Die Wiederherstellung des Christenthums durch Luther gefeyert in einem Kreise von Freunden durch eine Rede und ein Lied [Reprint 2022 ed.] 9783112660164, 9783112660157


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German Pages 20 [40] Year 1818

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Einleitung
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Die Wiederherstellung des Christenthums durch Luther gefeyert in einem Kreise von Freunden durch eine Rede und ein Lied [Reprint 2022 ed.]
 9783112660164, 9783112660157

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Dir

Wiederherstellung de«

Christenthums durch Luther gefepert in einem Kreise von Freunden durch

eine Rede und ein Lied.

Berlin/ 1818 in

der

Realschuldnchhandlung.

L)ie Meinung der Freunde, in deren Kreise

diese Rede gelesen wurde, daß sie vielleicht

Mehrern Anregung geben könne, bey sich zu erwägen, ob ihr Sinnen und Streben den rechten Lebensgehalt habe, ist der Grund ihrer Bekanntmachung.

Freundlich ist ihr das zu­

stimmige Lied, das in demselben Kreise ge­

sungen wurde, von dem Dichter mitgegeben worden. Es ist wohl nicht Wahn, daß in den letz»

ten Jahren die Ahndung des wahren Lebens

4

lebendiger geworden ist; aber nur zu gern bleibt die Menfchenseele auf halbem Wege ste­

hen. Darum ist auch jetzt, wie immer, War­

nung und Ermunterung nöthig, daß sie sich nicht befangen und bethören lasse von den To-

deögewalten, sondern fortstrebe und durchdrin­ ge zu dem Leben.

Ott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen

ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. — Wenn wir das thun, dann sind wir Christen.

Nicht leicht aber ist dem Menschen die Anbe­

tung im Geist und in der Wahrheit.

Denn wie

auf einer schiefen Ebene steht er in seinem jetzigen

Daseyn, neigend in die Zeitlichkeit.

Wie mit dem

unablässigen Zuge der Schwere langet sie in sein Herz hinein.

Lässet et sich, so sinket er.

Während

er hingehr in den Gewöhnungen des Daseyns, wäh.

rend er spielt, träumt, schläft, wandelt er unbewußt

tiefer den Abhang hinab; es zieht sich fester die Schlinge nm seinen Fuß, es werden mächtiger, be­

thörender die Zeitgewalten in seinem Herzen.

Untere

aber, im Abgrunde, ist das Reich der Eitelkeit und

des Todes.

Sie sind es, die mit fesselnder und ver»

6 wirrender Macht den Abhang herauf kriechen, den

Menschen zu entreissen der Wahrheit und dem le­

ben.

Sie sind die Gewalten der Zeitlichkeit, womit

sie die Menschenseele herausseßt aus der Ewigkeit. Wodurch aber gerieth die Menschenseele in diese

Neige aus der Ewigkeit in die Zeit? — Frage! — bensgänge.

Unnüße

Es ist nun ihr Loos, ist einer ihrer Le­ Aber auch ihre Schuld,

das fühlt sie

innerlichst.

Sie hat sich nicht gehalten in der Eini­

gung

dem Ewigen;, leichtsinnig,

mit

selbstvertrauend hat sie sich abgewendet.

mißtrauend, Wandern

muß sie nun den langen Weg durch die Zeit in die Ewigkeit. Daß sie nicht von ihm abirre und in Nich­ tigkeit stürze! —

Eben jeht geht sie einen Gang,

wo sich Licht auö der Oberwelt und Dunkel aus der S&fe zu trügender Dämmerung einen;

und — die

Neigung geht zu Der dunkelen Tiefe.

Zugewendet

ist sie den tausendfältigen Truggestalten,

und verwirrend ihr erscheinen;

die lockend

kaum noch fühlt sie

sich gewarnt, gehalten von der leisen, innern Stim­ me des liebenden, heiligen Gottes.

Darum ist vor­

getreten in die Zeit die Liebe des ewigen Vaters, in seinem Sohne, mit mächtigem Worte, das ins

Leben ruft aus dem Tode und in die Wahrheit aus

7 dem Scheine.

Es ist ein lebendiges Wort, das nie

in den Tod fällt im Laufe der Zeit; es ist eine ewige

Kraft, die in der Zeit die Zeitmacht tilget, die Zeit selbst zurücksehend in die Ewigkeit.

In ihm ist der

Geist des ewigen Lebens, der den Geist der Menschen­ seele erweckt und stärkt, daß sie sich erlösen möge.

Schwer lag,

als

Todes auf der Erde.

es erschien, die Macht des

Früher hatte sich die Mett-

schenseele, obgleich gesunken in Zeitlichkeit, doch wun­

derbar umrungen und durchdrungen gefühlt von Ahn­ dungen, Stimmen und Kräften des Ewigen. noch war ihr das Zeitliche

dem Ewigen;

Denn

nicht ausgeschieden miß

noch war ihr des Lebens . Kraft und

Licht nicht gewichen aus dem Daseyn,

das Daseyn

nicht zurückgeblieben wie eine todte, dunkle Masse;

die Welt war ihr noch lebendig. das Aeußere als das Innere,

Es war nur mehr was ihr das Leben

offenbarte, die Natur mehr, als der Geist; nur durch die Natur hin, als ihr Drang, als ihre Kraft, sprach auch der Geist zu ihr.

ihr

Nicht todte Körper waren

die Gestirne Deß Himmels,

herumgeschwungen

durch todte Kräfte; sondern Götter, herrliche LebenSgewalten, vor allen des Sonnenlebens mächtig strah­

lende, belebende, bisweilen verzehrende Kraft.

Auch

s 6er Ekde dunkle, milde, nährende, nur noch selten

wild ausbrechende Macht wurde geehrt, geliebt, ge. fürchtet.

In des Feuers wohlthätiger und verderb­

licher Gewalt, in der dunklen Macht, die aus dem Samenkorns den Keim zum Lichte treibt, in der

Achre nährendem Reichthum, in der Traube strohen-

der Fülle, in der Blumen lieblicher Pracht, in der

Bäume, stolzen Gestalten erschien des Lebens, der Gottheit vielfältige Kraft und Gabe.

dieselbe

Gotteskraft',..

Und dieselbe

LebenSerscheinung

wechselte

Denn das Ewige

mit der Natur ihre Gestalt.

lebte in der Zeit, war eingegangen in den Wandel des Lebens.

So bekam auch der Götter Leben seine

Geschichte; und bald weiter auseinander, bald naher aneinander, bald meinander traten

in der Tiefe alle verwandt,

ihre Wesen —

der Lebenöurkraft man-

nichfache Erweisung. — So war der Seele alles bedeutend, was sie utngab, was sich um sie regte und

bewegte;

nicht blos des Blihes schreckender

Strahl und des Donners Gewalt, auch das Rau­ schen und Säuseln der Haine;

nicht blos das Le­

ben, wie cs in den seltsamen Stimmen der Vögel und ihrem bedeutsamen Fluge bis zu dem Zucken

der Fiber des geschlachteten Thieres sich verkündet,

9 sondern auch, wie es tief versenkt liegt in dem Steine und dem dürren Holze und plöhlich hcrvorspringt io

des Funkens Kraft und der Flamme Gewalt; --

alles war ihr des tief verhüllten Geistes Offenbarung. Mit heiligem Schauer wandelte sie in dec gotterfülb

ten Natur.

Sie selbst fühlte sich hingenommen in

die Lebenögewaltcn, die sie umgaben, und oft von ihnen erfüllet.

Wenn die Freude, die Liebe in ihr

waltete, wenn die Fluchen mächtiger Töne sie durch­ zogen,

wenn Erdenkrafte aus Abgründen betäubend

oder erschütternd in sie drangen: dann war die Gott­ heit in sie getreten;

aus ihr sang, schrie, stöhnte,

der Geist der Natur, in dunkelem Worte

verkün­

dend das Geheimniß der Zeit. — So lebte die Menschenseele mitten in der le­

bensvollen Welt, unter den göttlichen Mächten, ost

mit Fröhlichkeit und Traulichkeit,

unter Festen und

Dankopfern mit Lobgesangen; oft aber auch mit Furcht

und Grauen,

denn schreckend und verderbend brach

noch manchmal hervor die dunkle Gewalt.

Auch

zagte die Seele ost im Bewußtseyn, ja aus Furcht der Schuld;

denn sie fühlte,

daß die Götter den

Uebermuth strafen und den Frevel rachen, und leicht «ar es,

auch unabsichtlich das Heilige zu verletzen.

IO

wo allenthalben Götter wohnten.

Daher Opfer der

Sühne für bewußte und unbewußte Schuld. das Blut des Opfers floß,

Wenn

so war dem Menschen,

als flösse sein eigenes Blut zur Büßung seines Frevels,

oder

als zöge es daS Böse aus ihm an und

nähme es mit flcss in den Schooß der Erde; so ward

er wieder milde und beruhigt. Aber ein tiefes, geheimes Sehnen blieb immer

in der Seele und ein leises, ernstes Gebot — ein Gefühl, als sey sie vom Himmel auf die Erde, aus

dem

Licht in

gerathen,

Dunkel, aus der Freyheit in Bande

und durch dieses Gefühl eine tiefher zu-

rückrufcnde ernste und liebevolle Stimme.

eine geheime Unruhe,

Daher

als sey dies Leben nicht daö

rechte; auch wohl der Wunsch und ein Streben, sich

zurück zu halten,

zurück zu sehen aus der Gewalt

des Hanges, der sie immer weiter und tiefer hinein­

trieb; daher Entsagungen, Betrachtungen und Bü­ ßungen.

Wenn der Mensch sich entzog den Zer­

streuungen des Lebens und sich einsam verlor mit sei­

nem Sinnen in dem Geheimen, Geistigen, das er

tief innerlich in sich reden und herrschen fühlte, oder wenn er seinen Leib schwächte und Entbehren

und

Ermüden,

oder

abtödtete durch

wie

im

Grimme

II

der Verzweiflung über die Macht der Begierde, ihn

fühllos wüthend zerschnitt und zerriß — das war das Verlangen der Seele, sich zu retten aus der Zeit­

lichkeit.

Darauf gingen auch manche geheime, dunkle

Lehren und Gebräuche.

Durch das ganze Heiden-

thum zog sich dieses Sehnen der überhüllten Seele, wie ein Sehnen nach Erlösung.

Keine Lust, kein

Leichtsinn konnte sie innerlichst befriedigen;

es war

ihr, als sollte, als müßte sie den Weg zurück, auf

dem sie vorwärts ging.

Aber sie ging ihn noch weiter, ihr Loos ward unglücklicher, denn ihre Schuld ward größer.

Wohl

faßte sie sich mehr und mehr in sich selbst zurück; aber nicht in Liebe und Glauben des ewigen Lebens,

sondern in Eigenmacht und Willkühr.

Sein eigener

Herr wollte nun der Mensch seyn, und seinen Willen zum Geseh der Erde machen.

Da schied sich ihm

das Zeitliche aus dem Ewigen, zugleich aus dem Le­

ben.

Der Geist trat zurück aus der Natur,

Götter verließen die Erde.

die

Selten, und nur noch

wie aus weiter Ferne oder aus tiefer Tiefe, äußerte sich nun noch ihre Macht.

Zugleich wich die Scheu

aus der Seele des Menschen: der eigene Wille aber und die Begierde erhoben sich.

Immer weiter und



tiefer erstarb ihm

12



die Welt.

Keine

Begeisterung

drang jetzt mehr aus der Fülle des Naturlebens in

seine Seele.

Der Priester selbst fand sich entgeistert;

klug mußte er sinnen, wie doch die Furcht vor höhe, ren Machten im Volke zu erhalten sey, zum Zügel Stolz, Herrsch­

der Begierde und der Millkühr.

sucht und Unterdrückung, Betrug und List verbreite­ ten sich; immer tiefer sank die Seele mit der Welt

in den Tod.

Lastend aber liegt das Gefühl solcher Versus kenhcit in der Seele.

Wo es nicht gesanftiget wird

durch Gefühle der Milde und Liebe,

oder durch die

dämmernde Ahndung des innern ewigen Lebens; wo

vielmehr,

wie bey

einem Volke,

das durch harte

Noth des Daseyns niedergedrückt oder durch grau­

same Kriege verwildert ist, keine freye innere Lebensregung das starre Herz mehr bewegt,

kein Lichtstrahl

die schwere Nacht mehr durchschimmert: da bricht die Todesangst des Lebens oft aus zu qualvoller That

und unmenschlicher Lust;

da will sich die Seele ge­

waltsam von außenhcr erschüttern.

Krampf sucht sie

statt der Bewegung, Wuth statt der Begeisterung; Blut muß

stießen, eigenes oder fremdes, und in

dem Gefühle oder Anblick des Schmerzes und des



-Z



Todes findet sie ein wildes Leben. Das find die Greuel des Heidenthums. — Nicht plötzlich aber und nicht bey allen Völkern zugleich, und nicht auf gleiche Weise trat die Seele so aus der Lebendigkeit der Naturdaseyns in die Oede der Selbstsucht. Noch war — gegen die Zeit der Erscheinung ihres Erlösers — dort im fernen Osten, wo jetzt auch starr und düster die Macht des Todes herrscht, der Himmel tief hinuntergegangen auf die Erde und die Erde erhoben in den Himmel; die Lebensberrachtung hatte sich da eingesenkt dem Lebensglauben; die Seele schwamm im Leben. Im Westen aber, bey dem Griechenvolke, hatte sie sich ihrer selbst ermäch­ tigt. Gestärkt an bürgerlichen Händeln erhob sich stolz und voll Selbstvertrauen der Verstand. Fester und bestimmter ward das Selbstgefühl und Selbst­ bewußtseyn des Menschen; zurück aber trat in immer dichtere Hüllen das Allleben der Natur mit seinen Wirksamkeiten. Es verschwand des gestaltlosen Göt. terbildes tiefe Bedeutung vor dem kühnen Blicke des Menschenauges. Ein Gegenbild seiner selbst schuf sich nun der Mensch; an solchem Bilde konnte er sich erfreuen, solchen Gott verstehen. Der heiligen

14 Gebräuche geheimnißvoller Sinn erfüllte nicht mehr mit Ahndungen die Seele; e6 mußte Menschenschick­

sal,

Menschenhandlung

alte

Weisheit,

die

hineingelegt werden.

Die

Bilder

alten Gesänge,

und

Gebräuche zogen sich zurück in das Geheimniß we.

Geweihten.

Niger

Ueberall

sonst

verbreitete sich

statt des alten Glaubens des abgöttischen Aberglau­

bens gedankenloses Wähnen und

des leichtsinnigen

Unglaubens klügelnde Rede. — So drang hier, Le­

ben scheidend,

mit der Selbstsucht und Eitelkeit dik

Macht des Todes in die Seele.

Doch hatte sie

Ahndungen des Lebens der Welt gerettet und fühlte in sich Regungen zu edlem Menschendaseyn.

Daraus

wob der Helle Sinn und bildende Geist einen Schleyer,

der mit mannichfaltiger Anmuth und Bedeutsamkeit die Gefahr und das Verderben lange verhüllte.

Keine bunte Hülle, kein reges Lebensspiel mil­ derte bey dem Römer die starre Macht, die mit kalter Hand in die Seele greift.

Frühe war da neben

dem tüchtigen werkthätigen Verstände Scheu vor dem Geheimen,

eine dumpfe

Unverstandenen, dessen

Kunde die Priester bewahrten und zur Stühe der bürgerlichen Ordnung nützten. läuterte

Diese dumpfe Scheu

und erhob sich nicht zum Lichte

und zur



Wärme der Seele,

des Lebens.



zur Erhellung und Sänftigung

Was als fteye Lebenöregung vordrang,

niedergeschlagen

ward

t$

und

getilgt von der herben

Strenge des äußeren Gesetzes.

Auch die LebenSkei-

me vieler anderer Völker, und was von LebenStraum

und Lebensfreude in dem Lande

der Griechen und

dem westlichen Asien wieder erstanden war aus der Zertrümmerung der Macedonifchen Krieger,

zertrat

der Römer mit eisernem Fuße.

Ein tiefes Weh trieb die Menschenseele ein zu

sich selbst, die Sehnsucht nach dem Ewigen durch­ drang sie.

Da griff die Arme nach dem alten Göt­

terdienste; aber sie konnt« nicht zurück in das jugend­

liche Leben; nur betäuben konnte sie sich in dem Un­

verstandenen tief heiliger Bedeutung.

Und innerlich

gebrach ihr die Kraft der Selbsterlösung. — Auf­ gerichtet stand das Reich des Todes.

Auch in dem jüdischen Volke. der Gottesgedanke emporgchalten

Bey ihm war

worden

über

der

Natur; gestüht zwar durch mannichfaltigcn sinnlichen

Dienst, aber doch nur mit Mühe und peinvoll für

die Seele in der Zeit der Lebendigkeit des Heiden-

rhums.

lebens

Immer trachtete sie hin, sich zu freuen des unter ihren Gespielinnen

in der

lebendigen

16

Welc. Nun zwar, als auch im Hejdenthume die Welt ausgeschieden war aus dem Leben, verging die. ser Hang, und an seine Stelle trat ein stolzer Wider­ wille gegen den abgöttischen Dienst. Aber zugleich verbreitete sich in Wortherrschaft und Werkheiligkeit des Todes Macht und lag schwer auch auf den best fern Gemüthern. — Es seufzete das Leben nach Erlösung. Da trat das ewige Erbarmen in die Zeit und erlösete die Menschenseele und versöhnte sich die Welt. Nicht durch eine Wiederbelebung des Heidenthums. Zu sehr war die Seele zu sich selbst gewendet; zu tief war ihr die Welt erstorben: sie konnte und sollte sich nicht wieder verlieren und in der Naturlebendig­ keit versinken; sie sollte vielmehr nur recht und ganz zu sich selbst kommen. Auch nicht durch Erneuerung des jüdischen Gottesdienstes. Er war eine Gesetzes­ last, ein Joch für die Seele geworden; sie sehnte sich aus ihm nach Leben und Freyheit. Sondern dadurch, daß in der Seele selbst geöffnet wurde der Quell des ewigen Lebens. Hervorbrechend in der Zeit, äußerlich erscheinend, kam das ewige Leben sich selbst, wie es in der Seele des Menschen litt und nach Erlösung verlangte, zu Hülfe, mild kräftiglich

*7 ermuthigend das fast versinkende Sehnen, von sich

abzuwenden die Fesseln des Todes, sich zu erheben in Lebendigkeit, und, mit Lebenskraft vom Inner­ sten aus eintretend in die Zeit, die Zeit selbst zu besiegen, sie zurücksehend in die Ewigkeit. — So dringet nun des äußeren Wortes Gottes­ kraft Leben erweckend in die Seele, auf daß daö innere Wort Kraft in ihr gewinne, ihr Leben und ihr Licht werde. So stehet nun Christus da, äußer­ lich, in der Zeit des ewigen Lebens Auge, und blicket in die Seele, auf daß er selbst in ihr erstehe. Und wenn dann der Verhüttete, in dm Tod Gesun­ kene, in ihr hervortritt aus des Grabes Nacht zu neuem Leben; so fühlt sie sich erlöset aus aller Zeit­ gewalt. Denn was nun wieder in ihr lebendig ge­ worden, ist wahres, ist ewiges Leben. Und aus diesem Leben in ihr quellen Ströme des Lebens in die erstorbene Welt; so wird dec erlöseten, in das ewige Leben geretteten Seele auch die Welt erlöset aus dem Tode. Nur so aber ist erlöset des Menschen Seele, daß

sie sich immerfort selbst erlöse.

Es bleibt der Zug

und der Hang in die Macht der Zeit wahrend des ganzen jetzigen Lebens. Immer von neuem sinkt sie B





IS

Darum sieht Christus vor ihr in der Zeit

ihr zu.

als Haltungspunkt, und seine Lehre als Lebensweg. Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet;

der Geist

ist willig,

Oft wohl wird

schwach.

aber

daß

Fleisch ist

doch noch die Seele in

Schlaf und Bethörung fallen;

aber das nun vor

ihr aufgerichtete Lebenswort wird sie nicht versinken

lassen.

Und wenn die Gefahr groß ist, wenn Er­

starrung das Leben fasset, der Buchstabe den Geist,

das Werk den Glauben

und

die Liebe,

Schein mehr gilt als die Wahrheit:

und

der

so tritt

aus

jenem Lcbensworte lebendig der Gottesgeist vor und zernichtet das Netz des Todes und das Gespinst der Eitelkeit.

Denn es ist eine Kraft in ihm, die selig

macht — die aus der Zeitgewalt rettet und in das ewige Leben zurücksetzt — alle, die daran glauben.

Eine solche Rettung,

eine solche Zurückrufung

der Seele aus der Zeitgewalt in das ewige Leben,

eine Wiederherstellung des Christenthums unter den Menschen,

ist es,

deren Andenken

wir in diesen

Tagen feycrn.

Allmählig und immer mehr war wieder die Ver­ ehrung Gottes im Geiste und in der Wahrheit über­

hüllet werden von dem Gepränge eines GottcSdien-

19 sich heraus

stes, der die Seele aus

zum Aeußeren

Der einfachen Lehre geistiger Inhalt, den

wandte.

das Gemüth in seiner Tiefe trägt,

war ihm entho­

ben und in einen dichten und bunten Leib sinnlicher

Gebräuche

versenkt

den angesiaunt und Wenn

ihr

betet,

worden,

die

unverstan­

bald

gedankenlos begangen sollt

ihr

nicht

wurden.

plappern

wie

die Heiden, welche meinen, sie werden erhöret, wenn

sie viele Worte machen — das war des Erlösers Lehre;

nun aber galt wieder das bloße Wort,

wiederholte Hersagen unverstandenem. Gebete.

das Von

ihm, der die Gerechtigkeit der Schriftgelehrtcn und

Pharisäer so ernst verdammt hatte, der so nachdrück­ lich zurückrief von

des äußeren Werkes

Heiligkeit zu dem Geiste,

vermeinter

der lebendig macht, zu

dem Leben innerer Frömmigkeit, vor ihm wollte man nun doch wieder gerecht werden durch äußerer Werke Vollbringung.

Er, der die Seele befreyen wollte

aus dem Dienste der Zeit, hatte gelehrt,

Menschen Sohn ein Herr

daß des

ist auch des Sabbaths;

ja schon früher hatte ein mächtiger Lehrer aus Got­ tes Geist den Israeliten zugerufen:

der Neumonde

und Sabbathe, da ihr zusammen kommt, und Mühe

und Angst habt, deren

mag ich nicht — und nun