. Als solcher gehörte ich in das leer stehende Pfarrhaus. Alles Weitere würde sich finden. Bett, Schrank, Stuhl und Tisch kamen von den Dachböden der Bauernhäuser. Die Naturalien wie Butter und Brot, Eier und Wurst standen in schöner Regelmäßigkeit vor der Pfarrhaustüre. Für den Mittagstisch wurde ich bei dem neugierigen Gastwirt einquartiert, und zwi-

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schendurch gab es bei den Besuchen in den Häusern mehr zu essen und zu trinken, als ich verkraften konnte. Bei meiner Anmeldung im Büro vom Bürgermeister will dieser gleich wissen, wie lange ich zu bleiben gedenke. Ich drücke mich wolkig aus. Er trägt das Parteiabzeichen vor sich her. Ein Opportunist, wie er im Buche steht. Er lobt die gute Verbindung mit den beiden Pastoren vor mir. Ärger könne er nicht gebrauchen. Alles sei schon schwer genug. Dann erhebt sich der vierschrötige Mann: Heil Hitler. Meine Antwort: Auf Wiedersehen, Herr Bürgermeister. Damit waren die Fronten abgesteckt. Die Lehrer in der Schule bleiben hochmütig, misstrauisch und im Abstand. Die Schule liegt gegenüber dem Pfarrhaus. Wir müssen uns täglich sehen. Bald gibt der Junglehrer seinen Platz auf der Orgelbank im Gottesdienst auf. Er beruft sich auf die Trennung von Kirche und Schule. Ebenso weigert er sich, bei Beerdigungen weiterhin das große Tragekreuz vor dem Leichenzug bis auf den Friedhof vor dem Sarg herzutragen. Bei den Dorfbewohnern bringt beides Minuspunkte für die Partei. Schnell findet sich der Gutsinspektor für die Orgel und bleibt bis zum Zusammenbruch 1945. Und für die älteren Konfirmanden ist es jetzt eine Ehre, das Kreuz zu tragen. Das Filialdorf Grochow in der Nachbarschaft zwei Kilometer östlich steht unter der Diktatur des Lehrers und wutschnaubenden Parteigenossen. Seine Bibel ist die judenfeindliche Hetzzeitung »Der Stürmer«. Das Alte Testament gilt ihm schlichtweg als das Judenbuch. Schon beim ersten Besuch scheitert jeder Versuch eines rationalen Gesprächs mit ihm an seinen maßlosen Wutausbrüchen. Eine Verständigung ist nicht möglich. Der Briefträger macht gleich einen offenen, fröhlichen Eindruck und erzählt frisch drauflos, was für mich wichtig ist. Er wird zur absoluten Vertrauensperson für mich – sehr wichtig wegen der Posteingänge (auf diesem einsamen Posten sind die Finkenwalder Rundbriefe eine besondere Stärkung) – und ist eine Säule des Männerkreises. Die Kirchenältesten sind durchweg zugänglich, nur einige ängstliche Gesichter sind darunter. Die Parteileute kommen gar nicht erst. »Kristallnacht« im Dorf. Es war sicher nicht alltäglich, dass an der Hauptstraße in der Mitte des Dorfes eine Synagoge

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stand, etwa in der Größe einer sehr kleinen Dorfkirche, aus alten Feldsteinen und Ziegelsteinen aufgemauert. Ich habe sie immer nur geschlossen und nie in Benutzung gesehen, sah auch nie einen Rabbiner im Dorf. Aber sie stand sicher als ein historisches Monument dafür, dass es früher eine rege jüdische Gemeinde gegeben hatte, gewiss auch mit Juden aus den Nachbardörfern. In der »Reichskristallnacht« vom 9. auf den 10. November 1938 brannte auch diese Synagoge, unter Aufsicht der Feuerwehr und des Gendarmen, die aber doch dafür Sorge trugen, dass nicht allzu viel vernichtet wurde. Ich selber habe das am nächsten Tag erfahren. Den Brand hätte ich wohl kaum verhindern können. Die jüdischen Mitbürger wurden danach in Schutzhaft abgeholt. Mein Einspruch nützte nichts. Aber ich besuchte die betroffenen Familien, aus denen ich auch Kinder im Unterricht hatte. Das Dorf war wie erstarrt. Was würde noch passieren? Das illegale Zweite Theologische Examen. Schon wenige Wochen nach meinem Anfang in Schermeisel 1937 musste ich nach Berlin, weil das Zweite Examen vor der Tür stand. Das Hin und Her machte ich lieber mit meinem NSU-Motorrad, weil ich dann unabhängiger war. Die am 2. Dezember 1935 erlassene Fünfte Durchführungsverordnung zum »Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche« vom 24. September 1935 hatte die Ausbildung, die Prüfungen und die Ordinationen von Theologen sowie die Besetzung von Pfarrstellen durch die Organe der Bekennenden Kirche ganz offiziell verboten. Ende September 1937 war das Predigerseminar Finkenwalde polizeilich geschlossen worden. Im November 1937 waren 27 ehemalige Finkenwalder Kandidaten in Haft. Mein Examen begann in der ersten Dezemberhälfte und ging bis zum 15. Dezember. Aus Tarnungsgründen fand es nicht wie bisher in den Räumen des Superintendenten in Spandau statt. Wir Kandidaten wurden vielmehr in das Gemeindehaus in Schlachtensee bestellt. Mitten in der mündlichen Prüfung kam die Information, dass die Gestapo uns ausheben wolle. Die Prüfung wurde sofort unterbrochen. Wir wechselten das Quartier und fuhren auf getrennten Wegen und zum Teil mit dem Fahrrad in andere Gemeinderäume in Berlin-Mit-

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te. Dort konnte die Prüfung ungestört fortgesetzt und abgeschlossen werden. Wir hatten das schöne Gefühl, der Polizei ein Schnippchen geschlagen zu haben. Die illegale Ordination. Bei der Ordination ging es ähnlich dramatisch zu, obwohl wieder nichts passierte. Die Frau eines unserer Mitordinanden hat später berichtet, sie habe den Talarkoffer eine halbe Stunde vor Beginn in der Sakristei abgegeben. Weil aber die Gestapo wieder hinter uns her war, fand das Umkleiden der Ordinanden in einem anderen Gebäude statt. Der Mitordinand hat in letzter Minute einen Ersatz-Talar aufgetrieben. Warum es dann doch nicht zum Eingreifen der Polizei gekommen ist, bleibt aus späterer Sicht unverständlich. Jedenfalls konnte Pfarrer Gerhard Jacobi, Pfarrer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, als Präses der Bekennenden Kirche in Berlin die Ordination in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem unbehindert vollziehen. Wir waren mit Helga Zimmermann sechs Ordinanden, von denen ich heute als einziger noch am Leben bin. Die Partei im Dorf. Seit meinem ersten Besuch beim Bürgermeister von Schermeisel war für ihn klar, dass ich mit der Partei nichts im Sinn hatte. Meine Illegalität überschaute er im Augenblick nicht. Einige Ortsgewaltige und Opportunisten gehörten zur Partei. Andere Dörfler waren zwar eingetreten, aber auf sie war in der Sicht der Partei kein Verlass. Trotz aller Bemühungen konnte die NSDAP im Dorf nicht recht Fuß fassen, wenn auch die NS-Machtübernahme schon fünf Jahre her war. Als eines Morgens nach dem Beginn des Gottesdienstes in Schermeisel auf dem großen Schulhof gegenüber der Kirche die SA aufmarschierte und mit ihren Musikinstrumenten Lärm machte, blieb mir nichts weiter übrig, als bei der Liturgie zu unterbrechen und draußen vor der verdutzten SA mir mit einer Handbewegung Ruhe zu verschaffen. Dann sagte ich ihnen, dass dies eine Gottesdienststörung sei, die sie wohl nicht bedacht hätten. Das reichte für die Folgezeit. Und die Gemeindemitglieder quittierten es mit einem fröhlichen Dank. Jeder wusste über den anderen Bescheid, aber es blieb beim kalten Frieden. Besuche von Erich Klapproth, dem Finkenwalder Boten. Einer der Kandidaten im Winterkurs 1936/37, Erich Klapp-

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roth, war nach der Finkenwalder Zeit der reitende Bote, der auf seinem Motorrad von Pfarrhaus zu Pfarrhaus fuhr, um uns illegalen Brüdern immer wieder in gegenseitigem Gespräch und Trost zur Seite zu sein. Außer den Finkenwalder Rundbriefen mit Bonhoeffers eigenem Zuspruch an seine ehemaligen Kandidaten war Erich Klapproth derjenige, der sich besonders um die verstreuten Brüder in ihren Gemeinden kümmerte und sie persönlich aufsuchte. Einige von ihnen standen in der Versuchung, sich legalisieren zu lassen, um mit der Unterstellung unter das dem NS-Regime angepasste Kirchenregiment aller finanzieller und sonstiger Zukunftssorgen enthoben zu sein. Aber Klapproth suchte auch das Gespräch mit vielen anderen in den Gemeinden. Mehrfach war er auf seinen Reisen zu Besuch im Pfarrhaus in Schermeisel. Zuletzt besuchte er, während ich selbst beim Militär war, Maria. Er kam an einem Sonntag Nachmittag aus dem nahe gelegenen Truppenübungsplatz Wandern, ehe er selbst wieder an die Front musste. Maria hatte diese Stunden mit ihm in schönster Erinnerung. Dieser Besuch war eine seiner letzten Begegnungen in einem Pfarrhaus. Am 18. Juli starb er im Alter von dreißig Jahren durch einen Granatvolltreffer. Den Gedächtnisgottesdienst für ihn hat sein Freund Gerhard Ebeling gehalten. Er selbst hatte verfügt, für den Fall seines Todes solle bei der Gedenkfeier nur von der Herrlichkeit, Barmherzigkeit und Kraft Gottes in Jesus Christus die Rede sein, und als Schriftwort bezeichnenderweise Matthäus 26,71 gewünscht: »Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth.« Ich nenne Erich Klapproth ausdrücklich und stellvertretend für die anderen jungen Finkenwalder Brüder aus jenen Jahren, deren Namen in der Kirche heute so gut wie ganz vergessen sind, aber gewiss im Himmel aufgeschrieben stehen. Probleme mit dem »neutralen« Superintendenten. Im Laufe des Winters meldete sich der zuständige offizielle Superintendent aus Sonnenburg an. Er wollte mit den Kirchenältesten ein Gespräch führen. Kirchenpolitisch stand er zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche und gehörte zu den »Neutralen«, die feste Verbindung zum Konsistorium in Berlin hielten. Seine Linie war klar: Der junge Berendts ist nicht nur illegal von seinem Examen her; er wohnt auch illegal im Pfarrhaus. Er liefert die Kollekten nicht über ihn an das

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Konsistorium ab und verliest jeden Sonntag im Gottesdienst die Fürbittenliste für die Verhafteten und die im KZ. Insofern ist er untragbar und muss das Pfarrhaus räumen. Der Gemeindekirchenrat sollte ihm das Wohnen im Pfarrhaus aufkündigen. Das Konsistorium würde einen anderen jungen Pastor für Schermeisel präsentieren. Der Superintendent wurde von seinem Sohn, der auch Pfarrer war, zu dieser Verhandlung ins Dorf gebracht. Die Sitzung fand im Pfarrhaus statt. So bat ich den Sohn zu einem kleinen Imbiss herein. Er lehnte strikt ab und blieb demonstrativ im Auto sitzen. Verhandelt wurde ohne mich. Aber auf die Kirchenältesten war Verlass. Sie hörten sich alles an. Dann sagten sie nur: Wir haben doch einen Pastor hier. Der wohnt im Pfarrhaus. Seine zukünftige Frau wird im nächsten Sommer nachkommen. Wir wollen auch keinen anderen. Mit mir sprach der Superintendent kein einziges Wort. Er fuhr unverrichteter Dinge wieder ab. Alles blieb beim Alten. Mein Ansprechpartner war nicht der Superintendent in Sonnenburg, sondern der Kreispfarrer der Bekennenden Kirche in Sternberg, zu dessen Pfarrkonvent ich gehörte und über den ich die Kollekten weiterleitete. Dies sollte mir ein Strafverfahren vor dem Sondergericht in Frankfurt/Oder eintragen; denn auch das Kollektenabführen an die Bekennende Kirche war durch die Verordnung vom 2. Dezember 1935 verboten. An einem Sonntagmittag kam – aufgrund von Anzeigen – der Gendarm in das Pfarrhaus und wollte die Kollekte beschlagnahmen. Ich sagte ihm, dass ich nicht bereit sei, sie ihm herauszugeben. »Sie liegt noch auf dem Altar. Hier ist der Kirchenschlüssel. Tun Sie, was Sie für nötig halten.« Aber das Geld vom Altar herunterzunehmen, das wagte ein Dorfpolizist dann doch nicht. Er wusste, die Kunde würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten. So kam es zu dem Verfahren vor dem Sondergericht, das allerdings im Sande verlief, als ich eingezogen wurde und nur noch eine Feldpostnummer hatte. Meine Wahl als Pastor von Schermeisel, die Bestätigung durch den Bruderrat der Bekennenden Kirche, die Ablehnung der Bestätigung durch das Evangelische Konsistorium in Berlin und den »neutralen« Superintendenten sind geradezu ein Schulbeispiel dafür, wie verworren die kirchenpolitische Situation jener Tage gewesen ist. Weder die staatlichen und polizei-

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lichen Organe, noch die Partei, noch die offizielle Kirche wollten mich als Pastor in Schermeisel haben. Ich selber war dort im Pfarrhaus vom ersten Tage an illegal und ersaß mir mein Recht buchstäblich dadurch, dass ich im Pfarrhaus sitzen blieb. Heirat und Marias Ankunft in Schermeisel. Am 9. Juli 1938 haben Maria und ich geheiratet. Unsere Hochzeitsreise ging über Dresden an die Weser. Wir fuhren bei stürmischem Gewitter ab. Die Blitze begleiteten uns im Nachtzug bis Dresden. Der Höhepunkt der Reise war Karlshafen. Wir wohnten fürstlich im »Schwan«. Am Schluss der Reise erlebten wir eine makabre Szene, die sich uns tief eingeprägt hat. Irgendwo in schönster Landschaft an der Weser begegneten wir einer Gruppe Hitlerjugend, die lauthals sang: »Wir werden weitermarschieren, bis alles zusammenfällt; denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt!« Wo mögen sie wenige Jahre später geblieben sein oder gar ihr Leben gelassen haben für diesen Irrsinn? Maria zog mit in Schermeisel ein, zwei Möbelwagen brachten unseren Hausrat. Das große Pfarrhaus war nicht wiederzuerkennen – nach dem Notbehelf meines Junggesellenwohnens. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, uns einen großen Bahnhof zu bereiten mit Empfang und Gesang. Die Partei stand säuerlich daneben. Grüne Girlanden an der Haustür, Blumenschmuck im ganzen Hause, eine volle Vorratskammer, draußen der Garten für uns schon bestellt. Dies war fast noch einmal eine ganze Hochzeitsfeier! Es konnte nicht besser sein. Wer von uns konnte ahnen, dass knapp sieben Jahre später alles, was wir mitgebracht hatten, stehen und liegen gelassen werden musste auf Nimmerwiedersehen; dass viele Männer aus dem Dorf gefallen waren; dass zahllose Frauen und Mädchen vergewaltigt und zur Zwangsarbeit nach Sibirien abtransportiert wurden; dass viele durch Selbstmord auf der Strecke blieben. Als ich vierzig Jahre später wieder nach Schermeisel komme, entdecke ich im Pfarrhaus, wo nun der katholische polnische Priester wohnt, auf den ersten Blick unsere alten Möbel aus Berlin. – Aber ich will nicht ausweiten; wir haben noch den Sommer von 1938. Maria hat sich erstaunlich schnell in den dörflichen Verhältnissen von Schermeisel zurechtgefunden. Das war für ein Stadtkind nicht selbstverständlich.

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Militärzeit Ende Januar 1940 bekam ich in Schermeisel den Einberufungsbefehl zur Sanitätsersatzabteilung 3 in Berlin. Die Alternative war, dem Befehl Folge zu leisten, oder Kriegsdienstverweigerung und Tod durch Erschießen. Ich war kein absoluter Pazifist, so wenig wie Dietrich Bonhoeffer, Eberhard Bethge, Fritz Onnasch und die anderen Finkenwalder oder Angehörigen der Bekennenden Kirche. Wer heute sagt, ich hätte verweigern müssen, bleibt den Beweis schuldig, ob er es getan hätte. Ob meine Berufsbezeichnung als Pastor zum Sanitätsdienst geführt hat oder ein verständnisvoller Mensch mitgeholfen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls war es mir unter den obwaltenden Umständen sehr recht so. Nach kurzer Einweisung in der Nähe von Potsdam kam ich in die Kaserne in Berlin-Moabit, ganz in der Nähe des Kriminalgerichtes. Die Grundausbildung fand auf dem Gelände des Flugplatzes Tegel statt. Dort robbten wir wochenlang durch den Dreck. Es ging bis an die Grenze der totalen Erschöpfung. Die verbalen Ermunterungen dabei will ich hier nicht wiederholen. Die Unteroffiziere bedienten sich mit Vorliebe der Fäkalsprache. Der Dienstbetrieb war – von Seiten der Offiziere und des Stammpersonals – erniedrigend. Alles rebellierte in einem bei dieser Behandlung und der Wegnahme jeglicher Freiheit. Wegen irgendeiner winzigen Kleinigkeit musste man manches Mal strafexerzieren. Wenn wir dann mit »Sprung auf – Marsch, Marsch!« und vollem Sturmgepäck mit aufgesetzter Gasmaske durch das Gelände gescheucht wurden und der Leutnant immer noch nicht mit uns zufrieden war, ging innerlich jegliche Achtung vor dieser Militärstruktur verloren. Es gab nur eines: immer auf der Hut sein, möglichst niemals auffallen! Die »Stube« war von Anfang an kein Ort echter Gemeinschaft. Die schlechtesten und unangenehmsten Elemente führten das große Wort. Opportunistisch wie sie waren, fanden sie oft schnell den Zugang zur Schreibstube und zu Vergünstigungen. Es war nötig, aufmerksam zu sondieren, mit wem man gleicher Gesinnung war; solche Leute gab es auch. Die Rüdesten musste man unter vier Augen so ansprechen, dass ihnen die Sprache wegblieb. Das half manchmal. Mit am meisten be-

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drückte mich die Trennung zwischen Offizieren und Mannschaften. Da bestand keine Brücke – abgesehen vom Gruß, der Meldung und dem Strammstehen. Sie lebten für sich wie in einer anderen Welt. An der Front und im Einsatz war das sicher ganz anders. Aber an der Heimatfront und bei der Ausbildung gab es kein Hinüber und Herüber. An Urlaub war in den ersten Wochen und Monaten überhaupt nicht zu denken. Und wenn dann Maria während ihrer Schwangerschaft ihrerseits am Sonntag zu Besuch kam, mussten wir uns in der verqualmten Kantine unter angetrunkenen grölenden Soldaten herumdrücken. Beim Urlaubsgesuch war man auf die Schreibstube angewiesen, ob der Antrag im Stapel wieder nach unten oder einmal auch obenauf gelegt wurde. Der Alltag vollzog sich also zwischen elender Schinderei, Angebrülltwerden und dazwischen Ruhepausen, in denen es zweckmäßig war, sich zum Kartoffelschälen abkommandieren zu lassen, um anderen plötzlichen Befehlen zu entgehen. Ich habe nie wieder in meinem Leben so viel Kartoffeln geschält wie in meiner Militärzeit. Dass ich Pastor war, wurde mir an keiner Stelle bei der Wehrmacht negativ angerechnet. Gelegentlich äußerte jemand schon einmal ein bisschen Hohn und Spott gegen den »Himmelskomiker«. Aber das konnte meist schnell durch ein eigenes Wort ausgeglichen werden. Im Allgemeinen herrschte eher ein neugieriges oder echtes Interesse, was dieser Pastor wohl in seinem Zivilleben tut und wie er mit seiner gegenwärtigen Lage fertig wird. Auch Fragen nach dem Kirchenkampf wurden gestellt, jedoch kaum existentielle Fragen nach dem Glauben. Im Kampf um den Urlaubsschein hat später offenbar der Kompaniechef etwas nachgeholfen. Ich nutzte die Gelegenheit, um in Schermeisel noch Gottesdienste zu halten oder anderer Gemeindearbeit nachzugehen. Aber das änderte sich, weil es unsicher wurde, ob ich wirklich kommen könnte. Dann fing ich an, mir selber für einen voraussehbar freien Tag Urlaub zu genehmigen und in Uniform als sogenannter »Krad-Melder« auf dem eigenen Motorrad hinzufahren. Später fuhr ich ganz unerlaubt in Zivil mit der S-Bahn bis Fürstenwalde, dann per Fahrrad über die Oderbrücke bis Reppen und von dort mit der Regionalbahn nach Schermeisel. Rückfahrt in der nächtlichen Dunkelheit. Es gab ausgefahrene Trampelpfade über

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Stock und Stein; vor und hinter einem radelten Genossen in ähnlicher Lage. Die letzte Strecke wieder mit der S-Bahn. Am Kasernenhof vorbei an den Wachen und hinten über den Zaun, um rechtzeitig wieder bei der Kompanie zu sein. Ich frage mich heute, wie ich das damals geschafft habe, ohne erwischt zu werden. In den letzten Wochen der Grundausbildung ging es etwas ruhiger zu. Wir wurden theoretisch geschult für den Sanitätsdienstgrad, sollten die medizinischen Grundbegriffe und Dienstleistungen lernen, wie sie bei der Krankenpflege nötig sind. Und da die Geschwindigkeit eines Geleitzuges sich immer nach dem langsamsten Schiff ausrichten muss, wurde auf Viele Rücksicht genommen, denen alles ganz fremd war. Nach dem Abschluss wurde die Einheit neu zusammengestellt für einen Fronteinsatz. Erst später erfuhren wir, dass es nach Norwegen gehen sollte. Jedoch wurden aus unserer Truppe drei oder fünf Soldaten – ich gehörte dazu – herausgezogen und statt nach Norwegen in die Nachrichtenersatzabteilung »Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres« überstellt. Warum das geschah, wusste keiner von uns. Ich habe nur die nachträgliche Vermutung, dass mein Chef mich aus dem Fronteinsatz heraushalten wollte, ohne das freilich erkennen zu lassen. Tatsächlich sind von den nach Norwegen kommandierten Kameraden bald viele gefallen, zum Teil schon auf dem Hintransport durch U-Boot-Beschuss. Maria übernimmt die Pfarrersaufgaben Als ich im Februar 1940 eingezogen wurde, hat Maria sofort ohne jeden kirchlichen Auftrag, weder von der Bekennenden Kirche noch vom Konsistorium, die volle Vertretung im Pfarramt wahrgenommen. Nur die Geschäftsführung konnte aus rechtlichen Gründen nicht auf sie übertragen werden. Es war keine Prestigefrage, sondern ihr nur lieb. Pfarrkasse, Kirchenkasse, das ganze Rechnungswesen mit dem Pachtland und so weiter war nicht ihre Sache. Das erledigte der Nachbarpfarrer, der auch zur Bekennenden Kirche gehörte. Maria übernahm die Gottesdienste, den Schulunterricht, die Amtshandlungen. Dafür hat sie damals von keiner Stelle auch nur einen Pfennig

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bekommen. Die Arbeit war da, sie musste getan werden. Erstaunlicherweise wurde dieser pastorale Dienst in den ländlichen Gemeinden voll angenommen. Maria gab den Kindern Unterricht auf Zukunft hin, das heißt sie rüstete sie für das zu, was weder sie selbst noch die Kinder ahnen konnten. Mädchen, die beim Zusammenbruch 1945 von den Russen immer wieder vergewaltigt und gedemütigt und vom Dorf weg nach Sibirien zur Zwangsarbeit verschleppt wurden, von wo sie nach fünf oder mehr Jahren zurückkehrten, haben es bezeugt: Was wir bei der Pastorsfrau in Schermeisel gelernt haben – Katechismustexte, Gesangbuchverse, Psalmen, die Weihnachtsgeschichte – das hat uns damals bei der Stange gehalten und immer wieder hindurchgetragen, auch wenn wir Weihnachten heimlich feiern mussten. Wir hatten kein Stück Papier, aber wir hatten die Texte im Herzen und im Kopf. Solche Erfahrung mit dem biblischen Wort ist kostbarer als alles intellektuelle Theologisieren. Arbeit im Bendlerblock Nach einigen Tagen der Unklarheit wurde ich den Fernschreibern in der Nachrichtenzentrale des Oberkommandos der Wehrmacht im Bendlerblock in Berlin zugeteilt. Dort bin ich praktisch – mit kurzen Unterbrechungen – von Herbst 1940 bis Februar 1945 gewesen. Die Nachrichtenzentrale im OKW-Bendlerblock war so etwas wie ein großes militärisches Fernmeldeamt für Fernsprech- und Fernschreibleitungen zu allen Heeresdienststellen, auch von Luftwaffe und Marine. Diese Zentrale lag deshalb in unmittelbarer Nähe des Generalstabes, von dem wir aber kaum etwas zu sehen bekamen. Noch war hier Zivilpersonal tätig, das wir mit der Zeit ablösen sollten. Dieser Umstrukturierungsprozess dauerte seine Zeit. Im Fernschreibraum standen sechs Maschinen nebeneinander und in etwa zehn Reihen hintereinander. Vorne war die Aufsicht, bei der die Aufträge zusammenliefen und von der die ankommenden Fernschreiben weitergeleitet wurden. Außerdem war da die technische Vermittlung, die das Zusammenkommen der Fernschreibverbindungen über das ganze besetzte Europa und innerhalb

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Deutschlands steuerte. Das Absetzen der Fernschreiben mit verschiedenen Dringlichkeitsstufen erfolgte auf der einzelnen Maschine durch die Fernschreiberin. Ein Kontrollstreifen dokumentierte den abgesetzten Text und wurde auf ein Papier geklebt. Umgekehrt ging die ankommende Nachricht auf solche Papierstreifen, die wiederum aufgeklebt und weitergeleitet wurden. Auf diesem Wege wurde die Logistik abgewickelt, kamen Lageberichte oder Befehle aller Art. Die Texte wurden durch Kürzel und Schlüsselworte möglichst vereinfacht und verzerrt. Andere Texte gingen noch über besondere Geheimschreiber, bei denen der Text vollständig verzerrt wurde und erst durch einen Offizier, der den Code hatte, entschlüsselt werden konnte. Die Arbeit in dieser Nachrichtenzentrale stand unter höchster Geheimhaltungsstufe. Nachträglich ist es wie eine Ironie des Schicksals, dass ich als Soldat ohne mein Zutun ausgerechnet hier eingesetzt wurde, obwohl ich illegaler Pastor der Bekennenden Kirche war und mein Verfahren vor dem Sondergericht in Frankfurt/Oder noch schwebte. Freilich muss hinzugefügt werden, dass jeder hier Beteiligte, ob Offizier oder einfacher Soldat, gerade soviel zu hören und zu sehen bekam, wie es in seinem technischen Arbeitsbereich nötig war. Eine größere Übersicht im Bereich des Militärischen und Politischen war nicht zu erlangen. Mit der Zeit wurden die Zivilisten einer nach dem anderen durch das militärische Personal abgelöst. Ich wurde einem Nachrichtenoffizier zugeteilt und hatte meinen eigenen Schreibtisch. Dann war es nur noch ein Schritt bis zur Ausbildung ziviler Kräfte als Nachrichtenhelferinnen. Ich habe in dem großen Vortragssaal, in dem sonst der Generalstab tagte, viele hundert Nachrichtenhelferinnen für ihren technischen Dienst der Nachrichtenübermittlung ausgebildet. Diese Tätigkeit als Ausbilder gab mir schon als Gefreitem eine ziemliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Ich bekam als einziger ein eigenes Zimmer, in dem ich nicht nur das Lehrmaterial für die Ausbildung der Nachrichtenhelferinnen aufbewahrte, sondern auch manche Unterlagen der Bekennenden Kirche, die ich hier besonders sicher wähnte. Mit dabei waren auch unter anderem Testamentsangelegenheiten gleichaltriger BK-Pastoren, die für den Fall ihres Todes Finanzbeträge der BK vermachten. Ich verwaltete das vom Bendlerblock aus und habe das Nötige

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an Geldbeträgen dem kaltgestellten Generalsuperintendenten Dibelius in Lichterfelde übergeben. Ein einziges Mal wurde es kritisch. Unweit meines Zimmers hatte Oberst Stauffenberg in einem ganz anderen Bereich sein Dienstzimmer. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 stellte die SS alles im Hause auf den Kopf und durchsuchte die Räume nach Unterlagen. Mein Zimmer blieb unberührt. Ich selber hatte am Abend des 20. Juli keinen Nachtdienst und war auch schon am Nachmittag nicht mehr da. So habe ich von dem ganzen Unheil dieser Stunden im OKW und im Innenhof nichts mitbekommen. Als ich am frühen Morgen des 21. über den Hof ging, hatten die Erschießungen schon alle stattgefunden. Nur noch die Einschläge waren zu sehen. In den Arbeitsräumen waren alle wie versteinert. Keiner war bereit, davon zu sprechen und seine wahre Meinung erkennen zu lassen. Ich vermag heute nicht zu sagen, was geworden wäre, wenn ich Dienst gehabt hätte. Nach der ersten insgeheimen Erleichterung hätte ich mich vielleicht einen Moment zu früh auf die Seite derer geschlagen, die im Hause das Attentat befürworteten, und nachrichtentechnisch die Konsequenzen gezogen. Der Kamerad, der mich in diesen Stunden vertrat, machte vorsichtshalber »Dienst nach Vorschrift«. Daraufhin ist er anschließend zum Offizier befördert worden und musste mit diesem Makel später fertig werden; er hatte die wichtigen Fernschreiben weitergegeben. Das hätte mir in Unkenntnis der Lage ebenso passieren können. Hier wie auch sonst stieß ich an die verhängnisvolle Mauer zwischen Offizieren und Mannschaften. Wir haben Leute wie Stauffenberg oft genug in das Kasino zum Essen gehen sehen. Aber keiner von uns hat etwas geahnt, und es wurden auch keine Kontakte angebahnt. Bombenkrieg. In dieser Militärdienstzeit erlebte ich die Bombardierungen Berlins. Eines Tages wurde im OKW gemeldet, dass ein besonders schwerer Fliegerangriff auf die Stadt bevorstünde. Ich bekam die Möglichkeit, mich für einige Stunden vom Dienst beurlauben zu lassen, und fuhr mit dem Fahrrad in zehn Minuten am Reichstag vorbei zur Wohnung meiner Eltern in die Albrechtstraße, unmittelbar am Bahnhof Friedrichstraße. Von dort begleitete ich sie zum Bunker vor dem Deutschen Theater, der als besonders sicher und massiv galt. Ich selber durfte in Uniform nicht hinein, um Zivilisten keinen

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Platz wegzunehmen. Als die ersten Bomberwellen anrollten, blieb ich im Keller unseres Hauses. Ein Regen von Stabbrandbomben prasselte auf die Innenstadt nieder und schlug in die Häuser ein. Eine Stabbrandbombe war knapp fünfzig Zentimeter lang, sechseckig, mit einem Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimeter. Beim Aufschlag entzündete sie sich sofort. Diese Bomben hatten zum Teil noch eine Sprengvorrichtung, die verhindern sollte, dass man sie irgendwo herauszog. Alles brannte auf einmal: der Hof, der Dachstuhl, einzelne Wohnungen. Während ich noch auf dem Dach beim Löschen half, wurde ich zu meinem Vater gerufen. Er war nach der Entwarnung auf dem Rückweg zur Wohnung auf der Straße einem Herzschlag erlegen. Ich fand ihn im Hausdurchgang einer benachbarten Schule. Die nächsten Tage waren schwer. Und immer wieder neue Fliegerangriffe auf die Stadt. Der Himmel war auch tagsüber dunkel vor Rauch, und ein beißender Brandgeruch lag in der Luft. Auf dem Dorotheenstädter Friedhof, wo die Beisetzung stattfinden sollte, gab es keine Totengräber mehr. Schließlich fand ich in meiner Kompanie einige Kameraden, die die Gruft ausschaufelten und bei der Beisetzung als Träger halfen. Solche Luftangriffe, wie sie im August 1943 einsetzten, hatten ein schier unvorstellbares Ausmaß. Sogenannte Weihnachtsbäume, Leuchtkörper an kleinen Fallschirmen, erhellten das Zielgebiet. Danach rauschte die ganze Bombenlast herab: Brandbomben, schwere Bomben verschiedenen Kalibers, Luftminen. Unten sitzt man dumpf in einem Keller oder lehnt an einer Mauer. Nur noch ein Stoßgebet. Abwarten, ob alles vorüber geht. Und das tage-, wochen-, monatelang. Kein Wunder, dass der Bombenkrieg bei vielen bis weit nach Kriegsende psychische Störungen hinterließ. Wegen des verschärften Bombenkriegs konnte ich immer weniger zu Maria nach Schermeisel fahren. Auch der Briefverkehr war stark beeinträchtigt. Unsere Verbindung wurde sehr sporadisch und kam eher zufällig zustande, wenn ich mitten in der Nacht auf einer Spezialleitung zum Führerhauptquartier mich verbotenerweise durch eine hilfreiche Nachrichtenhelferin in die Postleitung durchschalten ließ und kurz mit Schermeisel verbunden wurde.

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Ostfront Aus diesem anstrengenden Einerlei wurde ich eines Tages herausgerissen durch eine Abkommandierung nach Osten zu einer Nachrichteneinheit vor Leningrad. Zusammen mit wenigen anderen Soldaten versah man mich mit einem Marschbefehl über Ostpreußen dorthin. Wir mussten uns unsere Verkehrsmittel und unser Quartier selber suchen. Am Rande der Ostgrenze Ostpreußens entdeckten wir eine Lokomotive, die zwei leere Waggons vor sich herschob. Da sie in östlicher Richtung fuhr, ließen wir uns für einen Tag mitnehmen und machten es uns im Wagen Erster Klasse bequem. Es ging langsam voran, weil die Strecke immer wieder neu freigegeben werden musste. Als wir uns von der Lock trennten, fragten wir beim Abschied neugierig, warum sie eigentlich die Waggons vor sich herschöbe. Daraufhin der Lokführer: »Damit, wenn Minen auf den Gleisen hochgehen, die Lok geschützt ist!« Dünaburg war eine halb abgebrannte, durch den Krieg heruntergekommene Landstadt. Wir bezogen ein stehengebliebenes Holzhaus und wurden für unsere Fernschreibgeräte zum Dienst eingeteilt wie vorher im OKW. Sonst geschah in diesen Monaten der »Frontbewährung« für uns nichts. Ein einziges Mal hatten wir auf der Strecke nach Wilna von Anbruch der Dunkelheit bis zum frühen Morgen eine Eisenbahnbrücke über einen kleinen Fluss zu bewachen – wegen der Durchfahrt irgendeines Befehlshabers. Dafür waren wir überhaupt nicht ausgerüstet. Es war bitter kalt. Wir hatten keinen Schutz gegen den Frost. Unsere Bewaffnung war völlig unzureichend; jeder hatte nur seine Pistole, nicht einmal jeder ein Gewehr. Jedes Partisanenkommando hätte uns über den Haufen schießen können. Es war für mich die kälteste Nacht, die ich je in meinem Leben im Freien zugebracht habe. Eindrucksvoll waren in Freistunden die Wege in der schwermütigen Landschaft am breiten Düna-Fluss mit alten Befestigungsresten. In der Nähe unserer Fernschreibstation, die in einem früheren Postamt untergebracht war, stand eine unzerstörte orthodoxe Kirche. Die Einheimischen betrachteten uns Uniformierte misstrauisch und abweisend, bis sie merkten, dass wir mitbeteten und nicht nur zuschauten. Die Gottesdienste mit den wunderbaren Gesängen dauerten drei oder

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auch vier Stunden. Mit gesenktem Kopf lagen die Menschen auf den Knien auf dem kalten Steinfußboden der ungeheizten Kirche. Während der ganzen Zeit in Dünaburg mussten wir, außer einer gewissen Grundverpflegung, für unsere Ernährung selber sorgen. Das brachte gute Kontakte zu der einheimischen Landbevölkerung mit sich, wenn wir auf dem offenen Markt bei ihnen einkauften und mit ihnen handelten. Die schlimmste Erinnerung ist der Marsch der russischen Kriegsgefangenen zur Arbeit oder nach Arbeitsschluss durch die Straßen der Stadt. Völlig ausgemergelte Gestalten. Manchmal zog einer einen Toten auf dem Pflaster hinter sich her, dessen Kopf hin- und herrollte. Von den Verschleppungen der Juden aus der Stadt in irgendwelche Lager hörten wir auch. Aber Näheres war nicht zu erfahren. Es wurde jedenfalls nicht deutlich für uns, dass es Vernichtungslager waren. Aber schon der Umgang mit den Kriegsgefangenen ließ Schlimmes erahnen. Im Dezember kam dann wieder unverhofft der Marschbefehl zurück nach Berlin in die Nachrichtenzentrale OKWBendlerblock. Aus den Fernschreiben mit den Lageberichten von der Ostfront konnte jetzt schon jeder einfache Soldat entnehmen, dass die Lage völlig hoffnungslos war, trotz aller gegenteiligen Kriegspropaganda. Im OKW bemerkten wir jetzt verstärkt Politoffiziere und Spitzel, die nach »reaktionären« Kräften suchten. Jeder musste sich jetzt sehr vorsichtig verhalten, um nicht in eine Falle zu geraten. Es war also ein scheußliches Betriebsklima. Ab Januar 1945 bestand bei unserer Einheit im OKW nur noch die Absicht, angesichts des unaufhaltbaren Vordringens der Russen einen Rückzug nach Westen anzutreten. Das wurde natürlich hinter immer neuen bedeutenden Einsatzbefehlen versteckt. Notwendiges Gerät musste von uns abtransportiert werden. Wir taten uns wichtig damit. Aber eigentlich passierte nichts. Wir zogen uns über Gotha und Erfurt nach Weimar zurück, von dort ging es weiter über Gera und Teile des Erzgebirges nach Böhmen und in den Bayerischen Wald bis nach Deggendorf und weiter südlich – immer mit dem Bestreben, weit genug von den Russen wegzukommen.

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Kriegsende In uns allen steckte in diesen Wochen ein vitaler Lebenswille. Keiner sprach es aus, aber jeder dachte wohl bei sich: nur nicht jetzt noch im letzten Augenblick durch irgendeine Dummheit umkommen! Nur nicht den SS-Feldjägern in die Hände geraten. Immer einen gültigen Marschbefehl in der Tasche bei sich haben – auch wenn wir ihn uns selber ausgestellt hatten. Ständig die Augen offen halten für das, was auf einen zukommt. In all diesem Durcheinander war der Kreis von Soldaten, in dem ich mich damals bewegte, zur Frage nach der Führung Gottes in unserem Leben so gut wie nicht ansprechbar. Nur mit einem Katholiken in diesem Haufen war ich mir einig über die Führung Gottes mit uns und über das, was uns von ihm zu tun aufgetragen ist und worin wir doch alle so jämmerlich versagten. Schließlich wurden wir doch von SS-Feldjägern festgenommen. Sie trauten unseren Papieren nicht. In einem Gasthaus wurde uns ein Raum zum Verbleib zugewiesen. Unser Glück war, dass unsere Marschverpflegung einen großen Bestand an Alkohol aus dem Lebensmittelvorrat des Bürgermeisters von Cham enthielt. Davon haben wir an die SS-Leute so viel ausgeteilt, dass wir uns in der Nacht aus dem Staube machen konnten. Am Vormittag des 21. April 1945 rasteten wir auf einem Hang oberhalb von Deggendorf an der Donau. Plötzlich sahen wir den Anflug von Bomberverbänden in großer Höhe. Wir ahnten noch nichts Böses, weil wir an einen Vorbeiflug dachten. Da erschienen genau über der Stadt kleine Punkte am Himmel, die immer größer wurden. Die Bomben fielen nicht senkrecht wie ein Stein zu Boden, sondern flatterten und schaukelten in der Luft. Dann folgten das Inferno der Einschläge und die ohrenbetäubenden Detonationen. Rauch und Feuerflammen schossen wie ein Atompilz Hunderte von Metern gen Himmel. Als wir nach dem Angriff die Stadt aufsuchten, kamen wir kaum durch die Trümmer. Die Bomben hatten große Treibstofftanks und Raffinerien an der Donau getroffen und dabei die Stadt in Schutt und Asche gelegt. Minuten nach unserer Rast wären wir mitten in der Stadt gewesen! Von Deggendorf an begegneten wir den an Laternenpfählen

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aufgehängten, meist blutjungen Soldaten, mit denen die SS noch Exempel gegen die Fahnenflucht statuieren wollten. So gingen wir dem totalen Zusammenbruch entgegen. Rückblick Bei dem Versuch, darüber zu sprechen, wie es während dieser Zeit gewesen ist, stelle ich für mich immer wieder fest: Auf der einen Seite war alles ganz schlimm und fürchterlich – die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung, die Diktatur in den kleinen und großen Dingen, die ganze Verlogenheit der Propaganda, die Kriegstreiberei, die zunehmende Hetze und Judenverfolgung und vieles andere mehr. Und auf der anderen Seite waren da die ganz normalen Abläufe des Jahres: die Feste, die kleinen und großen Freuden des privaten Lebens im Zusammensein mit Menschen in Haus, Familie und Nachbarschaft. Hinzu kam die merkwürdige Vermischung von beidem in einer Vielzahl von Begebenheiten. Es war alles furchtbar, und es war wiederum vielfach ganz harmlos und einfach. Man wusste oder ahnte jedenfalls genau, dass mit einem Sieg Adolf Hitlers alles nur noch schlimmer werden könnte. So setzte man die Hoffnung auf eine totale Niederlage, so unausdenkbar schlimm sie werden würde, und das Wachsen von Neuem danach. Ergänzungen zum Bericht 18 Die Finkenwalder Briefe informieren ihre Empfänger über das Ergehen anderer Brüder nach der Seminarzeit, soweit es in Finkenwalde bekannt geworden ist. »Familiennachrichten« über Schwierigkeiten, aber auch über Verlobungen, Heiraten, Kinder, schaffen eine starke Vernetzung der Kenntnisse von einander. Später kam das Wort auf: Wer Fürbitte hält, muss Kenntnisse haben. 18. Es folgen Kommentare zu Finkenwalder Briefen und Beilagen, die im Zeitzeugenbericht so nicht vorkamen. Sie sind zusammengestellt aus Otto Berendts’ Begleittexten zu der von ihm geplanten Publikation.

Ergänzungen zum Bericht

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Manche Briefe enthalten eine Fülle von Bibelstellenanklängen. Eingeweihte würden sie erkennen und das hinzudenken, was unausdrücklich blieb, während die Geheimpolizei-Zensur nur fremdartige Ausdrücke vor sich hatte. In Bibelstellenangaben ist die Botschaft verhüllt, die Bonhoeffer nach der »Reichskristallnacht« vom 9. auf den 10. November 1938 im »persönlichen« Brief am 20. November aussandte. »Sie verbrennen dein Heiligtum«; »wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an«; Israels Erwählung. 19 Alles kryptische Worte einer Ohnmacht, die des Handelns nicht fähig ist. Verborgener Hinweis mit der Schlussaussage: Das führt sehr ins Gebet. Wie verhält sich dieser letzte Satz zu dem anderen, der Dietrich Bonhoeffer nachgesagt, aber nicht belegt wird: Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen. 20 Das Gebet vor Gott auf der einen Seite, der Aufschrei bis hin zur Tat in der Öffentlichkeit auf der anderen Seite – beides liegt weit auseinander! Es ist weder zu trennen noch zueinander zu bringen. Die Beigaben zu den Rundbriefen bezeugen, wie intensiv die Finkenwalder sich dem Wort der Schrift aussetzten. Vom gemeinsamen Hören aufs Wort ging offensichtlich Kraft aus. 21 Textauslegungen und Predigtentwürfe werden einander angeboten zur Hilfe, wie schon in der Seminarzeit. Nicht in jedem Fall ist der Verfasser identifiziert. Wer was erarbeitet hat, ist für 19. Psalm 74,8; Sacharja 2,12; Römer 11,28b: »… im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.« 20. Eine Bemerkung Bethges im Brief aus Finkenwalde vom 25. Oktober 1936 lässt vermuten, dass Bonhoeffer dies äußerte, als Bethge auf der Finkenwalder Freizeit 19.–23. Oktober über den gregorianischen Choral referiert hatte. 21. Albrecht Schönherr schrieb aus dem Finkenwalder Bruderhaus am 9. November 1935 an Hilde Enterlein (Lass es uns trotzdem …, 121): Horst Lekszas, dem acht Urlaubs-Filme mutwillig verdorben worden waren, »geriet in ganz erhebliche Wut, ich kann das verstehen – auch ohne sein Temperament zu haben. War nahe am Heulen und am Drauflosschlagen. Dann hatten wir unsere Mittagsandacht vom Bruderhaus (ganz kurze Schriftlesung, ein paar Worte, Fürbitte), in der davon die Rede war, dass Gott uns dadurch recht macht, dass er uns arm macht. Und das hat so auf ihn gewirkt, dass er seitdem kein Wort mehr über die Sache verloren hat, freundlich lächelnd den ganzen Tag einherging und uns nachher sagte: Ja, man muss wirklich erst arm werden, um Gott recht lieben zu können. So etwas macht auf mich einen Bombeneindruck. Aber so etwas wird … auch nur da geschenkt, wo das Wort fest, klar und verpflichtend gesagt wird.«

592

Bericht eines Zeitzeugen

die Verkündigung des Wortes nicht wichtig. Inhaltlich sind es durchaus nicht immer Meisterwerke. Aber stets ist die engagierte Bemühung um das Verständnis des Textes da. Die Exegesen belegen, in welcher Klarheit das biblische Wort auf seinen Inhalt abgeklopft wurde. Zu der von Bonhoeffer durchgesetzten täglichen persönlichen Schriftmeditation hat Bethge eine Anleitung formuliert, die mit dem Rundbrief vom 22. Mai 1936 verschickt wurde. Sie ist bis heute unübertroffen, auch wenn fernöstliche und andere Praktiken bis in die Kirche hinein versucht und geübt werden, – ein handliches Konzept, das man annehmen oder ausschlagen kann. Im März 1942 schrieb Bonhoeffer selber für die Brüder an der Front und in der Heimat ein »Hoheslied der Meditation«, eine brüderliche Tröstung, consolatio fratrum, wie sie nicht schöner und eindrucksvoller gesagt werden konnte inmitten einer Welt der Unordnung, der grölenden Hitler- und Goebbelsreden. Die Textabschnitte für jeweils eine Woche, die für die Finkenwalder zur Meditation ausgewählt wurden, sind jedem Brief beigegeben. Eine solche Zuordnung hat es vorher und nachher in einer fortlaufenden Briefreihe nicht gegeben. In den Rundbrief-Beilagen öffnet sich ein ganzes Mosaik von theologischen Gedanken zu Fragen des geistlichen Amtes und der Kirche, zur Ordination, zur Aufgabe der Theologie überhaupt, zur Christologie und zu vielem anderen mehr. Dem nachzugehen und die Zusammenhänge zu erforschen, was und wie in der Finkenwalder Gemeinschaft gedacht, gelehrt, gepredigt und gebetet wurde, könnte einmal eine besondere Aufgabe sein. Es verwundert, dass nur einmal, im Brief vom 14. Dezember 1935, die »Arierei« erwähnt ist. Indem die Pfarrämter die Eintragungen in den Kirchenbüchern für den sogenannten Ariernachweis zur Verfügung stellten, wurden sie »Erfüllungsgehilfen« der Ariergesetzgebung. Daran waren die Kandidaten von Finkenwalde wie alle anderen beteiligt. Auch von Dietrich Bonhoeffer ist nach meiner Erinnerung den Kandidaten kein Rat mit auf den Weg gegeben worden. 22 22. Eberhard Bethge teilte am 16. Januar 1936 seinem Vetter Gerhard Vibrans mit (So ist es gewesen, 240): »Bonhoeffer findet den Gedanken der ›Arier-

Ergänzungen zum Bericht

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Am Schreibstil von Bonhoeffers Zusätzen in Rundbriefen fällt auf, dass sie gekennzeichnet sind durch strenge Vermahnung und eindringliche Bitte. Dietrich Bonhoeffer hielt nichts von Beliebigkeit. Das erinnert an neuestamentliche Paränesen, Mahnreden in den apostolischen Briefen. Es ist nicht das Regiment des Herrn Direktors, des Chefs, sondern jene geistliche Vollmacht, die nicht verfügbar ist, aber ohne die alles nur eine böse Antreiberei sein würde. Man könnte geradezu von »Lasterkatalogen« oder einem Beichtspiegel sprechen, wenn man die nicht gesetzlichen, aber festen Ermahnungen Dietrich Bonhoeffers vor Augen hat. 23 Das alles wird nicht bekannt unter moralischen Kategorien, sondern kommt aus einer starken Bemühung um Zucht und um die persönliche Beichte, um Gestaltung des Christseins. Es bleibt nicht bei Negativzeichnungen, sondern er weist hin auf die Gnadengaben, auf die Vergebung der Sünden, auf Freude und Hoffnung. Bei Bonhoeffers »persönlichen« Briefen im Kriege ist auch das zu beachten, was fehlt. Was er nicht schreibt und nicht anspricht, ist die tiefe Problematik dieses Kriegsdienstes unter Hitler als dem obersten Befehlshaber, die Frage von Kriegsdienst und Kriegsdienstverweigerung. Aber er überfällt seine Adressaten auch nicht mit der glatten Kurzschlussparole: Soldaten sind Mörder. Sie waren seine Brüder. Andererseits auch kein Wort etwa über das Soldatsein als »Dienst für Führer, Volk und Vaterland«. Alle öffentlichen Sprachregelungen und parteiamtlichen Floskeln, wie sie die Ortsgruppenleiter in Stadt und Land den Hinterbliebenen ins Haus brachten, »gefallen auf dem Felde der Ehre« und so weiter, lässt Bonhoeffer weg. pforte‹ sehr gut und zieht ihn in Betracht.« An Gerhard Vibrans schrieb Bonhoeffer im Sommer oder Herbst 1936 (So ist es gewesen, 291 f, DBW 14, 193): »Zu der Arierfrage kurz folgendes: Die Ausstellungen sind doch staatliche Dinge. Ich glaube, es ist nicht erlaubt, hier etwas von uns aus dazu zu tun. Jedenfalls muss man sich das sehr genau überlegen und mit jemandem besprechen, der da genau Bescheid weiß. Ich fand den Plan zunächst ganz ausgezeichnet und wollte ihn sofort durchführen, da sagte mir jemand diese Schwierigkeit.« Den Plan (»Arierpforte«) schriftlich festzuhalten wäre fahrlässig gewesen. 23. Im vierten Kurs in Finkenwalde, an dem Berendts teilnahm, behandelte Bonhoeffer konkrete Ethik bei Paulus, darunter die Lasterkataloge (DBW 14, 732–738, DBW 4, 279–282).

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Bericht eines Zeitzeugen

Noch etwas ist ausgespart in den »persönlichen« Briefen. Dietrich Bonhoeffer geht in seinem geheimen Konspirationshandeln an seinen Brüdern vorbei, will keinen belasten. Die Zahl derer, die von der Konspiration wussten, musste so klein wie möglich gehalten werden. Oder war es auch ein elitärer Zug in Bonhoeffers Wesen, ein Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer besonderen Schicht, der ihn so handeln ließ ohne die Brüder, die er für den Dienst am »Herdfeuer« 24 ausgebildet hatte? Die Frage muss mindestens erlaubt sein, auch wenn sie nicht in das gängige Bild von Dietrich Bonhoeffer zu passen scheint. 25 Resümierend ist festzustellen: Man wird Dietrich Bonhoeffer gerade auch in der weiteren Forschung seinen Freunden und Feinden entreißen müssen und den sein lassen, werden lassen, der er war, an Hand seiner vorliegenden eigenen Texte und nicht der Sekundärliteratur über ihn. Das gilt selbstverständlich auch für diesen Versuch einer Analyse.

24. Stichwort in Bonhoeffers Briefen vom 22. November 1941 und 1. März 1942 in Anlehnung an I Timotheus 2,2: »ein stilles und ruhiges Leben zu führen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit«. 25. Unausgesprochen aber spürbar ist, dass Otto Berendts sich mit der Mitwisser- und Mittäterschaft willig hätte belasten lassen.

Zeittafel

1922 24. 2. 1923 8./9. 11.

NSDAP-Parteiprogramm in 25 Punkten (Punkt 24: positives Christentum) Putschversuch Hitlers in München, Marsch auf die Feldherrnhalle

1930 18. 7.

Habilitation Bonhoeffers für Systematische Theologie an der Berliner Universität September Bonhoeffer als Stipendiat am Union Theological Seminary in New York 1931 Juni 2. 11. 1933 30. 1. 3.–5. 4. 7. 4. 24. 6.

Bonhoeffer kehrt aus den USA nach Deutschland zurück Beginn von Bonhoeffers Lehrveranstaltungen an der Berliner Universität Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler berufen Reichstagung der Glaubensbewegung Deutsche Christen (DC) in Berlin; Forderung der Gleichschaltung von Kirche und Staat Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, mit »Arierparagraph« Staatskommissar August Jäger übernimmt die Führung sämtlicher Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union (ApU) zwecks Übertragung der nationalsozialistischen Revolution auf die Kirche; fortan »zerstörte« Kirchengebiete

596 11. 7. August 24. 8. 12. 9. 17. 10. 21. 11. 19. 12. 1934 4. 1.

Zeittafel

Neue Kirchenverfassung: Deutsche Evangelische Kirche (DEK); Kirchenleitung durch Bischöfe (Führerprinzip) Ludwig Müller ApU-Landesbischof Berlin-Brandenburgische Provinzialsynode, mehrheitlich DC, beschließt Übernahme der »Ariergesetzgebung« für Kirchenbeamte Pfarrernotbund gegründet auf Initiative Niemöllers Bonhoeffer tritt sein Pfarramt in London an Besuch Bonhoeffers bei Bischof Bell in Chichester Ludwig Müller gliedert die Evangelische Jugend in die 1926 entstandene Hitlerjugend ein

Ludwig Müllers »Maulkorberlass«: kein öffentlicher Kirchenstreit 12. 4. August Jäger Rechtswalter der DEK 29.–31. 5. Erste Reichsbekenntnissynode in Barmen (Theologische Erklärung: keine Fremdherrschaft in der Kirche) 30. 6. Röhm-Putsch (Anlass für Ermordung von Gegnern des Hitlerregimes) 2. 8. Tod Hindenburgs. Adolf Hitler wird Führer und Reichskanzler 22.–30. 8. Ökumene-Konferenz mit Jugendkonferenz auf Fanø (Dänemark). Bonhoeffer ruft auf zur Verkündigung des Friedensgebotes Gottes durch das ökumenische Konzil 24./25. 8. Gründung des Lutherischen Rates 23. 9. Einführung von Ludwig Müller in das Amt des Reichsbischofs 19.–20. 10. Zweite Reichsbekenntnissynode in Dahlem (Notrecht; Kirchenleitung durch Bruderräte) 30. 10. Marahrens, Meiser und Wurm bei Hitler: Anerkennung der »intakten« lutherischen Landeskirchen Hannovers, Württembergs und Bayerns als legal 22. 11. Vorläufige Kirchenleitung (VKL) der DEK unter Marahrens eingesetzt

Zeittafel

1935 März

597

Einrichtung von Finanzabteilungen in der ApU durch den Staat 4.–5. 3. Zweite ApU-BK-Synode in Berlin-Dahlem: Wort an die Gemeinden wider die tödliche Gefahr einer neuen Religion 15. 4. Bonhoeffer kehrt nach Deutschland zurück, um das BK-Predigerseminar der ApU in Pommern zu leiten 26. 4. Eintreffen der BK-Predigtamtskandidaten des 1. Kurses in Zingst Juni Einrichtung der Beschlussstelle in Rechtsangelegenheiten der DEK durch den Staat 4.–6. 6. Dritte Reichsbekenntnissynode in Augsburg 24. 6. Einzug des Predigerseminars in Finkenwalde 16. 7. Installierung des Reichskirchenministeriums unter Hanns Kerrl 29. 7. Monatskonvent der Notbund-Pfarrer von StettinLand zu Gast im Finkenwalder Predigerseminar 30. 7.–2. 8. Freizeit mit Greifswalder Theologiestudenten in Finkenwalde 3. 9. Nach Sommerferien des 1. Kurses im August Wiederbeginn der Lehrveranstaltungen 9. 9. Monatskonvent der Notbund-Pfarrer von StettinLand zu Gast im Finkenwalder Predigerseminar 23.–26. 9. ApU-Bekenntnissynode in Berlin-Steglitz: Unabhängigkeit der geistlichen Entscheidungen 24. 9. Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche 3. 10. Reichskirchenausschuss unter Wilhelm Zoellner eingerichtet 4. 10. Erlass des Reichsinnenministers Wilhelm Frick über Kirchenbeflaggung 8.–11. 10. Tagung der Bruderschaft pommerscher Hilfsprediger und Vikare in Finkenwalde 16. 10. Ende des 1. Kurses 17. 10. ApU-Kirchenausschuss unter Johannes Eger eingerichtet 1. 11. Anreise der Teilnehmer des 2. Kurses in Finkenwalde

598 9. 11. 12. 11. 27. 11.

2. 12.

9. 12. 27. 12. 1936 12. 1. 18. 2. 17.–22. 2. 19. 2. 22. 2. 29. 2. 10. 3. 12. 3. 15. 3. 18. 3.

16. 4.

Zeittafel

NSDAP-Totenauferstehungsfeier an der Feldherrnhalle in München Beginn von Bonhoeffers Kolleg »Nachfolge« an der Berliner Universität Reichskirchenminister Kerrl empfängt den Reichskirchenausschuss, die Vorläufige Kirchenleitung der DEK und den ApU-Bruderrat in Vorbereitung weiterer Sicherung der DEK Fünfte Verordnung zum Gesetz zur Sicherung der DEK erklärt kirchenregimentliches Handeln der Bekennenden Kirche wie Kollektenerhebungen, Abkündigungen (Fürbitte für vom NS-Regime Inhaftierte) und Theologenausbildung für illegal Monatskonvent der Notbund-Pfarrer von StettinLand zu Gast im Finkenwalder Predigerseminar Bildung von ApU-Provinzialkirchenausschüssen ApU-Kanzelabkündigung gegen die Ausschüsse. In der Notkirche des Finkenwalder Predigerseminars Konstituierung einer örtlichen BK-Gemeinde Bonhoeffers letzte Lehrveranstaltung an der Berliner Universität Vierte (letzte) Reichsbekenntnissynode in Bad Oeynhausen VKL der DEK aufgelöst Bonhoeffer und Bethge bei Theologiestudentenfreizeit in Halle Abreise des Finkenwalder Predigerseminars nach Dänemark und Schweden Rückkehr von der Schwedenreise Vorläufige Leitung (VL) der DEK unter Fritz Müller–Dahlem eingesetzt Ende des 2. Kurses Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands bestellt als geistliche Leitung der intakten Landeskirchen Hannovers, Württembergs und Bayerns Anreise der Teilnehmer des 3. Kurses in Finkenwalde

Zeittafel

599

20.–24. 4.

Freizeit mit früheren Kursteilnehmern in Finkenwalde 4. 6. Übergabe der an Hitler gerichteten Denkschrift der VL der DEK in der Reichskanzlei 8.–15. 6. Volksmission des Finkenwalder Predigerseminars 17. 6. Ernennung von Heinrich Himmler zum Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei 29. 6.–4. 7. Freizeit in Stettin im BK-Auftrag für Studenten aus Greifswald 23. 7. Denkschrift an Hitler veröffentlicht in den Basler Nachrichten 1.–16. 8. Olympische Spiele in Berlin 5. 8. Universitäts-Lehrerlaubnis wird Bonhoeffer entzogen 21.–25. 8. Bonhoeffer und Bethge in Chamby sur Montreux bei der Tagung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum 23. 8. Kanzelabkündigung der VL-Denkschrift an Hitler 25. 8. Ende des 3. Kurses Mitte Oktober Generalkonvent der Bekennenden Kirche in Pommern in Stettin 17. 10. Anreise der Teilnehmer des 4. Kurses in Finkenwalde 19.–23. 10. Freizeit mit früheren Kursteilnehmern in Finkenwalde November Werner Koch inhaftiert wegen Lancierung der Denkschrift an Hitler ins Ausland 15. 11. Beginn der reichsweit geplanten Bergpredigt-Bibelwoche 17. 11. Rust-Erlass verbietet den Theologiestudierenden den Besuch von BK-Ersatzveranstaltungen 16.–18. 12. Vierte ApU-Bekenntnissynode in Breslau 18.–20. 12. Disputation im Predigerseminar Finkenwalde über die Predigt des Gesetzes 1937 25.–30. 1. 12. 2. 16.–24. 2.

Volksmission des Finkenwalder Predigerseminars Rücktritt des Reichskirchenausschusses Bonhoeffer in London zu Ökumenesitzungen, den letzten mit Vertretern der BK

600

Zeittafel

15. 3. 12.–17. 4.

Ende des 4. Kurses Freizeit mit früheren Kursteilnehmern in Finkenwalde 18. 4. Anreise der Teilnehmer des 5. Kurses in Finkenwalde 11.–13. 5. Zweite Tagung der Vierten ApU-Bekenntnissynode in Halle 19.–23. 5. Arbeitstagung mit brandenburgischen, pommerschen und provinz-sächsischen BK-Pfarrern in Finkenwalde 31. 5.–4. 6. Freizeit mit früheren Kursteilnehmern (3. Kurs) in Finkenwalde 9. 6. Verbot der Kollekten der BK; Lehrverbot für die Dozenten der Kirchlichen Hochschule in Berlin 14. 6. Verhaftung des ApU-Ausbildungsreferenten Wilhelm Niesel 23. 6. Reichsbruderratssitzung in Berlin aufgehoben, acht Mitglieder verhaftet 1. 7. Verhaftung Martin Niemöllers in Berlin-Dahlem, Beschlagnahme des Vermögens des Pfarrernotbundes; staatspolizeiliche Versiegelung des Büros der VL der DEK 4.–10. 7. Volksmission des Finkenwalder Predigerseminars 12.–26. 7. Weltkirchenkonferenz in Oxford ohne deutsche Delegierte 29. 8. Himmler-Erlass verbietet Ausbildungseinrichtungen und Prüfungsämter der BK 11. 9. Ende des 5. Kurses 28. 9. Staatspolizeiliche Schließung des Predigerseminars Finkenwalde 25. 10. Deutsch-italienischer Vertrag: Achse Berlin–Rom 15. 11. Pakt zwischen Deutschland und Japan; weltpolitisches Dreieck Berlin–Rom–Tokyo Advent Bonhoeffers Buch »Nachfolge« ist veröffentlicht 5. 12. Beginn der Sammelvikariate 1937/38 in Köslin und Groß-Schlönwitz 1938 24./25. 1.

Konvent der Bruderschaft Junger Theologen in Pommern in Stettin

Zeittafel

4. 2. 26. 2.

12./13. 3. 20. 4. 25. 4. 11.–13. 6. 20.–25. 6. 31. 7. 17. 10. 9.–10. 11. 1939 28.–31. 1.

15./16. 3. 30. 4. 2. 6. 7. 7. 23. 8. 29. 8. 1. 9. 3. 9.

601

Hitler Oberbefehlshaber der Wehrmacht Zentrale Verordnung durch Friedrich Werner, seit 1937 Leiter der Kirchenkanzlei der DEK, zur Aufnahme der von einer nichtamtlichen Stelle geprüften Theologen in den landeskirchlichen Dienst (Legalisierung) Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, Anschluss an das Deutsche Reich Anordnung des Treueids der Pfarrer und Kirchenbeamten auf Hitler durch Friedrich Werner Beginn der Sammelvikariate 1938 in Köslin und Groß-Schlönwitz Sechste ApU-Bekenntnissynode in Berlin-Nikolassee: Beratungen zum Treueid der Pfarrer Freizeit der ehemaligen Finkenwalder in Zingst Zweite Tagung der sechsten ApU-Bekenntnissynode in Berlin-Steglitz: Eidfreigabe Beginn der Sammelvikariate 1938/39 in Köslin und Groß-Schlönwitz Pogrome der Reichskristallnacht Siebente ApU-Bekenntnissynode (EpiphaniasSynode) in Berlin-Nikolassee: Zurückweisung der Legalisierungsangebote, Solidaritätserklärung mit den Illegalen Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei Beginn der Sammelvikariate 1939 in Köslin und im Sigurdshof Abreise Bonhoeffers über London in die USA Rückreise Bonhoeffers aus New York über London Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion Geistlicher Vertrauensrat der DEK: Marahrens, Hymmen und der DC-Bischof von Schwerin Walther Schultz Einfall deutscher Truppen in Polen Kriegserklärung der Westmächte

602 27. 9. 31. 10. 8. 11. 1940 15. 3. 18. 3. 10. 5. 14. 6. 22. 8. 2. 9. 16. 9. 27. 9. 30. 10. 17. 11. Advent

1941 19. 3. 6. 5. 22. 6. 28. 6. Oktober 7. 12.

Zeittafel

Kapitulation Warschaus; Bildung des Reichssicherheitshauptamtes Beginn des Sammelvikariats 1939/40 im Sigurdshof Elsers Attentatsversuch auf Hitler Ende des Sammelvikariats 1939/40 im Sigurdshof Staatspolizeiliche Schließung des Sigurdshofs Einmarsch deutscher Truppen in Holland, Belgien, Luxemburg Paris kampflos besetzt Reichssicherheitshauptamt verhängt Redeverbot gegen Bonhoeffer und andere wegen volkszersetzender Tätigkeit Bethges Arbeitsbeginn bei der Goßner Mission in Berlin Bonhoeffer beginnt mit dem Schreiben an EthikManuskripten Dreimächtepakt Deutschland–Italien–Japan Zuordnung Bonhoeffers zur Münchener Dienststelle des Amtes Ausland/Abwehr (Amt Canaris) im Oberkommando der Wehrmacht Bonhoeffer als Gast in der Benediktinerabtei Ettal bis Februar 1941 Bonhoeffer verschickt 100 Kunstpostkarten: Albrecht Altdorfer, Die Heilige Nacht (Weihnachten unter Trümmern) Reichsschrifttumskammer untersagt Bonhoeffer jede Betätigung als Schriftsteller Verhaftung der Mitglieder des ApU-BK-Prüfungsausschusses in Berlin Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjetunion Verfügung betreffs Arbeitsverpflichtung von Pfarrern Bonhoeffer erkrankt an Lungenentzündung Japanischer See- und Luftangriff auf die US-ame-

Zeittafel

11. 12. 14. 12. 16. 12. 19. 12. 1942 März 31. 5.

1. 11. 8. 11. 25. 11. 1943 13. 1. 5. 4. 15. 5. Juli 10. 7. 25. 7. ab 3. 9. 1944 Januar 6. 6.

603

rikanische Schlachtflotte auf Reede vor Pearl Harbor, Honolulu Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA Reichskirchenminister Kerrl in Paris gestorben Offensive der deutschen Truppen vor Moskau steckengeblieben Hitler übernimmt das Oberkommando des Heeres Beginn schwerer Luftangriffe auf deutsche Städte Bonhoeffer (auf einer seiner Kurier-Reisen für das Amt Ausland/Abwehr in neutrale Länder) informiert in Sigtuna, Schweden, Bischof Bell von Chichester über die Vorkehrungen des konspirativen Widerstands für den Umsturz in Deutschland, zur Übermittlung an die britische Regierung Bischof Wurm verliest in Stuttgart im Gottesdienst seine »13 Punkte« im Blick auf ein Einigungswerk der evangelischen Kirche Landung von Truppen der Alliierten in Nordafrika Deutsche Truppen eingeschlossen im Kessel von Stalingrad Maria von Wedemeyer gibt schriftlich ihr Jawort zur Ehe mit Dietrich Bonhoeffer Bonhoeffer und das Ehepaar Hans und Christine von Dohnanyi inhaftiert Hochzeit von Eberhard und Renate Bethge Eberhard Bethge wird zur Wehrmacht eingezogen Landung von Truppen der Alliierten auf Sizilien Umsturz in Italien (nun gegen Deutschland im Kriegszustand) Vorrücken der alliierten Truppen in Italien Bethge an der italienischen Front Invasion von Truppen der Alliierten in der Normandie

604 20. 7. 30. 10.

1945 12. 1. 4.–12. 2.

Zeittafel

Scheitern des Attentatversuchs auf Hitler im Führerhauptquartier Bethge eingeliefert in das Gefängnis für im Zusammenhang mit dem 20. Juli Verhaftete in der Lehrter Straße 3 in Berlin; dort auch seit dem 1. 10. Klaus Bonhoeffer, seit dem 4. 10. Rüdiger Schleicher, seit dem 5. 10. Friedrich Justus Perels

Beginn der sowjetischen Großoffensive Jalta-Konferenz: Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen 9. 4. Im Konzentrationslager Flossenbürg Hinrichtung von Angehörigen der Widerstandsgruppe im Amt Canaris, darunter Bonhoeffer; im Konzentrationslager Sachsenhausen Hinrichtung von Hans von Dohnanyi, dem Kopf dieser Widerstandsgruppe 22./23. 4. Klaus Bonhoeffer, Rüdiger Schleicher, Friedrich Justus Perels und andere nachts von SS-Männern aus dem Gefängnis Lehrter Straße 3 geführt und erschossen 25. 4. Bethge kommt mit anderen aus der Haft frei 30. 4. Hitlers Suizid im Bunker der Reichskanzlei 7. und 9. 5. Kapitulation der deutschen Wehrmacht 5. 6. In der sowjetischen, britischen, amerikanischen und französischen Zone übernehmen die Besatzungsmächte die oberste Autorität in allen Deutschland betreffenden Angelegenheiten; GroßBerlin wird in vier Sektoren geteilt Oktober Beginn des Internationalen Militärtribunals in Nürnberg 19. 10. Rat der EKD übergibt einer Abordnung des Ökumenischen Rates (Bischof Bell von Chichester und anderen) die Stuttgarter Schulderklärung: »Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden …«

Teilnehmer der Kurse Predigerseminar Finkenwalde Erster Kurs 1935 Beckmann, Gottfried, Provinz Sachsen Bethge, Eberhard, Provinz Sachsen Bojack, Konrad, Ostpreußen Danicke, Wolfhard, Berlin-Brandenburg Dell, Wolfgang, Provinz Sachsen Dufft, Heinz, Pommern Goebel, Johannes, Berlin-Brandenburg Grunow, Richard, Berlin-Brandenburg Hellmann, Gerhard, Berlin-Brandenburg Kanitz, Joachim, Berlin-Brandenburg Keusch, Günther, Berlin-Brandenburg Krüger, Hans-Jürgen, Berlin-Brandenburg Kunert, Erwin, Berlin-Brandenburg Lekszas, Horst, Ostpreußen Maechler, Winfried, Berlin-Brandenburg Onnasch, Fritz, Pommern Preuß, Adolf-Friedrich, Berlin-Brandenburg Schönherr, Albrecht, Berlin-Brandenburg Schrader, Wolfgang, Berlin-Brandenburg Thiel, Hermann, Berlin-Brandenburg Vibrans, Gerhard, Provinz Sachsen Voelz, Helmut, Pommern Zenke, Robert, Pommern Zweiter Kurs 1935/36 Berg, Hans-Georg, Westfalen Büchsel, Hans-Jakob, Pommern Büsing, Wolfgang, Berlin-Brandenburg Harhausen, Christoph, Berlin-Brandenburg Koch, Werner, Rheinland

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Teilnehmer der Kurse

Lohmann, Gerhard, Berlin-Brandenburg Marwitz, Alexander von der, Berlin-Brandenburg Müller, Ernst, Provinz Sachsen Müller, Karl Ferdinand, Pommern Pompe, Hans-Dietrich, Pommern Rhode, Kurt, Pommern Rose, Eugen, Rheinland Rütenik, Reinhard, Berlin-Brandenburg Schaaf, Martin, Berlin-Brandenburg Schemmann, Werner, Rheinland Schlagowsky, Erwin, Westfalen Schlegel, Heinz, Berlin-Brandenburg Trentepohl, Friedrich, Oldenburg Wendtland, K., Pommern (Januar 1935 ausgeschieden) Bruderhaus: Bethge, Eberhard Dell, Wolfgang Grunow, Richard Kanitz, Joachim Lekszas, Horst Maechler, Winfried Onnasch, Fritz Schönherr, Albrecht Bonhoeffer, Dietrich (Direktor) Rott, Wilhelm (Inspektor) Dritter Kurs 1936 Block, Klaus, Berlin-Brandenburg Christ, Günter, Berlin-Brandenburg Grosch, Götz, Berlin-Brandenburg Heidecker, Hans, Pommern Kühn, Rudolf, Berlin-Brandenburg Lent, Joachim, Berlin-Brandenburg Lerche, Otto-Karl, Provinz Sachsen Maaß, Theodor, Pommern Marzahn, Wolfgang, Pommern Matiwe, Hans, Berlin-Brandenburg

Teilnehmer der Kurse

Meinhof, Rudolf, Pommern Müller, Martin, Pommern Rabius, Herbert, Rheinland Reimers, Wilhelm, Westfalen Richter, Alfred, Berlin-Brandenburg Riemer, Gerhard, Berlin-Brandenburg Schumacher, Erich, Rheinland Schumann, Hans-Otto, Pommern Seydel, Gustav, Berlin-Brandenburg Tetsch, August, Westfalen Thurmann, Horst, Rheinland Wetzel, Günther, Berlin-Brandenburg Wichmann, Georg, Berlin-Brandenburg Zimmermann, Wolf-Dieter, Berlin-Brandenburg Bruderhaus: Bethge, Eberhard Berg, Hans-Georg Büsing, Wolfgang Lekszas, Horst Müller, Karl-Ferdinand Maechler, Winfried Onnasch, Fritz Schönherr, Albrecht Bonhoeffer, Dietrich (Direktor) Rott, Wilhelm (Inspektor) Vierter Kurs 1936/37 August, Reinhold, Provinz Sachsen Beckmann, Erwin, Pommern Berendts, Otto, Berlin-Brandenburg Brandenburg, Willi, Berlin-Brandenburg Ebeling, Gerhard, Berlin-Brandenburg Fischer, Erich, Rheinland Giese, Kurt, Berlin-Brandenburg Hofmann, Hans, Pommern Hoppe, Jürgen, Pommern Johannsen, Heinz, Rheinland

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608

Teilnehmer der Kurse

Käpernick, Fritz, Berlin-Brandenburg Klapproth, Erich, Berlin-Brandenburg Krause, Gerhard, Pommern Mickley, Johannes, Berlin-Brandenburg Neumann, Heinz, Pommern Pfisterer, Franz-Ernst, Westfalen Priester, Eduard, Berlin-Brandenburg Rau, Arthur, Berlin-Brandenburg Rendler, Alfred, Berlin-Brandenburg Schade, Rudolf, Berlin-Brandenburg Schröter, Friedrich-Ernst, Berlin-Brandenburg Tiedtke, Helmut, Pommern Wälde, Paul, Hessen-Nassau Bruderhaus: Bethge, Eberhard Kühn, Rudolf Lekszas, Horst Lerche, Otto-Karl (als Gast) Onnasch, Fritz Thurmann, Horst Bonhoeffer, Dietrich (Direktor) Rott, Wilhelm (Inspektor) Fünfter Kurs 1937 Corbach, Karl-Heinz, Berlin-Brandenburg Dudzus, Otto, Berlin-Brandenburg Gadow, Hartmut, Berlin-Brandenburg Hensel, Rudolf, Pommern Janikowski, Otto, Grenzmark Kistner, Otto, Rheinland Kleinschmidt, Gisbert, Pommern Krause, Winfrid, Pommern Krause, Wolfgang, Anhalt Krüger, Heinz, Provinz Sachsen Kückes, Kurt, Rheinland Kuhrmann, Gerhard, Berlin-Brandenburg Liedtke, Herbert, Grenzmark

Teilnehmer der Kurse

Minnich, Kurt, Berlin-Brandenburg Morlinghaus, Helmut, Westfalen Rohr, Gerhard, Berlin-Brandenburg Schmidt, Wolfgang, Pommern Schröder, Alfred, Berlin-Brandenburg Schwichtenberg, Walter, Ostpreußen Taube, Johannes, Berlin-Brandenburg Veckenstedt, Eberhard, Berlin-Brandenburg Vosberg, Klaus, Provinz Sachsen Wapler, Rudolf, Provinz Sachsen Bruderhaus: Bethge, Eberhard Brandenburg, Willi Kühn, Rudolf Lekszas, Horst Thurmann, Horst Wälde, Paul Bonhoeffer, Dietrich (Direktor) Onnasch, Fritz (Inspektor) Sammelvikariate Winter 1937/38 Groß-Schlönwitz Bluhm, Heinz, Berlin-Brandenburg Engler, Edgar, Pommern Fleischhack, Heinz, Provinz Sachsen Kahn, Emanuel, Berlin-Brandenburg Lange, Heinrich, Pommern Lehne, Gerhard, Berlin-Brandenburg Schröder, Hermann, Bremen Bethge, Eberhard (Inspektor) Köslin Appold, Kurt, Provinz Sachsen Dorau, Fritz, Berlin-Brandenburg Georgii, Wolf, Berlin-Brandenburg

609

610

Teilnehmer der Kurse

Kergel, Walter, Pommern Kunze, Otto, Westfalen Nasner, Ernst, Ostpreußen Stolzenwald, Otto, Berlin-Brandenburg Theuerkauf, Artur, Provinz Sachsen Onnasch, Fritz (Inspektor) Sommer 1938 Groß-Schlönwitz Buchmann, Adolf, Berlin-Brandenburg Kiausch, Helmut, Pommern Lynker, Rudolf, Westfalen Nithack, Ulrich, Berlin-Brandenburg Sander, Erwin, Westfalen Schultz, Walter, Berlin-Brandenburg Schulze, Gerhard, Provinz Sachsen Schutz, Erwin, Pommern Bethge, Eberhard (Inspektor) Köslin Corves, Heinz Diening, Friedrich, Westfalen Lange, Helmut, Rheinland Schmidt, Walter, Provinz Sachsen Stähler, Gerhard Winkelmann, Heinz, Berlin-Brandenburg Zywietz, Kurt, Ostpreußen Onnasch, Fritz (Inspektor) Winter 1938/39 Groß-Schlönwitz Albrecht, Werner Dobrik, Heinz Emmerich, Heinz, Berlin-Brandenburg Hanstein, Joachim-Hans von, Provinz Sachsen Jensen, Hans-Werner

Teilnehmer der Kurse

Kraemer, Wilhelm Staude, Joachim, Berlin-Brandenburg Steinert, Hans Bethge, Eberhard (Inspektor) Köslin Biesental, Günter, Berlin-Brandenburg Glücks, Heinrich, Rheinland Herzog, Walther, Berlin-Brandenburg Maltusch, Gottfried, Berlin-Brandenburg Nimz, Kurt, Pommern Rudnik, Lothar, Ostpreußen Teschke, Albert, Berlin-Brandenburg Viol, Alfred Onnasch, Fritz (Inspektor) Sommer 1939 Sigurdshof Begrich, Heinrich, Provinz Sachsen Doebert, Heinz, Berlin-Brandenburg Korporal, Hinrich, Provinz Sachsen Petermann, Heinz, Schlesien Stephan, Karl, Provinz Sachsen Tonn, Heinz, Pommern Bethge, Eberhard (Inspektor) Köslin Burgwitz, Bernhard, Berlin-Brandenburg Ertel Grundmann, Gottfried, Schlesien Pagel, Arno, Rheinland Städler, Johannes, Ostpreußen Stornowski, Günter, Provinz Sachsen Vogelweider Onnasch, Fritz (Inspektor)

611

612

Teilnehmer der Kurse

Winter 1939/40 Sigurdshof Birk, Hellmuth, Berlin-Brandenburg Kerlin, Bruno, Berlin-Brandenburg Litterscheidt, Hans-Wolf Mebes, Max, Berlin-Brandenburg Müschner, Hans-Dietrich, Berlin-Brandenburg Probsthain, Karl-Heinz Vollriede, Heinrich Ziegler, Karl-Heinz, Berlin-Brandenburg Bethge, Eberhard (Inspektor)

Abkürzungen AC ApU AR Art. AT Bildband BDM

Apologie der Augsburgischen Konfession Evangelische Kirche der Altpreußischen Union Artillerieregiment Artikel Altes Testament Dietrich Bonhoeffer, Bilder aus seinem Leben Bund Deutscher Mädel (Hitlerjugend); Bund der Mitte (Unentschlossene zwischen »legaler« und Bekennender Kirche); Zweier-Quartier im Finkenwalder Predigerseminar BG Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine (1927) BK Bekennende Kirche (ab 1934) Br. Bruder BSLK Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche (1930) BSRK Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort reformierten Kirche (1938) c., cp., cap. Kapitel CA Confessio Augustana, Augsburgische Konfession 1530 cf. vergleiche D. Doktor der Theologie ehrenhalber DB Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer (Biographie 1967 ff) DBW Dietrich Bonhoeffer Werke (Bände 1–17) 1986 ff DC Glaubensbewegung Deutsche Christen (ab 1932) DDR Deutsche Demokratische Republik (1949–1990) DEK Deutsche Evangelische Kirche (Verfassung 11. 7. 1933) DKW Automarke »Das Kleine Wunder« der Auto Union E.A. Martin Luther, Werke, Erlangen 1826–1857 EG.BP Evangelisches Gesangbuch für Brandenburg und Pommern 1931 EKD Evangelische Kirche in Deutschland (im Sommer 1945 konstituiert) EOK Evangelischer Oberkirchenrat etc. et cetera, und Weiteres f, ff folgend, folgende FC Formula Concordiae (Konkordienbuch), Epitome und Solida Declaratio Gestapo Geheime Staatspolizei

614 gez. GS ibg IR K. KA Lic. MW NB. NG NL NL A NL B NL C NL-Bibl. NS N.S. NSDAP NSV NT ÖRK OKW P. PKA RKA RM, Rm SA SS Stapo V, VM V., v. VKL VL WA

Abkürzungen

gezeichnet Dietrich Bonhoeffer, Gesammelte Schriften (Bände I–VI) 1958 ff Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft Sektion Bundesrepublik Deutschland Infanterieregiment Kurs in Finkenwalde Kirchenausschuss/-ausschüsse (von der Reichskirche eingesetzt 1935–1937) Lizentiat (Studienabschluss mit Dissertation) Die Mündige Welt (Bände I–V) 1955 ff Nota Bene = Nachbemerkung (zu einem Brief) Neues Gesangbuch (= EG.BP); auch: Neuer Gottesdienst Nachlass Dietrich Bonhoeffer (Verzeichnis 1987) von Bonhoeffer gefertigtes Schriftstück (in NL) von einer anderen Person gefertigtes Schriftstück (in NL) Briefe an Bonhoeffer (in NL) Verzeichnis der Bücher in Bonhoeffers Restbibliothek (in NL) Nationalsozialismus, nationalsozialistisch Nachschrift (zu einem Brief) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Neues Testament Ökumenischer Rat der Kirchen (ab 1948) Oberkommando der Wehrmacht Pastor Provinzial-Kirchenausschuss Reichs-Kirchenausschuss 1935–1937 Reichsmark Sturmabteilung der NSDAP Schutzstaffel der NSDAP Staatspolizei Volksmission Vers Vorläufige Kirchenleitung der DEK (November 1934 bis Februar 1936) Vorläufige Leitung der DEK (ab März 1936) Martin Luther, Werke, Weimarer Ausgabe 1883 ff

[…] Herausgeber-Zufügung h…i Streichung

Literatur Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930 (Band I und II); zweite Auflage Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1952 (ein Band) Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort reformierten Kirche, herausgegeben von Wilhelm Niesel, ZollikonZürich: Evangelischer Verlag, 3. Auflage 1938 Berendts, Otto, Aus vier Jahrzehnten dieses Jahrhunderts: 1911–1949, Hiddesen 1998, maschinenschriftlich, Vervielfältigung Bethge, Eberhard, Dietrich Bonhoeffer (DB). Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie (1967 München: Chr. Kaiser), 9. Auflage Gütersloher Verlagshaus 2005 Bethge, Eberhard, In Zitz gab es keine Juden. Erinnerungen aus meinen ersten vierzig Jahren, München: Chr. Kaiser, 1989 Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers. Durchgesehen im Auftrag der Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz. Mitteloktav-Ausgabe, Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt, 1911 (NL-Bibl. 1 A 6 [Bonhoeffers Meditationsbibel]) Bonhoeffer, Dietrich, Bilder aus seinem Leben (Sein Leben in Bildern und Texten. Herausgegeben von Eberhard Bethge, Renate Bethge, Christian Gremmels. Redaktion Ulrich Kabitz), München: Chr. Kaiser, 1986 Bonhoeffer, Dietrich, Gesammelte Schriften (GS), herausgegeben von Eberhard Bethge, München: Chr. Kaiser, 1958–1974 – GS I (1958): Ökumene 1928–1942 – GS II (1959): Kirchenkampf und Finkenwalde 1933–1943 – GS III (1960): Theologie – Gemeinde 1927–1944 – GS IV (1961): Auslegungen – Predigten 1933–1944 Bonhoeffer, Dietrich, Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW), herausgegeben von Eberhard Bethge und anderen, 1–17, München: Chr. Kaiser 1986 ff, Gütersloher Verlagshaus 1994 ff – DBW 1 (1986): Sanctorum Communio. Eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche, 1930 – DBW 2 (1988): Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie, 1931 – DBW 3 (1989): Schöpfung und Fall, 1933 – DBW 4 (1989): Nachfolge, 1937

616

Literatur

– DBW 5 (1987): Gemeinsames Leben. Das Gebetbuch der Bibel, 1939 und 1940 – DBW 6 (1992): Ethik, 1940–1943 – DBW 8 (1998): Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, 1943–1945 – DBW 9 (1986): Jugend und Studium 1918–1927 – DBW 12 (1997): Berlin 1932–1933 – DBW 14 (1996): Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935– 1937 – DBW 15 (1998): Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937–1940 – DBW 16 (1996): Konspiration und Haft 1940–1945 Ein Neues Lied. Liederbuch des Evangelischen Reichsverbandes Weiblicher Jugend, herausgegeben von Otto Riethmüller, 2. Auflage Berlin-Dahlem 1933 Evangelisches Gesangbuch für Brandenburg und Pommern (EG.BP), herausgegeben von den Provinzialkirchenräten von Brandenburg und Pommern, Berlin und Frankfurt an der Oder 1931 Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments (Zürcher Bibel), nach dem Grundtext aufs neue übersetzt in den Jahren 1907 bis 1931, herausgegeben vom Kirchenrat des Kantons Zürich Lass es uns trotzdem miteinander versuchen siehe Schönherr Die Mündige Welt (MW) V, herausgegeben von Jørgen Glenthøj: Dokumente zur Bonhoeffer-Forschung 1928–1945, München: Chr. Kaiser, 1969 Nachlaß Dietrich Bonhoeffer (NL). Ein Verzeichnis. Archiv– Sammlung – Bibliothek. Erstellt von Dietrich Meyer in Zusammenarbeit mit Eberhard Bethge, München: Chr. Kaiser, 1987 Niemöller, Wilhelm, Kampf und Zeugnis der Bekennenden Kirche, Bielefeld 1949; Die Evangelische Kirche im Dritten Reich. Handbuch des Kirchenkampfes, Bielefeld 1956 Schönherr, Albrecht (Herausgeber), Lass es uns trotzdem miteinander versuchen. Brautbriefe aus der Zeit des Kirchenkampfes 1935–1936. Hilde Enterlein – Albrecht Schönherr. Mit einer Einleitung von Otto Dudzus, Gütersloh: Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, 1997 So ist es gewesen. Briefe im Kirchenkampf 1933–1942 von Gerhard Vibrans, aus seinem Familien- und Freundeskreis und von Dietrich Bonhoeffer. Herausgegeben von Dorothea Andersen, geborene Vibrans, Gerhard Andersen, Eberhard Bethge und Elfriede Vibrans (Dietrich Bonhoeffer Werke Ergänzungsband), Gütersloh: Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, 1995 Trentepohl, Friedrich, Finkenwalder Tagebuch. Übertragung stenografischer Notizen (System »Stolze-Schrey«) aus meinen Amtskalendern 1935 und 1936 über meine Zeit in dem von Dietrich Bon-

Literatur

617

hoeffer geleiteten Predigerseminar der Bekennenden Kirche 2. Kurs, vom 4. 11. 35 – 15. 3. 36, Oldenburg 1989, maschinenschriftlich, Vervielfältigung

Bibelstellen

Nur die in Briefsendungen (und im Zeitzeugenbericht) vorkommenden Bibelstellen werden aufgeführt. Kursive Seitenzahlen verweisen auf Anmerkungen. M kennzeichnet eine Passage als Meditationstext für eine Woche, B eine Bibellese, V einen Volksmissionstext Genesis (1. Mose) 62B 1 ,31 393 2 ,2 393 3 ,5 333, 353 12 ,1 392 ,1–3 352 ,1–8 355 ,3 352 ,7 352 ,10–20 352 ,10.20 355 ,17 352 13 ,14–18 355 ,16 351 14 ,14.17 351 ,18–20 352 ,19 352 ,20 355 15 ,1 368 ,1–6 351–355 16 ,2 355 22 87B 25 ,34 167, 503

Exodus (2. Mose) 3 ,7 f 367V, 435V 12 ,11 202 14 ,21 f 417 ,22 386 15 ,1–18 448M ,3 393 ,6 64 ,26 393 16 ,4 367V, 386, 435V ,20 388 17 213 ,6 387 ,10–13 367V, 435V ,11 382 19 ,16.18 153 20 ,2 f 196, 288, 391, 435V ,3 68 ,16 224 32 ,6 388 ,7 f.25–28 367V, 435V 34 ,7 81

620 Leviticus (3. Mose) 11 ,45 282 19 ,2 282 Numeri (4. Mose) 11 ,10 260 14 ,2 f 388 21 ,5 f 388 24 ,17 61 25 ,1.9 388 Deuteronomium (5. Mose) 2 ,7 387 32 ,1–14 448M ,15–47 448M ,35 372 I Samuelbuch 2 ,1–10 448M 15 213–215 ,22 213 II Samuelbuch 7 ,12 57 15 376 24 ,14 370 I Regum (1. Könige) 2 ,2 f 453 8 ,12–61 395M

Bibelstellen

18 ,21 522 19 ,4 356 II Regum (2. Könige) 10 ,15.23 143 Jesaja 193B 2 ,2–4 309 ,3 f 269 6 475M ,1–4 282 ,1–8 152–154 ,3 454 ,5 250, 283 ,6 f 283 ,8 f 284 9 ,1 58 ,1.5 251–254 ,5 f 441M ,6 478 ,7–20 252 11 ,1 f 57 12 448M 21 ,11 f 192 28 ,16 330 f ,29 454 35 ,10 497 38 ,9–20 448M 40 150B ,1–11 239–241 ,6–8 309 ,8 406

Bibelstellen

41 ,10 260 42 120M 43 ,1 311, 350 ,1–13 475M ,25 393 45 ,6 f 453 46 ,4 261 49 120M 53 32, 120M ,4 f 435V ,7 310 54 120M 55 ,6 452 66 ,8 309 Jeremia 8 ,9 289 10 ,23 297 17 ,5 116 23 ,29 393 25 ,15–17.27 f 454 32 ,15 405 35 ,9 f 143 40 185B Ezechiel (Hesekiel) 6 ,7 522 16 ,6 404 29 193B

34 ,2b.4.11b 436V 37 323 Amos 62B 3 ,6 453 8 136B Jona 4 ,5 f 356 Micha 5 ,2 248 6 ,8 349, 489 Habakuk 1 395M, 432M 2 395M, 432M 3 395M, 432M, 448M Zephanja 1 432M 2 432M 3 432M Haggai 1 406M ,2–4 411 2 406M Sacharja 2 ,12 404, 440, 591 8 ,3 105 9 ,8–10 121–125 ,9 195

621

622 14 ,7 437V Maleachi 1 406M 2 406M ,7 287 3 406M ,1 403 Psalmen 1 400M, 406M, 441M 1–150 550 2 ,7 253 6 ,6 234 16 456M 20 ,6 405 22 ,4 282 23 456M ,1 512 ,1 f 436V ,4 68, 394, 512 24 506 ,7.9 506 25 ,6–10 309 ,10 404 27 ,4 261 ,14 506 31 456M ,9 260 32 326, 456M 33 ,5 317 34 456M 37 ,5 279 41 ,5 402

Bibelstellen

42 ,4 453 42 und 43 456M 43 ,1 337 46 ,6 286 ,10 309 47 ,2–7 261 51 ,6 435V 56 ,9 227 58 368–381 ,10 376 59 ,6–8 436V 62 136B, 456M 63 ,9 64 68 ,20 366, 421 71 ,18 405 73 456M ,23 164 ,25 f 256, 395 74 440 ,4–8 440 ,8 440, 591 ,9 f 440 f 75 441M 84 ,5 298 85 456M 90 254–256 ,1 503 ,4 405 91 ,7 98 ,11 98 ,15 315

Bibelstellen

94 ,19 513 95 ,6–8 436V 98 ,2.9b 436V 100 ,2 446, 497 103 475M ,1 f 512 104 ,13 f 403 107 ,6.13.19 366 110 ,1–7 329–331 118 ,16 330 f 119 ,2 f 436V ,45 192 ,147 f 146 ,164 146 120–122 360M 123 ,2 110 123–125 360M 126,5 322 126–128 360M 129–131 360M 132–134 360M 137–138 376M 139 376M ,12 252 140–141 376M 142–143 376M 144–145 376M, 395M 146–147 376M, 395M 147 ,5 507 ,16–18 496 148–150 376M, 395M

Hiob 5 ,12 368 Proverbia (Sprüche) 1 462M 3 462M 8 462M 14 462M ,26–35 475M 18 462M 23 ,26 437V 28 462M ,13 326 Threni (Klagelieder) 3 ,22 f 69 ,37 f 453 Daniel 185B 7 ,9.13.22 184 Esra 4,3 105 Nehemia 2–10 105 3–6 100 Weisheit Salomos 4 ,14 484 Jesus Sirach 18 ,19 289 19 ,27 156 50 ,24–26 400M, 406M

623

624 Matthäusevangelium 2 ,16 404 3 ,9 364 4 ,17 53–55 ,18–22 389 5 ,3 123 ,3–12 237 ,5 360–362 ,9 455 ,12 444 ,13–16 119 ,14 91 ,22 181 ,44 228, 372 ,48 396 f 6 ,2.5.16 361 ,8 403 ,9 f 288, 357 ,13 312, 389, 426 ,24 232, 296 ,24–34 436V ,34 403 7 ,4 387 ,13 368 ,17 300 ,21 106 8 ,5–11 334 ,20 196 ,22 320 ,23–27 408 9 ,2 f 284 ,13 159V, 435V ,35–38 34 ,35 – 10,4 303M ,36 122 ,37 f 447

Bibelstellen

,38 358 10 187 ,1.4 340 ,5–25 303M ,9.11 f.14–16 434V ,13 f 187 ,24 196 ,24–33 64 ,26–42 303M ,28 295 ,32 437V 11 ,5.6 322 ,25–30 475M ,28–30 434V, 436V ,29 361 ,30 405, 411 12 ,9–21 475M 13 ,44 444 ,44–46 303M, 319M 15 ,9 289 ,13 f 289 16 134 ,13–17 434V ,18 286 ,19 326 ,26 148 18 ,1–6 353 ,18 326 ,20 434V, 455 ,22 69 19 ,21 427 ,22 444 ,22–25 304 ,25 305 ,26 304 ,27 – 20,16 303–306 20 ,28 159V, 435V

Bibelstellen

22 ,15–22 193–197 24 ,1–14 400M, 441M ,3.14 355 ,6 308 ,6 ff 309 ,13 439 ,15–28 400M ,22 403 ,24 f 435V ,29–41 400M ,42–50 400M 25 ,1 294 ,1–13 437V ,6 392 ,13 159V, 435V ,21 445 ,31–41.46 436V ,31–46 475M ,33 f.41 380 26 ,15 340 ,21 338 ,22 339 ,24 341 ,26 468 ,26–28 359 ,29 97 ,40 338 ,45–50 337–343 ,56 338 ,71 577 27 ,5 342 28 ,18 125, 331, 478 ,18.20 353 ,19 f 287, 388 ,20 434V

Markusevangelium 2 ,13 437V ,19 443 3 ,6 194 4 ,9 109 ,24 f 363 ,26–29 362–364 6 ,56 400 7 ,37 274 8 ,31–33 338 ,35 392 9 ,23 f 437V ,30–32 338 10 ,32–34 338 ,44 349 12 ,41–44 389–391 ,42 163 13 ,7 308 14 ,22 468 15 ,16–20.24 334 ,39 334 16 ,3 125 f ,10 126 Lukasevangelium 1 ,1–25 400M ,26–38 400M, 456M ,39–56 400M, 456M ,57–80 400M, 456M ,68–79 56–58

625

626

Bibelstellen

,79 477 2 ,1–14 247–251 ,10 443 ,10 f 477 ,14 283, 441M ,15 f 477 ,17 478 ,19 147 ,20 478 ,21 80–82 ,21–39 247M ,21–40 400M, 406M ,29 f 436V ,29–32 498 3 ,14 334 4 ,28–30 339 5 ,5 262 ,8 283 7 ,11–17 319–323 8 ,15 35, 439 9 ,51–55 196 ,55 306 ,57–62 475M ,60 320 10 ,1–20 475M ,16 171, 172, 173 12 ,10–20 437V ,37 72 ,45 355 ,49 159V, 435V 15 444, 445 ,3–10 436V ,6.9.23.32 444 ,7 306 ,11 f 436V

,12–16 159V, 435V ,12–24 159V ,17–20a 159V, 435V ,20b–21 159V, 435V ,22–24 159V, 435V ,29–32 309 16 ,1–12 34, 229–232 ,31 322 17 ,7–10 109 f ,21 394 18 ,31–43 110–113 19 ,1–4 436V ,1–10 436V, 475M ,5 436V ,5.7 317 ,6–8 436V ,9 f 436V ,42 441M 21 ,9 308 ,28 331 22 ,19 468 ,31 367 ,32 437V ,44–46 311–313 23 ,34 374 24 ,34 487 ,41.52 443 Johannesevangelium 1 ,1 467 ,1–18 400M, 406M ,11 f 506 ,29 261 3 ,7 254

Bibelstellen

4 ,5–42 429M ,34 194 5 ,1–29 429M ,4 437V ,24 460 ,24–29 456M ,28 f 435V ,39 149, 155 6 ,1–34 429M ,35–69 429M ,70 339 7 ,16 f 288 ,39 90 8 ,1–36 429M ,49 f 297 ,51 362 ,56 354 9 62B ,1–41 429M 10 ,12 355, 436V ,16 436V 11 ,1–45 429M 12 ,6 340 ,23–33 319M ,34–50 319M ,41 153 13 ,5 349 ,26–30 340 14 ,6 281 15 ,1–8 434V, 553 ,4.6 292 ,11 445 ,13 f 309–311

,26 92 16 ,16–33 448M ,22 444 ,24 437V, 445 ,33 122, 309 17 ,1–13 448M ,13 445 ,14–26 436V, 448M ,20–26 136M 18 ,1–27 423M ,4–6 339 ,28–40 423M ,37 159V, 435V 19 ,1–15 423M ,6 332 ,13–30 331–335 ,16–30 423M ,30 393, 485 ,31–42 423M 20 ,1–18 423M ,19–31 423M ,20 443 ,23 326 21 423M Acta Apostolorum (Apostelgeschichte) 185B, 193B 1 134 ,1–11 136–139 ,4 f 91 ,8 356 2 ,1–41 474 ,2 91 ,3 91 ,5 f 91 ,13 92 ,14–36 92

627

628

Bibelstellen

,22–25 433V ,33 434V ,37 92 ,38 93, 95 ,38 f 95 ,40 95 ,42 95, 97, 159V, 434V, 435V ,42–47 75, 93, 95, 119 ,43 95 ,47 95, 505 4 ,12 434V ,23–26 437V ,32–37 95 5 ,30 434V 6 ,4 146 ,5 170 9 ,1 f 434V ,3–6 434V ,19 f 434V 13 ,2 170 16 ,25 434V ,25–34 437V ,30 436V ,31 437V 19 ,15 194 20 ,1–38 348M ,28 170 28 ,25 f 153 Römerbrief 1 ,18 ff 436V ,21 392 2 ,14 310

,15 258 ,17–21 289 3 ,24 452 ,25 32 4 ,17 322 5 ,1–5 417–423 ,6–8.10 300, 309–311 ,10 349 6 323 ,3 ff 256 ,4 290 ,10 266 ,15–23 475M ,23 234, 256 7 135 ,6 288 ,18 358 ,24 370 7 und 8 431 8 136B ,1 359 ,1–11 348M ,11 290 ,12 f 417 ,12–27 348M ,17 f 435V ,26 149 ,28 394, 458 ,28–39 348M ,31–39 377 ,38 f 234, 359 9 ,4 441 ,4 f 440 ,7 387 9–11 441 10 ,17 435V 11 ,11–15 440 ,15 441

Bibelstellen

,28 591 ,33 506 12 432M ,1 ff 214 ,1–6 136M ,7 287 ,7–16 136M ,17–21 136M ,19 361, 372 13 432M ,1 89 ,11 294 ,11 f 294 ,11–14 292 ,12 294, 478 ,13 292, 294 14 432M ,4 447 ,6 234 ,7–9 233–235 ,8 404 15 ,1–21 432M ,5 438, 439 ,22 – 16 432M I Korintherbrief 1 ,18 32 ,30 281 2 ,8.11 59 3 ,2 427 ,11 433V 4 ,1 232 ,2 231 3 ,6–8 186 ,11 151 6 ,19 285

7 ,13 295 ,29 f 321 ,29–31 296 ,29–32 436V 8–10 386 9 ,16 269 ,24 386, 387 10 ,1–13 385–389 ,5.7.8.9.10 387 ,9–13 388 ,11 388 ,16 468 11 ,1 f 287 ,24 468 12 ,3 281 ,26 444 ,28 170 13 ,1–3 247M ,4–7 247M ,6 444 ,8–13 247M 14 ,26 174 15 32 ,1–19 319M ,13 454 ,20–34 319M ,31 454, 484 ,35–58 319M ,55 234 ,56 320 16 ,13 102 II Korintherbrief 1 ,5–7 439 ,20 486

629

630

Bibelstellen

4 ,16–18 196 5 ,1 436V ,6 235 ,10 65, 159V, 434V, 435V, 436V ,14–16 309 ,16 293 ,17 94 ,19 284 ,19–21 32 ,20 287 6 ,2 452 ,3–10 196 ,9 323 ,10 444 7 ,9 f 444 ,10 353 9 ,13 298 12 150B Galaterbrief 1 ,6–10 287 2 ,11 174 ,14 174 ,16 81 ,20 233, 290 ,21 287 3 ,3 167 ,10–13 32 5 ,1 295 6 ,1–10 475M ,2 514 ,7 373, 395 ,8 167 ,15 94

Epheserbrief 1 ,4 83 2 ,4–6 234 ,15 94 ,18 94 ,19–22 150–152 ,20.22 285 3 ,2.9 231 f 4 ,11 170 ,15 447 ,30 445 ,32 435V 5 ,1–10 475M ,5 294 ,11 294 ,11–21 475M 6 ,1–4 435V, 436V ,10 164 ,10–20 164 Philipperbrief 1 ,21 233, 323 ,23 234, 435V, 437V ,24 234 2 ,8 f 349 ,9–11 434V ,17 444 3 ,8 368 ,20 290 4 ,1 444 ,1–9 441M ,4 306, 444, 498 ,13 522

Bibelstellen

Kolosserbrief 1 ,1–20 462M ,13 93 ,21–29 462M ,24 444 2 462M ,6 f 142 ,9 465 ,18 430 3 ,1–15 462M ,3 290 ,9 94 ,9 f 94 ,16 35, 435V, 436V ,16–25 463M 4 463M I Thessalonicherbrief 1 441M 2 441M ,19 444 3 442M ,13 296 4 442M ,13 – 5,11 211M 5 442M ,5–11 247M ,12–28 211M ,16–18 212 f II Thessalonicherbrief 1 211M 2 211M 3 185B, 211M, 225M I Timotheusbrief 1 ,1–11 102M ,1–17 329M ,12–20 102M ,15 435V ,18 – 2,15 329M

2 102M ,1–7 139–141 ,2 489, 594 ,4 83 3 329M ,1 358 ,1–13 102M ,14 – 4,11 102M ,16 290, 463 4 329M ,12 – 5,16 108M ,16 287 5 329M, 348M ,17 – 6,5 108M ,22 170 6 329M, 348M ,6–12 108M ,13–21 108M II Timotheusbrief 2 ,1 453 ,10 444 ,11 f 349 ,12 439 4 ,2 287 ,7 313 Titusbrief 1 247M ,2 299 ,5 170 ,7–9 155 2 247M ,11–13 82–87 3 247M Philemonbrief 225M ,2–8 211M

631

632 Hebräerbrief 3 ,18 393 4 ,3.5 393 ,9 395 ,9–13 392–395 ,13 ff 392 ,15 f 32 6 ,18 295 7 ,27 548 10 ,24 f 296 ,27 364 ,32 444 11 ,13 309 12 ,1–11 149M ,2 310, 439 ,12–17 149M ,18–29 149M 13 ,1–9 149M ,9 415 ,10 ff 165 ,10–21 149M ,12 f 198, 361 ,20 f 300 Jakobusbrief 1 ,1–12 185M ,3 f 439 2 ,1–17 185M 3 185M 4 ,1–12 185M ,11 f 455 ,13 – 5,6 185M, 193M

Bibelstellen

5 ,7–20 185M, 193M ,16 326 I Petrusbrief 1 ,8 444 ,13 192, 297 ,16 282, 297 ,22 298 2 ,5 364 ,9 297 ,11 f 296 ,24 293 3 ,1–17 62M ,11 460 ,18 – 4,6 62M 4 ,7–19 62M ,10 f 231 ,12 66 ,13 ff 444 5 ,1–11 441M, 475M ,5–11 348–351 ,7 394 ,8 81 II Petrusbrief 1 ,6 439 3 ,12 356, 567 ,13 356, 380 I Johannesbrief 1 – 2,6 423M 2 ,7–17 423M ,18 436V ,28 437V

Bibelstellen

3 ,1 f 299 ,13–18 179–182, 309 ,14 437V ,16 311 4 ,3 436V 5 193B ,4 429 ,14 437V II Johannesbrief ,4 444 ,8 426 ,9 287 ,12 424 III Johannesbrief ,2 425 ,4 444 Judasbrief 429M Apokalypse (Johannesoffenbarung) 33, 62B 1 62M ,4 ff 355 ,8 434V ,9 439 ,9–20 182–185 ,14 494 ,20 64 2 ,1–7 22, 63–69, 225–228 ,1–11 62M, 193M ,4 68 ,5 67, 167 ,12–29 62M

,18 234 2–3 196 3 ,1–13 62M, 193M ,7–12 441M ,11 387 ,14 260 ,14–22 62M, 193M 5 ,8–14 225M 6 ,1–11 225M 7 ,9–17 225M ,13–17 159V, 435V ,14 60 12 ,12 388 13 ,1.6–8 434V ,1.6–9 159V, 435V ,7,13–17 159V 14 ,1–13 225M, 242M ,6–13 55 ,13 65, 437V 15 87B 20 ,12–15 434V 21 436V ,1–4 434V ,2 403 ,2–4 435V ,3 235 ,9–27 225M, 242M 22 ,1 ff 62 ,2 228 ,10–17 59–62, 62 ,10–21 225M, 242M ,12–17.20 435V ,20 257–261, 406

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Personen Biblische Personen sind nicht aufgeführt; kursive Seitenzahlen verweisen auf Fußnoten; T zeigt die Nennung eines Buchtitels an Albertz, Marianne (1891–1977) geborene Keil: Ehefrau von Martin Albertz 541 Albertz, Martin (1883–1956): 1928–1931 Pfarrer und Oberpfarrer in Soldin; 1931–1953 Pfarrer und Superintendent in Berlin-Spandau; 1935–1941 im Berlin-Brandenburger Bruderrat, verantwortlich für die Hilfsprediger und Vikare, Leiter des theologischen Prüfungsamtes; 1936 Vorsitzender der Vorläufigen Leitung der DEK; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; 1945 Professor für Reformierte Theologie an der Universität und Professor für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule in Berlin 18, 113, 155, 224, 313, 518, 526, 536 Albrecht, Werner (30. 11. 1910 Schwessin Kreis Köslin – Februar 1945): 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; Ordination in Stolp, dort Pfarrdienst bis Dezember 1940; Herbst 1939 zum Militär; gefallen 462, 610 Althaus, Paul (1888–1966): ab 1919 Professor für Systematische Theologie und Neues Testament; 1926–1964 Präsident der Luthergesellschaft; 1934 im Lutherischen Rat; Paulus und Luther über den Menschen (1938) 431(T) Ammundsen, Ove Valdemar (1875–1936): 1901–1923 Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Universität in Kopenhagen; 1923–1936 Bischof von Haderslev; Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung 244 Appold, Kurt (10. 4. 1907 Halberstadt): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination 609 Aquaviva, Claudio (1543–1615): General des Jesuiten-Ordens 570 Arnd(t), Johann (1555–1621): übte maßgeblichen Einfluss auf die spätere pietistische Bewegung und insbesondere auf Philipp Jakob Spener (1635–1705) aus; Vier Bücher vom wahren Christentum (1610) 40(T) Arnold, Gottfried (1666–1714): bedeutender Vertreter des radikalen Pietismus; Verfasser der Unpartheyischen Kirchen- und Ketzerhistorie; ab 1707 Pfarrer und Superintendent in Perleberg; Kirchenliederdichter 386 Arper, Karl (1864–1936): ab 1919 Superintendent in Eisenach und Mitglied des Weimarer Landeskirchenrats; mit Zillessen Evangelisches

Personen

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Kirchenbuch (1910, 6. Auflage 1936); mit Zillessen Kriegsagende 330(T), 336(T), 456(T) Asmussen, Hans Christian (1898–1968): 1932 Pfarrer in Hamburg-Altona; 1933 Mitautor des Altonaer Bekenntnisses; 1933 Amtsenthebung; 1934 im Reichsbruderrat; 1935/36 Leiter der Kirchlichen Hochschule in Berlin; 1936 Pfarrer in Berlin-Lichterfelde; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; 1945 Präsident der Kirchenkanzlei der EKD; 1948 Propst von Kiel; 1955 Ruhestand; Das Kirchenjahr (1936) 142(T), 224, 520 f, 536 August, Reinhold (16. 2. 1910 Dobrzyca/Posen – 27. 9. 1943): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Hilfsprediger in Kirchohmfeld; Herbst 1939 zum Militär; gefallen 221, 347, 451, 462, 607 Augustin(us), Aurelius (354–430): lateinischer Kirchenvater; De trinitate (399–419); Confessiones (um 400) 394(T), 445, 466(T) Bach, Johann Sebastian (1685–1750): Komponist 262, 504 Bachmann, Wilhelm (1912): Studieninspektor am Predigerseminar Ilsenburg; 1935–1937 im Kirchlichen Außenamt; 1940 in Theodor Heckels Evangelischem Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene; 1944 Gestapohaft; Die Kirchenausschüsse und die junge Kirche (1936) 178(T) Baethge, Heinz: Pommerscher BK-Pfarrer in Zettin bei Köslin Kirchenkreis Bütow 143, 222 Barth, Karl (1886–1968): 1911 Pfarrer in Safenwil; 1921 Honorarprofessor für Reformierte Theologie in Göttingen; 1925 Professor für Dogmatik und neutestamentliche Theologie in Münster; 1930 Professor für Systematische Theologie in Bonn; die sechs Sätze der Theologischen Erklärung der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Barmen im Mai 1934 beruhen auf einem Entwurf Barths; 1935 Entlassung durch den preußischen Kultusminister; 1935–1962 Professor in Basel; Der Römerbrief (neue Bearbeitung 1922); Credo (1935) 88(T), 104(T), 128, 192, 220, 534, 569 Bauer, Walter (1877–1960): Professor für Neues Testament seit 1913 in Breslau, seit 1916 in Göttingen, seit 1928 Herausgeber des Wörterbuchs zum Neuen Testament 222 Baumann, Eberhard (1871–1956): 1923–1943 Reformierter Superintendent in Stettin; 1934 im pommerschen Bruderrat, 1935 stellvertretend im Reichsbruderrat 328 Baumgärtel, Friedrich (1888–1981): 1922 Professor für Altes Testament in Rostock, 1928 in Greifswald, 1937 in Göttingen, 1941– 1956 in Erlangen; Die Kirche ist Eine – die alttestamentlich-jüdische Kirche und die Kirche Jesu Christi? (1936) 346(T) Beckmann, Erwin: 1936/37 in Finkenwalde; April 1937 legalisiert; Ordination 78, 221, 328, 607

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Personen

Beckmann, Gottfried, »Exzellenz« (11. 4. 1909 Klinze über Neuhaldensleben – 19. 2. 1980): 1935 in Finkenwalde; 1936 Ordination in Stendal, Pfarrer in Badingen, Calvörde und Rottelsdorf; 1974 Ruhestand in Bahrdorf 46, 78, 101, 186, 221, 365, 605 Beckmann, Joachim (1901–1986): 1934–1945 im rheinischen, im ApUund im Reichsbruderrat; 1951 Professor an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal; 1958–1971 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland 132 Beethoven, Ludwig van (1770–1827): Komponist 301, 344 Begrich, Heinrich (14. 3. 1912 Profen Kreis Zeitz – 4. 3. 1996), aus Emersleben bei Halberstadt: 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; 25. 11. 1939–31. 1. 1940 Prädikant, dann Hilfsprediger in Wegeleben; 2. 2. 1940–18. 8. 1945 beim Militär und in englischer Kriegsgefangenschaft; ab 1. 9. 1945 Pfarrdienst in Profen; 11. 11. 1945 Ordination; Pfarrer in Profen bis 31. 10. 1949; 1. 11. 1949 bis Juni 1956 Missionsinspektor der Berliner Missionsgesellschaft; ab 16. 6. 1956 mit der Verwaltung der Pfarrstelle Nieder-Eschbach beauftragt, ab 16. 7. 1957 unter Berufung in den Dienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf Lebenszeit Inhaber der Pfarrstelle NiederEschbach, ab April 1961 Inhaber der Pfarrstelle II in Bad Homburg; 1. 4. 1977 Ruhestand in Bad Homburg 491, 502 f, 506, 507, 517, 529, 530, 530–532, 611 Bell, George Kennedy Allen (1883–1958): 1929–1957 Bischof von Chichester (England); Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung; 1937 im Britischen Oberhaus; 1945 Vorsitzender des Rates für Auswärtige Beziehungen der Kirche von England; im ÖRK 1948 Vorsitzender des Zentral- und Exekutivausschusses, 1954 Ehrenpräsident 526(T), 526, 596, 603f Benckert, Heinrich (1907 Berlin – 1968 Rostock): 1932 Pfarrer in Schönow (Neumark); 1935 Pfarrer in Breslau; BK-Vertreter in der Gemeinde Striche, im Sommer 1937 verhaftet; 1945–1955 Pfarrer in Erfurt mit Lehrauftrag in Halle an der Saale ab 1949; ab 1955 Professor für Systematische Theologie in Rostock 358 Berendts, Otto (15. 3. 1911 Berlin-Moabit – 29. 9. 2009 Detmold): ab 1929 juristisches, staatswissenschaftliches und volkswirtschaftliches Studium in Berlin; ab 1932 theologisches Studium; 28. 3. 1935 Erstes Theologisches Examen beim BK-Prüfungsamt Berlin; 1935/36 Vikariate in Berlin-Friedenau und Brandenburg an der Havel; 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Prädikant in Oranienburg bei Berlin; 14. 12. 1937 Zweites Theologisches Examen beim BK-Prüfungsamt Berlin; 16. 12. 1937 Ordination durch BK-Bruderrat in der Jesus-ChristusKirche in Berlin-Dahlem; ab 1. 11. 1937 Pfarrstelle in Schermeisel (Neumark); 9. 5. 1938 Heirat mit Maria Vetter aus Berlin-Friedenau; Februar 1940 bis Juli 1945 beim Militär und in amerikanischer Ge-

Personen

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fangenschaft, Maria Berendts versieht die Gemeinde; ab Herbst 1945 Pfarrer in Berlin-Marzahn; ab 1. 4. 1949 Pfarrer in BerlinWittenau und Superintendent im Kirchenkreis Reinickendorf; 1. 4. 1969–1. 4. 1976 Oberkirchenrat im Kirchlichen Außenamt der EKD Frankfurt am Main, Schwerpunkt Europa und Urlauberseelsorge Ausland; 7. 5. 1971 Tod Marias; 12. 2. 1973 Heirat mit Elma Waubke aus Bielefeld, Pastorin in Berlin-Tegelort; 1. 4. 1976 Ruhestand, ab Herbst 1976 in Detmold-Hiddesen; 1977–1985 Stiftspastorat mit Elma Berendts im Wohnstift Collegium Augustinum Hiddesen 15– 17, 18, 19–21, 23, 221, 257, 265, 366, 533, 556, 577, 590, 593 f, 607 Berg, Hans-Georg (15. 5. 1909 Rahden Kreis Lübbecke – 1979 Celle): 1935/36 in Finkenwalde, 1936 im Bruderhaus; 1937 Ordination; Pfarrdienst in Groß Rambin Kreis Belgard (Pommern), 1939 in Kolberg; Herbst 1939 zum Militär; 1945 in Damme (Oldenburg), dort 1950 Pfarrer, 1952 in Bielefeld, 1967 in Lüdenscheid; 1974 Ruhestand 131, 142, 144, 159, 161, 189, 203, 209, 247, 318, 327, 345, 383, 451, 605 f Bernanos, Georges (1888–1948): Schriftsteller; Sous le soleil de satan (1926, deutsch 1927); Journal d’un curé de campagne (1936, auch deutsch) 302(T), 303(T), 336(T) Beste, Niklot (1901–1987): 1925/26 Besuch des Predigerseminars in Schwerin; ab 1934 Vorsitzender des Bruderrats der Bekennenden Evangelisch-Lutherischen Kirche von Mecklenburg; 1936 im Lutherischen Rat; 1946–1971 Landesbischof von Mecklenburg; 1968– 1971 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR 168 Bethge, Dietrich Wilhelm Rüdiger (1944), Sohn von Eberhard und Renate Bethge: Cellist in London 510 Bethge, Eberhard (28. 8. 1909 Warchau bei Magdeburg – 18. 3. 2000 Villiprott): 1935 in Finkenwalde, ab 1935/36 im Bruderhaus; ab 1937/38 Inspektor im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz, 1939/40 im Sigurdshof; ab Herbst 1940 Missionsinspektor bei der GoßnerMission in Berlin; Juli 1943 eingezogen zur Wehrmacht; an der italienischen Front nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler verhaftet; am 25. April 1945 aus dem Gefängnis Lehrter Straße 3 in Berlin freigekommen; ab Ende Mai 1945 Persönlicher Referent bei Bischof Otto Dibelius, daneben ab Winter 1945/46 Studentenpfarrer an der Humboldt-Universität, ab 1949 auch an der Technischen Universität; 1953–1961 Auslandspfarramt in London; 1961–1978 Leiter des Rheinischen Pastoralkollegs in Rengsdorf; Herausgeber der Gesammelten Schriften Bonhoeffers und Herausgeber der Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeber bei DBW 8 15–17, 18, 19 f, 23–25, 39, 41, 45, 48, 53, 56, 59, 63, 70, 72, 79, 80, 82, 87, 98, 100, 101–103, 109, 116, 118, 121, 125, 131, 136, 139, 141, 145,

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146, 148, 150, 152, 158, 159, 165, 178, 179, 186, 189, 190 f, 193, 197, 199 f, 202–204, 206, 210, 216, 218 f, 225, 232, 235, 237, 239, 239, 242, 247, 261, 265 f, 269–274, 276, 279, 300, 302, 308, 313, 319, 324, 329, 334, 343, 348, 357 f, 359, 365, 367, 368, 376, 381, 383, 385, 395, 397, 400 f, 406, 406 f, 415, 417, 424–426, 437, 441–443, 446, 447, 448, 450, 455, 459, 475, 478 f, 481, 486, 491–493, 496, 501, 503, 508, 509, 510, 513, 515, 517 f, 520 f, 524, 525, 527, 528–532, 543, 551, 557, 560–563, 568, 580, 591, 592, 592, 598 f, 602–612 Bethge, Renate (1925), Tochter von Rüdiger und Ursula Schleicher: 15. 5. 1943 Heirat mit Eberhard Bethge; Bandherausgeberin bei DBW 7 und 8 509 f, 524, 551, 603 Bethge-Vibrans, Elisabeth (1918–2010) geborene Trebesius: 6. 3. 1941 Heirat mit Gerhard Vibrans; nach dessen Tod (an der Ostfront gefallen am 3. 2. 1942) Heirat mit Eberhard Bethges jüngstem Bruder Christoph 486 Biesental, Günter (25. 5. 1913 Berlin-Charlottenburg – 1943): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; nach Ordination Pfarrdienst in Fürstenwalde; 22. 11. 1941 an der Front verwundet; gefallen 487, 611 Birk, Hellmuth (9. 4. 1913 Freiburg im Breisgau – 1984), aus Berlin: 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1941 Ordination; Hilfsprediger in Berlin-Charlottenburg; zum Militär; 1945 Hilfsprediger an der Johanneskirche in Göttingen, dann Pfarrer in Berlin, zugleich Kreisjugendpfarrer; 1957 Superintendent in Berlin-Tempelhof; 1980 Ruhestand 612 Bismarck, Ruth-Alice von (1920), Tochter von Hans und Ruth von Wedemeyer, Schwester von Maria von Wedemeyer-Weller: 1939 Heirat mit Klaus von Bismarck 568(T) Björkquist, Manfred (1884–1985): 1917 Direktor der Sigtuna-Stiftung; 1942–1954 Bischof von Stockholm, ab 1943 zugleich Hofprediger 119 Block, Eduard (1886–1970): Superintendent in Schlawe, ermöglichte 1938 die Einrichtung des Sammelvikariats; nach dem Krieg in Frankfurt am Main im Kirchlichen Außenamt der EKD 399, 486 Block, Klaus (26. 7. 1910 Berlin-Friedrichshagen – 1953), aus BerlinLichterfelde: 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1936 in Finkenwalde; 18. 8. 1937 Ordination; Pfarrdienst-Vertretung in Brandenburg-Görden; Herbst 1939 zum Militär, im Kriege Leutnant und Ordonanzoffizier; ab 1947 Konsistorialrat in Berlin (West) 209, 367, 382 f, 451, 606 Bluhm, Heinz (25. 9. 1910 Berlin-Friedrichshagen – 1967): 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1938 Ordination; Hilfsdienst in Templin, 1939 in Frankfurt an der Oder; Herbst 1939 zum Militär; 1943 Pfarrer in Luckenwalde, dort 1946 zugleich SuperintendenturVerwalter und Kreisjugendpfarrer 462, 609

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Blumhardt, Johann Christoph Friedrich (1842–1919): nach dem Tode seines Vaters Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) Leiter von Bad Boll; Abgeordneter der Sozialdemokratischen Partei im Württembergischen Landtag 1900–1906; Vom Glauben bis ans Ende (1926), Vom Reiche Gottes 336(T) Bobert (auch: Bobert-Stützel), Sabine (1964): Professorin für Praktische Theologie in Kiel; Mitarbeit an DBW 14 20 Böhm, Hans Adolf August Hugo (1899–1962): 1935 in der VKL, 1936 in der VL der DEK Auslandsbeauftragter; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler am 1. 10. inhaftiert im Reichssicherheitshauptamt Prinz-Albrecht-Straße; 1945–1959 Propst von Berlin 206 Boeters, Ernst (1893–1945): 1915–1918 im Militärdienst; 1922 Erstes Theologisches Examen; 1931 Superintendent des pommerschen Kirchenkreises Bublitz; 1936 Konsistorialrat in Stettin 224 Bohne, Gerhard (1895–1977): evangelischer Theologe und Religionspädagoge; Das Wort Gottes und der Unterricht (2. Auflage 1932) 523(T) Bojack, Konrad (16. 9. 1910 – 22. 6. 1941), aus Brief in Schlesien: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst Ende 1935 in Osterode (Ostpreußen), Anfang 1937 in Lyck (Ostpreußen); Herbst 1939 zum Militär; an der Ostfront gefallen 46, 77, 143, 302, 318, 324, 462, 479, 481 f, 485, 488, 605 Bonhoeffer, Dietrich (4. 2. 1906 – 9. 4. 1945), Sohn von Karl und Paula Bonhoeffer: 1930 Privatdozent an der Theologischen Fakultät der Berliner Universität; Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung; 1935 Direktor des Finkenwalder Predigerseminars der Bekennenden Kirche; beteiligt am konspirativen Widerstand gegen das NSRegime; am 5. 4. 1943 inhaftiert im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel, ab 8. 10. 1944 im Reichssicherheitshauptamt Prinz-Albrecht-Straße; im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt 15 f, 18–21, 23–25, 31 f, 34 f, 39, 41, 48, 50, 55, 68, 75, 77, 79, 80, 88, 91, 93, 95, 100–106, 107, 110, 119, 121, 129, 131, 132, 133– 135, 136, 139, 141–143, 145, 148, 150, 155, 158, 158, 159, 159, 164– 166, 168, 182, 186, 192, 197, 202 f, 206, 209–211, 216, 218, 220, 221 f, 224 f, 232, 236 f, 242, 244 f, 261 f, 273, 274, 279, 280, 300, 301–303, 307, 309, 314 f, 325–328, 334, 336, 336 f, 337, 346, 346 f, 356, 357, 360, 363, 368, 370, 381, 383, 390, 397, 399, 400, 406, 407, 415, 417, 426, 427, 428, 431, 440, 441, 445, 446 f, 449, 455, 457, 459, 462, 466–469, 475, 478–482, 481, 486, 486, 490, 491, 496, 497 f, 503, 509, 509 f, 513, 517–519, 518 f, 520 f, 523–527, 533 f, 543, 546–556, 556, 557–568, 577, 580, 591 f, 592 f, 593–604, 606–609 Bonhoeffer, Julie (1842–1936) geborene Tafel, Mutter von Karl Bonhoeffer: 1863 Heirat mit Friedrich Bonhoeffer (1828–1907); bis 1924

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in Tübingen, dann bei Karl und Paula Bonhoeffer in Berlin; durchschritt als Einundneunzigjährige am 1. 4. 1933 beim Boykott jüdischer Geschäfte die SA-Postenkette vor dem Berliner »Kaufhaus des Westens« 80 Bonhoeffer, Karl (1868–1948): Professor für Psychiatrie und Neurologie; ab 1912 Direktor der Universitätsnervenklinik in der Charité Berlin 481, 524, 526 Bonhoeffer, Klaus (1901–1945), Sohn von Karl und Paula Bonhoeffer: Jurist; nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler am 1. 10. inhaftiert in der Lehrter Straße 3; 23. 4. 1945 von SS erschossen 524, 527, 604 Bonhoeffer, Paula (1876–1951) geborene von Hase: 5. 3. 1898 Heirat mit Karl Bonhoeffer 76 f, 481, 524, 534 Bonnus, Hermann (1504–1548): Kirchenliederdichter 343 Boor, Werner de (1899–1976): 1932 Pfarrer in Stolp; 1939 als Vorsitzender der Bruderschaft junger Theologen in Pommern Eintreten für Legalisierung unter besonderen Bedingungen; 1946–1956 Oberkirchenrat in Schwerin; 1957–1965 Leiter der Evangelistenkonferenz in der DDR 162 Bormann, Martin (1900–1945): Leiter der NS-Parteikanzlei (nachdem der »Stellvertreter des Führers« Rudolf Heß [1894–1987, im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 zu lebenslänglicher Zuchthaushaft verurteilt] am 10. 5. 1941 nach Schottland geflogen war); 1943 Sekretär Hitlers; am 30. April 1945 in Berlin umgekommen 425 Brandenburg, Willi (12. 12. 1909 – 1942), aus Berlin: 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz auf Fanø; April 1936 als BK-Vikar zu Pfarrer Pecina in Seelow entsandt, wie Pecina inhaftiert bis 20. 8.; 1936/37 in Finkenwalde, 1937 im Bruderhaus; Pfarrdienst in Pätzig (Neumark); während des Kriegsdienstes 1941 legalisiert; nach Bauchschuss im Lazarett gestorben 142, 163–167, 191, 197, 202, 208, 221, 224, 237, 265, 327, 348, 365, 367, 383, 491, 497, 549, 552, 557, 607, 609 Breit, Thomas (1880–1966): 1934–1936 in der Vorläufigen Kirchenleitung der DEK unter dem Vorsitz von Bischof Marahrens; 1936 Geschäftsführer des Lutherischen Rates; 1947–1950 Leiter des MartinLuther-Bundes in Erlangen 168 Brunner, Emil (1889–1966): 1924–1953 Professor für Systematische und Praktische Theologie in Zürich; Der Mittler (1927) 128, 336(T) Brunstäd, Friedrich (1883–1944): 1925 Professor für Systematische Theologie in Rostock 207 Buchman, Frank (1878–1961): 1921 Gründer der Oxford-Gruppenbewegung, seit 1938 »Moralische Aufrüstung«, Sitz in Caux (Schweiz) 220

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Buchmann, Adolf (1914–1977), aus Bernau bei Berlin: 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1939 Ordination; Hilfsdienst in Buchholz; Herbst 1939 zum Militär, im Kriege Leutnant; 1947 Pfarrer in Heilbronn, 1949 in Berlin-Moabit; 1975 Ruhestand 451, 610 Buchwald, Georg (1859–1947): Lutherforscher; 1914–1923 Superintendent in Rochlitz; zu Martin Luthers Großem Katechismus 336(T) Büchsel, Friedrich (1883–1945): 1918 Professor in Rostock; Arbeiten über die johanneischen Schriften 332 Büchsel, Hans-Jakob (25. 7. 1909 Warnow – 1943), aus Köslin (Pommern): 1935/36 in Finkenwalde; Ordination; 1937 Pfarrdienst in Peest Bezirk Schlawe als Vertreter des verhafteten Pfarrers Gensch, dann Pfarrdienst in Kublank Bezirk Stettin; Herbst 1939 zum Militär; 1940 Hilfsprediger in Greifenberg (Pommern); in Stalingrad vermisst 49, 142, 223, 329, 383, 451, 462, 605 Büsing, Wolfgang (30. 4. 1910 – 1994), aus Berlin-Friedenau: 1932– 1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935/36 in Finkenwalde, 1936 im Bruderhaus; Prädikant in Krauschow bei Züllichau; Emigration wegen seiner »nichtarischen« Braut im Herbst 1936 nach London, dort Seelsorgedienst (Church of England Committee for Non-Aryan Christians); Emigration 1949 nach Kanada, dort Pfarrer einer lutherischen Landgemeinde, 1951 Pfarrer der Anglikanischen Kirche, bis 1988 in Ottawa 78, 116, 132, 203, 217, 315, 327, 605, 607 Burgwitz, Bernhard (13. 2. 1913 Ringenwalde Kreis Templin/Uckermark – 3. 8. 1982 Backnang, Württemberg), aus Berlin-Reinickendorf: 1939 im Sammelvikariat Köslin; dann in Dobbrikow (Mark); 1940 Ordination; 9. 8. 1945–15. 8. 1946 Stadtvikar in Ludwigsburg (Württemberg); 1946–1952 Pfarrer in Dobbrikow, 1952–1962 an der Zionskirche in Ostberlin; 1. 8. 1962 beauftragt mit Versehung der zweiten Pfarrstelle an der Matthäuskirche in Backnang (Württemberg), ab 1. 5. 1963 dort Ständiger Pfarrer; 1. 10. 1976 Ruhestand 611 Busch, Wilhelm (1897–1966): 1924 Pfarrer, 1931–1962 Jugendpfarrer in Essen, Evangelist 382, 505 Buxtehude, Dietrich (1637–1707): Organist, Komponist 262 f Calvin, Johannes (1409–1564): Reformator in Genf; Diener am Wort Gottes (Predigten); Johannis Calvini Opera selecta (1926–28) 89, 104, 117, 134 f, 179(T), 336(T), 380(T) Carras, Alexander (19. 3. 1911 Berlin – 22. 8. 1998): 1934/35 im BKPredigerseminar in Bielefeld; in Finkenwalde 1935/36 zu Besuch; 1937 Ordination, Hilfsprediger an der Samariter-Gemeinde in Berlin; 1938 Hilfsprediger in Dahme (Mark) zusammen mit Reinhard Rütenik; 1947 Pfarrer in Ihlow bei Dahme; 1947–1956 Dozent am

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Kirchlichen Seminar in Dahme; 1976 Ruhestand in Karlshorst 217, 318, 366 Christ, Günter (25. 5. 1912 – 8. 8. 1941), aus Berlin: 1936 in Finkenwalde; 1937 Ordination; Pfarrdienst in Bendelin bei Glöwen, in Müncheberg bei Fürstenwalde, in Kyritz bei Havelberg; Herbst 1939 zum Militär; an der Ostfront gefallen 133, 222, 238, 246, 346, 366, 383, 462, 486–488, 606 Cicero, Marcus Tullius (106–143): Rhetor 529 Claudius, Matthias (1740–1815): Dichter 121, 494, 551 Corbach, Karl-Heinz (5. 2. 1912 Seehof bei Reppen – 25. 10. 1993), aus Berlin: 1937 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Buckow (Märkische Schweiz); 1938 Ordination, Pfarrer in Görlsdorf; Herbst 1939 zum Militär; 1945 in Seehausen (Altmark); 1951 in Potsdam Landesjugendpfarrer für Brandenburg; 1963 Superintendent in Königs Wusterhausen; 1977 Ruhestand in Teltow 344, 451, 462, 608 Corves, Heinz: 1938 im Sammelvikariat Köslin 481, 610 Damaschke, Adolf (1865–1935): Volksschullehrer, Bodenreformer; Geschichte der Redekunst (1921) 336(T) Danicke, Wolfhard (1. 1. 1911 – 1944), aus Berlin-Lanckwitz: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Dobbrikow (Mark); Ende 1936 Ordination; Pfarrdienst in Strausberg; Herbst 1939 zum Militär; in Rumänien gefallen 46, 75, 143, 204, 209, 223, 237, 246, 317, 326, 381, 462, 605 Dante Alighieri (1265–1321): florentinischer Dichter; Göttliche Komödie 422 Darré, Walter (1895–1953): 1930 agrarpolitischer Beauftragter Hitlers, dann Reichsbauernführer (bis 1945), 1933 Reichsernährungsminister, am 23. 5. 1942 vom Amt entbunden; Neuadel aus Blut und Boden (1930) 54(T) Daske, Friedrich: 1911–1938 Pfarrer in Groß-Tychow 246 Dehn, Günther (1882–1970): seit 1928 von der politischen Rechten angegriffen; bis 1930 Pfarrer in Berlin; 1931 zum Professor für Praktische Theologie nach Halle berufen, was zu Radauszenen und 1933 zu seiner Entlassung führte; 1936–1941 Dozent an der Kirchlichen Hochschule in Berlin; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; 1946–1953 Professor in Bonn; Der Gottessohn (1929, zum Markusevangelium) 363(T) Dell, Wolfgang (1. 2. 1910 Dückerswisch in Holstein – 12. 12. 1979), aus Erfurt: 1935 in Finkenwalde, Oktober bis Ende 1935 im Bruderhaus; 1936 Hauslehrer in Repplin bei Stargardt, Hilfsprediger in Rehungen (Eichsfeld); Ordination; 1945 Pfarrer in Worbis und Heiligenstadt, 1947 in Letzlingen-Gardelegen; 1978 Ruhestand 47, 76, 79, 101, 107, 186, 605 f

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Dibelius, Martin (1883–1947): 1910 Habilitation für Neues Testament in Berlin, von 1915 an Professor in Heidelberg; Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung 207 Dibelius, Otto (1880–1967): 1925 Generalsuperintendent der Kurmark; Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung; 1933 von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern entfernt; 1939 im ApU-Bruderrat; 1945–1966 Bischof von Berlin-Brandenburg; Mitverfasser der Stuttgarter Schulderklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 18./19. 10. 1945; 1949–1961 Vorsitzender des Rates der EKD; Das Jahrhundert der Kirche (1924) 88, 88(T), 206 f, 513, 525, 536, 570, 585 Diening, Friedrich (14. 7. 1909 Essen – 2. 9. 2003 Wuppertal): 1935 Dr. phil., Bonn; 1938 im Sammelvikariat Köslin; 18. 5. 1939 Ordination durch Präses Beckmann in Düsseldorf, dort Hilfsdienst; 1941–1945 beim Militär; 1945 Hilfsdienst, 1946–1951 Pfarrer in Erkrath, 1951– 1966 in Wupperfeld lutherisch II, 1967–1973 in Alt-Wupperfeld II; nebenamtlich Hebräischlehrer am Dörpfeld-Gymnasium Wuppertal; 1973 Ruhestand 610 Distler, Hugo (1908–1942): 1940 Professor für Komposition und Orgel an der Staatlichen Hochschule für Musik, Dirigent des Staatsund Domchors und Leiter der Hochschulkantorei in Berlin; am 1. 11. 1942 in seinem Amtszimmer im Berliner Dom Suizid 262 Dobrick, Heinz (11. 2. 1912 Brakau Kreis Marienwerder – 1984): 1938/ 39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1940 Ordination; Herbst 1939 zum Militär; bis 1946 in Kriegsgefangenschaft; Pfarrer in Neustadt an der Saale; 1975 Ruhestand 450, 610 Doebert, Heinz (1. 3. 1910 Celle – 13. 2. 2000): 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; 13. 12. 1939 Ordination in Berlin; Vertretung in Tarnowke; ab 1. 1. 1940 Hilfsprediger am Kreissiedlungspfarramt in Köln-Land I; ab 1. 11. 1941 Hilfsprediger, ab 1. 6. 1946 Pfarrer in Tornow Kreis Calau (Niederlausitz); ab 26. 1. 1942 beim Militär und in Kriegsgefangenschaft bis August 1945; ab 8. 5. 1949 Pfarrer in Timmenrode, ab 2. 4. 1961 in Meerdorf; mit Wirkung vom 1. 11. 1964 aus dem Dienst der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche entlassen und zum Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und zum Inhaber der neu errichteten Krankenhauspfarrstelle V bei den evangelischen Frankfurter Dekanaten ernannt; ab Juni 1975 Ruhestand in Bad Nauheim 491, 501, 503, 514, 515, 518, 532, 611 Dohnanyi, Hans von (1892–1945): 1925 Heirat mit Christine (1903– 1965), Tochter von Karl und Paula Bonhoeffer; seit 1929 Referent im Reichsjustizministerium; August 1939 berufen in die Zentralabteilung im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der

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Wehrmacht; führend im konspirativen Widerstand gegen Hitler; im Konzentrationslager Sachsenhausen getötet 524, 603f Donatus (gestorben 355): Bischof von Karthago 178 Dorau, Fritz (13. 7. 1911 Berlin – 1988): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination, bis 1941 Hilfsprediger in Hohen Neuendorf; 1945 Pfarrvertretung in Buchen-Potrau; 1948–1979 Pfarrer in Hamburg-Tonndorf; 1979 Ruhestand 609 Dudzus, Otto (4. 2. 1912 Essen – 23. 2. 2000): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz in Fanø; 1937 in Finkenwalde; 1937–1938 Vikar in Fehrbellin bei Günther Harder; 1938 Ordination, Pfarrer in Wilhelmshorst bei Potsdam; 1942 zum Militär; 1946 Pfarrer in Berlin, Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule; 1948–1954 Studieninspektor an der Kirchlichen Hochschule in Berlin; 1954–1980 Pfarrer in Köln; Ruhestand in Köln und Ramsau am Dachstein (Österreich); Bandherausgeber bei DBW 14 280, 344, 344, 608 Dürer, Albrecht (1471–1528): Maler 41, 158 Dufft, Heinz (15. 4. 1911 Klein-Mellen – 1943), aus Stettin: 1935 in Finkenwalde; 1936 Ordination; Hilfsprediger in Groß Rambin, Pastor von Bahn, Hilfsprediger in Stettin; 1937 als Vertreter des erkrankten Karl Ferdinand Müller Pastor in Greifenberg (Pommern); Pfarrdienst in Giesebitz; 1939 Pfarrer in Batzwitz Kreis Greifenberg; zum Militär; in Stalingrad vermisst 31, 35, 46, 76, 87, 107, 118, 141, 161, 203, 208, 245, 247, 300 f, 315, 317, 327, 383, 605 Ebeling, Gerhard (6. 7. 1912 Berlin – 2001): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Studium in Zürich, 1938 dort Promotion; 1938/39 in der Geschäftsstelle des Berliner Bruderrats; 1938–1940 Pfarrer in BerlinHermsdorf und -Frohnau, dann Sanitätssoldat; 1946 Habilitation, Professor für Kirchengeschichte, 1954 für Systematische Theologie in Tübingen; 1956 Professor für Dogmatik, Dogmengeschichte und Symbolik in Zürich (Schweiz), 1962 Gründung des Zürcher Instituts für Hermeneutik; 1965 in Tübingen; 1968 in Zürich Professor auf dem für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Hermeneutik und Fundamentaltheologie; 1979 Emeritierung, Ruhestand in Zürich; Mein theologischer Weg 22, 113, 127, 221, 237, 265 f(T), 276, 280, 309, 319, 319, 328, 424, 426, 446, 459, 554, 560 f, 577, 607 Eger, Johannes (1873–1954): Generalsuperintendent in Magdeburg, 1935–1937 Vorsitzender des ApU-Landeskirchenausschusses 162, 177, 597 Eidem, Erling (1880–1972): 1928 Professor für Neues Testament in Lund (Schweden); 1931–1950 Erzbischof von Uppsala; 1940–1959 Oberhofprediger; 1948–1954 im Präsidium des ÖRK 119, 129, 144, 163

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Elser, Johann Georg (1903–1945): Bau- und Möbeltischler; am 8. 11. 1939 Attentatsversuch auf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller; im KZ Dachau am 9. 4. 1945 getötet 541, 602 Emmerich, Heinz (1910 Sonneburg/Neumark – 1946 Swadowo/Russland), aus Berlin: 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1939 Ordination; Oktober 1939 zum Militär; im Lazarett gestorben 610 Engelke, Martin (1906–1941): 1933 Hilfsprediger in Quitzöbel Kreis Havelberg-Wilsnack; 1934 (BK-)Pfarrer in Havelberg-Wilsnack, 1939 in Lobetal; Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Engler, Edgar (9. 11. 1911 – 1941): 1937/38 im Sammelvikariat GroßSchlönwitz; 1938 Ordination, Studentenpfarrer in Greifswald, anschließend Hilfsprediger in Köslin; zum Militär; Herbst 1941 in Dünaburg (Russland) gefallen 490, 609 Enterlein, Hilde (1912–1962): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz auf Fanø; 15. 4. 1936 Heirat mit Albrecht Schönherr; ab 1940, während des Kriegsdienstes ihres Mannes, in Brüssow Pfarramtsverwalterin 23, 48, 62, 73, 77, 101, 106, 131, 161, 552, 556, 591 Ertel: 1939 im Sammelvikariat Köslin 611 Faber: Predigten zu Epistel-Perikopen 336(T) Faisst, Hans (1896 Kötzschenbroda – 1979 Bad Boll): 1922 Ordination; 1922–1923 Hilfsprediger in Sigmaringen; 1923–1925 Studieninspektor am Predigerseminar Stettin-Kückenmühle; 1925–1926 Hilfsprediger in Ueckermünde; 1926–1932 Pfarrer in Jarchlin; 1932–1945 Superintendent in Freienwalde; 1934 zunächst kurzfristig durch Bischof Thom des Amtes enthoben; Mitbegründer des Pfarrernotbunds; 1935 Mitglied der dritten Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der ApU in Berlin-Steglitz; im Sommer 1936 aus dem pommerschen Bruderrat ausgeschieden; ab 1947 theologischer Konsistorialrat beim Evangelischen Konsistorium Greifswald 236 Falk, Johannes Daniel (1768–1826): Kirchenliederdichter 476 Feil, Ernst (1932): 1970 Promotion in Münster (»Die Theologie Bonhoeffers«, Druck 1971); 1971–1975 Professor für Katholische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Ruhr, Abteilung Dortmund; Erster Vorsitzender des 1971 entstandenen Internationalen Bonhoeffer Komitees Sektion Bundesrepublik Deutschland; seit 1975 Professor an der Universität München; Herausgeber der Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeber bei DBW 6 25 Feine, Paul (1859–1939): ab 1910 Professor für das Neue Testament in Halle an der Saale; Theologie des Neuen Testaments (1910 und öfter) 376(T)

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Fendt, Leonhard (1881–1957): 1934–1945 Professor für Praktische Theologie in Berlin; danach Lehrer an der Missionsschule Liebenzell 229(T) Fischer, Erich (1. 4. 1910 Gierender Höhe Kreis Neuwied – 1990): 1936/37 in Finkenwalde; 1938 Ordination in Düsseldorf; 1938/39 im Austauschdienst des Reformierten Bundes Studium in Edinburgh (Schottland); 1945/46 Vikar bei Joachim Beckmann in Düsseldorf; 1946 Pfarrer in Eitorf an der Sieg, 1952 in Bonn-Tannenbusch; 1975 Ruhestand 221, 607 Fischer, Hermann (1933–2012): Professor für Systematische Theologie in Hamburg 21 Flacius, Matthias, »Illyricus« (1520–1575): Verfechter der Lehre Luthers 175 Fleischhack, Heinz (19. 3. 1913 Magdeburg – 1987 Halle): 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1938 Prädikant in Eisleben, 1939 in Arnswalde; Ordination in Großkugel; Hilfsprediger in Eisleben, dort 1940 zu Fabrikarbeit dienstverpflichtet; 1942 zum Militär; 1945–1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; 1950 Pfarrer in Eisleben; 1956 Superintendent, Konsistorialrat, 1958 Propst in Magdeburg; 1978 Ruhestand 609 Franck, Johann (1618–1677): Kirchenliederdichter 443 Francke, August Hermann (1663–1727): Begründer der Franckeschen Stiftungen in Halle; gab seit 1695 die erste exegetische Monatsschrift heraus 334 Franke, Martin: BK-Theologe aus Pommern; Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Freisler, Roland (1894–1945): 1923 Mitglied der NSDAP; 1933 Leiter der Personalabteilung im Preußischen Justizministerium; 1934 Staatssekretär im Reichsjustizministerium; 20. 8. 1942 Präsident des Volksgerichtshofs; am 3. 2. 1945 während eines Luftangriffs in Berlin ums Leben gekommen 527 Frick, Wilhelm (1877–1946): 1933–1942 Reichsinnenminister; 1943– 1945 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren; im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 verurteilt, hingerichtet 51 Friedrich Wilhelm III. (1770–1849): ab 1797 König von Preußen 15 Fries, Wilhelm (1878–1952), Sohn von Wilhelm Richard Fries, dem Kondirektor der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale ab 1881: Sommer 1936 Superintendent in Delitzsch 162, 204 Gadow, Hartmut (24. 7. 1912 Berlin-Pankow – 2008): 1937 in Finkenwalde; 1937 Prädikant in Bliesendorf bei Werder an der Havel zur Vertretung des verhafteten Pfarrers; 1938 Ordination; Pfarrer in Berlin-Friedrichsfelde, 1944 in Zühlsdorf Kreis Arnswalde, 1945 in Leopoldshagen bei Anklam, 1946 im Diakonissenmutterhaus Be-

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thanien in Berlin; 1954 Bezirkspfarrer im Diakoniewerk Kaiserswerth; 1962 Pfarrer in Berlin-Schöneberg, 1968 im Diakoniewerk Kaiserswerth; 1984 Ruhestand in Essen-Heisingen 344, 608 Gensch, Bernhard: 1934–1946 Pfarrer im Bezirk Schlawe, 1937 verhaftet 383 Georgii, Hans-Otto (1911–1941), aus Berlin: Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Georgii, Wolf (9. 8. 1913 Riga/Lettland – 1944), Hans-Otto Georgiis Bruder: 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1938 Ordination; 1939 vom 14. 2. bis 30. 3. Hilfsprediger in Havelberg, dann in Stöbritz Kreis Calau (Niederlausitz); Herbst 1939 zum Militär; in Polen am unteren Narew vermisst 462, 480, 483, 609 Gerhardt, Paul (1607–1676): Kirchenliederdichter 342, 382, 506 Geyser, Paul (1824–1882): Reformierter Pfarrer in Elberfeld; Predigten aus dem Nachlaß (1926), Das unbedeckte Haupt 336(T) Giese, Kurt (25. 10. 1910 Berlin – 5. 5. 1945 Lütnel bei Genthin): 1936/ 37 in Finkenwalde; Herbst 1939 zum Militär; 1940 Ordination; Pfarrer in Hohenseefeld (Mecklenburg); gefallen 221, 381, 451, 462, 607 Glenthøj, Jørgen (1922–1996): als Schüler beteiligt am dänischen Widerstand; 1951 Gemeindepfarrer in Hassing-Villerslev, 1964 in Borum-Lyngby; lehrte an der Theologischen Fakultät der Universität Århus; 1990 pensioniert; Bandherausgeber bei DBW 16 24 Glücks, Heinrich (21. 7. 1908 Krefeld am Rhein – 1990 SteinheimSöhnstetten): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; 25. 9. 1938 Ordination in Barmen, Hilfsprediger in Köslin; 1941 ausgewiesen aus dem Pfarrhaus in Köslin; 1943 Pfarrstelleninhaber in Ruhnow (Pommern); April 1943 bis 1945 beim Militär; 1945 Pfarrer in Krefeld, 1961 in Leverkusen, dort 1966 Superintendent; 1976 Ruhestand 611 Goebbels, Joseph (1897–1945): 1933–1945 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda; Suizid 20, 407, 541, 592 Goebel, Johannes (1. 5. 1910 – 28. 8. 1989), aus Berlin-Schöneberg: 1935 in Finkenwalde; bei der Stadtmission Berlin; 1936 Ordination, Pfarrdienst in Pitzerwitz Soldin Land, Guben, Beitzsch (Niederlausitz), Berlin; 1937 Vertretung in Dahme (Mark); ab 1949 Pfarrer in Brandenburg an der Havel; 1975 Ruhestand 46, 75, 77 f, 143, 204, 209, 221, 237, 245, 318, 347, 366, 605 Görnandt, Werner Gottfried (1893–1969): 1920 Pfarrer in Jessen an der Elbe, 1922 in Magdeburg, 1925 in Berlin, 1931 in Potsdam, zugleich Superintendent; wegen seiner »nichtarischen« Frau ausgewandert, 1934 Pfarrer der deutschen Gemeinde in Kopenhagen (Dänemark), Hauptpastor an St. Petri; 1960 Ruhestand 118, 229(T) Goltzen, Herbert (1904–1979): Mitinitiator des Pfarrernotbundes; Ende 1936 Pfarrer in Beitzsch (Niederlausitz) 245

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Goßner, Johannes Evangelista (1773–1858): gründete 1836 die Goßner-Mission in Berlin 139, 145, 543 Graeber, Friedrich (1884–1953): 1927–1943 Pfarrer in Essen; 1934 im Rheinischen Bruderrat; 1943 Pfarrer an der Evangelisch-Reformierten Gemeinde in Frankfurt am Main 132 Graeber, Martin (1884 Kairo – 1959 Wuppertal-Barmen), Bruder von Friedrich Graeber: 1914–1921 Pfarrer an St. Stephani in Bremen; 1921–1929 Vorsteher des Diakonissenhauses Arolsen; 1929–1954 Pfarrer in Wupperfeld; 1954 Ruhestand 132 Gramlow, Georg (1894 Kolberg – 1973 Berlin): Sommer 1936 Superintendent in Arnswalde (Neumark) 188 Gregor, Christian (1723–1801): Kirchenliederdichter in der Herrnhuter Brüdergemeine 67, 444 Grosch, Götz (10. 6. 1912 Berlin – 1943): 1934/35 als Nachfolger von Albrecht Schönherr Leiter der Bruderschaft junger Theologen der BK in Berlin-Brandenburg; 1936 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Hilfsprediger in Berlin-Friedrichsfelde, 1938 an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin; 1940 zum Militär; am Wolchow (Russland) gefallen 132 f, 144, 203, 207 f, 222 f, 318, 381, 606 Groß, Wilhelm (1883–1974): Bildhauer aus Oranienburg, »nichtarisch«; im Berlin-Brandenburger Bruderrat 32, 43, 107, 161, 548 Grüber, Heinrich (1891–1975): 1920 Pfarrer in Dortmund; 1935 Leiter der Düsseltaler Anstalten; 1926 Erziehungsdirektor des Waldhofes Templin; 1. 8. 1933 entlassen; Februar 1934 Pfarrer in Berlin-Kaulsdorf; im Pfarrernotbund; 1937 Gründer und Leiter der Evangelischen Hilfsstelle für nichtarische Christen (»Büro Grüber«); Dezember 1940 im KZ, zuerst Sachsenhausen, dann Dachau; 15. 7. 1945 Propst Berlin (Ost); 1949–1958 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR 538, 542 Grundmann, Gottfried (1. 1. 1910 Schönbrunn in Schlesien – 21. 11. 1980): 1939 im Sammelvikariat Köslin; 1940 Ordination in Breslau, Pfarrer in Oberwaldau (Oberschlesien); beim Militär und in Gefangenschaft, beinamputiert; 1945 Pfarrer in Weiden (Oberpfalz); 1956 bis Oktober 1968 Pfarrer in Dienheim (Rheinhessen); Ruhestand 611 Grunow, Richard (1. 8. 1908 – 1968), aus Klein Schönebeck bei Berlin: 1935 in Finkenwalde, 1935/36 im Bruderhaus; Prädikant in Strausberg; 18. 8. 1937 Ordination; Pfarrvertretung in Zernitz bei Neustadt an der Dosse; 1940 Pfarrer in Danzig; nach 1945 Verlagslektor und Redakteur; bei einem Hotelbrand in Zürich (Schweiz) ums Leben gekommen 48, 70, 72, 88, 98, 103, 108, 116, 131, 141, 158, 161, 186, 188 f, 193, 202, 204, 206, 216, 217, 235, 246, 257 f, 274, 300, 317, 324, 324, 337, 357, 360, 365, 381, 382 f, 397, 400, 415, 437, 442, 450, 605f

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Gülzow: 1944 Konsistorialrat in Danzig 513 Gunkel, Hermann (1862–1932): 1894–1907 Professor für Altes Testament in Berlin, bis 1920 in Gießen, bis 1927 in Halle; Die Psalmen (1926) 370(T) Hamel, Johannes (1911–2002): Mitglied der Bruderschaft der Hilfsprediger und Vikare der Provinz-Sächsischen BK, Assistent bei Wolfgang Staemmler; 1946–1953 Studentenpfarrer in Halle, dann Dozent und später Rektor des Sprachenkonvikts und Katechetischen Oberseminars in Naumburg 24 Hahn, Hugo (1886–1957): 1910 Pfarrer in Estland; 1919 nach der Vertreibung in Worbis bei Göttingen; 1927 Pfarrer in Leipzig, 1930 in Dresden, zugleich Superintendent von Dresden-Land; 1933 im Pfarrernotbund; 1934 Vorsitzender des sächsischen Bruderrates, und im Reichsbruderrat und Lutherischen Rat; 1938 Ausweisung aus Sachsen; ab 1939 Pfarrdienst in Stuttgart; 1947–1953 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens 168 Hanstein, Joachim-Hans von (1. 8. 1914 Schladebach), aus Krumpe Bezirk Halle: 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1940 Ordination, Hilfsprediger in Wildenau; 1946 Pfarrer in Dubro; 1979 Ruhestand in Dubro 610 Harder, Günther (1902–1972): Pfarrer in Fehrbellin Kreis Osthavelland; 1933 Mitbegründer des Pfarrernotbundes; 1936 Dozent, 1955 Professor für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule in Berlin; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt 516f Harhausen, Christoph (8. 3. 1909 Hohensalza – 1941): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935/36 in Finkenwalde; danach Pfarrdienst in Guben, auch nach der Ordination 1936; Herbst 1939 zum Militär; Herbst 1941 an der Ostfront gefallen 48, 116, 132, 144, 161, 188 f, 204, 208 f, 217, 221, 238, 245 f, 318, 345, 347, 384, 451, 462, 486 f, 605 Harnack, Adolf von (1851–1930): ab 1888 Professor für Kirchengeschichte in Berlin; 1911 Mitgründer und erster Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften; Lehrbuch der Dogmengeschichte (4. Auflage 1909 f.) 431(T) Hartenstein, Karl (1894–1952): 1926 Direktor der Basler Missionsgesellschaft; 1941 Stiftsprediger und Prälat in Stuttgart; 1948 im Rat der EKD 513 Hase, Karl August von (1800–1890): einer der führenden Kirchenhistoriker des 19. Jahrhunderts 232 Hechler, Hermann (1885–1977): BK-Pfarrer in Heppenheim, Mitte 1935 polizeilich aus der Gemeinde ausgewiesen 177 Heckel, Theodor (1894–1967): 1934–1945 Leiter des (»legalen«) Kirchlichen Außenamtes der DEK mit dem Titel Bischof; 1950– 1964 Dekan in München 129, 207

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Heermann, Johann (1585–1647): Kirchenliederdichter 223, 323 Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (1770–1831): Philosoph; sein einflussreiches Werk bildet den Höhepunkt des Deutschen Idealismus 89 Heidecker, Hans (19. 2. 1907 – 1945): 1936 in Finkenwalde; dann in Greifenberg, in Kösternitz bei Köslin Herbst 1936; zum Militär; vermisst 133, 203, 238, 346, 606 Heinrichs, August (1879–1956): Schriftsteller; Krach um Jolanthe (1930) 314(T) Heise, Hans-Wilhelm (1909–1941), Schwager von Wolfgang Schrader: in der Provinz-Sächsischen Bruderschaft der Hilfsprediger und Vikare; Pfarrer in Burg bei Magdeburg; Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483, 488 Helbig, Heinrich (1893–1967): 1931 Pfarrer in Stralsund 168 Held, Heinrich (1897–1957): 1930 Pfarrer in Essen-Rüdenscheid; Februar 1934 vorübergehende Amtsenthebung; Mitbegründer der BK im Rheinland; im ApU-Bruderrat, zeitweise dessen Vorsitzender; 1945 Superintendent in Essen; 1948–1957 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland 513 Hellmann, Gerhard (23. 6. 1911 – 4. 4. 2000), aus Berlin: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Thiemendorf Kreis Crossen an der Oder; 1936 Ordination, Pfarrdienst in Elstal, 1937 in Wustermark (Osthavelland); 1940 Pfarrer in Potsdam, 1960 in Berlin-Pankow; 1977 Ruhestand 46, 76 f, 143, 161, 209, 220, 238, 318, 605 Hello, Ernest (1828–1855): religiöser Schriftsteller 463 Hemptenmacher, Cornelie: Sommer 1937 Verlobte von Günther Wetzel 367 Hensel, Rudolf (25. 8. 1911 Stettin – 1942): 1937 in Finkenwalde; August 1938 legalisiert, Ordination in Stettin, Pfarrdienst in GroßRaddow Kreis Regenwalde, 1939 Pfarrer in Groß-Raddow; seit 2. 12. 1942 bei Rschew (Russland) vermisst 344, 431, 608 Hensel, Walther (1887–1956): Musikerzieher, widmete sich vor allem der Pflege des deutschen Volkslieds und komponierte mehrstimmige Sätze bekannter Lieder, darunter Paul Gerhardts »Geh aus, mein Herz, und suche Freud« 261 Herberger, Valerius (1562–1627): Kirchenliederdichter 485 Herman, Nikolaus (um 1480–1561): Kirchenliederdichter 82 Hermann, Rudolf (1887–1962): 1923 Professor für Systematische Theologie in Breslau, 1926 in Greifswald, 1953 an der HumboldtUniversität in Berlin 222 Herzog, Walther (28. 8. 1906 Berlin-Wilmersdorf – 23. 12. 1999 Wilhelmshaven): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; 25. 3. 1940 Ordination; beim Militär und in Gefangenschaft bis 1948; 1949 Hilfsprediger in Aachen, Essen und Gelsenkirchen; 15. 9. 1957 beauftragt mit der Verwaltung der neu eingerichteten landeskirchlichen Pfarr-

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stelle für religionspädagogische Arbeitsgemeinschaften, Hilfe im katechetischen Dienst und Unterricht in christlicher Unterweisung an Schulen in der Stadt Oldenburg; Mai 1958 Pfarrer in Großenmeer; Juli 1959 berufen auf die neu errichtete landeskirchliche Pfarrstelle für die Krankenhäuser in Wilhelmshaven; ab 31. 12. 1971 Ruhestand 611 Hesse, Hermann Albert (1877–1957): 1916–1946 Pfarrer, 1929 zugleich Direktor des Reformierten (ab 1934 BK-)Predigerseminars in Elberfeld; 1934 im Reichsbruderrat; 1934–1946 Moderator des Reformierten Bundes 346 Heydrich, Reinhard (1904–1942): 1931 Eintritt in die NSDAP und die SS; 1936 Chef des Geheimen Staatspolizeiamtes, 27. 9. 1939 des Reichssicherheitshauptamtes; Herbst 1941 stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren; nach Attentat auf ihn in Prag am 4. 6. 1942 gestorben 397 Himmler, Heinrich (1900–1945): 1929–1945 Reichsführer SS, Juni 1936 auch Chef der Deutschen Polizei; 25. 8. 1943 Reichsinnenminister; 21. 7. 1944 Befehlshaber des Ersatzheeres und Chef der Heeresrüstung; 25. 5. 1945 Suizid 397, 416, 526, 599f Hitler, Adolf, »der Führer« (20. 4. 1889 Braunau am Inn – 1945): 24. 2. 1920 Verkündung des Programms der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP); 8./9. 11. 1923 Putsch in München, Hitler erklärt sich zum Reichskanzler, der Putsch wird niedergeschlagen und Hitler verhaftet, schreibt in der Festungshaft 1924 Mein Kampf; 30. 1. 1933 zum Reichskanzler berufen; im August 1934 gehen die Befugnisse des Reichspräsidenten auf den »Führer und Reichskanzler Adolf Hitler« über; 1938 Oberbefehlshaber der Wehrmacht, 1941 zugleich Oberbefehlshaber des Heeres; 30. 4. 1945 Suizid 51, 54, 207, 236, 315, 425, 432, 536, 538, 540 f, 546, 565, 567, 572, 574, 585, 590, 592 f, 595 f, 599, 601–604 Hofmann, Hans Kurt (4. 3. 1911 Jädickendorf/Neumark – 14. 1. 1943): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Pfarrdienst in der Domgemeinde in Kolberg, 1938 in Lupow (Pommern), dann in der Schlosskirchengemeinde in Stolp; Herbst 1939 zum Militär; bei Schlüsselburg (Russland) gefallen 221, 346, 366, 431, 451, 462, 607 Holstein, Horst (1894–1945): Anwalt in Berlin-Kohlhasenbrück; ab 1933 Verteidiger von Angehörigen des Pfarrernotbundes, ab 1934 der BK in Zivil- und Strafrechtsprozessen; 1936 in der Verfassungskammer der VL der DEK; 22. 11. 1945 Tod durch Herzanfall 31 Hopf: als BK-Prädikant in der Gemeinde Striche im Sommer 1937 verhaftet 358 Hoppe, Jürgen (2. 11. 1911 Kyritz/Ostprignitz): 1936/37 in Finkenwalde; danach in Bethel; 1938–1940 Pfarrdienst in Stargard; 1939 Ordination in Stettin; 1941 Pfarrer in Altristow Kreis Schlawe; 1949

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Pfarrverwalter in Oranienburg, 1950 in Liebenwalde; 1961 in die Landeskirche Greifswald übernommen; 1963 Vertretungsdienste im Pfarramt Ferdinandshof 221, 328, 366, 607 Huber, Wolfgang (1942): 1966 Promotion in Tübingen (»Passa und Ostern«, Druck 1969), dann Vikar und Pfarrer in Württemberg; 1968–1980 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und später stellvertretender Leiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg; 1980–1984 Professor für Sozialethik an der Universität Marburg; 1984–1994 Professor für Systematische Theologie an der Universität Heidelberg; 1994–2009 Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg-(ab 2004)schlesische Oberlausitz; 1997–2009 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, 2003–2009 als Vorsitzender; 2009 Ehrendoktorwürde der Christlichen Akademie Warschau; Herausgeber der Dietrich Bonhoeffer Werke, seit 1991 Herausgebersprecher 25 Hymmen, Johannes (1878–1951): ab 1936 Geistlicher Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrates; 1940–1945 im Geistlichen Vertrauensrat der DEK; 1946 Ruhestand 501 f, 601 Immer, Karl (1888–1944): 1927–1944 Pfarrer in Barmen-Gemarke; März 1934 Versetzung in den einstweiligen Ruhestand; Mai 1934 im ApU- und Reichsbruderrat; 1935 Mitbegründer der Kirchlichen Hochschule Wuppertal; 1937 mehrmonatige Gefangenschaft 536 Iwand, Hans Joachim (1899–1960): 1927 Privatdozent für Systematische Theologie in Königsberg, 1935 Entzug der Lehrbefugnis; 1935–1937 Direktor des ApU-BK-Predigerseminars in Bloestau (Ostpreußen); 1936 im Reichsbruderrat; 1937 Pfarrer in Dortmund; 1945 Professor in Göttingen, 1952 in Bonn 536 Jacobi, Gerhard (1891–1971): 1930–1954 Pfarrer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin; 1933 im Pfarrernotbund; 1934 im ApU- und Reichsbruderrat, Präses der BK in Berlin; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 freigesprochen; 1946 Generalsuperintendent in Berlin (West); 1954–1967 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Oldenburgs 74, 161, 189, 220, 576 Janikowski, Otto (15. 3. 1911 Widow bei Konitz – 27. 9. 1942): 1937 in Finkenwalde; Prädikant in Hammerstein, Neuentempel, Schönau; 1938 Ordination; zum Militär; gefallen 344, 608 Jehle, Herbert (1907–1983): 1932–1933 während des Studiums an der Technischen Hochschule im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz in Fanø; 1936 zu Besuch in Finkenwalde; 1940 im südfranzösischen Lager Gurs interniert, durch Hilfe ökumenischer Freunde freigekommen nach Spanien; ab 1942 an Universitäten in den USA, 1959 Professor für Phy-

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sik in Washington, 1972 emeritiert; ab 1977 als Gastdozent in München 203, 217, 223, 318, 347 Jensen, Hans-Werner (1912 – 6. 4. 1983 Kiel): 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1939 Ordination; Pfarrdienst in Buchholz Kreis Fürstenwalde; vorübergehend im Polizeigefängnis Frankfurt an der Oder; Hilfsprediger in Langengrassau (Sachsen); 1940–1945 beim Militär; 1945 Referent bei der Kirchenkanzlei der EKD; 1946 Pfarrer in Gelting (Schleswig), ab 1950 in Kiel, dort 1965 Schulpfarrer für Höhere Schulen, 1966 Oberlandeskirchenrat und Leiter des Katechetischen Amtes; 1970 Ruhestand 610 Johannsen, Heinz (7. 7. 1911 Düsseldorf-Oberkassel – 9. 9. 2000 Essen): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Hilfsprediger in Essen-Werden; 27. 3. 1938 Ordination in Werden durch Präses Humburg; ab 1940 beim Militär, 1946–1947 im Gefangenlager Oslo als Pfarrer; 1947 Pfarrer in Essen-Werden I; 1976 Ruhestand 221, 265, 382, 607 Jordan, Paul: Mitautor des Jugendmagazins »Der Gute Kamerad«; Sieben deutsche Jungen (1930/1932) 219(T) Jülicher, Adolf (1857–1938): 1888–1923 Professor für Neues Testament und Kirchengeschichte in Marburg 229(T) Kabitz, Ulrich (1920): bis 1984 Lektor im Chr. Kaiser Verlag; Betreuung der Ausgabe Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeber bei DBW 16 568 Käpernick, Fritz (2. 2. 1909 Arnswalde): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Hilfsdienst in Arnswalde; im Kriege vermisst 221, 365, 608 Kahn, Emanuel (1910 – 2. 12. 1939), aus Berlin-Lankwitz: 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; Pfarrdienst in Sternberg; Ordination vorgesehen für 13. 12. 1939, am 2. 12. als Soldat in der Heimat tödlich verunglückt 459, 488, 609 Kanitz, Joachim (28. 8. 1910 Altraden Provinz Posen – 1996): 1932– 1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935 in Finkenwalde, 1935/36 im Bruderhaus, von dort aus im Januar 1936 Prädikant am Johannesstift Berlin-Spandau; 1936 Ordination; Pfarrdienst in Klinkow über Prenzlau (Uckermark), 1937 in Hohenseefeld bei Dahme (Mark); Herbst 1939 zum Militär; 1947 Pfarrer in BerlinLichterfelde; 1979 Ruhestand 33, 39, 48, 56, 62, 79, 87, 101, 107, 131, 143, 161, 189, 204, 206, 210, 212, 238, 300, 302, 311, 316, 325, 327, 345 f, 366, 457, 462, 605 f Katte, Hans Hermann von (1704–1730): Premierleutnant des preußischen Kürasserieregiments Gens d’armes, half dem 18jährigen Kronprinzen von Preußen, dem späteren König Friedrich II., bei seinen Fluchtplänen und wurde deswegen auf der Festung Küstrin hingerichtet 548

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Kautzsch, Emil (1841–1910): Alttestamentler; Die Heilige Schrift des AT (4. Auflage 1922/23) 122(T) Keimann, Christian (1607–1662): Kirchenliederdichter 86 Keller, Paul (1873–1932): schlesischer Heimatdichter, einer der meistgelesenen Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; Ferien vom Ich (1916) 477(T) Kergel, Walter (7. 4. 1909 Alt-Hammer/Pommern – 30. 8. 1945): 1937/ 38 im Sammelvikariat Köslin; 1938 Prädikant in Wusterhusen; 1944 Soldat in Prenzlau; gestorben an Typhus als Pfleger im Lager Stargard (Pommern) 610 Kerlin, Bruno (1913 – 6. 10. 1941), aus Berlin-Weißensee: 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1938 Vikar in Pförten (Niederlausitz); 1940 Ordination; Januar 1940 zum Militär; an der Ostfront gefallen 493 f, 612 Kerrl, Hanns (1887–1941 Paris): 1925 Mitglied der NSDAP; April 1933 bis Juni 1934 Preußischer Justizminister; Juli 1935 Reichsund Preußischer Minister für die Kirchlichen Angelegenheiten 70 f, 73, 106, 113, 128, 315, 597 f, 603 Keusch, Günther (26. 4. 1911 Cottbus – 1992), aus Berlin-Friedenau: 1935 in Finkenwalde; 1936 Ordination; Pfarrdienst in Schönfeld Kreis Calau (Niederlausitz); 1938 Pfarrer in Schönfeld und Tornow, 1947 in Berlin-Charlottenburg bis 1969; ab 1970 in der Altenpflege in Berlin 45, 46, 78, 133, 188, 324, 605 Kiausch, Helmut (26. 4. 1912 Legden/Ostpreußen – 1989): 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; August 1938 legalisiert; 1939 Ordination; 1940 Pfarrer in Arnshagen Kreis Stolp, 1945 in Burhave (Oldenburg), 1954 in Westerstede; 1956 Kirchenrat, 1970 Oberkirchenrat; 1979 Ruhestand 431, 610 Kierkegaard, Søren (1813–1855): Theologe und Schriftsteller in Kopenhagen; Der Liebe Tun (1847) / Die Krankheit zum Tode (1849) / Der Einzelne und die Kirche (Auswahlband 1934) 290(T), 390(T) Kistner, Otto (6. 3. 1907 Koblenz – 28. 12. 1996 Boppard): 1926–1931 in Bonn Studium der Geodäsie; 1937 in Finkenwalde; 24. 4. 1938 Ordination in Malstatt; Hilfsdienst 1937–1945 in Malstatt, während der Evakuierung 1939–1940 in Trier; 1940–1945 beim Militär; 1945–1947 Hilfsdienst, dann Pfarrer in Pfalzfeld bei Boppard; 1970 Ruhestand 344, 365, 608 Klapproth, Erich (31. 10. 1912 – 18. 7. 1943), aus Berlin-Steglitz: 1931– 1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Prädikant in Neuruppin, 1938 in Kölln-Land, Betreuer der Illegalen in Berlin-Brandenburg; als Fahnenjunker bei Orel (Russland) gefallen 221, 266, 309, 366, 385, 389, 576 f, 608 Kleinschmidt, Gisbert (13. 1. 1913 Posen – 7. 10. 1964): 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination in Stettin; dann in Schlawe (Pommern),

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1945 dort in russischer und polnischer Gefangenschaft; 1949 Vikar in Lamprecht (Pfalz); 1952 Pfarrer in Ransweiler über Rockenhausen, 1963 in Meckenheim (Pfalz) 344, 608 Kleist, Dieter von (1893–1971): Gutsherr auf Wendisch Tychow; 1933 Kommandeur des Wehrbezirks Stolp; März 1944 als Kampfkommandant zur Verteidigung der Stadt Stolp beordert 518 Kleist-Retzow, Hans Friedrich von (1923–1941), Bruder von Jürgen Christoph: als Fahnenjunker im Juli 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Kleist-Retzow, Hans Jürgen von (1886–1969): Gutsherr auf Kiekow; nach dem 20. Juli 1944 verhaftet; 1945 in die Sowjetunion verschleppt; nach der Freilassung in Lippstadt (Westfalen) Geschäftsführer des Hilfskomitees evangelischer pommerscher Gemeinden; ab 1954 in Bremen-Kattenesch 159 Kleist-Retzow, Jürgen Christoph von (1921–1941), Bruder von Hans Friedrich: als Leutnant eines Schützen-Regiments im August 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Kleist-Retzow, Ruth von (1867–1945) geborene Gräfin von ZedlitzTrützschler: 1897 verwitwet; Gutsherrin auf Kieckow, später in Klein-Krössin; ab 1935 von ihrer Wohnung in Stettin, Pölitzerstraße, aus bei den BK-Gottesdiensten in Finkenwalde 101, 159, 552 f, 560, 567 Knak, Siegfried (1875–1955): 1921–1949 Direktor der Berliner Missionsgesellschaft; 1950 Professor an der Kirchlichen Hochschule in Berlin und an der Universität in Halle an der Saale 513 Koch, Karl (1876–1951): 1904 Pfarrer, 1916–1949 in Bad Oeynhausen; 1934 in der VKL der DEK; 1934–1943 Präses der ApU- und DEKBekenntnissynoden; 1945–1949 Präses der Westfälischen Kirche 206f Koch, Rudolf (1876–1934): Meister kirchlicher Schrift-, Buch- und Altarkunst 202 Koch, Werner (26. 12. 1910 – 1994), aus Wiesbaden: 1935/36 in Finkenwalde; 1936 in Wuppertal-Oberbarmen; 15. 11. 1936, zwei Tage vor dem Termin seiner Ordination, wegen Übergabe der an Hitler gerichteten VL-Denkschrift an die ausländische Presse inhaftiert in Berlin, 13. 2. 1937 bis 2. 12. 1938 im KZ Sachsenhausen; November 1939 zum Militär, 1942 Dienst in einer Strafkompanie an der Ostfront; nach Verwundung Arbeitseinsatzleiter bei einem französischen Kriegsgefangenenbataillon in Mülheim an der Ruhr; 1945– 1946 Pfarrer in englischer Kriegsgefangenschaft; 1947 Pfarrer in Berlin, 1952 in Espelkamp, 1958 in Netphen an der Sieg; 1969 Ruhestand in Emlichheim 48, 74, 101, 132, 144, 162, 187 f, 203, 207, 209, 219 f, 236, 238, 245, 301, 318, 328, 348, 356, 366, 429, 481 f, 599, 605 Kohlbrügge, Friedrich (1803–1875): 30 Jahre lang Pfarrer der Nieder-

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ländisch-Reformierten Gemeinde in Wuppertal-Elberfeld; Laß dir an meiner Gnade genügen / Im Anfang war das Wort / Predigten (Hefte 1887 ff.) / 6 Predigten vor Eröffnung der Kriegsläufte 336 f(T), 456(T) Korporal, Hinrich (19. 11. 1912 Kalbe an der Milde – 6. 9. 1996): 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; zum Militär; Legalisierung, 1940 Ordination; 1942 Pfarrer in Mehmke bei Salzwedel; 1977 Ruhestand in Leer (Ostfriesland) 502, 508, 508, 509 f, 517, 531, 532, 611 Kraemer, Wilhelm: 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz 611 Krause, Gerhard (2. 6. 1912 Ückermünde – 1982): 1936/37 in Finkenwalde; 1938 Ordination; 1939 Hilfsprediger in Züssow; Eintreten für Legalisierung unter besonderen Bedingungen; Herbst 1939 zum Militär; 1942 Pfarrer in Groß-Bisdorf bei Greifswald; bis 1955 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; 1956 Pfarrer in Bünde (Westfalen); 1962 Professor für Praktische Theologie und Reformationsgeschichte in Bonn; 1977 emeritiert 221, 266, 280, 319, 328, 367, 451, 608 Krause, Winfrid (1910–1943), Gerhard Krauses Bruder: 1937 in Finkenwalde; 1938 Hilfsprediger in Köslin; Herbst 1939 zum Militär; 1941 in Frankreich und in Russland verwundet; im Lazarett in Marburg gestorben 344, 451, 462, 486–488, 608 Krause, Wolfgang (4. 7. 1913 Plötzkau – 29. 7. 1941): 1937 in Finkenwalde; danach Ausweisung aus der Evangelischen Landeskirche Anhalts und Aufnahme in Kurhessen; 1939 Ordination; Pfarrer in Breitau Kreis Eschwege in Kurhessen-Waldeck; zum Militär; nordöstlich von Smolensk (Russland) gefallen 344, 486 f, 608 Krüger, Hans-Jürgen, »Käptn« (15. 7. 1908 Barmen – 1985 Cottbus): 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Lieberose bei Lübben, aus der Gemeinde herausgesetzt, dann in Königsberg (Prignitz), danach in Langheinersdorf über Sprottau; 1936 Ordination, Hilfsprediger an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin; 1938 Pfarrdienst in Saßleben über Calau (Niederlausitz); Ende 1939 zum Militär; 1946 Pfarrer in Saßleben; 1978 Ruhestand 46, 77, 101, 107, 133, 142, 161, 187–189, 246, 462, 605 Krüger, Heinz (4. 9. 1912 Neutz – 29. 5. 1995): 1937 in Finkenwalde; 4. 12. 1938 Ordination im Magdeburger Dom; 1938 Hilfsprediger in Lipprechterode, Pfarrer dort 1942, 1955 in Helbra; 1. 10. 1977 Ruhestand 344, 608 Krummacher, Gottfried Daniel (1774–1837): 1816 Pfarrer in Elberfeld; als Prediger ein Vorläufer von Kohlbrügge; mit anderen: Gesammelte Predigten 337(T) Kückes, Kurt (22. 4. 1911 – 1944): 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination; gefallen 344, 608 Kühn, Rudolf (1. 8. 1909 Berlin – 1944): 1932–1933 im studentischen

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Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz auf Fanø; 1936 in Finkenwalde, 1936/37 und 1937 im Bruderhaus; 18. 8. 1937 Ordination; Pfarrer in Berlin-Tempelhof, 1938 in Potsdam; 1941 zum Militär; als Hauptfeldwebel im Dezember 1944 bei Saarlautern gefallen 133, 145, 150, 164, 204, 208, 221, 238, 327, 345, 358, 365, 382 f, 606, 608 f Künkel, Hans (1896–1956): Schicksal und Liebe des Niklas von Cues (1936) 523(T) Küßner, Theodor (1896–1984): 1931 Vorsteher des Diakonissenmutterhauses Bethanien in Lötzen (Ostpreußen); 1933 Gründer des ostpreußischen Pfarrernotbundes; im ApU-Bruderrat, 1937 ausgeschieden; im ostpreußischen, im ApU- und im Reichskirchenausschuss (1935 berufen); nach 1945 Pfarrer in Quakenbrück 72 Kuhrmann, Gerhard (12. 7. 1906 Berlin): 1937 in Finkenwalde; Ordination 344, 608 Kunert, Erwin (20. 2. 1910 Ringenwalde – 17. 1. 1994): 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Bendelin bei Gloewen (Westprignitz); 1936 Ordination, Hilfsdienst in Biberteich über Reppen Kreis Sternberg; 1939 Pfarrer in Dolgelin bei Frankfurt an der Oder; Herbst 1939 zum Militär; 1947 Pfarrer in Berlin-Friedrichshagen; 1955 Vorsteher des Diakonissen-Mutterhauses und Krankenhauses Berlin-Lichtenberg; 1976 Ruhestand 46, 77, 101, 209, 220, 238, 301, 317, 462, 605 Kunze, Otto (12. 2. 1912 Fellinghausen/Siegen – 24. 7. 1996): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination in Ferndorf; Ende 1939 zum Militär; 1941–1945 Kriegspfarrer; 1945 Pfarrer in Bad Berleburg, 1950 in Feudingen, 1958–1969 in Wuppertal-Elberfeld; 1977 Ruhestand in Bielefeld 462, 610 Lang, August (1867 Huppichteroth/Rheinprovinz – 1945 Halle an der Saale): Professor für Kirchengeschichte, Domprediger und Superintendent der Reformierten Gemeinde Halle; Johannes Calvin (1909) 337(T) Lange, Heinrich (26. 11. 1907 Bütow – 8. 5. 1992 Hamburg-Wandsbek), aus Stettin: 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 23. 10. 1938 Ordination in Stettin durch Konsistorialrat D. Baumann; April 1939 Zweite Theologische [Nach-]Prüfung in Stettin; Vikar in Wusterhausen, Prädikant in Stolp (Pommern) und Plathe, Hilfsprediger in Arnshausen, Anklam, Stresow Kreis Greifenhagen; 1. 4. 1940 Pfarrer in Leba, Kirchenkreis Lauenburg (Pommern); 23. 4. 1940 zum Militär; im Krieg Oberleutnant und Batteriechef; Übernahme in die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, ab 1. 10. 1946 Pfarrer in Aerzen Kreis Hameln-Pyrmont; 1953 in Hamburg-Wilhelmsburg; 1972 Ruhestand 609 Lange, Helmut (15. 9. 1912 Düsseldorf – 11. 3. 1999 Solingen): 1938 im

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Sammelvikariat Köslin; 5. 6. 1939 Ordination in Düsseldorf; Hilfsdienst 1939 in Gerolstein, dann Monzingen, 1939–1940 Sonnborn, 1940–1947 Brühl bei Köln, und 1940–1945 beim Militär; 1947 Pfarrer in Hilden II; 1978 Ruhestand in Solingen-Ohligs 610 Le Fort, Gertrud von (1876–1971): Schriftstellerin; Hymnen an die Kirche (1924) 336(T) Lehne, Gerhard (28. 4. 1910 Berlin – 1942), aus Berlin-Lichterfelde: 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; April 1938 Prädikant in Berlin-Lichterfelde; Ordination; an der Ostfront gefallen 493, 609 Lekszas, Horst (27. 5. 1910 – 1945): 1935 in Finkenwalde, von 1935/36 bis 1937 im Bruderhaus, von dort aus Pfarrdienst in Greifswald; 2. 11. 1936 Ordination; Frühjahr 1937 Vertretung in Drawehn (Hinterpommern); 1938 Pfarrer in Skaisgirren (1938 eingedeutscht Kreuzingen, Ostpreußen); 1939 zum Militär; im Februar 1945 vermisst 22, 39, 47, 72, 79, 80, 87, 102–104, 106, 116, 120, 121, 144, 162, 203, 207, 209, 216, 220 f, 223, 229, 236 f, 243, 300, 302, 318, 324, 326 f, 346, 359, 365, 368, 376, 381, 385, 563, 591, 605–609 Lemke: November 1935 in der Uckermark zusammen mit Wolfgang Schrader 47 Lent, Joachim (22. 7. 1910 Pyrehne an der Warthe – 14. 2. 1990 Brühl): 1936 in Finkenwalde; 22. 6. 1937 Ordination in Berlin-Dahlem; 1937–1938 Hilfsdienst in Striche (Grenzmark); 1938–1940 Pfarrer in Striche, 1940–1941 in Politzig (Grenzmark), 1941–1945 in Hochzeit (Neumark), 1942 Verhaftung durch Gestapo; 1945–1947 Beschäftigungsauftrag in Wilstedt (Niedersachsen) in Tarmstedt, 1947–1949 in Bornum am Elm (Braunschweig); 1949–1953 Pfarrer in Bornum, 1953–1963 in Mühlheim/Rhein V, ab 1964 in Köln-Höhenhaus; 1974 Ruhestand, 1979 Beschäftigungsauftrag im Seniorenheim Brühl 133, 208, 245, 302, 345, 347, 358, 606 Lerche, Otto-Karl (6. 10. 1910 Erfurt – 1945): 1936 in Finkenwalde, 1936/37 im Bruderhaus als Gast, Dankwart des Predigerseminars; 1937 Pfarrdienst in Helbra, dann in Eisleben; 1938 Hilfsprediger in Lagendorf bei Salzwedel; Herbst 1939 zum Militär; Januar 1945 vermisst in Polen 133, 135, 158 f, 200, 209, 221, 236, 327, 336, 347, 462, 606, 608 Liedtke, Herbert (24. 6. 1910 Schneidemühl – 1944): 1937 in Finkenwalde; Prädikant in Bomst (Grenzmark); 1939 Pfarrdienst in Marienwalde Kreis Arnswalde; in sowjetischer Gefangenschaft gestorben 344, 608 Lilje, Hanns (1899–1977): 1935 Studentenpfarrer in Hannover; Mitarbeit in der Ökumenischen Bewegung; 1936 Sekretär des Lutherischen Rates; nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler inhaftiert; 1945 aus dem Gefängnis in Nürnberg von Ame-

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rikanern befreit; 1945–1972 im Rat der EKD; 1947–1971 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers; 1952–1957 Präsident des Lutherischen Weltbundes 168, 207, 513, 536, 538 Litterscheidt, Hans-Wolf (1. 4. 1912 Tübingen – 1970): 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1940 Ordination, dann Hilfsdienst; 1953–1966 Pfarrer an der Stiftskirche in Tübingen, 1966–1970 in der Martinsgemeinde ebenda 612 Löhe, Wilhelm (1808–1872): 1837 Pfarrer in Neuendettelsau; Die drei Bücher von der Kirche 337(T) Lohmann, Gerhard (4. 8. 1911 – 1942) aus Berlin-Lankwitz: 1935/36 in Finkenwalde, hält Kindergottesdienst in der BK-Gemeinde; 1937 Ordination in Berlin; Hilfsprediger an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin; 1938 im Sanatorium in Naurod über Wiesbaden; an Lungentuberkulose gestorben 47 f, 105, 116, 120, 132, 144, 145, 161, 188, 218 f, 429, 606 Lokies, Hans (1895–1982): 1927 Inspektor, dann Direktor der Goßner Mission in Berlin; 1933 im Pfarrernotbund; 1938 Dozent an der Kirchlichen Hochschule Berlin; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; 1945 Leiter der Kirchlichen Erziehungskammer in Berlin 524 Lübeck, Vincent (1654–1740): Komponist 261 f, 551 Lütgert, Irmgard (1916 Halle – 1999 Berlin), Tochter von Wilhelm Lütgert: 1937 Verlobung, 18. 3. 1939 Heirat mit Klaus Block in Berlin-Dahlem 367 Lütgert, Wilhelm (1867–1938): 1902 in Halle an der Saale, ab 1929 Professor für Neues Testament und Systematische Theologie in Berlin (bei ihm arbeitete Bonhoeffer 1931/32 als Assistent) 367 Luther, Martin (1483–1546): Reformator 15, 44, 60, 66, 68, 76, 77, 84, 110, 123, 126, 135, 139, 144, 177, 219, 223, 232, 261, 291, 312, 317, 323, 335, 358, 380, 387, 391, 403, 423, 438, 447, 456(T), 465, 468(T), 496, 498, 513, 525, 564 Lynker, Rudolf (23. 3. 1912 – 21. 7. 1942), aus Schalksmühle (Westfalen): 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; Herbst 1939 zum Militär, Divisions-Hilfspfarrer; 1940 Ordination in Meinerzhagen; an der Ostfront gefallen 451, 497, 610 Maaß, Frau: 1935/36 Besucherin und Helferin in Finkenwalde 97, 203 Maaß, Theodor (19. 10. 1911 Stralsund – 3. 9. 1939): 1936 in Finkenwalde; Hilfsprediger in Podejuch; betreute nach der Schließung des Predigerseminars 1937 die BK-Gemeinde Finkenwalde; in Polen gefallen 133, 302, 450, 488, 606 Mackensen, August von (1849–1945): Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs; Gutsherr und Kirchenpatron von Brüssow 160, 406

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Maechler, Winfried (12. 4. 1910 Schlagenthin Kreis Arnswalde – 13. 8. 2003), aus Berlin-Tegel: 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1934 bei der ökumenischen Jugendkonferenz auf Fanø; 1935 in Finkenwalde, 1935/36 und 1936 im Bruderhaus, von dort aus Pfarrdienst in der BK-Gemeinde Finkenwalde; 2. 11. 1936 Ordination in Berlin-Dahlem; 1936 Hilfsprediger, später Pfarrer in Schlawe (Pommern); Herbst 1939 zum Militär; nach 1945 Pfarrer in Berlin-Charlottenburg, dann in Neu-Westend, 1960–1968 in London-Sydenham; 1968 Pfarrer und Studienleiter an der Evangelischen Akademie in Berlin (West); 1978 Ruhestand 29, 30, 39, 47, 50, 53, 62, 78 f, 87, 102, 107, 116, 118, 120, 125, 143, 188, 203, 209 f, 220, 235, 238, 239, 246, 302, 325, 345, 383, 406, 450, 605–607 Maltusch, Johann Gottfried, »Götz« (8. 9. 1911 Berlin-Steglitz – 28. 3. 1980): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; 25. 2. 1940 Ordination in Berlin-Steglitz; 1. 3. 1940 zum Militär, 1. 1. 1943 Leutnant der Reserve; in englischer Kriegsgefangenschaft bis August 1945, dann Hilfsgeistlicher in Lüneburg; 16. 12. 1945 bis 31. 12. 1953 Landesjugendpfarrer in Oldenburg; 1. 8. 1954 bis 3. 10. 1966 Pastor und ab 1959 Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission in Hannover; 4. 10. 1966 bis 30. 9. 1979 Landesbischof in Schaumburg-Lippe; Ruhestand in Bückeburg 611 Marahrens, August (1875–1950): 1925–1947 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers; 1934–1936 Vorsitzender der VLK der DEK; 1936 im Lutherischen Rat; 1939 im Geistlichen Vertrauensrat der DEK; 1947 Rücktritt vom Bischofsamt 73, 168, 596, 601 Martin, Karl (1945): Studium der evangelischen Theologie, Promotion zum Dr. phil. mit den Zusatzfächern Philosophie und Soziologie; Pfarrer in Hessen und Nassau; 1977–1984 Studentenpfarrer an der Universität der Bundeswehr in München, dort Mitbegründer des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins, seit 1985 Vorsitzender 17, 18, 22 Marwitz, Alexander von der (15. 7. 1910 Jena – 28. 11. 1942): 1932– 1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935/36 in Finkenwalde; Hilfsdienst in Leuthen, Schneidemühl, Flatow, Netzbruch; 18. 8. 1937 Ordination in Buckow; Pfarrdienst in Hassendorf bei Neuwedell Kreis Arnswalde; Herbst 1939 zum Militär; an der Ostfront gefallen 48, 72, 116, 132, 143, 162, 189, 203, 208, 217 f, 238, 318, 345, 382 f, 450, 606 Marwitz, Familie von der, bis 1945 in Marwitz über Greifenberg (Hinterpommern) 557 f Marzahn, Wolfgang (1. 4. 1911 Zinzelitz bei Lauenburg/Pommern – 1988), aus Pasewalk: 1936 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Greifenberg (Pommern); Ende 1939 zum Militär; 1943 Pfarrer in Zettin Kreis Rummelsburg; 1945 Lazarettseelsorger in Hildesheim; 1946

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Pfarrer in Gadenstedt bei Peine, 1957 an St. Michael in Hildesheim; 1977 Ruhestand 133, 222, 302, 462, 606 Matiwe, Hans (3. 11. 1909 Berlin – Mai 1945): 1936 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Ribbeck; 1937 Ordination, Hilfsprediger in Oberschönweide; 1938 Pfarrer in Zepernick 133, 238, 345, 358, 606 Matthäus, Friedrich: Verfasser des Buches Rudolf Koch – Ein Werkmann Gottes (1935) 202(T) Mebes, Max (1. 11. 1913 Berlin – 1945): 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1940 Ordination, Prädikant in Berlin bei Pfarrer Osterloh; 1940 zum Militär; 1941–1944 Pfarrdienst in Fürstenwalde und Sanitätsunteroffizier; 22. 4. 1945 als Sanitäter an der Oderfront vermisst 612 Mebus, Johannes (1896 Middelburg/Transvaal – 1979): 1920 Hilfsprediger der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin und Schmargendorf; 1921 Pfarrer in Grössin; ab 1927 Pfarrer an der Petrikirche in Bielefeld, von dort 1936 Ausweisung durch die Gestapo; 1936– 1938 kommissarischer Pfarrer in Helbra; 1938–1968 Pfarrer an St. Thomas zu Erfurt, und ebenda Superintendent; 1946–1950 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Erfurt, des Landtags in Thüringen und der Volkskammer, im Thüringer Landtag Fraktionsvorsitzender der von ihm in Thüringen mitbegründeten CDU; 1954 Senior des Evangelischen Ministeriums Erfurt; 1968 Ruhestand 209 Meinhof, Rudolf (14. 12. 1910 Buslar bei Stargard – 14. 3. 1996 Bad Oldesloe): 1936 in Finkenwalde; Prädikant in Köslin; 24. 10. 1937 Ordination in Köslin durch Superintendent Onnasch; ab 1. 10. 1937 Hilfsprediger in Großtychow Kreis Belgard, ab 1. 7. 1938 in Greifenberg in Pommern; 19. 12. 1938 Zweite Theologische [Nach-]Prüfung in Stettin; ab 1. 1. 1939 Hilfsprediger, ab 1. 8. 1939 Pfarrer in Gottberg Kreis Pyritz, Kirchenkreis Werben; 15. 11. 1945 Beauftragung durch das Landeskirchenamt Schleswig-Holsteins mit der Verwaltung der Kirchengemeinde Tellingstedt-Ost, Heide in HolsteinLand, 1946 Pfarrer in Tellingstedt; 1979 Ruhestand in Bad Oldesloe 133, 223, 345, 607 Meiser, Hans (1881–1956): 1933–1955 erster Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayerns; 1934 im Reichsbruderrat und Lutherischen Rat; 1939–1955 erster Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 168, 175, 596 Melanchthon, Philipp (1497–1560): Humanist, Mitarbeiter Luthers in Wittenberg, Verfasser der ersten systematischen Darstellung der reformatorischen Theologie; Tractatus de potestate et primatu papae 170(T) Mickley, Johannes (28. 8. 1910 Stolp/Pommern – 28. 1. 1977): 1936/37 in Finkenwalde; 1938 Ordination; 1939 Pfarrdienst in Königshorst

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bei Nauen; Herbst 1939 zum Militär; 1950 Pfarrer in Königshorst, 1952 in Berlin; 1975 Ruhestand 221, 265, 381, 450, 491, 557, 559, 608 Migne, Jacques Paul (1800–1875): bedeutendster Herausgeber kirchlicher Literatur im 19. Jahrhundert 445 Minnich, Kurt (15. 10. 1909 Bromberg – 3. 3. 1962): 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination; 1946 Pfarrer in Seelow (Mecklenburg); 1961 Ruhestand 344, 609 Morlinghaus, Helmut (25. 8. 1910 Lüdenscheid – 2. 3. 1975): 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination; Hilfsprediger in Dortmund; 1946 Hilfsprediger in Lüdenscheid; 1947 Pfarrer in Wetter; 1971 Ruhestand 344, 609 Moser, Hans Joachim (1889–1967): Geschichte der deutschen Musik Band 1 (4. Auflage 1926) 223(T) Müller, Ernst (29. 3. 1904 Nauendorf): 1935/36 in Finkenwalde; 19. 3. 1939 Ordination; 1939–1940 Hilfsprediger in Schönebeck, Beesenlaublingen, Jeggau; zum Militär, 1943 Obergefreiter; 1940– 1943 Hilfsprediger in Roxförde; 1. 9. 1943–1947 Pfarrer in Pansfelde; 1. 6. 1947 krankheitshalber im Ruhestand, Lobetal bei Bernau 48, 49, 162, 204, 318, 606 Müller, Friedrich, »Fritz Müller–Dahlem« (1889–1942): 1933 Pfarrer in Berlin-Dahlem, dort Mitbegründer des Pfarrernotbundes; 1934 im ApU- und Reichsbruderrat; 1936 Vorsitzender der VL der DEK; 1939 Amtsenthebung; 20. 9. 1942 vor Leningrad gefallen 70, 74, 100, 203, 598 Müller, Johannes (1909–1999): BK-Theologe, 1935/36 Vakanzverwaltungen in Neuentempel, Sperenberg, Friedland, Seelow; 1936–1941 Pfarrverwalter an St. Katarinen, Brandenburg an der Havel; 1942 Pfarrer in Güstebiese; 1945 Flüchtlingsseelsorger in Oldenburg; 1947 Pfarrer an der Kirche Zum guten Hirten Berlin-Schöneberg; 1955 Pfarrer an der Jugendstrafanstalt Berlin-Plötzensee; 1975 Ruhestand 142 Müller, Karl Ferdinand (21. 2. 1911 Stettin – 1974 Nizza/Frankreich): 1935/36 in Finkenwalde, 1936 im Bruderhaus; 1936 Ordination, Hilfsprediger in Greifenberg an der Rega; 1937 Pfarrer in Karnitz, 1945 in Bad Schwartau; 1955 Leiter der Landeskirchenmusikschule in Hannover 49, 117, 131 f, 136, 141, 162, 190, 202, 204, 208 f, 218, 220, 273, 300 f, 315, 327, 347, 563, 606f Müller, Ludolf Hermann (1882–1959): seit 1909 Pfarrer in der Altmark; 1947–1955 Bischof der Evangelischen Landeskirche der Kirchenprovinz Sachsen 531 Müller, Ludwig (1883–1945): 1926 Wehrkreispfarrer in Königsberg; 1931 Mitglied der NSDAP; 1932 Mitbegründer der Glaubensbewegung Deutsche Christen; April 1933 Hitlers Vertrauensmann und Bevollmächtigter für Fragen der Evangelischen Kirche; August 1933

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Wahl zum ApU-Landesbischof, September 1933 zum Reichsbischof, September 1935 Entzug der Befugnisse; Juli 1945 Suizid; Deutsche Gottesworte (1936) 31 f, 99, 175, 178(T), 527, 596 Müller, Martin (26. 4. 1903 Obernhagen Kreis Regenwalde – 16. 10. 1994): 1936 in Finkenwalde; November 1936 legalisiert; 10.–12. 3. 1937 Zweite Theologische Prüfung vor der Prüfungskommission des Provinzialkirchenausschusses, 14. 3. 1937 Ordination in der Schlosskirche zu Stettin durch Superintendent von Scheven; ab 1. 4. 1937 Hilfsprediger in Bahn Kirchenkreis Greifenhagen; ab 1. 7. 1938 Pfarrer in Marienthal bei Bahn; 30. 9. 1943 zum Militär; 30. 3. 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft in Belgien wegen Unterernährung entlassen; bis 12. 4. 1946 in Königslutter am Elm, Versorgungsanstalt; ab 1. 6. 1946 vikarische Verwaltung der Pfarrei Nauheim, ab 1. 11. 1946 der Pfarrei Schönbach im Dekanat Herborn der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau; ab 1. 11. 1948 Verwaltung der Pfarrei Kördorf über Diez an der Lahn-Land, ab 1. 5. 1950 dort Pfarrer, und nach der Versetzung in den Ruhestand, mit Wirkung vom 1. 10. 1973, beauftragt mit der Weiterversehung der Pfarrstelle in Kördorf bis 30. 9. 1976; Ruhestand in Forst Kreis Altenkirchen 133, 236, 279, 327, 607 Müschner, Hans-Dietrich (17. 1. 1913 Friedheim-Ostbahn Kreis Wirsitz – 18. 8. 1994): 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1941 Ordination; 1945–1954 Hilfsprediger in Frankenförde Kreis Luckenwalde; 1954 Pfarrer in Ahrensdorf bei Teltow; 1981 Ruhestand in Berlin 612 Nasner, Ernst (23. 2. 1911 Jodzuhne oder Jodanen/Ostpreußen – 3. 3. 1997 Bad Neuenahr-Ahrweiler): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination; Pfarrdienst in Tiefensee (Ostpreußen); Ende 1945 Pfarrer in Egestorf, dann in Langenhagen bei Hannover, 1954 in Bremen; 1976 Ruhestand in Bad Neuenahr 610 Naumann, Friedrich (1860–1919): Pfarramt bei der Inneren Mission in Frankfurt am Main; November 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei; Mitarbeit an der Weimarer Verfassung; Gotteshilfe (1902) 337(T) Neander, Joachim (1650–1680): Kirchenliederdichter 418 Nelle, Wilhelm (1849–1918): Geschichte des deutschen evangelischen Kirchenliedes (1904, 3. Auflage 1928) 222(T) Neumann, Heinz (28. 7. 1911 Bärwalde/Neumark – 29. 5. 1995): 1936/ 37 in Finkenwalde; Sommer 1937 als Prädikant Verwalter der Schlosspfarrstelle Köslin; 24. 4. 1938 Ordination in Stettin-Bredow durch Pastor Professor D. Rendtorff, verpflichtet auf die lutherischen Bekenntnisschriften und die Barmer Theologische Erklärung; ab 29. 4. 1938 Hilfsprediger in Saulin, Kirchenkreis Lauenburg

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(Pommern); Sommer 1938 teils Wehrdienst, teils kirchlicher Aushilfsdienst in Kolberg und Stettin, 27. 8. bis 31. 10. 1938 in Groß Rackitt, Kirchenkreis Stolp (Altstadt); 26. 4. 1939 Wiederholung der Zweiten Theologischen Prüfung vor dem Prüfungsamt des pommerschen Konsistoriums; weiterhin in Saulin, September und Oktober 1939 Pfarrstellenverweser in Groß Rackitt; 30. 10. 1939 zum Militär; Predigtdienst und Konfirmandenunterricht in Marienwerder (Westpreußen) in der Bekennenden Gemeinde; Herbst 1942 als Sanitätsunteroffizier Lazarettseelsorge-Helfer in Stettin; 1. 12. 1942 Pfarrer in Lubow Kreis Neustettin, Kirchenkreis Tempelburg; Herbst 1943 bis Ende Januar 1945 Hilfsdienst in den Gemeinden Ponickau und Linz, Kirchenkreis Grossenhain (Samland); 6. 5. 1945 im Bayerisch-Böhmischen Wald in amerikanischer Kriegsgefangenschaft; 6. 6. 1945 Meldung beim Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamt in Ansbach; Hilfsdienst in Gemeinden vorwiegend des Dekanatsbezirks Windsheim; 21. 1. 1946 Versetzung durch den Landeskirchenrat in München nach Erlangen für den ersten Halbjahreskurs des Predigerseminars unter der Leitung von Hermann Dietzfelbinger; mit Präses von Scheven, Greifswald, Vorbereitung der Rückkehr nach Pommern; 25. 9. 1946 Absage der Rückkehr aus Gründen der Sicherheit; 1947 in Berlin-Hasselhorst, 1961 in BerlinKreuzberg; 1977 Ruhestand in Berlin-Spandau 221, 557, 608 Neuser: Pastor in Detmold 20 Nicolai, Philipp (1556–1608): Kirchenliederdichter 488 Nicolaus: BK-Theologe aus dem Rheinland; Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 480, 483 Niebuhr, Reinhold (1892–1971): 1928–1960 Professor für Religionsphilosophie und Ethik am Union Theological Seminary in New York 526f Niemöller, Martin (1892–1984): 1914–1918 Kriegsdienst bei der Marine, zuletzt als U-Boot-Kommandant; 1931 Pfarrer in Berlin-Dahlem; 1933 Mitbegründer und Leiter des Pfarrernotbundes; 1937 inhaftiert; 1938 gerichtlicher Freispruch, dennoch als »persönlicher Gefangener Hitlers« 1938–1945 in KZ-Haft, Sachsenhausen und Dachau; 1945–1956 Mitglied des Rates und Leiter des Kirchlichen Außenamtes der EKD; 1947–1967 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau; 1961–1968 einer der Präsidenten des ÖRK 34, 73, 74, 160, 224, 246, 357, 381, 522, 535 f, 538, 542, 570 f, 596, 600 Niemöller, Wilhelm (1898–1988): Pfarrer, 1930–1963 in Bielefeld; Mitglied des westfälischen Bruderrates; Kampf und Zeugnis der Bekennenden Kirche (1949), Handbuch des Kirchenkampfes (1956) 70(T), 73(T) Niesel, Wilhelm (1903–1988): 1930–1934 Pfarrer der Reformierten

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Gemeinde und Studieninspektor des Predigerseminars in Wuppertal-Elberfeld; 1934–1945 im ApU-Bruderrat, verantwortlich für die Theologenausbildung; 1935 Dozent für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin; im Prüfungsprozess am 22. 12. 1941 mitverurteilt; 1945–1972 im Rat der EKD; 1964–1970 Präsident des Reformierten Weltbundes; Um Verkündigung und Ordnung der Kirche (1949) 31, 52(T), 357, 600 Nietzsche, Friedrich (1844–1900): Philosoph 256 Nikolaus von Kues, Cusanus (1401–1464): philosophisch-theologischer Denker 520, 523 Nimz, Kurt (25. 5. 1913 Zippnow – 14. 3. 1993 Celle): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; Herbst 1939 zum Militär; 1940 Ordination in Schneidemühl; 1949 nach Rückkehr aus russischer Gefangenschaft Pfarrdienst in Lauenstein, dort 1951–1961 Pfarrer, ab 1961 in CelleBlumlage; 1987 Ruhestand 451, 462, 611 Nithack, Ulrich (30. 9. 1913 Sperenberg Kreis Teltow – 14. 7. 1941), aus Berlin-Friedenau: 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1939 Ordination, Hilfsprediger in Elstal-Döberitz; Ende 1939 zum Militär; an der Ostfront gefallen 462, 479–483, 485, 488, 610 Nørregaard, Jens Skousboe (1887–1953): 1923–1949 Professor für Kirchengeschichte in Kopenhagen (Dänemark) 118 Nygren, Anders (1890–1978): 1924–1958 Professor für Systematische Theologie, 1949–1958 Bischof in Lund (Schweden); 1947–1952 erster Präsident des 1947 in Lund konstituierten Lutherischen Weltbundes 119 Oetinger, Friedrich Christian (1702–1782): lutherischer Theologe; sein Grundanliegen, die pneumatische Leiblichkeit der Werke Gottes, wirkte im 19. Jahrhundert weiter; Biblisches und emblematisches Wörterbuch (1776) 469(T) Onnasch, Friedrich (1881–1945): 1922 Pfarrer an St. Marien und Superintendent in Köslin; im pommerschen Bruderrat; ermöglichte ab Dezember 1937 das Sammelvikariat in seinem Pfarrhause; ab September 1940 Reichsredeverbot und Aufenthaltsverbot für Pommern; in Berlinchen (Neumark) am 17. 2. 1945 von sowjetischen Soldaten erschossen 463, 523 Onnasch, Friedrich, »Fritz« (2. 5. 1911 Lobetal bei Bernau – 1945), Sohn des Superintendenten: 1935 in Finkenwalde, ab 1935/36 im Bruderhaus, von dort aus Hilfsprediger und Vertreter in Podejuch; 1936 Ordination; ab 16. 4. 1937 Studieninspektor des Predigerseminars; von 1937/38 bis 1939 Inspektor des Sammelvikariats Köslin; 1939 Heirat mit Eberhard Bethges Schwester Margret; im Pfarrhaus in Köslin von sowjetischen Soldaten erschossen 31, 35, 39, 43, 47, 79, 100, 103, 107, 110, 118, 131, 142, 158, 161 f, 190, 203, 206–210,

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221, 315, 326–328, 344, 367, 383, 399, 406, 417, 447, 448, 455, 497, 523, 562, 580, 605–611 Onnasch, Kurt (1917–1942), Fritz Onnaschs Bruder: Theologiestudent in Marburg; 1942 an der Ostfront gefallen 497 Osterloh, Enno: Frühjahr 1937 Referent bei einer Studentenfreizeit nahe Greifswald (Edo Osterloh [1909–1964] war 1937 Studentenpfarrer an der Kirchlichen Hochschule in Berlin; 1949–1953 in der EKD-Kirchenkanzlei; 1956–1964 Kulturminister von SchleswigHolstein) 346 Pagel, Arno (1914 Leverkusen – 4. 11. 2002): 1939 im Sammelvikariat Köslin; 1946–1964 Bundespfarrer des Deutschen Jugendverbandes »Entschieden für Christus«; 1966–1979 Direktor der Marburger Mission im Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband 611 Pecina, Johannes (1901 – 22. 9. 1989): BK-Hilfsprediger in Seelow; April 1936 in Haft bis 20. August 107, 142, 163, 166 f, 191, 197, 202, 224 Perels, Friedrich Justus (1910–1945): Jurist, 1933 Referendar in Berlin und Potsdam, »nichtarisch«; 1936–1940 Justitiar des ApU-Bruderrats und des Pfarrernotbundes; 1940–1944 Mitarbeiter in der Kanzlei des Rechtsanwalts Horst Holstein; nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler am 5. 10. inhaftiert in der Lehrter Straße 3; 23. 4. 1945 von SS erschossen 524, 604 Petermann, Heinz (25. 11. 1910 Görlitz): 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; September 1939 bis April 1940 Hilfsgeistlicher in Laubnitz-Sorau (Niederlausitz); 28. 5. 1940 Ordination; Kriegsdienst bei der Marine, Oberleutnant zur See; 1946 in Königstein an der Schlei Post Grödersby (Schleswig-Holstein) 502, 503, 506, 515, 517, 532, 611 Petersen, Siegfried: 1936 Theologiestudent in Kopenhagen 144, 163 Pfeiffer, Johannes (1897–1970): ab 1930 Pfarrer in Berlin-Friedenau; Sommer 1937 DC-Pfarrer in Berlin-Tempelhof 365 Pfisterer, Franz Ernst (2. 6. 1911 Bochum – 3. 8. 1944): 1936/37 in Finkenwalde; 1938 Ordination, 1938–1940 Pfarrdienst in Neunkirchen Kreis Siegen; an der Ostfront gefallen 221, 265, 608 Pompe, Hans-Dietrich (8. 5. 1910 Stramehl Kreis Regenwalde – 1999): 1935/36 in Finkenwalde; 2. 5. 1937 Ordination, 1937–1939 Hilfsprediger in Stechlin Kreis Greifenhagen; Herbst 1939 zum Militär, bis 1942 Kriegsdienst; 1942 im Evangelischen Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene beim Kirchlichen Außenamt der DEK in Berlin; 1946 Beauftragter des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD für Flüchtlingssuchdienst in Lübeck; 1947/48 in Genf, im Auftrag des ÖRK Betreuung deutscher Kriegsgefangener in England; 1948 Pfarrer in Bonn, 1949 in Koblenz, 1961 in Opladen, 1967 in Essen-Hols-

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terhausen; 1951 Heirat mit Spes geborene von Bismarck (1922– 2010); 1975 Ruhestand in Bonn-Ippendorf 17, 31, 49, 144, 162, 179, 203, 204, 236 f, 345, 367, 433, 451, 486, 531 f, 606 Preuschen, Erwin (1867–1920): hessischer Pfarrer, wissenschaftlich in der neutestamentlichen und kirchengeschichtlichen Forschung tätig; Begründer des Wörterbuchs zum Neuen Testament 222 Preuß, Adolf-Friedrich (17. 4. 1911 Frankfurt an der Oder – 29. 7. 1941): 1935 in Finkenwalde; 1936 zur Hilfe in die BK-Gemeinde Seelow; 1936 Ordination in Berlin; Hilfsdienst in Arnswalde; 1937 Pfarrdienst in Landsberger Holländer (Neumark); in Bessarabien gefallen 46, 77, 107, 142, 188, 203, 208, 223, 238, 481 f, 488, 605 Priester, Eduard (1. 8. 1911 Frankfurt am Main – 2. 12. 1986): 1936/37 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Hilfsdienst in Möbiskruge; Ende 1939 zum Militär; 1964 Pfarrer in Schildow 221, 462, 608 Probsthain, Karl-Heinz: 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof 612 Rabenau, Eitel-Friedrich von (1884–1959): Pfarrer in Berlin; 1936 in der VL der DEK 318 Rabius, Herbert (13. 10. 1910 – 1969): 1936 in Finkenwalde; in Herchen an der Sieg als Vertreter; 1937 Ordination, Hilfsprediger in Elberfeld; Ende 1939 zum Militär; 1946 Pfarrer in Beuel (Rheinland) 133, 223, 327, 345 f, 462, 607 Rahmel: 1936 BK-Pfarrer in Guben 132, 384 Rau, Arthur (7. 3. 1910 Bentschen – 8. 3. 1967): 1936/37 in Finkenwalde; 1938 Ordination in Beeskow, Hilfsprediger in Berlin-Charlottenburg; 1939 Pfarrer in Reetz, 1942 in Prädikow Kreis Oberbarnim, 1945 in Berlin-Spandau; 1965 Ruhestand 221, 366, 608 Reimers, Wilhelm (10. 7. 1911), aus Bremen: 1936 in Finkenwalde; Vikar in Hagen 133, 202 f, 207, 247, 366, 607 Rein, Walter (1893–1955): Lehrer und Komponist, zunächst an Pädagogischen Akademien tätig, ab 1935 Professor für Musikalische Volkskunde an der Staatlichen Akademie für Musikerziehung in Berlin 262 Reinke, Martin (1890–1960): Pfarrer in Vessin Kirchenkreis Stolp; 1936 im pommerschen Kirchenausschuss 224 Rendler, Alfred (1. 10. 1910 Berlin – 1964 Magdeburg): 1936/37 in Finkenwalde; 1939 Ordination, Hilfsprediger in Berlin-Neukölln 221, 608 Rendtorff, Heinrich (1888–1960): 1926 Professor für Praktische Theologie und Neues Testament in Kiel; 1930 Landesbischof von Mecklenburg-Schwerin; 1934 Amtsenthebung; 1934 im pommerschen Bruderrat; 1934–1945 Pfarrer in Stettin-Braunsfelde; 1945–1956 Professor in Kiel 79, 161, 161, 187 Rhode, Kurt (9. 8. 1908 Gossenthin/Westpreußen – 1942): 1935/36 in

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Finkenwalde; Ordination; 1939 Pfarrer in Treblin Kreis Bütow; Ende 1939 zum Militär; bei Woronesch (Russland) gefallen 49, 143, 162, 208, 462, 497, 606 Richner: Familie in Zürich, bei der Gerhard Ebeling 1937 wohnte; Mai 1939 Heirat Ebelings mit Kometa Richner im Zürcher Grossmünster 328 Richnow, Karl-Julius (17. 4. 1896 – 16. 11. 1962): 1924 Hilfsprediger in Finkenwalde, ab 1926 Pfarrer ebenda; nicht BK; ab Sommer 1936 Pfarrer an der Glaubenskirche Kreis Berlin-Land I; 1947 Pfarrer in Lanz Kreis Wittenberge; 1952 Pfarrer in Zepernick Kreis Bernau; 1958 emeritiert 47, 79, 163 Richter, Alfred (10. 10. 1910 Düsseldorf – 1949 Berlin-Tempelhof): 1936 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Sachsenhausen; 1937 Ordination; 1938 Hilfsprediger in Berlin-Tempelhof 133, 208, 222, 238, 607 Rieger, Julius (1901–1984): 1930 Auslandspfarrer an der St. Georgs-Gemeinde in London (England); 1933 erste Begegnung mit Dietrich Bonhoeffer in Berlin; 1953 Superintendent in Berlin-Schöneberg 217 Riehl, Otto (1879): Superintendent in Crossen; 1936 Referent der Kirchenausschüsse in Pommern 224 Riemer, Annemarie geborene Buchenau, »Gräfin«, 18. 7. 1936 Heirat mit Bernhard Riemer 186 Riemer, Bernhard, »Herr Zander« (1911 – 9. 10. 1943), Gerhard Riemers Bruder, Freund Eberhard Bethges seit der gemeinsamen Schulzeit im Gymnasium Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg: 1935 im BK-Predigerseminar Naumburg am Queis; 1937 BK-Pfarrer in Sommersdorf über Eilsleben Bezirk Magdeburg, dort ausgewiesen; zuletzt Notpfarramt in Erfurt; an der Ostfront gefallen 186, 325 Riemer, Gerhard (1. 9. 1910 Lütgendortmund Kreis Dortmund – 22. 10. 1992 Oldenburg): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1936 in Finkenwalde; Oktober 1936 Prädikant der BK an der Notgemeinde Berlin-Johannistal, dort 1. 12. 1937 Hilfsprediger; 15. 12. 1937 Ordination in Berlin-Dahlem; November 1939 zum Militär; Februar 1946 Entlassung aus englischer Gefangenschaft; 24. 2. 1946 beauftragt mit Vertretung einer vakanten Pfarrstelle in Oldenburg; 1946–1958 Studentenpfarrer an der Pädagogischen Hochschule in Oldenburg; 1. 4. 1957 berufen zum Pfarrer in Oldenburg IV; ab 5. 2. 1961 acht Jahre lang und vom 18. 8. 1968 bis Februar 1975 Kreispfarrer im Kirchenkreis Oldenburg I; 1. 4. 1977 Ruhestand 133, 223, 462, 607 Riethmüller, Otto (1889–1938): 1928–1938 Leiter des Burckhardthauses in Berlin-Dahlem und des Evangelischen Reichsverbandes Weiblicher Jugend; 1936 im Reichsbruderrat; Wehr und Waffen. Lieder der kämpfenden Kirche (1935) 42, 75(T), 335, 551

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Rilke, Rainer Maria (1875–1926): Dichter 233 Roeder, Manfred (1900–1971): 1942 dienstaufsichtsführender Richter des Luftgaugerichts III/IV Berlin; 3. 4. 1943 zum Reichskriegsgericht abkommandiert für den Fall »Depositenkasse«, in dem er von April bis August 1943 die Vernehmungen von Hans von Dohnanyi, Dietrich Bonhoeffer und anderen leitete; nach 1945 in Glashütten (Taunus) 527 Röhm, Ernst (1887–1934): vor dem Hitlerputsch 1923 maßgeblich am Aufbau der SA und der NSDAP beteiligt; 1931 Stabschef der SA; 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich; nach dem »Röhmputsch« ermordet am 1. 7. 1934 538, 596 Rohr, Gerhard (3. 12. 1909 Magdeburg – 18. 8. 1941): 1937 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Prädikant in Möbiskruge, 1938 in KürtowArnswalde; gefallen 344, 609 Rohr, Julius (1904–1941): bis Sommer 1934 SA-Sturmführer; 1930– 1941 Pfarrer in Neuwedell Kreis Arnswalde; Kreisjugendpfarrer der BK; in Russland gefallen 237 Romberg, Hermann (1886–1977): BK-Pfarrer in Wiesbaden-Dotzheim, Mitte 1935 polizeilich aus der Gemeinde ausgewiesen 177 Rose, Eugen (4. 7. 1909 Barmen – 5. 8. 2003 Erkrath): 1933 Dr. phil., Bonn; 1935/36 in Finkenwalde; 1936 Hilfsdienst in Düsseldorf, 1936–1937 in Köln-Nippes; 1937 Mitarbeiter in der ökumenischen Abteilung der Vorläufigen Kirchenleitung der DEK in Berlin-Dahlem; 1937 Lic. theol. Marburg; 4. 4. 1937 Ordination in Mülheim am Rhein; 1937–1939 Hilfsdienst in Gröben Kreis Teltow (Mark), 1939– 1945 Pfarrer in Gröben; Militärdienst als Dolmetscher; 1945–1956 Beschäftigungsauftrag, 1946–1963 Pfarrer in Wupperfeld lutherisch VIII; 1959 acht Monate Pfarrverweser in Melbourne (Australien); ab 1963 Pfarrer in Boppard I; 1970 Ruhestand, als Emeritus Gefängnis- und Krankenhausseelsorger in Düsseldorf 48, 131 f, 144, 187, 208 f, 219 f, 245, 314, 327, 606 Rosenberg, Alfred (1893–1946): 1933 Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP; November 1941 Reichsminister für die besetzten Ostgebiete; im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 verurteilt, hingerichtet; Der Mythos des 20. Jahrhunderts (1930) 245(T), 326 Rothe, Richard (1799–1867): Professor für Systematische Theologie in Heidelberg und Bonn 89 Rott, Wilhelm (1908–1967): 1930 Studium in Bonn bei Karl Barth; 1935–1937 Studieninspektor im Finkenwalder Predigerseminar; ab 1. 3. 1937 bei der VL der DEK in Berlin, Abteilung Reformierte Kirche und Schule; 1943 im Amt Ausland/Abwehr im OKW, Militärdienst; 1945 im Internierungslager Moosburg (Oberbayern); 1946 Pfarrer, 1959 Superintendent in Koblenz 32 f, 50, 104 f, 108, 117, 127,

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134, 135, 143, 163, 165, 189, 192, 203, 216, 218, 221, 233, 244, 257, 313 f, 325, 327 f, 347, 383, 562, 606–608 Rudnik, Lothar (23. 9. 1910 Gumbinnen/Ostpreußen – 1969): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; 1946 Pfarrdienst in Oldenburg, 1948 in Ovelgönne, 1952 dort Pfarrer; 1956 Kreispfarrer im Kirchenkreis Brake (Oldenburg); 1963 Pfarrer in Delmenhorst 611 Rütenik, Reinhard (21. 8. 1904 Bad Freienwalde – 29. 8. 1985): 1932– 1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935/36 in Finkenwalde; 1937 Ordination; 1938 Pfarrdienst in Dahme (Mark); 1946–1978 Pfarrer in Gebersdorf bei Dahme; 1974 Ruhestand 48, 49, 132, 209, 302, 346, 606 Rust, Bernhard (1883–1945): 1909–1930 Gymnasiallehrer in Hannover; 1925 Gauleiter der NSDAP; 1933 Preußischer, 1934 auch Reichs-Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung; Mai 1945 Suizid 106 f, 599 Saalfeld, Ralf von (1900 Frankfurt am Main – 1947 Weilheim): Komponist; Musikstudium bei Hermann Zilcher, Heinrich Kaminski und Carl Orff in München; 1929 Regensburger Stadtkantor; 1943 zum Militär 261 Sackmann, Jakobus, »Jobst« (1643–1718): Pastor in Limmer bei Hannover; Ergötzliche Predigten 431(T) Sander, Erwin (13. 12. 1911 Unna – 30. 10. 1943): 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1938 Hilfsprediger in Kieckow Kreis Belgard, 1939 in Mennighüffen (Westfalen); Herbst 1939 zum Militär; 1940 Ordination; als Leutnant an der Ostfront gefallen 451, 462, 610 Sasse, Hermann (1895–1976): 1928 Pfarrer in Berlin; 1933 Professor für Kirchengeschichte in Erlangen; 1934 im Lutherischen Rat; 1949 Professor in North Adelaide (Südaustralien); Was heißt lutherisch? (1934, 2. Auflage 1936) 325(T), 347, 347(T) Schaaff, Martin (11. 7. 1910 Berlin-Treptow): 1935/36 in Finkenwalde; 1936 Ordination; Pfarrdienst in Buchholz über Fürstenwalde; Herbst 1939 zum Militär; ab 1952 Pfarrer in Berlin, 1957–1965 auch Vorsteher des Zentral-Diakonissenhauses Bethanien, danach in Reinickendorf; 1975 Ruhestand; lebte 2011 in Berlin 78, 144, 209, 238, 246, 451, 606 Schade, Rudolf (13. 12. 1910 Frankfurt an der Oder – 3. 3. 1999): 1936/ 37 in Finkenwalde; 1937/38 Prädikant in Oranienburg, Sachsenhausen und Frankfurt an der Oder; 1938 Ordination; Ende 1939 zum Militär; 1945 Pfarrer in Eberswalde, 1950 in Brieselang bei Potsdam, danach in Berlin; 1976 Ruhestand 221, 462, 608 Schäfer, Theodor (1846 Friedberg in Hessen – 1914 Rothenburg an der Wümme): 1864–1868 Theologiestudium in Gießen, Erlangen, Leipzig; 1872 Direktor und Vorsteher der Schleswig-Holsteinischen

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Diakonissen-Anstalt zu Altona; Autor eines Buchs zu Johann Hinrich Wichern 337(T) Scharf, Kurt (1902–1990): 1933 Pfarrer in Sachsenhausen; 1935 Präses des Brandenburgischen Bruderrates; 1952 Pfarrer in Berlin; 1957 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union; 1961 Vorsitzender des Rates der EKD; 1966–1976 Bischof von BerlinBrandenburg (1973 Bischof der West-Region, Bischof der Ost-Region 1973 Albrecht Schönherr) 74, 238, 536, 548, 569–571, 573 Schauer, Friedrich (1891–1958): Pfarrer (Berneuchener) in Pütte bei Stralsund; im pommerschen Bruderrat bis Sommer 1936, ausgeschieden 236 Schemmann, Werner (12. 2. 1908 Essen – 1975): 1935/36 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Tilsit, ab 1. 8. 1937 in Ferndorf, Herne und Siegen, 22. 8. 1937 Ordination; 1940–1942 kaufmännischer Angestellter in Dessau, dann zum Militär; ab 1948 Hilfsdienst in Bakum, Werther, Dortmund, Ibbenbüren, Rheine; 1952–1957 Pfarrer in Frankfurt am Main, 1957–1964 in Dachsenhausen, dann Krankenhauspfarrer in Hagen; 1972 Ruhestand 48, 162, 209, 218, 220, 366, 382, 606 Scheven, Karl von (1882–1954): 1928 Stadtsuperintendent in Greifswald; Dezember 1935 Vorsitzender des pommerschen Kirchenausschusses; 1947 bis zu seinem Tod Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche 224 Schian, Martin (1869–1944): Seit 1896 schlesischer Pfarrer, 1908 Professor für Praktische Theologie in Gießen, 1924 Generalsuperintendent für den Sprengel Liegnitz, 1933 beurlaubt; Praktische Predigtlehre 337(T) Schiller, Friedrich (1759–1805): Dichter 514 Schlagowsky, Erwin (15. 5. 1911 Posen – 31. 3. 1995 Rendsburg): 1935/ 36 in Finkenwalde; 7. 10. 1936 Ordination in Stettin-Bredow durch Rendtorff, Block, de Boor; dann Prädikant in Glowitz bei Stolp und in Giesebitz am Lewasee; ab 1. 10. 1936 Hilfsprediger in der Pfarrei Wussow bei Varzin (Varziner Güter) Kreis Rummelsburg, Synode Schlawe (Hinterpommern); 1937 in Hammermühle; 27. 6. 1938 außerordentliche Zweite Theologische Prüfung in Stettin; nach Ausweisung durch die Gestapo aus Pommern ab 1. 7. bis 30. 8. 1938 Kurprediger in Carlshagen auf Usedom, ab 1. 9. 1938 Pfarrer in Benz und Bansin auf Usedom; Kriegsdienst 1940–1943; ab 1. 4. 1947 Verwaltung der Pfarrstelle Dreibergen, und Strafanstaltsgeistlicher am Zentralgefängnis in Bützow (Mecklenburg); am 1. 6. 1947 übernommen in den Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs; 1. 11. 1950 Übertragung der Pfarrstelle Graal-Müritz; 1971 Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen; 1974 Übersiedlung nach Rendsburg 48, 144, 162, 188, 204, 208 f, 217, 220, 238, 245 f, 300, 315, 383, 606

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Schlatter, Adolf (1852–1938): 1888 Professor für Systematische Theologie und Neues Testament in Greifswald, 1893 in Berlin, 1898– 1922 in Tübingen; Das Evangelium des Johannes ausgelegt für Bibelleser (1903) 334 f(T) Schlegel, Heinz (15. 7. 1908 Nordheim/Posen – 1988 Einbeck): 1935/ 36 in Finkenwalde; dann Hauslehrer in Repplin; 1937 Ordination, Hilfsprediger in Messow-Crossen-Gerswalde, Greifenhain bei Calau, Tetzin (Brandenburg); 1938–1945 Pfarrer in Politzig (Grenzmark); Ende 1939 zum Militär; 1945 Pfarrer in Sauen-Beeskow (Mark); 1971 Ruhestand 48, 144, 162, 209, 217, 317, 462, 606 Schleicher, Rüdiger (1895–1945): Jurist; 1919 Eintritt in den württembergischen Staatsdienst; 1922 im Reichsverkehrsministerium in Berlin; 1933 im Reichsluftfahrtministerium, bis 1939 Leiter der Rechtsabteilung; nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Hitler am 4. 10. inhaftiert in der Lehrter Straße 3; 23. 4. 1945 von SS erschossen 524, 527, 604 Schleicher, Ursula (1902–1983): Tochter von Karl und Paula Bonhoeffer; Mai 1923 Heirat mit Rüdiger Schleicher 510 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1834): Theologe und Philosoph; Reden über die Religion (1799) 467(T) Schlingensiepen, Johannes (1898–1980): 1930–1950 Pfarrer in Wuppertal; 1933–1945 im Rheinischen Bruderrat, verantwortlich für die Theologenausbildung; 1945 Superintendent des Kirchenkreises Barmen; 1950 in der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland 155 Schlink, Edmund (1903–1984): 1935 Dozent an der Theologischen Schule in Bethel bis zur Schließung 1939, danach im Pfarrdienst und in der Theologenausbildung; ab 1945 Professor für Systematische und Ökumenische Theologie in Heidelberg 335 Schmidt, Hildegard: 1936 Verlobung mit Hans-Jürgen Krüger 107 Schmidt, Kurt Dietrich (1896–1964): 1929 Professor für Kirchengeschichte in Kiel; 1934 im Lutherischen Rat; 1935 Amtsenthebung; 1936 theologischer Lehrer am Missionsseminar in Hermannsburg; 1948 Professor an der Kirchlichen Hochschule in Hamburg, 1953 an der Hamburger Universität; Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage 1934 und 1935 (1935 und 1936); Dokumente des Kirchenkampfes II: Die Zeit des Reichskirchenausschusses 1935–1937 (1964 und 1969) 171(T) Schmidt, Walter (24. 3. 1913 – 8. 5. 2000): 1938 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination in Groß Kugel; bis 1942 Hilfsprediger in Priorau; 1946 Pfarrer in Salzfurth-Kapelle; 1978 Ruhestand in Möhlau 610 Schmidt, Wolfgang (1909–1945): 1937 in Finkenwalde; 1937–1939 Prädikant in Stettin; 1938 Ordination; Herbst 1939 zum Militär; 1940 Pfarrer in Boldekow bei Anklam; im Krieg vermisst 344, 451, 609

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Schneller, Ludwig (1858 Jerusalem – 1953 Bad Ems): Pfarrer, 1908 Doktor der Theologie ehrenhalber, verliehen von der RuprechtKarls-Universität in Heidelberg; Leiter des von seinem Vater, Johann Ludwig Schneller (1820–1896), 1860 gegründeten Syrischen Waisenhauses in Jerusalem 24, 516f Schnepel, Erich (1893–1986): Offizier im Ersten und Zweiten Weltkrieg; 1918 Missionsinspektor bei der Berliner Stadtmission; 1945– 1955 Pfarrer in Großalmerode bei Kassel; Als Christ und Kompanieführer im Weltkrieg 456(T) Schömberg: 1946 Propst 529 Schönherr, Albrecht (9. 11. 1911 Katscher/Oberschlesien – 9. 3. 2009 Berlin): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1935 in Finkenwalde, 1935/36 und 1936 im Bruderhaus, von dort aus 1935 Pfarrdienst in Greifswald, dort 1936 Gründung eines Bekenntniskonvikts für Studenten; 1936 Ordination; 1937 Pfarrer in Brüssow; 1940 zum Militär; in britischer Kriegsgefangenschaft in Tarent (Italien) Lagerpfarrer; 1946 Pfarrer, 1947 Superintendent in Brandenburg an der Havel, dort 1951 Direktor des Predigerseminars; 1963 Generalsuperintendent der Kurmark in Eberswalde; 1967 Verwalter des Bischofsamtes in der Ostregion von Berlin-Brandenburg (nach dem Mauerbau 1961 konnte Bischof Kurt Scharf nicht mehr nach Ost-Berlin einreisen); 1969 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR; 1973–1981 Bischof; Herausgeber der Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeber bei DBW 5 23, 39, 45, 48, 49 f, 53, 59, 62 f, 72 f, 77, 80, 87, 98, 101, 102, 103, 106, 108, 109, 110, 116, 116, 120 f, 131, 143, 160, 161, 163, 187, 204, 222, 238, 246, 251, 346, 348, 367, 389, 391, 406, 552, 556, 563, 591, 605–607 Schott, Erdmann (1900–1938): 1930 Privatdozent für Systematische Theologie in Greifswald; 1953 Professor in Halle 168 Schrader, Wolfgang (16. 11. 1910 – 1978), aus Ostpreußen, Abitur in Berlin: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Wichmannsdorf über Boitzenburg (Uckermark); 1936 Ordination, dann in Kuhz bei Prenzlau; ab 1938 Wehrdienst, Kriegsdienst, zuletzt Leutnant; 1945 Pfarrer in Stuttgart-Mühlhausen, 1948–1963 in Berlin-Spandau; 1963 Ruhestand 46 f, 75, 141, 159, 161, 189, 209 f, 220, 238, 302, 318, 381, 451, 488, 605 Schreiner, Helmuth (1893–1962): 1926 Vorsteher des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-Spandau; 1931 Professor für Praktische Theologie in Rostock; 1934 im Lutherischen Rat; 1937 Amtsenthebung; 1938–1955 Vorsteher des westfälischen Diakonissenmutterhauses in Münster; 1945–1957 Professor in Münster 144 Schrenk, Elias (1831–1913): Schwäbischer, teilweise in der Schweiz tä-

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tiger Theologe und Erweckungsprediger; Der biblische Weg zu vermehrter Geistesausrüstung 337(T) Schröder, Alfred (29. 8. 1910 Weilar/Elsass – 25. 12. 1991): 1937 in Finkenwalde; Hilfsprediger in Berlin; 1938 Ordination; Pfarrer in Röntgental, 1945 in Berlin, dort 1954–1963 Landesjugendpfarrer; 1963 Oberkonsistorialrat; 1975 Ruhestand 344, 609 Schröder, Hermann (1913–1942), aus Bremen: 1937/38 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; an der Ostfront gefallen 497, 609 Schroeter, Friedrich-Ernst (23. 4. 1911 Nausitz im Tal – 19. 10. 2005 Book/Vorpommern), aus Halle an der Saale: 1936/37 in Finkenwalde; 14. 11. 1937 Ordination in Helbra; 1938–1939 Hilfsprediger in Magdeburg; Herbst 1939 zum Militär, 1941 an der Ostfront verwundet, bis 1945 Soldat; 1946–1948 Fünfter Pfarrer in Magdeburg; 1948–1962 Pfarrer und Vorsteher des Adalbert-Diakonissen-Mutterhauses Kraschnitz Stendal; kommissarisch 1962 in Bockwitz, 1963 in Schönebeck an der Elbe, 1964–1977 Dritter Pfarrer in Schönebeck; 1. 1. 1977 Ruhestand 221, 265, 451, 462, 486, 608 Schütz, Heinrich (1585–1672): Komponist 243, 261f Schütz, Paul (1891–1985): 1930–1937 Privatdozent für Dogmatik in Gießen; 1940 Hauptpastor an St. Nicolai in Hamburg; 1952 Dissensus-Erklärung an den Landeskirchenrat der Evangelisch-lutherischen Kirche in Hamburg, Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand; Warum ich noch ein Christ bin (1937) 415(T) Schultz, Walter (1913 Berlin-Wilmersdorf – 1987): 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1939 Ordination, Pfarrdienst in Stettin und Lupow; 1946 Pfarrverwalter in Wiefels, dann Pfarrer in BerlinLichtenberg, 1954 in Schöneiche; 1977 Ruhestand 610 Schulze, Gerhard (1913–1941), aus Halberstadt: 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; Pfarrdienst in Letzlingen bei Gardelegen (Altmark); Ende 1939 zum Militär; Sommer 1941 an der Ostfront gefallen 462, 479–481, 483, 488, 610 Schumacher, Erich (21. 3. 1908 – 1945): 1936 in Finkenwalde; 1937 Ordination; 1939 Pfarrdienst in Kreuznach; im Kriege gefallen 133, 247, 302, 327, 607 Schumann, Hans-Otto (13. 5. 1908 Dewsberg/Pommern – 1985 Olpe/ Westfalen): 1936 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Groß-Tychow; 1937 Ordination; 1939 Pfarrer in Persanzig Kreis Neustettin, 1947 in Hennstedt (Dithmarschen), 1961 in Kiel; 1973 Ruhestand 133, 246 f, 302, 327, 607 Schutz, Erwin (27. 7. 1907 Mandelatz Kreis Belgard/Pommern – 1942): 1938 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; 1938 Ordination in Stettin; Pfarrdienst in Groß-Schlönwitz, überließ bis zu seiner Verheiratung (April 1939) sein Pfarrhaus dem Sammelvikariat; bei Leningrad gefallen 497, 610

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Schwarz: 1943/44 Konsistorialrat in Breslau 513 Schweizer, Alexander (1808–1888): Schweizer Theologe, 1835 Professor für Praktische Theologie in Zürich, 1844 zugleich Pfarrer am Großmünster ebenda; Pastoraltheologie (1875) 337(T) Schwerin, Luise Gräfin von (1849–1906): Schriftstellerin 233 Schwichtenberg, Walter (12. 4. 1913), aus Ostpreußen: 1937 in Finkenwalde 344, 609 Seeberg, Reinhold (1859–1935): 1885 Professor für Systematische Theologie in Dorpat, 1889 in Erlangen, ab 1998 in Berlin (Bonhoeffer schrieb bei ihm seine Dissertation); Lehrbuch der Dogmengeschichte (3. Auflage 1923) 467(T), 497(T) Seeler, Richard (1906–1982): BK-Pfarrer, Oktober 1936 Hilfsprediger in Helbra 191, 209 Selke, Karl: BK-Pfarrer in Striche, am 15. Mai 1937 verhaftet 358 Seydel, Gustav (29. 10. 1910 Berlin – 20. 10. 1943): 1936 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Berlin-Tempelhof, 1937 in Neuruppin; 1937 Ordination in Berlin-Dahlem, Hilfsprediger in Sachsenhausen bei Präses Kurt Scharf; Herbst 1939 zum Militär; 1942 in Berlin-Steglitz; bei Zaporozje in der Ukraine gefallen 133, 223, 246, 346, 358, 366, 451, 462, 487, 607 Seyler, Georg (1897 Berlin-Pankow – 1945): 1935 Ordination, Pfarrer in Zorndorf; 1935 Mitglied des brandenburgischen Bruderrates, 1936 Mitglied des Bruderrates der Evangelischen Kirche der ApU; 1945 auf der Flucht verstorben 245 Soden, Hans von (1881–1945): 1924–1945 Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament in Marburg; 1933 im Pfarrernotbund; Begründer und Leiter der BK in Kurhessen, 1934 im Reichsbruderrat 220 Söderblom, Nathan (1866–1931): 1901 Professor für Religionsgeschichte in Uppsala (Schweden); 1912–1914 zusätzlich Professor für Religionsgeschichte in Leipzig; 1914–1931 Erzbischof von Uppsala; 1930 Friedensnobelpreis 119 Städler, Johannes (1911–1941), aus Ostpreußen: 1939 im Sammelvikariat Köslin; an der Ostfront gefallen 486–488, 611 Stähler, Gerhard (29. 1. 1911 Seifersdorf/Niederlausitz – 1989): 1938 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination; 1947 Pfarrer in Osternburg, 1961 in Bonn; 1978 Ruhestand 610 Staemmler, Wolfgang (1889–1970): 1929 Superintendent in Halle; 1934 im Provinz-Sächsischen Bruderrat, Betreuung der Predigtamtskandidaten und Hilfsprediger; 1940 Präses des ApU-Bruderrates; 1945 Propst, zugleich bis 1950 Direktor des Predigerseminars in Wittenberg 145, 155 Staude, Joachim (1911–1941), aus Letzlingen bei Gardelegen: 1938/39

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im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; im Sommer 1941 an der Ostfront vermisst; gefallen 486 f, 611 Stauffenberg, Claus Schenk Graf von (1907–1944): 1. 1. 1943 nach schwerer Verwundung Stabschef im Allgemeinen Heeresamt; 1. 7. 1944 als Oberst im Generalstab beim Oberbefehlshaber des Ersatzheeres mit Zugang zu Hitler; brachte am 20. 7. 1944 im Führerhauptquartier in Rastenburg (»Wolfsschanze«) in Hitlers nächster Nähe eine Bombe zur Explosion, Rückflug nach Berlin, im Hof des Bendlerblocks mit anderen Offizieren erschossen 541, 585 Stechbart: BK-Theologe, Vertreter von Christoph Harhausen in Guben August 1937 384 Steinert, Hans (11. 9. 1913 Christianstadt am Bober – 1944): 1938/39 im Sammelvikariat Groß-Schlönwitz; am Totensonntag 1944 gefallen 611 Stephan, Karl (1913 Ratibor – 1984): 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1939 Hilfsprediger in Halberstadt; 1945 Hilfsprediger, dann Pfarrer in Abberode; 1965 Pfarrer und Superintendent in Keuschberg Bad Dürrenberg 502, 507, 508, 511, 512, 514 f, 517, 528, 530, 532, 611 Stier, Alfred (1880–1967): Kantor in Sangerhausen; leitete die kirchliche Singbewegung ein 222 Stifter, Adalbert (1805–1868): Dichter und Maler 528, 560, 567 Stolzenwald, Otto (31. 7. 1906 Essen – 1957): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; 1938 Prädikant in Reetz (Neumark); 1939 Ordination; Hilfsprediger in Arnswalde (Neumark); 1940 Pfarrer in Sammenthin; 1945 Pfarrverweser in Hetscheid; 1950 Hilfsprediger, 1951 Pfarrer in Hemer (Westfalen) 610 Stornowski, Günter (1912 Poblotz – 1969): 1939 im Sammelvikariat Köslin; 1940 Hilfsprediger in Gerbstedt, 1945 in Helbra-Benndorf; 1946 Pfarrer in Klostermansfeld, 1952 in Falkenberg 611 Struwe, Erna: Wirtschafterin in Finkenwalde, Groß-Schlönwitz und im Sigurdshof 78, 104 f, 131, 190, 203, 257, 399, 548 Süßbach, Walter: »nichtarischer« BK-Theologe; Pfarrdienst in Brielow bei Brandenburg, dort April 1936 misshandelt, danach Gast in Finkenwalde, dann wieder in Brielow 143 Taube, Johannes: 1937 in Finkenwalde 344, 609 Tauler, Johannes (1300–1361): Dominikaner, Mystiker 243 Tausch, Friedrich (1892–1958): 1929–1947 Pfarrer in Berlin-Tempelhof; November 1933 Gauobmann der Berliner DC; 1949–1952 ohne kirchliches Amt in Berlin-Brandenburg; 1953/54 Flüchtlingsseelsorger 365 Tecklenburg, Bruno (1897–1970): 1925 Pfarrer in Hohenlübbichow Kreis Königsberg I; 1933 Pfarrer an St. Gotthardt, Brandenburg an

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der Havel; 1941 Pfarrer in Berlin-Lichterfelde; 1948 Superintendent des Kirchenkreises Steglitz; 1965 Ruhestand; verheiratet mit Luise Tecklenburg geborene Gelsdorf 544 Tersteegen, Gerhard (1697–1769): Kirchenliederdichter 512 Teschke, Albert (4. 11. 1908 – 31. 1. 1978): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; Hilfsprediger in Berlin-Spandau bei Superintendent Martin Albertz; 1946 in Schleswig-Holstein 518, 611 Tetsch, August (26. 9. 1909 – 1945): 1936 in Finkenwalde; dann in Hilden; 1937 in Wuppertal-Elberfeld; 1937 Ordination; im Kriege gefallen 133, 159, 223, 327, 345, 392, 607 Thadden-Trieglaff, Reinold von (1891–1976): 1934 Präses des pommerschen Bruderrates und im ApU- und Reichsbruderrat; 1942– 1944 Kommandant von Löwen (Belgien); 1948 Vizepräsident des Zentralausschusses des ÖRK; 1949 Gründer und bis 1964 Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 100, 224, 438 Theuerkauf, Artur (25. 5. 1910 Obersachswerfen – 1949): 1937/38 im Sammelvikariat Köslin; Ordination; 1940 Pfarrer in Belsdorf; in Kriegsgefangenschaft gestorben 610 Thiel, Hermann (16. 7. 1910 Brügge/Neumark – 15. 3. 1985), aus Berlin: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Groß Woltersdorf über Gransee (Mark); 1937 Ordination in Berlin-Dahlem; 1947 Pfarrdienst in Meinsdorf über Dahme (Mark); 1967 Pfarrer in Potsdam; 1972 Ruhestand 46, 77, 107, 143, 209, 317, 366, 605 Thimme, Hans (1909–2006): 1935–1947 Pfarrer in Spenge; 1947–1957 Ephorus des Predigerseminars Kupferhammer; ab 1957 in der Kirchenleitung, 1969–1977 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen; Kirche, Sekte und Gemeinschaftsbewegung 337(T) Thomas a Kempis (1380–1471): Augustinerchorherr; Imitatio Christi (vor 1427) 520(T) Thomas von Aquin (1225–1274): Dominikaner, Theologe und Philosoph auf dem Gipfel der Scholastik; seine Lehre wurde 1879 zur Richtschnur katholischer Theologie erklärt 120 Thurmann, Horst (9. 8. 1911 Düsseldorf – 23. 9. 1999 Wuppertal-Elberfeld): 1936 in Finkenwalde, 1936/37 und 1937 im Bruderhaus; Herbst 1937 Ordination, Pfarrer in Wiehl bei Köln; 11. 3. 1940 inhaftiert in Bonn aufgrund des Heimtückeparagraphen, 25. 5. 1941 im KZ Dachau, dort 11. 9. 1943 Trauung mit Magdalena Splettstößer; 29. 4. 1945 Häftlingsbefreiung durch US-Truppen; 1946 Pfarrverweser des 1. Bezirks der Evangelisch-reformierten Gemeinde Elberfeld, segnet statt tauft Säuglinge; 1950 im Wartestand; ab 1951 auf der Krankenhaus-Pfarrstelle der Reformierten Gemeinde, 1958 landeskirchlich bestätigt; 1980 Ruhestand 133, 193, 206, 207, 213, 221 f, 254, 327, 365, 367, 383, 385, 607–609 Tiedtke, Helmut (10. 5. 1911 – 1962): 1936/37 in Finkenwalde; 1938

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Ordination; 1939 Hilfsprediger in Labes; 1942 Pfarrer in Teschendorf (Pommern), 1948 in Herzlake/Meppen, 1954 in Vörden Kreis Bramsche 221, 608 Tietze, Friedrich: BK-Pfarrer in Alt-Damerow bis 1945 78 Tödt, Heinz Eduard (1918–1991): ab 1961 Kollegiumsmitglied der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg; ab 1963 Professor für Systematische Theologie und Ethik/Sozialethik an der Heidelberger Universität; 1978–1985 als Nachfolger von Ernst Feil Erster Vorsitzender des Internationalen Bonhoeffer Komitees Sektion Bundesrepublik Deutschland (nach 1990: Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft); ab 1986 Herausgebersprecher der Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeber bei DBW 6 15 Tödt, Ilse (1930) geborene Loges: 1957 Promotion in der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen (ethnographische Dissertation »Irokesen und Delawaren im Spiegel der Herrnhuter Mission«), Begleitfächer Germanistik und Geographie; 1957 Heirat mit dem Theologen Heinz Eduard Tödt; ab 1961 Mitarbeit an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg; 1995 Ehrendoktorat der Theologie der Universität Basel; seit 1992 im Herausgeberkreis der Dietrich Bonhoeffer Werke, Bandherausgeberin bei DBW 3, 4, 6 und 7, Mitarbeit bei DBW 8, 14 und 17 (Registerband) 15, 17, 20, 22, 25, 445, 533 Tonn, Dora: Ehefrau von Heinz Tonn 53, 510–512, 523 Tonn, Heinz (11. 7. 1911 Stettin – 26. 3. 1956): 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1941 Hilfsprediger in Woltin Kreis Greifenhagen (Pommern); 1953 Ordination in Dortmund; 1954 Pfarrdienst in HandorfHornheide bei Münster 501, 503, 508, 510, 513, 515, 517, 523, 528– 532, 532, 611 Torm, Frederik (1870–1953): 1903 Professor für Neues Testament in Kopenhagen (Dänemark) 118 Traub, Hellmut (1904–1994), Schüler und Freund von Karl Barth: BKPfarrer in Fürstenwalde und Potsdam; vertrat Bonhoeffer im Sommer 1939 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1945 Pfarrer in Glinde Kreis Stormarn, 1947 in Hamburg-Volksdorf, 1949–1969 in der Reformierten Gemeinde in Stuttgart 448, 523 Trentepohl, Friedrich (20. 4. 1909 Goldenstedt/Oldenburg – 13. 2. 2002), aus Stuhr bei Bremen: 1935/36 in Finkenwalde; Hilfsprediger in Ihausen über Ocholt (Oldenburg); 1936 Ordination, Hilfsprediger und 1940 Pfarrer in Strückhausen Kirchdorf bei Brake (Oldenburg), 1952 in Waddens; 1974 Ruhestand in Oldenburg 48, 72, 74, 100 f, 103, 105, 144, 162, 204, 217, 301, 606 Trillhaas, Wolfgang (1903–1995): 1933 Privatdozent für Praktische Theologie in Erlangen; 1945 Professor für Systematische Theologie in Göttingen 144

Personen

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Veckenstedt, Eberhard (9. 11. 1909 – 1945), aus Berlin-Lichterfelde: 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination, Pfarrdienst in Berlin-Dahlem; 1942 Pfarrer in Berlin-Lichterfelde; gestorben November 1945 in Kriegsgefangenschaft 344, 609 Vetter, Maria (1904–1971), Tochter von Paul Vetter: Theologin, 1938 Heirat mit Otto Berendts; 1940 Übernahme des Pfarrdienstes in Schermeisel (Neumark) 535, 542, 556, 571, 577–579, 581–583, 586 Vetter, Paul (1869–1938): 1935 BK-Pfarrer in Berlin-Friedenau 535, 542 Vibrans, Gerhard (15. 11. 1907 – 3. 2. 1942), Vetter von Eberhard Bethge: 1935 in Finkenwalde; Vertretung in Alt-Damerow; 1936 Pfarrer in Rosian bei Loburg; 1940 zum Militär; 6. 3. 1941 Heirat mit Elisabeth Trebesius (siehe Bethge-Vibrans); an der Ostfront gefallen 22, 23, 41, 47, 49, 78 f, 101, 143, 161, 163, 186 f, 191, 202, 206, 209, 223, 247, 300, 316, 486 f, 493 f, 592 f, 605 Vibrans, Karl (1870–1959): ab 1932 Pfarrer in Annarode Kirchenkreis Mansfeld (Südharz) 191 Vilmar, August Friedrich Christian (1800–1868): Theologieprofessor, Literaturhistoriker, Haupt der kirchlich-konservativen Partei in Kurhessen; Zur neuesten Culturgeschichte Deutschlands (1858), Theologische Moral (1871) 153(T), 154, 396, 397(T), 432(T) Viol, Alfred (20. 12. 1912 – 1942): 1938/39 im Sammelvikariat Köslin; bei Rschew an der Ostfront gefallen 497, 611 Vischer, Wilhelm (1895–1988): 1928–1934 Dozent für Altes Testament an der Theologischen Schule in Bethel, im Konflikt mit dem Nationalsozialismus (»Judenfrage«) aus dem Amt gedrängt; in der Schweiz 1934 Pfarrer in Lugano, 1936 in Basel; 1947 Professor für Hebräisch und Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät von Montpellier (Frankreich); Das Christuszeugnis des Alten Testaments (1934) 61(T), 328 Voelz, Helmut (1. 8. 1910 Jädickendorf Kreis Königsberg/Neumark – 1978 Bad Bramstedt): 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Pützerlin bei Stargardt (Pommern); Sommer 1936 legalisiert; 1937 Ordination in Stettin; 1939 Pfarrer in Kietzig Kreis Stargard; 1945 Pfarrdienst in Jevenstedt, 1952 in Schacht-Audorf bei Rendsburg; 1974 Ruhestand 31, 35, 46, 107, 135, 143, 165, 279, 605 Vogel, Heinrich (1902–1989): 1932 Pfarrer in Dobbrikow; 1933 im Pfarrernotbund; 1935 Dozent, 1941 Leiter der Kirchlichen Hochschule in Berlin; 1941 Schreibverbot; 1946 Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule und an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost) 46, 75, 161, 526, 536 Vogelweider: 1939 im Sammelvikariat Köslin 611 Vollriede, Heinrich (1. 11. 1908 Wittekindshof – 1945): 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 1941 Ordination; im Kriege gefallen 612

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Personen

Vosberg, Klaus (2. 1. 1908 Posen – 22. 5. 1998): 1937 in Finkenwalde; 1937 Prädikant in Schöna bei Herzberg an der Elster, Lebusa; 1938 Unterstellung unter das Konsistorium, Ordination in Halle an der Saale; 1938–1945 Hilfsprediger in Beyern, Kleinrössen; 1941–1945 beim Militär, Obergefreiter, aus Gefangenschaft in Sewastopol auf der Krim im November 1945 wegen Krankheit entlassen; 1945– 1954 Pfarrer in Wiederau; 1954 Erster Pfarrer und Superintendent in Freyburg an der Unstrut; 1. 8. 1973 Ruhestand, Celle, Bad Schwartau 344, 609 Vuagnat, Friederike (2008 verstorben): Ärztin in Paris 21 Wälde, Paul (17. 7. 1913 – 20. 1. 1942), aus Frankfurt am Main: 1936/37 in Finkenwalde, 1937 im Bruderhaus; 1937 Pfarrdienst in Zorndorf bei Küstrin; als Leutnant an der Ostfront gefallen 221, 237, 327, 367, 383, 497, 608f Wapler, Rudolf (25. 12. 1912 Magdeburg): 1937 in Finkenwalde; 1938 Ordination in Halle an der Saale; 30. 11. 1938 Aufenthaltsverbot für Provinz Sachsen; 1940 Hilfsprediger in Gehrden; im Kriege vermisst 344, 609 Wauer, Hugo Rudolf Hermann (17. 4. 1882 Potsdam – 28. 11. 1952 Neustadt an der Dosse): 1926–1952 Pastor in Neustadt; 1933–1945 Kreispfarrer der Bekennenden Kirche, im Sommer 1937 verhaftet; ab 1945 Superintendent des Kirchenkreises Wusterhausen 383 Weckerling, Helga (1910–1993) geborene Zimmermann: 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 16. 12. 1937 Ordination durch den BK-Bruderrat in der Jesus-Christus-Kirche in BerlinDahlem; Vikarin; 1943 Heirat mit Rudolf Weckerling (geboren 1911, als Austauschstudent 1933/34 in London mit Bonhoeffer in Kontakt); 1945 Pfarrdienst mit ihrem Ehemann an der Melanchthonkirche in Berlin-Spandau; 1950 Verwehrung des Pfarrdienstes 576 Wedemeyer, Hans von (1888 – 22. 8. 1942): Jurist, Gutsherr auf Pätzig in der Neumark; als Major der Reserve bei Stalingrad gefallen 497, 518, 549 Wedemeyer, Maximilian von (1922 – 26. 10. 1942), Sohn von Hans und Ruth von Wedemeyer: als Leutnant an der Ostfront gefallen 497 Wedemeyer, Ruth von (1897–1985), Tochter von Ruth von Kleist-Retzow: 17. 11. 1918 Heirat mit Hans von Wedemeyer 518 Wedemeyer-Weller, Maria von (1924 Pätzig – 1977 Boston/USA), Tochter von Hans und Ruth von Wedemeyer: Januar 1943 Verlobung mit Dietrich Bonhoeffer; 1945 Studium der Mathematik in Göttingen; ab 1948 in den USA; Gruppenleiterin in der Abteilung für angewandte Mathematik bei Remington-Rand-Univac (Datenverarbeitung) 519, 549, 553, 568, 603

Personen

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Weiße, Michael (1524–1534): Kirchenliederdichter 343, 506 Wendt: 1936 Pfarrer in Blumberg, auf der Linie der Kirchenausschüsse 46, 76, 107 Wendtlandt, K.: 1935/36 in Finkenwalde; Januar 1936 legalisiert; Ordination 49, 100, 279, 606 Werner, Friedrich (1897–1955): 1928 Rechtsanwalt in Berlin, dort 1930 als Mitglied der NSDAP Stadt- und Bezirksverordneter; beteiligt an den Anfängen der Glaubensbewegung Deutsche Christen; 1933– 1945 Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin und im Geistlichen Ministerium der DEK; 1937 durch Erlass des Reichskirchenministers Kerrl alleiniger Leiter der Evangelischen Kirche der ApU und der DEK 401, 425, 432, 447, 601 Wetzel, Günther (10. 5. 1909 Puderwitz/Posen – 30. 9. 1996), aus Büssow bei Friedeberg (Neumark): 1936 in Finkenwalde; 1936 Prädikant in Sellin-Bärwalde (Neumark); 1938 Ordination in BerlinDahlem; 1939 Hilfsprediger in Groß Gegalow über Cottbus (Niederlausitz) und Tornow; 1945–1969 Pfarrer in Berlin-Buchholz; 1969 Ruhestand in Schwanebeck 133, 144, 367, 607 Wichmann, Georg (9. 5. 1910 in Russland – 27. 6. 1974 Mössingen), aus Berlin: 1936 in Finkenwalde; 1937 Ordination, Jugendsekretär bei der Berliner Stadtmission; 1943 Pfarrer in Neuwedell Kreis Arnswalde; 1951 Pfarrer bei der Berliner Stadtmission, 1954 in Windheim (Westfalen), 1962 Vorsteher des Lazarus-Diakonissenhauses in Berlin; 1968–1970 Pfarrer in Leopoldshöhe 133, 208, 302, 429, 607 Wichern, Johann Hinrich (1808–1881): ab 1842 Initiator der Inneren Mission; gründete 1858 das Evangelische Johannesstift in BerlinSpandau 162, 337 Wick, R.: 1935 Superintendent in Podejuch 39, 79 Wieneke, Friedrich (1892–1957): 1929 Mitglied der NSDAP; 1930 Dompfarrer in Soldin (Neumark); 1932 in der Reichsleitung der Glaubensbewegung Deutsche Christen; Deutsche Theologie im Umriß (1933) 337(T) Wilde: Herbst 1936 Sprecher des pommerschen Kirchenausschusses 224 Winkelmann, Heinz (22. 12. 1907 Berlin – 9. 4. 2002): 1938 im Sammelvikariat Köslin; Herbst 1939 zum Militär; 1940 Ordination in Berlin; in Friedrichswerder 1946 kommissarischer Pfarrdienst, 1947 Pfarrer, 1955 in Berlin-Charlottenburg; 1973 Ruhestand in Empelde bei Hannover 451, 462, 610 Wolf, Ernst (1902–1971): 1931 Professor für Historische Theologie in Bonn; 1935 als führendes BK-Mitglied strafversetzt nach Halle; 1945 Professor in Göttingen, ab 1958 auch für Systematische Theologie 161, 187

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Personen

Wolff, Adolf (1884–1948): 1915 Hilfsprediger in Bamme Kreis Rathenow, ab 1916 Pfarrer ebenda; 1927 Pfarrer in Berlin-Lichtenberg; ab 1933 Pfarrer in Berlin-Friedenau; DC- Pfarrer; ab 1945 kommissarisch mit Vertretungsdiensten und Diensten in Flüchtlingslagern betraut 543 Wulf: Sommer 1937 Pfarrer in Schneidemühl 383 Wurm, Theophil (1869–1953): 1929 Kirchenpräsident, 1933–1949 Landesbischof der Evangelischen Kirche in Württemberg; 1934 im Reichsbruderrat und im Lutherischen Rat; seit Dezember 1941 »Einigungswerk« innerhalb der DEK, dazu im Oktober 1942 »13 Punkte«; 1945–1949 Ratsvorsitzender der EKD 168, 513, 521, 596, 603 Wurster, Paul (1860–1923): 1907 Professor für Praktische Theologie in Tübingen; Text und Predigt 337(T) Zänker, Otto (1876–1960): 1933 Bischof von Breslau; 1934 im Lutherischen Rat; 1941 Amtsenthebung; nach 1945 in Bielefeld 177 Zenke, Robert (21. 3. 1910 – 1941), aus Kolberg: 1935 in Finkenwalde; Pfarrdienst in Kummerow Kreis Randow, in Altwigshagen bei Anklam, 1936 an St. Marien in Köslin; an der Ostfront gefallen 31, 35, 46, 74, 76, 87, 101, 107, 143, 189, 209, 220, 247, 331, 384, 490, 605 Ziegler, Karl-Heinz (1. 8. 1913 Godesberg – 6. 7. 1994 Königsfeld im Schwarzwald): 1939/40 im Sammelvikariat Sigurdshof; 20. 2. 1941 Ordination in Berlin-Dahlem durch Superintendent Albertz; 1940– 1941 Hilfsdienst in Sachsenhausen bei Präses Kurt Scharf, 1941– 1942 in Hermsdorf, 1942–1945 in Cappel (Lippe), 1945–1947 in Godesberg; 1947–1949 Pfarrer in Dettingen Hohenz, 1949–1954 in Velbert V, 1954–1962 in Nauborn, 1962–1967 in Mülheim/Ruhr-Broich I, 1967–1972 Hottenbach, ab 1972 Dümpten II; 1977 Ruhestand 612 Zillessen, Alfred (1871–1936): mit Arper Evangelisches Kirchenbuch (1910, 6. Auflage 1936); mit Arper Kriegsagende 330, 336(T), 456(T) Zimmermann, Helga (1910–1993) siehe Weckerling Zimmermann, Wolf-Dieter (7. 11. 1911 Barmen – 2007): 1932–1933 im studentischen Bonhoefferkreis in Berlin; 1936 in Finkenwalde; 1936–1937 Sonderaufträge des ApU-Bruderrats für »illegale« Beschaffung und Verbreitung von Informationen; Ordination; 1938 Pfarrer bei Generalsuperintendent Otto Dibelius; 1939 Pfarrdienst in Werder an der Havel; 1946 Pfarrvertretung in Berlin-Tegel; Schriftleiter der Zeitschrift des »Unterwegs«-Kreises, in der ab 1947 Bonhoeffer-Texte veröffentlicht wurden; 1950 Persönlicher Referent bei Bischof Otto Dibelius; 1954 Rundfunkbeauftragter der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg; 1976 Ruhestand in Berlin; Wir nannten ihn Bruder Bonhoeffer (1995) 133, 135, 210, 328(T), 607

Personen

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Zinn, Elisabeth (1908–1995), Bonhoeffers Kusine dritten Grades: 1932 Promotion in Berlin mit einer Arbeit über Oetinger; Lehrvikariat bei Gerhard Jacobi; 1933 Vikarin; 1938 Heirat mit dem Neutestamentler Günter Bornkamm (1905–1989) 555 Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von (1700–1760): Stifter der Herrnhuter Brüdergemeine 67 Zitzke, Johannes (1886 Retzin bei Belgard – 1964 Herchen an der Sieg): Ordination 1913 in Stettin; ab 1924 Superintendent in Belgard; 1947 ausgewiesen; später Superintendent in Altentreptow (Vorpommern) 161 Zoellner, Wilhelm (1860–1937): 1897 Leiter der Diakonissenanstalten in Kaiserswerth; 1905–1931 (Ruhestand) Generalsuperintendent von Westfalen; 1934 im Lutherischen Rat; 1935–1937 Vorsitzender des 1937 gescheiterten Reichskirchenausschusses 73, 113, 177, 207, 315, 597 Zywietz, Kurt (10. 9. 1910 Soldau – 19. 12. 1998) aus Cranz (Ostpreußen): 1938 im Sammelvikariat Köslin; 1939 Ordination in Königsberg und Pfarrdienst in Kölmersdorf Kreis Lyck in Ostpreußen; 1946 Pfarrer in Berlin; 1974 Ruhestand in Berlin 610

Sachen und Orte Orte erscheinen mit ihrem zeitgenössischen Namen; in Bibeltexten vorkommende Orte sind nie, Ortsangaben in Datumszeilen der Briefe sowie Verlagsorte nicht immer angeführt Abberode über Wippra (Ostharz) 528, 532 Abendmahl 15, 43, 45, 97, 110, 117, 135, 159 f, 202, 220, 326, 338, 359, 359, 377, 387, 402, 415, 428, 434 f, 468 f, 511, 553, 567 acedia (eine Art von Traurigkeit [tristitia], die den Menschen lähmend überfällt) 497 Adiaphora (cf. I Korinther 6,12; 10,23 »Ich habe es alles Macht«: indifferente Mitteldinge, mit denen frei umzugehen ist, außer wenn einem bestimmten Umgang vom Glaubensbekenntnis her gewehrt werden muss) 174 f, 179 Advent (vier Sonntage vor dem Weihnachtstag 25. Dezember) 56 f, 59, 71, 236, 240, 242 f, 246, 401, 403, 438, 441, 475, 497, 506, 551 Adventsmusik 216 – des Finkenwalder Predigerseminars siehe dort Aeon (Weltzeitalter) 195, 306, 333 Alliierte (gegen NS-Deutschland vereint Krieg führende Mächte) 509, 525 Alt-Damerow 78 Altes Testament 33, 57 f, 61, 90, 92, 151, 156, 218, 267, 282, 344, 346, 388, 402, 434, 448, 474, 574

Altpreußische Union (ApU) siehe Evangelische Kirche der ApU Amerika (USA) 526 f Amerikaner (US-amerikanische Truppen) 516, 529, 531 Amt (kirchliches) 33 f, 36 f, 54, 89, 95, 115–117, 141, 146, 155–158, 170–172, 174, 176, 178 f, 198, 200 f, 275 f, 286 f, 358, 411, 417, 425, 432, 452, 457, 460 f, 463, 469, 471–473, 487, 487, 492, 514, 530, 592 – Pfarramt 127, 428, 491, 508, 512, 517, 556, 561, 582 f – Predigtamt 146, 155, 285, 458 Andacht 100, 143, 157, 160–162, 200, 203, 325, 435 f, 459, 528, 557 f – im Finkenwalder Predigerseminar siehe dort – NS-staatliche 51 Anhalt siehe Landeskirchen Anklam – Volksmission siehe dort Annarode 101, 191 Anzio (Italien) 509 Apokalyptik (Ausrichtung auf ein nahes Weltende) 65 Apologetik (abwehrende Auseinandersetzung) 33 Apostel, apostolisch 53, 65, 96, 138, 151, 170, 194, 287, 296, 434

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Sachen und Orte

Ariernachweis, Arierei 74, 592, 592 f – »nichtarisch« 217, 548 Arnswalde (Neumark) 143, 188, 203, 237 f, 365 Aschermittwoch (vor dem 6. Sonntag vor Ostern, Beginn der Passionszeit) 110 Auferstehung Jesu Christi 32, 51, 54, 61, 66, 111, 125 f, 137, 183, 234, 290, 293, 323, 353 f, 393, 396, 443, 450, 478, 484, 494, 528, 569 Auferstehungsidee, völkische 51, 54, 80 Augsburg – Reichsbekenntnissynode siehe Bekenntnissynoden Augsburgisches Bekenntnis siehe Confessio Augustana Ausbildung – von Theologen siehe dort Ausschüsse siehe Kirchenausschüsse Auto(fahren) 79, 101, 103, 131, 141, 189, 202, 206 f, 247, 511, 557, 578 Bad Oeynhausen – Reichsbekenntnissynode siehe Bekenntnissynoden Bahn (Ortschaft) 327 Barcelona (Spanien) 547 Barmen siehe WuppertalBarmen Barmer Theologische Erklärung (der Reichsbekenntnissynode in Wuppertal-Barmen Mai 1934) 19, 237, 281, 408, 412 Basel (Schweiz) 328 BDM (eigentlich: Bund Deutscher Mädel, Teilorganisation der Hitlerjugend)

– Bund der Mitte (Unentschiedene im Kirchenkampf) siehe Neutrale – Zweier-Quartier in Finkenwalde 78, 105, 221 Beichte 15, 37, 43, 326, 402, 415, 427, 553 f, 563, 593 Beitzsch (Niederlausitz) 245, 318 Bekennende Kirche (BK) 19, 43, 63, 69 f, 73, 76 f, 77, 106, 113– 116, 145, 156, 162, 167–169, 172, 178, 186 f, 191, 200 f, 204, 206, 218, 220, 223–225, 228, 244 f, 275, 315, 357, 366, 382, 388, 401, 407, 409–415, 427, 447, 448, 479 f, 483, 492 f, 504, 513, 518–522, 525, 527, 533, 536–539, 541–547, 554, 557, 564, 570, 572 f, 575–578, 580, 582, 584, 598–600 – siehe Evangelische Kirche der Altpreußischen Union (ApU) – cf. Bekenntnissynoden; Bruderrat; Finanzen; Fürbitte; Kanzelabkündigung; Theologen (Ausbildung; Prüfung) Bekenntnis (Ausdruck geglaubter Wahrheit, cf. Lukas 12,8a »wer mich bekennt vor den Menschen«) 51, 73, 89, 95, 97, 99, 110, 128, 144, 159, 167–169, 171 f, 174–176, 179, 219, 396 f, 412, 435, 437, 461, 535, 542 Bekenntnisschriften (Lehre der Reformation) 33, 156, 158, 170, 173, 409 – der lutherischen Kirche (BSLK) 18, 156, 171, 188, 464 – siehe Confessio; Formula Concordiae; Katechismus; Schmalkaldische Artikel; Tractatus – der reformierten Kirche (BSRK) 18, 156, 412, 451

Sachen und Orte

– siehe Confessio; Heidelberger Katechismus – der Union 188 Bekenntnissynoden der Deutschen Evangelischen Kirche 99, 519 f – ApU-Bekenntnissynoden 534, 536 – Berlin-Dahlem 4./5. 3. 1935 52, 597 – Berlin-Nikolassee 29.–31. 1. 1939 443, 601 – Breslau 16.–18. 12. 1936 244, 599 – Halle 11.–13. 5. 1937 358, 600 – Reichsbekenntnissynoden – Augsburg 4.–6. 6. 1935 169, 597 – Bad Oeynhausen 17.–22. 2. 1936 19, 105, 114– 116, 168–173, 598 – Berlin-Dahlem 19./ 20. 10. 1934 18 f, 38, 70, 74, 113–115, 166 f, 169, 173, 178, 408, 410, 425, 493, 493, 518, 522, 596 – Wuppertal-Barmen 29.–31. 5. 1934 18 f, 38, 70, 113, 115, 166 f, 168, 169, 237, 408, 410, 425, 493, 518, 522, 596 Belgard 159, 161, 225 – Volksmission siehe dort Bendelin bei Gloewen (Westprignitz) 46, 101, 238, 246, 346 Bergpredigt (Matthäus 5–7) 33, 106, 128, 162, 221, 237, 268, 314, 318, 360, 599 Berlin 46, 77, 80, 131, 143, 161, 163, 189, 204, 223, 246, 301, 314, 317–319, 327 f, 348, 357, 358, 366, 406, 451, 502 f, 510,

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511, 515, 524, 527, 534, 537, 545, 555, 567, 570, 573, 575– 580, 585 – Bendlerblock 583 f, 588 – Burckhardthaus 222 – Domstift 32 – Gossnersaal 543 – Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 132, 576 – Kirchliche Hochschule (BK) 70, 357, 600 – Polizeipräsidium 570 – Haft 236, 245, 319 – Stadtmission 75, 208 – Technische Hochschule 534 – Universität 35, 77, 90, 106, 107, 110, 129, 146, 164, 466– 469, 526, 533 f, 561, 595, 598 f Berlin-Charlottenburg 223, 481 – Marienburger Allee 457, 481, 524, 527 Berlin-Dahlem 42, 76, 381, 383, 532, 576, 600 – siehe Bekenntnissynoden (der ApU; Reichsbekenntnissynode) Berlin-Friedenau 46, 535, 542, 545, 570 Berlin-Friedrichsfelde 208 Berlin-Grunewald 534 – Wangenheimstraße 534, 559 Berlin-Johannisthal 223 Berlin-Lichterfelde 585 Berlin-Moabit 492, 580 – Gefängnis Lehrter Straße 524, 604 – Sondergericht 1941 siehe Theologen (Prüfungsprozess) Berlin-Nikolassee – ApU-Bekenntnissynode siehe Bekenntnissynoden Berlin-Schlachtensee 575

688

Sachen und Orte

Berlin-Spandau 18, 113, 518, 536, 575 – Johannessstift 101, 107 Berlin-Tegel – Flugplatz 580 – Wehrmachtuntersuchungsgefängnis 148, 509, 528, 568 Berlin-Tempelhof 223, 246, 346, 358, 365, 383 – Flugplatz 546 Berlin-Treptow 534 Berneuchener 518, 518, 549, 553 Beschneidung 80–82 Besuch – der Finkenwalder untereinander 75, 103, 121, 236, 278, 416, 428, 441, 564 – Hausbesuch (durch Pfarrer in der Kirchengemeinde) 47, 105, 160 f, 224 f, 237, 316, 345, 367, 382, 384, 447, 505, 543, 557, 570, 574 – cf. Visitation Bethel bei Bielefeld 144, 162, 203, 328, 366 Bibel 42 f, 59, 61, 151 f, 188, 219, 276, 314, 434, 486, 490, 516, 520, 535, 542, 550, 552, 557 f, 566, 569, 572, 591 – Lutherbibel 370, 440 – Luthertext 147, 157, 255, 282, 351 – Stuttgarter Jubiläumsbibel 470, 474 – Zürcher Bibel 255, 282, 356, 376 Bibelarbeit (bei kirchlichen Zusammenkünften) 34, 103, 105, 133, 218, 302, 324 f, 358, 426, 544, 554, 557 Bibellese, Lesen der Schrift 42, 62, 87, 121, 136, 150, 157, 185, 192 f, 213, 276, 312, 356, 385,

400, 416, 427, 436, 471, 564, 567 Bibelstunde (in der Gemeinde) 101, 128, 163, 219, 237, 301, 366, 435, 558, 570–572 Biberteich über Reppen 301 Bielefeld 209 Bischof 118 f, 132, 155, 171 f, 177, 184, 358, 428, 566, 596 Blumberg 101, 107 Blut und Boden siehe Mythos Bombardierungen, Luftangriffe 510 f, 514, 527, 529, 585 f, 589, 603 Bomben (Brandbombe, Fliegerbombe, Luftmine) 494, 586 Bombenbeschädigte, Ausgebombte 511, 515, 529 Bonn 532, 534, 569 Brandenburg an der Havel 107, 544 f, 570 Brandenburg-Görden 383 Bremen 217 Breslau 513 – ApU-Bekenntnissynode siehe Bekenntnissynoden Brielow bei Brandenburg 143 Bruder 81, 180–182, 296, 298 f, 339 f, 356 f, 444, 451, 461, 491, 506, 565 f Bruderhaus siehe Finkenwalder Predigerseminar Bruderrat (BK-Kirchenleitung) 52 f, 70 f, 99, 116, 145, 165–167, 169, 173, 187, 224, 348, 358, 407, 408, 413, 428, 491, 503– 505, 519 f, 573, 596 – ApU-Bruderrat 18, 39, 49, 74, 79, 100, 105, 129, 155, 159, 327, 347, 357, 491–493, 547, 561, 598 – Rundbriefe 72, 189 f, 437 f, 463

Sachen und Orte

– Gemeindebruderrat 101, 132, 409, 414 – Provinzialbruderrat (einer ApU-Kirchenprovinz) 37, 366, 545 – Berlin-Brandenburg 169, 535 f, 543 f, 548, 569, 572 f, 578 – Pommern 39, 47, 100, 143, 168, 224 f, 236, 300, 409, 413, 437 f, 502 – Rheinland 132, 502 – Reichsbruderrat 207, 357 Bruderschaft 35–38, 43, 45, 47, 97, 133, 148, 157–159, 167, 236, 327, 350, 382, 402, 429, 435, 486, 490, 518–520, 523, 530, 561, 565 – der Hilfsprediger und Vikare (junger BK-)Theologen 31, 39, 407, 597 – Provinzialbruderschaft – in Pommern 31, 38, 43, 407, 600 – in Provinz Sachsen 145, 383 Brüssow (Gutsdorf) 160, 406 Buchenwald (KZ) 527 Budapest (Ungarn) 539 Burg (Ortschaft) 480 Buße 53–55, 93, 134, 154, 204 f, 214, 228, 306, 308, 361, 377, 411 f, 444 Bußtag (Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr) 53, 76 Buxtehude 246 Calbe an der Milde 508 Caux (Schweiz) 220 Chalcedonense, Bekenntnis des vierten ökumenischen Konzils 451 in Chalcedon 467 Cham 589

689

Chamby sur Montreux (Schweiz) 190, 202, 206, 244, 599 Chichester (England) 526 Christentum 53 f, 312, 392, 527 f – positives siehe Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Parteiprogramm) Christologie (Lehre von der Christusperson) 128, 218, 464, 466 f, 467–469, 592 Christsein 479, 482, 593 – bewusstes 470, 473, 512 Christus, Jesus Christus 44, 54– 56, 58, 64, 124, 137 f, 151 f, 181, 184 f, 212 f, 226–228, 281, 361, 369 f, 374, 443 f, 454, 463–468, 484, 498 f – siehe Auferstehung; Inkarnation; Königsherrschaft; Kreuz; Name; Wiederkunft confessio 354 – status confessionis (Bekenntnisstand) 74, 174, 176 f, 179 Confessio – Augustana (CA, lutherische Bekenntnisschrift 1530) 17, 74, 99, 156, 170–172, 174, 177, 197, 408 – Apologie (1531) 177 – Gallica; Helvetica posterior; Westminster Confession (reformierte Bekenntnisschriften) 156 cor curvum in se, incurvatus 110, 291 Dahlem siehe Berlin-Dahlem – Reichsbekenntnissynode siehe dort Dahme 132, 302, 347, 366 Danzig 513 Deggendorf 588 f Dekalog, Zehn Gebote (Exodus 20,2–17) 268

690

Sachen und Orte

– Achtes Gebot 224 Delitzsch 162, 204 Deutsche Christen (DC), Glaubensbewegung (1932 entstanden) 70 f, 73, 98, 132, 143 f, 162, 169, 175, 177–179, 187, 191, 200 f, 203, 223, 245, 346, 365 f, 382 f, 412, 529, 535–537, 542, 564, 577, 595 f Deutsche Evangelische Kirche (DEK, durch Verfassung vom 11. 7. 1933) 18, 176, 425, 447, 513, 596 – Außenamt 129, 401 – Bekenntnissynoden siehe dort – Reichskirchenregierung 493 – Vorläufige Kirchenleitung (VKL, 22. 11. 1934–19. 2. 1936) 73, 77, 100, 596, 598 – Vorläufige Leitung (VL, ab 12. 3. 1936) 18, 73, 165–167, 173, 206 f, 313 f, 325, 357, 427, 598–600 Didache (Apostellehre; frühchristliche Kirchenordnung) 65, 95–97 Dobbrikow Kreis Luckenwalde 46, 75 Dogma (lehrhafte Formulierung von Glaubensaussagen) 94, 466 Dogmatik (Lehre von der Glaubens-Wahrheit) 42, 128, 157, 211, 449, 477 Doketismus (häretische Lehre von dem nur scheinbaren ZurWelt-Kommen Gottes) 88, 90 Domstift (Predigerseminar) siehe Berlin Donatismus (nach dem Bischof Donatus genannte Bewegung in Nordafrika im vierten Jahrhundert) 178 Drawehn 324, 346

Dreieinigkeit siehe Trinität Dresden 507, 579 Droßdorf-Rippiche über Zeitz 532 Dünaburg (Sowjetunion) 587 f Düsseldorf 132, 247, 302 – ApU-Predigerseminar 31 Eid 162, 432 f – Treueid auf Hitler 162, 425, 432, 443, 447, 601 Eisleben 347 Ekklesiologie (Lehre von der Kirche) 33, 88, 128 Elberfeld siehe Wuppertal-Elberfeld Elsgrund über Döberitz 451 Emmaus siehe Stettin Engel(mächte) 81, 83, 98, 270, 382 – der Gemeinde 64, 184 Engländer (britische Truppen) 515–517, 530 f Epiphanias (Erscheinungsfest, 6. Januar) 44, 247 Erfurt 588 Ermahnung siehe Paränese Erntedanktag (erster Sonntag im Oktober) 32, 40, 204, 212, 223 Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) 267, 292, 293 Essen an der Ruhr 132 – Verhandlungen August 1938 425 Estomihi (letzter Sonntag in der Vorfastenzeit) 110 Ethik 214 – Konkrete Ethik bei Paulus (Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vorlesung 1936/37) 221, 276, 292, 554, 593 Ethik (Manuskripte Bonhoeffers 1940–1943, DBW 6) 509 f, 521, 521, 525, 528, 602

Sachen und Orte

Ettal (Oberbayern) 475, 602 evangelisch 504 Evangelische Kirche der Altpreußischen Union (ApU, entstanden 1817, im Jubiläumsjahr von Luthers Thesenveröffentlichung 1517), Bekennende Kirche (BK) 18, 74, 155, 168, 200, 357, 425 – ApU-BK-Kirchenprovinzen 410 – Berlin-Brandenburg 15, 48, 77 f, 101, 127, 133, 188, 208 f, 217, 220 f, 237, 246, 344, 346, 480, 483, 570 – Grenzmark 188, 344, 347, 358 – Ostpreußen 15, 72, 117, 143, 209, 220, 223, 302, 324, 344, 359, 384, 425, 479, 482 – Pommern 15, 31, 34, 38, 49, 51, 100 f, 103, 127, 133, 145, 159, 187, 201, 208 f, 220 f, 223 f, 236, 319, 327, 344, 407, 409–412, 431, 450, 463, 480, 483, 490, 502, 523 – Provinz Sachsen 24, 48, 103, 127, 133, 145, 189, 209, 221, 316, 324, 344, 383, 427, 483, 491, 529 – Rheinland 15, 48, 127, 133, 187, 208 f, 211, 217, 220 f, 236, 344, 384, 425, 480, 483, 501 f, 516, 562 – Schlesien 15, 244, 479, 482, 513 – Westfalen 48, 127, 133, 144, 162, 208 f, 220 f, 344, 366 Evangelische Theologie (Zeitschrift 1934 ff) 134, 165, 192, 206 Evangelischer Oberkirchenrat (EOK) 412, 501 f, 513

691

Evangelium (die in der Kirche verkündigte gute Botschaft von Jesus Christus) 54, 95, 109, 172–174, 176–178, 187, 232, 266, 273, 280, 408, 410 f, 438 f, 450, 536 Examen siehe Theologen (Prüfung) Fanø (dänische Nordseeinsel) 244, 596 Feld (Kriegsschauplatz) 457 f, 460, 470 f, 473 f, 482, 491, 507, 514 Feldpost 451, 458, 461 f, 481, 532, 578 Ferndorf (Siegerland) 382 fides qua / quae creditur (das Was / Dass des Glaubens) 352, 354 filioque (Geist geht aus vom Vater und vom Sohn, Einfügung in karolingischer Zeit in das Bekenntnis des Konzils in Nicaea 325 und der Synode in Konstantinopel 381) 92, 377 Finanzabteilungen (im März 1935 staatlich eingerichtet in der ApU) 47, 70, 99, 100 Finanzen, Geld (in der BK) 29 f, 39 f, 41, 47, 49, 129, 135 f, 159, 199–201, 208, 210, 237, 245, 319, 326, 348, 402, 425, 502, 512, 537 f, 542–546, 578, 584 f – cf. Kollekten Finkenwalde bei Stettin 15, 20, 29, 546, 548, 551 – BK-Gemeinde 32, 39, 43, 47, 100 f, 105, 128, 163, 243, 345, 598 Finkenwalder Predigerseminar der BK der ApU (24. 6. 1935– 28. 9. 1937) 17 f, 29, 31, 34, 38, 40, 107, 113, 116, 127, 145, 159,

692

– – – –



– –

Sachen und Orte

167, 189, 197, 199, 200, 202, 206, 208, 222, 232, 236, 238, 246, 257 f, 280, 334, 336, 347, 363, 368, 376, 380 f, 390, 397, 399, 401, 426, 430, 433, 467, 493, 518 f, 524 f, 527, 533, 534, 545, 547 f, 550, 554–556, 558 f, 564, 566, 568 f, 571–573, 575, 577, 580, 591 f, 597–600 Adventsmusik 79, 128, 237, 242 f, 261–265, 277, 551 Andacht 31, 35, 41 f, 45, 127, 187, 201, 220, 244, 275, 344 f, 426, 525, 548, 550, 552, 567 Aussprache(abende) 33, 37, 41–43, 45, 104, 128, 220, 555 Bruderhaus (ab Herbst 1935) 18 f, 35, 37–39, 43 f, 48–50, 102 f, 107 f, 118, 161, 190, 203, 210, 218, 221, 278, 319, 327, 365, 367, 383 f, 399, 549, 553, 555, 556, 557, 561 f, 564, 591 Disputation über die Predigt des Gesetzes (18.–20. 12. 1936) 237, 242, 265–273, 276 f, 280, 554, 599 freie Zeit 34, 41, 324, 426, 560 f – cf. Musizieren; Singen; Tischtennis Freizeit (Zusammenkunft) von Finkenwaldern 38, 118, 190, 217, 278, 416, 564 f – des ersten Kurses (20.–24. 4. 1936 und 12.–17. 4. 1937) 108, 116– 118, 121, 133–135, 161, 317, 324, 356, 556, 599 f – des zweiten Kurses (19.–23. 10. 1936) 133, 135, 165, 209–211, 216–220, 591, 599 – des dritten Kurses (31. 5.–4. 6. 1937) 329, 347, 356, 358 f, 600

– in Zingst (20.–5. 6. 1938) 424–426, 601 – Katechese-Übungen (Unterrichten) 32, 344 – cf. Katechetik – Meditation siehe dort – Predigtübungen 32, 182, 307, 309 – cf. Homiletik; Predigtmeditationen – Rundbriefe 15–21, 38, 49, 72, 116, 118, 135, 145, 216, 235, 238, 278, 300, 313, 324, 359, 563, 566–568, 574, 577, 590, 592 f – »persönliche« Briefe 20, 397, 406 f, 424, 481, 563, 591, 593 f – Schwedenreise (29. 2.–10. 3. 1936) 106, 118, 120, 129, 142, 145, 160, 163, 203, 217, 244, 277, 598 – Studenten(arbeit) siehe dort – Volksmission siehe dort – cf. Zingst Flaggenfrage (Kirchenbeflaggung) siehe Gesetzgebung (NS) Flensburg 523 Flossenbürg (KZ) 517, 528, 604 Flüchtlinge, Flucht 514 f, 521 f Formula Concordiae (FC, Konkordienbuch), Epitome und Solida Declaratio (lutherische Bekenntnisschrift 1580) 91, 156, 174 f, 359, 359, 377, 449, 464, 468, 469 Frankfurt an der Oder – BK-Gemeinde 40 – Polizeipräsidium (Haft) 142, 164, 197 – Sondergericht 578, 584 Frauenhilfe 199 f, 326, 545 – siehe Lenzen; Stemnitz

Sachen und Orte

Freizeit (kirchliche Zusammenkunft) 34, 38 f, 43, 103, 217, 237, 246, 302, 319, 346, 366, 383, 416 – von Finkenwaldern siehe Finkenwalder Predigerseminar – Konfirmandenfreizeit siehe dort Freude 85 f, 112, 304, 306, 440– 445, 447, 460, 477, 495, 497– 499, 593 Frieden 58, 122, 124 f, 251, 308 f, 395, 397, 418–423, 440 f, 445, 446, 455, 458, 460, 495, 508, 596 Friedland 142 Friedrichsbrunn (Ostharz) 145 Front (im Kriege) 459, 488–490, 492, 495, 507, 509, 543, 565, 577, 581 f, 587, 592 Fürbitte 40, 45, 54, 75, 103, 118, 121, 130, 139–141, 145, 147, 155, 165, 192, 197, 209, 211, 236, 242, 245, 275, 308, 357, 358, 377, 381, 382, 416, 424 f, 427, 434, 446, 451, 455, 458, 471, 495, 503, 513, 521, 559, 590, 591 – öffentliche (der BK) 328, 358, 381, 427, 578, 598 Fürstenwalde 462, 581 Gebet 37, 42, 45, 54, 61, 71, 74 f, 95, 97, 134, 140, 146–149, 151, 155, 157, 159 f, 166, 192, 200, 212 f, 227, 276, 355–357, 360, 365, 369, 372, 384, 396 f, 400 f, 414, 416, 424, 434–437, 440, 445, 447 f, 471, 480, 482, 486, 494, 550, 555, 557, 559, 564, 566 f, 569, 591 Gebot(e) Gottes 36, 54, 60 f, 80– 82, 90, 95, 195, 205, 214, 230,

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240 f, 280–300, 352, 361, 391, 405 Geduld, Darunterbleiben 65 f, 155, 226, 246, 382, 421, 438– 442, 495, 503, 512, 517, 552 – cf. Tragen Gefängnis, Gefangene siehe Haft; cf. Kriegsgefangenschaft Gefallene, Kriegstote 310, 450, 479–483, 486–490, 493 f, 497, 502 f, 506, 512, 577, 579, 582 Geheimnis 231 f, 290, 340 f, 343, 418, 463 f, 467, 469, 485 Gehorsam 36, 55, 60, 68, 81 f, 94 f, 104, 111, 124, 156, 166, 171– 173, 176 f, 214 f, 230, 285, 287 f, 300, 405, 411, 417, 428, 438, 464 f, 536 – Glauben und Gehorsam siehe dort Gemeindezucht siehe Zucht Gemeinsames Leben (Schrift Bonhoeffers, DBW 5) 43, 523, 528 Gemeinschaft, koinonia 15, 36– 38, 44 f, 97, 121, 147, 157 f, 160, 166, 183, 192, 198, 275, 277, 399–402, 411, 413, 425, 430, 434, 438 f, 441, 443 f, 446 f, 450, 484, 494 f, 553, 555, 564, 566, 592 – der Heiligen 151, 461, 565 – cf. (gemeinsames) Leben Genf (Schweiz) 89, 519, 526 Gera 588 Gerechtigkeit Gottes (Christi) 58, 123, 134, 374, 380, 418, 453 Gericht Gottes 54 f, 60, 92 f, 153, 181, 213 f, 240 f, 299, 343, 363 f, 393, 435–437, 452 Gesangbuch 42, 156, 218, 222, 434, 506, 513, 516, 551, 569, 583

694

Sachen und Orte

Gesetz, Nomos 83, 178, 180, 265–273, 305 f, 410 f – im AT (Moral-, Justizial-, Zeremonialgesetz) 33, 267 f, 273 – Brauch (primus, secundus, tertius usus legis) 271–273 – cf. Finkenwalder Predigerseminar (Disputation) Gesetzgebung (NS) – Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche 24. 9. 1934 70, 73, 100, 113, 597 – Fünfte Durchführungsverordnung 71, 128, 537, 575, 578, 598 – Kirchenbeflaggungs-Erlass 4. 10. 1935 51 f, 597 Gestapo siehe Polizei Giesebitz am Lewasee 204 Glaube, pistis 439 – und Gehorsam 167, 280 Glinde bei Hamburg 523 Gnade Gottes 55, 84, 93, 110, 178, 304, 306, 471, 480, 483, 555 – wirkt Gehorsam 55 – züchtigt 83, 85 f Godesberg 447 Göteborg (Schweden) 106 Gollnow 511, 521 Gossner siehe Mission Gotha 588 Gott 589 – wurde Mensch 463, 465 – cf. Inkarnation – siehe Gebot; Gerechtigkeit; Gericht; Gnade; Heiligkeit; Liebe; Name; Reich; Wille; Wort; Zorn – cf. Christus; Heiliger Geist; Trinität Grabow (Truppenübungsplatz) 143

gregorianisch siehe Singen Greifenberg 203, 220, 242, 327, 557 – Volksmission siehe dort Greifswald 79, 100, 102, 106, 143, 161, 168, 225, 280, 346 – Studenten 38 f, 47, 106, 161, 187, 246, 346, 597, 599 – Konvikt 161, 222, 238, 246 – Universität 346 Grochow 574 Groß-Rambin bei Belgard 141, 161, 203, 317, 327, 383 Groß-Schlönwitz über Schlawe (Ostpommern) 399, 406 – Sammelvikariat (Winter 1937/ 38 bis einschließlich Winter 1938/39) 19, 399, 417, 600 f Groß-Tychow 246 Groß-Woltersdorf über Gransee (Mark) 46 Grunau (Riesengebirge) 48 Gruppenbewegung (OxfordGruppenbewegung) 220, 237 Guben (Niederlausitz) 132, 208, 238, 245 f, 318, 345 f – BK-Gemeinde 384 – Volksmission siehe dort Guderhandviertel 505 Haffkrug (Lübecker Bucht) 131 Haft 52, 142, 164, 166 f, 183, 185, 191, 202, 224, 236, 240, 244 f, 276, 301, 317 f, 328, 345, 356, 357 f, 366, 381–383, 385, 400 f, 404, 406, 407, 420, 429, 450, 492, 502, 509, 511, 513, 524, 528, 542, 549, 563, 568, 570 f, 575, 578 – siehe Berlin (Polizeipräsidium); Berlin-Moabit (Gefängnis Lehrter Straße); Berlin-Tegel (Wehrmachtuntersuchungsgefängnis); Frankfurt an der

Sachen und Orte

Oder (Polizeipräsidium); Kolberg (Gefängnis); Neuruppin (Untersuchungsgefängnis); Potsdam (Gefängnis) Hagen (Westfalen) 247 Halberstadt 503, 507, 514 f, 529, 532 Halle 103, 187, 358, 598 – ApU-Bekenntnissynode siehe Bekenntnissynoden Hamburg 451, 505 Hammermühle – Volksmission siehe dort Hammerstein Kreis Schlochau 450 Hannover 168, 223, 531 – cf. Landeskirchen (lutherische) Hass 180–182, 345, 396 f Hassendorf Kreis Arnswalde 132 Hausbesuch siehe Besuch Haussuchung (durch Polizei) 366 Havelberg 246, 346, 383 Heidelberg 534 Heidelberger Katechismus siehe Katechismus Heiden, heidnisch 55, 111 f, 124 f, 140, 270, 296, 298 Heiligabend, Heilige Nacht (24. Dezember) 102, 301, 402 f, 463 f Heilige Schrift 128, 145 f, 155, 158, 172, 178, 189, 200, 212, 276, 388 Heiliger Geist 54, 56, 71, 90–97, 134, 137 f, 148–153, 170, 181, 194, 205, 280 f, 283, 291, 299, 354–356, 361, 377, 379, 417, 423, 434, 445, 454, 466, 470, 474 f, 525 Heiligkeit Gottes 58, 249, 280– 289, 297 Helbra 143, 163, 190 f, 203, 209, 327

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Heldengedenktag (seit 1936 offizielle Bezeichnung des am Sonntag Reminiscere begangenen Gedenkens für Gefallene) 307, 310 – cf. Volkstrauertag Heppenheim 177 Herchen an der Sieg 223 Hermerode (Harz) 529 Herrnhuter Brüdergemeine 24, 402 – Losungen siehe dort Hilden 223 Himmelfahrt (40 Tage nach Ostern, Donnerstag vor dem Sonntag vor Pfingsten) 117, 126, 134, 136, 138 f, 329 f, 353, 443, 478 Hitlerjugend 548, 579, 596 – cf. BDM Hökendorf 159 Hohenlychen 203 Hohenseefeld 366 Homiletik, Predigtlehre 32 f, 42, 127, 220, 307, 449 Humanum (das Menschliche) 269 Ihausen über Ocholt (Oldenburg) 162 Illegalität 19, 401, 425, 443, 491, 527, 536–538, 541 f, 544, 546, 563 f, 569, 572 f, 576 f, 579, 584, 598, 601 Indien 139 Inkarnation, leibliche (fleischliche) Menschwerdung 465, 467–469 Invokavit (erster Sonntag in der Passionszeit) 315 Irrlehre 65 f, 99, 168 f, 172 f, 175– 178, 201, 224, 266, 529 – Irrlehre in der Bekennenden Kirche? (Gutachten Bonhoeffers 1936) 165, 168–179

696

Sachen und Orte

Israel (Volk) 57 f, 81, 92, 138, 195 f, 214, 253, 267, 273, 382, 386–388, 392, 395, 417, 441, 463, 591 Jarchlin 217 Jasenitz bei Pölitz 141 Jerusalem 516 Juden, jüdisch 52, 65, 80, 122– 124, 195, 218, 234, 270, 332, 347, 358, 440, 516, 539, 541, 543, 574, 588, 590 f – Pogrom 9./10. 11. 1938 (Reichskristallnacht) 219, 440, 574 f, 591, 601 Judika (fünfter Sonntag in der Passionszeit) 337 Jüngster Tag, Jüngstes Gericht 55, 63, 65, 126, 159, 313, 266, 375, 380, 405, 434, 488 Jüterbog 451, 462 Jugend(liche) 54, 77, 219, 237, 246, 302, 325 f, 346, 366, 382 f, 435 – cf. Hitlerjugend Junge Kirche (Zeitschrift 1933 ff) 120, 134, 145, 365 Kampf 54, 312 f, 396, 405, 430, 439 f, 451, 457 f – der Kirche siehe Kirchenkampf Kanzelabkündigungen (BK) 105, 107, 133, 207–209 Kappeln an der Schlei (Schleswig-Holstein) 515 f Karfreitag (Tag der Kreuzigung Jesu Christi) 126, 198, 312, 331, 511 Karlshafen 579 Karthago 178 Katechetik (Unterrichtslehre) 32 f, 117, 127, 210 f, 449 – cf. Finkenwalder Prediger-

seminar (Katechese-Übungen); Konfirmandenunterricht Katechismus (in Sätze gefasster Glaubens-Lernstoff) 583 – Heidelberger Katechismus (reformierte Bekenntnisschrift 1563) 156 f, 221, 451 – Martin Luthers Großer Katechismus (1529–1538) 156, 177, 525 – Martin Luthers Kleiner Katechismus (1529) 68, 126, 156 f, 289, 291, 317, 387, 391 Katholiken, katholisch 504 f, 555, 579, 589 Kerygma (Glaubens-Verkündigung) 378 f Kiekow 159, 160, 203 Kind(er) 55, 110, 243, 245, 249 f, 254, 293, 311, 313, 325, 353, 380, 384, 427, 435, 443, 553, 575, 583 Kindergottesdienst 79, 105, 128, 365, 383, 545 Kirche 33, 44, 53, 55, 57, 61, 69, 80, 83, 98 f, 111 f, 119 f, 122, 124 f, 137 f, 149–151, 154–156, 159, 170–177, 179, 183 f, 195 f, 198, 213, 215, 226, 231, 235, 305, 352–355, 357 f, 364, 367, 369, 377 f, 382, 391, 396 f, 403, 405, 415, 420, 422, 430, 458, 474, 487, 505, 518 f, 521 f, 535, 550, 555, 567, 587 f, 592 – Lehre 66 f, 95, 99, 125, 171– 173, 176, 178 f, 200, 286–289, 381, 434 – cf. Irrlehre – Raum der Kirche in der Welt 88–91, 140 – sichtbare 33, 88, 91 f, 119, 138, 173 – Sichtbare Kirche (Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vor-

Sachen und Orte

lesung 1935/36) 88–97, 103, 276 – und Staat 74, 88–90, 100, 114, 128, 170 f, 178, 194–197, 425, 513 – Volkskirche siehe dort Kirchenausschüsse (NS-staatlich legale Kirchenleitungsgremien 1935–1937) 70 f, 77, 99–101, 105, 106 f, 113–116, 133, 141, 162, 167–170, 173, 177–179, 238, 275 f, 279, 328, 346, 382, 401 – Landeskirchenausschuss – ApU 129, 178, 597 – Provinzialkirchenausschuss 365, 598 – Ostpreußen 72 – Pommern 224, 236, 327 – Provinz Sachsen 191 – Reichskirchenausschuss 73, 178, 206 f, 315, 401, 597–599 Kirchenaustritt 345, 358, 504, 535 Kirchengebiete (intakte / zerstörte) siehe Landeskirchen Kirchengemeinschaft 113 f, 117, 134, 172 – Zur Frage nach der Kirchengemeinschaft (Aufsatz Bonhoeffers 1936) 134, 165, 192, 206, 224 Kirchenjahr (von Advent bis Totensonntag) 49, 63, 255, 437, 440, 490, 496 Kirchenkampf (in Deutschland ab 1933) 18, 36, 42, 47, 67 f, 74, 89, 113, 158, 162, 165, 167, 178, 179, 223, 227, 244, 275, 287, 301, 318, 327, 353, 358, 366, 381, 384, 405, 408, 410 f, 413 f, 451, 480, 483, 487, 518, 522, 527, 533 f, 541 f, 551, 566, 569, 572, 581 – cf. Neutrale

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Kirchenleitung, Kirchenregiment 33, 99, 114 f, 156, 167–170, 172 f, 175–178, 214, 224 f, 244, 412 f, 425, 428, 443, 491, 492, 493, 520, 522, 536, 573, 577, 598 – cf. Bischof; Bruderrat; Deutsche Evangelische Kirche; Evangelischer Oberkirchenrat; Kirchenausschüsse; Konsistorium Kirchenordnung 33, 114, 168, 172–177, 179, 344, 347, 414 f, 492 Kirchenpolitik (im Kirchenkampf) 68, 75, 78, 107, 145, 168, 169, 173, 194, 210, 315, 520, 544, 569, 577 f Kirchenprovinzen siehe Evangelische Kirche der Altpreußischen Union Kirchenwahlen 315, 535 Kirchenzucht siehe Zucht Klavierspiel siehe Musizieren Klinkow 210, 325, 366 Klinze über Neuhaldensleben 46, 78 Kloster, klösterlich 35, 37, 47, 75 f, 555, 565 f Köln 245, 504 Königsberg (Ostpreußen) 220, 451 Königsberg (Prignitz) 101, 450 Königsherrschaft Christi (Gottes) 125, 139, 330–333, 363, 378, 439 Königstein an der Schlei Post Grödersby 532 Köslin 142, 220, 223, 384, 399 – BK-Gemeinde 41 – Sammelvikariat (Winter 1937/ 38 bis einschließlich Sommer 1939) 19, 399, 417, 449, 480, 481, 600 f – Volksmission siehe dort

698

Sachen und Orte

Kösternitz bei Köslin 238 koinonia siehe Gemeinschaft Kolberg – BK-Gemeinde 346 – Gefängnis 366 Kolleg (wissenschaftliche Lehrveranstaltung, Vorlesung) 33, 49, 77, 87, 103, 106, 117, 120, 135, 276, 284, 344 Kollekten (Geldsammlungen in Kirchengemeinden) 105, 160, 162 f, 188, 237, 246, 357 f, 366, 383 f, 434, 570, 577 f, 598, 600 Kollektenbeschlagnahme 366, 383, 578 Konfirmand(en) 47, 118, 318, 480, 497, 543, 574 Konfirmandenfreizeit 302, 325 Konfirmandenunterricht 46, 48, 160, 210, 245, 302, 316, 347, 427, 543, 545 Konfirmandenunterrichtsplan (Konzept Bonhoeffers 1936) 210 f, 218 Konfirmation (kirchliche Handlung der Befestigung der Gliedschaft in der Kirche, die von den Konfirmanden nach Unterweisung bewusst bekannt wird) 228, 311–313, 415, 495 Konkordienbuch, Konkordienformel siehe Formula Concordiae Konsistorium (NS-staatlich legale DEK-Kirchenbehörde) 38, 77, 327, 353, 366, 407, 409, 412 f, 428, 491, 502–504, 507, 508, 512 f, 515, 522, 532, 537, 541, 573, 577 f, 582 Konvent, Pfarrkonvent (Versammlung zu theologischer Arbeit und kirchlicher Bera-

tung, besonders in der BK) 34, 46, 145, 407 – in der ApU (unterschieden nach den kirchlichen Bekenntnissen vor der Union 1817 [lutherisch und reformiert] und dem Bekenntnis-Konsens [uniert]) 145, 163, 223, 534, 578, 597 f – Generalkonvent in Pommern 223 f, 599 – reformierter Konvent 114 Konzentrationslager (KZ) 366, 521, 538, 540, 542, 578 – siehe Buchenwald; Flossenbürg; Sachsenhausen Kopenhagen (Dänemark) 106, 118, 144, 163, 244 Krauschow bei Züllichau 132, 203 Kreuz Jesu Christi 32 f, 55, 66, 82, 85, 111–113, 154, 293, 307 f, 310, 330, 333, 335, 342 f, 345, 349 f, 363 f, 374 f, 393, 396, 403, 413, 418–423, 435, 439 f, 453, 465, 472, 478, 484, 493, 498, 528 Krieg 122 f, 125, 308 f, 456, 458, 476, 478, 513 f, 586, 588, 590 – Erster Weltkrieg 1914–1918 307 f, 453, 475 f – Zweiter Weltkrieg 1939–1945 20, 452, 476, 485, 488 f, 491, 492, 498, 514 f, 520 f, 527 f, 543, 546, 554, 556, 561, 563 f, 567 f, 572, 586, 589, 593, 601–603 – cf. Feld; Feldpost; Front Kriegsdienst – beim Militär 399, 459, 516, 563, 577 f, 580–582, 585, 593 – Verpflichtung zu kriegswichtiger (Fabrik-)Arbeit 508, 514, 602 Kriegsgefangenschaft 516, 519, 530 f, 588

Sachen und Orte

Kuhz 159, 238 Kultur 89, 119 Kulturprotestantismus 119 Kultus 54, 175 f Kummerow Kreis Randow 46, 76, 101 Lagendorf Kreis Salzwedel – Volksmission siehe dort Lagow 209 Laien 37, 160, 187 Landeskirchen – evangelische 495 – Anhalt 344, 486 – Nassau-Hessen 221 – intakte Kirchengebiete (durch NS-staatlichen Eingriff nicht zerstörte Landeskirchen unter bischöflicher Leitung) 72 f, 168, 306, 508, 596, 598 – lutherische – Bayern 73, 168, 175, 596, 598 – Hannover 73, 168, 176, 223, 519 f, 596, 598 – Lippe 508 – Oldenburg 48, 127, 162, 217, 513, 519 f – Schleswig-Holstein 516 f, 521 – Württemberg 73, 168, 508, 596, 598 – zerstörte Kirchengebiete (durch NS-staatlichen Eingriff in die Evangelische Kirche der ApU zerstörte Landes- und Provinzial-Kirchenleitungen) 73 f, 114, 168, 420, 595 – cf. Evangelische Kirche der Altpreußischen Union Landsberg an der Warthe 462 Landsberger Holländer (Neumark) 482 Langenheinersdorf über Sprottau 142

699

Lasterkataloge siehe Paränese Laubnitz über Sorau 532 Leben 180–182, 198, 310, 390 f – gemeinsames 35, 37, 448, 549 f, 555, 567 – christliches 35 f, 44, 200, 386, 422, 471 – neues 83, 90, 93, 135, 159, 284 f, 289–292, 294, 298 f, 386, 404, 435 – Das neue Leben bei Paulus (Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vorlesung 1936) 276 Leer (Ostfriesland) 531 f Legalisierung (Ausscheiden aus der vom Bruderrat geleiteten BK-Kirchengemeinschaft) 19, 71, 165, 166, 236, 279, 328, 357, 407, 431, 446 f, 491, 493, 501 f, 507, 564, 573, 577, 601 Lehre 95 f, 124 f, 412 – der Kirche siehe dort Lehrzucht siehe Zucht Leiden, Erleiden 197, 333, 338, 421 f, 437–439, 444, 450, 465, 498 Leipzig 504 Leisnig (Sachsen) 506 Leningrad (Sowjetunion) 587 Lenzen 243, 246, 367 – Frauenhilfe (BK) 243 – Volksmission siehe dort Letztes, letzte Dinge 137 f, 355, 435, 485, 567 – vorletzte Dinge 528, 567 Liebe Gottes 55, 67, 180–182, 371, 391, 395–397, 404, 422 f, 437, 445, 455, 472 Lieberose bei Lübben 46, 77 Lippe siehe Landeskirchen Lippstadt 177 Liturgie, Liturgik (Gottesdienstgestaltung) 33, 110, 118, 219, 325, 345 f, 358, 550, 553, 576

700

Sachen und Orte

London (England) 35, 217, 315, 526 f, 534, 547, 596, 599 Losungen (Herrnhuter Losung und Lehrtext für jeden Tag jedes Jahres, seit 1731) 400, 402, 430, 452, 506, 506 f, 513 Lund (Schweden) 106, 118 f Lutherrat (ab 1934, etabliert 1936 als Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands) 168, 171, 191, 315, 596, 598 Luthertum, Lutheraner, lutherisch 18, 72, 73, 89, 118, 127, 132, 144, 156, 168, 171, 173– 177, 179, 207, 228, 273, 302, 325, 327, 344 f, 382, 425, 468, 562 – unlutherisch 36, 118 Lyk (Ostpreußen) 302, 324, 479, 482 Männerkreis 383, 545 Märtyrer, Martyrium 140, 492, 526 Magdeburg 101, 186, 189, 563 Marburg 220 Marwitz (Gut) 557 Maulkorberlass (Strafandrohung vom 4. 1. 1934 gegen Erörterung von Strittigem in der Kirche) 99, 596 Meditation 37, 145, 155, 157, 179 – Predigtmeditation siehe dort – Schriftmeditation (der Finkenwalder) 42, 74, 121, 127, 145– 149, 165 f, 192, 198, 275, 357, 385, 416, 426, 490, 525, 549– 552, 552, 564, 567, 592 Meditationstexte (der Finkenwalder) 18, 22, 62, 102, 108, 120, 136, 149, 185, 193, 211, 225, 242, 247, 278, 303, 319, 329, 348, 360, 376, 395, 400, 406, 411, 415, 423 f, 429, 432,

437, 440 f, 447 f, 456, 460, 462 f, 474 f, 495, 564, 568, 592 Meersburg am Bodensee 504 Mehmke über Diesdorf Kreis Salzwedel 509, 532 Meinsdorf bei Dahme 317 Menschwerdung siehe Inkarnation Mielnicki 487 Militärdienst (vor dem Kriegsbeginn 1939) 128, 222, 302, 317, 324 – cf. Kriegsdienst Misdroy (Ostseebad) 203 Misericordias Domini (zweiter Sonntag nach Ostern) 317 Mission 38, 95, 132, 186, 345, 367, 388, 436, 558 – Gossner Mission 139, 145, 543, 602 – Gossnersaal siehe Berlin – Volksmission siehe dort Moral 195, 230, 377, 379, 593 Motorrad 107, 577, 581 Mühe 65 München 51, 521, 541, 595, 598 Musizieren 41, 277, 314, 504, 551, 560, 567 – Klavierspiel (Flügel) 41, 49, 104, 131, 142, 218, 221, 277, 344, 548, 560 – Instrumentalmusik 104, 237, 243, 277, 301, 344 – cf. Finkenwalder Predigerseminar (Adventsmusik); Singen Mythos – von Blut und Boden 54 Mythus des 20. Jahrhunderts (Rosenberg) 245 Nachfolge 33, 90, 95, 112 f, 196, 236, 287, 305 f, 320, 361, 391, 413, 437 f, 445, 446, 518 f, 555, 565

Sachen und Orte

– Nachfolge Christi (Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vorlesung 1935) 33, 276, 598 Nachfolge (Buch Bonhoeffers 1937, DBW 4) 25, 119, 187, 206, 280, 314, 326, 381, 383, 390, 397, 402, 413, 427, 519 f, 528, 555, 600 Name Gottes / Jesu Christi 81 f, 112, 124, 227, 254, 260, 288, 349, 357, 372, 466, 485 Nationalsozialismus, nationalsozialistisch (NS) 18, 51, 54, 154, 447, 535, 538–540, 546, 549, 557, 560, 565, 570 – Staat, Regime (Diktatur) 18 f, 31, 51, 113, 160, 168, 521 f, 527, 536 f, 540 f, 571, 577, 590 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 71, 245, 315, 425, 535, 537, 546, 549, 574, 576, 579, 593, 598 – Parteiprogramm vom 24. 2. 1920 52, 595 – positives Christentum 52, 595 – siehe Gesetzgebung Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) 243 Natur 178, 212 – menschliche Natur 464–468 Naturrecht, Naturgesetz(lichkeit) (leges naturae) 90, 270 Nauen 238 Nettuno (Italien) 509 Ein neues Lied (Liederbuch) 42, 494, 494, 551 Neues Testament 61, 89 f, 92, 135, 151, 156, 170, 211, 218, 267, 282, 344, 379, 402, 434, 439, 442, 449, 480, 483 Neujahr 80, 254, 523 Neuruppin 366 – Untersuchungsgefängnis 366

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Neustadt an der Dosse 383 Neustettin 347 Neutrale (Unentschiedene im Kirchenkampf) 201, 318, 425, 428, 557, 564, 573, 577 f – cf. BDM Neuwedell 143 New York (USA) 534, 547 – Union Theological Seminary 447, 565, 595 Niederfinow (Schiffshebewerk) 546 Nomos siehe Gesetz Nordhausen am Harz 347 Notbund siehe Pfarrernotbund Notrecht (gegen die Übergriffe des NS-Staates auf die Kirchenleitungen beschlossen von der Reichsbekenntnissynode in Dahlem am 19./20. 10. 1934 für die DEK) 19, 38, 98 f, 114 f Oberbarmen siehe WuppertalOberbarmen Obrigkeit 89, 99, 124, 140, 170, 307 f Ökumene, Ökumenische Bewegung 244, 277, 315, 436, 519, 526, 547, 596, 599 Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum 190, 202, 599 Offizier (Rang) 488, 516, 543, 580 f, 584 f Oldenburg siehe Landeskirchen Olympiade (in Berlin 1.–16. 8. 1936) 203, 599 Oranienburg 43, 108, 366, 569 f, 572 Ordination (Einsetzung ins kirchliche Amt durch einen von der Kirchenleitung beauftragten Geistlichen unter Assistenz von meist zwei Ordinierten in einem Gemein-

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Sachen und Orte

degottesdienst) 18 f, 131 f, 158, 161, 170, 176, 188, 201, 209, 220 f, 223, 236, 246, 278, 327 f, 345, 358, 382 f, 407, 463, 472, 495, 537, 572, 575 f, 592 Orthodoxie (Rechtgläubigkeit, rechte Lehre) 89, 95 Ostern (Auferstehungstag; erster Sonntag nach dem Vollmond, der auf die Frühlings-Tagundnachtgleiche am 21. 3. folgt) 120, 125 f, 137, 312, 330, 443, 493 f, 513, 523 f, 531, 553 Osterode (Ostpreußen) 46 Oxford 220 – Gruppenbewegung siehe dort – Weltkirchenkonferenz 12.– 26. 7. 1936 207, 217, 315, 600 Pätzig 232, 518, 549 Palmarum (Sonntag vor der Karwoche) 120 f Papst, päpstlich 172 Paradoxie 464, 466 f Paränese (Ermahnung durch die Apostel) 268, 296, 427, 593 – Lasterkataloge 280, 593, 593 Pasewalk 48 Passionszeit (von Aschermittwoch bis einschließlich Karfreitag) 103, 110, 120, 302, 307, 337, 345, 523 Pastoraltheologie (Zeitschrift, Göttingen) 348 Patenamt 415, 505 Patronat (Recht eines Gutsherrn als Kirchenpatron auf Einsetzung des Ortspfarrers) 160, 365 Peest Bezirk Schlawe 383 Perikope (umgrenzter Bibelabschnitt, einem Gottesdienst im Kirchenjahr zugeordnet) 63, 180, 229, 232, 386, 551

Pfarramt siehe Amt Pfarrer 35–37, 89, 114 f, 141, 145 f, 157 f, 160, 162, 171 f, 176, 188, 224, 391, 414, 425, 519, 522, 530, 535, 537 f, 559, 578, 581 – Bekenntnispfarrer, NotbundPfarrer 34, 44, 46, 51 f, 79, 128, 176 f, 188, 203, 224, 365, 380, 409, 542, 584 – cf. Pfarrernotbund – Landpfarrer 529 Pfarrernotbund (vom 11. 9. 1933) 34, 535, 544, 570, 596, 600 Pfarrkonvent siehe Konvent Pfingsten (Fest des Heiligen Geistes; 7. Sonntag nach Ostern) 63, 90, 92, 94, 126, 144, 150, 343, 346, 355, 474, 475 Pielburg bei Neustettin 76 Pietismus (im 17./18. Jahrhundert aufgekommene Bewegung, der es um fromme Erbauung des inneren Menschen geht) 95, 557 Ping-Pong siehe Tischtennis Pitzerwitz Soldin Land 237 Pneumatologie (Lehre vom heiligen Geist) 267 Podejuch (BK-Gemeinde) 39, 43, 47, 207, 242, 261 f, 277, 326, 344, 551 Pölitz 46 Politik, politisch 99, 270, 447, 526, 528, 535–537, 539–541, 584 – Kirchenpolitik siehe dort Polizei 51, 316, 399, 570, 572, 576, 578 f – Staatspolizei (Stapo) 194, 245 f, 345, 366, 381, 384, 508, 524, 546 – Geheime Staatspolizei (Gestapo) 19, 100, 357, 399 f, 527, 570, 575 f, 591

Sachen und Orte

– Reichssicherheitshauptamt (in Berlin, ab 1939) 527, 602 – cf. Haft; Haussuchung; Kollektenbeschlagnahme; Verhör Polizeipräsidium siehe Berlin; Frankfurt an der Oder Post 78, 197, 206, 245, 586 f – Zensur 78 Postleitzahlen 532 Potsdam 580 – Gefängnis 381 Potsdam-Eiche 451 Prädestination (Vorherbestimmung) 270, 377 Predigerseminar (Halbjahreskurse für Predigtamtskandidaten zwischen dem Ersten und dem Zweiten Examen, nach der ersten praktischen Arbeit im Vikariat) 31, 157 f, 545 – BK-Predigerseminare 42, 106, 129, 201, 416, 546, 561 – BK-ApU-Predigerseminare – Bielefeld 163, 200 – Bloestau (Ostpreußen) 167, 200 – Elberfeld 163, 200 – Finkenwalde siehe dort – Naumburg am Queiß 167, 200 – Domstift siehe Berlin – cf. Düsseldorf Predigt 93, 97, 106, 125, 146 f, 151, 155, 172 f, 258, 345, 408, 417, 426 f, 441 f, 479, 482, 544, 552 f Predigtamt siehe Amt Predigtbesprechung 117, 135, 417, 431, 441 f, 449, 565 Predigtlehre siehe Homiletik Predigtmeditation, Predigthilfen (der Finkenwalder untereinander) 22, 38, 49, 52–69, 80–87, 103, 109–113, 120–126, 148,

703

150–154, 179–185, 193–197, 204, 212–215, 225–235, 238, 247–257, 278, 303–313, 319– 323, 329–335, 337–343, 348– 355, 360–364, 368–381, 385– 395, 417–423, 463–469, 565, 591 Predigtübungen siehe Finkenwalder Predigerseminar Prenzlau (Uckermark) 143, 450 Profen Kreis Zeitz 530, 532 Prophet(en) 33, 36, 58, 151, 153, 221, 252 f, 347, 522, 548 Protestantismus 88, 358, 455, 526 Prüfung – von Theologen siehe dort Psalm(en), Psalter 234, 377, 427, 448, 550, 583 – Rachepsalm 368 f, 550 Psalmenlesung 31, 42, 219, 244, 325, 550, 552 Pützerlin bei Stargardt (Pommern) 47, 143 Quasimodogeniti (erster Sonntag nach Ostern) 108 Rastede 520 Ratzeburg 510 f, 532 Rechabiter (Nachkommen Rechabs, asketische Eiferer für den Gottes Israels, cf. II Könige 10,15–28; Jeremia 35) 143, 208 Rechtfertigung 65, 89, 135, 173, 180, 256, 305, 452 – und Heiligung 117, 134 f Rechtshilfe (Eingriffe des NSStaates in die Kirche) 100 Reformationsfest (31. Oktober, Gedenktag an Luthers Veröffentlichung der 95 Thesen 1517) 76, 225–228

704

Sachen und Orte

Reformierte, reformiert 18, 48, 127, 144, 156, 168, 173, 176, 179, 204, 273, 313, 359, 366, 382, 468, 562 Regensburg 528 Regiment, weltliches / geistliches 170, 197 Reich Gottes 55, 90, 95, 124 f, 137–139, 227, 230, 298, 329, 355–357, 362–364, 419, 421, 443 Reichskirchenministerium (Juli 1935 eingerichtet) 100 Reichskristallnacht siehe Juden (Pogrom) Reichssicherheitshauptamt siehe Polizei Religion(en), religiös 52, 94–96, 100, 122, 194, 269, 505, 526, 597 Reminiscere (zweiter Sonntag in der Passionszeit) 307, 309 Reppen 581 Repplin bei Stargardt 101, 107, 317 Ribbeck 238 Rogate (fünfter Sonntag nach Ostern) 139 Rolofshagen über Papenhagen Kreis Grimmen (Vorpommern) 161, 209 Rom 89, 249, 509 Rosian bei Loburg 143, 161, 186, 189, 209, 223 Rote Karte (Dokument zur Aufnahme in die Evangelische Bekenntnisgemeinde durch Beschluss des örtlichen Bruderrates; ein Austritt aus der Ortsgemeinde wurde weder angestrebt noch vollzogen, auch wenn sie ganz unter der Gewaltherrschaft der DC stand [Erläuterung Otto Berendts]; rot waren die Karten

in den östlichen, grün in den westlichen, grau in den südlichen ApU-Kirchenprovinzen) 76 f, 224, 366, 427, 535, 542 Ruhe 141, 146, 196, 371, 392–395, 419, 445, 446 Rundbriefe 145, 210, 347, 438, 507, 518 f, 521 – ibg Bonhoeffer Rundbrief (Beginn Juli 1975) 563 – siehe Bruderrat; Finkenwalder Predigerseminar; Sigurdshofer Russen, Sowjetunion 540 – Machthaber in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 516, 531 – sowjetrussische Truppen 232, 515, 523 f, 583, 588 SA (Sturmabteilung, Organisation in der NSDAP) 79, 143, 535, 538, 542, 570, 576 Sachsenhausen 238, 569, 571 – Konzentrationslager (KZ) 318, 366, 571, 604 Sakrament 97, 155, 178, 387 f, 408, 415, 469, 505 – cf. Abendmahl; Taufe; Wort und Sakrament Salzbrunn (Schlesien) 208 Sammelvikariate (BK-Theologenausbildung Dezember 1937 bis März 1940) 399, 440, 563, 568 – siehe Groß-Schlönwitz; Köslin; Sigurdshof Saßnitz 106 Schermeisel (Neumark) 537, 554, 572 f, 575–581, 583, 586 Schlawe 79, 102, 107, 143, 220, 325, 345, 399, 459, 486 Schlüsselgewalt (Ermächtigung zu binden und zu lösen, Matthäus 18,18) 33, 326

Sachen und Orte

Schmachtenhagen 572 Schmalkaldische Artikel (lutherische Bekenntnisschrift 1537) 176, 564, 564 Schneidemühl 383 Schönberg im Bayerischen Wald 528 Schönfeld Kreis Kalau 188 Schöpfung, Neuschöpfung 93– 95, 213 f, 330, 352 f, 453 Schrift cf. Altes Testament; Bibel; Heilige Schrift; Neues Testament; Wort Gottes Schriftbeweis 170, 174, 276 Schriftgemäßheit 224 Schriftlesen siehe Bibellese Schriftmeditation siehe Meditation Schule 313, 316, 325, 436, 574 Schwärmerei, Schwarmgeisterei 36, 68, 195, 228 Schwedenreise siehe Finkenwalder Predigerseminar Seelenheil 84, 141, 148 Seelow 107, 142 Seelsorge 42, 75, 134, 157 f, 302, 427, 449, 554 Sigtuna (Schweden) 106, 119 f Sigurdshof (Vorwerk des Gutes Wendisch-Tychow in Hinterpommern) 399, 518 – Sammelvikariat (Sommer 1939 und Winter 1939/40) 19 f, 399, 449, 461, 518, 602 Sigurdshofer (Sammelvikariatsteilnehmer im Sommer 1939) 20, 501, 531 f – Rundbrief 20, 491, 507, 514, 517, 524, 530–532 Singen 33 f, 41 f, 105, 118, 128, 144, 159, 161, 203, 219, 222, 242, 246, 277, 314, 325 f, 344, 426, 436, 504, 551, 567 – gregorianisch 218, 591

705

Skopus (Bedeutungsziel eines Textes) 229, 232, 305 f Smolensk (Sowjetunion) 486 Soldat(en) 307, 312, 331, 334, 451, 456, 472, 486 f, 488, 509, 515, 543, 564, 567, 581 f, 584, 587– 590, 593 Sommersdorf über Eilsleben Bezirk Magdeburg 325 Sonnenburg 578 Sonthofen (Allgäu) 521 Sorau 503, 516 Soteriologie (Lehre vom Wirken der Christusperson) 449 – cf. Christologie Sowjetunion siehe Russen SS (Schutzstaffel der NSDAP) 526, 585, 589 f – Das Schwarze Korps (Wochenzeitung) 358 Staat 68, 194–196, 377, 407, 536 f, 573, 578, 593 – totaler 99 – Kirchenleitung durch den Staat 171 – cf. Kirche (und Staat) Staatsbürger 156 Staatskirche(ntum) 99, 194 Stapo siehe Polizei Status confessionis siehe confessio Stechlin bei Greifenhagen 327 Stemnitz – Frauenhilfe (BK) 199 Sternberg 459, 578 Stettin 15, 34, 41, 100 f, 118, 168, 190, 206, 222, 224, 280, 315, 327 f, 345 f, 407, 451, 480, 483, 501, 546, 552, 560, 567 – BK-Gemeinden 48, 104, 128, 130, 345 – Emmaus 161, 187 Stockholm (Schweden) 106, 119 f, 526

706

Sachen und Orte

Stolp 144, 162 – BK-Gemeinde 41 Stralsund 238, 450 Strausberg (BK-Gemeinde) 108, 161, 204, 246, 317, 346 Striche (Grenzmark) 358 Studenten(arbeit der Finkenwalder) 34, 38, 106, 146, 161, 187 – in Greifswald siehe dort Stuttgart 521 Sünde 33, 83, 135, 154, 194, 205, 256, 274 f, 283, 288, 291, 308, 320, 349, 369, 371, 393, 402, 404, 449, 465, 499, 558 – cf. Vergebung Swinemünde 515 Synagoge 306, 440, 574 f Synergismus (Mitwirken des Menschen am eigenen Heil mit oder neben der Gnade Gottes) 93 Synode (Gremium, dem vom gottesdienstlichen Bekenntnis her Autorität zukommt) siehe Bekenntnissynoden Taufe 93, 95, 232, 287, 350, 387, 415, 495, 505, 510, 571 Tegel siehe Berlin-Tegel Teltow 503 Tempel 119, 138, 150, 151 f, 183 f, 280, 282, 285 f, 377, 389, 403 Tempelhof siehe Berlin-Tempelhof Theodizee (Rechtfertigung Gottes) 453 Theologen 36, 66, 104, 187, 198, 414, 463, 502 f, 513 – Ausbildung (BK) 19, 71, 128, 129, 155, 176, 200, 357, 416, 492, 520, 575, 598, 600 – siehe Finkenwalder Predigerseminar; Sammelvikariate – Ordination siehe dort

– Prüfung, Examen (BK) 17–19, 131, 133, 176, 188, 200, 204, 207–209, 218, 220, 223, 237, 246, 317 f, 327, 383, 407, 492, 504, 535–537, 541 f, 564, 572 f, 575 f, 600 – Prüfungsprozess gegen den ApU-BK-Bruderratsausschuss 10.–22. 12. 1941 492, 493 Theologie 89, 117, 414, 463 f, 567, 592 – Dialektische 534 – natürliche 104, 128 Thiemendorf Kreis Crossen an der Oder 46 Tilkerode (Harz) 529 Tilsit 366 Tischtennis, Ping-Pong 49, 203, 218, 243, 344, 548, 553, 560, 567 Tod 58, 154, 180 f, 185, 233 f, 256, 258, 260, 283, 288, 298, 307, 310, 320–323, 350, 353, 362, 386, 393, 451 f, 454 f, 459 f, 476, 480, 482–484, 487, 494, 498, 503, 506, 517, 524, 540 f, 567, 569, 577, 580, 586, 588 Tornow über Zinnitz Kreis Kalau 514, 532 Totensonntag (letzter Sonntag im Kirchenjahr) 55, 63, 221, 233 f, 240 Tractatus (lutherische Bekenntnisschrift 1537) 170, 176 Tragen 260, 421 – cf. Geduld Treblin 143 Trelleborg (Schweden) 106 Treue 33, 109, 137, 155, 166, 211, 230–232, 246, 388, 404, 439 f, 471, 473, 490, 494, 502 Treueid siehe Eid Trinität (im Glauben bekannte Dreieinigkeit Gottes des Va-

Sachen und Orte

ters, Sohnes und Heiligen Geistes) 153 f, 214 f, 267, 306, 351, 345, 377, 445, 446, 454, 463, 466 Trinitatis (Sonntag nach Pfingsten; die folgenden Sonntage im Kirchenjahr werden »nach Trinitatis« gezählt) 63, 117, 152, 329, 345, 347, 351, 354, 362, 385 tristitia siehe acedia Tugend(en) 60, 361, 445, 446, 545 Unterricht (als Aufgabe der Kirche) 415, 427, 523, 575, 583 – cf. Finkenwalder Predigerseminar (Katechese-Übungen); Katechetik Uppsala (Schweden) 106, 119, 144 usus legis siehe Gesetz (Brauch) Vergebung, Sündenvergebung 54 f, 57, 134, 172, 198, 232, 283–288, 350, 374, 380, 419, 490, 498, 593 Verhör (durch Polizei) 366 Vernunft 83, 213, 359, 463 f, 467 Versuchung 167, 195, 227, 312, 386, 388 f, 405, 407, 412, 426, 440, 502, 527, 577 Vikariat (praktischer Ausbildungsabschnitt nach dem Theologiestudium und dem Ersten Theologischen Examen) 18, 33, 75, 155, 157, 200, 245, 542 f, 546 – Sammelvikariate siehe dort Visitation (brüderlicher Besuchsdienst und kirchenleitende Aufsicht, in der Urchristenheit geübt, in der BK wieder auf-

707

genommen) 143–145, 162, 208, 225, 245, 347, 415 Vocatio (Berufung in kirchliches Amt; rite vocatus CA XIV: »ordentlich« berufen) 99 Volk 68, 80, 95, 122 f, 154, 195, 214 f, 241, 453 – das deutsche 51, 52, 53 f, 258, 307–311, 522 – Gottes (erwähltes) 56, 58, 61, 81, 90, 111, 122–124, 213, 240 f, 252, 260, 342, 387, 392 – Israel siehe dort Volkskirche 33 f, 68, 119, 572 Volksmission 139, 175, 220, 436 – der Finkenwalder 141, 144, 159, 161, 189, 203 f, 207, 236, 245, 278, 300, 313, 315–317, 326–328, 345, 359, 428, 431, 433–437, 557, 562, 565 f – Anklam (4.–10. 7. 1937) 359, 367, 600 – Belgard (8.–15. 6. 1936) 159, 197, 201, 236, 277 f, 315, 599 – Greifenberg (25.–30. 1. 1937) 244, 315, 557–559, 599 – Guben (4.–8. 8. 1937) 384 – Hammermühle 315 f – Köslin (17.–20. 8. 1937) 384 – Lagendorf 324, 345 – Lenzen 243, 367 Volkstrauertag (in der Weimarer Republik für die Gefallenen des Weltkriegs 1914–1918 begangen am Passionszeit-Sonntag Reminiscere, dem zweiten Sonntag nach Aschermittwoch) 32, 307, 309 Volkstum 54, 154 Vorläufige Kirchenleitung / Leitung siehe Deutsche Evangelische Kirche Vorletztes siehe Letztes

708

Sachen und Orte

Wächteramt (Hesekiel 33,2–7: zur Warnung des Volkes eingesetzt) 52 f, 520 f Wahrheit 61, 74, 85, 98–100, 115, 141, 156, 180, 182, 227, 332 f, 377, 380, 404, 408, 414, 425, 430, 444, 467 Wandern (Truppenübungsplatz) 577 Wartenberg 345 Wegbereitung 58, 240 Weihnachten (Fest der Geburt Jesu Christi, 25. Dezember) 82 f, 85–87, 126, 238, 240, 242, 246 f, 249, 252–254, 301, 400, 402, 404 f, 442, 459–466, 476– 478, 486, 504, 583, 602 Weimar 588 Weißenfels an der Saale 516 f Welt (Lebensraum) 47, 53, 60, 84, 86, 91–94, 124 f, 137 f, 196 f, 218, 230, 249, 320 f, 392, 451, 477 f – (Evangeliums-)feindlich 57, 65, 85, 122–124, 180–182, 198, 286, 288, 291, 295, 350, 369–371, 378, 392, 395, 476 f – cf. Kirche (Raum) Werden bei Essen 382 Westminster Confession (reformierte Bekenntnisschrift) siehe Confessio Wichmannsdorf über Boitzenburg (Uckermark) 47 Wiederkunft (Kommen, Parusie) Christi 61, 63, 90, 138, 292– 296, 331, 355 f, 392, 396, 435, 567 Wien (Österreich) 539 Wiesbaden-Dotzheim 177 Wille Gottes 54, 82, 95, 106, 111, 113, 124, 205, 212, 220, 231, 280–282, 285–289, 292, 297 f, 341, 357, 405, 418 f

Wilna 587 Wittenberg 15, 76 Wolkenburg (Grenzmark) 222 Woltin 501, 503, 510 f, 521 f, 532 Wort und Sakrament (nach CA VII Zeichen für Kirche) 33, 97, 171, 408, 436, 447, 450, 479, 482 Wort Gottes 36, 88 f, 94, 116, 125, 138, 140, 145–147, 151, 155– 167, 171–173, 176 f, 184, 227, 258, 284, 286–288, 384, 388, 393, 401, 405, 410 f, 415, 452, 458, 471–473, 479, 482, 490, 493, 525, 550 Wuppertal 504 Wuppertal-Barmen 144, 319 – Reichsbekenntnissynode 1934 siehe Bekenntnissynoden Wuppertal-Elberfeld 327, 346 Wuppertal-Oberbarmen 132, 162, 203 Wussow bei Varzin (Hinterpommern) 217 Zeloten (Glaubens-Eiferer) 194 Zensur 563, 591 – der Post siehe dort Zernitz bei Neustadt an der Dosse 383 Zettin 143 Zingst (Ostsee-Halbinsel) 29, 424 – ApU-BK-Predigerseminarbeginn (im Zingsthof unter Bonhoeffers Leitung ab 26. 4. 1935) 29, 31, 34, 38, 160, 203, 277, 426, 597 – Freizeit (20.–25. 6. 1938) siehe Finkenwalder Predigerseminar Zorn Gottes 54, 205, 214, 252, 256, 361, 369, 371, 373–375, 394, 418 f, 453 f Zorndorf 245

Sachen und Orte

Zucht 37, 86, 146 f, 155, 166, 226, 414, 417, 439 f, 495, 555, 593 – Kirchenzucht, Gemeindezucht 33, 114, 173, 326, 346, 358 – Gemeindeaufbau und Gemeindezucht im Neuen Testament (Bonhoeffers Finkenwalder NT-Vorlesung 1937) 344, 380 – Lehrzucht 114, 172, 176

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Züchtigung – durch Gnade siehe dort Zürich 276, 328 Zukunft 83, 167, 180, 198, 229, 294, 304, 306, 351, 355, 362, 364, 458, 485, 487, 490, 537– 539, 577, 583 Zwischen den Zeiten (Zeitschrift 1923–1933) 303