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German Pages 20 [40] Year 1818
Dir
Wiederherstellung de«
Christenthums durch Luther gefepert in einem Kreise von Freunden durch
eine Rede und ein Lied.
Berlin/ 1818 in
der
Realschuldnchhandlung.
L)ie Meinung der Freunde, in deren Kreise
diese Rede gelesen wurde, daß sie vielleicht
Mehrern Anregung geben könne, bey sich zu erwägen, ob ihr Sinnen und Streben den rechten Lebensgehalt habe, ist der Grund ihrer Bekanntmachung.
Freundlich ist ihr das zu
stimmige Lied, das in demselben Kreise ge
sungen wurde, von dem Dichter mitgegeben worden. Es ist wohl nicht Wahn, daß in den letz»
ten Jahren die Ahndung des wahren Lebens
4
lebendiger geworden ist; aber nur zu gern bleibt die Menfchenseele auf halbem Wege ste
hen. Darum ist auch jetzt, wie immer, War
nung und Ermunterung nöthig, daß sie sich nicht befangen und bethören lasse von den To-
deögewalten, sondern fortstrebe und durchdrin ge zu dem Leben.
Ott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen
ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. — Wenn wir das thun, dann sind wir Christen.
Nicht leicht aber ist dem Menschen die Anbe
tung im Geist und in der Wahrheit.
Denn wie
auf einer schiefen Ebene steht er in seinem jetzigen
Daseyn, neigend in die Zeitlichkeit.
Wie mit dem
unablässigen Zuge der Schwere langet sie in sein Herz hinein.
Lässet et sich, so sinket er.
Während
er hingehr in den Gewöhnungen des Daseyns, wäh.
rend er spielt, träumt, schläft, wandelt er unbewußt
tiefer den Abhang hinab; es zieht sich fester die Schlinge nm seinen Fuß, es werden mächtiger, be
thörender die Zeitgewalten in seinem Herzen.
Untere
aber, im Abgrunde, ist das Reich der Eitelkeit und
des Todes.
Sie sind es, die mit fesselnder und ver»
6 wirrender Macht den Abhang herauf kriechen, den
Menschen zu entreissen der Wahrheit und dem le
ben.
Sie sind die Gewalten der Zeitlichkeit, womit
sie die Menschenseele herausseßt aus der Ewigkeit. Wodurch aber gerieth die Menschenseele in diese
Neige aus der Ewigkeit in die Zeit? — Frage! — bensgänge.
Unnüße
Es ist nun ihr Loos, ist einer ihrer Le Aber auch ihre Schuld,
das fühlt sie
innerlichst.
Sie hat sich nicht gehalten in der Eini
gung
dem Ewigen;, leichtsinnig,
mit
selbstvertrauend hat sie sich abgewendet.
mißtrauend, Wandern
muß sie nun den langen Weg durch die Zeit in die Ewigkeit. Daß sie nicht von ihm abirre und in Nich tigkeit stürze! —
Eben jeht geht sie einen Gang,
wo sich Licht auö der Oberwelt und Dunkel aus der S&fe zu trügender Dämmerung einen;
und — die
Neigung geht zu Der dunkelen Tiefe.
Zugewendet
ist sie den tausendfältigen Truggestalten,
und verwirrend ihr erscheinen;
die lockend
kaum noch fühlt sie
sich gewarnt, gehalten von der leisen, innern Stim me des liebenden, heiligen Gottes.
Darum ist vor
getreten in die Zeit die Liebe des ewigen Vaters, in seinem Sohne, mit mächtigem Worte, das ins
Leben ruft aus dem Tode und in die Wahrheit aus
7 dem Scheine.
Es ist ein lebendiges Wort, das nie
in den Tod fällt im Laufe der Zeit; es ist eine ewige
Kraft, die in der Zeit die Zeitmacht tilget, die Zeit selbst zurücksehend in die Ewigkeit.
In ihm ist der
Geist des ewigen Lebens, der den Geist der Menschen seele erweckt und stärkt, daß sie sich erlösen möge.
Schwer lag,
als
Todes auf der Erde.
es erschien, die Macht des
Früher hatte sich die Mett-
schenseele, obgleich gesunken in Zeitlichkeit, doch wun
derbar umrungen und durchdrungen gefühlt von Ahn dungen, Stimmen und Kräften des Ewigen. noch war ihr das Zeitliche
dem Ewigen;
Denn
nicht ausgeschieden miß
noch war ihr des Lebens . Kraft und
Licht nicht gewichen aus dem Daseyn,
das Daseyn
nicht zurückgeblieben wie eine todte, dunkle Masse;
die Welt war ihr noch lebendig. das Aeußere als das Innere,
Es war nur mehr was ihr das Leben
offenbarte, die Natur mehr, als der Geist; nur durch die Natur hin, als ihr Drang, als ihre Kraft, sprach auch der Geist zu ihr.
ihr
Nicht todte Körper waren
die Gestirne Deß Himmels,
herumgeschwungen
durch todte Kräfte; sondern Götter, herrliche LebenSgewalten, vor allen des Sonnenlebens mächtig strah
lende, belebende, bisweilen verzehrende Kraft.
Auch
s 6er Ekde dunkle, milde, nährende, nur noch selten
wild ausbrechende Macht wurde geehrt, geliebt, ge. fürchtet.
In des Feuers wohlthätiger und verderb
licher Gewalt, in der dunklen Macht, die aus dem Samenkorns den Keim zum Lichte treibt, in der
Achre nährendem Reichthum, in der Traube strohen-
der Fülle, in der Blumen lieblicher Pracht, in der
Bäume, stolzen Gestalten erschien des Lebens, der Gottheit vielfältige Kraft und Gabe.
dieselbe
Gotteskraft',..
Und dieselbe
LebenSerscheinung
wechselte
Denn das Ewige
mit der Natur ihre Gestalt.
lebte in der Zeit, war eingegangen in den Wandel des Lebens.
So bekam auch der Götter Leben seine
Geschichte; und bald weiter auseinander, bald naher aneinander, bald meinander traten
in der Tiefe alle verwandt,
ihre Wesen —
der Lebenöurkraft man-
nichfache Erweisung. — So war der Seele alles bedeutend, was sie utngab, was sich um sie regte und
bewegte;
nicht blos des Blihes schreckender
Strahl und des Donners Gewalt, auch das Rau schen und Säuseln der Haine;
nicht blos das Le
ben, wie cs in den seltsamen Stimmen der Vögel und ihrem bedeutsamen Fluge bis zu dem Zucken
der Fiber des geschlachteten Thieres sich verkündet,
9 sondern auch, wie es tief versenkt liegt in dem Steine und dem dürren Holze und plöhlich hcrvorspringt io
des Funkens Kraft und der Flamme Gewalt; --
alles war ihr des tief verhüllten Geistes Offenbarung. Mit heiligem Schauer wandelte sie in dec gotterfülb
ten Natur.
Sie selbst fühlte sich hingenommen in
die Lebenögewaltcn, die sie umgaben, und oft von ihnen erfüllet.
Wenn die Freude, die Liebe in ihr
waltete, wenn die Fluchen mächtiger Töne sie durch zogen,
wenn Erdenkrafte aus Abgründen betäubend
oder erschütternd in sie drangen: dann war die Gott heit in sie getreten;
aus ihr sang, schrie, stöhnte,
der Geist der Natur, in dunkelem Worte
verkün
dend das Geheimniß der Zeit. — So lebte die Menschenseele mitten in der le
bensvollen Welt, unter den göttlichen Mächten, ost
mit Fröhlichkeit und Traulichkeit,
unter Festen und
Dankopfern mit Lobgesangen; oft aber auch mit Furcht
und Grauen,
denn schreckend und verderbend brach
noch manchmal hervor die dunkle Gewalt.
Auch
zagte die Seele ost im Bewußtseyn, ja aus Furcht der Schuld;
denn sie fühlte,
daß die Götter den
Uebermuth strafen und den Frevel rachen, und leicht «ar es,
auch unabsichtlich das Heilige zu verletzen.
IO
wo allenthalben Götter wohnten.
Daher Opfer der
Sühne für bewußte und unbewußte Schuld. das Blut des Opfers floß,
Wenn
so war dem Menschen,
als flösse sein eigenes Blut zur Büßung seines Frevels,
oder
als zöge es daS Böse aus ihm an und
nähme es mit flcss in den Schooß der Erde; so ward
er wieder milde und beruhigt. Aber ein tiefes, geheimes Sehnen blieb immer
in der Seele und ein leises, ernstes Gebot — ein Gefühl, als sey sie vom Himmel auf die Erde, aus
dem
Licht in
gerathen,
Dunkel, aus der Freyheit in Bande
und durch dieses Gefühl eine tiefher zu-
rückrufcnde ernste und liebevolle Stimme.
eine geheime Unruhe,
Daher
als sey dies Leben nicht daö
rechte; auch wohl der Wunsch und ein Streben, sich
zurück zu halten,
zurück zu sehen aus der Gewalt
des Hanges, der sie immer weiter und tiefer hinein
trieb; daher Entsagungen, Betrachtungen und Bü ßungen.
Wenn der Mensch sich entzog den Zer
streuungen des Lebens und sich einsam verlor mit sei
nem Sinnen in dem Geheimen, Geistigen, das er
tief innerlich in sich reden und herrschen fühlte, oder wenn er seinen Leib schwächte und Entbehren
und
Ermüden,
oder
abtödtete durch
wie
im
Grimme
II
der Verzweiflung über die Macht der Begierde, ihn
fühllos wüthend zerschnitt und zerriß — das war das Verlangen der Seele, sich zu retten aus der Zeit
lichkeit.
Darauf gingen auch manche geheime, dunkle
Lehren und Gebräuche.
Durch das ganze Heiden-
thum zog sich dieses Sehnen der überhüllten Seele, wie ein Sehnen nach Erlösung.
Keine Lust, kein
Leichtsinn konnte sie innerlichst befriedigen;
es war
ihr, als sollte, als müßte sie den Weg zurück, auf
dem sie vorwärts ging.
Aber sie ging ihn noch weiter, ihr Loos ward unglücklicher, denn ihre Schuld ward größer.
Wohl
faßte sie sich mehr und mehr in sich selbst zurück; aber nicht in Liebe und Glauben des ewigen Lebens,
sondern in Eigenmacht und Willkühr.
Sein eigener
Herr wollte nun der Mensch seyn, und seinen Willen zum Geseh der Erde machen.
Da schied sich ihm
das Zeitliche aus dem Ewigen, zugleich aus dem Le
ben.
Der Geist trat zurück aus der Natur,
Götter verließen die Erde.
die
Selten, und nur noch
wie aus weiter Ferne oder aus tiefer Tiefe, äußerte sich nun noch ihre Macht.
Zugleich wich die Scheu
aus der Seele des Menschen: der eigene Wille aber und die Begierde erhoben sich.
Immer weiter und
—
tiefer erstarb ihm
12
—
die Welt.
Keine
Begeisterung
drang jetzt mehr aus der Fülle des Naturlebens in
seine Seele.
Der Priester selbst fand sich entgeistert;
klug mußte er sinnen, wie doch die Furcht vor höhe, ren Machten im Volke zu erhalten sey, zum Zügel Stolz, Herrsch
der Begierde und der Millkühr.
sucht und Unterdrückung, Betrug und List verbreite ten sich; immer tiefer sank die Seele mit der Welt
in den Tod.
Lastend aber liegt das Gefühl solcher Versus kenhcit in der Seele.
Wo es nicht gesanftiget wird
durch Gefühle der Milde und Liebe,
oder durch die
dämmernde Ahndung des innern ewigen Lebens; wo
vielmehr,
wie bey
einem Volke,
das durch harte
Noth des Daseyns niedergedrückt oder durch grau
same Kriege verwildert ist, keine freye innere Lebensregung das starre Herz mehr bewegt,
kein Lichtstrahl
die schwere Nacht mehr durchschimmert: da bricht die Todesangst des Lebens oft aus zu qualvoller That
und unmenschlicher Lust;
da will sich die Seele ge
waltsam von außenhcr erschüttern.
Krampf sucht sie
statt der Bewegung, Wuth statt der Begeisterung; Blut muß
stießen, eigenes oder fremdes, und in
dem Gefühle oder Anblick des Schmerzes und des
—
-Z
—
Todes findet sie ein wildes Leben. Das find die Greuel des Heidenthums. — Nicht plötzlich aber und nicht bey allen Völkern zugleich, und nicht auf gleiche Weise trat die Seele so aus der Lebendigkeit der Naturdaseyns in die Oede der Selbstsucht. Noch war — gegen die Zeit der Erscheinung ihres Erlösers — dort im fernen Osten, wo jetzt auch starr und düster die Macht des Todes herrscht, der Himmel tief hinuntergegangen auf die Erde und die Erde erhoben in den Himmel; die Lebensberrachtung hatte sich da eingesenkt dem Lebensglauben; die Seele schwamm im Leben. Im Westen aber, bey dem Griechenvolke, hatte sie sich ihrer selbst ermäch tigt. Gestärkt an bürgerlichen Händeln erhob sich stolz und voll Selbstvertrauen der Verstand. Fester und bestimmter ward das Selbstgefühl und Selbst bewußtseyn des Menschen; zurück aber trat in immer dichtere Hüllen das Allleben der Natur mit seinen Wirksamkeiten. Es verschwand des gestaltlosen Göt. terbildes tiefe Bedeutung vor dem kühnen Blicke des Menschenauges. Ein Gegenbild seiner selbst schuf sich nun der Mensch; an solchem Bilde konnte er sich erfreuen, solchen Gott verstehen. Der heiligen
14 Gebräuche geheimnißvoller Sinn erfüllte nicht mehr mit Ahndungen die Seele; e6 mußte Menschenschick
sal,
Menschenhandlung
alte
Weisheit,
die
hineingelegt werden.
Die
Bilder
alten Gesänge,
und
Gebräuche zogen sich zurück in das Geheimniß we.
Geweihten.
Niger
Ueberall
sonst
verbreitete sich
statt des alten Glaubens des abgöttischen Aberglau
bens gedankenloses Wähnen und
des leichtsinnigen
Unglaubens klügelnde Rede. — So drang hier, Le
ben scheidend,
mit der Selbstsucht und Eitelkeit dik
Macht des Todes in die Seele.
Doch hatte sie
Ahndungen des Lebens der Welt gerettet und fühlte in sich Regungen zu edlem Menschendaseyn.
Daraus
wob der Helle Sinn und bildende Geist einen Schleyer,
der mit mannichfaltiger Anmuth und Bedeutsamkeit die Gefahr und das Verderben lange verhüllte.
Keine bunte Hülle, kein reges Lebensspiel mil derte bey dem Römer die starre Macht, die mit kalter Hand in die Seele greift.
Frühe war da neben
dem tüchtigen werkthätigen Verstände Scheu vor dem Geheimen,
eine dumpfe
Unverstandenen, dessen
Kunde die Priester bewahrten und zur Stühe der bürgerlichen Ordnung nützten. läuterte
Diese dumpfe Scheu
und erhob sich nicht zum Lichte
und zur
—
Wärme der Seele,
des Lebens.
—
zur Erhellung und Sänftigung
Was als fteye Lebenöregung vordrang,
niedergeschlagen
ward
t$
und
getilgt von der herben
Strenge des äußeren Gesetzes.
Auch die LebenSkei-
me vieler anderer Völker, und was von LebenStraum
und Lebensfreude in dem Lande
der Griechen und
dem westlichen Asien wieder erstanden war aus der Zertrümmerung der Macedonifchen Krieger,
zertrat
der Römer mit eisernem Fuße.
Ein tiefes Weh trieb die Menschenseele ein zu
sich selbst, die Sehnsucht nach dem Ewigen durch drang sie.
Da griff die Arme nach dem alten Göt
terdienste; aber sie konnt« nicht zurück in das jugend
liche Leben; nur betäuben konnte sie sich in dem Un
verstandenen tief heiliger Bedeutung.
Und innerlich
gebrach ihr die Kraft der Selbsterlösung. — Auf gerichtet stand das Reich des Todes.
Auch in dem jüdischen Volke. der Gottesgedanke emporgchalten
Bey ihm war
worden
über
der
Natur; gestüht zwar durch mannichfaltigcn sinnlichen
Dienst, aber doch nur mit Mühe und peinvoll für
die Seele in der Zeit der Lebendigkeit des Heiden-
rhums.
lebens
Immer trachtete sie hin, sich zu freuen des unter ihren Gespielinnen
in der
lebendigen
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Welc. Nun zwar, als auch im Hejdenthume die Welt ausgeschieden war aus dem Leben, verging die. ser Hang, und an seine Stelle trat ein stolzer Wider wille gegen den abgöttischen Dienst. Aber zugleich verbreitete sich in Wortherrschaft und Werkheiligkeit des Todes Macht und lag schwer auch auf den best fern Gemüthern. — Es seufzete das Leben nach Erlösung. Da trat das ewige Erbarmen in die Zeit und erlösete die Menschenseele und versöhnte sich die Welt. Nicht durch eine Wiederbelebung des Heidenthums. Zu sehr war die Seele zu sich selbst gewendet; zu tief war ihr die Welt erstorben: sie konnte und sollte sich nicht wieder verlieren und in der Naturlebendig keit versinken; sie sollte vielmehr nur recht und ganz zu sich selbst kommen. Auch nicht durch Erneuerung des jüdischen Gottesdienstes. Er war eine Gesetzes last, ein Joch für die Seele geworden; sie sehnte sich aus ihm nach Leben und Freyheit. Sondern dadurch, daß in der Seele selbst geöffnet wurde der Quell des ewigen Lebens. Hervorbrechend in der Zeit, äußerlich erscheinend, kam das ewige Leben sich selbst, wie es in der Seele des Menschen litt und nach Erlösung verlangte, zu Hülfe, mild kräftiglich
*7 ermuthigend das fast versinkende Sehnen, von sich
abzuwenden die Fesseln des Todes, sich zu erheben in Lebendigkeit, und, mit Lebenskraft vom Inner sten aus eintretend in die Zeit, die Zeit selbst zu besiegen, sie zurücksehend in die Ewigkeit. — So dringet nun des äußeren Wortes Gottes kraft Leben erweckend in die Seele, auf daß daö innere Wort Kraft in ihr gewinne, ihr Leben und ihr Licht werde. So stehet nun Christus da, äußer lich, in der Zeit des ewigen Lebens Auge, und blicket in die Seele, auf daß er selbst in ihr erstehe. Und wenn dann der Verhüttete, in dm Tod Gesun kene, in ihr hervortritt aus des Grabes Nacht zu neuem Leben; so fühlt sie sich erlöset aus aller Zeit gewalt. Denn was nun wieder in ihr lebendig ge worden, ist wahres, ist ewiges Leben. Und aus diesem Leben in ihr quellen Ströme des Lebens in die erstorbene Welt; so wird dec erlöseten, in das ewige Leben geretteten Seele auch die Welt erlöset aus dem Tode. Nur so aber ist erlöset des Menschen Seele, daß
sie sich immerfort selbst erlöse.
Es bleibt der Zug
und der Hang in die Macht der Zeit wahrend des ganzen jetzigen Lebens. Immer von neuem sinkt sie B
—
—
IS
Darum sieht Christus vor ihr in der Zeit
ihr zu.
als Haltungspunkt, und seine Lehre als Lebensweg. Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet;
der Geist
ist willig,
Oft wohl wird
schwach.
aber
daß
Fleisch ist
doch noch die Seele in
Schlaf und Bethörung fallen;
aber das nun vor
ihr aufgerichtete Lebenswort wird sie nicht versinken
lassen.
Und wenn die Gefahr groß ist, wenn Er
starrung das Leben fasset, der Buchstabe den Geist,
das Werk den Glauben
und
die Liebe,
Schein mehr gilt als die Wahrheit:
und
der
so tritt
aus
jenem Lcbensworte lebendig der Gottesgeist vor und zernichtet das Netz des Todes und das Gespinst der Eitelkeit.
Denn es ist eine Kraft in ihm, die selig
macht — die aus der Zeitgewalt rettet und in das ewige Leben zurücksetzt — alle, die daran glauben.
Eine solche Rettung,
eine solche Zurückrufung
der Seele aus der Zeitgewalt in das ewige Leben,
eine Wiederherstellung des Christenthums unter den Menschen,
ist es,
deren Andenken
wir in diesen
Tagen feycrn.
Allmählig und immer mehr war wieder die Ver ehrung Gottes im Geiste und in der Wahrheit über
hüllet werden von dem Gepränge eines GottcSdien-
19 sich heraus
stes, der die Seele aus
zum Aeußeren
Der einfachen Lehre geistiger Inhalt, den
wandte.
das Gemüth in seiner Tiefe trägt,
war ihm entho
ben und in einen dichten und bunten Leib sinnlicher
Gebräuche
versenkt
den angesiaunt und Wenn
ihr
betet,
worden,
die
unverstan
bald
gedankenlos begangen sollt
ihr
nicht
wurden.
plappern
wie
die Heiden, welche meinen, sie werden erhöret, wenn
sie viele Worte machen — das war des Erlösers Lehre;
nun aber galt wieder das bloße Wort,
wiederholte Hersagen unverstandenem. Gebete.
das Von
ihm, der die Gerechtigkeit der Schriftgelehrtcn und
Pharisäer so ernst verdammt hatte, der so nachdrück lich zurückrief von
des äußeren Werkes
Heiligkeit zu dem Geiste,
vermeinter
der lebendig macht, zu
dem Leben innerer Frömmigkeit, vor ihm wollte man nun doch wieder gerecht werden durch äußerer Werke Vollbringung.
Er, der die Seele befreyen wollte
aus dem Dienste der Zeit, hatte gelehrt,
Menschen Sohn ein Herr
daß des
ist auch des Sabbaths;
ja schon früher hatte ein mächtiger Lehrer aus Got tes Geist den Israeliten zugerufen:
der Neumonde
und Sabbathe, da ihr zusammen kommt, und Mühe
und Angst habt, deren
mag ich nicht — und nun